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Shaman king 0

Wie alles begann
von

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Entstehung einer Legende

Hallo an alle, die dieser FF eine Chance geben und mal reinschauen. Ich dachte mir, dass ich mich mal an eine Vorgeschichte versuche. Dem zur Folge dreht sich die FF hauptsächlich um Hao Asakura. Der Prolog dient in erster Linie als Einstieg um die Ereignisse im späterem Verlauf der Geschichte verstehen zu können.
 

Im nächsten Kapitel wird die Handlung und Geschichte um Hao Asakura erst richtig anfangen. Und eines kann ich gleich sagen, diese FF ist um einges düstere als meine restliche FF's. Ihr seid also gewarnt. Nun bleibt mir eigentlich nur noch euch viel Spaß zu wünschen.
 

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Prolog: Entstehung einer Legende
 

Vor Jahrmillionen herrschte ein Krieg zwischen zwei Mächten, dem König der Geister und dem Schattenfürsten. Durch das zusammenstoßen ihrer Kräfte veränderten sie Zeit und Raum und ermöglichten es eine Welt für Pflanzen, Tiere und Menschen zu erschaffen. Doch auch wenn dieser Kampf das Leben geschaffen hatte, so konnten sie es genauso leicht wieder zerstören. Um diese Welt zu erhalten, führten sie ihrem Kampf in einer anderen Dimension fort, dem Sternen Heiligtum. Allerdings waren sie viel zu sehr mit ihrem Kampf beschäftigt, dass sie von alledem zuerst nicht mitbekamen. Erst nach dem sie einsahen, dass dieser Kampf nie zu einem Ende führen würde, da beide Parteien gleich stark waren, einigten sie sich die neu entstandene Welt für sie kämpfen zu lassen. Sofort darauf machten sie sich auf die Suche nach geeigneten Personen, die ihren Kampf fortsetzen konnten. Sie erkannten schnell, dass einige der Menschen Geister sehen und mit ihnen sprechen konnten. Diese Arten von Mensch bezeichneten sich selbst als Schamanen, wobei einige stolz auf diese Fähigkeit waren und einige weniger, da sie gemieden wurden. Aus diesem Grund beschlossen sie, dass diese Menschen um die Vorherrschaft einer der beiden Mächte kämpfen sollten. Und so kam es auch. Die beiden Mächte schafften es eine Verbindung zwischen beiden Dimensionen herzustellen und mit einem Schamanenstamm zu kommunizieren. Sie lehrten sie nach und nach, wie sie Geister nutzen konnten um Kämpfe auszutragen. Eines stand jedoch von Anfang an fest. Die Ausgewählten Schamanen konnten nicht für sie kämpfen, da sie das wissenswerte von ihnen gelernt hatten. Sie brauchten unwissende Schamanen die sich ohne Hilfe bis an die Grenzen ihres Könnens trieben und den Willen besaßen alles für den Sieg zu geben. Der Preis für die Mühe sollte die Veränderung ihrer Welt nach ihren Vorstellungen sein.
 

Eine große Chance für die Schamanen, die es rechtzeitig schafften ihre Schamanenkräfte zu entdecken und sich gegen ihre Gegner durchsetzen konnten. Doch was sie nicht wussten war, dass es grundsätzlich nur um die Fortsetzung des Kampfes der beiden Mächte ging. Jedoch stellte kaum einer die Frage wie es zu dem Turnier, das zur Ermittlung des Siegers dienen sollte, gekommen war. Nein, die meisten interessierten sich nur für den Preis. Ob nun für den zukünftigen Wohlstand oder für die Genesung eines kranken Freundes oder Familienmitgliedes war dabei außer Frage. Jeder hatte eine Vorstellung was er als Preis für seinen Sieg erhalten wollte und trat auch mit vollem Einsatz für diese Sache ein. Die Schamanen des ausgewählten Schamanenstammes verbreiteten zu der Zeit das Gerücht dieses Turnieren und erzählten über den Preis, den sie erhalten konnten. Nicht nur einen Herzenswunsch sollte ihnen erfüllt werden, sondern sie sollten auch zum König der Schamanen ernannt werden. Viele hielten es zuerst für einen üblen Scherz, doch neugierig waren sie dann doch und versammelten sich an dem besagten Ort, an dem das Turnier stattfinden sollte. Das erste Schamanenturnier war ein Zentraler Ort, den jeder erreichen konnte, immerhin gab es nur einen einzigen Kontinent, der die Lebenden zusammen hielt.
 

Das Turnier an sich verlief ohne große Zwischenfälle. Wenn man von den Schamanen absah, die sich beim Schiedsrichter für die Disqualifikation zu beschweren und irgendwie versuchten doch in die zweite Runde zu kommen. Doch diese blieben stur und wiesen solche Schamanen mit einer einfachen Handbewegung oder schlimmstenfalls mit einem harmlosen Angriff ab. Trotz der vielen enttäuschten Schamanen blieb das Turnier ein faires. Keiner versuchte einen anderen hinterrücks zu vernichten, damit er sich einen Platz in der zweiten Runde sichern konnte. Allerdings kämpften alle mehr oder weniger für sich selbst. Und so stellte sich die Frage wie man erkennen sollte, welcher Schamane den Sieg für welche übernatürliche Macht gewann. War es überhaupt möglich andere für eine Sache kämpfen zu lassen, von der gerade mal 1/50 der Teilnehmer etwas wusste. Andererseits, wie sollten sie sonst eine Entscheidung fällen, immerhin kann es ja nur eine allmächtige Kraft geben, die in der Lage war alles zu kontrollieren. Und selbst wenn nicht, so hätten sich die beiden Mächte niemals auf einen Waffenstillstand eingelassen. Dafür war ihre Feindschaft einfach zu groß, als dass sie gemeinsam Seite an Seite über das Leben dieser Welt verfügen konnten.
 

Um zu erreichen, dass das Turnier zu einer Entscheidung zwischen ihnen führte sahen sie in die Herzen der Kämpfer. Viele von ihnen hatten ein reines Herz. Die großen Mächte konnten in ihnen Lesen, dass sie für ihre Freunde und Familie alles tun würden, selbst wenn es ihren eigenen Tod bedeutete. Dies wurde auch durch die Aura deutlich, die diese Schamanen ausstrahlten. Diese Schamanen hatten eine helle Aura und je reiner das Herz war, desto stärker stach diese Aura heraus. Andere wiederum hatten ein dunkles Herz. In diesen konnten die zwei Mächte lesen, dass diese Person seine Anhänger im Stich lassen würde, wenn es dem Zweck diente seine eigenen Ziele zu erreichen. Diese Schamanen wiesen nach außen hin eine dunkle und matte Aura auf, die je eigennütziger die jeweiligen Menschen waren schwärzer wurde. Dann jedoch gab es Schamanen, die ein reines Herz hatten, das von einem schwarzen Nebelschleier umgeben war. In diesen Herzen konnte man lesen, dass die Person zwischen den Fronten stand. Die Person würde alles für die Menschen in seiner Umgebung tun, wenn er die Möglichkeit dazu bekam. Allerdings war aber auch die Belastung der äußeren Welt aus diesem Herzen zu lesen, die diese Reinheit des Herzen angriff. Dieser Angriff ließ erahnen, dass sich diese Person im Wandel zwischen den anderen beiden Herztypen war. Schamanen mit einem solchem Herz strahlten eine einzigartige Aura aus. Diese Aura war steht’s im Wandel und konnte sich sowohl erhellen als auch verdunkeln. Das dieser Herztyp und damit eine wechselhafte Aura jedoch sehr selten in der Welt der Menschen und Schamanen war, viel er bei der Entscheidung für die Krönung zur größten Macht überhaupt, nicht ins Gewicht. Die anderen beiden Herztypen jedoch sollten über den Kampf der Mächte entscheiden.
 

Während die Schamanen, die ein reines Herz besaßen, für den Geisterkönig kämpften, kämpften die Schamanen mit einem dunklen Herzen für den Schattenfürsten. Doch beide Mächte erhielten einen herben Rückschlag. Sie merkten wie ein junger Schamane, der zu der Minderheit des Herztypus gehörte, sich langsam aber sicher zum Sieg hinarbeitete. Er war nicht älter als 18 Jahre und doch zeigte er eine für sein alter beeindruckende Kampfkunst. Allerdings erschien ein weiteres Mal die quälende Frage, wer von den beiden Mächten gewinnen sollte, würde dieser Schamane den Sieg erringen. Deshalb beschlossen die beiden Mächte den jungen Mann durch die Mitglieder des ausgewählten Schamanenstammes zu testen. Diese versuchten den jungen Schamanen von seinem Ziel abzubringen, in dem sie ihn zwischen die Wahl stellten den Schamanentitel zu kriegen oder eine fremde Person das Leben zu retten. Der junge Schamane schien zuerst ratlos, bis er sich dazu entschloss der in Not geratenden Schamanin zu helfen. Was er nicht wusste war, dass diese Person seine nächste Gegnerin war. Somit waren die beiden noch rechtzeitig in der Lage ihr Match anzutreten, welches der junge Schamane gewann. Damit war die Entscheidung getroffen.
 

Jedenfalls dachte der Geisterkönig dies. Doch der Schattenfürst hatte andere Pläne. Eine Niederlage konnte er nicht so einfach auf sich sitzen lassen. Aus diesem Grund erschuf er fünf Geister und stattete diese mit einem Teil seiner Macht aus und schickte sie zum Austragungsort des Turniers. Dies blieb jedoch vom Geisterkönig unbemerkt, da dieser den weiteren Aufstieg des jungen Schamanen gebannt verfolgte. Mittlerweile hatten sich ihm einige andere Schamanen angeschlossen, da sie so besser auf einen Hinterhalt vorbereitet waren. Doch genau dass ließ sie blind für die Gefahr, die sich direkt vor ihnen befand. Keiner der Anwesenden hatte vor den anderen etwas anzutun und dennoch kam es an dem Tag vor dem letzten Kampf zu einer Katastrophe. Die fünf Geister, die der Schattenfürst erschaffen hatte, übernahmen die Kontrolle über einige der Freunde des jungen Schamanen. Allerdings geschah das so schnell, dass dieser es nicht mitbekam. Das einzige was sich in seinen Kopf brannte war die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte. Seine Freunde töteten sich gegenseitig. Als letztes fiel seine Freundin, die Schamanin, die er vor wenigen Wochen gerettet hatte und in die er sich unsterblich verliebt hatte. Der Schmerz, der ihn bei diesem Anblick durchfuhr war einfach zu groß, als dass er ihn ertragen konnte. Ohne lange zu zögern zog er jetzt ebenfalls sein Schwert und rammt es dem Mörder in den Rücken. Dieser brach nur mit einem schwachen ‚Warum’ zusammen, da die Geister dessen Körper nicht mehr kontrollierten und er auch keinerlei Erinnerungen an das Geschehen besaß.
 

Doch von all dem wusste der junge Schamane nichts. Das Wort ‚warum’ brannte dennoch in seinem Kopf. Wie konnte dieser ihm auch noch einem Vorwurf machen, immerhin hat er alle getötet, die er geliebt hatte. Seine Freunde, die zu einer kleinen Familie für ihn geworden war. Wir konnte dieser Mörder nur nach dem warum fragen. Während sich die Gedanken um dieses Thema kreisten breitet sich ein schwarzer Nebel unaufhaltsam um das Herz des jungen Schamanen aus und veränderte es. Es wurde zunehmend dunkler und es wirkte so, als würde sich der besagte Nebel regelrecht in dieses Herz hineinfressen und es unbeschreiblich entstellen, während es gleichzeitig alle die Trauer, die Wut und den Hass heraufbeschwor, den er in diesem Moment verspürte und diese Gefühle bis ins unendliche zu verstärken schien. Blind für die Umgebung und völlig übernommen von seinen Gefühlen erkaltete sein Wesen und ließ den jungen Schamanen innerlich sterben während er äußerlich einen Kampf führte, den keiner zu verstehen mochte. Kurz darauf kam es zum entscheidenden Kampf. Der Kampf um den Titel des Schamanenkönigs, um die Entscheidung zwischen den beiden Mächten und zur Erfüllung eines Herzenswunsches. Doch die beiden Schamanen die sich gegenüberstanden schienen ebenfalls gleichstark zu sein, doch dann passierte etwas, was der junge Schamane nicht erwartet hatte. Sein Gegner stürzte und lag schutzlos am Boden. Das war seine Chance. Er konnte angreifen und diesen möglicherweise vernichtend schlagen, oder er ließ ihn aufstehen und versuchte ihn so zu überwältigen ohne ihn zu verletzten. Zuerst wollte er diesem aufstehen lassen, doch dann blickte er diesem in die Augen. Die Augen seines Gegners waren Eisblau und strahlten eine eisige Kälte aus. Plötzlich sah er wieder die Bilder vom Tod seiner Freundin und den Mann der sie getötet hatte. Und für eine kurze Zeit sah er diesen in seinen Gegner und griff unbewusst an. Damit gewann er das Schamanenturnier, doch zu einem schrecklichen Preis. Sein einst reines Herz wurde nun endgültig zu einem dunklen Herz und darüber hinaus wünschte er sich wieder bei seiner Freundin zu sein. Ein Wunsch, der ihm den Tod brachte und alle die mit ihm auf der Erde lebten. Das Schamanendorf in dem der letzte Kampf stattfand wurde von Kreaturen der Finsternis überrannt, welche alles Leben an diesem Ort zur Nichte machten.
 

Die Schamanen, die versuchten vor den Monstern zu fließen wurden von plötzlich auftauchende Fallen in den Eingangsgängen des Dorfes zu fall gebracht. Die jenigen, die auch diesen Fallen entgingen kamen zur letzten Pforte, die sie von der Außenwelt bannten. Doch auch diese letzte Pforte schloss sich bereits, als die ersten sie erreichten. Die fließenden Schamanen hatten einen Hebel aktiviert, der die steinerne Tür hinter sich verschloss. Nur wenige sahen zurück und versuchten die eingeschlossenen zu retten. Und dennoch konnten sich einige nicht völlig abwenden. Mit Blut verschmierten Händen versuchten einige die schwere Steinwand die sich vor den Eingang geschoben hatte wieder zu öffnen. Sie aktivierten alle Hebel nutzten ihre Geistkontrolle und als es endlich gelang sahen sie vor sich nur ein rotes Meer mir reglosen gestallten darin. Vom grauen gepackt ergriffen nun auch die letzten die Flucht und ließen das Horrorszenarium hinter sich und rannten so schnell sie konnten. Einige nutzten ihr Oversoul um noch mehr Distanz hinter sich zu bringen. Nahezu im selben Moment brach der Kontinent auseinander und der Geisterkönig wurde in die Geisterwelt verbannt. Der Schattenfürst allerdings nahm seinen Thon im Sternenheiligtum ein und herrschte von da an über die Welt der Schamanen. Die Herrschaft des Fürsten der Schatten führte jedoch zur Katastrophe und eine Welle des Leidens und Todes breitete sich aus. Die Kreaturen der Finsternis wagten sich bei Nacht aus dem Schamanendorf heraus und machten Jagd auf die restlichen Schamanen, die lebend aus den unterirdischen Gefilden entkommen waren. Weder Sturm noch Wasser hielt sie zurück. Lediglich das Sonnenlicht hielt sie im Schacht und nahm den Kreaturen ihre überlegende Stärke, weshalb sie sich in entlegene Höhlen oder gar wieder ins Schamanendorf zurückzogen. Doch mit diesen Wesen an seiner Seite war es den Schattenfürsten möglich seinen Anspruch über die Welt der lebenden geltend zu machen und zu verhindern dass sich einer von den noch lebenden Schamanen dazu entschloss sich gegen seine Macht auf zulehnen. Nicht dass sie ihm hier im Sternenheiligtum wirklich etwas antun konnten, doch zumindest hielt es die Schamanen in einer Linie und verhinderten, dass sie dem König der Geister mit ihren Gebeten neue Kraft verliehen. Mit der Zeit jedoch vergas die Welt was passiert war und auch die Nachfahren der einzelnen Familien trugen das Wissen über ihre Schamanenfähigkeiten nicht mehr weiter.
 

Allerdings hatte er die Rechnung nicht mit dem Geisterkönig selbst gemacht, der nach dem er sich von seiner Niederlage erholt hatte wieder zurückschlug. So leicht ließ sich dieser nicht vertreiben. Es dauerte zwar Jahrhunderte bis er seine ursprüngliche Macht wieder besaß und sich endlich aus der Geisterwelt befreien konnte, doch letztendlich war er bereit für ein Rematch. Er fühlte sich vom Schattenfürsten betrogen. Es war abgemacht, dass keiner in den Kampf eingriff und der Schattenfürst hatte dies missachtet. Doch auch wenn diesem nicht zu trauen war, so wusste der Geisterkönig dennoch, dass der Schattenfürst ein zweites Turnier niemals abzulehnen würde, da dass seine Macht nur schmälern würde. Natürlich versucht dieser einem weiteren Kampf zu entkommen, doch letztendlich war ihm sein Ruf wichtiger und er stimmte zu. Da jedoch keiner der Lebenden Schamanen von dem letzten Turnier wussten oder gar wie man mit Geistern umgeht, mussten sie noch einmal von vorne anfangen. Erneut wählten sie einen Schamanenstamm, die Patschen, die über die Regeln und wichtigsten Kampfmöglichkeiten mit Geistern informiert wurden. Da es diesen Mal mehrer Kontinente gab auf dem die Schamanen lebten, entschlossen sie sich einen eigenen Kampfort zu kreieren, der nur zu einer bestimmten Zeit für Schamanen sichtbar war. Dieser Ort wurde Dobbie Village genannt und war einige Wochen Sammelort für tausende Schamanen die den Schamanentitel gewinnen wollten. Doch genauso wie das Schamanendorf zur Zeit des ersten Turnieres war auch dieses nicht einfach über einen normalen Weg zu erreichen. Es gab drei Eingänge. Einer war eine scheinbar endlose Höhle in den tiefsten Tiefen eines Wassertümpels. Der zweite Eingang war eine Höhle in den höchsten Höhen der scheinbar verlassenen Ruine, die sich vor den Augen der Schamanen, die es bis hier her geschafft haben, erstreckte. Die dritte Höhle, die den letzten Eingang führte über einen relativ weiten Weg, der einen genau zu Dobbie Village führte. Doch nur wer den Weg durch den Wassertümpel in Angriff nahm kam mit der Macht, die im Sternenheiligtum herrschte in Berührung und wurde direkt von dieser geprüft und auf eine individuellen Weise getestet. Wobei dieser Test große Ähnlichkeiten mit dem Test hatte, welcher der junge Schamanenkönig durchstehen musste, bevor in die nächste Runde kommen konnte.
 

Während der Schattenfürst die Kämpfe seelenruhig beobachtete, überlegte der König der Geister, wie er den Schattenfürsten hindern konnte in das Geschehen einzugreifen. Allerdings fand er keine Möglichkeiten. Deshalb entschied er ebenfalls fünf Geister, die Spirits of Elements, mit seiner Kraft zu erschaffen und sie ins Geschehen zu integrieren um die Kampfgeister des Schattenfürsten zu vernichten. Zuerst fragte er sich selber ob es eine Gute Idee war den Geistern einen eigenen Willen zu geben, da sich besonders zwei von ihnen immer streiten mussten. Auch die anderen verhielten sich zuerst mehr als parteiisch. Da diese Geister zusätzlich die Natur beherrschen konnten, wurde es für die Lebenden Schamanen umso schwieriger, da die Spirits of Elements durch ihren Streit Wirbelstürme, Eisregen und andere Katastrophen über die Welt hereinbrechen ließen. Der Schattenfürst sah sich das Desaster derweil nur belustigt an.

//~Was besseres ist dir wohl nicht eingefallen. Diese Geister können noch nicht mal einen Schamanen zu Boden bringen, wenn sie zusammenarbeiten würden.~\\

In seine Worte konnte man den Spott mehr als deutlich heraushören. Doch der Geisterkönig war nicht der einzige, der die Gedanken des Schattenfürsten mitbekamen. Auch die Spirits of Element hörten sie, da sie die Gabe des Gedankenlesens und eine Verbindung zum König der Geister besaßen. Die Worte reichten für sie um sich selbst zu behaupten und ihren Streit um Nichtigkeiten erst einmal zu vergessen. Kurzerhand trennten sich die fünf und brachten den Schamanen bei, wie sich diese vor den Kampfgeistern der Schattenfürsten verteidigen. Doch es stellte sich heraus, dass auch diese Geister gleichstark waren. Aus diesem Grund dachten sich die fünf Spirits of Elements einen raffinierten Plan aus. Sie lehrten einige Schamane die Wirkung und Handhabung von Zaubersprüchen und Formeln. Mit diesen Sprüchen beraubten sie den Kampfgeistern des Schattenfürsten deren Macht. Der Spruch, der speziell für die fünf Geister war, sorgte dafür, dass sich die Geister drittelten. Anstatt eines Mächtigen Geistes waren nun drein Schwache Geister entstanden, die auch auf Befehl des Schattenfürsten die Flucht ergriffen. Die Einzelteile der einst mächtigen Geister sollten auf ewig voneinander getrennt sein und nie wieder zusammenfinden, solange sie niemand mit Hilfe einer Schutzgeistfusion, die mehrere Geister miteinander verschmelzen konnte, wieder zusammenbrachte. Das Resultat war der Sieg eines Schamanen mit einem reinen Herz und somit ging der Kampf der beiden Mächte zu Gunsten des Geisterkönigs aus.
 

Im Gegensatz zum Schattenfürsten blieb der Geisterkönig während seiner Regentschaft nicht untätig. Er wusste, dass der Schattenfürst nicht ewig verbannt bleiben würde, genauso wenig wie er es war und dafür musste er vorsorgen. Er wusste, dass der Schattenfürst schon an einem Plan arbeitete, wie er es schaffte, dass ein Schamane mit dunklem Herz den Thron des Schamanenkönigs besteigt und dass musste er verhindern. Das allerdings ließ die Vermutung nahe kommen, dass er irgendetwas erschaffen würde um die Spirits of Element, die sich mittlerweile an fünf verschiedenen Orten aufhielten, damit sie sich nicht über den Weg laufen konnten und die Welt durch einen Streit dem Untergang nahe brachten, vernichten konnte. Und diesen Plan musste er irgendwie vereiteln. Aus diesem Grund setzte er sich mit einer mächtigen Schamanenfamilie mit reinem Herzen, die Familiendynastie der Toshiros, in Verbindung. Deren Mitglieder übergab er den Auftrag des Wächters über einen Teil seiner Macht. Diese Macht schloss er in den Stern der Einheit und versiegelten ihn. Doch er wusste, dass er nicht zulassen konnte, dass diese Macht in die falschen Hände fiel. Aus diesem Grund schenkte er den Familienmitgliedern die Fähigkeit die Lügen andere Personen zu erkennen und legte ihnen zusätzlich strenge Regeln auf. Auch ließ er jeden der diese Macht begehrte schwere Prüfungen absolvieren um festzustellen ob dieser der Macht des Einheitssterns würdig ist.
 

Allerdings schien keiner mit den Prüfungen klar zu kommen und viele der Kandidaten schafften nicht mal ein Zwanzigstel der Prüfungsaufgaben. Viele dieser Schamanen hatten potenzial, doch ihnen fehlte entweder die Ausdauer, die Stärke, die Intelligenz oder gar der gute Wille um sich durch die Prüfungen zu schleppen und sie zu bestehen. Zu allem Überfluss schaffte es der Schattenfürst nach nur 500 Jahren aus der Verbannung zu entfliehen und sich ebenfalls in das Geschehen einzumischen. Wie erwartet kreierte er eine Mächtige Waffe, die in der Lage war Elementargeister zu vernichten. Und das waren die fünf Spirits of Elements immerhin. Doch es kam noch etwas Unerwartetes dazu. Auch der Schattenfürst wendete sich an eine Schamanenfamilie, die Familiendynastie der Dalins, und übertrug ihnen ein Teil seiner Macht und überreichte ihnen zusätzlich die fünf Kristalle der Stille. Die Waffe, die die Geister des Geisterkönigs vernichten sollten. Auch diese Familie bekam auf sie abgestimmte Regeln, die sie zu befolgen hatten. Das Katastrophale daran bestand allerdings darin, dass die Dalins zu der Zeit zu den Patschen, die eigentlich neutral sein sollten, gehörten. Dieser versuchten dem Schattenfürsten aktiv ins Sternenheiligtum zu helfen, in dem sie in dieses eindrangen. Zu ihrem bedauern mussten sie jedoch feststellen, dass dieser Weg von goldenen Beschützern, den Klanuva-Vögeln, bewacht wurde, die zu stark waren, als dass die Dalins diese überwinden konnten. So mussten sie ihren Amateurhaften Versuch abbrechen und zurück zu ihrem Volk gehen. Der Geisterkönig ließ sich dieses Verhalten jedoch nicht bieten und verbannte diese Familie daraufhin aus Dobbie Village. Kurz darauf vereinbarten die beiden Mächte einen Nachturnierkampf, damit sie nicht im Vorfeld dafür sorgen konnten, dass die gegnerische Seite keine faire Chance auf den Sieg erhält. Auch für dieses Turnier stellte sie spezifische Regeln auf, an die sich jeder zu halten hatte. Nachdem beide bereit waren um ein neues Turnier in der Schamanenwelt starten zu lassen, ließen sie zwei Kometen an der Erde vorbei fliegen. Der eine war der Stern des Anbeginns und der zweite der Stern der Zerstörung, der sich im Schatten des ersten Sternes verbarg. Das war der anpfiff. Das Turnier hatte ein weiteres Mal begonnen und die ganze Aufmerksamkeit war nun auf die Schamanenkämpfe gelenkt. Doch der Schattenfürst hatte es sich etwas zu einfach vorgestellt. Noch bevor er wusste was geschah, hatte er beide Turniere verloren und wurde wieder in die Verbannung geschickt. Die Träger der Kristalle der Stille verwendete diese zwar als Waffe gegen Schamanen, die einen Elementargeist besaßen, doch sie waren nicht stark genug um gegen den Schamanenkönig, einem Erben der Asakura-Dynastie, zu gewinnen. Der Grund war, dass dieser keinen Elementargeist beherrschte, sondern einen menschlichen Kampfgeist. Als der Träger des Kristalls jedoch vernichtet wurde, entschieden die Schamanen, dass der Kristall für alle Zeit vom Angesicht der Erde verschwinden musste. Aus diesem Grund haben sich diese dazu entschieden den Kristall der Stille zu vernichten. Das Problem an dieser Entscheidung war nur, dass die Kristalle nicht vernichtet werden konnte, also hat man sich entschlossen sie auf dem Meeresgrunde zu versenken, wo keiner nach ihnen suchen würde.
 

Seit diesem Tag, dem dritten Turnier, kehrte der Schattenfürst alle 500 Jahre wieder und versuchte die Macht erneut für sich gewinnen, doch immer wieder machten ihm die Asakura-Dynastie einen Strich durch die Rechnung. Diese Familie hatte ein reines Herz und hatte die letzten 97 Turniere erstaunlicherweise immer gewonnen. Egal was der Schattenfürst auch versuchte, er konnte diese Schamanen nicht aufhalten oder sie auf seine Seite ziehen. Doch dann geschah etwas, womit weder er noch der Geisterkönig gerechnet hatte. Die Asakurafamilie bekam ein Kind, dessen Herz reiner war als das jedes andere auf dieser Welt. Doch das Beunruhigst war, dass dieses Herz von einem sehr feinen schwarzen Nebel umgeben war. Er war für beide Mächte schwer zu erkennen und doch bemerkte sie es und kamen ins grübeln. Der Schattenfürst wusste, dass das Kind noch sehr Klein war und somit nicht viel von der Welt um sich herum wusste. Das gab ihm genug Zeit um das Herz des Jungen erkalten zu lassen und es in ein dunkles Herz zu verwandeln. Auch der Geisterkönig sah diese Gefahr und wendete sich an die Spirits of Element. Sie sollten ein Auge auf den Jungen haben und ihn vom schädlichen Einfluss des Schattenfürsten fernhalten. Denn eines wusste er, durch die Macht des Asakurablutes hatte er eine gute Chance der neue Schamanenkönig zu werden. Das zu verhindern lag nicht in seiner Hand oder in der des Schattenfürsten, denn für die meisten Schamanen war ihr eigentlicher Kampf, so wie der Schattenfürst selbst zur Legende geworden. Nur der König der Geister wurde noch mit dem Schamanenkampf in Verbindung gebracht. Allerdings gab es einige wenige Schamanen die noch von der wahren Bedeutung des Schamanenturniers wussten. Doch auch die Familiendynastien der Toshiros und der Dalins hielten sich bedeckt, weshalb sie die Legenden nicht als Wahrheiten entlarven konnten.
 

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So das war's von meiner Seite, ich hoffe es hat euch gefallen. Normalerweise würde ich jetzt schreiben wann das nächste Kapitel erscheinen wird. Allerdings habe ich noch keinen genauen Zeitplan erstellt, aber ich bin zuversichtlich, dass das nächste Kapitel voraussichtlich nächsten Monat erscheinen wird. Bis dahin verabschiede ich mich. Also bis dann.
 

eure Misato

Geburten und Katastrophen

Hey Leute, hier bin ich wieder. Wie versprochen geht es jetzt direkt in die Geschichte hinein und deshalb werde ich euch auch nicht mehr lange ablenken und wünsche euch nur viel Spaß beim lesen.
 

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Kapitel 1: Geburten und Katastrophen
 

Es war ein verregneter Tag. Das eine oder andere Mal konnte man einen hellen Lichtstrahl sehen, der die dunkle Nacht erhellte. Dieser wurde sofort von einem heftigen Donnerschlag begleitet und ließ die Menschen, die sich in ihren Häusern verkrochen hatten, zusammenzucken. Alle hofften, dass sie und ihr Haus die Nacht überdauern werden, denn das Unwetter, das über ihnen tobte, war das schlimmste was es seid Jahrzehnten gegeben hatte. Viele der lebenden sprachen bereit vom Untergang der Welt, andere von einer übernatürlichen Botschaft, die vor einem Unglück warnen wollte und wieder andere ignorierten die Naturgewalt und wendete sich beunruhigären Aufgaben zu. Zu der letzteren Kategorie von Mensch gehörten die Mitglieder der Asakura-Dynastie. Die Asakuras waren eine mächtige Schamanenfamilie, die sich im Laufe der Jahrhunderte einen Namen gemacht hatte und von den Menschen geachtet und respektiert wurden. Unter normalen Umständen wäre ein Wetter wie dieses nicht beunruhigend für sie, doch an diesem Abend sollte die Frau des Erben der Familiendynastie ein Kind bekommen. Doch obwohl diese Familie sich gut auf die Geburt des Kindes vorbereitet hatte, sollte nicht alles so einfach verlaufen wie es sein sollte.

„Das Kind kommt viel zu früh.“

„Das kannst du laut sagen. Zu früh und zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt.“

Weiter kam der Sprecher nicht, da in diesem Moment ein dicker Ast durch das Fenster brach und dem draußen peitschenden Wind Einlass in das Haus gewährte. Die Anwesenden reagierten schnell und hüllten die schwangere, die mit starken wehen auf dem Boden, in dicke Decken. Vorsichtig um weder sie noch das ungeborene Kind zu gefährden, halfen sie ihr auf und brachten sie in ein Nachbarzimmer. Dort allerdings viel sie sofort wieder auf die Knie und ihr lauter Schrei hallte durch das ganze Gebäude.

„Ganz ruhig, du musst versuchen zu atmen. Gleichmäßig atmen. Und ein und aus und…“

Die junge am Boden kniende Frau hatte die Hände an ihren Bauch gepresst und atmete unstetig. Nach diesen Worten jedoch versuchte sie sich zu beruhigen und der Anweisung ihrer älteren Schwester Kisha folge zu leisten. Innerlich allerdings konnte sie ihre Gedanken nicht mehr unterdrücken.

//Das sagt sich so einfach für jemanden, der noch nie ein Kind bekommen hat.\\

Doch dies waren auch die einzigen klaren Gedanken, die sie selber mitbekam. Die restlichen Gedanken, sofern sie welche hatte, wurden von den Schmerzen übertönt. Sie nahm nicht einmal bewusst war, wie die restlichen Anwesenden es geschafft hatten, dass sie wieder auf dem Rücken lag. Weder bekam sie bewusst mich, dass ihre Schwiegereltern sie nur besorgt musterten.
 

Ihre Schwester, die neben ihr saß und ihr den Schweiß von der Stirn wischte schien nun auch zu bemerken, dass etwas nicht stimmte.

„Was ist los? Was habt ihr?“

„Wir befürchten nur, dass das keine glückliche Geburt wird. Asha ist schon fast am Ende ihrer Kraft und die Tatsache, dass das Kind zu früh kommt macht die Sache nicht gerade einfacher.“

Daraufhin wendete sich die schwarzhaarige Schwester von ihren Schwiegereltern ab und der am Boden liegenden zu. Ihre Gedanken fingen an sich um ein Thema zu kreisen. Ihre Schwester Asanoha war nicht die einzige die in die Asakurafamilie hineingeheiratet hatte und Schwanger war. Nein auch sie erwartete ein Kind. Unter normalen Umständen wäre ihres als erstes auf die Welt gekommen doch nach den jetzigen Ereignissen schien sich das Blatt gewendet zu haben. Obwohl wenn sie der Meinung ihrer Schwiegereltern trauen konnte, würde das Kind keine Überlebenschance haben.

//Was im Namen des Königs der Geister denke ich denn da. Es geht um das Wohl meiner Schwester und ihres Kindes. Konkurrenzdenken ist hier nun wirklich fehl am Platz.\\

Mit diesen Gedanken sah sie wieder zu ihren Schwiegereltern. Diese hatten sich mittlerweile vor Asanoha hingekniet. Das sah Kisha als Zeichen ihre Schwester vorsichtig etwas aufzurichten. Es war höchste Zeit das Kind aus dem Mutterleib zu befreien, sie mussten einfach alles in ihrer Macht stehende versuchen um zu verhindern dass dem Kind oder dessen Mutter etwas passierte.

„Ok mein Kind jetzt musst du all deine Kraft zusammennehmen und pressen.“

Genau in dem Moment als der Schrei der Schwangeren ein weiteres Mal durchs Haus hallte, öffnete sich die Zimmertür und seine Frau mit kurzen braunen Haaren kam mit Stofftüchern auf dem Arm herein.

„Geht es ihr gut?“

„Was machst du denn hier, solltest du nicht auf deinen Sohn aufpassen.“

„Youji schläft schon seit einigen Stunden, also keine Panik, wenn sich das ändert ist ja noch mein Mann da. Außerdem hab ich euch noch ein paar Stofftücher mitgebracht, ich dachte, die könnten helfen.“

„Danke, Santi.“

Mehr sagte die alte Frau nicht dazu sondern wendete sich wieder der Schwangeren zu, die langsam aber sicher immer schwächer wurde. Santi, die das bemerkte, ging auf ihre Schwägerin zu und versuchte sie mit ihrer Stimme dazu zu bewegen nicht aufzugeben und noch einmal ihre ganze Kraft zusammen zu nehmen.

„Komm schon Asha, halt durch, du hast es bald geschafft.“

Asanoha nahm diese Worte nur am Rande war. Sie war nicht in der Lage ihnen in irgendeiner Art und Weise zu antworten, dafür war sie einfach zu schwach. Auf wundersame Weise jedoch halfen sie ihr noch einmal ihre ganze Kraft zusammen zu nehmen. Anschließend jedoch fiel sie erschöpft nach hinten. Zu ihrem Glück konnte ihre Schwester sie noch halten und gemeinsam mit ihrer Schwägerin wurde die erschöpfte Frau auf die Decken hinter ihr gebettet.
 

Währenddessen hatten sich Asanohas Schwiegereltern um das Kind gekümmert, dass diese mit ihrer letzten Kraft zur Welt gebracht hatte. Mittlerweile hatten sie das Neugeborene in ein paar saubere Tücher gewickelt, doch wie erwartet fingen die Probleme jetzt erst an. Das Kind hatte nicht geschrieen, was normalerweise bei einer Geburt üblich war. Diese Tatsache brachte auch Santi dazu sich von ihrer Schwägerin abzuwenden und sich zu ihren Eltern und dem neugeborenen Kind zu drehen.

„Was ist los?“

Ihre Mutter sah sie nur kurz an, bevor sie ihre Hand auf den Brust des neugeborenen legte. Das Kind war insgesamt 5 Wochen zu früh gekommen. Ein Todesurteil für jedes Neugeborene, jedenfalls zu dieser Zeit. Doch so einfach würden sie nicht aufgeben. Das Kind lebte noch, auch wenn es schwach war, so gab es eine minimale Hoffnung, dass es überleben konnte. Mit diesen Gedanken legte die alte Frau ihre Hand auf die Brust des

Kindes. Daraufhin konzentrierte sie ein Teil ihres Furyokos und übertrug es anschließend auf dieses. Es war nicht viel, aber genug um dem Kind eine Lebenschance zu geben, jedenfalls hoffte sie das. Eine Hoffnung, die durch das erwartete Schreien des Kindes etwas bestätigt wurde. Allerdings hielt das nur einige wenige Minuten an, bevor das schreien wieder erstarb und das Neugeborene scheinbar in dem Blickbereich umsah, den dieser zu Verfügung hatte.

„Er lebt noch. Doch überstanden ist es noch lange nicht.“

„Glaubst du, dass…“

„Es ist noch zu früh um zu sagen, ob das Kind überleben wird, das werden die nächsten Tage zeigen.“

Bei diesen Worten betrachtete die alte Frau das Kind, bevor sie es an ihren Mann übergab um sich die Hände in einer in der Nähe stehenden Wasserschüssel wusch. Das aufheulen des Windes beachtete keiner mehr, da die Aufmerksamkeit zwischen dem neugeborenen Kind, der alten Frau und Asanoha hin und her schwenkte.

„Santi, ich möchte, dass du dich um Asha kümmerst. Tu alles in deiner Macht stehende um ihr zu helfen. Kisha, du gehst in dein Zimmer und ruhst dich aus, das letzte was wir brauchen ist noch eine Geburt an diesem Tag.“

Kisha nickte bei diesen Worten nur und verließ den Raum, jedoch nicht ohne noch mal ein Blick auf ihre Schwester und deren Kind zu werfen. Auch Santi hatte sich, nachdem Kisha den Raum verlassen hatte, wieder voll und ganz ihrer Schwägerin gewidmet. Diese war völlig nass geschwitzt und ihre Temperatur schien darüber hinaus noch höher als normal zu sein. Der Sturm allerdings schien mittlerweile weiter zu ziehen. Wohin wusste keiner, was wohl daran lag, dass es auch keiner herausfinden wollte. Im Moment standen andere Sachen im Vordergrund. Dem zur Folge fiel Santis Blick auch immer wieder durch den Raum.
 

Ihre Mutter hatte sich mittlerweile daran gemacht die blutbefleckten Stofftücher einzusammeln, während ihr Vater etwas hilflos mit dem Kind auf dem Arm mitten im Raum stand. Sie hatten in dieser Woche eine Geburt erwartet. Allerdings die von Kishas Kind. Keiner weiß was passiert war doch von jetzt auf gleich war Asanoha auf einmal mit starken Wehen zu Boden gegangen. Doch dank ihrer wochenlangen Vorbereitungen konnten sie sich der Situation noch rechtzeitig anpassen. Trotzdem ist nicht alles so gelaufen, wie sie es gerne gehabt hätten. Das ganze würde nämlich noch einige Probleme einläuten, jedenfalls, wenn das Kind wirklich überlebte.

„Ich hoffe die Jungs fallen nicht wieder ins Kindesalter zurück.“

„Bedauerlicherweise ist das mehr als wahrscheinlich. Niemand verliert gerne seinen Anspruch auf die Führung der Familie, nur wegen der falschen Reihenfolge einer Geburt.“

„Die beiden kommen erst nächste Woche. Bis dahin brauchen wir uns darüber keine Gedanken zu machen. Ich persönlich würde die Familienführung eher an ein gesundes Kind geben, als an eines, das nicht selbst für sein überleben sorgen kann. Doch wer weiß, vielleicht ändere ich meine Meinung auch noch, vorerst habe ich sowieso nicht vor irgendjemanden die Familienführung zu übertragen. Die behalte ich bis zu meinem Tod und der muss erst mal an die Reihe kommen.“

„Das sehe ich auch so. Hoffen wir nur, dass sie die schlechte Nachricht, die hier auf sie zukommen wird, verkraften. Denn egal was jetzt mit dem Kind passiert, eine schlechte Nachricht müssen wir ihnen übermitteln, die Frage ist nur welche.“

„Das ist das tragische meine Liebe. Noch nie im Leben habe ich eine so düstere Stimmung nach einer Geburt erlebt und die Aussicht sieht nur noch düsterer aus.“

Noch bevor die alte Frau ihren Mann antworten konnte, ging auf einmal die Tür auf und eine in schwarzen Kleidern gehüllte Frau trat aufgebracht herein. Ihr Name war Cassandra und in der Asakura-Dynastie war sie unter anderem als Schwarzseherin bekannt, die jeden mit ihren vorgetäuschten dunklen Visionen in den Wahnsinn trieb.

„Ich habe es gesehen. Das Kind wird überleben und uns alle ins Unglück stürzen. Ihr müsst es vernichten, sonst wird es uns vernichten. Das ist kein Scherz, sondern die Realität. Man sollte nichts retten, was von Natur aus zum sterben verurteilt ist.“

Während der alte Mann nur die Augen bei diesen Sätzen verdrehte, warf seine Frau die dreckigen Tücher in die Wasserschale, bevor sie diese in die Hände der Schwarzseherin drückte.

„Verschone uns mit deinen Visionen und hilf uns lieber hier aufzuräumen.“

Mit diesen Worten ging sie zurück zu ihrem Mann und nahm ihm das Kind wieder ab.
 

Sie hatte mitbekommen, dass er sich im Moment fehl am Platz fühlte. Als Oberhaupt der Familie machte er wirklich einen ausgezeichneten Job, aber wenn es um Kinder geht, wirkte er ziemlich unbeholfen. Dabei sollte man meinen, dass er nach drei eigenen Kindern wusste, wie man sich denen gegenüber verhält.

„Gib den Kleinen schon her. Wenn du ihn weiter so hältst kriegt er bald keine Luft mehr.“

„Sag es schon, in Sachen Kindererziehung und Handhabung bin ich ein hoffnungsloser Fall.“

„So in etwa.“

Weiter konnte sie nichts mehr dazu sagen, da sich Cassandra in dem Moment wieder einmischte.

„Ihr versteht mich nicht, das Kind lebt nur dank der Macht des Teufels. Seine Geburt war vorbestimmt. Er ist einer der Faktoren, die zur Apokalypse führen. Als Asakura ist es eure Pflicht dem bösen Dämon aus seinem Körper zu vertreiben…“

Die alte Frau warf Cassandra nur einen gefährlichen Blick zu und auch ihr Mann schien von diesen Worten nicht gerade erfreut zu sein. Letzten Endes entschied er sich zu handeln und einen Schlussstrich unter das Thema zu ziehen.

„Das reicht. Geh und säubere die Sachen, bevor der Teufel auch dich befällt.“

Das hatte gesessen und die Schwarzseherin trat wütend den Rücktritt an, allerdings nicht ohne ihre Meinung zu dem ganzen Preis zu geben.

„Eure Ignoranz vor der Wahrheit werdet ihr noch bereuen, spätestens dann, wenn die Welt sich dem Ende nähert und der Junge in euren Armen sein wahres Gesicht zeigt.“

Mit diesen Worten verließ sie endgültig den Raum und ließ drei verwirrte Personen zurück.

„Ich wünschte sie könnte wirklich in die Zukunft sehen. Dann können wir sicher sein, dass der Junge überlebt, meinte ihr nicht auch.“

Asanohas Schwägerin sah bei diesen Worten nur zu ihren Eltern. Sie gönnte ihrem Bruder und seiner Frau, dass das Kind überlebte.

„Ich hoffe nicht, ansonsten müssten wir in Zukunft mit einer Menge Schwierigkeiten rechnen. Es ist nahezu unvorstellbar, dass sie mit ihrer Behauptung Recht hat. Das weiß jeder in dieser Umgebung, allerdings reichen ihre rücksichtlosen Prophezeiungen um andere gegen bestimmte Menschen oder Schamanen aufzuhetzen. Keiner glaubt ihr und dennoch ist keiner dazu in der Lage sie vollständig zu ignorieren. Es ist schon traurig, besonders da ihr jetziger Glaube auf unsere Kosten geht.“

Mit diesen Worten sah die alte Frau zu dem Kind in ihrem Armen. Dieses hatte mittlerweile die Augen geöffnet und schien ausdruckslos Richtung Decke zu blicken. Auch dieses Mal gab es keinen Ton von sich, was die alte Frau doch etwas verwunderte. Sie hatte so etwas noch nie erlebt. Sie hatte in ihrem gesamten Leben schon vielen Menschen bei der Geburt ihrer Kinder geholfen, doch keines nicht mal ihre eigenen Kinder, verhielten sich so wie dieser Junge. Nicht einmal ihre Erfahrung konnte ihr in dieser Situation weiterhelfen. Das einzig Gute an dem ganzen war, dass der Junge noch lebte.
 

- In einer alten Tempelanlage -
 

Mittlerweile war der Sturm auch über den Tempel gezogen. Für die Wächterinnen, die sich in dieser dunklen Tempelanlage befanden ein schlechtes Ohmen. Viele hatten sich in einen großen Saal begeben und beteten zum König der Geister. Nur einige wenige waren in einem kleinen Zimmer versammelt, in dem eine junge Frau gerade ein gesundes Mädchen zu Welt gebracht hatte. Erschöpft ließ sie sich zurück fallen und versuchte ihre Kräfte zu sammeln. Die Geburt ihrer Tochter hatte sie schon sehr mitgenommen. Nur unterbewusste nahm sie war, dass der Donner außerhalb des Tempels langsam verebbte und damit scheinbar auch das Unwetter weiter zog, wenn es sich nicht sogar ganz auflöste.

„Pünktlich zur Geburtstunde der kleinen Samira hört das Unwetter auf. Sieht so aus, als hätten wir sehr viel von der Kleinen zu erwarten.“

„Ich will gar nicht wissen, wie viele Kinder gestern Nacht und heute Morgen zur Welt gekommen sind. Dann dürfen wir uns auf eine blühende Zukunft freuen.“

„Ach Unsinn, es gibt nur maximal zwei Zeiten am Tag, an dem ein Kind, das zur Welt gekommen ist, eine außergewöhnliche Zukunft bevorsteht. Und dass ist Mitternacht oder am Ende eines Unwetters. Besonders zählt das für Kinder, die man zu dieser Zeit nicht erwartet hat. Zu dieser Art gehört Samira zwar nicht, aber auch ohne diese Vorraussetzung kann man viel von ihr erwarten.“

Mit diesen Worten übergab die alte Frau das Neugeborene an ein schwarzhaariges Mädchen, das neben ihr stand und neugierig zu dem kleinen Kind blickte.

„Hier Mai, halt sie mal kurz, aber pass auf, dass du sie nicht fallen lässt.“

„Nein, Meisterin Chiyo, das werde ich nicht.“

Nach diesen Worten wendete sich die alte Frau zufrieden von dem Mädchen ab und sah zu der jungen Mutter, die sich die beiden Mädchen nur wortlos ansah. Es war Tradition, dass die Wächterfamilie nur aus Frauen bestand. Das Problem war nur, dass sie nicht ewig lebten. Um ihre Blutlinie jedoch zu erhalten hatten hielten sie ein Ritual ab. Zu jedem 19. Geburtstag einer Wächterin wurden die Tore des Tempels geöffnet. Ein Phänomen, was sonst nur unter strengen Auflagen, stattfand. Die Meisterin der 19 jährigen wählt dann einen Mann aus, mit dem diese eine Nacht in einem in der Nähe liegenden kleineren Tempel verbringen durfte. Auch die junge Mutter hatte dieses Ritual durchführen müssen, weshalb sie in der Lage war, das kleine Mädchen zur Welt zu bringen. Dem Ritual zur Folge war es ein einmaliges Treffen. Eines, das sich nach den Regeln nicht wiederholen durfte. Doch sie wollte mehr. Sie wollte den Mann wieder sehen. Ihm von ihrer gemeinsamen Tochter berichten und mit ihm zusammen sein.
 

Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie jedoch von ihrer Meisterin abgelenkt, welche sie bis eben nur besorgt gemustert hatte.

„Geht es dir gut?“

Die junge Frau antwortete daraufhin nicht, sondern nickte nur. Sie fühlte sich ziemlich schwach, doch das wollte sie nicht zugeben. Doch ihre Meisterin schien das zu bemerken, weshalb sie nur kurz ihre Temperatur fühlte, bevor sie mit einigen letzten Worten das Zimmer verließ.

„Gut ruh dich aus. Komm Mai.“

Das kleine Mädchen folgte Chiyo, achtete dabei jedoch darauf, dass sie das kleine Mädchen, das sie in dem Arm trug nicht fallen ließ. Erst nachdem beide das Zimmer verlassen hatte, übergab Chiyo die dreckigen Stoffe zu Mais Mutter, die vor der Tür gewartet hatte, und nahm Mai das Kind ab.

„Wie geht es ihr?“

„Den Umständen entsprechen. Sie ist sehr schwach und darüber hinaus noch in ihren eigenen Gedanken versunken. Ich halte es für besser, wenn wir ihr etwas ruhe gönnen.“

„Wie sie wünschen Meisterin Chiyo.“

Nach diesen Worten trennten sich die Wege der beiden Frauen. Mai sah daraufhin zwischen den beiden Frauen hin und her, was zunehmend schwieriger wurde, da sich beide immer weiter von ihr entfernten. Letzten Endes entschied sie sich ihrer Meisterin zu folgen, die mit dem Neugeborenen Kind gerade den großen Gemeinschaftssaal betreten hatte, in dem die restlichen Bewohner des Tempels verweilten. Sofort richteten sich alle Blicke auf Chiyo und das Mädchen, dass sie in ihren Armen trug.

„Meine Lieben, ich möchte euch das neuste Mitglied der Wächterfamilie vorstellen. Samira Toshiro.“

Zu erst herrschte Schweigen, bis zwei Frauen eine Wasserschale auf den Altar stellten. Die ganze Aufmerksamkeit ruhte nun auf der alten Frau, die das Kind auf den Altar gelegt hatte.

„Es war Tradition das Kind nach der Geburt zu weihen, auf das ihr Herz so rein blieb wie an ihren ersten Lebensstunden. Im Namen des Königs der Geister nehmen wir dieses Kind in den Kreis der Wächterinnen auf und segnen es mit dem heiligen Weihwasser.“

Mit diesen Worten legte sie das Neugeborene in die Schale mit dem Weihwasser, welches daraufhin schreiend zu protestieren begann. Allerdings schien sich nicht wirklich jemand darum zu kümmern. Erst als Chiyo das Kind wieder aus dem Wasser herausnahm und es anschließend in warme trockene Tücher wickelte, hörte es auf zu schreien. In diesem Moment endete auch die Zeremonie und jeder ging wieder seinen üblichen Aufgaben nach.
 

- Zwei Wochen später -
 

Mittlerweile waren zwei Wochen vergangen und der Mutter von Samira wurde endlich gestattet wieder aus dem Bett zu steigen. Ihrer Meinung nach war das auch höchste Zeit. Sie hatte es satt in diesem Bett und vor allem in diesem Raum zu sein. Für ihre Tochter interessierte sie sich nicht besonders, immerhin war sie so eine Art Pflicht gewesen, wenn man innerhalb des Tempels wirklich aufsteigen wollte. Doch das war nicht ihr Wunsch. Sie wollte einfach nur aus dem Gebäude, dass sie trotz der Größe so einengte heraus.

„Shaya, wie geht es dir?“

„Mir geht’s gut, Meisterin Chiyo.“

Auf die Begrüßung ihrer Meisterin reagierte sie nur aus Gewohnheit. Schon lange war ihr Respekt der alten Frau gegenüber ins unmessbare gesunken. Schon vor ihrer Schwangerschaft hatte sie sich gefragt, wieso sie nicht einfach aus dem Tempel verschwand und außerhalb einfach ein neues Leben anfing. So schwer konnte es ja immerhin nicht sein. Bei diesem Gedankengang merkte die junge Frau nicht, dass die alte ihr nur zunickte und dann ihren alten Weg wieder aufnahm. Erst als sie sich nach einigen Minuten von ihren Gedanken löste, fiel ihr auf, dass sie allein in dem Gang war und machte sich auf dem Weg zu dem großen Tor, welches zur Außenwelt führte.

//Jetzt reicht es, ich werde nicht länger in diesem trostlosen Tempel bleiben.\\

Mit diesen Worten öffnete sie vorsichtig die Tür und trat nach draußen, wo sie sofort von einem hellen Sonnenlicht geblendet wurde. Zugegeben, der Tempel war nicht gerade dunkel, doch im Gegensatz zu der am Horizont stehenden Sonne, in die sie hineingesehen hatte war es ein extremer Unterschien. Schnell vergewisserte sie sich, dass keiner sie bemerkte, bevor sie die Tore hinter sich wieder schloss und in Richtung Stadt ging. Der Ort an dem ihr neues Leben endlich beginnen sollte. Zuerst sah sie sich nur staunend in ihrer neuen Umgebung um, bis ihr Blick auf einem Mann hängen blieb, den sie vor mehr als 9 Monaten nicht mehr gesehen hatte und der ihr dennoch mehr als vertraut war.

„Kenzo.“

Der Mann drehte sich nur kurz zu ihr um, bis er sich seine Sachen schnappte und in der Menge verschwand. Shaya überlegte nicht lange und folgte ihm. An einem relativ stillen Platz erreichte sie ihn schließlich und schnitt ihm den Weg ab.

„Kenzo warte. Ich bin es Shaya.“

„Und?“

„Was und?“

„Was willst du von mir. Ich habe keine Zeit mich mit dir zu unterhalten.“

„Wieso bist du auf einmal so gemein zu mir. Hat dir das ganze vor 9 Monaten nichts bedeutet?“

„Um ehrlich zu sein, nein. Ich hatte ein Abkommen mit deiner Meisterin. Eine Nacht und damit ist alles vergessen. Also was willst du von mir.“

„Ich will nichts mehr mit den anderen zu tun haben, sondern so leben wie ich es will. Und zwar mit dir!“

Der Mann drehte sich bei diesen Worten von ihr weg. Er hätte wissen müssen, dass er noch ärger mit diesem Mädchen kriegen würde, besonders da sie ihn schon an der besagten Nacht vor 9 Monaten nicht gehen lassen wollte. Die Frage war nur, wieso sie gerade jetzt auftauchte.
 

Es war ein Phänomen, das er nicht beantworten konnte. Um ehrlich zu sein interessierte es ihn auch nicht wirklich, da er mit ihr nichts zu tun haben wollte.

„Tja dann hast du Pech gehabt, denn ich will nichts von dir, also verschwinde wieder dahin zurück wo du hergekommen bist, Mädchen.“

„Soll das heißen, dass du auch nichts von deiner Tochter wissen willst?“

Die junge Frau sah den Mann bei diesen Worten traurig an, doch das hätte Shaya besser nicht fragen sollen, da sie schon von dem Mann gegen eine Wand gedrückt wurde.

„Hör zu, ein weiteres Wort und du wirst deines Lebens nicht mehr froh. Ich habe bereits eine Frau und einen Sohn, wieso sollte ich also Verwendung für dich und eine uneheliche Tochter haben.“

Nach diesen Worten schubste der Mann Shaya auf den Boden und verschwand mit seinen Sachen wieder in der Menschenmenge, die von alle dem nichts mitbekommen hatte. Shaya setzte sich daraufhin auf und sah ihm nur mit tränenden Augen hinterher. Sie konnte nicht verstehen, wieso er sie so behandelt hatte immerhin schien er sie damals zu lieben.

„Na sieh mal an eine Toshiro-Erbin allein in der Stadt. Wie kommt man zu der Ehre?“

Bei diesen Worten weiteten sich Shayas Augen und sie drehte sich geschockt zu dem Ursprung der Stimme, welche tief und bedrohlich wirkte, um. Sofort blickte sie zu einem blonden Mann mit blasser Haut, der sie nur fies grinsend musterte. Allein sein Blick ließ ihr Blut gefrieren. Sie kannte ihn nicht, doch sie wusste sofort, dass er eine Gefahr für sie war. Mit diesem Gedanken trat sie den Rückzug an und wollte in der Menschenmasse entkommen, doch schon nach einigen Metern prallte sie mit einem großen Mann zusammen und fiel zu Boden. Kurz darauf wurde sie gewaltsam wieder auf die Beine gezogen und gegen die nächste Wand gestoßen, an der sie herunter glitt. Mittlerweile hatten sich alle um die junge Frau und dem fremden Mann versammelt und sahen gespannt zu, was geschah. Die Worte des Mannes allerdings ließen sie erstarren.

„Dieses verdammte Gör hat mich mit einem Dolch angegriffen und wollte mich berauben, sollte ich mir das etwa gefallen lassen.“

Mit diesen Worten zeigte er den Herumstehenden eine harmlose Schnittwunde, die jedoch durch das frische Blut bewies, dass diese erst vor wenigen Minuten entstanden war.

„Er lügt.“

Mehr sagte Shaya nicht dazu. Sie war darüber hinaus auch nicht in der Lage etwas zu sagen, da sie schon wieder von jemanden auf die Beine gezogen wurde. Genau in diesem Moment gab sie die Sicht auf einen kostbaren Dolch frei, der blutverschmiert hinter ihr lag, was bewirkte, dass sie ein weiterer Mann in das ganze Szenarium einmischte und seine Meinung zum Besten gab.

„Das ist mein Dolch, der mir von meinem Stand geklaut wurde.“

Shayas Augen weiteten sich bei diesen Worten. Sie wusste, dass sie nichts damit zu tun hatte, was nur einen Schluss zuließ. Der Mann hatte es irgendwie geschaffte den Dolch, als er sie gegen die Wand geschubst hatte hinter ihr zu verstecken, doch wie.
 

Sie hatte keine Beweise und genau das war ihr Verhängnis.

„Ich habe diesen Dolch noch nie zuvor gesehen, ich schwöre es.“

„Die Tatsachen sprechen gegen dich Mädchen. Du wirst für dein Vergehen zur Rechenschaft gezogen und zwar hier und jetzt.“

„Aber ich bin unschuldig.“

Shayas Worte wurden von den Menschen jedoch ignoriert. Diese brachten sie lediglich zu einem freien Platz auf dem ein großer Scheiterhaufen stand.

„Normalerweise werden Diebe wie du gehängt, doch da das anscheinend nicht abschreckend genug war, wirst du dich wie die Hexen mit dem Scheiterhaufen begnügen müssen.“

Weiter sagte der Mann nicht sondern zog sie nur zu dem großen Strohhaufen. Zwar versuchte sich Shaya mit aller Macht zu wehren, doch es gelang ihr nicht, da der Mann einfach zu stark war. Auch ihre Kräfte konnte sie nicht verwenden, da sie durch irgendwelche umstände blockiert worden waren.

„Bitte hört mir zu, ich habe nichts mit der ganzen Sache zu tun.“

Wieder schienen alle das gesagte zu ignorieren. Anstatt ihr zuzuhören, banden sie ihre Hände hinter ihrem Rück an den Großen Pfahl. Der blonde Mann, der ihr das ganze eingebrockt hatte entzündete bei diesem Anblick eine Fackel und kam mit dieser auf das Mädchen zu.

„Tja Toshiro scheint so, als hätten wir keine Zeit uns weiter vorzustellen. Aber da ich dich ja nicht dumm sterben lassen will, sollst du wenigstens erfahren, wer für deinen Tod verantwortlich ist. Möge dich der Name Rakesh Dalin auch in der nächsten Welt wie ein Fluch verfolgen.“

Mit diesen Worten wendete er sich wieder von dem Mädchen ab und verließ den Scheiterhaufen. Bevor er diesen jedoch endgültig verließ, ließ er die Fackel unbedacht fallen, welche sofort das gesamte Stroh entzündete. Shayas darauf folgende Schreie genoss er insgeheim. Auch der Nachfolgende Hustanfall seines neusten Opfers war wie Musik in seinen Ohren. Mit diesem Ereignis gab es eine Toshiro Wächterin weniger, die ihm im Weg zu seinem Ziel stand. Er hatte sich etwas weit zurückgelehnt, das wusste er. Wenn die umherstehenden seine Worte gehört hätte, hätte das ganze durchaus anders ausgehen können, doch er konnte sich diese Worte einfach nicht verkneifen und darüber hinaus war es ja gut gegangen. Zu frieden mit sich selbst verließ er die Stadt und machte sich auf dem Weg zu seinem Hauptaufenthaltsort. Für einen Tag hatte er den Toshiros genug geschadet. Außerdem bezweifelte er, dass er am heutigen Tag noch einmal die Chance bekam eine von ihnen zu eliminieren.
 

- Bei den Asakuras -
 

Bei den Asakuras ging es derweil hektisch zu. Heute war der Tag, an dem die beiden Haupterben der Asakura-Dynastie wieder zurückkehrten. Eine Situation, mit der die Hälfte der Anwesenden sichtlich überfordert zu sein schien. Der Junge, der vor zwei Wochen auf die Welt gekommen war hatte tatsächlich überlebt und schien trotz allem mehr als gesund zu sein. Die Asakuras hatte ihn nach dieser Erkenntnis nach einigen Diskussionen Hao genannt. Mittlerweile war auch das zweite Kind zur Welt gekommen. Es war ein Mädchen mit dem Namen Sayuri. Schon kurz nach ihrer Geburt war zu erkennen, dass sie eines Tages zu einer wunderschönen Frau heranwachsen würde. Die Freude über die beiden Kinder wurde jedoch von der Ankunft der beiden Väter etwas getrübt. Hinzu kam, dass Kisha die Geburt ihrer kleinen Tochter nicht überlegt hatte. Kishas Zustand nach der Geburt war genauso wie bei ihrer Schwester, doch im Gegensatz zu dieser wollte sich das Fieber einfach nicht senken lassen. Einige Stunden nach der Entbindung unterlag sie den Nachwirkungen. Ein Schicksalsschlag, den jeden in der Familie schwer zu schaffen machte.

„Sie müssten bald hier sein.“

„Wenigstens können wir beiden eine gute Nachricht überbringen.“

„Als wenn ihnen das helfen wird. Durch Kishas Tod haben wir nur eine Alternative, Noriko. Was bedeutet, dass der Junge die beiden früher oder später zu einem ernsthaften Konflikt zwingen wird. Denn ich wage zu bezweifeln, dass Riku es sich gefallen lässt, dass ihm die zukünftige Führung der Familie dankt ihm aberkannt wird.“

„Das ist trotzdem nicht die Schuld des Jungens oder die von Akio.“

„Glaubst du wirklich das ändert etwas?“

Während Noriko nur den Kopf bei den Worten ihres Mannes schüttelte, mischte sich nur ein weiteres Mitglied der Asakura-Dynastie ein.

„Nein es ändert nichts. Der Junge bringt uns nur Unglück. Ich habe es euch gesagt. Dank euch darf er leben und unsere Welt ins Chaos stürzen. Der Tod von Kisha war das erste Zeichen von vielen, dass darauf hinweist. Er hat sich jetzt schon in die zukünftige Familienführung gedrängt, ihr könnt mir nicht erzählen, dass ihr Tod ein Zufall sei, es war Absicht und zwar die des Jungen. Ich habe euch gewarnt, doch ihr wolltet nicht hören und jetzt müsst ihr die Folgen tragen.“

„Cassandra, das ist nicht hilfreich, also behalt deine Kommentare gefälligst für dich.“

Noriko funkelte Cassandra daraufhin nur wütend an. Sie konnte diese Frau einfach nicht ertragen. Immer musste sie etwas vom Untergang der Welt erzählen. Es war einfach nur nervig. Allerdings konnte sie nichts weiter dazu sagen, da sich in dem Moment ihre Tochter einmischte, die immer noch leicht resignierend den Kopf über die Worte von Cassandra schüttelte.

„Kishas Tod war ein tragisches Unglück. Eines wofür niemand etwas konnte. Und zu dem Jungen. Hao ist für niemanden eine Gefahr. Es sei denn du tyrannisierst ihn weiterhin mit solchen Sprüchen. Du weißt doch, dass worüber man ständig redet wird früher oder später zur Realität!“

„Santi bitte, jetzt fang du nicht auch noch an.“

„Schuldige Mutter…sie sind da.“

Bei den letzten Worten schlich sich ein freudiges Lächeln auf ihre Lippen und sie lief zwei Reitern entgegen, während die anderen nur an Ort und Stelle verharrten.
 

Kurz darauf sprangen die Reiter von den Pferden und schlossen Santi nach einander freudig in die Arme.

„Akio, Riku, ich bin so froh euch wieder zu sehen.“

„Jetzt mach mal halblang Schwesterchen, sonst glaubt man noch du hättest uns vermisst.“

„Ist es etwa ein Verbrechen seine Brüder zu vermissen?“

Nach dieser Frage verschränkte Santi die Arme vor der Brust und sah die beiden nur prüfend an, welche jedoch nicht weiter auf diese Gestik achteten, sondern einfach so weiter sprachen, als wäre nichts passiert.

„Nicht was dich betrifft, immerhin bist du ja unsere kleine Schwester.“

„Dafür, dass ich die jüngere bin, hab ich aber mehr Erfahrung. Also wie war die Dämonenjagd.“

Die drei machten sich daraufhin auf den Weg zu den anderen. Währenddessen erzählte der ältere von beiden ihr ein bisschen von ihrer Mission.

„Eigentlich ganz einfach, wenn man die Situation außer Acht lässt, dass ich Akio mal wieder aus der Zwickmühle retten musste.“

„Von wegen. Wer hielt es denn für sinnvoll sich zu trennen ohne dem anderen Bescheid zu sagen. Hättest du mich gewarnt, dass du einem Dämon hinterher hetzen willst, hätte ich mich darauf einstellen können. Aber nein du musstest ja so tun, als wärst du der einzige auf den es ankommt.“

„Ok, genug Informationen. Vielleicht sollte ich euch erst einmal den Neuzugang vorstellen.“

„Neuzugang? Soll das heißen dass…?“

Weiter konnte Riku seinen Satz nicht ausführen, da sein Blick schon auf seiner Mutter ruhte, die ein Kind in den Armen trug. Sofort schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht und er rannte an ihre Seite um sich das Kind genauer anzusehen.

„Was für ein Glückspilz wird bei seiner Rückkehr von seinem Nachfolger überrascht.“

„Der Nachfolger unseres Bruders ist ein Mädchen. Außerdem hat dein Sohn es auch vorgezogen dich bei deiner Rückkehr zu begrüßen.“

„Mein Sohn? Aber er sollte doch erst…“

„Tja, dass Schicksal ist halt unberechenbar. Er ist übrigens bei Asha in eurem Zimmer. Allerdings wäre es unhöfflich unseren Eltern gegenüber, wenn du gleich hingehst.“

Akio nickte bei diesen Worten nur. Zu geschockt war er von den neusten Erfahrungen. Das Rikus Kind innerhalb der fünf Wochen zur Welt kommen würde, in denen er und sein Bruder auf Dämonenjagd waren, war zu erwarten. Doch das auch sein eigenes Kind zu dieser Zeit geboren werden würde, war nun doch eine Überraschung.

„Ich muss mir aber keine Sorgen machen, oder Santi?“

„Nein... Du nicht!“

Bei den letzten Worten klang die junge Frau traurig. Eine Reaktion, die Akio kurz innehalten ließ, bevor er die letzten Schritte zu seinen Eltern beschritt und sie begrüßte.
 

In dem Moment bekam er einige Worte mit, die ihn ein weiteres Mal inne halten ließen.

„Sie ist wunderschön, genauso wie ihre Mutter. Apro pos, wo ist Kisha eigentlich.“

„Vielleicht wäre es besser, wenn ihr erst einmal rein kommt und euch von eurer Reise erholt.“

„Wieso? Was ist passiert Vater. Was verheimlicht ihr mir?“

Shin konnte daraufhin nichts sagen sondern senkte nur den Blick. Ein Zeichen, dass sein ältester Sohn sofort verstand. Trotz allem konnte er es nicht akzeptieren.

„Nein, dass kann nicht sein, sie…sie ist nicht…“

„Es tut mir Leid, Riku.“

„Wie konnte das passieren. Ihr habt mir versichert, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche.“

Nun konnte man richtig heraushören, dass Riku wütenden war. Wütend darüber, dass seine Frau wegen der Geburt ihrer Tochter ihr Leben eingebüßt hatte. Etwas was er sich nicht mal in seinen schlimmsten Alpträumen hätte ausmalen können. Es war einfach zu unwirklich.

„Riku, ich bin mir sicher, dass unsere Eltern alles in ihrer Macht stehende getan haben um sie zu retten…“

„Halt du dich daraus, Akio. Lass mich einfach allein.“

Mit diesen Worten ging an den Mitgliedern seiner Familie vorbei. Allerdings war er noch nicht ganz außer Hörweite, als er Cassandras Stimme vernahm, die ihn noch härter traf als der Tod seiner eigenen Frau. Die Wörter der Schwarzseherin brannten sich regelrecht in seinen Kopf.

„Das ist ja gut gelaufen. Jetzt fehlt nur noch, dass ihr ihm sagt, dass er durch den Jungen seinen Platz als zukünftiges Familienoberhaupt verliert.“

„Wie bitte. Welcher Junge, wovon redet du, Schwarzseherin.“

Niemand konnte so schnell gucken, wie Riku bei diesen Worten herumgeschnellt war. Er hoffte inständig, dass diese Worte sich auf eine ihrer verfälschten Visionen bezogen, die zu 99% nicht eintrafen. Die restlichen 1% waren dabei zu vernachlässigen, da ja jedes blinde Huhn einmal ein Korn findet und dieses Korn hatte sie in diesem Fall vor zwei Jahren. Dennoch fiel sein Blick nicht auf Cassandra selbst, sondern viele mehr auf sein Vater, dem Oberhaupt der Familie, der unter anderem die Aufgabe hatte sich über alles zu informieren, was in der Familie vor sich geht.
 

Shin allerdings ließ sich etwas mehr Zeit, da er vorher versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Wie alle wissen ist es in der Tradition üblich, dass der erstgeborene die Führung der Familie übernimmt und diese anschließend an seinen Sohn weitergibt. Jedoch besagt die Tradition auch, dass der Erbe, sollte er einen Zwillingsbruder haben und nicht in der Lage sein als erstes einen Sohn als Nachfolger vorzuweisen, die Position des Oberhaupt an diesen weiterzugeben, es sei denn, keiner von den beiden Zwillingen weist einen männlichen Nachfolger vor. Das würde bedeuten, dass die Familienführung automatisch an den in der Rangfolge nächsten Verwandten geht.“

Bei diesen Worten fiel Rikus Blick auf seine Schwester, da er der Meinung war, dass er die Führung an diese abgeben musste.

„Santi kann die Familienführung nicht übernehmen. Das ist nur der Frau des Familienoberhauptes erlaubt und das auch nur, wenn dieser vor seinem Tod noch keinen Nachfolger bestimmt hat.“

„Santi ist auch nicht diejenige, an die die Führung geht, sondern dein Bruder. Sein Sohn ist einige Tage vor deiner Tochter geboren und die Tradition…“

„Vergesst die Tradition. Ich bin das rechtmäßige Oberhaupt der Familie und darauf werde ich nicht wegen eines Balges verzichten.“

Mit diesen Worten hatte Riku es übertrieben. Denn dieser letzte Satz brachte nicht nur seinen Bruder zum rasen, sondern auch seinen Vater.

„Wage es nie wieder so über meinen Sohn zu sprechen.“

„Akio halt dich zurück. Und zu dir Riku. Noch bin ich das Familienoberhaupt und es stellt sich überhaupt die Frage, ob ihr mich überleben könnt. Wenn ihr nämlich so weiter macht, wage ich es zu bezweifeln. Also tu nicht so, als wärst du mich schon los.“

Nach diesem Ausbruch herrschte erneut Stille. Bevor sich die Wege der Asakuras trennten. Wütend über die Zurechtweisung griff sich Ryu die Zügel seines Pferdes und ritt davon. Akio hingegen betrat das Gebäude um zu seiner Frau und seinem Sohn zu gelangen. Am Ende standen nur dir restlichen sechs Asakuras an Ort und Stelle und rätselten darüber, wie es weiter gehen sollte.

„Das lief nicht wie geplant.“

„Das konnte nur schief gehen. Dennoch werde ich mir diese Tradition durch den Kopf gehen lassen. Das letzte was wir brauchen ist ein Familienkampf.“

Noriko, Santi und ihr Mann nickten daraufhin nur. Lediglich Cassandra wollte etwas erwidern, wurde jedoch von einem wütenden Blick seitens ihres Mannes zurück gehalten.
 

Einige Stunden später saßen alle an einem Tisch. Sogar Riku hatten sich dazu gesellt. Er war immer noch rot vor Wut, doch versuchte er es so gut wie möglich zu verbergen. Das sein Bruder ihm praktisch in letzter Sekunde die zukünftige Familienführung weggeschnappt hatte setzte ihn immer noch zu, genauso wie der Tod seiner Frau. Auch seine einstige Freude über seine Tochter war dadurch verblasst. Doch noch sollte er nicht dazu verbannt sein sich mit seiner Niederlage abzufinden. Mit einem leisen seufzen erhob sich Shin von seinem Platz und brachte somit die gesamte Aufmerksamkeit zu sich.

„Ich will das Wiedersehen oder das Familienglück ja nicht ruinieren, aber ich muss eine Ankündigung machen, die ich nicht ewig aufschieben will.“

Schweigen, keiner wagte daraufhin ein Wort zu sagen und lauschte nur gespannt.

„In den letzten Tagen habe ich mich mit der Tradition unserer Familie auseinander gesetzt. Deshalb bin ich jetzt dazu in der Lage zu erläutern, wie es mit der Familie in Zukunft weiter geht. Ich werde mich auf mein Recht berufen, das zukünftige Oberhaupt selbst zu bestimmen. Das Ziel dieser Familie sollte es nicht sein, sich um diese Aufgabe zu streiten, sondern sich zusammen gegen Feinde und Gefahren zu schützen. Demzufolge werde ich denjenigen zum neuen Oberhaupt ernennen, der sich als qualifiziert genug behauptet. Da ich das jetzt jedoch nicht sagen kann, werde ich mit der Entscheidung so lange warten, bis sie eindeutig zu treffen ist.“

Die Anwesenden nickten Shin daraufhin nur kurz zu, bevor sie sich wieder an ihr Essen machten. Zwar war keiner wirklich mit dieser Entscheidung zufrieden, doch was sollten sie schon groß dazu sagen, immerhin war es seine Entscheidung und nicht die ihrige. Nur Noriko schüttelte bei dieser Entscheidung den Kopf. Sie wusste, dass das einzige was ihr Mann damit bewirkte, ein Konkurrenzkampf der beiden Asakura-Erben war, welcher mit ziemlicher Sicherheit zur Lasten der Kinder ausgetragen wurden. Insgeheim bezweifelte sie, dass das gut gehen konnte. Da sie allerdings nichts zu sagen hatte, war es nicht ihre Aufgabe die Entscheidungen ihres Mannes zu kritisieren. Zwar hörte er sich ihre Bedenken gerne an, doch das traf nur zu, wenn er nicht wusste wie er sich entscheiden sollte. Hatte er jedoch eine Entscheidung getroffen, ließ er sich von niemanden mehr umstimmen. Sein Wort war gesetzt ob sie es mochten oder nicht. Das war einfach eine Tatsache, die jeder zu akzeptieren hatte und genau das würde noch ernsthafte Folgen mit sich bringen.
 

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Das war's wieder von meiner Seite. Zugegeben es gibt viele neue Charaktere und ich hoffe, dass ich deren Beziehungen zueinander deutlich machen konnte. Falls nicht könnt ihr jederzeit nachfragen oder auf die nächsten Kapitel waren. Vorerst wird diese Geschichte am jeden 1. eines Monates weitergeführt. Bis dahin verabschiede ich mich wieder.
 

Misato

Eine schwere Entscheidung

So leute es geht weiter und erst einmal gibt es Krach. Für alle die meine vorigen FF's gelesen haben ist hier endlich eine der dort angelaufenen Anspielungen eingebaut. Welche das ist werdet ihr bald erkennen, doch auch für alle anderen hoffe ich, dass euch dieses Kapitel gefallen wird.
 

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Kapitel 2: Eine schwere Entscheidung
 

Zwei Jahre waren jetzt seit der Rückkehr der beiden Brüder vergangen. Es war deutlich zu erkennen, dass sie mehr auf Streit aus waren als je zu vor. Wären die beiden Kinder groß genug gewesen um zu trainieren, so würden sie es wahrscheinlich dank des Ehrgeizes ihrer Väter jeden Tag machen. Immerhin ging es sogar jetzt schon so weit, dass die beiden die Kinder voneinander fernhielten. Eine Tatsache die Santi nicht im Geringsten verstehen konnte. Aus diesem Grund nutzte sie jede Unachtsamkeit ihrer beiden Brüder um die Kinder zusammen zu bringen, denn ihrer Meinung nach brauchten Kinder Gesellschaft und zwar nicht nur die ihrer Eltern. Sie brauchten andere Kinder in ihrem Umfeld um von ihnen zu lernen und um ein halbwegs soziales Leben aufbauen zu können.

„Na sieh mal an die Kinder sind wieder zusammen.“

Bei diesen Worten schreckten die beiden Frauen, die auf die Kinder aufpassen auf und drehten sich völlig geschockt herum.

„Meisterin Noriko, haben sie mich erschreckt.“

„Warum auf einmal so förmlich Asha. Ich dachte das ganze hätten wir mittlerweile geklärt.“

„Verzeihen sie, ich war nur in Gedanken.“

„Das sieht man. Doch zurück zu den kleinen.“

„Es geht ihnen gut Mutter. Ich würde sogar sagen, dass es ihnen besser geht, wenn sie wie jetzt zusammen sind. Sie wirken irgendwie ausgeglichen.“

Noriko nickte bei Santis Worten nur kurz. Es war deutlich zu sehen, dass Hao, Sayuri und Youji sich gut verstanden. Auch wenn zumindest die beiden jüngeren nicht wirklich viel machen konnten und wahrscheinlich nicht besonders viel von der Umgebung mitbekamen, wirkte es dennoch so als wären sie unzertrennlich. Doch das konnte sich noch ändern. Sie hoffte zwar, dass es niemals dazu kommen würde doch ganz sicher konnte man sich da nie sein. Insbesondere wenn Norikos Söhne mehr Einfluss auf die beiden ausübten und ihnen unbewusst oder bewusst eine Art Konkurrenzdenken einhämmerten.

„Leider wird sich das spätestens mit ihrem vierten Lebensjahr ändern.“

„Da bin ich mir nicht so sicher Mutter.“

„Du unterschätzt deine Brüder, Santi. Denkst du sie werden die Rangfolge in der Familienführung einfach so dem Zufall überlassen. Jetzt können wir noch eingreifen und die Kinder dem Einfluss ihrer Väter entziehen, doch sobald sie die ersten Schamanenkräfte zeigen, ist die Schonzeit vorbei. Sie tun ja jetzt schon alles, damit sich die Kinder entfremden.“

„Kann Meister Shin nicht einfach dafür sorgen, dass beide Kinder abwechselnd von Riku und Akio unterrichtet werden?“

Nach diesen Worten bekam Asanoha zwei ungläubige Blicke zugeworfen.
 

An sich war es eine gute Idee, jedenfalls wenn man davon ausging, dass der Familienkonflikt fair ablaufen würde aber das tat er nicht.

„Du hast noch eine Menge zu lernen, meine Liebe. Ich halte weder Riku noch Akio für einen guten Lehrmeister, insbesondere wenn sie ihre eigenen Ziele verfolgen. Außerdem würde der ständige Wechsel die beiden früher oder später nur verwirren. Sollte so etwas funktionieren, müssten sie sich mit dem anderen absprechen und genau das ist das Problem.“

Nach Norikos Worten mischte sich auch Santi ein, die das ganze genauso sah wie ihre Mutter. Allerdings brachte sie das auf eine andere Idee.

„Da hast du Recht Mutter, aber was wäre, wenn ich die beiden unterrichten würde?“

„Ausgeschlossen. Du hast dich um deinen Sohn zu kümmern.“

„Ja aber ich kann doch alle drei unterrichten.“

„Vielleicht in der Theorie, aber in der Praxis werden die drei einfach zu weit auseinander sein. Entweder du nimmst auf die beiden Rücksicht, oder du passt dich dem Tempo deines Sohnes an und dann lernen die beiden überhaupt nichts. Außerdem kann ich von dir nicht verlangen, dass du und dein Mann euch den ganzen Tag um das Training der nächsten Generation kümmert. Nimm es mir nicht übel, aber das würdest du nicht durchhalten und das sage ich nicht, weil ich es dir nicht zutraue, sondern weil ich weiß, wovon ich rede. Ich habe mit Shin drei Schamanen trainiert, die alle ihren eigenen Kopf hatten und nie getan haben, was sie tun sollten. Das war zeitweise so schlimm, dass wir schon mit dem Gedanken gespielt haben euch mit einen Gehorsamkeitszauber zu belegen.“

„Ihr wolltet was? Aber das habt ihr nicht getan oder?“

„Keine Sorge Santi, wir konnten uns im letzten Moment zurückhalten. Wenn auch nur schwer. Der einzige Zauber mit dem ihr jemals belegt wurdet, war ein Wahrheitszauber und das auch nur einmal.“

„Ach deswegen konnte ich damals meinen Mund nicht halten und habe ausgeplaudert wer die Einrichtung des Tempels zertrümmert hat.“

Bei diesen Worten dachte Santi an dem Tag zurück. Akio und Riku hatten es irgendwie geschafft sich so zu streiten, dass sie auf einander losgegangen sind und sich die Nasen blutig geschlagen hatten. Dabei hatten sie dank ihrer Schamanenkräfte zusätzlich dafür gesorgt, dass die halbe Einrichtung des Tempels in dem sie waren zerstört wurde. Damals stand sie einfach nur geschockt daneben und war unfähig einzugreifen. Natürlich hat sie mit ihren Brüdern sofort die Flucht ergriffen, doch als Noriko sie direkt auf den Vorfall angesprochen hatte, hat sie ungewollt die ganze Geschichte ausgeplaudert. Ein Ereignis was ihr die beiden in gewisser Weise immer noch übel nahmen, allerdings war sie ja deren kleine Schwester und da konnten sie nicht ewig damit nerven.
 

Trotzdem fand sie diese Methode selbst im Nachhinein mehr als nur dreist.

„Es war eine Tat, über die ich nicht stolz bin, aber was soll’s. Und bevor du jetzt vorschlägst, dass ich die beiden trainieren soll, sage ich es dir gleich. Ich bin durch mit dem Thema. Noch mal tu ich mir so ein trotziges Verhalten nicht an.“

„Ok, wir haben es ja verstanden. Aber trotzdem müssen wir uns etwas einfallen lassen, denn so kann es doch nicht weitergehen.“

„Es kann und es wird. Das einzige was ich euch beiden raten kann ist auf die beiden einzureden und...“

Weiter konnte Noriko nichts dazu sagen, da hinter den Kindern auf einmal kleine Shikigamis erschienen, zu denen sich sofort zwei der drei umdrehten.

„…Na nu, wo kommen die denn her? Santi, Asha habt ihr die erschaffen?“

„Nein.“

Die Antwort der beiden kam synchron, ihre Blicke ruhten jedoch auf den Kindern, die jetzt alle versuchten die kleinen Naturgeister zu fassen, was jedoch keinem der drei gelang. Erst eine Stimme ließ sie sich von dem Szenarium abwenden und sich zu dem Neuankömmling umdrehen.

„Die Shikigamis kommen von mir. Es wird Zeit zu beweisen, was ich schon längst vorhergesehen habe. Der Junge ist der Teufel. Er hält seine Fähigkeiten zurück um uns in falscher Sicherheit zu wiegen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er wieder zuschlägt.“

„Jetzt reicht es! Der Junge ist nicht Schuld am Tod meiner Schwester.“

„Beruhige dich Asha, du kennst doch Cassandra. Sie übertreibt…“

„Ich übertreibe nicht, es ist die Wahrheit. Ich sehe es immer noch vor mir. Leid, Schmerz, Verzweiflung. Das Ende unserer geliebten Welt.“

Mittlerweile hatten alle anwesenden Erwachsenden einen wütenden Blick aufgesetzt. Es reichte ja nicht, dass die beiden Erben der Asakura-Dynastie sich jede Minute in den Haaren hatte, nein auch Cassandra musste jedes Mal ihren Senf dazu geben und die beiden zusätzlich gegeneinander aufhetzen.

„Ich werf dir gleich mein Schwert ins Genick, wenn du noch mal so einen Spruch loslässt. Außerdem solltest du mal nach deinem Mann sehen, er sucht dich schon die ganze Zeit.“

„Dann werde ich wohl mal besser gehen.“

Die leicht verrückt klingende Stimme der Frau bewirkte dass alle die Augen verdrehten. Die Kinder allerdings bekamen das gar nicht mit sondern wendeten sich wieder einander zu. Eine Tatsache, die Asha und Santi erleichtert aufatmen ließen.
 

Nur Noriko betrachtete die drei Kinder etwas argwöhnisch, bevor sie sich mit einem leisen Seufzen zum Gehen wandte.

„Mit einem muss ich Cassandra allerdings Recht geben. Der Junge scheint schon jetzt schamanische Fähigkeiten zu entwickeln, was in dem Alter ziemlich ungewöhnlich ist. Du solltest also ein Auge auf seine Kräfte haben, Asha. Vielleicht bedeutet es nichts und es war nur Zufall. Aber falls nicht, dann musst du dafür sorgen, dass dein Mann es nicht mitbekommt. Ein zu frühes Training ist genauso schädlich wie ein zu spätes. Merkt euch das und zwar beide.“

„Aber wieso glaubst du das? Nur weil Hao und Youji sich zu den Shikigamis umgedreht haben.“

„Nicht weil sie sich umgedreht haben. Sie haben sich kurz nach ihrem erscheinen zu ihnen gewandt. Ein Phänomen, das auf die Ausbildung schamanischer Fähigkeiten hinweist. Es bedeutet, dass sie die Anwesenheit der Geister wahrnehmen. Aber wie gesagt, es könnte auch Zufall gewesen sein.“

Mit diesen Worten entfernte sich Noriko von den beiden anderen Frauen und machte sich auf dem Weg zu einem alten Tempel und durchsuchte dort ein altes Bücherregal. Gedankenverloren zog sie eines der Bücher hervor und blätterte darin herum. Wenig später blieb sie auf einer Seite hängen, die sie intensiv musterte. Mit einem weiteren Seufzen jedoch schlug sie das Buch wieder zu und stellte es an seinen alten Platzt zurück. Fast schon belächelte sie ihre Reaktion. Es war doch nicht zu glauben, dass man bei Problemen immer das Verlangen hatte sich an eine übernatürliche Macht zu wenden. Dabei war es egal, wie alt oder jung man war. Auch das Wissen darüber, dass man Wahrscheinlich keine Antwort bekommen würde änderte nichts an der Tatsache, dass man es versuchte.

„Ich schwöre dir, dass dir das noch teuer zu stehen kommt.“

Bei diesen Worten schreckte Noriko hoch. Sie kannte die Stimme und ihrer Erfahrung nach, konnte es nichts gutes Bedeuten. Nicht mal annähernd. Aus diesem Grund trat sie mit schnellen Schritten vor die Tür und sah sich das Desaster an.

„Weiß du, ich hab echt die Nase voll von dir und deinen Attributen.“

„Na hör mal wer da spricht und ich dachte wirklich, dass wenigstens du zwischen uns beiden unterscheiden könntest. Was eigentlich sogar ein blinder mit Krückstock könnte, da wir uns nicht mal annähernd ähneln. Aber anscheinend fehlt dir der nötige Grips um zu wissen, dass du gerade meine Gedanken ausspricht.“

„Tja wenn du das denkst dann sage ich nur soviel. Scheinbar haben wir dann zum aller ersten Mal etwas gemeinsam. Aber ich versichere dir, dass das zum ersten und letzten Mal der Fall war, Riku. Komm mit Asha wir verschwinden hier.“

Mit diesen Worten nahm Akio seinen Sohn auf den Arm. Nachdem er sicher war, dass dieses nicht runterfallen konnte, nutzte er seine andere Hand um das Hänggelenk seiner Frau zu greifen und sie auf die Beine zu ziehen. Dabei warf er Riku jedoch einen finsteren Blick zu, welcher diesen auch ohne zu zögern erwiderte.
 

Keiner von den Frauen wusste, was die beiden wieder gegeneinander aufgebracht hatte, doch dass es etwas Ernstes war, konnte jeder erkennen.

„Könnte mir mal jemand sagen, was hier los ist.“

„Wir werden das Asakuraanwesen verlassen, das ist los Mutter. Aber eines sage ich dir Riku, wenn du denkst, dass damit das letzte Wort gesprochen ist, hast du dich geirrt. Ich werde nur dafür sorgen, dass Hao sowenig wie möglich mit dir und dieser Schwarzseherin zu tun hat. Ihr übt einen schlechten Einfluss auf seine Entwicklung aus und das werde ich nicht zulassen.“

Während Akio das sagte, hatte Asha ihm den Jungen auch schon abgenommen und versuchte diesen vor dem Geschrei seines Vaters und dessen Bruder zu schützen, was jedoch eher schlecht als recht gelang. Auch Norikos Versuche den Streit zu schlichten machte das ganze nicht besser.

„Könnt ihr beide Mal Rücksicht auf die Kinder nehmen? Ihr benehmt euch wie Kleinkinder. Wie wäre es wenn ihr eure Konkurrenzkämpfe mal beiseite steckt und euch wie erwachsende Männer benehmt?“

„Tut mir Leid Mutter, aber meine Entscheidung steht fest, ich werde heute noch mit meiner Familie das Anwesen verlassen und meinen Sohn fernab von ihm und Cassandra großziehen.“

„Dann kann man ja damit Rechnen, dass auch aus dem Jungen nicht viel werden kann. Immerhin hast selbst du nicht besonders Laut bei dem Verteilen der schamanischen Fähigkeiten geschrieen. Dem zur Folge kann auch von deinem Sohn nicht viel zu erwarten sein.“

„Das reicht jetzt. Kriegt euch wieder ein.“

Mehr musste Noriko nicht sagen, da die beiden Brüder schon still waren und dem jeweils anderen nur einen vernichtenden Blick zuwarfen. Dann jedoch zog Akio seine Frau mit sich und verließ das Asakuraanwesen ohne sich vorher von seiner Schwester oder seinen Eltern zu verabschieden. Auch Riku schnappte sich daraufhin seine Tochter und verschwand in dem Hauptgebäude, wobei er zwei verdutzte Frauen und ein verwirrtes Kind zurückließ, welches nicht genau wusste welchem verlorenen Spielgenossen er hinterher sehen sollte. Mit einem seufzen nahm auch Santi ihren Sohn auf den Arm, blieb jedoch unschlüssig an Ort und Stelle stehen.

„Und jetzt?“

„Ich weiß es nicht, aber vielleicht ist es besser, dass sie erst einmal getrennte Wege gehen. Wer weiß, vielleicht normalisiert sich ihr Verhalten irgendwann wieder.“

„Vater wird nicht begeistert darüber sein.“

„Na ja zumindest muss er für die nächste Zeit nicht damit rechnen, dass die beiden sich die Köpfe einschlagen. Das ist doch auch schon mal ein Fortschritt.“

„Ein Fortschritt der in einer Katastrophe enden wird. So war mir der König der Geister ein Ohr schenkt, so wahr ist diese unwiderlegbare Gewissheit.“

„Cassandra!“

Mit diesen Worten wich die Schwarzseherin, die wieder hinter den beiden aufgetaucht war zurück und auch die beiden verbliebenen Frauen trennten sich daraufhin. Sie hatten keine Lust noch weiter über das Thema zu diskutieren. Alles was sie tun konnten war zu versuchen mit den jetzigen Verhältnissen klar zu kommen.
 

- Ein Jahr später bei Hao und seinen Eltern -
 

Hao hatte sich in der Zwischenzeit zu einem experimentierfreudigen kleinen Jungen entwickelt. Wie sein Vater in dem Alter hatte er nicht anderes als waghalsige Aktionen in Kopf, die ihn öfters in Gefahr gebracht hatte. Dieser hielt sich allerdings damals überwiegend in der Stadt auf und trieb dort sein Unwesen. Hao allerdings suchte, sofern er den Augen seiner Mutter entkommen konnte eher ruhigere Plätze auf, was jedoch nicht gerade eine bessere Alternative war. Meistens war er jedoch in solchen Fällen bei dem in der Nähe liegenden Wald oder Fluss. Allerdings waren die kleinen Ausflüge des Jungen nicht Ashas einziges Problem. Noriko hatte mit ihrer Vermutung Recht gehabt. Der Junge hatte wirklich Schamanenkräfte entwickelt, doch diese waren eher passiver Herkunft. Er bemerkte die Anwesenheit von Geistern relativ schnell und schien eine Fähigkeit zu entwickeln, die man nicht genau beschreiben konnte. Es war fast so, als könnte er in die Seele der Menschen blicken und ihre Persönlichkeit entschlüsseln, sofern das bei einem 3 jährigen Jungen möglich war. Fazit war jedoch, dass der Junge wusste wem er aus dem Weg gehen musste und wem nicht. Ein Verhalten das für einen sonst neugierigen Jungen wie ihn unter normalen Umständen unüblich war. Jedenfalls war das ihre Meinung und sie konnte sich immerhin auch irren.

Am liebsten hätte Asha ihre Schwiegermutter darauf angesprochen. Zu ihrem Leidwesen war Akio nicht besonders begeistert, wenn sie Santi oder Noriko kontaktierte. Für ihn war es so, als würde er zugeben einen Fehler gemacht zu haben und diese Blöße konnte er sich nicht geben. Aus diesem Grund sagte Asha nichts darüber. Zum einen weil Noriko es ihr geraten hatte und zum anderen weil sie nicht mal wusste, ob es eine Schamanenfähigkeit war. Immerhin hatte sie nie von einer vergleichbaren gehört. Wenn es eine schamanische Fähigkeit sein sollte, dann war sie sehr selten. Andernfalls konnte es daran liegen, dass sie dem Jungen unbewusst versteckte Signale gab sich von bestimmten Personen fernzuhalten. Doch im Augenblick hatte sie Wichtigeres zu tun, als sich darüber Gedanken zu machen, da Hao sich vergnügt in der Küche austobte. Ohne groß zu überlegen ließ er einige der in der kleinen Küche befindenden Zutaten in einen kleinen Wassertopf fallen.

Asanoha beobachtete ihren Sohn dabei und warf ab und zu einen kurzen Blick zu ihren teuersten Zutaten, die zu ihrem Glück allesamt noch unberührt geblieben waren. Gut, sie hätte Hao aufhalten können, doch sie fand das Bild einfach zu süß. Darüber hinaus war das Essen schon fertig und köchelte etwas abseits vor sich hin. Außerdem steckten sie und ihr Mann durch seine Herkunft und seine Arbeit nicht gerade in Geldnöten, sodass sie die verlorenen Gegenstände ohne Schwierigkeiten ersetzten könnten. Allerdings waren die teuersten der vorhandenen Zutaten Mangelware und nicht so schnell zu bekommen, weshalb sie ein besonderes Auge auf diese hatte. Doch eines war ihr dennoch klar, das ganze hier würde früher oder später noch folgen haben, die Frage war dabei nur in welcher Art und Weise. Das es Probleme geben würde war jedoch Gewissheit.
 

Und Asha sollte mit diesem Gedanken Recht behalten. Denn genau in dem Moment als sie das dachte, passierte es. Der Übeltäter war in dem Fall eine kleine Kräuterschüssel, die sich außerhalb von Haos Reichweite befand und die dieser ins Auge gefasst hatte. Amüsiert sah Asha zu, wie der Junge sich auf die Zehenspitzen stellte und mit ausgestreckten Armen versuchte die Schüssel zu fassen bekommen. Selbst das hoch springen half ihm nicht im Geringsten dabei die Schüssel zu bekommen. Gerade in dem Moment, als sich Asha erbarmt und ihm die Schüssel herunter geben wollte, wurde Haos Hand auf einmal mit Furyoko umhüllt. Völlig geschockt blieb Asha wie angewurzelt stehen. Noch verwirrter war sie jedoch, als das Furyoko auf einmal auch die Kräuterschüssel umschloss und diese erzittern ließ. Bevor sie jedoch etwas tun oder sagen konnte, verschwand das Furyoko auf einmal wieder. Fast gleichzeitig erschien auf Haos Gesicht ein neugieriger Ausdruck und er sah die Kräuterschüssel abwartend an, als ob er damit rechnete, dass sie jeden Augenblick von selber zu ihm herunter springen würde. Bei dieser Beobachtung schaffte es Asha endlich wieder einen klaren Gedanken zu fassen, doch schon wurde sie von ihren Fragen wieder von der Situation abgelenkt. Wie konnte das eben passieren. Nach Haos Aussehen schien er das ganze eben so wenig zu verstehen wie sie. Wenn sie genau darüber nachdachte, dann bezweifelte sie, dass Hao eine Verbindung mit dem eben Geschehenen und seinen eigenen Schamanenkräften knüpfen konnte. Immerhin war er ja erst 3 Jahre.

Es schockierte sie weniger, dass sich Haos Schamanenkräfte jetzt auch aktiv zeigten. Im Gegenteil sie war sogar in gewisser Weise stolz darauf. Was sie jedoch wunderte war, dass das Furyoko so stark war. Normalerweise war so ein starkes Furyoko nur bei 4 oder 5 jährigen vorzufinden, wenn nicht sogar erst bei 6 jährigen. Es konnte natürlich daran liegen, dass Noriko ihm bei seiner Geburt ein Teil ihres Furyokos übertragen hatte, um sicher zu gehen, dass dieser überlebte. Das würde aber heißen, dass er das Furyoko immer noch in sich tragen würde. Falls das der Fall war, wie sollten sie dann erkennen, wann er sein eigenes Furyoko aufbaut oder ob er auf das Furyoko zurückgreift, was ihm vor drei Jahren übertragen wurde. Mit einem leichten Kopfschütteln zwang sie die Frage zurück. Sie brauchte dringend Hilfe von jemanden der sich besser mit Schamanenkräften auskannte als sie es vermochte.
 

Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie von einem leisen klappern aus ihren Gedanken gerissen. Verwirrt drehte sie sich zu dem Geräusch und bemerkte, dass die Schüssel wieder mit Furyoko umschlossen war und sich durch das wackeln immer weiter auf den Kantenrand zu bewegte. Sofort darauf fiel ihr Blick wieder zu Hao, der nur zu der Kräuterschüssel starrte und scheinbar nicht mal im Traum daran dachte diese aus den Augen zu lassen. Auch hatte er es aufgegeben sich zu dieser zu strecken. Seine Arme hingen an der Seite seines Körpers, wobei eine seiner Hände ebenfalls mit rötlichem Furyoko umgeben war. Ohne sich länger darüber Gedanken zu machen nahm sie die Schüssel in die Hand. Sofort verschwand das Furyoko wieder. Kurz darauf übergab sie diese an ihren Sohn der mit einem freudigen Lächeln wieder an seine vorige Aufgabe ging.

„Hier hast du sie, Kleiner.“

Bei diesen Worten lächelte sie Hao an, welcher nur ein leises ‚Danke’ herausbrachte. Ihrer Meinung nach war der Junge zu ruhig, dass musste sie zugeben. Von den meisten anderen Kindern wurde er gemieden oder er ging ihnen eigenständig aus dem Weg. Ein Grund dafür konnten die Schimpftiraden sein, die die anderen Kinder ihm entgegen brachten. Kinder waren einfach nur grausam. Es war nicht selten, dass sie mitbekam, dass die anderen Kinder ihn mit ‚Dämonenkind’ oder anderen beleidigenden Namen bezeichneten. Und jedes Mal brach es ihr innerlich das Herz. Immerhin hatte Hao diese Art von Behandlung nicht verdient. Doch auch mit ihr oder mit seinem Vater sprach er relativ selten, es sei denn er hatte etwas Interessantes gefunden oder wenn sie ihm ein paar alte Legenden erzählte. Was jedoch eher daran lag, dass er alles Hinterfragen musste oder mehr über bestimmte Ereignisse wissen wollte. Insgeheim verfluchte sie die Tatsache, dass sie sich früher nicht mehr mit den alten Legenden beschäftigt hatte, da sie ihm nur einen minimalen Anteil seiner Fragen beantworten konnte. Manchmal schien es so als würde sein Lebensinhalt darin bestehen so viel zu lernen wie er konnte. Ab und zu kam ihr auch das Gefühl, dass er mehr wissen anhäufen wollte als ein anderer jemals vor ihm, doch das konnte nicht sein. Das war die einzige Gewissheit die sie hatte. Die andere bestand darin, dass sie alles dafür tun würde, dass sie den Jungen mit der Antwort nicht immer auf den nächsten Tag vertröstete, damit er es irgendwann vergaß, denn zu ihrem Leidwesen kam er früher oder später immer wieder daraufhin zurück.

Aus diesem Grund zwang sie ihren Mann jedes Mal dazu sich diese mit anzuhören, da er sich intensiver mit diesen beschäftigt hatte. Immerhin war es Teil seiner Ausbildung gewesen und soviel sie erfahren hatte, konnte man bei Shin nicht schwänzen. Allerdings erforderte sie dass einige Überredenskunst, da er meistens spät nach Hause kam. Zu spät um sich lange mit seinem Sohn zu beschäftigen. Meistens sahen sich die beiden nur Morgens und Abends und das auch nur sehr kurz. Fand er jedoch die Zeit, verbrachte er sie überwiegend damit dem Jungen Lesen und Schreiben beizubringen. Für ihren Geschmack war das noch etwas zu früh, doch in diesem Punkt ließ sich Akio nicht reinreden. Er hatte seinem Bruder eine Kampfansage gemacht und die wollte er auch einhalten. Würde Hao nicht so einen Spaß an dem ganzen haben, hätte sie sich schon längst eingemischt auch wenn sie damit einen Streit zwischen sich und ihrem Mann riskiert hätte. Sie fand das Verhalten der beiden einfach nur kindisch. Gut die beiden standen durch die Ankündigung ihres Vaters unter Druck und kämpften beide um die zukünftige Führung der Familie. Aber mussten sie das auf dem Rücken ihrer Kinder austragen. Das war einfach entgegen ihrer Erziehung. Sie hatte Noriko vor ihrer Abreise versprochen, dass sie darauf achten würde das Akio Hao nicht überforderte. Außerdem musste sie versprechen, dass sie darauf achtete, dass das erste Training erst dann stattfand, wenn der Junge mindestens vier war. Ansonsten würde er schlimmstenfalls überhaupt nichts verstehen, da ihm das nötige Vorwissen fehlte. Allerdings war das Alter von 6 Jahren der späteste Zeitraum, in dem das erste Training stattfinden durfte, da sich jungen Schamanen in diesem Alter über Regeln hinwegsetzten.
 

Zwar war das von Schamane zu Schamane unterschiedlich, doch auf Grund der vorhandenen Gene und des allgemeines Trends war es sicherer diese Zeiträume einzuhalten. Nach dieser kurzen Erinnerung fiel ihr Blick wieder auf Hao, der sich mittlerweile einen Löffel geschnappt hatte und sein Werk umrührte. Asha musterte das ganze nur Kopfschüttelnd. Sie wusste selber nicht was alles in den Topf gekommen war, doch sie konnte sich gut vorstellen, dass das niemals schmecken konnte. Das einzige worauf sie geachtet hatte war, dass nichts Giftiges oder Teueres hineinkam. Allerdings sollte sie mit ihrer Vermutung Recht behalten. Das Zeug war einfach ungenießbar. Aber woher sollte der Junge auch wissen, dass man überwiegend nach Rezept kocht oder sich wenigstens vorher überlegt, in welcher Art man das Essen mit einer bestimmten Zutat verändert. Die Gerichte die sie selber hier kochte, hatte sie schon mehr als tausendmal gemacht, weshalb es wirklich so aussah als hätte sie einfach irgendwas gegriffen und in den Topf geworfen. Wahrscheinlich hatte der Junge sich das einfach abgeguckt und gedacht, dass es nicht so schwer sein konnte.

//Tja Kleiner, das heißt wohl, dass ich dir irgendwann ein Grundkurs in Kräuterkunde geben muss. Wer weiß wozu du das später noch mal gebrauchen kannst.\\

Mit einem sanften Lächeln musterte Asha ihren Sohn, der sich gerade von dem scheinbar grässlichen Geschmack erholte. Noch bevor sie jedoch in irgendeiner Art und Weise reagieren konnte, öffnete sich die Tür.

„Ich weiß es ist etwas später geworden als geplant, aber die Dämonen wollten einfach nicht aufgeben. Haben echt gedacht, die könnten mir entkommen.“

Mit diesen Worten nahm er Hao auf den Arm, während er seiner Frau einen sanften Kuss gab. Doch diese dachte gar nicht daran diese Ausrede gelten zu lassen. Jedenfalls konnte sie das Thema nicht einfach ohne eine kleine Stichelei fallen lassen.

„Da kann man nur froh sein, dass du ihnen entkommen bist.“

„Sehr witzig. Sag mal was gibt es heute eigentlich?“

Bei diesen Worten nahm Akio sich den Löffel aus dem Topf und probierte den Inhalt. An seinem Gesicht war deutlich zu erkennen, dass er diese Aktion sofort bereute. Trotzdem zwang er sich dazu diesen Zustand schnell wieder abzuschütteln. Zusätzlich setzte er noch ein gefälschtes Lächeln auf, was Asha allerdings sofort durchschaute, doch das würde sie ihm niemals sagen.

„Nicht schlecht. Neues Rezept?“

„Das schmeckt doch gar nicht!“

Bei Haos Worten warf Akio seinem Sohn nur einen kurzen Blick zu, der seinen Schockzustand und auch seinen Unglauben wieder spiegelte. Asha konnte sich gut vorstellen woran es lag. Wahrscheinlich dachte ihr werte Mann, dass sie das gekocht hatte. Eins war klar diese Unterstellung würde er noch bereuen. Trotzdem konnte sie sich ein Lächeln nicht verkneifen, als Akio versuchte die seiner Meinung nach brenzlige Lage zu retten.

„Doch, doch, das hat so eine…wie soll ich sagen…ein herrlich bitteres Aroma. Mit etwas Zucker würde es noch besser komme...“

„Was verstehst du denn vom Kochen.“

„Scheinbar nicht so viel wie du, Liebling.“

Asha verdrehte bei diesen Worten nur kurz die Augen.
 

Anschließend deutete sie auf einen weiteren Topf, bevor sie sich zu der Situation äußerte.

„Charmeur, außerdem kocht dein Essen da hinten.“

„Oh…das ist jetzt unangenehm.“

Asha wendete sich bei den Worten ihres Mannes von diesem ab und löschte die Flammen unter dem Topf, bevor sie etwas dazu erwiderte.

„Da stimme ich dir zu. Wenn du diese Frechheit wieder gut machen willst, kannst du ja schon mal den Tisch denken.“

„Aber nur weil du es bist.“

Mit diesen Worten setzte Akio seinen Sohn wieder ab und kümmerte sich um den Tisch. An sich keine schwere Aufgabe und generell schob sie diese Aufgabe immer an ihn ab. Jedenfalls dann, wenn er vor dem Essen kam. Im Großen und Ganzen musste sie feststellen, dass sie trotz allem die Richtige Entscheidung getroffen hatte. Das Verlassen des Asakuraanwesens war ihr ziemlich schwer gefallen, doch im nachhinein war es besser so. Zu sehr hätten die ständigen Auseinandersetzungen zwischen ihrem Mann und dessen Bruder an den Nerven der Familie gezerrt. Wer wusste schon ob sie trotz allem so friedlich leben konnten wie sie es jetzt taten. In diesem Ort kannte sie keiner. Das einzige was die Menschen in ihrer unmittelbaren Nähe wussten war, dass Akio ein Dämonenjäger war und mehr nicht. Mit diesen Gedanken füllte sie die Teller und brachte sie zum Tisch. Während Akio sich das Gekochte schmecken ließ, starrte Hao nur auf den vor ihm stehenden Teller, als würde er erwartet, dass ihm gleich etwas daraus anspringen würde. Stutzig über dieses Verhalten sahen beide Erwachsenen zu dem Jungen, der immer noch auf den Inhalt des Tellers starrte.

„Hey, was ist denn los Hao?“

„Vielleicht war der kleine Kochkurs, den du ihm gegeben hast zu viel gewesen.“

Bei diesen Worten stand Akio auf und ging neben den Jungen in die Knie.

„Willst du denn nichts essen?“

Bei dieser Frage drehte Hao sich zu seinem Vater und schüttelte nur den Kopf. Auf diese Gestik hin konnte man nur ein leises Seufzen von Akio hören bevor er sich wieder an seinen Sohn wendete, welcher sich wieder zu seinen Teller gedreht hatte und diesen wieder mit einem merkwürdigen Blick musterte.

„Aber du muss doch was Essen, Schatz.“

„Lass gut sein, Asha. Wir können ihn immerhin nicht zum Essen zwingen. Außerdem wird er schon was sagen, wenn er Hunger hat.“

„Er ist noch ein Kind…“

„Tja und Kinder sind am unerträglichsten wenn sie Hunger haben, also mach dir keine Sorgen. Wahrscheinlich ist er nur etwas geschockt von dem vorigen Gericht.“

„Das musst du ja am besten Wissen.“

Mit diesen Worten schob Asha ihren Teller von sich weg. Sie hatte keine Lust ihrem Sohn etwas vorzuessen und entschloss sich daher mit dem Essen noch zu warten.
 

Es war eine Entscheidung, die ihr Mann auch insgeheim geschlossen hatte. In gewisser Weise war sie ja gespannt, wer von den beiden es am längsten aushielt. Sie kannte Hao und wusste, dass er immer einen Weg fand um sich bemerkbar zu machen, darüber machte sie sich keine wirklichen Sorgen. Doch dass er von jetzt auf gleich den Appetit verlor war nun doch ungewöhnlich.

„Wie wäre es dann, wenn wir das Essen verschieben und stattdessen etwas anderes machen?“

„Klingt gut. An was hattest du gedacht?“

„Nicht an das was du denkst.“

„Wieso an was denke ich denn?“

„Das weißt du genau. Ich persönlich dachte daran, dass wir noch etwas rausgehen, immerhin ist es noch nicht dunkel.“

„Damit kann ich mich auch abfinden. Komm Hao, lassen wir das böse Essen stehen.“

„Akio...“

Bevor Asha überhaupt dazu kam ihren geplanten Satz zu ende zu bringen, unterbrach er ihre Gedanken und ihre folgenden Worte schon mit einem Kuss, bevor er den Jungen aus der Küche schob. Asha sah ihrem Mann daraufhin nur wütend nach. Diese Methode sie zum Schweigen zu bringen konnte sie nie verhindern. Wenn sie es erwartete kam es nicht so weit und wenn sie es nicht erwartete, dann zog er diese Nummer immer ohne zu zögern ab. Schnell schüttelte sie diesen Gedanken beiseite, bevor sie das Essen zurück in den Topf schüttete und den beiden anschließend folgte, die mittlerweile vor dem Haus auf sie warteten. Das Haus war nicht gerade groß, aber es reichte für die drei und das war die Hauptsache.

Bei ihnen angekommen liefen sie einen schmalen Weg entlang bis sie an einem kleinen Wald ankamen. Vor diesem befanden sich ein Rasenstück mit weichem Gras und einige Steine auf die man sich setzen konnte. Diesen Ort hatten sich die beiden Erwachsenen als Zielort gesucht. Um die Abendszeit konnte man den Sonnenuntergang sehen und auch die Sterne am Abend waren hier am besten zu betrachten.

„Wunderschön nicht war, fast so schön wie du.“

„Von was redest du?“

„Von der Aussicht.“

Mit einem Grinsen sah Akio erst zu seiner Frau und anschließend zu seinem Sohn, der sich ins Gras gelegt hatte und fasziniert in die Sterne sah. Jedenfalls schien es so, da er es nicht wagte den Blick von diesen zu lösen. Auch Akio sah kurz zu den Sternen, bevor er von seiner Frau abgelenkt wurde.

„Also was war das jetzt mit den Sternen? Das scheint ja in euerer Familie Tradition zu sein, zu jeder Zeit verträumt in die Sterne zu sehen.“

„Nicht zu jeder Zeit. Nur wenn es Nacht ist. Aber deine Frage ist berechtigt. Früher habe ich mir die Frage auch oft gestellt. Weißt du eine alte Legende besagt, dass wenn man genau hinsieht, man in der Lage ist die Dimension des Königs der Geister zu sehen…“

Bei diesen Worten wendete sich auch Hao kurz von den Sternen ab und sah zu seinen Eltern.
 

Akio und Asha, die das bemerkt hatten, standen von den Steinen auf und setzten sich zu Hao ins Gras, damit sie ihn bei der Erzählung nicht ausschlossen. Zusätzlich zog Asha den Jungen zu sich, worauf dieser sich an seine Mutter lehnte und genauso gespannt wie sie der Geschichte lauschte.

„Jeder Schamane der dazu in der Lage ist, soll gleichzeitig davor bewahrt sein vom Weg abzukommen oder den falschen Weg einzuschlagen. Da der König der Geister ein Auge auf diesen Schamanen hat und ihn auf seine eigene Art und Weise durchs Leben führt.“

„Und wer ist der Geisterkönig?“

Bei Haos Frage schlich sich ein leichtes Lächeln auf Akios Lippen. Und obwohl Asha ihm nur verneinend den Kopf schüttelte, erzählte er dem Jungen die Geschichte.

„Der Geisterkönig ist der mächtigste Geist der Welt. Er lebt in einer Dimension, die sich das Sternenheiligtum nennt. Das ist ein Ort, den nur wenige betreten haben und von dem genauso wenige wissen, wie man dort hin gelangt. Es heißt der König der Geister müsste vorher ein Tor zwischen den Dimensionen öffnen und dem Schamanen der den Zugang erbittet den Eintritt gewähren.“

„Also klopft man an und wartet, dass man rein gelassen wird.“

Bei diesen Worten konnte Asha sich nicht zurückhalten und fing leise an zu kichern. Sie war schon gespannt wie ihr Mann das erklären wollte. Aber es geschah ihm Recht, was fing er auch an vom König der Geister zu erzählen, das konnte ja nur so enden.

„Nein, so einfach ist es nicht. Aber wieso das so ist, dass erfährst du wenn du älter bist.“

„Gut gerettet.“

„Allein dafür erzähle ich weiter. Also wo war ich stehen geblieben. Auch ja. Der Geisterkönig lässt alle 500 Jahre ein Turnier stattfinden, in dem der stärkste Schamane zum Schamanenkönig ernannt wird. Doch auch außerhalb des Turniers kann man von seiner Macht profitieren, in dem man die Prüfungen zur Meisterung des Einheitssterns besteht.

„Heißt das man bekommt einen von den Sternen da oben.“

„Nein, der Einheitsstern ist ein Teil der Macht des Königs der Geister, die er den Schamanen zur Verfügung gestellt hat. Allerdings ist nicht jeder würdig diese Macht zu besitzen, weshalb man auch einige Prüfungen überstehen muss, bevor man sie bekommt. Und weißt du was, du bist zu einer Zeit geboren, in der du sowohl die Chance auf den Einheitsstern als auch auf den Schamanentitel hast…“

„Akio das reicht. Setz dem Jungen nicht jetzt schon solche Gedanken in den Kopf.“

„Irgendwann wird er es sowieso erfahren.“

„Aber nicht jetzt. Er ist erst drei, vergiss das nicht.“

„Vergiss nicht, dass er irgendwann die Führung der Familie übernimmt.“

„Nur wenn Shin das erlaubt und nach dem letzten Stand der Dinge war er ziemlich skeptisch.“

„Ja aber sobald er sieht was aus dem Jungen geworden ist…“

Noch bevor Akio seinen Satz beendete sah er zu seinem Sohn nur um festzustellen, dass er das kurze Gespräch zum einschlafen genutzt hatte.

„Ein Junge der bei Familienthemen einschläft. Jetzt aber ernsthaft, wir sollten gehen. Es ist schon spät.“

„Hast Recht. Aber etwas will ich noch loswerden. Du klingst so, als ob du dem Jungen eine solche Aufgabe nicht zutrauen würdest.“

„Im Moment nicht, nein. Außerdem will ich ihn nicht unter Druck setzen.“

„Wahrscheinlich hast du Recht.“

Mehr sagte Akio nicht zu dem Thema, sondern nahm Hao nur seiner Frau ab und ging mit beiden zurück zu ihrem Haus.
 

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Das war's mal wieder von meiner Seite. Das nächste Kapitel kommt dieses Mal am 24.12. Auch wenn ich finde, dass es nicht wirklich zur Weihnachtszeit passt. Es wird den Titel Schicksalsjahr tragen und zumindest für Hao eine dramatische Wendung bereithalten. Mehr dazu allerdings im nächsten kapitel. Also bis dann.

Schicksalsjahr

Warnung, dieses Kapitel steht im Gegensatz zum letzten. Es wird daher deutlich trauriger ausfallen. Wer sich das Weihnachtsfest also nicht mit Tränen vermiesen will, sollte dieses Kapitel erst lesen, wenn die Festtage vorbei sind. Da das jetzt geklärt ist, überlasse ich den restlichen das neuste Kapitel.
 

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Kapitel 3: Schicksalsjahr
 

Es fing wie ein ganz normaler Tag an. Ein Tag, an dem selbst der Schneefall nicht viel ändern konnte. Im Gegenteil es stellte die perfekten Bedingungen für ein Training dar. Eine Tatsache, die Haos Vater nicht einfach so verstreichen lassen konnte.

„So mein Sohn es wird Zeit sich wieder von der Theorie abzuwenden und ins Praktische zu kommen. Oder besser gesagt in die Praxis der Elemente einzutauchen. Das Wissen über das Wirken und Wesen der einzelnen Elemente ist eine wichtige wenn nicht sogar die wichtigste Fähigkeit, die ein Schamane haben muss. Wer die Elemente und damit die Natur versteht weiß wie er sich in bestimmten Situationen zu verhalten hat und was er vermeiden muss.“

Bei diesen Worten tauchte Akio seine Hand in den Schnee. Zuerst blieb dieser wie zuvor, doch langsam aber sicher wurde diese weiße Schneemasse leicht durchsichtig. Es schmolz und tropfte anschließend von seinen Hände hinunter.

„Schnee und Eis sind nichts anderes als gefrorenes Wasser. Es ist eine Form des Elementes, das locker von dem Element Feuer zerstört werden kann. Doch sollte das passieren, so nimmt es seine wahre Gestalt an, die Gestallt welches die einzige Schwachstelle des Feuers darstellt.“

„Das Feuer wird also immer in Gegenwart einer Wasserelementarform verlieren.“

„So ist die alte Lehre, Asha und das weißt du.“

„Stimmt. Allerdings denke ich, dass das auch das einzige schlüssige Szenarium ist. Normalerweise sollte man ja meinen, dass das Feuer die Erde zerstört. Aber im Zyklus der Natur ist das Feuer für die Erschaffung der Erde und für die Elimination des Metalls verantwortlich.“

„Die Erde besteht nicht nur aus Pflanzen und selbst die brennen viel mehr dann, wenn sie nicht genügend Wasser aufnehmen. Das ganze ist ein Zusammenspiel. Ein Element kann nicht ohne das andere existieren. Tragisch wird diese Gesetzmäßigkeit nur bei den Spirits of Element. Spirit of Earth soll ihren Schwachpunkt im Feuer haben. Dafür hat Spirit of Earth die Möglichkeit…“

„Spirit of Air aufzuhalten. Ich weiß, aber wag es ja nicht Hao deine Meinung beizubringen. Du weißt doch wie andere Schamanen auf deine Sicht der Dinge reagieren.“

„Ich weiß aber das sind doch engstirnige Idioten. Immerhin kann selbst der stärkste Kämpfer nicht gegen einen Übermacht gewinnen. Und genauso wenig können es die….“

„Akio bitte, willst du mit mir darüber diskutieren oder dem Jungen etwas beibringen?“

Bei diesen Worten fiel Ashas Blick auf Hao, der scheinbar jedes Wort von ihnen verfolgt hatte. Doch bevor Akio daran denken konnte, sich wieder zu seinem Sohn zu wenden und das vorige Thema wieder aufzunehmen, kam auf einmal ein aufgeregter Bauernjunge zu ihnen gerannt.

„Sir, wir brauchen Hilfe, Dämonen verbreiten sich in der Stadt. Sie übernehmen die Kontrolle über die Bewohner. Ich hab es gesehen. Es war schrecklich.“

„Verstehe. Führe mich hin.“

Bei diesen Worten stand Akio auf. Bevor er dem Bauernjungen jedoch folgte, warf er noch einen entschuldigenden Blick zu seiner Familie.
 

Asha schüttelte daraufhin den Kopf. Es war doch immer dasselbe. Kaum war jemand in Schwierigkeiten war Akio schon auf den Sprung. Mit diesen Gedanken sah Asha zu Hao, welcher seinem Vater nur traurig hinterher sah und scheinbar darüber nachdachte ob er diesem folgen sollte.

„Weißt du was, Kleiner. Lass uns mal nachsehen, was Papa so in seiner Freizeit macht.“

Obwohl sie wusste, dass ihr Mann es nicht für gut halten würde, dass sie ihm folgte, so konnte sie dennoch nicht einfach so zurückbleiben. Sie wusste wie man mit Dämonen umzugehen hatte und war sich sicher, dass sie im Notfall in der Lage war sich und ihren Sohn zu beschützen. Schnell holte sie sich ein Pferd und folgte den Spuren ihres Mannes und dem fremden Bauernjungen. Es war kein langer Ritt, was bewirkte, dass sie nur einige Minuten nach ihrem Mann in der Stadt ein traf. Genau in dem Moment als sie wieder fest en Boden unter den Füßen hatte, hörte sie auch schon die Stimme ihres Mannes. Was er jedoch sagte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Es waren Worte, die nichts Gutes bedeuten konnten.

„Was hat das ganze hier zu bedeuten?“

„Das ist doch ganz einfach. Die Dorfleute haben mich um Hilfe gebeten. In den letzter Jahren gehen hier mehr Dämonen ein und aus als je zuvor. Um genau zu seit ist das seit dem Tag so, an dem Ihr und Eure Familie hier aufgetaucht seid.“

„Wollen Sie damit sagen, dass ich dafür verantwortlich bin. Das ist doch Schwachsinn.“

„Schwachsinn oder nicht. Wir haben geschworen alles daran zu setzten den vorigen Zustand wieder einzustellen und das geht bedauerlicher Weise nur mit dem Tod. Ihr seid nicht unser Ziel. Wir wissen eure Hilfe durchaus zu schätzen, das dürft ihr nicht falsch verstehen. Doch ist uns zu Ohren gekommen, dass eure Frau nicht das ist was sie vorgibt zu sein. Sie ist eine Dämonin in menschlicher Gestallt. Liefert sie uns aus und ich werde persönlich für euch um Vergebung bitten.“

„Niemals. Ihr irrt euch.“

„Wir haben Beweise. Vorige Woche hatte sie einen Streit mit einer Bäuerin. Zwei Tage später sind ihre Tiere zu Grunde gegangen. Am selben Tag hat man sie gesehen wie sie eines der Tiere gestreichelt hat. Ein ziemlich merkwürdiger Zufall, finden sie nicht.“

„Das ist nicht wahr. Sie war die gesamte Zeit bei mir. Sie hätte niemals die Gelegenheit gehabt hier zu sein, das ist eine Unterstellung.“

„Scheinbar habe ich mich doch in euch geirrt. Doch ich werde nicht zulassen, dass Sie zwischen mir und der Dämonin stehen.“

Noch bevor Akio reagieren konnte spürte er auch schon wie jemand ihm von Hinten ein Schwert durch den Körper stach. Sofort breitete sich ein brennender Schmerz in seinem Körper aus und er ging stöhnend zu auf die Knie. Seine Hand glitt dabei an die Klinge die an der anderen Seite seines Körpers herauszeigte. Auch sein Blick ruhte geschockt auf dieser. Unfähig irgendetwas zu tun kniete er vor seinen Feinden, die er bis zu diesem Zeitpunkt noch als Freunde angesehen hatte. Er konnte nicht fassen was hier passiert war. Nicht mal ansatzweise und das obwohl es so gut wie offensichtlich war, das er von denen verraten wurde, denen er vertraut hatte. Dann jedoch glitten seine Gedanken zu seiner Familie. Was würde aus ihnen werden. In diesem Moment schien er seine Entscheidung zum ersten Mal zu bereuen. Er bereute, dass er den Kontakt zu seiner Familie abgebrochen hatte und seine Frau und seinen Sohn somit um ihren Schutz gebracht hatte. Einen Schutz, den sie jetzt mehr brauchten als jemals zuvor. Genau bei diesem Gedanken zog sein Angreifer das Schwert mit einem Ruck aus seinen Rücken, woraufhin er einen lauten Schrei nicht unterdrücken konnte.
 

- Bei Hao und Asanoha -
 

Während des Szenariums hatte Asanoha ihren Mann entdeckt, doch sie wusste sofort, dass es der falsche Zeitpunkt war. Aus Reflex zog sie Hao zu sich um zu verhindern, dass er mehr von dem Ereignis sah, auch wenn sie wusste, dass es schon zu spät war. Ihre andere Hand fuhr erschrocken an ihren Mund und verhinderte somit ihren Aufschrei. Es ließ sich darüber streiten ob sie zu früh oder zu spät gekommen war. Manche würden vielleicht sogar behaupten, dass sie ihm ab besten gar nicht hätte folgen sollen. Sie wusste, dass das der schrecklichste Tag ihres Lebens war. Ihre Welt war gerade in tausend Stücke zersprungen. Doch es sollte noch schlimmer kommen, denn die Stadtbewohner rüsteten zum letzten Schlag gegen ihren Mann auf. Das konnte sie nicht zulassen. Sie musste etwas unternehmen und zwar jetzt.

„Hao bleib hier.“

Mit diesen Worten mischte sie sich ein. Hao sah seiner Mutter nur verwirrt hinterher, dennoch tat er was sie ihm aufgetragen hatte. Aus diesem Grund sah er, hinter ein paar Kisten versteckt, dem weiteren Geschehen zu. Sein Blick wich dabei nicht von seiner Mutter, die schon ihren Schutzgeist gerufen hatte, der wachsam über ihr schwebte.

„Was fällt euch ein meinen Mann so rein zulegen?“

Seine Mutter klang wütend und das war nie ein gutes Zeichen. Sie war eine starke Schamanin, soviel hatte er von seinem Vater gehört. Er hatte viel über sie erzählt und ihm mehr als einmal davor gewarnt sie zu verärgern. Einen Fehler, den diese Männer gerade gemacht hatten. Wahrscheinlich war sein Vater derselben Meinung, da er Asanoha nur geschockt anblickte. Mittlerweile hielt er beide Hände auf seiner Wunde und versuchte die Blutung zu stoppen. Die Männer um ihn herum hatten mittlerweile ohne Ausnahmen ihre Waffen gezogen und richteten diese auf Asanoha. Diese jedoch schien diese zu ignorieren und kniete sich nur zu ihrem Mann, behielt dabei jedoch die anderen Anwesenden im Auge. Bevor sie sich jedoch endgültig zu ihrem verletzten Mann wenden konnte, löste sich einer aus der herumstehenden Menge und zog sie zurück. Allerdings hatte er sie dabei unterschätzt. Ohne groß zu überlegen drehte er sie zu sich und hielt sie an ihrem Arm fest. Noch eher er an die Möglichen Konsequenzen denken oder gar ihren Namen aussprechen konnte, schnellte ihre Hand in die Höhe und machte wenig später Bekanntschaft mit dem Gesicht des Fremden.

„Ich rate euch mir aus dem Weg zu gehen, oder ihr werdet es bereuen.“

Der Fremde taumelte bei diesen Worten nur geschockt zurück. Das hatte er scheinbar nicht erwartet. Doch Asanoha kümmerte sich nicht groß darum, sondern half ihrem Mann nur hoch, wobei sie den umherstehenden nur vernichtende Blicke zuwarf. Unbeachtet darüber, dass ihr das Blut ihres Gatten erbarmungslos über die Hände lief, während sie ihm aufhalf.
 

Es wäre so einfach gewesen, wenn sich in dem Moment ein 17jähriger Junge in den Weg gestellt hätte und sie am weiterkommen hinderte. Zwar war deutlich zu sehen, dass dessen Hände unsicher die Waffe in seiner Hand umklammerte, doch genau das war das gefährlichste. Tritt man einer solchen Person entgegen konnte man mit allem rechnen. Doch in diesem Fall war überlegen der falsche Weg. Ihr lief die Zeit ab, da der Hauch des Lebens ihren Mann langsam verließ.

„Geh mir aus dem Weg.“

„Asha, verschwinde hier, bevor…“

Noch bevor Akio seinen Satz beenden konnte, sah er schon wie seine Frau den Kopf schüttelte. Kurz darauf ließ sie ihren Geist sich mit ihrem Ehering vereinigen.

„Trauernde Braut erscheine.“

Noch ehe sich der Junge vor ihr versehen konnte, lag er schon einige Meter von ihr entfernt auf dem Rücken. Sie wusste, dass ihre Situation nicht gerade besser machte, doch sie hatte keine Wahl. Sie war nicht gewählt ihren Mann hier einfach sterben zu lassen.

„Noch irgendwer?“

„Ja ich!“

Bei diesen Worten weiteten sich Asanohas Augen. Es war nicht die Stimme die sie verzweifelnd stoppen ließ, sondern der Ort an dem sie diese hörte. Doch sie war nicht die einzige, die bei diesen Worten aufschreckte. Auch Hao, hinter dem die Stimme sich gemeldet hatte, drehte sich erschrocken um. Allerdings wurde er sofort aus seinem Versteck gezogen. Intuitiv versuchte er sich gegen den Griff des Mannes zu wehren, doch dafür war dieser einfach zu stark.

„Weißt du meine Liebe, ich kenne keine Frau, die ihren Sohn einfach zurücklässt, wenn kein andere auf ihn aufpassen kann. Anscheinend ist dieses Gesetz all gegenwärtig, sogar bei eueres gleichen.“

„Halt den Jungen daraus. Er hat nichts damit zu tun.“

„Oh das bezweifle ich. Es gibt zwei Methoden seine Ziele zu erreichen. Einmal die Hinreichende, in dem die Feinde aufgeben und einmal die Notwendige, falls die Feinde ihre Niederlage partout nicht einsehen wollen und ihr habt letzteres gewählt. In diesem Fall ist jedes Mittel erlaubt, die euch zur Niederlage zwingen.“

„Wir sind nicht eure Feinde.“

„Deswegen habt ihr uns auch angegriffen, verstehe.“

„Ihr habt uns keine Wahl gelassen.“

„Eine bewegende Ausrede. Nur Leider kennen wird die Wahrheit bereits.“

Bei diesen Worten zog der Mann, der Hao immer noch in seinem Griff hielt, mit seiner zweiten Hand einen Dolch aus seinem Gürtel. Nicht nur Asanoha war von dem Anblick geschockt, sondern auch Akio. Keiner der beiden war in der Lage etwas zu sagen, geschweige denn wussten sie wie sie handeln sollte. Langsam aber sicher machte sich Verzweiflung in ihnen breit. Diese Verzweiflung stieß ohne zögern oder Hindernisse in ihre Köpfe ein und ließen ihre Gedanken verstummen.
 

Erst nach einiger Zeit in der der Mann vor ihnen mit dem Dolch in der Hand spielte, schaffte es Akio sich zu Wort zu melden.

„Lass ihn in Ruhe oder du wirst es bereuen.“

„Es liegt nicht in meiner Hand, sondern in ihrer…“

Bei diesen Worten zeigte er auf Asanoha, bevor mit einem hinterhältigen Lächeln wieder zu dem Jungen sah und seinen Satz beendete.

„…sie muss uns nur ihre wahres Gesicht zeigen und dann lass ich ihn laufen.“

„Sie ist keine Dämonin.“

„Tja und hier dachte ich wirklich ihr seid koorperationsfreudiger. Mein Fehler.“

Entsetzt sahen die beiden Asakuras zu, wie der Mann Hao auf den Boden vor ihnen schubste. Anhand seines zitternd konnten sie deutlich sehen, dass er Angst hatte. Ob er die ganze Sache verstand war eine Frage, die nichts mit seiner Reaktion zu tun hatte. Allein die Gestik und Mimik des Mannes reichte um jedem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Allein die Reaktion seiner Eltern war genug um jedes Kind dazu zu bringen verängstigt zurückzuweichen. Doch nicht jedes Kind war ein Schamane und reagierte so wie man es erwartete. Unbewusst und schon fast so selbstverständlich als wäre es geplant worden, schloss Hao die Augen. Als er sie jedoch wieder öffnete schienen diese mit Furyoko zu leuchten, welches kurz darauf seinen ganzen Körper umschloss. Dieses reagierte auf die nähere Umgebung so, wie brennendes Fett auf das man Wasser geschüttet hatte. Es explodierte regelrecht und brachte jeder in einem Umkreis 50 cm zu Fall. Asanoha nutzte diese Gelegenheit sofort um mit Akio zu ihrem Sohn zu gelangen. Dieser sah nur völlig erstarrt zu dem Mann, der eben noch über ihn gestanden hatte. Das seine Mutter sich inzwischen neben ihn fallen gelassen hatte und ihn mit zitternden Händen in ihre Arme schloss schien er gar nicht zu bemerkten. Auch dessen Furyoko schien sich nicht so schnell wieder unter Kontrolle bringen zu lassen, fast so, als würde es erwarten noch einmal verwendet zu werden.

„Wir müssen hier weg. Halt den Jungen gut fest.“

Mit diesen Worten zog er seine Frau zu sich heran und schloss selber die Augen. Wenig später war er und seiner Familie plötzlich verschwunden. Die Dorfbewohner sahen sich daraufhin nur geschockt um, bis sie sich von dem Mann mit dem Dolch dazu aufhetzen ließen die drei zu suchen und zu töten. Keiner zögerte, da sie wussten, dass sie sonst als Komplizen verdächtigt würden. Selbst diejenigen, die an den Anschuldigungen zweifelten sagten nichts. Zu groß war ihre Angst und zu unverständlicher die Ereignisse der letzten Minuten. Denn wer konnte andere schon mit großer Willenskraft durch die Luft schleudern oder einfach so verschwinden, das konnte nur das Werk eines Dämons oder einer Hexe sein. Anders war das nicht zu erklären.
 

Einige Meter von der Stadt entfernt tauchten die drei Asakuras wieder auf. Sofort daraufhin ging sah sich Asanoha suchend um und entdeckte ein paar Steine, hinter welchen sie sich mit ihrem Mann und Sohn versteckte, da sie wusste, dass die Stadtbewohner sie verfolgen würden. Vorsichtig zog sie ihren Sohn noch weiter zu sich heran. Dieser war von seiner letzten Aktion hab weggetreten und schwankte zwischen Bewusstlosigkeit und Bewusstsein. Doch sie wusste, dass es nichts ernst es war. Ihr Sohn war lediglich erschöpft, denn niemand nicht einmal sie würde eine Furyokoentladung einfach so standhalten. Für den Jungen, der bis dahin noch nie richtig mit seinem Furyoko gearbeitet hatte, war so ein kurzzeitiger Absturz schon fast normal. Deshalb hatte sie auch keine Bedenken sich ihrem Mann zuzuwenden.

„Lass mich die Wunde mal sehen.“

„Nein, kümmere dich lieber um Hao, er…“

„Er ist nicht in Gefahr im Gegensatz zu dir.“

Bei diesen Worten sah sie sich die Wunde ihres Mannes genauer an. Sie sah nicht gut aus, dass musste sie feststellen. Doch im Moment konnte sie nicht wirklich viel gegen diese Unternehmen, außer zu versuchen die Blutung zu stillen.

„Das sieht nicht gut aus. Wir sollten so schnell wie möglich hier verschwinden, damit ich die Verletzung in Ruhe behandeln kann.“

„Ich wollte es nicht soweit kommen lassen. Mit meinem falschen Stolz habe ich nicht nur mich sondern auch dich und meinen Sohn in Gefahr gebracht. Es tut mir Leid.“

„Du hat getan, was du als das beste angesehen hattest.“

„Und es war falsch…wie man deutlich sehen kann…“

Bevor Asanoha darauf etwas erwidern konnte, hörten sie schon wie Reiter sich ihrer Position näherten. Zu ihrem Glück konnten sie sich noch rechtzeitig vor deren Blick verbergen, was zum Teil auch daran liegen konnte, dass diese sie nicht hier erwarteten. Scheinbar war ihr Ziel festgelegt wurden, weshalb sie es nicht für nötig hielten sich weiter in der näheren Umgebung umzusehen.

„Asha, geh mit dem Jungen zurück zum Asakuraanwesen. Dort seit ihr sicher vor diesen Menschen.“

„Nein, erst einmal werde ich dafür sorgen, dass du dich von diesem Angriff erholst und dann sehen wir weiter.“

Mit diesen Worten sah sich Asanoha noch einmal vorsichtig um, bevor sie sich aus ihren Versteckt wagte. Nach dem sie sicher war, dass die Luft rein war, wendete sie sich kurz zu ihrem Mann.

„Ich werde zurückgehen und das Pferd holen. Ich bin sofort wieder da.“

Mit diesen Worten lief Asanoha los und ließ ihre Familie in der Obhut der Steine zurück. Sie wusste, dass es gewagt war, allerdings sah sie keine andere Wahl.
 

- In einer anderen Dimension -
 

Es war Still, doch die Stille wurde durch das erscheinen eines alten Mannes verscheucht. Eigentlich hatte er sich vorgenommen nicht einzugreifen, doch die derzeitige Situation ließ ihm keine andere Möglichkeit. Keine, oh doch er hatte andere Möglichkeiten, doch nur diese war eine, die ihm mit einem ruhigen Gefühl zurücklassen konnte und ihn nicht Tagein Tagaus mit Zweifeln verbringen ließ.

//»Spirits of Elements, erscheint.«\\

Erst einmal geschah gar nichts und langsam konnte man das Bilden einer leichten Zornesfalte erkennen, doch dann wurde der Ort von einer gelblichen Farbe erleuchtet. Kurz daraufhin schossen einige Pflanzenranken aus dem Boden, aus der sich kurz darauf eine Wölfin materialisierte, die sich nach ihrem erscheinen kurz schüttelte und sich anschließend zu dem alten Mann wendete.

»Tag auch, hab ich was verpasst, oder geht das Turnier dieses Mal früher los?«

Noch bevor der alte Mann antworten konnte nahm der Wind auf einmal zu und bildete einen Tornado, im gleichen Moment sickerte aus dem Boden heraus und bildete einen kleinen See. Während der Tornado sich langsam wieder legte und den Blick auf einem kleinen Falken gewährte, tauchte aus dem kleinen See ein Drache auf, der kurz nach seinem Erscheinen seine Flügel ausbreitete und so alle Anwesenden ungewollt nass machte.

»Hey Tako, etwas mehr Respekt bitte. Du machst hier ja jedem nass.«

»Ich kann nichts dafür, mein Element ist halt Wasser also gewöhnt euch dran oder hört wenigstens auf mich deswegen anzumeckern.«

»A pro pos Meckern. Wo sind eigentlich die beiden Streithähne?«

Noch ehe jemand der Wölfin eine Antwort geben konnte, wurde sie fast von ein paar Metallspitzen aufgespießt, die auf einmal aus dem Boden schossen. Etwas geschockt davon wich die Wölfin zurück und fing an zu knurren, während der Wasserdrache seinen Kommentar nicht für sich behalten konnte.

»Sprich vom Teufel und er möge erscheinen.«

»Na was hab ich verpasst.«

Mit diesen Worten verformten sich die Metallspitzen zu einer Schlange, welche die Anwesenden nur mit einem kurzen Blick musterte.

»Die Tatsache, dass du wieder einer der letzten bist.«

//»Korrektur. Er ist der letzte, weil Spirit of Fire nicht kommen wird.«\\

»Augenblick mal, zurück und auf Anfang. Wieso wir er nicht komme?«

»Nimm es einfach so hin ’kami, sonst könnte man fast schon denken, dass du ihn vermisst.«

»Ach klappe, Metallkompost. Denn normalerweise heißt ‚Spirits of Elements erscheint’ immer dass jeder von uns antreten soll. Wenn es jedoch nach mir ginge, würde ich seine und auch deine Abwesenheit hier begrüßen. Also denk nach bevor du so etwas noch einmal behauptest. Außerdem merk dir ein für alle Mal, dass mein Name nicht ’kami ist sondern Okami. Du kannst froh sein, dass ich dich noch nicht…«

//»Das genügt ihr beiden. Und zu deiner Frage, Okami. Ich habe einen Auftrag für euch vier und zwar nur für euch vier. «\\

»Na wenn das so ist, schieß los.«

Bei diesen Worten bekam der Schlangengeist nur einen vernichtenden Blick von dem alten Mann zugeworfen, bevor dieser anfing den Spirit of Element ihren neuen Auftrag zuzuteilen. Sie vier konnten nicht unbedingt sagen, dass dieser ihnen gefiel, aber zumindest hatten sie etwas zu tun.
 

- Bei Hao, Akio und Asanoha -
 

Asanoha hatte es derweil geschafft ihr Pferd unbemerkt zurückzubekommen und mit ihrem Mann und Sohn zurück zu ihrem Wohnort zu gelangen. Allerdings hielt sie sich fernab der Wege, da sie wusste, dass man immer noch nach ihnen suchte. Sie wollte einfach kein Risiko eingehen. Und sie hatte mit ihrem Gefühl abseits des Weges zu bleiben recht. Genau in dem Moment als sie nur noch einige Meter von ihrem Haus entfernt war, konnte sie einige Männer aus dieser herauskommen sehen. Scheinbar hatte sie schon hier nach ihnen gesucht und waren nach ihrem Gesichtern und ihres Wissens nicht fündig geworden. Nun traten sie allesamt den Rücktritt an und ließen ihr somit frei Bahn. Diese Tatsache nutzte sie sofort und führte das Pferd nachdem sie sicher war, dass die Menschen wirklich weg waren, zur Hütte. Kurz darauf half sie ihren Mann in diese um dessen Wunden behandeln zu können. Auch ihren Sohn brachte sie vorher in die Sicherheit des Zimmers. Erst danach suchte sie die Sachen zusammen, die sie brauchte und fing an die Wunde zu säubern.

„Akio, du musst durchhalten.“

Mit diesen Worten versuchte sie ihren Mann auf sich zu fixieren. Sollte er zu weit in seine Gedanken abrutschen, würde sie ihm mit Sicherheit nicht mehr helfen könnten. Das was er im Moment brauchte war ein starker Wille, der Wille zu überleben. Sie wusste es, weshalb ihre Hände nicht mehr aufhörten zu zittern. Angst und Verzweiflung war alles was sie im Moment spürte. Im ersten Moment konnte man meinen, dass ein neues Leben ohne ihn zwar schmerzhaft aber dennoch möglich war. Doch das war es nicht. Sie und auch ihr Mann hatten sich von dessen Familie entfremdet. Die Frage bestand, ob diese ihnen überhaupt Unterschlupf und Hilfe erlaubten. Was wenn nicht nur sie sich von ihnen abgewandt hatten sondern diese Entfremdung nach Jahren auf Gegenseitigkeit beruhte. Zu ihren eigenen Eltern hatte sie darüber hinaus schon lange keine Verbindung mehr. Das war schon vor ihrer Heirat mit Akio Asakura der Fall gewesen. Umso überraschter war sie dann auch, als sie ihre Schwester wieder getroffen hatte, die mittlerweile die Ehefrau von Riku Asakura war. Und damit wurde alles nur noch schlimmer.
 

Seit dem Tag schienen die beiden Brüder sich nur noch gegenseitig runter machen zu wollen. Lediglich bei der Dämonenjagd schienen sie sich einigermaßen beherrscht zu können. Jedenfalls solange bis einer von ihnen einen auf Einzelgänger gemacht hatte um den meisten Ruhm einzustecken. Zuerst hatte sie gedacht, dass die Entscheidung das Asakuraanwesen zu verlassen eine schlechte war, doch jetzt. Bis auf diesen Vorfall war das Leben gar nicht so schrecklich. Sie hatten was sie brauchten. Sie hatte sich an das Leben gewöhnt und dann zerstörte ein einziger Augenblick alles was sie sich zusammen aufgebaut hatte. Das durfte einfach nicht so laufen unter keinen Umständen. Zu ihrem Bedauern jedoch verschlechterte sich der Zustand ihres Mannes von Minute zu Minute. Er hatte einfach schon zu viel Blut verloren. Eine Tatsache die sie nicht wirklich weiter beunruhigen würde, wenn sie es endlich schaffen würde die verdammte Blutung zu stopfen, doch es gelang ihr einfach nicht. Immer mehr von der roten Flüssigkeit trat aus der offene Wunde aus, auf der Asanoha verzweifelt ein Tuch drückte, damit diese sich endlich schloss. Doch ihre Gebete wurden nicht erhört. Bei dieser Erkenntnis sammelten sich weitere in ihren Augen. Als sie ihn ansah und merkte, dass sein Geist immer weiter von der bestehenden Realität zu verschwinden drohte, bahnten sich diese Tränen lautlos ihren Weg über ihre Wangen und tropften anschließend zu Boden, wo sie ebenso lautlos verebbten.

„Bitte gibt nicht auf, wir brauchen dich hier. Ich brauch dich und dein Sohn braucht seinen Vater… Du kannst uns jetzt nicht verlassen, Akio bitte…“

„Es tut mir Leid dass ich euch das angetan habe.“

Mehr sagte Akio nicht dazu sondern schloss nur endgültig die Augen. Die Schreie seiner Frau überhörend tauchte er in komplette Dunkelheit ein. Zu schwach um das zu verhindert blieben seine Gedanken dennoch bis zum Schluss bei seiner Familie. Für einen Augenblick war es so, als würde sie vor ihm wieder auftauchen. Er sah wie ihr die Tränen in den Augen standen und sie vor ihn kniete. Die Hände vor ihrem Gesicht um die brennenden Tränen zu verbergen. Doch bevor er noch auch nur seine Hand nach ihr ausstrecken konnte, was sie wieder verschwunden und ließ ihn in Kompletter Dunkelheit und Leere zurück.
 

Für einen kleinen Moment glaubte Asanoha, dass Akio doch auf ihr Flehen reagierte, da er kurz wieder zu Bewusstsein kam, doch schneller als sie reagieren konnte schloss er die Augen wieder und ließ seine Hand, die er einige cm gehoben hatte wieder sinken. Kurz darauf schien seine Atmung zu versagen und auch der letzte Muskel in dessen Körper seine Tätigkeit aufzugeben. Für einen Augenblick saß sie nur da und betrachte ihren Mann, so als ob sie erwartete, dass er noch einmal versuchte zurückzukommen. Doch dann gab sie nach. Es war vorbei. Mit dieser Gewissheit nahm sie ihre Hand von dem blutgetränkten Tuch, das immer noch über der Wunde ihres Mannes lag. Kurz darauf hin legte sie ihren Kopf auf ihre Arme und ließ ihren Tränen freien lauf. Was konnte sie sonst tun. Sie wusste dass sie nicht einfach zurückgehen konnte. Vielleicht würde Akios Familie sie vielleicht für seinen Tod verantwortlich machen. In gewisser Weise war sie es auch. Immerhin haben sie ihn angegriffen, weil er sie verteidigt hatte. Wenn sie den Asakuras das beichtete würden diese sie mit Sicherheit verstoßen. Auch wenn nicht, wie sollte sie mit diesem Wissen wieder bei ihnen leben können. Sie konnte das einfach nicht riskieren, sie wollte nicht. Zu sehr setzte ihr das ganze jetzt schon zu, wie sollte sie dann die anklagenden Blicke der Asakuras aushalten, immerhin war es eine unausgesprochene Tatsache, dass diese einen durchaus mit einem einzigen Blick zum Wahnsinn treiben konnten.

„Mama.“

Diese Worte rissen Asanoha aus ihren Gedanken. Sofort drehte sie sich zu ihrem Sohn um und nahm ihn in ihre Arme. Sie wusste nicht wie viel er von dem ganzen mitbekommen hatte, da er nicht gerade bei vollem Bewusstsein war. Doch allein ihre Reaktion reichte, um ihm zu zeigen, dass etwas nicht stimmte. Sie wusste es, konnte es jedoch nicht übers Herz bringen ihre Gefühle für sich zu behalten. Sie wusste, dass es ein Fehler war, doch das ganze war einfach zu viel für sie. Selbst als sie sich beruhigt hatte ließ sie ihren Sohn nicht los. Nur eines hatte sie eingesehen. Sie musste alles dafür tun, um sicher zu gehen, dass Hao nichts passierte. Er war alles was sie noch als Familie bezeichnen konnte.
 

- Bei Hao -
 

Während Asanoha versuchte sich zu beruhigen, verstand Hao gar nichts mehr. Von einer Minute auf die anderen hatte er das Gefühl, als hätte er sonst was gemacht. Er war völlig erschöpft und das war er noch nie gewesen. Als der Mann ihn festgehalten hatte, hatte er versucht sich zu wehren. Zwar war es ihm unverständlich was das alles zu bedeuten hatte, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass das ganze nicht gut war. Was besonders an seinen Eltern lag, die nur völlig starr zu ihm starrten. Was dann passiert war wusste er selber nicht. Erst als der Mann ihn zu Boden geschubst hatte, konnte er seine Angst nicht mehr verbergen. Was besonders an dem Gesicht des Mannes lag. Er fühlte einfach dass dieser nichts Gutes im Sinne hatte. Es war fast so, als würde irgendetwas ihm sagen, dass er in Gefahr war. Er hatte die Augen geschlossen um diese Stimme verstummen zu lassen, was sie auch tat. Doch das war nicht alles. Auf einmal hatte er das Gefühl, als würde sich eine unbeschreibliche Wärme in seinem Körper ausbreiten, die ihm ein gewisses Gefühl von Sicherheit gab. Intuitiv hatte er daran festgehalten und diesem Gefühl, dieser Energie vertraut. Doch danach konnte er sich an kaum etwas erinnern. Nur einige Szenen zwischen seinen Eltern vielen ihn noch ein. Zusammenhaltslose und unkonkrete Szenen, bei denen er nicht mal die Hälfte der Sätze mitbekommen hatte. Lediglich Gestik und Mimik schienen in seinem Gedächtnis zurückgeblieben zu sein. Das einzige woran er sich wirklich erinnern konnte war die Situation hier in diesem Haus. Die Verzweiflung seiner Mutter und seinem verletzten Vater. Und jetzt. Jetzt lag er in den Armen seiner Mutter, die nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Erst nach einigen Minuten schien sie den Griff um ihn langsam zu verringern. Kurz, gerade mal ein zwei Sekunden konnte er einen Blick auf seinen Vater erhaschen, der in seinem eigenen Blut lag und sich nicht mehr zu rühren schien. Doch schon wurde sein Blick wieder von dem Anblick abgelenkt, als seine Mutter ihn auf einmal ansprach.

„Ich wünschte, du müsstest das nicht miterleben.“

Bei diesen Worten zog seine Mutter ihn wieder näher zu sich heran. Ihr Blick war zur Seite gerichtet und ruhe auf seinem Vater. Für einen Moment versuchte er sich von seiner Mutter zu lösen und zu seinem Vater zu gelangen, doch das ließ sie nicht zu. Stattdessen stand sie auf und verließ den Raum mit ihm. Erst dort ließ sie ihn wieder herunter. Völlig verwundert und irritiert sah er seine Mutter an. Doch diese Schüttelte nur den Kopf und gestikulierte ihm hier zu bleiben. Zwar war der Drang groß, sich gegen diesen stillen Befehl aufzulehnen, doch aus irgendeinem Grund blieb er wo er war. Ob es an dem Blick seiner Mutter oder an dem komischen Gefühl lag, was er hatte wusste er nicht. Er blieb einfach da wo sie ihn abgesetzt hatte und sah ihr hinterher, solange bis sie die Tür hinter sich schloss. In dem Moment hörte er ein lautes Scheppern. Fast so als würde jemand das kleine Schränkchen in der Nähe der Tür mit einer Handbewegung abräumen. Hao wusste wie es sich anhörte, da sein Vater es einmal getan hatte, als er sich mit einem Fremden gestritten hatte. Es war nur einmal doch durch den Schreck war dieses Geräusch in seinem Gedächtnis hängen geblieben, fast so als wäre es erst gestern gewesen. Aus diesem Grund sagte er kein Wort, sondern rückte nur zurück an die sichere Wand und behielt die Tür im Auge.
 

- Einige Wochen später -
 

Asanoha hatte sich die Zeit genommen ihren Mann zu beerdigen. Sie konnte ihn nicht einfach so ohne weiteres hier liegen lassen. Nicht so. Normalerweise hätte sie diesen Ort schon längst verlassen sollen, doch aus irgendeinem Grund konnte sie es nicht. Sie hielt sich von der Stadt fern und von den Menschen, die in dieser lebten. Zu sehr quälten die Erinnerungen und dennoch konnte sie nicht einfach so gehen. Noch nicht. Sie wusste dass es ein Fehler war, dass früher oder später jemand entdecken würde, dass sie und ihr Sohn immer noch hier waren. So wäre es auch beinah gekommen. Zu ihrem Glück war sie kurz vorher mit ihrem Sohn im Wald gewesen, weshalb diese Leute nicht fündig geworden waren. Ein Glück, dass sie nicht ewig haben würden. Doch genau dieser Vorfall hatte sie dazu veranlasst zu handeln. Sie hatte den ganzen Tag damit verbracht zu überlegen, was sie brauchte und was sie jetzt machen sollte. Letzten Endes hatte sie ihre Sachen zusammengepackt. Sie würde hier verschwinden. Heute Abend, dann wenn niemand mehr wach war. Das war der sicherste Weg. Jedenfalls wenn man den Vorfall in der Stadt betrachtete. Normalerweise sagt man, dass es keinen Weg zurück gab, vielleicht stimmte es auch, doch in diesem Fall musste sie es zumindest versuchen.

„Komm schon Hao wir müssen los.“

Bei diesen Worten sah Asanoha zu ihrem Sohn, der vor dem Grab seines Vaters kniete. Sie hatte ihn aufgeklärt, immerhin blieb ihr ja nichts anderes übrig. Hao hätte das ganze so oder so erfahren, besonders wenn sie ihrer Familie wieder gegenübertrat und sie diese aufklären musste. Dieser Gedankengang ließ sie leise aufseufzen und kurz zu Boden gehen. Mittlerweile war Hao aufgestanden, blieb jedoch an Ort und Stelle stehen und schien zu lauschen. Ein Reaktion, die sie dazu bracht sich unsicher umzusehen. Ihr Sohn hatte aus irgendwelchen Gründen einen sechsten Sinn dafür, wenn sie besuch bekamen. Eine Tatsache, die eigentlich recht selten war, besonders nach dem Ereignissen vor ein paar Wochen.

„Geh rein und versteck dich.“

„Aber wieso, ich dachte wir…“

„Tu es einfach und komm erst wieder raus, wenn ich oder mein Schutzgeist es dir sagen... Mach schon.“

Hao sah sie bei diesen Worten nur kurz verwirrt an, bis er ihre Aufforderung nachkam. Sie selbst registrierte das nur kurz, bevor sie ihren Schutzgeist rief.

„Sie nach ob jemand auf dem Weg hierher ist und beeil dich.“

Ihr Schutzgeist nickte daraufhin nur, bis sie sich in die Lüfte erhob. Asanoha sah ihrem Schutzgeist nur unsicher nach. Falls ihre Vermutung richtig war, hatte sie ein Problem. Sie konnte zwar ohne Schwierigkeiten gegen starke Schamanen antreten, doch nicht gegen normale Menschen. Das untersagte ihr einfach ihr Ehrgefühl. An sich eine schwache Ausrede, wenn man bedachte, dass diese normalen Menschen ihren Mann umgebracht hatte, doch es war so.

„Asanoha, sie kommen. Es sind mindestens zwanzig. Ihr müsst hier weg.“

Asanoha sah bei diesen Worten zu der trauernde Braut. Keiner wusste, wie sie wirklich hieß. Sie hatte es niemals jemanden erzählt. Alles was sie über ihren Schutzgeist wusste war, dass sie während ihrer Hochzeit ermordet wurde, nachdem man sie gezwungen hatte den Tod ihres Mannes mit anzusehen. Aus diesem Grund wurde sie nur die trauernde Braut genannt.
 

Bei diesem Gedanken schüttelte Asanoha schnell den Kopf. Sie hatte wichtigeres zu tun als sich über ihren Schutzgeist Gedanken zu machen.

„Ich kann nicht. Wir würden nicht weit kommen. Ich bitte dich, sorge dafür dass Hao auf jedenfalls wieder zum Asakuraanwesen zurückkommt. Du weißt noch wo es ist oder?“

„Gewiss, aber…“

Weiter kam der Geist nicht, da sich in dem Moment eine andere Person einmischte, die beide Anwesenden in ihrer Bewegung innehalten ließen.

„Ein weiteres Gespräch mit dem Teufel, Hexe.“

„Ich bin keine Hexe und dass wissen sie genau.“

„Natürlich, du bist ein Dämon, eine schlimmere Ausgeburt der Hölle, als eine Hexe. Und genau deshalb sind wir hier. Dachtest du wirklich du konntest dich vor ein paar Tagen wirklich vor meinem Blick schützen. Nein, ein Wesen der Sünde wie du würde mir niemals entgehen. Ich habe lediglich auf den richtigen Tag gewartet um dich endlich dahin zurückschicken zu können wo du herkommst.“

Die Worte des Mannes ließen ihren Atem stocken. Geschockt trat sie einige Schritte zurück. Sie wollte einfach nur weg, einfach nur dafür sorgen, dass der Mann und seine Begleiter von der Hütte verschwanden. Doch sie hatte zu lange gewartet, sich zulange von dem Mann hat aufhalten lassen, so dass dessen Begleiter die Chance hatten sie einzukreisen.

„Aber vorher solltest du uns sagen, wo du den Jungen gelassen hast.“

„Niemals.“

„Verstehe.“

Mit diesen Worten griff er sich am Arm und zog sie gewaltsam mit sich in die kleine Hütte. Gleichzeitig gab er den anderen ein Zeichen ihm zu folgen. In der Hütte angekommen schubste er sie so stark, dass sie schmerzhaft auf dem Boden aufkam.

„Stellt die Hütte auf den Kopf. Findet den Jungen. Wir wollen immerhin nicht noch mal den weiten Weg hier her machen.“

Panisch sah sich Asanoha bei diesen Worten um. Sie selbst hatte keine Ahnung, wo ihr Sohn war, doch sie war sich sicher, dass die Menschen hier ihn mit ihrer Brutalität fingen konnten. Immerhin schienen sie nicht mal davor zurückzuschrecken die ganze Einrichtung zu zertrümmern. Bei jedem Teil, das zu Bruch kam zuckte sie zusammen und hoffte inständig, dass sie ihn nicht finden würden.
 

- Bei Hao -
 

Hao hatte trotz seines Alters ein gewisses Händchen dafür, wo er sich verstecken konnte und wo nicht. Der Boden der Hütte, in dem er mit seiner Mutter lebte war uneben und an einigen Stellen auch künstlich erhöht. Dass sich unter der Erhöhung ein Hohlraum befand wusste keiner außer sein Vater. Noch vor seinem Tod hatte er daran gearbeitet einen kleinen Durchgang freizulegen um die Shikigamis, die sich dort eingenistet hatten, zu vertreiben. Einige dieser kleinen Durchgänge hatte er wieder verschlossen, doch einige waren weiterhin frei zugänglich und waren zusätzlich noch groß genug, so dass er hindurchpasste. Intuitiv hatte Hao eines dieser flachen Hohlräume als Versteck genutzt. Es war zwar nur ca. 15 cm hoch dennoch reichte es um hindurch zukommen. Intuitiv schob er auch das Brett, das sich davor befand wieder richtig zurück, so dass niemand den unterschied sah. Dafür konnte er sehen, was im Haus passierte. Genauso wie seine Mutter zuckte er bei jedem Geräusch zusammen, was er hörte und entschied sich nach einer Zeit dazu die Augen ganz zu schließen und sich die Ohren zuzuhalten.

„Gut, letzte Chance wo ist der Junge.“

„Anscheinend nicht hier, wie ihr sehen könnte.“

Nach diesen Worten folgte ein weiterer Knall, worauf seine Mutter zu Boden ging. Soviel konnte er sagen, da er genau in dem Moment wieder die Augen geöffnet hatte. Mit weit geöffneten Augen sah Hao zu wie seine Mutter kurz darauf wieder auf die Beine gezogen wurde und dieses Mal mit der Wand kollidierte und rutschte an dieser herunter. Dann jedoch ballte sie ihre Faust und fing an zu zittern. Ob nun vor Wut oder Angst konnte keiner der Anwesenden sagen. Genauso überrascht waren diese als sie dieses Mal aus eigener Kraft auf. Hinter ihr erschien daraufhin ihr Schutzgeist und war angriffsbereit, doch sie konnte nicht so schnell reagieren, wie die nächsten Ereignisse folgten. Wenig später hatte sich einer der Anwesenden einen Stuhl geschnappt und Asanoha mit einem gezielten Schlang an den Kopf ein weiteres Mal zu Boden gebracht. Noch bevor sie sich von dem Schlag erholen konnte, trat ihr der Mann mit voller Kraft in den Magen, woraufhin sie anfing Blut zuspuken. Wenig später wurde sie wieder auf die Beine gerissen und gegen die Wand gedrückt. Es war deutlich zusehen, dass sie angeschlagen war. Ihr Gesicht war voller Blut und ihr ganzer Körper zitterte vor Anspannung.

„Wo ist der verdammte Junge?“

„Fahren sie zur Hölle!“

Das waren die letzten Worte die Asanoha in dieser Situation hätte herausbringen dürfen. Das vor Zorn gerötete Gesicht ihres Gegenübers machte das deutlich.
 

Bevor auch nur eine Antwort kam, brachten der Mann sie wieder zu Fall, bevor er sich zu seinen Begleitern wendeten.

„Das ist pure Zeitverschwendung. Brennt das Haus einfach nieder und lasst uns verschwinden.“

„Nicht.“

Mit diesen Worten stand Asanoha mühsam wieder auf. Doch bevor sie auch nur einen Schritt auf den Mann zumachen konnte schlug einer seine Begleiter ihr mit einer massiven Holzschüssel auf den Kopf, woraufhin sie sofort wieder zu Boden ging und dort reglos liegen blieb. Nicht mal einen weiteren Blick verschwendeten sie an Asanoha als sie hinausgingen. Einige Minuten wartete Hao daraufhin, bis er sich langsam aus seinem Versteck tastete. In dem Moment als er den Durchgang wieder freigemacht hatte, hörte ein lautes Geräusch, das ihn sofort wieder zurück schrecken ließ. Jedoch blieb er nicht ganz unentdeckt.

„Um des Geisterkönigs Willen bleib wo du bist, Junge.“

Mit diesen Worten signalisierte Asanohas Schutzgeist ihm, dass er zurückgehen sollte. Sie hatte sich nach dem ganzen neben ihren Schützling gekniet, obwohl sie wusste, dass sie ihr als Geist nicht helfen konnte. Jetzt war ihr Blick jedoch auf die Tür gerichtet, aus Angst, dass die Männer noch einmal hereinkommen würden. Erst als ihr der Geruch von brennendem Holz in die Nase stieg wurde sie panisch.

„Verdammt die werden doch nicht…“

Weiter kam sie nicht, da sich ihre Befürchtung schon bewahrheitet hatte. Die Männer hatten das Haus von außen angezündet. Nicht mal eine Minute später gab es keinen Weg mehr hinaus, außer die Vordertür, durch die die Männer herausgekommen waren. Eine viel zu offensichtliche Falle, doch es gab keine andere Möglichkeit lebend hier raus zukommen. Gar keine

„Wir müssen hier irgendwie raus.“

Bei diesen Worten krabbelte Hao aus seinem Unterschlupf heraus, blieb jedoch vor seiner Mutter stehen, bevor er von dem Geist weitergedrängt wurde.

„Jetzt geh schon.“

Mit einem zögernden Blick bewegte er sich weiter zur Tür und versuchte sie schließlich zu öffnen, doch anscheinend schien irgendetwas davor zu stehen, weshalb diese sich nicht öffnen ließ. Bevor er es jedoch ein weiteres Mal versuchen konnte sie aufzuschieben, ging er hustend zu Boden. Mittlerweile hatte sich der Raum mit Rauch gefüllt und machte es einem schwer zu atmen. Die Situation schwächte ihn, dass konnte jeder sehen, wenn er dabei gewesen wäre. Jeder normale Junge wäre bei so einer Situation da geblieben wo er war. Hao allerdings nicht. Mit letzter Kraft schaffte er es zurück zu seiner Mutter und versuchte sie wach zurütteln, doch auch auf diese Aktion reagierte sie nicht. Ein paar Mal versuchte er noch sie zu wecken, doch dann gab er es auf und legte sich neben sie und sah dabei zu, wie das Feuer um sie herum alles verschlang was ihm in den Weg kam. Nach einigen Minuten jedoch war der Rauchgehalt so groß, dass er Hao dazu brachte das Bewusstsein zu verlieren und sich von einer quälenden Dunkelheit einfangen zu lassen.
 

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Damit endet dieses Kapitel aus. Und wie immer bleiben eine Menge Fragen offen. Das nächste Kapitel wird wie sonst auch am 1. Des Monates also am 1.1.2012 erscheinen. Bis dahin müsst ihr euch in Geduld üben und euch selber ausmalen was passieren wird. Ich wünsche jenen, die das Kapitel sofort gelesen haben frohe Weihnachten und jenen die es später lesen einen guten Rutsch ins Neujahr.

Ein neuer Lebensabschnitt

Hey Leute, ich wünsche allen ein frohes neues Jahr. Möge dieses mit Erfolg, Gesundheit und Glück gesegnet sein. Und wie versprochen präsentiere ich euch das nächste Kapitel. Also viel Spaß beim Lesen.
 

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Kapitel 4: Ein neuer Lebensabschnitt
 

Ein starker Windzug wehte an der brennenden Hütte entlang und brachte die heißen Flammen zum tanzen. Für einen Moment schien es so, als würden sie in ihrer Position stehen bleiben, bevor sie ihrem eigentlichen Ziel wieder nachgingen. Stück für Stück fraß sich die Flammen weiter an dem Holz satt und ließen ihren Abfall in Form von Asche zurück. Asche, die schneller zu verwehen begann als das bloße Auge es hätte erkennen können. Unter normalen Umständen war ein Feuer ohne Gegenmaßnahmen unaufhaltsam. Eines der Naturphänomene das einfach so auftreten konnte und jeden überraschte. Jedenfalls so fern es nicht geplant war. Normalerweise sagte man, dass man vor Feuer davonlaufen konnte, doch wie sollte das gehen, wenn es keinen Ausweg gibt. Was bleibt, wenn alles um einen herum in Flammen steht? Wenn es einen einschließt und von allen Seiten auf einen zukommt? Nichts. Lediglich die bloße Hoffnung, das sich die Flammen begegnen und sich gegenseitig die Grundsubstanz ihrer Existenz nehmen, bevor dieses einen selbst erreicht. Eine unmögliche Gegebenheit. So könnte man meinen, jedenfalls wenn man wirklich alleine stehen würde. Allerdings gibt es in einem gewissen Umfang auch eine größere Macht als die Gesetze der Natur, jedenfalls wenn sich ein weiteres Phänomen in das wirken menschlicher Individuen einmischte und zwar der Zufall oder das Schicksal. Zufall und Schicksal stehen meist allein und sind doch immer zu zweit. Denn wer kann schon sagen, dass das Schicksal nicht vom Zufall geprägt wird und wer vermag zu sagen, dass Zufälle nicht Teil des Schicksals sind. Niemand kann wie das weltliche Sein festgelegt ist. Geschweige denn was bei diesem geplant ist. Sind Zufälle wirklich so zufällig wie man denkt oder sagt man es ihnen nur nach weil man ihr Prinzip nicht versteht. Fazit ist doch dies. Alles bewegt sich in einem bestimmten Rhythmus. Zerstörung und Erschaffung gehen Hand in Hand. Nichts kann existieren, während das andere ausbleibt. Licht kann nicht erstrahlen, wenn es keine Dunkelheit gibt und genauso kann das Leben nicht ohne den Tod walten. Was bleibt wenn alles versagt, wenn man die Hoffnung verliert und man sich sicher ist, dass nichts mehr so sein wird wie bisher. Wenn du alles beiseite wirfst was dir unwahrscheinlich erscheint und du dich ein für alle mal dazu entschließt auf eigenen Beinen zu stehen, die Welt in deinem eigenen Tempo zu beschreiten und ganz langsam zum Ende deiner langen Reise kommst. Mit nichts in den Händen, erschöpft und kraftlos. Dem Tod ins Auge blickend und die Verzweiflung im Herzen tragend wendest jeder sich unwiderruflich an eine höhere Macht, eine Macht die deine einzige Chance darstellt noch eine Weile auf dieser Welt zu verweilen. Die dir aus deinem Elend heraushelfen soll, obwohl du dich jahrelang von dem übernatürlichen abgewandt hast. Am Ende sind doch alle gleich, sobald man das Leben schwinden sieht bricht man seine Vorsätze, seine Prioritäten, um ein letztes Mal den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu sehen und das jeden Tag. In den meisten Fällen hilft es nicht, doch manchmal, nur manchmal ist es einem erlaubt sein Leben weiterzuführen, doch nicht so wie man es immer erhofft. Denn eines kann niemand leugnen. Alles hat seinen Preis, die Frage ist nur ob man breit ist ihn zu zahlen.
 

Jeder hat den Preis seines Lebens zu zahlen, in diesem Fall war es den Beteiligten jedoch nicht bewusst, soweit konnten und wollten sie nicht denken. Die Tatsache, dass sich das Feuer, dass immer noch damit beschäftigt war das Haus in Asche zu verwandeln, änderte es jedoch nicht. Jedenfalls so lange, bis ein weiterer eisiger Wind durch die heißen Flammen wehte und dabei einige Schneeflocken mit sich brachten. Diese schmolzen auf Grund der Hitze des Feuers zu Wasser und schienen wegen der Flammen sofort wieder zu verdampfen.

Kurz daraufhin folgte ein lautes Krachen. Eines der Stützbalken war gebrochen und hatte deshalb ein Stück des Daches mit sich Richtung Boden gerissen. Zusätzlich ließ die Masse der herunter gerutschten Dachfläche einen Teil der Seitenwand zur Seite fallen und ließ dem starken Wind somit Einzug in den mit Rauch gefüllten Raum der einstigen Hütte. Ohne zu zögern wurde der Rauch aus dem nun offenen Raum herausgepresst und mit kühler frischer Luft ersetzt. Nach und nach brachte der mitgeführte Schnee das Feuer zum erliegen. Vereinzelt versuchten einzelne Flammen die herumliegenden Holzartigen Überbleibsel zu entzünden um ihr überleben zu sichern. Dann hielt der Wind inne. Nicht ein leichter Luftzug regte sich. Eine geeignete Gelegenheit. Nein keine Gelegenheit, die letzte Chance für die Flammen ein weiteres Mal ihre Macht zu demonstrieren und ihre volle Größe wieder zu erreichen. Eine Chance die diese sofort nutzten. Langsam schleckten sie an nahrhaften Stoffen, so als ob sie vermuteten, dass so bald man sie sah, der Wind wieder einsetzten würde und sie in letzter Sekunde doch noch zum erlöschen brachte. Doch der Wind ließ sie gewähren. Selbst die Schneeflocken setzten aus. Für einen Moment schien es so, als würden die Flammen ihr Werk ungehindert fortführen können, doch genau in dem Moment, als sie erneut eine bedrohliche Größe angenommen hatte, begann die Tortur von neuem. In diesem Moment leuchteten die Flammen für einen kurzen Augenblick auf, fast so, als ob sie sich für diese Behandlung beschweren wollten. Dann jedoch trotzten sie den Witterungen und begannen an dem nächsten Stützbalken zu naschen. Sie taten es so lange, bis auch dieser ohne Gegenwehr einstürzte und fast die noch immer in den Zimmer liegenden Personen erschlug. Nun war es auch dem restlichen Teil des Hauses zu viel, weshalb es ohne große Verzögerung ebenfalls zusammenstürzte. Alles was man daraufhin hören konnte, war ein lautes Stöhnen und ein erschrockener Laut, bevor eine wilde Diskussion begann.

»Ein Auftrag nur für uns vier. Und der Feuerkopf ist der Gegenspieler, oder was? Verdammt ich kann mit Wind umgehen aber nicht mit Feuer. Wieso kann Tako nicht einfach einen fetten Schneesturm herbeiordern? Ich würde sogar helfen, aber nein Fräulein Erde muss es ja unbedingt kompliziert haben. Als wäre das nicht schon auffällig genug.«

»Hör auf rum zu meckern, Hayabusa. Und zum Thema Schneesturm. Willst du den Jungen unter einem Meter Schnee begraben. Wir sollen ihn beschützen und nicht dafür sorgen, dass er in den nächsten Jahren einen Aufenthalt in der Geisterwelt gewinnt.«

»Also ich versteh den Auftrag nicht. Seit wann greifen wir aktiv in so etwas ein. Was hat er sich bitte dabei gedacht uns diesen Auftrag zu geben.«

»Wir kennen deine Meinung, El-hayyah. Und nur mal nebenbei ich kann mir auch bessere Tätigkeiten vorstellen als zu versuchen ein Feuer zu kontrollieren, das ist nämlich die Aufgabe von Spirit of Fire…Äh, Hayabusa, bist du noch bei der Sache.«

»Ah, verdammt. Ich hasse Feuer, besonders das was es zurücklässt. Das nächste Mal weigere ich mich einen seiner Aufträge anzunehmen.«

Mit dem ersten Satz ließ der Falke, der auf den Namen Hayabusa hörte, den Wind um ihn herum noch einmal aufheulen um das Feuer was wieder an Größe gewonnen hatte einzudämmen. Anschließend ließ er ihn allerdings wieder verebben und setzte sich auf den Ast eines in der nähe stehenden Bäumen und schien sich die Asche aus seinem Gefieder zu picken.

»Vergiss es. Der einzige der sich jemals gegen einen Auftrag aufgelehnt hat, war der Feuerteufel und letzten Endes hat er diesen Auftrag doch angenommen. Damit ist wohl bewiesen, dass unsere Chance bei ganzen 0% liegen. Aber mit einem gebe ich Okami Recht. Das Feuer ist nicht unser Kontrollgebiet. Und ehrlich gesagt bin ich auch richtig froh darüber.«

Diese Worte brachten den Wasserdrachen, der seine Flügel mittlerweile eingezogen hatte und das halbbrennende Haus argwöhnisch beobachtete, einen finsteren Blick ein.
 

Kümmern tat es ihn allerdings nicht, da er viel mehr damit beschäftig war sich zu fragen, was das ganze überhaupt sollte. Gut, sie hatte einen direkten Befehl erhalten den Jungen zu helfen, die Frage über das warum war ihnen jedoch nicht beantwortet worden.

»Er sieht etwas in dem Jungen soviel steht fest. Was genau er sich von dieser Aktion erhofft möchte ich allerdings auch wissen. Wieso er allerdings will, dass wir uns ausgerechnet jetzt einmischen ist mir ein Rätsel. Aber er wird seine Gründe haben.«

»Ja ja ja, stell dich mal schön auf seine Seite. Aber ernsthaft. Sollen wir uns wirklich so extrem einmischen? Ich meine wir offenbaren uns um das Leben eines Kindes zu retten, dessen Überlebenschancen nicht mal 100% feststehen.«

»Wenn nicht hätte er uns wahrscheinlich schon zurückgerufen.«

Mit diesen Worten ging eine Wölfin langsam auf die zusammengestürzte Hütte zu und schien sich neugierig umzusehen.

»Hey ’kami, was hast du denn jetzt vor.«

»Mein Name ist immer noch Okami und wenn du dir den Namen nicht merken kannst, dann halte dich an die Bezeichnung Spirit of Earth, verstanden Schlange. Und zu deiner Information, ich versichere mich nur, dass der Junge noch lebt.«

Noch bevor die Wölfin sich wieder von der Schlange abwenden konnte und ihren alten Weg wieder aufnahm, bekam sie ohne Vorwarnung einen Schwall Wasser ab.

»Tako, was sollte das denn?«

»Ich will nur verhindern, dass du Feuer fängst.«

Der Blick und auch das Knurren der Wölfin machten mehr als deutlich, dass sie das überhaupt nicht witzig fand was der Wasserdrache auch deutlich mitbekam. Doch weder er noch die anderen achteten groß darauf. Lediglich der Schlangengeist schien das ganze amüsant zu finden.
 

Noch bevor er jedoch etwas sagen konnte, riss der Boden unter ihm auf.

»Oh oh. «

Mehr sagte der Schlangengeist nicht, bevor er in die Tiefe stürzte und sich der kleine Spalt, durch den er hinuntergestürzt war wieder schloss. Zwei der noch anwesenden Geister sahen erst zu der Stelle, an der sich die Schlange geraden noch befand, bevor sie sich einige verwirrte Blicke zuwendeten und sich anschließend zu Okami wendeten, die mittlerweile weiter auf die eingestürzte Hütte zu schritt.

»War das jetzt wirklich nötig.«

»Ja das war es, Tako. Ich konnte diesen aufgeblasenen metallastigen Egoisten noch nie leiden, außerdem ist er uns hier keine große Hilfe. Also freut euch einfach, dass ihr Ruhe vor ihm habt.«

Gerade als die Wölfin einen weiteren Schritt machen wollte, kam ihr auf einmal der Schlangengeist aus der Richtung entgegen, in die sie gerade gehen wollte. Erschrocken über dessen unerwartete Erscheinung wich sie sofort etwas zurück.

»Du dachtest wirklich du würdest mich so schnell loswerden, oder?«

»Ich hab es gehofft!«

»Dann hoff mal schön weiter. Was den Jungen angeht, ich hab nachgesehen, er lebt noch. Ich hätte ihn ja rausgeholt, aber erstens fehlen mir die Hände und zweitens hätte mich dann der Geist bemerkt, der völlig überfordert an Ort und Stelle herumschwirrt. Und zum Thema Dach und Balken. Die haben ihn sauber verfehlt, also keine Panik.«

Die Wölfin nahm das nur nickend zur Kenntnis bevor sie sich wieder zu den anderen Geistern gesellte, die sich mittlerweile etwas zurückgezogen hatten. Während der kleine Falke das Feuer, welches mittlerweile nur noch geringe Ausmaßen hatte musterte, schien der der Drache etwas von seiner Umgebung abgelenkt zu sein. Für einen Augenblick sahen alle ihn schweigend an, bevor die Stille von ihm selbst unterbrochen wurde.

»Toll und wir sollten verschwinden. Wir kriegen nämlich Besuch.«

»Von wem?«

Nun wendeten sich auch die anderen Geister der Ferne zu. Jedenfalls für einen Moment, bevor sie sich dazu entschlossen zu verschwinden. Sie konnte sich zwar tarnen und sich somit vor den Augen von Menschen und Schamanen verbergen, was sie auch die ganze Zeit getan hatten, doch in diesem Fall wollten sie auf Nummer sicher gehen. Nur der Falkengeist blieb auf seinen Ast zurück und beobachtete die sich vor ihm stattfindende Situation neugierig. Zwar wusste er nicht, was genau er zu erwarten hatte, doch dem Zufall konnte er es einfach nicht überlassen. Darüber hinaus war er sich sicher, dass auch die anderen in sicherer Entfernung ein Auge auf das Geschehen haben werden.
 

- Bei Shin und Noriko -
 

Mittlerweile waren Shin und Noriko bei der kleinen Hütte angekommen. Sie hatten schon lange nichts mehr von ihrem zweiten Sohn und dessen Familie gehört. Darüber hinaus wollten sie sich darüber informieren, wie es mit dem Training des Jungen voran ging. Dass es ein kalter Februar Tag war störte sie dabei nicht besonders. Sie hatten so ein Gefühl, dass sie es sich nicht länger erlauben konnten zu warten. Doch was sie genau vorfinden würde wussten sie nicht. Und genau deshalb verschlug es ihnen beim Anblick der zerstörten Hütte die Sprache. Noch immer kam Qualm aus den Überresten, die nur einen Teil der einstigen Hütte abgebrannt hatten. Durch die Kälte und dem Schneefall wurde das Feuer, was hier gewütet haben musste, eingedämmt und langsam geschwächt, so dass es sein Werk nicht vervollständigen konnte. Trotzdem war der Schaden enorm. Völlig fassungslos stiegen Shin und Noriko von ihren Pferden und sahen sich um.

„Was ist hier passiert?“

Mehr als diese Frage brachte Noriko nicht zustande, dafür war sie einfach zu geschockt von dem Anblick der sich ihr und ihrem Mann bot. Dieser gab sich nicht erst der Überlegung hin ihr zu antworten, sondern sah sich nur etwas genauer um. Schon nach wenigen Sekunden viel ihm das kleine Kreuz, dass sich einige Meter von der Hütte entfernt befand auf. Mit einem flauen Gefühl im Magen ging es auf dieses zu. Währenddessen sah sich Noriko bei den Trümmern der zerstörten Hütte genauer um. Sie hatte noch nie gesehen, dass ein Feuer sich nicht alles ein verleibte, was er zur Verfügung hatte. Es war in gewisser Weise seltsam. Fast schon wirkte es so, als hätte eine stärkere Macht sich eingemischt. Im selben Moment als dieser Gedanke entstanden war, war er auch wieder verschwunden. Würde sich eine höhere Macht eingemischt haben würde es wahrscheinlich nicht so katastrophal aussehen. Mit diesen Gedanken schaffte sie sich mit Hilfe ihres Gehstockes ein Loch, das ihr erlaubte ihr einen Weg in die eingefallene Hütte zu bahnen.

„Noriko, pass auf.“

Die Warnung ihres Mannes ignorierend kämpfte sie sich ihren Weg weiter frei. Sie hatte ein Gefühl, dass es nicht umsonst sein würde, obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass das niemand überleben könnte. Dennoch hielt sie es für falsch ihrem Verstand mehr Beachtung zu schenken als ihrem Herzen. Sie konnte schon von außen erkennen, dass die Hütte noch nicht mit dem Boden verschmolzen war, dem zur Folge musste es noch einige Bereiche geben, an dem es einen Hohlraum und somit einen Zufluchtsort gab. Was sie jedoch sah, als sie in das einstige Zimmer sah ließ sie geschockt nach Luft schnappen. Eine Tatsachen, die ausnahmsweise nicht an der stickigen Luft lag, die ihr unbarmherzig entgegen schlug. Es lag viel mehr an dem was sie erblickte. Sie konnte ihre Schwiegertochter sehen, die blutüberströmt auf dem Boden lag. Vor ihr kniete eine junge Braut, die Noriko eindeutig als Asanohas Schutzgeist erkannte. Vorsichtig bewegte sie sich zu den beiden, woraufhin der Geist sichtlich aufschreckte. Eine Tatsache, die Noriko jedoch nicht beachtete. Stattdessen tastete sie nur nach dem Puls ihrer Schwiegertochter, doch sie konnte nichts erkennen. Erst danach viel ihr Blick auf Hao, der sich scheinbar an seine Mutter gekuschelt hatte.
 

Es war ein Bild, dass sie nicht beschreiben konnte und das irgendwie zu unwirklich wirkte. Schon reflexartig näherte sie sich dem Jungen und zog ihn zu sich. Allem Anschein hatte weder ihre Schwiegertochter noch ihr Enkel etwas von dem Feuer abbekommen. Viel mehr war es deutlich, dass sie wegen ihrer Wunden den Tod gefunden hatte.

„Wir wurden angegriffen. Sie hatte nicht mal die Chance sich zu schützen. Als sie Asanoha niedergeschlagen haben, haben sie die Tür blockiert und die Hütte angezündet. Es tut mir Leid. Es tut mir so unendlich Leid, aber ich konnte nichts tun…“

Nach diesen Worten brach der Geist ab. Noriko warf diesem nur einen kurzen Blick zu. Die Sache war an sich schon schlimm genug, da brachte es nichts sich zu diesem Kommentar zu äußern. Darüber hinaus war sie sich sicher, dass der Geist vor ihr alles getan hätte um Asanoha und ihre Familie zu beschützen, jedenfalls wenn sie die Chance dazu gehabt hätte. Mit diesen Gedanken sah Noriko wieder zu dem Jungen in ihren Armen. Erst jetzt machte sie sich die Mühe zu überprüfen ob dieser noch lebte. Das Ergebnis überraschte sie, dass konnte sie nicht leugnen. Doch sie hielt sich mit ihrer Erleichterung erst einmal zurück. Erst einmal musste sie es schaffen unbeschadet wieder aus diesem Einsturz gefährdeten Gebilde heraus zukommen, denn als Hütte konnte man es nun wirklich nicht mehr bezeichnen.

„Wir müssen hier raus?“

Das waren die einzigen Worte, die Noriko an den Geist der jungen Frau richtete, bevor sie vorsichtig wieder an die frische Luft trat. Sofort blies ihr ein eiskalter Wind entgegen. Ohne lange zu zögern drückte sie den Jungen in ihren Armen enger an sich. Sie konnte deutlich sehen, dass dieser ziemlich schwach war und da war es nicht ratsam zu riskieren, dass er sich noch eine Unterkühlung einhandelte. Mit langsamen Schritten ging sie auf ihren Mann zu, der immer noch an dem kleinen Kreuz stand und scheinbar nichts anderes mehr mitbekam als die Umgebung die genau vor seinen Augen lag und auch das nur eingeschränkt. Für einen Moment stand sie nur schweigend neben ihm, dann jedoch konnte sie nicht mehr Schweigen und sprach aus, was ihr auf der Zunge lag und sie nicht mehr los ließ.

„Asanoha ist Tod. Sie wurde erschlagen.“

Bei diesen Worten blickte ihr Mann sie an. Zuerst schien es so als würde er nichts dazu sagen. Für einen Moment öffnete er den Mund, doch als sein Blick kurz auf Hao fiel schloss er ihn wieder. Seine linke Hand spannte sich für einen Augenblick zu einer Faust, bis sie sich ohne Grund oder Kommentar wieder entspannte.
 

Kurz wirkte es so, als würde er sich beherrschen können, doch dann brach es einfach so ohne Vorwarnung aus ihm heraus.

„Diese Mistgeburten…“

Weiter kam Shin gar nicht mehr, das sich in dem Moment Noriko einmischte. Sie war mindestens genauso wütend wie ihr Mann, doch sie wusste, dass ihnen laute Flüche auch nicht weiterhalfen. Erst einmal war es wichtig hier zu verschwinden, bevor noch etwas an diesem Ort passierte.

„Jetzt beruhig dich, das ist nun wirklich keine Sprache…“

„Ich soll mich beruhigen. Ich komme hier her um mich nach dem Befinden von den dreien zu erkunden und dann erfahre ich, dass mein Sohn aus welchen Gründen auch immer den Tod erleiden musste, meine Schwiegertochter ermordet wurde und deren Wohnung angezündet wurde. Da soll ich wirklich noch auf meine Sprache achten, dass ist nicht dein Ernst, Noriko.“

„Doch das ist es. Immerhin hilft es dem Jungen auch nicht wirklich weiter, wenn du so rum schreist und dich über vergangene Ereignisse aufregst.“

Bei diesen Worten sah sie zu dem Jungen, der bewusstlos in ihren Armen lag. Sie konnte ohne Schwierigkeiten erkennen, dass sein Geist unruhig war, wieso wusste sie jedoch nicht. Reflexartig glitt ihre Hand zu seiner Stirn und ruhte dort einige Sekunden.

„Noch eine schlechte Nachricht, oder war’s das für heute.“

„Ich kann nicht sagen, ob der Junge krank ist oder nicht. Er ist zwar warm, doch das könnte auch an dem Feuer liegen, welches um ihn herum war.“

„Dann bete dafür, dass er bis zum Asakuraanwesen durchhält.“

Mehr sagte Shin nicht dazu. Innerlich wusste er, dass er überreagierte. Allerdings war das ganze selbst für ihn zu viel. Sie hätten diese Reise früher antreten musste und irgendwie fühlte er sich für diese schreckliche Entwicklung verantwortlich. Er hätte Akio damals aufhalten müssen, so wie es jedes andere Oberhaupt der Asakurafamilie getan hätte. Jeder, nur er nicht. Seine Meinung war es damals, dass es der ganzen Familie gut tun würde, wenn sich die Wege der Brüder erst einmal trennten. Eine Pause, die jeden von den Streitigkeiten der beiden verschonte und besonders die Kinder. Hätte er gewusst, dass er Akio und seine Familie damit in den Tod hat ziehen lassen, so hätte er strenger durchgegriffen. Doch jetzt war es zu spät. Viel zu spät.
 

Mit einem lauten Seufzen wendete er sich von dem Grab seines Sohnes ab. Es hatte keinen Sinn länger über die begangenen Fehler nachzudenken, das würde niemanden etwas bringen.

„Ich sage das nur ungern, aber wir sollten den Jungen hier wegbringen?“

„Was wird aus ihrer Leiche, wir können sie nicht einfach hier liegen lassen.“

„Wir können nicht viel tun. Der Boden ist einfach zu sehr gefroren, als dass man sie begraben könnte. Dem zur Folge ist es besser das Feuer einfach wieder neu zu entfachen und es seiner natürlichen Arbeit nach gehen zu lassen, oder hast du eine bessere Idee.“

„Nein, wahrscheinlich wäre das wirklich das Beste…“

Auf diese Worte hin fachte Shin das Feuer wieder an, welches sich auch gleich wieder daran machte sich das Holz um ihn herum einzuverleiben. Für einen Augenblick standen die beiden älteren nur vor den immer größer werdenden Flammen, bevor sie sich endgültig abwandten. Mit einem kurzen Seufzen stieg Noriko mit dem Jungen auf ihr Pferd. Nach einem letzten Blick zurück trieb sie das Pferd an und ritt zurück zum Asakuraanwesen. Es war nicht sonderlich weit, aber immer noch weit genug, um den Kontakt zu verlieren. Sie wusste nicht, was in den letzten Tagen, Wochen oder sogar Jahren hier passiert war. Alles was sie wusste war, dass in dieser Zeit etwas passiert war, dass dazu geführt hatte das ihr zweiter Sohn und dessen Frau ums Leben gekommen waren. Eine Tragödie die noch einiges nach sich ziehen würde.

„Und wie geht es jetzt weiter?“

„Das werden wir sehen. Aber ich denke, dass ich den Jungen, sobald er wieder auf den Beinen ist unter Rikus Obhut gebe.“

„Das halte ich für keine gute Idee…“

„Mag schon sein, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Wir wissen nichts über ihn und nach unserem letzten Stand der Dinge ist Riku der einzige, der ihn noch optimal trainieren kann. Santi müsste sich zu sehr umstellen und du hast selber gesagt, dass dir drei Plagegeister gereicht haben.“

„Ich will doch nur anmerken, dass Riku und Akio einen persönlichen Krieg geführt haben. Gibst du den Jungen unter Rikus Obhut, so wird er nur die Konsequenzen dieses ungeklärten Konfliktes abbekommen. Das war doch der Grund, wieso sich Akio entschieden hat mit seiner Familie das Anwesen zu verlassen.“

„Das ist mir durchaus bekannt, Noriko. Aber ich denke bevor wir uns darauf verlassen, sollten wir erst mal abwarten ob…“

„Ob was. Ob der Junge das überhaupt überlebt. Das hatten wir doch schon mal. Erinnerst du dich daran. Der Junge wird nicht sterben. Wenn das sein Schicksal wäre, hätte es ihn schon längst eingeholt. Oder hältst du es für normal, dass das Feuer alles zerstört und nur den Bereich wo er sich befindet verschont.“

„Fang jetzt nicht damit an, dem Jungen übersinnliche Kräfte anzudichten.“

„Tu ich nicht. Ich gebe nur die Fakten wieder.“

Mehr sagte Noriko nicht dazu. Sie wollte sich einfach nicht mit ihrem Mann streiten. Jedenfalls nicht jetzt. Dennoch bereitete es ihr ein schlechtes Gefühl wenn sie daran dachte das weitere Training des Jungen Riku zu überlassen. Gut, dieser hatte erst vor ein paar Wochen mit dem Training seiner Tochter angefangen doch die unterschiedlichen Stufen waren nicht das was sie störte. Sondern mehr die etwas unberechenbaren Verhaltensweisen ihres Sohnes. Allerdings musste sie Shin in einem Recht geben. Fürs erste konnten sie nichts anderes tun als abwarten.
 

Nach einigen weiteren Stunden hatten die beiden älteren das Asakuraanwesen erreicht. Es wunderte sie nicht, dass keiner sie erwartet hatte, immerhin hatten sie selber gesagt, dass sie einige Tage wegbleiben würden und noch nicht genau wussten, wann sie wieder kommen würden. Umso überraschter waren sie als ihnen Katsumi entgegen kam und völlig geschockt aussah, als er die beiden Reiter erblickte.

„Shin, Noriko, was macht ihr denn schon hier?“

„Die Erklärung muss waren. Kümmere dich bitte um das Pferd.“

Noch bevor der stämmige Mann reagieren konnte, wurden ihm auch schon ein paar Zügel in die Hand gedrückt. Alles was er sonst sah war wie Noriko mit schnellen Schritten an ihm vorbei ging und das Haus betrat. Zuerst war Katsumi so geschockt, dass er nichts mehr herausbrachte, doch dann wendete er sich an das Oberhaupt der Familie, welches nur langsam von seinem Pferd stieg und sich die Schläfe rieb. Eine Angewohnheit die immer dann auftrat, wenn etwas Gravierendes passiert war und darüber nachdachte, wie er die vorherrschende Situation wieder in den Griff bekam.

„Was ist passiert?“

„Akio und Asanoha sind ermordet worden, das ist los.“

„Was aber wer…“

„Vergiss die wer Frage, sie hilft uns jetzt nicht weiter. Es sei denn man will sich unbedingt an den Verantwortlichen abreagieren. Und ganz ehrlich, im Augenblick würde ich fast alles tun um diese Möglichkeit wahr zu nehmen. Als Oberhaupt, allerdings muss ich so ein Verhalten strikt ablehnen. Da soll noch mal jemand sagen, dass das eine dankbare Aufgabe ist. Nichts als Ärger hat man…“

„Was ist mit dem Jungen, Shin.“

„Das wird sich rausstellen.“

Mehr sagte Shin nicht dazu, sondern über gab die Zügel seines Pferdes wie Noriko zuvor in die Hand des stämmigen Mannes. Dieser sah dem alten Mann nur kurz hinterher, bis er sich nach einem Weg umsah die Pferde loszuwerden. Genau in dem Moment kam Riku um die Ecke. Ohne lange nachzudenken drückte er diesem die Zügel in die Hand und nahm die Verfolgung der beiden angekommenen auf. Das Riku ihm wegen dieser Aktion nur einen vernichtenden Blick hinterher warf, bekam er gar nicht erst mit, da er im Moment einfach andere Sachen im Kopf hatte, als das gekränkte Ego eines Verwandten.

„Shin, sie können mich nicht einfach so stehen lassen und meinen Fragen ausweichen. Jeder in dieser Familie hat ein Recht zu erfahren was passiert ist.“

„Der einzige Grund wieso ich deinen Fragen ausweichen würde ist, weil ich sie nicht beantworten kann. Was ich allerdings meinte war, dass der Junge es überlebt hat. Jedenfalls vorerst.“

Kurz daraufhin herrschte wieder ein langes Schweigen. Katsumi konnte sich nicht erklären woran es lag, doch aus irgendeinem Grund hatte er bei diesen Worten ein merkwürdiges Gefühl.
 

Es war fast so, als würde er es bedauern, dass der Junge überlebt hatte. Doch er konnte sich in diesem Punkt auch irren. Vielleicht wollte er einfach keine voreiligen Entschlüsse treffen oder sich zu früh über das Überleben des Jungen freuen. Trotz allem blieben seine Zweifel erhalten.

„Sie klingen nicht gerade überzeugt!“

„Das bin ich auch nicht. Du weißt genau, wie das Verhältnis zwischen der Familie war, bevor Akio sich entschlossen hatte das Anwesen zu verlassen. Ich will damit nicht sagen, dass ich dem Jungen den Tod wünsche. Der König der Geister möge mich bei so einem Gedanken sofort in die nächste Welt verbannen. Nein, alles was ich damit sagen will ist, dass wir einige Schwierigkeiten bekommen.“

„Dann werde ich wohl besser schon mal einen Knebel besorgen um meine werte Frau ruhig zu halten, bevor sie wieder mit ihren Teufelsvisionen ankommt.“

„Um des Königs der Geister Willen. Cassandra habe ich bei dem ganzen gar nicht mehr eingerechnet. Ich habe viel mehr an das zukünftige Training gedacht.“

Bei diesen Worten blieb Shin ohne Vorwarnung stehen und rieb sich erneut die Schläfe. Es war doch nicht zum aushalten. Jeder normale Mann würde sich freuen, wenn sein Enkel nur knapp dem Tod entkommen wäre, aber er dachte nur über die Konsequenzen nach. Das konnte so einfach nicht weiter gehen. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde er von Katsumi wieder aus den Gedanken gerissen.

„Wenn ich so zurück denke, dann kann das ziemlich schwierig werden. Immerhin haben Akio und Riku versucht die Kinder voneinander fern zu halten. Allerdings ist Riku der beste Trainer. Wenn es hilft, könnte ich mich zur gegebenen Zeit für die Lehre von Flüchen und Zauberformeln bereit erklären.“

„Das wäre in der Tat hilfreich. Wobei es Jahre dauern wird, bis es soweit ist, dass einer der drei bereit ist diese Lehre wahrzunehmen.“

Bei diesen Worten setzten sich die beiden Männer wieder in Bewegung. Vor einem der vielen Zimmer hielt Shin kurz inne und schien zu überlegen. Einige Sekunden später betrat er es und fand seine Frau vor, die den Jungen auf ein Futon gelegt hatte. Ursprünglich war es das Zimmer von Akios und seiner Frau Asanoha gewesen. In gewisser Weise war es ja vorhersehbar, dass Noriko ihn hierher bringe würde.

„Wie geht es ihm.“

„Nicht so schlecht, dass wir uns sorgen machen müssten. Ach Katsumi, ich hoffe für dich, dass du mein Pferd anständig untergebracht hast, sonst kannst du was erleben.“

„Um ehrlich zu sein habe ich es Riku anvertraut, er ist mir zufällig über den Weg gelaufen und ich konnte euch ja nicht einfach so ohne Erklärung laufen lassen.“

Noriko nickte Katsumi bei diesen Worten nur kurz zu, bevor sie ihren Blick ein weiteres Mal auf Hao lenkte. Der Junge war soweit sie es sehen konnte unverletzt, doch das hieß, wenn man genau war, überhaupt nichts. Am meisten beunruhigte sie jedoch, dass sie nicht wusste, was mit Hao passiert war. Sie wusste weder was er gesehen hatte, noch wie sich das auf seine Psyche auswirkte. Darüber hinaus musste sie sich eingestehen, dass sie ihn aus seiner gewohnten Umgebung herausgeholt hatten. Gut, sie hatten keine andere Wahl gehabt, aber so etwas brachte ebenfalls unterschiedliche Folgen. Insbesondere deshalb, da er hier niemanden kannte.
 

Mit einen Seufzen wendete sich Noriko wieder zu den beiden Männern, die nun ebenfalls im Zimmer standen und genauso wie sie schwiegen. Es war eine bedrückende Stimmung, die sich nicht so leicht legen sollte. Jedenfalls schien es so, bis Shin die Stille durchbrach.

„Noriko, bleib bei dem Jungen. Ich werde mich etwas mit den anderen Anwesenden unterhalten. Katsumi, du kommst mit. Ich denke es ist nicht besonders klug, wenn zu viele von uns sich in dem Raum befinden, wenn der Junge aufwacht. Darüber hinaus wäre es ihnen gegenüber unfair, wenn sie von dem ganzen erst drei Stunden später erfahren.“

Mit diesen Worten verließ Shin den Raum und ließ Noriko und Katsumi hinter sich zurück. Er sah der zukünftigen Situation, die anderen über die neuen Erkenntnisse aufzuklären, mit einem mulmigen Gefühl entgegen. Auf jedenfalls würden keiner begeistert sein, wobei es bei den Gründen durchaus Unterschiede gab. Genau bei diesem Gedanken kam auch schon ein wütender Riku auf ihn zu.

„Was zum Teufel ist hier eigentlich los. Da bewegt man sich nichts ahnend auf dem Asakuraanwesend und dann bekommt man auf einmal ein paar Zügel in die Hand, ohne eine Erklärung zu bekommen. Außerdem dachte ich, dass ihr einen längeren Aufenthalt geplant hattet.“

„Riku, das würde ich gerne mit der ganzen Familie besprechen. Sonst muss ich mich drei Mal wiederholen und dazu habe ich keine Lust. Also könntest du bitte nach den anderen suchen und ihnen sagen, dass sie sich in 20 Minuten treffen.“

Riku nickte bei diesen Worten nur, doch es war deutlich zu erkennen, dass er dieser Anweisung nicht gerne folgte. Allerdings wusste er, dass er andernfalls nicht erfahren würde. Aus diesem Grund musste er sich wohl oder übel fügen. Er konnte nur von Glück sagen, dass er ungefair wusste, wo sich die anderen Mitglieder der Familie im Moment befanden.
 

- Einige Stunden später -
 

Langsam aber sicher kam Hao wieder zu sich. Alles um ihn herum wirkte irgendwie unwirklich. Alles was er spürte war der relativ weiche Untergrund auf dem er lag, seine restlichen Sinne schienen taub zu sein. Erst nach einiger Zeit nahm er Geräusche in seiner unmittelbaren Umgebung wahr. Mit der Zeit konnte er erkennen, dass es Stimmen waren, dessen Wortgehalte er jedoch nicht entschlüsseln konnte. Dafür waren sie viel zu gedämpft worden und wirkten deshalb für ihn wie ein unverständliches Gemurmel. Das einzige was er jedoch erkennen konnte war jedoch, dass keine von diesen Stimmen zu seiner Mutter gehörte oder zu sonst irgendwem den er kannte. Es waren Fremde. Bei diesen Gedanken wollte Hao die Augen öffnen, doch das schien unmöglich. Alles worauf er sich berufen konnte waren drei seiner Sinne, von denen ihm auch nur zwei wirklich helfen konnten sich in dieser Umgebung zu orientieren. Wobei sein Tastsinn dadurch eingeschränkt war, dass er sich außerstande sah sich zu bewegen. Fast so als hätte man ihn irgendwo angebunden. Doch je mehr er sich an die ungewohnte Situation gewöhnte, desto mehr konnte er von dem Gespräch um ihn herum mitbekommen.

„Riku ist ganz schön aufgebracht. Es wird schwer sein ihm das Training des Jungen aufzudrücken.“

„Allein der Gedanke daran ist unvorstellbar, aber wir haben keine andere Wahl. Ich bin sowieso überrascht, dass Shin unsere Entscheidung nicht schon aufgeklärt hat.“

„Wenn man bedenkt, dass Riku vor wenigen Minuten als Stallbursche abgestempelt wurde und dem entsprechend sauer war, dann kann ich Shins Vorgehensweise verstehen. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass es lange geheim bleiben wird. Immerhin ist Katsumi nicht gerade zurückhaltend, wenn es darum geht Dinge die innerhalb der Asakura- Dynastie vorfallen vor den anderen Familienmitgliedern auszuplaudern. Aber es ist immer noch besser er erfährt es von Katsumi als von Cassandra.“

„Stimmt, trotzdem denke ich…“

Plötzlich brach die Stimme ab und es herrschte eine undurchdringliche Stille. Hao wusste nicht wieso, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als wären jetzt alle Blicke im Raum auf ihn gerichtet. Im Laufe des Gespräches hatte er zunehmend die Kontrolle über seinen Körper zurück erlangt, was es ihm ermöglichte seine Augen ein Stück weit zu öffnen. Zuerst war wirkte alles verschwommen, doch nach und nach zeichneten sich langsam feine Konturen seiner Umgebung ab. Das erste was er sah war die Decke des Raumes in dem er sich befand. Auch wenn diese eher schlicht gehalten war, so wusste er nicht zu Hause war, dafür war die Hütte in der er mit seiner Mutter gelebt hatte zu klein. Völlig verwirrt ließ er seinen Blick weiter durch den Raum schweifen, jedenfalls soweit es ihm möglich war, ohne dass er sich großartig Bewegen musste. Erst als sich eine schwarzhaarige Frau neben ihn setzte war seinen Aufmerksamkeit auf den restlichen Personen in dem Raum gelandet, welche immer noch keine Anstalten machten weiter zu sprechen. Er selbst war nicht in der Lage etwas zu sagen und damit auch nicht im Stande war Schweigen um ihn herum zu brechen. Reflexartig versuchte er sich aufzurichten. An sich ein hoffnungsloser Versuch, da er erstens nicht die nötige Kraft zusammen bringen konnte und zum anderen weil sein Versuch sofort von der Frau, die sich neben ihm gesetzt hatte gestoppt wurde.

„Bleib liegen Kleiner.“

Mehr sagte sie nicht, als sie ihn vorsichtig zurückdrückte. Unfähig sich zu wehren blieb ihm nichts anderes übrig als sich dem Befehl der Frau zu fügen.
 

Trotz allen konnte man dem Jungen die Verwirrtheit deutlich ansehen. Die beiden Frauen konnten sich vorstellen, dass der Junge nicht mal Ansatzweise verstand, was hier vor sich ging, geschweige denn wer sie waren. Ein Punkt, der jeden anderen in dessen Alter in unvorstellbare Angst versetzen würde. Dieser Junge jedoch schien sie schon fast apathisch zu mustern. Ob es nun daran lag, dass er zu schwach war um seine Umgebung richtig zu realisieren oder dran, dass er einfach noch immer unter einer Art Schock stand wussten sie nicht zu deuten. Eines war sicher sie würden es herausfinden, auch wenn es nicht heute sein würde.

„Du solltest dich noch etwas ausruhen, Kleiner!“

Bei diesen Worten strich sie dem Jungen vorsichtig durch die Haare. Aus Erfahrung wusste sie, dass diese Gestik eine beruhigende Wirkung hatte. Dies schien auch auf den Jungen vor ihr zu wirken, da dieser kurz darauf wieder die Augen schloss. Mit einem leichten Lächeln zog sie die Decke ein Stück weiter hoch und sorgte somit dafür, dass nur noch der Kopf des Jungen unter dieser hervorguckte. Kurz darauf wendete sie sich zu ihrer Mutter und blickte sie fragend an.

„Ich glaube Riku ist nicht der einzige der früher oder später Antworten erwarten wird. Wie sollen wir dem Jungen erklären, dass…“

„Nicht hier, meine Liebe. Der Junge schläft vielleicht wieder, aber ich würde nicht darauf wetten, dass er von unserem Gespräch nichts mitbekommt. Und was deine nicht beendete Frage angeht, so werde ich mich darum kümmern, also zerbrich dir darüber nicht den Kopf.“

„Bist du sicher Mutter.“

„Ganz sicher. Dann kann ich mir gleich ein Bild von dem Jungen machen. Ich weiß selber nicht wieso, aber aus irgendeinem Grund werde ich das Gefühl nicht los, dass Hao eine außergewöhnliche Macht in sich trägt. Schon an dem Tag seiner Geburt konnte ich diesen Gedanken nicht verdrängen.“

„Glaubst du nicht du erwartest zu viel von dem Jungen.“

„Nach dem was er bisher durchgestanden hat? Nein ich denke nicht. Das Leben des Jungen wird noch eine große Bedeutung für die weltliche Geschichte habe, wie diese jedoch lauten wird bleibt abzuwarten.“

Nach diesen Worten schwieg die ältere der beiden Frauen, wobei sie ihre Augen jedoch nicht von dem Schlafenden Jungen losreißen konnte. Sie glaubte an die alten Prophezeiungen und deshalb glaubte sie auch daran, dass alles einen Sinn hatte. Welcher das jedoch war konnte nur zwei Wesen dieser Welt entschlüsseln und das waren der König der Geister und der Schattenfürst. Vielleicht, aber auch nur vielleicht waren die Spirits of Elements auch dazu in der Lage, doch dafür würde sie ihre Hand nicht ins Feuer legen. Dafür waren die Informationen über diese mächtigen Geister einfach zu gering. Doch auch wenn diese die Zukunft nicht vorhersehen konnte, so konnten sie sich diese Informationen dank ihrer guten Kontakte zum Geisterkönig von diesem besorgen. Die Frage war nur ob sie das tun würden. Wie gesagt, die Informationen über sie waren einfach zu gering, genauso wie die Informationen über die Zukunft selbst.
 

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Das war's auch schon wieder. Ein neues Jahr für uns und ein neuer Lebensabschnitt für Hao. Im nächsten Kapitel kommt die FF endlich richtig in den Gang. Der Titel wird ''Trainingskatastrophe'' lauten. Ihr erhaltet Einblicke in Haos anfängliches Training. Außerdem werden Personen auftauchen, die bisher nur eine Nebenrolle gespielt haben. Bis dahin verabschiede ich mich aber wieder. Also bis demnächst

Trainingskatastrophe

So Leute da bin ich wieder. In diesem Kapitel kommen werden zwei Charaktere vorgekommen, die ich im Vorfeld schon mal erwähnt hatte, aber nicht richtig zur Geltung gekommen waren. Nun allerdings haben sie ihren ersten richtigen Auftritt und hoffe, dass ihr sie schnell in euer Herz schließen werdet. So jetzt übergebe ich euch das Kapitel und wünsche viel Spaß beim lesen.
 

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Kapitel 5: Trainingskatastrophe
 

Noriko und der Rest der Familie hatten beschlossen Hao erst Mal von dem Training zu verschonen, damit er sich eingewöhnen konnte. Nun allerdings war der erste Tag, an dem er das Training wieder aufnehmen und endlich den Rest der Familie kennen lernen sollte, denn bis jetzt kannte er nur Noriko, Shin und Santi. Deshalb hat man sich entschlossen Youji damit beauftragt Hao herumzuführen.

„Hey alles klar, Hao? Ich bin übrigens Youji. Dein Cousin. Meine Mam wollte, dass ich dich zum Training mit Onkel Riku bringe. Meister Shin ist überzeugt davon, dass es dir helfen würde, wenn du langsam an Sayuris Training anknüpft.“

„Und wer ist Sayuri?“

„Unsere Cousine. Du wirst sie lieben. Sie ist einfach klasse. Halt dich an ihren Anweisungen und du wirst es deutlich leichter mit Onkel Riku haben…“

Für einen Moment schwieg Youji und schien über seine nächsten Worte nachdenken. Kurz daraufhin jedoch redete er schon weiter, ohne dass er Hao die Chance gab etwas zu erwidern.

„Ach ja bevor ich es vergesse. Wenn es um Onkel Riku geht, dann halt dich zurück. Der hatte schon Probleme mit deinem Vater, jedenfalls sagen das hier alle. Du brauchst dir nur Cassandras Getratsche anzuhören und du weißt so gut wie alles und eine Menge mehr Unsinn…warte mal kurz, die kennst du auch noch nicht, oder…egal, zurück zu Onkel Riku. Was ich damit eigentlich sagen will ist, dass er dich ziemlich hart dran nehmen wird. Wenn du nicht ganz mitkommst, kannst du mich und Sayuri jederzeit ansprechen und wir geben dir eine Extrastunde. Das hilft jeden von uns. Immerhin wiederholen wir das gelernte und du kannst den ganzen langweiligen Stoff schneller nachholen.“

Eine weitere kurze Pause trat ein, bevor sich Youji dazu entschloss Haos Handgelenk zu ergreifen und ihn aus dem Zimmer zu ziehen. Dieser ließ es einfach zu, da er noch versuchte die Informationen zu verarbeiten und nicht mal wirklich mitbekam, was eigentlich um ihn herum passierte.

„So jetzt sollten wir aber langsam los, sonst kommst du noch zu spät und dann erwischt du Onkel Riku schon am ersten Tag auf den falschen Fuß. Und eines musst du dir merken. Sobald man ihm auf den falschen Fuß trifft, dann ist mit ihm erst Recht nicht mehr leicht Kirschen essen.“

Youji gab während des ganzen Weges noch weitere Weisheiten von sich. Zwar bekam Hao sie durchaus mit, doch verarbeiten tat er diese wesentlich langsamer. Noch immer hatte er damit zu kämpfen, dass er nicht nur seinen Vater sondern nun auch noch seine Mutter nie wieder sehen würde. Auch seine neuen Verwandten waren ihm in gewisser Weise etwas suspekt. Natürlich waren sie überwiegend freundlich zu ihm, dennoch konnte er in ihrer Stimme etwas hören, was er nicht definieren können. Er wusste selbst nicht wieso, doch es gab ihm das leise Gefühl nicht wirklich erwünscht zu sein. Jedenfalls bei Shin, welcher soweit er es richtig mitbekommen hatte das Familienoberhaupt war. Santi die nach dem was er herausgehört hatte Youjis Mutter war, war ihm von allem noch am liebsten. Auch wenn er selbst in ihrer Stimme den Ton heraushörte, der ihm dieses Gefühl vermittelte.
 

Allerdings war es bei ihr am wenigsten erkennbar. Bei den beiden älteren Shin und Noriko war dies schon deutlicher, auch wenn es bei den Frauen weniger auf ihn gerichtet zu sein schien. Wie gesagt er konnte es nicht definieren, nur, dass da etwas war, was indirekt mit ihn zu tun hatte und dass die jetzige Entscheidung nicht die optimale war. Selbst Youji schien in der einen oder anderen Weise darauf hinzuweisen. Wieso sonst sollte er ihm sagen, dass er Riku möglich wenig Angriffsfläche bieten sollte. Fazit war, dass er es nicht verstand, doch dass er es früher herausfinden würde als ihm lieb war.

„Sag bloß nicht, ich soll jetzt auch dein Training übernehmen!“

„Auf keinen Fall, Onkel Riku. Du bist zwar ein ausgezeichneter Lehrmeister, jedenfalls Sayuri zu Folge, doch ich ziehe das Training meiner Mutter dann doch vor.“

„Und wieso bist du dann hier?“

„Um mich zu versichern, dass Hao auch den richtigen Ort findet. Immerhin galt für ihn ja so etwas wie Ausgangsverbot. Er kennt das Asakuraanwesen nicht so gut und da hab ich die Chance genutzt um ihn etwas rumzuführen.“

„Sei es drum, jetzt aber zu dir, Hao!“

Mit diesen Worten wendete sich Riku zu seinem neuen Schüler und musterte ihn kurz. Er konnte nicht leugnen, dass er überhaupt nicht zufrieden mit der derzeitigen Situation war. Um genau zu sein war es die schlimmste Folter für ihn. Da trainierte er seine Tochter, damit sie eines Tages trotz ihres Geschlechtes die Führung der Familie in Anspruch nehmen konnte und dann wurden seine Pläne auf einmal über den Haufen geschmissen, weil man ihm die Ausbildung seines Neffen übergab, der nebenbei laut Familienrecht einen einwandfreien Anspruch auf diese Führung hatte. Doch alles Meckern der Welt half hier nicht, denn es war beschlossen worden und zwar vom Oberhaupt persönlich und wer diesem hinterging, der hinterging die gesamte Familie und dass konnte er sich nicht leisten.

„Ich weiß zwar nicht, was mein werter Bruder dir beigebracht hat, aber ich weiß, dass es nicht genug gewesen sein kann. Jedenfalls wenn man bedenkt, wie es zu dieser Situation hier gekommen ist.“

Hao sah seinen Onkel daraufhin nur verwirrt an. Er verstand nicht mal ansatzweise was dieser mit diesem Satz sagen wollte. Am liebsten wäre er diesem sogar aus dem Weg gegangen. Er hatte keine Angst vor seinem Onkel, denn Angst fühlte sich anders an, dass wusste er. Doch seit dem Moment als er Riku das erste Mal gesehen hatte, verstärkte sich ein unbeschreibliches Gefühl in ihm. Ein Gefühl, dass er schon öfters hatte und dass ihm mehr als einmal dazu geraten hatte bestimmten Personen aus dem Weg zu gehen.
 

Wieso dies so war, schien unerklärbar zu sein und besonders für ihn ein einziges riesiges Rätsel.

„…sag mal hörst du mir überhaupt zu?“

Bei den lauten Worten seines Onkels zuckte Hao zusammen, seine Aufmerksamkeit lag meilenweit von Riku entfernt und dadurch hatte er auch nicht bemerkt, dass dieser die ganze Zeit weiter geredet hatte. Dem zur Folge hatte er auch nichts von dem Gesagten im Kopf. Zeit dies zu sagen oder sich für Nichtzuhören hatte er allerdings nicht, da Riku schon weiter redete.

„Wahrscheinlich nicht, aber das habe ich schon fast erwartet.“

„Du bist fies, Onkel Riku.“

Das war das einzige, was Youji, der die gesamte Zeit neben Hao stand, dazu sagte. Er konnte seinen Onkel nicht wirklich leiden. Dieser war einfach immer zu sehr auf das Training konzentriert. Es wirkte fast wie eine Lebensaufgabe. Aus diesem Grund nutzte er jede Gelegenheit um Sayuri vom Training zu befreien und mit ihr irgendetwas anderes zu machen. Meist flüchteten sie sich in die Stadt und sahen zu was die Händler dieses Mal für großartige neuen Waren hatten oder sie suchten sich einen stillen ruhiges Plätzchen und warteten die Zeit ab. Wenn sie wirklich Langeweile hatten, versuchten sie nach alter Wandererart zu fischen. Eine Technik, die ihnen ein Wanderer auf der Durchreise beigebracht hatte.

„Ich bin nicht fies sondern einfach nur realistisch. Und du solltest zu deiner Mutter gehen und deinem eigenen Training nachgehen!“

„Würde ich ja, aber ich kann den Kleinen ja nicht mit dir alleine lassen. Immerhin scheint er einen heiden Respekt vor dir zu haben und ich kann ja nicht zulassen, dass du ihn in die Flucht schlägst.“

„Schön wär’s, dann hätte ich einen Grund Shins Anweisung nicht nachzukommen…“

Diese Worte brummelte Riku nur undeutlich vor sich hin. Dann jedoch raufte er sich kurz die Haare, bevor er wieder zum eigentlichen Thema umlenkte.

„…Jetzt kümmer dich endlich um deine eigenen Sachen, ich hab zu tun!“

Youji sah kurz zu seinem Onkel, bevor er sich scheinbar irritiert umsah, als ob Riku mit einer anderen Person gesprochen hätte, die er jedoch nicht sehen konnte. Dann jedoch zuckte er mit den Schultern und ließ sich auf das Gras fallen.

„Tu ich doch! Mam hat gesagt, dass ich ein Auge auf ihn halten soll. Außerdem war Meisterin Noriko desselben Meinung.“

Noch bevor Riku darauf etwas erwidern konnte, mischte sich schon eine weitere Person ein, die gerade zu ihnen gestoßen war.

„Tut mir Leid, dass ich zu spät bin. Ich wurde aufgehalten. Also was steht heute an?“

Sayuri sah ihren Vater bei diesen Worten nur mit einem freudigen Blick an. Nur Youji wusste, dass dieser Ausdruck gestellt war. Es war ihre Art sich einen Vorteil zu holen. Denn wenn sie ihr Missfallen sofort zeigte, würde es nur doppeltes Training geben und das wollte sie so vermeiden. Doch dann sah sie sich um und erblickte zuerst Youji und dann Hao, welcher noch immer leicht abwesend wirkte.

„Hey, du bist wahrscheinlich Hao, freut mich dich kennen zu lernen. Ich bin übrigens Sayuri deine…“

„Sayuri, dein Training läuft schon. Du kennst das Programm.“

„Jawohl Meister. Komm mit mir, ich zeig dir die Strecke, dann muss Dad das nicht tun.“

Mit diesen Worten schnappte sich Sayuri die Hand von Hao und zog ihn mit sich. Riku war von dieser Situation so überrascht, dass er nicht dagegen sagen konnte. Erst als Youji grinsend aufstand und sich den Dreck von den Sachen klopfte dämmerte es diesem langsam, was eben passiert war.

„So ich schätze, ich sollte den beiden mal folgen. Bis nachher Onkel.“

Mit diesen Worten sprintete er den beiden auch schon hinterher und ließ Riku hinter sich zurück, dessen Laune gerade ins Bodenlose gesunken war.
 

- Bei Youji –
 

Es dauerte nicht lange, da hatte Youji die beiden wieder eingeholt und bremste sie mit seinen eigenen Worten aus.

„Hey ihr beiden, bleibt doch mal stehen!“

langsam kam Sayuri bei diesen Worten zum stehen, dennoch wagte sie es nicht Haos Hand loszulassen, fast so als würde sie befürchten, dass er im nächsten Moment von einer unsichtbaren Hand von ihrer Seite weggezogen werden könnte.

„Du hast Dad doch gehört, wir müssen weiter!“

„Unsinn, du musst weiter. Ich glaube nicht, dass Onkel Riku deine Aktion gut fand. Immerhin wollte er ihm gerade in das Trainingprogramm einweihen.“

„Deine Mam sagte, dass ich aufpassen soll, dass er Hao am ersten Tag nicht zu hart dran nimmt oder ihn gleich fertig machen kann. Immerhin waren Dad und Haos Vater wie Katz und Maus. Jedenfalls meinte sie das! Und ich dachte, so könnte ich es am besten verhindern!“

„Ach ja…?!“

Youji konnte nicht leugnen, dass er sich etwas hintergangen fühlte. Immerhin hatte ihm seine Mutter ja die gleiche Anweisung gegeben, wie sie Sayuri gegeben hatte. Wieso um alles in der Welt musste sie sich zusammen darum kümmern. Traute seine Mutter ihm den Auftrag nicht alleine zu oder was sollte das Ganze.

„Du bist doch wohl nicht eifersüchtig, oder?“

„Auf dich oder auf ihn. Vergiss die Frage, ich bin auf niemanden eifersüchtig. Ich glaube nur nicht, dass dein Vater dich noch einmal damit durchkommen lässt.“

„Na und? Dann denke ich mir beim nächsten Mal halt etwas anderes aus. Zur Not sage ich einfach, dass Hao besser ist als ich und dass ich mit ihm trainieren will um von seinem Können zu profitieren.“

Youji konnte daraufhin ein lautes Lachen nicht unterdrücken. Er hätte doch wissen müssen, dass Sayuri, wenn es um ihren Vater ging immer einen Ersatzplan parat hatte. Immerhin musste sie das auch, denn wie sollte sie sonst so gut mit dem Training über die Runden kommen.

„Weißt du was Sayuri, das klingt nach einem super Plan.“

„Hast du das etwa wirklich bezweifelt Cousin.“

„Nicht wirklich.“

„Dann können wir ja weiter machen. Begleitest du unser Training?“

„Hatte ich vor, ich kann euch doch nicht alleine lassen. Immerhin bin ich ja euer großer Cousin.“

„Und wie groß!“

Den Spruch konnte Sayuri sich nun doch nicht mehr verkneifen, wobei ihre Gestik noch am deutlichsten sprach. Alles was sie in dem Moment tat war nämlich auf den Boden zu gucken und eine vor jedem anderem verborgenen Punkt zu beobachten
 

Im Klartext hieß dass, du bist so groß, dass man aufpassen muss nicht auf dich drauf zu treten. Allerdings konnte Youji es ihr nicht mal übel nehmen. Seine Cousine war einfach so und er würde sie sich auch nicht anders Wünschen, sofern er die Wahl hätte.

„Sehr witzig, jetzt kommt schon, ich kenn eine super Strecke.“

„Ja aber unsere ist doch…ach egal, ich hoffe nur ich komme pünktlich wieder zurück an den Anfangsort, der Rest ist mir ehrlich gesagt sowas von egal und die Strecke hängt mir eh schon zum Hals raus.“

„Na siehst du, dann sind wir uns ja einig.“

Sofort legte Youji ein ordentliches Tempo vor und rannte in die von ihm bestimmte Richtung, die anderen beiden, die etwas kleiner waren und damit auch kürzere Beine hatten mussten sich richtig anstrengen um mit diesem mithalten zu können. Letzten Endes jedoch kamen sie an einem großem Wald an, wo alle erst einmal stoppten und versuchten ihren Atem wieder unter Kontrolle zu kriegen.

„So und wo geht es jetzt lang, denn ehrlich gesagt hat sich der Weg noch nicht wirklich gelohnt.“

„Das war auch noch nicht der Weg, sondern der hier.“

„Bist du irre, ich geh nicht in den Wald, nachher hole ich mir ein paar Schrammen, oder knick mir den Fuß um, oder wir werden von Geistern angegriffen. Und was weiß ich was da noch alles passieren kann.“

Bei diesen Worten überlegte Sayuri, ob ihr nicht doch noch ein paar gute Argumente einfielen. Sie gab es ungern zu aber Cassandras Geschichten über den Geisterwald haben sie trotzdem sie wusste, dass man ihr keinen Glauben schenken durfte geprägt. Aus diesem Grund mied sie alles, wo sie nicht sofort einen Ausweg finden konnte. Spich Wälder, Reisfelder und vor allem Labyrinthe, die es in ihrer Umgebung jedoch glücklicherweise nicht gab.

„Ach reg dich ab, Sayuri. Glaub mir du wirst die Umgebung genießen.“

„Ich weiß nicht?“

„Hey hab ich dich jemals in Gefahr gebracht.“

„Das erste Mal ist immer früh genug und außerdem…“

„Nichts außerdem, wenn was passiert nehme ich die ganze Schuld auf mich.“

„Gut, Youji, ich nehm dich beim Wort.“

„Na dann los geht’s.“

Mit diesen Worten schritten die beiden einfach weiter. Hao folgte ihnen einfach, da er im Moment keine Wirkliche alternative hatte. Und sein neuer Meister war ihm darüber hinaus ziemlich unheimlich. Aus diesem Grund blieb ihm auch nichts anderes übrig.
 

Wie lange sie den Waldweg, der vor ihnen entlanggegangen waren wusste nach einiger Zeit keiner mehr, doch gerade als Sayuri anfangen wollte zu quengeln, erblickten sie eine Lichtung. Im Zentrum stand ein einfacher großer Kirschbaum. Um diesen herum waren flache Steine aufgestellt, die gerade zu darum bettelten, dass man sich auf diese draufsetzte.

„Na Cousine, hab ich zu viel versprochen?“

„Ganz und gar nicht. Das hier ist ein Traum…Oh Youji sieh dir mal die Blumen um den Baum herum an, sind die nicht bezaubernd?“

Bei diesen Worten wendete sich Youji von seiner Cousine, die gerade näher an die Blumen herangetreten war, ab und richtete seine Aufmerksamkeit auf Hao.

„Denk dir nichts dabei. Sayuri ist vernarrt in Blumen. Wie man sieht…hey Sayuri, lass die Blumen stehen, sonst merkt Papi erst recht was…“

„Schon gut, schon gut, ich guck ja nur.“

Noch bevor Sayuri sich wieder zu den Blumen umwenden konnte, hörte sie ein leises rascheln hinter sich. Augenblicklich blieb sie wie versteinert stehen und schielte hinter sich. Doch sie konnte nicht s erkennen, nichts was sie Identifizieren konnte oder von dem sie sich sicher war, dass es wirklich existierte. Denn der Schatten, den sie aus dem Augenwinkel gesehen hatte war schneller wieder verschwunden, als sie es für möglich gehalten hätte, weshalb es durchaus Einbildung sein konnte.

„Was war das?“

„Was?“

Youji sah bei diesen Worten verwirrt zu seiner Cousine und dann zu seinem Cousin. Beide schienen etwas bemerkt zu haben, was ihm selbst entgangen war. In dem Moment spürte er nur wie ein leichtes innere Unbehagen sich den in seinen Kopf bahnte. Irgendetwas war hier faul, doch was es war konnte und wollte er auch nicht entschlüsseln. Allerdings versuchte er sich einzureden, dass er sich das Ganze nur einbildete.

„Wenn Hao das auch gehört hat, dann war das keine Einbildung, wir sind nicht allein.“

„Jetzt übertreib mal nicht, vielleicht war es nur ein Tier oder…was zum…“

Plötzlich hörte Youji hinter sich ein Rascheln. Sofort drehte er sich um, doch konnte er nur noch einen Schatten erkennen, der seinem Blickfeld sofort wieder entschwand. Kurz darauf hörte er schon ein weiteres Rascheln, jedoch von der entgegengesetzten Seite.

„Was ist das, für ein Tier ist das Ding zu schnell!“

„Es ist ein Geist.“

„Wie bitte!“

Mit diesen Worten wendeten sich Youji und Sayuri zu Hao, welcher mit seinem Blick irgendetwas zu fixieren schien. Doch an der Stelle, wo sein Blick lag, war absolut nichts. Jedenfalls konnten sie es nicht erkennen, doch das musste nichts heißen.

„Was meinst damit, dass es ein Geist ist? Ich sehe nichts.“

„Warte mal, Sayuri. Erinnerst du dich an Cassandras Geschichte mit dem Vitzjarey? Der Geist, der um seine Opfer herum läuft um sie in Panik zu bringen und sie dann von hinten anfällt, wenn man nicht richtig auf seine Umgebung achtet.“

„Du meinst den blöden Geist, der an Ort und Stelle stehen bleibt wenn man ihn fixiert und erst dann wieder losrast, wenn man den Blick abwendet?“

„Genau den meine ich, Sayuri.“

„Aber war das nicht nur ein Hirngespinnst von Cassandra?“

Youji zuckte bei diesen Worten nur mit den Schultern. Hirngespinnst oder nicht, er wollte jedenfalls nicht solange hier bleiben um es herauszufinden. Aus diesem Grund signalisierte er den beiden anderen, dass sie ihn langsam folgen sollten. Immerhin hatte er gelernt, dass man sich mit nichts anlegen sollte, dass man nicht sah und dieser Punkt kam gerade ziemlich gut zu Geltung. Außerdem war das der falsche Augenblick für ein sinnloses Heldengetue. Er musste seine Verwandten beschützen und dass konnte er nur, indem er sie hier heraus schaffte und das auch noch möglichst schnell.
 

Sayuri und Hao gingen dieser Aufforderung sofort nach, doch genau in dem Moment, als Hao den Blick abwendete ertönte das Rascheln erneut. Kurz darauf war ein dumpfer Schlag zuhören, gefolgt von dem Aufschlag eines Baumes auf den Boden.

„Verdammt, der Baum hat uns den Weg versperrt. Youji, tu was!“

„Ist ja gut, lass mich kurz überlegen.“

„Tick Tack Tick Tack, uns’re Zeit läuft ab. Tick Tack Tick Tack, tu was sonst wird es eng…”

„Sayuri, das bringt im Augenblick auch nichts…wir müssen das Biest fixieren, damit es auf der Stelle stehen bleibt.“

„Toller Plan, dazu müssen wir es erst mal finden!“

„Ich glaube, dass ist einfacher, als es dem Ding lieb ist!“

„Was meinst du?“

Bei diesen Worten blickte sie sich um und merkte sofort, dass Hao schon wieder einen für sie unsichtbaren Punkt fixiert hatte.

„Du siehst es, nicht?“

„Ich sehe nichts. Aber ich weiß, dass es da ist.“

Die beiden nickten auf Haos Worten hin nur. Ihnen konnte es im Moment egal sein, wie Hao die Richtung, in dem sich dieser Geist befand ausmachte. Das konnte sie nämlich immerhin später klären. Jetzt sollten sie sich jedoch einen Weg überlegen hier rauszukommen.

„Wir müssen über den Baum.“

„Toll, ich hasse klettern.“

„Wie auch immer. Du gehst zuerst Sayuri.“

Sayuri nickte nur kurz, bevor sie sich daran machte den doch recht höhen Stamm herauf zu klettern. Sie hätte auch versuchen können sich darunter hindurch zu zwängen, doch wahrscheinlich wäre sie in dem Fall stecken geblieben und das Erlebnis wollte sie nicht eingehen. Kurz daraufhin waren auch Youjis und Hao bei ihr angekommen. Youji hatte sich kurz vorher die genaue Position beschreiben lassen, in die Hao geblickt hatte, damit der jüngere ohne Schwierigkeiten hochklettern konnte. Anschließend hatte Hao die Position wieder mit dem Blick fixiert und Youji machte sich daran den Baum hochzuklettern. Danach hieß es runterspringen und rennen, bis die Lungen brannten und man einen Messerstichähnlichen Schmerz in den Seiten fühlte. Erst einige Meter außerhalb des Waldes kamen sie wieder zum Stehen und ließen sich erschöpft auf dem Boden fallen. Das war definitiv kein Erlebnis, was sie so schnell wieder mitmachen wollten.

„Wie war das mit dem, hab ich dich jemals in Gefahr gebracht?!“

„Ist doch gut gegangen. Ja aber nicht dank dir…oh Mist, wir kommen zu spät…Youji, du weißt was du versprochen hast.“

„Klar, lasst uns gehen, ich denk mir währenddessen was aus!“

Mit diesen Worten ging es zurück zum Asakuraanwesen, wo schon ein sichtlich schlecht gelaunter Riku auf sie wartete. Wahrscheinlich nahm er ihnen die Verspätung von gerade mal 30 Minuten ziemlich übel. Eine Sache die Youji nicht wirklich verstehen konnte, da 15 Minuten bei ihnen schon fast Standard waren, also was machten dann weitere 15 Minuten aus. Jedenfalls sah es dieses Mal wirklich so aus, als hätten sie einen Weltwanderung hinter sich, im Gegensatz zu sonst. Aber anstatt darüber hinweg zusehen machte Riku einen heiden Theater. Einfach nur typisch Erwachsene.
 

Am Ende des Tages sah die Bilanz nicht gerade gut aus. Riku hatte sich stinksauer an Shin gewendet und sich darüber beschwert, dass sein Training für seine Schüler sabotiert wurde. Shin hatte sich daraufhin an Santi gewendet, weil dieser durchaus wusste, dass seine Tochter die beiden jüngere dazu gebracht hatte und Santi war einfach ganz ruhig zu Noriko gegangen und hatte dieser von dem ganzen Terz berichtet, da sie genau wusste, dass diese mit ihr einer Meinung war. Somit hatten sich bald alle Betroffenen in demselben Raum versammelt und schienen über diese doch recht nichtige Tatsache zu diskutieren. Wobei Noriko und Santi es als nichtige Angelegenheit betrachteten und Riku und Shin aus der ganzen Sache ein Staatsdrama machten. Die einzigen, die ihren Spaß dabei hatten waren die drei Ausreißer, welche die gesamte Situation nur zu komisch fanden, jedenfalls nachdem sie sich von Rikus Belehrung erholt hatten. Allerdings wurde dies für die drei irgendwann doch zu langweilig und sie schlichen sich klammheimlich aus dem Raum, in dem sich alle versammelt hatten heraus.

„Man ich wusste gar nicht, dass die sich so aufspielen können.“

„Stimmt, mal eine einmalige Situation, ich hab noch nie erlebt, dass sich Riku so mit Mam anlegt.“

„Ja oder das Meister Shin und Meisterin Noriko mal unterschiedliche Positionen vertreten.“

Youji und Sayuri konnten sich vor lachen kaum noch einkriegen. Seit dem Moment, wo sie das Asakuraanwesen wieder betreten hatten und von Riku empfangen wurde, hatten sie die Ereignisse von vor einigen Minuten schon längst wieder vergessen. Zu sehr machten sie sich sorgen, was man ihnen jetzt für eine Strafe aufdrücken würde, doch scheinbar hatten die Erwachsenen anderes zu tun und dabei würden sie diese nicht stören.

„Macht ihr das immer?“

„Was? Uns ungefragt vom Training entfernen?“

„Regelmäßig. Aber das bleibt unter uns. Mein Dad würde mich umbringen, wenn er davon erfahren würde.“

„Übertreib nicht Sayuri, Onkel Riku würde seinem kleinen Sonnenschein niemals ein Haar krümmen. Da sind eher alle anderen dran, so wie ich oder Hao oder meine Mutter. Wie schon erwähnt, er ist einfach ziemlich vernarrt darauf seine Tochter zur stärksten Schamanin der Welt zu machen.“

Sayuri nickte bei diesen Worten nur, doch dann ließ sie sich auf den Boden fallen und sah ihre beiden Begleiter auffordernd an. Diese taten es ihr auch sofort gleich.

„Also wie fandest du die erste Trainingsstunde.“

„Mörderisch.“

Daraufhin konnte sich keiner der drei mehr zurückhalten und fing an zu lachen.

„Okay, ich hab es ja verstanden, das nächste Mal versichere ich mich drei Mal, bevor ich euch mitnehme ob wirklich keine Gefahr besteht.“

„Als ob.“

Sayuri wusste aus Erfahrung, dass ihr Cousin dieses Versprechen niemals einlösen konnte, dafür war er einfach viel zu begeistert, wenn er einen neuen Ort gefunden hatte, wo sie sich zurückziehen konnten. Doch sie war genauso, es war ebene alles besser als das langweilige Training ihres Vaters.
 

Mittlerweile war die Sonne dabei sich zu verabschieden und ließ die Welt mit jeder Minute mit ein bisschen mehr Dunkelheit zurück. Mit der Zeit nahm diese Dunkelheit die gesamte Umgebung ein, was nur eines bedeutete. Es war Zeit rein zu gehen. Das Training war für heute beendet und sie hatten es dieses Mal sogar indirekt genutzt um etwas an ihrer Kondition zu arbeiten, in dem sie um ihr Leben gerannt waren und um ehrlich zu sein reichte das für einen Tag.

„Ach falls Youji es vergessen hat zu erwähnen, mein Vater trainiert mich schon seit einigen Monaten. Zwei Stunden pro Tag. Also kann ich dir nicht allzu weit voraus sein. Falls Dad doch zu schnell ist ignorier es und frag mich nach dem Training oder du wendest dich an Youji, obwohl…wende dich doch lieber an mich, der hat nämlich ein Vakuum in der Birne…der hat die Hälfte nach einer Minute wieder vergessen!“

„Gar nicht wahr…glaub ihr kein Wort, sie ist diejenige, die uns Giftpilze servieren wollte.“

„Das war einmal und das auch nur aus versehen! Die sahen den richtigen auch verdammt ähnlich.“

„Klar hatten nur eine völlig andere Farbe und noch dazu…“

„Ist ja gut. Wir sind halt alle nicht fehlerfrei und jetzt lasst uns reingehen, bevor wir noch einmal wegen zu spät kommen belehrt werden.“

„Stimmt. Wahrscheinlich bekommen wir dann erst Recht was ab, wenn wir zwei Mal am selben Tag verschwinden ohne jemanden zu sagen, wo wir hingehen, besonders wenn wir noch einen Zeitplan einhalten müssen. Also auf in die Höhle des Löwen.“

Die beiden jüngeren stimmten ihm nur zu. Auf noch so eine Belehrung konnten sie wirklich verzichten. Allerdings fragten sich zumindest Youji und Sayuri ob das Training so bleiben würde, immerhin mochte Riku es gar nicht, wenn man sein Training nicht ernst nahm und sie hatten ja in gewisser Weise gerade bewiesen, dass sie zu dritt nichts als Unsinn im Kopf hatten. Doch selbst wenn sie dem Training nicht immer ausweichen konnten, so würden sie einen Weg finden diese Zeit so unkompliziert wie möglich voranschreiten zu lassen.
 

Und dass hatten sie bitter nötig, wie sie schon am nächsten Tag feststellen mussten. Denn Riku hatte Santi dazu gebracht das Training der drei parallel zu legen, so dass keiner von ihnen die Gelegenheit hatte miteinander zu kommunizieren, was vor allem daran lag, dass jeder individuell trainiert wurde. Aus diesem Grund nahmen sie auch die Zeit nach dem Training in Anspruch um ihr eigenes Ding durchzuziehen. Doch dieses Mal schien das Training einfach kein Ende zu nehmen, oder es lag daran, dass Riku sich einen Spaß daraus machte Hao eine Aufgabe zugeben, die er nicht bewerkstelligen konnte. Woran das lag wusste er selber nicht. Er versuchte den Anweisungen nachzugehen, doch aus irgendeinem Grund schien es einfach nicht den gewünschten Effekt zu bringen.

„Konzentrier dich! Jeder gute Schamane kann einen Shikigami der 3. Kategorie mit einem Fingerschnipsen heraufbeschwören, aber du schaffst es noch nicht mal einen der 1. Kategorie herbei zu ordern. Das ist einfach unakzeptabel.“

Am liebsten wäre Hao jetzt einfach gegangen. Wie sollte er sich bitte Konzentrieren, wenn sein Meister immer dazwischen reden musste. Darüber hinaus versuchte er es doch. Er hatte dieses blöde Blatt sogar schon zum schweben gebracht, doch im letzten Moment, war irgendetwas schief gegangen. Jetzt allerdings schaffte er es nicht mal so weit zu kommen und er saß an dieser Aufgabe schon mittlerweile ein paar Stunden. Mittlerweile war sogar ihm klar geworden, dass er machen konnte was er wollte, seine Leistungen würden immer unakzeptabel sein. Das war auch der Grund, wieso er gar nicht mehr versuchte die Aufgaben so gewissenhaft wie möglich durchzuführen. Es hatte ja eh keinen Sinn. Mit diesen Gedanken im Kopf versuchte er noch einmal den Geist des vor ihm liegenden Blattes herauf zu beschwören, doch wieder schlug dieser Versuch fehl. Kurz darauf fiel sein Blick auf einen in der Nähe liegenden Stein. Zwar wusste er nicht wieso, doch irgendwie überfiel ihm in diesem Moment das Verlangen diesen aufzuheben und in den in der Nähe fließenden Bach zu werfen. Wie durch Geisterhand bildete sich daraufhin um diesen eine schimmernde Hülle, die den nicht gerade kleinen Stein allem Anschein nach erzittern ließ. Schneller als er es verfolgen konnte, hob dieser etwas in die Luft bevor er von einer unsichtbaren Macht zu dem Bach geschmettert wurde, wo er mit einem lauten platschen unterging. Dieses war so laut, dass selbst Riku es mitbekommen hatte, jedoch kein einziges Wort dazu sagte.

„Willst du schon aufgeben, oder wieso starrst du Löcher in die Luft.“

Während Rikus Worte immer noch eine gereizte Ungeduld ausdrückten, waren seine Gedanken gerade wo anders und zwar bei dem nun im Bach liegenden Stein.

//War das eben das Werk des Jungen? Nein, das kann nicht sein, dann wären die Shikigamis ein Kinderspiel für diesen. Aber was ist sonst passiert, immerhin lag der Stein doch genau vor meinen Füßen…Ist ja auch egal, diese Tatsache werden ich nicht als Erfolg werten. Niemals.\\

Der Junge stand seinem Recht auf die Familienführung im Weg und das ließ er sich nicht gefallen. Es war kein Geheimnis, dass Shin Zweifel hatte, ob er ihm das Recht wirklich nehmen sollte, doch auf seinen Vater konnte er sich in der Hinsicht nicht wirklich verlassen. Besonders deshalb nicht, weil seine Mutter mehr als nötig von dem Jungen überzeugt ist, weshalb auch immer. Aus diesem Grund musste er beweisen, dass Hao genauso ein unfähiger Schamane war wie dessen Vater und im Moment machte dieser es ihm verdammt einfach. Zugegeben, er hatte versäumt dem Jungen zu sagen, dass man die Beschwörung eines Shikigamis auch wollen musste, damit es funktionierte aber wenn dieser das Training wirklich ernst nehmen würde, dann wäre diese Mangelinformation kein wirkliches Hindernis.
 

Hao hatte seiner Aufmerksamkeit derweil wieder auf das Blatt gerichtet. Was machte er bitte falsch. Wenn es so einfach war, wieso konnte er es nicht. Gut, er hatte nicht wirklich Lust auf diese Aufgabe, besonders da es ihm immer misslang, doch das konnte doch unmöglich der Grund sein. Eine Technik konnte man entweder oder man konnte es nicht, es hatte nur etwas mit der Konzentration zu tun. Das waren jedenfalls Rikus Worte vor dem Training.

„Das ist Zeitverschwendung!“

Hao sagte daraufhin nicht. Es war die erste Aufgabe, die er nicht bestehen konnte und um genau zu sein war es ihm auch ein kleines bisschen egal. Er hatte es bis eben sowieso nur weiter versucht, da er sich Rikus verachtenden Kommentar nicht mehr anhören wollte. Das einzige Ziel was er mit seinen Versuchen erreichte war, dass dieser das Training beendete und er seine Ruhe hatte.

„Wenn du nicht mal in der Lage bist die Geister toter Blätter heraufzubeschwören, kann ich das Training nicht weiter führen, denn diese Fähigkeit gehört zu den Basics eines Schamanen. Wie willst du im Leben weiter kommen, wenn du nicht mal die einfachsten Techniken meistern kannst. Ich schlage vor du verbringst die nächsten Tagen mit üben, sonst werde ich deine Unfähigkeit offen auslegen müssen.“

Mit diesen Worten wendete sich Riku von ihm ab, es war zwar nicht so, dass er dieses Training für sich behalten würde. Im Gegenteil, er berichtete Shin immer alles, insbesondere von den Fehlern seines neuen Schülers. Es war lediglich so, dass er den Jungen mit diesen Worten unter Druck setzte und unter Druck konnte niemand die optimale Leistung bringen. Zugegeben es war eine gemeine Aktion, doch in solchen Dingen ist sich nun mal jeder selbst der nächste.

„Doch andererseits hätte ich damit rechnen müssen. Dein Vater war ja auch alles andere als begabt in Sachen Shikigamibeschwörung, wie sollte es da der Sohn sein.“

„Das stimmt nicht.“

„Ach nicht. Wie erklärst du dann seinen Tod. Ein mächtiger Schamane hätte sich nicht von einfachen Menschen umbringen lassen.“

„Und ein guter Schamane würde niemals so reden.“

Diese Worte ließen Riku sprachlos zurück. Doch nicht nur dass auch der Blick des Jungen wirkte auf einmal so merkwürdig. Für einen Moment hatte er sogar das Gefühl, als würde sich in diesem ein merkwürdiger Glanz befinden. Er brauchte etwas um zu begreifen was es war. Furyoko. Hao ließ dieses geradezu durch seinen Körper fließen. Früher einmal war es eine Technik um sich selbst zu schützen, wenn man weder auf Waffen noch auf irgendwelche Geister zurückgreifen konnte. Das Furyoko war immer da und selbst wenn man es nicht aktiv verwenden konnte, so diente es doch immer als Verteidigung und zur Schärfung der eigenen Sinne. Und sei es nur um zu verhindern, dass man bei einer schweren Verletzung verblutet.
 

Doch in der jetzigen Situation war dieses Phänomen ungewöhnlich. Jeder wütende Schamane richtete sein Furyoko nach außen, um den anderen einschüchtern zu können. Allerdings verbrauchte man dieses anschließend auch schneller. Hao jedoch richtete es nach innen. Er ließ es durch seinen Körper fließen, wodurch ein wesentlich geringerer Furyokoanteil verbraucht wurde. Diese Methode konnte zwar auch zur Abschreckung dienen, doch war die Wirkung eher begrenzt. Dennoch niemand konnte sein Furyoko nur durch den eigenen Körper fließen lassen, ohne wenigstens über einen geringen Teil die Kontrolle zu verlieren. Allerdings konnte er sich nicht weiter umsehen, da sich Hao schon wieder beruhigt hatte und einfach abgehauen war. Die beste Entscheidung die der Junge hatte treffen können, da er sich sonst selbst nicht mehr hätte beherrschen konnte.

„Warte nur Hao, ich werde dir zeigen was es heißt sich mit mir anzulegen.“

Bevor er jedoch noch etwas sagen konnte, viel auf einmal ein kleiner Stein auf seinen Kopf. Sich diesen reibend sah Riku nach oben. Entweder hatte dieser Junge es mit Steinen, oder ein Vogel hatte es gerade für witzig erfunden ihn mit so einem zu bewerfen. Wobei er die letzte Möglichkeit eher in betracht ziehen wollte. Trotz allem konnte er nicht vermeiden über diese Aktion nachzudenken. Jedenfalls solange, bis ihm das Familienoberhaupt persönlich über den Weg lief.

„Riku, ich wollte gerade zu dir.“

„Meister Shin, wieso seid ihr schon wieder zurück von eurer Reise.“

„Wir hatten eine koorperationsfreudige Gesellschaft. Das hat uns einige Tage geschenkt. Aber genug von meinen familienbedingten Ausflügen. Wie läuft es hier?“

„Schleppend, jedenfalls was Hao angeht. Ich glaube in Sachen Shikigamibeschwörung kommt er nach seinem Vater.“

„Verstehe.“

Shin bezweifelte Rikus Worte nicht mal ansatzweise, immerhin wusste er aus eigener Erfahrung, dass Akio in diesem Zusammenhang nicht der Begabteste war. Dafür lagen dessen Talente eher in der Geistkontrolle.

„Trotzdem wir würden uns gerne selber ein Bild von dem Jungen machen!“

„Das ist im Moment ganz schlecht. Ich hab das Training vor wenigen Minuten beendet und Hao…“

„Ist nicht mehr da? Dann werden wir es uns halt ansehen, wenn er wieder auftaucht.“

Mit diesen Worten ging Noriko einfach an den beiden Männern vorbei und brachte ihr Pferd in den Stall. Derweil folgten ihr die Blicken. Nach einer kurzen gestikulierten Gespräch folgten die beiden Männer Noriko. Riku jedoch überlegte sich derweil schon mal wie er jetzt vorgehen sollte, denn Hao so unter Druck setzen, wie er es vor wenigen Minuten getan hatte, würde dem Wahrheitsgehalt seiner vorigen Aussage nicht gut tun.
 

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So und hiermit endet das Kapitel wieder. Das nächste Kapitel wird eines der wichtigsten Kapitel dieser FF werden. Deshalb werde ich es schon am 6.2 hochladen. Es wird übrigens den Titel „Die Wächterin des Einheitssterns“ tragen.

Die Wächterin des Einheitssterns

Kapitel 6: Die Wächterin des Einheitssterns
 

Es war langweilig, anders konnte sie es nicht beschreiben. Alles was sie sah waren die Wände des Tempels und die große Tür, die in die Außenwelt führte. Immer und immer wieder, wenn sie an dieser vorbei ging, spürte sie, wie sie wie von einem Magneten zu dieser hingezogen wurde. Jedes Mal, wenn sie diese Tür nur erblickte, fragte sie sich was wohl dahinter war. Was wurde von der Tür verborgen und wieso wollte sie die Torflügel bei dem bloßen Gedanken an die Tür aufstoßen und ins freie rennen. Seit Jahren versuchte sie einen Blick durch die mysteriöse Abgrenzung zu werfen, die so einfach zu überqueren war und doch in gewisser Weise eine zu schwere Herausforderung darstellte.

„Werde ich überhaupt mal herausfinden, was die Außenwelt für Geheimnisse verbirgt.“

„Samira konzentrier dich endlich mal auf deine Aufgabe. Das ist jetzt das zwanzigste Mal, dass dir dieser Zauber auf Grund deines Mangels aus Konzentration misslungen ist!“

„Verzeihen sie Meisterin Chiyo.“

Die alte Frau sah das kleine Mädchen vor sich nur abschätzend ab. Sie wusste das Samira nicht unbegabt war, im Gegenteil. Sie konnte sich sogar vorstellen, dass das Mädchen mal zu einer Vorbildlichen und Berühmten Wächterinnen werden könnte. Allerdings schien diese mit ihren Gedanken viel zu weit weg zu sein um ihren Fähigkeiten gerecht zu werden.

„Also gut. Machen wir Schluss für heute.“

„Ja,…äh ich meine natürlich, vielen Dank Meisterin Chiyo.“

Der kurze Jubelschrei des blonden Mädchens hielt nicht lange an, da sie den strengen Blick ihrer Meisterin bemerkte und sofort zu ihrem alten Verhalten zurückkehrte. Das Verhalten, dass jeder von ihr erwartete. Um sich nicht doch noch in Schwierigkeiten zu bringen nahm sie kurz darauf die Beine in die Hand und rannte aus dem Raum und in Richtung ihresZimmer. Dabei kam sie erneut an der großen Tür vorbei und blieb abrupt stehen. Es war fast so, als würde sie jemand rufen hinaus zutreten. Und wie ein Zeichen öffnete sich die schwere Tür und einige Frauen kamen herein. Samira nutzte diese Gelegenheit um sich unbemerkt an den anderen Wächtern vorbei zu schleichen und aus der Tür zu gelangen. Schnell versteckte sie sich in einem nahe stehenden Gestrüpp und wartete.
 

Es dauerte nicht lange, da schlossen sich die Türen auch schon wieder und sie stand allein in einer freien Landschaft. Flüchtig sah sich Samira, die sich doch etwas verlassen fühlte um, doch dann gewann ihre Neugier die Oberhand und sie machte sich auf dem Weg. Ein kleiner Pfad diente ihr dabei als Wegweiser, der sie genau in eine kleine Stadt führte. Es war kein langer Weg, doch da sie so lange Märsche nicht gewohnt war, kam er ihr endlos vor. Immer wieder blickte sie zurück um zu sehen, ob ihr jemand folgte. Das letzte was sie wollte war, dass ihrer Meisterin von ihrem kleinen Ausflug erfuhr. Falls das passieren würde, so war sie sich sicher, würde sie die nächsten Tage die Böden des Tempel schrubben dürfen bis sie glänzten, was sie ihrer Erinnerung zur Folge noch nie getan hatten. Aus diesem Grund hatte sie nur eine Möglichkeit. Sie musste ihre Neugier stillen und dann unentdeckt wieder nach Hause kommen. Dieser Vorsatz war der letzte den sie hatte, da sie in diesem Moment zum Stadttor kam. Keiner der Wachen an den Toren schien auch nur daran zu denken sie aufzuhalten.

„Wow. “

Das Mädchen war so überwältigt von der Menschansammlung, dass sie gar nicht mehr auf den Weg achtete. Es war ein ungewöhnliches Verhalten für die dort Anwesenden, immerhin war diese Stadt für diese nichts besonders. Aus diesem Grund konnten sie sich nicht zurückhalten und fingen, nach dem das kleine Mädchen an ihnen vorbeigelaufen war an zu tuscheln. Samira merkte von alledem nichts, sie war einfach zu erschlagen, immerhin war dies das erste Mal, dass sie den Freien Himmel und das Leben außerhalb des Tempels sah. Doch ihre Reise endete schneller als gedacht. Nach einigen Sekunden lief sie gegen einen großen Mann mit blasser Haut und ausgeblichenen blonden Haaren, die ihrer Meinung nach einen leichten Grünstich hatten.

„Pass doch auf wo du hingehst!“

„Tut mir Leid ich wollte nicht…“

„Du wolltest was nicht. Mich anrempeln, meinen freien Tag ruinieren? Was?“

Samira konnte die Fragen nicht beantworten, die laute und wütende Stimme des Mannes hatte sie zu sehr eingeschüchtert. Jeder der genau hinsah konnte sie am ganzen Körper zittern sehen. Das einzige, wozu das Mädchen im Stande war, war sich rückwärts von dem brüllenden Mann zu entfernen. Doch genau das erwies sich als ein fataler Fehler. Genau in diesem Moment kam eine Kutsche auf sie zu. Der Mann, der das Pferd auf dem Kurs hielt verriss die Zügel um das kleine Mädchen nicht zu treffen. Dabei scheute das Pferd.

„Verdammt noch mal verschwinde von der Straße, Kleine.“

Die Worte des Kutschers hatten gesessen und das Mädchen nahm verängstigt die Beine in die Hand und rannte los, sah jedoch immer wieder zur Stelle mit dem Pferd zurück. Allerdings kam sie nicht weit, da sie schon gegen den nächsten Mann prallte.
 

Dieser verlor dank des unerwartenden Zusammenstoß seinen Sack Kirschen, die fröhlich davon rollten oder von nicht auf den Weg achteten Fremden zertreten wurden.

„Das war meine einzige Einnahmequelle, den Schaden wirst du mir büssen.“

„Es tut mir wirklich Leid ich wollte nicht…“

„Es sollte dir auch Leid tun, aber davon werden meine Kirschen auch nicht wieder ganz, du kleine Plage. Wenn ich deine Eltern erwischen, können sie was erleben…Hey bleib gefälligst hier…“

Samira konnte einfach nicht mehr. Das einzige was ihr durch den Kopf ging, war, dass sie schnell verschwinden musste. Keiner ihrer Verwandten durfte etwas von diesen Zwischenfällen erfahren. Sie wollte doch niemanden Kummer bereiten, sondern einfach nur mehr von der Welt sehen als die elendigen Tempelmauern, in denen sie ohne Familie und Freunde aufgewachsen war. Bei diesen Gedanken liefen dem Mädchen Tränen über die Wagen. Sie hatte sich das ganze anders vorgestellt. Anscheinend jedoch schien hier alle so zu sein wie ihre Meisterin, wenn nicht sogar noch strenger. Schnell wischte sich das Mädchen die Tränen aus den Augen und wollte schon nach Hause gehen, allerdings musste sie feststellen, dass sie nicht mal ansatzweise wusste, wo sie sich genau befand. Nun verwandelte sich ihre Trauer in Angst. Angst nie wieder nach Hause zu kommen, auf ewig in diesen finsteren Gassen herum zuirren und nie wieder heraus zu finden. In ihrem kindlichen Glauben lief sie einfach los, weil sie glaubte, dass sie so schneller einen Weg zurück finden konnte. Alle Wege sahen gleich aus und erst als sie auf einen breiteren Weg trat, an eine Fläche mit Kirschbäumen bestückt war und in dessen Nähe sich mehrere Marktstände befanden, blieb sie schließlich stehen. Diesen Ort hatte sie vor hin schon mal gesehen. Erleichtert ging sie weiter und sah sich genau um. Sie hatte sich den Weg nicht gemerkt, doch sie hatte noch verschiedene Punkte im Kopf, an denen sie vorbei gelaufen war.

„Da sind die großen Kirschbäume, also muss ich nach recht oder war es links…“

Während sie noch überlegte trat sie auf die Kirschbaumfläche zu. Sie schien das Zentrum der Stadt zu kennzeichnen, von woaus alle Wege aus der Stadt herausführten. Als sie eine der sechs Hauptstraßen betrat, kam ihr abermals ein Pferd, das eine Ladung Holzstämme hinter sich herzog auf die zu. Auch dieser Pferdeführer versuchte das Tier zu stoppen und zog an den Zügeln. Zu seinem Bedauern lief das Pferd dabei nach recht. Die Zügel rissen bei diesem Manöver und die Wagenladung Holz rollte zu einem der Stände. Und rammte diesen, worauf dieser trotz der geringen Wucht zusammenbrach und mehrere kostbare Tongefäße unter sich begrub.
 

Der Standbesitzer konnte sich und seine wertvollste Ware noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Jedoch war dieses Glück nur von kurzer Dauer, da die Zügel des ausgerissenen Pferdes sich an einem sich gegenüber befindenden Stand hängen blieben, der sich zur dieser Zeit noch im Aufbau befand. Dieser viel daraufhin ebenfalls in sich zusammen. Die Menschen, die an dem Stand gearbeitet hatten stolperten erschrocken zurück, während einer von ihnen auf eines der hinter ihm liegenden Bretter fiel. Dieses beförderte dank der Tatsache, dass es wie eine Wippe auf anderen Holzplatten lag, einen kleinen Tonkrug in die Höhe, der auf den Kopf des überglücklichen Händlers viel. Durch dessen darauf folgenden Zusammenbruch folg das kostbare Tongefäß ebenfalls in die Höhe und zersprang beim Aufprall auf dem Boden in viele kleine Scherben. Noch bevor das leise schnellen der Scherben verklang, hatte schon einer von den herumstehenden Männern das Mädchen geschnappt, die dafür verantwortlich war und stieß sie anschließend rücksichtslos nach vorne, weshalb sie auch schon auf den Boden landete. Zum Samiras entsetzen stellte sie fest, dass dies der erste Mann war, den sie angerempelt hatte. Unsicher und verängstigt sah sie sich hektisch um, doch jeder schien sie nur wütend zu betrachten. Nach einigen Minuten fiel ihr Blick auf einen Jungen, der ungefähr in ihrem Alter war und sie geschockt ansah. Erst als der Mann, der sie zu Boden geschubst hatte anfing zu sprechen, wendete sie ihren Blick von diesem ab.

„Leute hört mir zu. Ich weiß wie wütend ihr über diese Tragödie seid.“

„Eine Tragödie, das Mädchen hat mir ihrem Rücksichtslosem Verhalten unsere Existenz gefährdet. Wie sollen wir bitte ohne Einkommen überleben.“

„Ich wage zu bezweifeln, dass das Mädchen dafür verantwortlich ist, viel mehr derjenige der sie Geschickt hat, um uns zu schaden.“

„Ach und wer soll das gewesen sein.“

„Wer sollte uns schon schaden wollen. Dämonen natürlich. Wir können das Mädchen so Leid es mir tut, nicht einfach laufen lassen. Sie würde jeden ins Unglück reißen, dem sie begegnet. Sie ist eine Botin des Unglücks. Je unschuldiger sie wirken, desto eher bleiben werden sie verschont, aber das dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen handeln und zwar jetzt!“

„Genau. Ich stimme ihm zu. Lasst uns die Botin des Unglücks in die reinigenden Flammen des Feuers werfen, um uns und unsere Familien vor der Macht der Dämonen zu schützen.“

Nach diesen Worten stimmten alle lauthals zu, bevor sich einige daran machten Holzbretter und Strohballen zu sammeln und sie an einem Pfahl, der sich auf einer Tribune befand, zu legen. Der blonde Mann zog Samira derweil wieder auf die Beine und schleifte sich regelrecht hinter sich her. Ihre Versuche dem Griff des Mannes zu entkommen schlugen fehl. Sie war einfach zu schwach um dem festen Griff des Mannes zu entkommen.
 

Völlig entsetzt blicke sie sich immer wieder um. Sie wusste, dass die Menschen nichts Gutes mit ihr vorhatten, doch was es genau war konnte sie nicht erahnen. Aus letzter Verzweiflung rief sie nach Hilfe.

„Lassen sich mich los bitte. Hilfe. Meisterin Chiyo bitte helfen sie mir. Bitte. Ich will nicht…“

Samira war zum zweiten Mal innerhalb eines Tages unfähig ihre Tränen zu unterdrücken. Sie wollte hier weg. Am besten wieder in ihre recht kleines Zimmer, das an manchen Tagen ihr einziger Zufluchtsort vor Chiyos strengen Trainingstagen war. Sie wollte wieder in den Tempel wo es niemand wagen würde sie so zu behandeln wie diese Menschen es gerade taten.

„Lasst uns die Botin des Unglücks an das Feuer übergeben. Werft sie auf den Scheiterhaufen.“

Bei diesen Worten blieb der Mann auf einmal stehen. Vor ihnen befand sich ein großer Scheiterhaufen. Das Mädchen diesen nur zitternd an, doch das lag eher daran, dass sie eine Strafe von den Männern erwartete. Denn die Bedeutung eines Scheiterhaufens kannte sie nicht. Sie hatte noch nicht mal Geschichten von diesem gehört. Erst als die Männer diesen anzündeten und ihr die Hände gefesselt wurden, fing sie an zu begreifen, was gleich passieren würde.

„Und hiermit gibt es eine Toshiro-Erbin weniger.“

Samira war die einzige, die die Worte des blonden Mannes hörte, doch sie konnte nichts dazu sagen, weil sich in diesem Moment die Ereignisse überschlugen. Aus dem nichts erschienen auf einmal viele kleine Shikigamis, die die Männer zu Boden brachte. Was nicht weiter schwer war, da diese anscheinend nur von ihr zu sehen war, selbst der Mann der sie gerade auf den Scheiterhaufen stoßen wollte ließ von ihr ab und viel kurzer Hand zu Boden. Plötzlich jedoch verschwanden die kleinen Geister. Samira versuchte nach dieser Erkenntnis schnell sich von den Fesseln zu befreien, da sie sonst nicht so schnell laufen konnte, doch es gelang ihr nicht. Erst nach dem sich die Hälfte der Männer wieder aufgerichtet hatten, merkte Samira, dass ihre Hände auf einmal wieder frei waren und sie rannte los. Sie hatte kein wirkliches Ziel, ihr einziger Gedanke war nur, dass sie hier weg musste. Auch die Tatsache, dass sie immer noch total angespannt war und deshalb auch öfters über einzelne Gegenstände fiel änderte nichts daran, dass sie ohne Rücksicht auf Verlust weiter lief. Das ihre Knie mittlerweile Bluteten spürte sie nicht, zu sehr war sie damit beschäftig vor den Männern davon zu laufen. Erst nach einigen Minuten blieb sie stehen und sah sich um, nur um festzustellen, dass sie sich wieder einmal verlaufen hatte. Doch diese Tatsache wurde schnell aus ihrem Kopf verbannt, als sie Schritte hörte, die immer näher kamen und das auch noch aus mehreren Richtungen. Sie wusste nicht mehr wohin sie sollte. Als ihr Arm von jemanden gegriffen wurde zuckte sie nur kurz zusammen, wehrte sich jedoch nicht weiter. Sie hatte einfach keine Kraft mehr dazu.
 

- Bei Hao -
 

Hao hatte das ganze mit angesehen. Er wusste nicht wieso, doch aus irgendeinem war ihm das Mädchen ins Auge gefallen. Durch das ganze durcheinander hatte keiner mitbekommen dass er sich dem Szenarium genähert hatte. Nur das Mädchen schien ihn bemerkt zu haben und blickte ihn ängstlich an. Es wirkte fast so, als würde sie ihn um Hilfe bitten, doch was sollte er schon groß tun. Immerhin hatte er es ja noch nicht mal hinbekommen ein paar einfache Shikigamis herbeizurufen.

„…Lasst uns die Botin des Unglücks in die reinigenden Flammen des Feuers werfen, um uns und unsere Familien vor der Macht der Dämonen zu schützen.“

Die laute Stimme des Mannes riss ihn aus seinen Gedanken und wendete seine Aufmerksamkeit zurück der Menschenmenge. Von den Gesprächen selbst hatte er kaum etwas mitbekommen. Doch diese Worte brannten sich so tief in sein Unterbewusstsein, dass er sie nicht mehr vergessen konnte. Die Tatsache, dass verschiedene Männer Stroh und Holz zusammen sammelten wirkte für ihn wie eine Vorahnung. Er hatte so etwas schon miterlebt. Damals allerdings hatte ihn seine Mutter allerdings weggezerrt, bevor er überhaupt verstehen konnte, was diese damit bezwecken wollten. Als die Männer jedoch das Mädchen fesselten und die Strohstapel anzündeten war es mehr als offensichtlich. Auch die Aussage eines Mannes ließ kaum noch Zweifel aufkommen, sie wollten das Mädchen ins Feuer werfen.

„Lasst uns die Botin des Unglücks an das Feuer übergeben. Werft sie auf den Scheiterhaufen.“

Hao sah dem ganzen nur geschockt zu. Er wollte ihr helfen, nicht nur weil er bemerkte, dass sie angefangen hatte zu weinen. Auch ihre Schreie waren nur ein minimaler Grund für seinen Wunsch. Es lag viel mehr daran, dass er aus irgendeinem Grund wusste, dass er ihr helfen musste. Unbewusst ballte er seine kleine Faust zusammen und schloss die Augen. Seine Gedanken waren bei dem Training seines Onkels, welcher vor wenigen Stunden noch verlangt hatte, dass dieser seine Kraft und Gedanken darauf konzentrierte kleine Shikigamis zu erschaffen. Während dieses Gedankenganges merkte er nicht, wie kleine Steinchen vor ihm auf dem Boden anfingen zu zittern und letztendlich als kleine Naturgeister in die Höhe stiegen. Als er die Augen wieder öffnete, sah er wie die Männer vor dem Scheiterhaufen zu Boden gingen. Doch dann verschwanden die Shikigamis wieder und er sah wie das Mädchen versuchte sich von ihren Fesseln zu befreien. Er wusste nicht wer die Shikigamis gerufen hatte, oder wieso sie auf einmal wieder verschwunden waren. Insgeheim wünschte er sich, dass diese wieder auftauchen würden und das Mädchen von den Fesseln befreien würden. Wie durch ein Wunder geschah es auch und das Mädchen lief, als sie bemerkt hatte, dass sie frei war sofort los. Langsam dämmerte es ihm, dass er selber für die Shikigamis verantwortlich war. Wie er es geschafft hatte wusste er nicht, doch das war im Moment nicht wichtig für ihn.
 

Kurz schüttelte er den Kopf und sah zu, wie einige der Männer die Verfolgung aufnahmen. Aus diesem Grund setzte er sich auch in Bewegung, nahm allerdings einen anderen Weg. Er kannte die Gassen der Stadt ziemlich gut und wusste wie er am schnellsten an einen bestimmten Ort kam, ohne von jemanden entdeckt zu werden. Zwar wusste er nicht wo das Mädchen hin wollte, aber eine innere Stimme sagte ihm, dass dieser Weg der richtige war. Zu seiner Überraschung traf er das Mädchen, als sie völlig außer Atem stehen blieb und sich hektisch umblickte. Anscheinend hatte sie ihn nicht mal bemerkt, obwohl ihr Blick eindeutig an ihm vorbei geschwenkt war. Auf einmal waren Schritte zu hören, die dafür sorgten, dass sie sich in eine Richtung umblickte. Hao überlegte nicht schnell und griff nach ihrem Handgelenk, was bewirkte, dass diese Zusammenzuckte.

„Komm mit!“

Das war alles was er sagte, bevor er sie mit sich zog. Das Mädchen überlegte nicht lange sondern ließ sich ohne Gegenwehr mitziehen, weshalb beide kurze Zeit später im selben Tempo in durch die engen Gänge liefen. Erst als Hao anhielt, reduzierte auch sie ihr Tempo und ließ sich in eine dunkle Seitengasse ziehen.

„Was ist…“

Weiter kam Samira nicht, da sie schon von Hao zum Schweigen gebracht wurde. Dieser trat kurz daraufhin wieder aus der Gasse heraus.

„Warte hier.“

Samira nickte nur. Anschließend glitt sie an der Wand, an der sie stand, hinunter und kauerte sich auf dem Boden zusammen. Sofort darauf schloss sie die Augen und verfolgte ihren Umgebung nur noch mit ihrem Hör- und Geruchssinn.

„Wo ist das Mädchen hingelaufen. Hey Junge hast du sie gesehen?“

Der Junge sagte kein Wort sondern zeigte nur in eine bestimmte Richtung. Samira war von der Stille beunruhig. Sie wusste nicht ob der Junge sie ausliefern oder sie decken würde. Dann jedoch hörte sie, wie die Männer sich wieder in Bewegung setzten und sich deren Schritte langsam entfernten. Nun fasste Samira den Mut und öffnete die Augen wieder. Der Junge stand immer noch außerhalb der dunklen Seitengasse und blickte in eine der beiden Wegrichtungen.

„Danke.“

Der Junge nickte bei diesen Worten nur. Bevor er seinen Blick von dem Weg abwendete und sich zu Samira drehte.

„Wir sollten hier verschwinden!“

„Ok.“

Samira nickten bei diesen Worten nur und gemeinsam gingen sie die engen Gassen entlang und kamen nach einiger Zeit an eine Mauer, in der sich ein Loch befand, welches groß genug war, dass die beiden hindurch krabbeln konnten.
 

Samira blickte sich kurz um, bevor sie dem Jungen weiter folgte. Das war nicht der Weg, der sie nach Hause führte, das wusste sie, allerdings bestand die Möglichkeit, dass ihr Begleiter wusste wie sie wieder zurückkam. Dieser Gedanken brachte sie dazu Hao zu folgen und bald kamen die beiden an einem kleinen Fluss an. Samira sah sich die Umgebung lächelnd an. Das war eher nach ihrem Geschmack, als die Stadt, in die sie geraten war. Letzten Endes scheint sich ihr ausbrechen doch noch gelohnt zu haben.

„Wow, der Ort ist wunderschön.“

Mit diesen Worten ließ sich Samira erschöpft zu Boden sinken. Ihre Beine wollten ihr einfach nicht mehr gehorchen und seit kurzem spürte sie auch den Schmerz ihrer aufgeschrabten Knie. Es tat höllisch weh, doch sie versuchte es zu ignorieren. Was ihr auch gelang, da sie von dem Jungen abgelenkt wurde.

„Sag mal, wieso warst du eigentlich ganz allein da?“

„Ich bin sozusagen weggelaufen. Ich wollte wissen was außerhalb des Tempels so los ist. Jetzt weiß ich es. Ich hätte auf meine Meisterin hören sollen. Was ist mit dir?“

„Ich konnte die ständigen Vergleiche und Trainingsmethoden meines Onkels nicht mehr ertragen. Es heißt immer ‚du bist genauso untalentiert wie dein Vater’ oder ‚wieso kannst du nicht so sein wie der und der sein’ es nervt manchmal echt.“

„Yapp das kenne ich. Das sagt meine Meisterin auch immer. Wenn man zu einer berühmten Schamanenfamilie gehört, muss man halt bestimmte Erwartungen erfüllen. Ach übrigens mein Name ist Samira. Samira Toshiro.“

Mit den letzten Worten sah sie den Jungen, der sich vor ihr hingesetzt hatte lächelnd an. Dieser erwiderte das Lächeln, bevor er dazu etwas erwiderte.

„Von dieser Familiendynastie habe ich noch nie gehört.“

„Na ja, wie gesagt. Nur wenige dürfen den heiligen Tempel verlassen, Befehl vom König der Geister. Von dem hast du aber gehört, oder.“

„Klar. Immerhin quält mich mein Meister ständig mit den Geschichten über meine Vorfahren. Mein Name ist übrigens Hao Asakura.“

„Asakura. Du gehörst zu der Familiedynastie, die den Schamanentitel bisher in jedem Halbmillennium für sich beansprucht hat?“

„So viel zum Thema Erwartungen.“

„T’schuldigung, ich wollte nicht…“

Samira stoppte ihren Satz, da sie nicht wusste wie sie ihn ergänzen sollte. Gedankenverloren spielte sie mit dem Amulett an ihrem Hals. Hao betrachtete sie nur für einen Moment, bevor er sich dazu äußerte.

„Ein Pentagramm?“

„Hä, ja. Es ist sozusagen Teil meiner Aufgabe. Ich darf allerdings nicht darüber sprechen. Meisterin Chiyo meinte, dass das eine Katastrophe heraufbeschwören würde. Keine Ahnung was sie damit genau meinte. Sag mal weißt du wie ich wieder zu dem Tempel komme?“

Hao schüttelte auf diese Frage hin nur den Kopf. Wie sollte er es auch wissen, immerhin wusste er noch nicht mal wo sich der Tempel genau befand.
 

Samira nickte bei dieser Gestik nur traurig. Sie musste wieder zurück, bevor ihre Meisterin etwas von ihrem Verschwinden bemerkte.

„Aber vielleicht weiß mein Onkel wie du da hin kommst.“

Es war eine einfache Aussage, doch aus irgendeinem Grund hatte Samira das Gefühl, dass sie dort auch kein Glück haben würden.

„Ehrlich gesagt wage ich das zu bezweifeln. Der Weg, den ich entlang gegangen bin wirkte ziemlich verlassen und ich habe nie einen anderen außer meine Verwandten in dem Tempel gesehen.“

„Ein verlassener Weg. Auf der anderen Seite der Stadt gibt es so einen, jedenfalls wenn ich mich richtig erinnere.“

„Wirklich, kannst du mich da hinbringen?“

Als Antwort bekam Samira wieder nur ein Nicken. Kurz darauf hielt Hao ihr eine Hand hin um ihr hoch zu helfen. Dankbar nahm sie diese auch an und folgte ihm anschließend zum verlassenen Weg. Da Samira das Schweigen jedoch nicht lange aushielt versuchte sie ihm ein Gespräch aufzuzwingen.

„Du hast die Shikigamis geschickt um mich zu retten, richtig.“

„Ich glaube schon!“

„Was heißt du glaubst?“

„Ich hab vor ein paar Stunden noch mit meinem Onkel trainiert und es nicht hinbekommen aber in der Stadt sind sie einfach erschienen. Ich hab sie nicht bewusst gerufen, ich habe mir nur gewünscht, dass sie da sind und dir helfen.“

„Das ist ja auch der Trick dabei. Du musst es wirklich wollen, sonst klappt es nicht. Jedenfalls sagt Meisterin Chiyo das immer. Aber mir ging es beim Training genauso. Ich habe mich immer von der Tempeltür ablenken lassen.“

„Dann haben wir wohl was gemeinsam.“

Samira nickte daraufhin nur und beide verfolgten weiter ihren Weg. Nach ca. einer halben Stunde waren sie auch endlich angelangt und Samira stellte überglücklich fest, dass sie an der richtigen Stelle waren. Doch ihre Freude hielt nur kurz an, da in dem Moment einige Männer aus der Stadt traten, die sie vor einigen Stunden noch verfolgt hatten.

„Da ist das Gör.“

Hao reagierte bei diesen Worten schnell und zog sie ins hohe Gas. Die Männer waren ihn an Schnelligkeit und Stärke überlegen, doch selbst sie konnten nicht einfach durch das hohe Gras rennen ohne gelegentlich mal hin zu fallen.

„Wir dürfen sie nicht zum Tempel führen.“

„Dann lauf du zum Tempel. Ich lenke sie von dir ab.“

„Werden wir uns wieder sehen?“

Noch bevor Hao ihr antworten konnte stolperte Samira über einen Stein und fiel zu Boden. Hao blieb daraufhin stehen um ihr wieder hoch zu helfen. Währenddessen kamen die Männer immer näher.

„Bestimmt.“

„Versprichst du es?“

„Keine Sorge, ich werde dich suchen und auch finden. Immerhin habe ich deinen Namen. Zur Not laufe ich einfach diesen verlassen Pfad entlang, bis ich zu einem großen Tempel komme. So schwer kann das ja nicht sein, oder.“

Samira lächelte daraufhin und ließ sich hoch helfen und rannte anschließend dicht gefolgt von Hao wieder los.
 

Sie hatte die Fähigkeit zu erkennen, wenn jemand sie anlog, weshalb sie wusste, dass er jedes Wort so meinte wie er es gesagt hatte. Trotzdem konnte sie nicht anders als noch einmal nachzufragen, was jedoch keine neues Ergebnis brachte.

„Meinst du das wirklich ernst?“

„Ja. Spätestens dann wenn ich mir einen Namen unabhängig meiner Abstammung gemacht habe, sehen wir uns wieder. Wenn du willst, können wir auch dann für immer zusammen bleiben.“

„Ist das jetzt einen Art Verlobung?“

„Nur wenn es dir nichts ausmacht!“

„Nein, im Gegenteil. Es wäre mir eine Ehre.“

Bei diesen Worten blieben beide stehen und hörten wie die Geräusche, die die Männer verursachten immer näher kamen.

„Dann abgemacht. Ich werde dich finden und dann bleiben wir zusammen.“

„Und ich werde auf dich warten, so lange wie nötig.“

Die beiden grinsten sich bei diesem Versprechen an. Doch dann fiel Hao etwas ein und nahm seine Kette ab. Die Kette war viel mehr ein dünnes Seil, das um einen Ring gebunden war. Es war der Verlobungsring seiner Mutter. Sie hatte ihn diesen kurz vor ihrem Tode gezeigt. Er hatte ihn, bevor er zu seinem Onkel gekommen war an sich genommen um sie nicht zu vergessen.

„Hier, nimm es als Erinnerung.“

„Danke, ich werde gut darauf aufpassen. Solange bis wir uns wieder sehen.“

Mit diesen Worten trennten sich die beiden von einander. Hao wartete noch einen kleinen Moment, bevor er weiter lief. Allerdings kannte er sich in dieser Gegend nicht wirklich aus. Zu dem konnte er kaum sehen wo er hin lief. Erst vor einem kleinen Graben kam er zum halten, was eher daran lag, dass er diesen herunter rollte. Nach dem kurzen Sturz überkam ihm ein Schwindelgefühl, das ihn dazu brachte erst einem Moment sitzen zu bleiben um seine Orientierung wieder zu gewinnen.

»Also wirklich, die Jugend heutzutage ist auch immer mit unlösbaren Problemen beladen. Könnt ihr euch nicht mal aus Schwierigkeiten raushalten?«

Hao blickte sich bei diesen Gedanken um und erblickte eine Wölfin, die ihn intensiv zu mustern schien. Diese wirkte nicht bösartig, doch seiner Erfahrung nach konnte der erste Eindruck auch täuschen. Allerdings stand die Wölfin nur auf und ging an ihm vorbei in Richtung der Verfolger. Wenig später erschien vor dem Graben eine große Dornenhecke, vor der die Männer, als sie diese erblickten, stehen blieben und sich verwirrt umsahen. Nach einiger Zeit der Überlegung verschwanden die Verfolger wieder. Anscheinend hatten sie Hao nicht gesehen, worüber dieser recht froh war.

»So, die sind für die nächsten Stunden mit suchen beschäftigt. Und du erklärst mir mal, wieso du nicht bei deiner Familie bist und fleißig deine Schamanenkräfte trainierst, anstatt dich immer in Schwierigkeiten zu bringen! Das wird langsam zur Plage.«

„Wieso…“

Die Wölfin drehte sich bei diesen Worten wieder zu Hao und musterte ihn erneut. Der Junge besaß Kräfte, für die andere alles tun würden, das konnte sie spüren, doch sie waren nutzlos, da Hao erstens nichts von ihnen wusste und sie zweitens nicht richtig einsetzen konnte. Doch eines musste sie dem Jungen lassen, er hatte genug Wissensdurst um sie wahnsinnig zu machen.

»Wieso was? Wieso ich reden kann oder wieso ich dich gerettet habe? Ach vergiss es. Lauf lieber nach Hause, bevor du deine Großeltern verpasst.«

„Was? Aber woher…“

»Ich weiß es einfach, Hao. Und jetzt verschwinde, bevor dich die Typen doch noch sehen. Bisher suchen sie nämlich nur nach dem Mädchen. Also vermeide es etwas daran zu ändern.«

Mit diesen Worten verschwand die Wölfin im hohen Gras und ließ Hao allein zurück. Dieser blieb noch einige Minuten sitzen und versuchte zu begreifen, was gerade passiert war. Doch dann schüttelte er die Erinnerungen aus seinem Kopf und lief nach Hause. Immerhin war er schon neugierig, ob die Wölfin mit ihrer Aussage Recht hatte oder nicht.
 

- Bei Samira -
 

Samira lief derweil so schnell sie konnte Richtung Tempel. Sie hoffte es zu mindestens. Umso überraschte war sie, als sie wirklich zu diesem gelangte. Sofort hämmerte sie gegen die Tür. Es dauerte eine Weile bis diese sich öffnete und den Blick eine wütende Chiyo freigab.

„Wo warst du und wie siehst du überhaupt aus.“

„Ich, ich…es tut mir Leid Meisterin Chiyo. Ich wollte wissen was hinter den Toren des Tempels los ist, aber dann, es…“

„Bist du denn des Wahnsinns? Komm rein, sofort.“

Chiyo sah zwar, dass ihre Schülerin völlig aufgelöst war, doch sie konnte das Mädchen nicht einfach ohne Strafe davon kommen lassen. Der Schock über das was sie erlebt hatte musste ziemlich tief stecken, das wusste die alte Frau und sie hatte mitleid mit dem Mädchen. Sie hatte die Abwesenheit ihrer Schülerin bemerkt und im ganzen Tempel nach ihr gesucht. Letzten Endes blieb nur noch die Gegend außerhalb des Tempels. Aus diesem Grund war sie auch zur Stadt gegangen und hatte alles mit angesehen. Selber konnte sie nicht eingreifen, dafür war sie in dem Moment zu geschockt. Zu ihrem Glück hatte es ein anderer getan und dafür war sie dankbar. Doch sollte sie jetzt nicht durchgreifen, würde sie so eine Aktion vielleicht trotz der schlechten Erfahrung ein weiteres Mal durchziehen. Mit diesen Gedanken ließ sie die Türen wieder schließen, wies Samira an ihr zu folgen und führte sie in einen kleinen Raum.

„Setz dich.“

Samira tat wie ihr geheißen. Sie wollte ihre Meisterin nicht wütender machen als sie ohnehin schon war.

„Was soll ich nur mit dir machen Kind. Weißt du eigentlich in was für eine Gefahr du dich begeben hast? Du bist genauso leichtsinnig wie deine Mutter. Sei nur froh, dass du nicht das gleiche Schicksal teilen musstest wie sie.“

„Was war das Schicksal meiner Mutter?“

Chiyo seufzte beider Frage ihrer Schülerin. Irgendwann musste diese Frage ja kommen. Bisher konnte sie ihr immer ausweichen, dieses Mal jedoch hatte sie sich selbst verraten.

„Deine Mutter ist Tod. Sie wurde auf die gleiche Art getötet auf die man dich töten wollte. Es war sogar derselbe der die Dorfbewohner auf sie aufgehetzt hat, wie bei dir. Sein Name ist Rakesh Dalin…“

„Dalin, so wie aus der Legende.“

„So wie aus der Legende, genau. Er muss anhand deines Amulettes gesehen haben, dass du eine Erbin der Toshiro-Dynastie bist. Du weißt, dass wir mit der Dalin-Dynastie verfeindet sind. Sie würden alles dafür tun um unsere Familie zu schwächen, in dem sie so viele Mitglieder wie möglich vernichten.“

Mit diesen Worten wendete sich die alte Frau an Samiras Wunden und fing an diese zu säubern.
 

Das Mädchen war die größte Hoffnung der Familie, wenn ihr etwas passieren würde, könnte sie sich das niemals verzeihen. Sie musste das Mädchen davon überzeugen, dass sie die Außenwelt vergaß.

„Aber jetzt mal zu einer anderen Sache. Wo warst du die ganze Zeit?“

„Ich war mit Hao an einem Fluss. Wir sind sogar verlobt.“

„Hao? Wer ist das? Und wieso seit ihr verlobt?“

„Er ist ein Erbe der Asakura-Dynastie. Hao war es auch, der mich mit Hilfe von Shikigamis vor diesen Leuten gerettet hat und er hat mich wieder auf den richtigen Weg geführt, nachdem ich mich verlaufen hatte. Na ja, dann hat er mir versprochen, dass wir uns wieder treffen werden und dann für immer zusammen bleiben. Er hat mir sogar den hier als Erinnerung mitgegeben.“

Mit diesen Worten zeigte Samira ihrer Meisterin den Rind, der immer noch an dem Band hing, wo er auch sicherer war, da er für die Finger des Mädchens eindeutig zu groß war.

//Ein Asakura, also. Scheint fast so als wäre er doch kein so hoffnungsloser Fall wie alle denken. Immerhin schienen die Shikigamis ziemlich mächtig gewesen zu sein.\\

Chiyo schüttelte diesen Gedanken schnell wieder aus dem Kopf. Das hatte gerade noch gefehlt. Es war ihnen nur unter strengen Auflagen gestattet den Tempel zu verlassen und das auch nur, wenn der König der Geister es erlaubte. Diese Regel hatte Samira eindeutig gebrochen und sie hoffte inständig, dass der Geisterkönig darüber hinweg sah. Allerdings beunruhigte sie die Sache mit der Verlobung. Das war ein Faktor, der verhinderte, dass Samira sich von der Außenwelt fernhalten würde. Am liebsten hätte sie ihr das Geschenk des Jungen abgenommen und in den nächsten Fluss geworfen, doch diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder. Immerhin half es der Sache auch nicht wirklich.

„Vergiss den Jungen. Er wird sein Versprechen nicht halten.“

„Er hat nicht gelogen. Das habe ich gespürt.“

„Es ist keine Frage von Lügen oder nicht Lügen. Die Asakuras kämpfen seit Jahren für den Schamanentitel und auch Hao wird bald andere Sachen im Kopf haben, als sich an ein Versprechen zu erinnern, dass er einmal einem kleinen Mädchen gegeben hat. Und dasselbe gilt für dich. Du kannst gerne einem Traum hinterher sehnen, aber vergiss deshalb deine Aufgabe nicht. Du bist eine Wächterin des Einheitssterns und damit eine Dienerin des Königs der Geister. Glaube mir Kind, es ist besser so. Früher oder später wirst du feststellen, dass das ganze keine Zukunft hat. Ich weiß wovon ich rede. Zu viele Wächterinnen vor dir haben sich an so ein Versprechen geklammert und mussten feststellen, dass es nur leere Versprechungen waren.“

Nach diesen Worten wies sie eine der Wächterinnen, die ihr und Samira gefolgt waren an, sich weiter um die Wunden des Mädchens zu kümmern. Sie selbst verließ den Raum. Immerhin hatte auch sie Aufgaben, denen sie nachkommen musste. Doch bevor sie auch nur zehn Meter von dem Raum, in dem Samira sich befand, entfernte, wurde sie schon von einem Tumult wieder abgelenkt.

„Ah, ein Wolf.“

Der Schrei war so laut, dass jeder in dem Tempel ihn hören konnte und sich intuitiv in den nächsten geschlossen Raum begab. Nur Chiyo verdrehte bei diesen Worten genervt die Augen. Das dieses Wölfin auch immer so einen Szene hinlegen musste.

»Leute bitte, jetzt macht hier mal nicht so einen Aufstand. Außerdem bin ich eine Wölfin, den Unterschied kennen sogar kleine Kinder.«

„Okami. Es ist mir eine Ehre dich hier begrüßen zu dürfen.“

»Ja, ja ich weiß. Kommen wir zum Punkt.«

Chiyo schluckte bei diesen Worten leicht. Die Wölfin schien mal wieder eine super Laune zu haben, was in diesem Fall besonders schlecht war, da sie einer der fünf Spirit of Element war und somit mehr eine Partnerin des Königs der Geister darstellte.
 

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Oh oh, da ist jemand aber extrem sauer, mal sehen wie das weiter geht. Im Moment ist der weitere Storyverlauf ungewiss (jedenfalls für euch) aber keine Sorge. Am 1.3 wird es weiter gehen und der Titel wird "Rechtfertigungen" lauten.

Rechtfertigungen

So a bin ich wieder mit dem neusten Kapitel meiner Shaman King Pre-story. Ich will euch jetzt auch nicht länger auf die Folter spannen, also viel Spaß beim lesen.
 

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Kapitel 7: Rechtfertigungen
 

Mittlerweile hatten sich die Wächterinnen in dem Tempel wieder beruhigt und gingen wieder ihren eigentlichen Tätigkeiten nach. Die Wölfin allerdings schien sich das ganze nur skeptisch anzusehen und wartete schon darauf, dass jemand sich wieder von seiner Arbeit abwendete, weil er einfach zu neugierig war. Bevor das jedoch passieren konnte, meldete sich Chiyo zu Wort.

„Was kann ich für dich tun?“

»Was du für mich tun kannst? Das kann ich dir sagen. Pass nächstes Mal besser auf deine Schülerin auf. Auch ich habe meine Befehle und sie hat meinen Auftrag beinah zum Scheitern gebracht.«

„Was für…“

»Es spielt für dich keine Rolle, was für einen Auftrag sie behindert hat. Die Tatsache, dass sie es getan hat, ist schon schlimm genug, Chiyo. Darüber hinaus gehört mein Auftrag zur Geheimhaltungsstufe schwarz. Nur ich und die restlichen Spirit of Element wissen davon. Und natürlich der König der Geister, doch der weiß sowieso alles. Von daher.«

Chiyo konnte bei den Worten der Wölfin ihren Ohren nicht trauen. Für sie wirkte es so, als würde sie den Auftrag den sie hatte verachten und auch von ihrem Erschaffer schien sie nicht wirklich viel Respekt zu haben. Es war nicht das erste Mal, dass sie das bemerkte, doch heute schien es extremer zu sein als bei all den vorigen Treffen. Chiyo konnte es einfach nicht verstehen.

„Wie wäre es mit ein bisschen mehr Respekt dem König der Geister gegenüber.“

»Etwas mehr Respekt? Was glaubst du eigentlich wer du bist? Wenn der König der Geister mehr Respekt verlangt, dann soll er es mir selber sagen und nicht eine x-beliebige Dienerin vorschicken. Sag ihm das das nächste Mal, wenn du mit ihm sprichst.«

Bei diesen Worten konnte die Wölfin genau sehen, dass die Hälfte der in der Halle anwesenden Personen zusammengezuckt war. Anscheinend schien doch mehr gelauscht zu haben, als sie gedacht hatte. An sich schon eine Frechheit, da kann man nicht mal ein Privatgespräch führen, ohne das man gleich belauscht wurde. Weiter kümmerte sie sich jedoch nicht um die Tatsache, sondern wendete sich wieder Chiyo zu, die allem Anschein nach um ihre Beherrschung kämpfte.

„Das werde ich nicht tun. Darüber hinaus hat er mich nicht vorgeschickt. Mein Satz beruhte lediglich auf meiner Meinung, weiter nichts.“

»Dann hältst du mich also für Respektlos, ja. Wer hat jetzt vor wem kein Respekt. Muss ich dich wirklich erst daran erinnern wer ich bin.«

Die Wölfin konnte es einfach nicht glaube. Da warf man ihr vor Respektlos zu sein, dabei war sie nur hier um sich wegen Samira zu beschweren und dazu hatte sie alles Recht der Welt. Immerhin hat sie ihren Auftrag, den sie zwar nicht haben wollte aber wen kümmerte es schon, fast zum Scheitern gebracht hatte. Das konnte sie einfach nicht auf sich sitzen lassen.
 

Chiyo beobachtet wie die Wölfin langsam eine Angriffposition einnahm. Sie hätte einfach ihren Mund halten sollten. Sich mit der Wölfin anzulegen war so ziemlich das dümmste, was sie hatte machen können und das wurde ihr langsam bewusst. Allerdings verbot ihr Stolz es die wütende Wölfin um Verzeihung zu bitte, stattdessen ritt sie sich immer mehr rein.

„Das musst du nicht, Okami. Deine Position ist mir durchaus bekannt.“

»Dann ist dir auch bekannt, dass ich mich jederzeit beim König der Geister über dich beschweren kann. Ich verstehe sowieso nicht, wieso er dich ausgewählt hat. So einen guten Job machst du nun auch wieder nicht, was man ja heute eindrucksvoll gesehen hat«

Nach diesen Worten war Chiyo mit ihrer Geduld am Ende. Sie konnte nicht verstehen, wie diese verdammte Wölfin sich so viel herausnehmen konnte. Gut sie war eine der fünf Spirit of Elements, doch sich deshalb für etwas Besseres zu halten zeigte nur, dass dieser die Sonderstellung nicht gut bekam. Normalerweise sollte sie respektvoller zu Okami sein, doch so wie diese sich verhielt, hatte sie den ihr zustehenden Respekt beim besten Willen nicht verdient.

„Das reicht jetzt. Du verlässt augenblicklich den Tempel, bevor ich mich über dich beschwere.“

»Du willst mich rausschmeißen…bitte, wie du willst, doch das wird noch ein Nachspiel haben, meine Liebe. Denn anscheinend scheinst du doch zu vergessen, dass ich eine engere Bindung zu dem König der Geister habe als du und das wird auch in 1000 Jahren noch so sein. Im Klartext heißt das, dass du für diese Frechheiten noch büssen wirst und zwar richtig. Ich versichere dir, dass ich gegen dich eine Beschwerde beim König der Geister einreichen werde.«

Mit diesen Worten drehte sich die Wölfin um und ging in Richtung Ausgang, vorher jedoch wendete sie sich noch einmal an Chiyo, die schon erleichtert durchgeatmet hatte, weil die Wölfin den Rückzug angetreten hatte und sie diese damit los zu sein glaubte.

»Ach und noch etwas achte in Zukunft besser auf das kleine Gör, sonst wende ich mich an einen der anderen Spirits of Element und feiere mit ihm ein Fest im Tempel. Du kannst dich darauf verlassen, dass ihr hinterher 4 Tage aufräumen dürft.«

Mit diesen Worten verschwand die Wölfin durch die geschlossene Tür und ließ eine verdutzte und zu gleich wütende Chiyo zurück.
 

Sie konnte einfach nicht verstehen, wie die Wölfin sich so aufführen konnte. Immerhin sollte man doch der Meinung sein, das der König der Geister ihr und den anderen Spirits of Element wenigstens etwas Respekt beigebracht hatte, zumindest ihm gegenüber. Doch anscheinend war dies nicht der Fall. Zu ihrem Glück oder auch bedauern hatte sie es nur ab und zu mit der Wölfin und nie mit den anderen vier Elementargeistern zu tun gehabt. Worüber sie insgeheim sogar froh war, denn wenn diese genauso drauf waren, dann wollte sie diese nicht mal eine Sekunde lang in dem Tempel sehen. Das schlimme an der Sache war nur, dass sie die Geister nicht loswerden konnte, wenn diese es nicht zuließen. Die Warnung der Wölfin an sich war schon eine Horrorvorstellung, die sie sich gar nicht erst genauer ausmalen wollte. Sofort schüttelte sie diesen Gedanken beiseite und machte sich zu ihrem Zimmer auf. Es brachte nichts sich weiter über die Ereignisse aufzuregen, viel mehr sollte sie sich ihre Kraft für die Rechtfertigung vor einer höheren Macht sparen. Mit diesen Gedanken erreichte sie ihr Zimmer und zündete sofort ein paar Kerzen an, die auf einem Tisch standen. Kurz darauf ließ sie ein erschöpftes Seufzen entweichen, welches jedoch nicht unbemerkt schien.

//»Wenn dich ein Streit mit Okami so sehr erschöpft, sollte ich mich wohl wirklich nach einer neuen Führerin der Toshiro-Dynastie umsehen.«\\

„Das ist nicht nötig…“

Weiter kam Chiyo nicht, da sie schon von der mysteriösen Stimme, die allem Anschein keinen Körper enthielt schon wieder zu sprechen begann.

//»Ich weiß, wie du darüber denkst. Unter normalen Umständen würde ich dir sogar zustimmen, doch in den letzten sechs Jahren war sie schon die zweite Wächterin, die es aus dem Tempel herauszieht. Ich will nicht, dass sie genauso endet wie die letzte.«\\

Nach diesen Worten herrschte Stille. Chiyo musste sich unbewusst die Bilder der letzten Wächterin wieder ins Gedächtnis rufen. Sie hatte damals nichts gemerkt. Ihr war es erst aufgefallen, als es zu spät gewesen war und dieses Mal wäre es fast genauso abgelaufen. Was sie jedoch am meisten beunruhigte war immer noch die Sache mit der Verlobung.

„Wie soll ich jetzt vorgehen. Durch die Sache mit der Verlobung ist sie an die Außenwelt gebunden. Wie kann ich ihr das ganze wieder aus dem Kopf schlagen?“

//»In dem du verhinderst, dass sie ein weiteres Mal aus dem Tempel gelangt. Bring sie dazu, dass sie durch die Aufgaben innerhalb des Tempels vergiss was passiert ist. Doch ich rate dir keine Voreiligen Handlungen zu begehen, denn dann wird sie dir niemals zuhören, geschweige denn das tun was du von ihr verlangst. Im Gegenteil sie würde alles daran setzen deine Befehle zu ignorieren.«\\

Nach diesen Worten schwieg die mysteriöse Stimme erneut. Eine Tatsache, die Chiyo doch etwas aus der Bahn warf. Sie war es eigentlich gewohnt, dass er seine Worte weniger eindeutig ausdrückte. Meist war sie eine Stimme, die mit Halbaussagen und Rätsel um sich warf und niemanden eine direkte Antwort gab. Dieses Mal jedoch gab er ihr einen richtigen Rat. Das einzige was an das wirkliche Selbst der Stimme erinnerte war der vorletzte Satz. Er hatte ihr zwar geraten keine Voreiligen Handlungen zu begehen, doch was diese damit meinte blieb ihr ein Rätsel.
 

Jedoch hatte sie auch kaum Zeit weiter darüber nachzudenken, da sich die mysteriöse Stimme ein weiteres Mal einmischte.

//»Eine Sache muss ich allerdings noch loswerden. Leg dich nie wieder mit Okami an. Sie kriegt es fertig und macht ihre Drohung wahr.«\\

„Ich dachte die Spirits of Elements sind zerstritten.“

//»Ja und nein. Würdest du Spirit of Fire oder Spirit of Metal in so einer Art und Weise begegnen, dann würde ich sagen, dass es eine leere Drohung war. Allerdings würden sich die beiden eher an normale Geister als an die restlichen Spirits of Element wenden. Okami und Tako allerdings stellen eine Art Ruhepol zwischen den einzelnen Elementargeistern dar, weshalb sie eher eine Chance haben, von den anderen in so einer Situation unterstützt zu werden. Was den fünften im Bunde angeht würde ich sagen, dass er mal die Position und Meinung der einen Seite vertritt und mal die der anderen. Es kommt immer darauf an, wann man sich mit ihm anlegt und wie viel Lust er auf eine Diskussion hat. Das große Fazit ist jedoch, dass du egal mit wem von den fünfen du dich anlegst, früher oder später die Konsequenzen dafür zahlen musst. Also erweise ihnen den nötigen Respekt auch wenn es dir missfällt«\\

Unter normalen Umständen hätte Chiyo die Worte akzeptiert, doch durch ihre Wut auf die Wölfin, konnte sie sich einfach nicht zurückhalten.

„Das würde ich, wenn sie sich nicht wie ein hochnäsiges, besserwisserisches und arrogantes Individuum aufführen würde.“

//»Das ist nun mal ihre Art. Außerdem spiegelt sie nur das wieder, was man ihr entgegen bringt. Versuchst du sie zu respektieren, wird auch sie sich zurück halten.«\\

„Schön wär’s!“

//»Ich habe kein Interesse daran mit dir über das Verhalten von Okami oder einen der anderen Spirits of Elements zu diskutieren, Chiyo. Also schraub deinen falschen Stolz zurück und halte dich einfach an meinen Rat, denn im Gegensatz zu dir kenne ich die fünf und weiß wie ich mit ihnen umspringen muss, damit sie tun was ich ihnen befehle.«\\

Die Stimme hatte nun einen wütenden Unterton angenommen, der Chiyo sofort signalisierte, dass sie es übertrieben hatte. Sie wusste, dass sie sich vielleicht mit en Spirits of Element anlegen konnte aber mit Sicherheit nicht mit dem König der Geister selbst.

„Es tut mir Lied.“

//»Das will ich auch hoffen. Jetzt allerdings solltest du dich wieder um deine Schülerin kümmern, bevor sie doch noch eine weiter Dummheit begeht.«\\

Mit diesen Worten nickte Chiyo nur und löschte die Flammen. Sie war noch relativ gut davon gekommen, doch sie würde ihr Glück gewiss nicht herausfordern, aus diesem Grund befolgte sie den Befehl der mysteriösen Stimme und verließ das Zimmer um nach Samira zu sehen.
 

- Auf dem Asakuraanwesen -
 

Mittlerweile war Hao wieder auf dem Asakuraanwesen angekommen. Doch genau in dem Moment als Hao mitten auf dem Hof stand, kam ihm die Frage in den Sinn, was er überhaupt machen sollte. Wahrscheinlich hatte Riku seine Großeltern schon von dem Training erzählt. Besonders das was er gesagt hat konnte ihm eine Menge Ärger einbringen. Also wieso legte er es darauf an so schnell wie möglich wieder hierher zu kommen. Wollte er sich das wirklich antun. Besonders da er durch das ganze rennen einfach nur Müde war. Wenn es nach ihm ginge würde er jetzt einfach ins Bett fallen und bis morgen durchschlafen. Doch daraus sollte erst einmal nichts werden.

„Hao, da bist du ja. Noriko hat nach dir gefragt.“

„Und wieso?“

„Frag mich was leichteres. Sie haben mich und Sayuri losgeschickt um dich zu suchen, da wir dich von allen am besten kennen…da fällt mir ein wie ist eigentlich das Training gelaufen.“

Hao warf Youji daraufhin nur einen viel sagenden Blick zu. Einen den Youji sofort entschlüsseln konnte, immerhin waren sie seit Monaten beinah unzertrennlich gewesen und hatten jede freie Zeit miteinander verbracht. Doch genau die Tatsache, dass er wusste, was los war, ließ ihn darüber nachdenken, was seine Meisterin von Hao wollte.

„Kann es sein dass Riku dich angeschwärzt hat?“

„Vermutlich.“

„Aha…und schon eine Idee was du unseren Großeltern für eine Ausrede auftischt? Ich glaube nämlich die lassen sich nicht mit einem ‚ist doch egal’ abspeisen…“

Während Youji sich den Verlauf der unterhaltung vorstellte, die stattfinden würde, sobald Hao so etwas sagen würde, schlich sich auf dem Gesicht seines Cousins ein leichtes Lächeln. Eine Tatsache die Youji doch etwas beunruhigte. Sollte sein Cousin wirklich so reagieren, dann würden sie morgen früh entweder taub oder total erledigt sein und dass war Gewissheit.

„Ok, du machst mir angst, wieso lächelst du so? Bitte sag mir jetzt nicht, dass du das wirklich zu den beiden sagen willst! Wenn doch habe ich keine andere Wahl als an deinem Verstand zu schweifeln.“

„Spinnst du. So etwas würde ich niemals wagen. Mit meinem Verstand ist also alles in Ordnung, ich musste nur gerade…“

„Ja…red schon, ich will wissen was los ist…“

Nun war Youji erst recht neugierig. Er konnte Geheimnisse noch nie leiden. Seine ja, aber es konnte nicht sein, dass ein anderer etwas vor ihm verbarg und erst Recht nicht seine Cousine oder sein Cousin.
 

Darüber hinaus war er der ältere von den dreien und da war es sowieso sinnvoll ihm alles zu erzählen damit er ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen konnte. Auch auf die Gefahr hin, dass die beiden das anders sehen würden, was ziemlich oft der fall war.

„Ich musste nur daran denken, was passiert ist. Wir haben die Dorfbewohner ganz schön reingelegt.“

„Wie jetzt? Und wen beim großen Geist meinst du mit wir?“

„Samira und mich. Sie ist…also…“

„Ja, ich bin ganz Ohr.“

Nach diesen Worten nuschelte Hao irgendetwas vor sich hin, was bewirkte, dass Youji ihn nur fassungslos ansah und insgeheim an seinem Verstand zweifelte. Hatte Hao eben wirklich das gesagt, was er verstanden hatte. Er hoffte nicht, obwohl er nicht genau wusste wieso er es tat. Für ihn war das ganze einfach zu abwegig und dann auch wieder nicht. Es war einfach ziemlich schwer zu erklären, was dieses eine Wort, welches Hao benutzt hatte in ihm bewirkte.

„Sie ist was?“

„Meine Verlobte.“

„Aha, also hab ich mich doch nicht verhört…Augenblick mal. Wieso Verlobte? Seit wann?“

„Seit heute!“

Das hatte gesessen. Aus lauter Schock hatte Youji nicht mehr auf den Weg geachtet und fiel prompt über einen am Boden liegenden Stein und starrte daraufhin den Boden an. Hao hatte das ganze so natürlich gesagt, als wäre es nichts ungewöhnliches, doch normalerweise Verlobte man sich nicht mit 6 Jahren. Man wurde verlobt aber man verlobte sich nicht selber und genau dass war was ihn an der ganzen Sache störte.

„Ist es da unten eigentlich bequem?“

„Wie…ach so.“

Noch immer in seinem Schockzusetand gefangen stand Youji nach geschlagenen 5 Minuten wieder auf und klopfte sich den Dreck von den Sachen. In Gedanken jedoch versuchte er die Situation zu verarbeiten was ihm mehr oder weniger gelang.

„Deine Entscheidung?“

„Yupp.“

„Wieso?“

„Wieso nicht!“

„Das ist eine gute Frage!“

„Und die Antwort.“

„Wie…Hao manchmal bist du mir echt zu hoch.“

Hao sagte daraufhin nichts sondern sah seinen Cousin stattdessen nur schräg an. Es gab Momente wo er diesen einfach nicht verstehen konnte und dieser gehörte definitiv dazu. Um genau zu sein konnte er nicht mal ausmachen, ob Hao ihn einfach nur veralbern wollte oder ob dieser alles was er sagte auch so meinte.
 

Im Augenblick jedoch war es ihm jedoch egal, denn mittlerweile näherten sie sich immer weiter den anderen Asakuras und dass konnte nur schief gehen. Insbesondere wenn diese etwas von dieser doch recht unerwarteten Verlobung erfuhren.

„Aber jetzt mal unter uns. Du solltest das erst mal für dich behalten, bevor die werten Erwachsenen noch vor Schock den Verstand verlieren. Erst regeln wir die Sache mit Noriko und dann erzählst du mir jedes einzelne Detail. Einverstanden.“

Noch bevor Hao antworten konnte stieß auch schon Sayuri zu ihnen. Sie war sichtlich außer Atem, doch in dem Moment als sie die beiden Jungs erblickte, blieb sie stehen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was trödelt ihr hier so rum. Youji, Meisterin Noriko hat doch ausdrücklich gesagt, dass wir Hao finden und sofort zu ihr bringen sollen.

„Ich weiß, aber vorher hatten wir noch was zu klären.“

„Und was?“

„Das übliche. Darüber wo er war, wie das Training gelaufen ist, wieso er sich verlobt hat…ups!“

„Verlobt? Wirklich?“

Sayuris geschockter Ausdruck wich bald einem breiten Grinsen, welches sie nun doch nicht für sich behalten konnte. Zugegeben sie war eine hoffnungslose Romantikerin und zwar seit dem sie in der Stadt gesehen hatte, wie jemand einer Frau einen Antrag gemacht hatte. Es war einfach ein Ereignis, welches sich in ihren Kopf gebrannt hatte und welches sie selber erleben wollte. Und zwar so und nicht anders.

„Du musst mir alles erzählen…“

„Augenblick mal Cousinchen, ich bin der erste der alles erfährt!“

„Träum weiter, du verstehst von diesen Dingen doch überhaupt nichts.“

„Aber du?“

„Ja!“

„Puh, wer es glaubt. Allein die Tatsache das ich älter bin beweist das Gegenteil“

„Bei den Frauen ist die Intelligenz aber doppelt so hoch.“

„Klar, wenn sie drei Mal so alt sind.“

Hao verdrehte bei dieser Auseinandersetzung nur genervt die Augen. Wieso artete alles worüber die beiden sich nicht einig waren in einer Diskussion aus.
 

Manchmal war es ja ganz lustig doch im Moment hatte er andere Sachen im Kopf als den beiden zuzuhören.

„Ich dachte Meisterin Noriko meinte es wäre wichtig!“

„Äh, stimmt…das sagte sie.“

„Ok, lasst uns gehen, den Rest besprechen wir nachher.“

Auf Sayuris Worten nickten die beiden Jungs nur bevor sie ihre folgten. Erst nach einigen wenigen Minuten, die Hao allein schon wie eine halbe Ewigkeit vorkamen erreichten sie endlich die restlichen Asakuras die sich auf dem hinteren Hof versammelt hatten und scheinbar auf ihn warteten. Genau das war der Zeitpunkt, an dem er am liebsten den Rückzug angetreten hätte. Sein Onkel wirkte alles andere als erfreut und das war nie ein gutes Zeichen. Seine Großeltern hingegen ließen sich nichts anmerken, jedenfalls sofern er es beurteilen konnte. Cassandra hingegen war einfach Cassandra. Und das war auch das größte Problem. Bei ihr wusste man nie was einen erwartete. Mal war sie die tollpatschige etwas verpeilte Frau von Katsumi und ein anderes Mal dann die verrückte und überemotionale Wahrsagerin, die in allem den Untergang der Welt sah. Wer mit der auskommen wollte brachte echt Nerven wie Stahl.

„Wieder zurück von deinem Ausflug.“

Riku war bei diesen Worten aufgestanden, doch bevor er noch etwas ergänzen konnte, legte Noriko ihm eine Hand auf die Schulter und sorgte somit dafür, dass er sich wieder setzte. Anschließend wendete sie sich an Hao und musterte ihn genau.

„Wir haben schon auf dich gewartet. Riku hat uns einen Bericht über deine Fortschritte gegeben und wir wollten uns gerne selbst einen Überblick bezüglich deiner Kräften verschaffen.“

Aus dem Augenwinkel merkte Hao nur wie Youji und Sayuri die Kinnlade herunter fiel und sich auf deren Gesichtern ein schon fast unheimlich geschockter Ausdruck abzeichnete. Er selbst reagierte auf diesem Kommentar nur mit einem Nicken. Ob er beunruhigt sein sollte oder nicht konnte er nicht sagen, er würde es also wohl oder übel herausfinden müssen.

„Gut dann fangen wir an.“

Mit diesen Worten stand auch Shin von seinem Stuhle an und gestikulierte Youji und Sayuri, dass sie sich setzen sollten. Diese gingen dieser Aufforderung sofort nach, wenn auch mit einem ziemlich unangenehmen Gefühl. Aus irgendeinem Grund hatten sie den verdacht, dass irgendetwas verdammt schief gehen würde. Woher dieser Gedanke jedoch kam konnten sie beim besten Willen nicht ergründen.
 

- Im Tempel des Einheitssterns -
 

Grübelnd rieb sich Chiyo die Schläfen. Das konnte nicht so weiter gehen. Seit Samira den Tempel verlassen hatte war sie mit ihren Gedanken nur noch in der Außenwelt. Es verging keine Minute, wo sie nicht sehnsüchtig auf die große Tür starrte, die sie von dieser trennte. Sie hatte versucht Samira aufgaben zu geben, die sie von ihren Gedanken abbrachte, doch immer wieder fiel der Blick des Mädchen auf den Ring, den sie um ihren Hals trug und fing an zu lächeln. Ein Lächeln, welches tausend Bände sprach. Das Mädchen war so wie es aussah bis über beide Ohren verliebt, sofern man bei einer 6 jährigen von Liebe sprechen konnte. Ihrer Meinung nach war Samira bei weitem viel zu jung um etwas davon zu verstehen.

„Diese Art von Gedanken werden Samira nur unglücklich machen.“

Immer noch über das Problem nachdenkend durchstöberte sie die alten Schriften, die fein säuberlich in einem Regal verstaut waren. Sie brauchte irgendetwas um Samiras Gedanken von diesem Asakura-Jungen abzulenken. Die allgemeinen Tätigkeiten, die in diesem Tempel notwendig sind halfen nicht. Ihr war zwar klar, dass jeder mit der Zeit aufhörte an seinen Sehnsüchten festzuhalten, doch Samira war keine normale Schamanin. Sie war eine Toshiro, eine Wächterin um genau zu sein diejenige, die dem Schicksal der ganzen Familie einen Sinn gibt. Ohne sie war es nicht möglich die Aufgabe, die ihnen zu Teil wurde, vorbildlich auszuführen. Das Leben in der Außenwelt war für sie einfach zu gefährlich. Es gab dort keine Zukunft für sie, nur den Tod durch die Dalins so wie für ihre Mutter. Es durfte nicht noch einmal so ablaufen. Sie war verantwortlich für das Mädchen und sie würde alles dafür tun um ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Bei diesen Gedanken fuhr ihre Hand vorsichtig über eine alte Schriftrolle, die sie vor wenigen Minuten herausgeholt hatte und las die Worte, die auf dieser geschrieben stand.

„Löschung von bestimmten Erinnerungen.“

Es war ein alter Zauber, der anderen die Erinnerungen nahm. Prinzipiell war dieser nur für Personen der Außenwelt bestimmt. Für eben jene, die sich an die Meisterung des Einheitssterns wagten und an diesem scheiterten, damit sie niemanden von den genauen Prüfungen erzählen konnte. Niemals war dieser dazu gedacht, ihn gegen die eigene Familie zu verwenden. Doch sollte sich Samira weiter so von der Außenwelt und ihren Erinnerungen ablenken lassen so würde sie keine Wahl haben.
 

- Bei den Asakuras -
 

Santi konnte nicht anders als besorgt zu Hao zu sehen. War es wirklich notwendig den Jungen so vorzuführen, denn anders konnte man das nicht nennen. Shin rechnete ja förmlich damit, dass Hao die Aufgaben nicht bewältigen konnte, also wozu das Ganze.

„Wieso macht ihr dass? Der Junge ist erst 6.“

„Wir haben euch dreien beigebracht was es heißt ein Schamane zu sein. Zugegeben, den Jungen so ins kalte Wasser zu werfen ist nicht eine der besten Ideen, die wir hatten. Allerdings können wir so besser sehen was der Junge wirklich kann und wo seine Fehler liegen.“

„Was meinst du mit was er wirklich kann! Riku hat euch doch von dem Training erzählt, oder glaubt ihr ihm nicht.“

„Das ist keine Sache des Glaubens, Santi. Sondern vielmehr eine Frage der Betroffenheit. Du weißt, dass Riku Angst hat seine Position in der Familie zu verlieren und dass droht ihm zu geschehen, sollte der Junge zu gut werden.“

Bei diesen Worten blickte Noriko zu ihrem Mann, welcher Hao scheinbar ein paar Private Anweisungen gab und versuchte ihn auf das kommende vorzubereiten. Doch ihre Aufmerksamkeit galt ihrem Sohn Riku. Dieser war aufgestanden und hatte sich einige Meter von den Rest der Gruppe entfernt. Er wirkte sichtlich angespannt, wieso dass so war konnte sie nicht ganz deuten, aber sie hatte so einen Verdacht, dass es etwas mit dem zu tun hatte, was gleich hier passieren würde.

„Und du würdest dafür sorgen.“

„Du kennst meine Meinung, Santi. Wer die Gesetze der Familie nicht achtet, der bringt sie früher oder später zu Fall. Nach einer Ausnahme kommt die nächste und ehe man sich versieht werden alle Regeln über den Haufen geworfen und geraten in Vergessenheit…“

Nach diesen Worten atmete Noriko tief durch, bevor sie langsam und bedacht weitersprach.

„Was ich damit sagen will ist, dass eine Ausnahme im Moment vielleicht noch keine Probleme geben würde, doch was wir dabei nicht bedenken ist der Junge selbst. Was wenn er sich seines Anspruches bewusst wird und diesen einfordert. Dies würde zwangsläufig in einem Konflikt enden, der sich nicht so einfach beheben lässt. Besonders wenn keiner der beiden nachgibt.“

„Glaubst du wirklich dass Hao später so reagieren würde.“

„Wer weiß, ich weiß nur, dass wir das nicht riskieren dürfen.“

Damit war die Diskussion beendet. Besonders da in dem Moment auch Riku wieder zu ihnen stieß und sich neben seine Schwester setzte.
 

Nun wirkte er wieder relativ entspannt. Fast so als hätten die vergangenen paar Minuten nie stattgefunden.

„Was hat Shin eigentlich so lange mit dem Jungen zu bereden.“

„Etwas Geduld wirst du schon haben müssen. Der Junge ist 6.“

„Sei es drum. Das ganze wird kein anderes Ergebnis vorweisen, als das was ich euch schon vor wenigen Stunden prophezeit habe.“

„Ach, bist du jetzt auch unter die Hellseher gegangen?“

„Sehr witzig Santi. Du verzeihst, dass ich nicht darüber lachen kann.“

„Sicher doch.“

Santi schenkte ihrem Bruder nur ein amüsiertes Lächeln, bevor sie sich wieder von ihm abwendete. Im Moment wirkte es so, als würde er das Ganze als einen persönlichen Angriff sehen. Fast schon so als würde man ihn beschuldigen den Jungen nicht entsprechend auszubilden. Noch bevor sie jedoch noch etwas sagen konnte stieß Shin auf einmal wieder zu ihnen und setzte sich neben seine Frau.

„Du weißt was du zu tun hast?“

Diese Worte waren an Hao gerichtet, das war deutlich und auch dieser schien das zu wissen, da er nach diesen einfach nur leicht nickte. Ein Zeichen dafür, dass Hao sich überhaupt nicht wohl fühlte, was wahrscheinlich vor allem an der Aufmerksamkeit lag, die auf ihn lag.

„Oh man, ich würde an seiner Stelle Tod umfallen.“

„Youji!“

Sayuri konnte sich in dem Moment einfach nicht zurückhalten. Sie konnte sich durchaus vorstellen, wie sich Hao fühlen musste. Zugegeben auch sie wäre an seiner Stelle vor Aufregung am liebsten umgekippt. Doch jetzt darüber zu sprechen war fies, besonders da Hao es unter Umständen sogar mitbekam und wer konnte sich schon konzentrieren, wenn niemand daran glaubte, dass er es schaffen konnte.

„Ist doch wahr, ein Fehler und das wird einem ewig vorgehalten.“

„Jetzt halt aber den Mund.“

Erschrocken zuckte Youji bei der Stimme seines Vaters zusammen. Als er sich umdrehte sah er nur, wie dieser den Kopf schüttelte. Erst jetzt merkte auch Youji, dass Haos Blick genau auf ihn gerichtet war, weshalb er nur entschuldigend die Hand hob.
 

Derweil hatte auch Shin den Blickaustausch zwischen den beiden jüngeren bemerkt und sah eine Möglichkeit die Situation zu rechtfertigen.

„Nicht so Vorlaut, Youji. Ihr beiden seit auch noch an der Reihe!“

„Was!“

Dieser Kommentar kam sowohl von Youji als auch von Sayuri, die ihr vermeindliches Glück einfach nicht fassen konnten.

„Ich möchte mir ein Bild von dem machen, was ihr gelernt habt. Und da wir schon mal hier sind, können wir euch alle an einem Tag testen.“

Bei diesen Worten lachte Youji nervös. Das war so ziemlich das letzte was er brauchte, besonders da er genau wusste, dass er die letzte Übung, die er gelernt hatte nicht ausreichend genug wiederholt hatte um sie einwandfrei durchführen zu können. Sollte er seine Fähigkeiten wirklich vorführen, so hatte er ein riesiges Problem.

„Herzlichen Glückwunsch du hast uns mal wieder in ein schönes Dilemma gebracht. Danke!“

„Als wenn ich das wollte. Das war…“

„Ruhe…Gut, dann können wir ja anfangen.“

Hao sah bei diesen Worten kurz auf den Boden und schloss die Augen. Er musste sich einfach ins Gedächtnis rufen, wie er die Shikigamis vorhin gerufen hatte, dann war alles gut. Der Wille zählte, so etwas in der Art hatte Samira ihm gesagt. Das war auch der Grund, wieso es während des Trainings nicht geklappt hatte. Nun allerdings wusste er worauf er achten musste, was er zu tun hatte. Doch aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht so richtig darauf konzentrieren. Auf einmal spürte er wie die Erschöpfung, die er seit der Sache mit Samira unterdrückt hatte sich wieder in den Vordergrund schob. Sie wirkte wie eine unsichtbare Kraft, die ihn zu Boden bringen wollte, koste es was es wolle. Um dieses Gefühl wieder zurück zu drängen öffnete er die Augen und erblickte vor sich die Shikigamis, die er rufen sollte. In dem Moment jedoch konnte er sich nicht darüber freuen. Und als wenn er es geahnt hatte verlor er plötzlich den Boden unter den Füßen und sackte in die Knie. Gleichzeitig lösten sich die Shikigamis auf und gaben die Blätter und Steine frei mit denen sie erschaffen wurden, welche kurz daraufhin ungebremst zu Boden fielen.
 

Mittlerweile waren die meisten Anwesenden aufgestanden, allerdings kamen sie nicht dazu sich zu vergewissern, ob es Hao gut ging, da sie beinah sofort zurück gehalten wurden. Noriko, die für das plötzliche Innehalten verantwortlich war, stand kurz danach auf und wandte sich zu ihrem Enkel.

„Alles in Ordnung.“

Hao antwortete auf diese Frage nicht, er war einfach viel zu geschockt von dem was gerade passiert war. Für einen Moment hatte er das Gefühl als würde er irgendwo runter fallen und dann war alles wieder normal, fast so als wäre nichts gewesen. Doch das schlimmste an der Sache war, dass die ganze Situation vor allen Asakuras stattgefunden hatte. Es gab ihm das Gefühl versagt zu haben und auch wenn er nicht wusste woher dieses Gefühl kam, so zwang es ihn den Blick auf dem Boden zu halten. Er wollte keinen von seinen Verwandten in die Augen sehen. Am liebsten wollte er einfach nur weg und zwar so schnell wie möglich.

„Scheint so als könnten wir heute nicht mehr erwarten.“

Mit diesen Worten erhob sich Shin, der zu einen der wenigen zählte, der nicht aufgesprungen war, als Hao auf die Knie gegangen war. Die anderen, die ihre Sitzende Position beibehalten hatten waren und es bis jetzt noch taten waren Riku, Cassandra und Katsumi. Doch auch ansonsten wagte es keiner etwas zu unternehmen oder gar Shin etwas zu entgegnen. Lediglich Noriko war die einzige, die ihren Mann kopfschüttelnd ansah. Allerdings stimmte sie ihm in einem Punkt zu. Mehr konnten sie heute wirklich nicht von dem Jungen verlangen. Doch der Grund für diese Einschätzung war nach ihrem Wissen ein anderer, als bei ihrem Mann und genau dass war das Problem an der gesamten Situation. Shin kämpfte immer noch mit sich was Haos anging. Für ihn wäre es um einiges leichter, wenn Hao die an ihn gestellten Aufgaben nicht bewältigen konnte. Und so lange er zwischen den Fronten steckte, musste er versuchen so objektiv wie möglich zu bleiben und nicht nur das Können sondern auch das Potential seines Enkel betrachten. Immerhin war es bei der Ausbildung eines jungen Schamanen unabdingbar, dass man die Talente förderte und die lagen bei jedem wo anders.
 

Hao hatte Talent, dass konnte sie sehen. Sie wusste nicht was heute mit ihm los war, doch sie bezweifelte, dass es ihm an Kraft und Konzentration fehlte.

„Du solltest diese Technik für dich selbst wiederholen. Sie könnte dir irgendwann mal von großen Nutzen sein, also arbeite daran.“

„Also ich fand das gar nicht mal so schlecht. Youji hat für so etwas länger gebraucht.“

„Mam!“

Nach Youjis entrüsteten Kommentar entglitt Santi ein leises Lachen. Doch dann beruhigte sie sich wieder und wendete sich ernst an die Kinder vor ihr.

„Sei es drum. Rein mit euch und zwar schnell.“

Die drei jüngeren nickten nur, bevor sie in Richtung des Wohngebäudes liefen und wenig später darin verschwanden. Ernst nachdem die drei außer sichtweise waren, nutzte Santis Mann die Gelegenheit sich zu dem Satz seiner Frau zu äußern.

„Du solltest aufpassen, sonst wird Youji noch mal eifersüchtig.“

„Das glaube ich nicht!“

Santi wirkte bei ihren Worten mehr als überzeugt, doch ihr Blick verriet etwas anderes, als sie fragend zu ihrer Mutter sah. Diese jedoch rieb sich nur die Schläfen und versuchte scheinbar über etwas nachzudenken, doch dann ignorierte sie ihren Gedanken und wendete sich mit einigen deutlichen Worten ab.

„Der Junge wird entweder ein einmaliges Familienoberhaupt oder ein unangenehmer Rebell.“

„Wie kommst du darauf? Hattest du…“

„Nein ich hatte keine Vision, das habe ich im Gefühl, genauso wie ich es im Gefühl hatte, dass Akio und Riku zu Rivalen heranwachsen würden. Nennt es einfach Mutterinstinkt.“

„Hao ist nicht dein Sohn.“

„Nein, aber mein Enkel.“

Mit diesen Worten folgte Noriko den Beispiel ihrer anderen Verwandten, die mittlerweile ebenfalls ins Haus gegangen waren. So kam es auch dass nur noch Santi und ihr Mann an Ort und Stelle verweilten und auch nicht daran dachten diesen allzu bald zu verlassen.

„Du solltest ein Auge auf Mutter Asakura haben, sonst endet sie noch so wie Cassandra.“

„Du weißt schon, dass sie dich umbringen würde, wenn sie dich so reden hört oder Takeo?“

„Weiß ich, aber sie hört mich ja nicht, es sei denn du steckst es ihr und ich glaube dafür liebst du mich einfach zu sehr.“

„Ich würde mich nicht darauf verlassen.“

Damit war das Gespräch für die beiden beendet. Für einen Moment betrachteten sie noch die Sterne, bevor sie ebenfalls ins Gebäude zurück gingen.
 

- Bei Hao, Youji und Sayuri -
 

Die jüngsten der Asakura-Familie hatten sich in Youjis Zimmer zurückgezogen und hatten sich dort auf den Boden gesetzt. Hao hatte sich, nach dem er die Tür geschlossen hatte, einfach dagegen gelehnt und war an ihr heruntergerutscht. Er hoffte inständig, dass keiner diese passieren wollte, denn ansonsten konnte er sich jetzt schon mal auf Schmerzen einstellen.

„Puh, bin ich froh, dass Meister Shin seine Idee wieder verworfen hat. Ich schwöre, ich hätte vor Angst nicht mal einen Finger heben können. Geschweige denn ein paar Shikigamis herbeiordern. Es ist mir ein einziges Mal gelungen. Der kleine war so putzig, dass glaubt ihr nicht. Ich dachte schon, dass ich mein Pensum damit erfüllt hätte, aber nein, dann sollte ich noch einen Erschaffen und plötzlich war die Kontrolle weg…ernsthaft ich hab es immer wieder versucht, aber danach ging gar nichts mehr.“

„Kenn ich. Voll frustrierend. Und ganz unter uns. Ich hab den Dreh bis heute nicht raus, jedenfalls nicht komplett. Ab und zu klappt es, aber das ist dann Zufall. Zum Glück hat es geklappt als ich es vorführen sollte weshalb ich mit anderen Schwerpunktgebieten weiter machen konnte.“

„Ich hoffe so viel Glück habe ich auch, wenn Vater Erfolge sehen will…hey Hao alles ok, oder bist du schon eingeschlafen.“

„Nein, ich musste nur…“

„An eben denken? Verstehe…Aber hey, sieh es von der positiven Seite. Du hast es geschafft. Ich meine die Shikigamis waren klasse. Schön groß und rund, so wie sie sein sollten!“

„Rund? Ich meine mich erinnern zu können, dass der eine so völlig ungesunde Beulen hatte.“

Noch ehe Youji nach diesen Satz reagieren konnte hatte sich Sayuri schon auf ihn geschmissen und hielt ihm wütend den Mund zu. Zugegeben, der eine Shikigami war ein bisschen eckig, aber es war nur einer von vielen, wobei sie schon mit einem verunstalteten Shikigami zufrieden wäre.

„Halt ja den Mund du…“

Verzweifelt suchte Sayuri eine passende Beleidigung, doch sie fand keine, weshalb sie nach 3 geschlagenen Minuten mit ihren Cousins in schallendes Gelächter ausbrach. Sie wussten selber dass sie noch viel lernen mussten, doch das hieß nicht, dass sie vergessen mussten, dass sie noch Kinder waren. Sie durften das und wer das nicht akzeptierte, der würde sie erst mal vom Gegenteil überzeugen müssen.
 

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Das war's auch schon wieder. Im Hause Asakura geht es lustig her, wer hätte das gedacht. Und für diejenigen, die nicht so lange auf das nächste Kapitel warten wollen, habe ich eine gute Nachricht. Ich werde ab den heutigen Tag wieder am 1. und am 16. eines Monates ein neues Kapitel hochladen. Das nächste wird unter dem Titel: "Kindlicher Übermut und draus resultierende Probleme" laufen. Als Stichwort gebe ich das Stichwort Geisterfüchse. Was es damit auf sich hat erfahr ihr, wenn es soweit ist, also bis dann.
 

Misato

Kindlicher Übermut und draus resultierende Probleme

Hallo erst mal und herzlich willkommen zurück. Im Vorfeld möchte ich kurz etwas sagen. Das Kapitel fängt mitten in der Handlung an, also nicht wundern, wenn ihr zuerst nicht nachvollziehen könnt, was passiert ist, das kommt im dritten Absatz. Nur für den Fall das jetzt jemand denkt er hätte ein Kapitel überstehen. So jetzt wünsche ich euch aber viel Spaß beim lesen.
 

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Kapitel 8: Kindlicher Übermut und draus resultierende Probleme
 

Vorsichtig sah er sich um. Egal wie oft er zurück dachte, er konnte einfach immer noch nicht glauben, was an diesem Tag alles passiert war. Es wäre besser gewesen, wenn er einfach das getan hätte, was man von ihm erwartet hatte. Obwohl in dem Fall wäre dass alles zwar nicht passiert, dafür hätte er sich allerdings mit Rikus Trainingsprogramm auseinander setzten müssen. Seiner Meinung nach war dieses jedoch um einiges Schlimmer als die Situation, in der er gerade saß. Zugegeben, das Training war nicht weiter schlimm und der Anspruch war darüber hinaus nicht gerade hoch. Im Prinzip war es sogar alles machbar, doch das war scheinbar auch der Grund, wieso sein Meister, welcher sein eigentliches Problem war, ihn immer bemängelte. Genau das aber ging ihm gewaltig auf die Nerven. Er konnte sich echt anstrengen wie er wollte, die geforderten Übungen so gut wie es ihm möglich war bewältigen, doch es brachte nichts. Egal was er machte, es gab immer nur die gleichen blöden Kommentare. Mehr als einmal hatte er sich insgeheim gefragt, wieso er das ganze überhaupt machen musste. Kurzfristig hatte er sogar mal versucht seinen Meister aus den Konzept zu bringen, in dem er das gestellt Training verweigerte. Sayuri hatte sich damals fast totgelacht, während ihr Vater fast in die Luft gegangen war. Bevor dass jedoch passieren konnte, hatte er sich einfach ganz still und heimlich abgesetzt. Youji, der das ganze Szenarium ebenfalls amüsiert verfolgt hatte, berichtete ihm anschließend, dass Riku bei dieser Aktion angefangen hatte an seinem eigenen Verstand zu zweifeln. Insbesondere, da dieser sich nur kurz umgedreht hatte und diese Aktion hatte er einfach genutzt um abzuhauen, was dieser erst viel zu spät mitbekommen hatte. Am selben Tag haben Sayuri, Youji und er sich noch eine ganze Weile darüber ausgelassen, besonders über Rikus blödes Gesicht. Er selbst hatte es ja nicht gesehen, doch er konnte es sich sehr gut vorstellen.

//Geschah ihm Recht.\\

Das ist der einzige Gedanke, den er bis heute Aufrecht erhielt. Trotzdem war es das erste und letzte Mal, da er sich so ziemlich von allen Seiten Belehrungen anhören musste. Insgeheim hatte er ja bezwecken wollen, dass jemand ihn zur Rede stellen würde, damit er endlich mal loswerden konnte, dass er Rikus Training einfach nur für überflüssig hielt, weil dieser seine Leistungen eh missachtete. Zu dumm nur, dass seine Meinung niemanden aus der Familie interessierte. Shin und Noriko reisten meistens irgendwo in der Weltgeschichte herum, um ihren familiären Pflichten nachzugehen. Jedenfalls war das was sie als Grund vorgaben, nachvollziehen, was diese so wichtiges tun mussten, konnte er allerdings nicht. Des weiteren hielt ihn etwas davon ab direkt zu ihnen zu gehen um mit ihnen zu sprechen. Das Leben ist kein Wunschkonzert, das waren die Worte, welche die beiden benutzten würden. Jedenfalls entgegneten sie dies Riku, wenn dieser sich über ihn beschwerte. Er hatte es damals zufällig mitbekommen und wenn die beiden Riku schon so abwiesen, dann hatte er erst Recht keine Chance etwas bei diesen zu erreichen.
 

Dann gab es noch Cassandra. Doch die war ihm bei weitem zu abgedreht, um mit ihr ein anständiges Gespräch zu führen, oder um von dieser ein Ohr, geschweige denn Hilfe zu bekommen. Doch das war nicht nur seine eigene Meinung, sondern grundsätzlich die der ganzen Familie. Zusätzlich war sie ihm unheimlich. Nicht nur weil er meistens ihr Opfer Nummer eins war um sich wieder mit einer neuen Weltuntergangsprophezeiung in der Welt zu verewigen. Sofern ihre Worte wirklich so weit reichten. Wieso sie sich gerade ihn herausgenommen hatte wusste er nicht, er wollte es auch ehrlich gesagt nicht wirklich erfahren. Eine Tatsache war jedoch, dass die einen wesentlich öfters über den Weg lief als sonst irgendwer. Hao hatte keine Ahnung wie diese das immer schaffte. Einige Minuten streifte sie durch das Gebäude und war dann entweder von jetzt auf gleich verschwunden, oder man lief ihr einiger Zeit später wieder auf dem Hof entgegen. Das war auch der Grund, wieso er die anderen ebenfalls als Ansprechpartner vergessen konnte. Bei seinem Glück würde Cassandra es mitbekommen und diese Informationen umgehend an Riku weiter geben. Doch auch so machte sie ihm das Leben schwer wo sie nur konnte. Das also ließ keine andere Möglichkeit zu als das Asakuraanwesen bis zum Trainingsbeginn zu verlassen. Da war die Wahrscheinlichkeit einem der beiden über den Weg zu laufen einfach geringer, denn er hatte wirklich keine Lust die Gesellschaft von Riku und Cassandra länger als nötig zu ertragen, jedenfalls nicht wenn er auf sich selbst gestellt war. Doch viel länger würde er es sich nicht leisten können. Jedenfalls nicht bei Riku. Dies war zumindest sein Plan gewesen, doch dieser war gründlich schief gegangen und nun saß er mitten im nirgendwo, war klatsch nass und musste sich zusätzlich vor ein paar verärgerten Geisterfüchsen in Acht nehmen. Zu allem Überfluss war es sogar so spät, dass er die letzten Minuten des Trainings nicht mal wahrnehmen könnte, wenn er genau am Eingangstor zum Asakuraanwesen gestanden hätte. Um ehrlich zu sein wusste er nicht mal ansatzweise wie spät es war, nur eines und zwar, dass er viel zu lange hier draußen war. Ein Grund mehr sich schleunigst auf den Rückweg zu machen und sich eine sehr gute Ausrede einfallen zu lassen. Erschöpft lehnte er sich gegen einen der vielen herumstehenden Bäume und ließ sich an diesem auf dem Boden sinken. Innerlich verfluchte er diesen Tag, wieso musste diese dämliche Brücke bitte unter ihm zusammenbrechen und dass nur, weil er durch den Schreck, den man ihm eingejagt hatte, zuviel Gewicht auf die falsche Stelle gelagert hatte.
 

Flashback
 

Ungesehen, jedenfalls seiner Meinung nach, war er von dem Asakuraanwesen entkommen. Gut, normalerweise verließ er dieses nicht ohne Youji und Sayurie. Er hätte sie auch fragen können, ob diese mitkommen wollten, doch da er wusste, dass deren Training deutlich früher losging, hatte es keinen wirklichen Sinn. Deshalb hatte nur die Wahl allein zu gehen und genau das tat er auch. Genau am Ausgangstor legte er einen Sprint ein und lief in die erstbeste Richtung. Erst als er völlig erschöpft an einer alten Brücke ankam, die einige Kilometer von dem Anwesen entfernt lag, stoppte er. Mit seinem Blick folgte er dem darunter hindurch laufenden Fluss. Er kam aus dem Bergen, soviel konnte er sofort erkennen. Der Flusslauf führte von dort unter der Brücke hindurch und von dort direkt in ein Waldgebiet. Die Strömung war nicht gerade groß, doch es würde reichen ihn mit sich zu reißen, sollte er es wagen auch nur daran zu denken, das klare Wasser zu betreten. Von dem Fluss aus wanderte sein Blick zu der alten Brücke. Einige der quer gelegten Bretter waren zerbrochen, wodurch die begehbare Fläche dieser Konstruktion einige Löcher aufwies. Auf der einen Seite hing das Geländer nur noch locker an einem Seil nach unten, wobei zumindest der hintere Teil ins Wasser tauchte. Von diesem Anblick ließ er sich jedoch nicht ablenken oder gar abschrecken. Ohne lange nachzudenken, ging er auf die alte Brücke zu. Langsam trat er mit einem Fuß auf das erste Holzbrett. Mit der Zeit verlagerte er immer mehr Gewicht auf dieses Bein, bevor er die Konstruktion für Sicher erachtete und nun auch den zweiten Fuß nachzog. Kurz darauf überwand er seine Vorsicht und ging zur Mitte der Brücke. Seine Hand tastete sich derweil an dem noch befestigten Geländer entlang, damit er sich zur Not, sollte er einbrechen oder ausrutschen zumindest etwas fand wo er halt finden konnte. Mitten auf der Brücke setzte er sich vorsichtig hin und ließ seine Beine über den Fluss baumeln, während er selbst noch weiter in die Tiefe des Wassers sah. Vor ihm konnte er ein paar Fische im Wasser schwimmen sehen, die sich nicht der geringsten Gefahr bewusst waren. Eigentlich war es der perfekte Ort zum Fischen. Bei diesem Gedanken zog er die Beine wieder ein und beugte sich dann soweit es ihm möglich war über das Wasser. In dieser Haltung konnte er die Wasseroberfläche gerade mal mit den Fingern berühren. Doch mit einigen Hilfsmitteln würde es bestimmt funktionieren, er musste Youji und Sayuri das nächste Mal mitnehmen.

»Du solltest von der Brücke gehen, bevor sie zusammenbricht oder du das Gleichgewicht verlierst und…ops…hab ich es nicht gesagt!«

Völlig erschrocken von dem plötzlichen Kommentar sprang Hao auf. Durch diese hektische Bewegung ruhte im ersten Moment zu viel Gewicht auf den Brett, auf dem er stand und es zerbrach. Doch auch das Geländer half ihn nicht weiter, da er eine morsche Stelle erwischte und diese unter dem Druck seines Griffes zerbrach, weshalb er ins Wasser fiel.
 

Der Sprecher, ein kleiner Schlangengeist, sah dem geschehen nur geschockt zu. Er wollte den Jungen zwar erschrecken, doch dass hatte er nun nicht erwartet. Es war nicht so, als müsste er sich sorgen machen. Der einzige um den er sich im Moment Sorgen machte war er selbst, denn seine Aktion schien trotz der Stillen Umgebung nicht unbeobachtet. Doch viel Präparationszeit auf das was kommen würde hatte er nicht, wahrscheinlich hätte er die nicht mal gehabt, wenn er es von beginn an geahnt hätte.

