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Private Practice

First Encounter
von

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Tag 0

Ohne dass sie es weiß, dieses Kapitel widme ich -Zero-chan-.
 

Musik: L'eprica - Missa (Album)
 

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Er öffnete die Zimmertür und betrat leise das Wohnzimmer. Es war dunkel, das Licht bereits ausgeschaltet. Der Andere schlief wohl schon…

Auf leisen Sohlen durchquerte er das Wohnzimmer um in die Küche zu gelangen. Er war hungrig und wollte sich etwas zu essen holen. Mitten im Raum jedoch, bevor er die Küche erreichte, durchfuhr ihn ein Schmerz in seiner Brust. Mit einem Mal musste er wieder daran denken… Unbewusst blieb er kurz im Dunkeln stehen und verzog schmerzlich das Gesicht. Seine Hand hob sich an seinen Mund, denn er wusste, gleich würde ihm ein gequälter Laut über die Lippen kommen, aber er wollte doch nicht, dass man ihn hörte! Er wollte nicht, dass der Andere hörte, dass er litt. Dass er immer noch litt und sein Herz weiterhin schmerzte. Fest biss er sich auf die Unterlippe und spürte, wie die ersten Tränen in seine Augen traten.

Das passierte ihm so immer wieder. Alles war normal. Mit irgendwas war er beschäftigt. Und plötzlich, aus heiterem Himmel, schmerzte es heftiger. Auf einmal war ihm wieder nach Heulen zumute, ganz einfach so war es. Woran es lag, er wusste es nicht. Aber er hasste diese Momente. Denn zuvor hatte er immer geglaubt, nun mit der Situation klar zu kommen. Doch eigentlich tat er das nicht, und dieser Moment gerade, wo sein Herz sich wieder in Kummer und Einsamkeit zusammen zog, zeigte ihm das deutlich. Er war noch lange nicht drüber hinweg.

Plötzlich hörte er irgendwo hinter sich die Badezimmertür, weswegen er hoch schreckte. Der Andere schlief also noch gar nicht! Er versuchte, sich zusammen zu nehmen und trottete noch immer mit Tränen in den Augen in die Küche. Rasch wischte er sich mit den Fingern über die Wangen und über die Haut unter den feuchten Augen, um die Tränenspuren zu vernichten. Ihm war klar, dass der Andere ihn gesehen hatte und zu ihm kam, um Gute Nacht zu sagen.

Er schluckte und stand unschlüssig vor dem Regal mit den Getränken, während der Andere ihn erreichte und ihn im Halbdunkeln ansah. Das Licht aus dem Badezimmer erhellte den Weg etwas. „Hey, warum machst du dir hier denn kein Licht an? Du siehst doch gar nichts.“

„Ich wollte mir nur was zu trinken holen…“

„Hm…“ Der Andere drehte sich wieder um und ging in Richtung seines Zimmers. „Gute Nacht, Karyu.“

„Schlaf gut, Tsukasa…“, murmelte er und wandte sich von den Getränken ab, während sich unvermittelt das Licht in der Küche anschaltete. Der Andere hatte wohl auf den Schalter im Wohnzimmer gedrückt…

Seufzend öffnete Karyu die untere Schublade eines der Küchenschränke und fand sogleich die Tüte kleiner, süßer Baby-Croissants, wie er sie nannte. Nun, wo wieder alles still war und er sicher sein konnte, dass Tsukasa sein Zimmer nicht noch mal verließ, stiegen ihm wieder unkontrolliert die Tränen in die Augen. Er ignorierte das, spürte aber den ziehenden, wehmütigen Schmerz in seinem Herzen, während er sich eines der kleinen Croissants aus der Tüte nahm und es sich in den Mund stopfte. Und als er die Tüte wieder weglegte und die Schublade schloss, entkam ihm doch plötzlich ein leiser Schluchzer. Verlegen hielt er inne und schloss die feuchten Augen, dann biss er von dem Croissant ab und nahm es in die Hand, bevor er die Küche verließ, das Licht löschte und in sein eigenes Zimmer zurück kehrte. Lustlos ließ er sich auf das Bett fallen und sah in Richtung seines Laptops. Er brauchte Ablenkung, irgendeine. Es gab ein paar sehr wenige Menschen, die ihn verstanden. Aber es war alles nicht so einfach…sie waren räumlich recht weit voneinander getrennt.

Nach einem weiteren Happen der Süßigkeit stand er auf und ging kauend zu seinem Schreibtisch, ließ sich davor nieder und rief sein vertrautes Chatprogramm auf. Vielleicht war ja einer von ihnen da… Er brauchte doch nur ein paar verständnisvolle Worte…

Stumm bahnten sich die Tränen ihren Weg über sein Gesicht und er musste aufpassen, dass seine Tastatur nicht nass wurde. Er brauchte eine Brille, das wusste er. Wenn man sich so nah an den Bildschirm beugte, dann konnte was nicht stimmen…aber dazu hatte er momentan keinen Elan. Den hatte er schon seit zwei Monaten nicht mehr.

Und heute hatte er Glück. Jemand war für ihn da.

‚Ich versteh dich da vollkommen. Solche Tage hab ich auch immer noch…Man muss da irgendwie durch. Noch hab ich die Hoffnung, dass es bald besser wird. Oder zumindest irgendwann. So kann es doch mit uns nicht weiter gehen… Man muss doch darüber hinweg kommen können.’

„Ja, aber wie? Zeit heilt alle Wunden, sagt man…aber stimmt das wirklich? Ich will das alles nicht mehr…ich mag nicht mehr leiden. Es ist doch eh vergebens. Wir tun uns doch nur selbst weh, wenn wir weiter so..trauern.“

Es dauerte eine Weile, bis Karyu eine Antwort erhielt.

‚Weißt du…heute, da hab ich ihn wiedergesehen. Es ist schwer, ihm aus dem Weg zu gehen, wenn man im gleichen Gebäude arbeitet. Und es wühlt alles auf. Ich muss ständig daran denken, wie er aussah, als er herein kam, mit seinem Kaffeebecher in der Hand…’

Leicht legte er seine Stirn in Falten. Oh je…

„Das ist mir letztens auch passiert, so ähnlich…damit kann sich nicht wirklich was verbessern, oder…?“

Wieder dauerte es länger, bis eine Antwort kam.

‚Denkst du…dass wir komplett vergessen sollten…?’

Karyu hielt inne und seufzte. „Nein…wir können nicht vergessen. Und wir sollten auch nicht. Schließlich gab es durchaus gute Momente. Bei mir haben sie überwogen…warum sollte ich all das Gute vergessen?“

‚…mh, du hast wohl Recht.

...ach, ich weiß ja, dass es besser so ist, wie es jetzt ist, aber dennoch…immer hab ich diese Frage im Kopf: was wäre, wenn…’

Was wäre, wenn…? Ja, das hatte Karyu auch schon oft überlegt. Was, wenn es nicht zur Trennung gekommen wäre? Aber sie war nun mal nicht glücklich gewesen… Es war besser so gewesen…

„Geht mir genau so…“, erwiderte er nur auf die Worte des Anderen und lehnte sich zurück. Und so…

‚Und so wird es immer weitergehen, die ganzen nächsten Wochen, vielleicht auch Monate’, meldete sich sein Chatpartner nach einer Weile wieder zu Wort. ‚Wir werden uns weiterquälen, obwohl es alles nichts mehr bringt. Das ist doch so sinnlos…’

Betroffen starrte Karyu auf den Bildschirm. Er fühlte genauso. Wieder kamen Tränen hoch. Verdammt…er konnte das nicht zurück halten.

„Ich seh das auch so… Aber wie soll ich sagen…? Ich bin immerhin etwas erleichtert, dass ich nicht alleine bin mit meinen Gedanken und meinen Schmerzen. Manchmal komm ich mir total blöd vor und denke, ich übertreibe und rede mir ein, dass ich ein Weichei sei…aber dann bist du da und sagst, dass du mich verstehen kannst und dass es dir genauso geht… Das ist gut zu wissen…“

'Ja…du bist nicht alleine. Du hast mich. Und ich habe dich. Immerhin verstehen wir einander, wenn es schon kein Anderer will…'

Ein bitteres und trauriges Lächeln legte sich auf Karyus Lippen. Langsam ließ er seine Hände wieder zur Tastatur wandern.

„Aber weißt du…wenn ich den Laptop ausschalte, dann…fühl ich mich wieder allein. In dem Moment, in dem wir miteinander schreiben und ich dein Verständnis spüre, hilft es. Aber bald wieder…steh ich alleine da und weiß nicht, wo ich mich ausheulen soll. Ich trau mich das ja eigentlich fast schon sowieso nicht mehr… Fast ist es so, um ehrlich zu sein, als bräuchte ich jeden Tag die Bestätigung aufs Neue, dass es dir auch immer noch so geht…“, gab er verlegen zu.

Auf eine Antwort musste er glücklicherweise nicht warten.

'Mach dir nichts daraus. Ist bei mir das Gleiche. Also…wir können uns jeden Tag bekunden, wie schlecht es uns doch immer wieder geht…'

„Ist das eine so gute Idee…? Nicht, dass es uns nur weiter runterzieht…wir sollten weiterhin versuchen, uns etwas aufzumuntern…oder?“, war seine unsichere Antwort.

'Du hast wohl Recht… *knuddel*' Eine kurze Pause entstand. 'Manchmal finde ich es wirklich bescheuert, dass wir so weit voneinander getrennt leben…sonst könnten wir uns auch mal wirklich in den Arm nehmen, wenn es uns schlecht geht…das würde mehr helfen. Und das gute, tröstende Gefühl würde länger andauern…'

Betroffen senkte Karyu den Blick. Ja, da hatte der Andere Recht. „Seh ich auch so. Aber leider ist das nicht so einfach…“

Über 200 Kilometer waren nicht ganz ohne. Er hatte ihn über das Internet kennen gelernt. Ihre Interessen und dann ihre fast gleichzeitig stattgefundenen Trennungen von ihren Beziehungen hatten sie zueinander geführt. Gesehen hatten sie sich noch nie. Und manchmal aber wünschte er sich genau das. In solch trostlosen Momenten wie diesem. Dass er den Anderen einfach besuchen konnte. Ihn einfach sehen konnte. Einfach Wärme spüren. Denn das Verständnis, dass er so dringend brauchte, bekam er immer wieder von dem Anderen. Nur dessen persönliche, richtige Anwesenheit fehlte ihm.

'Du hast doch zur Zeit Urlaub, sagtest du…?'

„Ja richtig. Noch fast 5 Wochen…“

'Magst du dann nicht…zu mir hochfahren? Ich bezahl dir auch ein Teil der Fahrkarte. Muss auch nicht lange sein, nur ein paar Tage. Vielleicht übers Wochenende?

Ich bin so allein…'

Überrascht hielt Karyu inne. Er traute seinen Augen nicht. „Machst du mir dieses Angebot gerade wirklich?!“

'Ich mein das ernst. Wenn du nicht willst oder kannst, sag es gleich.'

Kurz überlegte Karyu, dachte über Vor- und Nachteile nach. Dann haute er in die Tasten. „Ich würde sicherlich gerne wollen! Ich fühl mich auch so oft allein… Wenn du wirklich möchtest, komm ich gern zu dir. Aber musst du nicht arbeiten?“ Er spürte, wie sein Herz zunehmend klopfte. Wenn das klappen würde…! Das wäre wunderbar.

‚Ja, das muss ich leider. Aber nur vormittags, danach hätte ich Zeit für dich. Oder du kommst übers Wochenende, da muss ich nicht arbeiten. Du kannst kommen und gehen wann du willst. Ist für mich alles kein Problem. Mach einfach, wie du kannst. Ich räum vorher dann auf, wenn du mir rechtzeitig einen Zeitpunkt sagst ;)’

Er fühlte sich gerade wie im Traum. Der Andere meinte das ernst!! Und da er selbst Urlaub hatte, konnte er alles machen wie er wollte.

„Okay, ich schau gleich mal nach, wann der nächstbeste Zug fährt und sicher mir ein günstiges Ticket! Ist es in Ordnung, wenn ich noch nicht gleich festmache, wann ich zurück fahre…? Vielleicht kommt dir ja was mit der Arbeit dazwischen…“

‚Mh…ich denke, dass zwar nichts Unvorgesehenes passieren wird, aber ist okay, wenn du das so machen willst. Wie gesagt, ich überlass es dir. Sag mir dann nur rechtzeitig, wann du ankommen wirst, sobald du es weißt. Den Rest kriegen wir schon hin :)'

Ohne es zu merken, begannen Karyus Augen zu strahlen. Auch wenn er nicht allzu viel über den Anderen wusste, das, was er wusste, war genug: sie verstanden sich und litten unter denselben Dingen. Von Angesicht zu Angesicht über die Probleme zu reden, sich dabei in die Augen sehen zu können und sich vielleicht auch mal gegenseitig in den Arm zu nehmen, würde sehr viel helfen. Für ein paar Momente nicht mehr allein sein. Das war doch erstrebenswert!
 

In dieser Nacht blieb Karyu noch lange wach und plante gleich schon drauf los für seine Reise.

Er nahm das Angebot dankend an. Nichts würde ihn davon abhalten, hoch zu fahren, auch kein nörgelnder Tsukasa!

Zero rief, und Karyu würde dem verlockenden Ruf folgen!
 

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tbc~
 

Sollte dies vielleicht im Moment noch etwas verwirrend sein, keine Sorgen, im nächsten Kapitel wird einiges geklärt. Das hier ist nur der Anfang.

Tag 1: Freitag - Mittag

Eigentlich wollte ich diese FF komplett auf Ernst anlegen...aber ich konnte es dann doch nicht lassen, mich ein bisschen am Humor zu versuchen. Ich mag todernstes nicht. Da kann ich mich auch einmal im Kreis drehen und sehe todernste Sachverhalte und todernste Menschen. Ein bisschen Witz schadet nie. Und da ich den im echten Leben zu selten erlebe, muss ich mir hier eben etwas Erleichterung verschaffen.

Nun: enjoy reading~ :)
 

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Gott, er wünschte sich, er hätte Tsukasas Gesicht fotografiert, als er ihm eröffnet hatte, dass er für einige Zeit hoch nach Joetsu fahren würde. Der hatte das nämlich nicht so lustig gefunden. Weinerlich hatte er Karyu in den Ohren gelegen, was er denn so lange ohne ihn machen sollte. Aber woher sollte Karyu das wissen? Tsukasa war ein erwachsener Mensch, der würde die Zeit schon überleben. Das hatte er ihm so aber nicht gesagt, dazu war er dann doch zu nett und wohlerzogen. Die nervigen Fragen des Anderen hatte er einfach weitestgehend ignoriert, nur milde gelächelt. Dann wusste Tsukasa schon, dass er nicht auf eine ehrliche Antwort warten brauchte. Die würde nicht kommen. Karyu ließ sich von seinem Plan nicht abbringen. Sein Bruder war älter als er selbst, der würde gut auf sich aufpassen können für die 1 oder 2 Wochen, in denen er bei Zero war.

Lieb und fürsorglich, wie Tsukasa war, hatte er seinen kleinen Bruder noch zum Bahnhof gebracht. Aber statt eines tränenreichen Abschieds hatte er Karyu einfach in den Zug geschoben, ihm den Koffer und die Reisetasche hoch gereicht und dann hatte er ihm noch gewunken. Das war’s gewesen. Leicht schmollend hatte der Blonde seinen Bruder angesehen. Wenigstens einmal drücken hätte drin sein können. Kurzerhand war Karyu noch mal aus dem Zug gesprungen und hatte die paar Anderen Leute ignoriert, die eigentlich auch den Zug an der gleichen Tür hatten besteigen wollen, aber nicht reinkamen, weil der Koffer im Weg stand. Rasch hatte er Tsukasa in die Arme genommen, hatte von ihm sogar noch einen überraschenden Kuss auf die Wange erhalten, dann war er zurück in den Zug und hatte sich seinen Koffer sowie die Reisetasche genommen um sich einen Platz zu suchen. Kurz bevor der Zug losgefahren war, hatte Tsukasa ihm sogar noch gewunken. Ein bisschen traurig war Karyu schon gewesen, seinen Bruder zurückzulassen, für eine ungewisse Zeit.

Zudem war dem Blonden doch etwas unwohl zumute. Nur sehr selten hatte er bis jetzt den Zug benutzt, um irgendwohin zu kommen. Generell kam er nicht oft aus seiner Heimatstadt heraus, zum Einen, weil er für die Zugfahrt wenig Geld hatte, zum Anderen, weil er kaum Freunde außerhalb der Stadt hatte, die er hätte besuchen können. Und die paar Freunde, die er hier hatte, waren mittlerweile von ihm genervt, da er immer noch nicht über die Trennung von seiner Freundin hinweg war. Und genau deswegen zweifelte Karyu nun an seinen wenigen Freundschaften, die er hatte: sollten seine Freunde nicht etwas Verständnis zeigen und ihm Zeit geben, mit der Situation klar zu kommen? Es war ja nicht so, als würde er sich ständig, jeden Tag, bei ihnen ausheulen, wie schlecht es ihm doch ging, nein. Er versuchte, sich zusammen zu reißen. Aber anscheinend musste er sich nach einer Woche schon wieder eine neue Freundin aussuchen und die alte vergessen haben, wenn es nach seinen Freunden ging. Die hatten es eigentlich schon wieder vergessen, dass er verlassen worden war. Von der Frau, die er wirklich über alles geliebt hatte. Und im Grunde noch immer liebte. Aber das interessierte keinen mehr. Nun blieb er allein zurück, mit seinen Gefühlen, seinem Schmerz. Einzig Zero schien einer der wirklich ganz wenigen zu sein, der ihn genau verstand und mitfühlte. Ihm ging es schließlich nicht anders, er hatte im Prinzip unter dem gleichen Problem zu leiden.
 

Es waren erstaunlich wenig Menschen im Zug. Und so hatte Karyu ein Abteil für sich allein. Er kramte, nachdem er sein Gepäck verstaut hatte, seine Digicam aus dem Rucksack und setzte sich ans Fenster. Nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hatte, filmte er ein bisschen die Landschaft, auch wenn er den Anblick anfänglich noch kannte. Doch schnell war die Stadt verlassen und der Zug fuhr durch unbekanntes Gebiet. Als es drohte, langweilig zu werden, schließlich würden seinen Bruder wohl kaum Bäume und Weiden interessieren, schaltete er die Kamera wieder aus und packte sie zurück in den Rucksack. Knapp drei Stunden würde er jetzt warten müssen, bis er in Joetsu ankam.

Doch er wusste sich zu beschäftigen. Er hatte ein Buch mit, in dem er las, und dann noch einen Zeichenblock. Es gesellte sich nach einer Stunde auch ein junger Vater mit vierjähriger Tochter ins Abteil, mit dem er nach einiger Zeit ins Gespräch kam. Da das Mädchen den Zeichenblock sah, fragte sie, ob Karyu sie zeichnen könnte. Er lachte nervös und nickte schließlich. Sie würde seine fehlende Begabung dafür schon nicht wirklich bemerken. Mit vier Jahren war man noch nicht so anspruchsvoll. Und so verging die Zeit.

Bereits eine Stunde vor der geplanten Ankunft wurde Karyu immer aufgeregter und nervös. Er machte sich so seine Gedanken was Zero und den gesamten Aufenthalt betraf. Der Zug fuhr in Joetsu ein, einer gemütlichen Stadt, die kaum eine Million Einwohner hatte. Für Karyu, der aus einer wirklichen Großstadt kam, ein Nest. Aber er hatte sich informiert, hier sollte es immerhin öffentliche Verkehrsmittel geben, das beruhigte ihn schon mal.

Es war nachmittags, gegen 4 Uhr, als Karyu in der Stadt ankam. Zero wollte ihn hier am Hauptbahnhof abholen. Aufgeregt stieg der Blonde aus dem Zug mit seinem Gepäck und blieb unschlüssig am Bahnsteig stehen, während seine Gedanken immer noch darum kreisten, wie das hier wohl werden würde. Es war das erste Mal, dass er gleich sogar bei einem ‚Fremden’ übernachtete. Es könnte sich ja rausstellen, dass Zero ein Irrer war… Oder dass sie sich einfach nicht leiden konnten. So viel wusste Karyu über den Anderen nämlich gar nicht.
 

Langsam lief er an den Gleisen entlang und hielt mit klopfendem Herzen Ausschau nach Zero. Er hatte mal ein Foto von ihm geschickt bekommen, aber das war abends draußen gemacht worden, weshalb sein Gesicht größtenteils im Dunkeln gelegen hatte, da der Blitz nicht benutzt worden war, und man hatte nicht viel erkennen können. Zero hatte ihm gestern nur versichert, dass er immer noch schwarze Haare hatte, die ihm über die Schultern fielen und sich nach unten hin ein wenig lockten. Und ansonsten hatte er gesagt: ich weiß wie DU aussiehst, Karyu, das wird reichen.

Bildete der Blonde sich das ein, oder hatte Zero ein kleines Geheimnis aus sich gemacht? Vielleicht fand er sich hässlich und wollte es so lange wie möglich rauszögern, dass Karyu erfuhr, wie er aussah, damit er nicht gleich von Anfang an verschreckt wurde… Ein kalter Schauer lief ihm den Rücken runter. Ob es wirklich so schlimm war? Er hoffte nicht. Aber eigentlich sollte das auch unerheblich sein. Sie trafen sich ja nicht, um sich gegenseitig für ihre Schönheit zu bewundern, nein. Obwohl er sich bei Zero ja nicht so sicher sein konnte…der hatte zugegeben, stockschwul zu sein. Das hatte Karyu in den ersten Momenten auch etwas…zurückhaltend gemacht. Es gab ja alle möglichen Vorurteile und Klischees. Aber schnell hatte Zero ihm seine Zweifel auch wieder ausgeredet gehabt. 'Und nein. Ich habe weder pinke Wäsche in meinem Kleiderschrank, noch schlafe ich mit Kuscheltieren in einem Bett, ich habe keinen persönlichen Friseur, zu dem ich jede Woche eile um mir meine ach so kostbaren Haare richten zu lassen. Ich backe weder Kekse noch Kuchen (nur wenn meine Eltern einmal im Jahr zu Besuch sind…) und wo wir beim Thema sind: ich bin kein Muttersöhnchen, mache nicht, was meine Eltern von mir wollen, und ich habe wirklich kein einziges Fein-Rip-Oberteil in meinem Besitz.'

Nach der Ansprache war Karyu…beruhigt gewesen. So anstrengend schien Zero also nicht zu sein.
 

Er zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen und starrte in diese eine Richtung. Da, zwischen den vielen Menschen, stand ein schwarzhaariger Japaner. Leicht gewellte, mehr als schulterlange, feine Haare. Ob das Zero war…? So genau konnte Karyu sich leider noch nicht ein Bild machen, weil so viele Menschen vor ihm rumrannten. Und der Mann da war auch nicht die größte Person… Konstant starrte Karyu unsicher in die Richtung und wurde unmerklich langsamer. Aber genau das Starren rettete ihn. Der Blick des Schwarzhaarigen schweifte in der Menge umher, er schien auf jemanden zu warten, und schließlich legte sich sein forschender Blick auf Karyu. Blieb an ihm hängen. Und für einen Moment sahen sie sich fragend an, dann funkelte es in den Augen des Anderen, der Karyu erkannte.

Als der Schwarzhaarige die Hand hob und ihm leicht lächelnd winkte, ihm dabei immer noch genau in die Augen sah, war Karyu sich endgültig sicher, dass der Mann Zero war. Erleichtert winkte auch Karyu kurz und lief nun etwas schneller zum Anfang des Bahnsteigs, wo der Andere auf ihn wartete. Er atmete tief ein und ging lächelnd auf ihn zu. Die Menschenmassen um sich herum nahm Karyu schon gar nicht mehr wahr. Jetzt zählte erstmal nur Zero. Und als er diesen erreicht hatte, stellte er den Koffer und die Reisetasche ab. „Hallo, Zero“, begrüßte er ihn freundlich und wollte sich gerade höflich vor ihm verbeugen, als er plötzlich dessen Arme um seine Mitte fühlte. „Karyu~“, kam es erfreut von Zero. Er umarmte ihn gerade. Etwas überrascht sagte und machte Karyu erstmal gar nichts, doch schließlich erwiderte er die kurze, sanfte Umarmung, während ein Ja über seine Lippen kam. Und bei der kurzen Gelegenheit, bei der sie Körperkontakt hatten, fiel ihm endlich auf, wie klein Zero eigentlich war, zumal dieser sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte um ihn zu umarmen. Gut, es war Durchschnittsgröße, aber da Karyu etwa 10cm drüber lag, fiel ihm das schon auf und für ihn war es eben nicht sonderlich groß. //Aww~ schon wieder so ein kleiner Mensch//, dachte er amüsiert, während Zero sich von ihm löste und freundlich zu ihm hochsah. „Du bist aber groß“, sagte er ehrlich, weswegen Karyu leicht blinzelte. „Find ich gut.“ Erleichtert atmete er aus und lächelte Zero an, als dieser auch nichts weiter zu dem Thema sagte. Manche mochten es ja, Karyu damit aufzuziehen. Er selbst hingegen konnte das nicht leiden.

Kurzerhand nahm Zero ihm die Reisetasche ab und deutete in nordwestliche Richtung. „Na komm, ich bin mit Auto da, so brauchen wir dein Gepäck nicht so weit schleppen“, sagte er und drehte sich schon um, ignorierte dabei gekonnt Karyus Proteste wegen der Reisetasche, die Zero doch nicht zu tragen brauchte. Aber da ließ der Schwarzhaarige sich nicht reinreden. So verstummte Karyu bald und gab es auf, lief stattdessen seinem neuen Freund hinterher.

„Wie war denn die Zugfahrt?“, erkundigte Zero sich, während sie nebeneinander herlaufend den Hauptbahnhof von Joetsu verließen.