»Sag mal bist du irre? Was hast du dir bei dieser blöden Aktion gedacht?«

»Was denn? Woher sollte ich denn Wissen, dass dieses Balg gleich so überreagiert und damit die gesamte Brücke zum Einsturz bringt.«

Auf diese Worte folgte nur ein kurzes Knurren seiner Gesprächspartnerin. Wobei er durchaus auf Gesellschaft hätte verzichten können, jedenfalls auf die ihrige. Die Wölfin war einfach viel zu sensible. Anders konnte man es nicht nennen. Sie mochte ihren Auftrag genauso wenig wie die restlichen von ihnen und dennoch spielte sie mal wieder die Musterdienerin. So wie immer und verdarb den anderen und insbesondere ihm den ganzen Spaß. Wenn etwas passierte, dann war es stets seine Schuld, dabei hatte er den Jungen einfach nur warnen wollen. Aber dass beachtete die werte Aufpasserin ja nicht, nein, für sie zählte nur die Art und Weise wie er es gemacht hatte oder besser gesagt wie er sich an den Jungen heran geschlichen hatte.

»El-hayyah. Du bist so ein bescheuerte, ignoranter Egoist. Jeder normal denkende würde mit diesem Verhalten rechnen. Seit ihr eigentlich alle so dämlich, oder gibt es zumindest einen von euch, der mit meiner Intelligenz und der von normalsterblichen mithalten kann.«

»Entschuldige Mal bitte, Okami. Aber du bist nicht die einzige, die voraus denken kann, also solltest du diese Verallgemeinerung schnellstens zurück nehmen, ansonsten kannst du dich das nächste Mal selber in die Fluten stürzen.«

Diese Worte kamen von dem Geist eines blau schimmernden Drachen, der gerade aus dem Wasser gestiegen war, doch im Vergleicht zu dem was man sich unter Drachen vorstellte, war er geradezu winzig. Er erreichte wenn es hoch kam eine Höhe von 50 cm, so dass man ihn fast mit einem Drachenbaby verwechseln könnte.

»Was beschwerst du dich eigentlich, Tako. Du liebst doch Wasser, oder hat sich das geändert. Ach vergiss die Frage, ich habe eh keine Zeit weiter mit euch zu reden oder besser gesagt zu diskutieren. Übrigens schön dich gesehen zu haben, Tako.«

»Und was ist mit meiner Wenigkeit?«

Der Schlangengeist bekam darauf keine Antwort, da die Wölfin schon verschwunden war und ihn mit dem Drachen zurück gelassen hatte.

»Das interessiert niemanden. Find dich also damit ab, El-hayyah.«

Mit diesen Worten verschwand auch der Drache wieder in dem Wasser, wo er hergekommen war und war wenig später nicht mehr zu sehen. Nur der Schlangengeist blieb zurück, da er die Welt nicht mehr verstand. Was hatte er bitte jetzt schon wieder getan, dass ihn die beiden einfach in der Gegend stehen ließen. So etwas konnte er gar nicht haben.
 

Hao war derweil wieder ans sichere Ufer gelangt. Geschockt und auch leicht verwirrt sah er auf die klare Wasseroberfläche. Sie war ruhig, was darauf deutete, dass sich die Strömung aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen enorm verringert hatte. Verwundert sah er weiter auf das Wasser, dessen Fließgeschwindigkeit sich schlagartig änderte. Kurz darauf reduzierte sich der starke Strom wieder und passte sich der ursprünglichen Fließgeschwindigkeit wieder an. Das bewirkte, dass Hao sichtlich geschockt zurück wich, jedoch trotz allem nicht dazu in der Lage war seinen Blick von dem Flusswasser abzuwenden. Letzten Endes jedoch zwang er sich doch dazu, als sich noch weiteren 20 Minuten nichts mehr zu verändern schien und blickte sich um. Er war wie es aussah ein paar Meter mitgerissen wurde. Die Brücke konnte er nur noch ansatzweise sehen. Genau vor ihm erstreckte sich der Wald, der bei genauerem Hinsehen nicht wirklich klein schien. Unter normalen Umständen würde er einfach den Weg zurück gehen, den er gekommen war, doch dass konnte er nicht. Erstens war er auf der falschen Seite des Flusses und zweitens war der Weg zurück zur Brück durch einen Seiten Arm des Flusses versperrt, dessen Strömung nicht wesentlich geringer war.

//Super.\\

Mit diesen Gedanken entschied sich Hao dazu dem Flusslauf zu folgen, wer wusste es schon, vielleicht würde er einen anderen Weg über diesen Fluss finden. Darüber hinaus hatte er es noch nicht mal eilig. Sein Training dürfte erst in zwei Stunden anfangen und bis dahin war er schon längst wieder auf dem Asakuraanwesen. Zugegeben es dauerte eine ganze Weile bis er eine Stelle fand, an der er den Fluss überqueren konnte. Er hatte insgeheim mit einem umgestürzten Baum gerechnet oder einer weiteren Brücke, doch so viel Glück schien er nicht zu besitzen. Stattdessen, erblickte er eine Stelle im Wasser, wo einige Felsen aus der Wasseroberfläche ragten. Geschlagen ging er näher heran. Für einen Moment blickte er sich um. Das war vielleicht die einzige Möglichkeit um über den Fluss zu kommen und wenn er sie jetzt nicht nutzte, dann würde er sich eine ordentliche Standpauke abholen müssen und darauf hatte er überhaupt keine Lust. Ohne weiter nachzu denken, sprang er von einem der aus dem Wasser ragenden Felsen zum nächsten. Sie waren ziemlich glitschig und das eine oder andere Mal hätte er sogar fast das Gleichgewicht verloren, doch wirklich hinfallen tat er nur in dem Moment, als er auf dem feuchten Boden der anderen Uferseite sprang. Noch bevor er wusste was los war, lag er schon auf dem Boden. Für einen kleinen Moment blieb er an ort und Stelle liegen, bevor er aufstand und sich seiner neuen Position besann. Zuerst wollte er dem Fluss ein weiteres Mal folgen, um zurück zum Anfang zu kommen, doch dann entschied er sich einfach quer durch den Wald zu gehen, um direkt zum Dorf zu gelangen, bevor er für den Rückweg des direkten Weges noch zu viel Zeit verschwendete.
 

Allerdings schien sein Plan nicht wirklich aufzugehen, da er nach einer halben Ewigkeit immer noch keinen Weg gefunden hatte, der zum Dorf führte. Auch der Wald schien aus irgendeinem Grund kein Ende zu nehmen. So hatte er sich das ganze nicht vorgestellt. Die Situation war nicht gerade schlimm, doch der Zeitdruck machte alles zu einem Horrorszenarium. Bevor er sich jedoch einen neuen Plan überlegen konnte, wurde er von einer Stimme davon abgehalten.

»Na sieh mal an, wer sich hierhin verirrt hat. Dich kenn ich doch.«

„Ich hab mich nicht verirrt!“

»Wenn du das sagst…aber mal ganz unter uns, du klingst nicht gerade sehr überzeugend. Um ehrlich zu sein siehst du für jemanden, der den Weg kennt, ganz schön verloren aus.«

„Gar nicht war. Ich hab bloß etwas die Orientierung verloren.“

»Das ist im allgemeinen die Vorraussetzung dafür, dass man sich verläuft, Kleiner.«

Die Wölfin konnte nicht anders als diesen Satz zu äußern. Sie fand die Situation einfach zu herrlich. Besonders weil der Junge nicht zugeben wollte, dass er nicht den geringsten Plan hatte wo er war. So eine Situation konnte man einfach nur ausnutzen. Vielleicht würde der Junge dann mal lernen, dass man nicht unbedacht auf eine alte Brücke geht. Ohne Takos Hilfe, welcher einfach mal mittels Eis einen kleinen Damm erschaffen hatte um die Strömung zu verringern, wäre das ganze wesentlich schlimmer für Hao ausgefallen. Dieser kindliche Übermut würde den Jungen noch mal umbringen. Dagegen war die Situation mit Samira noch harmlos, wobei dass auch überwiegend ihr verdienst war.

„Wie auch immer!“

»Nichts wie auch immer. Du brauchst nur zuzugeben, dass du dich verlaufen hast. Wer weiß, vielleicht zeige ich dir hinterher auch den Rückweg.«

„Mir reicht die Richtung!“

»Ich persönlich würde da lang gehen. Das ist eine Abkürzung zurück zum Dorf!«

„Sicher! Der Fluss ist doch Richtung…“

»Ganz sicher, ich bin ja nicht blöd. Darüber hinaus, was hätte ich davon dich in die falsche Richtung laufen zu lassen? Des Weiteren habe ich dich doch auch beim Letzten mal nicht belogen, oder?«

„Das nicht. Aber deinen Namen hast du mir auch noch nicht genannt, oder den Grund wieso du reden kannst. Und zu dem Punkt lügen. Du bist ein Geist…“

Die Wölfin streckte sich bei Haos Worten nur gelangweilt. Sie hatte echt keine Lust sich zu erklären, besonders da das Tage dauern würde, bis sie all seine Fragen beantwortet hatte, die mit Sicherheit nicht kommen würde, sollte sie ihn über seine Identität aufklären. Wieso sollte sie sich das bitte antun. Im Prinzip hätte sie ihn ignorieren können. Es war immerhin ihre Entscheidung in welcher Art und Weise sie sich einmischte und damit auch was sie von sich preisgab und was nicht.

»Korrektur ich bin ein Erdelementargeist, darüber hinaus ist es meine Sache wieso ich reden kann. Und wenn du nicht sofort verschwindest, werde ich noch zu unangenehmen Mitteln greifen müssen.«

Hao konnte bei diesem Kommentar einfach nicht anders als vorsichtig vor der schneeweißen Wölfin zurückzuweichen. Es wirkte für ihn so, als würde sie während des Sprechens Unendwegs knurren. Eine Tatsache, die ihn doch etwas einschüchterte.
 

Aus diesem Grund entschied sich Hao auch dazu den doch eher drohenden Ratschlag anzunehmen und einfach zu versuchen sich zum Asakuraanwesen durchzuschlagen, selbst wenn er das Gefühl hatte, dass ihn dieser Weg nur noch weiter vom eigentlichem Ziel entfernte. Andererseits hatte er wirklich keinen Plan mehr wo er war. Um genau zu sein hatte er eine grobe Ahnung, wo der Fluss, den er schon seit einiger Zeit hinter sich gelassen hatte verließ, doch vielleicht war er ja doch aus irgendeinem Grund von seinem eigentlichen Kurs abgewichen. Doch trotz der Worte der Wölfin, konnte er das ganze einfach nicht verstehen. Selbst wenn es wirklich so war, wieso sollte er bitte noch weiter abweichen in dem er in die entgegen gesetzte Richtung ging, in die er eigentlich gehen wollte.

//So falsch kann ich doch nicht sein, oder doch?\\

Mit diesen Gedanken sah er zurück zu der Wölfin, doch diese war verschwunden. Verwundert sah er sich daraufhin um. So schnell konnte die Wölfin doch nicht verschwunden sein, das weiße Fell müsste man eigentlich von weitem sehen immerhin war es mehr als ungewöhnlich. Es gab zwar in bestimmten Regionen Wölfe, doch diese hatten meistens ein dunkles Fell und nicht weiß. Wenn man es genau betrachtete, dann redeten Wölfe nicht auch nicht wenn sie Geister waren. Irgendwie was diese Situation unwirklich. Doch wieso begegneter er der Wölfin immer wieder, wer war sie, dass sie so gut über ihn bescheid wusste. Das einzige worüber er nicht zweifelte war, dass sie kein Geist seiner Familie war. Ansonsten hätte er sie mit Sicherheit öfters gesehen, doch wer war sie dann. Sie war kein gewöhnlicher Wolfgeist soviel stand fest. Weiter wollte er allerdings nicht darüber nachdenken. Viel mehr war es ihm wichtiger aus dem Wald herauszukommen, denn langsam wurde die Zeit richtig knapp.

//Ich hätte doch auf den direkten Weg zurückgehen sollen.\\

Mit diesen Gedanken schritt er weiter ohne ein weiteres Mal zurück zu sehen. Es hätte eh nichts genützt, weil hinter ihm sowieso nichts mehr war außer Bäume, Sträucher und irgendwelche versteckten unidentifizierbare Vögel, dessen Gesang er nur allzu gut vernahm.
 

Einige Zeit später lief Hao immer noch durch den scheinbar unendlichen Wald. Letzten Endes ließ er sich frustriert auf den Boden gleiten. Sein Blick schweifte zum Himmel, doch dieser war von den Blättern und Ästen der Bäume um ihn herum nicht zu erkennen. Nur an einigen Stellen konnte man durch die Baumkronen der Bäume hindurchblicken. Der Himmel erstrahlte so weit er es erkennen konnte immer noch in einem strahlenden Blau, doch dass würde nicht mehr lange so bleiben. Bei diesem Gedanken ließ er sich zurück fallen, sein Blick war weiterhin auf die Baumkronen gerichtet. Er wusste nicht wie lange er dort genau lag, nur dass ihn ein leises Rascheln hat aufschrecken lassen. Ohne sich groß weiter Gedanken zu sah er sich um und suchte nach dem Ursprung dieses Geräusches. Als er es das Geräusch ein weiteres Mal hörte, stand er auf und ging langsam zu dem Ort des Ursprunges. Einige Meter von ihm entfernt, konnte er ein paar rote Ohren hinter einem Busch ausmachen. Als er noch etwas näher getreten war, erkannte er zwei Füchse, die miteinander rumtollten. Bevor er sich jedoch noch näher heran schleichen konnte, tauchte auf einmal eine silberne Schlage vor ihm auf. Das war jedoch nicht das Erschrecken, sondern die Tatsache, dass diese genau wie die Wölfin sprechen konnte.

»Du solltest dich von den Geisterfüchsen fernhalten. Das sind kleine fiese Naturgeister. Besonders für kleine Jungen wie dich sind sie ziemlich gefährlich.«

„Die sehen aber nicht gefährlich aus.“

Von seinen Worten aufgeschreckt blickten sich die beiden Geisterfüchsen um. Vorsichtig trat einer der kleinen auf ihn zu, als wollte dieser herausfinden, ob von Hao eine Gefahr ausging.

„Siehst du, die sind doch harmlos!“

Der Schlangengeist wollte gerade was erwidern, doch da war es auch schon zu spät. Die kleinen Füchse gingen etwas zurück, nur um wenig später mit rasender Geschwindigkeit zu wachsen. Aus den niedlichen kleinen Füchsen wurden regelrecht angst einflößende Fuchsgeister, mit messerscharfen Zähnen und roten Augen, die sich voll und ganz auf Hao richteten.

»Sie sind wirklich zuckersüß und sie mögen dich sogar zum fressen gern.«

„Ich nehm es ja schon zurück.“

Während Hao das sagte, ging er vorsichtig zurück. Er war ziemlich bleich geworden, als die Füchse ihre wahre Gestallt angenommen haben. Wer wäre es nicht geworden, immerhin sind Geisterfüchse für ihre Hinterlistigkeit bekannt. Sie ließen ihre Opfer erst in den Glauben sie wären harmlos und dann zeigten sie ihr wahres Gesicht. Sie gehörten um genau zu sein zu einer der wenigen Geisterkategorien, die ihre Gestallt verändern konnten.

»Tja Kleiner, da…nanu…«

Der Schlangengeist sah sich völlig verdutzt um. Er hatte doch gerade echt verpasst, dass der Junge die hungrigen Geisterfüchsen mit ein paar Shikigamis zu Boden gebracht und kurz darauf die Flucht ergriffen hatte.
 

Unter normalen Umständen hätte er sich die Abfolge nicht mal denken können, wenn einer der Füchse nicht wütend versuchte einen Stein zu zerbeißen. Diese Geister waren vielleicht schlau genug um einen hinterhältigen Trick durchzuführen um ihre Opfer in eine Falle zu locken, doch in jedem anderen Zusammenhang waren sie dumm wie ein Stück Brot. Ansonsten hätte dieser Fuchs schon längst den Stein in Ruhe gelassen und wäre hinter diesem Jungen hinterher gelaufen. Die Ironie der Situation belächelnd bemerkte er nicht, dass sich der andere Fuchs seiner Position näherte. Erst als er dessen Sabber abbekam, blickte er nach oben und wurde sich der drohenden Gefahr bewusst.

»Oh Vorsicht, dass würde ich mir an deiner Stelle noch mal gut überlegen….«

Obwohl die Worte mit einem lauten Zischen verbunden waren, bewirkte es nichts, außer, dass sich jetzt auch der zweite Fuchs zu ihm wendete. Scheinbar war seine Warnung auf taube Ohren gefallen, aber was erwartete man auch von Geistern, die ein Sandkorngroßes Gehirn hatte. Wobei dass wahrscheinlich maßlos übertrieben war, ihm viel einfach nichts ein, was kleiner war als ein Sandkorn.

»…bitte ihr hab es nicht anders gewollt. Wer nicht hören will, muss fühlen.«

Auf einmal schossen acht Metallspitzen aus dem Boden, die sich in die Füße der beiden Geisterfüchse bohrten, worauf diese nur ein Mitleid erregendes Heulen von sich gaben, dass sogar noch einige Kilometer weiter hätte vernommen werden können, sofern sich jemand in dem Bereich hätte aufgehalten hätte.

»…jetzt beruhig euch wieder, es ist ja nicht so, als hätte ich euch ohne Vorwarnung angegriffen…hört schon auf mit diesen hektischen Bewegungen, damit reißt ihr euch doch nur die Pfoten auf…«

Während der Schlagegeist dies sagte, hatte er es sich in sicherer Entfernung gemütlich gemacht. Mit seinen Augen beobachtete er, wie die Fuchsgeister damit beschäftigt waren ihre Pfoten von den Metallpfählen zu befreien, in dem sie versuchten diese mit Gewalt wegzuziehen oder wie Hasen an den Metallpfählen nagten. Es war einfach ein amüsantes Schauspiel, jedenfalls bis zu dem Moment als es einer der Füchse schaffte einen der vielen Metallgebilde durchzubeißen und seine erste Pfote wieder zu befreien.

»…äh ja, also war wirklich schön mit euch, aber ich sollte wieder gehen. Man sieht sich hoffentlich nicht noch einmal.«

Mit diesen Worten verschwand die Schlange im Unterholz des Waldes und ließ die beiden Geisterfüchse, die noch aggressiver waren als zuvor allein zurück.
 

Während des ganzen Szenariums hatte sich Hao schon kilometerweit von der Stelle, an dem er den Geisterfüchsen begegnet war entfernt. Dennoch konnte er nicht anders als alle 2 Minuten hinter sich zu blicken. Zu sehr befürchtete, dass diese Geister in die Verfolgung aufgenommen haben und er wollte nicht, dass diese ihn einholten, noch bevor er selbst es mitbekam. Doch als er immer noch keine Spur von den beiden Geister entdeckte, verlangsamte er sein Tempo etwas, bevor er letzten Endes doch stehen blieb.

//Na toll jetzt habe ich mich total verlaufen.\\

Es war eine Erkenntnis, doch die half ihn nicht im Geringsten. Egal wo er hinsah, überall standen Bäume. Darüber hinaus hatte er nun völlig jegliche Anhaltspunkte verloren, die ihn weiterhelfen konnte. Das einzige was sich verändert hatte, waren die Lichtverhältnisse und zwar nicht, weil sich die Baumkronen, wenigster Licht zum Grund durchließen, als vorher. Nein es lang an der anbrechenden Nacht. Das sonst helle Licht, das ab und zu auf die Erde durchgelassen wurde, hatte nun einen rötlichen Schimmer. Einen, der die Umgebung nur umso beeindruckender machte, ihn selber jedoch endgültig aufgeben ließ. Jedenfalls in einem Punkt und der bestand darin so schnell wie möglich zurück zum Asakuraanwesen zu kommen. Mit den jetzigen Verhältnissen würde er im Moment lieber von diesem fern bleiben. Aus diesem Grund setzte er sich mit einem normalen Tempo wieder in Bewegung. Insgeheim fragte er sich jedoch immer wieder, wie es zu dieser Situation kommen konnte und vor allem ob es nicht schneller gegangen wäre, wenn er die Worte dieser Wölfin einfach ignoriert hätte oder zumindest die Warnung dieser Schlange ernst gewonnen hätte. Zumindest wusste er jetzt, dass er sich solange er hier war, von jeglichen Tieren fernhalten sollte. Wer wusste schon was noch alles hier lauerte. Eines war nur klar und zwar, dass er nicht noch einen solchen Sprint einlegen wollte.
 

- Flashback ende -
 

Seit diesem Zeitpunkt waren ihm keine Geister mehr begegnet, doch das war auch schon einige Stunden her. Jedenfalls nach seiner Einschätzung. Genau in dem Moment als diese Gedanken seine Kopf durchkreuzten, erblickte er einen Weg. Sofort lief er zu diesem. Als er ihn erreicht hatte, sah er sich ein weiteres Mal um. Auf seiner linkten Seite erblickte er die alte Brücke, mit der diese ganze verfluchte Situation überhaupt angefangen hatte.

„Das ist doch nicht wahr.“

Fassungslos haftete sein Blick auf der Brücke. Wie konnte es sein, dass er genau hier raus kam. In gewisser Weise fühlte er sich veralbert. Da irrte er nur seit Stunden durch den Wald, nur um wieder an den Anfang zu kommen, konnte er nicht wenigstens etwas näher am Asakuraanwesen rauskommen können. Jetzt musste er trotz allem den gesamten Weg zurück laufen, dabei hatte er mittlerweile überhaupt keine Lust mehr weiter zu gehen. Da er jedoch keine Wahl hatte und wenigstens vor dem Auftauchen der Sirenengeister, die nach Personen Ausschau hielten, die nichts auf dem Asakuraanwesen zu suchen hatte. Denn wenn sie jemanden in der Nacht erspähten, schlugen diese sofort Alarm und damit war die Nachtruhe vorbei. Eines stand fest, wenn das passieren sollte, dann würde er es doppelt bereuen. Das war auch der Grund, wieso er sich trotzdem noch mal dazu überwand einen Sprint einzulegen und den Weg, der zum Asakuraanwesen führte, zu verfolgen. Schlussendlich führte es dazu, dass er innerhalb von weiteren 25 Minuten den Eingang des Anwesens ausmachen konnte.

//Gut, jetzt muss ich nur noch unbemerkt in mein Zimmer gelangen und dann muss ich mir die Belehrungen wenigstens heute nicht mehr anhören.\\

Er hoffte wirklich, dass es ihm gelang, denn er wollte im Moment nur noch ins Bett. Doch er musste feststellen, dass dieser Plan einfacher durchdacht als auszuführen war.

„Hao? Verdammt wo warst du. Wir haben uns echt sorgen gemacht!“

Mit diesen Worten kam Youji auf ihn zu. Auch Sayuri, die mit diesem Unterwegs war, konnte es nicht lassen sich zu seinem Verschwinden zu äußern.

„Du weißt schon, dass Dad es überhaupt nicht leiden kann, wenn man zu spät zum Training kommt, ganz geschweige, wenn man sich entschließt ganz weg zu bleiben. Was hast du dir dabei gedacht. Er hat sich schon bei Meister Shin beschwert!“

„Ich wollte ja kommen, allerdings hab ich vorher einen kleinen Spaziergang gemacht und dummerweise einen Umweg genommen, dessen Zeitaufwand ich unterschätzt habe.“

„Sprich du hast dich verlaufen.“

Auf diese Worte hin konnte Youji nicht anders als loszulachen. Hao war wirklich einmalig.

„Ich hab mich nicht verlaufen. Ich hatte nur keine Möglichkeit auf den alten Weg zurück zu gehen, weshalb ich einen gewollten Umweg eingehen musste!“

„Verlaufen oder nicht, dass wird dich nicht vor den Konsequenzen schützen, Hao!“

Erschrocken wirbelte Hao herum und auch Youji und Sayuri blickten geschockt zu der Sprecherin. Es war niemand anderes als Noriko und so wie es aussah war sie ziemlich wütend.
 

Ansicht schon ein Wunder, da sie die Stunde zuvor versucht hatte Riku zu beruhigen, welcher mehr als aufgebracht darüber war, dass Hao nicht zum Training erschienen war. Um genau zu sein war er stink sauer gewesen und war fest entschlossen, Hao eine einprägende Lektion zu erteilen.

„Du wirst das versäumte Training nachholen. Darüber hinaus habe ich noch eine Strafaufgabe für dich und da der Tag Morgen zu kurz für alles ist, schlage ich vor, dass du ihn um 4 Uhr startet.“

„Was, aber…“

„Kein aber. Und jetzt ins Bett mit dir, dass gilt übrigens auch für euch beide.“

„Jawohl, Meisterin Noriko!“

Mit diesen Worten entschieden sich die drei Jüngeren dazu den Rücktritt anzutreten. Noriko jedoch sah ihnen nur hinter, bevor sie ein paar Geister herbei rief und ihnen die Anweisung erteilte Alarm zu schlagen, sollte es jemand für lustig halten auf dem Asakuraanwesen herumzuschleichen. Als sie ebenfalls das Gebäude betreten hatte, schweiften ihre Gedanken zurück zu Hao. Sie möchte den Jungen, doch dass konnte sie ihn nicht durchgehen lassen. Sie würde schon dafür sorgen, dass der Junge um vier aufstand, insbesondere deshalb, weil sie selber vorhatte um dieser Uhrzeit aufzustehen. Um genau zu sein, hatte sie diese Entscheidung heute Morgen getroffen, da sie in dem Tempel nach einem bestimmten Schriftstück gesucht hatte. Ein hoffnungsloser versuch, da dort keine wirklich Ordnung mehr herrscht. Über Jahrzehnte wurden die gesuchten Pergamente herausgesucht und dann irgendwo wieder hingelegt, wo sie platzt fanden. Zwar waren alle Dokumente fein säuberlich in den Regalen verstaut, doch meisten genau da wo man sie nicht erwartete. Es hatte ihr letzten Endes gereicht jedes Mal eine halbe Stunde nach den richtigen Pergamenten zu suchen, weshalb sie sich entschlossen hatte den Tempel am frühen Morgen umzustrukturieren.

//Ein ziemlicher Zufalle, dass der Junge gerade heute so eine Aktion abgezogen hat. Einen Tag später und ich hätte echt überlegen müssen, was ich ihm als Strafarbeit aufgegeben hätte!\\

Insgeheim war sie jedoch froh, dass sie nicht alleine den ganzen Berg von Pergamenten sortieren musste, denn einen anderen würde sie mit Sicherheit nicht dazu kriegen. Immerhin störte die geordnete Unordnung im Tempel niemanden außer sie. Darüber hinaus war es die beste Gelegenheit mehr von dem Jungen zu erfahren und wer wusste schon, wie der Tag ausgehen würde. Vielleicht erfuhr sie ja wirklich etwas Interessantes.
 

- In einer anderen Dimension -
 

Zwischen den Säulen, die den inneren Kreis des Sternenheiligtums abgrenzten erschien eine Wölfen, dessen weißes Fell selbst den feinsten und saubersten Schnee an Helligkeit übertraf. Sie machte sich nicht mal die Umstände ihre Umgebung genauer zu begutachten, sie kannte sie immer gut genug. Auch denjenigen, der sie hierher beordert hatte, suchte sie nicht. Wenn dieser sich nicht persönlich zeigen wollte, dass tat er es auch nicht, das war eine Gewissheit. Genau in diesem Moment tauchten auch die restlichen drei Spirits of Element auf, wobei Spirit of fire weiterhin verschollen blieb.

»Ich hoffe es ist Wichtig, ich war nämlich gerade dabei ein paar unverschämte Geister zu verfolgen, die eine gewaltige Abreibung verdient haben.«

Auf El-hayyahs Worte meldete sich eine mysteriöse Stimme zu Wort. Auch wenn die Anwesenden der Spirits of Element damit gerechnet hatte, zogen sie bei dem klang der Worte innerlich den Kopf ein. Trotzdem konnte zumindest Okami es nicht unterlassen, dieser etwas ungehalten ihre Meinung zu entgegnen.

//»Ich hatte euch einen Auftrag gegeben.«\\

»Ja ja wir haben es mitbekommen, wir sollen ein Auge auf den Jungen habe und aufpassen, dass ihm nichts passiert. Wir sind uns dessen sehr wohl bewusst«

//»Und was hab ihr an dem Auftrag nicht verstanden?«\\

»Dass…Augenblick mal, ich hab den Jungen im Auge. An der vorigen Situation konnte ich nun überhaupt nichts ausrichte. Wenn einer Schuld daran hat, dann El-hayyah. Außerdem bringt der Junge sich immer selber in solche Situationen.«

»Und was war mit der Abkürzung, Okami?«

Mit diesen Worten schaltete sich ein kleine Falke in das Gespräch ein, der sich auf einer der Säulen nieder gelassen hatte und auf seine Zeitgenossen herunterblickte.

»Gut, da hab ich es vielleicht etwas übertrieben«

»Vielleicht, dass war wesentlich schlimmer als mein kleiner Fehler!«

»Dein Fehler. Hör mir mal gut zu, El-hayyah, ich wollte dem Jungen eine Lehre erteilen, weiter nichts.«

»Und was lässt dich glauben, dass ich das nicht auch wollte.«

»Du bist ein verblödeter Egoist, dass lässt mich das glauben….«

Noch bevor die Wölfin auf den Schlangengeist losgehen konnte, mischte sich Tako ein, der den Streit nicht mehr länger ertragen wollte.

»Haltet die Klappe…und zu dir Okami, merkst du eigentlich, dass du dich im Moment genauso wie Spirit of fire verhältst.«

»Tu ich nicht!«

»Da muss ich Okami recht geben, Tako. Spirit of fire wird in solchen Situationen noch ausfallender. Obwohl man durchaus sagen könnte, dass er El-hayyah genauso ankeifen würde.«

»Ich keife nicht! Merk dir das Hayabusa.«

//»Schluss jetzt. Ihr werdet euch in Zukunft zusammenreißen, es sei denn ihr wollt die Konsequenzen für euer Verhalten bezahlen.«\\

Die Worte der mysteriösen Stimme ließ alle verstummen. Für einen Moment herrschte Stille, dann jedoch gaben die vier zu verstehen, dass sie verstanden hatte und verschwanden wieder. Anschließend herrschte wieder absolute Stille an dem Ort.
 

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Und das ist die Stelle an der die Katastrophe ausbrach...ne Scherz, noch ist alles im grünen Bereich. Die Spirits of Element sind schadensfroh wie immer und kriegen deshalb erst mal eine schöne Belehrung ab. Aber auch Hao wird dieser Ausflug nicht sonderlich gut tun. Aber ich kann euch versichern, früher oder später wendet sich alles dem guten zu, jedenfalls bis zu einem gewissen Punkt in der FF und dann geht es Berg ab. Zwar nur langsam, aber dennoch unaufhaltsam. So genug von meinem Nachgeplenkel. Bis zum nächsten Kapitel.

Strafarbeit

So heute mach ich es mal ganz kurz und wünsche euch nur viel Spaß beim Lesen.
 

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Kapitel 9: Strafarbeit
 

Hao musste feststellen, dass seine Meisterin am Vortag nicht gescherzt hatte. Sie hatte ihn wirklich um 4 Uhr morgens aus dem Bett geholt. Am liebsten hätte er sich einfach wieder hingelegt, doch das konnte er sich nicht leisten. Sie war die letzte, die er verärgern wollte, weshalb er auch ohne großen Protest tat was sie von ihm verlangte. Zugegebenen, ganz ohne murren konnte er der Aufforderung nicht nachgehen. Noriko jedoch sah scheinbar darüber hinweg oder schien es gar nicht erst mitbekommen zu haben.

„Du kannst froh sein, dass Riku dich gestern nicht mehr erwischt hat. Er war ziemlich sauer.“

Bei diesen Worten schielte sie zu dem Jungen der ihr stillschweigend folgte. Er hatte schon vor einigen Minuten aufgehört sich über ihre Weckaktion zu beschweren. Um ganz ehrlich zu sein wunderte sie dass dieser überhaupt aufgestanden war, bevor sie zu drastischen Maßnahmen greifen musste. In dieser Hinsicht war er das genaue Gegenteil von seinem Vater. Diesen musste man früher regelrecht aus dem Bett prügeln. Natürlich hatten sie und auch ihr Mann steht’s von gewaltsamen Maßnahmen abgesehen, doch mit einer netten Aufforderung ging es dann doch nicht. Der einzige der Mal die Beherrschung verloren hatte war Katsumi. Dieser hatte einfach einen Eimer zur Hälfte mit Schnee und zur Hälfte mit Wasser gefühlt und es einfach über ihn drüber geschüttet. Allerdings war so eine Aktion im Frühling sichtlich unmöglich. Darüber hinaus hätte diese Aktion mit normal temperiertem Wasser ebenfalls zum Erfolg geführt. Sie selbst griff nicht auf solche Methoden zurück, sie hatte immerhin bessere und manchmal auch effektivere. Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde sie auch schon ihre Gedanken gerissen.

„Noriko, wie kommt man zu der Ehre dir so früh begegnen zu können?“

„Also bitte. Ich gehör nun wirklich nicht zu der Kategorie der Langschläfer, außerdem habe ich etwas zu erledigen, wozu ich andernfalls nicht komme!“

„Verstehe, du regst dich also immer noch über die Ordnung im Tempel auf!“

Noriko konnte nicht anders als ihren Mann bei diesen Worten ungläubig anzusehen. Hatte sie sich gerade verhört, oder hatte er gerade wirklich das Wort Ordnung im Bezug auf den Tempel verwendet. Vielleicht sollte er diesen dort mal nach einem Pergament suchen lassen, dann würde er wissen, dass das Wort Ordnung in diesem Zusammenhang einfach unangebracht war.

„Ordnung? Das ich nicht lache. Ich hab gestern eineinhalb Stunden in dem Tempel verbracht, nur weil ich das Dokument gesucht habe, welches du unbedingt haben wolltest, nur um mir dann sagen zu lassen, dass sich das Thema bereits erledigt hatte.“

„Wie oft soll ich mich denn noch dafür entschuldigen. Hätte ich geahnt, dass Katsumi mir die wichtigsten Fakten nennen konnte, hätte ich dich nicht erst auf die Suche geschickt.“

Bei diesen Worten konnte Noriko nicht anders als die Augen zu verdrehen. Hätte, wenn und aber, dass waren doch immer wieder die beliebtesten Worte um sich herauszureden. Da unterschieden sich Oberhäupter nicht von normalen Familienmitgliedern.
 

Es war doch einfach immer dasselbe. Kaum machte jemand einen Fehler, versuchte er sich rauszureden oder die Schuld auf jemanden oder etwas anderes zu lenken. Doch im Moment hatte sie keine Lust darauf einzugehen. Sie wollte endlich mit ihrem Tagesplan anfangen, bevor sie wieder alles über den Haufen werfen musste, weil die Zeit nicht reichte.

„Sei es drum. Du entschuldigst uns, Shin. Wir haben noch zu tun.“

„Wir...na sieh mal an, hat sich der Junge also auch wieder eingefunden.“

„Spar dir die Vorwürfe und Belehrungen, das habe ich gestern schon erledigt.“

„Das wage ich doch schwer zu bezweifeln.“

Shin konnte bei diesen Worten ein leichtes amüsiertes Lächeln nicht für sich behalten. Er kannte Noriko lange genug um zu wissen, dass sie sich nicht lange mit Belehrungen aufhielt. Insbesondere deshalb nicht, weil sie dem Jungen nicht lange böse sein konnte. Um genau zu sein bewegte sie sich mit ihm auf einem ziemlich schmalen Grad. Ließ sie ihn zu viel durchgehen ohne gebührend Durchzugreifen, konnte man ihn früher oder später nicht mehr kontrollieren. Wobei es ging weniger um die Kontrolle, als mehr um Respekt. Je weniger sich jemand in die Familie eingliederte, desto größer war der Konflikt innerhalb. Es war für ihn kein Geheimnis, dass allein durch Cassandra und Riku die Harmonie, die einst in der Familie geherrscht hatte, nicht mehr existierte, doch sollte Hao sich weiter so verhalten, so konnte es zu einem Kampf kommen, den niemand mehr schlichten konnte. Noch war es allerdings unwahrscheinlich, da Hao nur ein Kind war. Es war zu bezweifeln, dass dieser wusste, was er mit seinen Aktionen für einen Keil in die Familie trieb. Doch sollte er sich dessen Bewusst werden und zusätzlich wie Riku auf sein Recht bestehen, ohne zurückzublicken, dann sah er keine Zukunft für die Asakura-Dynastie. Allein jetzt zweifelte er ab und zu an dem zukünftigen Ruf, seiner Familie. Daran was passieren würde, wenn er die Führung abgeben musste. Es war unvorstellbar, doch er wusste, dass er nicht ewig dafür sorgen konnte, dass die einzelnen Mitglieder der Familie sich nicht gegenseitig umbrachten.

„Glaub es oder nicht, es war so.“

„Na dann wünsche ich viel Spaß beim Umräumen.“

„Danke, werde ich haben. Eine Sache noch, richte Riku aus, dass er sich zusammennehmen soll.“

„Du willst ihm doch wohl kein Doppeltes Training aufdrücken.“

„Doch! Also such schon mal nach einer Möglichkeit das durchzusetzen.“

Kopfschüttelnd wendete sich Shin von seiner Frau ab. Scheinbar blieb Noriko zumindest bei der Bestrafung konsequent. Allerdings konnte er sich denken, dass es kein Kinderspiel werden würde seinen Sohn davon zu überzeugen das Training des Jungen zu verlängern. Es war immerhin nicht das erste Mal dass dieser sich darüber beschwert hatte, dass er dessen Training leiten musste. Für ihn war es ungefähr genauso eine Strafe, als wenn er seinen ärgsten Feind trainieren musste.
 

Eines stand fest, er musste sich wirklich ein gutes Argument zu Recht legen, denn um ehrlich zu sein hatte er keine Lust auf seinen Stand als Familienoberhaupt zurück zugreifen. Er wusste, dass Riku in dem Fall sofort nachgeben würde, doch seiner Meinung nach musste in einer richtigen Familie eine solche Regelung auch ohne Befehle funktionieren.

„Shin. Gibt es Neuigkeiten von Hao?“

„Kann man so sagen. Aber jetzt mal nebenbei. Wieso stehst du so früh auf nur um mir diese Frage zu stellen? Das hättest du prinzipiell auch um 9 Uhr tun können.“

„Weil ich mir sorgen mache, deshalb. Was ist passiert?“

„Frag mich nicht. Noriko hat die Sache in die Hand genommen, bevor ich die Chance hatte überhaupt ein Wort zu sagen. Die beiden sind übrigens gerade auf dem Weg zum Tempel.“

„So früh?“

Santi wirkte bei diesen Worten sichtlich verwirrt. Gut, Noriko war eine Frühaufsteherin, doch selbst sie stand nicht oft um 4 Uhr morgens auf, wobei es war schon 4 Uhr, weshalb sie noch früher auf den Beinen gewesen sein musste. Darüber hinaus wunderte es sie, dass Hao auch um die Zeit wach war. Immerhin standen die drei jüngsten meistens erst um 7 Uhr oder wenn sie einen guten Tag hatten sogar um 6 Uhr auf.

„Noriko hat ihn wohl als Strafe in ihren geplanten Tagesablauf eingespannt.“

Mehr sagte Shin nicht dazu. Davon ließ sich Santi jedoch nicht beeindrucken, sondern entschied sich dazu den beiden einen Besuch abzustatten. Allerdings hielt Shin sie im letzten Moment davon ab.

„Ich würde Noriko erst mal aus dem Weg gehen.“

„Wieso?“

„Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht den Tempel zu ordnen. Glaub mir es ist keine gute Idee sie noch länger von ihrer selbst gestellten Aufgabe abzuhalten. Denn wenn sie ihr eigenes Pensum nicht erfüllen kann, dann kann sie ganz schön ungemütlich werden und dass willst du nicht erleben.“

„Seit wann kann Noriko nicht mehr beim Reden arbeiten.“

„Sie schon, bei dem Jungen wage ich das zu bezweifeln.“

Mehr sagte Shin zwar nicht zu den Punkt, doch Santi verstand auch so, worauf er hinaus wollte. Ihre Anwesenheit würde zwangsläufig zu einer Verzögerung führen, ob sie es nun wollte oder nicht, dass spielte im Endeffekt keine Rolle.

„Jetzt aber mal ernsthaft, was hat sie eigentlich genau vor?“

„Hab ich doch gesagt, sie will den Tempel ordnen. Was bei ihr so viel heißt wie, alles raus und nach getaner Arbeit wieder einsortieren. Und ganz ehrlich, ich würde eher sagen, dass das Tage dauert, bis sie damit fertig wird. Das war ja der Grund, wieso sich jahrelang jeder davor gesträubt hatte.“

„Dann hoffe ich mal, dass Hao ihre schlechte Laune, wenn Noriko sich dieser Tatsache bewusst wird, übersteht.“

„Oh mach dir mal darüber keine Sorge, Santi. Ich bin mir sicher, dass sie ihre schlechte Laune eher an uns auslässt, als an dem Jungen. Ich diesem Punkt fange ich sogar an ihn etwas zu beneiden.“

Daraufhin konnte Santi nicht anders als leise zu kichern. Es stimmte schon, dass der Junge des Öfteren eine gewisse Freiheit hatte. Noriko hatte halt eine gewisse Stellung und diese wollte sie auch durchbringen. Dabei war es ihr auch egal, ob sie sich auf Haos Seite stellen musste. Allerdings würde sie nie sagen, dass sie dem Jungen alles durchgehen ließ, wie man an dieser Situation erkennen konnte. Selbst wenn die Strafe harmlos erschien, die Wirklichkeit sah bei weitem anders aus.
 

- In einem großen Tempel -
 

Noriko öffnete die Türen und trat hinein. Vor ihr stand ein großer Tisch. Einst saßen alle Mitglieder der Familie wenn es etwas Wichtiges zu besprechen gab. Heute diente er nur noch als Ablageplatz gelesener Dokument. Man konnte von Glück reden, wenn man an diesem ein Plätzchen für eine Tasse Tee fand, doch das war zumindest bis gestern unmöglich gewesen. Deshalb musste sie als Abstellplatz den Boden verwenden und natürlich kam es so wie es kommen musste. Sie war kurz vor Ende dagegen gelaufen und der ganze Inhalt hatte sich über den Boden ergossen. Das einzig positive war, das der Tee nicht über die Dokumente gelaufen war. Doch noch bevor sie den Tempel richtig betreten hatte wurde ihr bewusst, dass sie sich ziemlich viel vorgenommen hatte. Die größte frage, die sich stellte war jedoch, wo sie anfangen sollte. Schnell sah sich suchend um und fand endlich eine freie Fläche, doch aus Erfahrung wusste sie, dass das nicht lange so bleiben würde.

„Also gut, fangen wir mit dem Tisch an. Die Kerzen kommen ans Ende des Raumes. Als nächstes legen wir alle herumliegenden Pergamente, Bücher und sonstige Schriftstücke auf den Tisch. Von sämtlichen Gefäßen, Kräutern und anderen Gegenständen von denen du nicht weißt, was es ist, lässt du die Finger. Darum werde ich mich persönlich kümmern. Verstanden.“

Von Hao bekam sie nur ein leichtes Nicken, bevor er ihrer Aufforderung nachging. Zugegeben er hatte sie am Anfang ziemlich verdutzt angesehen. Es sah hier ja auch schlimm aus. Nicht so schlimm, dass man kaum einen Fuß vor dem anderen setzten konnte, im Gegenteil der Boden war um genau zu sein unberührbares Territorium. Doch allein auf dem Tisch langen eine, auf den ersten Blick, nicht zu zählenden Anzahl von Pergamente. Dazwischen konnte man Kerzen, merkwürdig geformte Gefäße, Kräuterschalen und andere Gegenstände erkennen, dessen Funktion auch ihr im Moment ein Rätsel waren. Deshalb wollte sie auch, dass Hao von ihnen wegblieb, nachher setzte er die Dokumente in Brand. Zugegeben das war eher unwahrscheinlich, doch ganz ausschließen konnte man es nie. Immerhin schafften es auch erfahrende Schamanen sich selbst umzubringen, nur weil sie nach dem falschen Fläschchen gegriffen hatten. Auch war es nicht ungewöhnlich, dass wenn man einen solchen Schamanen besuchte von einer riesigen Dampfwolke empfangen wurde. Das allein ließ darauf deuten, dass man sich bei der Verwendung einer Ozaliniumpflanze in der Dosierung vertan hatte. Es war eine ziemlich tückisch Pflanze, die in dieser Region so gut wie nie vorkommt. Sie selbst hatten diese Pflanze vor Jahren aus dem Norden des Landes mitgebracht, doch Verwendung fand sie bei ihnen nicht. Was größtenteils daran lag, dass sie in dem Chaos hier verschwunden war. Jedenfalls konnte sie mit Gewissheit sagen, dass sie über die Jahre nichts von ihrer Magie verloren haben dürfte. Sie war um genau zu sein eine der wenigen Pflanzen, die ganz ohne Licht wuchsen, weshalb man sie auch nur in Höhlensysteme findet. Ein einziger Lichtstrahl, unabhängig von der Intensität und Art, würde ausreichen um sie welken zu lassen. Es bedurfte also ein wachsames Auge um diese Pflanzen von gewöhnlich eingegangenen Pflanzen zu unterscheiden.
 

Bei diesen Gedanken stellte sie fein sorgsam ein paar Gefäße zur Seite. Wenn sie sich nicht irrte, dann war in einem der Gefäße eine Gifarblattextrakt. An sich war dieser giftig für Mensch und Tier, doch in geringer Dosierung auf einer Wunde aufgetragen konnte es schmerzlindernd wirken. Die meisten Substanzen waren Jahrhunderte alt und bei den meisten war die Wirkung unbekannt. Ihre Vorfahren hatten sich zwar die Mühe gemacht alles fein säuberlich zu beschriften, doch die Farbe verlor zunehmend an Intensität und war dadurch nur schwer zu lesen. Darüber hinaus lagen die Dokumente in denen stand, wie man sie verwendete so wie alles andere irgendwo verkramt in dem Raum. Bei diesen Gedanken sah sie zu dem Jungen, der mittlerweile alle Kerzen vom Tisch geräumt hatte und die letzten vorsichtig in die hintere Ecke legte.

„Wieso hast du gestern das Asakuraanwesen verlassen?“

Ihre Frage war klar und deutlich und ließ keine Möglichkeit zu ihr auszuweichen. Dass schien auch Hao zu wissen, der zu ihrer Überraschung nicht mal von der Frage überrascht schien.

„Die Trainingseinheit war in drei Stunden.“

„Und wieso hast du 13 Stunden daraus gemacht?“

Schweigen. Wie sie es hasste, wenn man ihre Frage ignorierte. Doch so wie sie es einschätzte brachte es auch nichts weiter nachzufragen. Das war wohl auch das frustrierende an ihm. Wenn er nichts sagen wollte, schwieg er einen aus. Sie hatte nicht oft mit ihm zu tun, doch dieses Verhalten kannte sie nur zu gut. Und zumindest ihrer Meinung nach sollte man dies akzeptieren. Genau in diesem Moment, in dem diesen Gedanken ihren Kopf durchkreuzten, blickte sie wieder zu Hao, der eines der Bücher zu mustern schien.

„Hast du etwas Interessantes gefunden?“

„Hier ist ein Buch mit so komischen Zeichen.“

„Zeig mal her…“

Noriko ließ sich das Buch überreichen und sah es sich genau an. Sie kannte sich nicht mit der Schrift aus, doch zumindest an den feinen Verzierungen konnte sie erahnen, um was es sich genau handelte. Allein die Schrift wies daraufhin, dass dieses uralt war.

„…dieses Buch ist in der heiligen Schrift geschrieben. Man sagt sich, dass diese Schrift zur Zeit des ersten Schamanenturniers verwendet wurde. Heutzutage sind sie sehr wertvoll, auch wenn sie kaum noch jemand lesen kann. Es handelt den Zeichnungen nach zu urteilen von den Spirits of Element.“

Bei diesen Worten zeigte Noriko auf eine Buchseite mit einer Zeichnung, auf der eine riesige Flamme zu sehen war, in der man lediglich schemenhaft ein paar große grüne Augen erblicken konnte.

„Die Spirits of Element sind eine Sache für sich. Es gibt viele Gerüchte und Geschichten über sie. Zu viele um wirklich eine für wahr halten zu können. Um die Wahrheit zu sagen sind die meisten Bilder dieser Geister meiner Meinung nach mehr als realitätsfremd. Wieso sollten sich so mächtige Geister wie sie in den Elementen verstecken, die sie beherrschen sollen.“

„Vielleicht weil sie nur in der Gegenwart ihrer Elemente ihr Macht nutzten können.“

Für einen Moment herrschte nach diesen Worten schweigen. Noriko war sichtlich zurückgeworfen von diesem Kommentar.
 

Doch sie wäre nicht sie selbst, wenn sie sich lange davon irritieren ließ. Sie musste durchaus zugeben, dass die Überlegung gut war. Jeder andere würde sich wahrscheinlich aus Angst, die Zunge abbeißen, bevor sie so etwas äußern würden. Es konnte ja sein, dass sie sich irrten und mit ihrer Aussage die Wut der Spirits of Element auf sich zogen. Sie selbst war von der Macht der fünf überzeugt, immerhin wurden sie von dem König der Geister selbst erschaffen, obwohl sich sogar die Gelehrten über diese Geschichte stritten.

„Wie kommst du zu der Annahme.“

„Welche Annahme?“

Nun schlich sich doch ein amüsiertes Lächeln auf ihre Lippen. Sie konnte im Moment nicht abschätzen, ob er wirklich nicht wusste worauf sie hinaus wollte, oder ob er die Frage einfach abblocken wollte. Shin würde jetzt mit Sicherheit sagen, dass sie zu viel in das Verhalten des Jungen hineininterpretierte, doch dieser Meinung war sie nicht.

„Die Annahme, dass die Spirits of Element ihre Macht nur in Gegenwart ihrer Elemente nutzen können.“

„Normale Geister können doch auch nur mittels Geistkontrolle wirklich Schaden anrichten.“

„Das kommt auf die Geister an. Du hast nur noch keine von ihnen kennen gelernt.“

„Doch. Geisterfüchse.“

Mit diesen Worten hatte sich Hao wieder den Pergamenten zugewandt, die er nach Norikos Anweisung auf den Tisch legen sollte. Während er jedoch mit seinem Auftrag fortfuhr, schien Noriko sichtlich verwirrt. Sie kannte diese Geistkategorie zwar, doch soweit sie wusste, war es so gut wie unmöglich diesen zu entkommen, wenn sie einmal die Fährte aufgenommen hatten, es sei denn sie fanden ein anderes Opfer, dass nicht so schwer zu fangen war. Zwar konnte man sie durch Geistkontrolle verjagen, doch dazu müsste man diese beherrschen und obendrein noch ein Schutzgeist besitzen.

„Ist das so! Und wie bist du denen entkommen.“

„Ich glaub, sie haben sich mit der Schlange begnügt!“

„Welche Schlange?“

Hao zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Es war auch eine Frage gewesen, die man nicht ohne weiteres beantworten konnte. Wie auch, es gab tausende von Schlangen und ohne besondere Merkmale konnte man sie nicht bestimmen. Es ging ihr auch nicht darum, sondern lediglich um die Reaktion von Hao.
 

Noch bevor Noriko allerdings erneut ansetzen konnte, erblickte sie einen kleinen Shikigami, der auf eines der oberen Regale schwebte und die dort liegende Pergamente zu Hao herunter reichte.

„Hast du den gerufen.“

„Ich muss doch irgendwie dran kommen!“

Ein Shikigami zu rufen war eine Kunst für sich. Man wusste nie wie folgsam diese Geister waren. Manchmal klappte es und sie taten was man ihnen sagte. Ließ man sie jedoch einen Moment aus den Augen, so ließ man sie auch der eigenen Kontrolle entgleiten. Die meisten Naturgeister nutzten dies schamlos aus, besonders wenn sie zu arbeiten gezwungen wurden, die sie nicht machen wollten. Normalerweise verzichtete sie bei solchen Aufgaben auf die Hilfe von Naturgeister, doch in diesem Fall ließ sie Hao gewähren. Im Notfall konnte sie den Shikigami immer noch vernichten. Doch es stellte sich heraus, dass das nicht nötig war. Hao hatte zumindest über einen einzigen Shikigami eine unvorstellbare Kontrolle. Allerdings war es trotz allem nur ein Shikigami. Zu gern hätte sie gewusst, was er tun würde, wenn er mehrere rufen müsste. Doch es war keine gute Idee, dass jetzt heraus zu fordern. Immerhin waren sie gerade wieder beim Einräumen der einzelnen Schriftstücke.

„Lass mich kurz überlegen, wo wir welche Schriftstücke einordnen…“

Nachdenklich sah sie sich in dem Raum um, in dem nun ein Tisch stand, auf dem sich ein Berg von Schriftstücke befand und Regale, die bis auf verschiedene Gefäße und Kräutern komplett ausgeräumt waren. Sie musste sich jetzt echt einen Plan überlegen, wie sie den Rest einsortierte, damit sie ihn auch in Zukunft ohne Schwierigkeiten wieder fand.

„Ich würde sagen, die alten Bücher kommen in das rechte Regal neben dem Podest. Die Pergamente über Geister in das linke. Wenn du etwas über Pflanzen findest kommen sie in die Regale an die rechte Wand. Die restlichen Schriftstücke kommen dann nach links.“

Jetzt war sie gespannt wie Hao sich anstellen würde. Er musste zwangsläufig in die verschiedenen Pergamente rein sehen um herauszufinden, wo sie hingehörten. Allerdings war es nicht so einfach, wie es sich im ersten Moment anhörte, da die meisten Dokumente ziemlich komplex waren.
 

Zu ihrer eigenen Überraschung kam Hao verhältnismäßig gut mit den Dokumenten zu Recht. Die Pergamente, bei denen er nicht wusste, wo er sie einsortieren musste, legte er auf einen Stapel und wendete sich anschließend dem nächsten zu. Eine gute Vorgehensweise, dass musste sie zugeben. Ihrer Meinung nach war Hao ihr hier eine größere Hilfe als es ihr Mann oder irgendein anderer aus der Familie hätte sein können. Es war eine gemeine Aussage, doch es entsprach der Wahrheit. Jeder andere hätte erst einmal Stunden mit ihr über die Notwendigkeit dieses Aufräumprojektes diskutiert, was mit Sicherheit eine Menge Zeit gekostet hätte. Sie würde niemals bestreiten, dass sie es mit der Ordnung in einigen Punkten vielleicht zu ernst nahm, doch sie kannte die Vorzüge geordneter Verhältnisse. Trotzdem war es hier bitter nötig gewesen und ist es wenn man es genau nahm auch immer noch, denn bisher hatte nur ein geringer Teil der Objekte in diesem Raum einen für ihren Geschmack angemessenen Platz eingenommen. Plötzlich jedoch öffnete sich die Tür und ein leichter Windstoß kam herein und verteilte einige der auf dem Tisch liegenden Einzelblattdokumente auf dem Boden.

„Das darf doch nicht wahr sein.“

„Schuldige. Ich dachte nur ich bringe euch etwas Tee. Ihr seid schon ziemlich lange hier!“

„Und wie lange genau wenn ich fragen darf, Santi.“

„So ca. 7 Stunden.“

„Sieben…ich glaub ich werd verrückt.“

„Tja was soll ich sagen, wenn man viel zu tun hat, bekommt man nicht mehr mit, wie schnell die Zeit vergeht.“

„Wie wäre es wenn du weniger Reden schwingst und uns mehr zur Hand gehst?“

„Also um ehrlich zu fängt Youjis Training gleich an und…“

„Schon verstanden…ich hatte auch nichts anderes erwartet.“

Santi schenkte Noriko nur ein leichtes Lächeln. Sie konnte Norikos genervten Ton sehr gut verstehen. Immerhin hatte sie Youjis Training wirklich nur als Ausrede verwendet und dass wusste diese genau. Allerdings beschuldigt sich man innerhalb einer guten Familie nicht gegenseitig gelogen zu haben, auch wenn es so war.

„Jetzt tu nicht so als würde ich nie etwas tun. Ich hab immerhin Tee gemacht.“

„Das ist aber nicht der gleiche Tee, den ihr Cassandra unterjubelt, oder?“

„Natürlich nicht…woher weißt du überhaupt davon!“

„Ich habe meine Quellen. Darüber hinaus ist es ziemlich auffällig, wenn Cassandra jedes Mal ungewöhnlich ruhig ist, wenn sie bei euch in der Küche war.“

Santi zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Es war ja nicht so, dass der Tee gefährlich war. Er hatte lediglich eine beruhigende Wirkung. Darüber hinaus profitierte jeder davon, wenn diese zumindest für einige Stunden aufhörte vom Untergang der Welt zu reden. Das konnte einen manchmal echt zum Wahnsinn treiben.
 

Takeo, Santis Mann versuchte dann immer Cassandra einzureden, dass der Tee ihr gut tun würde und sie damit zu bringen diesen Täglich zu trinken. Bisher klappte das noch nicht so ganz, weshalb sie ihr diesen in gewisser Weise aufzwingen mussten, doch sie trank ihn immerhin freiwillig und das war schon mal ein enormer Vorteil für sie, sonst hätten sie sich wirklich etwas Einfallen lassen müssen.

„Hat Shin das eigentlich schon mitbekommen?“

„Nein, ich denke nicht. Der würde uns wahrscheinlich köpfen, wenn er es erfährt.“

„Möglich. Aber ich denke, dass Katsumi vorher auch noch ein Wörtchen mitzureden hätte und dieser ist wahrscheinlich über die kurze Verschnaufpause erleichtert.“

„Sag mal kann es sein, dass du unsere Aktion gerade befürwortest.“

Santi kannte die Antwort zu, bevor sie fragte. Dennoch wollte sie herausfinden, ob diese ihren eingenommenen Standpunkt auch offen zugab oder ob sie sich so äußerte, wie sie es ihrem Stand nach tun musste.

„Ich befürworte sie keineswegs. Doch solange, ihr Cassandra den Tee nicht gewaltsam einflößt, werde ich mich auch nicht dagegen aussprechen.“

Cassandra hatte schon genug Zwietracht in die Familie gebracht. Wahrscheinlich würde selbst Shin, wenn er davon erfuhr, diese Methode tolerieren. Moralisch jedoch war diese Aktion nicht und genau deshalb würde er ihr auch niemals zustimmen. Doch was er nicht wusste, konnte er auch nicht verurteilen. Noriko gab zu, dass sie in dieser Hinsicht eine klare Stellung hatte, jedoch war sie genauso wie Shin an die Moral der Familie gebunden und musste dafür sorgen dass sie eingehalten wurde.

„War ja klar.“

„Ich habe meine Gründe, Santi. Apro pos, wie hat Riku eigentlich auf meine Anweisung reagiert, oder hat Shin es ihm noch nicht ausgerichtet.“

„Doch hat er, er hatte ihn regelrecht damit überfallen. Aber wenn es nach Riku gegangen wäre, hätte er deine Anweisung ignoriert.“

„Das habe ich fast erwartet.“

Riku war in dem Punkt ziemlich stur, nicht dass es ihm etwas brachte. Es war kein Geheimnis, dass dieser die Ausbildung von Hao gerne abgeben würde. Er hatte sich um genau zu sein mehr als einmal an sie und Shin gewendet, doch sie hatten ihn einfach abblitzen lassen. Es gab niemanden, der die Ausbildung des Jungen übernehmen konnte. Obwohl, so ganz stimmte das ja nicht, immerhin konnte sie diese übernehmen, allerdings hatte sie keine Lust sich das Ganze noch einmal anzutun. Akio, Riku und Santi hatten ihre Nerven damals schon enorm strapaziert und sie bezweifelte irgendwie, dass der Junge anders war.
 

Es lag gewisser Maßen in ihrer Blutlinie. Seit jeher war ein Asakura dafür bekannt, dass er seinen eigenen Kopf hatte und niemals aufgab, bevor er diesen durchgesetzt oder zumindest sein Ziel erreicht hatte. In der Geschichte der Asakura gab es viele, die in irgendeiner Art und Weise etwas Unvergleichbares vollbracht hatte. Aus diesem Grund zählte diese Familiendynastie auch zu den bedeutendsten, die es gab.

„Wie auch immer, du kannst ihm ausrichten, dass sich das mit dem Training für heute erledigt hat, wir brauchen hier noch ein bisschen.“

„Ein bisschen. Wohl eher zwei Tage.“

„Jetzt werd bloß nicht pessimistisch, Santi. Sonst bitte ich Shin darum euch zum Mithelfen zu beordern. Darüber hinaus, wolltest du nicht das Training deines Sohns beginnen?“

„Äh, ja. Stimmt genau, ich bin dann mal weg. Den Tee lass ich einfach mal hier. Wir sehen uns dann heute Abend…wobei soll ich euch ein Abholdienst bestellen?“

„Mach dass du raus kommst.“

Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht verließ Santi fluchtartig den Tempel. Noriko schüttelte bei dieser Aktion nur den Kopf. Dass ihre werte Familie es immer übertreiben musste.

„So die Pause ist vorbei, lass uns weiter machen.“

Noriko musste sich richtig zusammenreißen um bei dem verwirrten Blick, der sich auf dem Gesicht des Jungen abzeichnete, nicht loszulachen. Natürlich hatte sie bemerkt, dass er die Dokumente während des Gespräches zwischen ihr und Santi weiter sortiert hatte. Das war auch der Grund, wieso sie diesen Satz gesagt hatte. Jeder andere aus ihrer Familie hätte mit der Arbeit aufgehört, sofern sie sich sicher waren, dass sie nicht beobachtet wurden. Spätestens nach diesem Kommentar hätten sie energisch protestiert, da sie ja die einzige war, die sich eine kleine Auszeit genommen hatte. Allerdings schien Hao ihr in dem Punkt nicht widersprechen zu wollen, da er einfach mit seiner Aufgabe weiter machte. In ihrem jetzigen Blickwinkel stand das Verhalten des Jungen im völligen Widerspruch zu dem, was Riku ihnen immer erzählte. Der Junge wirkte auf sie nicht im Geringsten abgelenkt. Allein diese Tatsache bewies, dass dieser einfach übertrieb. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sie eine gewisse Autorität dem Jungen gegenüber hatte. War Haos Verhalten Riku gegenüber ein Zeichen von mangelndem Respekt diesem gegenüber. Wahrscheinlich, anders konnte sie es sich nicht erklären, denn wenn es generell so war, dann hätte auch Santi den Anschuldigungen von Riku zugestimmt. Es war nämlich nicht selten, dass sowohl Hao also auch Sayuri öfters bei Youji theoretischen Ausbildung anwesend waren und Santi gespannt zuhörten. Zugegeben als sie das erste Mal davon gehört hatte, konnte sie ihren Ohren nicht trauen. Allerdings waren die beiden auf ihre Art ziemlich wissbegierig. Ob die beiden die Informationen verarbeiten konnten, wusste sie nicht, doch dass sie zumindest still zuhörten und sich nicht gegenseitig ablenkten, sprach für sich. Besonders da Noriko selbst wusste wie schwer es war drei kleine Kinder dazu zu bringen still zu sitzen und einem zuzuhören.
 

Sie selbst hatte als sie Riku, Akio und Santi noch unterrichtet hatte mehr als einen Anlauf gebraucht um deren Aufmerksamkeit zu bekommen. Dann hatte sie einen anderen Weg eingeschlagen, einen härteren und plötzlich hielten sie es für klüger zu schweigen, wenn sie es gesagt hatte. Doch sie hätte wahrscheinlich auch den Mund gehalten, wenn ihr Meister sie damals das ganze Asakuraanwesen hätte schrubben lassen. Wobei es war eigentlich nur ein Drittel, da sie ja zu dritt waren und darüber hinaus haben sie noch nicht mal das komplett geschafft, bevor sie erschöpft auf dem Boden eingeschlafen waren. Sie konnte sich vorstellen, dass das keine bequeme Nacht für die drei gewesen war. Bevor sie ihren Erinnerungen weiter nachgehen konnte, klopfte es auf einmal an der Tempeltür. Kurz darauf traten Sayuri und Youji ein, die sich verblüfft umsahen.

„Was kann ich für euch beiden tun.“

„Wir…also wir wollten fragen, ob wir helfen können.“

„Ihr wollt…also dass hat man noch nicht gehört.“

Noriko konnte nicht leugnen, dass ihr bei diesen Worten fast die Worte im Hals stecken blieben. Santi und Riku suchten beim Thema Aufräumarbeiten das Weite und deren Kinder boten ihre Hilfe an. Da war doch ein Harken an der Sache.

„Wie kommt ihr denn auf die Idee.“

„Na ja, Hao ist mit ihnen schon ziemlich lange hier und deswegen dachten wir, dass wir vielleicht etwas mithelfen könnten.“

„Ja, dann würde es doch mit Sicherheit schneller gehen.“

„Wer hat euch beiden angestiftet!“

„Uns angestiftet…niemand.“

Noriko sah die beiden daraufhin nur abschätzend an. Aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass hinter dem ganzen Methode war. Sie würde Santi durchaus zutrauen, dass sie die beiden vorschickte. Vielleicht wollte sie Hao so von dem restlichen Aufräumen bewahren.

„Bitte, wenn ihr unbedingt einen Blick in langweilige Dokumente riskieren wollt, dann kommt rein und schließt euch an.“

Zögernd traten die beiden jüngeren daraufhin ein. Allerdings war Noriko zumindest mit einem der beiden noch nicht fertig.

„Ach sag mal Youji, wollte Santi nicht mit dir trainieren.“

„Im Prinzip schon, aber …also ich hab ihr die Situation erklärt…wir waren uns einige, dass das hier wichtiger war und…“

„Du versuchst mit Gewalt eine Ausrede zu finden um deine Anwesenheit erklären zu können. Nur leider war deine Mutter vor nicht mal einer Minute hier.“

„Oh…das ist jetzt dumm gelaufen.“

Nach diesen Worten konnte sich zumindest Sayuri nicht mehr zurückhalten und fing laut an zu kichern. Youji währenddessen kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Woher sollte er bitte wissen, dass seine Mutter hier war. Dabei wollten Sayuri und er ihrem Cousin einfach nur dabei helfen seine Aufgabe so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, besonders, da er jetzt schon seit ganze sieben Stunden daran saß. Jedenfalls wenn Shin ihnen die richtige Auskunft gegeben hatte, woran sie nicht im Geringsten zweifelten.
 

Letzten Endes war es jedoch Sayuri, die die anherrschende Situation rettete.

„Es ist nicht so wie sie denken, Meisterin Noriko. Wir haben uns einfach sorgen um Hao gemacht, weil wir ihn heute noch nicht gesehen haben und da Meister Shin uns gesagt hat, dass dieser schon seit 4 Uhr Strafdienst hat, dachten wir, dass wir ihm bei dem Rest etwas helfen können, damit er noch etwas von dem schönen Tag mitbekommt.“

„Wenn ihr jetzt erwartet, dass ich Hao euch zur Liebe gehen lasse, dann habt ihr beide euch verrechnet. “

„Wir haben nicht gerechnet. Es ist uns bewusst, dass sie ihn erst gehen lassen, wenn er seine Strafaufgabe beendet hat, deswegen wollen wir ja helfen. Immerhin hätten wir ihn ja rein theoretisch davon abhalten können.“

Gedanklich fragte sich Noriko ja, wo sie gerade gelandet war. Hatten die beiden sich das jetzt wirklich selber ausgedacht. Überzeugend klangen ihre Argumentationen jedenfalls und auch vom Verhalten wirkte es in gewisser Weise sogar authentisch.

„Wie gesagt, wenn ich mir hinterher nicht anhören muss, dass ihr euer Training geschwänzt habt, könnt ihr euch gerne anschließen.“

„Keine Sorge, Meisterin Noriko, Mam wird das schon verstehen.“

Darauf erwiderte sie nichts, sondern drehte sich nur zu Hao, welcher ebenfalls sichtlich verwirrt schien. Im Prinzip hätte es nicht besser kommen können. Dennoch waren ihre anschließenden Worte an alle drei gerichtet.

„Na dann, worauf wartet ihr noch.“

„Kriegen wir vorher keine Einweisung.“

„Die kann Hao euch geben. Ihr entschuldigt mich kurz, ich werden Santi lieber persönlich sagen, dass ihr Sohn wichtigerer zu tun hat als an ihrem Training teilzunehmen.“

Mit diesen Worten verließ Noriko den Tempel. Die drei jüngeren sahen ihr nur verdutzt hinterher, bevor sie sich wieder einander zuwendeten.

„Hat sie uns gerade stehen gelassen.“

„Scheint so. Aber ernsthaft, was müssen wir tun?“

Auf diese Frage hin erklärte Hao ihr, was sie zu machen hatten. Sayuri sah ihn für einen Moment fassungslos an, bevor sie den Kopf schüttelte und sich dem riesigen Pergamentstapel zuwendete. Allerdings war es Youji der sich dazu äußerte.

„Mist, da sitzen wir ja morgen noch dran.“

„Hey es war deine Idee Hao zu helfen, jetzt beschwer dich nicht.“

„Ihr müsst nicht…“

„Keine Widerwort, Hao. Wir sind eine Familie und du würdest dasselbe für uns tun. Darüber hinaus hat Sayuri Recht es war meine Idee und deshalb ziehen wir das jetzt durch.“

Mit diesen Worten griff sich eine vor ihm liegende Pergamentrolle und überflog sie kurz. Allerdings zeichnete sich seine Verwirrung sofort auf seinem Gesicht ab.
 

Irritiert überflog er den Abschnitt noch einmal nur um auf dasselbe Ergebnis zu kommen.

„Was ist ein Czenvic.“

„Keinen Schimmer, leg es zur Seite und nimm das nächste.“

„Hä, hier steht was von einem Mondscheinling.“

Sayuri wollte das Buch gerade zur Seite legen, doch da meldete sich Youji zu Wort, der genau wusste war es mit dieser Bedeutung auf sich hatte.

„Das ist eine Pflanze also darüber.“

„Woher weißt du das, Youji.“

„Ich hatte gestern das Thema Zauberpflanzen.“

„Aha und du hast dieses Mal echt aufgepasst?“

„Werd nicht frech, Sayuri. Sonst beschwer ich mich bei deinem Vater.“

„Ach der. Komm schon, bist du wirklich der Meinung, dass er dir mehr glaubt als mir. Vergiss das mal schnell wieder, du wirst nur als Lügner abgestempelt.“

„Stimmt auch wieder.“

Mit einem amüsierten Lachen machten sich beiden wieder an die Arbeit. Jedenfalls solange, bis sie auf einige merkwürdige Pergamente stießen.

„Was ist das denn? Sollen das irgendwelche besonderen Zeichen sein, oder ist das einfach nur unlesbare Handschrift?“

„Frag mich was leichtere, Sayuri.“

„Die Schriften kommen da drüben hin.“

„Woher weißt du das?“

Dieser Kommentar kam von Sayuri und Youji gleichzeitig. Hao erklärte es ihnen kurz, bevor er sich wieder den Pergamenten widmete. Die restliche Zeit verging eigentlich recht ruhig, die Bücher die sie nicht einordnen konnte legten sie einfach zur Seite und die anderen stellten sie an den rechtmäßigen Platz. Nach einer Zeit war auch Noriko wieder zu ihnen gestoßen. Sie war sichtlich zufrieden mit dem Ergebnis der Gruppe. Sagen tat sie allerdings nichts dazu. Erst als Santi zum Abendessen abholte, äußerte sie sich zu der Situation.

„Nicht übel. Ich würde vorschlagen, dass wir jetzt etwas Essen gehen. Und da ihr so viel geschafft habt, entlasse ich euch anschließend aus meinem Dienst.“

„Uns alle!“

„Ja, jeden von euch.“

Den darauf folgenden Jubelschrei überhörte Noriko gekonnt und auch das zufriedene Lächeln ihrer Tochter ignorierte sie. Um ehrlich zu sein, hätte sie nicht gedacht solange mit ihrem Vorhaben zu verbringen. Allerdings hatte sie Haos Zeit den gesamten Tag beansprucht und irgendwann war auch mal genug. Sie würde den Rest nach dem Abendessen erledigen, doch die drei wollte sie damit nicht länger belasten. Es war bloß zu hoffen, dass Hao seine Lektion gelernt hatte, ansonsten musste sie sich wirklich was einprägendes ausdenken und dazu hatte sie ehrlich gesagt keine Lust. Andererseits, dass Asakuraanwesen konnte durchaus eine neue Bodenreinigung gebrauchen, die Naturgeister waren in dem Punkt schon immer zu oberflächlich gewesen.
 

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Eine unbefriedigende Entscheidung

Kapitel 10: Eine unbefriedigende Entscheidung
 

Nach der Tempelumstruckturierung vergingen Jahre in denen Nichts nennenswerte passierte. Hao, Sayuri und Youji stifteten zwar immer noch reichlich Unruhe auf dem Asakuraanwesen, doch das Schwänzen von Trainingsstunden unterließen sie. Selbst Youji und Sayuri waren von der Strafe so abgeschreckt, dass sie nicht mal im Traum daran dachten. In sofern hatte Noriko also ganze Arbeit geleistet. Die drei jüngeren bemühten sich regelrecht alles so zu machen, wie man es von ihnen erwartete, wobei jedoch das eine oder andere doch schief ging, was zu einigen Katastrophen führte.

„Oh Mist, verdammte sch…..“

Weiter kam Youji nicht, da er schon vor den Flammen zurück weichen musste, welche vor ihm loderten. Dass hatte er jetzt nicht beabsichtig. Eigentlich wollte er nur einen Shikigami rufen um an das Messer zu kommen, welches auf dem Holzstapel lag. Hochklettern wäre zu riskant gewesen, dass konnte er sich denken. Bei seinem Glück rutschte er aus und brachte den gesamten Holzstapel zu Fall. Wobei das wahrscheinlich noch besser gewesen wäre als das. Der Shikigami hatte ihm doch echt einen Vogel gezeigt, bevor er eine brennende Kerze genommen hatte und sie mit ausgestreckter Zunge auf den Holzstapel geworfen hatte. Um genau zu sein war es die Kerze, die er mitgenommen hatte um den Weg zu erleuchten. Immerhin war es draußen dunkel und ziemlich spät. Natürlich hätte er bis morgen früh warten können, aber er wollte seiner kleinen Cousine eine Überraschung machen. Etwas um sie von dem Training abzulenken. Mit dem Messer wollte er ein kleines Amulett schnitzen. Dass Holz hatte er schon seit langer Zeit in seinem Zimmer, doch an das Messer war er bisher nicht gekommen. Jetzt war nun mal die beste Gelegenheit, da Sayuri schon schlief und die Geister, die das Anwesen vor Eindringlinge schützen sollen, von Cassandra erschaffen wurden. Und jeder von ihnen wusste, dass man an diesem wesentlich besser vorbeikam als an den normalen Wachpostengeister, die Noriko oder Shin immer riefen. Doch diese beiden waren wieder auf einen Ausflug, also konnten sie nicht dafür sorgen.

„Mordlustiges kleines Mistvieh. Dich krieg ich noch!“

Zugegeben es gab wichtigeres als dieses Shikigamimonster, dass konnte auch er einsehen. Aus diesem Grund wendete er sich auch sofort danach zu dem Wassereimer, doch genau in diesem Moment sprang auch der Shikigami dort hin und kippte ihn um. Das war auch der Grund, wieso er seinen Kommentar nicht zurück halten konnte. Wollte ihn dieser Shikigami umbringen, oder was dachte sich das Ding bei der ganzen Aktion.
 

Kopfschüttelnd tauchte er die Decke in die feuchte Flüssigkeit, die sich überall auf dem Boden verteilt hatte. Vielleicht konnte er das Feuer ja so ersticken. Wahrscheinlich wäre es soweit nicht gekommen, wenn er nach dem Geschehenden nicht versucht hätte die Lampe und das Messer mit den auf dem Boden liegenden Steinen herunter zu holen. Er hätte sich den Wassereimer gleich greifen sollen, dann hätte er den kleinen Brand, der sich durch das trockene Holz relativ schnell ausbreitet gleich löschen können. Aber nein, er musste warten bis die Flamme sich komplett entzündet hatte und der Shikigami genug Zeit hatte den Wassereimer umzukippen. Er konnte nur froh sein, dass die Tür offen war, sonst würde er hier noch ersticken. Genau in dem Moment in dem er das dachte hörte er ein lautes Knallen. Intuitiv sah er zur Tür nur um das gleich wieder zu bereuen.

„Ach du…hey, lasst mich hier wieder raus….das ist doch nicht wahr. Hallo, hört mich jemand?“

Bei diesen Worten versuchte Youji die Tür zu öffnen, doch als es ihm nicht gelang stieg die Panik in ihm und er hämmerte lautstark dagegen. Das konnte doch nicht wahr sein, dieser Shikigami wollte ihn wirklich Tod sehe. Jetzt musste er sich aber schnellstens was einfallen lassen um das Feuer zu löschen. Ohne lange nachzudenken warf er die halbnasse Decke auf den brennenden Holzscheithaufen, doch wie sein Glück es nun mal vorherbestimmt hatte traf die trockene Seite die Flammen.

„Oh nein, so sollte das aber nicht ablaufen.“

Plötzlich hörte er wie jemand den Riegel vor der Tür, die ihn in dem Schuppen gefangen hielt, zurücklegte. Halb erleichtert und halb erschrocken sah er zu der Person, die gerade die Tür öffnete. Erleichtert stellte er fest, dass es keiner der Erwachsenen war. Zum Glück, die hätten ihn wahrscheinlich gevierteilt, wenn sie das hier gesehen hätten.

„Sag mal was treibst du hier? Du weißt, dass man Lagerfeuer im freien macht, oder.“

„Ich ignorier den Kommentar mal, ok. Hilf mir lieber das Feuer zu löschen.“

„Wo ist der Wassereimer?“

„Umgekippt, bevor ich ihn bebnutzen konnte.“

Gut, vielleicht hatte sich Youji geirrt. Sein gegenüber war keineswegs besser als die Erwachsenen, besonders, da er es ihm möglicherweise ewig vorhalten würde.
 

Allerdings musste er ihm zu gute halten, dass er dazu nichts sagte. Jedenfalls nichts, was er von vorn herein nicht schon wusste.

„Tollpatsch. Dann hol wenigstens neues Wasser.“

Mit diesen Worten beschwor Hao seinerseits ein paar Shikigamis, die mit Hilfe von kleinen Steinen erschaffen wurden, und ließ sie die brennenden Holzscheite nach draußen transportieren, so dass diese nicht noch etwas anderes anzündeten. Durch die Tatsache, dass sie aus Steinen erschaffen wurden, konnte ihnen das Feuer zusätzlich nichts anhaben.

„So hier bin ich wieder.“

Ohne lange nachzudenken kippte Youji dass Wasser über die brennenden Materialien, bevor er sich im Schneidersitz davor setzte.

„Was ist eigentlich passiert?“

„Was ganz komisches. Ich bin aufgewacht und hab gedacht, dass ich einen kleinen Spaziergang machen könnte. Frag nicht wieso mir war einfach danach. Ich hab mir also ne Kerze geschnappt und bin losgegangen. Als ich hier vorbeigekommen, habe ich etwas im Holzschuppen gehört und hab natürlich auch sofort nachgesehen.“

„Und was hast du gesehen?“

„Zuerst gar nichts. Ich hab also die Kerze abgestellt und in alle Ecken geguckt. Plötzlich ist die Tür zugeknallt und die Kerze ist zu den Brennholzhaufen geschwebt.“

Innerlich fragte sich Youji aus welcher Ecke seines Kopfes er sich diese Geschichte ausgedacht hatte. Allerdings war er froh darüber, denn zu sagen, dass ein Shikigami dafür verantwortlich war, den er selbst gerufen hatte war nun doch zu peinlich. Wer hat schon von Shikigamis gehört, die ihren Meister umbringen.

„Moment, du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass ein Geist dich angegriffen hat.“

„Natürlich war es kein normaler Geist, das war ein böser Geist. Ganz böse um genau zu sein.“

„Youji, wie alt bin ich.“

„10?“

„Eben, also sprich nicht mit mir als wäre ich 3 ½ , oder ich lass dich das nächste Mal in deiner unglücklichen Lage verbrennen.“

Oh ja und hier hatten wir wieder das Problem mit Hao. Sein Cousin war einfach viel zu erwachsen für sein Alter und verhielt sich so, als wäre er sogar älter als er selbst und das war er definitiv nicht.
 

Andererseits war es gar nicht mal so schlecht. Dann musste er seinen Fehler wenigstens nicht vor seinen Verwandten offen legen und bekam trotzdem Hilfe. Wobei, eigentlich war seine Aussage ja falsch, da Hao ja auch zur Familie gehörte.

„Schon gut, schon gut. Aber ernsthaft was nun?“

„Du wolltest doch spazieren gehen.“

„Was…ach ja. Sag mal wie hast du mich überhaupt gefunden.“

„Ich schleich mich immer raus wenn Cassandra die Wachpostengeister beschwört. Die kann man so schon austricksen.“

„Auch schon bemerkt was?“

„Schon seit Jahren.“

„Weißt du was, ich hab ne Idee wo wir hingehen. Komm mit.“

Hao überlegte nicht lange und folgte seinem älteren Cousin. Er wollte unbedingt wissen wo dieser hinwollte und was es da zu sehen gab. Eines wusste er nämlich und zwar dass sie meistens denselben Geschmack hatten. Es dauerte einige Minuten, bis sie am Ziel angekommen waren, doch Haos Neugier wich bald einer gewissen Art von Enttäuschung.

„Wo zur Hölle sind wir hier.“

„Dass lieber Cousin ist der Tunnel von Tartarus.

„Und?“

„Und? Sag jetzt nicht, dass du noch nie von dem gehört hast. Man sagt, dass der einen verrückt werden lässt, sobald man nur einige Minute darin verweilt.“

„Wieso was lauert denn da? Böse Geister die mit deiner Wahrnehmung spielen.“

„Soviel ich weiß lauert dort das absolute Nichts. Also hat es schon etwas mit dem Verlust der Wahrnehmung zu tun. Glaub ich jedenfalls.“

„Tja es gibt nur einen Weg das herauszufinden.“

„Was? Spinnst du?“

Youji konnte sich einfach nicht mehr beherrschen. Hatte Hao wirklich vorgeschlagen durch den Tunnel des Tartarus zu wandern. Das war doch einfach nur krank. Andererseits, was sollte ihnen schon groß passieren. So weit er es gelesen hatte, sind alle die diesen betreten haben ohne Waffen hineingegangen. Also konnte es doch wohl kaum so schlimm sein.

„Wieso? Angst?“

„Manchmal hasse ich dich wirklich.“

„Echt?“

„Nö. Gut, lass uns mal einen Blick hineinwerfen.“

Mit diesen Worten schritt Youji todesmutig in Richtung Eingang. Er hatte jetzt schon so ein ungutes Gefühl dabei, doch was sollte er tun. Er konnte doch wohl kaum zeigen, dass er wirklich eine mordsmäßige Angst hatte.
 

Hao hingegen schien alles andere als besorgt zu sein. Ein Grund mehr sich vorzunehmen länger in der Höhle zu bleiben als dieser.

„Weißt du was. Wir laufen einmal durch die Höhle und der letzte der den nächsten Ausgang wieder erreicht muss eine Woche lang tun was der andere sagt. Und wenn keiner den Ausgang erreicht zählt wer am längsten in dem Tunnel war. In Ordnung!“

„Klar wieso nicht. Ich freu mich schon wenn ich dir meine Aufgaben für diese Woche überreichen darf.“

„Freu dich nicht zu früh, ich weiß wenigstens was mich erwartet, du nicht.“

Nach diesen Worten murmelte Hao nur etwas unverständliches, bevor er den ersten Fuß über die Schwelle des Eingangs setzte. Auch Youji war wenig später neben ihm und beide gingen ohne groß nachzudenken weiter. Am Anfang war es auch kein Problem alles wirkte harmlos. Fast so als würden sie in einer ganz normalen Höhle wandern. Eine Höhle ohne Licht. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen und je tiefer sie in den Tunnel eintauchten, desto schlimmer wurden die Sichtverhältnisse. Etwas was Youji nicht mal ansatzweise beharkte, doch davon ließ er sich nicht abschrecken und ging einfach weiter. Dabei lauschte er dem klang des kleinen Wasserstroms, welcher neben ihnen entlang floss. Für einen Moment war ihm wirklich nach lachen zumute, denn das war nicht das was er sich vorgestellt hatte. Solange er dem Wasserlauf folgte und den konnte er deutlich hören, würde er sich auch nicht verlaufen. Immerhin wusste er ja wo der zweite Eingang des Tunnels war und wenn er sich nicht täuschte, dann würde dieser Fluss beide Enden verbinden. Damit hatte er seinem Cousin gegenüber einen enormen Vorteil.

„Ist doch gar nicht so übel, oder? Ich versteh gar nicht wie man hier verrückt werden kann!“

Für einen Moment wartete Youji auf eine Antwort, folgte jedoch weiterhin seinem Weg. Als nach einer geschlagenen halben Minute immer noch niemand antwortete keimte der erste Funken Sorge in ihm auf. Wieso antwortete Hao ihm nicht.

„Hey Hao, bist du noch da? Hao…hey das ist nicht witzig, du kannst wenigstens mit mir reden…hallo…also wenn du versuchst mich mürbe zu machen, dann sag ich dir gleich dass das nicht klappt…“

Wieder keine Antwort. Und zu allem Überfluss stellte Youji jetzt auch fest, dass er das Geräusch des Flusses nicht mehr hören konnte. Was ging denn jetzt ab, war er etwa so weit vom Weg abgekommen.

„Hallo…“

//Komisch, wieso höre ich eigentlich meine eigene Stimme nicht, ich hab doch schon fast geschrien oder hab ich mir das eingebildet…und wieso rieche ich nichts mehr…\\

Auf einmal blieb Youji wie angewurzelt stehen. Das meinten die Erwachsenen also mit, man würde verrückt werden. Man verlor einfach jegliches Wahrnehmungsvermögen und genau dass trieb die meisten in den Wahnsinn. Insbesondere dann, wenn man wie er noch seine eigene Stimme hörte obwohl er genau wusste das er nichts gesagt hatte.
 

Im ersten Moment hatte er das verlangen einfach umzudrehen und wieder abzuhauen, doch dann musste er wieder an seinen Cousin denken. Wahrscheinlich würde dieser einfach gerade durch marschieren und nicht auf die Veränderungen achten. Aus irgendeinem ihm unerfindlichen Grund bezweifelte er nämlich, das Hao einfach reiß aus nehmen würde. Von diesen Gedanken abgelenkt schien seine Umgebung in Vergessenheit zu geraten. Mit jeder weiteren vergangenen Minute gewöhnte er sich ein Stückchen mehr an das vorherrschende Nichts um ihn herum. Es war seltsam wie sich seine Sinne immer mehr verabschiedeten, doch seine Gedanken in gewisser Weise immer klarer wurden. Er sah nichts mehr und dennoch konnte er den Weg, den er zu gehen hatte deutlich vor seinem inneren Augen sehen. Sein Geruchsinn hatte sich verabschiedet und dennoch war es so als könnte er frische klare Luft wahrnehmen. Der Anfängliche Schreck und die Angst verblassten und an sich wäre es keine Schwierigkeit weiter zu gehen, doch dann dachte er zurück. Seine Eltern und besonders seine Großeltern würden ihm die Hölle heiß machen. Jetzt wo er genau darüber nachdachte wurde ihm klar, dass das eine ziemlich blöde Idee war. Doch zum Umdrehen war es mittlerweile zu spät, oder nicht. Ohne weiter auf den Weg zu achten ging er weiter, seine Gedanken wägten jedoch die Möglichen Strafen ab, die auf ihn warten würden. Plötzlich erblickte er ein schwaches Licht vor sich. Mit einem breiten Lächeln rannte er diesem entgegen. Er konnte nicht glauben, dass das schon das Ende war und fragte sich insgeheim, wie man hier durchdrehen konnte. Alles was ihm im Moment unangenehm schien war das Licht vor ihm, welches ihn blendete. Dennoch folgte er dem Licht weiter bis er den Ausgang erreichte. Dort angekommen sah er sich suchend um. Wie erwartet war er allein, keine Spur von seinem Cousin und das war nicht gut. Zusätzlich irritierte ihn, dass er sich genau dort befand, wo er und Hao den Tunnel betreten hatten. Er musste dem zur Folge irgendwann die Richtung geändert haben ohne es selbst zu bemerken. Was ihn aber am meisten schockte war der Stand der Sonne. Dieser nach zu urteilen war es mindestens 10:00 Uhr.

„Oh verdammt, wie lange war ich bitte in diesem Tunnel.“

Mit einem flüchtigen Blick zurück setzte er sich wieder in Bewegung. Nun hatten sie richtige Probleme. Er musste sich für Hao Abwesenheit unbedingt eine Erklärung ausdenken, immerhin war diese blöde Tunnelsache seine Idee. Hätte er Hao nicht hierher gebracht, hätten sie diese dämliche Wette niemals geschlossen. Und was ihn anging so hatte er keine Lust sich die künftigen Belehrungen, von wegen er solle als Vorbild fungieren und seinen jüngeren Cousins die blöden Ideen ausreden, anzuhören.
 

Binnen Minuten hatte er das Hauptgebäude wieder erreicht und wurde auch fast sofort von seiner Mutter empfangen.

„Da bist du ja. Wo hast du gesteckt?“

„Mam, ich…also ich war…“

Na toll jetzt viel ihm keine Ausrede ein. Wieso konnte er an manchen Tagen jedem eine einleuchtende Geschichte auftischen und dann wenn es darauf ankam nicht ein vernünftiges Wort rausbekommen. Das war doch einfach nicht fair.

„..unterwegs…“

„Unterwegs? Und wo warst du genau?“

„…hier, da…keine Ahnung, einfach nur unterwegs…“

Innerlich verfluchte sich Youji. Wie konnte er nur so eine dämliche Antwort geben. Es war doch mehr als offensichtlich, dass sie ihm so nicht glauben würde. Insbesondere deshalb nicht weil sie seine Mutter war und ihn besser kannte als irgendjemand sonst.

„Schluss mit rumgestottere, du sagst mir jetzt sofort wo du warst und ob du etwas mit dem Brand in der Holzhütte zu tun hast.“

„Ja also die Holzhütte…die Sache war die…“

„Langsam hab ich genug. Wo zum Teufel steckt dieser verflixte Bengel.“

„Riku, was ist denn los.“

„Trainingsbeginn war vor einer halben Stunde. Aber mein Neffe hält es ja nicht für nötig zu erscheinen. Mir soll es egal sein, bei dem Jungen ist eh alles verloren.“

„Riku!“

Santi konnte den wütenden Unterton einfach nicht zurückhalten. Doch ihr Bruder ignorierte ihren Aufschrei einfach und ließ sie und Youji einfach mitten auf dem Hof stehen und betrat ohne weiteren Kommentar das Hauptgebäude. Santi schüttelte derweil nur den Kopf während Youji erleichtert durchatmete. Manchmal konnte sein Onkel ja doch zu etwas gut sein. Nun war die Aufmerksamkeit seiner Mutter nicht mehr auf ihn gerichtet, er konnte nur hoffen dass es vorerst so blieb. Und er sollte Glück haben, da Santi sich kurzerhand dazu entschlossen hatte ihrem älterem Bruder zu Folgen um ihm mal gehörig den Kopf zu waschen.
 

Intuitiv wich Youji daraufhin vom Hauptgebäude weg. Am besten war, wenn er zum zweiten Ausgang des Tunnels ging und dort wartete. Vielleicht war Hao ja schon wieder draußen, nicht, dass er es wirklich glaubte immerhin war der Tunnel ziemlich lang. Zumindest sollte er es sein, doch die Hoffnung stab ja bekanntlich zuletzt, also wieso sollte er nicht etwas hoffen.

„Hey Youji, ich hab gehört, dass gestern Nacht ein paar Flammen ihren Weg auf unser Grundstück gefunden haben. Weißt du was wirklich passiert ist, die Erwachsenen hüllen sich mal wieder ins Schweigen.“

„Du bist einfach zu neugierig.“

„Ich weiß, jetzt sag schon!“

„Es gab Ärger mit einem verirrten bösen Geist.“

„Ein verirrter böser Geist? Das soll ich dir abkaufen.“

„Yapp, du entschuldigst mich, ich hab noch was zu erledigen.“

Damit hatte sich Youji auch schon an seiner Cousine vorbei geschoben und rannte geradewegs in Richtung für die er sich kurz vor Sayuris Frage entschieden hatte. Allerdings ließ sich seine kleine Cousine nicht so leicht abwimmeln und nahm sofort die Verfolgung auf.

„OK, sagst du mir jetzt mal was los ist?“

„Was los ist? Was soll los sein. Gar nichts ist los. Ich will einfach nur etwas frische Luft schnappen.“

„Äh, Youji, nicht dass ich jetzt sagen will, dass du bescheuert bis oder so, aber wir sind gerade an der frischen Luft, weißt du?“

„Schon, aber ich meine frische frische Luft, so wie Waldluft oder feuchte Luft, das bei Wassernähe entsteht. Du weißt schon.“

Sayuri warf ihrem Cousin daraufhin nur einen undefinierbaren Blick zu. Hatte Youji jetzt den Verstand verloren oder wollte er einfach etwas vor ihr verbergen. Sie vermutete ja fast das letztere.
 

Kurzerhand konfrontierte sie ihn mit ihrem Verdacht. Insbesondere deshalb, weil sie zu der Art von Menschen gehört, die sich nicht an der Nase herumführen lassen wollte.

„Gut, raus mit der Sprache was versuchst du zu verbergen.“

„Ich…gar nichts, was soll ich denn…ach was soll’s hat ja eh keinen Sinn. Aber du musst versprechen, dass du den anderen nichts davon sagst. Kein Wort zu niemanden, verstanden!“

„Wow, dass muss ja ziemlich schlimm sein, wenn du mich so etwas schwören lässt. Vielleicht sollte ich Santi gleich sagen dass du etwas verbirgst, bevor ich mich selbst…“

„Sayuri.“

„Schon gut, schon gut. Ich schwöre ja schon. Kein Wort zu jemanden. Egal wie schlimm das ist, was du mir zu sagen hast. Ich schwöre es bei meiner Leben und der Ehre als Asakura.“

„So übertreiben musst du nicht auch nicht.“

„Hör auf mit dem drumherum gelaber und sag schon was los ist.“

Youji atmete nach diesen Worten kurz durch, bevor er sich kurz vorsichtig umsah. Erst als er sicher war, dass niemand außer seiner Cousine ihn hören konnte brach er sein Schweigen.

„Hao und ich haben eine Wette gemacht. Derjenige der am längsten im Tunnel vom Tartarus bleibt hat für eine Woche die Befehlsgewalt über den anderen.“

„Wie bitte. Bist du irre. Aus dem Tunnel vom Tartarus ist kaum jemand lebend wieder rausgekommen und Tod erst Recht nicht…Wie bescheuert bist du eigentlich…das müssen wir sofort…“

„Du hast es geschworen, Sayuri. Kein Wort zu niemanden. Außerdem bin ich auch wieder raus gekommen.“

„Hao aber anscheinend nicht.“

„Na ja, ich hab im Tunnel irgendwie die Richtung geändert und bin zurück gegangen. Keine Ahnung wieso. Ich hab es ja nicht mal bemerkt. Das ist mir erst klar geworden als ich wieder draußen war und zurück gehen konnte ich auch nicht mehr. Immerhin befand ich mich auch so schon stundenlang da drinnen.“

„Und was jetzt.“

„Ich wollte zum Ausgang, um Hao dort abzufangen!“

Sayuri nickte nur. Scheinbar war sie mit der Idee einverstanden, was sie ihm auch sofort zu verstehen gab.

„Gut worauf warten wir noch.“

Mit diesen Worten rannten beide los. Keiner der beiden wollte sich ausmalen was passiert, wenn Hao nicht mehr aus dem Tunnel rauskam. Andererseits. Youji hatte es ja geschafft, da sollte es für Hao ja kein Problem sein, immerhin schien dieser immer aus den schwierigsten Situationen herauszukommen. Sayuri hoffte nur, dass es dieses Mal genauso war.
 

- Einige Minuten später -
 

Mittlerweile hatten Youji und Sayuri den Ausgang des Tunnels von Tartarus erreicht und blickten sich um.

„Wir sind da!“

„Gut und wo ist Hao, ich meine eigentlich ist der doch gar nicht so lang, was heißt, dass er schon längst wieder draußen sein müsste.“

„Ich habe keine Ahnung. Vielleicht windet sich der Tunnel ins sich oder es gibt Abzweigungen, die einen in eine völlig andere Richtung führen.“

„Du meinst Abzweigungen, die man gar nicht bemerkt und deshalb unbewusst im Kreis läuft, so wie du?“

„Hey, tu mal nicht so, als hätte ich Hao mit Absicht alleine gelassen.“

„Warum seit ihr nicht einfach zusammengeblieben?“

„Ich wollte ihm ja im Auge behalten, aber das ist nicht so einfach wie es sich anhört. Du verlierst in diesem Tunnel echt jegliche Sinne. Es beginnt in dem Moment in dem das Licht von außen hinein scheint erlischt. Ich hab es erlebt und es ist mir dennoch unmöglich es zu beschreiben, weil es einfach keine Worte dafür gibt.“

Nach diesen Worten schloss Youji kurz die Augen und atmete tief durch. Die Situation in dem Tunnel zu beschreiben war einfach unmöglich, aber noch schwieriger war es sein schlechtes Gewissen zu ersticken. Wenn seinem Cousin etwas passieren sollte, dass würde er es sich niemals verzeihen. Doch je länger sie warteten, desto mehr dachte er über das nach, was ihn über den Tunnel erzählt wurde. Doch mit jedem Mal, mit dem er sich seine Erinnerungen zurück ins Gedächtnis rief machte er sich mehr sorgen.

„Verdammt dass ist alles meine Schuld. Ich hätte nie auf diese Wette eingehen sollen.“

„Vielleicht sollten wir Katsumi fragen, der ist doch ein Experte wenn es um den Tunnel geht.“

„Spinnst du. Wenn wir das machen bin ich erledigt und du auch, weil du nicht gleich was gesagt hast.“

„Auch Unsinn. Wenn Katsumi etwas erzählen darf ist er in seinem Element und dann wundert er sich über gar nichts mehr. Vertrau mir. Er wird nicht nach dem Grund fragen.“

„Und was wenn Hao aus diesem Tunnel tritt wenn wir bei ihm sind.“

„Du kennst Hao, der findet immer zurück.“

„Stimmt. Trotzdem…sicher ist sicher.“

Mit diesen Worten kniete sich Youji vor den Eingang und schrieb etwas in den Sand. Er konnte nur hoffen, dass diese Nachricht solange hielt wie sie weg waren. Sayuri warf ihm bei dieser Aktion zwar einen merkwürdigen Blick zu, doch sagen tat sie nicht. Letzten Endes liefen beide zusammen in Richtung Asakuraanwesen zurück.
 

Dort angekommen merkten sie sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Scheinbar war Riku so sauer, dass er sich sofort bei Shin beschwert hatte, als dieser mit seiner Frau von deren gemeinsamen Reise zurück gekommen war. Das Gespräch an sich bekamen sie nicht mehr mit, dafür aber Shins Reaktion, die jedoch von Noriko keinerlei Zustimmung bekam.

„Im Moment kann ich wohl kaum etwas dagegen machen. Immerhin scheint der Junge wer weiß wo zu sein, aber ich werden ihn mir persönlich vornehmen, wenn er wieder Fuß auf dieses Anwesen setzt.“

„Sag mal ist das alles was du dazu zu sagen hast? Der Junge ist verschwunden und du verlangst dass wir einfach warten bis er zurückkommt.“

„Was soll ich sonst machen, Noriko! Es ist immerhin nicht das erste Mal, dass er sich vom Asakuraanwesen schleicht und sich wer weiß wo versteckt.“

„Zugegeben, Hao hat eine Vorliebe dafür sich alleine außerhalb des Anwesens aufzuhalten, aber das ist noch lange kein Grund ihn sich selbst zu überlassen. Du als Oberhaupt bist für die Sicherheit der einzelnen Mitglieder der Familie verantwortlich und damit auch für Haos.“

„Erklär mir nicht, was meine Aufgabe als Oberhaupt ist, das weiß ich auch so sehr gut.“

Mittlerweile waren Youji und Sayuri zu Steinsäulen erstarrt. Aus irgendeinem Grund hatten sie das Gefühl, dass eine einzige Bewegung dazu führen würde, dass die Erwachsenen auf sie aufmerksam wurden und eines war klar. Mit einem wütenden Shin war nicht zu scherzen und erst Recht nicht wenn er Noriko mit seiner Wut ansteckte. In dem Fall war die Katastrophe vorprogrammiert.

„Doch ernsthaft, was erwartest du, dass ich die gesamte Umgebung nach dem Jungen absuche? Wie du schon gesagt hast ich bin für die Sicherheit der einzelnen Mitglieder der Familie verantwortlich und ich kann die restlichen nicht zum Wohle eines einzelnen in Gefahr bringen.“

Mit diesen Worten wendete sich Shin von seiner Frau ab. Natürlich widerstrebte ihm diese Entscheidung, doch was sollte er tun. Als Oberhaupt musste er abwägen, wann etwas zu unternehmen war und wann nicht. In diesem Fall war es besser zu warten.
 

Hao war zwar noch sehr jung und dass war wohl auch der Grund, wieso Noriko sich so viel Sorgen um den Jungen machte, doch es war nicht das erste Mal, dass dieser verschwand und nach einigen Stunden wieder auftauchte. In dem Fall war es wirklich besser erst einmal abzuwarten, bevor sie eine Suchaktion starteten. Das war jedenfalls das was sein Instinkt ihm sagte und dass allein war schon sonderbar. Seit Haos Geburt war er damit konfrontiert einen Nachfolger zu bestimmen. Auch wenn er es sich nicht anmerken ließ, so kreisten seine Gedanken immer nur um dieses Thema. Er konnte sich Hao nicht mal ansatzweise als zukünftiges Oberhaupt vorstellen und das leugnete er auch nicht. Andererseits machte er sich aber auch keine Sorgen, wenn dieser für mehre Stunden verschwand. Und die Tatsache, dass er von Riku erfahren hatte, dass der Junge in seinem Training kaum Fortschritte macht, änderte nichts daran. Es war als wüsste er, dass Hao früher oder später zurück kommen würde und es deshalb keinen Grund gab nach ihm zu suchen.

„Wenn dass deine Entscheidung ist, dann bleibt mir wohl nicht anderes übrig als ihn selbst suchen zu gehen!“

„Bitte, tu was du nicht lassen kannst, Noriko!“

Noriko nahm die Worte ihres Mannes nur mit einem Nicken zur Kenntnis, bevor sie sich abwendete. Shin und Riku sahen ihr nur kurz hinter, bevor sie gemeinsam ins Hauptgebäude gingen. Sayuri und Youji hatten sich, nach dem die Erwachsenen verschwunden waren, von ihrer Starre gelöst und blickten sich unsicher an. Sie konnten von Glück reden, dass man sie nicht gesehen hatte. Um diesen Zustand nahmen sie etwas Abstand vom Hauptgebäude, bevor sie sich wieder unterhielten

„Jetzt haben wir ein Problem.“

„Eines? Mehrere. Riku und stinksauer, weil Hao das Training durch unsere blöde Wette verpasst hat. Meisterin Noriko wird nicht minder sauer sein, wenn sie erfährt, dass sie Hao umsonst gesucht hat und Meister Shin wird uns die Strafe unseres Lebens geben wenn er herausfinden, dass wir die Sache nicht sofort aufgeklärt haben, als die drei darüber gesprochen haben.“

„Ja, toll mach mir Mut. Egal. Wir müssen Katsumi finden.“

„Und wieso müsst ihr mich finden!“

Als die beiden Katsumis Stimme hinter sich hörten konnten sie einen lauten Aufschrei nicht unterdrücken. Katsumi blickte die beiden daraufhin nur stirnrunzelnd an, woraufhin Youji sich wieder find und sofort anfing zu reden.

„T’schuldige, aber du hast uns erschreckt. Wir wollten dich eigentlich nur suchen, weil wir etwas über den Tunnel von Tartarus erfahren wollen.“

„Soso und wie kommt ihr da jetzt drauf.“

Für einen Moment herrschte Stille. Selbst Sayuri brauchten eine Weile bis sie die richtigen Worte fand. Sie war es gewöhnt, dass Katsumi sofort anfing zu erzählen, wenn man ihm etwas Fachliches fragte. Aus diesem Grund war sie nun auch richtig erstaunt, dass dieser eine Antwort von ihr erwartete.
 

Allerdings hatte sie nicht vor ihm diese Antwort zu geben. Jedenfalls keine Antwort, welche die Wahrheit hinter der Frage enthielt.

„Nur so. Wir sind zufällig daran vorbeigegangen und haben uns gefragt, wie lange man braucht um diesen Tunnel zu durchqueren. Immerhin ist es von dem einen Ende bis zum anderen nicht wirklich weit. Aber von unseren Eltern haben wir erfahren, dass es durchaus Schamanen gab, die nie wieder aus diesem herausgekommen sind und genau das verstehen wir nicht.“

Innerlich klopfte sich Sayuri bei dieser Erklärung auf die Schulter. Manchmal war es doch echt gut, dass sie so eine Fantasie hatte und scheinbar schien auch Katsumi ihr das abzukaufen.

„Wie lang der Tunnel ist, weiß keiner. Allerdings heißt es, dass man Tage braucht um diesen einmal zu durchqueren. Wobei jedoch keiner wirklich weiß wieso. Nicht mal diejenigen, denen es wirklich gelungen ist den Ausgang zu erreichen. Es soll sogar Schamanen gegeben haben, die Tage lang in dem Tunnel herumgeirrt sind und sich letzten Endes am Anfang wieder gefunden haben. Die meisten jedoch halten es in diesem nicht mal einige Minuten aus, da sie vorher dem Wahnsinn verfallen oder vorher reiß aus nehmen.“

Youji und Sayuri sahen sich bei Katsumis Worten nur geschockt an. Das hieß, dass sie Tage lang warten mussten bis Hao wieder aus dem Tunnel kommen würde und dann würden sie nicht mal wissen wo. Da konnten sie nur hoffen, dass es nicht noch einen dritten Eingang gab. Wer wusste schon wo Hao sonst landen würde.

„Das verwundernste an dem Tunnel vom Tartarus ist jedoch, dass der betreffende selbst nicht bemerkt wie viel Zeit vergeht.“

„Und das heißt?“

„Naja angenommen derjenige betritt den Tunnel in den Morgenstunden des ersten Tages und verlässt ihn zu Mittagsstunde des 3 Tage so wird er denken, dass er gerade mal ein paar Stunden in dem Tunnel war, obwohl schon mehr als 2 Tage vergangen sind.“

„Da hat man ne Menge zu erklären.“

„So sieht es aus…Nur so nebenbei. Ihr spielt nicht mit dem Gedanken da rein zu gehen, oder?“

„Nein!“

„Gut, ansonsten würdet ihr auch enormen Ärger von Shin bekommen. Mit dem Tunnel vom Tartarus ist nämlich wirklich nicht zu scherzen. Glaubt mir den Verstand zu verlieren ist keine schöne Angelegenheit.“

„Sayuri, Youji, gut dass ich euch sehe. Wisst ihr wo Hao ist.“

„Äh, also…“

Weiter kamen die beiden jüngeren nicht, da Katsumi nun das Wort ergriff und Norikos Aufmerksamkeit auf ihn lenkte.
 

Dieser wirkte bei Norikos Worten ziemlich verdutzt und konnte seine Frage nicht für sich behalten.

„Sag bloß nicht, dass der Junge schon wieder abgehauen ist.“

„Scheinbar doch. Allerdings muss ich gestehen, dass eine Suche ohne Anhaltspunkte nicht sehr viel bringt. Das ist auch der einzige Grund wieso ich noch hier bin! Andernfalls wäre ich schon längst in der Stadt oder im Wald.“

„Ich persönlich würde mir diese Mühe nicht machen. Immerhin hat der Junge schon mehr als einmal gezeigt, dass er auch von alleine wieder zurück kommt.“

„Du redest genauso wie Shin. Es ist doch nicht zu glauben.“

„Nein es ist nicht zu glauben, dass du dir sicher bist, dass der Junge in der Lage sein wird, sein Erbe als Oberhaupt anzutreten aber ihm nicht zutraust auf sich selbst aufzupassen.“

„Und bei dir und Shin ist es genau anders herum, oder wie darf ich das verstehen?“

„Genau…warte mal, irgendwie ist das paradox. Egal.“

„Es ist nicht egal. Also was ist jetzt. Weiß einer von euch beiden wo er steckt.“

Youji und Sayuri wollten diese Frage verneinen, doch aus irgendeinem Grund kam kein Laut aus ihrem Mund. Besonders Sayuri hätte die Wahrheit am liebsten laut herausgeschrieen. Sie war eigentlich niemand, der es mit der Wahrheit so genau nahm aber wenn eine Lüge bedeutete dass jemand in Gefahr geriet, den sie mochte, dann entstand in ihr ein Drang die Wahrheit herauszuschreien. Aber sie hatte es Youji versprochen und das versprechen konnte sie nicht brechen.

„Wenn ihr etwas wisst, dass sagt es.“

„Haos geht es bestimmt gut, der Junge hat sich höchstwahrscheinlich nur wieder verlaufen.“

„Ich hab nicht nach deiner Meinung gefragt, Katsumi.“

Nun wurde es Youji zu bund. Er konnte das ganze nicht für sich behalten. Dafür machte er sich einfach zu viel Sorgen um seinen Cousin. Außerdem wusste er, dass er seiner Cousine nicht länger zumuten konnte das ganze für sich zu behalten.

„Er ist im Tunnel vom Tartarus.“

„Wie bitte?“

Nun war es raus und die beiden Erwachsenen sahen ihn nur geschockt an. Bei deren gleichzeitigen Wortmeldung musste er deshalb auch unwillkürlich zusammenbrechen. Letzten Endes nahm er all seinen Mut zusammen und erzählte den beiden was genau passiert war. Anschließend folgte was folgen musste. Youji durfte sich sowohl von Noriko als auch Katsumi eine Belehrung zum Thema Vorbild anhören. Zu seinem Pech wendeten sich die beiden auch gleich an Shin, der nachdem er die Geschichte gehört hatte, ebenfalls seine Meinung dazu kundgab. Am Ende jedoch änderte es nichts an der eigentlichen Situation. Sie mussten warten bis Hao seinen Weg aus dem Tunnel herausfand und dann durfte dieser und auch Youji die Konsequenzen für ihr handeln tragen.
 

- Einige Tage später -
 

Youji saß mit Sayuri vor dem Ausgang des Tartarustunnels. Mittlerweile war dies zu ihrem Stammplatz geworden, besonders da die Erwachsenen sich nicht an diesen Ort begaben.

„Ich hab meinen eigenen Cousin in den Tod gewettet.“

„Quatsch, du bist doch auch wieder rausgekommen und Hao hat deutlich mehr Glück als du.“

„Ja schon, aber…Hao…“

Weiter kam Youji nicht, da er in dem Moment seinen Cousin erblickte der gerade aus dem Tunnel getreten war. Aus diesem Grund war er auch erleichtert aufgesprungen und zu diesem gerannt. Doch auch Sayuri war nicht weniger schnell auf den Beinen und dessen Seite.

„Allles klar bei euch.“

„Klar wir sind nur froh, dass du wieder draußen bist.“

„Wieso, solange war ich da nun auch nicht drin. Außerdem wo genau liegt jetzt die Schwierigkeit diesen Tunnel zu durchqueren, ich meine außer die Sache mit der einen Sackgasse?“

„Wie jetzt Sackgasse. Wie konntest du da ne Sackgasse erkennen, wenn du gar nichts sehen konntest.“

Nun war Sayuri verwirrt. Youji hatte ihr so gut wie möglich erklärt, wie es war wenn man durch den Tunnel wanderte. Er hatte etwas vom Verlust der Wahrnehmung geredet aber wenn man die verlor, wie konnte man dann eine Sackgasse erkennen.

„Na ja es war so ein Gefühl. Ich hab sie nicht gesehen aber ich wusste dass sie da war. So ähnlich wie damals, bei unseren ersten gemeinsamen Trainingstunde. Wo wir diesem Vitjzarey über den Weg gelaufen sind. Ich hab ihn damals auch nicht gesehen, konnte aber trotzdem ungefähr sagen wo er ist.“

„Ja, also dieses Phänomen hab ich bis heute nicht verstanden.“

„Wie Hao schon gesagt hat, es war nur ein Gefühl, vielleicht gab es ja nicht mal ne Sackgasse und er hat sich das nur eingebildet.“

Weiter kam Youji nicht, da in dem Moment jemand zu ihnen stieß und sie zurück in die Realität brauchte. Dabei erinnerte diese Person sie auch gleichzeitig daran, dass sie einen herben Fehler begannen hatten.

„Einbildung oder nicht, dass schützt euch nicht vor den Konsequenzen.“

„Meisterin Noriko!“

Für einen Moment sahen die drei Noriko nur geschockt an, dann jedoch setzten sich die drei in Bewegung und ließen den Ausgang des Tunnels von Tartarus hinter sich. Und eines war für alle drei klar, sie würden diesem Tunnel so schnell nicht noch einmal zu nahe kommen.
 

-In einer anderen Dimension -
 

In dem inneren Kreis der Totems befanden sich 3 Geister, die sich leicht verblüfft umsahen. Sie waren es gewöhnt an diesen Ort gerufen zu werden, doch wieso sie ausgerechnet jetzt zu dritt waren, konnte keiner von ihnen beantworten. Besonders da die fehlende zu den pünklichsten von ihnen gehörte.

»Hey, wo ist ’kami.«

»Frag uns was leichteres, El-hayyah.«

»Genau sehen wir etwas aus wie ihre Leibwächter? Außerdem, wieso interessiert dich das. Etwa traurig, dass du heute keine Streitpartnerin hast?«

»Ach quatsch.«

»Aber irgendwie hat die Schlage ja doch Recht, erst verschwindet Spirit of fire von der Bildfläche und jetzt Okami, dass gibt mir jetzt aber schon etwas zu denken.«

»Du meinst die Kampfgeister des Schattenfürsten sind unterwegs.«

//» Das ist glücklicherweise nicht der Fall!«\\

»Schon klar…so jetzt aber weiter im Thema…wo verstecken sich die beiden. Planen die etwa eine Intrige gegen uns oder was.«

//»Probier es mit Revolte!«\\

»Aha…Augenblick mal, du verarscht uns doch gerade.«

//»Könnte man durchaus so sehen. Doch zurück zu dem Grund wieso ihr drei hier seit. Ich will dass ihr euren ursprünglichen Aufgaben wieder nachkommt.«\\

»Und was ist mir diesem Hao? Ich dachte wir sollten ihn im Auge behalten.«

//»Der Auftrag ist zurückgezogen. Es darf nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt werden.« \\

»Ja jetzt auf einmal. Ich würde eher sagen, dass der Junge jetzt erst Recht Schutz bedarf. Immerhin haben die Augen des Schattenfürsten den Jungen mittlerweile auch schon entdeckt. Unsere Aktivitäten waren Zwischendurch ziemlich offensiv und alles andere als geheim.«

Wieso sich Tako jetzt zu Wort meldete wusste er selber nicht. Eigentlich sollte er froh sein, dass er den Junge nicht mehr im Auge behalten musste, immerhin war diese Aufgabe mehr als kompliziert. Besonders da der Junge wirklich darauf aus war sich mindestens ein Mal pro Woche in eine für ihn gefährliche Situation zu bringen.
 

Andererseits war es für ihn auch ziemlich amüsant zuzusehen, wie dieser es schaffte sich immer wieder aus diesen Situationen herauszuwinden. Es war daher schwer zu sagen ob diese Aufgabe eher als Segen oder Fluch betrachtet werden sollte. Es glich sich einfach in gewisser Weise aus.

//»Das ist durchaus wahr, doch genau deshalb ist es wichtig, dass ihr euch nicht weiter in das Leben des Jungen einmischt. Des weiteren bin ich mir sicher, dass er von jetzt an auch ohne eure Hilfe zurecht kommt. Und genau dass muss er auch, wenn er in Zukunft erreichen will, was sein Schicksal für ihn bereit hält.«\\

»Und das soll was sein? Denn alles was wir hören ist, dass er eine große Zukunft vor sich hat. Aber was genau hält sein Schicksal für ihn bereit?«

//»Alles zu seiner Zeit, Hayabusa. Alles was ich sagen kann ist dies. Die Entscheidung eines einzelnen ändert den Lauf der Dinge. Es ist demnach unsere Pflicht einen Schritt zurückzugehen um zu verhindern, dass sich diese Dinge zum negativen Wenden.«\\

»Mal wieder äußerst Informativ!«

//»Es sollte für euch reichen, El-hayyah.«\\

Die drei Spirits of Elements warfen sich nur einige viel sagende Blicke zu, bevor sie gleichzeitig verschwanden. Ein Zeichen dafür, dass sie ihren neuen Befehl akzeptiert hatten. Anschließend wurde der Ort in ein endloses Schweigend gehüllt. Lediglich ein leichte Beben, welches nach einigen Stunden das Sternenheiligtum erzittern ließ, durchbrach diese Stille. Wenig später formte sich aus der Erde heraus eine Knospe, die nachdem sie eine enorme Größe erreicht hatte zu blühen begann. Das Ende der schimmernden Blütenblätter erreichte den Boden und bildete so eine Brücke zwischen dem Boden und dem Zentrum die Blüte.

//»Mal wieder ein unvergleichlicher Auftritt, Okami.«\\

Die Wölfin, die im Zentrum der Blüte saß sagte daraufhin nichts, sondern verließ diese nur über eines der Blütenblätter. In dem Moment in dem sie jedoch auf dem festen Steinboden trat fing die besagte Blume in windeseile an zu verwelken und deren Überreste verschwanden schlussendlich im Boden.

»Du wolltest mich sprechen.«

//»Es gibt eine Planänderung!«\\

»Und die wäre?«

Insgeheim wusste Okami schon, dass das nichts Gutes verheißen konnte. Andernfalls würden die anderen Spirits of Elements auch hier sein. Ausgeschlossen natürlich Spirit of fire, da dieser ja beim letzten Mal auch nicht dabei war. Was dieser jedoch machte war ihr ein Rätsel, doch so neugierig, dass sie dieses unbedingt auflösen wollte, war sie nicht. Besonders jetzt nicht, da von einer Planänderung die Rede war. Wer wusste schon was kommt, vielleicht hieß es ja, dass sie aufhören konnte ein Auge auf diesen Haos zu werfen. Wenn es so war, dann sollte sie es möglichst vermeiden sich unbeliebt zu machen.
 

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Kami

Kapitel 11: Kami
 

Innerlich fluchend hatte sich die Wölfin aus dem Sternenheiligtum heraus teleportiert und kam in einem großen Dorf an. Als sie dieses in ihrer Wolfsform durchquerte, merkte sie schon, wie sie von verschiedenen Blicken beobachtet wurde, allerdings kümmerte sie sich nicht wirklich darum. Immerhin war sie es in gewisser Weise gewohnt. Darüber hinaus kochte sie förmlich vor Wut. Wieso musste sie diejenige sein, die auf diesen verdammten Jungen aufpassen musste. Gut, sie hatte ihn schon einige Jahre im Auge, doch sein Schutzgeist wollte sie nicht werden. Ihrer Meinung nach schrie er geradezu nach Konflikten, die mit einer Katastrophe endeten. Das er überhaupt noch lebte war ihres Erachtens nicht sein verdienst, sondern ihrer und der der anderen Spirits of Elements.

»Wieso kann er nicht einfach Spirit of Metal oder Spirit of Water schicken. Wieso muss ich diejenige sein, die den Kopf hinhalten muss. Das ist so was von unfair.«

Bei diesen Gedanken schüttelte die Wölfin den Kopf, bevor sie sich ein weiteres Mal teleportierte. Allerdings tauchte sie in der neuen Gegend nicht in ihrer sonstigen Wolfsgestalt auf. Statt dieser erschien eine wunderschöne junge Frau mit blasser, fast weißer Haut und wüstenfarbenes langem Haar. Ihre Augen strahlten in einer Bernsteinähnlichen Farbe. Bekleidet war diese allerdings nur mit einem kurzen dunkelbraunem Gewand. Wenig später begutachtete sie sich in ihrer Wasserspiegelung, die sich in dem Fluss befand, vor dem sie erschienen war.

»Ha, nicht gerade originell, aber es wird reichen.«

Nach diesen Gedanken sah sich die junge Frau um. Sie wusste, dass der Junge den sie suchte hier irgendwo sein musste. Sie konnte es spüren, denn sein Furyoko stach deutlich aus der Menge hervor und war besonders für sie unverkennbar. Nach einigen Minuten des Suchens erblickte sie ihn. Der Junge saß an einen Baum gelehnt und blickte gedankenverloren in den Sternenhimmel. Insgeheim hatte sie sich schon gefragt, wieso er immer noch unterwegs war, doch jetzt wusste sie es. Scheinbar hatte er jegliches Zeitgefühl verloren, da sein Blick von den leuchtenden Sternen gefesselt war. Ein Phänomen, dass sie doch etwas überraschte. Die Sterne leuchteten heller als je zuvor, dass musste sie zugeben, dennoch verstand sie nicht wieso manche Menschen/Schamanen so fasziniert von diesen waren. Zugegeben, sie kannte die Lebenden, dass jene die genau hinsahen die Dimension des Geisterkönigs erblicken konnten. Doch das war ausgeschlossen, jedenfalls für einen Menschen oder Schamanen, dessen war sie sich sicher. Kopfschüttelnd wendete sie sich wieder von den Sternen ab. Sie hatte sich doch hinreißen lassen zu diesen herauf zusehen um sich zu vergewissern, dass sie wirklich nichts außergewöhnliches verpasste hatte. Dann jedoch wendete sie sich wieder zu dem Jungen.
 

Dieses Mal überlegte sie nicht lange sondern ging schnurstrakst auf den Jungen zu, der immer noch geistesabwesend in die Sterne sah und scheinbar nichts von seiner Umgebung oder von ihr mitbekam. Kurz bevor sie ihn jedoch erreichen konnte, erschienen um sie herum auf einmal mehrere Geister, die sie umzingelten. Verwirrt über dieses Ereignis sah sie sich zu den einzelnen um, bevor sie mit einem wütenden Blick zurückwich. Sie wusste nicht, was diese Geister wollten, doch eines stand fest, ihre Blicke sagten deutlich aus, dass sie bald ärger bekam. Erst als ihr bei einem der männlichen Geister ein gieriger Blick auffiel konnte sie nicht anders als geschockt den Mund zu öffnen und diesen anzustarren.

„Das sind nur Geister, also beruhig dich wieder.“

Diese Worte rissen sie aus ihrer Starre. Sofort sah sie sich zu dem Jungen um, der immer noch fasziniert in die Sterne schaute und nicht mal anstallten machte ihr aus dieser Misere zu helfen.

»Nur Geister? Wir wollen mal eines klar stellen Freundchen, ich bin auch nur ein Geist.«

Ihre wütenden Worte bewirkten, dass der Junge sich zu ihr umblickte und sie nur intensiv zu mustern schien. Gedanklich jedoch ohrfeigte sich Okami selbst. Sie hatte immerhin einen Auftrag und mit so einem Verhalten würde sie ihn mit Sicherheit nicht erfüllen können. Doch der Junge schien ihren Satz gar nicht wirklich wahr zu nehmen, sondern äußerte sich etwas abwesend zu diesem.

„Siehst aber nicht so aus.“

»Soll ich das jetzt als Kompliment auffassen oder was? Ich bin ein Geist und ich bin stolz darauf.«

„Ich sag doch gar nichts dagegen.“

Noch bevor Okami darauf antworten konnte, merkte sie wie einer der Geister auf einmal genau hinter ihr auftauchte und sich langsam zu ihrem Ohr beugte. Das jedoch war zu viel für diese und sie schlug mit ihrem Ellbogen zu. Kurz darauf ging der Geist zu Boden und sank wenig später zusammengekauert unter die Erde, wo er weiterhin verweilte. Die restlichen Geister schienen daraufhin unschlüssig ob sie sich einfach zurückziehen sollten oder einfach weiter machen sollten. Letzten Endes gewann ihre Gier und sie kamen weiter auf die junge Frau zu, die nur einen genervten Laut von sich gab.

»Sehe ich für euch etwa aus wie ein Sexobjekt, oder was habt ihr für ein Problem.«

„Scheinbar, wenn man bedenkt, wie lange sie schon Tod sind, ist es sogar wahrscheinlich!“

»Nach deiner Meinung habe ich nicht gefragt…«

Plötzlich verstummte sie, da sie von einem anderen Geist gepackt wurde, der sie sofort zu sich zog und ihr scheinbar einen Kuss geben wollte. Allerdings wurde er schon von einigen Shikigamis zu Boden gerissen und verschwand mit denen unter der Erde.

„Ihr habt sie gehört, sie hat keine Lust auf eure kleinen Spielchen.“

„Von einem kleinen Schamanenjungen wie dir lassen wir uns keine Befehle erteilen, versuch doch erst mal dir einen richtigen Schutzgeist zu besorgen bevor du dich mit uns anlegst.“

Nun wendeten sich alle zu Hao, der jedoch relativ unbeeindruckt wieder zu den Sternen sah. Ein Verhalten, was sogar Okami an dessen Verstand zweifeln ließ, besonders wenn sie bedachte, dass der Junge erst 10 Jahre alt war.
 

Langsam fragte sie sich, wieso sie das ganze überhaupt tun musste. Gut der Junge hatte potential, doch es wirkte nicht so, als ob er es jemals nutzen würde. Er hielt sich aus den meisten Kämpfen raus. Ein kurzer Angriff mit einem Shikigami war das einzige was er Kampfmäßig einsetzte und diese Angriffe waren nicht im Geringsten stark genug um jemanden auszuschalten. Er schien seine Probleme immer mit Argumenten bereinigen zu wollen, was in gewisser Weise Lobenswert war, doch in manchen Situationen einfach nur lebensmüde.

„Ich lege mich mit euch an, weil ich weiß, dass ich euch auch ohne einen Schutzgeist besiegen kann, also solltet ihr lieber den Rückzug antreten.“

Bei diesen Worten warfen sich die Geister verwirrte Blicke zu, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen. Sogar Okami musste sich zusammen reißen um nicht laut loszulachen. Sie hatte den Jungen öfter im Auge und wusste daher, dass er das niemals ernst meinen konnte. Zu ihrem Bedauern schienen auch die anderen Geister der Meinung zu sein.

„Gut dann beweise es.“

„Wieso sollte ich? Erstens habe ich keine Lust auf einen Kampf, zweitens brauch ich mich vor euch nicht zu beweisen und drittens…Drittens spar ich mir, sonst könnte es passieren, dass einer von euch noch durchdreht und eine Dummheit macht und das wollen wir ja nicht.“

Mehr sagte Hao nicht sondern hielt seinen Blick weiterhin auf die Sterne gerichtet. Okami, die das bemerkte sah ihn nur sprachlos an. Selbst ihre Gedanken konnte sie bei diesen Worten nicht sofort ordnen. Sie hatte den Jungen noch nie so sprechen gehört. Sie wusste am Anfang nicht, was sie von dem Jungen halten sollte, da er ein Widerspruch in sich war. Mal wirkte er wie ein normaler Junge der einfach seinen Kopf durchsetzen wollte, ein anderes Mal war er ernst und darauf fixiert so viel zu lernen wie er konnte. Allerdings konnte sie jedes Mal erkennen, dass er an sich selbst zweifelte und zum Teil auch ziemlich zurückhaltend war. Zwar würde sie niemals so weit gehen ihn als schüchternd zu beschreiben, dennoch war er nicht besonders selbstbewusst. Jetzt jedoch wirkte er von sich selbst überzeugt und trotzdem abwesend und nachdenklich zugleich. Es schien fast so als würde er in den Sternen nach einer Antwort suchen, die er sich selbst nicht beantworten konnte und die ihn einfach nicht losließ.

„Ach ja. Das sehe ich anders…“

Weiter kam der Geist nicht, da er schon wie der vorige Geist von einem Shikigami zu Boden gebracht wurde. Eine Aktion, die die anderen Geister dazu brachte sich ebenfalls wütend an den Schamanen zu wenden und ihn mit ihrer Art und weise anzugreifen. Allerdings führte auch das nicht zum Ziel, da ihr Weg von einer großen Shikigamibarriere blockiert wurde, die kurz daraufhin selber angriffen und die Geister damit in die Flucht schlugen.
 

Okami staunte bei dieser Aktion nicht schlecht. Scheinbar wusste der Junge doch wie man zu kämpfen hatte. Bevor sie sich jedoch dazu äußern konnte, stand der Junge auf und klopfte sich den Dreck von den Sachen, bevor er erste Anstalten machte diesen Platz zu verlassen.

»Wo willst du denn jetzt hin?«

„Es geht dich zwar nichts an, aber ich gehe zurück zu meiner Familie, bevor sie sich noch sorgen macht.“

Mit diesen Worten wendete sich Hao von dem Geist der jungen Frau ab. Mittlerweile konnte er seinen Gedanken nicht mehr ungestört nachgehen. Er hatte keine Lust, dass die Geister zurück kamen und ein Rematch verlangten, darüber hinaus war es schon spät und mich Sicherheit würde sein Meister es nicht gut heißen, wenn er noch länger weg blieb, insbesondere wenn er ihn beim zurückkommen erwischte. Außerdem war die Sache mit dem Tunnel vom Tartarus erst einige Stunden her und da stand die entsprechende Strafe noch aus. Allein aus diesem Grund sollte er es vermeiden sich noch mehr ärger einzufangen.

»Verstehe. Du gehörst also zu der Sorte Schamanen, die sich auf die Bedürfnisse anderer bezieht und darüber hinaus so gut mit Shikigamis umgehen kann, dass er keinen Schutzgeist braucht.«

„Wenn du es so nennen willst.“

»Wieso änderst du das letztere nicht einfach? Ich meine, so nimmt dich doch nie jemand ernst. Erst ein Schutzgeist macht einen Schamanen zu einem richtigen Schamanen. Es sein denn natürlich derjenige dient den Geistern als Medium…«

„Worauf willst du hinaus.“

Hao blieb bei diesen Worten stehen und sah die Frau mit dem wüstenfarbenen Haar nur fragend an. Diese wich daraufhin einige Schritte zurück und wirkte von der Frage ziemlich irritiert.

»Worauf ich hinaus will? Also eigentlich nur darauf, dass du dir einen Schutzgeist anlegen solltest. Haben dich deine Eltern noch nie darauf angesprochen?«

„Meine Eltern sind Tod.“

Mehr sagte Hao nicht dazu, sondern ließ Okami einfach an Ort und Stelle stehen. Wütend über sich selbst schlug sie sich mit der Hand gegen die Stirn. Sie und ihre Sprüche brachten ihren Auftrag noch zum Scheitern. Falls das der Fall war, konnte sie sich vom König der Geister etwas anhören. Andererseits, wieso musste er ausgerechnet ihr diese Aufgabe geben, immerhin waren die anderen Spirits of Element auch in der Lage ihre Gestalt zu verändern. Gut, diese hatten nicht die Möglichkeiten die sie hatte und man würde sofort erkennen, dass das nicht ihre richtige Gestalt war, doch wieso mussten sie sich überhaupt tarnen. Insgeheim bezweifelte sie nämlich, dass diese Verwandlung unentdeckt geblieben war.

»Ich hasse meinen Job.«

Mit diesen Gedanken lief sie los und holte Hao auch schnell wieder ein. Der Blick, den er ihr daraufhin zuwarf war einfach göttlich, doch dann wendete er sich wieder von ihr ab und ging einfach weiter.

»Jetzt warte doch mal. Tut mir Leid, dass ich die Sache angesprochen habe. Ich wollte dir halt helfen, weil du mir geholfen hast. Ich habe schon von vielen Schamanen gehört, die gestorben sind, weil sie sich auf Shikigamis verlassen haben. Mit denen kommt man nicht weit.«

„Möglich, ich hab aber auch nicht vor mich mit irgendwelchen Schamanen anzulegen.“

»Das musst du. Jedenfalls früher oder später. Du kannst nicht ewig durchs Leben gehen und anderen Schamanen ausweichen.«

„Sagst du.“

»Sag ich genau. Und ich habe Erfahrung. Ach übrigens mein Name ist Kami.«

Innerlich fluchte Okami. Wieso musste sie ausgerechnet diesen Namen nennen. So bezeichnete sie Spirit of Metal immer, wenn er zu faul war das O mit auszusprechen.
 

Sie hasste diese Abkürzung, doch auf die Schnelle viel ihr nichts Besseres ein. Immerhin konnte sie ihm ja wohl kaum ihren wirklichen Namen oder den Namen Spirit of Earth nennen. Sie konnte nur von Glück sagen, dass Kami übersetzt soviel wie Gott hieß, eine Tatsache, die Spirit of Metal höchstwahrscheinlich noch nicht mitbekommen hatte. Ansonsten würde er es wahrscheinlich unterlassen sie so zu nennen. Vielleicht sollte sie ihn wirklich mal darauf hinweisen und sehen was passiert. Andererseits wer wusste schon, mit was für einer Bezeichnung der dann kam. Es war ihr im Moment jedoch egal, da sie andere Sachen im Kopf hatte. Zu ihrem bedauern schien Hao ihr jedoch entweder ihren Kommentar von vorhin nachzutragen oder einfach nicht mit ihr reden zu wollen, da er sich nicht erst zu den Worten äußerte.

»Hey, meist du nicht, dass du dich aus Höfflichkeit auch vorstellen solltest?«

„Ich habe nicht um eine Vorstellung gebeten. Es war deine Entscheidung. Wieso sagst du nicht einfach wieso du mir immer noch hinterher läufst und nicht mit den anderen Geistern herum spuckst? Immerhin schienen sie dich zu mögen.“

»Sehr witzig. Du hast gesehen wie sie mich angeglotzt haben, oder? Die Geister dort sind das letzte. Außerdem suche ich schon seit einiger Zeit nach einem Schamanen, dem ich als Schutzgeist dienen kann. Immerhin wäre das eine ziemlich große Ehre für jeden Geist.«

„Verstehe. Dann wünsche ich noch viel Glück beim Suchen.“

Bei diesen Worten blieb Okami mit offenem Mund stehen. Entweder hatte der Junge ihre Hinweise nicht verstanden oder er wollte sie einfach nicht verstehen. Wütend über den Ablauf der ganzen Situation folgte sie ihm wieder, dabei aktivierte sie unbewusst ihre Fähigkeit ihren Körper zu verfestigen, weshalb sie kurz darauf über eine aus der Erde ragenden Wurzel stolperte und erst Mal mit dem harten Boden Bekanntschaft machte. Fluchtend richtete sie sich daraufhin wieder auf, nur um zu einem leicht irritierten Hao zu blicken, der sich nun doch wieder zu ihr umgedreht hatte.

»Verflucht noch Mal, das ist heute echt nicht mein Tag… Was gibt es da bitte zu gucken.«

„Nichts. Nur eine Sache. Du bist sicher, dass du ein Geist bist, oder?“

»Sehe ich etwa wie eine Schamanin aus?«

„Im Moment schon, sonst würde ich ja wohl kaum fragen, oder siehst du das anders?“

Okami wollte zuerst etwas erwidern, doch letzten Endes beschloss sie zu schweigen. Das ganze lief auch ohne ihre Kommentare nicht besonders gut. Jetzt hatte sie zu mindest wieder die Aufmerksamkeit des Jungen. Nach diesen Gedanken sah sie wieder zu Hao, welcher ihr mittlerweile entgegen gekommen war und ihr eine Hand hinhielt. Sofort ergriff sie diese und ließ sich hoch helfen. Auf seinen verwirrten Blick antwortete sie nur mit einem sanften Lächeln.

»Es gibt unterschiedliche Geister. Ich gehöre zu denen, die zwischen einen durchlässigen und festen Körper wechseln können.«

„Das würde das ganze erklären.“

Hao kannte Geschichten, in denen Geister diese Fähigkeit beherrschten, allerdings mussten sich diese entweder auf einer höheren Stufe befinden oder genug Erfahrungen als Geister gesammelt haben um so etwas durchführen zu können.

»So zurück zum Thema Schutzgeist, was meinst du, wäre es möglich dass wir beide ein Team abgeben?«

Hao schwieg bei diesen Worten kurz und schien Okami zu mustern, dann jedoch drehte er sich von ihr weg und verfolgte wieder seinen eigenen Weg.

„Ich glaube nicht. Wie gesagt, ich bin nicht auf der Suche nach einem Schutzgeist. Aber du kannst gerne meinen Cousin fragen, der wird sich freuen.“

»Idiot.«

Bei diesem Wutaufschrei drehte sich Hao wieder zu ihr um.
 

Er hatte sich erst einige Meter von ihr entfernt und konnte deshalb ihr wutverzerrtes Gesicht mehr als deutlich erkennen. Dass sie sich sofort darauf erschrocken die Hände vor den Mund schlug half der Situation auch nicht mehr. Jetzt hatte sie es sich mit dem Jungen endgültig verscherzt. Allein sein Blick machte ihr das deutlich. Zu ihrem bedauern sagte er nichts weiter dazu, sondern wendete sich einfach wieder um und verschwand in der Dunkelheit der Nacht. Nur Okami blieb an dem Ort und Stelle zurück und sank kurz nach dieser Erkenntnis auf die Knie. Das hatte sie mal wieder super hinbekommen.

»Verdammt, ich und meine verfluchten Kommentare. Wieso muss ich es eigentlich immer übertreiben, dass ist doch nicht mehr normal.«

Nach diesen Worten ließ sich Okami nach hinten fallen, was in ihrer menschlichen Gestalt nicht weiter schwer war. Sie hatte ihren Auftrag gerade vermasselt, jedenfalls vorerst, doch so schnell würde sie nicht aufgeben. So weit kam es noch. Sie war eine der stärksten Spirits of Element und würde sich bestimmt nicht von einem Jungen der nicht wusste, was gut für ihn war, ausstechen lassen. Für heute allerdings hatte es keinen Zweck mehr mit ihm zu reden. Immerhin konnte sie ihn ja wohl kaum so lange festhalten, bis er sie als Schutzgeist akzeptierte. Das würde nicht gut gehen, besonders, da es überhaupt nichts bringen würde. Sie musste einen anderen Weg finden um Hao doch noch zu überzeugen und zwar möglichst ohne Gewalt. Wie sie das jedoch anstellen sollte wusste sie nicht, das hieß, dass sie sich noch etwas Geniales einfallen lassen musste, bevor sie ihm wieder unter die Augen trat. Eines wusste sie jedoch, wenn sie mit diesem Millennium durch war würde sie dem König der Geister einen saftigen Tritt verpassen. Wie konnte er sie zu so einer Aufgabe zwingen. Anders konnte man es nämlich nicht nennen. Hätte sie sich geweigert, hätte er sie mit einer Blitzwarnung dazu gebracht und so wie Spirit of Fire hinterher aussah, wollte sie unter keinen Umständen mit diesen Blitzen Bekanntschaft machen oder überhaupt mit einem von den Angriffen des Geisterkönigs. Aus diesem Grund richtete sie sich bei diesen Gedanken wieder auf. Scheinbar musste sie etwas hartnäckiger sein. Zur Not stellte sie ihn vor seinem Meister vor vollendete Tatsachen. Vor diesem würde er höchstwahrscheinlich nicht sagen, dass er nicht auf der Suche nach einem Schutzgeist war. Jedenfalls hoffte sie das.
 

- Bei Hao -
 

Hao war in der Zwischenzeit wieder beim Asakuraanwesen angekommen. Nach seinem Gefühl war es schätzungsweise 1:00Uhr. Sollte das stimmen konnte er von Glück sagen, wenn er unbemerkt in sein Zimmer gelangen würde. Eine Tatsache, die dank der herumschwebenden Geister, die das Anwesen bewachten eine ziemliche Herausforderung war. Eine von den Herausforderungen, mit denen er bislang nicht wirklich klar gekommen war. Jedenfalls dann nicht, wenn sie von Shin oder Noriko heraufbeschworen wurden und dass war heute der Fall.

//Na super, wieso habe ich mich eigentlich so lange aufhalten lassen. An den Geistern kann man nicht vorbei kommen, ohne dass sie gleich Alarm schlagen.\\

Bei diesen Gedanken lehnte er sich resignieren an die Mauer die sich vor dem Asakuraanwesen befand. Eine Ablenkung brachte nichts, da die Geister dafür trainiert wurden beim kleinsten Geräusch so viel Lärm zu machen, dass die gesamte Familie aufwachen würde. Er hatte so ziemlich alle Möglichkeiten durchprobiert und jedes Mal war er erwischt worden. Die Tatsache, dass seine Großmutter die Geister größten Teils zum Schweigen gebracht hatte, weil sie wusste, dass er irgendwo herumlief hatte ihm meistens einen Wutausbruch von seinem Onkel erspart, doch heute sah es nicht so aus, als würde sie etwas bemerkt haben. Eine Tatsache, die Fluch und Segen zugleich war. Anscheinend hatte er sein Talent unbemerkt aus dem Asakuraanwesen zu entkommen so stark verbessert, dass selbst sie es nicht mitbekommen hatte. Oder es lag an der allgemeinen Situation, die es ihm ermöglicht hatte unbemerkt wieder vom Asakuraanwesen zu verschwinden. Der Nachteil war jedenfalls, dass er sich jetzt mit den Alarmgeistern rumschlagen musste und nur hoffen konnte, dass sie ihn nicht verrieten. Mit diesen Gedanken betrat er vorsichtig das Grundstück und verschwand schnell wieder im Schatten eines in der Nähe stehenden Busches. Die erste Hälfte war weniger ein Problem, erst in der Nähe des Gebäudes fingen die größten Probleme an. Was besonders daran lag, dass überall irgendwelche Sachen lagen und standen, die man leicht umwerfen konnte.

//Soweit so gut. Wie geht’s weiter. Dach oder Boden.\\

Hao sah sich bei diesen Gedanken unschlüssig um. Beide Varianten waren nicht besonders viel versprechend, das Dach hatte er bei so einer Aktion noch nie benutz, weshalb es ein enormes Risiko darstellte. Andererseits wurde er auf dem üblichen Weg immer erwischt. Kurz schloss er die Augen, bevor er sich für die erste Variante entschied. Und tatsächlich gelang es ihm mit dieser Methode bis zur Eingangstür zu gelangen. In dem Moment, als er sie öffnen wollte, erschien jedoch ein Geist hinter ihm und gab Alarm.

„Eindringling, Eindringling. Alle aufwachen ein Eindringling…“

„Haltet die Klappe ich wohne hier!“

„Kann ja jeder sagen. Eindringling,…“

Weiter kam der Geist nicht, da Hao schon ein paar Shikigamis herbeirief und den Geist zum schweigen brachte, bevor er das Gebäude betrat und wütend die Tür hinter sich schloss. Anschließend lehnte er sich mit geschlossenen Augen dagegen.
 

Wenig später hörte er auch schon Schritte auf ihn zu kommen. Jetzt hatte es auch keinen Sinn mehr sich still und heimlich in sein Zimmer zu schleichen, immerhin würde ihn dieser verdammte Geist sowieso verraten.

„Hao!“

„War ja klar, dass der Junge an diesem Radau schuld ist.“

Mit diesen Worten schob Riku den Jungen grob von der Tür weg und trat aus dem Haus. Kurz darauf konnte man nur noch sein Gebrülle hören.

„Jetzt haltet endlich eure verfluchten Klappen, wir sind ja nicht taub.“

Nach diesen Worten herrschte Stille, die nur durch das laute Knallen der Tür kurz durchschnitten wurde. Erst nach einigen Minuten wendete sich Riku wieder an Hao, welcher bei dieser Reaktion etwas zurück gewichen war.

„Was hast du dir eigentlich gedacht so spät hier aufzutauchen. Willst du uns auch noch den letzten Nerv klauen, oder was? Antworte.“

Bei diesen Worten hatte Riku ihn gegen die Wand gedrückt, weshalb Hao zu geschockt war um zu antworten. Allerdings schienen das auch die anderen zu wissen, bevor sie jedoch eingreifen konnten, fing sich Hao plötzlich wieder und antworte ihm auf eine ziemlich ungewöhnliche Art.

„Meine Angelegenheiten gehen nur mich etwas an. Außerdem was kann ich dafür, dass diese verdammten Geister nicht zwischen Familie und Feinden unterscheiden können?“

„Was hast du gerade gesagt?“

„Riku das reicht, lass den Jungen los.“

Nun war auch Meister Shin und Meisterin Noriko dazu gestoßen, die dem ganzen nur ziemlich fassungslos zusahen.

„Nein erst will ich, dass er wiederholt was er eben gesagt hat.“

„Wieso sollte ich, sie haben es doch verstanden.“

Das war zu viel für Riku, noch ehe jemand etwas tun konnte hatte er auch schon die Faust geballt und zugeschlagen. Zu Hao Glück jedoch kollidierte die Faust nur mit der Wand, an der er stand. Zum Erstaunen aller zuckte der Junge bei dieser Aktion nicht mal zusammen, während die anderen nur mit weit aufgerissenen Augen und Mündern zu den beiden sahen. Kurz darauf wurde Riku schon von seiner Schwester und ihrem Mann von dem Jungen weggezogen, welcher immer noch unnatürlich ruhig zu seinem Onkel sah. Erst als dieser außer Sichtweite war schloss er die Augen und versuchte den Schock über das geschehende abzuschütteln, denn ganz unbeeindruckt war er trotz seines Verhaltens nicht geblieben.
 

Das Schweigen, das nach dieser Aktion den Raum erfüllte, war unerträglich. Letzten Endes entschied sich Noriko dem ganzen ein Ende zu setzten.

„Es ist schon spät, wir sollten besser alle wieder ins Bett gehen. Und Hao, über deinen nächtlichen Ausflug reden wir morgen früh, verstanden?“

Hao nickte bei diesen Worten nur, bevor er in die Richtung seines Zimmers lief. Auch Sayuri und Youji taten es ihm gleich und ließen Cassandra, ihren Mann, Noriko und Shin in der Eingangshalle zurück.

„Das gilt auch für euch.“

Nachdem Shin dies mit einem wütenden Unterton sagte, verschwanden auch die beiden letzten, so dass er mit seiner Frau alleine vor der Tür stand.

„Der Junge entwickelt sich zu einer einzigen Katastrophe. Erst die Sache mit dem Tunnel vom Tartarus und jetzt dass.“

„Findest du nicht, dass du das ganze etwas zu schwarz siehst? Also ich denke, dass sein Verhalten eher auf eine gute Führungsqualität hinweist. Er hat einen eigenen Willen und lässt sich nicht so leicht unterkriegen.“

„Hast du ihm das beigebracht?“

„Nein, ich hatte noch nicht das Vergnügen ihn zu trainieren. Das hat Riku übernommen und seine Methoden sind etwas fragwürdig.“

„Soviel wie ich gehört habe ist der Junge alles andere als Aufmerksam und kriegt die einfachsten Techniken nicht hin.“

„Das hab ich auch gehört, allerdings habe ich den Jungen eher im Auge und weiß, dass er die Techniken einwandfrei beherrscht. Denk nur an die Situation mit den Shikigamis. Riku hat uns auch erzählt, dass der Junge die Technik, Shikigamis zu erschaffen nicht beherrscht und dabei hat er sie vor uns perfekt ausgeführt…“

„Schon, aber danach hatten ihn seine Kräfte verlassen. Ich gebe ja zu, dass der Junge ein außergewöhnliches Talent hat, aber er nutzt es nicht. Und genau das stört mich. Als Familienoberhaupt ist man dazu verpflichtet jederzeit alles für die Familie zu geben… “

„Ich weiß. Ich denke nur, dass Riku kein geeigneter Trainer für den Jungen darstellt. Er hasst ihn und macht daraus noch nicht mal ein großes Geheimnis.“

„Wen soll ich sonst damit beauftragen? Santi und ihren Mann…“

„Nein, die beiden haben schon so genug zu tun. Ich dachte viel mehr an mich.“

„Das ist ein Scherz oder, Noriko.“

„Nein ich meine es ernst.“

„Wie war das mit dem, die drei Plagegeister haben dir gereicht?“

„Ich kann meine Meinung auch mal ändern… Gib mir einen Monat und ich werde dir beweisen, dass der Junge mehr darauf hat, als er im Moment offenbart.“

„Du hängst deine Hoffnung zu sehr an den Jungen. Aber bitte. Ich warte gerne ab. Wenn du andere Ergebnisse als Riku vorweisen kannst, werde ich meine Meinung noch mal überdenken. Aber ich warne dich, Noriko. Keine Tricks, die dem Jungen einen unfairen Vorteil verschaffen! Sonst entziehe ich dir das Training wieder.“

Mit diesen Worten gingen auch die beiden älteren der Asakura Familie zu ihrem Schlafgemach. Noriko wusste, dass diese Aufgabe nicht einfach werden würde. Doch sie hatte vertrauen in Hao und in dessen Kräfte. Sie war sich sicher, dass er sich zurückhielt, die Frage war nur wieso. Das war der erste Punkt den sie klären musste, sonst war es unmöglich ihn dazu zu bringen sein volles Potential zu nutzen.
 

- Am nächsten Morgen -
 

Hao war überraschender Weise wieder früh auf den Beinen. Allerdings blieb er so lange in seinem Zimmer, bis er sich sicher war, dass einer der älteren Asakuras die Geister von ihrem Auftrag befreit hatten. Das letzte was er wollte war noch mehr ärger mit seiner Familie. Mit diesen Gedanken verließ er sein Zimmer und machte sich auf den Weg nach draußen. Je länger er von Noriko und Shin weg war, desto eher hatte er die Chance ohne Strafe davon zu kommen. Aus diesem Grund nahm er sein gewöhnliches Ziel auf. Ein Fluss außerhalb der Stadt, wo er ungestört war. Jedenfalls dachte er das.

»Na sie mal an, so schnell sieht man sich also wieder.«

„Verfolgst du mich, oder was?“

»Da ist wohl jemand mit dem falschen Fuß aufgestanden. Und nein, ich bin nur hier, weil ich den Ort einfach unvergleichbar finde.«

Okami sah Hao bei diesen Worten nicht an, sondern drehte sich beleidigt wirkend von ihm weg. Was nicht weiter schwer war, da sie seit dem letzten Abend ihre menschliche Form beibehalten hatte. Allerdings hatte er mit seiner Vermutung Recht. Sie war nur hier, weil sie wusste, dass er früher oder später hier auftauchen würde und siehe da, sie hatte mal wieder Recht, doch das würde sie ihm niemals sagen.

„Super und ich dachte ich wäre der einzige der sich hier aufhält.“

»Du kannst gerne gehen, wenn dir meine Anwesenheit nicht passt.«

Bei diesen Worten hoffte Okami inständig, dass sie ihn nicht wieder so verärgert hatte wie letzte Nacht. Denn eines konnte sie sich nicht leisten und das war ein weiteres Mal ihren Auftrag zu vergeigen.

„Da muss ich dich enttäuschen, ich war vor dir an diesem Ort. Du kannst ja deinen eigenen Vorschlag annehmen und mich in Ruhe lassen.“

Mit diesen Worten setzte sich Hao an das klare Wasser und sah hinein. Okami sah ihn daraufhin nur verwirrt an, im Moment fragte sie sich wirklich, woher der Junge diese Sprüche nahm. Immerhin war er gerade mal 10 Jahre und das war nun wirklich kein Alter, in dem man anfing schlaue Sprüche loszulassen. Jedenfalls nicht in dieser Art und Weise.

»Ich hab aber keine Lust hier weg zu gehen. Meinst du wir könnten uns irgendwie einigen.«

Hao zuckte daraufhin nur mit den Schultern und sah weiterhin auf die Wasseroberfläche. Ein Verhalten, die Okami nur mit einem Kopfschütteln kommentierte. Dennoch war sie froh darüber, dass er nicht einfach den Rückzug antrat. Immerhin hatte sie so die Möglichkeit in Ruhe mit ihm zu reden, jedenfalls dann, wenn sie ihre Kommentare etwas zurückschraubte.
 

Okami wusste, dass Hao versuchte sie zu ignorieren. Woher er in diesem Alter diese Ignoranz nahm war ihr ein Rätsel. Genau aus diesem Grund hatte sie auch nicht vor es herauszufinden. Trotz allem brauchte sie einen Einstieg, um Hao ein Gespräch auf zu zwingen, auch wenn sie es hasste sich mit neunmalklugen Schamanen rum zuschlagen.

»Na dann ist ja alles bestens… Tut mir übrigens Leid wegen gestern Abend. Ich bin es einfach nicht gewöhnt ignoriert zu werden und dann sage ich Dinge, die ich eigentlich nicht so meine.«

Bei diesen Worten biss sich Okami innerlich die Zunge ab. Im Moment fühlte sie sich wie eine reumütige Hündin, die versuchte ihren Besitzer dazu zu bringen ihr ihre Untaten zu verzeihen. Das war einfach nicht ihre Art, doch in diesem Fall hatte sie keine Wahl. Sie war sich jedoch sicher, dass sie höchst wahrscheinlich wieder ausgetickt wäre, hätte er sie weiterhin ignoriert. Doch zu seinem und auch zu ihrem Glück hatte er sich zu ihr gedreht.

„Und wieso sagst du mir dass?“

»Wieso…ich…also ich kann es einfach nicht haben, wenn andere wütend auf mich sind. Weißt du eigentlich wie unerträglich der Gedanke ist, dass andere einen für eine eingebildete, arrogante, selbstgefällige Person halten. Es gibt einige in meinem kleinen Bekanntenkreis, die man so bezeichnen kann und von denen hebe ich mich Meilen weit ab, sodass diese Bezeichnung nicht zu mir passt.«

„Also alles nur um den Ruf zu waren?“

Okami wollte zuerst etwas erwidern, doch dann brach sie ihren nicht gestarteten Satz ab. Sie wusste einfach nicht wie sie ohne einen feindseeligen Kommentar darauf antworten sollte. Nun war es deutlich geworden, sie brauchte dringend Hilfe, bevor sie es sich mit Hao wieder verscherzte. Insgeheim fragte sie sich jedoch, wie der Junge immer wieder auf Sprüche kam, die man nicht widerlegen konnte. Jedenfalls dann nicht wenn man sein gesamtes Verhalten verändern musste.

»Weißt du eigentlich, dass du es einem richtig schwer macht, sich mit dir zu unterhalten? Du wirkst irgendwie so abweisend, als ob du dich von allem und jedem fernhalten willst.«

„Wie wäre es wenn du das einfach akzeptierst?“

Bei diesen Worten konnte Okami ihre Fassungslosigkeit nicht verbergen. In ihren Gedanken wiederholte sie ein und denselben Satz mehrfach, achtete jedoch darauf, dass sie diese Gedanken nicht an ihn weiterleitete, denn dann hätte sie ein Problem.

»Du bringst ihn nicht um. Du bringst ihn nicht um. Du bringst ihn nicht um… Gut, zurück zum eigentlichen Plan, mal sehen ob er darauf anspringt.«

Nach diesen Gedanken nahm sie das Gespräch mit Hao wieder auf. Sie war sichtlich verstimmt, doch sie wusste, dass jemand für diese Frechheit bezahlen würde und das war bestimmt nicht Hao. Jedenfalls nicht in erster Linie, immerhin hatte er ja nicht nach einem Schutzgeist verlangt.
 

Hao hatte sich derweil ins Gras fallen lassen und betrachtete den Himmel. Zwar waren ihm die Sterne aus irgendeinem Grund lieber, doch auch die jetzige Aussicht war ihm lieber als sich eine Standpauke von seinen Verwandten anzuhören. Er wusste, dass das ganze noch ein Nachspiel hatte und da musste er sich nicht vorher noch mit einem Geist streiten, welcher ihn scheinbar immer noch nicht in Ruhe lassen wollte.

»Sag mal, was genau ist eigentlich dein Problem?«

Diese Worte ließen Hao aufhorchen. Letzten Endes setzte er sich wieder auf und sah zu dem weiblichen Geister, der sich mittlerweile ebenfalls ins Gras gesetzt hat und ihn scheinbar interessiert beobachtete. Langsam fragte er sich wirklich, was diese eigentlich von ihm wollte. Immerhin hatte er doch klar und deutlich gesagt, dass er kein Interesse an einem Schutzgeist hatte.

„Ich habe kein Problem. Höchsten die Ehre mir noch eine zusätzliche Strafe abzuholen, die ich mir durch die nächtliche Weckaktion verdient habe.“

Bei diesen Worten konnte sich Okami nicht zurückhalten und fing an zu lachen. Das war also der Grund, wieso Hao so schlecht gelaunt war. Zu ihrem Bedauern schien Hao das nicht lustig zu finden, weshalb sie versuchte schnell wieder einzulenken.

»Tut mir Leid, aber die Formulierung war einfach zu komisch. Das erklärt aber nicht was du für ein Problem mit Schutzgeistern hast. Ich habe meinen Vorschlag nämlich ernst gemeint!«

Hao sah die junge Frau daraufhin an. Er konnte sie einfach nicht verstehen. Wieso war sie so versessen darauf sein Schutzgeist zu werden, immerhin war er ja nur eine Art Lehrling, der laut seines Onkels nie in der Lage sein wird das Niveau eines echten Schamanen zu erreichen.

„Wieso?“

„Hey nicht viele in deinem Alter errichten eine Shikigamibarriere und jagen zwei dutzend Geister in die Flucht. Das ist noch ausbaufähig und je früher du anfängst, desto eher übertriffst du die richtig guten. Ist das nicht das was du willst? Ich meine, welcher Schamane will sich nicht von dem Ruf seiner Familie distanzieren und auf Grund seines eigenen Könnens bekannt werden?“

„Wahrscheinlich jeder.“

»Siehst du. Du liegst genau falsch. Also was ist jetzt. Oder gehörst du etwa zu den 99,999, was weiß ich wie viele neunen %, die sich auf den Ruf ihrer Vorfahren ausruhen dazu? Komm schon, was hast du zu verlieren?«

Hao sah die junge Frau daraufhin mit einem undefinierbaren Blick an. Einen Blick, den Okami mehr als alles andere in der Welt hasste. Da sie jedoch die Gedanken ihres Gegenübers lesen konnte, wusste sie was dieser dachte, andernfalls würde sie wahrscheinlich mehr als unwissend sein, da selbst sie diesen Blick nicht entziffern konnte.
 

Seine gedankliche Antwort reichte ihr Vorerst, dennoch wartete sie auf seine wörtliche Erwiderung, welche zu ihren Bedauern nicht so klar ausfiel wie sie es sich erhofft hatte.

„Wahrscheinlich hast du Recht“

»Und das heißt übersetzt?«

„Ich werd drüber nachdenken.“

Mit diesen Worten hatte Hao sich aufgesetzt und war schon dabei zu gehen, als er von der jungen Frau wieder zurück gehalten wurde.

»Und wo willst du jetzt hin?«

„Mir meine Strafe für gestern abholen und mir das Training meines Onkels antun.“

Bei diesen Worten konnte Okami ein amüsiertes Lächeln nicht verbergen. Zur selben Zeit jedoch ballte sie eine Faust, da er sie wieder hat abblitzen lassen. Das einzig Gute daran war nur, dass er sich das ganze durch den Kopf gehen ließ. Trotz allem war die Entwicklung mehr als unbefriedigend. Eigentlich hatte sie sich erhofft, dass ihre Argumente ihn überzeugt hatten, doch damit lag sie wohl trotz allem falsch. Sie hoffte nur, dass sie sich so weit beherrschen konnte und den Jungen nicht doch irgendwie dazu brachte sich wieder gegen ihren Vorschlag zu stellen. Jetzt allerdings hieß es warten.

»Ich hasse es zu warten. Obwohl wer sagt eigentlich, dass ich warten muss ich könnte doch auch…genau, das mache ich.«

Mit diesen Worten setzte sich Okami in Bewegung. Immerhin hat ihr keiner verboten den Junge weiterhin im Auge zu behalten und so hatte sie immerhin auch etwas zu lachen. Denn eines wusste sie, mit Meister Shin und Meisterin Noriko war nicht zu scherzen. Beide waren auf ihre Art und Weise ein Fluch und für eine morgendliche Weckaktion würden sie dem Jungen sicher eine harte Strafe geben. So hatte sie wenigstens etwas von der Sturköpfigkeit des Jungen. Immerhin war Schadensfreude ja bekanntlich die Schönste Freude.
 

---
 

Oja, es geht wieder heiß her und Okami darf einen auf anhänglichen Wolf machen und das kann sie gar nicht ab. Wird sie Hao doch noch umstimmen und wenn ja wie. Wie werden seine Verwandten darauf reagieren. Und vor allem wer fliegt als nächstes auf die Nase...dass alles und noch mehr in den nächsten Kapiteln.

Eine gewaltige Umstellung

Kapitel 12: Eine gewaltige Umstellung
 

Es dauerte nicht lange bis Hao wieder beim Asakuraanwesen angekommen war. Zwar hatte er keine Lust sich irgendwelche Belehrungen anzuhören, doch da er in einigen Minuten eh eine Trainingseinheit mit seinem Onkel hatte, brachte es nichts den anderen noch länger aus dem Weg zu gehen. Das würde letzten Endes nur dazu führen, dass sein Onkel sich wieder über ihn beschwerte und das musste nun wirklich nicht sein. Allerdings kam er nicht erst dazu zu diesem zu gelangen.

„Hao, wir haben was zu besprechen. Oder hast du das schon vergessen?“

Noriko klang bei diesen Worten nicht gerade freundlich. Sie war nach dem Familienoberhaupt Shin die Person mit der höchsten Autorität. Niemand würde sich jemals freiwillig mit ihr anlegen, jedenfalls niemand, der richtig klar im Kopf war.

„Jetzt? Aber ich muss…“

„Ja jetzt, ich habe nämlich keine Lust dir den ganzen Tag hinterher zu laufen.“

Mit diesen Worten schob sie Hao in das Gebäude, wo sie nicht von anderen Geistern belauscht werden konnte, womit sie einen weiblichen Geist unbewusst ziemlich verärgerte.

„Ich schwöre, ich hatte nicht vor…“

„Hao spar dir deine Erklärungen. Ich weiß aus Erfahrung, dass du dich mehr als einmal Nachts außerhalb des Asakuraanwesens aufhältst. Was ich mich frage ist wieso?“

Hao erwiderte daraufhin nichts. Was sollte er auch schon groß sagen, dass er seinem Onkel und Cassandra aus dem Weg gehen will. Das konnte er nicht, immerhin würden diese davon erfahren. Aus diesem Grund schwieg er einfach und richtete seinen Blick auf dem Boden um den Blick seiner Großmutter auszuweichen. Diese jedoch ließ sich nicht einfach so ignorieren.

„Verstehe du willst es mir nicht sagen. Trotzdem kann es nicht so weiter gehen, deshalb haben Shin und ich uns dazu entschlossen, dass ich von nun an deine Schamanenausbildung übernehme.“

„Was?“

Nun war Hao doch etwas verwirrt. Er versuchte sich die Worte seiner Großmutter nur noch mal ins Gedächtnis zu rufen, weil er nicht glauben konnte, was er gerade gehört hatte. Es war ungewöhnlich, dass seine Großeltern sich direkt in die Trainingsmethoden der anderen Asakuras einmischten, geschweige denn diese selbst übernahmen.

„Du hast mich verstanden, also stell dich nicht dümmer als du bist. Ich erwarte das du dich strickt an meine Vorgaben hältst und dich nicht wie bei Rikus Trainingsstunden davonschleichst. Darüber hinaus erwarte ich 100% Einsatz. Das heißt, dass du deine gesamten Kräfte einsetzt. Mir ist nämlich nicht entgangen, dass du dich zurückhältst.“

„Aber…“

Weiter kam Hao nicht, da er schon einen zurechtweisenden Blick von seiner neuen Meisterin bekam.
 

Aus diesem Grund brach er seinen Satz auch schnell wieder ab, was Noriko mit einer scheinbar zufriedenen Gestik zu kommentieren schien.

„Ich denke wir sollten gleich mit dem Training anfangen. Denn anscheinend hast du bei deinem Onkeln keine großen Fortschritte gemacht, weshalb du im Gegensatz zu gleichaltrigen im Rückstand bist. Du kannst mir natürlich das Gegenteil beweisen, doch bisher sind mir nur die Informationen deines Meisters bekannt. Also komm mit.“

Mehr sagte Noriko nicht dazu, sondern verließ einfach den Raum, in dem sie gerade noch mit Hao stand. Zuerst war Hao unfähig etwas zu tun, doch als er diesen Zustand abgeschüttelt hatte, folgte er seiner Großmutter nach draußen. Diese verfolgte weiterhin ihren Weg und führte ihn anschließend zu einem kleinen Waldstück. Ihr war klar, dass sie heute nicht viel von dem Jungen zu erwarten hatte, doch einen Versuch war es immerhin wert, denn irgendwo musste sie ja anfangen. Es war zwar nicht gerade freundlich ihn gleich mitten ins kalte Wasser zu werfen, doch in dem Fall ging es nicht anders.

„Weißt du wo wir sind?“

„Ja, der Dämonenwald, einige aus der Stadt haben über ihn gesprochen.“

//Na sieh mal an, fremden Leuten aus der Stadt hört der Junge zu und seinem eigenen Onkel nicht. Da lag ich mit meiner Vermutung wohl doch nicht so falsch.\\

Nach diesen Gedanken wendete sich Noriko wieder zu Hao, welcher inzwischen neben ihr stehen geblieben war und scheinbar neugierig durch die am Waldrand stehende Bäume blickte. Jedoch wagte er es nicht weiter in die Nähe des Waldes zu gehen.

„Na dann wollen wir mal der Dämonengeschichte auf den Grund gehen.“

„Was?“

„Das heißt erstens ‚Wie bitte’ und zweitens war es ein Befehl, also komm schon.“

Hao sah seine Großmutter zuerst verwirrt an, bis er ihr zögernd folgte. Noriko sah nicht zu dem Jungen zurück, da sie es im Gefühl hatte, dass er ihren Befehl nicht einfach ignorieren würde. Aus diesem Grund konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung. Sie war eine starke Schamanin, doch mit einigen Geistern, die hier lauerten, wollte selbst sie sich nicht anlegen. Allerdings war dieser Ort voll von Materialien, die für ein optimales Training eines Schamanen sorgten.

„Dieser Ort wird für das heutige Training ausreichen. Du weißt bereits wie man Shikigamis erschafft und genau hier enden meine Informationen. Die Frage, die ich mir stelle ist, ob du mit ihnen auch kämpfen kannst. Denn als reine Deko taugen sie nichts. Früher oder später machen sie sich bei falscher Handhabung selbstständig und stellen alles auf den Kopf.“

Hao erwiderte bei Norikos Ansprache nichts. Er wusste wie man mit Shikigamis kämpfen konnte, doch das hatte er nicht seinem Onkel zu verdanken. Das letztere war ihm allerdings neu, da er es nur gewohnt war, das die kleinen Naturgeister einfach verschwanden, wenn man sich nicht genügend auf sie konzentrierte.
 

Bevor er jedoch fragen konnte, wurde er von einem leisen Geräusch abgelenkt. Noriko, die es ebenfalls gehört hatte, sah nur völlig verwirrt zu Hao. Normalerweise musste man hart trainieren um solche Geräusche mitzubekommen, besonders da es sehr leise war. Für sie stellte diese Tatsache ein weiteres Indiz da, dass der Junge weit unter seinem Können blieb, was zum einen auch daran liegen könnte, dass er nicht wusste, dass diese Fähigkeit etwas Besonderes war.

„Ah scheint so als würden sich die ersten Geister vorstellen.“

Wie aufs Stichwort kam kurz darauf ein Geist an ihnen vorbei geflogen. Dabei sorgte er dafür, dass Hao von den Füßen gerissen wurde und auf den Boden fiel. Gerade als er versuchte sich wieder aufzurichten, griff der kleine Geist erneut an und sorgte so dafür, dass er nicht lange auf seinen Füßen stehen konnte. Letzten Endes gab er es auf und sah völlig verwirrt zu dem Geist, der scheinbar einen gewaltigen Spaß hatte ihn zu ärgern. Scheinbar hatte er es wirklich nur auf Hao abgesehen, da der Geist dessen Meisterin einfach zu ignorieren schien. Diese sah etwas belustigt zu, wie ihr neuer Schüler sich vor den Attacken des Geistes zu schützen versuchte. Sie wusste, dass dieser Geist nicht gefährlich war, andernfalls hätte sie natürlich sofort eingegriffen. Allerdings würde er es sonst nie lernen sich alleine zu verteidigen.

„Komm schon Hao, ich weiß, dass du dich gegen diesen Geist wehren kannst, also worauf wartest du noch? Etwa darauf, dass er von alleine aufhört.“

Sie merkte sofort, dass Hao ihr einen undefinierbaren Blick zuwarf, bis er sich von ihr abwandte und die Augen schloss. Kurz darauf erschienen mehrere Shikigamis um ihn herum, in die der Geist genau hineinraste und deshalb erst mal gegen den nächsten Baum geschleudert wurde. Wütend über dessen Niederlage zog sich der Geist kurz darauf zurück. Wenige Sekunden später verschwanden auch die Shikigamis, während Hao sich erschöpft gegen einen Baumstamm lehnte, der nur einige Sekunden von seiner jetzigen Position entfernt war. Noriko lächelte bei diesem Anblick nur zufrieden. Sie wusste, dass überwiegend der Geist an Haos derzeitigen Zustand schuld war und weniger die Shikigamis, immerhin war er auch schon vor ihrer Erschaffung außer Atem.

„So habe ich mir das vorgestellt. Alles in Ordnung.“

Mit diesen Worten kniete sich Noriko zu Hao, welcher ihrem Blick nur auswich, doch dieses Verhalten ließ sie sich nicht bieten. Sofort griff sie mit ihrer Hand an sein Kinn und zwang ihn damit dazu ihn in die Augen zu sehen.

„Egal was passiert, weiche niemals jemanden aus. Das ist ersten unhöflich und außerdem bekommt dein Gegenüber so das Gefühl, dass du etwas vor ihm verbergen willst, ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber hast oder du ihn anlügst. Aber so wie ich das sehe denke ich, dass wir für heute erst Mal Schluss machen. Für morgen erwarte ich, dass du gleich mit dieser Technik anfängst und dich vorher nicht erst tausend Mal zu Boden bringen lässt. Verstanden?!“

Mit diesen Worten ließ Noriko von dem Jungen ab und stand auf, bevor sie einige Schritte zum Ausgang des Waldes machte. Dort jedoch blieb sie stehen und wartete, dass Hao mit ihr aufschloss. Das letzte was sie tun würde, war den Jungen hier alleine zurück zu lassen. Er musste sich ja nicht mit mehr Geistern als nötig anlegen, auch wenn er durchaus mit ihnen fertig werden könnte.
 

Es dauerte nicht lange, bis beide wieder am Asakuraanwesen angekommen waren. Doch schon wenige Minuten später kam Riku auf sie zu, welcher ziemlich sauer zu sein schien.

„Wozu habe ich mich eigentlich dazu bereit erklärt den Jungen zu trainieren, wenn er sowieso kein Interesse hat und die Trainingsstunden schwänzt.“

„Riku, jetzt beruhig dich wieder…“

„Nein, ich kann und werde mich jetzt nicht beruhigen. Ich kann es nicht leiden wenn jemand meine kostbare Zeit vergeudet, immerhin habe ich auch noch eine Tochter zu trainieren. Wenn der Junge nichts lernen will, dann soll er es sagen, dann kann ich mir die Wartezeit auch sparen.“

Noriko verdrehte bei diesen Worten innerlich die Augen. Wenn Riku in der Art und Weise mit dem Jungen umsprang war es kein Wunder, dass dieser dem Training fern blieb. Gut ihre Art war vorhin auch nicht besser, doch sie musste einfach wissen zu was der Junge in der Lage war und dass hatte sie erreicht. Unter normalen Umständen war die Beschwörung mehrer Shikigamis ein einfaches Unterfangen, jedenfalls wenn man sich darauf konzentrieren konnte. Sie jedoch so zu erschaffen, dass sie eine Art Barriere zwischen dem Angreifer und einem selbst erschufen, war allerdings eine Kunst für sich.

„Dann wird es dich sicher freuen, dass ich jetzt das Training für den Jungen übernehme.“

„Wie bitte? Das soll doch wohl ein Scherz sein. Sie verschwenden mit dem Jungen nur ihre Zeit. Er kriegt noch nicht mal die einfachsten Techniken hin. Das einzige was er wirklich gut beherrscht ist Dinge so schnell wie möglich wieder zu vergessen und sich einen Spaß daraus zu machen uns um 1:00 Uhr morgens aus den Betten zu schmeißen.“

Noch bevor Noriko darauf etwas erwidern konnte, mischte sich eine weitere Person ein, die gerade einen Teil von Rikus Satz mitbekommen hatte.

„Das ist doch auch kein Wunder. Ich habe von Anfang an gesagt, dass der Junge nur Unglück über unsere Familie bringt und ich hatte Recht. Zuerst ist die arme Kisha bei der Geburt ihrer Tochter gestorben, obwohl wir alles in unserer Macht stehende Getan haben um sie zu retten. Dann der Tod seiner Eltern, damit er uns den armen unschuldigen Jungen vorspielen kann und sich weiter bis zur Führung der Familie zu schleichen um sie dann ins Verderben zu führen.“

„Cassandra, das reicht. Hao, ich will, dass du nach Youji suchst und ihm etwas beim Training zusiehst. Geh schon, ich habe etwas mit den beiden hier zu besprechen.“

Hao, der immer noch etwas verwirrt von den Gesagten war nickte nur kurz, bevor er einfach in die nächst beste Richtung lief um sich auf die Suche nach seinem Cousin zu machen. Noriko allerdings wendete sich daraufhin zu Cassandra und Riku. Sie war sichtlich wütend über die beiden.
 

Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso beide so einen groll gegen den Jungen hegten.

„Ich wäre euch beiden sehr verbunden, wenn ihr solche Äußerungen in Zukunft für euch behaltet, besonders wenn Hao dabei ist. Das hat er nicht verdient.“

„Es ist nun mal die Wahrheit.“

„Sagst du das, weil du es glaubst, oder weil du es glauben willst.“

„Ich sage es weil ich es weiß, Mutter.“

Noriko schüttelte bei diesen Worten nur verständnislos den Kopf. Wann würde es endlich in Rikus Kopf gehen, dass Hao nicht sein Feind war. Es nie sein würde. Immerhin war dieser trotz allem nur ein 10 jähriges Kind, das nichts für diese Entwicklung konnte.

„Der Untergang ist so gut wie offensichtlich, niemand kann sich dagegen stellen. Es beginnt und endet mit dem Leben des Jungen. Dicke pechschwarze Wolken ziehen auf. Die Erde bebt um die Gemüter der Menschen und Schamanen zu erschüttern und ihnen ins Gedächtnis zu rufen, dass sie sich nicht gegen die bestehenden Bedingungen auflehnen können. Niemand kann entkommen vor den Wasserfluten, die nur eine Aufgabe haben. Und zwar zu säubern was Säuberung bedarf. Mächtige Kämpfer stehen sich mit erhobenen Waffen gegenüber während andere sich erst noch für den größten Kampf aller Zeiten rüsten. Ein Windsturm treibt leblose Körper, Asche auf der Erde und das Blut auf der Wasseroberfläche voran, um die schreckliche Tragödie ins unendliche der Welt zu tragen und den sich dort befindenden Kern verrotten zu lassen, bis die uns bekannte Welt ihre letzte Sekunde verbringt. Das ist das Schicksal welches uns bestimmt ist wenn…“

„Cassandra, wärst du so freundlich mich und meinen Sohn einen Augenblick allein zu lassen.“

Allein Norikos Blick sagte mehr als tausend Worte. Könnten Blicke töten, so währe ihr Gegenüber wahrscheinlich an schmerzhaften Qualen zugrunde gegangen. Jeder wusste, wenn Noriko für etwas kein Verständnis hatte, waren es ausgedachte Visionen, die in einer Form dargestellt wurden, die einen darauf schließen lassen, dass diese nur übertrieben und einen geringen Wahrheitsgehalt hatten. Jedenfalls sofern man davon ausging, dass es wirklich einen Wahrheitsgehalt gab. Doch das war um ehrlich zu sein genauso unwahrscheinlich wie die Tatsache, dass Riku endlich mal über seinen Schatten springen würde und seinen Hass auf den Jungen unterdrücken würde. Im Klartext mehr als unwahrscheinlich.

„Also was ist jetzt?“

„Natürlich werde ich einem privaten Gespräch nicht im Wege stehen.“

Mit diesen Worten torkelte Cassandra schon beinah davon. Man könnte denken, dass sie ihr Gleichgewichtssinn verloren hätte, doch dem war nicht so, dass wusste jeder. Es war mehr eine provokante Angewohnheit, die sie selber nicht mehr loswerden konnte. Generell war Cassandra in keiner Weise ernst zu nehmen, doch das wusste bereits jeder der sie kannte. Für einen Augenblick ließ sie ihre Gedanken zu der Frage schweifen, wie es dazu eigentlich kommen konnte. Immerhin war sie laut Shin nicht immer so gewesen. Es hatte alles mit einer Vision angefangen. Ja, sie hatte wirklich Visionen gehabt, doch das war lange her. Jetzt waren es nur noch Albträume, wenn überhaupt. Fazit war nur, dass sie sich an ihrer Gabe festgeklammert hatte und irgendwann ohne Vorankündigung angefangen hatte den Untergang der Welt herbei zu beschwören. Erst tat sie das nur ab und zu, doch nach einiger Zeit war es zu einem Dauerzustand geworden. Einer den niemand mehr rückgängig machen konnte. Aus diesem Grund mussten sie auch mit dem Verhalten der Schwarzseherin, wie sie allgemein genannt wurde, arrangieren.
 

- Bei Hao -
 

Hao musste nicht lange suchen um sein Ziel zu erreichen. Aus irgendeinem Grund hatte er sofort den richtigen Pfad eingeschlagen, welcher ihn auf direkten Weg zu seinen Cousin brachte. Dieser war derweil allein und versuchte sich darin Geistkontrolle zu erschaffen. Allerdings ließ sich diese nur langsam aufbauen, weshalb er sie nach dem sie endlich vollständig war, sofort wieder löste und es noch mal versuchte. Nach weiteren drei Mal warf er das Schwert frustriert zu Boden. Erst als er sich umdrehte und Hao erblickte, schlich sich ein Lächeln auf sein Gesicht.

„Sag bitte du suchst nach mir. Ich brauch nämlich eine Ausrede um mich vom Training wegzuschleichen.“

„Die hätte ich vorhin gebraucht.“

„Und das heißt? Willst du mich wirklich hier versauern lassen? Du weiß nicht was für ein Horror die Geistkontrolle ist. Erstens baut sie sich voll langsam auf und zweitens fühl ich mich total eingeschränkt. Geistvereinigung ist nichts dagegen.“

Bei diesen Worten hielt Youji kurz inne und schien zu überlegen. Für einen Moment schwieg er, bevor er sich wieder zu seinen Cousin wendete.

„Äh, du weißt wovon ich rede, oder? Ich meine, nach dem was Onkel Riku immer erzählt, seit ihr ja noch nicht dazu gekommen, aber…na ja…“

„Ich weiß es. Mein Vater hat mir von den verschiedenen Schamanentechniken erzählt. Es gibt insgesamt fünf Stufen, die ein Schamane erreichen kann. Die erste besteht darin sich mit einem Geist vereinigen zu können und mit ihm als Einheit zu kämpfen. Die zweite war die Geistkontrolle. Eine Technik, in der man auf die eigene Stärke zurückgreift. Die dritte besteht darin, dass die Geister des Schamanen dazu gebracht werden eine Einheit zu bilden um ihre Kräfte zu bündeln. Von der vierten wird gesprochen, wenn man sich sowohl auf seine Schamanenkräfte als auch mächtigere Techniken bezieht und zusätzlich in der Lage ist eine Schutzgeistverschmelzung durchzuführen, die den Schutzgeistern nicht nur erlaubt ihre Kräfte zu bündeln, sondern sie auch unabhängig zu verwenden. Die fünfte Stufe erreicht man, wenn man eine spezielle Art von Geistkontrolle erstellt, in dem man seine schamanischen Kräfte so nutzt, dass man seine Geistkontrolle auch aufrecht erhält, wenn man sie an jemanden anderes weiter gibt.“

Youji nickte bei diesen Worten. Die ersten drei Stufen hatte er auch schon von seiner Mutter gelehrt bekommen. Allerdings waren die letzten beiden Stufen Neuland für ihn. Doch das war auch in dem Sinne nicht so wichtig, da es unwahrscheinlich war, dass er die dritte geschweige denn die letzten beiden jemals erlernen würde. Immerhin hatte er ja nur einen Schutzgeist. Um genau zu sein hatte er nicht mal den, da es der Geist seiner Mutter war, mit dem er trainierte.

„So solltest du mal mit Onkel Riku sprechen, vielleicht nimmt er dich dann ernst. Aber mal ehrlich, was hat er dir dieses Mal reingedrückt? Immerhin scheinst du genauso mies gelaunt zu sein wie ich gerade war, bevor du mich abgelenkt hast. “

„Er hat mir gar nichts aufgedrückt.“

„Was meinst du?“

„Ich meine, dass er nicht mehr mein Meister ist, sondern unsere Großmutter.“

„Was? Ist ja irre. Sie soll eine richtig starke Schamanin gewesen sein. Das ist ja so eine Ehre. Meinst du wir könnten eventuell tauschen?“

„Gerne!“

Bei diesen Worten stockte Youji kurz, bevor er sich das ganze noch mal durch den Kopf gehen ließ. Für seinen Geschmack war Hao etwas zu schnell auf seinen Vorschlag eingegangen
 

Eine Tatsache die ihn nun doch etwas irritierte. Aus diesem Grund machte er vorsichtshalber lieber wieder einen Rückzug von seinem Angebot.

„Weißt du, wenn ich es mir genau überlege, dann ist das Training meiner Mutter doch nicht so übel. Wer will nicht gerne lernen, wie man schnellst möglich eine Geistkontrolle aufbauen kann. Ich meine, das ist doch das was Schamanen machen. Sie kämpfen Seite an Seite mit ihren Schutzgeistern um Ruhm, Ehre und Gerechtigkeit….oh man ich wünschte ich hätte meinen eigenen Schutzgeist, dann wäre ich den anderen Schamanen in meinem Alter Meilenweit voraus.“

„Wieso bist du eigentlich so scharf darauf denen in deinem Alter voraus zu sein?“

„Ganz einfach. Ein Schamane kann nur berühmt werden, wenn er großes vollbringt und das geht nur, wenn er anderen gegenüber einen Vorsprung hat. Je früher man anfängst, desto eher übertriffst man die richtig guten und zählst selbst zu der Nummer 1.“

„Wieso klingst du eigentlich wie Kami.“

„Hä, Kami? Wer ist Kami? Eine neue Freundin?“

Youji konnte sich diesen Kommentar einfach nicht verkneifen, auch wenn seine Hintergrundinformationen ihm sagten, dass Kami eigentlich ein männlicher Name war, doch das war ihm in dem Fall egal. Auf die Antwort die Hao ihm gab, war er allerdings nicht gefasst.

„Ein Geist. Und um ehrlich zu ein ziemlich nerviger.“

»Lass es mal nicht so klingen als wären wir Geister minderwertig. So etwas kann ich nämlich gar nicht ab. Und noch mal zu der Geistersache. Ich bin nicht so wie andere Geister, also vergleich mich nicht mit denen auch nicht im Unterbewusstsein. Im Klartext heißt es, dass ich alles andere als nervig bin. Ehrgeizig, ja. Verbissen, meinet wegen. Aber unter keinen Umständen nervig.«

„Du weißt, dass du das Grundstück ohne Erlaubnis betreten hast, oder.“

»Geht es dir gut? Das sind die Vorzüge des Geisterlebens. Man kann überall und zu jeder Zeit dahin wo man hin will, ohne dass man aufgehalten werden kann.«

Kami grinste die beiden Jungs vor sich an. Eigentlich wollte sie sich ja nicht zeigen, doch sie hatte es sich kurzfristig anders überlegt. Warum auch nicht, immerhin konnte sie es sich leisten. Sie wusste was sie wollte und sie würde nicht eher gehen, bis sie ihr Ziel erreicht hatte.

„Sag mal Hao, soll ich meine Mutter holen um diesen Geist zu vertreiben oder können wir es uns leisten ihn zu verschonen.“

Während Hao daraufhin nur mit den Schultern zuckte, konnte sich die junge Frau vor ihnen nicht mehr zurückhalten. Das war nun doch etwas demütigend.

»Hey, dass hab ich gehört und gesehen, ihr beiden. Damit ihr es wisst, ich bin nur hier, weil ich eine Entscheidung haben will. Und vorher habe ich auch nicht vor einfach kapitulierend zu verschwinden. Und ganz ehrlich ich akzeptieren nur ein ‚Ja’ und kein ‚Nein’. «

„Das ist unfair.“

»Wer sagt dass das Leben fair ist, Hao. Warum sollte ich dir überhaupt die Wahl lassen, immerhin gehst du eh jedem Kampf aus dem Weg. Wenn es nach dir ginge, würdest du nie einen Schutzgeist wählen und noch einen von deiner Meisterin gestellt bekommen. Und der kann mit Sicherheit nicht reden, so wie ich.«

„Augenblick mal. Schutzgeist. Worum geht es hier überhaupt?“

Youji sah jetzt völlig verwirrt zwischen Hao und Kami hin und her. Er konnte sich beim besten Willen keinen Reim auf das ganze machen.
 

Eines stand fest. Zwischen den beiden gab es eine Vorgeschichte, eine die er nicht kannte und genau dass hasst er wie die Pest. Er konnte nicht leugnen, dass er neugierig war. Immerhin war es mehr als offensichtlich, doch er war immerhin nicht der einzige.

„Um nichts Besonderes?“

»Nein, natürlich nicht. Nur darum, dass ich dir angeboten habe dein Schutzgeist zu werden. Weißt du eigentlich, dass sich manche für diese Chance einen Arm abhacken würden?«

„Also den Arm würde ich mir zwar nicht abhacken aber das Angebot würde ich an Haos Stelle jederzeit annehmen. Irgendeine Chance, dass du dich um entscheidest?“

»Nein. Mein Angebot gilt Hao und nur ihm!«

Kami sah bei diesen Worten zu Hao der nur amüsiert zwischen ihr und seinem Cousin hin und her sah. Scheinbar schien er die ganze Diskussion komisch zu finden. Wäre er älter, würde sie schon fast mit dem Gedanken spielen, dass er wusste wer sie war und nur seinen Triumph auskostet. Doch das konnte nicht sein. Allerdings ärgerte sie das Verhalten des Jungen trotzdem, besonders da sie ihn in gewisser Weise als Schützling nehmen musste. Falls nicht konnte das zu unangenehmen Konsequenzen führen.

„Hast es gehört Hao. Ein Tipp von mir. Nimm es an bevor du es später noch mal bereust.“

»Also was ist jetzt? Ja oder ja?«

„Du wirst ja immer hartnäckiger was das Thema angeht.“

»Hey wer nicht wagt der nicht gewinnt. Tja und wer sein Ziel nicht im Auge behält ist früher oder später des Todes.«

„Heißt es nicht, wer sein Ziel aus den Augen verliert kommt vom richtigen Weg ab.“

Bei diesen Worten sah Kami nur verwundert zu Hao. Wieder einmal musste sie sich fragen, woher er immer so schnell seine Gegenkommentare hernahm.

»Stimmt, aber wer vom richtigen Weg abkommt stürzt in eine Katastrophe und kommt irgendwann an einem Punkt, an dem er nicht mehr weiter kommt. Also ist er auch irgendwann des Todes. Ich hab das Sprichwort lediglich abgekürzt.«

„Verstehe!“

»Und das heißt übersetzt.«

„Wenn du darauf bestehst, kann ich dich wohl kaum aufhalten, aber erwarte nicht das ich allzu oft irgendwelche Kämpfe austrage und vor allem halt dich von meiner Meisterin fern.“

»Angst vor dem Dämonenwald, was? Aber bitte, wenn das deine Bedingungen sind. Damit kann ich leben. Ich verlange lediglich ein paar Kämpfe zum gewinnen. Zum Beispiel ein paar Trainingskämpfe mit deinem Cousin oder deiner Cousine wenn sie so weit sind.«

Nach diesen Worten konnte sich Youji nicht mehr zurückhalten und mischte sich in das Gespräch der beiden ein. Er war nicht eifersüchtig auf Hao, weder wollte er diese geschlossene Verbindung wieder trennen. Dennoch konnte er sich nicht zurückhalten.

„Du weißt schon, dass er mit seinem Training erst angefangen hat, oder. Wie kommst du darauf, dass er mich besiegen kann?“

»Ganz einfach, ich weiß es. So langsam wie sich deine Geistform aufbaut, so schlecht wirst du auch kämpfen. Wir können es dir gerne beweisen.«

„Einverstanden. Aber vielleicht sollte ich ihm erst Mal erklären, wie man eine Geistkontrolle aufbaut. Vor allem braucht er noch ein....“

»Das wird nicht nötig sein. Hao wird schon allein darauf kommen, wie man eine Geistkontrolle aufbaut und zum zweiten Punkt. Wir haben alles was wir brauchen.«

„Bitte, du musst es ja wissen.“

Mit diesen Worten hob Youji sein Holzstab wieder vom Boden auf und erschuf ein weiteres Mal Geistkontrolle.
 

Hao währenddessen warf Kami nur einen undefinierbaren Blick zu. Den sie allerdings anhand seiner Gedanken und Worte entziffern konnte.

„Was glaubst du eigentlich wer ich bin? Der Kaiser von China?“

»Ne, der Kaiser von China ist ne Vollpfeife. Hast du den Mal kämpfen gesehen. Da sieht ja ein Anfänger noch besser gegen aus und der trainiert schon seit mindestens 45 Jahren. Manche Leute lernen es halt nie.«

„Kami.“

»Was denn? Du hast gefragt. Aber mal eine andere Sache, würdest du endlich mal Geistkontrolle erschaffen. Und wehe du sagst, du weißt nicht wie es geht. Das ist nämlich gelogen. Vorhin klangst du ziemlich informiert. Also worauf wartest du.«

„Schon mal den Unterschied zwischen…“

»Theorie und Praxis gehört? Ja habe ich. In dem Fall sollte es aber ein Kinderspiel sein, immerhin hat dein Cousin dir diese Technik schon mehrfach vorgeführt. Also hört auf dich dagegen zu wehren und denk nach, wie gesagt, du hast alles was du brauchst.«

Bei diesen Worten sah Kami nur mit einem Seitenblick zu Youji, der sich richtig zusammenreißen musste um nicht laut loszulachen. Seiner Meinung nach war sie schlimmer als Noriko. Wenn er wüsste wie Recht er damit hatte, würde er sofort die Flucht ergreifen. Mit diesen Gedanken wendete sie sich wieder zu Hao, der sie immer noch etwas merkwürdig ansah, sich jedoch nach einem kurzen Blickkontakt kurz suchend umsah, bevor er sich mit einem kurzen Seufzen wieder an sie wendete.

„Meinst du Erde funktioniert?“

Bei diesen Worten war Kami sprachlos. Gut sie hatte erwartet, dass Hao eine Lösung finden würde, woher konnte sie nicht sagen sie wusste es einfach, dennoch hatte sie nicht erwartet, dass er sofort auf ihr Element kam. Allein deshalb nicht, weil so manche fortgeschrittenen Schamanen die Naturelemente mieden. Wieso wusste sie selbst nicht, immerhin hatte sie sich nie die Mühe gegeben es herauszufinden.

»Um ehrlich zu sein könnte ich dir keinen besseren Vorschlag machen.«

„Na dann, Kami Geistform...“

Mit einem grinsen löste sich ihre derzeitige Gestallt auf und formte sich zu einem kleinen Geisterball der über Haos Hand erschien, welche er in die Höhe gestreckt hatte. Er hatte vielleicht keine Erfahrung in solchen Dingen, das hieß aber nicht, dass er sie nicht durch zusehen lernen konnte.

„…verschmelze mit der Erde.“

Mit diesen Worten ließ Hao seine Hand wieder sinken, sodass seine Handfläche parallel zum Boden war. Wie ein Stück Metall das von einem Magneten angezogen wurde glitt der Geisterball in Richtung Erdboden und verschmolz dort. Kurze Zeit später entstand vor ihm ein Hügel aus Erde, welcher binnen Sekunden Kami Körper nachbildet hatte. Anschließend bröckelte die Erde ab und ließ den Blick auf ihr ursprüngliches Selbst zu. In der Zwischenzeit hatte sie ein breites und zugleich fieses Grinsen aufgesetzt, das scheinbar schadensfroh zu sagen schien: ‚Ich hab dich gewarnt’.
 

Einen Augenblick daraufhin herrschte Stille. Nicht nur die Art der Geistkontrolle an sich schien Youji zu irritieren, sondern auch die Geschwindigkeit. Wobei er das letztere erst einmal ignorierte und sich zum ersten Punkt äußerte.

„Wie jetzt Erde. Du hast sie echt mit der Erde vereinigt. Wie geht das denn?“

„Du siehst doch, dass es geht.“

„Schon aber…“

»Kein ‚Wenn und Aber’. Lass uns kämpfen.«

„Bitte, aber beschwert euch nicht wenn ich euch in Sekunden auf den Boden bringe.“

»Angeber, du bist selbst noch ein Anfänger. Außerdem hast du für einen Kampf das falsche Medium gewählt. Für einen Schwertkämpfer ist das Schwert ein optimales Medium.«

„Ach ne, hab nur leider keins, also muss es so auch gehen. Aber wo wir gerade beim optimalen Medium sind. Die Erde ist soweit ich weiß nicht für menschliche… was auch immer du bist…geeignet.“

»Oh doch. Ich war nämlich eine…erdverbundene Schamanin. Ich habe mich stets mit der Natur und ihren Vorzügen und Gefahren beschäftigt. Alles was ich ausgesät habe ist zur Blüte gekommen und jedes Feld über das ich ging wurde mit Leben gefüllt. Die Natur und somit auch die Erde waren meine Heimat und deshalb stellt es für mich das optimale Medium da.«

„Ah ja…ganz ehrlich, ich hab kein Wort verstanden.“

»Dann lass mich es dir in einem Kampf zeigen, worauf wartest du noch?«

Mit diesen Worten verschränkte Kami die Arme und sah Youji auffordernd an. Dieser sah nur kurz zu seinem Cousin, der jedoch genauso verwirrt über die Worte der jungen Frau war wie er selbst. Aus diesem Grund tat er einfach was sie verlangte und griff an.

„Komm schon, zeigen wir ihnen das ein Schwertkämpfer auch mit einem Holzstab umgehen kann. Verwirrender Stabtanz.“

Der Geist des Schwertkämpfers, der auch unter dem Namen Kenshin bekannt war, lief bei diesen Worten mit einem Holzstab bewaffnet auf Kami zu. Dabei jedoch drehte er diesen so geschickt, dass selbst sie nicht wusste, wo der Schlag hingegen sollte. Außerdem wollte sie sich auch nicht mehr einmischen als nötig. Das Problem war nur, dass sie ungern gegen Haos Cousin eine Niederlage einstecken wollte. Bevor sie jedoch länger an ihr Vorgehen denken konnte, war Kenshin schon zu nah. Schützend hielt sie ihre Arme vor ihren Körper um den Angriff abzufangen. Zur selben Zeit spürte sie, wie sie Zugang zu mehr Furyoko bekam, welches ihr half den Angriff standzuhalten. Nicht länger darüber nachdenkend stieß sie den kräftig gebauten Schwertkämpfer zurück, welcher sie nur verdattert ansah. Kami gab es ungern zu, aber ohne genügend Furyoko hätte sie den Angriff nicht standhalten können und die Geistkontrolle wäre sofort gebrochen gewesen, doch dem war nicht so. Im Gegenteil Hao hatte zu ihrer eigenen Überraschung eigenständig gehandelt und dem Medium mehr Furyoko übertragen, weshalb sie in der Lage war den massiven Angriff zurückzuschicken.

„So ich glaube das ist jetzt unser Part.“

Für einen Moment musste Kami überlegen, was Hao meinte, doch dann nickte sie nur und griff mit einem verhältnismäßig schwachen Angriff an. Sie hasste es zwar unter ihren Möglichkeiten zu bleiben, doch solange sie nicht absichtlich verlieren musste, konnte sie damit leben. Zu ihrem Bedauern jedoch stand Kenshin an einem ungünstigen Ort. Das stellte Kami allerdings erst fest, als dieser zur Seite sprang und damit den Blick auf Sayuri freigab, die gerade in der Laufbahn des Angriffes erschienen war.

„Sayuri, Vorsicht.“

Während Youji nur in der Lage war diese Worte zu schreien, blieb Sayuri erschrocken stehen und sah den Angriff auf sich zukommen. Auch Hao hatte intuitiv reagiert und die Hand nach dem Angriff ausgestreckt, fast so als würde er ihn zurückhalten wollen. Genau in diesem Moment schien der Energieangriff innerlich zu erschüttern und wich etwas von seinem eigentlichen Kurs auf, weshalb es in einen Holzstapel knallte, welche sofort anfingen zu brennen.
 

Völlig geschockt sahen die drei Minderjährigen erst auf den verursachten Schaden, bevor ihre Blicke von einem zum anderen wechselten. Erst Kami, die mittlerweile die Geistkontrolle gebrochen hatte sah verwirrt zu den brennenden Holzscheiten, bevor sie anfing zu grübeln und die anderen somit aus ihrer Starre riss. Nun war auch Sayuri auf Kami aufmerksam geworden und kam langsam auf die anderen beiden Jungs zu, die jedoch ihren Blick weiterhin auf Kami richteten.

»Da hab ich aber nicht hingezielt! Aber das heißt ja….«

Mit diesen Worten sah Kami erneut zu der Stelle, in die der Angriff eingeschlagen war. Erst jetzt wurde ihr klar was passiert war. Eine Erkenntnis die sie dazu brachte wieder zu Hao zu sehen, der immer noch völlig geschockt von dem ganzen war.

»…du hast einen Magnetangriff angewandt.«

„Einen was bitte?“

Youji sah bei diesen Worten nur verwirrt zu Kami. Insgeheim verfluchte er sich jedoch dafür, dass er nicht besser in Sachen Techniken aufgepasst hatte. Immerhin hatte seine Mutter ihm einige Techniken vorgestellt und deren Wirkungsweisen behandelt. Zwar war das nur theoretisch und relativ uninteressant gewesen, doch hätte er zugehört, müsste er diese blöde Frage jetzt nicht stellen. Besonders da auch Hao zu wissen schien, was es mit dem Angriff auf sich hatte.

„Ein Magnetangriff, das ist ein Angriff der einem Schamanen die Gelegenheit gib seinen Angriff auch dann noch zu kontrollieren, wenn er bereits sein Ziel verfolgt.“

»Was weißt du eigentlich nicht? Aber zurück zu dem Magnetangriff. Durch eine solche Technik kann man den Angriff dazu bringen die Richtung zu ändern und dafür sorgen, dass der Gegner, sollte er einen solchen Angriff abblocken, den Zugang zu dessen Furyoko zu verwehren. Die einzige Steigerung bildet nur noch die Technik der doppelten Magnetwirkung. Beherrscht man diese Art von Technik, kann man selbst stärkere Angriffe kontrollieren und einen Angriff dazu bringen ein bewegliches Ziel zu verfolgen und zu treffen.«

„Das mit dem Magnetangriff hätte ich auch gewusst.

„Ich glaube ich muss mir diesen Technikkram noch mal von meiner Mutter erklären lassen, immerhin bin ich älter als ihr beide und müsste deshalb auch mehr wissen.“

„Träum weiter.“

Diese Worte kamen von Hao und Sayuri gleichzeitig, weshalb sich die beiden nur kurz verwundern ansahen bevor sie leise zu kichern anfingen. Youji schüttelte daraufhin nur den Kopf. Es war ja irgendwie klar, dass die beiden mal wieder einer Meinung waren. Seit Hao wieder hier war, waren die beiden trotz den Differenzen zwischen ihrem Vater und Onkel ein Herz und eine Seele.
 

Erst die Stimme einer Frau brachte sie zurück in die Gegenwart.

„Was ist denn nun schon wieder passiert.“

Sofort zuckten alle drei zusammen. Kami hatte es derweil allerdings vorgezogen fürs erste außer Sichtweise zu verschwinden, da sie sich durchaus denken konnte, dass Hao nicht so schnell aufklären wollte, dass er einen Schutzgeist besaß. Zwar hasste sie es zu warten, aber so konnte sie lästigen Fragen wenigstens ausweichen. Was bei den dreien nicht so ohne weiteres ging. Der Grund war recht simple. Youjis Mutter hatte ihre Position schon erreicht und sah völlig geschockt auf den Schaden, den ihr kleiner Kampf verursacht hatte.

„Mam, das ist nicht so wie du denkst!“

„Und wie ist es dann?“

„Also…“

Youji war kurz davor die Sache aufzuklären, doch dann hielt er inne. Immerhin konnte er seinen jüngeren Cousin ja nicht für die ganze Sache verantwortlich machen, da er ja eigentlich dafür verantwortlich war, dass dieser Kampf überhaupt stattgefunden hatte. Gut es war eher Kamis Verhalten, das dazu geführt hatte, aber auch das hielt ihn davon ab die Wahrheit zu sagen. Denn so wie er es verstanden hatte, wollte Hao nicht, dass das die Geschichte mit diesem merkwürdigen herauskam. Jedenfalls vorläufig nicht.

„…um die Wahrheit zu sagen wollte ich vor den beiden etwas angeben und der Angriff ist irgendwie daneben gegangen.“

„Ja aber…“

Weiter kamen Hao und Sayuri nicht, da in dem Moment ein lauter Knall zu hören war. Überrascht sahen sich beide zu dem Ursprung des Geräusches um. Ein paar der Holzscheite waren von dem Holzstapel heruntergekullert und damit ein lautes Knallen verursacht hatte. Santi reagierte sofort und nahm sich einen in der Nähe stehenden Wassereimer und schüttete dessen Inhalt ohne groß zu überlegen in die lodernden Flammen.

„Wir reden später darüber, jetzt räum hier erst einmal auf.“

Mit diesen Worten ging Santi kopfschüttelnd wieder. Wahrscheinlich wollte sie den Wassereimer wieder auffüllen, da es eine Art Tradition war immer einen für den Fall eines Brandes bereit stehen zu haben. Das ermöglichte den drei heranwachsenden Schamanen sich wieder einander zu widmen.

„Wieso hast du das gesagt?“

„Hey, du bist mein Cousin. Ich kann dich doch nicht einfach so verpetzen, besonders nach dem ganzen Ärger mit dem Tunnel vom Tartarus und deinem nächtlichen Ausflug. Außerdem würde es einige ziemlich lästige Fragen aufwerfen. Darüber hinaus hat dein Schutzgeist sich verkrümelt und kann nicht mehr als Beweis für meine Aussage gelten.“

„Wie du hast einen eigenen Schutzgeist. Ist ja irre! Wieso hab ich dann noch keinen?“

„Weil er Hao in gewisser Weise zugelaufen ist. Sie war richtig anhänglich. Ich will eine Entscheidung und akzeptiere als Antwort nur ein Ja oder ja. Aber jetzt echt mal. Wer ist sie? Ich bin jetzt nämlich richtig gespannt auf die Geschichte. Also raus mit der Sprache.“

„Meinetwegen. Eigentlich weiß ich selbst nicht, wieso sie mir hinterher gelaufen ist. Das erste Mal als ich sie gesehen habe war gestern Abend…“

Mit diesen Worten erzählte Hao was passiert war. Auch im nach hinein war das Verhalten der jungen Frau ihm ein Rätsel. Doch auch Youji und Sayuri schienen nicht mehr zu der Sache sagen zu können. Eines konnte jedoch jeder der drei sagen, das ganze würde früher oder später noch einige Schwierigkeiten mit sich bringen. Die Frage war nur wann und für wen es am meistens Schwierigkeiten brachte Fazit war nur, dass sie sich in den nächsten Tagen und Wochen auf eine gewaltige Umstellung gefasst machen mussten. Eine weder sie noch die anderen im Asakuraanwesen einschätzen konnten. Eine gewaltige Umstellung stand für jeden in einer Art und Weise bevor, da sie mit jeder Minute weiter entwickelten und dazu gebracht wurden neue Fähigkeiten zu erlernen, ob sie nun wollten oder nicht. Das war ihr Schicksal als Erben der Asakura-Dynastie und dieses würden sie auch so gut es ging antreten.
 

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Die Wendung

Kapitel 13: Die Wendung
 

Ohne sich groß umzusehen lief Katsumi für einige Minuten unruhig durch den Raum. Erst nach einigen Minuten, in dem er sich während des Wanderns das Kinn gerieben hatte nahm er auf seinem Stuhl platz und erhob seine Stimme.

„Gut dann fangen wir an. Doch vorerst möchte ich von dir wissen, was du zu Thema Zauberformeln und Zaubersprüche weißt. Also?“

„Nicht viel. Mein Vater hat lediglich mal erwähnt, dass solche als zusätzliche Kampfoptionen eingesetzt werden. Allerdings ist er nicht weiter darauf eingegangen.“

Katsumi nickte daraufhin nur. Es wunderte ihn nicht wirkliche, dass Akio dieses Thema abgeblockt hatte. Dieser war in diesem Bereich nie sonderlich gut gewesen. Es gab zwar durchaus einige Formeln, die dieser einwandfrei beherrschte, doch das waren nur sehr wenige. Darüber hinaus hatte er Hao wahrscheinlich für zu jung gehalten, um die Gefahren, die diesen Zauber mit sich führten zu erfassen. Seiner Meinung nach war der Junge immer noch viel zu jung, immerhin hatte er selber dieses Können erst mit 15 Jahren erlernt. Hao war allerdings gerade mal 10 Jahre, wieso Noriko trotzdem von ihm verlangte, dass er Hao jetzt schon in der Handhabung von Zaubern unterrichtete, war ihm ein absolutes Rätsel. Zwar wusste er, was sie damit bezwecken wollte, doch das sie dem Jungen so viel zutraute war einfach Wahnsinn.

„Also so gut wie gar nichts. Dann sollten wir am besten bei den Basics anfangen.“

Katsumi stoppte kurz und überlegte, wie er am Besten anfangen sollte. Es war lange her, dass er jemanden unterrichtet hatte. Selbst Riku, Akio und Santi hatte er erst einweisen müssen, als diese schon etwas mehr Erfahrung hatten. Der Junge vor ihm allerdings war ein blutiger Anfänger und kannte nicht mal die Grundlagen dieses Handwerks. Er selbst war sich dieser mehr als bewusst, doch musste er sich erst Mal einen Plan zu Recht legen, der ihm dabei half seinen neuen Schüler optimal in diese komplizierte Kunst einzuweihen. Darüber hinaus musste er es so erklären, dass dieser es verstand und nach Rikus allgemeiner Propaganda war das bei dem Jungen nicht so einfach.

//Wieso muss ausgerechnet ich den Jungen in diese Kunst einweihen. Gut, Noriko meinte, dass ich nicht zu viel auf Rikus Worte setzten sollte, doch das ist immerhin der einzige Anhaltspunkt, den ich habe.\\

Allerdings war die Widersprüchlichen Meinungen von Riku und Noriko nicht das einzige, was ihn etwas skeptisch an seine neue Aufgabe herangehen ließ. Inzwischen wusste jeder, dass sie Shin dazu überredet hatte, ihr das Training des Jungen zu überlassen. Sie hatte sich vorgenommen Shin von den Fähigkeiten des Jungen zu überzeugen. Nicht nur dass, sie hatte sich auch noch dazu entschlossen ihn zu ihrem Verbündeten zu machen, was er in gewisser Weise doch etwas dreist fand, aber wer lehnte schon gerne eine Bitte ab.
 

- Flashback-
 

Noriko hatte gerade ein Gespräch mit Riku hinter sich. Dieser schien hinterher mehr als beleidig dreinzublicken, so viel konnte Katsumi von seinem Standpunkt aus erkennen. Ohne lange zu grübeln ging er auf die ältere Frau zu und machte ihr deutlich, dass er die Situation mitbekommen hatte.

„Was gab es dieses Mal?“

„Ich hab ihm das Training für Hao abgenommen, das ist alles.“

„Willst du dir das wirklich zumuten. Der Junge ist…“

„Schwierig? Wahrscheinlich hast du damit sogar Recht, dass gebe ich gerne zu, doch es lohnt sich, dessen bin ich mir sicher.“

„Wenn du meinst!“

In dem Moment wollte sich Noriko gerade abwenden, doch dann fiel ihr auf einmal etwas ein, was sie nicht mehr für sich behalten konnte.

„Shin vertraut Rikus Worten und ist auch genauso wie dieser davon überzeugt, dass der Junge eine einzige Katastrophe ist. Allerdings glaube ich das nicht. Aus diesem Grund habe ich mit ihm ein Abkommen getroffen um ihm das Gegenteil zu beweise. Doch selbst wenn mir das geling, so ist das noch kein wirklicher Beweis. Ich bräuchte also einen unparteiischen Zeugen.“

„Und du dachtest dabei an mich, oder wie?“

„Genau. Ich wäre dir Dankbar, wenn du dem Jungen parallel in die Kunst der Zauberformeln einweihst.“

„Ich soll was…bei allem Respekt, aber das kann nicht dein Ernst sein. Der Junge ist erst 10. Er ist also viel zu jung um sich damit auseinander zu setzten…Darüber hinaus was sagt Shin…“

Noriko schüttelte daraufhin den Kopf, weshalb Katsumi sofort abbrach. Diese Gestik konnte nichts Gutes verheißen. Neben Shin war sie die einflussreichste Person auf dem Asakuraanwesen. Sie wurde genauso respektiert wie das Oberhaupt der Familie selbst. Niemand würde sich gegen ihre Befehle auflehnen oder weiter sprechen, wenn diese es untersagte.

„Shin sagt gar nichts dazu. Er hat mir das Training überlassen und ich führe es so, wie ich es für richtig halte, nur bedauerlicher Weise habe ich neben dem Training familiäre Pflichten zu erfüllen, sonst würde ich das auch persönlich machen.“

„Noriko…Du weißt schon, dass du uns in Teufels Küche bringst...“

„Es war kein Befehl, du kannst also ablehnen, allerdings bitte ich dich, dem Jungen wenigstens eine Chance zu geben. Ich hab nämlich das Gefühl, dass du es nicht im Geringsten bereuen wirst.“

„Meinet wegen. Doch wenn ich den Eindruck bekomme, dass der Junge eine Gefahr für sich und anderen wird, werde ich die Einweisung sofort unterbrechen.“

„Mehr verlange ich auch nicht.“

Mit diesen Worten trennten sich ihre Wege, jedenfalls bis zum Abendessen, wo sich die einzelnen Mitglieder der Familie zwangsläufig begegnen würden.
 

- Flashback Ende -
 

Sie hatte vertrauen zu dem Jungen, dass war nicht zu leugnen. Die Frage war nur, ob sie sich in dem Punkt nicht etwas vormachte. Um genau zu sein wusste er ja noch nicht mal, wo sie diesen Gedanken, dass der Junge mehr konnte als er zeigen wollte, hernahm. Für ihn war es einfach nur unverständlich, besonders da sie wissen sollte, dass sie den Jungen total überforderte, sollte sie sich irren. Besonders hier ging es nicht um ein harmloses Training, dieses Handwerk war wesentlich gefährlicher. Ein falsches Wort und man konnte sich selber in die Luft jagen. Obwohl dass war dann doch etwas übertrieben, immerhin würde er keine Pergamente herumliegen lassen, die so eine Wirkung verursachen konnte. Dennoch, ein Risiko war es alle Mal. Allerdings schüttelte er diesen Gedanken schnell wieder beiseite. Wenn es wirklich soweit kommen sollte, dann war es sein Fehler, weil er nicht gut genug aufgepasst hatte. Mit diesen Gedanken wendete er sich wieder dem Jungen zu und entschloss sich seinen Unterricht endlich richtig zu beginnen.

„Das wichtigste, was du wissen musst ist, dass die Handhabung von Zauberformeln und Sprüchen in drei Schwierigkeitsstufen unterteilt ist. Die Gestikulierte, die Gesprochene und die Vermischte Ausführung der zu vollziehenden Zauber. Generell wird die gestikulierte Ausführung als erste Stufe und das Gesprochene als zweite Stufe bezeichnet. Manche finden, dass sich das Niveau der beiden in der Waage hält. Was mich angeht, so ist mir die gesprochene Ausführung wesentlich lieber. Besonders da ich durchaus schon von Schamanen gehört habe, die einen komplizierten Zauber mit den Händen durchführen wollten und sich dabei die Finger gebrochen haben, weil sie diese nicht richtig koordinieren konnten…“

Für einen Moment stoppte Katsumi, da er sehr wohl mitbekommen hatte, dass er gerade extrem von Thema abwich. Allerdings konnte er einfach nicht widerstehen. Er wollte sich immer schon mal zu dem Thema aus lassen. Nur leider schien niemand mit ihm über diese Gegebenheit diskutieren zu wollen. Bevor er jedoch noch weiter abdriftete, verbannte er den Gedanken wieder vollkommen. Schnell sammelte er sich wieder und setzte an der eigentlichen Stelle wieder an.

„…Wirklich herausheben tut sich nur die Dritte Stufe. In dieser vollführt man beide Varianten bei ein und derselben Formel. Es gibt durchaus Formeln der dritten Stufe, bei denen man gleichzeitig beide Varianten durchführen muss als auch jene, bei denen sich die Varianten abwechseln. Und wie auch bei den verschiedenen Stufen gibt es auch hier eine Mischform, was die dritte Stufe besonders tückisch macht. Deshalb gibt es auch wenige, die mit Formeln dieser Stufe praktizieren. Hast du das soweit verstanden?“

Hao nickte daraufhin nur. Diese Gestik war für Katsumi ein Zeichen, dass er fortfahren konnte.
 

Daraufhin erschuf er mit einer schnellen Handbewegung ein paar Shikigamis und ließ sie über dem Tisch schweben, an dem er und der Junge saßen.

„Wie ich eben schon erwähnt habe, liegt meine persönliche Spezialität in der Handhabung von gesprochenen Zaubern. Deshalb werde ich dir die zweite Stufe der Ausführung als erstes beibringen…Also hör mir jetzt ganz genau zu. Ich werde jetzt einen Zauber aussprechen. Um genau zu sein werde ich den Zauber drei Mal hinter einander rezitieren. Von dir verlange ich, dass du mir am Ende die Unterschiede zwischen den drei Varianten nennst.“

Katsumi wollte gerade anfangen, doch in dem Moment bekam er eine Frage gestellt, mit der er nie im Leben gerechnet hatte.

„Aber wie soll ich einen Unterschied erkennen, wenn es drei Mal derselbe Zauber ist.“

„Indem…was? Ich…hör einfach genau hin und du wirst verstehen, worauf ich hinaus will!“

Nach diesen Worten atmete Katsumi noch einmal tief durch. Der Junge hatte durchaus Recht, wenn er den gleichen Spruch immer so aufsagen würde, wie man es sollte, dann würde nicht mal ein geübter Zuhörer einen unterschied erkennen. So schwer wollte er es dem Jungen jedoch nicht machen. Immerhin wollte er dem Jungen etwas beibringen und das konnte man anhand praktischer Beispiele besser als mit reiner Theorie. Mit diesen Worten sprach er die Zauberformel aus. Das erste Mal rhythmisch, wobei er das eine oder andere Mal absichtlich einige der Silben verschluckte. Beim zweiten Mal sprach er ihn wesentlich langsamer und nicht mit der Betonung die vorgesehen war, dafür allerdings mit den erforderlichen Silben. Erst beim dritten Mal rezitierte er den Spruch mit einem fließenden Verlauf, der sowohl alle erforderlichen Silben als auch die richtige Betonungen enthielt. Aufgrund dieser Tatsache hatte der Spruch auch unterschiedliche Wirkungen auf die drei über den Tisch schwebenden Shikigamis. Der erste zerplatzte einfach ohne Vorwarnung mit einem lauten Knall. Der zweite wurde es scheinbar zu bunt und er sauste ungebremst durch den Raum, wobei er alles abräumte und zerdepperte was ihm im Weg stand. Lediglich der dritte schwebte wie versteinert an Ort und Stelle und schien voll und ganz auf Katsumi fixiert zu sein. Bevor Katsumi jedoch an der vorherrschenden Situation anknüpfen konnte, hielt es der wild gewordene Shikigami für sinnvoll ihm eine Schüssel mit kaltem Wasser über den Kopf zu schütten. Wütend über diese Aktion sprach er kurzerhand die erste Variante seines Spruches noch einmal auf, woraufhin auch dieser Shikigami mit einem lauten Knall platzte.

„Gut wo waren wir stehen geblieben? Ach ja richtig, die Zauberformel. Hast du einen…hey, hörst du mir eigentlich noch zu?“

Irritiert sah Katsumi zu seinem Schüler, der es irgendwie geschafft hatte die Aufmerksamkeit des letzten Shikigamis auf sich zu ziehen. An sich ein ungewöhnliches Phänomen, wenn man bedachte, dass sein Zauber eigentlich darauf ausgerichtet war, kleine Naturgeister unter seinen Einfluss zu bringen. Bei einer richtigen Durchführung des Zaubers sollten diese kleinen Biester eigentlich nicht mehr in der Lage sein ihre Umgebung wahrzunehmen. Im Prinzip sollten sie solange wie versteinert auf einer Stelle schweben, bis man ihnen einen Auftrag erteilte, weshalb die Tatsache, dass dieser munter seine Kunststücke vorführte, ihn doch in gewisser Weise zum grübeln brachte.
 

Darüber hinaus konnte er sich auch nicht erklären, wie es dazu kommen konnte, denn dieser Spruch war schon so etwas wie sein Standardzauber. Erst letzte Woche hatte er diesen Verwendet und es lief wie geplant. An sich war es auch nichts Weltbewegendes. Ärgern tat ihn lediglich die Tatsache, dass dieses doch recht abnormale Verhalten gerade vor Hao geschah. Am meisten störte ihn jedoch, dass besagter Schamane von diesem Verhalten abgelenkt wurde und dass konnte und wollte er sich nicht gefallen lassen. Dass seine Stimme den Jungen auch sofort wieder von dem Saltoschlagendem Shikigami ablenkte, änderte an seiner Laune allerdings auch nichts.

„Also zurück zum Thema. Wo liegen die Unterschiede.“

„Sie haben anders gesprochen.“

„Inwiefern? Versuch dich etwas genauer auszudrücken.“

„Na ja, sie haben die Wörter anders betont und auch die Formel unterschiedlich schnell aufgesagt.“

„Genau. Allerdings ist dir bei der Erklärung ein kleiner Formfehler unterlaufen. Formeln sagt man nicht auf, man rezitiert sie! Jetzt aber zu der kleinen Demonstration. Wie du gesehen hast haben die Shikigamis unterschiedlich auf den Zauber reagiert. Jeder Zauber muss also mit einer bestimmten Betonung und einem individuellem Rhythmus gesprochen werden, damit die gewünschte Wirkung eintritt. Ein Versprecher, eine unterschlagende Silbe oder gar die falsche Betonung können ein anderes Resultat zu Tage bringen. Im schlimmsten Fall ist dies sogar das genaue Gegenteil von dem, was man erreichen wollte. Und genau das, Hao, ist so gefährlich an diesen Formeln. Du kannst sie nämlich auch unabsichtlich gegen dich selber wenden und ehe du dich versiehst liegst du irgendwo auf der kalten Erde.“

Mit diesen Worten beendete Katsumi seine kleine Rede und musterte Hao intensiv. Dass der Junge ihm Aufmerksam zugehört hatte, war schon mal ein Anfang. Scheinbar interessierte ihn die Thematik, wobei sich Katsumi nicht sicher war, ob dass nun eine positive oder negative Wendung war. Begabte Schamanen in diesem Gebiet konnten mit Hilfe solcher Formeln eine Menge Schaden anrichten. Allerdings sah es bei unbegabten genauso aus, wobei sich hier die Frage stellte wer in so einer Situation am meisten gefährdet war. Der Betreffenden der diesen Zauber verwendete oder die Personen in dessen Umgebung. Doch im übertragenden Sinne war das sowieso Nebensache.

„Hier ist die Formel, die ich eben gesprochen habe schriftlich festgehalten. Über jedem Wort und auch manchmal zwischen den einzelnen Worten befinden sich bestimmte Symbol. Zum Teil sind diese einheitlich, wenn nicht ist dieses Symbol in einer entsprechenden Legende erklärt. Sie zeigen in grober Hinsicht, welche dieser Worte zu betonen sind, wo du sprachliche Pausen einlegen musst und welche Worte man zusammenzieht, so dass sie wie ein einziges Wort klingen. Meistens steht vor dem eigentlichen Spruch ein Hinweis, wie schnell man die Worte rezitiert und wie lang die Pausen sind. In diesem Fall steht es unter der eigentlichen Zauberformel. Sollte es diesen jedoch weder da noch am Anfang geben, so treten standardisierte Regeln in Kraft... Das heißt man spricht in einem normalen Sprechtempo, wie ich es jetzt tue. Darüber hinaus ist die Pause nur zum Luftholen gedacht. Das bedeutet einatmen und sofort wieder weiter sprechen. Ist das soweit verständlich?“

Wieder einmal bekam er von dem Jungen nur ein Nicken als Antwort. Insgeheim wunderte es Katsumi, dass der Junge bereits alles verstanden hatte. Immerhin hatte er selbst mit dessen Vater mehr Schwierigkeiten. Santi und Riku waren in dieser Hinsicht aufnahmefähiger aber in gewisser Weise auch nur mittelmäßig. Allerdings konnte es auch einfach sein, dass der Junge vor ihm nicht zugeben wollte, dass er alles mitbekommen hatte. Doch das würde er spätestens in ein paar Sekunden herausfinden.

„Du hast den Spruch gehört, dennoch werde ich ihn noch mal langsam für dich Aufsagen. Währenddessen versuchst du mit Hilfe der Aufzeichnungen selbstständig zu entschlüsseln welches Symbol welche Aufgabe erfüllen soll.“

Während Katsumi dies sagte, schob er Hao das Pergament mit dem entsprechenden Spruch entgegen und wartete solange, bis dieser dem Schriftstück seine volle Aufmerksamkeit gewidmet hatte.
 

Wahrscheinlich wären Shin und Noriko anders an die Sache herangegangen, doch er hielt es für sinnvoller Hao nicht alles auf dem Silbertablett zu servieren. Auf diese Weise würde dieser nur Blind auf die Worte seines Meisters vertrauen, also ihm, ohne es selber nachvollziehen zu können. Darüber hinaus war der Junge im Moment aufmerksam genug, so dass er dieser Lernmethode durchaus eine Chance geben konnte, besonders da der Zauber den er im Moment behandelte nicht im Geringsten gefährlich war, egal wie falsch man ihn auch aussprach. Jedenfalls soweit er es ausprobiert hatte und selbst wenn so war er ja auch noch da. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf rezitierte er die Worte ein weiteres Mal, hielt seinen Blick jedoch auf seinen Schüler gerichtet, dessen Augen die einzelnen Worte auf dem Stück Pergament verfolgten. Mit einem zufriedenen Blick blickte er zu dem Shikigami, der ein weiteres Mal an diesem Tage wie versteinert in der Luft schwebte. Allerdings hielt dieser Zustand nicht lange an. Nur kurze Zeit später drehte dieser sich wieder zu Hao und machte munter weiter seine Saltos. Bei diesem Anblick wäre Katsumi fast vom Stuhl gekippt. Nachdenklich rieb er sich daraufhin das Kinn und stellte sich insgeheim die Frage, was er heute anders machte als sonst. Das ging doch nicht mehr mit rechten Dingen zu. Ändern konnte er es auch nicht, falls der Junge fragen würde, dann würde er erst einmal behaupte, dass er den Zauber selber wieder aufgelöst hatte.

„Also gut, ignorieren wir diesen Saltozierenden vorwitzigen Shikigami und machen weiter. Nun wirst du den Spruch selber ausprobieren. Sprich mir einfach nach!“

Auf diese Weise war der Zauber zwar nicht aktiv einzusetzen, doch dass hatte er auch nicht vor. Er wollte dem Jungen nur die richtige Aussprache der Wörter näher bringen und ihm ein Gefühl für die Durchführung geben, mehr konnte er von diesem fürs erste nicht erwarten. Bevor er sich jedoch dazu durchringen konnte anzufangen, platzte seine werte Gattin in den Raum.

„Eure Pläne sind mir bekannt und ich muss protestieren. Es ist ein Verbrechen die heiligen Formeln in Teufelshand zu legen…“

„Halt den Mund, Cassandra. Ich versuch mich hier zu konzentrieren!“

„Nichts kann das Schicksal eines einzigen ändern. Wie oft muss man euch noch warnen. Wie viele müssen erst leiden damit ihr versteht…“

Genervt rieb sich Katsumi bei diesen Worten die Schläfen. Womit hatte er das bitte verdient. Er wusste ja noch nicht mal, wann ihre so genannte hellseherische Begabung angefangen hatte. Das hieß, wenn es wirklich eine war, was er anhand ihrer falschen Vorhersagungen doch etwas bezweifelte. Mit zehn Jahren wurden sie von ihren Eltern verlobt, dass er sie einfach nur anstrengend fand, interessierte keinen. Schon damals war sie versessen, allerdings war zu dem Zeitpunkt noch keine Rede von Visionen und Weltuntergängen. In den ersten Jahre war es sogar noch Recht amüsant gewesen und sie waren sogar in der einen oder anderen Hinsicht glücklich miteinander. Doch dann häuften sich ihre angeblichen Visionen und sie fing an jeden Tag vom baldigen Weltuntergang zu reden. Zugegeben, es hatte damit angefangen, dass wirklich etwas eingetroffen war, was sie vorher in ihrem Traum gesehen hatte. Es war im Prinzip harmlos gewesen. Sie hatte geträumt, dass sie in der Stadt spazieren war und ein Milchbauer mit einem Krug Milch gestürzt war und diese deshalb über sie geschüttet hatte. Dass es keine Einbildung war konnte er sogar bezeugen, da sie ihm kurz vor diesem Ereignis von ihrem Traum erzählt hatte. Vielleicht war es sogar sein Fehler gewesen, da er scherzeshalber gesagt hatte, dass sie die Zukunft vorhersehen konnte. Als dann jedoch etwas Ähnliches ein zweites Mal geschehen war, hatte sie sich regelrecht an den glauben geklammert, dass sie dass so genannte zweite Gesicht hatte. Was hieß, dass sie die Gabe besaß in die Zukunft zu blicken. Sie war sogar so besessen von diesem Gedanken, dass sie davon überzeugt war, der König der Geister selbst würde ihr diese prophetischen Träume, wie Cassandra sie manchmal nannte, persönlich schicken würde um sie vor Unheil zu warnen. Er selbst hielt diese Zusammenhänge zwischen ihren Träumen und den hinterher stattfindenden realen Geschehnissen für bloßen Zufall.
 

Dass diese sich jedoch soweit in ihren Wahnvorstellungen hineinsteigerte hatte, dass sie die eigenen Familienmitglieder als Ausgeburten der Hölle bezeichneten zerrte besonders an ihren Nerven. Es ging sogar soweit, dass die meisten der Asakuras insgeheim ein Auge auf Hao oder Cassandra behielten. Allein deshalb weil sie befürchteten, dass der Tag kommen würde wo sie aufhörte zu reden und handelte. Das allerdings würde zwangsläufig in einer ziemlichen Katastrophe enden. Denn um ehrlich zu sein, erwartete er nicht, dass Cassandra sich dann noch von dem Vorhaben den Jungen zu töten aufhalten ließ.

„Es reicht langsam, Cassandra!“

Die Frau mit den schwarzen zerzausten Haaren blickte ihren Mann nur verständnislos an. Dann viel ihr Blick auf Hao und ein fieses Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie würde beweisen, dass der Junge das war, wofür sie ihn hielt. Es gab keinen Zweifel, ihre Vision war kristallklar. Ohne lange zu zögern rief sie ihrerseits ein paar Shikigamis herbei und ließ diese sich vor Hao positionieren. Amüsiert beobachtete sie, wie der Junge vorsichtig von dem Stuhl aufstand und einige Schritte von diesem zurückging. Scheinbar spürte er die Gefahr, die von den kleinen Naturgeister ausging. Ein Grund mehr an ihrer Vision festzuhalten.

„Verdammt Cassandra, ruf die Shikigamis zurück oder ich tu es für dich.“

„Zauber verwehen im Wind, kehren sich um durch des Teufels wink. Kein Zauber mehr richtig bindet, wenn die Welt unter dem bösen schwindet. Der freie Wille bald nichts als bloße Fantasie, wenn des Teufelsbrut erreicht die Monarchie.“

„Netter Reim, dass muss man dir lassen, trotzdem solltest du jetzt augenblicklich mit dem Unsinn aufhören. Du machst dem Jungen angst und dass kann ich ihm nicht übel nehmen.“

Während Katsumi voll und ganz mit Cassandra beschäftigt war, formte Hao ein paar einfache Zeichen mit seinen Fingern, die seine Mutter ihm vor Jahren mal beigebracht hatte. Sie waren ihm erst heute wieder eingefallen und er hatte sie insgeheim schon ein paar Mal zuvor durchgeführt. Um genau zu sein jedes Mal, wenn der Shikigami über den Tisch wie versteinert auf der Stelle schwebte. Salto springend gefiel ihm dieser einfach besser. Katsumi hatte davon nichts mitbekommen, da er ersten zu sehr mit reden beschäftigt war und selbst wenn er es gerade nicht so war, so konnte dieser seine Hände nicht sehen. Immerhin befanden sie sich unter dem Tisch und damit außerhalb dessen Sichtweite. Er hoffte einfach, dass es bei den anderen Shikigamis, die ziemlich bedrohlich wirkten auch funktionierte. Als er das letzte Zeichen geformt hatte, schlugen die Shikigamis zwar keine Saltos, dafür jedoch sprangen sie freudig in dem Raum herum und hüpften wenig später aus dem kleinen Fester des Zimmers.

„Ich glaub mich tritt ein Pferd, was ist denn jetzt los. Ist heute der Tag der verrückt gewordenen Shikigamis oder wie darf ich das verstehen?“

„Es war der Junge, er hat mit seinen Händen einen Aufhebungszauber durchgeführt…Sag die Wahrheit, woher kennst du den Aufhebungszauber.“

„Den was?“

„Mich kannst du nicht täuschen. Ich habe es gesehen. Die Zeichen, die du mit den Händen geformt hast, um die Shikigamis meiner Kontrolle zu entreißen.“

Mit jedem Wort trat die schwarzhaarige Frau einen weiteren Schritt auf den Jungen zu, welcher reflexartig immer weiter in Richtung Wand zurück wich.
 

Katsumi verdrehte daraufhin die Augen. Seiner Meinung war es absolut unmöglich, dass Hao zu so etwas im Stande war immerhin hatten sie gerade erst mit der Thematik angefangen und das außerdem noch mit Stufe zwei und nicht mit der ersten.

„Cassandra, noch ein weiteres Wort zu dem Thema und ich vergesse mich.“

„Er hat es getan, die Zeichen, woher kanntest du sie. Sprich.“

„Meine Mutter, sie hat sie mir beigebracht. Sie meinte es würde kampflustige Naturgeister beruhigen. Es hat doch auch den Naturgeist von eben aus seiner Starre befreit.

„Du warst dafür verantwortlich!“

Katsumi viel fast aus allen Wolken. Nicht weil der Junge ihn in gewisser Weise an seinen eigenen Fähigkeiten hatte zweifeln lassen, sondern viel mehr deshalb, weil er nicht glauben konnte, dass der Junge wirklich bereits in der Lage war einen solchen Zauber durchzuführen.

„Ich habe es doch gesagt...“

Weiter kam Cassandra nicht, da ihr Mann bereits hinter sie getreten war und ihr den Mund zuhielt. Anschließend wendete er sich wieder an den Jungen.

„Wenn das wirklich dein Werk war, dann hast du wohl nichts dagegen es zu wiederholen, oder?“

Mit diesen Worten ließ er den letzten im Raum verbliebenen Shikgami zwischen sich und Hao schweben und ließ ihn da in der Bewegung erstarren, bevor er abwartend zu Hao blickte. Dieser starrte den Shikigami nur einige Sekunden an, bevor er sich letzten Endes doch dazu entschloss, die Zeichenkombination ein weites Mal zu wiederholen. Und tatsächlich funktionierte es ein weiteres Mal. Bei diesem Anblick nahm Katsumi geschockt die Hand von Cassandras Mund. Scheinbar hatte Noriko mit ihrer Vermutung doch recht gehabt, Hao konnte deutlich mehr als andere in seinem Alter. Unter dieser Berücksichtigung hatte Noriko durchaus die richtige Entscheidung getroffen, den Jungen jetzt schon in die Kunst der verschiedenen Stufen der Zauberformeln einzuweihen auch wenn er bezweifelte, dass sie von dieser Fähigkeit wusste.

„Was hab ich gesagt. Kein Junge hat diese Kunst je vor seinem 15. Geburtstag erlernt. Ich hatte Recht, der Junge ist nicht normal, er…“

Weiter kam Cassandra nicht, da Katsumi kurzerhand wüten mit der Faust auf die benachbarte Schrankoberfläche schlug. Dass der wackelige Schrank daraufhin zusammenbrach, beachtete er nicht wirklich. Selbst wenn er es bemerkt hatte, so war seine ganze Wut auf Cassandra gerichtet. Sein Geduldsfaden war nun endgültig gerissen, zwang ihn regelrecht dazu die angestaute Wut entweichen zu lassen.

„Jetzt reicht es endgültig! Scher dich raus…Ich schwöre beim König der Geister, wenn ich noch ein Wort in dieser Richtung von dir höre, dann setzt es was…Wie kann man nur so engstirnig sein wie du es bist…Sogar jeder normale Mensch würde angesichts deiner Trefferquote an vorhergesehenen Ereignissen darauf schließen, dass deine so genannten prophetischen Träume nichts weiter als bloße Hirngespinste sind...“

Cassandra stand derweil wie von Donner getroffen an Ort und Stelle. Sie war trotz des lauten Geschreis nicht mal in der Lage sich wie Hao die Ohren zuzuhalten. Dafür steckte der Schock über den enormen Wutausbruches ihres Gatten einfach zu tief.
 

Von dem Lärm angeloggt betraten Youji und Sayuri das Zimmer. Genau in dem Moment, als sie die Tür öffneten, schlug ihnen das gesamte Volumen von Katsumis lautem Gebrülle entgegen. Sofort hielten auch sie sich die Ohren zu. Wenig später traten auch die anderen Asakura in den Raum.

„Was ist denn das für ein Krach, das Gebrüll hört man sogar 10 Kilometer weiter.“

„Riku, um des Geisterkönigs Willen fang du nicht auch noch an.“

Mit diesen Worten schob Shin seinen Sohn, welcher in der Tür stand, beiseite und betrat den Raum. Kurzerhand legte er eine beruhigende Hand auf Katsumis Schulter. Dieser schien sich für eine Moment wieder zu beruhigen, weshalb die Hälfte der Anwesenden erleichtert aufatmeten. Bedauerlicher Weise hatten alle mit der Situation viel zu früh abgeschlossen, da sich Katsumi noch lange nicht beruhigt hatte.

„Beruhig dich…“

„Beruhigen, ich kann mich nicht beruhigen, diese Frau bring mich um den letzten Verstand.“

„Ich sage nur was zwangsläufig…“

„Was zwangsläufig der Wahrheit entspricht…hörst du dir eigentlich noch selber zu. Der Teufel weilt unter uns und dies und dass. Ich hab genug. Es gibt keinen Teufel und der Schattenfürst hat auch besseres zu tun als sich persönlich in unser Leben einzumischen. Der Junge ist KEINE Ausgeburt der Hölle oder etwas der gleiche, also lass das Thema endlich stecken, du…

Nun hatte Katsumi seine Stimme wieder erhoben. Sayuri und Youji, die sich bereits die Hände wieder von den Ohren genommen hatten, bereuten dies umgehend. Selbst Shin verdrehte daraufhin die Augen und wählte einen neuen Weg die Dinge zu richten. Ohne weiter über die Situation nachzudenken, ließ Shin von ihm ab und trat zu Hao, der mittlerweile mehr als starr an der Wand stand. Mit einer bestimmten und dennoch vorsichtigen Bewegung, zog er den Jungen zu sich, wobei er sich jedoch an die restlichen Erwachsenden in dem Raum wendete.

„In solchen Fällen sollte man den Dingen seinen Lauf lassen. Am besten wir geben den beiden etwas mehr Privatsphäre.“

„Ja aber Shin…“

„Kein aber Raus, oder wollt ihr heute Nacht nicht zur Ruhe kommen.“

Dieser Aufforderung ging sofort jeder nach und nachdem alle, außer Cassandra und Katsumi, die von dem Rückzug ihrer Familienmitglieder nichts mitbekommen hatten, den Raum hinter sich gelassen hatte, schloss Shin die Tür hinter sich. Kurz atmete er noch einmal durch, bevor er leise einen Zauber murmelte. Wenig später konnte man kein einziges Wort mehr von Katsumis Geschrei hören.

„Ein Schallbegrenzungszauber, beeindruckend.“

Als Shin diese Worte vernahm, schob er Hao, den er bis zu dem Zeitpunkt immer noch mit sich zog zu Santi und gestikulierte ihr, dass sie sich um den Jungen kümmern sollte.

„Scheint so als würde ich, trotz meiner alten Tage, noch keinen Rost ansetzen. Sei es drum, Noriko ich denke wir müssen etwas unter vier Augen besprechen.“

Mit diesen Worten entfernten sich die beiden von der Gruppe, welche sich daraufhin ebenfalls in alle Himmelsrichtungen verstreuten.
 

Erst als die beiden älteren in einem leer stehenden Raum angekommen waren, ergriff Shin wieder das Wort. Die Reaktion von Katsumis war ziemlich ungewöhnlich, doch das war nicht der Grund, weshalb er sich sorgen machte.

„Könntest du mir freundlicher Weise erklären, was der Junge bei Katsumi verloren hatte?“

„Es ist doch nicht verboten, immerhin gehören sie zu einer Familie…“

„Du weißt genau was ich meine. Was im Namen des Königs der Geister hast du vor?“

„Ich lasse Hao nur das Training zukommen, was er verdient hat. Er ist nichts von dem, was Riku behauptet. Im Gegenteil. Allerdings werde ich nicht darüber diskutieren. Du hast mir einen Monat gewährt und den lass mir auch ohne Einschränkungen. Ich weiß, was man dem Junge zutrauen kann und was nicht.“

Shin rieb sich nach Norikos kleinem Vortrag die Schläfen. Dass konnte doch einfach nicht wahr sein. Seiner Meinung nach war Noriko eine intelligente und verantwortungsbewusste Frau, die nie handelte ohne vorher nachzudenken. Doch dieses Mal konnte er ihren Worten einfach keinen Glauben schenken. Er wusste selbst nicht, wieso es so war. Normalerweise würde er den alten Traditionen folgen. Wenn man es genau nahm, würde es dann keinen Zweifel daran geben, wer die Führung nach seinem Tod übernehmen würde. Was ihn jedoch davon abhielt war der bevorstehende Konflikt, der zwangsläufig entstehen würde. Selbst wenn Hao wirklich so begabt war, wie seine Frau behauptete, so bezweifelte er dennoch, dass dessen Fähigkeiten ausreichten, um sich gegen jemanden wie Riku zu wehren. Darüber hinaus änderte es nichts an der Sache, dass Hao nicht den Eindruck erweckte, dass er sich anderen gegenüber durchsetzten konnte. Es gab durchaus Gelegenheiten wie neulich, wo der Junge Riku einfach eine freche Antwort gab und sich so verhielt, als würde dieser ihn nicht das Geringste anhaben können, doch dann wiederum verhielt er sich total gegensätzlich. Kurzum, selbst er wurde aus dem Jungen nicht schlau und genau dass machte ihm sorgen.

„Wenn ich wüsste dass du rational handelst, würde ich dir das sogar glauben, doch im Moment scheint es so, als wärst du wie Riku einfach zu verbissen darauf einen der beiden mitten in ein Kampfgetümmel zu schicken, ohne ihnen vorher ein Schwert oder sonst irgendeine Waffe zur Verfügung zu stellen. Das ist einfach nur Wahnsinn, wie sollen die beiden das durchstehen!“

„Ich werde Hao nicht überfordern. Wie sollte ich, der Junge ist mit Rikus Training total unterfordert. Es stimmt zwar, dass der Junge sich in gewisser Weise weigert seine Fähigkeiten zu nutzen, doch dass heißt nicht, dass er sie nicht beherrscht.“

„Gut, sei es wie es ist. Aber das mit den Zaubern unterbindest du!“

„Nur, wenn Katsumi den gleichen Vorschlag äußert. Immerhin ist es seine Entscheidung, ob er den Jungen weiter unterweisen möchte oder nicht.“

„Hörst du auch ohne Zustimmung mit dieser Diskussion auf?“

„Nein. Versteh mich nicht falsch, Shin. Ich respektiere deine Entscheidung, aber ich kann nicht dabei zusehen, wie Hao um ein anständiges Training gebraucht wird, nur um einen Konflikt innerhalb der Familie zu verhindern. Das ist nicht das was wir geschworen haben.“

Da hatte Noriko Recht. Sie hatten geschworen die Familie zusammenzuhalten, so wie ihre Vorfahren vor ihnen es getan hatten und zwar so, dass keiner benachteiligt wurde. Dem zur Folge wurde es Zeit, dass sie den Weg ihrer Tradition doch wieder einschlugen, sofern Noriko mit ihrer Behauptung Recht hatte.

„Das weiß ich. Ich werde Katsumi trotzdem darauf ansprechen!“

„Tu das, Shin!“

Noriko nickte nur. Sie hatte keine großen bedenken, was diese Ansprache betraf. Sie wusste zwar nicht wieso, doch aus irgendeinem war sie sich sicher, dass Katsumi den Jungen weiter unterrichten würde.
 

- Einige Stunden später -
 

Am Abend hatte sich die Situation zwischen Katsumi und Cassandra wieder beruhigt. Jedenfalls hatte es Katsumi unterlassen, diese weiter anzuschreien. Was wohl eher daran lag, dass er bis jetzt auf sie eingebrüllt hatte und nun wahrscheinlich heiser war. Trotzdem konnte Shin nicht anders als sein Wort gegenüber Noriko zu halten.

„Katsumi, ich muss mit dir reden, es geht um Hao.“

„Darüber wollte ich auch mit ihnen reden, Shin. Ich will den Jungen weiter unterrichten.“

„Gut…Augenblick, was hast du gesagt?“

„Dass ich den Jungen weiter unterrichten will. Er hat potential. Zumindest einen Gestikulierten Zauber kann er perfekt durchführen. Sie hätten das sehen solle, einfach einmalig!“

Während Noriko daraufhin ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken konnte, verstand das Oberhaupt der berühmten Asakura-Dynastie die Welt nicht mehr. Wie sollte der Junge einen Zauber perfekt durchführen können, dass war doch so gut wie ausgeschlossen.

„Ich weiß es klingt unmöglich, aber es war so. Cassandra und ich sind Zeugen und im Gegensatz zu ihr kann man meinen Worten glauben schenken…Shin, ich weiß genau dass das keine leichte Entscheidung ist, doch lassen sie mich den Jungen weiter unterrichten!“

„Siehst du, sogar, Katsumi ist meiner Meinung. Noch fragen, mein Lieber!“

„Fürs erste nicht, danke der Nachfrage, Noriko.“

Shin schüttelte bei dieser Frage nur den Kopf. Dass diese ihm das jetzt unbedingt auf die Nase binden musste, war ja klar. Allerdings konnte er ihr in diesem Fall nicht wirklich böse sein. Er hatte sie so kennen und lieben gelernt und er würde nichts an ihrem Verhalten ändern. Immerhin war sie ihm eine große Hilfe. Zwar war er das eigentliche Oberhaupt, doch das hieß nicht, dass er sich nicht ab und zu ein paar Ratschläge von ihr oder Katsumi holte. Im Gegenteil deren Meinung war ihm sehr wichtig, auch wenn er sie nicht immer nachvollziehen oder befürworten konnte. In diesem Fall jedoch war es besser nachzugeben. Immerhin war er jemand, der die Talente und Leistungen des Jungen am wenigstens beurteilen konnte. Dennoch würde er diesen selbst im Auge behalten, so weit er dazu in der Lage war. Dass die Zukunft seiner Familiendynastie davon abhing war nur einer der Gründe, die ihn dazu veranlasste. Auch die Sicherheit von Hao lag ihm am Herzen, denn dieser bewegte sich auf einem ziemlich gefährlichen Terra. Zum einen da er durch sein Verhalten die Familie ungewollt in zwei Fronten spaltete und zum anderen, weil dieser Unberechenbar war. Allein die Tatsache, dass dieser mitten in der Nacht heimlich das Asakuraanwesen verließ war merkwürdig genug. Er leugnete nicht, dass es ihn schon interessierte, was der Junge während der Zeit trieb, doch um das herauszufinden musste er oder Noriko ihn erst Mal zum sprechen bringen oder ihn abpassen und dass war so gut wie unmöglich. Ihm war dieses Verhalten schon vor einigen Monaten aufgefallen. Damals hatte er noch versucht hinter dessen Geheimnis zu kommen, doch aus irgendeinem Grund hatte er ihn verfehlt oder der Junge hatte zu dem Zeitpunkt einfach keine Lust auf ein Abenteuer oder was auch immer dieser sich davon versprach. Shin wusste nur eins, er würde schon noch irgendwann dahinter kommen und vielleicht war Norikos Vorschlag dem Vorhaben förderlich. Er konnte es nur hoffen und abwarten.
 

Noch bevor Shin jedoch weiter über die Möglichkeit nachdenken konnte, mischte sich Katsumi wieder ein, der jetzt ziemlich nachdenklich wirkte.

„Apro pos Hao. Wie geht es dem Jungen eigentlich. Ich meine nach meinem Gebrüll…“

„Der Junge hat einen ganz schönen Schock bekommen, aber das ist auch alles. Er wird es also durchaus überleben so wie alles Bisherige.“

„Gut…Ich wünschte nur es hätte eine Verbesserung gebracht.“

„Sag bloß nicht, du bist wirklich schockiert, dass sie ihr zwanghaftes Aufmerksamkeitsbestreben nicht abgelegt hat.“

„Schockiert bin ich nicht, lediglich darüber, dass ich so die Kontrolle verloren habe. Ich meine, ich kenne sie seit ich so alt war wie Hao jetzt. Man sollte doch meinen, dass man sich langsam an diese ganze Schwarzseherei gewöhnt hätte. Doch ich hab das Gefühl, dass sie von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Irgendwann treibt sie mich noch soweit, dass ich sie umbringe.“

Wie aus Stichwort kam auf einmal Cassandra in den Raum, setzte sich auf einen Stuhl und fing an etwas auf einem auf einen Rahmen gespanntes Tuch zu sticken. Für einen Moment erwarteten alle, dass sie den Mund aufmachen würde und einen ihrer üblichen Verschwörungstheorien losließ. Doch nachdem weitere 10 Minuten schweigend vergangen waren gaben sie das Warten auf.

„Hast du ihr die Zunge abgeschnitten!“

„Den Vorschlag erwähnst du erst jetzt?“

„Katsumi!“

„Nein habe ich nicht und bevor sie den Mund auf macht bin ich weg. Wir sehen uns beim Essen.“

Mit diesen Worten war Katsumi auch schon verschwunden. Noriko und Shin sahen sich daraufhin nur irritiert an, bevor sich Noriko dazu durchrang sich neben die Schwarzseherin zu setzen.

„Alles in Ordnung.“

„Was soll nicht in Ordnung sein? Alles ist wunderbar, so schön ruhig, es könnte nicht besser sein. Heute ist echt ein segenreicher Tag und auch morgen wird ein solcher sein. Es wird mit Sicherheit nicht das geringste Geschehen.“

„Schön zu hören!“

Diese Worte sagte Noriko fast schon refelxartig bevor sie verdutzt zu ihren Mann sah, dieser zuckte nur die Schultern bevor er den Raum verließ. Auch Noriko tat es ihm nach einigen weiteren Minuten nach. Eines stand für sie fest, mit Cassandra stimmte etwas nicht, ob das jedoch positiv für sie war oder nicht, konnte sie nicht sagen, jedenfalls noch nicht. Dass würde nur die Zeit zeigen.
 

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Führungswechsel

Kapitel 14: Führungswechsel
 

Der Monat neigte sich langsam dem Ende und damit auch das Ultimatum, welches sie Shin abverlangt hatte. Um genau zu sein hatte sie nur noch einen einzigen Tag, den sie Hao trainieren konnte und dann war ihre Zeit abgelaufen. Allerdings machte sich Noriko keine sorgen. Im Gegenteil, sie war alles andere als besorgt. Der Junge zeigte seine wahren Kräfte immer offener. Sein Spezialgebiet bezog sich zwar weiterhin ausschließlich auf Shikigamis, doch darüber sah sie hinweg. Hao brauchte keinen Schutzgeist um gegen einen Schamanen zu gewinnen, jedenfalls nicht, wenn dieser sich auf seiner Stufe befindet. Dafür konnte er die gerufenen Shikigamis einfach zu gut kontrollieren. Ein Befehl von dem Jungen und sie taten, was er ihnen befohl. Noch dazu machte er in Sachen Zaubersprüchen große Fortschritte, bei denen sich Katsumi sogar fragte, ob er irgendetwas verpasst hatte. Das hatte dieser ihr in dem Monat mehr als einmal gesagt. Es war offensichtlich, dass dieser mehr als begeistert von dem Jungen war. Allerdings konnte er eine leichte Frustration darüber, dass Hao ihn in den Schatten stellte nicht verbergen. Nicht vor ihr. Ihr Gatte, Shin hatte sich derweil herausgehalten. Er hatte es ihr versprochen und dieses Versprechen hielt er auch ein.

„Du bist ziemlich zuversichtlich, kann das sein?“

„Das Ultimatum läuft heute ab, dass stimmt, doch ich habe meinen Punkt bereits bewiesen.“

„Er kommt gut mit Zauber und Shikigamis zurecht, doch wird Shin das überzeugen. Geistvereinigung, Geistkontrolle, das sind Fähigkeiten, die einen wahren Schamanen ausmachen. Fähigkeiten, die das Überleben einer Familien-Dynastie sichert. Und das weißt du, Noriko.“

„Das ist mir durchaus bewusst, Katsumi, doch denk mal nach. Durch mein Training hat er seine bereits vorhandenen Fähigkeiten perfektioniert. Und das sind Fähigkeiten, die ihm niemand nehmen kann. Nimmt man einem Schamanen das Medium, oder den Geist, welche Chance hat er dann noch. Meiner Meinung sind es die Basics die am wichtigsten sind. Im Moment geht es darum Shin zu beweisen, dass der Junge durchaus im Stande ist zu kämpfen. Die Möglichkeit ihm Kampftechniken wie Geistkontrolle und Geistvereinigung oder gar die Geistverschmelzung beizubringen, habe ich immer noch.“

Mit diesem Punkt hatte Noriko durchaus Recht. Er hatte von vielen fähigen Schamanen gehört, die sobald sie ihren Vorteil verloren auch den anherrschenden Kampf verloren hatte. Allein in der Geschichte ihrer Dynastie gab es solche Vorfälle und das nicht gerade wenig. Allerdings war der Familienzusammenhalt immer so stark, dass andere trotz dieses Vorteiles keinen Sieg erringen konnte. Verlor einer aus der Familie seine Waffe, so waren schon drei andere anwesend um diesen zu beschützen, bis er seinen Nachteil wieder beseitig hatte. Aus diesem Grund zählten sie auch zu den mächtigsten Familiendynastien der Welt. Dennoch würde Noriko einiges aufbringen müssen um Shin das begreifbar zu machen, immerhin war dieser darauf bedacht, die Familie nicht aufgrund seiner Entscheidung zu entzweien. Das jedoch war jedoch mehr als wahrscheinlich, wenn man das bestehende Verhältnis zwischen Riku und Hao betrachte. Insbesondere unter der Berücksichtigung, dass der jüngere von beiden durchaus Kommentare zum Besten geben konnte, bei denen man das Gefühl hatte, als stammten sie von einem streitsüchtigen Erwachsenen. Im Klartext, der Junge war deutlich weiter in seiner Entwicklung als er sein sollte und genau diese Tatsache ließ jede Entscheidung ins Schwanken bringen.
 

Woher sollten sie wissen, wie es in drei Jahren aussehen würde. Was wenn Hao seine eigene Meinung so verfestigt hatte, dass er anfing mit Riku einen offenen Konflikt auslösen würde. Nicht das er dies für wahrscheinlich hielt, aber möglich war schließlich alles.

„Ich will ja nur sagen, dass Shin sich wahrscheinlich nicht damit zufrieden geben wird. Für ihn geht das wohl der Familie vor und so ungern ich es auch sage, man kann nicht alle zufrieden stellen.“

„Hör zu Katsumi, ich…“

„Und wie sieht es aus?“

„Shin.“

„Komme ich ungelegen.“

„Wenn man die Tatsache betrachtet, dass wir gerade über dich gesprochen haben, dann ja.“

Shin ließ sich von den Worten seiner Gattin nicht irritieren. In gewisser Weise hatte er schon erwartet dass er die beiden stören würde.

„Sei es drum, du hast mir Resultate versprochen, meine Liebe.“

„Und die wirst du heute Abend bekommen.“

„Nur leider bin ich am Abend mit einem Freund der Familie verabredet, welcher sich einige Kilometer entfernt befindet.“

Noriko zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Es war schließlich nicht ihre Schuld, dass ihr werter Gatte diesen Termin ausgerechnet auf den Tag legte, wo ihr Ultimatum ablief. Es war erst um 1:00 morgens des nächsten Tages abgelaufen und bis dahin konnte sie noch eine Menge erreichen, wenn sie wollte. Selbst wenn ihr Mann das nicht einsehen wollte, sie würde sich diese verbliebene Zeit nicht einfach aufgrund seiner Ungeduld nehmen lassen, das wäre ja noch schöner. Eine Vereinbarung war eine Vereinbarung und wer sich nicht daran halten konnte, hatte halt das nachsehen, so einfach war dass.

„Das mein Lieber, ist ja wohl nicht mein Problem. Ich habe einen Monat erbeten und den verlange ich auch für mich. Glaub also nicht, dass du mir die letzten Stunden ausreden kannst.“

„Was nützen dir zehn Stunden.“

„Hat nicht einer unserer Vorfahren innerhalb von sieben Stunden einen Konflikt zwischen zwei verfeindeten Familien geschlichtet und waren 4 Stunden nicht genug, damit ein andere eine Prüfung bestanden hatte, die dessen Kräfte verdoppelt hatte. Was wenn man bei denen auch gesagt hätte, was bringen dir 4 Stunden oder 7. Wenn man genau überlegt ist sogar eine lächerliche Minute genug um die Welt zu verändern.“

„Du gibst niemals auf, was?“

„Nicht wenn es um mein Recht geht. Aber du kannst dir ja von Katsumi einen kleinen Vorgeschmack holen. Und falls es dir wirklich so viel bedeutet, kannst du auch gerne dem Training in einer Stunde beiwohnen. Die Geister würden sich bestimmt freuen.“

„Du hast schon wieder mit Takumi Sasaki geredet, oder? Wie auch immer. Das Angebot werde ich annehmen, Noriko und ich erwarte, dass er sich auf beide Lehrprogramme bezieht.“

„Lässt sich einrichten.“

Mit diesen Worten wendete sich Noriko von den beiden Männern ab. Während ihr Mann ihr nur ungläubig hinterher blickte, konnte sich Katsumi bei dessen Gesichtsausdruck ein Lachen nicht verkneifen. Natürlich wurde er sofort mit einem zurechtweisenden Blick bestraft, doch das war es ihm in diesem Fall wert.
 

Allerdings beruhigte er sich auch relativ schnell wieder und wendete sich anschließend mit ernster Stimme an das Familienoberhaupt.

„Ich muss sie warnen, Shin. Sie meinte das verdammt ernst.“

„Auf was muss ich mich gefasst machen.“

„Laut ihrer Aussage, ist der Junge ein Experte in der Beschwörung von Shikigamis. Er soll eine enorme Kontrolle über diese kleinen Naturgeister haben und sie sowohl zum Angriff als auch zu Verteidigung einsetzen können. Und was die Zaubersprüche angeht. Ich habe ihm die Standardregeln zur Ausführung beigebracht. Ein paar Formeln bin ich mit ihm durchgegangen, die ihm als Verteidigung dienen können. Den Rest der Zeit habe ich ihn in den gesammelten Werken stöbern lassen und ihn damit einige Aufgaben durchführen lassen. Sprich er hat nichts gelernt, was ihm oder uns in ernsthafte Gefahr bringen könne.“

„Außer er hat sich Formeln angeeignet, welche du ihm nicht hast durchnehmen lassen.“

„Ich habe ihm untersagt solche Formeln auszuprobieren.“

„Und du glaubst der Junge hört darauf.“

Es war weniger eine Frage. Shin wusste, dass es immer ein Risiko war Kindern etwas zu verbieten. Aus irgendeinem Grund hatten diese immer das Verlangen gegen jede Art von Regel zu verstoßen und Hao würde er zu dieser Kategorie zählen.

„Riku hatte was Hao angeht Unrecht, Shin. Der Junge ist sehr wohl lernfähig, besonders wenn ihn das Themengebiet interessiert. Beim König der Geister noch mal, der Junge hat in diesem Monat mehr gelernt als Riku, Santi und Akio zusammen. Er könnte mit etwas mehr Erfahrung sogar mich in den Schatten stellen.“

„Du bist also von Hao genauso überzeugt, wie Noriko?“

Katsumi seufzte kurz. Was sollte er darauf antworten. Er war beeindruckt von dem Jungen, von dessen Art wie er sich mit den Zaubersprüchen auseinandersetzte und mit dem Verständnis, welches dieser diesen entgegen brachte, doch das war nicht Shins Frage. Auch wenn man das im ersten Moment durchaus meinen konnte. Nein, die Frage war viel mehr, ob er es wirklich wagen konnte, dem Jungen das Recht auf die Familienführung zuzugestehen. Es war die Frage danach, ob Hao diese Bürde tragen konnte und diese Antwort konnte er beim besten Willen nicht geben. Dafür war Hao einfach zu jung und zu unerfahren. In 10 Jahren könnte er sich von diesem vielleicht eine Meinung machen, doch im Moment war diese Frage unbeantwortbar.

„Um ehrlich zu sein, bin ich genauso Ratlos wie sie, Shin. Der Junge hat im Moment noch zuviel andere Sachen im Sinn. Machen wir uns nichts vor, er ist nur ein Kind und jetzt schon eine Entscheidung zu treffen wäre fatal. Was wissen wir denn schon über die Zukunft.“

„Das stimmt. Sag mir Katsumi, wirst du dir das Training mit mir ansehen.“

„Das lass ich mir doch nicht entgehen. Besonders wenn jemand wie Noriko so zuversichtlich darüber spricht. Ich kann mir vorstellen, dass es interessant sein könnte.“

Interessant würde es bestimmt, da war Shin sich sicher, die Frage war nur, was Noriko geplant hatte. Sie würde das Training nicht einfach durchziehen, nein, sie würde sich etwas spektakuläres Einfallen lassen um ihre Ansicht so gut wie möglich untermauern konnte und er war schon gespannt, wie sie das anstellen würde.
 

- Eine Stunde später im Dämonenwald -
 

Mittlerweile hatten sich Shin und Katsumi zum Dämonenwald begeben. Sie brauchten nicht lange zu suchen, um Noriko zu finden. Diese schien ihrem Schüler gerade ein paar Anweisungen zu geben. Als sie ihre Anwesenheit jedoch bemerkte, wendete sie sich zu ihnen um und lächelte sie freundlich an. In dem Moment war Shin sofort klar, dass hier etwas nicht stimmte und er sollte mit seiner Vermutung Recht behalten.

„Ah Shin, sie kommen gerade richtig. Die Geister scheinen heute recht mürrisch zu sein und wollen sich nicht zeigen. Würden sie sich freundlicherweise als Gegner zu Verfügung stellen.“

„Ich soll was…“

Shin konnte nicht anders als seine Gattin fassungslos anzusehen. Doch er war nicht der einzige. Auch Katsumi der neben ihm stand und Hao sahen Noriko verwirrt an. Für einen Moment hatte Shin sogar das Gefühl als würde Hao verneinend den Kopf schüttelte und diese Gestik konnte er dem Jungen nicht mal verübeln.

„Was ist, bedenken sie könnten eventuell verlieren?“

Das ging jetzt endgültig zu weit. Allein die Art wie Noriko in diesem Moment mit ihm redete brachte ihn zur Weißglut. Sie hatte die höfliche Form gewählt um ihn anzusprechen, doch durch den Sarkasmus in ihrer Stimme wurde diese als Trug und Schein entlarvt. Aber bitte, wenn sie wollte, dass Hao gegen ihn antrat, dann sollte sie diesen Kampf bekommen, auch wenn er jetzt schon wusste, dass dieser recht schnell zu Ende war.

„Du machst deinen eigenen Erfolg zur Nichte, Noriko.“

„Wir werden sehen…Hao!“

Ihr zuversichtliches Lächeln verschwand urplötzlich, als der Junge nur demonstrativ den Kopf schüttelte. Frustriert fuhr sie sich daraufhin durch die Haare. Scheinbar hatte sie den Jungen nicht so gut im Griff wie sie dachte, doch er würde warten. Er kannte seine Frau lange genug um zu wissen, dass sie verdammt einfallsreich war. Der Junge würde kämpfen und wen sie ihn dazu zwingen musste oder in dem Fall wenn er ihn dazu zwang.

„Probleme?“

„Ha ha, ich lach später…und du hörst mir jetzt mal zu, wenn du diesen Kampf nicht antrittst, dann rufe ich ein paar Shikigamis die um einiges schwieriger zu besiegen sind als der alte Mann dort.“

Nun war es für Katsumi zu viel geworden und er brach in schallendes Gelächter aus. Noriko brauchte auch immer zu den passensten Moment solche Sprüche raus. Da konnte Hao doch nie im Leben einen Respektvollen Umgang lernen, wenn sogar die Frau des Oberhauptes ihren Gatten als alten Mann bezeichnete.

„Was dagegen wenn ich die Diskussion unterbreche.“

Ohne weiter auf die beiden einzugehen schickte Shin einen recht harmlosen Zauber zu den beiden, sorgte aber dafür, dass dieser die beiden mit eine knappen Distanz verfehlte.
 

Nach dieser Aktion war Hao erschrocken zurückgewichen. Noriko währenddessen hatte sich wütend aufgerichtet und funkelte ihn wütend an.

„Shin!“

„Wenn du mich schon in dein Training einspannst, dann erwarte nicht, dass ich geduldig auf den Anfang warte. Und was dich angeht, Hao. Du hast zwei Möglichkeiten. Verteidige dich oder greif an, denn ich wage zu bezweifeln, dass du deine Meisterin blamieren willst.“

„Sehr freundlich.“

Shin schenkte der Sprecherin nur ein amüsiertes Lächeln. Sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und beobachte ihn weiterhin mit einem wachsamen Auge. Wahrscheinlich befürchtete sie nach seiner ersten Aktion, dass er Hao verletzten würde, doch das war unwahrscheinlich. Immerhin wusste er wie er seine Fähigkeiten handhaben musste um so wenig Schaden wie möglich anzurichten. Mit diesen Gedanken führte er einen weiteren Zauber durch. Einen einfachen und schwachen, welcher in Form eines Lichtblitzes aus seinen Fingern schoss. Zu seiner eigenen Überraschung jedoch prallte dieser auf eine unsichtbaren Barriere, die sich vor Hao gebildet hatte, ab und dessen Energie wurde von dieser absorbiert. Nach diesem Phänomen sah er kurz zu den anderen beiden Erwachsenen, die jedoch defensiv die Arme in die Luft hoben. Doch nur aus Katsumis Mund konnte er vier Worte vernehmen, die ihn doch etwas schockten.

„Ich war es nicht.“

„Nicht schlecht. Allerdings noch lange nicht gut genug um gegen mich zu gewinnen!“

Erneut formte Shin ein paar sichtbare Zeichen. Intuitiv drehte sich Hao um und blockte den nächsten Angriff, der aus dieser Richtung kam, mit einiger Shikigamis, doch schon traf ihn etwas am Rücken, wodurch er zu Boden gesandt wurde.

„Wenn du mit deinen jetzigen Fähigkeiten eine Chance gegen geübte Schamenen haben willst, dann musst du deutlich schneller werden. So allerdings bist du ein leichtes Ziel.“

Noriko konnte nicht anderes als bei diesen Worten die Augen zu verdrehen. Shin wusste, dass er dem Jungen überlegen war, dieser war immerhin erst 10 Jahre. Doch wieso um alles in der Welt ließ er diesem nicht einmal die geringste Chance. Was wollte dieser bitte Beweisen.

„Ich glaube Shin will dir eine Lektion erteilen.“

„Sieht so aus. Das heißt aber nicht, dass er den Jungen umbringen muss!“

„Jetzt übertreib nicht, wenn du die Bedenken hättest, dass er dies vorhätte, dann wärst du schon längst eingeschritten und ganz unter uns. Der Junge fängt gerade an sich zu wehren.“

Wie auf Kommando riss auf einmal der Boden unter ihren Füßen auf, so dass selbst Shin erschrocken zurück weichen musste. Dass hatte er scheinbar am aller wenigsten erwartet. Währenddessen konnte man sehen, wie sich Hao wieder vom Boden aufrichtete und sich zu diesem umblickte. Für einen kurzen Moment blitzten seine Augen rot auf, bevor sich das rote Furyoko um seine Hand herum sammelte. Wenig später stiegen um ihn herum mehrere Shikigamis auf, die ihn schützten umkreisten.
 

Bei diesen Anblick war sogar Shin beeindruckt, doch weiterhin bezweifelte er, dass der Junge dies lange durchhalten würde. Obwohl er durchaus zugeben musste, dass die Art wie Hao sein Furyoko lenkte eine gewisse Kontrolle erforderte. Doch genau diese Situation war die perfekte Möglichkeit herauszufinden, wie der Junge gegen ein Oversoul ankam.

„Geistkontrolle.“

Shin Furyoko stieg in die Höhe und sammelte sich wenig später um seinen Gehstock. Es war sein Medium und bis jetzt hatte es ihn nie enttäuscht. Mit einen gezieltem Angriff vernichtete er die vordere Reihe der Shikigamis und beförderte Hao damit wie erwartet wieder auf den Boden. Zusätzlich verschwanden durch den Kontrollverlust auch die restlichen verbliebenen Geister. Auf einmal verschwand Shin jedoch und tauchte nur wenig später neben Hao wieder auf. Eigentlich wollte er den Kampf beendet, in dem er klar machte, dass der Junge diese Auseinandersetzung nie im Leben überstanden hätte. Aus diesem Grund ließ er den Gehstock herunterschnellen und wollte es kurz vor dem Körperkontakt zum Stillstand kommen lassen, doch soweit kam er nicht. Aus irgendeinem Grund war Hao schneller gewesen und hatte einen Zauber ausgesprochen, der eine Barriere gegen materielle Gegenstände errichtete. Ein Angriff mittels Geistkontrolle wäre ohne Schwierigkeiten durchgekommen, doch nicht sein Oversoulgegenstand. Schneller als Shin die Situation begreifen konnte, hatte sich Hao aus der Gefahrenzone gerollt und nahm soviel Abstand von seinem Gegner wie er nur konnte. Dabei murmelte er ganz leise etwas vor sich hin, was zumindest Katsumi bleich werden ließ.

„Das ist die falsche Formel!“

Der Kommentar kam allerdings etwas zu spät, doch wahrscheinlich hätte es eh nichts am Ergebnis geändert. Ohne Vorankündigung schossen Ranken aus dem Boden und kamen auf Shin zu. Dieser wehre sie natürlich sofort ab, doch mit jeder Ranke die er zerstörte kamen zwei nach. Nun hieß es ausnahmsweise für ihn ausweichen und das war nun überhaupt nicht sein Ding. Zeit den Kampf zu beenden, bevor er sich noch total blamierte. Mit einer schnellen Teleportation entkam er dem nächsten Rankenangriff und kam hinter Hao wieder zum Vorschein. Allerdings hatte dieser sein Auftauchen bemerkt und blockte seinen Angriff mit einer weiteren plötzlich auftauchenden Ranke ab. Trotz dem war Shins Angriff stark genug um Hao ein weiteres auf den Boden zu bringen. Eine weitere Teleportation, ein weitere Angriff doch schon wieder kamen diese blöden Ranken dazwischen, weshalb Hao dem Angriff ein weiteres mal entging und auf Abstand gehen konnte.

„Das glaub ich jetzt nicht!“

Shin wusste in dem Moment nicht, was am frustrierendsten war. Dass er keine Möglichkeit hatte den Kampf zu beenden, weil der Zauber des Jungen jeden seiner Angriffe zu Nichte machte, oder dass sich Noriko und Katsumi gerade über die gesamte Situation halb totlachten. Bei diesen Worten dachte er kurz nach. Welchen Spruch konnte Hao verwendet haben oder war es ein Versprecher gewesen, der nun zu dessen Gunsten wirkte. Bei diesen Worten schielte er leicht zu den beiden anderen Erwachsenen.
 

Noriko war ebenso geschockt über den Kampf wie er. Allerdings schlich sich ein leicht amüsiertes Lächeln auf ihre Lippen, als sein Blick ihr begegnete. Katsumi hingegen kicherte förmlich in sich selbst hinein. Man konnte wirklich sagen, dass dieser sich selbst für seine Ausbildung gratulieren konnte.

„Hey Shin, Probleme?

„Nicht im Geringsten, meine Liebe.”

Es war eigentlich auch egal welchen Zauber Hao verwendet hatte. Ein einfacher und zugleich starker Aufhebungszauber musste genügen um das Problem aus der Welt zu schaffen. Einen Versuch war es jedenfalls wert. Mit diesen Worten rezitierte er auch schon einen allgemeinen Aufhebungsfluch und es klappte. Die Ranken stellen augenblicklich ihre Bewegungen ein, bevor sie sich in kleine Stücke auflösten und auf die Anwesenden herunter regneten.

„Seit wann gibt es bitte erdhaltigen Regen.“

Katsumis Frage ignorierte er gekonnt und setzte ein weiteres Mal zum Angriff an. Doch wieder wurde sein Angriff von einer Barriere aus Shikigamis abgeblockt. Das verwundernste an diesen war nur, dass sich die Shikigamis an den kleinen Ärmchen hielten und nicht mal in Traum daran dachten loszulassen. Aus diesem Grund dehnte sich die Barriere bei dem Auftreffen des Angriffes lediglich und schickte diesen beim zurück schwingen zurück zum Absender. Im Klartext hieß es, dass er sich gerade selber angegriffen hatte und dass beharkte ihm gar nicht. Er konnte nur von Glück sagen, dass er nicht mit seiner vollen Kraft kämpfte, sonst hätte er sich durchaus etwas anhören müssen. Trotzdem es wurde Zeit den Jungen etwas zu verwirren und den Kampf zu beenden. Mit diesem Gedanken verschwand er ein weiteres Mal und tauchte wieder mit einem Doppelgänger auf. Wobei er sich links von Hao befand und sein Doppelgänger rechts. Ohne Hao zeit zu geben die Situation zu begreifen, änderte er mit dem Doppelgänger noch einmal die Seite und griff dann unverzüglich an. Durch den Doppelgänger irritiert hatte Hao den schnellen Wechsel nicht mitbekommen und die Barriere zur falschen Seite erreichtet. Aus diesem Grund traf ihn die Wucht des Angriffes um einiges härter, als es nötig gewesen wäre und beförderte ihn direkt vor Norikos Füßen, welche sofort in die Knie ging und sich versicherte, dass es diesem gut ging.

„Der war unnötig, Shin!“

Shin ignorierte ihre Worte und beobachtete wie sie Hao half sich langsam wieder aufrichtete. Vielleicht war sein Angriff doch etwas zu stark gewesen. Allerdings war es auch nicht der stärkste, den er hätte durchführen können und wenn man es bedachte, so würde niemand in einem Kampf auf so etwas Rücksicht nehmen.

„Zauber und Shikigamis mögen zwar eine nützliche Kampfunterstützung sein, doch einen Sieg kann man mit ihnen nicht erringen und gerade du hättest das wissen müssen, Noriko.“

Mit diesen Worten wendete sich Shin ab. Noriko blickte ihrem Gatten für einen Moment wütend hinterher, doch dann verschwand dieser Ausdruck urplötzlich aus ihrem Gesicht. Mit einer kurzen Gestik gab sie Katsumi die Anweisung Hao im Auge zu behalten, bevor sie Shin folgte.
 

Dieser war derweil schon ein ganzes Stück voran geschritten und blieb erst stehen, als Noriko ihn nach einige weiteren Minuten eingeholt hatte.

„Shin, was ist los?“

„Du hattest das von Anfang an vor, richtig. Wieso wolltest du, dass ich gegen Hao antrete. Was im Namen des Königs der Geister hast du damit bezweckt?“

„Ich habe damit bezweckt, dass du aufhörst dich auf die Worte anderer zu verlassen und dir selbst ein Bild von der Lage machst. Hao ist nicht schlecht und dass musst selbst du zugeben. Er hat dich mit seinem Können aus dem Konzept gebracht…“

„Das mit den Ranken war Glück, er hat die Formel falsch rezitiert, dass hätte auch gründlich daneben gehen können.“

„Nicht weniger als dein letzter Angriff.“

Shin seufzte bei diesen Worten kurz auf. Sie hatte Recht, sein Angriff hätte genauso schief gehen können, wie der Zauber, den Hao rezitiert hatte. Doch davon ließ er seine Einstellung zu dem jungen Asakuraerben nicht ändern, er musste vorausschauend Handeln und konnte nicht das Geringste dem Zufall überlassen.

„Es geht hier um das Fortbestehen unserer Familie. Diese Verantwortung kann man keinem Kind überlassen. Es spielt keine Rolle wie stark er ist, es ändert nichts an den Tatsachen. Hao ist nur ein Kind.“

„Dagegen sage ich ja auch nichts. Ich will nur nicht, dass du ihm sein Recht verweigerst. Darüber hinaus wird auch er älter und...“

„Ich befürchte nur, dass ich das nicht mehr erleben werde!“

„Wovon redest du, Shin…“

Weiter kam Noriko nicht, da Shin ihr schon Gestikulierte, dass sie schweigen sollte. Sie wusste, dass sich Shins Zustand von Jahr zu Jahr verschlechtert. Allerdings versteckte er diese Tatsache die meiste Zeit hinter seinem Auftreten. Die meisten Mitglieder der Familie wussten deshalb auch nichts über den wahren Gesundheitsstand des Oberhauptes. Nur sie und Katsumi waren sich dessen bewusst, doch weder sie noch dieser wollten es wirklich wahrhaben.

„Ich meine es ernst Noriko. Mir liegt nichts ferner als dem Jungen sein Recht zu verwehren, doch wie soll ich das begründen. Darüber hinaus habe ich den Eindruck bekommen, dass Hao seinen eigenen Kopf hat, willst du ihn wirklich an die Familie binden. Lass zehn Jahre vergehen, Noriko, selbst wenn er die nötigen Vorraussetzung besitzt, willst du ihm diese Bürde auflasten.“

„Sofern er sie tragen kann!“

Shin hatte Recht, die Führung der Familie zu übernehmen bedeutete eine große Verantwortung aufgetragen zu bekommen. Eine Bürde, die nicht jeder tragen konnte, doch einer musste es immerhin tun. Allerdings blieben in diesem Zusammenhang immer Zweifel offen, immerhin war es im Laufe der Geschichte nicht wenig vorgekommen, dass den Oberhäuptern ihre Macht zu Kopf gestiegen war. Es war also ein Glückspiel, bei dem niemand vorher wusste was geschehen würde. Sie würden einfach abwarten müssen, wie lange Shin noch als Oberhaupt der Familie fungieren konnte
 

- Zwei Jahre später -
 

Hao, Sayuri und Youji hatten sich schon früh am Morgen getroffen und sich aus dem Asakuraanwesen geschlichen. Nun wanderten sie schon seit einiger Zeit in der Stadt herum. Ursprünglich wollten sie nur eine Abkürung nehmen, doch diese erwies sich als größerer Umweg als es einer der drei für möglich gehalten hätte. Der Grund war, dass Sayuri in regelmäßigen Abständen vor einem Stand verharrte und das Warensortiment aus dem fernen Norden betrachtete.

„Jetzt wartet doch mal!“

„Nichts für ungut Sayuri, aber diese weiblichen Nordvolkgewänder interessieren mich nicht die Bohne.“

„Bei diesen Worten hatte sich Youji zu seiner Cousine umgedreht, doch genau in diesem Moment stockte ihm der Atem. Bevor er sich von seinem doch recht positiven Schock erholen konnte, wurde er auch schon weiter gezogen.

„Jetzt fang du nicht auch noch an, sonst können wir gleich wieder nach Hause gehen!“

„Klar!“

Nach Youjis kurzen Reaktion stoppte Hao, während sein Cousin einfach weiter lief. Dabei jedoch wendete er seinen Blick nicht mal eine Sekunde von dem Objekt seiner Begierde ab.

„Youji!“

Keine Reaktion, jedenfalls bekam er keine auf seinen Aufruf, da besagter Cousin gerade ungebremst gegen ein Holzpfahl lief und mit einem lauten Aufschrei zu Boden fiel.

„Ahhhh…Scheiße.“

„Alles in Ordnung?“

„Ich…“

Plötzlich versagte ihm die Stimme. Vor ihm stand das junge Mädchen, welches ihm ins Auge gefallen war und der Grund, wieso er so abgelenkt war, dass er gegen diesen Pfahl gelaufen war. Alles was er tun konnte war in die Wunderschönen leuchtenden braunen Augen seines Gegenübers zu blicken.

„Keine Sorge der hat einen Dickschädel, dem passiert so schnell nichts!“

Nun hatte sich auch Sayuri in die Situation eingemischt, welche den Gesichtsausdruck ihres ältesten Cousins einfach nu zu komisch fand. Andererseits wer würde nicht so blöd aus der Wäsche gucken, wenn er sich gerade so eine Aktion geleistet hätte.

„Wenn du meinst. Trotzdem hat es eben einen ziemlichen Rumps gegeben.“

„Das ist Standard. Mein Cousin muss immer mit viel gepolter ankommen. Da muss man sich einfach dran gewöhnen.“

Sayuri nickte bei Haos Aussage nur zustimmen mit den Kopf. Dass Youji immer noch so perplex war, dass er kein Wort herausbrachte musste man doch einfach ausnutzen.

„Oh…verstehe!“

Bei diesen Worten strich sich das Mädchen eine ihrer langen schwarzen Haare aus dem Gesicht, bevor sie sich mit einem zuckersüßen Lächeln von den dreien abwendete. Allerdings war Sayuri schneller und hielt das Mädchen kurz zurück.

„Hey warte Mal, nur aus reiner Neugier, wie heißt du eigentlich?“

„Mein Name ist Hiromi!“

„Meiner ist Sayuri, dass ist Hao und der dumm dreinblickende Trottel da unten hört auf den Namen Youji!“

„Wie hast du mich genannt?“

Sayuri verdrehte bei Youjis Kommentar nur die Worte. Was konnte sie den dafür, wenn der so eine gute Spruchvorlage schuf.

„Ach hast du deine Sprache auch wieder gefunden.“

„Wir würde ja gerne noch weiter plaudern, aber wir müssen an unserem Zeitplan anknöpfen, den wir dank den beiden sowieso schon bis ins äußerste Strapaziert haben. Also bis irgendwann!“

„Ja bis irgendwann.“

Auch wenn das Mädchen das sagte, konnte sie nicht wirklich realisieren, was gerade passiert war. Der Junge, Youji, war irgendwie süß. Sie würde ihn gerne wieder sehen, doch war sie sich nicht sicher, ob dessen Cousin die Worte eben ernst gemeint hatten. Wenn sie sich nicht täuschte gehörten die drei zur berühmten Asakura-Dynastie und mit diesen konnte sie nie im Leben mithalten.
 

Hao und Sayuri hatten Youji derweil weiter geschleift und lachten sich derweil halbtot. Mittlerweile hatte dieser sich jedoch wieder gefangen und funkelte die beiden nur wütend an.

„Krieg ihr euch auch mal wieder ein?“

„Nö.“

Dieser Kommentar kam von beiden gleichzeitig, was bewirkte, dass Youji sich wünschten einfach im Boden versinken zu können. Womit hatte er das bitte verdient.

„Bitte dann lacht ruhig weiter, ich gehe.“

In diesem Moment wendete sich Youji von den beiden anderen ab und ging zurück zu dem Asakuraanwesen. Hao und Sayuri hatten derweil aufgehört zu lachen und beeilten sich wieder mit ihrem Cousin aufzuschließen.

„Jetzt stell dich nicht so an, Youji. Du hättest dich auch kaputt gelacht, wenn das einem von uns passiert wäre, oder etwa nicht.“

„Vielleicht, aber ich hätte euch nicht so lächerlich gemacht, wie ihr es getan habt.“

„Bitte? Youji wir sind immer so. Ich glaube der Grund liegt eher daran, dass du dich vor ihr lächerlich gemacht hast!“

„Was meinst du denn damit Hao.“

„Hast du nicht gesehen, wie Youji sie angestarrt hat. Vielleicht sollten wir noch mal zurück gehen und uns für ihn ihre Adresse holen.“

Nun hatte auch Sayuri die Sache durchschaut. Sie war vor Youjis Zusammenprall mit dem Holzpahl zu abgelenkt, als dass sie den Blick hätte bemerken können. Doch jetzt wo Hao die Sache in gewisser Weise aufgeklärt hatte, konnte sie die Ereignisse endlich begreifen.

„Untersteht euch.“

„Wieso, Haos Idee ist gar nicht so schlecht…“

„Sayuri ich schwöre wenn du das machst, sage ich deinem Vater, dass du doppeltes Training haben willst.“

„Das wagst du nicht.“

„Das werden wir sehen.“

Mit diesen Worten lief Youji so schnell er konnte los. Sayuri, die in diesem Moment wirklich das schlimmste befürchtete, nahm auch kurz darauf die Verfolgung auf. Erst als sie wieder auf dem Anwesend ankamen, hatte sie ihn endlich eingeholt und ihn zu Boden gestoßen. Doch fast schon im selben Moment beendeten sie ihre Kabelei, als sie Santi erblickten, die ihrer Meinung nach total fertig war.

„Mam, alles in Ordnung.“

Bei diesen Worten schreckte Santi auf ihren Gedanken hoch. Langsam schwang ihr Blick zu den beiden am Boden liegenden, welche sie nur wartend anblickten. Schnell wischte sie sich die Tränen aus den Augen, doch es war schon zu spät. Genau in dem Moment tauchte auch Hao im Eingang des Asakuraanwesens auf. Der Blick, den dieser ihr zuwarf, war eine Mischung aus Verwunderung und Schock. Man konnte Hao ansehen, dass er ahnte, dass irgendetwas nicht stimmte. Und genau dieser Blick war es auch, der sie dazu brauchte auszusprechen, was sie bis eben versucht hatte zu leugnen.

„Meister Shin liegt im Sterben.“

Diese Worte ließen die drei jüngeren endgültig in ihrer Bewegung erstarren. Shin, das Oberhaupt ihrer Familie sollte im Sterben liegen. Das ging nicht, dass konnte nicht wahr sein.
 

- Im Zimmer von Shin -
 

Shins atmet schwer und dennoch gleichmäßig. Er hatte gewusst, dass seine Zeit kommen würde. Und noch immer konnte er keinen Nachfolger bestimmen, der die Familie weiterführen sollte. Seine Zeit lief ab und er musste eine Entscheidung treffen, wenn er keinen innerfamilären Krieg zurücklassen wollte. Vielleicht würde sich der Konflikt zwischen Riku und Hao legen, wenn er dem älteren das Recht auf die Familienführung zugestand. Doch was wenn diese Entscheidung zu gravierend ist und alles noch verschlimmerte. Allerdings konnte er doch auch kein Kind diese Bürde auferlegen, auch wenn dieser denen in seinem Alter wenigstens in einigen wenigen Gebieten weit voraus war. Nein, dass konnte er nicht riskieren. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als er einen leichten Drück an seiner Hand spürte. Müde sah er zu der verantwortlichen. Noriko saß neben ihm und hielt seine Hand. Sie würde ihn nicht verlassen solange er lebte. Seine Frau war schon immer starrköpfig gewesen, doch genau dass liebte er an dieser. Stets stand sie dafür ein, was sie für richtig hielt. Doch er war sich sicher, dass zumindest heute seinen Gedanken zustimmen würde.

„Ich habe mich entschieden!“

Diese Worte reichten, damit nicht nur Noriko den Blick von seiner Hand abwendete, sonder auch, dass Katsumi der schweigend an der Tür zu dem Zimmer stand näher in der Raum trat. Die Aufmerksamkeit der beiden war nun voll und ganz auf ihn gerichtet. Jeder gespannt darauf, was seine Entscheidung war.

„Ihr beide seit meine Zeugen…ich berufe mich auf einen alten Tradition…solange sich nicht alle möglichen Erben beweisen können übergebe ich die Führung an meine Frau…“

„Aber Shin…“

„Du sagtest selber, dass man Hao das Recht nicht absprechen dürfte, nur weil er ein Kind ist. Der Tradition nach unterliegt die Führung der letzten Generation, bis der eigentliche Erbe dazu imstande ist diese zu übernehmen…gibt die Führung an die richtige Person weiter…doch versprich mir, dass du sie weise wählst und dich nicht von deinen Gefühlen leiten lässt.“

„Sind sie sich sicher Shin.“

„Das ist dass, was ich als letztes bestimmte… “

„Wie Sie wünschen, Shin.“

Während Katsumi dies aussprach, schenkte Noriko ihrem Mann nur ein trauriges Lächeln. Er hatte ihr gerade die Führung der Familie und damit auch die Zukunft der Asakura-Dynastie übergeben. Doch noch konnte und wollte sie nicht über die Folgen nachdenken. Mit diesen Gedanken drückte sie die Hand ihres Mannes stärker, währen eine Träne über ihre Wangen floss. Im selben Moment schloss Shin die Augen und wenig später hielt er in seiner Bewegung inne.
 

Für einen Moment stand Katsumi wie versteinert an Ort und Stelle, doch dann atmete er kurz durch und verließ das Zimmer. Es war besser wenn er Noriko erst Mal die Möglichkeit gab sich zu sammeln. Bis dahin konnte er die Familie über die neuen Umstände informieren. Doch in dem Moment als er auf den Hof trat erblickte er schon Santi und die drei jüngsten der Familie.

„Meister Shin liegt im Sterben.“

Allein bei Santis Worte schienen die drei Neuankömmlinge die Luft anzuhalten und auch ihm versetzte es noch einmal ein Stich ins Herz. Er wusste, dass er derjenige sein würde, der allen aus der Familie die letzte Hoffnung nahm, die an dem Glauben festhielt, dass Shin doch noch durchkam. Sie hatten mit ihm einen wertvollen Teil der Familie verloren und dennoch mussten sie sich dazu verpflichten nicht allzu lange zu trauern und ihren Aufgaben wieder nachzugeben, so schwer es auch viel.

„Nicht mehr, Santi…er ist von uns gegangen.“

Tröstend legte er die Hand auf Santis Schulter, fast im selben Moment erschienen auch die anderen Mitglieder der Familie, die diese Worte mitbekommen hatten. Letzten Endes meldete sich Santis Mann zu Wort, den eine Frage besonders quälte.

„Was heißt das für uns?“

Auch wenn die Frage an sich gleichgültig und egoistisch klang, die Stimme machte es mehr als deutlich, dass dieser genauso mitfühlte wie jeder andere. Und Katsumi konnte nicht leugnen, dass er diese Frage begrüßte, denn andernfalls hätte er einen Anfang finden müssen, doch dies war in einer solchen Situation schwerer als man es erwarten würde.

„Shin hat sich auf eine alte Tradition berufen, wodurch die Familienführung an Noriko geht…Das war Shins letzter Wille und den sollten wir alle respektieren.“

Stillschweigend stimmten alle diesen Worten zu. Keiner würde Shins letzten Wunsch abschlagen. Nicht mal Riku konnte diesem Widersprechen. Im Moment war einfach keiner in der Lage die Situation zu begreifen und am aller wenigsten taten es die jüngeren unter ihnen. Insbesondere deshalb, weil keiner wusste in wie weit sich die Lage auf dem Asakuraanwesen durch den doch recht plötzlichen Führungswechsel gestallten würde. Shin und Noriko hatten zum Teil ähnliche allerdings auch oft genug verschiedene Ansichten was das allgemeine Wohl der Familie anging. Die Frage war also, ob Noriko ihre Meinung nun konkreter durchsetzte oder dem Beispiel ihres Mannes folgen würde. Sie würden es schon sehr bald erfahren, doch eines Stand fest der Führungswechsel würde so wie jeder andere eine neue Ära einleiten. So wie es schon immer war.
 

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Das war díe dritte Tragödy in der Asakura Familie und bei weitem noch nicht die letzte. Allerdings muss ich dazu sagen, dass diese FF sich vorerst nicht lange mit dem trauern aufhält. Deshalb findet zwischen diesem und dem nächsten Kapitel ein kleiner (oder in diesem Fall etwas größerer) Zeitsprung statt. Ich dachte mir ich sage es bevor jemand denkt, dass er es verpasst hat. Der Rest ist jedoch wie immer. Das nächste Kapitel kommt am 1.7. und dann ist auch schon die ruhige Etappe von Haos Leben fast vorbei. Aber was das genau bedeutet erfahrt ihr in den nächsten Kapitel
 

Also bis dann
 

Misato

Eine Familie zum Hassen und Lieben

Kapitel 15: Eine Familie zum Hassen und Lieben
 

Hao musste sich dieses Mal richtig konzentrieren um nicht wieder einen Angriff abzubekommen. Er hatte irgendwie das Gefühl, als hätten die Geister im Dämonenwald ein Treffen organisiert, da sie wussten, dass Noriko ihn heute wieder zum Trainieren hier her bringen würde. Als er den Wald betreten hatte, hatte es nicht lange gedauert, bis die ersten Geister angegriffen hatten. Wie viele es genau waren konnte er nicht sagen. Nur eines und zwar, dass sie immer nacheinander angriffen. Eine Strategie, der er nicht lange standhalten konnte. Auch seine Schutzbarriere war schnell am Ende. Die einzelnen Shikigamis die noch nicht vernichtet wurden, hüpften nur kreuz und quer durch den Wald. Ab und zu führte ihr undurchdachter Weg auch zu ihm und sorgten so dafür, dass er ein weiteres Mal schmerzhaft auf dem Boden landete. Mittlerweile hatte er es aufgegeben den fiesen kleinen Geistern auszuweichen und war auf dem Boden hocken geblieben. Vor sich hatte er eine Schutzbarriere erstellt, die aus reinstem Furyoko bestand. Die Erschaffung dieser Barriere hatte seine Meisterin ihm am Vortag erklärt. Er hätte eigentlich sofort durchschauen müssen, dass sie so eine Aktion plante, immerhin hatte sie eine gewisse Regelmäßigkeit für die Trainingsausflüge in den Dämonenwald. Doch dieses Mal hatte er einfach keine Lust sich über die Technik weitere Gedanken zu machen und zu versuchen diese optimal durchzuführen. Ein Grund war, dass er sich von Youji zu einem kleinen Schamanenkampf hat überreden gelassen hatte. Es war in gewisser Weise eine Art Tradition geworden. Zwar hatte er vor einigen Jahren noch gesagt, dass er nicht so oft mit seinem Schutzgeist kämpfen würde, doch mittlerweile war einmal pro Woche zum Pflichtprogramm geworden. Was besonders daran lag, dass Youji es nie geschafft hatte ihn zu besiegen. Ein Grund, den dieser einfach nicht begreifen konnte, was ihm allerdings genauso ging. Bei jedem Kampf den er mit Youji hatte, bekam er auf einmal das Gefühl gewinnen zu müssen. Er wusste nicht woran es lag. War er einfach nur zu ehrgeizig um eine Niederlage einzustecken, daran dass Youji es ihm übel nehmen würde, wenn er sich zurückhielt oder einfach nur daran, weil er in den Kämpfen meistens improvisierte und immer wieder etwas neues ausprobiert mit dem er Youji früher oder später zu Boden brachte. Gut, das stimmte nicht ganz. Viel mehr lag es daran, dass er irgendwann keine Lust mehr hatte weiter zu kämpfen und in dem Moment als seine Geistkontrolle als sie auf Youjis traf einfach verstärkt hatte, was jedes Mal dazu geführt hatte, dass dieser von ihm weggeschleudert wurde. Er selbst schlitterte meist auch ein paar Meter zurück, weshalb er die Tainingskämpfe meistens dazu nutzte diese Technik zu perfektionieren, was ihm allerdings bisher nicht richtig gelang. Wieso es so war? Er wusste es nicht, aber jetzt war auch nicht die richtige Zeit um darüber nachzudenken. Immerhin musste er sich jetzt um ein paar nervige Kleingeister kümmern, die ihn aus irgendwelchen Gründen auch immer ins Auge gefasst hatten und zusätzlich noch ihre Freunde zu dieser Grolltat angestiftet hatten.
 

Mit diesen Gedanken reduzierte er das Furyoko der Barriere. Eines stand fest, wenn sein Plan nicht funktionierte, konnte das ganz schön schmerzhaft werden. Allerdings sah er keine andere Möglichkeit die Geister loszuwerden, jedenfalls nicht ohne sich eine Standpauke von seiner Meisterin anzuhören und darauf konnte er wenn er ehrlich war gut drauf verzichten. Nun bestand nur noch ein Problem und das lag bei den angriffslustigen Geistern. Diese hatten sich nämlich zurückgezogen und sahen ihn misstrauisch an, bevor sie sich miteinander austauschten, jedenfalls sah es verdammt danach aus. Diese Gelegenheit nutzte Hao um zu seiner Meisterin zu sehen, deren Blick auf den tuschelnden Geistern ruhte. Ihre Hand befand sich nur einige Zentimeter von ihrem eigenen Medium entfernt und schien jederzeit bereit zu sein nach diesem zu greifen und die Geister mit Hilfe von Geistkontrolle zu vernichten, sollten sie einen falschen Schritt auf sie zu mache. Scheinbar war er nicht der einzige, der das Verhalten der Geister merkwürdig fand. Plötzlich fingen die Geister wie wild an zu hüpfen bevor einige von ihnen ohne Vorankündigung einfach verschwanden. Wenig später tauchten sie hinter ihm wieder auf nur um kurz daraufhin wieder zu verschwinden.

//Das ist nicht lustig. Macht es mir doch nicht noch schwerer als es ohnehin schon ist.\\

Mit diesen Gedanken schloss Hao die Augen um sich besser auf die Geister konzentrieren zu können. Jedes Mal wenn sie auftauchten, konnte er es spüren und ihre Position einigermaßen genau einordnen. Doch auch das machte es ihm nicht gerade leichter, da die Geister gerade mal 2 Sekunden an einer Stelle verharrten. Es war nicht lange genug um sich umzudrehen und sie angreifen zu können. Das einzige Positiv war nur, dass sie genauso wenig die Chance hatte anzugreifen, doch so wie er es sah, wollte sie es gar nicht. Jedenfalls noch nicht. Sie wollte ihn verwirren und genau in dem Moment angreifen in dem er sich nicht Verteidigte. Wie um diese Theorie zu beweisen gaben die Geister ihr Versteckspiel auf und breiteten sich auf einen Angriff vor.

//Von allein Seite, typisch. Wieso musste das die Ausgangssituation sein?\\

Noch bevor Hao weiter darüber nachdenken konnte, spürte er auch schon, wie die Angriffe auf ihn zukamen. Ausweichen konnte er jetzt sowieso nicht mehr, blieb also nur noch das Furyokoexperiment, was er sowieso geplant hatte. Andererseits, wenn das bei einem Schamanenkampf funktionierte, wieso nicht auch in so einem wie diesem. Das Prinzip war ja dasselbe. Mit diesen Gedanken öffnete Hao die Augen und verstärkte seine Schutzbarriere in letzter Sekunde mit mehr Furyoko. Dadurch entstand eine Druckwelle, die bewirkte, dass die vielen Angriffe einfach mal zurück zu ihren Absendern geschleudert wurden. Als Folge konnte man sehen, wie einige der Geister dank des zurückgekommenen Angriffes zu Boden gingen und sich wütend den Kopf rieben, bevor sie endgültig verschwanden. Andere wiederum, die der Wirkung des Gegenangriffes ausweichen konnte, schlugen einfach erneut zu. Einer dieser Angriffe flog sauber an diesem vorbei, doch dann streckte Hao die Hand nach diesem aus. Für einen Moment schien er auf der Stelle stehen zu bleiben bevor er in der gleichen Geschwindigkeit die Richtung änderte. Das hatte zur Folge, dass Hao ein weiteres Mal den Kopf einziehen musste um aus der Flugbahn des Angriffes zu entkommen. Das mit den Magnetangriffen sollte er definitiv denen überlassen, die sich damit auskennen.
 

Einen positiven Effekt hatte das ganze allerdings. Nun hatten auch die letzten Geister genug von ihm und waren in die dunkelsten Gefilde des Waldes vorgedrungen und damit aus seinem Sichtfeld verschwunden.

„Ich hasse diese Geister!“

Mit diesen Worten versuchte er sich die Haarsträhnen, die ihm während des Kampfes im Gesicht hingegen wegzupusten, was ihm allerdings nicht besonders viel brachte. In solchen Momenten waren lange Haare einfach unpraktisch, doch damit musste er wohl oder übel leben.

„Ich kann mir vorstellen, dass sie dich auch nicht besonders mögen. Aber mal zu einer anderen Sache. Was sollte die Aktion mit der Schutzbarriere. Ich persönlich habe noch nie in meinem Leben davon gehört, dass man sie auch als Kampfmittel einsetzen kann.“

„Glücklicher Zufall?“

„Sehr witzig, Hao. Also, findest du nicht es ist mal an der Zeit mir zu erzählen, wieso du unter deinem Können bleibt, denn das du mehr kannst steht ohne Zweifel fest. Auch wenn einige es immer noch nicht akzeptieren wollen.“

Hao antwortete auf diese Frage nicht, was hätte er auch schon groß erwidern wollte. Er blieb unter seinem Können, weil er einem Kampf damit vorbeugen wollte. Er wollte nicht kämpfen, doch damit würde er bei seiner Meisterin nur auf taube Ohren stoßen oder sich ein paar zusätzliche Stunden Training einhandeln.

„Sagen sie wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir für heute Schluss machen!“

„Du kannst doch einfach sagen, dass du mir den Grund nicht nennen willst, anstatt zu versuchen vom Thema abzulenken. Und zu deiner Frage. Das Training fängt dann an, wenn ich es sage und hört auf, wenn die Geister hier dir mindestens 5 Minuten Pause gewähren. Und ich denke nicht das sie das vorhaben, da sie wieder ein kleines Treffen abhalten.“

„Och nö. Haben die etwa immer noch nicht genug.“

„Du schlägst sie jedes Mal in die Flucht, eigentlich ist es zu erwarten, dass sie irgendwann man zurückschlagen und zwar nicht weil sie einen ärgern wollen, sondern um dir die ständigen Demütigungen heimzuzahlen.“

„Ihr Problem, ich hab den Kampf nicht provoziert….“

Weiter kam Hao nicht, da er in dem Moment ausweichen musste. Selbst seine Meisterin musste bei dem unerwarteten Angriff den Kopf einziehen, da sie anders nicht mehr rechtzeitig hätte reagieren können. Ein Ereignis, dass sie doch noch mal über ihre vorige Entscheidung nachzudenken.
 

Sich fremden Geistern entgegen zu stellen war schon immer ein Risiko, es aber auch noch ohne Geistkontrolle zu tun konnte Lebensgefährlich sein, weshalb sie selbst immer wachsam war und die gegnerischen Geister im Auge behielt. Wenn die Geister es jetzt allerdings auch noch auf sie abgesehen haben, musste sie Prioritäten setzen und das hatte sie ehrlich gesagt nicht vor.

„Gut, vielleicht sollten wir den Geistern dieses Mal ihren Sieg lassen.“

„Nö, jetzt erst Recht nicht mehr!“

Von Haos Antwort war Noriko sichtlich geschockt, sie hätte wirklich alles erwartet, aber das nicht. Besonders da er sie vorher noch auf seine Art und Weise gebeten hat das Training zu beenden. Wahrscheinlich wollte er nur mal sehen, wie sie sich so schlug, aber das konnte er vergessen.

„Bitte, dann fang.“

Mit diesen Worten warf Noriko ihrem Schüler ihr Medium entgegen, welches er auch ohne Schwierigkeiten auffing. Allerdings konnte er seinen verwirrten Blick einfach nicht verbergen.

„Armania, die Geister gehören dir, kämpf an seiner Seite so wie an meiner.“

Armania war eine Frau mittleren Alters, die ihre dunklen Haare hochgesteckt hatte und somit mindestens zehn Jahre älter wirkte als sie war. Jedenfalls würde sie dass, wenn sie nicht schon längst ein Geist wäre und Geister altern bekanntlich ja nicht.

„Wie sie wollen, Noriko... Dann zeig mal was du kannst.“

Die letzten Worte waren eindeutig an Hao gerichtet, der allerdings nur ein unverständliches Gemurmel herausbringen konnte und Noriko erst einmal ein paar Sekunden mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck ansah. Diese hatte die Worte zwar nicht verstanden, doch irgendwie wirkte es so, als hätte er etwas wie ‚Geistkontrolle ist doch langweilig’ gesagt. Bevor sie jedoch nachfragen konnte, kam er seiner stumm gestellten Aufgabe nach. Fast schon so als wäre er es gewöhnt erschuf er ohne Schwierigkeiten Geistkontrolle was Noriko doch etwas überraschte. Immerhin wusste sie ja nicht, dass Hao hinter ihrem Rücken mit seinem Cousin heimlich trainierte. Das bewirkte, dass sie nur noch überraschter war, als Hao es schaffte mit nur einem einzelnen Schlag die Hälfte der sich erneut versammelten Geister mit einem beeindruckenden Energieball in die Knie zu zwingen und einige sie zusätzlich noch zum Fliegen brachte. Wenig später nach dem er sich der Geister ein weiteres Mal entledigt hatte, lehnte er sich gegen einen in der nähe stehenden Baum und schien auf die Rückkehr der Plagegeister zu warten. Doch diese hatte scheinbar nun endgültig keine Lust sich weiter verdräschen zu lassen und zogen es vor in ihrem Versteck zu bleiben.
 

Noriko sah Hao nach dieser Aktion nur Kopfschüttelnd an. Er überraschte sie doch immer wieder. Sie hatte zwei ganze Jahre lang versucht herauszufinden was für Kräfte dieser besaß und sie war trotz allem keinen Schritt weiter als damals. Alles was sie wusste war, dass er unter seinem Können blieb und ohne Frage einer der talentiertesten Schamanen war, die sie je gesehen hatte. Doch das allein reichte einfach nicht.

„Ich glaube wir machen wirklich Schluss für heute.“

Hao nickte daraufhin nur und gab seiner Meisterin daraufhin das Schwert zurück. Diese nahm es ohne große Worte entgegen. Doch dann viel ihr auf, dass die Geistkontrolle noch immer intakt war. Genau in dem Moment als sie dies feststellte brach sie jedoch zusammen und ihr Schutzgeist erschien wenig später neben ihr. Für einige Sekunden herrschte Schweigen, doch dann schüttelte Noriko lächelnd den Kopf.

„Wie konnte er die Geistkontrolle solange aufrecht halten?“

„Das Armania ist eine sehr gute Frage

Schmunzelnd sah sie dem Jungen hinterher. Sie hatte noch nie jemanden gesehen der nur ansatzweise eine so gute Kontrolle vorweisen konnte wie dieser. Das bedauernswerte war nur, dass ihr Anteil daran gering war. Sie hatte ihm zwar alle ihr zu Verfügung stehenden Techniken beigebracht oder besser gesagt all jene, für die kein Schutzgeist erforderlich war. Das hieß aber nicht, dass Hao um Schwertkämpfe herumkam. Sie hatte ihm eine Ersatztechnik beigebracht. Eine, die es mit viel Übung und Geschick sogar mit der ursprünglichen Geistkontrolle aufnehmen konnte. Normalerweise sollte er mit dem was er gelernt hatte in der Lage sein sich gegen normalstarke Schamanen durch zusetzen. Und so wie es aussah beherrschte er auch die Geistkontrolle, somit war das einzige was noch fehlte ein eigener Schutzgeist und ihm einen anzudrehen konnte durchaus schwierig werden.

//Ach Shin, wenn du nur sehen könntest, was aus dem Jungen geworden ist. Unsere Familie braucht eine starke Führung, denn ich spüre wie meine eigene Kraft langsam schwindet. Nicht mehr lange und ich werde den Nachfolger des Oberhauptes bekannt geben müssen. Auch wenn mir klar ist, dass du bis zum Ende an ihm gezweifelt hast, so ist mein Vertrauen seit deines Todes ins unermessliche gestiegen. Doch mit einem bin ich mir ebenfalls sicher. Und zwar, dass du jetzt ebenfalls meiner Meinung, was ihn betrifft zustimmen würdest. Auch wenn sich alle gegen den Entschluss stellen würden, was mit Sicherheit nicht der Fall sein wird, so würde es nicht das Geringste ändern. Ich habe meinen Entschluss gefasst und das schon vor Jahren.\\

Für einen Moment blieb sie noch auf der kleinen Lichtung stehen, bevor auch sie sich auf dem Weg zurück zum Asakuraanwesen machte. Noch war die Zeit, in der sie ihren Nachfolger benennen musste nicht gekommen, doch das konnte sich jederzeit ändern. Bis dahin würde sie weiterhin versuchen den Jungen an seine Grenzen zu bringen und hoffte insgeheim, dass er ihr irgendwann so vertraute, dass er ihr seine wahren Kräfte Demonstrierte. Doch bis es soweit war musste sie sich in Geduld üben, genauso wie die restlichen Jahre.
 

- Bei Sayuri -
 

Sie konnte einfach nicht mehr. Das Training ihres Vaters war zwar für heute beendet doch sie wusste, dass es morgen genauso weiter ging wie es aufgehört hatte. Bei diesen Gedanken wischte sie sich die Tränen aus den Augen. Ihr tat so ziemlich jeder Muskel in ihrem Körper weh, selbst ihr Kopf schien gegen die Trainingsmethoden zu protestieren. Alles was sie fühlte war ein stechender Schmerz, der unregelmäßig in ihrem Kopf auftrat und je mehr sie weinte schlimmer wurde. Ihre Augen waren bereits rot von den salzigen Tränen, die sie seit sie den Trainingsbereich und ihren Vater hinter sich gelassen hatte, nicht mehr stoppen konnte. Mittlerweile ging sie einen Korridor entlang um zu ihrem Zimmer zu gelangen. Alles was sie wollte war ihre Ruhe. Sie wollte sich einfach nur in ihrem Zimmer barrikadieren und nie wieder rauskommen. Nie wieder. Doch das war unmöglich. Zwar akzeptierten ihre anderen Verwandten es, wenn sie oder ein anderer aus der Familie mal etwas Zeit für sich brauchten, doch früher oder später würden sie sich so ein Verhalten nicht gefallen lassen. Zwar war der Grund für jedes einzelne Mitglied unterschiedlich, doch bei ihrem Vater konnte sie sich vorstellen, dass er nur an die verlorene Zeit ihres Trainings dachte. Eine Tatsache, die sie sich vor knappen 7 Jahren nicht hätte träumen lassen. Was wahrscheinlich daran lag, dass sie damals nur ein kleines naives 5 jähriges Kind war. Da hatte das Training noch richtig Spaß gemacht. Jedenfalls mehr oder weniger, besonders da Youji sie dann und wann einfach mitgeschleift hatte. Seit Hao jedoch bei ihnen war, hatte ihr Training um einige Stufen zugenommen, besonders nachdem Noriko das Training für ihn übernommen hatte. Sie würde Hao zwar niemals die Schuld dafür geben, immerhin konnte er ja nichts dafür. Allerdings konnte sie auch nicht verleugnen, dass er der Grund für diese Entwicklung war. Ein Grund, den sie einfach nicht nachvollziehen konnte.

//Ich kann mit Hao nicht mithalten, wann versteht er das endlich. Ich will es ja noch nicht mal.\\

„Sayuri?“

Bei diesen Worten stoppte sie mitten in ihrer Bewegung, hatte sie ihren Cousin, an dem sie vor wenigen Sekunden vorbeigegangen war wirklich übersehen. Verwirrt und leicht fassungslos drehte sich zu diesem um. Zeitgleich spürte sie wie sich erneut Tränen in ihren Augen sammelten. Noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte hatte sie schon reagiert und war ihrem um einige Tage älteren Cousin um den Hals gefallen. Genau in diesem Moment schossen die Tränen endgültig hervor und waren nicht mehr zu stoppen.

„Hey was ist passiert. Sayuri, sprich mit mir?“

„Mein Vater, das ist passiert. Ich…ich kann nicht mehr... Ich kann einfach nicht mehr?“

Je weiter sie sprach desto mehr hatte sie den Wunsch einfach irgendwo zusammen zu brechen wo sie niemand sehen konnte. An einem Ort wo sie nur für sich allein war und niemand sie zu irgendetwas zwang. Sie wollte irgendwo sein wo man ihre Mühe zu schätzen wusste und sie nicht für jeden Fehler kritisierte. Wo man ihr keine Trainingserhöhung gab, weil sie einen Fehler gemacht hatte sondern ihr zeigte wie man es besser machte. Sie wollte einfach mal eine Pause, nicht immer die ganze Nacht wach bleiben, weil sie bei jeder Bewegung einen unangenehmen Schmerz durch ihren Körper ziehen spürte.
 

Langsam, ganz langsam beruhigte sie sich wieder. Ihre Tränen waren verebbt, doch sie wusste, dass sie jederzeit wieder hervordringen werden, sobald sie daran dachte, dass es morgen genauso ablaufen würde. Und wie auf Kommando formten sich bei diesen Gedanken neue tränen, die sie jedoch noch unter Kontrolle halten konnte. Noch, doch bald würden auch diese wieder entkommen. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie nach dem Training auf ihr Bett gefallen war und sich in den Schlaf geweint hatte. Doch sie war nicht in ihrem Bett und genau das wurde ihr langsam bewusst.

„Ganz ruhig. Beruhig dich erst mal. Vielleicht können wir…“

Bei diesen Worten stieß sie sich von ihm ab und schüttelte heftig den Kopf, wobei sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte.

„Dad würde das Training nicht verringern. Besonders nicht wenn ich ihm mit so einem kindischen Verhalten gegenüber trete…“

„Sayuri, du kannst dein Verhalten nicht als kindisch bezeichnen.“

Hao wusste nicht wie er auf das ganze reagieren sollte, deshalb versuchte er einfach auf sein Gefühl zu hören. Was nicht gerade einfach war, da er in dem Moment gerne einen Kampf mit seinem Onkel anfangen würde, nur um diesem Mal zu zeigen, was er Sayuri antat. Er hatte schon mehrfach gemerkt, dass sie nach dem Training am Ende ihrer Nerven war, doch bevor er irgendetwas tun konnte war sie verschwunden. Fast so als würde sie alles daran setzen ihre Gefühle zu verbergen. Dieses Mal jedoch war ihr Vorhaben scheinbar nicht gelungen. Doch allem Anschein schienen seine Worte sie nicht wirklich zu beruhigen.

„Wann hast du das letzte Mal geweint. Ich persönlich kann mich nicht daran erinnern. Oder Youji. Ihr beide beißt die Zähne zusammen und tut was ihr tun müsst. Aber das kann ich nicht. Ich versuche es, aber früher oder später kann ich die Tränen nicht mehr stoppen. Ich weiß selber dass es erbärmlich ist, aber ich kann es nicht ändern, ich will, aber ich kann einfach nicht.“

„Du kannst dich unmöglich mit uns vergleichen, Sayuri. Wir müssen uns das Training von deinem Vater nicht antun. Klar haben wir auch unsere Hürden, aber das heißt nicht, dass diese mit den deinigen vergleichbar waren. Ich finde, dass du mehr durchstehst als wir beide zusammen und ich bin mir sicher, dass Youji mir in dieser Hinsicht zustimmen würde.“

„Wieso machst du dich immer schlechter als du bist. Du wärst uns allen meilenweit voraus, wenn du Großmutter von deinem Schutzgeist erzählen würdest.“

„Und was dann? Was wenn sie mir ihrer Meinung nach nichts Neues beibringen kann? Nachher schickt sie mich noch auf eine Pilgerreise. Und ganz ehrlich. Ich hab keine Lust euch hier alleine zu lassen.“

„Du meinst wohl eher du hast keine Lust alleine irgendwo in der Weltgeschichte herumzuirren und dich wohlmöglich noch zu verlaufen.“

„Ich verlaufe mich nie. Jedenfalls nicht ewig.“

Bei diesen Worte konnte Sayuri nicht anders als laut zu kichern. Oh ja sie kannte die Bedeutung des Spruches. Damals hatte er es irgendwie geschafft sich zu verlaufen und wollte es partu nicht zugeben.
 

Irgendwann gegen Mitternacht hatte er das Asakuraanwesen wieder gefunden. Seine einzige Antwort die er als Rechtfertigung abgegeben hatte, war ihr noch allzu gut in Erinnerung

„Stimmt, du nimmst lediglich einen gewollten Umweg.“

„Genau. Und das war damals kein Scherz, sondern mein voller Ernst. Ich hab mich lediglich etwas mit dem Zeitaufwand überschätzt.“

„Na klar.“

„Glaub was du willst.“

//Es ist mir egal was sie darüber denkt, Hauptsache sie lacht wieder. Aber ernsthaft, was kann ich dafür, wenn diese blöde Wölfin mich in die falsche Richtung geschickt hatte, nur weil sie meinte es wäre eine Abkürzung. Das ich nicht lache. Wahrschlich lacht sie sich bis heute noch Tod über meine Dummheit. Da fällt mir ein, dass mir dieser verfluchte Tiergeist immer noch nicht erklärt hat, wieso sie reden kann.\\

So schnell wie diese Gedanken gekommen sind, so schnell hatte er ihn auch wieder beiseite geschüttelt. Diese mysteriöse schneeweiße Wölfin hatte ihn schon immer fasziniert. Er hatte einen Verdacht, doch diesen würde er niemals aussprechen. Dafür war es viel zu unglaubwürdig.

„Soll ich mal versuchen mit ihm zu reden.“

„Mit wem?“

„Worüber haben wir gerade gesprochen.“

„Ach so. Ich wage zu bezweifeln, dass das hilft, aber du kannst es gerne Probieren.“

„Soll ich es versuchen oder soll ich nicht?“

„Ich…ja…wenn es was bringt. Aber ich will nicht, dass du…“

„Schon gut, du kennst mich. Ich weiß meistens was ich mir erlauben kann und was nicht.“

„Du sagst es. Ich kenne dich und meinem Vater gegenüber gehst du öfters zu weit. Ich hab einfach Angst, dass er seine Wut irgendwann nicht mehr unter Kontrolle hat und dich…“

„Hey keine Sorge ich kann schon auf mich aufpassen.“

Sayuri nickte nun und machte sich zu ihrem Zimmer auf. Sie wusste dass Hao auf sich selbst aufpassen konnte. Doch sie wusste auch, dass ihr Vater nur blanken Hass für diesen empfand. Eine Auseinandersetzung war immer mit einem unbestimmten Ausgang in Verbindung zu setzen. Sogar Noriko und früher auch Shin hielten bei solchen Auseinandersetzungen den Atem an und warteten förmlich auf den Moment in den sie eingreifen mussten. Allerdings hatte Hao einiges dazugelernt doch ob dies im Bezug auf ihren Vater genauso war konnte sie nicht sagen. Im Moment war ihr dies jedoch egal. Alles was sie wollte war ihre Ruhe.
 

Hao sah Sayuri für einen Moment nach. Er hasste es seine kleine Cousine so zu sehen. Auch wenn sie nur ein paar Tage jünger war als er, so hatte er dennoch das Gefühl, als müsste er auf sie aufpassen. Seit er hier lebte waren er, Sayuri und Youji untrennbar. Keiner ließ den anderen hängen sondern versuchte stets alles in seiner Macht stehende um den anderen aufzubauen, wenn er mal am Boden war. Die beiden haben ihm immer beigestanden, wenn Riku es sich mal wieder auf die Fahne geschrieben hatte ihn schlecht zu machen. Nun war es an ihm zu versuchen seiner Cousine zu helfen. Er konnte nicht leugnen, dass er kurz überlegt hatte Youji um Unterstützung zu bitten, doch diesen Gedanken hatte er schnell wieder verbannt. Er musste nicht auch noch seinen älteren Cousin in das Ganze hineinziehen.

//Dann sollte ich mal hoffen, dass Riku gute Laune hat.\\

Mit diesen Gedanken ging er durch den relativ dunklen Korridor. Dabei sah er sich in regelmäßigen Abständen um, fast so als erwartete er, dass jeden Moment irgendetwas aus der Wand springen würde. In gewisser Weise wäre es nichts Ungewöhnliches mehr, da die hauseigenen Geister so etwas häufiger machten. Er erinnerte sich noch gut daran, als er hier das erste Mal in seinem Leben lang gegangen war. Damals hatte es wirklich ein Geist gewagt ohne Vorankündigung einfach mal eben so aus der Wand zu hüpfen. Natürlich hatte er sich damals erschreckt aber er ist bei diesem Vorfall noch am unbeschadetsten herausgekommen. Der Geist jedoch war aus welchen ihm unbekannten Gründen kurz darauf gegen die nächste Wand geschleudert worden und hatte kurz darauf mit lauten Fluchen den Fluchtweg durch den Boden genommen. Mittlerweile konnte er so ein Überraschungsangriff allerdings vorhersehen. Er wusste selbst nicht wie er es machte, doch jedes Mal kurz bevor einer der Geister aus der Wand hervorsprang hatte sie angefangen zu flackern. Jedenfalls hatte es für ihn den Anschein als würde es so sein.

//Scheint so, als hätten die Geister heute keine Lust zum Streichespielen. Besser für sie, wer weiß wo sie sonst landen würden!\\

Noch bevor er seine Gedanken weiter ausführen konnte, erreichte er auch schon die Tür seines Onkels. Einen Moment blieb er vor dieser stehen, bevor er anklopfte und auf eine Antwort lauschte. Die Wahrscheinlichkeit das Riku hier sein würde war ziemlich groß. Immerhin war das der Ort, an dem er sich am meisten aufhielt, wenn er nicht dabei war Sayuri zu trainieren oder mit den anderen aus der Familie Kriegssitzungen hielt. Dem zur Folge stellte sich weniger die Frage, ob sein Onkel in dem Raum war, sondern vielmehr ob dieser gestört werden wollte und seine Anwesenheit zu erkennen gab.
 

Fast schon hatte er es aufgegeben darauf zu hoffen eine Antwort zu kriegen. Genau in dem Moment als er sich dazu entschloss die Tür ohne Erlaubnis zu öffnen, hörte er von innen ein miesgelauntes grummeln.

„Ja bitte!“

Sein Onkel hatte definitiv keinen guten Tag. Allerdings hatte ihn das nie wirklich gestört, da er ihm gegenüber nie gut gelaunt war. Also wieso sollte er sich aufgrund dessen Laune aufhalten lassen.

„Wir müssen reden!“

Gut, es war nicht die höfflichste Form, ein Gespräch anzufangen oder um eine Unterhaltung zu bitte, doch er hatte schon seit Jahren keinen Respekt mehr Gegenüber den älteren. Dafür hatte dieser ihn einmal zu oft schlecht gemacht. Insgeheim rechnete er nicht mal damit, dass Riku ihm eine Chance geben würde, egal wie förmlich er sich ausdrückte, also wieso sollte er es tun.

„Worüber. Über dein Training oder deine Meisterin. Was auch immer, es ist sowieso egal, da ich im Moment keine Zeit habe. Bedauere.“

Innerlich konnte er sich ein leichtes Schmunzeln nicht unterdrücken, doch davon ließ sich sein äußerer Ausdruck im Gesicht nicht beeinflussen. Ja, genau diese Reaktion hatte er erwartet. Allerdings wusste er, dass diese Aussage nur ein Vorwand war um ihn loszuwerden und den Gefallen würde er diesem nicht tun.

„Oh ich bin mit meiner neuen Meisterin mehr als zufrieden, danke der Nachfrage.“

„Freut mich zu hören! Du entschuldigst mich.“

Mit diesen Worten war Riku von seinem Stuhl aufgestanden. Scheinbar ahnte er schon, dass er Hao nicht so schnell loswurde. Doch so leicht würde dieser nicht aufgeben. Zumindest waren sie beim Sarkasmus und nicht beim Rausschmiss angekommen, auch wenn es deutlich war, dass er nicht sonderlich erwünscht war.

„Würdest du freundlicherweise aus dem Weg gehen?“

Oh ja, Haos derzeitige Position war sozusagen unumgehbar. Immerhin stand er genau vor der einzigen Tür, die aus dem Raum herausführte.

„Nein. Nicht solange du mir zugehörst hast!“

„Wie gesagt Junge, ich hab gerade keine Zeit!“

Mit diesen Worten schob er Hao grob von der Tür weg und öffnete diese. Doch bevor er nur einen Schritt nach draußen machen konnte, hielten ihn Haos nächste Worte zurück.

„Es geht um Sayuri!“

Diese Worte waren wie ein Zauberspruch. Es war nicht so, dass Riku nichts für seine Tochter übrig hatte, im Gegenteil, sie war alles für ihn, doch er ließ sich davon nicht anmerken. Jedenfalls unter normalen Bedingungen nicht und besonders nicht, wenn es ums Training ging.

„Was ist mir ihr?“

Bei dieser war Haos Verlangen groß einfach mit einem ‚ich dachte du hättest keine Zeit für eine Unterredung‘ doch er konnte diesen Satz gerade noch zurückhalten. Er hatte jetzt Rikus volle Aufmerksamkeit und diesen Fortschritt wollte er vorerst nicht rückgängig machen. Ein einziges falsches Wort würde genügen damit dieser das Ganze als dummes Geschwätz abtat und dass wollte er ja schließlich nicht.
 

Während Hao schnell nach den richtigen Worten suchten die zu allem Überfluss dieses Mal nicht automatisch über seine Lippen liefen, hatte Riku die Tür wieder geschlossen und sich seinem Neffen zugewendet. Es war kein Geheimnis, dass er den Jungen einfach im Raum stehen gelassen hätte, wenn dieser Sayuris Namen für sich behalten hätte. Doch die Erwähnung seiner Tochter änderte alles. Er wusste dass Hao und sie sich gut verstanden, dass sie diesem vielleicht sogar mehr anvertraute als ihm und genau das war ein weiterer Grund den Jungen zu verachten. Auch das dieser eine unbeschreibliche Macht in sich hatte ging ihm gewaltig gegen den Strich, ja er wusste, dass Hao besondere Kräfte hatte, dass er ein außergewöhnlicher Schamane war, doch dies schrieb er nicht dem Jungen zu sondern vielmehr den Rettungsversuch seiner Mutter. Er konnte sich gut Vorstellen, dass das Furyoko seiner Mutter dessen Schamanenkräfte früher geweckt hatte als bei sonst jemanden. Doch diese Kräfte zu besitzen und sie beherrschen zu können waren zwei verschiedene paar Schuhe. Er hatte den Jungen absichtlich schlecht gemacht, nicht dass er das jemals zugeben würde. Die Tatsache, dass dieser seine eigentlichen Fähigkeiten scheinbar absichtlich verbarg machte ihm das Ganze nur noch einfacher. Doch die Wahrheit war, dass er diesen für eine Gefahr hielt. Ein Gefahr für sich selber und für andere, sollte dieser an einen Punkt kommen, wo dessen Kräfte zu gewaltig werden und er die Macht in sich nicht mehr kontrollieren konnte.

„Ihr wird das ganze Training zu viel!“

Für einen Moment hatte Riku das Gefühl, dass er sich verhört hatte. Er wusste doch wohl am besten was seine Tochter aushalten konnte und was nicht. Er brauchte kein neunmalkluges Kind um ihn zu sagen, wie er mit seiner Tochter umzuspringen hatte.

„Du solltest nicht von Dingen reden, von denen du nichts versteht. Zwischen Wollen und Können liegen Welten und die gilt es zu erkennen.“

„Dann solltest du deine Einschätzung mal für einen Moment beiseitelegen und genau hinsehen. Alles was sie tut ist trainieren oder sich in ihrem Zimmer verschanzen, weil sie anderen gegenüber nicht zeigen will, wie fertig sie in Wirklichkeit ist.“

Eines war für Riku nach diesen Worten klar. Hätte er die Tür immer noch geöffnet in seiner Hand gehabt, so hätte er diese genau jetzt zugedonnert. Was erlaubte sich dieser Bengel eigentlich. Er beobachtete das Training seiner Tochter sorgfältig. Gut, sie tat sich mit der einen oder anderen Ausdauerübung schwer, doch das lag bestimmte nicht daran, dass sie mit dem ganzen Training überfordert war. Das konnte nicht sein, immerhin hätte er das doch gemerkt. Jedes Mal nach Ende des Trainings hatte er ihr nachgesehen, wenn sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer gemacht hatte. Sie war erschöpft, dass gab er gerne zu, doch das war auch der Sinn des ganzes. Um stärker zu werden musste man seine Grenzen überwinden und das tat sie. Auch wenn sie es hasste, so würde ihr dieses Training früher oder später helfen und das nicht nur bei einem Kampf mit fremden Schamanen.
 

Es war kein Geheimnis, dass er Haos Anspruch des Oberhauptes der Familie nicht gönnte. Dieses Recht sollte eigentlich an seine Tochter gehen. Nein erst an ihn und dann an seine Tochter, so war es die richtige Reihenfolge, doch Hao musste ja die ganze Familienordnung umkrempeln. Es könnte alles so einfach sein, wenn es einfach so gelaufen wäre wie es geplant war oder noch besser wie es vorgesehen war. Doch das war es nicht. Aus diesem Grund war auch das letzte was brauchte das Verhalten dieses Jungen.

„Pass auf deinen Ton auf, den mir scheint du vergisst mit wem du hier sprichst.“

„Willst du es nicht verstehen oder kannst du es nicht? Mir ist es egal was du von meinem Verhalten hältst, es geht mir einzig und allein um das Wohl meiner Cousine.“

„Ach und mir liegt dann ja wohl nichts an ihr, oder wie darf ich deine Worte interpretieren. Jetzt hör mir mal gut zu Hao, steck deine Nase in Dinge die dich etwas angehen und nicht in Sayuris oder die meinigen. Und am besten fängst du jetzt gleich damit an. Verstanden!“

Jeder andere wäre bei diesen Worten wahrscheinlich auf handliche Größe zusammengeschrumpft oder hätte sich in die hinterste Ecke des kleinesten ihm zur Verfügung stehenden Raum verkrochen. Hao jedoch hielt dem gefährlichen Blick seines Onkels stand. Er war es immerhin gewöhnt und deshalb hielt es ihm nicht mal ansatzweise davon ab etwas zu erwidern.

„Laut genug war es auf alle Fälle.“

„Vorsicht, treib es nicht zu weit, Freundchen…“

Riku konnte nicht anders als den Jungen daraufhin ab Kragen zu packen und ihn ein Stück zu sich heranzuziehen. Seine Stimme triefte förmlich vor Wut. Er würde dem Jungen nicht wehtun, dass hatte er nie getan. Er hatte schon mal zugeschlagen, war dabei jedoch immer darauf bedacht diesen zu verfehlen. Trotz seiner Wut konnte er sich so weit zusammenreißen, doch auch nur weil er wusste, dass die restliche Familie ihm das übel nehmen würde. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass Kinder ihre Grenzen austesteten. Und zu dieser Kategorie zählte er den Jungen, auch wenn er schon 16 Jahre war. Doch aus irgendeinem Grund hatte er das dumpfe Gefühl, dass der Junge das genau wusste. Zu oft hatte er seinen Blicken schon standgehalten und zeitweise war es unerträglich selber nicht nachzugeben. Es wirkte so, als würde dieser durch ihn hindurchsehen und dabei alle seine Gedanken und Pläne entschlüsseln, doch das konnte nicht sein. Vielmehr litt der Junge an Größenwahn, anders war das nämlich nicht zu erklären.
 

Nicht mal Cassandras abstrakten Phantasien konnte er sich anschließen. Dafür war er viel zu realistisch. Sie war

eine Schwarzseherin auch wenn es sich in letzter Zeit ins Gegenteil verkehrt hatte. Ab und zu kam ihr wahres Ich zum Vorschein, um genau zu sein, wenn es um Hao ging. Sein Leben, seine Zukunft, der Sturz ihrer Familie. Es war einfach absurd. Auch wenn er dem Jungen einiges Zutraute, so bezweifelte er, dass dieser jemals in der Lage war ihre Familiendynastie zu Grunde zu richten. Nicht solange er selbst noch etwas zu sagen hatte. Denn falls es wirklich darauf hinaus laufen sollte, so würde die ganze Familie diesen einstimmig von der Position des Oberhauptes stürzen. Das hieß, falls dieser überhaupt jemals die Familienführung übernehmen würden, denn in dem Punkt war das letzte Wort auch noch nicht gesprochen. Des Weiteren war seine Mutter bester Gesundheit und vor ihrem Tod würde es sowieso keinen Führungswechsel geben.

„Sonst was?“

Bei diesen Worten wurde Ricke die Position in der er sich befand wieder bewusst. Er hatte den jungen doch dank seiner Gedanken fast vergessen. Aber auch nur fast.

„Sagen wir einfach, dass du es nicht herausfinden willst! Und jetzt raus.“

Mit diesen Worten ließ er den Jungen vor sich los, bevor er die Tür aufmachte und wartete, bis dieser durch diese den Raum verlassen hatte. Eine Gestik die selbst der Dümmste verstanden hätte. Besonders nach den Worten, die dieser währenddessen gesagt hatte.

„Ist ja gut, den Rausschmiss hab ich verstanden…Trotzdem solltest du dir meine Worte durch den Kopf gehen lassen, bevor…“

Weiter kam Hao nicht mehr, da ihm schon die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde.

//Oh ja, das ist definitiv gut gelaufen und da sagt man immer ich bin Stur.\\

Kopfschüttelnd ließ er die Tür zu Rikus Raum hinter sich. Vielleicht hätte er doch nicht so ausfallend werden sollen, aber wenn es um Riku ging, war es ihm selten möglich seine scharfen Kommentare zurückzuhalten, um genau zu sein war es sogar ziemlich unmöglich. Mit seinem Onkel konnte man sich einfach nicht vernünftig unterhalten, jedenfalls er nicht. Doch das hieß nicht, dass das ganze nichts gebracht hatte. Immerhin bedeutete ihm Sayuri eine Menge. Vor ihm würde er einen Fehler niemals zugeben, aber vielleicht würde er jetzt wenigstens mehr darauf achten, allein deshalb um ihn zu beweisen, dass er falsch lag. Und wenn nicht. Tja dann musste er diesen einfach solange nerven, bis er es tat. Das würde zwar früher oder später zu einem Hörschaden führen, weil Riku ihn früher oder später anschreien würde, doch das war ihm seine kleine Cousine wert. Das und noch vieles mehr. Für den Moment allerdings konnte er nichts mehr tun.

//So und was mache ich jetzt. Ich frag mich ja ob Youji immer noch an seiner Oversoulperfektion bastelt. Obwohl, eher nicht, sein Training müsste auch vorbei sein. Oh menno, ich hab echt keine Lust die ganze Gegend nach ihm zu durchkämmen. \\

Youji zu finden konnte wirklich eine nervenstrapazierende Suche werden. Gut dieser war nicht so schlimm wie er selbst, jedenfalls laut Sayuris Aussage, dennoch war dieser ziemlich schwer zu finden, wenn er es sich vorgenommen hatte nicht gefunden zu werden. Andererseits. Vielleicht konnte er ja Kami fragen, die hatte immer einen sechsten Sinn dafür wo sein Cousin sich aufhielt. Allerdings kam hier das zweite Problem. Er konnte nicht mal wirklich sagen wo diese sich gerade befand. Die Sache mit dem Schutzgeist wollte er immerhin für sich behalten und da konnte er sie ja unmöglich hier herumlaufen lassen. Meistens tauchte sie zwar eigenständig auf, doch immer dann wenn es ziemlich ungünstig war. Dem zur Folge hatte er heute wohl schlechte Karten. Dennoch ließ er den Kopf nicht hängen, irgendjemanden würde er schon finden, das tat er ja schließlich immer und das schon seit mehren Jahren.
 

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So Leute das war's wieder mit dem Kapitel. Der nächste Kapiteltitel lautet übrigens: Änderung der Prioritäten. Man kann also gespannt sein. Wird Riku endlich zur Vernunpft kommen oder bezieht sich der besagte Titel auf eine andere Person. Das alles erfahrt ihr am 16.7.
 

eure Misato

Änderung der Prioritäten

Kapitel 16: Änderung der Prioritäten
 

Es war ein herrlicher Tag. Die Sonne schien und zur Verwunderung aller war nicht eine Wolke am Himmel zu sehen. Dieser Tag stellte eine perfekte Gelegenheit für einen Ausritt dar, was sich natürlich einige nicht nehmen lassen konnten. Auch die Erben der Asakura-Dynastie wurden von dem guten Wetter so angezogen, dass sie ein Teil ihre Arbeiten, die an diesem Tag anstanden einfach vergasen oder ignorierten. Alles was sie wollten war diesen Tag in vollen Zügen zu genießen. Jeder wusste, dass sie die versäumte Arbeit nachholen mussten, doch da diese sowieso nicht lebenswichtig war, konnte sie auch einen Tag warten.

„Endlich mal wieder ein schöner Tag. Wurde ja auch langsam Zeit. Ich dachte schon ich müsste wieder frierend durch die Gegend laufen.“

„Freu dich nicht so früh Youji, wenn die anderen denken, dass wir nicht ausgelastet sind steht wieder Hausarbeit an.“

„Musst du einem eigentlich immer die gute Laune verderben?“

„Nur wenn ich vermeiden will, dass Meisterin Noriko mich zurückordert. Ganz ehrlich, ich hab absolut keine Lust mehr mich mit ein paar widerspenstigen Geistern rumzuärgern!“

»Redest du etwa von mir.«

Nach diesen Worten drehte sich beide Asakura- Erben um und erblickten eine junge Frau mit wüstenfarbenem Haar, die Hao nur intensiv musterte. Dieser verdrehte nur kurz die Augen, bevor er sich wieder dem Pferd zuwandte, welches vor ihm stand.

„Hey Kami. Lange nicht mehr gesehen, Schönheit.“

»Versuch nicht mit mir zu flirten, Youji. Sonst findest du dich gleich im Dreck wieder und du weist wie schmerzhaft das ist. Und nur mal von Frau zu Mann. Das ist eine ganz blöde anmache. Wenn du eine Frau beeindrucken willst, dann leg dir eine andere Strategie zu, denn die heißt übersetzt ‚Hey, ich hab Lust auf ein flottes Abenteuer, bist du dabei?’ Glaub mir, das kommt nicht gut an. Das einzige was du damit erreicht ist ein besagtes Abenteuer oder eine Ohrfeiger und ich versichere dir, dass ein Großteil der Frauen auf die letztere Möglichkeit zurückgreifst.«

Bei diesen Worten konnte Hao ein Kichern nicht verbergen, besonders da Youjis Gesichtzüge völlig entglitten waren. Mit dieser patzigen Antwort hatte er nicht gerechnet. Auch ihre Interpretation des Satzes trug zu seinem geschockten Verhalten bei. Sagen konnte dieser jedoch nichts dazu, da sich Kami schon an Hao wendete und deshalb jeden anderen ignorierte.

» So jetzt aber wieder zu dir Hao. Was war mit meiner Frage?«

„Freut mich auch dich zu sehen, Kami. Und nein, ich habe nicht von dir gesprochen. Viel mehr meinte ich die Quälgeister im Dämonenwald, die es immer noch vorziehen mich zu ärgern, wenn Meisterin Noriko mich dort zum Training hinschickt. Ich versteh nicht wieso sie sich immer mit mir anlegen, obwohl sie auch jedes Mal dabei ist, das ist einfach unlogisch.“

»Ach Unsinn. Geister und Dämonen sind überwiegend darauf aus ihre Macht zu beweisen. Das heißt, dass sie sich entweder an den schwächsten Messen um ihre Macht zu Dämonstrieren oder an den stärksten um zu beweisen, dass sie anderen überlegen sind...Na ja so oder so ähnlich hat mein Meister mir das mal erzählt und irgendwie klingt es auch logisch oder.«

Den letzten Teil ihres Satzes ergänzte Kami nach einer kurzen Pause, da ihr aufgefallen war, dass sie eindeutig zu viel erzählt hatte und die Jungs vor ihr deswegen verwunderte Blicke zuwarfen. Generell hatte es durch all ihre Versprecher keinen Sinn mehr ihre Tarnung aufrecht zu erhalten, doch dann müsste sie Hao einiges erklären, besonders da sie sich in ein undurchsichtiges Lügennetz verstrickt hatte, welches immer wieder drohte zusammen zu brechen. Insbesondere lag das daran, dass sie ihre Gedanken einfach nicht für sich behalten konnte. Eine Eigenschaft, die sie früher oder später noch in gewaltige Schwierigkeiten bringen konnte. Diese Tatsache führte jedoch dazu, dass sie immer mehr Ausreden erfinden musste, weshalb sie selbst nicht mehr genau wusste, was sie ihm alles erzählt hatte und was nicht.
 

Bisher jedoch schien Hao und auch dessen Cousin und Cousine nichts von alle dem zu bemerkten. Gut, ab und zu warfen sie ihr misstrauische Blicke zu, doch diese legten sich schnell wieder. Die drei Schamanen hatten einfach zu viele andere Sachen im Kopf um sich die Zeit zu nehmen und sich mit ihren Worten auseinander zu setzen. Genauso schien es auch dieses Mal zu sein immerhin schienen die beiden sich nach einigen Sekunden des Wunderns wieder ihrem Gespräch zu zuwenden welches sie mit ihrem Auftauchen unterbrochen hatte.

„Sag mal Hao, wo wir gerade bei Meisterin Noriko sind. Glaubst du nicht es wir langsam Zeit ihr von deinem Schutzgeist zu erzählen. Immerhin kannst du diese Tatsache ja nicht immer vor ihr verbergen. Früher oder später wird sie dahinter kommen, also solltest du es besser so früh wie möglich hinter dich bringen, bevor sie es selber herausfindet.“

„Ich finde dass der Tag an dem ich ihr das sage nicht weit genug weg sein kann. Mir wäre es sogar lieber, wenn sie es nie erfahren würde. Nichts für ungut, Kami.“

»Ich weiß worauf du hinaus willst, also keine Sorge, ich nehme es dir nicht übel. Allerdings muss ich offen und ehrlich zugeben, dass ich Noriko Beispiel folgen würde. Jedenfalls wenn ich an ihrer Stelle wäre und die Verantwortung für dich hätte. Als zukünftiges Oberhaupt musst du dich immerhin früher oder später beweisen und kannst dich nicht einfach vor einem Kampf drücken. Besonders nicht wenn es bei diesem Kampf um das Wohl der Familie geht.«

Noch bevor Hao darauf etwas erwidern konnte, mischte sich Youji wieder ein, der den weiblichen Geist nur überrascht und etwas verwirrt zugleich ansah. Manchmal hatte er echt das Gefühl, als würde sie ihm und auch seinem Cousin etwas vorspielen, doch er sah keinen wirklichen Grund dafür. Dieses Mal jedoch konnte er seine kleine These, die er schon seit einigen Monaten im Kopf hatte, nicht für sich behalten. Insgeheim bezweifelte er jedoch, dass Meisterin Noriko zu solchen Mitteln greifen würde.

„Nur mal ’ne kurze Frage, Kami. Meisterin Noriko hat dich nicht zufällig auf Hao angesetzt oder? Immerhin hast du ihn erst in Ruhe gelassen, als er dich als Schutzgeist akzeptiert hat, oder trügen meine Informationen mich in diesem Punkt etwa?“

»Was beim König der Geister denkt ihr denn von mir? Ich bin eurer Großmutter nie begegnet. Gut, vielleicht bin ich ihr begegnet, aber ich habe mit Sicherheit nie ein Wort mit ihr oder einen anderen eurer Verwandten gewechselt. Das schwöre ich beim König der Geister.«

„Sicher.“

„Lass gut sein Youji. Es ist relativ unwahrscheinlich, dass sie von Kami weiß. Immerhin hätte sie sonst schon längst gesagt ‚ruf deinen Schutzgeist und verteidige dich’. Ganz ehrlich ich will gar nicht wissen wie das Trainingsprogramm dann aussehen würde.“

„Kann ich mir vorstellen. Aber mal eine andere Sache, wo genau willst du eigentlich hin?“

„Ich hab kein bestimmtes Ziel. Wieso fragst du?“

„Ganz einfach, weil ich mit kommen. Hab eh nichts Besseres vor, außerdem können wir etwas zusammen trainieren, keine Sorge, ich werd dich schon nicht zu hart dran nehmen.“

Mit diesen Worten war Youji schon losgesprintet um sein eigenes Pferd zu holen. Hao und Kami sahen ihm nur etwas verwundert hinterher. Innerlich fragten sie sich wie er darauf kam, dass sie mit ihm trainieren würden.
 

Diese Frage schüttelten sie jedoch schnell wieder aus dem Kopf, jedenfalls so lange, bis Kami sich nach einigen Minuten dazu äußerte.

»Ich glaube er hat deinen Punkt nicht verstanden.«

„Wie auch immer. Bei Youji kann man wenigsten handeln.“

»Also kriege ich was zu tun? Klasse!«

„Freu dich nicht zu früh, Kami. Noch ist das ganze nicht entschieden.“

»Von wegen. Wir wissen doch beide, dass du Youji und Sayuri keinen Gefallen abschlagen kannst. So bist du einfach also hör auf es zu leugnen, dann sparen wir uns nämlich eine ganze Menge zeit.«

Mehr sagte Kami nicht dazu sondern lehnte sich einfach nur gegen einen Bretterzaun und sah Hao amüsiert an. Dieser war mal wieder total baff darüber, dass sie ihn so gut kannte. Was an sich kein Wunder war, da sie ihn schon einige Jahre kannte und auch vor ihrer ersten Begegnung im Auge hatte, doch dass konnte er ja nicht wissen.