„Oh gut“, antwortete Karyu ironisch, „denn ich habe es geschafft, mit meinem nicht vorhandenen Zeichentalent eine Vierjährige zu verschrecken. Sie glaubt jetzt dank mir, dass sie hässlich wie die Nacht sei. Und ihr Vater…ist deswegen sehr sauer auf mich…ich konnte gerade noch rechtzeitig aus dem Abteil flüchten…“, erzählte er und gegen Ende wurde seine Stimme nachdenklich. „Nur leider…ohne mein Gepäck…nachdem ich mir dann eine Weile im Zug die Beine vertreten hatte, kehrte ich zum Abteil zurück. Das Mädchen und ihr Vater schliefen zum Glück, also hab ich versucht, mein Gepäck da rauszuzerren…Dabei jedoch sind sie dann wach geworden.“ Er sah, sich am Kopf kratzend, zu Zero, der ihn interessiert ansah bei der Geschichte. „…ich hab den Koffer aus Versehen auf den Fuß des Mädchens fallen gelassen…er ist so schwer“, erklärte er. „Daraufhin hat sie angefangen höllisch vor Schmerzen zu schreien, wenn du mich fragst, etwas übertrieben, damit jedenfalls, hat sie ihren Vater geweckt, der nur noch wütender auf mich wurde und…mich quasi rausgeschmissen hat. Er war so freundlich und hat mir das Gepäck rausgereicht…“ Karyu machte eine kurze Pause und deutete auf seine Stirn. „Siehst du das hier?“

„Den roten Abdruck?“

„Mhmm…das war die Reisetasche, die mich traf…“

Sie waren am Auto angekommen, denn Zero blieb am Parkplatz stehen und sah ihn mit großen Augen an. „Ist das dein Ernst?“

Karyu räusperte sich und zuckte mit den Schultern. „Fürchte ja.“ Es vergingen ein paar Sekunden, in denen Zero ihn nur skeptisch ansah, doch dann erhellten sich seine Gesichtszüge und er grinste ihn an. „Du bist komisch. Find ich gut.“

Schien einer seiner Lieblingssätze zu sein. Karyu lächelte nur verlegen, dann luden sie das Gepäck ins Auto, ein silberner Toyota, bevor sie sich in den Wagen setzten und zu Zero nach Hause fuhren.

„Kommst du gerade von der Arbeit?“, fragte Karyu ihn interessiert, doch er schüttelte den Kopf.

„Nein, ich hatte ein bisschen früher Schluss und konnte noch mal kurz nach Hause, mich umziehen und meine Tasche abstellen.“, antwortete er und drückte aufs Gas, damit sie die nächste Ampel noch bei Grün überquerten, nicht bei Rot. Es wurde Gelb.

Zero war Architekt. Und wenn Karyu ihn sich jetzt so betrachtete… Eine Weile sah er ihn von der Seite an. Dass Zero durchaus mitbekam, dass er ihn anschaute, bemerkte Karyu gar nicht. Erst jetzt betrachtete er ihn mal so richtig. Er sah nicht aus wie ein Architekt. Eher…wie ein Model, so für Beautyprodukte oder so was. „Karyu…?“, meldete Zero sich fragend zu Wort, da er ihn nun doch schon eine Weile nur anschaute.

„Du siehst gut aus“, sagte Karyu ohne nachzudenken das, was er gerade gedacht hatte.

Zero hob beide Augenbrauen, hielt an einer roten Ampel und wandte Karyu nun den gesamten Kopf zu. „Was sagtest du noch mal bist du?“ Verständnislos erwiderte dieser seinen misstrauischen Blick. „...du bist doch gar nicht schwul.“

Nun war es an Karyu, die Augenbrauen in die Höhe wandern zu lassen. Er wurde ein wenig rot und sah wieder nach vorne aus dem Frontfenster. „Bin ich auch nicht. Darf ich nicht sagen, dass du nicht gerade hässlich bist?“

„Na ja…“, antwortete Zero langsam und sah ebenfalls wieder auf die Straße, da die Ampel auf grün schaltete, „weißt du…das ist nur merkwürdig, wenn das von einem Mann kommt, der eben nicht schwul ist, und das zu einem anderen Mann sagt, der aber schwul ist. Verstehst du?“

Karyu kratzte sich am Kopf und nickte. „Denke schon…“ Seine Gedanken kreisten nun um die Frage, was Zero über ihn eigentlich wusste. Was hatte er ihm erzählt? Karyu war bi…aber es konnte gut sein, dass Zero ihn für rein heterosexuell hielt. Er hatte eigentlich niemandem erzählt, dass er auch mal was mit Männern gehabt hatte. Nur seine Ex-Freundin wusste das… Das war wohl auch ein weiterer Trennungsgrund für sie gewesen, denn bei einem bisexuellen Partner musste man ihrer Meinung nach noch eifersüchtiger sein, da sich die Rate potenzieller Partner um 50% erhöhte. Nun, ganz Unrecht hatte sie ja nicht. Karyu schaute nicht nur Weibern, sondern auch Kerlen hinterher. Konnte für den ein oder Anderen irritierend sein.

Schmunzelnd parkte Zero vor einem Reihenhaus in einer ruhigen Straße am Waldrand ein und sah Karyu an. „Von mir kommt es sicher erst Recht schwul, wenn ich diesen Satz sage..aber ich darf das ja. Ich finde, in natura bist du sogar noch schöner, als auf Fotos“, meinte er zwinkernd und stieg aus dem Wagen aus, während Karyu mit geweiteten Augen zurück blieb. Das hatte jetzt wohl ein Kompliment sein sollen.

Langsam stieg auch er aus und wanderte zum Kofferraum um Zero beim Gepäck rausholen zu helfen. „Danke?“, sagte er unsicher, weswegen er ihn ansah.

„Nichts zu danken. Nur die Wahrheit. Nimm dich also vor mir in Acht“, fügte er hinzu und zwinkerte erneut. War das…jetzt ernst gemeint?? Karyus Auge zuckte nervös, während sie Koffer und Reisetasche zum Haus trugen. Musste er Angst haben? So ganz traute er sich leider nicht, Zero zu fragen, wie er das jetzt gemeint hatte… Das konnte ja also noch spannend hier mit ihm werden.
 

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tbc~
 

Manchmal frage ich mich, woher ich meine dummen Ideen bekomme ôo Vielleicht sollte ich wirklich aufhören, Fernsehen zu gucken...oder auf mein Kopfkino zu hören ôo
 

Ganz lieben Dank an folgende Lese-Hasen:
 

@LeVeil: Herzinfarkt? In dem jungen Alter noch nicht, zumindest nicht in dieser FF, da hat er andere Probleme^^' Zum Pairing: Nun ja, ich bin mir bis jetzt noch nicht sicher, ob da was passieren wird in die Richtung...vielleicht bleibt es auch ausnahmsweise mal was Normales ohne dass sie gleich rummachen...was mir bei Karyu und Zero aber schwer fällt xD *die beiden zusammen noch heißer sind als ohnehin schon* *hust* nun, zu TsukasaxHizumi: hast schon Recht, das Pairing könnte es öfter geben ôo Aber da bist du bei mir wirklich an der falschen Adresse xD' ich hab nichts gegen die beiden, lese FFs über sie gerne, aber schreiben will ich nur über KaZe xD Das wird sich aber bald ändern *flöt* Ich kann dir dann ja Bescheid sagen ;)
 

@Kyra_Nakamura: Süße, genau darauf, nämlich das wir Manias was Wichtiges verloren haben, basiert die FF ja. Sind ja ähnliche Gefühle...ich musste sie nur FF-gerecht verpacken, um dir mal die Wahrheit zu sagen ._. Und um auf das 'Gespräch' zwischen Karyu und Zero im vorigen Kapitel zu sprechen zu kommen: ein bisschen war es schon an unseren Sachverhalt angelehnt, aber auf der anderen Seite hat sich das hier einfach so ergeben. Wäre ja blöd, wenn Zero bis nachts arbeitet und für Karyu gar keine Zeit hat. Warum sollte Karyu denn dann überhaupt zu ihm fahren? XD
 

@-Zero-chan-: Danke fürs Lob^^ Also bis jetzt geht mir das hier alles recht gut von der Hand, einfach weil es größtenteils das ist, was ich selbst denke. Gut, also dieses Kapitel war jetzt wieder weniger auf das Problem Verlust gerichtet, aber das davor. Und das nächste wird auch wieder etwas trauriger. FF-Schreiben als Therapie sozusagen ûu

Tag 1: Freitag - Nachmittag

Und schon geht's weiter~ Wie es in der nächsten Zeit mit dieser FF aussieht, weiß ich leider nicht. Am 09.09. (hahaaa~ der gute Despa-Fan weiß, wie toll dieses Datum ist ;) ...oder eher: war...wie auch immer) ziehe ich nämlich um. Und da das nur noch ne knappe Woche ist, wirds langsam stressig mit Packen und Verabschieden und allem. Ich hoffe, noch vor dem 09.09. ein neues Kapitel hochladen zu können.

Oh und für die, die Dope lesen: der erste Teil des letzten Kapitels (ich musste es aufteilen, weil es immer mehr wurde) ist schon fertig und wird gebetat. Am zweiten Teil schreib ich schon fleißig, es wird also bald was Neues geben^^

Nun:

Enjoy reading~
 

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Mit großen Augen stand Karyu im Flur von Zeros Haus und bekam den Mund nicht wieder geschlossen. Noch wusste er nicht, dass ihm ein viel größerer Schock bevorstehen würde. „Haut dich allein mein Flur schon um?“, wollte Zero schmunzelnd wissen, welcher an der Tür zum Wohnzimmer stand und den Blonden amüsiert betrachtete, wie diesem die Augen beinahe ausfielen.

„Na ja…jein“, antwortete dieser langsam. „Die Aussicht auf dein Wohnzimmer scheint auch sehr vielversprechend.“

„Glaub mir“, erwiderte Zero lächelnd, „die Einrichtung des Wohnzimmers ist nicht das beste daran. Willst du mal sehen?“ Bedenklich langsam nickte Karyu, während er es endlich schaffte, seinen Koffer loszulassen, damit er sich rasch seine Turnschuhe ausziehen konnte. Er war jetzt schon hin und weg. Es fing schon damit an, dass Zero in einem Haus lebte, einem HAUS, sein eigenes!

Vom Wohnzimmer aus fielen einige Sonnenstrahlen Richtung Flur und erhellten diesen sanft. Neugierig folgte Karyu dem Kleineren und hielt sich schützend eine Hand vor die Augen, als er das andere Zimmer betrat: die Sonne strahlte ungebremst hinein, tauchten den Raum in gleißendes Licht. Nachdem Karyu sich mehr oder weniger an die Helligkeit gewöhnt hatte, nahm er die Hand langsam runter und blinzelte in Richtung der Fensterfront ihm gegenüber. Sein Mund klappte auf, während seine Augen, aufgrund der Helligkeit eher gegen ihren Willen, immer größer wurden.

Da vor ihm, vielleicht 600 Meter entfernt…war das verdammte Meer zu sehen! Das Meer!! „Wasser!“, rief Karyu ohne nachzudenken wie jemand, der kurz vorm Verdursten wäre und die für ihn somit wunderbarste Entdeckung gemachte hatte. Ein leises, dunkles Kichern veranlasste ihn dazu, den gebannten Blick vom Strand und dem Meer zu nehmen und sich umzudrehen. Zero sah ihn amüsiert an. „Noch nie einen Strand und Wellen gesehen?“, wollte er wissen, weswegen Karyu verlegen lächelte.

„Doch, schon…aber es ist lange her. Und ich war einfach nicht darauf gefasst gewesen, dass du an so einem schönen Ort lebst…“

„Hast ja nie gefragt“, erwiderte Zero freundlich und trat neben ihn, um eine Schiebetür zu öffnen. Verwirrt blinzelte Karyu, dann erst fiel es ihm auf: Zero hatte sogar eine Veranda, von der aus man zum Strand kam! Karyu fühlte sich augenblicklich dem Himmel nahe, während Zero ihm andeutete, ihm hinaus auf die Veranda zu folgen. Mit einem strahlenden Lächeln gesellte er sich zu ihm hinaus. Die Holzveranda war nicht allzu groß, aber zwei Sonnenliegen, ein Tisch mitsamt Stuhl passten allemal rauf. Sogar eine kleine Palme hatte Zero in der Ecke zu stehen, was Karyu schmunzeln ließ. Im Wohnzimmer und im Flur hatte er, soweit er darauf geachtet hatte, auch schon Pflanzen und Blumen gesehen. Würde er Zero nicht erst seit einer halben Stunde persönlich kennen, hätte er ihn jetzt skeptisch gefragt, ob er wirklich keinerlei schwule Anzeichen zeigte, abgesehen davon, dass er wohl natürlich jedem auch nur halbwegs attraktiven Mann hinterher sah.

„Was denkst du gerade?“, riss ihn Zeros Stimme aus den Gedanken, weswegen er ihn verwirrt ansah.

„Hm?“

„Du hast die ganze Zeit Olga angeschaut…“

„Uhm…wen bitte?“

„Olga. Die Palme da.“, antwortete Zero ruhig, woraufhin Karyu blinzelte und schließlich wagemutig eine Augenbraue hob. Sollte er jetzt nachhaken? Lieber nicht, sonst verscherzte er es sich noch mit dem Schwarzhaarigen. Aber irgendwann würde er ihn mal fragen, warum die Palme so einen merkwürdigen Namen hatte.

„Ja…die Palme…Olga…die hab ich angeschaut“, nickte er schließlich nur und sah wieder zum Meer. Hoffentlich würde Zero jetzt nicht-…

„Und weswegen?“

Mist. Doch nachgefragt. „Ja, weil…die sieht so klein und niedlich aus. Da will ich mir glatt auch so ein hübsches Gewächs anschaffen“, antwortete er wenig intelligent, woraufhin Zeros Augenbraue in die Höhe wanderte.

„Mh…sicher dass du nicht schwul bist..?“

Schon wieder diese Frage. Aber Karyu lächelte den Anderen nur an und zuckte leicht mit den Schultern. „Wer weiß. Ein bisschen vielleicht schon“, meinte er augenzwinkernd. Und im Grunde war es auch die Wahrheit. War man bi, dann war man…schwul und…irgendwie auch hetero..? Oder? Wie definierte man bisexuell? Das hatte er nie gegoogelt. Sollte er vielleicht demnächst mal machen, wenn er dran dachte.

Plötzlich wedelte eine Hand vor seinem Gesicht umher, weswegen er aufschreckte. Zero grinste ihn an. „Also…irgendwie wirkst du öfter mal abwesend. Passiert das häufiger? Dann kann ich mich drauf einstellen und stör dich nicht mehr beim Nachdenken“, meinte er amüsiert, doch Karyu schüttelte schmunzelnd den Kopf.

„Nein, ist sogar besser wenn du mich störst. Meine Gedankengänge…schweifen manchmal ab…und sind überhaupt generell weitschweifig, wenn ich einen guten Tag erwischt hab“, erwiderte er und lachte kurz auf.

Etwas skeptisch sah Zero ihn an, aber dann wendete er den Blick wieder dem Meer zu. „Wie du siehst, hab ich eine wunderbare Aussicht.“, sagte er und grinste Karyu kurz an. „Die wirst du jetzt auch erstmal für ein paar Tage genießen dürfen. Ich hoffe, du hast deine Digicam mit. Jeden Abend kannst du hier Sonnenuntergänge fotografieren, einer atemberaubender als der andere.“

Lächelnd nickte Karyu. „Danke, ich werde bereit sein.“ Kurz noch betrachtete er die Wellen, welche im Sonnenlicht funkelten und glänzten, dann drehte er sich wieder um und betrachtete das Wohnzimmer.

„Also du…musst ein erfolgreicher Architekt sein“, meinte er beeindruckt und sah zu Zero, als dieser leise kicherte und nur die Schultern zuckte, bevor er sich mit dem Blick wieder dem Strand zuwandte.

„Wenn du willst, können wir nachher runter ans Meer, aber noch ist es zu heiß… In einer Stunde dürfte es gehen.“, meinte er und sah Karyu fragend an.

„Hm…“, machte dieser nur und sah kurz an sich runter. „In der Zeit kann ich ja duschen gehen…oder kann ich nachher gleich im Meer schwimmen gehen?“, fragte er mit einem erwartungsvollen Strahlen im Gesicht.

Glücklicherweise zeigte Zero sich einverstanden und nickte. „Ja, wir können in einer Stunde etwa schwimmen gehen“, antwortete er freundlich, während sie wieder hinein gingen. „Aber..sag mal, hast du überhaupt eine Badehose mit?“

Karyu blieb mitten im Raum stehen und blickte zu dem Schwarzhaarigen. „Mh…nein…“, meinte er niedergeschlagen. Seine Laune war sofort wieder gedämpft.

Nachdenklich rieb Zero sich über den Arm. „Wir können ja mal schauen, ob ich vielleicht noch eine passende Badehose für dich finde“, schlug er vor, schien aber ähnlich wie Karyu Zweifel zu haben. „Du bist zwar ein bisschen größer…aber genauso schlank wie ich“, fügte er hinzu und lächelte aufmunternd, weswegen Karyu ein wenig erleichtert war. Da konnte er wieder Mut schöpfen. „Und wenn es doch nicht klappt…dann geh nackt.“

Karyu lachte nur. „Na mal sehen. Wäre toll, wenn du noch was für mich findest. Das Meer schaut so einladend aus~ Da würd ich gern mal reingleiten“, meinte er schwärmerisch, woraufhin Zero merkwürdig zu grinsen begann.

„Mh weißt du, wo ich gern mal reingleiten würde…?“

Karyu hielt inne und betrachtete den Schwarzhaarigen kurz, da er nicht gleich verstand, was der Andere meinte, doch schließlich wurden seine Augen größer, dann grinste auch er leicht. „…solange ich nicht das Opfer bin“, erwiderte er, woraufhin Zero ihn enttäuscht ansah.

„Warum denn nicht? Und was heißt hier Opfer?“, wollte er wissen, aber zu Karyus Erleichterung hatte er ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen, so wagte er es, zu einer Antwort anzusetzen.

„Wir kennen uns doch noch keine Stunde…ich muss mich erstmal an dich gewöhnen“, erwiderte er, woraufhin Zero lächelte.

„Ich werd dir schon genug Zeit geben“, meinte er und wippte mit den Augenbrauen, bevor er Karyu verlegen angrinste. „Entschuldige. Ich rede manchmal Mist. Nimm mich nicht so ernst“, bat er ihn, weswegen Karyu sanft lächelte.

„Ist schon in Ordnung. Du sprichst nur aus, was ich in Gedanken an Mist immer für mich behalte“, erwiderte er schmunzelnd, woraufhin Zero leise lachte.

„Dann brauch ich mich wohl nicht so schlecht zu fühlen.“ Er machte eine kurze Pause und sah sich um. „Ich zeig dir mal dein Zimmer…“

Überrascht folgte Karyu dem Schwarzhaarigen. „Wie…mein Zimmer?“, fragte er verständnislos nach, weswegen Zero ihm ein Lächeln zuwarf.

„Ich hab hier ein Gästezimmer, sozusagen. Für Freunde oder wenn meine Eltern mich besuchen kommen.“, erklärte er und öffnete eine Tür, trat dann beiseite, damit Karyu sich umschauen konnte. Es war ein kleines, aber gemütliches Zimmer mit einem großen Fenster, das nun sonnenabgewandt lag. In der Ecke stand ein Bett, dem gegenüber ein Kleiderschrank und daneben ein Stuhl sowie eine Kommode. Was Karyus Aufmerksamkeit auf sich zog, waren die Wände. „Warum…sind die Wände violett-rot gestreift?“, wollte er mit großen Augen wissen, weswegen Zero sich verlegen am Kopf kratzte. „Nun ja…ich hoffe du kriegst davon keinen Augenkrebs. Das sind Farben, die ich mag…und als ich hier vor Jahren einzog, da…war ich noch mitten in der Ausbildung und hatte zu wenig Ahnung…ich fand das eben cool. Heute nenne ich das künstlerische Freiheit“, grinste er. „Du kannst dich hier ja erstmal ausbreiten. Kannst alles benutzen, also auch den Kleiderschrank und die Kommode. Da dürfte nichts drin sein. Ist eben immer für meine Gäste“, lächelte er, woraufhin Karyu begeistert nickte.

„Danke. Das nenn ich Komfort“, meinte er augenzwinkernd und ging in den Flur um sich Koffer, Reisetasche und Rucksack zu nehmen, welche er im Zimmer abstellte. Gerade wollte er sich verwundert nach Zero umschauen, als dieser hinter ihm auftauchte und ihm etwas zu trinken brachte. Wenig später war Karyu dabei, die wichtigsten Inhalte aus seinen Taschen zu kramen. Die Kleidung landete im dafür vorgesehenen Schrank, seinen Laptop stellte er auf die Kommode. Später würde von Zero bestimmt die Frage kommen, warum er den dabei hatte. Und Karyu wusste nicht, ob er die Wahrheit sagen sollte: er schrieb darauf sein Tagebuch. Nicht herkömmlich wie die meisten anderen in einem Buch, sondern lieber auf dem Laptop. Da konnte er seine Gedanken schneller aufschreiben. Wenn er es mit Hand und Stift machte, kam er einfach nicht so schnell mit dem Schreiben hinterher. Da war sein Kopf einfach zu rasch. Eine Weile schon starrte Karyu den Laptop an, doch als sein Gedankenfluss wieder abflaute, straffte er sich und wühlte weiter in seinem Koffer. Da er aber gar nicht so viel mithatte, war er bald fertig und verließ das Zimmer, um Zero zu suchen. Das Haus war doch recht groß, es musste um die 100 Quadratmeter haben. Das Wohnzimmer war groß, ein Schlafzimmer gab es auch, dann das Gästezimmer, eine große Küche und ein schönes Badezimmer. Sogar eine Abstellkammer befand sich neben der Küche. Und dann diese Veranda… „Ein einziger Traum, dein Haus“, sagte Karyu bewundernd, als er Zero in der Küche fand. Dieser drehte sich lächelnd zu ihm um. „Du hast es wunderschön hier. Ich hätte auch nicht mit einem eigenen Zimmer gerechnet…“

Zero grinste leicht. „Eher mit einer Studentenbude, was? Aber nun ja…ich bin halt ein guter Architekt“, erwiderte er augenzwinkernd und kam auf Karyu zu, um ihm einen Obstteller in die Hand zu drücken, weswegen er verständnislos blinzelte. Zero hatte…Obst für ihn geschnitten? Frech grinste er ihn an. „Das ist…schon ein bisschen schwul“, meinte er, doch der Schwarzhaarige zuckte nur amüsiert mit den Schultern.

„Das sind Vitamine, mein Lieber. Da du gleich baden gehen willst, sind die nur von Vorteil für dich“, erwiderte er gelassen. „Da gehen eben…meine Mutterinstinkte mit mir durch.“ Er lachte leise und Karyu stimmte mit ein.

„Wie du meinst. Dankeschön.“ Nachdenklich schob er sich ein Stück Apfel in den Mund und ließ seinen Blick durch die Küche und das angrenzende Wohnzimmer schweifen. „Aber im Ernst: du musst wirklich ein guter Architekt sein…“ Das Haus und die Einrichtung waren sicherlich nicht billig gewesen.

„Ach na ja“, erwiderte Zero locker, „wie man’s nimmt. Der Schlechteste in meinem Fach bin ich sicherlich nicht. Aber ich habe auch das Glück in einem angesehenen Architektenbüro zu arbeiten. Da bekommt man ein bestimmtes Grundgehalt, das an sich schon sehr solide ist. Wenn man sich zusätzlich noch reinhängt, gute Vorschläge macht und ab und an sogar selbst Aufträge an Land ziehen kann, dann fließt auch einiges an Bonusgeld. Im Grunde“, meinte er leise grinsend, „lebe ich nur aufgrund der Boni so gut.“

Leicht lächelte Karyu. „Ist doch in Ordnung. Das heißt ja sicher, wenn ich dich richtig verstanden habe, dass du viel an Extra-Arbeit erledigst und dich in deinem Job engagierst. Und dafür wirst du eben belohnt.“

Sanft erwiderte Zero das Lächeln und nickte. „So kann man es wohl sagen. Ich habe einfach…zu viel Zeit, schätze ich. Bevor ich hier alleine rumhocke, kümmer ich mich lieber um die Arbeit und mach ein bisschen was extra.“ Er senkte den Blick und kratzte sich am Kopf. „Vieles kann ich auch hier zu Hause erledigen. Müsste ich ständig im Büro sein…“ Er seufzte leise. „Nein, da wäre es mir zu gefährlich…“

Karyu schaute den Schwarzhaarigen bekümmert an. Gefährlich, da redete er wohl gerade von seinem Ex. Der arbeitete nämlich auch in dem gleichen Gebäude, auch für dasselbe Architektenbüro. Allerdings stand er in der Hierarchie höher, war nicht mehr einfach nur Architekt wie Zero. Eine Art Vorgesetzter, doch mehr wusste Karyu nicht. „Verstehe…Flucht in die Arbeit, hm?“

Traurig lächelnd sah Zero zu ihm auf. „Ja, sozusagen. Glücklicherweise klappt das auch ganz gut…Gott, wenn er mir da jeden Tag über den Weg laufen würde, würde ich das auch nicht aushalten. Aber so, wie das Büro organisiert ist, passiert mir das…nur ein mal in der Woche…“

Karyu schluckte. War auch nicht so optimal… „Das ist ja doch…oft“, erwiderte er schließlich leise, woraufhin Zero seufzte. „Na ja…was soll ich machen. Meistens seh ich ihn ja auch nur von Weitem…“ Er zuckte mit den Schultern und schaute zur Veranda. „Lass uns langsam runter zum Strand, ja? Komm mal mit, wir wollten doch nach einer Badehose für dich schauen.“

Offensichtlicher konnte Zero ihm nicht zeigen, dass er jetzt lieber das Thema wechseln wollte. Mit noch immer in Falten gelegter Stirn folgte er dem Schwarzhaarigen ins Schlafzimmer, wo dieser einen von 2 großen Schränken öffnete. Zero begann darin herum zu kramen und warf ein paar Badehosen aufs Bett. Und das Bett war… Karyu schluckte erneut, während er dieses Bett anstarrte. Das Ding war ein einziger verboten schöner Traum. Es war groß, mit einem schwarzen Laken bezogen, darauf bordeauxfarbene Satinbettwäsche mit wiederum schwarzen Kuschelkissen auf den eigentlichen Kopfkissen. Einladend und gemütlich sah das aus. Hier hatte Zero bestimmt häufig verdammt guten Sex mit seinem jetzigen Ex gehabt… Bei dem Gedanken schluckte Karyu ein weiteres Mal. Dass seine Augen sich beim Starren und Gedanken machen immer mehr geweitet hatten, bemerkte er nicht. Erst, als er ein dunkles Kichern neben sich hörte, erwachte er aus seiner Trance. „Ich hoffe, du hast gerade an Sex gedacht“, sagte Zero amüsiert, weswegen Karyu rot anlief, ihn aber gleichzeitig etwas verwirrt anschaute. „Weil das für Männer normal ist, wenn sie dieses Bett sehen“, fügte der Schwarzhaarige lediglich hinzu und deutete auf die Badehosen, die sich angesammelt hatten. „Also“, fuhr er fort, bevor Karyu auch nur irgendwas erwidern konnte, „schau dir die mal an, das sind jene, die etwas größer sind…“ Schon hatte der Schwarzhaarige eine dunkelblaue, weiß gemusterte Badehose ergriffen und hielt sie am Saum prüfend an Karyus Hüfte. „Man, du bist eine Bohnenstange…fast schlimmer als ich“, murmelte er dabei vor sich her, woraufhin Karyu noch ein wenig röter wurde.