„So da bin ich wieder. Wir können verschwinden.“

„Klar, aber vorher bringst du dein Schwert zurück.“

„Wie sollen wir dann trainieren?“

„Gar nicht! Schon mal die Worte Trainingsfreie Tage gehört. Wenn ich heute unbedingt weiter trainieren wollte, würde ich Meisterin Noriko um einige Zusatzstunden bitte.“

Bevor Youji darauf etwas erwidern konnte, mischte sich ein schwarzhaariges Mädchen ein, welche ihre Stimme so verstellte hatte, dass sie wie Noriko klang.

„Eine Zusätzliche Trainingseinheit kannst du gerne haben, mein Lieber.“

„Was?...Oh Sayuri…“

„Ha. Reingefallen.

Das Mädchen konnte sich jetzt nicht mehr zurückhalten und fing laut an zu lachen. Die Gesichter ihrer beiden Cousins waren einfach unbezahlbar. Aber was konnte sie denn dafür, wenn sie die Stimmen anderer so gut nachmachen konnte. Rein gar nichts. Es war ihr ganz persönliches Talent und irgendwann wird sie auch einen Weg finden dieses Talent für ihre Vorteile zu verwenden. Vorerst allerdings musste sie sich damit begnügen ihren Cousins mit dieser Fähigkeit einen ordentlichen Schreck einzujagen.
 

So wie es im Moment aussah erwies sich das als nicht besonders schwer. Was vor allem daran lag, dass Youji sowieso selten auf seine Umgebung achtete und Hao einfach von diesem zu abgelenkt war.

„Sehr freundlich. Was machst du eigentlich hier.“

„Ich genieße meine freien Stunden, was sonst, Youji? Und habt ihr was Spannendes vor?“

„Kommt darauf an was du unter spannend verstehst, Sayuri…“

»Die beiden wollen abseits des Asakuraanwesens einen kleinen Kampf austragen.«

Noch bevor einer der Jungs etwas dazu sagen konnte, wurden sie auch schon von den anderen beiden ignoriert, da Sayuri sofort große Augen bekam. Sie liebte kämpfe. Na gut um ehrlich zu sein hasste sie diese, doch sie liebte es Trainingskämpfen zuzusehen. Insbesondere, da es bei diesen um nichts ging und dennoch alle Parteien ihr bestes gaben. Besonders die Angriff die in unterschiedlichster Form aufeinanderprallen konnte faszinierten sie am meisten. Was Hauptsächlich daran lag, dass das Resultat von explodierenden Angriffen oder aufsteigende Feuertürme eine super Optik lieferten.

„Echt. Das würde ich gerne sehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass du einen super Kampf abgeben wirst.“

»Darauf kannst du dich verlassen Sayuri. Mich schlägt so schnell keiner in einem Schamanenkampf, nicht mal dein abgedrehter Cousin.«

„Was soll das denn heißen.“

Nun hatte sich Youji wieder eingemischt, der sich diese Beleidigung nicht einfach so gefallen ließ. Er war bestimmt alles andere als abgedreht.

„Jetzt hör mir mal zu, ich bin nicht abgedreht und noch was. Nur weil du Haos Schutzgeist bist heißt das nicht, dass ich dich nicht fertig machen könnte.“

»Das sehe ich persönlich anders, Youji. Du flirtest mit mir um festzustellen, wie du am besten auf deine kleine Traumfrau zu zugehen hast. Für mich ist das ganz schön abgedreht und darüber hinaus…«

„Was soll er sonst tun? Immer wenn er in ihrer Nähe ist läuft er irgendetwas um.“

„Das ist die größte Übertreibung, die ich je gehört habe.“

„Also war das ein anderer der ihr hinterher geguckt hat und deshalb erst mal gegen den Torpfosten gelaufen ist, oder an einem anderen Tag mit dem Fleischer zusammen geprallt ist?“

Youji warf Hao daraufhin einen finsteren Blick zu. Wieso musste dieser ihn immer an diese Vorfälle erinnern, sie waren immerhin schon peinlich genug.

„Dafür sehne ich mich nicht nach einem Mädchen, dass ich vor 10 Jahren das erste und letzte Mal im Leben gesehen habe. Wie hieß sie noch gleich. Auch ja Samira.“

»Vergessen wir das Thema einfach. Außerdem muss ich noch eine Sache loswerden zu Thema kämpfen. Du hättest keine Chance gegen mich und Hao, weil ich zu den stärksten…äh Schutzgeistern gehöre, die sich auf diesem Grundstück aufhalten«

Damit war das vorige Thema vergessen, was Kami auch insgeheim beabsichtigt hatte. Immerhin war sie der Meinung dass es den Anwesenden nicht gut tun würde.

„Davon träumst du.“

Genau in dem Moment als Youji seinen Satz beendet hatte wendete er sich von Kami ab. Ein Fehler, da er in diesem Moment über etwas fiel und sich auf dem Boden sitzend verwirrt umblickte, doch er konnte nichts erkenne. Kami allerdings konnte ihren Kommentar einfach nicht verbergen.

»Sagt der, der über seine eigenen Füße stolpert. Jetzt habe ich aber Angst. Wie soll ich es jetzt wieder schaffen selbstbewusst eine Geistkontrolle anzunehmen. König der Geister bitte erlöse mich von dem Leiden in dieser grausamen kalten Welt.«

„Du immer mit deinem König der Geister.“

Youji konnte diesen Satz einfach nicht für sich behalten, als er aufstand und sich den Staub von den Sachen klopfte. Doch schon äußerte sich schon wieder jemand zu seinem Satz.
 

Dieses Mal war es allerdings nicht Kami sondern Hao, der sich richtig zusammen reißen musste um nicht wie Sayuri laut loszulachen.

„Der König der Geister ist der mächtigste Geist überhaupt und zusätzlich noch der Besitzer einer unmessbaren Macht. Du solltest also aufpassen was du sagst, sonst heißt es nach dem Schamanenturnier noch: ‚Ok Youji, du hast das Turnier zwar gewonnen, aber da du dich im Vorfeld über den Geisterkönig lustig gemacht hast, bist du unwürdig den Titel des Schamanenkönigs zu tragen. Trotzdem Danke für deinen Versuch’.“

„Sehr witzig Hao. Du solltest dir mal deine eigenen Worte zu Herzen nehmen, immerhin machst du dich selber über ihn lustig.“

„Tu ich nicht.“

„Na klar. Trotzdem wir sollten gehen, immerhin muss ich deinem Schutzgeist ja beweisen, dass ich euch besiegen kann:“

»Das wirst du nicht mal in deinen Träumen. Und zum Schamanenturnier. Ihr seid noch viel zu jung um euch darüber Gedanken zu machen. Immerhin findet es erst in ca. 19 Jahren statt.«

„Was, da bin ich ja ein alter Mann!“

„Mit dem alter kommt die Weisheit, also freu dich doch.“

„Ha ha ha, ich lach später in Ordnung, jetzt lass uns aber verschwinden sonst stehen wir hier morgen früh noch. Hey Sayuri was ist mit dir? Kommst du auch mit?“

„Wisst ihr, eigentlich habe ich…“

Sayuri brach ihren Satz kurz vor Vollendung ab. Sie wollte gerne mit den beiden mit, doch sie hatte heute noch Training, das sie nicht vernachlässigen sollte. Andererseits war es ja auch kein Weltuntergang, wenn sie einmal wegblieb. Gut, ihr Vater würde eine Menge stress machen, aber aus irgendeinem Grund schien ihr das gerade unbedeutend zu sein.

„…Obwohl…Doch ich komme mit. Hab ja eh nichts Besseres vor.“

„Kein Training?“

„Heute nicht!“

Mit diesen Worten war es entschieden. Nicht mal eine Minute später waren alle auf die Pferde gestiegen und hatten das Asakuraanwesen verlassen. Dass sie damit einen großen Fehler begangen hatten, wussten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Diese Gewissheit würde sie erst nach einigen weiteren Stunden bekommen und dann konnten sie die Entscheidung nicht mehr rückgängig machen. Im Grunde konnte sie diese jetzt schon nicht mehr widerrufen, ob sie wollten oder nicht.
 

- In einer anderen Dimension -
 

Die Gestallt eines alten Mannes bewegte sich in einem Bereich, der von Totems umgrenzt war. Er befand sich im Sternenheiligtum, einen Ort, an dem nur wenige Sterblich gelangen konnten. Unter normalen Umständen war dieser Ort von der Dimension der Sterblichen getrennt und existierte fernab von jeglicher Zivilisation. Nur ab und zu hielten es ein paar vorwitzige herrenlose Geister für sinnvoll hier Unfrieden zu stiften. Im Moment war jedoch alles ruhig. Nur ein roter Geist schwebte über einem großen Stein und schien zu schlafen, ohne auch nur die Anwesenheit des Mannes mitzubekommen.

//»Meinst du nicht, dass es mal an der Zeit wäre wieder aufzuwachen.«\\

Der Feuergeist richtete seine Aufmerksamkeit noch nicht mal bei diesen Worten an den Mann, sondern antworte darauf nur missmutig, während er seine Augen weiterhin geschlossen hielt.

»Wieso? Welches Jahr haben wir denn?«

//»986. Also Schluss mit der Herumfaulenzerei und ran an die Arbeit.«\\

»Was? Wir haben erst das Jahr 986. Ich glaub du spinnst. Sag mir noch mal in 19 Jahren bescheid. Ansonsten langweile ich mich doch zu Tode.«

Nach dieser gedanklichen Nachricht konnte sich der alte Mann nicht mehr zurückhalten und fing an zu lachen, während der rote Feuergeist endlich die Augen geöffnet hatte und jetzt nur noch starr in den Himmel blickte, wo er nicht mal eine Wolke sehen konnte. Anscheinend hatte er sich doch nicht verrechnet. Der Schamanenkampf war noch nicht mal zum greifen nah. Viele die daran teilnehmen würden waren noch nicht mal geboren. Es war einfach unfassbar, dass er jetzt schon in die Realität zurückgeholt wurde.

//»Für jemanden, der diesen Ort beschützen soll, siehst du ganz schön unaufmerksam aus.«\\

»Wieso sollte ich? Bisher ist noch keiner an den werten Klanuva-Vögeln vorbeigekommen, wieso sollte sich das in nächster Zukunft ändern. Darüber hinaus haben Schamanen, außer unseren lieben Patschen, noch keinen Zugang zu Dobbie Village, die meisten wissen noch nicht mal etwas von diesem Dorf, geschweige denn von dem verbotenen Wald. Also warum sollte ausgerechnet jetzt ein Schamane auf die hirnrissige Idee kommen das Sternenheiligtum zu stürmen.«

//»Eine berechtigte Frage, dass muss ich dir durchaus lassen. Dennoch solltest du nicht so nachlässig mit deinen Pflichten umgehen.«\\

»Der einzige Grund, wieso ich mich in eine künstliche Trans versetze ist, weil ich anderenfalls durchdrehen würde. Die anderen vier Spirits of Element können sich wenigstens in der Welt der Schamanen austoben, ich allerdings habe so etwas wie Hausarrest. Das ist nicht fair.«

Bei diesen gedanklichen Worten hatte der rote Geist seine schwebe Position um 90° gedreht und blickte den Mann nun mit verschränkten Armen an.
 

Auf dessen Gesicht schlich sich allerdings nur ein sanftes Lächeln. Er konnte den Feuergeist verstehen, doch ihm einen Auftrag zu geben, war zu Riskant. Das letzte Mal hatte dieser seinen Schützling beinah abgefackelt. Ein unnötiges Unterfangen, auch wenn man die Aktion durchaus verstehen konnte

//»Jeder so wie er es verdient.«\\

»Natürlich, deshalb hat Okami weiterhin freie Bahn, obwohl sie ihren Schützling in den Arm gebissen hat. Wo liegt bei ihrer Aktion und bei meiner bitte der Unterschied.«

//»Bei ihr war es ein Reflex, bei dir Vorsatz.«\\

»Tolles Argument. Also dann ich bin für die nächsten 19 Jahre, also bis zum Beginn des Schamanenturnier, wieder im Transzustand, bis dann.«

//»Willst du gar nicht wissen, was ich eigentlich von dir wollte?«\\

»Wie? Deine Erscheinung hat noch einen anderen Grund als mich zurechtzuweisen und auf meine sogenannten Pflichten hinzuweisen.«

Nun war der Feuergeist ganz Ohr. Der alte Mann klang ernst, zu ernst um sich einen Spaß mit ihm erlauben zu wollen, dass wusste der Feuergeist. Dennoch konnte er nicht mal ansatzweise erahnen, was dieser so dringendes loswerden wollte. Immerhin konnte das meiste ja bis zum Schamanenkampf warten.

//»Ja, es geht um Okami und die anderen Spirits of Element. Ich will, dass du sie etwas im Auge behältst, sonst könnte es früher oder später noch zu einigen Komplikationen kommen.«\\

»Das heißt, dass ich Babysitter spielen soll? Nein danke. Ich verzichtet lieber, trotzdem danke, dass du an mich gedacht hast.«

Mit diesem gedanklichen Kommentar hatte sich der Feuergeist wieder abgewandt. So weit, dass er als Gewissen der anderen Spirits of Element fungierte, kam es noch. Er würde sich mit Sicherheit nicht mit ihnen rumschlagen, einmal war genug und seit dem hatte er die Nase von den anderen vieren voll. Wieso sollte er es überhaupt machen, immerhin waren sie doch angeblich so viel zuverlässiger als er. Der Feuergeist konnte einfach nicht verstehen, was das ganze bringen sollte. Immerhin waren diese ja schon zu viert, wozu sollte er sich also noch einmischen. Das konnte letzten Endes doch nur zu einem Kampf führen und das würde der Welt der Schamanen und Menschen nicht besonders gut bekommen. Stören tat es ihn ehrlich gesagt nicht was mit dieser Welt passierte, doch da war der Geisterkönig bestimmt anderer Meinung. Das wiederum würde heißen, dass sie sich warm anziehen konnte und darauf konnte sowohl er als auch die anderen vier Spirits of Element sehr gut drauf verzichten. Jedenfalls hoffte er es für diese. Eines stand jedoch fest, er würde mit Sicherheit nicht den Kopf für deren Verhalten hinhalten.

//»Ich glaube, dann muss ich wohl etwas ausführlicher werden. Ich habe den vieren aufgetragen auf einen Jungen aufzupassen. Sein Name ist Hao Asakura…«\\

»Ha, jetzt hast du dich verraten. Du willst dich einmischen und dafür sorgen, dass die Asakuras weiterhin den Schamanentitel gewinnen. Meinst du nicht, dass du zu viel auf eine Familiendynastie setzt?«

//»Es geht mir nicht darum, dass er gewinnt. Ich will einfach verhindern, dass er wenn er gewinnt, sich gegen mich stellt, das ist alles.«\\

»Wieso sollte er? Es gibt doch nur die eine oder andere Möglichkeit.«

//»Es gibt eine dritte, und zwar die Situation, die wir beim aller ersten Turnier hatten. Dämmert da langsam was, oder muss ich wirklich noch ausführlicher werden?«\\

»Ich glaub schon. Nach einer künstlichen Trans bin ich die erste Zeit immer etwas Begriff stutzig…also ich höre, und bitte so detailliert wie möglich.«

Der alte Mann schwieg daraufhin. Seine Antwort allerdings kam in Form eines Blitzes, der nur wenige cm neben den Feuergeist einschlug.
 

Sofort entfernte sich dieser einige Meter von der Stelle und hob defensiv die Arme, bevor er sich zu dieser Aktion äußerte.

»Ist ja gut…schon gut, ich weiß ja worauf das ganze hinauslaufen soll, kein Grund um zu diesen dämlichen Blitzen zu greifen. Also pack sie wieder ein, Zeus. Die sind ja gemein gefährlich.«

//»Dann versuch mich nicht zum Narren zu halten. Ich meine es ernst. Der Junge hat potential. Zu viel um ihn zu ignorieren. Außerdem bezweifle ich, dass ich der einzige bin, der sich einmischen wird.«\\

Nach diesen Worten konnte man nur ein leises Seufzen von dem Feuergeist hören. Er konnte sich nicht vorstellen was schlimmer war. Weitere 19 Jahre hier zu verbringen und auf eine nicht eintreffende Gefahr zu warten, oder sich auf die Dimension der Schamanen und Mensch zu begeben und dort den Babysitter für die restlichen vier Spirits of Element und einen Jungen, der wie weiß wie alt war, zu spielen. Das konnte doch nur ein super Halbmillennium werden. Besonders wenn der Junge wirklich zu der Sorte von Schamanen gehörte, die bei ihrer Seitenfindung unberechenbar waren.

»Der Junge hat eine wandelnde Aura? Wäre es nicht besser dafür zu sorgen, dass er gar nicht am stattfindenden Schamanenturnier teilnimmt. Wieso gibst du nicht einfach ein Memo raus, das besagt, dass man diesem Jungen keine Prüfung durchführen lassen darf.«

//»Hast du etwas schon die Regeln vergessen, die abgemacht wurden. Keiner darf aus dem Schamanenturnier ausgeschlossen werden, es sein denn es wird einstimmig beschlossen.«\\

»Puh, hat dich doch damals bei den Dalins-Typen auch nicht gestört.«

//»Damals wurde die Regel auch noch nicht beschlossen, außerdem sind sie damals in das Sternenheiligtum eingedrungen und das war Grund genug.«\\

»Ja eingedrungen und an den schwachen Klanuva-Vögeln gescheitert. Verdammt noch mal, die besiege ich doch mit einem einzigen Feuerball.«

//»Als einer der mächtigsten Geister überhaupt ist das ja wohl zu erwarten. Allerdings hat nicht jeder Geist eine gewisse Grundstärke und das solltest du wissen.«\\

»Tu ich auch, aber irgendwie kommen wir vom Thema ab. Wieso ich, reicht es nicht dass die anderen ihre Spielchen mit dem Jungen treiben? Also ich würde es an seiner Stelle ziemlich verwirrend finden wenn auf einmal fünf Geister um mich herumschwirren.«

Bei diesen Worten sah der Feuergeist seinen Gegenüber nur abwartend an. An seiner Haltung war deutlich zu sehen, dass er nicht das geringste Interesse hatte sich in das ganze Debakel einzumischen. Dies war einer der Gründe wieso er öfters mit den anderen Spirits of Element aneinander geriet. Doch überwiegend lag es daran, dass alle von sich selbst behaupteten der stärkste zu sein, was natürlich nicht gehen konnte. Ihre Stärke war vergleichbar und jeder konnte gegen den anderen gewinnen. Von der Grundstärke war es jedoch so, dass Spirit of Fire ungeschlagen war. Wieso das so war wusste der alte Mann selber nicht. Er hatte sie zwar erschaffen, doch trotzdem war es ihm unerklärlich, besonders da er es nicht geplant hatte.
 

Spirit of Metal, der auch des Öfteren El-hayyah genannt wurde stelle den drittstärksten Elementargeist dar, was hauptsächlich der Grund war, wieso es überhaupt zu einem Konflikt zwischen den einzelnen Geistern kam. Der Schlangengeist war im hohen Maße von sich selbst überzeugt. Entweder es lief so wie er es haben wollte oder er stellte sich quer. Besonders oft war das der Fall, wenn er kritisiert wurde. Was nicht gerade selten war, da keiner der Spirits of Element ein Blatte vor dem Mund nahm. Sie sagten oder besser gesagt dachten immer das was ihnen gerade in den Sinn kam. Von Zurückhaltung war keine Spur zu finden. Ab und zu war dies sogar sehr nützlich, doch untereinander stiftete es nur Unruhe.

An zweiter Stelle der Spirits of Element war Spirit of Earth, welche auch Okami genannt wurde. Sie trat überwiegend in der Gestallt einer Wölfin auf, wobei ihr Fell von beige zu schneeweiß wechselte. Wenn sie viel Langeweile hatte nutzte sie auch andere Farbvarianten, doch das war eher selten. Zusätzlich war sie der einzige weibliche Elementargeist, was jedoch bei ihrem Verhalten nicht ins Gewicht viel. Zweifels ohne war sie jedoch eine, die sich mit allen anderen ihrer Artgenossen verstehen konnte, jedenfalls dann wenn sie wollte. An der Tatsache, dass sie genauso eingebildet und arrogant wie die anderen sein konnte änderte es allerdings nichts. Sie war jedoch trotz allem diejenige die am Bodenständigsten war. Mit ein paar Ausnahmen war sie die einzige die aktiv in den Streit zwischen Spirit of Fire und El-hayyah eingriff und nicht parteiisch wurde. Zusätzlich vertritt sie eine relativ neutrale Meinung zu ihnen, was jedoch in gewisser Weise daran lag, dass sie beide Geister nicht besonders leiden konnte und ihr der Streit einfach nur auf die Nerven ging.

Einen ähnlichen Grund hatte auch Spirit of Water, der von den meistern nur Tako genannt wurde. Er hatte die Gestallt eines blausilbernen Drachens und stellte den zweit schwächsten der Spirits of Element dar, wobei man nicht wirklich von schwach reden konnte, immerhin standen sie ja immer noch über allen anderen Geistern die existierten. Jedenfalls griff auch er in Streitsituationen ein, wenn das ganze auszuarten drohte. Allerdings verwendete er für die Streitschlichtung eine schöne kalte Dusche, was besonders für den Feuergeist nicht gerade angenehm war. Das Wasser konnte den Feuerelementargeist zwar nicht vernichten, doch es schwächte ihn. Im schlimmsten Fall war er nach einem Wasserangriff nicht mehr in der Lage seine Kräfte zu gebrauchen, was wiederum zu seiner Vernichtung führen konnte.

Der letzte im Bunde war Spirit of Air oder auch Hayabusa. Ein kleiner Falkengeist, der jedoch in der Lage war selbst Tornados unter seine Kontrolle zu bringen. Er war zweifelsohne derjenige, dessen Verhalten am meisten variieren konnte. Mal stellte er sich wie Okami und Tako zur Streitschlichtung bereit und ein anderes Mal mischte er sich parteiisch ein, wobei er sich meistens mit dem Schlangengeist gegen den Feuergeist verbündete. Wenn sie jedoch mal zusammenarbeiteten und auf ihre Streitigkeiten und Konkurrenzkämpfchen verzichteten, waren sie nahezu Unschlagbar. Allerdings war dies erst einmal der Fall gewesen und das auch nur, weil sie einem gewissen Schattenfürsten eine Lektion erteilen wollten.
 

Bei den Gedanken an diese Situation schlich sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen des alten Mannes, worauf er von dem Feuergeist nur einen genervten Blick bekam. Er hatte den roten Geist völlig vergessen, weshalb dieser sich wütend bemerkbar machte.

»Hallo, kriege ich auch eine Antwort. Falls dir meine Frage bei deinem kurzen verschlossenen Gedankengang entfallen ist stelle ich sie gerne noch mal. Wieso ich? Sind vier Geister nicht genug?«

//»Ganz einfach, du hast nichts mit dem Jungen zu tun.«\\

»Hä, den Gedankengang muss ich jetzt aber nicht verstehen, oder? Ich meine es ist mal eine verständliche Aussage aber der Sinn ist mir immer noch ein Rätsel.«

Bei diesen Worten verdrehte der alte Mann nur die Augen. Scheinbar wurde er den Feuergeist nicht ohne Drohung oder Aufklärung los. Eine Eigenschaft des kleinen roten Geist die er nicht im geringsten Leiden konnte. Andererseits war dadurch die Gefahr geringer, dass es Missverständnisse gab. Mittlerweile hatte er eingesehen, dass er einen Fehler begangen hatte alle vier Spirits of Element damit zu beauftragen ein Auge auf dem Jungen zu haben. Doch ändern konnte er es jetzt nicht mehr.

//»Es geht mir darum, dass die anderen Spirits of Element sich an den Jungen gewöhnen. Für sie ist es immer weniger ein Auftrag sondern viel mehr eine selbst auferlegte Pflicht. Nehmen wir Okami. Ich habe von ihr verlangt, dass sie sich als sein Schutzgeist bereit erklärt und ich kann dir sagen, dass ihr das überhaupt nicht gefallen hat…«\\

»Logisch, hätte ich dir aber auch gleich sagen können. Sie hasst Kinder, besonders da diese unberechenbar sind und sich immer in Schwierigkeiten bringen.«

//»Willst du jetzt etwas erfahren oder soll ich dich gleich mit einigen Blitzen aus dem Sternenheiligtum jagen. Ich fang nämlich mit Sicherheit nicht drei Mal von vorne an nur weil du denkst mich unterbrechen zu müssen.«\\

Nach dieser Zurechtweisung zuckte der Feuergeist kurz zusammen bis er sich wieder fasste und so tat als würde er wieder gespannt zuhören. Er wusste, dass der alte Mann alias die menschliche Form des Geisterkönigs eine solche Drohung niemals aus Spaß aussprach. Er hatte schon einmal den Fehler gemacht diese Worte nicht ernst zu nehmen und die Quittung hatte er kurz darauf bekommen. Eines konnte er sofort sagen, gegen einen Blitzangriff war eine kalte nasse Dusche ein Geschenk und er bestand aus Feuer was sich mit dem Element Wasser bekanntlich nicht so gut verträgt.

»Gut, gut, ich hör ja zu und behalt meine Gedanken für mich.«

//»Das will ich aber auch hoffen. Wie gesagt, Okami war nicht gerade begeistert und musste sich sogar immer einreden dass sie den Jungen nicht töten wird. Was nicht weiter verwunderlich war, da dieser nicht wirklich an einen Schutzgeist interessiert war. Dem zur Folge musste sie sich ziemlich anstrengen um ihren Auftrag zu erfüllen…«\\

»Na super, ein Schamane der nicht kämpfen will, da setzt du aber wirklich mal wieder alles auf eine Karte…äh, t’schuldigung, red weiter.«

Der Feuergeist konnte sich diesen Kommentar einfach nicht verkneifen, doch als er merkte, dass er wieder ungefragt dazwischen geredet hatte und zusätzlich einen vernichtenden Blick des alten Mannes zugeworfen bekam gab er klein bei. Immerhin wollte er seinen Gegenüber nicht noch weiter provozieren. Trotz allem konnte er es nicht vermeiden sich in geschlossenen Gedanken einzugestehen, dass er sich wahrscheinlich auch hätte einreden müssen, den Jungen nicht zu töten.
 

Wahrscheinlich traf es sogar auf alle Spirits of Element zu. Seit Jahrtausenden versuchten Schamanen sich einen mächtigen Schutzgeist zuzulegen. Normalerweise wurden sie angefleht als Schutzgeist für den Flehenden zu fungieren. Der umgedrehte Fall war einfach eine ziemliche Unverschämtheit. Doch genau diese Tatsache ließ ihn insgeheim neugierig auf den Jungen werden. Soweit er es mitbekommen hatte schien der Junge ein Widerspruch in sich zu sein. Ein Grund um sich doch dafür zu entscheiden die vier anderen Elementargeister im Auge zu behalten und zuzusehen, wie diese sich abmühen.

//»Fazit ist jedoch das sie und auch die anderen sich immer mehr an den Jungen gewöhnen und ihm langsam sogar ein gewisses Verantwortungsbewusstsein entgegen bringen. Sprich sie vertrauen ihm und sind dabei alles daran zu setzen, dass er ihnen vertraut. Du weißt was das bedeutet, oder?«\\

»Ja, anstatt dafür zu sorgen, dass er auf deiner Seite bleibt, stellen sie sich auf die seinige. Das bedeutet jedoch falls er wirklich auf die Seite des Schattenfürsten gezogen wird, dass sie ihn entweder folgen werden oder sich einfach weigern gegen ihn zu kämpfen.«

//»So sieht es aus und genau das darf nicht passieren. Und zwar unter keinen Umständen.«\\

»Mal ’ne Frage hast du schon mal darüber nachgedacht uns besser zu behandeln um uns auf deiner Seite zu behalten. Denn so wie es aussieht, scheint es so als hättest du nur Angst deine derzeitige Macht zu verlieren und stellst deshalb alle Geschütze auf um das zu verhindern.«

//»Kann es sein das du auf Streit aus bist.«\\

»Öh, nein. Ich doch nicht. Wie kommst du den darauf?«

Diese Worte ließ sich der alte Mann nicht gefallen. Noch bevor der Feuergeist reagieren konnte schlug ein weiteres Mal ein heller Blitz neben ihm ein, der ihn nur um einige mm verfehlt hatte. Jeder anderer Geist würde schon nach der ersten Warnung klein bei geben aber das war bei dem Feuergeist nicht so. Dieser schien sein Glück dieses mal richtig auszutesten. Ein Verhalten, dass er nicht tolerieren konnte.

//»Ich denke es wurde schon genug Zeit heraus gezögert. Dein Auftrag ist zu den anderen Spirits of Element zu stoßen und dafür zu sorgen, das diese nicht zu sehr an den Jungen hängen. Halten besonders ein Auge auf Okami sie schien beim letzten Mal als ich sie beobachtet habe etwas sonderbar. Was ich damit meine wirst du schon früh genug erfahren.«\\

»Den Rausschmiss hab ich verstanden. Viel Spaß beim Quälen der Klanuva-Vögel.«

Mit diesen Worten wurde der Feuergeist in Flammen gehüllt und war kurz darauf verschwunden. Der alte Mann schüttelte daraufhin nur den Kopf bevor er in ein blaues Licht gehüllt wurde und mit diesem einst wurde. Kurz darauf schwebte dieses Licht zu einer großen blauen Säule im Zentrum der Totems. Die Gestalt des alten Mannes war weniger eine Gestalt, sondern viel mehr eine Illusion die er erschaffte um anderen einen Fixierpunkt zu geben oder deutlich zu machen was er über diese dachte. Besonders bei den Spirits of Element war das besonders wichtig, da diese dazu neigten es mit ihrer Art und Weise zu übertreiben und er sich ab und zu auch mal zum Zweigen bringen musste. Immerhin konnte er ja nicht immer einen Blitz runterschicken, damit sie nicht vergaßen wer er war. Die menschliche Illusion machte ihnen deutlich wenn sie dabei waren das Fass zum überlaufen zu bringen, weshalb die meisten schnell wieder einlenkten. Außerdem war es so möglich mehr Autorität zu vermitteln als es bei einer übersinnliche Stimme ohne festen Körper der Fall war. Der einzige Nachteil war nur dass diese Art von Illusion einfach zu vernichten war, was ihm zwar nicht schaden konnte aber durch aus ärgerlich war. Zu seinem Glück waren die Spirits of Element noch nicht auf die Idee gekommen es auszuprobieren. Andererseits würden sie es Sekunden später sowieso bereuen, was diesen nicht besonders gut tun würde. Fazit war jedoch, dass er die Geister trotz allem im Auge behalten musste
 

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So Leute das war’s mal wieder und ihr habt richtig gehört Spirit of Fire mischt jetzt auch kräftig mit, auch wenn er vorerst nicht die Position von Haos Schutzgeist einnehmen wird.
 

Ich hoffe jedenfalls dass es euch gefallen hat und dass ihr auch weiterhin dabei seid.

Flucht

Hey hier bin ich wieder. Ich will euch nicht lange aufhalten, doch dieses Mal muss ich eine kleine Warnung aussprechen. Dieses Kapitel ist nicht ohne. Lesen also nur auf eigene Gefahr und vor allem nicht ohne Taschentücher.
 

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Kapitel 17: Flucht
 

Sie lief so schnell sie konnte. Zwar hatte sich schon längst die Orientierung verloren und wusste nicht mehr wo sie sich befand, doch die Hauptsache war, dass sie hier weg kam. Menschen denen sie eigentlich nur helfen wollte, hatten sie durch diese selbstlose Tat in eine Falle gelockt. Es war einfach zu traumatisch um weiter darüber nachzudenken, weshalb sie diese Gedanken aus ihrem Kopf verbannt und entgegen den Willen ihres Körpers noch schneller lief. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn ihre Beine auf Grund der extremen Belastung ihre Dienste aufgegeben hätten. Bisher war es jedoch nicht dazu gekommen, doch durch ihre Panik, die in ihren Gedanken herrschte war es nicht unüblich, dass sie hin und wieder einige sich auf dem Boden befindenden Wurzeln und Steine fiel und mit dem Knien auf dem harten Boden aufschlug, welche sich sofort mit einem heftigen Schmerzreiz beschwerten.

Genauso war es auch in diesem Moment. Noch ehe sie sich versah, befand sie sich zum x-ten Mal auf den mit kleinen Steinen überzogenen Boden. Am liebsten wäre sie einfach an Ort und Stelle liegen geblieben und hätte sich ihren Schmerzen ergeben, doch die plötzlichen Hufgeräusche herannahender Reiter ließen sie wieder aufschrecken. Es sorgte dafür, dass sie ihre verbliebene Kraft komprimierte um erneut wieder aufzustehen und sich wieder daran machte mehr Abstand zwischen sich und den Geräuschen zu kriegen. Sie brauchte ein Versteck, irgendeinen Ort, an dem sie für einen Moment unterkommen konnte, doch weit und breit konnte sie weder einen Menschen geschweige denn einen Felsvorsprung, hinter dem sie sich hätte verstecken können, entdecken. Ängstlich und desorientiert sah sie sich noch einmal genauer um. Ihr Herz pochte dabei so laut, dass sie wetten könnte, dass man es einige Meter entfernt noch hören konnte. Es war nicht nur so laut, dass es das Hufgetrappel beinah komplett überschattete, sondern vermittelte gleichzeitig den Eindruck, als würde es gleich zerspringen. Sie wusste gar nicht mehr, was am meisten Schmerzen verursachte, da sich der Schmerz ihrer Wunden und der ihres Herzen, welches schmerzhaft gegen ihre Brust schlug, durch den ganzen Körper zog und somit jede einzelne Empfindung als Gesamtheit wiedergab. Zusätzlich viel ihre das Atmen immer schwerer. Bei jedem einzelnen Atemzug hatte sie das Gefühl, als würde man ihr an tausend Stellen die Lunge durchlöchern. Mittlerweile hatte sich vor ihren Augen ein trüber, milchiger Schleier gebildet, welcher durch ihre Zusätzliche Erschöpfung und des hohen Blutverlustes entstanden war.
 

Vergeblich versuchte sie diesen zu verdrängen um wieder ein klares Sichtfeld zu bekommen, was ihr jedoch mehr schlecht als Recht gelang. Doch selbst wenn sie es geschafft hätte, so wusste sie, dass es an der Ausgangssituation nichts geändert hätte. Sie war allein unfähig sich zu wehren und wurde von mindestens zwei Reitern verfolgt. Darüber hinaus war es dunkel. Nicht mal der Mond wagte es sich seinen Weg frei zu kämpfen, als ob dieser somit das zukünftige Geschehen ignorieren wollte. Auch die Sterne hielten sich versteckt und hielten ihr leuchten hinter dunklen Wolken versteckt. Mit wackeligen Beinen bewegte sie sich weiter, weshalb ein weiterer Stechender Schmerz durch ihren Körper zog und ihr die Tränen in die Augen trieb, die anschließend erbarmungslos an ihren Wangen herunter liefen und in der scheinbar endlosen Dunkelheit verschwanden. Durch diese Tatsache ließ sie sich wieder zu Boden fallen und atmete einige Sekunden tief durch, bevor sie einen weiteren Versuch startete. Die kurze Pause war jedoch genug um ihren Körper dazu zu bringen sich der enormen Anstrengung und der daraus resultierenden Erschöpfung zu ergeben, weshalb sie sofort wieder zu Boden sackte. Derweil kamen die Reiter immer näher. Den Hufgeräuschen nach zu urteilen war es ein gemächlicher Gang, wofür es genau zwei Möglichkeiten gab. Entweder wollten ihre Verfolger sie nicht übersehen oder an ihr vorbeireiten oder ihre Familie war bereits auf der Suche nach ihr. Wobei sie das letztere eher bezweifelte. Wahrscheinlich waren diese mit anderen Dingen beschäftig oder hatten sich schon schlafen gelegt, was nicht gerade unüblich war, immerhin war es schon nach Mitternacht, jedenfalls wenn sie sich nicht gewaltig Täuschte und das war unwahrscheinlich. Darüber hinaus war sie kein 12 jähriges Mädchen mehr, auf das man rund um die Uhr aufpassen musste. Auch der vorige Streit mit ihrem Vater würde dazu führen, dass man nicht sofort nach ihr Suchen würde, wahrscheinlich dachte jeder, dass sie ihm und den anderen einfach aus dem Weg gehen wollte und deshalb absichtlich von zu Hause wegblieb. Was sogar logisch war, da sich ihre Familie noch nicht mal sorgen gemacht hatte, als Hao drei ganze Tage lang verschwunden war, obwohl er gerade Mal 10 Jahre alt war. Gut, Noriko hätte damals das gesamte Asakuraanwesen auseinander genommen und nach ihm gesucht, wenn Youji nicht letzten Endes gebeichtet hatte, weshalb Hao nicht da war. Außerdem wusste auch jeder, dass Hao ein Überlebenskünstler war, der selbst aus den schwierigsten Situationen entkommen konnte.
 

Bei den Gedanken an die Situation nahm sie ihre ganze verbliebene Kraft zusammen und stieß sich vom Boden ab. Zwischen ihr und ihren Cousins bestand kein Konkurrenzdenken, was sie zu diesem Entschluss bewegte. Sie waren eine Einheit, eine Familie, wieso sollten sie sich gegenseitig runtermachen. Viel mehr lag es daran, dass sie die beiden wieder sehen wollte. Die beiden und ihre restliche Familie. Es war ein Wunsch der ihr die nötige Kraft verlieh aufzustehen und vor allem stehen zu bleiben. Sie wollte nicht hier sterben. Nicht in der Einsamkeit einer unbekannten Landschaft. Um genau zu sein wollte sie überhaupt nicht sterben, jedenfalls jetzt noch nicht und dabei war es ihr egal wo sie sich befand. Sie fürchtete sich zu sehr vor dem Sterben und das wäre ihr Schicksal, wenn sie nicht weiter lief. Doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund konnte sie keine Hoffnung in ihrer Zukunft sehen. Immer wieder sah sie ihr Ende wie eine flüchtige Vision vor ihrem geistigen Auge aufblitzen. Sie wusste nicht was es zu bedeuten hatte. War es einfach nur ihre Angst, die sie ,mit den erschreckenden Bildern weitertreiben, oder war es die Zukunft, die ihr Mitteilen wollte, dass sie auf jeden Fall heute sterben würde und deshalb besser aufgeben sollte um sich unnötigende Qualen zu ersparen. Was auch immer der Grund war, er brachte in ihrem Kopf eine Frage auf. Wie konnte es so weit kommen? Eine Frage, die sie schon die ganze Zeit beschäftigt hatte und die sie nicht mehr loszulassen schien. Sie konnte diese einfache Frage einfach nicht beantworten, obwohl sie die Geschehnisse noch genau in Erinnerung hatte. Einzig und allein der Grund ließ sie darüber nachdenken. Wieso musste das ganze ihr Schicksal sein? Sollte wirklich der Streit mit ihrem Vater der Auslöser für das ganze sein. Was dieses kleine unerwartete Ereignis an allem Schuld. Alles nur, weil sie sich einmal gewehrt hat, ihm kontra gegeben hatte und sich geweigert hatte nach dessen Regeln zu spielen. Nur weil sie sich einmal in ihrem Leben an Hao ein Beispiel genommen hatte. Das konnte doch nicht alles sein. Es konnte einfach nicht wahr sein.
 

- Flashback -
 

Es war an sich ein recht angenehmer Tag, besonders da Sayuri sich dazu entschlossen hatte dem Training ihres Vaters auszuweichen und stattdessen mit Hao und Youji ausgeritten waren. Gut die beiden haben anschließend etwas trainiert, doch im Gegensatz zu dem Training ihres Vaters war es nicht so eintönig. Immerhin gab es bei ihm nur Lob oder Tadel. Nie kam ein Aufmunterndes Wort auch wenn er sich mal dazu herabließ sie zu Loben klang es immer halbherzig, als würde er dennoch unzufrieden mit ihr sein. Doch in gewisser Weise war sie es schon gewöhnt, immerhin wendete er diese Methode immer bei ihr an. Sie konnte sich gut vorstellen, wieso er es tat. Vor dem Tod von Haos Eltern hatte er einen Konkurrenzkampf mit seinem Bruder Akio ausgetragen, den er jetzt auf Hao übertragen hatte. Unter normalen Umständen wäre er jetzt das eigentliche Oberhaupt der Familie. Meister Shin hatte die Führung der Familie vorerst an seine Frau weiter gegeben, da er nicht dazu in der Lage war eine Entscheidung zu treffen. Er hätte es tun können, doch dann wer die Führung entweder an den richtigen Erben, welcher eindeutig Hao war, gegangen oder an ihren Vater. Doch er hatte sich gegen diese Entscheidung entschieden und die Verantwortung seiner Frau Meisterin Noriko überlassen. Was wahrscheinlich sogar besser war. Jedenfalls für einige. Für ihren Vater war es eine Demütigung. Von Geburt an stand seine Bestimmung als Oberhaupt der Familie fest und dann durch ein unvorhersehbares Ereignis änderte sich auf einmal alles. Sie konnte ihn in gewisser Weise verstehen, doch das hieß nicht dass sie seine Ansichten teilte. Sie hatte ihre eigene Meinung auch wenn sie diese in seiner Umgebung nicht vertreten konnte. Dafür hatte sie einfach zu viel Angst vor ihm. Dieses Mal hatte sie sich jedoch dazu entschlossen ein Mal in Haos Fußspuren zu treten. Sie wollte einmal das tun, was ihr spaß machte und nicht ein unsinniges Training absolvieren. Dass es für diese Freiheitsnahme ärger geben würde wusste sie, doch das war ihr in dem Moment egal gewesen. Sie hatte es riskiert und bereute es nicht. Innerlich hatte sie sich die Konsequenzen schon ausgemalt. Es bestand nur die Möglichkeit das Training für einige Tage zu erhöhen oder ihr Hausarrest zu geben. Mit beiden konnte sie durchaus leben besonders da es nicht ewig dauern konnte. Sie wusste dass Meisterin Noriko ihrem Vater früher oder später ins Gewissen rufen würde und ihn dazu brachte die Strafe wieder zu lockern, das tat sie immerhin jedes Mal.
 

Mit diesen Gedanken betrat sie mit ihren Cousins das Asakuraanwesen. Allerdings konnte sie es nicht vermeiden sich vorher vorsichtig umzusehen. Trotz dem sie wusste, dass sie sich in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht hatte und das sie eine Strafe deswegen bekommen würde, hinderte es sie nicht daran ihrem Vater trotzdem auszuweichen. Immerhin musste sie es ja nicht gleich auf einen Konflikt ankommen lassen. Zu ihrem Glück begegnete sie ihm nicht, weshalb sie mit ihren Cousins weiterhin einen schönen Tag verbringen konnte ohne sich das Gebrülle eines wütenden Riku Asakuras anzuhören. Erst als sich der Tag dem Ende neigte und das gemeinsame Essen anstand wurde Sayuri von Minute zu Minute unruhiger. Ein Verhalten, welches Hao als erstes bemerkte, was sie nicht sonderlich verwunderte, da dieser schon immer ein Auge für solche kleinen Details hatte.

„Was ist denn los mit dir Sayuri, du bist so unruhig.“

„Nichts weiter nur…ich hab euch vorhin angelogen…ich hatte eigentlich doch Training bei meinem Vater und na ja ihr kennt ihn ja.“

„Wieso hast du nichts gesagt?“

Youji sah seine kleine Cousine nur völlig irritiert an. Er konnte nicht glauben was sie ihnen gerade gestanden hatte.

„Willst du mir jetzt einen Vorwurf machen, Youji. Ich habe es einfach satt mich von meinem Vater wie eine Sklavin herumkommandieren zu lassen. Ich wollte endlich mal wieder Spaß haben und nicht immer diese blöden Trainingsprogramme absolvieren.“

„Hey beruhig dich wieder, Sayuri. Der wird dir schon nicht den Kopf abreißen, immerhin bist du seine Tochter und wenn er es doch übertreibt, dann wende dich an mich und ich nehme die Schuld auf mich. Immerhin bin ich bei ihm sowieso an allem Schuld.“

„Nein danke Hao. Da muss ich alleine durch. Ich meine, ich hab mich ja schon auf die möglichen Strafen eingestellt, aber ich habe Angst davor, dass ich irgendetwas nicht Kalkuliert habe, dass ich eine mögliche Konsequenz vergessen habe oder dass ich genau reagiere wie jetzt und alles nur noch schlimmer mache. Ihr kennt mich. Ich kann nicht klar denken, wenn ich nervös oder wütend bin.“

„Wer kann das schon. Aber sei froh, dass du ihm nicht begegnet bis, als wir hier angekommen sind. Ich denke nämlich, dass er vor Meisterin Noriko nicht allzu streng sein wird.“

Bei Haos Worten munterte sich Sayuris Laune wieder auf und sie sah nur kurz zu Youji, der dem jüngern nur schweigend zustimmte. Es war doch immer dasselbe mit den beiden. Wenn es um familiäre Probleme ging tauschen sie immer wieder die Rollen und Hao erwies sich immer wieder als ein Experte, während Youji ihn nur öfters beeindruckt zustimmte.
 

Mit neuem Mut machten sich die drei auf dem Weg zum Esszimmer. Dort angekommen wurden ihnen nur einige kurze Blick zugeworfen, bevor sich jeder wieder seinen eigenen Aufgaben zuwendete. Nur Cassandra wendete sich kurz an die drei jugendlichen und gab ihnen einen weisen Rat.

„Ihr solltet auf der Hut sein, dann kann euch nichts passieren, genauso wenig wie der ganzen Welt heute nichts passieren wird. Es ist der reinste Tag, den wir jemals hatten und das kann nichts trügen.“

„Hey Cassandra hast du mal wieder vergessen deinen Kräutertee zu trinken?“

Auf Youjis Gesicht schlich sich daraufhin ein leichtes Lächeln. Es war ein offenes Geheimnis, dass Cassandra ohne Kräutertee mehr Unsinn von sich gab als sonst, weshalb ihr Mann ihr auch an einigen Tagen das Gebräu Literweise verabreichte. Doch er war nicht der einzige der sein Grinsen nicht verbergen konnte. Auch Sayuri fing neben ihm leise an zu kichern. Cassandra allerdings schien diese Stichelei nicht zu begreifen, weshalb sie auf die Frage wahrheitsgemäß antwortete.

„Schein ich wohl vergessen zu haben. Was wäre ich nur ohne euch entzückenden Kindern.“

Mit diesem Worten wendete sich Cassandra von den drein ab und machte sich einen Kräutertee, während Youji nur etwas vor sich hin nuschelte.

„Wir sind keine Kinder mehr.“

„Im Gegensatz zu ihr schon, Youji.“

„Das ist doch kein Argument, Sayuri.“

„Und wie lautet dein Argument?“

„Was? Hao tu mir bitte einen Gefallen und behalt solche Fragen für dich. Ich weiß nämlich nie wie man auf diese Art von Fragen reagieren soll.“

„Das ist ja auch der Sinn, Youji. Man soll das Thema fallen lassen wenn man die Frage hört und sich nicht weiter über bestimmte Dinge aufregen.“

„Wenn man es von der Seite sieht, dann finde ich die Frage klasse.“

Weiter kam Youji nicht, da in dem Moment Riku in den Raum kam und sofort mit einem roten Kopf auf seine Tochter zukam. Dabei stieß er Hao, der ihm im Weg stand einfach mal zur Seite, so dass dieser auf dem Boden landete. Nach dieser Aktion war die gesamte Aufmerksamkeit auf Riku gerichtet, der sich scheinbar nicht mehr unter Kontrolle hatte.

„Sag mal was denkst du dir einfach dein Training mal eben so ausfallen zu lassen.“

Bei diesen lauten Worten zuckte Sayuri kurz zusammen, sie hatte erwartet, dass er wütend sein würde, doch dieses Ausmaß an Wut hatte sie nicht erwartet.
 

Genau dieses Verhalten bewirkte, dass auch ihr Wutpegel plötzlich stieg. Sie war ein 16 jähriges Mädchen und kein kleines Kind mehr, sie hatte ihren eigenen Kopf und den wollte sie ab und zu auch mal gebrauchen.

„Was hast du gesagt?“

Sayuri sah ihren Vater bei diesen Worten nur geschockt an. Hatte sie ihre Gedanken eben wirklich laut ausgesprochen? Wenn ja dann konnte ihr jetzt niemand mehr helfen. Andererseits hieß dass, das sie nichts mehr zu verlieren hatte.

„Ich sagte dass ich kein kleines Kind mehr bin! Also behandle mich nicht immer so.“

„Wenn du dich wie eine verantwortungsbewusste junge Frau benehmen würdest, müsste ich dich auch nicht wie ein kleines Kind behandeln. Es liegt an dir und nicht an deinem Alter.“

„Nur weil ich einmal nicht zum Training gekommen bin machst du hier gleich so einen Aufstand und nennst mich verantwortungslos? Du hast überhaupt keine Ahnung was mich betrifft.“

Das hätte Sayuri nicht sagen sollen. Noch ehe sie reagieren konnte musste sie auch schon eine heftige Ohrfeige einstecken, die sie ebenfalls auf dem Boden beförderte. Geschockt hielt sie sich die schmerzende Wange und sah ihren Vater vorwurfsvoll an. Jedenfalls so lange, bis sie spürte wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Ohne lange nachzudenken erhob sie sich und rannte aus dem Raum. Die Blicke die ihr folgten beachtete sie nicht. Erst als sie die Tür hinter ihr schloss und sie ihren Namen hörte blieb sie kurz stehen und lauschte.

„Sayuri, warte.“

„Nicht Hao, lass sie gehen, es nützt nichts ihr zu folgen. Ich glaube sie braucht erst einmal etwas Zeit für sich um sich wieder zu beruhigen.“

„Aber…“

Nach den Worten brach Hao seinen Satz ab. Wahrscheinlich hatte Meisterin Noriko ihm signalisiert, dass er das Thema fallen lassen sollte, immerhin konnte sie ja nicht wissen, dass Sayuri jedes Wort mithörte. Diese hatte kurzfristig wirklich überlegt, ob sie warten sollte und zurück zu Hao gehen sollte. Doch nach dieser Aktion entschied sie sich dagegen und verließ das Asakuraanwesen. Sie war nicht wütend auf Hao, weil er sich nicht durchgesetzt hatte und ihr gefolgt war. Wahrscheinlich hätte sie ihre Wut und ihre Enttäuschung über die Reaktion ihres Vaters noch an ihn ausgelassen und das wollte sie nicht. Aus diesem Grund lief sie einfach weiter ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben. Erst an den Toren einer Stadt kam sie zum stehen und wischte sich die Tränen aus den Augen. Erst jetzt viel ihr die Kälte auf, die um sie herum herrschte. Aus diesem Grund schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und versuchte sich so zu wärmen, was nicht wirklich so effektiv war wie sie gehofft hatte. Leicht zitternd vor Kälte streifte sie durch die Stadt und sah sich um. Sie suchte nach nichts Bestimmten sondern wollte sich einfach nur ablenken. Trotz der Kälte hatte sie keine Lust wieder zurück zu gehen. Auch die Dunkelheit, die mittlerweile die gesamte Umgebung eingehüllt hatte ließ sie nicht von ihrer Entscheidung zurückweichen. Falls sie jetzt zurückgehen würde, müsste sie eingestehen, dass sie einen Fehler gemacht hatte und das hatte sie ihrer Meinung nach nicht. Sie hatte lediglich ihre Meinung gesagt und wenn das schon verboten war, dann konnte ihr ihre Familie gestohlen bleiben. Allerdings wusste sie in ihrer Wut auch, dass das nicht der Fall war. Sie wusste, dass ihre Familie alles für sie tun würde, sollte sie wirklich mal Hilfe benötigen. Im Augenblick war sie lediglich zu stur um ihre Verstand einzusetzen und sich das einzugestehen und deshalb war es vielleicht wirklich besser dass sie etwas Zeit für sich hatte.
 

Nach einigen Minuten hörte sie einen lauten Schrei. Ohne lange zu überlegen lief sie zu dem Ursprung des Geräusches und fand einen Mann, der schwer atmend auf dem Boden saß. Sofort kniete sie sich neben diesem und versuchte herauszufinden was passiert war. Der Mann allerdings sagte kein Wort da er durch den Luftmangel, unter dem er offensichtlich litt, kein einziges Wort herausbrachte ohne riskieren zu müssen, dass er anschließend gar keine Luft mehr bekam. Hilflos sah sich Sayuri nach einigen Leuten um, doch die Straße war leer, jedenfalls war es so, als sie hier angekommen war. Jetzt allerdings füllte sich diese auf einmal mit Schaulustigen, die nicht mal die anstallten machten auf ihren flehenden Blick zu antworten. Keiner rührte sich sondern alle sahen nur stumm zu wie Sayuri versuchte den alten Mann zu helfen, dessen Hand sich immer noch total verkrampft an dessen Brust befand. Alles was sie jedoch tun konnte war dem Mann zu beruhigen und leise auf ihn einzureden, dass es ihm bald besser ginge. Es war eine Lüge, doch anders wusste sie sich nicht zu helfen, weshalb sie sich kurz darauf an die herumstehenden wendete.

„Der Mann braucht dringend Hilfe, kennt sich irgendwer damit aus?“

Erwartungsvoll da Sayuri in die Runde, doch keiner schien sie zu bemerkten. Alle Blicke waren nur starr auf den Mann gerichtet, der von Minute zu Minute immer weiter in sich zusammen sackte. Sein Gewicht wurde nur noch von Sayuri gehalten, die langsam verzweifelt zu den Herumstehenden blicke. Erst als sie das laute atmen des Mannes neben sich nicht mehr hörte ließ sie diesen langsam zu Boden sinken und betrachtete ihn. Der Mann hatte eindeutig aufgehört zu atmen. Eine Tatsache, die bewirkte, dass selbst Sayuri unfähig an Ort und Stelle knien blieb. Erst das leise Geflüster der umherstehenden ließen sie wieder aufhorchen.

„Sie hat ihn getötet.“

„Wer vergreift sich bloß an einen armen hilflosen Mann.“

„Ich hab es gesehen sie hat ihn verhext, damit er keine Luft mehr bekommt.“

Sayuri stand bei dem Geflüster, das sie nur ansatzweise mitbekam vorsichtig auf. Noch bevor sie wusste, was geschah, kam auch schon eine ältere Frau auf sie zu und rammte ihr ein großes Messer in den Bauch. Alles was sie daraufhin tun konnte war diese geschockt anzusehen und das Messer zu umklammern. Was sie jedoch am meisten schockierte waren die rechtfertigen Worte der Frau, die sie und die Herumstehenden Menschen erstarren ließen.

„Hexe, du hast ihn getötet.“

Mit den vor Hass sprühenden Worten zog sie das Messer mit einem kräftigen Ruck wieder aus dem Bauch der immer noch fassungslosen Frau heraus. Die schwarzhaarige ging kurz daraufhin in die Knie und sah sich schon fast flehend zu den Herumstehenden Menschen um, welche entweder zu geschockt waren um zu handeln oder einfach nicht handeln wollten. Noch bevor sich jemand erbarmen konnte ihr zu helfen, wurde die am Boden kniende schon mit Gewalt auf die Beine gezogen.

„Wenn das so ist, sollten wir diese Verbrecherin für diese Tat richtig bezahlen lassen und zwar nicht nur mit ihrem Blut.“

Bei diesen Worten handelte Sayuri nur noch intuitiv und trat dem Mann, der sie immer noch mit einem festen Griff auf den Beinen hielt gegen das Schienbein und fing an zu laufen. Sofort merkte sie, dass sie verfolgt wurde. Kurzer Hand nahm sie ihr Medium und griff mit einem verhältnismäßig schwachen Angriff an um sich mehr Luft zu verschaffen. Im Moment interessierte es sie nicht, was dieser Angriff bewirken konnte, alles was sie wollte war sich etwas Luft zu verschaffen und einfach eine Gelegenheit zu bekommen abzuhauen. Wenig später wurde sie jedoch von einem Mann zu Boden gestoßen, was bewirkte, dass sie ihr Medium aus der Hand verlor. Dieses schlitterte genau zu der wütenden Menschmasse, die sie mittlerweile von ihrem Angriff erholt hatte und wieder auf sie zukam. Schnell richtete sich Sayuri wieder auf und lief weiter. Es war ihre einzige Chance zu entkommen, immerhin kam sie an ihr Medium nicht mehr ran und ein anderes hatte sie nicht zur Verfügung. Bei einem kurzen Blick zurück, merkte sie, dass die Menschen vor den Stadttoren stehen blieben und ihr scheinbar nur wütend hinterher blickten. Ein gutes Zeichen, doch sie wusste, dass dieser Zustand nicht lange halten würde. Sie würden ihr früher oder später folgen und je weiter sie dann weg war, desto besser. Aus diesem Grund lief sie mit den Händen ihre Bauchwunde verdeckend weiter und ließ sich nicht mal von den vielen Stürzen, die sie auf ihren Weg erlitt bremsen. Alles was sie wollte war zu entkommen.
 

- Flashback Ende -
 

Mittlerweile hatte sie sich unter den starken Schmerzen wieder vollständig aufgerichtet. Durch ihren vielen Stürzen waren ihre Knie aufgeschlagen und bluteten heftig. Ihr Anblick war schrecklich. Sie war voller Blut, welches größten Teils aus ihrer Bauchwunde stammte. Es war ihr selbst ein Rätsel wie sie sich wieder zu einem Sprint animieren konnte. Lag es an ihrer Angst vor den sich nähernden Reitern oder wirklich nur daran, dass sie ihre Familie wieder sehen wollte. Wollte sie sich einfach nur in die Sicherheit ihrer Familie flüchten oder wollte sie damit unterbewusst klar stellen, dass sie sich ab jetzt nicht mehr so schnell unter kriegen lässt. Noch bevor sie gedanklich weiter darüber nachdenken konnte, fiel sie ein weiteres Mal. Dieses Mal war jedoch weder ein Stein noch eine Wurzel die Ursache, immerhin hatte sie mittlerweile eine Wiese erreicht. Nein der Grund für ihren Sturz war ein Kaninchenbau, in dessen Loch sie hinein getreten war. Bevor sie jedoch erneut aufstehen konnte, griff ihr auch schon jemand in die Haare und zog sie unsanft wieder hoch. Scheinbar hatten ihre Verfolger sie wieder erreicht und wie erwartet gehörten sie nicht zur Familie. Trotzdem kam Sayuri nicht dazu etwas zu sagen, da sie schon einen heftigen Schlag ins Gesicht bekam und ein weiteres Mal auf dem Boden landete. Kurz darauf bekam sie heftigen Tritt in den Bauch, was bewirkte, dass sie sich nur vor schmerzen auf dem Boden krümmend zusammenzog. Die restlichen Verfolger blieben auf ihren Reittieren sitzen und sahen sich das ganze genüsslich an. Jedenfalls so lange, bis sie von einer unsichtbaren Macht zu Boden gerissen wurden. Fast zeitgleich spürte Sayuri, dass jemand in ihrer Umgebung Geistkontrolle erschaffen hatte und sah, dass auch der Mann der eben noch auf sie eingetreten hatte eine Flugstunde bekam. Alles was sie anschließend wahrnahm, war das platschen von Wasser. Scheinbar wurde ihr Angreifer mitten in einen Fluss befördert, doch wirklich interessieren tat es sie nicht, sie war nur froh, dass sie die Typen vorerst los war. Jedenfalls dachte sie das, doch diese schienen sich nicht so schnell beeindrucken zu lassen.
 

Im Gegenteil, sie schienen von dieser Überrumpelung ihn ihrem Stolz gekränkt worden zu sein und machten sich deshalb mit gezogenen Waffen kampfbereit.

„Gut Schluss mit dem Versteckspiel. Wer ist noch hier?“

Bei diesen Worten sah sich der Mann wütend um, bevor sein Blick auf Sayuri ruhte, doch in dem Moment wurden ihm plötzlich die Beine weggezogen, was bewirkte, dass er ebenfalls auf dem Boden landete. Im gleichen Moment verschwand die Energie der Geistkontrolle wieder. Scheinbar hatte derjenige, der sie erschaffen hatte diese wieder gelöst, was Sayuri doch etwas enttäuschte. Kurz darauf erschien jedoch eine weitere Person vor ihnen, welche mit langsamen Schritten auf das am Boden liegende Mädchen zu und sich anschließend zu diesem kniete. Diese war jedoch immer noch so verwirrt von dem ganzen, so dass von alledem gar nicht mitbekam. Erst als sie von jemanden am Arm berührt wurde, schreckte sie zusammen. Kurz darauf fing ihr Körper an unnatürlich zu zittern.

„Ganz ruhig Sayuri, ich bin es.“

Nach diesen Worten schien ihr Körper sichtlich zu relaxen. Sie kannte die Stimme, doch durch ihren derzeitigen Zustand konnte sie diese mit keinem in Zusammenhang bringen. Die Stimme war so nah und doch kam es ihr so vor, als würde sie Kilometer weit entfernt sein. So weit, dass sie diese nur wie ein leises Echo des Originals wahrnahm.

„Halt dich aus der Sache raus Junge, oder du wirst das Schicksal dieses Mädchens teilen.“

„Davon träumt ihr. Ich persönlich würde euch raten, dass ihr die Beine in die Hand nehmt und verschwindet, bevor ich zu schlagfertigeren Argumenten greifen muss.“

Bei diesen Worten versuchte sich Sayuri wieder aufzurichten. Das letzte was sie wollte war, dass sie einen anderen in das ganze mit rein zog, der ihr nur helfen wollte. Allerdings wurde sie von einer Hand sanft wieder zu Boden gedrückt. Scheinbar wusste dieser, was sie vor hatte und wollte verhindern, dass sie sich mehr anstrengte als unbedingt nötig. Dennoch war ihr törichter Versuch sich aufzurichten nicht nutzlos, denn dadurch hatte sie einen Blick auf ihren Retter erhaschen konnte. Trotz allem war sie mehr als verwirrt. Sie kannte ihn schon eine Zeit lang, immerhin war er ihr Cousin, doch so hatte selbst sie ihn noch nie erlebt. Seine Gesichtszüge waren hart und er hatte einen eiskalten Blick aufgesetzt, mit dem er die anderen fixierte, welche langsam auf ihn zukamen.

»Du hast keine andere Wahl als gegen sie zu kämpfen, jedenfalls dann wenn du sie retten willst. Hao bitte, du kannst nicht darauf warten, dass sie durch deine harmlosen Angriffe die Flucht ergreifen. Sie sind zu allem entschlossen und das musst du auch sein. Du musst dich entscheiden, es gibt keine Möglichkeit diese Situation mit einem Vergleich zu regeln.«

Bei diesen Worten sah Sayuri zu einer jungen Frau mit wüstenfarbenen Haar, die sich mittlerweile vor sie und Hao gestellt hatte und scheinbar so wirkte, als wolle sie gegen die Menschen kämpfen.
 

Kurz darauf spürte sie, dass Hao von ihrer Seite wich und sich anschließend zu der jungen Frau stellte. Mit einem kurzen Nicken signalisierte er, dass er sie verstanden hatte. Kurz darauf ging alles rasend schnell. Hao vereinigte die Frau binnen Sekunden mit dem Schwert, welches einer der Männer während seines ersten Angriffes verloren hatte und griff ohne zu überlegen an und beförderte die Männer zu Boden. Zuerst machten sie anstallten einen erneuten Angriff zu wagen, doch dann schnappten sie sich einstimmig die Pferde und galoppierten davon. Für einen Moment verharrte Hao an Ort und Stelle, bevor er das Schwert fallen ließ und sich wieder zu seiner Cousine begab. Sein Schutzgeist löste daraufhin die Verbindung und sah nur mit einem undefinierten Gesichtsausdruck zu den beiden. Mittlerweile hatte er sie in den Arm genommen und versuchte die starke Blutung ihrer Bauchwunde zu stoppen.

„Kami. Geh und hol die anderen.“

Die junge Frau sah Hao bei diesen Worten nur fassungslos an. Zu dieser Zeit und vor allem nach diesem Ereignis sollte man vermeiden ungeschützt zu sein. Immerhin bestand die Gefahr, dass die Männer mit Verstärkung zurück kamen und das würde Hao in gewaltige Schwierigkeiten bringen. Das konnte sie einfach nicht zulassen.

„Worauf wartest du noch?“

»Aber ich kann euch doch nicht…«

„Du kannst und du wirst. Kami, bitte. Wenn du mir wirklich helfen willst, dann hol die anderen.“

Zuerst wollte Kami darauf etwas erwidern, doch dann überlegte sie es sich anderes Sayuri lief die Zeit davon. Zwar war sie nicht ihr Schutzgeist, doch sie war Hao sehr wichtig. Außerdem konnte sie seinem flehenden Blick nicht widersprechen. Es war deutlich zu sehen, dass er mit der Situation überfordert war. Wie sollte es auch anders sein. Hao war nicht dumm. Er wusste, dass er die Blutung hier nicht stillen konnte, das würde die Sache nur noch schlimmer machen. Eine Unterkühlung war dabei noch das kleinere übel. Allerdings konnte er sie auch nicht selber zum Asakuraanwesen zurück bringen, jedenfalls nicht schnell genug. Er brauchte Hilfe, wenn er sie retten wollte und zwar so schnell wie möglich und wer kann schneller von einem Ort zum anderen gelangen außer ein Geist. Nur Schamanen die die höchste Teleportationstechnik gemeistert hatten waren noch dazu in der Lage, doch zu diesen Schamanen gehörte Hao nicht. Jedenfalls noch nicht.

»…ok…ich…ich bin so schnell wie möglich wieder zurück.«

Mit diesen Worten war Kami auch schon verschwunden. Ein Phänomen, dass Hao unter normalen Umständen immer wieder verwundert, doch im Moment war seine Aufmerksamkeit voll und ganz bei seiner Cousine, die ein weiteres Mal zu zittern angefangen hatte.
 

Ohne lange zu überlegen schloss er sie fester in ihre Arme und ließ seinen Umhang über sie beide fallen, so dass er sie beide wärmen konnte.

„Gib nicht auf Sayuri.“

Die Worte waren nicht mehr als ein Flüstern. Dennoch verstand sie es. Doch sie konnte nicht viel erwidern. Zu sehr hatte sie ein ohnmächtiger Schleier eingenommen. Sie war zwar noch bei Bewusstsein, doch sie fühlte, dass sie diesen Zustand nicht lange aufrechterhalten konnte. Ihr ganzer Körper fühlte sich an, als wäre er aus Blei. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, ihre Augenlider wurden immer schwerer und drohten zuzufallen. Doch das konnte sie nicht zulassen.

„…Hao…ich…“

„Erzähl es mir später. Im Moment strengt es dich viel zu sehr an.“

„Nein…ich muss…wenn…“

Plötzlich brach Sayuri ab und fing heftig an zu Husten. Sofort hielt sie ihre Hand vor den Mund, während Hao ihr half sich etwas aufzurichten. Erst als sich ihr Hustanfall gelegt hatte, bemerkte sie einen metallischen Geschmack in ihrem Mund. Sie brauchte nicht lange zu überlegen woran es lag, da es an sich nur eine Ursache gab. Blut. Sie Hustete Blut, das war nie ein gutes Zeichen. Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen, bevor sie sich langsam wieder in Haos Arme lehnte. Dieser schien ihrer Einschätzung nach unnatürlich ruhig zu sein. Sie kannte zwar einige Fassetten seines Lebens und wusste, dass er von einer Minute auf die anderen seinen Charakter um 180 Grad ändern konnte, doch dieses verhalten war wie das vorige eher untypisch. Er schien besorgt um sie zu sein und wirkte sogar leicht überfordert. Doch wer wäre das in so einer Situation nicht.

„Ich wollte… es…. nicht so weit… kommen lassen… Ich wollte keinen offenen Konflikt …Alles was ich wollte… war einmal meine Ruhe...“

Sayuris Stimme versagte beim Schluss des Satzes, bevor sie einen weiteren Hustanfall bekam. Es stimmte was sie sagte, sie wollte niemals einen offenen Konflikt mit ihrem Vater oder mit dem Rest ihrer Familie austragen und genau diese Tatsache belastete sie am meisten. Hao, der das durchaus bemerkte, legte nur seine Hand auf ihre. Er hatte nicht viele Möglichkeiten ihr zu helfen. Alles was er tun konnte war sie solange bei Bewusstsein zu halten, bis die anderen kamen und ihr helfen konnten.

„Das weiß ich. Und die anderen werden es erfahren, wenn du wieder auf den Beinen bist.“

„Klar…aber das ist nicht alles was sie erfahren werden…“

Nach einem weiteren kurzen Hustanfall sprach Sayuri kraftlos weiter. Auch wenn ihr Hao versuchte zu signalisieren, dass sie sich ausruhen sollte. Sie wollte das einfach loswerden, bevor sie nicht mehr Lage war ihre Meinung kund zu geben.

„…Ich stimme Meisterin Noriko zu. Du würdest dich gut als Familienoberhaupt machen…egal was mein Vater dazu sagt…“

Sayuri sah Hao bei diesen Worten nur mit einem leichten lächeln an, bevor sie sich wieder an seine Schulter anlehnte und für einige Sekunden die Augen schloss.

„Sayuri?“

Bei diesem leicht panischen Ausruf öffnete Sayuri wieder die Augen und sah nur müde in Haos erschrockenes Gesicht. Sie versuchte zwar immer noch gegen die nahende Ohnmacht zu kämpfen, doch langsam ließen ihre Kräfte nach. Alles was sie tun konnte war weiter zu kämpfen oder sich einfach zu ergeben.

„Weißt du was. Ich bin froh, dass du bei mir geblieben bist.“

„Sayuri, bleib wach! Sayuri…“

„…es ist so kalt…“

Mit diesen Worten schloss Sayuri erneut die Augen und spürte wie sie in die endgültige Dunkelheit gezogen wurde. Das Hao weiterhin nach ihrem Namen rief bemerkte sie gar nicht mehr, genauso wenig, dass er sie nach einiger Zeit fester in den Arm geschlossen hatte und versuchte sie wieder in das Diesseits zu holen. Sie merkte gar nichts mehr, weder Schmerz noch Kälte oder sonst irgendetwas. Es gab absolut nichts was sie fühlen oder spüren konnte. Selbst ihr Hör- und Geruchsinn ließen nach. Es war fast so, als wäre alles um sie herum verschwunden und würden sie in ein endloses Nichts ziehen. Ein Nichts, das alles umfasste und dennoch nicht zu beinhalten schien. Eines das sie von der Welt die sie kannte abgrenzte und sie unwiderruflich in die tiefe Dunkelheit der endlosen Finsternis zog, aus der sie sich nicht mehr befreien konnte und wo alles aufhörte zu existieren.

Geister der Vergangenheit

Kapitel 18: Geister der Vergangenheit
 

Kami hatte sich mittlerweile zum Asakuraanwesen teleportiert. Dies stellte sich für sie als eine reine Qual heraus, weil sie nicht nur auf ihr Ziel achten musste, sondern auch auf ihre menschliche Form. Ansonsten wäre sie vermutlich als Wölfin dort aufgetaucht, und dass musste nun nicht wirklich sein. Im Gegenteil es wäre eher fatal gewesen. Darüber hinaus konnte sie sich auch nicht direkt auf das Grundstück teleportieren, da sie sonst von den anderen Geistern sofort angegriffen worden wäre und das wollte sie vermeiden. Es war schon immer schwer gewesen sich gegen einen unangekündigten Angriff zu wehren, besonders wenn er aus dem Hinterhalt kam. Und das wäre bei so einer Aktion durchaus der Fall gewesen, soviel war ihr von vorneherein klar. Letzten Endes jedoch hatte selbst sie die Situation etwas aus der Bahn gew9orfen, so dass sie ungewollt doch hinter dem Tor des Asakuraanwesens erschein. Sofort wurden sämtliche Geister auf sie aufmerksam und zögerten nicht lange um Alarm zu schlagen. Doch so lange diese keine Angriffe auf sie losschickten konnte es ihr auch egal sein, immerhin wollte sie die Aufmerksamkeit der Asakuras und wie konnte sie diese besser für sich beanspruchen als bei diesen Lärm.

„Eindringling, Eindringling. Alle aufwachen ein Eindringling…“

Trotz allem konnte sie sich ihren Kommentar einfach nicht zurück halten. Immerhin würde es auch reichen, wenn sie einmal Laut aufschrieen, doch das ständige Wiederholen einzelner Sätze brachte sie nun doch zur Weißglut.

“Immer diese sirenartige Begrüßung. Ihr nervt!"

Mit diesen Worten wollte Kami schon an den Geistern vorbei und zum Haupteingang laufen, wurde jedoch von einem der anderen Geister zurückgehalten. Voller Wut schlug sie diesem mit der geballten Hand ins Gesicht und traf. Eine Tatsache, die diesen Geist ziemlich verwirrte, besonders da er sich dank des Schlages auf einmal auf dem Boden wieder fand.

„Was im Namen des Königs der Geister geht denn hier vor?“

Kami sah bei diesen Worten zu einer älteren Frau und deren Begleitern, die gerade aus dem Haus getreten waren. Scheinbar hatten sie die Aktion zwischen ihr und den Geist gesehen. Jedenfalls würden sich mit dieser Annahme die Gesichter der Anwesenden erklären, die zum Teil ziemlich geschockt wirkten. Schnell rief sich Kami die letzten Ereignisse noch einmal in den Kopf, bevor sie sich selbst erklärte. Das letzte was jetzt fehlte, war dass sie den Grund ihres Auftauchens vergaß.

„Hao schickt mich. Er braucht Hilfe…“

Nach diesen Worten war nur ein verächtlicher Laut von Riku zu hören, weshalb sie ihren Satz abbrach und ihn wütend ansah. Dabei konnte sie es nicht unterdrücken einen verärgerten Laut von sich zu geben, welcher sich beim näheren hinhören wie das verärgerte Knurren eines Wolfes anhörte.
 

Selbst Kami war nicht zu wütend um dies zu überhören, weshalb sie sich sofort wieder zur Ruhe zwang und wieder zum eigentlichen Thema lenkte.

“Es geht nicht direkt um ihn, sondern viel mehr um Sayuri. Sie wurde angegriffen und ist schwer verletzt. Sie braucht dringend Hilfe, ihr läuft die Zeit davon."

„Und wo genau ist sie?“

Kami kochte bei dieser Frage innerlich vor Wut. Wäre sie ein Vulkan, würde sie mit Sicherheit in den nächsten Sekunden ausbrechen. Wie konnte man nur so ignorant sein. Es war ja klar, dass Riku eher seiner Tochter als Hao helfen würde, doch dass er das so offen zum Ausdruck brachte, war einfach das letzte. Um ganz ehrlich mit sich selbst zu sein machte sie das krank. So ein Familienmitglied wünscht man nicht mal seinem schlimmsten Feind und sie hatte einige Feinde, denen sie gerne sonst was an den Hals wünschen würde.

“Einige Kilometer südöstlich von hier. Per Pferd dürftet ihr nicht so lange brauchen. Ihr könnt dem Flusslauf folgen, dann findet ihr sie auf jeden Fall schneller."

Noch bevor Kami ihre Aussage beendet hatte, stürmte Riku auch schon los. Zu seinem Bedauern wurde er allerdings von Noriko zurückgehalten. Scheinbar ahnte sie, dass er keine gute Idee war Riku zu den beiden zu schicken, besonders da sie nicht wirklich wusste, was er dort vorfinden würde.

„Riku du bleibst hier! Santi, Youji, ich will dass ihr los reitet und die beiden hier her bringt. Und zu dir! Mit dir würde ich mich gerne mal genauer unterhalten“

Bei den letzten Worten zeigte Noriko auf Kami, welche durch die Gestik etwas aufgeschreckt war. Allerdings war sie nicht so verwundert, dass sie sich nicht denken konnte, worüber die alte Frau mit ihr reden wollte. Das sie an dem bevorstehenden Gespräch nichts mehr ändern konnte, ging ihr gehörig gegen den Strich, doch das machte auch keinen wirklichen Unterschied. Denn wenn sie jetzt einfach verschwand, würde sie bei dem nächsten Zusammentreffen um so mehr zu erzählen haben. Unter normalen Umständen hätte sie sich einfach von ihnen fern gehalten, doch als Haos Schutzgeist gestaltete sich dieser Vorsatz etwas schwierig.
 

Währenddessen hatten sich Youji und seine Mutter bereits auf den Weg gemacht. Beide hatten ein schlechtes Gefühl bei der ganzen Sache. Der einzige Grund, wieso Hao nach Hilfe schicken würde war, wenn er mit einer Situation extrem überfordert war. Ein Phänomen, was nur sehr selten vorkam, insbesondere weil unter normalen Bedingungen gegensätzliche Fall zutraf. Das war besonders für Santi klar geworden, immerhin kannte sie ihn schon von Geburt an und konnte sich im Gegensatz sehr gut an dessen Vergangenheit erinnern. Selbst wenn es am Anfang so gewirkt hatte, als würde Hao die einfachsten Techniken nicht hinbekommen, so lag es eher daran, dass er sie einfach nicht lernen wollte. Er kämpfte nicht gerne gegen andere und schien, um einen möglichen Trainingskampf hinauszuzögern, seine Fähigkeiten vor ihnen zu verbergen und die Trainingseinheiten absichtlich ohne jeglichen Erfolg zu beenden. Allerdings hatte er da die Rechnung ohne Meisterin Noriko gemacht, die sich nicht einfach mal so von ihm hinters Licht führen ließ. Sie hatte schon immer große Hoffnungen in den Jungen gesetzt und auch das potential, was er besaß blieb von ihr nicht unentdeckt. Um ihn jedoch dazu zu bringen seine wahren Kräfte zu offenbaren, hat sie extra für ihn ein spezielles Training angesetzt. Ihre Methode war dabei ganz einfach. Sie hatte ihn zum kämpfen gezwungen, selbst wenn es bei den vorigen Trainingseinheiten so aussah, als hätte er nicht das Geringste verstanden. Diese Trainingsmethode hatte dem Jungen unbewusst einige wichtige Fähigkeiten verliehen. Zum Beispiel die, dass er in jeder Situation ruhig blieb und somit bedacht handeln konnte. Außerdem konnte er sich neue Informationen schnell einprägen, was in ungewöhnlichen und abnormalen Situationen durchaus hilfreich und von Vorteil sein konnte. Doch scheinbar schienen ihm diese Fähigkeiten dieses Mal nicht weiter zu helfen, was nicht weiter verwunderlich war, da er ja trotz allem immer noch ein 19 jähriger Junge, der trotz seiner unglaublichen Fortschritte noch viel zu lernen hatte.
 

Nach diesen Gedanken, konzentrierte sich Santi wieder auf die Gegenwart. Mittlerweile hatte sie die richtige Stelle erreicht und sprang vom Pferd, bevor sie mit langsamen Schritten auf Hao zukam. Auch Youji tat es ihr gleich und lief auf seinen Cousin zu, der Sayuri immer noch schützend in den Armen hielt.

„Hao, was…“

Weiter kam Youji nicht, da ihm der abwesende Blick seines Cousins auffiel. Als sein Blick auf seiner Cousine hängen blieb wusste er auch wieso Hao nach Hilfe geschickt hat. Sayuri war bleich und hatte ihre Augen geschlossen. Von seinem Standort sah es sogar so aus, als würde sie ihr Körper nicht mehr bewegte. Selbst die sonst leichten Bewegungen, die darauf deuteten, dass sie noch atmete waren nicht mehr zu sehen. Andererseits konnte es auch durchaus an seinem Schockzustand liegen.

„Ist sie…“

Youji konnte seine Frage nicht beenden, doch das musste er auch nicht. Diese beiden Worte reichten nämlich aus um Hao aus seiner Starre zu befreien. Dieser schüttelte daraufhin nur schnell den Kopf, bevor er sich zu den Neuankömmlingen wendete.

„Noch nicht, aber sie ist kurz davor…“

„Keine Sorge, sie wird bald wieder auf die Beine kommen.“

Mit diesen Worten nahm Santi Hao das Mädchen ab. Erst jetzt bemerkte sie das viele Blut, das diese verloren hatte. Es war ein erschreckender Anblick, das selbst sie etwas aus der Ruhe brachte und sie hatte schon viel erlebt. Sie konnte sich nicht mal ansatzweise ausmalen, was jetzt in Hao vorging. Er wirkte einiger Maßen normal, doch das konnte auch täuschen. Allerdings konnte sie nicht auf Nummer sicher gehen. Im Moment hatte Sayuri Vorrang, sonst wäre das mit Sicherheit ihr Ende.

„Ich bringe sie zu Noriko. Kommt so schnell wie Möglich nach und passt beim Rückweg auf euch auf.“

Mit diesen Worten hob Santi das immer noch bewusstlose Mädchen auf das Pferd und stieg hinter dieses hinauf, bevor sie das Pferd antrieb und in die Dunkelheit verschwand.
 

- Beim Asakuraanwesen -
 

Die restlichen Asakuras waren derweil sichtlich angespannt. Zum einen wussten sie nicht wie schlimm es wirklich um Sayuri stand und zum anderen fragte sich jeder, was eigentlich genau passiert war.

„Gut, ich warte auf eine Erklärung. Wer bist du, was hast du mit Hao zu tun und vor allem was genau ist mit Sayuri passiert?“

“Mein Name ist Kami. Ich bin Haos Schutzgeist und zu Sayuri. Ich hab euch bereits gesagt, dass sie angegriffen wurde und das ist alles was ich weiß."

„Von wegen Haos Schutzgeist. Botengeist trifft es wohl eher. Denn ich bezweifle, dass der Junge weiß, wie man eine richtige Geistkontrolle aufbaut.“

“Er kann es und er könnte dich auch jederzeit mit nur einem einzigen Schlag zu Boden bringen. Immerhin ist er um einiges Talentierte als du."

Noch bevor Riku auf diese Anspielung etwas erwidern konnte, mischte sich auf einmal Noriko ein, die alles andere als erfreut von dieser Auseinandersetzung war. Den Wahrheitsgehalt des weiblichen Geistes konnte sie im Moment nicht einschätzen, jedenfalls noch nicht. Früher oder später würde sie jedoch die Antwort auf diese Frage finden.

„Das genügt. Zurück zu dir. Wenn du wirklich Haos Schutzgeist bist, wieso hat er dich uns gegenüber noch nie erwähnt?“

“Eine berechtigte Frage. Also Youji und Sayuri kennen mich. Und zu Hao. Er will nicht kämpfen, dass wissen sie genau. Er wollte einfach nicht wieder vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Das ist der einzige Grund, wieso er ihnen nie von mir erzählt hat."

„Ein Schamane der nicht kämpfen will, was für eine glorreiche Entwicklung. Das lässt ja eine schöne Zukunft für die Asakura-Dynastie erahnen.“

“Verfluchter Mistkerl. Wenn du nicht willst, dass ich dir in deine geliebten Weichteile trete, dann würde ich an deiner Stelle jetzt lieber deine Klappe halten."

Nach diesem Ausbruch war es still. Beinah totenstill. Diese Reaktion hatte keiner erwartet. Nicht mal Noriko sah das kommen und sie konnte die meisten gut einschätzen. Der weibliche Geist vor ihr war allerdings ein unlösbares Rätsel, genauso wie Hao, jedenfalls manchmal. Aus diesem Grund konnte sie sich in gewisser Weise schon vorstellen, dass die beiden ein einzigartiges Team darstellen konnten.
 

Weiter konnte sie jedoch nicht darüber nachdenken, da in dem Moment auch schon Santi auf sie zugeritten kam. Als sie vor ihnen zum stehen kam, halfen ihr die anderen die verletzte Sayuri vom Pferd zu holen. Anschließend brachten sie diese in das relativ warme Gebäude und legten sie auf ein Futon.

„Sie ist eiskalt. Santi, wir brauchen sofort ein paar Decken. Cassandra, bring mir bitte eine Schale mit warmem Wasser. Takeo, Katsumi, ich will dass ihr draußen wartet. Und sorgt dafür, dass Hao und Youji, wenn sie zurückkommen nicht hier rein kommen. Lenkt sie ab oder bringt sie auf andere Gedanken, es reicht schon, dass sie Sayuri in diesem Zustand gesehen haben.“

Ohne Widerrede befolgten die Anwesenden Norikos Anweisungen und verließen den Raum. Nur Riku und Noriko selbst blieben bei Sayuri in dem Raum zurück, wobei letztere anfing in einigen Schränken zu kramen. Sie suchte ein keines Fläschchen mit einem Kräuterextrakt, der Sayuri möglicherweise helfen konnte. Wenig später fand sie diese auch und kehrte an die Seite des Mädchens zurück. Derweil hatte sich Riku ebenfalls an die Seite seiner Tochter gesetzt und strich ihr halbgeschockt und halbabwesend mit einer Hand übers Haar. Die andere ruhte auf ihre Bauchwunde und versuchte die Blutung zu stillen. Er konnte es einfach nicht ertragen sie so schwach auf den Futon liegen zu sehen. Zu sehen, wie sie auch noch das letzte bisschen Kraft, dass sie noch besaß verlor und sich das Blut aus ihren Wunden immer weiter ausbreitete. Die Tatsache, dass sie noch lebte, half der Situation auch nicht gerade wirklich. Zwar waren sie froh über diesen Zustand doch gleichzeitig wussten sie, dass sich dieser Zustand jederzeit ändern konnte. Sayuri war geschwächt und das merkte man deutlich. Sie sah schon fast wie eine Leiche aus, ihr Puls und ihre Atmung waren schwer zu erkennen, was den Effekt noch verdeutlichte.

„Wo bleiben die denn so lange?“

„Könntest du dich wieder beruhigen Riku? Dein ungezügelter Zorn hilft deiner Tochter auch nicht weiter!“

Bevor Noriko jedoch noch etwas ergänzen konnte oder Riku die Möglichkeit hatte etwas zu erwidern, konnten beide Sayuris leise Stimme hören. Sie war schwach und undeutlich, dennoch reichte sie aus um beide Anwesenden erstarren zu lassen.

„Hao…?“

Dieser Name war so ziemlich der letzte, den sie jetzt in dieser Situation gebrauchen konnten. Besonders da Riku nie besonders gut auf den Jungen zu sprechen war. Das sie gerade in ihrer jetzigen Lage eher nach ihm und nicht nach ihrem Vater fragte konnte nur in einer Katastrophe enden. Jedenfalls wenn die beiden sich wieder über den Weg liefen. Manchmal schien es echt so, als würde Riku seinen Konkurrenzkampf mit dem Sohn seines verstorbenen Bruders weiterführen wollen. Eine Entwicklung, die sie einfach nicht verstehen konnte geschweige denn akzeptieren wollte.

„So hier ist das Wasser, außerdem habe ich gleich ein paar Tücher mitgebracht.“

„Danke Cassandra.“

In dem Moment kam auch schon Santi mit einem Stapel Decken in den Armen in den Raum geeilt und legte sie neben Noriko ab.
 

- Bei Hao und Youji -
 

Die beiden Cousins waren derweil ebenfalls im Asakuraanwesen angekommen. Langsam war es hell geworden und die ersten Sonnenstrahlen tauchten das Land ins Licht. Auf dem gesamten Weg bis zum Anwesen war es Still gewesen, was besonders daran lag, dass keiner der beiden gesprochen hatte. Hao war einfach von den Ereignissen noch so geschockt, dass er keinen richtig klaren Gedanken fassen konnte. Seinem Cousin ging es ähnlich, obwohl er wahrscheinlich leichter damit klarkam als Hao. Immerhin hatte er Sayuris Zustand nur flüchtig gesehen. Darüber hinaus hätte er nicht mal gewusst was er hätte sagen solle. Er war zwar Älter als Hao doch das hieß gar nichts, wenn es nämlich darum geht anderen Mut zu machen oder einen Rat zu geben, dann war der jünger der bessere Ansprechpartner. Aus diesem Grund gingen die beiden einfach nur nebeneinander und schwiegen sich an. Das Pferd, mit dem Youji an den Ort gekommen war, wo seine Mutter Sayuri von ihnen getrennt hatte, führte er mit Hilfe des Geschirrs einfach neben sich. Je später sie ankamen, desto besser war es für sie, da sie so wenigstens beschäftigt waren. Denn wenn sie früher hier gewesen wären, müssten sie auch dementsprechend länger auf eine Nachricht warten und so wie seine Cousine aussah konnte das dauern. Alles was er tun konnte war sowieso nur offen, dass Sayuri stark genug war um ihre Verletzungen zu widerstehen und wieder gesund zu werden. Allerdings mussten die beiden feststellen, dass sie sich trotz allem den falschen Zeitpunkt ausgesucht hatten um beim Asakuraanwesen anzukommen.

„Die Welt versinkt im Chaos. Der neue Tag hat uns kein Glück gebracht und wir beten dem neuen Glück entgegen damit es uns führen könnte durch diese Stunden.“

Die beiden Jungs sahen Cassandra bei diesen Worten nur völlig verwirrt an. Diese Worte klangen nicht gut, nicht nach dem was passiert war. Doch sicher konnte man sich bei der Schwarz/weiß Seherin nie sein. Immerhin erzählte sie zu 98% nur Unsinn. Auf die Aussage dieser Frau konnte man sich nicht verlassen, da sie ihre Ausführungen viel zu oft übertrieben hatte. Aus diesem sah sich Youji nach seiner Mutter oder den anderen Anwesenden um. Er musste nicht lange suchen, da erste auf einem Treppeabsatz saß und traurig in den Himmel sah.

„Mam, was ist mit Sayuri.“

Der Blick seiner Mutter verriet bereits alles. Sie hatte feuerrote Augen und an ihrer Wange liefen immer noch ein paar Tränen hinunter. Ein Anblick, der sofort jeden Zweifel beiseite räumte, doch er konnte es nicht akzeptieren. Nicht so lange sie es nicht aussprach, immerhin konnte ihr Verhalten auch daran liegen, dass ihr Zustand sich verschlechterte. Er kannte Sayuri. Sie war stark zu stark um einfach mal eben so aufzugeben. Doch seine Hoffnungen wurden mit der Stimme seiner Mutter zerstört.

„Sie hat es nicht geschafft. Wir konnten nichts mehr für sie tun.“

Bei diesen Worten fiel ihr Blick von Youji auf Hao, welcher scheinbar nicht glauben konnte, was er gerade gehört hatte. Es konnte einfach nicht wahr sein. Allerdings war Santi niemand der über solche Dinge scherzte, das wusste er. Allerdings hatte die Nachricht ihn in einer Weise getroffen, die ihn unfähig machte etwas zu sagen oder zu fühlen. Es war fast so als würde auf ihm erst einmal gähnende Leere herrschen.
 

Erst die Worte einer jungen Frau mit wüstenfarbenen Haar rissen ihn aus den Gedanken.

“Hao, es tut mir Leid."

Mehr sage sie nicht dazu. Selbst sie war in dieser Situation überfordert. Sie war es gewohnt mit Schamanen zu kämpfen die ein Ziel vor Augen hatten und es sturköpfig verfolgten. Eine Situation wie diese hatte sie selbst noch nie erlebt. Gut es gab Personen die einen geliebten Menschen verloren hatte, doch diese ließen entweder ihre Wut oder ihre Trauer über sie regieren. Bei Hao war nichts von beiden zu sehen. Überhaupt nichts, fast so als hätte er sich in seiner eigene Welt zurückgezogen. Allerdings kam sie auch nicht dazu noch etwas zu sagen, da sich nun auch wieder Santi einmischte, die die beiden anderen nur intensiv musterte.

„Wir sollten rein gehen. Immerhin ist es trotz des anbrechenden Morgens recht Kalt.“

Die beiden Cousins nickten bei diesen Worten nur bevor sie Santi folgten. Das Gebäude war wirklich um einiges wärmer als außerhalb, doch keiner schien diese Wärme wirklich wahr zunehmen. In ihnen reagierte nur die Kälte. Kälte die durch den Verlust von Sayuri entstanden war und die keiner vertreiben konnte. Jedenfalls vorerst nicht. Noch bevor jedoch einer dazu kam etwas zu sagen, kam auf einmal Riku um die Ecke und sah die drei Schamanen mit einem undefinierbaren Blick an. Es war unmöglich zu erkennen welches Gefühl überwog. Trauer, Verzweiflung, Wut, Reue. Alle diese Gefühle schien er in einem einzigen Blick zu verwenden. Erst als sein Blick auf Hao viel änderte sich dieser Zustand. Die Anwesenden hatten keine Zeit zu reagieren, sich auf sein Gesicht plötzlich ein wütender Ausdruck abzeichnete und er Hao ohne Vorwarnung gegen die nächste Wand schubste und ihn dort festhielt.

„Das ist deine Schuld, du....“

Weiter kam Riku nicht, da er schon von seiner Schwester angeschrieen wurde. Gleichzeitig versuchte sie die Rikus Hand, die Hao gegen die Wand drückte, von diesem zu lösen, was auf Grund von Rikus Stärke ein hoffnungsloser Versuch war.

„Riku lass ihn in Ruhe.“

Nach diesen Worten war auch Youji aus seiner starre erwacht und half seiner Mutter den wütenden Schamanen von Hao wegzuzerren, was auch zu ihrem Glück gelang. Genau in diesem Moment stieß auch Meisterin Noriko und Santis Mann hinzu, die das ganze nur geschockt verfolgen. Jedenfalls taten sie es so lange, bis Noriko sich zu diesem Verhalten äußerte.

„Das reicht jetzt. Youji, Takeo sorgt dafür, dass Riku etwas frische Luft kriegt.“

„Sofort.“

Mit diesen Worten verschwand Takeo von Norikos Seite und half Youji den immer noch wütenden Riku vor die Tür zu setzten. Santi hatte diesen mittlerweile losgelassen und sah den drein nur völlig geschockt hinterher. Die lauten Rufe ihres Bruders ließen sie nur noch weiter in ihren Schockzustand sinken. Sie konnte einfach nicht verstehen, wie dieser so reagieren konnte.

„Das wirst du bereuen, dafür sorge ich. Du wirst dir wünschen nie geboren worden zu sein, du…“

Kurz darauf hörte man eine Tür knallen und die Stimme von Riku brach ab.
 

Hao stand derweil immer noch geschockt an der Wand und sah in die Richtung, in der die drei verschwunden waren. Erst als er von seiner Meisterin angesprochen wurde kam er langsam wieder zurück in die vorherrschende Gegenwart.

„Alles in Ordnung.“

Hao antwortete auf diese Frage nicht, sondern drehte sich einfach von ihr weg und verließ den Korridor. Nach dieser Aktion wollte Santi ihm sofort folgen, doch sie wurde zurückgehalten.

„Lass ihn. Es bringt nichts.“

„Genauso wenig, wie es bei Sayuri etwas gebracht hätte? Hättest du zugelassen, dass Hao ihr folgt, dann wäre es vielleicht nicht passiert.“

„Das glaube ich nicht. Sayuri ist viel mehr in eine Situation geraten, die keiner vorhersehen konnte. Selbst wenn ich den Jungen hinterher geschickt hätte, hätte es genauso ablaufen können. Wir wissen es nicht, Santi. Aber sich jetzt gegenseitig die Schuld zu geben bringt uns genauso wenig. Wir sind eine Familie und sollten uns in so einer Situation gegenseitig helfen und niemanden dafür die Schuld geben.“

„Tut mir Leid.“

Mehr sagte Santi dazu nicht. Ihre Mutter hatte Recht. Sie wusste fast immer was das Beste war ach wenn sie sich bei Sayuri geirrt hatte. Doch wie sollte sie auch wissen, dass sich das Mädchen gleich in derartigen Schwierigkeiten bringen würde. Das Mädchen war klug, jedenfalls klug genug um sich aus kämpfen herauszuhalten doch anscheinend war das nicht genug um sich selbst aus Situationen herauszuhalten, die gefährlich sein konnten.

„Schon gut, ich denke im Moment ist jeder mit den Nerven am Ende. Und ich glaube, dass Hao und Riku am meisten unter Sayuris Tod leiden. Dem zur Folge sollte ich vielleicht doch mal nach dem Jungen sehen, bevor er irgendein Blödsinn anstellt.“

„Woran denkst du, Mutter?“

„Hao ist nicht dumm. Im Gegenteil. Er ist talentiert. Vielleicht sogar so talentiert, dass er Dinge erreichen kann, die jeden anderen zum Scheitern bringt und genau das macht mir manchmal sorgen. Außerdem kann ich mir gut vorstellen wo der Junge im Moment ist. Allerdings will ich, dass du Takeo sagst, dass er Riku im Auge behalten soll. Noch so einen Angriff müssen wir nicht noch mal haben.“

„Ich werde es ihm sagen.“

Mit diesen Worten trennten sich die Wege der beiden Frauen. Während Santi zu ihrem Bruder, Mann und Sohn ging, machte sich Noriko zu einem alten Tempel auf. Sie hatte irgendwie so ein Gefühl, dass der Junge versuchten würde einen alten Zauber auszusprechen, jedenfalls wenn er einen passenden gefunden hatte. Allerdings würde es Sayuri nicht mehr helfen können. Ihre Seele war bereits in der Geisterwelt und von dort konnte man sie nur noch als Geist zurückholen.
 

- Bei Hao -
 

Hao hatte derweil ein anderes Gebäude auf dem Asakuraanwesen aufgesucht. Es war ein Tempel, der so viel er wusste eine Menge alter Bücher beinhielt. Bücher bei denen andere ihr Leben riskieren würden um eines von ihnen zu besitzen. Doch er selbst suchte nur eines. Eines, das sich mit den Geistern der Vergangenheit beschäftigte. Keiner wusste genau was es mit diesen auf sich hatte oder wer diese waren. Das einzige was man über sie wusste war, dass sie mächtige Geister waren, die eine Menge bewirken konnte. Welche Kräfte diese genau besaßen und was für sie alles möglich war, stellte jedoch ein ähnliches Rätsel auf wie die Identität dieser Geister. Immerhin hatte noch niemand sie gesehen. Wieso man sich dennoch sicher war, dass es diese gab war ihm schleierhaft, doch wirklich drüber nachdenken tat er nicht, sondern suchte stattdessen weiter nach dem Buch. Als er dieses endlich gefunden hatte, legte er dieses auf einen Altar und öffnete die entsprechende Seite. Was genau er sich davon erhoffte wusste er nicht, es war mehr eine Art intuitive Handlung. Denn obwohl es so schien als ob er klar denken konnte, war sein Kopf leer. Es klang paradox, doch es war so. Er spürte nur das Verlangen diese Geister zu beschwören, fast so als würde sie ihn dazu bringen weil sie es verlangten.

„…Mit all meiner Macht ruf ich herbei, die Geister der Vergangenheit. Durch Sphären und Raum sie kommen herbei um zu helfen gegen das schwarze Dasein.“

Nach dem er den Spruch aufgesagt hatte schien zuerst nichts zu passieren doch dann gingen auf einmal alle Kerzen auf einmal an. Kurz darauf erschien ein Geist in Form eines alten Mannes vor ihm. Sofort wich er intuitiv zurück und lauschte was dieser zu sagen hatte.

//“Was begehrst du von den Geistern der Vergangenheit. Macht, Wissen oder das ewige Leben."\\

Bei diesen Worten schreckte Hao etwas zurück. Auch die Frage irritierte ihn für einen Moment, da er die Geister der Vergangenheit nur aus Erzählungen kannte. Diesen zur Folge würden die Geister selbst entscheiden ob sie sich zeigten oder nicht. Doch niemals war die Reden von einem alten Geist, der bei diesem Spruch erscheinen würde.

„Wer sind sie?“

//“Mein Name tut nichts zur Sache, nur mein Wort ist hier von Bedeutung. Also sprich, welche der Eigenschaften erwünscht du dir von den Geistern der Vergangenheit und ich werde dir sagen, ob sie dir helfen werden oder nicht."\\

„Ich begehren alle diese Fähigkeiten…“

Der alte Geist nickte bei diesen Worten nur, es wirkte fast so als wäre er enttäuscht von der Antwort, doch Haos weitere Worte ließen ihn gespannt zuhören. Er zeigte sich nicht oft in dieser Welt, doch dieses Mal konnte er einfach nicht widerstehen. Er wusste was in der Familie des Jungen passiert war und dass zu mindest einer der Geister der Vergangenheit, sich ihm offenbaren würde. Das würde allerdings bedeuten, dass die wahre Identität der Geister der Vergangenheit an Licht kam. Kaum ein sterblicher wusste, dass diese Geister unter anderem auch als Spirits of Elements bezeichnet wurden. Diejenigen die es wussten, waren überwiegend Geister oder seine engsten Diener.

„...doch keine für mich allein. Ich strebe nach Macht um andere zu beschützen, nach Wissen um anderen zu helfen und nach dem ewigen Leben um die zu retten die für mich wichtig sind.“

//“Ein bewegender Vortrag, doch stehst du auch zu deinen Worten? Wie viel sind dir die anderen wirklich wert. Würdest du alle Schwierigkeiten dafür in Kauf nehmen, riskieren für sie zu sterben, um deine Ziele zu erreichen."\\

„Das würde ich.“

//“Dann sollst du deinen Weg zu diesen Fähigkeiten bekommen, doch sei nicht zu enttäuscht, wenn du feststellst, dass nicht alles so einfach erscheint wie du es dir gedacht hast. Der Schlüssel zu diesen Fähigkeiten besteht aus dem Stern der Einheit. Für einige ist er längst vergessen, für andere nur ein Mythos, doch ich versichere dir, dass er existiert."\\

„Der Stern der Einheit, aber keiner soll je in der Lage gewesen sein ihn zu meistern.“

//“Wie gesagt, nicht alles ist so einfach wie man es gerne hätte."\\

„Was muss ich dafür tun?“

Der alte Geist lächelte bei dieser Frage, bevor er sich wieder an den Jungen wendete. Es überraschte ihn immer wieder wie viel Entschlossenheit der Junge vor ihm mit wenigen Worten ausdrücken konnte. Ein Verhalten, das ihn durchaus helfen konnte den Einheitsstern zu meister. Doch das war nur eine von vielen Fähigkeiten, die er für dieses Vorhaben brauchte. Aus diesem Grund konnte er ihm diese Frage auch nicht beantworten, Hao musste es alleine herausfinden, sonst würde er früher oder später scheitern.

//“Das liegt an dir, es herauszufinden. Eines kann ich dir allerdings sagen, der Weg zum Einheitsstern liegt näher als du denkst und zwar in deiner Vergangenheit und in deiner nahen Zukunft."\\

Mit diesen Worten löste sich der Geist auf und war wenig später verschwunden. Genau in diesem Moment öffnete sich die Tempeltür und eine alte Frau trat ein, die Hao nur traurig musterte.
 

Als sie das aufgeschlagene Buch vor ihm erkannte seufze sie kurz, bevor sie zu ihm trat und es aufhob und wieder ins Regal stellte. Sie hatte mit ihrer Vermutung also doch Recht gehabt. Die Geister der Vergangenheit waren in solchen Situationen immer die ersten Ansprechpartner. Allerdings waren diese noch nie in Erscheinung getreten. Jedenfalls nicht in den letzten Jahrtausenden. Nach ihnen zu rufen war eine pure Zeitverschwendung, aber sie konnte es ihm nicht wirklich übel nehmen.

„Selbst die Geister der Vergangenheit können dir nicht helfen. Sie ist Tod und niemand kann sie zurückholen. Nicht mal sie! Alle Macht hat nämlich mal ein Ende und die Grenzen beginnen meist dann, wenn das Leben auf tragische Art und Weise endet. Ich weiß, dass es kein Trost ist, aber es ist die Wahrheit. Also versuch es zu akzeptieren, auch wenn es noch so schwer fällt. Es ist nicht deine Schuld. Es gab nichts was du hättest machen können. Du hast deine eigene Sicherheit gefährdet und Kami zu uns geschickt, damit sie uns über alles informieren konnte. Andere wären noch nicht mal dazu in der Lage gewesen.“

Mit diesen Worten legte die alte Frau dem Jungen eine Hand auf die Schulter. Sie konnte sich vorstellen, wie er sich fühlte. Selbst sie machte sich Vorwürfe, dass sie nicht schneller reagier hatte. Insgeheim fragte auch sie sich ob sie das Mädchen, wenn sie anders reagiert hätte nicht doch noch retten können. Allerdings kam dieser Gedanke zu spät. Sayuri war Tod und niemand war in der Lage sie wieder zurückzubringen, nicht mehr, jetzt wo ihr Geist den Körper verlassen hatte.

„Komm du solltest das Blut von deinen Händen waschen.“

Hao stand bei diesen Worten schweigend auf und verließ den Tempel. Außerhalb hatte er sich an den nächsten Fluss teleportiert. Er hatte im Moment keine Lust mit irgendwem zu reden. Zu sehr waren seine Gedanken mit den letzten Worten des alten Geistes beschäftigt. Der Weg zum Einheitsstern lag in seiner Vergangenheit und in seiner nahen Zukunft. Was hatte das zu bedeuten. Er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Wie sollte er wissen was für eine Gemeinsamkeit seine Vergangenheit und seine nahe Zukunft hatte. Immerhin wusste er ja noch nicht mal wie diese definiert war. Der Begriff nahe Zukunft könnte von 10 Minuten in die Zukunft bis zu fünf Jahre ausgedehnt werden, es kam vom Standpunkt an. Mit diesen Gedanken ließ er seine Blutverschmierten Hände in das Wasser eintauchen und sah wie in Trance zu, wie sich die rote Färbung ausbreitete.

“Hao?"

Bei diesen Worten schreckte Hao wieder aus seinem Geisteszustand auf und sah zu seinem Schutzgeist, die sich inzwischen schweigend neben ihn gesetzt hatte. Erst als sein Blick wieder auf die Wasseroberfläche gerichtet war, redete sie weiter.

“Es tut mir Leid. Ich hätte mich mehr beeilen müssen."

„Vergiss es. Es ist sowieso zu spät und sich selbst die Schuld zu geben bringt sie auch nicht mehr zurück.“

“Wieso tust du es dann? Leugnen ist zwecklos, ich kann es dir ansehen."

„Dann gehörst du zu den wenigsten die es können. Die meisten meinen, dass man es mir nicht ansehen konnte, was ich denke.“

Die junge Frau lächelte bei diesen Worten nur. Hao hatte Recht, sie war die einzige, die durch seine aufgesetzte Fassade blicken konnte. Eine Fähigkeit, die jedoch nichts mit Menschenkenntnis sondern viel mehr mit der Tatsache zu tun hatte, dass sie seine Gedanken lesen konnte. In den letzten Jahren hatte sich der Junge verändert. Ob nun zum positiven oder negativen konnte sie nicht sagen, fest stand nur, dass sie es nicht mehr als Last sah auf den Jungen aufzupassen.
 

Hao war zu einem starken Schamanen herangewachsen, der zwar trotz allem noch viel zu lernen hatte, doch langsam begriff, dass man in manchen Situationen zwei Mal nachdachte bevor er handelte. Wenn sie sogar ganz ehrlich zu sich selbst war, so war ihr der Junge sogar richtig ans Herz gewachsen. Sie würde sogar so weit gehen und behaupten, dass er zu ihren Lieblingsschamanen gehörte.

„Sag mal, welchen Stand hattest du eigentlich zu deinen Lebzeiten.“

“Wie? Zu meinen Lebzeiten…“

„Wenn du nicht antworten willst musst du nicht, ich…“

“Kein Problem. Also so weit ich mich erinnere, war mein Stand ziemlich hoch. Es gab kaum etwas, was ich nicht mitbekommen habe. Wieso interessiert dich das?"

„Ich habe vorhin versucht die Geister der Vergangenheit zu rufen. Aber anstatt diesen ist der Geist eines alten Mannes gekommen. Er meinte, dass der Schlüssel zu neuen Fähigkeiten im Stern der Einheit liegt. Allerdings war das sozusagen alles, was er dazu gesagt hat.“

“Ein alter Mann, ja?"

Die junge Frau war jetzt ziemlich überrascht. Diesen Geist überhaupt mal zu Gesicht zu bekommen grenzte schon an ein Wunder, doch auch noch eine Antwort zu erhalten war nun doch etwas Ungewöhnliches. Sie wusste zwar, dass Hao eine Menge ungenutztes Talent besaß, doch ihn jetzt schon auf den Stern der Einheit aufmerksam zu machen hielt sie für etwas zu früh.

“Und was hast du jetzt vor?"

„Das ist das Problem. Der Weg zu dem Einheitsstern soll sowohl in meiner Zukunft als auch Vergangenheit liegen, doch mit dem Hinweis komme ich nicht wirklich weiter.“

“Ach das wird schon. Spätestens wenn du…ach du meine Güte…das heißt ja dass…Ich muss dieser Frau wirklich mal in den Hintern treten. Sie und ihre verdammte Unachtsamkeit. Das ist doch wohl nicht mehr zu glauben."

Mit diesen Worten stand die junge Frau auf und wollte schon loslaufen, als Haos Stimme sie zurück hielt. Wie konnte sie nur vergessen, dass er immer noch da war und keine Ahnung von ihrer wahren Identität hatte, sie war manchmal einfach zu dämlich.

„Wovon redest du?“

“Ah nichts weiter. Ich bin nur gerade abgedriftet."

Mit diesen Worten ließ sich die junge Frau wieder auf den Rasen fallen und betrachtete Hao von der Seite. Dieser schien ihr die Rechtfertigung nicht wirklich abzukaufen, was sie auch sehr gut verstehen konnte. Zum Glück hatte er genug Anstand es nicht zu erwähnen oder ihr die Lüge nachzutragen. Allerdings wusste sie, dass er früher oder später eine solche Aktion nicht mehr ignorieren wird und dann konnte sie sich schon mal einen halben Tag freihalten um ihm das ganze zu erklären.

Ein erneutes Treffen

Kapitel 19: Ein erneutes Treffen
 

Es war ein kalter Morgen, als sie aus unbekannten Gründen durch die Stadt ging, die nur wenige Kilometer von dem Tempel, in dem sie lebte, entlang ging. Obwohl die Nacht sich dem Ende geneigt hatte und die ersten Sonnenstrahlen schon einen Teil des Himmels einnahmen, konnte man das schwache leuchten der Sterne noch sehen. Im Moment wurde der Himmel sowohl von dem Mond und der Sonne erhellt, die insgeheim einen Kampf um die Vorherrschaft miteinander führten. Die Tatsache, dass nach der Nacht immer der Tag kam, änderte daran nichts. Doch das Beunruhigenste war die Sonne selbst. Sie schien Blutrot, als ob sie eine sich nähernde Katastrophe ankündigen wollten.

//Komm schon Samira, jetzt werd nicht paranoid.\\

Mit diesen Gedanken folgte sie weiter dem Weg, der sich weiter vor ihr erstreckte und sie zusätzlich immer weiter in die Dunkelheit führte. Um sie herum war es pechschwarz, nur der rote Himmel spendete ihr von oben her Licht, was verhinderte, dass sie gegen etwas lief. Allerdings beachtete sie dies nicht weiter, da sie gerade an einer Abzweigung angekommen war.

„Wo muss ich denn jetzt lang?“

Hilfe suchend sah die junge Frau zu den verbliebenen Sternen, die ihr jedoch nicht antworten konnte, sondern stattdessen immer mehr verschwanden. Unentschlossen griff sie nach ihrer Kette und drehte das Amulett unbewusst in ihren Fingern hin und her. Diese Gestik hatte eine beruhigende Wirkung auf sie und half ihr einen klaren Kopf zu bekommen. Aus diesem Grund nahm sie ohne groß zu überlegen den linken Weg. Mehr als falsch konnte er ja nicht sein. Doch noch einigen Minuten musste sie feststellen, dass sie sich geirrt hatte. Anstatt auf einen linearen Weg zu gehen, kam sie bald wieder an einer Abzweigung an, die dieses Mal noch verknüpfter war als vorher. Auf einmal fühlte sie sich gefangen, in einem Labyrinth das nie zu einem Ausgang führte, verfolgt von Feinden die sie nicht kannte. Ihr Herz schlug auf einmal schneller und selber der Anhänger der Kette, den sie in ihrer Hand hielt, gab ihr nicht den gewünschten Schutz und Halt den sie sich erwünscht hatte. Plötzlich hörte sie Schritte, die scheinbar von überall her kamen und dennoch konnte sie heraushören, dass diese auf sie zukamen. Panisch sah sich die junge Frau an. Sie konnte niemanden sehen, sie war allein in dieser dunklen Gasse. Niemand war in der Nähe der ihr helfen konnte, wenn jemand sie angriff.

„Hatten wir einen schönen Spaziergang, Toshiro.“

Bei diesen Worten schreckte Samira auf. Sie kannte die Stimme, doch woher her. Wo hatte sie diese Stimme schon mal gehört. Sie wusste es nicht und trotzdem hatte sie das Gefühl, dass das nichts Gutes bedeutete. Seine Anwesenheit war ihr verderben, soviel war ihr bekannt. Mit diesen Gedanken drehte sie sich zu dem Mann um, der sie angesprochen hatte.
 

Voller entsetzen erkannte sie den Mann, der sie vor so vielen Jahren beinah umgebracht hatte. Sie war wie erstarrt und merkte nicht wie ihre Hand vor Schreck die Kette losgelassen hatte. Unter normalen Umständen müsste sie in der Lage sein ihn zu besiegen, doch er war nur ein Mensch. Gegen ihn konnte sie unmöglich ihre Kräfte als Schamanin einsetzten. Das wäre nicht richtig. Selbst wenn er wusste wer sie war, so war es einfach nur falsch. Oder hatte er doch schamanische Kräfte und verbarg sie nur vor der Welt. Doch allein der Zweifel ließ sie zögern. Sie konnte niemanden angreifen, der nicht in der Lage war sich zu wehren. Dass der Mann bei ihrem Gedankengang immer Näher kam bemerkte sie erst als es zu spät war. Mit einer schnellen Bewegung, hatte er ihr die Kette vom Hals gerissen und ließ das Amulett, das wie ein Pentagramm aussah und mit einem Kreis umrandet war, ungeachtet zu Boden fallen. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete Samira, wie die Pentagrammkette zu Boden viel und dort in tausend Stücke zerbrach.

„Das kann nicht passieren.“

Das war alles war Samira dazu sagte. Normalerweise müsste die Kette so einen Aufschlag unbeschadet überstehen. Es war ein Familien-Erbstück, das Jahrtausende überstanden hatte und jetzt wurde es durch einen bloßen Sturz zerstört. Der Legende nach bedeutete dies, dass das Todesurteil der Toshiro- Dynastie. Bei diesen Gedanken wich die junge Frau fassungslos und geschockt zurück. Was sollte sie jetzt tun. Bevor sie weiter über diese Frage nachdenken konnte, merkte sie, dass man sie umzingelt hatte. Auf einmal waren mehrere Männer aus dem Hinterhalt gekommen. Noch bevor sie irgendetwas machen konnte, wurde sie auch schon zu Boden gestoßen. Als sie sich auf den Rücken drehte um nachzusehen, wer sie geschubst hatte, erblickte sie den Mann mit der blassen haut und den ausgeblichenen blonden Haaren mit einem Schwert über ihr stehen.

„Noch ein paar letzte Worte?“

„Das können sie nicht tun!“

Samiras Worte waren nur ein flüstern, dennoch bekam es der Mann und die anderen 15 Personen, die um sie herum standen es mit. Irgendetwas in ihr regte sich. Wieso 15. Die Zahl hatte irgendetwas zu bedeuten, die Kombination wies auf irgendetwas hin, doch sie hatte keine Zeit zum nachdenken. Denn während die 15 nur anfingen zu lachen, antwortete der Mann mit dem Schwert ihr mit einem finsteren Lächeln auf dem Gesicht.

„Und ob ich kann, lass es mich beweisen.“

Mit diesen Worten holte er aus und schlug zu. Alles was Samira bei dieser Aktion tun konnte war schützend die Hände vor ihren Körper zu halten, die Augen zu schließen und zu schreien.

„NEIN“

Insgeheim jedoch warte sie auf den vernichtenden Schlag. Doch er kam nicht. Erst nach einigen Minuten nahm sie die Arme herunter und öffnete die Augen. Was sie jedoch sah, ließ sie geschockt zurück.
 

Sie war nicht mehr in der dunklen Gasse, sondern in ihrem eigenen Zimmer im Tempel. Bei dieser Erkenntnis griff sie sofort an ihren Hals und stellte erleichtert fest, dass ihre Kette ebenfalls noch heil war. Es war also nur ein Alptraum und keine Realität bzw. Erinnerung. Schnell wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und verließ ihr Bett, in dem sie bevor sie aus ihrem Alptraum aufgewacht war gelegen hatte. Dass sie durch die Ereignisse ihres Traumes immer noch am ganzen Leib zitterte beachtete sie nicht weiter. Stattdessen ging sie zu einer Wasserschüssel und ließ sich zwei Hände voll Wasser übers Gesicht laufen. Anschließend betrachtete sie ihr eigentliches Spiegelbild auf der Wasseroberfläche. Dieses ließ sie fast schon wie ein Geist erscheinen. Was besonders an ihrer blassen Haut lag. Wie sollte sie aber auch Farbe im Gesicht bekommen, wenn es ihr nicht erlaubt war den Tempel zu verlassen. Bei diesen Gedanken schüttelte Samira nur den Kopf. Das war kein gutes Thema. Mit diesem Gedankengang ging sie aus dem Zimmer und suchte nach ihrer Meisterin. Als sie diese nicht finden konnte, wendete sie sich an den ersten höheren Wächter, den sie entdeckte.

„Wissen sie wo Meisterin Chiyo ist?“

„Nicht hier. Meisterin Chiyo hat einige Dinge außerhalb zu erledigen, du wist wohl auf sie warten müssen, wenn du sie sprechen willst.“

Samira nickte nur, bevor sie sich wieder von der älteren Frau entfernte. Anschließend streifte sie unruhig durch die Tempelanlage. Dabei drehte sie eine ihrer leuchtend blonden Haarsträhnen die fast schon so wirkten, als wären sie aus Gold, um die Finger. Seit einiger Zeit schon quälten sie Albträume, die alle mit einem Mann zu tun hatte, der nicht nur ihre Mutter umgebracht hatte, sondern auch sie beinah getötet hätte. Indirekt jedenfalls, da er die Waffe, die ihr ihren letzten Atemzug nehmen sollte nicht in seiner Hand war. Seine Absicht und Handlung sprachen jedoch gegen ihn. Seit Jahren verfolgten sie die Bilder dieses Tages. Wieso diese Träume sie gerade jetzt aufsuchten war ihr ein Rätsel, doch genauso wie damals zog sie etwas zu der großen Tür, die aus dem Tempel herausführte. Mit diesen Gedanken legte sie die Hand an die kalte Tür und schloss die Augen. Ihre Meisterin hatte den Tempel verlassen und sie musste die Erinnerungen an die Träume einfach loswerden. Sie musste mit jemanden sprechen, bevor diese sie von innen heraus auffraßen.

//Ach, vergiss doch die Regeln. Die sind eh nicht zu gebrauchen.\\

Mit diesen Worten öffnete Samira die Tür und trag heraus. Noch immer war der Weg, den sie vor einigen Jahren genommen hatte deutlich zu sehen. Kurz atmete sie die frische Luft tief ein, bevor sie die Tür wieder schloss und sich abermals in Richtung Stadt begab. Dort angekommen sah sie sich vorsichtig um. Immerhin wollte sie nicht noch so ein Erlebnis wie beim letzten Mal. Allerdings wurden ihre guten Vorsätze von einem Moment auf den anderen zur Nichte gemacht, als sie den Mann sah, der die restlichen Leute gegen sie aufgebracht hatte. In dem Moment stiegen ihr die Erinnerungen in den Kopf und erweckten ihren Zorn und ihre Wut. Welcher sich wenig später in Hass verwandelte. Auf einmal wollte sie nichts sehnlicher als den Mann zu Boden sehen gehen und ihn um Gnade betteln zu hören. Sie wollte Rache für dass, was er ihr angetan hatte und was er mit ihrer Mutter gemacht hat. Flüchtig blickte sie sich um und entdeckte einen Fischstand, auf dem sich ein Messer befand. Von dem Besitzer war keine Spur zu sehen. Nicht lange überlegend, ging sie an diesem vorbei, entwendete das Messer geschickt und verbarg es unbemerkt unter ihrem Gewand. In diesem Moment dachte sie an gar nichts mehr, sondern handelte nur noch intuitiv. Dass sie diese Aktion nicht so unbeobachtet durchgeführt hatte, wie sie glaubte, bemerkte sie gar nicht erst. Es wäre ihr wahrscheinlich auch egal gewesen, da ihr Hass ihren Blick zu sehr getrübt hatte, als das sie ihren Fehler bemerken und bereinigen konnte.
 

- Aus Haos Perspektive -
 

Hao hatte sich mit seinem Schutzgeist derweil ebenfalls in die Stadt begeben. Er musste einfach für einen Moment weg von den Asakuras, weg von dem was passiert war. Er brauchte einen Ort zum Nachdenken. Fürs letztere war die Stadt zwar nicht der ideale Ort, aber hier kam keiner auf die Idee ihn zu fragen was los war oder darauf ihm zu sagen, dass der Tod seiner kleinen Cousine nicht seine Schuld war. Er wusste, dass es stimmte und das sie ihn nicht nur aufmuntern wollten, dennoch konnte er nicht anders als sich schuldig zu fühlen. Der Blick seiner Tante und seinem Onkel waren genug um ihm zu zeigen, dass diese die Meinung der restlichen Familie nicht vertraten, sie drückten nicht nur Trauer aus sondern auch Verachtung. Verachtung ihm gegenüber, die er nicht so einfach ignorieren konnte. Er hatte sich schon öfters gefragt, was sie gegen ihn hatten, doch bis jetzt hatte er keine Antwort gefunden. Sogar seine Großmutter, die ihn meistens mit Rat und Tat zur Seite stand schien diesem Thema auszuweichen. Mit diesem Gedanken schüttelte er den Kopf. Er hatte im Moment mehr im Kopf als die Beweggründe seiner Verwandten.

//Wieso denke ich überhaupt noch darüber nach.\\

„Keine Ahnung.“

Bei diesen Worten sah Hao seinen Schutzgeist nur mit hochgezogenen Augenbrauen an. Diese zuckte nur erschrocken zusammen. Wieso musste sie ausgerechnet jetzt Haos unausgesprochenen Gedanken beantworten, wo dieser sowieso schon durch ihre letzte Aktion misstrauisch war. Kurz sah die junge Frau mit wüstenfarbenen Haar zu einer sich in der Nähe befinden Seitengasse, wo ihr ein anderer Geist nur gestikulierte, dass sie bescheuert war. Unter normalen Umständen hätte sie dem Feuergeist, den Hao noch nicht bemerkt hatte ein paar Takte erzählt, doch in diesem Fall hatte er Recht, was sie am meisten ärgerte. Doch erst einmal musste sie sich eine Ausrede ausdenken, bevor sie sich um andere Sachen kümmern konnte.

„Was ist? Mein Kommentar war auf den Satz des Mannes bezogen. Der wollte wissen wie oft die Preise für den Fisch noch erhöht werden.“

Hao sagte darauf nicht, da er genau wusste, dass es auf die Leute um sie herum einen schlechten Eindruck machen würde, immerhin konnten sie seinen Schutzgeist nicht sehen. Aus diesem Grund sah er sich nur in dem Getümmel um. Es gab nicht viel Interessantes. Doch was hatte er auch erwartet. Immerhin waren die meisten hier um Geschäfte zu machen. Das bewirkte, dass keiner wirklich auf den anderen achtete sondern viel mehr damit beschäftigt waren ihre Ziel, die meistens daraus bestanden eine Ware möglichst billig zu erwerben, zu erreichen. Auf einmal fiel ihm eine junge Frau ins Auge, die sie verdächtig oft umsah und anschließend zielstrebig auf den verlassenen Fischstand zuging. Doch ihr Ziel war nicht der dort liegende Fisch, sondern das Messer, was in einem von diesem steckte. Hao seufzte bei dieser Erkenntnis nur, bevor er ihr folgte. Das letzte was er jetzt brauchte war noch ein Mord. Diese Tatsache war allerdings mehr als wahrscheinlich, da die junge Frau zielstrebig auf einen blasshäutigen Mann mit verbleichten blonden Haaren zuging, das schon leichte Grauansätze besaß, zuging.
 

- Aus Samiras Perspektive -
 

Samira sah sich als sie das Messer genommen hatte noch mal flüchtig um und ging dann auf den Mann zu, ohne dass dieser etwas davon bemerkte

//Ich werde nicht zulassen, dass er noch jemanden so leiden lässt wie mich. Jetzt wird er seine gerechte Strafe bekommen, egal was das für mich bedeutet. Besser ich handle jetzt, als dass ich ihm die Möglichkeit gebe seinen nächsten Schritt zu machen.\\

Mit diesen Gedanken war sie hinter den Mann, der immer noch mit dem Rücken zu ihr stand, gelangt und wollte gerade mit dem geklauten Messer zustechen, als sie jemand am Handgelenk, mit dessen Hand sie das Messer hielt, packte und sie mit einem Ruck zu sich zog. Erschrocken lockerte sie den Griff um das Messer und ließ sich von ihrem geplanten Opfer ablenken.

„Was soll das?“

Genau in diesem Moment drehte sich auch der blonde Mann um und wendete sich zu ihr und denjenigen, der ihren Plan zur Nichte gemacht hatte.

„Gibt es irgendwelche Probleme?“

Bei diesen Worten versuchte sich Samira aus dem Griff des schwarzhaarigen Fremden zu befreien, doch dieser ließ ihr kein Entkommen. Insgeheim rechnete sie bei dieser Erkenntnis schon mit ihrem Leben ab. Schon damals wollte der blonde sie ohne Grund umbringen, jetzt wo er erfahren würde, was sie vorhatte, würde er sie nicht mehr so einfach laufen lassen.

//Ich bin erledigt.\\

„Nein. Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.“

Samira sah den schwarzhaarigen bei diesen Worten nur verwirrt an, was der blonde jedoch nicht mitbekam, da sie jetzt mit dem Rücken zu ihm stand. Sie konnte ihn einfach nicht verstehen. Er wusste genau was sie vorhatte, also wieso verriet er sie nicht. Wieso hatte er für sie gelogen. Weiter konnte sie allerdings nicht darüber nachdenken, da sie merkte, dass er ihre Verwirrungspause genutzt hatte um ihre das Messer aus der Hand zu nehmen. Was nicht weiter schwierig war, da sie den Griff um dieses durch den Schock gelockert hatte. Anschließend zog er sich von dem Ort weg und wieder an dem Fischhändler vorbei, der unter dem Tisch sitzend blindlings nach seinem Messer tastete, dass er allerdings nicht finden konnte. Erst als der schwarzhaarige dieses genau vor dessen Fingerspitzen legte, war er in der Lage dieses zu ertasten. Kurz darauf verschwand die Hand mit dem Messer wieder unter dem Tisch. Samira sah sich nach dieser Aktion intensiv um, doch keiner schien etwas bemerkt zu haben, fast so wie vorhin, als sie das Messer von diesem Ort entwendet hatte. Insgeheim fragte sie sich, woher der schwarzhaarige, der nicht viel älter war als sie von alle dem wusste. Hatte er sie beobachtet, oder war sie einfach zu unvorsichtig gewesen. Sie wusste es einfach nicht und ehrlich gesagt wollte sie es auch gar nicht wissen.
 

- Aus Haos Perspektive -
 

Seine eigenen Worte rangen in Haos Kopf weiter nach. Eine noch dümmere Antwort hätte er auch nicht abgeben können. Doch anscheinend schien der Mann sie zu schlucken.

„Rakesh, lange nicht mehr gesehen.“

Der Mann drehte sich daraufhin kurz zu der Stimme um, bevor er Hao noch mal kurz skeptisch beäugte, doch als er merkte, dass Hao seinem Blick standhielt, wendete er sich schlussendlich ab. Hao wusste, dass er von Glück reden konnte, dass der Mann das Messer in der Hand der jungen Frau nicht gesehen hatte. Ansonsten wäre das ganze nicht so einfach gewesen. Diesem Gedanken folgend sah er kurz zu dem Messer, das die junge Frau immer noch in der Hand hielt. Ihr Griff um dieses hatte sich gelockert, weshalb er es ihr locker entnehmen konnte, ohne dass sie sich groß dagegen wehrte. Nach dieser Aktion hielt er ihr Handgelenk jedoch noch weiterhin fest und zog sie in Richtung Stadtausgang. Derweil konnte er seine Gedanken, die ihn durch den Kopf gingen nicht mehr ignorieren. Wieso hatte er sie überhaupt gedeckt. Seinem Ruf konnte es nämlich nur Schaden, wenn heraus kam, dass sie einen wehrlosen Mann umbringen wollte. Allerdings hielt er seine Reaktion weiterhin für richtig, was das Paradoxe an der Sache war.

//Wenn ich das immer mache, wenn jemand einen anderen umbringen will, bekomme ich irgendwann noch richtig Schwierigkeiten.\\

Mit diesen Gedanken sah er sich um. Die anderen Menschen schienen weder ihn noch die junge Frau zu beachten. Ein Glück für ihn, da er so das Messer unbemerkt wieder an seinen ursprünglichen Ort legen konnte, ohne dass es jemand bemerkte. Das tat er auch. Dass der Fischer, der sich unter dem Tisch befand, gerade danach tastete war gerade zu das perfekte Timing für diese Aktion dar. Beinah jedoch hätte er das Messer fallengelassen, als die Blonde ein weiteres Mal versuchte sich von seinem Griff zu befreien. Zu seinem und auch ihrem Glück geschah das nicht und somit war es nicht in der Lage die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen.

//Wenn sie so weiter macht wird bestimmt noch jemand auf die Situation aufmerksam. Wird Zeit, dass ich sie hier raus schaffe, bevor sie nicht nur sich sondern auch mich in Schwierigkeiten bringt.\\

Doch weiter konnte Hao nicht darüber nachdenken, da die Junge Frau schon zu sprechen anfing und ihn mit ihren Worten doch etwas aus dem Konzept brachte.

„Was fällt dir eigentlich ein? Lass mich gefälligst los!“

„Wie wäre es vielleicht mal mit einem kleinen ‚bitte’ oder ‚danke’. Es bewirkt manchmal Wunder, weißt du?“

Hao verdrehte bei diesen Worten kurz die Augen, was diese nicht sehen konnte. Ansonsten hätte sie sich nur noch mehr aufgespult und das musste ja nicht sein. Irgendwie bekam er bei der jungen Frau das Gefühl, dass er sie kennen musste, doch im Moment kreisten zu viele Gedanken in seinem Kopf, als dass er sich überhaupt an einen Namen geschweige denn eine Umgebung vorstellen konnte, mit deren Hilfe er sie zuordnen konnte. Aus einem unerfindlichen Grund wirkte diese Situation jedoch mehr als vertraut für ihn. Zu vertraut, als dass er diesen Gedanken vergessen konnte. Doch diese machte es ihm mit ihrem herum Geschreie nicht gerade leicht sich zu konzentrieren.

„Für was, dafür dass du mich aufgehalten hast, oder dass du mich nicht an ihn verraten hast. Der Typ hat den Tod verdient.“

„Möglich, aber das heißt nicht, dass es deine Beinahtat rechtfertigt.“

Hao konnte diesen Spruch einfach nicht für sich behalten. Das er sie damit nur noch mehr provozierte nahm er dabei billigend in Kauf. Wenn sie sich schon an jemanden abreagieren musste, dann an jemanden, der ihr gewachsen war und nicht um sein Leben fürchten musste. Zwar hätte er diesen Auftrag gerne weiter gegeben, aber jetzt war es dafür etwas zu spät.
 

- Aus Samiras Perspektive -
 

Nun war Samiras Geduld erst Recht am Ende. Wie konnte er es wagen bei so einem Thema so unbeeindruckt zu reagieren. Er tat so als ob ihr Verhalten alltäglich wäre, als wenn sie nur eines von vielen dummen Mädchen wäre, die aus Rache einen anderen umbringen wollten. Am liebsten hätte sie ihm sein Verhalten mit einem kräftigen Tritt ausgetrieben, doch dafür ging er zu schnell. Ohne einen Sturz ihrerseits zu riskieren konnte sie diese Aktion vergessen.

„Was weißt du denn schon, er hat meine Mutter getötet, ich hab alles Recht der Welt mich an ihm zu rächen. Für wen hältst du dich eigentlich, dass du denkst mich Belehren zu müssen. “

„Ich bin derjenige, der dich nicht an die Bevölkerung ausgeliefert hat und zu deiner Begründung. Auch wenn du dich an ihm rächst, kommt deine Mutter nicht wieder zurück. Darüber hinaus würdest du dich mit so einer Aktion auf dieselbe Stufe wie diese Leute stellen. Man kann gleiches nicht mit gleichem bekämpfen, es sei denn man will sich selbst verlieren. Denn das ist was Menschen tun, wenn sie nicht mehr wissen was sie tun sollen, sie Handeln ohne über die Konsequenzen nachzudenken.“

„Ich bin aber kein Mensch. Ich bin eine Schamanin.“

„Eine Schamanin mit einer schlechten Einstellung. Das macht dein Verhalten nur noch schlimmer.“

„Ach ja, wie würdest du reagieren, wenn du den Mann wieder siehst, der dir das wertvollste genommen hat, was du besitzt.“

Bei diesen Worten zögerte der junge Mann und blieb stehen, was Samira als Eingeständnis sah, doch seine Antwort war anders als sie erwartet hatte.

„Ich weiß es nicht, aber ich hoffe, dass ich genug Willenstärke besitze und nicht so feige reagiere wie du es gerade getan hast.“

Samira sagte nichts dazu, sondern musterte den jungen Mann nur intensiv. Er sagte die Wahrheit soviel konnte sie spüren, doch was sie mehr beschäftigte war sein Aussehen. Erst jetzt hatte sie dem jungen Mann richtig ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Nun jedoch kam das Gefühl in ihr auf, dass sie diesen kennen müsste. Sie war ihm schon mal begegnet nur wo und wann konnte sie nicht erraten. Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, kamen sie am Stadttor an und durchquerten es. Erst hier ließ er sie los, woraufhin sie sofort anfing das schmerzende Handgelenk zu reiben.

„Das nächste Mal wenn du so etwas planst, pass auf das dich niemand erwischt. Und vor allem erwarte nicht, dass ich dich das nächste Mal wieder decke.“

Mit diesen Worten wendete er sich von Samira ab, doch diese hielt ihn im letzten Moment zurück, woraufhin sie nur einen wütenden Blick von der Frau bekam, die diesem die ganze Zeit hinterher gelaufen war.

„Warte, ich…Danke.“

„Wenigstens zeigt sie jetzt etwas Anstand. Lass uns hier verschwinden, Hao.“

„Hao?“

Bei den Worten der Frau mit dem wüstenfarbenen Haar konnte sich Samira einfach nicht mehr länger zurück halten. Sie kannte den Namen. Das hieß, dass sie ihm wirklich schon mal begegnet war. Und nun wusste sie auch wo und wann. Nun bestand nur noch ein Problem. Wie konnte sie ihm nach dieser Aktion noch in die Augen sehen, wo sie ihn vor einigen Minuten noch für sein selbstloses Eingreifen massakrieren wollte. Auf einmal kamen Schuldgefühle in ihr hoch. Nicht wegen ihrer Beinahtat, sondern wegen ihm. Dass sie ihn erneut in ihre Probleme hineingezogen hatte. Die Erinnerung an ihre letzte Begegnung verstärkte diese nur. Sie hatten sich damals ein Versprechen geben, was sie besser auflösen sollte, bevor sie ihn noch weiter in Schwierigkeiten brachte. Immerhin war es so das Beste für alle.
 

- Aus Haos Perspektive -
 

Zuerst hatte Hao vor den Rat seines Schutzgeistes anzunehmen. Doch bei der geschockten Aussage der jungen Frau wendete er sich wieder zu dieser. Dass sein Schutzgeist bei dieser Aktion nur verärgert die Arme vor der Brust verschränkte merkte er dabei gar nicht. Zu sehr versuchte er sich daran zu erinnern, woher er sie kannte. Es musste lange her sein, sonst würde es ihm nicht so schwer fallen. Erst als sein Blick auf das Amulett fiel, dass sie um den Hals trug, konnte er sie endlich zuordnen.

„Samira, richtig?“

Obwohl diese Frage eher neutral gestellt war, war es ihm unmöglich seine Gedanken zu kontrollieren. Er wusste einfach nicht was er denken sollte. Die Tatsache, dass sie auf diese Frage nur nickte, machte die Sache nur noch schlimmer. Sie hatte sich verändert oder war das einfach nur der Moment. Er wusste es nicht, doch eventuell würde er es herausfinden. Zuerst allerdings herrschte ein bedrückendes Schweigen. Das war mal ein unerwartet wieder sehen, was mehr als schief gegangen war. Erst als Hao den ersten Schritt machte, erlangte Samira ihre Stimme zurück.

„Du hast dich verändert.“

„Ein Jahr ist schon eine lange Zeit, aber 10 Jahre ist eine Ewigkeit. Tut mir Leid wenn ich dich enttäuscht habe.“

Mit diesen Worten blickte sie zu Boden. Zuerst wusste Hao nicht wieso, doch nach und nach kam er dahinter, was in ihrem Kopf vor sich ging, was hauptsächlich an ihrer Gestik und erst in zweiter Linie an ihren Worten lag, die sie verwendete.

„Hier, der gehört dir. Ich glaube wir haben damals einen Fehler gemacht. Darüber hinaus glaube ich, dass unser Kindheitsgewäsch niemanden von uns mehr interessiert.“

Bei diesen Worten reichte Samira ihm einen Ring entgegen. Den Ring, den er ihr vor einigen Jahren gegeben hatte. Sie hatten sich damals entgegen des Wissens ihrer Eltern verlobt. Etwas, was normalerweise von den Eltern übernommen wurde, doch da seine Tod waren, war es nun seine Entscheidung, besonders da seine eigentliche Meisterin zu dieser Zeit andere Probleme hatte, immerhin musste sie sich als Familienoberhaupt durchsetzen. Eine Aufgabe, die vor allem für eine Frau nicht einfach war. Sein aktiver Meister allerdings hatte genug Schwierigkeiten seinen eigenen Sohn zu verheiraten, deshalb kam seine Kurzschlussreaktion damals einigermaßen gelegen für die anderen. Haos seufze kurz, als diese Gedanken sich ihren Weg in seinen Kopf gesucht hatten, bevor er sich wieder zu Samira wendete.

„Jeder hat eine zweite Chance verdient, es sei denn du bestehst darauf.“

„Ich weiß es nicht, ich hab immer daran festgehalten, an den Gedanken, dass wir…ich bin im Moment einfach verwirrt.“

Bei diesen Worten umschloss Samira den Ring und drückte ihn fest an ihre Brust, ihr Blick war dabei weiterhin gesenkt, woraus Hao deuten konnte, dass sie sich in dieser Situation unwohl fühlte.

„Wie wäre es, wenn wir einfach zurück an den Fluss gehen, an dem wir damals waren und uns einfach unterhalten, dann können wir immer noch eine Entscheidung fällen.“

Bei diesen Worten Blickte Samira auf und nickte nur. Dabei umspielte ein leichtes Lächeln ihre Mundwinkel, bevor beide in Richtung des Flusses gingen an dem sie vor 10 Jahren schon einmal gesessen hatten. Dass sich Haos Schutzgeist von den beiden abgewandt hatte merkte keiner von Beiden, dafür ein anderer Beobachter.
 

- Aus der Perspektive von Haos Schutzgeist -
 

Die junge Frau mit den wüstenfarbenen Haaren hatte sich derweil auf einen Stein, der sich am Stadtrand befand, gesetzt. Seufzend sah sie den beiden nach. Sie gönnte Hao zwar sein Glück, doch aus irgendeinem Grund beunruhigte sie die Entwicklung des Tages. Sie konnte weder verstehen, wieso Hao so früh von dem Stern der Einheit erfuhr, noch wieso Samira wieder den schützenden Tempel verlassen hatte. Das erste Mal war schon einmal zu viel, doch dieses Mal war einfach unverzeihlich.

„Wieso lässt der König der Geister das zu? Die Regeln sind klar festgelegt, also wieso unternimmt er noch immer nichts, nachdem sie schon das zweite Mal ungefragt gegen die Regeln verstoßen hatte.“

„Solltest du nicht auf ihn aufpassen“

„Ach halt die Klappe, Feuerbirne.“

Der rote Feuergeist, der gerade zu der sich in Menschengestalt befindenden Wölfin gestoßen war, sah diese nach dem Nicknamen nur finster an, bevor er sich recht neutral klingend dazu äußerte.

„Du bist ja mal wieder richtig schlecht gelaunt, Okami.“

„Mein Name ist Kami. Merk dir das. Wenn Hao uns hört dann…“

„Ich glaube eher, das Hao im Moment andere sorgen hat als dich zu belauschen. Obwohl er durchaus einen guten Grund hat. Wie kommst du eigentlich dazu deine Tarnung so zu vernachlässigen. Auf seine Gedanken zu antworten ist nun wirklich nicht besonders clever.“

Bei dieser gedanklichen Nachricht sprang die junge Frau von dem Stein. Dabei erschienen um sie herum riesige Dornenranken, die sie und den Feuergeist bedrohlich umschlossen.

„Sag nicht ich soll jetzt angst haben! Feuer kann Pflanzen zerstören, das weißt du doch?“

„Andererseits kann Erde dafür sorgen, dass Feuer erlischt. Außerdem Flammenschädel habe ich mich aus der Sache gut rausgeredet.“

„Hao ist misstrauisch, das genügt schon, damit er früher oder später Nachforschungen anstellt. Er ist alles andere als ein einfältiges Kind, Okami…“

„Hör auf mich so zu nennen, wenn ich diese Gestallt annehme!“

„Dann behalt deine abwertenden Kosenamen für dich. Außerdem finde ich es äußerst unangebracht dich so zu bezeichnen, da ich mich dir sonst in gewisser Weise unterordnen müsste. Aber bitte, wenn man anders nicht vernünftig mit dir reden kann, dann muss ich wohl für einen Augenblick vergessen was der Name übersetzt heiß, obwohl ich dazu absolut keine Lust habe… Hör zu ich will dir helfen und dir nicht schaden. Ich weise dich nur auf deine Fehler hin.“

Bei dieser gedanklichen Nachricht verschwanden die Dornenranken wieder und die junge Frau drehte sich beleidigt von dem Feuergeist weg. Sie konnte es nicht leiden, wenn jemand es für nötig hielt sie zu belehren und von diesem Feuerhirn ließ sie sich das erst Recht nicht gefallen.

„Aber mit einer Sache hast du Recht, unser Gespräch ist viel zu auffällig.“

Bei diesen Worten drehte sich die junge Frau wieder zurück und sah noch, wie der Feuergeist ebenfalls seine menschliche Gestalt annahm. Im Gegensatz zu Okami/Kami allerdings schien diese etwas unbeholfen. Was nicht weiter verwunderlich war immerhin konnte sie das ganze Farbspektrum der Erde nutzen und das ging von schwarz, die die fruchtbare Schwarzerde zu schneeweiß, wie ein Sandstrand. Der Feuergeist hatte allerdings nur das Farbspektrum seines Elementes. Aus diesem Grund hatte der junge Mann, in den dieser sich verwandelt hatte Feuerrote Haare, leicht gelbliche Haut und zur Verwunderung der Wölfin blaue Sachen an.

„Bist du in Karottensaft gefallen oder was, aber Respekt was die Sachen angeht, wie kannst du die blaue Farbe auf dich projektieren.“

„Es gibt auch blaue, violette und grüne Flammen. Allerdings passt beides nicht wirklich als Hautfarbe.“

„Stimmt es sei denn du bist in einer Eislandschaft.“

Die Frau konnte sich daraufhin ein Lachen nicht verkneifen, bevor sie sich wieder an den nun transformierten Feuergeist wendete.
 

Dieser versuchte zu vermeiden sich über das Verhalten seiner Artgenössin aufzuregen, sondern kam wieder auf das eigentliche Thema zurück. Jedenfalls versuchte er es, wusste jedoch im Moment nicht, wie er am besten anfangen sollte. Bevor er sich entscheiden konnte, übernahm seine Artgenössin den Part.

„“Was machst du überhaupt hier. Solltest du dich nicht im Sternenheiligtum befinden und aufpassen, dass es auch ja keiner wagt den König der Geister zu stürzen.“

„Hatte ich ja vor, aber Big Boss hat mich weggeschickt mit dem Auftrag, dass ich auf euch aufpassen soll.“

„Du auf uns aufpassen. Ich glaube ich muss mal eine Beschwerde bei ihm einreichen.“

„Tu das. Aber ganz Unrecht hat er ja nicht. Ihr seid ziemlich nachlässig geworden, jedenfalls bezieht sich das auf dich. Die anderen habe ich irgendwie aus dem Auge verloren, aber ich kann ja auch nicht an vier verschiedenen Orten gleichzeitig sein.“

„Billige Ausrede, Rotschopf. Aber nur mal nebenbei. Wenn er mir den Auftrag nicht zutraut, wieso hat er mich dann ausgewählt und nicht dich.“

Bei dieser gedanklichen Nachricht bekam sie nur einen wütenden Blick von dem rothaarigen. Sie wusste, dass das ganze irgendetwas mit seinem vorigen Schützling zu tun hatte, was genau jedoch passiert war, hatte sie bis heute nicht erfahren. Insgeheim hoffte sie, dass ihre kleine Stichelei ihn dazu brachte das kleine Geheimnis zu offenbaren, damit sie und die anderen etwas zu lachen hatten.

„Ich glaube das liegt daran, dass ich meinen letzten Schützling Feuer unterm Hintern gemacht habe.“

„Was ist dabei, ich würde so was Motivationstraining nennen.“

„Ich meinte das Wörtlich und nicht als Floskel.“

„Oh, ähm. Was genau ist denn passiert, immerhin wage ich zu bezweifeln, dass du das ohne triftigen Grund machst, oder liege ich da falsch.“

Auf diese Frage schwieg der rothaarige junge Mann erst einmal und sah in den Himmel. Gerade als die junge Frau ihre Antwort schon abgeschrieben hatte, hatte er sich überwunden und erzählte weiter.

„Na ja. Der Typ hat eine Liste mit verschiedenen Namen aufgestellt. Du kennst ja das Theater. Irgendwann hat jeder die Nase voll Spirit of Fire zu sagen, also muss ein neuer Name her. Du glaubst gar nicht was der sich alles ausgedacht hat und rate mal, was sein brillanter Kopf sich ausgesucht hat.“

„Na erzähl, schon. Feuergeist, oder warte ich hab noch was besseres Feuerchen, stimmt’s oder hab ich recht?“

„Probier es mal mit Flämmchen.“

Bei diesen Worten stockte die junge Frau. Das war so ziemlich das Erniedrigenste für einen Feuergeist in dessen Format. Immerhin gehörte er zu den stärksten Elementargeistern überhaupt um genau zu sein war sogar der mächtigste der Spirits of Element, auch wenn die Hälfte der anderen Spirits of Elements das niemals offen zugeben würde. Wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war würde es keiner tun, noch nicht mal sie und sie leidet nicht an extremer Selbstüberschätzung wie einige der anderen.
 

Insgeheim konnte sie sogar verstehen, dass er sich bei diesen Worten nicht mehr beherrschen konnte, doch ihren Kommentar konnte sie einfach nicht zurückhalten.

„Flämmchen. Was hat der denn für ne Macke gehabt. Ist ja mies.“

„Eine große soviel kann ich dir sagen, Kami. Jedenfalls hab ich ihm einen Feuerball entgegengeschleudert. Da er sich in diesem Moment allerdings umgedreht hatte und somit mit dem Rücken zu mir stand, hat es nur dessen allerwertesten erwischt. Mein eigentliches Ziel habe ich durch seine Drehung leider verpasst, oder zum Glück, sonst hätte es noch mehr ärger vom Geisterkönig gegeben. „

„Oh. Also die Attacke war aber nun wirklich unter der Gürtellinie. Schäm dich.“

„Wie auch immer. Jedenfalls bin ich, wie du weißt, daraufhin sozusagen degradiert worden. Ich hab echt keine Lust mehr im Sternenheiligtum zu sitzen und nichts zu tun. Da kann man doch nur schlafen, immerhin kommt keiner ins Sternenheiligtum, ohne das der König der Geister es mitbekommt. Darüber hinaus sind die Klanuva-Vögel auch noch da, also wozu muss ich bitte noch aufpassen.“

Darauf zuckte die junge Frau nur mit den Schultern, bevor sie auf ein neues Thema schwenkte.

„Meist du nicht, dass wir mal nach den beiden sehen sollen? Ich meine die sind ziemlich lange unter sich. Vielleicht sollten wir dafür sorgen, dass sie wieder getrennte Wege gehen, denn ich bezweifle doch stark, dass sie ihm gut tut. Vielleicht braucht Hao ja auch Hilfe oder…“

„Du machst dir zu viele Sorgen. Außerdem scheinst du zu vergessen, dass er nur für eine bestimmte Zeit dein Schützling ist und dass er durchaus das Recht hat sich mit anderen Frauen zu treffen, immerhin bist du ein Geist, dessen wahre Gestalt ein Wolfskörper ist.“

„Was willst du damit sagen? Das ich eifersüchtig auf Samira bin?“

„Das hast du gesagt. Wenn du allerdings meine Meinung wissen willst dann, ja. Es wirkt für mich so, als wärst du Eifersüchtig. Und das ist der Grund wieso der König der Geister will, dass ich auf euch aufpasse. Ihr fangt an euch für den Jungen verantwortlich zu fühlen und handelt auch dementsprechend. Irgendwann bringt er euch so weit, dass ihr alles für ihn tun würdet und genau das darf nicht passieren. Wir dürfen nicht zu Parteiisch werden, sonst kämpfen wir irgendwann nur für ihn, weil wir ihn nicht verraten wollen. Wir haben unsere Position und die dürfen wir nicht aus den Augen verlieren. Niemals.“

„Ich weiß.“

Daraufhin sagte keiner der beiden mehr etwas. Was auch, immerhin war alles zwischen ihnen geklärt, jedenfalls das war geklärt werden musste.
 

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Das beschreiten neuer Wege

Kapitel 20: Das beschreiten neuer Wege
 

Samira und Hao hatten sich währenddessen an den Fluss gesetzt, an dem sie schon vor einigen Jahren gesessen hatten. Auch wenn Samira diese Gegend schon einmal gesehen hatte, so war sie genauso fasziniert wie damals. Der Ort hatte eine beruhigende Wirkung auf sie und schien gleichzeitig einen unbeschreiblichen Frieden zu übermitteln.

„Es hat sich absolut nichts verändert.“

„Wäre ja auch schlimm, wenn dieser Ort sich verändern würde.“

„Stimmt. Sag mal, wie oft bist du eigentlich hier?“

„Jeden Tag, es sei denn das Training wird mal wieder zur Horrorvision.“

„Horrorvision? Da fällt mir ein, gehst du dem Training deines Meisters immer noch aus dem Weg.“

„Äh nein, dass könnte ich mir nicht erlauben. Jedenfalls nicht seit dem meine Großmutter mein Training übernommen hat. Ich kann dir sagen, dass ist kein Kinderspiel. Das geht von kämpfen im Dämonenwald bis hin zu einem Wettrennen mit Geistern.“

Samira konnte sich daraufhin nicht zurückhalten und fing leise an zu kichern. Es lag weniger daran, dass sie die Geschichte so lustig fand, sondern viel mehr daran dass seine Gestik und Mimik einfach göttliche waren. Sie wusste nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund schienen ihre vorigen Gedanken zu verschwinden und in ein Gefühl von Freude zu wechseln.

„Was ist mit dir? Darfst du dich immer noch mit deiner Meisterin rumärgern? Chiyo war ihr Name, oder?“

„Ja, das stimmt und ja ich habe immer noch dieselbe Meisterin. Ich fass es einfach nicht, dass du dir das gemerkt hast.“

„Ich merk mir einiges, ob ich will oder nicht!“

Bei diesen Worten herrschte Stille. Samira merkte sofort, dass Hao nicht gerade gut drauf war, doch sie konnte nicht entziffern, ob es nun an ihrem Vorhaben lag oder an etwas anderem. Es beunruhigte sie in einer Art und Weise, die sie nicht benennen konnte. Irgendetwas stimmte nicht, das fühlte sie ganz deutlich, doch sie war unschlüssig ob sie ihn darauf ansprechen sollte oder nicht. Nach dem was passiert war wusste sie nicht wirklich wie sie reagieren sollte. Alles was sie sagte, kam intuitiv über ihren Mund und nicht weil sie vorher darüber nachgedacht hatte. Eines konnte sie nicht leugnen, sie fühlte sich schuldig. Schuldig dafür was sie getan hat, was sie tun wollte und dabei war dank ihm nichts Großartiges passiert.
 

Nach ganzen 5 Minuten des Schweigens hielt Samira es nicht mehr aus und versuchte dem Verhalten ihres Gegenübers auf den Grund zu gehen.

„Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirkst so…niedergeschlagen.“

Das letzte Wort sagte sie nur zögern, da sie um ehrlich zu sein nicht wirklich wusste, wie sie sein Verhalten beschreiben sollte. Um ehrlich zu sein kannte sie ihn überhaupt nicht mehr. Sie hatten sich vor 10 Jahren das erste und letzte Mal gesehen und seit dem nichts mehr voneinander gehört. Sollte es überhaupt noch eine Chance für sie geben, dann mit Sicherheit nur, wenn sie sich neu kennen lernten.

„Es ist alles bestens!“

„Du lügst…Nimm es mir nicht übel, aber ich kann die Lügen anderer Erkennen, ich kann nichts dafür, es ist eine meiner Fähigkeiten. Es tut mir Leid.“

„Du musst dich nicht entschuldigen. Diese Woche ist einfach eine absolut Katastrophe.“

„Erzählst du mir was passiert ist?“

Hao sah Samira bei diesen Worten nur kurz an, bevor sich sein Blick auf die Wasseroberfläche des Flusses richtete, die durch die darauf fallenden Sonnenstrahlen glänzte. Er wollte sie nicht mit seinen Problemen belasten.

„Ich glaube nicht. Ich will dich damit nicht belasten.“

„Vielleicht stört mich das nicht. Du hast mir in gewisser Weise schon zwei Mal das Leben gerettet. Also lass mich versuchen dir zu helfen.“

„Du kannst mir nicht helfen, es sei denn du wüsstest etwas über den Einheitsstern, was ich allerdings in gewisser Weise bezweifle.“

„Der Stern der Einheit? Wie kommst du darauf?“

„Das ist eine lange Geschichte.“

„Hey ich hab Zeit. Meine Meisterin wird mich für mein erneutes Ausbrechen sowieso Köpfen, also was soll’s. Wie gesagt, ich will dir helfen.“

„Kann ich das Thema beenden ohne dir eine Antwort zu geben.“

„Nein! Ich bleibe solange hier sitzen bis ich weiß, was passiert ist.“

Auch wenn Samira mehr als überzeugend klang, war sie innerlich mehr als unsicher. Entschied sie sich wirklich richtig oder machte sie gerade einen gewaltigen Fehler. Der Stern der Einheit war ihr mehr als bekannt. Doch sie hatte geschworen niemanden davon zu erzählen. Allerdings wusste sie nicht, ob es vielleicht Schicksal war, dass er sie das fragte. Was wenn sie ihm eine Antwort geben sollte. Allerdings konnte sie nicht weiter darüber nachdenken, da Hao in diesem Moment zu sprechen anfing und ihr die Geschichte, die sich in den letzten Stunden zugetragen hatte erzählte.

„…Sagen wir mal so, ich hab dann versucht die Geister der Vergangenheit zu rufen. Ich weiß selber nicht was ich mir davon erhofft habe, aber es war immerhin ein Versuch. Tja, aber anstatt einen der Geister erschien der Geist eines alten Mannes. Er meinte, dass der Stern der Einheit mir weiterhelfen könnte, das ich jedoch selber heraus finden müsste wie. Der einzige Hinweis war, dass ich den Weg dahin in meiner Zukunft und meiner Vergangenheit finde.“

„Der Geist eines alten Mannes. Das ist ein Zeichen. Wahrscheinlich wurde er vom König der Geister geschickt, immerhin ist der Geisterkönig der einzige Geist, der in die Zukunft sehen kann. Wieso sonst hätte er dir diesen Hinweis geben sollen.“

Nach diesen Worten brach Samira ab. Sie hatte zu viel gesagt. Viel zu viel um genau zu sein, doch wenn es ihre Aufgabe war, dann war es in gewisser Weise zu wenig.
 

Sie wusste einfach nicht was sie sagen durfte und was nicht. Sie hatte schon das zweite Mal gegen ein Gesetzt verstoßen und zwar dass, das es ihr nicht erlaubt war den Tempel zu verlassen. Sollte sie jetzt auch noch das Gesetzt brechen, dass besagt, dass unter keinen Umständen Informationen über den Einheitsstern preisgeben werden durften.

„Wer weiß. Das was ich mich im Moment frage ist, wer die Geister der Vergangenheit sind. Ich meine jeder kennt den Geisterkönig und die Spirits of Elements und ihre Macht. Wie kann es dann sein, dass die Geister der Vergangenheit genauso berühmt sind, jedoch keiner sich einen Reim über ihre Herkunft oder ihre Mächte machen kann. Das ist doch unlogisch.“

„Die Geister der Vergangenheit sind ein Rätsel, das noch niemand gelöst hat. Sie sollen überall sein und sich dennoch nirgendwo befinden. Sie bewachen den Verlauf der Welt und führen einzelne Schamanen zu ihrem individuellen Schicksal. Jedenfalls hat Meisterin Chiyo das gesagt, als ich sie mal nach den Geheimnis der Vergangenheitsgeister gefragt habe.“

„Scheint so als würde deine Meisterin eine Menge über alte Mächte wissen.“

„Ja, es ist so eine Art Berufswissen. Sie hat ziemlich gute Kontakte. Jedenfalls könnte man es so sagen, obwohl diese nicht immer willig sind ihr etwas zu erzählen.“

Samira schwieg nach diesen Worten. Sie hatte bemerkt das Hao nach ihren Worten in seine Gedanken versunken war, fast so als wäre ihm etwas aufgefallen. Als hätte er ihre kleinen Hinweise, die sie ihm unbewusst gegeben hatte, verstanden. Intuitiv holte sie bei diesem Gedanken ihr Amulett hervor und drehte es in ihrer Hand hin und her. Hao, dessen Blick zufällig auf das Amulett fiel, kamen bei diesem Anblick ein weiteres Mal die Worte des unbekannten alten Geistes in den Kopf. Zusätzlich rief er sich Samiras Worte von vor 10 Jahren zurück ins Gedächtnis. Sie lebte in einem Tempel, einer der nicht oft von fremden betreten wurde. Zusätzlich hatte er erfahren, dass Samiras Meisterin einen guten Kontaktpartner hatte, der diese über alles aufklären konnte, sofern er gute Laune hatte. Jedenfalls hatte es sich aus ihrer Erzählung so angehört. Da blieb eigentlich nur der König der Geister im Raster. Die einzigen, die jedoch mit diesem in Kontakt treten konnten, waren alten Erzählungen zu folge, die er gehört und gelesen hatte, der Schiedsrichterhäuptling des Schamanenturnier oder eben die oberste Wächterin des Einheitssterns.

„Du hast direkt mit dem Einheitsstern zu tun, richtig?“

„Ja, aber ich darf dir nichts genaueres Sagen. Ich hab schon gegen zu viele Regeln verstoßen und ich weiß nicht was passiert, wenn ich diese missachte. Hao, ich würde dir wirklich gerne helfen, aber…“

„Schon ok, ich würde es auch für mich behalten. Außerdem würde es mir eh nichts helfen.“

„Was meinst du?“

„Ich meine, dass meine Kräfte wahrscheinlich eh nicht ausreichen würden. Immerhin haben es vor mir schon ein paar Dutzend andere versucht. Andere Schamanen, die mit Sicherheit doppelt so stark waren.“

„Das heißt du gibst auf ohne überhaupt angefangen zu haben.“

Samira sah Hao daraufhin geschockt an.
 

Sie hatte so einen Spruch von ihm nicht erwartet. Darüber hinaus war es eine Einstellung, die ihm mit Sicherheit nicht helfen würde die vielen Prüfungen des Einheitssterns zu meistern. Jedenfalls dann wenn er wirklich dafür ausgewählt wurde.

„Nein, das heißt nur, dass ich in der jetzigen Situation genauso enden würde wie alle anderen. Egal was ich versuche. Bis vor kurzem dachte ich, dass ich kämpfe aus dem Weg gehen könnte, aber nach dem wie es aussieht haben Kami und meine Meisterin recht. Ich muss endlich anfangen die Schamanenkräfte die ich besitze zu nutzen und sie verbessern.“

„Im Sinne von erst das Training dann das Vergnügen!“

„So ungefähr, auch wenn ich denke, dass der Versuch den Einheitsstern zu meistern kein Vergnügen sein wird. Im Gegenteil.“

„Das kann ich bestätigen. Viele haben schon bei dem Versuch den Kopf verloren. Niemand ist bis zur Hälfte der Prüfungsaufgaben gekommen. Doch ich denke derjenige, der bis zur Hälfte kommt hat es relativ leicht auch den Rest der Aufgaben zu bestehen.“

„Es sei denn er steht so unter Druck, dass er gar nicht mehr klar denken kann.“

„Oder das, stimmt. Stell dir das mal vor. Da steht einer bei der letzten Prüfung, kriegt die Aufgabe gestellt und der Prüfling macht sich so verrückt, dass er alles vergisst und ein einziges Vakuum im Kopf hat.“

„Ja, oder er rennt zehn Mal gegen die Wand, weil er denkt, dass ihm das die Erinnerungen wieder zurückrufen könnte.“

Die beiden Schamanen konnten daraufhin nicht anders und fingen an zu lachen. Der Gedanken an so eine Situation war einfach zu absurd. Doch das hinderte sie nicht sich darüber lustig zu machen. Doch dann wurde Samira auf einmal still und sah zu Boden. Sie wollte etwas sagen, ihm das ganze einfacher machen doch etwas hielt sie davon ab und es war nicht nur ihr Pflichtgefühl gegenüber dem Tempel und ihrer Meisterin. Es war ein Gefühl, dass sie nicht oft verspürte. Fast schon wirkte es so, als würde jemand ihr einen Hinweis darauf geben was sie sagen durfte und was nicht.

„Wie gesagt, der Geist war ein Zeichen, also versprich mir, dass du es wenigstens versucht. Ich will dich früher oder später sehen, wie du dich durch die einzelnen Prüfungen kämpfst. Ich persönlich denke, dass wenn es jemand schaffen kann, dann bist du es.“

„Weißt du was? Du kannst einen echt motivieren. Das würde aber auch gleichzeitig heißen, dass wir uns wieder sehen werden…“

„Ob du willst oder nicht, genau. Eines verspreche ich dir. Wenn du nicht innerhalb von zwanzig Jahren wieder hier bist, werde ich dich suchen und zum Austragungsort zur Meisterung des Einheitssterns schleifen. Denn wenn du es ignorierst, werden die Geister ziemlich wütend werden. Sie geben niemanden einem Rat um am Ende ignoriert zu werden.“

„Ich gebe mir Mühe das Pensum einzuhalten.“

„Das hoffe ich… Eine Sache noch. Wenn es soweit ist lass dich nicht aufhalten. Von niemanden hörst du, dass ist nämlich wichtig. Niemand der zögert hat ein Anrecht auf die Macht, die in dem Einheitsstern steckt. Merk dir meine Worte.“

Hao nickte bei diesen Worten nur. Mehr hätte er auch nicht machen können, da Samira in diesem Augenblick so ernst war, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte.

„Tja und ich sollte wieder gehen, sonst werde ich von meiner Meisterin wirklich noch geköpft. Immerhin dürfte ich den Tempel nach den Regeln nicht verlassen…hmpf…aber sei ehrlich, wer achtet schon auf so minimale Regeln. Außerdem bin ich kein kleines Kind mehr, ich weiß was ich tue…“

Nach diese Worten sah Samira zu Hao, welcher ihr nur einen skeptischen Blick zuwarf. Ein Blick, bei dem sie ihren Satz unwillkürlich ergänzen musste.

„Jedenfalls weiß ich es meistens…Danke, dass du mich vorhin aufgehalten hast.“

„Jederzeit wieder.“

Bei diesen Worten standen die beiden Schamanen auf und sahen noch einmal kurz zu dem Fluss bevor sie sich zu dem jeweils anderen wendeten. Noch bevor Hao reagieren konnte hatte Samira ihn auch schon umarmt. Hao ließ sich bei Samiras Reaktion jedoch nicht verunsichern sondern legte einfach nur seine Arme um sie und erwiderte die Umarmung.
 

Für einen Moment schien die Welt um sie herum stehen zu bleiben. Zu sehr genossen sie den Moment, den sie jetzt hatten. Am liebsten hätten sie sich nicht mehr getrennt, doch das mussten sie. Mit Tränen in den Augen löste sich Samira wieder von ihm und sah ihm in die Augen. Ihre Hand glitt dabei an seinem Arm herunter. Erst als sie Haos Hand erreichte kam sie zum stehen und hielt diese fest. Etwas zögernd stellte sie anschließend eine Frage, die sie nicht mehr für sich behalten konnte.

„Eins steht noch offen! Was ist mit uns?“

„Die Vereinbarung steht weiterhin. Das Geschehende ändert nichts daran.“

Bei diesen Worten schlich sie ein leichtes Lächeln auf Samiras Lippen. Das war genau was sie hören wollte. Auch wenn sie Hao nur zwei Mal begegnet war, wusste sie, dass sie zu ihm gehörte. Schon damals als kleines Kind war es ihr schwer gefallen sich von ihm zu trennen und jetzt schien es sogar noch schwerer. Er und auch sie hatten sie verändert, doch bei weitem nicht so sehr, dass sie ihr Gefühl darüber, dass sie zusammen gehörten vergessen oder verloren hatten

„Wir werden uns also wieder sehen?“

„Auf jeden Fall, auch wenn ich dafür einige Male durch die Hölle gehen müsste. Ich werde mein Versprechen halten und wenn es das letzte ist was ich tue.“

„Ich verlass mich drauf!“

„Keine Sorge, unser Wiedersehen ist so sicher wie die Tatsache, dass man den Schamanenkönig der letzten Jahrtausende mit einem Namen bezeichnen kann.“

Noch bevor Samira darauf etwas erwidern konnte, gab Hao ihr einen sanften Kuss bevor sich ihre Hände trennten und jeder wieder seinen eigenen Weg ging. Zuerst entfernte sich Samira nur rückwärts von dem Ort und hielt ihren Blick auf Hao gerichtet, doch dann drehte sie sich endgültig um und lief zurück zum Tempel, aus dem sie nun schon zum zweiten Mal ausgebrochen war. Hao allerdings blieb an Ort und Stelle stehen, doch kurz nachdem Samira aus seinem Sichtfeld verschwunden war, hörte er ein Geräusch hinter sich und drehte sich schnell um. Die Person, die dort aufgetaucht war hob nur defensiv die Arme in die Höhe um zu versichern, dass sie unbewaffnet war.

„Youji!“

„Hey, alles ok, ich meine…“

„Lass gut sein und zu deiner nächsten Frage, ja das war Samira.“

„Wie nächste Frage, woher weißt du das?“

„Weil ich weiß wie neugierig du bist. Außerdem hast du in die Richtung geguckt, in die sie verschwunden ist und dieser Blick sprach deine Gedanken ziemlich deutlich aus.“

„Verflucht sei Meisterin Norikos Training. Aber mal was anderes. Was meinst sie eigentlich mit Zeichen?“

„Gegenfrage, wie lange hast du uns belauscht?“

„Ne Weile, zurück zu meiner Frage.“

„Du bist unmöglich!“

„Na und, jetzt hör aber auf vom Thema abzuweichen und fang an zu erzählen.“

„Wieso sollte ich?“

„Weil ich dein Cousin bin?“

„Nächstes Argument.“

„Wie nächstes Argument, geht’s dir noch gut? Wenn du mir schon nichts erzählst wem dann? Halt, antworte nicht ich kenne die Antwort schon. Und der Name der Person, der du alles erzählen würdest ist Samira? Komm schon Hao, du kennst mich länger als das Mädel.“

Hao sah Youji nur belustigt an. Es stimmte. Er kannte Samira nicht lange, doch irgendwie wirkte es wie ihn so als wären sie Seelenverwandte. Er hatte kein Problem ihr seine Geheimnisse zu erzählen, da er wusste, dass sie es niemals weiter erzählen würde.
 

Er vertraute Youji zwar auch, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als würde er seine jetzige Entscheidung nicht akzeptieren.

„Es würde zu lange dauern um dir alles zu erzählen. Nur eines ist wichtig und zwar, dass ich das Asakuraanwesen verlassen werde!“

„Was…aber wieso? Du weißt genau dass Onkel Riku überreagiert hatte…es hat…“

„Lass gut sein. Außerdem geht es auch nicht um ihn, oder um Sayuri…“

Nach diesen Worten schwieg Hao kurz. Der Tod seiner Cousine ging ihm immer noch sehr nahe, was nicht sonderlich verwunderlich war, immerhin war das ganze erst einige Stunden her. Allerdings hinderte es ihn nicht nach einigen Sekunden weiter zu sprechen.

„…Es gibt etwas was ich tun muss. Doch dafür muss ich…mich für eine Weile von der Familie distanzieren und meine eigenen Wege gehen.“

Bei Haos Worten entglitten Youji sämtliche Gesichtszüge. Er hätte so ziemlich mit allem gerechnet, doch nicht damit. Insgeheim fragte er sich ob sein Cousin diese Entscheidung selber gefällt hatte oder ob er sich von Samira davon hat beeinflussen lassen. Was auch immer der Grund war, er würde der ganzen Sache auf dem Grund gehen, bevor es zu spät war.

„Du kannst nicht einfach so gehen!“

„Es geht nicht anders…Youji, wenn du mir einen Gefallen tun möchtest, dann behältst du es so lange für dich, bis sich die anderen nicht mehr einmischen können. Ich weiß, dass Meisterin Noriko mich auf jeden Fall aufhalten wird und du weiß, dass man sich mit ihr nicht so ohne weiteres anlegt.“

„Du meinst niemand legt sich mit ihr an außer deine Wenigkeit!“

„Wie auch immer! “

„Nicht wie auch immer. Weißt du eigentlich, dass sie mir die Hölle heiß macht, wenn sie davon erfährt? Hao denk nach, du bringst uns in Teufels Küche!“

„Dann tust du gut daran ihr nicht zu sagen, dass du von dieser Sache wusstest.“

Mit diesen Worten drehte Hao seinem Cousin den Rücken zu und ließ ihn an Ort und Stelle stehen. Dieser war daraufhin unfähig sich zu bewegen. Nicht mal die Kraft seinen Mund zu schließen konnte er finden. Das war eine Seite von seinem Cousin, die er noch nie gesehen hatte und es beunruhigte ihn. Erst nach einigen Minuten fing er sich wieder und ging zurück zum Asakuraanwesen. Er musste einfach etwas unternehmen, bevor Hao sich noch mit einer unüberlegten Entscheidung in Gefahr brachte.
 

- Bei Hao einige Stunden später -
 

Hao war gerade dabei sein Pferd für seine bevorstehende Reise fertig zu machen, als er plötzlich von einer unerwarteten Stimme in eine Starre versetzt wurde.

„Du willst uns also verlassen?“

„Meisterin Noriko, wie kommen sie denn…“

Weiter kam Hao nicht, da er von seiner Meisterin schon mit einer Hand zum Schweigen gebracht wurde. Er konnte an ihrer Gestik deutlich erkennen, dass sie kein Wort von ihm hören wollte. Sogar eine Spur von Enttäuschung konnte er in ihren Augen erkennen, doch dieses Gefühl schien die alte Frau schnell wieder abzuschütteln.

„Du hättest wenigstens den Anstand haben und dich verabschieden können. Denn so ist es nur eine Flucht von den derzeitigen Problemen!“

„So ist es nicht, Meisterin Noriko, ich…“

Wieder brachte sie Hao mit einer leichten Handbewegung zum Schweigen. Allein an dieser Tatsache, erkannte sie Haos Problem. Er hatte einfach zu viel Respekt um sich gegen sie aufzulehnen. Immerhin war sie trotz allem das rechtmäßige Oberhaupt der Familie. Sich gegen sie aufzulehnen würde einer Missachtung der Familie gleich kommen, jedenfalls Haos Meinung nach.

„Du brauchst mir nichts zu erklären. Ich habe die Einzelheiten schon von Youji erfahren.“

„Er hat es ihnen gesagt?“

Bei diesen Worten merkte Noriko sofort, dass es ein Fehler war den Namen seines Cousins ins Spiel zu bringen. Er vertraute diesem und die Tatsache, dass dieser sich an sie gewendet hatte störte dieses Verhältnis enorm. Zu ihrem bedauern war es jedoch zu spät für einen Rückzieher.

„Ja das hat er. Aber er hat es nicht getan um dich zu verraten. Er macht sich sorgen um dich. Nach dem was passiert ist, erwartet man unbedachte Handlungen. Und genauso geht es uns allen. Jeder ist von den vergangenen Ereignissen in gleichem Maße betroffen und einige wie Riku handeln unüberlegt und tun das erste was ihnen in die Sinn kommt ohne die Konsequenzen abzuwiegen.“

„Ich weiß aber was ich tue. Und ich weiß auch dass, wenn ich diesen Schritt jetzt nicht gehe ich es vielleicht nie machen werde.“

Bei diesen Worten nickte Noriko nur. Sie wusste dass Hao sich gegen sein Vorhaben entscheiden würde, sollte sie ihn darum bitten. Er war einfach seine Art.

„Ich habe nicht vor dich aufzuhalten. Ich weiß selber, dass du mit deinem Können und deinen Schamanenkräfte eine Stufe erreicht hast, bei der selbst ich dir nichts Neues mehr beibringen kann. Allerdings finde ich es Schade, dass du mir nicht genug vertraust um mich über deine Vorgehensweise aufzuklären. Hast du wirklich gedacht, dass ich dich zwingen würde hier zu bleiben.“

Hao antwortete auf diese Frage nicht. Eine Gestik, die Noriko sofort verstand. Anscheinend hatten ihre Trainingsmethoden trotz allem auch unerwünschte Nebenwirkungen. Denn dass er seinem Cousin mehr erzählte als ihr, hatte sie nun doch nicht geplant. Allerdings konnte das auch einfach nur daran liegen, dass die beiden nur einige Jahre auseinander waren.
 

Was auch immer der Grund war, insgeheim kränkte sie diese Tatsache. Doch sie konnte dem Jungen nicht wirklich böse sein. Wichtig war erst einmal, dass sie sicherstellte, dass dieser sich vorerst nicht in unkalkulierte Gefahren stürzte. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, stieß Santi zu ihnen und sah sich das Geschehen halb verwirrt und halb fassungslos an.

„Was ist denn hier los?“

„Santi, gut das du hier bist. Nimm das Pferd und bring es zurück. Außerdem möchte ich dass du mein eigenes für einen Ausritt vorbereitest. Und zu dir Hao. Mit dir möchte ich noch mal kurz unter vier Augen sprechen, also komm mit.“

Mit diesen Worten ließ die alte Frau Santi mit dem Pferd an Ort und Stelle stehen. Sie konnte sich vorstellen dass weder diese noch Hao sich einen Reim auf diese Aktion machen konnten, doch das war auch nicht nötig. Hao würde sie noch aufklären und die anderen würden auch noch früh genug von dem ganzen Erfahren. Vorerst schwieg sie jedoch, bis sie mit Hao wieder an dem alten Tempel angekommen war.

„Wie gesagt Hao ich will dich nicht aufhalten, allerdings werde ich dich auch nicht einfach so aufbrechen lassen. Vorher verlange ich etwas von dir.“

„Und das wäre?“

„Ein Versprechen. Ich möchte, dass du wenn du zurück kommst bereit bist die Familienführung anzunehmen. Auch wenn es bedeutet einen Kampf mit deinem Onkel auszutragen.“

„Wie bitte? Aber…“

„Hao, eines kann niemand aus dieser Familie oder gar ein Außenstehender leugnen. Ich bin alt und werde die Führung der Familie irgendwann aufgeben müssen. Es war von Anfang an klar, dass das Erbe der Asakuras entweder an Riku oder an deinen Vater geht. Da dein Vater jedoch Tod ist, geht dieses Erbe auf dich über und das weißt du. Riku ist ein starker Schamane, doch ich bezweifle, dass er ein guter Führer für die Familie ist. Besonders nach den vielen Verlusten die er einstecken musste ist es deutlich geworden. Er handelt nicht rational sondern emotional und dass ist eine gefährliche Eigenschaft, wenn man eine große Verantwortung besitzt. Es fällt mir schwer das zu sagen, aber es ist so.“

Nach diesen Worten machte Noriko eine kurze Pause und schien für einen Moment tief durchzuatmen. Hao der von diesen Worten ziemlich geschockt war, schien nicht mal in der Lage zu sein sie zu unterbrechen, selbst nicht wenn er es gewollt hätte.

„Machen wir uns nichts vor. Ich kann dich nicht mal ansatzweise einschätzen, nicht mal deine Ziele. Deshalb weiß ich auch nicht was du dir genau von dem Verlassen des Asakuraanwesens erhofft. Dem zur Folge ist es auch schwierig eine Prognose zu erstellen, wie lange du deinen eigenen Weg fernab der Familie verfolgen wirst. Ich kenne viele die irgendwann nach Jahren zurückkommen, einige haben Erfolg, andere sind mit leeren Händen wiedergekehrt, da sie das was sie suchten nicht gefunden haben. Das ist auch der Grund, wieso ich möchte, dass du mir dieses kleine Versprechen gibst.“

„Bei allem Respekt, Meisterin Noriko, aber ich kann doch nicht gegen meine eigene Familie kämpfen. Das würde einem Verrat gleich kommen.“

„Nein, nicht wenn du lediglich deinen Anspruch einforderst. Nach der Tradition der Familie und nach meiner Einschätzung bist du der rechtmäßige Erbe der Asakura-Dynastie. Wenn Riku sich dagegen stellt ist er derjenige der die Familie verrät. Ich weiß ich verlange eine Menge von dir, aber es muss sein. Immerhin habe ich vorhin erklärt, wieso Riku als Oberhaupt der Familie ungeeignet ist. Also was ist jetzt, Hao? Kannst du mit reinem Herzen schwören, dass du meinem Wunsch, sollte ich der Familienführung aus welchen Gründen auch immer nicht mehr gerecht werden, nachkommst.“

„Ja, ich werde mein Recht einfordern, wenn es nötig sein sollte. Und ich werde alles in meiner Macht stehende dafür tun um mich dieses Rechtes auch zu beweisen. Auch wenn es nicht in meiner Absicht liegt einen Kampf mit meinen Verwandten auszutragen.“

Nach diesen Worten sah Hao zu Boden. Er konnte nicht leugnen, dass er ihr das Versprechen nicht gerne gab. Es war entgegen seiner Prinzipien. Andererseits würden sich diese nun ebenfalls ändern. Dennoch hoffte er, dass er das Versprechen niemals einlösen musste.
 

Auch Noriko schien das zu wissen, doch sie sagte nichts weiter. Jedenfalls nicht zu dem Thema.

„Gut, dann bleibt noch ein Thema offen. Solltest du dazu gezwungen sein dieses Versprechen einzulösen, geht gleichzeitig der kostbarste Besitzt der Asakura-Dynastie in deinen Besitzt. Was genau es ist und wo du es findest werde ich schriftlich in dem Buch mit dem Spruch für die Geister der Vergangenheit hinterlassen. Ich denke, dass er da am sichersten aufgehoben ist. Jetzt aber zu deiner bevorstehenden Reise.“

Mit diesen Worten drehte Noriko sich auf dem Absatz um und schritt aus dem Tempel raus. Hao folgte ihr etwas nachdenklich, hörte jedoch weiterhin aufmerksam zu.

„Ich glaube es ist am besten, wenn du dich zuerst an einen Mann namens Takumi Sasaki wendest. Er ist ein Wanderschamane. Um genau zu sein war er so ziemlich überall. Zugegeben er ist ein merkwürdiger Kerl, doch mit etwas Hartnäckigkeit kriegt man ihn dazu seine Geheimnisse auszuplaudern. Was immer du suchst, er weiß wo du es findest.“

Nach diesen Worten kam Noriko ein alter Gedanke in den Kopf, den sie jedoch mit einem leichten Lächeln wieder verbannte. Takumi Sasaki war ein Fall für sich. Ein mies gelaunter, besserwisserischer, arroganter alter Mann, der nichts Besseres zu tun hat, als anderen das Leben zu einer irdischen Hölle zu machen. Außerdem schleppt er dauernd neue Probleme an. An sich kein guter Zeitgenosse, wenn sie verhindern wollte, dass Hao in Schwierigkeiten gerät. Dennoch war er der einzige, der halbwegs wusste mit welchen Schamanen man sich anlegen konnte, welche Orte man meiden sollte und wo man hingehen musste um bestimmte Gegenstände, Kräfte oder andere Schamanische Hilfsmittel zu erwerben.

„Ein anderer Schamane an den du dich wenden kannst ist Kouhei Sakaida. Er beherrscht, soweit mich meine Erinnerungen nicht trügen eine Technik, die dir noch sehr nützlich sein könnte. Außerdem solltest du ihn um ein paar Namen und Aufenthaltsorte bitten. Das ist die beste Methode um schnell voran zu kommen ohne zehn Mal hin und her zu pendeln. Allerdings ist das auch alles was ich dir mitgeben kann. Der Rest liegt an dir und an der Tatsache wie sehr du dein Ziel erreichen willst.“

„Danke.“

Mehr sagte Hao nicht dazu. Er wusste einfach nicht was er dazu sagen sollte. In gewisser Weise fühlte er sich schuldig, weil er seine Meisterin nicht aufgeklärt hatte. Die Tatsache, dass sie ihm bei seinem Vorhaben so sehr unterstützte machte das ganze nicht besser. Im Gegenteil. Insgeheim fragte er sich ob er nicht doch etwas vorschnell gehandelt hatte. Gut er hatte sich das ganze überlegt, darüber hinaus wusste er was er wollte. Das einzige was er nicht wusste war wie er dahin kommen sollte. Durch Norikos Ratschläge wusste er zumindest schon mal wo er anfangen konnte und das war in dem Fall eine Menge.
 

Bevor Hao jedoch noch etwas ergänzen konnte, wendete sich Noriko auf einmal an Kami, die sich die ganze Zeit an Haos Seite befand.

„Jetzt aber zu dir Kami. Pass gut auf ihn auf, oder ich schwöre dir du wirst es bereuen.“

„Natürlich, Madame. Ich werde mir eher die Zunge abbeißen als zuzulassen, dass Hao etwas passiert. Darauf können sie sich verlassen.“

„Das hoffe ich.“

„Ich halte meine Versprechen.“

Mehr sagte Kami nicht dazu, sonders wendete sich nur kurz zu Hao. Auch Noriko war nicht mehr nach reden zu mute. Sie glaubte Haos Schutzgeist. Zwar war die junge Frau ihr immer noch etwas suspekt, doch viel mehr deshalb weil sie sich jetzt in gewisser Weise denken konnte, wer sie wirklich war. Nur die genauen Hintergründe fehlten ihr. An der Tatsache, dass sie Hao beschützen würde, zweifelte sie jedoch nicht mal eine Sekunde. Allein ihr Verhalten gegenüber Riku hatte das mehr als deutlich gemacht. Und wer weiß, vielleicht war die forsche Art der jungen Frau genau das was Hao half sich in Zukunft durch neue unbekannte Aufgaben durchzuschlagen. Eines stand nämlich fest. Das einzige was Hao zum Scheitern bringen konnte war sein eigener Wille und nicht dessen mangelnde Kräfte.

„Dann heißt es wohl auf Wiedersehen.“

„Es ist kein Abschied für immer, Madame. Ich werde schon dafür sorgen, dass der Junge unbeschadet wieder zurückkehrt. Selbst wenn es das letzte ist was ich tue.“

Bei diesen Worten warf Kami einen kurzen Seitenblick zu eine der dunklen Ecken des Grundstückens nur um einen Feuergeist zu erblicken, der resignieren den Kopf schüttelte.

„Komm ja nicht auf die Idee mich auf Schritt und Tritt zu verfolgen!“

„Dann hör du auf diesem Jungen deine Existenz anzuvertrauen.“

„Ich mache was ich will. Darüber hinaus weiß ich was ich tue.“

„Wer es glaubt.“

„Du kannst mich mal, Feuerschädel. Kauf dir ne neue Gestalt.“

Damit war das gedankliche Gespräch der beiden Geister beendet. Hao und Noriko hatten von dem ganzen nichts mitbekommen, da die beiden Geister ihre Gedanken nur an ihren Gesprächspartner gesendet hatten und somit für die restlichen Anwesenden stumm erschienen.
 

Wenig später waren Hao und sie jedoch schon unterwegs. Noriko hatte ihnen ihr Pferd gegeben, welches um einiges schneller und unerschrockener war als das was er vorher ausgewählt hatte. Die beiden wussten nicht wie lange sie schon unterwegs waren. Es mussten bereits einige Stunden vergangen sein, als sie auf einen alten Mann trafen, der sich mit einem Sack voller Schriftrollen abmühte. Mit einem leichten Schmunzeln beobachte Kami wie Hao das Pferd vor dem Mann zum stehen brachte und diesem versuchte zu helfen.

„Soll ich sie vielleicht ein Stück mitnehmen oder ihnen vielleicht sonst irgendwie helfen?“

„Wieso solltest du das tun. Ich bin ein alter Mann ohne Mittel und Wege. Wieso sucht ihr euch nicht jemanden, der euch für eure Mühe entschädigt. Wieso wollte ihr ausgerechnet mir helfen.“

„Vielleicht allein um des Helfens Willen! Es kann ja nicht jeder ein selbstsüchtiger alter Mann sein, der verzweifelt versucht seine Reichtümer zu schützen, nur um nach seinem Tod festzustellen, dass er sie so oder so verloren hätte, ohne dass sie ihm etwas nützten.“

Kami konnte diesen Satz einfach nicht für sich behalten. Ihr war es im Moment egal was der Mann oder Hao von ihr dachten. Sie hatte einfach keine Lust sich so behandeln zu lassen, als wäre sie ein arrogantes selbstsüchtiges Individuum. Gut, in gewissen Dingen war sie das wirklich, doch dass musste sie ja nicht wirklich offen und ehrlich zugeben.

„Ein sehr interessanter Satz, dass muss ich dir lassen junge Dame. Einen aufgeweckten Schutzgeist hast du da, Junge. Du kannst dich echt glücklich schätzen.“

„Na? Was hab ich dir gesagt. Und du wolltest mich damals wirklich ablehnen!“

Hao verdrehte bei diesen Worten nur die Augen. Mittlerweile war er froh darüber, dass Kami so hartnäckig versucht hatte sein Schutzgeist zu werden, ansonsten hätte er jetzt wahrscheinlich ein Problem. Oder zumindest einen schwereren Weg.

„Wohl eine kleine Meinungsverschiedenheit, was? Wie auch immer, wenn ihr euch irgendwann nicht mehr vertragt, wendet euch an mich. Ich nehme die junge Dame gerne auf.“

„Nein, danke, wenn der Junge frech wird, werde ich mir ihn schon selber vorknöpfen. Aber jetzt zurück zum eigentlichem Thema.“

Der Mann sah die Junge Frau nur völlig verwirrt an. Es war doch nicht zu glauben, dass sich hinter dieser ein Geist verbarg. Sie schien so lebendig, besonders ihr ganzer Körper wirkte so solide, als hätte sie lediglich einen fremden Körper kontrolliert.
 

Er hatte schon mal von so einem Phänomen gehört, doch im Moment wollte ihm diese Überlieferung nicht mehr einfallen. Eines wusste er jedoch und zwar, dass dieser Schutzgeist etwas ganz Besonderes war und der Junge wahrscheinlich nicht wusste wie viel Glück er hatte diesen an seiner Seite zu haben. Insgeheim beneidete er diesen sogar dafür, doch das würde er nie laut zugeben.

„Um ehrlich zu sein könnte ich Hilfe gebrauchen. Ich bin dabei mir ein paar Informationen zu beschaffen, um ein Sammelwerk über uralte Schamanentechniken zu schreiben. Allerdings bin ich mittlerweile, wie ihr sehen könnt, alt geworden. Zu alt um mich in Kilometerweit entfernte Gebiete zu begeben. Ich wäre euch beiden also sehr verbunden, wenn ihr ein paar Botengänge für mich erledigen könnt. Als Gegenleistung könnte ich euch vielleicht einige alte Techniken, die ich beherrsche beibringen. Also wie sieht es aus, was würdet ihr beiden dazu sagen.“

„Ich persönlich würde fragen, was das für Botengänge sind, von denen du gesprochen hast.“

„Nichts Weltbewegenes. Um genau zu sein ist es alles andere als schlimm. Der Auftrag besteht nur darin einige Leute aufzusuchen, ein paar Informationen zusammenzutragen und vielleicht ein paar Ort zu erkunden, die einige Geheime Inschriften oder Objekte enthalten. Eine völlig normale Tätigkeit halt. Und überlegt mal, ihr könntet ebenfalls Erfahrungen sammeln, außerdem weiß ich aus Erfahrung, dass das ziemlich interessant sein kann. Jedenfalls wenn man etwas erleben will.“

Mehr sagte der alte Mann nicht dazu. Was er gerade gesagt hatte, entsprach nicht ganz der Wahrheit, dass wusste er. Besonders da er sich mit einigen Leuten angelegt hatte, welche eine gewisse Schamanische Macht besaßen, die selbst ihm gefährlich werden konnte. Allerdings kannte keiner den Jungen, weshalb sie keine Verbindung zu ihm selbst herstellen konnte. Er selbst wusste nichts von dem Jungen, also sah er keine wirkliche Gefahr darin ihn um Hilfe zu bitten. Immerhin hatte er keine andere Wahl, wenn er noch etwas in diesem Leben erreichen wollte. Es war immerhin sein erstes und letztes als Mensch, denn als Geist waren die Rufsaussichten mehr als gering. Man beschäftigte sich mit mächtigen Schamanen aber nie mit ihren Schutzgeistern. Die einzigen Geister die jemals in den alten Geschichte erwähnt wurden waren die Geister der Vergangenheit, die Spirits of Elements und sowie der Geisterkönig und der Schattenfürst. Wobei letzter am Unbekanntesten war. Bevor er jedoch weiter in seine Gedanken versank, wendete sich der alte Mann wieder an Hao und stellte die Frage die ihn im Moment am meisten interessierte.

„Also was ist haben wir einen Deal?“

„Deal.“

„Deal“

Diese Worte kamen von Hao und Kami gleichzeitig. Der alte Mann lächelte nur und streckte Hao die Hand entgegen, welcher diese auch ohne jegliches Zögern ergriff. Damit war der Deal beschlossen. Hao dachte sich nicht besonders viel dabei, da er das Asakuraanwesen verlassen hatte um Erfahrungen zu sammeln. Gut, seine Meisterin hatte ihn ursprünglich geraten sich an einen gewissen Takumi Sasaki zu wenden, doch dass konnte er ja auch später noch machen.

„Gut, dann hört zu, denn ich erkläre euch das ganze nur einmal…“

Mit diesen Worten erklärte der alte Mann ihnen alles was sie über die Aufträge wissen mussten, denen sie sich mit dem geschlossenen Deal zugeschrieben haben. Zusätzlich legte er Ort und Zeitpunkt fest an dem sie sich wieder treffen würden. Nach dem alles geklärt war trennten sich die Wege der drei und das Abenteuer für Hao und Kami begann.

Gefährliche Aufträge

Kapitel 21: Gefährliche Aufträge
 

Ein unheimlicher Laut halt durch das dunkle Höhlensystem. Zu sehr vervielfältigt als dass man es halbwegs orten geschweige denn dessen Ursprung zu konnte. Allerdings genügte es um zwei Personen in Aufruhe zu versetzen und die Beine in die Hand zu nehmen. Hektisch umblickend versuchten sie ihre Umgebung zu erforschen und im Auge zu behalten. Doch es half nichts. Überall war Stein. Rund herum nur Stein und Felsen, die ihnen den Weg abschnitten oder ihnen nur ein einzige Fluchtmöglichkeit gewehrten. Egal wohin man sah, überall war nur der gleiche unveränderte Anblick. Kein einziger Weg führte hinaus. Der Korridor, den sie entlang liefen, wirkte wie der Korridor eines endlosen Labyrinths, jedenfalls soweit die beiden Anwesenden es erkennen konnten. Immerhin war die Dunkelheit ihr ständiger Begleiter und raubte ihnen nahezu die gesamte Sicht. Alles woran sie sich orientieren konnten, war die kalte raue klebrige Wand der Gänge, die überall um sie herum waren und ihnen schon allein bei einer leichten Berührung einen Schauer über den Rücken trieb. Ein weiteres Geräusch, was sich anhörte, als würde sich ein die an einer der Wände die Krallen schärfen, ließ die Anwesenden wie angewurzelt stehen bleiben. Auch wenn das Geräusch genauso wie das letzte überall herzukommen schien, so hatten beide das Gefühl, als würden sie in die falsche Richtung gelaufen sein. Die einzige andere Möglichkeit war nur, dass es mehr von diesen Bestien gab und insgeheim beteten sie dafür, dass letzteres nicht der Fall war. Immerhin war es schon schwer genug von einem Menschen fressenden Ungeheuer davonzulaufen.

„Sind wir im Kreis gelaufen?“

„Keine Ahnung, ich hab durch die Flucht total die Orientierung verloren. Aber eines kann ich dir ohne Zweifel sagen. Wenn ich diesen ‚Ich will ein Sammelwerk schreiben, bin aber leider zu alt dafür’ Typen in die Finger kriege, dann kann er was erleben. Ein völlig einfacher Botengang, ein ungefährlicher Auftrag. Pah, das ich nicht lache. Den müsste man dieses Vieh auf den Hals hetzen und ihn solange mit ihm allein lassen, bis dieser auf knien um Verzeihung bittet. Aber mal eine andere Sache. Wieso laufen wir eigentlich. Ich finde, wir sollten endlich stehen bleiben und zurückschlagen. Kämpfen ist meiner Ansicht nach im Moment die besten Alternative.“

„Sagt sich so leicht, Kami. Das Ding hat mein Medium verschluckt!“

„Stimmt, das habe ich glatt verdrängt. Verdammter Vielfraß!“

Genau in diesem Moment landete auf einmal ein Stein vor ihren Füßen, kurz darauf schien etwas von der Decke zu tropfen. Es war kein Wasser, soviel konnten sich die beiden Denken auch wenn sie die schwarzrote Farbe der Flüssigkeit nicht erkannten. Allein die klebrigflüssige Konsequenz verriet deutlich genug, dass es sich bei der Substanz um Blut handelt. Sofort sahen beide nach oben. Was sie da jedoch sahen ließ sie jegliche Farbe aus dem Gesicht verlieren. Über ihnen befand sich ein Tier, dessen Identität Hao nicht mal ansatzweise beschreiben konnte. Es hatte sechs Füße mit Messerscharfen Krallen einen Kopf mit einem viel zu großen Maul, welches Zähne enthielt, welche sogar härtestes Metall zerbeißen konnte. Die Haut, sofern man es so nennen konnte bestand aus mehrenden Schuppenpartien und die Augen leuchtende in einer nur ansatzweise zu erkennenden Gelbton, welche den Augen einer Katze glich. Zusätzlich besaß er mehrere Schwänze, die mit kurzen Dornen überseht waren, mit denen sich die Bestie zusätzliche Stabilität an den steilen Wänden verschaffte. Der Körperbau der Bestie war eine Mischung aus Mensch, Affe und irgendeinem Raubtier, welches Hao nicht zu nennen vermochte. Es war schwer zu beschreiben, doch sie hatten ja auch nicht die Möglichkeit geschweige denn die Zeit sich die Bestie genau anzusehen, es sei denn sie wollten hier und jetzt wegen ihrem Wissenshunger sterben und das war nicht der Fall.

„Weg hier.“

„Das brauchst du nicht zwei Mal sagen.“

Damit waren die beiden wieder auf dem Sprung.
 

Das ganze war einfach zu gefährlich um stehen zu bleiben und sich über bestimmte Geschehnisse und Personen zu ärgern. Noch bevor die beide jedoch einige Meter von ihrer vorigen Position entfernt waren, stürzte auf einmal der Boden unter ihren Füßen ein. Das einzig gute an dem steilen 30 Meter tiefen Fall war nur, dass sie die Bestie los waren. Eine Nachricht, die die folgende Situation jedoch nicht erträglicher machte. Besonders galt dies für Hao. Immerhin hatte ihr ungeplanter Fall den kleinen Nachteil, dass die beiden im eiskalten Wasser landeten und einige Meter unter die Wasseroberfläche in die Tiefe gezogen wurden. Mit Mühe und Not konnten sie vermeiden einen Kälteschock zu kriegen und klar genug zu denken um wieder an die Wasseroberfläche zu schwimmen. Dort angekommen schnappte Hao sofort nach Luft und sah sich zitternd nach einem Ausweg um. Erst nach einigen Minuten entdeckten er die Umrisse einer Art Treppenstruktur. An sich war es ziemlich ungewöhnlich, doch jetzt wählerisch zu sein brachte ihnen in der jetzigen Situation nur ärger. Außerdem wollte er im Moment nur aus dem Wasser und am besten noch dieses verdammte Höhlensystem, in dem er mittlerweile komplett die Orientierung verloren hatte, endlich hinter sich bringen.

„Verflucht seist du Tako.“

Kami konnte diesen Kommentar einfach nicht für sich behalten. Sie mochte kein Wasser aber noch schlimmer fand sie kaltes Wasser, vom eiskalten Wasser mal ganz zu schweigen. Soviel sie jedoch vom Feuergeist gehört hatte, war sie nicht die einzigem die ein Auge auf Hao haben sollte. Dem zur Folge hätte er wenigstens mal seine Macht benutzen können und dieses etwas angenehmer temperieren können. Aber nein. Er überließ ihr einfach das ganze Debakel hier. Gut, in Wirklichkeit wusste sie nicht, ob der Geisterkönig die anderen zurückgerufen hatte, doch das war ihr so ziemlich egal. Ihr ging es nur darum ihren Frust an jemanden auszulassen und das konnte sie ja wohl kaum an Hao. Das hatte der Junge einfach nicht verdient.

„Wer sei verflucht?“

Bei diesen Worten schreckte Kami auf. Sie hatte total vergessen, dass dieser genau neben ihr war und die Worte mitbekommen hatte. Manchmal war sie auch einfach zu dämlich. Doch lange ärgern konnte sie sich darüber nicht, das sie viel zu sehr damit beschäftigt war sich zu der Frage zu äußern.

„Äh, nicht so wichtig, lass uns hier lieber verschwinden.“

Hao nickte nur, bevor er seinem Schutzgeist folgte, die mittlerweile dabei war die scheinbar künstlich angelegten Stufen hinaufzusteigen. Zum bedauern der beiden schien diese endlos zu sein. Erst nach gefühlten zwei Stunden, in denen sie einige Pausen eingelegt hatten, erblickten sie endlich ein paar Lichtsäulen, die ihnen entgegen kamen. Diese machten deutlich, dass sie den Weg in die Freiheit gefunden hatten und dem Ausgang näher waren als zuvor.

„Na endlich.“

Mit einem breiten Grinsen legten die beiden die letzten Schritte zurück und wurden bald darauf von einem hellen Sonnenlicht geblendet. Als sie sich jedoch einigermaßen an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, bemerkten sie, dass sie auf einem Bergabhang herausgekommen waren, an dem es keinen einzigen weg gab, der sie herunter führte.
 

Mit einem resignierenden Laut ließ sich Hao an einer der Wände hinunter und sah über die Schulter der steilen Felswand entlang in die Tiefe. Womit hatte er das bitte verdient. Das konnte doch alles nicht mehr mit rechten Dingen zu gehen.

„Das ist jetzt ein Scherz, oder?“

„Nö, dass ist kein Scherz nur die Wirklichkeit.“

„Und was jetzt?“

„Springen was sonst, oder hast du eine bessere Idee…ist ja gut, schon gut, war doch nur ein Scherz. Schätze Mal dass wir umkehren müssen und einen anderen Ausweg suchen dürfen. Aber beschwer dich hinterher nicht bei mir, wenn uns dieses Vieh auflauert.“

„Das kann spaßig werden.“

„Komm schon je früher wir aufbrechen, desto früher sind wir wieder hier raus!“

„Es sei denn wir verlaufen uns wieder tausend Mal, werden von dem Biest verspeist oder landen bei der Flucht wieder in diesem Wassergemisch. Ich persönlich bin jetzt schon durchgefroren und kann auf ein zweites Mal verzichten. Außerdem ist diese verdammte Dunkelheit ätzend. Können da unten nicht wenigstens ein paar Fackeln stehen?“

„Himmel und Hölle noch mal, hast du Ansprüche. Das Leben ist nun Mal kein Kinderspiel und erst Recht nicht ungefährlich.“

„Ok, Kami. Welcher Lehrsatz war das jetzt wieder?“

„Der erste Lehrsatz des wahren Lebens. Welcher denn sonst. Trotzdem werde ich einen alten eingebildeten Schamanen in den Arsch wenn ich hier wieder raus gekommen bin. Und ich warne dich Freundchen, wehe du unterstützt mich nicht. Dann rechne ich mit dir ab.“

„Schon gut, ich bin ja dabei. Aber erstmal müssen wir hier rauskommen.“

Mit diesen Worten stand Hao auf. Er wusste nicht wie lange er schon durch dieses Höhlensystem gelaufen war, doch scheinbar war es zu lange, immerhin schien die Sonne mittlerweile am Horizont zu stehen. Die Frage war nur, welcher Tag heute war. Immerhin waren sie erst kurz vor Mittag hier angekommen. Insgeheim bezweifelte er jedoch, dass sie nur ein paar Stunden hier herumgeirrt waren. Dafür war einfach viel zu viel passiert. Mit diesen Gedanken dachte Hao daran zurück was alles passiert war. Doch genau dieser Rückblick ließ ihn erst Recht einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Er wusste, dass er bis jetzt riesiges Glück hatte immer noch am Leben zu sein und dass hatte er nicht nur allein seinem schamanischen Talent zu verdanken. Nein, viel mehr lag es daran, dass Kami und er ein unschlagbares Team bildeten. Doch das half ihn in dieser Situation, wie er feststellen musste. auch nicht viel weiter..
 

- Flashback -
 

Hao waren ein paar Stunden, nach dem sie den Deal mit dem alten Mann geschlossen hatten, in einem kleinen Dorf angekommen. Dort stieg Hao von seinem Pferd ab und sah sich suchend um, bevor er das wiederholte, was der alte Mann ihm gesagt hatte.

„Sucht nach einem Mann, der sich selbst Big Ghost nennt. Er beherrscht eine alte Technik, die es so aussehen lässt, als wäre er ein Geist. Weshalb er von jetzt auf gleich unsichtbar werden kann. In Wirklichkeit ist es jedenfalls meiner Vermutung nach eine Art Teleportationskraft, die ihm erlaubt an jedem Ort aufzutauchen an dem er erscheinen will. Das einzige was du zu ihm wissen musst ist, dass er sehr nachtragend ist. Also beleidige ihn nicht, sonst kannst du diesen Auftrag schon mal als gescheitert abstufen. Hab ich was vergessen.“

„Nä, ich glaube das war der genaue Wortlaut des alten Mannes. Jetzt muss du nur noch deine Stimme verändern und man könnte denken er steht genau neben einem.“

„Hoffentlich nicht. Ich sage es ungern, aber der Typ ist mir zu launenhaft. Allein seine Erklärungen sind ganz schön…ach ich weiß ach nicht!“

„Nutzlos, sag es ruhig. Er hätte wenigstens mal sagen können, was dieser Big Ghost als Beleidigung auffasst und was nicht, denn so wie ich ihn nach dieser Aufklärung einschätze ist er nur ein eingebildeter schwacher Schamane, der sich mehr hinter seinen Teleportationskräften versteckt als sich mit normalen Kräften gegen seine Gegner zu wehren.“

„Ach glaubst du dass? Dann beweise ich dir jetzt das Gegenteil“

Bei diesen Worten wirbelte Hao und Kami gleichzeitig herum und sahen auf einen großen dicken Mann, neben dem ein ebenso großer Schutzgeist stand. In der Hand hielt der Mann ein großes Messer. An seinem Gesicht konnte man deutlich erkennen, dass er mehr als wütend war.

„Hast du vielleicht noch etwas zusagen, bevor ich mit dir abrechne Kleine.“

„Kleine. Ich bin alles andere als Klein du aufgeblasener möchtegern großer Schwachkopf. Was glaubst du eigentlich wer du bist?“

„Mein Name ist Big Ghost.“

Nach diesen Worten vereinigte er seinen Schutzgeist mit seinem Messer und sorgte damit dafür, dass sowohl Hao als auch Kami vorsichtig zurückgingen. Mittlerweile waren auch die anderen Dorfbewohner auf sie aufmerksam geworden und bildeten einen Kreis um sie und dem Mann.

„Vielleicht hab ich es jetzt etwas übertrieben.“

„Wann tust du das mal nicht. Aber für den Augenblick, sollten wir uns wehren. Kami, Geistform.“

Schneller als der Mann oder die anderen reagieren konnte, nickte Kami ihm zu und vereinigte sich mit einem leichten Lächeln blitzschnell mit Haos Medium.
 

Der Mann allerdings konnte ein spöttisches Lachen nicht verbergen.

„Du willst wirklich gegen mich antreten. Du bist verrückt. Jeder in diesem Dorf weiß, dass ich ein ungeschlagener Schamane bin.“

„Dann ist es höchste Zeit das zu ändern, findest du nicht?“

„Hao, ich hab es schon übertrieben, jetzt mach ihn nicht noch wütender.“

„Du solltest auf deinen Schutzgeist hören. Denn scheinbar ist sie doch ziemlich vernünftig: Aber deinem Blick nach zu urteilen gibt es für dich kein zurück mehr. Soll mir Recht sein.“

Mit diesen Worten war der Mann auf einmal verschwunden. Sofort sah sich Hao nach allen Richtungen um, doch dieser war nirgends zu sehen.

„Man nennt mich nicht umsonst Big Ghost. Ich bin überall da wo du nicht hinsiehst.“

Gerade noch rechtzeitig drehte sich Hao zu der Stimme, um noch einen letzten Blick auf den Mann zu erhaschen, bevor dieser wieder verschwand. Doch dieser blieb nicht lange verschwunden, was Hao erst mitbekam, als er dessen Stimme erneut hörte.

„Ich kämpfe nicht gerne gegen kleine Jungs, also verschwinde bevor meine Gutmütigkeit ein Ende hat und ich mich entscheide dich anzugreifen.“

Bei diesen Worten verstärkte sich Haos Griff um sein Schwert. Aus irgendeinem Grund konnte er diesen Kampf nicht aufgeben. Er wollte nicht und konnte nicht. Immerhin hatten er und Kami den Kampf in gewisser Weise angezettelt und deshalb musste er wenigstens versuchen diesen zu Ende zu bringen.

„Ich habe keine Angst zu kämpfen, egal wie viel Trickst du auf Lager hast.“

Kami warf ihm von dem Medium aus nur einen kurzen Blick zu. So hatte sie ihn selten erlebt. Doch sie vertraute ihm und wusste, dass er mit ihrer Hilfe gewinnen konnte. Also wieso sollte sie sich groß sorgen machen. Hao kannte die Geistkontrolle und er würde auch mit diesem Verschwindikus fertig werden. Alles was sie dafür brauchten war Konzentration.

„Gut, machen wir ihn fertig.“

„Das werden wir noch sehen.“

Mit diesen Worten war der Mann wieder verschwunden. Für Kamis Geschmack eine ziemlich dreiste Technik, doch es war immerhin vorhersehbar, wo dieser wieder auftauchte. Wie erwartet, tauchte dieser auch wirklich hinter Hao auf, doch auch dieser hatte die Strategie seines Gegners durchschaut und drehte sich im besagten Moment um.
 

Dabei schaffte er es das Messer mit seiner Schwert von seinem eigenen Körper weg zuschlagen und seinem Gegner dabei einen kleinen Schnitt an dessen Arm zuzufügen. Dieser schien von seinem Missglückten Angriff und den Folgen ziemlich irritiert zu sein, weshalb er nur geschockt auf seine Wunde starrte. Hao nutzte derweil die Möglichkeit auf Abstand zu gehen. Eine clevere Strategie, wie Kami wenig später feststellen musste, da der Mann als er seinen Schock überwunden hatte mit voller Gewalt erneut angriff. Es waren Angriffe, denen Hao nur mit größter Mühe standhalten konnte, was besonders daran lag, dass die Angriffe durch die häufigen Teleportationen des Mannes von allen Seiten kamen. Durch diese Tatsache kam es jedoch so wie es kommen musste. Einer der vielen Angriffe traf ungebremst sein Ziel, als er an Haos Bein vorbeiraste und diesen somit zu Boden beförderte. Dadurch jedoch verlor er sein Schwert aus der Hand, das einige Meter weiter schlitterte und ihn somit schutzlos zurück ließ. Jedenfalls für einen kurzen Moment. Einen Moment den der Mann der sich selbst Big Ghost nannte nicht Vorbildvoll ausnutzte. Anstatt sich das Schwert zu schnappen, welches unbeachtet auf dem Boden lag, ließ er einen weiteren Angriff auf Hao zukommen. Dieser rollte sich aus reinem Reflex nur zur Seite, wobei er wieder in Reichweite seines Schwertes kam. Ohne lange zu zögern griff er danach und erschuf ein weiteres Mal Geistkontrolle. Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich noch mal zu dem Mann und ließ bei dieser Aktion einen Angriff los, der mitten ins Schwarze traf. Das bewirkte, dass Big Ghost in die Luft gerissen wurde und gegen einige herumstehende Leute knallte und diese mit sich zu Boden riss. An sich ein großer Fehler, da Big Ghost jetzt noch wütender war als zuvor, doch kurz bevor er den immer noch am Boden sitzenden Hao einen weiteren Angriff entgegenschmettern konnte, wurde er schon von einer weiteren Person aufgehalten, die gerade dazugekommen war.

„Was ist denn hier los.“

Sofort wichen alle zurück und gingen ihrer vorigen Tätigkeit nach. Keiner schenkte dem Jungen oder dem Mann, die vorher noch gekämpft hatten einen weiteren Blick. Nur der neu hinzugekommene betrachtete die beiden intensiv, äußerte sich jedoch nicht dazu.

„Meister Kouhei, was machen sie denn hier.“

„Das könnte ich dich auch fragen Michio. Wie kommst du auf die schwachsinnige Idee, hier in aller Öffentlichkeit einen Kampf auszutragen? Ach vergiss die Frage, das besprechen wir wo anders und zwar zu Hause, sofort.“

Mit diesen Worten verschwand Big Ghost alias Michio Sakaida und der ältere Mann wendete sich daraufhin zu dem Jungen der mittlerweile aufgestanden war und von dessen Schutzgeist besorgt gemustert wurde. Eine Tatsache, die er nicht verwunderlich fand, da es nie ein vergnügen war, wenn man einen Angriff abbekam. Ohne groß zu überlegen ging er auf diesen zu und ergriff dessen Arm.
 

Wenig später fand sich Hao in einem Haus wieder. Doch lange Zeit blieb ihm nicht sich umzusehen, da ihm in dem Moment etwas schwindelig wurde und er sich erst einmal an der sich in der Nähe befinden Wand abstützte. Für einen Moment hörte er nur ein belustigtes Geräusch, doch dann normalisierte sich sein Blick wieder und er konnte seine Umgebung deutlich wahrnehmen.

„Ich an deiner Stelle würde mich setzen. Eine Teleportation ist für ungeübte nicht immer leicht zu verdauen und schon gar nicht wenn man nicht damit gerechnet hat. Kaori, wir brauchen mal dein schamanisches Können.“

„Wieso hat sich Michio wieder als Big Ghost ausgegeben und einen Kampf verloren.“

Bei diesen Worten kam ein 16 jähriges Mädchen mit langen dunkelroten Haaren in das Zimmer und sah sich verwundert um. Sie hätte nicht erwartet, dass außer ihren Verwandten noch jemand hier war. Ihre leuchtend grünen Augen blieben auf Hao hängen, als hätte sie noch nie einen Jungen gesehen. Jedenfalls hielt dieser Zustand so lange bis sie von Kouhei unsanft aus ihren Gedanken gerissen wurde.

„Kaori, bitte. Wie haben nicht den ganzen Tag zeit.“

„Ja, natürlich.“

Mit diesen Worten war das Mädchen wieder verschwunden und schien im Nebenzimmer etwas hervorzukramen. Jedenfalls war das die Vermutung der sich im Raum befindenden Personen, da sie nur ein lautes Scheppern hörten was darauf hindeutet, dass etwas heruntergefallen war.

„So, zurück zum eigentlichen Thema. Was ist passiert.“

„Ich hab mich nur vor deren Anschuldigungen verteidigt.“

„Anschuldigungen, die nach meiner Ansicht mehr als zutreffend waren.“

„Kami.“

Nach dem Haos Mund ihren Namen verlassen hatte wollte sie zuerst etwas erwidern, doch dann brach sie ihm zu liebe ab. Immerhin wollte sie ihn nicht in mehr Schwierigkeiten bringen als er ohnehin schon war.

„Ihr zwei sollt nicht zufällig für einen alten zerknitterten Mann herausfinden, was hinter dem Geheimnis unser Teleportationstechnik steckt oder?“

„So könnte man es auch ausdrücken. Aber so krass hat er es nicht formuliert. Er sagte viel mehr, dass er zu alt ist um sich die Informationen selbst zu holen.“

„Ich weiß was er gesagt hat, immerhin hat dein Schützling es ja laut genug aufgesagt.“

„Oh. „

„Oh, ja das würde ich an deiner Stelle auch sagen. Wie auch immer. Dieser Mann ist eine Plage, jetzt schickt er auch noch kleine Kinder um meine Familientechnik zu entschlüsseln.“

„Ich bin kein kleines Kind mehr.“

Bei Haos plötzlichen Tonveränderung wirkte Big Ghost zuerst etwas unschlüssig. Diese Wendung hatte er nun doch nicht erwartet.

„Gut, dann machen wir die Probe. Wie alt bist du 15 Jahre, 17 oder was?“

„16.“

„Das ist für mich das Alter eines Kindes.“

Bevor Big Ghost jedoch noch etwas erwidern konnte, mischte sich auf einmal Kouhei in das Gespräch ein, der schon den nächsten Konflikt befürchtete.

„Ich würde sagen ihr beruhigt euch wieder. Und zu dir, Junge. Verrätst du mir deinen Namen, oder ist das ein wohl gehütetes Geheimnis.“

„Mein Name ist Hao Asakura.“

„Asakura? Na sieh mal an. Wie geht es Noriko. Ich hab schon lange nichts mehr von ihr gehört. Um genau zu sein nicht seit sie die Führung der Asakura- Dynastie übernommen hat. Wie auch immer. Vielleicht ist es sogar besser wenn ich diese Technik endlich mal für andere Schamanen zugänglich mache.“

„Aber Dad…“

„Kein aber, Michio. Es ist meine Technik und ich kann sie jedem beibringen, dem ich will. Außerdem habe ich das eigentlich auch von dir erwartet. Wie auch immer, die Technik ist eigentlich Recht simple. Allerdings kann man nur auf kurze Distanzen den Ort wechseln, auch wenn es bei eurem Kampf anders aussah. Die Maximale Distanz beträgt ca. 100 Meter.“

Genau nach dem Kouhei seinen Satz beendet hatte, kam das rothaarige Mädchen wieder in den Raum und kümmerte sich um die Wunden von Michio und Hao. Anschließend bekam er noch eine kurze Einführung in die Technik des Teleportierens bevor er sich von den drei verabschiedete und wieder seinen ursprünglichen Weg aufnahm. Er hatte ja immerhin mehr als nur einen Auftrag von dem alten Mann bekommen. Auch wenn er bei den anderen jetzt schon ein schlechtes Gefühl hatte, so konnte er diese nicht einfach ignorieren. Immerhin hatte er es versprochen und er würde es auch halten.
 

Insgeheim redete er sich ein, dass es sowieso nicht schlimmer werden konnte als jetzt. Ein Fehler, dann der nächste Auftrag führte ihn in ein Höhlensystem, das alles andere als einladend aussah.

„Weißt du eigentlich, dass brennende Fackeln ziemlich ungewöhnlich sind, wenn man bedenkt, dass das hier eine seit Jahren nicht mehr betretene Höhle ist.“

„Willst du dich darüber wirklich beschweren?“

„Nö, ich wollte dich nur mal darauf aufmerksam machen. Das riecht für mich nach einer Falle. Und in solchen Situationen ist mein Geruchssinn ziemlich zuverlässig.“

„Und wieso hast du es mir nicht gesagt, bevor ich den Deal eingegangen bin?“

„Weil ich dachte, dass der Typ nett wäre. Ich hab mich halt auch mal blenden lassen. Kann doch jedem Mal passieren. Allerdings lerne ich aus meinen Fehlern.“

„Schon gut, tu mal nicht so, als hätte ich nichts gelernt. Ich bin sowieso nur hier, weil ich die Sache gerne zu Ende bringen möchte, weiter nichts.“

„Ah ja Norikos gute alte Schule. Weiche einer Herausforderung niemals aus und vor allem gib niemals auf, denn das schadet nicht nur dir sondern auch deiner Familie, besonders wenn du eines Tages die Führung der gesamten Familie übernimmst.“

Hao erwiderte daraufhin nichts. Er wollte sich einfach nicht mit Kami streiten. Und das lag mit Sicherheit nicht daran, dass sie seine Argumente immer gleich zerschlägt, bevor er diese überhaupt aussprechen konnte. Wie sie es tat wusste er nicht, doch er würde es früher oder später noch herausfinden.

„Hey ich glaube wir sind da.“

„Sieht so aus. Und ich glaube, dass ist die Inschrift von der er gesprochen hatte. Komisch, diese Art von Schrift habe ich schon mal in einem alten Buch gesehen.“

„Das ist die Heilige Schrift. Eine uralte Schreibweise, die in der heutigen Zeit jedoch vergessen wurde…Und bevor du fragst woher ich das weiß. Ich durfte mich früher damit beschäftigen. Ich kann sie dir beibringen wenn du willst. Aber das ist definitiv der falsche Ort. Also schreib es ab und lass uns verschwinden.“

„Sehe ich auch so.“

Mit diesen Worten zögerte Hao nicht lange und schieb die Texte fein säuberlich ab. Trotz den vielen Zeichen war er damit relativ schnell damit fertig und steckte die Pergamentrolle wieder ein. Das einzige was jetzt noch fehlte war ein Gegenstand ein altes Artefakt. Doch das konnte er nicht erkennen.
 

Alles was sich noch in diesem Raum befand, war ein alter Altar. Scheinbar waren sie zu spät.

„Schade. Ich hätte gerne Gewusst, worauf der Typ so scharf war.“

„Sag mal Kami, ich kann mich irren aber ist das nicht das Zeichen des Einheitssterns?“

„Wo? Oh, jetzt weiß ich was er sucht. Scheinbar will er genau wie du die Geheimnisse des Einheitssterns lüften und den Ort finden, an dem die Prüfungen für die Meisterung stattfindet. In diesem Zusammenhang gab es ein Gerücht. Es soll einen Geist geben, mit dem man die Prüfungen locker überwinden könnte. Wenn das der Fall ist, dann ist das der Ort, an der die Siegeltafel dieses Geistes oder ein vergleichbarer Gegenstand mit dessen Namen befindet. Der Name eines Geistes ist meist die Schwachstelle und die einzige Möglichkeit diesen zu vernichten. Jedenfalls was schwächere Naturgeister angeht.“

Nach diesen Worten sah sich Kami schon fast panisch um. Wenn ihre Vermutung stimmte, hatten sie ein riesiges Problem. Denn dieser Geist war relativ schnell und konnte sich gut tarnen, jedenfalls in seinem normalen Umfeld. Wenn sie ihre Informationen nicht täuschten, dann war es für sie und Hao ratsam so schnell wie möglich das weite zu suchen.

„Lass uns gehen.“

Genau in dem Moment wo sich beide umgedreht hatten und zurückgehen wollten, sprang ihnen ein riesiges Tier in den Weg. Sofort nahmen beide Abstand und Hao zog intuitiv das Schwert hervor und versuchte sich mit Kami vorsichtig um das Wesen herumzubewegen. Das unbeschreibliche Wesen allerdings sah dieses nur kurz mit seinen gelblich leuchtenden Augen an, bevor es zuschnappte und Hao das Schwert aus der Hand riss und es vor den Augen der beiden zerkaute. Hao sah dem ganzen nur geschockt zu. Erst Kamis Worte brachten ihn wieder in die Gegenwart.

„Gut und was ist Plan B“

Egal wie schnell Hao hätte denken können, so war er nicht in der Lage zu antworten, da das Ungeheuer jetzt auf ihn losging. Bei dieser Erkenntnis schloss er schnell die Augen und wartete. Es passierte nichts. Das war Grund genug um die Augen wieder zu öffnen und zu erkennen, dass er nun hinter dem Wesen stand welches scheinbar verwirrt von seinem plötzlichen Verschwinden war.

„Es hat geklappt.“

„Schön für dich, jetzt aber weg hier.“

Bei diesem Worten kam Kami ihm entgegen und auch er nahm sofort wieder die Beine in die Hand. Auch das Biest nahm sofort die Verfolgung auf.

„Super, als wie war das noch mal drei Abzweigungen nach links oder was.“

„Ich würde sagen scheiß drauf Hauptsache wir werden das Ding los.“

Gesagt getan. Anstatt weiter geradeaus zu laufen, nahmen sie die erst beste Abzweigung, da sie das unbekannte Wesen sonst eingeholt hätte. Allerdings achten beide nicht wirklich auf den Weg, weshalb Hao über einen nicht sichtbare Unebenheit des Bodens stürzte und damit eine Falle auslöste. Das bewirkte, dass auf einmal einige Holzpfeiler aus den Wänden schossen, die Hao jedoch dank des Sturzes verfehlten. Dafür erwischten sie die unbekannte Bestie. Alles was sie von dieser daraufhin hörten war ein lauter Schrei, bevor alle Fackeln auf einmal erloschen und sie in kompletter Dunkelheit standen. Das hinderte Hao jedoch nicht daran aufzustehen und mit Kami weiter zu laufen. Erst nach einigen Minuten stellten sie fest, dass sie völlig die Orientierung verloren hatte. Die Tatsache dass sie immer noch von der Bestie verfolgt wurden machte das ganze nur noch schlimmer
 

- Flashback ende -
 

Mittlerweile hatten Hao und Kami das Ende der Treppe erreicht und befanden sich seit einigen Minuten wieder in dem undurchsichtigen Höhlensystem. Allerdings schienen sie dieses Mal nicht mehr Glück zu haben als bei ihrem letzten Aufenthalt.

„Ich hasse diese Gegend.“

„Ich auch, aber zumindest haben wir für die Zukunft etwas gelernt.“

„Ach echt, was denn?“

„Ein paar Regeln, die verhindern, dass es uns beim nächsten Mal wieder so ergeht wie jetzt. Jedenfalls müsste es rein theoretisch der Fall sein.“

„Klingt interessant. Lass mal hören.“

„Regel Nummer 1 verlass die nicht blind auf die Worte anderer, wenn du nicht mitten in eine Falle laufen willst. Regel 2 bleibe steht’s auf dem angegebenen Weg, es sei denn du willst dich unbedingt verlaufen. Regel Nummer 3 betrete niemals ein Höhlensystem ohne eine Lichtquelle irgendeiner Art und Weise bei dir zu tragen, es sei denn du willst in diesem dein ganzes Leben herumirren. Regel 4 taste dich auf unbekannten Terra stets langsam und vorsichtig weiter, damit du von dem Einstürzen des Bodens nicht überrascht wirst. Regel 5, halte dich vom kalten Wasser fern, wenn du weißt, dass du dich nicht sofort wieder aufwärmen kannst…hab ich was vergessen.“

„Yapp. Regel 6. Vermeide Orte, in denen ein Ungeheuer lebt, wenn du nicht riskieren willst das dein Medium oder du selbst verspeist wird.“

Daraufhin konnten sich beide nicht zurückhalten und fingen an zu lachen. Kami konnte einfach nicht glauben wie Hao immer auf solche Ideen kam. Doch sie war froh, dass es so war, immerhin heiterten solche Gespräche die trübe Umgebung etwas auf.

„Stimmt…och ne, schon wieder eine Sackgasse, langsam wird es aber albern.“

„Tja, anscheinend braucht man nicht nur Licht sondern auch Glück.“

„Generell würde mir das Licht reichen, dann weiß ich wenigstens was vor mir…liegt.“

Bevor Hao aussprechen konnte, entzündeten sich auf einmal alle an der Wand hängenden Fackel und erhellten den gesamten Gang. Während Hao sich nur verwundert zu den Fackeln umsah konnte Kami nicht vermeiden sich wütend dazu zu äußern.

„Sehr witzig Spaßvogel. Das hätte du auch mal früher machen können.“

„Mit wem redest du?“

„Mit demjenigen der die Fackeln angezündet hat, immerhin bezweifle ich irgendwie, dass du das warst. Und nur nebenbei ich weiß selbst nicht mit wem ich rede.“

„Aha!“

Mehr sagte Hao nicht dazu sondern wendete sich wieder um. Kami allerdings konnte es nicht lassen in Gedanken noch etwas dazu zu sagen.

„Wenn ich herausfinde dass du die ganze Zeit in der Nähe warst dann kannst du was erleben, Flämmchen.“

Genau in dem Moment, in dem sie das letzte Wort aussprach bekam sie einen Stein gegen den Kopf. Wütend sah sie sich um, konnte jedoch nichts und niemanden erkennen. Lange konnte sie allerdings auch nicht suchen, da sich in dem Moment Hao wieder einmischte.

„Hey Kami was ist jetzt. Willst du hier überwintern?“

„Nein komme schon.“

Mit einem letzten vernichtenden Blick in die Richtung aus der der Stein gekommen war drehte sie sich um und folgte Hao.
 

Allerdings war die Situation nicht gerade besser, da in dem Moment die Bestie wieder mit ihnen aufschloss und Hao mit einer seiner Krallen bestückten Tatze gegen die Wand schleuderte. Kami sah daraufhin erst zu Hao, der sich mit Mühe und Not wieder aufrappelte, bevor sie sich zu dem Monster wendete, das anscheinend nur Augen für sie hatte.

„Super ein Geistfressender Geist.“

Mehr sagte Okami nicht dazu, sondern ging nur rückwärts zu Hao. Ihre Naturkräfte nützten hier nicht besonders viel, es sei denn sie wollte riskieren, dass alles einstürzte.

„Ich könnte hier etwas Hilfe gebrauchen. Hallo hört mich jemand? Jetzt tu nicht so ich weiß, dass du hier bist Flämmchen, also zeig dich gefälligst.“

Man konnte richtig sehen, wie Kami von Minute zu Minute wütender wurde. Sie wusste, dass der Feuergeist sie im Auge hatte, doch dass er nicht eingriff konnte sie nicht verstehen.

„Verdammter Egoist.“

Das war alles was sie sagte, bevor sie sich auf die Umgebung konzentrierte und den Boden unter der Bestie zum Einsturz brachte. Doch diese hatte sich zuvor in Sicherheit gebracht und lief nun an der steilen Wand entlang. Dafür hatte sie den Verlauf des Abgrundes nicht gut genug Kalkuliert, weshalb dieser so weit aufriss, dass selbst unter Haos Füßen der Boden einstürzte. Zu ihrem Glück konnte er sich in letzter Sekunde noch an der Kante des Aufgerissenen Bodens festhalten. Trotzdem konnte er von Glück reden, dass er genug Kraft hatte denn durch die Tatsache, dass er ziemlich durchgefroren war, waren seine Physische Kraft beinah aufgebraucht. Derweil war die Bestie hin und her gerissen was sie tun sollte, bevor sie sich entscheid auf Hao zuzugehen. Bevor sie jedoch drei Schritte auf ihn zugehen konnte, flog ihm ein Feuerball ins Genick, welcher nur von Kami bemerkt wurde.

„Na klar, jetzt mischt du dich ein.“

„Halt die Klappe und bring das Vieh zum Absturz.“

Zuerst wollte Kami bei diesem gedanklichen Kommentar des Feuergeistes, welchen nur sie mitbekam, etwas erwidern doch dann tat sie was dieser vorgeschlagen hatte. Dieses Mal war das Ungeheuer nicht dazu in der Lage sich an die Wand zu flüchten. Was überwiegend daran lag, dass er von einem weiteren Feuerball abgelenkt wurde und sich kurz darauf von der jungen Frau abwendete. Diese nutzte diese Tatsache sofort aus und sorgte dafür, dass die Bestie in die Tiefe stürzte. Im gleichen Moment hatte auch Hao es geschafft sich wieder hochzuziehen und ließ sich erschöpft auf den Rücken fallen. Von der Anwesenheit des zweiten Geistes bekam er jedoch nichts mit, da dieser sich immer noch im Verborgenen hielt.

„Wenn das so weiter geht überlebe ich meinen nächsten Geburtstag nicht mehr.“

„Ach quatsch. Dafür bist du viel zu stur.“

„Wenn du meinst. Aber ernsthaft, was ist gerade passiert?“

„Äh, ich würde sagen es gab da ein kleines Beben, was gereicht hat um den Boden unter der Bestie zum Einsturz zu bringen. Ein glücklicher Zufall, wenn du so willst.“

„Ein glücklicher Zufall? Wohl eher ein Vorwand um uns weiter durch dieses Labyrinth laufen zulassen.“

„Das glaube ich nicht. Ich hab so ein Gefühl, dass wir in wenigen Minuten aus diesem Höhlensystem entkommen, wart es nur ab.“

Hao sah Kami bei diesen sicheren Worten nur verwirrt an, bevor er sich einen Ruck gab und wieder aufstand, dabei jedoch darauf achtet, dass er so weit wie möglich vom Rand der Schlucht entfernt war. Immerhin wollte er nicht doch noch mal in die Tiefe stürzen. Ein Vorsatz der genau drei Gründe hatte. Ersten wollte er nicht wieder im eiskalten Wasser landen, zweitens war das Biest jetzt da unten und drittens wusste er noch nicht mal ob in der Tiefe überhaupt Wasser war. Dem zur Folge zog er es vor sein Glück nicht noch weiter zu provozieren, als er es sowieso schon getan hatte. Aus diesem Grund blieb ihm auch nichts anderes übrig als seinem Schutzgeist zu vertrauen und Kami in die Richtung zu folgen, welche diese eingeschlagen hatte. Dass diese sich bei der Entscheidung insgeheim an einen weiteren Geist gewendet hatte, wusste er nicht, da er von der gedanklichen Verbindung der beiden Elementargeister nichts mitbekam.

„Gut, Feuerkopf. Leuchte uns mal den richtigen Weg aus. Ich persönlich möchte hier raus, bevor dieses Ding sich entscheidet wieder hier her zu kommen.“

Auf diese Aussage bekam Kami keine Antwort, doch das war ihr egal. Die Tatsache, dass nun einige Fackeln wieder erloschen reichten ihr um zu erkennen, dass der Feuergeist sie verstanden hatte und in diesen Fall über seinen Schatten sprang. Sie konnte sich zwar gut vorstellen, das dieser das nicht gerne Tat, doch das war ihr im Augenblick egal. Auch das Hao langsam überhaupt nichts mehr verstand kümmerte sie ausnahmsweise nicht. Alles was sie wollte war ein Ausgang aus dieser Misere und den hatte sie bekommen. Wieso sollte sie sich jetzt noch groß um etwas anderes kümmern? Das konnte sie ja machen, wenn sie und Hao wieder in Sicherheit waren und das war erst in dem Moment, wenn sie wieder ein Medium hatten und zusätzlich aus diesem Irrgarten entkommen. Zu ihrem Leidtragen konnte das allerdings noch einige Minuten dauern. Sie konnte nur hoffen, dass sie hier raus kamen, bevor sich diese Bestie dazu entschloss wieder die Verfolgung aufzunehmen und sie kurz vor dem Ausgang wieder einholte.
 

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Merkwürdige Begebenheiten

Kapitel 22: Merkwürdige Begebenheiten
 

Seit einigen Minuten hatten Hao und Kami es geschafft aus dem Höhlensystem zu entkommen. Doch erst einige Kilometer weiter entschieden sie sich endlich dazu eine Pause einzulegen. Zu groß war die Gefahr, dass sich die Bestie aus Rache doch dazu entscheidet aus dem unterirdischen Verließ herauszutreten und sie noch einmal anzugreifen. Eine Gefahr, mit der sie jetzt hoffentlich nicht mehr rechnen mussten.

„Ich glaube, hier sind wir einigermaßen sicher.“

Bei diesen Worten sah Kami sich um. Sie befand sich in der Nähe eines kleinen Waldgebietes, vor dem sich einige große Steine befanden die in Kreisform aufgestellt waren. Ob das nun ein Zufallsphänomen oder das Werk menschlicher Hand war wusste sie nicht, doch es war ihr auch egal. Eine Meinung, die sie nicht alleine teilte. Nein, auch Hao hatte sich scheinbar mit dem Ort angefreundet, was allerdings viel mehr daran lag, dass er zwei ganze Tage nonstop unterwegs war. Jedenfalls mehr oder weniger.

„Hoffen wir’s. Aber ernsthaft, wenn das der Preis für das Schließen dieses Deals ist, dann gute Nacht.“

Mit diesen Worten ließ sich Hao zurück auf das weiche Gras unter ihm fallen. Mittlerweile schien Hao sich von dem Schreck und der ersten Nahtoderfahrung erholt zu haben. Seiner Aussage nach zu urteilen, war er jedoch immer noch etwas neben der Spur.

„Jetzt fang nicht an Sarkastisch zu werden. Du bist nicht der einzige, der um sein Leben fürchten musste. Gut ich bin schon Tod, aber das heißt nicht, dass es keine schlimmere Stufe gibt.“

„Und die wäre?“

„Die endgültige Vernichtung. Ich glaube du kannst dir nicht vorstellen wie es ist zu sterben. Das ist auch nicht wichtig. Nur eines ist dabei von entscheidender Bedeutung. Bei dem Tod eines Menschen wird die Seele von dem Körper getrennt. Bei der eigentlichen Vernichtung und das betrifft uns Geister, wird die Seele einfach zerfetzt und kann nie wieder zusammengefügt werden. Die einzige Ausnahme bilden Zwillinge. Bei diesem Phänomen hat sich die Seele ein Mal gespaltet und entwickelt sich unabhängig von der anderen. Reintheoretisch könnte man die beiden Seelenteile wieder zusammen führen und die eigene wieder vervollständigen.“

„Und rein Praktisch?“

„Rein praktisch hängt es immer von der stärke der Seelenteile ab. Je stärker sie sind, desto… wie soll ich das jetzt sagen... Sagen wir es so. Du musst dir die Seele als einen Geist vorstellen. Bei einer intakten Seele gibt es nur einen Geist, bei einer gespaltenen Seele zwei. Beim zusammenführen möchte jede Seele die Vorherrschaft haben. Etwa wie ein Geist verschlingt den anderen um stärker zu werden.“

„Nur das das nicht wirklich funktioniert, oder?“

Bei Haos Worten lächelte Kami sanft, bevor sie sich nach einem kurzen Kichern wieder ihrer Erzählung widmete und nebenbei Haos Frage beantwortete.

„Hast du eine Ahnung. Aber das funktioniert nur bei Geisterfressenden Ungeheuern, den Spirits of Elements oder den Kampfgeistern des Schattenfürsten.“

„Den was?“

„Alles mit der Zeit, zurück zu der Zwillingsseelensache. Wo war ich? Ach ja. Beim Verschlingen von anderen Geistern. Ne aber ernsthaft. Bei identischen Seelenfragmenten würde das nicht funktionieren. Sie würden sich irgendwann gegenseitig abstoßen und das wäre ziemlich schmerzvoll. Sollte die zugeführte Seele schwächer sein, so würde es nur Probleme für den Seelenspender geben aber sonst ist alles bestens.“

Hao sah Kami bei diesen Worten nur skeptisch an. Insgeheim fragte er sich, woher sein Schutzgeist das alles wusste. Immerhin konnte man das bestimmt nicht in jedem x-beliebigen Buch nachlesen. Es sei denn er hatte sich einfach die falschen Bücher vorgenommen.
 

Lange dachte er darüber nicht nach, da ihm noch eine andere Frage auf der Zunge brannte. Er konnte nicht leugnen, dass er in gewisser Weise neugierig geworden war.

„Na super. Aber was würde passieren, wenn man sich verrechnet hat und eine stärkere Seele versucht in sich aufzunehmen?“

„Ja, also das ist so eine Zufallsfrage. Also generell wird die stärkere Seele immer die schwächere Seele aufnehmen. Die Frage was dann jedoch passiert ist etwas heikel. Es gibt nämlich die Möglichkeit das die Seele einfach in dem Körper bleibt in dem sie die andere Seele aufgenommen hat. Dann gibt es die, dass sie wieder zu dem alten Körper zurück wandert und die letzte wäre dann, dass sie versucht ihren eigenen Körper wieder zu besetzten, jedoch nicht mehr dazu kommt und in die Geisterwelt abgeschoben wird. Das könnte übrigens auch alles bei dem Vorgang mit einer identischen Seele passieren. Wovon das abhängt weiß allerdings niemand, außer der König der Geister und der schweigt erbarmungslos.“

Nach diesen Worten fing Kami laut an zu lachen. Sie wusste, dass sie sich früher oder später etwas anhören musste, doch das war ihr in gewisser Weise egal. Ihrer Meinung nach hatte der König der Geister etwas spott verdient. Selbst wenn sie sich mittlerweile mit ihrer Aufgabe angefreundet hatte, so nahm sie es ihm immer noch übel, dass er sie dazu gezwungen hatte.

„Verstehe.“

„Dann ist ja alles bestens. Und die Sache mit den Schattenfürsten und dessen Kampfgeistern heben wir uns für ein anderes Mal auf, sonst sitzen wir Morgenfrüh noch hier.“

„Wahrscheinlich.“

„Nicht wahrscheinlich. Das ist eine Gewissheit, besonders bei deinen Fragen. Die nehmen irgendwie nie ein Ende, da kommen bei jeder Erklärung nur tausende hinzu.“

Kami ließ diese Worte erst einmal wirken und sah sich etwas in der Umgebung um. Ihr nächstes Ziel war so weit sie sich erinnerte eine seltene Pflanze, die nur bei der Berührung mit dem Mondlicht erblühte. Tagsüber und zu anderen Mondperioden würde sich die Pflanze den anderen Pflanzengeflechten am Boden anpassen und nicht zu unterscheiden sein.

„Heute ist Vollmond! Scheinbar müssen wir diese Aufgabe mit der Blüte des Mondscheinlinges auf den nächsten Vollmond verschieben. Zum Glück haben wir noch solange zeit!“

„Daran habe ich auch gerade gedacht. Also was steht dann noch an?“

„Ganz ehrlich Kami, ich hab keine Lust darüber nachzudenken. Jedenfalls nicht im Moment.“

Mehr sagte Hao nicht mehr dazu, sondern schloss einfach die Augen. Eigentlich hatte er nur vor für einen Moment zu entspannen und wieder neue Kraft zu gewinnen, doch letzten Ende konnte selbst er es nicht verhindern langsam abzugleiten und einzuschlafen.
 

Kami betrachtete ihren Schützling nur kurz, bevor sie ihren Blick noch einmal durch die Landschaft schweifen ließ. Nach dem sie sicher war, dass sie von niemanden beobachtet wurde konzentrierte sie sich. Kurz darauf kam eine verholzte Ranke aus dem Boden. Allerdings vertrocknete sie schnell wieder. Mit einem leisen Seufzen brach die Ranke in kurze Stücke und legte sie übereinander. Sie konnte sich vorstellen, dass diese Nacht kalt werden würde und ohne ein warmes Feuer konnte es hässlich werden. Auch wenn es ihr widerstrebte ihre Kräfte für die Ernährung eines Feuers zu missbrauchen, so hatte sie in diesem Fall keine andere Wahl. Die Frage die sie sich stellte war nur, wie sie es entzünden sollte. Sie hatte den Menschen öfters dabei zugesehen, doch sie hätte nie gedacht, dass sie selbst einmal darauf angewiesen war.

„Gut wie ging das noch mal mit dem Feuer?“

„So!“

Noch ehe Kami reagieren konnte, fing der Holzstapel an zu brennen. Erschrocken darüber wich sie zurück, bevor sie sich nach dem Feuergeist umdrehte, der gerade hinter ihr erschienen war. Dieser hatte wieder seine menschliche Gestalt abgenommen.

„Verdammt noch mal, erschreck mich doch nicht so, Flammenschädel.“

„Meinst du nicht ein Dankeschön wäre angebrachter?“

Bei diesen Worten öffnete Kami den Mund um etwas zu erwidern, allerdings entfiel ihr in dem Moment, was sie sagen wollte, weshalb sie ihn wieder schloss. In ihrer menschlichen Gestalt sendete sie ihre Gedanken über den Mund. Es wirkte so, als ob sie wirklich sprechen würde. Um genau zu sein machte es keinen großen Unterschied. Lediglich die Tatsache, dass sie ihre Stimme sowohl an mehrere Personen senden konnte, so wie es normale Menschen oder Geister taten, oder an einzelne. Beim letzteren Fall waren die umherstehenden unfähig ihre Worte zu hören. Dabei war es auch nicht von Bedeutung ob der betreffende von einer privaten Botschaft Gedankenlesen konnte oder nicht. Das machte das ganze nur einfacher oder schwerer. Jedenfalls dann wenn ein Außenstehender Gedankenlesen konnte, doch das war so gut wie unwahrscheinlich.

„Was ist denn jetzt mit dir los. Hat es dir die Sprache verschlagen.“

„Nicht mal annähernd. Ich konnte mich nur nicht entscheiden was ich dir als nächstes an den Kopf werfe, weil ich so geladen bin.“

„Na dann ist ja gut.“

Bei diesen Worten sah sich der Feuergeist etwas genauer um. Er hatte zwar schon einiges von dem Jungen gehört, doch außer Gerüchte war ihm nichts Genaueres bekannt. Gut er hatte Kami und ihn seit der Sache mit dieser Sayuri beobachtet, doch wirklich schlau aus dem Jungen war er nicht geworden.

„Du hattest auch schon mal stärkere Schützlinge, oder irre ich mich da?“

„Bist du deshalb hier? Um mich und ihn zu beleidigen.“

„Ich frag doch nur.“

„Natürlich. Und zu deiner Frage, er lässt sich nicht so einfach mit den anderen Schützlingen vergleichen, die ich seit meiner Existenz hatte. Er ist einfach…“

„Sturer, unwissender, jünger…“

„…anders. Und wenn du eine Charakterbeschreibung haben willst. Ja er ist stur, aber auf keinen Fall unwissend. Viel mehr wissbegierig, zielstrebig und im Gegensatz zu euch anderen Charmant.“

„Ok, ich hab’s kapiert, aber du weißt, dass die anderen dir das übel nehmen werden.“

„Und du weißt, was die anderen für einen Aufstand machen, wenn sie uns zusammen sehen.“

„Ich kann es mir vorstellen, aber das ist mir im Moment egal. Ich hab immerhin selber einen Auftrag zu erfüllen.“

„Genau, es leben die Aufträge vom König der Geister.“

Bei diesen Worten ließ sich Kami zurück auf dem Boden sinken und sah kurz in das Feuer, in dem sich schon die ersten Hölzer zu Asche verwandelt haben
 

Seufzend wendete sie sich wieder von dem Feuer ab. Wenn sie so darüber nachdachte, war das Feuer das zerstörerischste Element das es gab. Kein anderes Element hatte in der Vergangenheit jemals so viel Schaden angerichtet wie die Flammen des Feuers. Es gab Stürme, Fluten, Erdbeben doch keine dieser Katastrophen war beständig. Nicht eine. Nur das Feuer, jedenfalls dann wenn man nicht in der Lage war es zu bändigen oder aufzuhalten. Es zerstörte einfach alles und jeden ohne am Ende etwas zurückzulassen. Und dennoch bedeutet es in manchen Fällen den Beginn eines neuen Lebens. Es war einfach nur widersprüchlich in sich. Genauso wie der Feuergeist vor ihr im Moment.

„Sag mal was sollte die Aktion eigentlich? Wieso hast du dich nicht sofort eingemischt? Das hätte auch schief gehen können, das weißt du oder?“

„Jetzt reg dich ab. Ich habe den Auftrag ein Auge auf euch zu werfen nicht um dir zu helfen den Jungen zu beschützen. Außerdem wolltest du doch, dass ich mich raus halte.“

„Hast du aber nicht? Also wo liegt der Unterschied ob du dich einmischt oder nicht?“

„Falls es dir nicht aufgefallen ist, war die Bestie auf Geister aus. Hätte ich mich etwa verraten sollen? Und zu dem Jungen. Du weiß selber, dass mit den Kreaturen der Finsternis nicht zu spaßen ist. Egal ob es sich dabei um die Fleischfressenden oder Geistfressenden Monster handelt. Und übrigens, das Vieh hat sich nur an ihn gewandt, weil er gerade am wehrlosesten war. Darüber hinaus bleibe ich bei meinen vorigen Worten. Ein Dankeschön wäre angebrachter als deine Anklagen.“

„Meine Anklagen…“

Bei diesen Worten war Kami aufgesprungen und sah den Feuergeist mit einem vernichtenden Blick an, doch dieser ließ ihr nicht mal die Zeit ihren Satz zu beenden.

„Vorsicht, du fängst gerade an laut zu denken. Aber wenn du den Jungen wecken willst, dann mach ruhig so weiter.“

Bei diesen Worten sah Kami kurz zu Hao, der immer noch am Lagerfeuer schlief. Sie konnte es ihm nicht verübeln, immerhin war er in den letzten Tagen nicht wirklich dazu gekommen. Insgeheim war sie jedoch froh darüber, weil sie nicht wollte, dass er sie mit dem Feuergeist sah, auch wenn dieser wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte. Das hätte zu viele Fragen aufgeworfen, die dazu führen würde, dass sie ihm alles erzählen musste und das durfte sie nicht. Immerhin konnte sich keiner ausmalen was das für Folgen haben könnte.

„Aber eine Sache musst du dir wirklich abgewöhnen und zwar dich immer bei den anderen Spirits of Elements zu beschweren, wenn mal wieder was schief geht. Jemand der sich mit unserer Geschichte auskennt würde sofort auf unsere wahre Identität kommen. Der Junge kennt bisher nur Bruchteile der Geschichte. Durch dein Verhalten wird er nur misstrauisch. Aber sollte er jemals von der gesamte Legende, Sage oder wie auch immer sie heutzutage bezeichnet wird, erfahren kannst du dich schon mal darauf vorbereiten ihm das ganze zu erklären und ich bezweifle, dass das von Vorteil ist.“

„Ach ne, Feuerkopf, das weiß ich selber.“

Nach diesen Worten atmete sie kurz durch, bevor sie sich wieder auf dem Boden setzte und sich gegen einen kalten Stein lehnte. Dabei blieben ihre Augen jedoch auf dem Feuergeist hängen. Für sie war es ungewöhnlich, dass er auch normal reden konnte. Die letzten Male, wo sie ihm begegnet war, hatte er sich stets mit den anderen Spirits of Elements gestritten. Besonders in der Gegenwart von El-hayyah, dem Spirit of Metall, schien dieser unberechenbar und aggressiv zu sein. Obwohl man das durchaus auf beide Geister beziehen konnte. Sie selbst hatte keinen der beiden Geister eine richtige Chance gegeben, besonders da sich dieses Verhalten seit der ersten Begegnung in ihre Erinnerungen eingebrannt hatte.
 

Das jetzige Verhalten des Feuergeistes würde jedoch auch nichts an ihrem Eindruck ändern. Immerhin handelte dieser im Moment auf dem Befehl des Königs der Geister. Wahrscheinlich hatte er die Ermahnung bekommen sich zu benehmen. Um jedoch wirklich sicher zu gehen, fragte sie ihn direkt danach. Das schlimmste was passieren konnte was, dass er ihr eine patzige Antwort gab, doch das war sie ja von ihm und El-hayyah schon seit Jahren gewöhnt.

„Wieso bist du hier?“

„Hab ich das nicht schon mal erklärt.“

„Nein ich meine, wieso hältst du dich nicht einfach im Hintergrund, so wie der König der Geister es verlangt hat oder hat er das nicht?“

„Weißt du eigentlich wie langweilig es im Sternenheiligtum ist? Fast genauso langweilig wie das hier, nur mit dem Unterschied, dass man hier wenigstens mal wieder seine Kräfte benutzen kann.“

„Im Klartext. Du unterhältst dich nur mit mir, weil du keine Lust hast dich weiter zu langweilen, vielen Dank für die ehrlichen Worte.“

Bei diesen Worten drehte sich die junge Frau von dem rothaarigen weg und sah in den Himmel. Sie wusste doch dass an dem Verhalten des Feuergeistes etwas faul war. So leicht ließ sie sich nicht zum Narren halten, die anderen würden ihm die Show vielleicht abnehmen, sie allerdings nicht.

„Das nimmst du mir wirklich übel, oder? Sei mal ehrlich, was würdest du an meiner Stelle machen. Und bevor du antwortest vergiss eines nicht. Du hast einen Schützling mit dem du dich unterhalten kannst.“

„Wenn ich Zeit habe, bemitleide ich dich!“

„Und du sollst die Vernünftige von uns sein. Das ich nicht lache.“

„Ach und wer sagt das.“

„Big Boss wer sonst. Ich wage zu bezweifeln, dass die andere jemals ein lobendes Wort über dich oder einen anderen außer sich verlieren würde.“

„Ach aber du schon?“

„Das geht dich überhaupt nichts an. Ach übrigens euer Mitternachtsimbiss hat sich gerade angekündigt und wartet darauf aufgehoben zu werden.“

Mit dieser gedanklichen Nachricht war der Feuergeist plötzlich verschwunden und ließ Kami und ihren Schützling allein an diesem Ort zurück. Die junge Frau war von dem plötzlichen Verschwinden des Feuergeistes ziemlich geschockt. Sie hatte nahezu jede Reaktion erwartet, doch nicht diese. Erst nach einigen weiteren Minuten sickerten die letzten Worte des Feuergeistes in ihren restlichen Kopf, so dass sie die Bedeutung langsam zu realisieren begann. Sie brauchte nicht lange suchen um eine silbern leuchtende Blüte zu erblicken. Mit einem resignierenden Kopfschütteln stand sie auf, ging zu dieser und kniete sich anschließend vor diese und sah sie nur fasziniert an. Sie war zwar die Bändigerin der Erd- und Pflanzenwelt doch auch ihr war dieser Anblick nicht vertraut und das obwohl sie seit tausenden von Jahren existierte. Wahrscheinlich war selbst sie zu unaufmerksam um Pflanzen wie diese zu entdecken. Mit diesen Worten nahm sie die Blüte behutsam an sich und ging zurück zum Lagerfeuer.
 

Am nächsten Morgen, die Sonne war gerade dabei den Ort ins Tageslicht zu hüllen, waren sowohl Kami als auch Hao wieder aufbruchsbereit.

„Also was steht an?“

„Das Übliche: Monster, schlechtgelaunte Informanten und tiefe dunkle Schluchten an denen man entlang gehen muss und die Gefahr eingeht, jederzeit herunter fallen zu können.“

„Das ist nicht lustig. Mit dieser Einstellung geschieht es dir Recht, dass du die Blüte des Mondscheinlings verpasst hast.“

„Wie bitte?“

„Keine Sorge ich hab mich darum gekümmert.“

„Weißt du, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass du kein Geist bist.“

„Ach echt.“

Mehr sagte Kami nicht dazu, sondern ging nur einige Schritte in die Richtung ihres nächsten Zieles. Sie mussten nicht mehr viel erledigen. Sofern sie sich richtig erinnerte waren es nur noch eins zwei Aufgaben. Welche das jedoch genau waren hatte sie vergessen, aber es war ja auch nicht ihre Aufgabe sich das zu merken. Jedenfalls nicht hauptsachlich.

„Also zurück zum Thema, der nächsten Aufgabe?“

„Du meinst wohl eher nächsten Aufgaben. Dafür müssen wir aber in ein Waldgebiet um genau zu sein in den steinernen Wald. Und soviel wie ich von dem gelesen habe ist der nicht ohne…“

„Und beinhaltet nebenbei alles was du aufgezählt hast. Ich freu mich schon. Aber mal eine Frage nebenbei. Wie willst du dich verteidigen? Und wieso habe ich auf einmal das komische Gefühl, dass du dich auf diese Aufgabe freust?“

„Ich werd auf dem Weg schon was finden. Und zu dem letzten Punkt. Du willst nicht das ich darauf etwas erwidere oder?“

„Nein.“

Mit einem leisen Lachen ging Kami daraufhin weiter. Auch Hao hatte sich währenddessen in Bewegung gesetzte, nach dem er einen kurzen Pfiff ausgestoßen hatte. Wenig später hörten die beiden Hufgetrappel und sahen sich zu dem schwarzen Pferd um, dass gerade auf sie zu kam.

„Toller Trick. Aber ich glaube das solltest du nicht in den steinernen Wald mitnehmen.“

„Das weiß ich selber, stell dir vor. Es geht nur darum schnell wieder aus diesem herauszukommen. Denn wenn man bedenkt, was beim letzten Mal passiert ist.“

„Hast Recht. Aber jetzt mal was anderes. Was genau hast du über den steinernen Wald gehört?“

„Das Läufigste. Dass in diesem Wald ein Basilisk oder ein anderes Wesen umherläuft, welches ahnungslos Wanderer in Stein verwandelt. Keiner weiß was genau in den Wäldern lauert, da kein überlebende dieses Wesen jemals gesehen hat und die die es gesehen haben…na ja, die sind jetzt aus Stein.“

„So sieht es aus. Ah sieh mal da vorne ist der Wald schon. Praktisch. Na dann auf in den Tod.“

Hao schüttelte bei dem Kommentar seines Schutzgeistes nur den Kopf, bevor er den Weg, der in den Wald führte betreten wollte.
 

Zu seinem bedauern wurde er allerdings aufgehalten.

„Tut mir Leid aber ich darf niemanden in diesen Wald lassen.“

„Wir bleiben auch nicht lange, versprochen.“

Der Mann, der sich Hao in den Weg gestellt hatte, war von diesem Spruch so irritiert, dass er nicht mal bemerkte wie Hao an diesem Vorbei ging. Erst nachdem Hao schon einige Schritte von diesem entfernt war, drehte dieser sich um und lief ihm hinterher.

„Hey Augenblick mal, ich meinte das ernst.“

„Ich auch.“

Bei diesen Worten drehte sich Hao zu dem Mann und verschränkte die Arme vor der Brust. Er hatte keine Lust sich aufhalten zu lassen, aber einen Kampf wollte er dann doch nicht riskieren. Jedenfalls nicht wenn er es verhindern konnte.

„Hör mal Freundchen,…“

Bevor der Mann weiter redete, bremste er ab und blieb kurz vor Beginn des Waldes stehen. Kurz daraufhin sah er sich unsicher um, bevor er sich doch dazu entschloss den Rückzug anzutreten.

„…wenn ich es mir richtig überlege, gehe ich lieber. Möge dir das im Wald lauernde Wesen gnädig sein für deine Frechheit den Wald zu betreten.“

Mit diesen Worten sprintete der Mann wieder zurück. Kami war die einzige die es nicht vermeiden konnte laut loszulachen.

„Herrlich.“

„Schön dass es dich so amüsiert.“

„Amüsieren ist kein Wort dafür. Aber jetzt los, sonst kommt der doch noch zurück. Wir haben ein Amulett zu finden.“

„Wieso hetzt du eigentlich so.“

„Ganz einfach, weil ich hier nicht die Nacht verbringen will.“

„Billige Ausrede.“

Mehr sagte Hao nicht dazu, sondern folgte seinem Schutzgeist einfach weiter in den Wald. Nach einiger Zeit kamen sie auf einer Lichtung an, die wenig später steil in die Tiefe führte. Soweit die beiden es erkennen konnte, gab es nur einen Weg auf die andere Seite der Lichtung, die sich hinter dem Abgrund erstreckte. Dieser Weg bestand aus einem kleinen Übergang, der jedoch ziemlich brüchig wirkte.
 

Für einen Moment standen die beiden nur unschlüssig davor, bevor Hao seine Bedenken kurzerhand aus den Kopf schüttelte und auf die fragwürdige steinerne Brücke trat und sich langsam auf die andere Seite zu bewegte. Zu seiner eigenen Überraschung war das ganze leichter als er gedacht hatte. Um ehrlich zu sein hatte er damit gerechnet, dass die Steinbrücke jederzeit einstürzen oder er ausrutschen würde, doch anscheinend war das Glück dieses Mal auf seiner Seite. Das große Problem kam jedoch danach. Denn als er dem Weg, der wieder Mitten durch den Wald ging folge, schien es so, als würde er sich nicht weiter in dem Wald bewegen. Es schien fast so, als würde er auf der Stelle laufen. Nach einer schier unendlichen Zeit jedoch kam er genau dort an, wo er vor seinem kleinen Waldspaziergang gestanden hatte. Er war wieder an der Schlucht angekommen, die die Lichtung in der Mitte teilte.

„Sag bloß nicht, wir sind im Kreis gelaufen.“

„Oh doch. Kommt davon, wenn deine Gedanken Kreise drehen.“

„Kannst du mich mal aufklären? Was habe ich jetzt schon wieder verpasst?“

„Das ist ein Zauber, du musst dich konzentrieren und zwar auf das was du suchst, sonst wirst du immer wieder hier landen. Denk an das Amulett das wir suchen und an nichts anderes. Verstanden?“

Hao antwortete auf diese Frage nicht sondern ging einfach ohne ein Wort wieder zurück. Etwas kopfschüttelnd folgte sie Hao. Sie würde ihm bestimmt nicht helfen weiter zu kommen. Er musste es schon selber schaffen seine Gedanken zu ordnen, was an sich ziemlich schwer war, da er noch nicht mal wusste, wie das Amulett aussah. Immerhin hatte er nur Zeichnung von diesem gesehen und die war ziemlich undetailliert. Doch scheinbar schien das kein Problem für Hao zu sein. Jedenfalls solange, bis sie auf eine kleinere Lichtung kamen, auf der mehrere Steinstaturen standen. Noch bevor einer der beiden etwas dazu sagen konnte, ertönte auf einmal eine bedrohliche Stimme, die sogar Kami aufschrecken ließ.

„Verschwindet, das ist mein Wald. Ich bestimme wer ihn betreten darf und ihr seid nicht erwünscht. Also geht bevor ihr das Schicksal dieser Leute teilt.“

„Jetzt weiß ich wenigstens wieso alle von diesem Wald reiß aus nehmen.“

Bei diesen Worten sah sich Hao schnell um, sein Blick blieb an einen alten Sperr hängen, der etwas Abseits von ihm im Boden steckte. Bevor er jedoch danach greifen konnte, erschien die Stimme ein weiteres Mal und ließ ihn kurz zurückschrecken.

„Ich weiß was du vorhast Freundchen, also vergiss es. Es wird dir eh nicht helfen, denn meinem Zauber entgeht weder Maus noch Kämpfer.“

„Tja dummerweise bin ich weder das eine noch das andere.“

Schneller als irgendjemand es verfolgen konnte, hatte Hao nun doch nach dem Sperr gegriffen und ihn in Richtung der Stimme geworfen. Zu seinem Leidtragen oder Glück, hat er sein Ziel sauber verfehlt. Das Resultat dieses kleinen Angriffes war, dass nun eine wütende Schlage aus der Richtung in die der Sperr geflogen war hervorkam und Hao wütend anzischte.

„Was sollte das denn werden, wollest du mich umbringen oder was? Tja Pech gehabt Junge, du hast leider daneben geworfen.“

Hao beachtete die Schlange nicht wirklich, sondern wendete sich nur etwas belustigt an seinen Schutzgeist, die von der Abfolge ziemlich überrascht war.

„Kein Wunder das ich nicht getroffen habe, so klein wie die Schlange ist. Ich dachte immer ein Basilisk wäre größer.“

„Spotte nur, du…“

Weiter kam die Schlange nicht, da er von einem lauten Lachen unterbrochen wurde.
 

Kami hatte das ganze einfach nicht mehr ausgehalten und war lachend auf die Knie gegangen.

„Das ist kein Basilisk, das ist El-hayyah.“

„Ihr kennt euch?“

„Wir kennen uns auch, Freundchen.“

„Natürlich.“

Bei diesen Worten sah Hao den Schlangengeist etwas skeptisch an. Er hatte absolut keinen Schimmer woher er die Schlange kennen sollte. Jedenfalls viel es ihm im Moment nicht ein. Viel Zeit blieb ihm allerdings auch nicht, da dieser seine Erwiderung scheinbar als Beleidigung aufgefasst hatte.

„Soll das heißen du hast mich vergessen? Mich kann man gar nicht vergessen. Verdammt noch Mal, was glaubst du eigentlich wer du bist. „

Bei jedem weiteren Wort wich Hao einen Schritt weiter zurück, da er befürchtete, dass ihn der Schlangengeist anfallen könnte.

„Kleiner Tipp für die Zukunft. Ärgere niemals Spirit of Metal, er gehört zu den Spirits of Elements und verträgt, wie du sehen kannst, keine Personen die ihn nicht kennen bzw. erkennen. Also Abflug.“

„Augenblick, das ist mein Wald und wer hier rumspazieren will muss einen Preis dafür bezahlen. Nennen wir es einfach Passierkosten.“

„Ich glaube jetzt ist er verrückt geworden, immerhin können Geister doch nichts mit Geld anfangen, oder?“

„Hallo, hast du eben zugehört. Das ist Spirit of Metal, er kontrolliert jegliche Art von Metallen und je mehr er davon hat, desto stärker ist er.“

Hao nahm die Worte seines Schutzgeistes nur kurz zur Kenntnis, allerdings half ihm das nicht bei der Frage, was er jetzt machen sollte. Bevor er jedoch eine Entscheidung treffen konnte, wurde der Schlangengeist von etwas abgelenkt.

„Das glaub ich jetzt nicht, es reicht ja nicht, dass die Pflanzenmärtyrerin hier ist, nein jetzt schleichst du dich auch noch hier hin aber das kannst du Vergessen.“

Mehr sagte der Schlangengeist nicht, sondern verschwand einfach in die andere Richtung.

„Pflanzenmärtyrerin?“

„Zu meinen Lebzeiten habe ich dem Schlangengeist mal einen Tritt verpasst, weil er sich in einem meiner frisch gepflanzten Beete rumgeschlängelt hatte und…“

Weiter kam Kami nicht, da sie merkte, dass es auf einmal immer wärmer wurde. Genervt verdrehte sie daraufhin die Augen, sie konnte von Glück sagen, dass Hao das nicht mitbekam, da er zu sehr von den plötzlichen Temperaturschwankungen abgelenkt war. Ein Phänomen, das sie sofort erklären konnte. Spirit of Fire und Spirit of Metal, hatte es mal wieder geschafft sich selber in einen Kampf zu verwickeln. Sie konnte nicht verstehen, wieso die beiden immer aufeinander losgehen mussten.
 

Eines stand jedenfalls fest, das konnte nur böse enden.

„Lass uns gehen, bevor die Schlange sich entschließt zurückzukommen. Ach ja, beachte das ganze drum herum einfach nicht. Solche Geschehnisse sollen normal sein, wenn zwei der Spirits of Elements es für nötig halten gegeneinander zu kämpfen.“

„Nach dem was ich gehört habe, kann das aber ganz schön schief gehen um nicht zu sagen in einer totalen Apokalypse enden.“

„Ich weiß, aber ich wollt dich deswegen nicht beunruhigen. Außerdem hat mir mein Lehrmeister gesagt, dass man sich niemals zwischen den Kampf zweier Elementargeister stellen soll, wenn man nicht sicher ist, dass man ihnen standhält. Und ganz ehrlich, beiden kannst weder du noch ich standhalten…Ha und hier haben wir die Schatzkammer des Metallgeistes.“

Mit diesen Worten ging Kami auf einen großen Haufen von Metall zu und wühlte darin herum. Ihre Aufgabe war es ein altes Amulett zu finden, dass einen vor magischen Angriffen beschützte. Ihr auftraggeber hatte ihnen gesagt, dass der Träger in diesen Wald gegangen war und es verloren hätte. Sie war sich sicher, dass der Schalgengeist es an sich genommen hatte. Doch in dem Metallhaufen befand sich alles außer das Amulett, welches sie suchten.

„Meinst du nicht, dass er uns dafür aufspießen wird?“

„Ach Unsinn, was er nicht weiß macht ihn nicht heiß... Oder sollte ich besser kalt sagen, immerhin ist Metall ja meistens kalt…Ach Himmel irgendwo muss das Ding doch rumfliegen…Was ist dass denn, ich glaub der hat einen Sammeltick.“

„Ähm, Kami…ich hab es.“

„Wo war es?“

„Das hing die ganze Zeit an dem Baum.“

„Oh. Tja dann wird er es wohl noch nicht gefunden haben, besser für uns. Aber jetzt kümmern wir uns erst einmal um die letzten Aufträge und dann zurück zu Mister ‚Ich habe nur einige harmlose Aufträge für euch’.“

„Du regst dich immer noch darüber auf?“

„JA!“

Mehr sagte die junge Frau nicht dazu, sondern ging einfach voraus. Sie hatte die Nase voll von diesem ganzen Mist. Erst mussten sie sich mit einen Teleportionskämpfer rumschlagen, dann in einem Höhlensystem rumirren und dann musste sie sich auch noch mit Spirit of Fire und Spirit of Metal rumärgern. Die beiden alleine gingen ihr schon auf den Sender, doch beide zusammen waren eine Katastrophe. Am besten war es, wenn sie sich an Tako wendete, damit er ein Auge auf die beiden Streithähne warf, bevor sie die Welt noch in ein unberechenbares Chaos stürzten. Zuzutrauen wäre es ihnen jedenfalls. Normalerweise würde sie beiden Geistern eine paar saftige Tritte verpassen, doch im Moment hatte sie andere Prioritäten, denen sie nachzukommen hatte. Darunter viel unter anderem weitere ungewollte Katastrophen und das zusammenstauchen eines alten ungepflegten Mannes, der es für nötig hielt sie unvorbereitet auf eine gefährliche Mission zu schicken. So etwas ließ sie sich nicht einfach so gefallen. Darüber hinaus hätte sie früher oder später noch ein ernstes Wort mit einer gewissen Wächterin zu halten. Ein Vorsatz, den sie unter normalen Umständen schon durchgeführt hatte, wäre ihr die plötzliche Abreise oder der Feuergeist nicht dazwischen gekommen. Allerdings war aufgeschoben ja bekanntlich nicht aufgehoben und das war ihr Glück und das Pech der besagten Wächterin.
 

- Bei Samira -
 

Samira hatte sich ein weiteres Mal aus dem Tempel des Einheitssterns gewagt. Ihr voriger Ausbruch, der vor einigen Tagen stattgefunden hatte, war zum Glück unentdeckt geblieben, worüber sie sehr froh war. Jedenfalls glaubte sie das. Alles was sie wusste war, dass sie niemand darauf angesprochen hatte. Sie wusste selbst nicht genau was sie sich von einem weiteren Ausbruch erhoffte. Sie wusste das Hao nicht mal in der Nähe sein würde und ansonsten kannte sie niemanden außerhalb des Tempels. Dennoch konnte sie das Gefühl einfach nicht ignorieren, welches sie hinauszog. Sie war keine von den Wächterinnen, die den ganzen Tag im Tempel herumsitzen können und auf irgendwelche Idioten warteten, die sich bei dem Versuch den Einheitsstern zu meistern total blamieren. So lange sie lebte hatte sie das nur einmal mitbekommen. Sich vorzustellen, dass sie Jahre warten musste, bevor es noch einmal jemand wagte, war einfach zu schrecklich. Bei diesen Gedanken sah sie sich um. Sie stand vor der Stadt, doch nach ihrer Erfahrung war es unklug diese zu betreten. Bevor sie jedoch über ihr nächstes Handeln nachdenken konnte. Wurde sie von jemanden angesprochen.

„Samira?“

„Woher kennst du meinen Namen, Fremder.“

„Ein Vogel hat es mir gezwitschert… Ne Scherz. Hao hat mir von dir erzählt.“

„Du kennst Hao? Ungelogen?“

„Sehe ich etwa wie ein Lügner aus? Mein Name ist übrigens Youji.“

Also Samira daraufhin nur mit den Schultern zuckte, ignorierte Youji die Frage und stellte sich stattdessen vor, doch auch das schien Samira nicht gerade weiter zu helfen. Hao hatte ihr einiges erzählt, aber an jemanden namens Youji konnte sie sich nicht erinnern. Hatte sie das vergessen oder hatte er es einfach nicht für wichtig gehalten ihr von ihm zu erzählen. Aber wieso sollte er mit ihm dann über sie reden. Das ergab doch absolut keinen Sinn.

„Tja meinen Namen kennst du ja schon. Aber mal eine andere Frage, wer bist du jetzt eigentlich genau. Immerhin sind Namen wie Schall und Rauch.“

„Das ist mal wieder typisch. Über dich erzählt Hao ganze Märchen und seinen Cousin erwähnt er nicht mal mit einer einzigen Silbe. Der kann was erleben, wenn er zurückkommt.“

„Bitte nicht, ich…“

„Hey beruhigt dich wieder. Was mich allerdings interessieren würde ist, was du Hao bei eurem letzten Treffen erzählt hast.“

„Das kann ich nicht!“

„Hör zu ich will nur verstehen wieso Hao sich von jetzt auf gleich dazu entschlossen hat das Asakuraanwesen zu verlassen. Er hat sich ja nicht mal die Zeit genommen um uns aufzuklären. Das ist einfach nicht seine Art. Du bist die einzige die seine Beweggründe kennt.“

„Ach und jetzt denkst du, dass ich ihn verhext habe oder was?“

„Nein, wie gesagt ich will nur wissen was mit ihm los ist. Er ist mein Cousin. Ich mach mir einfach sorgen um ihn.“

Als Samira diese Worte hörte senkte sie nur den Kopf. Ihr ging es ähnlich wie Youji. Auch sie machte sich sorgen um Hao. Das konnte sie nicht leugnen.
 

Doch sie vertraute ihm auch. Sie vertraute ihm so sehr, dass sie sich sicher war, dass Hao alles dafür geben würde sein Versprechen einzuhalten. Allerdings konnte sie sich auch vorstellen wie unerträglich es sein musste, nicht zu wissen was los war.

„Also gut, ich werde dir verraten worüber wir gesprochen haben. Aber du musst mir versprechen, dass du mit niemanden darüber redest. Mit niemanden verstanden. Nicht mit deinem Meister bzw. deiner Meisterin und auch nicht mit deinem Schutzgeist oder dem Familieoberhaupt. Versprich es!“

„Ich schwöre“

„Und noch was. Was immer ich dir erzähle, lass dich davon nicht zu unüberlegten Handlungen leiten, denn meine Familie verhandelt niemals!“

Bei diesen Worten bekam sie von Youji nur einen verwirrten Blick zugeworfen. Erwartete sie wirklich, dass er bei ihrer Erklärung ausrasten würde. Das war doch absurd. Wieso sollte er bei seinem Handeln nicht mehr denken, das wäre höchstens der Fall, wenn sie ihm sagen würde, dass sie Hao in den Tod geschickt hatte. Doch das war ziemlich unwahrscheinlich.

„Ich weiß zwar nicht wovon du redest, aber wenn du darauf bestehst verspreche ich dir auch dass ich keine unüberlegten Aktionen starte.“

„Gut, dann hör besser zu, ich erkläre das ganze nur einmal…“

Nach diesen Worten sah sich Samira noch mal kurz um. Scheinbar hatte sie Angst, dass sie jemand belauschen könnte. Bevor Youji jedoch nachfragen konnte, fing sie an zu erzählen.

„Bevor ich dich über mein Gespräch mit Hao einweihen kann, muss ich dir erst einmal etwas über mich selbst erzählen, sonst würdest du es nicht verstehen. Mein vollständiger Name Samira Toshiro. Ich bin eine Wächterin des Einheitssterns und stehe damit unter den direkten Regeln des Geisterkönigs, die ich jetzt schon zum was weiß ich wievielten Mal gebrochen habe, doch das ist Nebensache…“

„Eine Wächterin des Einheitssterns, das heißt…“

„Ja, deshalb habe ich dir auch gesagt, dass du nicht voreilig handeln sollst. Die meisten denken nämlich wenn sie eine Wächterin fangen, könnten sie diese direkt mit der Macht des Einheitssterns eintauschen. Ein weit verbreiteter Irrtum.“

Youji nickte bei diesen Worten nur. Dass sie eine Einheitswächterin war hatte Hao ihm nicht erzählt. Doch das war ihm im Moment auch egal. Er wollte wissen was mit Hao los war und nicht mehr oder weniger. Seiner Meinung nach konnte sie auch der König der Geister selbst sein und es würde nicht viel an der Gesamtsituation ändern.

„Gut, ich will jetzt ja nicht unhöflich klingen, aber was ist jetzt mit Hao.“

„Da du jetzt weißt wer ich bin muss ich noch mal kurz etwas weiter ausholen. Es begann in dem Moment als ihr erfahren habt, dass Sayuri…du weißt schon. Jedenfalls hat Hao daraufhin etwas geschafft, was nur wenigen Schamanen wenn nicht sogar niemanden vor ihm gelungen ist. Er hat mit dem Spruch zur Beschwörung der Geister der Vergangenheit eine Geist beschworen…“

Mit diesen Worten begann sie Youji zu erzählen was Hao ihr vor einigen Tagen erzählte hatte. Auch ihre Meinung und ihre Drohung berichtete sie ihm.

„… Vielleicht habe ich zuviel von ihm verlangt. Ich meine ich weiß aus Erfahrung das der Einheitsstern kein Zuckerschlecken ist…und ich hab…“

Bei diesen Worten brach Samira ihren Satz ab. Erst jetzt war ihr richtig aufgefallen, was sie überhaupt getan hatte, was ihre Worte für Folgen haben konnten. Sie konnte einfach nicht mehr. Was wenn sie ihn durch ihre Zusage in Gefahr gebracht hatte.
 

Sie wollte sich beruhigen, ihr Vertrauen was sie daran glauben ließ, dass Hao unversehrt wieder zurückkehrte, wieder haben. Doch je mehr sie daran dachte, desto eher kamen ihr die Zweifel, die ihr die Tränen in die Augen trieben, besonders da sie an die Träume der vergangen Nächte zurückdenken musste. Sie wusste nicht was sie von ihnen halten sollte. Waren es Visionen oder einfach Träume die auf ihrem Schlechten gewissen beruhten. Sie wusste es nicht und dennoch zwangen diese sie jetzt in die Knie.

„Hey, ist gut, du hast keinen Fehler gemacht. Hao kann ganz gut auf sich selbst aufpassen.“

Bei diesen Worten blickte Samira wieder auf. Youji hatte sich in der Zwischenzeit vor ihr hingekniet und lächelte ihr aufmunternd zu.

„Wieso bist du dir da so sicher?“

„Ganz einfach. Ich kenne meinen Cousin. Außerdem hätte Meisterin Noriko ihn niemals gehen lassen, wenn sie der Meinung gewesen wäre, dass er nicht alleine auf sich aufpassen könnte. Glaub mir, wenn einer sich aus jeder Gefahr des Lebens befreien kann, dann Hao.“

„Danke.“

„Tja was soll ich sagen, man sollte die Verlobte seines Cousins niemals verzweifelt sitzen lassen.“

„Hao erzählt dir wirklich alles, oder?“

„Schön wär’s. Du bist die jenige, der er sein Leben anvertrauen würde.“

Samira sah Youji daraufhin nur geschockt an. Hao und sie hatten sich erst zwei Mal getroffen und dennoch würde er ihr sein Leben anvertrauen. Wenn es ihr nicht genauso ginge, würde sie ihn wahrscheinlich für verrückt halten, aber so.

„Habt ihr zufällig etwas von ihm gehört.“

„Nein, nur von einem gewissen, Kouhei Sakaida. Er hat uns mitgeteilt, dass Hao vor einigen Tagen bei ihm vorbeigekommen ist….was ist los?“

In dem Moment als Youji den Namen Kouhei Sakaida ausgesprochen hatte wich sämtliche Farbe aus Samiras Gesicht fast so, als hätte sie etwas Schreckliches gesehen.

„Der Name, ich hab ihn in einem Traum gehört. In diesem Traum war Hao und noch jemand anderes. Beide waren verletzt. Nicht großartig, aber…“

„Ja Hao hatte einen kleinen Kampf mit Big Ghost, der Sohn von Kouhei, eigentlich heißt er Michio, aber wegen seine Teleportationstechnik hat er sich selbst Big Ghost genannt…Augenblick mal, soll das heißen, du kannst in die Zukunft sehen.“

„Nein, viel mehr in die Gegenwart. Immerhin hatte ich diesen Traum vor einigen Tagen.“

„Ja oder eine Nachsicht.“

„Du meinst, dass ich es sehe, nachdem es schon einige Stunden her ist.“

„Ist doch möglich, immerhin war dieser Vorfall, wenn ich es richtig mitbekommen habe gegen Mittag und irgendwie wage ich zu bezweifeln, dass du da schläft.“

„Normalerweise nicht, aber der Unterricht war so langweilig, dass ich kurz weggesackt bin. Keine Ahnung wie spät es war. Ich sehe die Sonne ja meistens nicht. Ich meine, dass sieht man ja wohl an meiner blassen Haut, oder nicht?“

„Dazu sage ich jetzt lieber nichts.“

Samira konnte sich nach diesen Worten ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, doch dann drehte sie sich zum Himmel und sah in die sinkende Sonne.
 

Sie war schon wieder viel zu lange hier draußen. Eines stand fest, dieses Mal würde sie nicht so leicht davonkommen wie vor 10 Jahren, sollte ihre Meisterin sie ein weiteres Mal bei einem Ausbruch oder bei einem Einbruch in den Tempel erwischen.

„Ich muss jetzt gehen.“

„Samira, warte…Du sagt mir bescheid, falls du wieder einen derartigen Traum hast, oder?“

„Nur, wenn es Grund zur Sorge gibt.“

„Fair genug.“

Auf die Antwort von Youji nickte Samira nur, bevor sie losrannte. Sie musste den Tempel erreichen, bevor ihre Meisterin etwas merkte, was in dieser Hinsicht ein hoffnungsloses Unterfangen war, da diese schon vor der Tempeltür wartete. Völlig geschockt blieb sie vor dieser stehen. Ihre Meisterin machte jedoch keine anstallten etwas zu sagen sondern öffnete nur das Tor. Allerdings wartete sie so lange bist Samira eingetreten war, bevor sie die Tür hinter sich wieder schloss.

„Was fällt dir eigentlich ein? Wie oft muss man die Regeln eigentlich rauf und runterrezitieren, bis sie in deinen Kopf reingehen. Die Außenwelt ist für dich tabu.“

„Sie verlassen den Tempel doch auch öfters, wieso darf ich das nicht?“

„Ich kümmere mich um die Belange des Königs der Geister, dem zur Folge habe ich auch eine Genehmigung dafür den Tempel verlassen zu dürfen.“

„Tja und ich hatte auch etwas zu erledigen. Und wenn der König der Geister mich hätte aufhalten wollen, dann hätte er es getan.“

„Was erlaubst du dir eigentlich für einen Ton? Ich gebe dir jetzt noch genau eine Chance mir zu sagen wo du warst und wieso. “

„Bei Haos Cousin. Ich wollte wissen, ob er ihnen seit seines Aufbruches schon mal eine Nachricht übermittelt hat.“

„Woher weißt du davon?“

Nach Chiyos Frage schlug sich Samira mit der Hand vor dem Mund. Sie hatte sich gerade verplappert. Das konnte ärger geben.

„Gut schön, ich war vor ein paar Tagen schon mal außerhalb des Tempels und habe mit Hao geredet. Er hat mir erzählt was er vorhat.“

„Was soll ich bloß mit dir machen Mädchen? Wieso kannst du diesen Asakurajungen nicht einfach vergessen und deinen Wächterpflichten nachkommen wie jeder andere auch?“

„Lassen sie mich in Ruhe. Ich liebe Hao und weder sie, noch der König der Geister können daran jemals etwas ändern.“

Mit diesen Worten rannte Samira zu ihrem Zimmer, knallte die Tür zu und schloss ab, bevor sie sich an dieser herunter gleiten ließ. Sie wollte nicht auf die Antwort ihrer Meisterin warten. Sie wusste, dass sie jetzt ein ernsthaftes Problem hatte. Von weit entfernt hörte sie Chiyos Stimme nur leise, doch es reichte um sie erstarren zu lassen.

„Ich will dass von jetzt an immer jemand vor dem Tor steht. Sollte Samira noch einmal diesen Tempel verlassen werden die betreffenden Torsteher dafür zur Verantwortung gezogen.“

Mit diesen Worten war es so gut wie sicher, dass sie so schnell nie wieder aus dem Tempel entkommen konnte. Sie konnte nur hoffen dass Hao sie irgendwann hier rausholen würde, doch das konnte dauern. Bis dahin hatte sie wohl keine andere Wahl als sich in ihrer Aufgaben zu vertiefen.
 

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Training der etwas anderen Art

Kapitel 23: Training der etwas anderen Art
 

Der Raum in dem sie sich befand war ruhig, was wohl vor allem daran lag, dass niemand es wagte diesen zu betreten. Nur ihr war es gestattet und dies in gewisser Weise auch nur wenn ein Notfall vorlagt. Allerdings konnte man sich in dieser Situation durchaus Streiten, ob ein besagter Notfall vorlag. Im Prinzip stellte ein 16 jähriges Mädchen, welches mit allen Mitteln versuchte aus dem schützenden Tempel zu gelangen die einzige Schwierigkeit dar. Schnell schüttelte Chiyo den Gedanken beiseite. Die Regeln des Geisterkönigs waren ihr heilig, doch ihre Aufgabe war es die einzelnen Wächterinnen zu beschützen und dass konnte sie nicht, wenn es eine bestimmte Wächterin immer nach draußen zog. Sie musste dem Einheit gebieten, bevor auch Samira dem Schicksal ihrer Mutter folgte.

„Es tut mir Leid, aber es gibt keine andere Wahl…“

Mit diesem Worten nahm sie eine der Schriftrollen an sich, welches in dem großen Regal lag. Auf dieser befand sich ein Zauber, mit welchem es ihr möglich war die Erinnerungen einer bestimmten Person zu löschen. Sie wusste dass es nicht die beste Alternative war, doch durchaus die einzige um zu verhindern, dass noch eine ihrer Schützlinge durch die Hand der Dalins starb. Mit dieser Entscheidung verließ sie den Raum und schritt durch die Gänge der Tempelanlage. Es als sie an einem Raum ankam, vor dem zwei Wächterinnen auf dem Boden saßen und ein Brettspiel spielten kam sie zum stehen.

„Ihr beiden könnt gehen!“

„Wie sie wünschen Meisterin Chiyo!“

Die beiden Wächterin packten ihr Spiel so schnell sie konnten zusammen, bevor sie mit eiligen Schritten das weite suchten. Lediglich Chiyo blieb einige Zeit an Ort und Stelle stehen bis sie den Raum, vor dem sie sich befand betrat. In diesem saß ein 16jähriges Mädchen, welches nur desinteressiert in dem Buch, welches vor ihr lag las.

„Du solltest ihn vergessen.“

„Das ist ihre Meinung Meisterin Chiyo, aber ich kann und werde Hao nicht vergessen und sie können mich auch nicht dazu zwingen.“

„In dem Punkt liegt du falsch, Samira. Ich kann dich dazu zwingen.“

Geschockt sah Samira zu ihrer Meisterin auf. Sie wusste nicht was ihre Meisterin vorhatte, doch anhand deren Ton konnte sie sich ausmalen, dass es nichts Gutes war. Nur ansatzweise merkte sie, wie diese einen Zauber rezitierte und dann war es auch schon zu spät. Was anschließend geschah konnte sie nicht beschreiben. Es war, als würde sich etwas von ihr entfernen, was ihr wichtig war, doch sie konnte sich nicht in Erinnerung rufen, was das sein sollte. Und dann war es auch schon vorbei. Erschrocken setzte sie sich auf und stutzte. Wann hatte sie sich eigentlich hingelegt.

„Du solltest dein Training wieder aufnehmen.“

Samira blickte ihrer Meisterin nur hinterher. Was war gerade passiert, wann war ihre Meisterin in den Raum getreten und wieso lag das Regelbuch neben ihr. Sie verstand im Moment überhaupt nichts mehr, besonders das Gefühl nicht, dass ihr weismachen wollte, dass ihr etwas fehlte.
 

- Bei Hao -
 

Hao hatte mittlerweile die letzte Aufgabe abgeschlossen, die er von dem alten Mann erhalten hatte. Einige waren durchaus schwierig zu bewältigen, während andere im Vergleich zu diesen ein Kinderspiel waren. Nun musste er sich allerdings einer neuen Herausforderung stellen. Er musste sich innerhalb der nächsten Stunden zu dem Treffpunkt begeben, den er mit dem alten Kauz ausgemacht hatte. Allerdings hatte er aus irgendeinem Grund ein äußerst ungünstiges Timing. Irgendwie schien sein Weg zurück nur so von Hindernissen zu wimmeln. Eigentlich hätte er schon längst am Treffpunkt sein können, doch die letzte Aufgabe hatte ihn viel Zeit gekostet. Immerhin hatte er sich in eine unübersichtliche Sumpflandschaft begeben müssen. Eine in der er sich erst einmal schön verlaufen hatte und nur durch Zufall den richtigen Ort gefunden hatte und dem zur Folge auch zufällig wieder zum Ausgang gelangt war. Wie lange er wirklich in diesem versuchten Gebiet verbracht hatte wusste er nicht, doch es war definitiv zu lange. Und für was? Für eine einfach Inschrift, die nach der Erzählung des alten Mannes eine uralte Legende beinhalten sollte. Bei dem Gedanken musste Hao unwillkürlich den Kopf schütteln. Der alte Mann schien sich scheinbar nur für alte Legenden und geheime Fähigkeiten zu interessieren. Überwiegend ging es auch nur um Mythen über die legendären Spirits of Elements und die Zeit des aller ersten Schamanenturniers. Auch bei dieser Mission war es nicht anders, was er feststellen musste, als er gerade ein Pause einlegte und sich diese Legende in Ruhe durchlas. Dies bewirkte, dass sich ein amüsiertes Lächeln auf seinem Gesicht abzeichnete, welches er einfach nicht zurückhalten konnte.

„Der Typ hat sie echt nicht mehr alle zusammen. Wie versessen kann ein Mensch eigentlich sein.“

„Wieso? Worum geht es?“

„Also wenn ich das hier alles richtig übersetzt habe, dann geht es um die Entstehungsgeschichte der Spirits of Elements und ihre Feindschaft zueinander.“

„Wie Feindschaft? Lass mal sehen!“

Bei diesen Worten reichte er Kami die Abschrift der Inschrift, die er in dem Sumpfgebiet entdeckt hatte. Sie hatte ihm zwar auf der Reise die heilige Sprache beigebracht, doch mit der Übersetzung hatte er immer wieder ein paar Probleme, da sich die Zeichen einfach zu sehr ähnelten. Doch scheinbar hatte er sich bei der Übersetzung nicht vertan, was er an Kamis darauffolgende Reaktion schließen konnte.

„Tatsächlich. Hier steht wirklich Feindschaft. Das überrascht mich jetzt doch etwas. Ich meine, nach dem was ich gehört habe, verstehen sind die Spirits of Elements zwar nicht besonders gut, aber von einer Feindschaft war bisher noch nie die Rede gewesen.“

„Tja, so scheiden sich die Geister. Nichts für ungut, Kami. Aber ernsthaft, wie kann man so versessen auf ein Thema sein.“

„Wer weiß…wir…ich meine…die Meisten sind der Meinung, dass man, sollte man einen der fünf Spirits of Elements besitzen und beherrschen können, nahezu unbesiegbar ist. Schafft man es alle fünf Geister zu kontrollieren, so soll man sogar ganz unbesiegbar sein. Fast unsterblich, wenn da nicht die Sache mit dem Alter wäre. „

„Und glaubst du daran?“

Kami sah Hao für einen Moment fragend an. Wie sollte sie auf diese Frage antworten. Sie kannte die Kräfte der Spirits auf Elements besser als jeder andere. Immerhin gehörte sie zu ihnen. Doch selbst sie wusste nicht wirklich was passieren konnte, sollten sie ihre Kräfte wirklich mal zusammenschließen.
 

Sie hatten sich vor vielen Milliarden von Jahren ein einziges Mal zusammengetan. Allerdings war es damals nicht ihr Vorsatz den Menschen zu helfen. Jedenfalls war es nicht ihr Hauptvorsatz. Ihnen ging es eher darum die Kampfgeister des Schattenfürsten zu vernichten. Sie wollten die Geister vernichten, die einige Jahrhunderte vor dieser Zeit eine Katastrophe ausgelöst hatten. Aber das konnte sie ihm unmöglich so sagen.

„Wer weiß. Möglich wäre es. Aber es ist relativ unwahrscheinlich, dass es jemals zu einer Zusammenarbeit kommen würde. Wieso interessiert dich das eigentlich? Ich dachte, das der Typ sie nicht mehr alle beisammen hat, weil er sich mit alten Legenden beschäftigt.“

„Ich sagte das nur, weil er sich scheinbar nur damit beschäftigt. Es gab nicht eine Information die nicht im übertragenden Sinne mit diesen Geistern zu tun hatte.“

„Elementargeister.“

Die Korrektur konnte Kami nun wirklich nicht für sich behalten. Immerhin gab es einen gewaltigen Unterschied zwischen einem normalen Geist und einem Elementargeist. Um ganz genau zu sein lag auch ein gewaltiger Unterschied zwischen normalen Elementargeistern und ihnen, den Spirits of Element, doch das konnte man zur Not so hinnehmen.

„Wie auch immer. Ich meine wahrscheinlich hat er schon vermutet, was in den einzelnen Inschriften stand. Wieso sonst sollte er nach außergewöhnlichen Techniken suchen. Immerhin stand doch in einer der Inschriften, dass man die Spirits of Elements auf seine Seite bringen kann, wenn man sie in einem Kampf bezwingt.“

„Völliger Schwachsinn, oder würdest du jemanden Folgen, der dich besiegt hat?“

„Keine Ahnung, aber ich denke, dass wir uns darüber keine Gedanken machen sollten. Außerdem sollten wir besser aufbrechen, bevor wir den Typen noch verpassen.“

„Hast Recht.“

Am liebsten hätte Kami die ganze Sache aufgeklärt, aber so war es besser. Sonst würde sie sich ja enttarnen müssen und das wollte sie nicht. Aus diesem Grund war sie auch froh darüber, dass Hao das Thema gewechselt hatte. Insgeheim fragte sie sich jedoch ob dieser alte Kauz wirklich am Treffpunkt war, denn insgeheim bezweifelte sie es. Jedenfalls wenn sie bedachte, was sie alles überstanden hatten. Jeder normale Schamane wäre an diesen Aufgaben gescheitert, oder hätte bei der Hälfte die Flucht ergriffen. Wahrscheinlich würde dieser komische Kauz denken, dass Hao mittlerweile sein Leben hinter sich gelassen hatte und deshalb nicht mal daran denkt den Treffpunkt aufzusuchen. Falls das der Fall sein sollte, könnte dieser Typ was erleben, so viel stand von vornherein fest.
 

Der weitere Weg ihrer Reise verlief eigentlich recht ruhig. Jedenfalls so lange bis sie an einem weiteren Waldweg ankamen und ihnen ein heißer Wind entgegen kam, der zusätzlich ein dichten Rauch mit sich führte, der dazu führte, dass beide sofort stehen blieben. Kurz darauf hörten sie ein lautes Gefluche über sich.

„ Verdammt, wie ich Feuer hasse. Wo ist dieser verfluchte Feuergeist, wenn man ihn mal braucht. Beim Geisterkönig noch mal, jeder Vollidiot weiß, dass ein Feuer, dass man innerhalb eines Waldes anzündet nicht zu kontrollieren ist und diese dämlichen Kinder machen es trotzdem. Und jetzt haben wir den Salat. Und wer darf das ganze wieder in Ordnung bringen? Ich natürlich.“

Hao hatte den Falken, der das ganze vor sich her brummelte mittlerweile entdeckt. Für einen Moment wirkte er verwirrt, bis er sich an die vergangene Situation mit der Schlange erinnerte.

„Ich glaube in Zukunft kann mich nichts mehr überraschen. Bis jetzt hab ich schon eine sprechende Wölfin, eine dumm schwätzerische Schlange und einen fluchenden Falken gesehen. Gibt es sonst noch etwas zu sehen, was lohnenswert wäre.“

„Hey, ich hoffe Mal du sprichst jetzt nicht von mir, Junge. Sonst bist du der nächste, mit dem ich abrechne, nach dem ich die Sache mit dem Feuer geregelt habe.“

„Und worauf wartest du noch.“

„Hallo weißt du wie groß dieses Feuerinferno ist. Außerdem kann ich den Wind nur in einem gewissen Maße kontrollieren. Darüber hinaus habe ich keine Lust mir ein weiteres Mal die Federn zu versenken. So etwas macht man nicht mal auf die Schnelle.“

„Sicher, aber bei dem Tempo ist der Wald versenkt bevor du etwas unternimmt.“

„Willst du mir dumm kommen, Freundchen?“

„Nicht wirklich.“

Mit diesen Worten wendete Hao sich von dem Falken ab und wollte schon seinen Weg wieder aufnehmen, doch dieser ließ sich nicht so einfach stehen lassen.

„Stehen geblieben. Wenn du glaubst, dass du es besser kannst als ich, dann beweis es.“

„Ich dachte du kontrollierst den Wind. Da kann ich doch kaum mithalten.“

„Der Punkt geht an dich Junge. Wie wäre es dann mit der Abmachung. Ich stelle dir meine Kräfte zur Verfügung und du regelst das mit dem Brand. Ich würde ja gerne wissen, ob du wirklich besser bist als ich. Und nur mal um dir klar zu machen auf was du dich einlässt. Mein Name ist Hayabusa auch unter dem Namen Spirit of Air bekannt und somit Mitglied der Spirits of Element. Glaubst du wirklich, dass du mit meinen Kräften besser umgehen kannst als ich?“

„Hao lass es lieber...“

Bevor eine der Anwesenden noch etwas ergänzen konnte, fiel auf einmal ein brennender Baum genau vor ihnen auf dem Weg und verfehlte sie nur um einige cm. Dadurch hatte das Feuer jedoch die Möglichkeit auf die andere Seite des Weges überzugreifen und die Anwesenden von drei Seiten einzukreisen.
 

Diese Tatsache sorgte dafür, dass Hao intuitiv zurück wich um den Flammen auszuweichen.

„Andererseits habe ich keine Lust einen Umweg in Kauf zu nehmen.“

„Bitte. Sag einfach Geistform, vereinige mich mit einem entsprechenden Medium und du hast freien Zugang zu meiner vollständigen Macht. Jedenfalls dann, wenn dein Furyoko hoch genug ist und du zusätzlich noch das richtige Medium gewählt hast.“

„Danke für den Hinweis. Nimm’s mir bitte nicht übel Kami.“

„Hey ich bin dein Schutzgeist und solange es eine einmalige Aktion bleibt soll es mir recht sein. Und jetzt zeig der schnatternden Ente was du kannst.“

„Hey…“

Der Falkengeist hatte nicht viel Zeit zu protestieren, da Hao schon gehandelt hatte und ihn ohne lange Bedenkzeit mit der Luft vereinigte. Eines musste er dem Jungen daraufhin lassen, er schien zu wissen was er tat. Noch überraschte war er jedoch über Haos nächste Aktion. Der Junge war sogar so clever sich mit Hilfe eines Hohen Felsens einen besseren Überblick der Katastrophe zu verschaffen. Anschließend nutzte er die Macht des Falken um einen Windzug um das Feuer herum ziehen zu lassen. Dadurch verharrten die Flammen an Ort und Stelle ohne die Möglichkeit zu haben sich weiter auszubreiten. Bei diesen Anblick konnte Kami ein leichtes Lächeln nicht für sich behalte. Scheinbar war Hao doch um Längen besser als sie dachte. Jedoch konnte sie dieses nicht aufrecht erhalten, da der Windzug einen weiteren Effekt auf die Umgebung hatte. Denn dieser hatte auch die restlichen Luftmassen in Bewegung gesetzt und damit einen Tornado erschaffen. Eine Tatsache, die Kami mit offenem Mund zurück ließ.

„Oh oh. Also ein Tornado ist auch nicht besser.“

„Solange er steht, stellt er keine Gefahr da.“

„Dumm nur, dass es nicht in der Natur eines Tornados steht an Ort und Stelle zu verharren.“

„Und hier dachte ich, dass Cassandra eine Schwarzseherin ist.“

„War! Nach der Aktion vor 6 Jahren sieht sie doch alles mit rosaroten Wolken. Es sei denn es passiert wirklich mal etwas schlimmes.“

„Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber könntet ihr euch mal auf wesentliche Konzentrieren. Ich möchte am Ende noch einige Bäume haben, auf denen ich mich ausruhen kann.“

Nach diesen Worten antworteten Hao und Kami nur mit einem kurzen ‚Ist ja gut‘ bevor sich Hao wieder zu dem Tornado wendete. Dieser hatte eine beachtliche Größe eingenommen und war damit auch in der Lage das Feuer zu eliminieren. Allerdings bezweifelte Hao, dass er diesen auflösen konnte, in dem er die Geistkontrolle unterbrach. Aus diesem Grund wählte er eine einfachere Strategie. Er ließ einfach einen weiteren Windzug entstehen, der einen gegenläufigen Verlauf besaß. Das führte dazu, dass dieser die Windbewegung des Tornados ausbremste und dieser dadurch langsamer rotierte. Nach einigen weiteren Minuten kann die Zirkulation des Windes zum Stillstand und das unter normalen Bedingungen tödliche Ungetüm löste sich buchstäblich in Luft auf. Hao konnte nicht anders als sich nach diesem Ereignis dementsprechend zu äußern, was dem Falkengeist gehörig gegen den Stich ging.

„Ich hab doch gesagt, ich komm damit klar!“

„Anfänger Glück. Also bild dir ja nicht zu viel darauf ein!“

Mit diesen Worten flatterte der Falke beleidigt davon. Für einen Moment sahen Hao und Kami ihm hinterher, bevor sie sich wieder auf ihren ursprünglichen Weg begaben.
 

- Einige Stunden später -
 

Mittlerweile waren Hao und Kami am Treffpunkt angekommen. Zu ihrer eigenen Überraschung waren sie sogar pünktlich. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass von dem alten Mann, den sie hier erwarteten keine Spur zu sehen war. Und dabei warteten sie schon seit ungefähr einer Stunde. Scheinbar hatte er sie versetzt oder die Vereinbahrung vergessen.

„Gut, woher wusste ich, dass der Typ nicht hier sein würde?“

„Gewusst oder vermutet?“

„Ist doch egal. Selbst wenn es eine Vermutung war, dann hatte ich trotz allem Recht mit ihr. Am liebsten würde ich diesem alten Gaugler so in den Arsch treten, dass er sich zehn Mal hintereinander überschlagt. Erst schickt er uns auf eine Reise ohne Wiederkehr und dann versetzt der uns.“

Hao konnte bei diesen Worten ein amüsiertes Kichern nicht unterdrücken. Er fand es zwar auch nicht gut für nichts und wieder nichts hier her gekommen zu sein, doch sich deshalb so aufzuregen brachte überhaupt nichts. Außerdem müsste er dann der jenige sein der sich aufregen müsste, immerhin war Kami ja schon Tod und musste nicht mehr um ihr Leben fürchten, im Gegensatz zu ihm. Allerdings schien Kami sein Verhalten beim besten Willen nicht zu verstehen.

„Was ist daran bitte so lustig.“

„Die Tatsache, dass du dich mehr aufregst als ich.“

„Oh tut mir Leid, aber einer muss es ja tun. Außerdem bin ich dein Schutzgeist. Das wiederum bedeutet, dass ich darauf achten muss, dass dir nichts passiert. Was ich allerdings nicht kann, wenn es ein alter verwahrloster ignoranter Kauz wie dieser Typ es für nötig hält dir eine lebensgefährliche Mission anzuvertrauen, für die du noch nicht bereit bist. Da kann ich noch so mächtig sein, es ändert nichts daran, dass ich von deinem Furyoko abhängig bin.“

„Ist ja gut, kein Grund um mich gleich zu anzufauchen. Wie wäre es, wenn wir einfach weitergehen. Immerhin wage ich es zu bezweifeln das es uns etwas bringt hier weiter zu verharren.“

Nach diesen Worten stimmte Kami ihn zu. Weiter zu warten würde ihnen nichts bringen.

„Und was jetzt?“

„Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir versuchen etwas über diesen alten Mann herauszufinden oder wir machen uns auf die Suche nach diesem Takumi Sasaki.“

„Ich wäre für das erstere, aber ohne den Namen ist das glaub ich eine ziemliche Zeitverschwendung. Aus diesem Grund ist es sinnvoller die zweite Variante in Angriff zu nehmen. Trotzdem finde ich, dass deine Großmutter dir wenigstens eine Adresse hätte geben können. Was erwartet sie, dass wir blind durch die Welt rennen und durch Zufall auf ihn treffen werden.“

„Sag mal kannst du auch etwas anderes als Beschwerden runterrattern?“

„Nö, in dem Bereich bin ich nun mal am besten. Aber ich kann dich beruhigen. Ich werde jetzt für die nächsten paar Stunden den Mund halten.“

„Wenigstens eine gute Nachricht.“

„Hey!“

Hao wendete sich bei Kamis Aufschrei nur lächelnd ab. Sie war manchmal echt leicht zu reizen. Aus diesem Grund war es auch besser nichts weiter dazu zu sagen und einfach den Weg zum nächsten Dorf einzuschlagen, was nicht gerade weit war, da der Treffpunkt sich bei den Eingangstoren befand.
 

Dort angekommen herrschte ein reges Treiben. Jeder war mit sich selbst und seiner Tätigkeit beschäftig. Mehr als einmal rauschte einer der sich in dem Dorf befindenden nur wenige cm an ihnen vorbei ohne es wirklich zu bemerken. Plötzlich fiel Hao in dem allgemeinen Getöse um ihn herum eine Stimme auf, die ihm mehr als bekannt vorkam. Sofort drehte er sich zum Ursprung um und musste kurz darauf feststellen, dass er sich trotz allem nicht geirrt hatte.

„Wolle sie mich etwa übers Ohr hauen. Bei dem Preis kauft man doch die Katze im Sack.“

„Entschuldigen sie, Sir. Aber wenn ihnen meine Waren für das Geld nicht gut genug sind, dann suchen sie sich doch einen anderen Verkäufer. Ich werd das Zeug auch ohne sie los.“

„Und ob ich mir einen anderen Verkäufer suche. Es gibt hunderte, die es billiger Verkaufen. Viele sogar nur zum halben Preis.“

„Bitte wenn sie unbedingt eine Strecke von 1500 Kilometer zurücklegen wollen. Nur zu. Bin ja mal gespannt wie weit ein alter Mann wie sie kommt.“

„Hier sieht man es ja wieder, die Jugend hat kein Respekt mehr vorm Alter. Frechheit.“

Mehr sagte der alte Mann nicht dazu, sondern wendete sich nur mit einem weiteren vernichtenden Blick zu dem Verkäufer ab. Während dieser sich jedoch kurz daraufhin abwendete, merkte er nicht, dass Hao diesen mit seinem Blick verfolgte. Für einen Moment zögerte er, bis er sich seinen Weg durch die Menschenmenge um ihn herum bahnte. Sein Schutzgeist, die von dem ganzen zuerst nichts mitbekommen hatte, sah ihm anfangs nur verwirrt hinterher, bis sie ihm Schulter zuckend folgte. Erst später wusste sie wenn ihr Schützling verfolgte und verfluchte sich fast dafür, dass sie diesen nicht bemerkt hatte.

„Was hast du jetzt vor?“

„Ich dachte du wolltest ihm in den Hintern treten. Auf einmal Gewissensbisse?“

„Nicht mal annähernd. Aber wieso stellst du ihn nicht gleich zur rede.“

„Warum sollte ich? Damit er irgendein Trick abzieht und in der Menschenmenge untertaucht. Es fällt einem jetzt schon schwer ihn im Auge zu behalten. Außerdem wer will schon gerne Zeugen. Nachher denken die anderen noch wir wären eine Bedrohung!“

Bei diesen Worten konnte Kami nicht anders als aufzulachen. An diese Möglichkeit hatte sie nun wirklich nicht gedacht. Umso überraschter war sie, dass Hao das ganze mit einberechnet hatte. Zusätzlich konnte sie es nicht leugnen, dass sie es niemanden raten würde Hao zu versetzen. Der Junge konnte nämlich trotz seines ruhigen Erscheinungsbildes ganz schön fies sein. Sie war ja gespannt, wie sich das ganze noch entwickeln sollte. Mit Sicherheit würde es sich dieser Typ zwei Mal überlegen, bevor er so eine Nummer noch einmal durchzog. Selbst wenn nicht, so würde er es bei ihnen in Zukunft nie wieder versuchen.
 

Nach einiger Zeit der Verfolgung bog der Mann in eine stille Seitengasse ab, in der sich nur einige Kinder befanden, die irgendein Spiel miteinander spielten. Als der alte Mann jedoch an ihnen vorbei ging, sprangen diese auf und liefen davon. Das zog den Blick des alten Mannes auf sie. Ein Fehler, denn genau in dem Moment sprang ein weiteres Kind aus einer dunklen Ecke und riss ihm dessen Geldbörse vom Gürtel. Schneller als Hao es möglich gehalten hätte, wirbelte der alte Mann herum und streckte seinen Gehstock zu den fliehenden Kindern aus. Auf einmal schossen vor ihnen feste Holzstämme aus dem Boden und versperrten ihnen den Fluchtweg, worauf diese geschockt zurückwichen. Selbst Hao der wenige cm vor der Stelle, an dem die Holzstäbe aus dem Boden schossen stand, nahm aus Reflex weiter Abstand.

„So ihr dreckigen kleinen Ratten, jetzt gebt mir mein Geld zurück und ich vergesse diese ganze Aktion, oder wollt ihr wirklich eure hand verlieren?“

Die Kinder sahen sich bei diesen Worten nur geschockt an, bis sie die Beine wieder in die Hand nahmen und zur nächsten Quergasse rannten, doch schon schossen dort Holzstäbe aus dem Boden. Allerdings schienen im selben Moment die bereits vorhandenen zu verschwinden. Ein Phänomen, das auch die Kinder sofort bemerkten und sich einen dementsprechenden Plan zurecht legten. Sofort teilten sie sich in zwei Gruppen auf. Die eine lief ohne groß zu überlegen zurück zu ihrem ersten Fluchtweg, während die anderen mit dem Geldbeutel an Ort und Stelle verharrten. Hao wusste sofort, was diese vorhatten. Die Kinder hatten erkannt, dass der alte Mann nur eine Barriere aufrecht halten konnte und wollten ihn somit austricksen.

„Mal sehen ob die sieben mit ihrem Trick durchkommen.“

„Sicherlich. Eine Barriere ist einfach zu wenig und diese Kids sind voller Elan. Der alte Mistkerl hat so was von keine Chance.“

„Es sei denn wir greifen ein.“

„Hast du das vor?“

Noch bevor Hao antworten konnten, liefen die Kids an ihm vorbei und blieben einige Meter hinter ihm stehen. Nun wurden auch die vier zurückgebliebenen aktiv. Während drei von ihnen auf den alten Mann zu rannten und ihn somit aus dem Konzept brachten, warf der letzte den Geldbeutel zu einem der drei anderen Kinder, die gerade an Hao vorbei gelaufen waren. Doch mitten im Flug prallte dieser an einem weiteren Holzstamm ab, welcher ohne Vorwarnung aus dem Boden geschossen war. Die drei Jungs die diesen angegriffen hatten, lagen derweil auf den Boden. Allerdings rappelten sie sich schnell wieder auf. Doch anstatt einen weiteren Versuch zu unternehmen, traten sie letzten Endes doch die Flucht an und ließen ihre Beute zurück. Nur der letzte schien seine Niederlage noch nicht akzeptiert zu haben und rannte so schnell es ging zu dem Geldbeutel und schnappte ihn sich. Kurz vorher hatte Hao sich jedoch entschlossen sich doch einzumischen und dem ganzen ein Ende zu machen. Aus diesem Grund hatte er seine Teleportionskräfte verwendet um genau in die Fluchtbahn des letzten Jungen zu gelangen. Dadurch schaffte er es diesen, kurz nach dem der Junge sich den Geldbeutel geschnappt hatte, am Arm festzuhalten und damit seine Flucht zu beenden. Geschockt über diese Aktion sah nicht nur der Junge zu Hao, sondern auch der alte Mann.
 

Letzterer schüttelte diesen Zustand jedoch schnell beiseite und schritt auf die beiden verblieben zu.

„Euch Bengels sollte man mal eine richtige Abreibung verpassen. Wehrlose alte Leute einfach so zu berauben. Ihr solltet euch was schämen.“

Bei diesen Worten versuchte sich der kleine Junge verzweifelt aus Haos griff zu lösen, was ihm aber nicht gelang. Dafür stellte er sich ersten viel zu ungeschickt an und zweitens waren seine Augen nur auf den alten Mann gerichtet, der bedrohlich auf ihn zukam. Der Junge war gerade mal sieben oder zumindest in diesem Bereich, das konnte Hao erkennen. Auch die Angst, war deutlich in den Augen des Kleinen zu lesen. Ohne lange zu überlegen nahm Hao diesem daher den Geldbeutel ab und ließ ihn los. Zuerst wirkte der Junge etwas verstört, doch dann war er auch schon im Eiltempo verschwunden.

„Hey du hast ihn gerade laufen lassen.“

„Und? Du hast deinen wertvollen Besitz wieder. Also hör auf dich zu beklagen…“

Mit diesen Worten warf Hao dem alten Mann den Geldbeuten zu, bevor er etwas zu seinem Satz ergänzte. Dass der Alte davon nicht begeistert war, konnte er ohne Schwierigkeiten erkennen. Interessieren tat es ihn allerdings nicht im Geringsten.

„…außerdem wage ich zu bezweifeln, dass sie es nach dieser Aktion noch mal versuchen werden.“

„Sag mal was fällt dir eigentlich ein…“

Weiter kam der alte Mann nicht, da sich in dem Moment Kami einmischte, die sich jetzt nicht mehr länger zurück halten konnte.

„Was ihm einfällt? Die Frage ist doch wohl eher, was ihnen einfällt. Wissen sie eigentlich, dass man Verabredungen einhält? Außerdem ist Lügen eine Todsünde und Mord erst Recht. Dagegen war der kleine fast Diebstahl der Kinder ein Kavaliersdelikt.“

Während Hao bei diesen Worten nur den Kopf schüttelte, schien es seinem Gegenüber langsam zu dämmern, wer vor ihm stand. Zumindest erkannte er die junge Frau wieder. Trotz allem waren seine nächsten Worte mehr als ernüchternd.

„Hör mal zu, junge Dame. Wenn du schon jemanden so gegenüber trittst, dann solltest du ihm auch den Grund nennen. Ich jedenfalls habe keine Ahnung wovon du redest.“

„Keine Ahnung wovon ich rede? Wollen sie mich für Dumm verkaufen, ich…“

„Gib es auf Kami, dein gegenüber kann sich wahrscheinlich nicht mal mehr daran erinnern, was er vor zwei Tagen zum Frühstück hatte.“

„Ich bin nicht senil, nur um das klarzustellen.“

„Klang aber gerade so. Oder wie würden sie es bezeichnen, wenn man nach zwei Monaten vergisst, dass man jemanden mit ein paar harmlosen Botengängen vertraulich gemacht hat.“

Hao konnte es sich einfach nicht nehmen Wort ‚harmlosen’ hervorhebend zu betonen. Eine Entscheidung, die den Mann dazu brachte sich Hao und dessen Schutzgeist etwas genauer anzusehen.
 

Für einen Moment herrschte Stille zwischen den beiden, bis sich der alte Mann verstimmt zu dem Satz von Hao äußerte.

„Soll ich ehrlich sein. Euch beide habe ich schon nach den ersten Tagen abgeschrieben. Bisher ist nämlich noch nie jemand freiwillig in die Höhle des Biestes gegangen, da sie es vorher zu sehr mit der Angst bekommen hatten. Und diejenigen die es doch gewagt haben, sind nie wieder herausgekommen.“

„Sehr freundlich. Dass heißt wohl, dass sie das Reich der Toten dieses mal nicht mit einer weiteren Seele bestückt haben. Mein Beileid.“

Bei diesen Worten wendete sich Hao kopfschüttelnd von dem Mann ab. Er konnte es nicht leugnen, dass ihn die Worte von diesem ziemlich verärgert hatten, weshalb er den Sarkasmus auch nicht für sich behalten konnte. Zu seiner großen Überraschung schien der Mann das Thema jedoch nicht als beendet zu sehen.

„Stehen geblieben, Freundchen. So weit ich mich erinnere hast du noch etwas was mir gehört.“

„Und das wäre.“

„Den Inhalt der Inschriften. Du kannst mit den meisten sowieso nichts anfangen, weil die Schrift nicht in deiner Sprache geschrieben ist, also solltest du sie jemanden überlassen, der mit ihnen etwas anfangen kann.“

„Ehe ich diese an sie übergebe, verbrenne ich sie lieber.“

Der entsetzte Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes ließ deutlich erkennen, dass dieser nicht begeistert von dem Gedanken war.

„Das meinst du doch wohl nicht ernst. Weißt du eigentlich was das bedeuten würde.“

„Ja, und zwar dass ich meine Zeit mit diesen unsinnigen Aufgaben vergoldet habe. Aber ernsthaft, wen interessiert es, immerhin habe ich es so oder so.“

Bei diesen Worten wirkte selbst Kami verwirrt. Hao war normalerweise nicht so dermaßen sarkastisch drauf. Es irritierte sie und insgeheim fragte sie sich sogar, was er damit erreichen wollte. Allerdings konnte sie diese Frage nicht laut stellen, da sich das Puzzle langsam auch von alleine löse.

„Hör mal, wir hatten doch damals ein Abkommen. Es steht immer noch. Oder gehörst du wirklich zu denen, die freiwillig auf ein paar zusätzliche Fähigkeiten verzichten.“

„Nein, aber bei unserem kleinen Abkommen wusste ich nicht, was mich erwartet. Und ich wage zu bezweifeln, dass sie den neuen Preis zahlen können. Aus diesem Grund bin ich sicherlich mit anderen Interessenten besser bedient.“

„Dann verschätzt du dich aber. Ich bin ein Experte in Sachen Kampftechniken und Flüchen. Von meinen Können und Wissen können andere nur träumen.“

„Wird wohl so sein. Immerhin ist es auch eine unbeschreibliche Tat für einen Schamanen ein paar kleine Kinder auszuschalten, die sich nur Geld für ihr nächstes Essen stehlen wollten.“

„Du willst wirklich ärger mit mir, oder?“

Bei diesen Worten zuckte Hao nur kurz mit den Schultern, bevor sich ein leichtes provokatives Lächeln auf seine Lippen schlich. Und ob er sich mit dem alten Mann anlegen wollte. Immerhin war er fast genauso sauer auf ihn wie sein Schutzgeist. Der einzige Unterschied ist nur, dass er anders mit der Situation umging.

„Aber bitte. Dann regeln wir das mit einer kleinen Wette. Wenn ich dich besiege, wirst du mir die Schriften aushändigen. Da ich zu der freundlichen Sorte gehöre, zeige ich dir als Gegenleistung für deine Mühe ein paar kleine Tricks. Gewinnst du, werde ich mich bereit erklären dir jeden Preis zu zahlen, den du für diese Inschriften verlangst. Also wie sieht es aus?“

„Ich werde nicht verlieren.“

Der alte Mann gab von diesen Worten nur einen verächtlichen Laut von sich. Der Junge war nicht zu unterschätzen, ansonsten wäre er schon Tod. Andererseits gab es auch das Phänomen das besagt, dass sich schwache Schamanen immer da aufhalten, wo die Gefahr gerade nicht ist. An einem schien es diesem Jungen jedoch nicht zu mangeln und das war am Selbstvertrauen. Was ihn eigentlich ziemlich verwunderte, da er sich nicht wirklich an diese Seite des Jungen erinnern konnte. Genau das war auch der Grund, wieso er sich selbst davon abriet seinen Sieg schon als Tatsache darzustellen.
 

Eines stand für den alten Mann jedoch fest. Er würde den Jungen nicht mal einfach so gewinnen lassen. Auch nicht, wenn er riskieren müsste diesen ernsthaft zu verletzten. Doch diesem Szenarium sah er nicht wirklich entgegen. Immerhin hieß stärke gar nichts und er war auch nicht für seine Stärke, sondern viel mehr für seine Gerissenheit bekannt.

„Gut, dann folge mir. Oder willst du den Kampf wirklich mitten in der Stadt stattfinden lassen?“

„Soll das eine Art Trick sein?“

„Mein lieber Junge, wenn ich etwas planen würde um dich in die Falle zu locken, dann würde ich es so anstellen, dass du noch nicht mal Verdacht schöpft. Ich will lediglich verhindern, dass mein Haus zerstört oder einer der Leute verletzt wird. Wer weiß, nachher halten sie mich für die Wiedergeburt des Teufels, der nach seiner niederschmetternden Niederlage selbst aktiv in das Geschehen eingreift und sich so versucht seinen Thron wieder zu holen…“

Als der alte Mann merkte, dass Hao ihm nur einen verwunderten Blick zuwarf, verdrehte dieser die Augen. Wie es aussah schien sein Gegenüber den Sinn seines Satzes nicht wirklich zu verstehen.

„…kennt die Jugend von heute keine alten Legenden mehr? Ich rede vom Schattenfürsten, dem Teufel schlecht hin. Erzähl mir jetzt bitte nicht, dass du noch nie etwas von ihm oder dessen fünf Kampfgeister gehört hast. Das war früher mal Grundwissen.“

„Ich hab darüber mal was gelesen, ist aber ziemlich lange her.“

„Dann solltest du dein Wissen mal auffrischen. Nur wer die Legende kennt, der weiß worauf er sich beim Schamanenturnier einläst.“

„Wieso erzählen sie mir das?“

Der alte Mann zuckte bei dieser Frage nur mit den Schultern. Es war eine gute Frage. Wieso erzählte er dem Jungen davon. Vielleicht darum, weil er genau wusste, dass dieser in der Zeit des Schamanenkampfes noch leben würde. Bei ihm selbst war es aufgrund seines Alters fragwürdig, obgleich er sich nicht besonders kränklich fühlte. Andererseits konnte sich so etwas binnen Sekunden ändern. Trotzdem war es kein Grund einem dahergelaufenen neunmalklugen Jungen darauf aufmerksam zu machen. Lange hielt er sich mit diesen Gedanken jedoch nicht auf, sondern antwortete nur mit der erstbesten Möglichkeit.

„Der Weg zum Austragungsort ist weit, ich dachte etwas Smalltalk hebt die düstere Atmosphäre.“

„Wohl eher weniger. Ein Geschäftsmann würde handeln und keine Wette abschließen.“

Ich gehe gerne auf Risiko. Was wenn ich gewinne. Dann hätte ich eindeutig zu viel bezahl. Und wenn ich verliere, na ja dann tue ich eben etwas Gutes. Zumindest habe ich dann meine Informationen und kann in Ruhe weiter Nachforschungen anstellen.“

Bei diesen Worten hatten die beiden die Stadt verlassen und gingen so weit es zu erkennen war in den Wald hinein. Reflexartig fuhr Haos Hand zu dem Schwert. Sein eigenes wurde zwar auf der Reise zerstört worden, allerdings hatte er genügend Glück, um in einer weiteren Ruine ein neues zu finden. Eigentlich war das ja nicht seine Art, aber da der Besitzer nun mal schon seit Jahrhunderten Tod war und er zusätzlich ein Schwert brauchte, falls er nicht wehrlos auf ein weiteres Monster treffen wollte, hatte er es einfach mitgenommen. Gut, es hätte noch die Möglichkeit gegeben Kami mit der Erde zu vereinigen, doch für diese Art von Kontrolle brauchte man mehr Furyoko. Zwar konnte man damit auch stärkere Angriffe losschicken, doch wenn diese nicht trafen half ihm das schließlich auch nicht wirklich.

„Apro pos Nachforschungen. Wie wollen sie die eigentlich anstellen. Schicken sie die nächsten Reisenden los ohne ihnen zu sagen was sie erwartet.“

„Du bist einer von der nachtragenden Sorte, kann das sein. Aber ich gebe dir einen kleinen Tipp, nur weil ich schlecht zu Fuß bin, heißt das nicht, dass ich zwangsläufig in einem Kampf den Kürzeren ziehen würde. Und wo wir wieder bei unserem bevorstehenden Kampf angekommen sind ist es wohl an der Zeit dir den Austragungsort unseres Kampfes zu zeigen.“

Bei diesen Worten war der alte man auf einer Lichtung stehen geblieben.
 

Doch es war keine gewöhnliche Lichtung, die nur von kleineren Pflanzen besiedelt war. Nein, denn in regelmäßigen Abstanden konnte man den einen oder anderen Baum stehen sehen, die zwar hoch, aber nicht zu hoch waren um die Lichtung zu verdunkeln. Darüber hinaus waren diese Bäume Kirschbäume, die man inmitten einer Lichtung, oder in einem Wald eher weniger sieht. Um genau zu sein war es mehr als ungewöhnlich diese Art von bäumen hier vorzufinden.

„Die Bäume wurden von Reisenden gepflanzt, die hier gerastet haben. Eine Art alter Brauch. Eigentlich sollte das hier ja ein Ort der Ruhe sein, aber es lässt sich einfach nicht leugnen, dass das hier der perfekte Ort für einen Kampf ist.“

„Ja, besonders, wenn man sich verstecken will.“

Hao sah sich bei diesen Worten kurz um, bevor er sich wieder zu dem alten Mann wendete. Dieser Ort enthielt viele Winkel, die man nicht einsehen konnte. Seine Meisterin hatte ihm mal eine Lektion in diesem Punkt gegeben. Die Stärke eines Gegners war nicht immer von Bedeutung, besonders dann nicht, wenn man sie nicht voll einsetzen konnte. Doch da die einzige Strategie, die er sich in dieser Umgebung vorstellen konnte, ein Versteckspiel war, machte er sich nicht wirklich sorgen. Insbesondere deshalb nicht, da er von Kouhei gelernt hatte wie man sich von einem Ort zum anderen teleportieren konnte und das war in diesem Fall sein ganz persönlicher Vorteil.

„Ich hab es nicht nötig mich vor einem eingebildeten Jungen zu verstecken.“

„Das haben sie gesagt, nicht…!“

Weiter kam Hao nicht, da der alte Mann schon angegriffen hatte. Hao musste zugeben, dass dieser trotz seines alters ziemlich schnell reagieren konnte. Allerdings war es bei ihm genauso, weshalb er ohne lange zu zögern auswich. Seine Hand die bis zu dem Zeitpunkt immer noch auf dem Griff des Schwertes lag, zog dieses nun während des Ausweichens blitzschnell hervor. Wenig später hatte er auch schon Geistkontrolle erschaffen und sah währenddessen, wie der Angriff des alten Mannes in einen am Rand stehenden Baum krachte.

„1zu 0 für den Anfänger. Der so genannte Experte scheint auf Grund seines hohen Alters stark eingeschränkt zu sein. Wird er sich dennoch behaupten können….ich glaube ich sollte mich beim nächsten Schamanenkampf als Kampfansagerin anmelden. „

„Tu das, solange du nur die anderen Kämpfe kommentierst ist mir das egal.“

Obwohl Hao seinen belustigten Unterton nicht unterdrücken konnte, wagte er es nicht seinen Blick von dem alten Mann abzuwenden. Irgendwie erinnerte ihn die Situation an die früheren Kämpfe mit seinem Cousin, nur mit dem Unterschied, dass er es dieses Mal war, der sich seine Sprüche nicht verkneifen konnte. Bisher hatte er noch nie an seinem Sieg gezweifelt. Er wollte zwar nicht kämpfen, doch wenn er es nicht vermeiden konnte, so hatte er stets alles dafür gegeben um zu gewinnen. Dieses Mal jedoch hatte er ein schlechtes Gefühl, fast so als wüsste er, dass dieser Kampf nicht so leicht würde wie die sonstigen.
 

Doch Hao war nicht der einzige, der seinem Gegner nicht über den Weg traute. Nein, auch der alte Mann schien nach dessen Angriff sichtlich zurückhaltend.

//Eins muss ich dem Jungen lassen, er ist schnell. Und sein Furyoko ist für jemanden in seinem Alter durchaus beachtlich. Dennoch ist es an der Zeit ihm eine kleine Lektion zu erteilen die er niemals in seinem Leben vergessen wird.\\

„Mach euch ruhig lustig, wir werden sehen wer zuletzt lacht und ich versichere euch beiden, es wird keiner von euch sein.“

Mit diesen Worten ließ der alte Mann eine Reihe von Angriffen los, die Hao zu seiner Überraschung trotz allem locker ausweichen konnte. Noch überraschte war er jedoch als dieser mit einer flüssigen Bewegung selbst zum Angriff überging. Trotz dieser Tatsache konnte der alte Mann ein bedauerndes Lächeln nicht von seinem Gesicht tilgen. Der Grund dafür war, dass der Angriff einfach ohne sein zutun an ihn vorbeischoss. Entweder hatte der Junge erwartet, dass er auswich, oder er hatte einfach nicht genau genug gezielt. Doch dann wurde er von einem zweiten Angriff abgelenkt, der dieses Mal genau auf ihn zukam. Daraufhin wendete der alte Mann jedoch eine spezielle Technik an, die dafür sorgte, dass der Angriff um ihn herum flog. Zu dessen bedauern kollidierte dieser dabei mit dem vorigen Angriff, der einige Minuten hinter dem alten Mann stehen geblieben war und in dem Moment, als dieser den zweiten Angriff erblickt hatte in die entgegen gesetzte Richtung schoss. Durch die Umlenkung des zweiten Angriffes jedoch kollidierten beide und eliminierten sich gegenseitig, wobei sie den Mann durch die dabei entstehende Druckwelle zu Boden warfen. Dieser sah nur für einen Augenblick zurück, bevor er seinen Gegner geschockt fixierte.

„Ein Magnetangriff?“

„So weit ich mich erinnere haben wir keine Regeln abgemacht, also was ist dabei.“

Der alte Mann schüttelte bei diesen Worten den Kopf. Er selbst war schon 34 Jahre alt, als er es geschafft hatte seinen ersten Magnetangriff zu kontrollieren. Doch dieser Junge war gerade Mal halb so alt. Wie konnte es sein, dass er dazu in der Lage war.

„Stimmt, damit hast du aber erreicht, dass die Rücksichtnahme meinerseits vorbei ist.“

„Welche Rücksichtnahme meinte er?“

Nach diesen Worten erschien auf einmal Kami vor ihm und zuckte nur mit den Schulter. Dieses Phänomen konnte jedoch nur geschehen, wenn der Junge seine Geistkontrolle unterbrochen hatte. Entweder dieser war total lebensmüde oder er traute ihm keinen Angriff zu, der schnell genug war um ihn zu erreichen. Doch da würde er dem Jungen einen Stich durch die Rechnung machen. Mit diesen Gedanken feuerte der alte Mann schon die nächsten Angriffe ab, die nach der Hälfte des Fluges eine Linie gebildet hatte, die zwei Meter betrug. Egal wie schnell der Junge reagieren würde, einer der Angriffe würde ihn auf jeden Fall treffen, oder zumindest ihn dazu zwingen einen abzublocken.

Training der etwas anderen Art Teil 2

Kapitel 24: Training der etwas anderen Art Teil 2
 

Zum Bedauern des alten Mannes kam es jedoch anders. Anstatt eine der Varianten zu nehmen, die sich der alte Mann gedacht hatte, wartete Hao bis zur letzten Minute und teleportierte sich anschließend hinter den Verlauf der Angriffe. Kurz nachdem er wieder aufgetaucht war, hatte er auch schon seinen nächsten Angriff gestartet den der alte Mann nur wütend zerschlug. Dieser hatte nicht damit gerechnet, dass Hao so schnell reagieren konnte. Insgeheim wartete er schon auf den Spruch ‚zwei zu null’ doch dieser blieb zu seinem Glück aus. Was an dem weiteren Verlauf des Kampfes eh nichts geändert hätte, da sich dieser eh dazu entschlossen hatte mit Techniken zu kämpfen, die dem Jungen nicht bekannt sein können.

//Ein kleiner Fluch wirkt immer Wunder. Mal sehen ob er sich auch dagegen behaupten kann.\\

Bei diesen Gedanken schlich sich ein hinterhältiges Lächeln auf seine Lippen. Eines das zwar Warnung genug war, doch das würde seinem Gegner nichts nützen. Kurz nach diesem Gedankengang vollführte er ein paar Zeichen mit seinen Fingern und dann war es auch schon zu spät. Plötzlich schoss eine Art gebündelte Energie auf Hao zu und traf dessen Hand, durch diese sofort ein brennender Schmerz zog. Reflexartig ließ er sein Schwert fallen und zog seine Hand zurück. Dabei umschloss seine zweite Hand das Handgelenk der zurückgezogenen Hand. Bevor er jedoch wieder nach seinem Schwert greifen konnte, wurde es aus seiner Reichweite geschleudert und landete irgendwo im Wald.

„Sehr witzig!“

Mehr sagte Hao nicht dazu, während der alte Mann sichtlich zufrieden mit seiner Aktion schien. Unter normalen Umständen hätte er den Kampf jetzt beendet, doch der Junge und dessen Schutzgeist hatten ihn einmal zu viel aufgezogen. Außerdem schien sein Gegner, jedenfalls wenn er dessen Blick richtig interpretierte, was so gut wie immer der Fall war, noch nicht aufgegeben. Um zu verhindern, dass diesem doch noch etwas einfiel schickte er einen weiteren Angriff los. Doch was als nächstes geschah überraschte selbst ihn. Auf einmal war der Schutzgeist des Jungen wieder verschwunden, die Hand des Jungen ruhte an dessen Seite, wobei dessen Handfläche nach unten gerichtet war. Davon irritiert bemerkte er die nachfolgenden Ereignisse, die um seinen Angriff herum stattfanden, zuerst gar nicht. Erst als auf einmal eine riesige Ranke aus dem Boden schoss und

den Angriff umschlang, wurde er auf die Situation aufmerksam. Doch da wurde sein Angriff schon zu Boden gerissen und explodierte dort.

„Sieht so aus als würde es jetzt drei zu eins stehen.“

„Jeder hat seine Eingewöhnungsphasen, meine sind scheinbar länger, oder es liegt einfach nur daran, dass ich mir die Zeit nehme deine Stärken und Schwächen herauszufiltern. Und weißt du was deine Schwächen sind? Das du viel zu sehr auf mich fixiert bist.“

Nach diesen Worten zog der alte Mann etwas aus seiner Tasche und warf es zu Boden. Sofort entstand eine riesige Rauchwolke, die keinen Durchblick zulief. Als sich diese lichtete, standen auf einmal zehn Varianten des alten Mannes vor ihm welche auch sofort angriffen. Um diesen Angriffen zu entgehen nutzte Hao ein weiteres Mal seine Teleportationskräfte um hinter einen der Gegner zu gelangen, doch als er Kami angreifen lassen ließ, flog der Angriff einfach durch diesen hindurch.

„Das ist nicht gut.“

„Nicht mal annähernd!“

Bei diesen Worten, die ihren Ursprung eindeutig hinter ihm hatten, drehte er sich blitzschnell um, nur um gleich den Kopf einzuziehen, um dem Krückstock des Mannes auszuweichen. Kurz darauf nahm er sofort wieder abstand, was allerdings nicht den gewünschten Effekt hatte, da es immer noch zehn Varianten seines Gegners gab, von denen er keine Ahnung hatte wie er sie loswurde.
 

Mittlerweile war es so weit gekommen, dass er einfach nur noch auswich und sich bestenfalls so weit wie möglich von allen seinen Gegnern weg teleportierte. Doch er wusste selber, dass das nicht ewig so weiter gehen konnte. Er brauchte einen Plan und zwar schnell, allerdings hatte es keinen Sinn deine Gegner anzugreifen, da sie keinen Körper hatten. Seine Angriffe würden einfach nur wie die Male zuvor einfach durch sie hindurch gehen.

//Wie soll man gegen Illusionen kämpfen, das bringt doch nichts, wahrscheinlich kann ich sie nur auflösen, wenn ich den alten Mann treffe, doch das ist eine 1 zu 10 Chance. Es sei denn…\\

Weiter konnte Hao seine Gedanken nicht führen, da er schon wieder ausweichen musste. Langsam hatte er wirklich genug von dem Herumgehetze. Nach einer weiteren Teleportation griff er selber ein weiteres mal an und lenkte seinen Angriff so, dass er neun von zehn Angreifern durchflog. Erst der zehnte zerschlug den sich nähernden Angriff. Nach diesem Ereignis handelte Hao schneller als es jemand hätte verfolgen können und tauchte vor dem alten Mann auf und ließ Kami ein weiteres Mal angreifen. Allerdings zerschellte dieser regelrecht an einer unsichtbaren Barriere, was bewirkte, dass der Mann und auch Hao einige Meter zurückgeschleudert wurden.

„Wenn das alles ist, was du zu bieten hast, dann ist dieser Kampf so gut wie vorbei.“

Die Worte des alten Mannes ließen Hao etwas zurückschrecken. Hatte er eben irgendetwas verpasst. Denn eine Niederlage konnte er beim besten willen nicht erkennen. Doch scheinbar hatte dieser seine Reaktion erwartet, da schon ein massiver Angriff auf ihn zukam. Anstatt jedoch auszuweichen, entschied er sich dazu den Angriff zurück zum Absender zu schicken. Noch bevor irgendjemand reagieren konnte, materialisierte sich vor ihm eine Wand aus Shikigamis, in die der Angriff seines Gegners wenige Minuten später hinein flog. Diese dehnte sich zuerst etwas in Haos Richtung, bis sie wieder zurückgezogen wurde und damit auch den Angriff zurück katapultierte. Allerdings schien sein Plan trotz allem nicht ganz aufgegangen zu sein, da der alte Mann den Angriff einfach mit einer leichten Bewegung zerschlug.

„Das macht fünf Techniken. Die meisten Schamanen die ich kenne würden sich damit nicht zufrieden geben. Zu schade, sieht wohl aus als endet der Kampf hier.“

Auf einmal schossen aus dem Boden große Holzpfähle, die Hao dazu brachten zurückzuweichen und ihm zusätzlich die Sicht auf seinen Gegner versperrten. Als diese jedoch wie von Geisterhand wieder verschwanden, sah sich Hao einem weiteren Angriff gegenüber, dem er nicht ohne weiteres ausweichen konnte. Aus reinem Reflex richtete er seine Hand auf diesen und konzentrierte ein Teil seines Furyokos darin. Das bewirkte, dass ca. eine Sekunde später das Konzentrierte Furyoko in Form einer leichten Druckwelle wieder verschwand. Obwohl diese Druckwelle nicht stark war reichte es, um den Angriff ins wanken zu bringen und dafür zu sorgen, dass er sein Ziel nur um mm verfehlte. Allerdings hatte der alte Mann noch einen anderen Trick in Petto. Mit einem gezielten Zauber, sorgte er dafür, dass an dem Baum, vor dem Hao stand ein Ast abbrach und Hao direkt am Kopf traf. Dies bewirkte dass dieser zu Boden ging.
 

Sofort darauf brach seine Geistkontrolle und Kami stand neben ihm und warf dem Mann nur einen wütenden Blick zu.

„Sag mal willst du ihn umbringen.“

„Ich hab gesagt, dass die Rücksichtsnahme vorbei ist, oder nicht? Außerdem habe ich meinen Angriff indirekt sogar angekündigt. Eine kleine Lektion. Die Gegner im Auge zu behalten ist immer ein Vorteil, diese jedoch zu fixieren und den Rest zu ignorieren bringt euch allerdings die Niederlage. Und wie ihr seht trifft das auch zu, da der Sieg an mich geht.“

„Einen Moment, soweit ich mitgezählt habe, steht es vier zu drei für ihn. Also schmink dir den Sieg wieder ab, kapiert!“

„Nur leider meine Schöne ist es entscheidend wer am Ende noch steht und nicht wer die meisten Episoden eines Kampfes gewonnen hat.“

„Stimmt, dumm nur für dich, dass ich noch stehe.“

Bei diesen Worten stand Hao wieder auf, ließ seinen Hand jedoch auf seinem Hinterkopf, weil dieser doch ziemlich schmerzte. Eins war jedenfalls sicher, noch mal würde er nicht auf diesen elenden Trick reinfallen, soviel stand schon mal fest. Der alte Mann musterte Hao nur kurz, bevor er sich von ihm abwandte. Er war beeindruckt von dessen Kampfgeist, doch den Kampf weiter zu führen würde nichts bringen.

„Eine Kampffortsetzung kannst du vergessen, es sei denn du willst riskieren, doch noch zusammen zu brechen und das bringt keinem von uns etwas.“

„Mürrischer alter Sack. Du hast doch nur Angst doch noch gegen uns zu verlieren.“

„Diese Wortwahl verbitte ich mir. Außerdem stehe ich zu meinem Wort.“

„Hat man ja gesehen.“

„Ich hab gesagt, dass ich dir ein paar Tricks beibringe und das werde ich auch. Allerdings nicht mehr heute. Ich wage zu bezweifeln dass es nach einem solchen Kampf angebracht wäre. Also nimm diesen Kampf einfach als anfängliches Training. Das sollte euch eigentlich gezeigt haben, dass ich nicht zu unterschätzen bin und ich hoffe, dass ihr aus diesem Kampf etwas gelernt habt. Und jetzt kommt, ich lad euch auf einen Tee ein und dann können wir den Rest in Ruhe besprechen.“

Mit diesen Worten machte sich der Mann auch schon auf den Rückweg, während er von Kami und Hao nur mit einem undeutbaren blick gemustert wurde.

„Halt mich für verrückt, aber der Typ ist mir unheimlich.“

„In einer gewissen Art und Weise gebe ich dir Recht. Der Alte ist so undurchsichtig wie eine Steinmauer und dennoch irgendwie berechenbar. Ich meine, wenn er wirklich von Anfang an diesen letzten Schlag geplant hat, dann alle Achtung…apro pos. Wie geht’s dir eigentlich. Siehst nämlich nicht so gut aus.“

„Bestens, wie soll es mir denn sonst gehen, wenn man bedenkt, dass ich von einem Ast niedergeschlagen wurde, der nichts mit dem Kampf zu tun hatte.“

„Na dann ist ja…lass den Sarkasmus stecken, Freundchen. Ich kann so etwas gar nicht ab.“

„Und ich kann diese Bezeichnung nicht ab, also sind wir quitt und jetzt lass uns diesen Typen wieder einholen, bevor er noch in die nächste Oase verschwindet.“

„Hier gibt es doch noch nicht mal ne Wüste!“

„Eben drum.“

Mehr sagte Hao nicht dazu, sondern ging einfach nur den Weg zurück, auf dem sie hierher gelangt war. Es dauerte nicht lange bis sie den alten Mann wieder eingeholt hatten. Dieser führte sie auch geradewegs zu seinem Haus.
 

Das Haus war eher ärmlich bestückt. Es gab gerade mal drei Räume. Gleich am Eingang stand eine große Truhe, in der mehrere Papiere und Schriftrollen lagen. Auch ein kleiner Tisch war voll mit wichtig aussehnenden Dokumenten. Als sein Blick jedoch an einem an der Wand hängendes Bild, auf welches die fünf Spirits of Elements abgezeichnet waren hängen blieb, konnte er sich nicht mehr zurückhalten.

„Sie glauben doch nicht wirklich daran, dass man mit den fünf Spirits of Elements an seiner Seite unsterblich ist, oder?“

Der alte Mann warf Hao daraufhin nur einen gefährlichen Blick zu. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand solche Fragen stellte. Zusätzlich wunderte es ihn, dass der Junge überhaupt wusste, wofür er sich interessierte, immerhin waren die Meisten Schriften über die Spirits of Elements in einer alten Sprache geschrieben, um genau zu sein in der heiligen Schrift. Wie war dieser bloß dahinter gekommen, dass sie sich um die Spirits of Elements drehten.

„Gewiss glaube ich daran. Diese fünf Geister sind legendär. Jeder kennt ihre wahre Form, doch ab und zu bedienen sie sich auch andere Erscheinungsformen um sich unter die Menschen zu mischen. Lediglich die Tatsache, dass gewöhnliche Menschen sie nicht sehen können unterscheidet sie von anderen Lebewesen. Mit Hilfe dieser Inschriften werde ich diese Geister aufspüren und diese Legende beweisen.“

„Na dann viel Spaß. Ich jedenfalls würde diese Geister nicht als Schutzgeister wollen. Da kann man ja fremde Shikigamis noch besser kontrollieren.“

Kami konnte sich bei diesen Worten nicht zurückhalten und fing an zu kichern. Wenn Hao wüsste, dass sie einer dieser schwer zu kontrollierenden Geister war, würden er seine frechen Worte wahrscheinlich für sich behalten, aber zumindest ihr war es dieses Mal egal. Was besonders an der Tatsache lag, dass der alte Mann jetzt völlig auszurasten schien.

„Soll das heißen du bist den fünf großen Geistern schon einmal begegnet.“

„So groß waren sie nun auch wieder nicht. Und nein ich bin nur dreien oder vieren von ihnen begegnet und die Begegnungen waren nicht gerade angenehm.“

„Und was soll die Bezeichnung dreien oder vieren bedeuten?“

„Das ich mir nicht sicher bin ob ich damals einen der fünfen begegnet bin oder nicht. Lediglich von dreien weiß ich es, weil sie sich vorgestellt haben. Jedenfalls mehr oder weniger.“

„Das ist ungewöhnlich, normalerweise halten sie sich von Schamanen fern. Jedenfalls hört man das in den alten Schriften, es sei denn…ach nicht so wichtig, aber jetzt mal zurück zum formellen, denn ich glaube, dass ich mich langsam mal vorstellen sollte. Mein Name ist Takumi Sasaki, ich…“

„Das ist ein Scherz, oder.“

Bei diesen Worten verfinsterte sich das Gesicht des Mannes ein weiteres Mal. Den geschockten Ausdruck auf Haos Gesicht ignorierte er dabei und ließ seiner Wut vollen lauf.