„Stimmt doch gar nicht…das ist normal. Nicht zu dick, nicht zu dünn“, meinte er und nahm Zero die Badehose aus der Hand. „Die wird nicht passen…“

„Na ich hab noch ein paar andere…“

Nach 15 Minuten hatten sie drei Stück gefunden, die passen konnten, und Karyu bekam Anweisung, sie anzuprobieren. Die best passendste würde er dann nehmen. Sollte sie allerdings an ihm runterrutschen, hatte Zero erneut darauf aufmerksam gemacht, mit einem Strahlen im Gesicht, dann konnte Karyu aber auch wirklich gerne nackt gehen. Das würde niemanden stören.

Halleluja. Er betete, dass eine der Badehosen passen würde.
 

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tbc~
 

Ganz herzlichen & lieben Dank an folgende Lesehasen:
 

@Lucel: Die FF ist nicht der totale Standard? XD Also...ich find schon xD Gut, ist kein Band-Ding, aber ansonsten...hello again Zero & Karyu xD' Sag, findest du Zero immer noch niedlich? xD und was das Mädchen angeht..man kann nur hoffen, dass ihr vierjähriges Gedächtnis noch nicht so gut ist..denn sonst hat sie in der Tat ein Trauma für ihr Leben ^^'
 

@duski: Vielen Dank für dein Lob *-* Ich hoffe sehr, dass dir dieses Kapitel auch wieder gefallen hat^^
 

@Kyra_Nakamura: lol wer hat denn was von zusammenziehen gesagt? Nur weil wir beide das tun, muss es das ja nicht für Zero & Karyu bedeuten, auch wenn es bisher ein paar Gemeinsamkeiten mit unserem Leben gab. Obwohl es..eine nette Idee ist ;) Mal schauen, ich weiß nämlich selbst noch nicht, wie sich das entwickeln wird zwischen den beiden XD aber ich finde, den Anfang machen sie toll. Hach, und wieder gab es in diesem Kapitel mehr Humor als Ernst^^' Aber den wirds später geben. Ich wette, Despa werden mir genug Vorlagen zum Herz ausschütten geben ôo Ich benutz Karyu ja hier öfter gerne mal als mein 'Sprachrohr' ^^' Was er denkt und fühlt, ist manchmal bei mir genauso. So ist das erste Kapitel ja entstanden. Wenn ich das an der Stelle mal sagen darf.
 

@W-B-A_Ero_Reno: Hey^^ Danke für das schöne Kompliment; es freut mich sehr, dass es dir gleich so gut gefällt. Ich hoffe nur, dass das auch anhält. Ich schwanke doch oft in der Qualität meiner Kapitel & Ideen :/
 

@-Zero-chan-: Gut zu wissen, dass mir die Bahnhofsszene so gut gelungen ist^^ Aber ich habe es selbst schon ab und an erlebt, deswegen konnte es nur gut werden *arrogant sag* xD Nein, Joke. Was das Drama angeht: jaaa~ oh jaaa~ du kennst mich gut. Klar wird es noch einige Herzschmerz-Szenen geben. Und andere dramatische Erlebnisse^^ Was Karyu angeht und von wegen bi. Das musste ich mir erst gar nicht ausdenken xD Ich bin überzeugt, das ist der auch in Wirklichkeit xDD

Tag 1: Freitag - Abend (früh)

4. Kapitel - Erinnerungen an vergangenes Glück - Narben der Seele
 

Als Karyu zusammen mit Zero hinunter zum Strand ging, machte er sich schon keine Gedanken mehr wegen der Badehose, die er trug.

‚Nun sei nicht so ein Mädchen, Karyu. Die ist doch völlig in Ordnung.’, hatte Zero versucht ihn zu beruhigen. Die Wahl war auf eine rot-weiß gemusterte Badehose gefallen. Sie war zwar etwas kurz, aber immerhin nicht enganliegend, was Karyu eindeutig als schwul empfunden hätte. Und einfach unansehnlich. Da hätte er sonst ja gleich ein Ganzkörperkondom anziehen können. Zero, zu seiner Erleichterung, hatte ebenfalls eine normale, dunkelgrüne Badehose an. Keiner musste sich schämen. Für Karyu hörte der Spaß bei der Kleidung dann doch auf. Da passte er auf, dass das ordentlich aussah, nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei Anderen hatte er ein Auge drauf. Ab und an war dann auch mal Fremdschämen nötig. Aber nicht heute.

Kaum dass Karyu Sand fühlen konnte, war er nicht mehr zu halten: sofort rannte er dem Meer entgegen, lief, von lautem Platschen und spritzendem Wasser begleitet, ins Nass und sprang schlussendlich hinein. Unter Wasser schwamm er ein paar Züge, dann tauchte er auf und seufzte wohlig. Das kühle Nass tat gut nach einem heißen Tag. Erfrischt schaute er sich blinzelnd nach Zero um, der immer noch am Strand stand statt ins Wasser zu gehen. Karyu schwamm etwas zurück und sah ihn fragend an. „Zero…? Komm rein“, rief er ihm zu und winkte kurz, aber der Schwarzhaarige bewegte sich nicht wirklich, sondern schien nur unwillig auf das Wasser zu starren und hielt einen Zeh hinein. „Was machst du denn da? Willst du da stehen bleiben?“ Verwirrt schwamm Karyu noch einen Meter ran und konnte wieder stehen, sodass er auf Zero zuging.

„…das Wasser ist so kalt.“, murmelte der Schwarzhaarige schließlich, weswegen Karyu eine Augenbraue hob und stehen blieb.

„Ja…und? Genau das ist doch das Schöne“, lachte er und schüttelte verständnislos den Kopf. „Jetzt sei nicht so ein Mädchen“, wiederholte er grinsend den Satz, den Zero ihm kurz zuvor selbst noch an den Kopf geworfen hatte. „Komm schon rein…“

Zögerlich machte Zero ein paar Schritte, bis er knöcheltief im Wasser stand, doch dann schüttelte er sich und rieb sich mit den Händen über die Arme. „Wie konntest du da einfach so rein springen?“, wollte er ungläubig wissen und sah Karyu an. „Das ist wirklich eiskalt das Wasser…“

„Nun übertreib nicht“, erwiderte Karyu amüsiert und spritzte dem Anderen kurzerhand etwas Wasser an den Körper, weswegen Zero quietschend zurück sprang. „Schocktherapie hilft immer“, lachte Karyu, „also komm schon rein. Es ist angenehm, wirklich.“

Bösen Blickes wurde er von Zero gemustert, doch schließlich traute er sich tatsächlich ins erfrischende Nass. Wortlos und mit Schmollmund glitt er ins Wasser, und ohne Karyu noch mal anzuschauen schwamm er an ihm vorbei, weswegen der Blonde sich nun doch Gedanken machte, ob er es nicht zu weit getrieben hatte. Aber so richtig traute er sich auch wieder nicht, den Anderen darauf anzusprechen oder sich zu entschuldigen. Augenblicklich überkam ihn ein schlechtes Gewissen und nachdenklich schwamm er hinter Zero her. Was sollte er jetzt nur machen…? Ob Zero ihm jetzt sehr sauer war? Er starrte ihm ein Loch in den Rücken, welcher unter Wasseroberfläche hell durchschimmerte.

Unvermittelt drehte Zero sich zu ihm um – mit einem Lächeln im Gesicht. „Du hast Recht, es ist doch ganz angenehm“, sagte er, woraufhin Karyu erleichtert seufzte – aber nur innerlich, schließlich wollte er Zero das nicht gleich erklären müssen. Stattdessen nickte er nur. „Na siehst du“, nuschelte er und hielt sich mit weiteren Kommentaren zurück, denn er hatte Angst, doch etwas Falsches zu sagen. Zero schien aber nichts zu merken, und so schwammen sie eine Weile nebeneinander her. Als Karyu sich auf den Rücken drehte und sich treiben ließ, fiel ihm auf, dass der Strand relativ leer war. „Es sind kaum Leute hier…dabei ist der Strand so verführerisch~“, meinte er schwärmerisch und warf Zero einen kurzen Blick zu, der daraufhin nur lächelte.

„An diesen Strand kann auch nicht jeder. Der ist abgesperrt und nur für Bewohner der Häuserzeile zu betreten“, erklärte er, woraufhin Karyus Augen groß wurden.

„Du…musst WIRKLICH ein guter Architekt sein…“ Schließlich war das hier dann wohl ein Privatstrand.

Zero, der sich mittlerweile auch auf dem Rücken liegend im Wasser treiben ließ, lachte gen Himmel. „Warum klang das grad so ungläubig?“, grinste er und sah Karyu kurz an, der den Blick schmunzelnd erwiderte.

„Na die rot-violett-gestreiften Wände im Gästezimmer, schon vergessen?“

„Ah ja…“ Amüsiert schwamm der Schwarzhaarige langsam zurück in die flache Ebene. „Aber ich hab doch gesagt, Jugendsünde…mein restliches Haus sieht doch ganz nett eingerichtet aus, oder?“, wollte er wissen und sah erwartungsvoll zu Karyu, welcher nickte.

„Ja, stimmt. Du hast es dir sehr gemütlich eingerichtet.“, stimmte er brav zu. Abgesehen davon, dass er es sich nicht mit Zero verscherzen wollte, meinte er das ernst. Er schwamm Zero hinterher, welcher langsam aus dem Wasser watete und sich schließlich mit nachdenklichem Gesicht umwandte, dem Horizont entgegen blickte.

„…die Sonne geht schon unter…“

Karyu, der nun ebenfalls aus dem Wasser lief, warf einen Blick über die Schulter und nickte nur, bevor er sich neben Zero in den Sand nah am Wasser setzte. Es war relativ still um sie herum, und bei Sonnenuntergängen wurde Karyu immer ganz melancholisch. Manchmal dachte er dann, wie hart und ungerecht das Leben war, manchmal dachte er eher, dass es doch eigentlich auch ganz schön sein konnte. Und in diesem Moment fand er das Leben recht angenehm und vor allem erträglich. Nicht zuletzt, weil er hier mit Zero war, und nicht allein.

Verträumt lächelte er der Sonne entgegen, die nicht mehr blendete oder die Erde in tropischer Hitze brutzeln ließ. Sie würde schon bald hinter dem Horizont verschwunden sein. Als Zero nichts sagte und es still blieb, sah er ihn verstohlen von der Seite an – und blieb an dessen bekümmerten Gesichtsausdruck hängen. Unsicher knabberte Karyu auf seiner Unterlippe herum. Was mochte jetzt nur in Zeros Kopf vorgehen? Bevor er sich entscheiden konnte, ob er ihn darauf ansprechen sollte, wandte der Schwarzhaarige ihm plötzlich den Kopf zu und lächelte leicht. „Ich hab schon überlegt, was wir am Wochenende machen könnten…Also morgen soll es nicht so heiß werden und..da dachte ich mir, wir könnten ein Picknick machen. Was hältst du davon?“, wollte er wissen und grinste leicht. „Und sag jetzt bitte nicht, dass sich das schwul anhört.“

Karyu musste schmunzeln. „Mh na gut. Aber es wäre die Wahrheit.“, wagte er es nun doch zu sagen, aber wie erwartet lachte Zero kurz auf. „Kann gut sein. Weißt du, du solltest eine Liste beginnen, was alles an mir schwul ist“, grinste er, doch Karyu schüttelte den Kopf.

„Nein, das werd ich sicher nicht. So gemein bin ich nicht.“, meinte er verlegen lächelnd.

„Ach was, ist doch nicht gemein. Dann weiß ich, was ich ändern muss. Davon abgesehen, dass ich schwul BIN, möchte ich eben nicht, dass man mir was anmerkt. Sonst erfüll ich noch irgendwelche Klischees, darauf hab ich keine Lust…“ Sein Gesichtsausdruck wurde ernster. „Ich will einfach nicht, dass man mir gleich was ‚anmerkt’“, gab er zu. „Und dann werd ich abgestempelt…“ Er machte eine kurze Pause und wandte den Blick von Karyu ab. „Weißt du…viele andere würden jetzt wohl sagen, wie schwach ich doch bin und dass ich lieber dazu stehen sollte, dass ich schwul bin.“ Lustlos zuckte er mit den Schultern. „Aber so ein Geheimnis mach ich ja nun auch nicht drum. Es ist nur…mir sind schon zu oft Menschen begegnet, die meinten, mir was Pinkes in die Hand drücken zu müssen. Oder sie haben erwartet, dass sie ständig von mir mit Kuchen und Keksen begrüßt werden…was weiß ich. Die ganzen Vorurteile hatte ich schon einmal durch, obwohl ich nicht so bin oder so was mache. Jetzt hab ich die Schnauze voll davon…“

Beschämt biss Karyu sich auf die Unterlippe. Hätte er mal vorhin lieber nichts gesagt! Schließlich war er Zero zu Beginn noch damit entgegen getreten, was alles an ihm doch eher schwul war… Es war so rüber gekommen, als wenn der Schwarzhaarige recht locker damit umging, dass er vom andern Ufer war, aber Karyu sollte wohl doch etwas vorsichtiger mit dem Thema umgehen, auch wenn Zero immer so gelassen tat.

Er nickte nur auf Zeros Erklärung und räusperte sich. „Verstehe…“

„Warum schaust du denn nun so traurig? Du hast doch nichts falsch gemacht“, sagte der Schwarzhaarige und musterte ihn. Karyu lächelte nur verlegen und erwiderte den Blick, während er mit den Schultern zuckte. Ein mildes Lächeln legte sich auf Zeros Lippen, bevor er wieder auf das Meer starrte. Die Sonne war schon zur Hälfte hinter dem Horizont verschwunden. Von weitem hörte man noch ein Kind rufen und eine junge Frau lachte. Karyu hatte den Blick von Zero abgewandt, schaute beiseite um nach der Familie zu sehen, welche er auch schnell einige hundert Meter entfernt entdeckte. Das Kind planschte noch im Wasser, Vater und Mutter standen am Ufer und winkten ihm zu, doch endlich aus dem Meer zu kommen.

Rasch sah Karyu woanders hin. Glückliche Familien zu sehen, machte ihn melancholisch. Leise seufzte er in sich hinein und wandte sich lieber wieder Zero zu. Aber dieser schien nicht bessere Laune zu haben. Erneut schaute dieser so bekümmert drein. Diesmal hielt Karyu sich nicht zurück, etwas zu sagen.

„Wollen wir…lieber gehen?“, fragte er zögernd, woraufhin Zero ihn überrascht ansah und schließlich langsam den Kopf schüttelte.

„Was…?“ Irrte er sich, oder lächelte der Schwarzhaarige nun wehmütig…? „Nein…“, antwortete er nur auf die Karyus ausgesprochene Frage.

Doch überzeugt war der Blonde nicht. „Dich scheint das hier doch aber traurig zu machen…“, sagte er leise und betrachtete den Anderen, welcher den Blick wieder hob.

„Ach na ja…es ist nur, ich war natürlich oft mit meinem Ex-Freund hier unten und…er hat diese Sonnenuntergänge geliebt“, murmelte er. „Er stand auf solch romantischen Kitsch…“ Ein schwaches Lächeln huschte über Zeros Lippen, während er Karyu einen kurzen Blick zuwarf, diesen dann jedoch verlegen senkte und irgendwelche Muster mit der Fingerspitze in den warmen Sand zeichnete. Mit großen Augen schaute Karyu den Schwarzhaarigen an. Wow…Zero konnte auch ein bisschen verlegen sein? Bis jetzt war er ihm so stark vorgekommen…so cool einfach, als würde er sich aus den wenigsten Angelegenheiten ernsthaft etwas machen.

Nur leicht, aber sanft begann Karyu zu lächeln. Der Schwarzhaarige war eben auch nur ein Mensch mit Gefühlen. „Hmm…du musst jetzt immer an ihn denken, wenn du hier unten bist, oder?“, fragte er leise nach, woraufhin Zero nickte und den Blick hob.

„Genau…ich kann einfach nicht anders. Er fand das immer wunderschön…ich natürlich auch, aber…wenn ich hier sitze, dann muss ich an ihn denken und dann daran, dass wir…nicht mehr zusammen sind…“, murmelte er traurig und seufzte. „Das tut weh…ich werd die Erinnerungen und damit den Schmerz..einfach nicht los…“

Verständnisvoll nickte Karyu. Am liebsten hätte er Zero in den Arm genommen, aber er traute sich nicht so recht. Noch nicht. Worte würden erstmal reichen müssen.

„Ich kann das nachvollziehen“, sagte er schließlich leise. „Mit bestimmten Orten verbindet man eben ganz konkrete Erinnerungen…die waren vielleicht mal schön, aber jetzt…jetzt wo alles vorbei ist, da schmerzt es nur noch. Aber leider kann man nichts dagegen machen…man wird nie vergessen können, was an welchem Ort geschehen ist…“

Zero seufzte zustimmend. „So ist es… Es ist nur wirklich nicht schön, weißt du…wenn ich hier unten bin, und dann kann ich es nicht genießen…ich sehe diesen wunderschönen Sonnenuntergang, aber statt mich über den Anblick zu freuen oder ihn einfach nur zu genießen, muss ich daran denken, was ich hier mit meinem Ex erlebt habe und…dass wir uns getrennt haben…“ Bekümmert senkte Zero den Kopf, während Karyu ihn traurig und mitfühlend betrachtete. „Weißt du…ich hab sogar schon ab und an daran gedacht, vielleicht umzuziehen…“

Karyu legte den Kopf schief. „Umziehen…? Überleg dir das gut…“

Der Schwarzhaarige sah ihn müde lächelnd an. „Ja, ich hab die Idee schon wieder verworfen. Ich meine es nicht ernst. Aber ab und an, weißt du, da hab ich Momente, in denen mir das als erstrebenswerte Lösung vorkommt. Allerdings will ich mein Haus, den Strand, die Menschen hier, nicht aufgeben…nur wegen dieser Erinnerungen. Und die meisten sind ja auch gut…warum also davor weglaufen? Das würde vermutlich eh nichts bringen…“

„Ja…Erinnerungen folgen einem überall hin… Der Ort hier ist wirklich schön. Das aufzugeben wäre ein Fehler“, meinte Karyu leise, woraufhin Zero nickte.

„Genau…so was find ich nie wieder…“ Kurz sah er Karyu an. „Lass mich nur noch…1 Minute lang etwas melancholisch und betrübt sein, okay…?“, sagte er leise und lächelte schwach.

Mitfühlend und ebenso bekümmert nickte Karyu stumm. Er konnte ja nachvollziehen, wie Zero sich fühlen musste. So deprimiert. Verloren. Ihn so zu sehen und zu erleben, das erinnerte ihn einfach nur an sich selbst. Und er war irgendwo ein bisschen erleichtert, dass er nicht der Einzige war, dem es so ging. Da war noch jemand…

Er schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er etwas an seiner Schulter spürte: Zero hatte sich an ihn gelehnt.

„Ich hoffe, es stört dich nicht…“, wisperte er leise, mit erschöpfter Stimme. Milde lächelnd schaute Karyu auf den dunklen Haarschopf neben sich hinab.

„Nein, keineswegs“, antwortete er sanft und knabberte sich unschlüssig auf der Lippe herum, denn er überlegte, ob er dem Anderem nicht vielleicht einen Arm um die Schultern legen sollte, aber wieder zögerte er. Vielleicht war es dafür einfach noch zu früh.

Und so wandte er den Blick ab, sah genau wie Zero zum Horizont, hinter den die Sonne bereits fast gänzlich gesunken war. Er kam sich so hilflos und schlecht vor. Er wünschte sich, Zero mehr helfen zu können. Aber mehr als einfach nur da sein würde er wohl nicht können. Einzig konnte Karyu hoffen, dass das reichte.

Und auch, wenn da noch sein eigener Schmerz war: nun war Zero da. Und geteiltes Leid war halbes Leid.
 

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tbc~
 

Ich hab ab diesen Monat Uni...deswegen kann es mit dem Kapitel hochladen sogar noch länger dauern als normalerweise QQ

Tag 1: Freitag - Abend (spät)

Nachdenklich gingen wir gemeinsam zurück zum Strandhaus. Doch schlechte Stimmung kam nicht auf. Für kurze Zeit waren wir betrübt gewesen, aber nachdem die Sonne untergegangen war und wir uns erhoben hatten, dem Horizont den Rücken gekehrt hatten, so wurde es besser. Wir ließen den Kummer ein Stück weit zurück.

So dachte ich das…
 

„Was hältst du davon, wenn wir uns was zu essen machen?“, fragte Zero mich, als wir zurück im Strandhaus waren und uns umgezogen hatten.

Ich war schneller fertig gewesen als er, hatte kurze Zeit in meinem Gästezimmer zugebracht, bevor ich unschlüssig, was ich tun sollte, ins Wohnzimmer gegangen war.

Ich drehte mich um, als ich seine Stimme hörte und lächelte leicht. Insgeheim stockte ich kurz, während mein Blick flüchtig über Zeros Gestalt glitt. Ich hielt ja normalerweise nichts von weißen, langärmeligen Hemden, die dann auch noch nur halb zugeknöpft waren. Aber ich musste zugeben: Zero stand es. Er konnte sowas tragen. Zusätzlich hatte er eine schwarze, lange Stoffhose angezogen, allerdings lief er barfuß durch die Gegend, was mir aufgrund des Parkettbodens einen Schauer über den Rücken trieb. Der Boden war doch kühl, auch wenn recht warme Temperaturen draußen herrschten…

„Du wirst dich noch erkälten“, meinte ich prompt und erwiderte seinen Blick mit großen Augen du besorgtem Blick. „Zieh dir lieber Socken an…“

Doch Zero grinste mich nur an. „Das war schwul“, sagte er mit einem Fingerdeut in meine Richtung, woraufhin ich empört nach Luft schnappte.

„Ich leb nur meine mütterlichen Gefühle aus“, verteidigte ich mich, was Zeros Grinsen breiter werden ließ.

„Das…ist ja noch schwuler.“

„Gibt’s da ne Steigerung?“, wollte ich wissen und zog einen Schmollmund, während Zero nur lachte.

„Also, hast du Hunger?“, fragte er mich und ging in die Küche, in welche ich ihm folgte.

„Ja, schon…“, antwortete ich leicht lächelnd, woraufhin Zero ein bisschen in den Schränken hin und her kramte. „Mh…wie wär’s mit Okonomiyaki?“, schlug er vor, während er über die Schranktür hinweg zu mir sah.

Ich nickte ihm begeistert zu. „Das ist eine gute Idee! Ich glaube, ich hab das schon seit Monaten nicht mehr gegessen…irgendwie traurig.“

„Findest du? Ich kann das nicht jede Woche essen…das ist wie mit…Fisch. Geht auch nur zu bestimmten Zeiten.“, meinte Zero und kramte eine Schüssel und eine große Pfanne hervor.

„Wie…Fisch?“, wiederholte ich fragend und sah ihn mit großen Augen an.

„Ja…ich mag Fisch und Meeresfrüchte nicht so sehr…“, antwortete Zero schief lächelnd, während er etwas Kohl zurecht schnitt.

„A-aber…du bist doch Japaner“, sagte ich ungläubig und verständnislos. Wie konnte man da Fisch nicht mögen?

Leise lachte Zero. „Da bist du wie alle anderen. Jeder, dem ich das erzählt habe, schaut mich dann an wie eine Kuh im Scheinwerferlicht eines Ufos.“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber so ist das nun mal. Kann ich auch nichts für. Ich mag das nur selten essen“, fügte er hinzu, lächelte mich kurz an, dann machte er sich daran, den Teig zu bereiten.

„Sag mal, kann ich dir helfen?“

„Uhm…du könntest den Tisch decken“, antwortete er mir und deutete auf zwei Schränke. „Da ist alles drin, was du brauchst.“

Ich nickte lächelnd und machte mich an die kleine Aufgabe.
 

Als wir wenig später beisammen saßen, kamen wir auf das Picknick am nächsten Tag zu sprechen.

„Also…ist es in Ordnung für dich, wenn wir morgen in den Park gehen? Oder wolltest du etwas anderes machen?“, fragte Zero mich über den Tisch hinweg, doch ich schüttelte sofort den Kopf.

„Nein, ich finde die Idee mit dem Picknick sehr gut. Das habe ich bisher nur sehr selten gemacht. Kann ich an einer Hand abzählen.“, meinte ich, woraufhin Zero den Kopf schief legte.

„Wollte so selten jemand mit dir gehen?“

„Na ja…mein Bruder hatte kaum Zeit…meine Ex-Freundin habe ich die ganze Zeit vor bösen Insekten und Vögeln und was weiß ich nicht noch alles beschützen müssen…und meine Mutter wollte auch nie aus irgendwelchen blöden Gründen…“, murmelte ich mit gesenktem Blick und hob die Stäbchen zum Mund.

„Mh…na, dann wird es ja Zeit.“, lächelte Zero mich aufmunternd an. „Ich mach das gerne. Ich hab Zeit. Und keine Angst, du wirst mich vor keinerlei Insekten beschützen müssen“, zwinkerte er mir zu, woraufhin ich leise schmunzelte und nickte.
 