„Sehe ich etwa so aus, als würde ich Witze machen.“

„Nicht wirklich.“

„Schöner wär’s aber. Sag mal, Hao, was hat sich Noriko dabei gedacht dich zu diesem alten Kauz zu schicken. Nichts gegen sie aber, hallo. Der Typ bringt dich doch früher oder später ins Grab.“

„Augenblick, ihr kennt Noriko Asakura…“

„Ja, sie ist immerhin meine Großmutter!“

Bei diesen Worten wäre Takumi Sasaki fast rückwärts umgekippt.
 

Noriko würde ihn so etwas von umbringen, wenn sie von dem ganzen erfuhr. Er hatte von ihr, kurz nachdem der Junge bei ihm gewesen war, eine Nachricht bekommen. Sie hatte ihn darum gebeten ein Auge auf ihren Enkel zu werfen. Um genau zu sein war ihr wahrer Wortlaut ‚Du würdest mir helfen in dem du ein Auge auf den Jungen wirfst, falls du allerdings deine übliche Show abziehst, mach ich dir die Hölle heiß’. Oh ja Noriko hatte schon immer eine ziemlich vernichtende Art an sich, wenn es um die Mitglieder ihrer Familie ging und er hatte den Jungen jetzt schon das zweite Mal in Gefahr gebracht. Wenn er die nächsten Jahre überstand konnte er von Glück sprechen. Er kannte zwar viele mehr Techniken als Noriko, allerdings war sie die bessere Strategin und darüber hinaus waren die meisten Techniken die er kannte theoretischer Herkunft und zu vielen war er dank seines Altern nicht mehr in der Lage. Das hieß allerdings, dass er auf jeden Fall die schlechteren Karten in einem Kampf hatte.

„Wieso konntest du das nicht früher sagen. Weißt du eigentlich, dass Noriko mir die Hölle heiß machen wird, wenn sie von dem ganzen etwas mitkriegt.“

„Woher sollte ich das wissen? Außerdem habe ich nicht angefangen?“

Für einen Moment starrte Takumi den Jungen vor ihn nur an. Erst jetzt dämmerte es ihm, dass er sich gerade noch mehr Schwierigkeiten eingehandelt hatte. Soviel wie er mitbekommen hatte, war der Junge schon die ganze Zeit nicht gut auf ihn zu sprechen gewesen. Was vor allem an ihm lag, doch nun hatte er sich selbst in die Hand des Jungen befördert. Das konnte er nicht einfach so hinnehmen.

„Entschuldige mich kurz, aber nach dem Stand der Dinge sollte ich deiner Großmutter wohl mitteilen, dass du noch lebst.“

Mit diesen Worten war der alte Mann schon ins Nebenzimmer verschwunden und ließ zwei verwirrte Gäste zurück. Nach einer geschlagenen Minute jedoch fing Kami heftig an zu lachen. Sie wusste was der Alte in seinen Gedanken ausgefochten hatte und fand es einfach nur komisch. Auch Hao schien soviel herausinterpretiert zu haben, konnte sich allerdings noch rechtzeitig zurückhalten.

„Ein Lob an den König der Geister für diesen brillianten Schachtzug.“

„Du sagst es. Vielleicht kann das mit diesem Sasaki-Typen doch noch witzig werden.“

„Für euch weniger als für mich.“

„Verflucht noch mal…“

Bei diesen gedanklichen Worten stieß Kami einen wütenden Fluch aus, woraufhin sie von Hao nur einen verwirrten Blick zugeworfen bekam.

„Ich glaub ich hör draußen die ganze Zeit ein Tor auf und zuknallen, das macht mich ganz kirre. Ich geh es mal zu machen, bin gleich wieder da.“

„Warte…“

Doch bei diesen Worten war Kami schon aus dem Haus gestürmt und hatte einen verwirrten Hao und einen geschockten alten Mann, der gerade aus dem Nebenraum herausgetreten war, zurückgelassen.
 

Als Kami einige Meter vom Haus entfernt war, sah sie sich suchend um. Dieser verdammte Feuerelementargeist musste hier ja irgendwo stecken, immerhin hatte sie ihn doch deutlich gehört. Und dabei hatte sie wirklich geglaubt, dass er es nach ihrem kleinen Streit unterlassen würde sie zu verfolgen. Doch wie man sah, war es eine Fehleinschätzung.

„Gut, wo bist du. Zeig dich oder muss ich dich aus deinem Versteck prügeln.“

„Wie willst du das machen, wenn du nicht mal weißt wo ich bin.“

Bei dieser gedanklichen Nachricht kochte Kami förmlich vor Wut. Sie hasste es wenn der Feuergeist seine Gedanken durch die Gegend hallten ließ. Sie selbst wusste nicht wie er es machte, sie konnte es selbst nur, wenn sie eine Kommentar losließ, der das Umfeld betraf und nicht nur auf die anderen Spirits of Elements gerichtet war. Der Feuergeist jedoch konnte jede Art von Kommentar so umlenken, dass man das Gefühl hatte, dass die Stimme von überall herkommen würde.

„Was willst du schon wieder. Ich dachte ich wäre dich endlich losgeworden.“

„Nö, hab nur ne Auszeit genommen. Ach nur mal nebenbei, die Aktion mit Hayabusa war klasse. Wusste gar nicht, dass der Junge so ein Talent hat. Den Falken über seine eigene Unfähigkeit fluchen zu sehen, war echt einmalig.“

„Heißt übersetzte?“

„Das ich meinen vorigen Kommentar von vor einigen Wochen zum Thema schwacher Schützling zurücknehme. Und zu deiner Frage. Ich lass mich lieber von dir anknurren, als von Big Boss.“

„Wieso bist du eigentlich der einzige, der ihn so nennen darfst und wo steckst du überhaupt. Ich hasse es mit unsichtbaren Geistern zu reden. Also lass dieses dämliche Versteckspiel und zeig dich endlich.“

„Hinter dir?“

Bei diesen Worten wirbelte Kami herum und tatsächlich schwebte der Feuergeist mit verschränkten Armen hinter ihr. Natürlich hatte er es mal wieder unterlassen seine menschliche Form anzunehmen. Eine Eigenschaft, die besonders hier nicht gerade empfehlenswert war.

„Du weißt schon, dass Takumi Sasaki ein verrückter Kauz ist, der alle Spirits of Elements fangen und unter seine Kontrolle bringen will, oder?“

„Soll mir das jetzt Angst machen? Der Typ ist ein Idiot. Der könnte nicht mal eine Fliege fangen.“

„Die fliegt ja auch weg!“

„Ach und wir nicht?“

„Doch aber…darum geht es nicht und das weißt du. Der Typ ist vielleicht ein Idiot, das heißt aber nicht, dass er dämlich ist. Wenn er dich sieht, wird er wahrscheinlich eine Verbindung zwischen uns vermuten. Er weiß, dass wir uns auch anderen Formen bemächtigen können. Dein Aufenthalt hier ist…“

„…zu riskant, erzähl mir mal was neues. Außerdem bezweifle ich, dass dieser so genannte Kauz sich mit Noriko anlegt.“

Kami nickte daraufhin nur. In dem Punkt hatte der Feuergeist natürlich Recht. Noriko würde ausrasten wenn sie erfahren würde, dass Takumi Sasaki ihren geliebten Enkel um dessen Schutzgeist gebracht hatte, nicht das sie das jemals zulassen würde. Es war einfach eine Tatsache, die nach dem Verhalten des alten Kauz klar geworden war. Doch in ihrem Kopf hämmerte eine andere Frage. Eine die sie seit des ersten Komment des Feuergeistes von eben im Kopf hatte.

„Darf ich mal was fragen? Wusstest du die gesamte Zeit, dass dieser Typ Takumi Sasaki war?“

„Schlaf ich auf einem Baum?“

Die Gegenfrage hatte gesessen. Was fiel diesem Feuergeist eigentlich ein. Sie brauchte nicht mal darüber nachdenken, was der Spruch zu bedeuten hatte. Sie kannte die Bedeutung, besonders da sie dem Feuergeist vor einigen Jahren denselben Spruch an den Kopf geworfen hatte. Denselben Spruch mit derselben verdammten Bedeutung und es ärgerte sie sehr, dass sie kein einziges Wort mehr an diesen versenden konnte. Selbst die üblichen Beleidigungen konnte sie nicht mehr herausbringen.
 

Aus diesem Grund konnte sie nichts anderes tun, als ihm einen vernichtenden Blick zu werfen, den dieser jedoch nicht wahrzunehmen schien oder er wollte die Bedeutung des Blickes einfach nicht verstehen, da er nur munter weiter redete.

„Hey geht’s dir gut, du bist auf einmal so still. Sag nicht ich hab dich gekränkt.“

Sie konnte nicht glauben was sie hörte. Dieser kleine rote Wichtigtuer versuchte wirklich sie zu veralbern. Wieso sonst sollte er so tun, als würde er sich wirklich sorgen machen. Das war doch alles nur ein falsches Spiel bei dem sie sich zum Affen machen sollte. Doch das konnte er vergessen.

„Spar dir diese Nummer. Ich weiß genau…“

Weiter kam Kami nicht, da sie von einem lauten schrillen Geräusch unterbrochen wurde. Reflexartig hielt sie sich ihre Ohren zu, doch das half nicht viel, da dieses Geräusch scheinbar in ihrem Kopf seinen Ursprung fand und nicht von äußeren Einflüssen gestoppt werden konnte. Zu ihrer Genugtuung schien es dem Feuergeist nicht besser zu gehen, da er genauso reagiert hatte wie sie.

„Ist ja gut, wir haben es verstanden, also schalt diesen Pfeifton wieder aus sonst streike ich!“

Nach diesen Worten schlug plötzlich ein Blitz vor ihnen ein, kurz darauf konnte man nur ein lautes Donnern hören. Sofort daraufhin zogen Wolken auf und entließen schon bald daraufhin ihren gesamten Inhalt über die beiden Geister. Alles was jetzt noch zu hören war, war das laute fluchen des Feuergeists. Allerdings musste Kami ihm zugute halten, dass dieser dies erstens in seinen Gedanken tat und zweitens in einer Sprache, in der sich das ganze noch einigermaßen gut anhörte. Jedenfalls dann, wenn man nicht wusste, was das Ganze für eine Bedeutung hatte.

„Krieg dich wieder ein, immerhin hast du es provoziert.“

Der Feuergeist erwiderte daraufhin nichts sondern sah nur etwas ausdruckslos zu den schwarzen Wolken, die ihren Inhalt immer noch auf ihn und seine Artgenossin ausschüttete. Er hasste Regen. Um genau zu sein hasste er alles, was mit Wasser zu tun hatte. Immerhin war dies das einzige Element, das ihm schwächen konnte. Um genau zu sein blockierte es seine Kräfte. Es war nicht wirklich gefährlich, immerhin war er einer der Spirits of Element. Problematisch wurde es nur, wenn er sich ernsthaft mit einem anderen Geist auseinandersetzten musste. Die meisten Geister waren tot und konnten nicht noch einmal sterben, doch sie konnten immer noch vernichtet werden. Verbannt von der Welt für alle Zeit. Er und die anderen Spirits of Elements hatte jedoch nie ein Leben gehabt, weshalb man sagen konnte, dass sie unsterblich wären. Das stimmt, doch sie waren nicht vor der endgültigen Vernichtung geschützt und genau das war das große Disaster an der ganzen Sache.

„Wie auch immer. Ich hab ne Verabredung mit ner Flamme. Nerv dich später weiter.“

Mit diesen Worten war der Feuergeist auch schon verschwunden. Für einen Moment blieb Kami an Ort und Stelle zurück, unfähig zu realisieren, was dieser gerade gesagt hatte. Doch dann gab sie einen verächtlichen Laut von sich und kehrte zum Haus des alten Mannes zurück. Sie musste ja schließlich aufpassen, dass dieser Hao nichts antat, oder dass der Junge noch irgendeinen Unsinn anstellte.
 

Wirklich sorgen brauchte sie sich jedoch nicht zu machen. Der Typ ging dem Jungen seit er erfahren hatte, wer dieser war aus dem Weg. Jedenfalls so weit, wie es ihm in dem kleinen Haus gestattet war. Allerdings wusste sie, dass das nicht ewig so weiter gehen würde.

„Na die knallende Tür gefunden.“

„Die was?“

Für einen Moment war Kami verwirrt, doch dann viel ihr plötzlich ein, was sie ihm gesagt hatte, bevor sie das Haus verlassen hatte. Das musste ja irgendwann passieren. Lediglich der Zeitpunkt an dem es passiert war mehr als ungünstig. Besonders wenn man bedenkt, wer das gesagte noch mitbekommen hatte. Auch ihre Ausrede schien dieses Mal nicht überzeugend.

„Ach die. Klar hab ich die gefunden, was glaubst du warum es auf einmal so ruhig ist?“

„Schöne Ausrede und wann erfahre ich den wahren Grund für deine Flucht?“

„Äh also…darf ich nicht auch ein geheimes Privatleben haben?“

„Ah, also gibt es unter Geistern auch so etwas wie magische Anziehungskräften. Interessant, sehr interessant.“

Mit diesen Worten hatte sich nun Takumi Sasaki eingemischt. Man konnte ihm ansehen, dass er buchstäblich Blut geleckt hatte. Wenn ihn etwas genauso interessierte wie die Spirits of Element, dann war es das Verhalten von Geister. Es klang merkwürdig, besonders wenn man sich in Erinnerung rief, dass Geister nichts anderes waren als die Seelen verstorbener Menschen und Schamanen. Was ihn jedoch interessiert war die Frage, ob die Geister mehr als nur ihren Körper verlieren. Der Kommentar der jungen Frau unterstützte seine Vermutung, dass die Geister nichts einbüßten. Weder die Erinnerungen, noch irgendwelche Gefühle oder gar ein Teil ihrer Identität zu verlieren. Doch trotz dieser Theorie konnte er den Gedanken, dass etwas mit dem Geister der jungen Frau nicht stimmte, nicht zurückdrängen. Was das jedoch war, konnte er nicht erahnen. Noch nicht, doch er war sich sicher, dass er es früher oder später herausfinden würde.

„Labern sie nicht so einen Unsinn. Und selbst wenn, dann geht sie das überhaupt nichts an.“

„Wie auch immer. Ihr beide solltet schlafen gehen. Morgen früh geht euer neustes Training los und wenn ihr nicht gleich am ersten Tag zusammenbrechen wollt, solltet ihr euch lieber gut ausruhen und euch auf das schlimmste gefasst machen.“

Mit diesen Worten verließ der alte Mann das Zimmer. Er hatte schon etwas für Hao geplant. Auch wenn der Junge der Enkel von Noriko war, so würde er ihn mit Sicherheit nicht von den harten Trainingsmethoden verschonen. Wenn dem so wäre, dann hätte Noriko ihn nicht zu ihm geschickt. Immerhin gehörten ihre Methode auch zu der Kategorie trainiere oder spüre die Konsequenzen.

„Meint er das jetzt ernst?“

„Keine Ahnung. Aber vielleicht sollten wir in dem Fall wirklich mal auf ihn hören. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Typ wieder etwas mieses plant.“

„Ganz ehrlich, das würde ich ihm sogar zutrauen?“

Nach diesen Worten nickte Kami nur kurz. Also hatte Hao auch ein komisches Gefühl bekommen. Das hieß, dass der alte Kauz auf jeden Fall etwas geplant hatte. Fürs erste jedoch sollten sie den Rat des Kauzes wirklich annehmen bevor sie es am morgigen Tag noch bereuten.
 

- Am nächsten Morgen -
 

Der nächste Morgen verlief nicht gerade angenehm. Takumi Sasaki hatte sich einen Spaß daraus gemacht Hao und somit auch Kami um 3:00 Uhr morgens aufzuwecken und sie in die kalten Nacht zu jagen. Anschließend verkündete er ihnen das Trainingsprogramm. Es war ein Programm, mit dem sich Hao nicht wirklich anfreunden konnte, was man auch deutlich an dessen Verhalten bemerkte.

„Und wie lange soll ich das machen.“

„So lange bis du deine Aufgabe erledigt hast, wobei das eher unwahrscheinlich ist. Deshalb musst du nur solange mit der Aufgabe verbringen, bis du deine Grenze erreicht hast.“

„Wie bitte?“

„Na deine Grenze. Man kann nur stärker werden, wenn man über seine Grenzen hinausgeht und auch dann weitermacht, wenn andere vor Schmerzen schon die Mistgabel ins Heu werfen. Und deine Grenze erreichst du… na ja, die erreichst du wenn du sie erreichst.“

„Sehr präzise Auskunft.“

„Hör auf zu quatschen und mach dich an die Arbeit.“

„Sie meinen ans Training, oder?“

„Ja natürlich…hör auf mich so anzusehen, als würde ich wie eine spanische Kuh reden.“

„Kühe können nicht reden.“

„Jeder hat seine eigene Sprache, nur weil man sie nicht versteht, heißt das nicht, dass keine Existiert.“

„Tja, dann werden sie mich nicht für verrückt halten, wenn ich ihnen jetzt sage, dass Mutternatur sie für eine durchgeknallte Labertasche hält.“

Bei Haos Worten konnte Kami nicht anders als leise zu kichern. Es war doch schon irgendwie Ironisch, dass Hao genau ihre Gedanken mit diesem Satz aussprach. Und paradoxer weise hatte er mit seinem Satz auch irgendwie Recht. Sie war zwar nicht Mutternatur, doch manchmal setzte man sie mit dieser gleich, weshalb der Spruch trotz allem richtig war.

„Wie bitte?“

„Hey, nur weil sie es nicht gehört haben, heißt das nicht, dass meine Behauptung nicht stimmt.“

„Ich …Womit habe ich das bloß verdient.“

„Lassen sie mich überlegen. Ach ja. Sie haben es verdient, da sie erstens mit meiner Großmutter befreundet sind und ihr keinen Wunsch abschlagen können, ohne dass sie ihnen die Hölle heiß macht. Zweitens ist das die gerechte Strafe dafür, dass sie ahnungslose Kinder und Teenager in ihren sicheren Tod schicken und drittens…drittens fällt mir gerade nicht ein, aber bis Ende des Tages hab ich einen dritten Punkt gefunden, keine Sorge.“

„Das war eine so genannte rhetorische Frage und das heißt…“

„Ich weiß was eine so genannte rhetorische Frage ist, ich bin kein kleines Kind mehr!“

Gerade wollte der alte Mann etwas erwidern, doch dann wurde ihm urplötzlich bewusst, dass das nichts bringen würde. Der Junge war aus irgendwelchen Gründen viel zu schlagkräftig. Weiter mit diesem zu diskutieren würde ihn nichts außer Kopfschmerzen bringen und darauf konnte er verzichten.

„Dann wirst du als nicht Kind, Teenager, fast Erwachsener oder wie immer du dich auch bezeichnen würdest, auch einsehen, dass es an der Zeit ist deine Aufgaben zu bewältigen, sonst sitzt du hier morgen früh noch. Und hab ich erwähnt, dass es vor Beendigung deiner Pflichten kein Essen gibt.“

„Typisch, wieso müssen alle anfangen zu drohen, wenn ihnen nichts mehr einfällt. Unglaublich.“

Nach diesen Worten begann Hao seinen neuen Aufgaben nachzugehen. Takumi währenddessen sah immer noch etwas ratlos zu dem Jungen. Eines konnte er mit Gewissheit sagen, der Junge würde eines Tages ein großartiges Familienoberhaut abgeben. Nicht weil er frech war oder weil er ihm nicht den von ihm gewohnten Respekt übermittelte. Nein, viel mehr deshalb, weil er ein ziemliches Talent besaß die richtigen Worte zu finden und darüber hinaus auch scheinbar zu wissen schien, wann es an der Zeit war aufzugeben.
 

Die Aufgabe, die er Hao zugeteilt hatte war sichtlich aussichtslos, sogar für ihn, aber es förderte die Ausdauer und ohne Ausdauer konnte er sich das ganze Training des Jungen sparen, da er es nie im Leben bis zum Ende durchstehen würde. Sie bestand im Grunde daraus einen Baumstamm mit einem Durchmesser von 1 Meter zu teilen. Keine leichte Aufgabe, besonders wenn man nur ein stumpfes Messer zur Verfügung hatte. Wobei, dass konnte man mit Hilfe etwas Furyoko ändern. Das fatale an dieser Aufgabe war nur, dass er den Stamm vorher mit einem Zauber belegt hatte, wodurch dieser sich stetig regeneriert. Dem zur Folge würde es ihm schon zu denken geben, wenn dieser bis zum Abend hin einen minimalen Erfolg hatte.

„Perfekt, der Junge ist beschäftigt und ich kann mir in Ruhe überlegen, was ich mit ihm mache. Mal überlegen, loswerden kann ich ihn so schnell nicht. Noriko würde mich umbringen, wenn ich das tue. Darüber hinaus habe ich ein Versprechen gegeben und dass muss ich zumindest einlösen...mhm…“

Die Entscheidung fiel ihm sichtlich schwer. Der Junge hatte was drauf und sein Schutzgeist wies eine beeindruckende Stärke auf. Die beiden waren ein perfektes Team. Sie verstanden sich ohne viel Worte zu verwenden, was selbst bei sehr guten Schamanen nicht zwangsläufig der Fall war. Sammelte dieser jetzt auch noch die Erfahrung, die einen Guten Schamanen auszeichnete, so konnte er durchaus einer der begabtesten und stärksten Schamanen der Welt werden, wenn nicht sogar der Stärkste. In gewisser Weise hatte diese Überlegung etwas an sich.

„Vielleicht…ja vielleicht sollte ich mehr als mein Versprechen einlösen. Wer weiß, vielleicht gelte ich dann als derjenige, der den mächtigsten Schamanen der Welt trainiert hat…“

„Selbstgespräche führt man in Gedanken, alter Mann. Sonst gilt man als verrückt.“

„Wer bist du?“

„Ein Wanderer auf der Suche nach dem heiligem Land.“

„Und du nennst mich verrückt. Das Heilige Land ist denen vorbehalten, die ihre Laster ablegen und den Blick in ihre Seele preisgeben und selbst dann führen ein nur die heiligen Geister dorthin.“

„Ich hörte es solle noch einen anderen Weg geben.“

„Gewiss gibt es den, doch dieser wird nur einem Schamanen alle 500 Jahre eröffnet. Ich war einst selbst auf der Suche, doch dann bin ich hier gestrandet. Das gesamte Land hab ich durchstreift, doch die Antwort findet keiner, denn sie findet einen.“

„Vielen Dank für die Hilfe, weiser Mann. Doch möchte auch ich ihnen helfen. Einen Schamanen zu trainieren, der größere Taten vollbringen wird als jeder andere, ist eine Herausforderung, der nur wenige gerecht werden. Der Weg zum Ziel ist mit Hindernissen gepflastert und zwar für beide Parteien. Gehst du ihn ein, wirst auch du für dessen Taten zur Verantwortung gezogen, allerdings ist dir der Einzug in die Geschichte sicher. Doch trotz der Strapazen ist es die Entscheidung die zählt. Ich habe von euren zahlreichen Abenteuern gehört Takumi Sasaki und bin überzeugt, dass sie jeden zu einem Meister seines Faches machen können, sogar jene, die sich mit Gewalt dagegen wehren. Die Antwort liegt immer näher als man denkt, ob man sie erkennt, ist jedoch eine andere Sache. Dieses Mal jedoch ist sie selbst für die dümmsten Sichtbar und wer sie ignoriert, dem ist in diesem Leben nicht mehr zu helfen“

Takumi nickte bei diesen Worten nur. Er war zum ersten Mal in seinem Leben sprachlos. Noch nie hatte jemand so mit ihm gesprochen. Der rothaarige Junge schien aus seiner Sicht zu viel zu wissen. Er schien die Situation um ihn herum zu kennen, doch wie was das möglich. Hatte dieser ihn beobachtet oder lag sein Blick auf dem Jungen, den er bei sich aufgenommen hatte. War er nur zufällig in dessen Blickfeld geraten und wenn ja, wer war dann dieser rothaarige Junge, der seiner Einschätzung nach nicht älter als 20 Jahre war.
 

Es war ihm ein einziges Rätsel. Doch er würde dieses nicht einfach so stehen lassen. Er war Takumi Sasaki, Entschlüssler der tiefsten Geheimnisse dieser Welt und er würde ein ungelöstes Rätsel nicht einfach an ihm vorbei ziehen lassen.

„Ich frage dich noch mal! Wer bist du?“

„Wie gesagt, ich bin ein Wanderer auf der Suche nach dem Heiligen Land. Auf meinen Wegen über Berg und Tal komme ich mit Rat und Tat. Mein Name spielgelt wieder was jeder am meisten begehrt, fernab von Gold und anderen unwichtigen und doch zum Teil lebensnotwendige Reichtümern wie Wasser und Reis. Du kennst die Antwort auf die Frage und doch wirst du sie nie beantworten können. Lebe wohl Wanderer aus fernen Tagen, möge deine neue Aufgabe dir Glück bescheren.“

„Mir Glück bescheren…warte was hat das…“

Weiter kam Takumi nicht, da der Fremde schon in der Menge verschwunden war. Eines stand danach fest, wer ihn für merkwürdig hielt, hatte diesen Fremden noch nie zuvor gesehen. Doch das war sein geringstes Problem. Viel mehr irritierten ihn die Worte des Fremden. Er wusste jetzt zwar was er zu tun hatte, doch dafür plagte ihn nun die eben geschehenden Ereignisse. Hätte ihm ein Mann seines Alters diesen Rat gegeben, er hätte sich keine Gedanken gemacht, doch dieser Fremde…von diesem hätte er solche tiefreichenden Weissagungen nicht erwartet, nicht mal annähernd. Andererseits, der Geist des Jungen schien auch in dieser Altersgruppe zu sein und eine Menge wissen zu verwahren. Und Hao selbst, dieser schien nach und nach Alles von dieser Kami zu lernen und sich deren Verhaltensweise anzueignen.

„Beim König der Geister noch mal, dieser Junge ist in seinen jungen Jahren schon den meisten der mächtigen Spirits of Elements begegnet, während ich noch nicht mal einen einzigen von diesen Geistern zu Gesicht bekommen habe. Es ist doch immer das gleich, die Suchenden kommen nie zum Erfolg... Nichts desto trotz, Hao muss etwas an sich haben, ansonsten würden diese Geister ihm nicht über den Weg laufen. Die Frage ist nur, was diese damit bezwecken sollten.“

Eines wusste Takumi jedenfalls, weiter über das ganze nachzudenken brachte nicht. Er würde sich jetzt erst mal einen heißen Tee machen und in ein paar Stunden noch mal nach dem Jungen sehen. Wer weiß, vielleicht legte er sich vorher noch etwas aufs Ohr, man konnte ja nie wissen wozu das gut sein konnte, immerhin war es sogar für seine Verhältnisse früh. Früher war diese Zeit kein Problem gewesen, da war er bis abends um elf gewandert, hatte vier Stunden geschlafen und war dann wieder aufgebrochen. Damals hatte er sogar befestigte Wege gemieden, damit man ihn nicht schon von weitem sehen konnte. Nun allerdings war er zu alt um solch eine Reise noch einmal anzutreten, also blieb ihm nur noch die alten Schriften zu studieren und sich auf todesmutige Reisende zu verlassen, die sich auf die Suche nach ein paar weiteren Informationen oder Zutaten machten. Es war zum Verrückt werden, da besonders diese Todesmutigen es vorzogen sich aus Gier nach mehr umbringen zu lassen anstatt einfach das zu holen, was man ihnen aufgetragen hatte.
 

- Bei dem rothaarigen Jungen in einer Seitengasse -
 

Der Junge war in der Menschenmasse verschwunden, dennoch behielt er den alten Mann mit dem er eben gesprochen hatte im Auge.

„Schon traurig, wenn man die Spirits of Elements nicht erkennt, obwohl sie genau vor einem stehen…Besser so, jedenfalls ist gewährleistet, dass dieser Kauz nicht zufällig auf ihre wahre Identität kommt…dennoch die Informationen die er besitzt, sind beunruhigend und können uns in ersthafte Schwierigkeiten bringen, jedenfalls dann wenn der richtige sie erhält.“

//„Nicht weniger als deine gewagte Aktion.“\\

Völlig unerwartet erschien eine zweite Person. Ein alter Mann, der scheinbar aus dem Nichts gekommen war, doch davon ließ sich der rothaarige nicht beeindrucken. Er kannte diese Erscheinungsform zu genüge und war in punkto unangekündigte Auftritte bestimmter Personen nicht zu erschrecken.

„Auch mal wieder in der Welt der Sterblichen?“

Der angesprochene sagte nichts dazu, doch dafür sprach sein Blick Bände. Der Spruch gefiel ihm überhaupt nicht, weshalb der rothaarige schnell einlenkte.

„Schon gut, aber zurück zum Thema, ich musste doch irgendwie sicher stellen, dass Okami nicht auffliegt. Es hätte ja sein können, dass dieser Griesgram von einem alten Kauz schon längst Verdacht geschöpft hat. Ich meine, die Geschichte mit der knallenden Tür hat ihr doch keiner abgekauft. Außerdem kann ich die Gedanken von anderen besser lesen, wenn ich diesen Gegenüber stehe…wusstest du eigentlich, dass dieser Takumi durchaus auf beiden Seite einen Platz finden würde?“

//„Wäre dies der Fall würde Hao nicht hier sein, dafür würde Okami schon sorgen.“\\

„Oh ja sicher…die gute Okami hat alles im Griff, sie kümmert sich um alles und jeden und ist generell in jeder Hinsicht einfach nur perfekt…da fragt man sich doch, wieso bin ich hier…damit ich ihr das Leben schwer machen soll damit ihre brillante Perfektion den Bach runter geht und ich wieder als der böse der fünf Spirits of Elements dastehe?“

//„Du kennst deinen Auftrag und noch einmal werde ich ihn dir nicht erklären.“\\

„Schon aber die Situation verbessern tut er nicht! Ist ja auch egal, ich sehe mir jetzt erst mal die verzweifelten Versuche des Jungen an den Baum zu filetieren. Bis demnächst, oder auch nicht.“

Mit diesen Worten war der rothaarige ins Nichts verschwunden. Hätte man die beiden Personen beobachtet und nur kurz geblinzelt, so hätte man in diesem kurzen Zeitraum ein vorher nachher Bild bekommen. Vor dem Blinzeln, hätte man zwei Personen gesehen, danach nur noch eine, die einsam und verlassen an derselben Stelle stand. Die andere war ohne eine Spur zu hinterlassen verschwunden, fast so als hätte sie sich von jetzt auf gleich in Luft aufgelöst. Und nur eine Millisekunde später war auch der alte Mann verschwunden. Ein Phänomen, dass jedoch niemand bemerkte.
 

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Die Macht des Geistes

Kapitel 25: Die Macht des Geistes
 

Nachdenklich betrachtete Hao den Baumstamm der vor ihm lag. Am liebsten hätte er vor lauter Wut dagegen getreten, doch das hätte ihm wohl mehr geschadet als diesem Stamm der es nicht unterlassen konnte sich immer wieder selbst zu regenerieren.

„Liegt das an mir oder ist hier irgendetwas faul.“

„Dieser Sasaki-Typ hat diesen Baumstamm mit Sicherheit verzaubert. Es könnte natürlich auch sein dass dich ein paar Naturgeister ärgern wollen, aber ich glaube, dass die bis jetzt so übermütig geworden wären und sich selbst enttarnt hätten.“

„Stimmt, oder jemand anderes hat den Baumstamm verzaubert und Takumi missbraucht mich jetzt dazu das unmöglich zu vollbringen.“

„Das könnte natürlich auch sein. Jetzt aber ernsthaft, Katsumi hat dir doch ein paar Aufhebungszauber beigebracht oder. Schon mal einen von denen probiert?“

„Nahezu alle. Entweder ich mache etwas falsch oder es bedarf in diesem Fall einen Extrazauber.“

Kami seufzte bei diesen Worten nur und setzte sich auf den sanftem Rasen und ließ sich von dort zurückfallen. Dieser Kauz hatte die Sache ihrer Meinung nach komplett durchgeplant. Sie hatte sich am Anfang wirklich gefragt ob dieser Mann Hao für komplett unfähig hielt, als er diesem dass stumpfe Messer in die Hand gedrückt hatte. Als ob dieser erwartet hatte, dass Hao einen Versuch ohne Geistkontrolle starten würde. Allerdings war hier leider auch mit Geistkontrolle nicht viel zu machen.

„Weißt du, Kami. In dieser Situation wäre ein Feuergeist wirklich praktisch.“

„Ein Feuergeist? Was hast du vor, willst du den Baumstamm abfackeln?“

„Das nicht, aber wenn der Zauber den Baumstamm vor unnatürlichen Schaden schützt, dann müsste doch ein Element, welches natürlicherweise diesen schädigt in der Lage sein diesen Zauber aufzulösen, oder nicht.“

„Wie jetzt?“

Kami konnte ihrem Schützling im Moment echt nicht folgen. Und diese Tatsache konnte sie nicht für sich behalten. Wenn Hao schon eine Idee hatte, dann sollte er sie wenigstens so erklären, dass sie damit etwas anfangen konnte.

„Ich meine, dass es sich hierbei um einen Elementarschutzzaubern handelt, der verhindert, dass ein bestimmtes Element einem bestimmten Gegenstand, also in dem Fall den Baumstamm schaden kann. Sprich man kann ihn nicht zerschneiden aber verbrennen.“

„Hört sich gar nicht mal so abwegig ab.“

„Vielleicht ist es nicht abwegig, aber wenn dass wirklich der Fall ist, dann ist es unmöglich etwas daran zu ändern.“

Nach diesen Worten konnte Kami ein leichtes Lachen nicht unterdrücken. Hao hatte Sprichwörtlich ins Schwarze getroffen. Sie konnten diese Aufgabe nicht lösen. Es mochte zwar sein, dass Hao talentiert war doch in diesem Fall fehlte ihm einfach das nötige Wissen. Gut, sie hätte ihn sagen können, was er machen musste, doch zu irgendetwas musste dieser Takumi ja auch noch gut sein. Sie konnte ja immer noch eingreifen wenn es brenzlich wurde.
 

Entspannt schloss sie die Augen und genoss den leichten Wind, der in diesem Waldstück herrschte, doch dann wurde sie aus ihrer entspannten Welt herausgerissen, als Hao plötzlich wieder aufstand.

„Was hast du denn jetzt vor?“

„Mir ist gerade etwas eingefallen. Bevor ich das Asakuraanwesen verlassen habe, hat mir Katsumi noch etwas von Elementarzaubern erzählt. Er meinte, dass es durchaus Zauber gibt, mit denen man die Elemente oder besser gesagt einen geringen Teil davon kontrollieren kann. Nach seiner Aussage habe ich sogar schon einmal einen solchen verwendet und zwar damals als Meisterin Noriko mich gegen Meister Shin hat kämpfen lassen…“

„Oh, einen Moment mal, halt. DU wirst nicht auf gut Glück so einen Zauber anwenden und schon gar nicht ohne Anleitung. Nachher fackelst du noch den Wald ab und uns gleich mit. Haben wir uns in dem Punkt verstanden, Freundchen.“

„Ist ja gut war nur eine Idee.“

„Eine Idee? Puh, dass ich nicht lache. Wir wollen mal eines klarstellen. Ich hasse Feuer und ich wäre dir sehr dankbar, wenn du es so weit wie möglichst von mir fern hältst, bevor ich mich verbrenne.“

„Du bist ein Geist.“

„Na und?“

Noch bevor Hao zu einer Antwort ansetzen konnte, bekamen sie schon Gesellschaft von einer Person, auf die beide insgeheim eine ziemliche Wut hatten.

„Na habt ihr Spaß…wieso ist der Baumstamm eigentlich noch nicht zerteilt, so schwer dürfte dass doch nicht sein.“

„Wäre es auch nicht, wenn nicht irgendjemand auf die Idee gekommen wäre einen Elementarschutzzaubern auf diesen zu legen.“

„OK, ihr beiden habt mich durchschaut. Und was lernt ihr daraus.“

„Keine Ahnung was man daraus lernen sollte. Das einzige was ich gelernt habe ist, dass sie ein Betrüger sind, dem man nicht vertrauen kann.“

„Eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass man das Streben nach Wissen nicht verurteilen sollte, da es immer eine Technik gibt, die man zwar durchschaut, aber nicht zerlegen kann.“

„So kann man es natürlich auch sehen.“

„Ich seh schon, du bist ein schwieriger Fall…Egal. Welche Schwierigkeitsstufe verwendest du bei der Durchführung von Zauberformeln?“

„Ich verwende sowohl die erste und die zweite. Je nachdem welche dafür benötigt wird.“

„Ja aber welche bevorzugst du?“

Hao zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Was wusste er denn welche der beiden ihm leichter viel, immerhin waren die Formeln die er gelernt hat von einfacher Form. Genau diese Reaktion war es auch, die Takumi fast zum Wahnsinn brachte. Er hatte schon tausende Schamane getroffen, doch nie zuvor einen, der nicht schon nach den ersten Vergleichstunden gesagt hatte, dass er weder die eine Stufe noch die andere Stufe vorzieht.

„Gut wie viele Formeln könntest du jetzt spontan aufsagen.“

„6 Aufhebungszauber, 5 Schildzauber, 2Kontrollzauber und 3 Beschwörungszauber. Und noch einige andere, welche ich grad nicht in eine bestimmte Kategorie einordnen kann.“

„Beeindruckend. Aber mir stehen unendliche viele Zauberformeln zur Verfügung.“

„Puh, als wenn. Niemand kann unendlich viele Formeln im Kopf haben, weil die Anzahl der Formeln auch einmal erschöpft ist.“

„Genau dass ist der Punkt. Wenn ich mich an einen Zauber nicht erinnern kann, dann erschaffe ich mir einen neuen.“

Mit einer Gestik forderte er Hao auf sich zu setzen. Nun wusste er, was er dem Jungen beibringen würde. Er war ja gespannt, wie lange dieser dafür brauchen würde bis er es verstand.
 

- In einer alten Tempelanlage -
 

Chiyo kniete sich vor den großen Altar und zündete mit einem Zauber die vor ihr stehenden Kerzen an. Sie hatte sich um ehrlich zu sein nie die Mühe gemacht die Anzahl der Kerzen zu zählen. Sie wusste nur eines, jede Kerze stand für eine berühmte Toshiro-Seele. Jedes Mal, wenn ein Kind mit einzigartiger Zukunft geboren wurde und nach ihrer Ausbildung im den Kreis der Wächter aufgenommen wurde, erstellte man eine Kerze. Diese Kerzen wurden dann nach dem Tod dieser Wächter als Denkmal in diesen Raum gestellt. Ein Kind mit so einer Zukunft gab spätestens alle 500 Jahre. Es war eine Wächterin, die mehr oder weniger aktiv in das Geschehen des Schamanenkampfes eingreifen durfte, jedoch war es dieser versagt diesen zu gewinnen. Allein mit diesem Wissen konnte man sich denken, dass dieser Raum mit hunderten Kerzen bestückt war. Diese alle einzeln anzuzünden würde einiges an Zeit verschwenden. Zeit die sie nicht verschwenden konnte. Sie hatte es sowieso schon lange genug versäumt ihren Bericht über die Vorgänge in dem Tempel abzugeben.

//„Reichlich spät, findest du nicht. Ich persönlich hätte es begrüßt, zeitgerecht über die Verwendung dieses Zaubers zu reden.“\\

„Ich konnte Samira nicht ewig in ihrem Zimmer einsperren und erst recht nicht rund um die Uhr im Auge behalten. Es war der einzige Weg ihre Gedanken von der Außenwelt abzubringen.“

//„Manche Probleme lassen sich nicht wegschließen, dass stimmt. Doch wie kommst du dann auf die Idee, dass es eine Lösung wäre ihre Erinnerungen zu löschen…Samira hat den Tempel aus eigenem Antrieb verlassen und dass nicht in erster Linie wegen Hao, sondern aus einem Gefühl heraus.“\\

„Es mag so angefangen haben, dass kann ich nicht beurteilen, aber ich weiß was sie jetzt voran treibt. Sie hat den Tempel schon das dritte Mal verlassen. Ein viertes wird vielleicht das letzte sein.“

Nach diesen Worten herrschte Schweigen. Für einen Moment dachte Chiyo, dass sich der König der Geister von ihr abgewandt hatte, doch dann hörte sie dessen Stimme erneut. Die Worte jedoch ließen sie sprachlos zurück.

//„Das mag sein und es mag auch sein, dass du all dies getan hat um Samira zu beschützen, dennoch kann ich die unrechtmäßige Verwendung eines solch mächtigen Zaubers nicht ungestraft lassen. Du wirst dich deines Amtes erneut beweisen müssen. Du wirst dich eine Prüfung in den untersten Gefilden dieser Tempelanlage stellen müssen. Doch ich sage gleich, dass dich dort kein Zauber noch eine Geistkontrolle beschützen kann. Dein Schutzgeist wird dir den Weg zeigen, doch ob du diese Prüfung überlebst hängt von deinem Glauben ab. Und nur davon.“\\

Wäre ihre Haut nicht von Natur aus blass, so würde sie es jetzt sein. Sie wusste, dass sie dem Tod im Moment näher stand als irgendjemand sonst und dennoch mehr als gesund war. Für sie gab es nur den Weg diesen Weg zu beschreiten und sie würde es tun. Nicht um sich ihre Position im Tempel zu sichern, sondern weil sie der Meinung war, dass die Entscheidungen des Geisterkönigs gerecht waren. Sie hatte gegen die Regeln verstoßen und dafür musste sie bestraft werden.
 

Noch bevor sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, erloschen die Kerzen und ließen sie in kompletter Dunkelheit zurück. Mehr musste nicht mehr gesagt werden, denn die Entscheidung des Geisterkönigs war unumgehbar. Es war nun ihre Pflicht eine Aufgabe zu bewältigen, vor der jeder andere mit klarem Verstand zurückschrecken würde. Doch sie hatte ihr Schicksal, so wie jeder Schamane und Mensch auf dieser Welt, ihr entgegenzuwirken brachte nichts, denn am Ende würde man es erfüllen ob man wollte oder nicht. Wenn ihr Schicksal ihren Tod beabsichtigte, dann würde sie sterben. Niemand konnte gegen sein eigenes Schicksal ankämpfen oder es ändern. Das einzige was bleibt ist zu versuchen seine auferlegten Aufgaben zu erfüllen und zu hoffen, dass das Schicksal ihnen gnädig ist.

//Ich habe alles versucht was in meiner Macht stand. Auch wenn es mir verboten war diesen Zauber einzusetzen so werde ich es nicht bereuen, sofern es Samira davon abhält den Tempel noch einmal zu verlassen.\\

Mit diesen Gedanken öffnete Chiyo eine schwere Tür. Hinter dieser erstreckte sich eine scheinbar endlose Treppe in die Tiefe. Eine Treppe, welche in die Gefilde des Tempels führen. Noch einmal atmete sie tief durch bevor sie die steinernen Treppenstufen hinunter folgte. Was sie am Ende dieser Stufen erwarten würde, wusste sie nicht. Nur eines uns zwar, dass die Gefahren dort unten noch größer waren als jene, welche außerhalb des Tempels auf sie und die restlichen Toshiro-Wächterinnen wartete. Jedoch verspürte sie keinerlei Angst. An sich ein törichtes Verhalten, dass wusste sie. Jeder würde den Weg solange wie möglich heraus zögern, die Stufen so langsam herunter schreiten, als müsste man jederzeit damit rechnen, dass diese unter ihrem Gewicht zusammen brachten. Sie hingegen bewältigte diese vielen Stufen ohne Zögern und ohne Hast. Sie und alle anderen Toshiros haben ihr Leben dem König der Geister anvertraut und nur wenn sie in Missgunst gefallen waren oder den Glauben an dessen Macht verloren hatten, drohte ihnen Gefahr. Daran glaubte sie und vielleicht würde dieser Glaube ihr das Leben retten.

„Möge die Macht des Geisterkönig mich auf diesem Wege beschützen.“

Noch ehe sie diese Worte zu Ende gesprochen hatte spürte sie die Erde unter sich beben. Es hatte also begonnen. In dem Moment in dem sie Fuß auf den Boden des Unterirdischen Raumes setzte begann ihre Glaubensprüfung. Nun würde sich herausstellen, wie groß ihr glaube wirklich war.
 

- Bei Samira -
 

Samira lag auf ihrem Bett und versuchte angestrengt nachzudenken. Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie hatte in letzter Zeit so merkwürdige Träume und immer ging es um eine einzige Person. Eine Person, die ihr so vertraut und dennoch so fremd zugleich war. Es war schon fast unheimlich wie sehr sie sich sehnte ihn zu treffen obwohl sie ihn doch überhaupt nicht kannte.

„Wer bist du und wieso erscheinst du immer wieder in meinen Träumen.“

Bei diesen Worten zwirbelte sie eine ihre langen Haarstränen um ihren Finger und sah fragend zur Decke, als würde sie von dort eine Antwort erwarten.

„Wer ist wer?“

Bei dieser Frage setzte sich Samira auf und sah zu der jungen Frau, die gerade in ihr Zimmer hineingetreten war. Ihre Schwarzen Haare waren zu einen Zopf zusammen gebunden, wobei es einige Haarsträhne geschafft hatte dieser Tortur zu entkommen.

„Mai?“

„Tut mir Leid wenn ich dich gestört habe. Ich hab mir Sorgen gemacht, weil du nicht geantwortet hast und da wollte ich mich nur vergewissern ob es dir gut geht.“

„Mir geht es gut. Ich hab dich nur nicht gehört!“

Mai blickte Samira, die nur einige Jahre jünger war als sie selbst, skeptisch an. Sie hatte sehr wohl gemerkt, dass Samira sich verändert hatte. Seit einigen Wochen wirkte sie so nachdenklich, irgendetwas bedrückte sie, dass wusste Mai. Was es war konnte sie jedoch nicht sagen, da Samira seit dem Zeitpunkt ihrer Veränderung nicht mehr mit ihr gesprochen hatte. Was eigentlich ungewöhnlich war, da sie sonst über alles Bescheid wusste. Sei es nun über ihre heimlichen Ausbruch aus dem Tempel oder gar ihre Gefühle für Hao. Allerdings hat Meisterin Chiyo ihr verboten jemals wieder Haos Namen in diesem Tempel und vor allem vor Samira zu erwähnen.

„Mai, wenn ich dir etwas erzähle, würdest du es für dich behalten?“

„Du kennst mich doch, ich kann schweigen wie ein Grab. Was willst du mir denn erzählen.“

„Die Sache ist die. Ich habe in letzter Zeit so merkwürdige Träume. In jedem dieser Träume geht es um einen jungen Mann. Es mag merkwürdig klingen, aber ich hab das Gefühl, als bestünde zwischen mir und ihm ein untrennbares Band.“

„Ein untrennbares Band?“

„Genau. Was hat das zu bedeuten. Ich weiß, dass ich darüber mit Meisterin Chiyo sprechen sollte, aber ich bin mir nicht sicher, ob das so gut wäre.“

„Samira, ich weiß, dass das jetzt ziemlich schroff klingt, aber glaub mir, du solltest diese Träume ignorieren. Es tut dir nicht gut an diesen festzuhalten.“

Mit diesen Worten verließ Mai eilig das Zimmer. Sie konnte sich gut vorstellen, von wem Samira träumte. Die Tatsache, dass sich Samira nicht mehr an seinen Namen erinnern konnte oder erklären konnte, wieso zwischen ihnen ein Band bestand lag wahrscheinlich an Chiyo. Natürlich hätte sie Samira aufklären können, doch damit würde sie diese in Gefahr bringen und dass konnte sie nicht verantworten. Es tat ihr unendlich Leid für Samira, doch wenn sie diese aufklären würde, dann würde sie eine Menge Ärger mit ihrer Meisterin bekommen und genau das wollte sie vermeiden.
 

- Bei Hao -
 

Takumi saß auf seinem Stuhl und klopfte Gedankenversunken mit seinen Fingern auf dem hölzernen Tisch. Vor ihm hatte er unzählige aufgerollte Pergamente übereinander. Kein Zweifel, dass es eine Menge gab, das er Hao noch beibringen konnte. Doch wo fing er an.

„Ich dachte immer im Asakuraanwesen gäbe es viele Schriftstücke, aber das übertrifft alles. Wie lange hat es gedauert so viele Pergamente zusammen zutragen.“

„Die Schriften im Asakuraanwesen entspringen dem Erben der vorigen Generationen, diese hier jedoch sind alle von mir gesammelt und zum Teil selbst verfasst. Du musst wissen, wer sich nur auf das beschränkt, was die Familie zusammengetragen hat, steht irgendwann auf der Stelle und wird überholt. Und unter uns, diese Zusammenschriften haben mich gerade mal ein Jahr gekostet.“

Für einen Moment sah Hao den Mann skeptisch an. Seine Familie hatte ein paar Jahrhunderte für ihre Schriftsammlung gebraucht, jedenfalls wenn er es richtig in Erinnerung hatte. Wie konnte eine einzige Person so etwas in einem Jahr schaffen.

„Zugegeben, damals hatte ich 83 willige Helfer, die mir für eine kleine Gegenleistung Informationen bringen sollten.“

„Willig bis zum Schluss, oder mehr über die Gefahren unwissende wie ich!“

„Äh, also….teils teils. Wie auch immer. Ich geh mal davon aus, dass du die Grundlagen für dieses Fachgebiet bereits kennst. Auch kennst du wahrscheinlich die Grundkriterien.“

„Sie meinen Wahrscheinlich, die Sache mit den zeitlichgenaue Ausführungen und bei dem Zaubern der 2. Stufe die Betonung.“

„Genau. Was dir wahrscheinlich niemand gesagt hat ist, dass es nicht nur allein auf die Grundkriterien ankommt. Sondern auch enorm auf das Selbstbewusstsein mit dem diese Formeln durchgeführt werden. Doch auch die Kreativität darf man dabei nicht außer Acht lassen.“

„Selbstbewusstsein und Kreativität?“

Nun verstand Hao erst Recht nichts mehr. Was hatte bitte das Selbstbewusstsein mit der Sache zu tun. Gut, wenn man Angst hatte konnte diese einen aus dem Konzept bringen, aber war es deswegen wirklich ein Kriterium. Und was die Kreativität für einen Vorteil haben sollte konnte er sich genauso schlecht erklären. Aus irgendeinem Grund hielt er zumindest das letztere für Unsinn.

„Was ich damit meine ist, dass die ausgeführten Zauber deutlich stärker sind, wenn man Selbstbewusst genug ist zu schwören, dass sie ihr Ziel ohne umschweifen treffen. Durch ein starkes Selbstbewusstsein wird der Effekt verstärkt. Und zum Thema Kreativität. Im ersten Moment klingt es verrückt, allerdings nur für diejenigen, denen es an Flexibilität mangelt. Der Trick an der Sache ist, zu wissen was ein Zauber bewirt und dieses Wissen dafür zu nutzen etwas zu erreichen, wofür man eigentlich einen hochspeziellen Zauber benötigt.“

„Zum Beispiel.“

„Stell dir vor es regnet und du willst ein Feuer machen, hast aber kein trocknes Holz mehr. Was würdest du tun?“

„Auf Stroh zurückgreifen!“

„Das wäre auch eine Alternative, das stimmt, doch worauf ich hinaus wollte waren Zauber!“

„Ein Feuerzauber. Der ist Wasserunempfindlich!“

„Und angenommen du befindest dich in einem Stall mit viel Stroh.“

„So etwas würde mir nie einfallen. Das wäre immerhin Selbstmord.“

„Gut ignorieren wir den letzten Punkt. Damit wollte ich nur klarstellen, dass dieser Zauber ziemlich nach hinten losgehen kann. Mit Feuerelementarzauber macht man keine Experimente. Ich persönlich würde einen Wasserelementarzauber anwenden um das Wasser aus dem Holz herauszuziehen. Und hier kommt die Kreativität zu tragen.“

Für einen Moment stoppte Takumi. Er fragte sich ja, ob Hao es sich auf die Fahne geschrieben hatte ihm das ganze so schwer wie möglich zu machen oder ob er wirklich nicht weiter denken konnte. Was angesichts der späten Stunde niemanden zu verübeln war. Allerdings bezweifelt er das letztere.
 

Seiner Meinung nach nahm Hao ihm die Sache mit den Botengängen immer noch übel. Was Takumi selbst betraf konnte er nicht sagen, wie er in einer vergleichbaren Situation reagiert hätte.

„Also entzieht man dem Gegenstand einfach das Wasser und wenn das schief geht sich selbst auch noch, oder wie?“

„Einem selbst…sag mal wie kommst du denn jetzt da drauf, ich…das darf doch nicht wahr sein, wer beim Großen Geist hat mich mit diesem Jungen verflucht…ich fass es einfach nicht, langsam reicht es…“

Mit diesem Worten stand Takumi auf. Nun war es mit seiner Freundlichkeit vorbei. Noriko hin oder her er hatte genug und würde diesem Jungen mal zeigen, was es hieß ihn als Lehrmeister zu haben. Ohne lange zu zögern schob er die Tür auf und deutete nach draußen.

„Lauf.“

„Wie bitte?“

„Sieh es als kleine Strafe, für dein aufmüpfiges Verhalten. Du wirst jetzt 5 Mal von hier bis zur Waldlichtung und wieder zurück laufen. Und währenddessen überlegst du dir mögliche Kriterien, die für einen solchen zauber elementar sind. Und jetzt verschwinde oder ich schick meinen Schutzgeist hinter dir her.“

Das hatte gesessen. Soviel Hao mitbekommen hatte, hatte Takumi zwei Schutzgeister. Einen erdverbundenen Naturgeist und einen miesgelaunten Stier und mit dem letzteren wollte er keine Bekanntschaft machen. Das allerdings hieß nachgeben und laufen. Wie er sich darauf freute. Mit einem letzten Blick auf Kami stand er auf und lief anschließend in die Nacht um sein Pensum zu erfüllen.

„Und vergiss nicht laufen nicht gehen.“

Takumi grinste nach diesem Einwurf nur breit, bevor er die Tür schloss und sich wieder auf seinen Stuhl sinken ließ.

„Sie wissen, dass der Junge stur ist. Er wird es ihnen nach diese Aktion nur noch schwerer machen wird.“

„Wir werden sehen wie lange er mein Trainingspensum durchhalten wird. Ich persönlich habe hohe Erwartungen, wenn man bedenkt, dass er Norikos Schüler war. Immerhin hat sie einen Großteil von mir gelernt. Wir sind vor Jahrzehnten gemeinsam durch die Hölle gegangen um unser Wissen zu mehren. Ihre Reise endete, als sie in die Asakuras-Dynastie eingeheiratet hat, während meine weiter ging. Und ich kann dir sagen, dass Hao viel von ihrem Charakter in sich trägt. Er ist entschlossen, eigenwillig und ausdauernd. Das einzige was noch fehlt ist eine gewisse Disziplin, sowie Respekt und Ernsthaftigkeit.“

„Oh er kann durchaus ernst sein und er respektiert jene die es verdient haben!“

„Außerdem muss er lernen sich nicht immer von seinem Schutzgeist beeinflussen zu lassen.“

„Wie bitte. Wie kommen sie auf die Idee, dass ich den Jungen beeinflusse?“

„Das sieht doch ein blinder mit ‘nem Krückstock.“

„Tja wie du meinst, ich werd jetzt erst einmal gucken wie sich Hao so beim Laufen macht.“

Mit diesen Worten rannte Kami los und verschwand durch die Eingangstür. Sie kannte die Stecke, auf die Takumi Hao geschickt hatte. Natürlich hätte sie sich auch gleich dorthin teleportieren können, doch sie wollte nicht riskieren, die Aufmerksamkeit eines streitsuchenden Schamanen auf sich zu lenken. Im Moment hörte man nämlich hier und dort etwas von Geisterjägern. Zugegeben sie würde mit diesen schon fertig werden, auch ohne Hao, doch es war anstrengend und darüber hinaus hatte sie keine Lust sich doch noch zu überschätzen, immerhin war selbst sie nicht unbesiegbar. Unsterblich ja, das war sie in der Tat aber leider nicht unbesiegbar, doch im Augenblick war ihr das egal. Sie wollte nur sicher gehen, dass Hao niemanden über dem Weg lief, der ihm gefährlich werden konnte. Auch wenn sie sich denken konnte, dass er sich auch gut selbst verteidigen konnte.
 

- Bei Chiyo -
 

Mit einem lauten Knall schloss sich die Tür hinter ihr und ließ sie einsam und ungeschützt in dem großen Raum zurück. Intuitiv schloss sie daraufhin die Augen. Sie wusste nicht was kommen würde, nur dass sie es wahrscheinlich gar nicht erst wissen wollte. Aus diesem Grund blieb sie an Ort und Stelle stehen und lauschte in den Raum hinein. Ein Geräusch, nur ein kleiner Laut hätte gereicht um ihr zu signalisieren, dass sie nicht allein war. Doch da war nichts. Verblüfft öffnete sie die Augen wieder und sah sich um, doch außer aufwändig verzierte Wände sah sie nichts. Ohne weiter nachzudenken schritt sie voran. Wenn hier etwas auf sie lauerte, so würde sie sowieso keine Möglichkeit haben sich zu wehren. Ein weiteres Beben durchzog den Raum und urplötzlich schossen vor ihr in dem Raum Energieladungen von einer Wand zur anderen und versperrten ihr den Weg. Weiter gehen konnte sie nicht ohne von diesen getroffen zu werden, weshalb sie intuitiv stehen blieb. Nachdenklich blickte sie zurück. Gab es irgendeinen versteckten Schalter, mit dem sie diese Barriere überwinden konnte oder war sie hier schon an ihren Grenzen angelangt.

//Ist das wirklich der Weg den ich beschreiten muss. Und wenn ja wie soll es jemanden gelingen diesen geschossen ohne Schutzgeist auszuweichen.\\

Zweifel. Zum ersten Mal in ihrem Leben zweifelte Chiyo an sich und an die Worte des Geisterkönigs. Während sie vor wenigen Minuten noch entschlossen und voller Vertrauen diesen unterirdischen Raum betreten hatte, schien nun all ihre Vorsätze dahin. Doch sie musste sich jetzt zusammenreißen und ihrer Strafe entgegen gehen auch wenn dies zwangsläufig ihr Ende bedeuten würde. Ein letztes Mal schweifte ihr Blick durch den gesamten Raum. Dann jedoch schloss sie ein weiteres Mal die Augen und ging weiter.

//Möge der Wille des Königs der Geister mein Schicksal auf die von ihm gewünschte Art besiegeln.\\

Bei diesen Gedanken leuchtete die Edelsteine von dem Amulett , welches sie um den Hals trug auf. Gleichzeitig bildete sich ein leicht schimmernde aber dennoch kaum zu erkennende Barriere um sie herum und schützten sie vor den gefährlichen Geschossen. An statt diese zu der Wächterin hindurch zu lassen, lenkte die Barriere sie ab, so dass sie eine neue Richtung einschlugen. Chiyo selbst merkte von all dem nicht, da sie es nicht wagte die Augen wieder zu öffnen. Erst als sie die gegenüberliegende Wand berührte öffnete sie überrascht die Augen und sah sich um. Genau in diesem Moment jedoch verblasste die Barriere und auch dass Amulett verlor sein leuchten.

„Wie bin ich…“

Chiyo stockte. Wieso wollte sie diese Frage überhaupt laut stellen, immerhin wusste sie doch selber dass ihr niemand antworten würde. Dennoch konnte sie ihre Gedanken nicht einfach für sich behalten, dafür war sie viel zu geschockt. Immerhin passierte es nicht alle Tage, dass jemand einer solchen Gefahr einfach erging ohne etwas davon mitzubekommen.
 

Doch Chiyo wusste, dass es nicht ihr verdienst war. Soviel Macht hatte sie nicht und das würde sie auch niemals haben. Sie war eine starke Schamanin, doch so stark, dass sie dies als ihr Werk sehen würde, war sie nicht. Nein hier war eine höhere Macht im Spiel. Der König der Geister um genau zu sein. Sich nun jedoch in Sicherheit zu wiegen, konnte sie sich nicht erlauben. Genauso wie die Meisterung des Einheitssterns so bedarf auch ihre Glaubensprüfung mehrere Aufgaben, die bewältigt werden musste. Wobei sie sich durchaus denken konnte, dass diese Variante wesentlich einfacher war als die Aufgaben zur Meisterung des Einheitssterns. Es musste so sein, dennoch hätte der König der Geister ihr sicherlich ihr Medium und ihren Schutzgeist gelassen. Kopfschüttelnd öffnete sie die Tür zum nächsten Raum. Vorsichtig tastete sie sich heran, als befürchtete sie, dass jeden Moment etwas aus dem Sandboden heraussprang und sie angriff. Zwar war das nicht der Fall, doch die Realität sah auch nicht wesentlich besser aus. Noch ehe sie richtig hineingetreten war, wich sie sofort wieder zurück, als der Boden unter ihren Füßen leicht nachgab.

„Hochmut kommt vor dem Fall. Wer sich nach der ersten Prüfung für unbesiegbar hält geht selbst bewusst in den nächsten Raum und stürzt in den Abgrund. Wirklich passend.“

Chiyo konnte diesen Satz einfach nicht für sich behalten. Das Ganze war einfach viel zu ironisch als dass sie davon unbeeindruckt geblieben wäre. Langsam verstand sie das Prinzip. Es kam nicht nur auf den Glauben an, sondern auch auf ihre Einstellung. Sie durfte sich von ihren Gefühlen nicht übermahnen lassen. Aber einfach ohne Kopf durch die Gefahren durchzugehen brachte auch nichts. Um diese Prüfung zu bestehen musste sie ihr Leben als auch ihren Tod in die Hand des Geisterkönigs legen und auf sein Wohlwollen hoffen. Bei diesen Worten atmete Chiyo noch einmal durch bevor sie einen weiteren Schritt in den Raum hinein machte. Hier herumstehen konnte sie schließlich auch nicht ewig. Genau in diesem Moment leuchtete das Amulett ein weiteres Mal auf und ließ einen leuchtenden Weg vor ihr erscheinen.

„Was beim König der Geister…“

Irritiert stockte Chiyo und betrachtete das Amulett, welches um ihren Hals lag genau. Sie hatte genauso wie alle anderen Wächterinnen von ihrer Lehrmeisterin gelernt, dass die Amulette des Einheitsstern Zauberkräfte besaßen, doch niemand wusste wie sie funktionierten. Um genau zu sein wusste selbst sie nicht wie dieses Amulett seine Kraft freisetzte und das obwohl sie genau jetzt die Kräfte dieses Amulettes nutzte. Es war und blieb dem zur folge ein Rätsel, welches nicht auf Anhieb zu lösen war. Allerdings wollte sie auch nicht länger darüber nachdenken, da sie nicht wusste wie lange dieser Weg bestehen blieb. Sie konnte sich über das Amulett Gedanken machen, wenn sie an der Oberfläche des Tempels war.
 

Am anderen Ende des Raumes angekommen stieß sie nur die schwere Tür auf, blieb aber in dem bereits durchquerten Raum stehen. Und als hätte sie es erwartet war der gesamte Bodenbereich überflutet. In gewisser Weise erinnerte sie dieser Raum an eine der Prüfungen zur Meisterung des Einheitssternes. Demnach hielt sie es für zu gefährlich einen Zauber anzuwenden um sich einen Weg zu bahnen. Die Frage war nur, ob ihre Vermutung wirklich stimmte, doch wirklich Gedanken brauchte sie sich darüber nicht zu machen, da die besagte Wasseroberfläche in diesem Moment gefror und ihr einen rutschigen Weg schaffte. Nicht gerade das was sie sich erhofft hatte, da sie sich durchaus vorstellen konnte, das die Überquerung kein Vergnügen werden würde, doch es war besser als durch das moderig riechende Gewässer zu schwimmen. Vorsichtig und auf jeden ihrer Schritte achtend setzte sie Fuß auf die glitschige Eismasse. Zeitgleich verbannte sie jeglichen Gedanken, der sie an die Stabilität dieser Eisbrücke zweifeln ließ, selbst nachdem sie schon nach den ersten paar Schritten das kühle Wasser auf ihren Füßen spürte. Auch das Absinken des Eises hinter ihr ignorierte sie und richtete ihren Blick unnachgiebig nach vorne. Erst als sie die nächste Tür erreicht hatte und sie diese hinter sich geschlossen hatte erlaubte sie sich kurz erleichtert aufzuatmen. Das ganze ging wahrhaftig nicht spurlos an ihr vorbei. Im Gegenteil, ihre Anspannung war größer als sie es je für möglich gehalten hatte. Jahre lang hatte sie dem Urteil des Königs der Geister vertraut und nun war sie in der Position von diesem gerichtet zu werden, oder zumindest in der Position ihre Treue zu diesem erneut beweisen zu müssen. Was sie jedoch mehr beschäftigte war die Frage, ob dieser Zauber bei Samira überhaupt anhalten würde. Samira war stur, doch das war nicht was sie beunruhigte, sondern vielmehr die Tatsache, dass der König der Geister vor voreiligen Entschlüssen gewarnt hatte. Die Frage war nur ob dieser Wirklich von den Zauber gesprochen hatte oder ob dies nur ein allgemeiner Rat war. Konnte es sein, dass er von Beginn an wusste, was sie tun würde um Samira im Tempel zu halten.

//„Du liegst mit deiner Vermutung richtig. Ich wusste, dass du diesen zauber früher oder später verwenden würdest. Genauso bekannt war mir, dass du mit dieser Methode keinen langanhaltenden Erfolg bei Samira haben wirst.“\\

„Dieser Zauber hatte nie seine Wirkung verloren, also wieso jetzt.“

Chiyos wirkte bei diesen Worten nachdenklich. Sie konnte sich nicht erklären, wie das sein kann. Immerhin hat er doch gewirkt, wieso sollte dieser seine Kraft verlieren.

//„Das ist wahr, doch du kannst nichts vernichten, was tief in dem Herzen einer Person versteckt ist. Und auch wenn Samira sich nicht an ihn erinnert, so ist er, wenn er ihr erneut begegnet, kein Fremder. Und spätestens dann werden sich alle Erinnerungen an ihn wieder in den Vordergrund drängen.“\\

„Verstehe!“

//„Tust du das wirklich? Das bezweifle ich, dennoch…es spielt für dich vorerst keine Rolle.“\\

Erst jetzt sah Chiyo auf. Zwar erwartet sie keine physische Gestallt vor sich, doch die Worte zwangen sie in gewisser Weise dazu. Erst jetzt bemerkte sie den riesigen Brunnen, in dem rotes Wasser aus den tiefen der Erde schoss.

//„Eine letzte Aufgabe steht dir bevor. Eine bei der du auf dich selbst gestellt bist. Prinzipiell ist sie recht simple. Nimm den Becher, der neben den Brunnenrand steht und fülle ihn auf.“\\

Diese Worte ließen Chiyo zuerst verwirrt zurück, doch dann ging sie der Aufforderung nach.
 

Sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Und dieses Gefühl sollte sich als wahr herausstellen. Je näher sie dem Brunnen kam, desto mehr hatte sie das Gefühl zu verbrennen. Besonders heftig wurde es jedoch, als sie den Becher ergriff, der zu ihrer Überraschung jedoch eiskalt wirkte. Ohne weiter über dieses Phänomen nachzudenken tauchte sie den Becher in die rote Flüssigkeit. Erst jetzt erkannte sie, was es war. In dem Moment hätte sie schwören können, dass auf dem Wasser kleine Flämmchen tanzten. Doch auch wenn es wie ein Hirngespinnst wirkte, konnte sie ihre Frage nicht zurückhalten.

„Was ist das hier?“

//„Die Quelle des Lebens und des Todes. Dieses Wasser vermag mehr als du dir vorstellen kannst. Todkranken erspart es die Qual des Sterbens oder schenkt ihnen ein paar schmerzfreie Jahre mehr. Doch es kann einem das Leben auch unter qualvollen Schmerzen nehmen. Einige wenig, haben jedoch auch das Glück durch diese Quelle ihr Leben bis ins unendliche zu verlängern. Die Frage ist nur, ob dies wünschenswert ist.“\\

„Und was wird es mir bringen?“

//„Das bleibt abzuwarten. Und nur um dir keinen falsch Hoffnungen zu machen. Mir ist es nicht möglich dein Schicksal in irgendeiner Weise umzulenken. Trinkst du es, so ist deine Seele das einzige was die Wirkung beeinflusst. Doch gebe ich dir die Wahl. Du kannst den Becher hinstellen und deine alte Position als Wächterin wieder aufnehmen oder du trinkst ihn aus und bleibst Hauptwächterin auf Lebenszeit.“\\

Die Worte waren eindeutig und dennoch zweideutig genug. Denn was dieser unter Lebenszeit verstand konnte sie nicht erklären. Da sie jedoch eh nichts anderes wollte schloss sie kurzerhand die Augen und schluckte die brennende Flüssigkeit hinunter. Zu ihrer eigenen Überraschung jedoch war die brennende Wärme der Flüssigkeit verschwunden, noch bevor sie diese mit den Lippen berührte. Auch die Kälte des Bechers konnte sie lediglich in ihrer Hand spüren, sonst jedoch nicht.

//„Scheint so als hätte das Schicksal noch etwas mit dir vor, Chiyo.“\\

Damit verstummt die Stimme urplötzlich aber auch ohne weitere Worte wusste sie, dass ihre Prüfung damit vorbei war und ihre Aufgabe nur noch darin bestand zurückzugehen und ihre Aufgabe als Hauptwächterin wieder aufzunehmen. Halbnachdenklich und halbverwirrt stellte sie den Becher wieder zurück an seinen rechtmäßigen Platz und verließ das unterirdische Gewölbe. Was hatte diese Flüssigkeit bewirkt. War es wirklich das, wofür der König der Geister es ausgegeben hatte oder war es nur ein Trick um sie zu verunsichern. War das mit der Unsterblichkeit oder der heilenden Wirkung wahr? Sie wusste es nicht und sie bezweifelte, dass der Geisterkönig ihr darauf eine Antwort geben würde. Andererseits würde sie es schon früh genug herausfinden.
 

- Bei Hao -
 

Hao war gerade das vierte Mal an der Lichtung des Waldes angekommen und blieb schwer atmend stehen. Das hatte er sich definitiv einfacher vorgestellt. Seine Kondition war seiner Meinung nach recht gut, aber das hier war reine Folter.

„Um des König der Geisterwillen, hast du keinen Orientierungssinn. Oder gibt es einen Grund, wieso du jetzt schon das vierte Mal hier bist.“

Blitzschnell schnellte Haos Blick auf die Stelle, von wo diese Worte herkamen. Er brauchte nicht lange suchen um den kleinen Falkengeist zu entdecken, welcher sich auf einen der großen Äste gesetzt hatte und ihn scheinbar interessiert beobachtete.

„Oh super, Spirit of air.“

„Hey, wenn du mir irgendetwas sagen willst, dann sag es mit direkt ins Gesicht und lass solche Kommentare, verstanden.“

„Würde ich ja, wenn ich nicht wüsste, dass es jedes Mal ärger gibt wenn ich einem von euch über den Weg laufe. Macht ihr das mit Absicht?“

Die Spirits of Elements hatte ihn wirklich gefehlt. Denn aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass diese das Pech regelrecht anzogen und über ihn gossen. Andererseits fand er es aber immer wieder amüsant einen von ihnen zu treffen, da manche ihrer Sprüche einfach zu komisch sind.

„Wie, wo, was. Geht’s dir gut Kleiner. Wann machen wir ärger?“

„Ich sagte es gibt ärger. Ich erinnere nur an den Waldbrand…“

„Ja, ja oder an die alte Brücke im Wald, die Geisterfüchse, wobei dich El-hayyah da gerettet hat. Ohne sein Auftauchen hättest du nicht abhauen können und dann…ups…“

Noch während der Falkengeist sprach verschränkte Hao die Arme vor der Brust und warf eben jenem Geist einen vernichtenden Blick zu. Hayabusa schluckte nur innerlich. Auch wenn er wusste, dass dieser Junge ihm nicht das Wasser reichen konnte, so lief selbst ihm bei diesem Blick der Schauer durch den Körper.

„Beobachtet ihr mich?“

„Wir…dich…Natürlich nicht! Wieso sollten wir? Wir sind die Spirits of Elements, die mächtigsten Geister die es gibt, wieso sollten wir ausgerechnet einen neunmalklugen Jungen beobachten, der den Weg aus dem Wald nicht mehr findet.“

„Stimmt. Das wäre unlogisch. Obwohl, wenn man es genau nimmt, bin ich stärker als so mancher anderer in meinem Alter und darüber hinaus komme ich nur hier her weil ich trainiere. Von daher gäbe es durchaus einen minimalen Grund meine Entwicklung zu verfolgen. Aber da ich schon einen Schutzgeist habe und nicht vorhabe ihn auszutauschen, musst du dir leider einen anderen Schamanen suchen. Tut mir wirklich leid. Und jetzt entschuldige mich, ich muss mich noch einmal Mal im Wald verlaufen.“

Mit diesen Worten hatte Hao seine Erschöpfung zur Seite geschoben und war wieder losgerannt. Dabei schlich sich ein amüsiertes Lächeln auf seine Lippen. Zugegeben es war vielleicht nicht ratsam einen der Spirits of Elements zu ärgern, doch in diesem Fall konnte er einfach nicht anders. Die Versuchung war einfach zu verlockend und so wie er es einschätzte war der Falkengeist einer, der Spaß durchaus verstehen konnte.
 

Während Hao sich wieder von der Waldlichtung entfernte, saß der Falke immer noch sprachlos auf seinem Ast und sah dem jungen Schamanen hinterher. Erst als eine junge Frau aus dem Schatten des Bäume trat und ihn ansprach regte er sich wieder.

„Überrascht, Hayabusa.“

„Davon kannst du ausgehen…ich sag es ja ungern ’kami, aber ich beneide dich. Der Junge ist ein einmaliger Schamane. Die meisten Schamanen sind entweder clever, mächtig oder willensstark. Alle Eigenschaften findet man selten in einer Person.“

„Du hast loyal vergessen. Manche Schamanen hätte jederzeit ihre Schutzgeist gegeben um uns an ihrer Seite zu wissen. Und ehrlich gesagt überrascht es mich etwas, wenn man bedenkt, dass Hao zuerst keinen Schutzgeist haben wollte.“

„Jeder ändert sich irgendwann.“

„Und genau davor habe ich Angst. Was wenn wir ihn nicht auf unserer Seite halten können?“

Bei diesen Worten schlag Kami die Arme um ihren Körper. Allein der Gedanke Hao an die Seite des Schattenfürsten zu verlieren ließ sie innerlich erfrieren. Es war ihre Aufgabe Hao zu beschützen, nicht nur von feindlich Gesinnten sondern auch vor dem verderblichen Einfluss des Schattenfürsten. Doch je mehr zeit verging, desto mehr spürte sie, wie sie den Einfluss über ihren Schützling verlor. Einerseits war sie froh, dass dieser sich nicht blind auf sie verließ sondern seine eigenen Pläne verfolgte, doch andererseits war sie sich nicht sicher ob sie ihn zukünftig noch von wahnwitzigen Idee abbringen konnte. Nicht dass dieser irgendetwas der gleichen vorhatte, noch nicht jedenfalls, doch man konnte nie wissen.

„Dann müssen wir alles daran setzten dass er die Krone des Schamanenkönigs nicht bekommt.“

„Sehr hilfreich, Hayabusa wirklich.“

„Du kennst mich, ich bin immer ehrlich, also wenn du die Wahrheit nicht ertragen kannst, dann jammere wen anders voll.“

„Ich jammere nicht, du verdammter Suizidvogel.“

„Wieso Suizid…“

Noch ehe Hayabusa noch etwas ergänzen konnte hatte sich Kami schon vor seinen Augen in eine Wölfin verwandelt und knurrte ihn an. Das war sein Zeichen abzuhauen, bevor er noch ihre Krallen zu spüren bekam. Mit diesem Gedanken flog der Falke davon. Kami hatte sich derweil zurückverwandelt und grinste ihn zufrieden hinterher. Der würde sich so schnell nicht mehr blicken lassen.

„Hey Kami, was machst du denn hier?“

„Dich abholen.“

Mehr sagte Kami nicht dazu sondern ging einfach voran. Dann jedoch drehte sie sich noch mal um und blickte zu Hao, der sichtlich erschöpft aussah. Als sich ihre Blicke trafen schüttelte dieser nur den Kopf und rannte an ihr vorbei. Kami überlegte nicht lange und nahm die Verfolgung auf. Sie würde schon irgendwie dafür sorgen dass Hao so blieb wie er im Moment ist.

Schmerzhafte Rückkehr

Kapitel 26: Schmerzhafte Rückkehr
 

Ein paar Jahre sind vergangen seit er Takumi Sasaki kennen gelernt hatte. Mittlerweile hatte er sich an den alten Griesgram gewöhnt. Dennoch war er froh, wenn dieser wieder einen seiner berüchtigten harmlosen Aufträge für ihn bereithielt. Zugegeben manchmal waren diese echt lästig, doch mit jedem Auftrag erhielt er eine indirekte Trainingseinheit. Langsam verstand Hao wieso Noriko ihn zu Takumi geschickt hatte. Aufgrund der Tatsache, dass dieser sein Leben lang in der Welt herumgereist ist, kannte er eine Menge einflussreiche und auch weise Schamanen. Das eine oder andere Mal hatte Takumi ihn auch zu einem dieser Personen geschickt. Solche Aufträge waren zwar auch nicht immer angenehm, das Takumi sich bei vielen unbeliebt gemacht hatte, doch wenn man die richtigen Argumente brachte waren diese durchaus gewählt ihm weiterzuhelfen. Das eine oder andere Mal konnte er selbst von diesen Schamanen neue Techniken erlernen. Nicht unbedingt, weil sie es ihm beibrachten, sondern weil er ihre Kampftechnik durchschaute und sie sich aneignete. Ein Vorteil, der ihm schon oft den Kopf gerettet hatte. Insbesondere, da einige Schamanen trotz allem auf einen Kampf bestanden. Am Ende waren die Wetteinsätze immer dieselben. Gewann er würde sein Gegner die wohl gehüteten Geheimnise preisgeben, verlor er jedoch musste er zusehen dass er dem Gewinner aus dem Augen ging. Solche Kämpfe waren riskant, doch er vertraute seinem Schutzgeist und mittlerweile hatte er auch keine bedenken mehr seine Fähigkeiten einzusetzen und alles zu geben um den Kampf zu gewinnen.

„Welchen Zauber wendet man an, wenn man in einer Schlucht ist und nicht mehr zurück kann, weil man von einem Monster verfolgt wird.“

„Der König der Geister würde mich davor behüten, aber wenn ich der Situation wäre dann…“

„Wehe dir du sagst jetzt Feuerelementarzauber, nur damit du das Monster dann zu Asche verbrennen kannst.“

„Hey, wenn mich das Monster schon jagen muss, dann soll es wenigstens dafür büßen. Sei froh, dass ich nicht gleich auf das Höllenfeuer zurückgreifen würde. Außerdem was kann ich dafür, dass ich immer erst versuche den unkomplizierteren Weg zu wählen. Angriff ist eben manchmal wirklich die beste Verteidigung. Und nur rein hypothetisch was wenn du deine ganze Kraft fürs weglaufen aufgebraucht hast und wieder in eine Sackgasse gerätst. Dann hast du verspielt. Ist es da nicht besser zumindest zu versuchen das Problem gleich am Anfang mit einem Schlag zu beseitigen.“

Takumi setzte sich bei dem Wortgefecht, seiner beiden Gäste zurück und beobachte amüsiert, wie die beiden sich eine hitzige Diskussion lieferten. Unwillkürlich dachte er an die letzten Jahre zurück. Hao und Kami hatten es irgendwie geschafft Leben in sein Haus zu bringen. Zwar hatte er schon vielen Schamanen Unterschlupf gewährt und ihnen erlaubt an seinem Wissen teilzuhaben, doch keiner von denen hatte er wirklich hinterher getrauert, als sie sich entschieden hatten zu gehen. Dieses Mal war es jedoch anders. Er wusste seit einigen Tagen, dass Hao ihm nicht mehr lange Gesellschaft leisten würde. Um genau zu sein hatte er sich dazu entschlossen heute aufzubrechen um zu seiner Familie zurückzukehren und das war auch besser so. Für Hao würde der Aufenthalt hier sowieso nichts mehr bringen, denn so merkwürdig es auch klingen mochte, so hatte der Junge in den wenigen Jahren bei ihm mehr gelernt, als er selbst auf all seinen Reisen.
 

Zum einen war es deprimierend, doch zum anderen war er stolz einen solch fähigen Schüler bekommen zu haben, auch wenn er am Anfang alles andere als begeistert war.

„Na hört sich das einer an. Und dass kommt gerade von einem Schamanen der sich vor Jahren noch geweigert hatte überhaupt zu kämpfen.“

„Jeder kann mal seine Meinung ändern. Wieso darf ich das nicht!“

„Komm schon. Wie lange kenne ich dich? Lange genug um zu wissen, dass du den Weg wählst, bei dem du am wenigsten tun musst.“

„Darf ich dich an das Schwertfressende Monster erinnern. Ein solcher Zauber wäre damals durchaus sinnvoll gewesen. Besonders deshalb weil wir das Monster losgeworden wären und zusätzlich noch Licht gehabt hätten.“

„Zum letzten Mal, das war ein Geist. Zugeben es war ein bösartiger Schattengeist, aber ein Geist und den hätten wir auch prima erledigen können, wenn du ihm dein Schwert nicht zum fressen gegeben hättest.“

„Jetzt ist das also meine Schuld?“

„Zum Teil, ja! Wer musste denn solange in der Höhle bleiben und die Wand betrachten? Außerdem hab ich dir gesagt, dass es da nach Gefahr riecht aber du wolltest ja nicht hören.“

„Du warst ja auch nicht besonders überzeugend!“

„Ok ihr beiden, zurück zum eigentlichen Thema. Welcher Zauber wäre der Beste.“

„Erdelementarzauber und das nur damit Kami zufrieden ist.“

„Was soll das denn heißen!“

„Das was ich gesagt habe!“

Noch bevor Kami darauf etwas erwidern konnte mischte sich Takumi wieder ein, der das Thema damit nicht für beendet sah.

„Alles schön und gut, aber welchen.“

„Ein Wachstumszauber für den Anfang. Vielleicht noch ein Metallelementarzauber um das Monster aufzuspießen. Andernfalls und dass nur wenn sie darauf bestehen das ich weglaufe, einen Kompressionszauber. Mit dem Wachstumszauber kann ich ein paar Pflanzenranken heraufbeschwören und das Monster an der Bewegung hindern und durch den Anderen kann ich mir einen Tunnel unter der Schlucht hindurch graben. Wenn ich ihn hinter mir verschließe und einfach weiter voranschreite bin ich es auch los.“

„Eine wirklich…kreative Art, um die Sache zu regeln.“

„Und ihre Methode!“

„Ich dachte ehrlich gesagt mehr an einen starken Schlafzauber.“

„Schlafzauber…bei Geistern…“

Nach diesen Worten herrschte erst einmal schweigen. Erst als Hao sich Kopfschüttelnd abwendete schlich sich ein leicht amüsierten Lächeln auf sein Gesicht.
 

Das war in der Tat eine Idee mit der er nicht gerechnet hatte. Besonders nicht von jemanden wie Takumi Sasaki, der sehr viel auf List und Tücken setzte. Ein Schlafzauber war, wenn man bedachte auf was für Ideen dieser immer kam, schwach.

„Wenn ich das Meisterin Noriko erzähle, wird sie sich vor Lachen nicht mehr einkriegen.“

„Schon gut, macht euch lustig. Aber manchmal sind die einfachen Zauber die besten. Und das ist wohl der letzte Rat den ich dir geben werde.“

„Möglicherweise, aber vielleicht hole ich mir ab und zu noch mal einen Ratschlag ab, so wie Meisterin Noriko es all die Jahre getan hat.“

„Dann bleibt mir wohl nur noch eines zu sagen. Meine Tür steht für dich und deine Familie jederzeit offen. Aber nur unter der Bedingung, dass du deiner Großmutter nicht so viel Schlechtes über mich erzählst.“

„Lässt sich einrichten…Danke für alles!“

Takumi erwiderte dies nur mit einem Nicken. Er war niemand der Abschiede mochte und das schien der Junge zu wissen, besser für ihn. Doch in dem Moment wo Hao das Haus des alten Mannes verlassen wollte, fiel ihm noch etwas ein.

„Warte, ich hab noch was für dich…hier, wenn du wirklich etwas bei mir gelernt hast, dann wirst du dafür Verwendung haben.“

Mit diesen Worten überreichte Takumi ihm ein Buch mit einem ungewöhnlichen Einband, an dem man deutlich erkennen konnte, dass sich jemand eine Menge mühe mit diesem gegeben hatte.

„Ich schätze Mal, dass du es im Laufe deines Lebens mit einem gebührenden Inhalt füllen wirst.“

Hao sagte daraufhin nichts. Keine Worte der Welt hätten aussagen können, was in seinem Kopf gerade vorging. Er verstand die Gestik, die hinter dem Geschenk steckten sehr wohl und er würde seinen Lehrmeister nicht enttäuschen.

„Das werde ich.“

Mit diesem Versprechen steckte er das Buch ein und verließ das Haus endgültig. Kurz nach dem sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte stieß er einen lauten Pfiff aus. Es dauerte nicht lange bis dieser erhört wurde und ein Pferd vor ihm zum stehen kam. Insgeheim fragte er sich ja wieso Norikos Pferd genauso gut auf ihn hörte wie auf sie, denn soweit er sich erinnerte konnte niemand dieses Tier bändigen. Niemand außer Noriko. Nicht mal Shin war damals dazu in der Lage gewesen. Doch scheinbar wurde er von diesem eigenwilligen Geschöpf akzeptiert.
 

Zum Glück, denn er hätte nicht gewusst, was er ohne dieses Pferd getan hätte. Immerhin schien es ihm überall hin zu folgen.

„Meinst du Noriko hat geahnt, dass du auf deiner Reise ein Pferd braucht, welches seinem Herren auf Schritt und Tritt folgt und immer zurückkommt sobald man es ruft.“

„Ich weiß es nicht, aber es ist gut möglich! Immerhin schien sie auch genau gewusst zu haben, wonach ich suche oder sie hat mich einfach nur zu Takumi geschickt, damit sie sicher sein kann, dass ich nicht in den nächsten Hinterhalt laufe.“

„Also für so blöd wird sie dich schon nicht gehalten haben, allerdings ist es durchaus möglich, dass Noriko sicherstellen wollte, dass du unbeschadet zurückkommst. Wobei die Sache mit Takumi am Anfang ein ziemliches Risiko war. Zumindest hat er uns danach mit den wichtigsten Details vertraut gemacht. Wer weiß schon wie die ganzen Missionen sonst ausgegangen wären.“

Hao verdrehte bei diesen Worten leicht die Augen. So unfähig wie Kami ihn gerade hinstellte war er nun auch nicht. Zugegebne ohne Zusatzinformationen hätte die eine oder andere Situation brenzlich werden können, aber so weit, dass er ein ernsthaftes Problem bekommen hätte, würde er jetzt auch nicht gehen.

„Nicht anders als es ohnehin ausgegangen wäre. Es hätte nur länger gedauert.“

„Sicher. Jetzt lass uns aber gehen, sonst kommen wir nie bei deiner Familie an. Obwohl bei deinem Glück kommst du sowieso erst so gegen Mitternacht am Asakura-Anwesen an und animierst die Wachgeister zum schreien.“

„Hoffentlich nicht, auf das Theater kann ich verzichten.“

„Wer kann das nicht! Ich persönlich freu mich ja auf Youji. Mich würde ja mal interessieren ob er mittlerweile gelernt hat, wie man sich mit einer Geistkontrolle zu wehr setzt. Immerhin hat er vor drei Jahren noch eine ziemlich erbärmliche Figur abgegeben.“

„So schlecht wie du ihn gerade hinstellst war er nun auch nicht.“

„Ich weiß ich mach alle schlechter als sie in Wirklichkeit sind. Und ich sollte dringend damit aufhören bevor es soweit geht, dass ich mich und meinen Schützling überschätze. Schon kapiert.“

Kami verdrehte daraufhin die Augen. Gut, Hao hatte durchaus Recht, Youji hatte Potential. Zwar nicht so viel wie Hao selbst, aber dennoch sollte man diesen nicht unterschätzen.
 

Aber was sollte sie bitte tun. Sie kannte hunderte von Schamanen die in Youjis Alter um einiges besser waren. Natürlich durfte man mögliche Spätentwickler nicht ignorieren, Hao war ja immerhin auch einer. Jedenfalls wenn man sich ins Gedächtnis rief, dass dieser bis vor drei Jahren, nicht im Geringsten an irgendwelchen Kämpfen interessiert war. Doch nach Sayuris Tod hatte sich das geändert und wer war Schuld. Niemand anderer als der König der Geister. Es war nicht so dass sie sich über die Wandlung des Asakuraerben beklagen wollte. Im Gegenteil sie hatte die letzten Jahre richtig genossen. Das einzige was ihr missfiel war die Art und Weise wie es zu dieser Wandlung gekommen war.

„Ich glaube nicht, dass das jemals der Fall sein wird.“

Nach diesen Worten schwieg Hao und führte das schwarze Pferd aus dem Dorf heraus. Irgendwie hatte er trotz allem leichte Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee war zurückzukehren. Er hatte sich seit drei Jahren nicht mehr bei seiner Familie gemeldet. Wieso er nicht mit ihnen in Kontakt geblieben war wusste er selber nicht. Er war die ersten Monate nicht dazu gekommen und dann war so viel Zeit vergangen, dass er sich nicht mehr sicher war ob es eine gute Idee war. Außerdem wusste er nicht mal was er ihnen mitteilen sollte.

„Falls du bedenken hast zurückzukehren, dann vertreib sie aus deinem Kopf. Zugegeben Riku wird nicht gerade begeistert sein und Cassandra ist eine echte Plage, egal ob sie Schwarzseherin oder Glückshoroskop spielt. Aber hey, denk an Youji und Noriko, die beiden werden sich freuen wenn du wieder da bist. Und die anderen sagen wir mal Santi und Katsumi werden bestimmt wissen wollen, was du alles erlebt hast. Sie werden dich bestimmt nicht wieder wegschicken.“

„Das hab ich auch nicht vermutet, aber trotzdem danke.“

Kami hatte Recht. Das einzige was er sich anhören musste und das auch nur wenn er Pech hatte, waren die Vorwürfen, dass er sich nie die Mühe gemacht hatte sie auf den Laufenden zu halten. Außerdem musste er langsam zurück. Immerhin stand ja auch noch ein Ultimatum von Samira offen. Er hatte die Informationen die er brauchte und insgeheim wollte er sie auch wieder sehen. Und genau dies war ein weiterer Grund wieso er zurück musste. Mit diesen Gedanken waren alles seine Bedenken beiseite geräumt und er fing an sich wirklich über seine Rückkehr zu freuen. Auch wen seine Ankunft an dem Ort an dem er aufgewachsen war noch einige Tage von seiner jetzigen Position entfernt war.
 

- Bei Samira -
 

Frustriert schob Samira die restlichen Bücher aus dem Regal, woraufhin sie mit einem lauten Knall auf dem Boden landeten. Anschließend ließ sie sich frustriert an der Wand herunter gleiten. In diesem Zimmer musste es doch irgendetwas geben, was ihr einen Hinweis auf die Identität dieses Jungen gab, denn sie jeden Tag in ihren Träumen erneut begegnete. Mit jedem Tag hatte sie mehr und mehr das Gefühl, dass sie wissen musste, was es mit den Träumen zu tun hatte. Es trieb sie fast zum Wahnsinn und heute konnte sie nicht mehr anders als zu handeln. Von ihrer Meisterin und Mai konnte sie keine Hilfe erwarten, dass war deutlich geworden. Wobei sie das Gefühl hatte als würde Mai in einem inneren Konflikt stehen. Sie wusste etwas, allerdings wollte sie diese nicht in Schwierigkeiten bringen, weshalb sie auch nicht weiter nachfragte.

//Es muss doch etwas geben, was mir hilft mich zu erinnern, wieso sonst sollten mich diese Träume so quälen. Wieso sonst ist es mir unmöglich ihn vollständig zu vergessen?\\

Bei diesen Gedanken rollte ein einzige Träne über ihre Wange. Sie konnte nicht mehr. Seit Jahren versuchte sie zu verstehen, was passiert war, doch bis jetzt hatte sie keine Antwort gefunden. Und das schlimmste an der Sache war, dass heute ihr 19. Geburtstag ist. An sich nichts schlimmes, wenn es da nicht diese ganz spezielle Tradition gäbe. Zwar war dass sie mit einem Mann, der von ihrer Meisterin ausgewählt wurde, schlafen musste und das nur, damit die Blutlinie ihrer Familie weitergetragen werden konnte.

//Das ist einfach nicht fair!\\

Halb in ihren Gedanken versunken und halb auf die Umgebung achten erblickte sie auf einmal etwas Glänzendes, was sich in der hintersten Ecke unter ihrem Bett befand. Für einen Moment runzelte sie kurz die Stirn, bevor sie sich mit einem Ruck aufrichtete und dieses etwas unter diesem Bett hervor fischte. Nachdenklich wendete sie das gefundene Objekt in ihrer Hand und betrachtete es genau. Es war ein Ring. Dieser war nicht besonders wertvoll, aber dennoch wunderschön. Sie wusste dass sie ihn Geschenk bekommen hat. Plötzlich fiel es ihr wieder ein. Sie hatte diesen Ring von Hao bekommen. Sie waren verlobt. Langsam fügten sich auch die letzten Teil des Puzzels zusammen. Wie konnte sie das nur vergessen.
 

Noch bevor sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, hörte sie ein leises Klopfen an ihrer Tür. Kurz darauf trat Mai in ihr Zimmer, doch anstatt etwas zu sagen blieb diese wie versteinert hinter ihr stehen.

„Was ist?“

„Nichts nur…so wie du den Ring ansiehst…es wirkt wie damals und…“

Schnell brach Mai ab, doch sie brauchte auch nicht mehr zu sagen, denn auf Samiras Gesicht zeichnete sich sofort ein wissendes Lächeln.

„Lass gut sein, ich kann verstehen, wieso du mir nichts gesagt hast. Aber bitte, sag mir wenigsten wie es sein kann, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern konnte.“

„Ich weiß es nicht. Aber ich glaube, dass Meisterin Chiyo dich mit einem Zauber belegt hat, damit du ihn endgültig vergisst...“

Mai blickte bei diesen Worten zu Boden, sie hätte das ganze wahrscheinlich eher aufklären sollen, denn wenn sie Samiras Vertrauen jetzt verlor, dann gab es nichts mehr, was sie in diesem Tempel hielt.

„…glaub mir, ich finde es nicht in Ordnung, was Meisterin Noriko getan hat. Aber in einer Sache hat sie leider Recht und zwar dass du Hao vergessen musst.“

„Sag mir nicht dass ich ihn vergessen soll. Ich will diese Worte nie wieder hören! Ich liebe ihn und...ich will meine Pflicht als Wächterin nicht erfüllen, ich will nicht mit irgend so einem Typen schlafen nur weil es meine sogenannte Pflicht ist.“

„Samira, ich weiß wie du dich fühlst, mir ging es genauso, aber…“

„Vergiss das aber. Du bist nicht in meiner Situation…du…“

Nun konnte Samira ihre Gefühle erst Recht nicht mehr für sich behalten und ging weinend auf die Knie. Wieso musste sie in diese Familie geboren werden und nicht in eine ganz normale.

„Du hast den Zauber endgültig durchbrochen oder? Kannst du dich wirklich wieder an alles erinnern.“

„An absolut alles…verdammt Mai, was soll ich denn jetzt tun.“

„Ich sage es ungern aber du hast keine anderen Wahl als das zu tun, was man von dir verlangt…allerdings schreibt dir niemand vor, was du zudenken hast.“

„ Wie meinst du das?“

Nun verstand Samira die schwarzhaarige überhaupt nicht mehr.
 

Doch anstatt ihr sofort zu antworten, setzte sich Mai einfach neben sie und tat etwas, was diese noch nie getan hatte. Sie umarmte Samira und flüsterte ihr die gewünschte Antwort ins Ohr.

„Denk an Hao und an nichts sonst. Denk an den Tag wo du ihn das erste Mal begegnet bist und an eure letzte Begegnung. Ruf dir all das ins Gedächtnis und verbanne alles andere. Niemand wird davon erfahren, niemand außer uns. Und dann geh deinen Pflichten als vollwertige Wächterin nach.“

„Genau das will ich ja nicht. Ich will mit Hao zusammen sein und…“

„Das weiß ich, aber wenn Chiyo merkt, dass du deine Erinnerungen wieder hast, dann wird sie dich noch mehr beobachten. So jedoch hast du die Wahl Hao irgendwann doch wiederzusehen. Tu was sie dir befiehlt und sie wird keinen Verdacht schöpfen.“

„Aber sie hat dieselbe Gabe wie ich, wie wir alle. Ich kann sie nicht anlügen, ohne das sie es merkt.“

„Keiner redet von Lügen. Du sollst dich nur zurückhalten und ihre Befehle befolgen. Sofern sie denkt, dass du sie freiwillig und mit ganzem Herzen befolgt, wird sie keinen Verdacht schöpfen.“

Samira atmete bei den Worten von Mai tief durch. Sie war niemand, dem man einfach den Mund verbieten konnte. Außerdem sagte sie was sie dachte. Doch im Augenblick wirkte es wirklich so, als würde Mai den einzigen Weg aufzeichnen, den sie gehen konnte. Fast schon wollte sie ihr danken, doch dann fiel ihr etwas ein, was sie davon abbrachte.

„Mai, wieso bist du wirklich hier.“

„Meisterin Chiyo schickt mich. Sie will dass ich dich auf die nächsten Stunden vorbereite.“

Mit diesen Worten ging Mai zu ihrem Schrank und holte ein wunderschönes weißes Gewand heraus. Die Farbe war an sich nichts besonders, sondern eher die schönen hellblauen Stickmuster an den Ärmeln. Mit einem seufzen stand Samira auf und zog das Kleid mehr als widerwillig an. Scheinbar hatte sie wirklich keine Wahl als das zu tun was ihr aufgetragen wurde, jedenfalls vorerst.
 

- Einige Tage später -
 

Eigentlich hatte Hao vor ohne Verzögerung zurück zum Asakuraanwesen zu reiten, doch als er an einem kleinen Dorf vorbeikam, hielt er plötzlich inne. Einen Moment überlegte er noch, was er machen wollte, doch dann stieg er von dem schwarzen Pferd und betrat das Dorf durch ein Holztor, welches um diese Zeit für jederman offen stand. Sofern er sich erinnern konnte, hatte er sich nicht besonders viel verändert. Zwar hatte er vor drei Jahren nicht besonders viel von dieser Gegend gesehen, doch der erste Eindruck war dennoch derselbe. Auch brauchte er nicht lange um zu einem bekannten Haus zu kommen. Insgeheim erhoffte er sich nichts davon, doch ein kleiner Besuch schadete ihm immerhin auch nicht. Mit diesen Worten klopfte er an die Tür und war in gewisser Weise überrascht, dass der alte Mann der ihm die Tür öffnete ihn sofort erkannte.

„Hao, das ist jetzt aber eine Überraschung.“

„Ich hoffe ich störe nicht. Ich war gerade in der Nähe und da…“

„Hast du gedacht, dass du uns Mal einen Besuch abstattest. Das sehe ich als Kompliment an, komm rein. Mensch, Mensch, Mensch, drei Jahre sind vergangen und du bist von einem vorlauten Jungen zu einem anständigen jungen Mann geworden. Ich bin beeindruckt. Du bist aber nicht hier, um deinen kleinen Kampf mit Michio jetzt zu Ende zu bringen oder.“

„Nein. Ich denke, damals haben wir alle etwas überreagiert.“

„Überreagiert ist wohl das falsche Wort, denkst du nicht auch.“

Noch bevor einer der beiden noch etwas sagen konnte, kam auf einmal eine rothaarige junge Frau in den Raum und ließ bei Haos Anblick erst einmal den Teetassen fallen, die sie in der Hand trug. Diese zersprangen auch beim Berühren mit dem Boden in mehrere Scherben. Ohne groß zu überlegen bückten sich sowohl Hao als auch die rothaarige um diese wieder aufzusammeln. Dabei griffen beide automatisch zu derselben Scherbe, die auf dem Boden lag, wobei sich ihre Hände berührten. Sofort zog die rothaarige ihre Hand zurück und griff zu einer anderen Scherbe, wobei sie sich ungewollt schnitt.

„Au…“

„Alles in Ordnung?“

„Klar, ich…ich hol besser einen Besen.“

Mit diesen Worten stand sie auf und schien schon fast aus dem Raum zu flüchten.
 

Hao sah ihr nur verwundert hinterher, während Kouhei Sakaida hinter ihm nur amüsiert zu lachen anfing. Eine Reaktion, die ihm sofort einen verständnislosen Blick seitens Hao einhandelte, den er jedoch ohne Schwierigkeiten ignorieren konnte.

„Hab ich was verpasst.“

„Lern du mir erst Mal die Frauen kennen, dann weißt du was los ist. Aber lassen wir das für heute gut sein. Du bist mein Gast, wenn’s sein muss auch für die Nacht.“

Hao stand bei diesen Worten auf und sah den älteren Mann hinter sich nur skeptisch an. Besonders bei dem letzten Satz konnte er einen dementsprechenden Kommentar nicht unterdrücken.

„Da hat wohl einer eine Poetenlehrstunde genommen, oder wie darf ich den Satz verstehen?“

„Werd nicht frech. Immerhin gibt es nur zwei Alternativen. Entweder man ist ein hochbegabter Poet oder nur ein armseeliger Amateurdichter. Und mit Verlaub, ich bin weder das eine noch will ich das andere sein. Aber jetzt zurück zum Thema.“

„Bei allem Respekt, aber ich hatte nicht vor so lange zu bleiben.“

„Immer noch auf der Durchreise wie ich sehe.“

„Eher auf der Rückreise.“

„Verstehe. Und bist du auf deiner Reise fündig geworden oder war es eine reine Zeitverschwendung. Immerhin scheinst du es nicht gerade eilig zu haben zurückzukommen, wenn du dir die Zeit nimmst hier rein zu scheinen und ein Pläuschen zu halten.“

„Sagen wir es so. Ich habe erreicht was ich auf dieser Reise erreichen wollte. Allerdings war das sozusagen erst die Vorbereitung auf das was ich jetzt in Angriff nehme.“

Kouhei wollte gerade etwas erwidern, als die rothaarige junge Frau wieder in den Raum kam und mit einem Besen bewaffnet die Scherben wegfegte. Dabei vermiet sie es Hao oder gar Kouhei einen Blick zuzuwerfen. Letzterer verdrehte daraufhin nur kurz die Augen.

„Kaori, denkst du nicht, dass es angebracht wäre unseren Gast zu begrüßen?“

„Äh, natürlich…seit willkommen…“

„Gib mir den Besen ich mache den Rest.“

Mit diesen Worten hatte Kouhei, der der jungen Frau den Besen abgenommen hatte mit diesem und den Scherben auch schon in den Nebenraum verschwunden und hatte die beiden 19-jährigen somit unter sich gelassen.
 

Kaori sah ihrem Onkel nur einen Augenblick nach, bevor sie sich verlegen eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich und wieder zu Hao blickte. Sie hatte ihn sofort erkannt, was hauptsächlich daran lag, dass er sich nicht großartig verändert hatte. Jedenfalls ihrer Meinung nach.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du hier noch mal auftauchst, besonders nicht nach dem kleinen Vorfall zwischen dir und Michio.“

„Irgendwann muss jeder Mal erwachsen werden. Außerdem bin ich wirklich nur zufällig hier gelandet. Eigentlich wollte ich mich nur noch mal für die Technik bedanken, besonders nachdem sie mir mein Leben das eine oder andere Mal gerettet hat.“

„Ich bin mir sicher, dass er das gerne hört. Genauso wie ich. Wir haben uns in gewisser Weise sorgen gemacht, besonders deshalb, weil du ein Geschäft mit diesem verknitterten mürrischen alten Mann eingegangen bist. Vor allem da er sich immer mit Leuten anlegt denen er nicht gewachsen ist.

„Das muss wohl eine Art Berufskrankheit sein. Immerhin ist er ein Wanderschamane der in seinem Leben schon mindestens einmal die gesamte Welt zu Gesicht bekommen hat.“

„Irgendwie ja beneidenswert. Findest du nicht?“

Hao antwortete auf diese Frage nicht, sondern sah Kaori, die mit jedem Satz immer näher gekommen war nur kurz an. Langsam schien er zu begreifen, was Kouhei mit seiner Satz meinte.

„Kaori, ich muss dir was sagen…“

„Und was?“

Hao konnte sich irren, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als würde in diesen Worten ein leichter Hoffnungsschimmer mitschwingen. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, ging auf einmal die Tür auf und ein scheinbar schlecht gelaunter Michio trat herein.

„Verdammt noch mal das kann doch nicht sein ernst sein. Jetzt werden wir auch noch als Botschafter missbraucht, was denken die denn wer sie sind…“

„Wieso bist du eigentlich immer schlecht gelaunt wenn ich in der Gegend bin. Ist das einfach nur Zufall oder liegt das an mir?“

„Hao…was für eine Überraschung. Da fällt mir ein, du schuldest mit noch einen Kampf…“

„Es gibt keinen Kampf. Außerdem was ist so schlimm, dass du dich so aufregst. Man hört dich sogar drei Räume weiter.“

Michios Vorfreude wurde jedoch sofort gebremst, als Kouhei wieder in den Raum trat und seine Meinung zu dem ganze bekannt gab.
 

Das letzte Mal war schon einmal zu viel und damals hatte Hao, jedenfalls nach seiner Ansicht, nicht besonders viel Erfahrung im Kämpfen. Sollten sie ihren kleinen Kampf den sie damals gestartet hatten weiterführen, so war er überraschenderweise davon überzeugt, dass sein Sohn Hao weitaus unterlegen war. Gut drei Jahre waren eine relativ kurze Zeit, aber für jemanden wie Hao der unheimlich schnell neue Techniken erlernen konnte war es genug. Immerhin hatte dieser das Prinzip der Teleportationstechnik nach wenigen Stunden verstanden, während sein eigener Sohn einige Wochen dafür gebraucht hatte um sie einwandfrei hinzubekommen. Zugegeben die ersten Erfolge kamen schon nach einigen tagen, doch wenn man es verglich sind selbst Tage eine halbe Ewigkeit. Nicht auszudenken, was der Junge in drei Jahren gelernt hat. Besonders wenn man bedenkt, dass Takumi Sasaki sein Lehrmeister war. Auch wenn dieser ein regelrechter Spinner war, so konnte man nicht leugnen dass er ein fähiger Schamanen war ansonsten würde dieser schon längst unter der Erde liegen.

„Eine Eilnachricht, von einem gewissen Youji Asakura. Sag dir der Name zufällig etwas, Hao.“

„Er ist mein Cousin, aber was sollte er von euch wollen.“

„Keine Ahnung ich hab versucht diesen Shikigami dazu zu bringen mir die Nachricht mitzuteilen aber das kleine Biest hat sich mit allen Mitteln geweht. Das verfluchte Ding hat mir sogar Steine an den Kopf geschmissen, als ich ihm ein Ultimatum gestellt habe.“

Kouhei konnte sich daraufhin nicht zurückhalten und fing an zu lachen. Er konnte es Hao nur hoch anrechnen, dass dieser es irgendwie schaffte einen neutralen Gesichtsausdruck zu behalten. Er selber war von der Nachricht die sein Sohn übermittelt hatte einfach zu amüsiert um eine Fassade aufrecht zu erhalten.

„Listiges kleines Ding, aber geschieht dir Recht, wenn du fremde Nachrichten lesen willst, selbst wenn sie für mich sind. Also wo ist der Shikigami.“

„Vor der Tür und wartet auf dich, Vater.“

Bei diesen Worten nickte Kouhei nur kurz, bevor er aus dem Haus trat und sich dem listigen und gemeinen Shikigami annahm.

„So und was verschlägt dich in unsere Gegend.“

„Nichts Bestimmtes. Ich bin lediglich auf der Rückreise und der schnellste Weg führt durch dieses Dorf.“

„Also absoluter Zufall. Schade, ich dachte du wolltest beenden was wir vor drei Jahren angefangen haben. Ich muss immerhin meine Ehre wieder herstellen. Oder glaubst du ich kann es mir Leisten von einem Kind besiegt zu werden.“

„Wenn du willst können wir den Kampf gerne ein anderes Mal weiterführen. Im Moment jedoch habe ich andere Pläne. Aber ich versichere dir, dass ich darauf zurückkomme.“

„Das will ich auch hoffen. Ich warte auf deine Einladung. Denn den nächsten Kampf werden wir in deinem Territorium stattfinden lassen. Du hast mich in meinem Gebiet blamiert also denke ich, dass es nur fair ist, dass du deine Niederlage gegen mich in deinem Gebiet erleidest. “

„Sehr freundlich. Aber so leicht werde ich es dir bestimmt nicht machen.“

Noch bevor Michio etwas darauf erwidern konnte, mischte sich Kouhei ein, der mit einem ziemlich blassen Gesicht wieder herein getreten war.
 

Das vorige Gespräch der beiden missachtend wendete er sich ohne Umschweifen an Hao, der genauso wie die anderen ziemlich geschockt über dessen plötzlichen Stimmungswandel war.

„Youji wollte mir mitteilen, dass falls ich dich sehe, ich dich sofort zu ihnen schicke soll. Noriko ist gestorben und dein Onkel scheint sich als neues Oberhaupt zu sehen. Du solltest also verschwinden. Nicht das ich dich rauswerfen will, aber…“

„Schon verstanden, danke fürs weiterleiten.“

„Hao, warte…was wolltest du mir sagen?“

„Ein anderes Mal, Kaori…Tut mir Leid.“

Mit diesen Worten hatte Hao ihr und auch den anderen den Rücken gedreht und hatte das Haus verlassen. Kaori sah ihm nur für einen Augenblick hinterher, bevor sie den Kopf senkte und für einen Augenblick in ihre eigenen Gedanken eintauchte. Jedenfalls solange bis Michio sie ansprach.

„Schlag dir den Jungen aus dem Kopf, Kaori. Nach dem was ich von Reisenden über ihn gehört habe ist er mittlerweile so berühmt, dass er fast jede Frau auf der Welt haben könnte.“

Bei diesen Worten konnte Michio einen leicht genervten unterton nicht unterdrücken. Es war jetzt nicht so, dass er Hao hasste oder so. Die Sache von damals kratzte nur gewaltig an seinem Ego und außerdem war er es leid immer dieselben Geschichten zu hören. Bevor Hao hier aufgetaucht war, handelte die Gespräche im Dorf meistens von ihm oder anderen Personen, die in diesem Dorf lebten. Doch nun waren solche lokalbezogene Gespräche selten, wenn nicht sogar unüblich. Auch wenn Hao nicht lange hier war, so hatte er durch seine bloße Anwesenheit das Leben in diesem Dorf verändert. Etwas was er nicht mal ansatzweise nachvollziehen konnte. Natürlich hatte er wie jeder andere gehört, welche Gefahren Hao überstanden hatte, doch das hatte mit ihrem Dorf nicht das Geringste zu tun. Wenn er einem aus dem Dorf das Leben gerettet hätte, oder ihnen anderweitig zur Hand gegangen wäre, würde diese ganze Symphatisierung ja noch einen Sinn ergeben. Aber das war nie der Fall gegeben. Doch vielleicht vernachlässigte er auch einfach etwas in seiner Ansicht. Manchmal waren Namen bedeutender als Taten und die Asakurafamilie kannte so gut wie jeder. Immerhin gehörten sie zu den mächtigsten Familiendynastien dieses Landes.
 

Doch es änderte nichts an der Tatsache, dass selbst Kaori ein Auge auf ihn geworfen hatte. Und genau das sagte ihm noch weniger zu. Es lag nicht daran, dass er es ihr nicht gönnte glücklich zu sein, sondern viel mehr weil er sich nicht vorstellen konnte, dass sie eine Chance bei ihm hatte. Für ihn war es offensichtlich dass die beiden nicht zusammen passten und dass sie diejenige war, die Leiden würde, sollte sie ihre Schwärmerei nicht aus ihrem Kopf verbannen.

„Wovon redest du eigentlich?“

„Komm schon, tu nicht so unwissend. Du magst ihn. Das kann man allein schon an deinen geröteten Wangen erkennen. Spätestens wenn man dein Verhalten betrachtet ist es mehr als offensichtlich. Also hör auf zu hoffen und vergiss ihn.“

Auf diese Worte sagte Kaori nichts sondern drehte Michio nur den Rücken zu, bevor sie sich dazu entschloss den Raum zu verlassen. Lediglich von Kouhei bekam er ein verständnisloses Kopfschütteln. Eine Gestik, die er nicht ohne Kommentar akzeptieren konnte.

„Was? Es ist die Wahrheit. Der Junge hat in den letzten drei Jahren Situationen überstanden, bei denen selbst ein Meisterschamane gescheitert wäre. Ich hab schon von einigen Frauen, selbst hier im Dorf, gehört, dass sie alles tun würden um ihn allein kennen lernen zu dürfen. Da wird man ja richtig neidisch und das gebe ich äußerst ungern zu.“

„Ja, der Junge ist Gut, vielleicht sogar zu gut für seine eigene Sicherheit. Außerdem ist er noch Recht jung, was ihm noch eine Menge Schwierigkeiten einbringen wird. Jeder hat seine Grenzen auch er und ich denke, dass er diese schneller erreichen wird als ihm lieb ist.“

Nachdenklich sah Kouhei zu der Tür, durch die Hao vor einiger Zeit verschwunden war. Die Zukunft der Asakura-Dynastie sah gewiss nicht rosig aus, dass wusste er. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, sollte die Harmonie innerhalb der Familie bestehen bleiben. Wobei Harmonie das falsche Wort war, so wie er es verstanden hatte war das Verhältnis der einzelnen Mitglieder der Familie angespannt. Allein Noriko war es zu verdanken, dass die Familie nicht schon längst auseinander gebrochen ist, doch dass konnte sich jetzt ändern, egal wer die neue Aufgabe des Oberhauptes bekam.
 

Weiter konnte er jedoch nicht über die möglichen Konsequenzen, die Norikos Tod mitführten, nachdenken, da er schon von seinem Sohn angesprochen wurde. Seine Worte hatten scheinbar bewirkt, dass er die Aufmerksamkeit seines Sohnes nun voll ganz besaß. Es war eine seltsame Situation, denn normalerweise waren diesem die Probleme anderer völlig egal. Allerdings hatte Hao jeden in einer Art und Weise beeindruckt, dem er begegnet war und sie direkt oder auch indirekt positiv beeinflusst. Aus diesem Grund sollte es ihn eigentlich nicht überraschen, dass auch sein Sohn langsam lernte sich nicht nur auf seine Vorteile und Probleme zu konzentrieren.

„Was meinst du damit?“

„Hao ist nach Norikos Tod das rechtmäßige Oberhaupt der Familie, doch das heißt nicht, dass man ihm dieses Recht einfach so gewähren wird. Ein Recht zu haben und das Recht zu bekommen sind zwei Unterschiedliche paar Schuhe, besonders wenn der Gegner sich in der eigenen Familie befindet. Sein Onkel hat sich wie du gehört hast selbst zum Oberhaupt ernannt und wenn mich meine Informationen über diesen nicht täuschen, so wird er diese Aufgabe nicht einfach an einen 19 jährigen Jungen, der sich seit drei Jahren nicht mehr bei der Familie blicken gelassen hat, übergeben. Die einzige Möglichkeit für Hao besteht daran, einen Kampf mit diesem auszutragen um sich diesem Recht als würdig zu beweisen, allerdings würde das den inneren Frieden der Familie gefährden. Selbst wenn Hao es schaffen sollte die Situation so zu meistern, so muss er trotz allem auf seine eigenen Ziele verzichten um diesen Zustand und seine Position innerhalb der Familie zu halten. Wie du siehst ist die Rolle des Oberhauptes einer mächtigen Familien-Dynastie kein Geschenk. Und das Prinzip zählt für jeden, doch ich glaube für Hao ist es nicht nur eine gewagte Aufgabe, sondern viel mehr der Beginn eines ewigen Kampfes mit seinem Onkel. Ein Kampf an dem selbst die stärksten Schamanen scheitern können.“

Mit diesen Worten beendete Kouhei seinen Vortrag. Vor 3 Jahren hatte er Noriko von Haos kurzen Aufenthalt bei ihm berichtet. Daraufhin hatte sie ihm stückweise über die Gegebenheiten in der Familie aufgeklärt. Die letzte Nachricht von ihr hatte er vor ein paar Tagen erhalten. Anhand dieser konnte er sofort sagen, dass sie besorgt war und zwar nicht nur über den Jungen. In dieser Nachricht hatte sie ihn auch über das Verhältnis zwischen Riku und Hao aufgeklärt. Er konnte ihre Sorge durchaus verstehen. Ein Kampf zwischen den beiden war nahezu unausweichlich. Doch auch er war in gewisser Weise genauso unfähig etwas dagegen zu tun wie sie. Das einzige wozu er sich in der Lage sah, war zu hoffen dass Hao mental und physisch stark genug war um sich gegen seinen Onkel durchzusetzen und die Intrigen, die dieser dem Jungen entgegen werfen würde zu bewältigen. Mehr Alternativen hatte er nicht.
 

- Bei Hao -
 

Der Wohnsitz von Kouhei war zwar einige Kilometer vom Asakuraanwesen entfernt, dennoch schaffte er es innerhalb einiger Stunden dort anzukommen. Seine Gedanken allerdings waren während des langen Ritts immer wieder auf eine Frage zurückgefallen. Was würde ihn erwarten? Er wusste es nicht. Noch wusste er wie er überhaupt reagieren sollte, wenn er wieder bei seiner Familie ankam, immerhin waren drei Jahre eine ziemlich lange Zeit. Doch seine Gedanken wurden schnell von einem lauten Streit unterbrochen, der innerhalb der Mauern des Asakuraanwesens ausgetragen wurde.

„Du kannst mir nicht erzählen, dass das dein Ernst ist.“

„Doch ab sofort wird sich einiges hier ändern. Es wird Zeit das sich hier jeder etwas mehr Disziplin aneignet. Eine Eigenschaft die besonders dir gut stehen würde.“

„Oh ich hab Disziplin, genug Disziplin um dich nicht hier und jetzt in aller Öffentlichkeit wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Immerhin ist es so gut wie klar, dass du nur solange als Oberhaupt fungierst bis Hao diese Aufgabe übernimmt.“

Bei diesen Worten hatte Hao den Ursprung des Lärms erreicht. Auf dem Hof war ein gedeckter Tisch aufgestellt, an dem die einzelnen Familienmitglieder saßen. Die Augen der Anwesenden jedoch schienen nur auf Youji oder auf Riku gerichtet zu sein, die von ihren Stühlen aufgestanden waren und sich ein heftige Diskussion lieferten. Bei diesem Anblick zögerte Hao einem Moment. War es wirklich klug sich jetzt einzumischen? Jetzt wo die Stimmung sowieso angespannt war oder sollte er noch etwas warten? Unschlüssig sah er bei diesen Gedanken kurz zu Kami, die sich jedoch desinteressiert von ihm wegdrehte. Es war seine Entscheidung und sie würde sich nicht einmischen. Dieses Mal nicht, immerhin musste er wenn er Norikos letzten Wunsch nachkommen wollte, selber entscheiden was er zu tun und zu lassen hatte. Vor allem musste er selber entscheiden wann er sich einmischen musste, sonst würde er sich nicht lange als Oberhaupt halten können.

„Glaub mir Youji dazu wird es nicht kommen. Er hat den Kontakt zu uns vor drei Jahren abgebrochen, was macht dich so sicher, dass er überhaupt vorhat zurückzukommen. Meines Erachtens hat er sich von unserer Familie abgewandt. Und auch deine Worte können daran nicht viel ändern. Ich persönlich denke dass er herausgefunden hat, was ihm bevorsteht und er deshalb untergetaucht ist. Ich bezweifle, dass er zurückkommen wird. Jedenfalls nicht in diesem Leben…“

„Das sehe ich anders.“

Mit diesen Worten trat Hao aus dem Schatten in dem er sich bis eben befand heraus. Jeder der Anwesenden schien von dem unerwarteten Auftauchen des jüngeren mehr als geschockt zu sein. Keiner hatte wirklich mit dessen Auftauchen gerechnet, jedenfalls nicht heute. Selbst Youji, der bis eben versucht hatte sich für Hao einzusetzen musste dessen Anwesenheit erst einmal verdauen. Anschließend jedoch schlich sich ein fröhliches Lächeln auf sein Gesicht.

„Nettes Timing, Hao. Ach ja, bevor ich es vergesse. Willkommen zurück.“

„Na sieh mal an, der verlorene Sohn kehrt zurück, oder wie darf man das verstehen.“

„Nenn es wie du willst, Riku.“

Bei diesen Worten hielt jeder den Atem an. Die Spannung die bei diesen Worten herrschte wäre sogar für einen Blinden deutlich wahrzunehmen.
 

Unter normalen Umständen wäre jeder bei diesen Worten zurückgewichen, doch zwei Bedingungen hielten sie davon ab. Erstens saßen alle auf ihren Plätzen und konnten so nicht zurückweichen und zweitens wusste jeder wer Hao war. Eine Tatsache die bewirkte, dass niemand den ruhigen und leicht drohenden Unterton in dessen Stimme ernst nahm. Und selbst wenn es einige getan hätten, so hätte es weniger an Hao gelegen, sondern mehr an der zu erwarteten Reaktion seines Gegenübers.

„Scheinbar ist Disziplin nicht das einzige was zu kurz gekommen ist. Was dich allerdings angeht Hao. Du kannst dich schon mal von deiner kleinen Sonderstellung verabschieden und anfangen mir etwas mehr Respekt entgegen zu bringen!“

„Dir etwas mehr Respekt entgegenbringen. Du tickst nicht mehr sauber. Hao ist das…“

Während Youji das sagte, hatte Hao sich zu ihm begeben. Noch bevor dieser seinen Satz beenden konnte wurde er von Hao zurückgehalten, in dem dieser ihm eine Hand auf die Schulter legte. Eine Gestik, die er wenn er ehrlich war nicht im geringsten Verstand. Auch dessen nächste Worte waren mehr als unverständlich. Doch er konnte nicht lange nachdenken, da Hao sich kurz darauf an Riku wendete.

„Lass gut sein, Youji. Und zu dir Riku. Man kann seinem Gegenüber nur soviel Respekt entgegen bringen wie dieser verdient hat…“

„Pass auf was du sagst oder…“

„Dieses Mal nicht, Onkel Riku. Ich bin nicht hier um mich weiter von dir terrorisieren zu lasse. Sondern nur um ein Versprechen einzulösen, welches ich Meisterin Noriko vor drei Jahren an dem Tag gegeben habe, an dem ich das Asakuraanwesen verlassen hatte. Ich fordere nichts weiter als mein Recht. Das Recht auf die Führung unserer Familie. Nicht mehr und nicht weniger...“

„Wie bitte?“

„… und wenn du nicht in der Lage bist freiwillig zurückzutreten, lässt du mir keine andere Wahl als um dieses Recht zu kämpfen.“

Nach diesen Worten war es Still. Keiner hatte mit so einem Satz gerechnet. Selbst Riku war von der versteckten Herausforderung etwas zurückgeworfen. Er wusste nicht woher Hao die Frechheit nahm ihm einen Kampf aufzuzwingen. Das würde der Junge noch bereuen. Er würde sich die Familienführung nicht einfach so von einem neunmalklugen 19 jährigen Schamanen wegnehmen lassen. Soweit kam es noch. Der Junge wollte einen Kampf, den sollte er haben. Er würde Hao einen Kampf liefern, den dieser nie vergessen würde und somit seine Position als Familienoberhaupt festigen. An sich hätte ihm nichts Besseres passieren können, immerhin wäre sein Sieg über Hao der beste Beweis dafür, dass dieser als rechtmäßiges Oberhaupt der Familie unwürdig war und damit brauchte er sich keine Sorgen mehr machen, dass dieser ihm diese Position jemals wieder streitig machen würde. Niemals wieder, dessen war er sich sicher.

Kampf um die Familienführung

Zu aller erst möchte ich jene die diese FF weiter verfolgen ein schönes neues Jahr wünschen und so wie es in einem neuen Jahr üblich ist wenden sich auch die Dinge um, manchmal zu ins Gute aber manchmal ins Schlechte. Für euch wünsche ich mir natürlich das erstere. Und pünktliche zum Jahreswechsel ändern sich auch Haos Leben in dieser FF. Ob nun zum negativen oder positiven erfahrt ihr jedoch nur wenn ihr fleißig weiter lest.
 

Aus diesem Grund werde ich euch auch nicht länger mit meinem Gerede aufhalten sondern wünsche euch viel Spaß bei dem Kapitel
 

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Kapitel 27: Kampf um die Familienführung
 

Die Anwesenden sahen Hao nur geschockt an. So kannte ihn niemand. Selbst Santi, die ihn nach Noriko und Youji am besten kannten, war sichtlich verwirrt von diesem Satz. Er war für diesen einfach untypisch, obwohl 3 Jahre eine ziemlich lange Zeit waren. Sie konnte nicht mal erahnen, was in der Zeit mit Hao passiert war, welche Erfahrungen er gemacht hatte und was für Gefahren er sich ausgesetzt hatte. Um genau zu sein kannte sie ihn überhaupt nicht mehr. Dennoch war sie sprachlos. Sie konnte nicht mehr klar denken, geschweige denn klar etwas sagen. Alles wozu sie im Stande befand war zu beten. Zu beten, dass ihre Familie nicht durch diesen Konflikt auseinander gerissen wurde. Dafür zu beten, dass Riku und auch Hao frühzeitig zu Vernunft kamen um zu verhindern, dass einer von ihnen verletzt wurde. Doch in ihrem Unterbewusstsein wusste sie, dass es hoffnungslos war. Riku war einfach zu aufbrausend um sich nach diesen Worten zu beherrschen und zu sturrköpfig um freiwillig auf die Familienführung zu verzichten. Und Hao. Hao schien einfach viel zu entschlossen zu sein das Verspechen, welches er seiner Meisterin kurz vor seiner Abreise gegeben hatte, einzuhalten. Das waren die schlechtesten Bedingungen um den Kampf harmlos verlaufen zu lassen. Und sie sollte Recht behalten. Riku ließ sich Haos Verhalten nicht gefallen.

„Das soll doch wohl ein schlechter Witz sein! Glaubst du wirklich du kannst hier nach drei Jahren wieder auftauchen und dich als Familienoberhaupt aufspielen.“

„Gegenfrage. Denkst du, dass es angebracht wäre den letzten Wunsch von Meisterin Noriko zu ignorieren und dich entgegen diesem selbst zum Führer zu ernennen, obwohl du keinen Anspruch auf diese Aufgabe hast. Ich denke jedenfalls, dass wir fair genug sein sollten um einzusehen wozu wir bestimmt sind und wofür nicht. Findest du nicht auch, Onkel.“

Diese Worte waren endgültig zu viel für Riku. Ohne weiter groß über sein Vorgehen nachzudenken zog er sein Schwert und richtete es auf Hao, welcher keine Anstalten machte sich zu wehren. Sofort wurde das Schweigen, wenn möglich, noch weiter verstärkt. Mittlerweile standen die Anwesenden wie Zinnsoldaten an Ort und Stelle und wagten es nicht sich zu bewegen.

„Komm mir nicht so. Ich wusste doch immer dass aus dir nichts Besseres werden konnte als das Ebenbild deines arroganten und leichtsinnigen Vaters.“

Santi schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf. Diese Beschreibung traf auf keinen Fall auf Akio Asakura zu. Im Gegenteil. Sie kannte beide Brüder, sie war mit ihnen aufgewachsen und sie konnte aus Erfahrung sagen, dass beide ihre guten und schlechten Seiten hatten. Aber keinen weder Akio noch Riku konnte man als leichtsinnig bezeichnen. Unter normalen Umständen hätte sie jetzt eingegriffen, doch das war jetzt nicht ihre Aufgabe. Nicht mehr. Hao hatte Riku herausgefordert und deshalb musste er auch mit dessen fragwürdigen Anschuldigungen und Provokationen allein fertig werden. Eine Tatsache, die dieser anscheinend auch ohne groß Überlegen zu müssen meisterte.

„Wir können uns mit einem glaub ich ohne Schwierigkeiten einigen und dass ist die Tatsache, dass jeder in seiner eigen Art und Weise eine bestimmte Arroganz ausstrahlt, oder nicht?“

Diese Worte ließen jeden, sofern er nicht jetzt schon außer Stande war etwas zu sagen, sprachlos zurück. Lediglich ein paar unsichere Blicke die nach links und rechts geworfen wurden machten das deutlich und stellten gleichzeitig die einzige Kommunikationsmöglichkeit dar.
 

Riku kochte derweil vor Wut. Auch wenn er kurz davor war unüberlegt loszuschlagen, so wusste er, dass er die verbale Schlacht, die gerade anhielt, schon jetzt verloren hatte. Alles was ihm blieb ist den anderen Mitgliedern des Asakura-Clans zu beweisen, dass der Junge vor ihm nicht die nötige Stärke besaß um die Verantwortung der Familienführung zu übernehmen. Jeder wusste, auch wenn es einige nicht wahrhaben wollten, dass nur ein starker Erbe des Asakura-Clans für die Sicherheit der Familie garantieren konnte. Sollten sie jemanden an die Spitze setzen, der dieser Aufgabe nicht gewachsen war, so würde dies bald die Runde machen und dann durften sie sich auf ein hartes Jahr gefasst machen, in dem man versuchte ihren Ruf zu ruinieren.

„Du weißt nicht mal auf was du dich einlässt. Wieso sollten wir dir die Führung überlassen.“

„Ich weiß mehr als du für möglich hältst. Meine Entscheidung steht fest. Wenn es nötig ist, werde ich für mein Recht kämpfen, obwohl ich den friedlicheren Weg durchaus bevorzugen würde. Allein um der Familie willen, also mach es nicht unnötig kompliziert.“

„Ich werde einen Teufel tun und diese Aufgabe freiwillig an dich übergeben. Wenn du sie willst, dann musst du mich besiegen.“

„Riku, das ist…“

Weiter kam Santi nicht, da sie schon von Riku unterbrochen wurde. Er wusste aus Erfahrung, dass seine Schwester sich jederzeit auf Haos Seite schlagen würde. Sie wollte ihn beschützen, doch dieses Mal würde er sich nicht zurückhalten lassen. Von niemanden.

„Halt dich daraus Santi. Ich werde euch ein für alle Mal beweisen, dass der Junge nicht für so eine Aufgabe geeignet ist.“

„Das ist also dein letztes Wort?... Dann sollten wir das ganze hinter uns bringen.“

Mit diesen Worten rief auch Hao seinen Schutzgeist mit einem Fingerschnipsen herbei, wartete jedoch noch einen Moment, bevor er sie mit seinem Medium vereinigte. Immerhin hatte sein Onkel auch noch keine Geistkontrolle erschaffen und um ehrlich zu sein hoffte er, dass dieser es sich noch mal anders überlegte.

„Bitte, wie du willst. Aber ich bestimmte die Regeln. Wir fechten einen Kampf aus, mit allen uns zur Verfügung stehenden Waffen und Kampfmittel. Da ich allerdings nicht für einen weiteren Verlust eines Familienmitgliedes verantwortlich sein will, verzichte ich darauf Zauberformeln zu verwenden.“

„Wieso, Angst das du dich blamieren könntest?“

„Kami.“

Der Name genügte um Kami etwas auszubremsen. Sie wusste, dass Hao das ganze nicht schlimmer machen wollte als es war. Allerdings konnte sie Riku einfach nicht leiden und so etwas behielt sie selten für sich. Um ehrlich zu sein tat sie es nie.

„Ich akzeptiere die Regeln, allerdings überlasse ich die Sache mit den Zauberformeln der anherrschenden Situation. Es ist deine Entscheidung ob du sie nutzt oder nicht, doch solltest du sie benutzen, so werde auch ich mich nicht zurückhalten.“

„Als wenn du dich gegen meine Sprüche schützen könntest.“

„Wir werden sehen.“

„Das werden wir in der Tat. Dann wird es Zeit dich wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen und zu beweisen, dass du mir gegenüber machtlos bist. “

Mit diesen Worten erschuf Riku urplötzlich Geistkontrolle und griff an. Fast hätte Hao zu spät reagiert. Aber auch nur fast, denn im letzten Moment hatte auch er Geistkontrolle erschaffen und den Angriff abgeblockt.
 

Mittlerweile waren auch die anderen Asakuras von ihren Plätzen aufgestanden und wichen etwas von dem Kampf der beiden Schamanen zurück. Nur einer blieb am Tisch sitzen und sah sich den Kampf genüssliche essend und trinkend an.

„Wie kannst du da nur so ruhig sitzen und Essen und Trinken, während die beiden sich vor deinen Augen die Köpfe einschlagen.“

„Jetzt übertreib mal nicht Santi. Riku wird den Jungen schon nicht umbringen. Und zu Hao. Was soll ich zu ihm groß sagen, ich bezweifle, dass er Riku länger als zehn Minuten standhalten kann.“

„An deinen Worten merkt man sofort, dass du Hao nicht kennst. Ich habe schon öfters gegen ihn gekämpft. Allein des Trainings wegen. Hao ist nicht so schlecht wie du denkst. Außerdem bilden er und Kami eine perfekte Einheit, die man so schnell nicht austrickst. Und das war um ehrlich zu sein schon vor drei Jahren so, was bedeutet, dass er einiges mehr drauf haben wird als damals.“

„Ich versteh ja dass du ihn verteidigen willst Youji, aber die Wahrheit ist doch, dass Riku einfach mehr Kampferfahrung hat als Hao. Immerhin ist er mehr als doppelt so alt. Ich bleib dabei, ich gebe dem Jungen 10 Minuten andernfalls esse ich einen Tag lang Stroh.“

„Da gehe ich mit. Auf Handschlag. Wenn Hao nicht gegen Riku gewinnt werde ich für drei ganze Tage deinen Diener spielen, sollte er wirklich nur 10 Minuten durchhält, erhöhe ich den Einsatz auf eine ganze Woche und das meine ich wörtliche.“

„Youji, Katsumi, müsst ihr jetzt wirklich wetten abschließen, die Situation ist auch ohne solche Aktionen schlimm genug.“

„Du hast ja Recht, Santi. Ok zurück zu dir Youji, ich nehme an und Erhöhe auf zwei Tage, falls Hao es wirklich schaffen sollte Riku zu schlagen..“

Santi verdrehte bei diesen Worten nur die Augen und wendete sich anschließend wieder dem Kampf zu. Wenn sie eine Prognose treffen sollte, so wüsste sie nicht welche. Sie war durchaus beeindruckt von Youjis Vertrauen in Haos Fähigkeiten, doch das schien er sich wahrscheinlich von Noriko abgeguckt zu haben. Immerhin war sie die einzige, die wirklich an die Fähigkeiten des Jungens geglaubt hatte. Noch nicht mal von ihrem Mann, dem damaligen Oberhaupt, hatte sie sich da widersprechen lassen. Sie selber konnte den Sieg sowohl bei Hao als auch bei Riku sehen. Besonders nach dem was sie sah schien der Kampf einigermaßen ausgeglichen, aber das konnte auch täuschen, besonders wenn sich einer der kämpfenden Parteien aus irgendwelche gründen zurückhalten sollte, was sie nicht hoffte, andernfalls könnte der Kampf in einer Katastrophe enden. Eine Katastrophe die hier niemand gebrauchen konnte. Jedenfalls jetzt nicht.
 

- Bei Hao und Riku -
 

Die Geistkontrolle war schnell aufgebaut, doch noch ehe sich Hao auf einen Kampf einstellen konnte, kam ihm auch schon ein massiver Angriff entgegen. Für einen Bruchteil einer Sekunde zögerte er. Letzten Endes blieb ihm nichts anderes mehr übrig als den Angriff abzublocken. Ein Zwangsreflex, der dazu führte, dass Hao etwas zurückgeschoben wurde. Lange hatte er aber nicht Zeit sich auf den Kampfstil seines Onkels einzustellen, da dieser einen weiteren Angriff losschickte. Bei dieser schnellen Abfolge konnte er durchaus von Glück sagen, dass er ihnen noch schnell genug ausweichen konnte. Was anderes blieb ihm auch nicht wirklich übrig, da diese ziemlich heftig auf ihr Ziel trafen. Teilweise waren die Angriffe so brutal auf ihn gerichtet, dass sie stellenweise riesige Löcher in den Boden rissen. Für einen Moment sah es so aus, als würde Riku mit seinem brutalen Kampf die Oberhand haben, doch dann hatte Hao sich endlich auf den aggressiven und rücksichtslosen Kampfstil seines Onkels eingestellt. Noch bevor der nächste Angriff ihn erreichte, teleportierte er sich kurzer Hand hinter seinem Onkel. Dieser schien für einen Augenblick inne zu halten und die Ereignisse nicht greifen zu können. Im Prinzip hätte Hao seinen Onkel jetzt mit Leichtigkeit angreifen können, doch damit hätte er gar nichts bewiesen. So eine Taktik war einfach nur hinterhältig, respektlos und darüber hinaus auch noch mehr als unangebracht, wenn man für die Familienführung kämpft. Aus diesem Grund machte er sich einfach mal bemerkbar und versuchte dabei so gelassen wie möglich zu klingen.

„Ich an deiner Stelle würde keine Löcher in die Luft starren. Immerhin wollen wir einen Kampf führen, oder hast du dich dazu entschlossen freiwillig das Schwert niederzulegen.“

„Glaubst du wirklich, dass du mich mit dieser Taktik aus dem Konzept bringst?“

Mit diesen Worten war Riku verschwunden. Sofort drehte Hao sich um 180°, da er die Vermutung hatte, dass sein Onkel hinter ihm wieder auftauchen würde. Und er sollte mit seiner Vermutung recht behalten. Wie aus dem Nichts stand dieser auf einmal vor ihm und schlug schon mit voller Wucht mit dem Schwert zu. Eine Aktion, der Hao zwar nur knapp standhalten konnte, dennoch gelang es ihm irgendwie das besagte Schwert umzuleiten und mit einer schnellen Drehung selber hinter seinen Onkel zu gelangen. Dabei schnitt die Klinge seines eigenen Schwertes an dem Rücken seines Onkels entlang. Allerdings war dieser Schnitt nicht tief genug, um mit Rikus Haut zu kollidieren, sondern schien auf wundersamer Weise nur maximal 1mm von dieser entfernt gewesen zu sein, so dass nur der Stoff einen langen Schnitt abbekommen hatte. Ein Phänomen, das dazu führte, dass Riku von dem Treffer nichts mitbekommen hatte und seinen Kampf weiter ungehindert fortführte. Mittlerweile hatte Hao sich dazu entschieden einen Nahkampf zu führen. Zwar waren beide Alternativen nicht gerade einfach zu händeln, doch zumindest war die Kraft die er aufbringen musste um einen Nahkampfangriff abzublocken nicht so groß wie beim Abblocken eines Fernkampfangriffes. Dem zur Folge war Riku in einem Nahkampf besser zu besiegen als in einem Fernkampf. Das Problem war nur, dass dieser das auch zu wissen schien und sich einfach aus seiner Reichweite teleportierte. Wobei es war weniger eine Teleportation, in Wirklichkeit benutzte er nur eine Technik mit der er sich schneller bewegen konnte, als das Auge es wahrnahm. Doch das Resultat war dasselbe.
 

Schon fast genervt über die Nahkampfsflucht reduzierte er die Konzentration seines Furyokos, welches er seinem Medium übertragen hatte.

„Was hast du denn jetzt vor? Experimente sind hier fehl am Platzt!“

„Ich weiß was ich tue, Kami. Verlass dich drauf.“

Mehr sagte Hao nicht dazu sondern richtete seine volle Aufmerksamkeit wieder seinem Onkel zu, der mittlerweile ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. Das war dann aber auch die einzige Reaktion, die er bemerkte, da er im nächsten Moment auch schon wieder verschwunden war.

„Will dein Gegner keinen Nahkampf, dann bring ihn dazu es zu wollen.“

Mit diesen Worten drehte Hao sich auf der Stelle. Schon sah er Rikus Angriff auf sich zukommen und versorgte sein Medium in dem Moment wo dessen Schwert auf seines traf, mit mehr Furyoko. Die enorme Zunahme an Furyoko wirkte wie eine Druckwelle, die bewirkte, dass Riku in die entgegen gesetzte Richtung geschleudert wurde und mit dem Rücken auf dem Boden aufschlug. Mit einer weiteren fließenden Handbewegung sorgte Hao anschließend dafür, dass ein weiterer Angriff auf seinen Onkel zukam. Ein Angriff, der zur Überraschung aller jedoch kurz vor diesem zum Stillstand kam. Doch Riku schien dieser Situation keinem Gedanken zu würdigen und zerschlug den Angriff der vor ihm stehen geblieben war einfach nur um die Bahn für seinen eigenen Angriff frei zu machen. Eine Aktion bei der Hao nur kurz die Augen verdrehte, bevor er sich aus der Laufbahn des Energieball teleportierte. Wenn Riku diese Art von Kampf bevorzugt, wieso sollte er sie nicht mehrmals nutzen. Im Gegensatz zu Riku jedoch tauchte er dieses Mal nicht hinter Riku auf, sondern etwas seitlich von ihm. Genau diese Entscheidung war der Auftakt für die nächste Stufe des Kampfes. Ein Kampf, der unter Umständen ziemlich heftig werden könne und darüber hinaus noch Zufallsabhängig. Der Grund dafür war, dass beide Kämpfer sich entschieden nach jeder Teleportation einen Angriff zu seinem Gegner zu schicken und sofort daraufhin zu verschwinden. Was auch angesagt war, da die Angriffe so überraschend auf einen zukamen, dass man sie entweder abblocken oder riskieren musste, dass man zu Boden geht. Zusätzlich waren diese Angriffe auch noch Pfeilschnell und kaum zu kontrollieren. In den Momenten, in denen sie nicht genug Zeit hatten um wieder zum nächsten gedachten Ort zu gelangen duckten sie sich einfach um den gefährlichen Geschossen des Gegners zu entkommen. Ab und zu tauchten sie auch genau voreinander auf und lieferten sich einen kurzen Schlagabtausch mit dem Schwert bevor sie sich wieder auf einen Fernkampf einstellten. Zwar war das nicht wirklich nach Haos Geschmack, doch in dem Fall, war die Wahl bei seinem Gegner, es sei denn er wollte das Risiko einen direkten Angriff abzubekommen eingehen und das war noch weniger nach seinem Geschmack.
 

Zu seinem Bedauern konnte der Kampf nicht ewig so weiter gehen. Er wusste, dass jeder eine bestimmte Menge an Furyoko zur Verfügung hatte. Allerdings hatte ihm nie jemand erzähl, wie genau man herausfinden konnte wie hoch der Furyokowert ist. Eine Information, die ihm jetzt hätte weiter helfen könne, da er dann zumindest gewusst hätte, wie groß der Unterschied zwischen seinen Kräften und den von Rikus wirklich waren. Andererseits stellte sich da die Frage, ob er es wirklich wissen wollte. Diese Gedanken lenkten ihn für einen Moment ab. Einen kleinen Moment, der reichte um Riku die Gelegenheit zu geben ihm das Schwert aus der Hand zu schlagen. Aus puren Schock nutzte Hao seine Teleportationskräfte erneut um Abstand zwischen sich und Riku zu gewinnen. Mit dieser Entscheidung spielte er Riku allerdings genau in die Hände, da er als er wieder auftauchte sah wie dieser neben seinem Schwert, das auf dem Boden gelandet war und seine Aufgabe als Medium für diesen Augenblick verloren hatte, erschien und dieses einfach vom Boden aufhob.

„Na super, jetzt hat er zwei Schwerter…“

Nach diesen Worten atmete Hao kurz durch, bevor er rückwärtsgehend Kami schon den nächsten Befehl gab, den diese auch sofort umsetzte.

„…gut dann Plan B. Geistform…in die Erde.“

Nach diesen Worten blieb Hao stehen und richtete seine Handfläche Richtung Boden. Vor ihm erschien daraufhin ein riesiger Schutzgeist. Damit war für jeden klar, dass Hao auf Riesengeistkontrolle umgestiegen war. Jedenfalls schien das jeder für einen Moment zu denken, weshalb sie umso verwunderte waren, als der Geist wieder auf normale Größe schrumpfte. Was die meisten nicht ahnten war, dass Hao seine Geistkontrolle nicht wie angenommen reduziert hatte, sondern einfach nur sein Furyoko auf eine kleinere Form komprimiert hatte, was dazu führte, dass er Rikus nächsten Angriff mit Kamis Hilfe locker zerschlagen konnte. Kurz daraufhin ließ er Kami einen direkten Angriff starten, was sein Onkel am allerwenigsten erwartet hatte. Dieses Mal war es deshalb Riku, der seine Waffe aus der Hand verlor und diese war nicht die einzige. Nein auch Haos eigenes Schwert lag wieder auf dem Boden. Die Situation nutzend schnappte er sich dieses und ließ Kami wieder mit sein ursprüngliches Medium verschmelzen. Auch Riku hatte den kurzen Mediumwechsel genutzt um zu seinem Schwert zu greifen und sich wieder Kampfbereit zu machen. Damit war die dritte Phase des Kampfes um die Familienführung eingeleitet und keiner der Kämpfer schien daran zu denken zum Wohle des anderen aufzugeben und auf diese Aufgabe zu verzichten. Ohne lange zu überlegen griffen beide Kämpfer an und entschieden sich dazu nun endlich eine längere Nahkampfphase einzugehen. Einen Vorteil, den Hao möglichst optimal nutzen wollte, da er sofort ohne lange zu überlegen seine Spezialtechnik anwandte. Er hatte ein perfektes Timing, da er es ein weiteres Mal schaffte sein Furyoko in dem Moment zu verstärken, als die Waffen der beiden Kämpfer aufeinander trafen. Wieder wurde Riku zurückgeschleudert und schlitterte auf dem Boden entlang. Hätte er sein Furyoko eine Sekunde früher oder später erhöht, so hätte es nicht den gewünschten Effekt gebracht. Mit etwas Glück, wäre Riku auch etwas zurückgeschleudert worden, doch mit Sicherheit nicht so weit wie es bei dem korrekten Zeitpunkt gewesen war. Jetzt musste Hao sich nur noch einen Trick ausdenken, mit dem er Riku auch am Boden halten konnte und zwar bevor noch etwas ungewolltes passierte. Es war also Zeit ihm die Fakten vor Augen zu führen, damit er seine Niederlage endlich begriff.
 

- Bei Youji und den anderen Zuschauern -
 

Youji und die anderen Asakuras sahen dem Kampf mittlerweile interessiert zu. Keiner schien auch nur einen Moment daran zu denken, dass diese Art von Kampf ziemlich gefährlich werden konnte. Nach einigen Minuten jedoch war es für die meisten zu anstrengend den Kampf weiter zu verfolgen. Dafür erschienen und verschwanden die beiden Kämpfer einfach zu schnell und das auch noch immer da, wo man sie nicht erwartet hätte. Mal hatten sie als Auftauchen den Raum überhab des Bodens gewählt und richteten ihren nächste Angriff nach unten, um den Gegner aus dem Konzept zu bringen, ein anderes Mal hinter dem Gegner und dann wieder genau vor diesem. Der Kampf verlief einfach zu schnell, als dass ein normaler Beobachter jeden Angriff und Strategie der Kämpfer verfolgen konnte. Es war spannend, doch jedes Mal, wenn man sich zu dem nächsten Angriff umdrehte, konnte man nur noch Rauch erkennen, da dieser bereits zerschlagen wurde oder mit einem anderen Angriff kollidiert war. Seufzend sah Youji auf die Sonnenuhr, die etwas abseits von ihnen stand.

„Kann jemand den Kampf mal verlangsamen? Bei dem Tempo bekommt man ja gar nichts mit, wer die Oberhand in dem Kampf hat.“

Bei diesen Worten fiel Youji etwas ein, was er seit dem Beginn des Kampfes schon fast wieder vergessen hatte. Fies grinsend wendete er sich an Katsumi und berichtete ihm von seiner Erkenntnis.

„Katsumi, du weißt schon, dass die 10 Minuten, die du Hao gegeben hast schon lange vorbei sind oder?“

„Was, willst du mich ver…ach du sch****…“

„Müsst ihr beide jetzt wirklich über diese dämliche Wette diskutieren.“

„Müssen wir nicht Santi.“

„Doch müssen wir, dein Wetteinsatz ist fällig.“

Katsumi öffnete schon den Mund um etwas zu sagen, doch dann schien er für einen Augenblick zu überlegen. Kurz darauf nah er sich seinen Becher und sah Youji genauso fies grinsend an wie dieser ihn.

„Schon möglich, aber der Einsatz wird erst nach dem Kampf fällig und der läuft noch. Ich halte meinen Wetteinsatz und das Stroh für Morgen werde ich mir auch noch besorgen. Allerdings würde ich mir nicht zu große Hoffnungen machen, da deiner ja auch noch offen steht und wie ich das sehe, hat Hao den Kampf zwischen ihm und Riku noch nicht gewonnen.“

Wie auf Kommando schaffte es Riku seinen Neffen zu entwaffnen, welcher jedoch noch rechzeitig ausweichen konnte. Katsumi schien diese Wendung nur mit einem belustigten Lächeln wahrzunehmen, bevor er einen weiteren Schluck aus seinem Becher nahm. Ein Fehler, denn er war nicht auf Haos nächste Aktion gefasst, die ihn fast an der Flüssigkeit, die er gerade zu sich nehmen wollte, ersticken ließ.

„Die Erde als Medium? Seit wann gibt es denn so was. Elementargeister vereinigt man mit Elementen aber keine menschlichen Geister.“

„Tja scheinbar doch. Kami ist ein mit der Erde verbundener menschlicher Schutzgeist.“

„So was gibt es gar nicht!“

„Entweder irrst du dich, oder Kami hat damals gelogen. Wobei ich das Letzte bezweifle. Auch übrigens, du kannst dir gleich einen Strohvorrat für zwei Tage sichern. Hao hat nämlich sein Schwert wieder und Onkel Riku ist wieder am Boden. “

Katsumi stöhnte bei diesen Worten nur auf.
 

So hatte er sich das mit der Wette nicht gedacht. Wie wahrscheinlich war es denn, dass der Schüler den Kampf gegen seinen Meister gewinnt. Gut, Hao war nicht mehr Rikus Schüler und hatte darüber hinaus auch noch an Selbstbewusstsein und Erfahrung dazu gewonnen, doch diese Entwicklung hatte er nun wirklich nicht erwartet. Erst recht ließ ihn die nächste Situation zwischen Hao und Riku sprachlos zurück. Der Junge hatte scheinbar keine Lust mehr zu kämpfen, dass konnte man sehen, doch das hieß nicht, dass er unaufmerksamer war. Im Gegenteil, er war wachsame den je und schien Rikus nächstes Vorhaben anhand dessen Bewegungen zu analysieren. Ein Vorgehen, die besonders bei den Worten, die Hao aussprach, ein wichtige Eigenschaft war.

„Du hast verloren Riku. Also mach das ganze nicht noch schlimmer als es ohnehin schon ist. Du kennst Norikos letzten Willen, und das wir kämpfen gehört nicht dazu.“

„Ja ich kenne ihren letzten Willen aber du nicht. Ich war an ihrer Seite als sie starb, woher willst du also wissen was sie wollte.“

„Weil sie es mir vor meiner Abreise gesagt hatte.“

„Schwachsinn.“

Mit diesen Worten griff Riku ein weiteres Mal direkt an. Da dieser sich jedoch nicht die Zeit genommen hatte um Geistkontrolle zu erschaffen, brach auch Hao seine und blockte den Angriff so ab. Kami, die sofort verstand was er vorhatte, ging währenddessen zu einem Fass, welches in der Nähe der beiden Kämpfer stand. Als sie bemerkt hatte, dass Hao dafür gesorgt hatte, dass Riku jetzt mit dem Rücken zu ihr und dem Fass stand, brachte sie es einfach zum rollen. Das bewirkte, dass es durch die leichte Steigung ungebremst auf diese zurollte und dabei an Geschwindigkeit gewann. Wenig später knallte es gegen Rikus Beine, woraufhin dieser das Gleichgewicht verlor und nach hinten fiel. Während Kami daraufhin ein leises Kichern verbergen musste, blieb Hao von der Aktion unberührt und sprach mit ruhiger Stimme weiter.

„Sieh es ein Riku, die einzige Möglichkeit die es dir erlaubt die Führung der Familie für dich zu beanspruchen ist, wenn die Gunst der Familie gegen mich ist.“

„Dann sollten wir diese Möglichkeit doch mal auf die Probe stellen.“

Bei diesen Worten stand Riku wieder auf und klopfte sich den Dreck von den Sachen, wobei er dabei einen giftigen Blick zu Haos Schutzgeist warf, die immer noch versuchte ihre Kichern zu verbergen und deshalb mit einem breiten Grinsen wieder an Haos Seite trat.
 

Zu Rikus bedauern schien dieser Vorschlag nicht wirklich auf Zustimmung zu stoßen, da sich kurz nach diesen Worten ein unbeteiligter einmischte. Allerdings war es ihm in diesem fall egal. Der Junge war als Oberhaupt der Familie ungeeignet und dabei blieb er.

„Riku das reicht. Hao hat bewiesen, dass er der Führung der Familie gewachsen ist und das in zweierlei Hinsicht. Er ist vor dir nicht zurückgewichen und hat auch die nötige Stärke bewiesen. Wenn du ihn diese Aufgabe wirklich verwährst, bist du meiner Meinung nach nur ein selbstgefälliger Idiot und das ist das Letzte was die Familie gebrauchen kann. Wir brachen jemanden der die Familie zusammenhält und nicht aus eigenen Motiven handelt. Es gibt darüber hinaus auch keinen vernünftigen Grund dafür.“

Kurz nach diesen Worten mischte sich Santi ein, die ihrem Sohn nur einen verständnislosen Blick zuwarf. Es stimmte das ganze ging zu weit, doch eine der arte Ansprache war nun doch überflüssig gewesen. Insbesondere da sie wusste, dass Riku sich davon angegriffen fühlte.

„Youji, übertreib es nicht.“

„Wenigstens eine die Vernünftig geworden ist.“

Santi warf ihrem Bruder bei diesem Kommentar nur einen kurzen Blick zu, der missverständlich klarmachte, dass auch dieser Kommentar überflüssig war. Zusätzlich konnte sie es sich nicht nehmen lassen ihre eigentliche Meinung noch einmal deutlich zu machen.

„Du missverstehst meine Absichten Riku. Hao ist nach Norikos Tod das rechtmäßige Oberhaupt der Familie und dass kann und werde ich nicht leugnen, ich spreche mich lediglich gegen Youjis Wortwahl aus. Nicht gegen die Bedeutung.“

Letzten Endes mischte sich auch Youjis Vater ein, der sich das ganze hin und her nicht mehr länger mit ansehen konnte. Auch wenn er in dieser Familie das wenigste zu sagen hatte so kannte er die Regeln und diese waren zumindest in diesem Punkt eindeutig.

„Du weißt schon, dass es eine einstimmige Entscheidung verlangt und allein durch die beiden ist dein Vorhaben gescheitert, selbst wenn Cassandra und Katsumi deine Position teilen.“

„Ihr würdet doch auch zu dem Jungen halten, wenn ihr genau wüsstet, dass er die Aufgabe nicht bewältigen kann.“

„Das ist doch Schwachsinn.“

„Ach ist es dass, ich finde…“

Nun langte es Santi erst Recht. Sie hatte ihre Meinung, genauso wie die anderen und damit war es eigentlich schon längst entschieden. Allerdings konnte oder wollte ihr Bruder das nicht einsehen. Aus diesem Grund konnte sie sich nicht mehr länger zurückhalten.

„Verdammt, Riku lass gut sein, das bringt doch nichts mehr.“

„Ich werde mich bestimmt nicht einfach zum Schweigen bringt. Macht doch mal die Augen auf. Der Junge ist gerade mal 19. Etwas jung um die Familienführung zu übernehmen. Denkst du, dass andere einfach darüber hinwegsehen würden. Nein sie werden es ausnutzen und sich damit in der Lage sehen unseren Ruf zu ruinieren und sich selbst über uns zu stellen.“

„Das ist doch…“

„Lass gut sein Santi.“

Bei diesen Worten blickte Santi kurz zu Hao, dessen Satz sie in gewisser Weise ausgebremst hatte. Sie wusste nicht wieso. Aus irgendeinem Grund wirkte seine Stimme bestimmt und war doch im Verhältnis zu ihrem und Rikus Geschrei ruhig geblieben. Trotzdem herrschte jetzt Stille. Fast so, als hätte man ihnen gerade ein Ultimatum gestellt, über das sie nachdenken mussten. Eine Tatsache die keiner wirklich verstehen konnte und dennoch verhielten sich alle gleich.
 

Das was Hao jedoch danach ergänzte ließ die Anwesenden geschockt zurück. Was eigentlich ein Wunder war, da sie sich mittlerweile daran gewöhnt haben sollte, da er diesen Effekt nicht das erste Mal an diesem Tag bewirkt hatte sondern schon einige Male. Scheinbar jedoch waren die Worte des Jungen nach der Meinung der anderen einfach zu unerwartet gekommen.

„Ich denke, dass uns diese Diskussion nicht weiter bringt. Deshalb würde ich vorschlagen, dass sich eine etwas neutraler gehaltene Person dazu äußert und die Entscheidung übernimmt ob ich einen Anspruch auf die Führung der Familie habe oder ob Rikus Ansichten gerechtfertig sind.“

„Also ich würde…“

„Er hat gesagt, dass sich eine neutral gehaltene Person dazu äußern soll, also erspar uns bitte deine Worte, Cassandra. Wir wissen ja alle wie du über den Jungen denkst. Aber da sich schon jeder in irgendeiner Art und Weise mit mehr oder weniger standhaften Argumenten dazu geäußert hat, scheint es so als würde die Entscheidungsgewalt zum ersten Mal bei mir liegen.“

Bei diesen Worten schenkte sich Katsumi Wasser in seinen Krug und nahm einen kurzen Schluck, bevor er zwischen Hao und Riku hin und her sah.

„Also ganz ehrlich kann ich Rikus Zweifel, die er geäußert hat, verstehen. Ob das jetzt wirklich seine Gründe sind oder nicht lass ich jetzt mal dahin gestellt sein. Ich weiß dank Erzählungen und der einstigen Tagebücher unserer Vorfahren, dass das jüngste Oberhaupt der Asakurafamilie 28 Jahre alt war. Bis dahin war es normal erst ab 36 Jahren oder sogar noch später erst die Familienführung zu übernehmen. Um genau zu sein ist es sogar heute noch so. Natürlich haben die Feinde der Familie ihre Chance genutzt und sofort angegriffen, immerhin ist das Alter in gewisser Weise ein Maß für die Weisheit und die Erfahrung einer Person. Auch einige der verbündeten Familien-Dynastien haben sich daraufhin abgewandt, da sie nicht mit jemanden zusammenarbeiten wollten, der eventuell wegen seines eigenen Kindes zu sehr belastet ist um seine Familie unter Kontrolle zu halten oder gewisse Gefahren früh genug zu erkennen und dagegen zu handeln. Allgemein war ein junges Alter auch ein Hinweis auf Unzuverlässigkeit. In diesem Fall wäre es beinah schief gegangen, da er die Gefahr, die auf ihn zugekommen war nicht erkannt hatte. Allerdings konnte das ganze dank der Hilfe der anderen Asakuras doch noch zum Guten umgelenkt werden…“

Katsumi stoppte seine Ausführung kurz, da Riku es für nötig hielt seine eigene Meinung einzuwerfen, was ihm nur einen kurzen Blick seitens der anderen einbrachte.

„Das ist genau was ich meine.“

Wenig später räusperte sich Katsumi jedoch und erzählte weiter. Er wusste, dass er einfach sagen konnte was er über diese Situation dachte, doch er war sich in gewisser Weise selbst nicht wirklich sicher. Aus diesem Grund zählte er seine Argumente laut auf, damit die anderen daran Teil hatten und er die Reaktionen der Anwesenden zusätzlich beobachten konnte. Immerhin sagten solche Reaktionen mehr aus als jahrelanges Beobachten. Die wichtigsten Eigenschaften eines Familienoberhaupts bestanden immerhin in Selbstbeherrschung, einer gewissen schamanisch Stärke, Durchsetzungsvermögen und Entscheidungsfähigkeit. Auch Erfahrung, Intelligenz, eine gewisse Zielstrebigkeit und die Fähigkeit in schwierigen Situationen einen klaren Kopf zu behalten waren unverzichtbare Anforderungen. Zu seinem Bedauern schien jedoch keiner der beiden alle Anforderungen zu erfüllen.
 

Die Frage war daher, welche dieser Eigenschaften eine höhere Gewichtung hatten. Eine Entscheidung die genauso schwer war wie die eigentliche.

„…Doch meistens wird eine Familiendynastie nicht durch Unwissenheit zu Grunde gerichtet sondern durch einen selbstsüchtigen Führer. Darüber hinaus stellt sich bei meinem Bespiel die Frage wie schnell der vorigen oder ein älteres Oberhaupt auf das ganze reagiert hätte. Immerhin befand sich die Dynastie schon vor dem genannten Führungswechsel in einer kritischen Phase…“

„Komm endlich zum Punkt, ich habe keine Lust den ganzen Tag auf eine Antwort zu warten.“

Diese Worte reichten Katsumi um eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, die er eventuell bereuen würde, doch das konnte ihnen so oder so passieren.

„Wie du willst Riku. Wenn ich Noriko gewesen wäre, hätte ich mich nicht entscheiden können, da ich keinem von euch beiden die Führung anvertrauen würde. Zum Thema neues Oberhaupt habe ich daher nur eines zu sagen. Die Aufgabe geht an… Hao. “

„Wie bitte?“

„Nimm es mir nicht übel Riku. Aber reden ohne zu denken ist eine ziemlich gefährliche Eigenschaft. Eine die du ohne Frage perfekt beherrscht. Doch mein Ausschlag gebenster Punkt war euer Verhalten bei meiner kleinen Ausführung eben. Das Ganze ist kein Wettkampf. Hier geht es nicht ums gewinnen oder verlieren, sondern um die Zukunft der Familie.“

„Ihr macht einen gewaltigen Fehler.“

„Das denke ich nicht. Ich habe vor Norikos Tod auch mit ihr über das Thema geredet...“

Bei diesen Worten dachte Katsumi an das Gespräch mit Noriko zurück und brach seine Ansprache deshalb kurz ab um sich noch mal ins Gedächtnis zu rufen, was sie damals gesagt hatte.
 

- Flashback -
 

Es herrschte eine Sternenklare Nacht. Allerdings war es schon spät. So spät, dass die meisten schon zu Bett gegangen waren. Nur einige wenige waren noch in der Stadt unterwegs. Selbst auf dem Asakuraanwesen herrschte gähnende Leere. Keiner war mehr auf den Beinen. Fast keiner. Lediglich zwei Personen befanden sich noch immer auf den Beinen und schienen nicht mal daran zu denken in der nächsten Zeit etwas daran zu ändern auch wenn sie jeder für sich verweilten. Erst als Katsumi in den alten Tempel eintrat, erblickte er Noriko, die Gedanken versunken ein Buch durchblätterte.

„Alles in Ordnung?“

„Den Umständen entsprechend würde ich sagen.“

„Du machst dir sorgen um Hao, stimmt’s?“

„Nein, ich hab genug Vertrauen in ihn, so dass ich weiß, dass er auf sich selbst aufpassen kann. Außerdem ist er bei Takumi Sasaki gut aufgehoben.“

„Er ist bei dem alten Spinner.“

„Takumi ist vielleicht ein Spinner aber auch ein unverbesserlicher Lehrmeister. Und genau das ist was Hao braucht. Einen Meister der ihm alles abverlangt auch wenn es noch so idiotisch ist. Das einzige was ich befürchten müsste ist, dass er es mir übel nimmt, dass ich ihn zu jemanden geschickt habe, der noch schlimmere Trainingsprogramme und Anforderungen stellt als ich.“

Nach diesen Worten schlich sich ein leichtes Lächeln auf Norikos Lippen. Sie hatte den Jungen in gewisser Weise getäuscht, als sie ihn zu Takumi Sasaki geschickt hatte. Nach dem ersten Bericht hätte sie dem Mann selbst gerne einen Tritt in den allerwertesten gegeben, da er den Jungen einfach als Mittel für seine Nachforschungen missbraucht hatte und ihn damit in Lebensgefahr gebracht hatte. Doch da dieser das ganze unbeschadet überstanden hatte und sie ihm anrechnen musste, dass er keine Ahnung hatte wer Hao war, konnte sie notgedrungen auch darauf verzichten. Jedenfalls vorerst. Immerhin konnte sie sich gut vorstellen, dass auch Hao es diesem nicht gerade einfach machen würde. Immerhin hatte er es ihr auch nie einfach gemacht und sie war immerhin seine Großmutter.

„Du hast dein Herz wirklich an einen sturen eigenwilligen Jungen verloren. Das überrascht mich jetzt aber wirklich. “

„Stur und eigenwillig ist glaub ich noch eine Untertreibung. Der Junge war eine echte Plage, allerdings war er auch immer für eine Überraschung gut. Ganz ehrlich, seine Entscheidung das Asakuraanwesen von jetzt auf gleich zu verlassen hat mich schon etwas überrascht. Immerhin hatte ich langsam das Gefühl, dass ich ihn endlich einschätzen könnte und dann das.“

Jetzt hatte Noriko es ausgesprochen. Sie war eine der wenigen die Hao versucht hatten zu verstehen. Zu begreifen was in seinem Kopf vorging. Doch jedes Mal wenn sie dachte sie wüsste es wurde sie eines besseres belehrt. Ab und zu hatte sie früher das Gefühl, als würde der Junge selber nicht wissen was er wollte und deswegen zwischen den Erwartungen anderer und seinen eigenen Vorlieben hin und herpendelte.

„Klingt ja fast so als würdest du dich in deinem Stolz gekränkt fühlen.“

„In gewisser Weise kann man das sagen. Aber das ist mein kleinstes Problem. Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr lange als Familienoberhaupt agieren kann.“

„Dann müssen wir uns wohl auf König Riku einstellen, oder wie darf ich das verstehen?“

Bei dem ersten Teil des Satzes verdrehte Katsumi nur die Augen.
 

Er konnte es nicht leugnen, dass er sich einen besseren Nachfolger für Noriko vorstellen konnte. Doch auch Noriko schien nach ihrer Antwort nach zu urteilen nicht besonders begeistert davon zu sein.

„Riku wird wohl nach mir das neue Oberhaupt der Asakuras sein. Jedenfalls solange, bis Hao wieder zurück ist und die Aufgabe selber übernehmen kann.“

„Du willst die Führung wirklich an den Jungen weitergeben?“

„Er ist nach mir das rechtmäßige Oberhaupt der Familie. So sind die Regeln und außerdem würde ich es auch nicht anders wollen.“

„Glaubst du nicht, dass du ihm etwas zu viel zutraust. Du weißt am besten wie Nerven zerreibend das ganze sein kann. Willst du ihm das wirklich zumuten?“

„Von wollen kann keine Rede sein, Katsumi. Ich weiß, dass ich Hao mit dieser Entscheidung eine Menge abverlange, doch ich weiß auch, dass er es meistern wird. Jedenfalls wenn er es will. Und ich bin mir sicher, dass er alles dafür geben wird.“

„Du sagtest, dass du ihn nicht einschätzen könntest.“

Nun war Katsumi doch etwas verwirrt. Wie konnte Noriko sich so sicher sein, obwohl sie vorhin noch gesagt hatte, dass Hao immer für eine Überraschung gut war. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es dann sinnvoll war diesem Jungen so eine enorme Verantwortung zu übertragen. Besonders da sie ihn, wie sie alle, schon seit drei Jahren nicht mehr gesehen hatten. Immerhin waren drei Jahre eine ziemlich lange Zeit. Eine Zeit in der sich der Junge nicht zwangsläufig zum positiver Verändern musste, besonders wenn man bedenkt mit wem er seit dieser Zeit in Kontakt stand.

„Nein, seine Denkweise kann ich nicht einschätzen. Aber zwei Dinge weiß ich mit Gewissheit. Ich weiß, dass Hao niemals ein Versprechen brechen würde und das er alles schaffen kann wenn er nur mit vollem Herzen dafür kämpft.“

„Und das wird er, weil du ihm das Versprechen vorher abgenommen hast, richtig. Verdammt Noriko, manchmal kannst du echt grausam sein.“

„Ich weiß. Aber ich bin auch der Meinung, dass Riku für diese Position mehr als ungeeignet ist. Das hat mir die Situation mit Sayuris Tod zusätzlich deutlich gemacht. Du hast selber gesehen wie Riku reagiert hat. Hao hingegen hat trotz dieses schrecklichen Ereignisses eine rationale Entscheidung getroffen. Und ich kann dir versichern, dass er genauso am Ende seiner Nerven war wie Riku, wenn nicht noch mehr.“

„Möglich. Allerdings halte ich das für verfrüht. Außerdem wird es anschließend mit Sicherheit böses Blut zwischen ihm und Riku geben und das ist jetzt schon nicht gerade rein. Aber als Oberhaupt steht es nur dir zu diese Entscheidung zu fällen.“

„Das sehe ich auch so. Trotzdem Danke, dass du mir deine Bedenken mitgeteilt hast. Auch wenn ich denke, dass sie unbegründet sind. Aber genau werden wir es erst wissen, wenn es soweit ist.“

Mit diesen Worten legte Noriko einen Zettel in das Buch und stellte es zurück, bevor sie den Tempel verließ. Für einen kurzen Moment zögerte Katsumi und war kurz davor nachzusehen, was Noriko in das Buch gelegt hatte, doch dann entschied er sich anders und verließ ebenfalls den Tempel. Immerhin war es ihre Sache was sie in das Buch legte und das ging ihn nichts an.
 

- Flashback ende -
 

Bei diesen Gedanken seufzte Katsumi kurz, bevor er seinen Satz beendete. Es hatte einige Tage vor ihrem Tod stattgefunden und obwohl es ihr damals noch gut ging schien sie schon als würde sie wissen was sie in Zukunft erwarten würde.

„…Sie hatte mich damals nicht überzeugt aber jetzt weiß ich, dass sie Recht hatte. Jedenfalls was einige Punkte angeht, die ich hier allerdings nicht weiter erläutern will.“

„Bitte, dann steht die Entscheidung eben fest. Aber eins sage ich euch. Falls ihr euch irrt lebt mit den Konsequenzen und zwar alle.“

Mit diesen Worten verließ Riku das Grundstück und ließ die anderen Teils geschockt, Teils ungläubig und Teils genervt zurück.

„Ich rede mit ihm.“

„Nein, ich denke das sollte ich tun.“

„Hao…“

Weiter kam Santi nicht, da er sie schon mit einer Handbewegung, die keinen Widerspruch duldete zum Schweigen brachte.

„Wenn ich dich mit ihm reden lasse, dann kann er zurecht behaupten, dass ich der Aufgabe als Familienoberhaupt nicht gewachsen bin.“

Mit diesen Worten folgte Hao seinen Onkel. Zwar hatte er noch keine Ahnung wie er in so einer Situation handeln sollte, doch er war sich sicher, dass ein Plan oder etwas anderes nicht besonders viel bringen würde. Das wäre so als wenn er irgendeine Weisheit aus einem Buch rezitieren würde und das war in dieser Situation wahrscheinlich keine so gute Idee, besonders da Riku ihm wahrscheinlich allein für das bisherige Geschehen am liebsten jetzt schon den Kopf umdrehen würde.
 

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So das war's mal wieder. Ich hoffe, es hat euch gefallen und ihr startet das neue Jahr mit einem Grinsen auf dem Gesicht. Also dann bis demnächst
 

eure Misato

Opfer für die Familie

Kapitel 28: Opfer für die Familie
 

Hao musste nicht lange suchen um Riku zu finden. Er war einfach in die erstbeste Richtung gegangen, die ihm in den Sinn kam. Geradewegs zum Dämonenwald. Ein Ort den Hao hasste, doch das ignorierte er in diesem Fall, da er im Moment sein eigenes Ziel verfolge.

„Riku…“

„Was willst du, deinen Triumph in vollen Zügen auskosten? Du hast den Kampf gewonnen also für deine Siegesfeier gefälligst wo anders auf.“

„Das ist nicht mein Niveau, Riku. Außerdem gibt es für mich nichts zu feiern, wenn es bedeutet, dass ein weiteres Familienmitglied das Asakuraanwesen verlässt. Lass den Hass den du mir entgegen werfen willst nicht an ihnen aus. Das hat keiner von ihnen verdient.“

„Nach sieh mal an. Kaum als Familienoberhaupt akzeptiert und schon versteckst du dich hinter der Familie. Wieso sagst du nicht einfach offen heraus was du denkst“

„Du willst die Wahrheit. Bitte, dann sollst du sie hören. Alles was ich wollte, war das Versprechen einlösen, was ich Meisterin Noriko gegeben habe. Aber ich wollte nicht dass es so endet. Es war nie meine Absicht einen Keil zwischen die Familie zu treiben.“

„Dann erzähl ich dir mal was Neues. Du hast es soeben getan. Wenn das der zukünftige Weg ist, dann sehe ich schwarz für die Familie. Ich werde mir das elend jedenfalls nicht antun.“

Bei diesen Worten würdigte Riku seinem Gegenüber nur einen vernichtenden Blick. Er hatte nicht mal annähernd vor nachzugeben. Der Junge würde für die Demütigung die er ihm beschert hatte büßen. Jegliche Einsicht war mittlerweile aus seinem Kopf gewichen. Ansonsten hätte er eingesehen, dass Hao die ganze Situation hier nicht leicht viel, dass dieser sich überwinden musste um überhaupt in dessen Anwesenheit ruhig zu bleiben und dass er damit nicht nur ihm schadete zufügte sondern auch den Rest der Familie und sich selbst. Doch das tat er nicht. Ihm fehlte einfach die nötige Einsicht. Zusätzlich konnte er den Drang nicht unterdrücken, der ihn dem Wunsch gab Hao am Boden zusehen. Er wollte ihm die erste Niederlage zuführen, selbst wenn das bedeutete, dass er selbst diesen Ort verlassen musste und damit weitere Zwietracht in die Familie bringen würde. Denn das würde passieren, wenn Hao mit seinem Versuch ihn zurückzuholen erfolglos blieb. Immerhin erbrachte das den Beweis, dass er nicht Überzeugungsfähig war. Eine Fähigkeit, die besonders in Konfliktsituationen nicht nur nützlich sondern auch nötig war.
 

Doch zu seinen bedauern schien Hao nicht so einfach aufzugeben. An sich schon ein Wunder, wenn man bedachte, was er sich früher alles von ihm hatte gefallen lassen müssen. Und genau das war ein weiterer Aspekt, wieso er dem Jungen am liebsten umbringen würde. Auch dessen Worte änderten nicht viel an seiner Meinung, ließen ihn aber dennoch etwas verwundert zurück.

„Ich weiß, dass du mich zu tiefst Verachtest. Das hast du immerhin mehr als deutliche gemacht. Ich erwarte nicht, dass sich das ändert, oder dass du so tust, als wäre nie etwas gewesen. Denn in gewisser Weise beruht diese Abneigung auf Gegenseitigkeit. Alles was ich möchte ist, dass du versuchst die jetzige Entscheidung zu akzeptieren.“

„Deine Sprüche aus dem Lehrbuch zur Streitschlichtung kannst du für dich behalten. Du hast was du wolltest also was willst du mehr. Den anderen mit so einer Aktion beweisen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben und ich falsch lag. Falls du das von mir erwartest muss ich dich enttäuschen. Ich bin immer noch der Meinung, dass du dieser Aufgabe nicht gewachsen bist.“

„Vielleicht bin ich das nicht. Aber ich bin gewählt alles nötige dafür zu geben um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Auch wenn das bedeutet, dass ich dich mit aller Kraft davon überzeugen muss das Asakuraanwesen nicht zu verlassen... Ich bitte dich. Wenn dir die Familie wirklich am Herzen liegt, dann akzeptiere ihre Entscheidung und nutze es nicht als Grund für einen Konflikt den keiner von uns will.“

Nach diesen Sätzen stoppte Hao. Er wusste selbst nicht wie er gerade auf diese Worte gekommen war, sie waren ihm einfach in den Sinn gekommen. Ohne Vorwarnung oder ohne groß überlegen zu müssen. Eigentlich eine Tatsache, über die er froh sein müsste, doch das war er nicht. Dafür war die Situation an sich viel zu Ernst. Wenn es nach ihm ginge war es ihm egal was Riku machte, doch in diesem Moment ging es nicht um seine Einschätzung oder um seinen Willen. Es ging um die Zukunft seiner Familie, für die er jetzt verantwortlich war. Und so ungern er es sich eingestand, so musste er doch einsehen, dass Riku ein wichtiges Mitglied der Familie war. Zwar hatte er mit dem Kampf bewiesen, dass er diesen in einem Kampf besiegen konnte, doch das hatte nicht immer etwas mit stärke zu tun, sondern auch mit Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Taktik. Allerdings wusste Hao auch, dass man einen Kampf gegen eine Übermacht nicht allein gewinnen konnte. Seine Ernennung als Oberhaupt würde zwangsläufig einen Konflikt mit anderen Schamanen schaffen. Ein Grund mehr um die Familie zusammen zu halten um mit ihr Seite an Seite gegen die Gefahr ankämpfen zu kommen. Es war nicht seine Aufgabe alle Gefahren zu zerschlagen. Es ging viel mehr darum sie zu erkennen und daraufhin zu handeln. Seine Familie zu beschützen, in dem man es nicht erst zu einem Kampf kommen ließ und falls es doch soweit kam diese so zu führen, dass sie keine Niederlage erlitt. Sollte sie Dank ihm wirklich auseinander fallen so hatte er keine Wahl mehr als Riku letzten Endes doch Recht geben zu müssen. Allerdings hatte er nicht vor es so weit kommen zu lassen, nicht jetzt oder in ferner Zukunft. Auch wenn es seine letzte Kraft kosten würde, er würde alles daran setzen um der Familienführung gerecht zu werden. Absolut alles. Auch wenn das hieß seine eigenen Ziele zurück zu stecken, immerhin war es das was man von ihm erwartete.
 

Während dieser Gedanken blickten Hao zu Riku, der immer noch mit dem Rücken zu ihm stand. Er wusste nicht ob seine Worte etwas bewirkt hatte oder nicht. Aber er hoffte es inständig.

„Ich denke es gibt immer einen der den bestehenden Konflikt begrüßt.“

„Und zwar jeder der der Familie feindlich gesinnt ist…Das ist was Katsumi mit seiner Geschichte klar machen wollte. Deshalb müssen wir alle auf einer Seite stehen, damit diese Dynastie nicht von jenen überrannt wird, allerdings geht das nicht, wenn du oder irgendein anderer aus der Familie das Asakuraanwesen verlässt und der Familie den Rücken zudrehst. Das wäre das Ende der Asakura-Dynastie!“

„Das sind wohl die ersten Worte aus deinem Mund, die die Situation auf den Punkt bringen!“

„Und das heißt was?“

„Dieses Mal hast du gewonnen.“

Mit diesen Worten verschränkte Riku die Arme vor der Brust und betrachtete den Dämonenwald für einen Moment. Er hatte sein Vorhaben nicht aufgegeben. Doch im Nachhinein war ihm klar geworden, dass er wenn er das Asakuraanwesen verließ zu weit von dem eigentlichen Geschehen entfernt war. Denn eines stand fest, Hao würde früher oder später an seiner Aufgabe scheitern, egal wie sehr er versuchte es nicht zu tun. In dem Fall konnte er, wenn er das Asakuraanwesen nicht verließ, aktiv eingreifen und die anderen gegen den Jungen aufbringen und sie überzeugen ihn abzusetzen. Sollte der Junge doch glauben, dass er seinen Willen bekommen hatte, er würde schon früh genug merken, dass man sich mit ihm nicht so einfach unbeschadet anlegte. An sich hätte er Hao jetzt einfach den Rücken zudrehen können, doch er wollte dass dieser wusste, dass er noch nicht das letzte Wort von ihm gehört hatte. Aus diesem Grund konnte er auch seine nächste Aussage nicht für sich behalten, die deutlich machte, was er von Hao hielt.

„Allerdings muss ich eine Sache noch loswerden, Hao. Ich tu das nicht dir zur Liebe oder weil du mich überzeugt hast. Ich tu es einzig und allein für die Familie. Und noch etwas. Ich weiß das du dieser Aufgabe nicht gewachsen bist und ich warte auf den Tag an dem du versagen wirst und jeder erkennt, dass du nichts anderes als ein Kind bist.“

„Wir werden sehen.“

„Das werden wir, in der Tat!“

Mit diesen Worten machte Riku auf den Absatz kehr und ging zurück zum Asakuraanwesen. Hao hingegen sah nur auf den Boden vor ihm. Das ganze konnte, wenn es wirklich so weiter gehen sollte, noch lustig werden. Zu seinem Bedauern konnte auch Kami es nicht lassen ihre Meinung zu äußern.

„Du weißt, dass er es dir jetzt umso schwerer machen wird, oder. Du hast gerade zugegeben, dass du dir selbst nicht sicher bist ob du deiner neuen Aufgabe gewachsen bist.“

„Das bin ich auch nicht, Kami. Ich habe Riku im Kampf besiegt, aber ich habe nicht um die Familienführung gekämpft, sondern nur für den Sieg. Ich meine…ich weiß selber nicht was ich damit sagen will. Ich weiß im Moment gar nichts mehr.“

„Oh oh, du bist jetzt wie lange akzeptiertes Oberhaupt? 5 Minuten und schon zweifelst du an dir selbst? Lass das ja nicht Riku hören. Am besten du legst diese Einstellung schnell wieder ab. Ein Familienoberhaupt darf keine Schwächen zeigen. Niemals.“

„Da habe ich mir echt etwas aufgehalst, was?“

„Wieso hast du dann gegen ihn gekämpft?“

„Ich hatte es Meisterin Noriko versprochen und ich stehe zu meinen Versprechen. Koste es was es wolle. Ich werde das ganze durchziehen, auch wenn das heißt, dass ich mich täglich mit meinem Onkel anlegen muss und stets erwarten muss, dass jemand diese Situation ausnutzen will.“

„Hey du bist nicht allein. Youji und Santi werden dir auf jeden Fall helfen, wenn du mal nicht weiter weißt und außerdem bin ich auch noch da. Was soll also groß passieren?“

Hao nickte bei diesen Worten nur kurz, bevor er ebenfalls zurück zum Asakuraanwesen ging. Kami allerdings blieb an Ort und Stelle zurück.
 

Sie hatte seine Gedanken zwar nicht gelesen, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die vorhersehbaren Konflikte mit Riku nicht der einzige Grund für dessen Stimmung war.

„Der Junge weiß, dass er seine eigenen Ziele von nun an hinten anstellen muss, wenn er überhaupt dazu kommt diese zu verfolgen.“

„Was willst du denn schon wieder?“

„Wieso auf einmal so gereizt. Du hast den Jungen zum neuen Oberhaupt der Asakura-Dynastie gemacht. Das ist der höchste Rang in der Familienhierarchie. Du kannst echt Stolz auf dich sein.“

„Kannst du mir vielleicht auch sagen, wieso du bei diesen Gedanken so sarkastisch klingst.“

Bei diesen Worten drehte sich Kami zu dem Feuergeist um, der es nicht lassen konnte nach Abschluss ihres Satzes die Augen zu verdrehen. Was sie jedoch noch mehr ärgerte war dessen nachfolgender Kommentar, der mehr als provozierend klang.

„Als wenn du das nicht wüsstest, Kami. Denk nach. Immerhin habe ich dir den Grund praktischer Weise schon auf dem Silbertablett serviert.“

„Ich habe absolut keine Ahnung wovon du redest, Feuerkopf.“

„Ich wette das Gegenteil. Du kennst sein letztes Ziel.“

„Ja die Meisterung des Einheitssterns. Er hat die letzten Jahre damit verbracht Informationen über ihn zusammen zu suchen. Aber er braucht ihn nicht. Auch ohne diese Macht ist er stärke als so mancher anderer Schamane in dieser Welt.“

„Möglich, Kami. Aber geht es ihm wirklich darum. Das bezweifle ich doch stark. Sein wahres Ziel betrifft eher eine kleine Gesetzesbrecherin mit goldenen Haaren und blauen Augen, dessen tiefen fast so unergründlich sind wie der tiefste Ozean.“

„Er und Samira gehören nicht zusammen. Es ist allein schon unverzeihlich, dass sie zwei Mal aus dem Tempel entkommen ist…“

„Drei Mal.“

„Bitte?“

Bei dieser Unterbrechung horchte Kami auf. Wieso sollte sie drei Mal aus dem sicheren Tempel fliehen, immerhin wusste sie nach dem zweiten Ausbruch, dass Hao nicht mehr da sein würde. Darüber hinaus, woher wusste Spirit of Fire vom dritten Mal und sie nicht. Immerhin hat er sie doch auf Schritt und Tritt verfolgt. Das ergab doch einfach keinen Sinn.

„Zu deiner Information, ich kenne eure Ziele und habe deshalb Zeit mich von einem Ort zum anderen zu bewegen, besonders da es maximal 10 Sekunden dauert. Jedenfalls hab ich mal ein Auge auf diese Samira gerichtet und mitbekommen, dass sie sich mit Youji getroffen hat. Natürlich zufällig. Sie hat ihm auf Nachfrage erzählt was Hao vorhat und dass sie zusätzlich noch eine Vision von ihm hatte. Um genau zu sein mehrer, die zeitlich und inhaltlich durchaus zutreffen.“

Nach diesen Worten schwieg der Feuergeist und betrachtete Kami intensiv. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie sofort erkannte worauf er hinaus wollte.
 

Ebenfalls deutlich zu sehen war, dass sie davon mehr als beunruhigt schien.

„Sie kann in die Zukunft sehen?“

„Es ist wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, da sich ihr Blick eher auf die Gegenwart beschränkt. Doch ja, eines Tages vielleicht.“

„Egal ob es soweit kommt oder nicht, es wird sie früher oder später hinaustreiben und dann könnte es ihr Tod sein, soviel steht fest. Aber wo du es gerade erwähnst. Du sagtest doch, dass dir langweilig ist, oder?“

„Soll heißen?“

„Begleitest du mich zum Tempel des Einheitssterns? Ich habe Chiyo nämlich angedroht, dass ich eine Feier dort schmeiße, wenn sie das Mädchen noch einem ausbrechen lässt.“

Nach diesen Worten sah sie den Feuergeist erwartungsvoll an. Es war eigentlich nicht ihre Art diesen um einen Gefallen zu bitten, doch in dem Fall machte sie gerne eine Ausnahme. Sie hätte auch El-hayyah fragen können, als sie ihm über dem Weg gelaufen war, doch der Moment war mehr als unpassend gewesen. Und Hayabusa schien nicht besonders viel Zeit zu verschwenden um Hao und ihr wieder aus dem Weg zu gehen. Was Tako anging, so war dieser der einzige der Spirits of Elements, den sie in den letzten drei Jahren und auch nach dem sie ihren Auftrag erhalten hatten nicht mehr gesehen hatte.

„Findest du das nicht etwas fies. Immerhin ist das schon einige Jahre her und außerdem hat sie sich schon längst um das Problem gekümmert.“

„Wieso nimmst du sie in Schutz? Sie hat es verdient. Ihr arrogantes respektloses Verhalten wäre allein Grund genug dafür. Es geht immerhin ums Prinzip!“

„Geht es wirklich darum, oder willst du dich einfach nur abreagieren.“

„Oh vergib mir, ich habe vergessen, dass du jeglichem Streit, sofern keiner der Spirits of Elements beteiligt ist, aus dem Weg gehst.“

„Darum geht es nicht Kami und das weißt du! Ich bin lediglich der Meinung, dass sie es nicht verdient hat. Es kann sein, dass es daran liegt, dass ich noch nicht mit ihr zu tun hatte. Aber das ist auch unwichtig. Wenn du sie nicht magst ist das dein Problem und nicht meines. Dem zur Folge bleiben dir nur zwei Möglichkeiten. Entweder du findest dich damit ab, oder du suchst dir woanders Hilfe für deinen kleinen persönlichen Racheakt. Ich halte mich da jedenfalls raus.“

„Ach tust du das. Bitte. Ich wollte dir sowieso nur etwas Abwechslung verschaffen. Und hier dachte ich, dass du derjenige bist der sich mit dem König der Geister anlegst, wenn du keine Lust hast nach dessen Pfeife zu tanzen, aber anscheinend habe ich mich wohl geirrt.“

Mit diesen Worten ging Kami den Weg entlang, den Riku und Hao kurz vorher verwendet hatte und suchte nach ihrem Schützling. Den Feuergeist ließ sie einfach ohne einen weiteren Kommentar stehen, weshalb dieser ihr nur einen wütenden Blick zuwarf, bevor er verschwand. Er hatte anderes zu tun, als sich hier und jetzt mit Spirit of Earth auseinander zu setzen.
 

- Bei Hao -
 

Hao war in der Zwischenzeit in den alten Tempel getreten, in dem er das letzte Mal vor 3 Jahren gewesen war. Nur wage konnte er sich an das letzte Gespräch mit seiner Meisterin erinnern. Doch ein Satz war ihm vollständig im Gedächtnis geblieben.

„Solltest du dazu gezwungen sein dieses Versprechen einzulösen, geht gleichzeitig der kostbarste Besitzt der Asakura-Dynastie in deinen Besitzt. Was genau es ist und wo du es findest werde ich schriftlich in dem Buch mit dem Spruch für die Geister der Vergangenheit hinterlassen…“

Diese Worte murmelte Hao leise vor sich hin, während er das Buch aus dem Regal nahm, in welchem sich der Spruch zur Beschwörung der Geister der Vergangenheit befand. Genau in dem Moment, in dem er die entsprechende Seite aufschlug rutschte ein Zettel aus dem Einband und fiel zu Boden. Ohne lange nachzudenken klappte Hao das Buch wieder zu und stellte es zur Seite. Anschließend bückte er sich zu dem Zettel herunter und hob ihn auf. Er hatte zwar kein Interesse an irgendwelchen kostbaren Besitztümern, doch aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, als wäre das wovon Noriko damals gesprochen hatte von großer Bedeutung für ihn. Er wusste aus Erfahrung, dass sie nie etwas sagte ohne etwas Bestimmtes zu beabsichtigen. In diesem speziellen Fall diente es dazu ihn dazu zu bringen dieses Etwas anzunehmen. Worum es sich auch immer handelte. Mit diesem Gedanken im Kopf las er sich den Text auf den Zettel leise durch.

„Im Herzen des Waldes versteckt und von keiner Menschenseele entdeckt, ruht was ewig die Familie hat beschützt und nur ein wahres Oberhaupt mit seiner Stärke stützt…“

„Scheint so, als würde dich Noriko selbst nach ihrem Tod noch mit Rätseln quälen.“

„Scheint so, doch ich denke ich weiß was sie mir damit sagen will.“

„Was dagegen mich einzuweihen.“

„Das Herz eines Waldes ist immer das Zentrum. Aber ich bezweifle, dass irgendein Wald gemeint ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich bei diesem Wald um den Dämonenwald handelt. Immerhin ist es unverantwortlich etwas in einem Wald zu verbergen, in den jeder hineingelangen kann. Die meisten werden von den dort lebenden Geistern und Dämonen abgeschreckt und die die es doch wagen kommen nicht mal in die Nähe des Zentrums.“

„Klingt logisch. Also worauf warten wir. Hol dir das Familienschwert und unterstreiche deine Stellung als rechtmäßiges Oberhaupt.“

„Familienschwert?“

„Äh, das hab ich jetzt so angenommen, ich meine was soll die Familie denn sonst beschützen. Ich wage mal zu bezweifeln, dass die da einen gefährlichen Geisterfressergeist halten, oder.“

Hao verdrehte bei diesen Worten nur die Augen. Mittlerweile war ihm wieder eingefallen, wieso er früher immer gedacht hatte, dass Noriko seinen Schutzgeist auf ihn angesetzt hat. Kami wusste einfach zu viel oder sie konnte einfach nur verdammt gut raten, was er aber immer öfter bezweifelte.
 

Allerdings entschied er sich dafür es dieses Mal zu ignorieren, so wie viele andere Male zuvor. Der Moment war einfach ungünstig und außerdem war er schon etwas neugierig, ob Kami mit ihrem so genannten Verdacht Recht hatte.

„Das heißt wieder zum Dämonenwald. Was für eine Ironie, dass ich da gerade herkam… also los, statten wir den netten Geistern im Geisterwald mal einen Besuch ab und fragen sie ganz höflich ob sie uns das weiterziehen erlauben.“

„Das wage ich zu bezweifeln!“

„Ich auch, aber einen Versuch ist es wert, oder nicht?“

„Sehr witzig. Ich hab einen anderen Vorschlag. Schick einen Angriff quer durch den Wald und folge seiner Zerstörungskraft. Auf dieser Weise bist du schneller am Ziel und zweitens vernichtest du gleich alle Geister die sich auf deinem Weg befinden.“

„Der Rat der Pflanzenmärtyrerin, ist ein Teil eines Waldes zu zerstören, obwohl sie sich einst mit Spirit of Metal persönlich angelegt hatte um ihr geliebtes Beet vor ihm zu schützen. Das passt jetzt so gar nicht in mein persönliches Bild von dir.“

Kami ignorierte den Kommentar einfach. Langsam sollte sie sich wirklich in Erinnerung rufen, was sie Hao alles erzählt hatte, sonst würde er sie einmal so ausstechen, dass sie ihm die gesamte Wahrheit beichten muss um sein Vertrauen zurückzubekommen und das konnte lange dauern. Insbesondere wenn man die ganzen Hintergründe berücksichtige. Der König der Geister, die Kampfgeister des Schattenfürsten und der Schattenfürst selbst, nichts zu vergessen die Toshiros und Dalin. Das ganze würde endlos so weiter gehen. Ein Leben war für ein derartiges Wissen einfach zu kurz. Das sah man ja an Takumi Sasaki. Dieser Mann hatte fast sein ganzes Leben damit verbracht Informationen zusammenzutragen und ist von der wahren Geschichte nach der er sucht trotz allem Meilen weit entfernt. Zugegeben seine Werke werden die gebündelten Informationen weitergeben und irgendwann mit genügend wissbegierigen Schamanen wird die Welt eines Tages das wahre Ausmaß dieser Welt zugänglich. Doch auch nur dann, allerdings ist es eine Tatsache, dass alles vergeht. Im Laufe der Zeit werden auch die berühmtesten Werke verloren gehen und der Kreislauf der Informationsbeschaffung beginnt von neuem. Es ist ein endloser Kreis, welcher niemals enden wird, es sei denn diejenige die sich mit solchen Informationen beschäftigen, führen ihr Werk als Geister weiter. Doch ob sie es jemals alles verstehen und übermitteln können ist dabei fraglich.
 

Kami schüttelte daraufhin kurz den Kopf um ihre Gedanken zu beruhigen. Die Welt war ständig im Wandel und keiner konnte das verhindern ohne sie vollständig zu zerstören. Und selbst dann würde sich nach einer Zeit alles regenerieren und das war gut so.

„Hey Kami, hörst du mir überhaupt zu?“

„Wie?“

„Könntest du dich mal auf unser Ziel konzentrieren, wir sind da und ich kann mit einem geistigabwesenden Geist nicht kämpfen.“

„Werd mal nicht frech, sonst lass ich dich das alleine durchstehen.“

„Kami bitte, wir haben nicht den ganzen Tag zeit, sonst denkt noch einer ich wäre abgehauen, weil ich mich vor meinen neuen Pflichten drücken will.“

„Als ob. Aber bitte dann auf in die Schlacht.“

Mit diesen Worten schritt Kami mit erhobenen Haupt in den Wald hinein, vor dem Hao kurz stehen geblieben war um sie anzusprechen. Ihr war durchaus klar, dass sie sofort von den Geistern ins Visier genommen wurde, die in jeder noch so kleinen Ecke lauerten. Doch stören tat es sie nicht. Diese kleinen Naturgeister kannten ihre Präsenz, sie konnten sofort erkennen wer sie war. Keiner von ihnen würde sie angreifen, da sie genau wussten, dass das deren Ende war. Bei Hao sah das natürlich anders aus, aber solange er bei ihr blieb, würden sich diese Geister auch von ihm fernhalten. In manchen Situationen war sie froh, dass in der Asakurafamilie keine Itakos leben. Diese würden nämlich sofort sagen können, wer sie war, jedenfalls wenn sie gut ausgebildet wurden. Doch bislang war die Blutlinie der Asakuras lediglich von mächtigen Schamanen und Schamaninnen geprägt worden.

„Du weißt schon, dass hier einige tausende Geister und Dämonen lauern oder.“

„Klar, wieso fragst du?“

„Nur so, denn im Moment wirkst du so, als ob du einfach nur durch einen normalen Wald schreitest.“

„Oh Hao, ich dachte du hättest langsam begriffen, dass es keinen normalen Wald gibt. Überall leben Geister und Dämonen. Der Unterschied ist lediglich der, dass sie sich nicht immer offen zeigen. Und heute scheinen diese Geister auch keine Lust zu haben einen Kampf anzuzetteln.“

„Noch nicht.“

Hao gab es ungern zu aber die Situation war ihm nicht geheuer. Normalerweise waren die Naturgeister in diesem Wald sofort vor Ort, sobald er auch nur einen Fuß in den Wald setzte. Dass diese sich heute partous nicht zeigen wollten fand er merkwürdig.
 

Trotz allem ging er weiter, bis er auf eine kleine Lichtung traf, in derem Zentrum sich ein Dornengebüsch befand, welches aus irgendeinem Grund so wirkte, als gehöre es dort nicht hin. Dies lag vor allem daran, dass sie eine ähnliche Form wie eine Knospe hatte, welche das innere mit ihren geschlossenen Blütenblätter schützte. Eine Form, die für einen Dornengebüsch doch recht ungewöhnlich war.

„Ich hab zwar schon viel gesehen aber das ist nun doch ein merkwürdiger Ort. Findest du nicht?“

„Etwas, aber ich hab so das Gefühl, als wären wir hier richtig.“

Mit diesen Worten trat Hao auf die doch recht große Dornenhecke zu und begutachtete sie. Er wusste nicht wieso, doch er hatte das Gefühl als wäre in dieser etwas verborgen. Die Frage war nur, wie er es herausbekam ohne sich die Hände von den Dornen blutig zukratzen. Der Gedanken die Hecke einfach mit seinem Schwert zu zerschneiden kam ihm nicht mal, denn er bezweifelte dass es funktionieren würde. Er hatte im Gefühl, dass diese Dornenhecke mit einem Zauber geschützt waren. Noriko würde bestimmt nichts dem Zufall überlassen, jedenfalls nicht wenn es sich um ein altes Familienerbstück handelte.

„Was nun?“

Kami wusste sofort was zu tun war, doch es lag allein an Hao, einen Weg zu dem kostbaren Objekt zu finden und nicht an ihr. Sie war nur eine Begleiterin die eingriff, wenn es unvermeidlich war. Das war ihre Aufgabe auch wenn sie ihm das eine oder andere Mal die Entscheidung gerne abnehmen würde.

„Ich glaube Noriko hat die gesamte Zeit gewusst, was Takumi mir beibringt. Erinnerst du dich noch an dessen erste Trainingseinheit.“

„Der Elementarschutzzauber. Immun gegen schamanische Kräfte und materielle Gewalt.“

Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf Kamis Gesicht ab. Er war auf dem richtigen Weg. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Hao hatte wirklich eine Menge gelernt und nun zahlte sich das gelernte aus. Ohne weiter auf ihre Worte einzugehen hatte Hao einen Gegenzauber rezitiert, woraufhin die Dornenhecke kurz in einem matten rot aufleuchtete. Anschließend konzentrierte er ein Teil seines Furyoko in seiner Hand und übertrug es anschließend auf das stachelige Gebilde. Ein Moment lang tat sich gar nicht, doch dann bewegten sich die einzelnen dornigen Zweige. Leicht überrascht trat Hao einige Schritte zurück und sah zu wie sich die dünnen Zweige gebündelt ausbreiten. Ohne die Dornen könnte man den Eindruck erwecken das diese wirklich eine Blüte bildeten, die sich dazu entschlossen hatte aufzugehen.
 

Auch als die Bewegung wieder innehielt war der Eindruck derselbe. Nun jedoch war der Blick auf ein Schwert welches noch vor wenigen Minuten von den dornigen Ästen umschlungen war frei. Ohne lange zu zögern schritt Hao auf dieses zu und zog es aus dem Boden. Im selben Moment färbten die dornigen Äste sich schwarz und lösten sich in schwarzen Staub aus.

„Das war also Norikos letztes Zauber. Ein Zauber der erst seine Kraft verliert sobald dessen Zweck erfüllt ist. Eine dornige Blüte, geschaffen um das Familienerbstück solange zu beschützen, bis das neue Oberhaupt es an sich nimmt.“

Hao nickte nur doch seine Augen waren auf das Schwert in seiner Hand geheftet. Das Familienschwert war besonders, dass konnte er sofort erkennen. Auf der Kling waren einige Symbole, die eindeutig zur heiligen Schrift gehörten. Der Griff des Schwertes schien so als wurde er extra fürs seine Hand gefertigt und auch sonst war das Aussehen dieses Schwertes ungewöhnlich.

„Das ist ein Elementarschwert, oder?“

„Ja, eines von wenigen. Ein ultimatives Medium, dass für alle Geister geeignet ist und welches auch in der Lage ist die Dämonen des Schattenfürsten zu vernichten. Es heißt, dass man mit diesem auch in der Lage gleichzeitig mehrere Geister verschiedenster Art mit diesem Medium zu vereinen. Deshalb sind solche Schwerter auch so wertvoll für die Schamanen.“

Hao nahm diese Worte nur zur Kenntnis, dann jedoch wendete er sich zum Gehen jedoch nicht ohne noch einmal auf die Überreste des Dornenbusches zurückzublicken. Noriko hatte das alles ziemlich gut durchdacht gehabt, soviel stand fest. Sie musste mit Takumi in Kontakt gestanden haben, anders konnte er sich das ganze nicht erklären. Doch wieso sollte er sich beschweren. Sie hatte ihn damals gehen gelassen, obwohl sie ihn gerne zurückgehalten hätte. Dass konnte er damals in ihren Augen erkennen. Er verdankte ihr eine Menge, denn sie war diejenige, die immer an ihn und seine Fähigkeiten geglaubt hatte. Auch wenn sie ihn das eine oder andere Mal ausgetrickst hatte so war er es ihr dennoch schuldig sein Versprechen von damals einzuhalten. Um genau zu sein hatte er den ersten Schritt schon getan. Er hatte seinen Onkel herausgefordert und die Position des Oberhauptes der Familie für sich beansprucht. Nun musste er sich auch den Pflichten, die diese Positionen mit sich führt, stellen. Ihm war klar, dass es nicht leicht sein würde und dass er das Versprechen an Samira nicht halten konnte, doch andererseits war noch Zeit. Sie hatte ihm 10 Jahre gegeben und wenn er bewiesen hatte, dass er dieser Aufgabe würdig war, dann konnte er immer noch versuchen den Stern der Einheit zu Meistern. Doch vorher musste er die Konflikte innerhalb der Familie in den Griff kriegen und das würde er irgendwie auch schaffen, auch wenn es lange dauern würde.
 

- Vier Jahre später -
 

Seit Hao das Familienschwert gefunden hatte waren Jahre vergangen. Wenn er ehrlich war, dann hatte er sich die gesamte Familienoberhauptgeschichte leichter vorgestellt. Immer wieder wurde er an Katsumis Hauptargument erinnert, welches gegen ihn als Oberhaupt sprach. Nach dem es entschieden wurde, dass er das neue Oberhaupt werden würde, wurden die Verbündeten der Familie unruhig. Wie sollten sie nicht, denn die einst mächtigste Familiendynastie Japans wurde jetzt von einem 19 jährigen geführt. Viele dieser Verbündeten waren hin und her gerissen. Einerseits war Hao nicht unbekannt und ein Großteil hatte schon von ihm gehört. Allerdings war sein Alter für sie durchaus bedenklich. Aus diesem Grund mussten viele neu von der Stärke der Asakura-Dynastie überzeugt werden. Es dauerte ganze drei Jahr um alle Verbündeten zu überzeugen, dass sie mit einem Bündnis weiterhin auf der sicheren Seite waren und noch mal 1 Jahr um auch die letzten Zweifel aus den Köpfen der einzelnen zu vertreiben. Nun hatte sich die Situation gelegt und auch die Feinde der Familie, die sich kurzfristig aus ihren Löchern getraut hatten, zogen sich urplötzlich wieder zurück. Trotz allem war die Gefahr nicht gebannt, denn das Lauern auf einen schwachen Moment ging weiter, wenn auch versteckt. So wie es alle die Jahre zuvor war.

„Hey, wie geht’s ist ja mal eine Seltenheit, dass man dich ohne irgendwelche wichtigen Dokumente herumlaufen sieht?“

„Wenn man davon absieht, dass ein gewisser Onkel immer noch versucht mich von meiner Position zu drängen, geht’s mir eigentlich gut. Und zu den Dokumenten, die letzten hab ich Santi gegeben.“

„Heißt übersetzt, sie hat solange auf dich eingeredet bist du ihr freiwillig die letzten Dokumente gegeben und einer kleinen Pause zugestimmt hast.“

„So in etwa, ja? Apro pos was hast du jetzt eigentlich vor?“

„Ich wollte gerade zum Markt. Da soll es einen neuen Gewürzhändler geben und…“

„Ganz ehrlich? So wie du kochst brauchst du keinen Gewürzhändler, sondern einen Lehrer. Wobei mir einfällt, du könntest ja Hiromi fragen vielleicht…“

„Hey, untersteh dich Hao. Nur weil du das Oberhaupt unserer Familie bist, heißt dass nicht, dass du jetzt auch anfangen darfst mich zu verkuppeln.“

Hao verdrehte bei diesen Worten die Augen. Er war zwar das Oberhaupt, aber er war auch immer noch Youjis Cousin und das allein gab ihm das Recht diesen aufzuziehen. Außerdem war es so offensichtlich, dass Youji nur ihretwegen zum Markt wollte, immerhin half sie ihrem Vater mit dessen Marktstand. Doch im Moment war er nicht in der Stimmung mit Youji zu diskutieren. Er war insgeheim froh, dass Santi ihm etwas Zeit verschaffte und die wollte er auch nutzen um etwas frische Luft zu schnappen und zwar bevor Riku mitbekam, dass er hier war. So wie er ihn kannte, würde dieser gleich wieder irgendwelche Familiengeschäfte aus dem Ärmel schüttelte, die sofort erledig werden musste.
 

Mit diesen Gedanken trennten sich seine und Youjis Wege. Zu seiner eigenen Verwunderung schaffte er es wirklich aus dem Asakuraanwesen zu kommen ohne einem anderen Mitglied seiner Familie zu begegnen. Ohne groß zu überlegen ging er zu dem kleinen Fluss an dem er und Samira sich immer unterhalten hatte. Auch nach all den Jahren war dieser Ort so ruhig wie eh und je. Der perfekte Platz um sich zu entspannen und in Ruhe über das Leben und alles andere nachzudenken. Doch dieses Mal versprach dieser Ort nicht so viel Entspannung wie sonst, da sich zu seiner Überraschung noch ein anderer hierher verirrt hatte.

„Verdammt noch mal, wieso beim König der Geister muss das so schwer sein.“

Bei diesen Worten horchte Hao auf. Normalerweise mischte er sich nicht ein, wenn jemand versuchte sich selbst den Kopf zu waschen, doch in diesem Fall hatte er das Gefühl, dass er die Situation nicht ignorieren durfte.

„Alles in Ordnung.“

„Hä…äh, klar, sollte es nicht?“

„Du klingst nicht so!“

Der Fremde atmete bei dieser Antwort scharf ein und reagierte anschließend dementsprechend genervt. Ein Zeichen für Hao, dass er das Thema wohlmöglich besser fallen lassen sollte.

„Was geht dich das ganze an.“

„Schon gut, es geht mich ja eigentlich auch wirklich nichts an.“

Gerade als Hao sich zum gehen wendete, hielt der Fremde ihn überraschend zurück. Doch was danach aus dessen Mund kam ließ ihn etwas sprachlos zurück.

„Warte. Tut mir Leid, ich weiß ich sollte das ganze nicht an anderen auslassen, besonders, da ich mir nicht vorstellen kannst, dass du die Frage böse gemeint hast. Aber im Moment stecke ich wirklich in der Krise und weiß nicht wie ich aus der Sache rauskommen soll.“

„Manchmal hilft es darüber zu reden!“

„Es ist kompliziert und zudem eine Art Familienangelegenheit!“

„Ich glaub die Worte kompliziert und Familienangelegenheit kommen immer zusammen vor. Mit all den Pflichten und alten Traditionen kann das Leben unnötig erschwert werden!“

Der Fremde nickte daraufhin nur zustimmen. Er wusste sofort wovon sein Gegenüber sprach. Besonders die Sache mit den alten Traditionen machten ihm die größten Probleme.
 

Für einen Moment ging er seinen Gedanken nach, bevor er sich wieder an Hao wendete. Eigentlich hatte er einen Auftrag und währenddessen sollte er es unterlassen mit anderen in Kontakt zu treten. Doch im Moment hatte er das verlange das was in seinem Kopf herumschwirrte auszusprechen.

„Wem sagst du das. Eine alte Tradition meiner Familie besagt, dass ich etwas tun muss, was gegen meine persönliche Überzeugung geht. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Weigere ich mich, werde ich und auch meine Frau und mein Sohn aus der Familie verbannt. Und glaub mir, dass ist nichts was man riskieren will. Doch ich kann mich trotzdem nicht dazu durchringen der Tradition folge zu leisten.“

Hao musterte den Spreche bei dieser Ansprache genau. Dieser war richtig hin und hergerissen, dass konnte er sofort erkennen. Außerdem wusste er selbst, wie es war zwischen den alten Traditionen der Familie und seinen eigenen Überzeugungen und Zielen zu stehen. Für einen Moment lag ihm die Frage, was diese Tradition verlangte, auf der Zunge, doch er schluckte sie runter. Über Familientraditionen redete man nicht mit außen stehenden, das war eines der Gesetze bei den Asakuras, aber auch bei vielen anderen Familien-Dynastien. Aus diesem Grund antwortete er einfach intuitiv auf das Gehörte.

„Weißt du, manchmal muss man einfach die Augen zukneifen und die Aufgabe, die einem gestellt wird, durchführen auch wenn man eigentlich andere Pläne oder Vorstellungen hat. Jedenfalls dann wenn man sich im klaren ist, dass dies der Weg ist, den man gehen will.“

Für einen Moment schwieg Hao und beobachtete, wie sein gegenüber zustimmend nickte. Jedenfalls wirkte es so, auch wenn er den Eindruck machte, als würde er mit den Gedanken wo anders sein. Aus diesem Grund entschied sich Hao noch etwas zu ergänzen.

„Auf jeden Fall solltest du dir erst einmal überlegen, was dir wichtiger ist und wie schwer diese Tradition in dein späteres Leben eingreift.“

Bei diesen Worten dachte Hao kurz an seine Entscheidung von vor 4 Jahren zurück. Traditionen egal welcher Art griffen tief in das eigene Leben ein, doch nicht immer bestimmten sie das ganze leben.

„Ganz nach dem Prinzip, Jeder muss irgendwann ein Opfer bringen’ richtig.“

„Mehr oder weniger! Manchmal hat man keine andere Wahl.“

„Ich schulde meiner Familie ein gutes Leben.“

Diese Worte waren nur ein leises Flüstern und dennoch konnte Hao sie verstehen. Er wusste nicht wieso, doch auf einmal hatte er das Gefühl irgendetwas zu übersehen. Ein kleines Detail, welches durchaus entscheidend sein konnte. Zwar hatte er nicht direkt das Gefühl, dass er diesem jungen Mann misstrauen sollte, doch irgendetwas war da was ihn alarmierte. Irgendetwas was er spontan nicht deuten konnte aber von dem er wusste, das es da war und auf das er unbedingt ein Auge haben sollte.
 

Innerlich schüttelte Hao den Kopf. War er durch die ganzen Familiengeschäfte etwa paranoid geworden oder hatte Cassandra ihr Schwarzseherischen Fähigkeiten auf ihn übertragen. Er wusste es nicht, doch er hoffte, dass es nicht so war. Noch jemand, der die Welt nur in den dunkelsten Farben sah brauchte seine Familie nun wirklich nicht.

„Sag mal, wie lautet eigentlich dein Name!“

„Hao.“

„Mein Name ist Daisuke Masamori. Ich schätze, dass ich dir was schulde.“

„Du würdest mir was schulden, wenn ich dir wirklich hätte weiterhelfen könnten.“

„Glaub mir das hast du. Zugegeben einen Teil von dem was du gesagt hast, wusste ich bereits, doch es immer gut wenn man es von einem Außenstehenden hört…“

Hao erwiderte daraufhin nicht. Zu sehr war er von diesen Worten überrascht von der Reaktion seines Gegenübers. Zugegeben, ihm wurde schon mehr als einmal gesagt, dass seine Worte meistens so gut gewählt waren, dass sie genau das erzielten, was sie sollten. Doch selber hatte er nie das Gefühl. Immerhin reagierte er in solchen Situationen immer intuitiv und dachte nicht großartig über seine eigenen Worte nach.

„…und auch wenn es für dich nichts großartige war, so würde ich mich bei Gelegenheit gerne revengieren. Doch vorher muss ich meiner Pflicht nachgehen.“

Mit diesen Worten schritt Daisuke in Richtung Stadt. Hao blickte ihn einen Moment hinterher bevor er nur kurz den Kopf schüttelte. Das ganze war ein merkwürdiges Treffen. Doch lange konnte er nicht darüber nachdenken, da er schon von einer anderen Person angesprochen wurde.

„Na endlich, konntest du nicht sagen, dass du vom Asakuraanwesen abhaust. Weißt du eigentlich wie verantwortungslos es ist als Familienoberhaupt ohne Schutzgeist herumzulaufen. Dir hätte wer weiß wer auflauern können.“

„Ist ja gut, reg dich ab. Aber wo du schon mal hier bist, hast du Lust auf einen kleinen Abstecher in den Dämonenwald?“

„Kommt drauf an. Wenn du kämpfen willst, dann ja. Wenn du aber nur sehen willst, wie sich arme Naturgeister zum Affen machen, dann nein.“

„Dann lass und gehen!“

„Ernsthaft…hey warte auf mich.“

Mit schnellen Schritten folgte Kami ihrem Schützling. Auf ihren Lippen schlich sich ein freudiges Lächeln, endlich konnte sie mal wieder kämpfen. Das wurde aber auch echt Zeit. Sie wusste schon wieso sie es vermiet der Schutzgeist eines Oberhauptes zu sein. Die meisten kümmerten sich nur um das Geschäftliche und ließen die unteren Familienmitglieder kämpfen. Und bei Hao schien es ähnlich zu sein, jedenfalls bis jetzt. Wer wusste schon wann sich das änderte.

Ärger mit der Hakái Henséi

Kapitel 29: Ärger mit der Hakái Henséi
 

Nach dem Training im Wald hatte Hao sich entschlossen auf den markplatz zu gehen. Er wollte sehen ob er mit der Vermutung seines Cousins betreffend Recht hatte. Es war zwar schon recht spät, aber noch immer tummelten sich dort die Leute um letzte Waren zu erhalten. Meistens wurden diese zum Ende des Tages billiger, weil sie weg mussten, doch man konnte auch das Pech haben, dass sie bis dahin ausverkauft waren. Demnach war es immer ein Risiko um eine solche Uhrzeit auf den Markt zu gehen, besonders, wenn man etwas dringend benötigte. Aus diesem Grund war er sich sicher, dass Hiromi und ihr Vater immer noch an ihrem Stand waren und mit etwas Glück, war Youji auch noch da und machte sich lächerlich. Doch auf einmal fiel ihm plötzlich ein Mann mit einer Maske auf. Eine Tatsache, die nicht gerade normal war. Sofort bekam er bei den Gedanken an den Mann ein schlechtes Gefühl. Zwar wollte er es zuerst ignorieren, doch dann blieb er stehen und sah sich zu diesem noch einmal um. Der Mann war auf dem Weg zum Asakuraanwesen, was noch um einiges merkwürdiger war immerhin hatte niemand einen Gast erwartet.

„Kami, ich ändere meinen Plan, wir gehen sofort zurück zum Asakuraanwesen.“

Die junge Frau sah Hao nur kurz zweifelnd an, bis sie nickend zustimmte und ihm folgte. Auch sie spürte, dass etwas nicht stimmte und bereitete sich mental schon mal darauf vor Geistkontrolle zu erschaffen. Sie kannte Hao und wusste, dass er sich in jede Situation einmischte, in der irgendjemand in Schwierigkeiten war. Er hatte einfach ein Gefühl dafür wenn etwas im Gange war und ein Talent sich genau in dem Moment einzumischen, wenn andere lieber die Flucht antraten.

„Wer sind sie?“

Bei diesen Worten wurde Hao und sein Schutzgeist hellhörig. Es war eindeutig Youjis Stimme. Gerade als beide das festgestellt hatten, traten sie um die Gebäudeecke und sahen wie Haos Cousin sich rückwärts von dem maskierten Mann entfernte. Der Grund war mehr als offensichtlich, Youji hatte weder sein Medium noch ein vergleichbaren Gegenstand zur Hand. Da nutzte ihm sein Schutzgeist auch nicht viel, besonders jetzt wo der Fremde Geistkontrolle erschaffen hatte. Trotzdem reagierte er schnell und vereinigte sich mit seinem Schutzgeist. Geistvereinigung konnte kaum etwas gegen Geistkontrolle ausrichten, doch als Fluchtmethode war sie durchaus geeignet. Was dazu führte, dass Youji einige Meter Abstand von seinem Gegner nehmen konnte. Diese Gelegenheit nutzte Hao um ebenfalls Geistkontrolle zu erschaffen und seinem Cousin zu helfen. Dafür vereinigte sich sein Schutzgeist mit dem Elementarschwertes, was seine Meisterin ihm nach ihrem Tod hinterlassen hatte. Dadurch schaffte er es den fremden Schamanen gegen die Wand zu schleudern. Allerdings stand dieser sofort wieder Kampfbereit vor ihm, hielt jedoch vor seinem Angriff scheinbar erschrocken inne. Diesen kurzen Schockzustand nutzte Hao aus um sich vor den Mann zu teleportieren.

„Wird Zeit, dass wir sehen wer hinter der Maske steckt.“

Das war alles was Hao sagte. Es reichte um den Mann dazu zu bringen einen weiteren Angriff zu starten, doch Hao hatte das erwartet und schlug ihm das Schwert geschickt aus der Hand. Die Tatsache dass dieser Angriff mehr als halbherzig wirkte machte das ganze nur noch leichter. Anschließend schubste er den Maskierten wieder gegen die Wand und riss ihm mit einer schnellen Handbewegung vom Kopf, wobei sein Schwert anschließend gefährlich nah an dessen Hals ruhte.
 

Hao hatte nahezu jeden unter der Maske des Fremden erwartet, doch nicht den jungen Mann, den er in Wahrheit unter der Maske erblickte.

„Daisuke.“

Das Wort war nicht mehr als ein ungläubiges Flüstern, dennoch bekam Youji, der in diesem Moment hinter den beiden aufgetaucht war, dieses deutlich mit.

„Du kennst ihn?“

„Scheinbar nicht.“

„Hao lass es mich erklären, ich…“

Hao nahm bei diesen Worten das Schwert von dessen Hals und warf ihn wütend zu Boden. Er hatte keinen Bedarf für eine Erklärung. Das was er gesehen hatte reichte ihm schon.

„Ich will keine Erklärung von dir, nur dass du hier augenblicklich verschwindest. Lass dich nie wieder auf diesem Grundstück oder in der Nähe eines Asakuras blicken. Falls du es doch wagst dein Schwert oder auch nur deine Hand gegen meine Familie zu richten kannst du was erleben.“

Während Haos erster Satz nur von einer traurigen und enttäuschten Stimme dominiert wurde, bestanden die anderen nur aus einem hasserfüllten Unterton. Der am Boden sitzende sah den Schamanen nur zum Teil geschockt und zum Teil reumütig an.

„Ich musste es tun, es ist mein Auftrag ich kann nicht einfach…“

Hao unterbrach den Mann nur in dem er seine Geistkontrolle, die er bis jetzt aufrecht gehalten hatte, verstärkte und diesen mit einem eiskalten Blick strafte. Wenn es etwas gab, was er nicht tolerieren konnte, dann waren es Menschen und Schamanen die seine Familie angriff. Seit dem Tod seiner Meisterin war er das Oberhaupt der Familie und als dieses hatte er die vorrangige Aufgabe die Familie mit allem ihm zur Verfügung stehenden Mittel zu schützen und zu führen. Diese Aufgabe würde er nicht einfach leichtsinnig angehen und schon gar nicht für einen Freund, der ihn verraten hatte.

„Verschwinde!“

Bei diesen Worten bekam nicht nur Daisuke, der mittlerweile aufgestanden war, sich jedoch nicht vom Fleck bewegte, Gänsehaut. Nein, auch sein Cousin, der diagonal vor ihm stand wich bei diesem Wort erschrocken zurück. So hatte er Hao noch nie vorher gesehen und er kannte ihn schon seit seiner Geburt. Scheinbar ging ihm die Sache mit diesem Daisuke wirklich nah. Bei diesen Gedanken sah Youji zu dem fremden Mann, der scheinbar immer noch eine Erklärung abgeben wollte.

„Hao, bitte…“

„Ich sagte Verschwinde. Sofort.“

Nach diese Ergänzung nahm der junge Mann letzten Endes doch die Beine in die Hand und verschwand aus dem Sicht fällt der beiden Asakuras.
 

Erst als Hao sicher war, dass der junge Mann endgültig weg war, steckte er das Schwert wieder ein und haute frustriert mit der Faust gegen die Gebäudewand. Youji währenddessen bückte sich zu der Maske, die immer noch auf dem Boden lag und sah sie sich genau an. Auch Hao blickte sie kurz genauer an, bis er sich mit dem Rücken gegen die Wand lehnte, gegen die er kurz vorher seinen Frust abgelassen hatte, und sich anschließend an dieser zu Boden gleiten ließ. Mit einem leisen Seufzen wendete er sich wieder an seinem Cousin, der das Zeichen auf der Maske auch erkannt hatte.

„Hakái henséi. Eine Idee, wer so versessen darauf ist dich zu töten, dass er sich an diese Organisation wendet. Denn das er es auf dich abgesehen hat, war ja mehr als deutlich.“

„Keine Ahnung, vielleicht habe ich es einmal versäumt einem Schamanen den nötigen Respekt entgegen zu bringen oder habe seine Frau schief angeguckt.“

„Das ist nicht witzig, Youji.“

„Weiß ich. Es ist nur ironisch, dass du jedem auf der Welt helfen willst und dich dann immer mit Mördern und Verbrechern anfreundest. Nichts für ungut.“

„Samira ist keine Verbrecherin, sie war…“

„Nur etwas fehl geleitet, ich weiß. Aber sie wäre es geworden, wenn du sie nicht aufgehalten hättest. Jetzt aber mal Klartext, wusstest du, dass er zu den Hakái henséi gehört.“

„Jetzt schon, vorher nicht.“

Als Hao diese Worte sagte, ließ sich auch Youji an der Wand herunter, so dass er neben seinem Cousin saß. Er stellte sich langsam wirklich die Frage, was er getan hatte. Ihm viel einfach kein Vergehen ein, was dazu führen könnte, dass jemand die Hakái Henséi einschaltete. Diese Organisation stellte nicht nur für das Opfer, sondern auch für den Auftragsgeber ein hohes Risiko. Soweit er gehört hatte, verlangten diese eine ziemlich hohe Auslösesumme, die allein dazu diente die anschließende Kette in Gang zu bringen. Je nach Opfer wird ein bestimmter Auftragskiller engagiert und auf das Opfer gehetzt. Versagt dieser, so wurde der nächste mit dem Auftrag betraut. Je mehr Auftragkiller losgeschickt werden, desto mehr muss der Auftraggeher hinterher nachzahlen, sollte dieser es jedoch nicht können, so bezahlte dieser mit seinem Leben. Es ist ein Risiko, dass jeder eingehen musste es sei denn man legte fest, wie viel man willig war zu zahlen, was jedoch um einiges Komplizierter durchzuführen war. Jedenfalls hieß es so in den geringen Aufzeichnungen und mündlichen Überlieferungen, die er gelesen und gehört hatte. Eines stand jedenfalls fest, es war kein Zuckerschlecken sich mit diesen anzulegen.
 

Darüber hinaus war es so gut wie unmöglich den Auftragsgegner oder das Hauptquartier dieser Organisation zu finden. Jedenfalls nichts ohne konkrete Hinweise.

„So und was jetzt?“

„Ich werde mich etwas umhören, vielleicht kann ich etwas herausfinden. Irgendwer muss ja etwas mitbekommen haben. Zumindest muss es irgendwelche Gerüchte geben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein solches Ereignis nicht die Runde macht.“

„Ich persönlich hoffe, dass das nicht der neue Gesprächsstoff der Stadt ist, sonst werde ich noch durchdrehen. Um ehrlich zu sein habe ich nämlich keine Lust mit mitleidigen Blicken konfrontiert zu werden. Aber eines frage ich mich. Was sagen wir den anderen? “

„Vorerst wäre es klüger es den anderen nicht zu sagen. Wir müssen sie ja nicht unnötig beunruhigen, wenn wir in der Lage sind die Probleme selbst in den Griff zu bekommen. Zumindest sollten wir Riku solange wie möglich raushalten und auch Santi sollten wir nicht mit dem ganzen belasten.“

Bei diesen Worten sah Hao in den Himmel. Riku war die letzte Person, die er um Hilfe bitte würde. Zu sehr hatte er die letzten Jahre damit verbracht sich als Familienoberhaupt zu behaupten. Er konnte diesem nicht das Gefühl geben, dass er bei einer bedrohlicheren Situation überfordert war. Vorher würde er alle seine Möglichkeiten durchgehen, es sei denn sein Cousin würde in ernsthafte Gefahr geraten, doch das konnte er sich nicht wirklich vorstellen. Immerhin waren sie jetzt vorbereitet. Der Grund wieso er Santi nicht einweihen wollte war, dass sie Youjis Mutter war und sie sich einfach zu viel sorgen machen würde.

„Vergiss Cassandra nicht, sie erzählt Riku immerhin so gut wie alles.“

„Stimmt. Youji, wo genau ist dein Medium?“

„In meinem Zimmer natürlich. Ich hatte ja nicht vor zu trainieren oder einen Kampf auszutragen. Außerdem war ein Medium auf dem Asakurasanwesen bisher nicht notwendig.“

„Jetzt allerdings schon. Also hol es und trag es von nun immer bei dir. Halt dich wenn möglich immer in der Nähe von anderen auf. Aber mach es nicht zu auffällig. Ich werde mich jetzt mal etwas umhören.“

„Klar.“

Mit diesen Worten standen beide Schamanen gleichzeitig auf und gingen in entgegengesetzte Richtungen. Kurz bevor sie außer Hörweite kommen konnte, drehte sich Hao noch einmal zu Youji um.

„Ach Youji noch was. Pass auf dich auf. Wir sehen uns nachher.“

„Geht klar.“

Mit diesen Worten sprintete Youji ins Hauptgebäude. Ihm war nicht wohl bei der ganzen Sache, doch er vertraute Haos Entscheidung. Immerhin wusste dieser meistens was man in bestimmten Situationen tun musste, jedenfalls besser als er. Zwar fragt er sich ob es nicht besser wäre die älteren Familienmitglieder aufzuklären, doch andererseits könnte es dadurch zu mehr Panik kommen, die man durchaus hätte verhindern können.
 

- Bei Hao -
 

Hao ging Gedankenversunken durch die Stadt und überlegte, wie er das Problem mit den Hakái regeln konnte, ohne dass einer zu schaden kam. Doch das erwies sich als unmöglich, da diese Personen alles tun würden um ihren Auftrag auszuführen, jedenfalls hieß es im Allgemeinen so. Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken oder gar seinem eigentlichem Ziel nachgehen konnte, wurde er von einer unliebsamen Person angesprochen.

„Hao. Ich muss mit dir reden!“

„Wie gesagt es gibt nichts zu bereden.“

Bei diesen Worten verfinsterte sich seine Mine etwas. Wie konnte Daisuke es wagen ihn wieder unter die Augen zu treten, nachdem was er vor wenigen Minuten getan hatte.

„Bitte es ist wichtig.“

„Und was bringt dich auf die Idee, dass mich das interessiert.“

„Du hast selber gesagt, dass ich einfach die Augen zukneifen soll und meine Aufgabe, die mir gestellt wurde, durchführen soll.“

Bei diesen Worte blieb Hao abrupt stehen. Schneller als Daisuke hätte reagieren können, hatte Hao sein Schwert gezogen und war herumgeschnellt. Nur einen knappen mm vor seinem Hals kam die Klinge zu stehen. Hätte er das Schwert in dieser Geschwindigkeit weiter gleiten lassen, so hätte er seinen gegenüber locker den Kopf abtrennen können, aber das war nicht sein Ziel. Und obwohl seine nachfolgenden Worte mehr als ruhig waren, konnte man deutlich erkennen, dass er seinen Gegenüber nach diesem Kommentar wirklich gerne den Hals durchschnitten hätte. Für einen Augenblick hatte Hao sogar mit dem Gedanken gespielt, hatte sich jedoch noch rechtzeitig unentschieden und so unnötiges aufsehen vermeiden können. Denn es war kein Geheimnis dass jeder in solchen Situationen wegsah, weil er nicht in den Konflikt hineingezogen wollte.

„Jetzt schiebst du das ganze auf mich oder was? Du hast mit keiner Silbe erwähnt, dass es darum geht einen anderen zu töten.“

„Und du hast mit keiner Silbe erwähnt, dass du ein Asakura bist.“

„Sei ehrlich, hätte es eine Rolle gespielt.“

„Ja verdammt.“

Daisuke konnte seine Stimme bei diesen Worten einfach nicht mehr ruhig halten. Er hatte sie praktisch heraus geschrieen, dann jedoch senkte er nur schuldbewusst den Kopf. Diese Reaktion ließ seinem Gegenüber kurz innehalten. Er wusste, dass Hao ihn abschätzend musterte, er konnte verstehen, dass dieser seinen Worten nicht traute. Wer würde auch schon ein Mitglied der Hakái Henséi trauen. Niemand. Jeder würde entweder die Flucht ergreifen, oder ihn an die Bevölkerung ausliefern.

„Und was willst du jetzt von mir?“

„Ich will euch helfen aus der Sache lebend raus zu kommen.“

„Ach wirklich. Und wie willst du das anstellen? Immerhin schicken sie andere, wenn du scheiterst, oder sind diese Informationen falsch.“

„Nein, aber…“

„Darüber hinaus. Wieso willst du uns auf einmal helfen. Nur weil ich Mitglied dieser Familiendynastie bin oder erhoffst du dir etwas Bestimmtes?“

Daisuke schüttelte daraufhin nur den Kopf. Er hatte erwartet, dass Hao ihm nicht traute, doch dieses Misstrauen hatte er letzten Endes verdient. Doch als er ihm das erste Mal begegnet war hatte er irgendwie das Gefühl gehabt, dass er diesem vertrauen konnte. Deswegen hatte er ihn um Rat gebeten. Er hatte erwartet, dass er Hao anschließend nicht noch einmal treffen würde, doch dem war nicht so. Nach dem Hao ihn dann vom Grundstück gejagt hatte, wollte er zuerst so weit wie möglich verschwinden. Allerdings konnte er sein schlechtes Gewissen nicht ertragen und hatte sich dazu entschlossen zurück zu gehen, noch einmal mit ihm zu reden, ihm das Ganze zu erklären.

„Meine gesamte Familie ist in dieser Organisation verstrickt. Weigert sich einer nach den Prinzipen der Hakái zu handeln, geht das zur Lasten der anderen. Hao ich weiß, dass du meine Position verstehen kannst, immerhin würdest du auch alles für deine Familie tun.“

Hao sah Daisuke nur mit einem vernichtenden Blick an. Es stimmte er würde alles für seine Familie tun, doch zugeben, dass er selbst für sie töten würde, wollte er nicht. Wie sollte er auch, immerhin kämpfte er doch gegen unnötiges Blutverschwenden. Allerdings musste er sich auch eingestehen, dass seine jetzige Reaktion genau das Gegenteil vorgab und dass er es sich niemals verzeihen würde, wenn er die einzige Chance verpassen würde seinem Cousin zu helfen.
 

Bei diesen Gedanken steckte Hao sein Schwert wieder beiseite. Auch wenn er diesen am liebsten unbewaffnet in einem Raum voller rachsüchtiger Geister sperren wollte, so hatte er dennoch keine andere Wahl als sich Daisukes Worte anzuhören.

„Und was erwartest du jetzt von mir.“

„Ich will nur, dass du mir eine Chance gibst und mir zuhörst. Ich bin einer der wenigen, der weiß wo das Hauptquartier ist. Aber ich darf es nicht verraten.“

„Und wieso verschwendest du meine Zeit, wenn du es mir nicht sagen kannst.“

„Hao bitte. Hör mir zu. Ich kann euch nicht sagen, wo ihr das Hauptquartier findet, dafür kann ich euch das Pergament mit dem Auftraggeber bringen.“

Bei diesen Worten wurde Hao hellhörig. Er kannte die Gewohnheiten dieser Organisation nicht und er konnte von Glück sagen, wenn er sie nie kennen lernen musste. Trotzdem zeigte ihm die Art, mit der Daisuke das letzte gesagt hatte, dass dieses Schriftstück mehr als wertvoll war.

„Und was bedeutete das für uns?“

„Es bedeutet, dass ihr, wenn alles gut klappt, der gesamten Organisation einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machen könnt. Außerdem könnt ihr euch direkt an den Auftragsgeber wenden.“

Hao ließ sich Daisukes Worte in Ruhe durch den Kopf gehen. Eine Konfrontation mit dem Auftragsträger war durchaus lohnenswert. Die Frage war nur, was das im Endeffekt bringen würde.

„Ich dachte man könnte die Aufträge nicht zurückziehen.“

„Mit einem genügend hohen Geldbetrag als Abschlusssumme ist alles möglich. Du musst wissen, dass es insgesamt drei Arten von Zahlungen gibt. Die Auslösesumme, die die Organisation in Gang setzte und damit eine Kettenreaktion auslöst. Dann kommt im Allgemeinen die Nachzahlungen, das sind alle Kosten, die sich während des gesamten Lauf des Auftrages aufgestaut haben. Tja die am wenigsten aufkommenden Kosten sind die Abschlusskosten. Die werden nur gefordert, wenn jemand den Auftrag abbricht. Falls man diese Kosten nicht tragen kann hält man entweder die Klappe und hofft, dass der Auftrag nicht zu viel Kosten aufwirft, oder man bringt sich selber um, dann wird der Auftrag automatisch abgebrochen.“

„Das verspricht eine glänzende Zukunft!“

Bei diesem Worten sah Hao sich um, erst jetzt bemerkte er, dass er und Daisuke diese Unterhaltung mitten in der Stadt ausgetragen hatten. Wenn das nicht für Gesprächsstoff sorgen würde, dann würden die herumstehenden wohl gar nichts mitbekommen, außer vielleicht einen offenen Schwertkampf.

„Wir sollten das Gespräch vielleicht woanders fortführen.“

„Wäre wohl besser.“

Hao ließ bei diesen Worten einen weiteren Blick durch seine nahe Umgebung schweifen bis er seinen Weg aus der Stadt heraus antrat. Er war sich mehr als bewusst, dass Daisuke ihn folgen würde. Doch in diesem Fall war es ihm recht. Besonders nach dem was er von diesem gehört hatte. Er wusste nicht ob sein Verhalten verwerflich war, in dem Fall dachte er jedoch nur an die Zukunft seiner Familie und an das Leben der einzelnen Mitglieder.
 

Daisuke sah Hao für einen Moment hinterher, bis er wieder mit diesem aufschloss. Er konnte die Spannung zwischen ihnen deutlich spüren. Das konnte noch lustig werden. Allerdings hatte er mit wesentlich weniger gerechnet. Er war sich fast schon sicher, dass jeder andere ihn entweder getötet oder sich zumindest an ihm abreagiert hätte, allein aus der verzweifelten Hoffnung heraus, dass man die Mitglieder Hakái henséi so abschrecken konnte. Doch das war ein Irrglaube. Die meisten die dieser Organisation freiwillig beitraten waren größenwahnsinnige Spinner. Die meisten von ihnen hatten vorher schon gemordet oder waren einfach nur abtrünnige die einfach nur nach Macht strebten. Keinen von ihnen war einem klaren Verstand nachzusagen, nicht mal einem einzigen. Die Ausnahme bildeten dessen Nachfahren, welche automatisch als Mitglieder dieser Organisation gesehen wurden. Natürlich mussten sich dieser erst beweisen, genauso wie er es tun musste, doch falls sie es nicht schafften, hatte sie eine hohe Strafe zu zahlen. Er selbst zählte zu den Nachfahren der wenigen Auserwählten, die über den Aufenthaltsort des Hauptquartieres Bescheid wussten. Würde er jedoch darüber sprechen, war nicht nur er sondern auch seine gesamte Familie in Gefahr. Ein Verräter war dazu verdammt zuzusehen, wie jedes einzelne Mitglied seiner vor seinen Augen unter andauernden und qualvollen Schmerzen gequält wurden, bis diese um Gnade flehten. Und selbst dann würde die Folter nicht aufhören, erst wenn die Betreffenden sich mit ihrem Schicksal abgefunden hatten. Doch genau dieser Moment war der Weg in den sicheren Tod. Es war ihr Todesurteil, weil eine weitere Folter nicht mehr den gewünschten Effekt hätte. Er selbst hatte eine solche Situation schon einmal mitbekommen, doch damals war er nicht betroffen. Um genau zu sein war er zu diesem Zeitpunkt gerade mal 8 Jahre alt. Der betroffene zu dieser Zeit hatte einige Fremde zum Hauptquartier geführt, weil er sich in sein Opfer verliebt hatte. Sein Ziel war es die Organisation zu stürzen, mit wenig Erfolg wie man deutlich erkennen konnte. Der Grund war, dass man diese Wendung vorher bemerkt hatte und deshalb darauf vorbereitet war. Keiner wusste woher, damals vor ca. 15 Jahren wurde der Befehl erteilt die Familie des Verräters gefangen zu nehmen. Anschließend hatten man auf die Eindringlinge gewartet und sie vernichtend geschlagen. Diejenige, die überlebt hatten dienten als Strafe für den Verräter. Erst nachdem alle von ihnen qualvoll zugrunde gegangen waren, tauch man diesem die Augen aus und schnitt ihn anschließen langsam in kleine Stücke. Erst die Finger und Zehen, die Zunge, dann die Ohren und schlussendlich die restlichen Gliedmaßen. Der Raum in dem dies stattfand wurde daraufhin mehrere Tage lang geschruppt. Selbst 15 Jahren konnte man wenn man danach suchte vereinzelt vertrocknete Blutflecken vorfinden.

„Das Hauptquartier lässt sich auf jeden Fall ausschließen, wenn ich dich richtig verstanden habe?“

„Das wäre Selbstmord, glaub mir. Oder hast du schon mal gehört, dass jemand es betreten hat. Die Wege dorthin sind viel zu gefährlich. Der einzig sichere Weg führt in ein Massaker. Du wärst nicht der erste, der versucht die Organisation direkt anzugreifen. Das ist hoffnungslos. Die letzten die es versucht haben sind mit dreißig Mann angerückt und jämmerlich gescheitert. Außerdem habe ich nicht vor meine ganze Familie in die Sache mit rein zu ziehen…“

„Hao, wir…ich dachte du hättest diesen Mistkerl in die Wüste geschickt. Was macht der also noch hier. Dich um Erlaubnis bitten mich killen zu dürfen?“

Bei diesen Worten drehten sich beide Schamanen zu dem Sprecher. Daisuke konnte daraufhin nicht anders als gedanklich dafür zu beten nicht doch noch eine Angriff entgegen geschmettert zu bekommen.
 

Immerhin konnte er es dem Neuankömmling nicht mal verübeln, da er selbst vor einigen Minuten noch versucht hatte diesen zu töten.

„Youji könntest du deine Frage bitte zurückstellen, das ist ein ungünstiger Zeitpunkt das Ganze noch mal Revue passieren zu lassen. So jetzt aber zurück zu dir, was wären die Strafen für einen Verräter. Ich würde mir nämlich gerne ein Bild von dieser Organisation machen.“

Bei diesen Worten war Daisuke sichtlich geschockt. Mit dieser Frage hatte er nun gar nicht gerechnet. Doch auch dessen Cousin schien die Welt nicht mehr zu verstehen, da er seinem Cousin nur einen verständnislosen Blick zuwarf. Allerdings konnte dieser sich soweit beherrschen, dass er in der Lage war sich zurückzuhalten und Hao die Situation regeln zu lassen.

„Das willst du nicht wissen.“

„Wenn dem so wäre, würde ich nicht fragen.“

„Meinetwegen, aber auf deine Verantwortung, falls einer von euch aber genug hat, kann er mich jederzeit unterbrechen. Ich persönlich kann euch nur von dem erzählen, was vor 15 Jahren passiert ist, als jemand dreißig Männern zum Hauptquartier geführt hatte und es versucht hatte zu stürmen um seine große Liebe zu retten…“

Mit diesen Worten erzählte Daisuke die Geschichte. Während Hao bei dieser Erzählung relativ ruhig blieb, konnte er bei dessen Cousin erkennen, wie jegliche Farbe aus dessen Gesicht wich.

„…der Verräter hatte damals nicht das Glück in dem Kampf zu sterben. Deshalb musste er die ganze Tortur über sich ergehen lassen. Die von der Tortur entstandenen Wunden wurden mit Harz verklebt, damit dieser nicht während des Prozesse verblutete. Das ging so lange, bis er nur noch aus einen Rumpf, Hals und einen Kopf bestand, wohl gemerkt ohne jegliche Erhebung wie Nase, Ohren und Lippen…“

„Die Ergänzung musste jetzt sein, oder? Gott, was seid ihr für Barbaren. Und mit so etwas gibst du dich wirklich ab, Hao.“

„Wie gesagt, darüber reden wir beide später, Youji. Nimm es mir nicht übel, aber ich hab nicht vor dir demnächst die letzte Ehre zu erweisen.“

Nach Haos Worten konnte man von Youji nur ein kurzes Seufzen hören, bevor dieser sich auf einen in der Nähe liegenden großen Stein setzte und die Unterhaltung weiter verfolgte. Scheinbar hatte er Vertrauen in Haos Handlungsweise.

„Was mich interessiert ist, wie viele auf meinen Cousin angesetzt wurden. Es soll schließlich nicht unüblich sein, dass zwei oder mehr Mitglieder der Hakái henséi dieselbe Zielperson verfolgen. Oder täuschen mich meine Informationen in diesem Punkt.“

„Normalerweise ist es üblich zuerst einen loszuschicken. Versagt er, wird dieser sofern er die Konfrontation mit seinem Opfer überlebt hat mit einem Partner losgeschickt. Außer natürlich es wird anders gefordert. In diesem Fall bin ich der einzige und das wird auch vorerst so bleiben, da das die Bewährungsprobe ist, die mir das Recht gibt in die Organisation aufgenommen zu werden.“

„Wer will bitte freiwillig in diese Organisation aufgenommen werden, das ist doch krank.“

„Ich will es nicht, aber wenn ich mich weigere bleibt mir und meiner Familie nur der Tod und das habe ich deinem Cousin schon erzählt.“

„Youji, könntest du…“

„Ist schon gut, ich halt die Klappe.“

Bei diesen Worten verschränkte der Sprecher die Arme und sah Daisuke nur mit einem vernichtenden Blick an, was ihm keiner der beiden anderen verübeln konnte. Immerhin lässt es sich keiner gefallen umgebracht zu werden, auch wenn es in dem Fall nur bei einem harmlosen Versuch blieb. Hao jedenfalls konnte seinem Cousin nur anrechnen, dass er relativ ruhig zuhörte, was Daisuke ihnen zu sagen hatte.

„Gut dann haben wir wohl eine Vereinbarung.“

„Ich würde vorschlagen, dass wir uns morgen zur Mittagszeit treffen. Bis dahin bin ich sicherlich an die wichtigen Papiere gekommen.“

„Abgemacht.“

„Du willst dem wirklich vertrauen?“

„Youji!“

„Ist ja gut, ich sag ja schon nichts mehr!“

„Wir sehen uns, Daisuke…so und du kommst mit mir, Youji. Ich denke ich sollte dich langsam mal in die ganze Sache einweihen.“

„Wird auch langsam Zeit.“

Mit diesen Worten trennten sich die drei und gingen ihre Wege. Auf dem Weg zurück Asakuraanwesen nahm sich Hao die Zeit seinen Cousin einzuweihen und ihn auf den neusten Wissenstand zu bringen. Zugegeben, dieser war nicht begeistert, doch eine andere Wahl hatte er auch nicht.
 

Am nächsten Tag war schon am frühen Morgen die Glut der Sonne zu spüren, obwohl sie nicht mal im Zentrum des Himmels stand. Nun allerdings schien die Umgebung die gesamte Energie der Sonne aufgenommen zu haben und sie in schweißtreibende Wärme umgewandelt zu haben. Kaum einer bewegte sich mehr als nötig doch für einige gab es keine Zeit zum Ausruhen. Auch für Hao nicht. Er war mittlerweile am vereinbarten Treffpunkt angekommen und sah zur Sonne. Sein Pferd schien diese Gegend gar nicht zu mögen, da es die ganze Zeit scheute. Aus diesem Grund entscheid sich Hao dazu abzusteigen und diesem erst einmal eine Runde Freilauf zu gönnen. Immerhin wusste er, dass sein Pferd jederzeit zu ihm zurückkam, wenn er es rief.

„Hao…“

Bei diesen Worten blickte Hao sich sofort um. Sein gegenüber schien völlig außer Atem zu sein. Während er verzweifelt nach Luft schnappte, umklammerte er eine Akte, die er in den Händen hielt immer mehr. Scheinbar war Daisukes kleiner Einbruch nicht so Reibungslos verlaufen wie er gehofft hatte. Intuitiv erschuf Hao bei diesem Anblick Geistkontrolle. Er wusste, dass er von Daisuke nichts zu befürchten hatte, doch von möglichen Verfolgern konnte er das nicht behaupten.

„…mir ist keiner gefolgt, keine Sorge…hier das Pergament über deinen Cousin.“

Hao nahm das Pergament entgegen und las es sich kurz durch, bevor er sich wieder an den jungen Mann vor ihn wendete.

„Die Sache ist damit nicht erledigt, oder?“

„Nein…der Anführer muss es bestätigen…ich wäre zwar in der Lage Youjis Namen zu streichen, doch wenn er darüber fällt…“

„Im Klartext heißt das, dass das Pergament wieder zurück muss oder er wird darauf aufmerksam, dass wir Hilfe von innen haben.“

„Genau. Die einzige Möglichkeit Youjis Namen langfristig von der Liste zu kriegen ist die Unterschrift unseres Führers zu fälschen. Allerdings bin ich da nicht besonders gut drin.“

„Hast du einem Vergleich?“

Daisuke nickte nur, bevor er Hao ein Pergament aushändigte, in dem der Name einer alt bekannten Frau geschrieben stand. Am Ende war eine Unterschrift mit roter Farbe zu erkennen, welche viele Verschnörkelungen besaß.

„Er unterschreibt immer gleich. Stets mit rot und immer mit diesen vielen Verschnörkelungen. Aber ich habe bei meiner Suche keine rote Farbe gefunden. Ihr habt also nur die Chance euch an den Auftragsgeber zu wenden und ihn zu bitten, den Auftrag zurückzuziehen.“

„Und wer ist dieser Auftragsgeber?“

„Das steht hier. Er heißt: Nobu Tosaba.“

Hao sah sein Gegenüber bei diesen Worten nur ungläubig an. Der Name war ihm durchaus bekannt. Nobu hatte sich vor ein paar Wochen an die Asakuras gewandt, weil es Probleme bei der Schwangerschaft seiner Frau gegeben hatte. Youji hatte sich dazu bereit erklärt ihm und seiner Frau zu helfen. Nobus Frau war wegen der Komplikationen gestorben. Youji war nur noch in der Lage, das Kind zu retten. Er hatte Youji Rache geschworen, doch eine Killerorganisation wegen einen solchen Unglück zu beauftragen war nun doch etwas übertrieben.
 

Hao seufzte bei diesen Gedanken kurz, bevor er seinem Blick ein weiteres Mal gen Sonne richtete.

„Ich werde mir was einfallen lassen.“

„Das solltest du auch. Wie gesagt, die Pergamente verschwinden zu lassen ist nicht weiter schwer, doch die Vortäuschung einen abgeschlossenen Auftrages ist wesentlich komplizierter.“

„Bis morgen habe ich eine Lösung.“

Damit beendeten beide ihr Treffen und Hao machte sich auf den Weg zum Asakuraanwesen. Vorher jedoch hielt er an einer bestimmten Stelle an und sah sich um. Kurz daraufhin stieg er von dem Pferd ab und ergriffe etwas von dem am Boden liegenden Sand.

„Ich frage mich, ob die rote Farbe mit Hilfe von rotem Sand nachgemacht werden kann. Einen versucht wäre es jedenfalls wert. Was meinst du Kami?“

„Ach ist dir meine Meinung jetzt auf einmal auch wieder wichtig?“

„Sei nicht eingeschnappt. Ich hatte in letzter Zeit eine Menge um die Ohren.“

„Allerdings. Willst du diesen Typen wirklich weiter vertrauen? Das geht nicht gut. Niemals und dass gebe ich dir schriftlich…und zu deiner Frage. Nein, ich glaube den Sand kannst du vergessen.“

Mit diesen Worten verschwand Kami wieder in ihrer Totentafel. Sie wusste genau wie das Enden würde und der Gedanke beharkte ihr gar nicht. Ihrer Meinung nach sollte sich Hao einfach raushalten. Es wäre um einiges besser, wenn sie mit dem Auftragsgeber selbst abrechnen würde anstatt sich mit der gesamten Hakái henséi Organisation anzulegen. Sie wusste nicht was Hao genau vorhatte und auch ihre Vision war in dieser Hinsicht verschwommen, doch gut konnte das ganze nicht enden.

„Kami?“

Als sein Schutzgeist auf seine Ansprache nicht reagierte, schüttelte er nur den Kopf. Er musste Kami dringend etwas Abwechslung verschaffen. Wenn sie mies gelaunt war gab es immer etwas an dem sie was auszusetzen hatte und in letzter zeit war es besonders schlimm. Vielleicht hatte er sie auch einfach etwas zu sehr vernachlässigt, doch was sollte er tun. Seine Familie ging nun mal vor, dass war seine Aufgabe und davon durfte er sich nicht ablenken lassen. Er trainierte zwar weiterhin mit ihr im Wald, doch das war ihm Vergleich zu den letzten Jahren gar nichts.

//Ich glaube ich muss so einiges neu ordnen, wenn dass hier vorbei ist.\\

Mit diesen Gedanken füllte er etwas von dem roten Sand in einen kleinen Beutel und sprang wieder auf sein Pferd um seinen Weg fortzuführen. Je schneller er das hinter sich gebracht hatte, desto eher konnte er sich wieder um die wichtigen Dinge in seinem Leben kümmern, wobei, in gewisser Weise zählte diese Sache ja auch dazu, auch wenn sie ihm ziemlich missfiel.
 

Im Anwesen angekommen setzte sich Hao sofort an seinen Tisch und zog ein altes ungebrauchtes Pergament hervor und versuchte die Handschrift und die Farbe der Unterschrift zu imitieren. Die Schriftart bekam er sogar richtig gut hin, wobei der Dank eher an Takumi Sasaki ging. Dieser hatte ihn damals dazu gebracht das zu schreiben, was dieser ihm vorgedichtet hatte, lediglich mit der Auflage, dass er es in dessen Handschrift tat. Er konnte sich noch gut daran erinnern, dass seine Finger hinterher völlig taub waren.

„Hey alles klar? Wie ist das Treffen gelaufen.“

„Es ging. Hast du eine Ahnung, wie man diesen roten Farbton hinbekommt?“

„ne, keine Ahnung. Sag mal ist das meine…“

„Ja und nur nebenbei Fingerweg…sie nur zu vernichten reicht nicht um die Sache zu beenden.“

„Schade…es wäre ja auch so…au…heute ist echt nicht mein Tag.“

Wütend schlug Youji mit der Hand auf, welche an dem Holz des Tisches vorbei streifte. Genau mit dieser Aktion rammte er sich einen Splitter in den Finger, welcher daraufhin zu Bluten begann. Genau in diesem Moment kam Hao eine Idee. Schnell ergriff er Youjis Hand, bevor dieser dazu kommen konnte das Blut abzuwischen.

„Was tust du?“

Hao antwortete nicht, sondern fing das Blut, das von Youjis Finger tropfte in einer kleinen Schale auf. Anschließend nah er sich ein leeres Pergament und imitierte die Unterschrift des Anführers. Dabei achtete er nicht auf die Schriftzeichen, sondern auf die Verschnörkelungen. Anschließend hielt er das unterschriebene Pergament als vergleich daneben.

„Passt.“

„Was passt.“

„Der Anführer der Hakái henséi unterschreibt die abgeschlossenen Aufträge mit Blut.“

„Geht es noch kranker?“

Youji schüttelte nur den Kopf. Am liebsten hätte er die gesamte Situation aus seinem Gedächtnis verbannt, doch dass brachte jetzt auch nichts mehr. Diese Hakái henséi waren Krank, dass wusste er auch schon bevor er das mit der Blutunterschrift erfahren hatte, doch jetzt stand es endgültig fest.

„Wahrscheinlich nicht?“

„Da wünscht man sich echt, dass dieser Führer sich irgendwann einen fetten Wundbrand holt.“

„Ich glaube nicht mal, dass es dessen eigenes Blut ist!“

„Hao, bitte. Mach das ganze nicht noch…wie drück ich das jetzt am besten aus…brutaler, nein dass passt nicht…ekliger, irgendwie verfehlt da auch die Wirkung…“

Es war schon verblüffend, wie viele Wörter ihm zu dieser Aktion einfielen, jedoch bei genauerem überlegen trotz allem nicht passten. Selbst Haos Vorschlag traf den Punkt nicht wirklich. Diese Hakái henséi waren einfach unbeschreiblich grausam und dass war noch maßlos Untertrieben.

„Wie wär’s mit barbarischer?“

„Auch nicht ganz, aber das ist trotzdem am nächsten dran.“

„Sei’s drum. Wir werden diese Sache erst mal aus dem Weg räumen und dann knöpfen wir uns den Urheber des ganzen vor.“

„Ich dachte an die Hakáis ist schwer ranzukommen! Wie willst du dann…“

„Denk nach Youji, die Hakái henséi ist eine Organisation, die nach Aufträgen handelt. Aber um dies zu können, brauchen sie jemanden, der ihnen einen Auftrag gibt.“

„Ach so, sag das doch gleich. Also knöpfen wir uns den Auftragsteller vor. Da bin ich dabei. Ich würde diesem Typen gern den Arsch aufreißen…apro pos. Weißt du wer es ist.“

Nun war Youji doch neugierig geworden. Er hätte gerne gewusst, wem er diese Art von Behandlung zu verdanken hatte. Zugegeben, wahrscheinlich hätte er sich nicht mehr länger auf seiner Position halten können und wäre losgestürmt, wenn Hao ihm den Namen gegeben hätte. Allerdings wusste dieser es genauso gut und behielt den Namen deshalb vorsichtshalber erst einmal für sich.

„Ja!“

„Und wer?“

„Vergiss es Youji. Erst bringen wir die Sache zu Ende und dann kommt er an die Reihe.“

„Es ist also ein ER!“

„YOUJI!“

Hao konnte nicht anders, als seinen Cousin wütend anzufunkeln.
 

Das letzt was sie jetzt brauchten war eine Kurzschlussreaktion. Dafür war die Sache viel zu ernst. Zu seinem Glück schien Youji auch schnell einzulenken und einzusehen, dass er nur unbedacht handeln würde, wenn er den Namen erfuhr. Trotz allem konnte dieser das Thema nicht einfach so beenden.

„Schon gut, schon gut. Ich schweige. Wie lange brauchst du?“

„Ich treffe mich morgen noch mal mit Daisuke und gebe ihm die Dokumente zurück. Anschließend kümmern wir uns dann um den Rest.“

„Vorausgesetzt es kommt nichts dazwischen!“

„Genau.“

Bei diesen Worten konnten man von Youji nur ein leises Stöhnen hören. Ihm gefiel es überhaupt nicht, dass Hao mit diesem Daisuke Geschäfte machte. Er war diesem Typen nur ein Mal begegnet und da hätte er diesem schon am liebsten den Hals umgedreht. Allein um seines Lebens Willen. Doch Hao hatte sich immer im letzten Moment dazwischen gestellt. Nicht dass er es seinem Cousin verübeln konnte, die Wahrheit war einfach, dass er dem ganzen nicht traute und das würde er auch nicht leugnen.

„Und du kannst ihm wirklich vertrauen?“

„Zum hunderttausendsten Mal…ich vertraue ihm. Es gibt auch keine andere Möglichkeit, darüber hinaus hab ich das Gefühl, dass ich nicht falsch handle und dieses Gefühl hat mich noch nie im Stich gelassen. Also wieso reitet ihr beide immer darauf herum.“

„Weiß nicht, vielleicht weil er ein Mörder ist?“

„Bis jetzt noch nicht!“

„Das sagt er.“

Bei diesen Worten blickte Youji zu seinen Cousin und wartete auf die folgende Reaktion. Diese fiel jedoch zu seinem bedauern anders aus als erhofft. Anstatt eine weitere Zurechtweisung zu kriegen, fuhr sich sein gegenüber nur durch die Haare und schien nach den richtigen Worten zu suchen.

„Jeder kann einen Menschen töten, wenn das Opfer mit dem Rücken zu einem steht. Doch nur diejenigen, die das Morden der Lust wegen betreiben sehen ihren Opfern in die Augen. Daisuke hat kurz gezögert, als ihr euch gegenüber gestanden habt. Genug um dir zu erlauben Geistkontrolle zu erschaffen... Darüber hinaus glaube ich, was er uns erzählt hat. Er ist als Mitglied dieser Organisation geboren. Ich meine denk mal an uns, wir versuchen auch dem Ruf unserer Familie gerecht zu werden. Und das obwohl wir nicht damit rechnen müssen, dass man uns umbringt, sollten uns das nicht gelingen.“

„Weißt du Hao, du bist echt manipulativ.“

„Nein, ich sage nur was ich denke und wenn du an deiner Einstellung zweifelst, dann heißt dass nur, dass du dir dieser selbst nicht sicher bist.“

„Ok, gut, du hast Recht. Ich verachte diesen Daisuke, weil ich es ihm immer noch nachtrage, dass er mich töten wollte. Und ja, ich kauf ihm diese Geschichte auch ab…Hab ich gerade zugegeben, dass ich genauso reagiere wie

Riku?“

„Im übertragendem Sinne, ja!“

„Gut, dann vergiss schnell was ich gesagt habe.“

„Was hast du noch mal gesagt?“

Youji konnte nicht anders als seinen gegenüber beleidig zu mustern. So hatte er das nun nicht gemeint, aber wieso sollte er sich beschweren. Es war ja nicht so, als würde Hao sich über ihn lustig machte. Jedenfalls hoffte er dass, denn wirklich sicher konnte man sich nicht sein.
 

Nur eine Sache konnte er sich errechnen und zwar, dass Hao wusste was er tat. Er wurde nicht umsonst zum Oberhaupt der Familie bestimmt. Nicht umsonst war der Ruf der Familie seit Norikos Tod noch weiter gewachsen. Zählten sie einst zu einer der höchstangesehensten Familien-Dynastie der Welt, so hatten sie sich jetzt endgültig auf den ersten Platz vorgekämpft. Nicht einmal Riku konnte das mehr leugnen auch wenn er von dieser Wendung immer noch nicht begeistert war. Hao war steht’s den Weg gegangen, den er für richtig gehalten hatte und war am Ende hier gelandet. Wobei er diese Position nicht ohne die Opferung seiner Träume bekomme hatte. Allerdings ließen sich Träume vertrösten und verschieben und er war sich sicher, dass sein Cousin eines Tages die zeit fand da weiter zu machen wo er aufgehört hatte. Doch vorerst musste sich die Lage hier wieder entspannen, dann würde er persönlich dafür sorgen, dass er das tat, was er schon vor Jahren hätte tun sollen. Insbesondere deshalb, weil eine gewisse Person schon eine halbe Ewigkeit auf ihn wartete.

„Sehr witzig, Hao. Wirklich.“

„Immer doch, Youji. Sag mal, wo sind eigentlich die anderen?“

„Wenn du Riku meint, der hat Strafdienst und patrolliert auf dem Hof oder besser gesagt, der nimmt das ganze Außengelände auseinander. Du hättest den mal sehen sollen, der durchsucht echt jeden Winkel. Frag mich jetzt aber bitte nicht wieso oder wer ihm das aufgetragen hat. Ich hab keine Ahnung.“

„Wahrscheinlich Santi. Aber wozu kann ich mir auch nicht denken.“

„Du liegst ganz falsch. Es hat ihm keiner aufgetragen, er sucht lediglich nach seiner Totentafel, die ihm durch unerklärlichen Gründen abhanden gekommen ist.“

„Woher…oh Kami.“

„Was denn, der Typ nervt gewaltig, dem musste mal einer eine Aktion erteilen. Außerdem liegt sie immer noch in seinem Zimmer und zwar unter dem Kissen. Selber schuld wenn der da nicht sucht.“

„Ich sag dazu jetzt nichts.“

„In diesem Fall stimme ich mit dir überein, Youji!“

Hao schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf, bevor er die Dokumente vor sich zur Seite legte und anschließend zu seinem Schutzgeist und Youji trat.

„Lassen wir ihn weitersuchen, ich hab keine Lust erklären zu müssen, dass mein Schutzgeist durch die Gemächer der einzelnen Mitglieder der Familie streift und deren Sachen versteckt.“

„Jetzt übertreibst du es aber, so schlimm bin ich auch nicht. Mir war lediglich langweilig und wie schon gesagt, der hatte schon längst mal ne Abreibung verdient.“

„Dito!“

Das konnte Youji sich nun nicht verkneifen. Allerdings endete das Thema auch damit und die Gruppe gesellte sich in den Gemeinschaftsraum zu den anderen hier lebenden. Immerhin mussten sie ja den Eindruck aufrecht erhalten, dass alles in Ordnung war.

Ein niederschmetternder Sieg

Kapitel 30: Ein niederschmetternder Sieg
 

Hao konnte nicht leugnen, dass der Ort, den er und Daisuke sich als Treffpunkt auserkoren hatte sichtlich ungünstig war. Schon beim letzten Mal hatte er Schwierigkeiten mit dem Pferd hierhin zu kommen und auch dieses Mal weigerte sich dieses dem Ort des Treffens zu nah zu kommen.

„Wäre es nicht mal an der Zeit mir zu sagen, was das hier für ein Ort ist, Daisuke?“

„Man sagt, dass unvorsichtige Reisende aus diesem Hügel zum Selbstmord getrieben wurden. Angeblich sollen auf Rache sinnende Geister diese Reisenden unter ihre Kontrolle gebracht haben. Aus diesem Grund weigert sich auch jeder diesem Ort zu nahe zu kommen!“

„Und du glaubst nicht daran?“

„Doch, aber ich fürchte die Gefahr, die von ihnen ausgeht nicht. Genauso wie du es nicht tust. Wir beide haben eine Sache gemeinsam. Wir würden eher sterben als unsere Familie untergehen zu sehen und genau deshalb sehen diese Geister keinen Reiz daran uns dasselbe Schicksal entgegen zu bringen. Wir fürchten den Tod nicht, solange er dazu dient anderen zu helfen.“

Bei Daisukes Erklärung sah Hao sich kurz um. Es stimmte nicht ganz. Zwar fürchtete er den Tod nicht, doch der Gedanke nach dem danach ließ ihn erschaudern. Genau dieses Gefühl beharkte ihn gar nicht, dennoch ließ er sich davon nicht großartig irritieren.

„Klingt logisch!“

Mit diesen Worten überreichte er Daisuke die Pergamente, die er von diesem erhalten hatte. Schnell sah dieser beide durch und konnte dabei einen überraschten und zugleich anerkennenden Laut nicht für sich behalten.

„Das nenn ich mal eine Fälschung.“

„Nicht? Dennoch, was nun?“

„Ihr müsst den Auftragsgeber beseitigen oder zumindest dafür sorgen, dass er nie wieder mit der Organisation Kontakt aufnimmt.“

„Einfacher gesagt als getan.“

„Ich weiß, deshalb werde ich mich nach Abgabe des Dokuments sofort wieder bei euch melden. Denn wenn etwas schief läuft, wird es ungemütlich.“

„Verstehe.“

Gut, er verstand weniger als er vorgab, doch er bemerkte sehr wohl, dass Daisuke ziemlich nervös war. Das ganze zog ziemlich an seinen Nerven, soviel konnte er sehen. Aus diesem Grund würde er jetzt erst einmal keine Antworten von ihm verlangen.

„Dann sehen wir uns zur Abendstunde des dritten Tages beim alten Dämonenwald in der Nähe des Asakuraanwesen.“

„Wieso dort.“

„Falls etwas schief geht, finden wird dort eher Deckung als hier.“

„Immer auf das unerwartete vorbereitet. Wie immer. Gut, bis dann.“

Mit diesen Worten trennten sich ihre Wege erneut. Dieses Mal hinterließ dieser Abschied ein merkwürdiges Gefühl, welches beide spürten jedoch im selben Moment ignorierten.
 

- Bei Daisuke einen Tag später -
 

Daisuke schritt den steinernen Korridor vorsichtig endlang. Das letzte was er brauchte, war dass man ihn entdeckte. Das Hauptquartier lag nicht in Japan, soviel hatte er Hao sagen können. Aus diesem Grund hatte sie auch erst in drei Tagen ein Treffen beschlossen. Das gab ihm mittels Geistkontrolle genug Zeit zum Hauptquartier zu kommen und wieder zurück. Gerade in dem Moment wo er den Hauptraum erreicht hatte und die Pergamente zurück gelegt hatte, wurde er von einer weiblichen Stimme angesprochen.

„Daisuke?“

„Kaileena, was machst du denn hier, ich hab doch gesagt…“

„Ich weiß, aber ich musste dich einfach warnen. Sie wissen es.“

„Wer…“

Noch ehe Daisuke seinen Satz zu Ende bringen konnte, hörte er schon eine Tür knallen. Sofort daraufhin erschuf Kaileena Geistkontrolle.

„Nein. Kaileena greif mich an.“

„Aber…“

„Tu so als hättest du mich auf frischer Tat ertappt.“

„Das kann ich nicht, ich…“

„Es ist der einzige Weg dich und unsere Sohn zu retten, also mach schon.“

Für einen Moment blieb Kaileena an Ort und Stelle stehen und fixierte die Tür, ihre Geistkontrolle noch immer aufrecht haltend. Dann jedoch wendete sie sich zu ihrem Mann um und zielte mit ihrer Waffe auf ihn. Genau in diesem Moment wurde die letzte Tür aufgeschlagen, die beide noch von den heraneilenden Männern trennte.

„Scheint so als wäre der Verräter von seiner eigenen Frau überführt worden, wie ironisch.“

Daisuke beachtete den Sprecher nicht, sondern sah nur in das Gesicht seiner Frau, welche mit den Lippen stumme Silben formte. Der Befehl war dennoch für ihn deutlich genug.

//Flieh, beende was du begonnen hast und lass dich nicht von ihnen erwischen.\\

Mit einer für ihn ungewöhnlichen Schnelligkeit hatte er Geistkontrolle erschaffen und angegriffen. Kaileena war reflexartig in Deckung gegangen, so dass dieser Angriff ohne Schwierigkeiten an ihr vorbei ging und einen der hinter ihr stehenden Männer erwischte. Doch auch ohne diese Selbstschutzreaktion, wäre sie dem lockeren Angriff entkommen, da er nicht auf sie gerichtet war. Daisuke hatte derweil die Möglichkeit genutzt und war abgehauen.
 

Langsam rappelte sich der Mann, der den Angriff von Daisuke abbekommen hatte wieder auf. Er war der Anführer dieser Organisation und so ein Verhalten ließ er sich nicht bieten.

„Bringt diesen Verräter zur Strecke.“

Sofort kam eine Verbeugung von einigen der anwesenden Männer, die kurz darauf verschwanden. Lediglich Kaileena und 2 weitere Männer blieben zurück.

„Was wird mit seinem Auftrag.“

„Der kann warten! Eure Priorität gilt der Eliminierung dieses Verräters.“

Nach diesen Worten verließen auch die restlich Männer den Raum. Der Anführer hingegen warf noch mal einen kurzen Blick auf Kaileena, die jedoch nicht die geringste Regung Preis gab. Eine Reaktion, die ihr wahrscheinlich in diesem Moment das Leben gerettet hatte, denn hätte dieser Mann gemerkt, dass sie ihrem Mann helfen wollte, so hätte er ihr den Auftrag gegeben ihn zur Strecke zu bringen und das hätte sie nicht gekonnt. Noch weniger jedoch hätte sie es ertragen können, wenn sie selbst und ihr Sohn dafür hätten büßen müssen. Sie hätte es ertragen, doch ihrem Sohn wollte sie dieses Schicksal verwehren. Genau in dem Moment wo sie das dachte, wendete sich der Anführer von ihr ab. Wenig später als dieser den Raum verlassen hatte, konnte sie nicht anders als erleichtert durchzuatmen. Dabei jedoch entwich ihr eine Träne, die langsam ihr Gesicht entlang glitt und lautlos auf den Boden aufkam. Daisuke hatte ihr alles erzählt. Sie konnte ihn verstehen, sie wusste, dass er, hätte er anders entschieden niemals damit hätte leben könnten. Er war kein Mörder, genauso wenig wie sie einer sein wollte. Beide hatte nur eine Wahl sich gegen ihre Bestimmung aufzulehnen oder sich dieser zu fügen. Doch im Gegensatz zu ihrem Mann fürchtete sie den Tod. Andererseits, wenn sie in der Lage ihres Mannes gewesen wäre, dann hätte sie ihre Angst vielleicht überwunden.

„Hao Asakura…“

Dieser Name kam nur sehr leise über ihre Lippen. Er war der Grund, wieso Daisuke jetzt in Gefahr war, doch sie empfand keinen Hass, wenn sie an ihn dachte. Im Gegenteil, sie war ihm in gewisser Weise dankbar dafür, dass dieser verhindert hatte, dass Daisuke sich selbst verlor. Hao hatte Daisuke sein Vertrauen geschenkt, trotzdem dieser versucht hatte, seinen Cousin umzubringen. Und vielleicht gab es eine schwache Chance, dass er Daisuke wieder retten konnte. Selbst wenn nicht würde er es versuchen und das allein war Grund genug, den Namen in ihrer Familie weiter zu reichen. Zumal sie sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund sicher war, dass dieser zumindest verhindern würde, dass ihr Mann das grausame Schicksal eines Verräters erleiden würde.
 

- Zum verabredeten Zeitpunkt am verabredeten Ort -
 

Daisuke wusste selbst nicht wie er es geschafft hatte hier her zu kommen, er war es einfach und dass nicht mal bewusst. Er war einfach nur geflohen. Geflohen und das mit reinem gewissen, da er wusste, dass seiner Frau und seinem Sohn nichts passieren würde. Nicht mal ihr Anführer würde an der Szene, die zwischen ihnen zum Schluss vorgefallen war, zweifeln. Schnell sah er sich um, doch noch eher er seine Umgebung richtig wahrnehmen konnte, wurde er schon von jemanden angesprochen.

„Daisuke.“

„Du? Wo ist Hao?“

„Den hab ich mal eben kalt gestellt, hoffe du hast nichts dagegen.“

„Hör auf so einen Unsinn zu erzählen, Youji. Als wenn du mich jemals überraschend könntest.“

„Wie auch immer können wir zur Sache kommen, ich will endlich wissen, wer mir dich auf den Hals gehetzt hat.“

„Hat Hao es…“

„Nein, hat er nicht. Hao schweigt seit Tagen wie ein Grab und wartet nur auf deine…was zum Teufel…“

Noch ehe Youji ausreden konnte, wurden sie auch schon von mehreren Angriffen bombardiert. Sofort nahmen alle hinter dem nächsten Baum Deckung.

„Sie haben unsere Aktion durchschaut.“

„Konntest du das nicht mal früher erwähnen.“

„Wie denn, du hast doch die ganze Zeit geredet.“

„Leute achtet auf die Angriffe.“

Auf Haos Kommentar hin beendeten Youji und Daisuke ihren Streit und erschufen Geistkontrolle. Doch trotz dieser Tatsache kamen sie nicht zum Angriff, da ihre Gegner es für nötig erhielten einen regelrechten Angriffshagel auf sie abzufeuern. Anstatt alle zeitgleich anzugreifen, griffen sie in Intervallen an so dass jede Sekunde ein neuer Angriff auf sie zukam.

„Wir ziehen uns in den Wald zurück.“

„Bist du verrückt?“

Nicht nur Youji blickte Hao bei diesem Vorschlag entsetzt an. Sie waren zwar starke Schamanen, doch mit den Geistern im Dämonenwald war noch nie zu scherzen. Besonders in den Tiefen dieses Waldes soll es mächtige Geister geben, die selbst für einen erfahrenden Schamanen zu einer Herausforderung wurde.

„Nein es ist nur unsere Chance selber mal ein paar Angriffe zu starten. Also kommt schon.“

„Meinet wegen.“

Mit diesen Worten zogen die drei sich weiter zurück. Niemand von ihnen nicht mal Hao wusste, womit er zu rechnen hatte. Er kannte nur die schwächeren Geister und die konnten ihn soweit er sich erinnern konnte, noch nie leiden. Doch es blieb nun mal ihre einzige Chance.
 

Dass die Umgebung, je tiefer sie sich in den Wald zurückzogen dunkler wurde störte sie nicht wirklich. Lediglich ihre Gegner, doch das hielt diese nicht davon ab ihnen zu folgen.

„Wir kesseln sie ein. Youji, du bewegst dich nach rechst, Daisuke, du nach links. Vielleicht können wir ihre Angriffskette so durchbrechen.“

„Guter Plan.“

Ohne lange zu zögern gingen die beiden Haos Aufforderung nach. Lediglich Hao blieb an dem Ort an dem er momentan war. Schnell verstärkte er seine Geistkontrolle um die Männer von den anderen beiden abzulenken.

»Mach es dir unnötig schwer. «

„Mach dich mal nützlich.“

Kami verdrehte nur leicht die Augen. Was sollte sie denn bitte tun. Ranken aus dem Boden wachsen lassen und die Angreifer damit zu Boden bringen. Obwohl, dass wäre doch eine Idee, aber wenn sie genau darüber nachdachte, dann zog sie doch eher die Hilfe der hier lebenden Naturgeister vor.

»Ruf doch einfach diese kampflustigen Naturgeister zur Hilfe. «

„Glaubst du die helfen mir.“

»Jetzt ja, wenn die etwas nicht abkönnen, dann ist es wenn ihr Lebensraum abgeholzt wird. Also mach schon, bevor noch einer von uns was abbekommt. «

„Auf deine Verantwortung.“

»Bin ich der Schamane oder du? Die Verantwortung kannst du gerne behalten. «

Nun war es an Hao die Augen zu verdrehen, doch war er nicht in der Lage seine Aktion zu kommentieren, da Youji und Daisuke in dem Moment angriffen. Ein Zeichen für ihn selbst ebenfalls einen starken Angriff loszuschicken. Ihr Plan schien auch ohne Naturgeistunterstützung aufzugehen. Eine Weile später flogen die Angriffe nur so durch den Wald und dieses Mal waren es nicht nur die ihrer Gegner sondern auch ihre eigenen und diese trafen wesentlich öfters ihr Ziel, sofern Hao dies beurteilen konnte. Auf einmal jedoch waren es ihre Gegner die den Rückzug antraten. Völlig überrumpelt verharrten Hao, Youji und Daisuke an Ort und Stelle. Sie trauten dem Rückzug nicht, keiner von ihnen.

„Da stimmt was nicht! Das kann doch nur eine Falle sein, oder?“

„Sehe ich auch so. Trotzdem…“

Mit diesen Worten verließ Hao seine Deckung, jedoch war er weiterhin darauf bedacht, dass er bei der kleinen Bewegung seine Geistkontrolle soweit verstärken konnte, so dass er sich ohne Schwierigkeiten verteidigen konnte, wenn es nötig war.
 

Allerdings geschah nicht. Ein Grund mehr für die anderen sich ebenfalls langsam aus ihrer sicheren Deckung zu begeben.

„Das gefällt mir nicht!“

„Ich weiß was du meinst, Hao. Man sollte meinen, dass man erleichtert wäre, wenn diese Typen von jetzt auf gleich verschwinden, doch mir wäre es lieber wenn ich wüsste wo sie wären.“

Hao nickte bei den Worten seines Cousins nur, der inzwischen neben ihn getreten war. Dann jedoch konzentrierte er sich auf seine Umgebung. Er ließ sein Furyoko uneingeschränkt durch seinen Körper fließen und ließ dieses seine Sinne schärfen und lauschte in den Wald hinein. Überall konnte er Geräusche vernehmen, von Tieren, die er im Moment nicht identifizieren wollte, doch kein einziger Laut war einem Schamanen zuzuordnen. Plötzlich nahm er ein fremdes Furyoko vor sich war. Irgendwo direkt vor ihm. Intuitiv ließ er das Furyoko wieder in sein Medium fließen und hielt es vor seinem Körper, damit er dem Angriff, der nun auf ihn zukam, abblocken konnte. Jedoch war der Angriff nicht das einzige, was sie erwartete. Auf einmal standen die Angreifer um sie herum. Sie beherrschten eine Teleportationsmethode und mit dieser war es ihnen gelungen sie einzukesseln.

„Nicht mit uns!“

Ohne großartig zu zögern hatte Hao eine Schutzbarriere um sie herum erschaffen, der jede Art von Angriff abprallen ließ.

„Was machst du denn?“

„Wonach sieht es aus. Ich sorge dafür, dass diese Typen sich die Zähne ausbeißen.“

„Deine Schutzbarriere kann den Kampf niemals durchstehen! Du machst dich damit nur selber fertig.“

„Greift einfach an!“

Haos Kommentar war klar und deutlich und Youji wusste besser als sich dagegen zu stellen. Immerhin würde es Hao in dem Fall noch mehr abverlangen. Lediglich Daisuke konnte nicht einfach zulassen, was vor seinen Augen geschah. Kurzerhand teleportierte er sich selbst außerhalb des schützenden Kraftfeldes und griff seine Angreifer mit einem tödlichen Schlag an. Sofort gingen drei der Angreifer ohne weitere Gegenwehr zu Boden und blieben dort reglos liegen. In dem Moment war es ihm egal was passierte. Er ignorierte die Rufe der anderen beiden, als er einen weiteren Angriff auf die restlichen Angreifer startete. Eine Aktion, die bewirkte, dass wieder einer regungslos zu Boden ging, doch der andere teleportierte sich hinter ihn und setzte seinerseits zum vernichtenden Schlag aus. Gerade noch rechtzeitig konnte er den Angriff umlenken, doch ändern, dass dieser ihn dennoch traf konnte er nicht. Genau in dem Moment spürte er einen reißenden Schmerz auf seinem Bauch. Einer der stark genug war um ihn auf die Knie zu zwingen. Nur am Rand nahm er war, wie ein Angriff an ihm vorbei flog und seinen Gegner erfasste und ihn gegen den nächsten Baum schleuderte. Schemenhaft nahm er war, wie dessen Körper wankend wieder vom Boden aufstand und anschließend davon teleportierte, als hätte dieser Angst noch einen solchen Angriff abzubekommen.
 

Nicht mal die Worte seiner Verbündeten bekam er mehr wirklich mit, obwohl diese so ziemlich neben ihn waren.

„Daisuke…“

„Es ist vorbei. Sie werden euch nicht länger verfolgen. Ihr müsst nur Nobu Tosaba dazu bringen den Auftrag zurückzunehmen oder ihn anderweitig zum Schweigen zu bringen.“

„Nobu Tosaba. Das ist der Auftraggeber. Ich glaub es einfach nicht.“

„Das regeln wir später, hilf mir lieber…“

Bei diesen Worten hatte Hao schon begonnen Daisuke wieder auf die Beine zuziehen. Sie mussten ihm helfen, bevor er hier noch verblutete.

„Nein.“

Leicht irritiert blickten die beide Asakuras zu dem verwundeten. Doch dieser gab ihnen nur mit einem leichten Lächeln eine unbefriedigende Antwort.

„Die Klinge des Angreifers war mit Gift getränkt. Ihr könnt mir nicht mehr helfen.“

„Im Tempel gibt es mehrere Pflanzen, die gegen die verschiedensten Gifte verwendet werden. Wir müssen nur…“

„Lass gut sein. Das einzige Gegengift sind frisch geflückte Mondscheinlinge. Allerdings existieren sie hier nicht und selbst wenn, es ist nicht Vollmond…Darüber hinaus habe ich dir schon einmal gesagt, dass ich keine Angst vor dem Tod habe…Beendet die Sache, sonst war alles umsonst.“

„Wir können dich doch nicht einfach hier sterben lassen.“

Nun war es Youji der sich völlig geschockt zu dem Thema äußerte. Er konnte es nicht verstehen, wie konnte jemand so einfach aufgeben. Doch anstatt eine Antwort zu kriegen, schüttelte er Hao Griff ab und lehnte sich mit Geschlossenen Augen und einem leichten Lächeln auf den Gesicht an einen Baum.

„Ich bleibe!“

Obwohl er merkte wie das Leben aus seinem Körper verschwand, konnte er nicht anders als diese Worte zu flüstern. Er hoffte, dass die anderen beiden sie verstanden hatte, denn mehr würde er nicht mehr sagen können, dass war ihm bewusst.

„Daisuke.“

Nun kniete sowohl Hao als auch Youji neben Daisuke, welcher zunehmend an Kraft verlor. Sie konnten praktisch sehen wie ihm die Lebensgeister verließen und seine Atmung sich jede weitere Sekunde verlangsamte, bis sie letzten Endes komplett aussetzte.

„Möge deine Seele Frieden finden, Daisuke.“

Mehr sagte Youji nicht dazu. Es perlte nicht so an ihm ab, sondern traf ihn genauso tief wie Hao. Allerdings war es offensichtlich, dass sie nichts mehr für ihren Verbündeten tun konnten. Lediglich Hao reagierte nicht so wie er es erwartet hatte. Weder schmerz, noch Trauer geschweige denn Wut, war in seinen Gesicht zu erkennen. Alles was er sah war eine nichts sagende Leere, die er von seinem Cousin nicht kannte.

„Hao?“

„Wir haben noch eine Verabredung mit Nobu Tosaba wahrzunehmen.“

Mit diesen Worten war Hao aufgestanden und hatte eine leichte Handbewegung gemacht, die bewirkte, dass einige Ranken aus dem Boden schossen und den Toten Körper Daisukes umschlossen und mit diesem unter die Erde verschwanden. Doch trotz dieser Reaktion wusste Youji, dass sein Cousin diese Wendung nicht akzeptieren wollte. Er war lediglich zu sehr in die Oberhauptposition rein gerutscht, so dass er es nicht mehr wagte seine Gefühle preiszugeben. Hao war dafür verantwortlich, dass keinem aus der Familie etwas passierte und dabei war er erst 23Jahre. Er selbst war gerade Mal 3 knappe Jahre älter und konnte sich nicht mal Ansatzweise vorstellen eine solche Verantwortung zu besitzen.

„Gehen wir.“

Youji nickte nur. Er war der ältere von beiden, doch in Situationen wie diese konnte er seinen Schock nicht schnell genug überwinden um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Hao war in diesem Zusammenhang anders, doch ob das unbedingt besser für diesen war, konnte er nicht sagen. Nur eines wusste er. Er würde mit seinem kleinen Cousin sprechen müssen und zwar so bald wie möglich. Am besten sofort nach dem die ganze Angelegenheit mit Nobu erledigt war.
 

- Einige Stunden später -
 

Youji und Hao waren in der Zwischenzeit auf dem Hof von Nobu Tosaba angekommen. Es war noch früh am Morgen. Dem zur Folge war es kein Wunder, dass sie bis jetzt niemandem begegnet waren. Und das würden sie auch die nächsten Stunden nicht, da der Hof auf dem sie sich jetzt befanden ziemlich abgelegen war. Erst als sie das Eingangstor passierten erblickten sie einen Mann im mittleren Alter.

„Was wollt ihr hier?“

Der Mann hatte sich nicht zu ihnen umgedreht, sondern nur den Schritten gelauscht. In seiner Hand hielt er eine Mistgabel und wartet auf die Antwort der Fremden, die seinen Hof betreten hatten.

„Wir müssen uns unterhalten!“

Tobu kannte den Fremden nicht. Er hatte seine Stimme schon mal gehört, da war er sich sicher, doch er konnte sie nicht zuordnen. Was bedeutete, dass er nie direkt mit diesem zu tun hatte. Allerdings ließ ihm der bittere Unterton in der Stimme des Sprechers einen kalten Schauer über seinen Rücken laufen. Intuitiv verstärkte sich sein Griff an der Mistgabel.

„Um genau zu sein geht es um die Hakái henséi!“

Bei diesen Worten weiteten sich Nobus Augen. Mit einer schnellen Bewegung drehte er sich zu den beiden um und schleuderte ihnen einen Angriff entgegen, dem beide jedoch noch rechtzeitig ausweichen konnten. Innerlich fluchte er und griff ein weiteres Mal an. Er würde nicht reden, nicht mit diesen Leuten. Denn die Stimme der zweiten Person hatte er eindeutig als die von Youji Asakura zuordnen können und die Verwendung des Name der Hakái henséi trug ihr übriges zu seiner Reaktion bei. Er hatte sich an diese Organisation gewand, weil er sich für den Tod seiner Frau rächen wollte. Er stand dazu und wenn diese Organisation es nicht hinbekam einen einfachen Auftrag auszuführen, dann musste er es eben selber machen. Es spielte keine Rolle ob seine Gegner zu zweit waren, er würde seine Frau rächen koste es was es wolle.

„Jetzt reicht es aber.“

Mit diesen Worten steckte Hao sein Schwert beiseite und teleportierte sich hinter seinen Gegner. Kurz darauf formte er ein paar Zeichen. Noch bevor Nobu sich umdrehen konnte, ergriff ihn auch schon Haos Zauber und beförderte ihn zu Boden. Doch ihr Gegner schien zäher als gedacht. Ohne seine Waffe jemals loszulassen stand er blitzschnell wieder auf und griff ein weiteres Mal an nur um kurz daraufhin mit einem gezielten Schlag von Youji wieder zu Boden befördert zu werden.

„Gib es auf, gegen zwei Asakuras kannst du niemals bestehen. Ich rate dir deshalb aufzugeben und zuzuhören, denn wenn wir dich dazu zwingen müssen, wird das alles andere als angenehm.“

Mehr sagte Hao nicht dazu. Er hatte keine Lust auf einen weiteren Kampf und wohlmöglich noch mehr Opfer. Das er mit der Art und Weise wie er es sagte dafür sorgte, dass sogar sein Cousin leicht auf Abstand ging, merkte er nicht erst.
 

Lediglich die Tatsache, dass es bei ihrem Gegner denselben Effekt hatte bekam er mit und das genügte ihm. Nobu saß nun völlig geschockt auf dem Boden und blickte ihn mit weit geöffneten Augen an. Hao konnte sich vorstellen woran dieser jetzt dachte, doch er würde niemals so weit gehen und jemanden aus Rache umbringen. Dann konnte er sich gleich mit denen auf eine Stufe stellen und dieser Gedanke gefiel ihm von allen anderen am wenigsten. Es war jedoch nicht so, dass er diesem Typen nicht eine höllen Angst einjagen konnte. Solange es ihren Zwecken half, so waren solche Mitteln notwendig. Besonders wenn sie verhindern wollten, dass eine ähnliche Situation noch einmal stattfand.

„Du solltest mir jetzt genau zuhören, wenn dir dein Leben und deine Gesundheit lieb sind. Tritt wieder in den Kontakt mit dieser verdammten Organisation und nimm deinen Auftrag zurück.“

Den Auftrag zurücknehmen? Nobu traute seinen Ohren nicht. Meinte sein gegenüber das wirklich ernst, wie stellte er sich das eigentlich vor. Er war diesen Typen durch Zufall über den Weg gelaufen und hatte die Chance genutzt, was jedoch nicht hieß, dass er nichts über sie wusste. Diese Typen würden einen Auftragsrückzug niemals akzeptieren, nicht ohne die bereits entstandenen Kosten und möglicherweise noch eine Extraprämie einzufordernd. Doch die Preise waren auch schon so überhöht. Es war nicht so, dass er nicht versucht hatte etwas zu feilschen, doch auf ein Maximalgebot hatten die sich nicht eingelassen.

„Ich würde es mir an deiner Stelle gut überlegen, denn wer sich mit meiner Familie anlegt, der legt sich mit mir an und jeder der das bis jetzt getan hat, ist sehr tief gefallen.“

Haos Worte verliehen seiner vorigen Aussage noch etwas Ausdruck. Gut er war gerade mal halb so Alt wie Nobu, doch das hieß nicht, dass seine Worte lachhaft waren. Sein gegenüber schien immer klarer zu verstehen in was für eine Situation er sich gebracht hatte und schien sich gedanklich selbst dafür zu verfluchen. Durchaus eine Wendung, die er herbeigesehnt hatte.

„Also wie lautet deine Antwort, Nobu Tosaba.“

Sein Gegenüber schien zu überlegen. Sein Medium war immer noch in seiner Hand, doch ein Angriff wäre zu offensichtlich und würde die beiden nicht überraschen. Er hatte keine Wahl außer nachzugeben, doch das würde heißen sich mit der Hakái henséi anzulegen und mit denen war auch nicht zu scherzen. Er befand sich mit dem Rücken zur Wand und kam nicht mehr von dieser weg. Es war ein Fluch, den er nicht durchbrechen konnte. Seit seine geliebte Gemahlin gestorben war ging alles den Bach runter. Nur er allein hielt sich über Wasser, doch nun würde er trotz allem in dem Sumpf des Unglückes ertrinken.
 

Vorsichtig stand Nobu auf, hielt seine Waffe jedoch so, dass er seinen beiden Gegnern signalisierte, dass er sich geschlagen gegeben hatte.

„Das heißt du akzeptierst unsere Forderung.“

„Gewiss doch.“

Bei diesen Worten senkte Youji leicht seine Waffe. Zwar widerstrebte es ihm diesem Mann zu glauben und ihn ungestraft davon kommen zu lassen, doch er wollte sich genauso wenig wie Hao auf dessen Stufe stellen. Selbst wenn er noch vor wenigen Minuten mehr als bereit dafür gewesen wäre diesem Mann einen tödlichen Stoß zu versetzen. Wenn es darauf ankam, dann würde er zögern und es wahrscheinlich nicht mal versuchen es sei denn er wurde dazu gezwungen.

„Dann tritt mit ihnen in Kontakt und nimm den Auftrag zurück.“

„Werde ich…“

Hao nickte bei diesen Worten kurz. Aus irgendeinem Grund hatte er ein ungutes Gefühl. Eines dass er einfach nicht erklären konnte. Und als hätte er es geahnt, hatte Nobu noch etwas ergänzt, ehe er ihm Komplett den Rücken zugedreht hatte.

„…und zwar nach meinem Tod.“

Blitzschnell teleportierte er sich reflexartig zu seinem Cousin und zog ihn zu Bode. Gerade rechtzeitig um ihn vor dem nächsten Angriff des älteren zu schützen. Auf dem Boden hockend sahen beide zu wie sich Nobus gesamtes Furyoko um ihn herum sammelte und darauf wartete mit einem gewaltigen Angriff wieder verbraucht zu werden. Und dann geschah es. Das Furyoko entlud sich in alle Richtungen und verursachte eine laute Explosion.
 

Die Explosion riss jeden von den Füßen und erschütterte die Erde des näheren Umkreises. Das Gebäude, vor dem der Kampf vor wenige Minuten noch stattgefunden hatte stürzte in sich zusammen und hinterließ nur eine Ruine aus Stein. Anschließend herrschte Stille. Nichts bewegte sich. Die Stille wurde noch nicht mal von den Tieren, die ihre Ohren bei der Erschütterung gespitzt hatten gestört. Nicht mal Fuß- oder Hufgetrappel war zuhören, geschweige denn das Singen eines Vogels. Es war eine zerdrückende Stille, so als ob die ganze Welt ihre Aufmerksamkeit auf einen einzigen Ort gerichtet hatte und gespannt wartete, was passieren würde. Erst nach einigen Minuten dieses Zustandes wurde die Stille von einem lauten Geräusch durchbrochen, das durch einen der noch stehenden Steinsäulen verursacht wurden, die nun endlich auch ihre Tragfähigkeit verloren hatte und zusammen gebrochen war. Bei diesem Geräusch war das gespannte Warten zu Ende. Die Tiere ergriffen die Flucht und in den Trümmern fing etwas an sich zu bewegen.

„Och, mein Kopf. Das war definitiv unnötig gewesen.“

„Wem erzählst du dass, Youji…“

Mit diesen Worten erhob sich Hao von der Stelle, an der er wenige Minuten noch gelegen hatte und sah zu seinen Cousin. Dabei fuhr seine Hand blitzschnell zu seiner Seite, da er bei dieser Aktion dort einen stechenden Schmerz verspürte. Sofort fühlte er, wie sich ein Film einer klebrigen Substanz um seine Hand legte. Er brauchte nicht erst nachzusehen um festzustellen, dass es Blut war. Der letzte Angriff ihres Gegners hatte wohl trotz allem eine Menge schaden angerichtet.

„Alles in Ordnung.“

Youji sah seinen Cousin nur besorgt an. Er konnte die rote Flüssigkeit, die zwischen den Fingern des jüngeren hervorquoll deutlich sehen. Die Größe der Wunde allerdings konnte er nur erahnen, doch egal wie groß sie war, der hohe Blutverlust war Grund genug um sich Sorgen zu machen.

„Alles bestens…“

Bei diesen Worten warf Hao einen Blick über die Trümmern die der letzte Angriff ihres Gegners verursacht hatte. Er brauchte nicht lange zu suchen, da er schon bald fand, wonach er Ausschau gehalten hatte. Unter einem riesigen Stein lag eine Person, dessen Aufenthalt nur wegen des herausragenden Armes zu erahnen war.

„…Scheint so als hätte er nicht so viel Glück gehabt wie wir. Schon irgendwie ironisch. Sein stärkster Angriff sollte uns vernichten und hat sich im nachhinein doch gegen ihn selbst gerichtet.“

„Klingt fast so als würdest du es bedauern.“

Hao sah seinen Cousin bei diesen nur kurz an, bevor er sich wieder zu dem unter dem Stein hervorragenden Arm sah und sich zu der Aussage äußerte.
 

Er bedauerte es, dass es so weite hatte kommen müssen. Sein eigentliches Ziel war diese Situation so gut wie möglich zu regeln. Das Ergebnis hatte er dabei allerdings nicht in Planung. Den Tod ihres Gegners an sich trauerte er nicht hinterher. Wahrscheinlich weil er dank ihm einige Nahtoderfahrungen gesammelt hatte, oder weil sein Gegner bis zum Schluss den Vorsatz hatte ihn zu töten. Egal was es war, sein schlechtes Gewissen über diesen Verlauf hielt sich in Grenzen.

„Was ich denke ist hier nicht von Belang. Was geschehen ist, ist nun mal geschehen und deshalb nicht mehr zu ändern. Ich bedauere einzig und allein, dass es wirklich so weit kommen musste.“

„Verstehe…Und was machen wir jetzt?“

„Wir verschwinden hier.“

„Was meinst du mit verschwinden. Was ist mit den Hakái henséi? Lassen wir diese Organisation weiterhin freie Hand unschuldige Schamanen und Menschen zu töten? Das kann nicht dein Ernst sein, Hao. Besonders nicht jetzt, wo wir so weit gekommen sind.“

Youji war außer sich vor Wut. Er konnte nicht verstehen, wieso Hao jetzt einen Rückzieher machte. Immerhin hatten sie ihren Namen von der Liste dieser Organisation gekriegt. Seiner Meinung nach musste die Welt davon erfahren, dass selbst die berühmte Hakái Organisation zu besiegen ist. Das wiederum würde Bedeuten, dass sich weniger an diese Leute wenden würden, was die Welt um einiges Sicherer machen würde.

„Ich glaube du verstehst nicht, was unser Verhalten für Folgen hat. Wenn das Wissen über diese Ereignisse die Runde macht, dann haben wir ein größeres Problem als vor zwei Wochen. Dann sind diese Typen nicht nur hinter uns her, sondern hinter unserer gesamten Familie und allen die mit uns etwas zu tun haben. Sie werden erst aufgeben, wenn ihr Ruf wieder hergestellt ist.“

„Das heißt wir können nichts gegen sie unternehmen.“

Hao schien bei dieser Frage kurz zu überlegen. Weder er noch Youji wussten, wie viele Mitglieder diese Organisation hatte. Da sie allerdings für ihre Zuverlässigkeit bekannt und die Auslösesumme für einen Auftrag darüber hinaus auch noch sehr hoch war, lag die Vermutung nah, dass man ein Eintrittsangebot nicht so schnell ausschlagen würde. In ihrem Fall hatten sie es mit einer minimalen Anzahl an Mitgliedern zu tun, doch es wäre fatal zu versuchen es mit der ganzen Organisation aufzunehmen.

„Doch, aber nur mit Hilfe eines abstrakten Verfahrens. Manchmal ist schon ein Gerücht, das im ersten Moment unglaubwürdig klingt abschreckender als die Wahrheit selbst. Man muss es nur den richtigen erzählen.“

„Du denkst an Cassandra. Hab ich Recht?“

„Genau. Jeder weiß, dass sie mit ihren Zukunftsprognosen übertreibt. Als Informantin gilt sie in der Stadt als äußerst unzuverlässig, genau deshalb wird keiner etwas gegen sie unternehmen. Sie schenken ihr keine Beachtung, weil sie denken, dass ihr eh niemand glauben wird. Allerdings heißt das nicht, dass keiner zuhört und wenn sie es ein paar Mal rauf und runter gerattert hat, denkt jeder zwei Mal nach, bevor er sich an die Hakái henséi wendet. Aus Angst, dass es wirklich irgendwann mal so weit kommen könnte.“

Youji sah seinen Cousin bei diesem Vortrag nur skeptisch an.
 

Unter normalen Umständen würde Youji seinem Cousin blind vertrauen, doch in diesem Fall hatte er zum ersten Mal Zweifel an dessen Entscheidung.

„Ich muss nicht verstehen, wie du immer auf so logisch klingende Zusammenhänge kommst, oder?“

„Ich denke nicht. Gehen sollten wir allerdings trotzdem, sonst gibt es hinterher nur lästige Fragen, die wir beantworten müssen.“

„Stimmt. Apro pos lästige Fragen. Was war jetzt eigentlich mit diesem Einheitsstern. Du hast das Anwesen damals verlassen um mehr über diesen herauszufinden und bist wieder gekommen, als Meisterin Noriko gestoben ist. Es war dein Ziel, bevor du den Wunsch deiner Meisterin, die Führung der Asakura-Dynastie anzunehmen, deinen eigenen Bedürfnissen übergeordnet hattest. Bevor du um die Führung kämpfen musstest und deine eigenen Interessen ohne groß zu überlegen für das Wohl der gesamten Familie zurück gesteckt hast. Hast du immer noch vor dieser Aufgabe nachzugehen?“

Hao blickte bei dieser Frage zum Himmel. Mittlerweile hatte sich die Sonne hinter dem Horizont verabschiedet und war den Blick auf den Nachthimmel gewichen. Durch die vielen Sterne und den an diesem Abend besonders hell strahlenden Mond konnten sie nicht nur sehen wo sie hinliefen, sondern auch ihre Umgebung detailliert wahrnehmen.

„Ich hab absolut keine Ahnung. Wieso fragst du?“

„Weil ich finde, dass du es tun solltest. Die Geister der Vergangenheit erscheinen nicht jedem.“

„Es waren nicht die Geister der Vergangenheit, die mir erschienen waren. Es war der Geist eines alten Mannes. Es ist zu bezweifeln, dass er zu ihnen gehört.“

„Schon gut, aber dennoch ist mein Argument dasselbe. Die meisten die diesen Spruch aufsagen erfahren gar nichts. Findest du nicht, dass das sehr verdächtig ist. Was ist, wenn die Geister der Vergangenheit genau wissen, dass du das potenzial für die Meisterung des Einheitssterns hast und den Geist deshalb zu dir geschickt haben. Was wenn sie es von dir erwarten. Und bevor du etwas erwidern willst, sage ich es dir gleich. Ich habe mich informiert und bin einer verlässlichen Quelle über den Weg gelaufen. Du warst nicht der einzige, der Nachforschungen angestellt hat. Auch wenn es bei mir eher an dem Grund lag, dass ich mich wie ein Verräter gefühlt habe. Immerhin habe ich Meisterin Noriko davon erzählt.“

Hao schüttelte bei dem Vortrag seines Cousins nur fassungslos den Kopf. Er wusste nicht, was er sonst dazu erwidern sollte. Er hatte über den Vorfall vor einigen Jahren nicht weiter drüber nachgedacht. Zwar hatte er mittlerweile verstanden, was der alte Geist mit dessen Satz gemeint hatte, doch dank des plötzlichen Todes seiner Meisterin, des damaligen Oberhauptes der Familie, hatte er seine Prioritäten anders verteilt. Für ihn war der Tod seiner Meisterin ein Zeichen, dass er lieber die Finger von der Sache lassen sollte.

„Ich habe damit vor Jahren abgeschlossen. Darüber hinaus nütze ich meiner Familie mehr wenn ich dieses Thema vergesse.“

„Ach Unsinn. Sieh es doch einfach von der positiven Seite, du hast einen Grund um sie wieder zu sehen. Und versuch es nicht zu leugnen. Ich weiß aus zuverlässigen Quellen, dass du mit ihr noch nicht ganz abgeschlossen hast. Also beeil dich lieber, bevor sie mit dir abgeschlossen hat.“

„Ich bekomme langsam das Gefühl, dass du mich loswerden willst.“

„Das einzige was ich bezwecken will ist, dass du aufhörst dich für andere aufzuopfern und nur ein einziges Mal an dich selbst denkst. Ich meine, du hast deine Ziele nach dem Tod unserer Großmutter einfach beiseite gelegt um dich in der Familie als neues Oberhaupt zu beweisen. Du hast dich für sie eingesetzt und alles in deiner Macht stehende getan um sie und auch mich zu beschützen. Ich finde einfach, dass du es langsam verdient hättest, dass die anderen sich für dich einsetzen.“

Hao sah seinen Cousin bei diesen Worten nur kurz zweifelnd an.
 

Die Argumentation klang einleuchtend und doch hielt ihn etwas zurück. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass seine restliche Familie diese Entscheidung gegen ihn verwenden würde. Noch immer war er als Oberhaupt der Familie nicht von jedem akzeptiert. Würde er an dieser Aufgabe scheitern, so bezweifelte er, dass diese Familienmitglieder einfach darüber hinweg sehen würden. Andererseits, wenn er es nicht versuchte, wie wollte er dann beweisen, dass er über genug Entschlossenheit verfügte und die Familie durch alle Probleme hinweg zu helfen.

„Weißt du was? Ich glaube ich sollte es wirklich versuchen.“

„Siehst du, Hao. Es geht doch. Und keine Sorge, ich werde die anderen Asakuras zum Schweigen bringen, wenn sie etwas gegen die Entscheidung einzuwenden haben.“

„Danke.“

„Hallo, wir gehören ersten zu eine Familie, zweitens erfüllst du deine Aufgaben als Oberhaupt einwandfrei und drittens hast du mir und noch vielen anderen Menschen das Leben gerettet. Auch wenn ich denke, dass es einige nicht verdient haben, aber das ist eine andere Sache. Dem zur Folge würde ich sagen, dass ich dir zu danken habe und nicht umgekehrt.“

Nach diesen Worten nickte Hao nur, bevor er einen lauten Pfiff ausstieß. Sofort kam auch schon ein schwarzes Pferd auf sie zugaloppiert und blieb kurz vor den beiden stehen.

„Gut den Trick musst du mir irgendwann beibringen. Ich darf immer Stunden lang nach meinem Pferd suchen, wenn es weg gelaufen ist.“

„Dann musst du es besser behandeln.“

Youji sah seinen Cousin bei diesen Worten nur überrascht an, bevor er nur den Kopf schüttelte und sich hinter ihn auf das Pferd setzte.

„Gut, womit bestichst du das Tier.“

„Mit frischen Kirschen.“

„Echt?“

„Nein, aber wäre doch mal ein interessanter Versuch, jedenfalls wenn ich nicht befürchten würde, dass die Kerne ungesund für das Pferde sind.“

„Verstehe. Aber zurück zu Cassandra. Wie sagen wir es ihr.“

„Gar nicht.“

Mit diesen Worten trieb Hao das Pferd leicht an, welches sich daraufhin in Bewegung setzte und sich zurück zum Asakuraanwesen machte.

„Wir sprechen darüber, wenn sie vorbei kommt. Ich denke, dass das reichen muss um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Anschließend heißt es warten.“

„Wie immer.“

Mehr sagte Youji nicht, sondern sah sich in der Gegend nach seinem eigenen Pferd um, dass er auch nach einigen Minuten entdeckte. Zuerst rechnete er mit einer langfristigen Einfangaktion, doch Hao machte ihm einen Strich durch die Rechnung, in dem er beim vorbeireiten einfach die Zügel des Pferdes griff und sein eigenes Pferd langsam zum stehen brachte. Kurz darauf sprang Youji von dem schwarzen Pferd und setzte sich anschließend auf sein eigenes. Er musste sich wirklich früher oder später mal ein paar Tipps von Hao holen, so konnte das nicht mehr weiter gehen.
 

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Der erste Schritt auf dem Weg zum Einheitsstern

Kapitel 31: Der erste Schritt auf dem Weg zum Einheitsstern
 

Hao war mittlerweile bei einem verdeckten Weg angekommen. Dieser wurde lange nicht mehr benutzt und trotzdem schien es so, als wären einige Gräserhalme in Mitleidenschaft genommen worden. Daraus ergab sich, dass er hier richtig war. Gut um genau zu sein wusste er es auch, doch manchmal musste man sich doch etwas auf die Zeichen der Natur verlassen. Die Frage, die sich ihm stellte war jedoch was ihn erwartete, wobei er nicht unbedingt an die Aufgaben zur Meisterung des Einheitssterns dachte. Er hatte einiges in Erfahrung gebracht, doch alle die versucht hatten diese Aufgabe zu meistern und lebend zurückgekommen waren, schienen alles was sie in der Zeit erlebten vergessen zu haben. Die Berichte wirkten meist so, als würde ein Fluch auf dieser Prüfung liegen, der verhinderte, dass irgendjemand weitererzählte welchen Aufgaben und vor allem welchen Bedingungen sie ausgesetzt waren.

„Was suchst du in diesen Gefilden, Fremder.“

Hao sah die Frau vor ihm für einen Moment überrascht an. Zu erst war er unschlüssig ob er ihr sein Anliegen schildern sollte, immerhin wusste er ja nicht wie geheim der Tempel wirklich war und wer davon wusste und wer nicht. Erst als er das Amulett am Hals der Frau, die seiner Einschätzung nach 27 Jahre alt war, erblickte entschloss er sich sein Anliegen zu schildern

„Ich bin hier um mich der Prüfung zur Meisterung des Einheitssterns zu stellen.“

„Und wie kommst du darauf, dass du hier richtig bist.“

„Tja da gibt es mehrere Gründe. Erstens habe ich in einigen alten Schriften den Hinweis gefunden, dass sich der Tempel der Wächterinnen hier befindet. Zweitens habe ich zusätzlich diese Information bestätigt bekommen und drittens verrät dein Amulett, dass du zu den Wächterinnen gehörst.“

Die Hand der Frau vor ihm glitt bei diesen Worten an ihr Amulett und umschloss es vorsichtig mit ihrem Fingern als ob sie befürchtete, als könnte sie es andernfalls zerbrechen. Sie wurde für diese Aufgabe ausgebildet, doch wirklich mit ihr konfrontiert zu werden war etwas völlig anderes.

„Verstehe, nun gut. Bevor ich jedoch deinem Verlangen nachkomme, habe ich noch eine Frage die ich loswerden muss. Ich würde gerne wissen, welchen Stand du vertrittst.“

„Für dieses Vorhaben vertrete ich keinen Stand. Höchstens den eines einfachen Schamanen, der sein Glück versuchen will, die bevorstehenden Aufgaben zu lösen.“

„Und du glaubst dass du die Aufgaben als einfacher Schamane bestehen kannst. Die Meisterung des Einheitssterns ist keine Aufgabe die man leichtfertig trifft. Zwar ist es mir relativ egal was dich hierher zieht oder welche Qualitäten du besitzt, allerdings muss ich das meiner Aufgabe wegen klarstellen. Jeder der diese Herausforderung annimmt muss zwangsläufig mit dem Tod rechnen, es sei denn er Bittet frühzeitig um Gnade. Das allerdings läutet sein Scheitern ein. Eine nicht bestandene Aufgabe ist ebenfalls ein Grund um dein Vorhaben zum Scheitern zu bringen. Jeder Schamane, der einmal versucht den Stern der Einheit zu meistern und daran scheitert, hat seine Chance vertan, da jeder nur einen Versuch hat. Darüber hinaus kann es durchaus passieren, dass der König der Geister dich aus eigenem ermessen rausschmeißt, weil er dich nicht für würdig hält. Alles was er dafür tun muss ist den Weg durch die Barriere dort vorne zu versperren. Auch in dem Fall hast du deine einzige Chance vertan. Da du jetzt einigermaßen weißt was dich erwartet, frage ich dich noch ein einziges Mal. Bist du willig dein Leben auf Spiel zu setzen um dich dieser Herausforderung zu stellen.“

„Wenn ich es nicht wäre, würde ich bei meiner Familie sitzen und eine Tasse Tee trinken und nicht hier stehen um mir deine Belehrungen anhören.“

Auf dem Gesicht der Jungen Frau erschien auf einmal ein leichtes Lächeln. Wenn es nach ihr ginge, dann hatte sie keine Bedenken ihren Gegenüber durchzulassen.
 

Allerdings war es ihre Aufgabe die Prüflinge zu empfangen und sie mit der aller ersten Prüfung zu konfrontieren um zu testen ob dieser wirklich weiß worauf er sich einließ.

„Das interpretiere ich als ein ‚Ja’. Nun gut. Doch wir brauchen Zeit um uns vorzubereiten. Schon lange hat keiner der Herausforderung zugestimmt. Darüber hinaus kann ich dir versichern, dass du das ganze nicht innerhalb einer Woche schaffst, falls du solange durchhältst. Die meisten haben nach meiner Erfahrung schon nach zwei Tagen aufgegeben weil es ihnen zu viel wurde. Also nimm dir einen Tag und bereite dich noch einmal darauf vor. Eines kann ich dir jedoch sagen, alles was du benötigst ist deine Kraft als Schamane, einen treuen Schutzgeist und vor allem einen klareren und messerscharfen Verstand sowie einige gewisse Geschicklichkeit. Die Regeln und Ziele der einzigen Aufgaben wird dir von den zuständigen Wächterinnen erklärt.“

Hao stutzte bei diesen Worten kurz. Das letzte, was er von dem Einheitsstern gelesen hatte, war dass deren Wächterinnen immer bereit sein mussten. Die einzige Ausnahme bildete einen plötzlichen Tod der zuständigen Prüferin, sofern man das so nennen konnte. Genau in dem Moment vielen ihm auch Samiras Worte von damals wieder ein.

//Eine Sache noch. Wenn es soweit ist lass dich nicht aufhalten. Von niemanden hörst du, dass ist nämlich wichtig. Niemand der zögert hat ein Anrecht auf die Macht, die in dem Einheitsstern steckt. Merk dir meine Worte.\\

„Bei allem Respekt. Ich bin hier aus einem Grund und soweit ich mitbekommen habe, solltet ihr immer bereit sein, da ihr nur für eure Prüfungen lebt.“

„Das ist wahr…doch…“

Weiter kam die Wächterin nicht, da in dem Moment etwas hinter ihr aufblitzte. Langsam aber sicher veränderte sich die Umgebung und ein prachtvoller Tempel kam zum Vorschein. Die Frau musste die Präsenz gespürt haben, da sie sich sofort zu diesem umsah. Für einen Moment blieb sie sprachlos, doch dann wendete sie sich mit einem freundlichen Lächeln zurück zu Hao.

„…Der König der Geister hat deine Entschlossenheit gespürt. Er hält dich für würdig die Prüfungen des äußeren Tempels zu bestreiten. Doch sei gewarnt, jeder der sie beginnt, kann nicht zurück, bevor er die Prüfungen bestanden hat. Wochen können vergehen, bis man ins innere des Tempels gelangt und Tage, bis man diesen wieder verlassen kann, jedenfalls wenn man den Weg zum Einheitsstern bis zum Schluss gehen will. Diese Prüfungen unterteilen sich in 2 großen Kategorien und zwar in die Geländeprüfungen und den Tempelprüfungen, wobei dir eine Pause zwischen den Tempelprüfungen und der letzten Prüfung gestattet ist, allerdings mit der Vorraussetzung, dass du klein Wort über die Prüfungen verlierst.“

War ja klar dass es einen Harken gab. Er durfte seine Familie nicht sehen, solange er die Prüfungen zu bewältigen hatte. Das würde auch erklären, wieso manche Schamanen von jetzt auf gleich von der Bildfläche verschwunden und entweder Tod oder verwirrt Tage später wieder aufgefunden wurden. Er konnte nur von Glück sagen, dass er vorsichtshalber vorgesorgt hatte.
 

Flashback
 

Youji und Hao waren zurück auf dem Asakuraanwesen. Hinter ihnen hörten sie das Tuscheln der Dorfbewohner. Kein Wunder immerhin waren beide Verletzt und die Art von Verletzungen holte man sich nicht einfach mal eben so. Nun allerdings hatten sie erst einmal ruhe vor dem ganzen. Schnell stiegen beide von den Pferden, wobei Hao dabei kurz vor Schmerz zusammen zuckte.

„Du solltest deine Wunde behandeln lassen.“

„Ja ich weiß, ich schnapp mir deine Mutter nachher.“

„Mach das lieber sofort, sonst verblutest du mir noch und wir sind auf unser Familienoberhaupt angewiesen.“

„Das Oberhaupt ist Tod es lebe das Oberhaupt, ist es nicht so.“

„Hao?“

Youji konnte einfach nicht mehr. Er konnte nicht glauben, dass Hao in so einer Situation noch blöde Sprüche vom Stapel ließ. Besonders da dieser genau wusste, dass Riku keine wirklich gute Alternative als Oberhaupt der Familie war.

„Schon gut, schon gut. War nur ein Witz.“

„Kein guter.“

„Youji, Hao, da seit ihr ja wieder…was zur Hölle ist mit euch passiert.“

Santi ließ sofort, als sie die beiden erblickte alles was sie in der Hand hielt fallen und schlug sich mit den Händen erschrocken vor den Mund.

„Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung mit einem anderen Schamanen.“

„Müsst ihr euch denn mit der ganzen Welt anlegen.“

„Hey, dieser Bastard hat sich mit uns angelegt und dann hat der sich auch noch selber in die Luft gesprengt und uns fast mit. Dabei wollte wir nur reden.“

Youji spulte die Ereignisse einfach nur runter, als wäre nichts besonders passiert. Allerdings brachten sie Hao dazu seinen Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, auszusprechen.

„Nichts für ungut Youji, ich wollte reden, du warst drauf und dran ihn zu erdolchen.“

„Er hätte es verdient gehabt. Schickt mir einfach diese blöden Hakai Typen auf den Hals anstatt sich persönlich mit mir auseinander zu setzten.“

„Die Hakái henséi. Wieso habt ihr nichts gesagt?“

„Weil wir euch da nicht mit reinziehen wollten, deshalb Santi.“

„Ja toller Plan. Wisst ihr eigentlich, dass ihr euch dabei hättest umbringen können. Was soll’s, bei euch rede ich ja sowieso gegen eine Wand. Besonders bei dir Hao. Jetzt aber rein, damit ich mir eure Wunden ansehen kann, denn von dem was ich sehe, müssen sie dringend gesäubert werden.“

Nach diesen Worten schritten alle in das große Haus, welches auf dem Asakuraanwesen stand. Den beiden blieb natürlich nicht verborgen, dass Cassandra, die ihnen entgegen gekommen war, sich fast den Kopf verengte um herauszufinden, was passiert war.
 

Während Santi diese Tatsache nicht weiter beachtete, wendete sich Hao mit einem leichten hinterhältigen Lächeln zu seinem Cousin.

„Phase eins läuft bereits. Cassandra ist jetzt schon Feuer und Flamme.“

„Ja ich seh es. Hoffentlich bricht sie sich bei den Verrenkungen nicht den Hals.“

„Wird sie schon nicht. Diese Frau ist diese Art von Bewegung gewöhnt.“

„Worüber redet ihr beide.“

„Über gar nichts.“

Santi schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf. Es war immer wieder verwunderlich wie schnell sich die beiden einer Situation anpassen konnten. Mal wirkten sie wie erwachsene Männer und dann wurden sie wieder zu den Kindern, die sie vor Sayuris Tod waren. Es war nicht zu verleugnen. Seit dem Tag waren die beiden Jungs über sich hinausgewachsen und hielten fester zusammen als zuvor. Es war schon immer merkwürdig mit anzusehen wie gut die drei sich damals verstanden hatten. Haos Vater und Riku waren in dem Punkt total anders. Die beiden dachten nur daran die Familienführung irgendwann zu übernehmen und anschließend ihren Kindern zu übergeben. Doch zwischen Hao, Youji und Sayuri gab es nie einen Konkurrenzkampf. Und insgeheim war sie froh, dass es so geblieben war.

„Setzt euch, ich hol nur schnell etwas Wasser und Verbandzeug.“

Mit diesen Worten war Santi auch schon verschwunden. Währenddessen schielt Hao vorsichtig zur Tür und konnte ein leichtes Lächeln nicht unterdrücken, als er bemerkte, dass diese sich leicht bewegte.

„Scheint so, als wären wir die Hakái henséi losgeworden.“

„Echt mal, diesen Sieg müsste man in die Geschichte aufnehmen. Asakuras besiegen die Geheimorganisation der Hakái henséi. Klingt doch gut, oder Hao.“

„Gut, ich find es klingt passend. Jedenfalls überlegen sie es sich dem nächste zwei Mal bevor sie sich mit uns anlegen.“

„Das will ich hoffen…obwohl…war doch ein schönes Training.“

„Und was haben wir trainiert? Ich meine wir wussten auch vorher, dass wir im Team unschlagbar sind. Für ein anständiges Training bräuchten wir schon stärkere Gegner“

„Hast auch wieder Recht…Tasse Tee.“

„Schaden kann es jedenfalls nicht.“

Noch bevor einer von ihnen etwas ergänzen konnten, hörten sie auch schon laute Schritte, die sich scheinbar eilig von der Tür entfernten. Den Triumph konnten die beiden jedoch nicht auskosten, da in dem Moment Santi wieder zu ihnen stieß und sie vorwurfsvoll ansah.

„Der einzige Grund, wieso ich zu der Aktion nichts sage ist, weil du unser Familienoberhaupt bist, Hao. Darüber hinaus denke ich, dass du weißt was du tust, doch könntest du Cassandra das nächste Mal aus deinen Plänen herauslassen.“

„Ging dieses Mal nicht anders.“

Santi erwiderte daraufhin nichts. Sondern kümmerte sich nur stillschweigend um die Wunden der beiden jungen Männer vor ihr. Sie vertraute ihnen, wieso sollte sie also etwas dazu erwidern.
 

Es dauerte eine Weile bis die Wunden der beiden versorgt waren. Santi hatte sie daraufhin allein gelassen um nach Cassandra zu sehen. Derweil war Hao fast im selben Moment aufgesprungen, in der die Tür hinter Santi ins Schloss gefallen war.

„Steh auf Youji, wir haben noch eine Menge zu erledigen.“

„Und was? Ich würde mich lieber ins Bett fallen lassen und ne Runde durchschlafen.“

„Schlafmütze…in unseren Zimmern liegen noch einige Berichte und Informationen über die Hakáis, die wir loswerden müssen, bevor Cassandra sie entdeckt, denn dass bedeutet, dass sie Beweise hätte.“

„Konntest du nicht daran denken, bevor wir diese Frau auf die Bürger losgelassen haben?“

„Nein, der Moment war einfach der geeignetste…darüber hinaus…ich muss dich noch mit den ganzen Familiengeschäften vertraut machen.“

Bei diesen Worten viel Youji fast von dem Stuhl auf dem er saß. In gewisser Weise wünschte er sich, dass er sich gerade verhört hatte. Hao wollte ihm mit den Familiengeschäften vertraut machen. Was sollte der Mist den bitte, wieso sollte dieser das tun.

„Schuldige, aber hab ich was verpasst?“

„Ja und zwar, dass du mich ersetzen wirst, während ich mich den Prüfungen des Einheitssterns widme.“

„Wieso ich?“

„Weil du der einzige bist der dazu in der Lage ist und dem ich nebenbei auch noch vertraue…Youji du musst das einfach für mich tun…wir hatten einen Deal….“

„Schon aber…“

„Hast du deine eigenen Worte schon vergessen? Ich werde die anderen Asakuras zum Schweigen bringen, wenn sie etwas gegen die Entscheidung einzuwenden haben und wie sollte das besser gehen, als wenn du meinen Platz in der Familie einnimmst.“

„Gibst du mir überhaupt eine Chance ‚nein’ zu sagen?“

„Nein.“

„Gut, dann fang mal an mich zu unterrichten.“

Hao nickte daraufhin nur kurz bevor er Youji das wichtigste erklärte. Am Ende schwirrte dieser ziemlich der Kopf, dass konnte er erkennen. Darüber hinaus hatte er durchaus Erfahrung. Kazumi hatte es ihm damals mindestens genauso schnell erklärt wie er eben und auch ihm tat hinterher der Kopf weh, doch in der Routine konnte er sich die meisten Prozesse schnell wieder ins Gedächtnis rufen.

„Wenn mich das ganze Wissen bis zu deiner Rückkehr nicht erschlagen hat, dass renn ich zehn Mal non-stop um das ganze Dorf und zwar freiwillig!“

„Das will ich sehen.“

„Komm einfach schnell wieder zurück…aber bloß nicht zu schnell!“

„Ich geb mein bestes.“

Bei diesen Worten verabschiedeten sich die beiden voneinander. Hao hatte sich dazu entschieden diese Sache nicht mit den restlichen Asakuras abzusprechen. Und wer weiß, vielleicht war es so, sogar besser.
 

Flashback Ende
 

Er ging gerne auf Nummer sicher und in diesem Fall schien er damit mal wieder die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Mit einem Trick hatte es also angefangen, die Frage war nur, wie oft diese Wächterinnen noch versuchen würden ihn reinzulegen.

//Die Erste Prüfung besteht also darin seine Entschlossenheit zu zeigen. Da stellt man sich doch die Frage, was noch alles gefordert wird.\\

„…Bitte folge mir!“

Hao blickte nicht zurück, sondern tat einfach wie man es ihm gesagt hatte. Die leicht glänzende Barriere, die sich vor ihm befand ließ ihn ohne zu zögern hindurch. Genau in diesem Moment ging ein leichter Schock von dieser aus und die Landschaft vor ihm veränderte sich ein weiteres Mal. Von jetzt auf Gleich bebte die Erde und aus dem Boden brachen Dornenbesetzte Pflanzen hervor, die sich über den gesamten Geländebereich erstreckten und mindestens 4 Meter in die Höhe stiegen. Zur gleichen Zeit materialisierte sich Kami neben ihm und sah sich das Geschehen amüsiert an.

„Eine 4 Meter hohe Dornenhecke…wie originell.“

„Diese Dornenhecke stellt die erste offizielle Prüfung dar. Ihr werdet euch einen Weg durch diese bahnen müssen, allerdings unter der Bedingung, dass ihr weder das Schwert gegen die Pflanzen erhebt, noch dass auf Geistkontrolle zurückgegriffen wird.“

„Ist damit allein die Geistkontrolle gemeint oder sämtliche Techniken, die mit Geister zu tun hat.“

„Sobald sich der Prüfungsort vollständig aufgebaut hat, werden Wege erscheinen. Das Ziel ist es zum inneren Hof zu gelangen, die Schwierigkeit ist jedoch, dass es nur einen Weg dorthin gibt, doch viele Pfade die auf diesen Weg führen. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit diesen wieder zu verlassen auch mehr als hoch. In dem Labyrinth der Dornen befinden sich viele Gefahren, die jedoch nur mit Hilfe von Techniken bewältig werden dürfen, die den eigenen Schutzgeist nicht miteinschließen…“

„Das heißen wenn ich den Kopf nicht schnell genug einzieht, bin ich ihn los.“

„Das könnte in der Tat passieren. Dein Schutzgeist wird natürlich an deiner Seite bleiben, doch nimmst du ihre Hilfe an ist die Prüfung beendet. Solltest du keine Möglichkeit haben dich zu verteidigen, so werde ich eingreifen, doch das Prinzip ist das gleiche. Die Prüfung wäre beendet und du gescheitert.“

Genau in dem Moment als sie das sagte, öffneten sich mehre Durchgänge in der Dornenhäcke und gaben den Blick auf ein scheinbar unendliches Labyrinth frei.

„Es ist so weit, die Prüfung hat begonnen. Es gibt kein Zeitlimet, deshalb kannst du deine Schritte genau planen und dir die Zeit lassen, die du benötigst.“

„Zeit allein nütz einem gar nichts, wenn man sich nicht dazu entschließ den ersten Schritt zu machen und ich denke wirklich vorbereiten auf das was kommt, ist sowieso unmöglich. Also lass uns gehen.“

„Wie du wünscht.“

Mit diesen Worten schritten die beiden in das Labyrinth. Kami verdrehte derweil nur genervt die Augen. Sie selbst hatte eine solche Prüfung nie miterlebt und war deshalb genauso unwissend wie Hao. Was sie am meisten verstimmte war jedoch, dass sie nicht eingreifen durfte.
 

Im Prinzip war es also kein Wunder, dass die meisten an der Prüfung scheiterten. Gute Schamanen verließen sich stets auf ihren Geist und auf ihr Medium. Nahm man es diesen weg, so waren sie nichts mehr als verängstigte Menschen, bei denen der Verstand aussetzte.

„Wenn die erste Prüfung die Entschlossenheit zeigen sollte, welche Fähigkeit soll dann die zweite Testen? Ausdauer?“

Nach dieser Frage hörte er von der jungen Frau nur ein herzhaftes Lachen. Allerdings verstummte sie schnell wieder und äußerte sich zu dem Punkt.

„Würde ich es sagen, wüsstest du was auf dich zu kommen wird.“

„Das weiß ich zum Teil jetzt schon und zwar ein langer Weg.“

„In der Tat.“

Noch bevor Hao verstand, worauf die Wächterin hinaus wollte, schloss sich der Weg hinter ihnen. Für einen Moment blickte Hao auf den nun versperrten Weg, bevor er sich fragend zu seinen Begleitern umblickte und letzten Endes eine Antwort erhielt.

„Immer wenn du den richtigen Weg verlässt oder betrittst schließ sich der Gang hinter dir. Bleibst du auf dem richtigen Weg passiert nichts und bleibst du auf dem falschen ist es genauso. Nur die Überschreitung bringt eine Veränderung hervor, die dauerhaft ist.“

„Augenblick, dass heißt also immer wenn über den richtigen Weg laufe schließen sich die Wege die dorthin führen. Das würde bedeuten, dass irgendwann nur noch ein gerader Weg vor mir liegt, dem ich lediglich zu folgen brauche.“

„Genau. Doch so einfach ist es auch nicht. Wenn du dir diesen Weg verbaust ist es unmöglich wieder auf diesen Weg zurück zu kehren.“

„Das heißt für mich, dass ich den Test nicht bestanden habe.“

„Genau.“

„Und ich schätze mal, dass du mir nicht sagen kannst ob ich den richtigen Weg verlassen habe oder ob ich ihn betreten habe.“

„Sagen könnte ich es dir schon, aber ein Wort in dieser Richtung von mir und die Prüfung ist beendet.“

„Herrlich.“

Hao lächelte bei diesen Worten nur schwach. Das waren alles keine guten voraussichten, besonders da er es noch nie mit Glücksspielen hatte. Immer wenn es um Glück oder Zufall ging, dann hatte er die schlechte Karte gezogen und das war immer schon so.

„Niemand sag, dass die Prüfungen einfach wären.“

„Das war mir bewusst…da fällt mir ein, wie lautet eigentlich dein Name, denn ich bezweifle, dass es dir gefällt, wenn ich dich mit Wächterin anspreche.“

„Du bist der erste Fremde, den das interessiert, doch du hast Recht. Es gefällt mir nicht. Und da es nicht gegen die Regeln verstößt, kann ich meinen Namen auch nennen. Er lautet Midori. Doch um der Fairnishalber würde auch ich einen Namen begrüßen.“

„Mein Name ist Hao.“

„Ja ja, jetzt haben wir uns vorgestellt und sind glücklich, könntet ihr mal wieder auf den Weg achten, wir bekommen nämlich gerade Gesellschaft.“

Sofort blickten Hao und Midori nach vorne und entdeckten einen Reiter, der führ Haos Geschmack ein Makel zu viel hatte.
 

Normalerweise würden ihn kleine Makel nicht stören, doch dieser brachte ihn doch etwas aus den Konzept, weshalb er etwas irritiert zu der Wächterin blickte.

„Bilde ich mir das ein, oder hat der keinen Kopf.“

„Dieses Wesen hat seinen Kopf verloren und zieht umher um einen neuen zu suchen, solange bis er einen findet, der nicht in dem Moment in dem er ihn aufsetzt zu Staub zerfällt.“

„Moment mal aufsetzte, das heißt…“

Weiter kam Hao nicht, da der Reiter schon auf sie los galoppierte. In Windeseile stieß Hao die Wächterin zur Seite und brachte sich kurz daraufhin selbst in Sicherheit. Allerdings hatte der Reiter nicht vor seine neue Beute entkommen zulassen und ritt ein weiteres Mal auf Hao zu. Dieser zog blitzschnell sein Schwert hervor. Er durfte es zwar nicht gegen die Dornenwände einsetzen, doch gegen diesen Kopflosen Reiter schon. Allerdings war die Wucht des gegnerischen Angriffes so enorm, dass ihm sein Schwert regelrecht aus der Hand geschleudert wurde und einige Meter von ihm weg schlitterte. So hatte er sich die Sache nicht gedacht. Viel zeit zum beklagen hatte er jedoch nicht, der Reiter schon ein weites Mal mit seinem eigenen Schwert ausholte. Schnell duckte sich Hao, weshalb die Schwertschneide über ihm vorbeisauste statt seinen Kopf einen Teil der Dornenhäcke abschnitt, was bewirkte, dass die Dornenbesetzten Äste auf ihn herunter regneten. Genau in diesem Moment schnellte die Hand der jungen Wächterin zu ihrem Medium, doch noch bevor sie es hervorziehen konnte, wurde ihre Hand von einer anderen berührt. Schnell blickte sie auf und erblickte Kami. Ein bisschen irritiert blinzelte sie etwas, bevor sie einen schnellen Blick zu Hao, der sich gerade aus der Reichweite des kopflosen Ritter gebracht hatte.

„Greif nicht ein. Noch nicht. Hao hat schon andere Gefahren überstanden und das ist nichts dagegen. Hab vertrauen und gibt ihm eine Chance.“

„Aber wenn er…“

„Als Wächterin ist es doch deine Pflicht, die Prüfungen zu überwachen und nur dann einzugreifen, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt. Eine Alternative besteht hier jedoch.“

Kami konnte nicht leugnen, dass auch sie ihre Zweifel hatte, doch Hao hatte nicht so viel auf sich genommen um gleich am Anfang zu scheitern. Sie hatte vertrauen in seine Schamanenkräfte und die waren nicht auf den Kampf mit einem Geist beschränkt. Und wie als hätte sie es vorhergesehen stieg das Pferd des Reiters auf einmal hoch und ließ seinen Herren herunterfallen. Hao hatte doch tatsächlich den Zauber von Takumi Sasaki verwendet. Eben jene der bewirkte, dass Pfähle aus dem Boden schossen. Nun standen sich die beiden Kämpfer wenigsten auf einer Ebene gegenüber, da der Kopflose seinen Pferdevorteil verloren hatte, welcher seine Angriffe um einiges Stärker gemacht hatte.

„Auf zu Runde zwei oder wie darauf ich das verstehen.“

Mittlerweile hatte Hao auch sein Schwert wieder erlang und die beiden Gegner umkreisten sich. An sich schon ein wunder, da der Kopflose ja eigentlich nichts sehen dürfte, doch scheinbar wusste dieser trotzdem genau, wo Hao sich befand. Das Pferd hatte derweil Fersengeld gegeben und war verschwunden.
 

Dem zur Folge gab es wirklich nur noch einen Mann gegen Mann Kampf. Ob dieser nun fair oder unfair ablief, war in diesem Zusammenhang eine andere Frage. Jedenfalls schien der Kopflose nach einiger Zeit keine Lust mehr auf das Verzögerungsspiel zu haben und griff ohne Rücksicht auf Verluste an. Hao wicht daraufhin nur aus und führte das Schwert des Kopflosen geschickt von seinem Körper weg. In einer darauffolgenden fließenden Bewegung durchtrennte Hao zusätzlich den Umhang des Kopflosen, welcher nur wehend über den Weg wehte bis es an der Dornenhecke hängen blieb. Diese Aktion schien den Kopflosen jedoch nur noch wütender zu machen, jedenfalls schien es so, da dieser sein Schwert kurz darauf wie ein Schlagstock verwendete und versuchte Hao damit zu erschlagen.

„Das ist definitiv kein gebührender Umgang mit einem Schwert. Dem sollte man mal ein paar Lehrstunden erteilen.“

„Kannst du ja gerne machen, Kami. Jedenfalls wenn der noch in der Lage ist eines zu halten sobald ich mit dem fertig bin.“

Wie auf Kommando wich Hao ein weites Mal aus und schlug dem Kopflosen den Arm, in der dieser sein Schwert hielt, ab. Dieser fiel nur zu Boden und zerfiel zu staub. Doch trotz dieser Aktion war kein Blut zu erkennen, das darauf hinwies, dass dieses Wesen ein menschliches Lebewesen ist. Auch hatte es nicht den gewünschten Effekt, da der Arm aus unerfindlichen Gründen langsam begann nachzuwachsen. Allerdings war Hao doch einen Schritt schneller. Ohne lange nachzudenken griff er nach dem Schwert des kopflosen und stach diesem in die linke Brusthälfte, mitten ins Herz. Daraufhin war nur ein lauter schriller Schrei zu hören, der dazu führte, dass sich jeder die Ohren zuhalten musste. Zeitgleich blähte sich der Körper des Kopflosen aus, bis er explodierte und sich dessen Überreste in Form von schwarzer Asche in alle Richtungen verteilte.

„Das nenn ich mal einen Abgang.“

„Können wir weiter gehen?“

Bei diesen Worten klopfte Hao die Asche ab, welche sich auf seinen Sachen niedergelassen hatte. Midori blickte ihn nur völlig geschockt an. Sie selbst war total überrascht von dem plötzlichem Ende und konnte noch nicht richtig realisieren, dass Hao den Kopflosen Reiter wirklich besiegt hatte.

„…j…ja…na klar…“

„Alles in Ordnung?“

Auf diese Worte nickte sie nur. Nach einem kurzen Blick zurück folgte sie ihm auf Haos weiterem Weg. Erst nach einigen vergangenen Minuten hörte sie das vertraute Rascheln, welches darauf schließen ließ, dass sich der Weg hinter ihnen wieder geschlossen hatte.

„Ich schätze dieser Kopflose Reiter war eine der Gefahren, die hier lauern.“

„Stimmt, doch die restlichen setzen nicht zwangsläufig auf eine menschliche Waffe.“

„Gut zu wissen...sag mal wie groß ist dieses Gebiet eigentlich?“

„Groß. Mehr kann ich leider nicht dazu sagen.“

Auf diese Worte hin war nur ein leises Kichern von Kami zu hören. Die Antwort hätte durchaus von ihr stammen können. Dann jedoch wendete sie sich wieder dem eigentlichen Problem zu. Vor ihnen befand sich eine weitere Weggabelung. Sie konnte Hao in diesem Moment richtig ansehen, wie es in seinem Kopf zu arbeiten begann. Ein Weg drei Möglichkeiten. Eine Situation, die er in seinem Leben schon mehrfach hatte, aber bei seiner Trefferqoute war es offensichtlich, dass er den falschen Weg nehmen würde, wenn er nicht sowieso schon auf diesem war, was sie selbst nicht beurteilen konnte. Sie ließ sich lieber vom Ergebnis überraschen, immerhin wusste sie, dass Hao auch ohne ihre Hilfe zurecht kam. Dass musste er zwangsläufig, denn wenn er nicht dazu in der Lage war diese Prüfungen allein zu bestehen, dann hatte er auch kein Recht auf die Macht des Einheitssterns und bisher schlug er sich doch ganz gut. Jedenfalls ihres Erachtens.
 

Langsam gingen sie weiter nur um ein weiteres mal ein vertrautes Rascheln hinter sich zu hören.

„Irgendwie war das zu erwarten.“

„Warum wählst du den Weg dann?“

„Weil ich einen nehmen muss.“

Okay, dass stimmte und wahrscheinlich hatte Hao auch daran gedacht einen der anderen Gänge zu nehmen. Also hatte es bei ihm wirklich etwas mit Glück zu tun. Noch ehe sie jedoch einen ihrer beliebten Sprüche zum besten Gegeben konnte, schlug die Hecke um sie herum auf einmal aus. Dornen besetzte Ranken schossen aus einer unkalkulierbaren Richtung auf sie zu und versuchten sie zu treffen. Oder jedenfalls schien es so, doch allein die Tatsache dass diese Ranken Teil der Dornenhecke war hielt Hao davon ab diese einfach mit dem Schwert durchzutrennen, immerhin war es seiner Meinung nach Verboten und dass machte Midori auch kurz danach ziemlich deutlich.

„Diese Ranken sind Teil der Hecke, sie dürfen nicht verletzt werden.“

„Und dass sie uns verletzten interessiert kein Schwein oder wie…Lach nicht, sondern pass lieber auf deine Körperteile auf!“

Hao konnte einfach nicht mehr anders als zu lachen. Kami war manchmal einfach zu komisch. Besonders da sie nicht mal bemerkt hatte, dass er bereits sein Furyoko um ihn herum gesammelt hatte und eine Art Schutzbarriere erstellt hatte, an denen die Ranken in regelmäßigen Abständen abprallten.

„Immer doch, Kami. Können wir trotzdem verschwinden oder brauchst du noch ein paar Minuten um dich wieder einzukriegen?“

„Ob ich…na klar, der Herr muss mal wieder seine Schutzbarriere aus reinem Furyoko aktivieren. Weißt du eigentlich, dass das totale Verschwendung ist. Du weißt doch nicht mal was noch alles kommt. Vielleicht brauchst du das noch!“

„Kami, Mundhalten und mitkommen!“

Nun war es Midori die lauthals anfing zu lachen. Sie hatte noch nie eine Partnerschaft zwischen Geist und Schamanen gesehen, die so intensiv war. Die beiden zogen sich in gleichen Maße auf und spiegelten gleichzeitig ein Teamwork wieder, dass für sie unvorstellbar war. In diesem Moment war sie sich sicher, wenn sie jemanden den Einheitsstern gönnen würde, dann war es Hao. Dieser hatte einfach einen enormen Ergeiz, doch im Gegensatz zu allen anderen wirkte er nicht verbissen. Allein die Tatsache, dass der König der Geister ihm den Zugang zu den Prüfungen so schnell gewährt hatte sprach für sich. Mit einem kurzen Blick zurück zu den Ranken, die sich mittlerweile wieder beruhigt hatten, schloss sie wieder mit den anderen auf. Sie hatte diese mit einem Zauber belegt, was dazu geführt hatte, dass diese sie nicht beachteten.
 

Dieser Zauber diente zu ihrem Schutz, doch das hieß nicht, dass die Personen in ihrer näheren Umgebung ebenfalls verschont wurden. Im Gegenteil. Von ihr ließen sie ab doch jeden anderen griffen sie doppelt so schnell an, weshalb eine Schutzbarriere durchaus eine ausgezeichnete Idee war.

„Eine ungewöhnliche Art die Dinge zu bewältigen.“

„Tja das ist halt Hao. Verteidigung kommt immer an erster Stelle.“

„Ich schätze lediglich die Lage ab, dass ist alles.“

„Logisch!“

Noch ehe jemand etwas zu Kamis Worte sagen konnten, hatten sie schon die nächste Abzweigung überschritten und wurden auch sogleich ein weiteres Mal angegriffen, dieses Mal jedoch von fliegenden Dornen. Schneller als irgendwer sonst es verarbeiten konnte hatte Hao die beiden mit zu Boden gerissen, weshalb alle Geschosse ausnahmslos an ihnen vorbei gingen.

„Wenn ich demnächst einen riesigen Bogen um Dornenhecken mache, dann wisst ihr wieso!“

„Siehst du, genau deshalb sollte man nie zu früh auf sein Furyoko zurückgreifen.“

„Reg dich ab, ich hab noch genug. Aber bitte, dann dieses Mal eben mit Zauber.“

Ohne weiter auf Kami einzugehen konzentrierte sich Hao. Kurz darauf zog ein heftiger Wind auf, der jedes Dornengeschoss erfasste und an ihnen vorbei lenkte.

„Besser?“

„Viel besser.“

Wieder schlich sich ein Lächeln auf Midoris Gesicht. Diese Gefahr hatten sie dank Hao ebenfalls unbeschadet überstanden. Allerdings waren das auch die einfachsten Gegner, die hier zu finden waren. Frühestens bei dem Riesenskorpion, der auftaucht wenn er ein weiteres Mal nach rechts ging, würde er ohne Schutzgeist Probleme bekommen. Und wie aufs Stichwort wählte er sogar den besagten Weg.

//Langsam sieht es so aus als würde Hao immer den schwierigen Weg nehmen. Hoffentlich kommt er trotzdem noch ans Ziel.\\

„Ganz ehrlich, mir waren die Ranken und Dornengeschosse lieber.“

„Wieso? Was hast du gegen Skorpion?“

„Nichts solange sie klein und ungefährlich sind. Dieser ist jedoch nichts von beiden. Da würde ich doch eher eine Riesenspinne vorziehen, die hat jedenfalls keine giftigen Stachel.“

Schnell schüttelte Hao den Kopf. Gut, dass mit den giftigen Stachel war ein blödes Argument, besonders da es ihm egal sein konnte ob der giftig war oder nicht, denn an der Situation, dass er vor einem riesigen Skorpion stand, der so wirkte als würde er ihn gleich aufspießen wollen, änderte es nichts. Und diese Tatsache gefiel ihm nicht im Geringsten.
 

Wie als hätte er es erwartet kam der große Stachel schon auf ihn zu. Blitzschnell zog er sein Schwert wieder hervor und schlug zu. An sich nichts Besonderes wenn sein Schwert den länglichen Stachelfortsatz wirklich durchtrennt hätte. Dem war jedoch nicht so. Denn schon nach einigen cm wurde der Schlag gestoppt und das Schwert hatte sich sauber in dem Schwanz verharkt, so dass Hao es nicht mehr rausziehen konnte. Gerade noch rechtzeitig lockerte er den Griff um sein Schwert, bevor der Stachelfortsatz sich mit ihm in die Luft schwang. Das lief definitiv nicht so wie es laufen sollte.

„Die Chitinpanzer bei Rieseninsekten sind um einiges Stabiler als bei ihren kleineren Artgenossen. Weder Stock, Stein noch Schwert dringt durch diesen hindurch, jedenfalls nicht komplett!“

„Dieser Satz wäre ganz nützlich gewesen, wenn er einige Minuten vorher gekommen wäre. Aber bitte, dann eben auf die harte Tour.“

„Tschuldige.“

„Tze, tze, tze…also wirklich, fall bloß nicht aus deiner Rolle, Midori.“

„Tu ich nicht. Keine Sorge.“

Kami hatte Recht, sie fing an für Hao zu beten. Dafür zu beten, dass er diese Herausforderung überstand und dass durfte sie eigentlich nicht. Normalerweise war es auch mehr als einfach, immerhin machte sich keiner die Mühe sich mit ihnen zu unterhalten. Man sah sie nur als lästige Wegbegleiter, doch Hao war anders. Er sah sie wie eine Schamanin und behandelte sie auch dementsprechend. Bei diesen Gedanken beobachte sie, wie Hao dem Stachel des Skorpions ein weiteres Mal auswicht und sein Schwert mit einem schnellen und kraftvollen Ruck wieder aus dem Chitinpanzer des Schwanzes herauszog. Fast in derselben Bewegung ließ er einen Fluch auf den Boden unter dem Skorpion los, der dazu führte dass dieser etwas einbrach und Schwierigkeiten hatte sich aus der missligen Lage wieder zu befreien.

„Er hat den Boden abgesenkt?“

„Yupp, der Junge ist nicht schlecht, was?“

Mittlerweile hatte sich Hao auf den Rücken des Skorpions begeben und suchte nach einer Schwachstelle. Was jedoch nicht so einfach war, weil er ziemlich darauf achten musste durch die hektischen Bewegungen nicht runter zu fallen. Innerlich hoffte er, dass diese nicht auf der Unterseite des Skorpions war, sonst müsste er sich jetzt etwas einfallen lassen. Während er suchte schien der Stachel des Tieres in alle Richtungen auszuschlagen, jedoch nicht in der Lage zu sein seine derzeitige Position zu treffen. Bei diesem Anblick kam ihm ein Gedanken. Vorsichtig tastete er sich zum Kopf des Skorpions vor. Je näher er diesem kam, desto mehr lief er Gefahr, von dem Stachel erwischt zu werden.
 

Er musste durchaus zugeben, dass Geistkontrolle jetzt nicht schlecht wäre. Er würde sogar eine Geistvereinigung durchführen, wenn er es gedurft hätte, denn dass hier war schon Risiko auf höchsten Niveau. Er musste den Skorpion dazu zwingen sich selbst mit dem Schwanz aufzuspießen. Zumindest war es ein Versuch wert, der einzige der ihm helfen konnte, wenn sein Schwert wirklich nirgendwo durch den Panzer dringen konnte.

„Hey Kami. Erinnere mich bei Gelegenheit daran, dass ich Rieseninsekten aus dem Weg gehe.“

Kami sagte daraufhin nichts, sondern grinste einfach nur. Der Junge hatte so was von keine Ahnung, was ihn noch erwarten würde. Gut sie wusste es auch nicht wirklich, doch sie wusste, dass es Hao dazu bringen würde ein Rieseninsekt vorzuziehen. Immerhin waren die anderen Prüfungen auch nicht ohne. Genau in dem Moment, wo sie das dachte ließ der Skorpion seinen Schwanz herunterschnellen. Hao konnte in dem Moment wirklich von Glück reden, dass er abgerutscht war und auf dem Boden gelandet war. Andernfalls hätte der Stachel ihn sauber erwischt, so jedoch stieß der Stachel nur durch den Harten Chitinpanzer. Das Insekt zappelte noch etwas bevor es letzten Endes reglos zusammenbrach.

„Scheint so als war’s das. Oder hat das werte Tier noch Kinder.“

„Das…“

„…darfst du nicht sagen, schon klar.“

„Ich wollte eigentlich sagen, dass ich das nicht weiß!“

Für einen Moment herrschte Stille. Weder Hao noch Kami, die meistens einen passenden Spruch zu jeder Situation hatten, konnten etwas zu diesem Kommentar sagen. Schließlich war es Hao der sich dazu entschloss nicht weiter auf das Thema einzugehen.

„Gut, wie auch immer. Gehen wir weiter, bevor sich doch ein paar unerwartete Verwandte melden und ihren Spaß haben wollen.“

Lächelnd folgte Midori den beiden. Sie hatte mittlerweile wirklich gute Laune. Hao hingegen trat Gedanken verloren einen kleinen Stein vor sich her. Mittlerweile waren sie an einer weiteren Weggabelung angekommen, an der sie kurz anhielten. Für einem Moment schien Hao zu lauschen, ob er irgendetwas hören konnte, doch dem war nicht so. Es wäre auch zu einfach gewesen. Leicht frustriert ließ Hao den bisherigen Weg revue passieren. Es musste doch irgendeinen Trick geben. Für ihn war es ausgeschlossen, dass die erste Prüfung eine reine Glückspartie war.

„Sag mal, Midori. Finden sich diese Kreaturen eigentlich auf allen Wegen ein.“

„Darüber darf ich keine Aussage treffen, tut mir Leid.“

Hao nickte nur. In ihren Augen jedoch war plötzlich ein leichtes Strahlen zu erkennen. Sie hatte irgendwie das Gefühl, als hätte er den Grundplan dieses Gebietes verstanden.
 

Nun musste er nur noch rausfinden, was er mit diesem Verdacht anzufangen hatte.

„Angenommen nur auf bestimmten Wegen finden sich diese Kreaturen, dann müsste man wissen ob diese nun den richtigen oder den falschen Weg markieren.“

„Angenommen…und welchen Weg säumen die Kreaturen dann nach deiner Ansicht?“

„Den falschen. Immerhin heißt es ja auch, wer auf den falschen Weg geleitet wird, muss kämpfen um seinen Fehler zu korrigieren.“

„Man oh man, was du dir von Takumi Sasaki alles gemerkt hast, unglaublich. Scheinbar hast du deine Wahl getroffen, aber wie bleiben wir auf deinem vermeintlich richtigem Weg?“

Kami verschränkte bei diesen Worten die Arme vor der Brust. Zu wissen welcher Weg der richtige war, sagte gar nichts. Denn bei einem richtigen und tausenden Irrwegen war es mehr als einfach die falsche Abzweigung zu nehmen. Besonders wenn man Hao hieß.

„Ich weiß selber, dass ich immer falsch abbiege. Danke, dass du mich daran erinnerst. Am besten ich nehme von jetzt an den Weg, den ich eigentlich schon ausgeschlossen habe.“

„Und du glaubst, dass funktioniert?“

Mit diesen Worten trat Hao den Stein vor seinen Füßen einfach weiter nach vorne. Dieser kullerte knapp über die Weggabelung hinaus. Was als nächstes geschah überraschte jedoch jeden, denn allein der Stein verursachte, dass der Weg vor ihnen sich verschloss. Dieses Mal war es jedoch Midori war, die es nicht unterlassen konnte ebenfalls etwas zu ergänzen.

„So viel dazu.“

„Das ist jetzt nicht wahr, oder?“

„Doch ist es. Also welchen Weg nehmen wir jetzt?“

Kami konnte ein schadenfrohes Grinsen nicht für sich behalten, denn nach Haos Logik hatte er sich gerade den richtigen Weg wieder einmal verbaut. Demnach blieb ihm nichts anderes übrig als einen anderen Weg zu nehmen und zu hoffen, dass er bald wieder auf den vermeindlich richtigen Weg gelangen würde. Die anderen folgen ihm daher sichtlich amüsiert.

„Bitte keinen weiteren Kommentar dazu. Lasst uns lieber hoffen, dass es nicht schon wieder ein…“

Urplötzlich verstummte Hao, vor ihm erstreckte sich ein tiefer Wassergraben, der sich über den gesamten Boden zog und ihnen den Weg versperrte. Die undurchsichtige dunkle Oberfläche ließ erahnen, dass es nicht ratsam war in diese einzutauchen.

„Ist das Zeug giftig!“

„Nö, das einzige vor dem du dich in Acht nehmen musst ist der darin schwimmende Dämon. Und glaub mir der ist nicht ohne.“

„Ganz ehrlich. Ich streike.“

Mit diesen Worten rezitierte Hao einen Wasserelementarzauber und ließ das Eis vor ihm gefrieren. Mit einem Dämon wollte er nun wirklich keinen Streit anfangen. So lebensmüde war selbst er nicht, jedenfalls wollte er es nicht sein.

„Du weiß schon, dass der Dämon nur angreift, wenn man seinen Lebensraum verändert.“

„Ist nicht wahr…“

Noch ehe Midori auf diesen Kommentar reagieren konnte zersprang die gefrorene Oberfläche des Wassers in tausend Stücke und empor kam ein menschenähnlicher Dämon mit grünen Schuppen, der die Anwesenden mit glühend blauen Augen musterte.

„Lass mich raten, gegen den ist mein Schwert nutzlos!“

„So in etwa!“

„Das ist sowas von nicht mein Tag.“

Während Kami ihrem Schützling nur zustimmte schluckte Midori innerlich. Nachdem was sie gehört hatte war dieser Dämon von allen hier im Labyrinth lauernden Gefahren am schwierigsten zu besiegen. Nun musste Hao sich richtig anstrengen um unverletzt aus der Situation herauszukommen, denn bisher war noch keiner an diesem Dämon vorbeigekommen, der ihn getroffen hatte. Viel mehr weilten alle Unglücklichen in den Tiefen des Wassergrabens und wurden niemals wieder gesichtet. Sie konnte nur hoffen, dass Hao nicht dasselbe Schicksal teilen musste.

Der Tempel des Einheitssterns

Kapitel 32: Der Tempel des Einheitssterns
 

Der grünschuppige Dämon hatte Hao schnell ins Visier genommen. Genau in dem Moment in dem er diese erblickte schossen lange Tentakeln aus seinen Rücken und ließen ihn sofern möglich noch unheimlicher wirken.

„Hast du zufällig einen Tipp parat, Midori?“

„Äh, also außer halte dich von den Tentakeln fern, weil die dich in die Tiefe ziehen werden, nein….Oh warte, nicht mit dem Schwert abwehren sonst… nicht so wichtig.“

Noch ehe sie den Satz beenden konnte, hatte Hao schon versucht die Näherkommende Tentakel zu durchtrennen doch genau in dem Moment zock ein kurzer aber dennoch schmerzhafter Schmerz durch seinen Körper.

„Wieso warnst du einen immer, wenn es zu spät. Den elektrischen Schlag hätte er vermeiden können. Du kannst froh sein, dass er mit einem Elementarschwert kämpft, sonst hätte ihn dieser Schlag glatt von den Füßen gerissen und der Kampf wäre aus. Beim König der Geister noch mal, jetzt weiß ich wieso niemand je durch diese verdammte Prüfungen kommt.“

„Schuldige, aber ich mach das hier nicht so häufig. Um genau zu sein ist das die erste Prüfung die ich betreue.“

„Alles ja schön und gut, aber trotzdem hilft mir das hier nicht weiter. Wie wär es mit einigen allgemeine Fakten wie zum Beispiel…ach ich weiß auch nicht…vielleicht in der Art, bösartiger Dämon der seine Kraft aus dem Wasser bezieht aber Eis verabscheut, da es diese wieder mindert oder so etwas in der Art. Allein um zu wissen womit ich es zu tun habe und eine Kampfstrategie entwickeln kann.“

„Du und eine Kampf…sag mal was treibst du da eigentlich…“

Kami musste sich richtig zusammenreißen um nicht laut loszulachen. Hao hatte es wirklich irgendwie geschafft, auf einer Eisscholle mitten in dem überfluteten Gebiet zukommen. Auf einmal bemerkte sie, woher Hao die Idee mit dem Eis her hatte. Denn die Tentakeln des Dämons schlugen immer wieder an ihrem Schützling vorbei, obwohl er sich nicht mal richtig schützte. Zwar hatte Hao eine Menge mühe sich auf der wackeligen Eisscholle zu halten, doch für den Moment gelang es ihm.

„Mit dem Eis hast du unrecht, der Dämon spielt nur gerne mit seiner Beute, aber er hat eine starke Abneigung gegenüber…“

„Sag es nicht, bitte Midori, sag jetzt nicht das, was ich denke, das du sagen willst!“

„Du meinst Höllenfeuer.“

„Und du sagst es doch. Ich fass es nicht“

Mit diesen Worten ließ sich Kami geschlagen auf den Boden sinken. Nicht nur schlimm genug dass Midori dieses ganz spezielle Feuerchen erwähnt hatte, nein sie musste es auch noch so laut sagen, dass Hao es mitbekam. Das konnte noch lustig werden.
 

Und sie sollte Recht behalten als ein markerschütternder Schrei durch die Gegend hallte und der mittlerweile brennende grünschuppige Dämon mit einem lauten platschen in die unergründliche Tiefe des vor ihr liegende Wasser herab sank. Kurz darauf gefror die komplette Wasseroberfläche erneute und eröffnete den anderen einen Weg hinüber.

„Im Nachhinein war dieser Dämon doch recht einfach zu besiegen.“

„Oh, der ist noch nicht besiegt, nur angeschlagen, aber es verlangt auch keiner, dass du ihn tötest.“

„Ich will ja die gute Stimmung nicht verderben, aber wer erstickt jetzt das Höllenfeuer? Denn wenn der Dämon wieder an die Oberfläche kommt, fackelt er die ganze Hecke nieder.“

„Wie meinst du das?“

„Höllenfeuer kann nur von Weihwasser gelöscht werden und mit nichts anderem.“

„Oh keine Sorge. Unser Dämon hier lebt im Weihwasser. Und man kann ihn nur kurzfristig ausschalten, wenn er das Wasser komplett verlassen hat, ansonsten taucht er unter und löscht es wieder. Aber ernsthaft. Können wir weiter gehen, ich hänge nämlich an meinem Leben.

Kami beobachtete nur wie die beiden Schamanen weitergingen. Sie selbst bliebt einen Moment verdutzt zurück und versuchte das Ganze zu begreifen. Es war einfach unglaublich wie sehr sie heute auf der Leitung stand. Natürlich hatte der Geisterkönig bei allen Prüfungen vorgesorgt, so dass zumindest den einzelnen Wächterinnen nichts passieren konnte. Wie konnte sie bloß auf die Idee kommen, dass ihnen oder den anderen hier eine wirkliche Gefahr drohte. Weiter konnte sie ihren Gedanken nicht nachgehen, da sie unter sich ein dumpfes Grollen hörte. Scheinbar hatte sich der Dämon wieder erholt, demnach war es besser hier zu verschwinden.

„Leute Beeilung, das Ding will ne Revenge.“

„Nicht mit mir.“

Mit diesen Worten ließ er die nächste Abzweigung hinter sich und zu jedermanns Überraschung versperrte sich der Rückweg kurz daraufhin von selbst. Sie waren wieder auf dem Richtigen Weg, jedenfalls Haos Theorie nach.

„Und jetzt?“

„Erst Mal bis zur nächsten Abzweigung weiter gehen und dann mal sehen. Ach und könnt ihr mir helfen ein paar Steine einzusammeln.“

„Was?“

„Klar, mach ich. Ist der gut.“

„Müsste gehen.“

Kami schüttelte bei diesem Anblick nur den Kopf. Sie wusste sofort was Hao vorhatte und stellte sich darauf ein, dass diese Aktion reine Zeitverschwendung war. Allerdings sollte sie eines besseren belehrt werden, denn jedes Mal wenn eines der gesammelten Steinchen eine Abzweigung überschritten, schlossen sich zwei der drei möglichen Wege.

„Also auf die Idee ist noch niemand gekommen.“

„Ganz ehrlich, wenn ich mir mit so einer Aktion vorher nicht den Weg versperrt hätte, dann wäre ich auch nicht darauf gekommen. Aber irgendwie erinnert mich das an die eine Geschichte von Takumi Sasaki“

„Du meinst die mit dem etwas Fleisch in den Gang werfen und warten bis die lauernden Bestien angreifen, bevor man selbst den nächsten Gang betritt und besagte Bestien niederstreckt.“

„Genau die.“

„Dieser Takumi Sasaki scheint ja ein Mann mit viel Einfallsreichtum zu sein.“

„Du hast keine Ahnung, Midori.“

„Wahrscheinlich und du hast ein Problem? Es ist nur noch ein Stein da und ich finde auch keine mehr.“

„War ja irgendwie zu erwarten.“

Mit verschränkten Armen blieb Hao vor der nächsten Abzweigung stehen. Er hatte noch einen einzigen Versuch und der musste treffen. Mit geschlossenen Augen warf er den letzten Stein in den Weg rechts zu ihrer Wegrichtung lag. Als nichts geschah atmete er erleichtert auf.
 

Zumindest hier mussten sie noch nicht raten. Der restliche Weg verlief ohne jegliche Zwischenfälle, jedenfalls bis zu dem Moment, als sie an einer Sackgasse standen.

„So viel zum Thema richtiger Weg. Scheinbar haben wir diesen Durchgang schon einmal durchquert. Dumm gelaufen. Also drehen wir um.“

„Moment. Das ergibt keinen Sinn. Wenn es nur einen richtigen Weg gibt, dann kann man nicht in einer Sackgasse landen, da die Wege sich nur verschließen, wenn man von diesem Abkommt.“

„Oder Hinaufkommt. Aber das würde heißen, dass du dich mit dem richtigen Weg geirrt hast.“

„Das glaube ich nicht. Vielmehr glaube ich dass die Prüfung uns zum Narren hält…“

Bei diesen Worten sah Hao sich genauer um. Kurz darauf ging er auf die Knie und strich mit seiner Hand über den sandigen Boden. Dabei legte er das Symbol des Einheitssterns frei, was seinen eigentlichen Verdacht nur noch verstärkte. Es hätte ihn auch insgeheim gewundert, wenn dieser Test auf reines Glück beruhen würde, doch so wie es aussah kamen selbst die glücklichen hier nicht durch.

„…wir haben das Ende erreicht, ist es nicht so, Midori…Lass mich raten, du bist die einzige, die die letzten Meter zum Tempel des Einheitsstern freigeben kann.“

Auf Midoris Gesicht schlich sich bei diesen Worten ein verräterisches Lächeln. Hao hatte das letzte Rätsel dieser Prüfung soeben gelöst.

„Nur derjenige, der die Rätsel dieses Labyrinth vollständig löst, ist erlaubt den Tempel des Einheitssterns zu erreichen um die nächsten Prüfungen auf sich zu nehmen. Der Zufall und das Glück sollen bei dieser Prüfung zur Nebensache werden.“

Mit diesen Worten trat Midori zu der Dornenhecke und legte vorsichtig die Hand darauf. Urplötzlich gaben die feinen Ranken den Weg frei und erlaubten einen atemberaubenden Blick auf den Tempel.

„Willkommen in dem Heiligtum unseres Reiches. Das hier ist der Tempel des Einheitssterns.“

„Midori du bist ein Schatz, endlich hab ich auch mal was zu tun. Hi, ich bin Ilka, die Wächterin deiner nächsten Prüfung und….“

„Nicht dieses Mal, Ilka. Der König der Geister hat eine andere Reihenfolge angeordnet. Salima wird die nächste Prüfung stellen.“

„Wirklich, cool!“

Während die junge dunkelhaarige Wächterin übers ganze Gesicht strahlte und sich tausendmal bedankte, konnte die andere ihre schlechte Laune nicht für sich behalten.

„Aber Meisterin Chiyo, Salimas Aufgabe ist doch viel zu schwer, da komm ich ja nie zum Zuge.“

„Keine Widerrede, der König der Geister bestimmt die Regeln und die werden befolgt. Du wirst die 3 Prüfung übernehmen.“

„Sie meinen falls es dazu kommt.“

Mit diesen Worten setzte sich Ilka schmollend auf die Stufen, die hinauf zum Eingang des Tempels führten und blickte in den Himmel.
 

Salima warf ihr nur einen entschuldigen Blick zu, während Hao sich an seinen Schutzgeist wendete.

„Des einen Freud ist des anderen Leid, oder wie ist das.“

„Du hast es erfasst. Die Mädels wollen alle ein Stück von dir.“

„Muss ich mir jetzt etwa sorgen machen?“

„Wenn man davon ausgeht, dass bis jetzt 100% derjenigen, die sich an den Aufgaben des Einheitsstern versucht haben, gescheitert sind, dann würde ich diese Frage mit einem ‚Ja‘ beantworten.“

„Sehr freundlich.“

„Meine Aufgabe ist es nicht freundlich zu sein, sondern dafür zu sorgen, dass hier alles so läuft wie es soll und wie der König der Geister es befiehlt.“

Nach diesen Worten gab sie Salima ein Zeichen, bevor sie allen anderen den Rücken zuwendete und hinter der Tempeltür verschwand. Erst als alle drei Mädchen sicher waren, dass ihrer Meisterin weg war, atmeten diese erleichtert durch.

„Mach dir nichts draus, Meisterin Chiyo ist immer so.“

„Hab ich auch schon gehört.“

„Von wem?“

Nun war es Midori, welche ihn irritiert musterte. Sofern sie sich nicht irrte hatte sie Hao nichts von ihrer Meisterin erzählt.

„Lange Geschichte!“

„Du kannst es mir ja während deiner nächste Prüfung erzählen. Komm mit!“

Mit diesen Worten lief Salima voran. Hao, der sowieso keine andere Wahl hatte folgte dieser einfach, jedoch nicht ohne Ilka noch einen Versprechen zu geben.

„Bis nachher, Ilka. Und Midori, warn sie vor, sonst kriegt sie noch ‘nen Schreck.“

„Mach ich. Viel Glück.“

Während Midori ihm nur breit hinterher grinste verstand Ilka die Welt nicht mehr. Doch so, wie Hao es am Rande mitbekam, fing Midori wirklich an dieser eine Zusammenfassung von der ersten Prüfung zu erteilen. Lange konnte er jedoch nicht zuhören, da seine Aufmerksamkeit wieder auf Salima gelenkt wurde.

„So, schon auf die nächste Aufgabe gespannt.“

„Wir werden sehen.“

„Yapp werden wir! Und hier sind wir auch schon. Tada…die Schlucht der Wahrheit.“

Hao war bei diesen Worten sichtlich überrascht. Vor ihm erstreckte sich ein langer 2 Meter tiefer Graben. Über diesen hinweg erstreckten sich dünne Balken, die nicht breiter als 8 cm waren.

„Schlucht der Wahrheit? Und welche Wahrheit wird hier geprüft?“

„Haha, sehr witzig. Zieh dein Schwert schwing dich auf die Kampffläche und kämpf gegen mich.“

Hao hob bei diesen Worten nur defensiv die Hände. Das letzte was er wollte war die Wächterin vor ihm zu verärgern. Aus diesem Grund tat er was diese von ihm verlangt hatte. Wobei dies deutlich schwieriger war als gedacht, da er durchaus darauf achten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Besonders problematisch wurde es dadurch, dass die Balken nicht durchgängig sind, sondern das eine oder andere Mal Lücken aufwiesen, durch die man hindurch fallen konnten.
 

Salima zog ebenfalls ihr Schwert und kam langsam auf ihn zu. Im Gegensatz zu ihm hatte sie jedoch keine Schwierigkeiten auf dem Kampffeld voranzuschreiten.

„Nett nicht? Ich bin auf diesen Balken groß geworden, also wirst du es relativ schwer haben mich zu besiegen und dein Versprechen an Ilka zu halten.“

„Ich enttäusche dich ja ungern, aber ich pflege meine Versprechen zu halten.“

„Wir werden sehen. Bevor ich es vergesse. Die Regeln sind einfach besiege mich oder schubs mich von den Balken. Fällst du vor mir, so bist du an dieser Prüfung gescheitert.“

„Es gibt nur einen Versucht.“

„Genau und keine Geistkontrolle wir kämpfen mittels Geistvereinigung.“

„Kannst du das noch?“

„Du nicht. Sag bloß die große Kami ist eingerostet…so jetzt aber zurück zu dem Kampf. Noch etwas was ich beachten muss und was verboten ist?“

„Hmm…oh ja, jetzt wo du es erwähnst. Hinterhältige Zauber sind auch verboten, also versuch nicht erst mich mit Hilfe eines Zauber herunter zustoßen.“

Hao konnte bei diesen Worten ein leichtes Lächeln nicht vermeiden. Es hätte so schön einfach sein können, doch wenn die Prüfungen so einfach wären, dann hätten schon mehrere diese Prüfungen bestanden.

„Also lass uns anfangen.“

„Hast du es wirklich so eilig zu verlieren?“

Hao hatte nicht mal den Hauch einer Chance etwas auf diese Frage zu antworten, da seine Gegnerin sofort danach angriff. Reflexartig wich er zurück und fluchte kurz daraufhin innerlich. Eigentlich hatte er sich ja am Anfang vorgenommen zur Seite und nicht nach hinten auszuweichen und einen Konterangriff zu starten, doch der Angriff kam einfach viel zu überraschend, als dass er strategisch reagieren konnte. Da er jetzt eh nichts mehr daran ändern konnte entschloss er sich einfach nur noch darauf zu achten, dass er sich mit den Abstand der Balken nicht überschätze und die gegnerischen Schwertschläge rechtzeitig abblockte.
 

Salima hingegen dachte nicht großartig nach. Sie wusste wie sie sich auf diesem Kampffeld verhalten musste und hatte daher einen extremen Vorteil. Aus diesem Grund ging sie es auch etwas langsam an. Es war nicht so, dass sie ihn gewinnen lassen wollte. Sie wollte nur eine ernsthafte Herausforderung und den Kampf solange wie möglich hinausziehen. Wer konnte schon sagen, wann sie sich das nächste Mal einen Kampf liefern durfte. Außerdem war Hao Art ihrer Meinung nach recht erfrischend.

„Oh bin ich dir zu brutal.“

„Bisher kann ich damit leben, ich hatte schon schlimmere Gegner.“

„Ist das so? Wenn das so ist…da fällt mir ein, ich weiß bis jetzt nicht was ich für einen Namen auf die Liste meiner unterlegenen Gegner schreiben soll.“

„Gib dir keine Mühe, aber du kannst den Namen Hao gerne in deine List aufführen und zwar als die Person die dich besiegt hat.“

Nach diesen Worten hatte Hao seine Gegnerin zurückgedrängt, welche kurz aus dem Gleichgewicht geriet, sich jedoch schnell genug wegteleportieren konnte um diese wieder zu erlangen.

„Teleportationen sind also erlaubt? Das macht den Kampf wesentlich interessanter.“

„Das heißt nicht dass du gewinnst.“

Mit diesen Worten teleportierte sich Salima wieder zu Hao und griff an. Dieser konnte von Glück sagen, dass er im Nahkampf immer schon gut war und hatte damit keine Schwierigkeiten diese abzuwehren. Mittlerweile hatte er sich auch an die Kampffläche gewöhnt und war sichtlich überrascht, dass er nur selten ins wanken kam. War dies doch der Fall hieß es mittels Teleportation auf Abstand gehen und dann weiter kämpfen. Allerdings brachte ihn diese Strategie nicht wirklich weiter, da er die Wächterin ja schließlich besiegen musste.
 

Nach einer geschlagenen Ewigkeit hatte es Hao geschafft Salima das Schwert aus der Hand zu schlagen, doch anstatt sich zu ergeben machte sie nur einen paar gewagten Rückwärtssaltums. An einem Balken blieb sie stehen und setzte sich darauf bevor sie sich rückwärts fallen ließ. Mit der Hand griff sie den Griff ihres Schwertes, welches im Boden unter der Kampffläche stecken geblieben war. Anschließend zog sie sich wieder hoch, ohne dass sie den Boden mit einer Faser ihres Körpers berührte und stand anschließend geschickt wieder auf.

„Ich bin beeindruckt.“

„Man nennt mich nicht umsonst die Seiltänzerin. Und seien wir mal ehrlich im Gegensatz zu einem Seil ist das hier ein Kinderspiel.“

„Das stimmt wohl. Trotzdem gewinnst du nicht.“

Ein weiteres Mal lieferten sich die beiden ein Schlagabtausch, dann jedoch leitete Hao das Schwert seiner Gegnerin zu Seite und ergriff mit der anderen Hand die Schwerthand seiner Gegnerin. Zeitgleich zog er seine eigene Schwerthand zurück und platzierte die Klinge seines Schwertes anschließend an ihren Hals.

„Muss ich dich jetzt wirklich noch runterstoßen.“

„Ich geb mich geschlagen. Gratulation. Du darfst dein Versprechen, das du Ilka gegeben hast, einhalten.“

Langsam entfernte Hao das Schwert von ihrem Hals. Das Ende ging ihm ehrlich gesagt etwas zu schnell. Er wollte Salima nichts unterstellen, aber in gewisser Weise wollte er nicht riskieren, dass sie ihn doch noch hinterrücks angriff.

„Du traust mir nicht, richtig?“

„Wenn man bedenkt, dass ich bestimmte Regeln immer erst durch Nachfrage erfahre.“

„Ja das ist wirklich fies. Aber ernsthaft, wie soll man sich alle Inhalte alter Lektüren und die beigebrachten Lektionen merken. Mann kann ja nicht alles auswendig lernen.“

„Stimmt.“

Mit diesen Worten ließ Hao die Wächterin ab, was er sofort bereute, da sie ihn anschließend einen kräftigen Stoß verpasste. Gerade noch rechtzeitig konnte er sich im Fallen an einen der Balken festhalten und zog sich blitzschnell wieder hoch. Völlig überrascht wich Salima daraufhin zurück. Mit so einer schnellen Reaktion hatte sie nicht gerechnet und so kam was kommen musste. Sie trat neben den Balken und stürzte nach unten, wo sie schmerzhaft auf dem Boden aufkam.

„Au, das hab ich wohl verdient…“

Hao sprang bei diesen Worten von den Balken herunter und landete vor ihr. Für einen Moment sah er sie einfach nur an, bevor er ihr die Hand entgegen steckte um ihr hoch zu helfen.

„Danke. Ach und nur nebenbei. Selbst wenn du dich nicht hättest halten können, hättest du die Prüfung bestanden.“

„Und wieso dann dass ganze.“

„Ich wollte dir einen kleinen Vorgeschmack auf die Hinterhältigkeit einiger Prüfungen geben. Traue niemals einer Wächterin, es sei denn sie sagt eindeutig dass du die Prüfung bestanden hast und dir gratuliert.“

„Danke für den Tipp.

„Gerne. Also lass uns Ilka die gute Nachricht übermitteln, dass sie die nächste Prüfung stellen darf.“

Mit diesen Worten lief die Wächterin voran und Hao hatte keine andere Wahl als ihr zu folgen. Eine Sache an die er sich nicht gewöhnen wollte, denn in gewisser Weise fühlte er sich wie ein Tier dass auf die Schlachtbank geführt wurde. Wobei dies dann doch ein recht übertriebener Vergleich war, wenn man bedachte, dass die Wahrscheinlichkeit dass er hier sterben wird so gut wie unwahrscheinlich ist.
 

Dennoch, ein schlechtes Gefühl blieb weiterhin bestehen und das lag mit Sicherheit nicht an den bevorstehenden Prüfungen sondern eher an der Tatsache, dass er nicht wusste was er zu erwarten hatte. Noch mehr jedoch waren die Bedingungen. Er war es ja von Takumi Sasaki gewöhnt unvollständige Aufträge zu bekommen, deren Inhalt er vorher komplett überdenken und vervollständigen musste. Generell hatte dieser immer ein wichtiges Detail unterschlagen weshalb er sich in gewisser Weise angewöhnt hatte alles zu hinterfragen. Doch das hier war irgendwie anders. Prinzipiell war es dasselbe. Er wurde ins kalte Wasser geschmissen und musste sich mich Häppchen von Hinweisen herumschlagen. Das Problem war nur, dass Takumi ihm nach Nachfrage alles wissenswerte nennen konnte, doch die Wächterinnen durften nur bestimmte Fakten wiedergeben und somit war er größtenteils auf sich allein gestellt.

„Hey Ilka, wir sind wieder da.“

„Und?“

„Was und? Er hat mich besiegt und dass auch noch fair. Eine Schande für mich aber ein Glück für dich also genieß es. Bye Hao und wehe du gibst mir nicht die Möglichkeit ein paar andere Prüfungen zu beobachten, dann werde ich nämlich sauer. Ich will dich mindestens bei der Tempelprüfung sehen.“

„Tempelprüfung?“

Nun war Hao etwas verwirrt. Insgeheim fragte er sich was es mit dieser Tempelprüfung auf sich hatte und vor allem wie weit das noch hin war.

„Die Tempelprüfung ist bisher die einzige Prüfung, die noch nie jemand bestanden hat, sofern die betreffenden so weit gekommen sind. Sie wird übrigens von Meisterin Chiyo gestellt. Oder sollte ich besser sagen bestritten? Ist ja auch egal, jedenfalls ist das die Prüfung, welche die zweite Etappe beendet. Es gibt insgesamt 4 Etappen. Einmal die Prüfungen des Außenbezirks, an denen der Großteil der Mutigen schon scheitert. Sprich die Eingangsprüfung. Dann gibt es die Prüfungen des Innenbezirks, dessen letzte Prüfung die Tempelprüfung ist. Die weiteren Prüfungen finden dann im Tempel statt. Deswegen auch der Name, wobei die dort stattfindenden Prüfungen auch als Tempelprüfungen bezeichnet werden. Ist ‘nen bisschen kompliziert, aber was soll‘s. Letzten Endes gibt es die Sternenprüfungen.“

Für einen Moment stoppte Ilka kurz und überlegte ob sie überhaupt erlaubt war dass alles zu erzählen dich letzten Endes war es ja jetzt sowieso egal. Ihre Fehler würden nicht zu Lasten des Prüflings gehen, dennoch war es vielleicht klüger nichts mehr zu sagen.

„Aber das mit der Tempelprüfung dauert noch, erst mal muss du meine Prüfung bestehen, also komm mit. Ich zeig sie dir.“

Ilka wies ihn daraufhin an ihr zu folgen, was Hao auch sofort tat.
 

Es dauerte eine Weile bis sie an einem recht traurigen Ort ankamen. Auf dem Boden war jegliche Art von Leben ausgelöscht. Keine einzige Pflanze zierte den Boden vor ihm. Alles was dort war, war kahler Boden und dass in einem Umkreis von mehreren Metern. Am Ende dieses Ödlandes befand sich ein großes verschlossenes Tor, welches gerade zu danach schrie geöffnet zu werden.

„Ich hoffe du hast nichts gegen Kälte.“

Bei diesen Worten klatschte Ilka in die Hände und rezitierte einen Zauber. Sofern Hao sich nicht irrte, handelte es sich um einen Eiselementarzauber und der Länge des Zaubers nach sogar um einen ziemlich mächtigen. An sich sogar wahrscheinlich wenn man ihren vorigen Kommentar berücksichtigte. Noch ehe er begriff was passiert, baute sich um ihn herum ein riesiger Berg um sie herum auf.

„Wow! Das nenne ich mal viel Eis.“

„Wenn dich das schon beeindruckt, dann wirst du deine nächste Aufgabe lieben!“

„Na dann, erzähl ich bin schon gespannt. Solange die Aufgabe nicht darin besteht hier zu ertrinken, bin ich für alles offen.“

„Damit hat es nicht zu tun, keine Sorge. Du musst nur das Tor freilegen, das sich hinter dem Eis verbirgt, es öffnen und passieren.“

„Und der Harken an der Sache?“

„Du hast nur einen Versuch.“

„Super, wie dick ist dieses Eis 5 Meter und das soll man mit einem Angriff durchbrechen. Da habe ich nur eine Frage ist das überhaupt zu schaffen?“

Ilka zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Sie hatte es selber noch nie ausprobiert. Zugegeben ihrer Meinung nach war diese Aufgabe nicht zu lösen. Sie kannte die Regeln und wusste was sie machen musste um diese zu starten. Aber in wieweit diese ohne Zauber lösbar ist wusste sie nicht. Es war auch nicht ihre Pflicht es auszuprobieren, da die Prüfungen vom König der Geister selbst kamen und dieser würde schon wissen was zu schaffen war und was nicht.

„Ich sag es doch immer wieder. Ohne Feuer kommt man nicht weit.“

Ilka konnte sich bei diesem Kommentar nicht zurück halten und fing an zu lachen. In diesem Punkt war sie voll und ganz seiner Meinung. Ein Feuergeist würde das ganze vermutlich einfacher machen. Andererseits war auch für diesen ein Angriff viel zu wenig.

„Ja ja beschwer dich. Ich bin jedenfalls ein erdverbundener Geist, also mach was daraus.“

„Also gut. Wir brauchen einen Angriff, der sowohl stark ist, aber bei Kontakt mit dem Ziel nicht gleich zerstört wird.“

Während er das sagte rieb sich Ilka die Arme, da der Eiskäfig die Umgebung enorm abkühlte. Langsam aber sicher bekam sie das Gefühl als würde es um sie herum tiefster Winter sein. Und eines konnte sie sagen, sie mochte den Winter überhaupt nicht. Jedenfalls die Kälte. Das schlimmste war jedoch, dass sie ihren Umhang vergessen hatte, welcher sie vor der Kälte schützte. Auch Hao schien das zu bemerken und zog daher seinen aus und übergab ihn ihr.

„Hier! Sonst erfrierst du noch.“

„Danke.“

Zögernd nah sie den Umhang entgegen. Sie merkte sofort, dass dieser mit einem Zauber belegt war. Und tatsächlich als sie ihn umlegte war die Kälte plötzlich wie weggefegt.

„Was ist das für ein Zauber?“

„Ein effektiver. Er schützt vor Regen, Kälte und Hitze.“

Mehr sagte Hao nicht dazu. Er wusste, dass es mit einem Zauber um so vieles einfacher gewesen wäre, doch wie hieß es so schön. Nicht alles ist so einfach wie man es gerne haben will.
 

Für einen Moment überlegte Hao weiter und rieb sich die Hände um sie aufzuwärmen. Plötzlich kam ihm eine Idee und er wendete sich zu seinem Schutzgeist.

„Die Technik der doppelten Magnetwirkung. Angenommen, man verwendet einen Angriff und leitet ihn am Rand des Eiskäfigs entlang. Dann müsste man durch die entstehende Reibung doch Wärme erzeugen und diesen Eisberg hier bis auf den Grund schmelzen.“

„Dir ist aber schon klar, dass diese Art von Angriff schwer zu kontrollieren ist, oder?“

„Einen Versuch ist es Wert. Ilka ich würde an deiner Stelle in Deckung gehen…sofern du das hier kannst.“

„Keine Sorge, wenn dein Angriff mir zu nahe kommt, werde ich ihm ausweichen.“

Auch wenn Ilka alles andere als gelassen war, war sie innerlich mehr als unruhig. Ihre Meisterin hatte ihr versucht diesen Angriff beizubringen, doch sie war gescheitert und hätte beinah eine der anderen Wächterinnen erwischt. Damit war das Training für sie vorbei gewesen, jedenfalls von ihrer Seite aus. Das letzte was sie wollte war eine der anderen verletzten, weshalb sie sich auch sämtlichen weiteren Trainingsanweisungen widersetzt hatte. Zugegeben ihre Meisterin war nicht sehr begeistert, doch sie hatte es ihr dennoch durchgehen lassen und darüber war sie insgeheim sogar sehr froh.

„Gut Kami, legen wir los.“

„Du kannst dich auf mich verlassen.“

Nach dem sie dass gesagt hatte spürte sie Haos Furyoko. Er ließ es frei posieren, sodass sie uneingeschränkten Zugang zu diesem hatte. Genau dass was sie brauchte. Mit einem leichten Lächeln vereinigte sie sich mit der Erde. Doch was danach passierte ließ selbst sie für einen Moment staunend zurück. Ast im selben Moment wo diese Verbindung aufgebaut wurde, erstrahlte das Elementarschwert von Hao in einem gelblichen Licht. Sie wusste nicht ob Hao das geplant hatte oder es eine Intuitive Handlung war. Nur eines und zwar, dass dieser sich gerade einen erheblichen Vorteil anderen Schamanen gegenüber geholt hatte. Die Frage war nur, ob er diesen auch zu nutzen wusste. Die Erde war nun sein Medium doch auch das Schwert spielte eine spezifische Rolle. Zwar wusste Hao wie ein Doppelmedium funktionierte, doch das hier war etwas anderes. Zwar nutzte er beide Medien, doch lediglich die Erde sorgte für ihre Macht, während das Schwert für die Kontrolle zuständig war. Und genau dass war der Vorteil eines Medium, welches sich sowohl einer festen Waffe bediente und der Eigenschaften eines der fünf Elemente.
 

Diese Beobachtung jedoch schnell missachtend bereitete sie den Angriff vor. Es ging um alles oder nicht und sie würde dafür sorgen, dass Hao einen perfekten Angriff von ihr erhielt. Der Rest lag allerdings bei ihm. Mit diesen Gedanken entließ sie den Massiven Angriff, der auch sofort auf die eiserne Wand losraste. Doch noch ehe er diese erreichte zog er eine leichte kurve und umkreiste sie ohne den Eiskäfig auch nur zu berühren.

„Kriegst du ihn in den Griff.“

„Der Verlauf des Angriffes ist ziemlich uneben, aber ich hab ihn unter Kontrolle.“

Wie als wenn er es beweisen wollte, raste der Angriff mit hoher Geschwindigkeit weiter über ihnen herum und zog seine kreise. Dieses mal blieb aber so nach an der Eiswand, so dass er diese steifte.

„Na dann heißt es jetzt warten und sehen ob…ok es klappt, ich werd nass.“

Kami sah bei diesen Worten wütend nach oben, wo das Schmelzwasser herunter tropfte. Regen war eine Sache aber wieso um alles in der Welt musste dieser immer so kalt sein. Das Ilka sich über ihre Reaktion halb totlachte stimmte sie nicht gerade fröhlicher, doch machen konnte sie auch nichts dagegen.

„Wahnsinn. Aber sag mal, fällt uns die Eisplatte nicht auf den Kopf, wenn du den Rand schmelzen lässt.“

„Warte es ab.“

Bei diesen Worten beendete der Angriff seine Kreiselfahrt und sauste ein Stück nach unten nur um noch einmal umzudrehen und steil nach oben zu fliegen. Mit dieser Aktion stieß er die obere Kuppel in die Luft, welche einige Meter weiter wieder auf dem Boden aufkam und in tausend Eisstücke zersprang. Anschließend setzte der Angriff seine Kreiselfahrt fort. Auch wenn es einige Zeit dauerte so löste sich der Eisberg, oder in diesem Fall die Eisburg langsam in Wasser auf und gab den Weg wieder frei. Erst als das letzte Eis geschmolzen war schoss der Angriff in den Himmel und verschwand.

„Jetzt bin ich aber gespannt was hinter dem Tor ist.“

Mehr sagte Hao nicht dazu sondern schritt einfach zum Tor und öffnete es. Insgeheim hatte er nicht besonders viel erwartet und wie erwartet war hinter dem Tor nichts Unerwartetes. Das einzig Merkwürdige war, das einige Meter vom Tor entfernt war und scheinbar meditierte. Ihr Rücken war zu dem Tor gerichtet, doch trotz allem schien sie ihn bemerkt zu haben.

„Willkommen, bei meiner Prüfung. Gesell dich zu mir und ich erkläre dir die Regeln.“

„Musst du immer so eine Show abziehen Lin.“

Ilka schüttelte bei diesen Worten nur fassungslos den Kopf. Jedes Mal wenn sie Lin besuchte gab sie dasselbe Geschwafel von sich.

„Ach du bis es nur…oh hey.“

Schon fast genervt setzte sich Lin auf und drehte sich um. Doch ihr ausdrucksloser Gesichtausdruck wich schnell einem überraschten, als sie Hao erblickte.

„Das ist Hao und ja er ist dein nächster Prüfling.

„Gut…warte mal. Den Namen hab ich irgendwo schon mal gehört? Ach ist ja auch egal, war wahrscheinlich in einem anderen Zusammenhang. Also lass uns anfangen.“

„Darf ich mitmachen.“

„Wenn du den Mund hältst, dann ja. Also setzt euch…In dieser Prüfung geht es um Konzentration. In dieser Region befinden sich mehrere Geister. Hao deine Aufgabe ist es alle aufzuspüren uns sie zu vernichten. Es gibt keine Zeitvorgabe in dem du die Geister finden musst. Aber sobald du den ersten Geister vernichtet hast bleiben dir fünf Minuten um die anderen auszuschalten oder du hast diese Prüfung verloren.“

Bei diesen Worten schloss Lin die Augen, wobei sich schon ein amüsiertes Lächeln auf ihre Lippen schlich. Die Zeit war ziemlich knapp bemessen und sie selbst hatte es erst ein einziges Mal gemacht, doch auch nur weil sie wusste wie diese Geister agierten.
 

Auch die Tatsache, dass einige der Geister hier zurückschlagen würden und er mit jedem Treffer ein paar Sekunden verlor behielt sie erst einmal für sich. Entweder er fragte nach oder er ließ sich überraschen.

„Und wie soll ich sie vernichten?“

„Mittels Zauber. Alles hier läuft mit Zauber. Jedoch dürfen nur jene verwendet werden die der ersten Stufe entsprechen.“

„Verstehen.“

Mit diesen Worten ging Hao der Aufforderung der grünhaarigen Wächterin nach und setzte sich neben diese. Er hatte noch nie ein Problem damit gehabt sein Furyoko so zu kontrollieren, so dass er die Möglichkeit hatte seine Umgebung genauer wahrzunehmen und alles was in dieser vorging. Intuitiv tat er es der Wächterin gleich und schloss die Augen, seine Sinne jedoch blieben scharf wie eh und je. Jede kleine Bewegung verursachte einen leichten Energiefluss, den er nur zu folgen hatte. In Gedanken zählte er wie viele verschiedene Energieflüsse es gab und versuchte sie zu trennen und zum Ursprung zu verfolgen. Gleichzeitig versuchte er die Richtung mit einem Fixpunkt zu kennzeichnen.

//…34,am hohen Felsen zur Linken…35, am Tor hinter mir…\\

Am Ende kam er auf insgesamt 50 Geister. Einige davon waren relativ schwach, während andere verhältnismäßig stark waren. So stark, dass er bezweifelte, dass diese sich ohne Gegenwehr vernichten ließen. Wahrscheinlich reichte es nicht, sie nur aufzuspüren und zu vernichten. Dafür waren 5 Minuten einfach zu viel Zeit. Das ganze war mit Sicherheit wesentlich schwerer.
 

Noch einmal atmete Hao tief durch. Die Vorbereitung war eine Sache, doch wenn er nur einen einzigen Fehler machte konnte er die Meisterung des Einheitsstern vergessen. Das hieß er musste sich im Vorfeld einen Plan überlegen. Die Frage war nur was einfacher für ihn war. Sollte er erst die schwachen oder die starken Geister vernichten. Vernichtete er die Starken, so würden die schwächeren sich wahrscheinlich verstecken und deren Energiefluss war deutlich schwerer wahrzunehmen. Doch wenn er sich zuerst um die schwachen kümmerte, so lief er Gefahr, dass die stärkeren sich zusammenschlossen und ihn angriffen. Beides also keine sicherer Methode, dennoch war die erste für ihn am Sichersten.

//Also von stark zu schwach.\\

Mit diesen Gedanken formte er ein paar Zeichen und schickte einen starken Zauber in Richtung des ersten Geistes los. Doch anschließend brach die Hölle aus. Auf einmal schossen alle Geister aus ihren verstecken und flogen mit hoher Geschwindigkeit an ihm vorbei, wobei sie ab und zu den einen oder anderen Angriff auf ihn losließen. In gewisser Weise erinnerte Hao diese Situation an das Training im Dämonenwald. Zu allem Überfluss waren ihm nach diesem Gedanken fast alle Formeln, die der ersten Stufe entsprachen, entfallen. Lediglich drei Standardzauber kamen ihm in den Sinn und besonders bei den stärkeren Geistern hatten diese keinen großen Erfolg. Allerdings ignorierte er dies erst Mal und versuchte zumindest die schwächeren Geister aus dem Weg zu bekommen.

„Ach hatte ich erwähnt, dass dem goldenen Shikigami trotz des bestehenden Wirrwarr nichts passieren darf.“

Gerade noch rechtzeitig brach Hao seinen Zauber ab. Am liebsten hätte er dieser Wächterin gerne ein paar Takte erzählt, doch das musste warten. Besonders da der besagte goldene Shikigami immer versuchte in seinen Angriff zu springen. Nicht gerade hilfreich wenn man davon ausging, dass er ihn nicht erwischen durfte. Nun wusste er auch was die Problematik an dem ganze war.

„Geh beiseite, sonst treffe ich dich noch.“

Fast schon hatte Hao das Gefühl, als wollte der Shikigami ihn ärgern als dieser nur den Kopf schüttelte und provozierend vor seiner Nase herumschwebte. Das schlimmste war nicht, dass er damit seine Sicht auf die Geister versperrte, die er angreifen wollte, sondern auch jene, die nötig war um einen kommenden Angriff frühzeitig zu erkennen.

„Gut jetzt reichte es.“

Wütend über das verhalten des Shikigami belegte er diesen mit einen Zauber, der bewirkte, dass dieser an Ort und Stelle verharrte.

„T’schuldige, aber es geht nicht anders.“

Während er sprach formte er ein paar weitere Zeichen und erwischte mit den daraus resultierenden Zauber 3 weitere Geister. Mittlerweile waren ihm auch wieder die stärkeren 1. Stufenzauber eingefallen und bevor er sie wieder vergaß nutzte er dessen komplettes Potential.
 

Ganze vier Minuten dauerte es, bis nur noch eine Handvoll Geister um ihn herum sausten und ihre Angriffe auf ihn abfeuerten. Wobei jene Angriffe lediglich auf seine Schutzbarriere niederschlugen, welche die gesamte Macht des Angriffes absorbierte. Kurz darauf deaktivierte sich die Schutzbarriere wieder und Hao nutzte die Gelegenheit seinen nächsten Zauber loszuschicken, der weitere zwei Geister aus dem Rennen schmiss. Nun war es nur noch ein Kampf 3 gegen einen. Und er würde sich mit Sicherheit nicht von diesen Geistern besiegen lassen. Während er das dachte, gingen die drei verbliebenen Geister auf Tauchstation und versuchten sich wieder vor Hao zu verstecken. In dem Moment blickte Lin auf die Sanduhr, die neben ihr stand. Sie konnte nicht sagen ob Hao es schaffen konnte oder nicht. Es kam darauf an, wie schnell Hao diese Geister wieder fand und je nachdem wie gut Hao im Aufspüren der Geister war, desto wahrscheinlicher war sein Sieg, doch es würde verdammt knapp werden, dass wusste sie. Mit einem Lächeln bemerkte sie dass die nächsten beiden Geister vernichtet wurde. Vielleicht konnte Hao diese Prüfung wirklich bestehen, besonders da er den goldenen Shikigami daran gehindert hatte immer vor die einzelnen Geister zu springen, wenn man sie anvisierte.

„Ahh.“

Völlig geschockt schloss Lin die Augen als Haos letzter Zauber nur wenige Millimeter an ihr vorbei ging und den letzten Geist, welcher sich auf ihrer Schulter befand, vernichtete. Kurz darauf war das letzte Sandkorn zu Boden gefallen und die Prüfung vorbei. Lin brauchte eine Weile um sich zu beruhigen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass einer der Geister es wirklich wagte sich hinter ihr zu verstrecken und hätte Hao ihn nicht vernichtet, dann hätte sie es nach der Prüfung getan. So eine Frechheit hatte sie noch keiner dieser Geister erlaubt.

„T’schuldige, aber ich hatte keine andere Wahl.“

„Schon gut. Der war aber auch fies. Und wenn du es nicht getan hättest, dann hättest du die Prüfung nicht bestanden also spare ich mir heute mal den Wutausbruch. Gratulation.“

„Das war super. Ich fand es ja schon beeindruckend wie du meine Prüfung gemeistert hast aber das hier, einfach nur herrlich. Ich kann es kaum noch bis zur Tempelprüfung abwarten.“

„Nicht so vorschnell Ilka. Er muss noch einige andere Prüfungen bestehen, bis er zu der Prüfung kommt.“

„Ich weiß, aber ich bin mir sicher, dass er das schafft.“

Hao hielt sich bei dem Gespräch der beiden gekonnt raus und blickte sich stattdessen etwas genauer um. Der Tempel des Einheitssterns war riesig und insgeheim war es ein kleines Wunder, dass niemand außer den hier lebenden Wächterinnen von ihm wussten. Entweder dass oder es war ein mächtiger Zauber, was in dem Fall eher der Fall war.
 

Insgeheim fragte er sich ja wann er Samira begegnen würde. Wahrscheinlich musste er erst die Tempelprüfung bewältigen, immerhin meinte sie, dass sie den Tempel nicht verlassen durfte.

„Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber gab es bei euch nicht so eine Regel, dass ihr den Tempel nicht verlassen dürft.“

„Was? Ach so, die Regel. Die gelten nur für die Wächterinnen, die die Tempelprüfungen stellen. Wir dürfen bzw. müssen sogar raus. Allerdings dürfen wir die inneren Hofmauern nicht überschreiten. Midori hingegen ist es erlaubt bis zur äußeren Schutzbarriere zu gehen und Meisterin Chiyo. Nach ja, Meisterin Chiyo ist es auch erlaubt die Schutzbarriere zu verlassen, aber nur wenn der Geisterkönig es ihr befielt…Das mit den Regeln hab ich aber auch nie so wirklich kapiert.“

„Wieso weißt du eigentlich von der Regel?“

Bei diesen Worten überlegte Hao kurz, ob er Lin antworten sollte, doch dann entschied er sich dagegen, da er nicht wusste was das für folgen haben konnte.

„Kontakte.“

„Ok, versteh schon, du willst es uns nicht sagen. Schade. Aber hey, wir müssen dich ja auch im Trüben fischen lassen, also schon in Ordnung. Komm ich zeig dir wo es weiter geht.“

Mit diesen Worten ging Lin voran, drehte sich jedoch noch ein letztes Mal zu Ilka um und winkte ihr zu bevor sie ihrem weg weiter folgte. Hao unterdessen folgte ihr, wobei seine Gedanken leicht abschweiften. Er fragte inwieweit sich Samira verändert hatte. Für ihn war es keine Frage ob er die nächsten Prüfungen bestehen würde, er würde es tun, allein um in diesen Tempel zu kommen. Immerhin hatte er Samira versprochen, dass sie sich wieder sahen und er würde dieses Versprechen einlösen. Koste es was es wolle, denn dass war einer der Gründe wieso er hier war. Der Stern der Einheit war der zweite. Er würde weder sie noch den Geiste, der ihn auf diese Macht gestoßen hatte enttäuschen. Das einzige was er nicht durfte war sein Training zu vergessen, denn auch wenn Noriko und Takumi Sasaki ein paar eigenwillige Trainingsmethoden hatten, so waren es doch genau diese, die ihm geholfen hatten hier weiter zu kommen. Im Moment wirkte es so als hätte er seit Jahren auf diese Prüfungen hingearbeitet und er hoffte, dass es so blieb, denn bisher waren die gestellten Aufgaben zu bewältigen, man musste nur wissen wie.

Im Tempel des Einheitssterns

Kapitel 33: Im Tempel des Einheitssterns
 

Hao wischte sich mit dem Ärmeln den Schweiß von der Stirn. Er wusste nicht mal mehr wie viele Prüfungen er mittlerweile bestanden hatte oder gar wie viele Tage er hier schon verweilte. Wobei Tage? Das war die falsche Bezeichnung es waren mindestens einige Wochen. Er wusste nur eines und zwar dass die letzte ihm wirklich zugesetzt hatte. Ernsthaft wer kam bitte auf die Idee einen Hof mit Feuerdämonen zu besiedeln, die mal hier und mal da aus ihrem steinernen Versteck sprangen und versuchten ihn in eine lebende Fackel zu verwandeln. Das schlimmste war nur, dass er keine Zauber anwenden durfte. Schamanenkräfte ja, Geistkontrolle war auch erlaubt, aber bei hunderten von Feuerdämonen einfach nicht effektiv genug. Und wieder einmal war es dem Elementarschwert zu verdanken, dass die Feuerangriffe nicht so viel Schaden anrichtenden als wenn er mit einem gewöhnlichen Schwert kämpfen würde. Immer absorbierte jedes Elementarschwert eine bestimmte Menge der Angriffsenergie, sofern diese auf Basis der Elemente beruhten, wodurch es seine eigenen Angriffe deutlich stärkte. Dennoch hielt es die Extreme Hitze nicht von ihm fern, welche diese Dämonen in ihrem Revier verbreiteten. Insgeheim war er froh aus diesem Steingarten herausgekommen zu sein und war sichtlich überrascht, als er wieder an das Eingangstor des Tempels angekommen war, an dem die verbliebenen Wächterinnen scheinbar ein kleines Treffen hatten.

„Hey Hao, auch mal wieder hier. Komm setzt dich zu uns.“

Midori schenkte Hao bei diesen Worten nur ein freundliches Lächeln und winkte ihn zu sich und den anderen Wächterinnen mit denen sie auf dem Rasen saß und genüsslich frühstückten.

„Ach René, du bist natürlich auch herzlich zum schlemmen eingeladen.“

„Ich hätte mich auch beschwert, wenn nicht.“

Mit diesen Worten setze sich René dazu und auch Hao gesellte sich kurz darauf zu ihnen. Immerhin wusste er sowieso nicht was er jetzt machen sollte.

„Und wie lief es.“

„Meisterin Chiyo wird sich nicht freuen.“

„Wie…ach so, das heißt du hast bestanden. Herzlichen Glückwunsch.“

„Ja…Danke… und was kommt jetzt…“

Auf diese Frage konnten sich einige der Wächterinnen nicht zurückhalten und fingen an zu kichern. Sie sahen Hao Unbehagen deutlich. Wer würde der Zukunft auch nicht argwöhnisch entgegensehen, wenn er so weit gekommen war wie er. Denn eines war klar, nicht nur für sie sondern auch für Hao, die Prüfungen hier waren erst die Aufwärmphase. Zugegeben über den Schwierigkeitsgrad konnte man sich durchaus streiten, aber selbst sie kriegten eine Gänsehaut, wenn sie an die Prüfungen dachten, welche innerhalb des Tempels gestellt wurden.
 

Bevor eine der Frauen und Mädchen ihre Gedanken jedoch aussprechen konnte, wurde ihr getrautes zusammensein rüde unterbrochen.

„Habt ihr nichts Besseres zu tun als hier eine Gruppenversammlung abzuhalten.“

„Meisterin Chiyo, wieso setzen sie sich nicht einfach zu uns. Immerhin kämpft es sich mit einem leeren Magen so schlecht, oder haben sie schon gegessen?“

„Bisher noch nicht, aber mal eine andere Sache. Wie kommst du auf die Idee, dass ich kämpfen werden?“

Bei dieser Frage deuteten alle Wächterinnen nur zu Hao, dann jedoch nahm sich Ilka eine Schüssel Reis und hielt sie ihrer Meisterin entgegen.

„Wollen sie Reis?“

„Nein danke, ich hab keinen Hunger. Und du, mitkommen!“

Beim letzten Teil deutete sie auf Hao, welcher innerlich den Kopf einzog. Irgendwie hatte er das dumpfe Gefühl, dass diese Chiyo ihn überhaupt nicht leiden konnte. Dennoch entschied er sich ihrer Aufforderung nachzugehen auch wenn alles in ihm danach schrie es nicht zu tun. Nur flüchtig bekam er das nachfolgende Gespräch der Wächterinnen mit, die immer noch völlig verdutzt auf dem Rasen saßen.

„Meisterin Chiyo hat richtig schlechte Laune.“

„Ich weiß, das macht einen Sieg wesentlich schwieriger.“

„Aber es ist zu schaffen?“

Aufgrund des Flüstertons konnte Hao nicht sagen, ob die letzten Worte als Frage gestellt waren oder mit fester Überzeugung gesprochen wurde. Doch an seinem schlechten Gefühl änderte es nichts. Es blieb und riet ihn dazu die Frau vor ihm nicht zu provozieren und dennoch versuchte etwas in ihm diesen Rat zu ignorieren. Allein deshalb weil er aufgrund ihres Verhaltens ihm gegenüber wusste, dass es nichts ändern würde. Sie hatte nicht nur etwas gegen ihn, nein es schien so als würde sie ihn mit ihrem ganzen Herzen verachten.

„Hüte dich ja vor ihr.“

Oh ja, jetzt hatte er den endgültigen Beweis. Wenn sogar Kami ihn zur Vorsicht riet, dann war mit dieser Frau wirklich nicht zu scherzen. Unwillkürlich durchstöberte er seine Erinnerungen nach Informationen über seine nächste Gegnerin. Was hatte Samira ihm noch mal über ihre Meisterin erzähl. Es war nicht viel. Jedenfalls nichts was er zu seinem Vorteil nutzen konnte. Und dann herrschte nur noch ein Wort in seinen Gedanken vor.

//Tempelprüfung\\

Er hoffte ja, dass er mit all seinen erworbenen Kräften gegen diese Frau antreten konnte. Er war nie jemand gewesen, der sich nur auf einen Kampfstil verlassen hatte. Wieso wusste er selbst nicht, doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass ihn diese Variante zu schnell einengte.
 

Schnell schüttelte Hao diesen Gedanken beiseite. Nein, er würde sich darüber jetzt keine Gedanken machen, sondern einfach erstmal abwarten und sich die Regeln erklären lassen, so wie es hier üblich war.

„Ich hoffe du weiß wie du das meiste aus deiner Geistkontrolle herausholen kannst, denn wenn nicht, hast du schlechte Karten. Und sei dir sicher ich werde es dir nicht vorher erklären.“

„Dann werde ich es mir zu Not wohl von euch abgucken müssen.“

„Glaub nicht, dass ich dir die Gelegenheit dazu geben werde. In dieser Prüfung werden die Schwachen und Langsamen aussortiert und wenn du dir meine Techniken erst abgucken musst wirst du am Boden sein ehe der Kampf richtig begonnen hatte.“

Mit diesen Worten zog Chiyo ihr Schwert und richtete es auf Hao. Dieser folgte ihrem Beispiel binnen Sekunden, da er befürchtete sie könnte ihn ansonsten unangekündigt angreifen. Hao konnte es sich nicht erklären, aber aus irgendeinem Grund traute er sich nicht, jedoch wagte er nicht etwas zu unternehmen, da seine Gegnerin bis jetzt noch keine Geistkontrolle erschaffen hatte.

//Verdammt, was hat sie vor? Hat der Kampf schon begonnen oder versucht sie mich nur einzuschätzen? Und vor allem ist Geistkontrolle jetzt erlaubt oder nicht?\\

Die wesentlich wichtigere Frage für ihn war jedoch, wieso er nicht einfach fragte. Er hatte es doch bei den anderen Wächterinnen auch immer getan oder etwa nicht? Was hielt ihn diese Mal davon ab? Er wusste nur, dass irgendetwas an ihr ihm die Worte raubten. Nur was? War es ein Zauber oder einfach nur die Tatsache, dass er eine gewisse Art Respekt vor dieser Frau verspürte.

„Die Anspannung ist dir deutlich anzusehen. Bist du dir wirklich sicher, dass du dir diese Niederlage nicht ersparen willst?“

Ein Spiel, das war es also. Sie versuchte seine Überzeugung und Entschlossenheit zu mindern, ihn zum Zweifeln zu bringen. Zum Aufgeben obgleich der Kampf noch gar nicht begonnen hatte. Unwillkürlich schlich sich ein leichtes amüsiertes Lächeln auf seine Lippen. Nein, dieses Spiel würde er nicht mitspielen, nicht mal wenn er den Verstand verlor und er war sich sicher, dass sein Verstand mehr als klar war.

„Bedaure, aber meines Erachtens ist das Aufgeben nie eine Lösung, die man wirklich in Betracht ziehen sollte, egal in welcher Situation man sich befindet. Außerdem habe ich nicht vor schon zu gehen, weshalb die einzige Niederlage ihnen gebühren wird und das schwöre ich bei meinem Namen.“

„Ach ist das so und der lautet wie?“

Eigentlich interessierte es Chiyo nicht wirklich wie der junge Mann vor ihr hieß. Es hatte sie nie interessiert wer sich an den Prüfungen des Einheitssterns versuchte. Doch diese Worte luden einfach dazu ein diese Frage zu stellen, die Antwort jedoch hatte sie nicht erwartet.

„Hao Asakura.“

Hao Asakura. Natürlich, wer sonst konnte den Wächterinnen hier so den Kopf verdrehen. Es war ihr sofort aufgefallen, dass der junge Mann einen ungewöhnlichen Einfluss auf die Wächterinnen ausübte. Schon zu Beginn hatte sie die Freude auf Midoris Gesicht gesehen, als Hao ihre Prüfung bestanden hatte. Und auch die anderen, eine nach der anderen, fiel unter seinen Bann und begann sich über jeden seiner Siege zu freuen.
 

Doch das war etwas was sie nicht zulassen konnte. Die regeln besagten eindeutig, dass es keine Freundschaft zwischen den Wächterinnen und dem Träger des Einheitssterns geben durfte. Zugegeben, noch war dieser Meilen weit von dem Einheitsstern entfernt, doch bis jetzt hatte er sich recht gut geschlagen und das Risiko wurde von Prüfung zu Prüfung größer, dass er sämtliche Prüfungen meistern konnte. Darüber hinaus schuf er ein Band, welches das Leben im Tempel und der Außenwelt verbannt. Und auch dieses sorgte dafür, dass die Wächterinnen sich danach sehnten zu wissen ob eben jene Außenwelt wirklich so schrecklich für sie war, wie sie es all die Jahre gelehrt bekommen hatte. Und genau dadurch würden sie ihr eigenen Leben riskieren. Nein, das durfte sie einfach nicht zulassen. Die Regeln mussten eingehalten werden. Sie hatte einmal dagegen verstoßen und hätte beinah mit ihrem Leben teuer dafür bezahlt. Sie würde nicht zulassen, dass jene, welche sie schützen sollte in dieselbe Situation gerieten wie sie. Besonders jetzt da sie wusste wer er war. Spätestens dann wenn er Samira wieder über den Weg lief würde sie die Sehnsucht nach der Außenwelt wieder in ihren Bann ziehen. Er würde sie wieder aus den Tempel locken und sie dem Tod immer näher bringen und genau das musste sie verhindern. Sie musste dafür sorgen, das Hao an dieser Prüfung scheiterte. Sie konnte nicht zulassen dass die beiden sich jemals wieder sahen.

„Ich hab schon gehört, dass die Asakuras dafür bekannt sich immer zu ihrem Wort zu stehen. Hier sind deine Versprechen allerdings wertlos.“

Schneller als man es Chiyo zugetraut hätte, erschuf diese Geistkontrolle und griff fast gleichzeitig an. Hao konnte von Glück sagen, dass er ihr von Anfang an nicht so richtig über den Weg getraut hatte, denn sonst, hätte er diesem Angriff nicht rechtzeitig entkommen können.

„Hey! Geht’s noch gut!“

Mittlerweile war Kami neben ihren Schützling getreten. Gut, worin Chiyos Aufgabe bestand wusste sie nicht, dennoch war sie davon überzeugt, dass diese hinterhältige Angriff nicht Teil der Prüfung war. Bevor sie allerdings noch etwas ergänzen konnte kam ihr Hao zuvor.

„Reg dich ab Kami und spar dir die Kraft zum kämpfen…Und Sie. Nennen sie mir die Regen, damit wir den Kampf hinter uns bringen können.“

„Hüte deine Zunge, Asakura. Hier bestimmen wir den Ablauf und da du so überzeugt von dir selbst bist überlasse ich es dir die Regeln herauszukriegen.“

Nach diesem Kommentar schickte sie ihnen Schutzgeist gen Himmel. Der rotgoldene Phönix stieg majestetisch auf, bevor er einen Feuerhagel auf Hao hinunter fallen ließ. Jedoch war Hao von diesem Angriff nicht gerade beeindruckt und wehrte ihn mittels seiner eigenen Geistkontrolle ab.

„Jetzt darfst du selber die Regeln herausfinden…diese Frau ist einfach nur…oh man, mir fällt nicht mal ein passendes Schimpfwort ein, was soll den dass…wo zum Teufel ist dieser Youji wenn man ihn mal braucht…ich fass es nicht…was?“

Kami blickte Hao nur irritiert an, als dieser sie intensiv musterte, doch auf ihre Antwort brauchte sie dennoch nicht lange warten.

„Weniger Meckern mehr Kämpfen. Wenn du dich nicht konzentrierst, kann ich mich vierteilen und es würde mir nicht helfen zu gewinnen, also bitte!“

„Fein…Meckere ich halt hinterher…“

Manchmal fragte Hao sich wirklich wie Kami sich immer so aufregen konnte. Immerhin ging es hier gerade um sein Wohlergehen und nicht um ihres. Denn machten die beiden einen Fehler, so lief er Gefahr verletzt zu werden, während sie nur aus seinem Medium geschleudert wurde.
 

Wobei, ob das wirklich besser war konnte er nicht mit Sicherheit sagen, denn bisher hatte er diese Gefühl noch nicht erlebt und konnte sich keine wirkliche Meinung davon machen. Wer sagte denn dass die Geister nichts dabei fühlten. Doch darüber würde er sich später Gedanken machen, denn jetzt musste er seine Gegnerin erst einmal besiegen.

//Bilde ich mir das ein oder hat diese Frau jetzt einen noch größeren Hass auf mich. Wahrscheinlich hätte ich meinen Namen doch für mich behalten sollen.\\

Mit diesen Worten griff auch er an. Bisher kämpfe Chiyo nur per Geistkontrolle. Und er konnte sie sich mithilfe seiner Angriffe von sich fern halten. So war es wesentlich einfacher auf einen unangekündigten Zauber zu reagieren, falls Chiyo so etwas vor hatte. Und wie als hätte er es gewusst schoss ein gleißender Lichtstrahl nur knapp an seinem Kopf vorbei. Damit stand es fest. Zauber waren Erlaubt, doch welche Art? Bei diesem handelte es sich um einen der zweiten Kategorie, doch die beherrschte er einwandfrei. Ohne weiter nachzudenken richtete auch er einen Zauber auf sie, der sie von den Füßen riss. Doch zu seinem bedauern war sie kurz darauf wieder auf den Beinen und schickte ihm einen Zauber der Kategorie eins entgegen. Allerdings hatte er dessen Wirkung schon anhand der ersten drei Zeichen durchschaut und war dadurch in der Lage ihn mit Leichtigkeit abzuwenden. Kurz darauf war ein regelrechter Krieg zwischen ihnen ausgebrochen. Keiner von ihnen achtete mehr auf die Angriffe, die sie losgeschickt hatten, sondern erschuf stattdessen neue. Nach wenigen Minuten war die Luft mit hunderten

von Angriffen eingenommen. Manche verfehlten ihr Ziel von vornherein, anderen kollidierten mit den Artgenossen und wieder andere wurden einfach abgelenkt. In dieser Situation wäre es vermessen zu sagen, dass einer von ihnen diesen Kampf noch unter Kontrolle hatte, denn egal wie sehr sie sich auch bemühten, niemand konnte so viele Angriffe im Auge behalten, nicht mal wenn man sich Mühe gab. So war es auch zum Teil reines Glück, dass sie bisher nichts abbekommen hatte. Die einzigen die zunehmend in Gefahr gerieten waren die restlichen Wächterinnen, die den Kampf neugierig betrachteten.
 

Dieser Kampf war eine echte Herausforderung und er zweifelt immer mehr daran, dass er dieses Durcheinander ohne Kamis Hilfe einigermaßen überschauen konnte. Er konnte ja nicht mal mehr seine Angriffe von ihren unterscheiden und das hieß schon was. Er konnte nur froh sein, dass seine Angriffe so strukturiert waren, dass seine Gegnerin diese nicht in Magnetangriffe umwandeln konnte. Allerdings war sie dennoch in der Lage diese mit Hilfe der Magnetwirkung umzulenken.

„Kami jetzt.“

Kami musste nicht mal lange überlegen, sondern erschuf mittels Geistkontrolle nur eine kleine Barriere um sich und Hao herum. Für einen Moment schloss Hao daraufhin die Augen und ließ mehr Furyoko in sein Medium fließen. Kami derweil lenkte das neue Furyoko von dem Medium aus in die Barriere, so dass diese rot zu glühen begann. Sie musste nicht mal fragen was ihr Schützling vorhatte. Es war ihr so ziemlich nach der ersten Minute klar gewesen. Hao wollte die Wächterin vor sich auf die Knie bringen doch da seine Angriffe ihr Ziel ständig verfehlten, musste er sich eine Strategie ausdenken, die sie zwar traf, ihr jedoch keine Verteidigung erlaubt. Nur leider war diese Technik für die herumstehenden nicht ganz ungefährlich.

„Ihr da hinten solltet lieber in Deckung gehen, das wird gleich unangenehm.“

Noch ehe Kami ihren Kommentar komplett beendet hatte, erschufen die einzelnen Wächterinnen eine Barriere, die sie vor den folgen Angriff schützen würde egal wie stark dieser sein würde. Doch sie hatten Haos Strategie unterschätzt, denn kurze Zeit später vergrößerte die rotglühende Schutzbarriere, die Hao mit Kamis Hilfe erschaffen hatte ihren Radios und riss alle durch die enorme Wucht von den Füßen. Selbst Chiyo machte schmerzhaft mit dem Boden Bekanntschaft, doch von diesen Rückschlag ließ sie sich nicht wirklich aus dem Konzept bringen. Im Gegenteil, schneller als Hao das realisierte schickte sie ihm einen Zauber entgegen, der nur um einigen mm an ihm vorbeischnellte und die in der nähe stehenden Mauer einriss.

„Der war heftig.“

Kami verdrehte bei diesen Worten nur die Augen, wieso musste sich Hao jetzt von diesem Angriff ablenken lassen

„Ich sag nur ein Wort: Wächterinnenoberhaupt.“

„Muss ja nichts heißen!“

Kurz nach diesem Satz musste er auch schon ausweichen, da ihm ein weiterer Zauber entgegen kam. Und reden und einen Zauber ausführen konnte er nicht gleichzeitig, jedenfalls nicht bei so einem Angriffshagel. Schnell sah er sich von allen Seiten um. Er wollte keine Schätzung abgeben, wer von ihnen stärker war. Wahrscheinlich war es sowieso Chiyo, doch das hieß nicht, dass sie zwangsläufig gewinnen musste. Das einzige was er tun musste war eine Lücke in ihrer Strategie zu finden. Gut es klang einfach, war aber genau das Gegenteil wenn es um die Ausführung ging.
 

Das einzig Gute an seinem mehr oder weniger missglückten Angriff war, dass nun auch die restlichen Angriffe, die um sie herum geschossen sind ebenfalls zerstört wurden und so den Kämpfern wenigstens eine kleine Atempause gönnen. Zumindest wenn der Gegner sie ließ, doch dass hatte Hao nicht vor. Er wollte gewinnen und entschied sich deshalb eine neue Strategie anzuwenden. Wenn er aus der Ferne nichts erreichen konnte, dann eben im direkten Zweikampf. Zwar kannte er ihre Kampffähigkeiten nicht, doch in diesem Fall musste er einfach auf Risiko gehen. Was blieb ihm auch anderes übrig, immerhin wollte Chiyo es so. Zu seinem Bedauern jedoch konnte sie durchaus mit ihm mithalten. All das Training und die verschiedenen Schwertübungen die Noriko ihm beigebracht hatte zahlten sich nicht wirklich aus. Sie reichten um Chiyo kurzfristig aus dem Gleichgewicht zu bringen, allerdings war sie viel zu schnell, als dass er dieses kurze straucheln nutzen konnte um sie zu Fall zu bringen. Plötzlich schlich sich ein leichtes Lächeln auf das Gesicht der älteren. Aus reinem Reflex nahm Hao daraufhin Abstand und bemerkte dadurch wie das Amulett um ihren Hals matt zu leuchten begann. Erst als Chiyo es vom Hals riss und damit die Klinge ihres Schwertes berührte erstrahlte es in einem goldenen Licht, bevor es verschwand und sich ihr Medium veränderte. Vom Schwertgriff aus zogen sich goldene Fäden, die die Klinge umschlossen. Auch wenn Hao nicht wusste, was das bedeutete so war ihm doch klar, dass dieses Ereignis im keinen Vorteil bringen würde. Und er sollte Recht behalten. Die angeblichen goldenen Fäden waren nicht nur Verzierungen, sondern standen leicht ab und waren genauso scharf wie das Schwert selbst. Und natürlich musste Hao es am eigenen Leib feststellen als die vermeintlich stumpfe Seite durch seine eigene Unaufmerksamkeit vorbeiglitt und dazu führte dass ein kurzer gleißender Schmerz an der getroffenen Stelle entstand.

„Damit steht es 1 zu 0 für mich Asakura. Glaubst du immer noch du hättest eine Chance gegen mich?“

„Lass mich nachdenken. Zauber der ersten beiden Stufen sind auf jeden Fall erlaubt und Geistkontrolle jedweder Art ebenfalls. Immerhin haben sie gerade ein Doppelmedium erschaffen und dass ist eine der Techniken, die nur Schamanen auf höheren Stufen erschaffen können…“

Nach diesen Worten machte Hao eine kleine dramatische Pause, die dazu führte, dass Chiyo die Stirn runzelte. Sie war sich auf einmal selbst nicht mehr so sicher ob sie diesen Kampf wirklich schon in der Tasche hatte. Dafür war dieser Asakura viel zu überheblich. Darüber hinaus musste sie zugeben, dass sie bis jetzt noch nie zu dieser Technik greifen musste. Sie gestand es sich ungern ein, aber er war gut, allerdings reichte es nicht gut zu sein. Er musste sie besiegen und ihre Möglichkeiten das zu verhindern waren groß. Sie durfte zwar die Wächterkräfte nicht benutzen, doch diese würde ihre Angriffskraft sowieso nur verstärken und den Verbrauch an Furyoko reduzieren. doch das nützte ihr im Moment gar nichts, da Hao erstens eh immer auswich und keiner ihr Angriffe ihr Ziel erreichte und darüber hinaus hatte sie genug Furyoko, wahrscheinlich sogar mehr als Hao. Die Verwendung der Wächterkräfte wäre deshalb eine einzige Verschwendung.

„…demnach würde ich sagen, dass es keine genauen Regeln gibt und dass selbst Elementarzauber erlaubt sind sowie jegliche andere Formen der Geistkontrolle…“

„Gratulation, du hast die Regeln erraten und genau deshalb solltest du aufgeben so lange es geht und dir eine demütigende Niederlage ersparren.“

„Selbst wenn sie Recht hätten und mir in Techniken und Zauber überlegen wären, würde ich nicht aufgeben. Denn es gibt keine demütigendere Niederlage als wenn man sich entschließt aufzugeben…“

Einst musste Chiyo ihrem Gegner lassen, er hatte Stolz und eine Einstellung, die auch die ihrige war. Doch das hieß nicht dass sie ihre Meinung änderte. Allein um Samiras Willen durfte dieser Junge nicht weiter kommen und sie war diejenige die dafür sorgen musste. Bevor sie auf den Kommentar jedoch etwas erwidern konnte schnitt er ihr die unfertigen Worte ab und gab eine Ergänzung zum Besten, die sie daran erinnerte, wieso ihr der Junge alles andere als symphatisch war.

„…außerdem gibt man erst Recht nicht auf, wenn man den Sieg schon vor Augen hat!“

„Wie bitte? Träum weiter, Asakura“

Diese Überheblichkeit machte sie krank. Sie hatte die besseren Karten, also wie um alles in der Welt wollte dieser Junge noch einen Sieg erringen.
 

Doch auch wenn sie der Kommentar verärgerte, so konnte sie es nicht verhindern, dass sie ein flaues Gefühl bekam. Die Überzeugung in seiner Stimme war enorm. Insgeheim rechnete sie auch schon mit einem gewaltigen Angriff. Genung Zeit um einen Zauber durchzuführen hatte sie ihm während des Gespräches gelassen. Doch bisher war nichts passiert.

„Ich träume nicht. Aber die derzeitigen Regeln erlauben mir ein paar alte Verbündete zu rufen!“

Nach diesen Worten horchte Chiyo auf. Alte Verbündete. Für einen Moment hatte sie wirklich das verlangen höhnisch aufzulachen, doch sie unterließ es und wendete sich erneut an ihn.

„Die Erschaffung von Shikigamis ist leider nicht erlaubt. Tut mir wirklich Leid.“

Hao hatte bei diesen Worten den Kopf gesenkt und einen Zauber gemurmelt. Erst als er ihn komplett rezitiert hatte blickte er Chiyo an und schenkte ihr ein siegessicheres Lächeln. Auf einmal brachen mehrere Ranken um sie herum aus der Erde und schlangen sich um ihre Arme und Beine. In der festen Umklammerung zwang die pflanzliche Armee sie auf die Knie.

„Ich habe nichts von Shikigamis gesagt. Viel mehr war der Kommentar auf die Ranken bezogen. Also wie sieht es jetzt aus? Geben sie sich geschlagen?“

Mit diesen Worten ließ Hao einen Energieball entstehen, der genau zwischen ihm und Chiyo auf der Stelle verharrte. Es war fast geschafft. Seine Gegnerin war auf dem Boden und sein Angriff bereit. Er brauchte ihn nur losschicken und er hatte gewonnen. Doch irgendetwas hielt ihn auf. Auch wenn diese Frau ihm gehörig auf die Nerven ging, so wollte er nicht riskieren sie zu verletzen. Denn trotz ihrer Differenzen tat sie nur ihren Job und zumindest auf der Ebene sollten sie fair bleiben.

„In dem Punkt stimme ich deiner Meinung zu. Eher sterbe ich als aufzugeben.“

Noch ehe Hao begriff was geschah fingen die Ranken Feuer und entließen Chiyo aus ihrem festen Griff. Schnell teleportierte sie sich außer Reichweite und schickte einen Angriff zu Hao, den dieser jedoch trotz allem ohne Mühe abfing.

„Du hättest auf meinen Schutzgeist achten sollen. Es ist ein Phönix und diese Art von Schutzgeistern beherrschen das Feuer. Was sollen da ein paar armseelige Pflanzen ausrichten.“

„Jetzt halt aber den Rand!“

„Sie haben gerade die Pflanzenmärtyrerin Nummer 1 verärgert. Schämen sie sich. Ach und nur nebenbei. Sie sollten lernen, dass jeder einen Angriff von hinten erwartet wenn sich sein Gegner außer Reichweite teleportiert und genau deshalb hatte ihr Angriff nicht mal den Hauch einer Chance mich treffen.“

Wie auf Kommando teleportierte sich auch Hao. Doch anstatt hinter ihr aufzutauchen, erschien er schräk neben Chiyo und ließ sie mit Hilfe eines Zaubers zu Boden krachen.

„Sehen sie. Das ist wesentlich effektiver.“

„Musst du deiner Gegnerin auch noch helfen!“

„Naja, ich dachte sie hätte es nötig?“

„Ok wenn man es aus der Perspektive betrachtet, durchaus verständlich, aber bitte, gib ihr nicht mehr Kontermöglichkeiten als unbedingt nötig…Oh und bevor ich es vergesse, tritt ihr für den Pflanzenkommentar mal ordentlich in den aller Wertesten.“

Hao erwiderte daraufhin nicht, sondern nickte nur bevor er einen Weiteren Zauber auf seine Gegnerin losschickte um sie daran zu hindern selber anzugreifen. Er brauchte etwas Luft um sich einen neuen Plan zurecht zu legen, denn ihre Erwähnung, dass ihr Schutzgeist ein Feuerelementargeist ist, hatte ihn auf eine Idee gebracht. Schnell sah er sich um.
 

Er brauchte Wasser, doch gerade in dem Moment wo man dies brauchte war kein See oder Regenschauer in sich. Allerdings erinnerte er sich daran, dass Takumi Sasaki ihm mal eine Möglichkeit genannt hatte wie man dennoch an das fehlende Element gelangen konnte. Zugegeben, damals hatte es einen anderen Zusammenhang, doch wenn es in dieser Form funktionierte, wieso dann nicht auch zu seinen Zwecken. Allerdings war er sich sicher, dass Kami ihm das ziemlich übel nehmen würde, doch im Moment sah er keine anderen Wahl, die ihm helfen konnte.

„Hey Kami, ich etschuldige mich jetzt schon mal für meine nächste Aktion!“

„Deine nächste…“

Für einen Moment stoppte Kami und tauchte in Haos Gedanken ein um zu erfahren was er vorhatte. Doch sie zog sich schnell wieder aus ihnen zurück und brach ihren unbewusst angefangenen Satz ab. Der Plan gefiel ihr gar nicht, doch auch sie musste sich eingestehen, dass es nicht anders ging.

„…legt einfach los, ich werde das Austrocknen der Pflanzen schon verkraften. Hauptsache, du besiegt diese größenwahnsinnige Furie.“

Für einen Moment hielt Hao in der Bewegung inne. Er hatte keine Ahnung wie Kami so schnell in der Lage war sein Vorhaben zu durchschauen. Kannte sie ihn wirklich schon so gut, oder war das auch nur die einzige Möglichkeit die sie sah. Insgeheim zweifelte er an beiden Möglichkeiten, doch eine dritte sah er nicht. Lange hielt er sich mit der Frage jedoch nicht auf. Immerhin musste er einen Kampf gewinnen. Aus diesem Grund sprach er den Zauber, der ihn vor wenigen Minuten in den Sinn gekommen war. Noch ehe er diesen jedoch vollständig beendet hatte färbte sich das Gras um sie herum dunkel und auch die restlichen Pflanzen um sie herum verloren ihre grüne Farbe und machten auf einmal einen verwelkten Eindruck. Die einst so saftigen Blätter rollten sich zusammen und wurden Trocken. Eine der herumstehenden Wächterinnen, die dies beobachtete streckte die Hand nach einem der Blätter aus, doch schon die leichte Berührung mit ihren Fingerspitzen sorgte dafür, dass dieses abfiel und zu Boden viel. Doch als sie es wieder aufhob und es leicht zwischen die Finger nahm hörte sie nur ein leichtes Knistern und sah wie es allmählich zerbröselte. Die meisten der anwesenden Wächterinnen hatten schon von Wasserelementarzauber gehört, doch nie hatten sie miterlebt, was so ein Zauber alles anrichten konnte, wenn er richtig eingesetzt wurde. Unwillkürlich wendeten sich die Wächterinnen von den verwelkten Pflanzen ab und sah wie das von ihnen entzogende Wasser sich um Chiyos Medium legte. Eine Strategie, die dafür sorgte, dass diese dass volle Potential ihres Schutzgeistes nicht mehr einsetzen konnte. Damit war ihr Doppelmedium wirkungslos. Was jedoch nicht heiß, dass sie sich Geschlagen gab. Im Gegenteil, das Wächterinnenoberhaupt hatte noch andere Möglichkeiten zu kämpfen. Zwar ging dies etrem auf ihr Furyoko doch eine andere Wahl hatte sie jetzt nicht mehr. Ohne sich lange mit der derzeitigen Lage aufzuhalten löste sie ihr Doppelmedium auf, wodurch sie nun das Schwert in der einen und das Amulett in der anderen Hand hatte. Letzten Endes vereinte sie ihren Schutzgeist mit dem Amulett und ließ gleichzeitig ein Teil ihres Furyokos in das Schwert fließen, welches immer noch von einem Wasserfilm umschlossen wurde. Insgeheim hatte Chiyo ja gehofft, dass dieser verschwinden würde, wenn sie ihr Doppelmedium auflöste, doch dem war nicht so.
 

Es war nicht so, dass sie das aus dem Konzept brachte, doch es ärgerte sie. Doch noch war nichts entschieden und das würde auch so bleiben, solange sie nicht die Oberhand hatte.

„Na toll erst ein Doppelmedium und nun ein zweites Medium, welches mit purem Furyoko gefüttert ist.“

„Genau die Technik die mir gefehlt hat…Kami Mediumwechsel.“

„Erde?“

„Erde, genau. Zeigen wir ihr mal was wir wirklich können.“

„Du kannst auf mich zählen, denn wir werden den Sieg in diesem Kampf wählen.“

„Fang nicht an wie Cassandra!“

„Tschuldige, aber ich konnte gerade nicht widerstehen. Also los.“

Mit diesen Worten löste sich Kami von dem Elementarschwert und verschmolz mit der Erde. Auch wenn es um einiges angenehmer ist Haos Schwert als Medium zu haben als ein normales, so war die Erde dennoch ihr Lieblingsmedium. Immerhin konnte sie hier ihre wahren Kräfte entfalten und genau danach strebte jeder Geist, der nicht komplett verrückt ist. Das Elementarmedium wurde derweil mit Furyoko geflutet und Kami konnte sich sofort denken was Hao vorhatte. Er wollte Furyoko gegen Furyoko antreten lassen und sie aus der Deckung angreifen lassen. Denn die Tatsache, dass Chiyo ihren Schutzgeist mit dem Amulett vereinigt hatte wies darauf hin, dass dieser mehr als Verteidigung dienen sollte.

„Glaubst du wirklich, dass es reicht mit mir gleich zuziehen, um mich besiegen zu können.“

„Ne, aber helfen tut es alle Mal! Insbesondere nach meinem kleinen Wasserzauber.“

Nach diesen Worten schlich sich ein amüsiertes Lächeln auf sein Gesicht. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass sie noch nicht mitbekommen hatte, dass sein Schutzgeist sich mit der Erde verschmolzen hatte. Umso besser, dann hatte er jetzt mal die guten Karten auf der Hand und darüber hinaus waren die Bedingungen für seine Lieblingstechnik optimal. Entweder er schaffte es jetzt sie außer Gefecht zu setzen oder er hatte seine Chance verpasst. Für einen Moment lieferten sie sich einen Schwertkampf, der von den Zuschauerinnen kaum zu verfolgen war. Was besonders daran lag, dass die beiden Schwertkampf und Teleportation vereinten. Kaum war der erste Schlag ausgeführt und die Schwerter mit einem lauten schäppern aufeinander geprallt waren die beiden Kampfer auch schon wieder verschwunden nur um gleich an der Stelle aufzutauchen, an dem der Gegner vorher gestanden hatte und die Schwerter ein weiteres Mal kollidieren ließen. Eine Technik, die wenn man sich verschätzte gewaltig nach hinten losgehen konnte. Insbesondere deshalb, weil das Ziel des Angriffes nur wage bestimmt werden konnte, denn keiner wusste genau wo sein Gegner wieder auftauchen würde. Doch diese Methode hatte noch einen Nachteil. Die Kämpfer mussten sich so sehr auf die schnelle kampfabfolge reagieren, dass keine Zeit zum nachdenken blieb. Entweder es wurde vor dem Zweikampfbeginn ein Plan entworfen, oder man musste damit rechnen, dass man jeden Moment von einem unerwarteten Zauber erwischt wurde. Hao war dies durchaus bewusst, doch er musste warten, sonst konnte er seine geplante Technik sofort als gescheitert erklären. Denn wenn sie erwartete, dass er ihr irgendetwas in der Art entgegenwerfen würde, dann erwartete sie es in den ersten Angriffen, doch diese Erwartung würde er ihr nicht erfüllen.
 

Auch wenn der Kampf immer anstrengender wurde, so wartete er ab. Allerdings blieb er nicht untätig. Mit jedem Mal reduzierte das Furyoko in seinem Medium. Er wollte sie verwirren und in falscher Sicherheit wiegen. Wenn sie glaubte, sie hätte ihn fast besiegt, würde er zum Gegenschlag ausholen und nach geschlagenden 3 Minuten war es endlich so weit. Ein letztes Mal tauchten die beiden voreinander auf und ließen ihre Schwerter auf den Gegner zurasen. Der Moment der Entscheidung. Ohne lange nachzudenken erhöhte Hao den Furyokoanteil in seinem Medium schlagartig. Gerade rechtzig, denn in eben jenem Moment berührten sich die Schwertklingen. Noch ehe jemand begreifen kon nte was geschehen war, wurde Chiyo zurückgeschleudert und landete schmerzhaft auf dem Boden und verlor damit ihr Schwert aus der Hand. Gleichzeitg schoss ein Steinpfahl neben ihrem Kopf aus der Erde und sorgte damit dafür, dass ihr das Wächterinnenamulett vom Hals gerissen und in die Luft geschleudert wurde. Zufrieden mit ihrer Aktion tauchte Kami einige Meter neben der Wächterin auf und fing das Amulett mit Leichtigkeit auf. Während dessen hatte sich Hao zu Chiyos Schwert teleportiert und es aufgehoben.

„Ich kann mich irren, aber ich bin der Meinung, dass der Kampf damit vorbei ist.“

Noch ehe Chiyo etwas antworten konnte, hatte Hao spaßeshalber mit seinem und Chiyos Schwert ein Doppelmedium erschaffen, bevor er sich letzten Endes doch zu seiner Gegnerin wendete. Auch wenn es eindeutig wirkte, bei diesen Wächtern konnte man nie vorsichtig genug sein. Wer konnte schon sagen was für ein Ass diese noch im Ärmel versteckt hielten. Und als hätte er es geahnt schickte Chiyo einen letzten Zauber zu Kami, die jedoch noch rechtzeitig auf die Knie ging und einst mit dem Boden wurde nur um wenige Sekunden später wieder neben Hao aufzutauchen

„Man oh man, diese Frau kann echt nicht verlieren.“

„Entweder dass oder sie ist einfach nur sauer weil du sie fast aufgespießt hast?“

„Im Gegensatz zu dir kann ich zielen. Ach und nur neben bei. Hast du lust mal ein dreifachmedium zu verwenden?“

Mit diesen Worten überreichte Kami ihm das Wächteramulett, welches er Refelexartig entgegennahm. Allerdings waren Kamis Worte das einzige, worauf er wirklich achtete.

„Das geht.“

„Keine Ahnung, du wärst der erste der es versuchen würde. Und wer weiß, vielleicht klappt es ja.“

„Ich glaube das Experiment hebe ich mir für weniger gefährliche Momente auf .“

„Vielleicht sogar besser…hey pass auf.“

Kamis Warnung kam viel zu spät. Sie hatten Chiyo bei ihrem kleinen Gespräch völlig außer acht gelassen. Diese jedoch hatte die Zeit genutzt und hatte sich aufgerichtet und einen weiteren Zauber losgeschickt, welcher auf Hao gerichtet war. Was dann jedoch passierte ließ jedem erstarrt zurück. Urplötzlich fing das Amulett, welches Hao in der Hand hiel an zuleuchten und ließ den Lichtblitz, der durch Chiyos Zauber entstanden war an einer unsichbaren Barriere abprallen. Nun war es an den Wächterinnnen geschockt zu sein. Denn nach ihrem Wissen beschützten die Amulette nur die Mitglieder dieser Familie.

„Aber….aber wie ist das möglich…?“

Die Frage der Wächterinnen blieb unbeantworte, da sich nun auch Chiyo zu Wort meldete, die den Glauben an einen Sieg nun endgültig aufgegeben hatte. Vielleicht hätte sie unter normalen Umständen gegen Hao gewinnen können, doch da das Wächteramulett auch ihn beschützte, waren die Chancen für sie gegen 0 gegangen und sie wusste wann es Zeit war aufzugeben, auch wenn es ihr alles andere als zusagte.

„Gratulation, Asakura. Du hast mich besiegt. Und jetzt gib mir meine Medien zurück.“

„Erst wenn du schwörst, dass das kein Trick ist um mich doch noch zu besiegen.“

„Du traust mir nicht!“

„Nach der letzten Aktion? Nein!“

„Meinet wegen, ich schwöre hier mit im Namen meiner Familie und dem König der Geister, dass ich diesen Kampf als beendet erkläre. Zufrieden.“

„Gib ihr schon ihre Sachen zurück. Und falls sie es doch wagen sollte dich noch mal anzugreifen, dann wird sie lernen was es heißt sich vor schmerzen nicht mehr bewegen zu können!“

Von Kamis Worten beruhigt warf er Chiyo das Amulett entgegen und gab ihr das Schwert zurück.
 

Er konnte ihr in dem Moment deutlich ansehen, dass ihr Hass sich in dem Moment um mindestens das doppelte erhöhte. Oh ja, mit dieser Frau würde er wahrscheinlich nicht mal in tausend Jahren zurecht kommen. Und so fern sie in der Zeit noch leben würden, was er allerdings stark bezweifelte, würde sie ihm vermutlich sogar noch als klapriges Knochengestell das Leben schwer machen.

„Die Türen des Tempel stehen für dich offen. Wenn du dich bereit dazu fühlst tritt ein und suche nach einer Wächterin namens Mayumi. Sie wird dir deine nächste Prüfung stellen?“

Mit diesen Worten betrat Chiyo den Tempel und ließ die Tür hinter sich zufallen. Hao währenddessen sah ihr nur verdutzt hinterher.

„Das mit der Tür war literarisch gemeint. Du musst sie selber öffnen.“

„Du bist nen kleiner Scherzkeks, oder?“

„Manchmal. Aber jetzt mal zu Mayumi. Ich persönlich finde sie hat eine der schwersten Prüfungen. Glaub mir wenn du die zum ersten Mal gestellt bekommst denkst du ‚Was zum Teufel‘ aber dann…na ja…es ist ne Timingssache.“

„Vielen Dank für den Hinweis.“

„Was hab ich etwas einen Hinweis gegeben. Schande über mich…na scherz. Da ich dir nicht gesagt habe wie die Prüfung zu bestehen ist, kann man es nicht als wirkliche Hilfe bezeichnen, also ist alles in Ordnung!“

„Ich sag es doch Scherzkeks.“

Nach Kami fingen alle an zu lachen. Seit dem Kampf war sie ziemlich schlecht drauf, oder es lag daran, dass sie nicht weiter kämpfen konnte. Was auch immer der Grund war, es sollte ihr Geheimnis bleiben und das war auch gut so.

„Ich sollte vielleicht gehen.“

„Ne du bleibst und isst erst mal mit uns. Sieh es als kleine Siegesfeier. Immerhin hast du den erstenTeil geschafft und glaub mir für das was jetzt kommt brauchst du ne ordentliche Stärkung. Also setz dich, es ist nämlich genug für alle da.

„Hey Leute, ich wollt mal sehen wie es bei euch aussieht.“

„Schäm dich, Liebes du bist zu spät.“

„Wie zu spät, was meinst du damit, Ilka?“

„Echt mal, ne halbe Stunde früher und du hättest die Tempelprüfung beobachten können. Und dieses Mal hat es sich echt gelohnt. Allein die Tatsache, dass das Wächteramulett einen nicht Toshiro beschützt war einmalig.“

„Wie? Wieso hab ihr mir nicht bescheit gesagt?“

„Sorry Mayumi, aber Meisterin Chiyo hat uns keine Gelegenheit gegeben, wir wollten immerhin nichts verpassen, aber beim nächsten mal denken wir dran.“

„Ja beim nächsten Mal toll.“

Nach diesen Worten schmollte die dazu gekommende Wächterin. Hätte Minerva ihr nicht aufgetragen ihren Prüfungsrauf zu reinigen, dann wäre sie ne halbe Stunde früher dagewesen. Das war einfach nicht fair. Immer verpasste sie die besten Momente.

„Aber keine Sorge du darfst dich freuen. Du hast die nächste Prüfung.“

„Ernsthaft.“

Nach einem einstimmigen Nicken sah sich Mayumi um und erblickte nun auch endlich Hao. Doch bevor sie etwas sagen konnte, mischte sich auf einmal René ein.
 

Wobei ihr einwand viel mehr eigennutz als Hilfe darstellte.

„Ja ernsthaft, also setzt dich lasst uns in Ruhe essen und dann könnt ihr beide zu Prüfung abschwirren und mich mitnehmen, ich will nämlichen sehen wie er sich anstellt.“

„Du willst doch nur sein Gesichtausdruck sehen, wenn er erfährt worum es geht oder zumindest wenn er den Austragungsraum sieht.“

„Du hast es erfasst, Mayumi.“

Für einen Moment schien es so als wollte Mayumi etwas erwidern, doch dann entschied sie sich dagegen. Stattdessen setzte sie sich neben die anderen Wächterinnen und nahm sich eine Schüssel Reis. Das hatte sie gebraucht, denn bisher hatte sie noch nicht gegeben und sie bekam immer so schnell bauchschmerzen wenn sie nichts gegessen hatte und dann lachen musste.

„Ach und nur unter uns. Du hast mich nie hier draußen gesehen. Verstanden?“

Hao nickte nur. Langsam kam es ihm so vor, als würde es einige Wächterinnen nicht im geringsten Interessieren ob ihr verhalten gegen die Regeln verstieß oder nicht. Doch ihm sollte es Recht sein. Immerhin war es nicht wirklich seine Sache und er wollte auch gar nicht so genau wissen wie das Leben hier sein musste. Er selbst konnte sich kaum Vorstellen Tag und Nacht in einem Tempel zu verweilen, dafür liebte er die freie Natur einfach zu sehr. Allerdings wird er auf diese erst einmal verzichten müssen, denn wenn sich die Prüfungen im Tempel genauso hinziehen wie die auf dem Außengeländer, dann wird er eine lange Zeit dort ausharren müssen. Und so wie es im Moment aussah, kam auch nicht viel Licht in den Tempel hinein.

„Komm schon Hao, setzt dich endlich. Die nächste Prüfung fängt eh nicht an bevor Mayumi fertig ist und wenn sie mal Anfängt zu essen, dann dauert das!“

„Ich bitte dich Midori, ich hab halt hunger, was ist dabei?“

„Nichts. Hab ich doch auch nicht gesagt.“

„Ja ja, so wie immer…ok, jetzt aber zu dir! Hao ist dein Name? Freud mich dich kennen zu lernen. Meinen Namen hast du ja dank meiner Cousine…irgendeines mir unbekannten Grades …bereits gehört. Also überspringen wie die sonst so langfristige Vorstellungsrunde und kommen zu Sache. Erzähl uns etwas von der Außenwelt des Tempels. Wir haben schon viele Gerüchte gehört aber jetzt will ich Fakten.“

Hao war sich bei diesen Worten nicht sicher ob er überhaupt etwas sagen sollte. Aus diesem Grund wandelte er diese Aufforderung in ein Frage-Antwort-Spiel um auf das die Wächterinnen sofort eingingen. Sie stellten konkrete Frage und er versuchte so gut es ging darauf zu antworten. Dadurch verging die Zeit wesentlich schneller und erst gegen Mittag schreckte Mayumi auf. Sie sollte schon längst wieder drinn sein. Auch Hao und René entschlossen sich sofort ihr zu folgen. Es wurde langsam Zeit die zweite Etappe der Einheitssternprüfungen anzutreten. Denn früher oder später musste er sich dieser sowieso stellen und immerhin hatte Hao seinem Cousin versprochen sich zu beeilen. Und dieses Versprechen würde er auch halten.
 

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Kurzes Durchatmen

Kapitel 34: Kurzes Durchatmen
 

René konnte nicht anders als laut los zulachen, als sie in den Raum trat in dem Haos nächste Prüfung stattfinden sollte. Den ganzen Weg über hatte sie sein Gesicht studiert und sich ausgemalt wie dieses sich verändern würde, wenn sie endlich an ihrem Ziel angekommen waren. Zwar hatte sie vor gehabt nicht zu lachen, doch dieser Vorsatz hatte sich in der Sekunde in der sie den Raum betraten buchstäblich in Luft aufgelöst. Haos Gesicht hatte so einen merkwürdigen Ausdruck angenommen, als vor ihnen die Wände aufeinander zurastem und den Weg voraus vollständig verschlossen. Sie konnte sich nur allzugut vorstellen was er jetzt dachte und unwillkürlich kamen ihr die Worte gepätteter Schamane in den Sinn. Ohja ein Fehler bei dieser Prüfung und man war platt wie ein Stück pergament.

„Die Regeln sind einfach, öffne diese Tür, dahinten. Geistkontrolle und jeglich Art von Zauber sind verboten, dass gilt auch für jede Art von Zuhilfenahme deines Schutzgeistes oder sonstigen Waffen. Reines Furyoko darfst du verwenden, jedoch ist es verboden es mit einem Medium egal welcher Art zu Kombinieren, was nich den eigenen Körper betrifft! Ach ja teleportieren ist auch nicht erlaubt.“

„Danke für die klaren Wort.“

Hao hatte sich langsam von seinem Schock erholt und sah sich genau an. In den Zeitabständen, in der die Wände aufeinanderprallen, konnte er es nie zu der Tür schaffen. Nicht mal wenn er loslief nachdem die Wände aufeinandergeprallt waren und den Durchgang wieder öffneten.

„Oh man, ich weiß schon wieso hier nichts außer rennen erlaubt ist. Andernfalls wäre diese Prüfung viel zu simple, nicht wahr?“

„Du hast es erfasst. Und Hao wie sieht es aus, bereit für deine nächste Prüfung. Wenn ja, dann hast du ein Zeitlimit von 3 Minuten. Mein Rekord liegt übrigens bei 3Minuten und 10 Sekunden. Nur damit du eine kleine Vorstellung hast.“

„Also wurde es noch nie geschafft, oder wie darf ich das verstehen?“

„Der Rekord meiner Vorgängerin lag bei 3 Minuten, also ist es machbar. Außerdem war der Boden schuld. Der ist so uneben, dass ich gestolpert bin und eine Wandphase warten musste.“

„Tja Hao, du hörst es. Pass lieber auf wo du hintrittst. Jedenfalls wenn du verhindern willst dir die Beine zu brechen.“

Hao schüttelte bei Kamis Worten nur den Kopf. Wieso musste sie eigentlich immer in den unpassensten Momenten solche Sprüche ablassen. Nach diesen Gedanken schloss Hao die Augen. Es musste einen Trick geben denn diese Wände blieben keine 3 Minuten auf der Stelle stehen. Also gab es einen Trick. Schnell erinnerte sich Hao an die Worte der Wächterin zurück. Furyoko an sich war erlaubt, dass heißt wenn er seine Sinne damit schärfte war es kein Regelverstoß. Mit diesen Gedanken ließ er sein Furyoko durch seinen Körper strömnen. Dieses Mal jedoch in einer Art, die er Jahre lang nicht mehr verwendet hatte. Als er die Augen wieder öffnete glühten sie für einen Augenblick rot auf, dann jedoch legte sich dieser glanz einzig und allein auf seine Iris und ließ sie rötlich leuchten. Und als hätte man einen Schleier vor seinen Augen weggezogen bemerkte er einige Hohlräume in den Wänden des langen Gang, welcher sich vor ihm erstreckte.
 

Die Lösung des Rätsels hatte er, doch nun brauchte er ein gutes Timing. Stopp und Run Szenarien waren so ziemlich das ermüdenste was es gab. Er hatte dank Takumi Sasakis Trainingsmethode kein wirkliches Problem damit lange Strecken zu laufen, doch das war wieder etwas anderes.

„Jetzt weiß ich, wieso dass eine der schlimmsten Prüfungen sein soll.“

„Das nehme ich als Kompliment, da es heißt, dass ich meine Sache gut mache…aber jetzt zu dir. Wie sieht es auch. Willst du einen Rückzieher machen?“

„Möchten ja, tun nein!“

„Der Junge und sein Freiheitssinn. Eng dich diese Prüfung etwa zu sehr ein.“

„Halt den Mund und komm mit!“

„Hallo, die Regel…“

Für einen Moment sah Kami ihn mit offenen Mund an. Hatte sie gerade etwas verpasst, oder hatte Hao bei den Regeln nur nicht zugehört. Im Prinzip war dieser Gedanke unwichtig, da sie ihn eh darauf ansprach. Die Antwort jedoch war eine, die sie nicht erwartet hatte.

„Ich kenne die Regeln, allerdings besagen sie nicht, dass du da sitzen bleiben musst und mir nicht folgen darfst. Außerdem läd diese Prüfung zum Reden ein und ich will nicht durch den ganzen Raum schreien. Darüber hinaus würde dir etwas Spaß auch mal ganz gut tun.“

„Spaß, das nennst du Spaß? Ich glaub es nicht, du bist einfach nur…“

„Jetzt komm schon!“

Mit diesen Worten waren die Wände wieder zusammengeprallt und Hao losgelaufen. Kami stand nur da und sah ihm sprachlos hinterher. Erst als die Wände wieder aufeinander prallten zuckte sie mit den Schultern und gab der Aufforderung ihres Schützlinges nach.

„…Na gut…“

Mit diesen Worten lief auch sie los. Und kam gerade noch rechtzeitig an dem ersten Hohlraum welcher zwar zwei Meter 1.20 meter breit war, dafür allerdings nur 60 cm in die Wand hineinragte. Entweder man traf das Loch oder man verlor ein Körperteil. Kami hatte es nur knapp geschaff, doch jetzt stand sie drinne und fühlte sich, wie in einem Grab. Es war richtig eng in diesem Spalt und wäre sie ein Mensch gewesen, so hätte sie wahrscheinlich Probleme zu atmen gehabt. Hinzukam, dass sie das Gefühl hatte endlos in diesem Spalt, denn etwas anderes war es für sie nicht, festzustitzen. Um so erleichterter war sie, als sich die beiden Wände wieder voneinander wegbewegten. Ohne lange zu überlegen drängte sie sich heraus und lief weiter.

„Ich dachte du wolltest reden?“

„Ja nachdem das vorbei ist. So kannst du dir wenigstens eine Meinung von der Prüfung bilden und kommst mir nicht mit vorwürfen.“

Noch ehe Kami darauf antworten konnte rasten die Wände wieder aufeinander zu und zerschnitten den kurzen Zeitraum in dem sie sich unterhalten konnte. Hao lehnte sich derweil so weit wie möglich in den Hohlraum und zählte langsam vor sich hin. 34 Sekunden, dann konnte es weiter gehen. Wobei die Wände in dieser Zeit mit rasender Geschwindigkeit aufeinanderrasen und sich dann die ersten Millimeter nur im Schritttempo von einander entfernten. Erst nach Ablauf der genannten Zeit konnte er sich durch den engen Spalt quetschen. Und dann hatte er ganze 2 Sekunden zum rennen. Nicht viel aber bislang hatte es gereicht. Dennoch war die Zeit ziemlich knapp bemessen. Stolperte er oder rannte nicht rechtzeitig los, so würde er die Distanz nicht überwinden können.
 

Insgeheim fragte sich Hao ja, ob die Mauern nicht auch stehen bleiben würden, wenn er fiel, doch das Risiko wollte er nicht eingehen. Besonders deshalb nicht, da es ihn nicht nur sein Leben sondern auch die Chance auf die Meisterung des Einheitsstern nahm.

„Wieso sollte ich dir bitte mit Vorwürfen kommen?“

Die Wände hatten sich nur millimeter getrennt als Kamis Worte schon sein Ohr erreichten, doch er ließ sich davon nicht ablenken sondern sprinntete ohne Umschweifen los.

„Ich kenne dich! Du machst dich gerne über andere lustig besonders über mich und Youji! Insbesondere dann, wenn du der Meinung bist, du könntest es besser.“

„Kann ich ja auch…“

Mit diesen Worten war die Zeit abgelaufen und dass sprinten begann. Auch wenn Kami und Hao das neuste Ziel ohne Probleme erreichten, so musste sie dennoch feststellen, dass es wesentlich einfacher aussah als es war, besonders für einen Lebenden. Immerhin hatten diese noch so etwas wie Kondition. Für sie hingegen brachte das ganze keinerlei Anstrengung. Allerdings hatte Hao durchaus Recht, sie liebte es andere Aufzuziehen und auch in diesem Fall nahm sie kein Blatt vor den Mund.

„…oder wie erklärst du dir, dass ich trotz derselben Leistung nicht so erschöpft klinge wie du?“

„Du bist ein Geist!“

„Ist das deine Standardausrede?“

„Was soll ich sonst für ne Ausrede haben. Du schwitzt nicht du kommst nicht außer atem und selbst wenn dann läufst du nicht sondern fliegst!“

„Hast du mich echt schon mal fliegen sehen?“

Es gab viele menschliche Schutzgeister, die neben ihren Schützlingen schwebte, doch sie gehörte nicht dazu. Im Gegenteil. Egal welche Gestallt sie auch annahm sie blieb immer mit den Füßen auf dem Boden. Immerhin war sie ein Erdelementargeist und der Boden lieferte ihr die meiste Kraft. Zwar war es nicht unmöglich sich in einen Vogel oder Fisch zu verwandeln, doch das wäre eine Verschwendung ihrer Macht, immerhin lebte der Vogel in der Luft und der Fisch im Wasser. Beide waren also dem Einfluss eines Elementes unterworfen, welches sie nicht beherrschen konnte.

„Ne, aber andere…obwohl…doch ich hab dich schon mal fliegen sehen und zwar aus meinem Medium.“

„Sehr witzig.“

„Ist doch wahr! Außerdem ist dein Weg hürdenfreier als meiner. Immerhin kanst du entscheiden ob du eine Materielle Form hast oder die eines echten Geistes!“

„Eines echten Geistes? Soll das heißen ich bin kein echter Geist.“

Kami konnte nicht anders als diese Frage zu stellen. Aus irgendeinem Grund hatte sie das gefühl, als wollte Hao ihr etwas bestimmtes damit sagen und anhand der Unterhaltung und seines Tons bezweifelte sie dass es etwas gutes war.

„Behauptest du das Gegenteil? Ich persönlich denke langsam, dass deine Entwicklung zum Geist noch nicht komplett abgeschlossen war. Du warst einfach unvollkommen und deshalb konntest du deine Existenz nicht mehr als Lebende weiterführen. Da dich aber auch die Toten nicht als vollwertigen Geist akzeptieren wollten musstest du dir was anderes überlegen. Das würde zumindest erklären, wieso du so versessen darauf warst der Schutzgeist eines Schamanen zu werden. Denn als Schutzgeist muss dich jeder als einen echten Geist akzeptieren und kann diese Tatsache nicht mehr leugnen.“

„Ich ein unvollkommender und nicht vollwertiger Geist…Jetzt reicht es! Warte nur bis ich dich in die Finger kriege, Freundchen.“

Nach diesen Satz war diese Prüfung zu einem Katz und Maus spiel geworden. Kami hatte die Schnauze voll und das Buchstäblich. Nun machte sie jagt auf ihren Schützling. Die Prüfung völlig vergessen rannte sie los, doch in dem Moment als Hao das endgültige Ziel erreichte machte ihr die mittlerweile angenommene Materielle Gerstallt einen Strich durch die Rechnung und ließ sie stolpern. Kurz darauf schlossen die Wände den Durchgang und verbagen die junge Frau irgendwo zwischen sich.
 

Kami konnte derweil von Glück reden, dass sie kurz nach ihrem Sturz wieder ihre Geisterform angenommen hatte, denn sie wollte nicht wissen, was sonst passiert wäre. Zugegeben sie ist und blieb ein Geist, der nicht sterben konnte egal mit was man sie zerquetschte, dennoch wollte sie nicht das Risiko eingehen und herausfinden, was passieren würde wenn ihre materielle Form zwischen zwei Wände geriet. Immerhin konnte sie sogar den harten Boden unter sich fühlen. Schmerzen waren ihr also nicht gerade Fremd und Shikigamis würden nach so einer Situation zerplatzen. Nach diesen Gedanken schüttelte sich Kami. Sie wollte nicht länger über die Möglichkeiten anchdenken. Denn auch ohne diese Gedanken war diese Situation schon unangenehm genug.

„Alles in Ordnung, Kami?“

Ja es war unangenehm und demmütigend und sie konnte nur hoffen, dass die anderen Spirits of Elements das nicht mitbekom men haben. Oder zumindest soviel Anstand hatten und es ihr nicht vorhielten. Andererseits konnte sie das auf ihre Tarnung schieben. Wer würde einem der Spirit of Elements so eine Tollpatschigkeit nachsagen, welche sie in den letzten Jahren an den Tag legte.

„Alles besten! Ich wollte nur mal wissen wie es ist von zwei Wänden geplättet zu werden, weiter nichts!“

Mit diesen Worten ging Kami durch die Wand in Haos Richtung. Dort angekommen fuhr sie sich unbekümmert mit der Hand durch die langen Haare, bevor sie sich zu ihrem Schützling wendete.

„Wenn es weiter nichts ist. Ich dachte wirklich für einen Moment du hast dich wieder in der Gestallt vergriffen und wärst gestolpert.“

Eines musste sie Hao lassen, er wusste wie er sie aufziehen konnte ohne es zu offensichtlich zu machen, doch sie kannte ihn und seinen Sarcasmus. Außerdem hatte sie ihn mehr als einem Anlass gegeben, an ihrer Aussage zu zweifeln. Es stimmte sie vergriff sich wenn sie wütend war regelmäßig an ihrer Materiellen Form. Doch erst seit sie Haos Schützling war tat sie es in einer menschlichen Gestallt. Als Wölfin wäre ihr so ein Fehler niemals unterlaufen, denn Wölfe haben vier Beine.

„Scherzkeks…also was ist jetzt? Haben wir bestanden?“

„Ganz ehrlich Kami. Hao hat bestanden, aber du leider nicht.“

Nach Mayumi Worten konnte sich die Wächterinnen nicht mehr zurückhalten und fingen laut an zu lachen. Auch wenn Kami nicht genau wusste was sie dachten, sie konnte es sich denken und in gewisser Weise war sie froh, dass niemand wusste wer sie wirklich war.

„Wieso muss ich immer intuitiv diese blöde materille Gestallt annehmen, das ist doch völlig nutzlos.“

„Ich dachte du wolltest wissen wie es zwischen zwei Wänden aussieht.“

Für einen Moment schwieg Kami bevor sie ihrem Schutzling einen eiskalten Blick zuwarf, doch dieser fing daraufhin nur an zu lachen. Beleidigt drehte sie sich mit verschränkten Armen von ihm weg. Manchmal hasste sie ihn wirklich und zwar immer dann wenn er ihr wieder mal vor Augen führte, dass selbst sie alles andere als perfekt war. Doch musste sie es wirklich sein. Immerhin waren gerade ihre Fehler und auch die seinigen dass, was diese Bündnis so einzigartig machte. Noch nie zuvor hatte sie so ein vertrautes Verhältnis mit einem ihrer Schützlinge.

„Na los, lasst uns nach der nächsten Wächterin suchen! Sonst wird es hier noch langweilig. Nichts für ungut ihr beiden.“

Nach diesen Worten schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Als sie zu den beiden Wächterinnen sah, bemerkte sie wie auch deren Augen aufleuchteten und sie sich von ihm verabschiedeten.

„Kein Problem, viel Spaß bei den nächsten Prüfungen.“

Kami wusste nicht wie Hao es machte, doch egal wie unterschiedlich die einzelnen Wächterinnenen waren, er schaffte es dennoch jeden auf seine Seite zu ziehen. Sein Name verbreitete sich schnell im Tempel und jede wollte ihm ihre Prüfung stellen. Und je mehr Prüfungen er überwund desto schneller verging die Zeit und desto stärker schien er zu werden. Er verlor nicht an Kraft wie seine Vorgänger, sondern holte sie sich scheinbar aus seinen Erfahrungen zurück. Doch sie wusste auch dass das Ziel des ganzen ein neues Problem hervorbrachte. Jedoch war es ihr unmöglich dieses zu verhindern.
 

- Einige Wochen Später -
 

Ungeduldig blickte sich Mai um. Konnte es wirklich sein, dass sie endlich mal Arbeit bekam. Es war fast zu schön um wahr zu sein, doch als sie den jungen Mann durch den Tempel laufen sah, bestand für sie kein Zweifel mehr, die anderen Wächterinnen hatten ihr die Wahrheit gesagt. Nun lag es an ihr sich dem Fremden vorzustellen und ihm ihre Prüfung nah zubringen. Aus diesem Grund ging sie auch sofort mit einem breiten Grinsen auf ihm zu und streckte ihm die Hand engegen.

„Hey, ich bin Mai, freut mich dich fertig machen zu dürfen.“

„Hao und das mit dem letzten Punkt sehen wir noch.“

„Wenn du meinst…moment mal. Hao, wie in Hao Asakura.“

„Was dagegen?“

Bei diesen Worten kratzte sich Mai verlegen am Hinterkopf. Sie wusste nicht ob das jetzt eine gute oder schlechte Nachricht war. Natürlich hatte Samira ihr viel von Hao erzählt, aber dass sie ihn irgendwann mal kennen lernen würde hätte sie nie gedacht. Des Weiteren wurde ihr auch klar, wieso Samira so besessen von ihm war. Dieser Schamane hatte eine Ausstrahlung, die selbst sie in einen merkwürdigen Bann zog. Die meisten würden diese Art von Einfluss nicht verstehen, doch sie schon. Es lag an seiner Aura. Sie war soweit sie es wusste die einzige Wächterin, welche die Aura von anderen sehen konnte. Haos Aura, jedoch war eine, die sie nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte. Sie war nicht ebenmäßig, wie die der Leute die sie kannte. Sie war heller als jede andere und dennoch schien etwas in ihr verborgen zu sein, was sie nur erahnen konnte. Doch auch sein Aussehen war nicht zu verachten, doch noch ehe dieser Gedanke ihren Kopf durchkreuzte schüttelte sie diesen beiseite und wendete sich wieder an ihren potentiellen Prüfling. Denn im Moment interessierte sie eine Frage brennend.

„Weiß Chiyo wer du bist?“

„Kannst du mich mal aufklären, anstatt um die Sache herumzureden.“

„Ich bin eine Freundin von Samira und weiß daher, dass ihr beide, na ja in gewisser Weise so etwas wie verlobt seid. Und wenn der König der Geister nicht sein Veto eingelegt hätte, dann hätte sie dich für das was du gemacht hast schon längst umgebracht.“

Nach diesen Worten hob Hao eine Augenbraue und sah sie mit einem undefinierbaren Blick an. Als Mai jedoch keine Anstallten machte ihn aufzuklären fragte er direkt nach. Denn auch wenn Samira ihm damals einiges erzählt hatte so konnte er sich beim besten Willen nicht zusammenreimen worauf die schwarzhaarige hinaus wollte. Doch auch die nachfolgende Antwort war mehr als unbefriedigend.

„Und was habe ich gemacht? Nimm es mir nicht übel, aber ich weiß nicht worauf du hinaus willst. Ich hab gar nichts gemacht.“

Mai seufzte nur. Wenn sie ehrlich war, dann würde sie ihr eigenes Gerede selbst nicht verstehen. Also wie sollte es Hao dann. Und wieso verdammt noch mal musste sie immer so ein Kauderwelsch reden wenn sie nervös war.

„Chiyo hat was gegen eure Verlobung. Es verträgt sich nicht ganz mit den Regeln und…weißt du was, kommen wir zur Prüfung, dann kannst du sie früher oder später selbst fragen.“

Am liebsten hätte sie Hao alles erzählt, doch was hätte es gebracht. Er musste sich auf die kommenden Prüfungen konzentrieren, andernfalls würde er sie nicht bestehen. Und nachdem was sie von Samira gehört hatte war er dazu bestimmt sich durch alle Prüfungen durch zu kämpfen. Sie war ja mal gespannt ob es ihm wirklich gelang. Im Prinzip war ihre Prüfung nicht mal schwer, jedenfalls dann nicht, wenn man sich auf das wesentliche Konzentrierte und nicht nur auf das was man vor Augen hat.
 

Ohne weiter über die komplizierte Einfachheit ihrer Prüfung zu denken führte sie Hao in einen Raum mit insgesamt 3 Türen.

„Gut jetzt hör her. In diesem Raum sind zwei abgeschlossene Türen. Auf dem Podest liegen wie du siehst zwei Schlüssel. Wählst du den einen kannst du die eine Tür öffnen, wählst du den anderen so steht die andere für dich offen. Wählst du keinen oder zwei einzelne hast du deine Chance vertan und verbrennst dir die Finger. Dein Ziel sollte es sein einen Weg zu finden, wie du dieser Regel entfliehen kann und ohne Risiko den Schlüssel erhältst, der dir den Weg zur nächsten Prüfung eröffnet.“

Mit diesen Worten legte Mai ihre Finger auf einen der Schlüssel und sah zu wie schwarze Flammen den zweiten umschlossen. Erst als sie ihre Finger zurückzog erloschen auch die Flammen wieder.

„Du hast nur einen Versuch also nutze ihn Weise. Die Prüfungsdauer beträgt 6 Stunden.

Für einen Moment musterte Hao die Schlüssel. Er hatte nur einen Versuch, doch um den richtigen Schlüssel zu bekommen musste er sich beide auf einmal holen. Immerhin wusste er nicht welcher von beiden die gewünschte Tür aufschloss. Das einzige Problem war nur, dass die Flammen sofort in die Höhe schossen, wenn er einen der entsprechenden Schlüssel nur berührte. Demnach blieben ihm nicht viele Möglichkeiten.

//Ein Schutzzauber könnte hier durchaus sinnvoll sein, allerdings kenn ich nur einen der nicht gegen Höllenfeuer immun ist. Und das hier ist garantiert Höllenfeuer. Also bleibt nur noch eine Möglichkeit.\\

Nach diesen Gedanken beendete er seine Überlegungen und handelte schneller als Mai es hätte realisieren könnten, selbst wenn sie es erwartet hätte. Mit einer fließenden Bewegung hatte er sein Schwert gezogen und schlug mit diesem so zu, dass beide Schlüssel gleichzeitig in die Luft flogen. Zeitgleich zügelten die Flammen in die Höhe, als wollten sie versuchen die entflohenen Schlüssel wieder einzufangen. Doch letzten Endes entkamen sie dem Feuerkreis und landeten in Haos ausgestreckter Hand. Schon beim ersten Kontakt mit seiner Haut umschloss er diese, als hätte er Angst sie würden sofort wieder verschwinden. Doch das kühle Metall ließ diese Angst verblassen. In solchen Momenten war er froh, dass er das Elementarschwert besaß, denn jedes andere wäre schon bei dem geringsten Kontakt mit den Flammen des Höllenschwertes geschmolzen. Dieses Schwert jedoch konnte man sogar in die Flammen werfen und einige Stunden darin glühen lassen und es würde seine Form und Schärfe nicht verlieren. Um genau zu sein gab es kein Element, welches ein solches Schwert zerstören konnte und da die gesamte Welt aus den 5 Elementen aufgebaut ist, würde ein solches Schwert auch niemals zerstört werden können. Es war auch nicht verwunderlich immerhin wurden solche Schwerter vom König der Geister selbst gesegnet.
 

Mai stand nur mit offenem Mund da und betrachtete wie die beiden Schlüssel in Haos Hand landeten. Gut sie hatte diesen Trick selbst schon herausgefunden gehabt, doch bei ihr hatte es wesentlich länger gedauert. Zudem hatte sie kein Schwert benutzt sondern einen einfachen Zauber, doch da das Ergebnis dasselbe war, spielte das keine Rolle. Im Gegenteil so war es um einiges beeindruckender.

„Hab ich was falsch gemacht?“

Erst jetzt löste sich ihr Schockzustand und sie schüttelte schnell den Kopf. Eigentlich hätte sie wissen müssen, dass es so kommen würde, immerhin hatten die anderen Wächterinnen sie vor seiner Gerissenheit gewarnt und dennoch schien seine Kombinationsgabe wie ein Wunder.

„Nein, ich bin nur überrascht, dass du so schnell hinter das Geheimnis gekommen bist. Jedenfalls gratuliere ich dir herzlich zu der bestanden Prüfung…“

„Entschuldige das ich störe, Mai. Aber das Zeitlimit für diese Prüfung wurde herunter gesetzt. Es sind nur 2 Stunden.“

„Ja, danke für die Information, Minerva. Aber die Prüfung ist bereits vorbei außerdem…also es hätten auch 5 Minuten als Zeitlimit gereicht…“

Verlegen zwirbelte Mai eine ihre langen schwarzen Haarsträhnen um den Finger, die ihr ins Gesicht hingen. Minerva war eine der älteren Wächterinnen und hatte nach Chiyo das meiste zu sagen. Doch Mais Verhalten wurde von der Älteren ignoriert, da diese sich nur mit einen kurzen Nicken zu Hao wendete.

„Verstehe, du hast also auch diese Prüfung bestanden. Erstaunlich. Damit hast du die vorletzte Prüfung bestanden.“

„Vorletzte.“

Mai wirkte sichtlich verwirrt. Niemand hatte ihr gesagt, dass sie die vorletzte Prüfung stellte. Obwohl, da es eh immer wechselte, konnte das auch niemand wirklich bestimmen. Lediglich Midoris und Samiras Reihenfolge standen fest.

„Mai würdest du uns bitte allein lassen, damit ich ihn über die nachfolgenden Schritte unterrichten kann?“

„Aber ich dachte immer, dass Meisterin Chiyo…“

„Sie wird für die Endzeremonie verantwortlich sein. Für den Fall, dass er die letzte Prüfung bestehen wird.“

„Verstehe“

Mit diesen Worten verbeugte sich Mai kurz, bevor sie den Raum verließ. Immerhin hatte Minerva sie ja darum gebeten. Für einen Moment überlegte sie, ob sie lauschen sollte, doch dann entschied sie sich dagegen.
 

Derweil hatte Minerva angefangen Hao in die nächsten Schritte einzuführen.

„Midori hat dir sicherlich erzählt, dass es zwischen den Tempelprüfungen und der letzt Prüfung eine Pause für dich geben wird. Und das ist auch wichtig. Mit den ganzen Prüfungen haben wir nicht nur bestimmte Eigenschaften getestet sondern auch deine Ausdauer und deinen Kampfeswillen. Doch auch uns ist bekannt, dass jeder irgendwann seine Grenzen erreicht. Deshalb geben wir dir die Möglichkeit neue Energie zu sammeln und dich in Ruhe auf die letzte Prüfung vorzubereiten.“

Für einen Moment stoppte Minerva und wies ihn an ihr zu folgen. Was sie Hao nicht sagte war, dass auch das Verlassen des Tempels eine Art Prüfung war. Um genau zu sein war es eine Vertrauensprüfung, die dazu dienen sollte festzustellen, ob er sich an die Auflage, über alles was in diesem Tempel geschehen ist zu zweigen, hält. Wobei es in diesem Fall mehr auf die Prüfungen als auf seinen Eindruck bezogen war.

„Bevor du jedoch damit antwortest, dass du dich jetzt schon bereit für die nächste Prüfung fühlst, so muss ich dich enttäuschen. Diese Vorgehensweise ist unabdingbar für die Meisterung des Einheitssterns.“

„Verstehe.“

„Gut, sobald deine Schonfrist abgelaufen ist, werden wir dir ein Shikigami schicken, welcher dich abholen und dich zu der Wächterin führen wird, welche die letzte Prüfung stellt.“

Mit diesen Worten beendete Minerva ihre Ausführungen. Sie hatte ihm alles erzählt, was sie ihn erzählen musste. Jedenfalls fast alles, doch den Rest berichtete sie ihm erst, als sie an der Außenbarriere des Tempels waren. Doch nach dem was sie von dem jungen Mann gesehen hatte, war sie sich sicher, dass dieser sich auch ohne ihre eindringliche Warnung an das Schweigegebot halten würde. Woher sie diese Meinung herhatte wusste sie nicht, vielleicht hatte sie sich einfach zu sehr von den anderen Wächterinnen anstecken lassen, oder es lag einfach daran, dass Hao in ihren Augen etwas Besonderes war. Woran es auch lag sie wünschte ihm alles Glück der Welt auch wenn das eigentlich nicht ihre Aufgabe war.
 

- Bei Mai -
 

Mai hatte sich in der Zwischenzeit die Freiheit genommen nach Samira zu suchen. Sie konnte das was eben passiert war einfach nicht so lange für sich behalten. Insbesondere deshalb nicht, da sie das amüsierte lächeln nicht aus ihrem Gesicht verbannen konnte und so früher oder später sowieso auf den Grund dieses Lächelns angesprochen wurde.

„Hey Mai, was lächelst du denn so?“

„Rate mal wen ich getroffen habe?“

„Wen?“

„Rate! Es hat etwas mit den Gerüchten zu tun, dass sich jemand an den Prüfungen zur Meisterung des Einheitsstern bemüht.“

Samira blickte ihre Freundin nur verwundert an. So kannte sie Mai überhaupt nicht, nicht mal wenn diese versuchte sie aufzumuntern. Doch dieses Mal war es anders. Ihre Augen strahlten und man konnte sehen, dass sie wirklich eine außergewöhnliche Neuigkeit hatte. Den Zusammenhang zwischen den Gerüchten und ihren Worten konnte sie jedoch im Moment nicht verknüpfen.

„Jetzt sag schon.“

„Hao!“

„Was? Wo?“

„Hier im Tempel. Er hat vor einigen Minuten meine Prüfung bestanden.“

„Er ist wirklich an Chiyo vorbeigekommen?“

Bei diesen Worten verdrehte Mai die Augen. Vielleicht hätte sie diese Unterhaltung anders anfangen sollen, dann hätte Samira sofort verstanden was sache ist. Doch Haos Name hatte sie etwas vom Thema abgelenkt.

„Hallo, er ist nicht nur an Chiyo vorbeigekommen sondern auch an mir und unter uns. Du bist die nächste die ihn prüfen darf.“

Samira war nach diesen Worten sichtlich verwirrt, weshalb es auch einige Zeit dauerte, bis sie den Sinn von Mais Worten realisierte.

„Aber ich stelle die letzte…du meist…er hat wirklich…“

Je tiefer die Erkenntnis in ihren Kopf eindrang, desto mehr hellte sich ihre Mine auf. Sie hatte gehofft, dass Hao es hierher schaffen würde, doch etwas in ihr hatte sie Zweifeln lassen. Sie war sich nicht sicher gewesen ob er an Chiyo vorbei kommen würde, da sie sicher war, dass diese ihn sobald sie wusste wer er war nur noch härter rannehmen würde. Doch er hatte es geschafft. Und nun würden sie sich bald wiedersehen. Der Tag auf dem sie Jahre lang gewartet hatte rückte immer näher und es kam ihr fast wie ein Traum vor. Ein Traum aus dem sie nie wieder aufwachen wollte. Doch die Realität würde sie in Form ihrer Meisterin früher oder später auch wieder einholen, dessen war sie sich bewusst. Noch musste sie warten, doch nicht mehr lange.

„Yupp. Er hat alle Prüfungen bestanden, die es zu bestehen gab, bis auf deine und…“

Weiter kam Mai nicht, da Chiyo in diesem Moment den Raum betrat. Sie brauchte nicht lange zu überlegen um zu wissen was hier vor sich ging und äußerte sich dementsprechend.

„Du hast es ihr also schon gesagt.“

„Ich habe nur in aller bester Absicht gehandelt, Meisterin Chiyo.“

„Dessen bin ich mir sicher Mai.“

Nach diesen Worten war es für Mai klar, dass sie jetzt besser gehen sollte. Und auch Chiyo unterließ es länger bei Samira zu bleiben. Immerhin wusste diese nun was auf sie zukommen würde. Allerdings war ihr auch das strahlen in den Augen des blonden Mädchens nicht entgangen und genau dass ließ sie nicht zu ruhe kommen. Es ging also wieder los. Der König der Geister hatte Recht behalten, die Sache zwischen Samira und Hao war noch lange nicht vorbei.
 

- Bei Hao einige Minuten später -
 

Hao musste zugeben, dass es sichtlich ungewohnt war wieder durch die vollen Marktstraßen zu gehen. Er hatte sich in gewisser Weise an die Tempelmauern gewöhnt, vor allem, da er dort einige Tage verbracht hatte, wobei dass auch nur ein Gefühl, immerhin konnte man den Tag Nachtwechseln nicht wirklich verfolgen. Noch einmal atmete er tief durch, bis er das Grundstück seiner Familie betrat. Er war endlich zurück, auch wenn es wahrscheinlich nicht für lange ist. Das hinderte ihn jedoch nicht zu allererst nach seinem Cousin zu sehen, dem er sämtliche Familiengeschäfte aufgedrückt hatte. Umso amüsierter war er, als er sah, dass dieser dessen Eltern in die ganze Thematik mit eingespannt hatte, mit denen er hochkonzentriert über einem Dokument saß und deshalb nicht mitbekam als er in den Raum trat.

„Und habt ihr Spaß.“

„Ja, auf jeden Fall…das nächste Mal wenn du sagst ich soll die Familiengeschäfte übernehmen, dann zeig ich dir einen Vogel, Hao…moment Hao…du bist zurück.“

„Scheint so.“

Mit einem Mal war Youji aufgesprungen und kam völlig erleichtert und aufgerecht zugleich auf ihn zu, während er in einigen Sätzen alles hervorbrachte, was er loswerden wollte.

„Na endlich, ich dachte schon die ganzen Dokumente erschlagen mich, ich kann sowieso nicht glauben, dass ich bis jetzt durchgehalten habe, aber genug von mir wie ist es dir ergangen. Hast du bestanden? Sicherlich, was frage ich überhaupt. Du musst mir aber trotzdem alles erzählen. Waren die Prüfungen wirklich so gefährlich, wie oft hat Kami dir den Hals gerettet, wie waren die Wächterinnen und am aller wichtigsten! Hast du Samira wieder gesehen?“

„Jetzt beruhig dich mal, Youji und lass ihn erst mal richtig ankommen.“

„Ok ihr drei, es ist ja schön und gut, dass ihr Hao vertretet, aber so geht das…nicht! Hao?“

Katsumi war mit einigen Dokumenten in der Hand in den Raum getreten und hatte zuerst nicht auf seine Umgebung geachtet. Dafür war er viel zu sehr in die Dokumente vertieft, die er in der Hand hielt und kopfschüttelnd durchblätterte. Erst als er aufsah und Hao erblickte, blieb er wie erstarrt stehen.

„Probleme?“

„Die drei haben ein paar wichtige Dokumente vermischt und sie mir zum drüber sehen vorgelegt. Wie soll ich da bitte was mit anfangen und jetzt zu dir. Wie kommst du auf die Idee einfach abzuhauen und das auch noch für einige Monate?“

Und als ob jemand eine geheime Nachricht verschickt hatte, kamen auch schon die anderen Asakura in den Raum spaziert.

„Santi, haben wir noch irgendwo etwas von Cassandras Tee, diese Frau macht mich mit ihrem ‚alles ist schöner als schön’ gefasel krank.“

Nach diesen Worten konnte Hao nicht anders als leise zu kichern. Irgendwie hatte er solche Unterhaltungen ja doch in den letzten Monaten vermisst.
 

Allerdings sorgte seine Reaktion dafür, dass nun auch Riku ihn bemerkte und dieser konnte seinen herablassenden Kommentar wie üblich nicht für sich behalten.

„Na sie mal an wer wieder aufgetaucht ist. Hast du genug von deinem Versteckspiel.“

„Weißt du was Riku, deine Kommentare habe ich von allen am meisten vermisst. Für meinen Geschmack war es im Tempel des Einheitssterns nämlich viel zu ruhig und streitlos.“

„Wie Tempel des Einheitssterns.“

Bei dieser gleichzeitigen Frage, sah Hao nur irritiert zu Youji. Als dieser nicht die Anstallten machte, etwas zu sagen ergriff Hao das Wort.

„Soll das heißen, dass du ihnen nicht erzählt hast, dass ich…“

„Hab ich wohl vergessen.“

Hao wusste sofort, dass das eine Lüge war. Dennoch konnte ein amüsiertes Lächeln nicht verbergen. Er konnte sich schon denken, wieso Youji es niemanden gesagt hat.

„Du hast echt kein vertrauen in meine Fähigkeiten.“

„Unsinn, ich wollte nur keinen beunruhigen.“

„Natürlich!“

„Ok, könnten wir das ganze noch mal kurz zusammenfassen, damit auch jeder folgen kann…“

„Gerne. Hao hat sich vor einigen Monaten auf den Weg zum Tempel des Einheitssterns begeben und sich deren Prüfungen gestellt. Er hat mich im Vorfeld darum gebeten seine Aufgaben zu übernehmen. Tja und jetzt ist er wieder hier.…“

„Die Frage ist nur wieso?“

Für einen Moment schauten die Meisten Riku nur fragend an, lediglich Hao wusste worauf er hinaus wollte und klärte die Situation restlos auf.

„Nur um einige Missverständnisse von vornherein zu vermeiden. Ich habe den Einheitsstern nicht gemeistert, jedenfalls noch nicht. Es fehlt noch eine Prüfung und eine Zeremonie, die mich von diesem trennen. Allerdings kann ich diese erst in ein paar Tagen antreten.“

„Das heißt also warten. Wieso muss du eigentlich immer warten. Ach egal, was ist mit Samy.“

„Samy? Ich glaub nicht dass ihr dieser Spitzname gefallen würde. Aber wenn du es genau wissen willst. Nein ich habe sie nicht gesehen. Sie stellt soweit ich das mitbekommen habe die letzte Prüfung.“

„Wer ist Samy?“

„Nicht so wichtig, jedenfalls nicht für den Moment. Gib mir lieber die Dokumente, damit ich das in Ordnung bringen kann.“

Wortlos übergab Katsumi ihm die geforderten Dokumente und entschied sich dazu seine Fragen später zu stellen. Auch die anderen gingen Hao erst einmal aus dem Weg um zu realisieren, was eigentlich in dieser Familie vor sich ging. Sie würden später noch die Zeit haben zu fragen und selbst Riku schien es bei der Aussage zu belassen und wendete sich von Hao ab. Youji hingegen war froh, dass er sich nicht mehr mit unwichtigem Zeug herumplagen musste und legte sich auf dem Boden, während er sich von Hao die eine oder anderen Information über die restlichen Wächterinnen holte. Auch wenn dieser ihm des Öfteren sagte, dass er nicht über alles sprechen durfte so war das was dieser erzählte doch genug um seinen Wissensdurst zu stillen.
 

- Einige Stunden später -
 

Der neu eingezogene Frieden im Asakuraanwesen wurde durch ein plötzliches Klopfen gestört. Irritiert öffnete Youji die Tür. Er hatte keine Ahnung was oder besser gesagt wen er erwartet hatte. Zumindest war es nicht die Person, die hinter der Tür zum Vorschein kam.

„Wo ist er?“

„Wo ist wer?“

„Hao, wer sonst.“

„Ach der! Der ist gerade unterwegs. Kann ich ihm was ausrichten.“

Hao hatte sich, nachdem er die restlichen Familiengeschäffte erledigt hatte entschieden in den Demonenwald zu gehen. Er hatte ihm nur gesagt, dass er etwas mit den Geistern dort plaudern wollte. Wobei das plaudern immer damit endete, dass die dort lebenden Geister mit unsichtbaren Blauen Flecken abzogen und ihr wehleiden im tiefsten inneren des Waldes kundgaben. Natürlich hätte er das auch so weiter geben können, doch irgendetwas sagte ihm, dass es keine gute Idee wäre und dass er sich damit nur ärger einfing.

„Du kannst ihm ausrichten, dass er sich von Samira fern halten soll, sonst wird es ihm noch Leid tun. Er wird den Tag verfluchen an dem er geboren ist und damit stehe ich mit meinem Namen.“

„Ach und ihr Name lautet wie?“

„Chiyo Toshiro, aber allein nach der Botschaft sollte ihm das klar sein.“

„Ach sie sind die größte Schreckschraube der heutigen Nation. Gut zu wissen, dann werde ich es ihm besser nicht ausrichten. Einen schönen Tag wünsche ich ihnen noch.“

Mit diesen Worten schlug er ihr die Tür vor der Nase zu. Kurz darauf konnte er ein breites Grinsen nicht mehr länger unterdrücken. Oh ja, er hatte schon von Chiyo Toshiro gehört. Sie war sozusagen eine aus der alten Schule, die alles andere als gutmütig war. Über das Thema freundlich würde er sich lieber nicht auslassen. Nur eines wusste er und zwar, dass sie mit aller Macht versuchte einen Keil zwischen Samira und Hao zu drängen und dafür allein hatte sie die Behandlung, die sie bekommen hatte, verdient.

„Wer war das?“

„Niemand, der es wert war reingelassen zu werden…Glaub mir Katsumi, du würdest ausrasten wenn du nur eine Minute mit der in einem Raum allein gelassen wirst.“

„Schlimmer als Cassandra kann diese Person bestimmt nicht sein.“

„Glaub mir sie ist zehnmal so schlimm. Apro pos. Was gibt sie heute an.“

„Wenn du es genau wissen willst…“

„Ich bitte drum.“

Youji wusste nicht genau was er sich erhoffte. Vielleicht wollte er einfach nur einen fiktiven Hinweis auf die nächste Prüfung, damit er sich einreden konnte, dass Hao diese auf jeden Fall bestehen würde. Oder ob er einfach nur das Thema umlenken wollte. Er wusste es nicht, dennoch machte er sich innerlich bereit Katsumis Worten zu lauschen.
 

Katsumi währenddessen seufzte kurz, bevor er an die Worte seiner Frau zurück dachte. Wenn er ehrlich war, dann klangen ihre Worte dieses Mal ziemlich überzeugend. Aber er würde einen Teufel tun und dass zugeben. Nicht nach all dem was passiert war. Gab er zu dass er einer ihrer sogenannten Weissagungen glauben schenkte und sie traf nicht zu, würde man ihm das ewig vorhalten.

„Ich glaube sie sagte etwas von wegen…in goldenes Licht getaucht wird die leere des Raums der bestimmt, mit wem der Stern entrinnt. Nur eine Wahl ist zu treffen mit der die Feinde sind zu schwächen. Der Verstand hier nicht von Bedeutung, denn es zählt des Herzens Deutung…oder so was in der Art.“

„Wenn man Cassandras Worten also glauben schenken würde, dann wird die nächsten Prüfungen darin bestehen seinen Verstand auszuschalten und seinem Herzen zu vertrauen. Na toll!“

Noch bevor Youji etwas ergänzen konnte wendete sich Katsumi lachend von ihm ab. Scheinbar fand er die Idee, dass Cassandra Haos nächste Prüfungen zur Meisterung des Einheitssterns vorhergesagt hatte, für völlig absurd. Youji allerdings konnte das ganze nicht so einfach abtun. Irgendetwas sagte ihm, dass diese Prophezeiung wirklich ernst zunehmen war.

//Hoffentlich trifft Hao die richtige Wahl. Er hat solange auf diesen Moment hingearbeitet. Nur noch eine letzte Prüfung und er hat den Einheitsstern gemeistert.\\

„Im Namen der Asakura-Dynastie bitte ich dich, König der Geister, Träger aller weltlichen Mächte, führe ihn bei dieser Prüfung.“

„Äh Youji, ich steh noch neben dir.

„Sorry Katsumi, aber dass musste ich jetzt mal loswerden.“

„Hao ist weiter gekommen als irgendjemand sonst und selbst wenn nicht, so würde es keinen Unterschied machen.“

„Für euch nicht, doch für sein Leben schon. Er muss diese Prüfung einfach bestehen, denn wenn er es nicht schafft, wird es für ihn unmöglich sein die nötige Kraft aufzubringen um für die eine Sache zu kämpfen, die ihm mehr als alles andere bedeutet.“

„Und das wäre.“

Mit diesen Worten war Katsumis Neugierde geweckt, doch Youji schüttelte nur den Kopf. Er würde es Katsumi nicht sagen. Ihm war nicht mal klar wieso er überhaupt angefangen hatte.

„Du wirst schon sehen. Schon sehr bald.“

Mit einem amüsierten Lächeln wendete sich Youji von Katsumi ab und verließ die Eingangshalle. Er würde die Sache erst aufklären wenn das ganze offiziell war und so wie er Hao und Samira kannte, würde dass ganze noch etwas dauern. Und solange mussten sie sich alle in Geduld üben. Etwas, was er in den letzten Jahren mehr als einmal gelernt hatte.
 

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Die Meisterung des Einheitssterns

Kapitel 35: Die Meisterung des Einheitssterns
 

Es war so weit. Vor einigen Stunden hatte ihm Shikigami den Termin für die letzte Prüfung mitgeteilt. Das dieser Ausgerechnet beim Abendessen in den Raum geplatzt war und ihnen allen erstmal einen gewaltigen Schreck eingejagt hatte veränderte die Stimmung nicht im geringsten. Seit einigen Monaten war er nun dabei die Prüfungen zur Meisterung des Einheitssterns zu bestehen. Zeitweise hatte er sich gefragt, ob sie überhaupt einmal ein Ende nahmen. Dieses Mal wusste er es zum ersten Mal genau. Heute sollte die letzte Prüfung stattfinden. Einerseits war er froh darüber, doch ein Teil von ihm konnte seine Nervosität nicht verbannen. Immer wieder ertappte er sich dabei wie er über die kommende Prüfung nachdachte. Zeitweise rief er sich die anderen Prüfungen ins Gedächtnis um sie miteinander zu vergleichen und herauszufinden, ob es einen Zusammenhang gab. Irgendeinen Hinweis, der darauf deutete, wie er die jetzige Prüfung bestehen konnte. Noch hatte er niemanden von der letzten Prüfung erzählt. Nur Youji und dieser hielt zu seinem Glück dicht. Gedankenversunken kritzelte er einige Wörter auf ein Pentagramm ohne sich dieser Worte überhaupt bewusst zu sein. Erst als er sich gewaltsam wieder aus den Gedanken riss, sah er auf die Zeichen, die er geschrieben hatte. Zu seinem eigenen erstaunen waren diese in der heiligen Schrift geschrieben. Eine alte Schreibweise, die in seiner Zeit kaum noch einer benutzte. Was hieß kaum, soweit er es mitbekommen hatte schienen die Toshiros noch immer diese Art von Schrift zu bevorzugen. Wieso er diese jetzt auch benutzte wusste er nicht. Seufzend stand er auf. Er sollte langsam losgehen, sonst würde er seine Chance noch verpassen und das wäre nun doch ärgerlich. Bevor er jedoch aus der Tür treten konnte, hörte er wie Kami sich den Zettel schnappte und ihn laut vorlas.

„ Nichts ist wie es scheint. Das Richtige zu tun ist schwieriger als es gesagt wird, denn es ist ein Wort, was jeder anders interpretiert. Für jeden ist etwas anderes Wichtig und der Richtige Weg wird dadurch für jeden auf einen anderen Pfad gelegt. Wer entscheidet was richtig oder falsch ist? Jeder behauptet das richtige zu tun, doch wer hat wirklich Recht. Und welche Bedeutung hat es, wenn der scheinbar richtige Weg nur Katastrophen mit sich bring. Ist er dann immer noch der richtige Weg? Sind die Hindernisse nur eine Versuchung, die einem davon abbringen soll. Ist der neue Weg vielleicht der richtige, oder war es doch der erste. Könnte es ein dritter Weg sein. Wer kann sich schon sicher sein und ist der, der von Weg abgekommen ist wirklich ohne weiteres zu bestrafen? Oder zeigt man mit diesem Verhalten nur, dass man einen anderen scheinbaren richtigen Weg nicht akzeptieren kann? Das weiß niemand und es wird niemand erfahren, da die wenigsten tolerant sind und anstatt zuzuhören und zu lernen voreilig handeln. Siehe und höre zu und lerne aus den neuen Erkenntnissen um den einzigen Weg zu finden, der von allen akzeptiert werden kann um die Welt mit einander zu vereinen. Gegenseitiger Respekt, ist das der Richtige Weg, die Meinung anderer zu respektieren. Was auch immer die antwort ist, sie liegt mit Sicherheit keine fünf Meter entfernt. Man muss sie nur erkennen…“

Für einen Moment schwieg sie und schien sich die Worte durch den Kopf gehen zu lassen, da jedoch legte sie das Stück Pergament zur Seite und folgte ihm kopfschüttelnd.

„Du solltest dich mal wieder beruhigen. Ich meine, wenn du so etwas schreibst, obwohl du mit den Gedanken ganz wo anders bist, dann brauchst du dir um die nächste Aufgabe keinen Kopf zu machen. Die wirst du mit Sicherheit mit links schaffen.“

„Danke für die Aufmunterung.“

„Das war keine Aufmunterung, sondern Gewissheit.“

Diese Worte nahm Hao nur mit einem Nicken zur Kenntnis, bevor er mit Kami wieder zum Tempel des Einheitssterns ging. Es würde das letzte Mal sein, dessen war er sich bewusst.
 

Als er dort jedoch ankam konnte er seinen Augen kaum trauen. Vor ihm stand niemand anderes als Samira. Ihre langen goldblonden Haare waren zurück gebunden, wobei eine Haarsträhne sich dieser Tortur entzogen hatte und ihr ins Gesicht hing. Ihre Augen schienen zu leuchten, weshalb sie wirklich den Eindruck machen, als würde man in die tiefe des Meeres blicken.

„Hao, schön dich wieder zu sehen.“

„Samira.“

„Wie du dir wahrscheinlich denken kannst stelle ich die letzte Prüfung zur Meisterung des Einheitssterns. Wenn du mir also bitte folgen würdest.“

Sie konnte es nicht leugnen. Es viel ihr mehr als schwer Hao nicht sofort um den Hals zu fallen. Sie war froh ihn wieder zu sehen, doch vorerst musste sie die Prüfung hinter sich bringen. Eine Prüfung, bei der sie sich richtig zusammenreißen musste um ihre Fassade nicht bröckeln zu lassen. Ansonsten könnte sie das Resultat nicht anerkennen und das wäre ihm gegenüber nicht fair. Aus diesem Grund führte sie ihn einfach nur in einen ihr zugewiesenen Raum und erklärte ihm die Regeln so neutral wie sie es vermochte.

„Die Aufgabe besteht darin das Ziel dort zu treffen. Es ist egal wo, die einzige Vorraussetzung besteht darin, dass du das Mädchen, was davor stehen wird nicht verletzen darfst.“

Bei diesen Worten drückte sie Hao ein Messer in die Hand. Im selben Moment erschien ein junges Mädchen aus den Schatten des Raumes und stellte sich so vor das Ziel, dass sie nur einige Zentimeter unter der Mitte des Zieles stand. Beide, sowohl das Mädchen als auch Samira wirkten unberührt, fast so, als wenn sie das jeden Tag machen würde.

„Bereite dich in Ruhe darauf vor, denn für diese Prüfung gibt es keine Zeitangabe, allerdings gilt auch hier, dass der erste Versuch auch der letzte ist.“

Während Samira dies sagte verband sie dem Mädchen die Augen und strich ihr sanft über die blonden Haare.

„Nur damit sie dir keinen Vorteil geben kann und in letzter Minute zur Seite springt.“

Hao sah nur kopfschüttelnd auf das Messer in seiner Hand. Seine Treffsicherheit war zwar gut, doch er wusste, dass auch er mal einen Fehler machen konnte. Bei diesem Gedanken schwenkte sein Blick wieder zu dem Mädchen, das mit ihren Fingern spielte. Scheinbar war die kleine doch nicht so ruhig wie er zuerst dachte, was man bei Samira nicht behauten konnte. Aus ihrem Gesicht war nicht mal annähernd zu lesen, worüber sie gerade nachdachte. Fast schon Hilfe suchend überflog Hao den gesamten Raum, bevor er ein weiteres Mal auf das Messer in seiner Hand blickte. Es war einfach nicht richtig. Mit diesem Gedanken legte Hao das Messer beiseite, sein Blick allerdings ruhte weiterhin auf dem kleinen Mädchen.

„Was willst du damit bewirken? Wenn du diese Prüfung verweigerst waren deine gesamten Anstrengungen für umsonst. Das ist die letzte offizielle Prüfung um den Stern der Einheit zu meistern.“

„Das ist mir klar, Samira. Trotzdem, das ist es nicht wert.“

„Was soll das heißen das ist es nicht wert. Wir reden vom Stern der Einheit. Die größte Macht die ein Schamane jemals haben wird. Das wäre nicht nur ein Sieg für dich sondern auch für deine gesamte Familie. Das ist doch der Grund weshalb du bis jetzt durchgehalten hast. Du hast für andere gekämpft und genau das hat dich weiter getrieben als jeden Größenwahnsinnigen, der nur für sich selbst kämpfst. Was willst du ihnen erzählen, dass du die letzte Prüfung nicht durchführen wolltest.“

Samira sagte dies mit einer relativ neutralen Stimme. Für jeden anderen wäre dieser Kommentar überzeugend genug gewesen, um sich noch einmal um zu entscheiden, doch Hao konnte das ganze einfach nicht mit seinem Gewissen ausmachen.

„Versteh mich nicht falsch Samira. Ich habe mir vorgenommen alles in meiner Macht stehende zu tun um diese Prüfungen zu bestehen. Doch wenn der einzige Weg den Einheitsstern zu meistern darin besteht ein anderen in Gefahr zu bringen, dann bin ich der Falsche dafür. Tut mir Leid.“

„Nein mir tut es Leid. Und ich hatte wirklich gedacht du würdest es ernst meinen. Hao, hör mir zu. Wenn du jetzt gehst gibt es kein Zurück mehr. Es wird vielleicht die Zeit kommen, an dem du deine Entscheidung bereuen wirst. Versteh doch es gibt keinen zweiten Versuch. Jeder darf nur einmal versuchen den Stern der Einheit zu meistern, scheitert er hat er seine Chance vertan.“

„Das ist mir egal.“

„Mir aber nicht. Außerdem gibt es Regeln. Ich muss dich also enttäuschen. Du kannst nicht einfach aus der Prüfung aussteigen, das erlauben diese nicht.“

Bei diesen Worten nahm Samira das Messer, was Hao kurz vorher weggelegt hatte und drückte es ihm wieder in die Hand.
 

Dieser sah sie nur fassungslos an. Er konnte nicht glauben, dass sie das wirklich von ihm verlangte, anderseits gab es auch so eine Möglichkeit aus der Sache herauszukommen. Mit einem leisen Seufzen wendete er sich bei diesem Gedanken wieder an Samira.

„Einen Versuch?“

„Genau. Ein Versuch. Alles oder nicht.“

Hao schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf um sich von seiner Wut über Samiras Sorglosigkeit zu befreien, bevor er das Messer warf. Allerdings war sein Ziel nicht wie zuerst angenommen die Zielscheibe oder das Mädchen darunter. Im letzten Moment hatte er sich zur Seite gedreht und das Messer auf eine sich zu seiner linken befindenden Zielscheibe geworfen und wie erwartet mitten ins Schwarze getroffen.

„So das war mein Wurf. Bist du jetzt zufrieden?“

„Wieso hast du das getan? Deine Treffsicherheit ist unglaublich. Das Ziel war weiter entfernt als das andere. Du hättest diese Prüfung locker bestehen können.“

„Und wenn nicht, dann hätte das Mädchen entweder ein Ohr oder sogar ihr Leben verloren.“

„Damit hast du einen Teil deiner Zeit für die Meisterung des Einheitssterns vergoldet. Ein paar Jahre deines Lebens hast du alles dran gesetzt, Informationen zusammeln, dir neue Kräfte anzueignen um für dich auf die bevorstehenden Prüfungen vorzubereiten. Du hast dein Leben riskiert für nichts und wieder nichts. Wieso? Dem Mädchen wäre nichts passiert.“

„Und wenn doch, würde ich mir das nie verzeihen. Außerdem liegst du mit einer Sache falsch, Samira. Das ganze war trotz allem nicht Nutzlos. Ich habe eine Menge gelernt und zusätzlich meine eigenen Fähigkeiten verbessern können. Die Erfahrungen, die ich bei den Prüfungen gesammelt habe, kann mir niemand mehr nehmen und damit werde ich mich fürs erste begnügen.“

Mit diesen Worten wollte Hao schon gehen, doch im letzten Moment hielt Samira ihn zurück. Sie wirkte auf einmal wie verändert und im selben Moment genauso kalt wie vorher. Aus diesem Grund schenkte er ihre Stimme nicht so viel Beachtung, sondern orientierte sich viel mehr an ihrer Körpersprache, weshalb ihm auch nur unterbewusst auffiel, dass ihre Stimme wärmer klang als vorher.

„Hao, warte.“

„Was? Besteht die Pflicht der Wächter auch noch darin die gescheiterten solange fertig zu machen, bis sie den geschützten Bereich verlassen haben.“

„Nein, das nicht. Ich wollte dir nur gratulieren.“

„Wie bitte?“

„Es ging bei der Prüfung nicht um den Messerwurf. Es war ein Vorwand um dein Herz zu testen.“

Nun war Hao erst Recht verwirrt. Nun konnte er auch an ihrem Körper sehen, dass sich ihr Verhalten verändert hatte. In ihren Augen standen Tränen, die er nicht wirklich deuten konnte, da in diesem Moment einfach zu viele Gedanken in seinem Kopf herumschwirrten. Aus diesem Grund wollten auch Samiras Worte beim besten Willen keinen Sinn ergeben.

„Und das bedeutete was?“

Doch noch bevor er eine Antwort bekam fiel sie ihm auch schon um den Hals. Völlig perplex legte er einen seiner Arme um sie. Genau in diesem Moment flüsterte sie ihm die Bedeutung ihrer Sätze ins Ohr.

„Was das bedeutet? Natürlich das du die Prüfung bestanden hast. Du bist der erste der den Stern der Einheit gemeistert hat. Ich gratuliere.“

Nun war Hao erst Recht baff. Damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet, nicht nach Samiras voriger Reaktion.
 

Sie wirkte einfach zu ernst. So als würde sie jedes Wort ernst meinen, doch andererseits schien allen Toshiros

diese Fähigkeit zu besitzen.

„Ihr Wächterinnen und euer verdammtes Pokerface. Bei euch weiß doch keiner mehr woran man ist.“

„Tja andernfalls wären die Prüfungen doch viel zu einfach, oder nicht.“

Hao kam nicht mal dazu Samira zu antworten, da sie schon ihre Lippen auf seine legten. Er konnte nicht mal annähernd leugnen, dass er es nicht genoss. Während der Kuss hielt schien keiner mehr die Umgebung wahr zu nehmen, so merkten sie auch nicht, dass eine weitere Person in den Raum gekommen war und die beiden nur geschockt beobachtete.

„Das ist ja eine schöne Überraschung!“

Die Worte waren mehr als laut und drückten blankes Entsetzen und Zorn aus. Sofort löste sich Hao von Samira und blickte die alte Wächterin mit einem undefinierbaren Blick an. Bevor er sich jedoch zu dem ganze äußern konnte, mischte sich Samira ein.

„Verzeihen sie, es war meine Schuld Meisterin Chiyo.“

„Spielt dass eine Rolle. Immerhin gehören immer zwei dazu.“

„Äh Meisterin Chiyo. Kann ich die Augenbinde wieder abnehmen.“

„Natürlich Rin. Und dann gehst du unverzüglich in dein Zimmer, verstanden?“

„Zu Befehl Meisterin Chiyo.“

Mit diesen Worten nahm das kleine Mädchen die Augenbinde ab und eilte aus der Tür. Als sie verschwunden war wollte Chiyo gerade anfangen zu reden, doch genau in diesem Moment kam das Mädchen noch einmal mit einem breiten Lächeln wieder zurück.

„Ach hab noch was vergessen. Herzlichen Glückwunsch zur Meisterung des Einheitssterns.“

Nach diesen Worten war das Mädchen wieder verschwunden. Für Chiyo allerdings schien eine Welt zusammen zu brechen. Er hatte die Prüfung also bestanden. Das war gar nicht gut. Und der Meinung war sie nicht nur, weil sie ihn nicht leiden konnte. Die Regeln besagten eindeutig, dass kein freundschaftlicher oder höherer Kontakt zwischen den Wächtern und Trägern des Einheitssterns bestehen darf. Soweit sie die Situation allerdings überblicken konnte, bestand zwischen Samira und Hao jetzt schon eine engere Bindung als eine bloße Freundschaft. Eine Entwicklung, die sie nicht mal dem Asakura-Erben in die Schuhe schieben konnte, da dieser nichts von den Regeln wusste. Wieso sollte er auch, immerhin war es nicht mal sicher ob er überhaupt alle gestellten Prüfungen überstehen würde. Dennoch musste sie feststellen, dass die Hälfte der Wächterinnen ihn in ihr Herz geschlossen hatte und insgeheim dafür gebetet hatten, dass er den Einheitsstern meistern würde. Das war doch ein einziger Albtraum. Höchst wahrscheinlich durfte sie sich nachher vor dem König der Geister rechtfertigen, eine Sache die sie mehr als alles andere auf der Welt hasste.
 

Zu ihrem bedauern lag es auch noch an ihr und Samira, ihm diese Macht nun zugänglich zu machen. Damit lag es nur noch am König der Geister, ob er den Erben der Asakura-Dynastie weiterhin als würdig erachtete oder seine Meinung in letzter Sekunde noch um entschieden hatte

„Dann stellt sich wohl nur noch die Frage ob der König der Geister dir die Macht gönnt und ob du sie auch annimmst.“

„Ist das jetzt eine formelle Aussage oder ernst gemeint?“

„Folg mir einfach und dann wirst du es sehen oder auch nicht. Samira du kommst auch mit, immerhin ist es als Wächterin der letzten Prüfung deine Aufgabe.“

Samira nickte bei diesen Worten nur und sah kurz unsicher zu Hao. Sie hatte es mal wieder geschafft sich dabei erwischen zu lassen, dass sie eine Regel gebrochen hatte. Sie konnte nur hoffen, dass der König der Geister es weder ihr noch Hao nachtrug. Sonst wäre Hao nicht der erste, der die Prüfungen zur Meisterung des Einheitssterns gemeistert hatte, sondern auch der einzige, der dessen Macht wegen dem Fehler einer Wächterin nicht erhalten hatte. Diese Gedanken warfen darüber hinaus eine weitere Frage auf. Was würde jetzt passieren. Da es vor Hao noch niemand geschafft hatte, schien nur Chiyo den genauen Ablauf zu kennen. Woher konnte sich Samira auch nicht erklären, wahrscheinlich hatte der Geisterkönig es ihr gesagt, doch darüber konnte sie genauso wie alle anderen nur spekulieren. In diesem Fall jedoch musste sie es so hinnehmen.

„Ich hoffe dir ist bekannt wie man seinen Geist von jeglichen Gedanken befreit. Falls nicht, wird dein Geist die Macht des Einheitssterns nicht aufnehmen können. Im Gegensatz zu anderen Fähigkeiten oder Techniken ist nicht das Wissen oder die korrekte Durchführung von Bedeutung. Es ist keine Macht die man sich antrainieren kann. Besitzt man sie einmal wird man sie nie wieder los, weil sie eins mit der Seele wird.“

„Nur so aus Neugier. Gibt es eine Möglichkeit mit der die Fähigkeiten von denen ihr sprecht einem wieder abgenommen werden.“

„Dazu wäre nur der König der Geister fähig und das würdest du wahrscheinlich nicht überleben und wenn doch würdest du es spüren. Die Schmerzen wären fast grenzenlos. Falls er jedoch so weit geht, dann würde ich mal sagen, dass du es verdient hast.“

Hao erwiderte auf Chiyos Worte nichts. Um genau zu sein wollte er es so genau gar nicht wissen, doch besser er informierte sich vorher als dann wenn es sowieso schon zu spät war. Darüber hinaus fragte er sich was ihn jetzt noch erwarten würde. Gut sie hatte ihm gesagt, dass er seinen Geist befreien musste, damit seine Seele diese Macht aufnehmen konnte, doch wie sollte das gehen. Scheinbar hatte sein Verstand, der ihm geraten hatte sich nicht zu früh zu freuen, mal wieder Recht behalten. Es war noch nicht vorbei. Er konnte lediglich hoffen, dass damit nicht das typische Sprichwort ‚Es ist noch nicht vorbei, die Tortur hat gerade erst begonnen’ zum Einsatz kam.
 

Diese Gedanken aus dem Kopf schüttelnd sah er kurz zu Kami, die fröhlich grinsend neben ihm ging. Sie hatte sich bei den Prüfungen überwiegend zurückgehalten und wirkte manchmal sogar so, als wäre sie auf einmal stumm geworden. Eine Reaktion, die er gar nicht verstehen konnte, da sie meistens eher Vorlaut war und immer einen frechen Spruch parat hatte. Bei diesem Gedankengang sah er sich kurz um. Soweit er es beurteilen konnte, war das Ziel das Dach des Tempels. Und er sollte recht behalten. Nach wenigen Minuten hatten sie das Dach des Tempels erreicht.

„Begib dich ins Zentrum des Platos und öffne deinen Geist, in dem du die Gegenwart und jegliche Gedanken aus deinem Kopf verbannst. Ach bevor ich es vergesse, du solltest das nicht im Stehen machen, sonst könnte noch ein kleiner Unfall passieren.“

Hao warf Chiyo bei diesem Worten einen verwunderten Blick zu, bevor er ihrer Anweisung nachging. Er konnte nicht leugnen, dass er ihren letzten Kommentar etwas irritierend fand, doch da er jegliche Gedanken aus seinem Kopf verbannen sollte, kümmerte er sich nicht weiter darum, sondern setzte sich einfach im Lotussitz in das Zentrum des Platos. Ein letztes Mal atmete er tief durch, bevor er die Augen schloss und sich dem hingab was ihn erwartete. Dem zur Folge beachtete er auch nicht, dass um ihn herum alles zum stillstand kam. Weder Wind noch Kälte oder Wärme schien er mehr wahr zu nehmen. Auch schien jeglicher Laut, der absichtliche oder unabsichtlich um ihn herum verursacht wurde verstummte ohne sein zutun. Die Umgebung verschwamm in der Dunkelheit, die gar keine Dunkelheit war sondern bloß eine anhaltende Leere, die jeglicher Beschreibung trotzte, da man ansonsten schnell wieder in die Realität zurückgestoßen worden wäre. Aus diesem Grund bemerkte Hao auch nicht, wie sein Furyoko um ihn herum in die Höhe stieg oder wie Chiyo es nicht lassen konnte einen ihrer Kommentare loszuwerden, der zu einem von ihm unbemerkten Streit zwischen zwei Beteiligten führte, die seiner Meinung nach keine Verbindung zu einander hatten.

„Scheint so als hätte der Junge Schwierigkeiten seinen Geist zu öffnen.“

„Nö, das muss so sein.“

„Woher willst du das bitte wissen?“

„Weil ich es weiß. Wenn man seinen Geist öffnet setzt man sowohl seine Seele als auch seine Energie frei und lässt sie sich selbst kontrollieren. Es ist ein absoluter Transzustand, der die eigene Macht nach außen bringt um den Träger dieser Macht während der Trans vor Angriffen zu schützen.“

„Wo hast du das denn her?“

„Aus der Schule des Geisterkönigs, wo denn sonst?“

„Ich misch mich zwar ungern ein, aber könntet ihr mal ruhig sein, ihr macht es ihm nur unnötig schwer, wenn ihr euch so laut streitet.“

„Ach quabbes. Der Junge würde es noch nicht mal mitbekommen, wenn sich hier jemand einen Schamanenkampf liefert, hab ich doch eben erklärt.“

Mit diesen Worten blickte Kami nur zu Hao, die verwunderten und Teils wütenden Blicke der beiden Wächterinnern neben ihr ignorierte sie einfach gekonnt. Auch die plötzliche Anwesenheit des Feuergeistes, der sich ziemlich geschickt in den Flammen einer auf diesem Dach aufgestellten Fackel verbarg, störte sie nicht weiter. Es wunderte sie vielmehr wo die anderen Spirits of Elements waren, immerhin bezweifelte sie, dass diese sich die einmalige Chance entgehen ließen. Doch scheinbar hatten sie sich aufhalten lassen oder sie hatten sich so gut getarnt, dass sie es nicht mitbekam. Was auch der Grund sein mochte, es sollte ihr egal sein.
 

- Bei Hao -
 

Ungewollte und mehr reflexartig öffnete Hao die Augen wieder, als er die Anwesenheit einer ihm unbekannten und doch vertrauten Gestallt vor sich bemerkte. Doch was er erblickte ließ ihn sichtlich sprachlos zurück. Er befand sich nicht mehr auf dem Dach des Tempels. Wo genau er war konnte er nicht sagen. Alles was er sah war eine dunkle Umgebung, welche dennoch von Milliarden Lichtern erhellt zu sein schien. Er konnte es nicht vermeiden an den Sternenhimmel zu denken, doch diesen Gedanken verbannte er schnell wieder und wendete sich an den alten Mann der ihm gegenüber stand. Er kannte ihn. Vor 7 Jahren hatte dieser ihn auf den Stern der Einheit aufmerksam gemacht und ihm einige Hinweise gegeben, wo er den Tempel und den Austragungsort der einzelnen Prüfungen finden konnte. Er konnte nicht leugnen, dass ihn die erneute Erscheinung des alten Mannes überraschte und in einem geringen Maße auch etwas enttäuscht. Er wusste nicht was er erwartet hatte, nur soviel war ihm bekannt, damit hatte er nicht gerechnet.

//„Der erste Schamane, der die Prüfungen der Wächterinnen bestanden hat. Ich würde dir unter normalen Umständen gratulieren, allerdings musst du vorher noch eine letzte Aufgabe bestehen.“\\

„Und die wäre?“

Noch bevor der alte Mann darauf antworten konnte, änderte sich die Umgebung in der er sich befand schlagartig und gaben den Einblick auf eine Waldlandschaft, durch die ein kleiner Fluss floss, frei. Ohne Vorwarnung stießen auf einmal Metallspitzen aus dem Boden, die Hao und den alten Mann nur um Haaresbreite verfehlte. Durch den Schock, welchen er durch dieses Ereignis bekommen hatte war er unfähig sich zu bewegen oder gar etwas zu sagen. Mit einem Mal nahm der Wind zu und brachte eine gefrierende Kälte mit sich, wodurch das Wasser des Flusses langsam zu gefrieren begann. Ein Teil der umherstehenden Bäume wurden mitsamt Wurzeln herausgerissen und einige Meter weit transportiert. Intuitiv war Hao daraufhin zurückgewichen, woraufhin hinter ihm auf einmal heiß brennende Flammen aufloderten und ihm keinen Ausweg mehr boten. Plötzlich verebbte der Wind wieder und die brennende Wärme nahm die Landschaft ein und brachte damit die Bäume zum glühen und das entstandene Eis wieder zum schmelzen, worauf der Fluss sintflutartige Eigenschaften annahm. Wenige Sekunden später hatte es das Feuer der brennenden Bäume gelöscht. In unnatürlicher Schnelligkeit jedoch schienen daraufhin aus der Asche neue Keimlinge zu entstehen, die zu neuen Bäumen heranwuchsen.

//„Die Macht der Elemente, beängstigend und doch faszinieren. Sie zerstören, damit etwas Neues erschaffen werden kann. So ist der Lauf der Natur.“\\

Nach diesen Worten verringerte sich das Feuer, welchen immer noch hinter ihm loderte, zu einer einzelnen kleinen Flamme, die sich langsam in die Luft erhob. Auch das Wasser verdichtete sich und ließ somit den Flusslauf vor dem er stand vertrocknen. Nur ein Eiskristall blieb von diesem übrig, welches ebenfalls in die Luft erhoben wurde. Auch die Metallspitzen verformten sich und waren hinterher kaum noch von einer abgebrochenen Schwertspitze zu unterscheiden. Kurz darauf entstand ein kleiner Tornado, der zunehmend an Größe verlor und am Ende nur noch die Größe von maximal 15-20 cm hatte. Zu letzt löste sich die Umgebung um ihn herum ein weiteres Mal auf und ließ die ursprüngliche Umgebung ein weiteres Mal erscheinen. Die vier materialisierten Elemente allerdings schwebten weiterhin vor ihm und hatten sogar von einem fünften Element, das die Form einer ihm unbekannten Pflanze angenommen hatte, welche mit ihren Wurzeln noch einen Teil ihres Nährbodens festhielt und es nicht allzu bald loslassen zu wollen.
 

Zum Teil verwirrt drehte er sich zu dem alten Mann. Er hatte keine Ahnung was er machen sollte, das gestand er sich offen und ehrlich ein. Bevor er seine Frage jedoch in seinem Kopf formulieren konnte, schien sich der alte Mann schon dazu äußern zu wollen.

//„Jeder Schamane trägt ein bestimmtes Element in seinem Herzen. Unbewusst und dennoch kontrolliert dieses das Leben eines Schamanen. Jedes Element hat seine ganz spezifischen Eigenschaften. Eigenschaften, von denen manche stärker ausgeprägt sind als andere. Allerdings stellt das unbewusst gewählte Element die Vorliebe zu bestimmten Geistergruppen dar, mit der diese kämpfen wollen. Alle Elemente sind in dem Stern der Einheit vertreten, sowie ihre Macht und die Kontrolle darüber. Allerdings wirst du selber wählen müssen, welches dein Hauptelement darstellt.“\\

Nach diesen Worten trat eine kurze Pause ein. Eine Pause die Hao die Gelegenheit gab die Bedeutung der Worte zu registrieren. Allerdings hatte er das Gefühl, als würde an der ganzen Sache ein Harken sein. Einer, der die ganze Sache letzten Endes doch zum Scheitern bringen konnte.

„Und was ist die Schwierigkeit. Denn irgendwie bezweifle ich, dass es so einfach ist, wie es im ersten Moment klingt.“

//„Das ist richtig. Du musst dein eigenes Element wählen und das kannst du nur, wenn du nicht auf deinen Verstand hörst. Angenommen ein Schamane, dessen Herzen das Element des Wassers trägt, wählt das Element des Feuers, so wird dieser die Macht des Sterns der Einheit niemals verwenden können. Ist es der umgedrehte Fall, so wird dieser die Macht nicht kontrollieren können und sich dadurch selbst vernichten. Erst wenn er sein eigenes Element wählt, wird er dieser Macht gerecht werden.“\\

„Im Klartext ich wähle das Element meines Herzen oder erweise mich der Macht des Einheitssterns trotz allem als unwürdig.“

//„So könnte man es sagen. Immerhin kann man sich einer Macht nur als würdig erweisen, wenn man sie sowohl einsetzen als auch kontrollieren kann. Nur demjenigen, der sich selbst und die Natur verstehen, kann man eine Macht anvertrauen, die Stärker ist als alles was man auf der Welt vorzufinden vermag. Andernfalls stellt er ein Risiko für sich und seine Mitmenschen sowie die Natur an sich dar.“\\

Bei diesen Worten sah Hao wieder zu den einzelnen Elementen, die sich genau in dem Moment von ihm wegbewegten und zu jedem ihrer Partner versuchten den gleichen Abstand zu bekommen, was ihnen nach einiger Zeit auch gelang.

//„Die Entscheidung ist nicht einfach, denn die meisten sehen sich so, wie sie sich sehen wollten. Selten kann einer akzeptieren, dass er einen Fehler begangen hat, doch genau das ist was in dem Fall nötig ist. Erwartungen und Vorurteile bringen einem von dem Weg des Herzen ab und dieser Weg ist der, auf den du dich verlassen solltest. Immerhin ist der Instinkt unterbewusst und meistens hilfreicher als das lange Grübeln und befolgen von komplizierten Anweisungen.“\\

Nach den Worten des alten Mannes hatte sich Hao dazu entschlossen diesen erst einmal zu ignorieren. Seine Hinweise sollten vielleicht hilfreich sein, doch im Augenblick irritierten sie ihn nur. Darüber hinaus hatte dieser gesagt, dass er auf seinen Instinkt hören sollte und dieser sagte ihm, dass er sich einfach auf ein unbestimmtes Element konzentrieren musste und einfach warten welches dieser Element ihm als erstes in den Sinn kam. Es war ein gewagter Versuch, doch eine andere Wahl hatte er nicht.
 

Hao musste sich entscheiden und diese Entscheidung viel ihm im ersten Moment schwer. Er wusste zwar, dass Kami der Geist einer Schamanin war und dass diese Art von Geister das Element der Erde repräsentierten und dass unabhängig davon, welches Element diese früher für sich gewählt hatte, doch das änderte nichts. Wenn er seinen Verstand entscheiden ließ, so würde er ohne Frage das Element Erde nehmen. Ein Element, welches nicht nur die reine Erde sondern auch die Welt der Pflanzen widerspiegelte und damit den Lebensraum aller darstellte. Doch wie der alte Mann vor ihm schon gesagt hatte war es keine Entscheidung des Verstandes. Es musste eine intuitive Wahl bleiben und dafür musste er seinen Verstand vollkommen verbannen. Anders würde es ihm nicht besonders viel bringen. Aus diesem Grund schloss er einfach für einen Moment die Augen und versuchte sich auf sein Gefühl zu konzentrieren. Zeitgleich fingen die Elemente um ihn herum zu wandern. Fast so, als würde er sie in seinen Gedanken kontrollieren. Eine Beobachtung die der alte Mann nur mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck beobachtete. Dieser wusste selbst nicht welches Element Hao für sich gewählt hatte. Allerdings hatte er eine leise Ahnung, welches der Elemente es sein würde. Zwar konnte er es jederzeit herausfinden, doch im Augenblick wollte er sich selber überraschen lassen. Und tatsächlich war die Überraschung groß, als eines der Elemente vor Hao zum stehen kam. Ein Element, welches er nun wirklich nicht erwartet hätte. Auch Hao schien für einen Augenblick verwundert zu sein, bevor er die Hand nach der kleinen roten Flamme ausstreckte, welche auch sofort auf ihn zukam und kurz darauf nur wenige Zentimeter über dessen Hand schwebte.

//„Du hast das Element des Feuers gewählt. Bleibst du bei dieser Wahl?“\\

„Es ist das Element das mein Herz als richtig erachtet. Aus diesem Grund bleibe ich bei diesem Element und hoffe, dass es das richtige ist.“

Noch bevor einer der beiden noch etwas sagen konnte, vereinigten sich die anderen Elemente mit dem Feuer, woraufhin dieses noch heller zu leuchten begann und eine goldene Farbe annahm.

//„Ein eigenwilliges Element. Viele bringen mit diesen Element nur noch den Tod in Zusammenhang, doch die Kräfte des Feuers sind um einiges Komplizierte. Allein in dieser Zeit ist das Feuer trotz seiner zerstörerischen Eigenschaften ein Hauptbestandteil des Lebens. Es gibt Licht in den dunkelsten Stunden und Wärme in den kältesten Nächten. Alte Gelehrte, die sich dieser Tatsache bewusst waren, kennzeichneten es als Herr über Leben und Tod. Doch lass dir nicht einfallen dieser Bezeichnung zu folgen. Kein Schamane sollte sich das Recht herausnehmen über das Leben anderer zu richten, nicht mal diejenigen, die dazu in der Lage wäre. Das lässt nur Hass entstehen und in einer Welt mit Hass lebt niemand lange. Auch wenn man sich nichts zur Schulden hat kommen lassen..“\\

„Ich verstehe.“

//„ Tust du das wirklich?“\\

Auf diese Worte antwortete Hao nicht, was sollte er auch schon groß sagen. Er hatte nicht vor diese Macht gegen andere anzuwenden. Er hat diese Prüfungen auf sich genommen um anderen helfen zu können und nicht um bestimmte Menschen zu richten. Bevor er jedoch weiter über die Worte des alten Mannes nachdenken konnte und die Gelegenheit den Sinn hinter diesen zu entschlüsseln, schnitt dieser ein anderes Thema an. Ein Thema, was ihn doch etwas verwunderte.

//„Es ist wichtig, dass du das Hauptelement, welches du gewählt hast für dich behältst. So etwas verbreitet sich nämlich rasendschnell in der Welt. Und das würde zwangsläufig dazu führen, dass auch die Spirits of Elements davon erfahren, von denen du bereits ein paar kennen gelernt hast. Tu dir selbst und ihnen einen Gefallen, denn einige werden dir diese Wahl ziemlich übel nehmen, auch wenn sie genau wissen, dass du keine andere Wahl gehabt hast.“\\

Mit diesen Worten legte der alte Mann seine Hand unter Haos und führte diese vorsichtig zu dessen Herzen. Die Flamme, die immer noch knapp über dessen Handfläche schwebte wanderte ohne umschweifen mit. Als sie jedoch mit dessen Haut in Berührung kam, drang sie in dessen Körper ein. Für einen Augenblick hatte Hao das Gefühl als würde er keine Luft mehr bekommen, doch dieser Zustand normalisierte sich schnell wieder. Für einen Moment ruhte sein Blick auf der Stelle, an der die Flamme durch seine Haut gedrungen war, bevor er sich wieder zu dem alten Mann wendete, welcher sich währenddessen von Hao abgewandt hatte.

//„Es ist Zeit zurückzukehren, Hao.“\\

Bevor Hao etwas erwidern konnte schien alles um ihn herum zu verschwimmen. Für einen Moment dachte er, dass das nur an seinen Augen lag, weshalb er diese kurz schloss. Als er sie jedoch wieder öffnete, war er wieder auf dem Dach des Tempels. Fast zeitgleich schoss auf einmal ein kurzer stechender Schmerz durch Kopf.
 

Es dauerte eine Zeit lang bis er merkte, dass Kami sich zu ihm begeben hatte und ihn besorgt musterte. Allerdings brauchte er noch zehn weitere Sekunden um sich darüber bewusst zu werden war passiert war und vor allem wo er sich befand.

„Alles in Ordnung?“

„Alles bestens, hoffe ich jedenfalls.“

Mit diesen Worten stand Hao auf und wendete sich zu Chiyo und Samira. Die Reaktionen der beiden waren sichtlich unterschiedlich, dass konnte er sofort erkennen. Während Samira eher besorgt schien, war bei Chiyo nur blanke Gleichgültigkeit zu erkennen, doch es kümmerte ihn nicht.

„Scheint wohl so als müsste ich dir nun auch gratulieren.“

Hao nahm diesen Worte nur mit einer einfach Gestik so hin, da er genau wusste, dass diese die Worte nicht gern über die Lippen brachte, doch dann wurde er von etwas abgelenkt.

//Scheinbar hat er sich die Kräfte des Einheitssterns angeeignet. Schade ich hätte liebend gern gesehen wie er scheitert.\\

Hao wusste, dass diese Sätze von Chiyo kamen, doch sie hörten sich viel mehr wie Gedanken als Worte an. Auch die Tatsache, dass Kami nichts dazu sagte irritierte ihn, da sie auf solche Sprüche meistens gereizt reagierte und normalerweise auch dementsprechend handelte. Aus diesem Grund ignorierte er diese Sätze einfach und versuchte normal zu wirken. Was sich jedoch als schwieriger erwies als er dachte, da sich Chiyo schon wieder zu Wort meldete.

„Hao, ich müsste mit dir für einen Augenblick unter vier Augen sprechen. Wenn du mir also folgen würdest.“

Etwas skeptisch sah Hao zuerst zu seinem Schutzgeist, bevor er der Anweisung der älteren folge leistete. Das er ein merkwürdiges Gefühl hatte, ignorierte er erst einmal. Immerhin wusste er, dass Chiyo ihn nicht leiden konnte, doch ihrer etwas merkwürdige Bitte, falls man sie als solche bezeichnen konnte, nicht nachzugehen würde die Situation wahrscheinlich nur noch schlimmer machen.

„Ich will nicht lange um die eigentliche Sache herumreden. Alles was mich interessiert ist, wie viel du über unsere Traditionen und Regeln weißt.“

„Nicht viel, immerhin hat sich keiner die Mühe gemacht mich aufzuklären.“

„Dann werde ich das wohl tun müssen. Die wichtigste Regel besteht wohl darin, dass es keine freundschaftliche oder höhere Bindung zwischen den Wächterinnern und dem Träger des Einheitssterns geben darf. Wenn du genau nachdenkst weißt du worauf ich hinaus will.“

Hao sah die alte Frau nur fassungslos an. Er konnte sich wirklich denken, worauf das hinauslaufen sollte, doch er konnte es einfach nicht glauben.

„Wahrscheinlich darauf, dass ich Samira aus dem Weg gehen sollte, aber…“

„Kein Aber. Ich weiß sehr wohl wie ihr beide übereinander denkt, das war ja auch nicht zu übersehen. Doch die Wahrheit ist, dass es für euch keine Zukunft gibt. Du tust also gut daran ihr aus dem Weg zu gehen und sie zu vergessen.“

„Und was ist mit Samira? Wollen sie wirklich, dass ich sie mit dieser Aktion in den Glauben lasse, dass ich sie nur benutzt habe? Das kann nicht ihr ernst sein.“

Es war deutlich zu sehen, dass Hao das ganze nicht einfach so akzeptieren konnte. Auch Chiyo bemerkte dies und ein kleiner Teil in ihr bereute ihre Offenheit. Der größte Teil jedoch schien keine Skrupel zu haben und zufrieden zuzusehen, wie Hao vor ihr sich langsam seinem Schicksal fügte.
 

Alles was sie brauchte war ein letzter Anstoß, einen, der ihm klar machte, dass er keine Alternative hatte als ihr den Rücken zuzuwenden. Sie wusste zwar, dass Samira dadurch am Boden zerstört sein würde, doch es war immerhin zu ihrem besten und das würde sie früher oder später einsehen.

„Es ist mein voller Ernst. Und Samira sollte nicht dein Problem sein. Für sie gibt es so oder so eine herbe Enttäuschung. Sie müsste sich entscheiden zwischen dir und ihrer Familie. Willst du ihr wirklich zumuten eine Entscheidung zu treffen, die sie dazu bringt über das endgültige Resultat zu Zweifeln. Sie ewig im ungewissen zu lassen, ob ihre Entscheidung die richtige war. Wenn du wählen müsste, wenn würdest du wählen. Und in dem Fall solltest du wissen, dass ich, wenn ich von Familie spreche, nicht von den anderen Wächterinnen spreche sondern von ihrer kleinen Tochter.“

„Wie bitte?“

Diese Worte ließen Hao geschockt zurück. Er hatte keine Ahnung, dass Samira selbst schon ein Kind bekommen hatte, geschweige denn wann. Doch scheinbar wollte ihm Chiyo nicht im trüben fischen lassen, weshalb sie einfach weiter sprach.

„Erinnerst du dich an das kleine Mädchen, das bei der letzte Prüfung mit dabei war? Ihr Name ist Rin. Sie ist Samiras Tochter. Wie gesagt, wir haben unsere eigenen Regeln und Traditionen und ihre Schwangerschaft war ein Teil davon.“

Hao sagte daraufhin nichts. Zu sehr schockten ihn die neusten Nachrichten. Selbst sein Schutzgeist, der die gesamte Zeit neben ihm stand schien nichts dazu sagen zu wollen. Lediglich einen vernichtenden Blick bekam Chiyo von diesem, wobei sie das Gefühl bekam, dass sie schon einmal in die stechenden Augen der jungen Frau gesehen hatte.

„Ich denke das war Information genug, Chiyo…“

„Lass gut sein, Kami. Und zu ihnen. Sie haben gewonnen, ich werde Samira aus dem Weg gehen. Immerhin scheine ich ja keine andere Wahl zu haben.“

Mit diesen Worten wendete sich Hao von der alten Frau ab. Innerlich sträubte er sich zwar zu gehen, doch er hatte keine Wahl. Er konnte Samira nicht zu irgendetwas zwingen. Insbesondere deshalb nicht, da ihm seine eigene Familie selber am Herzen lag und wusste dass er sich nicht zwischen ihnen und Samira entscheiden könnte. Es wäre nicht fair ihr diese Entscheidung zu überlassen.

//Na sie mal an, der Junge weiß wohl doch, wann es Zeit ist aufzugeben.\\

„Den Kommentar können sie sich sparen, Chiyo.“

Mehr sagte Hao nicht sondern verließ den Tempel, ließ dabei allerdings zwei völlig verwirrte Frauen zurück, die erst einmal verstehen mussten was gerade passiert war.

„Was habe ich gesagt?“

„Versuchen sie es mal mit gedacht. Denn so wie ich das sehe, hat er nicht nur die Kräfte des Einheitsstern in sich aufgenommen, sondern auch die Gabe Gedanken zu lesen, also seinen sie in Zukunft vorsichtig was sie in seiner Gegenwart denken.“

„Was fällt dir eigentlich ein so mit mir zu reden?“

„Das könnte ich dich auch fragen, Chiyo. Ich bin zwar auch dagegen, dass die beiden sich weiter über den Weg laufen, aber das gerade war unnötig.“

Nun wendete sich auch die junge Frau mit dem wüstenfarbenen Haar von Chiyo ab und verließ ebenfalls den Tempel. Ein Phänomen, dass Chiyo durchaus bekannt war, jedoch von einem anderen Geist. Erst daraufhin konnte sie die Zusammenhänge entdecken.
 

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Nachwirkungen

Kapitel 36: Nachwirkungen
 

Chiyo konnte das ganze nicht fassen. Sie hatte es zwar geschafft, dass zumindest Hao sich von Samira abwendete, doch dafür schien sie jetzt ein weiteres Mal mit einer unliebsamen Zeitgenossin aneinander geraten zu sein. Eine Aktion, die sie eigentlich vermeiden sollte. Sie hatte zwar keine generellen Beweise für die Identität der jungen Frau, doch das Verhalten war dasselbe. Es gab einfach zu viele passende Zusammenhänge. Zusammenhänge, die ihr auch kurze Zeit später von einem unerwarteten Geist auf dem silbernen Tablett serviert wurde und ihr damit jegliche Zweifel nahmen.

„Du hast sie verärgert. Aber ich muss Okami durchaus Recht geben. Du bist zu weit gegangen und ich sag das nicht, weil ich den Jungen mag. Im Gegensatz zu ihr.“

„Willst du mir jetzt ein schlechtes Gewissen machen?“

„Ne, das hast du eh schon. Aber deshalb hast du kein recht deine schlechte Laune an mir auszulassen. Das kann ich nämlich überhaupt nicht ab.“

„Tut mir Leid.“

Bei diesen Worten konnte Chiyo es nicht vermeiden ihr missfallen in ihrer Stimme widerspiegeln zu lassen, eine Tatsache, die der Feuergeist vor ihr sofort bemerkte. Innerlich verfluchte sie sich deshalb, da der König der Geister ihr den Rat gegeben hatte den Spirits of Elements respektvoll entgegen zu treten, doch im Augenblick war sie nicht in der Stimmung dazu.

„Nur zu dumm, das du nicht besonders überzeugend klingst.“

Diese Worte bekam Chiyo nur teilweise mit, da dieser diese Gedanken nicht laut genug an sie übermittelt hatte und deshalb zum Teil zu leise war. Dennoch konnte sie anhand der Haltung des Feuergeistes erkennen, dass dieser sichtlich verstimmt schien.

„Also was willst du?“

„Ich bin nicht Okami, ich brauche keinen Grund um irgendwo aufzutauchen und vor allem müsste ich mich nicht vor jemanden wie dir Rechtfertigen. Mein persönliches Alibi heute ist allerdings die Meisterung des Einheitssterns oder dachtest du wirklich ich würde mir diese einmalige Gelegenheit entgehen lassen?“

„Wenn der Junge es schafft, dann schafft es jeder mit etwas Ergeiz und Verstand! Er ist nichts Besonderes, sondern hatte einfach nur Glück.“

„Das hat man ja gesehen. Deine Abneigung ihm gegenüber ist deutlich zu spüren und noch leichter in deinen Gedanken nachzulesen. Doch das spielt keine Rolle. Auch dein Versuch die beiden so auseinander zu bringen wird dir nicht besonders viel nützen. Was willst du ihr sagen? Sie ist wie du eine Wächterin und besitzt dieselben Kräfte wie du. Lügst du sie an wird sie es erfahren, sagst du ihr die Wahrheit kommt es auf dasselbe hinaus und schweigst du, dann wird sie Nachforschungen anstellen, die sie wieder aus dem Tempel hinaus ziehen. Mit deiner letzten Aktion bist du an einem Punkt angekommen, aus dem du nicht mehr heraus kommst und das geht auf das Wohl der beiden.“

„Ich weiß, was ich tue. Ich brauche weder deine Einschätzung noch die von Okami oder einem anderen von euch Spirits of Elements.“

Diese Worte warfen den Feuergeist etwas zurück. Damit hatte er nicht gerechnet. Eigentlich wollte er Chiyo nur einen gut gemeinten Hinweis geben. Doch diese schien unbedingt mit dem Kopf durch die Wand zu wollen und weigerte sich dabei Hilfe anzunehmen.
 

Zusätzlich konnte er den Gedanken nicht vertreiben, dass Okami mit ihrer Beschreibung recht hatte. Chiyo war wirklich eine arrogante, selbstgefällige und respektlose alte Frau. Innerlich verfluchte er sich dafür, dass er ihr Angebot damals nicht angenommen hatte, doch dafür war es jetzt zu spät.

„Anscheinend irren sie sich in diesem Punkt und noch was. Auch wenn ich die Befehle und Entscheidungen des Königs der Geister respektiere, so bin ich doch der Meinung, dass ihm bei der Ernennung der Hauptwächterin ein riesiger Fehler unterlaufen ist. Wenn ich du wäre, würde ich mal darüber nachdenken was die Worte Respekt und Fairness bedeuten.“

Nach diesen Worten schien der Feuergeist kurz zu überlegen, ob er gehen sollte oder nicht. Erst dann nach geschlagenen 3 Sekunden ergänzte er noch etwas zu seinem vorigen Satz, was Chiyo dazu brachte sichtlich zu protestieren.

„Wissen sie, ich hab versucht mich zurück zu halten und sachlich zu bleiben. Aber sie scheinen es gerade zu darauf anzulegen sich mit uns zu messen und das kann und werde ich nicht einfach so hinnehmen. Ich habe mich geweigert Okami bei ihrem kleinen Racheakt zu helfen, allerdings bin ich mittlerweile anderer Meinung. Sie sind wie sie gesagt hat eine arrogante, besserwisserische, selbstgefällige, respektlose, alte mürrische Frau, die sich über ihr Leben beschwert…“

„Das ist nicht wahr…“

„…obwohl einige sogar für diese Position töten würden. Du denkst, nur weil du eine direkte Verbindung zu dem König der Geister hast, dass du dich über alle andere stellen kannst und uns gleichgesetzt bist. Aber das ist nicht der Fall. Wir stehen immer noch über dir und das solltest du niemals vergessen, denn dieser Zustand wird sich niemals ändern.“

„Noch etwas?“

Wenn der Feuergeist sich nicht schon über die vorigen Worte der Wächterin geärgert hätte, so wäre es spätestens jetzt der Fall gewesen. In dem Moment war es ihm egal was sein Befehl war und was er eigentlich hier wollte. Es interessierte ihn nicht mal was der Geisterkönig davon halten würde oder ob er deshalb weitere 500 Jahre oder sogar länger im Sternenheiligtum bleiben müsste. Genug war einfach genug. Es war offensichtlich, dass diese Frau eine Abkühlung brauchte. Eine Situation, die ihr deutlich machte, dass sie im Gegensatz zu ihm und den anderen Spirits of Elements machtlos war.

„Oh ja, ich wünsche viel Spaß mit einigen zufällig verirrten Geister. Und ich versichere dir, dass deine kleinen Beschwerden nie beim König der Geister ankommen, geschweige denn angehört werden. Denn mittlerweile stimme ich mit Okami überein. Du hast es verdient.“

Mit diesen Worten war der Feuergeist plötzlich verschwunden. Chiyo schüttelte allerdings nur den Kopf. Sie hielt die Worte des Feuergeists für eine leere Drohung, doch sie sollte bald eines besseren Belehrt werden. Denn im Gegensatz zu Okami ließ sich dieser nicht ablenken.
 

Unwissend darüber betrat sie ihr Zimmer und zündete die Kerzen aus dem Tisch an. Insgeheim machte sie sich schon darauf gefasst, eine weitere Zurechweisung zu kriegen, doch die Worte, die nach dem Entzünden der Kerzen erschien, waren unnatürlich amüsiert.

//„Aus eins mach zwei. Wenn das so weiter geht, hast du alle Spirits of Elements gegen dich. Gratulation. Das schaffe nicht mal ich.“\\

Diese Worte ließen Chiyo sprachlos zurück. Sie hätte alles erwartet, allerdings nicht diese Worte. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, sprach die mysteriöse Stimme bereits weiter.

//„Nichts desto trotz hast du dir gerade einen unangenehmen Feind gemacht. Allerdings werde ich mich nicht weiter dazu äußern, da der Kleine das freundlicher Weise schon übernommen hat.“\\

„Für mich klangen seine Worte genauso wie die von Okami. Genauso wie die Drohung. Nichts als leere und unüberlegte Worte.“

// „Es gab einen unterschied….“\\

Weiter kam die mysteriöse Stimme nicht, da die Aufmerksamkeit gerade auf ein lautes Scheppern gelenkt wurde, welches außerhalb des Zimmers seinen Ursprung hatte.

„Was zum…“

//„Siehst du, Spirit of Fire ist schneller als man es für möglich hält. Doch ignorieren wir seinen kleinen Racheakt für einen Augenblick. Ich muss mich dem Feuergeist bedauerlicherweise anschließen. Die Sache mit Samira und Hao ist noch nicht vorbei. Sie hat gerade erst angefangen. Du hast Hao zwar dazu gebracht Samira aufzugeben, doch das ändert nichts an seinen Gefühlen zu ihr. Die Entscheidung hat er nicht getroffen, weil er dich versteht oder weil er es eingesehen hat. Nein, sondern nur um sie zu schützen. Wenn er die leiseste Chance sieht, doch noch mit ihr zusammen zu kommen so wird er kämpfen. Nicht mal der Tod würde ihn davon abhalten. Nicht mal die Spirits of Elements oder ich. Hao würde sich gegen alles und jeden stellen, der ihm im Weg steht. Es liegt nicht in seinem Blut einfach so aufzugeben. Und auch Samira ist stur. Vielleicht so stur, dass sie sich über alle Regeln hinweg setzt.“\\

Nach diesen Worten herrschte ein kurzes Schweigen, das nur durch weitere Geräusche außerhalb des Zimmers unterbrochen wurden. Ein klirren, ein erschreckter Schrei und das schlagen einer Tür, welches dicht gefolgt von einem dumpfen Schlag zu ihnen drang. Geräusche, die Chiyo unter normalen umständen aufhorchen ließen, doch da der Geisterkönig ihr in gewisser Weise Entwarnung gegebenen hatte, machte sie sich nicht allzu große sorgen um die anderen Wächterinnen.

„Und was soll ich jetzt tun? Ihnen ihre Beziehung trotz der Regeln erlauben?“

//„Nein, nicht wenn es einen anderen Weg gibt. Auch wenn Hao nicht der Träger des Einheitssterns wäre, so wäre es ausgeschlossen, es sei denn man wollte ein Risiko eingehen, welches kaum einzuschätzen ist. Früher oder später würde Samira ihre Vergangenheit einholen. Darüber hinaus kann ich ihr die Kräfte nicht nehmen ohne sie in Lebensgefahr zu bringen. Genauso wie die Macht des Einheitssterns sind die Kräfte der Wächterinnen mit der Seele verschmolzen. Allerdings werden letzte an die Nachfahren weiter gegeben. Lediglich die Macht des Einheitssterns geht mit der nächsten Generation verloren.“\\

„Was soll ich dann tun?“

Zu erst dachte Chiyo, dass sie keine Antwort bekommen würde, da ihr Gesprächspartner schwieg. Sie konnte nicht leugnen, dass sie mit der Situation überfordert war. Doch wer wäre das nicht. Immerhin war die Situation mehr als ungewöhnlich. Nach gefühlten 5 Minuten bekam sie endlich eine Antwort, die sie jedoch nicht wirklich begeistern konnten.

//„Du hast deine Entscheidung über dein Vorgehen bereits getroffen. Es jetzt zu ändern wäre sinnlos. Du wirst sehen auf was das ganze hinausläuft. Bis dahin halte ich mich aus der Sache raus. So jetzt werde ich mir aber erst einmal den größten Quälgeist unter den Feuerelementargeistern vorknöpfen. Dir rate ich die Geschehnisse im Tempel schnellstens wieder unter Kontrolle zu bringen, bevor ich doch noch zu dem Entschluss komme, dass es besser wäre dich zu ersetzen. Denn würde ich demokratisch vorgehen, so würdest du schon zwei Stimmen gegen dich haben. Die restliche Verteilung der Stimmen ist bei dieser Entscheidung fraglich.“\\

Chiyo konnte nicht anders als sich zu wundern, ob der Geisterkönig die letzten Worte ernst gemeint hatte oder das nur gesagt hatte um sie daran zu erinnern, dass zwei der Spirits of Elements wirklich über sie verärgert waren. Doch dann schüttelte sie den Gedanken beiseite, was unter anderem auch an dem lauten Knall außerhalb ihres Zimmers lag.
 

Eines wusste sie auf jeden Fall. Sie war sich keine Schuld bewusst. Mit dieser Einstellung wollte sie die Tür öffnen, doch aus irgendeinem Grund schien diese nicht nachzugeben. Wütend darüber nahm sie das Messer, das auf einem kleinen Tisch in dem Zimmer lag und erschuf Geistkontrolle. Ohne lange zu zögern ließ sie einen Angriff los, der dafür sorgte, dass die Tür explodierte. Kurz nachdem sich der Rauch verzogen hatte wusste sie auch, wieso ihre Tür nicht aufging. Eine massive Statur Tisch war davor gelandet und hatte sie blockiert. Zuerst wirkte sie sichtlich verwirrt, doch als sie sah, dass sich ein paar Naturgeister daran machten die Einrichtung des Tempels zu zertrümmern, stieg sie einfach über die am Boden liegende Statur um aus ihrem Zimmer zu gelangen. Als die Geister sie jedoch erblickten schien es für einen Moment so, als würden sie sich besprechen, bevor sie sich einstimmig von der Szene verabschiedeten. Allem Anschein nach hatten sie den anderen Geistern ebenfalls bescheid gesagt, da Chiyo kurz darauf nicht mehr in der Lage war die Unruhestifter zu erblicken.

„Ist es vorbei?“

„Scheint so.“

„Dem König der Geister sei Dank. Ich habe in meinem Leben noch nie so gemeine Naturgeister gesehen, die haben den halben Tempel auf den Kopf gestellte und…au…“

Weiter konnte die Wächterin mit den bläulichen Haaren nicht sagen, da ihr in dem Moment etwas gegen den Kopf geflogen war. Als sie und Chiyo sich umdrehten konnten sie nur einen kleinen Naturgeist sehen der ihnen freudig zu winkte und dann verschwand. Erst als Chiyo sich zum Boden wendete, wurde ihr klar, dass der Geist gerade mit einem Stein nach ihnen geworfen hatte.

„Freches Ding.“

Noch bevor die blauhaarige darauf etwas erwidern konnte, kam eine weitere Wächterin dazu, die Chiyo nur allzu gut kannte. Immerhin war sie der Grund für den ganzen Stress.

„Meisterin Chiyo, ich müsste…“

„Nicht jetzt Samira, wir haben im Moment ein paar Plagegeister zu beseitigen. Yuki ruf die anderen Wächterinnen zusammen.“

„Jawohl Meisterin Chiyo.“

Mit diesen Worten lief die blauhaarige davon und machte sich auf die Suche nach den anderen Wächterinnen, wobei sie von einigen der eingebrochenen Naturgeistern verfolgt wurde. Nur Samira blieb an Ort und Stelle mit Chiyo zurück.

„Was ist mit Hao? Wieso hat er sich nicht von mir verabschiedet.“

„Weil er eingesehen hat, dass es für euch keine Zukunft gibt.“

Diese Worte kamen einfach so aus ihrem Mund, ohne dass sie es geplant hatte. Anscheinend jedoch schien Samira ihr zu glauben. Jedenfalls schien es so, da ihre nächsten Worte nicht besonders überzeugend klangen. Zusätzlich konnte sie die Lüge in ihnen erkennen.

„Das kann nicht sein. Sie lügen mich doch an.“

„Mein liebes Kind ich habe keinen Grund zu lügen. Oder hast du in meinen Worten etwa eine Lüge entdeckt. Ich persönlich habe sie in den deinigen bemerkt.“

Bei diesem Worten ging Samira rückwärts, als ob sie versuchen wollte so viel Abstand zwischen sich und Chiyo zu bringen.
 

In ihren Augen standen Tränen, soviel konnte sie erkennen. Doch sie würde jetzt keinen Rückzieher machen. Wenn Samira ihre Worte als Wahrheit ansah, dann sollte es so sein. Es war wichtig, dass sie Hao endlich wieder aus ihrem Kopf verbannte. Es gab keine Zukunft für die beiden und das musste sie akzeptieren egal wie schwer es ihr auch viel. Es gab keinen anderen Weg.

„Ich weiß, dass du das nicht gerne hörst, aber du solltest ihn endlich vergessen.“

„Nein, das …das kann…es ist nicht wahr…es kann nicht….“

Nun kamen Samira erst Recht die Tränen. Sie wollte nicht glauben was sie hörte. Es war einfach zu viel für sie. Es konnte nicht wahr sein. Alles ihn ihr schien diese Tatsache herauszuschreien. Die Tatsache dass sie außerstande war eine Lüge in den Worten ihrer Meisterin zu erkennen machte es nur noch schlimmer. Hao hatte sein Wort immer gehalten, wieso sollte er ihr auf einmal den Rücken zuwenden. Das war für sie nicht erklärbar außer, wenn er sie die ganze zeit benutzt hatte, doch das konnte nicht sein.

„Hör zu Kind, es ist das besten für dich und alle beteiligten, wenn du ihn endlich aus deinem Kopf verbannst und kein einzigen Gedanken mehr an ihn verschwendest.“

„Sie wissen nicht was das beste für mich ist, sonst würden sie mich nicht in diesem verdammten Tempel gefangen halten und mir mein Glück verwehren.“

Mit diesen Worten rannte Samira in die nächst beste Richtung und wäre fast mit einer weiteren Wächterin kollidiert, die ihre Schwarzen Haare zu einen Zopf zurück gebunden hatte und ihr kurz nachdem sie ausgewichen war hinterher sah.

„Mai, könntest du ein Auge auf sie werfen. Ich hab mich um ein paar vorwitzige Naturgeister zu kümmern, die sich einen Spaß daraus machen den Tempel zu verunstalten.“

„Natürlich Meisterin Chiyo.“

Mit diesen Worten lief die schwarzhaarige Samira hinterher. Intuitiv schlug sie den Weg zu Samiras Zimmer ein, da sie sich denken konnte, dass diese darin Schutz gesucht hatte und sie sollte Recht behalten. Die blonde Wächterin hatte sich auf ihr Futon geschmissen und lag mit dem Gesicht auf ihre zusammengeknüllten Decke. Das heftige zittern ihres Körpers verriet deutlich, dass sie weinte. Seufzend ließ sie sich neben diese sinken und strich ihr vorsichtig über die Haare. Sie konnte Samira verstehen. Jahrelang wartete sie auf das Einlösen eines Versprechens, doch jedes Mal schien etwas dazwischen zu kommen. Mittlerweile war es deutlich dass die beiden aus zwei völlig entgegen gesetzten Welten kamen. Zwei Welten die keinen Weg zu finden schienen um eine langfristige Brücke zwischen ihnen zu erstellen. Verzweiflung und Trauer waren Gefühle, die zwangsläufig entstehen mussten. Insgeheim wünschte sie sich, dass sie Samira helfen konnte, doch damit musste sie in gewisser Weise selbst mit fertig werden.
 

- Bei Hao -
 

Hao war in der Zwischenzeit wieder am Asakuraanwesen angekommen. Da er allerdings keine Lust auf eine Konfrontation mit seinen Verwandten hatte, ging er sofort in sein Zimmer. Erst als sich die Tür hinter ihm schloss ließ er sich seufzend an dieser herunter. Er konnte einfach nicht mehr. Mit der Meisterung hatte er sich seine einzige Chance verbaut mit Samira zusammen zukommen. Andererseits stellte er sich die Frage, ob es überhaupt einen Weg gegeben hätte, selbst wenn er die letzte Prüfung oder eine andere nicht bestanden hätte. Wieso musste immer irgendetwas dazwischen kommen? Wütend über sich und über die letzten Erkenntnisse warf er seinen Kopf nach hintern, weshalb er gegen die Tür knallte. Es schmerzte, doch diesen Schmerz nahm er kaum war. Dafür war er viel zu aufgewühlt. Gäbe es eine Möglichkeit, nur eine kleine Hintertür die ihm erlaubte mit Samira zusammen zu sein, ohne dass sie sich entscheiden müsste, so würde er alles dafür tun.

//Wieso versuche ich mir eigentlich etwas vorzumachen.\\

Nach diesen Worten schloss Hao die Augen. Er konnte nicht leugnen, dass er sich das ganze nicht so vorgestellt hatte, nicht mal annähernd. Eigentlich sollte dieser Tag ein freudiger werden. Doch das war er nicht, er hatte den Einheitsstern zwar gemeistert, doch in gewisser Weise erschien ihn der Preis zu hoch. Viel zu hoch, jedenfalls für seinen Geschmack. Andererseits konnte er sich nicht mal sicher sein, ob es nicht noch mehr Regeln gab, die eine Bindung zwischen ihm und Samira verboten hätten. Nur eines wusste er ganz sicher und zwar, dass es ihm nichts bracht darüber nachzudenken. Mit diesem Gedanken stand er wieder auf und ging zu seinem Futon. Für heute hatte er genug von der Welt und ihren hinterhältigen Fallen. Alles was er wollte war das ganze zu vergessen und die gequälte Sehnsucht in ihm, die unaufhörlich einen Namen schrie, zu ersticken. Mit diesen Gedanken schloss er die Augen und glitt einfach aus der Gegenwart in einer Welt die er so gestallten konnte wie er wollte. Jedenfalls dachte er dass. Allerdings musste er feststellen, dass auch seine Träume ihn nicht verschonen wollten, sondern sich einen Spaß daraus zu machen ihn weiter zu quälen.
 

Noch ehe er wusste was geschah fand er sich in einer von Menschen verlassenen Gegend wieder. Er konnte nicht genau erkennen worauf er stand, da es zu dunkel war. Lediglich die Konsistenz konnte er entziffern. Der Boden unter ihm war hart wie Stein. Der Himmel dagegen war sternenlos und auch der Mond schien sich hinter dicken Wolken zu verstecken. Plötzlich schien Schritte aus dem nirgendwo zu erscheinen. Reflexartig drehte er sich zu der Stelle um, woher er diese Schritte vernahm, doch er konnte nichts erkennen. Auch die Schritte waren kurz nach seiner Aktion verstummt. Bevor Hao jedoch einen weiteren Schritt machen konnte, hörte er auf einmal einen markerschütternden Schrei hinter sich. Intuitiv griff er daraufhin nach seinem Schwert, doch er fasst nur Luft. Er hatte es nicht bei sich. Bei dieser Erkenntnis konnte er ein weites Geräusch hören. Es hörte sich so an, als würde jemand einen morschen Ast zertreten, doch hier war nichts der gleichen, jedenfalls nicht so weite er es erkennen konnte und dabei hatten sich seine Augen halbwegs an die Umgebung gewohnt. Er konnte mittlerweile Umrisse von Felsen erkennen, doch weit und breit nichts, was für diese Geräusche verantwortlich sein konnte. Nicht mal als er sich nach allen Seiten umgedreht hatte.

„Das reicht langsam. Zeig dich wer immer du bist und lass dieses blöde Versteckspiel.“

Obwohl Haos Stimme mehr als ruhig war schien sein Herz zu rasen. Er wusste dass er keine Möglichkeit hatte sich zu verteidigen. Außer seinem Furyoko hatte er nichts. Er hatte zwar eine Technik parat die ihm helfen konnte, doch einem Schamanenkampf würde sie niemals standhalten. Dennoch ließ er sich nichts anmerken, so weit kam es noch. Allerdings schreckte er etwas zurück, als auf einmal ein merkwürdiges Etwas vor ihm auftauchte. Es hatte keine wirkliche Form und trotzdem wirkte es irgendwie wie ein Shikigami. Bevor er jedoch herausfinden konnte, was es mit dem merkwürdigen Ding auf sich hatte, stürmte es auf einmal auf ihn zu. Eine Aktion die Hao nur dazu brachte sich selbst mit einer Schutzbarriere zu schützen. Zu seinem Bedauern brach es jedoch durch seine Verteidigung. Sofort zog ein heftiger Schmerz durch seinen Kopf und seinen restlichen Körper, bevor er sich jedoch versah, bemerkte er, dass er aufrecht auf seinen Futon saß und schwer atmete. Es war nur ein Traum. Ein Alptraum. Mit diesen Gedanken warf er einen Blick aus dem Fenster. Es war eine Sternenklare Nacht, die sich scheinbar schon dem Ende neigte. Eines wusste er, er fühlte sich nicht so, als hätte er bereits einige Stunden geschlafen. Fassungslos und erschöpft zugleich ließ er sich wieder nach hinten fallen und sah an die Decke seines Zimmers. Der Traum hatte ihn definitiv durcheinander gebracht, besonders da er nicht mal ansatzweise verstand was dieser zu bedeuten hatte.
 

- Einige Tage später im Tempel des Einheitssterns-
 

Seit Hao den Einheitsstern gemeistert hatte, hatte Samira ihn nicht mehr gesehen. Auch ihre Meisterin schien ihr aus irgendwelchen Gründen aus dem Weg zu gehen. Sie konnte nicht leugnen, dass sie ihn vermisste. Es war fast so, als hätte man ihr ein großes Stück aus dem Herzen gerissen. Die einzige, die versuchte ihr über das ganze hinweg zu helfen war Mai. Sie zählte zu den Personen, zu denen sie gehen konnte, wenn sie Probleme hatte. Jeder Wächter hatte so eine Vertrauensperson und wenn es ganz hart auf Hart kam, waren entweder alle Wächterinnen mit dem Problem beschäftigt oder man wendete sich einfach an Chiyo. Doch das wollte sie nicht. Sie wollte niemanden in ihre Probleme mit herein ziehen. Auch mit Chiyo wollte sie nicht sprechen, da sie sowieso wusste was diese ihr sagen würde. Sie sollte Hao vergessen und ihr Leben wieder aufnehmen. Doch sie konnte einfach nicht.

„Samira, wir müssen was besprechen.“

„Und was?“

Bei diesen Worten sah Samira von ihrem Buch auf, das sie gerade gelesen hatte. Oder besser gesagt, sie wollte es lesen. Allerdings schwenkten ihre Gedanken immer zum ursprünglichen Thema zurück, so dass sie nicht mal ansatzweise wusste, was sie überhaupt las. Dass sie die vorliegende Seite schon mindestens das zehnte oder elfte Mal gelesenen hatte, änderte daran auch nicht viel.

„Du kannst ihn nicht vergessen, oder?“

„Ich versuche es, aber…ich kann einfach nicht.“

„Unsere Regeln sind eindeutig…“

„Das weiß ich, Mai. Ich weiß es. Das ist ja gerade das deprimierende an der Sache. Ich wünschte es gäbe einen Weg ihnen zu entgehen. Ich würde alles dafür tun. Einfach alles.“

Bei diesen Worten seufzte Mai kurz, bevor sie sich neben Samira setzte und sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Ihre Aufgabe war es Samira abzulenken, sie davon zu überzeugen, dass sie ihre alte Aufgabe ohne Zögern und Zweifel wieder aufnahm. Doch sie sah ganz deutlich, dass das nicht möglich war.

„Du liebst ihn wirklich was.“

„Ich habe Jahre gewartet um ihn wieder zusehen, doch jedes Mal wenn er wieder aufgetaucht war, hat ihn irgendetwas wieder davon getrieben. Ihn oder mich.“

„Weißt du, ich hab das letzte Gespräch zwischen Meisterin Chiyo und Hao mitbekommen. Sie hat ihm von den Regeln erzählt und auch von deiner Tochter. Er hat ihr gesagt, dass er dir aus dem Weg gehen wird, weil er keine andere Wahl hat.“

„Wie bitte?“

„Ich hätte es dir nicht sagen dürfen, aber meiner Meinung ist es nur fair, dass du es erfährst.“

Samira stand bei diesen Worten nur Kopfschüttelnd auf. Sie konnte die Worte von Mai einfach nicht glauben. War es wirklich wahr, dass Chiyo sich in die ganze Sache eingemischt hatte?

„Samira, bevor du jetzt etwas Unüberlegtes tust, hör mir bitte zu. Das ganze sagt nichts aus. Es heißt lediglich, dass es von eurer Seite noch eine Chance gibt. Allerdings stellt sich die Frage, ob Hao bereit wäre sich gegen die gesamte Welt zustellen. Und auch du müsstest die nötige Kraft besitzen, sonst wäre es sinnlos dem ganzen noch einen Versuch zu geben, da es in dem Fall nur noch mehr Enttäuschungen gibt.“

„Und was soll ich deiner Meinung nach tun.“

„Wenn du bereit bist deine gesamte Macht zu nutzen und für deine Ziele zu kämpfen, dann rede mit ihm. Ich habe in fünf Stunden wache an den Toren und zwar zwei Stunden. In dieser Zeit kann ich dich schützen und einen Ausbruch vertuschen. Du hättest also zwei Stunden um alles zu klären. Allerdings…“

Nach diesen Worten schwieg Mai und sah einen Moment lang zu Boden, sie wusste dass sie sich damit eine Menge ärger einfangen würde, doch das nahm sie für Samira gerne in Kauf. Zu ihrem Bedauern war das ganze nicht so einfach wie es sich anhörte.

„Allerdings was?“

„Wenn du die Zeit verpasst, kannst du dich auf ein lautes Geschrei gefasst machen. Meisterin Chiyo ist immer noch wütend über den Vorfall mit den Naturgeistern. Immerhin hat es ganze zwei Tage gedauert um sie wieder loszuwerden, von dem aufräumen mal zu schweigen. Ich hab sogar mitbekommen dass ihr einer dieser Biester Scherben unter die Decke gelegt hat, aber das hast du nicht von mir. Wie auch immer zurück zum Thema. Bis du dir sicher, dass du das Risiko eingehen willst.“

„Ja mehr als sicher…Danke, Mai.“

Mit diesen Worten umarmte sie die ältere, bevor sich ein freudiges Lächeln auf ihr Gesicht legte. Sie wusste nicht was sie erwarten würde, doch es würde den Ärger wert sein, da war sie sich sicher.
 

- Bei Hao -
 

Hao hatte es sich in den letzten Tagen zur Aufgabe gemacht sich voll und ganz der Familienführung zu widmen und sah deshalb einige Pergamente durch. Zwischendurch wendete er sich einem Buch neben ihm zu und schrieb irgendwelche Zeichen hinein. In gewisser Weise konnte man einen Lustlosen Ausdruck erkennen, welcher jedoch verschwand, als sich die Tür zu dem Zimmer, in dem er sich befand öffnete. Allerdings schien Youji sich nicht von der plötzlichen Wandlung seines Cousins täuschen zu lassen, da er einfach ohne lange zu überlegen anfing zu sprechen.

„Ok, ich hab genug von dieser deprimierenden Stimmung.“

„Welche deprimierende Stimmung meinst du?“

„Welche ich meine? Deine natürlich. Seit du diesen Einheitsstern gemeistert hast bist du ziemlich komisch. Ich meine du kümmerst dich nur noch um diese scheiß Familiengeschäfte.“

„Diese scheiß Familiengeschäfte garantieren dir ein sicheres Leben, also sei lieber nicht so abwertend ihnen gegenüber, Youji.“

Bei diesen Worten konnte Youji es nicht vermeiden die Augen zu verdrehen. Unter normalen Bedingungen würde er Hao für dessen Disziplin bewundern, doch Stundenlang auf ein und dasselbe Papier zu gucken hatte seiner Meinung nach nichts mit Arbeit zu tun. Jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Er konnte sich gut denken, dass Hao sich von etwas ablenken wollte, die Frage war nur von was.

„Ok, gut ich nehme das mit den scheiß Familiengeschäften zurück. Aber nur wenn du mir endlich sagst, was mit dir los ist….Hao du weißt, dass ich es hasse ignoriert zu werden also fang endlich an zu reden. Mir kannst du es erzählen, immerhin bin ich dein Cousin und nicht jemand wie Riku, der alle drei Minuten nach einem Weg sucht um dir zu schaden….Jetzt komm schon. Kami sieht auch schon ganz gelangweilt aus.“

„Hey halt mich da raus, kapiert?“

„Oh, das Herumsitzen bekommt dir nicht so gut, oder?“

Erschroken wich Youji mit diesen Worten vor dem wütenden Blick von Kami zurück. Wüsste er es nicht besser, so hätte er gedacht, dass sie jeden Moment auf ihn losgehen würde. Denn im Moment erinnerte ihr Blick an den eines lauernden Wolfes, doch dazu äußerte er sich lieber nicht. Was er auch gar nicht gekonnte hatte, da sich in dem Moment Hao einmischte.

„Wenn ihr streiten wollt, dann tut das bitte wo anders.“

„Gut, jetzt steht es fest, du brauchst dringend eine Pause. Du klingst schon fast wie Meister Shin früher und ich habe keine Lust dabei zu zusehen, wie du ihm Konkurrenz machst, sonst muss ich eine Bekannte darum bitten einen Geist zu beschwören, den du früher als Meisterin Noriko bezeichnet hast.“

„Das wagst du nicht!“

„Wollen wir wetten. Hao verdammt noch mal du brauchst eine Pause. Sonst drehst du hier noch durch. Ich bin bestimmt nicht der einzige der dieser Meinung ist. Zumindest solltest du endlich jemanden einweihen was in diesem dämlichen Einheitssterntempel vorgefallen ist. Ich meine ich kann auch gerne Kami so lange nerven, bis sie mir alles erzählt aber…“

„Das würdest du bitterlich bereuen. Glaub mir Youji. Du würdest keine zwei Stunden überlegen, wenn du dir das auf die Fahne schreibst.“

Bei diesen Worten war Kami aufgesprungen und sah Youji nur mit einem vernichtenden Blick an. Erst als Hao die Pergamente vor sich zur Seite legte und das Buch an sich genommen hatte, wendete sich die junge Frau von Youji ab. Auch Youji schien von der Aktion sichtlich verwirrt zu sein, sagte jedoch erst einmal nichts.
 

Er war um ehrlich zu sein viel zu neugierig auf die folgenden Geschehnisse. Er hatte zwar eine Menge erwartet, doch nicht das was folgte.

„Vielleicht hast du Recht.“

„Echt?“

„Echt?“

Kami und Youji sahen sich bei diesen Worten nur verständnislos an, bevor sie sich wieder zu Hao wendete, der ihnen nur ein kurzes Lächeln widmete.

„Ok, ich bin zwar froh, dass du mir zustimmst, aber dennoch kann ich es nicht glauben. Geht es dir wirklich gut oder hast du Fieber?“

„Nein habe ich nicht. Aber danke, dass ihr mir keinen klaren Verstand zutraut.“

//Uh, da ist aber eine ziemlich schlecht gelaunt.\\

„Ich bin nicht schlecht gelaunt.“

„Hä, ich hab doch gar nichts gesagt.“

//Oder habe ich das eben laut gesagt.\\

„Scheinbar schon Youji.“

Bei diesen Worten starrte Youji seinen Cousin nur geschockt an. Er war sich 100% sicher, dass er das eben nicht laut gesagt hatte. Also wie konnte Hao auf seine Gedanken antworten, das war doch einfach nicht möglich, oder etwas doch. Um das raus zu finden gab es nur eine Möglichkeit, weshalb er sich einfach das erstbeste Wort in seinen Gedanken herbeirief.

//Idiot!\\

„Wie bitte?“

„Du hast das gehört?“

„Was gehört? Das ich ein Idiot bin?“

„Das hab ich nicht gesagt, ich hab es nur gedacht... Ich meine ich hab es nicht wirklich gemeint ich habe es nur gedacht um etwas zu überprüfen…“

Heftig gestikulierend versuchte Youji die Sache aufzuklären, doch er stellte schnell fest, dass er sich nur immer tiefer hereinritt. Aus diesem Grund war er froh, als Hao zum eigentlichen Thema umlenkte.

„Moment mal, wieso gedacht? Aber wieso habe ich es dann gehört…“

„Vielleicht sollte ich das ganze mal aufklären. So wie es aussieht hast du mit der Meisterung des Einheitssterns auch die Gabe bekommen die Gedanken deiner Mitmenschen zu lesen.“

„Super, ich will gar nicht wissen, was anderen denken.“

„Hallo, das ist ein Privileg. Diese Fähigkeit besitzt nicht jeder um genau zu sein nur die Spirits of Element, der König der Geister und der Schattenfürst. Das war’s dann auch schon.“

„Darf man Fragen woher du das weißt, Kami?“

„Das Youji nennt man einen gesunden Verstand. Was glaubst du denn. Außerdem habe ich einige interessante Lektüren gelesen.“

„Gut, können wir das bitte wo anders klären?“

„Logisch.“

Noch bevor einer der drei auch nur einen Schritt zu Tür machen konnte, ging diese ein weites Mal auf. Dieses Mal war es Riku, der von dem sich dort befindenden Bild sichtlich überrascht schien.
 

Noch bevor er etwas machen konnte schob Hao seinen Cousin an Riku vorbei, während er sich ohne groß zu überlegen an seinen Onkel wendete.

„Riku, ich überlass dir für heute die restlichen Familiengeschäfte, jedenfalls in einem bestimmten Bereich. Sofern es nichts Wichtiges ist, wünsche ich für heute nicht mehr gestört zu werden. Falls es sich um etwas Unaufschiebbares handelt, möchte ich jedoch darüber informiert werden.“

Während Riku sich nur mit einem verstimmten Gemurmel von Hao abwandte, musste Youji sich richtig zusammenreißen um nicht laut loszulachen. Es war doch immer wieder überraschend wie gut Hao die einzelnen Mitglieder der Familie im Griff hatte. Gut, so eine Aktion konnte er sich nicht jeden Tag leisten, aber ab und zu konnte er nicht anders. Erst als sie selbst den Raum verlassen und etwas Abstand gewonnen hatten, wendete sich Youji an seinen Cousin und sah ihn überrascht und zugleich belustigt an.

„Meinst du wirklich es ist eine gute Idee, die heutigen Geschäfte an Riku abzugeben. Ich meine du weißt, dass er dir immer noch schaden will.“

„Ich weiß, aber das wird ihm nicht gelingen. Er ist nicht das rechtmäßige Familienoberhaupt und deshalb hab ich mir höchstens nur ein paar Beschwerden anzuhören, falls er versucht einen Keil zwischen meine Geschäftspartner und mir zu treiben. Also an sich kann nichts Weltbewegendes passieren. Und ich denke nicht, dass Riku sich dazu herablässt, immerhin wissen alle, dass die Verantwortung auf ihn zurückfällt. “

„Klever, das muss ich dir lassen, Hao. Aber jetzt ernsthaft, wie kommst du bitte immer auf diese abstrakten zusammenhänge.“

„Verbring eine Woche mit Takumi Sasaki und du schaffst das auch.“

„Bei dem alten Kauz überlebe ich bestimmt keine drei Tage, geschweige denn eine ganze Woche. Jedenfalls wenn deine Erzählungen der Wahrheit entsprechen.“

„Oh sie entsprechen der Wahrheit. Der Typ hat einen Totalschaden. Hao kann von Glück reden, dass er keine Nachwirkungen davongetragen hat.“

„So schlimm war er nun auch wieder nicht!“

„Nein, er hat nur mit unserem Leben gespielt, als wäre es nichts Besonderes. Da fällt mir gerade ein, ich hab mein Versprechen ihm den Arsch aufzureißen nicht eingehalten. Was ist das bitte für ein verdammter Glückspilz, hat man das schon Mal gesehen?“

„Wahrscheinlich nicht. Aber wir sollten das Thema fallen lassen. Immerhin haben wir noch etwas anderes vor, oder habt ihr das vergessen.“

„Natürlich nicht?“

Bei diesen Worten verdrehte Hao nur die Augen, bevor er, Youji und Kami dem Korridor in dem sie waren weiter verfolgten. Erst bei einer Tür hielten sie innen und betraten den Raum dahinter.
 

Hao konnte nicht leugnen, dass er eigentlich keine Lust hatte über das ganze zu sprechen, aber eine andere Wahl blieb ihm ja kaum. Außerdem war es für einen Rückzieher bedauerlicherweise schon zu spät.

„Sag mal was genau hat es eigentlich mit dem Buch auf sich. Ich sehe dich immer etwas rein schreiben, aber ich kann mir irgendwie nicht denken, dass es etwas mit den Familiengeschäften zu tun hat.“

„Hat es auch nicht. Es sind nur ein paar Formeln, die ich mir selber ausgedacht habe. Nichts besonders einfach nur zur Ablenkung.“

„Du willst diesen alten verknitterten Kauz von einem Schamanen doch nicht nachmachen, oder.“

„Ne, der hat es mit Zusammenfassungen. Ich versuche mich in Sprüchen, die einen auch ohne Schutzgeist beschützen können.“

„Ach, bin ich dir jetzt nicht mehr gut genug, oder was?“

„So war das nicht gemeint, Kami.“

„Will ich aber auch hoffen.“

„Ok, ihr beiden, bevor es Streit gibt, mische ich mich ein. Ich will meine Antworten haben, was ist im Tempel des Einheitssterns passiert. Du hast das Ding doch gemeistert, oder?“

Hao verdrehte daraufhin die Augen, bevor er ihm die Geschichte erzählte. Obwohl er dabei mehr als kühl klang, war es deutlich, dass ihm das ganze mehr zu schaffen machte als er zugeben wollte.

„… und das war es eigentlich auch schon.“

„Das war es eigentlich auch schon? Ich dachte du liebst sie. Willst du wirklich einfach so aufgeben nur weil eine besserwisserische, ignorante, nichtsgönnerische alte Schreckschraube sich zwischen euch stellt. Ich meine, hallo. Hab ich mich jetzt verhört oder bist du der Schamane, der noch vor einigen Monaten durch Hölle und Tod gegangen ist um seine Ziele zu erreiche und seine Familie eine neue bessere Ära zukommen zu lassen. Jetzt aufzugeben wäre ein Skandal.“

„Das glaube ich nicht. Hao denkt nämlich nicht nur an sich, im Gegensatz zu dir.“

„Im Gegensatz zu mir. Also ich finde im Gegensatz zu dir, versuche ich noch meinem Cousin zu helfen. Du sitzt einfach nur herum und willst ihm weiß machen, dass es keine Alternative gibt.“

„Ach so siehst du das. Ich bin im Gegensatz zu dir nur realistisch. Aus diesem Grund sollten wir das Thema auch fallen lassen. Es hat eh keinen Sinn darüber zu diskutieren.“

„Ja aber…“

„Lass gut sein Youji.“

„Bitte wie ihr wollte.“

Nach diesen Worten fiel sein Blick auf das Buch, dass Hao mittlerweile zur Seite gelegt hatte und konnte es sich nicht nehmen den Titel laut vorzulesen.

„Das Buch der Zeremonien. Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass das ein ziemlich altes Buch ist und viele mysteriöse Ritten enthält.“

„Wie gesagt, es enthält viel mehr suspekte Formeln und halbherzige Sprüche.“

„Dann führ uns mal was vor.“

„Vergiss es. Ohne Gegenspruch werde ich gar nichts vortragen.“

Mit diesen Worten wendeten sich die drei von dem Buch ab und nahmen ihre Unterhaltung wieder auf. Dabei versuchten Kami und Youji sich zurück zuhalten und Themen die mit Samira oder dem Einheitsstern zu tun haben zu ignorieren. Was ihnen auch einigermaßen gelang. Jedenfalls so lange bis sich die Tür ohne Vorwarnung öffnete und ihnen in gewisser Weise somit einen riesigen Schreck einjagten.
 

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Verbotene Gefühle

Kapitel 37: Verbotene Gefühle
 

Es war das erste Mal, dass sie einen Fuß auf das Asakuraanwesen setzte. Bisher hatte sie sich, wenn sie den Tempel verlassen hatte, in der Stadt oder in der freien Natur aufgehalten. Nie zuvor war sie dem Anwesen so nah gekommen wie jetzt. Als sie jedoch beim Eingang des Grundstückes angekommen war, blieb sie zweifelnd stehen. Unsicher sah sie sich um, als erwartete sie einen angriff sobald sie dieses betrat. Hao war ihr aus dem Weg gegangen, nachdem er den Einheitsstern gemeistert hatte. Sie wusste nicht wieso und genau diese Unsicherheit trieb sie an. Zu sehr hatten sie die bisherigen Trennungen innerlich zerrissen. Viel zu hofft musste sie ihre Tränen vor ihrer Meisterin verbergen, während sie darauf hoffen musste, dass Hao sein Wort hielt und nach einer unbestimmten Zeit zu ihr zurückkam. Und genau das war der Grund wieso sie es jetzt nicht mehr länger aushalten konnte. Denn dieses Mal gab es kein versprechen. Er hatte ihr den Rücken zugedreht und sie wusste nicht mal wieso er das getan hatte. Ihre Meisterin hatte ihr gesagt, dass er eingesehen hätte, dass sie nicht füreinander bestimmt waren. Sie wusste nicht ob sie es glauben sollte, doch falls es wahr sein sollte, so konnte sie sicher sein, dass er sie nur für seine eigenen Zwecke benutzt hatte. Ein Gedanke, gegen den sie sich innerlich sträubte. Sie kannte Hao und war sich sicher, dass er so etwas niemals tun würde. Sie wusste, dass er nicht für sich kämpfte, das hatte er nie getan, weshalb er die Prüfungen auch alle bestanden hatte. Sollte ihn die Meisterung des Einheitssterns wirklich so verändert haben? Das konnte sie einfach nicht glauben. Sie wollte es auch nicht. Nicht mal eine Minute. Doch sie konnte nicht einfach in einer Welt leben, in der sie einem abwegigen Gedanken verfolgte, der sie zur Verzweiflung brachte. Sie brauchte die Wahrheit und zwar nicht aus zweiter Hand. Sie wollte es von Hao hören, denn erst dann konnte sie wirklich sicher sein.

„Was willst du hier, Mädchen?“

Bei der tiefen Stimme des Mannes zuckte sie kurz zusammen, bevor sie ihn kurz musterte. Dessen Hand lag auf dem Griff seines Schwertes und war jeder Zeit bereit es herauszuziehen und ihr mit der Klinge den Kopf abzuschlagen, sollte sie eine zu schnelle Bewegung machen.

„Ich…ich suche nach Hao.“

„Tja, dass ist dann dein Pech, der Junge hat gerade keine Sprechstunde.“

Mit diesen Worten drehte er ihr den Rücken zu und wollte gerade wieder gehen, als Samira ihren ganzen Mut zusammen nahm und ihn noch einmal ansprach.

„Es ist aber wichtig…Ich müsste unbedingt etwas mit ihm besprechen.“

„Definiere Wichtig!“

Bei diesen Worten hatte der Mann sich wieder zu Samira umgedreht und sah sie prüfend an. Gut er hätte sie einfach zu Hao schicken können, doch eine ähnliche Aktion hatte er schon mal gebracht und das hatte damals auch nicht den gewünschten Erfolg gebracht. So ungern er es zugab, so musste er sich eingestehen, dass Hao der Position des Oberhauptes gewachsen war. Eine Tatsache die er mehr als alles andere hasste. Wollte er diesem Schaden, so würde jeder sofort wissen, dass er dahinter steckte und ihn und nicht Hao dafür verantwortlich machen. Dem zu Folge hatte es keinen Sinn, sich gegen die Anweisungen des jüngeren zu stellen. Selbst wenn es nichts gab, was er lieber tun würde.
 

Die Tatsache, dass das blonde Mädchen vor ihm sichtlich mit sich rang, änderte auch nichts an seiner festgelegten Meinung.

„Es geht sie nichts an, sondern einzig und allein Hao.“

„Dann kann ich dir auch nicht helfen. Entweder du nimmst mit mir vorlieb oder ich muss dich darum bitten dieses Grundstück augenblicklich zu verlassen.“

„Natürlich.“

Mit diesen Worten senkte sie den Kopf und machte Anstalten zum gehen. Riku, der das sah, wendete sich ebenfalls wieder von ihr ab und verschwand. In diesem Augenblick blieb Samira stehen und ging wieder zurück. Es war ihr egal, ob Hao gestört werden wollte oder nicht, sie musste einfach mit ihm reden. Denn sie war sich sicher, dass sie keinen weiteren Versuch starten konnte. Mit diesen Gedanken tastete sie sich vorsichtig voran und sah sich intensiv um. Sie hatte das Gefühl, dass man sich mit dem Mann, der sie weggeschickt hatte, besser nicht anlegte. Zwar hatte sie keine Ahnung wo Hao sich befand, doch sie war sich sicher, dass sie in dem Hauptgebäude eine Antwort finden würde.

//Komm schon, geh einfach zur Tür. So schwer ist es nicht.\\

Obwohl sie sich in Gedanken Mut zusprach blieben ihre Skrupel erhalten. Sie lebte hier nicht und hatte dem zur Folge auch kein Recht hier zu sein, jedenfalls nicht ohne eine Einladung und die hatte sie nicht erhalten. Lediglich einen Rausschmiss und der reichte ihr. Allerdings würde Chiyo dasselbe tun, weshalb sie sich nicht wirklich darüber aufregte. Mit einem letzten Blick sah sie sich noch einmal um, bevor sie die Tür zum Hauptgebäude öffnete und dieses betrat. Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, sah sie sich suchend um. Das ganze hatte sie sich um ehrlich zu sein einfacher vorgestellt. Mit einem letzten tiefen Atemzug löste sie sich von der Tür und wählte eine Richtung. Sie wusste nicht wie lange sie diesen verfolgte, bis sie an eine weitere Tür kam, nur das sie nicht nachdachte, als sie diese unbedacht öffnete. Sofort wurde sie von vier Augenpaaren angesehen. Am liebsten hätte sie jetzt die Beine in die Hand genommen und wäre abgehauen, doch dafür war es mittlerweile viel zu spät.

„Können wir dir irgendwie helfen?“

„Also ich…“

Weiter kam Samira nicht, da sie schon von einer der anwesenden Frauen intensiv gemustert wurde. Erschrocken wich sie, als diese anfing zu sprechen etwas zurück.

„Na sieht mal an. Ein Mädchen der Rache. Schön genug um jeden jungen Mann dazu zu bringen sich selbst zu vergessen und zu töten. Unschuldig und doch mit tausend Sünden belastet, die ihr Schicksal bestimmen und ihren eigenen Tod…“

„Cassandra, lass sie in ruhe. Tut mir Leid, aber Cassandra ist etwas…na ja durchgeknallt halt. Mein Name ist übrigens Santi und deiner.“

Diese Worte stammten von der zweiten Frau, die nur kopfschüttelnd zu der ersten sah. Auch die beiden anwesenden Männer konnten nicht anderes als den Kopf zu schütteln.

„Also, wie wäre es, wenn du uns erzählst wer du bist, was du willst und wie du hier herein gekommen bist. Soweit ich mich erinnere haben wir keine Gäste erwartet.“

„Mein Name ist Samira. Ich suche nach Hao. Ich muss dringend mit ihm sprechen, es geht um etwas Privates auf das ich nicht näher eingehen möchte.“

Die Anwesenden, die das hörten warfen sich nur einige unverständliche Blicke zu, bis sich Santi dazu erbarmte ihr zu sagen wo sie Hao finden konnte. Noch bevor sie wirklich wusste was geschah, befand sie sich wieder auf einen langen Korridor.
 

Sie schritt diesen Korridor entlang, bevor sie endlich an der Tür ankam, an die sie gelangen wollte. Für einen Moment zögerte sie. Sie wollte anklopfen, doch dann entschied sie sich anderes und trat einfach ohne groß zu überlegen ein. Die verwirrten Blicke die ihr daraufhin zugeworfen wurden waren durchaus unbezahlbar und zwangen sie dazu etwas zögernd einzutreten und die Tür hinter sich zu gleiten zu lassen. Sie wusste nicht, was sie sich dabei dachte, alles was sie tat war das was ihr Herz ihr sagte.

„Hey, lange nicht mehr gesehen. Santi hat mir gesagt, dass ihr hier seid.“

„Samira, was…?“

Weite kam Hao gar nicht, da Samira ihn schon küsste und somit jegliche Fragen einfach zur Seite legte. Kami und Youji, die ebenfalls in Haos Zimmer waren sahen nur geschockt zu den beiden, bis sich Youji letztere von seinem Platz erhob und Richtung Tür ging. Für einen Moment blieb er dort stehen und schien zu überlegen, doch dann drehte er sich wieder zu den anderen drein und zog Haos Schutzgeist ebenfalls von ihrem Platz.

„Komm Kami, wir sind nicht mehr erwünscht.“

„Ja aber…“

„Kein aber, gönn den beiden etwas Freiraum.“

„Youji nein, du verstehst nicht…“

Mehr bekam die junge Frau nicht heraus, da sie schon aus dem Zimmer geschleift wurde. Kurz daraufhin viel die Tür zu und verkündete, dass die beiden alleine waren. Mittlerweile hatten sich die beiden wieder voneinander gelöst und blickten kurz zu der Tür, bevor sie sich wieder einander zuwendeten.

„Ich hab euch nicht zufällig bei irgendetwas gestört, oder?“

Etwas unsicher wendete sich Samira daraufhin wieder zu Tür, doch Hao schüttelte nur den Kopf, bevor er seine Gestik kommentierte. Seit der Meisterung des Einheitssterns hatte er sie nicht mehr gesehen. Um genau zu sein war nicht sie oder ein anderer der Grund für diese Entscheidung gewesen. Es war seine. Chiyo hatte ihm die Regeln erklärt, die den Wächterinnen auferlegt wurde. Wahrscheinlich war ihr Ziel, dass er sich von ihr fernhielt, damit Samira nicht weiter in Versuchung kam diese zu brechen. Immerhin bestand eine der Regeln darin, dass es den Wächterinnen verboten war eine freundschaftliche oder engere Verbindung zu dem Träger des Einheitssterns zu haben. Genau diese Regel würde sie brechen, wenn sie sich noch weiter getroffen hätten. Ihr Auftauchen hier ließ ihn diese Gewissheit jedoch für einen Augenblick vergessen. Einen Augenblick, in dem er nicht mehr konnte, als den Kuss, den sie vor wenigen Minuten unterbrochen hatten, wieder aufzunehmen. Dieses Mal jedoch stoppte sie diesen.

„Hao ich…“

Bei diesen Worten legte Hao ihr nur einen Finger auf die Lippen und signalisierte ihm damit, dass sie schweigen sollte. Anschließend stand er auf und drehte sich von ihr weg.

„Ich weiß, deine Regeln verbieten es…“

„Vergiss die Regel, ich scheiß drauf, ich liebe dich und wenn der König der Geister wirklich so ist, wie man mir jahrelang weiß machen wollte, dann wird er meine Entscheidung verstehen.“

Bei diesen Worten sah er Samira nur verwundert an.
 

Er hatte wirklich mit allem gerechnet aber nicht damit.

„Von was für einer Entscheidung sprichst du?“

„Ich sage meiner Bestimmung als Wächterin ab. Ich meine, wenn ich gegen jede einzige Regel verstoße, müssten sie mich doch eigentlich ausschließen und mich meines Amtes als Wächterin entheben.“

„Bist du dir sicher, dass du das tun willst. Ich meine was ist mit deiner Familie.“

„Ich bin mir sicher. Sogar so sicher, dass ich einmal durch die Hölle wandern würde um das zu beweisen. Alles was ich von dir hören möchte ist, ob du dasselbe für mich tun würdest. Ich möchte wissen wie viel ich dir bedeute und ob es sich lohnt mich gegen alles was mir heilig ist zu stellen. Denn ich würde es tun, ohne zu überlegen. Ich liebe dich und ich möchte deine Frau werden. Also sag mir die Wahrheit und spiel nicht mit meinen Gefühlen. Es ist immerhin kein Geheimnis, dass du jede Frau haben kannst die du willst.“

„Ich will nur dich Samira. Du weißt, dass ich meine Versprechen bisher immer gehalten habe, sofern es mir möglich war und ich werde auch dieses halten: Sofern es nötig ist werde ich für dich durch Hölle und Tod gehen. Es gibt nichts was mir wichtiger sein könnte als du.“

Daraufhin bildete sich ein sanftes Lächeln auf Samiras Lippen, bevor sie den Kuss, der jetzt schon zwei Mal unterbrochen war wieder aufnahm und damit alles andere aus ihrem Kopf verbannte. Ihr war alles egal, solange sie bei ihm sein konnte. In diesem Moment wusste sie, dass sie alles für ihn geben würde, egal was sie das kostete, denn hier fühlte sie sich zum ersten Mal wohl. Das sanfte Gefühl auf ihrer nackten Haut genoss sie regelrecht und ließ sich nach einiger Zeit auf das Futon hinter sich fallen. Sie hatte schon einmal mit jemanden geschlafen, doch das war eher eine Art Pflicht und war auch dementsprechend ausgegangen. Dieses Mal jedoch war es anderes, es beruhte auf Gegenseitigkeit. In diesem Zusammenhang war es etwas völlig anderes, etwas womit sie sich früher oder später richtige Schwierigkeiten einhandeln konnte, wenn es raus kam. Doch das lag für sie in weiter ferne, da wo es sie nicht so schnell einholen konnte. Zumindest nicht jetzt und hier. Aus diesem Grund ließ sie sich fallen und beachtete nur noch den anhaltenden Kuss und die Berührungen zwischen ihrem und Haos Körper, die ihr ein angenehmes Gefühl bescherten.
 

- Bei Youji und Kami -
 

Youji hatte Kami unaufhörlich weiter gezogen, bis sie in dem Raum angekommen waren, in dem die anderen Familienmitglieder saßen. Erst da ließ er die wütende Frau los, die ihm kurz darauf mit einem vernichtenden Blick strafte. Gut sie hätte ihre festen Körper aufgeben können, doch was hätte es ihr gebracht. Die Katastrophe war schon eingetreten und da konnte sie nun auch nichts mehr dran ändern. Dennoch konnte sie nicht glauben, dass Youji diese Tatsache ausgenutzt hatte.

„Was ist denn mit euch los? Wolltet ihr Hao nicht etwas von seinen Pflichten abhalten?“

„Schon, aber er hat überraschend Besuch bekommen und da hielten wir es für besser die beiden allein zu lassen, ist es nicht so Kami?“

„Was ist wenn ich ‚nein’ sage?“

„Dann lügst du!“

Mehr sagte Youji nicht dazu, da er schon von seiner Mutter abgelenkt wurde.

„Gut raus mit der Sprache ihr beiden, wer ist das Mädchen?“

„Seine Freundin.“

„Korrektur, Kami. Sie ist seine Verlobte.“

„Von wegen. Bevor diese Verlobung rechtskräftig ist geschweige denn mehr daraus werden kann, werden vorher noch einige Tote benötigt.“

„Was soll das denn heißen?“

Nun wurde Kami von allen Anwesenden verblüfft angesehen. Keiner konnte sich aus ihren Worten einen Reim machen, jedenfalls fast keiner. Lediglich Santi schien nicht überrascht von der Aussage zu sein. Allerdings ließ sie sich erst Mal nichts davon anmerken. Jedenfalls solange nicht, bis Cassandra sich dazu äußerte und ihrer Meinung nach ziemlich nah dran war.

„Das was ich prophezeit habe. Das Mädchen bringt Probleme wohin sie auch immer geht und diese werden früher oder später den Tod bringen, sowie eine Wahrheit, die sich keiner eingestehen will. Es hat bereits begonnen, der Wandel der Zeiten…“

„Cassandra, trink deinen Tee.“

Bei dem lauten Befehl ihres Mannes nahm die Schwarzseherin ihre Teetasse und nahm einen großen schluck, weshalb sie nicht mehr viel sagen konnte. Derweil waren immer noch alle Augen auf Kami gerichtet. Die jedoch keine Anstalten machte zu antworten. Aus diesem Grund entschied sich Santi dazu die Sache in die eigene Hand zu nehmen.

„Kami, könnte ich dich kurz allein sprechen.“

Mit diesen Worten zog Santi sie aus dem Raum heraus und schloss die anderen somit aus dem nächsten Gespräch aus.

„Könntest du mir erklären wieso du so strickt gegen die beiden bist. Ich finde die beiden geben ein süßes Paar ab und das meine ich ernst. Kannst du dich nicht einfach für die beiden freuen. Immerhin ist Hao dein Schützling und da solltest dir sein Wohl am Herzen liegen.“

„Darum geht es doch gar nicht!“

„Worum dann? Für mich scheint es so, als würdest du ihm keine Beziehung gönnen. Bist du wirklich so egoistisch, dass du alles dafür tust um die beiden auseinander zu bringen?“

Bei diesen Worten konnte sich Kami einfach nicht mehr zurückhalten. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. Innerlich war sie schon längst an die Decke gegangen, doch äußerlich versuchte sie einigermaßen neutral zu wirken, was ihr allerdings nicht gelang. Was besonders daran lag, dass sich ihre Gedanken die gesamte Zeit überschlugen.
 

Während dessen versuchte Santi ihrerseits die aufgebrachte junge Frau zu beruhigen, doch diese wollte sich partout nicht mehr einkriegen.

„Verdammt noch mal, dass kann nicht wahr sein. Wie kommst du auf die schwachsinnige Idee, dass ich das aus reinem Egoismus tue? Hör mal Santi, ich weiß, dass du den beiden nur helfen willst, aber das ist der falsche Weg. Für die beiden gibt es keine Zukunft. Das war nicht vorgesehen.“

„Ach und was hast du für meinen Neffen vorgesehen, Kami. Oder wäre dir die Bezeichnung Spirit of Earth im Moment lieber.“

„Spirit of…wie kommst du darauf? Ist dir jetzt das letzte bisschen Verstand abhanden gekommen oder was soll der Scheiß. Jeder weiß, dass Spirit of Earth die Gestallt einer Wölfin besitzt.“

„Wie würde Hao sich noch mal so schön ausdrücken, ach ja. Jeder denkt das, aber die Wahrheit ist, dass sie diese Gestallt nur bevorzugt, allerdings auch durchaus in anderen Gestallten auftreten kann. Leugnen ist zwecklos, ich habe unwiderlegbare Beweise!“

Bei diesen Worten verschränkte Santi ihre Arme und sah Kami mit einem ernsten und abwartenden Blick an, doch so schnell ließ sich diese nicht in die Ecke drängen. Erst recht nicht von einer Schamanin wie Santi Asakura es war.

„Ach wirklich und welche sollten das sein, Santi? Die abgedrehten Phantasien deines Sohnes?“

„Nein, das Wort von meiner Mutter. Noriko hat dich damals mit diesem Feuergeist gesehen, der sich kurz darauf ebenfalls in einen Menschen verwandelt hat. Wenn der dazu in der Lage ist, dann wird es die Bändigerin der Erde und Pflanzenwelt doch wohl auch sein.“

„Nur leider vergisst du dabei eine Tatsache. Die wahre Gestalt des Flammenwerfer ist der eines Menschen ähnlich im Gegensatz zu der Gestallt einer Wölfin.“

„Ach und woher willst du so genau wissen, was die wahre Gestallt des Spirit of Fire ist, immerhin wird er meistens nur als ein Beschützer beschrieben, der sich in Flamme verborgen hält. Genauso wie ihr anderen überwiegend mit euren Elementen halbverschmolzen seid.“

Kami sah Santi bei diesen Worten nur mit einem gefährlichen Blick an. Derartige Darstellungen ihrer selbst konnte sie nicht leiden. Es vermittelte immer eine gewisse Art von Machtlosigkeit. Diese Art von Zeichnungen stellten die Spirits of Elements so dar, als würden sie sich mit ihrem Element verschmelzen, wenn es gefährlich wurde und angreifen, sobald jemand ihnen den Rücken zudrehten. Das war einfach nur demütigend und realitätsfremd und weiter nichts.

„Pah, wer immer dieses Gerücht verbreitet hat, der tut mir jetzt schon Leid. Wir Spirits of Elements verstecken uns nicht. Wir sind offensiv und bestimmt nicht zu feige um unsere wahre Gestallt zu offenbaren.“

„Tja, aber ihr seid anscheinend unaufmerksam genug um auf einen alten Trick wie diesen reinzufallen, immerhin hast du gerade von ‚wir’ gesprochen, obwohl du dich eindeutig auf die legendären Spirit of Elements bezogen hast, oder irre ich mich da? Also ich frage dich noch mal. Was ist dein Problem? Wieso gönnst du den beiden ihr Glück nicht, nur weil sie gerade gegen ein paar Regeln verstoßen?“

„Ich würde es ihnen gönnen. Aber es hat keine Zukunft. Den Wächterinnen ist es nicht ohne Grund verboten den Tempel zu verlassen. Außerhalb des Tempels wartet auf sie der Tod.“

„Genauso wie für jeden anderen!“

„Eben nicht. Es gibt Schamanen, die gezielt Jagd auf Wächterschamanen machen und vor diesen schützt sie nur der Tempel. Darüberhinaus sind die Kräfte der Wächterinnen zu gefährlich um sie aus den Augen zu lassen. Sie gehören mit zu den stärksten Kräften auf dieser Welt. Und dabei ist die Gabe die Lügen der Mitmenschen zu erkennen noch eine der schwächeren. Versteh das doch. Die Regeln dienen ihren Schutz und dem Schutz der restlichen Schamanen dieser Welt.“

„Weißt du was ich verstehe. Das du Hao die ganze Zeit nur ausgenutzt hast. Du wusstest doch wie das Ablaufen würde, dass er Samira wieder sehen würde. Ist es das was ihr tut? Mit den Gefühlen anderer spielen bis ihr eurer Ziel erreicht habt? Am liebsten würde ich Hao über dein wahres Ich aufklären…“

„Das kannst du nicht!“

In diesen Worten steckte eine gewisse Art von Panik. Eine Panik, die Santi nicht verstehen konnte, doch es interessierte sie auch nicht wirklich was diese dachte. Für sie, Youji und Hao stand die Familie an erster Stelle, zu ihrem Bedauern versuchte auch sie alle Versprechen zu halten, die sie jemals gegeben hatte. Aus diesem Grund konnte sie auch ihrem Wunsch nicht nachgehen. Noch nicht. Immerhin bestand keine wirkliche Gefahr, außer einer herben Enttäuschung.

„…Aber du hast Glück, denn ich musste Meisterin Noriko versprechen über deine wahre Identität zu schweigen, ansonsten hätte ich es Hao schon längst gesagt.“

Mit diesen Worten wendete sie sich von Haos Schutzgeist ab, welche ihr nur geschockt hinterher sah. Scheinbar hatten ihre Worte sie zum nachdenken gebracht. An sich war es eine Ehre, wenn sich einer der Spirits of Elements dazu entschloss einen Schamanen als Schützling zu akzeptieren. In diesem Fall jedoch fürchtete sie, dass Hao diese Ehre früher oder später zum Verhängnis wurde. Wieso sonst sollte sich Spirit of Earth verstellen und ihre wahre Stärke verbergen, denn nachdem was sie von dieser gehört hatte, war Hao sich nicht bewusst was für einen mächtigen Schutzgeist er an seiner Seite hatte. Was auch immer der Erdelementargeist vorhatte, sie hoffte dass Hao es früh genug bemerkte, bevor diese ihren Zug machte und ihn in ernsthafte Gefahr brachte. Es wäre eine Katastrophe auch wenn Hao es unbeschadet überstehen würde, denn manchmal war ein Vertrauensbruch schlimmer als der Tod.
 

- Bei Hao und Samira -
 

Am nächsten Morgen wurde Hao von einem lauten Klopfen an seiner Tür geweckt. Ein Klopfen, was man schon fast unter dem Begriff ‚Gewaltsames Einschlagen auf eine unschuldige Tür’ bezeichnen konnte. Entweder wollte jemand seinen Frust an der Tür auslassen, oder es war wirklich wichtige.

„Scheint so als würde die Arbeit rufen.“

„Scheint so…Einen Moment.“

Während Hao die ersten Worte an Samira sagte, die neben ihm lag und neugierig zur Tür blicke, richtete er die letzten an den Unruhestifter, der daraufhin von der Tür ablas. Mit einem kurzen Seufzen stand Hao daraufhin auf und zog sich seine Sachen an. Wer wusste schon was sonst passieren würde. Nachher hielt man es noch für nötig die Tür zu öffnen, wenn derjenige, der dass Donnerkonzert außerhalb des Zimmer veranstaltet hatte keine Lust mehr hatte zu warten. Eine Situation auf die er durchaus verzichten konnte.

„Wieso ignorierst du den Störenfried nicht einfach und bleibst hier?“

„Ein verlockendes Angebot, aber wenn ich meine Pflichten als Familienoberhaupt jetzt ignorieren, dann kann ich mich innerlich schon mal auf eine Familienrevolte gefasst machen, besonders wenn es wirklich um etwas Wichtiges geht.“

„Schon verstanden. Das hat man davon, wenn man sich in den Führer einer Familien-Dynastie verliebt.“

„Es war deine Entscheidung. Warte hier, ich werde die Sache so schnell wie möglich regeln.“

„Ich verlass mich drauf.“

Mit diesen Worten schenkte er ihr nur ein sanftes Lächeln, bevor er das Zimmer verließ. Auf dem Gang wunderte es ihn nicht besonders Riku zu erblicken. Wer sonst sollte ihn um diese Uhrzeit aus dem Bett hämmern. Keiner außer einem verstimmten Verwandten, dem er vor Jahren die Führung der Familie abgenommen hatte. Das war doch manchmal echt nicht zu glauben.

„Riku, was kann ich für dich tun?“

„Du könntest dich in Bewegung setzen und dich mit der sturköpfigen alten Frau auseinandersetzen, die es sich auf die Fahne geschrieben hat jeden dem sie über dem Weg läuft zu terrorisieren.“

„Okay und wie ist der Name der Frau?“

„Keine Ahnung, ihre einzige Antwort war nur ‚Ich bin niemandem eine Antwort schuldig. Meine Belange und mein Name gehen nur dem Oberhaupt dieser Familien-Dynastie etwas an und sonst keinen’. Wenn du meine Einschätzung haben willst dann kann ich nur sagen, dass sie auf deinem Niveau ist.“

„Und das ist jetzt gut oder schlecht?“

„Überzeug dich selber. Ich persönlich bin froh, dass ich sie nicht kenne und das würde ich auch gerne beibehalten und der Meinung ist Santi auch. Bedauerlicherweise lässt sie sich nicht vom Grundstück verweisen, bevor sie dich gesprochen hat. Also viel Spaß.“

Hao warf Riku nur einen wütenden Blick zu. Er wusste genau, dass dieser sich insgeheim über die Situation freute. Nach dem was er gehört hatte schien die Frau Haare auf den Zähnen zu haben und mit denen war nie leicht Kirschen essen. Dies stellte einen der Momente dar, in dem dieser wahrscheinlich froh war nicht das rechtmäßige Familienoberhaupt zu sein. Immerhin musste er sich so nicht mit der Frau herumschlagen und konnte ihm die Sache, wenn etwas schief gehen sollte, nachtragen.
 

Eine Tatsache die ihn jedoch schon lange nicht mehr kümmerte, da er es mittlerweile gewohnt war. Immerhin war das nicht die erste schwierige Situation und würde bestimmt auch nicht die letzte sein. Darüber hinaus stellte sich auch noch die Frage, ob Riku überhaupt die Wahrheit sagte, oder ihn einfach so wie viel andere Male einfach nur verunsichern wollte. Was auch immer an der ganzen Sache dran war er würde wie immer sein bestes geben und seine Position untermauern. Trotz allem war er auf die Person, die er erblickte, nach dem er eine weitere Tür passiert hatte, nicht gefasst.

„Chiyo.“

„Na sieh mal an, du bist also das eigentliche Oberhaupt der Asakuras. Das hätte ich mir doch eigentlich auch denken können.“

„Scheint so…Riku, lässt du uns bitte allein.“

Es war deutlich zu sehen, dass Riku den Raum nur widerwillig verließ. Scheinbar hatte er mittlerweile großes Interesse daran bekommen, das Gespräch mitzubekommen. Der rausschmiss hatte seine Vorfreude darauf, dass Hao sich mit der alten Frau auseinandersetzen musste, etwas gebremst. Was nicht hieß, das er sich einfach so geschlagen gab. Aus diesem Grund versuchte er an der Tür zu lauschen, was sich auf Grund der Größe des Raumes als ziemlich schwierig erwies.

„Was wollen sie hier?“

„Wo ist sie? Und jetzt fang nicht genauso an wie dein Cousin, ich rede von Samira.“

„Nicht hier wie sie sehen.“

Bei diesen Worten machte Hao eine dementsprechende Handbewegung, die seine Aussage bestätigte. Samira war wirklich in nicht in diesem Raum, was bedeutete, dass er in dem Sinne nicht gelogen hatte. Eine Tatsache die auch Chiyo deutlich spürte, weshalb sie diese Aussage auch nicht als Lüge entlarven konnte. Allerdings war ihr auch Haos zweideutige Aussage aufgefallen, weshalb sie sich davon nicht täuschen ließ. Stattdessen versuchte sie eine andere Methode.

„Komm mir nicht auf die Tour. Ich weiß, dass sie den Tempel nur aus einen einzigen Grund verlassen haben kann und zwar um zu dir zu kommen.“

„Vielleicht sollten sie sich darüber mal Gedanken machen. Immerhin läuft niemand von einem Ort weg, an dem man sich wohl fühlt. Ich gebe ihnen also einen kleinen Tipp. Wenn Samira ihnen wirklich so wichtig ist, wie sie mir weiß machen wollen, dann lassen sie ihr ihren Willen.“

„Was fällt dir eigentlich ein…“

Noch bevor Chiyo ihren Satz beenden konnte, kam Youji in den Raum und zog die gesamte Aufmerksamkeit auf sich, bevor er sich zu der Situation äußerte.

„Oh, ich störe wohl gerade. Ich lass euch also besser wieder allein…“

Gerade als Youji aus der Tür verschwunden war und diese beinah schon wieder geschlossen hatte, überlegte er es sich noch mal anders und öffnete sie ein weiteres Mal und lugte hinein.

„Ach da fällt mir noch etwas ein. Vor ein paar Wochen wollte dich jemand namens Chiyo sprechen. Sie meinte, dass du dich von einer gewissen Samira fernhalten sollst. Falls du dich nicht daran halten würdest, dann meinte sie, dass du den Tag verfluchen wirst, an dem du geboren wurdest.“

Mit diesen Worten war Youji wieder verschwunden. Chiyo warf der Tür, in der dieser vor wenigen Minuten stand nur einen wütenden Blick zu.
 

Es war deutlich zu sehen, dass sie Youji am liebsten einen schmerzhaften Angriff entgegen geschmettert hätte, doch sie hielt sich zurück. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie wusste, dass es ansonsten als Angriff auf die Familie gezählt hätte. Jedenfalls dann, wenn Hao es als so einen hingestellt hätte.

„Ich werde also den Tag verfluchen, an dem ich geboren wurde? Meinen sie nicht, dass so eine Drohung ziemlich unangebracht ist?“

„Nicht mal annähernd, wenn du mit ihrem Verschwinden etwas zu tun hast.“

„Das habe ich aber nicht. Ich respektiere die Regeln, die ihr befolgt. Doch das heißt nicht, dass ich das Gewissen einer der Wächterinnen ersetzen muss. Wenn Samira es sich zur Aufgabe gemacht hat, gegen eure Regeln zu verstoßen, dann ist es ihre Sache und nicht die meinige. Bei allem Respekt, aber ich kann ihnen nicht helfen, selbst wenn ich es wollte.“

Diese Worte brachten Chiyo zur Weißglut, besonders da sie auch dieses Mal keine Lüge erkennen konnte und genau das beunruhigte sie. Entweder ihre Kräfte versagten bei Hao oder er sagte wirklich die Wahrheit. Wobei die letzte Alternative mehr als unakzeptabel war. Es gab nur eine einzige Frage, die ihr Klarheit geben konnte auch wenn sie wusste, dass er dieser ausweichen würde.

„Sie ist hier oder?“

„Ich habe ihnen bereits eine Antwort darauf gegeben, es sei denn ich habe mir das vor ein paar Minuten nur eingebildet und das bezweifle ich doch stark.“

„Ich meine es ernst, Hao. Wo ist sie? Ich will keine blöden Ausflüchte, sondern die Wahrheit. Ich weiß, dass du weißt, wo sie sich gerade befindet.“

„Was lässt sie glauben, dass ich es nicht ernst meine?“

„Bitte. Dann hast du wohl auch kein Problem damit, wenn ich mich hier etwas genauer umsehe, damit ich mich selbst von deiner Aussage überzeugen kann.“

Nach diesen Worten wartete Chiyo auf die Reaktion ihres Gegenübers. Er hatte keine andere Wahl als sich zu verraten. Sollte er ihr den Einblick in die restlichen Räume des Asakuraanwesens verweigern, so wusste sie, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag. Sollte er zustimmen, so würde sie entweder die Lüge in seinen Worten erkennen oder sich mit der antwort zufrieden geben.

„Tut mir Leid, doch das kann ich nicht gestatten. Immerhin hat jeder ein Recht auf ein Privatleben. Es ist ein Privileg auf das jeder in dieser Familie besteht. Auch wenn sie eine direkte Dienerin des Königs der Geister sind, kann und werde ich dieses Privileg nicht einfach so aufheben. Es tut mir wirklich Leid, aber scheinbar kann ich ihnen nicht helfen.“

Keine Lüge, das war unmöglich. Chiyos Gedanken überschlugen sich förmlich. Wie konnte es sein, dass sie bei dem Junge nicht einmal eine Lüge entdeckte. Das war unmöglich. Anscheinend jedoch war es für den Jungen nicht unmöglich genug.

„Im Klartest, du hast sie hier versteckt!“

„Nicht mal annähernd.“

//Um etwas derartiges zu tun, hätte ich wissen müssen, dass sie hier früher oder später auftauchen. Und damit habe ich nicht gerechnet\\

Mit diesen Gedanken sah er wieder zu Chiyo, der man mehr als deutlich ansehen konnte, dass sie langsam wütend wurde.
 

Es lag nicht in seiner Absicht sie zu provozieren, doch in dem Fall konnte er nichts anderes tun. Immerhin versuchte sie ihn dazu zu bringen Samira zu verraten und das würde er nicht tun. Von ihr wusste er zwar, dass alle Wächterinnen die Gabe hatten, die Lügen ihres Gegenübers zu erkennen, doch das nützte ihnen nicht besonders viel, wenn man der Meinung war, dass dieser davon überzeugt war die Wahrheit zu sagen. Und Hao vertrat diese Meinung ohne zu zögern, da er seine Sätze so wählte, dass sie keine Lüge beinhaltete. Jedenfalls antwortete er stets so, wie sein Gewissen es noch als Wahrheit akzeptieren konnte. Und genau das schien Chiyo zu wissen, was es nicht gerade leichter machte.

„Das glaubst du doch selber nicht!“

„Würde ich es sonst behaupten. Sehen sie es ein. Hier werden sie nicht finden, was oder besser gesagt wen sie suchen. Ich würde ihnen gerne weiter helfen, aber es liegt nicht an mir. Ich kann ihnen lediglich versprechen ihr von eurem Besuch zu berichten. In diesem Fall ist es mir jedoch unmöglich, weshalb ich ihnen vorschlage euch anderweitig umzusehen.“

„Ist dass ein rausschmiss?“

Bei diesen Worten hätte sich Hao am liebsten auf die Zunge gebissen. Er hatte sich bemüht höflich zu klingen und dennoch schien sie sein wahres vorhaben erkannt zu haben. Das war eine Situation, in der er sich nicht mehr rausreden konnte. Trotzdem versuchte er bei seiner Antwort so höflich wie möglich zu bleiben, auch wenn sie längst wusste was es zu bedeuten hatte.

„Nur wenn sie es als solchen auffassen.“

„Verstehe…eine Sache noch, Asakura…“

Bei der Anrede konnte man deutlich erkennen, dass sie wütend war. Obwohl seine Gedanken insgeheim der Meinung waren, dass das eine maßlose Untertreibung war, aber eine bessere Beschreibung fand er auf die Schnelle nicht.

„…du erinnerst dich doch sicher an die Antwort, die ich dir damals auf deine Frage gegeben habe ‚ob jemand in der Lage wäre, dir die Kräfte wieder zu nehmen’ oder?“

„Ansatzweise, wieso?“

„Denk nach, vielleicht kommst du ja von allein drauf. Selbst wenn ich diese Drohung nicht wahr machen kann, so gibt es Mittel und Wege dich und deine Familie dafür büssen zu lassen.“

Mit diesen Worten verließ Chiyo mit schnellen Schritten den Raum. Hao sah ihr nur einen Moment nach bevor er kopfschüttelnd wieder zu seinem Zimmer ging. Jedenfalls wollte er das. Doch als er die Tür aus dem Raum heraus öffnete lief er fast gegen seinen Onkel.

„Und, genug gelauscht, oder stehst du nur zufällig an der Tür?“

„Als wenn ich es nötig hätte zu lauschen.“

„Sehe ich auch so. Immerhin ist es ja nicht so, als würdest du etwas Wichtiges verpassen.“

Mit diesen Worten wendete sich Hao von seinem Onkel ab und nahm sein ursprüngliches ziel wieder auf. Es interessierte ihn nicht was dieser dachte. Eines war jedoch klar geworden und zwar, dass er nicht besonders viel gehört hatte, sonst hätte er etwas erwidert. Eine Tatsache über die er insgeheim mehr als froh war. Denn er konnte es sich nicht erlauben, dass dieser sich an Chiyo wendete und ihn in aller Öffentlichkeit als Lügner hinstellte auch wenn es in dem Sinne keine Lügen waren, die er Chiyo erzählt hatte.
 

Nach dem er sein Zimmer wieder betreten hatte, schloss er die Tür und sah zu Samira, die sich mittlerweile ebenfalls angezogen hatte und ihn jetzt verwirrt ansah

„Was ist passiert?“

„Deine Meisterin lässt grüßen.“

„Das heißt sie weiß, dass ich hier bin. Super!“

„Sie hat absolut keine Ahnung.“

„Wieso bist du dir so sicher? Sie hat dieselben Kräfte wie ich und darüber hinaus mehr Erfahrung.“

„Sagen wir es so. Ich habe ihre Fragen nie direkt beantwortet. Wahrscheinlich hat sie etwas gemerkt, aber beweisen könnte sie es nicht.“

Nach dieser Aussage erzählte er Samira was passiert war. Diese sah Hao nur überrascht an, bevor sie sich dazu äußerte.

„Das klingt nicht gut.“

„Das ist nicht gut und damit meine ich nicht die Sache mit dem Einheitsstern. Sondern viel mehr Chiyo. Das letzte was wir riskieren können ist das sie bis zum äußersten geht.“

„Du redest von einem Dynastienkampf, oder?“

„Ich bin mir sicher, dass sie darauf anspielen wollte. Es wäre eine Entscheidung die jedem schaden kann. So ungern ich es zugebe, es besteht die Gefahr, dass der Sieg an euch gehen wird.“

„Möglich, immerhin haben wir unsere eigenen Trainingsmethoden. Aber was genau soll ich jetzt tun. Zurück gehen und mich meinem Schicksal ergeben? Das kann ich nicht. Selbst wenn ich ihr die Wahrheit sagen würde, besteht die Gefahr, dass sie mich nie wieder aus dem Tempel lässt. Hao ich liebe dich und ich will mich nicht mehr von dir trennen.“

Samira war am verzweifeln, dass war deutlich zu sehen und auch Hao war nicht so ruhig wie er wirkte. Er befand sich in einem Zwiespalt. Entweder er stand Samira zur Seite und riskierte einen Dynastienkampf, von denen er die Regeln nur ansatzweise kannte, dessen Gefahren ihn aber mehr als bekannt war oder er stand zu seiner Familie wie es jedes Oberhaupt tun würde. Das allerdings würde heißen, dass er Samira zurück zum Tempel schicken müsste und das konnte er nicht. Er hatte sich mit den Regeln abgefunden, doch das was zwischen ihnen passiert war, hatte alles geändert. Schon das letzte Mal war es eine Qual sie wieder gehen zu lassen und sich nicht noch einmal von ihr zu verabschieden, doch dieses Mal würde er ihr nicht so einfach den Rücken drehen können. Wieso konnte er nicht sagen. Er liebte sie, doch das war nicht, was der Grund war. Es war lediglich eine maßlose Untertreibung. Ihn und Samira verbannt mehr, viel mehr. Sie gehörten zusammen und waren auf geistiger Ebene untrennbar miteinander vereint.
 

Samira sah Hao bei diesem Kurzen Gedankengang traurig an, doch sie wusste, dass sie nicht einfach hier bleiben konnte. Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, meldete sich Hao zu Wort der eine endgültige Entscheidung getroffen hatte.

„Du musst das ganze klären. Ansonsten bringe ich meine Familie in Schwierigkeiten und dich in einen Gewissenskonflikt.“

„Einen Gewissenskonflikt, in dem du schon längst steckst. Aber ich verstehe deine Entscheidung. Ein Dynastienkampf schadet nur dem Ruf einer der kämpfenden Familie und ich kann nicht verlangen, dass du diesen auf Spiel setzt. Außerdem würde das heißen, dass ich gegen dich kämpfen müsste. So sind die Regeln. Ich bin mir sicher, dass sie mich wählen wird und genauso wie ich weißt auch du, dass ich mich nicht zurückhalten darf, da sonst meine Familie gewinnt.“

Nach diesen Worten seufzte Samira kurz, sie hätte wissen müssen, dass ihre Anwesenheit hier nur Schwierigkeiten brachte. Zu viele um sie im Moment zu beheben. Ihr blieb also nur noch die Möglichkeit zu versuchen das ganze friedlich zu regeln. Doch noch konnte sie sich nicht damit auseinandersetzen. Würde sie jetzt gehen, würde sie sich wahrscheinlich überrumpeln lassen und das konnte sie nicht riskieren. Sie brauchte einen klaren Verstand um überhaupt eine Chance zu haben gegen ihre Meisterin anzukommen.

„Hao, bevor ich gehe möchte ich dir etwas zeigen. Ich hatte vorhin gesagt, dass wir spezielle Trainingsmethoden haben und die möchte ich dir beibringen.“

„Wieso? Ich meine, wenn…“

Samira brachte ihn mir einer leichten Gestik zum Schweigen. Sie war sich nicht wirklich sicher ob es notwendig war, doch sie traute ihrer Meisterin so einiges zu.

„Ich will verhindern das, falls es zu einem Kampf zwischen unseren Familien kommt, deine den Kürzeren ziehen wird. Meisterin Chiyo ist unberechenbar. Sie braucht keinen Grund um einen solchen Kampf einzuleiten. Ich vermag es nicht sie einzuschätzen, vielleicht denkt sie so einen Keil zwischen uns zu treiben und uns damit ein für alle Mal auseinander zu bringen. Fazit ist, dass ich gerne vorsorgen würde.“

Hao nickte nach ihrer Erklärung nur, wusste jedoch nicht wirklich, was er dazu sagen sollte. Stattdessen hörte er ihr einfach nur zu. Es war eine theoretische Einführung, doch es reichte ihm. Erst nachdem sie geendet hatte und er ihr versicherte, dass er alles verstanden hatte, verabschiedete sie sich von ihm.

„Ich denke, dass ich dann besser gehe. Aber ich werde zurückkommen.“

„Dann liegt es wohl dieses Mal an mir zu warten.“

„Scheint so, außerdem finde ich das mehr als fair. Wieso soll ich auch immer diejenige sein, die auf die Rückkehr ihres Verlobten wartet.“

Obwohl sie bei diesen Worten lächelte, konnte sie ihre düstere innerliche Stimmung nicht zurückdrängen. Es schmerzte zu gehen. Mit einem letzten Kuss versiegelte sie ihr Versprechen und verließ das Zimmer. Sie würde zurückkommen. Dieses Mal würde sie sich nicht von ihrer Meisterin aufhalten lassen, jedenfalls hoffte sie das, da diese einen enormen Einfluss hatte. Das war einfach nicht zu verleugnen, doch ihr Entschluss zu kämpfen war gefasst und so schnell würde sie sich nicht mehr davon abbringen lassen. Egal was ihre Meisterin sagen oder tun würde, sie würde Standhaft bleiben, sie musste es einfach für sie selbst und für Hao. Immerhin wusste sie wie schwer es war einer neue Hoffnung entgegen zu sehen und dann früher oder später festzustellen, dass diese Hoffnung umsonst war. Das konnte sie ihm nicht antun und sich selbst auch nicht, da sie wusste, dass sie andernfalls zu Grunde gehen würde.

Unüberwindbare Hindernisse

Kapitel 38: Unüberwindbare Hindernisse
 

Als sie auf dem Rückweg zum Tempel war, rief sie sich noch einmal ins Gedächtnis, wozu sie sich entschlossen hatte. Sie würde kämpfen. Es gab keine andere Alternative, jedenfalls nicht für sie. Im Prinzip gab es keine Strafe, die besagte, dass eine Wächterin aus dem Tempel verbannt wurde. Nie zuvor bestand zwischen einer Wächterin und einem normalen Schamanen so etwas wie eine Beziehung. Meistens lag es daran, dass die Wächterinnen nicht den Mut hatten, auf eigene Faust den Tempel zu verlassen. Und auch die betreffenden Schamanen schienen nie mit dem Gedanken zu spielen, dass aus ihnen und der Wächterin mehr werden würde. Bei ihr war es jedoch anders. Sie hatte sich verliebt und musste daher einen Weg finden um ihren Willen zu kriegen. Koste es was es wolle und wenn sie den König der Geister selbst um eine Regeländerung anflehen musste. Bei diesem Gedanken war ihr durchaus bewusst, dass dies wenig bezwecken würde, sonst hätte dieser ihrer Meisterin schon erlaubt sie gehen zu lassen. Doch scheinbar war dies nicht der Fall. Und auch ihre Meisterin schien von dem Gedanken nicht besonders angetan zu sein. Allerdings konnte ihr dass egal sein. Was sie jetzt tun musste ist alles zu ignorieren, was man ihr sagte. Sie würde sich von niemanden mehr etwas sagen lassen, komme was da wolle. Die Zeit war gekommen endlich einen Weg zu gehen, den keiner vor ihr je beschritten hatte. Sie würde ihren Teil beitragen um einen Weg zu finden, damit sie endlich aus den Diensten des Geisterkönigs entlassen wurde. Und selbst wenn sie dafür auf ihre Schamanischen Kräfte verzichten müsste. Sie würde es tun. Den ihre Liebe zu Hao war ihr all dass Wert. Am liebsten wäre sie bei ihm geblieben und hätte ihm bei den Nachforschungen geholfen, doch auch wenn sie beschlossen hatte, alles zu tun um den Tempel zu verlassen, so wusste sie doch, dass sie darin zurück musste. Es war einfach viel zu riskant es nicht zu tun. Chiyo hatte Hao mehr als deutlich gemacht, dass sie einen Dynastienkampf im Betracht zog, sollte er sich nicht von ihr fern halten oder sie weiter bei sich verstecken. Zwar meinte Hao, dass er so geantwortet hatte, dass Chiyo unmöglich eine Lüge erkannt haben konnte, doch das hieß nicht, dass sie es ihm abkaufte. Hao würde dieses Mal auf sie warten müssen, warten bis eine Lösung für ihr Problem gefunden hatte, doch sie war sich sicher, dass er trotz allem genauso wie sie weiter nach einer Lösung suchen würde.

Mit diesen Gedanken legte sie die letzten Schritte zum Tempel, ihrem ganz persönlichen Kerker zurück. Doch noch bevor sie die große Eingangstür öffnen konnte hörte sie auch schon eine altbekannte Stimme hinter sich.

„Wo warst du?“

„Das geht sie überhaupt nichts an. Meine Angelegenheiten sind die meinigen, ich frage sie ja schließlich auch nicht was sie hier machen!“

„Was erlaubst du dir eigentlich? Was ist in dich gefahren, Samira?“

„In mich ist gar nichts gefahren. Ich hab mich lediglich an einem ruhigen Platz begeben und nachgedacht. Und wissen sie was ich herausgefunden habe? Ich habe herausgefunden, dass es genug ist. Ich habe keine Lust mehr hier in diesem Tempel zu versauern. Ich will endlich mein eigenes Leben führen und zwar fernab des Tempels.“

„Diese Worte wirst du noch bereuen, Kind…“

„Das ist mir egal. Ich lasse nicht zu, dass sie weiterhin zwischen mir und Hao stehen. Sie haben also nur die Möglichkeit es zu akzeptieren oder zu versuchen mich mit Gewalt von ihm fernzuhalten. Aber eins schwöre ich dir, ich lasse mir meinen Weg nicht einfach von dir oder dem König der Geister und dessen verfluchten regeln versperren. Zu lange habe ich gewartet um jetzt einzusehen, dass meine Hoffnung umsonst war!“

„Nur leider meine Liebe hast du keine andere Wahl als diese Regeln zu akzeptieren. Jeder von uns hat einen Schwur geleistet und den bricht man nicht so schnell.“

Samira stockte bei diesen Worten der Atem Sie hatte zwar erwartet, dass Chiyo ihre Entscheidung nie akzeptieren würde, doch nicht dass sie ihr offen und ehrlich sagte, dass es nicht ihre Entscheidung war. Immerhin war es ihn Leben. Wieso durfte sie nicht einfach selber darüber bestimmen?

„Ich habe eine Wahl, weil ich mich nicht länger von ihnen in diesem Tempel gefangen halten lasse. Ich bin durchaus im Stande meine eigenen Entscheidungen zutreffen, immerhin bin ich kein kleines Kind mehr.“

„Dann solltest du dich auch nicht wie eine verzogenes kleines Mädchen benehmen, sondern einsehen, dass es für euch beide keine Zukunft gibt.“

„Das haben sie schon einmal vor 17 Jahren gesagt und trotzdem gibt es immer noch eine Zukunft. Wieso sonst sollten wir uns immer wieder über den Weg laufen? Es ist unser Schicksal und die einzige die einer möglichen Zukunft im Wege steht seit ihr. Doch es stört mich nicht länger, da ich etwas eingesehen habe. Es gibt immer eine Alternative, man muss nur wissen wie man sie ergreift und ich werde einen Weg finden meine Zukunft nach meinen Vorstellungen zu gestallten. Wir werden einen Weg finden, auch wenn das heißt, dass ich mich noch einige Jahre gedulden muss so weiß ich doch, dass meine Hoffnungen nicht vergebens sind.“

Am liebsten hätte Samira an dieser Stelle eingeworfen, dass der Zauber, den diese ausgesprochen hatte damit sie Hao vergas, auch versagt hatte. Es wäre ein noch handfesteres Argument dafür gewesen, dass sie und Hao zusammengehörten. Sie wollte einwerfen, dass diese damit auch gegen die Regeln verstoßen haben, doch dann hatte sie es sich im letzten Moment anders überlegt. Warum sollte sie sich bitte auf dieses Niveau herunter begeben, wenn sie auch anders Argumentieren konnte.
 

Samira wusste sowieso nicht wirklich wieso sie versuchte Chiyo zu überzeugen, wieso sie die Sache ausdiskutierte. Sie hatte sich doch entschieden.

„Ich habe mich entschieden und das ist alles was ich zu sagen habe, also hören sie endlich auch mich zu verfolgen und zu versuchen mich zu Vernunft zu bringen. Ich bin vernünftig, sonst wäre ich nicht wieder hier her gekommen.“

„Du warst also wirklich bei Hao?!“

Es war nicht nur eine Frage von Chiyo, sondern auch eine Feststellung. Chiyo hatte sich soviel schon denken können. Was sie jedoch irritierte war, dass sie bei Hao trotz allem keine Lüge erkannt hatte. Ungewollt musst sie sich eingestehen dass der Junge gut darin war seine wahre Meinung und Absichten zu verschleiern. Vielleicht sogar zu gut. Mittlerweile war deutlich geworden, dass Hao sich ungewohnten Situationen schnell anpassen konnte und sie aus diesem Grund auch schnell und effizient bewälte. Diese Fähigkeiten auf das Schamanendasein bezogen, ließ kein Zweifel daran bestehen, dass Hao Asakura einmal zu den bedeutensten Schamanen dieser Zeit gehören würde. Selbst wenn er die Mächte des Einheitssterns nicht besitzen würde, stände diese Entwicklung außer Frage. Doch er hatte die Prüfung des Einheitssterns bestanden und damit besaß er diese Kräfte, weshalb man jetzt schon davon ausgehen konnte, dass dieser in ein paar Jahren der neue Schamanenkönig werden würde. Und dieses Mal würde es nicht an dem Erbe der Asakuravorfahren liegen, sondern an Haos selbst erworbenen Fähigkeiten. Es war nicht so, dass sie ihm oder einem anderen aus der Familie diesen Titel nicht gönnte. Ihr war es relativ egal, wer sich diesem Titel als Würdig erwies, solange es kein Schamane war, der die Welt ins dunkle stürzte und dem Schattenfürsten den Weg ebnete. Was sie aber an Hao störte war, dass er andere negativ beeinflusst. Hao hielt sich zwar an Regeln, doch nur solange, wie sie eindeutig waren. Andernfalls versuchte er ihnen auszuweichen und eine Hintertür zu finden, mit der er unliebsamen Regeln aus dem Weg gehen konnte. Es war eine Strategie, die ihm auch bei den Prüfungen einiger Wächter geholfen hatte, war natürlich keinem Regelverstoß darstellte. Darüber hatte sie sich beim König der Geister schon erkundigt, dennoch hatte diese Strategie gravierende Auswirkungen. Besonders auf Samira. In gewisser Weise hatte sie den Gedanken bekommen, dass Hao es irgendwie schaffen konnte, sie aus dem Tempel herauszuholen. Ergeizig und zielstrebig genug war er und auch bei ihr waren diese Eigenschaften. Schlimmsten Falls würde sie sich einfach eigenständig über ihr Schicksal entscheiden und erneut den Tempel verlassen und dieses Mal unwiderruflich flüchten, so wie sie es in ihrer kleinen Ansprach angedroht hatte. Doch dass konnte sie nicht zulassen. Bevor sie jedoch weiter darüber nachdenken konnte, riss sie Samiras Stimme wieder in die Gegenwart.

„Wie gesagt, es spielt keine Rolle wo ich war. Aber einst kann ich ihnen sagen und zwar, dass ich Hao wieder sehen werde und dann werde ich nie wieder von seiner Seite weichen.“

Mit diesen Worten schritt Samira an ihrer Meisterin vorbei und betrat den Tempel. Noch musste sie warten, doch früher oder später bekam sie ihren Willen. Alles was sie brauchte war geduld und die hatte sie. Solange hatte sie darauf gewartet wieder mit Hao zusammen zu sein, da konnte sie noch eins zwei Jahre länger warten. Immerhin hatte sie ihr Ziel vor Augen und irgendwo in diesem Tempel musste es einen Hinweis geben, wie sie ihrem auferzwungendem Schicksal entrinnen konnte. Sie musste ihn nur finden und dann würde sich ihr Wunsch endlich erfüllen.

„Sei dir da nicht so sicher, Samira.“

Zwar vernahm Samira diese Worte doch sie ignorierte sie. Ihr vertrauen in Hao war unendlich und sie würde dieses Vertrauen bis zu ihrem Tode nicht verlieren. Immerhin war der Gedanke an Hao der einzige Lichtblick, den sie in diesem Tempel besaß und den würde sie nicht hergeben unter keinen Umständen.
 

- Bei Hao -
 

In den letzten Stunden war eine Menge passiert, zu viel um es in wenigen Minuten zusammenfassen zu können. Selbst Hao brauchte etwas um zu realisieren worauf er sich eingelassen hatte. Sollte es keinen Weg für Samira geben den Tempel zu verlassen, so hatte er keine Wahl als sich mit der gesamten Toshiro-Dynastie anzulegen. Samira war die Strapazen durchaus Wert, doch das war nicht das einzige was er zu berücksichtigen hatte.

„Gut, ich hab jetzt lange genug auf dich gewartet, damit du mich mal aufklärst. Aber anscheinend kommst du von alleine nicht auf die Idee eine Erklärung abzugeben, also muss es wohl der direkte Weg sein. Und jetzt rede endlich. Was wollte die Schreckschraube hier?“

„Sie hat nach Samira gesucht.“

„Oh, das klingt nach schlechten Nachrichten.“

„Kannst du laut sagen. Sie hat sich entschlossen wieder in den Tempel zurückzukehren.“

„Dann geht die Warterei wieder von vorne los, was? Mensches Kinder, wird das mit euch eigentlich jemals etwas Längeres?“

Youji erhielt auf diesen Kommentar einen Faustschlag gegen den Oberarm. Eine Reaktion, die er Hao nicht mal verübeln konnte. Wahrscheinlich würde er in dessen Reaktion genauso reagieren. Im Prinzip dürfte er überhaupt nichts sagen, da er selbst ja nicht besser war, wobei in seiner Situation lag es an seiner Feigheit und nicht an irgendwelchen Regeln.

„Ein Dynastiekampf ist das letzte was wir riskieren dürfen.“

„Die Schreckschraube meint ihre Drohung also wirklich ernst. Vielleicht sollte ich ihr mal die Meinung sagen oder noch besser, wir schicken Kami hin…apro pos wo steckt sie überhaupt.“

„Keine Ahnung, das letzte Mal als ich sie gesehen habe, hast du sie mit Gewalt aus meinem Zimmer gezogen.“

„Stimmt, ich bin dann gleich zu den anderen und Mam wollte irgendwas Privates mit ihr besprechen, da sie scheinbar überhaupt nichts davon hielt, dass Samira hier ist. Tja und seit dem Zeitpunkt habe ich sie nicht mehr gesehen.“

„Wahrscheinlich hat Santi ihr eine Belehrung mit dem Hauptthema ‚wie verhält sich ein guter Schutzgeist‘ gegeben.“

„Wenn sie das getan hat, dann ist Kami wahrscheinlich eingeschnappt und hat sich zurückgezogen. Und ganz ehrlich ich kann es ihr nicht verübeln.“

Hao schenkte Youji daraufhin nur ein amüsiertes Lächeln. Kami war manchmal wirklich ein Fall für sich. Sie war meistens ziemlich vorlaut und so ungern er es zugab so hatte er sich ein Beispiel an ihrem Verhalten genommen. Ab und zu war es ganz nützlich, doch es gab auch Zeiten wo ein provozierender Kommentar genau das Gegenteil brachte und er war froh, wenn er diese Art von Sprüchen zurückhalten konnte.
 

Allerdings gab es zwischen seinem und Kamis Verhalten einen unterschied. Ihn konnte man nicht so schnell auf die Palme bringen wie sie. Manchmal reichte wirklich nur ein falsches Wort und sie wendete sich beleidigt von ihrem gegenüber ab und dann dauerte es meistens einige Stunden bis sie sich wieder eingekriegt hatte. Wobei es auch sein konnte, dass sie einfach solange wartete, bis sie jemand suchte. Falls es jedoch soweit kam, dann erwartete sie meistens eine Entschuldigung. Allerdings hatte er im Moment keine Lust nach ihr zu suchen und auch Youji schien nicht mehr daran zu denken.

„So, jetzt aber mal zu wichtigeren Sachen. Hab ihr…“

„Youji, dass ist kein Thema über das ich mich mit dir austauschen werden.“

„Wenn nicht mit mir, mit wem dann?“

„Ich sag dazu nur folgendes. Manche Fragen bleiben lieber unbeantwortet.“

Noch bevor Youji etwas dazu sagen konnte wurden sie auch von einer jungen Frau unterbrochen, die gerade das Asakuraanwesen betreten hatte.

„Stör ich gerade?“

„Ach Unsinn. Um genau zu sein kommst du gerade richtig. Youji wollte dich schon seit Ewigkeiten etwas fragen.“

„Wirklich?“

Diese Worte kamen sowohl von der jungen Frau als auch von Youji selbst. Dieser konnte es nach seiner Frage nicht vermeiden verlegend aufzulachen, bevor er seinem Gegenüber gestikulierte kurz zu warten. Anschließend schnappte er sich seinen Cousin und ging mit diesem etwas auf Abstand.

„Sag mal spinnst du, was soll ich sie denn fragen?“

„Das womit du mir schon seit Wochen in den Ohren liegst, was sonst. Du musst mir ja schließlich nicht alles nachmachen.“

„Aber…“

„Kein aber. Frag sie oder lass es. Doch wenn du die letzte Alternative nimmst, dann komm nicht auf die Idee mich noch mal um Hilfe zu bitten.“

Mit diesen Worten hatte er sich von Youji und Hiromi abgewandt. Er wusste, dass das ganze ziemlich schief gehen konnte, doch es war die einzige Möglichkeit. Seine ganze Familie, wobei er sich bei dieser Behauptung nicht ausnahm, brauchte in Sachen Lieben einen kräftigen Tritt in die richtige Richtung. Meistens kam dieser von den Eltern, welche die zukünftigen Lebenspartner meist aussuchte und den Beteiligten keine wirkliche Wahl ließen. Dennoch war es in der Asakura-Dynastie immer so, dass eine solche Beziehung nie bereut wurde. Die einzige Ausnahme bildeten wirklich Katsumi und Cassandra, doch das war in gewisser Weise ein Sonderfall.
 

Bei diesen Gedanken blieb Hao stehen und lauschte hinter sich in den Gang hinein. Auch wenn er die Sache Youji überlassen wollte, so konnte er der Situation nicht einfach den Rücken zudrehen, immerhin hatte er sie ja in gewisser Weise heraufbeschworen.

„Also?...Was wolltest du mich fragen?“

Youji wusste nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund kam ihm plötzlich eine Wette, die er vor Jahren mit Sayuri geschlossen hatte in den Sinn. Eine die jetzt in seinem Kopf am allerwenigsten etwas zu suchen hatte, aber dennoch irgendwie am verlockensten wirkte.

„Ich, also…eigentlich…wir kennen uns jetzt schon seit Jahren und was ich…gibt dein Vater eigentlich Rabatte.“

„Was?“

Frustriert schlug sich Hao mit der flachen Hand gegen den Kopf. Youji war in manchmal Situationen einfach zu dämlich. Am liebsten hätte er sich wieder in die Situation eingemischt, doch dass musste dieser jetzt alleine in den Griff geben. Doch bevor Youji noch etwas ergänzen oder sich herausreden konnte, kam ihm jemand zuvor.

„Hiromi, dein Vater war eben hier und lässt ausrichten, dass er deine Hilfe braucht.“

„Oh natürlich, bin schon weg.“

Mit diesen Worten war Hiromi auch schon verschwunden, weshalb Youji keine Chance hatte sie noch einmal zurückzuhalten. Für einen Moment herrschte Stille in dem Raum bevor sich Youji nicht mehr zurückhalten konnte und all seinen Frust rausschrie und ließ sich gegen die Wand fallen. Während der Neuankömmling nicht das geringste verstand, löste sich Hao aus seiner Deckung und kam auf Youji zu.

„Gibt dein Vater Rabatte?“

„Ja sag es schon, ich bin ein verdammter Idiot.“

„Du bist kein verdammter Idiot, nur ein Idiot.“

„Danke…ich weiß selber dass der Spruch über war. Aber ich war so nervös und dann schwirrte plötzlich diese blöde Wette von Sayuri in meinem Kopf herum.“

„Augenblick. Du meinst die, bei der sich Sayuri gewundert hat, ob Hiromi dir ne Ohrfeige gibt, wenn du sie fragst ob ihr Vater Rabatte gibt.“

„Genau die!“

Hao schüttelte daraufhin nur fassungslos den Kopf. Das ist für Youji echt blöd gelaufen.

„Muss ich verstehen, was hier gerade abgelaufen

„Glaub mir Katsumi, dass willst du nicht wissen.“

„Na dann! Falls einer Hilfe braucht, sagt bescheid, es sei denn es handelt sich um Liebesangelegenheit, das ist mehr Santis Spezialgebiet. Oder Rikus!“

„Riku?“

Bei dem gleichzeitigen Einwurf der beiden jüngeren konnte Katsumi nicht anders als laut loslachen. Es war so klar, dass die beiden ihm die Sache mit Riku nicht abkauften. Eigentlich bedauerlich, da er es zu gerne gesehen hätte, wie die beiden Riku in Sachen Liebe ausquetschen.
 

Erst als Katsumi sie wieder allein gelassen hatte, brachen die beiden jüngere das Schweigen zwischen ihnen.

„Vielleicht solltest du wirklich mal mit Riku sprechen.“

„Spinnst du. Ich werde bestimmt nicht mit Riku über meine Gefühle sprechen…“

„Ist dir deine Mutter lieber.“

„Um Gottes willen, bist du irre. Ich kann doch nicht mit meiner Mutter über…nein…oh man, wieso zur Hölle muss das alles so kompliziert sein.“

„Siehst du! Also bleibt nur…“

„Sag es nicht. Ich warne dich, Hao. Ich werde nicht mit Riku sprechen. Außerdem weißt du genauso gut wie ich, dass Katsumi das Ganze nicht ernst gemeint hat.“

„Ich weiß, aber meinen nächsten Vorschlag meine ich ernst. Geh in die Stadt und sprich noch mal mit ihr. Entschuldige dich und frag sie dieses Mal die richtige Frage.“

„Muss das heute sein!“

Youji war von der Idee überhaupt nicht begeistert. Wie auch, er hatte sich gerade zu einem Affen gemacht und einmal am Tag richte völlig. Doch scheinbar hatte Hao nicht vor ihn so schnell von der Angel zu lassen.

„Jetzt hör mal zu. Du hast nur zwei Möglichkeiten. Entweder du folgst ihr jetzt und klärst die Sache auf oder tust nichts und verbaust dir deine Chancen.“

„Wirklich sehr aufbauend.“

„Sieh es von der Seite. Ich will vermeiden, dass du genauso endest wie ich…es reicht wenn einer auf seine große Liebe warten muss.“

„Stimmt. Also ich geh dann mal durch die Hölle. Und wehe du machst es mir nicht nach, denn dann mach ich dich einen Kopf kürze. Und lass dir gesagt sein, dass ich dir diese Androhung als Cousin mache.“

Mit diesen Worten machte sich Youji in Richtung Stadt auf. Er musste immerhin Hiromi einholen, denn mit einem hatte Hao recht. Er musste das ganze jetzt regeln egal wie unangenehm es für ihn werden würde. Hao sah ihn derweil nur lächelnd hinterher, doch dann wendete er sich ab. Er war jetzt schon gespannt, was Youji ihm nachher alles erzählen wird.
 

- Bei Youji -
 

Youji sah sich suchend auf den Markt um. Mittlerweile hatte er das Gefühl schon den ganzen Marktplatz abgesucht zu haben. Irgendwo musste Hiromi doch sein, doch er sah sie nirgendwo. Gerade als er die Suche aufgeben wollte, entdeckte er sie in der Menschenmenge.

„Hiromi. Hey, Hiromi.“

Nun nahm er die Beine in der Hand und rannte los um mit ihr aufzuschließen. Als er bei ihr angekommen war herrschte erst einmal wieder Stille. Für einen Moment versuchte Youji seine Gedanken zu Ordnen, bevor er weiter sprach.

„Was gibt es!“

„Ich wollte mich entschuldigen. Der Spruch von vorhin war irgendwie blöd und das war auch nicht die Frage, die ich dir stellen wollte.“

„Sondern?“

Ein weiteres Mal an diesem Tage hatte Youji das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben. Wieso musste das ganze bitte so schwer sein.

„Also…wie ich das hasse…also gut, dann auf den direkten Weg…“

„Was meinst du…“

Noch ehe Hiromi aussprechen konnte, hatte Youji sie auch schon auf den Mund geküsst. Die völlig unerwarteten Reaktion ihres Gegenübers ließ sie erstarren. Nach eine für sie endlose und dennoch wunderschönen Zeit löste Youji den Kuss und sah sie abwartend an. Insgeheim befürchtete er, dass sie ihn jeden Moment eine saftige Ohrfeige gab. Doch sie rührte sich nicht, im Gegenteil sie starrte ihn einfach nur geschockt an.

„Alles in Ordnung? Ich wollte dich echt nicht überrumpeln…ich…“

Youji war sichtlich unfähig das in Worte zu fassen was er sagen wollte. Doch im Augenblick waren seine Gedanken einfach nur leer. Erst nach einer geschlagenen Ewigkeit, schlich sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen.

„Heißt dass du magst mich?“

„Ja, so in etwa.“

Mehr gab Youji nicht als Antwort. Doch es war alles was er sagen musste, damit sich das Lächeln auf ihrem Gesicht noch mehr verbreiterte.
 

Bei diesem Anblick fiel Youji ein kleiner Stein vom Herzen. Bis hierhin war alles gut. Jetzt musste er nur noch den letzten Schritt machen. Einen, den er schon seit ein paar Jahren in seinen Träumen ging auch wenn dies vielleicht der schlechteste Moment war. Aber er wollte endlich einen Schnitt machen, der seinen Leben verändern sollte und zwar im positiven Sinne.

„…was ich aber fragen wollte war…“

Hiromi sah ihn gespannt an. Sie wusste nicht wieso, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, als würde dieser in diesem Anlauf nicht so einen Quatsch labern.

„Ich wollte dich fragen ob es für uns eine Zukunft gibt und falls ja. Ob du mich heiraten willst!“

„Heiraten?“

„Ich weiß dass kommt jetzt etwas überraschend und ich gebe dir auch alle Zeit der Welt…“

„Ich will!“

„Wie?“

„Ich sagte ich will?“

„Wirklich?“

Youji konnte sein Glück einfach nicht fassen. Ohne lange nachzudenken zog er Hiromi in seine Arme und küsste sie innig. Am liebsten hätte er sie gar nicht mehr losgelassen, wenn ihm in dem Moment nicht jemand auf die Schulter tippte.

„Hab ich da vielleicht auch etwas mitzureden.“

Mit diesen Worten baute sich Hiromis Vater vor Youji und seiner Tochter auf. Auch wenn er nicht das geringste dagegen hatte, so musste er doch darauf achten, dass dieser Asakuraspross nicht dachte, dass er mit seiner Tochter spielen konnte. Seine Stellung als Schlachter konnte ihm da nur zu gute kommen.
 

Verlegen wich Youji vor dem muskulösen Mann. Auch wenn er ein starker Schamane war, so wusste er, dass er sich mit diesem Mann nicht anlegen durfte. In einem fairen Kampf würde er wahrscheinlich gewinnen, aber wenn die Technik sein Gegner darin bestand ihn mit brutalen Schlägen zu Boden zu strecken, dann konnte er einpacken. Insbesondere bei Hiromis Vater, da dieser ihm physisch tausendfach überlegen war.

„Klar. Immer doch.“

„Dad, bitte nicht!“

„Also gut, ich werde diesen Asakurabengel nicht platt machen, immerhin habe ich keine Lust mich mit der ganzen Bagage anlegen zu müssen.“

„Wollen sie sich nicht mit meiner Familie anlegen oder beziehen sie sich auf ein ganz bestimmtes Mitglied.“

„Ich bezieh mich auf deinen Cousin auf wen sonst. Nach dem was man alles so hört. Jüngstes Oberhaupt der Asakura-Dynastie, Meister des Einheitssterns, Bezwinger der Hakái henséi, wobei die letzte Geschichte fragwürdig ist, wir kennen ja Cassandra, allerdings würde ich mein Glück in dieser Hinsicht niemals herausfordern...“

Youji nickte nur. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, als wüsste Hiromis Vater mehr von der Sache als er zugeben wollte. Doch diesen Gedanken verwarf er schnell wieder und wendete sich dem eigentlichen Thema wieder zu. Hao hatte in der Tat für eine Menge Gerede gesorgt. Seit er zum Oberhaupt der Familie ernannt wurde, war er der Mittelpunkt des allgemeinen Interesses und jeder der etwas von Hao hielten trugen seine Heldentaten weiter. Doch scheinbar war dies nicht nur positiv, wie er bald von seinem zukünftigen Schwiegervater erfahren musste.

„…Da fällt mir ein. Du solltest ihn warnen. Manche machen sich sorgen, das ihm diese Macht irgendwann zu Kopf steigt.“

„Das wird nicht passieren.“

„Das sagst du und an deiner Stelle würde ich es auch sagen, Youji. Besonders nach allem was er für eure Familie getan hat. Und wer weiß vielleicht stimmt das auch. Allerdings gibt es immer jemanden, der die Grenzen überschreitet…“

„Was meinen sie?“

Hiromis Vater gestikulierte Youji bei dieser Frage näher zu kommen. Denn dass was er jetzt sagte war etwas. Was nicht jeder mitbekommen sollte.
 

Um genau zu sein hatte er ein schlechtes Gefühl, was die Zukunft der Asakuras anging. Weder ihm noch den restlichen Stadtbewohnern war die Spannung innerhalb der Familie entgangen. Dennoch wagte sich keiner an diese Familiendynastie heran. Der Grund war einfach. Der innerfamiliäre Konflikt änderte nichts an der Zusammenarbeit der einzigen Familienmitglieder, denn nach außen war die Asakuradynastie stark wie nie zuvor. Die Frage war nur wie lange das anhalten würde.

„Ich hab vor einiger Zeit zufällig ein Gespräch zwischen ihm und einem Fremden mitbekommen oder sollte ich besser Streit sagen. Für einen Moment wirkte es für mich so, als würden Hao ihm gleich den Kopf abtrennen.“

„Wann war das?“

„Ein paar Tage, bevor diese Gerückt mit der Hakái henséi die Runde gemacht hat…du solltest also ein Auge auf ihn behalten, denn ich denke, dass auch er seine Nerven verlieren kann, sofern jemand bedroht wird, der ihm etwas bedeutet.“

Youji nickte nur. Er war sich ziemlich sicher, dass Hirmois Vater von Daisuke sprach, denn auch er hatte live mitbekommen, wie wütend Hao damals war, als dieser erkannt hatte wer ihn damals umbringen wollte. Doch er hatte genauso reagiert, wenn jemand versucht hätte seinen Cousin oder einen anderen aus seiner Familie töten wollte.

„Er wollte ihn nicht töten.“

„Nein das wollte er nicht, sonst hätte er es getan. Doch die Aktion war gewagt. Jeder hat seine Schwächen, Youji. Solange man sie kennt, kann man ihnen ausweicht, doch die gefährlichsten sind die, welche man sich nicht eingestehen will oder jene die man nicht kennt…Früher oder später wird seine Kraft aufgebraucht sein und dann wird er eure Hilfe brauchen um weiter zu kämpfen.“

„Die hat er!“

Mit dieser Versicherung gab er sich zufrieden, auch wenn er Youjis Worten nicht wirklich glauben schenken konnte. Vielleicht würde ein Teil der Asakuras Hao helfen, aber gewiss nicht alle. Im Prinzip hatte er sich vorgenommen sich aus deren Familienführung raus zuhalten, doch jetzt wo seine Tochter in diese einheiraten würde, wollte er sicherstellen, dass diese nicht in Gefahr geriet. Und dass würde zwangsläufig passieren, wenn es zum offenen Krieg innerhalb der Familie kam. Ein ziemlich unwahrscheinliches Szenarium, doch wenn es passieren würde, dann nur wenn Hao dem Druck den er ausgesetzt war nicht mehr standhalten konnte, denn solange er das starke Oberhaupt blieb, welches er im Augenblick war, war die Asakuradynastie unangreifbar. Das wusste jeder und deshalb würde es auch keiner wagen sie herauszufordern. Nicht ohne einen Joker im Ärmel zu verstecken.
 

- Bei Chiyo -
 

Das ganze lief gewaltig aus dem Ruder, dass wusste Chiyo. Sie hatte all ihre Register gezogen und dennoch war sie keinen Schritt näher an ihrem Ziel, Samira von Hao fernzuhalten. Sie hatte ihr endgültig den Krieg erklärt und keiner würde diese mehr aufhalten.

//„Das Pendel verliert an Schwung. Erst hin, dann her und wieder herum. Am anderen Ende verliert es die Kraft und verstummt!“\\

„Wie bitte?“

Verwirrt sah Chiyo sich um. Sie hatte keine Ahnung, was das ganze mit dem Pendel sollte, geschweige denn auf was es bezogen war. Sie hatte immerhin nichts gesagt und auch die Stimme schien ihr darauf nicht antworten zu wollen.

//„Es spielt keine Rolle für dich oder für irgendjemanden sonst. Der Sand hat den oberen Bereich der Sanduhr fast komplett verlassen und selbst wenn du versuchst sie umzudrehen kannst du nicht verhindern, dass das letzte Sandkorn den Boden berührst.“\\

„Der Kommentar ist auf Samira bezogen.“

//„In der Tat. Sie wird schon sehr bald ihre endgültige Entscheidung treffen und ihre Wahl wird nicht auf den Tempel fallen.“\\

„Das werde ich nicht zulassen. Wenn sie sich gegen den Tempel entscheidet wählt sie den Tod und als ihre Meisterin kann ich das nicht verantworten.“

Mit diesen Worten stand Chiyo auf und wollte den Raum verlassen, doch die Stimme hielt sie im letzten Moment zurück.

//„Das Schicksal ist eine seltsame Kraft, gegen die nicht mal ich ankomme. Ich kann eingreifen, aber manche Begebenheiten entziehen sich sogar meinem Einfluss und dem des Schattenfürsten. Manchmal spielen uns diese Begebenheiten in die Hände und manchmal nicht. Es wird vielleicht Zeit umzudenken und eine Lösung für das Problem zu finden, welche für jeden akzeptable ist.“\\

„Und die wäre?“

//„Ich werde es dir mitteilen, wenn mir etwas eingefallen ist. Bis dahin hältst du dich zurück, denn eine kopflose Flucht von Samiras Seite wäre für niemanden von Nutzen. Hast du verstanden!“\\

„Das habe ich?“

Mit diesen Worten verstummte die Stimme wieder. Es war nicht einfach eine Entscheidung für diese Situation zu treffen, besonders wenn man wusste, dass die falsche Samiras Tod bedeuten würde. Doch vielleicht war es an der Zeit das Leben der Wächterin Hao anzuvertrauen. Die nötige Stärke um es mit der Dalin-Dynastie und deren Gefolgschaft aufzunehmen hatte er jedenfalls. Besonders wenn seine Familie geschlossen hinter ihm stand.
 

Das zweite Problem war jedoch, dass Samira nicht irgendeine Wächterin war. Nein sie war die auserwählte, jene Wächterin, der es erlaubt war den Tempel zur Nachturnierszeit zu verlassen und die Aufgabe hatte den Schamanenkönig in seinem Kampf zu unterstützen. In sofern würde sie den Tempel früher oder später auf jeden Fall verlassen müssen. Jedoch entfesselten sich ihre wahren Kräfte erst zu dieser Zeit, das war auch der Grund wieso die Dalins auf jede Toshiro Jagd machten die sich außerhalb des Tempels befand. Sie wollten verhindern, dass sich das volle potential der auserwählten Wächterin entfalten konnte, denn dass würde bedeuten, dass sie eine deutlich schlechtere Position in dem bevorstehenden Kampf hatten. Die Regel, dass die Wächterinnen den Tempel nicht verlassen durften diente dazu eben jene auserwählten Wächterinnen zu schützen und sie im gleichen Maße nicht zu benachteiligen.

//„Ohne Regeln würde die Welt ins Chaos versinken, doch mit ihnen engen sie das Leben in einer Art und Weise ein, dass man daran zu ersticken droht. Einst hatte man die bestehenden Regeln geschätzt, doch mit dem Lauf der Zeit liegen sie wie Schnüre um den Hals jener, die sie befolgen. Mir ist dies durchaus bewusst, doch die Frage ist doch in wieweit man sie lockern kann ohne eine Katastrophe heraufzubeschwören...Entgegen den Schein gefällt es mir nicht mit dem Leben anderer zu spielen, doch in diesem Fall habe ich keine Wahl. Vielleicht wäre es sinnvoller gewesen den Dingen seinen Lauf zu lassen, doch ob die alternative zwangsläufig besser für uns gewesen wären kann in nachhinein niemand mehr beantworten. Jedes Eingreifen hat seinen Preis und niemand kann ihn einschätzen, selbst wenn man noch so weit in die Zukunft sehen kann wie ich. Ein Wort, eine unbedachte Bewegung oder gar Begegnung und die Zukunft verändert sich. Für einen selbst und für viele andere in der unmittelbaren Umgebung.“\\

„So wie Okamis Eingreifen Haos Leben verändert.“

//„Missversteh die Absicht dahinter nicht. Nur weil Okami Haos Schutzgeist ist, heißt dass nicht, dass er es zwangsläufig leichter hatte. Im Gegenteil, Okami hatte ihn öfter im Regen stehen lassen als du es für möglich hältst. Aber du hast Recht, gerade wegen Okamis Art ist er wie er ist. Ein starker Schamane der in den meisten Fällen weiß was er zu tun hat und der auch vor schwierigen und scheinbar unlösbaren Herausforderungen nicht zurück schreckt. Um genau zu sein die Art von Schamane, die beim Schamanenturnier die besten Chancen hat.“\\

„Bei allem Respekt aber das klingt so als wäre der neue Schamanenkönig schon gewählt worden. Ist das nicht etwas voreingenommen.“

//„Ich hab nie behauptet dass ich unparteiisch bin, wenn es um das Schamanenturnier geht. Im Gegenteil jedes Halbmillennium beobachte ich jene, die ich auf dem Thron sehen will. Nicht dass ich das ganze jedes Mal beeinflusse, aber es ist durchaus eine Genugtuung wenn man richtig liegt.“\\

Chiyo sagte daraufhin nichts. Allein der Gedanke ließ ihr schlecht werden. Schamanenkönig und Meister des Einheitssterns zusammen. Das wäre wahrscheinlich der Moment, an dem Hao größenwahnsinnig werden würde. Niemand würde ansatzweise an diese Macht herankommen, selbst wenn sich über hundert Schamanen zusammen tun würden.
 

Hao war jetzt schon der mächtigste Schamane der Welt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er auch noch aus dem Schamanenturnier als Sieger herausgeht, war daher sehr groß. Allerdings konnte sie sich nicht vorstellen, dass einer beide Mächte vereint in sich tragen konnte ohne die Kontrolle über diese zu verlieren.

//„Hao besitzt zwar die Macht des Einheitsstern und kann sie nach belieben verwenden, da er die Prüfung des Herzen bestanden hat, doch auch nur weil er lediglich Zugang zu einem geringen Teil hat, der sich in dem Stern der Einheit verbirgt. Es kommt die Zeit, dass er sie freisetzen wird, doch dafür brauch er deine Einwilligung.“\\

„Meine Einwilligung? Inwiefern?“

//„Es gibt einen Zauber der die Siegel, welche die wahre Macht versiegelt, brechen kann. Sprichst du den Zauber hältst du jene Macht zusammen, während Hao sie in die gewünschte Richtung lenken kann und in der Lage ist ihr volles Potential zu nutzen. Sollte er von den Zauber erfahren und ihn sprechen spielt er mit seinem Leben, denn dann muss er diese Macht nicht nur lenken sondern auch verhindern, dass sie ausbricht. Du siehst also. Selbst nach der Meisterung des Einheitssterns habe ich durch euch Wächterinnen noch Einfluss auf diese Macht und somit auf sein Handeln.“\\

Ach wenn diese Worte dazu dienen sollte sie zu beruhigen, hatten sie nicht den nötigen Effekt und diesem Vorsatz gerecht zu werden. Jeder würde diese Worte einfach so hinnehmen, doch sie durchschaute, dass dies einfacher gesagt war als in der Realität durchzuführen. Immerhin brauchte Hao diese Macht nicht um sich zu behaupten. Er hatte auch ohne die Macht des Einheitssterns eine unübertreffliche Grundstärke. Zudem war er in der Lage sein Furyoko in einer Art und Weise zu nutzen, die ihm erlaubte dieses nicht nur für den Kampf zu nutzen, sondern auch gleichzeitig um seine Sinne so zu schärfen, dass ihm nicht das geringste Geräusch oder die kleinste Bewegung entging. Das war auch der Grund wieso er gegen sie gewinnen konnte. Egal was sie tat er hatte sie nie aus seinem inneren Radar entkommen lassen. Eine Fähigkeit, die nur wenige Schamanen mit solcher Perfektion beherrschten und die meisten die es taten waren mindestens doppelt so alt.

„Doch nur wenn er diese Macht auch verwenden will, also was nützt diese Möglichkeit, wenn man nicht die Gelegenheit bekommt diese zu nutzen.“

//„Wie gesagt die Zeit wird kommen. Doch genug von der Zukunft. Immerhin befinden wir uns in der Gegenward und du wirst noch früh genug erfahren was diese für dich und Hao bereit hält. Spätestens wenn es soweit ist.“\\

Die Frage war nur ob sie das jemals erleben würde. Immerhin durfte selbst sie den Tempel nur verlassen wenn es ihr gestattet war oder zumindest wenn sie einen triftigen Grund hatte und denn hatte sie die letzten Male als sie es getan hatte.
 

Der Unterschied zwischen ihr und Samira war jedoch, dass sie ihm Gegensatz zu dieser auf ihre Umgebung und auf mögliche Feinde hatte. Zugegeben selbst ihr konnte es passieren, dass sie in einen Hinterhalt lief, doch sie wusste sich im Gegensatz zu den restlichen Wächterinnen zu wehren.

„Eine Frage hätte ich trotzdem noch. War es geplant, dass Hao nicht nur die Macht des Einheitssterns erhält, sondern auch die Fähigkeit Gedanken zu lesen.“

//„Wenn ich ehrlich sein soll, nein. Dass er diese Fähigkeit erhalten hat war Zufall, genauso wie Gabe in die Zukunft zu sehen.“\\

„Moment, er kann auch in die Zukunft sehen!“

//„Wie ich gesagt habe, manche Begebenheiten entziehen sich meinem Einflussbereich. Doch wenn einer diese Fähigkeiten verdient hat, dann jemanden wie Hao.“\\

„Bleibt nur die Frage ob er mit den Gedanken der anderen umgehen kann, oder ob sie ihn in den Wahnsinn treiben werden.“

//„Weißt du Chiyo, das ist eine Sache, die dich nun wirklich nichts angeht. Er wird das ganze meistern so wie er alles bisherige gemeistert. Es wird vielleicht etwas dauern, aber dessen bin ich sicher.“\\

Auch wenn die Worte überzeugend waren, so war die Meinung anders. Denn die Frage stellte sich die mysteriöse Stimme auch. Den Hass anderer zu erahnen ist eine Sache ihn jedoch in den Gedanken der entsprechenden Personen zu lesen etwas anderes. Es wird eine Herausforderung für Hao werden, dass stand außer Frage, besonders da er diese Fähigkeiten noch nicht komplett kontrollieren kann. Doch das war nichts was Chiyo etwas anging. Diese konnte Hao jetzt schon nicht ausstehen und dieses Wissen würde ihr schlechte Meinung Hao gegenüber nur noch verstärken. Das letzte was er brauchte war noch eine Wächterin, die ihre persönliche Überzeugung vor ihre Aufgabe stellte.

//„Doch für heute soll es genügen. Und nur um sicherzugehen, dass du dir meine vorigen Worte zu Herzen nimmst, werde ich sie wiederholen. Halt dich zurück und lass Samira in Ruhe über ihre nächsten Schritte nachdenken. Aufhalten lässt sie sich sowieso nicht mehr, wenn sie sich dazu entscheidet die letzten Bande, die zwischen ihr und dem Leben außerhalb des Tempels liegen, überschreitet.“\\

Chiyo nickte nur verstehend. Allerdings war sie nicht besonders begeistert von der Idee Samira ihren Willen zu lassen. Das ganze konnte ihrer Meinung nach nur schief gehen. Insbesondere die Tatsache, dass die anderen Wächterinnen sich ein Beispiel an Samira Verhalten nehmen können. Das würde früher oder später dazu führen, dass die gesamte Toshiro-Dynastie zusammenbricht. Allerdings hatte sie keine andere Wahl als den Befehlen des Königs der Geister zu befolgen und wenn sie es nicht tat, dann würde es auch kein anderer der Wächterinnen tun.

Unerlaubte Treffen

Kapitel 39: Unerlaubte Treffen
 

Einige Tag sind Vergangen seit dem sie wieder in den Tempel zurück gekehrt war. Zu ihrer eigenen Überraschung hatte Chiyo sie in diesem Zeitraum in Ruhe gelassen, weshalb sie noch mal in Ruhe über ihre nächsten Schritte nachdenken konnte. Eigentlich wollte sie nur ihre Sachen packen, doch einfach so zu verschwinden ohne sich zumindest von Mai zu verabschieden wollte sie nicht. Bedauerlicherweise hatte sie bis jetzt keine Chance diese allein abzupassen. Also verschob sie ihren endgültigen Auszug aus dem Tempel, was jedoch nicht hieß, dass sie weiterhin rund um die Uhr dort blieb. Nein, die Zeiten in denen sie sich einsperren ließ waren vorbei. Mit diesen Gedanken floch sie ihre Haare zu einem Zopf zusammen und zog sich einen Umhang über ihr langes weißes Kleid. Das Amulett, welches sie immer bei sich trug verbarg sie unter dem seidigen Stoff und hoffte, dass man es nicht sehen würde, ehe sie wieder beim Asakuraanwesen angekommen war. Denn das war heute ihr Ziel. Auch wenn sie Chiyo gesagt hatte, dass sie sich von dieser nichts mehr sagen ließ, so passte sie doch genaustens darauf auf, dass sie dieser nicht über den Weg lief. An der Tür jedoch wurde sie von einer bekannten Stimme zurück gerufen.

„Sag mal wo willst du eigentlich hin, Samira.“

„Mensch René, musst du mich so erschrecken.“

„Erschrecken kann man nur diejenigen, die entwas verbotenes tun. Also wohin willst du?“

„Raus!“

„Zu Hao?“

„Wieso fragst du wenn du die Antwort sowieso schon weißt.“

Bei diesen Worten klang Samira schroffer als sie es wollte. René gehörte zu jenen Wächterinnen, die sich die meiste Zeit im Tempel aufhilt auch wenn ihre Prüfung außerhalb der Tempelmauern stattfand. Genauso wie Mayumi tauschten sie sich meistens mit den übrigen Wächterinnen aus und brachten neue Informationen hinein oder auch hinaus. So war es auch nicht verwunderlich, dass mittlerweile alle von ihrer Beziehung zu Hao wussten. Zumal René die Szene zwischen Chiyo und ihr hautnah miterlebt hatte.

„Und was jetzt? Willst du mich verpetzen?“

Nach ihren Worten seufzte René resigniert und wies Samira anschließend an ihr zu folgen. Als sie jedoch in den Vorhof kamen, wagte sie es wieder zu sprechen.

„Wir wollen dir helfen, aber nur wenn du Hao schöne Grüße von uns ausrichtest.“

„Wie bitte?“

„Du hast mich verstanden. Midori, dein Part…ach und Samira, pass ja auf dich auf, sonst sind wir alle dran. Meisterin Chiyo wird es nicht gut heißen, dass wir dir helfen, aber es ist die einzig richtige Entscheidung. Ihr gehört einfach zusammen…“

Für einen Moment wirkte es so, als wollte René noch etwas ergänzen, doch dann schüttelte sie den Kopf und ließ Samira verdutzt in der Gegend stehen.

„Sie ist eine hoffnungslose Romantikerin. Was soll’s. Kommst du jetzt? Ich würde gerne wieder zurück sein, bevor Meisterin Chiyo von deriner Abwesenheit erfährt.“

„Erfährt sie es nicht sowieso?“

Samira wusste, dass Chiyo mit dem König der Geister in Kontakt stand, doch würde dieser verraten, was sie taten. Sie wusste er nicht. Es war ihr unmöglich zu sagen, wie der König der Geister sie sah. War er erzürnt über ihre Missachtung seiner Gesetze. Möglich wäre es, wer wäre es nicht, wenn man hintergangen wird. Allerdings hieß es dass der König der Geister alles wusste, demnach war auch ihre Not ihm bekannt. Konnte es sein, dass er ein einsehen mit ihrer Lage hatte oder war sie nur eine von vielen Wächterinnen, die nach der Weihung ersetzbar war.
 

Gern hätte sie eine Antwort gehabt oder selbst mit ihm gesprochen. Allein um klarzustellen, dass ihre Handlung nicht gegen diesen ging, sondern lediglich gegen ihr Leben. Auch wenn sich dies in vieler Hinsicht miteinander verband.

„Ich komme.“

Mit einem unsicheren Blick sah sie noch einmal zurück, bevor sie Midori, die auf sie gewartet hatte, folgte. Samira war überrascht, dass Midori sie ohne lange diskussionen hinausführte. Scheinbar schienen mehr Wächterinnen auf ihrer Seite zu sein als sie dachte auch wenn sie nicht wirklich mit ihr befreundet waren.

„So, weiter kann ich nicht mit dir kommen. Halt dich von großen Menschenmassen fern, die laden dazu ein eine Hexenverbrennung zu starten, aber wandere auch nicht zu lange alleine, sonst greifen sie dich an. Am besten du versuchst so schnell wie möglich zu jenen zu kommen, den du vertrauen kannst.

„Keine Sorge, das werde. Danke fürs herbringen, ohne dich hätte ich mich wahrscheinlich wieder durch die Büsche schlagen müssen.“

„Keine Ursache, solange es unter uns bleibt.“

Samira wusste sofort was Midori meinte, weshalb sie sich auch beeilte um von Midori wegzukommen. Sie wollte nicht das diese noch wegen ihr ärger bekam. Aus diesem Grund sprintete sie auch sofort los. Allerdings kam sie nicht weit. Noch ehe sie das Asakuraanwesen erreichen konnte, kreuzte eine junge Frau ihren Weg, die sich mit zwei großen Körben abmühte. Für einen Moment überlegte Samira, ob sie die junge Frau einfach ignorieren sollte, doch dann gewann ihre Gutmütigkeit.

„Kann ich dir helfen.“

„Nein, nein, geht schon. Außerdem ist es sowieso nicht mehr so weit bis zum Asakuraanwesen.“

„Da wollte ich auch hin, ich kann dir also einen Korb abnehmen, dass macht mir nichts aus.“

„Wenn das so ist, dann danke. Aber pass auf die beiden sind verdammt schwer.“

Die Junge Frau hatte nicht untertrieben. Der Korb den sie hochhob war schwer und sie bewunderte ihr gegenüber dafür, dass sie die Körbe alleine bis hierher hätte schleppen können.

„Es ist schon merkwürdig, was einem an den Hals geworfen wird, wenn man zum Asakuraanwesen will. Der erste hat ja noch gefragt, aber die anderen haben mir einfach die Sachen gegeben und gesagt, dass ich das auch noch mitnehmen könnte. Na ja wenigstens werden die Kräuter im Korb jetzt gepresst.“

Darauf konnten die beiden Frauen nicht anders als lachen. Doch dann wurde das Mädchen mit den dunklen Locken wieder ernst.

„Ich bin übrigens Hiromi und du?“

„Samira.“

Noch ehe ein weiteres Wort zwischen den beiden jungen Frauen gewechselt werden konnte waren sie schon auf dem Asakuraanwesen angekommen und wurden von einem nervösen Youji begrüßt. Jedoch änderte sich sein Verhalten, als er den Inhalt von Hiromis Korb erblickte

„Hey Hiromi, lange nicht mehr gesehen, sag mal ist der Korb für uns.“

„Der Korb nicht, den behalte ich selber, aber den Inhalt kannst du gerne haben.“

„Da sag ich auch nicht nein…Hey Sammy du bist ja auch wieder hier. Und keine Minute zu spät, weißt du eigentlich das du mir gerade das lebnen rettest?“

Bevor Samira oder Hiromi fragen konnte was er meinte wurde Youji auch schon von den Füßen gerissen und landete schmerzhaft auf dem Boden.

„Das als Lehre Cousin, das nächste Mal wenn du einen Fluch auf die Türen und Wände legst warn mich vorher oder du kannst drei Wochen durchschlafen.“

„Krieg ich das schriftlich. Ich könnte nämlich dringend etwas schlaf gebrauchen.“

Youji kratzte sich bei diesen Worten verlegen am Hinterkopf. Das war nicht so gelaufen wie er wollte. Er wollte einfach nur Kami eine auswischen, weshalb er das Haus geistersicher machen wollte. Doch anstatt die Wände und Türen für Geister zu vesiegel hätte der Zauber bewirkt, dass jeder der sie berührte einen elektrischen Schlag abbekam.
 

Das schlimmste war, dass keiner der hier lebenden das wirklich witzig fand und auch Hao schien seinen kleinen Scherz am Rande nicht gut zu heißen.

„Du solltest dir besser überlegen wie du das Rückgängig machst, denn ich werde es nicht tun. Darüber hinaus werde ich jede Beschwerde zu dir umleiten.“

„Du kannst doch nicht…Sammy bitte, hilf mir!“

Samira sah während der ganzen diskussion nur verdutzt zwischen den beiden Cousins hin und her. War das jetzt wirklich real oder einfach nur ein abgedrehter Traum.

„Nenn sie nicht immer Sammy.“

„Wieso nicht? Sie hat sich doch nicht beschwert also…“

YOUJI ASAKURA, WENN ICH DICH HIRNVERBRANNTEN IDIOTEN IN DIE FINGER KRIEGE DANN SETZT ES WAS!

„Scheinbar findet Kami deinen Streich auch nicht so gut.“

„Ich weiß, ach nur nebenbei die Bestellungen sind angekommen.“

„Passend, dann kannst du auch dafür sorgen, dass sie verstaut werden.“

„Ja aber dann müsste ich ja…oh verstehe, jeder bekommt das was er verdient und jeder Zauber in diesem Haus erwischt auch denjenigen der ihn gesannt hat. Schon verstanden…darf ich euch Mädels die Körbe abnehmen, damit ich meinem schmerzhaften Tod entgegen gehen kann…danke.“

Mit diesen Worten nahm Youji den beiden die Körbe ab und stampfte zum Haus. Er wusste schon im Vorraus dass er mindestens vier Türen durchqueren musste eher er die Waren verstauen konnte und dass konnte schmerzhaft werden. Da er allerdings nicht wusste wie er den Fluch aufheben konnte, hatte er auch keine andere Wahl als das in Kauf zu nehmen. Er konnte nur hoffen, dass Kami ihm nicht über den Weg lief.

„Gut was genau ist passiert.“

„Sagen wir mal so, Hiromi. Youji wollte einen ziemlich komplexen Zauber ausführen und der ist gewaltig nach hinten gegangen.“

„Manchmal ist er wirklich ein ziemlicher Tollpatsch. Und ich dachte, dass die paar Mal, in denen ich ihn gegen etwas hab laufen sehen ausrutscher waren.“

„Nein, das ist normal, meistens schafft er es aber seine Fehler frühzeitig zu vertuschen. Youji hat Katsumi schon mal in den glauben gelassen, dass dieser eine Vase zerstört hat, obwohl er sie selbst vor einigen Tagen fallen gelassen hat.“

Bei dieser Geschichte konnte Hiromi nicht anders als zu lachen und auch auf Samiras Lippen zeichnete sich ein leichtes Lächeln. Allerdings verstand sie die Geschichte nicht wirklich, denn im Gegensatz zu ihrer Wegbegleiterin kannte sie nur Hao und Youji. Gut mittlerweile war ihr auch Cassandra und Santi bekannt und ihrer Meinung war der Mann den sie auf dem Asakuraanwesen patrullieren gesehen hatte Riku. Doch wirklich kennen tat sie diese nicht. Noch wusste sie, welche Rolle Hiromi in dieser Familie spielte. Sie gehörte nicht zu den Asakuras, das war sicher, doch scheinbar schienen sich Hao und Youji gut mit ihr zu verstehen.
 

Im Moment wünschte sie sich wirklich einen anderen Zeitpunkt gewählt zu haben, doch nun war es zu spät und zurück gehen wollte sie nicht.

„Gut ich gebe es zu, dieser Zauber ist definitiv gewaltig daneben gegange. Für einen Moment habe ich wirklich geglaubt ich könnte die Türen offen stehen lassen um wenigstens unbeschadet herauszukommen, aber sie sind immer wieder zu gegangen, völlig selbstständig.“

„Entweder das oder Kami hat sie zugemacht um sich an dir zu rächen.“

„Glaub ich nicht, so wie die ausgetickt ist. Sie hätte mich erwürgt, mich dann wieder aus den Reich der Toten geholt, dann gezwungen den Zauber rückgänig zu machen und mich anschließend zurückgeschickt.“

„Jetzt wo du es sagst…“

Noch ehe Hao weiter sprechen konnte, sahen die beiden Asakuras auf und erblickten Katsumi wie er seine schmerzende Hand ins kühle Wasser hielt.

„Hey Katsumi wieder mal ein Zauber schief gegangen.“

Bei diesen Worten klang Youji so amüsiert, dass es wirklich so wirkte als meinte er die Frage ernst. Katsumi jedoch war nicht besonders begeistert.

„Das war nicht mein Werk.“

„Tja unseres auch nicht, Kami spinnt nur. So einen Zauber würde ich nie in den Mund nehmen und wenn Hao es getan hätte, dann wäre es nicht so eskaliert. Und außer uns drei bedient sich keiner an dieser äußerst schweren Kunst.“

Hao konnte bei Youji Worten ein schmunzeln nicht vermeiden. Jetzt ging die alte Leiher wieder von vorne los, es wurde höchste Zeit das Youji mal lernte die Verantwortung zu übernehmen. Dennoch sagte er nichts dazu, weil er wissen wollte ob Katsumi ein weiteres Mal auf Youjis Ausreden hereinfiel. Möglich wäre es jedenfalls da Katsumi immer zu gleichen Zeit an seinen Zaubern pfeilt und Youji schien diesen Zeitpunkt regelrecht ausgesucht zu haben.

„Unmöglich, keiner dieser Zauber hätte diese Wirkung erziehlen können, gleichgültig in welcher Art und Weise ich ihn ausgesprochen hätte.“

„Ganz sicher!“

Zuerst wollte Katsumi mit einem lauten Ja antworten doch dann überlegte er noch mal. Was wenn er sich irtte und er ausversehen die falsche Pergamentrolle genommen hatte und die restlichen es anschließend herausfanden. Sie würden ihn als alten senilen Mann abtun. Er musste sich erst einmal selber vergewissern und notfalls die Pergamente wieder an ihren Platz legen

„Verdammt ich hab durch dieses Disaster die Kerzen vergessen zu löschen. Wir reden später.“

„Ja mach schnell bevor sie die Pergamente anzünden und uns noch das ganze Haus abbrennt.“

In dem Moment in dem Katsumi im Haus verschwunden war brachen die restlichen in schallendes Gelächter aus, aber nur für einen kurzen Moment, denn dann durchschnitt Hao die gute Laune und wurde wieder ernst.

„Ernsthaft Youji. Mach es rückgängig.“

„Ich…lass uns ehrlich sein ja…ich hab keine Ahnung wie ich das anstellen soll!“

„Dann lass dir verdammt noch mal was einfallen.“

Damit herrschte Schweigen zwischen den Asakuras. Eine Situation, die Samira nutzte um sich selbst wieder ins Gespräch einzubringen.

„Läuft das hier immer so?“

„Ne, im Normalfall nicht. Ich würde früher oder später durchdrehen, wenn es so wäre. Aber so wie ich das sehe kommt sowieso bald ruhe in diese Familie hinein.“

Bei diesen Worten blickte Hao kurz zu Hiromi. Die junge Frau war still, aber er wusste, dass sie von der gesamten Familie respektiert wurde. Damit stand der Hochzeit der beiden nichts mehr im Wege, jedenfalls aus familiärer Sicht nicht, jedoch gab es eine Schamanengruppe, die versuchte Verbündete zu finden um in der Lage zu sein die Asakura-Dynastie anzugreifen. Ein zweckloses Unterfangen, da sich niemand auf dieses Risiko einlassen wollte, doch sie zu ignorieren war ein gewaltiger Fehler.
 

Fürs erste mussten sie abwarten und hoffen, denn wenn sie Hiromi als Youjis Verlobte präsentierten, dann brachten sie diese in Gefahr. Die Nachricht einer Hochzeit würde heißen, dass sie die Situation um sie herum entweder nicht ernst nahmen oder überhaupt nicht wahrnahmen und genau dass konnte noch mehr dazu bringen sich dieser Gruppe anzuschließen. Das hatte er auch den anderen gesagt und sie waren allesamt seiner Meinung wodurch es nicht mal zu einem Konflikt kam. Riku hatte sich sogar freiwillig in der Stadt umgehört, aber bisher blieb es ruhig.

„Ich sollte wieder gehen. Immerhin habt ihr Besuch.“

„Ach unsinn. Ihr beide gehört doch bald zur Familie, also solltet ihr euch schon mal kennen lernen.“

„Moment mal, dass heißt dass du Haos Verlobte bis richtig. Youji hat mir schon viel von dir erzählt und er hat wie ich sehe auch nicht übertrieben.“

Samira wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Zum einen wusste sie nicht was Youji ihrem Gegenüber erzählt hatte noch ob sie überhaupt etwas darauf hätte antworten sollen. Allerdings kam sie nicht dazu, da sich schon jemand mit seiner Stimme dazwischen drängt.