Nachdem wir das Geschirr in den Spüler geräumt hatten, warf Zero mir einen fragenden Blick zu. „Wie du sieht’s aus, du wolltest doch duschen gehen?“, fragte er mich, weswegen ich leicht irritiert nickte. „Dann zeig ich dir mal das Bad und wo ich dein Handtuch hingelegt hab.“

Etwas schüchtern folgte ich ihm. „Uhm…ich hätte auch ein eigenes Handtuch“, nuschelte ich, woraufhin Zero mir einen amüsierten Blick zuwarf.

„Denkst du etwa so schlecht von mir? Ich bin ein guter Gastgeber“, meinte er, während ich ihm ins Bad folgte.

„Nein, nein, es ist nur…ich kann ja nicht alles voraussetzen…“, erwiderte ich abwehrend. „Ich will dir keine Umstände bereiten…“

Sanft lächelnd drehte Zero sich zu mir um und blieb an der Badezimmertür stehen. „Ach Karyu…wenn ich denken würde, dass du mir Umstände bereiten würdest, dann…würden wir uns überhaupt nicht mal richtig kennen“, meinte er schmunzelnd und deutete in Richtung des Badezimmers, dessen Tür er geöffnet hatte. „Also, dein Handtuch ist das rote, neben meinem. So wie es sich anhörte, wirst du wohl alles selbst dabei haben, aber ich sag dir trotzdem, dass du mein Shampoo und mein Duschgel mitbenutzen kannst. Die stehen in der Dusche, wirst du schon sehen. Ich hab aber auch eine Badewanne, wie du siehst. Also wenn diese dir mal lieber sein sollte, kannst du auch die nehmen. Badezusätze hab ich…“, er machte eine kurze Pause und reckte sich zu einem der zwei Oberschränke hoch, dessen Türen er öffnete, „Badezusätze hab ich hier zuhauf, wie du sehen kannst…Auswahl hast du also.“

Eine große Auswahl. Dieser Hängeschrank war einfach nur…voller Badezusätze.

„Oh mein Gott…“, entfuhr es mir, während ich auf diesen Schrank starrte.

„Komm, sag es schon“, meinte Zero da breit grinsend und sah mich auffordernd an, weswegen sich nun auch auf meine Lippen ein freches Grinsen legte.

„Zero, das…ist wirklich schwul. Wer hat denn bitte so viele Badezusätze? Braucht man davon echt so viel?“

„Auswahl, mein Lieber, einfach nur Auswahl. Für mich ist das Luxus“, erwiderte Zero amüsiert, während er die beiden Türchen wieder schloss. Ich schüttelte hingegen lediglich den Kopf. Unter Luxus verstand ich was anderes.

„Na dann, tob dich aus“, sagte Zero zu mir, als er an mir vorbeilief, aus dem Bad hinaus. Ich lächelte ihn nur an und nickte, bevor ich zuvor noch in mein Zimmer ging um meine Schlaf- und Duschsachen zu holen. Denn Zero hatte durchaus Recht, ein guter Junge wie ich hatte natürlich alles, was er brauchte, selbst mitgenommen, um dem Gastgeber nicht auf den Keks gehen und ausnutzen zu müssen, in dem er schnorrte, was das Zeug hielt.

„Wenn was ist, ich bin im Wohnzimmer! Oder im Schlafzimmer…! Vielleicht auch in der Küche!“, hörte ich Zero von weitem rufen. „Na, du wirst mich schon finden, wenn du Hilfe brauchst!“, fügte er mit amüsiert klingender Stimme hinzu, woraufhin ich lachend im Badezimmer verschwand.
 

Im Endeffekt brauchte ich seine Hilfe jedoch nicht. Seine Dusche funktionierte glücklicherweise nicht wesentlich anders als jene bei mir und Tsukasa zu hause.

Frisch geduscht und in meine kurzen Schlafsachen gehüllt verließ ich das Bad wieder, in welchem ich das Fenster angekippt hatte. Eine Dampfwolke entwich dem Raum, als ich die Tür öffnete. …ich war mehr als nur ein Warmduscher.

Ich brachte mein Zeug zurück in mein Zimmer und ging dann Zero suchen, den ich schnell im Wohnzimmer ausgemacht hatte. Mit abwesendem Blick saß er auf der Lehne seiner Couch, mit der Fernbedienung in der Hand und starrte auf den Flachbildschirm, der gegenüber an der Wand hing. Unsicher kam ich näher. „Zero…?“ Ich warf einen kurzen Blick auf den Fernseher, wo irgendwelche Nachrichten liefen.

Ich hörte Zero seufzen, dann schaltete er das Gerät aus und sah mich traurig lächelnd an. „Da war…grad ein Bericht über unser Büro…es wurde ein großer Auftrag an Land gezogen und unter anderem…wurde offensichtlich auch Akira interviewt…“, sagte er leise und legte die Fernbedienung beiseite, während ich ihn betroffen betrachtete.

„O-oh…“, machte ich schließlich und senkte verlegen den Blick. „Du wusstest das nicht?“

Zero schüttelte den Kopf. „Ich bin jetzt zufällig über den Beitrag gestolpert und hatte nicht damit gerechnet..ihn zu sehen…“

Der betrübte Gesichtsausdruck war schon längst wieder auf Zeros Gesicht zurück gekehrt. Und ich wusste jetzt schon, dass ich dieses traurige Gesicht des Anderen nicht gerne sah. Unsicher ging ich einen Schritt auf ihn zu und wollte eine Hand auf seine Schulter legen, als er wieder zu mir aufsah und schwach lächelte. „Na ja, wie auch immer…ich seh ihn ja eh nicht gerade selten. Ich komm schon klar.“, versicherte er mir und stieß sich von der Lehne der Couch ab. Er ging einen Schritt an mir vorbei, drehte sich dann jedoch noch mal zu mir um. „Wir müssten übrigens morgen Vormittag einkaufen gehen…ich fürchte, für ein Picknick bin ich nicht optimal ausgestattet“, sagte er lächelnd, diesmal wirkte es sogar etwas ehrlicher auf mich…

Unvermittelt wandte Zero sich komplett zu mir um und musterte mich ausgiebig. „„Ha-llo~, komplett in schwarz?“, fragte er mich mit wippenden Augenbrauen, weswegen ich ihn verlegen ansah.

„Wa-was soll das denn bedeuten?“, wollte ich leicht empört von ihm wissen, zupfte an meiner kurzen, schwarzen Schlafshorts und mit der anderen Hand an dem ebenfalls schwarzen Shirt. „Ich find das gut so!“

Zero kicherte leise und nickte. „Ich finde es auch gut“, beteuerte er mir, „nur…hätte ich einfach nicht gedacht, dass du…na ja, in so einer tristen Kombination rumrennst. Du wirkst viel zu fröhlich auf mich…“ Die letzten Sätze waren eher nachdenklich gekommen.

Mit großen Augen sah ich ihn an. „Fröhlich…?“, wiederholte ich leise und senkte schließlich den Blick. Das war ich vielleicht mal gewesen…

Zero kam wieder auf mich zu und beugte sich leicht hinunter , so dass er mich von unten her ansehen konnte.

„Du hast heute oft ein Lächeln auf den Lippen gehabt“, sagte er leise, „aber…ich sehe dir an, dass es nicht von Herzen kommt. Man merkt, dass dich etwas belastet, Karyu.“ Er trat einen Schritt zurück, weswegen ich nun endlich aufsah, um ihn weiterhin anschauen zu können. „Ich glaube, ein aufrichtiges Lächeln von dir…das wäre wunderschön.“

Er lächelte mich leicht an, was ich nur mit einem sprachlosen Blick erwiderte. Hatte er das grade wirklich gesagt…?

„O…ja..vielleicht…“, murmelte ich schließlich nur und kratzte mich verlegen am Kopf.

„Nicht nur vielleicht“, erwiderte Zero aufmunternd lächelnd. „Ich meinte das ernst.“

Noch immer etwas verlegen sah ich ihn an und nickte. Ich war sonst nicht auf den Mund gefallen, aber in diesem Moment mochte mir nichts Gescheites einfallen.
 

Ich ging auf eines der vier Bücherregale im Wohnzimmer zu, während ich die Hand hob und leise gähnte.

„Oh, du bist sicher müde, was?“, hörte ich Zero hinter mir sagen, woraufhin ich mich zu ihm umdrehte und hektisch den Kopf schüttelte, doch das beachtete er gar nicht. „Ist schon gut, du hast ja eine lange Reise hinter dir. Wir haben ja jetzt ein paar Tage zusammen Zeit, also geh ruhig schlafen. Sonst ist mit dir morgen nichts anzufangen“, fügte er zwinkernd hinzu und schob mich sanft in mein Zimmer, meine Proteste ignorierend.

„Zero-…!“

„Nichts Zero hier. Wir haben morgen was vor, und da sollst du bitte nach Möglichkeit wach sein“, meinte er und zwinkerte mir zu, während er mir einen sanften Schubs gab und ich auf dem Bett landete. „Schlaf gut. Oyasumi nasai.“

Ich nickte und lächelte ihn an. „Hai, oyasumi!“

Lächelnd winkte er mir kurz, bereits am Türrahmen stehend, bevor er die Zimmertür leise hinter sich, nachdem er das Zimmer verlassen hatte.

Ich entspannte mich und ließ mich nun rücklings auf die Matratze fallen. Schon war mein erster Tag bei Zero vorbei.

Erleichtert. So fühlte ich mich. Erleichtert, dass Zero so freundlich war, wie ich es mir ausgemalt hatte. Er war sehr nett. Und er versuchte so einiges, dass man ihm seine Traurigkeit nicht anmerkte. Aber vor mir brauchte er nicht versuchen, sie zu verstecken; ich wusste ja sowieso, dass sie da war.

Genauso sehr, wie ich erleichtert war, so war ich glücklich, hierher gekommen zu sein. Natürlich wusste ich nicht, ob die nächsten Tage auch so schön werden würden, aber ich hoffte und vertraute einfach mal darauf.

Ich schaltete das Licht noch aus und zog die Bettdecke über mich. Sofort konnte ich noch nicht einschlafen. Ich starrte eine Weile an die Decke, die leicht vom fahlen Mondlicht erhellt wurde.
 

Was sie jetzt wohl machte? Sie wusste nicht, dass ich so weit von ihr entfernt war. Sie wusste nicht, dass ich versuchte, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Ob es sie überhaupt interessierte? Vielleicht ein bisschen…

Ich wischte mir die verirrte Träne aus dem Gesicht und schloss die Augen. Lieber schlafen. Für ein paar Stunden keinen Schmerz spüren…
 

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tbc
 

@Lucel: Ja, ist schon komisch, wie das Meer einen so melancholisch machen kann, oder? Mir geht es jedenfalls immer so, und Karyu..ist hier sehr oft wie ich xD' (Ha, denn ich gebe es zu: von wegen die sind traurig, weil ihre Beziehungen in die Brüche gegangen sind...die sind nur traurig, weil ich es bin, nämlich wegen D'espas Trennung. Das nenn ich Projizierung...) *hust* wie auch immer...wir werden ja sehen, ob es schöne Erinnerungen für die beiden geben wird^^
 

@duski: Wow, das war ein Lob nach dem anderen x///D Vielen vielen Dank dafür! Ich geb mir bei PP viel Mühe. Ich will, dass es eine gute FF wird bzw bleibt! Und das ist momentan leider gar nicht so einfach :/ Viel zu tun zur Zeit... Aber ich hoffe, du bleibst an der FF dran und liest weiter!! ^^
 

@-Zero-chan-: Danke schön^^ Beim Schreiben habe ich die Szenen eigentlich immer genau im Kopf, als würde ein Anime laufen xD Deswegen kann ich das ab und an, wenn ich will, auch ordentlich beschreiben, wie sie da so am Strand sitzen ;) Es ist gar nicht allzu leicht, das Verhalten der beiden noch etwas...nun ja, distanziert zu beschreiben..ich will eigentlich, dass die sich sofort bespringen xDDD nein nein, das...ist ein ganz anderes Thema, das in dieser FF wohl nicht mehr vorkommen wird.

So, nun zu der Sache, woran Zero gedacht hat, als es um den Verflossenen ging. (Denn nein, deinen Satz diesbezüglich konnte ich nicht überlesen xD) Nein. Die beiden hatten keinen Sex am Strand xD Wird aber auch noch mal viiiel später thematisiert ;DDD

Tag 2: Samstag

Ich bin überrascht, wie schnell ich es geschafft habe, das neue Kapitel zu schreiben :D

Enjoy reading~
 

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Ich war ein Langschläfer. Und manchmal hasste ich das.