„Hao wir haben ein Problem.“

„Wenn du von den Wänden und Türen spricht, dann kannst du dir jegliche weiteren Worte sparren. Wir arbeiten dran.“

„Davon gehe ich aus. Ich rede viel mehr von diesen Schamanen.“

„Sag nicht, sie haben doch Anhänger gefunden?“

„Das nicht, aber sie schicken Kundschaftershikigamis.“

„Danke Riku, dass ist genau die Information, die den ganzen Tag zu einer Katastrophe macht…Sei es drumm. Im Moment liegen unsere Prioritäten auf diesen Anwesen. Wir werden am Abend unsere nächsten Schritte gegenüber dieser Schamanen besprechen.“

Nach Haos Zusicherung etwas zu unternehmen, wendete sich Riku ab, doch dann viel ihm die junge Frau auf, die er vor wenigen Tagen vom Anwesen gescheucht hatte.

„Was macht sie schon wieder hier!“

„Sie ist seine Verlobte, sie darf hier sein!“

Youji konnte diesen Satz einfach nicht zurückhalten, während Hao nur kopfschüttelnd Samiras Handgelenk ergriff und sie mit sich zog. Die anderen sahen den beiden nur verwundert hinter her, doch dann tat Youji es ihm gleich und zog Hiromi mit sich, wodurch Riku wie angewurzelt mitten auf dem Asakuraanwesen stand.

„Wie jetzt verlobte!“

Er verstand gar nichts mehr. Das Mädchen war eine Fremde, er hatte sie zumindest noch nie gesehen, oder hatte Hao sie kennen gelernt nachdem er das Asakuraanwesen verlassen hatte. Wie es auch immer war, niemand schien etwas davon zu wissen. Er hätte es Santi angesehen, wenn sie es gewusst hätte. Immerhin hatte man es ihr auch angesehen, als sie erfahren hatte, dass Youji eine Verlobte hatte. Was an sich schon überraschend genug war, denn auch er hatte mitbekommen wie ungeschickt sich Youji der Schlachtertochter gegenüber verhalten hatte. Katsumi hingegen hätte es sofort ausgeplaudert, denn solche Informationen kann er nicht für sich behalten.
 

Blieb nur noch Cassandra und sie war, nicht gerade jemand dem man glauben schenkte. Wie auf Stichwort tauchte die zuletzt genannte hinter ihm auf, doch so wie es aussah schien sie ihn nicht mal Ansatzweise zu beachten.

„Das Wissen über das zweite Kind kommt an dem Tag an dem das Unheil winkt. Feuer und Flammen erheben sich und zerstören das letzte Licht. Die Dunkelheit schon zum Vormarsch bereit, die Seele splitert inmitten der Zeit. Die Scherben verstreut im Wind fügen sich zusammen im Tode geschwind. Bilder aus aller Zeit vereinen und lassen Schamanen weinen. Wenn die Realität in sich zusammen bricht ist keine Rettung für die nahe Zukunft in Sicht. Drum gibt gut acht, sonst ist die Katastrophe vollbracht.“

Mit jedem weiteren Wort welches Cassandra sprach wurde der Schauer der über Rikus Rücken lief größer. Er hatte dieser Frau nie glauben geschenkt, doch irgendetwas ließ ihn über diese Vorstellung wirklich nachdenken. Doch schnell schüttelte er wieder den Kopf und ging in Richtung Stadt. Er konnte und wollte sich nicht damit befassen.

„He Riku, hast du schon die Neuigkeiten gehört?“

„Von welchen sprecht ihr, ich höre zu lauf tausende.“

Der Schlachter der Riku angesprochen hatte sah sich nach dieser Frage kurz um, doch anstatt die Frage zu beantworten deutete er nur unauffällig auf ein kleines Gebüsch am Straßenrand. Riku brauchte nicht lange zu suchen um den kleinen Shikigami zu sehen und ohne lange nachzudenken ließ er einen Zauber auf diesen los, wodurch dieser augenblicklich zerplatzte.

„Pah, schäm dich, der kleine hatte nicht mal ne Chance zu fliehen!“

„Das passiert halt wenn man sich mit einem Asakura anlegt.“

„Gut zu wissen, wieviel Schamanen sind es denn mitlerweile?“

„Als wenn sich jemand diesen Leuten anschließen würde, dafür haben die meisten viel zu viel Angst vor der Macht unserer Dynastie!“

„Scheint so, besonders nach dem Hao den Einheitsstern gemeistert hat. Ich meine das wäre schon abschreckend genug aber die Tatsache, dass er…“

Auf einmal brach der Schlachter ab. Er hatte doch glatt für einen Moment vergessen wie Riku zu der Tatsache, das Hao das Oberhaupt der Familie war, stand. Riku jedoch winkte ab, wobei der Schlachter nicht genau wusste was es bedeuten sollte doch er wagte nicht zu fragen. Nur eines wusste er und zwar, dass er besser war nichts mehr zu sagen und so trennten sich die Wege der beiden wieder.
 

- Bei Hao und Co. -
 

Auch Hao, Samira, Youji und Hiromi waren nun die Shikigamis aufgefallen, die sie neugierig beobachteten. Mit einem Mal wurde es Samira jedoch zu bunt und sie formte ein paar Zeichen woraufhin alle Shikigamis aus ihren Verstecken kamen und sich wie kleine Soldaten vor ihr positionierten.

„Netter Zauber!“

„Ich hab zwar keinen Schutzgeist wie ihr beide, aber etwas schamanisches Talent habe ich auch.“

„Du hörst es Youji. Sei nett zu ihr sonst darfst du dich der Reihe an willenlosen Geistern gleich anschließen.“

„Ne lass man Hao, ich bin nicht so für strammstehen und maschieren.“

Daraufhin lachten die anderen wärend Youji versuchte seine Aussage zu beweisen was damit endete dass er beim Punkt stamm stehen ungeduldig mit den Füßen auf und ab ging. Er konnte einfach nicht still stehen. Dafür war er einfach zu aufgedreht oder in dem Fall wollte er es auch gar nicht.

„So wie geht es jetzt weiter?“

Hiromi erntete nach ihrer Frage verwirrte Blicke, wahrscheinlich weil ihre Frage so allgemein gehalten war, dass es sich auf alles beziehen konnte.

„Ich meine mit euch beiden…ihr seit mir natürlich keine Rechenschaft schuldigt, es ist nur…“

Unwillkürlich biss sich Hiromi auf die Zunge. Sie mischte sich selten in die Gespräche der beiden Asakuras ein, nicht weil sie nicht wusste was sie sagen sollte, sondern weil sie die beiden nicht unterbrechen wollte. Hao und Youji wirkten so als wüssten sie genau was der andere dachte. Sie verstanden sich zum Teil ohne Worte und hin zu kam, dass sie nicht wusste ob ihre Einmischung erwünscht war. Selbst nachdem Youji sie zu seiner Verlobten gemacht hatte fühlte sie sich unwürdig überhaupt in die nähe der beiden Asakuras zu kommen. Sie wusste zwar, dass die beiden zu jenen Schamanen gehörten, die sich auf der Welt mehr Freunde als Feinde machte und daher eine riesen Scharr an verbündeten hatten, dennoch fühlte sie sich etwas unwohl. Egal wie oft sie hier war, ihre Nervösität blieb erhalten und insgeheim befürchtete sie, dass sich das niemals ändern würde.

„Die beiden warten, wie immer. Das grenzt schon an Routine. Es ist schon nicht mehr feierlich. Sie treffen sich verbringen etwas Zeit miteinander, dann trennen sich ihre Wege wieder und erst einige zeit später, wobei sich der Zeitraum zwischen ein paar Tagen und einigen Jahren hinziehen kann, begegnen sie sich wieder nur um das ganze Spiel zu wiederholen. Wie gesagt. Das ganze ist einfach nur traurig, aber vielleicht ändert sich ja was, jetzt da Onkel Riku weiß, dass Hao eine Verlobte hat. “

„Als ob, wenn er eingreift, dann nur um mich aus dem Konzept zu bringen.“

„Wie du hast ein Kozept? Davon wusste ich ja gar nichts!“

Samiras Worte trafen genau ins schwarze und ließ Youji wieder anfangen zu lachen. Insgeheim bewunderte Hiromi die junge Frau. Sie hatte keine Probleme sich in die Gespräche zwischen Hao und Youji zu mischen. In gewisser Weise war sie von der Art her ein bisschen wie Sayuri. Humorvoll und selbstbewusst. Sie hingegen war das genaue Gegenteil.
 

Im Vergleich zu Samira wirkte sie unscheinbar, sie konnte einfach nicht begreifen, wieso Youji von all den Frauen, die er hätte haben können, sie gewählt hatte.

„Darüber hinaus spielt es sowieso keine Rolle ob ich ein Konzept habe oder nicht. Wichtig ist, dass wir diese Schamanen von unseren Fersen kriegen und ehrlich gesagt wäre mir in dem Fall die friedliche Methode wesentlich lieber…“

„So wie immer…“

„Klappe halten Youji ich rede, oder soll ich Kami verraten wo du bist?“

„Ne du lass mal!“

„Dann sei ruhig ... im nächsten Schritt steht dann sowieso erst einmal eure Hochzeit auf den Plan. Wobei ich ziemlich überrascht bin, dass ich in dem Punkt mit Riku einer Meinung bin…“

„Wie jetzt?“

„Frag nicht mich, frag ihn, jedenfalls hab ich das Gefühl, dass das nicht mehr lange dauern wird.“

„Und hier dachte ich Sammy wäre die Hellseherin.“

Noch ehe Youji seinen Satz richtig beenden konnte wurde er auch schon zurückgeschleudert und krachte mit dem Rücken gegen einen Baum.

„So da Haos Worte nicht viel gefruchtet haben, lege ich mal einen drauf. Bleib bei Samira, denn bei dem Namen Sammy komme ich mir vor wie ein kleines Kind.“

„Pass ja auf Youji mit ihr ist genauso leicht Kirschen essen wie mit Kami wenn diese wütend ist….Apro pos Kami, sieh jetzt nicht zurück.“

Youji folgte zum ersten Mal den Worten seines Cousins ohne nachzudenken, ohne zurückzublicken sprang er auf und raste los. Kami, die hinter Youji auf getaucht war blickte ihm nur hinterher. Kurz darauf zuckte sie mit den Schultern und setzte sich zu der Gruppe.

Hab ich was verpasst? Und was suchst du eigentlich wieder hier. Du weißt, dass deine Meisterin ausrasten wird, wenn sie erfährt dass du hier bist, oder?

„Ich weiß, aber damit muss ich leben.“

„Sag mal Kami was ist eigentlich mit dir passiert.“

Ich hab nen elektrischen Schlag bekommen als ich durch die Wand gehen wollte. Ernsthaft, ich konnte ne halbe Minute nicht mehr vor und zurück. Man könnte durchaus sagen es hat mich bis ins Mark erschüttert! Und dass bekommt dein hirnverbrannter Cousin auch zurück. Und jetzt versuch ihn nicht zu verteidigen. Nur weil er Katsumi wieder hat glauben lassen, dass er es war, fall ich auf den Trick noch lange nicht rein…ich hatte nur keine Lust ihn zu verfolgen. Wozu auch, er kommt ja eh früher oder später zurück.

Nach diesen Worten warf Kami der blonden Wächterin einen gefährlichen Blick zu. Doch dann wendete sie sich von der Wächterin ab. Es war sinnlos. Sinnlos zu hoffen dass es für die beiden eine Zukunft gab und noch sinnloser die beiden zu trennen. Samira war entschlossen ihr altes Leben Stück für Stück hinter sich zu lassen und Hao würde für sie kämpfen. Auch sie würde sich jetzt entscheiden müssen, doch um ehrlich zu sein hatte sie es bereits. Unwillkürlich kamen ihr Santis Worte wieder in ihren Kopf. Das ganze war kein Spiel und es war auch nicht mehr blos ein Befehl. Mittlerweile war es für sie eine selbstauferlegte Pflich Hao zu beschützen und wenn es sein musste, dann würde sie auch ein Auge auf diese Wächterin behalten. Vielleicht gab es dann doch eine kleine Hoffnung, dass die Zukunft der beiden nicht in einer katsatrophe endete.

Andererseits, ich reg mich lieber jetzt ab.

Mit diesen Worten verschwand Kami und tauchte an einer entlegenen Flussabschnitt wieder auf.
 

Es war der Flussabschnitt, an dem sich Hao und Samira früher immer getroffen haben. Der Ort an dem sie versucht hatte Hao zu überreden sie als Schutzgeist zu akzeptieren.

Big Boss hält sich bedeckt. Ich schätze er hat es Chiyo untersagt einzugreifen, ansonsten wäre diese schon längst aufgetaucht

Sehr hilfreich. Wirklich, vielen dank für die beruhigenden Worte.

Manchmal spielt das Schicksal ein eigenes Spiel und alles was wir machen können ist mitzuspielen oder zu versuchen die Züge in eine Richtung zu lenken, die uns entgegen kommt.

Weißt du Feuerspucker, ich weiß wieso der König der Geister dich im Sternenheiligtum behalten wollte…du redest genauso viel dummes Zeug wie er.

Mit einem Mal zogen dunkle Wolken auf und Kami bereute sofort was sie gesagt hatte. Allerdings blieb es bei dem derzeitigen Zustand, keine Blitze und auch kein Regen. Nur dunkle Wolken, die über ihnen hinwegschwebten und jederzeit aufbrechen konnten. Es war eine kleine Wahrnung, mehr nicht und sie diente allein dazu, dass sie nicht vergaßen wer sie waren.

Natürlich die liebe Kami kriegt ne halbe Warnung während ich immer die Blitze abkriege. Ist ja klar, das Leben ist sowas von ungerecht.

Jetzt krieg dich ein, er weiß eben dass ich meine Fehler schneller begreife als du. Außerdem gehe ich ihm auch nicht pausenlos auf die Nerven.

Welche nerven denn, ich meine, ich hab doch nicht mal welche. Wir sind immerhin Geister.

Du weißt genau was ich meine!

Kurz darauf stoppte Kami, wieso ließ sie sich wieder auf einen Streit mit dem Feuergeist ein. War sie es nicht gewesen, die den Streit zwischen diesem und Spiritt fo metal immer beendet hatte, weil es sie zur Weißglut gebracht hatte. Also wieso reagierte sie jetzt genauso.

Das Frage ich mich auch schon die ganze Zeit, ‘kami!

Raus aus meinen Gedanken, Hitzkopf!

Wir kommunizieren über Gedanken.

Ich weiß, aber wenn ich will dass du sie mitbekommst, dann sende ich sie an dich weiter. Verstanden!

Ich seh schon, die werte Dame ist zickig. Dann werde ich mal den Rücktritt antreten bevor sie ihre Krallen ausfährt und denkt sie könnte gegen mich gewinnen.

Na warte du…

Noch ehe Kami ihren Satz beenden konnte wurde der Feuergeist auch schon von Flammen umhüllt. Allerdings hatte Kami schon einen Angriff gestartet und wurde somit von diesen zurückgeschleudert und landete auf dem Boden. Wütend sah sie an die Stelle an der der Feuergeist noch vor wenigen Sekunden geschwebt hatte, doch nun war er nirgends mehr zu sehen.

Der hat auch immer das richtige Timing um zu verschwinden.

Frustriert ließ sie sich nach hinten Fallen. In einem Punkt beneidete sie ihren Artgenossen. Er schaffte es immer rechtzeitig aus brenzlichen Situationen zu enkommen. Keiner der Spirits of Elements hatte je ernsthaft gegeneinander gekämpft, zumindest nicht alle fünf gegeneinander und erst Recht nicht solange bis ein Sieger hervortrat. Das hätte dieser Welt nicht gut getan. Doch sollte es jemals dazu kommen, war sie sich sicher dass der Feuergeist zu den letzten gehörte, der zu Boden ging, wenn es überhaupt dazu kam. Allerdings wollte sie ihre Vermutung nicht bestätigt haben. Es würden zu viele Leiden und außerdem würden sie dem Schattenfürsten und seiner Gefolgschaft damit in die Hände spielen und dass war das letzte was sie wollte. Und was Samira und Hao anging, so musste sie abwarten und sehen wie der König der Geister sich entscheiden wird. Wobei sie mittlerweile nicht mehr daran glauben konnte, dass er auf die bestehenden Regeln bestand. Denn so oft wie Samira schon ungestraft den Tempel verlassen hatte war es nur eine Frage der Zeit, bis er den beiden seinen Segen gab. Darüber hinaus wäre es für sie wahrscheinlich sicherer hier zu bleiben als jedes Mal zwischen dem Tempel und dem Asakuraanwesen hin und her zu wandern.
 

Das Problem war nur, dass Rakesh der Anführer der Dalin sie schon ins Auge gefasst hatte. Und dieses Mal hatte er bedauerlicher Weise nicht nur eine einfache Wächterin im Auge sondern diejenige, die er all die Jahre gesucht hat. Falls es also eine Zukunft für die beiden geben sollte, so war diese gefährlich und nicht nur dass. Hao müsste in alles eingeweiht werden. Es reichte nicht nur wenn er erfuhr, dass eine Familiendynastie hinter den Wächterinnen her war. Nein, man müsste ihm über alles aufklären. Über die Dalins, deren Anhänger und von den Nachturnierkämpfen im Anschluss des Schamanenturniers, damit er weiß worauf er sich einlässt. Dagegen war die Sache mit der Hakái henséi ein Kinderspiel. Darüber hinaus hatte Hao dann eine noch größere Bürde zu tragen, denn sollte Samira etwas zustoßen, dann hatte der zukünftige Schamanenkönig ein Problem, die Nachturnierkämpfe zu gewinnen. Es war machbar, doch die Regeln waren so ungerecht, dass der Sieger des Schamanenturniers ohne die Hilfe der Wächterin wenig Chancen hatte.

Diese Nachturnierkämpfe sind sowieso der reinste Hohn.

Wieso veranstaltet man ein Turnier dessen Sieger in einem bestimmten Zeitraum nach der Ernennung entmachtet werden kann, in dem dieser getötet wurde. Es ergab keinen Sinn, aber warscheinlich hat der Schattenfürst diese Sonderregel ins Leben gerufen, da diejenigen die auf seiner Seite sind als einziges auf diese Möglichkeit zurückgreifen. Die meisten kennen diese Regeln nicht mal und diejenigen, die am Turnier teilgenommen haben und sein es nur an der ersten Runde, werden von den Nachturnier kämpfen ausgeschlossen. Gut, dass gibt jedem Schamanen auf der Welt die Möglichkeit den Titel für sich zu beanspruchen, aber muss das wirklich in einem sinnlosen Blutvergießen enden. Nur schwach erinnerte sie sich an das letzte Mal. Es war ein regelrechtes Masaker, dass nur dank der ausgewählten Wächterin zum Stillstand kam. Und in diesem Millenium war das Samiras Aufgabe. Falls sie jedoch nicht dazu in der Lage war, so würde sich der König der Geister etwas ausdenken müssen und Chiyo die nötigen Anweisungen geben müssen. Es müsste zum Kampf zwischen den beiden Wächterfamilien kommen. Dalin gegen Toshiro und dass hieße Verluste auf beiden Seitenm, denn nur so konnte das Augenmerk vom Schamanenkönig abgelenkt werden.

Tja und wir, die Spirits of Elements müssten gegen die Kampfgeister des Schattefürdten kämpfen.

Der Gedanke beharkte ihr gar nicht, denn das letzt mal hatten sich zwei gegen sie verbündet und sie beinah platt gemacht. Aus irgendeinem Grund hatten sie ihre Attacken immer auf sie gelenkt. Die anderen bekamen zwar auch ab und zu was ab aber ihr galten die Meisten angriffe. Wahrscheinlich weil Spirit of Fire einfach immer zu schnell war und sich in dem Moment wegteleportiert hatte als sie dahinter stand. Zumindest hatte dieser den Anstand sie mit einer seiner berühmten Feuerwänden zu verteidigen. Zu guter letzt hatte der Zauber eines Schamanen sie in drei Geistfragmente geteil, wobei diese Glanzleistung ihnen zu verdanken war, da sie dem Schamanen den Zauber beigebracht hatte und das war ein richtiger Krampf gewesen. Allerdings würde sie nicht darauf wetten, dass diese Geister Geschichte waren, doch das würde die Zeit zeigen und sie hoffte, dass diese nicht so bald an den besagten Punkt kommen würde. Fürs erste musste sie hoffen, dass der jezigen auserwählten Wächterin nichts geschah, denn dass würde in dem Fall nicht nur für die Nachturnierkämpfe problematisch sein. Doch fürs erste schien es nicht so als müsste sie sich um Samiras Sicherheit sorgen machen.
 

Die Monate vergingen und Samira hielt sich oft auf dem Asakura-Anwesen auf. Zwar beschränkte sich ihre Zeit immer nur auf wenige Stunden, doch sie reichten um den Entschluss der jungen Wächterin zu festigen. Alles war so perfekt. Selbst die restlichen Asakuras lernte Samira nach und nach kennen. Allerdings waren nicht alle von ihr begeistert, besonders Cassandra war ihr feindlich gesinnt. Hao meinte dass sie diese einfach ignorieren sollte, da sie das selber mit ihm abgezogen hatte, als er noch nicht das Oberhaupt war und in Einzelfällen auch immer noch tun, doch für sie war das nicht so einfach. Die Worte dieser Frau entsprachen der Wahrheit, jedenfalls bestätigte das ihre besondere Fähigkeit und genau dass machte ihr an. Zusätzlich hatte sie zunehmend verstörende Träume. Einer davon war, dass sie und Hao durch eine Höhle liefen und von einer Bestie verfolgt werden. Wobei sie etwas an diesem Traum störte und das war ihre Kleidung. Auch die Tatsache das Spirit of Fire an ihrer Seite war. Doch diese Details hatte sie Hao nicht erzählt, sie hätte ihm überhaupt nichts erzählt, wenn er nicht mitbekommen hätte wie sie schreiend aufgewacht wäre. Denn manchmal wandelten sich die paar Stunden in einen ganzen Tag um und sie blieb über Nacht, da es sonst einfach zu dunkel und zu gefährlich war zurückzukehren. Zwar hatte Hao und Youji ihr angeboten sie bis zu der äußeren Barriere zu bringen, doch das wollte sie nicht. Ihrer Meinung nach würde Chiyo dann erst recht einen Aufstand machen. Nicht dass sie vermutete, dass ihre Meisterin nicht von ihren Ausflügen wusste, denn normalerweise war sie immer bestens informiert. Chiyo unternahm einfach nur nichts und auch diese Tatsache, ließ sie zurück an Cassandras Worte denken.

//… Mit der endgültigen Entscheidung kommen die Sorgen, wodurch es gibt keinen neuen Morgen. Prioritäten verändern sich erneut und bringen keinem richtig Freud. Das Mädchen der Rache überschreitet die Linie und hinterlässt eine Welt mit trostloser Mine. Eine Welt gestürzt von des Schattenfürstes Macht in der nur noch zu hören ist wie er lacht.…\\

Jedes Mal wenn sie sich diese Worte ins Gedächnis ruft läuft ihr erneut ein eiskalter Schauer über den Rücken. Ihre Worte sind wahr und doch so unwirklich, ebenso wie ihre Träume. Würde sie ihre Gabe nicht besitzten, würde auch sie Cassandra für verrückt halten. Doch sie wusste, das so eine Gabe einen Menschen verändern konnte, wenn er nicht wusste wie die Bilder, die man erblickt zu stoppen sind. Das ist mit Cassandra passiert und nun ist die Gegenward und die Zukunft eins. Genau dass macht es jedoch so schwierig zu sagen, ob sie nun eine Vision oder nur einen Alptraum hatte. Für sie war beides war. Die einzigen, die Cassandras Worten etwas Aufmerksamkeit schenkten waren Hao und Youji. Keiner von beiden hat an den Glauben der älteren Asakura angeknüpft und Cassandras Visionen als Hirngespinnste abgetan. Zwar taten sie so als ob, doch ihr unterbewusstsein befahl ihnen auf ihre Vorhersagen zu achten. Auf diese Weise hatte Hao es auch geschafft, denn Anführer der Schamanen, die gegen ihn und seine Familie waren ausfindig zu machen und auf seine Seite zu ziehen.

//…Der Anführer der Aufrührer zum Spionieren bereit, schleicht des Nachts herum, dann wenn der Mond nicht scheint. Kommen tut er im ewigen Schatten zur dritten Stund‘ der Nacht um den Plan zu schaffen zur letzten Schlacht…\\

Des Rätsels Lösung wirkte im Nachhinein so einfach, dass es schon fast an zufall grenzt. Cassandra hatte die Nacht des Neumondes gemeint. Die Zeit war 3 Uhr morgens, wo alle Asakuras schliefen. Sie erinnerte sich noch gut an diese Nacht. Eine der wenigen, die sie bei Hao verbracht hatte. Sie hatte sogar mit ihren Zaubern geholfen ihn zu stellen.
 

Von dem Anführer war sie jedoch etwas enttäuscht. Es war kein Wunder, dass sich ihm keiner angeschlossen hatte, denn auch wenn er ein relativ starker Schamane war, so war seine Handhabung mit seinen Kräften mehr als erbährmlich. Noch immer erschien ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen, als sie an diese Nacht zurück dachte nicht nur wegen dem blöden Gesicht des gefassten Schamanen sondern auch wegen der Tatsache, dass Hao und Riku so harmonisch zusammengearbeitet hatten. Hätte man sie nicht gekannt, so hätte man meinen können, dass sie sich gut verstehen. Die beiden waren schon eine Sache für sich. Und vielleicht machte gerade dies die Stärke der Asakuras aus. Sie waren kämpferisch eins egal wie uneinig sie sich sonst waren. Und jedes Mal wenn Samira dies feststellte, stellte sie sich die Frage, ob sie mit dieser Verbundenheit gegen die Toshiro Dynastie gewinnen könnten. Jedoch wagte sie keine Meinung abzugeben. Jeder aus einer großen Familien-Dynastie kannte die Regeln eines solchen Kampfes. Unter anderem die, dass jedes ausgewählte Mitglied einer Familie mit voller Kraft kämpfen musste, auch wenn es ihr missfiel. So wie sie Chiyo kannte, würde diese sie aufstellen, weil sie erwartete, dass Hao skrupel hatte sie zu besiegen

//Es darf nicht zu einem Dynastiekampf kommen. Gerade deshalb muss ich meine Schritte sorgfälltig planen. Doch wie soll ich das tun ohne die Unterstützung vom König der Geister. Was würde passieren wenn ich den Tempel endgültig verlasse. Noch liegt Hao in seiner Gunst, doch was wenn meine Entscheidung das ändern würde.\\

Mit einem leichten Seufzer stand Samira auf und ging Richtung Tür. Allerdings kam sie nicht besonders weit, da eine Stimme sie zurückheitl.

„Du willst gehen!“

„Es wird Zeit.“

„Ganz ehrlich, Samira, wird dieses Spiel jemals enden.“

Mit diesen Worten stand auch Hao auf. Sie merkte sofort, dass er es hasste, dass sie sich immer ohne Vorwarnung davon machte, doch in diesem Moment glaubte sie nicht dass es daran lag. Es war die Situation selbst. Das ewige Warten. Immerhin konnte er nie wissen wann sie zu ihm zurückkehrte. Trotz allem enthielt seine Stimme keine Wut, sie war einfach nur ruhig, fast schon emotionslos. Jedenfalls bis er seine Arme um sie legte und sie an sich zog. Seine nächsten Worte waren nur ein sanftes Flüstern, doch da sein Mund ihrem Ohr so nah war hörte sie es deutlich.

„Bleibt!

Samira konnte sich nicht dazu durchringen etwas zu sagen, stattdessen lehnte sie sich weiter zurück und genoss den Moment. Sein warmer Atem auf ihrer Hau ließ sie sofort entspannen und ließ ihr einstiges Vorhaben in Vergessenheit geraten. Vorsichtig drehte sie sich zu ihm um ohne die willkommende Nähe zu mindern, doch bevor sie etwas sagen wollte, wurden ihre Lippen mit den seinigen verschlossen. In dem Moment wurden auch die restlichen Zweifel aus ihrem Kopf verbannt und sie erwiderte den Kuss. Erst als beide Luft holen musste lösten sie sich und sofort darauf kamen dieselben Zweifel zurück.

„Es geht nicht!“

Nun löste sie sich vollständig von ihm nur um kurz darauf eine unangenehme Kälte zu empfangen. Am liebsten würde sie wieder in seine Arme sinken und die ganze Welt vergessen, doch solange sie keine richtige Lösung für ihr Problem hatte ging das nicht und sie wusste, dass Hao es verstand, auch wenn er es ihr von mal zu mal schwerer machte zu gehen.

„Wie du meinst, aber ich lass dich nicht alleine gehen.“

Und wie jedes Mal brachte er sie zur sicheren Barriere und hoffte dass sie unbeschadet wieder zu ihm zurück finden würde. Das war Haos größte Sorge. Er wollte sie nicht verlieren und jedesmal wenn sie wieder hinter der Barriere verschwand fühlte er sich Machtlos, da er sie nicht länger beschützen konnte.

//König der Geister ich bitte dich, erlaube uns eine Zukunft.\\

Diese Gedanken kamen beiden in den Sinn als sie sich trennten, doch sie waren sich nicht sicher, ob sie ihr Ziel überhaupt erreichte und laut wagten sie es nicht zu sagen.
 

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Der letzte Versuch

Kapitel 40: Der letzte Versuch
 

Die Monate zogen dahin und Samira pendelte zwischen den Leben im Tempel und dem auf dem Asakuraanwesen. Sie fühlte sich bei der Asakurafamilie willkommen. Youji und seine Eltern behandelten sie wie ein Familienmitglied. Katsumi hingegen sah ihr etwas skeptisch entgegen. Nicht dass er sie nicht ausstehen konnte, doch in gewisser Weise glaubte sie, dass er befürchtete, dass sie der Familie noch ärger bringen würde. Sei es nun wegen der Gefahr, dass ihre Meisterin einen Dynastienkampf ansetzen könnte oder der Tatsache, dass sie nie lange dort blieb. Lediglich Riku schien sie zu ignorieren, doch damit konnte sie umgehen. Dennoch wusste sie, dass es nicht ewig so weiter gehen konnte und als ob das Schicksal ihr das deutlich machen wollte, fügte es die Dinge so, dass die endgültige Entscheidung immer näher rückte. Kurzfristig hatte sie überlegt einfach so zu gehen, ohne jemanden etwas zu sagen, doch dann hatte sie einen letzten Versuch gestartet Mai alleine abzupassen, weshalb sie jetzt durch die Gänge des Tempels schlich. Vorsichtig sah sich Samira um und suchte nach einem bekannten Gesicht. Sie hatte jedem in diesem Tempel schon öfters gesehen und kannte die meisten mit Namen, doch im Moment suchte sie nur eine bestimmte Person. Erst als sie in der nähe der Eingangshalle, welche wie üblich unbenutzt war, ankam hörte sie eine vertraute und zugleich willkommene Stimme.

„Samira, was machst du hier. Solltest du um die Zeit nicht eigentlich beten?“

„Das habe ich vorgezogen, damit ich noch ein letztes Mal mit dir sprechen kann.“

„Was meinst du mit ein letztes Mal. Du hast doch nicht vor wieder abzuhauen.“

„Doch und dieses Mal bleibe ich bei ihm.“

„Aber Samira das geht nicht, die Regeln…“

„Ich habe meine Entscheidung getroffen. Darüber hinaus habe ich keine andere Wahl.“

„Was meinst du? Sag jetzt nicht dass der Geisterkönig dich aus dem Tempel verbannt hast, weil du so oft gegen die Regeln verstoßen hast.“

Mai sah Samira nur entsetzt an. Hatte die blondhaarige es wirklich geschafft de König der Geister so zu erzürnen, dass er sie aus dem Tempel verbannte. Was das überhaupt möglich oder hatte sie die Andeutung von Samira eben falsch verstanden.

„Nein, ich bin nur schwanger!

„Schwanger…was, aber wie…oh man, du hast echt mit ihm geschlafen, das glaub ich jetzt nicht!“

Mai wusste nicht was sie dazu sagen sollte. Ihr war zwar aufgefallen, dass Samira in letzter Zeit recht blass war, doch das hatte sie nicht erwartet. Sie konnte sich vorstellen dass Meisterin Chiyo ausrasten würde, sollte sie von Samiras erneuten Schwangerschaft erfahren.
 

Allerdings schien auch Samira dass zu wissen, dass sie sofort versuchte sie zum Schweigen zu bringen. Verübeln konnte Mai es ihr jedenfalls nicht.

„Verdammt nicht so laut, wenn Chiyo das mitbekommt dann…dann…“

„Wird sie ausflippen, ich weiß aber trotzdem. Wann habt ihr bitte…ich meine Meisterin Chiyo war dir doch meistens immer ganz dicht auf den Fersen und…“

„Mai bitte?“

Mai merkte sofort wie unangenehm es Samira war. Wobei sie nicht glaubte, dass es ihr zu schaffen machte, dass sie Schwanger war, sondern mehr die Tatsache, dass sie nicht wusste was Chiyo unternehmen würde, wenn sie davon erfuhr. Allerdings konnte sie nicht anders als die Frage zu stellen, die ihr auf der Zunge lag.

„Und jetzt?“

„Ich weiß es nicht. Ich meine, ich liebe Hao und er liebt mich, aber ich hab keine Ahnung wie er reagiert, wenn er erfährt, dass ich…na ja…aber auf jeden Fall kann ich nicht hier bleiben.“

„Beim König der Geister noch mal, wieso müsst ihr zwei es immer so kompliziert machen. Ich meine es ist sein Kind, oder. Also wo liegt da das Problem, schlimmer wär es wenn du dich ein paar Jahre früher für diesen Schritt entschieden hättest, als du mit Rin schwanger warst…Nichts für ungut.“

„Schon gut, aber ich kann ihn doch trotzdem nicht so überrumpeln.“

Auch wenn Mai die Regeln des Geisterkönigs heilig waren, so konnte sie einfach nicht mehr zusehen, wie Samira sich mit diesem ganzen hin und her fertig machte. Sie war sich nicht sicher ob sie das richtige tat, doch in diesem Fall musste sie einfach tun was sie für richtig hielt. Immerhin war Samira so etwas wie ihre Freundin und sie konnte die jüngere in der jetzigen Situation einfach nicht sich selbst überlassen. Sie musste ihr helfen oder sie zu mindestens in die richtige Richtung stoßen

„Mädchen, die Lösung für dein Problem heißt reden. Rede mit ihm. Du hast diesen Tempel jetzt wie oft verlassen. So oft dass man es nicht mal mehr an einer Hand abzählen kann. Also einmal mehr oder weniger ändert jetzt auch nichts mehr…also komm.“

„Was aber…“

„Willst du das ganze zu Ende bringen oder magst du dieses ständige hin und her.“

„Natürlich nicht!“

„Siehst du. Klär das und dann leb das Leben was du leben willst. Aber vorher verschaff ich dir etwas Luft, damit du aus dem Tempel kommst. Also komm schon.“

„Danke!“

Dankbar folgte Samira der schwarzhaarigen. Sie wusste nicht was sie ohne Mai getan hätte.
 

Insgeheim fragte sie sich ob sie sich dazu hätte durchringen können ein weiteres Mal einen Schritt aus den Tempel zu machen. Ihre Schwangerschaft hatte die komplette Situation noch einmal verkompliziert und dass obwohl die Situation schon schwer genug war. Allerdings hatte es ihr auch den Anstoß gegeben endlich alles auf eine Karte zu setzen und zwar ihrem Kind zu liebe.

„Sag mal, nur aus reiner Neugier. Fühlt sich das eigentlich anders an?“

„Was meinst du?“

„Das Kind. Das letzte Mal hast du nicht so gestrahlt, als du erfahren hast, dass du ein Kind bekommst.“

„Es ist irgendwie anders. Aber ich weiß nicht wie ich es erklären soll.“

„Hach muss Liebe schön sein. Hoffentlich bleibe ich davon verschont, sonst bin ich die nächste, die sich mit Meisterin Chiyo anlegen muss und dass will ich nicht! Und es heißt ja schließlich dass man nichts vermissen kann was man nicht kennt.“

Bei diesen Worten konnte Samira nicht anders als loszulachen. Mai hatte durchaus Recht, es war kein vergnügen sich mit Chiyo anzulegen, doch das ganze war es durchaus wert, wenn es für sie und Hao ein glückliches Ende geben wird.

„Du weißt nicht was du verpasst.“

„Das glaube ich gerne. Aber wie gesagt, ich will nicht durch dieselbe Hölle gehen wie du. Nimm es mir nicht übel aber bevor ich mir dieses ganze Theater antue bleibe ich hier und tu was man mir sagt.“

Mai war in dieser Hinsicht ziemlich stur. Aber im Gegensatz zu Samira hatte sie auch nicht dieses brennende Verlangen, diesen Tempel zu verlassen. Dieses lodernde Gefühl, welches ihr den Atem raubte und den Eindruck erweckte, dass sich die Mauern des Tempels immer weiter um sie schlossen. Insgeheim fragte sie sich jedoch wieso sie sich so fühlte.

„Sag mal Samira, nicht das ich deine Überzeugung ins wanken bringen will oder so. Aber mir ist gerade etwas in den Sinn gekommen. Was ich mich immer gefragt habe…das zwischen dir und Hao. Kannst du mit Gewissheit sagen es sich wirklich um wahre Liebe handelt!“

„Was? Natürlich, was soll es denn sonst sein?“

„Versteh mich nicht falsch aber, du hattest schon immer einen Drang danach den Tempel zu verlassen. Diese Verlobung damals war ziemlich plötzlich und irgendwie unbedacht.“

„Wir waren halt Kinder!“

„Eben. Kann man das zwischen euch liebe nennen, wenn man bedenkt, dass ihr euch nur ein paar Mal gesehen habt. Kann es nicht sein, dass du in die Sache mehr interpretierst und dir selbst einredest, dass es so ist, weil du aus diesem Tempel raus willst und er der einzige ist, der dir dabei helfen kann? Und was Hao angeht, vielleicht reizt ihn an dir nur das Abenteuer…ich weiß es klingt absurd.“

Innerlich hätte Samira am liebsten aufgeschrieen. Absurd war noch eine Untertreibung. Das ganze war einfach lächerlich.
 

Trotz allem blieb Samira bei diesen Worten geschockt stehen. Wollte Mai sagen dass sie Hao nur für ihre Zwecke benutzte, dass konnte sie doch nicht ernst meinen. Sie wusste dass sie Hao liebte, dass konnte sie sich doch unmöglich einbilden. Doch anstatt in einer normalen Art und Weise auf die gestellte Aussage zu antworten stellte sie eine Gegenfrage.

„…und was wäre dann mit Hao? Bildet er sich seine Gefühle dann auch ein oder wie?“

„Keine Ahnung, vielleicht sieht er es als ein Spiel, weil er damit rechnet dass du dem Tempel niemals den Rücken zuwenden würdest. Oder er sieht das Abenteuer was in seinem Leben zu kurz kommt.“

„Das glaub ich nicht.“

Mai nickte daraufhin nur. Sie wollte Samira nicht verunsichern, auch wenn es im ersten Moment vielleicht so aussehen mochte. Der Grund wieso sie diese Frage stellte war einfach nur weil sie sich sorgen machte. Sollte Samiras Vorstellung bis an ihr Lebensende mit Hao zusammen zu sein aus irgendeinem Grund scheitern, dann war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie nicht mehr zurückkommen konnte und das war zweifelsfrei ihr Tod. Dafür würde die Dalin-Dynastie schon sorgen.

„Aber bist du dir sicher?“

„Hundert Prozentig. Ich weiß was ich fühle und ich weiß, dass Hao jedes einzige Wort so meinte wie er es gesagt hat. Du vergisst ich hab dieselben Kräfte wie du.“

„Die hatte deine Mutter auch. Aber sie hat sich von ihren Gefühlen blenden lassen und einem Traum nachgejagt der niemals Wirklichkeit werden konnte…Außerdem…außerdem hast du selber gesagt, dass Hao diese Fähigkeit auch bei Meisterin Chiyo ausgetrickst hat und du weißt wie gut sie ihre Fähigkeit beherrscht…“

„In diesem Punkt vergisst du eine Sache. Sie hasst Hao. Vielleicht funktionieren ihre Kräfte aus diesem Grund nicht bei ihm.“

„Ich hoffe du hast Recht, ich will nämlich nicht dass du das Schicksal deiner Mutter teilst.“

„Das werde ich nicht. Verlass dich drauf!“

Mai nickte nur, bevor sie Samira ein Zeichen gab weiter zu gehen. Sie hingegen blieb an Ort und Stelle stehen und hielt Ausschau nach den anderen Wächterinnen um Samira wenn nötig etwas Zeit zu verschaffen. Um den Plan ihrer Freundin wissend, schritt Samira schnell weiter. Die Haupthalle war leer und dass Tor zur Außenwelt zu ihrer Überraschung unbewacht. Es war ungewöhnlich, denn seit Haos Ausbruch vor einigen Jahren stand stets einer vor der Tür und bewachte diese, sofern Mai nicht dafür sorgte, dass sie abgelenkt wurde. Aus diesem Grund war es dieses Mal recht einfach ein weiteres Mal aus dem Tempel zu entkommen. Wenn sie ehrlich war sogar einfacher als die anderen Male. Nun musste sie nur noch Hao finden, bevor ein anderer außer Mai von ihren Verschwinden Wind bekam.
 

Mit zielstrebigen Schritten machte sie sich auf den Weg zum Asakuraanwesen. Doch noch bevor sie dieses erreicht hatte wurde sie von einer bekannten Person abgefangen.

„Samira?“

„Hey Youji, ist Hao da?“

„Nein, der ist etwas Geschäftliches erledigen. Frag mich aber nicht was, ich hab mit dem ganzen Familienkram nichts am Hut. Die paar Mal, die ich für Hao einspringen musste, reichen mir schon!“

„Kann ich verstehen. Es muss ziemlich schwer sein immer ein Auge auf Feind und Verbündete zu haben.“

„Allerdings, besonders da sich die beiden Parteien durchaus vermischen können. Da muss man echt aufpassen, aber du bist bestimmt nicht hier um mit mir über die Belange der Asakura-Dynastie zu sprechen, oder?“

„Nein, es ist mehr etwas Privates…ich…“

„Etwas was du mit Hao besprechen muss schon kapiert.“

„Da bin ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher, aber ich weiß, dass ich es nicht länger für mich behalten kann!“

„Aha, na dann schieß los. Dein Geheimnis ist bei mir hundertprozentig sicher.“

Für einen Moment zögerte Samira. Sollte sie Youji wirklich erzählen was mit ihr los ist. So fern sie sich erinnerte konnte, redete er wie ein Wasserfall, andererseits soll er auch im Ernstfall Geheimnisse für sich behalten können. Verzweifelt biss sich Samira auf die Lippen. Sollte sie es sagen oder nicht. Letzen Endes entschied sie sich dafür. Sie musste es loswerden und wenn nicht jetzt wann dann.

„Die Sache ist…also was ich…ich bin schwanger.“

Intuitiv schloss Samira die Augen und wartete auf die Reaktion ihres gegenüber doch dieser rührte sich keinen Millimeter. Erst als sie die Augen wieder öffnete schien auch Youji seinen Schreck überwunden zu haben.

„Du bist…ihr beide habt also…das ist gar nicht gut.“

„Wie meinst du das?“

„Was…oh nein, nein, nein…das meinte ich jetzt nicht so wie du denkst. W…was ist meine ist, dass es Hao bestimmt nicht gefällt, dass ich es vor ihm weiß und…oh man, schuldige aber dass ist wirklich…wow.“

Youji war ziemlich aus dem Konzept, dass musste er zugeben. Er hatte wirklich mit allem gerechnet nur damit nicht.
 

Auch Samira schien das zu bemerken und schenkte ihm nur ein trauriges Lächeln bevor sich ihr Blick zu Boden wendete und sie sich ins Gras fallen ließ.

„Ich glaube jetzt verstehst du mein Problem.“

„Allerdings…ähm, nicht das ich schlafende Hunde wecken will, oder so. Aber wie hat eigentlich deine Meisterin reagiert. So wie ich die alte Schreckschraube kennen gelernt habe, kann ich mir vorstellen, dass ihr das gar nicht zusagt.“

„Schreckschraube?“

„Äh ja, also das ist mein Synonym für Chiyo. Ich weiß ich sollte es mir abgewöhnen, aber das ist halt das erste was mir einfällt. Tut mir also Leid wenn…“

„Nein, nein…schon gut.

„Okay, zurück zum Thema. Ihre Reaktion.“

Samira zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Was sollte sie sonst tun immerhin hatte sie es bis jetzt noch niemanden gesagt. Sie hatte Angst vor den Reaktionen der anderen. Insbesondere der von Hao.

„Ich habe keine Ahnung, du bist der zweite dem ich es erzählt habe und dass auch nur, weil ich keine andere Wahl hatte.“

„Ohoh…ich ahne schreckliches.“

Mit diesen Worten ließ sich Youji neben Samira ins Gras sinken und zupfte nachdenklich an einem Grashalm. Langsam fragte er sich wieso die beiden nicht einfach eine normale Beziehung führen konnte. Dieses ewige hin und her konnte doch auf Dauer nicht gut gehen, dass müsste sogar dem dümmsten langsam bewusst werden.

„Und was soll ich jetzt tun?“

„Gute Frage. Also prinzipiell könntest du jeder Zeit zu uns aufs Asakura-Anwesen kommen und dort leben. Doch ich befürchte, dass das genauso sinnlos ist wie der Gedanke, dass man etwas vor einem Tornado schützen kann in dem man es unter Blättern versteckt.“

„Und der Tornado ist in dem Fall meine Meisterin.“

„Genau. Sie war schon einmal auf dem Anwesen, sie weiß also wo sie suchen muss. Und so ungern ich das sage, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass euer Versteckspiel noch lange gut geht.“

„Ich weiß. Jedes Mal wenn ich mich von Hao trennen muss ist es als würde sich etwas in mein Herz bohren. Es ist unerträglich. Doch ich komm aus diesem Teufelskreis nicht raus. Ich hab mich gegen meine Meisterin aufgelehnt und dennoch halten sie mich in dem Tempel gefangen. Allein durch Mai, konnte ich entkommen. Sie ist so etwas wie meine beste Freundin, die Person, die mich durch mein Leben leiten soll. Ohne sie wäre ich jetzt nicht hier.“

Youji nickte nach diesen Worten nur. Er konnte sie verstehen. Doch im Moment konnte er nichts für sie tun.
 

Allerdings schien auch Samira das zu wissen weshalb auch sie anfing unspezifisch einzelne Grashalme rauszureißen.

„Konfrontier sie damit oder noch besser. Bitte den König der Geister um Freilassung. Er kann unmöglich wollen, dass du an der Situation zu Grunde gehst! Und wenn er dich erhört, dann wird er Chiyo befehlen dich gehen zu lassen.“

„Glaubst du das funktioniert?“

„Mir wurde beigebracht, dass der König der Geister allgegenwärtig ist. Er sieht alles und weiß alles. Seine Macht ist grenzenlos und mit dieser beschützt er jene, die sich im Leben bewährt haben. Wenn deine Versuche ein Leben außerhalb des Tempels zu führen für ihn nicht genug waren um dir deinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen, dann ist er auf einem Auge blind. Jeder der genau hinsieht weiß, dass ihr beide Zusammengehört und was zusammengehört soll man auch nicht trennen, bevor nicht die Zeit dafür gekommen ist.“

„Wie philosophisch.“

„Beschwer dich bei Hao, er hat damit angefangen. Oder noch besser Takumi Sasaki, immerhin war dieser sein Lehrmeister.“

„Ich merk es mit.“

„Gut…es tut mir Leid, dass ich dir nicht weiter helfen konnte. Und auch meine nächsten Worte tun mir Leid.“

„Welche meinst du?“

„Sag Hao nichts von dem Kind. Nicht bevor du weiß, dass es für euch beide eine Zukunft gibt. Dich gehen zu lassen ist eine Sache, aber dich und sein eigenes Kind noch dazu. Darüber hinaus könnt ihr nicht ewig aufeinander warten. Es muss endlich ein Schlussstrich gemacht werden und zwar ein endgültiger. Hao würde alles für dich aufgeben, die Frage ist nur wie viel du bereits bis hinter dir zu lassen…Ich weiß von deiner Tochter…“

„Meine Tochter ist eine Wächterin des Tempels. Ich habe sie zur Welt gebracht, doch sie wurde mir sofort danach genommen. Sie ist wie eine Fremde für mich. Meine Familie ist keine Familie, nicht so wie die eure, sondern einfach nur eine Gemeinschaft aus unbekannten Verbündeten.“

Nach diesem Kommentar konnte Samira ein Lächeln nicht zurückhalten.
 

Es war wahr, die Familiendynastie der Toshiros war für sie nichts weiter eine Gemeinschaft, die dasselbe Ziel verfolgte und sonst nicht. Lediglich Mai würde sie vermissen, doch würde sie in Kauf nehmen müssen. Zugeben, sie liebte ihre Tochter und auch ihre eigene Mutter, obwohl sie diese nie kennen lernen durfte. Doch es ändert nichts daran, dass sie ihre Entscheidung bereits vor Jahren getroffen hatte. Sie wollte mit Hao zusammen sein und das für den Rest ihres Lebens

„Du hast mir trotz allem geholfen, Youji.“

Mit diesen Worten stand sie auf und sah in den klaren blauen Himmel über sich.

„Ich werde ein letztes Mal zurück gehen und das nächste Mal wenn ich wieder hier bin, dann bleibe ich für immer.“

„Wenn das so ist, dann lasse ich dir schon mal ein Zimmer einrichten, oder willst du gleich in Haos.“

Die beiden konnten daraufhin nicht anders als Lachen. Doch es war schön an eine Zukunft zu denken, in der sie sich frei in der Sonne bewegen konnte und in der keiner sie dazu zwang in einem Tempel zu leben, dessen einziges Licht von Kerzen erzeugt wurde.

„Bis bald.“

„Ja, bis bald und lass dir nicht zu lange Zeit, sonst muss ich mir ne Ausrede einfallen lassen. Oder noch besser ich schick ne Horde böse Geister in euren Tempel damit du abhauen kannst.“

„Wirklich eine ausgefallene Alternative. Ich weiß schon wieso Hao dir alles erzählt. Du weiß echt wie man andere aufheitern kann.“

Mit diesen Worten rannte Samira los und ließ Youji hinter sich zurück. Dieser blickte ihr noch einige Zeit hinterher bis er sich zum Asakuraanwesen begab. Er konnte nur hoffen, dass Samira dieses Mal wirklich eine endgültige Entscheidung treffen konnte, denn sonst würden früher oder später die restlichen Asakuras durchdrehen. Zumindest jene, die von den Geschehnissen um Samira nichts wussten. Und dazu gehörte die Hälfte der Familie, wobei sich die andere ihren eigenen Teil dazu dachte.
 

- Bei Samira einige Stunden später -
 

Ein letztes Mal atmete Samira tief durch. Das musste einfach funktionieren, denn langsam gingen ihr die Ideen aus. Sie war Schwanger und Youji, Haos älterer Cousin, hatte es mehr als deutlich gemacht, dass sie endlich klären musste, ob ihre Beziehung mit Hao eine Chance hatte. Er hatte ihr geraten direkt zu dem König der Geister zu beten, doch vorher wollte sie sich noch einen anderen Rat holen. Sie hätte das schon vor Jahren tun sollen, doch sie war sich nicht sicher ob es sich überhaupt lohnen würde, immerhin war der Versuch bei den meisten vergeblich. Allerdings hatte Hao es geschafft und der Geist der damals erschienen war hatte ihn zum Tempel des Einheitssterns geführt. Auch hatte dieser ihm gesagt, dass Hao sie wieder treffen würde. Indirekt zwar, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass es so war.

„Mächtige Geister aus alter Zeit, ich bitte euch erhört mein Flehen. Ihr Geister der Vergangenheit erscheint und gibt mir euren Rat.“

„Du erbittest Rat von jenen, die nicht von großer Bedeutung sind. Jedenfalls nicht in deinem Fall, Samira.“

Erschrocken sprang Samira bei diesen Worten auf und sah sich geschockt in dem Raum um. Sie hatte nicht erwartet, dass ihr jemand antworten würde. Noch dazu wusste sie nicht von wem diese Stimme kam. Der Raum war abgesehen von ihr leer. Nur einige Fackeln füllten diese und erhellten die Dunkelheit in diesem geringfügig.

„W..wer spricht da?“

„Du rufst die alten Mächte herbei und wunderst dich, wenn dir jemand antwortet. Wenn es nicht so traurig wäre, dann könnte man fast darüber lachen.“

„Du bist also einer von den Geistern der Vergangenheit?“

„Hab ich das nicht eben gesagt. Tje, die hellste bist du wohl auch nicht…egal…kannst du schweigen.“

„Ja!“

Samira konnte sich keinen Reim auf die Frage machen, weshalb ihre Antwort auch dementsprechend knapp ausfiel. Doch selbst wenn sie nicht so geschockt gewesen wären, dann hätte spätestens das folgende Ereignis ihre Stimme verbannt. Denn kurz nach diesem Wort sah Samira nur wie einer der Flammen in dem Raum an Größe zunahm. Erst einige Sekunden später sah sie, dass etwas in dieser saß. Allerdings hatte sich dieses etwa schneller von den Flammen gelöst, als sie es verfolgen konnte. Anschließend sah sie nur, wie dieses menschenähnliche Wesen sich streckte. Doch dessen Worte waren noch rätselhafter als dessen Gestalt.

„Gut, dann kann ich dieses blöde Geister der Vergangenheitsspielchen hinter mir lassen. Du weißt gar nicht wie nervig das ist. Und wenn Big Boss dass nicht gefällt, dann soll der gefälligst runter kommen und es mir direkt sagen.“

Die letzten Worte waren deutlich lauter ausgesprochen worden als nötig, fast so als wären sie an eine andere Person gerichtet, die sie von weitem beobachtete. Für einen kurzen Moment sah sie sich um, bevor sie sich fragend an das menschenähnliche Wesen wendete.

„Big Boss?“

„Ich meine damit den König der Geister, man oh man, muss man dir wirklich alles erklären? Unglaublich wirklich. Ich riskiere hier meine Existenz und du…ach vergiss es, kommen wir einfach zur Sache. Am besten ich stell mich erst einmal mal vor…“

Samira musterte den roten Geist genau. Aus irgendeinem Grund kamen ihr die weißen Symbole auf seinem Körper bekannt vor.
 

Lange brauchte sie jedoch nicht darüber zu grübeln, da der Geist schon seinen Vorschlag befolgte und sich mit einem ziemlichen Getue vorstelle.

„…Ich bin Spirit of Fire alias Herrscher des Feuers und der Glut alias das Oberste Mitglied der Geister der Vergangen, wobei das von den restlichen sichtlich umstritten ist, aber das ist deren Problem…Soweit verstanden?“

Die Worte des Feuergeistes verschlugen ihr die Sprache, weshalb sie nur ein kurzes zustimmendes Nicken zustande brachte. Sie konnte einfach nicht glauben, dass vor ihr wirklich einer der mächtigen Spirits of Elements stand. Allerdings hatte sie auch damit zu kämpfen, dass dieser nicht ganz den Vorstellungen entsprach, den sie von den mächtigen Elementargeistern hatte. Fast wäre ihr sogar einen Kommentar über ihre größe rausgerutscht, doch den konnte sie gerade noch zurückhalten und zog stattdessen das Fazit des ganzen.

„Also sind die Geister der Vergangenheit in Wirklichkeit die Spirits of Elements.“

„Hast du echt was anderes erwartet? Ach vergiss die Frage, viel wichtiger ist, was machst du noch hier?“

„Wie bitte?“

Samira gab es ungern zu, aber sie konnte dem Feuergeist im Moment wirklich nicht folgen. Diesem schien es zu gefallen das Thema so schnell zu ändern, das man kaum hinterher kam. Doch so wie es aussah wollte dieser ihr helfen, auch wenn die Art und Weise wie er sich ihr gegenüber verhielt alles andere als nett war.

„Was machst du noch hier im Tempel? Was verschwendest du deine Zeit damit verschiedene Meinungen einzuholen. Du könntest schon weg sein!“

„Ich weiß, aber ich will nicht, dass Hao dadurch einem Dynastienkampf…“

„Ach Unsinn. Das wird Big Boss schon zu verhindern wissen. Ganz unter uns, ihm liegt eine Menge daran, dass die Toshiro-Dynastie bestehen bleibt, aber auch daran, dass Hao am Schamanenturnier teilnimmt.“

„Das heißt, wenn ich einfach gehe, könnte mich niemand aufhalten. Es gäbe für mich überhaupt keine Konsequenzen?“

„Na ja, die anderen Wächterinnen könnten dich zurückschleifen, zusätzlich verlierst du den Schutz des Geisterkönigs und du würdest deine Tochter nie wieder sehen. Das muss dir klar sein. Drehst du dem Tempel des Einheitssterns den Rücken, so dreht auch er dir den Rücken zu und verschließt seine Türen für immer, jedenfalls für dich.“

Samiras blickte bei diesen Worten zu Boden. Das hieß, wenn sie sich für Hao entscheiden würde, dann wäre ihre gesamte Vergangenheit nur noch eine schwammige Erinnerung. Sie würde ihre Tochter und auch Mai niemals wieder sehen. Zwar hatte sie gesagt, dass es nichts in dem Tempel gab, war sie dort halten würde, andererseits müsste sie außerhalb bei 0 anfangen. Sie kannte niemanden nur Hao und Youji. Andererseits hatte sie keine Schwierigkeiten sich mit Youji anzufreunden. Vielleicht gelang es ihr auch mit den restlichen Asakuras auch so schnell. Sie musste es einfach versuchen und wenn nicht, dann hatte sie immer noch Hao und ihr Kind. Und was ihre Tochter anging. Wahrscheinlich würde man ihr sagen, dass sie den Tempel verlassen hatte. Möglicherweise tischte man ihr noch die Lüge auf, dass sie deshalb gestorben wäre. Doch das wollte sie nicht, sie würde mit ihr und Mai noch ein letztes Mal reden, bevor sie den Tempel für immer verließ.
 

Noch bevor Samira jedoch darüber nachdenken konnte, was sie den beiden sagen sollte, schnitt ihr der Feuergeist mit einem weiteren Kommentar dazwischen.

„Ach das hätte ich fast vergessen. Das Kind was du erwartest.“

„Was ist damit?“

Innerlich fluchte Samira. Wenn dieser Geist ihr weiß machen wollte, dass sie es nicht behalten konnte, dann hatte der sich aber geschnitten. Sie würde ihr Kind unter keinen Umständen hergeben, dass konnte dieser einfach nicht von ihr verlangen.

„Dir ist sicherlich bekannt, dass die Wächterkräfte weiter vererbt werden…nun genau das ist das große Problem. Solltest du ein weiteres Mädchen bekommen, so hast du die Pflicht es dem Tempel zu übergeben.“

„Was? Niemals, ich…“

„Das war kein Vorschlag, sondern ein Befehl. Es ist sozusagen der Preis den du zu zahlen hast. Doch dieser Preis ist nicht dafür da dich zu strafen, es ist eine reine Schutzmaßnahme. Die Wächterkräfte vermischt mit der Asakurablutlinie würde eine Macht ergeben, die unvorstellbar ist. Besonders wenn man bedenkt, dass Hao selbst zu den mächtigsten Schamanen seiner Zeit gehört. An deiner Stelle würde ich also dafür beten, dass du einen Knaben in dir trägst. Den an diese wird die Wächterkraft nicht übertragen, dass heißt nicht, dass diese Kraft verloren geht.“

„Das heißt, dass diese Macht dennoch weitergegeben werden kann und zwar an die nächste Generation.“

„Genau. Aber keine Bange, in diesem Fall wäre der König der Geister in der Lage diese Macht zu versiegeln, aber auch nur weil sie durch den Generationensprung abgeschwächt ist. Einmal gebannt, ist es unmöglich sie weiter zu geben…“

Bei diesen Worten atmete Samira erleichtert auf. Es gab also doch noch Hoffnung, sie musste nur daran glauben, dass alles gut werden würde. Zwar verstand sie immer noch nicht ganz wieso man ihre Kräfte nicht einfach blockierte, doch es sollte ihr egal sein. Hauptsache war, dass sie endlich gehen konnte.

„Ich schätze du hast deine Antwort…“

Für einen Moment überlegte der Feuergeist. Er hatte Samira nicht die ganze Wahrheit gesagt. Das was er gesagt hatte galt nur solange der Bann des Königs der Geister nicht gebrochen wurde. Aber das war auch so gut wie unmöglich. Es sei denn die betreffende Person kommt mit einer Macht in Berührung, die der Macht dieses Bannes ähnelt und in gewissen Maßen sogar ebenwürdig ist. Zugegeben, die Macht des Einheitssterns würde reichen, doch dafür müsste zwischen dem Träger und die mit dem Bann belegte Wächterin ein Band bestehen, welches dem ähnlich ist, welches Samira und Hao verband. Also war die Wahrscheinlichkeit ziemlich unwahrscheinlich wenn nicht sogar unmöglich. Deshalb schüttelte der Feuergeist den Gedanken beiseite und entschied sich dazu zu verschwinden.

„Also dann auf nimmer Widersehen. Oh und bevor ich es vergesse, wenn du jemanden von der wahren Identität der Geister der Vergangenheit verrätst, dann jage ich dich in eine dunkle Ecke und brate dich dort schön knusprig durch. Und das meine ich ernst also behalt es im Kopf.“

Mit diesen Worten verschwand der Feuergeist und ließ eine geschockte Samira zurück. Nach wenigen Minuten jedoch schüttelte sie den Kopf und lief mit einem freudigen Grinsen aus dem Raum. Sie musste sich beeilen wenn sie hier verschwinden wollte, bevor Chiyo etwas merkte.
 

- einige Minuten später -
 

Schnell schritt Samira durch die langen Gänge in Richtung Ausgang und dieses Mal sollte es das letzte Mal sein, dessen war sie sich sicher. Bevor sie jedoch an ihrem Ziel angekommen war, wurde sie von einer bekannten Stimme zurückgehalten.

„Hey Samira, du bist ja schon wieder. Ist irgendetwas passiert?“

„Nein, ich bin nur wieder da, weil ich noch etwas erledigen musste.“

Bei diesen Worten schlich sich ein strahlendes Lächeln auf Samiras Gesicht, noch immer konnte sie nicht richtig begreifen, was ihr der Feuergeist gerade erzählt hatte. Allerdings schenkte sie diesem ihr vertrauen und hoffte, dass das kein verfluchter Scherz von einem gelangweilten Feuerelementargeist war.

„Ich habe alles geklärt. Die Geister haben mir alle Konsequenzen aufgezählt. Und außerdem bin ich mir sicherer denn je. Ich liebe ihn Mai und wenn es bedeutet den Tempel und meine Vergangenheit hinter mir zu lassen, so werde ich es tun. Chiyo wird keinen Dynastienkampf ansetzen, das würde der König der Geister nicht zulassen.“

„Das haben dir wohl auch die Geister gesagt.“

Samira nickte nur. Sie wusste, dass es verrückt klang, selbst für Schamanen war so etwas ungewöhnlich, doch was sollte sie anderes sagen. Sie wusste doch nicht, was Spirit of fire gemeint hatte, als er gesagt hatte, sie sollte seine Identität für sich behalten. Jedoch hatte sie das Gefühl, dass sie komplett dicht halten sollte, immerhin meinte dieser ja am Anfang, dass er seine Existenz aufs Spiel setzte. Aus diesem Grund war es besser ganz zu schweigen.

„Es war das letzte Mal, dass ich diesen Tempel betreten habe. Aber ich habe gehofft dich noch mal zu sehen, damit ich dir das sagen kann. Außerdem wollte ich mich vorher noch mal von dir verabschieden und dir für alles Danken, was du für mich getan hast. Ohne dich hätte ich vielleicht schon damals, als Hao den Einheitsstern gemeistert hat, aufgegeben.“

„Du hast es damals nicht geglaubt. Es hat nur jemand gefehlt, der deinen Verdacht bestätigt und ich…ich würde es jederzeit wieder tun.“

Bei dem letzten Satz hatte Mai ihre Freundin umarmt. Sie war früher für Samira verantwortlich gewesen. Es war ihre Aufgabe Samira an die Aufgaben einer Wächterin heranzuführen und nun, wo sie erwachsen ist und bereit war ihren eigenen Weg einzuschlagen fiel ihr schwer Abschied zu nehmen. Dabei war es eigentlich kein trauriger Abschied, Samira hatte endlich erreicht wofür sie ihr ganzes Leben gekämpft hatte. Normalerweise wäre es ein Grund zur Freude, doch aus irgendeinem Grund konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten.

„Mai kümmere dich bitte um meine Tochter! Ich fürchte, dass ihr Platz hier ist, solange bis sie ihre eigne Entscheidung trifft.“

Mit diesen Worten löste sich Samira von ihre Freundin und blickte sie bittend an. Sie hatte sich schon von ihrer Tochter verabschiedet, doch sie wollte sicher gehen, dass diese nach dem sie den Tempel verlassen hatte nicht nur Lügen zu hören bekam.
 

Zu ihrer Überraschung brauchte sie nicht mehr zu sagen, damit Mai verstand was sie wirklich von ihr wollte. In gewisser Weise beschämte es sie etwas, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass Mai sofort verstand. Immerhin kannte diese sie schon ihr ganzes Leben lang.

„Kein Problem. Falls man sie anlügt, werde ich ihr zur gegebenen Zeit die Wahrheit sagen.“

„Danke!“

Samira schenkte ihr bei diesen Worten ein dankbares Lächeln, bevor sie ihr Amulett abnahm und es Mai entgegen hielt. Für einen Moment zögerte Mai doch dann schüttelte sie den Kopf und schob ihre Hand mit dem Amulett zurück.

„Behalt es, vielleicht wirst du es noch brauchen.“

„Sobald ich den Tempel den Rücken drehe, dreht er mit den Rücken und ich verliere den Schutz des Königs der Geister.“

„Trotzdem. Du bist was du bist. Ob du willst oder nicht du wirst immer eine Wächterin bleiben. Das Amulett zurück zugeben, wo es dir doch im Namen des König der Geister überreicht wurde, wäre nicht gut. Nimm es als Erinnerung und als Zeichen deiner Treue zu ihm. Seine Regeln sind für dich zwar ungerecht, doch überlege mal. Wenn er dir deinen Weg nicht gönnen würde, dann würde für dein Verhalten die Todesstrafe gelten. Und diese existiert nicht, nicht für uns und außerdem gibt man Geschenke nicht zurück und erst recht nicht weiter, außer vielleicht an seine Nachfahren.“

Während Mai das sagte drückte Samira das Amulett fest an sich. Sie hatte Recht mit alldem was sie gesagt hatte. Nachdenklich betrachtete sie das Amulett. Es wirkte so wie immer. Nichts unterschied es von den anderen Wächteramuletten. Insgeheim hatte sie sich schon immer gefragt ob dieses Amulett sie wirklich beschützte.

„Trotzdem, solange du dich unter Schamanen und Menschen aufhältst solltest du es dennoch verbergen. Entdeckt dich einer aus der Dalin-Dynastie wird er alles daran setzen dich zu töten, besonders wenn er erfährt welche Rolle du in diesem Tempel hattest. Und glaub mir er wird es erfahren und wenn der Schattenfürst es ihm selbst erzählt.“

Samira nickte nur. Die Dalins würden wohl immer ein Problem sein, doch damit musste sie von nun an leben. Es war eines der Opfer die sie bringen musste und sie war sich sicher, dass sie irgendwie mit diesen Dalin-Typen fertig wurde.

„Ein letzter Rat von mir. Erzähl Hao alles. Denn auch er wird früher oder später mit ihnen zu tun haben, wenn er dich in die Asakurafalmilie aufnimmt.“

„Ja aber…“

„Kein aber. Es ist Schicksal dass ihr beide zusammen gekommen seid, also nutze es.“

Bei diesen Worten nahm Mai ihr das Amulett aus der Hand und legte es ihr wieder um den Hals.
 

Mai wusste nicht wieso, doch sie hatte das Gefühl das Richtige zu tun. Außerdem kam es ihr so vor, als wäre mich Schutz des Geisterkönig nicht das Amulett gemeint sondern die Barrieren um den Tempel, doch das wollte sie Samira nicht sagen. Sie wollte vermeiden dass diese leichtsinnig wurde und ein zu hohes Risiko einging. Den eines war von vornherein offensichtlich. Wenn diese Amulette sie und alle anderen Wächterinnen beschützen konnten, dann taten sie es nur auf eine bestimmte Art und Weise. Zu viele Wächterinnen sind gestorben trotz dem sie die Amulette besaßen, wahrscheinlich besaßen die Dalins etwas, was die Macht der Amulette bannte oder es lag an ihnen selbst. Immerhin wurde ihnen immer beigebracht, dass die wahre der Amulette in der Überzeugung des Trägers lagen, doch was das bedeutete wusste sie nicht und ehrlich gesagt hatte sie nicht vor diese Theorie auf die Probe zu stellen.

„Samira, pass auf euch beide auf. Ich werde Chiyo solange wie möglich von dir ablenken, so wie immer.“

Nach diesen Worten umarmte Samira ihre Freundin noch ein letztes Mal während sie die letzten Worte von Mai wiederholte. Dann jedoch löste sie sich endgültig von dieser und wandte sich mit einigen letzten Worten zum gehen.

„So wie immer. Leb wohl Mai!“

Mit diesen letzten Worten trennten sich ihre Wege für immer. Noch während Samira Richtung Ausgang ging sah sie aus dem Augenwinkel wie Mai sich die Tränen aus dem Gesicht wischte und ein steinernes Gesicht aufsetzte. So wie es all die Jahre gelernt hatte. Das ausdruckslose Gesicht, wie sie es nannte, welches dazu dienen sollte denen, die sich an den Stern der Einheit versuchten, keine insgeheime Gestik zu geben, welche diese auf die richtige Lösung bringen würde. Doch auch diese eiserne Maske hatte nicht verhindern können, dass Hao die Aufgaben gemeistert hatte und war auch gut so.

„Kann mir einer sagen, wo ich Meisterin Chiyo finde?“

Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnete Samira die schwere Tür und blickte kurz zu der schwarzhaarigen zurück. Mai war eine echte Freundin und sie war sich sicher, dass sie ihr Versprechen einhalten wird. Mit diesem Gedanken ließ sie ihren Blick noch einmal durch die große Halle, bevor sie ohne weiter zu überlegen aus dem Tempel heraus schritt. Sie vernahm den Klang der immer dann entstand wenn diese Tür wieder zu fiel. Wie oft sie ihn schon gehört hatte. Unendlich oft und dieses Mal würde es das letzte Mal sein. Es war das letzte Mal dass sie dieses Tor passiert, das sie die schützende Barriere, die um den Tempel des Einheitssterns aufgebaut war hinter sich ließ. Das alles war nun Vergangenheit. Eine Vergangenheit der sie so schnell keine Träne hinterher werfen würde. Endlich konnte sie die frische Luft um sie herum genießen, denn sie wusste es würde nicht das letzte Mal sein. Dieses Mal gab es kein zurück und das war gut so. Sie hatte es endlich geschafft und am liebsten würde sie es in die ganze Welt hinaus schreien. Die Freude übermahnte sie fast und ließ sie um die Gefahren dieser Welt die Augen verschließen. Und so nahm sie den dunklen Schatten, der bedrohlich über ihr lag gar nicht erst wahr. Ohne Angst, Sorge oder Vorsicht schritt sie über die Torschwelle der Stadt. Blind für alles um sie herum passierte sie die Menschen um sie herum. Nicht ahnend dass sich in dem Moment ein zufriedene und zugleich finstere Lächeln auf dem Gesicht eines Mannes abzeichnete, dessen Gestallt ihr doch so bekannt hätte sein müssen. Viel zu sehr waren ihre Gedanken mit einem Thema beschäftigt. Ihr sehnlichster Traum war wahr geworden. Sie war frei und dass nach so vielen Jahren.
 

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Schockende Erkenntnisse

Kapitel 41: Schockende Erkenntnisse
 

Einige Stunden später kam Hao in die Stadt zurück. Schon von weitem konnte er den Geruch des noch nicht ganz erloschenen Scheiterhaufens riechen. Mit bedauern gestand er sich ein, dass so etwas nicht gerade selten vorkam. In solchen Momenten spürte er wie die Wut in ihm hoch kam. Er konnte nicht verstehen, wie die Menschen nur so etwas tun konnten. Wie sie ihre eigenen Mitmenschen, die ihnen möglicherweise sogar ab und zu geholfen haben, so behandeln konnten. Er konnte es nicht verstehen, doch auch seine Fähigkeit die Gedanken der Menschen zu lesen brachte ihn nicht weiter. Alles was er lesen konnte waren Angst und Neid, besonders ihm gegenüber. Dabei versuchte er doch nur den Schwächeren zu helfen so gut er konnte. Doch es half nicht. Im Gegenteil die Menschen schienen ihm immer mehr zu misstrauen. Allerdings brachte er seine Wut über dieses Verhalten wieder unter Kontrolle. So wie er es schon all die Jahre getan hatte. Immerhin hatte er ein Ziel vor Augen. Eines, das er in wenigen Monaten eventuell erreichen konnte. Jedenfalls war er davon überzeugt, bevor er die Stadt betrat und sich den dort befindenden Scheiterhaufen aus reinem Reflex genauer betrachtete. Was er da jedoch sah, ließ ihn für einen Moment geschockt zurück. Am Fuß des Vollstreckungsort lag ein Amulett. Nicht irgendein Amulett, viel mehr war es eines, das er nur all zu gut kannte. Wie in Trans ging er an die Stelle wo dieses lag und kniete sich hin, als er es vom Boden aufhob. Ohne Vorwarnung erschienen auf einmal Bilder in seinem Kopf die er nicht zurückdrängen konnte und die ihn die Wahrheit über die letzten Geschehnisse zeigte.
 

- Flashback -
 

Eine junge Frau wurde von einigen Männern zu dem Scheiterhaufen geführt, was ihnen mehr als schwer viel, da diese sich wie wild wehrte. Wer würde es nicht tun, wenn man genau weiß, dass einem nichts außer der sichere Tod bevorsteht. Besonders deutlich wurde ihr Widerwillen jedoch nicht durch ihr Geschrei oder durch die Tatsache, dass sie sich versuchte loszureißen. Nein, viel mehr wurde es durch ihre Peiniger deutlich, die etliche Schrammen und Kratzer an Armen und Beinen, aber besonders im Gesicht vorwiesen. Sie hatte sie mit all ihren Kräften geweht und war sichtbar nun mit ihnen am Ende. Das hinderte sie jedoch nicht daran weiter herumzuzappeln und jeden Moment zu nutzen um denjenigen, die sie in den Tod führten einen Tritt oder Schlag zu verpassen, was bewirkte, dass sich beim letzteren ihre Fingernägel in deren Haut eindrang und eine weiteren Kratzer hinterließ.

„Lass mich gefälligst los. Ihr könnt euch eure scheiß Geschichte von der Botin des Unglücks sonst wohin stecken, nur lass mich mit dem Scheiß in ruhe.“

„Halt die Klappe Hexe und fügt dich lieber deinem Schicksal, eine andere Wahl hast du sowieso nicht.“

„Genau, verbrennt sie.“

Mit diesen Worten war die ganze Stadt einer Meinung. Diese Worte wurden mehrfach wiederholt und ließen keinen Widerspruch mehr zu. Obwohl einige der Herumstehenden trotz allem schwiegen war die Mehrheit mehr als angeheitert von dem bevorstehenden Ereignis. Einige waren sogar so erfreut, dass sie sich ein zufriedenes und schon fast fieses Grinsen nicht verbergen konnte. Insbesondere war das der Fall, als die junge Frau endlich an den Scheiterhaufen gefesselt wurde. Ein Signal, dass alle dazu brachte die gleiche Meinung zu vertreten. Es war so gut wie vorbei. Lediglich einige wenige versuchten sich von dem Szenarium abzuwenden, was ihnen anhand der Massen hinter ihnen nicht wirklich gelang. Keiner der Schaulustigen hatte vor zurückzuweichen und den flüchtigen Platzt zu machen. Sie könnten ja etwas von dem Szenarium verpassen.

//Na los verbrennt sie schon, ich hab immerhin auch noch was anderes zu tun. Also macht gefälligst hin da vorne sonst mach ich es selber.\\

//Gott, wie lange wollen sie ihren Triumph noch auskosten.\\

//Ich hab für meinen Stand bezahlt, wenn sich das noch länger hinzieht mach ich total die Miese, das ist doch einfach nicht zu glauben. Und das alles nur wegen einer drei Mal verdammten Hexe. Das verlorene Geld hole ich mir wieder.\\

Diese Gedanken herrschten überwiegend vor. Keiner schien auch nur im Entferntesten daran zu denken, dass die junge Frau, die soeben zum Tode verurteilt wurde ebenfalls ein menschliches Wesen, oder zumindest ein lebendes Wesen war. Keiner konnte den Vergleich zwischen sich und der jungen Frau ziehen, deren Augen mehr als deutlich ihre Angst widerspiegelte. Angsterfüllte Augen, die verzweifelt Blickkontakt suchen, um so vielleicht doch noch Hilfe zu finden, die sie vor diesem Schicksal bewahren würde. Augen die, als sie merkten, dass das nicht zu funktionieren schien sich panisch von der Menge löste und sich etwas außerhalb umsahen, jedoch niemanden erblicken konnten. Niemanden, der auch nur halbwegs das Format besaß ihr zu helfen.
 

Langsam aber sicher fühlte die junge Frau wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Das konnte nicht sein, dass konnte einfach nicht ihr Ende sein. Das war absolut unmöglich. Sie hatte doch noch so viel vor. Es durfte einfach nicht so enden, immerhin hatte sie ihm doch versprochen zurück zu kommen. Die Herausforderung die ihnen gestellt wurden waren bestanden. Alles was noch zwischen ihnen stand hatte sich aufgelöst. Es konnte doch nicht einfach so kurz vor dem Ziel vorbei sein. Das ganze musste doch noch eine letzte Wendung haben. Eine, die ihr erlaubte ein weiteres Mal zu fliehen. Wieso machte man ihnen bitte Hoffnung? Damit sie an ihrem Ziel ankamen und feststellen, dass alles umsonst war. Ist das wirklich ihr Schicksal. Entschlossen schüttelte die junge Frau, mit dem goldblonden Haar und den dunklen meeresblauen Augen den Kopf. Sie würde diese Wendung nicht akzeptieren. Nicht jetzt oder in der näheren Zukunft. Kurz nach diesem Gedanken schloss sie die Augen und versuchte ihre Sinne einzig und allein auf die Fesseln um ihre Arme zu beschränken. Fesseln, die zwischen ihrem Leben und ihrem Tod standen. Den beißenden Schmerz, der durch ihre Versuche entstand ignorierte sie einfach. Sie wollte frei kommen und dazu war ihr jedes nur erdenkliche Mittel recht. Doch mit jedem erfolglosen Versuch stieg ihre Verzweiflung an. Insgeheim wunderte sie sich sogar, wieso sie die heißen Flammen des Feuers noch nicht auf ihrer Haut spüren konnte. Hatte sich an der Einstellung der Anwesenden etwas geändert, oder was war los. Um diese Frage beantworten zu können, öffnete sie einen Moment die Augen, nur um festzustellen, dass ein Mann mit blasser Haut und ausgeblichenen blonden Haaren mit einer Fackel in der Hand vor ihr stand. Samira sah ihn nur geschockt an. Sie musste nicht lange nachdenken um zu wissen, dass sie den Mann kannte.
 

Er war der Mörder ihrer Mutter und der Mann, den sie vor Jahren selbst umbringen wollte. Sie erinnerte sich noch gut an den Tag, immerhin hatte sie Hao da zum zweiten Mal gesehen. Es war ein Tag, an dem ihr Kampf, den sie bis heute führten angefangen hatte. Ein Kampf, den sie jetzt zu verlieren drohten

„Bitte nicht…“

Sie wusste nicht wieso sie diese Worte ausgesprochen hatte. Erwartete sie Mitlied oder vielleicht sogar Erbarmen von dem Mann, der die angezündete Fackeln in seiner Hand hielt. War sie einfach nur zu Verzweifelt um auf ihren Stolz zu achten und deshalb willig zumindest in diesem Moment alles für ihren Richter tun, um ihr eigenes Leben zu retten. Oder hatte sie es einfach nur gesagt, weil ihr nichts Besseres einfiel. Ein letzter hoffnungsloser Versuch um den Mann vor ihr innehalten zu lassen. War es wirklich nur das, oder wieso kamen gerade jetzt diese Worte aus ihrem Mund, die sowohl flehend als auch verängstig klangen. Auch die Tränen, die sie jetzt nicht mehr zurückhalten konnte, ließen ihr Aussehen um einiges mitleid erregender aussehen. Nicht das sie es geplant hatte. Sie war einfach nur erschöpft, am Ende ihrer psychischen und physischen Kräfte. Unfähig ihre Gefühle zu verbergen, die sie unter normalen Umständen mehr als gut unter Kontrolle hatte.

„Wieso hast du das nicht gleich so liebevoll gesagt. Dann hätte es vielleicht nicht zu diesem Punkt hier kommen müssen, aber so…“

Samira brauchte nicht lange über die Worte nachzudenken um zu wissen, dass er sie innerlich auslachte. Er würde ihr nicht helfen, auch wenn es für eine naive Person so klingen würde.

„…aber wer weiß, vielleicht kann ich ja noch etwas an der Sache drehen…“

Bei diesen Worten glitt die freie Hand des Mannes an das Amulett, welches sie um den Hals trug. Urplötzlich hatte sie das Gefühl, als würde sie eine unbeschreibliche Kälte auf ihre Haut legen, die langsam durch diese hindurch drang und ihr den Atem stocken ließ. Völlig erstarrt durch diese unbekannte Macht, bekam sie nur abwesend mit, wie der Mann ihr das Amulett vom Hals riss und es scheinbar interessiert betrachtete. Erst nach einigen weiteren Minuten drehte er sich von Samira weg und sprach beim gehen in einem undurchschaubarem Ton weiter.

„…wir werden sehen…“

Kurz bevor er jedoch die wenigen Stufen herunter ging, die zum Podest, auf dem der Scheiterhaufen sich befand, herunter führten, sah er noch einmal mit einem gehässigen Grinsen zu ihr zurück.

„…aber beim näheren Überlegen, wage ich es zu bezweifeln, dass es für dich eine weitere Fluchtmöglichkeit geben wird.“

Mit diesen Worten warf er die Fackel in das Stroh, das sich zu Samiras Füßen befand. Dieses entzündete sich sofort, wobei sich die einzelnen Flammen die vorhandenen Materialien ungebremst einverleibten. Bei diesen Anblick setzte der Mann seinen Weg wieder fort. Allerdings konnte er es sich nicht verkneifen sich noch einmal zu der Aktion zu äußern.

„Ops, es sollte wohl wirklich nicht sein! Mein Beileid!“

Nach diesen Worten ließ er das Amulett in seiner Hand einfach unbeirrt fallen. Dieses knallte zuerst auf den Boden des Podestes, bevor es durch den Aufprall noch einmal in die Luft gehoben wurde und deshalb über den Rand des Podestes und damit aus Samiras Blickfeld fiel. Im gleichen Moment hörte sie ein leises Klirren. Sie wusste nicht, ob es das Amulett war welches in tausend Stücke zerschellt war, oder etwas anderes. Doch allein die Möglichkeit, dass es das Amulett gewesen sein könne, ließ sie erstarren. Ihre Vision, die sie vor einigen Jahren hatte, war in gewisser Weise wahr geworden.
 

Weiter konnte sie jedoch nicht mehr darüber nachdenken, da die Rauchentwicklung des Feuers bereits so stark geworden war, dass sie Samira fast komplett einhüllten. Sie spürte die brennende Hitze auf ihrer Haut. Der beißende Rauch, der durch ihre Lungen drang und ihr jeglichen Zugang von frischer Luft verwehrte. Automatisch fing sie an zu Husten um die giftigen Gase, wieder loszuwerden. Panik und Verzweiflung brachten sie dazu nach Luft zu schnappen, die jedoch bereits vollständig aus ihrer Umgebung verdrängt wurde und nichts mehr übrig ließ außer dem Rauch der Flammen. Schnell fühlte sie, wie sie immer schwächer wurde. Noch schwächer als sie ohne hin schon war. Die Welt um sie herum begann zu verschwimmen und ließ nur noch schemenhafte Wesen und Gestalten zurück, die sie weder identifizieren noch ansatzweise benennen konnte. Mit jedem sanften Windstoß, der um sie herum herrschte, wurden weitere dichte Qualmwolken zu ihr getragen, die ihre Augen noch weiter zum Tränen brachten und diese zusätzlich mit einem unbeschreiblichen Schmerz angriffen. Samira selbst war nur noch ein Schatten ihrer Selbst. Sie hatte sich der letzten Ereignisse ergeben, weil sie keine Kraft mehr fand weiter zu kämpfen und zu hoffen. Auch die Tatsache, dass immer wieder ein einziges Bild vor ihren Augen erschien, das sie normalerweise zum kämpfen brachte, änderte nichts daran. Nicht mal die leise Stimme, die in ihren Gedanken vorherrschte und sie zum kämpfen aufforderte nahm sie mehr war. Eine Stimme, die ihr sowohl vertraut als auch fremd erschien. Und dass nur weil sie aufgegeben hatte. Es gab keine Hoffnung mehr für sie, das war ihr nun klar geworden und sie wollte sich keinen trügerischen Worten mehr hingeben. Sie wollte sich dieser Schmerzen, die sie im Moment verspürte, nur noch entziehen und diese nie wieder erleiden. Sie konnte einfach nicht länger auch wenn das Bedeutete, dass ihre vorigen Anstrengungen umsonst waren und sie den Mann enttäuschen würde, den sie am meisten auf dieser Welt liebte. Es war aus, für sie und für ihre gemeinsame Zukunft.

„Es tut mir Leid, Hao.“

Mit diesen letzten Worten schloss sie die Augen, während die Flammen um sie herum immer höher stiegen und sich an ihrer Kleidung nagten und langsam an dieser heraufwanderten. Nach einer schier unendlichen Zeit verleibten diese ihren gesamten Körper ein und sollten ihn nie wieder preisgeben. Alles war von ihr am Ende übrig blieb waren Asche und das eine oder andere vom Feuer verschonte Knochenstück. Sonst nichts. Doch daran störten sich die Stadtbewohner nicht. Im Gegenteil. Nicht mal einer sah zurück, sondern ging kurz daraufhin seiner ursprünglichen Arbeit nach ohne auch nur einen weiteren Gedanken an die junge Frau, die Qualvoll in den Flammen zugrunde gegangen war zu verschwenden.
 

- Flashback Ende -
 

Samiras letzte Worte hallten endlos in Haos Kopf wieder. Er war wie paralysiert. Unfähig klar zu denken oder gar zu handeln. Er hatte schon einige Personen, die er liebte sterben sehen, doch dieses Mal konnte er seinen Schock darüber nicht zurückhalten. Damals vor ca. 9 Jahren als Sayuri umgebracht wurde, hatte er sich dazu entschlossen stärker zu werden. Er wollte seine Kräfte steigern um eine erneute Familientragödie verhindern zu können. Die einzige Möglichkeit bestand darin das Asakuraanwesen zu verlassen um sich so neue Kräfte aneignen zu können und zu lernen diese zu beherrschen. 3 Jahre später, genau in dem Moment an dem er eigentlich zurückkommen wollte erfuhr er, dass seine eigentliche Meisterin und Oberhaupt der Familie gestorben war. Diese Nachricht hatte ihn genauso hart getroffen, wie die von Sayuris Tod, doch auch dieses Mal hatte er seine eigenen Gefühle, seine Erschütterung zurückgestellt um für seine Familie zu kämpfen und die Führung der Familie zu übernehmen. In gewisser Weise hatte er nicht mal eine andere Wahl gehabt, da seine Meisterin es in gewisser Weise von ihm erwartet hatte. Daraufhin hatte er seine Ziele zurückgestellt und war deshalb sogar in der Lage eine Gefahr zurückzuschlagen, die für jeden anderen das Ende bedeutet hätte. Allerdings hatte er bei dem Kampf gegen die Hakái henséi Hilfe. Nicht nur sein Cousin sondern auch ein neuer Freund hatte ihnen dabei geholfen. Letzterer hatte dafür mit seinem Leben bezahlt. Auch dieser Tod hatte ihn innerlich zurückgeworfen, doch trotz allem war es anders als jetzt. In all diesen Fällen war der Schmerz unbeschreiblich und dennoch konnte er noch klar denken und seine Aufgaben verfolgen. Aber jetzt. Jetzt war es anders. Alles was er spürte war Wut. Wut auf die Menschen die einfach untätig herum standen und an nichts anderes als ihre Geschäfte dachten, während vor ihren Augen jemand hingerichtet wurde. Wut auf diejenigen, die es soweit hatten kommen lassen. Die meiste Wut hatte er allerdings auf sich selbst. Anhand der Umgebung wusste er, dass das ganze noch nicht lange her sein konnte und er verfluchte sich dafür, dass er nicht eher hier gewesen war. Wieso erschien es auf einmal so, als hätten sie nie eine Chance gehabt, gegen die bestehenden Regeln anzukommen.

„Hao…“

Mit diesen Worten wurde Hao aus seinen Gedanken gerissen. Erst jetzt merkte er, dass er die gesamte Zeit auf das Amulett in seiner Hand gestarrt hatte. Reflexartig umschloss er dieses mit seiner Hand und wendete sich von dem Szenarium ab. Sein Geist allerdings kämpfte immer noch mit den Bildern, die er zuvor in seiner Vision gesehen hatte. Immer und immer wieder blitzten sie vor seinem geistigen Auge auf und bewirkten, dass er seine Hand noch fester um das Amulett legte. Einige der scharfen Kanten des Amulettes schnitten in seine Hand und ließen das warme Blut an seiner Hand hinunter fließen. Es war nicht viel, doch genug um erkennen zu lassen, dass Hao unfähig war den vorhandenen Schmerz der zwangsläufig bei einer solchen Verletzung entstehen musste, zu spüren und dementsprechend darauf zu reagieren. Mit einem letzten Blick zurück auf die Stelle, an der alles seinen Lauf genommen hatte, war Hao auf einmal verschwunden.
 

Kami, die immer noch an Ort und Stelle stand war sich sicher, dass Hao seine Teleportationskräfte genutzt hatte um von diesem Ort zu verschwinden. Es war ihrer Meinung die beste Entscheidung die er treffen konnte. Mit einem bedauernden Blick sah sie zu den letzten Überresten die das Feuer zurückgelassen hatte. Das war eines der Gründe wieso sie das Feuer so sehr hasste, doch andererseits kam es immer auf die Person drauf an die es kontrollierte. Die Frage war nur wieso besagte Person nichts unternommen hatte. Andererseits, wieso sollte sie, es war immerhin nichts anderes als ein gewöhnlicher Prozess. Schuld waren Menschen, die das Feuer entzündeten und ihrem Willen gefügig machten, so wie sie versuchten allen Elementen ihren Willen aufzuzwingen. Also wieso sollte er sich einmischen? Mit einem Seufzen wendete auch sie sich ab. Sie hatte Chiyo gewarnt, dass es so kommen würde, aber sie musste ihre Aufsichtspflicht ja regelmäßig ignorieren. Und Samira. Das Sture Ding musste sich ja unbedingt gegen die Regeln stellen und versuchen ihren Willen durchzusetzen. Ihr Tod war nur eine der Konsequenzen. Eine Konsequenz, die nicht nur ihr Leben kostete, sondern auch das von anderen zu zerstören schien.

„Das darf doch alles nicht wahr sein.“

„Es ist aber wahr.“

„Kannst du nicht einmal in deinem Leben die Klappe halten, Flammenkürbis. Ich finde du hast in diesem Millennium schon genug verbockt.“

„Wieso ich? Ich hab überhaupt nichts getan. Was kann ich denn bitte dafür, dass diese blöden Menschen Samira gefangen genommen und verbrand haben.“

„Du hast nichts getan, das ist ja was ich dir vorhalte. Weißt du eigentlich was du damit angerichtet hast? Wieso hast du nicht eingegriffen, immerhin ist Feuer doch bekanntlich dein Element, oder hast du dich mal wieder mit Tako geprügelt und deine Kräfte dank ihm verloren.“

Der Feuergeist, der vor wenigen Minuten vor ihr erschienen war sah sie nach diesem Kommentar wütend an. Er hatte keine Lust sich die Anschuldigungen seiner Artgenössin anzuhören.

„Hör mal gut zu, damit meine Worte auch deinen mit Pflanzen besetzter Kopf durchdringen. Es ist nicht meine Aufgabe mich um ein paar davongelaufene Wächterinnen zu kümmern. Und ganz bestimmt mische ich mich nicht ein, wenn ich dabei riskieren muss, dass mich im Gegenzug die Einzelteile der Schattenfürstkampfgeister angreifen. Also vergib mir, dass mir meine Existenz wichtiger war als das Leben eines einfachen Mädchen, dass es für nötig hielt ihrem Herzen und nicht ihrem Verstand zu folgen.“

Für einen Moment stoppte der Feuergeist. Was tat er hier überhaupt. Eigentlich war es ja seine Schuld, da er Samira diesen Weg aufgezeigt hatte. Doch nicht mal er hatte damit gerechnet, dass sie sofort in ein Mitglied der Dalin-Dynastie hineinlief. Wäre es nicht so gekommen, dann wäre sie jetzt in Sicherheit und hatte zusätzlich noch das Leben was sie haben wollte. Aber nein, sie musste sich ja mal wieder den falschen Zeitpunkt ausmalen. Doch das war eine Tatsache, die Okami überhaupt nichts anging. Allerdings kam ihm in diesem Moment ein anderer Gedanke in den Sinn, der ihn dazu brachte das Thema zu wechseln.

„Außerdem wieso im Namen des Geisterkönigs regst du dich bitte so auf. Du konntest sie doch noch nie wirklich leiden, oder irre ich mich da. Ach nein warte, du konntest sie ja nur nicht leiden, weil sie gegen die Regeln verstoßen hat und darüber hinaus auch noch etwas mit deinem Schützling hatte. Himmel und Hölle noch mal krieg dich gefälligst wieder ein, er ist nur ein Schützling von vielen. Also reiß dich zusammen und tu nicht so, als ob er der Messias der Neuzeit ist, die Rolle ist nach der Geschichte nämlich schon vergeben. Auch wenn sich die Menschen immer noch über das Thema streiten. Fest steht jedenfalls dass er genauso wie Jesus nur ein mächtiger Schamane ist, dessen Macht ins überdimensionale verschrien wird.“

Mit jedem weiteren Wort schien die Wut des Feuergeistes weiter zu steigen.
 

Was er zu dem Thema eingreifen sagte stimmte nicht ganz. Es waren nur ein Teil der Gründe die ihn daran gehindert hatten die Flammen zu kontrollieren und Samira zu retten. Der entscheidende Punkt war jedoch, dass es nichts geändert hätte. Wären die Flammen erloschen, so hätte man eine Bestätigung für die anherrschende Anschuldigung gefunden. Und würde Feuer nichts bringen, so würde man ihr den Kopf abschlagen oder so gar erhängen, um sie zu vernichten. Die Menschen waren in solchen Sachen ziemlich vorhersehbar. Darüber hinaus war es nicht so, dass er es nicht versucht hätte. Im Gegenteil, er hatte versucht ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, ihr klar zu machen, dass sie weiter kämpfen musste. Doch sie hatte einfach den Glauben verloren und zwar nicht nur an den König der Geister und an die Spirits of Element. Nein, sie hatte den Glauben an sich selbst und an ihr Leben verloren. Eine Einstellung, die ihr Leben letzten Endes besiegelt hatte. Jede Wächterin, die an ihrem Leben und an sich selbst zweifelte, setzte ihre Kräfte frei und ist im Nachhinein nicht mehr in der Lage sie zu kontrollieren. Das wiederum stellte eine Gefahr für sie und alle die etwas mit ihr zu tun haben dar. Genau das war die Tatsache, die den Feuergeist davon abhielten ihr aus eigenem Antrieb zu helfen. Denn ohne ihr Einverständnis konnte er es zwar versuchen, jedoch würde eine solche Aktion, die Sache nur noch verschlimmern. Und am Ende war es ihr Hoffnungslosigkeit, die viel zu lange anhielt, als dass er anschließend noch etwas hätte machen können um ihr zu helfen. Klar hätte er die Flammen noch löschen können, auch hätte er sie noch rausholen können, doch an der Rauchvergiftung, die nach wenigen Minuten den Tod des Opfers einläutete konnte er nichts mehr ändern, jedenfalls nicht allein. Und die notwendige Hilfe hätte er niemals rechtzeitig herbei ordern können. Noch dazu wagte er zu bezweifeln, dass diese schnell genug auf seine Anweisungen eingegangen wären. Der Tod des Mädchens wäre dem zur Folge so oder so eingetreten und genau deshalb hatte er dem Szenarium nur hilflos den Rücken zudrehen müssen. Und selbst wenn er es geschafft hätte, so gab es einen weiteren Grund, wieso der ganze Aufwand umsonst gewesen wäre.
 

Samira aus dem Flammenmeer zu retten war eine Sache, sie jedoch anschließend in Sicherheit und besonders außer Reichweite des Dalin-Erben zu bringen eine völlig andere. Dafür hätte er Samiras Furyoko verwenden müssen. Denn allein durch das löschen der Flammen hätte Rakesh gewusst, dass er in der Sache mitmischte. Und ohne Furyoko wollte er sich nicht mit dessen Schutzgeistern anlegen. Das Risiko wäre einfach zu groß gewesen, selbst wenn in Samira neue Hoffnung aufgekeimt wäre. Sie hätte nur eine Chance gehabt, wenn sie mit ihm eine einvernehmliche Verbindung eingegangen wäre und das schien unwahrscheinlich. Darüber hinaus war es zu bezweifeln, dass er sich mit ihrer Hilfe gegen die Kampfgeister des Schattenfürsten zu wehr hätte setzen können, besonders wenn man ihren derzeitigen Zustand betrachte. Zugegeben sie war eine starke Schamanin, doch ihre Kampferfahrung ließ stark zu wünschen über und ihre physische Kraft war darüber hinaus auch fast aufgebraucht. Ihr Tod war deshalb so gut wie besiegelt und da würde ihm jeder, der die Situation überblicken konnte, zustimmen. Aus diesem Grund war er auch so wütend, dass seine Artgenossin ihm die ganze Schuld übertrug. Doch diese schien ihren Fehler nicht zu bemerkten, sondern setzte da an, wo der Feuergeist vor wenigen Sekunden aufgehört hatte.

„Die beiden haben nichts gemeinsam.“

„Du musst es ja wissen, Okami.“

„Ich hab genug von Tako erfahren um mir eine Meinung zu bilden. Dem zur Folge, ja. Ich weiß wovon ich rede im Gegensatz zu dir.“

Mit diesen Worten hatte Kami ebenfalls ihre Kräfte benutzt um dem Konflikt mit dem Feuergeist zu beenden. Dieses Mal würde sie es sein, die ihn mitten in der Gegend stehen ließ und nicht umgekehrt. Sie selbst hasste es, wenn sie einfach stehen gelassen wurde, aus diesem Grund konnte sie sich auch gut vorstellen, dass sich der Feuergeist um einiges mehr ärgern würde, immerhin war er so ein Verhalten nicht gewöhnt, was überwiegend daran lag, dass er immer schneller war.
 

-In einer anderen Dimension -
 

Erst als sie in dem inneren Kreis der Totems wieder auftauchte atmete sie tief durch. Sie wusste, wenn sie ehrlich war nicht was sie jetzt tun sollte. Natürlich war sie dagegen, dass Hao und Samira zusammen kamen. Und das aus ganz logischen Gründen, doch dass war auch keine Lösung. Sie verstand es auch nicht wirklich. Normalerweise waren die Amulette des Einheitssterns, jene die eine Wächterin nach der Geburt erhielten, mit einem bestimmten Zauber belegt, der sie vor der Macht des Schattenfürsten und deren Anhänger schützen sollte und nicht nur dass. Nein ihre Macht sollte die Wächterinnen auch vor Angriffen schützen.

„Wieso hat das Amulett sie nicht beschützt, immerhin war es ihr doch genau zu dem Zweck verlieren worden, oder täusche ich mich da.“

//„Es beschützt nur jene, die ihren Glauben behalten. Jene, die den Glauben an sich und an mich und meine Macht in ihren Herzen tragen. Sie hatte diesen Gauben, doch in jenem Moment, wo Rakesh das Amulett berührt hatte, wurde ihr seine Macht klar“\\

„Und damit drängten sich die Zweifel in den Vordergrund“

//„So kann man es sagen“\\

„Und was jetzt. Wie soll es weiter gehen. Ich…ich hab Hao noch nie so gesehen. Er war völlig erstarrt.“

//„Wundert dich das? Er hat gesehen was passiert ist, gehört welche Gedanken den Menschen in dem diesem Moment in dem Kopf herumschwirrten. Und ich kann dir versichern selbst ich konnte mir den Inhalt kaum vorstellen“\\

„Ich weiß, ich habe mich in seine Gedanken geschlichen und das ganze ebenfalls mitbekommen. Und genau deshalb bin ich hier. Es kann so nicht weiter gehen. Diese Kräfte, sie bringen ihn früher oder später um den Verstand. Du musst doch irgendetwas dagegen tun können.“

Mit einem Mal stoppte Kami. Sie hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl, als sie erfahren hatte, dass Hao nun genauso wie sie die Gabe hatte Gedanken zu lesen. Wieso wusste sie nicht, geschweige denn ob das wirklich vom Geisterkönig geplant war. Nur eines und zwar dass es mit dieser Fähigkeit noch ärger geben würde. Besonders da Hao nicht nur die Gabe besaß Gedanken zu lesen, sondern auch jene um in die Zukunft zu sehen. Es waren zwei Gaben die Hao nicht bewusst kontrollieren konnte und genau dass machte die Situation noch um einiges schlimmer.

//„Ich kann ihm diese Kräfte nicht nehmen ohne ihm auch die Macht des Einheitssterns wieder zu entreißen und dass könnte ihn umbringen.“\\

Bei diesen Worten konnte Kami ein wütendes Knurren nicht unterdrücken. Das war wirklich super. Hätte sie das von Anfang an gewusst, hätte sie Hao die Sache mit dem Einheitsstern wahrscheinlich versucht auszureden. Den derzeitigen Verlauf der Geschichte hatte er nicht verdient.
 

Bei diesen Gedanken lehnte sich Kami an einen der Totems und ließ sich an diesem resigniert herunter zu Boden gleiten.

//„Ich weiß, dass du mit dem Gedanken spielst Hao über alles aufzuklären und ihm deine wahre Identität zu offenbaren, besonders da Santi über diese bescheid weiß. Doch ich rate dir davon ab, denn das könnte dazu führen, dass Hao sich selbst fragt, was von all den Herausforderungen, die er bestanden hat, sein verdienst war. Und das letzte was der Junge jetzt braucht sind Selbstzweifel. Falls du ihn jedoch einweihen willst, so werde ich es dir nicht verbieten.“\\

„Ihm jetzt nach all den Jahren die Wahrheit zu sagen, wäre nicht sinnvoll, das weiß ich selber. Allerdings ändert es nichts daran, dass er Samiras Tod nicht so einfach vergessen kann. Er kann es nicht einfach ignorieren und so tun als wäre nie etwas gewesen.“

//„ Das muss er auch nicht. Er darf nur nicht vergessen wer er ist und wo seine Überzeugung liegt. Ich sage es ungern, aber er wird deine Hilfe brauchen um nicht so zu enden wie sein Vorgänger.“\\

„Sein Vorgänger? Der Schamane, dessen Überzeugung mit dem Tod seiner Freundin und dem Verrat seiner Freunde zusammengefallen ist, und anschließend die Macht des Schattenfürsten über die Welt entfesselt hatte. Das ist absurd! Hao würde seine Prinzipien niemals verraten.“

//„Wollen wir es hoffen, Okami. Ich weiß nur eines und zwar, dass Hao diese Sache niemals alleine bewältigen kann. Verdrängen ja, doch nicht verarbeiten und dass muss er wenn er nicht irgendwann von seinen Erinnerungen eingeholt werden will. Insbesondere da ich bezweifle, dass seine Familie seine Probleme realisiert. Es ist durchaus möglich, dass sie versuchen ihn in eine bestimmte Richtung zu drängen und ihn damit dazu bringen sich selbst zu verlieren. Also behalte ein besonderes Auge auf seine Reaktionen und versuch ihn von unbedachten Aktionen abzuhalten.“\\

Kami nickte bei diesen Worten nur. Sie wusste was der König der Geister von ihr verlangt. Sie hatte ihre Antwort bekommen, doch die Durchführung schien im ersten Moment wesentlich schwieriger als es im ersten Moment den Anschein hatte.

„Die Geschichte wird sich nicht wiederholen, nicht wenn ich noch ein Wörtchen mitzureden habe, da kann sich der Schattenfürst von mir aus auf den Kopf stellen und den neusten Volktanz tanzen.“

Mit diesen Worten war Kami aufgestanden, nur um sich im nächsten Moment wieder in Luft aufzulösen. Der König der Geister hatte Recht. Hao brauchte sie, denn außer auf Youji und Santi, konnte dieser sonst auf niemanden bauen. Darüber hinaus stellte sich die Frage, ob die beiden schon etwas von Samiras Tod mitbekommen hatten.
 

- Bei Hao -
 

Hao hatte sich derweil zu dem Ort begeben, an dem er sich immer mit Samira unterhalten hatte. Er konnte es einfach nicht fassen, dass das was er gesehen hatte, die Wahrheit war. Doch das Amulett in seiner Hand, welches mittlerweile mit seinem Blut befleckt war, stellte einen unwiderlegbaren Beweis dar.

„Samiras Amulett?“

Als Hao die Worte seines Cousin vernahm gab er diesem nur ein kurzes Nicken als Antwort, doch sein Blick war immer noch starr auf das Amulett gerichtet.

„Ich hab es in der Stadt gefunden…am Scheiterhaufen…“

Youji wusste nicht was er dazu sagen sollte. Er hatte das ganze sehr wohl mitbekommen, doch hatte er keine Chance etwas zu unternehmen. Es war bereits zu spät gewesen, als er dort angekommen war. Hätte er es vorher gewusst, hätte er gewartet oder sie sogar begeleitet. Allerdings hatte er gelernt, dass man bei Samira nie genau wusste, wann sie das nächste Mal die Mauern des Tempels, in dem sie seit ihrer Geburt lebte, verließ. Doch jetzt war es zu spät.

„Es tut mir Leid…ich wollte ihr helfen, doch ich hab es zu spät mitbekommen…als ich dazu kam hatten die Flammen sie schon umschlungen…“

Abrupt stoppte Youji. Noch immer hatte Hao ihm keinen einzigen Blick gewürdigt und dass ließ die Sorge um diesen nur noch weiter wachsen.

„…Hao…“

Mit einem Mal umschloss Haos Hand das Amulett. Fast so als würde er versuchen es vor dem Licht der Welt zu beschützen. Anschließend richtete er sich auf und auch wenn seine Stimme normal klang, so wusste Youji sofort, wie sehr ihn Samiras Tod mitnahm.

„Du bist nicht der einzige der zu spät hier war!“

Bei Haos Worte konnte Youji nicht anders als sich frustriert durch die Haare zu fahren. Wieso musste Hao immer versuchen seine Probleme selbst in den Griff zu bekommen. Und vor allem, wie schaffte er es immer in jeder Situation so unberührt zu klingen. Es war doch eindeutig, dass ihn Samiras Tod mehr mitnahm als jeden anderen den er kannte. Und genau dieses Wissen über Hao ließ in Youji die Wut aufsteigen. Normalerweise war ein Streit zwischen ihm und Hao so gut wie unmöglich, doch in diesem Moment konnte er sich einfach nicht mehr zurück halten.

„Wen versucht du hier eigentlich etwas vorzumachen. Wir wissen beide wie viel dir Samira bedeutet hat, also tu nicht so, als würde dich ihr Tod nicht aus der Bahn werfen.“

„Wie ich auf ihren Tod reagiere ist meine Sache, also halt dich aus meinen Angelegenheiten raus.“

„Nicht wenn du dich damit selbst kaputt machst.“

Noch ehe die Worte seinen Mund vollständig verlassen hatte wich Youji zurück. Er war selbst überrascht wie harsch er geklungen hatte.
 

Selbst Hao schien von dem Ton, den Youji an den Tag gelegt hatte sichtlich geschockt. Allerdings war das nicht das einzige. Youji konnte nun am aller wenigsten für Samiras Tod, also wieso hatte er auf dessen Worte so wütend reagiert. Er wusste immerhin, dass Youji es nicht böse gemeint hatte im Gegenteil.

„Tut mir Leid, ich…“

Hao brachte es einfach nicht fertig diesen Satz zu beenden. Er wusste darüber hinaus auch nicht wirklich wie. Für ihn gab es keinen passenden Grund für diese Überreaktion. Zudem lag es nicht mal an Youji, sondern an den Bildern die sich immer wieder in seinen Kopf abspielten. Immer wieder sah er Samira und die Angst in ihren Augen. Es war als würde er direkt daneben stehen. So nah, dass er nur die Hand ausstrecken musste um es zu verhindern und doch waren die Geschehnisse so weit in der Vergangenheit, dass nicht mal seine Fähigkeiten ausreichten um sie zu retten oder gar zurückzubringen.

„Ich weiß… ich weiß nicht wie ich reagieren würde, besonders in deiner Position…“

Verzweifelt suchte Youji nach den passenden Worten. Es lag nie an ihm jemanden über ein Problem, geschweige denn über den Tod einer geliebten Person hinwegzuhelfen. Das war überwiegend Haos Aufgabe oder die von Santi. Die beiden fanden einfach die richtigen Worte. Er selbst hatte zwar immer sein Bestes gegeben, diese Person auf andere Gedanken zu bringen, doch aus irgendeinem Grund, hielt er es in diesem Fall für die falsche Methode.

„Wenn Riku auch nur versucht ihren Tod zu benutzen um mich auf dem Boden zu kriegen, dann sorge ich persönlich dafür, dass er sich sein eigenes Grab schaufeln kann.“

„Hao!“

In diesem Moment wusste Youji echt nicht ob Hao diese Worte ernst meinte oder sie nur sagte um sich selbst auf andere Gedanken zu bringen. Innerlich verfluchte sich Youji, dass er das Wort Position in den Mund genommen hatte, da eindeutig war, dass er damit die Position des Oberhauptes gemeint hatte. Ein heikles Thema besonders da genau diese Position Hao in gewisser Weise ziemlich unter Druck setzen konnte. Am liebsten hätte er seinen Cousin dazu überredet die Führung der Familie erst einmal abzugeben, doch er wusste was das gleichzeitig bedeuten würde. Es bedeutete, dass Hao sich dieses Anspruches trotz allem als unwürdig erweisen würde, denn ein Leitsatz besagte, dass wahre Führungskraft erst im Angesicht der Zerstörung erkennbar ist. Für Hao war Samiras Tod eine Art letzte Prüfung um sich der Führung der Familie zu beweisen. Auch wenn das in gewisser Weise unfair klang, so konnte er an dieser Sicht nichts ändern.
 

Aus diesem Grund wusste er es auch besser, als dass er diesen Vorschlag überhaupt ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Hao musste mit diesem Los zwangsläufig klarkommen, auch wenn Youji ihm diese Bürde am liebsten abgenommen hätte.

„Wir sollten gehen.“

„Wie du meinst.“

Auch wenn Youji seinen Worten folgte, so wusste Hao doch, dass dieser dies nur tat, weil er nicht noch einmal mit ihm aneinander geraten wollte. Einmal reichte völlig und dass sah Hao auch so. Er konnte seinem Cousin nur zugute halten, dass dieser versuchte ihm zu helfen auch wenn der Erfolg nicht wirklich aus blieb. Doch das ganze war ein Problem, mit dem er selbst fertig werden musste. Im Prinzip hatte er nur zwei Möglichkeiten, entweder er drängte seine persönlichen Gefühle und Interessen wieder in den Hintergrund oder er trat freiwillig von der Familienführung zurück. Einen anderen Weg gab es nicht. Er musste sich entscheiden und die Entscheidung war so einfach als auch grausam. Er musste den Weg auf dem er war weiter gehen und durfte nicht länger verweilen, denn dass wäre nicht nur sein Ende, sondern auch das seiner Familie.

„Ich habe vor Jahren etwas geschworen und egal wie schwer es mir fällt, so muss ich diesem Schwur folge leisten und das weißt du.“

„Aber nicht alleine. Wir sind eine Familie. Und eine Familie hält zusammen egal was passiert. Und dabei ist es egal ob du das amtierende Oberhaupt bist oder nicht. Wir müssen alle an einem Strang ziehen um das zu halten was unsere Vorfahren mit ihren Händen aufgebaut haben. Es ist nicht nur deine Pflicht die Familie zusammen zu halten, sondern auch unsere...“

Hao schenkte Youji daraufhin nur ein schwaches Lächeln, welches jedoch in dem Moment wieder von seinem Gesicht verschwand, als er sich von seinem Cousin abwendete. Der Schmerz war einfach immer noch zu groß, als dass er ihn mit treffenden Worten beschreiben könnte. Hao wusste, dass er loslassen musste, doch dieser Gedanke war einfacher gedacht als zu befolgen. Insgeheim fragte er sich wofür er all die Jahre gekämpft hatte um am Ende die Person zu verlieren, für die er durch Hölle gegangen wäre.

//Und ich werde alles dafür tun, damit den anderen diese Tatsache wieder bewusst wird\\

Auch wenn diese Gedanken nur in Youjis Kopf vorherrschten bekam Hao sie mit. Eine Tatsache die Hao verdeutlichte, wie stark der Effekt von Samiras Tod wirklich war und wie sehr es an seiner Kontrolle über seine Schamanenkräfte zerrte. Allerdings wurde ihm noch etwas anderes klar und zwar, dass Youji ihn am liebsten zum reden bringen würde, doch er konnte nicht reden. Mit wem denn. Kami wäre eine Alternative, da sie meistens wusste was zu tun war. Doch was die Familie anging, so wollte er sie nicht damit belasten, es reichte wenn er sich damit auseinander setzen musste. Es stimmte zwar, sie waren eine Familie. Jeder von ihnen hatte seine Pflichten, doch von ihm erwartete man, dass er eigene Probleme wegsteckte und sich nicht von diesen aus dem Konzept bringen ließ. Das war seine Pflicht als Oberhaupt und dieser musste er Folge leisten, allerdings bezweifelte er nach dem er Youji Gedanken gehört hatte, dass diesem dieses Ausmaß bewusst war. Youji konnte noch so viel von Familie reden, dass änderte dennoch nichts an der Tatsache, dass er in diesem einem Punkt auf sich allein gestellt war, sofern er seine Stellung nicht verlieren wollte. Und dass wollte er unter keinen Umständen riskieren, auch wenn das bedeutete den höchsten Preis zu zahlen, den es zu zahlen gab.
 

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Ein neuer Anfang oder doch nur der Anfang vom Ende?

Kapitel 42: Ein neuer Anfang oder doch nur der Anfang vom Ende?
 

Mittlerweile waren seit Samiras Tod einige Wochen vergangen, doch noch immer hatte Hao das Gefühl von den Ereignissen erschlagen zu sein. Zwar versuchte er die anstehenden Familienangelegenheiten so gut es ging zu bewältigen, doch scheinbar konnte man ihm deutlich ansehen, dass er sich verändert hätte. Andernfalls hätte Santi nicht so übertrieben versucht Riku von ihm fern zu halten. Doch auch die anderen Mitglieder verhielten sich in gewisser Weise merkwürdig.

„Hao wir müssen reden?“

„Muss das jetzt sein, ich hab…“

„Wenn du jetzt erwidern willst, dass du keine Zeit hast, dann würde ich diesen Satz jetzt lieber schnell wieder runter schlucken. Denn als Familienoberhaupt wirst du dir die Zeit nehmen müssen. Zwing mich bitte nicht meine Entscheidung von damals zu bereuen.“

Mehr brauchte Katsumi nicht sagen, da er anhand Haos Haltung deutlich sehen konnte, dass er verstanden hatte, worauf er hinaus wollte. Als ältester war es an ihn neben dem eigentlichen Oberhaupt sich um die Belange der Familie zu kümmern. Immerhin konnte keiner erwarten, dass das eigentliche Oberhaupt der Familie alles allein regeln konnte. Besonders jetzt schien sein Eingreifen, jedenfalls aus seiner eigenen Sicht, mehr als erforderlich, da Hao zum ersten Mal so wirkte, als wüsste er nicht was er tun sollte. Außerdem stand ein kleines Problem noch offen, was schleunigst behoben gehörte.

„Schon verstanden. Ich höre!“

„Versuch ja nicht einen falschen Eindruck entstehen zu lassen. Wir sind nicht dämlich. Darüber hinaus ist es mehr als offensichtlich was dich ablenkt. Mittlerweile weiß so gut wie jeder was mit Samira passiert ist und wie sehr dich das ganze mitnimmt. Aber es hat keinen Sinn ihr nachzutrauern.“

„Soll heißen?“

„Das du mit ihr abschließen musst, wenn du deine Position weiterhin halten willst. Sie ist Tod und das musst du akzeptieren, bevor es dich und die ganze Familie zugrunde richtet. Nimm es mir nicht übel, aber es ist Zeit, dass du dich nach einem lohnenderen Ziel umsiehst…“

Für einen Moment schwieg Katsumi. Selbst für ihn waren die Worte im Nachhinein etwas harsch. Das letzte was er wollte, war den Jungen vor ihm noch weiter auf den Boden zu bringen. Trotzdem dieser 6 ganze Jahre einen unvergleichlichen Job als Familienoberhaupt gemacht hatte, war er für ihn trotz allem nicht mehr als ein einfacher Junge. Einer der zu früh mit einer aufopfernden Aufgabe betraut wurde und jetzt langsam an dieser zu zerbrechen schien, da er die verpflichteten Familienangelegenheiten und seine privaten Probleme nicht mehr voneinander trennen konnte. Allerdings konnte er es nicht vermeiden ihm die Kraft, die er all die Jahre bewiesen hatte, hoch anzurechnen.
 

Eine Tatsache, die ihn im Rückblick doch etwas verwirrte. Am meisten im Moment verwirrte ihn jedoch Haos folgender Kommentar. Es war in gewisser Weise ein Kommentar, der ziemlich typisch für ihn war und dennoch…dennoch war etwas in diesem Kommentar versteckt, was er nicht entziffern konnte, obwohl er sich normalerweise sehr gut mit versteckten Nachrichten auskannte.

„Was ich damit meine ist…“

„Ich weiß worauf du hinaus willst, Katsumi. Du weißt, dass ich geschworen habe, alles zu tun was ich kann um der Aufgabe des Oberhauptes gerecht zu werden und diesen Schwur werde ich einhalten. Darauf kannst du dich verlassen.“

Obwohl Hao diese Worte recht unbeeindruckt und schon fast gefühllos aussprach, schien er innerlich laut zu schreien. Er hatte Jahre lang alles für seine Familie gegeben, versucht alles in seine Macht stehende zu tun damit es ihnen gut geht. Und jetzt…jetzt hatte er das Gefühl, als würde ihnen das ganze nichts bedeuten. Es schien fast so, als würde es niemanden interessieren was in ihm vorging. Er wusste genauso gut wie jeder andere, dass seine Position als Oberhaupt nie sicher war. Zwar konnte er sich jederzeit Rat holen, wenn er wirklich mal Hilfe benötigte, doch das kam so gut wie nie vor. Dafür war sein Stolz einfach zu groß gewesen. Allerdings änderte es nichts an der Tatsache, dass er sich jetzt zum aller ersten Mal allein fühlte. Verraten von seiner eigenen Familie, die sich einfach von ihm abgewandt hatten. Dieses Gefühl war eines der Gründe, wieso er so gut es ging versuchte die Vision, die er von Samiras Tod hatte zu vergessen oder zumindest zu verdrängen. Doch jedes Mal wenn er seinen Gedanken nachging, drangen die Bilder wieder in den Vordergrund. Fast so, als würden sie nur ein einziges Ziel verfolgen, ihm zum Aufgeben zwingen.

„Das hoffe ich.“

Mit diesen Worten drehte sich Katsumi auf dem Absatz um und verschwand wieder. Für einen Augenblick war Hao kurz davor ihn zurückzurufen, doch dann entschied er sich dagegen. Er hatte sich immerhin noch um etwas anderes zu kümmern.

„Sag mal kannst du mir mal sagen, wieso du mir die ganze Zeit aus dem Weg gehst?“

Innerlich verdrehte Hao bei diesen Worten die Augen. Was hatte er bitte getan, dass es heute jeder aber auch absolut jeder für nötig hielt ihn zur Rede zu stellen. Eines stand jedenfalls fest, er hatte nicht vor sich noch mehr Anschuldigungen und gut gemeinte Ratsschläge anzuhören. Für einen Tag waren das heute schon mehr als genug, der einzige der noch fehlte war Youji und Kami. Wobei letztere gerade mit ihrer Moralpredigt angefangen hatte und in gewisser Weise ziemlich verstimmt schien.

„Müsst ihr mich heute eigentlich alle nerven.“

Das hatte gesessen. Für einen Augenblick wirkte Kami wie versteinert, bevor sie die Arme vor ihrer Brust verschränkte und ihn wütend anfunkelte.
 

Allerdings war sie nicht die einzige, die von den genervten Worten geschockt war. Auch Youji, der genau in dem Moment aus einem sich in der Nähe befindenden Raum kam, war kurz davor den Rückzug anzutreten. Dann jedoch entschied er sich dafür sich einzumischen.

„Wow, du bist heute nicht wirklich gut drauf, oder?“

„Wie wäre deine Laune, wenn jeder es für nötig hält dir zu sagen, was du zu tun und zu lassen hat?“

„Ich wäre sauer. Um genau zu sein Stinksauer. Gut, jetzt wo wir das geklärt haben, können wir ja in Ruhe weiter reden. Katsumi und Co. machen einfach einen fiel zu großen Wirbel um das ganze. Ich meine, was ist bitte dabei, dass du noch keine Erben...“

„Youji bitte verschon mich mit dem Thema.“

„Du weißt es, oder? Ich meine dass…“

„Das mit Samira? Ja, ich hatte gestern Nacht einen ziemlich aufklärende Vision. Sofern man sie so bezeichnen kann. Sie hat es Mai erzähl, wahrscheinlich war das auch der Grund, wieso sie diesen Zeitpunkt gewählt hatte um den Tempel ein weiteres Mal zu verlassen. Die Frage ist nur, woher du es weißt. Soviel ich mitbekommen habe, hast du nichts von dem ganzen mitbekommen!“

„Sie hat mich vor ihrem Tod um Rat gefragt. Sie wollte wissen, was sie machen sollte. Den einzigen Rat, den ich ihr geben konnte, war zu klären, ob es für euch eine Zukunft gibt. Andernfalls sollte sie Schweigen. Ich wollte dich damit nicht übergehen…“

„Schon verstanden.“

Mehr sagte Hao nicht dazu, er wäre auch nicht dazu gekommen, da sich in dem Moment Kami einmischte, der das ganze Gespräch ein einziges Rätsel war. Gut, sie konnte Gedanken lesen, doch im Moment konnte sie sich nicht dazu überwinden.

„Könnte mir mal jemand sagen worum es hier bitte geht?“

„Sorry Kami, aber das ist Privatsache!“

„Ich bin Haos Schutzgeist, ich hab ein Recht es zu erfahren!“

„Nichts für ungut Kami, aber es geht dich nichts an.“

Kami sah Hao bei diesen Worten nur entgeistert an. Das war definitiv das erste Mal, seit sie sein Schutzgeist war, dass er so mit ihr redete. Er hatte ihr und Youji früher alles erzählt und jetzt schlossen die beiden sie einfach mal eben so aus. Das konnte doch nicht angehen.

//Irgendwie ist es ja nicht fair sie auszuschließen, aber ich kann Hao ja auch nicht in den Rücken fallen. Wenn er nicht darüber reden will ist es seine Sache. Obwohl ich der Meinung bin, dass er Kami darüber aufklären sollte, dass Samira Schwanger war, dann könnte sie ihn besser verstehen.\\

Youjis Gedanken verschlugen ihr die Worte. Am liebsten hätte sie einfach herausgeschrieen, was sie gerade erfahren hatte, doch das konnte sie nicht, immerhin war sie gerade in die Gedankenwelt von Haos Cousin eingedrungen. Sollte sie zugeben, dass sie dazu in der Lage war, würde er sie wahrscheinlich erst Recht aus seinen Angelegenheiten raushalten. Allerdings musste sie Youji durchaus Recht geben, dieses Wissen ermöglichte es ihr Hao besser zu verstehen, auch wenn es an ihrer Meinung nichts änderte.
 

Trotzdem konnte sie es nicht vermeiden innerlich zu Fluchen. Wie konnte das bitte passieren. Ok, sie wusste wie und konnte sich auch ungefähr vorstellen wann, dennoch war es unfassbar.

„Youji, kann ich dich um einen Gefallen bitten?“

„Immer doch! Schieß los, was hast du auf dem Herzen?“

„Du musst für ein paar Tage meine Position in der Familie übernehmen!“

„WAS?“

„Das heißt wie bitte? Nur mal nebenbei!“

„Ist ja gut, mach nicht gleich eine auf Noriko. Aber damit wir weiter kommen fange ich noch mal von vorne an. WIE BITTE, sag mal hast du ein Rad ab? Ich meine ich kann die Familienführung nicht noch einmal übernehmen, nicht mal für ein paar Stunden! Ich bin beim letzten Mal schon fast durchgedreht.“

Auf Kamis Gesicht breitete sich ein breites Grinsen aus. Wieso musste Youji auch immer so überreagieren. Gut sie selbst hatte die Frage auch überrascht, doch im Moment vertraute sie einfach darauf, dass Hao wusste was er tat.

„So schwer ist es nun auch nicht. Sei einfach immer vor Ort und versuch den Eindruck zu erwecken, dass du Ahnung von dem hast, was du tust. Mehr nicht!“

„Mehr nicht? Na das wird ja ein Kinderspiel. Das heißt es würde eines werden, wenn ich wirklich wüsste was ich tue. Aber ich hab sofort nachdem du zurückgekommen bist alles unwichtige wieder aus meinem Kopf geworfen, weil es einfach nur lästig war.“

„Hör zu Youji. Katsumi hat deutlich genug gemacht was er und der Rest der Familie von mir erwartet. Ich muss mit Samira abschließen und endlich neu Anfangen. Um das jedoch bewältigen zu können, brauche ich ein paar Tage um gewisse Dinge zu klären. Für diese Zeit brauche ich allerdings einen Vertreter und Riku traue ich diese Aufgabe nur dann zu, wenn ich in der Lage bin einzugreifen. Du kennst ihn.“

„Das wird ihm nicht gefallen… Also gut, überredet, ich mache es. Allerdings erwarte ich von dir, dass du dich mit dem was du vorhast beeilst, sonst bin ich Rikus neues Opfer.“

„Danke, ich bin so schnell zurück wie es geht!“

„Warte, du willst jetzt schon abhauen.“

„Je früher ich gehe, desto weniger Zeit hat Riku irgendeine Intrige vorzubereiten.“

Mit diesen Worten hatte Hao seinen Cousin im Gang stehen gelassen. Während dieser immer noch versuchte zu verstehen was gerade passiert war, konnte Kami nicht anders als laut zu lachen. Doch dann viel ihr auf, dass Hao mittlerweile außer Sichtweite verschwunden war.

„Hey Hao warte. Du kannst doch nicht ohne mich gehen!“

Mit schnellen Schritten lief sie ihm daraufhin hinterher. Wie sie es hasste ihm wie ein hilfloses Hündchen hinterher zu laufen. Doch in diesem Fall konnte sie nichts dagegen machen.
 

- Bei Hao -
 

Der Ritt dauerte einige Stunden, doch in dem Fall war es ihm Wert. Es war lange her seit Hao das letzte Mal hier war. Um genau zu sein waren es 6 ganze Jahre. Als sein Blick so durch die Gegend schweifte, kamen ihm langsam Zweifel an seinen Vorhaben. Was es nicht etwas vermessen nach sechs Jahren einfach wieder aufzutauchen und eine Bitte zu äußern, wie er es vorhatte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Wahrscheinlich gar nichts, wenn er jetzt richtig darüber nachdachte. Mit einem Seufzen stieg er von seinem Pferd und führte es den Rest des Weges an den Zügeln. Kurz vor dem Eingang des Dorfes, konnte er eine rothaarige Frau erkennen, die am Wegrand nach Kräutern suchte. Als sie jedoch seine Schritte bemerkte, sah sie auf und blickte ihn mit ihren grünen Augen verwundert an.

„Hao, was für eine Überraschung dich wieder zu sehen. Was machst du hier?“

„Ich bin hier um etwas Privates mit deinem Onkel zu besprechen.“

„Oh,…ach so.“

„Wieso so enttäuscht?“

„Bin ich nicht. Wartest du kurz, dann kann ich dich begleiten.“

Mit diesen Worten nahm die rothaarige den Korb der neben ihr lag und legte einige der abgeschnittenen Kräuter hinein, bevor sie aufstand und den kleinen Korb fest umklammerte. Es wirkte fast so, als würde sie etwas Wertvolles beschützen wollten.

„Ich kann mir vorstellen, dass sich Kouhei über deinen Besuch freut.“

„Das wage ich zu bezweifeln.“

„Wieso das denn?“

„Naja, ich kann mir vorstellen, dass er nicht gerade begeistert ist, dass ich mich nach 6 Jahren bei ihm melde.“

„Auch Unsinn. Er hat dich nach drei Jahren freundlich empfangen, also wieso sollte er es jetzt nicht tun. Aber mal zurück zu dir. Alles in Ordnung? Ich meine, du siehst irgendwie so… ich weiß auch nicht… irgendwie siehst du geschafft aus.“

„Sagen wir mal so, es läuft nicht alles so wie es sollte.“

„Ah, verstehe.“

„Und wie sieht es bei dir aus?“

„Alles bestens. Michio macht immer noch einen auf Big Ghost, obwohl man immer sagt mit dem Alter kommt die Weisheit, aber das Prinzip wirkt bei ihm wohl nicht. Tja und Kouhei erfreut sich bester Gesundheit...“

Noch bevor die rothaarige weiter reden konnte, erschien vor ihr auf einmal ein kräftig gebauter Mann. Sofort wich sie zurück und knallte dabei gegen Hao. Der Mann sah sich das Verhalten der rothaarigen nur amüsiert an, bis er sich selber äußerte.

„Also das mit der besten Gesundheit lass ich mal dahingestellt sein, Kaori. Dad wirkt ab und zu doch mal etwas kränklich. Ach Hao, lässt du dich auch mal wieder blicken. Dachte schon deine Familie hätte dich klein gekriegt. Scheint nicht so. Aber ernsthaft, ich warte immer noch auf meine Einladung.“

„Sagen wir Samstag in einer Woche.“

„Kling nicht schlecht.“

Nach diesen Worten stockte Michio kurz und schien kurz zu überlegen.
 

Wenig später knallte er sich die flache Hand gegen den Kopf und ging beleidigt murmelnd davon. Hao, der die Worte nicht verstand, setzte ausnahmsweise seine Kräfte ein um in dessen Gedanken zu blicken, die ihm deutlich eröffneten, was dieser gerade dachte.

//Ach verdammter Mist, wieso habe ich mich jetzt von ihm aus dem Konzept bringen lassen, eigentlich wollte ich ihm doch ein schlechtes Gewissen machen. So ein verfluchter Mist…\\

Nach diesen Gedanken klingte Hao sich wieder aus Michios Kopf, bevor dieser es noch mitbekam. Es war immerhin besser so. Stattdessen wendete er sich wieder Kaori zu, die Michio nur wütend hinterher blickte. Ihrem Aussehen nach zur Folge schien sie so ein Verhalten überhaupt nicht zu mögen.

„Dieser Hirnamputierte Affe von einem Schamanen hat den letzten Gong immer noch nicht gehört. Nur weil er im Gegensatz zu mir eine Familie hat, denkt er, dass er etwas Besseres wäre. Manchmal könnte ich ihm den Hals umdrehen und diesen den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Äh…T’schuldige. Ich wollte nicht…also…ich glaub jetzt hab ich es etwas übertrieben, oder?“

„Etwas. Aber dafür musst du dich nicht entschuldigen. Was ich mich frage ist nur, wieso du ihm nicht einfach einen Strich durch die Rechnung machst.“

„Oh als wenn das so einfach wäre. Ich bin als Hexe verschrien. Ich meine, sieh mich an. Rote Haare, das typische Wahrzeichen einer bösen Hexe, oder meine Augen. Giftgrün, jeder der mir zu lange in die Augen sieht fällt um und findet sich kurz darauf in der Geisterwelt wieder. Tja und beides zusammen ist das Todesurteil eines jeden Mädchens. Mein Glück ist nur, dass mein Onkel so hoch angesehen ist, aber sonst…Na ja, ich kann froh sein, wenn andere normal mit mir sprechen.“

Mit einem kurzen Seufzen wendete sich Kaori zum Boden. Diese Worte hatte sie sich damals als sie noch bei ihren Eltern lebte ständig anhören müssen. Sie hatte nahezu alles getan um ihr aussehen zu ändern. Früher hatte sie sich sogar Schlamm in die Haare geschmiert, damit sie deren Farbe überdenken konnte, ein anderes Mal hatte sie auf einen Schleier zurückgegriffen, doch den gewünschten Effekt hatte es nie gehabt.

//Um ehrlich zu sein sind mir die Meinungen anderer mittlerweile egal. Es gibt nur eine Meinung die mir wichtig ist und das ist deine. Ach wenn ich meine Gedanken nur laut aussprechen könnte, dann wüsste ich woran ich bei dir bin. Aber deinem Ruf zur Folge sind meine Chance ziemlich gering.\\

Hao konnte sich einfach nicht helfen. Er hatte nur eine geringe Kontrolle über die Kräfte Gedanken zu lesen, doch dieses Mal war sie ihm völlig entglitten, weshalb er ihre Gedanken mitbekam. Für einen Moment schwieg er, bis er sich zu ihrem vorigen Satz äußerte. Dabei versuchte er ihre Gedanken, die er zuvor mitbekommen hatte zu ignorieren, was nicht so einfach war, wie er gedacht hatte.

„Ich war noch nie ein Fan von so einem Gerede. Ich meine, das Aussehen sagt nichts über eine Person. Wieso sollte man sie auf Grund eines solchen Kriteriums ausgrenzen? So ein Verhalten ist einfach nur engstirnig und zeigt deutlich, dass diese Personen keine Ahnung haben.“

„Du klingst fast so wie Kouhei. Förmlich und doch Sachlich.“

Bei diesen Worten schlich sich ein Lächeln auf Kaoris Gesicht. Ein Lächeln, dass ihr unheimlich gut stand, dass musste Hao zugeben. Für einen Moment hatte er völlig vergessen, wofür er die letzten Jahre gekämpft hatte, bis vor seinen Augen ein weiteres Mal Samiras Bild auftauchte. Sofort darauf schloss er kurz die Augen, bevor er zu Boden sah um dieses Bild wieder loszuwerden. Katsumi hatte Recht, er musste sie loslassen, doch das war einfacher gesagt als getan.
 

Während Hao versuchte die Kontrolle über seine Gedanken zurück zu gewinnen, hatte Kaori sich dazu entschieden alles auf eine Karte zu setzen. Langsam kam sie ihm näher. Sie wusste, dass sie ein hohes Risiko einging, doch sie wollte endlich wissen, woran sie war. Außerdem war ihr klar dass sie niemals etwas dergleichen über ihre Lippe bringen konnte. Die Tatsache, dass Hao von irgendetwas abgelenkt war, verschaffte ihr zusätzlich den richtigen Augenblick. Genau in dem Moment als Hao wieder zu Kaori sah, was sie nur noch einige Zentimeter von ihm entfernt. Bevor sie die verbliebene Distanz jedoch überwinden konnte, mischte sich auf einmal ihr Onkel ein, der sie gerade entdeckt hatte.

„Kaori…was zum ….äh, ich stör wohl gerade, was...“

Sofort sprang die rothaarige zurück und sah ihren Onkel und dann Hao geschockt an. Dann jedoch wich sie noch ein paar Schritte zurück, wobei ihre Augen nur auf Hao gerichtet waren.

„Ich,…es…es tut mir Leid.“

Mit diesen Worten wich Kaori weiter zurück bevor sie gegen einen Dorfbewohner. Schnell entschuldigte sie sich noch einmal bei diesem, bevor sie es vorzog so schnell wie möglich außer Sichtweite zu kommen.

//Verdammt, ich bin so blöd.\\

„Kaori…“

Auf Haos Kommentar achtet sie gar nicht erst. Ihr war die Aktion im Moment einfach zu peinlich. Sie hatte echt versucht Hao zu küssen und das obwohl sie ihn erst drei Mal in ihrem gesamten Leben gesehen hatte. Das war doch einfach nicht normal. Sie konnte sich gut Vorstellen, dass Michio ihr das ewig vorhalten würde. Das schlimmste war nur, dass sie es ihm nicht mal verübeln konnte. Immerhin war der Gedanke so eine Situation zu nutzen schon unmoralisch. Aber diese Situation auch noch zu nutzen. Noch dämlicher konnte man nicht handeln, besonders wenn man wusste, dass es keinen Sinn machte. Hätte sie eine einigermaßen reelle Chance, so war es noch verzeihbar, doch so. Nein, so konnte sie froh sein, wenn Hao überhaupt irgendwann noch mal ein Wort mit ihr wechseln würde. Und damit dachte sie an Höflichkeiten und kein normales Gespräch, wie sie es vor einigen Minuten hatten. Wenn sie doch nicht so verliebt in ihn wäre, dann hätte sie das verhindern können, aber nein sie musste es ja unbedingt darauf anlegen. Wieso musste sie sich ausgerechnet in jemanden verlieben, bei dem sie nicht die geringste Chance hatte? Jeder bekam früher oder später was er wollte, nur sie ging immer leer aus, egal wie sehr sie sich bemühte nach den Regeln zu spielen. Sie verrichtete ihre Aufgaben gewissenhaft und sorgfältig und was brachte es ihr ein, nichts als Spott und ein belustigtes Lächeln von anderen, die mit weniger Aufwand mehr erreichten. Das Leben war doch einfach nicht fair.
 

- Bei Hao und Kouhei -
 

Die beiden Schamanen sahen Kaori nur sprachlos hinterher, jedenfalls so lange bis Kouhei sich mit einem Lächeln, das zum Teil Bedauern und zum Teil Belustigung beinhielt, abwandte.

„Frauen, mit denen hat man nichts als ärger. So und was verschlägt dich in die Gegend? Private oder Geschäftliche Aufträge?“

„In gewisser Weise beides.“

„Also keine verzweifelte Flucht. Gut, dachte schon deine Verwandten hätten deine Psychische Stärke ausgeschöpft.“

„Gewiss nicht!“

Kouhei sah Hao bei diesen Worten mit einem merkwürdigen Blick an. In gewisser Weise wartete er schon auf die nächste Katastrophe, die sie erreichen würde. Nicht dass er Hao für jemanden hielt der sich immer in Schwierigkeiten brachte. Nein viel mehr lag der Grund darin, dass dieser nie lange hier war, weil immer etwas dazwischen gekommen war. Und auch dieses Mal schien es für ihn so, als würde jeden Moment eine Nachricht kommen, die ihm die Sprache verschlagen wird.

„Wenn das so ist. Aber eine Sache, du solltest in Kaoris Umgebung aufpassen was du sagst, sonst macht sie sich nur unnötig Hoffnung.“

„Wäre das wirklich so schlimm?“

Bei Haos Aussage blieben Kouhei wirklich die Worte im Halse stecken. Er war nicht dumm und konnte kleine Andeutungen sehr wohl erkennen. Jedenfalls war es für ihn eine Andeutung, wenn nicht, dann hatte Hao in Zukunft ein ernstes Problem. Immerhin war das ein Thema mit dem man keine Scherze machte und auch er konnte solche nicht mal ansatzweise verstehen, auch wenn er einen guten Witz niemals schlecht machen würde, selbst dann nicht, wenn es gegen ihn oder einen seiner Verwandten ging.

„Willst du mir irgendetwas damit sagen?“

„In gewisser Weise…“

„Weißt du was Hao, das sollten wir vielleicht hinter verschlossenen Türen regeln. Besonders da ich auch noch ein Wörtchen mit dir zu reden habe und das muss nicht jeder mitbekommen.“

Mit diesen Worten drehte er sich auf den Absatz um und ging zu seiner Haus. Hao folgte ihm ohne ein weiteres Wort zu sagen. In gewisser Weise kam er sich vor wie ein kleines Kind, das auf seine Wohlverdiente Strafe wartete. Und wenn er ehrlich war, konnte er dieses Gefühl schon damals nie leiden. Besonders da er nicht mal wusste was überhaupt los war. Gut er konnte sich vorstellen, das Kouhei seine Andeutung durchschaut hatte, aber das konnte nicht der Grund sein. Falls doch, dann sollte er sich jederzeit einen Fluchtplan und eine gute Kampfstrategie überlegen auch wenn es in dieser Situation vielleicht etwas übertrieben war. Die Wahrheit war jedoch, dass er Kouhei nicht einschätzen konnte und genau das konnte er nicht leiden. Seine Fähigkeiten Gedanken zu lesen wollte er dennoch nicht einsetzen, da er es irgendwie mies fand. Im Grunde verwendete er sie nur im äußersten Notfall. Die einzigen Ausnahmen bildeten die Male, in denen er die Kontrolle über diese Fähigkeit verloren hatte und das war meistens alles andere als angenehm.
 

Als beide im Haus von Kouhei angekommen waren, herrschte erst einmal Schweigen. Erst nach geschlagenen drei Minuten ergriff Kouhei wieder das Wort und kam zum Thema.

„Hör zu, lassen wir die Formsache und kommen gleich zum Thema. Ich kann mich irren, aber für mich hat es sich eben so angehört, als hättest du ein Auge auf Kaori geworfen.“

„Das habe ich und sie ist Teil meines Aufenthaltes hier, allerdings…“

Weiter kam Hao nicht da Kouhei ihm schon das Wort abschnitt. Er hatte es doch gewusst. Übel konnte er es Hao allerdings nicht nehmen, immerhin konnte er sich gut denken, was in ihm vorging. Auch wenn er nicht zu 100 Prozent sicher sein konnte. Aus diesem Grund ließ er ihn gar nicht erst das Thema wechseln, da er einfach etwas loswerden musste.

„Weißt du Hao, ich hab mich in den letzten Jahren über dein Leben auf dem laufenden gehalten. Mir ist sogar zu Ohren gekommen, dass du deinen Aufgaben in der Familie gewissenvoller angehst als so mancher andere. Die Sachen mit den Hakái henséi lass ich mal außen vor, immerhin wissen wir ja, was man von Cassandras Gerede zu halten hat…“

„Ihre Worte sind wirklich bis hier her gekommen?“

„Hast du eine Ahnung, so wie ich es sehe weiß es so gut wie jeder Schamane. Bedank dich bei Takumi Sasaki, der alte Kauz hat es sich zu Aufgabe gemacht das Gerücht noch weiter zu verbreiten. Um genau zu sein heißt es, dass es allein durch die Gerissenheit seines Schülers so weit gekommen ist. Aber darauf wollte ich auch nicht hinaus. Es geht mir eher um die Situation Rund um den Einheitssterns. Wäre übrigens nett gewesen, wenn du uns wenigstens ein paar Zeilen geschrieben hättest, aber was soll’s. Jedenfalls habe ich auch deine Geschichte mit einer gewissen Samira verfolgt.“

Jetzt war es raus. Kouhei wusste sofort, dass er Hao bei diesen Worten sofort seine eigenen Schlussfolgerungen schloss und die waren gewiss nicht die, auf die er hinaus wollte. Aus diesem Grund sprach er einfach unbedacht weiter ohne auf die Rechtfertigung seines Gegenübers zu achten. Was in dem Fall auch nicht schwierig war, da Hao einfach nur sprachlos war. Scheinbar hatte er die Konsequenzen die das Oberhaupt einer mächtigen Familiendynastie mit sich bring unterschätzt. In dieser Position ist man ein offenes Buch und mindestens eine Person weiß jedes kleine Geheimnis über einem.

„Außerdem kenne ich das gravierende los eines Familienoberhauptes. Wenn ich dir schaden wollte, müsste ich nur ein paar Fragen stellen und du müsstest mich entweder anlügen oder deine wahren Ziele offenbaren. Dein Ziel deiner Aufgabe gerecht zu werden…“

„Sie missverstehen meine Absicht…“

„Das glaube ich nicht. Aber sei es drum. Du bräuchtest mein Einverständnis sowieso nicht. Dennoch bitte ich dich darum ihr nichts von dieser Samira zu erzählen. Sie würde sich sonst nur wie ein billiger Platzhalter vorkommen und ich schwöre dir, sollte das der Fall sein, werde ich dir eigenhändig das Genick brechen. Haben wir uns in dem Punkt verstanden?“

„Voll und ganz.“

Kouhei musste sich bei Haos Antwort ein schmunzeln verkneifen. Er mochte den Jungen, das konnte er nicht leugnen und irgendwie bereute er seine harschen Worte, aber es war das Beste so.
 

Einen anderen Weg gab es einfach nicht. So konnte er wenigstens seiner Nichte einen Gefallen tun, obwohl er sich im Nachhinein doch etwas mies vorkam. Wahrscheinlich würde jeder, der das Gespräch mitbekommen hatte, ihn für einen gefühlskalten alten Mann halten, wobei sie beim letzten durchaus Recht hätten. Doch das war er nicht. Er hatte zwei Punkte die ihn zu dieser Entscheidung bewegten. Als allererstes war sein Gedanke bei seiner Nichte, die ihr Herz schon bei Haos erstem Auftauchen an diesen verloren hatte. Wieso konnte er nicht sagen, es war einfach so. Jeden anderen möglichen Kandidaten hatte sie abblitzen lassen, obwohl sie selber nicht eine Chance gesehen hatte mit diesem zusammen zu kommen. So konnte er ihr wenigstens zu etwas glück verhelfen. Darüber hinaus zählten die Asakuras zu den berühmtesten Familien in Japan. Im Allgemeinen war es daher ein Privileg in diese Dynastie einzuheiraten. Sein zweiter Punkt war Hao selbst. Kouhei war nicht dumm, er konnte das schlechte Gewissen den Jungen sofort sehen. Allein das hielt er diesem zu gute, denn ihm waren auch andere Schamanen bekannt, die sich nicht darum kümmerten was sie anderen antaten. Zusätzlich wusste er von dem tragischen Vorfall, der sich in seinem Umfeld zugetragen hatte und von den Pflichten eines Familienoberhauptes. Er selbst war auch einst an diese gebunden, hatte sich dann jedoch zur Ruhe gesetzt und die Führung seiner erfahrenen Schwester überlassen. Eine Entscheidung, von der noch nicht mal sein eigener Sohn wusste, geschweige denn seine Nichte, die damit eine direkte Erbin der Sakaida-Dynastie ist. Doch das war nicht zu ändern. Eines wusste er sofort, Hao würde nicht einfach so auf die Familienführung verzichten, dafür hielten ihn zu viele Dinge ab. Doch wenn sich die ganze Familie gegen ihn wendete, hatte er in diesem Punkt kein Mitspracherecht mehr und dass wollte er verhindern.

„Gut was steht noch an. Denn ich denke mal du hast dir noch einen kleinen Reserveplan aufgehoben. Wenn nicht würdest du mich sehr enttäuschen!“

„Bin ich wirklich so vorhersehbar.“

„Kommt darauf an. Noriko hat mir damals erzählt, dass du immer einen Ersatzplan hast, falls der eigentliche Plan nicht so läuft wie du es gerne hättest. Und ich bezweifle irgendwie, dass du in dieser Sache alles auf eine Karte gesetzt hast. Das würde ich dir nicht zutrauen. Also setz dich und fang an zu erzählen!“

Für einen Moment war Hao sprachlos, dass konnte er nicht leugnen, genauso wenig wie die Tatsache, dass dieser Zustand heute scheinbar ein Normalzustand zu sein schien. Dennoch bekam er seine Gedanken schnell wieder in den Griff und kam Kouheis Aufforderung letzten Endes nach. Seiner Familie hatte er schriftlich mittgeteilt, dass er die Verbindungen zwischen befreundeten Familiendynastien festigen wollte und dass hatte er auch vor. Um genau zu sein war dieser Vorsatz sein Ausweichplan gewesen, für den Fall, dass sein eigentliches Vorhaben in die völlig falsche Bahn lief. Allerdings war das ganze doch nicht so aufgegangen wie er gedacht hatte.
 

- Bei den Asakuras -
 

Mittlerweile hatten auch die restlichen Asakuras den Brief gefunden, den Hao in dem Arbeitszimmer hinterlassen hatte. Selbst Youji konnte mit der allgemeinen Ausführung nicht sonderlich viel anfangen und hüllte sich deshalb ins Schweigen. Doch da hatte er die Rechnung ohne Riku gemacht, der dieses Verhalten überhaupt nicht dulden wollte.

„Gut, jetzt reicht es. Wo ist dieser Bengel?“

Innerlich zog Youji den Kopf ein. Er wusste selber nicht, wie er es geschafft hatte diese Reaktion nicht nach außen hin zu zeigen. Allerdings war er froh darüber und versuchte so zu reagieren wie Hao es tun würde.

„Er will die Verbindungen zwischen befreundeten Familiendynastien festigen. Deshalb hat er mich auch gebeten die Familienführung in der Zeit seiner Abwesenheit zu übernehmen.“

„WAS?“

„Das heißt erstens ‚Wie bitte’ und zweitens du hast mich schon richtig verstanden, Riku.“

Youji wusste selber nicht wieso, bei Rikus Aufschrei konnte er nicht anders als die Vorgehensweise zu wählen, die Hao einige Stunden vorher bei ihm angewandt hatte. In dem Moment wusste er auch, wieso Hao ihm so entgegnet hatte. Es sollte ihm die Luft aus den Lungen nehmen und zumindest bei Riku hatte es gewirkt. Es ging nur darum dem gegenüber dazu zubringen den Faden zu verlieren. Es war eine von Haos Lieblingsmethode um lautstarken Konflikt zu durchbrechen und sich gehör zu verschaffen.

„Wir können lesen, Youji. Mich würde mehr interessieren, was er dir erzählt hat.“

„Hao meinte, er hätte ein paar Dinge zu erledigen. Zugegeben ich weiß nicht was er vorhat, doch ich weiß, dass es zum Wohle unserer Familie ist. Also wieso hört ihr nicht endlich auf nach den kleinen Fehlern zu suchen um sie ihm dann vorzuwerfen. Hao tut alles für unsere Familie was er kann und auch wenn es die Pflicht eines Oberhauptes ist, so finde ich, dass ihr das ganze als viel zu selbstverständlich betrachtet…“

Eigentlich wollte Youji noch etwas ergänzen, doch im letzten Moment hatte er sich um entschieden und ließ diese Worte einfach nur so stehen.

„Darum geht es doch gar nicht…

Noch bevor Katsumi weiter sprechen konnte fiel ihm seine Frau ins Wort. Sofort wendeten sich alle zu dieser, doch nur Youji schien aufzufallen, dass das was sie sagte anders klang als sonst. Aus diesem Grund versuchte er den Inhalt ihrer Worte in seinen Kopf aufzunehmen.

„Wenn Geheimnisse erreichen die unbekannte Linie, werden vermischt die guten und schlechten Ziele. Nicht ahnend wonach das lauernde Böse sinnt, dort im dunklem Raume wo das Zerwürfnis beginnt. Dunkle Schatten ziehen über die Lande um zu zerstören des guten Bande. Ein Verrat so schwer dass er kaum zu ertragen schwemmt Erinnerungen hoch die allein nicht sind zu tragen. Nur die Verbündenden allein können richten was die meisten nicht mal sichten.“

Auf einmal stoppte Cassandra und blieb stumm und starrte nur völlig Geistesabwesend an die gegenüber liegende Wand.
 

Eine Tatsache, die sonst nie der Fall ist, da sie ihre eigenen Worte meistens anschließend noch mal kommentierte doch dieses Mal nicht.

„Was meinst du damit, Cassandra.“

„Was soll sie damit schon meinen? Nichts natürlich, du kennst sie. Seit Jahren labert sie diesen Mist von wegen Untergang der Welt und das Hao uns vernichten wird, wenn wir ihm nicht zuvorkommen und blablabla…wirklich nichts Neues.“

„Und das aus deinem Mund, Riku.“

Riku schenkte seiner Schwester daraufhin nur einen kalten Blick. Er hatte Cassandras Worten nie glauben geschenkt und dass würde er auch in Zukunft nicht tun. Darüber hinaus war er auch nicht so engstirnig wie alle dachten. Ihm ist durchaus aufgefallen, dass Hao enorm unter dem Tod dieser Wächterinnen leidet und er konnte diese Schmerz verstehen, immerhin war er vor vielen Jahren in der selben Situation. Zuerst wegen dem Tod seiner Frau und dann wegen Sayuris Tod. Und auch wenn er darauf gewartet hatte Hao am Boden zu sehen, so konnte er sich selbst nicht dazu bringen dort anzusetzen, obwohl er genau wusste, dass ein gut platzierte Kommentar zu dem gewünschten Ziel führen würde. Demnach konnte man durchaus sagen, dass die Versuche der anderen Familienmitglieder ihn von Hao fernzuhalten unnötig waren. Doch die Tatsache, dass Hao mal wieder klammheimlich aus dem Asakuraanwesen verschwunden war, ohne eine wirkliche Erklärung abzugeben konnte er nicht einfach so durchgehen lassen. Besonders wenn es für ihn klar war, dass es sich um den Grund nur um eine billige Ausrede handelte.

„Ich will nur eines klarstellen, Santi. Ich kann Hao nicht ausstehen, dass heißt aber nicht, dass ich Cassandras Worten irgendeine Bedeutung schenken würde. Sie sind einfach nur absurd.“

Youji wendete sich von den Gespräch der anderen ab und versuchte weiterhin Cassandra zum weiterreden zu bringen, doch diese schien nicht mal zu wissen, dass sie etwas gesagt hatte. Entweder der Beruhigungstee zeigte langsam Nebenwirkungen, oder es gab einen anderen Grund.

„Das kann man sehen wie man will.“

„Youji?“

„Ich meine, seit doch mal ehrlich. Was tun wir hier? Ihr beschwert euch darüber, dass Hao euch nicht in seine Pläne eingeweiht hat. Aber versucht einmal zu überlegen wieso es so ist. Seit dem er zum Oberhaupt ernannt wurde steht er unter dem ständigen Druck immer die richtige Entscheidung zu treffen, oder sich von euch eine Belehrung nach der anderen anzuhören…“

Nach diesen Worten atmete Youji kurz durch, sprach aber anschließend sofort weiter, bevor einer der anderen die Möglichkeit hatte sich einzumischen. Er musste das jetzt loswerden sonst platzte er in den nächsten Tagen noch vor Wut. Dass würde jedoch heißen dass nur die Hälfte von der Familie seine mitkriegen würde und so wie er sich kannte auch noch die falsche Hälfte.

„Verdammt noch mal wir sind eine Familie. Wir sollten zusammenhalten und ihn unterstützen und nicht gegen ihn arbeiten…“

„Youji hat Recht. Vielleicht sollten wir ihm wirklich etwas Ruhe gönnen und nicht immer auf ihn einreden, denn so wie es aussieht bringt das überhaupt nicht.“

„Das heißt wir tun einfach so, als würden wir ihm diese Ausrede abkaufen. Seit ihr noch ganz…“

„Riku, es reicht!“

„Es ist keine Ausrede! Und zu Rikus Frage. Es spielt keine Rolle wie gut ihr euch ihm gegenüber verstellt. Er durchschaut euch in der Sekunde in der ihr den Mund aufmacht, jedenfalls dann wenn er will.“

Nach diesen Worten waren die meisten hellhörig geworden. Sie wussten nicht worauf Youji hinaus wollte, doch die Antwort gefiel ihnen genauso wenig.

„Was meinst du damit?“

„Es gibt etwas, was ich euch sagen sollte. Ihr wisst doch, dass Hao den Stern der Einheit gemeistert hat…aber dass ist nicht das einzige. Seit diesem Tag kann er die Gedanken von anderen lesen….“

„Er kann was? Das ist doch…unmöglich.“

Riku fehlten die Worte und auch die anderen wirkten sichtlich geschockt. Damit hatte keiner gerechnet, noch konnte sie sich das Ausmaß dieser Fähigkeit vorstellen. Doch auch Youji fiel nach seinen Worten in eine Art Schockstarre, doch viel mehr deshalb weil Cassandras letzte Worte auf einmal wieder in seinem Gedächtnis auftauchten.
 

Über die Tatsache dass Hao Gedanken lesen konnte wussten nur drei Personen bescheid, jedenfalls soweit er es überblicken konnte. Und zu diesen Personen zählten er, Kami und natürlich Hao. Nun jedoch wusste es die gesamte Asakura-Dynastie und dass weil er es ihnen verraten hatte. Verrat. Hatte Cassandra nicht etwas von Verrat gesagt. Ja, dass hatte sie und noch mehr. Sie sprach von einem Zerwürfnis. War damit das Zerwürfnis innerhalb der Asakura-Dynastie gemeint. Was wenn sie dieses Mal nach so vielen Jahren wieder Recht mit ihren Sprüchen hatte. Was wenn genau dieses Verhalten was in diesem Raum hier herrscht dazu führt, dass Hao sich von ihnen abwendet? Was war dann? Würden sie gegen ihn kämpfen müssen? Und was würde Hao machen, wenn es soweit kommen würde? Schnell schüttelte Youji bei diesem Gedankengang den Kopf. Nein, so durfte er nicht denken.

//Cassandra liegt viel zu selten richtig, aber wieso habe ich dann das Gefühl sie ernst nehmen zu müssen, dass ergibt doch keinen Sinn.\\

„Seit wann weißt du dass?“

„Wie…du meinst das mit Hao? Ich hab es ein paar Tage nach dem er die letzte Prüfung gemeistert hatte erfahren. Aber was spielt das für eine Rolle. Immer würde Hao eine solche Fähigkeit niemals missbrauchen.“

Nach diesen Worten blickte Youji sich in dem Raum um. Die meisten hatte nichts mehr zu sagen und selbst Riku machte nicht den Eindruck, als wollte er etwas erwidern.

„Dann lasst uns hoffen, dass Hao weiß was er tut!“

„Du fängst schon wieder an, Katsumi.“

„Verzeih mir, aber auch ich habe einen Eid geschworen. Den Eid dem Oberhaupt mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und dafür zu sorgen, dass er seine Pflichten gewissenhaft aufführt.“

„Und dass hat Hao seit Jahren getan. Darüber hinaus bin ich mir sicher dass er es auch weiterhin tun wird und zwar auf seine Art und Weise. Und Katsumi, du musst zugeben, dass er bis dato damit ziemlich erfolgreich war, oder nicht.“

„Sagen wir es so, ich mach mir lediglich sorgen, dass er dem Druck nicht mehr gewachsen ist. Und genau deshalb werde ich weiterhin ein Auge auf ihn halten. Du vergibst mir also, wenn ich nicht begeistert über seine Alleingänge bin.“

Mit diesen Worten verließ Katsumi den Raum. Er war sichtlich verstimmt, doch das war nicht Youjis Problem, worüber er auch sehr froh war. Hao hatte ihn lediglich aufgetragen, sich um die Familiengeschäfte zu kümmern und das tat er auch. Das die ganze Familie hier aufgelaufen war hatte zusätzlich etwas gute. Seine Mutter war die letzte die den Raum verlassen hatte, weshalb er sie noch schnell in die für ihn bestimmten Aufgaben einspannen konnte. Immerhin hatte er das meiste, in das Hao ihn damals eingeweiht hatte, wirklich wieder vergessen und brauchte daher eine kleine Auffrischung. Er fragte sich ja sowieso wie Hao durch das ganze durchsteigen konnte, aber wahrscheinlich hatte er diese Lektion auch von Takumi Sasaki beigebracht bekommen. Wundern würde es ihn nicht und ganz sicher würde er mit seinem Cousin niemals tauschen wollen. Aus diesem Grund verstand er auch nicht, wieso Riku so vernarrt darauf war, das neue Oberhaupt zu werden. Er selbst würde diese Bürde nicht mal aufnehmen, wenn sein Leben davon abhängen würde, dessen war er sich sicher.
 

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Hochzeit mit Hindernissen

Kapitel 43: Hochzeit mit Hindernissen
 

Kouhei war sichtlich beeindruckt, was Hao sich als Ersatzplan überlegt hatte und auch wenn dieser mittlerweile so gut wie unnötig war, hörte er sich das ganze interessiert an. Er und Noriko waren damals befreundet gewesen, doch eine Verbindung zwischen ihren Familien hatte nie bestanden. Weder geschäftlich noch anderweitig.

„Ich bin wirklich beeindruckt, …“

Weiter kam Kouhei nicht, da in dem Moment Michio wieder in den Raum trat und sich zu ihnen setzte.

„Hey du bist ja immer noch hier. Ich dachte echt, dass es dieses Mal genauso läuft wie sonst auch. Du tauchst auf, unterhältst dich etwas und verschwindest sofort wieder. Gibt es irgendetwas was ich wissen sollte?“

„Wenn man es so nimmt, dann könnte man sagen es gibt etwas zum feiern. Hao hat mich um Kaoris Hand gebeten.“

„Was will er mit ihrer…warte du meinst….das ist doch…ich fass es nicht…ich meine…die beiden werden…und Kaori. Was sagt sie dazu?“

„Es wurde gerade beschlossen und ich denke du weißt wie Kaori darüber denkt.“

„Was wurde beschlossen?“

Kaori hatte nur den letzten Teil der Unterhaltung mitbekommen, doch allein Michios geschocktes Gesicht verriet ihr, dass es keine banale Sache war über welche die drei Anwesenden geredet hatten. Letzten Endes war es aber Michio welcher ihr eine ungewöhnliche Antwort auf ihre Frage gab. Allein deshalb weil er immer noch versuchte die Situation zu verdauen.

„Ich nehme alles zurück was ich in den letzten Jahren gesagt habe…Ach ja und herzlichen Glückwunsch oder so was…Ihr entschuldigt mich, aber ich muss das erst mal sacken lassen.“

Kaori verstand immer noch kein Wort, weshalb Kouhei sie zur Seite nahm und ihr alles Stück für Stück erzählte als wäre sie ein kleines Kind, was eine Zeit brauchte um den gesamten Inhalt einer Geschichte zu verstehen. Sie war zwar nicht so schwer von Begriff, dennoch dauerte es etwas bis sie den Worten wirklich glauben schenken konnte. Es war für sie einfach zu schön um wahr zu sein. Hao war derweil froh, dass Kouhei ihm diese Sache abgenommen hatte. Auch wenn er sich zu diesem Schritt entschlossen hatte, so hatte er dennoch das Gefühl einen Fehler zu machen. Einen bei dem sein moralisches Empfinden protestierend aufschrie, doch die Worte hingen in der Luft und ließen sich nicht mehr einfangen. Intuitiv fragte er sich was passiert wäre, wenn er Samira vor all den Jahren nie begegnet wäre. Doch es hatte keinen Sinn. Er war ihr begegnet und eben jene Begegnung hatte sein Leben in diese Richtung gedrängt. Und zum ersten Mal fragte er sich worauf es im Leben überhaupt ankam. Auf die Familie, die Liebe oder vielleicht einfach nur auf das Wohl der Allgemeinheit.

//Was ist wichtiger. Ist es egoistisch das zu tun was einem am Herzen liegt oder einfach nur dumm sein eigenes Leben für andere zu opfern?\\

Diese innere Frage schockte Hao, weshalb er ihn sofort wieder verwarf. Es gab wichtigeres über das er sich Gedanken machen musste.
 

Dennoch aus irgendeinem Grund wollten seine Gedanken nicht bei der Sache bleiben und schwenkten immer weit ab. Es war schon merkwürdig. Auch die Reaktionen auf diese Neuigkeit hätten nicht unterschiedlicher aufallen können. Kouhei schien von Anfang an nicht sonderlich überrascht von seinen Plänen zu sein, während es Michio regelrecht von den Socken gehauen hatte. Bei ihm wirkte es fast schon so, als hätte man ihm gerade gesagt, dass die Welt in den nächsten Tagen untergehen würde. Selbst Kaori war von dem unerwarteten Beschluss so erstarrt stehen geblieben, dass man denken konnte, jemand hätte sie in Stein verwandelt. Doch fiel Zeit ihre Reaktion zu beobachten nachdem sie über den Schock hinweg gekommen war hatte er nicht, da Kouhei ihm geraten hatte zu gehen um den restlichen Asakuras von dem geplanten Familienzusammenschluss zu berichten, bevor noch irgendein Quaksalber es aufschnappte und in der ganzen Welt verbreitete. Denn das letzte was Hao brauchte war, dass seine Familie als letztes von der Verlobung des Oberhauptes erfuhren. Auch wenn sich die Situation in der Familienrangfolge etwas beruhigt hatte, so konnte so eine Nachricht die alten Wunden wieder aufreißen und das wäre für Hao nicht besonders gut. Und Hao musste durchaus feststellen, dass Kouhei mit diesem Verdacht nicht ganz unrecht hatte, denn auch innerhalb der Familie gab es gespaltene Reaktionen. Ursprünglich wollte er diese Information während des Essens preisgeben, doch Riku hatte nicht vor noch lange auf eine Erklärung zu warten und da er an diesem Tag nicht noch einen Streit anfangen, hatte er einfach nachgegeben.

„WAS?“

Mit Rikus fassungslosen Aufschrei und dem lauten Krachen des Topfes, den Riku gerade vom Herd genommen hatte, standen die Worte im Raum und eine erneute Stille war eingezogen, die jedoch wenig später von Katsumi durchschnitten wurde.

„Ich weiß ja nicht was ihr wieder für ein Problem habt, aber es ist mit Sicherheit kein Grund das Essen auf den Boden zu schmeißen!“

„Das was dieses Mal eher ein Unfall aufgrund von einer Informationsüberlastung.“

„Informationsüberlastung…ich glaub ich spinne… euch beide kann man nicht mal in hundert Jahren alleine lassen, oder…. ich bin definitiv im Irrenhaus...was bitte ist so schockierend, dass man das heutige Abendessen auf dem Boden fallen lässt. Wisst ihr eigentlich wie wichtig ein gutes Essen ist…“

Nach dem letzten Kommentar waren sich Riku und Hao zum ersten Mal im Leben einig. Katsumi verlor langsam seinen Verstand.

„Cassandras Verhalten nagt langsam an seinem Verstand.“

„Dann weißt du ja was du zu tun hast!“

„Wieso ich?“

„Wer von uns ist hier das Oberhaupt!“

„Ja jetzt auf einmal. Immer wie es dem Herren passt.“

Riku zuckte daraufhin nur mit den Schultern und fing an die Sauerei vom Boden zu wischen. Riku gab es ungern zu, aber mittlerweile hatte er es akzeptiert, dass Hao ihr neues Oberhaupt war. Das hieß aber nicht, dass er es zwangsläufig zugeben musste. Immerhin war seine Position trotz allem dieselbe.
 

In manchen Situationen war er jedoch froh, sich nicht mit bestimmten Dingen befassen zu müssen und dazu zählte alles was mit dieser schlecht gelaunten alten Schamanin Chiyo zu tun hatte oder Situationen wie diese wo man sich mit Katsumi anlegte, denn dieser hasste es kritisiert zu werden. Dennoch entschied er sich entgegen seiner Worte dieses Mal selber in die Situation einzugreifen.

„Das solltest du langsam mal gewöhnt sein…außerdem hättest du wenigstens darauf hinweisen können, dass ich den Topf lieber hinstellen sollte, anstatt einfach im Nebensatz zu erwähnen dass du in naher Zukunft eine Itako heiraten wirst.“

„WIE HEIRATEN!“

Katsumi war von diesen Worten so geschockt, dass er diese beiden Worte so laut herausschrie, dass jeder auf dem Anwesen es mitbekam und sofort zu ihnen gekommen war. Doch ihre Fragen stießen auf taube Ohren, da Katsumi es sich zur Aufgabe gemacht hatte die Neuigkeiten durchs reden schneller sinken zu lassen und nebenbei einige Vorwürfe herauszubringen.

„Was ist mit heiraten?“

„Wieso erfahre ich das erst jetzt…“

„Was denn, wer heiratet?“

„…Als Berater sollte ich so etwas als erstes erfahren. Und selbst wenn nicht ist es unangebracht sich einfach davon zu schleichen und so etwas ohne jegliche Rücksprache mit der Familie zu beschließen…“

„Was ist los ich hab was von heiraten verstanden, oder hab ich mich da verhört?“

„…Und dann auch noch die Wahl deiner Partnerinnen. Wo gibt es denn so etwas. Erst eine Wächterin des Einheitssterns und jetzt eine Itako…“

„Wie jetzt Itako, was ist denn überhaupt los?“

„…was kommt als nächstes?“

„Vielleicht der Punkt dass du den Mund hältst und mich auch mal zu Wort kommen lässt anstatt mir hier Volksreden und Vorwürfe vorzutragen. Und das gilt für euch alle denn mir liegt nichts ferner als diese Sache jedem einzeln zu erklären, weil er es beim ersten Mal nicht mitbekommen hat. Also stellt eure Fragen zurück und beruhig euch wieder, damit ich die Sache in Ruhe aufklären kann.“

Für einen Moment hatte Hao wirklich gedacht, dass seine Worte ausreichten um sich Gehör zu verschaffen doch scheinbar hatte zumindest Riku den versteckten Hinweis nicht verstanden, oder es lag daran, dass er es einfach nicht wollte.

„Das Oberhaupt hat gesprochen.“

Nun reichte es Hao komplett und er schickte nach Rikus Kommentar einen harmlosen Erstarrungszauber zu diesem, worauf dieser ohne Vorwarnung mitten in der Bewegung innehielt. Was an sich schon sehr merkwürdig aussah, da dieser sich gerade gebückt hatte und dabei war sich wieder aufzurichten.

„Ich hätte dich niemals in die Kunst der Zauber einweihen dürfen.“

Diese Worte kamen teils nachdenklich und teils geschockt aus Katsumis Mund. Insbesondere deshalb weil er den Zauber selbst nicht kannte. Er wusste ja noch nicht mal wie Hao das angestellt hatte. Immerhin hatte er weder Zeichen gesehen, noch irgendetwas gehört. Wenn er es nicht selber gesehen hätte, so hätte er soetwas mit Sicherheit für unmöglich gehalten, doch hier genau vor seinen Augen war der leibhaftige Beweis, dass es nicht nur die 3 Stufen gibt einen Zauber durchzuführen und Hao schien sie zweifelsohne zu meistern.

„Hättest du es nicht getan, so hätte ich es spätestens bei Noriko oder Takumi Sasaki gelernt.“

„Möglich, doch das erklärt auch nicht wie das möglich war. Was für einen Zauber hast du verwendet.“

„Einen einfachen, also da Riku sowieso weiß was los ist und mittlerweile eh alle hier sind, kann ich ja jetzt anfangen die Situation zu erklären.“

Während die anderen nur nickten, atmete Hao kurz durch, bevor er die anderen einweihte. Katsumis vorige Frage überging er dadurch gekonnt. Vor allem deshalb weil er nicht wirklich wusste wie es funktionierte. Es war ein Zauber der ersten Stufe, doch er hatte diesen nur in Gedanken rezitiert. Das hatte er öfters gemacht doch seit er den Stern der Einheit gemeistert hatte funktionierten diese Art von Zauber auch ohne, dass er sie laut aussprach. Ein ziemlicher Vorteil, wenn es zu einem Kampf kam, da der Gegner nie damit rechnen würde. Auch wenn mittlerweile fast zwei Jahre vergangen waren seit er den Einheitsstern gemeistert hatte, so wurde er selbst jetzt noch ab und zu mit neuen Kräften überrascht, die er vorher nicht bemerkt hatte, weil er sie nicht brauchte. Manchmal fragte er sich was ihn diese Prüfungen noch gebracht hatte und ob er das volle Potential dieser Kräfte jemals abrufen würde. Doch das war momentan Nebensache, denn erst einmal musste er seiner Familie Rede und Antwort stehen und deren Gesichtern zu folge würde das lange dauern.
 

- Einige Wochen später -
 

Es war überraschend wie schnell sich alles gewendet hatte und auch wenn die Vorbereitungen und die Zeit bis zur eigentlichen Zeremonie im Vergleich wie eine Ewigkeit wirkten, so standen sie dennoch auf dem Grundstück der Asakuras um die Zeremonie zur Besiegelung der festen Bindung zwischen Hao und Kaori durchzuführen. Wobei dieser Part größten Teils auf Katsumi zu traf, da dieser der älteste noch lebende Asakura war. Allerdings sollte die gesamte Zeremonie nicht so regulär ablaufen wie es geplant war.

„Youji“

Bei diesen Worten wendete sich Youji zu seiner Mutter, die nun mit einem leichten Nicken in eine Richtung wies. Sofort versuchte er das zu fixieren, auf das seine Mutter für die anderen herumstehenden unbemerkt gedeutet hatte. Nicht mal eine Sekunde später fiel sein Blick auf eine alte Frau, welche nur mit einem mies gelaunten Blick zu den Anwesenden herüber sah. Wenn man es genau nahm, schien sie Hao regelrecht mit ihrem Blick in Stücke schneiden.

„Das kann noch ärger geben! Ich werd mich lieber um sie kümmern, pass auf, dass Hao nichts von ihrer Anwesenheit bemerkt.“

„Sei vorsichtig, mit dieser Frau ist nicht leicht Kirschen essen.“

„Ich weiß, deswegen sollten wir sie auch so schnell wie es irgendwie möglich ist wieder loswerden, bevor sie die Trauung noch in einen Alptraum verwandelt.“

Mit diesen Worten sprintete Youji auch schon davon, ohne auch nur einen Blich zurück zu werfen, während seine Mutter ihm nur besorgt hinterher blickte. Anschließend jedoch wendete sie sich wieder zu der Zeremonie. Immerhin musste sie ja dafür sorgen, dass keiner der Anwesenden Verdacht schöpfte, besonders Hao nicht.

Youji war derweil zu der Stelle gerannt, an der die alte Frau das Szenarium auf dem Asakuraanwesen begutachtete.

„Was machen sie hier. Ich dachte ihr Wächterinnen habt Ausgangsverbot?“

„Ich denke nicht, dass ich mich vor dir zu rechtfertigen habe.“

„Das ist wohl auch ihre Sache, dennoch muss ich sie bitten das Anwesen zu verlassen, immerhin findet hier gerade eine Privatveranstaltung statt und unbefugte sind nicht erwünscht.“

„Willst du mich etwa rausschmeißen.“

„So könnte man es nennen, ich wollte es lediglich nicht so harsch ausdrücken. Vor allem, weil wir keine Lust auf einen Aufstand haben. Die Situation ist auch ohne eine Auseinandersetzung schwer genug für einige der Beteiligten.“

„Dafür scheint Hao sich jedoch schnell von Samiras Tod erholt zu haben!“

Nach diesen Worten reichte es Youji. Er wusste ganz genau worauf die alte Frau heraus wollte. Sie war der Meinung, dass Hao die Beziehung mit Samira nur für seine Vorteile ausgenutzt hatte. Doch dem war nicht so, dass konnte er mit Bestimmtheit sagen, immerhin kannte er seinen Cousin besser als irgendjemand sonst. Wäre es nicht als Familienoberhaupt seine Pflicht gewesen, eine Familie zu Gründen und damit die Blutlinie der Asakuras weiter zu führen, dann würde diese Zeremonie niemals stattfinden. Immerhin bestand zwischen Kaori und Hao nur eine Freundschaft und nicht mehr. Trotz dieser Tatsache versuchte Youji sich so gut wie er konnte in den Griff zu behalten auch wenn es ihm zugegeben mehr als nur schwer fiel. Gedanklich hatte er die Frau schon einem herzhaften Angriff entgegengeschickt, der jedoch nur in seinen Gedanken wirklich dafür sorgte, dass sie den Rücktritt ankam.

„Sie sollten wissen, dass Hao keine andere Wahl hatte als diesen Weg zu wählen. Doch wie gesagt, ihre Meinung interessiert mich herzlich wenig. Alles was ich will ist, dass sie dieses Grundstück verlassen und zwar sofort. Es sei denn sie wollen, dass ich nachhelfe.“

„Tja nur zu dumm, dass ich mich daran erinnere, dass du nicht zu den stärksten Kämpfern der Asakura-Dynastie gehörst. Glaubst du ernsthaft, dass du es mit mir aufnehmen kannst.“

„Darauf können sie wetten.“

Um ehrlich zu sein hatte Youji keine Ahnung, ob er Chiyo besiegen konnte oder nicht. Hao hatte ihm mal erzählt, dass Chiyo eine gefährliche Kampftechnik verfolgte und dadurch schwer zu besiegen war. Doch das war ihm eigentlich auch egal. Ihm ging es nicht darum gegen sie zu kämpfen, sondern vielmehr darum, dass diese Frau seine Familie endlich in Ruhe ließ. Zu seinem größten Bedauern jedoch fasste sie seine Wortwahl als Herausforderung auf.

„Wir können es gerne darauf ankommen lassen. Soweit ich mich erinnere ist Hao das Oberhaupt der Familie und damit ist er der einzige der mich des Grundstückes verweisen kann.“

„Nur im Moment hat Hao etwas bessere zu tun als sich mit einer arroganten hinterhältigen nichtsgönnerischen selbstverliebten gesetzesbeschränkten alten Schreckschraube wie ihnen auseinander zu setzen. Also entweder verschwinden sie jetzt augenblicklich, oder machen sich Kampfbereit.“

Gut nun war er es doch, der einen Kampf provozierte, allerdings bestand noch eine geringe Chance, dass die Frau sich vor dem Kampf drückte. Mit diesen Worten zog er sein Schwert hervor und erschuf Geistkontrolle um seinen Punkt und seine Entschlossenheit deutlicher zu machen. Um ganz ehrlich zu sein hatte er jetzt absolut keine Lust mehr auf eine sinnlose Diskussion. Chiyo ließ sich zu seinem Bedauern jedoch nicht einschüchtern, sondern erschuf ebenfalls Geistkontrolle. Damit hatte der Kampf begonnen. Ein Kampf der nach und nach immer mehr Schaulustige herbei trommeln würde, könnten die normalen die riesigen Geister über ihnen sehen, was glücklicherweise nicht der Fall war.
 

Derweil musste Youji feststellen, dass Chiyo wirklich ziemlich gut war. Trotz ihres Alters war sie unglaublich schnell und wendig. Sie wich seinen Angriffen geschickt aus und schien dabei nicht mal ins Schwitzen zu geraten, was doch schon ziemlich verwunderlich war. Ihr Kampfstil war nicht wirklich aggressiv doch es reichte um ihn schon nach wenigen Minuten zu Boden zu bringen. Diese Gelegenheit nutzte Chiyo um einen weiteren starken Angriff auf Youji loszuschicken. Zu seinem Glück konnte er diesem jedoch noch rechtzeitig ausweichen. Der der Schaden war bereits verursacht. Chiyos Angriff hatte ein gewaltiges Loch in den Boden gerissen und sorgte mit einem lauten Knall dafür, dass dicke Erdbrocken auf die Kämpfer herunter regneten. Bei diesem Ereignis hielt Youji nur einen seiner Arme über seinen kopf, um sich vor den herunterfallenden Erdbrocken zu schützen. Für einen kurzen moment konnte man einen geschockten Ausdruck in seinem Gesicht erkennen, der jedoch nach Chiyos nächsten Worten sofort wieder verschwand und damit einem wütenden wich.

„Scheint so als hättest du deine Fähigkeiten überschätzt. Willst du es wirklich riskieren eine Niederlage einzustecken oder willst du nicht doch lieber aufgeben, bevor du noch ernsthafte Konsequenzen von deinem törigen Verhalten davon tragen musst.“

„Aufgeben käme einer Niederlage gleich und die ich nicht akzeptiere, solange ich eine Chance habe diese zu verhindern. Außerdem gibt ein Asakura niemals auf. Ansonsten wären wir nicht da wo wir jetzt stehen.“

„Nur leider sind deine Chance aufgebraucht. Bedauere!“

„Nur zu schade, dass sie sich irren und ich werde es ihnen beweisen.“

Mit diesen Worten griff Youji mit einem Verhältnismäßig starken Angriff an, der mit einer leichten Pendelbewegung nach rechts und links auf dessen Gegnerin zukam. Innerlich fluchte er über den Verlauf seines Angriffes, da er aus Erfahrung wusste, dass dieser Angriff niemals sein Ziel treffen würde. Damit war sein Glück endgültig aufgebraucht, denn er wusste, dass mindestens 30 % seiner Angriffe, die er mit einer bestimmten Menge an Furyoko versorgte, Pendelangriffe waren. Eigentlich war es eine seltene Technik, doch was nützte ihm so eine Technik, wenn er diese nicht kontrollieren konnte und seine Angriffe deshalb jedes verflixte mal ins leere gingen. Gar nichts. Und wie sollte es auch anders sein auch der jetzige Angriff ging sauber an seiner Gegnerin vorbei und hatte deshalb nicht den gewünschten Effekt.

//Verdammt noch mal, ich muss mir endlich mal einen Trick einfallen lassen um diese Art von Angriff zu beherrschen, oder ich krieg wirklich mal Probleme.\\

Mit diesen Gedanken schickte er einen weiteren Angriff los, doch auch dieses Mal war es mal wieder ein Pendelangriff. Aus lauter Frustration schickte er einen weiteren Angriff los und wie sollte es anders sein, war es ein weiterer Pendler. Was war heute eigentlich los mit ihm. So ein Pech hatte er nicht mal in seinen schlechtesten Trainingskämpfen gehabt. Gut, jemand wie Hao würde sich über so eine Entwicklung freuen. Er konnte sich gut an das erste Mal erinnern, als er aus Versehen einen solchen Angriff auf seinen kleinen Cousin losgelassen hatte. Dieser hatte ihn damals regelrecht ausgehorcht, allerdings konnte er dessen Fragen selbst nicht beantworten. Hao hatte sich daraufhin selber einen Pendler mithilfe einer doppelten Magnetwirkung erschaffen. Es war zwar nicht dasselbe aber zumindest die Wirkung war vergleichbar auch wenn er selbst bis heute nicht wusste, wie dieser das bewerkstelligen konnte. Insgeheim war er sich sogar sicher, dass Hao die echten Pendler in den Griff bekommen würde, sollte er herausfinden, wie man diese erschafft. Bei dieser Erinnerung übersah er fast, wie einer seiner Pendler eine Schleife um Chiyo herum zog und anschließend auf ihn zu kam. In dem Moment als er den Angriff nur knapp ausgewichen war, wusste er wieso dieser Angriff als gefährliche Waffe eingestuft wurde. Dieser hatte nämlich Danke Chiyos Umlenkung einen so unberechenbaren Verlauf, so dass er ohne Vorwarnung die Richtung änderte. Auch wenn er diesen Angriff erwartet hätte, so hätte er unmöglich schneller reagieren können, als er es ohnehin schon getan hatte. Doch das war nicht Chiyos letzter Streich, denn sie hatte den Angriff aus irgendwelchen Gründen ziemlich gut unter Kontrolle und ließ ihn kurz nachdem er an Youji vorbei gerauscht war, wieder zurück schießen. Youji, der diese Aktion nicht erwartet hatte, wurde deshalb unerwartet zu Boden gerissen, als dieser ungebremst gegen dessen Rücken prallte. Schmerzhaft versuchte er sich wieder aufzurichten, wurde jedoch wieder mit einem weiteren Angriff wieder zu Boden geschleudert. Bei einem weiteren Aufrichtungsversuch sah er wie ein weiterer massiver Angriff auf ihn zuraste. Unter starken Schmerzen erschuf er daraufhin Geistkontrolle. Er wusste zwar, dass er diesen niemals unbeschadet aufhalten konnte, doch das war immer noch besser als ein Frontalzusammenstoß. Aus diesem Grund machte er sich auf einen weiteren schmerzhaften Aufschlag auf dem Boden gefasst.
 

- Bei Hao -
 

Schon seit Beginn der Zeremonie hatte Hao ein merkwürdiges Gefühl. Es war so, als ob ihm irgendjemand vor einer Katastrophe warnen wollte. Es erinnerte ihn irgendwie an das Gefühl, dass er hatte, als er nach einer reise zurück gekommen war. Damals, um genau zu sein vor wenigen Wochen, hatte er feststellen müssen, das Samira getötet wurde. Doch diesen Gedanken schüttelte er schnell wieder beiseite. Sich jetzt eine Katastrophe einzureden oder gar herbeizusehnen war nun definitiv der falsche Weg. Trotz dieser Gedanken konnte er es nicht unterdrücken kurz zu seinen Verwandten zu sehen. Sein Onkel war mal wieder mies gelaunt, was allerdings mittlerweile Standard war. Cassandra und ihr Gatte schienen nicht mal etwas zu ahnen und die Zeremonie stillschweigend zu verfolgen, was an sich schon verwunderlich ist, da zumindest Cassandra in solchen Fällen immer wie ein Wasserfall quasselt. Aber wahrscheinlich hatte ihr Katsumi vorher die doppelte Menge an Tee eingeflößt als normal. Das würde zumindest erklären, wieso sie so ruhig war. Gerade noch Rechtzeitig viel sein Blick auf Youji und dessen Mutter, denn genau in diesem Moment schien dieser etwas zu seiner Mutter zu sagen, bevor er einfach lossprintete. In diesem Moment wurde ihm klar, dass wirklich etwas nicht stimmte. Bevor er jedoch etwas unternehmen konnte, hatte Santi seinen Blick bemerkt und gab ihm ein kurzes Zeichen, dass soviel bedeutete wie; Es ist alles in Ordnung. Eine Gestik, die bei ihm nicht das bewirkte, was Santi gerne gehabt hätte. Dennoch entschloss er sich dazu dieser Versicherung zu vertrauen. Wenn es nämlich wirklich etwas Gefährliches auf ihre Familie zukommen würde, dann würde sie Youji mit Sicherheit nicht alleine losschicken. Außerdem war Youji ein starker Schamane und konnte auf sich selbst aufpassen.

„Alles in Ordnung.“

Kaori, die neben ihm erschienen war, schien zu spüren, dass er mit seinen Gedanken nicht ganz bei der Sache war und versuchte deshalb den Grund herauszufinden.

„Scheint so!“

Mehr sagte Hao nicht zu dem Thema. Er wollte Kaori erstens nicht verunsicher, zweitens wäre es unangebracht in so einem Zeitpunkt darüber zu reden, insbesondere weil er nicht wusste, ob sein schlechtes Gefühl nachwirkungen seines schlechten Gewissens waren, ihren Ursprung in seinen Zweifeln hatte oder wirklich berechtigt waren. Drittens konnte er sich mit einem anderem verhalten schnell ärger einfangen.

„Aber du glaubst nicht dran?“

//Bin ich wirklich so einfach zu durchschauen?\\

Das war alles was er bei Kaoris Aussage dachte, die mehr eine Feststellung als eine Frage war. Allerdings ließ er diesen gedanken nicht über seine Lippen entkommen.

„Ich finde über das Thema sollten wir nicht diskutieren, jedenfalls nicht…“

Weiter kam Hao nicht, da auf einmal ein lauter Knall die Gegend erschütterte. Für einen Moment herrscht ein unruhiges Schweigen und es zog eine eiserne Stille auf.
 

Eine Stille, bei der man sogar einen Nagel hatte zu Boden fallen hören. Dann jedoch sahen sich alle gegenseitig an, bevor alle in eine riesige Diskussion verfielen. Hao, Kaori und Santi waren die einzigen, die sich zu dem Ursprung des Geräusches umgedreht hatten. Als sie jedoch eine große Staubwolke sahen schlug sich Santi vor Schreck die Hände über den Mund, währenddessen wollte Kaori schon loslaufen, wurde jedoch von Hao noch rechtzeitig zurückgehalten. Dieser wies den beiden Frauen mit einer kurzen Handbewegung daraufhin an Ort und Stelle zu warten, bevor er selber loslief. Zusätzlich nutzte er seine Teleportationskräfte um schneller an seinen Zielort zu gelangen. Genau in dem Moment als er an dem Ort ankam, an dem die Staubwolke in die Höhe gestiegen war, sah er wie ein massiver Angriff auf seinen Cousin zukam. Zwar hatte dieser Geistkontrolle erschaffen, dennoch war es offensichtlich, dass er den Angriff niemals unbeschadet standhalten konnte. Aus diesem Grund richtete er intuitiv seine Hand auf den Angriff und konzentrierte sich auf diesen. Zuerst schien es so, als würde überhaupt nichts passieren, doch dann verlangsamte sich der Angriff, bevor er genau vor Youjis Gesicht innehielt. Im ersten Moment wollte Hao den Angriff zurück zu dem Absender schicken, doch als er Youjis Gegnerin erkannte, ließ er ihn an Ort und Stelle implodieren.

„Chiyo…“

Der Name allein ließ eine gewisse Spannung heraushören. Allerdings konnte Hao sich soweit zurückhalten und Chiyo nicht herausfordern. Stattdessen wendete er sich zu Youji und half diesem hoch. Dabei ließ er die Einheitswächterin jedoch nicht aus seinem Blickwinkel entkommen.

„Alles in Ordnung?“

„Außer der Tatsache, dass diese egozentrische Schreckschraube mich in Grund und Boden gestampft hat, weil ich die Sache unbedingt ohne dich regeln wollte, geht es mir ganz gut. Sorry hab meine Fähigkeiten wohl etwas überschätzt.“

„Etwas überschätzt ist glaub ich die größte Untertreibung des Jahres…“

„Halten sie sich daraus Chiyo. Was fällt ihnen eigentlich ein hier aufzutauchen und einen Kampf anzuzetteln?“

„Soweit ich mich erinnere, hat dein Cousin einen Kampf mit mir begonnen!“

„Dennoch stellt sich die Frage, was sie hier wollen. Soweit ich mich nämlich erinnere ist das eine Privatveranstaltung und soweit ich informiert bin habe weder ich noch irgendjemand anders sie zu diesem Event eingeladen.“

„Arrogant wie eh und je, nicht wahr Hao.“

„Treiben sie es nicht zu weit, Chiyo. Wenn sie mich fragen, wäre es besser, wenn sie jetzt gehen.“

„Bitte, aber nur weil ich den Befehl habe keinen Kampf mit dir anzufangen.“

Mit diesen Worten wendete sich Chiyo von den beiden Asakuras ab, jedoch nicht ohne Hao noch einen vernichtenden Blick zuzuwerfen, mit dem sie mehr als deutlich machte, was sie von ihm hielt.
 

Erst als die Wächterin außer Sichtweite war, wendete sich Hao wütend an seinen Cousin und stellte diesen zur Rede.

„Sag mal bist du eigentlich wahnsinnig geworden. Du kannst nicht einfach so einen Alleingang machen. Wieso hast du mir nichts gesagt, oder zumindest einen der andere. Weißt du eigentlich wie schief diese Aktion hätte laufen können.“

„Ich wollte die Zeremonie einfach nicht stören. Außerdem bin ich dein Cousin. Wir sind teil einer Familie und stehen für einander ein. Ich wollte einfach nur meinen Beitrag leisten. Außerdem dachte ich, dass ich es mit ihr aufnehmen könnte.“

„Das kannst du nicht. Ich bin nicht mal sicher ob ich es ohne die Macht des Einheitssterns könnte.“

„Was?“

„Ich…eine Aufgabe zur Meisterung des Einheitssterns bestand darin sie zu besiegen. Das habe ich, doch ich bin mir sicher dass sie damals nicht ihre ganze Macht eingesetzt hat. Glaub mir Youji, es ist ein Fehler sie oder eine der anderen Wächterinnen zu unterschätzen. Und ein noch größerer einen Kampf mit ihnen zu provozieren. Das will ich auch nicht…Youji, versprich mir, dass du dir nie wieder einen Kampf mit ihr lieferst.“

„Und was soll ich stattdessen machen. Wegrennen.“

„Ruf mich.“

Youji verdrehte bei diesen Worten nur die Augen, bevor er zustimmend mit dem Kopf nickte. Auch wenn es ihm missfiel, so war es wahrscheinlich sogar die beste Möglichkeit mit Chiyo umzugehen. Sie mussten sie einfach ignorieren.

„Und wenn es keinen anderen Weg mehr gibt, dann kämpfen wir als Familie gegen sie und hoffen darauf, dass der König der Geister uns seinen Segen für unseren Sieg gibt.“

„Oh man, ich hab total vergessen, dass sie eine spezielle Bindung zu diesem besitzt.“

„Wir können es nicht ändern. Das einzige was uns bleibt, ist von nun an den Regeln des Tempels zu folgen und den weiteren Kontakt zu den Wächterinnen zu meiden. Was nicht weiter schwer sein dürfte da sie ihre Aufgaben haben und wir die unseren, welche sich im Normalfall nicht überschneiden sollten.“

Noch bevor Youji antworten konnte, waren auch die restlichen Asakuras bei ihnen angekommen. Doch als sie sahen, dass sich mittlerweile alles wieder beruhigt hatten steckten sie ihre Waffen wieder beiseite.
 

Zu Haos Überraschung jedoch war es Riku, welcher sich zu erst an ihn wendete.

„Was ist passiert?“

„Kleine Unstimmigkeit mit einer alten Bekannten.“

„Sprich du hast immer noch ärger mit der alten Wächterin. Herrlich. Das kann noch spaßig werden.“

„Ich werde mich bei Gelegenheit um diese Angelegenheit kümmern, Riku.“

„Kümmere du dich lieber um deine Frau. Es soll nämlich Unglück bringen, wenn man die Zeremonie zu lange aufschiebt.“

„Riku hat Recht. Wir wollen hier keine bösen Geister heraufbeschwören. Also lasst uns zurückgehen. Ach und Youji, das nächste Mal sagst du mir gleich bescheid wenn es ärger gibt.“

„Geht klar. Apro pos. Wann beschwört ihr eigentlich Noriko und Shin. Ist es nicht Tradition die Toten Oberhäupter bei der Trauung heraufzubeschwören.“

Bei diesen Worten lachte Katsumi nur, während Hao seinem Cousin einen fragenden Blick zuwarf. Aus irgendeinem Grund war Hao diese Information neu. Doch auch Riku schien nicht sonderlich überrascht von der Frage, sondern nahm sich sogar die Freiheit das ganze aufzuklären.

„Es ist eine sehr alte Tradition. Generell ist das Oberhaupt der Familie dafür verantwortlich den Bund zwischen den zwei Schamanen zu schließen und ihre Ehe zu segnen. Doch wenn der Betreffende das Oberhaupt selbst ist wird das vorige Oberhaupt herbeigerufen, damit dieser den Bund festigt.“

„Schön dass ich das auch mal erfahren. Vielen Dank.“

„Ganz ehrlich. Ich hätte es dir lieber zwei Stunden vor Youjis Hochzeit gesagt... Doch zurück zum Thema. Der Geist des vorigen Oberhauptes, wird dann gerufen, wenn die betroffenen genau vor dem Tempelaltar stehen und sich ihr versprechen geben.“

„So sieht es aus. Aber was Riku vergessen hatte zu erwähnen war, dass die Sache in diesem Fall etwas komplizierter ist. Eigentlich war Shin das letzte Oberhaupt unserer Blutlinie. Doch da er seine Aufgabe an Noriko übertragen hatte ist die Sache mit dem letzten Oberhaupt etwas verschwommen. Deshalb werden wir auch beide herbeirufen, damit sie das unter sich ausmachen können.“

„Herrlich und ich dachte echt, dass das hier unkompliziert werden würde.“

Bei diesen Worten schielte Hao vorsichtig zu Riku. Insgeheim wartete er auf einen entsprechenden Kommentar wie ‚wer wollte den unbedingt das neue Oberhaupt werden’ oder zumindest etwas entsprechendes, doch er kam nicht. Ab und an hatte er sogar das Gefühl, als würde sogar Riku ihn mittlerweile als Oberhaupt anerkennen. Es war nicht so, dass er und Riku sich neuerdings gut verstanden, das würde wohl nie der Fall sein, doch zumindest bestand zwischen ihnen eine gewisse Akzeptanz, die der Familie erlaubte relativ harmonisch in einem Gebäude zu leben.
 

Einige Minuten später waren sie auch wieder auf das Grundstück getreten, wo sie schon erwartungsvoll beobachtet wurden.

„Ich hoffe du hast nicht noch ein paar unliebsame Gäste eingeladen, sonst wird das ganze noch als Rückzieher betrachtet.“

„Mach dir darüber mal keine Sorge Riku. Chiyo ist die einzige Person, die ich verärgert habe.“

„Die einzige von der du weißt.“

Mit diesen Worten öffnete Riku die Tempeltür und hielt diese für Katsumi, der mit einem leichten lächeln auf den Lippen hineintrat offen. Hao zögerte für einen Moment, da er insgeheim damit rechnete, dass Riku die Tür in dem Moment losließ, in dem er durch diese gehen wollte. Doch zu seiner Überraschung ließ dieser ihn ohne Zwischenfälle passieren und schritt hinter ihn in dem Tempel. Ein Grund dafür, dass sich Katsumis Grinsen verbreiterte. Man konnte durchaus sagen, dass Riku seinen damaligen Konflikt zwischen ihm und Akio mit Hao weiter führte und der jüngere sprang immer mehr in die Rolle seines Vaters. Doch der wesentliche Unterschied war, dass die beiden langsam einen gewissen Respekt, wenn sich dieser auch auf einer sehr niedrigen Stufe befand, entwickelte. Dennoch konnte man nicht leugnen, dass beide ein gemeinsames Ziel hatten. Für beide zählte das Wohl der Familie mehr als ihr eigener Konflikt. Demnach war es in extrem Situationen, sofern es überhaupt dazu kam, nicht unüblich, dass beide einer Meinung waren. Das Hao wusste, dass Riku trotz dessen Verhalten ein unverzichtliches Mitglied ihrer Familie waren trug jedoch auch einen großen Teil zum äußeren Frieden der Asakura-Dynastie bei. Und genau in solchen Momenten war er froh die Entscheidung getroffen zu haben, die er vor all den Jahren fällen musste. Jedoch konnte er den leichten Anflug von Schuldgefühlen dennoch nicht unterdrücken. Immerhin hatte er diese Situation quasi heraufbeschworen und ob das nun positiv oder negativ ausfallen wird, konnte nur die Zukunft zeigen. Er hoffte zumindest, dass es zu ihrer aller Gunsten laufen würde, doch im Moment war nicht die Zeit darüber zu grübeln. Heute war ein freudiger Anlass und auch wenn diese Verbindung zwischen Hao und Kaori für seinen Geschmack relativ schnell gekommen war, so sah er bei keinem der beiden irgendwelche Zweifel oder gar Trauer. Hätte er die Vorgeschichte nicht gekannt, so würde er nicht mal über die Gefühle der beiden Gedanken machen. Doch so. Hao hatte viel für sie geopfert und sich zum Wohle der Familie dazu entschlossen seine Trauer zu verdrängen. Katsumi wusste, dass dieser noch lange nicht damit abgeschlossen hatte, doch er war sich sicher, dass Kaori die richtige war um ihn über diesen Verlust hinweg zu helfen.

„Hey Katsumi, wir haben nicht den ganzen Tag zeit, also könntest du mal anfangen.“

„Falls es dir entgangen ist, Riku. So etwas braucht Zeit. Aber bitte fangen wir an…“

Mit diesen Worten gab Katsumi einige Worte zum besten an denen er die ganze Nacht gesessen hatte und die er unbedingt los werden musste. Doch dann wendete er sich zu Hao, da er für den folgenden Zauber dessen hilfe brauchte, nicht weil er mit dem Zauber nicht zurecht kam, sondern vielmehr weil der Zauber es verlangte, dass Hao den letzten Teil selbst rezitierte.

„Also gut, ich werde jetzt das Tor zu der Geisterwelt öffnen. Hao, wenn dies geschehen ist, wird es deine Aufgabe sein diesen Zeilen laut vorzulesen.“

Hao nickte nur. Zeitgleich las sich Katsumi den Zauber in Gedanken durch.
 

Normalerweise war er ausgezeichnet wenn es zu Zaubern kam, doch er wollte sicher gehen, damit heute nicht noch mehr unangekündigte Probleme ihren Weg zu ihnen fand. Kurz darauf rezitierte er den Zauber mit lauter und Kraftvoller Stimme. Erst als er fertig war wendete er sich zu Hao, welcher den letzten Teil vorlas.

„Oberhäupte aus vergangenen Tagen, erhöret meinen Ruf und gebt uns euren Segen auf dass das Band, welches wir schließen auf ewig möge bestehen.“

Kaum hatte Hao das letzte Wort ausgesprochen erstrahlte ein helles Licht im Zentrum des Tempels aus dem zwei Geister heraustraten. Einer von diesen trat sofort zu Katsumi und gab ihm eine freundliche Umarmung. Eine Umarmung mit der sie insgeheim ihren Dank dafür ausdrücken wollte, dass er sich für Hao als Oberhaupt ausgesprochen hatte.

„Boah, was für eine frostige Umarmung.“

Diesen Kommentar konnte Kasumi nicht für sich behalten, denn in dem Moment, in dem Noriko ihn berührte lief ein eiskalter Schauer über seinen Rücken.

„Genau dass wollte ich testen.“

Noriko schenkte Katsumi daraufhin nur ein amüsiertes Lächeln, bevor sie sich zu den anderen Familienmitgliedern wendete, welche intuitiv einen Schritt zurück traten um nicht ebenfalls eine Umarmung zu bekommen. Denn eines wussten sie eine Umarmung von einem echten Geiste war nicht angenehm.

„Keine Sorge, sie hat nicht vor noch jemanden zu umarmen. Und bevor wir hier alles aufhalten kommen wir besser zum Grund unseres erscheinen.“

Nach diesen Worten wendete sich Shin zu Hao und studierte ihn eingehend. Er hatte sich verändert, dass konnte er sofort erkennen. Nach seiner Einschätzung wirkte er entschlossener und stärker als jemals zuvor. Und auch dessen Schutzgeist war nach Norikos Informationen etwas ganz besonders. Scheinbar hatte sie all die Jahre recht mit dem gehabt, was sie gesagt hatte. Und so wie es aussah hatte Hao es trotz seiner Bedenken geschafft dessen Ansprüche als Oberhauptes einzufordern und die Familie trotzdem zusammen zuhalten.

„Doch vorher muss ich fragen ob jemand irgendwelche Einwende hat.“

„Keiner der sich in diesem Tempel befindet, dass haben wir vorher alles schon abgeklärt. Und alle anderen wurden rausgeschmissen.“

Bei diesen Worten sah Shin überrascht zu Riku. Von diesem hätte er einen solchen Kommentar am wenigsten erwartet, doch genau dass bestärkte seine derzeitige Vermutung, dass Hao nicht nur das rechtmäßige Oberhaupt war, sondern auch wusste, wie er sich dementsprechend zu verhalten hatte. Unwillkürlich fiel sein Blick auf Noriko, welche ihm nur einen genugtuenden Blick zuwarf.

„Die Situation spricht Bände mein Lieber, ich hab da nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass wir nicht ewig in dieser Welt sein können. Also gibt ihm schon deinen Segen.“

Shin musste gestehen, dass auch er diese Situation recht ungewöhnlich fand. Selbst er war sich nicht sicher ob es nun seine oder Norikos Aufgabe war diese Verbindung zu versiegeln. Doch nach Norikos Aussage überließ sie es ihm. Und so begann er seine relativ lange Rede über das Wagnis welches man mit so eine Verbindung eingehet und endete schlussendlich damit, dass er dem Paar seinen Segen aussprach. Anschließend gab auch Noriko noch einmal ihren Teil dazu bei und segnete das Paar ihrerseits.
 

Nach der Zeremonie wollte sie nicht wieder gehen ohne ein Wort mit Hao gewechselt zu haben. Denn aus irgendeinem Grund hatte sie das Gefühl, dass sich etwas in ihm verändert hatte. Es war nicht nur die Tatsache, dass er Erwachsener geworden war und eine gewisse Stärke ausstrahlte. Das war für jeden offensichtlich. Doch sie kannte ihn besser als alle anderen und sie spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Noriko konnte es in seinen Augen sehen, jedoch war es selbst ihr unmöglich es genau zu deuten. Allerdings schien ihre Chance relativ gering, denn soetwas wollte sie mit ihm alleine bereden. Doch wie sollte man die Hauptperson einer Familienfeier alleine abpassen. Das war unmöglich, eben weil diese Person im Mittelpunkt stand. Enttäuscht seufzte Noriko auf nur um von einem alten Bekannten aus den Gedanken gerissen zu werden.

„Alles in Ordnung.“

„Ich weiß es nicht, Katsumi. Ich habe eine Menge verpasst oder?“

„Kann man sagen. Unter anderem die ständigen Auseinandersetzungen zwischen Riku und Hao. Man könnte fast meinen das Akio in seinem Sohn weiterlebt….“

„Hao ist seinem Vater wirklich sehr ähnlich, aus diesem Grund wundert es mich, dass Riku während der Zeremonie so reagiert hat. Ich hätte nie gedacht, dass die Familie diese Entscheidung übersteht.“

„Ganz ehrlich Shin. Mittlerweile glaube ich, dass die Familie es nicht überstanden hätte, wenn Riku das neue Oberhaupt geworden wäre. Allein die paar Stunden nach Norikos Tod haben mir gereicht. Hao hatte ein unbeschreibliches Timing.“

„Und ein unvergessliches Training bei Takumi wie ich gehört habe.“

In der Geisterwelt redete man viel und so hatten sie auch von der Tatsache erfahren, dass Hao den Stern der Einheit gemeistert hatte. Wobei wenn man genauer in die Vergangenheit sieht war das schon fast voraussehbar. Allein die Sache mit dem Tunnel vom Tartarus hätte ihnen zu denken geben müssen. Doch damals hatten sie andere Sachen im Kopf.

„Was ich sagen wollte war, dass die Entscheidungen die getroffen wurden die richtigen waren. Auch wenn sie zumindest für Hao mit einer menge Opfer kamen.“

„Vielleicht sogar mit zu vielen. Katsumi ich bitte dich ein letztes Mal um einen Gefallen. Halte bitte ein Auge auf Hao, denn ich spüre, dass er in naher Zukunft an einen Punkt angelangt, an dem er ohne eure Hilfe nicht weiter kommt.“

Noch ehe Katsumi darauf reagieren konnte mischte sich seine Frau ein und bestätigte in gewisser Weise die Worte des einstigen Familienoberhauptes.

„Im Herzen das Licht, drum herum die Finsternis. Der Krieg zwischen beiden Mächten entscheidet sich im heiligen Reich des Nichts. Der Weg jedoch endet früher als gedacht, denn die Menschen haben die Horrortat vollbracht. Vergangenheit und Zukunft werden vereint und spalten den einstigen Glauben inzwei. Ein neuer Weg mit Tod und Qual stellt die Hürde zu einer neuen Wahl. Hass und Leid kann nur verhindern wer sich mit dem Herzen an den rechten Weg kann binden.“

Genau diese Worte waren es, die jeden von den drei dazu brachte sich verdutzt anzusehen. Es waren nicht die Worte, die Cassandra ausgesprochen hatte, sondern viel mehr die Tatsache wie. Dieses Mal war es keine Hetztirade sondern sachlich und in gereimter Form geschilderte Worte. Auch die Tatsache, dass sie wie in Trance an ihnen vorbei ging ließ sie über die Worte nachdenken.

„Hat sie dir jetzt in ihrer verquerten Weise zugestimmt, oder hat sie nur vor sich hingemurmelt und unser Gespräch gar nicht mitbekommen.“

„Ich weiß es nicht Shin. Aber selbst ich habe kurzzeitig eine Gänsehaut bekommen.“

„Kommt schon, ihr glaubt jetzt nicht auch auf einmal dass ihre Weissagungen zutreffen können oder…äh, Shin, Noriko…das ist nicht euer ernst. Erst Youji dann Hao und jetzt ihr beide…langsam dreht die ganze Welt durch oder wie darf ich das verstehen…“

„Ich glaube nicht daran, dass sie die Zukunft vorhersagen kann, aber manchmal denke ich, dass sie ihre Befürchtungen und zufällig mitbekommenen Informationen hinter diesem Gereime versteckt. Also halte ein Auge auf Hao. Ich hab mich damals im Bezug auf ihn geirrt, doch auch wenn er mittlerweile zu den mächtigsten Schamanen gehört, so sind seine Schwächen immer noch dieselben. Die wenigsten großen Schamanen sind in Kämpfen, auf grund von Krankheit oder dem hohen Alter gestorben, sondern meistens durch einen Hinterhalt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemals jemand wagen würde Hao offen herauszufordern. Höchstens jene die nichts zu verlieren haben und meistens kämpfen diese auch mit allem anderen als fairen Mitteln.“

Nach Shins Aussage hatte Katsumi den Punkt der beiden Verstanden. Um genau zu sein hatte er noch gar nicht an diese kleine Möglichkeit gedacht. Ein Grund mehr ein Auge und vor allem beide Ohren offen zu haben.

„So genug geredet, wir müssen gehen. Gratulier den beiden von uns und sag ihm, dass ich stolz auf ihn bin.“

„Immer nah an der Dramatik, nicht wahr Noriko.“

„Jeder brauch etwas Dramatik in seinem Leben oder man wird verrückt. Katsumi würdest du bitte.“

Katsumi nickte nur kurz, bevor er die beiden Geister wieder in die Geisterwelt schickte. Nicht ahnend, dass sich dass Blatt, auf welches das Glück ihrer Familie geschrieben war, bald wenden würde.
 

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Kompletierung des Glückes

Kapitel 44: Kompletierung des Glückes
 

Einige Monate waren seit der Hochzeit vergangen und mitlerweile waren auch Youji und Hiromi den Bund der Ehe eingetreten. Was nicht ganz unkompliziert war, da sich zu der Zeit ein Geist aus dem Demonenwald in das Anwesen geschlichen hatte und so ziemlich alles sabortiert hatte. Besonders chaotisch wurde es jedoch, als sich die beiden ältesten Männer auf dem Anwesen auf die Fahne geschrieben hatten diesen Geist persönlich zu Strecke zu bringen.
 

-Flashback -
 

Mittlerweile reichte es den Asakuras. Unbeirrt starrten sie den Geist vor ihnen an, welcher in ausreichendem Abstand zu ihnen über der Herdplatte schwebte und sich von dem Dampf, welcher aus dem kochenden Topf stammte, einhüllen ließ.

„Ich warne dich Hao, halt dich zurück, der Geist gehört mir.“

Hao hob nach Rikus Worten nur defensiv die Hand. Wenn es nach ihm ginge wäre der Geist jetzt schon Geschichte, aber sein Onkel wollte sich ja persönlich um ihn kümmern, immerhin hatte dieser ihm ein Loch in die Hose geschnitten. Aber auch Katsumi verbittete sich jedes Eingreifen seinerseits. Selbst dieser wollte den Geist in seinen eigenen Händen zerquetschen. Demnach hielt er sich vorerst raus und gesellte sich zu den anderen Asakuras an den Tisch. Doch gerade als er Platz genommen hatte hörte er auch schon ein lautes Krachen hinter sich und seufzte kurz auf.

„Also wie genau steht es?“

„Ich sag Asakura 0 und todesmutiger Geist 8. Jedenfalls wenn ich mich nicht verzählt habe.“

„Du hast dich verzählt. Ich meine der Geist hat Santis Haare verknotet, mein Kleid auf Dach verfrachtet, Rikus Hose zerschnitten, Katzumis Bart verkockelt, einen Teil seiner Dokumente angesenkt, Cassandra in den Brunnen gestoßen und ihr dannach noch nen Wassereimer über den Kopf gestülpt und dann…“

Für einen Moment hielt Hiromi inne und überlegte kurz was sie vergessen hatte, doch dann schnitt ihr Hao das Wort ab und erzählte weiter.

„Vergiss nicht, dass er Takeo mehrere Bücher an den Kopf geworfen hat. Hinzu kommt das er Riku gegen eine Wand hat laufen lassen, zusätzlich das ganze Haus verwüstet und noch dazu das Essen mit bitteren Zutaten ruiniert hat. Nicht zu vergessen die Momente, wo er es schafft den Herren dadrüben wie Vollidioten dastehene zu lassen. Ich denke, das sind mindestens 13 Punkte.“

„Hao mach daraus 14 unser Geist hat unsere Experten zu Fall gebracht.“

Nun blickte sich Hao um und sah wie die beiden selbsternannten Geisterjäger übereinander auf dem Boden lagen, während der Geist sich über sie halb todlachte.

„Also echt mal für erfahrene Schamanen stellen die sich ganz schön dämlich an.“

„Was soll man dazu noch sagen. Und nein du darfst dich nicht um den Geist kümmern, erst wenn die beiden darum betteln!“

Nach diesen Worten setzte sich Kami schmollend neben die anderen und wartete. Erst nach weiteren 15 Fehlversuchen gaben Riku und Katsumi die Jagd auf.

„Kami, das ist dein Einsatz.“

„Oh echt, hätte ich ohne deine Worte gar nicht bemerkt.“

Mit diesen Worten stand sie auf und ging zu dem Geist hinüber, dabei machte sie mit ihrer Hand eine Gestik, die dem Geist sagen sollte, dass er näher kommen sollte. Zur Überraschung aller Anwesenden tat dieser das auch, was bewirkte, dass sich ein zufriedendes Lächeln auf Kamis Gesicht abzeichnete.

„So kleiner du hattest deinen Spaß. Jetzt verschwinde aber bevor ich dich vernichten muss.“

Für einen Moment schien es so, als würde Kamis Plan nicht aufgehen, doch dann nickte der Geist zustimmend und verschwand. Anschließend herrschte Stille, bis alle die am Tisch saßen einstimmig anfingen zu lachen während Riku und Katsumi die Welt nicht mehr verstanden.
 

- Flashback Ende.-
 

Nach dem der Geist verschwunden war ging alles in geordneten Bahnen weiter. Allerdings hieß das nicht, dass damit sämtliche Aufregung der Vergangenheit angehörte. Im Gegenteil. Bald würde das Asakuraanwesen wieder mit schreienden Kindern gefüllt sein. Kaori war Schwanger und würde ihr Kind in wenigen Stunden bekommen, sofern alles nach Plan lief, doch das war in dieser Familie recht selten.

„Wie geht’s dir?“

„Frag mich noch mal wenn ich die Geburt hinter mir habe, Youji. Dann kann ich dir zur Abwechslung mal eine neue Antwort geben.“

Youji hob daraufhin nur defensiv die Hand. Zugegeben er fragte sie das jede Stunde, aber in gewisser Weise wusste er nicht was er sonst tun sollte. Er war einfach nicht wie Hao der Schweigend abwarten konnte. Doch auch ohne zu fragen wusste er, dass es Kaori nicht gut ging.

„Youji setz dich, dieses ganze rumgerenne macht sogar mich wahnsinnig. Und ich versichere dir noch eine Bemerkung in dieser Weise und ich sperre dich persönlich mit Cassander in den Holzschuppen. Wer weiß, vielleicht kommt ja wieder der böse Geist vorbei.“

Innerlich fluchte Youji, wieso hatte er seinem Cousin damals als er fast im Schuppen verbrannt wurde die Ausrede mit dem bösen Geist eingeredet. Wobei wenn er sich genau erinnert, dann war der Geist, welcher seine Hochzeit fast ruiniert hat, derselbe den er vor Jahren beschworen hatte und der ihn umbringen wollte. Nach diesen Gedanken verfluchte er Kami dafür dass sie diesen Geist nicht vernichtet hatte.

„Sehr witzig.“

„Komm schon wir wissen beide, dass…“

Weiter kam Hao nicht, da in diesem Moment ein älterer Mann in sein Haus trat. Aufgrund dessen aussehen war jedem sofort klar, dass es etwas Ernstes war.

„Wir brauchen Hilfe…. Zwei Monster…sie treiben sich in den Bergen herum und blockieren unseren Weg hinaus…“

Für einen Moment war Hao sichtlich hin und her gerissen. Doch letzen Endes hatte seine Pflicht Vorrang auch wenn es ihm anders lieber wäre. Allerdings war es vor allem Kaoris zustimmendes Lächeln, welches ihn dazu brachte nachzugeben. Eins stand für Kaori fest, er hätte gewartet, wenn sie ihn darum gebeten hätte, doch sie wusste, dass ihn das nur in Schwierigkeiten gebracht hätte. Es war seine Pflich und sie würde ihn nicht daran hindern diese zu erfüllen, auch wenn sie ihn gerne an seiner Seite gehabt hätte.

„Führt mich hin…Youji…“

„Kein Thema, ich halt hier die Stellung. So wie immer.“

Hao schenkte Youji nur ein dankbares Lächeln, bevor er sich von dem Mann zu dem besagten Ort führen ließ.
 

Zu seiner Überraschung waren sie nicht die einzigen, als sie am besagten Ort ankamen. Aus irgendeinem Grund hatten sich noch andere Männer hier versammelt. Allerdings würdigte Hao ihnen zuerst keinen Blick, sondern sah sich genau um. Im ersten Moment wirkte dieser Ort verlassen, doch er konnte die Präsenz der sich hier befindenden Geister spüren. Nur die Richtung konnte er noch nicht wirklich ausmachen. Aus diesem Grund trat er einige Schritte vor und schloss die Augen. Er verdrängte all seine Gedanken und konzentrierte sich nur auf seine Umgebung. Sein Furyoko verstärkte seine Sinne und intuitiv folgte er der geistigen Präsens. Es dauerte nur wenige Minuten, bis er den Aufenthaltsort der sogenannten Monster aufgespürt hatte. Es waren Shikigamis, zwar waren diese ziemlich mächtig, doch trotz allem nicht mit Monster zu vergleichen.

„Hab euch.“

Diese Worte waren nur ein leises Flüstern, doch es reichte um die Shikigamis dazu zubringen ihre Tarnung aufzugeben. Genau in dem Moment, als er die Augen öffnete erblickte er diese auf zwei Steinsäulen stehend. Danach ging alles sehr schnell. Von jetzt auf gleich verschwanden beide nur um aus der Luft heraus anzugreifen. Doch mit einem einfachen und effektiven Zauber gelang es ihm eine Schutzbarriere vor sich aufzubauen, durch welche die beiden Shikigamis nicht durchkamen. Kurz darauf wurden sie schon zurückgeschleudert. Genau diesen Zeitpunkt wählte Hao um einen weiteren Zauber mit den Händen durchzuführen. Es war eine Gravitationsformel die bewirkte, dass die Shikigamis mit einer enormen Wucht richtig Boden gezogen wurden. Sofort entstand eine riesige Staubwolke, was jedoch nicht hieß, dass der Kampf damit zu Ende war. Denn kurze Zeit später brach einer der Shikigamis durch die Staubwolke und attakierte ihn erneut. Jedoch hatte Hao damit gerechnet und war in der Lage noch rechtzeitig einen Verbannungsfluch auszusprechen, durch den der Shikigami in eine kleine Perle eingeschlossen wurde, die langsam zu Boden sank. In dem Moment tauchte der zweite Shikigamis hinter ihm auf, doch auch diese Wendung war für ihn nicht überraschend, weshalb er sich, noch ehe der Shikigami mit seiner Axt zuschlagen konnte, hinter diesen Teleportierte und ein weiteres mal einen Verbannungsfluch auf die Reise schickte. Auch dieses Mal traf dieser und damit war der Kampf mit den Shikigamis vorbei. Es war im Nachhinein wesentlich einfacher als er gedacht hatte.
 

Als er sich jedoch zu den anderen Männern umdrehte erblickte er deren geschockten Gesichter. Erst nach einigen Sekunden schüttelte einer der Männer seinen gegenwärtigen Zustand ab und fing an zu sprechen.

„Dir gebührt großer Dank für die Vertreibung der Monster. Deine Kräfte haben sich enorm Entwickelt. Du bist wahrhaftig ein großer Kämpfer.“

Auch wenn diese Worte freundlich und dankbar klangen, so konnte er durch die Tatsache, dass er Gedanken lesen konnte, hinter die Fassade blicken und die Gedanken der Menschen stimmten ihn sichtlich traurig.

//Er ist zu mächtig geworden.\\

//Wir müssen einen Weg finden ihn loszuwerden.\\

//Er ist ein Dämon in der Maske eines Sterblichen.\\

//Wenn seine Kräfte nicht uns gehören können müssen wir ihn vernichten.\\

Eben jene Gedanken ließen ihn fragen, wieso er sich weiterhin für jene einsetzte, die es nicht zu schätzen wussten. Doch er ignorierte diese Gedanken und drängt sie mit aller Kraft zurück. Diese Männer waren nicht die einzigen, die von diesen Shikigamis bedroht worden waren. Er hatte es für die Allgemeinheit getan und nicht für einen einzelnen. Mit Sicherheit waren ihm die meisten Dankbar für diese Tat, doch trotzdem er versuchten sich dies einzureden drängte sich ein anderes Ereignis in sein Unterbewusst sein. Nur schemenhaft sah er den Streit zwischen zwei Männern vor sich, von denen einer zu Boden ging, nachdem der andere ihm ein Messer in den Bauch gerammt hatte. Auch wenn er die Personen nicht erkennen konnte, da die Gesichter zu verschwommen waren, so kamen ihm diese Bilder dennoch bekannt vor.

„Alles in Ordnung.“

//Immer schön freundlich sein, dann kann uns nichts passieren.\\

„Die Shikigamis werden euch nicht mehr belästigen. Ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel wenn ich euch jetzt allein lasse. Es gibt noch familiäre Pflichen um die ich mich zu kümmern habe.“

Mit diesen Worten stieg Hao auf sein Pferd und ließ es in Richtung Asakuraanwesen gallopieren. Er musste hier weg und zwar schnell. Allerdings schien es so als würden ihn die Bilder dennoch verfolgen, doch trotz allem wurden die Bilder nicht schärfer. Es wirkte wie ein Traum, der sich hinter den Nebeln der Vergangenheit zu verstecken versuchte. Bei diesem Gedanken ließ Hao sein Pferd abrupt stoppen und sah starr zu Boden, während das Pferd unruhig wurde. Es spürte seine Unruhe und reagierte dementsprechend. Hätte er die Zügel nicht staff gehalten, so wäre es wahrscheinlich weitergelaufen, doch so blieb es an Ort und Stelle stehen. Hao ließ sich davon jedoch nicht beirren und sah nur zum Himmel, der strahlend blau war und der Sonne Gelegenheit gab ihre Wärme unbarmherzig auf die Erde und auf ihn abzugeben.

//Ereignisse gehüllt in den Nebeln der Vergangenheit…längstvergessene Erinnerungen…jene die man nicht wahrhaben will…an die man sich nicht erinnern will…\\

„Wieso jetzt?“

Hao richtete diese Frage an niemanden bestimmtes, doch trotz allem erhielt er eine Antwort von jemanden, den er nicht erwartete hatte.
 

Unbewusst war er an einem Flusslauf stehen geblieben. Und genau in dem Moment als er diese Frage stellte drang eine Stimme aus den Tiefen des Wassers.

„Erinnerungen kommen nie wenn man sie braucht sondern immer dann, wenn ähnlich Situationen diese zum Vorschein bringen. Niemand kann verdrängen was er erlebt hat. Man muss versuchen damit zu leben und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.“

Mit einem Mal brach ein kleiner Drache durch die Oberfläche des Wassers und schwebte wenig später über ihr, den Blick unverbannt auf Hao gerichtet.

„Die Taten einzelner können nicht auf die Gesamtheit bezogen werden. Es reicht eine Person um einen Konflikt zu entfachen, aber es bedarf ein Heer um einen aus einem Konflikt entstandenen Krieg zu durchbrechen. Denn ein Krieg entsteht nur, wenn sich unbeteiligte in einen bestehenden Konflikt einmischen und eine Position beziehen, die sie nicht beziehen sollten.

„Wieso erzählst du mir dass!“

„Denk nach Hao, du kennnst die Antwort. So wie jeder wissen auch wir die Spirits of Elements, dass du jemand bist der sich nicht in waghalsigen Situationen begibst, sofern du nicht mit voller Überzeugung für das damit zu erreichenden Ziel bist.“

„Wieso beobachtet ihr mich? Was habt ihr davon?“

„Wer so im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit von Schamanen und Menschen steht, gerät automatisch in das Blickfeld der beiden Mächte. Also sei auf der Hut, Asakura. Noch hast du einen langen Weg zu gehen, bevor du das Ende deiner Reise erreicht.“

„Was meinst du damit?“

„Das wirst du noch früh genug sehen. Achte auf deine Familie, halte sie zusammen aber halte sie nicht aus deinen Angelegenheiten heraus. Du wirst sie und ihre Rückendeckung brauchen!“

Hao nickte bei diesen Worten nur. Zwar war ihm nicht wirklich bewusst, was der Geist von ihm verlangte, doch allein dessen Anwesenheit und Worte hatten gereicht um die Bilder wieder aus seinem Kopf zu verdrängen. Er konnte es sich zwar einbilden, doch aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, als hätte der Geist, nachdem ihm diese Begebenheit klar geworden war, leicht gelächelt. Fast so, als war er froh darüber dass es so war. Allerdings tauchte der Drache in dem Moment wieder in den Fluss ein als er sich überzeugen wollte, dass es wirklich so war und so blieben die Zweifel an dieser Beobachtung. Aus diesem Grund entschied sich Hao auch dazu weiter zu reiten, denn im Asakuraanwesen ging es mittlerweile wahrscheinlich wirklich drunter und drüber.
 

Genau in dem Moment als Hao den Blick vollständig von der Stelle abgewand hatte, an dem der Drache verschwunden war, lugte dieser wieder aus dem Wasser heraus nur um sich kurz darauf schon einige Belehrungen anzuhören.

„Was war dass den für eine Aktion?“

„Ach nö, wer hat dich denn eingeladen?“

„Big Boss wer sonst. Sag mal hast du sie noch alle? Was wolltest du damit bezwecken?“

„Ich sag nur Schatten der Erinnerungen.“

„Ja klar und ich bin der mächtigste Geist, der existiert!“

„Lass das nicht den Geisterkönig hören.“

„Der ist mir so was von egal, jedenfalls im Moment. Also zurück zum Thema, denn die Ausrede kaufe ich dir nicht ab. Wieso beobachtet ihr Hao immer noch, obwohl Big Boss euch diesen Auftrag schon vor Jahrzehnten entzogen hat? Erklärt mir das mal!“

„Spielst du jetzt unseren Moralapostel?“

„Nein, ich gehe nur meinem Auftrag nach. Also könntest du mir jetzt freundlicherweise eine vernüftige Antwort geben oder muss ich erst dafür sorgen, dass du genauso wie ich die nächsten 500 Jahre den Beschützer des Sternenheiligtum spielen wirst?“

Nun war Tako etwas verwirrt. Beschützer des Sternenheiligtums. Vor wem sollte man das bitte beschützen, denn auch wenn sie ohne Probleme hineinkamen, so war es für jeden Schamanen der lebte ein nahezu hoffnungslose Unterfange. Selbst Hao würde nie dazu in der Lage sein, egal wie stark er auch werden würde, dann diese Geister hatte eine Grundstärke und zusätzlich sahen sie in die Seele der Schamanen die ihnen gegenüberstanden. An sich kein Problem, wenn sie nicht sogar in der Lage während die Macht der vor ihn stehende Schamanen zu erkennen und diese sofort darauf zu der ihren Ergänzen konnten. Zwar nahmen sie die Macht nicht von den Schamanen sondern vom König der Geister, doch das Resultat blieb dasselbe, sie waren stärker als ihre Gegner. Nur der König der Geister war imstande diese Klanuva-vögel im Zaum zu halten und somit den Durchgang zum inneren Reich zu gewähren. Würden sie selbst mit einem Schamanen gegen diesen Geistern kämpfen, so würden diese nur die Kräfte der Spirits of Elements wahrnehmen und ihre einstige Grundstärke, die so viel kleiner war als die der mächtigsten aller Elementargeister, beibehalten. Und genau das war der Grund wieso das Sternenheiligtum keinen Beschützer brauchte.

„Ich dachte dafür wären die Klanuva-vögel da.“

„Das Tako ist genau mein Argumentationspunkt, aber glaubst du wirklich Big Boss interessiert dass? NEIN! Um genau zu sein hat er sich sogar noch pausenlos über mich lustig gemacht und dass halt dann mal 500 Jahre oder so durch!“

„Mein Beileid. Flammenschädel, aber wenn man bedenkt, dass du 500 Jahre strafversetzt wurdest und dich jetzt in dieser Art und Weise reden hört, dann fragt man sich schon, ob du überhaupt etwas daraus gelernt hast. Denn so wie ich das sehe bis du genauso überheblich wie eh und je und diese Tatsache betrachtend würde ich sagen, dass du es durchaus ohne weitere Schäden überlebt hast. Eine Tatsache die ich doch irgendwie bedauere.“

„Wie bitte? Wag das zu wiederholen und ich sorg dafür, dass du in dieser Brühe, in der du dich am liebsten aufhältst gekocht wirst.“

„Eh du das schaffst, hast du diese sogenannte Brühe, die sich übrigens Wasser schimpft, abbekommen und wir beide wissen, dass dir das gar nicht gut bekommen wird.“

„Ist ja gut, aber meine Frage hast du immer noch nicht beantwortet!“

Langsam wurde es dem Feuergeist zu viel. Irgendwie hatte Tako ja schon Recht. Er wirkte im Moment wirklich wie ein armseeliger Moralapostel.
 

Was auch immer für eine Seele der König der Geister in sich aufgenommen hatte bevor er ihm den Auftrag damals gegeben hatte, er hätte es lassen sollen. Aber vielleicht war auch einfach nur Chiyo an der Sache schuld die sich wegement gegen Samira und Hao ausgesprochen hatte. Wobei, dass eher unwahrscheinlich war. Schuld waren viel mehr seine restlichen Artgenossen. Wieso mussten die sich auch vornehmen Hao auf Schritt und Tritt zu verfolgen und ihn in Schwierigkeiten zu bringe. Denn das taten sie, das war für ihn deutlich geworden. Es war nicht nur Hao selbst der sich mit unüberlegten Handlungen in Gefahr brauchte, nein zum Großteil trugen die anderen vier Spirits of Elements ihren Teil dazu bei, in dem sie sich ihm ohne Vorwarnung offenbarten.

„Ich korrigiere mich. Du spielst keinen Moralapostel du bist einer. Noch dazu einer der nicht zuhört, immerhin habe ich dir die Antwort schon gegeben.“

„Ich habe gesagt, dass ich dir kein Wort glaube.“

„Dein Pech.“

„Von mir aus. Ich frag dann mal Okami was sie davon hält, immerhin ist Hao ihr Schützling.“

„Moralapostel und Petze, schäm dich und verschluck dich an deiner Glut.“

Mit diesen Worten tauchte Tako unter. Er musste sich das ganze nicht antun. Der einzige vor dem er sich zu rechtfertigen hatte war der König der Geister und in dem Fall würde er keine Ausnahmen machen. Der Feuergeist schwebte derweil für einige Sekunden an Ort und Stelle und schien zu überlegen, was er nun tun sollte. Doch dann teleportierte er sich von dem Ort an dem er sich befand weg. Immerhinn sollte ein Feuer nie zu lange in der Nähe von Wasser verweilen. Aus reinem Reflex tauchte er in dem Kaminfeuer des Asakuraannwesens wieder auf. Er gab es ungern zu aber neugierig auf die Zukunft dieser Familiendynastie war er dennoch. Und auch wenn er versuchte seine Aufgabe zu erfüllen, so beneidete er Okami immer mehr um ihren Schützling. Der zweite Grund war jedoch, dass er sie im Auge behalten sollte, deshalb zog er sich soweit in den Fammen zurück, so dass er nicht zu erkennen war. Wobei das leider einen Tuck zu spät war, denn Santi hatte ihn durchaus bemerkt.

„Oh bitte nicht noch einer von eucht.“

Spirit of Fire wusste sofort worauf sie hinaus wollte. Er hatte das Gespräch zwischen ihr und Haos Schutzgeist immerhin mitbekommen, so wie er alles mitbekommen hatte, was hier vorging. Manchmal vermutete er sogar dass er besser informiert war als Kami selbst. Allerdings verwarf er den Gedanken schnell wieder, da ja noch ein paar Worte unbeantwortet im Raum standen. Zuerst wollte er sie ignorieren, doch da eh keiner in der Nähe war und Santi nicht glauben würde, dass sie sich vertan hatte, nutzte er die Chance.

„Ich bin nur hier um Okami im Auge zu behalten sonst nichts und ihr zur Not ein paar heftige Tritte zu verpassen, falls sie sich ungebürend benimmt.“

Dieser Kommentar entlockte Santi ein kurzes Lachen. Doch dann erhärteten sich ihre Gesichtszüge und sie wendete sich zu den Flammen um.

„Was habt ihr vor?“

Okami bzw.Spirit of Earth oder Kami wie sie sich vorgestellt hatte ließ sich keinerlei Informationen etlocken. Zwar glaubte Santi nicht, dass der Feuergeist, dessen Präsenz sie für einen kurzen Augenblick deutlich gespürt hatte anders war, aber es war ein versuch wert.

„Das ist unterschiedlich. Der König der Geister sowie der Schattenfürst wollen Hao auf ihrer Seite haben. Okami, so unwahrscheinlich es auch klingen mag, will Hao nur beschützen. Die anderen Spirit of Element lieben es ihre Späße mit ihren Schützlingen zu treiben und da Hao so eine unbeschreibliche Art hat, sind sie an seiner Entwicklung zum Meisterschamanen natürlich brennend interessiert…naja und ich…ich versuch nur jeden von diesen Schwachmaten wieder zur Vernunft zu bringen…und bevor Big Boss wieder durchdreht und versucht mich wegen dieser Worte zu grillen, verschwinde ich besser wieder…Einen schönen Tag noch. „

Mit diesen Worten schoss der Feuergeist aus den Flammen und verschwand aus dem offenen Fenster. Santi schüttelte daraufhin nur den Kopf. Dieser Geist war definitiv lebensmüde. Jedenfalls wenn sie die Worte in den richtig Zusammenhang gesetzt hatte.
 

Lange konnte sie jedoch nicht nachdenken, da eine Stimme ihr in dem Moment klarmachte, was sie eigentlich tun wollte.

„Santi!“

Die Stimme war voller Panik und hilflosigkeit. Doch sie konnte Hiromi verstehen. Immerhin war es für sie dass erste Mal, dass sie an einer Geburt teilnahm, jedenfalls wenn man Hiromis eigene Geburt außer acht ließ. Innerlich musste sie jedoch die Augen versdrehen als sie an die Situation dachte. Kein Asakura hatte die Geburt der eigenen Kinder mit erlebt. Ihr eigener Vater musste zu dieser Zeit jedes Mal das Anwesen verlassen. Nicht einmal war er da um Noriko zu unterstützen und sie hatte drei Kinder bekommen. Auch Akio und Riku waren bei der Geburt von Hao und Sayuri abwesend. Zugegeben Takeo war bei Youjis Geburt dabei, aber er war ja auch kein geborener Asakura. Aber was sollte man machen. Sie konnten sich ja nicht aussuchen, wann man sie zu Hilfe rief. Meistens war es wichtig und jede Verzögerung würde mehr Tode verursachen. Da konnte man nicht einfach sagen, nein ich kann nicht, erst wenn mein Kind zur Welt gekommen ist. Soetwas würde nur Probleme geben. Allerdings war es allein unmöglich. Noriko hatte nur Katsumi und Cassandra zur Unterstützung. Keine Besonders rosige Ausssicht. Sie hatte einen kleinen Vorgeschmack bekommen, als sie Youji bekommen hatte. Die beiden waren grausam. Cassandra hatte ohne Ende quasselt und ihre Befehle gegeben und Katsumi stand einfach nur da und machte jeden nötigen Schritt dreimal so langsam als notwendig. Hätte sie nicht solche Schmerzen gehabt, hätte sie die beiden geköpft. Ihr Glück war es, dass Noriko und Shin an diesem Tag früher von einer Reise zurückgekommen sind und die Sache in die Hand genommen haben. Auch bei Asha und Kisha hatte Noriko Hand angelegt, wobei sie selbst so gut es ging geholfen hatte. Es jetzt alleine zu tun ließ auch sie nicht kalt, doch Katsumi und Cassandra würde sie auf keinen Fall um Hilfe bitte. Wobei Cassandra dennoch eine gute Ergänzung sein konnte, wenn sie eine ihrer Stillen Phasen hatte. Dummerweise wusste man dass erst wenn es zu spät war und da es sich um Haos Kind handelte war sie sich nicht sicher ob diese nicht dieselbe Nummer abzog wie bei Haos Geburt.

„Hiromi, du musst mir helfen!“

„Wie?“

„Tu einfach was ich sage.“

Mit diesen Worten gab Santi der jungen Frau Anweisungen und schickte sie zu Kaori, damit diese die Schwangere beruhigen konnte. Anschließend suchte sie die benötigten Sachen zusammen. Auf dem Weg zur den beiden jungen Frauen lief sie fast in Riku, der überraschend schnell realisierte was los ist.

„Kaori?“

„Weniger Reden mehr helfen oder verschwinden, was auch immer dir am meisten beliebt, Riku.“

Mit diesen Worten ließ sie Riku stehen, jedenfalls vermutete sie dass doch als sie an der entsprechenden Tür ankam. Schob sich eine Hand an ihr Vorbei und öffnete diese für sie.

„Kein Wort, Santi.“

„Ich sag ja nichts.“

Mit einem leichten lächeln ging sie durch die geöffnete Tür und hörte sie kurz danach hinter sich schließen. Riku war bis hierher mitgekommen, doch weiter würde er nicht gehen. Denn genau an dieser Tür endete seine Akzeptanz. Es war überraschend. Auch wenn Riku sein Rivalitätsverhalten seinem Bruder gegenüber auf Hao übertragen hatte, so war Kaori davon verschont geblieben. Wobei auch Asha hatte nicht viel von der feindlich gesinnten Stimmung zwischen den beiden mitbekommen, nur dann wenn die beiden Brüder damals einen offenen Konflikt hatte. Vor Jahren hatte sie geglaubt, dass es daran lag, dass Akios Frau gleichzeitig die Schwester seiner Frau war. Doch wenn sie es nun beobachtete, dann war sie sich nicht mehr so sicher mit ihrer Vermutung. Der Grund schien wirklich einzig und allein auf die Familienführung zu liegen und dass stimmte sie in gewisser weise doch etwas traurig.
 

- Bei Youji -
 

Youji musste währenddessene notgedrungen an der Tür lauschen, um herauszufinden was in dem Raum mit den Frauen los war. Ungeduldig ging er auf und ab. Was dachte sich seine Mutter eigentlich dabei ihn aus dem Raum zu werfen. Oder gar mit dem Spruch, dass Kaori ihre ganze Aufmerksamkeit brauchte und sie sich nicht auch noch um ihn kümmern konnte. War sie wirklich der Meinung, dass er einfach aus welchen Gründen auch immer umkippen würde. Seiner Meinung nach war das ausgeschlossen, immerhin hatte er schon schlimmeres gesehen als eine Geburt.

„Santi hat ihre Gründe. In diesem Fall jedoch sind es eher Norikos Worte.“

„Wieso was hat Meisterin Noriko denn zu ihr gesagt.“

„Na dass sie schon Kriegsherren, die auf dem Schlachtfeld leben, bei einer einfachen Geburt hat umfallen sehen. Demnach ist sie in diesem Fall ziemlich vorsichtig.“

„Aber Shin war doch auch bei meiner, Sayuris und Haos Geburt dabei. Und der ist auch nicht umgekippt, oder. Außerdem hast du doch auch das eine oder andere Mal geholfen.“

Noch ehe Katsumi darauf antworten konnte, mischte sich Riku ein, der etwas Interessantes zu diesem Thema beisteuern konnte. Die Information jedoch brachte ein anderes Licht auf die Situation.

„Wenn du dabei gewesen wärst, hättest du gewusst, dass unser lieber Katsumi hier kurz bevor du das Licht der Welt erblickt hast ein Nickerchen gemacht hat.“

„Wie jetzt? Er ist ohnmächtig geworden?“

„Umgefallen wie ein gefällter Baum.“

„Jaja macht euch nur lustig.Und nur damit ihr es wisst. Das war die Anspannung. Soviel Stress ist mir nicht bekommen.“

Nach diesen Worten konnte Youji nicht anders als Lachen. Innerlich bedauerte er es jedoch, dass er bei seiner eigenen Geburt nicht Mäuschen spielen konnte. Er hätte das mit Katsumi gerne gesehen. Doch allein zu wissen dass es so war, konnte er diesem ein leben lang vorhalten.

„Und Shin?“

„Er ist scheinbar immun gegen solche Art von…Stress!“

Für einen Moment stockte Riku kurz vor Ende des Satzes, bis er das richtig Wort fand und es betont aussprach, so dass Katsumi sich denken konnte, dass dieses Wort auf seine Aussage bezogen war.

„So jetzt aber ernsthaft. Wieso kriegen die Asakurafrauen immer Kinder wenn ihre Männer weg sind?“

„Frag mich was Leichteres. Akio und ich wurden mehrere Wochen vor der Geburt unserer Kinder um Hilfe gebeten. Am Anfang dachten wir noch, dass es nur einige Tage beanspruchen würde, doch da hatten wir das Ausmaß an Dämonen nicht berechnet, geschweigedenn die Größe des Gebietes. Deswegen haben wir sofort einen Shikigami losgeschockt der Shin die Nachricht übermitteln sollte, dass wir mehrere Wochen bräuchten. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich Shin gebeten mich zu vertreten, doch so saß ich da fest.“

Youji sagte daraufhin nichts. Es war ehe schon ungewöhnlich, dass von ihm solche Wörter fielen, denn er wollte Riku nicht noch weiter an die Ereignisse von Sayuris Geburt oder gar an sie erinnern. Seit ihrem Tod hatte er ihren Namen nie wieder erwähnt.
 

Aus diesem Grund herrschte auch anschließend ein bedrückendes Schweigen, welches jedoch nach einigen Minuten von einem lauten Babygeschrei unterbrochen wurde. Dennoch wagte keiner durch die Tür zu treten und sich den Nachwuchs anzusehen. Erst als Hiromi grinsend aus der Tür trat regte sich etwas in den von der Geburt ausgeschlossenen.

„UND?“

Verunsichert sah sie kurz zu Riku, bevor sie sich fragend an Youji wendete. Doch allein diese Gestik verriet, was sie antworten wollte. Letzen Endes war es jedoch Riku, der ihre ungestellte Frage beantwortete.

„Es ist also ein Junge…tja Katsumi, deine Trefferquote wird immer geringer. Vielleicht solltest du das nächste Mal dein Hauseigenes Orakel befragen.“

Rikus Stimme war nüchternd und dennoch schwang eine gewisse Belustigung mit. Eine welche die gesamte Gruppe zum Lachen animierte. Dementsprechend verwirrt war auch Hao als er wieder zu den anderen stieß. Aus diesem Grund konnte er auch seine nachfolgende Frage nicht zurückhalten.

„Hab ich was verpasst?“

„Hättest du es nicht, dann hättest du mit der Tradition unserer Familie gebrochen…Gratulation!“

Mehr sagteRiku nicht zu dem Theme, stattdessen wendete er sich von dem Szenarium ab und ließ die Gruppe vor der Tür stehen. Erst als Riku außer Hörweite war, wendete Youji sich an Katsumi und stellte die Frage, die ihm auf der Zunge lag. Hao ignorierten sie erst einmal völlig, was selbst Hiromi zum Schmunzel brachte.

„Ihr habt um das Geschlecht von Haos Kind gewettet.“

„So in etwa. Aber in gewisser Weise hat Riku schon Recht. Ich verliere in letzter Zeit eine Menge Wetten. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich jetzt Cassandra um ihre Meinung bitte…“

„…danke für die nette Begrüßung…“

Noch ehe einer der beiden auf Haos Anspielung reagieren konnte machte Hiromi mutig einen Schritt vor und lenkte Haos Aufmerksamkeit auf sich.

„Vielleicht solltest du dein Gespräch mit den beiden später führen und dich erst einmal zu deiner Familie begeben, ich denke nämlich, dass Kaori dich an ihrer Seite haben möchte.“

Hao erwiderte daraufhin nichts sondern nickte nur, bevor er in den Raum trat, den die anderen immer noch zu meiden scheinen.

„Es geht ihnen gut, oder? Kaori und dem Kind meine ich.“

„Du hast es schreien hören oder? Das ist bei einer Geburt immer das beste Zeiche und was Kaori angeht. Sie ist ziemlich geschwächt aber ansonsten überglücklich.“

Das glaubte Youji gerne. Kaori hatte sich schon vor der Geburt sorgen gemacht, was das Kind anginge, besonders da Katsumi ihr die Geschichte von Haos Geburt erzählt hatte. Es hat ihr richtig angst gemacht und als Santi davon erfahren hatte, musste Katsumi sich eine Standpauke vom feinsten anhören. Seine Erwiderung, dass es doch so passiert war ließ sie sichtlich kalt. Hao hatte sich derweil die Mühe gemacht Kaori davon zu Überzeugen, dass Santi schon dafür sorgen würde, dass mit dem Kind nichts passieren würde. Doch ihm hatte sie den wahren Grund ihre Angst verraten. Ihre Angst war es dass das Geschlecht des Kindes Einfluss auf das miteinander der Familie haben würde. Allerdings brauchte sie sich darüber keine Sorgen mehr zu machen.
 

- Bei Hao -
 

Als Hao in den Raum trat wurde seine Ankunft von Santi sofort bemerkt. Sie war gerade dabei die verwendeten Gerät zu waschen, wobei sich ab und zu ein Auge auf Kaori warf. Die ersten Stunden nach der Geburt waren die Schlimmsten. Doch im Moment schien Kaori die Geburt gut überstanden zu haben.

„Ich hoffe für dich, dass dieser Auftrag wichtig war.“

„Was hätte ich den machen sollen, sie weg schicken?“

„Nein, ihnen zusagen und Youji an deiner statt als Retter präsentieren.“

„Shikigamis der Klasse 1 sind nicht ohne!“

„Stimmt, aber auch nicht unschlagbar. Meister Shin hätte solche selbst mit hohem Fieber geschlagen, wenn er sich aufgerafft und all sein Willen zusammengenommen hätte.“

Noch ehe Hao darauf erwidern konnte fing Santi an leise zu kichern. Erst als sie sich einiger Maßen beruhigt hatte klärte sie ihn über ihre Reaktion.

„…obwohl, das letzte Mal , als er es mit so einem Geist zu tun hatte, musste ihm Noriko retten. Sie hatte diesen mit einem Schlag vernichtet. Das lustige an der Sache war jedoch, dass die beiden schon Jahre vorher einander versprochen waren, aber an diesem einzigartigen Tag hatten sie sich zum aller ersten Mal gesehen…du bist also entschuldigt. Außerdem scheint es in dieser Familie ja Tradition zu sein, dass die Väter nie anwesend sind.“

„Soetwas in der Art hat Riku auch schon gesagt.“

Nach diesen Worten setzte sich Hao neben Kaori und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war unnatürlich bleich, dennoch hatte sie einen ruhigen Schlaf. Das Neugeborene wurde in ein Weidenkorb gelegt, welcher mit weichen Tüchern ausgefüllt war.

„Es wundert mich, dass er überhaupt mit dir gesrochen hat. Die Geburt des Jungen müsste eigentlich wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.“

„Er hat es gewusst. Jedenfalls hat er mit Katsumi um das Geschlecht gewettet.“

„Und er hat echt auf einen Jungen gesetzt. Mein Bruder ist doch immer für eine Überraschung gut.“

„Ich glaube eher er sieht einen Faden der uns unsichbar ist. Im Grunde lief alles gegen ihn. Erst meine Geburt, dann Sayuris, meine Ernennung zum Oberhaupt…strickt man dies weiter war das die einzig logische Abfolge. Ein Sohn um die Position zu festigen.“

„So kann man es auch sehen. Allerdings glaube ich, dass Riku es mittlerweile akzeptiert hat.“

Santi wusste selbst nicht, wieso sie das gesagt hatte, doch irgendwie hatte sie das Gefühl, dass Hao diese Worte helfen würde.

„Du kannst auf ihn zählen, auch wenn er noch immer einen Groll gegen dich hegt.“

„Ich weiß. Solange wir auf derselben Seite stehen ist Riku einer der wenigen dessen Worte ich vertraue. Besonders weil er sagt was er denkt und nicht darauf bedacht ist mich zu hintergehen. Jedenfalls nicht ohne es mir in der einen oder anderen Art und Weise anzukündigen.“

Santi wollte dazu etwas sagen, doch dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf das neugeborene gelenkt welches wieder angefingen hatte zu schreien. Allerdings war Hao schneller und hatte es schon aus dem Korb genommen und hielt es im Arm.

„Wenigstens ein Asakura-Oberhaupt, der mit einem Baby umgehen kann.“

„Gibt es sonst noch etwas was du loswerden willst, Tante!“

„Pass auf die beiden auf, während ich die Sachen wegbringe und Kohei von den Neuigkeiten berichte, sonst heißt es wieder wir ließen ihn auf heißen Kohlen sitzen.“

Mit diesen Worten verließ Santi den Raum. Hao hingegen setzte sich mit dem Kind im Arm wieder zu seiner Frau, welche langsam wieder zu Bewusstsein kam.
 

In ihren grünen Augen war die Erschöpfung deutlich zu sehen. Zuerst war ihr Blick noch distanziert als würde sie einen weit entfernten Ort sehen, doch als sie Hao neben sich bemerkte entspannte sie sich wieder. Intuitiv ergriff Hao mit seiner freien Hand die ihrige und ließ sie dadurch wissen, dass er nicht von ihrer Seite weichen würde. Nun fiel ihr Blick auf das Kind und ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab, denn zu mehr war sie momentan nicht in der Lage. Vosichtig löste sie sich von Haos Hand und streckte sie nach dem Gesicht des Neugeborenen aus, doch wenige cm vorher ließ sie ihren Arm wieder sinken.

„Du musst dich ausruhen!“

„Es wirkt immer noch wie ein Wunder.“

Hao wusste sofort wovon Kaori sprach. Sie war einst eine Ausgestoßene. Einst schien es ihr unmöglich eine Mann zu finden, da jeder sie für eine Hexe hielt. Nur dass sie gegen sie nichts unternehmen konnte. Dafür hatte Kouhei gesorgt. Sie hätte nie zu träumen gewagt, dass sie mal heiratet geschweigedenn ein Kind bekommen würde, welches sie auch wollte. Doch genau mit dieser Erkenntnis sschlich sich auch Haos schlechtes Gewissen wieder in den Vordergrund. Er liebte sie, auf eine Art die er nicht wirklich beschreiben konnte. Sie war ihm wertvoll und er würde sein Leben für sie riskieren, doch dass würde er auch für seine restliche Familie. Das hätte er für Sayuri getan wenn er es damals gekonnt hatte. Sie war teil seiner Familie und genau das war das Problem. Er hatte sich an die Abmachung mit Kouhei gehalten, doch ab und zu konnte er seine Gedanken nicht von der Vergangenheit abwenden.

„Jeder erhält was er verdient, oder wie hat Kouhei sich immer so schön ausgedrückt?“

„Ich konnte es am Anfang nie begreifen, bis zu unserer Hochzeit nicht. Deshalb hat er es gesagt. Er meinte nach all dem Hass der mir entgegen geworfen wurde verdiene ich als Entschädigung das besten Leben, welches er sich aufmalen kann.“

„Er hat Recht!“

Auch wenn Hao dies mit Überzeugung sagte, so ergänzte er in seinen Gedanken noch etwas anderes. Etwas was er niemals Laut sagen würde.

//Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass dies hier das beste Leben ist, welches es gibt!\\

Das Leben in der Asakuradynastie war gefährlich, jedenfalls dann wenn seine Familie einen Standpunkt festlegen musste. Viele Leute, besonders die Menschen, reagierten auf sie demütig und freundlich. Doch er hörte die Gedanken die diese Leute hatten. Alles was in diesen lag war Neid und daraus resultierte ein unbeschreiblicher Hass.

„Hey störe ich gerade ich…oh ist der süß…“

Mit diesen Worten war Youji an die beiden herangetreten und betrachtete das Neugeborene. Doch dann viel ihm etwas auf, was bisher jeder ignoriert hatte.

„…moment mal, hat der kleine etwa das selbe Muttermal am Arm wie Shin…ist ja krass, jetzt kann wenigstens keiner mehr behaupten, dass der Junge kein Asakura ist…“

„Youji!“

„Was…oh schuldige Kaori, damit meinte ich nicht, also…“

„Wieso hältst du nicht zur Abwechslung einfach den Mund?“

„Wie sie wünschen Meister Hao…au!“

Eigentlich wollte Youji seinen Cousin nur etwas aufziehen, da dieser mit dem Kind in dem Arm nicht groß etwas gegen ihn unternehmen konnte, doch leider hatte er die Rechnung ohne Kami gemacht. Diese war aufeinmal neben ihm aufgetaucht und hatte ihm ganz dreist in den Arm gekniffen, bevor sie grinsend zu Hao schaute.

„War das richtig so?“

Beleidigt rieb sich Youji die schmerzende Stelle.
 

Allerdings hielt ihn das nicht davon ab einen bissigen Kommentar an seine Peinigerin zu schicken, die jedoch nur mit einem lässigen Spruch konterte.

„Wo kommst du denn schon wieder her!“

„Na hör mal ich bin Haos Schutzgeist, wenn ich ihn nicht beschütze wer dann?“

Nach diesen Worten kniete sich Kami neben Hao hin und betrachtete das Kind in seinem Arm. Youji hatte Recht, das Muttermal war identisch und auch sonst würden sich im Laufe der Zeit einige Merkmale herausbilden, die ihn deutlich als Asakura zeichnen würden. Allerdings konnte sie auch jetzt schon das Erbe, welches Hao an seinen Nachkommen weitergeben hatte spüren. Ein Erbe mit dem nur wenige Schamanen gesegnet wurde. Auch wenn diese Gabe noch verschlossen war und für jedem einem Geheimnis gleich kam.Sie konnte die innere Stärke, welches in naher Zukunft zu einer großen schamanischen Macht heranwachsen wird bereits jetzt spüren. Auch wenn sie mit Haos damals nicht vergleichbar war, so konnte sie jetzt schon sagen, dass sich das Potential der einzelnen Asakuraerben in Laufe der Jahunderte erhöhen wird.

„Er selbst!“

Für einen Moment sagte Kami nichts dazu, da sie von ihren eigenen Gedanken zu abgelenkt war, doch dann fiel ihr wieder ein worum es ging und sie konnte nicht anders als kontern.

„Es sei denn er ist nicht dazu in der Lage, weil er verwundet oder anderweits beschäftigt ist!“

Hao verdrehte daraufhin nur die Augen. Manchmal war es echt nervig wenn die beiden sich in dieser Art und Weise bekämpften. Auch die Tatsache, dass er selbst so agierte änderte daran nichts.

„Ich meinte das mit dem Mundhalten ernst. Kaori braucht ihre Ruhe.“

„Schwaches Argument, aber bitte ich mach ihn draußen zur Schnecke.“

Nach diesem Satz war es an Youji sich zu wehren, doch da er die Verbalauseinandersetzungen eh immer verlor entschied er sich dieses Mal für eine andere Methode. Er nutzt den Moment, in dem Kami aufstand und stellte sich im letzten Moment in ihren Weg. Eigentlich hatte er gehofft, dass diese vor Schreck zurückwich, doch sie ging einfach durch ihn hindurch. Aufeinmal überfiel ihn ein eiskalter Schauer und er stand zitternd im Raum und wusste nicht so recht was er machen sollte.

„Sie ist ein Geist, Youji, schon vergessen.“

„Ne, das nicht. Nur die Tatsache, dass sie mir wehtuen kann und ich ihr nicht…Ihr entschuldigt mich, ich lass mir jetzt erst mal ein warmes Bad ein, sonst erfriere ich.“

„Stell dich nicht so an. Hättest du nicht im Weg gestanden, wäre ich nicht gezwungen gewesen durch dich hindurchzugehen.“

Mit diesen Worten verschwand Kami durch die nächste Wand und Youji zog sich schmollend zurück.

„Hier wird es echt nie langweilig.“

Das waren die letzten Worte, die Kaori sagte, bevor sie sich an Hao ankuschelte und mit einem leichten Lächeln in einen ruhigen Schlaf fiel. Für sie war es ein Wunder ein unbeschreiblich schöner Traum und sie hoffte, dass sie aus diesem nie wieder aufwachen würde.

Ein fataler Fehler

Kapitel 45: Ein fataler Fehler
 

Mit einem großen Satz brachte sich Youji von dem Angriff in Sicherheit. Schwer atmend kam er wieder auf die Füße und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war seine Idee gewesen ein Trainingsmatch abzuhalten immerhin rückte das Schamanenturnier langsam in greifbare Nähe. Es mochte albern klingen, doch sie trainierten für einen Kampf der noch einige Jahre in der Zukunft lag. Andererseits wenn nicht jetzt wann dann. Immerhin war es wenn der Schicksalstern am Horizont erschien zu spät. Dennoch, so hatte er sich das Training nicht vorgestellt. Zwar wusste er, das Hao ihm überlegen war, doch dass dieser es so offen zeigte machte ihn sichtlich fertig. Er wollte Tipps und keine Abreibung.

„Jetzt konzentrier dich mal Youji.“

„Was glaubst du was ich hier tue. In die Sterne gucken?“

Nach diesen Worten griff Youji ein weiteres Mal an, doch wieder bewirkte es nichts, außer dass sein Angriff sofort zu ihm zurück kam.

„Verdammte Magnetangriffe. Ich hasse sie!“

„Ich weiß, deshalb benutze ich sie ja als Gegenangriff…aber zurück zu deiner Strategie. Was ist eigentlich dein Ziel?“

„Blöde Frage, Hao. Denkst du ich greif mich freiwillig selber an?“

„Man könnte es durchaus meinen!“

„Ach red doch mit meinem Angriff!“

Ein weiteres Mal griff Youji an, doch das Ergebnis blieb dasselbe. Was Hao jedoch als nächstes sagte, ließ ihn förmlich verzweifelt zurück.

„Du denkst zu viel. Bei dir ist alles geplant. Der Verlauf deines Angriffes, das Ziel. Zwar kannst du ein ungeschützes Ziel jederzeit treffen, doch bei einem Schamanen wird dein Angriff niemals ankommen. Dein Angriff hat einen zu ebenen lauf. Er ist für magnetangriffe gerade zu ideal.“

„Vielen Dank für die Blumen!“

„Ich pflege nur die Ehrlichkeit zu wahren.“

„Von wem hast du denn diesen bescheuerten Spruch….verdammt, hör gefälligst auf damit, sonst….“

Abrupt stoppte Youji, da ihm nicht im geringsten einfiel was er zu diesen Satz ergänzen sollte. Sonst was? Hao war das Oberhaupt der Familie. Das hieß er konnte sich nicht einfach beschweren oder dafür sorgen, dass dieser eine Strafe bekam. Das ging früher als Noriko und Shin noch lebten wesentlich einfacher. Zudem war Hao einer der mächtigsten Schamanen, was bedeutete, dass er ihn nicht mal im Kampf eine Lektion erteilen konnte. Das schlimmste war jedoch, dass er sich das ganze selbst eingebrockt hatte.

„Sonst was? Komm schon Youji sonst fällt dir doch auch immer etwas ein. Wieso auf einmal so zurückhaltend?“

„Hätte ich gewusst, dass du so ne Nummer veranstalltest hätte ich Riku gefragt.“

„Kannst du immer noch, aber das wirst du nicht. Immerhin willst du nicht nur besser werden, es geht dir auch um etwas anderes.“

„Ach ja und was?“

„Mich zu schlagen.“

Daraufhin verzog Youji das Gesicht. Hao hatte mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Er wollte wirklich einmal gegen seinen Cousin gewinnen. Nur einmal um sich selbst zu beweisen, dass er ein erstklassiger Kämpfer war. Und selbst wenn er nicht gewann, so wollte er doch wenigstens eine ernsthafte Konkurrenz bilden.
 

Das Schamanenturnier war nur die Ausrede gewesen. Wobei so sehr Ausrede war es nun auch nicht. Er hatte wirklich keine Lust gleich in den Qualifizierungsrunden auszuscheiden. Dass wäre immerhin eine Blamage für die gesamte Familie. Selbst wenn Hao sich bis zum Ende durchkämpfen würde, wäre er derjenige, der als schwächstes Glied bezeichnet werden würde und das musste und wollte er sich nicht geben.

„Sebst wenn. Spielt das wirklich eine Rolle?“

„Nein, aber wenn du mich schlagen willst, musst du deinen Angriffverlauf ändern.“

„Na dann pass mal auf wie ich meinen Verlauf ändere!“

Mit diesen Worten schickte Youji einen starken Angriff los. Mit einem wütenden Aufschrei ließ er sich zu Boden fallen und smollte. Der aktuelle Angriff war ein Pendelangriff, welcher sich fröhlich nach links und rechts bewegte und genau in dem Moment die Richtung änderte, an dem er in Haos Nähe kam. Dieser brauchte nicht einmal ausweichen, damit der Angriff ihn aufgrund seiner Zickzack-Laufbahn verfehlte.

„Ich bin verflucht!“

„Red keinen Unsinn!“

„Keinen Unsinn? Hallo, hast du schon mal die Augen aufgemacht. Ich schickte einen Angriff einer bestimmten Stärke los und er wird zu Pendelangriff und verfehl seine Gegner. Wie würdest du es nennen, wenn dir das passieren würde…oh warte ich weiß es. Dir würde es gelingen diese blöden Angriffe mittels doppelter Magnetwirkung zu kontrollieren. Aber solche Techniken sind nicht mein Ding, während du das schon als 10 jähriger konntest.“

Nach diesen Worten ließ sich Youji frustriert auf den Rücken fallen. Santi hatte versucht ihn beizubringen wie man einen Angriff mittels des eigenen Furyokos zu einem Magnetangriff umwandeln konnte. Doch es war ihm nicht ein einziges Mal gelungen. Vielleicht lag es wie Hao es so schön nannte an dem Verlauf der Angriffe denen er gegenüber stand. Doch er bezweifelte das. Nun allerdings hatte er ein weiteres Problem, er lieferte laut seinem Cousin die idealen Vorraussetzungen, damit seine Gegner diese Art von Technik gegen ihn einsetzen konnte. Das ging doch nicht mehr mit rechten Dingen zu.

„Du blockierst dich selbst. Der Wille ist meistens der Funken der einen ganzen Wald zum brennen bringen kann oder dafür sorgt, dass es nicht geschieht.“

„Soll das heißen, dass ich die Techniken nicht lernen will!“

„Deine Reaktion eben sagte alles. Du hast als du die Art des Angriffes erkannt hattest aufgeben. Deiner Meinung nach wirst du niemals in der Lage sein so einen Angriff zu kontrollieren, aber niemand bekommt eine Kraft, die er nicht beherrschen kann.“

„Es sei denn ich hab sie seit dem Tunnel von Tartarus und sie gehorcht mir nicht, weil ich zur falschen Seite herausgekommen bin!“

„Tja, dann bleibt nur die Möglichkeit es noch einmal zu versuchen und…“

„Vergiss es! Ich geh in dieses Drecksloch nie wieder herein. Das nächste Mal verirre ich mich darin und komme nie wieder raus.“

Das mit dem Tunnel von Tartarus war ein Fehler gewesen. Das war ihm kurz nach dem er diesen wieder verlassen hatte klar geworden, doch nun da er älter war wurden ihm die Ausmaße der Gefahr gewahr.
 

Als Kinder waren sie einfach zu leichtsinnig, umso schockierte war er, dass Hao diesen Vorschlag scheinbar wirklich ernst gemeint hatte. Wobei er ja in gewisser Weise einen Punkt hatte. Sie waren rausgekommen also wieso sollten sie es nicht noch einmal schaffen.

„Du weiß dass du nur zur falschen Seite herausgekommen bis weil sich deine Gedanken um die Konsequenzen gedreht hatten. So wie jetzt auch. Deine Gedanken lassen nicht zu, dass du dich auf die Techniken einlässt. Sie blockieren dich, die Wirkung, alles…Du kennst doch das Sprichwort erst denken dann handeln….sagen wir es so. Du befolgst den ersten Teil, doch vergisst dadurch den zweiten. Beides muss eins werden um zu funktionieren.“

„Takumi Sasakis Weisheit?“

„Nein meine...überrascht?“

„Irgendwie nicht!“

Nach diesen Worten herrschte erst einmal schweigen zwischen den beiden. Doch trotz dieser Stille bemerkte keiner der beiden, wie ein neues Augenpaar ihre nächsten Schritte beobachte, oder zumindest interessierte es sie nicht.

„Jetzt komm endlich auf deine zwei Beine und tritt gegen mich an. Wir wissen beide, dass du deine Ziele einwandfrei treffen kannst. Das einzige woran wir arbeiten müssen ist der Verlauf deines Angriffes. Denn auch wenn ein Pendelangriff von vornherein unberechenbar ist, so ist selbst dieser bei dir relativ ebenmäßig.“

„Nimm es mir bitte nicht übel Hao, aber ich arbeite schon daran seit ich 13 bin.“

„Tja, dann wirst du halt das was du in den 22 jahren nicht gelernt hast in den nächsten 2 Jahren und was weiß ich wieviel Monate lernen müssen.“

„Sklaventreiber…und jetzt komm mir nicht schon wieder mit dem Spruch. ‚Ich wollte ja unbedingt deine Hilfe‘ denn langsam fange ich an das zu bereuen…Sag mal hörst du auch mal auf zu grinsen oder habe ich irgendetwas an mir was diese Gefühlsregung auslöst?“

„Nicht an dir. Nur deine Reaktion ist zum Todlachen.“

„Ja du mich auch.“

Nun musste auch Youji lachen. Irgendwie war diese Situation einfach zu abgedreht. In den letzten Jahren hatte sich so einiges verändert. Besonders in den letzten 7 Jahren. Sie hatten beide geheiratet und Kinder bekommen, welche mittlerweile schon selbst zu Schamanen trainiert wurden. Doch vom Charakter her waren sie dieselben geblieben. Zwischen ihnen hatte sich nichts geändert und in manchen Momenten war es richtig beängstigend.

„Sieh es mal von der Seite. Wenn du dich jetzt nicht zusammenreißt, dann schlagen dich in drei Jahren schon deine eigenen Kinder.“

„Sehr aufbauend.“

„Ehrlichkeit ist eine Tugend und keine Sünde auch wenn die andere Seite es nicht gerne hört.“

„Ich sollte doch Riku fragen!“

„Nur zu, dass will ich sehen.“

„Jetzt tu mal nicht so. Du hast ein Problem mit ihm und nicht ich.“

Ein weiteres Mal herrschte Stille. Doch dann erschaffte Hao einen Angriff, den er in Youjis Richtung losließ. Zwar wicht dieser sofort aus der Schussbahn auf, doch musste er wenig später feststellen, dass diese Reaktion sinnlos war.
 

Hao hatte den Angriff auf halben Weg angehalten. Nun schwebte der Energieball mitten in der Luft, als wartete er auf neue Befehle.

„Ja gib weiter an!“

„Kontrollier ihn!“

„Wie bitte?“

„Der Angriff steht. Also dürftest du keine Schwierigkeiten haben ihn zu kontrollieren. Versuch es.“

Youji atmete kurz durch bevor er der Aufforderung nachging. Im Moment wusste er nicht wen Hao versuchte nachzumachen. Riku oder Noriko. Wahrscheinlich waren es beide gleichzeitig. Umso überraschter war er, dass der Angriff sich tatsächlich nach seinem Willen bewegte. Jedoch endglit ihm die Kontrolle in dem Moment, als der Angriff sich in Bewegung setzte, sofort wieder. Hao hatte mit seiner Aussage vielleicht gar nicht so unrecht. In drei Jahren würden seine Kinder ihn mit Sicherheit schlagen. Momentan wurden sie mit Haos Kindern von Santi und Riku unterrichtet. Überraschenderweise verhielt dieser sich vorbildlich und ließ nichts von seinem Hass auf Hao durchsickern. Er hoffte deshalb inständig, dass dieser über das ganze hinweggekommen war, doch in diesem Punkt würde er sich lieber nicht zu weit über die Klippe beugen.

„Ich sag es doch. Magnetangriffe sind nicht mein Spezialgebiet.“

„Irgendwelche Vorschläge?“

Für einen Moment sah Youji ihn verwirrt an. Er konnte sich nicht erklären, wieso Hao diese Frage gestellt hatte, immerhin war er hier her gekommen, weil er keine Alternativen mehr wusste. Erst nach einer geschlagenen Minute wurde ihm klar, dass die Frage nicht an ihn gerichtet war.

„Den Vorschlag mit dem Tunnel vom Tartarus würde ich persönlich als aller letztes Mittel wählen. Immerhin wollen wir Youji ja nicht in den Tod schicken. Das würde uns Santi nie verzeihen und das könnte bei seinen Selbstzweifeln durchaus passieren. Aber eine Idee ist es alle Mal…“

„Wie bitte?“

Nun stand Youji mit weit aufgerissenen Mund und Augen da und glotzte zu Riku, den er bis eben nicht mal bemerkt hatte. Wie lange hatte dieser sie beobachtet und seit wann redeten die beiden in so einer Art und Weise miteinander. Er verstand echt die Welt nicht mehr.

„…jedoch würde ich vorher eine mediale Trainingsvariante versuchen! Vielleicht könnte Kaori mit ihrer Kraft als Medium alles nötige in die Wege leiten.“

„Das hört sich nach einer Alternative an.“

„Was zum Kuckuck ist bitte mit euch beiden los? Ich meine du, er…ihr….“

„Youji, Mund zu!“

„…ich raff hier echt nichts mehr.“

Mit diesen Worten setzte sich Youji wieder auf dem Boden. Jetzt musste er erst mal in Ruhe nachdenken. Irgendetwas war hier doch faul.
 

Riku nutzte indessen die Gelegenheit und wendete sich zu Hao.

„Du hast eine Einladung bekommen. Irgendjemand möchte sich mit einem Fest für deine Hilfe bedanken.“

Mit diesen Worten überreichte er Hao ein Stück Pergament, auf dem Datum, Uhrzeit und Anlass standen. Schnell las Hao sich das Stück Pergament durch, bevor er es mit einem leichten Seufzen sinken ließ. Für einen Moment überlegte er, doch dann hatte Riku schon das Wort ergriffen.

„Das Training muss wohl ausfallen. Du weißt wie es aussieht, wenn der Gast zu spät kommt. Es ist ein Zeichen mangelnden Reskpektes und den kannst du dir in deiner Position nicht erlauben.“

Bei diesen Worten schnaupte Youji laut auf. Manchmal nervte es ihn wirklich, dass er Fremden immer hinten an stehen musste.

„Idioten. Können die nicht einmal eine Nachricht pünktlich versenden. Aber nein sie kommt an und sagt, dass man los muss.“

„Gewöhnliche Menschen können eben keine Shikigami-Botschaften schicken.“

Auf Haos Worte hin schielte Youji nur wütend zu seinem Cousin. Konnte dieser nicht wenigstens etwas verstimmt über die Situation sein. Wie war es möglich dass er die Dinge so ruhig registrierte und nicht mal den anschein erweckte, als würde er sich über diesen hinter den Zeilen versteckten Befehl ärgern.

„Wirklich zu dumm.“

„Vielleicht sollte der nächste Schamanenkönig den Wunsch äußern, dass alle Menschen Geister sehen können.“

„Ja genau. Mach das Hao. Vielleicht wird dann diese verdammte Hexenverbrennung abgeschafft.“

„Tu mal nicht so als wäre das Turnier schon entschieden!“

„Wieso? Es stimmt doch. Unsere Geschichte und deine Macht sprechen für dich.“

„In diesem Punkt muss ich dem Großmaul da hinten leider Recht geben. Nach dem was wir wissen ging der Titel bislang immer an einen Asakura. Viele behaupten sogar, dass selbst der Schamanenkönig, welcher die große Stille eingeläutet hat ein weitentfernter Ahne unserer Blutlinie war. Wobei das reine Spekulation ist.“

Riku gibt Youji recht. Das war auch mal was neues, besonders wenn man das Thema betrachtete. Jedoch ließ Hao sich davon nicht irritieren oder beeinflussen. Im Gegenteil er schüttelte nur belustigend den Kopf. Scheinbar schien das nicht seine Meinung zu sein.

„Nur weil es bisher so war heißt es nicht, dass es gesetzlich festgelegt ist. Außerdem ist Macht nicht alles.“

„Vielleicht nicht, aber zumindest ein guter Wegweiser. Und dein Weg führt jetzt zum Stall. Ich hab Santi schon gesagt, dass sie alles vorbereiten soll.“

„Danke für den Rausschmiss, Riku…kümmer dich um die Angelegenheiten hier. Wenn ich zurück bin möchte ich keine Klagen hören. Weder von Fremden noch von Youji.“

„Wir werden sehen.“

Hao erwiderte daraufhin nicht. Er wusste nicht mal wie genau diese Aussage gemeint war. Doch er wollte auch nicht darüber nachdenken. Riku war neben ihm und Katsumi der erfahrenste Asakura wenn es um die auswertigen Angelegenheiten der Familie ging. Außerdem war er Teil der Familie und genau deshalb war es Zeit sich nicht weiter auf Youji zu verlassen, der diese Aufgabe mehr als alles andere hasste, sondern sie jemanden zu überlassen der wirklich wusste was er tat. Jedenfalls solange er weg war.
 

Kami warf Riku nur einen warnenden Blick zu, bevor sie Hao zum Stall folgte. Auch wenn sie kein Wort sagte, wusste Hao, dass mit ihr etwas nicht stimmte.

„Wenn du etwas loswerden willst nur zu!“

„Du übergibst Riku die Familienführung? Ausgerechnet ihm? Nichts für ungut, aber das muss ich erst mal verdauen. Ich meine du übergibst ihm diese nur wenn du mal für ein paar Tage frei haben willst. Aber dann bist du immer in der Nähe. Bisher hast du die Aufgaben doch auch immer an Santi oder Youji übergeben. Was hat sich bitte geändert?“

Hao antwortete auf diese Frage nicht und Kami wurde urplötzlich bewusst, dass er ihr zwar erlaubte ihre Meinung preiszugeben, jedoch nicht vorhatte sich wegen dieser Entscheidung zu rechtfertigen.

„An sich ist es eine Frechheit eine solche Einladung so spät zu schicken.“

„Ich wünsch dir auch einen schönen Tag, Santi.“

Nach diesen Worten schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht und Hao wusste sofort wieso. Als er sie nur fragend ansah, konnte sie nicht anders als ihre Reaktion zu erklären.

„Genau die Stimmlage und Worte hatte Noriko immer benutzt wenn irgendwer schlechte Laune hatte. Du hast dir von ihr und Shin nur die besten Eigenschaften angeeignet. Manchmal scheint es so als wenn die beiden in dir weiterleben.“

„Wahrscheinlich ist das der Grund wieso die anderen Schamanen mich als Oberhaupt der Asakura-Dynastie akzeptieren.“

„Du weißt dass das nicht stimmt!“

Nachdenklich streichelte sie das Pferd, welches sie zum Ausritt vorbereitet hatte. Um ehrlich zu sein wusste sie nicht ob Hao wirklich wusste, was ihn als Oberhaupt am meisten Qualifizierte oder ob seine Worte wirklich das ausdrückten, was er dachte. Zu gerne hätte sie es gewusst, doch es würde nichts an der Wirklichkeit ändern.

„Riku wird während meiner Abwesenheit die Führung übernehmen! Also falls es Probleme gibt…“

„Wenden wir uns an ihn! Was immer du sagst, Hao. Auch wenn ich die Entscheidung um ehrlich zu sein etwas überraschend finde.“

„Bitte fang du nicht auch noch an! Ich kann mit Kritik durchaus umgehen, aber nicht wenn ich es mir zich mal am Tag vorwerfen lassen muss!“

„Ich sagte überraschend, nicht verwerflich…“

Die Gefahr, die von Riku einmal ausgegangen war, existierte nicht mehr. Dafür hatte sich Hao einmal zu oft behaupten können und nun, da er zusätzlich einen Erben hatte, war seine Stellung als Oberhaupt endgültig besiegelt. Keiner würde ihm diesen Platz mehr streitig machen. Nicht einmal Riku.

„Pass auf dich auf, die Reise wird ziemlich lang sein…“

„Als wenn ich das erste Mal alleine eine weite Reise mache.“

„Ich weiß, es ist nur…“

Ohne Vorwarnung stoppte Santi. Was sollte sie sagen? Dass sie ein schlechtes Gefühl hatte, genauso wie damals als Sayuri nach einem Streit mit ihrem Vater weggerannt war. Sie wollte Hao nicht an sie erinnern. Besonders da das die Nacht ihres Todes war.
 

Sie musste einfach darauf vertrauen dass sie sich irrte. Mit diesen Gedanken sah sie zu Kami, die das pflehen in ihren Augen sofort bemerkte. Ohne lange zu raten tauchte diese in ihre Gedanken ein und hatte den Grund auch binnen Sekunden gefunden. Normalerweise hätte sie es nicht bemerkt, wenn sie so etwas tat, doch da Kamis Stimme in ihrem Kopf hallte, ohne dass Hao etwas zu bemerken schien gab es keine andere Erklärung.

„Keine Sorge, ich pass schon auf ihn auf. Er wird Sayuris Schicksal nicht teilen! Versprochen.“

Damit Hao nichts von alledem bemerkte, nickte sie nur. Es war ihre Art Kami für ihr versprechen zu danken und sie wusste dass diese die Gestik verstanden hatte.

„Ihr solltet gehen, sonst kommt ihr noch zu spät und dass…“

„Würde mangelnden Respekt bedeuten. Ich weiß, dass hat Riku auch schon gesagt.“

„Na dann muss ich es dir nicht mehr sagen….Ich wünsche dir eine schöne Reise.“

Mit diesen Worten überreichte Santi ihm die Zügel und ging in Richtung Hauptgebäude. In Gedanken nahm sie sich jedoch vor sich den Tee zuzubereiten, den sie Cassandra immer einflößten. Vielleicht würde dieser auch ihre Nerven beruhigen und das schlechte Gefühl zu vertreiben. Hao war der letzte um den sie sich sorgen machen musste. Er war einer der stärksten Schamanen der Welt, wenn nicht sogar der stärkste. Niemand würde dumm genug sein sich mit ihm anzulegen. Jedenfalls hoffte sie dass, denn wirklich sicher war sie nicht. Denn trotz ihres Wissens war ihr klar, dass Hao trotz allem nicht unfehlbar war. Auch wenn es das eine oder andere Mal so wirkte, diese Einschätzung war nur Trug und Schein.

„Hat Cassandra wieder ihre schlimme Phase?“

„Nein, der ist ausnahmsweise für mich…Ich hab gehört du hast jetzt das sagen.“

„Wenn du mich jetzt warnen willst, dann….“

„Hao vertraut dir die Führung an und ich glaube selbst du solltest die Botschaft dahinter verstehen. Als er zum Oberhaupt wurde habt ihr eine stille Vereinbarung getroffen. Glaub nicht, dass mir oder den anderen das entgangen ist.“

Jeder von ihnen wusste, dass so ein Fest nicht zwangsläufig kurz sein musste. Manchmal wurde erwartete, dass man erschien und einige Tage blieb, vielleicht sogar, dass man den Gastgebern ein paar Gefallen tat. Im schlechtesten Fall saß man sogar ein paar Wochen dort fest. Genug Zeit um eine Intrige vorzubereiten. Zwar war Hao nicht durch eine solche gefährdet worden, doch es hatten ihn nah an seine Grenzen gebracht. Wäre Hao jemals in die Situation gekommen sie überschreiten zu müssen, hätte Riku das ausgenutzt. Das war die Vereinbarung. Nach außen geschlossen, im Rahmen der Familie im Kampf. Riku erwiderte daraufhin nicht, sondern setzt seinerseits einen Tee auf. Eine Reaktion, die Santi dazu veranlasste ihre Gedanken offen auszusprechen.

„Ich habe ein schlechtes Gefühl bei dem Gedanken, dass er allein unterwegs ist.“

„Frauen und ihr Beschützerinstinkt.“

„Wie bitte?“

„Hao hat sich in den letzten Jahren verändert. Der Tod dieser Wächterin hat ihn härter getroffen, als alles andere was er erlebt hat. Wir wissen beide, dass dieser ihn fast zu Fall gebracht hätte. Es war eines der ersten Mal wo du gesehen hast, dass selbst Hao seine persönlichen Schwächen hat. Dein schlechtes Gefühl beruht auf deiner Angst dass ihn etwas an ihren Tod erinnern könnte und er in die Zeit zurückgeschleudert wird und im Gegensatz zu damals nicht wieder in der Lage ist aufzustehen…. Völlig ausgeschlossen wenn du mich fragst!“

Mit diesen Worten nahm Riku seinen Tee und verließ den Raum, wo er Santi allein zurückließ. Dann jedoch schlich sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Vielleicht hatte Riku Recht mit seiner Vernmutung, doch wenn nicht, dann standen ihnen schwere Zeiten bevor. Bei diesem Gedanken nahm sie schnell einen großen Schluck von ihrem Tee. Wenn sie weiter so dachte, wurde sie noch wie Cassandra und zwei möchtegern Seherinnen brauchte die Familie nicht.Ganz gleich ob sie schlechtes oder gutes vorhersagten.
 

- Bei Hao -
 

Hao war am späten Nachmittag aufgebrochen. Wahrscheinlich würde er am Morgen des nächsten Tages ankommen. Jedenfalls wenn er ohne Pause durchreiten würde und dass hatte er ehrlich gesagt nicht vor. Da konnten sich die werten Gastgeber seinetwegen auf den Kopf stellen. Er würde pünktlich kommen, aber das war das einzige wofür er sorgen würde. Immerhin hatte er auch seinen Stolz und der verbitetet ihm sich wie ein Sklave herbeipfeifen zu lassen. Mittlerweile hatte er schon ein gutes Stück zurückgelegt, doch weit würde er heute nicht mehr kommen, denn langsam beginn es zu Dämmern. Bald würde es dunkel werden und dann war an ein weiterreiten nicht mehr zu denken. Allerdings musste er erst einen geeigneten Platz finden. Die Landschaft hier war relativ ungeschützt. Plötzlich scheute das Pferd und hätte ihn beinah abgeworfen. Nur mit Mühe konnte er sich halte und versuchte es wieder unter Kontrolle zu bringen. Als es ihm nicht gelangt stieg er ab. Auf diese Weise hatte er eine bessere Kontrolle und war somit in der Lage das widerspenstige Tier zu beruhigen.

„Was hast du denn?“

Dieses Verhalten war nicht normal. Bisher war ihm das nur an dem Ort passiert, an dem er sich damals mit Daisuke getroffen hatte. Dieses Tier hatte einen Ausgeprägten Sinn wenn es darum ging Gefahren zu erkennen und es ihm auf dessen eigenen Art und Weise zu zeigen. Die Interpretation wo die Gefahr lag konnte jedoch schwierig sein.

„Hao.“

Kamis Stimme war leise, jedoch laut genug damit Hao seine Aufmerksamkeit ihr zu wendete. Allerdings brachte sie kein weiteres Wort mehr heraus sondern blickte nur in eine Richtung. Irritiert folgte Hao ihrem Blick. Seine Augen brauchten etwas um zu erkennen was sie sah, doch dann konnte er eine Person am Rand der Schluch, an der er entlanggeritten war, liegen sah. Ohne lange nachzudenken bewegte sich Hao auf die Person zu, um zu sehen, ob er dieser noch helfen konnte. Kami blieb derweil an Ort und Stelle zurück. Irgendetwas in ihren Gedanken schrie auf. Irgendetwas stimmte hier nicht und auf einmal konnte sie Santis Angst nachvollziehen, denn nun hatte auch sie ein schlechtes Gefühl. Unruhig sah sie sich um, versuchte zu verstehen was Haos Pferd gewittert hatte und ihr entgangen war. Im ersten Moment wirkte die Gegend friedlich, doch sie konnte die Anwesenheit von anderen Personen einige Meter von ihnen entfernt spüren. Allerdings konnte sie nicht sagen ob das nur Zufall war.
 

Hao hatte sich derweil neben die Person gekniet, um sich zu vergewissern, ob es diesen gut ging. Doch noch bevor er diesen berühren konnte, begann dieser an zu sprechen.

„Sie sind weg, oder? DU bist nicht einer von diesen Typen die mich umbringen wollen, oder?“

„Nein bin ich nicht und außer mir ist auch keiner hier!“

Zögernd richtete der Mann sich auf, und blickte sich vorsichtig um. Erst als dieser sah, dass niemand in seiner Nähe war stand er auf. An seinem Gewand konnte Hao Blut erkennen und auch dessen Hand war voll von der roten Flüssigkeit. Doch auch wenn die Situation offensichtlich war so konnte Hao den Gedanken nicht verdrängen dass irgendetwas nicht stimmte.

„Was ist überhaupt passiert?“

Für einen Moment wirkte es so als wäre der Mann zu abgelenkt um sich auf Haos Frage zu konzentrieren. Doch dann wendete er sich wieder zu diesem. Hao hatte sich derweil in die Richtung gewand, in der sein gegenüber noch wenige Minuten zuvor geblickt hatte. Für einen Moment hatte er das Gefühl als hatte sich etwas im Schatten des Waldes.

„Wir sollten von hier verschwinden!“

„Nein! Du wirst nirgendwohin verschwinden...“

Noch ehe Hao reagieren konnte hatte der Mann ihn in Richtung der Schlucht gestoßen und ihm ein Messer, welche unter seinem Gewand verborgen hatte, in den Bauch gestoßen. Das ganze ging so schnell, dass weder Hao noch Kami reagieren konnte.

„…nur in die Hölle wo du hingehörst!“

Mit diesen Worten zog er dass Messer aus Haos Körper herausraus. Sekunden später war Hao aus reinem Instinkt etwas zurück gewichen, sodass er nur noch einen halben Schritt vom Abgrund entfernt stand. In seinem Kopf drehte sich alles, unfähig zu realisieren was gerade passiert war. In diesem Punkt hatte Kami einen echten Vorteil, denn in diesem Moment gewann ihre Wut überhand und verdrängte ihren Schock. Schnell hatte sie sich einen Teil von Haos Furyoko zu eigen gemacht und griff an. Der fremde Mann, wurde dadurch in die Luft geschleudert und landete einige Meter weiter auf dem Boden. Eine Tatsachen, die sie nicht im geringsten Intressierte, da ihr Hauptaugenmerk Hao galt. Zu spät bemerkte sie den Zusammenhang zwischen diesem Mann und den Personen in ihrer Nähe. Erst als ein Pfeil an ihr vorbei schoss und sich in Haos Schulter bohrte, wurde ihr augenscheinlich bewusst, dass sie größere Schwierigkeiten hatten als den Mann, welcher Hao angegriffen hatte.
 

Für Kami wäre es trotz ihres Nachteil möglich diesen Typen die Hölle auf Erden zu bescheren, doch der Pfeil hatte alles verändert. Hao hatte der plötzliche Schmerz und der damit verbundene Schock noch weiter zurückweichen lassen. Doch genau dieser Schritt zurück war einer zuviel. Denn nach diesem Schritt befand sich kein fester Boden mehr unterseinen Füßen. Er trat förmlich ins Leere.

„Hao.“

Doch ihr Aufschrei kam viel zu spät. Denn Hao verlor den Halt und stürzte den Abhang hinunter. Der Fall dauerte einige Sekunden bis er mit dem Rücken auf einem Falsvorsprung aufschlug. Doch der Schwung war zu gewaltig, als dass er sich auf diesem Halten konnte, weshalb er über den Rand und weiter in die Tiefe fiel. Mit letzter Kraft teleportierte er sich um den weiteren Fall zu entgehen. Auch wenn er kein genaues Ziel vor Augen hatte so war dies die einzige Möglichkeit die er hatte. Mit Ziel wäre es einfach, denn dann könnte er kontrollieren wo er landete. So jedoch war es dem Zufall überlassen. Und in seinem Fall purem Glück, auf dass er in seinem Leben noch nie wirklich bauen konnte. Wenig später tauchte er wieder auf nur um mit voller Wucht auf den harten und Steinigen Grund der Schlucht aufzuschlagen. Ein heftiger Schmerz zog durch seinen gesamten Körper. Kurz darauf verdunkelte sich seine Welt und er nahm seine Umgebung nur noch schemenhaft wahr. Er hörte das Wasser in seiner Nähe rauschen und das Aufheulen des Windes. Nach und nach spürte er wie sein Körper sich seiner Kontrolle entzog. Eine Stimme in ihm wollte ihn dazu bewegen sich aufzurichten, doch er konnte die nötige Kraft nicht aufbringen. Auf einmal kam ihm Santis Worte wieder in den Kopf.

//Pass auf dich auf …\\

Das waren die letzten Worte die sich in seinen Kopf schlich, bevor das letzte bischen Kraft entglitt und damit dafür sorgte, dass seine restlichen Sinne vollständig versagten. Er wollte dasgegen ankämpfen, versuchen durchzuhalten, doch die Dunkelheit und Stille zog sich wie eine Decke über ihn und schirmte ihn von der restlichen Welt ab. Genau in diesem Moment, in dem er in der Dunkelheit zu versinken drohte fing das Amulett um seinen Hals leicht an zu leuchten. Es war ein schwaches Leuchten, dennoch reichte es um ihn mit einer unerklärlichen und dennoch vertrauten Wärme zu durchfluten. Eine Wärmen, die ihn für einige Sekunden wieder in die Wirklichkeit zurückdrängte. Dann jedoch erlosch auch dieses letztes Licht und die plötzliche Wärme entfloh wieder aus seinem Körper. Jedoch um einiges langsamer als sie gekommen war.
 

- Bei Kami -
 

Geschockt sah Kami zu wie Hao in die Tiefe stürzte, doch bevor sie etwas unternehmen konnte schoss ein weiterer Pfeil nur knapp an ihr vorbei. In diesem Moment wusste sie nicht ob es Glück oder Pech war, dass Hao in diesem Moment abgestürtzt war. Wäre er dort geblieben, so hätte ihn dieser Pfeil wahrscheinlich ebenfalls erwischt. Nicht einmal das Wächteramulett von Samira hätte diesen beschützen können, immerhin schützte es nur vor schamanischen Angriffen oder Zauber. Allerdings gab sie die Hoffnung nicht auf, dass es ihn vielleicht doch irgendwie gerettet hatte. Jedoch half keine Macht der Welt ihm, wenn sie nicht so schnell wie möglich bei ihm war. Doch sie wollte nicht darüber nachdenken. Ohne weiter nachzudenken lief sie zum Rand der Schlucht, doch auf einmal tauchte vor ihr ein Geist auf, der sie scheinbar daran hindern wollte ihrer Pflicht als Schutzgeist nachzugehen. Nur mit knapper Not konnte sie dem Angriff dieses Geistes ausweichen, in dem sie sich zu Boden warf und den Kopf einzog. Geschockt schielte sie zu den Männer, die nun aus den Schatten der Bäume getreten waren. Der Mann, dem Hao helfen wollte und welcher diesem auf ganz miese Art mit einem Messer angegriffen hatte war kein Schamane, dass hätte sie gespürt. Auch der Mann mit dem Bogen nicht, lediglich ein guter Schütze. Bei dem dritten allerdings hatte sie sich nicht mehr vergewissert und genau der war ein Schamane gewesen.

„Verfluchter Mistkerl.“

„Vernichte diesen Geist und dann dessen Schützling sofern er noch nicht das zeitliche gesegnet hat.“

Schneller als von dem Schamanen erwartet war Kami wieder auf die Beine gekommen und dem nächsten Angriff ausgewichen. Allerdings wusste sie, dass sie keine Zeit für einen Kampf hatte. Doch was sollte sie tun. Dieser Schamane würde sie nicht zu Hao durchkommen lassen.

„Selbst wenn ich es schaffe zu Hao zu gelangen. Der Geist würde mich verfolgen und das würde ihn in noch größere Gefahr bringen, wenn er nicht schon…nein, daran darf ich nicht denken, Hao lebt noch. Er muss einfach.“

Zähneknirschend blickte Kami zu dem Geist, der sich zum nächsten Angriff bereitmachte. Sie musste mit diesem schnellen Prozess machen, sonst war alles verloren. Allerdings kam sie nicht erst zum Angriff, da schon ein Feuerball den Geist erfasst und ihn von der Schlucht wegschleuderte.
 

Kurze Zeit später tauchte Spirit of Fire in seiner Ursprungsform an der Stelle auf, an dem der fremde Geist bis eben noch geschwebt hatte und erschuf schon den nächsten Feuerball.

„Worauf wartest du noch. Verschwinde. Ich kümmere mich derweil um diese Trottel.“

Kami starrte den Feuergeist für einige Sekunden nur stumm an, doch dann nickte sie und lief zum Abgrund ohne auch nur eine Sekunde zurück zublicken. Wenn Spirit of Fire einmal einen Kampf begonnen hatte würde er diesen nur als Sieger beenden. Das war ihr klar und so war es auch. Auch ohne einen Schamanen als Schützling war Spirit of Fire schnell und treffsicher. Seine Angriffe waren nicht so stark, als wenn er sich des Furyokos bediente, doch durchaus stark genug um eine Menge Schaden anzurichten. Die beiden Menschen in der Gruppe waren derweil zu Salzsälen erstarrt. Für sie wirkte es so, als hätten sie mit ihrer Tat die Hölle auf Erden erschaffen. Denn alles was sie sahen war wie von jetzt auf gleich Feuer vom Himmel fiel und alles um sie herum verwüstete. Die paar Sträucher an der Klippe hatten bereits Feuer gefangen und erhellte die Umgebung.

„Das ist die Rache der Dämonen für den Tod eines der ihre.“

Für einen Moment hielt der Feuergeist inne und verdrehte die Augen. Menschen und ihre Art die Dinge zu erklären. Mit einem kurzen schnipsen ließ er den kalen Baum neben dem Sprecher in Flammen aufgehen, wodurch dieser schreiend zur Seite sprang und dadurch mit dem Fuß umknickte. Der Schmerzensschrei allerdings ließ den Feuergeist kalt. Es gab Geister, die sich an solchen Momenten erfreuten, doch er gehörte nicht dazu. Jedenfalls nicht in Momenten wie diesen. Immerhin hatte er noch einen Geist zu vernichten und das war seit 500 Jahren sein erster. Immerhin hatte der Geist aus der Höhle, dem Hao und Kami gegenüber gestanden hatten, den Kampf überlebt. Zwar mit einigen Verbrennungen, was ihn nur noch mürrischer gemacht hatte, doch leben tut er noch. In gewisser Weise also ein kleines Highlight und dass würder er sich mit Sicherheit von niemanden verderben lassen, besondern wenn dieser meinte er könnte ihn austricksen und an ihm vorbeikommen.

„Falsch gedacht, du bleibst schön hier, ich hab nämlich noch was vor mit dir…wusstest du eigentlich dass Geflügel meine Leibspeisen ist? Besonders im gebratenem Zustand.“

Mit diesen Worten schickte er einen weiteren Feuerball auf den Geister, welcher die Gestallt eines Condors hatte. Zugegeben nicht die typische Sorte Geflügel, aber ein Vogel war es allemale. Zwar hatte er keinen Schimmer wie gebratener Kondor schmeckte, aber er war sich sicher, dass diese Worte den Besitzer des Geistes auf die Palma brachten.
 

Und tatsächlich, konnte er erkennen, wie der Schamane sein Medium noch fester fasste. Wut war schon immer ein einzigartiger Vorteil, zumindest für die Gegner. Und ein wütender Schamane ist ein schwacher Schamane. Gut, die Angriffe waren meistens härter, doch die Präzision war hin. Völlig von sinnen versorgte der Schamane sein Medium mit unnötig viel Furyoko und griff mit voller Kraft an. Der Angriff jedoch zerfiel förmlich und anstatt einem gegenüber zu stehen, sah sich der Feuergeist auf einmal mehreren Angrifffragmenten gegenüber.

„Natürlich, immer krieg ich die fiesen Gegner.“

Ohne weitere Worte zu verschwenden teleportierte sich der Feuergeist außer reichweite und tauchte hinter dem Schamanen und dessen Schutzgeist wieder auf.

„Das ist deine Chance such und vernichte den anderen Schutzgeist.“

„Mistkerl.“

Das war das einzige, was Spirit of Fire herausbrachte, bevor er sich in einer kurzschlussreaktion entschied, den Geist außer Acht zu lassen und einfach mal den Schamanen in Flammen aufgehen zu lassen. Diese Aktion verursachte, dass der Geist von dem Furyoko seines Meisters abgeschnitten wurde und deshalb geschockt zurück blickte.

„Das als Lehre. Man legt sich nicht mit einem der Spirits of Elements an und schon gar nicht versucht man sie zum Narren zu halten. Deshalb rate ich dir das, was hier passier ist für dich zu behalten und in deinem Vogelhirn zu versiegeln. Sonst könnte es passieren, dass ich Jagd auf dich mache. Und jetzt verschwinde zurück in die Geisterwelt, bevor ich nachhelfen muss.“

Für einen Moment bewegte sich der Condorgeist nicht, doch dann schien es so, als würde dieser Nicken, so als würde er dem Feuergeist mitteilen, dass er verstanden hatte. Dann verschwand er in die Geisterwelt und ließ die verbrannten Überreste seines Meisters hinter sich. Nach dem Spirit of Fire sicher war, dass der Condorgeist wirklich in die Geisterwelt abgerauscht war, wendete sich dieser den beiden Menschen zu. An sich hätte er sie laufen lassen können, immerhin hielten sie ihn für einen Dämon. Doch wenn Hao diesen Sturz überlebt hatte, würden sie von dem was hier passiert war erzählen. Das allerdings würde bedeuten, dass die Menschen noch gezielter Jagd auf ihn machen würde und vor allem auf seine Familie. Es war jetzt nicht so, dass es für ihn oder die anderen Spirits of Element eine große Rolle spielte, was mit den großen Familiendynastien passierte, doch es würde zwangsläufig das Gleichgewicht beim Schamanenturnier stören. Auch wenn er es für Unsinn hielt zu viel auf eine Familiendynastie zu setzten, so war es dennoch nicht zu leugnen, dass die Asakura seit Jahrhunderten den Titel für sich beanspruchten und nicht zu oft war es der Endkampf, der die endgültige Entscheidung brachte. Nur ein paar Mal standen sich im Finale zwei Schamanen gegenüber, dessen Herzen sich auf der Seite des König der Geister befanden.
 

Resigniert schüttelte Spirit of Fire den Kopf. Jetzt fing er auch noch an sich über den Ausgang des Schamanenturniers gedanken zu machen. Das war nicht mehr normal, immerhin war das nicht seine Sache sondern die vom König der Geister oder das des Schattenfürsten, doch über den wollte er jetzt erst Recht nicht nachdenken. Wobei, war dieser Schamane nicht der zweite Erbe der Dalin-Dynastie und somit der Wächter der Schatten. Es war schwer zu sagen, die Dalins hatten in diesem Millenium viele Erben hervorgebracht. Rakesh war ihr Anführer, dessen war er sich sicher, was die anderen angeht, war es schwierig. Nur eines wusste er und zwar, dass dieser Schamane zur Dalin-Dynastie gehörte und ihn in Flammen aufgehen zu lassen war eine Genugtuung, die ihm niemand mehr verderben konnte. Jedenfalls solange nicht, bis er ein lautes Knacken hörte. Die beiden Menschen hatten sich dazu entschlossen die Flucht zu ergreifen. Ein weiteres Mal verdrehte der Feuergeist die Augen. Was für ein sinnloses unterfangen.

„Sorry Leute, geht leider nicht anders.“

Mit diesen Worten schickte er zwei Feuerbälle los, die auch wenig später ihre Ziele trafen und die beiden Menschen brennend zu Boden schleuderten. Anschließend sah er sich in der Umgebung um. Mit Sicherheit würde hier keiner an einen Unfall denken. Dafür war hier definitiv zu viel abgebrannt, allerdings würde keiner eine Verbindung zu den Asakuras knüpfen, denn keiner von diesen besaß einen Feuergeist. Und was diesen dämliche Condor anging, so würde auch dieser kein Wort über das ganze verlieren. Wobei Spirit of Fire eh bezweifelte, dass dieser es könnte, selbst wenn das elende Federvieh es gewollt hätte. Um diese Informationen auf dem Vogelhirn zu pflücken musste man schon Hayabusa auf ihn ansetzten, sonst konnte man das vergessen. Denn die Sprache der Vögel war für die meisten unverständlich und diejenigen die sie verstanden konnten sich selbst nur in dieser Sprache, sofern es als Sprache bezeichnen konnte, austauschen.

„So jetzt aber zum eigentlichen Problem…Wag es ja nicht abzuhauen, Pferd. Vielleicht wirst du noch gebraucht.“

Auch wenn das Pferd wärend des Kampfes mehr als unruhig hin und her gelaufen war, hatte es nicht gewagt zu flüchten. Seine Treue zu seinem Besitzer war ungebrochen und auch den Feuergeist schien es verstanden zu haben, da es sich nicht weiter vom Fleck bewegte, auch wenn die Angst vor dem Feuer scheinbar unendlich schien. Leise kicherte der Feuergeist über den inneren Kampf des Tieres, bevor er verschwand und das Tier, sowie die verbrannten Leichen hinter sich ließ.
 

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Angst und eine zerstörten Welt

Kapitel 46: Angst und eine zerstörten Welt
 

Schneller als sie selbst es erwartet hätte, schaffte es Kami den Abhang hinunter zu kommen und viel kurz daraufhin neben Hao auf die Knie. Schon auf dem ersten Blick sah sie, dass dieser Lebensgefährlich verletzt war. Allerdings hatte sie selbst keine Möglichkeit ihm zu helfen. Diese Fähigkeit lag einfach nicht in ihrer Macht. Sie konnte die Erde und Pflanzen beherrschen, doch in dieser Situation versagten ihrer Kräfte. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich machtlos. Unfähig zu handeln. Selbst ihr Körper begann bei dem Anblick, der sich ihr bot zu zittern. Keine ihr zu Verfügung stehenden Kraft konnte ihm jetzt helfen, lediglich die menschliche, die sie dank ihres Aussehens besaß und mit dieser konnte sie nicht wirklich etwas anfangen. Ihre Gedanken waren einfach viel zu leer als dass sie abrufen konnte, was die Menschen und Schamanen in solchen Situationen meistens taten. Sie hatte es nie gelernt, was besonders daran lag, dass ihr ihre bisherigen Schützlinge relativ egal waren. Mit keinem einzigen hatte sie sich so gut verstanden wie mit Hao. Die meisten hatten einfach nur ihre Macht gesehen und sich deshalb dazu herabgelassen mit ihr zu reden, andere waren ihr einfach zu machtgierig oder arrogant.

„Wenn du weiterhin neben ihm sitzt und nichts tust, kannst du ihm nicht mehr helfen.“

Mittlerweile überraschte es sie nicht mehr, wenn der Feuergeist auftauchte auch die menschliche Gestallt, welche er angenommen hatte, ließ sie relativ kalt. Im Moment hatte sie andere sorgen, doch das hielt sie nicht davon ab ihm einen bissigen Kommentar entgegen zu werfen.

„Dann sag mir was ich tun soll!“

„Sorry Kami, aber dafür bin ich nicht zuständig. Er ist immerhin dein Schützling und da habe ich mich raus zuhalten. Außerdem ist es wie du weiß nicht meine Aufgabe. Darüber hinaus weißt du genauso gut wie ich, dass er so oder so früher oder später sterben wird, egal was du anstellst um das zu verhindern. Er ist trotz allem immer noch ein Sterblicher.“

„Was willst du von mir hören? Ein Dankeschön, dass du mir den Rücken freigehalten hast oder eine Entschuldigung? Bitte, es tut mir Leid was ich getan und gesagt habe. Aber ich bitte dich, lass deine Wut nicht an ihm aus. Er wird sterben, also schweb da nicht so blöd rum und erzähl Volksgeschichten, sondern hilf mir lieber.“

„Gegen Verletzungen kann ich nichts tun! Ich kann einem Menschen das Leben zurückgeben und es ihnen mit Hilfe des Feuers auch wieder nehmen, aber ich kann niemanden retten, der dank seiner Wunden zum Tode verurteilt ist. Das würde ihn nur ein paar Minuten geben, aber nicht mehr. Außerdem würde ich mich dadurch so sehr schwächen, dass selbst ein einfacher Shikigami in der Lage wäre mich zu vernichten. Ich muss glaub ich nicht erwähnen, was der König der Geister dazu sagen würde."

Kami erwiderte auf diese Worte hin nichts. Sie wusste, dass der Feuergeist Recht hatte. Er war genauso wenig in der Lage Hao zu retten wie sie. Eine Tatsache, die sie in gewisser Weise noch wütender machte, als sie ohnehin schon war. Doch diese Wut bezog sich zum ersten Mal nicht auf den König der Geister, Spirit of Fire oder einen der anderen Spirits of Elements. Nein dieses Mal bezog sich ihre Wut einzige und allein auf die Menschen. Hao hatte wirklich alles für sie getan was er konnte und wie dankten sie es ihm, in dem sie ihn in eine Falle lockten und diese Gelegenheit ausnutzten um ihn umzubringen.
 

Sie wusste nicht was sie am meisten fertig machte. Die Tatsache, dass sie nichts tun konnte, oder die, dass sie den Plan der Menschen nicht durchschaut hatte.

„Also gibt es keine Hoffnung, dass er überlebt.“

Für einen Moment herrschte Stille. Kami erwartete schon, dass der Feuergeist mit ‚Nein’ antworten würde. Um ehrlich zu sein wartete sie schon auf die gleichgültige Stimme, des Feuergeistes, doch es kam anders. Ohne etwas zu sagen, kniete sich dieser neben Hao sie und betrachtete die Wunde etwas genauer.

„Wie gesagt. Ich kann ihm nicht helfen, aber das heißt nicht, dass es keine Möglichkeit gibt. Ich hab vielleicht sogar schon eine Idee. Leg die Hand auf seine Wunde und sorg dafür, dass er nicht verblutet.“

Kurz darauf stand Spirit of Fire wieder auf und ging zu dem kleinen See.

„Was hast du vor?“

„Wirst du schon früh genug sehen.“

Mit diesen Worten legte er seine Hände über die Wasseroberfläche. Wenig später fingen diese an in einem rötlichen Schimmer zu glühen. Das Wasser währenddessen schien in Bewegung zu kommen und sich langsam zu erwärmen. Nach einigern Sekunden konnte man schon die ersten Blasen sehen, die aus dem Gewässer heraufstiegen. Doch sie waren nicht die einzigen, die aus der Tiefe des Wassers hervorkam.

„Sag mal spinnst du, du kleine Feuerquaste. Bist du jetzt völlig bescheuert. Was fällt dir eigentlich ein mich Kochwasserähnlichen Verhältnissen auszusetzen. Geht es dir noch gut oder willst du unbedingt einen Kampf mit mir anfangen. Du weißt genau, dass du den verlieren wirst besonders in diesem Territorium.“

„Sieh nach links und du kriegst deine Antwort ich erhol mich erstmal von deinem blöden Geschreie!“

Bei diesen Worten nahm Spirit of Fire seine ursprüngliche Gestallt wieder an, schwebte vom Wasser weg und nahm somit Abstand von dem wütenden Wasserdrachen, der immer noch nicht verstanden hatte, was eigentlich los war. Eine Tatsache, die man ihm nicht wirklich verübeln konnte, da er ja in gewisser Weise ziemlich unangebracht geweckt wurde.

„Was soll…“

„Ach halt die Klappe Tako und hilf mir. „

Okami war jetzt die Geduldschnur geplatzt. Sie war der Anweisung des Feuergeistes nachgekommen, doch das würde Hao auch nicht ewig in diesem Leben halten. Es verlängerte lediglich sein Leben um einige Sekunden, wenn sie Glück hatte sogar Minuten, doch mehr konnte sie sich nicht erhoffen.

„Okami, was ist passiert?“

„Frag nicht so blöd, sondern hilf ihm.“

Bei dieser Aufforderung stieg der Wasserdrache endgültig aus dem See und sah sich Kamis Schützling kurz an. Er konnte sofort sehen, dass Haos Zustand mehr als schlecht war. Trotzdem konnte er nicht anders als zögern. Es war keine große Frage was er tun musste. Die Frage war viel mehr, ob er es durfte.
 

Ihr Auftrag war es Hao auf dem richtigen Weg zu halten. Doch nie hatte der Geisterkönig ihnen gesagt wie sie in so einer Situation handeln sollten. Ginge es nur nach ihm, so würde er ohne zu zögern seine Kräfte benutzen und ihm helfen. Doch das war nicht der Fall.

„Worauf wartest du?“

„Hör zu ich würde ihm ja gerne helfen, aber was ist wenn es so sein sollte, was wenn er sterben sollte. Würde der König der Geister nicht…“

„Ach vergiss Big Boss. Tu ich doch auch jedes Mal und ich existiere noch. Außerdem verschwende ich nicht gerne meine Kräfte um dann festzustellen, dass es sowieso sinnlos war. Also heil seine Wunde endlich, bevor dein Auftauchen Zeitverschwendung war.“

„Gut, aber auf eure Verantwortung.“

„Was?...“

Okami konnte nicht anders als zu protestieren, doch die Worte des Feuergeistes ließen sie sprachlos zurück. So etwas hätte sie von ihm niemals erwartet.

„Wenn es dich glücklich macht.“

Auch Tako war von diesen Worten reichlich verwirrt, doch dann fing das Wasser des Sees hinter ihm an zu glänzen. Ein Teil dieses Wassers wurde kurz daraufhin in die Luft gehoben und legte sich nach einigen Sekunden Wanderschaft um Haos Körper und schien von dessen Haut aufgenommen zu werden. Es dauerte nicht lange bis die Wunden langsam anfingen zu schließen und keinen einzigen Hinweis von dem vorigen Angriff zurückließen. Währenddessen hatte der Feuergeist es vorgezogen zu verschwinden. Für ihn gab es keinen Grund mehr hier zu verweilen. Jedenfalls nicht in dem Bereich, in dem man ihn locker sehen konnte.

„Das reicht. Ich denke, du wirst viel erklären müssen, wenn ich seine Wunden komplett heile. Allein mit seinem jetzigen Zustand, wirst du dich irgendwann rechtfertigen müssen.“

„Ich weiß. Aber ich kläre ihn lieber auf, anstatt ihn durch meine Schuld sterben zu sehen. Immerhin bin ich sein Schutzgeist, ich hätte wissen müssen dass etwas nicht stimmte…“

„Jetzt zerfließ hier nicht in Selbstmitleid. Ich werd mich jetzt erstmal um meine Verbrennungen kümmern. Ach ja, wenn du diese kleine Feuerquaste vor mir siehst, gibt ihm einen kräftigen Tritt und bestell ihm schöne grüße von mir! Seine Aktion tat nämlich weh.“

Mit dieser Aktion verschwand der Drache wieder in dem Wasser und ließ Okami und Hao allein zurück. Gerade noch rechtzeitig, wie sie feststellen musste, da dieser gerade wieder zu Bewusstsein kam.
 

Sie merkte sofort, dass er noch ziemlich desorierentiert war, doch das würde sich mit der Zeit legen. Und auch wenn es nicht ihre Art war so konnte sie nicht anders als sich in Gedanken bei dem Feuergeist zu bedanken. Die Gefahr, dass er noch irgendwo in der Nähe war und ihre Gedanken belauschte nahm sie dabei durchaus in Kauf, denn im Moment interessierte sie nur das Wohl ihres Schützlings.

„Alles in Ordnung?“

„Kami? Was ist eigentlich passiert?“

„Ich mach dir einen Vorschlag. Wir verschwinden hier erst mal und dann erzähle ich dir in Ruhe alles was du wissen musst, in Ordnung?“

Kami konnte es nicht leugnen, sie wollte ihn nicht aufklären, doch sie hatte keine wirklich Wahl. Aus diesem grund versuchte sie das Thema so weit wie möglich wegzuschieben. Doch das war nicht ihr einziger Grund, um von diesem Ort zu verschwinden. Sie hatte ein merkwürdiges Gefühl. In diesem Zustand war Hao angreifbar und dass würden seine Freinde nicht einfach ignorieren. Im Gegenteil sie würden die Chance nutzen . Darüber hinaus war sie sich sicher dass einige Schamanen von dieser Aktion etwas mitbekommen hatten. Wenn sie Pech hatten würden diese sich vergewissern ob Hao wirklich Tod war, wenn nicht würden sie es selbst in die Hand nehmen. Jedenfalls dann wenn sie es wirklich wagten in die Tiefen dieser Schlucht zu steigen. Andererseits war das Asakuraanwesen recht weit entfernt und wer damit rechnete, dass Hao noch lebte, würde ihn bestimmt auf dem Weg dort hin abfangen. Die Wahl war einfach. Gehen oder bleiben. Doch das Ergebnis schien unabsehbar.

„Komm schon. Wir dürfen hier nicht bleiben.“

Mit diesen Worten half sie ihm auf die Beine. Jeder andere Schutzgeist hätte unfähig zusehen müssen, wie sein Schützlings versuchte auf die Beine zu kommen. Sie jedoch konnte nach ihm greifen und ihn hochziehen. Noch dazu hatte sie sich ohne sein zutun ein Teil seines Furyoko zu eigen gemacht, damit sie ihn im Notfall auch ohne seine Hilfe beschützen konnte. Und wenn es hart auf hart kam, so musste sie halt ihren Stolz zurückstecken und die anderen Spirits of Elements um Hilfe bitten. Es war ihr schon lange egal was der König der Geister von ihr verlang hatte. Der Auftrag, den er ihr vor Jahren gegeben hatte war trotz allem der beste den sie hatte, auch wenn sie am Anfang ihre Schwierigkeiten hatte. Nun konnte er sich auf den Kopf stellen, doch sie würde Hao nicht einfach so im Stich lassen. Sie würde ihn beschützen und wenn sie sich dafür mit den König der Geister und dem Schattenfürsten selbst anlegen musste.

„Geht es?“

Hao nickte nur kurz und hielt sich an der Felswand aufrecht. Sein Atem ging schwer, was allein ein Zeichen dafür war, dass seine Aussage nicht der Wahrheit entsprach.
 

Plötzlich zuckte Hao zusammen und fasste sich mit den Händen an den Kopf, als ein stechender Schmerz durch diesen zog. Völlig erschrocken wich Kami zuerst ein Stück zurück und sah zu wie dieser auf die Knie sank. Diese unerwartete Reaktion und das schmerzhafte Stöhnen ihres Schützlinges hatte sie aus der Bahn geworfen. Sie wusste zwar, dass Tako die Wundheilung beschleunigen konnte, doch dass die Schmerzen blieben hatte sie noch nie wirklich mitbekommen. Darüber hinaus hatte sie das dumpfe Gefühl, dass für die plötzlichen Kopfschmerzen nicht der Sturz verantwortlich war, jedenfalls nicht hauptsächlich. Ohne länger über die Konsequenzen nachzudenken legte sie ihrer Hände auf die seinen und schloss die Augen. Normalerweise war es nicht ihre Art in Gedanken anderer einzudringen. Sie las diese, das war für sie so etwas wie Standard, doch wirklich in diese eindringen, so dass sie jedes einzelne Detail von dem mitbekam, was in dem Kopf des betreffenden vorging, tat sie so gut wie nie. Denn das würde heißen, dass sie seine ganzen Empfindungen und Eindrücke so aufnahm, als wären es ihre eigenen. Und im Moment spürte Hao nur Verrat. Sie sah wie die Ereignisse von vor 27 Jahren wieder aufgewirbelt wurden. Jener Tag an dem sein eigener Vater gestorben war. All das was er so lang verdrängt und beinah vergessen hatte kämpfte sich wieder in den Vordergrund. Die Ermordung seiner Mutter und von Sayuri. Doch der Blick schien weniger auf die Opfer zu fallen als mehr auf die Täter. Es wirkte wie eine Warnung, ein Aufruf die verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Jene Täter, die nach allgemeinem befinden um so vieles Schwächer waren als jene, die ihnen zum Opfer gefallen waren. Menschen die sich anmaßen über alle Welt zu richten und jene zu unterdrückten, welche alles dafür taten, dass das Leben ihrer Mitmenschen sicher waren. Letzten Endes spielte sich die Szene von Samiras Tod in seinem Gedächtnis ab. Von den Menschen zum Tode verurteilt und am lebendigem Leibe verbrannt. Es war als würde sich sein ganzes Leben vor seinen Augen abspulen und nur jene Aspekte zeigen, welche die Menschen als bösartige Kreaturen wiederspiegelten, dessen Grausamkeit selbst die der gemeinsten Dämonen übertraf. Für einen Moment schien die Zeit stehen zu bleiben und das Augenmerk ruhte auf einem Mann. Jener Mann, welcher die lodernde Fackel in der Hand gehalten hatte, welche Samiras Leben beendet hatte. In dem Moment erstarrte Kami in ihren Gedanken. Sie kannte diesen Mann. Nach dem was Hao sah, machte er den Eindruck als wäre er nur ein Mensch. Nicht besser als all die anderen, doch das war er nicht. Er war ein Schamane und zwar ein ziemlich mächtiger. Allerdings wusste sie, dass er seine wahre Macht niemals offenbaren würde. Nicht solange die Zeit noch nicht gekommen war und das dauerte noch 4-5 Jahre. Bevor sich Kami aus den Gedanken herausziehen konnte, um Hao zu helfen diese Erinnerungen loszuwerden, wurde sie von Ereignissen überrollt, von denen selbst sie so überrascht wurde, dass sie diese nicht mal hätte ausblenden können, wenn sie es wirklich gewollt hätte.
 

Flash
 

Zwei Männer traten in den Innenraum einer und zerrten eine schreiende Frau mit sich.

„Lasst mich los, wie oft soll ich denn noch sagen, dass ich keine Schamanin bin.“

„Dafür redest du ziemlich oft mit Geistern.“

„Ich rede mit mir selbst, ist das verboten….au. “

Bei diesen Worten wurde die Frau auf den Boden geschubst, wobei sie sich die Knie aufschrabbte und spürte wie diese zu bluten anfingen.

„Du hast genau zwei Möglichkeiten Schamanin. Entweder du benutzt deine Kräfte oder du wirst hier und jetzt sterben und dann ist deine Familie daran. Also wofür entscheidest du dich?“

„Was wollen sie von mir?“

„Übertrage deine Macht darauf. Du weißt, was wir verlangen.“

Bei diesen Worten deutete der Mann auf einen Haufen Kohl, woraufhin die Frau nur einen entsetzten Blick aufsetzte und sich unsicher wieder zu den Männern drehte.

„Wieso? Was soll das bringen? Ich…“

„Tu es einfach.“

Bei diesen Worten sie ihr ganzes Furyoko in ihrer zitternden Hand und übertrug es auf einen der Kohleklumpen, die vor ihr lagen. Jedenfalls tat sie es so lange, bis sie erschöpft zusammenbrach. Der Kohle klumpen fiel aus ihrer Hand, war jedoch unverändert. Ihr Furyoko reichte für das was die Männer von ihr wollten nicht aus, dass wusste sie von Anfang an, doch hatte sie keine andere Wahl gehabt als es zu probieren und jetzt lag sie schwer atmend auf dem Boden. Nur am Rande merkte sie wie die Männer sie beschimpften und wütend auf sie eintraten. Solange bis das Leben aus sie heraustrat. Noch während ihr Geist den Körper verließ, sah sie wie die besagten Männer ihren Körper schändeten und ihn wie wertloses gut wegwarfen.
 

Flash
 

Auf einmal änderte sich die Umgebung und eine Waldlandschaft erschien. Die dortige Idylle wurde je zerstört als sich Flammen ihren Weg über die Waldfläche bahnten. Von überall her strömten die Naturgeister und Tiere aus ihren Verstecken und versuchten sich vor den Flammen zu schützen. Schon bald jedoch wurde ihr Weg von weiteren Flammen versperrt. Sie waren gefangen und zum Sterben verurteilt, als das Feuer auch die letzten besetzen Flächen einnahm. Erst einige Stunden später erloschen jene Flammen und ließen nur ein paar Geister zurück, welche ungläubig auf ihre einzige Heimatblickte, die vom Angesicht der Erde verbannt wurde. Traurig sanken sie zu Boden. Nur schemenhaft nahmen sie war, wie einige Leute mit großen fahrenden Geräten an ihnen vorbei kamen. Erst als sie von den schweren Geräten überrollt wurden, nahmen sie diese war und sahen zu wie ihre einzige Heimat noch weiter zerstört wurde und es langsam in ihnen dämmerte, dass sich diese Heimat selbst in Jahrhunderten nicht wieder selbst aufbauen würde.
 

Flash
 

Der kühle Fluss nahm eine Schwarze Färbung an. Sämtliche Fische, die sich einst in diesem getummelt hatten trieben auf der Oberfläche und selbst die Vögle, die sich von diesen ernährten, wagten es nicht den für sie bereitgestellten Fischteller anzurühren. Jene die es dennoch versuchten und einen Fisch schnappten ließen ihn sofort wieder fallen, wobei das schwarze Zeug an dem einst prächtigen Gefieder und Schnabel haften blieb. ´
 

Flash
 

Kahle Landschaften erstreckten sich. Eingenommen von dem Sand der Wüste der nach und nach alles in sich aufnahm und keinen Raum mehr für die Bedürfnisse der Tiere hergaben, welche an Wiesenlandschaften gewöhnt waren oder sich im Schutz der Bäume wiederließen.
 

Flash
 

Zerstörte Städte säumten das Land. Menschen und Schamanen die an Krankheiten zu Grunde gingen, welche sich im nu verbreiteten. Gebäude die schwarze Luft abgaben und die Welt in einen düsteren und lebensfeindlichen Ort verwandelten
 

Flash ende
 

Kami wurde nach diesen Bildern unsanft aus Haos Gedanken geworfen. Insgeheim fragte sie sich ob er ihr eindringen bemerkt hatte oder ob es nur ein intuitiver Schutz war um diese Art von Gedanken auszublenden. Nur eines wusste sie und zwar das diese Bilder, jene Bilder die nur aus einer ihr unbekannten Zeit stammen konnten, ihn ziemlich geschockt hatten.

„Hao?“

Sie war einfach überfordert. Es war ihr von Anfang an klar gewesen, dass die Gabe in die Zukunft zu sehen kein Geschenk war. Doch diese Auswirkungen hatte sie sich nicht mal ansatzweise ausmalen können. Was war geschehen und woher kamen diese Schreckensvisionen. Sie wusste, dass der König der Geister Einfluss auf dessen Kräfte hatte, doch auch war ihr bekannt, dass er diesen Einfluss nur nutzen würde, sofern es unbedingt notwendig war. Aus diesem Grund konnte sie auch ausschließen dass dieser etwas damit zu tun hatte. Doch Zufall konnte es genauso wenig sein.

„Bitte kommt zu dir, verdammt rede mit mir!“

Eine Reaktion, das war alles was sie wollte. Jedenfalls für den Moment, doch Hao wirkte einfach viel zu erstarrt um irgendetwas tun zu können. Was ihr aber am meisten sorgen machte war, dass sie nicht wusste, ob er die Bilder einfach nur verarbeitete oder ob der Film der Zerstörung immer noch in seinem Kopf ließ. Und das letzte was sie wollte war noch mal in seine Gedankenwelt eindringen. Besonders da es wahrscheinlich nicht mal funktionieren würde. Und auch wenn sie ihre Gedanken sofort bereute, so fragte sie sich dennoch ob es richtig war ihn zu retten. War dies, was er im Moment durchlebte nicht schlimmer als der Tod. Die schrecklichen Erinnerungen aus der Vergangenheit und dann noch die Bilder einer zukünftigen völlig zerstörten Welt. Zwar hatte er seine Vergangenheit schon einmal überwunden, doch wie soll er mit etwas leben, von dem nur er weiß, dass es passieren wird. Das hieß wenn es wirklich passieren sollte. Die Zukunft war ein unberechenbarer Zeitgenosse. Niemand konnte sie durchschauen, denn jede einzelne Handlung und jede Entscheidung eines einzelnen konnte sie verändern. Noch ehe Kami richtig darüber nachdenken konnte, sah sie wie Haos sich aus der Welt der Visionen befreite und leicht desorientiert seine Bewegung betrachtete. Ohne lange zu überlegen, zwang sie Hao dazu aufzustehen.

„Komm, wir müssen einen Weg aus der Schlucht finden.“

Mit diesen Worten trieb sie Hao an, wobei sie darauf bedacht war ihn so gut es ging zu schützen. Zu ihrem Glück jedoch begegnete sie weder Schamanen noch irgendwelchen Geistern oder gar Menschen. Es wirkte so, als hätten Haos Angreifer damit gerechnet, dass er den Sturz nicht überlebt hätte. Was er ohne Tako und ohne seine Teleportationkünste auch nicht geschafft hätte, doch darüber wollte sie nicht nachdenken. Stattdessen drängte sie ihn weiterhin vorwärts auch wenn sie merkte, dass dieser mit dem Tempo überfordert war. Nach einer schier endlosen Zeit erblickte sie seinen Weg aus der Schlucht hinaus. Ein kleiner schmaler Pfad nach oben, einst von Schamanen und Geister angelegt um dem großen Wasserdrachen näher zu sein, welcher in dem See welcher sich in der Schlucht befindet lebte. Jedenfalls hieß es so in den Legenden und genau hier stellte man wieder fest, dass in jeder Legende und in jedem Gerücht ein Funken Wahrheit steckt
 

Dennoch dauerte es lange, bis sie Hao aus der Schlucht führen konnte. Es hatte schon angefangen zu dämmern, bevor sie den Aufstieg in Angriff genommen hattebn. Jetzt allerdings war es tief schwarze Nacht. Selbst der Mond war von Wolken bedeckt, als wollten diese ihnen Schutz gewähren. Doch in dem Moment als sie die Oberfläche erreichten bemerkte Kami ganz in der nähe ein altes Dorf. Für einen Moment wollte sie einen weiten Bogen um dieses machen, doch dann wusste sie auf einmal wo sie war und ein neuer Gedanke kam ihr in den Sinn. Ohne weiter über Konsequenzen oder Alternativen nachzudenken, führte sie Hao durch die leeren Gassen, nur für kurze Zeit vom Licht des Mondes beleuchtet wurden. Alle Bewohner dieses kleinen Dorfes schienen bereits zu schlafen oder zumindest sich in ihre Häuser zurückgezogen zu haben. Eine Tatsache, die kami erleichtert aufatmen ließ, jedenfalls solange bis sie an einer Tür zum Stehen kam. Noch einmal atmete sie tief durch. Sie hatte keine andere Alternative und wenn ihre Identität aufflog, dann war es eben so. Mit diesen Gedanken trat sie mit dem Fuß gegen die Tür. Von dem lauten Geklopfe regte sich etwas in dem Raum, bevor eine wütende Männerstimme die Umgebung erfüllte.

„Verdammt noch mal, guckt denn keiner mehr auf die Uhr.“

Mit wutverzerrten Gesicht riss der Sprecher die Tür auf, stockte jedoch sofort als er die beiden Unruhestifter erkannte. Urplötzlich war er unfähig etwas zu sagen, solange bis Kami ihn aus den Gedanken riss.

„Wir brauchen Hilfe.“

„Grundgütiger, was ist passiert…Egal kommt rein schnell!“

Mit diesen Worten ließ Takumi seine unangekündigten Gäste ins Haus. Kurz darauf schloss er die Tür und wies Kami an wo sie ihren Schützling hinlegen sollte. Keine Minute zu spät wie sie feststellen sollte, da dieser kurz daraufhin wieder das Bewusstsein verlor. Während Kami versuchte sich zu beruhigen, betrachtete Takumi die Wunden, bei er dennoch das eine oder andere mal die Stirnrunzelte. Erst nach geschlagenen 10 Minuten wendete er sich an Kami, die von der plötzlichen Ansprache mehr als irritiert war.

„Die Wunden sind frisch, dass ist deutlich, aber irgendetwas stört mich.“

„Spirit of water.“

„Wie bitte?“

„…ich sagte Spirit of Water hat die Wunden zum Teil geheilt. Allerdings meinte er, dass der Rest bei mir liegt, da er sich nicht weiter einmischen darf. Er meinte es wäre so eine Art Wiedergutmachung.“

Das war frei erfunden, doch in gewisser Weise nicht so falsch wie man es zu glauben vermochte. Denn diese Aussage war nicht auf Hao sondern auf sie bezogen. Immerhin hatte sie einem seiner Schützlingen vor vielen Jahren ebenfalls das Leben gerettet. Ihre Macht mit der von Tako war die Geburt der 10 Plagen Ägyptens. Zugegeben El-hayyah und Hayabusa hatten damals auch etwas mitgewirkt, aber sie waren nur Ersatzhelfer. An der Tatsache, dass Takos Schützling gestorben wäre, wenn sie es nicht getan hätte, änderte es jedoch nichts. Aus diesem Grund schuldete er ihr auch etwas und damit war diese Schuld vorerst beglichen.

„Ja das sieht den Spirits of Elements ähnlich. Erst eingreiffen und einen dann sich selbst überlassen. Allerdings muss ich zugeben, dass es dennoch etwas Besonderes ist…ein Wunder, wenn man die Spirits of Elements sieht, doch Schicksal wenn sie ihre Macht für einen einsetzen….sei es drum. Ich werd mich erst mal um die noch vorhandenen Wunden kümmern und du erzählst mir was passiert ist…“

Bei diesen Worten ließ sie Takumi gewähren. Um ihre Gedanken zu leeren satnd sie auf und schritt zu dem kleinem Fenster von wo aus sie den Sternenhimme betrachtete. Urplötzlich hatte sie das Gefühl, als würde ihr jemand mitten ins Gesicht lachen, wodurch sich ihre Mine augenblicklich verfinsterte.

„Noch hast du nicht gewonnen.“

Obwohl ihr Mund diese Worte formte, wurden sie von keinem vernommen. Doch es reichte um ihre Wut auf ihr Element zu übertragen. Ein heftiges Beben zog über die Stadt. Das hatte sie nicht gewollt. Mit diesem Gedanken schloss sie die Augen und konzentrierte sich. Sie musste sich wieder beruhigen, bevor sie noch die gesamte Stadt zum Einsturz brachte.
 

Sie würde Hao nicht noch mehr in Gefahr bringen, in dem sie ihrer Wut freien Lauf ließ. Das kurze Erdbeben war schon schlimm genug. Sie konnte nur froh sein, dass diese Hütten hier etwas aushielten.

„Da ist wohl jemand Spirit of Earth auf den Schwanz getreten.“

„Scheint so.“

Auch wenn Kamis Worte mehr als Gefühlsneutral war, sah es in ihr anders aus. Sie war verwirrt, da sie nicht wusste, ob diese Worte jetzt eine Anspielung war oder einfach nur so dahergesagte.

„Also mit wem hat er sich angelegt? Denn ich wüsste gerne, wem ich lieber nicht über den Weg laufen sollte“

„Er ist nicht wie Sie. Er hat sich mit niemandem angelegt. Sie haben sich mit ihm angelegt nur weil sie ihre eigene Machtlosigkeit nicht mehr ertragen können.“

„Verstehe. Menschen sind schon etwas Sonderbares. Es gibt niemanden, weder im Reich der Tiere noch der Pflanzen, der die Hand beißt die einem das Leben erhält.“

„Wahre Worte.“

Ohne weiter auf Kamis Worte einzugehen zog Takumi die Vorhänge des Fenster zu und nahm ihr damit gleichzeitig die Sicht ins freie. Wieso er das tat wusste sie nicht, allerdings hatte sie auch keine Lust es herauszufinden. Aus diesem Grund kniete sie sich wieder neben Hao und beobachtete ihn. Er wirkte ruhig, fast so als wären die Visionen bereits in seinem Unterbewusstsein begraben worden. Doch das konnte täuschen und sie war sich ziemlich sicher dass es so war. Unschlüssig fuhr sie mit ihrer Hand über sein Gesicht. Sollte sie noch einmal in seine Gedankenwelt eintauchen. Noch einmal atmete sie tief durch, sie konnte nicht einfach auf die folgenden Dinge warten. Vielleicht war es dann zu spät. Mit einem schnellen Blick über die Schulter versicherte sie sich, dass Takumi von ihrer Aktion nichts bemerkte. Wer wusste schon wie dieser das deuten würde. Dann jedoch legte sie ihre Hand auf seine Stirn und schloss die Augen. Für einen Moment war alles Schwarz, doch dann wurde sie in die Vergangenheit zurückversetzt. Sie sah ihn, Youji und Sayuri wie sie sich mal wieder von ihrem Training drückten und stattdessen einen ihrer Ausflüge in Angriff nehmen. Es war eine Erinnerung, die nichts mit den schrecklichen Bildern aus der Schlucht zu tun hatten und dennoch haftete an ihnen etwas Verwerfliches. Denn sobald er aufwachte würde die Wirklichkeit wieder zuschlagen. Sayuri war tot, genauso wie Samira. Zwar hatte Hao jetzt eine Familie, doch die Verluste der Vergangenheit überschatteten das Glück, welches nun in sein Leben einzug nahm.

„Das Leben verläuft nie nach dem eigenen Plan.“

Mit diesen Worten löste sie die Verbindung zu Haos Gedanken. Insgeheim fragte sie sich, ob sie diese Situation hätte verhindern können. Vielleicht hätten sie sich von Anfang an aus seinem Leben raushalten sollen. Doch andererseits hatte ihr eingreifen ihm überhaupt so weit gebracht. Seit jeher sagte man, dass das Eingreifen in ein anderes Leben eine Katastrophe verursachte. Doch was war ein unerlaubtes Eingreifen und was Schicksal. Und wer hielt die Fäden in der Hand, welche die Antwort bestimmten. Das war eine Frage, welche selbst sie noch der König der Geister beantworten konnte.
 

- Am nächsten Morgen -
 

Auch wenn es noch früh am Morgen war, regten sich die ersten Gestalten im Haus von Takumi Sasaki. Kami hatte die gesamte Nacht über ihren Schützling gewacht. Eine Tatsache worüber der Hauseigentümer nur schmunzen konnte. Aus diesem Grund überraschte es ihn auch nicht, dass diese Hao, als er aufgewacht war um den Hals gefallen war.

„Na wieder bei Bewusstsein.“

Als Hao die Stimme vernahm schob er Kami etwas von sich weg. Er war noch leicht desorientiert, aber nach und nach wurde ihm bewusst wo er sich befand.

„Wie…“

„Wie du hier hergekommen bist. Kami hier hat dich hergeschleppt und ich kann dir sagen , dass das die beste Entscheidung war, die sie je getroffen hat. Du sahst nämlich echt nicht gut aus. Aber vergessen wir dass. Du solltest einen Schikigami losschicken. Nachher wird deine Familie noch krank vor Sorge.“

„Wohl kaum…“

Nach diesen Worten wollte Hao aufstehen, doch der plötzliche Schmerz ließ ihn stöhnend zurücksinken. Langsam traten die letzten Ereignisse in seinen Kopf zurück. Das verlassen das Asakuraanwesens, der Angriff. Er war als würde alles aufeinmal auf einmal auf ihn einschlagen. Im ersten Moment war es so unwirklich, das er es nicht glauben wollte, doch je weiter er sich erinnerte desto klarer wurden die Bilder. Und mit dem Bildern kam ihm eine Frage in den Sinn, derer er sich nicht entledigen konnte.

//Wieso lebe ich noch?\\

Allerdings wagte Hao es nicht diese Frage auszusprechen. Noch wagte er zu fragen, wie Kami ihn hier her bringen konnte. Denn seit dem Sturz wusste er nichts mehr. Nur dass er sich teleportiert hatte und dann riss sein Erinnerungsfaden auf unerklärliche Weise. Bei dieser Erkenntnis versuchte er sich ein weiteres Mal aufzusetzten, dieses Mal jedoch ignorierte er den Schmerz, wodurch sein vorhaben gelang.

„Du solltest dich ausruhen. Mit solchen Verletzungen ist nicht zu spaßen. Auch wenn Spirit of Water einen gewissen Teil nachgeholfen hat.“

„Und ich denke, dass ich einigen Leuten mal gehörig die Meinung sagen sollte!“

„NEIN!“

Bei Haos Kommentar konnte Kami ihren lauten Aufschrei nicht unterdrücken. Sie konnte seine Wut deutlich spüren. Ihr war sofort klar dass Hao in diesem Zustand nur einen größeren Konflikt heraufbeschwören würde und das würde zweifelsohne in einer Tragödie enden.

„Nicht in deinem Zustand du bist viel zu schwach. Was glaubst du wie das ausgehen wird?“

„So wie ich es will!“

Mit diesen Worten hatte sich Hao aufgerichtet. Kami war von seinen Worten so geschockt, dass sie nicht wusste was sie sagen sollte. Allerdings war das auch nicht nötig, da sich nun Takumi einmischte.

„Kami hat gar nicht so unrecht. Du solltest zumindest einige Zeit hierbleiben und dich auskurieren. Außerdem habe ich bereits Fühstück gemacht und du weißt wie ich auf Verschwendung reagiere.“

Für einen Moment wirkte es so, als wollte Hao etwas erwidern, doch dann gab er nach und setzte sich wieder.
 

Bereits einige Stunden später hatte Hao seinen Entschluss verworfen. Stattdessen ließ er seinen Blick über die verschiedenen Bücher auf Takumis Schreibpult schweifen. Dabei sprang ihm einige Pergamentfetzen besonders ins Auge. Ohne nachzudenken nah er diese vom Tisch und begutachtete sie genauer. Bevor er jedoch nur einen Satz lesen konnten wurde er schon von Takumi zurückgehalten.

„Ich würde an deiner Stelle die Finger davon lassen.“

„Diese Zeichen sehen nicht nach Versiegelungen oder nach einem Fluch aus.“

„Oh das sind sie auch nicht. Aber die Wirkung dieser Sätze ist auch nicht ohne. Einer meiner Schüler hat es angefertig. Der Typ war ein Spinner schlecht hin!“

„Das behauptet man von ihnen auch!“

„Oh ist das so… Zugegeben. Ich bin besessen von den Spirits of Elements. Aber dieser Mann war besessen vom ewigen Leben. Er hat versucht einen Zauber zu entwickeln, mit dem er einen Zyklus in Gang bringt, der für keinen Sterblichen gedacht ist. Jedenfalls nicht auf diese Weise.“

„Und dieser Zyklus wäre welcher.“

„Der Wiedergeburtzyklus. Er nannte es das Taizanfukun Ritual. Ich habe zugesehen wie er daran gearbeitet hatte. Zuerst saß er nur da und hat gegrübelt, sich am Kopf gekratzt geschrieben, Wörter weggestrichen und so weiter. Er war nie wirklich zum schreiben geboren. Aber eines Abends saß er vor den Pergament und schrieb wie ein besessener.“

„Vielleicht hat ihn etwas inspiriert?“

„Ja und zwar irgendein Geist. Oder wie erklärst du dir, dass ein Mann etwas in einer Sprache schreibt, welche er noch nicht mal beherrscht.“

„Meinen sie die heilige Schrift? Das ist in der Tat merkwürdig.“

„Merkwürdig und beängstigend. Jedoch nicht so sehr wie das was danach kam. „

Takumi machte nach diesen Worten eine dramatische Pause. Ihm war bewusst, dass Hao mehr wissen wollte, doch war es ihm ein Rätsel ob er es ihm wirklich verraten sollte. Andererseits hatte er bereits angefangen und konnte jetzt eh nicht mehr zurück.

„Er hat das Ritual selbst vollzogen, doch scheinbar hatte es nicht den gewünschten Effekt. Von einer Minute auf die andere hatte er sich vor schmerzen gekrümmt und wie am Spieß geschrien. Auf seiner handdfläche floss Blut, als hätte er sich diese aufgeschnitten. Wobei ich mir in dem Punkt nicht mal so sicher bin, dass er es nicht getan hatte. Jedenfalls hat er die Gästekammer mit seinem Blut getränkt. Aber das beste kam noch. Am nächsten Tag meinte er, er müsse in die Gefilde des Fürsten um sich von dem Fluch den er auf sich gelastet hatte zu befreien.“

„Die Gefilde des Fürsten…meint er damit etwa…“

„Den Schattenfürsten? Ich habe keine Ahnung, aber es deutete so einiges daraufhin. Ich hab den Kerl seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich hat der Dummkopf es nicht mal in die Nähe geschafft.“

Nach diesen Worten herrschte Stille. Takumi war anzusehen, dass ihn diese Mann nicht gerade ans Herz gewachsen war. Wer wusste schon wie viel Ärger dieser ihm gebracht hatte.
 

Dennoch konnte er nicht vermeiden sich zu fragen was diesen Mann dazu gebracht hatte.

„Vielleicht lag es an der Betonung…“

„…oder eher dem Sprachtempo. Der Typ hat gequasselt wie ein Wasserfall. Was mich angeht, so habe ich keine Lust es herauszufinden, aber wenn du es wissen willst dann bitte. Die Pergamentfetzen gehören dir. Ich müsste hier eh dringend mal Aufräumen…dennoch rate ich dir einen Selbstversuch zu unterlassen. Wie gesagt, das letzte Mal ist nicht gerade gut ausgegangen.“

Für einen Moment stoppte Takumi seine ausführungen und betrachtete Hao. Er könnte sich nicht vorstellen, dass dieser etwas dummes oder unüberlegtes tat, dennoch drängte sich eine ihm wohlbekannte Warnung, die sein Meister ihm einst gegeben hatte, in den Kopf.

„Ich hab dir eine Sache über Rituale niemals erzählt. Es gibt Rituale, die nicht nur mit Kerzen, Rauch, Symbole oder andere Hilfmitteln, die dir bekannt sind durchgeführt werden. Wahrscheinlich ist dir das Wort Blutritus ein Begriff. Diese Art von Rituale sind allein den Dienern des Schattenfürsten vorbehalten. Es sind mächtige Rituale und ihre Wirkung ist verherrend, doch meistens fordern sie das Leben eines anderen. Du gibst zwar dein Blut, doch dass ist sozusagen nur der Schlüssel um das Tor hinter der diese Macht verborgen ist zu öffnen. Bekommen tut man sie aber durch ein Menschenopfer und dieses wählt das Ritual selber.“

„Das heißt, dass wenn man so ein Ritual durchführt irgendwo jemand einfach tot umfällt?“

Auf diese Frage hin lachte Takumi nur. Manchmal da war Hao immer noch der junge Mann den er einst trainiert hatte. Besonders in solchen Momenten wirkte er so unschuldig, so ungefährlich und das obwohl er zu den mächtigsten aller Schamanen gehörte. Es faszinierte ihn immer wieder. Ab und an fragte er sich sogar wieso noch niemand ihn unterschätzt hatte und mit entschlossener Miene in den Tod gerannt war in dem er Hao herausgefordert hatte.

„So einfach ist es nun auch nicht. Die betroffenen fallen nicht einfach Tod um, sie sterben unter qualvollen Schmerzen. Es sind Schamanen die nur eine geringe Stärke haben oder Menschen. Keiner weiß wie es funktioniert nur dass es so ist. Aber die meisten, die diese Blutriten durchführen, interessieren sich nicht für die Opfer. Ich habe nur von einem gehört und diesem hat es auch nur etwas ausgemacht, weil sein eigener Sohn davon betroffen wurde. Also meide Rituale die dein Blut verlangen. Sie können jeden als Opfer wählem. Jeden dem du einmal begegnest bist.“

„Ich verstehe!“

Takumi nickte nur. Er hatte gesagt was er zu sagen hatte. Vielleicht war es ein Fehler Hao die überbleibsel seines letzten Schülers zu geben, doch er wollte sie aus dem Haus haben. Verbrennen konnte er sie nicht, er hatte es versucht, doch aus irgendeinem Grund leckten die Flammen nur daran aber verbrannten es nicht. Manche Schriften, auf denen Zauber geschrieben standen, wurden mit einem Schutzzauber gegen Flammen und Wasser belegt. Hier schien das der Fall zu sein und deshalb ließ es sich nur vernichten in dem es woanders niedergeschrieben wurde. Der Zauber war ebenso wundersam wie die Blutriten. Keiner wusste wie es funktionierte, nur dass es seinen Zweck erfüllte. Doch er würde diese Wortfetzen abschreiben um womöglich in den selben Wahn zu fallen wie sein Schüler. Hao traute er soetwas zu, denn seiner Meinung nach war diese viel zu mächtig um einem solchen Zauber zu unterliegen.
 

Und genau deshalb hatte er die Chance genutzt. Denn diese Sachen einfach irgendwo zu vergraben oder in alle Winde zu verstreuen könnte dazu führen, dass ein unwissender sie in die Hände bekam. Ihrendwann würden die einzelteile einander finden und wenn der falsche sie richtig zusammen führte und der eigentliche Plan wirklichkeit wurde. Was war dann? Er wollte sich eine Welt unter einem Tyrannen einfach nicht vorstellen. Dafür hatte er sich nicht den Namen eines Weltenwanderers zugelegt und wichtige Informationen gesammelt.

„Gut, doch wenn du einen letzten Rat von mir annehmen willst. Es ist in den letzten Stunden einiges passiert. Du solltest dich ausruhen. Dir einmal eine Auszeit nehmen. Neue Kraft aus der Natur schöpfen, sonst wirst du irgendwann überhaupt keine mehr besitzen wenn du sie brauchst. Glaubst du denn wirklich dass Noriko und Shin immer nur wegen ihres Standes unterwegs waren? Nein, jedes Jahr haben sie für zwei Wochen eine Auszeit genommen und sich entspannt in ein kleines Örtchen zurückgezogen, wo sie niemand kannte.“

„Das glaub ich nicht!“

„Doch, ich habe Noriko diesen Tipp selbst gegeben und sie war mir unendlich dankbar. Niemand kann rund um die Uhr auf alles gefasst sein. Geschweigedenn alles im Auge behalten. Jeder hat mal eine Auszeit verdient. Und wenn du mir nicht glaubst, wieso rufst du Noriko nicht einfach herbei. Sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dich wegen der Familie übernimmst.“

Mit diesen Worten schritt Takumi aus dem Raum und überließ Hao sich selbst. Er hatte gesagt was er zu sagen hatte, jedenfalls dass was Hao wissen musste. Was er nicht sagte war, dass er Hao gerne eine Weile in seinem Haus willkommen heißen würde. Zu lange war es her seit er einen Gast hatte, der ihm das Leben und auch das Leben in diesem trostlosen Dorf erträglicher machte. Um ehrlich zu sein fiel im die Decke auf den Kopf, erwollte wieder wandern um die Welt ziehen, doch diese Zeit war schon seit Jahrzehnten vorbei. Um es kurz zu sagen, er wollte etwas gesellschaft. Doch nicht von jenen, die seines Wissen wegen kommen und nur sumpfsinnig das lernten, was er zu lernen gab. Er wollte jemanden, mit dem er sich unverblühmt anlegen konnte, ohne befürchten zu müssen, dass dieser seine Art von Humor nicht verstand. Denn mehr war es nicht. Er und Hao teilten eine Fähigkeit die dazu führte, dass sie miteinander auskamen und das war die Fähigkeit des Sarkasmus, soweit dies als Fähigkeit bezeichnet werden konnte. Doch die meisten, die hier her kamen und seine Schüler werden wollten protzten nur vor Arroganz. Und genau das war ihm zu wider.
 

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So ich melde mich auch mal wieder. Ich hoffe das es wenigstens ein Leser oder eine Leserin bis hierher geschafft hat. Was die FF angeht ist es denke ich mal Zeit ein kleines Zwischenfazit zu ziehen. Es kommen noch 4 Kapitel, die in der Zeit von Haos ersten Leben stattfinden. Anschließend soweit alles funktioniert werden 10 weitere folgen, die sich um Haos zweites Leben drehen und zu guter Letzt gibt es noch einen Epilog aus Haos drittem Leben. Ich hoffe dass euch das Mut zum durchhalten gibt.
 

liebe Grüße
 

eure Misato

Ein neues Ziel

Kapitel 47: Ein neues Ziel
 

Hao hatte den Rat von Takumi Sasaki angenommen und hatte beschlossen für einige Wochen dort zu bleiben. Doch schon in der erste Nach wurden seine Träume von grausamen Bildern durchzogen. In dieser verfluchten Nacht stand er auf dieser unbekannten Lichtung, die sich scheinbar mit jedem Atemzug einer neuen fürchterlichen Szene widmete. Szenen die nur so von Tod und Elend tropften. Würde all dies nicht so schnell gehen und er nicht von einer Minute auf die andere an einem anderen Ort tretten sobald er eingreifen wollte, würde er dies für real halten. Doch das war es nicht. Aus diesen Grund gab er auf und ließ die Bilder nur an sich vorbeilaufen. War es ein Zauber sollte er sich schleunigst überlegen, wie er ihn brechen konnte. Doch was er auch versuchte, das ersehnte aufwachen blieb aus. Stattdessen schallte ihm eine Stimme, dessen Worte er nicht verstehen konnte. Auch wenn sein Verstand ihm riet, dass es besser so war, schloss er die Augen und konzentrierte sich darauf. Er wollte wissen womit er es zu tun hatte, damit er diesen Alptraum entlich begraben konnte. Langsam wurden die Worte klarer und nach und nach brannte sich jedes einzige in seine Gedanken wie ein mächtiger Flucht

//…Vertrauen führt zum Verderben. Menschen säen Zwietracht und Hass. Zerstören was sie nicht verstehen. Töten im Hinterhalt jene, dessen Macht unüberwindbar ist. Nur der Stäkste überlebt…\\

Schnell öffnete Hao die Augen wieder. Er wusste nicht was für eine Stimme es war, es interessierte ihn auch nicht, denn alles was er wollte war aus diesem Traum zu verschwinden. Für ihn war der Stimme zuzuhören eine mögliche Alternative um sich zu befreien, doch das hatte nicht geklappt. Kurz schüttelte er den Kopf um die Worte aus seinem Gedächnis zu kriegen, doch sie hallten immer noch nach. Gruben sich immer tiefer in seinen Verstand und riefen die Erinnerungen an alte Zeiten zurück in die Gegenward. Seine Eltern, Sayuri und Samira. Sie hatten ihm viel bedeutet und nun musste er ihren Tod erneut mit ansehen. Unfähig etwas zu tun, denn es war bereits geschehen.

//…Menschen…\\

Das Wort brach durch die Stille wie ein Donnerschlag und zog wie die Elektrizität eines Blitzes durch seinen gesammten Körper. Die Ereignisse zogen an ihm vorbei. Ließen die alten Gefühle wieder aufleben. Die Angst um diese Personen, die Wut und den Hass auf deren Mörder. Schreie der damaligen Zeit erreichten sein Ohr und ließen ihn zusammenzucken. Reflexartig hielt er sich die Ohren zu, schloss die Augen und sank auf die Knie. Es sollte einfach nur aufhören. Doch trotz seiner geschlossenen Augen sah er die Bilder in seinem geistigen Auge, hörte die Stimmen, die Schreie, das Flehen der Personen um ihn herum. Und spürte wie das Leben allmählich aus deren Körper wich.

//…Verrat …Zerstörung…und …Menschen…sind …einst…\\

Das war die letzte Worte, welche er in seinen Gedanken wahrnahm. Dann war es still und er wachte schweiß gebadet auf. Nur am Rande nahm er das Zittern seines Körpers wahr. Für einen Moment verharrte er in seiner sitzenden Position, doch dann stand er auf. Seine Bewegungen wirkten sichtlich schwerfällig, doch er musste hier raus. Er brauchte frische Luft.
 

Sein Ziel führte ihn in den Wald wo er sich immer Trainingskämpfe mit Takumi Sasaki geliefert hatte. Meinstens hatte er diese verloren, da dieser immer mit irgendwelchen Tricks einen Sieg errungen hatte. Tricks die er sich durchaus abgeguckt hatte, doch was half einem 3 Tricks wenn der andere über tausend besaß. Wie ein Kampf zwischen ihnen jetzt ausgehen würde wusste er nicht, vielleicht würde er dieses Mal gewinnen, so wie die letzten zwei Male. Vielleicht aber auch Takumi, weil dieser wieder ein neues ASS im Ärmel hatte. Schließlich hatte er einige Jahre gehabt um sich mit neuen Techniken aufzurüsten. Doch im Moment konnte ihm das egal sein. Für den Moment interessierte ihn nur eine Frage. War all das was er gesehen und gehört hatte war. Nachdenklich wanderte sein Blick zu den Überbleibseln des Angriffes. Auch wenn er Bewusstlos gewesen war, so erinnerte er sich dennoch an die Präsenz der Geister um ihn herum. Seiner Meinung nach waren es drei verschiedene, doch die Präsenz schien nahezu identisch, aber vielleicht lag es auch nur daran, dass er zu diesem Zeitpunkt dem Tode näher war als dem Leben. Allerdings war das eine Sache, die er nicht nachgehen musste. Es war einfach unwichtig, viel entscheidener war es, festzustellen wie das alles passieren konnte. Ziellos setzte er sich in den Schattem eines großen Baumes und lehnte sich an diesen. Unbewusst zog er die Pergamentfragmente, die er bei seinem ehemaligen Mentor gefunden hatte hervor und las sie sich durch. Er brauchte etwas zu tun um einen klaren Kopf zu kriegen, denn erst dann würde er in der Lage sein, seine Situation richtig zu begreifen.

„Ein ewiges Leben.“

Der Gedanke war absurd und doch irgendwie verlockend. Die Frage war nur welcher Geist den Schreiber dieses Textes besetzt hatte. War es ein Trick gewesen um diesen zu töten, oder war dieser einfach nur nicht dafür bestimmt.

//…Die Worte eines Zaubers haben tausend verschiedene Wirkungen, je nach Rhythmus und Geschwindigkeit eine andere…\\

So oder so ähnlich hatte Katsumi es ihm beigebracht. Das hieß, wenn dieser Zauber funktionierte, lag es an der Ausführung. Gedankenversunken notierte er zu den Aufzeichnungen seine eigenen Anhaltspunkte. Änderte hier und dort die Betonung und das Tempo. Am Ende wirkte der Zauber so als würde er funktionieren. Jedenfalls von seinem Blickwinkel aus. Im gleichen Augenblick stellte er sich jedoch die Frage, wieso er diesen überhaupt vervollständigt hatte. Was brauchte es jemanden nach seinem Willen in der gewünschten Zeit wiedergeboren zu werden. Alles was das mit sich bringen würde waren mehr Katastrophen. Er würde ein anderes Leben leben, doch die Umstände blieben dieselben. Er würde sehen wie die Welt, noch weiter zerstört wurde. Hören wie die klagende und flehende Stimme von Mutternatur mit jedem Tag intensiver wurde und noch mehr Freunde und Bekannte durch die Menschen verlieren.
 

Plötzlich stockte er. Hatte er das eben wirklich gedacht? Hatte er der Stimme in seinem Kopf gerade recht gegeben? Hatte er die Menschen für die Verluste die er hinnehmen musste verantwortlich gemacht? Die Antwort war ja. Unwillkürlich musste er an Kaori zurückdenken. Sie hätte beinah dasselbe Schicksal wie Samira geteilt, wäre sie nicht mit Kouhei verwandt gewesen. Dessen war er sich sicher. Selbst jetzt wo sie seine Frau war, konnte er in den Gedanken der Menschen hören, wie sie als Hexe bezeichnet wurde. Doch auch ihn bezeichnete man als einen Dämon. Sie fürchteten ihn und mehr noch seine Macht als Schamane. Ihm gegenüber konnte man förmlich die Schleimspur erkennen, die sie beim Sprechen hinterließen. Ihre Gedanken jedoch sprachen das genaue Gegenteil aus und letzten Endes hatte die Angst dazu geführt, dass man versucht hatte ihn umzubringen.

//…Worte lügen, Gedanken nicht…\\

Mit einem Schlag wurde Hao in die Realität zurückgestoßen. Er hätte das ganze kommen sehen müssen. Langsam begriff er, dass diese Einladung Teil der Falle war. Sie mussten immerhin sicher gehen, dass er an dem Abgrund vorbeikam und besonders dass er zur richtigen Zeit dort ankam. Wie lange mochten sie auf ihn gelauert haben einige Minuten? Mit Sicherheit nicht, dass wäre für sie zu riskant geworden. Wahrscheinlich hatten sie sich Stunden vorher auf die Lauer gelegt und ihre Rolle gespielt. Urplötzlich schwenkten seine Gedanken zurück in die ferne Vergangenheit. In seinem Leben hatte er von vielen Hexenverbrennungen gehört und viele Schamanen bekämpft. Unter anderen jene, welche die Schwächeren bedrohen. Das war die Aufgabe, die er von seinen Ahnen gestellt bekommen hatte und die er bis dato gewissenhaft verfolgt hatte. Nun erschien diese Aufgabe wie ein Fluch, der sein Leben Stück für Stück zu zerstören versuchte. Schemenhaft erinnerte er sich an eine Situation, in der er einer Schamanin im mittleren Alter allein gegenüber gestanden hatte. Im Dorf hieß es sie sei eine blutrünstige Mörderin, die ohne Grund tötete. Doch als es seine Aufgabe wurde sie aufzuhalten, hatte sie ihn durch die Tränen in ihrem Gesicht total aus dem Konzept gebracht.
 

Flash
 

Die Dorfbewohner hatten ihn um Hilfe gebeten, weil eine Schamanin scheinbar ohne Grund angefangen hatte jeden umzubringen, den sie erblickte und der sich nicht gegen sie wehren konnte. Er war damals mit Youji in das besagte Dorf geritten und hatte sich mit ihm auf die Suche begeben. Es hieß sie käme nur des Nachts aus ihrem Versteck um ihren Blutdurst zu stillen. Schon auf dem Weg dorthin hatten er sich gefragt, was an der Sache dran ist. Erst als sie in die Stadt kamen wurde ihnen das Ausmaß bewusst. Schon von weitem rochen sie das Feuer, welches angezündet wurde um die Leichen zu verbrennen und somit tödliche Krankheiten und eine daraus folgende Epidemie vorzubeugen. Die Straßen und Rinnsäler waren jedoch immer noch von Blut getränkt.

„Oh man, das sieht übel aus.“

Während Youji damit kämpfen musste, eine neutrale Miene zu waren und sich nicht vor Ort zu übergeben hatte Hao sich schon zu den Dorfbewohnern begeben und sie ausgefragt. Anhand ihrer Gestiken war deutlich, dass diese Leute voller Angst waren. Doch deswegen waren sie hier um den Spuk ein ende zu bereiten. In der folgenden Nacht hatten sie sich auf die Lauer gelegt. Mit gezückten Schwertern hatten sie getrennt das Dorf durchsucht. Hao war ihr zufällig über den Weg gelaufen. In ihrer Hand hatte sie ein Messer, welches von getrocknetem Blut geziert wurde. Noch ehe sie Hao sehen konnte, hatte dieser ihr schon einen Zauber entgegen geschleudert, welcher sie zu Boden riss und dafür sorgte, dass sie das Messer aus der Hand verlor. Am ganzen Körper zittern richtete sie sich eine Stück auf und blickte zu ihm. Die Tränen rannen ihr übers Gesicht und ihre Augen waren bereits rot und glasig. Ein Anblick der Hao augenblicklich innehalten ließ. Das war nicht das Aussehen einer kaltblütigen Mörderin.

„Worauf wartest du. Bring es zu Ende. Deswegen bist du doch hier. Also töte mich schon?“

In ihrer Stimme lag eine Resignation, die er nur selten gehört hatte. Und er ließ sein Schwert ein Stück sinken. Er hätte wirklich mit allem gerechnet, nur nicht damit. Wenn ihre Stimme vor Hass sprühen würde hätte er es verstanden, doch das hier war etwas anderes.

„Wieso hast du sie getötet?“

„Ich hab nicht angefangen. Sondern SIE. SIE SIND DIE MONSTER.“

Mit diesen Worten war sie aufgestanden. Leicht schwankte sie, doch dann erlangte sie erneut einen festen Stand und sprach weiter. Und während sie sprach traten immer mehr Tränen aus ihren Augen heraus und fielen lautlos zu Boden.

„Sie haben mein Leben zerstört und jetzt nehme ich mir ihres…jahrelang habe ich ihnen mit meinem Wissen geholfen. Ich dachte sie würden mich respektieren und dann haben sie meine Familie getötet als ich gerade nach Kräutern gesucht habe. Nicht nur dass! Sie haben versucht mich zu töten. Ich habe mich gewehrt und nur dass getan was sie tun wollten…Und jetzt sag mir. Ist das wirklich verwerflich? Habe ich das verdient? Nach alldem was ich für sie getan habe?“

In diesem Moment wusste Hao nicht ob er der Frau glauben konnte oder nicht. Doch noch bevor er es herausfinden konnte, in dem er ihre Gedanken las wurde ihr Herz von einem Pfeil durchbohrt und sie sank Blutspuckend zu Boden.
 

Flash Ende
 

Schnell schüttelte er die Bilder aus seinem Kopf. Einer der Dorfbewohner hatte es ausgenutzt, dass er sie abgelenkt hatte und sie aus einiger Distanz heraus getötet. Er war damals nur zu geschockt gewesen, dass er nicht weiter darüber nachdenken konnte. Doch jetzt wo er genauer darüber nachdachte. Kamen ihm Fragen in den Sinn, die er sich damals nicht stellen wollte. Zum einen hatte er keinen Schutzgeist bei ihr gesehen, was darauf hinwies, dass sie keinen hatte. Sie war demnach wehrlos gewesen. Dazu kamen ihre Worte. Zu gern hätte er sich eingeredet, dass es lügen waren, um ihn dazu zu bringen sie laufen zu lassen. Allerdings wurde diese Theorie von den Erinnerungen an den Tod seiner Eltern durchkreuzt.

//… Zerstören was sie nicht verstehen. Töten im Hinterhalt jene, dessen Macht unüberwindbar ist…\\

Ein weiteres Mal kamen ihm die Worte der Stimme in den Sinn. Und je mehr er darüber nachdachte, desto mehr ergaben sie einen Sinn. Doch waren wirklich alle so. Konnte es denn nicht sein, dass all das nur Zufall war und er lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort war.

//… Nur der Stäkste überlebt…\\

Doch wer war der Stärkste. Und wie war das gemeint. Würde am Ende nur eine Person überleben oder eine bestimmte Gruppe. War damit vielleicht gemeint das entweder nur die Menschen oder nur die Schamanen überleben konnte. Wenn dem so war wer war dann Stärker. Die Schamanen, weil sie Fähigkeiten hatten mit Geistern zu reden und ihre Macht im Kampf zu nutzen. Oder die Menschen weil sie wussten, dass nur wenige Schamanen es wagten ihre eigene Macht gegen diese zu wenden um ihr Leben zu retten. Samira war eine mächtige Schamanin gewesen und hätte sich auch ohne Schutzgeist verteidigen könne. Doch was hätte es ihr genutzt. Die Dorfleute hätten nur andere Schamanen um Hilfe gebeten um sie auszuschalten. Genauso wie man ihn damals um Hilfe gebeten hatte. Eine geschickte Lüge und sie bekamen was sie ersehnten. Die meisten Schamanen hatten es sich zur Aufgabe gemacht den schwächeren zu helfen und genau dass war ihre Schwäche. Die Schwäche die dazu führen würde, dass sie sich gegenseitig vernichteten, während die Menschen ihr Leben in seelenruhige weiterlebten und wussten, dass sie die Welt beherrschten. Deren Sichtweise zu ändern und ihnen die Möglichkeit zu geben zu sehen was sie sahen würde nichts bringen. Es würde die Schamanen dieser Welt und deren Nachfahren nur noch weiter ins Verderben führen. Die Menschen würden sie noch schneller erkennen und sofort wissen welcher Macht dieser geboren wurde. Ein Todesurteil für die Starken Schamanen und die zukünftige Versklavung der Schwächeren. In diesem Moment kam ihm eine der Visionen, die er in der Schlucht hatte wieder in den Sinn. Schnell schüttelte er den Kopf. Soweit durfte es nicht kommen, dass die Schamanen vor Angst den Menschen gegenüber ihr Leben wegwarfen und sich ihnen unterwarfen. Mit diesen Gedanken stand Hao wieder auf. Er konnte nicht länger nur zu sehen und den Dingen seinen Lauf lassen. Er musste endlich eingreifen und anfangen etwas zuänder.

//Und wenn ich es in diesem Leben nicht schaffe…dann mit Sicherheit in einem anderen!\\

Mit diesem Gedanken war sein Entschluss getroffen. Er würde diese Welt von den Menschen befreien und wenn er deshalb tausendmal zurückkehren musste.
 

- Einige Monate Später -
 

Katsumi konnte sich einfach nicht mehr beherrschen. Hao war seit Monaten verschwunden gewesen und dann tauchte er auf und zog sich von ihnen zurück. Und als wenn das nicht schlimm genug wäre ging auch noch das Grücht um, dass er eine Welt nur für Schamanen erschaffen wollte. Zuerst hatte er ja noch gedacht, dass das ein Missverständnis war. Er kannte Haos Ziele. Er wollte gleiche Bedingungen schaffen. Eine Welt in der Schamanen und Menschen miteinander leben. Wo alle eine gewisse schamanische Kraft besaßen und somit voneinander lernen konnten. Etwas radikal, doch nicht zwangsläufig verwerflich. Im übertragenden Sinne würde er eine Welt nur für Schamanen schaffen. Das stimmte schon. Doch selbst mit shamanischen Kräften waren es dennoch nur Menschen, die lediglich über einen sechsten Sinn verfügten. Sie würden dann Geister sehen, mit ihnen Sprechen und auch eventuell kurzfristig mit ihnen kämpfen können, doch das Potential eines echten Schamanen würden sie nie erreichen. Jedoch war das nicht das was er gehört hatte. Und auch Hao hatte auf dieses Thema mehr als abweisend reagiert. Um genau zu sein hatte er bis jetzt nichts aus diesem herausgekriegt, da dieser nur noch selten auf dem Asakuraanwesen verweilte. Doch zumindest klärten ihn die Gerüchte auf in einer Art und Weise, die ein neues Licht auf Hao warfen. Nach den Worten zu Urteilen, die angeblich aus dessen Mund gekommen waren, konnte man ihn nur als Arrogant und Starsinnig bezeichnen. Eigenschaften, die sonst nicht zu Hao passten. Er war Zielstrebig ja, doch starsinnig war er bis dato noch nie gewesen.

//…Ich werde nicht mehr länger zusehen wie die Menschen uns und diese Erde vernichten. Sie sind nicht wie wir, sondern nur Prasiten auf der Oberfläche dieser Welt, die es zu vernichten gilt…\\

„Der Junge ist total durchgedreht. Eine Welt nur für Schamanen. Wo kommen wir denn da hin. Das ist nicht das Ziel für das wir leben. Wir haben geschworen schwächere zu beschützen und nicht sie vom Antlitz dieser Erde zu verbannen.“

Katsumi war sichtlich außer sich. Das alles konnte doch einfach nicht war sein. Allein der Gedanke sorgte dafür dass seine Nackenhaare zu Berge standen. Eine Welt nur für Schamanen, das war einfach zu viel. Er konnte mit vielem leben aber damit nicht. Schon seine Ahnen haben sich für die schwächeren eingesetzt und sie hatten die Erwartung, dass ihre Nachfahren diesem Beispiel Folge leisteten. Doch diese Zielsetzung war das genaue Gegenteil von dem war sie gewollt hatten. Es gab absolut keinen Zweifel daran, dass Hao den Verstand verloren hatte und das konnten sie nicht einfach so dulden.

„Unsere Pflicht ist zu vernichten, was die Welt bedroht, keine Fremden noch die Familie wird in dieser Hinsicht verschont. Es ist unsere Pflicht Hao aufzuhalten, bevor er seine Gedanken in die Tat umsetzt.“

Zum ersten Mal seit Jahren traf Cassandra mit ihren Worten auf Zustimmung.
 

Doch zur Überraschung aller meldete sich Riku in einer Art und Weise zu Wort, die jeden zumindest etwas geschockt zurück ließ. Jedenfalls bei Santi war der Schock nicht so groß, als dass sie ihren Kommentar für sich behalten musste. Es war doch immer wieder überraschend wie sehr sich die Meinung eines einzelnen ändern konnte.

„Das ist nur leider nicht so einfach wie es sich anhört, Cassandra. Immerhin kann es von uns keiner mit Hao aufnehmen.“

„Was sind das für neue Töne, die da von dir kommen, Riku. Sonst warst du doch immer derjenige, der Haos Fähigkeiten verleugnest hat.“

Aus Santis Stimme war jedoch nicht nur eine gewisse Belustigung herauszuhören sondern auch etwas Wut, die eindeutig auf ihren älteren Bruder gerichtet war. Immerhin war er es gewesen der Haos Kräfte versucht hatte zu verbergen. Darüber hinaus war er derjenige, der Hao am meisten um die Position des Oberhauptes hat kämpfen lassen. Und selbst jetzt schien er nicht akzeptieren zu wollen, dass Hao teil ihrer Familie war und genau dass machte sie noch wütender.

„Es ist die Wahrheit und dass lässt sich bedauerlicher Weise nicht leugnen. Jeder Blinde würde diese Tatsache erkennen. Hao ist…“

„Teil unserer Familie, ob es dir passt oder nicht. Wir haben nicht nur eine Verantwortung der Welt gegenüber, sondern auch für unsere Familie. Und Hao ist das Oberhaupt, das können wir nicht einfach mal so hinter den Tisch fallen lassen.“

Noch ehe Riku etwas darauf erwidern konnte meldete sich Cassandra ein weiteres Mal zu Wort, doch dieses Mal war es eine für ihre Verhältnisse recht sachlich Aussage. Eine, die die Wut in gewissen Mitgliedern der Familie noch höher steigen ließ.

„Diese Entscheidung lässt sich rückgängig machen!“

„Ihr hab sie doch nicht mehr alle. Hao hat unsere Familie jahrelang vorbildlich vertreten und jetzt wo er einmal einen Fehler gemacht hat, wollt ihr ihn absetzen?“

„Einen Fehler? Dieser Fehler zerstört den guten Ruf unserer Familie vollständig, Santi. Ihn als Oberhaupt abzusetzen ist im Moment das einzige was wir noch machen können um den Schaden den er anrichtet so gering wie möglich zu halten…“

„Ich muss Riku leider zustimmen. Wenn wir ihn damit durchkommen lassen, dann verraten wir unsere Ahnen. Und ganz ehrlich, wenn ich mich zwischen meinen Ahnen und dem derzeitigen Oberhaupt entscheiden muss, dann würde ich immer den Weg meiner Ahnen wählen.“

Santi seufzte daraufhin nur. Wieso musste die männliche Spezis in dieser Familie nur so verdammt stur sein. Das schlimmste war leider, dass jeder diese Sturheit besaß. Selbst Katsumi, der sich durchaus auf Vereinbarungen oder Diskussionen einließ und auch das eine oder andere Mal eine andere Meinung akzeptierte, besaß diese Sturheit. Besonders jetzt wurde es deutlich. Solange das ganze nicht gegen seine Prinzipien geht ist alles in Ordnung, aber wehe man versucht die Säulen seiner Überzeugung zu stürzen. Und genau das war jetzt der Fall. Seine Ahnenreihe war ihm heilig und er würde alles tun um dessen Überzeugungen und Ziele weiter durchzusetzen. Was sollte sie dem noch entgegensetzen wenn alle sich dazu entschieden sie zu ignorieren.
 

Ihr lag die Familie am Herzen und sie war sich sicher, dass diese Entscheidung die falsche war. Sie alle hatten am Anfang, als sie Hao zum Oberhaupt ernannt hatten Zweifel, ob er diese Aufgabe gewachsen war. Selbst sie war überrascht wie souverän Hao dieser Herausforderung nach ging und nicht nur sie hatte den Fehler gemacht Hao nach einer gewissen Zeit mit den Familiengeschäften allein zu lassen. Hao hatte all seine privaten Angelegenheiten zurückgestellt und alles in seiner Macht stehende getan um das Wohl der Familie zu garantieren. Eigentlich hätten sie Hao das ganze hoch anrechnen müssen, doch das hatten sie nicht. Eine Familien-Dynastie kann nur überleben, wenn die einzelnen Mitglieder an einem Strang ziehen. Doch anstatt Hao zu helfen haben alle von ihm erwartet, dass er seine eigenen Probleme selbst in den Griff bekam. Hao war nicht derjenige, der sie im Stich gelassen hatte, es war anders rum. Sie mochte sich nicht vorstellen was passiert wäre, wenn sie Anteilnahme an Haos Verlust gezeigt hätte. Zu sehr hatte sie Angst zu erfahren, dass ihre Ignorant und der Druck, den sie aus ihn ausgeübt hatten der Grund für dessen dramatische Veränderung war.

//Hätten wir Haos Veränderung verhindern können, wenn wir ein schärferes Auge auf ihn gehabt hätten. Und wenn ja wo hätten wir eingreifen müssen. An welchen Punkt genau haben wir versagt oder hat sich Hao einfach nur mit der Zeit langsam verändert.\\

Santi schüttelte den Kopf. Darüber nachzudenken machte jetzt auch keinen Sinn mehr, allerdings konnte sie auch nicht einfach weiter darüber nachdenken.

„Mag sein, aber ich werde seiner Absetzung nicht zustimmen. Nicht bevor ich noch einmal mit ihm gesprochen habe und mich selbst von seinen absichten überzeugt habe. Außerdem ist es nicht fair eine solche Entscheidung hinter seinen Rücken zu treffe. Er ist im Moment immer noch das Oberhaupt und so etwas ist einfach nur hinterhältig.“

Mit diesen Worten verließ Santi mit einem wütenden Ausdruck im Gesicht den Raum. Sie wusste, dass eine Absetzung nur durch eine einstimmige Entscheidung durchgesetzt werden kann und sie würde dem nicht zustimmen. Es war einfach falsch. Außerdem hatte sie die Hoffnung, dass zumindest Hao mit sich reden ließ. Er war trotz allem immer einer der Vernünftigsten in der Familie gewesen. Was immer ihn zu diesem Schritt, zu dieser nicht hinzunehmenden Ansicht gebraucht hatte, es war keine einfache Laune, sondern etwas Größeres. Um genau zu sein musste der Grund stark genug sein, um Hao dazu zubringen seine einstigen Absichten über den Haufen zu werfen.

//Auch wenn ich keine Einsicht bewirken kann, so hoffe ich, dass er mir wenigstens verrät, was ihn zu so einer Einstellung gebraucht hat. Vielleicht kann ich ihn dann verstehen.\\

Santi ging ihren Gedanken weiter stillschweigend nach, während sie sich zu Haos Zimmer begab. Vor diesem angekommen stellte sie fest, dass sie nicht die einzige war, die etwas mit Hao zu besprechen hatte.
 

- Bei Youji -
 

Nichts von der Diskussion der anderen Asakuras ahnend ging Youji durch die Gänge des Anwesend. Er wollte mit seinem Cousin in Ruhe reden. Fernab von den anderen Mitgliedern der Familie, da ihm sehr wohl bewusst war, dass diese alles nur noch schlimmer machen würden. Bisher war er immer der einzige, der alles über Hao wusste. Doch seit Haos von der letzten längeren Reise zurückkam, war dieser völlig verändert. Irgendetwas war passiert, dass konnte er sofort sehen. Allerdings kam er nicht dazu zu fragen was es war. Er hatte es einfach für keine gute Idee gehalten, da Hao ziemlich erschöpft aussah und er ihm etwas ruhe gönnen wollte. Außerdem haben ihn kurz darauf schon die anderen Asakuras in Beschlag genommen. Eine Reaktion, die er nicht wirklich verstehen konnte, immerhin hatte er doch auch gesehen wie fertig sein Cousin war. Hao selbst hatte zwar versucht sich nichts anmerken zu lassen. Ein Oberhaupt musste immerhin immer stark wirken und jederzeit ein Ohr für seine Familie haben. Insgeheim verfluchte er dieses Oberhauptgebot. Es tat Hao nicht gut auch wenn dieser meistens gute Mine zum bösen Spiel mache. Mehr war es nämlich nicht.

//Selbst Hao kann nicht rund um die Uhr für alles und jeden da sein. Vielleicht wäre es doch besser gewesen Riku die Familienführung zu übergeben, dann stände Hao nicht unter diesem ständigen Druck.\\

In mancher Hinsicht fühlte Youji sich schuldig und er fragte sich ob er seinen Cousin mit der Aufgabe die dieser besaß nicht helfen konnte. Es würde ihm sogar reichen, wenn er zumindest eine kleine Last von dessen Schulter nehmen könnte. Mit diesen Gedanken ließ er die nächste Abzweigung hinter sich und stand kurz vor Haos Zimmer. Plötzlich sah er sich seiner Mutter gegenüber. Scheinbar hatte sie das gleiche Ziel wie er. Innerlich lächelte er. Gut zu wissen, dass wenigstens einer für Hao da war und versuchte ihm zu helfen. Wobei mit ihm waren es ja zwei, allerdings war es überwiegend die anderen Mitglieder der Familie, die von Hao verlangten wie ein Oberhaupt zu handelt. Selbst seine Mutter hatte ihm dies einmal unbewusst gesagt. Denn hätte sie gewusst wie ihre Worte damals rüber gekommen waren, dann hätte sie diese wahrscheinlich für sich behalten. Allerdings konnte er es seiner Mutter nicht übel nehmen. Seit Hao zum Oberhaupt ernannt wurde, schienen alle nach und nach zu vergessen wie alt er wirklich war. Kein Wunder immerhin hatte Hao fast so einen guten Job gemacht wie Shin und Noriko es noch vor einigen Jahren gemacht hatten. Wenn man nichts von dem Führungswechsel gewusst hätte, dann würde man nicht mal vermuten, dass sich etwas geändert hätte.
 

Nach dem Youji diese Gedanken abgeschlossen hatte, wechselte er nur einen kurzen Blick mit seiner Mutter bevor er mit einem kurzen Nicken in den nächsten Raum trat und sie im Gang stehen ließ. Vorsichtig schloss er die Tür hinter sich und atmete noch einmal kurz durch. Hao, der schon seit einigen Minuten in dem Raum verweilt hatte, wendete sich nun ebenfalls zu ihm und schien auf die ersten Worte seines Cousin zu warten.

„Du machst einen Fehler, dass ist dir doch wohl klar.“

„Wie sagt man so schön, nur aus Fehler die man selber begeht kann man lernen und ganz ehrlich. Wer sagt dass ihr nicht den Fehler macht?“

Youji seufzte kurz. Irgendetwas stimmte mit seinem Cousin heute überhaupt nicht. Er konnte nicht mal ansatzweise einen Punkt fassen, der zu der Veränderung von Haos Weltansicht geführt haben könnte. Nur soviel, es musste etwas gewesen sein, was um einiges schlimmer sein musste als seine schrecklichsten Albträume. Sein Cousin handelte nie unüberlegt sondern immer berechnet und genau dessen jetzige Reaktion machte ihm sorgen. Hao schien ihn zunehmend von seiner Seite zu stoßen. Das war einfach nicht normal, besonders da Hao ihm damals nahe zu alles erzählt hatte und jetzt. Jetzt konnte er nur noch um antworten betteln und bekam dennoch keine.

„Das fragst du nicht wirklich, oder?“

„Wieso nicht, es ist eine berechtigte Frage!“

„Also gut, nehmen wir mal rein hypothetisch an, dass du richtig liegt. Wo führt uns das ganze hin.“

„In eine Welt in der wir wieder eins mit der Natur werden. Wo es keine Menschen gibt, die alles zerstören, was sie nicht verstehen. Die alles um sich herum aus dem Hinterhalt niedermetzeln bis es niemand mehr gibt die sich ihnen entgegen stellen können. Solange bis sie nicht mehr akzeptieren müssen, dass sie nur armseelige kleine Würmer auf diesen Planeten sind und die Macht in den Händen anderer liegt. Es würde uns eine Welt der Toleranz geben.“

„Das ist Irrsinn. Du würdest nur die Machtverhältnisse verschieben. Es stimmt, Menschen sind nicht im Stande das Ausmaß dieser Welt zu begreifen. Noch ist ihnen bewusst welchen Schaden sie der Natur zufügen, doch auch den meisten Schamanen ist dies nicht möglich. Verdammt Hao versteh doch, es kann sein dass du Recht hat. Das gebe ich zu. Doch was wenn nicht. Die anderen sind der Ansicht dass du falsch liegst, genauso wie ich. Wir wollen dich doch nur daran hindern einen Fehler zu begehen, denn du später irgendwann bereuen wirst. Wir wollen dir nur helfen!“

„Helfen? Und wie wenn ich fragen darf. In dem ihr hinter meinem Rücken die Entscheidung trefft mich als Oberhaupt abzusetzen.

„Was?...Nein, natürlich nicht…das war nie….wie kommst du überhaupt darauf?“

„Oh keine Ahnung, vielleicht weil die restlichen Asakuras gerade ein geheimes Treffen im Gemeinschaftstraum abhalten und darüber reden. Es wundert mich sowieso, wieso du ihnen keine Gesellschaft leistet.“

Nach diesen Worten war Youji sprachlos. Er hatte von all dem nichts gewusst. Doch wenn er es sich richtig überlegte und dass wirklich der Fall war, dann konnte er Haos schlechte Laune durchaus verstehen. Einfach mal eben ein treffen abzuhalten und über so ein ernstes Thema zu entscheiden und dass auch noch hinter Haos Rücken war einfach hinterhältig. Das konnte man nicht anders sagen. Sollte dass jedoch wirklich der Fall sein hätte man ihn doch sicher hinzugezogen. Andererseits konnte es auch sein, dass die restlichen dachten dass er Hao so loyal gegenüber ist, dass er ihm von dem Treffen erzählen würde.

„Du wusstest es wirklich nicht!“

„Wenn ich es dir doch sage? Ich halte deine Pläne zwar auch für übertrieben, aber ich würde nie mein Okay dafür abgeben, dass man dich als Oberhaupt absetzt. Du hast mein Wort.“

Youji wollte zuerst noch etwas ergänzen, doch dann schluckte er die Worte doch herunter. Er kam gerade wieder etwas an Hao daran und diesen Erfolg wollte er nicht gleich wieder ruinieren.
 

Für einen Moment herrschte in dem Raum schweigen, doch dann wendete sich Hao von seinem Cousin ab. Sie verstanden es einfach nicht. Er hatte gesehen welches Ausmaß an Zerstörung das Fortbestehen der Menschen verursachen würde. Selbst wenn er es Youji oder den anderen erklärte es würde nichts bringen. Sie würden es nicht verstehen. Doch das hieß nicht, dass er es ihnen nicht beweisen würde. Der tag würde kommen an denen sie verstanden, worum es ging, doch momentan konnte er sich nicht damit befassen. Er hatte noch etwas zu erledigen und dass konnte nicht warten.

„Wo willst du jetzt hin!“

„Ein paar Geschäften nachgehen.“

„Und welche?“

„Darf ich dich daran erinnern, dass du mir damals gesagt hast, dass du nie wieder etwas mit familiären Geschäften zu tun haben willst?“

„Hab ich das? Vielleicht ist es Zeit daran etwas zu ändern…Hao, hey warte…“

Weiter kam Youji nicht, da schon die Tür ins Schloss fiel. Auch wenn keine große Zeit vergangen war, in der Youji sich wieder gefangen hatte und die Tür aufgerissen hatte, so reichte es für Hao um außer sichtweite zu gelangen. Frustriert schlug Youji gegen die Wand und ließ die Tür hinter sich wieder ins Schloss fallen. Das war nicht so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte. Er wollte doch nur mit ihm reden und etwas über Haos Motive erfahren und was tat dieser? Er ließ ihn einfach mitten im Regen stehen. Langsam fragte er sich was er getan hatte. Noch vor einigen Jahren waren sie so gut miteinander ausgekommen. Und jetzt fiel alles auseinander. Ihre Familie hielt ein geheimes Treffen ab, zu dem sie ihn nicht mal einluden und in dem es darum ging Hao abzusetzen. Das ist nicht die Art wie ein Familie handelte. Nicht mal wenn sie recht hatten. Und als wäre das ganze nicht schlimm genug drängten sich auch noch Cassandras Worte wieder in sein Gedächtnis. Besonders einige von ihnen halten in seinem Kopf wieder

//Probleme…Tod…Zerwürfnis…Verrat…Menschen…Horrortat…einstiger Glaube… eine neue Wahl…Qual …Hass…Leid…der rechte Weg…\\

Cassandra hatte behauptet dass Samira Probleme bringen würde und dass diese später zum Tod führen würde. Und in gewisser Weise hatte sie recht. Samira hatte ungewollt Probleme gebracht und sie endeten mit ihrem Tod. Auch hatte Cassandra etwas von Geheimnissen gesagt, die unbekannte Linien erreichen und Verrat. War damit gemeint, dass Hao von dem geheimen Treffen der anderen erfährt. Ist dass der Verrat. Und die Sache mit dem Zerwürfnis. Es hatte zwar damals schon begonnen, doch jetzt riss es die Fassade ein. Hiromis Vater hatte ihm erzählt dass die meisten inklusive ihrer Feinde die inneren Spannungen schon längst bemerkt hatte, jedoch auch wusste, dass die Asakuras nach außen hin stark blieben. Und genau das änderte sich jetzt. Er hatte ihn gewarnt und anstatt zu handeln hatte er einfach zugesehen. Doch was ihn am meisten verwunderte war Cassandras Prophetzeihung mit der Horrortat der Menschen. Was auch immer sie damit sagen wollte, auf welche Tat sie sich auch immer bezog, es wäre ein möglicher Grund, wieso Hao so versessen darauf was die Menschen zu vernichten. Doch was war mit der Vereinigung der Vergangenheit und Zukunft. Mit einen Mal verlor Youji legliche Farbe aus dem Gesicht. Konnte es vielleicht sein, das Hao durch den Stern der Einheit nicht nur Gedanken lesen konnte sondern auch wie Samira die Zukunft sehen. Dann und nur dann würde auch diese Worte auch einen Sinn ergeben. Und damit ist der Grundstein, der zu Haos Sichtweisenwechsel geführt hatte fast komplet. Nur der auslöser fehlte. Die Horrortat der Mensch, aber woraus bestan diese.

„Verflucht seist du Cassandra und deine blöden Prophezeihungen.“

„Youji? Alles in Ordnung?“

„Hey Kaori. Klar ist alles in Ordnung…was rede ich eigentlich für einen Quatsch, natürlich ist überhaupt nichts in Ordnung. Hao dreht langsam durch und meine Familie hält geheime Treffen ab, die einzig und allein dazu geeignet sind die anderen zu überzeugen Hao als Oberhaupt abzusetzen.“

„Ja, davon hab ich auch schon gehört.“

„Woher?“

Nun war Youji doch überrascht. Er selbst hatte von Hao davon erfahren, aber woher sollte sie es wissen, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass man auchgerechnet sie eingeladen hätte und ihn nicht.
 

Allerdings schien Kaori erst überlegen zu müssen, ob sie es ihm sagen sollte. Nachdenklich betrachtete sie ihren Sohn, den sie auf den Armen hielt, doch dann antwortete sie schließlich. Doch die Antwort war keine, die er erwartet hätte.

„Riku hat es mir gesagt und mich ermahnt niemanden zu verraten, von wem ich es weiß!“

„Ausgerechnet Riku? Wieso?“

„Er wollte dass ich es Hao verrate. Vielleicht hat er gedacht, dass ich so etwas Einfluss auf ihn bekomme und somit in der Lage bin ihm die Sache auszureden. Halt mich ruhig für verrückt, aber ich hab das Gefühl, das Riku eingesehen hat, dass sie nur mit Hao als Oberhaupt als Familiendynastie bestehen können auch wenn er es sich selbst noch nicht komplett eingestanden hat.“

„Es ist schwer zu glauben, das gebe ich zu, aber ich vermute, dass du deine Gründe hast diese Vermutung zu vertreten.“

„Weißt du, als ich in die Asakura-Familie aufgenommen wurde, habe ich erwartet, dass Riku mir den gleichen Hass entgegenbringt wie Hao. Doch dem war nicht so, nicht mal als mein Sohn zur Welt gekommen ist. Zwar spüre ich den Konflikt zwischen den beiden, allerdings ist da auch einge gewisse Akzeptanz. Außerdem baut er unbewusst einige Wörter ein die meinen Verdacht bestätigen. Zum Beispiel meinte er, dass Hao im Augenblick nicht in der Lage zu sein scheint die Führung der Familie weiterhin zu bewältigen.“

„Er will ihn nicht für immer von dieser Position verbannen?“

Diese Worte überraschten Youji doch etwas. Doch wenn er genau darüber nachdachte, dann gab es durchaus Situationen, bei denn Riku die Gelegenheit Hao weiter unter Druck zu setzten ausgelassen hatte. Spontan fiel ihm die Zeit nach Samiras Tod ein. Gut sie hatten ihn so gut es geht von Hao ferngehalten, allerdings schien dieser auch keine wirklichen Anstalten zu machen sich dagegen zu wehren. Bei Sayuris Tod war es anders und das wahrscheinlich nur weil ihre letzten Gedanken Hao galten. Worüber auch immer die beiden kurz vor ihrem Tod geredet hatten, es hatte dazu geführt, dass Hao eine Entscheidung getroffen hatte, die sein Leben komplett verändert hatte und Samira hatte ihn dann in die entsprechende Richtung geschoben.

„Ich weiß es nicht. Vielleicht spielt er auch nur mit mir und lässt mich in einem falschen Glauben. Ich kann nur sagen was ich denke. Allerdings glaube ich, dass weder du noch ich an seinem jetzigen Verhalten etwas ändern können. Aber vielleicht kann es jemand, der sonst nie an seiner Seite gestanden hat.“

Youjis Gedanken schweiften bei diesen Worten wieder zu Riku. Was wenn dieser Hao den Rücken stärkte und sich gleichzeitig gegen dessen Ziele aussprach. Würde das etwas ändern oder es die Situation nur noch verschlimmern? Wobei konnte es eigentlich noch schlimmer kommen als es jetzt schon war? Ehrlich gesagt bezweifelte er das.
 

Hao hatte in den vergangenden Monaten eine Menge Anhänger dazugewonnen, die seine Ziele teilten. Wo auch immer er diese Aufgetrieben hatte, sie waren da und bereit für ihn zu sterben. Fast so als würden sie glauben, dass er der neue Mesias wäre. Ein falscher Schritt gegen ihn und diese Anhänger würden auf Vergeltung aus sein. Hao hatte schon immer seine Methoden andere auf seine Seite zu bringen wenn er es wollte, nur Chiyo schien gegen diese Methode immun zu sein, oder er wollte sie einfach nicht auf seiner Seite. Woran es auch lag, es änderte nichts an der Tatsache sie in einer denkbar schlechten Position waren.

„Möglich ist alles. Allerdings bezweifle ich, dass Riku diesen Schritt gehen wird. Dieser Mann ist einfach viel zu Starrsinnig, genauso wie Katsumi wenn ein anderer Weg eingeschlagen wird als der, den seine Ahnen für sinnvoll erachtet haben. Das schlimmste ich, dass Hao genauso ist. Ich meine wir haben uns immer gut verstanden und er hat mir damals wirklich fast alles erzähl, doch momentan…auch wenn die Hoffnung gering ist Hao umzustimmen, wir müssen es weiter versuchen, denn wenn nicht…“

„Könnte er denken, dass wir uns von ihm abwenden. Und genau deshalb dürft ihr ihn auf keinen Fall als Oberhaupt absetzen.“

„Ich weiß Kaori. Das haben wir außerdem nicht vor… jedenfalls ich nicht. Das wäre das Ende unserer Familie und das Startzeichen für unsere Feinde zum Angriff. Und ich denke, dass diese wissen, dass eine unbedachte Reaktion dazu führen könnte, dass sich sämtliche Mitglieder der Asakura-Dynastie wieder zusammen schließen und ihren Streit begraben. Nein, vorläufig sind wir nach außenhin sicher, jedenfalls solange niemand sich von der Familie abwendet.“

„Dann sollten wir vielleicht an dem Punkt ansetzen. Der Familiensinn ist doch bei beiden nahezu unbrechbar und das hat sich auch bei Hao nicht geändert.“

Youji nickte nur. Kaori hatte schnell begriffen, worauf es in dieser Familie ankam. Alle Macht der Welt würde verblassen, wenn es um die Familie ging. Das war das einzige was wirklich zählte. Allerdings stellte er sich die Frage wie lange das noch so war. Er musste mehr über das ganze herausfinden und besonders Kaori so gut es ging aus der Sache heraushalten.

„Sag mal Kaori, wieso gehst du nicht mit deinem Sohn zu Hiromi? Nimm es mir nicht übel, aber ich glaube, du solltest dich aus diesem Familienstreit raushalten.“

„Wie du meinst!“

Mit diesen Worten trennten sich ihre Wege. Dennoch ließ keinen das Gespräch von eben kalt. Und Youji stellte sich schon mal darauf ein früher oder später einen Pfad einzuschlagen, den er eigentlich nicht gehen wollte.Doch er hatte keine andere Wahl, wenn er verhindern wollte, dass Hao sein Ziel erreichte.

Das Schamanenturnier beginnt

Kapitel 48: Das Schamanenturnier beginnt
 

Monate waren vergangen ohne dass die Asakura etwas unternommen hatte. Hao hatte ihnen förmlich Feuer unterm Hinter gemacht. Er war eines Morgens einfach in den Gemeinschaftsraum gekommen und hatte jedem eine Liste auf den Tisch geknallt. Anschließend hatte er sie ohne ein weiteres Wort alleine gelassen. Riku war damals der erste der erkannt hatte was das für eine Liste war. Und anstatt aufzuspringen und Hao seine Meinung zu sagen hatte er nur angefangen zu lachen. Katsumi fand die Sache damals überhaupt nicht komisch, denn er durfte sich anschließend mit einigen aufgebrachten Schamanen rumärgern, deren Ernte von Naturgeistern ruiniert wurde. Es war natürlich seine Aufgabe diese zu vernichten, doch dass war nicht so einfach wie es sich anhörte. Besonders für Katsumi, welcher seine besten Jahre mittlerweile hinter sich gelassen hatte. Vielleicht war das auch der Grund, wieso Riku sich damals nicht zusammenreißen konnte. Allerdings hatte es überhaupt nichts an Katsumis Meinung geändert.

„Santi, könntest du bitte bei der Sache bleiben.“

„Hao ist unser Oberhaupt, ende der Diskussion. Ich weiß sowieso nicht wieso ich überhaupt hier bin.“

„Weil einer auf Haos Seite stehen muss und dein Sohn sich weigert hier anzutanzen.“

Santi musste bei diesen Worten kurz schmunzeln. Riku hatte die Sache förmlich auf den Punkt gebracht. Doch das schien Katsumi kalt zu lassen.

„Könntet ihr euch mal auf die wichtigen Dinge konzentrieren…Ich habe mich nämlich noch mal mit den Gesetzen unserer Familie außeinander gesetzt. Diese besagen eindeutig, dass das Oberhaupt der Familie nur durch eine einstimmige Entscheidung der Familie abgesetzt werden kann…“

Noch ehe jemand etwas dazu sagen konnte, erhob Katsumi seine Stimme und brachte das obligatorische ABER ins Spiel.

„…ABER es gibt eine Ausnahme und zwar wenn dieses Oberhaupt vom rechten Weg abkommt. Dann und nur dann entscheidet die Mehrheit der volljährigen Blutverwandten. Also stimmen wir ab….“

„Augenblick, was macht denn Cassandra hier. Sie ist nicht als Asakura geboren worden.“

„Sie ist die unbeteiligte Zeugin.“

„Meinetwegen. 2 Stimmen dagegen. Und zwar meine und Youjis!“

„Dann haben wir ein Unentschienden und in dem Fall…“

„Ich wüsste nicht, dass ich dir meine Entscheidung schon verraten habe, Katsumi.“

„Wie bitte?“

Auf Katsumis Frage antwortete Riku nicht, sondern stand einfach auf und verließ den Raum. Eine Reaktion, die ihm nur verwirrte Blicke bescherrte, doch diese bekam er nicht mehr mit. Auch Katsumis wütende Stimme, die ihn versuchte zurückzurufen ignorierte er.
 

Ihm war es egal. Seiner Meinung nach konnte Katsumi sich auf den Kopf stellen um sich eine Mehrheit zu sichern. Immerhin war dieser es gewesen, der Hao zum Oberhaupt gemacht hatte. Ob es nun ein Fehler war oder nicht spielte eigentlich keine Rolle. Im lag das Wohl der Familie am Herzen und seiner Ansicht nach hatte Katsumi einen entscheidenen Punkt in seinem Plan vergessen. Es gab keinen Nachfolger und genau dass würde ihr Ende bedeuten.

„Scheint so als hättet ihr eine schnelle Entscheidung getroffen.“

Die plötzliche Stimme riss ihn aus den Gedanken. Er hatte Hao nicht gesehen, obwohl er genau an ihm vorbei gegangen war. Er lehnte am Geländer und schaute stumm in den Himmel. Ein Wunder, dass dieser ihn überhaupt gesehen hatte.

„Die Tore zur anderen Dimension sind heute Nacht genauso verschlossen wie die vorigen.“

„Möglich. Allerdings ist das Tor nicht das einzige was es heute zu sehen gibt.“

„Wie meinst du das?“

„Spürst du es nicht. Irgendetwas ist heute anders. Fast so als…“

Hao verstummte auf einmal. Er konnte es nicht beschreiben. Es war so ein Gefühl, als würde bald etwas Außergewöhnliches passieren, doch er konnte nicht sagen was. Eine Zeit lang herrschte Stille zwischen den beiden Asakuras. So eine Unterhaltung war zwischen ihnen selten, wenn nicht sogar unnormal. Doch auch ohne weiter auf das Thema einzugehen wusste Riku worauf sein Neffe hinaus wollte. Es war Still, selbst Mutternatur schien den Atem anzuhalten. Fast wirkte es wie ein gespanntes warten, eines welches er immer mit der Ruhe vor dem Sturm verband. Plötzlich kam im Haos anfängliche Frage in den Kopf.

„Woher weißt du von der Abstimmung?“

„Als Oberhaupt muss ich so etwas wissen, oder nicht? Also? Hast du deine Drohung von damals wahr gemacht.“

„Die Antwort kannst du dir selbst beantworten.“

„Ein Unentschieden reicht um mir die Führung abzuerkennen, sofern man es richtig auslegt.“

„Dann kannst du dich glücklich schätzen, dass es kein Unentschieden gab.“

Nun wendete Hao seinen Blick von den Sternen ab und sah Riku irritiert an. Er hatte damit gerechnet, dass dieser in diesem Punkt auf Katsumis Seite stand. Er verstand einfach nicht wieso ausgerechnet Riku sich seiner Absetzung in den Weg stellte. Es konnte nur Riku sein, da Katsumi ihm noch vor wenigen Tagen persönlich damit gedroht hatte einen Weg zufinden um ihn als Oberhaupt abzusetzen.

„Wieso?“

„Wählst du das Leben und riskierst einen schlechten Ruf, oder einen guten Ruf und riskierst damit dein Leben. Es gibt Entscheidungen, die man fällen muss, auch wenn sie einem zuwider sind.“

„Zum Wohle der Familie!“

Stillschweigend stimmte Riku zu. Das war das einzige was er mit Hao teilte und das würde auch so bleiben. Ihm war bewusst, dass sie etwas gegen seine Sichtweise unternehmen mussten, doch dass würde nicht hier entschieden werden, sondern beim Schamanenturnier.
 

Wie auf Stichwort wurde die Nacht von einem bläulichen Licht erhellt. Sofort blickten beide Asakura zum Himmel und sahen den Schicksalsstern vorbei ziehen. Doch sie waren nicht die einzigem. Auch Youji, der kurz vorher aus dem Hauptgebäude herausgetreten war konnte den Mund vor staunen nicht mehr schließen.

„Wahnsinn.“

Wie in Trans trat er zu den anderen und stellte sich zwischen diese. Erst Haos Worte rissen ihn wieder aus seinem Schockzustand und brachten ihn in die Wirklichkeit.

„Das Turnier hat wie es aussieht begonnen.“

„Scheint so.“

„Es wird Zeit sich zu beweisen!“

Die plötzliche Stimme riss die drei Asakura aus den Gedanken. Zu ihrer Rechten waren drei vermummte Gestalten aufgetaucht, welche auch sofort angriffen. Im letzten Moment gelang es ihnen auszuweichen, wodurch die Angriffe in die Wand und diese im wahrsten Sinne zerfetzten.

„Au weiha. Habt ihr sie eigentlich noch alles?“

„Mach sie nicht wütend, Youji….Kami!“

„Schon da…oh man sind die Typen hässlich!“

„Geistkontrolle und zwar jetzt!“

„Äh ja klar, sorry. Also Jungs machen wir sie fertig.“

Nach diesen Worten hatten alle drei Asakuras Geistkontrolle erschaffen, dennoch wagte noch keiner anzugreifen, jedenfalls solange nicht bis Hao den Befehl gab.

„Youji der kleine Dicke gehört dir…Riku du übernimmst das Klappergestell…zeigen wir ihnen mal unsere Gastfreundschaft.“

Kurz nachdem Hao seine Ausführung beendet hatte waren Riku und Youji auch schon von seiner Seite verschwunden und neben ihren Gegnern wieder aufgetaucht. Sofort lieferte sie sich ein heftigen Kampf und drängten die beiden fremden Schamanen vom Redensführer der Gruppe weg. Dieser hatte derweil nur Augen für Hao. Weder dieser noch Hao nahmen die anderen war und nahmen sich die Zeit sich gegenseitig zu umkreisen. Beide warteten auf den geeigneten Moment um anzugreifen. Von weiter ferne war ein Donnerschlag zu hören und in dem Moment, als ein Blitz am Himmel erschien setzten beide zum Angriff an. Auch ohne dass die Asakuras sich gegenseitig abgesprochen hatten, war ihre Taktik von vornherein klar gewesen. Sie drängten ihre Gegner in eine nachteilige Situation, so dass diese mit dem Rücken zueinander standen und sie die restlichen Gegner gut im Blick hatten. In dieser Position war es ihnen nämlich möglich jegweden Überraschungsangriff auszuweichen dafür zu sorgen, dass sie keinen Kämpfer verloren. Zudem brachte diese Aktion einen weiteren Voteil, den sich Hao nicht nehmen ließ.

„Riku, Youji lasst uns mal für eine Kollision sorgen.“

Mit diesen Worten versorgte Hao sein Medium mit mehr Furyoko und griff mit so einer Wucht an, dass sein Gegner einige Meter nach hinten taumelte. Riku hatte derweil einen Zauber in die Kniekehlen von Haos Gegner geschleudert und diesen damit nach hinten überkippen lassen. Zuselben Zeit hatte Youji einen Angriff zu Riku geschickt, den Hao mittels Magnetwirkung abfing und auf Rikus Gegner zusteuern ließ. Dieser wurde von dem unerwarteten Angriff so überrascht, dass er sich nur mit letzter Kraft schützen konnte und deshlab nur einige Schritte von seinem Verbündete entfernt stehen blickt. Erst Rikus nächster Angriff sorgte dafür, dass er weiter zurück gestoßen wurde und deshalb über den am Boden liegenden stürzte. Mittlerweile hatte Youji sich entschieden Haos Technik zu benutzen. Er ließ sein Furyoko in dem Moment in sein Medium fließen, in dem es zum Kontakt zwischen seinem Medium und das seines Gegners kam. Das bewirkte, dass dieser mit einer enormen Wucht zu den beiden anderen besiegten geschleudert wurde und genau auf ihnen landete. Nun war es an Hao einen Zauber auszusprechen. Sofort schossen Ranken aus der Erde und verschnürrten die fremden Schamanen in ein schönes Schamanenpäckchen.
 

Eigentlich sollte man meinen, dass es sich mittlerweile herumgesprochen hatte, dass ein Asakura niemals alleine kämpfte sondern immer auf die Rückendeckung der Familie zählen konnte. Doch diese Schamanen schienen das nicht zu wissen.

„Au, nimm deinen Elbogen aus meinen Auge.“

„Würde ich ja wenn ich aufstehen könnte!Aber unser Fetti hat mal wieder zu viel gespachtelt.“

„Verdammt, so war das nicht geplant.“

„Ach und wie war das geplant?“

Nun war Riku an die klagenden Schamanen herangetreten und auch Hao und Youji kamen jetzt näher. Letzten Endes war es jedoch Hao der das Wort als nächstes erhob.

„Sprecht, wer seid ihr und wieso habt ihr uns angegriffen.“

„Um euch zu testen! So läuft das beim Schamanenturnier. Wir sind die Schiedsrichter des Turniers und wurden ausgesandt um die Schamanen auszuwählen, die an diesem Turnier teilnehmen dürfen.“

Nach diesen Worten herrschte erst einmal Stille. Eine Stille welche die drei Asakuras nutzten um sich mit ihren Blicken gegenseitig auszutauschen. Die Erklärung war durchaus schlüssig, für ihren Geschmack war das ganze etwas zu plötzlich gekommen. Immerhin war der Schicksalsstern erst vor einigen Sekunden am Himmel vorbeigezogen.

„Glaubst du ihm!“

„Ich weiß nicht.“

„Lies doch einfach deren Gedanken.“

Auf Rikus Worte hin verzog Hao kurz das Gesicht. Um ehrlich zu sein hatte er keine Lust in die Gedanken der drei Schamanen einzudringen. Immerhin hatte er es halbwegs geschafft fremde Gedanken auszusperren. Was wenn er das bisschen Kontrolle wieder verlor. Andererseits vielleicht war es besser, als in dieser Situation die falsche Entscheidung zu treffen.

//Oh verdammt. Wieso mussten ich unbedingt den Auftrag bekommen einen der Asakuras zu testen. Wenn sie zu dem Schluss kommen das wir Lügen schicken die uns in die ewigen Jagdgründe. Hoffentlich steht der König der Geister uns bei. Er kann unmöglich wollen, dass wir bei der Ausführung unserer Pflicht getötet werden…\\

Schnell schüttelte Hao den Kopf. Er wusste schon wieso er die Fähigkeit Gedanken zu lesen nicht mochte. Ihm schwirrte hinterher immer der Kopf.

„Sie sagen die Wahrheit.“

Hao schipste bei diesen Worten mit den Fingern, was bewirkte, dass sich die Pflanzen urplötzlich zurückzogen und die drei Schamanenschiedsrichter freiließen.

„Gut, da das jetzt geklärt ist…wie geht es weiter?“

„Äh gute Frage, eigentlich sollte jeder einzelnd getestet werden aber ihr…wir melden uns per Shikigami.“

Noch eh einer der Asakura blinzeln konnte hatten die drei Schiedsrichter schon die Fliege gemacht und waren verschwunden.

„Toll und das heißt übersetzt. Dürfen wir teilnehmen oder nicht?“

„Wir werden sehen. Ich persönlich bin mir sicher, dass wir diese Hirnis nicht zum letzten Mal gesehen haben!“

„Das befürchte ich auch Riku. Wie dem auch sein. Heute wird sich wahrscheinlich keiner mehr hier her trauen, also lasst uns das Anwesen absiegeln. Und zwar besser dreifach als einfach, nur für den Fall.“

Ohne lang zu diskutieren erschufen alle drei ihre persönlichen Wachgeister und ließen sie über das Anwesen wachen, während sie sich ausruhten.
 

Die Ruhe wärte allerdings nicht lange, denn schon in der frühe des nächsten Tages wurden sie von einem Ohrenbetäubenden Geschrei geweckt.

„Eindringling, alle aufwachen ein Eindringling.“

Für einen Moment war Hao wirklich versucht sich die Decke über den Kopf zu ziehen und einfach demonstrativ liegen zu bleiben, doch er wusste, dass er dieses Geschrei nicht lange aushalten würde.

„Ist ja gut, ich hab es ja kappiert.“

Als er auf den Gang trat kam ihm schon ein schlaftrunkender Youji entgegen. Seinem Aussehen nach fehlten ihm wahrscheinlich eine Stunde, wenn nicht sogar zwei Stunden schlaf.

„Klappe halten oder es setzt was und wo soll dieser Eindringling bitte sein?“

Dem Geschrei nach zu urteilen war Riku mal wieder schneller gewesen als sie, doch als nach diesen Worten eine erdrückende Stille herrschte hatte Hao die Ohren gespitzt. In dem Moment als er die geöffnete Tür zum Hof erreichte kam ihm Riku verstimmt entgegen.

„Ich glaub das nicht, der ganze Terz für so etwas. Ich leg mich wieder hin!“

Ungläubig sah Hao ihm nach. Wer auch immer der Eindringling war, er war nach Rikus Meinung nicht besorgniserregend. Auf einmal kam ihm ein Gedanke, der ihn rot sehen ließ. Wenn diese Geister sich gegenseitig für Eindringlinge gehalten haben und deshalb alarmgeschlagen hatten, dann würde er diese hier und jetzt einen Kopf kürzer machen. Allerdings war das zu deren Glück nicht der Fall, doch der Grund selbst war auch nicht viel besser. Denn der Grund für das Getöse war der Botenshikigami, welcher sich vor die Tür gesetzt hatte.

„Ich glaub das nicht.“

Für einen Moment hatte Hao das verlangen Rikus Beispiel folge zu leisten, doch jetzt wo er schon mal hier war, konnte er die Nachricht auch entgegennehmen.

„Was gibst neues?“

„Schiedsrichterpost. Ihr drei seit nun offizielle Teilnehmer des Schamanenturniers. Im Laufe der nächsten Tage wird euch Ort und Zeit des nächsten Kampfes per Shikigami übermittelt. Diese Kämpfe muss jeder allein überstehen oder er wird disqualifiziert.“

„Wie nett.“

„Irgendwie schon…ich geh wieder schlafen.“

„Wie bitte? Du machst witze! Wie kannst du nach so einer Nachricht noch schlafen?“

„Es ist zwei Uhr morgens, Youji. Muss ich das wirklich beantworten und bei meinem Glück muss ich sowieso in vier Stunden kämpfen. Also kann ich den Schlaf gut gebrauchen.“

Mit diesen Worten wollte Hao sich eigentlich abwenden, doch dann schob sich ein neuer Shikigami in seinen Weg. Die Nachricht die dieser jedoch übermittelte, ließ Haos Entschluss förmlich in der Luft zerplatzen.

„Ich korrigiere mich. Mein nächster Kampf ist in 30 Minuten am Selbstmordhügel.“

„Selbstmordhügel?“

„Der Ort an dem ich mich mit Daisuke getroffen habe…erinnere mich, dass ich den Verfasser der Nachricht den Kopf kürze.“

„Klar. Viel Spaß!“

Hao verdrehte daraufhin nur die Augen. Er hatte das Glück wirklich gepachtet. Und zu allem Überfluss musste er am Treffpunkt feststellen, dass er einer Wahnsinnigen gegenüber stand.
 

Hao wusste nicht wie er diese Frau sonst beschreiben konnte. Wenn man sie betrachtete würde man sie für eine arme Frau halten, die nichts hatte. Ihre Haare waren ein einziges Filzknäul, ihre Augen huschten unruhig hin und her und die Fingernägel waren lang und gesplittert. Eine Tatsache, die seine Situation nur noch schlimmer machte, da genau diese ihr Medium darstellt. Als Schutzgeist besaß sie einen Tiergeist, dessen Gestalt er nicht so ganz zuordnen konnte. Nur eines wusste er, es war ein Raubtier der extravaganten Art schnell und gefährlich, genauso wie die Schamanin die sich mit diesem verschmolzen hatte. Ohne zögern griff sie ihn direkt an. Versuchte ihre zu Krallen verwandelten Fingernägel in seinen Körper zu boren. Hätte Hao es nicht besser gewusst, so würde er denken, dass sie ihm mit den Fingern das Herz aus der Brust reißen wollte. Obwohl dieser Gedanke nicht so ganz abwägig war. Denn schließlich hatte sie auch versucht in seine Schwerthand zu beißen, was er zum glück noch im letzten Moment verhindern konnte.

„Die Frau ist irre!“

„Irre gut oder irre Wahnsinnig?“

„Definitiv letztes. Sag mal sabert die gerade wie ein Raubtier, was seine nächste Beute wittert?“

„Kami!“

„Schuldige, aber das ist einfach, ugh…das Weib ist wahnsinnig und jetzt fällt sie auch noch den Schiedrichter an.“

Auch Hao hatte die plötzliche Wendung gesehen und einen geziehlten Zauber auf die Frau geleitet. Mitten im Sprung erfasste dieser sie und schleuderte sie gegen den nächsten Baum. Der Schiedsrichter stand nur bleich an Ort und Stelle und verstand die Welt nicht mehr. Als er jedoch zu Haos Gegnerin blickte zuckte diese wie wild hin und her. Selbst Hao war jetzt verwirrt. Normalerweise sorgtes sein Zauber dafür, dass eine Person einen Freiflug bekam, doch diese nachwirkung gehörte nicht dazu.

„Das ist nicht normal, es sein denn…“

„Die Geistverschmelzung. Dadurch wurde sie einst mit ihrem Geist. Hao lös den Zauber auf, sonst bringt er sie um.“

Ohne lange nachzudenken folgte er Kamis Anweisung. Sekunden später sackte der Körper der Frau zusammen und regte sich nicht mehr. Sofort versicherte sich der Schiedsrichter nach ihrem befinden. Dann jedoch beendete er den Kampf und verschwand mit dieser im Nichts.

„Wieso hast du das getan? Du hättest wissen müssen, dass so ein Zauber nicht bei einem Kampf mit Geistverschmelzung eingesetzt werden darf…“

„Ich weiß!“

„Ich weiß? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“

„Es reicht Kami. Ja ich habe einen Fehler gemacht, aber den kann ich jetzt nicht mehr rückgängig machen also verschon mich bitte mit deinen Belehrungen.“

Nach diesen Worten dreht Hao ihr den Rücken zu und ließ sie an Ort und Stelle stehen. Dieser Zauber war der erste gewesen der ihm eingefallen wäre. Hätte er eine Sekunde länger überlegt, so hätte diese Frau dem Schiedsrichter wahrscheinlich die Kehle zerbissen und das wäre mit Sicherheit nicht besser gewesen.
 

- Einige Wochen später -
 

Die Vorrunden kämpfe waren vorbei. Auch wenn die beiden nachfolgenden Kämpfe ohne große Komplikationen abgelaufen waren, so herrschte immer noch dicke Luft zwischen ihm und Kami. Seit dem ersten Vorrundenkampf sprachen sie nur noch das nötigste miteinander. Und auch beim den nachfolgenden Kämpfen hatte sie den Mund gehalten. Auch jetzt saß sie nur schweigend neben ihm. Riku und Youji hatten es ebenfalls geschafft und zusammen hatten sie sich auf den Weg zum austragungsort des eigentlichen Schamanenturniers gemacht. Ein Dorf Namens Dobbie Village. Ein seltsamer Name, doch in gewisserweise auch mehr als passend. Die größte Schwierigkeit war es wohl über den Ozean zu gelangen, doch mittels Geistkontrolle und vereinter Kräfte war es ihnen gelungen. Zugegeben Youji hatte sie einmal abstürzen lassen, da er kurzzeitig die Kontrolle über die Riesengeistform verloren hatte, doch nach seinen Angaben war es absicht um ihnen eine Abkühlung zu gönnen. Er konnte von Glück sagen, dass Riku ihm nicht den Hals umgedreht hatte. Kurz davor war dieser zumindest. Nun allerdings hatte er diese vollständig unter Kontrolle. Übung machte eben doch den Meister und Youji hatte in den paar Wochen mehr gelernt als in den vielen Jahren vor dem Beginn des Schamanenturniers. Was auch gut so war, denn wenn sie jetzt abstürzen würden, dann würde es schmerzhaft werden.

„Youji halt dich etwas mehr Links. Dann müssten wir bald auf eine Oase stoßen.“

„Ich weiß echt nicht wie du da jetzt drauf kommst, Hao. Ich sehe nämlich nur Sand, Sand und noch mehr Sand!“

„Dann benutz dein Furyoko, dass Wasser riecht man bis hier!“

Bei Rikus Worten fühlte sich Youji veralbert. Immerhin konnte er sich nicht auf die Umgebung und auf die Riesengeistform konzentieren.

„Du riechst das Wasser und ich rieche Ärger.“

Mit diesen Worten stand Hao auf und sprang auf den Wüstenboden. Einige Sekunden später bekam er von Riku Gesellschaft und auch Youji unterbrach seine Riesengeistform und gesellte sich zu ihnen.

„Was siehst du?“

„Einen Sandsturm der schamanischen Art.“

„Wie viele?“

Hao zuckte daraufhin nur mit den Schultern. Er konnte es nicht sagen, nur dass diese Schutzgeister besaßen, die sich im Wüstensand heimisch fühlten.

„Passt auf wo ihr hintretet!“

„Sandwürmer?“

„Wenn, dann fleischfressende!“

„Du hast echt Talent andere aufzumuntern.“

„Bedauere Riku, aber das Aufmuntern anderer gehört nicht zu meinem Aufgaben.“

Damit war das Thema beendet und die drei Schamanen sahen sich suchend um. Keiner wollte unvorbereitet in einen Hinterhalt laufen und die Gefahr war um einiges wahrscheinlicher, wenn sie ihre Geistkontrolle weiterhin aufrecht hielten. Allerdings war ihnen bewusst, dass Hao mit seiner einschätzung in den meisten Fällen recht hatte und genau deshalb hatten sie ihren Waffen gezogen und bereiten sich auf einen überraschenden Angriff vor.
 

Zu Fuß wanderten sie weiter. Knappe zwanzig Minuten waren schon vergangen und für einen Moment glaubten sie, dass der Sturm, von dem Hao gesprochen hatte nicht ausbrechen würde. Doch genau in dem Moment sahen sie wie der Boden vor ihnen sich bewegte. Fast so als würde sich etwas unter dem Sand bewegen.

„Ich hasse es wenn du Recht hast!“

„Ich auch. Das kannst du mir glauben.“

Mit diesen Worten erschufen alle drei Geistkontrolle. Doch schon brach ein graues Etwas aus dem Sand hervor und schoss auf sie zu. Refelxartig sprangen die drei auseinander, allerdings verpassten sie den Angreifenden Geist dadurch und verloren ihn im Sand aus dem Auge.

„Youji pass auf.“

Der Ruf kam im letzten Moment, denn kurz darauf griff der Geist schon wieder an. Youji hatte derweil alle Mühe den Angriff abzublocken, doch in dem Moment als die anderen beiden eingreifen wollte, zog sich der Geist wieder zurück.

„Der Geist versucht uns zu trennen.“

Mehr brauchte Hao dazu nicht zu sagen, damit die anderen beiden ihn verstanden. Augenblicklich teleportierten sich die beiden anderen Asakuras wieder an seine Seite. Schon fast selbstverständlich stellten sie sich Rücken an Rücken, so dass jeder in eine andere Richtung blicken konnte.

„Wir können nichts bekämpfen was wir nicht sehen und solange wir zusammenbleiben wird dieser Geist nicht angreifen.“

„Aber ohne Plan hat dieses Ding die besseren Karten und das weißt du Riku

„Ach wieder war, wie wär es…“

„Wir werden keinen Köder aussenden. Das ist viel zu riskant. Wenn das schief geht, haben wir ein echtes Problem. Wir sind meilenweit von der nächsten Zivilisation entfernt.“

In dem Punkt hatte Hao auch wieder recht. Allerdings hieß das auch, dass sie in der Zickmühle saßen und so schnell auch nicht mehr rauskamen.

„Was wenn wir uns eine Furyokobarriere schaffen um uns zu schützen und unsere Schutzgeister auf die Suche nach dem Geist schicken.“

„Unsere Geister würden auf sich selbst gestellt sein. Es wäre ein enormes Risiko, aber du hast Recht, es wäre eine Alternative.“

„Na dann los. Youji und ich sorgen für die Barriere, du versuchst mit Hilfe deinem Furyoko den Schamanen aufzuspüren, der dieses Geist auf uns gehetzt hat. Immerhin bezweifel ich, dass er sich zu weit von diesem entfernt befindent. Und ihr drei sucht den Geist und vernichtet ihn!“

Kami hätte Riku für diese Ansprache am liebsten einen Tritt verpasst, doch sie schluckte ihre Wut herunter und machte sich auf die Suche.
 

Schon nach wenigen Sekunden hatte sie ihn entdeckt, doch auch diesem war ihre Anwesenheit nicht unbemerkt geblieben. Zu ihrem größten Bedauern wusste diese sofort, dass sie in Wirklichkeit Spirit of Earth war. Wie sollte dieser Geist auch nicht, immerhin war er ein mächtiger Erdelementargeist. Nicht so mächtig wie sie selbst, aber das was er mit Sand machen konnte war schon beeindruckend.

„Wag es ja nicht dieses ganze Gebiet in Treibsand zu verwandeln sonst kannst du von Glück reden, dass ich dich lediglich zurück in die Geisterwelt schicke und dich nicht sofort vernichte.“

Zu Kamis großen Leidwesen tat der Sandgeist genau das Gegenteil von dem was sie sagte. Wieso auch nicht, sein Schamane war Mitglied des Schamanenturniers und zumindest bei diesen war es erlaubt sich mit den Spirits of Elements anzulegen, jedenfalls dann, wenn sie das Echo ertragen konnten. Die meisten konnten es nicht und vor allem standen sie ur selten ihr und einer Gruppe Asakura gegenüber. Allein diese Tatsace änderte alles. Auch wenn die drei Schamanen mit denen sie reiste von jetzt auf gleich bis zu den Knien im Treibsand eingesunken waren, hattem sie sich mit Riesengeistform wieder herausgezogen. Ein gezielter Zauber hatte derweil dafür gesorgt, dass sich der Boden unter ihren Füßen in Stein verwandelt hatte. Somit konnte man durch aus sagen, dass der Sandgeist nun doppeltes Pech hatte. Aber nicht nur sie hatte diese Wendung erkannt, sondern auch der Sanfgeist, weshalb er so schnell wie möglich versuchte abzuhauen, doch genau dass hatte ihren Jagdinstikt geweckt. Eins mit dem Sand war sie wesentlich schneller und schleuderte die Kreuzung von Wurm und Hai aus dem Sand heraus. Youji, der das fliegende Ungetüm bemerkte ließ einen letzten Zauber auf diesen los und sorgte dafür, dass die Geistkontrolle, sich auflöste. Etwas verdutzt und zugleich amüsiert sahen sie auf die wahre Form des Geistes oder besser gesagt der Geister. Die Winzigkeit dieser Geister ließ sie fast an ihrem Verstand zweifeln.

„Dagegen haben wir gekämpft?“

„Wie sagt man so schön, größe ist nicht alles…Riku, Schamanen auf 9Uhr!“

Bei diesen Worten zögerte der angesprochende nicht lange und ließ seinen Geist, der neben ihm wieder aufgetaucht war angreifen. Die Schamanen wurde von dem Angriff so überrascht, dass er ausreichte um alle 5 von den Beinen zu reißen.

„Also ernsthaft, wenn das Niveau auf dieser Ebene bleibt stehen definitiv zwei von uns im Finale.“

„Nicht so vorschnell Youji. Immerhin wissen wir nicht wie es weitergeht. Wenn wir bei den Kämpfen weiterhin auf uns selbst gestellt sind, dann kann jeder das Turnier gewinnen.“

„Ich hasse es wenn du einen immer auf den Boden der Tatsache zurück bringst.“

„Ich weiß! Und jetzt komm, wir haben noch einen langen Weg vor uns…was die Typen dahinten angeht…lasst sie einfach ihren Rausch ausschlafen. Es dämmert eh schon, also werden die kaum an einem Hitzschlag sterben.“

„Als wenn ich denen eine Hand gereicht hätte, nicht nach dieser Aktion.“

Nun war es an Youji verdutzt zwischen Riku und Hao hin und her zu blicken. Dass die beiden einer Meinung sein konnten überraschte ihn doch immer wieder. Allerdings konnte er sich nicht lange damit aufhalten, sonst würde er die beiden nicht mehr einholen. So wie es aussah waren sie sich auch einige darüber die Geistkontrolle so wenig wie möglich einzusetzen, für den Fall, dass noch mehr Schamanen in der Gegend waren.
 

Doch auch so blieb ihre Reise langatmig und ermüdend. Frustriert ließ sich Youji in den Sand fallen. Mittlerweile waren Tage vergangen und sie suchten immer noch. Wobei Suchen das falsche Wort war. Im Laufe der vergangenen Wochen waren sie an mehreren kleinen Dörfern vorbeigekommen. Allerdings hatten sowohl Hao als auch Riku kein Intresse mehr nach dem Weg zu fragen. Zu oft war die Herumfragerei in den Dörfern nur pure Zeitverschwendung gewesen und sie hatten immerhin ein Zeitlimit. Keiner kannte das Dorf und einige machten über den Namen auch noch witze. Spätestens da war Riku die Wutschnurr geplatz und hatte den Typen regelrecht gegen die nächste Wand schleudern lassen. Allerdings war das erst der Anfang vom Lied, denn auf einmal standen die restlichen Bewohner mit zogenen Mistgabeln und und Hacken da. In diesem Fall gab es nur eine Möglichkeit abhauen oder kämpfen, wobei letzteres ziemlich hässlich hätte enden können. Das Resultat war jedoch dass sie die kleinen Dörfer mieden.

„Wir halten uns Richtung Westen.“

„Und der Grund dafür ist welcher?“

„Eine hohe Konzentration von Schamanen. Zudem habe ich die drei Schiedsrichter wahrgenommen. Also entweder haben die sich auch verlaufen oder…“

„Sie sind auf dem Weg nach Dobbie Village.“

„Wenn wir ihrer Präsenz folgen, führen sie uns geradewegs an unser Ziel.“

„Klingt doch gut.“

„Allerdings müssen wir um diesen Plan durchziehen zu können weiter gehen!“

„Was keine Pause…na gut, dann mach ich die nächste eben in Dobbie Village.“

Auch wenn keiner der Schamanen wirklich begeistert war, so hatten sie keine andere Wahl. Nachdem sie den ganzen Tag durchgewandert waren und ihnen der Sand unbarmherzig ins Gesicht flog kamen sie an einer Ruine an, welche von einem merkwürdigen schwarzen Schleier umhüllt war.

„Irgendwie sieht der Nebel nicht gesund aus.“

„Nebel ist das falsche Wort. Das ist eher schwarzer Sand, der aufgewirbelt wurde.“

„Aber wo kommte der her!“

„Die Frage können wir später klären, lasst uns diese Ruine erst einmal genauer in Augenschein nehmen.“

„Liebend gerne.“

Mit diesen Worten hatten sich die drei Schamanen wieder getrennt, jedoch hielten sie Augen und Ohren auf und hielten eine mentale Verbindung untereinander aufrecht um frühzeitig zu erkennen wenn der andere Hilfe brauchte. Erst nachdem sie alles abgesucht hatten trafen sie sich im Zentrum der Ruine wieder.

„Also außer diesem Brunnen gibt es hier nicht.“

„Du irrst dich, Riku. Da unten gibt es eine blaue Höhle. Ziemlich unheimlich wenn du mich fragst.“

„Du glaubst dass das unser nächtes Ziel ist.“

„Keine Ahnung vorstellen könnte ich es mir. Ich meine überleg mal. Eine blaue Höhle, die in den Tiefen eines Brunnens versteckt ist. Wie wahrscheinlich ist das. Außerdem habe ich das Gefühl, dass wir hier richtig sind.“

„Aber?“

„Mein Schutzgeist hat das Ende nicht gesehen. Der Tunnel wirkt endlos.“

Bei Youjis Worten sah Hao in den Himmel. Wenn dass Teil der Aufgabe war hatten sie keine andere Wahl als zu versuchen das Ende zu erreichen, doch wenn sie falsch lagen, vergeuldeten sie massenhaft Zeit. Andererseits war die Präsenz der Schiedsrichter genau hier verschwunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf dem richtigen Weg waren, war demnach extrem hoch.
 

Hao zögerte kurz. Seine Begleiter überließen ihn die Entscheidung, doch dieses Mal wollte er sie nicht alleine treffen.

„Wir stimmen ab. Wer dafür ist einen Blick in die Hölle zu werfen hebt die Hand.“

Zögernd aber dennoch bestimmt glitt Youjis Hand nach oben. Auch Riku folgte dessen Beispiel nach einigen Sekunden bedenkzeit. Damit war es entschieden.

„Gut, dann los! Ich versuch eine Barriere um uns herum zu erschaffen, in der wir frei atmen können.“

„Mal sehen ob wir die Ordnung des Turniers damit auch durcheinander bringen.“

Jeder wusste sofort worauf Youji hinauswollte. Dieser Brunnen war so angelegt, als erwartete man, dass sie durch ihn hindurch schwimmen sollten. Aber wieso sollten sie Schwimmen, wenn sie auch laufen konnte.

„Man oh man, wie lang ist dieser Tunnel eigentlich. Selbst in dieser Schutzbarriere geht uns bald die Luft aus.“

Nach diesen Worten blieben sie stehen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er konnte nur nicht genau sagen was es war.

„Das ist sinnlos. Wahrscheinlich gibt es nicht mal ein Ende.“

„Weißt du Riku, dasselbe habe ich auch gerade gedacht….lasst uns mal auftauchen.“

„Auftauchen? Das ist eine Höhle, da kann man nicht mal einfach…ah!“

Hao hatte momentan keine Lust sich Youjis gemeckere anzuhören, weshalb er einfach mal die schützende Barriere aufhob und von dem kühlen Wasser eingehüllt wurde.

„Sag mal spinnst du!“

„Reg dich ab, wir haben es immerhin überlebt. Aber das nächste Mal warn uns vorher!“

Nach diesen Worten sah sich Riku um. Er hatte echt keinen Schimmer wie sie an die Oberflächen gekommen waren. Doch den anderen ging es ähnlich.

„So und wie geht es jetzt weiter?“

„Weiter per Riesengeistform. Riku könntest du…“

„Erinnere mich daran, dass ich nie wieder mit euch zwei zusammenreise. Jedenfalls nicht alleine.“

Auch wenn Rikus Worte mehr als deutlich waren wurden sie weitesgehend ignoriert. Im Moment war es wichtig weiter zu kommen und möglichst keinen Streit anzufangen.Nicht bevor sie dass hier heil überstanden hatten. Und so wie es aussah konnte das noch lange dauern, denn nachdem sie den steilen Hang hinaufgekommen waren gab es nur noch einen Weg und zwar gerade aus.

„Von einer weitläufigen Höhle in einen noch längeren Gang.“

„Dann sollten wir mal weitergehen, bevor wir die Motivation verlieren!“

„Behaltet eure Waffe griffbereit. Ich trau dem Frieden hier nicht!“

Das hätte Riku nicht mal sagen brauchen, denn auch so folgten sie Rikus Aufforderung. Denn keinen von ihnen war diese Stille und der Steinernde Tunnel angenehm. Und als hätten sie es geahnt saßen sie nach einigen Minuten in einer Sackgasse.
 

Irritiert blieben die Schamanen stehen. Sie waren sich sicher, dass sie keine Abzweigung verpasst hatten, doch wozu ein Tunnel wenn es kein Ende gab. Vorsichtig trat Hao auf die Wand zu und berührte sie mit der Hand. Für einige Sekunden schloss er die Augen und konzentrierte sich, doch es änderte nichts an ihrer Lage.

„Kein Zauber. Die Wand ist echt, lasst uns…na toll!“

„Was meinst du mit…äh, okay…das ist jetzt aber ein Zauber oder…Ich meine wir sind doch gerade von da gekommen und…“

„Kein Zauber!“

„Verarsch uns nicht Riku.“

Panisch sah sich Youji um. Vor nicht weniger als einer Minute waren sie in einem Tunnel entlang gegangen und jetzt saßen sie in einem unterirrdischen Loch fest.

„Moment mal. Wir wissen, dass das ein Zauber ist, können es aber nicht feststellen. Richtig. Das heißt…“

„…das die Macht, die hier herrscht unsere bei weitem übersteigt und das wiederum bedeutet…“

„…bitte sagt jetzt nicht das was ich denke.“

Riku rieb sich genervt die Schläfen. Er ahnte schreckliches. Es gab nur eine Macht, welche der eines Schamanen bei weitem Überschritt und das war die Macht der großen Geister. In diesem Fall die des König der Geister, jedenfalls wenn sie sich nicht irrten und das war in diesem Fall unwahrscheinlich.

//„Der Weg nach Dobbie Village wird sich den auserwählten Schamanen öffnen. Aber vorher…erwartet euch eine letzte Prüfung.“\\

„Diese Stimme…“

Noch ehe Hao weiter Sprechen konnte wurden sie von einem grellen Licht umhüllt. Intuitiv schloss Hao die Augen, die er erst wieder öffnete, als er den warmen Wind aufseine Haut spürte.

//„So schnell sieht man sich wieder, Hao Asakura.“\\

Selbst wenn Hao etwas hätte sagen wollen, er hätte es nicht geschafft. Seine Stimme versagte, als ihm klar wurde wem er gerade gegenüber stand. Er war diesem Geist zwar schon zwei Mal zuvor begegnet. Einmal als er die Geister der Vergangenheit gerufen hatte und das letzte Mal als er den Einheitsstern gemeistert hatte. Beide Male hatte er ihn nur für einen einfachen Geist gehalten. Doch dieses Mal war es anders. Hier konnte er die Macht des Geistes spüren und das ließ nur einen Schluss zu.

//„Deiner Reaktion ist zu erkennen, dass du bereits weiß wer ich bin. Gut. Das macht einiges einfacher.“\\

„Und das wäre?“

Hao brachte diese Worte nur schwer heraus. Sein einstiges Selbstvertrauen mit dem er vor Jahren gesprochen hatte war wie weggepfegt.

//„Das wirst du bald sehen. Folge mir.“\\

Der erste Impuls riet ihm der Aufforderung nachzugehen, doch dann stoppte er. Sein zögern blieb nicht unentdeckt, doch im Moment drängte sich etwas anderes in den Vordergund.

„Wo sind meine Verwandten?“

//„Wie die Meisterung des Sterns der Einheit ist auch der Kampf um den Schamanenkönig ein Weg, den man alleine gehen muss. Nur jene, welche dazu bereit sind steht der Weg nach Dobbie Village offen, deshalb habe ich ihnen eine letzte Prüfung gestellt. Es geht um Entschlossenheit. Eine Eigenschaft, welche du bereits bewiesen hast, deshalb habe ich dir diese Prüfung ersparrt….Allerdings fange ich an, an meiner eigenen Einschätzung zu zweifeln. Überzeug mich vom Gegenteil.“\\

Mit diesen Worten hielt er Hao die Hand entgegen. Doch Hao trat nur kopfschüttelnd zurück.
 

Er war mit seinen Verwandten zusammen hergekommen und er würde auch Dobbie Village nur mit ihnen betreten, dass hatte er sich am Anfang der Reise geschworen. Darüber hinaus hatten sie zwei Regeln, die ein wahrer Asakura niemals missachten würde. Der erste besagte, dass ein Asakura niemals aufgibt egal wie aussichtslos die Lage war und der zweite dass man niemanden aus der Familie im Stich ließ.

„Ich lasse sie nicht zurück.“

//„Es gibt keinen anderen Weg. Sie sind an ihrer Prüfung bereits gescheitert und das Tor nach Dobbie Village öffnet sich nur auf meinem Befehl hin. Es ist deine Entscheidung. Entweder du betrittst Dobbie Village ohne sie oder gar nicht.“\\

Hao wusste genau, dass es keine gute Idee war sich mit dem König der Geister anzulegen, doch was wollte er tun. Er hatte keine Ahnung wie diese Prüfung aussah, doch er bezweifelte, dass sie ungefährlich war.

„Dann gar nicht!“

Mit diesen Worten drehte sich Hao um. Es war eine Entscheidung die er treffen musste ungeachtet der Konsequenzen. Er war das Oberhaupt der Asakuras und wenn er nicht für die anderen Mitglieder einstand wer würde es sonst tun. Ohne weitere Worte wendete er sich von dem alten Mann ab. Auf dessem Gesicht schlich sich nur ein Lächeln bevor er sich auflöste. Kurz darauf wurde auch die Umgebung um ihn herum in gleißendes Licht getaucht nur um ihm eine neue zu liefern. Vor ihm erhob sich eine hohe weißblaue Säule, um die sich mehrere Totems reihten.

„Was zum…“

//„Viele versuchen diese Dimension in den Sternen zu erblicken, doch nur jene, welche den Weg durch das Wasser nehmen um nach Dobbie Village zu gelangen gelangen hier her und das auch nur ein einziges Mal. Es ist das Sternenheiligtum, in welchem meine grenzenlose Macht verborgen ist. Eine Macht dessen volles Potential nur der Schamanenkönig beherrschen kann, jedenfalls dann wenn die richtigen Bedingungen gegeben sind. Und diese bestehen, wenn dieser mit reinem Herzen kämpft. Wie ich bereits gesagt habe wird sich der Weg nach Dobbie Village für die ausgewählten Schamanen öffnen und ihr drei gehört zu diesen Schamanen.“\\

Mit reinem Herzen. Nur langsam setzten sich die einzelnen Puzzelteile zusammen. Der König der Geister hatte ihn wieder hinters Licht geführt. Jedes Mal auf neue schenkte er den Worten glauben und musste feststellen, dass diese nur Teil des testes waren.

//„Viel Erfolg beim Turnier."\\

Erneut erhellte sich seine Umgebung und als er dieses Mal die Augen aufschlug, befand er sich am Ausgang einer Höhle.

„Im Nachhinein war diese Prüfung durchschaubar. Ich meine, als wenn es wirklich dazu käme, dass ihr beide besiegt werdet und ich als einziges über bin um euch zu retten. Nie und nimmer.“

„Du meinst du und Hao. Ach was soll’s, Illusion ist Illusion.“

„Wie retten?“

„Jetzt sag nicht du bist ohne Prüfung durchgekommen.“

„Das nicht, aber…nun ja, die Sache war die….“

Mit diesen Worten erzählte Hao was passiert ist. Riku schüttelte nach dieser Erklärung nur den Kopf. Irgendwie hatte er geahnt, dass dieser eine Sonderbehandlung bekam.

„Krass, du hast echt mit dem König der Geister gesprochen. Ich meine, gut er hat auch mit uns gesprochen, aber nicht so…ist ja auch egal…ich stand auf einmal mitten im Wald und hab Rikus Waffe gesehen. Total zerstört und dann bin ich immer gerade aus…ihr hingt beide auf einem Baum und….“

„Wir wurden vor die Wahl gestellt zu kämpfen oder Dobbie Village alleine zu betreten und ich glaube wir wissen alle wie wir uns entschieden haben…und bevor du etwas sagst, ich hab es nur gemacht, weil Santi mich ansonsten gevierteil hätte.“

„Gevierteilt und dich bei lebendigen Leib gesteinigt.“

„Oder so genau!“

„Durchaus nachvollziehbar.“

Hao konnte daraufhin nicht anders als zu lachen. Auch wenn Riku durchaus überzeugend war, seiner Meinung nach hatte dieser nicht eine Minute an Santi gedacht, sondern benutzte sie nur als Ausrede.
 

Allein durch dieses Wissen konnte er seine Gedanken nicht mehr länger für sich behalten.

„Danke!“

Das war alles was Hao noch sagte, bevor sie sicht entschieden das fremde Dorf was vor ihnen erschien zu erforschen. Erst nach einigen Stunden erfuhren sie, dass die Regeln der nächsten Runde ihnen direkt in die Hände spielten. Die nächsten Kämpfe würden in dreier Teams abgehalten werden, bevor sich diese Auflösen mussten und jeder wieder einzelnd um den Titel kämpfen musste.

„Wieso lassen sie uns nicht gleich einzelnd gegeneinander kämpfen.“

„Damit das Turnier nicht unnötig in die länge gezogen wird.“

„Oder um die letzten faulen Eier auszusortieren. Denn so wie ich das sehe haben einige Personen einen anderen Weg nach Dobbie Village gefunden als den den wir genutzt haben.

„Stimmt jetzt wo du es erwähnst.“

Nachdenklich ließ Youji seinen Blick durch über die einzelnen Schamanen gleiten, die ihnen entgegen kamen. Einige von ihnen kannte er und manche von denen waren mehr als Arrogant und Selbstsüchtig.

„Dann sollten wir besser zusehen, dass keiner von denen an uns vorbei kommt.“

„Das werden sie nicht!“

Mit diesen Worten wendete sich Hao von seinen Verwandten ab. Er würde sie nie im Stich lassen, allerdings hieß dass nicht, dass er sie in alles was er tat mit einbezog,

„Wo willst du hin?“

„Ein paar Bekannte suchen.“

„Ich komm mit!“

„Nein. Ich geh allein. Außerdem können wir so ein größeres Gebiet in Augenschein nehmen.“

„Wie du meinst!“

Mit diesen Worten trennten sich Hao von den anderen. Diese sahen ihm hinterher, doch als er in der Menge verschwand wandten sie sich einander zu.

„Behalt ihn im Auge, sofern du kannst. Das letzte was wir brauchen ist, dass er seine Idee einer reinen Schamanenwelt weiter verbreitet!“

Riku sah sich bei diesen Worten kurz um. Für ihn war es kein Rätsel wen Hao mit bekannte meinte. Er konnte nur seine Anhänger meinen, die von der Idee einer reinen Schamanenwelt mehr als begeistert waren. Woher Hao in den letzten Jahren so eine riesige Anhängerschaft errungen hatte konnte er jedoch nicht sagen.

„Glaubst du, dass…“

„Er hat sich in diesen Gedanken verrannt. Auch wenn er vor uns kein Wort darüber verliert, so ändert es nichts an den bestehenden Tatsache. Ein Schamanenkönig mit dieser Einstellung kann nur ein riesiges Chaos herbeiführen. Wenn wir dass verhindern wollen, dann müssen wir ihn umstimmen oder alles dafür tun um ihn zu stoppen. Allerdings ist das unmöglich, wenn er dieses Turnier gewinnt.“

„Ich werde ihn nicht im Schlaf töten!“

„Das habe ich nie verlangt. Es ist auch egal was du tust, Youji. Merk dir nur eines. Uns läuft die Zeit davon, also stell dich schon mal darauf ein, dass einer von uns sein Leben riskieren muss um Hao zu besiegen und wenn notwendig auch weiter zugehen.“

„Wir werden ihn umstimmen, jedenfalls wenn wir zusammenarbeiten.“

„Wir werden sehen.“

Mit diesen Worten wendete sich auch Riku von ihm ab. Auch wenn er es sich ungern eingestand, so war es doch so, dass Riku recht hatte. Sie durften Hao nicht gewinnen lassen. Nicht mit dieser Einstellung. Allerdings bezweifelte er genauso wie Riku, dass die Zeit des Turnier ausreichen würde um ihn umzu stimmen. Zumal Hao ihnen aufgrund ihrer gegensätzlicher Ziele zunehmend aus dem Weg ging. Dennoch würde er nichts unversucht lassen.

Der Fehler im Plan

Kapitel 49: Der Fehler im Plan
 

Suchend sah er sich um. Irgendwo musste sein Cousin ja sein. Immerhin bezweifelte er, dass dieser einfach das Turnier aufgibt. Nicht wo er soweit gekommen war. Sie hatten als Team alle Kämpfe gewonnen. Es waren kämpfe gewesen, in denen sie aufeinander eingegangen waren und sich gegenseitig unterstützt hatten. Sie haben sich wärend des kämpfens ausgetauscht und eine unvorstellbare Einheit gebildet. Sie waren ein Team welches von den einzelnen Stärken der Mitglieder provitierte und für die Zuschauer als unschlagbar galt. Doch außerhalb der Arena war von diesem Zusammenhalt kaum etwas zu sehen. Während er und Riku sich zusammensetzten zog sich Hao zu seinen neuen Anhängern zurück und dann kamen die Zweierteams. Notgedrungen bildeten er und Riku ein Team. Hao blieb für sich, doch nicht weil es so beschlossen wurde, sondern weil Hao sie vor vollendete Tatsachen gestellt hatte und mit einem seiner neuen Anhänger ein Team bildete. Von diesem Zeitpunkt an schien Hao, sofern das überhaupt möglich war, noch weiter abzurutschen. Riku hatte mit seiner Vermutung, dass Hao sich in den Gedanken einer reinen Schamanenwelt verrannt hatte und nicht nur dass. Seine ganze Art schien sich zunehmend zu verändern. Besonders deutlich wurde dies in der dritten Runde. Erst in dieser, in der nur noch 32 Schamanen im Rennen waren, mussten sie sich einzelnd weiterkämpfen. Genau diese Einzelkämpfe zeigte das gesamte Ausmaß seiner Veränderung. Es schien fast so als kenne er keine Gnade mehr. Was zu Beginn des Turniers ein unbedachter Fehler war, schien nun nur noch mittel zum Zweck. Es schien ihn nicht mehr zu kümmern ob seine Gegner den Kampf überlebten oder nicht. Stattdessen schien eine unbeschreibliche Dringlichkeit in ihm zu wachsen die Kämpfe mit allen Mitteln zu gewinnen und einige haben deshalb schon durch seine Hand ihr Leben verloren. Unwillkürlich musste Youji bei diesen Gedanken an den letzten Morgen zurückdenken. Im letzte Kampf musste er gegen seinen Onkel kämpfen und zu seiner eigenen Überraschung hatte er gewonnen. Zum Teil nur weil er ein paar von den Techniken benutzt hatte, welche Hao ihm beigebracht hatte, doch das Resultat blieb dasselbe. Er musste jetzt im Finale gegen Hao kämpfen. Der Sieg würde alles entscheiden. Sein Schicksal und dass vieler anderer. Heute war die letzte Gelegenheit an Haos Verstand zu appellieren, bevor er sich mit Hao in der Arena auseinandersetzen musste. Mit einem Seufzen sah er sich ein weiteres Mal um und entdeckte endlich denjenigen, den er gesucht hatte.

„Hao!“

„Was willst du von mir Youji?“

„Wir müssen reden!“

„Es gibt nichts zu bereden.“

„Doch das gibt es. Ist dir eigentlich klar was du hier treibst? Das ist Wahnsinn. Hao verdammt noch mal das bist nicht du?“

„Ach und wer bin ich dann? Dein kleiner Cousin, der seine eigenen Ziele in den Wind schießt, nur um seiner eigenen Familie gerecht zu werden, obwohl er genau weiß, dass er die Vorstellungen dieser nicht mit sich selbst vereinbaren kann. Ich habe meinen Weg gewählt also akzeptier es oder lass mich einfach in Ruhe…“

„Ich werde es nicht akzeptieren, weil ich weiß, dass du dich in etwas verrannt hast. Ich weiß nicht wieso, aber ich möchte es gerne wissen. Du hast den Tod deiner Eltern und den von Sayuri weggesteckt, ohne dich selbst zu verlieren. Selbst Samiras Tod hast du akzeptiert und bist deinem Weg gefolgt. Wieso musstest du dich jetzt ändern? Was ist mit dir passiert, sag es mir!“

Youji schien langsam zu verzweifeln. Seit all den Jahren hatte er jetzt das erste Mal das Gefühl, als würde er seinen Cousin nicht kennen. Als ob dieser auf einmal ein fremder für ihn war. Und dennoch schien er auf einmal das Gefühl zu bekommen, als hätte er ihn nie richtig gekannt. Doch diesen Gedanken schüttelte er schnell wieder beiseite. Hao und er waren Cousins. Um genau zu sein waren sie nicht nur das, sondern auch ein verflixt gutes Team gewesen. Hao hatte ihm damals am meisten anvertraut, fast schon alles, sofern er es sagen konnte, doch jetzt hatte er sich von der Familie und von ihm abgewandt. Und auch wenn Youji es nie offen zugeben wollte, so musste er sich innerlich doch eingestehen, dass das Band zwischen ihm und seinem Cousin fast gänzlich gerissen war. Dennoch klammerte er sich an den Gedanken, dass es einen Grund für all das geben musste.
 

Die Veränderung schien einfach eingetreten zu sein und keiner wusste wieso, das schlimmste war aber, dass die meisten es nicht wissen wollten. Es gab Anzeichen, doch die hatte man ignoriert, oder versucht mit Drohungen aus seinem Kopf zu verbannen. Dies war allerdings ein hoffnungsloser Versuch, denn Hao war nie jemand der sich etwas sagen ließ, sobald er einen festen Entschluss getroffen hatte und das war hier der Fall.

„Versteh mich doch, im nächsten Kampf werden wir uns gegenüber stehen und es ist dann meine Aufgabe dich zu töten. Das will und kann ich aber nicht. Also bitte lass uns das außerhalb des Turniers klären.“

„Wer hat dir diesen Floh ins Ohr gesetzt. Unser Onkel oder Katsumi. Ganz ehrlich. Du konntest mich noch nie besiegen und jetzt willst du mich töten. Bring mich nicht zum Lachen. Wenn du aber wirklich nicht gegen mich kämpfen willst, dann schließ dich mir an. Du hast immer einen Platz an meiner Seite!“

„Früher wäre ich dir überall hin gefolgt, aber jetzt… Tut mir Leid, aber dafür sind unsere Interessen im Moment zu weit voneinander entfernt.“

„Wenn dem so ist…“

Hao beendete seinen Satz nicht erst sondern drehte seinem Cousin einfach den Rücken zu. Er konnte nicht leugnen, dass er diesen gerne an seiner Seite gewusst hatte, doch dem war nicht so und das musste er akzeptieren. Dennoch konnte er nicht leugnen, dass auch er nicht gerne gegen seinen Cousin antreten wollte. Dafür hatten sie einfach viel zu viel gemeinsam überstanden. Doch im Gegensatz zu diesem würde er es nicht einfach zugeben. Auch würde er sich im bevorstehenden Kampf nicht zurückhalten. Er konnte es nicht, zusehr schreckten ihn die Bilder der Zukunft, die sich jede Nacht erneut in seine Träume schlichen. Doch noch mehr setzte ihm diese merkwürdige Stimme in seinem Kopf zu, welche ihm sagte, dass die Verluste zu verhindern gewesen wären, hätte er die Gefahr, die von den Menschen ausgeht, früher gesehen. Doch das hatte er nicht und so blieb ihm nur noch zu verhindern, dass die Zunkunft, die er gesehen hatte nicht eintraf und wenn er sich dafür gegen seine Familie stellen musste, dann war es so auch wenn er es bedauerte. Aber er wusste, dass zumindest die meisten es nicht mal verstehen würden, wenn er ihnen seine Beweggründe nannte. Katsumi war in diesem Punkt das beste Beispiel, denn dieser würde eher in ein Flammenmeer springen als sich gegen den Willen seiner Ahnen aufzulehnen. Genau aus diesem Grund hatte er sich von der Familie zurückgezogen, damit er mit aller Kraft gegen diese kämpfen konnte. Nun war es soweit und insgeheim wünschte er sich, dass Riku den letzten Kampf gewonnen hätte, denn dann würde der bevorstehende Kampf für ihn wesentlich einfacher zu bewältigen sein.

„Wir sehen uns morgen in der Arena!

Mit diesen Worten war er endgültig verschwunden, nur eine Frau mit wüstenfarbenem Haar blieb mit gesenktem Kopf zurück.
 

Youji, der das bemerkte, wusste sich nicht anderes zu helfen als sich nun an diese zu wenden. Denn wenn noch einer zu Hao durchdringen konnte, dann war es sein Schutzgeist.

„Kami, bitte rede mit ihm. Das kann so nicht weiter gehen. Du musst ihn von seinem Vorhaben abbringen, du bist die einzige, die noch an ihn rankommt.“

„Das liegt nicht an mir. Ich bin nicht sein Gewissen oder sein Verstand. Ich bin nur sein Schutzgeist und nicht mehr oder weniger.“

„Ja aber…“

„Kein aber. Es ist vorbei, Hao hat seine Wahl getroffen. Es liegt jetzt nur an dir. Und ich rate dir, dass du dich gut vorbereitest.“

Nun verstand Youji die Welt nicht mehr. Was sollte das. Erst drehte Hao ab und nun auch noch Kami. Bisher hatte er immer das Gefühl, sie würde auf ihrer Seite stehen und versuchen Hao zur Vernunft zu bringen, doch nun hatte er Zweifel bekommen. Was plante sie, oder hatte sie ihren Schützling einfach nur aufgegeben. Das bezweifelte er, denn Kami war nie jemand, die sich den Mund verbieten ließ.

„Wieso sagst du das? Hast du sie noch alle? Du bist sein Schutzgeist. Du solltest nicht nur für seine Sicherheit sorgen, sondern ihn auch durchs Leben leiten. Es wäre auch deine Aufgabe gewesen ihm diese Idee auszureden und das weißt du!“

„Versuch mich nicht zu belehren. Ich weiß was die Aufgabe eines Schutzgeistes ist, ich bin einer im Gegensatz zu dir, aber selbst ich kann keine Wunder vollbringen.“

„Er vertraut dir!“

„Genau deshalb. Und das ist auch der Grund für sein Verhalten. Er hat sein Leben für andere riskiert, der Sicherheit von fremden Leuten alles untergeordnet. Aber diese Leute habe es ihm mit Verrat zurückgezahlt. Es ist nicht so, dass ich seine Methode für gut halte, aber ich kann sie verstehen. Die Menschen zerstören die Welt und nicht nur das. Du weiß nicht was sie anrichten, wenn man sie nicht aufhält, du kennst die schrecklichen Visionen aus der Zukunft nicht. Noch weiß du ansatzweise was in ihm vor geht…“

„Dann sag es mir!“

„Nein! Ich kann es nicht sagen. Ich werde ihn nicht verraten, niemals! Wenn du es wirklich wissen willst, dann musst du ihn zum reden bringen. Von mir erfährst du jedenfalls nichts!“

„Kami bitte.“

Mit diesen Worten hatte sich nun auch Kami von ihm abgewendet und verschwand. Doch nicht allzuweit von ihm entfernt tauchte sie wieder auf und beobachtete wie Youji mit gesenkten Kopf und hängenden Schultern zurück zu seiner Familie ging. Jedenfalls vermutete sie das. Denn es gab kein anderes Ziel, das er nach ihrer Einschätzung aufsuchen konnte.

„Es tut mir wirklich Leid.“

Obwohl diese Worte nur leise waren, so reichten sie um ihre Verzweiflung Ausdruck zu verleihen. Ihre Aufgabe war klar definiert und dennoch rang sie mit sich selbst. Sie konnte Hao nicht einfach so im Stich lassen. Aber es war bereits zu spät, oder nicht? Sollte sie ihm weiter folgen würde Hao den Kampf gegen seinen Cousin gewinnen, obwohl, das würde er auch so. Doch wenn sie zu Youjis Gunsten eingriff, so würde sie ihren eigenen Schützling vernichten.
 

Im Klartext hieß es nichts anderes, als dass sie auf einer Flucht in einer Sackgasse stand und nur die Möglichkeit hatte zurück zu gehen oder mit Gewalt zu versuchen durch die Wand zu dringen. Beides jedoch schien für sie unmöglich, doch dieses Mal war kein nerviger Feuergeist oder sonst wer da, der ihr einen Rat oder zumindest einen Hinweis geben konnte, was sie tun sollte.

„Verdammt noch mal ich brauche dringend Hilfe“

„Du hast eine Aufgabe, wozu brauchst du also noch Hilfe.“

Erschrocken wich Kami zurück als auf einmal ein riesiger Drache vor ihr stand. Normalerweise würde sie sich aufregen, wenn einer der Spirits of Elements unangekündigt vor ihr auftauchte, doch in diesem Fall war es ihr vollkommend egal.

„Darum geht es ja gerade, Tako! Ich habe eine Aufgabe, eine Aufgabe, die ich nicht durchführen will. Wieso muss ER das von mir verlangen?“

„Kami, nichts für ungut, aber du redest wie jemand, der gerade zwangsverheiratet wird, oder einen Mord begehen soll.“

„Wo liegt da der Unterschied?“

Es war einfach unglaublich. Wieso war es so schwer für andere sie zu verstehen? Sie kannte den Jungen seit er 10 Jahre alt war und war von da an für ihn verantwortlich. Die anderen sollten für eine kurze Zeit lediglich ein Auge auf den Jungen behalten, weshalb sie auch nicht wirklich etwas mit ihm zu tun hatten. Und dennoch hatten sich ihre Wege mehr als einmal gekreutz und auch wenn die anderen es nicht zugeben wollten, so mochten auch sie Hao.

„Äh, ja. Du bist nicht mal verlobt, also kommt auch keine Heirat und zum zweiten Punkt. Mord ist immer aktiv und niemals passiv. Das heißt es ist viel mehr fahrlässige Tötung und…“

„Tako!“

„T‘schuldige, ich bin nicht gerade gut in dieser Art von Gesprächen!“

„Das merkt man. Vielen Dank auch. Das nächste Mal wende ich mich wieder an die Knallkarotte, die hat wenigstens immer einen Rat parat, auch wenn dieser immer hinter Beleidigungen versteckt ist.“

„Nichts für ungut, aber meinst du nicht Knallerbse?“

„Würde ich es meinen, dann würde ich es auch sagen!“

Nach diesen Worten wendete sie sich mit verschränkten Armen von dem Drachen ab. Sie hatte keine Ahnung ob Tako wusste wen sie mit Knallkarotte gemeint hatte, doch eines war ihr klar. Tako war jemand, dem sie das durchaus erzählen konnte, im Gegensatz zu Hayabusa und El-hayyah. Die beiden würden sich mit Sicherheit die Münder darüber zerreißen.

„Nimm es mir nicht üble, aber in deiner Position, würde ich meinen Auftrag befolgen. Du weißt was es bedeutet, wenn es so endet wie es im Moment aussieht. Seine Gedanken wurden nach dem Attentat auf ihn vergiftet. Sie ist erfüllt von dem was der Schattenfürst ihm vorgibt. Wie er in dessen Gedanken eindringen konnte ist fragwürdig, doch um das zu beantworten bleibt keine Zeit.“

„Ich weiß, dann auf in die Schlacht. Möge die Macht des Geisterkönigs auf unserer Seite sein.“

„Äh, wir besitzen einen Teil seiner Macht, also wird sie so oder so auf unserer Seite sein!“

„Verdammt noch mal, wieso versteht keiner von euch Floskeln?“

„Ganz ehrlich. Ich bin weg, du bist mir zu jähzornig!“

„Ich bin nicht jähzornig… Ich bin bei Hao.“

Mit diesen Worten war Kami auch schon wieder verschwunden und tauchte einige Meter von Hao entfernt wieder auf. Es war für sie nicht verwunderlich, dass er an dem großen See saß und gedankenverloren die reflektierende Wasseroberfläche betrachtete. Bei diesen Anblick schlich sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren und vielleicht gab es noch einen winzigen Hoffnungsschimmer. Nur eines stand mit Sicherheit fest. Der morgige Tag würde die endgültige Entscheidung bringen und das Resultat war unwiderruflich. Für immer.
 

- Am nächsten Morgen in der Kampfarena -
 

Man konnte sagen, dass die Arena gut gefüllt war. Zu gut um genau zu sein. Es gab absolut keine Sitzplätze mehr, außer vielleicht einen einzigen der jedoch von einigen kleinen frechen Naturgeistern hartnäckig verteidigt wurde. Wer auch nur daran gedacht hatte die kleinen Biester zu vertreiben bekam eine Flugstunde der Extraklasse und landete in der Arena. Nicht weiter tragisch, da der Kampf noch nicht angefangen hatte, doch für die Schiedsrichter stellte es eine ziemliche Herausforderung dar.

„Darf ich bitte alle Anwesenden darauf hinweisen, dass keiner versuchen sollte den äußeren Sitzbereich der Reihe G für sich zu beanspruchen. Wir wollen nämlich mit dem Kampf anfangen und da machen sich fremde Schamanen nicht gut in der Arena. Danke!“

Es herrschte eine kurze Pause, in der sich der Schiedsrichter kurz räusperte, bevor er sich noch einmal an die Schamanen auf den Tribunen wendete, von denen mindestens die Hälfte auf den Treppen oder Gängen stand, da sie keinen Platz mehr gefunden hatte.

„Sowie alle wissen war es bisher so. dass sich die Familiendynastie der Asakuras stets den legendären Titel des Schamanenkönigs verdient hat. Auch dieses Halbmillennium wird es so sein, da wir nun zwei Mitglieder dieser Familie im Finale kämpfen sehen. Cousin gegen Cousin. Youji gegen Hao Asakura. Wer wird diesen Kampf gewinnen und die Krone des Schamanenkönigs tragen. Wer…“

„Hör auf zu labern wir wollen den Kampf sehen!“

Nach diesem Aufschrei aus dem Publikum konnte der Schiedsrichter ein nervöses Lachen nicht unterdrücken, bevor er noch einmal durchatmete und sich bereit machte den Kampf anzusagen. Eigentlich wollte er ja etwas Stimmung machen, aber das schienen die lieben Zuschauer ja nicht zu verstehen, also war es besser zum Punkt zu kommen, bevor noch jemanden die Nerven verlor.

„…Wie ihr wollt. Sind die Kämpfer bereit, ist mir auch egal denn der Kampf beginnt. Und nun kämpft.“

Schon kurz nach diesen Worten sausten die ersten Angriffe durch die Arena und krachten mit einem Ohrenbetäubendem Lärm gegen die Arenenwände. Sofort bildeten sich kleine Risse. Zwar waren die Arenenwände durch einen Zauber verstärkt worden, doch den Angriffen der beiden Schamanen, die sich in der Arena duellierten waren sie scheinbar doch nicht gewachsen. Eine Tatsache, welche die restlichen Asakuras, die vor einigen Tagen auch nach Dobbie Village gekommen waren um sich die Endkämpfe anzusehen, doch etwas überraschte.

„Das fängt schon mal gut an! Die beiden haben die Arena eingerissen, noch bevor sie überhaupt an einen Punkt angekommen sind, an dem sie ihre Erschöpfung spüren.“

„Ich hab es immer gesagt, dass er uns alle ins Unglück stürzen wird. Ich habe euch prophezeit, dass er euch vernichten wird, solltet ihr es nicht tun und nun ist es Realität geworden. Ich habe es euch gesagt, aber keiner wollte hören. Keiner. Man sollte nichts retten, was von Natur aus zum sterben verurteilt ist und das war er. Es hätte nicht so weit…“

„Halt den Mund.“

Santis Stimme war wütend und dennoch konnte sie ihre Tränen nicht zurück halten. Sie hätten diese Wendung verhindern können, dieser Aussage musste sie zustimmen. Doch nicht in der Art und Weise wie Cassandra es ihnen weiß machen wollte.

„Lasst uns einfach hoffen, dass Youji die nötige Stärke aufbringen kann um Hao zu besiegen. Apro pos wo ist eigentlich Kaori.“

„In unserem Haus. Ich habe ihr geraten sich den Kampf nicht anzusehen und dass sie lieber auf ihren Sohn aufpassen soll. Wer weiß schon wie das hier endet.“

„In einem Desaster so viel steht fest. Hao ist viel zu mächtig geworden um besiegt zu werden. Sein Furyoko übersteigt das von deinem Sohn bei weitem.“

„Machst du jetzt auch noch einen auf Schwarzseher, Riku.“

„Nein, ich bin nur realistisch.“

Mit diesen Worten lehnte sich Riku mit verschränkten Armen zurück. Er gab es ungern zu, aber nun war die Macht seines Neffen nicht mehr zu leugnen. Um ehrlich zu sein hatte er sich dieses Eingeständnis schon seit Monaten gemacht, doch es auszusprechen hinterließ trotz allem einen bitteren Nachgeschmack. Wenn er ganz ehrlich war, dann waren Haos Kräfte schon damals kaum zu ignorieren. Er hatte versucht dessen Kräfte zu verringern, in dem er ihn ein nicht angemessenes Training zukommen ließ, doch dann hatte seine Mutter die Ausbildung übernommen. Am Ende hatte Hao die Schamanenwelt mit seinem Talent und Können buchstäblich überrannt.
 

- In der Arena -
 

Youji war von dem brutalen Kampf, den sein Cousin führte sichtlich verwirrt. Dieser hatte nichts mehr mit den Trainingskämpfen zu tun, die er sonst mit diesem geführt hatte. Eine Zeit lang hatten sie sich nicht für das Turnier interessiert, da es in weiter Ferne lag. Doch nach alldem was sie zusammen erlebt hatten, war es für beide klar, dass sie sich nicht auf ihren Fähigkeiten ausruhen konnte. Er selbst hatte es noch einmal gewagt den Tunnel von Tartarus zu betreten. Zusätzlich nutzte er jede ihm zur Verfügung stehende Technik um seine Kräfte zu mehren. Sein Streben nach neuen Fähigkeiten ging er jedoch nicht seines wegen nach, sondern nur deshalb, weil er seinen Cousin unterstützen wollte. Schon in dem Moment wo Youji erfahren hatte, das Hao den Stern der Einheit gemeistert hat, wusste er dass dieser früher oder später um den Titel des Schamanenkönigs kämpfen würde. Er selbst wollte alles dafür tun um ihm diesen Weg zu ermöglichen und nun. Nun stand er seinem Cousin selber als Gegner gegenüber. Das schlimmste war jedoch, dass er es nicht wagen konnte zu verlieren, nicht ehe Hao wieder zur Vernunft gekommen war.

//Ahh…Verdammt, so was das aber nicht geplant.\\

Schmerzhaft kam Youji auf dem harten Boden auf. Eigentlich hatte er vor den Kampf heraus zu zögern und Hao in ein Gespräch zu verwickeln, doch aufgrund der heftigen Angriffe kann er einfach nicht dazu. Jedenfalls war das seine Meinung, bis sich Hao dazu erbarmte auf seinen gedanklichen Kommentar zu antworten.

„Und was war geplant? Das du einfach in die Arena kommst, deinen ersten Angriff losschickst und damit den Sieg erringst. Ich bitte dich du solltest mich besser kennen, Cousin!“

„Youji…ich heiße Youji, falls es dir entfallen ist. Und nein, das ist nicht was ich geplant habe…!“

Mit diesen Worten stieß sich Youji vom Boden am. Er wusste selbst nicht, wieso er den ersten Teil gesagt hatte. Wahrscheinlich lag es daran, dass Haos Stimme ihm einfach zu fremd vorkam. Es wirkte für ihn so als hätte das Wort Cousin keine Bedeutung mehr. Im Grunde hätte Hao auch das Wort Fremder benutzen können und es hätte denselben Effekt gehabt.

//Sind es wirklich nur die Menschen, die Hao zu diesen Taten treiben. Kann es nicht auch sein, dass es zum Teil unsere Schuld ist, weil wir ihn seiner Meinung nach im Stich gelassen haben. Wieso sonst sollte er das Wort Cousin so negativ betonen.\\

Fast schon erwartete Youji einen weiteren Kommentar seiner Gedanken bezüglich, doch entweder hatte Hao diese nicht mitbekommen oder er sah einfach keinen Sinn darin zu antworten. Mit einem Mal schüttelte er die Fragen in seinem Kopf beiseite und blickte zu Hao. Mittlerweile war die heiße Kampfphase verebbt. Hao und er umkreisten sich nur noch wie zwei Geier ihre Beute. Youji wusste, wenn er eine Chance haben wollte musste er als erstes angreifen, doch würde er damit nicht noch alles schlimmer machen.
 

Je länger er hier stand desto mehr bekam er einen Eindruck davon, wie hilflos man sich fühlen konnte, wenn alle Welt sich auf einen verlässt. Man hatte Verantwortung und konnte nicht einfach tun was man wollte. Und im Moment wollte er nichts anderes als abhauen um nach einem Weg zu suchen die Zeit umzudrehen und das ganze ungeschehen zu machen. Er wollte an den Punkt zurück, wo all das hier seinen Anfang nahm. Zu dem Moment zurück, wo Hao sich von der Welt abgewandt hatte.

„…mein Plan war es diesen Kampf so zu Ende zu bringen, dass jeder mit dem daraus resultierenden Ergebnis leben kann. Du weißt, dass ich nicht gegen dich kämpfen will…“

„…Ist das so? Wäre mir gar nicht aufgefallen, die Frage ist doch wohl eher wieso!“

„Verdammt Hao, wir sind eine Familie. Wir sollten uns nicht gegenseitig bekämpfen, das hast du selber gesagt?“

„Geschätz von einem kleinen naiven Kind…ich habe dazugelernt. Mir ist klar geworden, dass es nur einen gibt auf den man sich hundertprozentig verlassen kann und das ist man selbst…“

„Das ist nicht wahr, du konntest mir vertrauen. Genauso wie Kami und Sami…ra…“

Youji stockte bei dem letzten Namen kurz. Eigentlich wollte er diesen Namen nicht in den Mund nehmen, da er wusste, dass Hao die Erinnerungen an den Tod seiner Verlobten immer noch mitnahm. Das hatte sich nie geändert und dennoch war es der einzige Name, der Hao noch beeinflussen konnte.

„Was würde sie dazu sagen. Du hast sie damals daran gehindert diesen Weg einzuschlagen…“

„Und es war ein Fehler, denn genau diese Einmischung hat ihr Jahre später den Tod gebracht.“

Ohne Vorankündigung schickte Hao einen massiven Angriff zu seinen Cousin, dem dieser nur mit größter Mühe ausweichen konnte. Doch lange hielt dieser Zustand nicht an da schon der nächste Angriff auf ihn zukam. Nun hatte Youji es wirklich übertrieben. Er hatte sich gerade auf ein Katz-und-Mausspiel eingelassen und er hatte die Ehre die Maus zu vertreten. Aus diesem Grund achtete er nicht mehr groß auf seine Umgebung und lief einfach nur in der Arena rund herum und hoffte, dass Hao es aufgeben würde ihm der Reihe nach neue Angriffe entgegen zu schmettern.

//Selbstnotiz, erwähne nie wieder Samiras Namen und greif dir das nächste Mal die alte Schreckschaube und setz sie als Schild ein. Beim König der Geister noch mal, das kann doch nicht ewig so weiter gehen…. Na toll jetzt fange ich schon wie Kami an...ok, einfach ignorieren und schön weiter laufen, bevor dich ein Angriff….mist.\\

Wie versteinert blieb Youji stehen, als ein Angriff wenige cm vor ihm einschlug. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Scheinbar hatte Hao keine Lust mehr sich seine Strategie, sofern man es so nennen kann, gefallen zu lassen. Mittlerweile hatte er wirklich das Gefühl, als würde Hao ihn wirklich umbringen wollen und das war mit Sicherheit keine Verbesserung der Situation.
 

- Auf der Tribune -
 

Beim Anblick des Kampfes wäre Santi fast das Herz stehen geblieben. Youji konnte von Glück reden, dass er nicht einen Tuck schneller war, sonst hätte der Angriff ihn erwischt. So konnte er noch schnell genug bremsen und nicht nur den Angriff sondern auch noch die dadurch entstehende Druckwelle entkommen.

„Ich glaube Youji hat da einen wunden Punkt getroffen. Falls ihm sein Leben lieb ist sollte er endlich anfangen sich zu wehren, anstatt Hao noch weiter zu provozieren. Denn eines ist klar, wenn Hao komplett den Verstand verliert, dann kann ihn niemand mehr aufhalten.“

Riku hatte sich nach diesen Worten wieder auf seinen Platz gesetzt und sah wieder missmutig in die Arena. Er und alle anderen aus der Asakurafamilie waren bei dem letzten Angriff aufgestanden und hatten geschockt zu Youji hinunter gesehen. Für einen Moment hatten sie wirklich gedacht, dass es Youji erwischt hätte, doch dem war zum Glück nicht so.

„Mit dem wunden Punkt scheinst du Recht zu haben, Riku. Vielleicht ist das auch der Grund wieso Hao sich gegen die Menschen gestellt hat. Sie sind immerhin Schuld an ihrem Tod!“

„Das ergibt keinen Sinn, Katsumi. Zugegeben. Samira hat ihm eine Menge bedeutet, aber wenn das wirklich der Grund für seine Veränderung war, wieso haben wir sie nicht früher bemerkt. Hätte er sich nicht dann schon gegen die Menschen wenden müssen. Wieso handelt er erst 7 Jahre danach, wenn diese Veränderung mit Samiras Tod verknüpft ist. Das ergibt keinen Sinn!“

Santi sah bei diesem Einwurf nachdenklich in die Arena. Es waren ca. 7 Jahre seit Samiras Tod vergangen als Hao sich verändert hatte und von diesem Tag einem Ziel nachjagte, das keiner von ihnen verstehen konnte. Es musste also einen anderen Grund geben.

„Vielleicht ist damals wirklich etwas passiert. Irgendetwas, was die alten Wunden, die er durch ihren Tod abbekommen hatte, wieder aufgerissen hat. Möglicherweise hat er ihren Tod verdrängt, damit er der Aufgabe als Oberhaupt unseren Erwartungen entsprechen weiter nachgehen konnte…“

Für einen Moment stoppte Katsumi. Er wusste nicht wieso, doch in diesem Moment kam ihm eine von Cassandras Prophezeiungen in den Kopf.

//Von Schmerzen und Qual verfolgt ganze sieben Jahr. Ein Ereignis welches einen bringt an die Grenzen zwischen Leben und Tod öffnet alte Wunden wie ein Fluch. Vergangenheit und Zukunft prallen zusammen und eröffnen den Pfad, der einst gänzlich fremd. Wer ihn beschreitet wird verlieren wofür er einst gekämpft.\\

Damals hatte Katsumi die Worte nur belächelt, doch nun. Die einzigen die diese Prophezeiung gehört haben waren er und Hao. Wenn er sich richtig erinnerte war ihr Blick damals ausschließlich auf Hao gerichtet. Es war ungewöhnlich, da sie meistens den Blick mit allen Anwesenden suchte.
 

An diesem Tag war es jedoch anders. Damals hatte er sich nichts dabei gedacht, noch hatte er zu dem Zeitpunkt von Samiras Tod gewusst. Um genau zu sein war ihm zu diesem Zeitpunkt nicht mal bekannt, dass Hao überhaupt eine richtige Beziehung mit ihr hatte und das obwohl Hao selbst schon von dem Tod seiner Verlobten wusste. Sie hatten von alldem viel zu spät erfahren. Jetzt wo er sich alldem jedoch bewusst war wirkte es so als wollte sie Hao warnen. An sich eine ungewöhnliche Idee, doch so weggetreten wie sie war, konnte er sich zum ersten Mal wirklich vorstellen, dass sie eine echte Vision von der Zukunft hatte. Doch genau dieser Gedanke machte die Situation noch schlimmer, jedenfalls für ihn. Es führte ihm vor Augen wie sehr sie Hao doch all die Jahre im Stich gelassen hatten. Und jetzt da er alle Hintergründe kannte fielen ihm parallelen auf, die er sich nie hätte erträumen lassen. Hao war schon früh mit dem Tod konfrontiert worden und es zog sich durch sein Leben wie ein roter Faden. Erst wurden seine Eltern ermordet, dann Sayuri und letzten Endes Samira und jedes Mal waren die Menschen die verantwortlichen. Das war was er wusste und es war bei weitem nicht alles. Denn was er nicht sagen konnte war, was genau passiert ist. Noch immer war der Tod von Haos Eltern, zumindest von dessen Vater, für sie ungeklärt. Und was auf Haos letzter Reise passiert ist konnte auch keiner sagen. An Hao kamen sie seit diesem Tag einfach nicht mehr dran und Kami schien ihnen auch nichts sagen zu wollten. Hinzukam ihre heimlichen Treffen um über dessen Verhalten zu diskutieren und eventuell zu erreichen, dass alle Mitglieder einer Absetzung zustimmten. Santi hatte damals Recht, das ganze war nicht fair gewesen.

„…ich schätze, dass auch wir erheblich an der Situation beteiligt sind.“

Dieses eingeständnis machte Katsumi nicht gerne. Als er entscheiden sollte wer das neue Oberhaupt wurde hatte er gesagt, dass eine Familiendynastie nicht durch Unwissenheit zu Grunde gerichtet wurde sondern durch einen selbstsüchtigen Führer. Hao war nichts dergleichen. Er war weder unwissend noch selbstsüchtig. Doch es war eine Tatsache, dass keine Dynastie sich halten konnte, wenn die einzelnen Mitglieder gegeneinander arbeiteten und dass hatten sie getan. Hätte ein Außenstehender alles gesehen, so hätte dieser vermutlich gedacht, dass sie Hao scheitern sehen wollten. Wäre das der Fall gewesen, dann hätten sie sich jetzt auf die Schulter klopfen können, denn Hao war gescheitert und zwar an den Prinzipien der Familie. Sie hatten sich alle gegen ihn gestellt und jetzt kämpfte er allein gegen sie alle. Und dennoch sah es so aus, als würde Hao dennoch gewinnen. Sollte die Asakuradynastie nach dem Schamanenturnier zu Grunde gehen, so war es nicht Haos Schuld, es war ihre eigene und besonders die seinige so sehr sie auch alle versuchten das zu leugnen, es war eine Tatsache.
 

- In der Arena -
 

Mittlerweile war Youji klar geworden, dass er nur gewinnen konnte, wenn er Hao daran hinderte anzugreifen und dass war nur möglich wenn er diesen aus dem Kozept brachte.

„Gut, probieren wir was anderes.“

Schneller als irgendjemand es hätte durchschauen können murmelte Youji einen Zauber. Zwar war ihm Bewusst, dass Hao in dem Gebiet ein Meister war, doch mit etwas Glück durchschaute er seinen Plan nicht sofort. Zumindest schien sein Cousin keine anstallten zu machen ihn stoppen zu wollen. Vielleicht wollte dieser nicht riskieren dass er sich versprach und damit eventuell eine Katastrophe heraufbeschwor. Oder er sah in Youji keinerlei Gefahr. Was auch immer der Grund war, es hielt nicht lange an. Denn in dem Moment, als Youji seine Lippen nicht mehr bewegte setzte Hao zum Angriff an. Allerdings war es da schon zu spät. Die Erde unter ihren Füßen fing an zu Beben.

„Idiot!“

Diese Worte konnte Youji deutlich vernehmen und zu seinem Bedauern musste er ihr auch noch recht geben. So sollte der Zauber nicht ablaufen. Er sollte die Erde aufreißen und Hao zum Ausweichen zwingen und nicht die ganze Arena erschüttern. Mit einem kurzen Seitenblick sah er zu Katsumi der nur bedauernd den Kopf schüttelte und ihm damit klarmachte, dass er sich trotz allem versprochen hatte. Das einzig gute daran war, das die Erde trotz allem Risse bekam, welche sich in windeseile ausbreiteten und aus der Kampffläche ein Mosaik erstellte. Ein Mosaik, bei dem jeder falsche Schritt in die Tiefe führte. Eine Tatsache, die selbst Youji dazu zwang sich in Sicherheit zu bringen.

„Ich schätze das bedeutet dass Katsumi dich nicht besonders gut unterrichtet hat. Man sollte sich halt nicht an Zauber versuchen, die man nicht beherrschen kann.“

„Wer sagt, dass ich das nicht geplant habe? Vielleicht wollte ich auch einfach nur umdekorieren.“

Auch wenn die Situation durchaus ernst war, so konnte Youji ein amüsiertes Grinsen nicht unterdrücken.

„Mit Sicherheit! Hör auf zu reden und fang endlich an zu kämpfen.“

Bei Haos Worten musste Youji heftig schlucken. Er spürte förmlich wie das Beil über seinem Kopf immer näher kam und das Gefühl gefiel ihm ganz und gar nicht.
 

Und als hätte er es geahnt spitzte sich der Kampf weiter zu. Jedoch war er nicht der einzige, der mit sich zu kämpfen hatte. Auch Kami war sichtlich ratlos. Sie musste dafür sorgen, dass Hao verliert, denn das war ihre Aufgabe als Spirit of Element. Doch sie konnte nicht einfach aufgeben. Das war einfach nicht ihre Art, doch sie musste, oder nicht? Insgeheim betete sie dafür, dass das hier ein Alptraum war oder dass das zumindest noch gut ausging, allerdings waren die Chancen dafür gering. Youji lag wieder am Boden und langsam neigte sich sein Furyoko dem Ende zu. Es war sichtlich aussichtslos, doch dann änderte sich alles schlagartig. Sie fühlte wie das Furyoko von Youji auf einmal wieder anstieg.

„Das kann nicht sein, es sei denn…Natürlich“

Bei diesen Gedanken viel ihr Blick und auch der ihres Schützlinges auf die Tribune zu den anderen Asakuras und kurz darauf war alles klar. Sie hatten Youji ihr Furyoko übertragen. Das hieß, dass der Kampf noch nicht vorbei war.

„Nett! Aber das wird dir auch nicht weiter helfen, Youji.“

„Wir werden sehen.“

Mit diesen Worten griff er an. Es war ein beeindruckender Angriff, um genau zu sein ein beeindruckender Pendelangriff, dem Hao unter normalen Umständen zerschlagen und sofort daraufhin einen Gegenangriff gestartet hätte. Doch dieses Mal war es anderes.

//„Warte noch!“\\

Von diesen Worten verwirrt stoppte Kami ihren geplanten Angriff und vernichtete somit die Synchronität zwischen ihr und Hao. Ein Fehler, denn nun war Hao dem Angriff alleine ausgesetzt. Fürs Ausweichen fehlte die Zeit und zum zerschlagen die Synchronität. Doch er war bereits mitten in der Bewegung und hatte keine andere Wahl mehr. Aus diesem Grund konnte er dem Angriff auch nur mit größter Anstrengung standhalten. Noch immer etwas von dieser Schwerfälligkeit geschockt merkte er nicht wie Youji hinter ihm aufgetaucht war und mit seinem Schwert zustach. Lediglich der stechende Schmerz, der in diesem Moment durch seinen Körper ging, hielt ihm die Wendung vor Augen. Noch ehe er einen weiteren Atemzug machen konnte, schien er jegliches Gefühl aus seiner Hand zu verlieren. Allein seinen Hörsinn verriet ihm, dass er das Schwert gerade fallen gelassen hatte. Für einen kurzen Moment hielt er seine Geistkontrolle noch aufrecht, so als hätte er den Kampf noch nicht aufgegeben und jederzeit bereit wäre weiter zu kämpfen. Doch dann zog Youji dessen Schwert aus seinem Rücken heraus und besiegelte damit sein Schicksal. Bevor er wieder der Realität Herr wurde, versagte ihm sein Körper den Dienst und er fiel nach hinten. Zeitgleich löste sich Haos Geistkontrolle und Kami erschien einige Meter von dem Schwert, mit dem sie sich vereinigte hatte entfernt. Wer genau hinsah konnte sehen, dass ihre Augen vor Schreck geweitet waren und ihre Hände leicht zitterten. Ein Zeichen, dass selbst sie nicht verstehen konnte was gerade passiert war oder besser gesagt, was sie jetzt tun sollte.
 

Derweil hatte Youji seinen Cousin reflexartig aufgefangen. Das hatte er nicht beabsichtig. Er hatte den Angriff extra so geführt, aber er war sich 100%ig sicher, dass Hao selbst diesen Angriff locker abblocken würde, doch das hatte er nicht getan.

„Hao, ich…es tut mir Leid.“

Youjis Worte waren nur ein Flüstern. Es gab nur drei Personen die sie mitbekommen hatten und das waren Hao und die beiden Schutzgeister, die sich in der Arena befanden. Die einzigen die es noch hätten mitbekommen können waren Schamanen, die in der Lage waren von den Lippen zu lesen. Alle anderen konnten es sich nur anhand seiner Gestik zusammen reimen, denn bei diesen Worten legte er eine Hand auf die Wunde, die er seinem Cousin zugeführt hatte. Dabei konnte auch er seine zitternden Hände nicht verbergen. Dieser hatte derweil richtig Schwierigkeiten Luft zu bekommen. Es war ja fast schon klar, dass er ihn nicht nur getroffen hatte, sondern auch noch so, dass dieser sich unmöglich davon herholen würde.

„Hao?“

„Freu dich nicht zu früh… Noch habt ihr mich nicht vernichtet!“

Haos Stimme klang heiser und die Bedeutung seines Satzes wurde durch den plötzlichen Hustanfall ruiniert, besonders da er dabei Blut spuckte. Kein gutes Zeichen.

„Du solltest solche Äußerungen in Zukunft lassen, dann kann ich dir vielleicht noch helfen…“

„Wieso? Du hast erreicht was du wolltest…“

„Was hab ich erreicht, dich in diese Lage zu bringen. Darauf hätte ich verzichten können und jetzt halt die Klappe und lass mich dir helfen. Du bist mein Cousin, wir sind eine Familie und das wird sich nie ändern, jedenfalls nicht für mich.“

„Gib dir keine Mühe!“

Bei diesen Worten schaffte es Hao mit seiner letzten Kraft die Hand seines Cousins von seiner Wunde wegzuführen. Er brauchte keine Hilfe von seinem Cousin oder sonst irgendwem. Er würde mit Sicherheit nicht auf dessen Mitleid bauen. Niemals. Darüber hinaus war ihm nicht mehr zu helfen. Das konnte er spüren. Es wirkte fast so als würde sein Geist langsam aus seinem Körper fliehen und dadurch eine unendliche Kälte durch ihn hindurch ziehen lassen.

„Hao, vergiss deinen Stolz und lass mich dir helfen.“

„Du verstehst es nicht. Mein Tod ist nicht das Ende, es ist erst der Anfang. Der Reinkarnationskreislauf wird mit meinem Tod beginnen und ganz ehrlich. Ich bin froh, dass du ihn eingeleitet hast, Cousin. Denn nur dir allein gönn ich diesem Sieg genauso sehr wie mir.“

Nach diesen Worten verließ Hao seine letzte Kraft und konnte nicht anders als seine Augen zu schließen. Langsam fühlte er, wie sich sein Geist von seinem Körper endgültig entfernte. Er glaubte an das Tazanfukun- Ritual, wusste aus irgendeinem Grund, dass es den gewünschten Effekt bringen würde. Auch wenn er im Moment nur noch die tiefste Schwärze sah, die er je erlebt hatte. Alles um ihn herum war verschwunden. Jedes Gefühl, jedes Geräusch. So wie seine Empfindungen und für einen Augenblick auch seine Erinnerungen, sein ganzes Leben. Nichts war mehr da und in ihm stieg eine unvergleichliche Leere auf. Eine ruhige und doch beängstigende Leere. Doch er zweifelte dennoch nicht. Und in dem Moment als dieser kurze Gedanke ihn erreichte, veränderte sich alles schlagartig. Schlagartig wurde er wieder in die Gegenwart befördert. Fast so als würde man einen Vorhang zur Seite ziehen und ihm die Schönheit der Natur offenbaren. Er befand sich wieder mitten in der Wirklichkeit und doch aus irgendeinem Grund so weit entfernt wie noch nie zuvor. Zum ersten Mal seit Jahren konnte er sich den Gedanken der Menschen wieder entziehen und doch sah er scheinbar durch ihre Pläne und Interessen hindurch ohne zu empfinden und dennoch verstand er. Jeder Gedanke brachte ihn dahin, wo er sich hindachte und dennoch wurde er nicht beachtet. Er war einfach nicht da und dennoch so nah, dass man seine Präsenz hätte spüren müssen. Er war ein Geist, der weder von Menschen, Schamanen, noch Geistern wahrgenommen wurde. Nein, kein Geist, nur ein Schamane, der sich seinen Weg durch die Unendlichkeit selbst wählen konnte und wieder Teil dieser Welt wurde, wenn er es wollte. Das war das Geheimnis, jedenfalls solange er an diese Technik, das Taizanfukun- Ritual glaubte. Vorerst jedoch war es Zeit seine Seele ruhen zu lassen und ihr ihre verlorenen Kräfte wieder zu verschaffen. Durch diesen Vorsatz geprägt verschwand die Umgebung wieder und es herrschte eine eisige und tonlose Stille, die keine Bewegung noch irgendeinen anderen Laut, wie den des Windes, durchließ. Die Zeit blieb für ihn gänzlich stehen, nur die Zeit der wirklichen Welt schritt unnachgiebig voran.
 

- Bei Youji und den anderen Asakuramitgliedern -
 

Es hatte lange gedauert die Schiedsrichter davon zu überzeugen, Haos toten Körper mitnehmen zu dürfen. Diese waren der Meinung diesen zu verbrennen und damit dessen böse Seele für immer zu vernichten. Eine recht altertümliche Methode, oder nach Haos Meinung menschliche Methode. Zu ihrem Glück jedoch konnten sie die Schiedsrichter überzeugen. Auch wenn Hao einige Schritte zu weit gegangen war, so konnten sie doch nicht leugnen, dass er eine Menge gutes für die Welt und für die gesamte Familie getan hatte. Und genau das schuldeten sie ihm in gewisser Weise. Er würde bei ihnen die Bestattung eines Familienoberhauptes bekommen, egal was die anderen Schamanen darüber dachten. Seine Taten waren einfach zu groß, als das sie in Vergessenheit geraten durfte. Nur eine Sache blieb zumindest Youji im Hinterkopf. Eine die ihn in gewisser Weise verunsicherte und dennoch einen kleinen Hoffnungsschimmer in ihm zurückließ.

„Er wird wiederkommen.“

„Ja das glaube ich auch. Denn ich bezweifle, dass er jetzt anfangen würde zu lügen. Das hat er nie getan. Die Frage ist nur, was dann passieren wird.“

„Ich kann mir vorstellen, dass seine Macht dann ins unermessliche steigen wird. Er wird dann mit Sicherheit nicht zu vernichten sein.“

Youji konnte nicht leugnen, dass er seine Tat bereute und das wusste jeder. Allerdings schien das keiner zu bemängeln. Selbst Riku hielt zum ersten Mal in seinem Leben den Mund. Fast so als wüsste er, dass er einen Teil der Schuld trug und befürchtete, dass man es ihm unter die Nase rieb, sofern er ein falsches Wort sagte. Um genau zu sein stellte sich Riku die Frage selber. Waren diese letzten Ereignisse Nachwirkungen seiner einstigen Handlungen. War es ein Fehler die Fähigkeiten seines Neffen als belanglos abzutun, oder hatte sie dieses Verhalten das Leben gerettet. Nur eines konnte er mit Bestimmtheit sagen, er würde es niemals erfahren, jedenfalls nicht in diesem Leben und eine anderes hatte er wahrscheinlich nicht. Jedenfalls wenn man eine zukünftige Geistform außer Acht ließ. Genau in diesem Moment wurden seine Gedanken von der Stimme eines altbekannten Familienmitglieds unterbrochen.

„Sowie für jeden Moment ein Hoffnungsschleier am Horizont erscheint, so wird auch für dieses Problem eine Lösung entstehen. Auch wenn diese in weite Ferne gerückt ist, so wird sich kehren was falsch gelaufen und die jetzt dunkle Welt wird wieder von neuem erstrahlen. Unsere Hoffnung und das der Welt liegt einzig und allein bei den unsichtbaren Mächten und dessen Verbündeten.“

„Äh, ich hab zwar kein Wort verstanden, Cassandra, aber da es nach dem Spruch, die Hoffnung stirbt zu letzt klang, sage ich einfach mal, dass du mal einen guten Spruch abgegeben hast. Danke:“

„Ich schätze uns bleibt nichts über, als der Nachwelt von allem zu berichten. Denn wenn das mit dem Reinkarnationskreislauf wirklich stimmt, dann wird er früher oder später Schamanenkönig.“

„Tausend Jahre sich zu wenden. Weitere 500 Jahre um zu verstehen, dann wird die Krone an den wahren König übergehen. Davor von Betrug und Unfairem Spiel besiegt, wird er erkennen, was wirklich geschieht. Eine Entscheidung, die nur er kann fällen allein, geleitet von den Verbündeten allein, welche sich stellen gegen ihr eigentliches Dasein.“

„Hä, hast du das verstanden Riku.“

„Jedes Wort, aber nicht den Sinn.“

„Gut.“

Dies sagten alle Anwesenden wie aus einem Mund, da es ihnen genauso ging. Selbst Youji antwortete in dieser Weise, auch wenn er einen leisen Verdacht hatte, was es bedeuten konnte.
 

Um weiter über seine Theorie nachzudenken, verließ er den Tisch an denen er sich einige Minuten vorher mit seinen Verwandten gesetzt hatte und die derzeitige und zukünftige Lage besprochen hatte. Es lag nun an ihm die Familie weiter zu führen. Die anderen hatten dies erstaunlicherweise einstimmig entschieden. Woran es lag wusste er allerdings nicht. Vielleicht wollte sich Riku einfach nicht mit Santi anlegen, oder er hatte seinen Fehler endlich eingesehen. Dessen Beweggründe blieben ihm ein Rätsel, doch das war ihm im Moment auch ziemlich egal.

„Und wie geht es jetzt weiter.“

„Hao war das rechtmäßige Familienoberhaupt und deswegen wird auch seine Blutlinie weiter getragen. Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel.“

Seine Frau lächelte Youji bei diesen Worten nur mit einem zuckersüßen Lächeln an. Sie kannte ihn schon seit Jahren und wäre Hao nicht gewesen, hätte er sie wahrscheinlich nie zu seiner Frau gemacht. Es war eine Ehre für sie in die Asakurafamilie aufgenommen zu werden und das reichte ihr.

„Nein, das tu ich nicht. Also wirst du die Führung an dessen Sohn abgeben, sobald dieser Alt genug ist, dieser Verantwortung gerecht zu werden.“

„Ja und ich werden auch dafür sorgen, dass er damit nicht überfordert ist.“

„Du hast ein gutes Herz, Youji.“

„Scheint so!“

Nach diesen Worte sah Youji in den Sternenhimmel. Sie waren schön, dass musste er sich eingestehen, doch aus irgendeinem Grund konnte er trotzdem nicht verstehen, was Hao so faszinierend an diesen fand. Er hatte es nie herausgefunden. Zwar wollte er mehr als einmal fragen, doch irgendwie ist immer etwas dazwischen gekommen und er hatte es auf ein anderes Mal verschoben, nun allerdings würde er es niemals erfahren. Nur eines konnte er mit Gewissheit sagen. Der Sternenhimmel schien ihm schon immer eine bestimmte Kraft und eine unendliche Ruhe zu bringen. Eine Ruhe und Kraft, mit der er jeden Kampf gewinnen konnte, wenn er es wollte. Manchmal schien es sogar so, als würde er in einer Sternenklaren Nacht noch stärker sein als sonst. Vielleicht war das nur Zufall gewesen. Nicht einmal die Frage, ob Hao das auch bemerkt hatte, konnte er sich selbst beantworten. In gewisser Weise jedoch hatte er das Gefühl, dass er seinen Cousin wiedersehen würde. Irgendwann in ferner Zukunft, wo sich seine Einstellung wieder in die richtige Richtung gedreht hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben hielt er an Cassandras Worten fest. An Worte, die zwar wie immer unglaublich klangen, aber wer konnte schon sagen, was sie wirklich sah. Immerhin stimmten ihre Visionen in einem Punkt immer. Hao hatte ihre Familie ins Unglück gestürzt. Und sie mussten ihn vernichten, damit weder sie noch die gesamte Menschheit vernichtet wurde. Also vielleicht war ja doch etwas an ihren Visionen dran. Hatten sie ihre Visionen, ihre echten Visionen, jahrelang ignoriert.

„Lass uns wieder rein gehen. Es war ein langer Tag!“

„Ja, das stimmt.“

Mit diesen Worten erhoben sich beiden und gingen zurück ins Haus und betraten den Raum neben ihrem Zimmer, wo zwei Teenager in ihren Betten schliefen. Bei diesem Anblick musste Youji leicht lächeln. Die beiden erinnerten ihn immer wieder an seine und Haos Kindheit und er hoffte, dass sich das niemals ändern würde. Denn ein weiterer Konkurrenzkampf würde diese Familie nicht ertragen ohne zu zerfallen.
 

- Einige Wochen später -
 

Unsicher trat eine junge Frau mit wüstenfarbenen Haar auf eine ältere schwarzhaarige Frau zu, die an einem Grab saß und scheinbar nachzudenken schien. Sie weinte nicht, was jedoch viel mehr daran lag, dass es schon zu lange her war oder das ihre Tränen einfach alle schon verbraucht war. Sie wusste dass sie regelmäßig hierher kam, doch sie war nicht die einzige. Auch Youji und Kaori kamen regelmäßig her. Doch sie selbst hatte es nie gewagt sich zu zeigen. Nicht einmal. Und das obwohl das Schamanenturnier jetzt schon seit einigen Wochen vorbei war und den Wunsch verspürte die ganze Sache endlich aufzuklären.

„Santi,… es tut mir Leid.“

„Du hast ihn einfach ungeschützt zurückgelassen…

„Ich…“

„…Wieso hast du das getan. Ich dachte du würdest ihn beschützen, aber ich glaube das war etwas zu viel verlangt von einem der Spirits of Element. Ihr unterstützt einen so lange, bis man euch nicht mehr von nutzen ist und dann gebt ihr diesen auf. Habt ihr überhaupt ein Gewissen?“

„Das haben wir…“

„Scheint aber nicht so.“

„Was glaubst du wieso ich hier bin.“

„Weiß nicht, um meine Familie weiter in den Abgrund zu stoßen, oder einfach nur weil Youji der neue Schamanenkönig ist. Was auch immer der Grund ist, Kami oder wie auch immer du genannt werden willst, du kannst uns mal kreuzweise. Was du unserer Familie angetan hast ist unverzeihlich. Dennoch werde ich schweigen, allein um Hao guten Taten nicht von der Tatsache überschatten zu lassen, dass er einen der Spirits of Elements an seiner Seite hatte. Ach und noch was. Ich glaube dieses Bild passt trotz allem am besten zu dir.“

Mit diesen Worten stand Santi vom Grab ihres Neffens auf und warf ihre dabei ein Bild vor die Füße, das sie ohne Schwierigkeiten erkennen konnte. Er war ein altes Bild, das schon an einigen stellen Spuren der Abnutzung aufwies. Auf diesem war eine alte Wiesenlandschaft aufgezeichnet, in dessen Zentrum ein großer Baum stand. Vor diesem saßen ein paar Kinder, die vergnügt spielten. In der Mitte dieses Baumes jedoch konnte man den Kopf eines Wolfes erkennen. Es war einer der Bilder, die sie als lauernde Wölfin darstellte, die nur auf den passenden Moment wartete um aus ihrem Versteck herauszukommen. Normalerweise würde sie gegen diese Art von Darstellung protestieren. Doch dieses Mal nicht. Fast schon so, als hätte man ihr einen Stich ins Herz versetzt sank sie zu Boden und nahm das Bild an sich. Im Moment konnte sie Santi nicht widersprechen, denn sie sah dasselbe wie diese. Sie hatte einen Fehler begangen. Einen den sie nie wieder gut machen konnte. Nie wieder, da ihr ersten niemand die Chance dafür geben würde und zweitens weil sie demjenigen bei dem sie sich zu entschuldigen hatte nicht mehr in die Augen sehen könnte. Sie hatte schon viele ihrer Schützlinge sterben sehen, doch keiner der Tode ging ihr so nah. Kein einziger. Doch es musste weitergehen, irgendwie. Das wusste sie auch wenn es ihr noch so schwer viel endlich loszulassen und ihrer eigentlichen Aufgabe nachzugehen. Die Befehle des Königs der Geister zu befolgen. Denn sie war nichts anderes als eine unterordnete Partnerin der größten Macht, die es in diesem Universum gab. Ein Mitglied der Spirits of Element. Nicht mehr und nicht weniger.
 

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Nachturnierkämpfe

Kapitel 50: Nachturnierkämpfe
 

Auch wenn es keinem der Anwesenden Anzusehen war, so herrschte unruhe in dem Tempel. Sie wussten alle, dass die Nachturnierkämpfe begonnen hatten. Lange würden die Dalins nicht auf sich waren lassen und dann ging es dem Schamanenkönig an den Kragen. Nun wäre eigentlich die Zeit gekommen, in der die ausgewählten Wächterin ausgesannt wurde um diesen vor den kommenden Schamanen zu warnen und ihn vorzubereiten, doch dieses Mal war das ausgeschlossen. Diese Wächterin war Samira gewesen und ihr Tod hatte alles verändert und das in mehr als einer Hinsicht.

„Was sollen wir tun? Selbst Rin ist bei weitem nicht alt genug um die Aufgabe ihrer Mutter übernehmen, darüber hinaus können wir nicht riskieren sie zu verlieren.“

//„Falls Rin diesen Kampf nicht überlebt, so gäbe es niemanden, der ihren Platz einnehmen könnte. Es gibt keine andere Wahl. Ihr müsst euch aus den Nachturnierkämpfen heraushalten. Keiner der hier lebenden Wächterinnen kommt an die Macht heran, die für diese Aufgabe benötig wird. Unter anderen Umständen hätte ich darüber nachgedacht dich zu schicken, doch so wie die Dinge liegen. Die Asakura würden dich vom Hof jagen noch bevor du ein Wort gesagt hast. Und wie du bereits sagtest ist Rin noch nicht bereit. Damit sind die Resoircen der Toshiros aufgebraucht.“ \\

Die Lage schien sichtlich aussichtslos. Die Aussetzung mit Hao hatte die gesamte Familie gegen sie aufgebracht, nicht dass es sie interessiert hatte. Nun allerdings war es ein etremer Nachteil, den sie nicht mehr wegdiskutieren konnten. Auch wenn Hao sich zunehmend der falschen Seite verschrieben hatte, so wurde er doch von seiner Familie geachtet. Erst jetzt nach seinem Tod wurde den einzelnen Mitgliedern klar was dieser für sie getan hatte und auch wenn Youji seine Sache gut machte, so war es dennoch nicht dasselbe.

„Was bedeutet das für die Zukunft!“

//„Ich habe bereits dafür gesorgt, das Youji die nötigen Informationen erhält. Allerdings wird er das alleine durchstehen müssen. Seine Familie kann ihm gegen die Anhänger der Dalins helfen, jedoch nicht gegen dessen Anführer. Er wird einen Weg finden müssen diesen zu bezwingen und dieses Mal reicht es nicht an das Gewissen seines Gegners zu appelieren.“\\

„War das der Grund, dass…“

//„Zum Teil, ja. Doch in Haos Fall haben viele Faktoren eine Rolle gespielt. Seine eigenen Zweifel, die Tatsache, dass er gegens einen Cousin gekämpft hatte und das Verzögerte Handeln seines Schutzgeistes. Okamis Reaktion werde ich hier jedoch nicht weiter erläutern…Die Zeit wird kommen, da sich alles wieder in die richtigen Bahnen lenkt, doch vorher stehen uns harte Jahrhunderte bevor…Früher oder später wirst du dich einmischen müssen. Doch vorerst hast du dich aus den Angelegenheiten der Außenwelt rauszuhalten.“\\

Mehr sagte die Stimme nicht, doch es war auch nicht nötig. Die Entscheidung war getroffen und niemand würde sich dieser widersetzen.
 

- Bei Youji -
 

Youji stand am Grab seines Cousin und sah zu den verblühten Blumen herab. Mit einer Handbewegung ließ er erneut Leben in die brauen Blüten kehren und drehte die Zeit für diese zurück. Es war einer der Sprüche, die Hao selbst entworfen hatte. Ein einfacher und dennoch effektiver Zauber. Zu gerne hätte er den Zauber verwendet um seine eigene Zeit an den Anfang zu bringen. An den Tag an dem Samiras Schicksal besiegelt wurde. Vielleicht wäre all das nie passiert. Doch dann kam ihm Kaori in den Sinn. Was wäre dann aus ihr geworden? Und aus ihren Kindern? Hätte es eine Zukunft für sie gegeben. Kouhei war einige Stunden nach Erscheinen des Schicksalssterns gestorben. Doch schon Wochen vorher hatte er mit dem Leben gerungen. Sein letzter Wunsch war es den Schicksalstern als Lebender zu erblicken und denn hatte er sich erfüllen können. Er war sich nicht sicher, doch er bezweifelte dass Michio den gleichen Einfluss auf die Bevölkerung haben konnte wie dieser. Und dass hätte zwangsläufig dazu geführt dass Kaori der Gnade und Wohlwollen der Dorfbewohnern ausgeliefert war. Mit schüttelndem Kopf stand er auf und warf diesen Gedanken aus seinem Kopf. Bevor er dem Grab jedoch den Rücken kehren konnte, fiel sein Blick auf eine kleine Gestallt, welche sich von ihm unbemerkt auf den Grabstein gesetzt hatte und ihn zu beobachten schien.

„Wer bist du?“

„Spirit of Fire. Ich bin hier um dich zu warnen.“

„Mich zu warnen? Wovor?“

„Dir ist bekannt, was alle 500 Jahre passiert?“

„Wie könnte ich nicht? Der Schamanenkampf hat mich zum Mörder meines eigenen Cousins gemacht. Also wenn du mir etwas darüber sagen willst, dann bist du definitiv viel zu spät.“

„Alle 500 Jahre kommt es zum Kampf zwischen den Schamanen um den stärksten von ihnen zum König zu krönen. Sein Name wird mit dem Wind davongeweht und brennt in jedermans Kopf. Unter allen die dies hören gibt es jene, denen diese Entscheidung missfällt. Mit gezogenen Waffen ziehen sie im zweiten Monat während der dunklen Vollmondnacht auf um den König zu töten und die Krone für sich zu beanspruchen.“

„Das ist ein Scherz, oder?“

„Sie sind bereits auf dem Weg. Sieh dich vor. Sobald der Sturm die Welt verschlingt sind es nur noch wenige Stunden bis die letzte Schlacht beginnt. Sei bereit, Asakura.“

„Warte…du kannst mir sowas doch nicht an den Kopf werfen und dann abhauen….HEY…“

Doch Youjis wütende Stimme brachte nichts außer, dass seine Mutter ihn hörte und nach dem Grund für diesen Ausbruch suchte.

„Was ist passiert.“

„Du glaubst du mir nie!“

„Nach allem was in unserer Familie passiert ist?“

„Gut…würdest du mir glauben, dass mich Spirit of Fire gerade vor einer nahenden Bedrohung gewarnt hat, die uns nur ins Visier genommen hat, weil ich der neue Schamanen könig bin?“

Nach diesen Worten herrschte Schweigen. Doch ballten sich Santis Hände zu Fäusten. Allein bei den Gedanken an die Spirits of Elements konnte sie an die Decke gehen. Und in dem Punkt war es ihr egal ob es sich um Spirit of Fire oder Spirit of Earth handelte.

„Diese reudigen Geister sollten sich lieber aus unserem Leben raushalten, bevor ich einen Geisterjäger auf sie ansetzte.“

„Mum. Du redest gerade von den Spirits of Elemets, den…“

„Ich weiß von wem ich rede und ich bleibe dabei…Glaub mir du tust gut daran ihnen nicht zu vertrauen.“

Mit diesen Worten ließ sie ihren Sohn allein. Sie würde ihren Schwur nicht brechen, doch sie würde Youji auch nicht in dieselbe Falle laufen lassen wie Hao. Nicht solange sie es verhindern konnte.
 

Youji, der die Beweggründe seiner Mutter nicht kannte konnte nicht anders als weiter über die Worte des Geistes nachdenken.

„Was soll ich bloß tun, Hao? Ich könnte deinen Rat jetzt wirklich gut gebrauchen!“

„Als Oberhaupt musst du deinen eigenen Weg gehen, Youji. Das ist Hao auch und genau dass würde er dir auch jetzt raten!“

„Kaori?“

„Wer die Worte der Spirits of Elements ignoriert ist dem Verderben nah. So sagen es die alten Schriften, die mein Onkel besaß.“

„Uns stehen harte Zeiten bevor, wenn die Worte des Feuergeistes stimmen.“

„Erinner dich an alles was Hao dir je gesagt und gezeigt hat. Nutze sein Wissen und die Welt wird vor deinem Name erzittern.“

Kaori sagte diese Worte mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen. Der Gedanke, dass jeder vor Youji zurückwich, sobald sie seinen Namen hörten war lächerlich. Vor Hao hatten sie es getan, doch nur weil sie ihn nicht gekannt hatten. Jedenfalls nicht so wie sie.

„Genau diese Tatsache hat ihn letzten Endes zu seinem eigenen Tod geführt.“

„Macht und Furyoko ist nicht alles. Vergiss das nie, denn sonst wirst du genauso enden wie er…Versteh mich bitte nicht falsch. Ich habe Hao geliebt und tue es auch immer noch, doch das ändert nichts daran, dass er sich mit seinem Ziel selbst verraten hatte. Niemand kann gewinnen, wenn er das falsche Ziel verfolgt…Seine Macht bestand darin nicht für sich selbst zu kämpfen, sondern für euch, für die Familie. Das hat ihn ermöglicht jede Herrausforderung zu meistern…jetzt liegt es an dir, Youji Asakura…Finde dein Ziel und den Grund für den du kämpfen willst.“

Für einen Moment starrte Youji seine Schwägerin nur verblüfft an. Hätte er nicht gewusst, dass Hao Tod war so hätte er ihr jetzt unterstellt, dass dieser ihr aufgetragen hatte ihm diese Worte an den Kopf zu werfen. Zwar war es für sie möglich mit Geistern zu sprechen und sie aus der geisterwelt zurückzuholen, doch das hielt er nun doch etwas zu abwegig.

„Hast du schon mal von dem Nachturnierkampf gehört?“

„Nein, aber Kouhei hatte mal so etwas erwähnt. Allerdings hat er es auch nur von Takumi Sasaki aufgeschnappt und selbst wenn, keiner der beiden weilt mehr unter uns.“

„Zu dumm. Da fällt mir ein, könntest du nicht…“

Noch ehe Youji seinen Satz beenden konnte stockte er. Er wusste nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund fühlte er sich beobachtet. Vorischtshalber zog er seine Waffe hervor und schob Kaori hinter sich. Gleichzeitig schärfte er mittels Furyoko seine Sinne. Diese Art von Furyokokontrolle hatte er von seiner Mutter gelernt und Hao hatte ihm gezeigt wie man diese Technik optimierte. Nun konnte er alles sehen und jede noch so kleine Bewegung wahrnehmen. Doch nicht nur dass.
 

Seine Umgebung schien stillzustehen, als würde alles mit der Hälfte der Geschindigkeit voranschreiten. Dennoch bemerkte er den Schatten der an seiner Seite entlang huschte nur durch Zufall.

„Wer ist da?“

Keine Antwort. Jedenfalls keine die von einem Menschen oder Schamanen herrührte. Das einzige was er hörte war ein finsteres Grollen, welches vom Himmel kam. Langsam zog sich der Himmel mit einer dicken Wolkendecke zu und verdeckten den Mond, der die Gegend bis eben noch hell erleuchtet hatte.

„Ist das ein Zauber, oder…“

Kaori brachte es nicht fertig ihre Frage zu beenden. Denn sie spürte bereits das erzittern ihrer Umgebung. Das was gerade passierte war natürlich, doch die Botschaft dahinter glich einer Warnung. Urplötzlich schlichen sich die Worte des Feuergeistes wieder in seinen Kopf.

„Zum Hauptgebäude…Schnell.“

Weiter sagte Youji nichts sondern zog Kaori im Lauf nur hinter sich her. Hier stimmte irgendetwas nicht und wenn wirklich jemand versuchte ihn zu töten so brauchte er seine Familie an seiner Seite. Durch Hao hatte er gelernt, dass selbst die Stärksten nur mit Rückhalt gewinnen konnten und er zählte nicht gerade zu der Kategorie außergewöhnlich mächtiger Schamane. Zu seinem Glück brauchte er nicht lange rennen, da ihnen die restlichen Asakuras schon entgegen kamen.

„Was ist hier los?“

„Nichts gutes, soviel steht fest. Uns steht ein Angriff bevor. Macht euch bereit, wir haben nur noch wenige Stunden zeit.“

„Die Vorboten der letzten Schlacht kommen mit großer Hast. In der ersten Stunde der Sturm beginnt, in der zweiten er seine wahre Macht erringt. Eingeläutet wird die dritte Stund, welche alles Licht eintunkt. In der vierten Stunde wird eröffnet die erste Runde. Punkt Mitternacht eine Zeremonie wird stecken das Schicksal nach dem sich alle Schamanen recken.Nur jener, der seine eigene Seite bestimmt kann diese Vollführen, damit sie am Ende gelingt.“

„Cassandra, das bitte noch mal in unserer Sprache!“

Hiromi konnte nicht anders als diese Worte herauszubringen. Sie war einfach nur verängstigt und in solchen seltenen Moment achtete sie nicht mehr auf ihre eigenen Worte. Das Youji ganz genau verstanden hatte was Cassandra sagte ändert auch nichts an der Situation.

„War doch gar nicht so schwer. In der ersten Stunde zieht ein Unwetter auf, welches in der zweiten seinen Höhepunkt erreicht. Eine Stunde später kommt es zur totalen Finsternis in der alles Licht von dieser Welt weicht und dann eine Stunde vor Mitternacht beginnt die erste Runde der letzten Schlacht.“

„Und wenn um Mitternacht keine Zeremonie abgehalten wird, dann wird dieser Kampf wahrscheinlich nur Opfer bringen aber keinen Gewinner.“

Nach Kaoris Ergänzung mischte sich auch Riku ein, welcher mittlerweile ebenfalls verstanden hatte worum es hier ging. Was auch nicht weiter schwer war, da Santi ihnen schon von dem Besuch des Feuergeistes erzählt hatte und von dessen Worten.

„Fast so als würde man ein eigenes Schamanenturnier abhalten. Es gibt einen Sieger, doch keinen Preis für den Sieg…Hiromi, Kaori…am besten ihr beide geht rein und verzieht euch mit euren Kindern in die hintersten Quatiere.“

Keine der beiden Frauen protestierte. Im Gegenteil, sie folgten der Anweisung umgehend, immerhin wussten sie, dass sie den anderen nur im Weg stehen würden. Sie waren einfach zu schwach um mit den Asakuraschamanen mithalten zu können.
 

Während die beiden sich also zurück zogen erschufen die anderen Geistkontrolle. Youji überraschte es in gewisser Weise, da er Cassandra noch nie hatte kämpfen sehen. Er wusste nichts über ihre Stärke oder Schwächen als Schamanin. Für ihn war sie immer die durchgeknallte Hellseherschamanin. Das einzige was er wusste war, dass sie Shikigamis erschaffen konnte und das wars auch schon, doch scheinbar war er der einzige, den diese Wendung irritierte. Allerdings wendete sich seine Aufmerksamkeit schnell wieder der Umgebung zu. Cassandra hatte mit ihrer Aussage mal wieder ins Schwarze getroffen und langsam fragte er sich ob an ihren Weissagungen nicht doch des Öfteren etwas der Wahrheit entsprach. Vielleicht hatten sie diese nur jahrelang falsch gedeutet oder wurde sie erst in den letzten jahren zur Hellseherin. Eine Frage, die er später beantworten musste, denn aus der Dunkelheit tauchten auf einmal mehrere Personen auf. Innerlich schluckte Youji, sie waren in der Unerzahl. Es stand 17 zu 6. Das hieß dass jeder 2-3 Gegner hatte, allerdings nur wenn diese nicht wie sie selbst zusammenarbeiteten.

„Riku, Katsumi, jetzt!“

Mehr brauchte Youji nicht zu sagen, damit die beiden verstanden, was er wollte. Ohne weiter zu zögern ließen beide einen zauber auf die Fremden los, doch diese verfehlten ihr Ziel meilenweit.

„Sie haben den Zauber abgeblockt? Unmöglich.“

Innerlich schüttelte Youji den Kopf. Es war nicht unmöglich Hao hatte es damals auch des Öfteren geschafft. Diese Typen hatten einfach nur eine schnelle Auffassungsgabe und davon durften sie sich nicht aus dem Konzept bringen lassen.

„Dann müssen wir sie eben auf die harte Tour hinausbefördern.“

„Sei dir deiner Macht nicht so sicher, Schamanenkönig. Du magst das Turnier gewonnen haben, doch die Schamanen dort sind ein Witz.“

„Tja aber scheinbar haben sie es im Gegensatz zu euch geschafft am besagten Turnier teilzunehmen.“

„Lediglich weil wir sie gelassen haben. Wieso sollte ich meine Kräfte vergolden und uns durchs Turnier kämpfen, wenn ich den Titel mit nur einen Kampf für mich beanspruchen kann.“

„Da hat er Recht.“

Unnwillkürlisch schloss sich Youjis Hand noch fester um sein Medium. Seiner Meinung nach hätte Katsumi diesen Satz auch ruhig für sich behalten können, dennoch zwang er sich dazu etwas zu erwidern.

„Faules Geschwätz!“

„Wir werden sehen.“

Jetzt hatte Youji genug. Ohne vorankündigung schickte er einen Angriff auf die Gruppe zu. Ein Pendelangriff wie immer wenn er wütend war oder zu viel Furyoko in dem Angriff vereinigte. Und wie erwartet raste dieser an seinem eigentlichem Ziel vorbei. Zu seinem Glück streifte dieser dennoch eine der Personen, welche darauf zu Boden gerissen wurde und sich anschließend mühsam aufrichtete.

„Das als Warnung. Etweder ihr verschwindet jetzt oder ihr ziele das nächste Mal auf euch.“

„Als wenn du uns mit diesem Trick Angst einjagen könntest. Ich kenne deine Stärken und Schwächen. Hättest du Kontrolle über die Pendelangriffe, dann hättest du micht erwischt aber so…“

Der Anführer der truppe machte eine dramatische Pause, dann jedoch wechselte er so schnell das Thema, dass die meisten Asakura es kaum mitbekamen und sich auf einmal 17 Angriffe gegenüber sahen.

„…Lasst die erste Runde beginnen.“

Zu Youjis Glück hatte zumindest Cassandra diese Wendung vorhergesehen und um sie herum einen Barriere geschaffen, welche die Angriffe von ihnen ablenkte. Überrascht blickte sich Youji zu ihr um, doch dann stellte er sich auf den bevorstehenden Kampf ein.
 

Der Kampf hatte kaum begonnen und schon wurde das Asakuraanwesen von den erschaffenen Angriffen hell erleuchtet. Der Regen prasselte derweil unbarmherzig auf die Kampfer nieder und ließ den Blick auf die Gegner derart verschwimmen, dass jeder genau hinsehen musste um nicht ausversehen einen Verbündeten ins Visier zu nehmen. Zusätzlich trieb der starke Wind die Kälte durch die Körper der Kämpfer und verlangsamte dadurch ihre Bewegungen, jedoch nicht die der Angriffe. Aber auch ihre Angriffe waren so schnell wie immer. Das fatale war der Wind, der die Angriffe zunehmend in eine andere Richtung ablenkten. Besonders Youji machte das zu schaffen. Normalerweise traf er seine Ziele mit verbundenen Augen, doch dieses Mal war jeder Angriff zum Scheitern verurteilt. Entweder sie kamen nicht an oder verfehlten ihre Gegner bei weitem.

„Ach das hätte ich fast vergessen. Es gibt Regeln die ihr wissen solltet, damit euer neues Oberhaupt den Anspruch auf seinen Titel nicht verwirkt.“

„Was für Regeln?“

Daraufhin gerinsten die Gegner der Asakuras nur, jedenfalls war das deren Einschätzung. Währenddessen wurde der Kampf unterbrochen und der Anführer der Gruppe gab ihnen eine kleine Einführung. Eine die ihre gesamte Kampfstrategie zur Nichte machte.

„Noch was oder habt ihr eure Position mit dieser Regeln so verbessert, dass ihr auf keine weiteren Regeln mehr angewiesen seit?“

„Beschwer dich nicht bei uns sondern bei dem der die Regeln festgelegt hat.“

„Werde ich, nachdem ich dich in den Boden gestampft haben. Also noch ein letztes Wort….“

Nach diesen Worten stockte Youji. Auch wenn er einige Stunden vorher gewarnt worden war, so wusste er dennoch nicht mit wem er es genau zu tun hatte. Doch sein Gegner schien das auch zu wissen, weshalb er Youjis nicht gestellte Frage beantwortete.

„Dalin…Rakesh Dalin, ich bin das Oberhaupt der Dalin-Dynastie und kämpfe für den Schattenfürsten, auf das er wieder über diese Welt richtet und sie von jeglichen Unwürdigen befreit.“

Für einen Moment wechselten die Asakuras stille Blicke aus, denn diese Worte zumindest der letzte Teil kam ihm sehr bekannt vor.

„Ihr ward für Haos Veränderung verantworlich, oder?“

„Er hat seine eigene Entscheidung getroffen, ich habe ihn lediglich in die richtige Richtung gestoßen, in dem ich ihn vom Einfluss des Geisterkönigs und derer die ihn auf dessen Seite hielten befreit habe.“

„Den Einfluss des Geisterkönigst?“

„Er redet von Samira!“

Rikus Worte ließen die Erkenntnis in Youjis Kopf dringen. Nicht nur er sondern auch Hao und Samira hatten diesen Mann schon mal auf dem Marktplatz gesehen. Keiner von ihnen hatte sich groß gedanken über ihn gemacht außer Samira, da er der Mörder ihrer Mutter war. Ob sie wusste, dass er ein Schamane war wusste er nicht, doch was er wusste war dass Hao ihn für einen Menschen gehalten hatte.

„Und meine Cousine. Seit ihr auch dafür verantwortlich?“

„Menschen sind so einfältig. Schnürrt man deren Angst und gibt ihnen zur richtigen Zeit den passenden Anstoß tun sie nahezu alles was man von ihnen erwartet und ohne dass sie realisieren, dass sie in Wirklichkeit manipuliert werden.“

Auch wenn Youji keine direkte Antwort bekam, so war ihm doch bewusst, dass dieser Mann auf jeden Fall seine Hände mit im Spiel gehabt haben musste. Auch wenn er den tödlichen Stoß nicht ausgeführt hatte, so konnte er sich dennoch nicht von der Schuld reinwaschen. Doch scheinbar hatte dieser es auch nicht vor.
 

Langsam stieg Youjis Wut ins Unermessliche. Doch noch bevor er einen weiteren Schritt machen konnte wurde er schon von einem weiteren Angriff zu Boden gerissen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht griff er sich an die blutende Schulter. Trotz des Schmerzes jedoch rollte er sich zur Seite um dem nächsten Angriff zu entgehen. Mittlerweile war er voller Schlamm, der jedoch von dem heftigen Regen sofort wieder abgewaschen wurde. Der Nachteil war, dass seine Gewänder von Wasser durchtränkt waren und somit um einiges mehr wogen. Demnach hatte er richtig Schwierigkeiten seine normale Geschwindigkeit beizuhalten, doch das war ein Nachteil, der jeden von ihnen betraf. Sein Gegner, der Anführer der Dalin war ein starker Schamane auch wenn er das schon vor dem Kampf vermutet hatte, so überraschte ihn die wahre Stärke dieses Mannes doch etwas. Er konnte nicht sagen, ob er diesem gewachsen wäre, wenn dieser Kampf faire ablaufen würde. Wenn man ihn mit diesem Mann, Rakesh Dalin alleine kämpfen lassen würde. Die Regeln besagten jedoch, dass seine Familie nicht in den Kampf eingreifen durfte. Umgekehrt sah das jedoch anders aus, denn ihn durften seine Gegner von allen Seiten bombardieren. Innerlich fluchte er über diese Nachturnierregeln, doch was sollte er machen. Seinen Anspruch verwirken? Das war auch keine Möglichkeit. Noch einmal wich er mit letzter Kraft aus nur um kurz daraufhin zu Boden zu stolpern. Genau in diesem Moment sah er etwas aus dem Augenwinkel, ruckartig kam er wieder auf die Füße und teleportierte sich zu diesem etwas.

„Du!“

„Was für eine Begrüßung…Achtung.“

Im letzten Moment bückte sich Youji und entging dem Angriff, welcher stattdessen in den Grabstein seines Cousin schmetterte. Entsetzt sah Youji auf die zertrümmerten Überreste, doch der Feuergeist, lenkte ihn davon ab.

„Für was kämpfst du, Asakura?“

Die Frage lag schwer in der Luft. Es war eine Frage, die Youji nicht beantworten konnte. Zwar hatte er sofort den Mund geöffnet um zu antworten, doch er schloss ihn urplötzlich wieder, als ihm die wirklich Antwort bewusst wurde. Wofür kämpfte er. Für sein Leben, das seiner Familie, oder einfach nur weil er es musste.
 

Genau als diese Frage durch seine Gedanken wanderte, schüttelte der Feuergeist nur bedauernd den Kopf.

„Hao hatte stets gewusst, wofür er kämpfte. Das machte ihn zu dem stärksten Schamanen in dieser Zeit.“

Mit diesen Worten war der Feuergeist wieder verschwunden und hatte Youji buchstäblich im Regen stehen gelassen.

„Youji!“

Viel zu spät kam dieser Ausruf, denn der Angriff war nur noch wenige Meter von ihm entfernt. Reflexartig versorgte er sein Medium mit mehr Furyoko und blockte den Angriff in letzter Sekunde ab. Jedoch war die Wucht, die auf ihn zuprallte zu groß als dass er sich auf den Beinen halten konnte. Stattdessen wurde er mehrere Meter zurückgeschleudert. Alles was daraufhin zu hören war, war ein lauter Knall, der alle Aufmerksamkeit auf seine Position lenkte.Zeitgleich hatte seine Mutter versucht zu ihm zu rennen, doch wurde sie schon von mehreren gleichzeitig gestarteten Angriffen aufgehalten und konnte diesen nur mit Rikus schnellem Eingreifen entgehen. Nun lagen beiden am Boden und wären für ihre Gegner ein leichtes Ziel gewesen, wenn Cassandra nicht rechtzeitig eine Spiegelbarriere um sie herum erschaffen hätte. Youji lag derweil bewegungslos am Boden und starrte in den Himmel, doch außer der puren Dunkelheit konnte er nichts erkennen. Der Regeln benetzte sein Gesicht und er spürte wie seine Knochen von der eisigen Kälte um ihn herum langsam Steif wurden. Seine Geistkontrolle war beim letzten Angriff gebrochen. Nun hatte ihn die Erschöpfung übermahnt und das war an seiner schnellen und ungleichmäßigen Atmung deutlich zu erkennen. Alles was er spürte war der regelmäßig pochende Schmerz bei jedem Atemzug. Unfähig aufzustehen und weiter zu kämpfen schloss er die Augen und wartete auf den vernichtenden Schlag seines Gegners. Er blendete alles aus, jeden noch so kleinen Laut seinen Umgebung. Weder das aufschlagen des Regens noch die laute Schreie seiner Familie, geschweige denn das höhnische Lachen seiner Gegner. Er war nicht als Oberhaupt geboren worden, noch nicht mal dazu bestimmt gewesen, im Gegensatz zu Riku und Hao.

// …Eine Familiendynastie wird nicht durch Unwissenheit zu Grunde gerichtet sondern durch einen selbstsüchtigen Führer.\\

Katsumi hatte Unrecht. Er war zwar durchaus im richtigen Alter um die Führung übernehmen zu können, doch er war unfähig die richtigen Entscheidungen zu treffen. Dieser Kampf brachte jeden aus der Familie zu Fall, sein Tod war die einzige Möglichkeit um den anderen ein Überlebenschance zu sichern, immerhin wollten die Dalins seinen Tod. Oder nicht? Was wenn seine Familie aus Rache weiterkämpfte. Dann wäre sein Opfer völlig umsonst gewesen und die Asakura-Dynastie würde dennoch untergehen. Auf einmal schlichen sich Haos letzten Worte, die er ihm vor seiner Veränderung entgegen geworfen hatte, in den Sinn.

//Du blockierst dich selbst. Der Wille ist meistens der Funken der einen ganzen Wald zum brennen bringen kann oder dafür sorgt, dass es nicht geschieht.\\

Laut Hao blockierte sein mangelnder Wille seine Kraft, doch wie konnte er das Ändern. Es war nicht so, dass er nicht gewinnen wollte, doch scheinbar war das nicht genug.

„Ein Funken welcher einen Wald zum brennen bringt…“

Als er dies Flüsterte huschten seine Gedanken wieder zu dem Feuergeist. Wieso hatte Spirit of Fire ihn gefragt für was er kämpfte. Wollte er ihm helfen oder ablenken.

„…für was kämpfe ich?...Mein Ziel…“

Mit einem Mal drangen die Kampfgeschreie wieder an sein Ohr und rissen ihn in die Wirklichkeit.
 

Auf einmal spürte er die eisige Kälte seiner Umgebung wieder und urplötzlich wurde ihm klar, wieso der Anführer ihrer Gegner ihn nicht noch mal angegriffen hatte. Er war aufgrund des letzten Angriffes geradewegs in den Holzschuppen gekracht, welcher über ihn zusammengebrochen war. Wahrscheinlich wollte dieser sich nicht die Mühe machen nach zu sehen ob er schon Tod war und einfach abwarten bis er das zeitliche gesegnet hatte. Vorsichtig versuchte er das Holz unter dem er begraben war weg zuschieben, doch diese waren schwerer als er es erwartet hatten. Urplötzlich tauchte ein Shikigami vor sein Gesicht aus. Wobei es war nicht irgendeiner, sondern der, den er vor Jahrzehnten erschaffen hatte und der ihm das Leben zur Hölle gemacht hatte.

„Nicht du auch noch!“

Auch wenn seine Worte resigniert klangen, so versuchte er sich jetzt jedoch umso hektischer zu befreien, was dazu führte, dass die Bretter über ihn ins Rutschen kamen und ihn fast erschlagen hätte, wenn sie nicht im letzten Moment irgendwo hängen geblieben wären.

„Jetzt verschwinde schon oder hilf mir endlich!“

Bei diesen Worten sah ihn der Shikigami nur schräg an, bevor er kurz darauf verschwand. Allerdings tauchte er sofort darauf mit ein paar Freunden wieder auf. Zuerst dachte Youji dass seine letzte Stunde geschlagen hätte, doch dann bemerkte er wie die kleinen Geister sich daran machten ihm von dem hölzernen Grab zu befreien. Genau in dem Moment, in dem der Weg für ihn frei war verschwanden die Geister und nur seiner blieb an seiner Seite. Mit einem kurzen Nicken, was wahrscheinlich eine Art Abschied darstellen sollte löste sich seine Gestallt auf und ließ den Stein mit dem er einst erschaffen wurde zu Boden fallen. Mit dieser Aktion klärten sich allmählich die Fragen, die in seinem Kopf herumschwirrten. Hao hatte Recht, er blockierte sich selber und wenn er das ändern wollte musste er die Frage des Feuergeistes beantworten. Und auch wenn er sich vor wenigen Minuten noch mit der Antwort schwer getan hatte, so war sie nun so offensichtlich wie nie zuvor.

//Ich kämpfe für eine Zukunft. Eine Zukunft die Hao zeigt, dass er falsch lag und in der die Asakura-Dynastie stärker als je zuvor ist um ihn zur Not daran zu hindern die gesamte Menschheit zu vernichten. So wie ich es tun musste. Ich kämpfe für eine Zukunft, in der meine Familie nicht mehr zwischen der derzeitigen Familie und ihrer Ahnen wählen müssen.\\

Diese Antwort brannte sich in seine Gedanken, doch über seine Lippen kam etwas was seinen eigentlichem Wunsch um einiges näher kam, als das was in seinen Gedanken herumschwirrte.

„Ich kämpfe für meinen Cousin auf dass er in der Zukunft sein Glück findet!“

Genau in dem Moment als diese Worte über seine Lippen drangen spürte er wie sein Furyoko seinen gesamten Körper durchströmte. Auf wundersamer Weise drängte es die Kälte zurück und ließ ein gutes Gefühl zurück, das so stark war, dass sein Sieg unwahrscheinlich schien. Noch ein letztes Mal schloss er die Augen, bis er aus den Trümmern des Holzschuppens herausschnellte und einen mächtigen Angriff auf seine Gegner losließ. Ein weiteres Mal raste einer seine Pendelangriffe auf Rakesh zu, doch dieses Mal schien die Situation anders. Seine Finger kribbelten, als hätten sich dünne Fäden um diese gelegt. Fäden mit denen er dem Angriff die Richtung wies. Und endlich verstand er, was an Pendelangriffen so besonders war.
 

Hatte man ihn erst einmal unter Kontrolle, so war er mit einem auf magische Weise verbunden und befolgte sämtliche Befehle, des Beschwörers. Bisher hatte sein Blockade die unsichtbaren Fäden zerrissen, bevor er sie spüren konnte, nun folgte dieser seinen Gedanken. Er konnte mit ihm tun und lassen was er wollte und das tat er auch mit diesem einen Angriff brachte er alle seine Gegner zu Boden. Alle bis auf einen. Rakesh Dalin. Dieser hatte seinen Angriff im letzten Moment zerschlagen, doch jetzt da er den Dreh raus hatte, kümmerte es ihn nicht sonderlich.

„Das Blatt hat sich gewendet Dalin, nun bin ich an der Reihe.“

Mit diesen Worten ließ Youji einen weiteren Angriff los. Es kümmerte ihn nicht mehr wie stark dieser war, er wollte diesen Erben nur noch auf den Knien sehen. Seit dem letzten Angiff fürchtete er auch die Pendelangriffe nicht mehr. Auch dieses Mal fühlte er die dünnen unsichtbaren Fäden, dennoch ließ er dem Angriff tun was er wollte. Er in aller letzter Sekunde ballte er eine Fast und ließ den ausgesanten Angriff dadurch genau in sein ausgemachtes Ziel schmetter. Rakesh hatte wirklich geglaubt, dass der vorige Angriff ein Glückstreffer war, deshalb ließ er den zweiten auch an sich vorbeischnellen ohne ihn weiter zu beachten. Ein fatalter Fehler, denn in dem Moment als dieser aus dessen Augenwinkel verschwand änderte er die Richtung und traf ihn. Durch die Ausgangsstärke und Größe des Angriff wurde Youjis Gegner von der Explosion erfasst. Intuitiv hielten sich alle Anwesenden die Arme vors Gesicht um den hautnahen Kontakt mit dessen Überresten zu vermeiden. Kurz darauf hatten die Anhänger des nun in Einzelteilen zerlegten Dalin-Erben die Flucht ergriffen. Dennoch hatte Riku es sich nicht nehmen lassen ihnen noch einen gewaltigen Angriff entgegen zu schmettern, welcher jedoch nur ins leere Lief. Gleichzeitig ebbte der Wind ab und es hörte auf zu regnen.

„Was für eine Sauerei.“

„Hast Recht, Katsumi. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich uns für eine Schlachterfamilie halten….Alles in Ordnung!“

Mit den letzten Worten wendete sich Riku an Youji, welcher immer noch starr auf den Ort blickte, an dem noch vor wenigen Minuten sein Gegner gestanden hatte. Was ihn jedoch schockierte war nicht die Tatsache, dass er diesen gerade ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht hatte, sondern viel mehr, dass es für ihn eine Art genugtuung war.
 

Schnell schüttelte er den Gedanken und rannte. Er wollte ersteinmal nur weg. Irgendwohin wo er nachdenken konnte, weshalb es ihn auch nicht verwunderte, dass er genau an dem Ort zu stehen kam, an dem Hao sich immer zurückgezogen hatte.

„Ihn zu töten war die einzige Möglichkeit ihn aufzuhalten.“

Für einen moment wusste Youji nicht von wem der Feuergeist, der neben ihm aus dem Nichts aufgetaucht war gerade sprach. Allerdings wollte er auch nicht fragen. Prinzipiell kamen sowieso nur zwei Personen in Frage und das waren Hao und dieser Dalin.

„Es heißt der König der Geister kennt die Zukunft. Müsstet ihr sie als Spirits of Elements nicht auch kennen. Ich meine Hao konnte doch auch…“

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, Asakura. Und selbst wenn, die Zukunft ist etwas, was niemand vorhersehen kann, weil sie noch nicht existiert. Du siehst sie und je nachdem wie du handelst bringst du das was du gesehen hast ins Wanken! Sie ist nicht beständig und noch dazu gibt es tausende. Hao konnte verschiedene Varianten sehen und dennoch wäre er nie in der Lage alle zu überschauen. Ein Schicksal ändert das eines anderen.“

„Was wenn ich ihm folge? Könnte ich…“

„Nein, das Risiko wäre zu groß, jedenfalls für dich. Das Ritual welches Hao dafür verwendet hat besteht aus mehrsprachigen Verse unter anderem Verse, die in der heiligen Schrift geschrieben wurde. Man braucht viel Glück um diese richtig zu betonen, wenn man nicht weiß wie sie ausgesprochen wird. Allerdings erfordert es auch einige Elemente der ersten Stufe. Demnach…“

„Werde ich es wahrscheinlich nicht schaffen alles in der entsprechenden Art und Weise zu koordinieren.“

„Haos Weg liegt außerhalb deiner Reichweite. Es ist nicht deine Aufgabe ihn zu ändern!“

Youji senkte daraufhin nur den Kopf und ließ sich frustriert ins nasse Gras fallen. Es musste doch etwas geben was er tun konnte. Plötzlich fiel sein Blick wieder auf den Feuergeist. Mit einem Mal formte sich in seinen Gedanken eine Idee, doch wagte er kaum zu fragen, ob dies möglich wäre.

„Kannst du nicht versuchen ihn wieder zur Vernuft zu bringen, wenn er widergeboren wird?“

„Wieso fragst du mich? Nur weil ich mich auf euer Ebene begeben habe, heißt es noch lange nicht dass ich direkt eingreifen werden!“

Mit diesen Worten wollte der Feuergeist schon verschwinden, doch Youji hielt ihm in letzten Moment zurück und sprach aus was schon seit längerer Zeit in seinem Kopf herumschwirrte.

„Weil Feuer sein Element ist!“

„Wie bitte? Das glaubst du doch nicht wirklich, oder?“

„Doch! Er hat zwar mit einen erdverbundenen menschlichen Schutzgeist…“

Als Youji diese Worte aussprach musste sich der Feuergeist richtig zusammenreißen um nicht laut loszulachen. Okami hatte sich da wirklich eine grandiose Ausrede einfallen lassen. Doch vorerst behielt er seine Fassade und hörte weiter zu.

„...gekämpft und häufig Erdelementarzauber verwende, doch das Feuer ist ein Element was ihn beruhigt. Und genau die Ruhe braucht er, um nachzudenken, jedenfalls wenn er jemals zu dem Entschluss kommen soll, dass er falsch liegt.“

„Spiele niemals mit dem Feuer, Asakura. Du könntest darin umkommen.“

„Wenn es dem Zweck dient. Sag mir was ich tun soll, damit du auf diesen Deal eingehst.“

„Du bist bereit alles zu tun, damit ich in ferner Zukunft das Gewissen deines Cousin spiele?“

Bei dieser Frage schluckte Youji schwer. Irgendwie hatte er gerade ein ziemlich mulmiges Gefühl und dass hieß meistens nichts gutes.
 

Und er sollte recht behalten, die Forderung von Spirit of Fire war fatal. Jedenfalls nach seines Erachtens. Unschlüssig blättterte er in dem Großbuch der Schamanen herum, welches Hao kurz nach der Veränderung seiner Sichtweise geschrieben hatte. Es war ein Risiko, immerhin wusste er nicht was Hao in einem zweiten Leben anrichten würde. Würde der falsche dieses Zauber, den er hier rein schreiben sollte, in die Hand bekommen, konnte Hao dieser Welt für immer lebe Wohl sagen. Der Widerburtskreislauf würde zwar nicht anhalten, doch Hao würde durch den Zauber sterben noch ehe er in der Lage war den Bann den er auf sich selbst gelegt hatte zu brechen. Er würde im Zyklus gefangen bleiben und kurz nach seiner Widergeburt unter schmerzhaften Schmerzen wieder sterben. Vielleicht war es für die zukünftige Generation besser so, doch dass Schicksal wollte er seinem Cousin nicht bescherren.

„Eine aufopfernde Aufgabe gegen eine kleine Rückversicherung.“

Es war ja klar, dass die Spirits of Elements diese Welt beschützen. Wahrscheinlich war es auch ihre Aufgabe Hao aufzuhalten, falls es kein Schamane schaffte. Umso überraschender war es, dass Spirit of Fire überhaupt zugestimmt hatte. In diesem Punkt wäre es wirklich besser gewesen mehr über sie zu wissen und besonders über die Tatsache wie viel ein Versprechen von ihnen Wert ist. Zumal die Worte des Feuergeistes mehr als nach einem einfachen vielleicht klangen.

„Sofern es tragbar ist…“

Allein bei diesen Worten drehte sich sein Magen schmerzhaft um. Wieso dachte er überhaupt über diesen Deal nach immerhin war es mehr als unsicher, ob der Feuergeist seinen Teil der Abmachung überhaupt einhalten würde und genau diese Versicherung wollte er haben. Allerdings war es auch die einzige Möglichkeit noch etwas einfluss auf die Zukunft zu haben. Allein dadurch dass er ein Asakura war, war er dazu verflichtet alles mögliche zu tun um Hao aufzuhalten. Hier in dieser Zeit hatte er es getan, doch das nächste Mal mussten seine Nachfahren mit ihm fertig werden. War es da nicht auch seine Pflicht sicher zu stellen, dass diese Nachfahren erfolgtreich waren. Er wusste es nicht, hatte aber auch nicht vor jemanden zu fragen. Immerhin wollte er keinen weiteren Konfklik wegen Hao heraufbeschwören.

„Ich stimme zu!“

Die einzige Antwort auf diese Aussage war das plötzliche Aufleuchten der Flammen. Ein Zeichen, dass der Feuergeist ihn gehört hatte. Auch wenn es ihm missfiel es war seine einzige Chance. Mit diesen Gedanken schrieb er den Spruch, der Haos Leben für immer beenden konnte auf eine Leere Seite kurz vor Ende des Buches. So würde man sie erst finden, wenn man sich das Buch von vorne nach hinten durchblätterte. Allerdings war er sich sicher, dass niemand das tun würde. Mit einem leichten Seufzen aktivierte er das Siegel des Buches. Hao hatte dieses Siegel zwar geschaffen, doch bisher noch nicht eingesetzt. Das würde zusätzlich dafür sorgen, dass der geheime Zauber , welcher im inneren des Buches geschrieben war, vorerst unentdeckt blieb bis der richtige dieses in die Hände bekam.

„Auf dass die Zukunft einen annehmbaren Weg einschlägt.“

Mit diesen Worten legte Youji das Buch vorsichtig auf den Altar. Keiner in dieser Zeit würde es wagen dieses Siegel zu brechen, da niemand wusste, welche Macht dadurch freigesetzt wurde. Nur Hao und er selbst wussten welche Art von Shikigami in dem Siegel lebten und dass auch nur weil Hao es ihm mal gesagt hatte.
 

Seinen Worten zu folge würde er dieses Siegel nur zum Schutz von einem mächigen Gegenstand verwenden und in Youjis Augen traf diese Wortwahl auf das Buch zu. Vielleicht irrte er sich und er bezog sich auf das Buch der verbotenen Spähren. Ein Buch, welches Hao nach seinem Wissensstand noch nicht beenden konnte. Allerdings konnte er es auch nirgendwo finden. Wo es auch immer war, Youji war sich sicher, dass niemand auch nur ansatzweise in die Nähe dieses Versteckes kam und vielleicht war dies auch besser so.

„Was machst du hier?“

„Nachdenken. Ist das verboten?“

Diese Worte kamen so schnell aus seinem Mund, dass er sie fast urplötzlich bereute. Seine Mutter hatte ihm nie etwas getan. Im Gegenteil sie hat bis zur letzten Minute an Hao geglaubt und ihn als Oberhaupt unterstützt. Sie hatte seine Wut nicht verdient.

„T’schuldige!“

„Das ganze geht an niemanden vorbei. Besonders wenn man denkt, dass es einen anderen Weg hätte geben müssen als jenen den man gewählt hat.“

„Mum, was weißt du über die Spirits of Elements?“

„Nur zwei Worte: Listige Biester! Wieso fragst du?“

Youji konnte bei diesen Worten nicht anders als Lachen. Seine Mum hatte es wirklich einen Hass auf diese Geister oder sie wollte ihm durch diese Art nur ablenken, doch das bezweifelte er.

„Erinnerst du dich an Cassandras Prophezeihungen? Sie hatte öfters das Wort Verbündete erwähnt. Ich frage mich langsam ob damit die Spirits of Elements gemeint sind.“

„Möglich ist alles. In letzter Zeit bin ich mir auch nicht mehr so sicher was Cassandra angeht. Über ihre Weissagungen zum Thema vernichten wenn man nicht selbst vernichtet werden will. Nach all dem was passiert ist, könnte sich das auch auf das Schamanenturnier bezogen haben.“

„Dann bin ich ihrer Anweisung ja gefolgt.“

„Youji…“

Doch Youji schüttelte nur den Kopf. Er wollte allein sein und dass verstand Santi auch sofort. Dennoch fragte sie sich ob sie nicht genau denselben Fehler machte wie damals bei Hao. Youji hatte derweil ein großes Buch hervorgezogen, welches mit leeren Seiten bestückt war. Es war eine Herrausforderung für ihn, doch er würde Haos Geschichte, sein Leben, so ausführlich wie möglich aufschreiben. Diese Geschichte sollte eine Warnung und eine Hilfe für die nächste Generation sein und er hoffte, dass auch seine Nachfahren dieses Buch weiterführen würden, sofern sie Hao begegnen. Mit einem kurzen Blick auf das Wächteramulett, welches er nach Haos Tod an sich genommen hatte tauchte er die Feder in die Tinte und begann zu schreiben. Es war das letzte was er für seinen Cousin tun konnte und er hoffte dass es genug war.
 

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Das zweite Leben

Kapitel 51: Das zweite Leben
 

Im Laufe der Jahrhunderte verwandelte sich die Welt immer mehr und auch die Überlieferungen aus der damaligen Zeit gerieten zum in Vergessenheit. Zwar hütteten die Asakura jene mit ihrem Leben und gaben sie an ihre Nachfahren weiter, doch wurde das eine oder andere Detail zum Wohle der Familie geändert. Nicht dass das viel brachte, doch für ihr seelenheil war es eine genugtuung. Aus dem Namen Hao Asakura, welcher ein Sinnbild für Macht und Einheit war wurde Zeke. Dieser Name wurde in alten Dokumenten, welche in der heiligen Schrift verasst wurden, erwähnt. Es war der Name des Schamanen, welcher einst das Chaos heraufbeschworen und damit die Welt zerstört hatte. Der Sieger des aller ersten Schamanenturniers, welches jemals stattgefunden hatte. Doch von jener Verbindung wussten nur diejenigen, welche die Geschichte in dieser Weise verändert hatte. Die anderen hielten die Überlieferungen so wie sie geschrieben standen für wahr und noch mehr wussten nicht mal was sie überhaupt erwarten würde. Unteranderem gehörten zu den Unwissenden jene, welche eigentlich alles wissen sollten. Jene, die Zugang zu allen Informationen der Welt hatten und dennoch blieb ihr Blick für dass was in innerem ihrer Familie passierte blind. Getrübt durch das Schweigen des Geisterkönigs und Unwissen über die Ereignissen von vor 500 Jahren gebar eine Frau aus den Patchenstamm einen Sohn, welcher durch die Zeit gekennzeichnet war.

„Wie willst du ihn nennen!“

„Cheveyo. Er soll wie es sein Name beschreibt einer der Krieger für den König der Geister werden und ihn beschützen.“

„Das wird er!“

Keiner von beiden ahnte, dass sie kein normales Kind bekommen hatten. Nicht mal als Jahre vergingen und der Junge in das Alter kam, in dem das Training für die nächste Generation begann knüpften sie eine Verbindung mit dem Schamanen, der in dem letzten Turnier für einige Tote gesorgt hatte. Nur der Junge selbst wusste von seiner düsteren Vergangenheit. Er hatte sich diese Familie ausgesucht, weil er glaubte hier mehr Einfluss zu haben als ein einfacher Schamane aus irgendeiner x-beliebigen Schamanendynastie. Dennoch entschied er sich dafür erst Mal abzuwarten und sich mit seinen Kräften nicht zuweit in den Vordergrund zu drängen. Wer wusste schon was passieren würde, wenn die Patschen, bei denen er geboren war, erfuhren wer er wirklich war. Bevor er nicht seinen eigenen Schutzgeist hatte, würde er nichts unternehmen. Trotz dieses Entschluss konnte er es nicht anders als ab und zu seine Konkurrenten in die Schranken weisen. Derzeit stand Zaubern auf dem Tagesplan und da er in seinem ersten Leben selbst den einen oder anderen geschrieben hatte konnte er nicht anders als über die kläglichen Versuche der anderen den Kopf zu schütteln.

„Toller Zauber.“

„Als wenn du es besser könnest.“

„Na dann. Siehe zu und lerne!“

Mit diesen Worten wollte Hao seinen Zauber auf eine in der Nähe stehende Strohpuppe schicken, doch ein plötzliches Grunzen irritierte ihn. Intuitiv verdrehte er die Augen und verwarf seinen geplanten Zauber und blickte zu dem Wildschweingeist, welcher sich in Schatten des Raumes verborgenen hatte. Dieser Geist hatte ihn definitiv einmal zu oft aufgelauert und ohne seine neuen Eltern oder anderen Zeugen, wahrscheinlich sogar angegeriffen. Eine Aktion, welche die anderen dazu brachte erschrocken zurückzuweichen. Aus diesem Grund schoss er seine Vorsätze in den Wind und schickte diesem einen mächtigen Feuerzauber entgegen, welcher den Tiergeist komplett mit Feuer umhüllte. Daraufhin stieß der Tiergeist einen Mark erschütternden Schrei aus und rannte schon fast panisch davon. Aufgrund dieser Reaktion wichen die anderen Anwesenden erschrocken zurück. Während des gesamten Ablaufes bemerkte keiner die Augen, welche aus der Flamme der Fackel hervorlugten und die sich bei der Szene verengten. Kurze Zeit später jedoch verschwanden diese Augen wieder und ließen die Gruppe der jungen Schamanen wieder unbeobachtet.
 

- In einer anderen Dimension -
 

Zur gleichen Zeit haben sich vier der Spirit of Elements im Sternenheiligtum versammelt und sahen abwartend zu dem alten Mann, der sie hierher bestellt hatte.

//„ Wir haben etwas zu besprechen und zwar alle. Es geht um Hao. Ich denke Mal ihr erinnert euch noch an ihn. Sehe ich das richtig.“\\

„Wieso sollten wir ihn vergessen haben. Er war unser letzter Schützling und das ist gerade Mal 500 Jahre her, also nicht gerade ein lange Zeit. Jedenfalls für uns nicht.“

Bei diesen Worten sah die Wölfin zu Boden. Sie hatte es in den letzten Jahren geschafft ihn endlich aus ihren Gedanken zu verbannen und jetzt musste man sie wieder daran erinnern. Reichte es nicht, dass Santi ihr damals schon ein schlechtes Gewissen gemacht hat. Musste der König der Geister jetzt wirklich auch noch damit anfangen. Das war einfach nicht fair.

„Okami hat Recht. Wir erinnern uns noch an ihn, aber was hat er mit unserem Gespräch zu tun. Er ist vor 500 Jahren gestorben. Hingerichtet von seinem eigenen Cousin, da unsere liebe Okami hier ihren Angriff auf deinen Befehl hin abgebrochen hat.“

„Ich hab ihn nicht abgebrochen, Hayabusa. Lediglich zu lange gezögert um ihn zu schützen.“

//„Was auch gut so war. Allerdings hab ich übersehen, dass Hao damals eine bestimmte Technik gemeistert hat, die unter anderem auch unter dem Taizanfukun-Ritual bekannt war.“\\

„Er ist also wieder da? Interessant. Erzähl weiter.“

Der Schlangengeist war jetzt neugierig geworden und auch die anderen spitzten die Ohren, sofern sie welche zum spitzen hatten.

//„Es gibt nichts weiter zu erzählen. Es ist eine Tatsache, die sich nicht widerlegen lässt. Weder von mir noch von einem anderen. Fazit ist, dass...“\\

Noch bevor der alte Mann weiter sprechen konnte, erschien zwischen ihm und den vier Spirits of Elements eine Feuerwand. Als diese verschwand ließ sie den Blick auf einen kleinen Feuergeist frei, der auch gleich ohne groß zu überlegen anfing zu reden.

„Hey, was hab ich verpasst. Hat Big Boss euch schon die Neuigkeit erzählt.“

„Erstens steht der Geisterkönig hinter dir, zweitens hat er uns schon darüber aufgeklärt, dass Hao wieder in dieser Welt ist und drittens wollte er uns gerade etwas erzählen bevor du ihn mit deinem plötzlichen Auftauchen unterbrochen hast.“

„Oh, sorry.“

Mit diesen Worten drehte sich der Feuergeist um, bevor er etwas zurückwich. Der alte Mann verdrehte daraufhin dir Augen, bevor er weiter fort fuhr.

//„Du bist ihm also schon begegnet?“\\

„Yapp, er ist ein Mitglied der Schiedsrichter. Bei seinem Können ist es sogar ziemlich wahrscheinlich, dass er später zu den obersten Priestern gehört, die die Teilnehmer des Schamanenkampfes testen. Aber ich schätze Mal, dass dir das schon bekannt ist.“

//„Davon kann man ausgehen. Und genau diese Entwicklung ist beunruhigend. Er ist dem derzeitigen Häuptling und damit dem Geheimnis des verbotenen Waldes und des Sternenheiligtum viel zu nah. Besonders wenn man bedenkt, dass er Dank des Einheitssterns Gedankenlesen kann und noch sein Wissen von vor 500 Jahren behalten hat, welches er sich damals angeeignet hatte.“\\

„Er verachtet die Fähigkeit Gedanken zu lesen.“

//„Und dennoch nutzt er sie Okami. Der Junge hat seine Entscheidung getroffen. Dem zur Folge besteht eure Aufgabe darin ihn mit allen Mitteln die euch zur Verfügung stehen davon abzuhalten ins Sternenheiligtum zu kommen, koste es was es wolle. „\\

Nach diesen Worten herrschte ein erdrückendes Schweigen. Nicht nur der Feuergeist, der gerade dazu gekommen war schien außerstande etwas zu sagen. Nein, auch die anderen Spirits of Elements konnte nicht glauben was sie da gerade gehört hatte.
 

Dieser Befehl ließ nur eine einzige Schlussfolgerung zu. Eine mit der sich die Spirits of Elements nicht wirklich anfreunden konnte, doch keiner traute sich etwas zu sagen. Lediglich Okami ging auf Nummer sicher und fasste den Auftrag in ihren Worten noch einmal zusammen.

„Das heißt wir sollen ihm einfach mal so den Rücken kehren und mit anderen Schamanen gegen ihn kämpfen? Das kann nicht dein ernst sein.“

//„Es ist mein völliger ernst. Vor 500 Jahre hat er sich dem Pfad des Schattenfürsten angeschlossen und ich werde nicht riskieren, dass sich das erste Turnier wiederholt.“\\

„Er hat den falschen Weg eingeschlagen. Doch nur weil wir uns eingemischt haben. Anstatt ihm zu helfen als wir es wirklich musste, haben wir ihm den Rücken zugewandt. Und jetzt willst du ihn für unsere Fehler aus dieser Welt verbannen.“

//„Schweig“\\

Der Feuergeist schüttelte auf diesen Befehl nur den Kopf. Er wollte nicht schweigen, er konnte es einfach nicht mehr länger. Zu lange hatte er den Befehlen des Geisterkönigs folge geleistet. Zwar war das nicht immer bedingungslos, doch er hatte es getan. Dieses Mal jedoch ließ er sich nicht so einfach dazu bringen nach dessen Geige zu tanzen.

„Nein. Es ist noch nicht vorbei. Ich werde ihn nicht einfach mal so aufgeben, wenn es noch eine Chance gibt ihn auf unsere Seite zu bringen. Sein Herz ist noch immer rein und so lange dieser Zustand anhält, werde ich nicht von seiner Seite weichen, ob du es nun befürwortest oder nicht.“

Bei diesen Worten sah der Feuergeist kurz zu der Wölfin, die ihren Blick auf dem Boden hielt. Wenig später schweifte sein Blick auf die anderen Spirits of Element, welche dem Blick des kleinen Feuergeistes ebenfalls auswichen.

„Wie kann sein Herz nach alldem was er getan hat noch rein sein? Das ist unmöglich. Die Seele bestimmte die Einstellung des Menschen. Die Einstellung einer Person bestimmte das Herz und das Herz gestaltet die Aura. Es ist ein einfacher Lehrsatz und seine Einstellung ist nicht die beste.“

„Ich habe seine Aura gesehen, Okami. Sie ist nicht mehr so hell wie damals, aber sie ist auch nicht dunkel. Es ist eine Zwischenform. Außerdem hab ich in sein Herz gesehen. Noch blieb es vor dem dunklen Schleier unberührt. Noch, doch das kann sich im Laufe dieses Millenniums ändern.“

„Aber wie kann das sein.“

//„Das ist unmöglich, Tako, es sei denn er würde seine Taten bereuen. Aber das tut er nicht. Er kämpft mit vollen Kräften, jedenfalls überwiegend. Würde er seine Taten bereuen, würde ich es wissen. Glaubt nicht, dass ich nicht bereits alle Möglichkeiten durchgegangen bin. Immerhin weiß ich sehr wohl, das ihr den Jungen am liebsten zurück ins Leben geholt hättet“\\

Bei diesen Worten drehte sich der alte Mann von den Spirits of Elements weg. Okami und Spirit of Fire, die bis eben noch an ihrer Diskussion festgehalten hatten sahen diesem nur kurz hinterher.
 

Dann jedoch wendeten sie sich wieder zu den anderen

„Angenommen unsere lebende Fackel hier hat sich nicht vertan und Haos Herz wäre wirklich noch so rein wie damals. Was würde es uns bringen? Wir können ja kaum zu ihm hingegen und ihn anflehen seinen alten Traum wieder aufzunehmen.“

„Darum geht es auch nicht, Schlange. Wir müssen ihn nicht anflehen, damit er seinen alten Weg wieder einschlägt und vergisst was war. Alles was wir tun müssen ist ihm klar zu machen, dass dieser Weg der falsche ist, mehr nicht oder habt ihr ihn wirklich aufgegeben.“

„Alles schön und gut, Feuerkopf. Doch wie sollen wir ihn dazu bringen, wenn er seine Taten nicht bereut, das ist unmöglich.“

„Er bereut sie Okami, nur ist ihm das selber nicht klar…“

„Und woher willst du dann wissen das er es tut?“

„ Da hat Tako Recht. Wir mögen den Jungen ja auch, aber deshalb können wir uns die Sache nicht so zusammendichten wie wir wollen.“

„Ich dichte mir nichts zusammen.“

„Gib es auf Fackelheini. Ich denke Hayabusa hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Also hör endlich auf dir etwas einzureden.“

Daraufhin sagte der Feuergeist nichts, sondern schloss nur die Augen. Kurz darauf fing er an feuerrot zu glühe. Wenig später standen die Totems in Flammen und auch um die einzelnen Geister herum wurde der Boden mit brennenden Flammen überzogen.

„Ich rede mir das ganze nicht ein.“

„Sag mal spinnst du, Flammenschädel? Bring deine Flammen wieder unter Kontrolle.“

„El-hayyah hat Recht, krieg dich wieder ein. Du weißt genau, dass Feuer meine Schwachstelle ist also mach das wieder rückgängig.“

Bei diesen Gedanken hatte Spirit of Earth ihre menschliche Gestallt angenommen um sich besser vor den Flammen um sie herum schützen zu können. Durch diese Aktion nahm sie eine geringere Bodenfläche ein, zu ihrem Bedauern half ihr das auch nicht um zu entkommen. Allerdings waren sie und der Schlangengeist nicht die einzigen die protestierten.

„Sag mal willst du mir das Gefieder abfackeln, oder was denkst du dir bei dieser Aktion? Wir sagen doch nur wie es ist. Wir würden dem Jungen ja auch gerne helfen, aber wir haben unsere Chance verpasst. Also krieg dich verdammt noch mal wieder ein.“

„Hayabusa hat Recht. Lösch endlich diese Flammen oder ich tu es...“

„Das kannst du vergessen.“

„Ach ja, das werden wir ja sehen“

Mit diesen Worten ließ der Wasserdrache einen Wasserangriff los. Während darauf ein Teil der Flammen gelöst wurde, verdampfte im Gegenzug ein Teil des Wassers. Im ersten Moment schien es daraufhin so, als würde es ein Unentschieden geben, bis es Okami zu bunt wurde und sie ebenfalls einen Angriff mit ihrem Element, der Erde, losschickte, die den Feuergeist für einen Moment ablenkte. Zum Bedauern der Spirits of Elements hielt dieser Zustand nicht lange genug an um den Feuergeist zurück auf dem Boden zu kriegen. Ein Grund mehr für die anderen Geister sich ebenfalls einzumischen.
 

Der alte Mann währenddessen hatte sich mittlerweile auf den Stein im Zentrum der Totems gesetzt und betrachtete den Kampf interessiert. Die fünf Geister übertrieben es. Normalerweise würde er eingreifen, doch da der Kampf im Sternenheiligtum stattfand hatte es eine schwächere Wirkung auf die Welt der Schamanen. Gut, die fünf konnten sich immer noch gegenseitig vernichten, doch das würde er noch früh genug zu verhindern wissen. Erst einmal ließ er den fünfen die Gelegenheit sich abzureagieren. Außerdem wollte er wissen wie wichtig ihnen der Junge wirklich geworden war. Auch er wusste, dass Hao nicht verloren war, doch um ihn wieder zur Vernunft zubringen brauchte es mehr als einen Versuch. Um genau zu sein braucht es Zeit und Geduld. Allein der leiseste Zweifel konnte dieses Vorhaben zum Scheitern bringen. Und die Spirits of Elements würden scheitern, wenn sie sich auf seinen Befehl hin dazu entscheiden würden.

„El-hayyah geh zur Seite, du stehst mir mitten in der Schussbahn.“

„Bin schon weg.“

Genau in dem Moment, in dem El-hayyah zwischen Spirit of Fire und Hayabusa verschwunden war, erschien auf einmal ein gewaltiger Tornado, der unaufhaltsam auf den Feuergeist zukam. Diese richtete jedoch einen gezielten Feuerstrahl auf diesen. Der Tornado nahm das Feuer in sich auf, welches das Element des Windes nach und nach verdrängte und es ersetzte. Am Ende bestand der Tornado nur noch aus Feuer und war zum bedauern der anderen Spirits of Elements damit unter der Kontrolle des Feuergeistes.

„Netter versuch, viel Glück beim zweiten.“

Mit diesen Worten ließ er den Feuerwirbel auf die anderen vieren zu bewegen. Allerdings war Tako schneller und richtete einen gewaltigen Angriff auf diesen, woraufhin dieser mit einer gewaltigen Dampfwolke verdampfte. Okami nutzte diese kurze Verschnaufpause um den Feuergeist ihrerseits anzugreifen, doch dieser schüttelte die Pflanzenranken ohne große Mühen ab, in dem er sie zu Asche verwandelte. Doch genau das war, was sie erwartet hatte.

„Hayabusa dreh mal den Wind auf. Ich denke wir brauchen etwas Ascheregen.“

Ohne lange zu zögern tat der Falke was ihm gesagt wurde, weshalb es im Kreis der Totems auf einmal Asche schneite, die dem Feuergeist nicht so gut bekamen.

„Asche sind verbrannte Materialien, die das Feuer zurück lässt. Falls es jedoch nur noch Asche vorfindet, hat es nicht mehr womit es sich nähren kann und erlischt. Tako, dein Part.“

„Gerne, Okami. Wollen mal sehen ob wir den Überflieger nicht wieder zu Boden kriegen. El-hayyah, scheint ihm den Weg ab.“

„Gerne.“

Noch bevor der Feuergeist reagieren konnte, wurde er von mehreren Metallspitzen eingekreist. Sofort sorgte er mit einem weiterem Feuerangriff dafür, dass diese Schmolzen, doch genau in dem Moment, als er sich dieser entledigt hatte, traft ihn schon der Wasserangriff von Tako. Dieser bewirkte, dass der Feuergeist zu Boden gerissen wurde und den anderen, nach einem kurzen Schütteln, einen vernichtenden Blick zuwarf. Die Zeichnungen auf seinem Körper hatten sich von weiß zu schwarz verfärbt und zeigten deutlich dass er den größten Teil seiner Macht verloren hatte.
 

Er hatte vor diesen Geister doch wirklich den kürzeren gezogen, das war unfassbar. Allerdings schienen diese ihren Sieg richtig auskosten zu wollen.

„Tja sieht so aus als wärst du jetzt ganz unten.“

„Besser ganz unten als eine Verräterin wie du.“

Das hatte gesessen. Okami konnte sich durchaus denken, auf was sich dieser Satz bezog und es schmerzte. Sie wusste, dass sie Hao verraten hatte, doch sie hatte keine Wahl. Höchstens die Wahl zwischen einem Verrat ihm gegenüber oder dem König der Geister. Den König der Geister zu hintergehen, hätte ihr niemals gut getan, deswegen viel diese Alternative sofort weg. Außerdem hatte der Feuergeist sie zusätzlich mit seinem derzeitigen Kommentar so verwirrt, dass sie nicht auf den nächsten Angriff gefasst war. Genau das war der Grund, wieso sie über die Worte des kleinen Feuergeistes so wütend war. Wütend genug um nicht darauf zu achten, dass dieser seine Kräfte durch Takos Angriff eingebüsst hatte und damit wehrlos war.

„Dieser Worte wirst du bereuen.“

Zu Okamis Bedauern oder auch zu ihrem Glück fand der Feuergeist doch noch die Kraft einen Angriff abzufeuern, der den Angriff seiner Artgenössin zerschlug und diese zusätzlich mit zu Boden riss. Auch auf ihrem Körper zeichneten sich urplötztlich schwarze Zeichen. Zeichen, die sie schon immer besessen hatte jedoch durch die helle Haut- oder Fellfarbe optimal verbergen konnte. Nun jedoch zeichneten sie sich umso deutlicher ab, doch davon ließ sie sich nicht in ihrer Wut bremsen.

„Verdammter Feuerspucker, das bekommst du zurück.“

Nun war Okami zu allem entschlossen und griff ein weiteres Mal an. Jedenfalls wollte sie das, doch ihre eigenen Kräfte versagten. Völlig geschockt sah sie auf ihre Hand, bevor sie ein weiteres Mal versuchte ihre Kräfte einzusetzen, doch auch dieses Mal gelang es ihr nicht.

„Das ist unfair. Wieso kann er seine Kräfte nach Takos Angriff noch benutzen und ich nicht.“

„Keine Sorge, ’Kami. Wir kümmern uns schon für dich um dieses Großmaul.“

Bevor einer der Spirits of Elements auf die Worte des Schlangengeistes reagieren konnte, meldete sich auf einmal eine sechste Person zu Wort.

//„Das genügt. Glaubt ihr nicht, dass ihr es jetzt schon übertrieben habe. Ihr habt es in weniger als einer halben Stunde geschafft, dass zwei von euch ihre Kräfte für einen unbestimmten Zeitraum eingebüsst haben. „\\

„Von wegen eingebüsst. Er kann sie noch benutzen.“

//„Eingeschränkt, genauso wie du. Allerdings ist dein derzeitiger Wille nicht stark genug um deine verblieben Kräfte heraufzubeschwören. Jetzt aber zurück zum Grund des kleinen Kampfes. Du meintest vorhin dass er seine Taten bereut. Wieso bist du dir da so sicher?“\\

„Wieso sonst, sollte er sich die Namen und andere Details seiner Opfer merken. Er hat alle im Kopf und nicht nur ihre Namen. Er weiß praktisch alles über sie. Außerdem kämpft er nicht für sich, sondern für die Zukunft der Schamanen. Hao sieht die Menschen als Gefahr. Eine Gefahr für Schamanen und für die Natur, was sie ja in gewisser Weise auch sind.“

Auf diese Worte hin sagte erst einmal keiner etwas. Sie waren einfach nur sprachlos. Auch Okami, die sich währenddessen aufgerappelt hatte, sah nun mit einem unbeschreiblichen Gesichtsausdruck, zwischen dem Feuergeist und dem alten Mann hin und her.
 

Sie konnte nicht leugnen, dass sie überrascht darüber war, dass der König der Geister dem Feuergeist wirklich die Gelegenheit gab, ihn zu überzeugen.

„Hao hat einen Fehler gemacht, einen der vielleicht sogar unverzeihlich ist. Wenn wir uns jetzt gegen ihn stellen, wird er sich erst Recht für die Seite des Schattenfürsten entscheiden. Wie du schon gesagt hast. Er hat das Taizanfukun-Ritual gemeistert und die Fähigkeit wiedergeboren zu werden, kannst du ihm nicht nehmen. Höchstens seine Kräfte und die gebraucht er eh selten. Mit Ausnahme der Gabe Gedanken zu lesen. Doch sein ehrlich, das war einer der Gründe, wieso er sich so derartig verändert hat.“

//„Eigentlich hatte ich dir damals den Auftrag gegeben, dass du aufpasst, dass die anderen sich nicht zu sehr an den Jungen gewöhnen und jetzt fällst du mir selber in den Rücken.“\\

„Ich falle niemanden in den Rücken. Es ging darum, dass ich darauf achten soll, dass die anderen sich nicht auf seine Seite stellen, falls er sich für die Gegenseite entscheidet und das hat er nicht. Noch nicht. Und das wird zwangsläufig dazu führen, dass sich dein Gegenspieler einmischt. Meiner Meinung nach ist das die schlechteste Alternative. Also wenn mich jemand sucht, ich bin in Dobbie Village.“

Mit diesen Worten war der Feuergeist verschwunden. Kurz daraufhin hörten sie ein leises Seufzen von Okamis Seite, bevor sie mit verschränkten Armen zu Boden sah und diesen eine Zeit lang betrachtete. Sollte es stimmen was der Feuergeist über Hao erzählt hatte, so war sie ohne lange zu überlegen auf dessen Seite. Sollte es wirklich noch Hoffnung für Hao geben, so würde sie ebenfalls alles dafür tun, um ihn wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Doch vorher musste sie sich über den Wahrheitsgehalt der Worte des Feuergeistes überzeugen und dass konnte sie nur an einem Ort.

„Dem letzten schließe ich mich an.“

Mit diesen Worten war auch sie verschwunden. Sie konnte zwar dank des Angriffes von Spirit of Fire ihre Naturkräfte immer noch nicht verwenden, doch die Teleportationskräfte blockierten sie nicht. Genauso ging es auch dem Feuergeist. Um genau zu sein war das die einzige Fähigkeit, die sie fast überall benutzen konnte, allerdings war sie nicht überall von Vorteil und in einigen Situationen nur eingeschränkt nutzbar. Was die anderen weiterhin im Sternenheiligtum besprachen war ihr im Augenblick ziemlich egal.
 

Die anderen drei Spirits of Elements starrten nur abwechselnd an die beiden Plätze, an dem sich die anderen beiden Elementargeister eben noch befunden hatten. Sie konnten nicht leugnen, dass sie nicht wussten, was sie tun sollten, besonders da der Blick des Geisterkönigs immer noch auf ihnen ruhte. Erst als Tako das Wort ergriff, wendeten sich alle Blicke ausnahmslos auf ihn.

„Bei allem Respekt, aber wenn es wirklich noch einen anderen Weg gibt als Hao zu vernichten, dann würde auch ich diesen Weg bevorzugt einschlagen.“

//„Gut, wenn ihr so darüber denkt, dann werde ich euch nicht aufhalten.“\\

Kurz nach dem der alte Mann das gesagte hatte, warfen sich die drei verbliebenen Geister skeptische Blicke zu, bevor sie ohne lange zu überlegen ebenfalls verschwanden. Eine Tatsache, die den alten Mann doch etwas verwunderte.

//„Das habe ich nun doch nicht erwartet. Aber bitte, sollen sie ihr Glück versuchen.“\\

Gerade als er seine derzeitige Gestallt wieder auflösen wollte, erschien auf einmal Okami wieder vor ihm, die auch gleich anfing zu sprechen.

„So Leute ich bin wieder da und so ungern ich es zugebe, muss ich gestehen, dass unser Flammenwerfer mit seinen Worten Recht hatte…Äh Leute, wo seit ihr…Hallo, wollt ihr mich jetzt veralbern, oder wieso versteckt ihr euch vor mir…“

//„Sie sind nicht da. Wenn du es genau wissen willst. Sie sind eurem Beispiel gefolgt. Anscheinend scheint ihr euch ausnahmsweise einig zu sein“\\

„Und das heißt übersetzt?“

//„Das ich euch nicht aufhalte. Vorausgesetzt ihr übernehmt die Verantwortung für diese Entscheidung. Und Okami, von dir und Spirit of Fire verlange ich, das ihr ihm seine Kräfte nehmt, falls er sich mit seiner Vermutung geirrt hat und zwar bevor es zu spät ist. Richte meine Worte auch Spirit of Fire aus, nur damit es keine Missverständnisse gibt.“\\

„Wieso wir?“

//„Ganz einfach ihr beiden seit diejenigen, die am schlechtesten Aufgeben können. Außerdem seit ihr beide die stärkste der Spirit of Elements und handelt zusätzlich am rationalsten. Und Okami, genau das ist eine Eigenschaft, auf die man bei der jetzigen Situation zurückgreifen muss. Es ist nicht zu übersehen, dass ihr den Jungen mögt, doch davon dürft ihr euch nicht ablenken lassen.“\\

„Soll ich ihm das ganze auch mitteilen.“

//„Nein, er hat sich nicht auf die Seite des Jungen gestellt, weil er ihn mag, sondern viel mehr, weil er genau wusste, dass ihr euch nicht vor ihn stellen würdet. Nicht ohne einen triftigen Grund und den hat er euch geliefert. Lediglich bei dir und den anderen mache ich mir sorgen. Doch zurück zum eigentlichem Thema. Wie ihr vorgeht ist mir egal, solange ihr euch nicht gegenseitig vernichtet.“\\

„Ich richte es den anderen aus.“

Mit diesen Worten war Okami wieder verschwunden. Der alte Mann hingegen schüttelte nur den Kopf, bevor sich seine Gestallt auflöste und sich mit der großen weißblauen Säule vereinigte. Das ganze konnte doch nur in einer gewaltigen Katastrophe enden.
 

- Im Archiv des Schamanenhauptquartier -
 

Ein Junge mit braunen langen Haaren saß auf einen Stuhl und war gerade dabei ein Buch aus dem Archiv nach dem anderen zu lesen. Im Moment beschäftigte er sich mit dem Buch ‚ Turnierregel des Schamanenkampfes’. Er musste durchaus zugeben, dass er sich das ganze einfacher vorgestellt hatte. Er kannte die heilige Schrift, in der das gesamte Buch geschrieben war zwar, doch in gewisser Weise irritierte ihn die Struktur. Es wirkte fast so, als würde der Autor des Buches von einem Thema zum anderen springen und wenn er merkte, dass er etwas vergessen hatte zu erwähnen wieder zu dem Punkt abglitt, bevor er einen völlig anderes Thema behandelte. Besonders ärgerlich war es, da er sich vorwiegend mit dem Nachturnierkampf beschäftigen wollte. Dass es diese Art von Kampf gab, wusste er schon in seinem letzten Leben, doch kaum einer kannte die Regeln. Eigentlich war es ihm auch herzlich egal gewesen, bis er vor einigen Tagen auf ein recht sonderbares Buch gestoßen war. Was hieß sonderbar, es handelte im Großen und Ganzen von ihm. Eine Tatsache, die ihn doch etwas verwirrte. Der erste Abschnitt war aus seinem Tagebuch entnommen worden, was er damals geschrieben hatte, der Rest wurde eindeutig von seinem Cousin weitergeführt, immerhin handelte es sich bei dem Geschrieben um dessen Handschrift. Daraufhin hatte er einige Nachforschungen angestellt und herausgefunden, dass Youji nachdem er zum rechtmäßigen Schamanenkönig erklärt wurde sich gegen einen Erben der Dalin-Dynastie zu Wehr setzen musste, der diesem nach dem Leben getrachtet hatte. Youji hatte den Kampf gewonnen und die Familie von daan als neues Oberhaupt verteidigt.
 

An sich gab es nichts was ihn bei den Resultat seiner Nachforschung überraschte. Nur eine Kleinigkeit brachte ihn doch etwas ins Grübeln. Youji hatte die Familienführung nicht an dessen Sohn abgegeben, sondern an seinen. Der Nachfolger Hao Asakuras war nach Youji das rechtmäßige Oberhaupt der Familie. Eine Gestik, die er Youji nur hoch anrechnen konnte. Gut sein einstiger Cousin hatte ihn getötet, doch in dessen Augen hatte er etwas gesehen, dass er nie für möglich gehalten hätte. Reue. Er hatte den Schlag, den er gegen ihn ausgeführt hatte in dem Moment bereut, als er ins Schwarze getroffen hatte. Wie es soweit überhaupt kommen konnte wusste er selber nicht genau. Unter normalen Umständen hätte er in der Lage sein müssen den letzten Angriff, der Angriff der ihn getötet hatte, aufzuhalten. Doch das hatte er nicht. Auch konnte er keinen Schuldigen nennen. Klar Kami hatte damals gezögert, bevor es zu spät war den Angriff aufzuhalten, doch das hatte er auch. Es war durchaus möglich dass er sie durch sein eigenes Zögern verwirrt hatte. Dass sie eigenständig und mit voller Absicht gezögert hatte konnte er sich nicht vorstellen. Dafür wirkte sie zu geschockt. Gut er hatte nach dem Angriff nicht mehr viel mitbekommen, doch es reichte um die Reaktionen von Youji und Kami zu bemerken. Um genau zu sein war es das letzte, was er in diesem Leben gesehen hatte. Bei diesen Gedanken jedoch schüttelte er den Kopf um das Thema und auch die Bilder wieder aus seinem Kopf zu kriegen. Er wusste einfach nicht was er noch denken sollte, besonders wenn es um seine Familie ging. Konnte er sie überhaupt noch so bezeichnen, immerhin war das ganze 500 Jahre her und zusätzlich hatten sie sich gegen ihn gestellt. Bevor er sich jedoch weiter Gedanken darüber machen konnte, hörte er ein lautes Grunzen. Innerlich verdrehte er nur genervt die Augen, als er sah, dass sich ein ausgewachsenes Wildschwein in den Raum begeben hatte.
 

Eines konnte er nicht leugnen, dieser Tiergeist, denn etwas anderes war es nicht, war das letzte war er brauchte. Schon fast seit dem Tag an dem er endlich wieder eigenständig laufen konnte schien ihn dieser Geist zu verfolgen ohne auf irgendetwas Rücksicht zu nehmen. Das war einer der Gründe gewesen, wieso er angefangen hatte das Archiv zu durchsuchen. Wonach er genau suchte war ihm selbst ein Rätsel. Entweder er wollte einen Grund wissen, wieso der Geist es für nötig hielt ihn zu verfolgen oder einfach einen Weg zu finden um diese Tatsache zu ändern. Normalerweise hielt er sich so gut es ging zurück und versuchte dem Geist aus dem Weg zu gehen, doch dieses Mal reichte es ihm endgültig. Entschlossen schlug er das Buch in seinen Händen mit einem lauten Knall zu und stand auf. Bevor er jedoch irgendetwas unternehmen konnte, ging das Wildschein auf einmal in Flammen auf und rannte mit einem lauten schrillen Quicken aus dem Raum.

„Blödes Ding…Oh schuldige, wolltest du das gerade übernehmen?“

Bei diesen Worten blicke Hao völlig verwirrt zu dem Feuergeist, der es irgendwie geschafft hatte von ihm unbemerkt in den Raum zu gelangen und jetzt scheinbar auf eine Antwort wartend vor ihm schwebte. Was ihn jedoch mehr irritierte war dessen Frage.

„Wovon redest du?“

„Naja du siehst so aus, als wolltest du das Vieh selber in Flammen aufgehen lassen oder etwas anderes mit ihm anstellen. Ich wollte dir wirklich nicht zuvorkommen, allerdings geht mir das Wildschwein schon seit einiger Zeit auf die Nerven.“

„Nervig ist der Geist in der Tat. Aber wie kommst du darauf, dass ich dazu in der Lage wäre. Immerhin habe ich wie du siehst noch keinen Schutzgeist.“

„Ach es gibt Mittel und Wege dafür. Zauberformeln, Furyoko oder andere besondere Fähigkeiten, auf die ich hier weiter nicht eingehen will. Meinst du nicht auch? Und nur zur Information, ich hab dein Training beobachtet und die Vogelscheuche hast du schließlich auch in Flammen aufgehen lassen.“

„Ich weiß echt nicht wovon du redest.“

Mit diesen Worten legte Hao das große Buch in seiner Hand an seinen rechtmäßigen Platz und wollte das Archiv von Dobbie Village bereits verlassen, als ihn der Feuergeist mit ein paar gezielten Worten von seinem Vorhaben ablenkte und ihn regelrecht erstarren ließen.

„Glaubst du nicht du machst dir da selbst etwas vor, Hao?“

Der Name, mit dem der Feuergeist ihn bezeichnet hatte, wurde schon lange nicht mehr benutzt. Jedenfalls nicht im Bezug auf ihn. Woher wusste dieser Geist überhaupt wer er war. Hieß dass, das noch andere von seiner wahren Identität wussten oder war das nur ein Test. Immerhin hatte er geschworen zurückzukommen. Hatten man endlich herausgefunden wo er war, oder was hatte das alles zu bedeuten.

„Wie gesagt, ich weiß nicht worauf du hinaus willst!“

Er hasste es zu Lügen, doch im übergreifenden Sinne war das ja auch keine Lüge. Immerhin wusste er wirklich nicht was der Geist vor ihm bezwecken wollte.
 

Er war komplett unwissend und genau dieser Ungewissheit musste er auf dem Grund gehen. Zwar schien es für jeden der seine Gedanken nicht kannte so zu klingen als würde den Feuergeist indirekt fragen, wieso er ihn so nannte, doch das war nicht sein Problem. Im Gegenteil, es konnte nur von Vorteil sein.

„Natürlich. Dann hast du auch nicht vor 500 Jahren unter dem Namen Hao Asakura gelebt, bevor deine Nachfahren deinen Namen nach deinem Tod in Zeke geändert haben. Wie konnte ich mich nur so vertun?“

„Keine Ahnung.“

„So jetzt reicht es mir. Hör auf mich zu verarschen. Ich kann Gedankenlesen und deine sagen mir gerade, dass du der bist, für den ich dich halte.“

„Und für wenn, wenn ich fragen darf, hältst du mich?“

Hao konnte sich seine Frage durchaus selbst beantworten, doch die Worte des Feuergeistes hatten ihn so unerwartet getroffen, dass er sich mit dieser Frage etwas Zeit kaufen wollte. Zeit um sich irgendwie rausreden zu können. Was nicht so einfach war, wenn nicht gar unmöglich sein würde, wenn der Geist vor ihm wirklich seine Gedanken lesen konnte.

„Du weißt für wen ich dich halte, Hao. Also versuch nicht erst weiter auf Zeit zu spielen, dein kleines Geheimnis ist sowieso aufgeflogen.“

„Also ich kann mich ja irren, aber ich glaube das ich unter den Namen Cheveyo bekannt bin. Wie kommst du also auf den Namen Hao.“

„Denkst du wirklich du kannst mich veralbern? Falls es dir nicht aufgefallen ist. Ich bin einer der berühmt berüchtigten Spirits of Elements. Spirit of Fire um genau zu sein und wie alle anderen Spirits of Elements besitze ich die Fähigkeit Gedanken zu lese, also gib es auf! Du kannst dieses Spiel nicht gewinnen. Insbesondere wenn die ganzen guten Karten auf meiner Seite sind.“

„Wenn du meinst. Was willst du von mir?“

„Dir helfen. Was sonst?“

Hao sah den Feuergeist bei diesen Worten nur verwirrt an. Nun verstand er wirklich gar nichts mehr und das kam so gut wie nie vor. Die Spirits of Elements folgten den Befehlen des Königs der Geister und sie wussten zusätzlich wer er war. Wieso sollte ausgerechnet Spirit of Fire ihm seine Hilfe anbieten. Da musste doch etwas faul sein, anders war das doch nicht zu erklären.

„Also lass mich das noch mal kurz zusammenfassen. Du bist Spirit of Fire, ein Mitglied der Spirits of Elements und hältst mich für einen Schamanen der vor ca. 500 Jahren vernichtet wurde und dennoch willst du mir oder besser gesagt diesen Schamanen helfen? Wieso?“

„Dieser Schamane bist du und das weißt du genau, also gib es lieber zu, bevor ich es überall rum erzähle. Und zu deiner zweiten Frage. Lass mich darauf mal eine Gegenfrage stellen. Ich sitze wer weiß wie lange herum und warte darauf dass Big Boss da oben mal in die Hufe kommt und uns einen Auftrag gibt, aber der sitzt einfach lässig auf seinem Thron und sieht zu, wie wir uns zu Tode langweilen. Würdest du dann nicht auch anfangen eigene Wege zu beschreiten und versuchen den bisherigen Ablauf zu verändern?“

„Also pure Berechnung?“

„In gewisser Weise. Trotzdem würde ich mir an deiner Stelle die Zeit nehmen und drüber nachdenken. Ich meine wer kriegt schon mal die Gelegenheit einen der Spirits of Elements als Schutzgeist zu haben. Falls du mich suchen solltest folge dem Quicken des Wildscheines, ich lasse es nämlich in regelmäßigen Abständen in Flammen aufgehen. Ich warte auf deine Entscheidung, Hao.“

Mit diesen Worten wurde der Feuergeist von Flammen eingehüllt und war anschließend verschwunden. Hao sah nur einen Moment auf die Stelle an der dieser vor einigen Minuten noch geschwebt hatte, bevor er sich wieder zu dem Bücherregal wendete und ein weiteres Buch herauszog. Das Buch mit dem Titel ‚Geheimnisse der Schamanenwelt’. Vielleicht konnte er in diesem etwas über die Spirits of Elements finden. Etwas was ihm noch mehr Informationen über diese lieferte, als diejenigen die er jetzt schon besaß. Denn eines konnte er zu seinem Bedauern nicht leugnen und zwar dass er durchaus an dem Angebot des Feuergeistes interessiert war. Die Frage war nur, ob man dieses ernst nehmen konnte oder es ihn nur in eine Falle lockte. Ein Rätsel, das er vorher unbedingt lösen musste, bevor er sich dazu entschied das Angebot abzulehnen oder anzunehmen. Immerhin wäre es ein Fehler das ganze dem Zufall bzw. Schicksal zu überlassen, wobei man sich durchaus streiten konnte ob diese zusammen agierten oder getrennt.
 

Der Feuergeist schwebte derweil in den Gängen entlang und malte sich schon mal aus wie sich Hao gerade den Kopf über seine Worte zerbrach. Wahrscheinlich fragte er sich gerade, ob man seinem Angebot wirklich trauen konnte. Gut so, blindes Vertrauen war noch nie dessen bester Wegweise. Weit kam er mit seinen Überlegungen jedoch nicht, da ihn schon eine wütende Stimme zum anhalten schwang.

„Was glaubst du eigentlich, was du hier treibst?“

„Wonach sieht es aus. Ich hol mir sein Vertrauen.“

„Kannst du vergessen!“

„Hinder mich doch daran!“

Wütend fletschte die Wölfin daraufhin die Zähne. Sie konnte den Feuergeist noch nie wirklich leiden, doch diese Selbstgefälligkeit gefiel ihr noch weniger. Er hatte ihr in Haos letzten letzten Leben oft geholfen, doch letzten Endes auf einer Weise, die ihr nicht zugesagt hatte.

„Ich sag dir was Feuerkopf. Er ist mein Schützling, also halt dich zurück.“

„Du meinst wohl er war dein Schützling, die Karten sind neu verteilt, also leb damit.“

„Davon träumst du.“

„Nein, du träumst davon, dass ich das träume, denn die Realität sieht anders aus. Hao hat in diesem Millennium noch keinen Schutzgeister. Demnach kann er neu entscheiden wer sein Hauptschutzgeist wird. Und wenn ich das richtig sehe, stehen deine Chancen schlecht und dabei weiß er noch nicht mal, dass du ihn damals ins offene Messer hast laufen lassen.“

„Ich glaube eher du träumst davon, dass ich träume, dass du…ach was soll den der Scheiß. Fazit ist doch, dass du dich zwischen mich und meine Aufgabe stellst.“

„Welche Aufgabe. Haos Seele so schnell es geht wieder in die Geisterwelt zu schicken?“

„Ich wollte ihn nicht sterben lassen.“

Nach diesen Worten war es still und die Wölfin versuchte sich zu beruhigen. Sie hatte damals einen Fehler gemacht, doch das war nicht ihre Schuld gewesen.

„Ich hab mich nur etwas zu sehr von deinem blöden Kommentar ablenken lassen!“

„Natürlich, jetzt bin ich wieder schuld, ist ja auch kein dümmerer da. Aber ich sag dir was, ich hab während des Kampfes nicht eine einzige Nachricht an dich gerichtet. Das musst du dir wohl eingebildet haben um dein schlechtes Gewissen zu übertünchen.“

Der Feuergeist wendete sich bei diesen Worten von der Wölfin ab. Bevor er jedoch verschwand ergänzte er zu seinen Worten noch etwas, was die Wölfin nur noch wütender zurück ließ.

„Ach Kami, noch was. Wir werden sehen wie das ganze ausgeht aber eines schwöre dir, ich werde dir nicht einfach mal so den Vortritt überlassen. „

„Ich heiße Okami, Schwachkopf.“

Okamis letzte Worte bekam der Feuergeist gar nicht mehr mit, weil er schon verschwunden war, bevor sie überhaupt ein Wort herausbringen konnte.
 

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So Leute, das war das Kapitel ich wünsche allen die das lesen ein schönes neues Jahr und hoffe dass jeder von euch das Jahr 2014 mit guten Vorraussetzungen beginnen kann.
 

Eure Misato

Totale Ernüchterung

Kapitel 52: Totale Ernüchterung
 

Hao hatte schon längst jegliches Zeitgefühl verloren. Für ihn fühlte sich ein Tag wie ein ganzes Jahr an. Ihm war zwar klar gewesen, dass eine Widergeburt seine Vor- und Nachteile hatte, doch dass diese Familie ein so trostloser Haufen war hätte er sich nie im Leben träumen lassen. Immer häufiger blieb er dem Training der Patchen fern und verzog sich in die heiligen Hallen des Hauptgebäudes, welches auch unter dem Titel Archiv bekannt war. Lustlos blätterte er in einem der Bücher. Es war nicht so, dass sie nicht interessant waren, jedenfalls einige Inhalte, doch gab es kaum noch etwas was er nicht schon wusste. Insgeheim hatte er das Gefühl, dass man alle hier lebenden Patchen schnappen konnte, ihr Wissen sammeln und dennoch unfähig sein würde das seine zu übertreffen.

„Fleißig wie immer, wie ich sehe. Es ist selten dass sich die nächste Generation freiwillig mit den Gefüge um das Schamanenturnier beschäftigt.“

Hao erwiderte daraufhin nicht. Zu sehr irritierte es ihn, dass der Häuptling der Familie überhaupt mit ihm sprach, denn nur die obersten Mitglieder dieser Familie hatten mit diesem direkten Kontakt. Allerdings war das nicht der Grund für sein Verhalten. Viel mehr lag dieser darin begründet, dass dieser Mann genau wie Chiyo eine Verbindung zum König der Geister hatte und somit mit diesem Sprechen konnte. Insgeheim fragte er sich ob dieser von seiner wahren Identität wusste. Spirit of Fire wusste es ja immerhin auch, also wieso sollte es ausgerechnet dem König der Geister entgehen und welchen Grund hätte dieser es vor dem Häuptling der Patchen geheim zu halten. Jedoch war die Tatsache, dass dieser sichtlich neutral mit ihm sprach ein Anzeichen dafür, dass der Patschen-Häuptling nicht wusste wer er wirklich war. Groß über dieses scheinbare Paradoxum wollte er jedoch nicht nachdenken und richtete stattdessen seine volle Aufmerksamkeit auf dem alten Mann.

„Dennoch wundert es mich wieso du dich ausgerechnet an Bücher mit der heiligen Schrift verausgabst. Nach meinem Wissensstand dürftest du diese noch gar nicht beherrschen.“

Hao wusste nicht wieso, doch aus irgendeinem Grund konnte er die Worte nicht stoppen, die bei dieser Frage aus seinem Mund schossen. Eine bessere Antwort hätte er sich auch nicht hätte einfallen lassen könnten. Er konnte nur hoffen, dass der Feuergeist ihm das Gesagte nicht übel nahm.

„Ein Elementargeist hat es mir beigebracht. Um genau zu sein der Feuergeist, der hier immer herumschwört.“

„Spirit of Fire. Das ist interessant. Nicht viele bekommen etwas von den heiligen Geistern beigebracht. Meistens begnügen sie sich andere zu ärgern.“

Bei diesen Worten musste Hao ein Schmunzeln verbergen, denn ihm war sehr wohl klar wozu die Spirits of Elements in der Lage waren und scheinbar hatte sich an ihrem Sinn für Humor nichts verändert. Und genau das war ein weiterer Punkt, der ihn daran zweifeln ließ, dass der Feuerelementargeist ihn auffliegen lassen würde. Zu dem schien ihm die Präsenz des Feuergeistes so vertraut, als wäre dieser schon seit Anbeginn der Zeit an seiner Seite gewesen. Die Macht dieses Geistes schien anders als die der anderen Spirits of Elements und da er alle von ihnen in seinem ersten Leben begegnet war konnte er es auch bezeugen. Zugegeben Spirit of Fire war er damals nie direkt begegnet, doch zumindest einmal war dieser in seiner unmittelbaren Umgebung gewesen und selbst da hatte er den unterschied schon wahrgenommen. Noch ehe er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, wurde er zurück in die Realität gerissen.

„Sei es drum. Du solltest wieder am Unterricht teilnehmen bevor du zurück fällst. Diese Bücher laufen dir schon nicht weg.“

Auch wenn es Hao mehr als missfiel, so fügte er sich dem versteckten Befehl. In Gedanken jedoch war er in der Vergangenheit. Langsam verstand er wie Samira sich damals in dem Tempel gefühlt haben musste, denn in diesem Leben war er es, der an einem Ort festgehalten wurde. Auch wenn Dobbie Village recht weitläufig war so schien ihm das Dorf dennoch zu beengen. Wo genau der Unterschied zu seinem ersten Leben war konnte er nicht sagen. Zumal er in diesem auch größtenteils nur an einem Ort verbracht hatte und sich nicht so eingesperrt vorgekommen war. Auch damals musste er Regeln befolgen, doch er hatte auch Youji an seiner Seite gehabt. Vielleicht war das der entscheidene Punkt, der ihm dieses Gefühl gab.
 

Schneller als der Gedanke gekommen war hatte er ihn auch wieder verworfen. Dies war ein neues Leben, eines in dem seine urprüngliche Familie keinen Platz mehr hatte. Er musste sich auf sein Vorhaben konzentrieren. Mit diesem Vorsatz hatte er sich mit dem Rücken gegen die kalte Steinwand gelehnt und die Augen geschlossen. Er wollte seine Zweifel beiseite räumen. Doch es schien als würde sein Herz etwas anderes wollen als sein Verstand, doch konnte er dennoch nicht sagen worum es ging. Es war ein unbehagen was ihn erfüllte. Ein einfaches Gefühl, welches er nicht so recht zu entziffern musste. Bevor er es jedoch benennen konnte wurde er von einem grauenerregenden Quicken aus den Gedanken gerissen.

//Der Feuergeist hat das mit dem Quicken wirklich ernst gemeint.\\

Einerseits überrascht, andererseits amüsiert blickte Hao in die Richtung aus der das Geräusch kam. Für ihn wäre es keine Schwierigkeit ihm einfach zu folgen, doch wollte er das. Irgendetwas hielt ihn davon ab sich dem Feuergeist zu nähern. Als warnte ihn irgendetwas davor. Schnell schüttelte er den Kopf und ging in die entgegengesetzte Richtung. Vorerst würde er den Spirits of Element aus dem Weg gehen, bis er wusste was diese im Schilde führten. Denn dass sie etwas vor hatten war eindeutig und mit Sicherheit lag ihr Interesse an ihm nicht nur daran, dass er zu den Stärksten Schamanen der Welt gehörte. Es musste noch einen anderen Grund geben.

„Cheveyo, hast du schon das neuste gehört. Heute wird uns etwas über die Spirits of Elements verraten.“

„Ernsthaft!“

„Warum sollte ich lügen? Jetzt komm schon sonst verpassen wir die Unterrichsstunde noch!“

Mit diesen Worten lief die Sprecherin los. Hao folgte ihr langsam. Zwar erhoffte er sich, dass er einige neue Informationen über diese Geister bekommen würde, doch ein Gefühl in ihm schien davon nicht so ganz überzeugt zu sein und hielt es für reine Zeitverschwendung. Und eben jenes Gefühl sollte Recht behalten. Selbst den weisesten Mitgliedern war es ein Rätsel wie mächtig diese Geister waren. Natürlich wurde ihnen haarklein von der Erschaffung dieser Geister durch den Geisterkönig berichtet und wie sie ihr Werk auf Erden verrichten. Selbst die Tatsache dass diese Geister in ihrer Ursprungsform und ganz ohne jegliches Furyoko eine Menge Schaden anrichten können, war ihm nicht neu. Im Endeffekt erinnerten ihn die Berichte ein wenig an die Erkenntnisse, welche er damals für Takumi Sasaki gesammelt hatte. Zugegeben, die meiste Zeit hatte er an ziemlich unangenehmen Orten verschiedene Ruinen abgeschrieben, die mit den Spirits of Element zu tun hatten und sich zu 90% nicht mit den Inhalten befasst. Wie sollte er auch, immerhin musste er jederzeit damit rechnen, dass ein wutschnaubender Schamane oder ein unheimliches Schattenwesen um die nächste Ecke kam um sich auf ihn stürzte. Bei diesen Gedanken konnte Hao nicht mehr anders als zurück denken. Besonders an Kami, welche ihn immer darauf hingewiesen hatte, dass diese seltsamen und tödlichen Kreaturen auch nur Geister waren. Wobei sie das nur in solchen Fällen mit einer Missachtung aussprach, als würde es ihr missfallen sich und diese Kreaturen in eine Kategorie einzuordnen.
 

Schnell verwarf Hao den Gedanken wieder und zwang sich dem Sprecher weiter zuzuhören.

„Im Allgemeinen wählen diese Geister ihre Schützlinge selber aus. Nur wenige Schamanen haben die Waghalsigkeit zu versuchen sie mit Gewalt zu ihren Schutzgeistern zu machen. Wobei es in diesem Fall bei einem Versuch bleibt. Jene die es dennoch tun, tragen auch die entsprechenden Konsequenzen. Doch auch die eigenen Schützlinge sind nicht immer auf der sicheren Seite!“

„Und die Konsequenzen wären?“

Nun konnte Hao sich nicht mehr zurück halten. Es war nicht so, dass er einen solchen waghalsigen Versuch starten wollte, doch er wollte zumindest wissen was ihm schlimmstenfalls passieren könnte, sollte er sich wirklich entschließen das Angebot des Feuergeistes anzunehmen.

„Der Tod ist nichts dagegen, Cheveyo. Um genau zu sein wäre das noch der glücklichste Ausgang. Darüber hinaus kommt es immer darauf an, welchen der Spirit of Elements du verärgert hast. Spirit of Earth würde dich entweder lebendig begraben oder dich mit ihren Zähnen in Stücke reißen während Spirt of Fire einen langsam durch seine Flammen verbrennen lassen würde…“

Noch während Haos Gegenüber redete, vernahm er eine nur allzu bekannte Präsenz. Vorsichtig schielte er in die Richtung in der er diese Präsens vernommmen hatte. Nicht weit von ihm entfernt in einer Ecke konnte er den kleinen Feuergeist erkennen, welcher scheinbar mit dem Gesagten alles andere als einverstanden war und den Sprecher mit leuchtenden grünen Augen zu erdolchen schien.

„Ich unterbreche ja ungern, aber da hinten möchte jemand protestieren.“

„…Was meinst du mit…beim Namen des Königs der Geister…“

Kreideblich wich der Schiedsrichter zurück. Doch er war nicht der einzige. Außer Hao waren alle erschrocken aufgestanden und gingen Rückwärts zum hinteren Ausgang des Raumes, wohl darauf bedacht den Feuergeist nicht aus den Augen zu lassen. Hao verdrehte daraufhin nur die Augen bevor er ebenfalls aufstand. Doch anstatt den Beispiel der anderen zu folgen schritt er auf Spirit of Fire zu, wendete sich jedoch mit einem beiläufigen Ton an die anderen Schamanen im Raum.

„Ich werde mal Hilfe besorgen…lässt du mich vorbei, Spirt of Fire.“

Der Feuergeist musterte ihn nur mit einem kurzen Blick bevor er ihm zunickte. In dem Moment, in dem er jedoch aus dem Raum getreten war setzte dieser einen entsprechenden Kommentar drauf.

„An wen gedenkst du dich zu wenden?“

„Ich dachte da an den Häuptling! Einwände?“

„Ja, immerhin ist es pure Zeitverschwendung, da ich eh gerade gehen wollte. Dieses Gerede von wegen die Spirits of Elements sind hinerhältig und durchtrieben macht mich krank…Sag deinem Lehrmeister lieber, dass wir auch Gnade vor Recht ergehen lassen können, sofern er schwört nie wieder etwas in dieser Art und Weise von sich zu geben!“

Noch ehe Hao etwas dazu sagen konnte meldete sich besagte Lehrmeister zu Wort.

„Ich schwöre bei meinem Leben! Ich werde nie wieder etwas dergleichen sagen.“

„Gut!“

Hao wusste bei dieser Erwiderung nicht ob er sich verhört hatte, oder ob der Stimme des Feuergeistes wirklich eine gewisse Belustigung innewohnte. Lange konnte er jedoch auch nicht darüber nachdenken, da sich der Feuergeist nun gedanklich an ihn wendete, so dass keiner der anderen es hören konnte.

„Ach noch was. Ganz unter uns. In einem Punkt hat Mister Oberschlau Recht, wir können grausam sein, jedoch sind wir es nie ohne Grund. Was dich angeht, für die Zukunft solltest du auf dein Verhalten acht geben.“

Nach diesen Worten verschwand der Feuergeist schneller als er gekommen war und ließ eine zum Teil verängstigte Schamanengruppe zurück.
 

Erst nach einiger Zeit regten sich die einzelnen Schamanen wieder. Erst zögerlich lösten sie sich von der Wand ehe sie in eine intensive Diskussion verfielen.

„Ich glaub es nicht. Wir haben wirklich Spirit of Fire gesehen.“

Hao verdrehte daraufhin die Augen. Die ganze Zeit über standen die anderen an die Wand gepresst und zitterten vor Angst. Nun jedoch wo der Feuergeist verschwunden war redeten sie, als hätten sie den Tag ihres Lebens gehabt.

„Ich denke nach dem Schock brauchen wir alle mal eine Pause. Der Unterricht ist deshalb für heute vorbei.“

//Das war knapp, viel zu knapp, ich muss sehen, dass ich einem anderen Aufgabengebiet zugeteilt werde, sonst werde ich noch vor meiner Zeit sterben.\\

Hao schüttelte bei den Gedanken nur bedauernt den Kopf. Von wegen Unterrichtsschluss damit sie sich von dem Schock erholen konnten. Viel mehr wollte dieser Schamane die Flucht ergreifen, bevor der Feuergeist zurückkehrte. Ein ziemlich sinnloses unterfangen, immerhin war Dobbie Village nicht groß genug um sich zu verstecken, geschweige denn vor einem der mächtigsten Geister die es gab.

„Das war echt mutig.“

Von diesen Worten wurde Hao förmlich aus den Gedanken gerissen. Gleichgültig sah er zu der Sprecherin, welche nur verlegen eine ihrer Locken um den Finger wickelte. Ihr Name war Kira, das wusste er, doch sonst war sie eine von vielen, die sein derzeitiges Schicksal teilte. Wobei das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Sie war die Schamanin gewesen, welche er vor dem Unterricht getroffen hatte und die ihm gesagt hatte welche das heutige Thema sein sollte. Zusätzlich war sie auch noch die Schamanin, welche seine neuen Eltern für ihn ausgewählt hatten. Zugegeben sie war ihm deutlich symphatischer als die anderen Schamaninnen, doch um ehrlich zu sein war ihm der soziale Standpunkt seines neuen Lebens mehr als egal

„Ich weiß nicht was du meinst.“

„Na wie du diesem Feuergeist entgegen getreten bist…Weißt du als ich eure Interaktion gesehen habe, war mir so als würde zwischen euch eine Verbindung bestehen.“

Teil irritiert und teils neugierig wendete Hao sich wieder zu ihr. Nur schemenhaft konnte er es an Takumi Sasakis Worte erinnern, dass jeder Schamane eine bestimmte Gabe besaß. Zu diesen Gaben gehörte nicht nur ein angeborenes taktisches Verständnis oder überragende Fertigkeiten im Kampf oder Zauber. Es zählte dazu, doch die wahren Gaben waren andere. Einige konnten mittels traumvisionen in die Zukunft sehen, doch dies war eine sehr seltene Gabe. Jene die es konnten verloren bald die Realität aus den Augen, da sie nicht mehr zwischen Traum und Vision unterscheiden konnten. Das beste Beispiel war Cassandra, die aufgrund ihrer sogenannten Vorhersagungen nicht mehr ernst genommmen wurde. Unwillkürlich dachte er an Samira zurück. Auch sie hatte diese Gabe besessen, doch stellte sich die Frage, ob auch sie dasselbst Schicksal erwartet hätte, wäre sie nicht so früh gestorben.
 

Schnell schüttelte er den Kopf. Sie war die letzte an die er momentan denken wollte. Zu sehr schmerzte ihn die Erinnerung. Aus diesem Grund versuchte er sich an die anderen außergewöhnlichen Gaben zu erinnern. Sein Cousin hatte die Gabe Pendelangriffe zu schaffen, auch wenn dieser sie zu seinen Lebzeiten nicht wirklich unter Kontrolle bringen konnte. Dann gab es jene, welche die Aura eines Menschen sehen können. Eine Gabe, die ihm in seinem ersten Leben nicht unter gekommen war, doch das hieß nicht dass es sie nicht gab. Eine weiteren Gabe war die Bandenseher. Es war eine merkwürdige Bezeichnung, doch auch ihm viel nichts Besseres ein. Im Grunde bestand diese Gabe zu erkennen welche Schamanen zusammengehören und zwar bevor diese es selbst wissen. Anscheinend sehen sie den Schicksalsfaden, welcher beide miteinander verknüpft. In besonderen Fällen können sie auch sagen, welcher Schamane welchen Schutzgeist wählen wird.

„Willst du mir etwas sagen?“

„Das weißt du doch schon. Ich glaube, dass Spirit of Fire der ideale Schutzgeist für dich wäre!“

„Er ist einer der Spirits of Elements!“

„Und? Das hat dich eben auch nicht gestört!“

Auf diese Worte hin musste Hao leicht schmunzeln. Kira hatte Recht, es hatte ihn nicht gestört, doch ihn als Schutzgeist zu wählen würde zwangsläufig einige Schwierigkeiten mit sich führen. Unter anderem würde es die Regeln der Patschen auf den Kopf werfen.

„Aber du hast Recht. Unser Häuptling würde einen unvergesslichen Aufstand machen. Immerhin dürfen wir erst einen Schutzgeist erwählen, wenn wir die offizielle Einführung hinter uns gebracht haben.“

„Das ist die bisher bescheuerste Regel, die ich je gehört habe. Ein Schamane ohne Schutzgeist ist wie ein Vogel ohne Flügel…“

Urplötzlich stoppte Hao seine Ausführung, da er das Gefühl hatte, als würde sich gerade jemand prächtig über seine Worte amüsieren. Und fast als hätte irgendwer darauf gewartet blitzen auf einmal Bilder aus seinem früheren Leben auf. Bilder, welche ihn an seinen ersten Schutzgeist erinnerten und die ihm vor Augen führten, wie er sich einst dagegen gewehrt hatte mit ihr zu kämpfen.

„Diese Regel besteht seit Generationen. Es war nie anders…“

Auch wenn Kira nach diesen Worten verstummte, so wusste Hao dennoch was ihn ihrem Kopf vorging. Siekonnte sich nicht erklären, wie er auf diesen Vergleich kam. Wie auch, sie kannte nur die Regeln der Patschenfamilie, während er mit denen der Asakuradynastie aufgewachsen war.
 

Es war schon merkwürdig, wie verschieden, die Ausbildung zum Schamanen sein konnte. In seiner Familie, seiner richtigen Familie wurde versucht, die Ausbildung eines Schamanen bis zum Ende des 19. Lebensjahr vollständig zu beenden. Doch schon mit 16 Jahren sollten sie ihren eigenen Schutzgeist bekommen, damit sie bis dahin lernten was es bedeutete in einer Einheit zu kämpfen. Hier bei den Patschen war das jedoch anders. Die Schamanen mussten sich größtenteils theoretisch durch die einzelnen Kampftechniken von Schamanen quälen, ehe sie eine Prüfung ablegen konnten. Das Ergebnis legte dann die Geisterklasse fest, mit der sie kämpfen durften. Je besser man abgeschnitten hatte, desto mächtiger war der Schutzgeist den man erhielt. Auch er und Kira standen kurz vor dieser Prüfung und dabei waren sie schon 19 Jahre. Ein Alter mit dem er in seinem ersten Leben die Familieführung übernommen hatte. Schnell verwarf er diesen Gedanken wieder. Es gab keinen Grund immer wieder zurück zu blicken. Die Vergangenheit konnte ihm in diesem Leben nicht helfen.

„Allerdings ist genau das beängstigen. Zumindest wenn ich bedenke, dass wir in wenigen Tagen unsere Prüfung ablegen müssen. Ich hoffe ja, dass ich mich gegen die anderen durchsetzen kann. Ich würde so gerne das Schamanenturnier verfolgen.“

Hao nickte nur. Innerlich jedoch konnte er nicht anders als ein weiteres Mal die Augen zu verdrehen. Die besten 5 die aus der diesjährigen Prüfung herausgehen erhielten die Chance sich zum Schiedsrichter des Schamanenturniers hochzuarbeiten. Das Auswahlprinzip war einfach. Der König der Geister gab einen Zeitpunkt an, ab dem aus jeder Altersgruppe die besten 5 als Kandidaten aufgestellt werden. Kurz vor dem eigentlichen Turnier wird dann eine weitere Prüfung abgehalten, welche dann darüber entscheidet, wer zu den Hauptschiedsrichtern gehörte und wer sich im Notfall im Hintergrund halten musste. Wobei der Notfall darin bestand, dass einer der Hauptschiedsrichter getötet oder zumindest schwer verletzt wurde. Ein weiterer Grund wieso ihm die Regeln dieser Patschen gehörig auf den Geist gingen, doch ändern konnte er es nicht.
 

Zwar hatte er schon mehr als einmal versucht die bestehenden Regeln zu umgehen, doch dies erwies sich sogar für ihn als mühsames unterfangen. Er konnte nicht mal sagen wie er es hier so lange ausgehalten hatte.

„Und selbst wenn nicht, ich wage zu bezweifeln, dass du viel verpasst.“

Unwillkürlich zog sie einen Schmollmund. Sie lag ihm schon seit Monaten mit ihren Zweifeln in den Ohren, sodass selbst der dümmste mittlerweile bemerkt haben musste wie wichtig ihr das ganze war. Allerdings hielt es Hao nicht davon ab noch einen drauf zu setzen.

„Es ist ein Unterschied von weiten zuzusehen oder mittendrin zu sein.“

„Na dann pass auf, dass man dir in Mitten des Kampfes nicht aus versehen den Kopf abtrennt!“

Nun hatte er sie genau dort wo er Kira haben wollte. Sie hatte die Hand gesenkt, wodurch ihre Locke, welche sie die gesamte Zeit um ihren Finger gezwirbelt hatte genau vor ihr Gesicht fiel. In ihren Augen loderte derweil ein zorniges Funkeln auf.

„Das ist nicht witzig.“

„Siehst du micht lachen?“

Bei dieser Frage, war Hao auf sie zugegangen. Sein Gesicht verriet keinerlei Gefühlsregung, was ihr einen leichten Schauer über den Rücken laufen ließ. Unwillkürlich wich sie vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken an die Wand stieß. Hao hatte derweil die Hände an die Wand neben ihrem Kopf abgestützt und versperrte ihr dadurch jeglichen Fluchtweg.

„Was hast du jetzt vor?“

Auf die unsichere Frage hin betrachtete er sie nur eingehend. Ihre schwarzen Haare gingen ihr bis zu den Schulterblätern und waren leicht gelockt. Ihre Augen hingegen leuchteten in einem Bernsteinfarbenden Ton, welche durch ihren feinen Gesichtzüge nur noch intensiver wirkten.

„Cheveyo…“

Hao beachtete ihre Stimme nicht, sondern strich ihr nur die verirrte Strähne aus dem Gesicht und strich ihr sanft über die Wange.

„Dein Verhalten spiegelt nicht das einer Kriegerin wieder, dafür bist du viel zu schüchtern.“

Mit diesen Worten ließ er von ihr ab und schenkte ihr ein amüsiertes Lächeln. Dann jedoch drehte er ihr den Rücken zu und ließ sie an der Wand lehnend zurück.
 

Kira war in diesem Moment unfähig sich zu bewegen und starrte Hao nur hinterher. Sie wusste manchmal echt nicht was sie von ihm halten sollte. Meistens war er eher schweigsam und zog sich von ihr und den anderen ihres Alters zurück. Fast wirkte es so, als wollte er nichts mit ihnen allen zu tun haben. Wenn er jedoch reagierte, wirkte er größtenteils arrogant und selbstsicher. Und selbst wenn sie keine Angeber leiden konnte, bekam sie ihn einfach nicht aus ihrem Kopf. Für sie war er ein einziges Rätsel. Allein die Feueraktion, welche dieser bei ihrem gemeinsamen Training abgezogen hatte, deutete daraufhin, dass er zu den mächtigsten Schiedsrichteranwärtern in diesem Halbmillenium gehörten. Doch trotz dieser Tatsache, hatte sie nie etwas wie Angst ihm gegenüber gespürt. Nicht mal wenn seine Augen während des Trainings einen gefährlichen Glanz annahmen, welcher jedem das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Auch dieses Mal hatte er diese Arroganz ausgestrahlt, doch nicht nur dass. In dem kurzen Moment, in dem er sie gegen die Wand gedrängt hatte, konnte sie seine Macht deutlich spüren und dieses hatte ihr fast die Luft aus den Lungen gepresst. Schnell schüttelte sie den Kopf und ein zaghaftes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.

„Wie sagt man so schön: Stille Wasser sind tief!“

Auch wenn ihre Worte überzeugend klangen, so sah es in ihrem Inneren anders aus. Sie musste ihrem gegenüber, der bei diesen Worten stehen geblieben war, in gewisserweise Recht geben. Anderen gegenüber wirkte sie wie ein kleines Kind, welches versuchte mit ihrem Charm ihre Ziele zu erreichen. So sah es jeder, der sie kannte. Und genau das ließ ihre Selbstzweifel nur noch größer werden.

„Ist das so? Wieso beweist du es dann nicht? Hör auf über das ‚Was wäre wenn‘ nachzudenken und konzentrier dich auf das was du erreichen willst.“

Mit diesen Worten war Hao wieder auf sie zugetreten und betrachtete das Mädchen genauer. Je mehr er sie in Augenschein nahm desto mehr erinnerte sie ihn an Kaori. Und das weniger vom Aussehen her als mehr vom Charakter. Damals hatte er sie einzig und allein deshalb geheiratet um seine Pflicht als Oberhaupt gerecht zu werden. Die Entscheidung hatte er an sich nicht bereut, die Umstände jedoch schon. Und auch dass er ihr nicht das hatte geben können, was er sich für sie gewünscht hatte. Seine Meinung hatte sie jemanden besseres verdient. Jemanden der sie von ganzen Herzen liebte. Er selbst mochte sie, sehr sogar, doch sein Herz war für eine andere Frau bestimmt gewesen.
 

Kira blickte ihn nur verdutzt an. Sollte das jetzt eine Herausforderung sein. Aber wenn es so war, wie war dann der Nachsatz gemeint. Unschlüssig sprach sie einfach das aus was ihr gerade in den Sinn kam.

„Sag mir wie!“

„Einfach. Folge mir!“

Mit diesen Worten wendete sich Hao wieder von ihr ab. Für einen Moment blieb Kira an Ort und Stelle stehen und schien zu überlegen. Doch dann schloss sie schnell mit Hao auf und beide verließen das Hauptgebäude. Zwar wusste sie nicht wo Hao gedachte hinzugehen, doch schon sein Verhalten deutete darauf hin, dass sie etwas Verbotenes machen würden. Zuerst wollte sie sich weigern weiter zu gehen, doch dann besann sie sich eines besseren. Immerhin wusste ihr Begleiter, was er tat, zumindest hoffte sie dass, denn bisher hatte er noch nie irgendwelchen Ärger bekommen. Aus diesem Grund verdrängte sie alles aus ihrem Bewusstsein. Jede Regel und die Konsequenzen bei der Brechung einer solchen. Erst als sie an einer riesigen Felswand stehen blieben musste sie sich zwingen ihren Glauben zu bewahren.

„Was wollen wir hier?“

Hao antwortete nicht, sondern legte nur die Hand auf die Felswand und sprach ein paar Worte. Mit einem Mal erstrahlte die wand in einem bläulichen Licht und gab einen Weg in eine alte Ruine frei.

„Was hältst du von einem Ausflug.“

„Das ist wahnsinn. Wir dürfen Dobbie Village nicht verlassen. Es ist gegen…“

„Vergiss die Regeln. Es wird keiner Erfahren“

„Der König der Geister weiß alles!“

„Wenn er alles sieht und alles weiß, dann hätte er schon längst veranlasst, uns aufzuhalten. Oder er sieht es nicht so eng wenn wir einen kleinen Abstecher machen!“

Insgeheim war sich Hao seiner Meinung nicht ganz sicher. Zwar hatte Hao öfters Kontakt mit dem König der Geister gehabt, trotzdem war es ihm unmöglich diesen einzuschätzen. Doch er war überzeugt, dass wenn man sie erwischte er derjenige war, der die Strafe für dieses Vergehen erhielt und damit konnte er leben.

„Du solltest nicht so reden!“

„Und du solltest dich schnell entscheiden, bevor jemand das offene Tor bemerkt.“

„Wir kommen auch wirklich zurück?“

„Ja!“

„Bevor jemand unser verschwinden bemerkt?“

„Ich dachte du wolltest beweisen, dass du eine Kriegerin bist.“

„Was hat das Brechen von Regeln damit zu tun?“

„Krieger sind stark und sie sehen ihrer Furcht ins Auge. Vor allem aber haben sie keine Angst auf andere zuzugehen womit du ein großes Problem hast.“

Mit diesen Worten hatte Hao ihr den Rücken gekehrt und trat durch die Spaltöffnung. Kira fuhr sich derweil verzweifelt mit der Hand durch die Haare, dann gab sie sich jedoch einen Ruck und schritt mit geschlossenen Augen durch den Durchgang. Erst als sie spürte wie jemand sie am Arm fasste sah sie erschrockena auf. Als sie zurückblickte war die blauschimmernde Felsöffnung verschwunden und sie stand mit Hao zusammen in einer verlassenen Ruine.
 

In diesem kurzen Moment wusste sie nicht ob sie ihren Begeleiter verfluchen sollte oder nicht, immerhin hat er sie ja überredet durch den Durchgang zu gehen. Dann jedoch wurde ihr klar, dass es letzten Endes ihre Entscheidung war und dass ein Rückzieher eh nichts bringen würde. Aus diesem Grund zog sie ihre Umgebung förmlich in sich ein und genoss den feinen Sand der um sie herum wehrte.

„So sieht also Dobbie Village von außen aus.“

„ Nein nur zum Beginn des Schamanenturniers, jedenfalls für nicht Schiedsrichter,“

„Aber wir sind keine Schiedsrichter!“

In diesem Punkt hatte Kira Recht. Sie waren noch keine Schiedsrichter, also wieso hatte sich das Portal geöffnet um sie herauszulassen. Seine Aktion war zum ersten Mal unbedacht, doch nun fragte auch er sich ob er wieder zurückkehren konnte. Kurz schloss er die Augen und verdrängt den Gedanken. Er würde die Zeit nicht damit verbringen und hier vor dem Eingang Dobbie Village verweilen.

„Wer weiß, vielleicht stehen die Schiedsrichter schon vor dem eigentlichen Auswahlverfahren fest. Immerhin meintest du doch, dass er alles weiß!“

Diese Aussage ließ Kira sprachlos zurück. Dann jedoch entflammte in ihr eine unstillbare Gier ihre Umgebung zu erkunden und sie schüttelte sämtliche bedenken beiseite.

„Stimmt. Also wohin gehen wir?“

Das war eine gute Frage. Dobbie Village lag so ziemlich in der Mitte einer scheinbar endlosen Wüste, doch er erinnerte sich an einige verstreute Dörfer welche nicht mal eine Tagesreise entfernt waren. Zumindest dann nicht wenn sie schnell waren.

„Ich hoffe du hast eine gute Kondition!“

Kondition hatte Kira, dass wusste er zwar, aber ihm war auch bewusst, dass sie nie in der brennden Hitze einer Wüste gewandert war oder in der klirrenden Kälte, die hier während der Nacht herrschte. Er hingegen konnte sich noch gut an seine gemeinsame Reise mit Youji und Riku erinnern. Damals hatten sie abwechselnd mittels Wasserzauber für eine Erfrischung gesorgt. Wobei Youji damals so erschöpft, dass er keinen Regenschauer sondern einen regelrechten Sturm herbeizittiert hatte, weshalb sie sich eine halbe Stunde gegen den Sturm kämpfen mussten. Der Vorteil war, dass sie am Ende klitschnass waren, dafür waren ihre Kraftreserven fast aufgebraucht. Bei diesen Gedanken schlich sich ein leichtes Lächelns auf sein Gesicht.

„Woran denkst du?“

Als Kira ihm diese Frage stellte, war er versucht ihr mit ‚an mein letztes Leben‘ zu antworten, doch er schluckte diese Worte herunter noch bevor sie über seine Lippen kommen konnten.

„Nichts besonders…Da schau, eine Oase!“

„Ist ja irre.Lass uns hingehen, ich will unbedingt wissen ob das Wasser die gleiche Temperatur hat wie bei uns.“

Hao konnte über dieses Verhalten nur den Kopf schütteln, dennoch war er froh sie mitgenommen zu haben, denn zumindest brachte sie ihn auf andere Gedanken.
 

Je mehr Zeit verging, desto mehr gewöhnte sich Kira an die Freiheit, die sie bis dato nicht gekannt und somit auch nicht vermisst hatte. Nach und nach vergaßen sie, dass sie eigentlich nicht hier sein durften. Erst als es dunkel wurde kam allmählich wieder Vernunft in ihre Köpfe.

„Das war der beste Tag meines Lebens, aber ich glaube wir müssen zurück.“

Hao sah sich kurz um. Es hatte bereits zu dämmern angefangen und selbst wenn sie jetzt zurück gingen würden sie nicht vor Morgenfrüh ankommen.

„Dafür haben wir hier zu lange verweilt. Wir könnten es bis morgenfrüh schaffen zurück in Dobbie Village zu sein, aber dann müssten wir die ganze Nacht durch die klirrende Kälte laufen.“

„Und die Alternative?“

„Hier bleiben ein schönes Feuer machen und bis zur Morgendämmerung warten!“

„Dann werden wir auf jeden Fall erwischt!“

„Das wag ich zu bezweifeln, immerhin wird man unser Verschwinden erst Morgen Mittag bemerkten.“

„Wenn du das sagst!“

Kira war sich in diesem Punkt nicht so sicher, doch sie hatte auch keine Lust die ganze Nacht durch die Wüste zu wandern. Nacher verloren sie wegen der Dunkelheit ihr Ziel aus den Augen und verliefen sich. Frustriert setzte sie sich ans Ufer des kleinen Sees und ließ ihre nackten Füße darin baumeln.

„Das ganze war ne blöde Idee!“

„Eine blöde Idee, die dir vorhin noch Spaß gemacht hat.“

Mit einem leichten Seufzer ließ Kira sich zurückfallen und starrte in den Himmel, wo sie schon die ersten Sterne ganz schwach wahrnehmen konnte. Sie wollte nicht wissen was sie morgen in Dobbie Village erwartete. Schnell schüttelte sie diese Gedanken beiseite und stand mit einem Ruck auf.

„Ich hab davorne einen verstrockneten Baum gesehen, wenn ich die Äste abbreche, können wir damit ein Feuer nähren.“

„Gute Idee. Ich seh mich auch mal um!“

Gemeinsam schafften sie es einen ansehnlichen Holzstapel aufzubauen, welcher mit einigen Zaubern die ganze Nacht überdauern würde. Einige Minuten später lagen sie neben einander im Gras und beobachteten sie solange die Sterne, welche überihnen funkelten, bis sie eingeschafen waren.
 

Erst einige Stunden später wurde ihr Schlaf von einen lauten Schrei durchbrochen. Kira saß sofort aufrecht und sah sich suchend um.

„Ist was passiert!“

Hao antwortete ihr nicht sondern stand nur so leise er konnte auf. Mit geschlossenen Augen durchsuchte er seine Umgebund und fand schnell den Ursprung des Schreies. Er konnte insgesamt sechs Personen orten. Darunter ein kleines Kind und drei Schamanen. Mit dieser Erkenntnis war seine Neugier geweckt und er ging in die Richtung, in der sich diese Personen befanden. Je näher er ihnen kam, desto größer wurde sein unbehagen, fast so als wollte ihn irgendetwas warnen.

„Noch ein paar letzte Worte, bevor du die Tore zur Hölle passiert?“

Noch ehe die Frau, welcher man die Hände gefesselt hatte, antworten konnte, wurde sie schon mit einem harten Schlag zu Boden geschlagen. Das hinderte sie jedoch nicht daran einen hasserfüllten Blick auf den Sprecher zu richten.

„Und wenn ich zehnmal durch die Hölle gehen muss.So werde ich dafür sorgen, dass ihr es bereut wenn ihr meinem Sohn auch nur ein Haar kümmt!

Mit diesen Worten stieß ihr Furyoko um sie herrum in die Höhe und Hao spürte zum ersten Mal wie mächtig diese Schamanin war. Doch davon ließen sich die anderen nicht beeindrucken. Bei den zwei Menschen mag es daran liegen, dass sie ihre Kraft nicht spüren konnte. Die anderen kümmerte es nicht, weil sie einfach das Kind vor sich schieben musste oder wie der eine Schamane sein Medium gegen dieses richten. Urplötzlich erstarb das Furyoko der Frau und sie begann vor Zorn zu zittern.

„Er ist doch nur ein Kind.“

„Ein Kind welches uns vor deiner Macht schützt, Sammy.“

„Möget ihr mit mir zur Hölle fahren, damit ich euch dort in Stücke reißen kann.“

Nun hatte sich die Frau in Rage geredet. Hao stand derweil außerhalb des Blickfeldes der anderen Anwesenden und fühlte sich wie in einem Bann gefangen. Ein Bann der Blider vor seinen Augen aufziehen ließen, welche ihm so vertraut und dennoch so fremd waren. Als letztes schob sich Nobu Tosabas Gesicht in seine Gedanken. Er war ein Schamane, der seinen Cousin hatte umbringen wollen. Zuerst wollte er die Bilder beiseite schütteln, doch eine ihm eigenartig vertraute Stimme wies auf die parallelen. Für einen kurzen Moment verlor er die Kontrolle über sein Furyoko. Der schwache rötliche Schein wirkte wie ein Leuchtsignal in der dunklen Nacht und zog die Aufmerksamkeit der sechs fremden Personen auf sich. Zeitgleich war Kira war nun an seine Seite getreten und sah ihn angsterfüllt an.

„Cheveyo?“

Ihre Stimme war genug um ihm die nötige Kraft zu geben sich von der Stimme zu befreien. Sofort darauf lösten sich die Bilder löstenin Luft auf und Hao begriff, dass er sie beide in eine gefährliche Situation gebracht hatte.

„Na sieh mal an. Ein Pärchen auf abwegen. Scheinbar als müssen wir zwei Mitwisser mehr beseitigen.“

Bei diesen Worten verdunkelten sich Haos Züge und er schob Kira hinter sich. Er hatte sie überredet mitzukommen und nun war es seine Pflicht auf sie aufzupassen. Besonders da erst sein Furyoko dafür verantwortlich waren, dass sie entdeckt wurden.
 

Während Hao nicht so schien als wäre er in irgendeiner Weise eingeschüchtert, wurde die Frau panisch.

„Verschwindet solange ihr es könnt!“

„Dafür ist es zu spät, Gismo. Tu deine Pflicht und vernichte sie.“

Mit diesen Worten erschien ein kräftig gebauter Geist hinter dem Sprecher, welcher mehrere tatoos auf seinem Körper hatte und ein Messer zwischen den Zähnen hielt. Für eine Weile schien er zu verweilen, doch dann machte er einen schnellen Satz auf die beiden Jugendlichen zu. Während Kira erschrocken aufschrie und zurück stolperte, schloss Hao die Augen und konzentrierte sich. Im Normalfall bekämpfte man Geistkontrolle mit Geistkontrolle, doch dafür brauchte er einen Geist und ein Medium, was ihm beides nicht zustand. Im selben Atemzug verfluchte er die Regeln der Schiedsrichter und seine einstige Einstellung, dankte jedoch auch seine einstige Großmuter, welche ihn zu Takumi Sasaki geschickt hatte. Am Ende dieses Atemzuges öffnete er die Augen erneut, welche nun rot glühten. Sein Furyoko dürchströmte seinen Körper und er ließ den Rest so um sich herum fließen, dass es sowohl ihn als auch Kira beschützte. Dabei berührte das Furyoko seinen Geist. Es war eine gefährliche Strategie, denn er war eine Art Geistkontrolle eingegangen, welche ihn töten konnte, wenn er die Kontrolle verlor. Denn wenn eine Geistkontrolle brach, wurden Geist und Medium getrennt. Allerdings nutzte er seinen Körper als Medium und seinen Geist als Ersatz für seinen Schutzgeist. Ging dies schief so würde seine Seele zerspringen oder im besten Fall von seinem Körper getrennt werden. Zudem war diese Art der Geistkontrolle deutlich schwächter als eine richtige, da man sich nur auf seine Stärkte verlassen konnte. Die verwirrung nutzte der kleine Junge um sich von seinem Geiselnehmer zu befreien und zu seiner Mutter zu laufen, welche ihn angsterfüllt in die Arme schloss und an sich drückte, sofern sie es mit ihren gefesselten Händen konnte. Bei diesem Anblick bleckte der zweite Schamane, welcher Hao angegriffen hatte die Zähne und teleportierte sich an einen anderen Ort. Eine Methode die Hao zum ersten mal nicht wirklich deuten konnte. Selbst wenn dieser sich hinter ihn teleportieren würde so war sein Furyoko deutlich sichtbar und müsste selbst dem dümmsten zeigen, dass es keinen sinn hatte als mit voller Kraft gegen zu halten oder aufzugeben. Doch lange brauchte er nicht nach dem Grund zu fragen, denn schon tauchte der besagte Schamane hinter ihm auf und packte Kira am Arm, welche durch ihre Angst aus der schützenden Barriere getreten war. Nun konnte selbst Hao einen leisen Fluch nicht unterdrücken, denn damit hatte er nicht gerechnet.

„Löse deine Geistkontrolle oder sie stirbt.“

Bei diesen Worten hielt er Kira seine Medium, eine veraltete Klinge, welche schon rost ansetzte, aber dank der Geistkontrolle immer noch schwarf wie an alten Zeiten, an die Kehle. In dem Moment fing Hao die Gedanken des Mannes auf und ihm wurde klar dass er sich in einer Zwickmühle befand.
 

Würde er nachgeben, würde der andere Shamane in dem Moment angereifen wo sein Kollege Kira umbrachte. Die beiden wollten zwei Fliegen auf einmal fangen. Intuitiv ballte sich seine Hand zur Faust. Solche Drohungen waren nie erst gemeint. Sie dienten viel mehr dem Selbstschutz und meistens sogar dazu sich der Phantasie hingeben zu können einmal im Leben Macht zu haben. Jene Leute, welche solche Methoden verwendeten waren jene, die seiner Meinung nach keinen Respekt verdient hatten. Sie besaßen keine Ehre und jemand der keine Ehre besaß war wie ein Blatt im Wind. Es folgt ihm und man konnte sich somit der Worte einer solchen Person nicht sicher sein. Das hatte er vor Jahrzehnten gelernt und selbst wenn er die Gedanken seines gegenübers nicht emfangen hätte, so wäre seine Meinung dieselbe gewesen.

„Lass sie los!

Jeder andere, der keine Person als Pfand gehabt hätte wäre bei den kalt ausgesprochenen Worten das Blut in den Adern gefroren. Seinem gegenüber ließ sie jedoch kalte. Lediglich die Klinge in seiner Hand drückte sich stärker an Kiras Hals.

„Ich sagte dass du deine Geistkontrolle lösen sollst. Ted, Louis kümmert euch um das Weib und ihr kleines Gör.“

Die letzten Worten waren an die beiden Menschen gerichtet, welche sofort ihre Messer zückten und auf die Frau zugingen welche immer noch ihren Sohn festhielten. Auch wenn sie eine Schamanin war, so konnte sie dennoch keine Geistkontrolle erschaffen. Alles was sie hatte war ihr Furyoko, doch um dieses als Kampfoption nutzen zu können fehlte ihr die Erfahrung. Auch sie schien ihre auswegslose Lage zu sehen: Mit tränenden Augen entließ sie den kleinen Jungen aus ihrer Umarmung und schob ihn von sich.

„Lauf!“

Das waren die letzten Worte, welche sie für ihn geplant hatte, doch der Junge blieb wie versteinert vor ihr stehen und starrte sie aus verschreckten Augen aus an. In dem Moment schwappte die Angst und die Gedanken auf Hao über und mischten sich in seinem Kopf mit der Verzweiflung der jungen Frau. In diesem Augenblick konnte er nicht mal mehr sagen, welche Gedanken ihm um welche den anderen in seiner Umgebung gehörten. Ein plötzlicher Schmerz zog durch seinen Kopf und ließ ihn mit zugekniffenden Augen auf die Knie gehen. Zeitgleich spürte er wie sich die Geistkontrolle von zwei Seiten verstärkte. Selbst wenn er nichts sehen konnte so war ihm doch klar, dass seine Unkonzentriertheit ihm seine Verteidigung gekostet hatte und seine Gegner diese Situation scharmlos ausnutzen. Mit einem Mal waren seine Gedanken wieder frei und er nahm seine eigenen umso deutlicher wahr. Genauso wie die Angriffe, welche ungebremst auf ihn zuhielten. Allerdings gab er sich nicht erst die Mühe aufzustehen. Vielmehr leerte er seinen Kopf weiter, so dass er nur noch den leichten Wind um ihn herum wahrnahm. Nicht mal eine Sekunde später waren die Angriffe bei ihm angekommen und einen Lidschlag später wurde die Umgebung von einer gewaltigen Explosion erschüttert.
 

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Entscheidungen und Opfer

Kapitel 53: Entscheidungen und Opfer
 

Als der fremde Mann sie auf die Beine gerissen hatte und ihr das Messer an die Kehle gehalten hatte, war es in ihrem Hirn noch nicht so recht angekommen, dass sie gerade in höchster Gefahr schwebte. Erst als die klinge, die trotz ihres ramponierten Aussehens durch den straken Druck des Mannes durch ihre Haut schnitt begriff sie in welche Situation sie und ihr Begleiter geraten waren. Am liebsten hätte sie Cheveyo er solle keine Rücksicht auf ihn nehmen, doch ihre Angst lämte ihre Zunge komplett. Als dieser sich dann auch noch urplötzlich an den Kopf griff, als würde er unglaublich Schmerzen verspüren konnte sie jedoch einen lauten Schrei nicht zurückhalten. Doch ihr Geiselnehmer achtete nicht mehr auf sie. Im Gegenteil, er schubste sie regelrecht von sich weg. Da sie damit jedoch nicht gerechnet hatte konnte sie nicht verhindern dass sie, während sie versuchte ihre Balance wieder zu gewinnen mit den Fuß umknickte. Ein gleißender Schmerz zog durch ihren Fuß und trieb ihr Tränen in die Augen. Trotzdem schaffte sie es wahrzunehmen, wie die beiden Schamanen gleichzeitig einen auf Hao abfeuerten, der nur wenige Sekunden brauchte um sein Ziel zu erreichen.

„Nein!“

Doch ihr Ausruf konnte auch nicht verhindern, dass er zu einer gewaltigen Explosion kam, als die beiden Angriffe aufeinander prallten. Unglaubig starrte sie auf die Stelle an der Hao noch vor wenigen Minuten gestanden hatte, doch alles was sie sehen konnte war dichter Rauch. Noch immer unter Schock rang sie nach Worten. Worte welche ihr auf einmal so fremd waren. Das war ein einziger Alptraum aus dem sie gerne erwachen wollte, doch das Schicksal schien es ihr nicht so einfach machen zu wollen. War das die Strafe für ihren ungehorsam. Würde auch sie in dieser sternenklaren Nacht sterben, weil sie sich ein einziges Mal nicht an die Regeln des Geisterkönigs gehalten hatten. Was war das für eine Welt in der solche Personen lebten ohne dass ihn jemand einhalt gebot. Mit einem Mal fragte sie sich was sie beim Schamanenturnier erwarten würde. Mussten sie sich da auch mit solchen Schamanen auseinandersetzten. Wurden sie darauf vorbereitet auch gegen solche Schamanen zu bestehen. Und wenn ja wieso ließ der König der Geister zu, dass Schamanen mit einer solchen Einstellung überhaupt teilnehmen konnten. Wie würde die Welt aussehen wenn ein solcher Schamane am Ende gewinnen würde. Kira konnte nicht sagen woher sie diese Gedanken auf einmal nahm. Doch sie konnte sie nicht beiseite schieben und ließ zu, dass sie ihre Gedanken vernebelten und ihr bewusstsein von der derzeitigen Situation wegtrugen. So merkte sie auch nicht mehr was ums sie herum geschah. Jedenfalls solange nicht, bis ein heftiger Wind den beißenden Rauch und den umliegenden Wüstensand in ihre Richtung lenkte. Um diesen nicht in die Augen zu bekommen hob sie schützend ihre Arme, doch viel brachte es nicht.
 

- Bei Hao einige Minuten vorher -
 

Hao spürte wie die Wärme der Explosion an ihm vorbeizog. Er hatte sich kurz vor der Explosion teleportiert, so dass er keinen Schaden nehmen konnte. Noch bevor er jedoch etwas tun konnte hielt ihn eine bekannt Stimme zurück.

„Brauchst du hilfe?“

„Spirit of air?“

„Der einzig wahre. Also wie sieht es aus. Meines Erachtens brauchst du einen Schutzgeist. Rein unverbindlich natürlich, wie beim letzten mal auch!“

„Das wäre durchaus hilfreich!“

Bei Haos Worten stellte Hayabusa überrascht fest, dass dieser sein einstiges Leben nicht geleugnet hatte. Es war möglich, dass die Situation viel zu ernst war um Spielchen zu spielen oder daran, dass er ihm nicht mal richtig zugehört hatte. Was auch immer der Grund war, er würde diese Wendung nicht beklagen.

„Na dann. Du weißt was du zu tun hast.“

Hao nickte nur und blickte zu den anderen rüber. Noch hatten sie nicht bemerkt, dass er nur wenige Meter entfernt war, doch das würde sich bald ändern. Mit einem Mal jedoch verengten sich seine Augen und er hob dem Arm in die Höhe.

„Spirit of air. Geistform. Vereinige dich mit der Luft.“

Seine Worte waren laut genug um die Anderen auf sich aufmerksam zu machen, doch da war es schon zu spät. Noch bevor die Geistkontrolle richtig aufgebaut war übernahm er schon die Kontrolle über den Wind um ihn herum. Dies bewirkte dass der Rauch, welcher immer noch seine einstige Position markierte sich um die restlichen Anwesenden verteilte und ihnen die Sicht raubte. Nur Hao gelang es den Überblick zwischen seinen Feinden, Kira und der jungen Frau mit ihrem Sohn zu unterscheiden. Was weniger an seinen Augen, als viel mehr an seinem sechsten Sinn lag. So sorgte er mit eine gebündelte Windböe dafür dass die besagten Feinde einen Freiflug bekamen und schmerzhaft auf dem Wüstensand landeten. Anschließend schritt er langsam aber bedacht auf die vier zu und musterte sie mit einem eiskalten Blick. In seinen Augen waren diese Leute Feiglinge. Schon in seinem letztem Leben war ihm dies klar geworden, jedenfalls was die Menschen betraf, doch scheinbar schien sich der Charakter der Menschen auch auf die schwächeren Schamanen abzufärben. Waren die alten Lehren, welche die jeder Schamanen einst vertreten hatten wirklich nur noch so wenig Wert. Einst war es für einen Schamanen eine selbstauferlegte Pflicht schwächeren zu helfen. So wurde es auch ihm damals beigebracht, doch scheinbar hatte sich das Blatt gewendet. Insgeheim fragte er sich was seine eigene Familie denken würde. Wie wurde sie in diesem Millenium erzogen? Zählte für diese immer noch das Wohl anderer oder hatte sie die Selbstsucht ebenfalls bereits erreicht.
 

Schnell schüttelte er seine Gedanken beiseite. Er würde es schon früh genug herausfinden und wenn er den gesamten Weg nach Japan antreten musste. Doch zu allererst musste er sich um die vier Männer vor ihm kümmern. Zwei von ihnen, die beiden Schamanen, hatten bereits wieder Geistkontrolle erschaffen. Allerdings schien sie von ihrer eigenen Angst gelähmt zu sein. Somit war ihre Verteidigung nur ein intuitiver Reflex, doch niemals stark genug um einem Angriff von ihm stand zu halten.

„Beenden wir es ein für alle Mal. Spirit of Air…“

Ein weiteres Mal nahm der Wind rapiede zu. Hayabusa wusste genau wie Haos nicht beendeter Befehl lautete. In gewisserweise hielt er es für unklug ihn auszuführen, doch wenn sie auf ihn einwirken wollten, brauchten sie sein Vertrauen. Zumindest einer von ihnen. Er wusste nicht wie weit Okami und Spirit of Fire bei ihm gekommen waren, doch er wollte kein Risiko eingehen. Im schlimmsten Fall lief es drauf hinaus, dass alle Spirits of Elements an einem Strang ziehen mussten. Ein Ereigniss, welches mehr als selten war, doch auch er hatte Hao in seinem ersten Leben mögen gelernt und wollte nicht letzt mögliche Alternative um ihn aufzuhalten nicht eingehen. Aus diesem Grund erschuf er mit seinem Medium und Haos Furyoko einen gewaltigen Tornado, welcher die vier erbarmungslos erfasste. Erst als diese in die weiten Höhen des Wirbelsturmes verschwunden waren ließ er ihn verschwinden. Den Rest würde die Schwerkraft übernehmen, dessen war er sich sicher. Hao schien der gleichen Ansicht zu sein und löste die Geistkontrolle. Anschließend wendete er sich zu der jungen Frau und nahm ihr die Fesseln am. Mittlerweile hatte sich auch der rauch verflüchtigt und der Wind war bis zur gänze verebbt.

„Danke!“

Hao beachtete sie jedoch nicht weiter sondern kniete sich neben Kira, welche nun auch erkannt hatte was passiert war und Hao verblüfft anstarrte.

„W-wie…!“

„Wie ist egal. Sag mir lieber wie es dir geht!“

„Gut, ich…au!“

In dem Moment wo Kira aufstehen wollte wurde sie sich der Schmerzen in ihrem Fuß bewusst und sie sackte mit einem kurzen Aufschrei erneut zu Boden. Kurz darauf wollte sie noch mal versuchen aufzustehen, doch Hao hielt sie zurück und sah sich den Fuß genauer an. Vorsichtig, um ihr nicht noch mehr Schmerzen zu bereiten, betastete er diesen.

„Er scheint nicht gebrochen zu sein. Trotzdem solltest du eine übermäßige Belastung vermeiden.“

„Und wie sollen wir jetzt zurückkommen?“

„Mir wird schon was einfallen.“

Intuitiv wendete er sich an Hayabusa, doch dieser hatte gerade einen unangekündigten Beobachter entdeckt und hatte seine gesamte Aufmerksamkeit auf diesen gerichtet. Auch Hao blickte nun zu den Wasserdrachen, dessen Kopf aus dem See der Oase herausragte.Scheinbar schien sich die beiden auf ihre Art und Weise zu unterhalten und deshalb kein Auge mehr für ihre Umgebund zu haben. Doch mit der Zeit spürte er wie der Wind wieder zunahm. Das ließ nur einen Schluss zu, weshalb er nicht anders konnte als die Augen zu verdrehen. Die Spirits of Elements und ihre Streitigkeiten.
 

In gewisser Weise war es ja sogar amüsierend, aber im Moment war es wichtiger nach Dobbie Village zurückzukommen und dass schafften er und Kira nicht allein.

„Hey ihr beiden, könnte einer von euch beiden uns eingen Gefallen tun?“

Bei dieser Frage stoppten die beiden ihren kleinen Streit und musterten ihn intensiv. Dann jedoch ließ sich der Falkengeist dazu hinab ihm zu antworten.

„Kommt darauf an, was du willst. In die Geisterwelt können wir dich jederzeit bringen, alles andere ist jedoch Verhandlungssache!“

„Wir müssen zurück, damit sich jemand Kiras Fuß ansehen kann!“

„Ansehen kann ich ihn mir auch.“

Den Spruch konnte sich Tako nicht verkneifen, besonders weil er in der Lage war zu heilen. Allerdings hatte er nicht vor dies zu tun. Im Endeffekt würde es eh nicht viel bringen, da die Schmerzen bestehen blieben. Diese Macht setzte er nur ein, wenn jemand aufgrund seiner Wunden auf der Schwelle zwischen Leben und Tod stand und auch dann war es sehr selten.

„Ich meine das ernst!“

„Etwas Demut würde dir auch gut tun und das ist mein Ernst. Aber da wir nicht so sind bringen wir beide euch vier nach Haus. Oder hast du andere Pläne Hayabusa.“

„Nicht wirklich. Allerdings könnte ich mir trotzdem besseres Vorstellen. Kümmer dich um Mr Großspurig plus Freundin. Ich werde die beiden anderen auf ihrem Rückweg beschützen. Immerhin können die beiden noch laufen, im Gegensatz zu der jungen Dame.“

Mit diesen Worten stieg der Falke in die Luft und zog über der Frau und ihrem Sohn seine Kreise. Diese blickte jedoch immer noch zu Hao, welcher Kira gerade vorsichtig auf die Beine half und ihr half auf den Wasserdrachen zu steigen.

„Hab dank, ich werde deine Hilfe niemals vergessen.“

Hao erwiderte diese Worte mit einem kurzen Nicken, bevor er sich von dieser endgültig abwandte und den Rückweg antrat. Dieser verlief äußerst unspektakulär, so dass sie bis zum Morgengrauen die Ruine, die den Eingang von Dobbie Village verbar erreichten.

„Na dann viel Glück, denn das werdet ihr brauchen, wenn ihr Dobbie Village unentdeckt wieder betreten wollt.“

Mit diesen Worten wollte der Wasserdrache schon verschwinden, doch Haos Worte hielten ihn zurück.

„Ich schulde dir was!“

„Über meine Bezahlung reden wir bei unserer nächsten Begegnung. Zur Not auch im nächsten Leben!“

Mit diesen Worten war der Wasserdrache verschwunden und ließ eine verblüffte Kira zurück.
 

Diese konnte die worte nicht wirklich begreifen und wendete sich hilfesuchend an Hao.

„Im nächsten Leben? Was hat er damit gemeint?“

„Wahrscheinlich das Leben als Geist in der Geisterwelt.“

Auch wenn Hao diese Worte so ruhig wie möglich aussprach waren seine gedanken mehr als durcheinander. Er konnte durch diese Geister einfach nicht durchsteigen. Doch im Moment gab es wirklich wichtigere Dinge als sich über das Verhalten der Spirits of Elements zu wundern. Mit diesen Worten legte er die Hand auf die kahle und kalte Felswand und wiederholte die Worte, die er schon gestern benutzt hatte um die Passage zwischen diesem Ort und Dobbie Villge zu öffnen. Zuerst wirkte es so, als würde es nicht funktionieren, doch dann fing die felswand an blau zu schimmern. Kurz darauf schob sich ein Stück dieser Wand zurück und eröffnete langsam einen schmalen bläulich schimmernden Durchgang.

„Wir haben es fast geschafft. Jetzt müssen wir dich nur noch zu…“

Weiter kam Hao nicht, da er in dem Moment das Schiedsrichteroberhaupt sah, welcher sie mit verschränkten Armen und grimmigen Gesicht musterte.

„Hab ihr den Weg also zurück gefunden.“

„Es tut uns Leid, wir…“

„Über euren Ausflug reden wir im Hauptquartier und jetzt kommt!“

Mit diesen Worten drehte der Häuptling ihnen den Rücken zu und ging Richtung Hauptquartier. Hao und Kira hatten somit keine andere Wahl als ihm zu folgen was aufgrund Kiras Verletzung recht mühsam für sie war. An ihrem Ziel angekommen wies Häuptling Hiamovi einen der älteren Schamanen an sich um Kira zu kümmern, Hao jedoch signalisierte er ihm weiter zu folgen. Erst als die beiden unter sich waren, richtete Hiamovi das Wort an den jüngerne.

„Ich glaube wir sind uns in dem Punkt einig, dass du Kira zu diesem Ausflug angestiftet hast, oder sehe ich das falsch.“

„Nein!“

Hao wusste nicht wieso, doch aus irgendeinen Grund erschien es ihm sinnlos zu Lügen, zu mal er dies eh nie gerne gemacht hatte. Um so überraschter war er, dass der Häuptling keine Belehrungen von sich gab.

„Das habe ich mir gedacht. Allerdings stellt mich das vor ein Problem. Eigentlich müsste ich dich und auch Kira auf grund eures Vergehens von den Schiedsrichterprüfungen ausschließen. Doch angesichts eures Talents, wäre das eine Verschwendung. Deshalb werde ich mit dem Einverständnis des Königs der Geister Gnade vor Recht ergehen lassen. Allerdings nur unter einer Bedingung.“

„Und die wäre!“

„Ihr haltet euch von nun an an die Regeln und zwar ohne Einschränkungen, haben wir uns verstanden!“

„Ja, Sir!“

„Gut, am besten du fängst gleich damit an.“

Mit diesen Worten drückte er Hao ein schweres Buch in die Hand. Anschließend wendete er sich ab jedoch nicht ohne noch ein paar abschließende Worte zu sagen.

„In dem Buch stehen sämtliche Regeln die ein Schiedsrichter zu befolgen hat. Lerne sie und lebe danach.“

Mit diesen Worten war Hiamovi verschwunden, doch Hao blickte nur auf das Faustdicke Buch und fragte sich wie viele Regeln wohl darin verfasst waren.
 

Mit diesen Gedanken verließ er den Raum und wollte sich in sein Zimmer begeben, doch auf dem Weg dorthin hörte er ein lautes Knurren. Bei diesem Geräusch siegte seine Neugier und er verließ seinen Pfad um sich nach dem Ursprung zu erkundigen. Selbst als er das unmissverständliche Quicken eines altbekannten Geistes vernahm schien das nichts zu ändern. Was er jedoch am Ursprung des Turmuldes erblickte ließ ihn sichtlich schmunzeln. Vor ihm stand eine schneeweiße Wölfin, der er auch schon in seinem ersten Leben ein paar Mal über dem Weg gelaufen war. Dennoch ruhte sein Blick nur für wenige Augenblicke auf ihn, bevor er sich dem heftig zappelnden und quickenden Wildschweingeist zuwendete, welche mit Ranken gefässelt an der Decke baumelte und unfähig schien sich zu befreien

„Bitte um Verzeihung!“

Mit diesen Worten blickte die Wölfin zu dem Wildschweingeist, doch dieser zappelte nur weiter und schien sich nicht zu beachten. Aus diesem Grund konnte Hao seinen Kommentar auch nicht zurückhalten.

„Du glaubst nicht ernsthaft, dass dieses Ding dich versteht, oder?“

„Wenn es sich mal beruhigen würde, vielleicht.“

„Gib es auf Okami, das Vieh hat nicht mal ein Gehirn, wie soll es denn etwas so komplexes wie eine Sprache verstehen?“

Mit diesen Worten löste sich Spirit of Fire aus einer der Fakeln, die um sie herum an den Wänden hingen und materialisierte sich in seiner Ursprungsform.

„Halt du dich daraus, Flammenschädel.“

„Jetzt sei mal nicht so empfindlich, Hündchen.“

„Wie hast du mich genannt?“

Bei diesem lauten Ausbruch wich Hao etwas von diesen Geistern zurück. Nur ansatzweise erinnerte er sich an die Worte seines alten Schutzgeistes. Kami meinte damals dass man zwei streitende Spirits of Elements lieber aus dem Weg gehen sollte, wenn man nicht überzeugt war sie besiegen zu können. Bei Spirit of Water und Spirit o fair hatte er ihre Worte verdrängt, doch der Konflikt der beiden Geister war auch nicht so stark wie bei denen, die gerade vor ihm standen beziehungsweise schwebten. Insgeheim fragte er sich, ob er nicht einen anderen Weg einschlagen und den beiden etwas Privatssphäre einräumen sollte. Dann jedoch entschloss er sich noch etwas zu warten, mit der leisen Hoffnung, dass den beiden etwas rausrutschen würde, was ihm später hilfreich sein könnte.
 

Im gleichen Moment begann der Wildschweingeist über ihnen noch lauter zu quicken, so dass sich alle Anwesenden die Ohren zuhalten mussten, doch auch so drang der unerträgliche Schrei in ihr Gehör und vertrieb damit jegliche andere Gedanken. Intuitiv hob Hao die Hand und Sekunden später standen die Ranken mit samt ihrer Beute in Flammen. Wenig später fiel der brennende Wildschweingeist krachend zu Boden. Ein weiteres schrilles Quicken ertönte eh das Tier in einer unnatürlichen Geschwindigkeit lossprintete und durch die nächste Wand verschwand. Während Hao kurz durchatmete war die Aufmerksamkeit der beiden Elementargeister auf ihm gelandet.

„Netter Zauber. Aber sag mal, meintest du nicht, dass du nicht in der Lage wärst dieses Wildschwein in Flammen aufgehen zu lassen.“

Nun schwebte der Feuergeist mit verschränkten Armen ein Stück entgegen und musterte ihn von Kopf bis Fuß. Hao beunruhuigte diese Gestik n icht im Geringsten, auch wenn er selbst nicht so genau wusste wiese. Aber in gewisser weise fühlte er dazu hingezogen vor dem Feuergeist nicht zurückzuzucken, sondern in seiner eigenen Art und Weise zurück zu schlagen.

„Den Zauber hab ich letztens aufgeschnappt.“

„Genau und von mir hast du die heilige Schrift gelehrt bekommen. Schon klar!“

Jeder normale Mensch würde jetzt an seinem Verstand zweifeln, aber Hao hatte die Präzens des Feuergeistes schon einmal zu oft gespürt um sich über dessen Wissen zu wundern. Zwar hatte er ihn selten gesehen, doch das Gefühl, dass er genau neben ihm schwebte war nahezu allgegenwärtig.

„Wieso müsst ihr Spirits of Elements mich immer beobachten?“

Nach Hao Kommentar legte der Feuergeist den Kopf schreck und sah seinen Gegenüber schief an. Seiner Meinung nach war Hao gerade dabei sich zu verplappern, doch um wirklich sicher zu gehen, dass dies auch so gemeint war wie er es gesagt hatte, setzte er noch einen drauf. Immerhin kamen sie nur an Hao ran, wenn er ihnen gegenüber offen war und dass war nur möglich, wenn er es unterließ sein ersten Leben zu leugnen.

„Immer? Meiner Meinung nach ist immer eine ziemlich lange Zeit. Außerdem wieso Spirits of Elements? Ich meine gut ich hab ein Auge auf dich und das aus eigennützerischen Gründen. Aber ich kann mich nicht daran erinnern, dass die anderen auch ein Auge auf dich haben.“

„In diesem Leben zum Glück nicht!“

„In diesem Leben?“

Nun hatte auch Okami die Taktik des Feuergeistes erkannt. Zugegeben sie hatte immer noch einen ziemliche Wut auf diesen, aber in diesem speziellen Punkt mussten sie einfach zusammenhalten.
 

Hao hingegen wollte gerade etwas erwidern, als ihm klar wurde, dass er gerade zu viel gesagt hatte. Dieser Feuergeist hatte ihn gerade dazu gebracht zuzugeben, dass dies nicht sein erstes Leben war und nun konnte sich auch der dümmste ausrechnen, wer er war. Bei dieser Erkenntnis sah er sich um, doch scheinbar war außer ihm und den beiden Geistern niemand anwesend.

„Keine Sorge. Wir haben es bis jetzt für uns behalten und werden es auch weiterhin tun, doch nun lass uns mal offen miteinander reden. Keine Lügen oder Halbwahrheiten mehr. Einverstanden?“

„Hab ich jetzt noch eine andere Wahl?“

„Äh, nein…nein ich glaub nicht, oder Okami?“

„In diesem Punkt muss ich dir wohl Recht geben. Also Punkt 1 auf der Liste. Wie sollen wir dich nennen? Es mag merkwürdig klingen, aber im Laufe der letzten 500 Jahre hast du ein paar Namen dazugewonnen. Also welchher soll es sein…Hao… Cheveyo … Zeke … irgendwie gefällt mir Hao trotzdem besser.“

„Der Name wäre wohl nicht mehr passend.“

„Ich nenn dich trotzdem so. Aber keine Sorge, ich kann meine Stimme gut vor anderen verbergen.“

Hao erwiderte daraufhin nichts. Er wusste nicht mal was er erwidern sollte, denn in gewisserweise ließen diese Geister ihm kein Raum zum kontern. Demnach hieß es für ihn gute Mine zum bösen Spiel. Er fragte sich ja sowieso wie sich das entwickeln würde. Vorerst konnte er sich jedoch nicht damit befassen. Immerhin wartete noch eine langweilige Buch auf ihn. Zumindest war das die Ansicht, welche er im Moment vertrat. Somit lautete derh eutige Tagespunkt Regeln eines Schiedrichters. Wobei er sich das meiste auch so zusammenreimen konnte, immerhin hatte er in seinem letzten Leben mehr als einmal mit diesen Bekanntschaft gemacht und nicht immer war es eine angenehme Begegnung gewesen. Allerdings stellte er sich doch die Frage wie es sein konnte, dass die Schiedsrichter denen er begegnet war mindestens 3 Schutzgeister besaßen und er hier nicht einem einzigen Geist begegnet war. Natürlich begegnete er den Spirits of Element, jedenfalls zwei von ihnen und diesem Wildschweingeist, doch diese zählte er nicht wirklich zu den gängigen Schutzgeistern. Was die anderen drei Spirits of Element anging, so hatte er keine Ahnung, ob diese auch zeitweise in Dobbie Village verweilten oder sich eher außerhalb des Dorfes aufhilten. Diese Tatsache brachte ihn unbewusst auf einen anderen Gedanken, den er eigentlich schon längst hätte verdrängen sollen.
 

Zu Beginn dieses Lebens hatte er die Befürchtung gehabt, dass er seine Schamanischen Kräfte durch die Widergeburt verloren hatte, doch nach der Begegnung mit diesem Wildschweingeist war diese Theorie widerlegt. Trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass es hier keine Geister gab immerhin waren hier einige Schamanen umgekommen und das nicht durch ihn. Konnte es sein, dass eben jene Geister von dem König der Geister aufgenommen wurden. Genau diese Frage hatte ihn das erste Mal in die Bibliotehk des Hauptgebäudes geführt.

„Dennoch, vielleicht wäre es besser wenn wir dich erst mal mit deinen Gedanken alleine lassen. Falls du uns brachst, dann ruf uns einfach. Mag zwar blöd klingen, aber es klappt. Verlass dich drauf.“

Mit diesen Worten verschwand der Feuergeist und ließ Okami und Hao alleine zurück. Zwar wollte er seine Artgenossin nicht mit diesem alleine lassen, doch er wusste, dass es zeit war sich zurückzuziehen. Andernfalls würdens sie es noch übertreiben und die bisherige Vorarbeit zu nichte machen. Auch Okami schien das so zu sehen und wendete sich kurz darauf von ihm ab. Im Gegensatz zu dem Feuergeist sagte sie jedoch kein Wort, denn dessen Worte hatte für sie beide gegolten, worüber sie ihm doch etwas dankbar war. Erst als sie einen ausreichend großen Abstand zwischen sich und Hao geschaffen hatte konnte sie ein seufzen nicht unterdrücken. Sie hätte gerne noch ein paar Worte mit ihm gewechselt.

„Es ist besser so. Wenn wir zu viel Druck ausübern macht er wieder dicht und das dürfen wir nicht zu lassen. Big Boss Worte waren klar genug. Entweder wir kommen an ihn heran oder wie sorgen dafür, dass er keine Gefahr mehr für irgendjemanden darstellt.“

„Ich weiß. Aber dennoch muss ich es nicht verstehen. Er ist wie früher und dennoch…“

„…eiskalt? Jedenfalls schien es mir so als wir miteinander gekämpft haben.“

„Hayabusa.“

Der Falkengeist befasste sich nicht lange mit Begrüßungen, sondern erzählte ungefragt, was vor wenigen Stunden in der Wüste passiert war. Kami und Spirit of Fire blickten sich nach diesem detaillierten Bericht nur Wortlos an, bevor sich letzterer dazu äußerte.

„Das klingt alles andere als gut.“

Nachdenklich sah der Feuergeist die Wand an, als würde auf ihr geschrieben stehen, was das ganze für ihren Plan bedeuten würde und wie sie handeln mussten. Doch die Wand war leer und lieferte nicht mal einen einzigen Hinweis.

„Und das heißt?“

Nun hatte sich auch Okami zu Wort gemeldet. Auch ihr war bewusst, dass ihre Mission um einiges schwerer war als sie anfangs gedacht hatte.

„Wenn wir ihm helfen wollen müssen wir zu allererst unser eigenes Gewissen ablegen, aber gleichzeitig verhindern, dass wir Hao weiter gegen die Menschen und niedrigeren Schamanen aufbringen.“

„Was nicht so einfach sein wird, da wir selbst nicht besonders gut auf diese Art von Personen zu sprechen sind.“

„Genau.“

Betreffendes Schweigen erfüllte nach diesen Worten den Raum. Alle drei Geister wussten, dass sie sich etwas einfallen lassen mussten.
 

- Bei Hao einige Stunden später -
 

Frustriert über das Regelbuch der Patchen legte er dieses zur Seite, ließ sich auf dem Bett zurückfallen und betrachtete die porige Steindecke über sich.

„Dobbie Village darf bis kurz vor Beginn des Schamanenturniers nicht verlassen werde, die Schiedsrichter dürfen nicht in die Kämpfe eingreifen, welche sie beobachten und handeln stehts auf Geheiß des Geisterkönigs…jetzt fehlt nur noch die Regel, dass man keinen eigenen Willen haben darf.“

„So sieht es aus. Die Patchen sind in dieser Hinsicht etwas beschränkt.“

„Und noch einer der Spirit of Elements. Kommst du mir jetzt auch mit dem 500 Jahren Schamanen!“

„Bitte? Seit wann gibt es einen 500 Jahre alten Schamanen. Den alten Sack würde ich gerne mal kennen lernen, der hat bestimmt viel zu erzählen!“

Hao blickte den Schlangengeist daraufhin nur prüfend an. Entweder er hatte seine Andeutung nicht verstanden, oder er wollte ihn wieder einmal hinters Licht führen. Unwillkürlich musste er sich an eine Szene aus seinem alten Leben erinnern, weshalb er kurz amüsiert schmunzeln musste.

„Was ist? Hab ich irgendeinen Witz nicht mitbekommen?“

„Es ist nichts.“

„Gut, aber sag mal solltest du nicht beim Training sein…warte mal was steht denn heute an…ach ja richtig Shikigamis. Aber dass konntest du ja vor 500 Jahren in Perfektion.“

Hao verdrehte bei diesen Worten die Augen. Jetzt ging das Thema mit seinem alten Leben schon wieder los und dabei dachte er, dass das Thema mit Spirit of Fire und Spirit of earth endgültig hinter sich gelassen hatte. Doch scheinbar war das eine totale Fehleinschätzung.

„Hast du dich kürzlich mit einem der anderen Spirits of Elements getroffen?“

„Nö, wieso? Ach du meinst weil ich von deinem früheren Leben weiß? Das weiß jeder der Spirits of Elements, wäre ja auch schlimm wenn nicht. Woher glaubst du dass der König der Geister seine Informationen erhält, von einer Fliege?“

Nach diesem Kommentar hob Hao skeptisch eine Augenbraue. Soweit er gehört hatte lagen die Fakten genau anders herum. In diesem Moment war er sich sicher, dass der Schlangengeist ihn nur verschaukelt. Anders war dieser Kommentar nämlich nicht zu verstehen. Doch noch bevor als er die Gedanken des Schlangengeistes lesen konnte, um die Wahrheit herauszufinden, musste er sich von den Zähnen der Schlange in acht nehmen.

„Vorsicht Freundchen. Es mag zwar stimmen, dass nur wenige von deiner Gabe Gedankenlesen zu können weiß, aber das heißt nicht, dass dein Gegenüber es nicht mitbekommt. Es bedarf viel Übung unbemerkt in anderer Leute Gedanken einzudringen, besonders wenn man tief nach den gewünschten Antworten suchen muss. Und glaubst du, dass einen Spirit of Element so etwas entgeht, wenn es selbst ein Schamane mit guter Ausbildung erkennen könnte.“

Hao antwortete daraufhin nicht, zumal es auch nichts zu sagen gab. Der Schlangengeist hatte ihn nun mal ertappt und diesem etwas vorzuspielen würde nichts bringen. Insbesondere dann nicht, wenn der Geister, welcher ihm gegenüberstand, ebenfalls in der Lage war Gedanken zu lesen und dass war der Fall. Zumindest dann wenn er dem Kommentar von Spirit of Fire vor einigen Tagen glauben schenken konnnte und daran zweifelte er in diesem bestimmten Punkt nicht mehr.
 

Für Hao gab es in diesem Moment nur noch eine Möglichkeit und das war ein wohlgewählter Rückzug. Eine Taktik, die er nur selten anwendete, doch in diesem Fall hielt er es für sinnvoll. Im Moment war er einfach nicht in der Lage vernünftig mit jemanden zu reden ohne ihn früher oder später etwas derbes an den Kopf zu werfen. Es war jedoch nicht ratsam seinen Gegner noch weiter zu verärgern. Auch sollte er sich jetzt schleunigst von den restlichen Patschen fernhalten. Zwar hatte er durchaus eine enorme Selbstkontrolle, doch selbst in seinem ersten Leben gab es momente in dem er seinen Gefühlen einfach nachgegeben hatte.

„Du entschuldigst, aber ich hab noch was zu erledigen.“

„Puh, billiger ging die Ausrede nicht oder? Aber gut dass du deinen Fehler einsiehst. Das macht die Sache um einiges leichter. Also dann, man sieht sich in der Zukunft.“

Mit diesen Worten verschwand der Schlangengeist so schnell wie er gekommen war und Hao blieb für einen Moment verdutzt zurück. Dann jedoch schüttelte er den Kopf.

„Diese Geister sind doch alle verrückt…“

Nach diesen Worten stand Hao auf und ließ seine Sinne durch die nähere Umgebung zweifen, doch außer den Schamanen, welche hier lebten konnte er nichts wahrnehmen.

„…verrückt und verdammt schnell.“

Die letzten Worte waren nur ein Flüstern, welches er unbewusst ausstieß. Es behargte ihn gar nicht, dass er diese Geister nicht aufspüren konnte. Nicht dass er sie unbedingt sehen wollte. Wobei, wenn er es sich recht überlegte war die Vorraussicht einen der Spirits of Elements als Schutzgeist zu haben nicht zu verachten. Takumi Sasaki hätte zu seinen Lebzeiten einiges getan um diesen zu begegenen. Und er selbst? Er war damals mit Kami zufriedem gewesen. Insbesondere deshalb weil sie für ihn da war wenn er sie brauchte auch wenn er sie nicht immer so behandelt hatte wie sie es verdient gehabt hätte. Bei dem Gedanken an seine ehemaligen Schutzgeist schobens sich seine Zweifel wieder in den Fordergrung. Konnte er den Spirits of Elements überhaupt trauen oder würden sie ihn in Verderben führen. Unwillkürlich schüttelte Hao bei diesen Gedanken den Kopf.

//Ich brauch dringend frische Luft sonst drehe ich heute noch durch.\\

Nun schritt Hao aus seinen Zimmer heraus, doch nicht mal einen Moment später hörte er schon ein tiefes Grunzen. In diesem Moment juckte es ihm förmlich in der Hand und ehe er wusste was er tat, rezitierte er einen Zauber, welchen er unter normalen Umständen und bei klarem Verstand nie angewendet hätte. Alles was er noch von dem Geist mitbekam war, dass er mit einem grauenhaften Quicken durch die nächste Wand presste und diese dabei in Brand setzte.

„Oh verdammt.“

Mehr konnte Hao nicht sagen, stattdessen starrte er nur auf die brennende Steinwand. Lange zeit zum nachdenken hatte er jedoch nicht, da in dem Moment das Quicken wieder lauter wurde. Wenig später sah er den Wildschweingeist wieder auf sich zukommen. Gerade noch Rechtzeitig konnte er ausweichen und den Flammen, welche den Geist bedeckten entkommen.
 

Doch auch wenn er schell genug reagieren konnte fühlte er sich dennoch wie erstarrt. Mit schrecken sah er zu wie der Wildschweingeist seinen Weg mit Flammen markierte und stellte sich insgeheim die Frage, wie er die Situation wieder unter Kontrolle bringen konnte.

„Du hast Höllenfeuer verwendet? Bist du eigentlich lebensmüde.Hat dir keiner beigebracht, dass man einen solchen Zauber nicht leichtfertig verwendet. Außerdem bringt das bei diesem Geist gar nichts, sonst hätte ich es schon versucht. Mit solchen Methoden zündest du eher das gesamte Hauptquartier an als…“

„Glaubst du, dass war geplant!“

„Wenn nicht solltest du dir doppelt sorgen machen! Ich hoffe du hast wenigstens…vorsicht!“

Noch ehe der Feuergeist seinen Satz beenden konnte kam der Wildschweingeist durch eine weitere Wand geprescht und hielt auf Hao zu. Doch Spirit of Fire reagierte sofort und stieß Hao beiseite ehe die für Feuer doch recht dunkle Flammen diesen berühren konnten. Ihre Blicke blieben jedoch auf den Geist geheftet, welcher wieder durch die nächste Wand verschwand und somit die Flammen noch weiter verbreiteten.

„Also wo war ich. Auch ja. Gegenzauber.“

„Hab ich, aber…“

Nun war es an Hao seinen Satz unvollendet zu lassen und dem wildgewordenen Tiergeist, welches ihn umkreiste und in regelmäßigen Abständen auf ihn zu lief mittels Teleportation auszuweichen. Bei dieser Aktion musste sich selbst der Feuergeist eingestehen, dass der beste Zauber nichts half, wenn dieser verfluchte Geist nicht wenigstens einige Minuten stehen blieb. Zudem war es in der jetztige Situation unmöglich einen Zauber durchzuführen und sich selbstständig zu verteidigen.

„Stimmt dieser Amoklauf ist wirklich alles anderen als hilfreich. Allerdings können wir es auch nicht nach draußen locken, da dieser Geist das Hauptquartier nicht verlassen kann! Somit bleibt dir nichts anderes übrig als es zumindest zu versuchen.“

Hao sah den Feuergeist für einige Sekunden irritiert an, doch dann musste er wieder ausweichen. Die weiteren weitere Minuten bestand darin, dass er versuchte den Zauber durchzuführen, doch er musste immer wieder bei der Hälfte abbrechen. Auch Spirit of Fire, welcher zumindest die Zeit genutzt hatte um die Flammen im Gang zu löschen, schien zu bemerken, dass selbst Hao mit dieser Situation überfordert war.

„Gut sieht aus als bräuchten wir Unterstützung. Okami wir brauchen mal deine Hilfe und zwar schleunigst. Und komm nicht mal auf den Gedanken mich zu ignorieren, ich weiß dass du mich höst, also schwing deine Wolfsgestalt sofort hierher.“

Zugegeben, er hätte es auch netter ausdrücken können, doch dazu war er gerade nicht in der Stimmung. Wenig später wurde der ganze Boden mit Weinranken überzogen, welche sich immer weiter in dem engen Gang ausbreiteten. Wenig später erhob sich eine Wölfin aus diesen. Mit ihrem erscheinen zogen sich die Pflanzen zurück. Somit stand die Wölfin den beiden anderen alleine Gegenüber.

„Du brauchst Hilfe, dass ist ja…“

Für einen Moment stoppte Okami und sah sich um. Noch ehe sie begriff wo sie sich hinteleportiert hatte preschte auch schon ein mehr oder weniger Lebendiger Feuerball auf sie zu.
 

Jedoch gelang es ihr noch rechtzeitig auszuweichen, doch ihr Schock wich kurz darauf blankem Zorn. Eine Tatsache, die selbst Hao etwas zurückweichen ließ.

„Bist du jetzt völlig verblödet oder willst du mich umbringen. Ich bin immer noch ein Erdelementargeist und was das bedeutet solltest du eigentlich wissen.“

„Bedank dich bei ihm. Er hat den Geist mit Höllenfeuer angegriffen.“

„Wie bitte? Mit Höllenfeuer sag mal…“

„Später Okami, erst einmal müssen wie diesen Geist löschen.“

„Wie wäre es mit einem Gegenzauber? Und jetzt sag nicht den hat er…“

Zähneknirschend wich Okami vor dem brennenden Höllentier aus und sah ihm nach. Sie hatte diesen Geist kaum auftauchen sehen, da war dieser auch schon wieder verschwunden. Nun verstand sie auch das Problem an der Sache.

„Wir brauchen einen größeren Raum!“

„Voschläge?“

Kurz dachte Okami nach, doch dann schlug die Realität ihr die Fakten mitten ins Gesicht. Keiner der Räume war groß genug, besonders dann nicht wenn dieser Geiste weiter so unkontrolliert durch die Gegend raste. Sich ihm jedoch in den Weg zu stellen stellte sogar für Spirits of Fire ein ernsthaftes Problem dar. Denn das Höllenfeuer war kein Element. Zwar konnte dieser es geringfügig kontrollieren und auch zum erlöschen bringen, doch wie Hao brauchte auch er dafür etwas Zeit und auch wenn er selbst aus Feuer bestand stellte sich unweigerlich die Frage, was mit ihm passieren würde, wenn er selbst von diesem angesteckt wurde. Im Ungünstigten Fall würde er sich selbst in einen Höllenfeuergeist verwandeln. Eine Aussicht, welche ihr nicht im Geringsten zusagte.

„Siehst du und genau deshalb brauchen wir dich….“

„Oh vergiss es, Flammenschädel. Ich werde bestimmt nicht den Köder spielen. Außerdem hasst er Hao und nicht mich.“

Bei der Erwähnung seines früheren Namen zuckte Hao leicht zusammen. Zwar hatte Okami ihn vorgewarnt, dass sie ihn dennoch verwenden würde, doch dass sie es so energisch tat, ließ ihn daran zweifeln, dass er weiterhin unerkannt hier herumlaufen konnte. Insgeheim fragte er sich sogar was die Patschen mit ihm machen würde wenn sie es erfuhren. Andererseits war die Gefahr eher gering wenn man die Tatsache im Auge behielt, dass es hier keine Geister gab.
 

Hao hatte seine Gedanken noch nicht richtig beenet, da konnte er ein wütendes Knurren hören und blickte zu den beiden Geister.

„Ich fass es nicht dass du mir damit kommst!“

„Es ist die Wahrheit. Wieso sonst wird Sand auf feuergestreut?“

„Ja gut, ich versuch es. Aber wenn diese dämlichen Flammen auf mich übergreifen dreh ich dir den Hals um, haben wir uns verstanden?“

„Voll und ganz. Jetzt zu dir, Hao…“

Noch ehe der Feuergeist weitersprach schickte er eine kleine Stichflamme an ihm vorbei. Die Flamme prallte auf das Wildschwein, welches sich daraufhin entschied einen anderen Weg einzuschlagen.

„Das macht die Sache etwas einfacher. Also der Plan ist folgender. Ich werde versuchen den Geist zu Okami zutreiben, welche ihn dann in einer Mauer aus Stein und Sand einzuschließen.“

„Er ist ein Geist. Wie wollt ihr verhindern einfach durch die Mauer zu rennen, wie er es jetzt auch schon mit der Steinwand tut?“

„Mit etwas Glück können ihre Elementarkräfte ein Durchbrechen verhindern. Wenn nicht…“

„Dreh ich dir den Hals um.“

„Ist ja gut ich hab es mittlerweile kapiert. Um des Königs der Geisterwillen nimm dich vor ihr in Acht, eine größere Nervensäge findest du nicht.“

„Das hab ich gehört.“

„Egal mach dich lieber bereit.“

„Ich bin bereit. Und Hao wenn der Plan dieser Feuerquaste klappt jag Mister Pig schnellstens einen Gegenzauber entgegen sonst dreh ich dir den Hals um.“

Hao musste bei diesen Worten schluckten. In was für eine Situation hatte er sich da nur gebracht. Ihm war klar, dass er von Glück reden konnte, dass die beiden Spirits of Element ihm halfen, dennoch merkte er, dass er deren Handlung in Gedanken zu hinterfragen began. Schnell schüttelte er den Kopf und wartete auf die Dinge die folgen sollten.
 

Nicht lange und der Geist in Fakelgestallt brach erneut aus einer der Wände um ihn herum. Gerade noch rechtzeitig gelang es ihm auszuweichen, den Rest erledigten die beiden Spirits of Elements. Während der Feuergeist den Wildaschweingeist mit Feuerbällen den Gang entlang trieb, hatte Okami bereits eine 1 Meter hohe U-förmige-Mauer aus ihrem Element errichtet. Sie selbst stand einige Meter dahinter und betete insgeheim dass es dem Geist nicht gelingen würde dadurch zu gleiten. Von dieser Mauer jedoch unbeeindruck hielt der brennende Geist daraufhin zu. Während die Geister mit Spannung beobachteten was passierte fing Hao an den Gegenzauber zu rezitieren. Der Geschwindigkeit des Wildscheines zu folge würde er den Zauber beendet haben, wenn dieses bereits durch die Mauer geprescht war. Das hieß, dass diese unbedingt das bewirken musste was sie sollte. Und das tat sie, doch nicht so wie es geplant war. Zwar konnte er nicht wie vorher durch das neue Hindernis hindurch gleiten, dass hinderte ihn jedoch nicht es zu versuchen. Ein Versuch, welche dazu führte, dass er die gesamte Mauer mit seiner Wucht einriss. Bei diesem Ereignis konnte Okami nicht anders als einen erschrockenen laut auszustoßen. In Gedanken sah sie schon wie der tobende Geist sie erfasst und die Flammen, welche diese umhüllten auf sie übergingen. Jedoch stand sie nicht alleine da. Denn auch der Feuergeist hatte den Durchbruch bemerkt und ließ eine hohe Feuerwand genau vor Okami hochschnellen. Zeitgleich hatte auch diese intuitiv eine zweite Mauer vor sich errichtet. Die Elemente der beiden Elementargeister vermischten sich dabei und erschufen eine Mauer aus Feuer und Stein, der selbst ihr provisorischer Gegner nicht gewachsen war. Mit einem lauten knallen schlug das Wildschwein da gegen und wurde von der Wucht leicht zurück geschleudert. In diesen Moment hatte auch Hao seinen Part hinter sich gebracht schickte einen effektiven Gegenzauber zu dem leicht benommenen Geist um diesen zu löschen. Gerade als das letzte Flämmchen vollständig erlischt war schossen dicke Ranken aus dem Boden und umschlangen den Wildschweingeist, bevor es abhauen konnte.

„Wir wollen ja nicht, dass er einen seiner vorigen Wege kreuzt und sich wieder ansteckt, oder? So und jetzt zu dir Flammenschädel. Du hast den letzten Knall auch nicht mehr gehört oder?“

„Was denn? Hat doch geklappt.“

„Ich bin hier echt von Idioten umgeben. Eine Feuerwand ok, damit kann ich gerade noch leben, aber dass selbst du in der anherrschenden Situation Höllenfeuer benutzt ist unfassbar. Ist der neuste Leitsatz etwa wenn nichts mehr geht greift zum Höllenfeuer und wie?“

„Wäre es dir lieber gewesen, wenn der Geist dich ebenfalls angezündet hätte?“

„Nein, aber das heißt nicht, dass ich es mir von dir gefallen lasse!“

„Ach darum geht es. Ich kann im Gegensatz zu anderen zielen.“

„Jeder verfehlt ab und zu sein Ziel und jetzt tu uns einen Gefallen und lösch die restlichen Höllenfeuerherde, sonst rennen hier irgendwann noch mehr lebende Fackeln herum.“

„Ja du mich auch! Außerdem hast du dann ein größeres Problem als ich.“

Mit diesen Worten war der Feuergeist verschwunden und suchte im Gebäude nach weiterem Feuer, welches zu löschen galt. Dabei konnte er ein schmunzeln nicht vermeiden. Vielleicht hatte Youji damals wirklich recht, was Hao Element betraf und wenn das so war, dann bestand kein Zweifel daran wer Haos neuer Schutzgeist werden würde und mit dieser Entwicklung war er mehr als zufrieden.
 

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Schutzgeisterwahl

Kapitel 54: Schutzgeisterwahl
 

Einige Wochen waren seit der Höllenfeueraktion vergangen und Hao war froh, dass dieses Ereignis nicht zum Häuptling vorgedrungen war. Dafür würde er an von anderer Seite in regelmäßigen Abständen an diesen Tag erinnert. Die Spirits of Elements, welche ihm in den vergangenen Wochen öfters über den Weg gelaufen waren, schienen sich regelrecht über diesen Anfängerfehler zu amüsieren. Doch zumindest vermieden sie es in aller Öffentlichkeit zu ihm zu stoßen. Langsam gewöhnte er sich an deren Anwesenheit und auch an die Namen, welche die fünf Geister untereinander benutzten. Je mehr er mit ihnen verbrachte, desto öfter nutzte er den einen oder andere unbeobachteten Augenblick um sie über bestimmte Ereignisse in der Vergangenheit auszufragen. Insbesondere das Schicksal seiner Familie interessierte ihn und so ließen sich zumeist Okami, El-hayyah und Spirit of Fire dazu herab seinen Wissensdurst zu stillen. Am Anfang hatte er nicht viel erwartet, doch überraschender Weise wussten die Spirits of Elements eine Menge was seine einstige Familie betraf.

„Am spektakulärsten war sowieso der Nachturnierkampf. Dein Cousin hat sich echt gut geschlagen, jedenfalls für jemanden, der total überrumpelt wurde!“

„Yupp. Ich hab auch noch nie gesehen, wie es jemand schafft in einer solchen ungünstigen Situation eine Technik zu beherrschen, die einem sonst immer misslungen ist. Einmalig!“

Mit diesen Worten hatte sich auch Hayabusa zu den vieren gesellt. Tako war noch immer außerhalb Dobbie Village und ließ es sich in einem großen See gut gehen. Auch Hayabusa hielt sich größtenteils außerhalb auf, so dass er diesen ebenfalls selten zu Gesicht bekam. Lediglich die drei anderen Spirits of Elements schienen sich häufiger in den Gemäuern des Hauptquartiers aufzuhalten oder zumindest irgendwo innerhalb Dobbie Village. Bei diesen Gedanken blickte Hao zu dem Feuergeist, der einen schier mörderischen Blick auf das Wasser vor ihm warf.

„Nur weil du Wasser nicht leiden kannst musst du nicht so tun, als würde es nur auf einen unbedachten Augenblick warten, um dich anzufallen!“

„Hast du eine Ahnung…“

Mit diesen Worten hatte sich Spirit of Fire zu ihm umgedreht und wollte sich gerade rechtfertigen, da swappte auch schon ein Teil des Wassers über das Ufer. Kurz darauf brach Tako unter der Wasseroberfläche hervor, wodurch ein Teil des nassen Elements durch die Gegend spritzte.

„Was ist denn das hier für eine Versammlung, gibt es etwas zu besprechen?“

Für einen Moment herrschte betroffenes Schweigen, bevor jedoch jemand etwas sagen konnte schoss ein glühend heißer Feuerball auf Tako zu. Dieser landete daraufhin mit einem lauten Platschen wieder im Wasser und ließ eine hohe Wasserfontaine auf die Anwesenden los. Eine Folge mit der der Feuergeist nicht gerechnet hatte und nun pitsch nass war. Doch genau das brachte die anderen Geister dazu lautstark zu lachen.

„Manchmal bist du auch sowas von verpeilt, weißt du das?“

Okami konnte einfach nicht anders. Zugegeben, sie hatte sich in Haos ersten Leben auch so manchen Patzer geleistet, doch das ging nie auf ihre Kräfte. Der Feuergeist hatte in diesem Millennium dank seiner impulsiven Art schon das zweite Mal seine Kräfte eingebüßt. Eine Tatsache die einfach zum Spott einlud.
 

Auch Tako war in der Zwischenzeit wieder aufgetaucht und sah sich die Bescherung an. Eigentlich wollte er sich lauthals bescheren, doch seiner Meinung nach, waren die Folgen Strafe genug für seinen Artgenossen. Das schien auch Hao so zu sehen, dann er hatte bereits einen Wasserzauber angewandt um das Wasser übrige Wasser von dem Feuergeist zu entfernen.

„Zumindest weiß ich jetzt wieso du Wasser so sehr verachtest.“

„Ja ja mach dich nur lustig!“

bei diesem Worten beobachtete der Feuergeist missmutig wie sich um ihn herum viel dicke Tropfen sammelten. Zwar wusste er, dass Hao für diese Aktion verantwortlich war und diese andernfalls an ihm herunterlaufen wurden, dennoch fühlte er sich inmitten der vielen Tropfen unwohl. Aus diesem Grund nutzte er seine Teleportertionskräfte und verschwand.

„Ich glaub jetzt ist er beleidigt.“

Diesen Kommentar konnte Okami sich nicht verkneifen. Im ersten Moment war sie versucht den Feuergeist an seinem Angriff zu hindern, dass sie wusste, dass irgendjemand von den beiden den kürzeren ziehen würden. Dann jedoch hatte sie es sich anders überlegt. Besser der Feuergeist legte sich mit Tako an als mit ihr, darauf hatte sie nämlich keine Lust.

„Selber schuld, was greift er mich auch an.“

„Na ja, eigentlich hast du ja angefangen mit Wasser herumzuspritzen.“

„Ach bezieht der Herr jetzt Position?“

„Ich sag nur wie es ist, Tako.“

„ Mag sein, aber seine Aktion war Absicht, meine ein versehen.“

„Reg dich ab Tako, du weiß doch dass dieser Feuerteufel so etwas immer viel zu eng sieht. Für ihn ist alles was mit Wasser zu tun hat ein Angriff und dass kann er nicht einfach ignorieren. So etwas wie ein Versehen gibt es für ihn nicht!“

„Stimmt auch wieder Okami. Trotzdem nur weil diese Feuerquaste alles persönlich nimmt heiß dass nicht, dass ich auf sie Rücksicht nehmen werden. Soweit kommt es noch!“

Nach dieser Aussage herrschte schweigen. Keiner wollte sich mehr zu dieser Situation äußern und auch Hao hielt sich zurück und ging seinen eigenen Gedanken nach. Er hatte sich dieses Leben hier anders vorgestellt. Vor 500 Jahren hatte er sich nicht wirklich um die Schiedsrichter gekümmert, sondern war viel mehr mit seinen Plänen beschäftigt. Zu Beginn dieses Lebens hatte er sich gefragt, ob seine Familie nicht vielleicht doch recht hatte und er sich auf Grund seiner Trauer, welche er nicht wagte offen zu zeigen, verrannt hatte. Die Situation vor einigen Wochen hatte ihm jedoch gezeigt, dass es nicht so war. Auch seine Visionen ließen keinen anderen Schluss zu auch wenn er sich sicher war, dass seine früheren Meister dies nicht gutheißen würden. Doch was sollte er tun, zulassen dass die Menschen irgendwann über die Schamanen herrschen und noch mehr von ihnen auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden oder auf andere Art und Weise getötet wurden. Er hatte geschworen die schwächeren zu beschützen, doch auch seiner Familie gegenüber bestand diese Pflicht. Zudem stellte sich die Frage, wer zu den schwächeren gehörte. Jene die keine Macht besaßen und durch ihre Angst mit Waffen kämpfen, die eine Person mit Ehre niemals einsetzen würde oder jene die Macht besaßen jedoch nicht wagten sie einzusetzen um eine geliebte Person zu beschützen. Brach er seinen Schwur wenn er diesen Weg weiter ging. Er bezweifelte es, denn immerhin handelte er nach besten gewissen, zumindest seiner Meinung nach. Welche anderen Weg gab es um die Welt um sie herum für die nächste Generation zu wahren, wenn nicht die seine?
 

Während Hao über diese Frage grübelte, war die Sonne weiter gestiegen und stand nun im Zenit. Dadurch erfüllte sie die Umgebung mit einer angenehmen Wärme. In gewisser Weise wirkte dieser Ort gerade zu idyllisch. Zu idyllisch für seinen Geschmack, denn hier war es schwer sich vor Augen zu führen wie es in der Welt wirklich aussah. Ohne seine Visionen die ihn von Zeit zu Zeit einholten würde auch er das Ausmaß nicht verstehen geschweige denn die Folgen, die das menschliche Handeln mit sich brachten.

„Worüber denkst du nach?“

Okamis Worte rissen ihn aus den Gedanken. Im ersten Moment wollte er antworten, dass es sie nichts anginge, doch dann entschied er sich doch dagegen.

„Über dies und jenes. Nichts Interessantes.“

Noch ehe Okami oder einer der anderen Spirits of Element etwas darauf erwidern konnte wurden sie von einer allzu bekannten Stimme aufgeschreckt. Es dauerte einige Sekunden bis sie diese einordnen konnte, doch dann musterten sie Hao amüsiert.

„Sieht so aus als würde deine Freundin etwas von dir wollen.“

„Kira ist nicht meine Freundin!“

„Noch nicht!“

„Augenblick mal. Gibt es da etwas was ich nicht mitbekommen habe?“

„Vielleicht.“

Der gleichzeitige Kommentar der vier Elementargeister ließ ihn fast an seinem Verstand zweifeln. Immerhin war er der Meinung bestens über die Vorgänge in diesem Dorf Bescheid zu wissen, doch zu seinem Leidwesen schienen die vier nicht im Geringsten daran interessiert zu sein ihn aufzuklären.

„Wir würden dir ja gerne mehr verraten, doch leider müssen wir schon gehen. Bis demnächst!“

Wie aufs Stichwort verschwanden die vier. Jedoch tauchten sie wenig später in seiner unmittelbaren Umgebung wieder auf um die Situation beobachten zu können. Derweil hatte auch Kira den Ort entdeckt, an dem Hao sich zurückgezogen hatte und verlangsamte ihren Gang.

„Hier bist du also! Ich hab dich in den letzten Wochen gar nicht mehr gesehen.“

Hao antworte daraufhin nicht. Er war ihr voraussichtlich aus dem Weg gegangen. Zum einen weil er sich für ihre Verletzung verantwortlich fühlte und zum anderen weil er sich nicht mit ihren Eltern anlegen wollte, welche wahrscheinlich der Meinung waren, dass er ein schlechter Umgang für sie war. Zumal sie dies an seine jetzigen Eltern weitertragen würden. Und selbst wenn er seit seiner Geburt nur aus Höflichkeit auf diese Gehört hatte und zumeist trotzdem das gemacht hatte was er wollte, so war ein Konflikt das letzte was er wollte. So etwas war einfach nur anstrengend und brachte nichts außer Kopfschmerzen, selbst wenn er nicht auf die eigentlichen Worte achtete.

„Es war besser so.“

„Das siehst auch nur du so. Wusstest du eigentlich, dass unsere Eltern sich zusammengesetzt haben. Sie glauben, dass an dem Tag als wir Dobbie Village verlassen haben mehr zwischen uns passiert ist, als das was ich ihnen erzählt habe.“

„Heißt?“

„Frag nicht so blöd. Du weißt genau was das heißt!“

Hao stand bei diesen Worten auf. Er konnte ihre Intensionen nicht wirklich deuten. Ihrer Stimme nach war sie wütend, doch da war noch etwas. Ein leichter Hauch von einem Gefühl was er nicht deuten konnte.
 

Ihre Wut ihm gegenüber konnte er sehr gut verstehen, besonders wenn man ihr etwas vorwarf, was nicht der Wahrheit entsprach. Doch wenn man ihr schon nicht glaubte, dann würde man seine Worte erst recht nicht für bare Münze ansehen.

„Und was gedenkst du soll ich dagegen tun?“

„Gar nichts. Immerhin ist es bereits beschlossene Sache. Der Häuptling hat bereits eingewilligt uns zu trauen. Ab morgen sind wir demnach Mann und Frau.“

Mit diesen Worten setzte sie sich ans Ufer und starrte auf die Wasseroberfläche. Ihrer Meinung nach gab es durchaus schlimmeres, doch sie wusste nicht wie ihr zukünftiger darüber dachte. Hao der ihre Gedankengänge mitbekam zuckte daraufhin nur die Schulter und setzte sich zu ihr.

„Es gibt schlimmeres. Aber wenn du das ganze verhindern willst. Es gibt im Hauptquartier einen netten Zauber, mit dem man die Erinnerungen an einen bestimmten Tag einfach tilgen kann.“

„Spinnst du. Nachher erinnern sie sich an gar nichts mehr und wir haben einen Häuptling der sich nicht mehr erinnern kann wie man spricht.“

„Stimmt, dass würde der König der Geister mir wahrscheinlich übel nehmen, wobei das Sprechen sowie jegliche Mimik und Gestik gehören zum Leben dazu. Ich bezweifle, dass man so etwas verlernen kann. Obwohl machen würde es durchaus gut tun nicht reden zu können.“

Bei diesen Worten kicherte Kira, da sie genau wusste, worauf Hao hinaus wollte. Doch dann schwenkten ihre Gedanken urplötzlich um.

„In zwei Tagen haben wir unsere erste Schiedsrichterprüfung. Das heißt Zaubern und Kombatkämpfen ohne Ende.“

„Es heißt wir werden von den Elementen geprüft und müssen unsere eigenen Kräfte beweisen!“

Es entstand einen kurze Pause in der Haos Blick automatisch auf Kiras Bein fiel. Noch immer hatte sie einen festen Verband um ihren Knöchel. Ein Anblick er ihn doch nachdenklich machte. Er wollte nicht dafür verantwortlich sein, dass sie ihren Platz unter den besten einbüßte.

„Was ist mit deinem Knöchel?“

„Es ist alles in Ordnung. Der Verband dient nur zur Stabilisierung und ist daher mehr als eine Vorsichtsmaßnahme als eine Notwendigkeit.“

„Gut. Dann können wir uns ja unseren Platz bei den besten Kämpfern unseres Jahrgangs sichern.“

„Meinetwegen, aber pass auf dass du nicht zu den letzten der besten gehörst, sonst könnte ich dich ausversehen aus der Rangliste rauswerfen.“

„Träum weiter!“

Nach diesen Worten konnten beide ein Lachen nicht unterdrücken, denn sie wussten beide, dass sie Hao nicht besiegen konnte, egal wie hinterhältig sie kämpfen würde. Und Hinterhältigkeit gehörte nun mal nicht zu ihren Stärken.
 

- Zwei Tage später -
 

Die Bewährungsprobe der Schiedsrichterkandidaten war im vollen Gange und hatte schnell klar gestellt, dass er zu den besten Kämpfern gehörte. Andererseits wenn man beachtete, dass dies nicht sein erstes Leben war und er im letzten sogar den Stern der Einheit gemeistert hatte, so war es keine Überraschung. Auch die Tatsache, dass die Prüfung für ihn nur als Aufwärmrunde geeignet war überraschte ihn nicht. An dem heutigen Tag hatte er jedoch nicht mal versucht den Anschein zu erwecken, dass ihm diese Prüfungen Schwierigkeiten bereiten. Kaum hatte der Kampfrichter angepfiffen musste er auch schon wieder abpfeifen, da sein Gegner rücklings auf dem Boden lag.

„Beim König der Geister, es gab ja Gerüchte, dass Cheveyo gut ist, aber das hätte ich ihm nie zugetraut.“

„Stimmt, zumal er nur selten beim Schamanentraining war.“

„Wenn er die Leistung halten kann, kriegt er vielleicht sogar einen Geist der Götterklasse.“

„Vielleicht, oder einen der Spirits of Element. Ich hab gehört er soll mit Spirit of Fire wetteifern wer Mister Pig am meisten in Brand setzt.“

„Echt?“

„Quatsch. Die beiden haben vielleicht die Vorliebe einen Wildschweingeist in Brand zu setzen, aber gewiss haben die Spirits of Elements kein Interesse einen Schützling zu haben.“

Während das Gespräch der anderen Mitglieder sich weiter um ein Thema kreiste, hatte sich Hao zu Kira gesellt und beobachte lustlos auf den nächsten Kampf

„Das war unglaublich.“

„Nicht unglaublich, nur eine geschickte Strategie.“

„Strategie? Es schien eher so, als hättest du die Schritte deines Gegners vorhergesehen.“

„Vielleicht habe ich das ja sogar!“

Auf Haos Gesicht zeichnete sich bei diesen Worten ein amüsiertes Lächeln. Unwillkürlich blickte er zu seinem Gegner, dessen Stolz mehr als angekratzt war. Er zählte zu den besten Kämpfern des Jahrgangs und er hatte ihn gerade mit einer einzigen Handbewegung zu Boden gebracht. Zugegeben er hatte die Gedanken seines Gegners gelesen, zwar war das unbewusst gewesen, doch an der Tatsache änderte es nicht, denn den Schockzauber, denn dieser geplant hatte, hätte er schon bei dem ersten Zeichen erkannt. Während seine Gedanken noch um den vergangenen Kampf schweiften, neigte sich auch der nächste Zweikampf dem Ende zu. Die Schiedsrichterprüfung bestand aus mehreren einzelnen Wettkämpfen, welche in verschiedene Kategorien eingeteilt wurden. Momentan waren Standardzauber an der Reihe. Auch wenn man hier versagte so konnte man bei den anderen wieder Punkte sammeln und eventuell doch noch zu den besten Zählen, allerdings war dieser Weg um einiges schwerer und erforderte eine Menge Glück.
 

Lange konnte Hao seine Gedanken nicht zweifeln lassen, da ihn Kira aus den Gedanken riss.

„Jetzt bin ich dran.“

„Einfach ausweichen und verteidigen dann zuschlagen, damit rechnet keiner. Die meisten lassen es auf ihre Schnelligkeit ankommen. Und einer zieht dann immer den Kürzeren.“

Kira blickte ihn bei diesen Worten nur irritiert an, ging dann jedoch auf ihren Gegner zu ohne ein weiteres Wort zu sagen. Hao sah ihr nur nach und musste unwillkürlich an den vorigen Tag denken. Man hatte es wirklich eilig ihn mit Kira zu verheiraten und die meisten hatten sich darüber halb schlapp gelacht. Viele waren jedoch auch eifersüchtig, da sie die Nichte des Häuptlings war. Doch es war Abzusehen, dass sie trotz allem keinen Einfluss auf das Turnier haben würde. Nicht mal der Häuptling selbst hatte dies, denn dieser tat alles nach den Wünschen des Königs der Geister. Insgeheim fragte er sich ja, wieso er nicht schon längst abgehauen war, immerhin hatte er diesen Familienzweig als Reinkarnationsort gewählt um das Turnier nach seinen Wünschen zu lenken. Dann jedoch war ihm klar geworden, dass er trotz dieser Gewissheit Dinge bewirken konnte, welche sich die restlichen Schiedsrichterkandidaten nicht mal im Traum vorstellen konnten. Und das Zauberwort in diesem Fall hieß sondieren. Mit etwas Glück konnte er sogar Kira in seine Pläne mit einspannen, dafür musste sie beide jedoch erst mal zu einem der Hauptschiedsrichter erwählt werden. Eine Tatsache die zumindest für Kira nicht so einfach sein würde, da ihr Gegner sie mit seinem Zauber am Bein getroffen hatte und sie deshalb mit einem lauten Schrei zu Boden ging. Ihr Schrei hallte durch den ganzen Raum und bewirkte dass selbst die letzten sich dem Kampf zu wendeten. Alles was sie noch tun konnte war sich schützend die Arme vors Gesicht zu halten und auf den nächsten Zauber ihres Gegners zu warten. Doch dieser kam nicht. Verwirrt blickte sie auf und sah, dass die Angriffe alle vor ihr explodierten, als würden sie auf eine unsichtbare Wand prallen.

„Gut gemacht Kira und jetzt bring ihn zu Boden!“

Kira sah daraufhin nur zu ihrer Mutter, die als Zeugin anwesenden war. Intuitiv nickte sie und vollführte einen Zauber, welcher ihren Gegner zu Boden riss und ihn einige Meter weiter über den Boden schlittern ließ. Für einen Moment sah es so aus als wollte er sich wieder aufrichten und weiterkämpfen, doch dann sackte er erneut zu Boden. Kira stand derweil auf und drehte dem Szenarium den Rücken zu. Ihr Blick ruhte einzig und allein auf Hao.

„Beeindruckendes Ende. Das hätte selbst ich dir nicht zugetraut.“

„Tja jeder ist für eine Überraschung gut. Dafür hätte ich mir die Verteidigung nicht zugetraut! Es ist doch überraschend wie viel du mir zutraust.“

Hao blickte sie mit einer Mischung aus falscher Überraschung und Belustigung an. Dann hatte sie also doch bemerkt, dass er die Barriere um sie herum erschaffen hatte. Dass sie ihm dies jedoch so übel nahm hatte er nicht erwartet.

„Du wolltest zu den Besten gehören!“

Der böse Blick den sie ihm zuwarf verriet ihr dass sie hier nicht über diese Sache sprechen wollte. Zu sehr fürchtete sie, dass Haos eingreifen auffallen würde. Das letzte was sie jedoch wollte war die Punkte des Kampfes zu verlieren. Hao respektierte ihren Willen, da er wusste, dass sie beide noch einige Kämpfe zu bestreiten hatten, in denen sie zusammen arbeiten mussten. Das jedoch war unmöglich, wenn sie sich jetzt stritten.
 

So gingen Stunden ins Land bis sie endlich zur letzten Prüfung gelangten. Eine Aufgabe, bei der Hao am liebsten laut aufgelacht hatte. Die Aufgabe war unbemerkt in das Hauptquartier zu kommen. Jeder startete an demselben Ort, weshalb die Leistungen der einzelnen Anwärter zu vergleichen war. Um die Sache schwieriger zu machen waren die restlichen Einwohner auf Patrouille geschickt worden und schrieben fleißig die Namen von denen aus, die sie bemerkt hatten. Da sie jedoch zu zweit arbeiten mussten, wurde am Ende auch der Partner für die eigene Unachtsamkeit mit Punktabzug bestraft. Um jeden eine Chance zu geben war die weitere Umgebung ihres Startortes jedoch unbeobachtet. Während des Wartens hatten sich Hao an die Außenmauer des Dorfes gesetzt, damit sie ihr Vorgehen besprechen konnte. Zumindest Kira schien ohne genauen Plan nicht locker lassen zu wollen, dabei wusste Hao genau was er tun musste.

„Also wie gehen wir vor?“

„In dem wir den schnellsten Weg zum Hauptquartier nehmen.“

„Da werden sich erst Recht Patrouillen finden!“

„Na und? Solange sie uns nicht sehen!“

„Sag nicht du weißt wie…“

„Lass dich einfach überraschen Kira.“

Mehr sagte Hao nicht dazu, sondern sah zu den anderen, die nach und nach in Gruppen zwischen den Bäumen verschwanden. Er selbst würde mit Kira als vorletztes gehen. Doch ausgerechnet ihre beiden Gegner bei der Zauberprüfung kamen nach ihnen und eben jene hatten sich gerade mit einem überheblichen Grinsen zu ihnen gesellt.

„Wir bedauern euch jetzt schon für eure Hoffnungslosen versuchte.“

„Sag jemand, der zwei Sekunden nach kampfbeginn schon wehrlos am Boden lag.“

„Dieses Mal wird es aber andersrum sein, da ich im Gegensatz zu euch weiß wo die Patrouillen sind. Also können wir sie locker umgehen.“

„Tja da hast du Recht, ich weiß es nicht, aber zumindest muss ich nicht betrügen um ihren Blick entgehen zu können.“

Mit diesen Worten zog Hao Kira mit sich auf die Beine und blickte seinem gegenüber herausfordernd an. Diesem so war er sich sicher würde sein schadensfrohes Grinsen noch vergehen und wenn er hier und jetzt seine Strategie offen legen musste.

„Und wie? Willst du etwa einen Trugbann weben?“

„Vielleicht.“

„Absolut unmöglich, davon werden sie sich nicht täuschen lassen!“

„Dann sieh zu und lerne.“

Mit diesen hob er Kiras Kinn hoch und küsste sie. Zeitgleich fing die Luft um ihn herum an zu schimmern, bis sie ihn nach und nach zu verschlingen schien. Für die beiden letzten Anwesenden schien es so, schien ihre Gestalt zu verblassen. Mit einem Mal konnten sie durch sie durchsehen. Dieser Vorgang ging jedoch so langsam vonstatten, dass das Auge es selbst nicht richtig wahrnehmen konnte. Ein Zauber, den er sich eigens für diese Aufgabe ausgedacht hatte.
 

Der Kuss war jedoch nicht Teil des Zaubers sondern ein Bonus für ihn. Er wollte seine Gegner in Rage bringen, da er wusste, dass diese selbst etwas für Kira empfanden. Hätte sie sich von ihm fern gehalten, so wäre ihr der Spott der beiden erspart geblieben. Er konnte derweil von Glück reden, dass er gut genug auf Kira geachtet hatte, da sie ihn schon von sich weggestoßen hatte und mit der Hand ausgeholt hatte. Jedoch war es ihm ein leichtes diese abzufangen.

„Wir sind verheiratet!“

„Das heißt nicht, dass ich tun muss was du willst.“

„Verzeih mein ungebührliches Verhalten, doch um unser beider willen, sollten wir dies später besprechen, da unserer Zeit läuft.“

Kira wollte zuerst laut aufschreien, doch dann bemerkte sie, dass sie bereits im Wald stand. Nun begriff sie, dass er sie hier her teleportiert haben musste. Seufzend riss sie sich von Hao los und sah sich suchend um.

„Hört man uns?“

„Ja, das ist der Nachteil an dem Zauber jedoch kann uns keiner sehen. Zumindest von einer gewissen Distanz aus nicht. Eine unbedachte Bewegung jedoch könnte ihre Aufmerksamkeit auf uns lenken, also musst du so leise wie möglich sein.“

Langsam fragte sich Kira wie Hao immer auf diese Sprüche kam. Sie hatte nahezu alle Werke in Dobbie Village gelesen, doch viele der Zauber waren einfach zu kompliziert für sie gewesen. Darüber hinaus war sie sich sicher, dass ein solcher Zauber in keinen der unzähligen Werke enthalten war. Dennoch rang sie sich dazu durch nicht weiter nach zu fragen. Stattdessen zog sie die Stiefel auf und schlich hinter Hao her. Es überraschte sie, dass dieser trotz der vielen Äste keinen einzigen Laut verursachte und sie trotzdem sie zumeist auf Zehnspitzen ging das eine oder andere trockene Blatt auf dem Boden zum rasseln brachte.

//Ich bin verflucht.\\

Seufzend machte sie den nächsten Schritt und trat ausgerechnet auf einen der am Boden liegenden Äste. Das knackende Geräusch, was dieser unter ihrem Fuß verursachte erschien ihr in dem Moment so laut, dass sie erschrocken zusammen fuhr und keinen Schritt mehr wagte. Hao verdrehte derweil die Augen, sah sich aber anschließend in der Umgebung um und horchte auf jedes noch so kleine Geräusch. Soweit er es beurteilen konnte waren die nächsten Schamanen einige Meter entfernt, zumindest weit genug um Kiras kleinen Fehltritt zu überhören. Zumindest hoffte er dass, denn wenn auch diese ihr Furyoko benutzten um sie aufzuspüren konnte diese Aufgabe doch schwerer werden als er anfangs gedacht hatte.

„Diese Patrouillen sind ein schlechter Witz. So einen Haufen an Unfähigkeit hat man noch nicht gesehen. Die hätten mal mich schicken sollen, dann wäre ein Großteil schon mal draußen. Ihr übrigens auch, immerhin kann man euch schon aus zehn Meter Entfernung hören.“

„Danke und tschüss!“

Hao wusste dass es nicht ratsam war, den Feuergeist, welcher gerade vor ihnen aufgetaucht war zu verärgern, doch seines Erachtens war er diesem gegenüber noch recht Höflich geblieben.
 

Der Feuergeist schien sich derweil über sein Verhalten amüsieren. Oder zumindest über die Tatsache, dass es der größte Schamane seiner Zeit dabei war an einer einfache Aufgabe zu scheitern, weil es seine Partnerin für nötig hielt jedwediges Wesen in der Nähe auf sich aufmerksam zu machen. Hao sowie der Feuergeist wussten, dass es nicht Kiras Absicht war, doch an dem Resultat änderte es dennoch nichts. Früher oder später würde eine Patrouille auf sie Stoßen, wenn sie es nicht bereits war. Denn diesen Schamanen war es untersagt einzugreifen. Sie beobachten nur und dass machte es so schwer zu erahnen, wie gut oder schlecht sie bislang vorangegangen waren.

„Werd mal nicht ungerecht. Ich wollte euch lediglich mitteilen, dass man euch noch nicht entdeckt hat. Allerdings solltet ihr von jetzt an deutlich leiser werden.“

„Wieso hilfst du uns?“

Nun hatte sich auch Kira zu dem Feuergeist gewendet. Allerdings erhielt sie keine direkte Antwort, wenn man das Gesagte überhaupt als Antwort auf ihre Frage werten konnte.

„Tu ich das denn?“

Kira bemerkte, dass sich bei der Gegenfrage des Feuergeistes ein leichtes Lächeln auf Haos Gesicht abzeichnete und ein weiteres Mal spürte sie einen kaum wahrnehmbaren Energiefluss zwischen den beiden. Sie konnte nicht wirklich erklären was es war. Ihr wurde erklärt, dass sie die schicksalhafte Verbindung zwischen Schamanen und Geistern sehen konnte. Wobei sehen war das falsche Wort. Ihre Wahrnehmung war verzerrt. Nur schemenhaft war eine Art Band zu erkennen, welches beide miteinander verband. Zu flüchtig als dass man es wahrnehmen konnte und dennoch schafften es ihre schamanischen Kräfte diesem Band eine Form zu geben. Was sie jedoch am meisten irritierte war, dass sie in bestimmten Situationen das Gefühl hatte, als würde sich dieses unsichtbare Band ausdehnen und in alle Richtungen verteilen. Den Grund konnte sie sich jedoch nicht erklären, doch sie hoffte, dass der Grund harmlos war.

„Wir sollten weitergehen, sonst treffen wir doch noch auf eine Patrouille!“

„Stimmt wohl. Ich will euch auch nicht weiter aufhalten nur…Psst!“

Mit diesen Worten verschwand der Feuergeist wieder und Hao konnte nicht vermeiden schmunzelnd den Kopf zu schütteln. Je länger er darüber nachdachte, desto mehr kam der Wunsch in ihm auf diesen Feuergeist als Schutzgeist zu haben. Und das lag nicht an der Tatsache, dass dieser einer der Spirits of Elements war. Nein, er wusste, dass er mit jedem Schutzgeist, egal welcher Kategorie dieser angehörte, gleichweit kommen würde, allein deshalb weil er jedem anderen Schamanen ein Leben voraus hatte. Ihn interessierte überwiegend die Persönlichkeit. Sie erinnerte ihn etwas an Kami und auch an seinen Cousin. Außerdem konnte er mit einem streng konservativen oder stummen Schutzgeist nichts anfangen. Zu guter Letzt jedoch konnte er wenigstens in dessen Umgebung einen Moment auf diese elende Tarnung verzichten und er selbst sein.
 

Doch ehe er weiter über die Vorzüge des Feuergeist nachdenken konnte, zupfte Kira ihn am Ärmel.

„Ich weiß ja, dass du ihn gerne als Schutzgeist hättest, aber das wird nichts wenn wir hier weiter Wurzeln schlagen.“

„Stimmt!“

Zwar wusste Kira bei dieser Erwiderung nicht bei welchem Teil ihres Satzes er ihr zugestimmt hatte, doch im Endeffekt spielte es keine Rolle, da er weiter ging. Sie jedoch seufzte kurz, bevor sie sich vorsichtig weiter tastete und noch mehr als vorher auf den Weg achtete. Und wie durch ein Wunder gelange es ihr endlich einigermaßen leise voranzuschreiten. Es dauerte dennoch einige Stunden, bis sie endlich am Hauptquartier angekommen waren, doch genau hier stellte sich das nächste Problem. Keiner von ihnen wusste, ob sie sich auch unbemerkt ins Gebäude schleichen mussten oder einfach auf die am Eingang stehende Person zugehen konnte. Aus diesem Grund blieben sie erstmals in sicherer Entfernung stehen und nahmen die Gegend um den Eingang genau in Augenschein.

„Ich glaub nicht dass das ne Falle ist.“

„Glaubst heißt nicht wissen!“

„Es ist eine!“

Kira musste an sich halten um bei der plötzlichen Einmischung des Wolfsgeistes nicht laut aufzuschreien. Nur Hao behielt eine unbeeindruckte Mine, welche auch an seiner Stimme zu erkennen war.

„Schön dich zu sehen Okami!“

„Komisch, irgendwie hab ich nicht den Eindruck, dass du es ernst meinst!“

„Tu ich auch nicht, denn wenn ihr so weiter macht, werde ich noch disqualifiziert!“

„Ach Quabbes. Unser Feuerköpfchen hat nen heißen Draht nach oben, wenn du weißt was ich meine. Der weiß wie man den König der Geister ablenkt und ihn für einige Minuten blind für die Welt der Lebenden macht. Zu dem ist dies ein Wettkampf in dem er nicht eingreift.“

„Was nicht heißt, dass er uns nicht ausschließt, wenn er erfährt, dass ihr euch zu unseren Gunsten eingemischt habt!“

„Ist das deine größte Sorge? Es ist ja nicht so als…ach vergiss es. Nicht so wichtig.“

Okami wendete sich bei dem letzten Satz von Kira ab. Es war ja nicht nötig, dass sie den beiden die Überraschung vorwegnahm. Zumal sie dann befürchten musste, dass die schwarzhaarige nicht Ansicht halten konnte und somit die letzte Patrouille auf sich aufmerksam machte.

„Ich sollte wirklich wieder gehen.“

Mit diesen Worten war die Wölfin auch schon verschwunden. Hao schüttelte daraufhin nur den Kopf und wies Kira anschließend an ihm zu folgen. Mit vorsichtigen Schritten schlichen sie an dem Schamanen vor dem Eingang vorbei. Anschließend tasteten sie sich leise durch die Gänge, doch hier schien sich niemand aufzuhalten. Erst als sie den Hauptraum erreichten, erblickten sie die anderen Anwärter. Diese saßen im Schneidersitz auf dem Boden. Vor ihnen stand der Häuptling des Patchenstammes und schien auf die restlichen Teilnehmer zu warten. Bei diesem Anblick löste Hao den Zauber um ihn und Kira und beide setzten sich zu den anderen. Dabei stellte er fest, dass noch etliche, die vor ihnen gestartet waren fehlten. Insgeheim stellte er sich schon mal auf eine lange Wartezeit ein.
 

Hao sollte mit seiner Einschätzung recht behalten, da es wirklich einige weitere Stunden dauerte, bis die letzten Teilnehmer des verpflichteten Wettbewerbes aufgetaucht waren. Anschließend dauerte es noch mal zwei Stunden, bis der Häuptling sich sämtliche Listen angesehen und ausgewertet hatte. Erst dann stand er von seinem Sitz auf und räusperte sich. Anschließend verkündete er die Namen, welche zu den besten Schamanen zählten. Während die nicht genannten den Raum verlassen mussten, blieben die anderen zurück. Kira hätte während der Namensverkündung die Luft angehalten und war schon leicht blau angelaufen, als endlich ihr Name fiel und sie erleichtert nach Luft schnappen ließ.

„Da ihr nun alle euren Test abgelegt und zu den besten eures Jahrgang gehört, habt ihr nun das Recht euch einen Schutzgeist zu wählen. In diesem Stamm ist es Brauch zuerst einen Hauptschutzgeist zu wählen. Diejenigen die anschließend zu den Hauptschiedsrichtern erwählt werden erhalten weitere Geister. Die Anzahl dieser Nebengeister liegt zwischen 2 – 4 und ist abhängig von dem Rang den ihr erhaltet.“

Nach diesen Worten schwirrte Hao der Kopf. Hauptgeist, Nebengeister, Prüfungen. Es war nicht so, dass er dem Geschwafel nicht folgen konnte, nur die Sache mit dem Auswählen machte ihm Kopfzerbrechen. Am liebsten hätte er gefragt zwischen welchen Geister man hier auswählen sollte, doch er biss sich frühzeitig auf die Lippen. Zudem bemerkte er das kurze aufleuchten einer der Fackeln an der Wand was nur darauf hindeuten konnte, dass Spirit of Fire sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollte. Bei diesem Gedanken stellte er sich unwillkürlich die Frage wie Häuptling Hiamovi reagieren würde, wenn er einfach mal ganz dreist einen der Spirits of Elements als Hauptschutzgeist wählen würde. Wahrscheinlich würde dieser kreidebleich umkippen während der Feuergeist das Geschehen lachend beobachtete.

„Nun zu der Wahl selbst. In südlichen Wald befindet sich eine große Höhle. Dort wertet ihr euren Geist finden. Doch jeder begegnet nur die Kategorie von Geist, für die er sich qualifiziert hat. Ich wünsche jedem viel Erfolg. Möget ihr den richtigen Geist für euch erwählen.“

Nach diesen abschließenden Worten war der Großteil der Gruppe aufgesprungen. Lediglich Kira und Hao ließen sich Zeit. Erst als außer ihnen niemand mehr im Hauptraum war, wendete sich Hiamovi zu ihnen.

„Was ist mit euch. Seit ihr nicht auf euren Schutzgeist gespant?“

„Ich glaube nicht, dass die Geister davonfliegen. Außerdem habe ich meinen Schutzgeist bereits gewählt!“

Das war alles was Hao sagte. Er hatte sich entschlossen alles auf eine Karte zu setzen. Das Hiamovi ihn skeptisch musterte störte ihn wenig auch dessen Worte ließen ihn kalt.

„Es hat einen Grund, wieso ihr vor eurer Bewährungsprobe keinen Kontakt zu den Geistern habt. Nämlich den, dass ihr einen Geist erwählen könntet, für den ihr nicht bestimmt seid. Normalerweise müsste ich dich vor die Wahl stellen einen Geist aus der Höhle zu erwählen oder deinen Platz aufzugeben, da du mit einer Weigerung beweist, dass du für die Position eines Schiedsrichters nicht geeignet bist.“

Für einen Moment stoppte der Häuptling und schien über seine nächsten Worte nachdenken zu müssen.
 

Er wusste genau welchen Geist Hao erwählt hatte. Bei jedem anderen hätte er auf die Regeln bestanden, doch in diesem Fall lagen die Karten anders. Nicht nur zählte Hao zu den besten Schamanen, die er in seinem Leben gesehen hatte, nein auch suchten Spirit of Fire dessen Gesellschaft. Demnach war er sich sicher, dass er auch wenn er die Regeln des Stammes befolgte, nichts gegen diese eigenwillige Wahl ändern konnte

„Dein Glück Cheveyo ist es jedoch, dass du mit deinem Ergebnis dazu berechtigt bis einen Geist der Götterklasse zu besitzen. Dennoch rate ich dir, weise zu wählen. Sympathie gegenüber eines Geistes führt nicht immer zum Erfolg, besonders dann nicht, wenn man dessen Stand vergisst.“

Mit diesen Worten wendete sich der Häuptling von Hao ab. Es lag nicht in seiner Macht den Jungen von seiner Wahl abzubringen. Und mit einer Sache war er sich sicher. Würde der König der Geister diese Verbindung als schlecht erachten, hätte er schon längst eingegriffen. Dennoch kreisten seine bedenken unaufhörlich in seinem Kopf. Die Spirits of Elements waren nicht dafür bekannt sich einem Schamanen unterzuordnen oder gar diesem Bedingungslos zu folgen. Sollte Hao einen dieser Geister als Schutzgeist wählen, so musste er sich erst dessen Respekt verdienen oder sie würden selbst ihm früher oder später auf der Nase herumtanzen. Doch das war nicht mehr sein Problem. Der Junge hatte gewählt und würde nun mit seiner Entscheidung leben müssen.

„So und wen hast du jetzt erwählt?“

Mit dieser Frage hatte sich der Feuergeist aus den Flammen gelöst und blickte Hao durchdringend an. Zwar war ihm klar welche Kategorie von Geist Hao gewählt hatte. Zumal die Auswahl für diesen nicht besonders groß war, doch wenn von ihnen Hao gewählt hatte war bis jetzt unklar. Zugegeben, seiner Vermutung nach würde die Wahl zwischen ihm und Okami fallen. Klarheit konnte er sich allerdings nur verschaffen, wenn er Hao direkt danach fragte und genau das hatte er gerade getan. Nun blieb nur die Frage, welche Antwort Hao ihm gegeben würde.

„Solltest du das nicht wissen?“

Genervt verdrehte der Feuergeist die Augen. Er wusste genau, dass Hao sich gerade einen Spaß mit ihm machte und dass allein beantworte seine Frage, doch er wollte es aus dessen Mund hören, denn erst dann war es verbindlich. Also entschloss er sich einfach mal mitzuspielen.

„Würde ich sonst fragen?“

„Ich weiß nicht. Sagtest du nicht, dass ihr alles wisst.“

Nun legte der Feuergeist den Kopf schief und musterte Hao. Hatte er noch vor kurzem gedacht, Hao würde seine Worte nur wahrnehmen und sie kurz darauf wieder vergessen, so hatte er jetzt den Gegenbeweis. Immerhin wurde er gerade mit seinen eigenen Worten geschlagen.
 

Seufzend verschränkte er die Arme. Wenn er Hao zu einer Antwort bewegen wollte, dann musste er sich was anderes ausdenken. Immerhin wollte er sich nicht vor dessen Frau zum Affen machen. Soweit ging seine Gutmütigkeit nämlich nicht.

„Wir wissen alles weil wir uns informieren und das tue ich gerade. Nichts bleibt für ewig verborgen, es sei denn wir wollen dass es so bleibt. Wir geben nur jenen Rat, der es auch verdient hat“

„Nimm es mir nicht übel, aber ich habe von Leuten gehört die nach euch suchen aber keinen der euch ruft um einen Rat zu erbitten.“

„Hast du eine Ahnung und dabei hast du schon selbst unsere Hilfe erbeten.“

„Eure Hilfe? Ich wüsste nicht wann…kann es sein…“

Plötzlich stoppte Hao. Konnte es denn sein, dass der Feuergeist ihm eben ein Geheimnis anvertraut hatte, welches bis in die Jahrtausende gehütet wurde.

„Ja es kann sein. Doch diese Information solltest du lieber für dich behalten.“

„Worum geht es eigentlich?“

Nun wendete sich auch Kira ein, welche nur Haos Schweigen mitbekommen hatte, jedoch nicht die Antwort des Feuergeistes, da dieser den letzten Kommentar gedanklich zu Hao gesandt hatte. Allerdings schien sie keiner zu beachten. Doch sie vermied es sich noch einmal einzumischen, da sie viel zu neugierig war, wie das Treffen zwischen den beiden ausgehen würde. Ihrer Meinung nach war Hao dem Feuergeist gegenüber sehr provokativ und sie konnte sich kaum vorstellen, dass dieser ihn nach diesen doch leicht unverschämten Worten noch als Schützling akzeptieren wollte. Andererseits schien auch der Feuergeist nicht wirklich zur Sache kommen zu wollen. Letzten Endes war es jedoch Hao, welcher das Ursprungsthema wieder aufgriff.

„Es gibt für mich keine große Auswahl. Also, wärst du bereit mir als Schutzgeist zu dienen?“

„Die Formulierung ist etwas unglücklich gewählt, aber meinetwegen. Ich hab eh nichts Besseres zu tun!“

Kira musste bei diesem Satz einfach den Kopf schütteln. Die beiden waren einfach zu komisch. Insbesondere wenn man sich ins Gedächtnis rief, dass diese Entwicklung mehr als vorhersehbar war. Sagen tat sie allerdings nichts, da sie befürchtete, sich in eine Situation einzumischen, welche sie nichts anging. Das letzte Mal als sie das getan hatte, wäre sie fast umgebracht worden. Auch wenn dies hier nicht wahrscheinlich war, entschied sie sich die beiden zurückzulassen und sich ihren eigenen Schutzgeist zu suchen. Insgeheim war sie sogar gespannt für welche Schutzgeistkategorie sie sich qualifiziert hatte.
 

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Schicksalslauf

Kapitel 55: Schicksalslauf
 

Wie erwartet zählte Hao zu den Auserwählten, welche aktiv als Schiedsrichter mitmischen durfte. Kiras Leistung hingegen reichte nicht um sich für einen der begehrten Schiedsrichterplätze zu qualifizieren. Um genau zu sein hatte ein junger Mann ihr den Platz vor der Nase weggeschnappt. Für sie jedoch war es nicht nur ein Ärgernis sondern auch ein Wink des Schicksals, denn kurz nach dem Ergebnis wurde festgestellt, dass sie schwanger war. Das allein hätte sie den Platz kosten können und es war besser sie verlor ihn durch eigene Kraft als dass sie hinterher ein unschuldiges Kind dafür verantwortlich machte. Das war nun einige Wochen her und sie wusste dass das Schamanenturnier bald beginnen würde. Die einzelnen Schiedsrichter hatten das Dorf bereits verlassen und warteten in einer ihnen zugewiesene Stadt auf den Schicksalsstern. Kira wusste nicht mal genau wo ihr Mann genau war nur dass er in einem Land namens Japan verweilen musste. Insgeheim fragte sie sich ob man dort dieselbe Sprache sprechen würde. Was wenn nicht? Würden die getesteten Schamanen ihn dann als Feind ansehen und ihn töten.

//Nein, das wird nicht passieren?\\

Energisch schüttelte Kira den Kopf, doch sie hatte schon oft gehört, dass manche Schiedsrichter bei einem dieser Kämpfe ums Leben gekommen waren. Zwar entsprach dies nicht der Regel, doch allein der Gedanke ließ sie zitternd zurück. Sie wollte wissen wie es ihrem Mann ging und fragte sich wann dieser endlich wieder zurück kommen würde. Denn so sehr sie auch versuchte es zu verdrängen so konnte sie einfach nicht anders als ihn zu vermissen. Ob er ebenso empfand wusste sie nicht. Seit ihrer Vermählung hatte sich einiges zwischen ihnen geändert. Zwar liebte sie ihn aus ganzen Herzen und spürte, dass er sie ebenfalls mochte, doch ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie nicht füreinander bestimmt waren. Am liebsten hätte sie Haos Schutzgeist nach diesem Phänomen gefragt, immerhin zählte dieser zu den mächtigsten und weisesten Geistern, welche aus dieser Welt weilten. Jedoch hielt sie der glaube, dass sie seine Antwort nicht mögen würde, davon ab. Bei diesem Gedanken dachte Kira zurück. Hao war es erlaubt gewesen vier weitere Geister zu wählen, mit denen er kämpfen konnte, doch sie wusste nicht ob er es wirklich getan hatte. Nur eines wusste sie. Ihr Mann war anders als sie alle und dem rätsel auf die Spur zu gehen hieße sich auf Höllenfeuer einzulassen. Und wenn man sich mit diesem verbrannt, würde dass ihr Ende sein. Alles was sie daher tun konnte war zu warten und darauf zu vertrauen, dass der König der Geister die Fäden in den Händen hielt und nicht dessen Gegenspieler. Flehend sah sie zum Himmel und im gleichen Moment erblickte sie einen riesigen Stern welcher über den Himmel schoss.

„Es hat begonnen!“

Dies waren die einzigen Worte welche Kira noch sagte und sie legte intuitiv eine Hand auf ihren Bauch und betete dafür, dass alles gut werden würde.
 

- Bei Hao -
 

Der Schamanenkampf hatte seit einigen Stunden begonnen und Hao durfte seinen ersten Schamanen testen oder in dem Fall eine französische Schamanin. Schon nach den ersten Sekunden musste er sich zwangsläufig eingestehen, dass seine Gegnerin nicht schlecht war. Sie wusste wie man in einem Schamanenkampf kämpfen musste. Fast schien es so als hätte sie dies ihr Leben lang getan. Am Anfang hatte er mit ihr nur gespielt. Ihre Aufgabe war es ihn zu treffen, weshalb er sie auf wenige cm vordringen ließ nur um ihr dann im letzten Moment auszuweichen. Eine Aktion, die ihm einige üble Verwünschungen einhandelte, doch das kümmerte ihn nicht großartig. Nach den staubtrockenen Jahren in Dobbie Village kostete er den Moment des Kampfes voll aus

„Jetzt bleib doch endlich mal stehen!“

„Wenn du mich treffen willst musst du schon schneller sein, sonst wird das nichts mit dem Turnier.“

„Ach halt den Mund!“

Mit diesen Worten griff sie ein weiteren mal an, doch auch dieses Mal verfehlte sie ihr Ziel um mm, was sie nur noch wütender machte. Zusätzlich verließen weitere Flüche ihrem Mund und auch wenn Hao nicht mit der französischen Sprache aufgewachsen war, konnte er sich durchaus vorstellen was es bedeutete.

„Komm schon Jean, greif von hinten an.“

Genervt verdrehte Hao die Auge und wendete sich dem Schutzgeist der Frau zu, welcher in eigentlich von hinten angreifen sollte. Dessen Angriff wurde jedoch von Spirit of Fire vereitelt. Bevor er jedoch einen spöttischen Kommentar abgeben konnte traf ihm irgendetwas im Rücken. Als er sich umblickte erblickte er einen Schuh, welcher achtlos im Gras lag.“

„T’schuldige ich hab meinen Schuh verloren. Aber da er dich getroffen hat, nehme ich an, dass ich die Prüfung bestanden habe. Immerhin bestand die Aufgabe darin dich zu treffen und nicht dich zu besiegen.“

Bei diesem Kommentar verschränkte sie zufrieden die Arme vor der Brust und schenkte ihm ein triumphierendes Lächeln.

„Wo sie recht hat, hat sie leider recht!“

„Das war keine Geistkontrolle!“

„Ne, aber der Schuh hat dich trotzdem getroffen.“

„Falls ich dich daran erinnern darf hieß es, dass sie mich im Kampf treffen muss.“

„Ihr habt doch gegeneinander gekämpft. Und es steht meiner Meinung nach nirgends, dass sie dich mittels Geistkontrolle, Geistvereinigung, Geistverschmelzung und was weiß ich noch welche Arten von Geistiger Kontrolle treffen muss.“

Noch ehe zwischen den beiden ein Streit ausbrechen konnte mischte sich die junge Frau ein, die langsam die Geduld zu verlieren schien.

„Hey, werdet euch mal einig. Also was ist jetzt? Komme ich jetzt weiter oder muss ich dir erst den Kopf stutzen, damit ich zum Schamanenturnier zugelassen werden.“

„Mensch bist du schlecht drauf.“

„Hör mal gut zu, ich habe es satt von der männlichen Gattung verarscht zu werden.“

„Quoi?“

„Du kannst dir dein Quoi sparen. Du hast mich ganz genau verstanden. Also entscheide dich.“

„Du hast sie echt nicht mehr alle…aber bitte, ich bin heute mal gnädig….wie war dein Name noch mal.“

„Jeanne d’Arc!“

„Jeanne d’Arc. Etwa wie diese Märtyrerin aus Frankreich?... Ne warte mal, die ist doch Tod….es sei denn…entschuldige mich mal eben, ich muss eine Krisensitzung einberufen“

Mit diesen Worten war der Feuergeist verschwunden und hatte Haos und Jeanne alleine an Ort und Stelle stehen gelassen.
 

Die beiden verstanden derweil die Welt nicht mehr und besonders Jeanne schien mehr als verwirrt.

„Krisensitzung?“

„Frag nicht! Ich steig durch diesen Geist eh nicht durch. Jedenfalls herzlich willkommen im Turnier.“

Mit diesen Worten steckte er ihr der Höflichkeit wegen, die er noch aus seinem alten Leben kannte, die Hand entgegen. Jeanne blickte kurz unsicher auf die Hand ihres Gegenübers.. Irgendetwas an diesem Schiedsrichter erschien ihr seltsam. Es war nicht so, dass sie viele von den Schiedsrichtern kannte, dennoch leuchteten vor ihrem inneren Auge tausend Warnleuten auf. Allerdings verdrängte sie diese und akzeptierte die scheinbar freundliche Gestik, jedoch nicht ohne ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Trotzdem versuchte sie so selbstsicher wie immer zu wirken und ihr Unwohlsein mit einem lässigen Spruch zu verbergen.

„Schön, dass du endlich nachgibst.“

Bei diesen Worten überrollten Hao plötzlich ohne Vorwarnung Bilder von Jeannes Leben. Jedenfalls vermutete er dies, denn der Name und die Art waren identisch. Was ihn jedoch interessierte war ihr Aussehen und das Schicksal dieser Frau. Plötzlich ergaben die Worte des Feuergeistes für ihn einen Sinn. Ohne lange nachzudenken sprach er sie in seiner Art auf die Vision an.

„Du stammst nicht aus dieser Zeit oder?“

„Wie kommst du…?“

Jeanne verschlug es die Sprache. Sie hatte geglaubt, dass man sie sofort für verrückt halten würde, wenn sie jemanden erzählen würde, dass dies hier nicht ihr erstes Leben war. Nicht dass es sie groß interessiert hätte was andere behaupteten, doch wollte sie nicht noch einmal auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Allerdings konnte sie nicht anders als ihren wahren Namen wieder anzunehmen. Eine Sache die nicht weiter schwer war, da auch dieses Leben ihr die Heimat gekostet hatte.

„Würdest du mir glauben, wenn ich dir sage, dass ich es gesehen habe?“

Jeannes Blick blickte ihn erst verwirrt an, bis sie die Worte, die er gesprochen hatte verstehen konnte. Anschließend nahm ihr Gesicht eine skeptische Mimik an. Wäre sie noch dieselbe wie damals dann hätte sie ihn für verrückt erklärt doch nun. Nach all dem was ihr passiert war würde sie alles glauben. Jedoch hieß das nicht, dass sie diese Wendung mögen musste. Im Gegenteil, der Gedanke, dass jemand durch ihre Augen ihre Vergangenheit erblicken konnte war ihr im höchsten Maße unangenehm.

„Selbst wenn ich es tun würde, was dann? Was interessiert es dich, ob ich aus dieser Zeit stamme oder nicht. Es spielt doch keine Rolle.“

„Es spielt eine große Rolle. Meine Vision offenbarte mir, dass du Hunderte bewegt hast. Das könntest du wieder tun und zwar in dieser Zeit. Mit neuen Verbündeten und anderen Bedingungen. Dieses Mal wärst du nicht alleine und müsstest dich der Befehlsgewalt eines engstirnigen Gerichtes beugen. Wir könnten uns zusammen tun und dafür sorgen dass niemand mehr zu Unrecht bestraft wird oder gar um sein eigenes Leben fürchten muss.“

Haos Stimme hatte während seiner Sprache eine schon fast hypnotische Wirkung auf sie. Dennoch war diese nicht in der Lage ihr Unbehagen zu vertreiben.

„Und wie soll das möglich sein?“

„In dem wir den Ursprung dieser Katastrophen beseitigen und dass für alle Zeit.“

Urplötzlich verfinsterte sich Jeanne Blick und sie zog ihre Hand zurück. Sollte dieser Schiedsrichter auf das anspielen was sie vermutete, dann würde sich das Gespräch in eine ziemlich üble Richtung wenden.
 

Aus diesem Grund klärte sie die Fronten sofort, bevor es zu gravierenden Missverständnissen kam.

„Ich hege keinen Hass gegen jene die mein Leben beendet haben. Und selbst wenn sind diese schon seit langem Tod. An wem soll ich bitte noch Rache nehmen.“

„Ich rede nicht von Rache. Ich rede von etwas größerem.“

Ungläubig verzog sie das Gesicht. Intuitiv jedoch verstärkte sich ihr Griff um das Medium welches sie nutzte. Ihre Macht war nicht groß genug um ihren gegenüber zu besiegen, dass wusste sie, doch sie konnte diese Worte auch nicht ignorieren.

„Mir ist es egal wie du es nennst, das Resultat wäre dasselbe…“

Auch wenn Jeanne die Leute verachtete, welche sie zum Tode verurteilt hatte, so war ihr doch klar, dass die Motive dieses Schiedsrichters dieselben waren. Lediglich der Gegner und die Propaganda waren verschieden. Man hatte sie vernichtet weil sie eine Gefahr. Was diesen Mann vor ihr bewegte konnte sie nicht sagen doch sie wollte es auch nicht herausfinden. Aus diesem Grund behielt sie ihre Gedanken für sich und wendete sich stattdessen von ihm ab.

„..es stimmt dass ich wiedergeboren wurde. Und ich bin überzeugt, dass dies einen Grund hat. Jedoch bin ich nicht gewillt mich jemanden anzuschließen, der sich gegen die stellt, die ich beschützen wollte.“

Noch während sie diese Worte sprach zeichnete sich in ihren Kopf eine neue Aufgabe. Was wenn sie nur wieder geboren wurde um die anderen vor diesen Schiedsrichter schützen. Es hieß, dass jeder einen Gegenspieler hatte. Sollte dieser Schiedsrichter der ihre sein und wenn ja wie sollte sie handeln?

„Zu schade?“

Die Worte rissen Jeanne aus den Gedanken und sie erschuf unbewusst wieder Geistkontrolle, doch es folgte kein Angriff. Verwirrt blickte sie auf, doch ihr gegenüber stand unbeeindruckt da und schien sie zu mustern.

„Wir werden uns wieder sehen Jeanne d’Arc. Bis dahin jedoch solltest du dir mein Angebot durch den Kopf gehen lassen und falls du dich trotz allem dagegen entscheidest, dann sieh zu, dass du mir aus dem Weg gehst. Nur ein kleiner nett gemeinter Rat.“

Mit diesen letzten Worten verschwand der Schiedsrichter und ließ Jeanne alleine zurück. Dennoch wagte sie erst nach einigen Minuten ihre Deckung aufzugeben. Suchend sah sie sich auf der weiten Fläche um, auf der sich der Kampf zugetragen hatte. Ihre Gedanken waren mittlerweile völlig durcheinander. Langsam setzte sie sich in Bewegung. Sie musste nachdenken.
 

Ihr Weg führte sie in eine Kirche. Es war eine alte Kirche, eine, welche sie an jene erinnerte, in der sie als kleines Kind gebeten hatte. Gedankenverloren schritt sie durch die Gebetshalle und kniete vor dem großen Altar nieder, faltete die Hände und schickte ihre Gebete in Gedanken an den heiligen Micheal. Sie bat ihn um Rat, so wie in ihrem ersten Leben und hoffte, dass er antworten würde. Doch auch nach Stunden erhielt sie nicht die geringste Antwort. Seufzend stand sie auf. Nachdenklich blickte sie zu Jean, welcher die gesamte Zeit neben ihr Stand. Er war ein französischer Soldat. Einer der wenigen, welche sie bis zum Schluss retten wollte. Doch ihre Zeit war abgelaufen und dass hatte diesen nicht losgelassen. Aus diesem Grund war es ihm auch nicht möglich Frieden zu finden, bis sie sich wiedergefunden hatten.

„Es gibt einen Grund wieso ich wiedergeboren wurde. Und auch wenn ich keine Antwort erhalten habe, so kann ich mir den Grund denken.“

„Der Schiedsrichter.“

Jeanne nickte nur. Es gab keinen anderen Grund. Nicht für sie. Der heilige Michael hatte sie eins geleitet, jedoch konnte keiner ihn sehen, weil er wie Jean jetzt ein Geist war. Jene die ihn sehen konnte, schwiegen, da sie zu viel Angst vor den Konsequenzen hatten. Jene die ihn nicht sehen konnten hielten sie für verrückt oder für eine Ketzerin. Doch das war sie nicht, zumindest in der Zeit in der sie gelebt hatte. Nun jedoch war ihr Glauben versiegt und sie fragte sich ob es den Gott zu dem sie einst gebeten hatte wirklich existierte oder ob es nur ein anderer Bezeichnung für den Geisterkönig war. Unwillkürlich musste sie an ihre neuen Eltern zurückdenken. Ihre Mutter war eine begabte Frau, welche sich mit allen Arten von Kräutern auskannte. Ihr Vater ein Mann der Kirche, welcher Zugang zu allen heiligen Schrift hatte.

„Was hast du jetzt vor?“

„Fürs erste muss ich herausfinden wer er ist.“

Mit diesen Worten verließ Jeanne die Kirche. Sie war sich sicher, dass sie den Schiedsrichter viel zu früh wieder sehen würde und bis dahin musste sie bereit sein. Einst hatte sie geschworen für ihren Gott zu kämpfen, nun schwor sie sich das Böse auf Erden zu bekämpfen und wenn es ein weiteres Mal ihren Tod kostete.
 

- Bei Hao -
 

Hao hatte sich derweil an einen ruhigeren Ort zurückgezogen. Seinen ersten Kampf hatte er beendet, doch es würden noch einige kommen. Unwillkürlich dachte er an sein erstes Leben zurück. Soviel war geschehen und vieles war schwer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

„Du hast dir gerade eine unangenehme Feindin erschaffen.“

„Hättest du etwas dagegen Klartext zu reden?“

„Gerne. Jeanne ist genauso wie du in der Lage nach dem Tod ein neues Leben als Schamane zu beginnen. Es gibt nur einen Unterschied. Sie kann den Zeitpunkt der Wiedergeburt nicht finden….“

„Das ist mir bewusst!“

„Oh tatsächlich, ist dir auch bewusst, dass eure Schicksal miteinander verknüpft sind.“

„Wie meinst du das?“

Nun war Haos Aufmerksamkeit auf Okami gerichtet. Welche sich in ihrer Wolfsgestallt nur ausgiebig streckte und sich dann ins kühle Gras legte.

„Ihr habt beide schreckliches erlebt, doch geht ihr anders damit um. Die Frage ist nur wer von euch beiden mit seiner Vorgehensweise besser durchs Leben kommt.“

Misstrauisch beobachtete Okami ihren Schützling. Sie musste aufpassen, dass sie nicht zu viel sagte. Sie wollte seinen Zorn nicht auf sich lenken, denn wenn sie es tat würde sie ihren Einfluss verlieren und dass konnte sie sich nicht leisten. Nicht mal einer von ihnen. In diesem Punkt waren sich die Spirits of Elements einig. Jeder von ihnen musste Hao abwechselnd ins Gewissen reden, wobei sie darauf achten mussten ihn im richtigen Moment mit seinen Gedanken allein zu lassen. Eine Sache die nicht so leicht war, doch es war der einzige Weg um ihn zu retten.

„Es geht nicht darum besser durchs Leben zu kommen, sondern darum es mit guten Gewissen und ohne Schuld zu durchleben.“

„Wohl wahr. Schuld ist etwas, was einem jäh den Frieden nehmen kann. Doch mach die eigene Schuld die eines anderen nicht nichtig.“

Mit diesen Worten stand die Wölfin auf und ließ in den Wald. Es war Zeit zu gehen, bevor sie noch etwas sagte, was sie hinterher bereute. Immerhin wäre es nicht das erste Mal.
 

- Bei Spirit of Fire -
 

Der Feuergeist war derweil im Kreis der Totems aufgetaucht. Der einzige Ort, an dem er frei mit dem König der Geister reden konnte, ohne dass es unliebsame Zuhörer gab. Nicht lange nachdem er aufgetaucht war materialisierte sich die Gestalt eines alten Mannes vor ihm. Ohne jede Form der Begrüßung wendete sich der Feuergeist sofort an diesen.

„Mag sein dass ich mich irre, aber sollte Jeanne d’Arc nicht schon längst in der Geisterwelt weilen oder habe ich irgendetwas verpasst.“

//„Ihr habt Jeanne also bereits getroffen.“\\

„Witzig, das es gerade so klingt, als wäre es Zufall gewesen, dabei hast du Hao ja den Auftrag gegeben sie zu teste. Das einzige was ich mich Frage ist wieso?“

//„Jeanne ist eine starke Schamanin und zielstrebig genug um Hao keine frei Hand in seinen Zielen zu geben. Egal was er plant, sie wird sich früher oder später in seinen Weg stellen.“\\

„Und das ist gut?“

Zugegeben, es würde verhindern, dass Hao in diesem Leben zu viel Schaden anrichten konnte, doch war es wirklich gut. Die beiden waren sich in gewisser Weise ähnlich. Beide hatten ihre Ziele ohne Kompromisse verfolgt und tun es zweifelslos immer noch.

//„Die Zukunft wird es zeigen. Vieles bleibt im ungewissen und einiges steht von Beginn an fest. Es ist immer ein Risiko einzugreifen, doch manchmal wird die Einmischung zu dem gewünschten Ergebnis führen.“\\

„Und viel zu oft zum Gegenteil.“

Auf diese Worte folgte Schweigen. Es war eine Feststellung, welche keinen Widerspruch zuließ. Es war wie eine unangenehme Wahrheit, die sich niemand eingestehen wollte, da sie die gesamte Weltansicht zerstören würde.

//„ Ich wusste von Anfang an, dass ihr alles tun würdet, um Hao zu retten. Das ihr euch ihm anschließend würdet um ihn wieder auf den richtigen Weg zu leiten. Doch war mir auch bewusst, dass ein Viertel Jahrhundert nicht reichen würden um Haos durcheinander geratene Gedanken zu ordnen und ihn wieder klar sehen zu lassen. Deshalb habe ich Maßnahmen getroffen. Ich habe Jeanne d’Arc ein zweites Leben geschenkt, damit sie hilft ihn zu besiegen, wenn die Zeit für eure Bemühungen abgelaufen ist.“\\

„Heißt übersetzt, dass du Haos Tod schon vor der Geburt seiner Reinkarnation vorbereitet hast. Wieso hast du uns überhaupt gestattet ihm als Schutzgeist zu dienen, wenn sowieso alles Hoffnungslos ist?“

Nun verstand der Feuergeist gar nichts mehr. Das eine passte einfach nicht zum anderen. Wie Zwei Teile eines Puzzles, in dem der Großteil der Puzzleteile fehlten. Ein zerbrochener Spiegel dessen Mittelteil in den Tiefen des Meeres versteckt wurde, damit niemand ihn mehr zusammensetzen konnte.
 

Unwillkürlich erinnerte ihn diese Situation an etwas, doch er konnte es nicht zuordnen.

//„Der Spiegel zeigt stets die Wahrheit, es sei denn man zerstört den Teil, welcher den Makel offenbart. Du weißt wovon ich rede.“\\

„Die Spiegelnärrin.“

Es war eine traurige Geschichte, eine an der er nicht gerade unschuldig war. Damals war er der Schutzgeist eines ehrgeizigen aber zutiefst verachtenswerten Schamane. Er war einer jener Schamanen, die sich selbst für etwas Besseres hielten und jeden niederen Schamanen seine Missachtung spüren ließ. Solange bis eines Tages eine junge Frau, dessen Herz er gebrochen hatte, ihn angegriffen hatte. Der Schamane hatte nicht lange gezögert und sie mit seinen Flammendolch auch schnell zu Boden gebracht. Doch was dann passiert war hatte selbst den Feuergeist die Sprache verschlagen. Alles was er hören konnte war der schrillen qualvolle Schrei der bildhübschen Frau, als ihr Gegner ihr mit dem Dolch das halbe Gesichts verbrannte. In dem Moment war die Wut in dem Feuergeist ins unermessliche gestiegen und er hatte die Verbindung aus eigenem Antrieb gelöst. Im selben Moment verlöschten die Flammen um den Dolch sowie die Hitze die von diesem ausging. An diesem Tag zu jenem Augenblick hatte er sich von dem Schamanen abgewendet und dessen Todurteil unterzeichnet. Denn von seinem Rückzug irritiert hatte der Schamane von der Frau abgelassen und ihr die Gelegenheit eine ihrer Haarnadeln aus dem Haar zuziehen und sie ihm mitten ins Herz zu stechen. Anschließend hatte sie bei jedem Spiegel, der ihr über den Weg, kam die obere Ecke ausgeschlagen, damit sie die hässliche Brandwunde nicht sehen musste. Genau das war der Grund wieso sie bald nur noch als Spiegelnärrin bezeichnet wurde.

//„Du erinnerst dich also! Gut! Diese Situation ist nicht anders. Zwei Gesichter, so gleich und doch so unterschiedlich. Und jedes hat sein eigenes Ziel und damit auch einen anderen Weg den er beschreitet. Findet die Verbindung, damit diese Wege sich Kreuzen, damit sich die Möglichkeit ergibt beide zu einen zu vereinen und jenes zu erhalten, welches dieser Welt den Frieden bringt. Habt Geduld und tut was ihr für richtig haltet.“\\

„Den letzten Teil hab ich verstanden, den Rest aber nicht.“

//„Ihr werden früh genug verstehen wovon ich rede. Doch nun geh, dein Schützling wird dich früher oder später brauchen.“\\

Der Feuergeist nickte, doch bevor er verschwand wendete er sich noch mal an den König der Geister.
 

Er konnte nicht einfach gehen, ohne eine Antwort auf die Frage zu erhalten, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte.

„Gibt es eine Möglichkeit, dass er wieder er selbst wird?“

//„Nein, er wird nie wieder der sein, den ihr kennen gelernt habt. Niemand kann sich einfach so ändern und seine Vergangenheit vergessen. Hao ist als ein Asakura geboren und auch wenn er tausendmal in eine andere Familie geboren würde, so wird sich das niemals ändern. Er wird immer ein Asakura bleiben und zwar mit Herz und Seele. Und auch seine Taten, werden immer ein Teil von ihm sein. Früher oder später wird er dich darum bitten ihn nach Hause zu bringen. Tu es und zeige ihm wo sein wahrer Platz im Leben ist.“\\

„Sie werden ihn nicht mehr akzeptieren, nicht nachdem was er getan hat.“

//„Ich habe große Hoffnungen in das neue Oberhaupt der Familie. Er ist nicht so starrköpfig wie seine älteren Verwandten. Die Chancen stehen gut, dass er versucht die Wahrheit herauszufinden.“\\

„Und wenn nicht?“

//„Hass kann erst Enden wenn der erste vergibt und der nächste dem Beispiel folgt. Hao wird nicht der erste sein, also werden es seine Verwandten tun müssen. Die Frage ist nur, ob Hao dann schon bereit dazu ist selbst vergeben zu können.“\\

Ein weiteres Mal herrschte im Kreis der Totems schweigen. Dieses Mal jedoch folgte der Feuergeist dem früheren Befehl des Geisterkönigs und verschwand. Dieser konnte daraufhin nur traurig Lächeln. Er konnte nicht sagen ob es ein Fehler war den Spirits of Elements freie Hand zu geben. Er hoffte es, doch die Zukunft, die durch ihr Eingreifen entstand war schwammig. Zu viel konnte passiere.

//„Ein Leben zum kennenlernen, dass zweite zum beeinflussen, das dritte um sich der Bindung zwischen einander klar zu werden und die Wahrheit zu offenbaren, das vierte zum Verstehen und Akzeptieren. Erst das fünfte führt zum Ziel.“\\

5 Halbmillennium waren eine lange Zeit und noch länger wenn man bedenkt, dass es zu Beginn wenig Hoffnung gibt. Doch er würde abwarten egal wie düster die Zeiten in jenem Zeitraum auch erscheinen würden. Es gibt keine andere Möglichkeit, denn nur was langsam währt wird letzenden gut.
 

- Bei Hao -
 

Hao verdrehte nur die Augen, diese Schikigamis gingen ihn langsam auf die Nerven. Beide hatten eine Nachricht für ihn und stritten sich nun darum, wer sie ihm als erstes überbringen durfte. Wobei sie eher versuchten den anderen vorzuschicken, als hätten sie Angst der erste zu sein. Er wusste nur eines und zwar dass es um neue Gegner ging, die er testen musste. Eine Aufgabe ihn ehrlich gesagt gar nicht zusagte. Letzten Endes machte er eine Leichte Handbewegung, wodurch die beiden Geister einige Meter von ihm weggeschleudert wurden und dadurch ihren Kampf beendete.

„Gut wer von euch beiden hat den nächsten Gegner für mich?“

Keine Sekunde nach der Frage hatte der verantwortliche Shikigami ihm schon die Nachricht übermittelt und war gleich darauf verschwunden. Wodurch seine Frage nicht mehr beantwortet werden konnte, allerdings bezweifelte er, dass der Shikigami es überhaupt gekonnt hätte.

„Und wer soll das bitte sein…ach was soll’s…und was willst du?“

Mit diesen Worten richtete er sich an den verbliebenen Shikigami. Auch dieser übermittelte schnell seine Nachricht und machte sich dann daran so schnell wie möglich zu verschwinden.

„Wow, ich hab die noch nie so schnell abhauen sehen!“

Der Feuergeist, welcher gerade hinter Hao aufgetaucht war, sah den fliehendem Shikigami nur verblüfft hinterher. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass diese jemals so feige waren. Meistens legten sie sich mit Gott und der Welt an, weshalb dieser Anblick doch etwas verwunderlich war.

„Scheint so, als hätten sie Angst vor mir!“

„Woher das wohl kommt?“

Der Feuergeist konnte sich ein leises Kichern verkneifen. Auch wenn die Situation unnatürlich war, konnte er sich dennoch den Grund erklären. Er wettete hundert zu eins, das Haos Verhalten gegenüber Mr. Pig zu dieser Reaktion geführt hatte. Zudem hatte sie wahnsinnige Angst vor ihm und das schrieb er demselben Grund zu.

„Ich bin wohl einfach nur eine angsteinflößende Person.“

„Ja klar und Mr. Pig ist in Wirklichkeit der Häuptling des Patschenstammes.“

„Fang ja nicht von dem Wildschwein an…“

„Wildschweingeist, soviel Zeit muss sein!“

Bei diesem Satz schlich sich ein leichtes Lächeln auf Haos Gesicht. Eines, das zeigte, dass er von dem Kommentar recht amüsiert war. Doch in seinen Augen konnte er auch einen leichten Hauch von Wut erkennen.
 

Wut, die er nur der Nachricht des Shikigamis zuschreiben konnte. Was immer er übermittelt hatte es war gut, dass er sofort danach verschwunden war.

„Neuer Gegner oder schlechte Nachricht?“

„Beides. Ich darf innerhalb der nächsten halben Stunde ans andere Ende des Lands einen neuen Kampf bestreiten. Der Auftraggeber ist doch nicht mehr ganz dicht!“

„Der Auftragsgeber ist vermutlich der König der Geister und....warte ne halbe Stunde…in dem Fall muss ich dir wirklich beipflichten. Big Boss hat eindeutig den Verstand verloren!“

„Na los, lass uns gehen, sonst bekommen wir noch eine Rüge weil wir den Zeitplan nicht eingehalten haben.“

Bei diesen Worten konnte Spirit of fire sofort erkennen, dass Hao seinen Kommentar mehr als lustig fand. Dabei war es schon fast Standard dass der Feuergeist sich in dieser Art und Weise zu dem König der Geister äußerte. Im Moment ignorierte er Haos gute Laune und stellte die Frage, die ihn am meisten interessierte.

„So und was war die schlechte Nachricht?“

„Eine Rüge vom Häuptling. Ich sollte den Willen des großen Geistes mehr Beachtung und ernsthaft an die Kämpfe gehen. Aber ich glaube was er eigentlich sagen wollte war, dass ich mich mehr zurückhalten sollte, da sonst niemand von denen die ich teste zum Schamanenturnier zugelassen werde…Ich meine was soll das, ich halte mich schon zurück, soll ich jetzt etwa nur noch mit Geistvereinigung kämpfen, damit diese Schamanen eine Chance haben, oder wie stellt er sich das vor.“

„Meiner Ansicht nach hat er nur Angst, dass du alle guten Schamanen im Vorfeld aussortiert.“

„Und hier dachte ich, dass nur die Auserwählen am Turnier teilnehmen sollen.“

„Naja es gibt immer ein paar faule Eier, die durchkommen. Ich meine. Schon mal was von Allister Counter gehört? Und bevor du fragst, nein er stammt aus der Zeit deines ersten Lebens. Jedenfalls war der ein totaler Versager und rate Mal wie weit er beim Turnier gekommen ist.“

„Wahrscheinlich bis nach Dobbie Village.“

„Das auf jeden Fall sonst hätte ich ihn ja kaum erwähnt. Nein, der Typ hat es bis zum Finale geschafft.“

„Tja dann war er wohl doch nicht so untalentiert?“

„Untalentierter ging nicht mehr. Der hatte einfach nur Glück. Der Schiedsrichter, der ihn getestet hatte, war zum Zeitpunkt des Kampfes nicht mehr ganz bei sich. Wenn du verstehst was ich meine. Bei den Qualifizierungskämpfe musste er gegen ein unerfahrenes 12 jähriges Mädchen und einen alten Greis antreten. Wer gewonnen hat muss ich wohl nicht extra erwähnen.“

„Da er im Finale war nehme ich mal an dass er gewonnen hat und da nur zwei Siege erforderlich waren, spielte es keine Rolle wie der dritte Kampf ausgefallen war…“

Hao erwiderte dies mit einem gleichgültigen Ton insgeheim fragte er sich, wieso der Feuergeist ihm die Geschichte überhaupt erzählte. Jedoch behielt er diese Frage für sich und lauschte weiter.
 

Auch wenn es ihn nicht wirklich interessierte, so war es dennoch ein netter Zeitvertreib ehe sie den nächsten Austragungsort erreichten.

„…allerdings sollte man meine, dass er spätestens bei den Vorrunden rausfliegen würde.“

„Stimmt schon. Aber in einem dreier Team kann man seine eigene Schwäche sehr gut verbergen. Insbesondere dann, wenn man sich mit einem Asakura zusammen tut. Und wie du weißt werden die Team irgendwann aufgelöst und in Zweierteams umgewandelt.“

„Im Klartext, dieser Schamane hat sich meinen Nachfahren gekrallt und hat im Finale gegen diesen verloren.“

„Yapp!“

Auf Haos Gesicht schlicht sich daraufhin ein kurzes Lächeln, welches jedoch eher traurig als fröhlich wirkte. Eine Tatsache die der Feuergeist sofort merkte und seinen Schützling deshalb für einen Augenblick stillschweigend musterte. Jedoch braucht er nicht lange warten um hinter den Grund zu kommen, da Hao es kurz darauf selber aufklärte.

„Die Asakuras sind dafür bekannt für die Schwächeren einzustehen und deren Schwäche mit ihrer Stärke zu ersetzen. Genau das ist der Grund wieso sie ihre Vernichtung irgendwann selbst herbeirufen werden.“

„Bist du sicher dass es soweit kommen wird? Ist es nicht genau diese Eigenschaft, welche so viele Schamanen an die Asakura-Familie bindet. Wenn nicht irgendjemand für die Schwächeren einsteht, was haben wir dann für eine Welt? Ich sag es dir! Es wäre eine Welt in der jeder an sich selbst denkt und nicht mehr zurück sieht. Eine Welt in der Konsequenzen nur dann auftreten, wenn du dich mit jemanden anlegst der Stärker ist. Und irgendwann, dann wenn man selbst Hilfe braucht wacht man auf und sieht das man allein ist. Denn die Schwäche ist nicht nur Machtlosigkeit, sondern auch Krankheit und Hilflosigkeit. Ist es das was du willst?“

Der Feuergeist ließ die Frage im Raume stehen. Im Moment erwartete er keine Antwort von Hao, nur dass dieser über seine Worte nachdachte. Und wenn er dies tat, so würde er erkennen, dass die Welt, von der er ihm eben erzählt hatte, bereits vor seinen Augen lag. Es sind Wenige übrig, die zuerst an andere und dann an sich selbst dachten. Zugegeben, es genügend die für einen Verwandten oder engen Bekannten durchs Feuer gingen, doch nur wenige die dies auch für einen Fremden taten. So war es in dieser Zeit und so war es vor mehreren Jahrtausenden und wahrscheinlich würde es auch in den nächsten tausend Jahren noch so sein. Nur wenige bewahrten sich ein gutes Herz.

„Güte hat noch nie einen Krieg beendet!“

„Nein, genauso wenig wie ein Gebäude aus einem Stein erbaut wurde. Doch manchmal reicht dieser eine Stein um den Grundstein für dieses Gebäude zu legen….Wir sind da.“

Mit dem letzten Kommentar nahm er Hao die Gelegenheit zu kontern. Er wollte nicht so wirken, als wollte er Hao sagen war dieser tun sollte, denn er wusste, dass er es sich ansonsten ziemlich schnell mit diesem verscherzen konnte. Unwillkürlich musste er an einen alten Schützling zurück denken. Dieser hatte ihm mal erzählt, dass man einen Fisch am besten fangen konnte, wenn man ihm immer kleine Brocken zuwarf und solange ausharrte, bis dieser jegliche Scheu verlor. Und genau diesen Moment musste man abpassen und zuschlagen. Ein Ratschlag den er nie ausprobiert hatte, denn ersten mochte er keinen Fisch und zweitens zog er es vor sich von jeglicher Art des Wassers fernzuhalten.
 

Die Frage war nur ob sich diese Lehre auch auf andere Tiere oder in diesem Fall auch Schamanen übertragen ließ. Sicher war er sich nicht, doch es war zumindest einen Versuch wert. Für den Moment konnte er sich jedoch nicht mehr damit befassen, da er sicher war, dass Hao ihm in wenigen Minuten brauchen würde. Jedenfalls war er der Meinung, bevor er den Schamanen erblickt hatte, den Hao testen sollte. Seiner Meinung nach war dieser ein kümmerliches Exemplar eines Schamanen. Die Augen des jungen Mannes zucken hin und her, versuchten die gesamte Gegend zu überschauen und waren dennoch unfähig das Geringste in den Schatten der Bäume auszumachen. Seine Gestalt glich einer Grashalm, so dass man denken konnte, dass dieser beim nächsten Windhauch in der Mitte durchbricht.

„Das ist ein Scherz, oder?“

Hao warf dem Feuergeist nur einen skeptischen Blick zu, worauf dieser nur die Augen verdrehte. Woher sollte er das bitte wissen, immerhin legte er die Kämpfe nicht fest sondern der König der Geister. Jedoch stellte er sich dieselbe Frage ebenfalls. Der König der Geister wusste, wer Hao wirklich war und genau deshalb wunderte ihn diese Entscheidung. Entweder benutzte er Hao gerade als Eliminator der schwächeren oder es gab einen übergeordneten Plan den selbst er nicht entschlüsseln konnte. Zumindest hoffte er, dass der Geisterkönig nicht neuerdings Gefallen an sterbenden Schamanen gefunden hatte.

„Keinen Schimmer, aber ich glaub nicht dass der allwissende Häuptling dir den falsche Kampfort mitgeteilt hat. Immerhin wäre das ja mehr als peinlich, wenn nicht mal das Oberhaupt mit dem Draht nach Oben richtige Informationen preisgibt.“

„Ach ist das so? Und was ist mit dir?“

„Mit mir? Ich bin degradiert. Mir teilt niemand mehr die derzeitigen Pläne des Geisterkönigs mit. Nicht dass es früher wirklich anders war, aber da gab es wenigstens noch ein paar kleine Informationsbröckchen. Allerdings muss ich dazu sagen, dass selbst diese so hilfreich waren wie ein Funken im Wasser.“

„Mein Beileid.“

„Oh wird bloß nicht frech. Ich mag zwar dein Schutzgeist sein, dass heißt aber nicht, dass ich mir alles von dir gefallen lasse. Feuer ist ein tückisches Element, oder hat dir das keiner gesagt?“

„Bei der Stunde habe ich glaub ich gefehlt, aber ich werde es mir gewiss von nun an merken.“

Mit diesen Worten trat Hao aus den Schatten heraus uns stellte sich seinem Gegner. Dieser war von seinem plötzlichen auftauchen so schockiert, dass er sofort einen Angriff in seine Richtung schickte.
 

Dieser Angriff jedoch wirkte auf Hao genauso wie der fremde Schamane auf Spirit of Fire. Er war mickrig und mit einer bloßen Hand seinerseits zu eliminieren. Und eben dieses tat er auch und brachte seinen Gegner damit noch mehr aus der Fassung. Urplötzlich war dieser auf die Knie gefallen und hatte ihm seine Waffe vor die Füße geworfen.

„Gnade, ich nehme alles zurück was ich gesagt habe. Ich bin kein großartiger Schamane nur ein Armseeliger Feigling. Bitte verschone mich.“

Neben sich hörte Hao den Feuergeist seufzen. Er hatte keine Ahnung was dieser dachte, doch scheinbar war ihm der Aufstand dieses Schamanen schon zu viel und auch er selbst geriet gerade merklich an seine Grenzen. Für einen Moment war er unfähig etwas zu sagen, doch dann besann er sich an seine neue Aufgabe als Schiedsrichter, auch wenn ihm die Worte deutlich schwerer von der Zunge gingen als sonst.

„Ich bin Mitglied der Patschen, jener Schamanenfamilie, welche das Schamanenturnier ausrichten. Du wurdest ausgewählt um deine Stärke gegenüber mir und der Welt unter Beweis zu stellen. Eine Ehre welche nur alle 500 Jahre erteilt wird. Also steh auf, mehr als verlieren kannst du eh nicht!“

„Oh doch und zwar sein Leben!“

„Wie bitte?“

Bei dieser Frage zuckte der Feuergeist kurz zusammen. Ihm war gerade gar nicht bewusst gewesen, dass er sich der normalen Sprache bedient hatte. Zu seinem Glück schien es jedoch so leise gewesen zu sein, dass selbst Hao es nicht vollständig mitbekommen hatte und dieser stand immerhin genau neben ihm. Oder hatte er es doch gedacht und Hao lediglich die telepathischen Schwingungen aufgenommen. Im Endeffekt jedoch spielte es keine Rolle. Sie waren hier und würden kämpfen ob dieser Kerl sich jetzt vor Angst einnässte oder nicht.

„Nichts.“

„Sicher?“

„Hao später, bitte. Wir haben momentan ein anderes Problem, oder willst du die nächste Rüge bekommen.“

Zufrieden sah er wie Hao die Augen verdrehte. Grund genug um innerlich aufzuatmen. Er konnte sich nicht erinnern, dass dieser bei Kami schon so hartnäckig war. Doch vielleicht hatte er sich einfach schon an ihr verhalten gewöhnt gehabt. Allerdings würde er sich mit dem Thema später beschäftigen.
 

Mittlerweile hatte sich der Schamane vor ihnen wieder aufgerichtet und nach seinem Schwert gegriffen, wobei es eher so wirkte, als würde dieser ein einsames Seil umklammern, welcher ihn vor dem Sturz in die Tiefe beschützen sollte.

„Als ob!“

„Konzentration bitte…“

Auch wenn Hao ihm keinen weiteren Blick würdigte wusste er dass die ersten Worte an ihn gerichtet waren. Auch wenn er wenig später wieder mit seinem Gegner sprach.

„…die Regeln sind einfach. Du musst mich im Kampf nur einmal treffen und du hast dir das Recht erworben am Schamanenkampf teilzunehmen.“

„Nur einmal?“

„Nur einmal, doch das muss dir innerhalb der nächsten 10 Minuten gelingen sonst bist du disqualifiziert!“

Noch ehe Hao seinen Satz richtig beendet hatte, hatte sein Gegenüber schon Geistkontrolle erschaffen. Eine Tatsache, die ihn doch etwas verwunderte. Besonders da diese Art der Geistkontrolle recht beeindruckend war, zumindest wenn man seine und die seiner Familie außer Acht ließ.

//Ein starker Schamane aber schwach im Geiste. Mal sehen wie er sich schlägt.\\

Mit einem einfachen Fingerschnipsen signalisierte er Spirit of Fire, dass er sich mit der Luft vereinen sollte, was dieser auch sofort tat. Derweil hatte ihr Gegner seinen ganzen Mut zusammen genommen und trotz zitternden Knien griff er mit einer annehmbaren Geschwindigkeit an. Und selbst wenn seine Angriffe willkürlich schienen erkannten beide die Strategie. Er versuchte sie zu umkreisen und einen Schwachpunkt zu finden. Zusätzlich hielt er Hao auf seiner Position und zwang ihn somit sich im Kreis zu drehen um die Angriffe abzuwehren. Bei normalen Gegnern würde es früher oder später dazu kommen, dass diesen vom häufigen Drehen schwindelig wurde und sie über die eigenen Füße, doch da hatte er bei Hao schlechte Karten. Denn wenn es diesem zu bunt wurde, würde er sich einfach an einen anderen Ort teleportierten. Und dies tat er auch wenige Minuten später.

„Vielleicht sollten wir es ihm etwas leichter machen. Lassen wir uns mal auf einen Schwertkampf ein.“

Der Feuergeist seufzte daraufhin nur. Er konnte diese Schwertvereinigung nicht ab, da sie ihn einfach zu sehr beengte, doch in diesem Falle hatte er keine andere Wahl als nachzugeben und nahm das unangenehme Zwicken seiner Substanz in Kauf und hoffte, dass die 10 Minuten bald enden würde.
 

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Treffen mit der nächsten Generation

Kapitel 56: Treffen mit der nächsten Generation
 

Wie lang können 10 Minuten sein? Es war eine Frage, die man sich nur stellte, wenn einem so eine geringe Zeitspanne wie eine Ewigkeit vorkamen. Und genau deshalb wiederholte sich diese Frage im Kopf des Feuergeistes. Seiner Meinung nach musste mittlerweile schon einige Stunden vergangen sein und langsam hatte er genug. Unruhig zählte er langsam bis 30. Das war das äußerste was er unter diesen Umständen noch ertragen konnte. 30 Sekunden und dann war seine Geduld überschritten. Obwohl, dass hatte er sich schon vor einer gefühlten halben Stunde gesagt mit dem Resultat, dass er immer noch in dem Medium festsaß. Bei diesem Gedanken zog er einen Schlussstrich. Ohne Vorankündigung löste er die Geistkontrolle auf, achtete jedoch darauf, dass Hao dadurch nicht in Gefahr geriet.

„Geht’s noch?“

„Setz dich für 10 Minuten auf glühende Kohlen und stell mir dir Frage nochmal. Vielleicht verstehst du meine Beweggründe dann.“

Für einen Moment sah Hao ihn schuldbewusst an, dennoch sagte er kein Wort. Allerdings reichte es ihm um dem Meisterschamanen zu verzeihen. Immerhin konnte Hao nicht wissen wie unerträglich die Art Medium für ihn war, die er als letzte gewählt hatte. Zugegeben es wurde gelehrt, welchen Geist man mit welchen Medium am besten vereinigt, doch den Grund dafür nahm kaum einer in den Mund. Kopfschüttelnd sah er zu Hao Gegner, welcher sich nur stöhnend auf sein Schwert stützte als wäre es ein Stück Holz.

„Traurig. Dieser Mann ist nicht nur feige, sondern auch noch so ausdauernd wie eine Schnecke, wobei, selbst ne Schnecke hat mehr Ausdauer!“

„Eine Schnecke ist auch nicht ansatzweise so schnell!“

„Aber im Vergleich zu dem kann sie Wände hochlaufen und das probier mal.“

Hao konnte daraufhin nur leise Lachen. In dem Punkt hatte der Feuergeist, doch ehe er etwas erwidern konnte, fiel ihm auf dass der Mond ein ganzes Stück weiter gewandert war. Gerade soweit, dass ein guter Beobachter erkennen konnte, dass seit dem Kampfbeginn um die 15 Minuten vergangen waren. Fünf mehr als vorgesehen und trotzdem war sein Gegner nicht annähernd in seine Reichweite gekommen.

„Die Zeit ist um, mein Beileid.“

„Dem König der Geister sei Dank. Dann werde ich mal gehen. Auch und falls du meinen Bruder triffst lass dich nicht treffen. Der verdient den Titel nicht.“

Noch ehe Hao sich eine Erwiderung zu Recht gelegt hatte war der schmächtige Schamane auch schon verschwunden und ließ ihn und seinen Schutzgeist allein zurück.
 

In eben jenen Moment fragte er sich, ob das gerade wirklich passiert war oder nur ein Traum. Wobei welchen Grund sollte er haben sich selbst zu verhöhnen.

„Steigst du da durch?“

„Meine Vermutung ist, dass er nur verhindern wollte, dass sein Bruder zum Turnier zugelassen wird. Und da unser lieber Patschenhäuptling alles weiß, was der König der Geister weiß, hat er dich wahrscheinlich auf ihn angesetzt. Vielleicht sollst du ja dafür sorgen, dass dieser besagte Bruder nicht am Turnier teilnimmt.“

„Was bedeuten würde, dass dieser mein nächster Gegner ist.“

„Wenn man den Faden so weiter strickt, dann ja!“

Nachdenklich sah Hao sich in der Gegend um. Doch soweit er seine Schamanensinne auch vorrausschickte gelang es ihm dennoch nicht irgendeine Person in seiner näheren Umgebung wahrzunehmen. Wer auch immer der Bruder seines letzten Gegners ist, er war nicht in der Nähe und momentan gab es auch keine weiteren Anweisungen zu irgendeinem Kampf. Doch er war nie eine Person gewesen, die gerne auf Dinge wartete. Zwar hatte er es mehrere Male gemacht, doch stets war es eine Qual gewesen.

„Zu dumm nur, dass ich nicht vorhabe auf irgendwelche Schamanen zu warten, die sich mit mir messen wollten.“

„Und was hast du dann vor?“

Für einen Moment wirkte Hao so als wäre er unsicher, doch dann formte sich eine Idee, welche ihn bisher nicht mal in den Sinn gekommen war. Dennoch wagte er es nicht sofort diese auszusprechen. Stattdessen ging er ohne nachzudenken in die vor ihm liegende Richtung und ließ seine Gedanken schweifen. Der Feuergeist schwebte derweil neben ihm her und wartete geduldig auf einen weiteren Befehl.

„Ist es verwerflich, wenn man an einen Ort will der einem eigentlich egal sein sollte?“

„Das kommt auf den Ort drauf an. Es gibt jene, die man aus gutem Grund meidet. Allerdings ist es notwendig einige erneut zu betreten um sich daran zu erinnern wer man ist und für was man kämpft….“

Für einen Moment verharrte der Feuergeist auf seiner Position und sah in den Himmel. Erst einige Sekunden später stellte er eine Frage, welche nicht jeder sofort beantworten konnte auch wenn es für anderen mehr als offensichtlich war.

„Und wo wir gerade dabei sind. Welches sind deine Antworten auf diese Fragen? Wer bist du und für was kämpfst du?“

Der Feuergeist erinnerte sich daran, dass er die letzte Frage schon einmal gestellt. Und zwar Hao Cousin. Dieser konnte die Frage nicht sofort beantworten, doch letzten Endes hatte genau diese Frage ihm geholfen seine Feinde zu bezwingen. Und genau dass hatte er sich erhofft.
 

Youji war schon immer jemand gewesen, welcher von außenstehenden als starker und unerschrockener Kämpfer galt. Die Wahrheit war jedoch, dass er selbst wenig vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten hatte und sich zumeist davor Scheute zu viel Verantwortung zu übernehmen. Hao war da ganz anders und genau deshalb erwartete er, anders als von Youji, dass dieser ihm direkt eine Antwort gab.

„Ich bin ein Asakura. Und ich kämpfe für das was mir wichtig ist!“

„Und das wäre?“

Bei dieser Frage wurden die Züge des Feuergeistes von einem leichten Lächeln umspielt. Er hatte erwartet, dass Hao seine Antwort so wählen würde. Noch immer zählte die Vorsicht als die aller höchste Priorität. Kein Wunder wenn man einen Onkel hatte, welcher jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Eindeutige Aussagen konnten Sympathie schaffen oder sie völlig zerstören. Das war eine der Lektionen die Hao in seinem früheren Leben gelernt hatte. Doch nur weil er es erwartet hatte, hieß es nicht dass er ihn damit durchkommen ließ.

„Du kennst die Antwort bereits, oder sagtest du nicht, dass du meine Gedanken genauso gut kennst wie deine eigenen.“

„Vielleicht will ich es einfach nur von dir hören. Viele meinen etwas zu wissen, wagen es jedoch nicht sich die Wahrheit einzugestehen. Menschen verbiegen sich und sagen das Gegenteil von dem was sie denken um den für sie großmöglichen Vorteil zu erringen…“

Es war ein gefährliches Spiel die Menschen mit einzubringen, besonders da Haos Hass auf diese fast so groß war wie seine Schamanischen Fähigkeiten oder der Stolz eines Monarchen.

„Ich habe schon immer für die Sicherheit meiner Familie gekämpft!“

„Dein Blut ist nicht mehr das der Asakuras, vergiss das nicht. Also was bleibt als Ziel, wenn man nicht mehr zu der Familie gehört die man zu beschützen geschworen hat.“

„Das Ziel bleibt bestehen. Wie gesagt, ich bin ein Asakura und das werde ich auch immer bleiben egal was die Zeit bringt oder wessen Familienblut in meinen Adern fließt.“

Der Feuergeist erwiderte daraufhin nichts. Die Familie war für Hao schon immer das wichtigste gewesen auch wenn einige aus dieser es ihm mehr als schwer gemacht hatte sich als Oberhaupt zu bewähren. Dennoch wunderte es ihn, dass die Menschen in seiner Aussage keine Rolle spielten. Lass man jedoch zwischen den Zeilen so erkannte den wahren Sinn dieser Worte. Auch wenn Hao nur von der Familie redete, so waren mit dieser Bezeichnung nicht nur die Asakuras gemeint sondern all jene, die ihm etwas bedeuteten. Zu diesen Personen zählten Youji, Sayuri, Santi und alle anderen aus seiner Blutlinie, allerdings auch Personen wie Samira, Kaori und auch Takumi Sasaki. In diesem Leben sollten es andere Namen sein unter anderem seine jetzige Frau Kira. Doch der Rest seiner Aussage war so zu verstehen wie er es gesagt hatte. Lediglich das wie blieb offen. Und hier kamen die Nichtschamanen ins Spiel. Hao betrachtete sie als Gefahr für die restlichen Schamanen. Zu oft hatte er miterlebt wie diese von den Nichtschamanen hingerichtet wurden ohne dass sie sich gewehrt hatten.

„Das ist meine Antwort. Nun beantworte mir eine Frage! Bist du in der Lage mich nach Hause zu bringen?“

„Das bin ich, sag mir wann und du befindest dich dort wo du deine Sehnsucht dich hinzieht!“

„Jetzt!“

Der Feuergeist erwiderte nichts, stattdessen schloss er die Augen und spürte wie um sie herum kleine Funken zum Leben erwachten und sich in gewaltige Feuerzungen verwandelten, welche sie umschlossen und immer weiter auf sie zukamen. In seinem Kopf formten sich das Bild eines großen Anwesend. Eben jener Ort den Hao trotz allem noch als zu Hause bezeichnete und noch ehe ein außenstehender hätte blinzeln können waren die Flammen erlöscht und mit ihnen alles lebende was sie umschlossen hatte. Ansonsten schien alles so als wäre nie jemand hier gewesen.
 

- Einige Sekunden später in einer anderen Gegend -
 

Plötzliches Feuer erhellte das Gebiet und durchbrach die Sternenklare Nacht. Aus diesen heraus trat ein junger Mann, der sich zuerst etwas zweifelnd umsah.

„Hier sind wir. Auch wenn ich sagen muss, dass dieser Ort nicht mehr ganz deinen Erinnerungen entspricht, aber was willst du verlangen? Immerhin sind 500 Jahre vergangen.“

Mehr sagte der Feuergeist nicht dazu. Der Grund war einfach, er hatte eh nicht mit einer Antwort seitens Hao gerechnet. Dafür war dieser zu sehr auf sein Ziel fixiert. Zwar hatte Spirit of Fire den Sinn und das eigentliche Ziel gekannt, doch vorerst hielt er sich zurück. So konnte er sich besser auf bevorstehende Gefahren vorbereiten, auch wenn er bezweifelte dass es diese hier gab. Besonders wenn man bedachte wer Hao war und wie erwartet hatte er die Wachgeister des Grundstückes mit einer einzigen Handbewegung besiegt, bevor sie überhaupt Alarm schlagen konnte.

„Entweder werden diese Geister ihrer Arbeit müde oder der Schamane, welcher sie erschaffen hat war nicht ganz auf der Höhe.“

„Möglich, vielleicht liegt der Grund in beiden Möglichkeiten.“

Hao nickte daraufhin nur und ging weiter. Das einstige Anwesen wirkte genauso wie damals, lediglich die Umgebung hatte sich verändert. Allerdings waren die alten Gebäude nicht sein Ziel sondern vielmehr die Gedenkstätte der Asakura-Familie.

„Wenn du mir sagst was du suchst kann ich dir vielleicht helfen.“

„Nicht nötig!“

Bei diesen Worten fiel sein Blick über die Grabsteine der einstigen Asakuramitglieder. Nur kurz schweifte sein Blick über die einzelnen Namen. Gedankenversunken stand Hao am Grab seines Cousin und ließ deren gemeinsame Vergangenheit seinen Verstand einnehmen. Diese Zeit war lange her, zu lange und doch wirkte es für ihn nur wie ein einfacher Wimpernschlag der so schnell vorbei war wie er begonnen hatte. Selbst das Asakuraanwesen hatte sich verändert, obwohl noch vieles an sein erstes Leben erinnerte. Bei diesem Gedanken schwenkte sein Blick zu seinem eigenen Grab. Schon fast irritiert blickte er auf den Grabstein, doch noch etwas ließ seinen Atem stocken. Ohne genauer hinsehen zu müssen erkannte er das Wächteramulett, welches Samira einst getragen hatte. Es wirkte hier so fehl am Platz wie ein Fisch in der Luft und schien trotz all der Jahre eine seltsame und unergründliche Macht zu verströmen, welche unaufhörlich nach ihm zu rufen schien. Als er dem Drang nachgab und das so unscheinbar und dennoch aufwendig gefertigte Amulett an sich nahm fing es plötzlich hell an zu leuchten. In diesem Moment spürte er eine angenehme Wärme, die durch seinen gesamten Körper drang und ihn von der Kälte seiner Umgebung abschirmte. Gleichzeitig eröffnete sich ihm eine Vision über das Geschehen nach seinem Tod.
 

Flashback
 

Youji hatte sich im Schneidersitz vor den Grabstein seines Cousins gesetzt. Nachdenklich ließ er das Wächteramulett durch seine Finger gleiten. Sein Blick war starr auf dieses gerichtet und ließen ihn dadurch Blind für alles was sich um ihn herum befand.

„Ganz ehrlich, Hao. Ich komme mir gerade wie ein völliger Idiot vor. Zugegeben mit Geistern zu reden ist nichts ungewöhnliches für einen Schamanen aber mit einem Toten zu reden der offensichtlich kein Geist ist…du weißt was ich meine, sofern du meine Worte überhaupt vernimmst…“

Nach diesen Worten stockte Youji kurz. Er hatte sich das ganze hier einfacher vorgestellt. Ursprünglich wollte er nur eine Nachricht an seinen Cousin übermitteln, doch wie konnte er sich sicher sein, dass Hao diese überhaupt bekam, er wusste ja nicht mal wie das mit diesen Visionen funktionierte. Darüber hinaus wieso sollte Hao überhaupt hierher zurückkommen.

„…alles was ich will ist, dass du weiß, dass ich dir unendlich dankbar bin. Wärst du nicht gewesen wäre unsere Dynastie mittlerweile am Ende. Es waren deine Worte die es mir letzten Endes ermöglicht haben die Pendelangriffe zu kontrollieren. Du hattest Recht, ich hab mich selbst blockierst, aber das ist vorbei. Ich werde weiterkämpfen, für unsere Familie…“

Mit diesen Worten legte Youji die Kette um die das Amulett hing um den Grabstein. Leise murmelte er einige Worte und sah zu wie das Amulett und auch der Grabstein hell aufleuchtete.

„…Das Hao ist mein Geschenk. Meine Wiedergutmachung. Dieses Amulett ist durch meinen Zauber an diesen Ort gebunden, doch nur solange bis du es wieder an dich nimmst. Denn eines ist deutlich geworden, es gab einen Grund wieso du es gefunden hast. Darüber hinaus ist es alles was von Samira übrig geblieben ist und ich finde, dass du es allein deshalb zurückbekommen solltest…“

„Youji?“

„Ah, erschreck mich doch nicht so, Riku!“

Bei diesen Worten war Youji erschrocken aufgesprungen, doch dann atmete er wieder erleichtert aus. Derweil waren Santi und Riku hinter ihm aufgetaucht und ließen ihre Blicke nur kurz über das Amulett schweifen, bevor sie sich an Youji wendeten.

„Du glaubst, dass er hierher zurückkommt.“

„Es ist eine Hoffnung wert.“

Nach dem Youji dies erwiderte richtete Riku seine Aufmerksamkeit auf das Amulett und streckte die Hand aus. Ein weiteres Mal leuchtete das Amulett auf. Dann wendete sich Riku von dem Szenarium ab.

„Dann sollten wir wohl sicherstellen, dass der Zauber hält und nicht der falsche das Amulett in die Hände bekommt

„Riku hat deinen Zauber verstärkt. Nun wird er die Zeit überdauern und sich regelmäßig erneuern. Auch wenn Hao das Amulett verlieren sollte ist kein anderer in der Lage es an sich zu nehmen. Jedenfalls nicht solange er es nicht so wünscht.“

Youji nahm diese Worte nur zur Kenntnis, bevor er sich mit seiner Mutter von dem Grabstein abwandte.
 

Flashback Ende
 

Nach dieser Vision wusste er nicht was er glauben sollte. Seine Familie hatte sich vor 500 Jahre gegen ihn gestellt und dennoch schienen sie ihm trotz all dem was passiert war nicht feindlich gesinnt zu sein. Selbst Riku schien seinen Hass ihm gegenüber begraben zu haben nur wieso. Das ergab keinen Sinn, doch dass hatte es auch nie zuvor getan. Youji war immer jemand gewesen, dem er vertrauen konnte. Doch Riku. Es war merkwürdig doch seit Samira Tod hatte sich zwischen ihnen etwas verändert, nur konnte er nicht mal ansatzweise sagen wieso.

„Wir sollten wieder gehen, bevor…!“

„Wer bist du und was tust du auf diesem Anwesen?“

Diese Worte rissen Haos aus den Gedanken. Intuitiv drehte er sich zu dem Sprecher um. Auch wenn er diesem Mann an einem anderen Ort begegnet wäre so gäbe es keinen Zweifel daran, dass er aus der Blutlinie der Asakura stammte. Doch noch ehe er auf die Frage des Sprechers antworten konnte, fiel dessen Blick auf das Amulett in seiner Hand. Dieser Anblick ließ den Mann geschockt zurück. Mit weit aufgerissenen Augen hing sein Blick auf dem Amulett. Unwillkürlich fuhr seine Hand zum Griff seines Schwertes. Trotzdem steckte hinter dieser Aktion kein Wille zum Angriff, dass konnte Hao erkennen. Vielmehr war es ein angespanntes warten, doch auch ihm war momentan nicht nach einem Kampf zu mute.

„Erwartest du wirklich eine Antwort?“

„Es ist meine Pflicht als Oberhaupt die Familie zu beschützen und das werde ich tun!“

„Hör mal zu Asakura-Oberhaupt, wir wollen keinen Kampf. Also lass uns unserer Wege ziehen und du hast keinen Ärger.“

Beschwichtigend hob der Feuergeist die Hände. Einen Konflikt mit den Asakuras war das letzte was sie brauchten, nicht dass dieser Mann ihnen gefährlich werden konnte. Nein, Spirit of Fire war sich sicher diesen besiegen zu können, doch es würde so einiges verkomplizieren. Vor allem da er wusste, dass der König der Geister auf die Asakurafamilie baute. Sie waren die Familie der Schamanenkönige und dass seit Jahrhunderten. Bisher war diese Linie nicht durchbrochen worden, doch genau das würde drohen, sollte es jetzt zwischen Hao und diesem neuen Oberhaupt zum Kampf kommen.

„Legt zuerst das Amulett zurück. Meine Vorfahren und ich haben geschworen zu verhindern, dass es in die falschen Hände gerät.“

„Das Amulett hat nichts mit der Asakura-Dynastie zu tun. Es ist lediglich für mich von Bedeutung und für niemanden sonst! Außerdem war es allein für mich gedacht.“

„Du bist Zeke.“

Es war keine Frage sondern eine Feststellung. Eine die dem Feuergeist beinah zum protestieren gebracht hätte, wenn Hao nicht schneller reagiert hätte. Doch die Antwort, die dieser gab, ließ den Feuergeist fast aus der Luft fallen. In seinen Augen lief hier gerade so einiges schief und er konnte nicht mal genau sagen, was jetzt der genaue Auslöser war.

„Stimmt und ich bin hier um mein Eigentum zurückzufordern.“

„Dafür wirst du keine Gelegenheit haben.“

Mit diesen Worten hatte der Mann sein Schwert gezogen und einen schnellen und gnadenlosen Angriff auf Hao losgeschickt. Im selben Moment leuchtete das Amulett hell auf und der eben erschaffene Angriff seines Gegners prallte an einer unsichtbaren Barriere ab. Etwas verwirrt blickte Hao auf das Amulett in seiner Hand und auch der Feuergeist an seiner Seite entspannte sich zunehmend.
 

Spirit of Fire hatte den Angriff kommen sehen, doch so schnell nicht handeln können. Natürlich hätte er ebenfalls eine Barriere erschaffen können, doch diese wäre nicht so stark gewesen, jedenfalls nicht ohne Haos Furyoko. Die Zeit sich dieses selbstständig zu nehmen hätte er jedoch nicht gehabt. Doch auch wenn er nicht erwartet hatte, dass das Amulett Hao schützen würde, so war er alles andere als überrascht. Immerhin hatte ihn das Wächteramulett schon einige Male beschützt. Dennoch war es fatal sein Glück zu weit zu strapazieren, weshalb er versuchte seinen Schützling zum Rückzug zu bewegen.

„Du hast was du wolltest, also lass uns gehen!“

Mit diesen Worten richtete der Feuergeist seine Aufmerksamkeit erst auf Hao bevor er seinen Blick über das Gelände des Asakuraanwesens schweifen ließ. Hao jedoch hatte seinen Blick auf seinen Nachfahren gerichtet, welcher nicht wusste wie ihm geschah. Auch die Tatsache dass Hao ihn mit einem Zauber bewegungsunfähig gemacht hatte trug dazu bei, dass dieser kreidebleich an Ort und Stelle verharrte.

„Beantworte mir eine Frage, Oberhaupt. Wie weit würdest du für deine Familie gehen?“

Bei diesen Worten hatte Hao dem Asakuraoberhaupt das Schwert aus der Hand genommen und hielt die Klinge an den Hals seines Gegenübers, welcher nicht mal den Geringsten Muskel bewegen konnte. Dennoch konnte er seine Umgebung wahrnehmen und somit auch die kalte Klinge, welche drohend auf seiner Haut ruhte. Für Hoffnung blieb nur wenig Raum, besonders da er sich durchaus vorstellen konnte, welche Antwort dieser Schamane von ihm verlangte. Das unangenehme Gefühl, dass sein Leben heute und hier enden würde erfüllte seinen Geist. Doch trotz all dem schaffte er es seine Antwort so klar und furchtlos erklingen zu lassen als wäre diese Situation beiläufig in einer Unterhaltung mit alten Freunden aufgekommen.

„Wenn es meine Familie rettet würde ich für sie sterben.“

Insgeheim wartete er auf die leichte Ruckartigen Bewegung, die sein Leben beenden würde. Die Klinge seines Gegners war Scharf und eine einfache und kraftlose Bewegung würde reichen um ihm die Kehle aufzuschlitzen. Doch was wirklich geschah konnte er nicht verstehen. Sein gegenüber hatte die Klinge von seinem Hals genommen und sie in seine Schwertscheide gesteckt.

„Dann sterbe für sie, doch nicht heute und auch nicht durch meine Hand. Wie ich bereits sagte, ich bin hier um mir zu nehmen was rechtmäßig mir gehört. Und das habe ich, tu dir und der Familie also einen Gefallen und denk nicht, dass du gegen mich bestehen kannst. Wenn ich wollte könnte ich dein Leben beenden, doch dadurch würden die Asakuras ein würdiges Oberhaupt verlieren.“

Mit diesen Worten gab er dem Feuergeist ein Zeichen. Dieser verdrehte nur kurz die Augen, bevor er sie beide vom Grundstück der Asakuras teleportierte. Im selben Moment in dem die beiden verschwanden löste sich der Zauber der auf dem Asakuraoberhaupt lag, woraufhin dieser auf die Knie fiel.
 

Er wusste nicht wie lange er auf dem dreckigen Erdboden verweilte. Zu sehr machten ihm die Ereignisse der vergangenen Minuten zu schaffen. Erst als jemand seinen Namen rief wendete er seinen Blick von dem Schlamm, der durch den vorrangegangenen Regen entstanden war ab.

„Yoken?“

Die Sprecherin blickte sich suchend um, doch als sie den Gesuchten auf dem Boden knien sah packte sie blanke Angst. Sie hatte ein fremdes Furyoko gespürt, doch sich nicht viel dabei gedacht. Es kamen öfters Fremde vorbei, die auf ihren Reisen nach einer Unterkunft suchten und hier halt machten. Normalerweise war sie es, welche diese Fremden empfing, doch dieses Mal hatte sich Yoken dazu bereit erklärt. Auch daraufhin hatte sie sich keine Sorgen gemacht, erst als dieser nach einer geschlagenen halben Stunde immer noch nicht zurück war keimte die Sorge in ihrem Herzen auf. Und nun weitere zwanzig Minuten später hatte sie sich letztlich auf dem Weg gemacht und ihr Verdacht, dass etwas passiert war, bestätigte sich.

„…Yoken, was ist passiert…“

Ihre Anspannung nahm ihr den Atem und so wurde ihr jegliches weitere Wort verwehrt. Derweil hatte sich Yoken mühsam aufgerichtet und sich so gut es ging den Schlamm von den Sachen gewischt.

„Wir hatten Besuch…“

Sein Blick schweifte Gedankenverloren zu dem Grab von Hao Asakura. Die Frau folgte seinem Blick und erkannte sofort, dass etwas fehlte. Wie sollte sie auch nicht immerhin hatte das Amulett welches vor wenigen Stunden noch hier lag eine merkwürdige Anziehungskraft. Selbst sie hatte sich mehr als einmal bei dem Gedanken ertappt, dieses wertvolle Schmuckstück an sich zu nehmen. Einmal hatte sie es versucht und sich regelrecht die Finger verbrannt. Seit dem war sie diesem nicht mehr zu nahe gekommen.

„Das Amulett…“

Yoken nahm die Frage der Frau nicht wirklich war. Nach seinem Wissensstand stimmte hier irgendetwas nicht. Es war nur ein kleines Detail, doch konnte er es nicht benennen.

„Zeke hat es mitgenommen…“

„Zeke…Warte ich erinnere mich. Es gibt zwei Namen in unserer Familie die eine entscheidende Bedeutung haben und zwar Hao und Zeke. Einer stellt unsere Macht dar, der andere die größte Verfehlung unseres Blutlinie.“

„So wurde es uns gelehrt, Schwester. Aber irgendetwas passt nicht zusammen.“

„Ich versteh nicht was du meinst. Hao war einer der mächtigsten Schamanen der Welt, er hat den Einheitsstern gemeistert, weshalb wir eben jenes Familienwappen tragen. Während Zeke ein kaltblütiger Mörder war, der versucht hatte den Schamanentitel zu holen und besiegt wurde.“

„Ja schon aber sie müssen doch in derselben Zeit gelebt haben. Immerhin fand alles vor über 500 Jahren statt und wenn das so war, wieso wurde uns nie etwas von Haos Tod oder Zekes ganzes Leben erzählt. Darüber hinaus schien dieser Schamane zwar kaltherzig aber auf keinen Fall gnadenlos. Denn wenn er es gewesen wäre, hätte er mich getötet und zwar mit dem Familienerbstück der Asakuras.“

„Das Familienerbstück? Wie konntest du es im Kampf verlieren?“

„Er wurde von einer Macht beschützt die unbeschreiblich war. Ich habe sie gespürt und ihm somit die Gelegenheit gegeben mich mit einem Zauber zu bannen…Doch was genau passiert ist erkläre ich später. Erst einmal muss ich antworten haben.“

Mit diesen Worten ließ Yoken seine Schwester im Regen stehen und schritt mit schnellen Schritten aufs Hauptgebäude zu. Er hatte nie an der Geschichte ihrer Dynastie gezweifelt doch diese Begegnung hatte ihn so erschüttert, dass all das erzählte wie ein einziges Knoll wirkte, welches erst einen Sinn ergab, wenn man es zu einen langen Faden entwirrte.
 

Mit zielstrebigen Schritten betrat er das Hauptgebäude des Asakuraanwesen. Seine Eltern saßen am Tisch und tranken ihren Mittagstee. Doch entgegen der täglichen Routine saßen sie dieses Mal nicht allein. Neben ihnen saß eine 90 jährige Frau. Sie wirkte auf den ersten Blick zerbrechlich, doch ihr Geist war wacher, als der von ihren Kindern und Enkeln. Und auch wenn er sie vorher nur einmal zuvor gesehen hatte wusste er sofort wer sie war und allein diese Tatsache ließ ein flaues Gefühl in seiner Magengegend zurück. Die alte Frau, seine Urgroßmutter väterlicherseits, wurde als Seherin bezeichnet. Sie konnte Dinge sehen, die passieren würden und doch weigerte sie sich meistens etwas von ihren Visionen preiszugeben. Meistens behauptete sie, dass man mit der Zukunft böse Omen hervorrief. In Wahrheit hatte sie jedoch einfach nur Angst dass man sie wie Cassandra zu deren Zeiten für Verrückt hielt. Er war um die 9 Jahre, als sie ihm dies erzählt hatte, doch ihre Worte hatte er nie vergessen können, genauso wie ihre Prophezeiung, dass er sein Schicksal eines Tages mit seinem eigenen Angriff besiegeln würde.

„Er war hier, nicht wahr?“

„Kommt darauf an wen du meinst!“

Er antwortete absichtlich nicht. Dieser Schamane, hatte sich mit Zeke vorgestellt, doch er wollte wissen ob das stimmte. Zu sehr hatte ihn die Gestik von dessen Schutzgeist irritiert, welche seiner Meinung nach eine gewisse Überraschung ausgedrückt hatte. Ihm war es daher wichtig den Namen dieses Fremden von den Lippen seiner Familie zu hören. Doch was seine Urgroßmutter sagte ließ ihn geschockt zurück.

„Ich rede vom schwarzen Schaf der Asakurafamilie. Jenem Schamanen, welcher vor 500Jahren vom rechten Weg abgekommen ist und sich entschlossen hatte die Ziele seiner Familie zu verraten.“

„Du meinst Zeke!“

„Die Reinkarnation unseres Vorfahren.“

Yoken war nach diesen Worten etwas verwirrt. In seiner Familie war der Name des besagten Schamanen nie ein Geheimnis gewesen, weshalb es ihn doch etwas wunderte, dass seine Urgroßmutter diesen speziellen Namen nicht in den Mund zu nehmen wagte. Und nicht nur dass, sie schien bei dieser Antwort zu zögern, als müsste sie eine einstudierte Lüge aufsagen.

„Was verschweigt ihr mir?“

Irgendetwas stimmte hier nicht, dass bemerkte er sofort und der Blick, denn seine Urgroßmutter seinen Eltern zuwarf unterstrich diese Vermutung nur noch mehr.

„Du kennst die Geschichte.“

„Die Frage ist nur kenne ich die Geschichte oder die Wahrheit.“

„Nenn mir einen Grund wieso wir dich in der Hinsicht belogen haben sollten.“

In diesem Moment musste sich Yoken eingestehen, dass er keine Gründe nennen konnte. Was brachte ihnen eine Lüge, wenn ihr Leben in Gefahr war. Mit diesen Gedanken rief er sich das zusammentreffen mit dem Fremden noch einmal in Erinnerung. Irgendetwas hatte ihn alarmiert. Etwas von dem was dieser gesagt oder getan hatte, da war er sich sicher, auch wenn er nicht genau sagen konnte. Dennoch beließ er es dabei, zumindest so weit er es konnte.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass diese Geschichte und die Wahrheit irgendwie nicht zusammenpassen, aber es ändert nichts an der Tatsache, dass wir Zeke aufhalten müssen, bevor er zu viel Schaden anrichtet.

Mit diesen Worten verließ er den Raum wieder und ging in sein eigenes Zimmer. Dort schloss er die Tür und lehnte sich anschließend dagegen und atmete tief durch. Nun hieß es warten.
 

- Bei Hao -
 

Hao fuhr mit den Fingern vorsichtig über das scharfe Metall. Fast schon hatte er das Gefühl als könnte er die Zeichen der heiligen Schrift, welche sich auf dem Schwert befanden spüren, doch das war eine Illusion. Denn diese Zeichen waren nicht ins Metall gefräst worden, sie existierten nicht mal wirklich, da sie kamen und gingen je nachdem welcher Schamane dieses Schwert in der Hand hielt.

„Eine Elementarschwert. Die Klinge zur Hälfte aus Metall und zur anderen aus der Macht der Elemente. Ein halbes Geisterschwert, dessen wahre Macht nur von Schamanen erkannt werden kann, doch auch nur dann, wenn sie sich damit auskennen.“

„Es war das letzte was ich von meiner Meisterin bekommen habe.“

Wenn es Hao an einem nicht mangelte, dann am Familiensinn. Und besonders seiner Meisterin zählte zu den Personen, welche ihn zwar des Öfteren zu völligen Erschöpfung getrieben hatte, aber es dennoch geschafft hatte mit ihrem Verhalten zu einer Art Vorbild für ihn zu werden. Und das war nicht so einfach, da Hao alle Personen, welche er kennen gelernt hatte bei weitem übertroffen hatte.

„Ein Familienerbstück also…du hättest deinen Nachfahren mit Leichtigkeit töten könnten. Wieso hast du ihn verschont.“

„Er hat genauso gehandelt wie ich es getan hätte. Außerdem lag es nie in meiner Absicht meiner Familie zu schaden.“

„Und der Name?“

„Mit einer Sache hattest du Recht. Ich gehöre in dieser Zeit nicht zu deren Familie. Warum also an einem alten Namen festhalten.“

„Kennst du denn die Bedeutung dieses Namens?“

„Das tue ich…“

Mit diesen Worten steckte Hao das Schwert in die Scheide und ließ sich ins weiche Gras fallen. Zeke war der Name des Schamanen, welcher für eine Art Apokalypse gesorgt hatte. Etwas was er sich nicht herbeisehnte, im Gegenteil er wollte eben jenes verhindern. Allerdings gab es zwei Gemeinsamkeit zwischen ihm und diesem Schamanen. Sie hatten beide die wichtigste Frau in ihren Leben verloren und wenn er sein Ziel erreicht hatte würde auch er die Welt in einer drastischen Weise verändern. Im Gegensatz zu diesem Schamanen jedoch würde die Veränderung, die er herbeirief zum positiven ausfallen.
 

Hinzu kam, dass dieser Schamane von seinem Hass geblendet wurde und seine Kämpfe mit blinder Wut bestritten hatte. Er jedoch war bei klarem Verstand. Viele würden dies bezweifeln, das wusste er. Selbst in seinem ersten leben war ihm zu Ohren gekommen, dass er Wahnsinnig geworden war. Doch wenn dies wirklich der Fall war, wieso konnte er dann noch einen Schritt vor den anderen setzten und dort Zusammenhänge herstellen, wo ein anderer sich den Kopf zerbrach. Nein, Wahnsinn war nur eines von diesen Wörtern, die nur benutzt wurden um andere gegen bestimmte Personen aufzuhetzen. Stand man im Kampf einer Übermacht gegenüber, so sprach man von Wahnsinn sollte man sich trotz allem gegen diese zu wehr setzen. Doch war es Wahnsinn oder einfach nur Mut? Hat man den Verstand verloren nur weil man die Stärke findet seine eigenen Ziele zu verfolgen?

„Wer entscheidet was richtig und was falsch ist?“

„Niemand und Alle!“

Der Feuergeist hatte schneller geantwortet und hätte sich gleich darauf am liebsten gegen den Kopf geschlagen, allerdings war es die Wahrheit und die ließ sich nicht leugnen. Wozu auch, Hao kannte die Antwort ohnehin schon oder meinte sie zu kennen, bevor er sie bestätigt hatte.

„Ganz genau. Der angeblich richtige Weg befindet sich dort wo die Masse denken dass er liegt! Doch wenn es nur einen richtigen Weg und tausend falsche gibt, wie will man ihn erkennen. Reicht es der Masse zu folgen um ihn zu finden?“

„Eine solche Frage lässt sich erst beantworten, wenn man am Ende aller Tage angekommen ist!“

„Nicht unbedingt!“

Nach diesen Worten schwieg Hao für eine Weile, doch dann wendete er sich mit einem ernsten Blick wieder an den Feuergeist.

„…Ich habe den Einheitsstern gemeistert. Am Anfang musste auch ich dem richtigen Weg folgen um zum Tempel zu gelangen. Viele sind von diesem Weg abgekommen, genauso wie ich. Den meisten von ihnen hat diese Tatsache den Tod gebracht. Doch das allein zeigt, dass jeder irren kann. Und selbst wenn die Masse einem vorbestimmten Weg folgt, so gab es im Vorfeld immer einen, der sie in diese Richtung geleitet hatte.“

„Und wenn dieser irrt, so bringt er nicht nur sich um, sondern auch sein Gefolge. Ist das deine Theorie? Wenn dem so ist beantworte mir eine einzige Frage. Wenn die Masse von einem geführt wird und auch dieser sich beirren lässt, wieso bist du dir Sicher dass dein Weg der richtige ist.“

„Es ist der einzige Weg um das Chaos zu verhindern, welches ich in meinen Visionen gesehen habe.“

Mit diesen Worten stand Hao abrupt auf und drehte dem Feuergeist den Rücken zu. Dieser seufzte nur und fragte sich, ob Hao von seinen Worten wirklich so überzeugt war wie er klang. Wenn nicht, mussten er sich mit den anderen Spirits of Elements etwas einfallen lassen, damit sich die Ereignisse des ersten Schamanenturniers nicht wiederholten.
 

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Die Zusammenkunft der Wüstenstämme

Kapitel 57: Die Zusammenkunft der Wüstenstämme
 

Leicht gelangweilt wendete sich der Feuergeist von der Gruppe um seinen Schützling ab. Diese Leute stellten nicht mal den Hauch einer Gefahr dar und dabei war das Schamanenturnier im vollen Gange. Umso überraschter war er, dass so viele sich bereitwillig Haos Ziele angeschlossen hatten. Ihm selbst war dies ein Rätsel, doch Gedanken lügen nicht und was er in den betreffenden Gedanken las war ebenso uninteressant wie die Lobeshymne welche der lahme Karl über die Vorstellung einer reinen Schamanenwelt sang. Nach der Sache mit Jeanne d’Arc hätte er Hao für vorsichtiger eingeschätzt, doch da hatte er sich geirrt. Wenn dieser an etwas genug hatte, dann war es Selbstbewusstsein und dieses steckte die anderen wie ein Fieber an.

„Er braucht nur die Worte, Schließt euch mir an und folgt meinem Beispiel und der Schamanentitel könnte an einen von euch gehen, sagen und schon umschwirren ihn diese Narren wie Fliegen einen Misthaufen. Und wenn dieser lahme Karl noch mal anfängt, dann übergebe ich mich hier an Ort und Stelle!“

„Danke Okami, aber ich glaube das hilft niemandem.“

„Glaubst du? Und was ist mit diesen Typen. Sieh sie dir doch an. Zugegeben sie sind starke Schamanen, aber glaubst du nur einer von denen hält was er sagt, sobald sich für ihn etwas Besseres ergibt.“

„Die Hälfte womöglich. Der lahme Karl zum Beispiel…“

„Ja, ja, ja der lahme Karl. Hör mir bloß auf mit dem. Der ist treu wie ein Schaf fürwahr, doch hast du dich mal gefragt wieso man ihn so nennt?“

„Ich nehme mal an wegen dem steifen Bein.“

„Nicht schlecht, aber auch nur halb richtige.“

Nach diesen Worten machte Okami eine kurze Pause und blickte wieder zu Hao welcher sie jedoch nicht zu beachten schien. Stattdessen unterhielt er sich mit den anderen Schamanen. Dann jedoch huschte ihr Blick zum lahmen Karl und ruhte eine Weile auf ihn. Seufzend schüttelte sie den Kopf und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Feuergeist zu.

„Es heißt, dass er eine Gefahr erst wittert, wenn das erste Blut fließt. Keine Ahnung ob es stimmt, aber was ich weiß ist, dass sein Zelt Feuer fangen kann und er es erst mitkriegt wenn die Flammen an seiner Haut lecken.“

„Die Geschichte kenne ich auch. Aber mal unter uns. Der Kerl war Sturz betrunken. Der hätte an dem Abend nicht mal mitgekriegt wenn eine Arme mit Trommeln und Trompeten angerückt wären.“

„Vielleicht sollte man ihn dann nicht den lahmen Karl sondern den tauben Karl nennen.“

„Oder noch besser den betrunkenen Karl. Obwohl ich zugeben muss das seine Reflexe auch nicht das wahre sind.“

Wie auf Kommando warf einer aus der Runde dem lahmen Karl einen Apfel entgegen. Dieser reagierte jedoch nicht sofort, weshalb der Apfel ihn genau zwischen die Augen traf und ihn dadurch vom Stuhl kippen ließ. Für einen Moment herrschte Stille in der Runde, doch dann brachen fast alle in schallendes Gelächter aus.

„Ich erhöhe. Er sollte der lahme betrunkene Karl heißen.“

Nach diesen Worten mussten auch die beiden Spirits of Elements Lachen, doch ihr Lachen erstarb wenige Minuten später. So erheiternd die Gruppe um Hao auch sein konnte, so änderte sie die Situation nicht. Die meisten hatten sich ihm aus freien Willen angeschlossen. Allen voran die junge Frau, welcher er damals das Leben gerettet hatte. Sie war nicht ganz unbeteiligt an der Anzahl von Haos neuen Anhänger. Im Gegenteil sie hatte jedem Schamanen dem sie seit ihrer Rettung begegnet war von Hao erzählt. Besonders nach ihrem Eingangskampf, in dem er sie getestet hatte, war sie darauf bedacht ihre Schuld ihm gegenüber zu begleichen. Der Rest hatte sich dann ergeben und Hao in wenigen Wochen eine größere Anhängerschaft verschafft, als er sie vor 500 Jahren gehabt hatte.
 

Es war eine Tatsache, die für die Spirits of Elements ziemlich beunruhigend war. Nicht nur weil sie mit dem Thema in Haos Umgebung vorsichtig sein mussten , sondern auch weil diese ihm nach dem Mund redeten und sie Hao in seinen Wahn noch unterstützten. Jedoch war Hao nicht das einzige Problem in dieser Zeit um das sie sich sorgen machen mussten. Nachdenklich blickte die Wölfin in den Himmel und schien nach etwas oder jemanden Ausschau zu halten, doch konnte sie nichts finden.

„Es hat noch immer nicht geregnet!“

„Wieso musst du die Stimmung ausgerechnet mit so einem Kommentar verderben.“

„Ich weiß dass du Regen hasst, doch es ist eine Tatsache dass alle anderen darauf angewiesen sind. Egal ob Schamanen oder Menschen. Sie brauchen Wasser, so wie die Tiere und Pflanzen…“

„Und du?“

„Ich bin ein Spirit of Element, du solltest die Antwort wissen.“

„Es regnet immer. Zumindest irgendwo auf der Erde!“

„Soll das ein Trost sein.“

„Nein nur eine Tatsache. Und wo wir gerade bei Tatsachen sind. Hat Hao nicht fünf Schutzgeister? Ich sehe nämlich außer mir nur noch einen!“

Daraufhin musste Okami wieder lachen. Insbesondere deshalb weil es vor 500 Jahren seine Aufgabe war auf die anderen Spirits of Elements acht zu geben. Damals wusste er genau wo die anderen waren und was sie taten, doch nun konzentrierte er sich auf Hao, so wie sie es einst getan hatte.

„Tako macht eine Weltreise um das Regendefizit etwas auszugleichen. Wenigstens einer der sich um die Natur sorgt…“

„Ja, ja ich hab’s kapiert. Und die anderen?“

„Hayabusa sucht nach potentiellen Verbündeten. Wobei dieses Wort allein schon ein Hohn ist. Naja und unser lieber El-hayyah ist...Ganz ehrlich. Ich hab nicht den leisesten Schimmer. Der Schrotthaufen könnte überall und nirgends sein. Vielleicht hat er seinen Metallhaufen im steinernen Wald wiedergefunden.“

„Der steinerne Wald? Hat man den nicht in Brand gesteckt?“

„Sagen wir es so. Man hat es versucht. Aber wie durch ein Wunder wollten die Bäume einfach nicht brennen. Zu Schade aber auch.“

„Stimmt, wobei…der Basiliskenvorfall war klasse.“

„Stimmt.“

Während die beiden Geister sich noch über den Vorfall von vor 500 Jahren im steinernen Wald amüsierten, war die Gruppe um Hao auseinander gelaufen und verfolgten ihre Ziele. Hao hingegen betrachtete die beiden für eine Weile stumm ehe er sich zu ihnen gesellte und sich bemerkbar machte.
 

Daraufhin jedoch zuckten die beiden Geister kurz zusammen ehe sie sich ihm zuwendete. Bevor jedoch einer von ihnen etwas sagen konnte meldete sich Hao zu Wort.

„Gut zu wissen dass ihr beide so aufmerksam seid. Da brauche ich mich um meine Sicherheit ja nicht zu fürchten.“

„Jetzt spiel mal nicht die Mimose. So schnell bist du nämlich nicht zu töten und wenn doch, kommst du sowieso wieder.“

„Das war jetzt nicht nett, Feuerkopf.“

„Aber die Wahrheit. Und jetzt zu dir Hao. Wir haben diese Typen im Vorfeld eingehend studiert, deshalb bestand auch nie nur die kleinste Chance, dass sich einer gegen dich wenden würde. Zufrieden?“

„Scheinbar stimmen die Gerüchte über euch. Ihr dient nur denjenigen, den ihr dienen wollt!“

„Helfen…wir helfen nur denjenigen, den wir helfen wollen und alle anderen treiben wir in den Wahnsinn!“

Der Feuergeist konnte nach Okamis Worten nur leise kichern. Sie hatte es mal wieder auf den Punkt gebracht und dass ohne große Umschweifen oder Rücksichtnahme. Doch dann kam ihm ein Nachsatz in den Sinn, den er nicht wagte laut auszusprechen. Deshalb ließ er diesen in seinen Gedanken ruhen bis dieser verflogen war.

„Oder ins Grab!“

Dennoch schien Okami ihn mitbekommen zu haben, weshalb sie ihm einen bösen Blick zuwarf. Es war klar, dass sie diesen Satz auf sich bezog. Allerdings stimmte es, so traurig es auch war. Sie hatten ein paar Schamanen erlebt, nicht viele, doch einige gab es, welche versucht hatten sie mit Gewalt zu kontrollieren. Diese Schamanen hatten entweder mit dem Leben oder mit der größten Demütigung ihres Lebens dafür bezahlt. Allerdings war alles woran Okami dachte mit dem Finalkampf des letzten Schamanenturniers verbunden. Und auch wenn sie es nicht mehr erwähnte, so war sie immer noch der festen Überzeugung, dass er sie abgelenkt hatte. Selber hatte er auch ein paar Mal darüber nachgedacht, konnte aber keine wirkliche Erklärung finden. Dennoch hatte er zwei Wesen in der engeren Auswahl.

„Gut zu wissen. Jetzt sollten wir aber von hier verschwinden, immerhin haben wir hier schon genug Zeit verschwendet und es ist Zeit zurück zukehren.“

„Wenn es nach uns gegangen wäre, wären wir vor Stunden aufgebrochen.“

„Ich kann dieses Turnier nicht dem Zufall überlassen.“

„Doch kannst du. Du bist jetzt ein Schiedsrichter. Die sind neutral, zumindest sollten sie es sein.“

„Und wie neutral, Okami. Die Meisten haben schon Wetten darüber abgeschlossen wer gewinnt.“

„Es geht doch alles irgendwann den Bach runter!“

Diese Aussage kam von Spirit of Fire und Okami nickte nur zustimmend. Zugegeben Wetten unter den Schiedsrichtern war nichts unübliches, aber in diesem Stadium. Das war das letzte, besonders da sie alle erst einmal nach Dobbie Village kommen müssen.
 

Schweigend sah Hao in die Richtung des Dorfes, bis ihm etwas in den Sinn kam und er sich wieder zu den beiden Elementargeistern wendete.

„Weiß einer von euch, wie Yoken abgeschnitten hat?“

„Dein Nachfahre? Warte mal ich glaube der hatte zwei Siege.“

„Drei, dafür aber einen Haarspalter. Der Angriff des letzten Gegners hat ihm den halben Kopf rasiert. Doch das war auch der einzige Verlust den er hinnehmen musste. Allerdings hättest du sein Gesicht sehen müssen. Der war kreidebleich.“

Auch wenn der Feuergeist nach dem letzten Teil seiner Aussage leise kicherte beobachtete er Haos Reaktion genau. Zwar waren seine Gesichtszüge so aussagekräftig wie eh und je, doch dafür waren seine Augen ein offenes Buch. In diesem Fall konnte er jedoch nicht sagen welches Gefühl überwog. Hao war erleichtert doch da war auch eine Spur von Unmut. Unwillkürlich fragte sich der Feuergeist ob Hao diesen Mann in Dobbie Village sehen wollte oder nicht. War es möglich dass Hao der Gedanke missfiel, dass seine Pläne ein weiteres Mal von einem Familienmitglied zunichte gemacht werden konnte.

„Du machst dir sorgen, oder?“

„Wie sollte ich nicht. Yoken ist keine Gefahr für mich aber…“

„Aber für deine lieben Anhänger. Er würde sie einen nach dem anderen besiegen und du müsstest untätig zusehen.“

„Meine Familie hat auch nicht untätig zugesehen als Youji gegen mich gekämpft hat.“

„Wohl wahr, doch das eine ist nicht mit dem anderen zu vergleichen. Du bist nun einer der Auserwählten Schiedsrichter. Wie Okami schon gesagt hat, deine Aufgabe ist es diese Kämpfe als neutraler Zeuge zu beurteilen und faire zu entscheiden. Und selbst Disqualifizierungen kann du nur mit Einverständnis des Königs der Geister aussprechen.“

Als der Feuergeist diese Worte herausbrachte warf Hao ihm einen finsteren Blick zu. Doch was hätte er sonst erzählen sollen. Eine Lüge. Das wäre die falsche Wahl gewesen und außerdem hatte er Hao gesagt, dass er nichts hinter verschlossenen Türen ließ.

„Sprich ich bin nichts weiter als eine Marionette des großen Geistes.“

„Gewöhn dich dran. Du bist immerhin nicht der einzige, dem es so geht.“

Daraufhin erwiderte keiner mehr etwas. Zumal keiner wirklich wusste wie dieser Spruch des Feuergeistes gemeint war. Hao hatte eine leise Ahnung worauf dieser hinaus wollte, zumindest seiner Meinung nach. Okami jedoch fragte sich ob Spirit of Fire nicht in gewisser Weise von sich und den anderen Spirits of Elements sprach. Denn wenn man es genau nahm taten auch sie selten etwas ohne die Einwilligung des Königs der Geister. Sie hatten ihren freien Willen, doch handelten sie wirklich nach diesem oder wurden sie trotz allem manipuliert damit sie nach dem Willen des Geisterkönig handelten? Sie wusste es nicht und sich darüber Gedanken zu machen brachte ebenfalls nicht, da sie die Antwort sowieso nicht bekommen würde.
 

- In einer er abgelegenen Wüste -
 

Ein ruhiger Sprechgesang lag in der Luft, als die Bewohner des Stammes sich zum täglichen Zusammentreffen versammelten. Diese Treffen fanden jeden Morgen und Abend zum Essen und mittags zum Beten statt. Wobei Beten das falsche Wort war. Vielmehr versammelten sich alle Schamanen die zu diesem Wüstenstamm gehörten und sprachen einen Zauber, welcher den ersehnten Regen herbeiführen sollte. Jedoch besaßen diese Schamanen weder einzeln noch zusammen das Talent diesen Zauber mit Leben zu füllen. Demnach wirkte dieser für Außenstehende wie ein Gebet, welches nur in wenigen Fällen mit einem leichten Regenschauer, der nicht mal ganz eine Minute anhielt, belohnt wurde. Dieses Mal war es wieder soweit, denn kurz nach den letzten Worten zogen dunkle Wolken auf und es begann zu tröpfeln. Während die Kinder des Stammes fröhlich aufsprangen und durch die Gegend rannten, blieben die älteren auf ihren Plätzen, dankten dem König der Geister und nahmen dann wieder ihre Arbeit auf. Nur die Ältesten des Stammes blieben zurück.

„Der Regen kommt jedes Jahr später zu uns. Früher oder später wird der Tod hier komplett einziehen und dann gibt es kaum noch Hoffnung für diesen Stamm.“

Die Stimmung war trotz des Regens schlecht, zu viele von ihnen waren schon gestorben und ihr Stamm war somit um die Hälfte geschrumpft. Würde der nächste Regen wieder so lange auf sich warten lassen, könnte ihr Stamm anschließend nur noch aus 10 Leuten bestehen, wenn überhaupt.

„Es sind nicht nur wir, welche an den Dürren leiden und wenn dieser Schamanen die Wahrheit gesagt hat, dann gibt es vielleicht eine Möglichkeit, dies zu verhindern.“

„Die Möglichkeit besteht durchaus, doch was wenn nicht. Die Stämme brauchen ihre Häuptlinge, Ian. Ebenso brauchen sie Regen, Nahrung und was vielleicht noch wichtiger ist Hoffnung. Geht der Häuptling schwindet die Hoffnung.“

„Es ist vielleicht unsere einzige Chance unseren Stamm zu retten.“

„Vielleicht, doch selbst wenn es Gewissheit ist, stellt sich noch einige letzte Fragen. Wie lange wird dieses Turnier dauern? Einige Monate, ein Jahre oder sogar länger? Was passiert wenn du verlierst und was wenn du gewinnst? Es ist ein Wagnis welches man nur wohlbedacht eingehen kann. Was glaubst du wie die anderen Stämme auf dein Fortgehen reagieren werden.“

„Wir leben untereinander in Frieden, was sollen sie schon tun?“

Mit diesen Worten stand Ian auf und blickte in den schwarzen Himmel. Der Regen hielt immer noch an doch das würde nicht lange anhalten dessen war er sich sicher. Dennoch war er Dankbar für jeden Tropfen. Bei diesen Gedanken überflog sein Blick seine Stammesleute. Diese waren damit beschäftig so viel von dem Wasser, welches vom Himmel kam in Tongefäße aufzufangen, damit sie es für die langen Durststrecken aufbewahren konnten.

„Sie könnten sich zusammenschließen und unseren Stamm vernichten. Wasser ist selten und gegen etwas mehr würden sich die anderen Stämme nicht beklagen. Auch die Tatsache, dass sie dieses mit Blut bezahlt haben würde sie dann nicht interessieren.“

Es stimmte. Schon früher gab es Kämpfe unter den Wüstenstämmen und auch untereinander. Einer hatte sogar dafür gesorgt, dass aus einem riesigen Stamm fünf kleine wurden. Die fünf Wüstenstämme mit ihren fünf Häuptlingen. Er war einer dieser Häuptlinge, wenn auch nicht der erste, sondern nur ein Nachfahre, doch das spielte keine Rolle.
 

Trotz der Ereignisse von mehreren Jahrzenten wollte er sich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass die anderen Häuptlinge sich gegen seinen Stamm verbünden konnten. Er hatte alles versucht um mit den benachbarten Stämmen Frieden zu schließen. Es herrschte sogar ein guter Handel untereinander. Zumindest im letzten Jahr. Dieses Jahr jedoch gab es nichts zum Handeln. Zu mager war die Ausbeute an Wasser und Nahrung, als dass sie es wagen konnte auch nur eine Kleinigkeit zu tauschen.

„Und was würden sie denken, wenn sie erfahren, dass wir uns zum Kampf bereit machen? Würden sie nicht denken, dass wir sie angreifen wollen?“

Ian brauchte keine Antwort, er kannte die Antwort bereits. Dennoch brauchte es ihn nicht weiter. Prinzipiell hatte der Dorfälteste, welcher ihm stetig mit Rat zur Seite stand Recht. Er durfte seinen Stamm nicht ungeschützt zurück lassen. Bevor er jedoch weiter über seine Möglichkeiten nachdenken konnte, trat eine Gruppe fremder Schamanen auf ihn zu. Für einen Moment war er unfähig etwas zu sagen. Zwar waren diese Schamanen bewaffnet, doch das hatte nichts zu bedeuten, jeder von ihnen trug seine Waffen stets bei sich.

„Wer seid ihr?“

„Gesandte unseres Häuptlings Drysa. Er sucht das Gespräch mit euch und den anderen Stammeshäuptlingen der fünf Stämmen.“

Es war ungewöhnlich, dass einer von ihnen, den Stammesfürsten, das Gespräch mit den anderen suchte. Sie handelten zwar Verträge miteinander aus, doch nie mit allen zusammen. Ansonsten ließen sie ihre Gesandten laufen um Nachrichten auszutauschen. Aus diesem Grund konnte Ian auch seine Frage nicht zurückhalten. Allein um den Gedanken zu verbergen, der ihm gerade im Kopf herum geschwirrt war.

„Worum geht es?“

„Um die Zukunft der fünf Wüstenstämme!“

Nachdenklich sah Ian in den Himmel. Es hatte bereits wieder aufgehört zu regnen und auch die Wolken lichteten sich allmählich wieder. Doch das einzige was Ian durch den Kopf ging war eine einzige Frage. Und die lautete: Wieso jetzt. Hatte auch Drysa ihre Lage erkannt oder hatte dieser einen Hintergedanken? War es möglich, dass auch dieser von dem Schamanenturnier erfahren hatte und ebenfalls mit dem Gedanken spielte daran teilzunehmen? Fragen über Fragen und keine, die er beantworten konnte. Nicht jetzt jedenfalls
 

Aus diesem Grund blieb ihm nur eine Möglichkeit. Er musste dieses Treffen akzeptieren und herausfinden was dieser zu sagen hatte.

„Sag ihm dass ich bereit bin ihm zuzuhören. Wann und wo will er sich mit mir und den anderen Häuptlingen treffen?“

„An jenem Ort, wo sich die Häuptlinge immer treffen . Zur Zeit der untergehenden Sonne.“

Dieser Ort war ein Ort, welcher zur Regenzeit erblüht, da sich das Wasser dort sammelte. Dennoch war dieser Ort zu klein, als dass sich eines der Stämme dort ansiedeln konnte. Ab und an holten sie dort Wasser, doch diese Quelle stand ihnen nur nach dem Regen zu Verfügung. Zu schnell war der Zauber, der von diesem Ort ausging wieder verschwunden. Dafür sorgte die Sonne, welche das kostbare Wasser durch ihre Hitze verdampfen ließ.

„So sei es.“

Der Gesandte nickte nur als Zeichen, dass er die Worte vernommen hatte und entfernte sich zusammen mit seinen Stammesbrüdern. Wieder allein wendete sich Ian an den Stammältesten.

„Angenommen sie teilen mein Problem und wir würden uns zusammenschließen. Wie wahrscheinlich wäre ein Kampf zwischen den Stämmen dann.“

„Die Dürre bringt das schlechte im Menschen hervor. Es zu unterdrücken ist meinst schwieriger als es ausbrechen zu lassen. Ein Stamm braucht seinen Häuptling, denn nur diesem fühlen sie sich verpflichtet. Ein Stamm ohne Häuptling ist wie ein Kamel ohne Beine. Eine Wüste ohne Sand oder wie ein Schamane ohne Waffe und Schutzgeist.“

Auch wenn diese Worte nicht gerade hilfreich waren wusste er doch was er zu tun hatte. Falls er den Weg nach Dobbie Village auf sich nahm musste er einen neuen Stammeshäuptling bestimmen, der sein Volk vor Gefahren bewahrte. Jedoch war dies einfacher gesagt als getan. Wählte er den falschen Nachfolger würde sich das Schicksal seines Volkes noch verschlimmern. Zu viele waren bereits gestorben, zu oft hatten Mütter ihre toten Kinder in den Armen gehalten. Zu oft waren ihre Geliebten ihnen entrissen worden. Die Natur forderte von ihnen allen schon genug Opfer, da mussten sie nicht auch noch selber welche bringen, nur um einen Kampf zu gewinnen, der gar nicht erst hätte stattfinden musste.
 

- Einige Stunden später -
 

Drysa wusste dass es riskant war, doch welche andere Wahl blieb ihm. Er musste sein Volk beschützen und dafür musste er jedes erdenkliche Risiko eingehen. Doch auch war ihm bewusst, dass er sein Vorhaben nicht alleine bewältigen konnte. Seine Chancen waren einfach zu gering und er brauchte deshalb die Unterstützung der anderen

Stammeshäuptlinge. Es war ja nicht so, als würde diesen sein Vorhaben nicht zu gute kommen. Im Gegenteil, sie würden alle profitieren. Er fragte sich nur ob die anderen bereits von dem Turnier wussten und wenn ja ob sie die zweite Runde erreicht hatten. Er hoffte es, sonst würde sein Plan nicht aufgehen. Doch was sich bald noch wichtiger darstellte war die Frage, ob die anderen Stammeshäuptlinge seiner Aufforderung nach gingen und hier her kamen. Zwar hatten alle zugesagt, doch das bedeutete nicht, dass sie alleine kommen würden. Jeder Stammeshäuptling hatte seinen Berater und auch der seinige hatte ihm geraten jemandem mitzunehmen, der an seiner Seite kämpfen konnte. Überhaupt war in letzter Zeit viel Gerede von Kämpfen und Hinterhalte. Ein Thema, welches er nicht gerne anschnitt und über das er auch nicht wirklich drüber nachdenken wollte. Allerdings sollte er nicht lange warten müssen, denn nahezu zeitgleich tauchten die anderen vier Stammeshäuptlinge am Treffpunkt auf. Chelgo war der vorlauteste von ihnen und somit auch der erste, welcher das Wort ergriff.

„Hier bin ich und scheinbar auch alle anderen. Also worum geht es?“

„Gestatte mir erst eine eigene Frage. Was sagt euch das Stichwort Schamanenturnier?“

„Du hast also auch davon gehört!“

Als Drysa diese Worte vernahm wendete er sich zu Ian, welcher sich ihm scheinbar interessiert gegenübersetzte. Auch die anderen wechselten kurze Blicke, bevor sie sich ebenfalls hinsetzten. Es war ein Zeichen dafür, dass sie nun wirklich bereit waren zuzuhören, egal wie viel Zeit es in Anspruch nahm.

„Der Regen heute war ein Segen, doch wie lange wird der nächste auf sich warten lassen. Ich weiß nicht wie es bei euch aussieht, doch mein Stamm wird mit dem gesammelten Wasser gerade mal einige wenige Monate auskommen. Es war nicht genug.“

„Die Offenheit die einem gewährt wird sollte man zurückgeben. Auch meine Stammesleute sind schwach und die Zukunft der Meisten ist ungewiss. Doch wie soll uns ein Turnier helfen. Vielleicht kommen wir an besseren Orten vorbei und können und stärken, doch was ist mit unseren Stammesleuten?“

„Es geht mir nicht um das Turnier an sich, Yofia sondern um den Preis. Ein Herzenswunsch nach Wahl. Und wenn ich wählen dürfte, dann wäre das ein regelmäßiger Regen und damit die Sicherung des Überlebens unserer Stammesleute.“

Yofia und die anderen Stammeshäuptlinge nickten anerkennend, allerdings erwiderten sie nichts darauf. Es wäre nicht angebracht gewesen, da Drysa noch nicht fertig mit seiner Aussage war.

„Doch meine Chance stehen schlecht. Wenn all das was dieser Schiedsrichterschamane der Wahrheit entspricht, werde ich hunderten von Schamanen gegenüberstehen, welche genauso gut sind wie ich, wenn nicht noch besser. Alleine ist dieses Unterfangen zu wage als dass man es eingehen könnte.“

„Aber zu fünft gäbe es eine Möglichkeit?“

Ian sagte diese Worte mehr für sich selbst als zu den anderen vieren, doch jeder bekam sie mit und dachte seinerseits darüber nach.
 

Nach einer Zeit des Schweigens meldete sich auch der fünfte Stammeshäuptling zu Wort welcher es bis eben vorgezogen hatte zu schweigen.

„Angenommen es wäre so. Angenommen wir finden dieses Dobbie Village. Was dann? Es gibt nur einen Gewinner. Wer von uns wäre das?“

„Über die Frage habe ich auch lange nachgedacht, Nitsuba. Und ich bin zu der Ansicht gekommen, dass wir es darauf ankommen lassen. Jeder kämpft für sich um den Titel. Es wäre nicht richtig jetzt einen zu bestimmen. Allerdings sind wir nicht alleine und gegen unsere anderen Konkurrenten sollten wir uns zusammenschließen, damit wir nicht nur sicher ankommen, sondern vor allem auch alle so weit wie Möglich vordingen.“

„Weise Worte Drysa, doch wie steht es mit unseren Stämmen. Wir können sie nicht im Stich lassen!“

Bei Chelgos Worten nickten die anderen Stammeshäuptlinge zustimmend, doch auch dafür schien Drysa die passende Antwort zu haben. Wie sollte es auch anders sein immerhin hatte er alles genau bedacht, bevor er seinen Gesandten ausgeschickt hatte. Keine der Fragen konnte ihn wirklich schrecken, da er sie sich selbst schon gestellt hatte und wahrscheinlich ging es den anderen nicht anders. Jedoch war es notwendig jede Frage aufzugreifen und wörtlich festzulegen.

„Ich dachte dass wir die Schicksale unserer Stämme in die Hände der Dorfältesten legen. Sie wissen genauso viel wie wir, zumindest trifft das bei mir zu!“

„Dann tun wir das. Doch auch wenn die Zeit knapp wird, sollten wir nichts überstürzen. Ich werde vorher eine Versammlung abhalten und alles notwenige Regeln müssen.“

„Das ist mir durchaus bewusst, deshalb schlage ich vor, dass wir in zwei Tagen aufbrechen.“

„Damit kann ich mich anfreunden, Drysa.“

„Ich auch.“

Nach Yofia und Nitsuba stimmte auch Chelda zu, nur Ian schien noch einen Moment zu brauchen, bevor er sich nickend erhob.

„In zwei Tagen um unserer Stämme wegen!“

Mit diesen Worten drehte er den anderen Stammeshäuptlingen den Rücken zu und ging. Auch die anderen folgten wenig später seinem Beispiel. Als letztes saß Drysa allein auf der Erde. Er hoffte, dass er das richtige getan hatte, denn wenn nicht würde er es sich niemals vergeben können. Nicht nur weil er, wenn sein Plan schief ging, nicht nur sein Stamm in den Tod geführt hatte sondern auch den der anderen vier Stammeshäuptlingen. Doch er vertraute auf die Zeichen. Erst der Schicksalsstern, dann die Schamanenkämpfe und letzten Endes die Dürre, welche ihnen kaum eine anderen Wahl ließ.
 

- In einem düsteren Tempel -
 

Kerzen brannten. Sie waren die einzige Lichtquelle in diesem Raum. Nicht mal der Schein, der draußen hängenden Fackeln gelangte durch die geschlossene Tür.

//„Das Schamanenturnier hat begonnen. Und die ersten machen sich auf den Weg nach Dobbie Village.“\\

„500 Jahre sind also bereits vergangen.“

Die alte Frau, die das sagte blickte nachdenklich auf ihre Hände. Die Haut war dünn, ein Zeichen des Alters, dennoch würde man sie erst für 50 vielleicht sogar 60 Jahre halten. Allerdings war sie älter viel älter um genau zu sein. Der Alterungsprozess wurde nicht beendet, aber er wurde deutlich verlangsamt. So sehr, dass sie in hunderten von Jahren nur um ein paar Tage älter wirkte. Das einzige was sich nicht veränderte war ihr Geisteszustand und ihre physischen Kräfte, zumindest dann nicht, wenn sie es nicht wollte.

//„Ist es Segen oder Fluch? 500 Jahre sind lang, doch nichts gegen die Unendlichkeit“\\

Die Frau antwortete daraufhin nicht, sondern senkte nur den Blick. Es mehr ein Fluch als ein Segen, doch zumindest verspürte sie keine altersbedingte Schmerzen. Allerdings wollte sie nicht über ihr ewiges Leben nachdenken. Es gab wichtigere Dinge.

„Hab ihr eine Aufgabe für mich?“

//„Keine Antwort also. Na gut. Wenden wir uns dem Turnier zu. Ich erwarte von dir, dass du einigen Schamanen den Weg nach Dobbie Village weißt.“\\

„Wo befinden sich diese Schamanen?“

//„Nicht in diesem Land. Du wirst deinem Schutzgeist einiges Abverlangen müssen, das ist mir bewusst, doch es geht nicht anders. Vor 500 Jahren konnte man sich auf die meisten Schamanen noch verlassen, doch das Niveau ist rapide gesunken. Gib ihnen einen Hinweis, den sie nicht im ersten Augenblick deuten können, jedoch deutlich genug ist um ihnen eine grobe Richtung zu deuten.“\\

„Sehr wohl!“

Mit diesen Worten stand die alte Frau auf, doch bevor sie auch nur einen Schritt machen konnte, wurde sie noch einfach von der Stimme zurückgehalten.

//„Ach und Chiyo, sei vorsichtig. Auch wenn Rakesh vor 500 Jahren getötet wurde existiert seine Familie noch und sein Geist weilt als Schutzgeist bei ihnen um sie zu beraten. Weder ihm noch seinen Nachfahren wird der Auftrag entgehen, den ich dir aufgetragen habe.“\\

„Ich werde auf der Hut sein!“

Mit diesen Worten erhob sie sich und löschte die Flammen, ehe sie den Raum verließ. Auch wenn der König der Geister es nicht erwähnt hatte, so war dieser Auftrag noch mit einer weiteren Warnung gekoppelt. Eine welche dieser nicht ausgesprochen hatte um sie nicht auf dumme Ideen zu bringen. Dennoch wusste sie es. Es war eine Warnung, welche ihr mehr als schwer fiel. Es war die Warnung sich von Hao Asakura fernzuhalten. Zwar hatte sie keine Informationen darüber, wer er war, oder in welcher Familie sie ihn finden würde, doch mit einem war sie sich sicher. Sollte sie ihm zufällig begegnen würden sie sich gegenseitig erkennen. Den großartig verändert hatte sie sich nicht und was Hao betraf. Seine Aura war einfach viel zu prägnant um ihn nicht erkennen zu können. In seiner Umgebung schien Mutternatur zu ruhen. Sie schwieg nicht, noch schlief sie, doch egal wo er auftauchte konnte sie entspannen und ein Teil der verlorenen Kräfte wiedergewinnen.
 

Es war schwer zu erklären, nur eines wusste sie mit Gewissheit, die Natur profitierte von seiner Macht und diese Macht bezog er von der Natur selbst. Es war ein endloser Kreislauf, welcher nicht unterbrochen werden konnte. Und genau das war das ironische an der gesamten Situation. Trotzdem Haos seine gesamte Macht von der Natur bezog schien er sich in Gedanken und im Herzen immer weiter von dieser zu entfernen. Und diesen Glauben vertrat er nicht nur, weil sie ihn aus tiefsten Herzen hasste. Nein, sie hatte das Schamanenturnier auf Befehl des Königs der Geister verfolge. Sie hatte ihn gesehen und seine Worte gehört. Ebenso die Reaktionen seiner Familie und insbesondere die seines Cousins. Es wäre einem Wunder gleich gekommen, wenn Hao es auf den Schamanenthron geschafft hätte und nicht das Tor für Schattenfürsten geöffnet hätte. Dasselbe schien auch Youji Asakura zu denken, der noch wenige Minuten vor dem Kampf und auch während des Finalkampfes noch versucht hatte auf diesen Einzureden. Selbst sie konnte einen kurzen Anflug von Mitleid nicht unterdrücken, doch das war Jahre her und sie hatte andere Verpflichtungen als sich über die Ereignisse aus der Vergangenheit Gedanken zu machen.

„Benu erscheine.“

Nicht lange bevor sie dies gesagt hatte leuchteten helle goldene Flammen auf und ein vogelartiger Elementargeist tauchte vor ihr auf. Sein Gefieder bestand aus roten und goldenen Federn, wobei das Gold an seinen Schwingen und an seinem Schwanz überwog. Es war ein schönes Wesen und stärker als die meisten anderen Feuerelementargeister, dennoch zählte der Phönix nicht zu den Götterklassengeister. Manchmal fragte sie sich ob es Zufall war, dass sie diesen Schutzgeist bekommen hatte oder ob es Schicksal war, dass sie den Kelch des Lebens trinken würde und sie diesen Geist deshalb bekommen hatte. Es war eine Frage welche sie sich seit Jahren stellte und auf die sie wohl nie eine Antwort bekommen sollte.

„Benu, bring mich zu den Auserwählten Schamanen.“

Der König der Geister hatte ihr keinen genauen Ort genannt, doch sie wusste, dass auch ihr Schutzgeist von dem König der Geister befehle empfing, ebenso wie die Spirits of Elements selbst, auch wenn diese es nicht immer eilig hatten diesen nachzugehen und viel Unfug zwischendurch trieben. Aus diesem Grund vertraute sie ihrem Schutzgeist auch und war sich sicher, dass er sie an den richtigen Ort bringen würde. Alles was sie tun musste war ihm ihr Furyoko zur Verfügung zu stellen. Mehr nicht und genau das tat sie auch.
 

Der König der Geister hatte sie gewarnt, dass die Reise lang sein würde, doch sie hatte nicht erwartet mehrere Tage unterwegs zu sein. Das Wasser unter ihr wirkte endlos und ab und an befürchtete sie, dass ihr Fuuryoko nicht reichen würde um das nächste Festland zu erreichen. Doch dies lag mehr daran, dass sie kaum einen Grund hatte es im vollen Umfang einzusetzen. Es gab eine Zeit wo sie ihre Grenzen kannte und das war 500 Jahre her. Nun jedoch waren ihre Kräfte gewachsen und sie hatte die dünne Linie zwischen alles geben und sich zu übernehmen verloren. Dann jedoch erblichte sie endlich Land vor sich und noch ehe sie richtig auf erdigen Boden angelangt war löste sie die Geistkontrolle und kam in sandigen Boden wieder auf die Füße. Zeitgleich webte sie einen Schleier, der ihre Macht verbergen sollte. Zumindest mit dieser Methode hatte sie die Chance ihre Spur vor den Dalins zu verbergen. Jedenfalls dann wenn diese wirklich versuchten sie zu finden.

„Zeige mir den Weg Benu.“

Der Elementargeist zögerte nicht lange sondern flog voraus. Ab diesem Moment folgte sie dem Phönix zu Fuß über die Berge bis in die Wüste. Vorbei an Schamanen, welche in Zelten kampierten und auf einer Karte nach dem richtigen Weg suchten. Doch weil ihr Schutzgeist keine Anstalten machte zu stoppen, beachtete sie nicht weiter sondern ging weiter. Die meisten schienen nicht ansatzweise den Eindruck zu machen als bräuchten sie Hilfe, darüber hinaus schienen sie nicht die Art von Schamanen zu sein, die es verdient hätten. Das konnte zwar eine Fehleinschätzung sein, doch solange Benu sie weiterführte gab es keinen Grund sich über diese Schamanen Gedanken zu machen. Erst einige Tage später traf sie auf eine kleine Gruppe von 5 Schamanen, welche im Sand saßen und gerade Feuer machten. Sie hatten große Säcke bei sich in dem sie ihre Vorräte mitschleppten. Einer von ihnen mühte sich einem Sack mit Feuerholz ab, denn die Nächte in der Wüste waren kalt. Der zweite mehrere Lederbeutel, in denen Wasser sein musste. Wahrscheinlich waren sie auf dem Weg in diese Richtung auf eine Oase gestoßen und hatten sich die Zeit genommen ihre Schläuche zu Füllen und die wenigen Früchte die sie fanden zu trocknen. Doch noch ehe sie die fünf Schamanen noch weiter analysieren konnte, stieß ihr Schutzgeist einen schrillen Schrei aus, wodurch die anderen auf sie aufmerksam wurden. Schneller als sie es beobachten konnte, ließen diese ihre Vorräte fallen und zogen ihre Waffen.

„Ich komme in Frieden!“

Im Nachhinein klangen diese Worte wie ein schlechter Witz. Doch es war ein Reflex den sie nicht unterdrücken konnte, als die den Pfeil erblicke welcher genau in ihre Richtung gerichtet war. Zwei der anderen hatten sich hinter sie gestellt und die anderen beiden hielten ihre Waffen in einer Weise die nur eine Bedeutung hatte. Eine falsche Bewegung und es wird deine letzte sein.
 

Genau das war das fatale in der Zeit des Schamanenturniers. Es gab zu viele die versuchten die Konkurrenten auf den Weg nach Dobbie Village zu beseitigen. Misstrauen war deshalb durchaus angebracht, doch in ihrem Fall erwies sich dies als äußerst ungünstig.

„Bist du eine von diesen Schiedsrichtern?“

Der Sprecher nahm ihre Kleidung in Augenschein und schien trotz allem nicht sicher zu sein, in was für eine Kategorie er sie einordnen sollte.

„Ich bin eine Dienerin des Geisterkönigs. Meine Aufgabe ist es den Schamanen die Richtung zu weisen.“

„Es hieß wir müssen Dobbie Village in einer Bestimmten Zeit finden. Wieso sollte uns dann einer hinbringen wollen?“

„Ich habe nie gesagt, dass ich euch hinführen würde. Meine Aufgabe ist nur euch die Richtung zu weisen. Zu viele Wege gibt es, als dass man in so kurze Zeit den richtigen finden würde. Jene die es dennoch tun haben einfach nur Glück.“

Für einen Moment wechselten die fünf einige Blicke mit einander, dann senkte der Bogenschütze seine Waffe und streckte den Pfeil zurück in seinen Köcher.

„Wenn dem so ist, dann haben wir nichts dagegen.“

Auch die anderen stimmten zu und boten ihr sogar einen Platz an ihrem Feuer ein. Eine Gestik, welche sie der Höflichkeit wegen akzeptierte. An diesem Abend erfuhr sie einiges von diesen Schamanen. Und wieder einmal wurde sie Zeuge, dass jene die wenig besaßen viel gaben, denn die fünf Häuptlinge der Seminoa teilten auch ihre Vorräte mit ihr, wobei sie es nicht taten um in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Am Ende bedankte sie sich freundlich bei ihnen und stand auf.

„Hab Dank, doch nun muss ich wieder aufbrechen. Vorher werde ich euch allerdings wie versprochen die Richtung weisen. Der Weg nach Dobbie Village führt westlich durch den Red River Caynon. Ihr werdet lange gehen müssen, bis ihr den schwarzen Sandsturm erblickt. Er wird des Nachts kommen. Schlag euch dort hindurch und ihr werdet bald eine blaue Hölle erreichen. Geht dort hindurch und ihr werdet euer Ziel erreichen.“

„Den Dank müssen wir aussprechen, denn nun kennen wir die grobe Richtung.“

„Wenn ihr euch bedanken wollt, dann beim König der Geister, denn er war es, der mich geschickt hat. Bleibt euren Weg treu und verliert ihn nicht!“

Mit diesen Worten verließ Chiyo die Gruppe. Die fünf waren mächtige Schamanen und sie war sich sicher, dass diese ihr Ziel erreichen würden, sofern sie ihren Worten vertrauten. Eine Sache an der sie nicht im Geringsten zweifelte, denn ansonsten hätte der König der Geister sie bestimmt nicht zu diesen Schamanen geschickt. Sie hoffte jedenfalls, dass diese fünf sich im Turnier behaupten können, denn wenn nicht würden nicht nur sie sterben, sondern auch ihre fünf Stämme, welche sie zurückgelassen hatten.
 

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Das Ende einer Reise

Kapitel 58: Das Ende einer Reise
 

Er schloss die Augen und ließ seine Sinne durch die Gegend schweifen. Er fühlte sie. Schamanen. Überall konnte er ihre Präsenz spüren. Es würde nicht mehr lange dauern, bis die ersten von ihnen Dobbie Village erreichen würden. Das war wohl auch der Grund wieso der Häuptling ihn zurückgerufen hatte. Jedenfalls war dies der einzige der ihm einfiel, wenn man von der Tatsache absah, dass er die Zeit genutzt hatte um einige Schamanen für seine Sache zu gewinnen. Die meisten musste er nicht mal groß überzeugen. Andere wiederum schien von seiner Sache gar nicht begeistert zu sein. Doch er hatte sie laufen lassen. Es war nicht seine Absicht jene zu Vernichten die eine andere Meinung besaßen. Zugegeben einige hatte er umgebracht, doch das war deren eigene Schuld. Sie hätten sich einfach nur umdrehen sollen, ebenso wie es Jeanne d’Arc getan hatte. Diese Idioten waren jedoch nicht so klug. Sie hatten die Waffen gezogen, als er ihnen den Rücken zugedreht hatte und aus dem Hinterhalt angegriffen. Doch genau diese Methode erwartete er von jenen, die er nicht in seiner Welt haben wollte. Er wollte Frieden. Eine Welt in der jeder im Einklang mit der Natur lebte. Geben und Nehmen war die Devise und nicht nur das eine. Zudem wollte er eine Basis des Vertrauens schaffen. Niemand sollte mehr um seine Sicherheit fürchten müssen. Doch noch ehe Hao seine Sinne weiter vorrausschicken konnte riss ihn ein kalter Schauer zurück in die Gegenwart und zwang ihn dazu die Augen wieder zu öffnen.

„Hey!“

Dieser kurze Kommentar genügte um Spirit of Water zum Kichern zu bringen. Dennoch schaffte er es irgendwie sich zu seiner Aktion zu äußern.

„Oh schuldige, ich dachte nur du könntest eine Abkühlung gebrauchen. Immerhin ist es hier ziemlich heiß und ich wollte verhindern, dass du einen Hitzschlag bekommst.“

„Natürlich und abends holt er sich dann wegen dir den Tod.“

Der Feuergeist schüttelte bei diesen Worten nur den Kopf und betrachtete aus dem Augenwinkel, wie Hao seine Haare aus wrang. Dennoch konnte er den Gedanken nicht unterdrücken, dass die nassen Haare das kleinste seiner Probleme war. Immerhin neigte sich der Tag langsam dem Ende und die Sonne war schon am sinken. Doch noch bevor er etwas unternehmen konnte wurde er von der Erwiderung des Spirits of Water abgelenkt.

„Wozu hat er dich?“

„Sag mal hast du nichts Besseres zu tun? Ich meine irgendwo in dieser blöden Wüste ruft doch sicherlich ein armes Mädchen oder eine mickrige Pflanze um Wasser oder irre ich mich da?“

„Eine Wüste ist eine Wüste. Wenn ich meine Kräfte benutzen würde um jeden kahlen Fleck in eine Oase zu verwandeln würde ich spätestens in 10 Jahren völlig aufgebraucht sein.“

„Mein Beileid.“

„Könnt ihr euch beide wieder einkriegen?“

„Nö.“

Der gleichzeitige Kommentar der beiden Elementargeister brachte Hao zum Lachen. Dann jedoch erstarb das Lachen und auf seinem Gesicht zeichnete sich ein finsterer Ausdruck ab. Zeitgleich lösten sich das Wasser aus seiner Kleidung und schwebte in Form mehrerer großer Tropfen neben ihm.
 

Unwillkürlich wich der Feuergeist zurück. Er hasste Wasser und das würde sich auch nie ändern. Zwar war er sich sicher dass Hao ihm nicht böses wollte, doch dieser Ausdruck, den dieser im Gesicht hatte gefiel ihm nicht.

„Jetzt mach mal halblang, du weißt ganz genau dass ich Wasser hasse. Also lass den Unsinn.“

„Oh jetzt sag nicht der vermeintlich mächtigste der Spirits of Elements hat Angst vor ein bisschen Wasser. Dabei zählt dieses Element als das häufigst verbreitete.“

„Aber auch nur in deinen Träumen. Du vergisst, dass diese Welt Feuer besitzt, die dem lebenden Augen verborgen bleiben.“

Nun ging das leidige Thema wieder los. Entweder die Spirits of Elements stritten darum wer von ihnen der Stärkste war, oder sie trugen ihren Streit mit Hilfe ihres Elements aus. Dabei konnten sie selbst nicht genau sagen, welches Element in ihrer Welt am häufigsten vertreten war. Und genau deshalb wiederholten sich diese Streitthemen regelmäßig.

„Kürzen wir die Sache ab. Keiner von euch kann beweisen welches Element am meisten vertreten ist und deshalb ist dieser Streit sinnlos. Kommen wir zurück zu den wichtigen Dingen des Lebens!“

„Und die wären?“

Der Feuergeist warf erst Hao und dann seinen Artgenossen einen verwirrten Blick zu, doch während Hao nur mit den Schultern zuckte, warf ihm Spirit of Water einen vielsagenden Blick zu. Erst einige Zeit später als keiner etwas sagte äußerte sich der Wassergeist persönlich dazu.

„Sie mich nicht so an Feuerkopf. Ich weiß auch nicht wovon Hao redet. Wahrscheinlich weiß er etwas was wir nicht wissen.“

„Davon könnt ihr ausgehen!“

„Also das einzige von dem ich weiß ist das Häuptling Hiamovi dich nach Dobbie Village zurückbeordert hat und dass in einer ziemlich dreisten Art und Weise, wie ich zugeben muss. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass du diesen Umstand als wichtiges Unterfangen bezeichnen würdest. Immerhin steht du jetzt mitten in der Sonne und lässt dir das Gesicht bräunen.“

„Ich lasse mir nicht das Gesicht bräunen sondern halte nach anderen Schamanen Ausschau. Immerhin will ich keinen von ihnen nach Dobbie Village führen.“

„Sag mal willst du uns veralbern oder glaubst du dieses Gequatsche wirklich. Falls letzteres der Fall sein sollte muss ich dich wohl an etwas erinnern. Punkt eins. Dein Name ist Haos Asakura, einst in der mächtigsten Schamanenfamilie Japans geboren. Du hast ein Ritual durchgeführt, welches dir ermöglicht 500 Jahre nach deinem Tod wiedergeboren zu werden. In diesem Leben hast du eine liebenswerte Familie und zusätzlich hast du dir auch noch unrechtmäßig den Namen Zeke angeeignet, weil du mit deinem alten Leben abschließen wolltest. Zeitgleich hast du dir Schamanen gesucht, welche deine Sache unterstützen und nun behauptest du, dass du niemanden nach Dobbie Village führen willst. Halt mich nicht für verrückt, aber ich bin mir zu 99% sicher, dass sich in dieser Aufzählung ein Fehler eingeschlichen hat, nur frage ich mich welcher. Kannst du mich aufklären?“

Nach dieser Aussage blickte der Feuergeist seinen Schützling mit einem aufgesetzten verwirrten Gesichtsausdruck an, welcher Hao zum schmunzeln brachte.
 

Selbst Spirit of Water versuchte ein amüsiertes Lachen zu unterdrücken, doch das Kichern war dennoch zu vernehmen. Jeder von ihnen wusste wo der Fehler war und selbst Hao konnte sich denken, worauf der Feuergeist hinaus wollte. Jedes Mal wenn dieser das Gefühl bekam, dass Hao ihm nicht vertraute zog er so eine Nummer ab. Egal welche Lüge oder Ausrede er vorbrachte sie wurde von dem Feuergeist durchschaut, doch das reichte diesem nicht. Er wollte die Wahrheit, denn die Wahrheit war die einzige Brücke, welche zum Vertrauen führte. Die Spirits of Elements wollten Haos vertrauen gewinne, doch dass konnten sie nur wenn sie ihn dazu brachten ihnen die Wahrheit über sich und seine Pläne anzuvertrauen. Leider waren sie davon noch etliche Meilen entfernt.

„Ihr wollte die Wahrheit?“

„Immer. Das solltest du eigentlich längst kapiert haben. Wir sind nicht deine Feinde, brenn es dir ins Gedächtnis. Wenn wir dich hätten verraten wollen, so hätten wir etliche Möglichkeiten gehabt. Das kann ich dir versichern.“

„Sie folgen meinem Furyoko. Ich habe ihnen gezeigt wie. Ich wollte nur sichergehen, dass sie weiterhin hinter mir sind.“

„Schon besser. Siehst du es hat dich nicht umgebracht uns deine Pläne anzuvertrauen.“

„Noch nicht!“

„Jetzt werd nicht frech.“

Während Hao noch versuchte herauszufinden, ob der Feuergeist wirklich so wütend war wie er vorgab, konnte der Wassergeist nicht anders als zu lachen. Eine Tatsache, welche die Situation für Hao als auch für Spirit of Fire sichtlich entschärfte. Dann allerdings reckte er die Flügel und stieg in die Luft.

„Ich glaube ich lass euch zwei Mal wieder allein, hier wird es mir nämlich etwas zu brenzlig. Wir sehen uns in Dobbie Village.“

Mit diesen Worten verschwand Spirit of Water und ließ seine beiden Begleiter zurück.

„Von wegen, der will die Geschichte nur an Okami und Hayabusa weiter geben, damit sie sich zusammen darüber amüsieren können. Glaub ihm kein Wort.“

„Und ich dachte ich soll euch vertrauen!“

„Mir! Du sollst mir vertrauen. Denn nur für den Fall das du es vergessen hast. Ich bin dein Hauptschutzgeist, nicht Okami oder Tako noch El-hayyah oder Hayabusa. Und für Zweifel ist es mittlerweile viel zu spät. Du wolltest mich als Hauptschutzgeist und ich habe zugestimmt, das bedeutet dass du mit dieser Entscheidung bis zum Ende deines Lebens leben musst.“

„Ich habe nie gesagt, dass ich die Entscheidung bereue!“

Manchmal konnte Hao den Feuergeist nicht wirklich ernst nehmen. Insbesondere wie jetzt wenn dieser ihm in so einer kindlichen Art Vorhaltungen machte. Dennoch wusste er, dass Grad zwischen Spaß und Ernst bei diesem ziemlich schmal war. Ein falsches Wort und Spirit of Fire konnte explodieren. Das war jedoch eine Sache die er nie erleben wollte, besonders nachdem was Okami ihm über den Feuergeist erzählt hatte.
 

Flashback
 

Die Entscheidung um seinen Schutzgeist war gefallen. Es war ihm im Nachhinein wesentlich leichter gefallen als er erwartet hatte. Doch das hieß nicht dass die Sache damit beendet war.

„Du hast also Spirit of Fire zu deinem Hauptschutzgeist erwählt? Wirklich mutig.“

Die Worte der Wölfin rissen ihn aus den Gedanken und ließen ihn herumfahren. Diese saß an der Tür und schien ihn zu mustern.

„Sollte ich mich jetzt entschuldigen?“

„Nein. Es war deine Entscheidung und so ungern ich es zugebe sogar eine gute. Er sieht vielleicht nicht unbedingt gefährlich aus, aber das äußere kann täuschen. Um genau zu sein ist er der unberechenbarste von uns und obendrein noch besonders nachtragend. Du tust gut daran ihn nicht zu verärgern sonst könnte es sein dass sich seine Flammen ganz schnell in ein Inferno verwandeln.“

Mit diesen Worten schüttelte sich die Wölfin. Es missfiel ihr zutiefst, dass Hao diese Feuerquaste ihr vorgezogen hatte, doch besser ihn als El-hayyah oder Hayabusa. Die beiden waren einfach viel zu unzuverlässig und was Tako anging. Dieser war ohne Frage zuverlässig, doch Hao brauchte jemand, der ihm nicht nur beschützte sondern ihm auch ab und zu den Kopf wusch. Deshalb war der Wasserdrache nicht wirklich für diese Aufgabe geeignet, denn er war Hao gegenüber viel zu zurückhaltend, wobei El-hayyah es wahrscheinlich zu oft übertreiben würde. Aus diesem Grund blieben nur sie und Spirit of Fire über und dass war allen von Anfang an klar. Nun ging es darum Hao etwas zu sensibilisieren. Immerhin gab es nicht umsonst das Sprichwort: Wer mit dem Feuer spielt kommt darin um. Es war einst eine Anspielung auf den Feuergeist gewesen, doch im Laufe der Zeit hatte die Bedeutung stark gelitten.

„Soll das eine Drohung sein?“

„Nein eine Warnung. Das Feuer ist nicht ohne Grund das gefährlichste Element. Einmal entfacht ist es schwer einzudämmen. Entweder es lebt und vernichtet alles auf seinem Weg oder es stirbt weil ihm die Nahrung fehlt.“

„Ich werde mir deine Warnung zu Herzen nehmen!“

„Solltest du auch, Hao. Der Feuergeist hatte nicht ohne Grund die wenigsten Schützlinge von uns allen. Früher wollten ihn viele als Schutzgeist. Doch er ist wählerisch. Jene die ihn mit Gewalt zwischen wollten wurden zu Asche und die Schützlinge die er angenommen hatte wurden gebrandmarkt, wenn sie es übertrieben hatten. Einige haben ihr ganzes Hab und Gut durch ihn verloren, andere nur ein gewisses Körperteil, weil der Witzbold Höllenfeuer gegen diese verwendet und es erst gelöscht hatte wenn mindestens ein geringer Teil des betreffenden verkohlt war. Und glaub mir die Schmerzen sind unvorstellbar. Versteh mich bitte nicht falsch, ich will dich nicht umstimmen Hao, sondern einfach nur verhindern, dass du die Fehler von deinen Vorgängern wiederholst.“

Nach diesen Worten hatte Hao nur genickt. Er hatte den Feuergeist schon ein paar Mal in Aktion erlebt und er kannte die zwei Seiten der Medaille. Dennoch war er der Wölfin insgeheim dankbar für ihre Worte, denn diese hatten die Situation noch einmal deutlich gemacht. Er würde vielleicht in Zukunft auf seine Worte Acht geben müssen, dennoch würde er diese Entscheidung niemals bereuen.
 

Flashback Ende
 

Und er hatte nicht gelogen, denn diese Entscheidung zählte nicht zu den Dingen, die er bereute. Es gab durch aus Entscheidungen, auf die er nicht stolz war, doch das änderte nichts daran, dass sie getroffen werden mussten. Ab und an wünschte er sich, dass es einen Ausweg gab, einen anderen Weg, doch je mehr er darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass es keinen gab.

„Na dann bin ich froh. Allerdings sollten wir langsam weitergehen, sonst wird der Häuptling noch wütend und das wollen wir ja nicht!“

„Dir könnte es doch egal sein und was mich betrifft, so habe ich nicht vor jedes Mal zu springen, wenn dem Häuptling danach ist. Ich werde seinen Befehlen nachgehen, allerdings in meiner eigenen Geschwindigkeit und wenn ihm das nicht passt hat er Pech gehabt!“

„Nimm es bitte nicht persönlich, aber du klingst gerade wie Riku!“

Für einen kurzen Moment verschlug es Hao die Sprache. Bisher hatten immer alle gesagt, dass er den Part seines Vaters übernommen hatte. Doch niemand hatte es je gewagt zu behaupten, dass er Riku in irgendeiner Art und Weise ähnlich war. Allerdings konnte er diese Behauptung nicht von der Hand weisen. Riku hatte damals dieselbe Nummer mit ihm abgezogen, wie er gerade mit Häuptling Hiamovi. Einerseits war diese Erkenntnis erschrecken, andererseits jedoch überraschte es ihn nicht wirklich. Auch wenn es ungewöhnlich klang so hatte er sich seit er zum Oberhaupt der Asakurafamilie ernannt wurde an dem älteren Orientiert. Er wäre nie auf die Idee gekommen, diesen um Hilfe zu beten, dafür hatte er Santi und Katsumi gehabt, doch Rikus Reaktionen sagten mehr aus als jedes Wort der beiden anderen. Seine Zufriedenheit signalisierte ihm, dass er die Aufgabe nicht so erledigt hatte, wie er sie hätte erledigen müssen. Jede positive Regung hatte er ins Negative übersetzt und umgekehrt. Allein das hatte ihm geholfen sich zu Recht zu finden und er war sich sicher, dass er Rikus Flüche hier hören würde, wenn dieser von all dem erfuhr. Doch das war Jahre her. Vergangenheit war eben Vergangenheit und konnte nichts mehr an der Zukunft ändern.

„Ich fürchte er hat mich mehr beeinflusst als irgendjemand von uns geahnt hat.“

„Wie sagt man so schön. Lerne von den Feinden und du weiß wie du sie besiegen kannst!“

„Er war nicht mein Feind. Nur jemand, der mir das Leben schwer gemacht hat!“

Mit diesen Worten hatte Hao das Thema beendet. Was er nicht bemerkte war, dass sich in diesem Moment ein leichtes Lächeln auf das Gesicht des Feuergeistes schlich. Der Feuergeist hatte ein solches Zugeständnis nicht erwartet und auch Recht nicht ein laut ausgesprochenes. Doch dass Hao diese Worte wirklich gesagt hatte zeigte nur noch einmal deutlich, dass es für diesen eine Chance gab. Es zeigte, dass der Hass ihn nicht komplett eingenommen hatte und er immer noch eine Linie zwischen Konkurrenz und Feinden ziehen konnte.
 

Am liebsten hätte Spirit of Fire weiter in diese Richtung agiert, doch Hao Aufmerksamkeit war derweil auf etwas anderes gerichtet. Ohne lange nachzudenken konzentrierte auch er sich und lies seine Sinne in der Gegend herumwandern um den Grund für Haos gedankliche Abwesenheit zu finden. Für ihn stellte sich dieses Unterfangen noch einfacher da als für einen Schamanen. Während ein Schamane nur die Präsenz der schamanischen Kräfte wahrnehmen konnte und einige Zeit brauchte um sie zuzuordnen, war es dem Feuergeist möglich einen schemenhaften Schatten in das entsprechende Gebiet zu schickten, was ihm ermöglichte die Dinge so zu sehen wie sie wahren. Und so wusste er sofort was Hao abgelenkt hatte. Es war die schamanische Kraft von fünf Schamanen, welche in seine Richtung unterwegs waren. Allerdings war ihm auch bewusst, dass Hao womöglich nur die gebündelte Macht, welche die fünf zusammen besaßen gespürt hatte. Eine Macht, die man durchaus als überdurchschnittlich beschreiben konnte und an die Macht heranreichte, die Hao vor der Meisterung des Einheitssterns besessen hatte, noch um einiges übertraf. Einzeln jedoch waren sie ein Witz zumindest für Haos jetziges Ich. Zugegeben der Stärkste hätte Haos damaligen Onkel Riku in einem Kampf reichlich Schwierigkeiten beschert, doch ob dieser auch gewonnen hätte war unklar und wäre auf einen Versuch angekommen.

„Scheinbar folgt noch jemand deinem Furyoko oder ein anderes Vögelchen hat ihnen den Weg gewiesen.“

Wobei letzteres nicht so unwahrscheinlich war. Den im Gegensatz zu den anderen Spirits of Elements wusste er was aus der obersten Wächterin des Einheitssterns geworden war und auch von den Befehlen des Geisterkönigs. Es war nicht so, dass er sich mit seinem Erschaffer absprach oder er mehr Informationen erhielt, vielmehr wusste er besser wo er die Informationen herbekam. Das Geheimnis war sogar recht simpel. Die Naturgeister die er damals in den Tempel geschickt hatte um Unruhe zu verbreiten waren nicht alle gefunden und rausgeschmissen beziehungsweise vernichtet worden. Einige wenige hatten sich im Tempel eingenistet und erteilten ihm ab und an Bericht. Natürlich war ihm bewusst, dass der König der Geister davon wusste, doch solange diese Wesen nicht den falschen Bericht erstatteten war es ihm schlichtweg egal. Und da er sowieso der einzige war, welcher sich um geheime Informationen bemühte, die im Tempel der Einheit kursierten, war es den Aufwand, der für die Suche nach den paar kleinen Geister anfallen würde, nicht Wert.

„Welches Vögelchen!“

„Sowas wie verirrte Geister, Teilnehmer oder Zuschauer des letzten Schamanenturniers, welche die Zeit überdauert haben oder Aufzeichnungen aus alten Tagen.“

„Ich vermute mal Möglichkeit zwei, besonders weil es so viele gibt, die das Alter von 500 Jahre erreicht haben.“

„Du hast sie erreicht, obwohl überreicht ist das falsche Wort, ich glaube überbrückt passt besser. Und falls ich dich an Jeanne erinnern darf…“

„Darfst du nicht, zumindest nicht jetzt. Erst einmal sehen wir uns diese Schamanen an.“

Mit diesen Worten verschwand Hao und der Feuergeist schüttelte nur resigniert den Kopf. Er konnte nicht genau sagen wieso, doch irgendwie bekam er das Gefühl, als würde diese Begegnung in einem Desaster enden. Aus diesem war es ihm nicht möglich Hao in der Situation alleine zu lassen.
 

- Bei den fünf Stammeshäuptlingen -
 

Die fünf Stammeshäuptlinge waren dem Weg, der ihnen von der alten Frau beschrieben wurde gefolgt. Es war nicht so, dass sie ihren Worten absoluten Glauben schenkten, doch hatten sie ansonsten keinen anderen Hinweis als diesen und ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. Zusammen kämpften sie sich die zerklüfteten Berge hoch, wobei ihnen das eine oder andere Mal die Steine unter den Füßen wegrutschten. Schweißgebadet und mit Schwielen an den Händen kletterten sie weiter, bis sie die Spitze erreicht hatte. Dort machten sie Pause und ließen ihr Gepäck an einer geeigneten Stelle fallen. Die meisten sanken kraftlos auf die Knie doch Yofia blickten sich um. Sie brauchten einen Bezugspunkt etwas woran sie sich orientieren konnten.

„Dort drüben ist ein Pfad, wenn wir es dorthin schaffen, haben wir es leichter.“

„Wo siehst du denn da einen Pfad? Für mich sieht das alles gleich aus.“

„Sieh genau hin Nitsuba. Dort drüben wo die Felsen sich überlappen. Die Lücke dazwischen ist der Pfad. Und dort hinten am Ende der Bergkette sieht man die Wüste. Wenn die alte Frau recht hat, werden wir dort auf den schwarzen Sandsturm treffen.“

„Ich weiß zwar nicht, wie du da irgendetwas sehen kannst, aber ich hab ja auch keine Adleraugen wie du. Dennoch für mich sieht der Weg dorthin nicht gerade leicht aus und die Sonne ist schon am ihrem höchsten Punkt, wenn wir zulange brauchen…“

„Sitzen wir nachts über in den Bergklüften fest.“

Nun hatte sich auch Drysa eingemischt, welcher zwischen den Worten heftig schnaubte. Ihm war die Anstrengung ins Gesicht geschrieben und dennoch schaffte er es mit ihnen allen mitzuhalten.

„Wir können es schaffen. Ich persönlich würde lieber dort unten Ruhen als hier oben.“

„Yofia hat Recht, hier sind wir dem Wind und dem Wetter hilflos ausgeliefert. Dort unten gäbe es Felswände, welche uns schützen würden.“

Auch Chelgo nickte bei diesen Worten zustimmend. Wenn er ehrlich zu sich war, dann würde er sich momentan nichts sehnlicher wünschen, als von dieser Bergkuppel runter zu kommen und wieder breiten festen Boden unter den Füßen zu haben.

„Die Frau hatte sie nicht mehr alle. Uns hier lang zu schicken, das ist…“

„Eine Abkürzung. Stell dir vor wir hätten den Weg umrunden müssen. Wäre dir das lieber gewesen Chelgo. Und ich bin mir sicher, wenn wir diesen Pfad erreicht haben, können wir ohne weitere Hindernisse voranschreiten.“

Zumindest hoffte Ian das, denn auch ihm wurde die Kletterei langsam zu viel. Doch da sich sonst niemand beschwerte, hielt auch er den Mund und schluckte seinen Ärger hinunter. Sie brauchten einander, denn alleine wären sie nicht mal hier hochgekommen, zumindest nicht unverletzt.
 

Mit diesem Gedanken nahm er einen letzten Schluck aus seinem Lederbeutel, steckte ihn an seinen Gürtel. Anschließend warf er einen prüfenden Blick in ihr mitgeführtes Gepäck. Ihre Vorräte waren mittlerweile ziemlich geschrumpft und die Beutel, welche sie mit Nahrung gefüllt hatte leer. Lediglich vier Lederbeutel mit Wasser waren übrig geblieben.

„Wir sollten unsere Vorratsbeutel vergraben. Im Moment behindern sie uns nur. Wir holen sie nach dem Turnier ab und füllen sie erneut bevor wir zu unserem Stamm zurück gehen.“

Keiner von ihnen wiedersprach dem Vorschlag, stattdessen legten sie die Säcke zusammengefaltet auf dem Boden und legten Steine darüber. Anschließend machten sie sich an den Abstieg. Yofia ging als erstes, da er sich schon einen Weg nach unten zu Recht gelegt hatte, die anderen folgten dicht auf. Während sie kletterten wanderte die Sonne am Horizont entlang. Die Schatten flohen von der einen Seite zur anderen, ohne, dass sie von den fünf Schamanen beachtet wurden. Erst als diese wieder auf festen Grund standen blickten sie auf. Die Sonne war erheblich gesunken, doch hatte sich der Himmel noch nicht verfärbt. Demnach hatten sie noch etwas Zeit um weiter zu gehen, bevor sie den Tag als beendet erklären mussten. Allerdings sollten sie nicht weit kommen, da sie nach einigen Minuten von einer fremden Person angesprochen wurde.

„Ich gratuliere ihr seid nur noch zwei Tagesreisen von Dobbie Village entfernt. Beeindruckend. Selten gab es Schamanen, die den Weg so schnell gefunden haben.“

Im ersten Impuls wollten die fünf nach ihren Waffen greifen, doch als sie erkannten, dass der Fremde ein Schiedsrichter war atmeten sie innerlich erleichtert durch. Dennoch blieben sie skeptisch, denn keiner von ihnen konnte sich erklären wieso sie hier von einem Schiedsrichter empfangen werden sollte, besonders von einem den sie nicht kannten.

„Was soll das heißen, was willst du von uns?“

Die fünf Häuptlinge hatten so ziemlich mit allem gerechnet. Eine weitere Prüfung, die ihnen das Recht gibt weiter zu gehen, oder einen weiteren Hinweis darauf wo Dobbie Village liegt, doch die Antwort die folgte war jenseits ihres Vorstellungsvermögen. Noch machte sich ihr gegenüber die Mühe seine wahren Motive zu verschleiern.
 

Dennoch irgendetwas an den folgenden Worten sorgte dafür, dass ihnen ein kalter Schauer über den Rücken lieft und dass obwohl ihr gegenüber mehr als gelassen wirkte.

„Häuptlinge ich möchte euch bitten meine Mission zu unterstützen. Zu lange schon haben sich mächtigen Schamanen zurück gehalten und lassen zu dass die Menschen über sie richten. Zu viele sind qualvoll in den Flammen zugrunde gegangen, weil sie es nicht wagten ihre Macht einzusetzen um sich selbst zu retten und nicht nur das. Sie zerstören unsere Welt und das nur für ihre eigenen irrsinnigen Ziele. Und genau dieser Irrsinn muss enden, bevor wir unsere Familien und Begleiter in den Flammen der Menschen wiedersehen, bevor die Trümmer unserer Welt jeden unserer Schritte schäumen und besonders bevor wir vergessen, wer wem überlegen ist…“

Worte wurden zu Bildern, denn jeder kannte dieses Phänomen doch es zu sehen und etwas dagegen zu unternehmen waren zwei verschiedene Dinge. Reden und Handeln waren zwei Seiten einer Medaille so nah beisammen und doch waren sie sich so fremd, dass es kaum zu glauben war. Ebenso verhielt es sich mit der Leidenschaft und der Besessenheit. Keiner der fünf Häuptlinge konnte die Leidenschaft mit der der Schiedsrichter sprach überhören. Doch was ihnen die Sprache war der Bruch in seiner Schilderung. Noch während er sprach schien sich die Atmosphäre um sie herum abzukühlen und es war als würden die Welt selbst den Atem anhalten. Und genau in diesem Moment veränderte sich die Mimik ihres Gegners. Zwar nur leicht, doch konnten sie dennoch deutlich sagen, dass der Schamane vor ihnen die Grenze zwischen Leidenschaft und Besessenheit überschritten hatte. Und dies war deutlich an den darauf folgenden Worten zu erkennen.

„…Ich will, dass ihr alle Menschen vernichtet bevor sie unseren Planeten völlig zerstört haben. Mir allein ist es vorherbestimmt Schamanenkönig zu werden und wenn es soweit ist werde ich eine Welt erschaffen in der nur noch Schamanen leben. Deshalb befehle ich, dass ihr Häuptlinge von nun an für mich kämpft.“

Ian war der erste der etwas zu diesen Worten erwidern konnte. Und auch wenn er weder die Blicke seiner Begleiter noch ein Wort von diesen gehört hat, so wusste er doch, dass er für alle sprechen würde.

„Das tun wir nicht, wir werden uns dir niemals anschließen. Unsere Kräfte setzen wir nur zum Wohle der Menschheit ein!“

„Wir wollen die Volker der Erde nicht vernichten, wir wollen sie retten!“

Drysa konnte nicht anders als diesen Punkt deutlich hervorzuheben. Wie konnte dieser Schiedsrichter ihnen nur so ein Angebot oder besser gesagt einen solchen Befehl geben.

„Wenn deine Mission Zerstörung heißt, bis du derjenige der zerstört werden muss.“

Yofias Griffe um seinen Bogen verstärkte sich während er diese Worte sprach und sein Zorn stieg an. Sie hatten an diesem Turnier teilgenommen und sich in Richtung Dobbie Village aufgemacht um eine Möglichkeit zu finden ihren Stämmen zu helfen, doch die Worte dieses Mannes ließen ihn an der Aufrichtigkeit dieses Turniers zweifeln.

„Du wirst deinen grausamen Hass nicht verbreiten. Das werden wir verhindern.“

Mit diesen Worten hatte Chelgo den Anstoß gegeben, welcher von Nitsuba sofort aufgegriffen und an die restlichen laut und deutlich weiter gegeben wurde.

„Seit bereits zum gemeinsamen Angriff.“

Keine zwei Sekunden später hatten sie ihren Angriff auch schon eingeleitet. Doch mit den folgenden Szenarium hatten sie nicht gerechnet.
 

Noch während sie am Angreifen waren schlug ihnen eine gewaltige Macht entgegen und trieb ihnen die Luft aus den Lungen. Und noch ehe sich Ian und Drysa versahen, lagen sie alle auf dem Boden. Mühsam stemmten sich Ian hoch und auch Dysa kämpfte sich in eine sitzende Position. Alles was sie hörten war die Stimme ihres Gegners, der über sie spottete.

„Tja wie schade. Es ist wirklich ein Verlust. Eine Schande dass solch ehrenwerte Kämpfer sinnlos sterben müssen.“

Ian spürte eine plötzliche Hitze aufsteigen, die scheinbar von seinem Gegner ausging. Die Luft um ihn herum flimmerte und ließ seinen Umhang hinter ihn tanzen. Schnell warf er einen flüchtigen Blick zu seinen Begleitern, doch außer Drysa rührte sich keiner. Bei diesem Anblick verwandelte sich sein Zorn in Angst und die Angst wurde zum Hass. Er konnte nicht mehr denken und wollte ein weitere Mal angreifen, doch dann zügelte eine einzelne Flammenzunge um den Schiedsrichter herum und noch bevor Ian seinen Schreck überwinden konnte wurde er von einem brennenden Schlag zurückgeschleudert. Alles was er tun konnte war einen letzten qualvollen Schrei auszustoßen, ehe die Welt um ihn herum verblasste. Der Schiedsrichter kümmerte sich derweil nicht länger um die gefallenden sondern wendete sich dem letzten lebenden Häuptling zu

„So was willst du jetzt tun? Deine vier Freunde sind nicht mehr bei dir. Nun musst du dich entscheiden Drysa. Du kannst mich jetzt entweder bekämpfen und verlieren oder ein Krieger in meinem Team werden. Wir könnten ein riesiges Schamanenreich gründen!“

„Nein niemals, ich werde für den Ruhm meines Stammes kämpfen.“

Eine andere Wahl hatte Drysa auch nicht. Es war sein Plan gewesen mit den anderen nach Dobbie Village zu gehen. Und dieser Plan hatte seine Begleiter, welche mittlerweile zu seinen Freunden geworden waren, umgebracht. Alles was er tun konnte war zu versuchen diesen Schamanen zu töten, ehe er selbst das Schicksal der anderen vier Häuptlinge teilte. Er würde sie Rächen. Der Schiedsrichter hatte sie überrascht, doch noch einmal würde er sich nicht von dessen Flammen irritieren lassen.

//Für die Wüstenstämme, die durch meinen Plan ihre Häuptlinge verloren haben.\\

Mit diesen Worten stand er auf, die beiden Messer in der Hand, doch aus seiner Entschlossenheit wurde Angst als sich der Schutzgeist des Schiedsrichters vor ihm erhob. Der Geist war riesig und schien die Felswände um ihn herum zu überragen. Auf dessen Hand stand der Schiedsrichter und blickte mit einem finsteren Blick auf ihn herab.

„Tut mir Leid, falsche Wahl!“

Drysa hörte die Worte, doch da war es schon zu spät, er konnte nur noch zusehen wie der riesige Feuerball auf ihn zukam. Ausweichen war Zwecklos also blieb er wo er war und sah in die gewaltigen Flammen.
 

Nach Vollführung des Angriffes löste der Feuergeist eigenmächtig die Geistkontrolle. In dem Moment war es ihm egal ob Hao sicher auf seinen Füßen aufkam oder nicht. Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn dieser auf die Kniegestürzt wäre, doch dafür hatte dieser einfach genug Zeit um sich der Situation anzupassen. Was ihn jedoch am meisten störte war, dass Hao nicht mal auf diese plötzlichen Geistkontrollenverlust reagierte. Wütend wendete er sich ab, doch genau in diesem Moment erblickte er eine junge Frau, welche mit großen Augen zu den Aschehaufen, welche die Reste der Häuptlinge darstellten, blickte. Dann jedoch zog sie sich zurück und verschwand so schnell und leise wie sie konnte. Einen Moment wartete der Feuergeist noch bis er sicher war, dass die Frau außer Hörweite war ehe er sich an Hao wendete.

„War das wirklich nötig?“

„Sie haben mich angegriffen nicht anderes herum!“

Das verschlug dem Feuergeist die Sprache. Hao stimme wirkte auf einmal so kühl und abweisend, dass er sich fragte, was genau in der Schlucht passiert war. Er wusste nur eines, Hao hätte diese Schamanen auch ohne Geistkontrolle besiegen können, doch er hatte nichts unternommen, als sie ihn angegriffen hatten. Und genau das machte den Feuergeist gerade so wütend. Ein Schutzgeist war für den Schutz seines Schamanen verantwortlich und das allein war der Grund wieso er sich Haos Furyoko eigenmächtig einverleibt hatte. Das fatale an der Sache war jedoch, dass er die Stärke des dadurch entstehenden Angriffes nicht kontrollieren konnte und dass wusste Hao ganz genau.

„Du hast sie provoziert. Und die Sache mit dem Schamanenkönig…“

„Es ist wie es ist.“

Damit schien das Thema für Hao beendet, nur der Feuergeist schien dem ganzen nicht wirklich folgen zu können.

„Was ist passiert?“

Die Wölfin, welche gerade erschienen war rümpfte angewidert die Nase, als ihr der Geruch vom verbrannten Fleisch in die Nase stieg.

„Ich war zwar dabei, aber ich hab absolut keine Ahnung.“

„Ich warne dich, Feuerkopf. Verlier ihn nicht!“

„Hab ich nicht vor verlass dich darauf.“

Die Worte waren einfacher gesagt als getan, dass wusste der Feuergeist, doch was blieb ihm sonst noch als Erwiderung übrig.
 

Fürs erste konnte weder Spirit of Fire noch irgendeiner der anderen Spirits of Elements etwas anderes tun als abzuwarten und die folgenden Dinge zu beobachten. Das was Hao getan hatte war nicht seine Art gewesen. Soviel stand für sie von vorn herein fest und hätte ihnen jemand davon berichtet, hätten sie es als Rufmord abgetan. Nur zu ihren bedauern hatten sie es mit eigenen Augen gesehen. Der Feuergeist wusste, dass er sich eigentlich hätte weigern sollen, doch dann hätten sie Hao für immer verloren.

„Sag mal wollt ihr da drüben Wurzeln schlagen?“

„Nicht wirklich, wo willst du denn jetzt so schnell hin?“

„Schon vergessen, der Häuptling will mich sprechen!“

„Jetzt auf einmal?“

Die Worte der Wölfin waren so leise, dass Hao sie nicht mitbekam, dafür aber der Feuergeist, welcher ihr nur einen kurzen Blick zuwarf. Es war ein Blick den sie sofort deuten konnte und der ihr überhaupt nicht behagte. Denn in diesem Blick war eine Frage versteckt. Eine, welche selbst sie nicht beantworten konnte. Was haben sie gerade verpasst? Noch vor wenigen Minuten scherzten er mit ihnen und im nächsten änderte sich sein Wesen um 180° ohne, dass es auch nur den leisesten Anhaltspunkt gab.

„Kann es sein, dass er mit den Gedanken der fünf Häuptlinge überfordert war?“

Okami konnte nicht anders als diese Frage an den Feuergeist weiter zu leiten. Doch dieser schien ihre Worte zuerst nicht Recht zu begreifen zu wollen, oder er war einfach nur in seine eigenen Gedanken vertieft. Was auch immer der Grund war seine Antwort kam in dem Moment als sie fast nicht mehr damit gerechnet hatte.

„Es wäre möglich, dass er die Gedanken anderer spürt und sich deren Wut auf ihn überträgt. Doch für mich wirkte Hao nicht so, als…“

Der Feuergeist konnte seine Gedanken nicht zu Ende bringen, allerdings verstand Okami sofort woraufhin dieser hinaus wollte.

„Welche Alternative gäbe es sonst und jetzt sag nicht das was ich denke, dass du sagen willst!“

„Gut, dann sage ich es nicht. Aber vielleicht kommen mehrere Faktoren zusammen. Die Reaktion der Häuptlinge, die Tatsache, dass er sich seine Erinnerungen wieder ins Gedächtnis geredet hatte und zum Schluss ein paar leichte Visionen aus Vergangenheit und Zukunft…Aber jetzt mal was anderes. Hab ich mir das eingebildet oder habe ich Jeanne wirklich wegrennen sehen?“

„Hast du. Was mich nur wundert ist, dass sie abgehauen ist. Ich meine sie soll doch angeblich Haos Gegenspielerin sein, oder hab ich das falsch verstanden?“

Der Feuergeist schüttelte daraufhin nur den Kopf. Es war merkwürdig dass eine Kriegerin mit einem solchen Selbstbewusstsein einfach reiß ausnimmt. Es könnte natürlich auch ein cleverer Schachtzug sein um sich zu sammeln und sich in Ruhe eine Strategie auszudenken, mit der sie Hao besiegen könnte. Wobei das eher unwahrscheinlich ist, das Hao Schiedsrichter war und nicht selbst am Turnier teilnimmt. Allerdings wäre es auch nicht das erste Mal, dass jemand versucht einen Schiedsrichter zu beseitigen. Doch trotz all seines Wissen konnte sich der Feuergeist nicht vorstellen, wie diese Jeanne d’Arc seinen Schützling besiegen sollte, besonders mit ihm und den anderen Spirits of Elements an dessen Seite. Allerdings konnte sie sich auch früher oder später mit Yoken zusammen tun und dass würde noch einmal alle Faktoren durcheinander bringen. Er konnte nur hoffen, dass sie es irgendwie schafften Hao weiterhin vom Schamanenturnier fernzuhalten, denn selbst den Patschen war es mit bestimmten Auflagen gestattet am Turnier teilzunehmen. Eine Praxis, welche nur einmal vorgekommen aber einmal reichte um Haos Ehrgeiz anzustacheln und wenn dieser davon erfuhr würde er auch alles tun um diese Möglichkeit wahrzunehmen. Und genau damit würde er seinen eigenen Tod einläuten.
 

- Bei Jeanne d’Arc -
 

Jeanne hielt sich mit der einen Hand an der kalten Felswand fest, ihre andere ruhte auf ihrem Magen. Sie konnte nicht sagen welches Gefühl überwog. Die Übelkeit bei dem Gedanken an den Geruch des verbrannten Fleisches oder der Hass den sie diesem Schiedsrichter gegenüber verspürte. Eigentlich hatte sie nur vor mehr über ihn herauszufinden, doch dann war sie auf einen seiner Anhänger gestoßen. Dieser hat wahre Lobeshymnen gesungen und ihr sogar gezeigt, wie sie ihn finden konnte. Zugegeben um die Information zu bekommen musste sie so tun, als wäre sie eine von ihnen, was in gewisser Weise nicht mal so schwer war, da keiner auch nur den Verdacht zu hegen schien dass sie log. Nach dem sie alle wichtigen Informationen beisammen hatte, hatte sie sich von diesen Leuten wieder getrennt und war vorausgegangen. Sie war sich Sicher, dass man sie zurückgeschickt hatte um diesen Schamanen und seine verdrehten Ideale zu vernichten, doch das was sie in der Schlucht gesehen hatte änderte alles. Von der Eingangsprüfung her wusste sie, dass dieser Schiedsrichter stark war, doch wie stark hatte sie erst hier gesehen.

//Und ich bin geflohen.\\

Es war schiere Angst, welche sie in dem Moment ergriffen hatte. Die gleiche Angst, welche sie auch damals verspürt hatte, als man ihr die Wahl gegeben hatte Abzuschwören oder den Ketzertod zu sterben. Doch diese Entscheidung war anders. Was nützte ihr Tod, wenn sie nichts erreichen konnte. Was nützte es ihr für ihre Sache zu sterben, so wie die fünf Häuptlinge es taten. Nein wenn sie gegen diesen Schiedsrichter vorgehen wollte, dann musste sie sicher gehen, dass ihre Mission Erfolg hatte. Und damit ihr das gelang brauchte auch sie Schamanen, welche sie unterstützten und vor allem brauchte sie einen stärkeren Schutzgeist. Denn der Feuergeist, welchen der Schiedsrichter besaß war einer der mächtigsten Geister dieser Welt.

„Vergib mir Jean. Aber unsere Wege müssen sich hier trennen.“

Jean antwortete nicht, er hatte Verstanden worauf sie hinaus wollte. Auch wäre er nicht zu einer Erwiderung gekommen, wenn er es gewollt hätte, da sich in dem Moment eine andere Person einmischte.

„Alles beginnt stets mit dem ersten Schritt!“

„Wer sind sie?“

„Wer ich bin spielt keine Rolle, Jeanne. Lediglich mein Anliegen sollte für dich von Bedeutung sein.“

Im ersten Moment war Jeanne versucht der Frau den Rücken zu zudrehen, doch ihre Höflichkeit ließ es nicht zu.
 

Zwar wusste sie nicht was diese Frau von ihr wollte, doch sie würde es bald herausfinden. Dessen was sie sich sicher und solange konnte sie diese Reden lassen.

„Und welches Anliegen wäre das?“

„Ich will dir einen Weg zeigen, wie du den Schiedsrichter besiegen kannst, den du so sehr zu hassen begonnen hast.“

Auf diese Worte hätte Jeanne am liebsten gelacht. Wenn diese Person etwas wüsste, wieso hatte sie es nicht schon selber getan. Im gleichen Moment schien diese Gelegenheit einfach zu verlockend als dass sie es einfach ignorieren konnte.

„Der Schiedsrichter ist zu mächtig, als…“

„Mächtig ist er, ja. Und daran lässt sich nichts ändern. Aber es gibt Wege. Zauber und Banne um diese Macht einzudämmen und vor allem jene um die eigene zu stärken!“

„Wie?“

Auf dem Gesicht ihres Gegenüber schlich sich ein zufriedenes Lächeln und Jeanne wusste sofort dass diese mit ihrer Reaktion gerechnet hatte. Nicht nur dass, diese seltsame Frau, dessen Gesicht sie durch deren Kapuzenmantel nicht mal erkennen konnte, hatte diese Frage sogar erwartet. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie in eine Falle tappen und trotzdem konnte sie sich nicht zum Gehen wenden.

„Es heißt eine Jungfrau würde Frankreich wieder auf dem Thron helfen. Doch dieses Land ist klein verglichen mit dem Rest der Welt und die Prophezeiungen werden verfälscht, vergessen oder ignoriert. Einige von ihnen wurden sogar aus Menschenhand gespannt und sind somit Nichtig. Allerdings gibt es eine Prophezeiung, welche besagt, dass die Heilige Jungfrau erst geboren wird wenn der Krieger in ihr seinen letzten Atemzug tut und fortan alle Zeitalter der Welt erleben soll.“

Spätestens jetzt hatte Jeanne den Faden verloren. Doch sie wäre nicht sie selbst, wenn sie das einfach für sich behalten hätte.

„Und was hat das mit mir zu tun?“

„Alles hat ein Gegenstück. Einen Gegner, den es zu bezwingen gilt. Deinen hast du erst in diesem Leben getroffen und du musst ihn vernichten, oder diese Welt wird untergehen. Du hast gesehen, was er mit diesen Häuptlingen angestellt hat. Doch um zu erhoffen ihn besiegen zu können, musst du ein Opfer bringen.“

„Und welches wäre das?“

„Folge dem Weg, welcher auf dieser Karte eingezeichnet ist. Sie wird dich zu deinem Ziel führen. Dort angekommen sollst du beten und du wirst deine Antwort erhalten.“

Bei diesen Worten gab ihr die Frau eine Karte und wendete sich von Jeanne ab. Jeanne betrachtete die Karte derweil, doch als sie aufblickte und eine weitere Frage stellen wollte, war die Frau verschwunden. Für einen Moment blieb sie zweifelnd an Ort und Stelle stehen, doch dann schüttelte sie den Kopf und folgte der Wegbeschreibung. Sie hatte schließlich nichts zu verlieren, auch wenn sie sich sicher war, dass diese Frau nicht zu den Personen gehörte, denen man blind vertrauen konnte.
 

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Bruch mit der Familie

Kapitel 59: Bruch mit der Familie
 

Trotz dem Hao seine Schutzgeister ermahnt hatte nicht zurückzufallen, schien es für diese so, als würde sich Hao trotz allem nicht wirklich beeilen um in Dobbie Village anzukommen. Doch egal wie lange man das Ziel seiner Reise auch verschiebt und herumtrödelt, irgendwann war man an seinem Ziel angekommen und dass waren sie nun ebenfalls. Die blaue Höhle an der Felswand leuchtete in einem matten Blau, welches man nur von nahem erkennen konnte. Erst wenn sich ein Schamane nähern würde, welcher am Schamanenturnier teilnimmt, würde sich das matte Licht in ein glänzendes helles blau verwandeln. In seinem ersten Leben war dieser Ort für ihn faszinierend gewesen, obwohl das Dorf nicht mal annähernd an den Tempel des Einheitssterns herankam. Ab und an fragte er sich ja was aus den Wächterinnen geworden war. Er hatte sie gemocht. Manche mehr als andere, doch da jede von ihnen ihn auf einem Teil seiner Reise zur Meisterung begleitet hatte konnte er sie nicht einfach vergessen. Insgeheim fragte er sich wie Mai Samiras Tod aufgenommen hatte. Sie hatte ihr stets geholfen und sie bei ihren Ausflügen gedeckt, und doch war Mai nicht die einzige über die sich Hao Gedanken machte. Nein, auch Rin tauchte ab und an in seinen Gedanken auf. Und ab und an stellt er sich die Frage, wie das Mädchen den Tod seiner Mutter verkraftet hatte. Samira selbst hatte ihre Mutter nie kennen gelehrt und er selbst. Er hatte sie in jungen Jahren verloren und dennoch kamen die Erinnerungen an ihren Tod ab und an als Traum zu ihm zurück. Dennoch war es anders als damals. In seinen Träumen hörte er den Wind, welcher tosend um das brennende Haus wehte. Er spürte wie die Flammen um ihn herum sich näherten und dennoch irgendwie tot wirkten. Fast so als habe man ihnen den Willen genommen.

„Hao?“

„Ihr hattet damals schon eure Hände im Spiel, damals als das Haus in Flammen stand.“

Er wollte das offensichtliche nicht aussprechen. Er wollte sich nicht daran erinnern was damals geschehen war, denn die Erinnerung war einfach zu schmerzhaft.

„Eine Laune des Geisterkönigs. Eine die keiner von uns verstanden hatte und dennoch haben wir ihm gehorcht.“

„Und insgeheim sind sie froh darüber weil sie dich sonst nie kennen gelernt hätten.“

„Ach und du nicht?“

„Wieso ich, Okami. Ich war doch damals gar nicht dabei. Was schon allein eine Unverschämtheit darstellt, da ich als einziges in der Lage bin Feuer zu manipulieren, aber wenn mich keiner ruft….“

Der Feuergeist beendete seinen Satz nicht. Wohlmöglich war es auch besser so. Hao war nie jemand gewesen der Zusammenhänge nicht erfassen konnte, doch zum Punkto Spirits of Elements war er blind und das war gut so. Hätte er nämlich herausgefunden, dass hinter Kami in Wirklichkeit Okami steckte, wäre dieses Halbmillennium nicht so verlaufen wie es war. Ob es im entgegengesetzten Fall besser oder schlechter gelaufen wäre, darüber wollte er nicht spekulieren. Fazit war nur, dass Okami damals nicht nur ihre Gestallt verändert hatte sondern auch die Pulsierung ihrer Macht. Sie war nicht so stark wahrzunehmen, als in ihrer Ursprungsgestallt und wer beiden Gestallten begegnet war erkannte den Unterschied. Nur Schamanen die wirklich darauf achteten konnten die Gemeinsamkeiten erkennen, doch das war den meisten zu aufwendig.
 

Zudem war es für die meisten Schamanen unvorstellbar, dass die Spirits of Elements, welche die Natur beherrschen, sich der Gestallt eines Menschen bedienen. Was vor allem an den Zeichnungen lag, die es von ihnen gab. Sie wurden steht’s als Tiere oder schemenhafte Schatten dargestellt.

„…So jetzt aber zurück zum Thema. Hast du irgendeine Ahnung was der große Häuptling von dir will?“

„Ich dachte dass könntet ihr mir sagen. Oh und Okami, könntest du mal nachsehen wo…“

„Wo Mr. Pig ist. Kein Problem, der ist…nimm lieber mal einen Umweg zum Hauptquartier, das Schwein patrouillierte gerade am Vordereingang.“

„Und wo ist der Hintereingang?“

„Ich glaub es gibt keinen, es sei denn du gehst durch die Wand!“

Hao sah den Feuergeist darauf hin nur mit einem finsteren Blick an woraufhin dieser schnell die Arme hob und etwas zurück wich. Der Blick gefiel ihm gar nicht.

„Schon gut, schon gut. Ich sorg dafür dass er verschwindet. Okami pass du mir auf meinen Schützling auf und wehe ihm fehlt bei meiner Rückkehr auch nur ein Haar!“

Mit diesen Worten war der Feuergeist auch schon verschwunden und Okami blickte Hao misstrauisch an.

„Was?“

„Nichts, ich frag mich nur gerade wie ich auf dich und all deine Haare aufpassen soll. Wenn da eins fehlt kriegt das doch niemand mit. Außerdem liegt das verlieren von Haaren in der Natur. Wie soll ich also die Natur aufhalten um Spirit of Fire zufrieden zu stellen?“

„Seit wann willst du ihn zufrieden stellen?“

„Hmm, stimmt auch wieder, also gehen wir weiter.“

Mit diesen Worten setzten die beiden ihren Weg fort. Und Hao fragte sich insgeheim wieso die Spirits of Elements immer so übertreiben mussten. Besonders Okami und Spirit of Fire stellten sich regelmäßig dümmer als sie in Wirklichkeit waren. Jedoch war er sich nicht sicher, ob er sich deswegen sorgen machen sollte oder nicht. Auf Spirit of Fire konnte er sich verlassen, dass hatte er bei dem Kampf mit den fünf Häuptlingen erfahren. Um ehrlich zu sein hatte er diesen Kampf nur deswegen provoziert, doch was dann passiert war wusste er nicht. Er konnte sich daran erinnern was geschehen war, dass schon, nur an das wieso nicht mehr. Diese Häuptlinge waren keine Gefahr für ihn. Sie waren starke Schamanen, dass wollte er nicht bestreiten, doch mehr auch nicht. Sie hatten blind zugeschlagen ohne jegliche Form von Verteidigung. Ihr Tod war das Resultat ihrer eigenen Dummheit und dennoch konnte er das Bedauern was er verspürte nicht unterdrücken.

„Es musste getan werden.“

Die Worte waren ein Flüstern, welches Okami zwar hörte, jedoch reagierte sie nicht darauf. Doch selbst wenn hätte Hao es nicht mitbekommen, dafür waren seine Gedanken zu weit entfernt. Und Okami wusste, dass sie ihn mit diesen Gedanken alleine lassen musste, denn wenn ihm etwas helfen konnte seinen Wahn zu vergessen, dann waren es seine Schuldgefühle. Schuldgefühle, welche ihn an seinem Vorhaben schweifeln ließen. Niemand kann lange für etwas kämpfen, wenn er nicht mit ganzem Herzen dafür einstehen konnte und dass konnte dieser nicht. Und darüber war sie insgeheim froh.
 

Nach diesem Gedankengang wendete sie sich wieder dem Jetzt zu. Was auch höchste Zeit war, da Hao gerade in den Ratsraum getreten war wo der Schiedsrichterhäuptling auf seinem Stuhl saß und die Szene zwischen Hao und den fünf Schiedsrichtern beobachtete.

„Schamanenkönig. Ein Schiedsrichter kann niemals Schamanenkönig werden, dass war nie vorgesehen. Wir entscheiden, dass ist unsere Aufgabe. Das jedoch ist Wahnsinn."

Mit diesen Worten war Häuptling Hiamovi von seinem Stuhl aufgestanden. Hiamovis Bewegung wirkte müde und kraftlos, doch dass lag nicht an seiner gesundheitlichen Verfassung. Viel mehr lag der Grund darin, dass er von seinem Gegenüber nicht mit so einem Verhalten gerechnet hatte. Er hatte den jüngeren immer geschätzt, selbst nach dem dieser das Dorf verbotener Weise verlassen hatte. Für ihn war dieser ein wissbegieriger Junge, der die Welt verstehen wollte und hier einfach unterfordert war. So etwas kam durchaus vor, jedoch nie in so einem Ausmaß. Vielleicht hatte er einen Fehler begangen, als er ihm erlaubt hatte die Schutzgeistwahl selbst zu beeinflussen. Allerdings hatte Kira ihm erzählt, dass zwischen dem Jungen und den Spirits of Elements eine Verbindung bestand. Die sechs gehörten zusammen, auch wenn er nicht genau verstand wieso.

„Der Wille des Königs der Geister…“

„Der Wille des Königs der Geister kann mich mal. Ich bin keine seiner Marionetten die nur tun was er sagt und erst Recht werde ich nicht springen wenn er es befiehlt. Das habe ich nie getan.“

Hiamovi fehlten die Worte. Was war geschehen. Dieser Junge war zwar schon immer etwas eigenwillig gewesen, doch diese Worte waren wie ein Messer im Rücken, eines welches man nicht hat kommen sehen. Nie zuvor war Cheveyo so respektlos ihm oder jemanden anderem gegenüber gewesen. Und erst Recht nicht waren seine Worte so gezielt gegen den König der Geister.

„Cheveyo, komm zu Vernunft, denn wenn du es nicht tust werde ich keine andere Möglichkeit haben als dich aus dem Schamanenrat auszuschließen. Weißt du eigentlich was das bedeuten würde. Die Konsequenzen die daraus entstehen betreffen nicht nur dich, sondern auch deine Familie. Was ist mit deiner Gemahlin, deinem Sohn? Willst du dass sie mit dieser Schande leben!“

Hao hätte am liebsten gelacht. Allein der Gedanke, dass es eine Schande war aus dem Schamanenrat ausgeschlossen zu werden, ließ ihn darüber nachdenken was es war wenn man gar nicht erst zugelassen wurde. War das der Weg der Patchen diejenigen zu verbannen und ihnen einzureden, dass sie Schande über ihre Familie gebracht hatten nur weil sie ihre eigene Meinung hatten.
 

In dem Fall hätte es viele Ahnen gegeben, welche Schande über die Familie gebracht hatten. Angefangen von Riku, der sich die ersten Jahre nicht mit der neuen Rangfolge abfinden konnte und immer gegen ihn agiert hatte. Er hatte die Familienführung nicht mal einen Tag lang für sich beanspruchen können und dennoch würde keiner sagen, dass er eine Schande war. Und was war mit Cassandra? Diese Frau hatte Jahrzehnte lang gegen alles und jeden gewettert und dennoch war sie keine Schande. Höchstens ein Ärgernis, mehr aber auch nicht.

„Schande?“

Er konnte nicht anders als das Wort zu widerholen, denn genau dieses Wort machte ihm mehr als deutlich, dass er hier nicht hingehörte. Er war jemand der für seine Ziele kämpfte und das Schicksal der Welt nicht einfach jemand anderem überließ und sich mit hochgelegten Beinen zurücklegte. Er konnte nicht einfach die Augen verschließen und den Dingen ihren Lauf lassen. Das Leben als Patche hatte ihm einen besseren Überblick über das Turnier erlaubt, doch das war alles worauf er in dieser Familie hoffen konnte.

„Es ist keine Schande zu sagen was man denkt. Noch ist es eine Schande die Dinge so zu sehen wie sie sind. Die Patchen sind ein armseliger Haufen, einer dem man die Freiheit genommen hat und die sogar noch froh darüber sind keine Entscheidungen treffen zu können. Dieses ständige Gerede von wegen es ist der Wille des Königs der Geister macht mich krank.“

Er hatte genug, genug von dem Gerede, genug von den Personen, die hier lebten und die er ertragen musste und vor allem hatte er genug vom Leben als Patche. Schon einige Jahre nach seiner Wiedergeburt hatte er gemerkt dass es ein Fehler war in dieser Familie widergeboren zu werden und nun wurde es ihm vollends bewusst. Er wollte Einfluss auf die Schamanen und keine Ketten an Händen und Füßen. Viel zu lange hatte er sich auf das Patchen-Spiel eingelassen, doch genug war genug. Es machte keinen Sinn weiterzuspielen, zumindest nicht in dieser Kategorie.

„Schließ mich ruhig aus dem Schamanenrat aus, mir ist es egal. Diese Position hat mir nie etwas bedeutet, im Gegenteil du würdest mir sogar einen Gefallen damit tun. Ich habe mich sowie so schon viel zu lange mit dieser nutzlosen Position abgefunden…Da fällt mir ein. In den alten Schriften steht, dass jeder am Schamanenturnier teilnehmen kann, sofern er die Qualifikationsprüfung besteht. Demnach dürfte nichts dagegensprechen, wenn ich dieses Recht jetzt einfordere, immerhin gehöre ich ja nicht mehr lange zum Schamanenrat!“

„Du bist ein Schiedsrichter…“

„Ich bin ein Asakura!“

Die Worte hingen wie Schwefel in der Luft und raubten Hiamovi den Atem. Ein Asakura, dass konnte nicht sein er war bei dessen Geburt dabei. Er hatte Cheveyo aufwachsen sehen, der Junge war einer von ihnen, daran gab es keinen Zweifel, doch wie konnte dieser jetzt behaupten, dass es nicht so war.

„Wie?“

„Einst gehörte ich zur Asakura- Dynastie. Ich war ihr Oberhaupt bis zu meinem Tod. Nun bin ich hier, doch ich denke nicht daran meinen Willen in Ketten legen zu lassen. Du tust also gut daran weiter deine Ohren für den König der Geister offen zu halten und mir aus dem Weg zu gehen. Denn ich versichere dir, wenn sich einer von euch mir in den Weg stellt, wird er genauso enden wie die 5 Häuptlinge der Wüstenstämme!“

Mit diesen Worten wendete sich Hao von dem Häuptling ab. Dieser stand wie versteinert an Ort und Stelle und konnte nicht begreifen, was er gerade gehört hatte.
 

Zweifelnd blickte er sich im Raum um und konnte im letzten Moment nur den Schatten eines Wolfes erkennen, welcher dem jüngeren Schamanen folgte.

„Was soll ich tun.“

Es dauerte eine Weile bis Hiamovi eine Antwort bekam, doch diese sollte nicht gerade so ausfallen wie er es sich erhofft hatte. Im Gegenteil, sie stellte ihm sogar alles andere als zufrieden.

//„Du kannst nichts tun. Lass ihn gewähren und am Turnier teilnehmen. Ansonsten fürchte ist, wird dieses Turnier in einer Katastrophe enden!“\\

Mehr sagte die Stimme nicht dazu, wodurch vieles ungesagt blieb. Dennoch war eins Gewiss die Tatsache, dass sich das Blatt in diese Richtung gewendet hatte würde für sie nichts Gutes bedeuten. Viele Schamanen die an diesem Turnier teilnahmen würden es nicht bis zum Ende miterleben und jene die es doch taten würden bis zum Ende betten und bangen. So wie sie es vor 500 Jahren getan haben.

„Er würde nie…“

//„Würde er nicht? Ich denke, dass ich ihn besser einschätzen kann. Den Cheveyo den du kennst gibt es nicht. Er war nur eine Fassade, lediglich eine Maske die von seinem wahren Selbst ablenken sollte. Dahinter verbirgt sich ein Schamane dessen Macht von anderen nicht mal ansatzweise erfasst werden kann. Er ist jemand der seine Ziele aus den Augen verloren hat und dabei ist zu vergessen wer er in Wirklichkeit ist. Es heiß Namen sind wie Schall und Rauch. Man sollte meinen das der Name eine Person nicht ändert und dass stimmt. Der Name Cheveyo hat ihn nicht zu einen von euch gemacht. Dennoch können Namen mächtig sein. Nimm man einen anderen Namen an und erzählt den Leuten unter diesem Namen immer dieselbe Lüge, so wird man früher oder später herausfinden, dass man diese Lüge selber glaubt. Man vergisst sein einstiges Selbst, vergisst wer man war und alles was bleibt ist die Lüge und der falsche Name. Und ich fürchte, die Asakuras haben diesen Weg für Hao geöffnet. Nun liegt es an den Spirits of Elements oder an den Nachfahren der Asakuras diese Weg wieder zu versperren, bevor Hao sich komplett vergisst.“\\

„Hao. Ist das Cheveyos richtiger Name?“

//„Ja. Er war das Oberhaupt der Asakura-Familie und das bis zu seinem Tod durch seinen eigenen Cousin. Und das war gut so, denn genau diese Geste verbindet ihn mit seiner Familie. Es waren deren Nachfahren, welche die Geschichte in ein unübersichtliches Wirrwarr verwandelt haben und bis dieses entknotet ist wird es Jahrhunderte dauern.“\\

„Was ist mit Kira?“

Es war eine berechtigte Frage. Jeder, der sie kannte, wusste dass sie Hao liebte, doch wie würde sie auf diese Wendung reagieren würde sie ihm folgen. Und was würde er tun. Sie von sich stoßen oder würde er sie mit sich nehmen.

//„Um Kira brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Sie ist eine von euch. Sie wird den Stamm nicht verlassen um genau zu sein ist sie wahrscheinlich die einzige, welche sich ihm ungestraft in den Weg stellen könnte. Doch ich würde davon abraten. Selbst wenn er ihr und ihrem Sohn nichts tun würde, so trifft dass nicht auf ihre Freunde und Verwandte zu. Doch genug davon. Hao ist nicht das einzige Problem. Es scheint, dass sich noch jemand von ihrem alten Weg abwendet um auf fremden Pfaden zu wandern.“\\

„Noch einer von uns?“

//„Nein. Eine außenstehende. Doch das sollte nicht dein Problem sein. Noch nicht.“\\

Nach diesen Worten schwieg die Stimme und ließ den Häuptling allein zurück. Dieser setzte sich geschlagen wieder auf seinen Stuhl und fragte sich wieso er ausgerechnet in diesem Millennium der Häuptling der Patchen war, denn so wie er es sah, konnte dieses Turnier kein gutes Ende nehmen.
 

- Bei Hao -
 

Hao hatte sich derweil auf dem Weg zu seinem Zimmer gemacht. Er würde keinen Tag mehr in dieser Patchenunterkunft verbringen, sondern sich unter die Teilnehmer des Schamanenturniers mischen. Ebenso wie er es damals getan hatte. Allerdings kam er nicht weit, da er nur wenig später von Kira entdeckt wurde.

„Cheveyo.“

Auf Kiras Gesicht bildete sich sofort ein strahlendes Lächeln. Schnell übergab sie ihr Kind ihrer Begleiterin und rannte auf ihn zu. Im ersten Moment wollte sie ihn umarmen, doch noch ehe sie die Arme um ihn schlingen konnte stieß er sie zurück. Nicht mit Kraft nur ganz leicht, doch der Widerstand ließ ihr Lächeln verblassen.

„Was ist los?“

Für einen Moment musterte er sie und überlegte, was er mit ihr anfangen sollte. Er mochte sie, doch mehr war nicht zwischen ihnen. Außer dem Kind, so wie es damals mit Kaori war. Allerdings gab es einen entscheidenden Unterschied. Als er Kaori geheiratet hatte wurde sie herzlich in seine Familie aufgenommen und auch ihre Familie begrüßte diese Ehe, wenn auch von Kouhei Seite mit einigen Bauchschmerzen. Die Sache mit Kira sah da anders aus. Sie gehörte zu dieser Familie und nach dem Gespräch mit dem Häuptling, sofern man es wirklich als ein solches bezeichnen konnte, war er hier wohl kaum noch erwünscht. Und was seine richtige Familie anging, so waren die einzelnen Mitglieder bereits tot und deren Nachfahren glaubten, dass er die ganze Welt zerstören wollte, was eine Maßlose Übertreibung darstellt.

„Nicht hier!“

Mit diesen Worten ging er an ihr vorbei und setzte seinen Weg vor. Er kannte Kira gut genug um zu wissen, dass sie ihm folgen würde. Und vielleicht war genau dass der entscheidende Punkt. Sie vertraute ihm, doch was würde sie tun wenn sie auf sich selbst gestellt war. Er konnte sie nicht in die Sache mit hineinziehen, denn wenn er es tat und ihr etwas zustieß, würde es seine Schuld sein. Schon einmal hatte er sie dazu gebracht ihm zu folgen und dabei hätte man sie fast getötet. Nun hatte sie zwar einen Schutzgeist und zählte darüber hinaus zu den besten unter den Patchen. Zwar würde er nie behaupten dass das keine Leistung war und dass das geforderte Niveau niedrig war, doch es war auch nicht unerreichbar hoch. Zudem blieb seine Meinung über Kira bestehen. Sie war keine Kämpferin, nicht so wie Samira, die wusste, wie man mit Zauberformeln hantierte und ihre Gegner zu Fall bracht, auch war sie nicht wie Sayuri, deren Stärke einst die Geistvereinigung war, mit der sie sich stets so schnell bewegte, dass man ihr kaum folgen konnte. Die beiden, Sayuri und Samira, wussten wie man kämpfte und sie haben es stets getan, wenn auch mehr emotional als mit Waffen und dennoch waren beide Tod. Welche Chance sollte Kira da haben zu überleben, besonders da sie nie gezwungen war für irgendetwas zu kämpfen. Der einzige Kampf in ihrem Leben stellten die Prüfungen da und selbst wenn sie versagte hätte, so hätte sie nur wenig verlieren können.
 

Zu dem fehlte ihr dass Wissen über diese Welt. Das Wissen dass der Tod stets auf der Lauer liegt und jederzeit zuschlagen konnte. Er hatte es auf die harte Tour erfahren und dennoch hatte er es überlebt. Doch Sayuri und Samira hatten nicht so viel Glück. Das Gefühl der Sicherheit war ein zweischneidiges Schwert. In Gedanken hat man Schutz und war Unverwundbar, doch in Wirklichkeit führte dieses Gefühl geradewegs am Tod vorbei. Wer nur an das gute im Menschen glaubt, der wird früher oder später mit einer Klinge im Rücken aufwachen und genau dass wollte er zumindest Kira ersparen, genauso wie seinem Sohn das eigene Schicksal.

„Jetzt rede endlich mit mir, was ist los?“

Kiras Stimme war leise und zeigte deutlich wie verunsichert sie war. Es war ein weiterer Punkt, der ihn an seiner Entscheidung festhalten ließ.

„Ich gehöre hier nicht hin!“

Die Worte trafen sie wie ein Blitz und sie blieb wie versteinert hinter ihm stehen. Hao nutzte ihr Schweigen um seine Sachen zusammen zu packen. Dabei spürte er Kiras Blick in seinem Rücken und konnte nur erahnen, dass sie nach Worten rang.

„Was redest du da. Natürlich gehörst du hier her. Du bist einer der Schiedsrichter…“

„Bitte, erspar mir die Argumente, welche Hiamovi benutzt hat. Ich habe sie vernommen und sie bedeuten mir nichts. Nimm es einfach so hin. Ich war nie ein Mitglied der Patchen und ich werde es auch nie sein! Ich habe nach ihren Regeln gelebt und mich eingefügt, doch es ist nicht das Leben welches ich führen möchte, noch eines welches ich weiter Leben sollte. Du magst mit diesem zufrieden sein, ich bin es aber nicht…“

„Du hast einen Eid abgelegt. Du hast geschworen…“

„Und ich halte das was ich geschworen habe. Allerdings gibt es zwischen uns einen Unterschied. Ich habe meine Worte so gewählt wie ich sie für richtig hielt. Dein Schwur mag dich auf Lebenszeit an die Regeln des Königs der Geister binden, doch meiner bindet mich nur für das Turnier, das die endgültige Entscheidung bringen wird. Das wiederum gibt mir eine Möglichkeit, die kein anderer von euch hat und zwar die selbst am Schamanenturnier teilzunehmen.“

„Aber es war nie vorgesehen, dass…“

Bei diesen Worten war Kira auf ihn zugegangen und hatte ihm eine Hand auf die Schulter gelegt. Eine Gestik, welche ihn dazu brachte sich umzudrehen und ihr in die Augen zu sehen.

„Weißt du wie egal mir dass ist?“

Die Worte trafen sie wie ein Blitz, sie wusste nicht was mit ihrem Gemahl los war, denn so kannte sie ihn nicht. Der Schamane vor ihr war nicht derselbe, in den sie sich verliebt hatte und doch wusste sie tief in ihrem Herzen dass beide Seiten zu derselben Person gehörten.

„Was ist mit dir geschehen?“

Unwillkürlich wich sie bei dieser Frage zurück. Am liebsten hätte sie geweint, denn sie spürte wie sich eine Kluft zwischen ihnen ausbildete und auch wenn sie noch nicht tief war, so konnte sie doch erahnen, dass sie keine reelle Chance hatte diese zu überwinden. Plötzlich war ihr, als würde sie einem Fremden gegenüber stehen, jemanden, den sie nicht einschätzen konnte und bei dem sie nicht wusste, wie weit sie gehen konnte. Und genau dass bereitete ihr Unbehagen.
 

Hao betrachtete sie derweil. Ihm tat es irgendwie Leid wie er mit Kira umsprang. Das hatte sie nicht verdient, dessen war er sich bewusst. Allerdings waren die Worte gesagt und waren nicht mehr zurückzunehmen. Zumal sie der Wahrheit entsprachen und dass letzte was er wollte war sie zu belügen. So er gab ein Satz den anderen und er spürte wie sie mehr und mehr an seinen Worten verzweifelten.

„Ich hab mich nur daran erinnert wie es in der Welt zugeht, mehr nicht!“

Ihre Trauer und Verzweiflung schienen sie zu überwältigen. Und da war noch etwas. Angst! Ein Gefühl was er nicht ertragen konnte. Denn genau mit diesem Gefühl fing alles an. Die Angst war der Vorbote des Verrates und noch einmal würde er nicht auf Worte reinfallen. Die Gefühle und Gedanken der anderen waren für ihn der einzige Hinweis darauf ob sein Gegenüber Verbündeter und Feinden war. Anders vermochte er es nicht zu unterscheiden. Einst hatte er seinem Gefühl vertraut, doch die Worte waren wie Gift, das unsichtbar zuschlug und jedes ungute Gefühl vernichtete. Er konnte sich nicht mehr darauf verlassen und somit blieb nur die Möglichkeit sich nach den Gefühlen zu richten, denn die Gedanken seiner Mitmenschen bereiteten ihm Kopfschmerzen und machten ihn taub für seine Umgebung.

„Erinnert? Wie kannst du dich an etwas erinnern, was du nie erlebt hast? Unsere Familie hat ein Turnier ausgerufen, an dem ein Großteil der auf der Welt existierenden Schamanen teilnimmt. Ich weiß nicht was du erlebt hast, aber ich bin mir sicher, dass sich die Leute nur wegen dem Turnier so verhalten…“

„Du weißt gar nichts, Kira und jetzt geh mir aus dem Weg.“

Mit diesen Worten hatte er seinen Beutel über die Schulter geworfen und sie zur Seite geschoben. Es war nicht so grob wie seine Worte es erahnen ließen, dennoch war sie aufgrund seiner Gestik erschrocken zurückgewichen und geriet dabei kurz ins stolpern, ehe sie auf dem Boden landete. Im ersten Moment wollte er ihr wieder aufhelfen, doch entschied er sich schnell wieder dagegen. Er wollte nicht riskieren dass sie sich trotz allem dazu entschloss ihm zu folgen. Sie gehörte hier her und auch nur hier war sie sicher.

„Leb wohl.“

Haos Worte waren nur ein Flüstern und sein schlechtes Gewissen war deutlich herauszuhören, doch Kira wagte es nicht etwas zu erwidern. Ihre einzige Erwiderung war eine glänzende Träne, die über ihre Wangen lief und im selben Moment lautlos auf dem Boden landete, in dem Hao den Raum verlassen hatte.
 

- Irgendwo außerhalb Dobbie Village -
 

Vor ihr erhob sich ein großes Gebäude. Im ersten Moment war sie nicht sicher worum es sich handelte. Es war ein altes Gemäuer und die gegen Drumherum wirkte Kalt und verlassen. Sie fühlte sich wie in einem fernen Traum, einem Alptraum. Allerdings verbannte sie den Gedanken sofort wieder und trat durch die Tür des Gebäudes, nur um sich in ihrer eigenen Vergangenheit wieder zu finden. Das Gebäude wirkte von innen wie die Kirche, in welcher sie als Kind immer gebetet hatte. Damals bevor ihr Dorf überfallen wurde und bevor sie ihre Reise als Jungfrau von Orlean begonnen hatte. Wie betäubt schritt sie an den harten Holzbänken vorbei bis hin zu dem Altar am Ende des Raumes. Alles wirkte so vertraut und dennoch so fremd. Bei dem Gedanken blieb sie unwillkürlich stehen. Ihr Blick streifte durch den Raum. Er war einfach gehalten und es fehlte ihm an der Pracht, welche in den großen Kirchen innewohnte, doch die Erinnerungen welche er hervorbrachte waren schmerzhaft und schön zugleich. Sie ließ ihre Gedanken schweifen und merkte nicht mal wie sie weiter ging und vor dem Altar auf die Knie ging. Erst als die Kälte des Bodens durch ihren Körper dran wurde ihr ihre Position bewusst und aus einem Impuls heraus faltete sie die Hände und fing an zu beten.

//…bete und du wirst deine Antworten erhalten…\\

Die Worte schlichen sich wieder in ihre Gedanken und plötzlich hatte sie keine Zweifel mehr daran, dass sie war waren. Jeanne wusste nicht wie lange sie dort kniete, nur dass ihre Gebete von einer plötzlichen Wärme auf ihrem Gesicht unterbrochen wurden. Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass sie im Lichtstrahl der Sonne, welches durch das Fenster am Ende des Raumes schien, kniete. Für einen Moment war sie von der Sonne geblendet, doch als sie sich von dieser abwendete, erblickte sie noch etwas. Durch ein weiteres Fenster drang ein zweiter Lichtstahl, und beleuchtete eine aus Eisen bestehenden Figur.
 

Es war eine Figur mit einem grimmigen Gesicht, eines vor dem man sich fürchten würde, wenn man es in der Dunkelheit erblickte. Doch hier wirkte es so fehl am Platz wie ein Fisch auf dem Land und dennoch lief ihr beim Anblick ein kalter Schauer über den Rücken.

„Dies nennt man die eiserne Jungfrau. Für die Menschen ist es ein Gerät zur Folter und Hinrichtung. Doch in dieser wohnen Kräfte, die sich jenseits deines Vorstellungsvermögens befinden. Anstatt Nägeln enthält diese Dornenranken, die nicht zerstört werden können, da sie allein durch die Macht eines bestimmten Geistes existieren.

„Wessen Geist?“

Jeanne war bei den Worten erschrocken aufgesprungen und hatte sich zu der Person umgedreht, welche gerade durch die Tür getreten war. Die Worte jedoch weckten ihre Neugier.

„Sein Name ist Shamash. Er ist ein Geist der Götterklasse. Ein mächtiger Schutzgeist, doch seine wahre Macht ist zerstörerischer als alles andere auf dieser Welt, jedoch auch umso schwerer freizusetzen.“

„Und wie genau setzt man sie frei.“

Auch wenn Jeanne sich nicht wirklich wohl fühlte, so musste sie einfach mehr wissen. Wie sonst sollte sie in der Lage sein den Schiedsrichter zu besiegen,

„Furyoko. Doch du brauchst eine Menge davon und vor allem brauchst du Zeit und Geduld. Das wichtigste jedoch ist, dass du bereit bist, dein eigenes Leben zu geben um diese Macht freizusetzen.“

„Mein Leben?“

„Das eine geht nicht ohne das andere. Du kannst dich mit Shamashs Hilfe gegen ihn stellen, doch nur wenn du die Schmerzen auf dich nimmst, welche dich in der eisernen Jungfrau erwarten. Den Sieg jedoch wirst du nur erlangen wenn du das ultimative Opfer bringst. Noch hast du Zeit, doch du wirst dich früher oder später entscheiden müssen.“

Mit diesen Worten verließ die dunkelhaarige Frau das Gebäude. Jeanne jedoch blieb schweigend zurück. Dann jedoch wendete sie sich zu der Eisernen Jungfrau. Sie wollte nur einen kurzen Blick ins innere werfen. In dem Moment in dem sie das eiserne Gehäuse mit den Fingerspitzen berührte zwangen die beiden Türen auf und die Dornenranken schossen aus dem inneren des eisernen Hohlkörpers. Sie spürte wie die Dornen in ihre Haut drangen und das Blut, welches ihren Arm herunterlief, als sie versuchte sich loszureißen. Letzten Endes wurde sie jedoch von den Ranken umschlugen und ins innere gerissen. Noch ehe sie etwas Weiteres unternehmen konnte hörte sie das zuschlagen der beiden Türen und Dunkelheit erfüllte ihre Umgebung. Sie war gefangen und alles was sie spürte konnte waren die Dornen um sie herum.
 

- In Dobbie Village einige Tag später -
 

Irritiert sah er sich um. Dieses Dorf war einerseits faszinierend, doch andererseits schien es bedrohlich. Es war nicht die Atmosphäre, welches dieses Gefühl in ihm auslöste. Im Gegenteil das Dorf wirkte friedlich. Hier und dort sah man Schamanen, die sich fröhlich miteinander unterhielten und miteinander lachten. Insgeheim fragte er sich ob all diese Leute genauso fröhlich wären, wenn sie wüssten in welcher Gefahr sie schwebten. Würde es für sie einen Unterschied machen oder würden sie es nur als dummes Geschätzt abtun.

„Willkommen in Dobbie Village. Ich habe mich schon gefragt wann der erste Asakura hier auftauchen würde.“

„Klingt ja so, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.“

„Nun wenn man bedenkt, dass die vorigen Schamanenkönige bisher immer zur Asakurafamilie gehörten, wäre es eine Enttäuschung nicht gegen einen dieser legendären Nachfahren antreten zu können. Ich hoffe du wirst dem Ruf deiner Ahnen gerecht, sonst wäre der Sieg über dich alles andere als befriedigend.“

Mit diesen Worten ließ der fremde Mann Yoken stehen, doch dieser bekam davon nichts mit. Seine Gedanken waren in dem Moment abgewandert, als er ein altbekanntes Gesicht erblickte. Er hatte damit gerechnet, den Mann vor ihm wieder zu sehen, dennoch war es ein riesiger Schock. Er wusste selbst nicht wie er gerade diesen Schamanen unter all denen erblicken konnte. Zumal dieser mit einigen anderen an einem Tisch saß und scheinbar in eine Unterhaltung vertieft war. Doch in dem Moment, als er sich seiner Entdeckung bewusst wurde blickte dieser auf und für einen Moment bestand zwischen ihnen ein Blickkontakt, welcher nicht mal von den Schamanen unterbrochen werden konnte, welche zwischen ihnen entlangliefen.

„Yoken.“

Die Worte rissen ihn aus der Situation heraus und zwangen ihn sich umzudrehen.

„Alles in Ordnung?“

Die Sprecherin wirkte besorgt, doch das war er von Liana, seiner Schwester gewöhnt. Seit dem Vorfall auf dem Asakuraanwesen, seit dem er das Familienschwert an seinen Vorfahren verloren hatte, schien sie zu befürchten, dass ihm etwas passieren konnte. Er wollte sie nicht weiter beunruhigen, doch dafür war es bereits zu spät. Auch ihr Blick war derweil auf ihren gemeinsamen Vorfahren gefallen und auch wenn sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte, konnte sie seine Reaktion deuten.

„Er ist es nicht wahr.“

„Wir sollten weitergehen, oder willst du dir das Dorf nicht mehr ansehen?“

Obwohl seine Strategie ihrer Frage auszuweichen recht plump war, ging sie darauf ein. Trotzdem war ihm bewusst, dass diese Worte Antwort genug für sie war.
 

Liana hatte jedoch den Anstand vorerst nichts zu sagen. Erst als sie außer Hörweite war wendete sich Liana wieder an ihn.

„Er sieht eigentlich nicht so gefährlich aus. Im Gegenteil er wirkt…ich weiß auch nicht… irgendwie…“

„Sympathisch?“

Liana antwortete nicht sondern nickte einfach nur. Yoken konnte es ihr nicht übel nehmen, denn wäre er ihm nicht vorher begegnet, so würde er vielleicht jetzt dasselbe denken. Doch er war diesem Schamanen begegnet und hatte in dessen kalten Augen gesehen. Eine Situation, welche er am liebsten vergessen würde.

„Yoken schau!“

Verwundert folgte Yoken dem Blick seiner Schwester. Er brauchte nicht lange um die junge Frau zu entdecken, welche die Gruppe um seinen Vorfahren beobachtete. Unwillkürlich schritt Liana zu dieser und berührte sie an der Schulter, woraufhin diese erschrocken zurückwich.

„Geht es dir gut?“

Die fremde Frau nickte zwar, doch in ihren Augen konnte man die Trauer, welche sie fühlen musste, deutlich erkennen. Für einen Moment blickte sie wieder zu der Gruppe, dann jedoch wendete sie sich ab und rannte ohne Vorwarnung los.

„Warte.“

Während Liana nur schreien konnte nutzt Yoken seine Kräfte um sich in ihren Weg zu teleportieren. Noch ehe die Fremde reagieren konnte knallte sie auch schon gegen ihn und landete auf dem Boden.

„Was wollt ihr von mir?“

Fast schon tat es Yoken Leid, als er die verängstigte Stimme der jungen Frau hörte und auch Liana sah ihn für einen Augenblick verständnislos an. Doch er hatte einen Verdacht und dem musste er nachgehen.

„Nur ein paar Antworten…wie stehst du zu diesem Schiedsrichter?“

Erst jetzt sah er sich die Frau näher an und bemerkte, dass sie dieselben Kleider trug wie die Schiedsrichter, doch ihre Stimme unterbrach seine Gedanken.

„Zu Cheveyo?“

Für einen Augenblick irritierte ihn der Name, doch Liana hatte schneller begriffen was Sache ist und führte das stockende Gespräch auf ihre Weise weiter.

„Cheveyo?“

„Ist das der Schiedsrichter, der mit den anderen Schamanen am Tisch sitzt? Wir kennen ihn nämlich unter einem anderen Namen. Genauso wie all die anderen. Aber erst mal zu dir. Wie ist dein Name?“

Mit diesen Worten kniete sich Liana neben sie.
 

Im ersten Moment schien es als wollte sie nicht antworten, doch dann blickte sie auf.

„Mein Name ist Kira und ich…ich bin…“

Die Worte schienen ihr im Hals stecken zu bleiben und sie kämpfte sichtlich mit sich. Welchen Kampf sie jedoch ausfechten musste, konnte Liana nicht sagen.

„Seine Frau?“

Wieder kam nur ein Nicken von Kira und diesmal begriff auch Yoken was es mit der Frau auf sich hatte. Die Worte, welche sie jedoch von sich gab ließen ihn sprachlos zurück.

„Wir sind zusammen aufgewachsen, doch er hat sich verändert. Er ist nicht mehr er selbst. Sonst hätte er nicht darauf bestanden selbst am Turnier teilnehmen zu dürfen. Und mit dem Spirit of Fire an seiner Seite ist er unbesiegbar, besonders mit seinen Fähigkeiten.“

„Er nimmt selbst am Turnier teil, aber wie?“

Diese Information überraschte Yoken. Er hatte zwar gehört, dass sein Vorfahre Schamanen rekrutiert, die für ihn um den Titel kämpfen sollen, doch dass er nun selber teilnehmen würde, überraschte ihn nun doch. Besonders da die Schiedsrichter das Turnier nach seinem Wissen selbst ausrichteten und diesem neutral gegenüberstehen sollten. Wie sollte dieser also in der Lage sein selbst am Turnier teilzunehmen, dass ergab doch keinen Sinn.

„Ich…ich muss jetzt gehen.“

Die plötzliche Flucht irritierte selbst Liana und machte es ihr unfähig Kira aufzuhalten als diese aufsprang und ein weiteres Mal davon rannte. Dieses Mal jedoch war auch Yoken nicht in der Lage schnell genug zu reagieren. Für einen kurzen Moment dachte er darüber nach ihr zu folgen, dann jedoch wurde er von Liana zurück gehalten.

„Lass sie gehen. Ich glaube sie hat auch ohne uns genug womit sie fertig werden muss. Ihr jetzt die Wahrheit über unseren Vorfahren zu erzählen, wäre zu viel für sie. Besonders den Teil in dem es deine Aufgabe ist ihn aufzuhalten.“

„Wahrscheinlich hast du Recht. Allerdings würde ich schon gern wissen, wie ein Schiedsrichter am Turnier teilnehmen kann.“

„Das spielt keine Rolle. Fakt ist, dass es so ist und wir sollten dem König der Geister danken, dass wir es jetzt erfahren haben und nicht an dem Tag an dem du gegen ihn kämpfen musst. Nun allerdings sollten wir zu den anderen zurückkehren um ihnen von den veränderten Bedingungen zu berichten und mit ihnen eine Strategie auszuarbeiten.“

Darauf erwiderte Yoken nichts. Seine Gedanken waren noch immer bei Kira. Sie tat ihm Leid, da es deutlich zu sehen war wie sehr sie unter den jetzigen Bedingungen litt. Allerdings konnte er nichts für sie tun, zumindest nichts womit er ihr helfen konnte ihren Kummer zu überwinden.
 

- Bei Jeanne -
 

Skeptisch ließ sie ihre Augen über ihre Arme und Beine gleiten. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie vollkommend unversehrt war. Dabei hatte sie die Dornen doch gespürt. Das Blut war an ihrem Körper heruntergeflossen, doch auch dieses war verschwunden. Was genau passiert war konnte sie nicht sagen nur. Das letzte woran sie sich erinnerte war, dass die Dornenranken sie in die Eiserne Jungfrau gezerrt hatten. Sie erinnerte sich an die Dunkelheit, den Schmerz, ihre Angst. Und dann. Dann hatte sie sich auf dem Boden wieder gefunden. Vor ihr stand die Eiserne Jungfrau und darüber schwebte ein Geist, dessen Gestalt sie nicht wirklich beschreiben konnte.

//Shamash.\\

Auch wenn sie dessen Namen noch so oft in ihren Gedanken aussprach, konnte sie dennoch nicht fassen, dass dieser Geist nun ihr Schutzgeist war. Mit ihm an ihrer Seite hatte sie sich erneut auf den Weg nach Dobbie Village gemacht. Unterwegs war sie einigen Leuten begegnet, welche sich ihr angeschlossen hatten. Die Eiserne Jungfrau war während ihrer Reise teil ihrer Rüstung, doch nun stand sie wieder in ihrer alten unheimlichen Pracht in dem spärlich eingerichteten Raum, in dem sie sich befand. Von diesem Zimmer aus beobachtete sie das Geschehen außerhalb des Hauses. Sie hatte einen guten Blick auf das Zentrum von Dobbie Village. Ihre Gedanken jedoch waren bei dem bevorstehenden Kampf. Sie würde gegen ein Team kämpfen, dessen Mitglieder sie bereits getroffen hatte. Einer von ihnen war der lahme Karl, einer von den Anhängern ihres Gegners.

„Solange er seine Anhänger um sich scharrt werde ich ihn nicht besiegen können. Sie werden sich stets vor ihn stellen um ihn zu beschützen.“

Auch wenn Shamash ihr nicht antwortete wusste sie, dass er ihr zustimmte. Doch eine Sache hatte auch sie im Hinterkopf. Auch sie hatte Schamanen um sich, die für sie ihr Leben lassen würden. Allerdings war sie noch nicht dazu bereit alles auf eine Karte zu setzten.

„Komm Mash, wir haben einen Kampf zu gewinnen.“

Noch ehe sie ihren Satz vollständig beendet hatte, leuchtete die Eiserne Jungfrau auf und verwandelte sich wieder in die Rüstung, welche sie auf den Weg nach Dobbie Village getragen hatte. Diese Rüstung war ihr Schutz und zugleich ihre stärkste Waffe und mit dieser würde sie über ihre Gegner richten.
 

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Kampf um die Krone

Kapitel 60: Kampf um die Krone
 

Yoken wusste, dass der Endscheidene Kampf nur wenige Stunden vor ihm lag und dennoch konnte er keinen Schlaf finden. Diesen würde er jedoch brauchen wenn am nächsten Tag gegen seinen Gegner bestehen will oder zumindest um die leiseste Chance gegen diesesn zu haben. Doch die Fragen, die sich im Laufe des Turniers angesammelt hatten ließen ihn nicht los. Er wusste dass es etwas gab, dass er wissen sollte, seine Träume drehten sich die gesamte Zeit darum. Immer wieder wenn er schlief hörte er wie seine Urgroßmutter seine Eltern anflehten die Wahrheit preiszugeben, dass es fahrlässig war es nicht zu tun und sie somit die gesamte Welt in Gefahr brachten. Er wusste, dass diese Träume hier in Dobbie Village angefangen hatten und ihm war bewusst, dass er sie nur los wurde wenn er das Rätsel um den Grund dieses Streites löste.

„Jetzt reicht es!“

Mit einem Ruck war er aufgestanden und stand barfuß auf dem kalten Steinboden.

„Was ist denn los?“

„Ich brauche eine Geisterbeschwörung!“

„Kann dass nicht bis zum nächsten Turnier warten?“

„Nein nach dem Turnier ist es zu spät. Ich brauche jetzt antworten.“

Mit diesen Worten stürmte er aus dem Zimmer. Sein Ziel war das Zimmer seiner Schwester. Er selbst konnte keine Geister beschwören, da er kein Medium war, sie allerdings schon. Zugegeben, seine Frau konnte es auch, doch hatte sie nicht so viel Erfahrung wie diese. Liana war einfach ein Naturtalent in dieser Kunst und deshalb verließ er sich in der Hinsicht voll und ganz auf sie.

„Liana, ich brauche deine Hilfe.“

Verschlafen blickte die angesprochene ihren Bruder an. Doch als sie seinen Blick bemerkte war sie auf einmal hellwach. Sie kannte diesen Ausdruck in seinem Gesicht. Jener Ausdruck erschien immer, wenn irgendetwas nicht stimmte oder wenn er schwierigkeiten hatte.

„Was ist los.“

„Ich muss mit einem Geist reden. Einem der vor 500 Jahren gelebt hat.“

„Was erhoffst du dir davon?“

„Ich weiß nicht. Diese Träume sie lassen mich einfach nicht los und ich weiß, dass ich von meinen lebenden Verwandten keine Antwort erhalten werde, also bleiben nur noch die Toten.“

„Wen soll ich rufen?“

Yoken überlegte kurz. Er kannte einige Namen. Unter anderem Cassandra die Schwarzseherin, doch konnte er sich auf deren Worte wirklich verlassen. Das bezweifelte er. Im ersten Moment dachte er an Youji den Schamanenkönig, doch wusste er nicht ob das überhaupt möglich war. Konnte man den Geist eines Schamanenkönigs heraufbeschwören, oder war dieser nach seinem Tod untrennbar mit dem König der Geister verbunden. Darum blieben nur noch Riku, Santi und Katsumi der Gelehrte.

„Jemanden, der mit die meisten Antworten über diesen Zeke geben kann.“

„Dann weiß ich glaub ich jemanden….“

Mit diesen Worten nahm Liana ihre Kette vom Hals und schloss die Augen.
 

Leise flüsterte sie ein paar Worte in der heiligen Sprache, die ihrer Beschwörung eine größere Macht verlieh. Aus diesem Grund dauerte es nur wenige Sekunden, bis sich im dunkeln des Zimmers ein Geist matrealisierte. Erst war er nur ein blasser shemen, doch je heller die Perlen ihrer Kette leuchteten, desto klarer wurde seine Gestallt. Letzten Endes blickten sie auf einen älteren Mann, mit schwarzgrauen Haaren und musterte sie aus kalten dunkel braunen Augen. Seine Gesichtszüge wirkten grimmig und verursachten zumindest ihr für einen kurzen Moment eine Gänsehaut.

„Was wollt ihr?“

Die Stimme war schroff wodurch zu erkennen war, dass er mit seiner Anwesenheit an diesem Ort nicht zufrieden war. Yoken ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken.

„Mein Name ist Yoken Asakura, ich bin das derzeitige Oberhaupt der Familie. Ich habe dich rufen lassen um ein paar Antworten zu erhalten.“

„Und welche Art von Antworten wären dass?“

Liana musste nach den Worten des Geistes hart schluckten. Insgeheim fragte sie sich, ob sie den richtigen Geist herausbeschworen hatte oder ob sie ihr Instinkt dieses Mal im Stich gelassen hatte.

„Es geht mir überwiegend um Zekes Leben!“

Daraufhin folgte ein Lachen, welches dazu führte, dass Yoken seine Schwester verwirrt anblickte, bevor er sich an den lachenden Geist wendete.

„Was ist daran so witzig?“

Nach dieser Frage beruhigte sich der Geist wieder und blickte seinen Nachfahren mit einem ernsten Blick an.

„Zeke ist der Name des ersten Schamanenkönigs. Jenem, welcher die Welt ins Chaos gestürzt hatte. Doch wenn ihr über sein Leben hören wollt, dann solltet ihr einen Geist wählen, welcher vor mehreren zehntausend Jahren gestorben ist und nicht mich.“

„Ich versteh nicht. Den Schamanen den ich meine hat vor 500 Jahren gelebt. Er war ein Familienmitglied welcher die Ziele unserer Familie verraten hat und von Youji im Schamanenkampf getötet wurde!“

„Dieser Schamane von dem du redest war das Asakura-oberhaupt von meiner Zeit und sofern ich mich erinnere hieß er Hao.“

„Hao?“

Nun mischte sich auch Liana ein. Die Informationen waren einfach zu erschreckend, als dass sie sie einfach so hinnehmen konnte
 

Selbst Yoken hatte Schwierigkeiten die Bedeutung zu wechseln.

„Soll das heißen Hao hatte den Wahn von einer reinen Schamanenwelt und nicht Zeke?“

„Ich kenne keinen Zeke und ich muss es wissen, immerhin habe ich in der Zeit gelebt und ich hatte nur zwei Neffen und das waren Hao und Youji.“

„Augenblick, noch mal die Kurzzusammenfassung. Hao war das Familienoberhaupt und hat den Einheitsstern gemeistert, wodurch er der mächtigste und einflussreicheste Schamane der Welt wurde. Gleichzeitig war er aber auch die größte Bedrohung der Asakuradynastie und der der gesamten Welt.“

Liana wartet gespannt auf die Antwort, aber auch Yoken konnte seine Neugier nicht wirklich verbergen, weshalb er kein weiteres Wort dazu sagte.

„So ungern ich es auch sage, doch wenn Hao für jemanden keine Gefahr dargestellt hatte, dann war es für uns. Die Familie stand für ihn stets an erste Stelle so wie es sich für ein Oberhaupt gehörte. Und genau dass war der Grund wieso Youji in letzten Endes besiegen konnte. Es war nie Haos Absicht gewesen seinen eigenen Cousin zu verletzen und dass hatte diesem erlaubt ihn zu besiegen.“

Yoken sagte daraufhin nicht, ihm war bekannt das Riku Asakura, dessen Geist nun vor ihm stand Haos größter Gegenstreiter innerhalb der Familie war. Diese Worte jedoch von eben diesen zu hören machte ihn sprachlos. Doch insgeheim überraschte ihn die Information nicht. Hao, Zeke oder wie auch immer er sich nannte hatte ihn verschont und nun kannte er auch den Grund. Familie. Es war so ein harmloser Begriff doch in diesem Fall hatte er eine scheinbar grenzenlose Macht.

„Danke.“

Mit diesen Worten sprintete Yoken aus dem Zimmer und ließ seine Schwester und den Geist zurück. Ohne weiter über sein Handeln nachzudenken klopfte an die Zimmertüren seiner Eltern, bevor er sich in die Küche begab. Er musste nicht auf eine Antwort warten um zu wissen, dass diese sich nach seiner Aktion sofort aufsetzen würden und sich in diesem Raum versammeln würden.
 

Zu seiner größten Überraschung jedoch saß seine Urgroßmutter schon auf einen Stuhl und schlürfte einen Tee.

„Du hast es herausgefunden, nicht wahr!“

Sie wusste es. Dieser Gedanke schoss ihm sofort durch den Kopf, doch im nächsten Moment spürte er nur

eine unbändige Wut. Alles was er tun konnte war die Worte auf der Zunge zergehen zu lassen und den bitteren Geschmack in sich aufzunehmen. Die Geschichte seiner Ahnen, sie war nichts mehr als eine Lüge, dass wurde ihm jetzt mit einem Mal schmerzlich bewusst. In den Geschichten aus seiner Kindheit hatte Hao all die guten Dinge gemacht und Zeke all jene, die ein dunkles Licht auf ihre Familie geworfen hatte. Manchmal, wenn er diese Geschichte gehört hatte, schien es so als würden die beiden Zwillinge sein. Ein guter und ein böser. Doch die Worte der familienältesten bereiteten diesem Glauben ein abruptes Ende und mit einem mal ergab die gesamte Situation einen Sinn.

//Ich bin hier um mein Eigentum zurückzufordern.\\

Mit einem Mal kamen ihm Zekes Worte wieder in den Sinn, welche dieser ihm bei ihrer ersten Begegnung entgegen geschmettert hatte. Dessen Eigentum war nicht nur das Amulett sondern auch das Familienschwert. Dieses war mächtig doch nur wenige konnten dessen volle Kraft einsetzen und er wusste nicht ob er dazu gehörte. Dass Hao, Zeke oder wie immer er sich nannte ein und dieselbe Person war schien für ihn in diesem Moment außer Frage. Nun jedoch wollte er die komplette Wahrheit hören und er würde nicht eher gehen bis er sie kannte.

„Es stimmt also. Zeke und Hao sind ein und dieselbe Person.“

„Beruhig dich Yoken.“

Seine Eltern, die gerade in den Raum getreten waren, hatten seine Worte mitbekommen und wollten ihn beruhigen, doch es half nicht. Nichts konnte ihn jetzt beruhigen.

„Und wie soll ich das machen. Ich habe mich für das Schamanenturnier vorbereitet und dafür im Notfall gegen einen fehlgeleiteten Ahnen zu kämpfen und ihn besiegen zu müssen. Aber diese kleine Information ändert alles. Absolut alles um genau zu sein.“

Yoken ließ sich bei diesen Worten auf einen Hocker fallen. Im Endeffekt machte es für ihn keinen Unterschied gegen wen er kämpfte, darum ging es auch nicht. Das fatale war, dass ihm erst jetzt das Ausmaß der Macht seines Gegners bewusst wurde.

„Du wirst ihn trotzdem schlagen!“

Yoken erwiderte daraufhin nichts. Ihm blieb eigentlich nichts anderes übrig als Hao zu vernichten bevor er sich die Krone des Schamanenkönigs holte. Mächtig genug war dieser jedenfalls. Allerdings schlich sich noch ein weiterer Gedanke in seinen Geist. Ein Gedanke, der ihn innerlich vor grauen erzittern ließ. Im Leben von Zeke oder besser gesagt Haos Asakura gab es so viele Lücken und wie er eben festgestellt hatte auch viele Unwahrheiten. Auch wenn ihn das Thema nicht beharkte, so konnte er die Frage was damals wirklich passiert war, nicht verdrängen. Doch noch eine Frage drängte sich unbarmherzig in seinen Kopf.

//Was passiert wenn ich ihn nicht besiegen kann?\\

Die Antwort war zwar einfach aber fatal. Sie würden versagen und die Welt würde untergehen, doch was sollten sie tun. Er war einmal wiedergekommen und er bezweifelte nicht, dass es ihm auch erneut gelingen konnte, sollte er gewinnen. Sollte all das Jahrtausende so weitergehen, solange bis die Welt im Chaos versinkt oder die Asakurafamilie die Gefahr die von ihrem Vorfahren ausging nicht abwenden konnten.

„Irgendwann sind alle Mittel erschöpft!“

„Wie bitte…Yoken…warte, wo willst du hin?“

Doch Yoken hatte das Geschrei aus seinen Gedanken verbannt. Er konnte hier einfach nicht nachdenken. Seine Position und seine damit verbundene Aufgabe waren klar, doch es änderte nichts an einer unwiderlegbaren Tatsache. Ihre Lage war aussichtslos und das war nicht unmittelbar auf dieses Turnier sondern auf die Zukunft bezogen. Es gab keine Hoffnung jedenfalls nicht mit dieser Methode.
 

Momentan hieß es töten oder getötet werden, doch wie sollte das Enden. Es musste eine endgültige Lösung gefunden werden

„Was soll ich tun?“

„Kämpfe! Das ist alles was dir bleibt!“

Mit diesen Worten drehte sich Yoken zu dem ehemaligen Asakuraoberhaupt um. Vor nicht mal ganz 10 Jahren hatte dieser ihm die Führung anvertraut und nun war er mit seinem Latein bereits am Ende.

„Ja aber wofür. Selbst wenn ich Hao besiege es ändert nichts. Bald wird niemand mehr in der Lage sein ihn zu besiegen. Hass wird zu Hass und der Kreislauf zieht sich weiter. Solange bis die Welt nichts anderes mehr kennt und von der Finsternis eingenommen wird. Es muss doch einen Ausweg geben!“

„Vielleicht, doch nur wenn einer anfängt zu verzeihen. Doch selbst dann braucht es Zeit bis die zugeführten Wunden verheilt sind und der Zusammenhang zwischen den Zeiten verloren geht.“

Yoken sagte daraufhin nichts. Seiner Meinung nach wäre es fatal der Nachwelt nichts von all dem zu berichten, doch wie sollte sonst der gesammelte Hass über Jahrhunderte eingedämmt werden. Zweifelnd schaute er sich in seiner Umgebung um, bevor er sich wieder dem alten Mann zuwendete. In dem Moment brannte ihm eine Frage auf der Zunge, doch er bezweifelte, dass sein Gegenüber sie beantworten konnte. Trotzdem konnte er nicht anders als sie zu stellen.

„Weißt du, manchmal stelle ich mir die Frage wieso er mich damals nicht getötet hat. Ich meine, nach all dem was in den Überlieferungen steht“

„Eine berechtigte Frage. Allerdings glaube ich, dass es etwas mit uns zu tun hat. Hao hat in seinem Leben stets für die Familie gekämpft und sich ihretwegen aufgeopfert. Alte Gewohnheiten lassen sich schwer abgewöhnen, vielleicht hat er deshalb ein Auge auf uns. Und wenn das wirklich der Fall ist, dann haben wir bereits seine größte Schwäche erkannt. Er wird gegen seine Nachfahren nie so skrupellos kämpfen können wie gegen Fremde.“

„Kann uns das weiterhelfen.“

„Deine Frau arbeitet bereits mit ihrer Mutter daran. Mit etwas Glück können wir ihn überraschen und dieWelt zumindest in diesem Millenium vor seinem Hass schützen.

Mit dieser Worten wendeten sich die beiden dem König der Geister zu. Es war gewagt, doch wenn der König der Geister ihnen gnädig war, würde ihr Plan funktionieren. Dessen war sich der ältere von beiden sicher.
 

- Im Sternenheiligtum -
 

Ohne Vorankündigung erschien der Feuergeist im Sternenheiligtum. Die Wahl war getroffen worden und der letzte Kampf stand kurz bevor. Hao hatte ihn gehen lassen, weil er allein sein wollte. Wieso konnte sich der Feuergeist nicht erklären. Doch er hatte einen Verdacht. Ein weiteres Mal stand er im Endkampf in der Arena und würde mit einem anderen Asakura um die Krone des Schamanenkönigs kämpfen. Wahrscheinlich erinnerte einfach viel zu viel an damals, als dass er die Augen vor der Wahrheit verschließen konnte.

//„Er zweifelt.“\\

„ Schon seit dem ersten Tag. Der Nebel um sein Herz wird immer dichter und seine Aura verdunkelt sich immer mehr. Doch noch immer bleibt sein Herz unberührt. Dennoch, die Zeit in diesem Millenium läuft ab. Das was sich vor 500 Jahren zugetragen hat muss wiederholt werden, doch ist das die Antwort. Was wenn genau dass, die Sache nur noch schlimmer macht.“

//„Dir ist klar, dass dein Verhalten mit dem damaligen Verhalten von Okami identisch ist, oder? Auch sie hat mich gefragt ob es keinen anderen Weg gibt. Die Antwort kennt ihr.“\\

„ Hao vertraut mir. Er vertraut uns allen, ein Verrat…“

//„Ich verlange nicht, dass ihr ihn verratet. Kämpf mit ihm, bis zum Ende wenn es dir beliebt. Doch retten kannst du ihn in diesem Millenium nicht.“\\

Der Feuergeist antwortete daraufhin nicht sondern zog sich nur in seine eigenen Gedanken zurück. Er wusste, dass ein Tag zu wenig war um Hao umzustimmen, besonders da er in den letzten Jahren nur mäßigen Erfolg mit seinem Auftrag hatte. Ohne groß nachzudenken ließ er seine Gedanke schweifen und versuchte sich einen Reim auf die jetzige Situation zu machen.

„Wille, Glaube, Wissen und Kraft sind die vier Basiseigenschaften die ein Schamane haben muss um in einer Welt voller Dunkelheit und Leid zu bestehen. Hao besitzt alle diese Eigenschaften. Besonders der Glaube an den König der Geister und an dessen Macht ist so ausgeprägt, dass niemand ihn erschüttern kann. Was verwunderlich ist, da man ihm diesen Grundsatz nie gelehrt hat.“

//„Wohl war. Und vielleicht ist genau das der Grund, wieso er noch immer keine endgültige Entscheidung getroffen hat und wieso das Amulett der Einheitswächter immer nur im letzten Kampf seine Macht verliert.“\\

„Das Amulett?“

//„Es beschützt ihn, egal wie hinterhältig der Angriff ist, dem man ihm entgegen schickt. Aber das hast du ja bereits mitbekommen. Dennoch ist es überraschend. Sein Glaube ist zum Teil größer als der jener Wächterinnen, derer ich diese Amulette zum Geschenk gemacht habe.“\\

Es war in gewisser Weise paradox dass ausgerechnet ein Schamane, der nie groß Kontakt mit dem König der Geister gehabt hatte so einen Glauben beherrschte. Woher er diesen nahm und wie er diesen aufrecht halten konnte war unerklärbar, doch dass er es tat ließ die Hoffnung zu, dass es in ferner Zukunft doch noch eine Möglichkeit gab Hao von seinem derzeitigen Gedanken abzubringen.
 

Hao musste nur den richtigen Personen begegnen. Jemandem, der sein derzeitiges Bild von den Menschen ins Wanken brachte und ihn daran erinnerte wer er war.

„Und dennoch schützt es ihn nicht vor dem Einfluss der Gegenseite. Es schützt ihn nicht vor den Bildern, welche in seine Gedanken vordringen sobald er auch nur eine Sekunde daran denkt, dass er den falschen Weg eingeschlagen hat.“

//„Ich weiß was du erwartest, doch seine Erinnerungen zu manipulieren würde die Situation mit Sicherheit noch verschlimmern. Wie du schon gesagt hast, besitzt er einen Willen der ungebrochen ist. Überlege selbst, was würde passieren wenn er davon erführe. Ich sag es dir. Das letzte bisschen Vertrauen, welches er anderen entgegen bringt, würde zerstört werden.“\\

Nach diesen Worten mischte sich Hayyabusa ein, welcher mit den restliche drei Spirits of Elements nun ebenfalls dazugestoßen war und das Gespräch interessiert verfolgt hatte.

„Mag sein, aber eine andere Wahl sehe ich auch nicht! Wir können ja schließlich nicht ewig so weiter machen und außerdem geht es viel mehr darum dem Einfluss der Erinnerungen entgegen zu wirken.“

In diesem Punkt waren sich alle Spirits of Elements einig. Das Problem war nichts Haos Ansichten, sondern die Tatsache, dass in seinem Gedanken die Gegenwart von der Vergangenheit verdrängt wurde. Zu oft wurde Hao an das erinnert was in seinem ersten Leben war. Seine Gedanken kreisten fast pausenlos um sein vergangenes Leben. Unaufhörlich zog er gedankliche Vergleiche so dass die Frage aufkam ob er sein Ziel aus Überzeugung weiter verfolgt oder nur deshalb weil er keine Alternative sah.

//„Ein einfacher Zauber würde nicht ausreichen. Es gibt nur einen Weg und für diesen ist es in diesem Millennium zu spät.“\\

„Ein Glück, dass er im nächsten wiederkommt!“

//„Nur weil es eine Möglichkeit gibt heißt es nicht das es zwangsläufig funktioniert. Geschweigedenn dass es sinnvoll ist einen solchen Weg einzuschlagen. Ein Fehltritt von einem von euch…“\\

„Schon kapiert, also worum geht’s? Welchen Weg übersehen wir gerade und ist so gefährlich, dass wir uns zweimal überlegen müssen ob wir ihn beschreiten.“

//„Das müsst ihr selbst herausfinden und nun geht, bevor euer Schützling noch misstrauisch wird.“\\

Alle Spirits of Elements verstanden den versteckten Befehl und verschwanden. Auch wenn keiner von ihnen wusste auf welche Möglichkeit sich der König der Geister bezogen hatte so wussten sie doch, dass es ein gewagtes Spiel war. Und genau das machte ihnen sorgen. Sie wollten nicht länger zwischen den Fronten stehen. Lediglich der Feuergeist musste an den Tag zurückdenken als er Youji Asakura versprochen hatte das er versuchen würde Hao wieder zur Vernunft zu bringen. Doch noch mehr als an dieses versprechen erinnerte er sich an die Gegenleistung, die er Youji abverlangt hatte. Youji hatte einen Zauber gewählt, der dafür sorgte, dass Hao für 24 Stunden nicht nur seine schamanischen Kräfte sondern auch die Macht wiedergeboren zu werden nahm. Würde man ihn also in diesem Zeitraum töten so hätten die Asakura ihr Ziel Hao zu vernichten erreicht. Ein Zauber von dem Hao selbst nichts wusste und genau dass war der Vorteil seiner Gegner, sofern sie diesen Zauber jemals finden würden. Allerdings müssten sie Hao erst einmal töten können und dass blieb das größte Problem.
 

- Am Morgen des Finalkampfes -
 

Es wäre gelogen wenn man behaupten würde, dass die Atmosphäre genauso war wie an jedem anderen Kampftag im Rahmen des Schamanenturniers. Der Endkampf hatte schon immer eine eigene Dramatik. Viele saßen auf den Tribunen und beteten oder hielten die Hände ihres Partners um die eigene Anspannung zu verbergen. Auch Yoken war alles andere als entspannt. Zusehr musste er an die letzte Nacht zurück denken. War dass hier der Wunsch seiner Ahnen oder hätten sie gewollt, dass er Zeke von seinem Weg abbrachte.

//Nein, nicht Zeke. Hao. Ich darf nicht denselbst Fehler machen. Auch wenn die Wahrheit einen größeren Schatten auf unsere Familie wirft als jede Lüge. Denn wenn die Lüge triumphiert ist die ganze Familien-Dynastie nichts mehr wert.\\

Bei diesem Gedanken blickte er sich um und entdeckte fast im gleichen Atemzug seinen Gegner. Ohne lange nachzudenken ging er auf diesen zu und richtete das Wort an diesen.

„Hao, bevor wir diesen Kampf beginnen, möchte ich noch eine Sache loswerden.“

„Und das wäre?“

„Ich werde als Oberhaupt der Asakura gegen dich antreten. Und ich denke, dass ich dir nicht erklären muss, was das bedeutet. Ich habe eine Pflicht zu erfüllen und diese besteht darin meine Familie vor allen Bedrohungen zu beschützendich und ihre Ehre zu verteidigen. Aus diesem Grund muss ich dich in diesem Kampf besiegen auch wenn dies mein Tod bedeutet.“

„Zu schade. Endlich gibt es mal wieder einen Asakura mit Rückrad und er wirft sein Leben weg. Was für eine Verschwendung.“

Mit diesen Worten wollte sich Hao ablenken, doch die darauffolgenden Worte seines Gegenübers ließen ihn geschockt zurück.

„Mit Rückrad und Verstand. Denn mir ist die Zwickmühle in der ich mich befinde nicht entgangen. Reinkarnation hin oder her. Auch du bist ein Teil der Asakura-Familie auch wenn meine Eltern dies am liebsten leugnen würden, so können sie nichts an der Wahrheit ändern. Früher oder später kommt sie ans Licht. Ich habe nicht vor dich zu töten, nicht wenn ich es verhindern kann.“

„Dir scheint die Zwickmühle doch entgangen zu sein. Du hast geschworen mich zu besiegen und dennoch willst du mich nicht töten. Die Ironie ist nur, dass ich nicht aufgeben werde ehe ich gesiegt habe. Demnach hast du nur zwei andere Möglichkeiten, falls du meinen Tod nicht auf deine Schultern laden willst. Entweder du stirbst bei dem Versuch mich aufzuhalten, oder du gibst im Vorfeld auf. Entscheide dich und tu es schnell, Yoken.“

Damit trennten sich ihre Wege erneut und Yoken atmete noch einmal tief durch, bis er hinter Hao in die Arena trat. Er hatte seine Wahl schon getroffen, doch ob es ihm gelingen würde konnte er nicht sagen. Noch nicht.
 

Es brachte auch nichts weiter über das Thema nachzudenken. Er hatte gesagt was er zu sagen hatte, nun blieb ihm nur noch die Hoffnung, dass er sich behaupten konnte. Zwar hatte seine Familie ihm versichert, dass er nicht zulassen werden, dass er verlor, doch wie sollten sie es verhindern. Sie durften nicht eingreifen und wenn sie es trotzdem taten. Es käme einer Katastrophe gleich, denn sobald einer eingriff, nahmen sich andere ebenfalls vor sich in den Kampf einzumischen. Wenn dass jedoch passierte, hätte keiner mehr Kontrolle über die Folgen und das letzte was er wollte waren unbeteiligte Opfer.

„Möge der Kampf beginnen.“

Die Stimme des Schiedsrichter hallte über den Platz. Zeittgleich so schien es entbrannte die erbarmungslose Macht seines Gegners und machte ihm noch einmal vom neuen klar wie schlecht die Aussicht auf einen Sieg für ihn stand. Dennoch war die Aussicht nicht hoffnungslos. Würde ihm ein anderer gegenüberstehen, so wäre er nun wahrscheinlich schon Tod, denn obwohl sein Schwert bereits in seiner Hand ruhte so war sein Geist noch immer neben ihn und blickte ihn wartend an.

„Der Kampf hat begonnen, Yoken. Und ich werde gewiss nicht ewig warten.“

„Nein, gewiss nicht.“

Yoken sagte diese Worte leise vor sich hin und auch seine Geistkontrolle erschuf er mit einer Gelassenheit, die er normalerweise nur an den Tag legte, wenn er trainierte. Es war nicht so, dass er den Kampf nicht ernst nahm, doch irgendetwas sagte ihm, dass er es sich erlauben konnte, jedenfalls solange er noch keinen gezielten Angriff auf seinen Gegner losgelassen hatte.

„Beantworte mir noch eine Frage, Hao! Wieso wartest du mit deinem Angriff solange bis ich bereit bin, während du die anderen sofort vernichtet hast?“

„Jeder das was er verdient. Außerdem sollte man einen endgültigen Kampf niemals zu schnell beenden!“

Yokens Finger öffneten und schlossen sich um den Schwertgriff. Er spürte das Leder unter seinen Fingern und das Gewicht des Schwertes in seiner Hand. Ein letztes Mal atmete er tief durch, bevor er angriff. Im selben Moment in dem der Angriff auf eine unsichtbare Barriere prallte, verstummte das Gemurmel der Zuschauer auf den Tribunen und es zog eine totenstille ein. Yoken starrte seinen gegenüber an und insgeheim fragte er sich, ob die Barriere die seinen Angriff aufgehaltenschon vorher dagewesen war oder erst erschaffen wurde, als er seinen Angriff losgeschickt hatte. Konnte Hao wirklich so schnell sein? Wundern würde es ihn jedenfalls nicht.
 

Yokens Verdacht wurde urplötzlich zur Gewissheit, als aus dem nichts ein Angriff auftauchte. Binnen Sekunden war dieser bei ihm angekommen und alles was er tun konnte war zur Seite zu spingen. Schmerzhaft landete er auf dem staubigen Boden und drehte sich zur Seite, gerade rechtzeitig, da im nächsten Moment derselben Angriff in die Stelle einschlug, an der er eben noch gelegen hatte.

„Magnetangriffe!“

Es war eine Feststellung, doch das schockierte ihn nicht, sondern mehr die Tatsache, dass er dem Tod nur knapp entgangen war.
 

Schneller als er es in jedem Training oder Kampf gekonnt hätte sprang er auf die Beine und stürmte auf seinen Gegner zu. Mit gezielten Hieben trieb er ihn zurück. Er wollte ihn gegen die Arenenwand drängen, denn momentan nahm er den Angriffen die Kraft und das nur in dem er zurückwich. Stieß man mit dem Rücken gegen eine Wand, so wurde man immer irritiert, ob man nun wollte oder nicht. Ein Weiterer Schritt nach vorne, noch ein Hieb und schon war die Wand nur noch eine Armlänge entfernt. Noch einmal schlug er zu, doch dieses Mal hielt Hao dagegen. Für einen Augenblick lieferten sich beide ein Kräftemessen. Sie waren gleichstark jedenfalls Körperlich, was hieß dass nur noch Kondition zählte. Noch ehe er sich jedoch dazu entscheiden konnte zurückzuweichen und etwas anderes zu versuchen ließ der Widerstand nach und er stolperte unbeholfen nach vorne. Wäre die Arenenwand nicht gewesen, so wäre er vermutlich auf dem staubigen Boden gelandet. Überrascht drehte er sich um und konnte der scharfen Klinge welche nun auf ihn zu kam nur knapp ausweichen. Doch die Klinge seines Gegners kam immer wieder auf ihn zu. Schnell und gezielt, so dass es mehr das Glück als der Verstand war, welcher ihn am Leben hielt. Sein Plan war ihm gerade zum Verhängnis geworden. Yoken wollte Hao genau in die Position drängen in der er selbst nun war. In einem Anflug von Wagemut versuchte er ohne Rücksicht auf seine eigene Sicherheit ins Zentrum der Arena zurückzugelangen. Es gelang, jedoch nicht so wie erhofft. Auf halben Weg stolperte er über etwas und verlor sein Schwert aus der Hand. Er hätte schwören können, dass es eine Wurzel oder ein Stück von einer Mauer war, doch als er zurückschielte sah er nichts. Schnell webte er einen Zauber mit den Fingern und ließ ihn auf Hao los, um sich etwas mehr Zeit zu verschaffen. Zu seinem Entsetzen jedoch hob dieser nur das Schwert. Dieses leuchtete sofort in einem hellen weißgoldenen Licht. Es war einer der Gründe wieso Elementarschwerter so kostbar waren. Sie neutralisierten alle Zauber, welche eine Elementare Basis hatten. Somit konnten ihm 86% aller Zauber nichts anhaben. Und dieses Mal war diese Einschätzung eine Tatsache, das Hao durchaus wusste, wie dieses Schwert zu benutzen war.

„Irgentwie ist es ja ironisch, dass ausgerechnet ein Erbstück der Asakura-Familie dich zu Fall bringt.“

Yoken reagierte zuerst nicht auf die Worte, sondern krabbelte auf Händen und Knien zu seinem Schwert. Erst als er es wieder in seiner Hand hielt stand er auf und wendete sich mit angespannten Muskeln um.

„Es bringt mich zu Fall, aber es wird mich nicht besiegen.“

„Nur Worte, die Sinnlos gesagt werden um zu verbergen wie schlecht die Situation für einen aussieht?“

„Dann sollten wir wohl besser Taten folgen lassen“

In windeseile wechselte Yoken in Riesengeistkontrolle. Im Nahkampf konnte er Hao nicht besiegen. Dieser schien jede seiner Techniken zu durchschauen, ehe er es selbst tat. Dennoch bezweifelte er, dass dieser seine Kräfte dafür benutzte. Dafür waren seine Bewegungen einfach zu flüssig und auch wenn er es am liebsten leugnen würde, so bewunderte er die Art wie dieser seine Geistkontrolle führte.
 

Besonders in diesem Moment. Der Wechsel verlief so schnell, dass er es mit den eigenen Augen nicht verfolgen konnte. Weder konnte er sagen, wann dieser angefangen hatte ebenfalls auf Geistkontrolle zu wechseln noch wann dieser Wechsel vollendet war. Alles was er sah war ein rötliches Schimmern in der Luft um diesen herum. Doch war dies Haos Furyoko oder der Geist des Feuers, welcher sich mittlerweile in voller Größe vor ihm befand.

„Yoken mach dich bereit.“

Verwirrt blickte Yoken zu der Tribune auf der seine Familie saß. Seine Frau hatte die Hände gefaltet und schien zu beten. Doch er wusste, dass es ihre Stimme gewesen war. Erst kurze Zeit später erblickte er die Perlen um sie herum und begriff. Das war der Plan seines Vaters gewesen. Er wollte Hao Kräfte mit Hilfe eines Zaubers bannen um ihm den Sieg zu ermöglichen. Doch war das überhaupt rechtens. Vorsichtig schielte er zu seinem Gegner. Dieser schien genauso verwundert über die vorgänge auf der Tribune zu sein wie er. Dann jedoch schien auch er zu verstehen, was sie vor hatte. Nur schemenhaft nahm er die Funken in der Hand des Feuergeists war. Ohne lange nachzudenken griff er an. Zwar war dies nicht die Art wie er gewinnen wollte, doch er hatte eine Pflicht seiner Familie und seiner Mitmenschen gegenüber. Im letzten Moment fing er den Angriff seines Gegeners ab und verhinderte somit dass dieser auch nur in die nähe der Zuschauer geriet. Sofern dies überhaupt Haos Ziel gewesen war, denn in diesem Punkt war er sich nicht wirklich sicher. Allerdings beherrschte dieser Magnetangriffe und so waren die Ziele bis zur letzten Sekunde eh immer ungewiss. Doch fürs Nachdenken fehlte ihm momentan die Zeit. Es ging Schlag auf Schlag und nur der kleinste Fehler könnte der letzte sein. Binnen Sekunden fühlte es sich für Yoken so an, als wäre er in einem hagelsturm gefangen. Die Angriffe kamen von hinten vorne und von der Seite und zwar nicht nur die seines Gegeners. Doch auch sein Gegner hatte zu kämpen, denn auch er hatte mühe sich die Angriffe vom Hals zu halten, wenn auch nicht so viel wie er selbst.

//Ich muss durchhalten, es kann nicht mehr lange dauern.\\

Der gesamte Kampf war ein Spiel auf Zeit. Nicht nur für ihn auch für die restlichen Asakuras. Während seine Frau sich auf die Durchführung des Plans konzentrierte versuchten Haos Anhänger sich zu dieser Durchzukämpfen. Yoken konnte nicht sagen, ob diese wussten was sie vorhatten, oder ob sie einfach nur handelte um diesen vor einer möglichen Gefahr zu beschützen. Doch es änderte nichts an ihrem Verhalten. Selbst Jeanne und ihre kleine Gruppe von Anhängern mischten sich ein um Haos Anhänger zu behindern. Gerade als er ein kurzen Blick auf sie erhaschte, sah er wie jemand auf sie zugestürmt war und sie daraufhin zu Boden ging. Was genau passiert war konnte er nicht sagen, nur dass es das letzte Mal war, dass er sie gesehen hatte, oder er hatte sie einfach nur übersehen, immerhin hatte er besseres zu tun als sich mit den Vorgängen auf der Tribune zu befassen.
 

Dennoch dauerte es weitere 5-10 Minuten ehe er eine pulsierende Macht vernahm. Schnell blickte er zu seiner Familie. Die Perlen, welche um seine Frau herum schwebten glühten nun in einem strahlenden weiß und schienen sich unruhig an Ort und Stelle zu bewegen. Plötzlich schossen sie ungebremst an ihm vorbei. Unwillkürlich blickte er ihnen hinterher und auch sein Gegner hielt inne und ließ sie nicht aus den Augen. Erst viel zu spät bemerkte Hao, dass sich die Perle in einer bestimmten Position um ihn herum anordneten. Sie bildeten einen Ring, in dem jede der Perlen mit einer mächtigen Präsenz zusammengehalten wurde. Eine Präsenz welche die Perlen zusammenhielt und eine Art unsichtbaren Käfig um ihn herum bildete. Einen Käfig, der ihn bewegungsunfähig machte und das nur weil jede dieser Perlen gleichzeitig einen unsichtbares faden webte, welcher sich ihm anheftete und sich an seiner eigenen Macht labte um die Kraft des Geisterring aufrecht zuhalten.

„Was für ein Zauber ist das?“

„Einer der dein Macht eindämmt. Es gibt keine Möglichkeit diesen Perlen und jene Macht welche sie enthalten zu entkommen. Dein Furyoko ist an seinem Ort eingefroren und kann nicht mehr verstärkt werden. Genauso wenig kann dich dein Schutzgeist von dem ihm verbleibenden Furyoko schützen. Es ist aus!“

„Selbst wenn dieser Trick dir den Sieg schenkt ändert es nichts. Ich bin der zukünftige Schamanenkönig und wenn ich sterbe, werde ich nach 180000 Monden wiedergeboren.“

„Mag sein, doch zumindest in diesem Halbmillenium hat der Schrecken, den du verbreitest hast ein Ende. Sayonara.“

Mit diesen Worten griff Yoken an, was er jedoch nicht bedachte war, dass Hao noch ein Ass im Ärmel hatte. In windes eile hatte dieser einen Zauber gesprochen, welche für ihn eine ungefährliche Explosion verursachte und damit den Angriff ablenkte. Ungebremst raste dieser nun auf die Arenenwand zu. Da diese jedoch durch einen Spiegelzauber geschützt waren, prallte dieser nur an der Wand ab und wurde Richtung Himmel geleitet. Yoken hatte derweil einen regelrechten Angriffshagen auf Hao losgelassen. Die ersten drei konnte er noch in letzter Sekunde ablenken, doch der dritte erreichte sein Ziel und schleuderte ihn zu Boden. In diesem Moment hielt Yoken inne. Er zitterte vor Anstrengung am ganzen Körper, so dass er sich mit den Händen auf den Knien stützen musste. Es war eine reflexartige Reaktion, doch ein plötzlicher panischer Schrei ließ ihn erschrocken aufsehen.

„Yoken!“

Zu erst viel sein Blick auf seinen Gegner, doch dieser schien außerstande sich aufzurichten oder gar weiter zu kämpfen. Erst viel zu spät vernahm er das heranrasen eines der misslungenden Angriffe. Dieser war von dem Spiegelzauber der Arenenwand genau in seine Richtung umgelenkt wurden. Außerstande ein weiteres Mal Geistkontrolle aufzubauen, noch dazu zur Seite zu springen um sich zu schützen, sah er dem Angriff entgegen. Aus irgendeinem Grund verspürrte er keine Angst obwohl er sich denken konnte, dass dies das Ende für ihn war. Unbewusst dachte er an die erste Begegnung mit seinem Gegner zurück. Fast so als wäre es gerade erst passiert drang dessen Frage in seine Gedanken und er konnte nicht anders als die Antwort von damals in einem unnatürlich leisen Flüsterton zu wiederholen.

„Wenn es meine Familie rettet würde ich für sie sterben.“

Nur am Rande nahm er die Schreie um ihn herum wahr. Schemenhaft sah er aus dem Augenwinkel wie sich jeder auf der Tribune von seinem Platz erhob. Doch all das spielte keine Rolle. Er hatte sein Schicksal akzeptiert und nur ein Gedanke herrschte noch in seinem Kopf vor.

//König der Geister. Ich pflehe dich an erhöre meinen Wunsch. Lass nicht zu das die Asakura-Dynastie in sich weiter entzweit wird.\\

Nach diesen stummen Bitte schloss er die Augen. Wenig später spürte er die Wucht des Angriffes. Sie erfasste ihn und schleuderte ihn quer durch die halbe Arena. Doch er fühlte nichts mehr. Weder wie er gegen die Arenenwand knallte geschweige denn von der Landung auf dem harten Arenenboden.
 

Yoken Asakura war zu jenem Zeitpunkt bereits Tod, was ihm einige Schmerzen ersparrte. Lediglich Hao hatte den Angriff von dem er getroffen wurde überlebt, dennoch war ihm klar, dass dieser Zustand nicht lange anhalten würde. Manch einer sollte meinen, dass er seinem Mörder alles üble auf der Welt wünsche, doch das traf bei ihm nicht zu. Er wusste wofür ein Oberhaupt kämpfte und welches Opfer diese bringen mussten. Er selbst hätte an dessen Stelle so gehandelt und genau deshalb schwand jeglicher Hass aus seinen Gedanken. Mit verschwommenem Blick blickte er zu seinem Gegner, welcher reglos auf dem Arenenboden lag.

„Ruhe in Frieden.“

Das war alles was er hervorbrachte. Bevor seine Gedanken abschweiften. Es war lange her als er sich gefragt hatte, wieso jeder Sterbende früher oder später sagte, dass ihm kalt wäre. Nun kannte er die Antwort und diese war so einfach wie witzlos. Es war einfach so. Und auch wenn die Sonne noch vor wenigen Minuten erbarmungslos auf ihn niedergebrannt hatte, so verflog ihre Wärme bei seinem Tod in unendliche Nichts.

„Wir sehen uns wieder, Hao. Verlass dich darauf. Bis dann.“

Das waren die letzten Worte, die er hörte bevor alles um ihn herum verblasste und auch das lauteste Geschrei nicht mehr zuhören war. Es war vorbei. Jedenfalls für jetzt, doch er würde wiederkommen und dort ansetzen wo er aufgehört hatte. Er vertraute den Worten des Feuergeistes. Dieser würde warten und gemeinsam würde sie den Kampf wieder aufnehmen und dann würde sie nichts aufhalten. Weder ein Schamane, noch diese verdammten 1080Perlen, noch sonst irgendjemand. Das nächste Mal würde er nicht versagen.
 

- Bei Spirit of Fire -
 

Der Feuergeist nutzte das Verbliebende Furyoko, welches Hao noch nicht verbraucht hatte um eine Feuerwand um sich und seinen Schützling zu erschaffen. Ihm war klar, dass er Hao nicht mehr helfen konnte, doch das hieß nicht, dass er seinen toten Körper dessen Feinden auslieferte. Wer wusste schon zu was diese in der Lage waren. Zudem war noch immer etwas Leben in ihm und bevor dieses nicht erloschen waren würde sein Unterbewusstsein alles um ihn herum mitbekommen. Zumindest solange bis sich der letzte Seelenfaden von dem toten Körper gelöst hatte und dies konnte je nach Schamanen länger dauern als man es für möglich hielt. Und auch wenn Hao sein Schicksal kannte dauerte es einige Minuten, bis die Trennung komplett war und sich die Seele des Feuerschamanen, welche nun nur noch einer schwachen unsichtbaren Präsenz ähnelte, zurückgezogen hatte. Man konnte sie spüren, wenn man offen für die Welt und ihre Geheimnisse war und doch war man nicht in der Lage sie zu sehen oder ihren genauen Ort zu lokalisieren. Lediglich der Feuergeist und die anderen Spirits of Element wussten wohin sich die Präsenz zurückzog.

„Wenn dieser Ort dir nur wirklich Hilfe bieten könnte. Doch nach dem heutigen Tag scheint dies unwahrscheinlicher als je zuvor.“

Vorsichtig löste er bei diesen Worten die Totentafeln von dessen Gürtel. Er würde sie irgendwo verwahren, wo kein Schamane sie je finden wird. Auch das Wächteramulett als auch das Elementarschwert, welches Hao im Kampf benutzt hatte legte er beiseite.

„Möge dein nächstes Leben erfolgreicher verlaufen!“

Mit diesen Worten verschwand der Feuergeist mit den Gegenständen, welcher er Hao abgenommen hatte und ließ die Flammen ihr Werk vollenden. Ungebremst breiteten sich die Flammen in der kleinen Arena aus und nahmen sich alles was sich im inneren befand. Wenig später tauchte der Feuergeist im Sternenheiligtum wieder auf und legte die Gegenstande auf einen großen Stein im Zentrum der Totems. Für einen Moment blickte er auf diese und schien seinen Gedanken nachzugehen, doch dann schüttelte er den Kopf und teleportierte sich zu seinen Artgenossen.
 

Es war nicht schwer sie zu finden, um genau zu sein konnten sie einander zu jeder Tages und Nachtzeit finden, sofern sie dies wünschten. Die Tatsache, dass die vier anderen sich gerade an einem Ort befanden machte es nur noch einfacher. Auch sein Zeitpunkt konnte nicht besser sein, da sie gerade eine nötige Debatte führten.

„Ich denke wir sind uns einige, dass wir dem Einfluss des Schattenfürsten entgegen wirken müssen. In Hao keimt eine Dringlichkeit auf, welche von mal zu mal stärker wird. Wir könnten das ausnutzen und Hao zu einer Handlung verleiten, an die er bislang nicht gedacht hatte.“

„Du willst ihn dazu bewegen zu versuchen ins Sternenheiligtum vorzudringen?“

Okami schüttelte bei diesem Gedanken nur bedauernd den Kopf. Wenn das alles war was ihren Artgenossen einfiel, dann konnte sie gleich aufgeben. Immerhin grenzte so ein Vorschlag an Selbstmord, nicht gerade was sie betraf, da sie bezweifelten, dass Hao jemals versuchen würde sie zu vernichten. Aber da sie die Natur und das Leben auf der Welt zu beschützen hatte konnte man es dennoch im übertragenden Sinn behaupten.

„Nein, nicht versuchen. Es muss ihm gelingen, denn dadurch festigt sich das Band zwischen ihm und dem Geisterkönig, welches seit der Meisterung des Einheitssterns besteht und mit etwas Glück, lassen sich die Visionen dadurch zurückdrängen.“

Nach diesem Vorschlag herrschte Schweigen. Es war ein gewagtes Risiko und wenn es misslang eine Katastrophe, welche alles zerstören konnte. Doch trotz dieser Tatsache schienen es sich zumindest die restlichen Spirits of Elements durch den Kopf gehen zu lassen.

„Es ist dir vielleicht entgangen, Hayabusa aber selbst wenn es funktioniert, gibt es keine Garantie auf das Fortbestehen dieser Welt. Denn wie hast du vor ihn aufzuhalten sein Ziel letzten Endes zu verwirklichen? Fließ die grenzenlose Macht, die für den Schamanenkönig vorgesehen ist, erst einmal durch sein Blut kann ihn niemand mehr stoppen. Glaubst du allein das Ende der Visionen bringt ihn zur Vernunft?“

„Nein, aber es ist die einzige Möglichkeit, welche uns noch bleibt.“

„Schwachsinn!“

„Vielleicht hat Hayabusa gar nicht mal so unrecht, Okami…was wenn das der einzige noch offene Weg ist? Ist es das Risiko nicht wert?“

Nach dieser Frage mischte sich auch Spirit of Fire ein, allerdings nicht mir einer Antwort sondern mit einer ziemlich brisanten Gegenfrage.

„Und was sagt Big boss dazu?“

„Vergiss ihn, das ist unsere Sache, oder hast du bereits vergessen dass er uns komplette Handlungsfreiheit gegeben hat? Außerdem interessiert es dich doch sonst auch nicht, also was hat sich geändert.“

Der Feuergeist antwortete daraufhin nicht. Er wusste selbst nicht was ihn an dem vor ihm liegenden Plan störte. Es schien für ihn lediglich so, als würden sie eine Kleinigkeit nicht beachten. Und genau dass störte ihn. Allerdings hatte Tako durchaus Recht. Wenn das der einzige Weg war, dann mussten sie das Risiko eingehen, auch wenn der König der Geister sie hinterher köpfen würde.
 

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Das dritte Leben

Epilog: Das dritte Leben
 

Seine Umgebung wurde in helles Licht getaucht und verbarg seine Gegner vor ihm. Und doch schien alles anderen um ihn herum so klar und dennoch unnatürlich. Das Sternenheiligtum lag hinter ihm, obwohl er sich nicht daran erinnern konnte es verlassen zu haben. Sein Blick war auf nichts gerichtet und dennoch nahm er mehr wahr, als er es sonst mit offenen Augen tat. Er sah die Wüste unter sich, spürte den warmen Wind auf seiner Haut, das Kribbeln der Sandkörner, die dieser mit sich führte. Unwillkürlich viel seine Aufmerksamkeit auf Dobbie Village. Das Dorf der Patschen schien zu flackern als wäre es nur eine Illusion, die einen in die Irre führen sollte. Das Licht der blauen Höhlen, welche die einzigen Eingänge nach Dobbie Village darstellten, schien zu schwinden bis es letzten Endes komplett erlosch. Die Alte Ruine schienen in Windeseile zu verwittern. Der unterschied war nicht gravierend und jedem anderen wäre es wahrscheinlich entgangen, doch er spürte die Veränderung. Er vernahm die leblose Stille des Ortes, spürte eine unergründliche Macht, welche ihm den Atem nahm, ohne dass sie ihn direkt berührte. Er fiel und schwebte zugleich war gefangen im Moment und dennoch so frei wie nie zuvor. Seine Augen waren Blind und dennoch konnte er alles sehen. Wo seine normalen Sinne versagten sprang sein Schamanensinn ein.
 

Über ihm befand sich ein strahlendblauer Himmel. Die Sonne stand nicht mehr im Zentrum woraus man schließen konnte, dass es nach Mittag sein musste, vielleicht sogar etwas später, wer konnte dass schon genau sagen, wenn dieser Anblick nur für eine beiläufige Beurteilung der Umgebung dient. Jeder andere, der diese Beobachtung machte, würde jetzt wahrscheinlich denken, dass es die Ankündigung eines guten Tages wäre. Für ihn jedoch war es ein einziger Hohn. Bei diesen Gedanken versuchte er sich vorsichtig aufzusetzen, bereute diese Entscheidung jedoch schnell wieder, als er einen stechenden Schmerz verspürte. Um diesen Schmerz wieder zu bannen ließ er sich wieder zurück ins Gras sinken und starrte weiterhin in den Himmel Das merkwürdige an diesen Schmerzen war, dass er weder den Ursprung noch die Richtung in die dieser Schmerz sich ausbreitete festlegen konnte. Es war ihm in gewisser weise auch ziemlich egal. Für den Moment war es ihm eigentlich nur wichtig zu verstehen was überhaupt passiert war und wie es dazu gekommen war. In den letzten 13 Jahren war so viel passiert, mehr als er zu Beginn geplant hatte und dennoch hatte es sich aus irgendeinem Grund so ergeben, wie es nun mal gekommen war. Im Nachhinein war er in diesem Leben mehr als leichtsinnig gewesen. Nicht, dass es ihn groß geschadet hatte, jedenfalls nicht bis zu einem gewissen Punkt, dennoch. Um genau zu sein lief bis zu diesem einem Punkt fast alles genau nach Plan.
 

Die Sache mit seiner Geburt war notwendig. Allein dadurch, dass er sich dazu entschieden hatte in seine alte Familie wiedergeboren zu werden, hatten sich seine Kräfte fast verdoppelt. Er war selbst überrascht darüber wie hoch sein Furyoko war. Zugegeben im Vergleich waren seine Furyokowerte schon immer sehr hoch. In seinem ersten Leben war sein Wert bei ca. 547.250, der seines Cousins gerade mal bei 426.120 Furyokopunkten. Gut, so einen gewaltigen Unterschied gab es nicht, lediglich durch den Durchschnittlichen Verbrauch wurde der Unterschied zwischen ihm und dessen Cousin deutlich. Immerhin verbrauchte dieser das Furyoko doppelt so schnell wie er. In seinem zweiten Leben war es ähnlich. Wobei sein Furyoko damals 609.050 Furyokopunkte betrug. An Yokens genauen Furyokowert konnte er sich nicht mehr erinnern, nur dass er fast identisch mit dem von Youji war. Vielleicht sogar etwas höher. Was sogar sehr Wahrscheinlich war, da selbst Yo einen Furyokowert von ca. 500.000 hatte. Und trotzdem hatte er den direkten Kampf gegen alle drei verloren. Nicht zwangsläufig aus dem Grund, dass diese Stärker oder Geschickter waren. Nein, es war einfach nur weil keiner dieser Kämpfe wirklich fair abgelaufen war. In jedem Kampf stand er seinen Gegnern alleine gegenüber, während diese den Rückhalt der Familie hatte. Oder in Yos fall dessen Freunde. Zugegeben, in diesem Millennium hatte er es regelrecht auf einen solchen Kampf angelegt. Er hatte das Schamanenturnier verlassen und Yo und dessen Freunden damit die Gelegenheit gegeben zusammen gegen ihn zu kämpfen. Doch auch im Vorfeld hatte er die Gruppe unbewusst zusammengeschweißt. Es war seine eigene Schuld. Je mehr er versucht hatte die Gruppe zu minimieren, desto mehr hielten sie zusammen.
 

Flashback
 

Er hatte sie seit dem Mittag genau im Auge gehabt. Selbst das Geschehen in dem alten Bergwerkblieb ihm nicht verborgen. Er wusste wie Waldgeister waren und was diese wollten. Auch die Geister des Dämonenwaldes, mit denen er damals trainiert hatte, waren da keine Ausnahme. Lediglich die Art wie sie Angriffen. Diese hier wollten wirklich nur etwas Spaß haben und er konnte es ihnen nicht wirklich verübeln. Allerdings hatten sie sich den falschen Zeitpunkt und die falschen Personen ausgesucht. Aus diesem Grund konnte er sich auch nicht mehr länger zurückhalten, als er sah wie die Gruppe fröhlich lachend in der Gegend herumstand obwohl sie eigentlich nach Dobbie Village suchen sollten.

„Die lustigen Zeiten sind vorbei Kinder. Geist des Feuers angriff.“

Der Feuergeist kam aus dem Nichts und erwischte einen Teil der Waldgeister und schloss sie in seiner riesigen Hand ein. Er konnte hören wie sie schrien und jammerten und fühlen wie die Anspannung der Gruppe stieg, was hieß, dass er sie genau da hatte wo er sie haben wollte.

„Ich bin sehr unzufrieden was deine Fortschritte angeht, Yo. Damit du dich wieder darauf konzentrierst Dobbie Village zu finden, muss ich dich wohl von ein paar Ablenkungen befreien.

//Sorg dafür das diese Geister nicht mehr auf die Gruppe trifft!\\

Die Hand des Feuergeistes wurde in Flammen gehüllt. Die Hitze drang in den Hohlraum der Hand hinein und jeder Geist der in dieser gefangen war konnte es spüren. Dann wurden sie einzeln von kleinen Flammen umschlügen und waren weg. Ebenso erging es den Geistern, die sich um den Feuergeist herum befanden. Sofern es überhaupt möglich war verstärkte sich dass Jammern der kleinen Geister. Für Yo und die anderen hatte es den Eindruck, als würde er sie vernichten. Selbst er wäre der Überzeugung gewesen würde er nicht wissen, dass der Feuergeist solche Geister gerne Mal als Gehilfen einsetzte, somit konnte dieser nun einen Gefallen einfordern.

„Einmal südliches Moor, wurde erledigt. Die finden erst in der nächsten Woche zurück.“

Hao nahm diesen gedanklichen Kommentar zur Kenntnis, erwiderte jedoch nichts. Stattdessen wendete er sich wieder an seinen Bruder.

„Damit du dich nicht zu sehr entspannst werde ich dir ein bisschen Feuer unterm Hintern machen.“

Nun hatte selbst die Geduld seines Bruders zum Reißen gebracht. Allerdings schien einer der Waldgeister durchaus klug genug um ihn von einem Kampf abzubringen. Oder er hatte lediglich erkannt, welcher Schutzgeist gerade von ihm stand. Denn in der Welt der Naturgeister gab es keinen der nicht über die Macht der Spirits of Elements bescheid wusste.

„Nein tu das nicht, Schamane. Sein Schutzgeist ist viel zu stark. Wenn du versuchst ihn zu bekämpfe wird er dich vernichten.“

Es war klar dass sich nicht alle von diesem Kommentar abschrecken ließen. Dennoch schien der Waldgeist weiterhin sie aufzuhalten was auch in seinem Interesse lag. Es war noch zu früh für einen Kampf und hinzukam, dass er keine wirkliche Lust darauf hatte.

„Yo dieser kleine Geist hat Recht und du tust gut seinen Rat zu befolgen. Betrachte das als Warnung und vergiss nicht. Ich beobachte dich!“

Es war eine Warnung, welche er mehr als ernst gemeint hatte. Und auch danach hatte er ihn beobachtet und somit auch gehört was die Geister über ihn erzählt hatten. Sie hatten Recht Yo hatte Potential, doch er würde es nicht ausnutzen können wenn er sich immer so leicht ablenken ließ.
 

Flashback ende
 

Ursprünglich wollte er Yo damit nur den Ernst der Lage klar machen. Für seinen Plan war es immerhin notwendig, dass dieser Stärker wurde. Doch wenn er es genau betrachtet, dann hatte er selbst sich ebenfalls mehr ablenken lassen, als gut für ihn war. Eigentlich ist es nicht seine Art überhebliche Schamanen auf den Boden der Tatsachen zu bringen, doch dieses Mal hatte er eine Ausnahme gemacht. Wobei sein eigentliches Ziel eher darin bestand eine gewisse Schamanin aus dessen Team zu vertreiben. Es war nicht gerade ein Ziel, welches er normalerweise verfolgte, im Gegenteil. Prinzipiell war es ihm egal, wer welchem Team beitrat, solange sie sich ihm nicht in den Weg stellen. Doch diese Schamanin war ihm sofort ins Auge gefallen. Aus irgendeinem Grund hatte sie ihn an Samira erinnert. Zuerst konnte er sich keinen Reim auf das ganze machen, doch als er durch Zufall ihren Namen mitbekommen hatte, konnte er sich diese eigenartige Vertrautheit, welche sie ausstrahlte erklären. Ohne Frage war sie eine direkte Nachkommin seiner damaligen Verlobten.
 

Flashback
 

Verzweifelt versuchte sie sich mit den Langen Ärmeln ihres Oberteils die Tränen wegzuwischen. Wie konnte sie nur so dumm sein. Es war gerade Mal ein halbes Jahre her, seit sie das letzte Mal jemanden vertraut hatte und der sie nur verarscht hatte. Das war doch nicht mehr normal. Unwillkürlich musste sie an Simon und Ivon zurückdenken. Es war doch wieder genau dasselbe.

„Hey, alles in Ordnung mit dir?“

„Huh…äh, ja…klar…alles gut.“

Das blonde Mädchen drehte sich Demonstrativ von der braunhaarigen weg. Sie wollte mit niemanden über ihre Probleme sprechen und sie brauchte erst recht kein Mitleidiges Getue von irgendeinem daher gelaufenen Mädchen.

„Wirklich, du siehst aber nicht so aus. Hast du gerade ein Match verloren.“

„Was meinst du mit Match!“

„Naja, du bist doch auch eine Schamanin oder. Ich meine natürlich bist du eine, du trägst ja schließlich einen Orakelpager und…sorry wenn ich dich zu quatsche…sag mal kennen wir uns nicht.“

Bei dieser Frage wurde es der blonden doch zu viel und sie drehte sich zu der braunhaarigen um. Für einen Moment herrschte Schweigen, bis die braunhaarige wissend mit den Fingern schnipste.

„Jetzt hab ich’s. Du bist doch die letzte neue aus meiner Klasse, richtig…Ich wollte mich ja eigentlich schon lange vorstellen, aber du warst ja immer sofort weg oder hast mit diesem Nevu und dessen Clique rumgehangen. Nichts für ungut, aber der Typ ist nicht mein Fall.“

„Meiner auch nicht mehr.“

„Okay. Das klingt nach einer Krise...weißt du was dagegen Hilft. Ein Juboeis von Freezer, dem Eisladen, der jeden Wunsch erfüllt…Da wollten ich und Mitsuki sowieso hin…das heißt, wenn sie ihren heutigen Kampf überlebt.“

„Nimm es mir bitte nicht übel aber wer…“

Noch bevor das blonde Mädchen einen anständigen Satz erstellen konnte, antwortete ihr Gegenüber schon auf ihre halbgestellte Frage.

„Mitsuki Yoshio ist das schwarzhaarige Mädchen neben mit. Ich bin übrigens Reika Kyôyama. Wir sitzen eine diagonale Tischreihe hinter dir. Und du? Dein Name war Alina Toshiro, richtig?“

Alina nickte bei diesen Worten nur. Sie hatte sich in ihrer neuen Klasse nie genau umgesehen. Doch als sie genau nachdachte wusste sie, von wem Reika gesprochen hatte.
 

Kopfschüttelnd zog sich Hao bei dieser Erkenntnis aus dem Gespräch und vor allem aus den Gedanken der beiden Mädchen heraus. Sein Plan hatte in gewisser Weise funktioniert. Er hatte es geschafft, dass Alina das Team von Nevu verlassen hatte. Dennoch tat sie ihm etwas Leid. Es war nicht seine Absicht sie so tief zu treffen, doch scheinbar hatte sie jemanden gefunden, der sie wieder aufheitern konnte. Besser so, es wäre ohnehin keine gute Idee, sie in sein Team aufzunehmen, auch wenn die Versuchung groß war. Insbesondere jetzt wo er sich denken konnte wer sie war. Die einzige Frage, die er sich jetzt noch stellte war, wieso sie nicht den Regeln ihrer Vorfahren folgte. Hatten sich die strengen Regeln, die damals herrschten gelockert, oder war ihr nur etwas gelungen, was sonst niemand aus ihrer Familie geschafft hatte. War sie eine Wächterin, die sich ihrer Berufung losgesagt hatte oder vielleicht gar eine, die aus dem heiligen Tempel verbannt wurde. Doch vielleicht war es auch anders und die Toshiro-Dynastie existierte nicht mehr. Vielleicht würde er im Laufe des Turniers die Zeit finden und sie danach fragen. Es war immerhin nicht so, dass ihm das Mädchen egal war. Sie hatte sein Interesse geweckt, doch sein Verstand hielt ihn davon ab ihr zu nahe zu kommen. Im Moment gab es wichtigere Dinge um die er sich kümmern musste und die betrafen seinen Zwillingsbruder. Es wurde Zeit, dass er sich diesem annahm. Er war ja mal gespannt, wie sich Yo gegen die Zen-Brüder schlug. Nicht, dass er erwartete, dass diese einen Kampf gewinnen konnten, aber man sollte immer klein Anfangen. Wer wusste schon, wie intensiv dieser auf den Schamanenkampf vorbereitet wurde.
 

Flashback Ende
 

Nach dieser Erinnerung atmete er einmal tief durch und ignorierte die dadurch entstehenden Schmerzen. Trotz dieser konnte er deutlich spüren, wie er sich langsam von dem letzten Schlag seines Bruders erholte. Wie konnte er nur gegen diesen verlieren, das war doch völlig unmöglich. Zugegeben, dieser zählte nicht zwangsläufig zu den schwachen Schamanen, doch wenn man berücksichtigte wer er war, dann hätte Yo ihn deutlich unterliegen sein müssen. Was hieß unterlegen, Yo hätte nicht die Spur einer Chance haben dürfen und hier war er, besiegt von eben jenen. Und nicht nur dass, nein, er wurde nicht nur besiegt sondern fast getötet. Mit einem ungläubigen Kopfschütteln versuchte er sich erneut langsam aufzurichten. Zu seinem bedauern kam er auch dieses Mal nicht sehr weit, da er kurz darauf wieder zusammen sackte. Er war mit seinen Kräften sichtlich am Ende, zwar hatte er noch etwas Furyoko um sich zu verteidigen, allerdings war ihm dieser Zustand nicht so vertraut. Für ihn war es so, als würde ein schwächerer Schamane sein ganzes Furyoko auf einmal verbraucht haben. 10.000 Furyokopunkten waren im Vergleich zu seinem normalen Furyokostand nicht viel und wenn er es sich richtig überlegte, so war er wahrscheinlich noch weit darunter. Seiner Schätzung nach zu urteilen betrug es ca. 4.700 wenn nicht sogar 4.300, viel weniger war es mit Sicherheit nicht, da er dann wahrscheinlich schon längst ohnmächtig geworden wäre. Andererseits wäre das in seinem jetzigen Zustand bestimmt keine schlechte Wahl gewesen. Tako hatte seine Wunden zwar geheilt, aber die Schmerzen waren immer noch deutlich wahrzunehmen.

„Das war mal wieder ein Reinfall.“

„Danke für die Aussprache des Offensichtlichen.“

Ein weiteres Mal versuchte Hao daraufhin sich aufzurichten, dieses Mal biss er einfach die Zähne zusammen, was bewirkte, dass er es wirklich auf seine Füße schaffte. Helfen tat es ihm allerdings nicht wirklich viel, da die Schmerzen nur noch stärker wurden. Am liebten hätte er sich einfach wieder zurück auf den Boden sinken lassen, doch er musste hier weg, bevor noch jemand entdeckte, dass er noch am Leben war.

„Jetzt übertreib es nicht. Oder willst du, dass Tako seine Kräfte umsonst eingesetzt hat? Der Blutverlust, den du von Yos letztem Schlag abbekommen hast war enorm und auch wenn Tako deine Wunden geheilt hat, heißt das nicht, dass du so weiter machen kannst wie vor wenigen Minuten. Also setzt dich wieder hin, bevor ich persönlich dafür sorgen muss.“

Hao blickte nur mit einem wütenden Blick zum Spirit of Fire, welcher ihm nur einen nicht zu deutenden Blick zuwarf. Wahrscheinlich wusste er nicht ob er genervt, besorgt oder wütend auf den Spruch reagieren sollte, den er an Okami gerichtet hatte. Zwar mochten seine Geister sich nicht besonders, doch wenn es sich um eine eindeutig nicht widerlegbare Tatsache handelte, hielten sie ab und zu schon mal gerne zusammen, was besonders in der jetzigen Situation von ihm unerwünscht war.
 

Wieso musste er dieses Mal eigentlich alles auf eine Karte setzen. Die Idee den König der Geister zu stürzen und sich den Titel des Schamanenkönigs inoffiziell zu holen war absurd gewesen. Niemand war je in die Nähe des Sternenheiligtums gekommen. Im Vorfeld hatte er sich informiert. Er kannte Legenden über Personen, die etwas Ähnliches versucht hatten und erbärmlich gescheitert waren. Doch er war nie jemand gewesen, der sich von scheinbar unbestehbaren Herausforderungen drücke. Wäre es so, so wäre er heute nicht hier, in dieser Zeit. Er war weit gekommen. Es ist ihm sogar gelungen den Geisterkönig soweit auszutricksen, so dass dieser ihm unbewusst ein Tor ins Sternenheiligtum geöffnet hatte. Wobei, war das wirklich sein verdienst oder hatte er das ganze falsch interpretiert. Im Nachhinein war er sich in diesem Punkt nicht mehr ganz so sicher. Besonders wenn er sich die Macht des Geisterkönigs vor Augen führte. Dieser konnte genauso wie er in die Zukunft sehen. Also wieso hatte er erwartet, dass seine nächsten Schritte und Pläne vor diesem Geheim blieben. Und wenn dieser davon wusste, wieso wurde nichts unternommen.

„Das ganze ergibt keinen Sinn!“

„Nicht alles im Leben muss einen Sinn ergeben, dass müsstest du doch am besten wissen.“

„Ich gebe der Feuerrübe in der Hinsicht Recht, auch wenn ich es versäumt habe deine oder seine Gedanken zu lesen. Aber hey. Wird schon stimmen.“

Zu Haos Überraschung ignorierte der Feuergeist den schnippischen Kommentar der Wölfin und schwebte Demonstrativ näher an ihn heran.
 

Unter normalen Bedingungen würde er froh sein, dass seine Geister sich nicht streiten, doch im Augenblick war er einfach zu wütend auf sie.

„Was sollte das eigentlich. Wieso habt ihr euch zurückgezogen?“

„Wie bitte? Hast du sie nicht mehr alle. Vielleicht hättest du Yo noch vernichten können, doch das wäre auch dein Ende gewesen. Willst du uns jetzt einen Vorwurf daraus machen, dass wir dich retten wollten? Das glaube ich einfach nicht.“

„Glaub es ruhig, Okami. Ihm ist die ganze Sache mit dem Sternenheiligtum zu Kopf gestiegen. Weißt du eigentlich wie schwierig es war dich unentdeckt hier her zu bringen und diese verdammte Wunde zu heilen. Unter normalen Umständen wärst du jetzt Tod. Also anstatt uns Vorwürfe zu machen, solltest du uns vielleicht mal für unsere selbstlose Aktion danken.“

Hao gab daraufhin nur ein unverständliches Murmeln von sich. Zu mehr war er einfach nicht im stand. Je länger er stand, desto mehr hatte er das Gefühl, als würden ihn seine restlichen Kräfte auch noch verlassen. Auch zu den verständnislosen Blicken seiner Schutzgeister konnte er nichts sagen. Er hätte bei dem Kampf seine anderen Geister herbeirufen sollen, dann wäre das ganze vielleicht anders abgelaufen. Allerdings war er sich seines Sieges einfach zu sicher. Er hatte es mit Yos Freunden, die nebenbei zu sechs waren, aufnehmen können, die 1080 Perlen überwunden und den König der Geister mit seinem Schutzgeist verschmolzen. Er war stärker als je zu vor, also wie konnte sich das Blatt so schnell wenden. Wie konnte er gegen Yo in einem Zweikampf verlieren, immerhin war er ihm überlegen. Das ergab doch alles absolut keinen Sinn, egal wie er den Sachverhalt drehte und wendete.
 

Flashback
 

Es war der letzte direkte Angriff, ähnlich eines Reitturniers aus dem Mittelalter, wo die Gegner aufeinander zu galoppierten und ihre Lanzen auf ihren Gegner richteten, um ihn zu töten oder zumindest vom Pferd zu stoßen. Auch wenn die scheinbar ein unpassender Vergleich war, so war das Resultat doch eindeutig. Einer von ihnen würde Fallen. Ein letzter Hieb und es war vorbei. Doch war es das wirklich. War dies das Ende was er sich ersehnt hatte. Gab es keinen anderen Weg. In diesem kurzen Moment des Angriffes überschlugen sich seine Gedanken, wobei er sich nicht sicher war, welches nun seine eigenen waren und welche dieser störenden Gedanken er von Yo aufgeschnappt hatte. Nur eines wusste er, sie irritierten ihn und ließen ihn seine Präzision verlieren. Es war kein Geheimnis für ihn, dass Spirit of Fire jeden Angriff verfehlte den er verfehlen wollte, doch so paradox wie es auch klang, so hieß es nicht, dass er sein Ziel immer traf. Und in diesem Fall sollte dieses Phänomen eintreffen. Der Schlag seines Schutzgeistes ging vorbei und gab Yo damit die perfekte Verteidigungslücke, die dieser für seinen letzten Schlag brauchte. Doch auch wenn er den Tod durch ein Schwert gewöhnt war, so kam es dieses Mal anders als die vorigen Male. Auf einmal entriss sich sein Schutzgeist seiner Kontrolle. Im gleichen Moment leuchtete eine seiner Totentafeln weiß auf. Hao spürte wie die Luft um ihn herum sich veränderte und ihn an Ort und Stelle hielt. Derweil hatte sich Spirit of Fire mit seinem Orakelpager vereinigt und aus eigener Kraft eine Schutzbarriere erschaffen, an die der geballte Angriff größtenteils hängen blieb. Nur ein geringer Teil drang in gestreuter Form durch diese Barriere und kam wie ein abgeschossener Pfeil auf ihn zu und durchbohrte seinen Körper. Mit einem Mal zeichnete sich vor ihm ein Ebenbild seiner Selbst ab, welches zuerst durchsichtig war, bevor es an Festigkeit und Schärfe gewann. Dennoch war ihm bewusst, dass das was er als schrittweisen Prozess beobachtete für alle anderen so schnell ging, dass deren Augen diese Erscheinung nicht registrieren konnten. Eine Erscheinung, die Tako, Spirit of Water, erschaffen hatte. Eine welche nur existierte um den Blick auf ihn selbst zu verwehren und am Ende mit der schützenden Barriere um ihn herum in einer gewaltigen Explosion zerstört zu werden.
 

Hao selbst nahm die Explosion und alles um ihn herum nur noch verschwommen war. Wie sich die zerstörerische Macht ausbreitete und ihn umschloss. Ihn trennte von dem Kampf, seinen Feinden und eben jene in falscher Sicherheit wog. Es wäre die perfekte Gelegenheit gewesen noch einen letzten vernichtenden Schlag auf Yo zu starten, doch bevor er auch nur den Gedanken fassen konnte, fing seine Umgebung an sich zu verändern. Erst jetzt bemerkte er, dass sich nicht nur Hayabusa und Tako in das Geschehen eingemischt hatten, sondern auch Okami, welche nun dabei war sie alle aus dem Sternenheiligtum heraus zu teleportieren. Hao wollte protestieren, doch genau in diesem Moment kam kein Laut aus seinem Mund. Er hatte das Gefühl als würde er nicht mehr Herr über seinen Körper sein.

//„Die Zeit wird kommen, doch nicht heute“\\

Hao wusste nicht ob er sich die Worte eingebildet hatte, oder ob es Gedanken waren die er von irgendwem aufgeschnappt hatte, doch da sie für ihn keinen Sinn ergaben entglitten sie seinem Gedächtnis schneller als sie hineingetreten waren. Im selben Moment spürte er wieder festen Boden unter seinen Füßen. Jedoch war diese Erkenntnis nicht von langer Dauer, da er kurz darauf zusammenbrach und im kühlen Gras landete. Nur am Rande nahm er wahr wie seine Schutzgeister sich um ihn versammelte und auf ihn einredeten. Doch er war zu erschöpft um zu verstehen was sie genau sagten. Alles was er spürte war die Kälte die in seinen Körper einzog und versuchte seine Seele aus diesem zu drängen. Plötzlich jedoch spürte er eine nur allzu bekannte Wärme, die sich von seiner Brust langsam in seinem restlichen Körper ausbreitete. Nach und nach spürte er wieder die Sonne über sich, die sanft auf ihn herab schien und ihm zusätzliche Wärme schenkte. Nur langsam kam er wieder zu sich und öffnete schwach die Augen um sich einen kurzen Überblick zu verschaffen. Im selben Moment erlosch das Licht des Amulettes um seinen Hals und auch Tako beendete seinen Heilvorgang.
 

Flashback Ende
 

Nun waren auch die letzten Einzelheiten der letzten Kampfminuten in seinem Verstand angekommen. Er gestand es sich ungern ein, aber ohne das Eingreifen seiner Schutzgeister wäre er erledigt gewesen. Der Angriff hätte ihn nämlich sonst komplett erwischt und bei der Stärke kann sich auch ein Idiot denken, dass es einem Todesurteil gleichkommen würde. Dennoch, wie konnte er das einfach so zugeben ohne seine derzeitige Situation noch demütigender darzustellen.

„Verdammt Hao, hör auf deine noch verbliebene Kraft zu verschwenden.“

Auf die Worte des Spirits of fire reagierte er nicht. Was sollte er auch schon groß sagen. In seinem jetzigen Zustand würde er nur irgendeinen undurchdachten Satz raus bringen und ihn hinterher bereuen. Er bereute es ja schon, dass er seine anderen beiden Schutzgeister so angefahren hatte, obwohl sie ihm nur helfen wollten und das obwohl sie ihm gegenüber keine Verpflichtungen hatten. Sie haben sich freiwillig dazu erklärt seine Schutzgeister zu werden, obwohl sie seine Ziele genau kannten. Zuerst hatte ihn das ziemlich gewundert, doch dann hatte er es in gewisser Weise als selbstverständlich angesehen. Vielleicht war dies ein Fehler, einen den er vielleicht nicht jetzt aber mit Sicherheit irgendwann bereuen würde. Nach diesen Gedanken konnte er einfach nicht mehr stehen und ging zurück auf die Knie. Sofort waren seine Schutzgeister wieder an seiner Seite. Nun konnte man die Besorgnis geradewegs aus ihren Augen lesen. Obwohl sein Blick nur starr auf den Boden gerichtet war, bemerkte er es und konnte einfach nicht anders als ein Eingeständnis machen, welches die drei Geister einigermaßen überraschte.

„Tut mir Leid.“

Die Geister sahen Hao daraufhin nur kurz an. Bevor sich die Wölfin nur zufrieden umdrehte und sich wieder auf die Umgebung konzentrierte. Sie würde nicht zulassen, dass jemand Hao in dieser Verfassung sah. Sonst konnten sie sich gleich auf eine Menge Schwierigkeiten gefasst machen.
 

Auch die anderen vier Spirits of Elements ließen ihren Blick immer öfters durch die Gegend schweifen. Es war ihnen deutlich anzusehen, dass die fünf ihn nicht einfach so im Stich lassen würden. Um genau zu sein kannte er die fünf schon länger als ein paar Jahre und trotz dieser langen Zeit und all den Unverschämtheiten, die er sich geleistet hatte, hielten sie immer noch zu ihm. Eigentlich sollte er froh darüber sein. Jeder andere würde sein Leben dafür geben einen der legendären Spirits of Elements zu beherrschen, aber er. Für ihn waren die fünf ganz normale Geister. Zugegeben, sie waren Geister, die mächtiger waren als alle anderen, doch trotz allem waren es für ihn nur Geister. Es war ein Gedanke, den er in diesen Moment ändern musste. Nein sie waren nicht einfach irgendwelche Geister. Sie waren die Spirits of Elements, seine Schutzgeister. Geister, die nur für wenige Schamanen kämpfen würden. An sich war es eine Ehre mit ihnen zu kämpfen, doch es war wesentlich mehr für Hao als er zugeben wollte. Es war nicht nur eine Ehre sondern auch ein Grund weiter zu kämpfen. Er mochte seine Schutzgeister, für ihn waren sie nicht nur mittel zum Zweck, auch wenn es des Öfteren so aussah. Es war viel mehr so, dass er sich nicht mehr vorstellen konnte mit einem anderen Geist zu kämpfen und das lag nicht an ihrer Stärke sondern viel mehr an ihrem Wesen. Gut, sie waren nervig und er musste richtig aufpassen, dass die fünf sich nicht stritten, da das für die Welt ziemlich unangenehm werden konnte, doch das änderte nichts daran, dass sie ein Teil seines Lebens geworden waren. Am Anfang, vor 1000 Jahren, wo er ihnen das erste Mal begegnet war hatte er ihnen noch den nötigen Respekt entgegen gebracht, doch als sie sich vor 500 Jahren bereiterklärt hatten ihm als Schutzgeist zu dienen hat sich das Verhältnis zwischen ihnen verändert. Zuerst hatte er ihnen nicht über den Weg getraut und dennoch ist er auf das Angebot eingegangen. Nach einiger Zeit, hatte er einfach jegliche Vorsicht vergessen und sie wie gleichgestellte Partner behandelt. Allerdings musste er gestehen, dass er sich in diesem Millennium unbewusst über sie gestellt hatte und versucht hatte ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Selbst die Aktion mit dem Sternenheiligtum hatte er über ihre Köpfe hinweg entschieden, obwohl sie ihn vorher noch gewarnt hatten. Doch diese Warnung hatte durch das Tor von Babylon seine Schrecken verloren.
 

Flashback
 

Für einen Moment herrschte schweigen. Er hatte erwartete das Spirit of Fire oder einer der Anderen über seine Idee lachen würde, doch mit dem Schweigen konnte er nicht umgehen. Besonders wenn es die Spirits of Elements waren, welche ihn anschwiegen.

„Was ist?“

„Nichts. Ich hab mir nur gerade eingebildet, dass du gesagt hättest, dass du das Turnier umgehen willst, in dem du in die Dimension des Geisterkönigs vordringst und dir dessen Macht zu eigen zu machst.“

„Und wenn ich dir jetzt sage, dass du es dir nicht eingebildet hast?“

„Dann sage ich, dass du den Verstand verloren hast. Weißt du eigentlich welches Risiko du da eingehst? Mal abgesehen davon, dass du dir den König der Geister zum Feind machen würdest.“

„Wenn alles nach Plan geht ist das meine geringste Sorge.“

Für einen kurzen Moment schlich sich ein zufriedenes Lächeln auf das Gesicht des Feuergeistes, jedoch war es schnell genug wieder verschwunden als dass Hao es bemerken konnte. Nun war Vorsicht geboten, dessen war sich der Feuergeist bewusst, sonst würde die Situation außer Kontrolle geraten.

„Vorher müsstest du dich allerdings durch den verbotenen Wald schlagen. „

„Lass mich raten. Ein Wald in den man sich leicht verirren…“

„Ich weiß woran du denkst. Aber dieser Wald ist nicht wie der Steinerne Wald. In dem verbotenen Wald herrscht ein Zauber der soviel mächtiger ist als der von El-hayyah. Dort werden selbst deine Kräfte nicht reichen um den richtigen Weg zu finden. Der Verbotene Wald ist nur ein Übergangsort, aber der Geisterkönig befindet sich in einer anderen Dimension und nur er allein kann das Tor zu dieser öffnen. Und selbst wenn du es irgendwie schaffst, selbst wenn du zu den Totems gelangen kannst, werden sich dir die Klanuva-Vögel in den Weg stellen und dich am weiterkommen abhalten. „

Nach diesen Worten schwieg der Feuergeist für einige Sekunden, damit Hao diese Informationen aufnehmen konnte. Jedoch führte er sie weiter ehe dieser auch nur ein Wort dazu sagen konnte.

„Was ich damit sagen will ist folgendes. Wenn du scheiterst wirst du mehr verlieren als nur dein Leben. Du wirst der Macht des Königs der Geister näherkommen als jemals zuvor und wenn du versagst, wird dass dein endgültiges Ende sein. Wir haben geschworen dich als Schutzgeister zu unterstützen, doch ich spreche für alle von uns wenn ich sage, dass keinem diese Idee gefallen wird. Also überleg dir genau was du tun wirst.“

Spirit of Fire ließ die Konsequenzen absichtlich ungesagt. Hao würde seine Entscheidung treffen müssen und sie würden ihn solange beschützen wie es ging, doch mehr konnten keiner von ihnen versprechen.
 

Flashback Ende
 

Worauf das ganze hinausgelaufen war, konnte man ja deutlich sehen. Er saß auf seinen Knien, weil der Angriff seines Bruders und dessen Freunde ihm seine letzte Kraft geraubt hatte. Bei dem Gedanken an seinen Bruder konnte Hao seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle bringen. Sie waren einfach wie weggeweht. So undurchschaubar wie er selbst immer vorgab zu sein. Er wusste nicht mal ob er wirklich wütend auf diesen oder einfach nur auf sich selbst war, wenn er auf die Ereignisse zurückblickte. Allerdings konnte er das Gefühl nach Rache einfach nicht zurückstecken, dafür schrie es einfach zu laut. Hao hatte bisher noch nie irgendwelche Hassgefühle gegen Yo oder einen anderen aus seiner Familie. Er konnte sie nicht leiden, doch mit Hass hatte das nichts zu tun, auch wenn das alles war, was diese ihm entgegen brachten. Er war es aus seinem ersten Leben in gewisser Weise gewohnt, doch dieses Mal war es anders. Die jetzige Situation beruhte auf einer demütigenden Niederlage und das ließ er sich nicht einfach so gefallen. Gut er hatte vielleicht keine Chance mehr auf den Titel, doch das hieß nicht, dass es vorbei war. Er war immerhin noch am Leben. Mit diesen Worten sah Hao auf den Orakelpager an seinem Arm. Dieser war nahezu unbeschadet, nur ein kleiner Riss auf dem Display wies auf den vergangen Kampf hin. Bevor er sich jedoch weiter darüber Gedanken machen konnte, mischte sich auf einmal der Feuergeist ein, der sich als einziges die Mühe gemacht hatte, ihn zu beobachten und herauszufinden was in seinen Gedanken vorging.

„Du hast nicht vor, diese Niederlage einfach so zu akzeptieren, oder?“

„Nein. Der Kampf im Sternenheiligtum wird nicht die letzte Begegnung zwischen mir und Yo gewesen sein, noch bin ich nicht Tod. Allerdings werde ich ihn auch nie wie ein Feigling in einen Hinterhalt locken. Wenn er zu Boden geht, dann während des Schamanenturniers und im Angesicht all seiner kleinen Fans.“

„Klingt nach einem Plan:“

„Wohl eher nach einem Ziel. Doch so wie ich das sehe, wird das Turnier nicht so bald fortgesetzt, also habe ich noch etwas Zeit mir einen Plan zu überlegen, der diesem Ziel gerecht wird. Aber eines steht fest, dieses Mal überlasse ich nichts dem Zufall, ich werde Yo mit Sicherheit nicht noch einmal unterschätzen.“

„Wir sind dabei.“

Diese Worte kamen von fast allen Spirits of Elements, lediglich Spirit of Fire hielt sich etwas zurück mit seiner Zusage.

„Klar, aber nur unter der Bedingung, dass du bis dahin wirklich einen anständigen Plan hast. Auf ein weiteres Schockerlebnis können wir nämlich verzichten. Und ich denke dass ich damit für alle hier Anwesenden spreche, oder irre ich mich da?“

Bei dieser Gedanklichen Nachricht schüttelten die vier übrigen Spirits of Elements den Kopf. In diesem Fall stimmten sie dem Feuergeist ohne lange überlegen zu müssen zu. Auch Hao musste sich eingestehen, dass er auf die Nebenwirkungen durchaus verzichten konnte. Dann jedoch vielen seine Gedanken wieder zum eigentlichen Thema zurück. Er hatte zwar noch keine Ahnung was für Einfälle er in der näheren Zukunft haben würde, doch eines wusste er ganz genau. Yo würde das ganze noch bereuen. Er würde sich an ihm Rächen und zwar da, wo es ihm am meisten verletzte. Bei seinen Freunden und erst dann würde er im persönlich den Rest geben.
 

The end
 

---
 

So damit ist auch diese FF jetzt zu Ende. Und auch der Kreis der sich um Haos Leben drehte hat sich nun geschlossen. Für diejenige, welche diese FF als erstes Gelesen haben und wissen wollen was Hao jetzt vorhat, dem entfehle ich meine anderen FF's zu lesen. Den anderen sage ich Glückwunsch, ihr habt euch durch meine FF's durchgekämpft, an denen ich über 8 Jahre gearbeitet habe.
 

Ich möchte mich hiermit bei allen Bedanken, die diese FF bis zum Ende verfolgte haben und besonders bei denen, die mir über die vielen Jahre Mut gemacht haben weiter zu schreiben.
 

Da es mir in den letzten Monaten sichtlich schwer gefallen ist meine FF's weiter zu führen, wird es in dieser Rubrik leider keine neuen FF's von mir geben. Dafür werde ich meine noch offene Schaman king FF zu ende bringe, allein deshalb, weil ich Dinge gerne beende.
 

Und hiermit beende ich meine kleine Reden. Man liest oder schreibt sich.
 

Misato



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Akayami
2013-05-14T11:47:39+00:00 14.05.2013 13:47
Ohh was für ein Kapitel...
Erst freut man sich wie ein Schneekönig, dass Samira und Hao sich wiedersehen können und dann am Ende das v.v hoffe das es da trotzdem eine Möglichkeit für die beiden gibt..
Und Chiyo hat jetzt wohl gemerkt das Kami in Wirklichkeit Okami ist..bin sehr gespannt auf das nächste Kapi :)
Liebe Grüße
Von:  Akayami
2013-04-18T13:22:39+00:00 18.04.2013 15:22
Ohh ein tolles Kapi :)
Der Kampf mit Chiyo war echt spannend, bin gespannt wann er Samira wiedersieht ^.^
Von:  Akayami
2013-01-15T08:47:35+00:00 15.01.2013 09:47
Huhu :)
Habe gerade die ff fertig gelesen und bin voll begeistert! :)
Du kannst echt gut schreiben und die Story ist echt gelungen...bin schon sehr espannt wie es weiter geht ^.^
Von:  Leanne_Crescent
2011-12-02T10:08:11+00:00 02.12.2011 11:08
Wieder ein echt tolles kapitel sehr spannend und ich freu mich darauf wie es weiter geht
Von:  Leanne_Crescent
2011-10-04T18:25:21+00:00 04.10.2011 20:25
Sehr schönes kapitel spannend wie immer bin echt neugierig wie es weiter geht


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