Ich wurde durch irgendwelche Geräusche wach, die nicht mal allzu laut waren. Es war ein bisschen Geraschel und Gerumpel, mehr nicht. Blinzelnd schlug ich die Augen auf. Ich war in der Nacht zwei Mal aufgewacht. Ich schlief nicht besonders gut in letzter Zeit, und wenn ich woanders als bei mir zu hause übernachtete, war das sowieso immer so eine Sache, aber das nahm ich in Kauf, wenn ich dadurch ein paar Tage mit Zero verbringen konnte. Ich setzte mich auf und sah zur Tür. Hörte sich so an, als wäre Zero schwer beschäftigt. Ich griff nach meinem Handy auf dem kleinen Nachttisch und erstarrte. Gott, es war bereits nach 10 Uhr! Ich schluckte und sprang auf, eilte zur Tür, welche ich aufriss und nach Zero suchen ging. Der kam gerade aus dem Wohnzimmer in den Flur, auf mich zu. Als er mich sah, lächelte er. „Guten Morgen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“ Automatisch nickte ich. Tsukasa fragte mich das auch immer und ich nickte einfach nur noch. Egal wie es wirklich in mir drin aussah. Hast du gut geschlafen? War das nicht sowieso nur eine Floskel…?

„Anou…warum hast du mich denn nicht geweckt? Du scheinst schon länger wach zu sein“, murmelte ich und wuschelte mir durchs Haar, während ich noch versuchte, den Schlaf wegzublinzeln.

Unschuldig zuckte Zero mit den Schultern. „ich bin auch erst seit einer Stunde wach. Also mach dir keine Gedanken; ich musste eh noch duschen und jetzt schau ich grad nach Sachen, die wir fürs Picknick brauchen“, meinte er ruhig. „Wir haben Zeit, Karyu, und ich dachte, ich lass dich mal ausschlafen. Es stört doch keinen“, fügte er lieb hinzu und grinste leicht, während er mich so betrachtete. „Du siehst lustig aus. Ist das bei dir morgens immer so?“

„Huhh..?“ Wenig intelligent dreinschauend wandte ich mich um und suchte das Badezimmer, wo ich in den Spiegel schaute. Uäh…schon wieder dieses abstehende Knäuel auf meinen Kopf… Seufzend befeuchtete ich meine Hände mit etwas Wasser und versuchte meine Haare wieder platt zu drücken und in Form zu bringen.

Unvermittelt erschien Zero im Türrahmen. „Du isst doch was zum Frühstück, oder?“, wollte er wissen, woraufhin ich ihn ansah und nickte.

„Natürlich.“

Er kratzte sich am Kopf. „Na ja, so wie du aussiehst, war ich mir da nicht ganz sicher…“

Ich hob eine Augenbraue und zog einen Flunsch. „Was soll das denn bitte heißen?“

Leicht schmunzelte Zero. „Du bist mir etwas zu dünn…“

„Ich…bin dir…etwas zu dünn?“, wiederholte ich mit großen Augen. „Eeeh? Das klingt zweideutig. Und vielleicht bin ich ja dir zu dünn, aber MIR bin ich nicht zu dünn.“, meinte ich augenzwinkernd, woraufhin Zero leise kicherte. „Aah…sou ka. Tut mir leid, ich steh auf Zweideutigkeiten.“ Er wandte sich ab. „Aber trotzdem bist du recht dünn. Iss mal mehr.“

„…okay.“

Leise lachend verschwand Zero aus dem Bad, während ich mich grinsend wieder dem Spiegel zuwandte und versuchte, mein Haar zu bändigen.
 

Den heißen Temperaturen angemessen gekleidet, gestriegelt und gekämmt saß ich eine Viertelstunde später mit Zero in der Küche beim Frühstück.

„Ich hab eine Einkaufsliste gemacht…du musst mal schauen, ob dir noch etwas fehlt und dann schreibst du es einfach dazu“, sagte er und nippte an seinem Kaffe, woraufhin ich nickte.

„Hai. Fahren wir eigentlich mit dem Auto?“, wollte ich wissen, weswegen er nun ebenfalls nickte.

„Ja, das ist besser. Wenn wir laufen, würden wir zwar einen schönen dreißig minütigen Spaziergang durch die Stadt machen, aber dann würden wir auch schwitzen wie sonst was. Bei den Temperaturen werd ich eingehen, wenn ich ewig durch die Straßen laufen muss“, meinte er schief grinsend.

„Kann ich gut verstehen.“, nickte ich. „Dein Auto hat doch sicher eine Klimaanlage?“

„Hai, natürlich“, antwortete er stolz und grinste leicht. „Ich schlage vor, dass wir gleich nach dem Frühstück einkaufen gehen. Der Supermarkt ist keine 10 Minuten von hier entfernt, und so viel brauchen wir eigentlich nicht. Das schaffen wir auch so zu tragen. Hast du was dagegen?“

Ich schmunzelte leicht. „Für die Umwelt, was?“

Grinsend nickte er. „Natürlich. Ich denke immer zuerst daran, was ich der Umwelt und dem Weltklima zumuten kann.“

Ich trommelte leicht mit den Fingern auf dem Tisch herum. Würde Zero das wirklich ernst meinen, dann…wäre es schon wieder schwul. Aber das war jetzt ein anderes Thema.
 

Wenig später traten wir auf die sonnenbeschienene Straße hinaus. Es war jetzt schon sehr warm…ging ja auch langsam auf den Mittag zu.

„Hast du eigentlich noch was aufgeschrieben?“, wollte Zero von mir wissen, woraufhin ich den Kopf schüttelte.

„Aber sag mal“, fiel mir bei der Gelegenheit ein, „wie kommst du auf Erdbeeren..?“

Mit großen Augen sah er mich an. „Oh nein, sag bloß nicht, du isst keine Erdbeeren! Hast du eine Allergie? Hast du noch andere Allergien?“, fragte er mich und wurde immer panischer.

Lachend hob ich die Hände und schüttelte abwehrend den Kopf. „Nein, nein. Mach dir keine Gedanken, ich hab keine Allergien… Obwohl ich eine leichte Ananas-Allergie vermute…“, gab ich schmunzelnd zu, während Zero sich etwas entspannte.

„Ananas…“, wiederholte er leise und wiegte den Kopf hin und her. „Mh…das ist ja nicht ganz so schlimm.“ Leicht lächelnd sah er mich an. „Du musst wissen, ich liebe Erdbeeren. Ich geb meinen Freunden auch immer ganz viele, damit sie in den Genuss kommen.“ Mit glänzenden Augen sah er gen Himmel. „Erdbeeren sind das beste, was Kami-sama mir geben konnte. Abgesehen von Männern.“

Ich hielt inne. Mein rechtes Auge begann zu zucken. Hatte…Zero das gerade wirklich gesagt? Fragenden Blickes wandte er sich zu mir um, als ich nicht weiterlief, dann begann er schließlich zu lachen. „Entschuldige. Hör nicht auf das, was ich ständig von mir gebe. Ich spinne ein bisschen“, meinte er schmunzelnd, während ich versuchte, mich wieder zu fangen.

Lächelnd erwiderte ich seinen Blick und schüttelte leicht den Kopf, bevor ich weiter ging, mit Zero an meiner Seite. „Ist schon in Ordnung. Wie ich bereits sagte, sprichst du an Gedanken nur aus, was ich mich nicht traue auszusprechen. Ich war gerade nur etwas überrascht“, gab ich grinsend zu.

Zero wiegte schief lächelnd den Kopf hin und her. „Manchmal wäre es aber besser, so wie du den Mund zu halten und nicht alles auszusprechen, was man denkt.“

„Ach was“, erwiderte ich schulterzuckend, „ist doch langweilig. Man sollte Mut zur Lücke haben und sagen, was man denkt, sei es auch noch so peinlich! Reden ist erleichternd“, meinte ich entschlossen.

Leicht lachte Zero. „Okay…wenn du das sagst“, grinste er und deutete in die Ferne. „Da hinten, siehst du das rote Schild? Da ist schon der Supermarkt.“
 

Keine halbe Stunde später waren wir wieder im Strandhaus angekommen und packten die Kühlbox. „Ich hab die Decke gefunden!“, verkündete Zero nach einiger Zeit Geraschel und Gesuche. Er tauchte mit verwuschelten Haaren aus dem Flur auf und wedelte mit einer bordeauxfarbenen, weichen Decke umher, welche als Picknickdecke dienen sollte. „Die war tief vergraben….“, murmelte er und versuchte sie zusammen zu legen, wobei ich ihm schmunzelnd half.

10 Minuten später, nachdem wir alles zusammen gesucht hatten, setzten wir uns ins Auto und fuhren los.

„Ich weiß ja nicht, wie eure Parks in Tokyo so sind, aber unsere beiden hier sind nicht allzu groß.“, meinte Zero und grinste mich kurz von der Seite an. „Ich will dich gleich schon mal deiner Illusionen berauben.“

Leise musste ich lachen. „Ach was, ich hab keine Illusionen, keine Angst. Ein Park ist ein Park. Außerdem wäre es ja schlimm, wenn hier alles wie in Tokyo wäre, dann hätte ich erst gar nicht hierher kommen müssen.“, meinte ich schmunzelnd, woraufhin Zero unvermittelt einen Schmollmund zog. An der nächsten roten Ampel sah er mich mit aufgeplusterten Wangen an. „Wie darf ich das denn verstehen? Ich dachte, du wärst meinetwegen hergekommen und nicht wegen der Stadt. Bin ich dir doch so egal?“

Meine Augen weiteten sich vor Schreck und ich hob sofort abwehrend die Hände. „Was?! Nein, nein, natürlich bin ich deinetwegen hier! Die Stadt ist mir doch völlig egal. Und wenn das hier das zweite Tokyo wäre und 30.000 Kilometer von mir entfernt, ich wäre für dich trotzdem den weiten Weg gekommen, nur um dich zu sehen!“, beteuerte ich ihm verzweifelt. Für ein paar Sekunden sah er mich ausdruckslos an, dann grinste er breit und lachte leise.

„Das…war echt schwul.“, stellte er frech fest. „Du müsstest deinen geschockten Gesichtsausdruck sehen, der ist köstlich“, meinte er amüsiert und konzentrierte sich darauf, weiterzufahren.

„…eeh?“, machte ich nur wenig intelligent und blinzelte. „Hast du…mich gerade gerollt?“

Nun war es wieder an Zero, irritiert dreinzuschauen. „Ich hab…bitte was gemacht?“, hakte er nach, woraufhin ich erstmal genauso verwirrt dreinschaute, doch dann lachte ich. „Gerollt. Hast du mich gerade gerollt?“, wiederholte ich grinsend. „Kennst du das nicht?“

Zero schüttelte nur mit großen Augen den Kopf. „Nein, den Ausdruck kannte ich noch nicht“, erwiderte er und sah mich kurz schmunzelnd an. „Ich sehe schon, ich kann noch viel von dir lernen. Bitte sei mein Lehrer. Mein Meister. Ich werde dein williger Schüler sein“, sagte er theatralisch, während er den Wagen in einer Seitenstraße parkte.

Lachend stieg ich aus und ging zum Kofferraum. „Sag das nicht zu laut, am Ende wird es noch wahr werden“, meinte ich grinsend und nahm die Kühlbox aus dem Wagen, während Zero sich die Picknick-Decke auflud.

„Na wer sagt, dass ich mir das nicht wirklich wünsche?“, sagte er zwinkernd und verriegelte das Auto.

Ich folgte ihm schmunzelnd. „So so. Ich geb dir kostenlos Unterricht. Spitz einfach die Ohren und sieh zu, wie der Meister es macht!“ Prompt stolperte ich über die Kante des Bürgersteigs, wohingegen Zero jene elegant erklomm und weiter spazierte, jedoch nicht ohne in Gelächter auszubrechen.

„Ich bin begeistert, Karyu-sama. Ich möchte einmal werden wie Sie“, eröffnete er mir frech grinsend, während ich hinter ihm her schnaufte.

„Ey, das eben…das zählt nicht. Ab jetzt. Pass ab jetzt auf“, sagte ich nickend, aber Zero grinste nur vor sich hin.
 

„Wow…“ Mit glitzernden Augen hatten wir keine 2 Minuten später unser Ziel erreicht. „Und du wolltest mir was von Illusionen erzählen“, beschwerte ich mich und lächelte Zero leicht an. „Der Park ist doch wunderbar. Vor allem…sind hier gar nicht so viele Leute wie in den Tokyoter Parks…“

Zero nickte. „Der andere ist größer, da ist auch mehr los. Hier hast du einfach nur ein paar Laubbäume, die Schatten spenden…hier und da einen Busch sowie Bänke und einige freie Rasenflächen.“

„Reicht doch auch völlig aus“, meinte ich begeistert und streckte die Hand aus. „Wie wäre es mit dem Baum dahinten?“

Schmunzelnd nickte Zero und ging los.

Wir breiteten die Decke unter dem Baum aus, welcher wie die anderen wundervoll saftig grün war. Wir hatten einiges an Wasser- und Saftflaschen mitgenommen, schließlich war Sommer. Ich brauchte nicht viel und hätte wohl kaum gleich ganze 8 Flaschen für uns beide eingepackt, aber Zero hatte in Rucksack und Taschen rein gehauen was ging. Während er jene auskramte, kümmerte ich mich um die Lebensmittel, das Obst und… „Schlagsahne?“ Ich stellte die Sprühdose auf der Decke ab und sah Zero aus großen Augen an. „Was willst du denn damit?“

Lächelnd sah er zu mir auf. „Das ist für die Erdbeeren“, meinte er und deutete auf das Pack, wo die Früchte drin waren.

„Oh…ach so“, erwiderte ich. „Mh…hättest du was gesagt. Dann hätten wir die Erdbeeren noch klein schneiden können und in zwei Schalen tun können, damit wir ganz viel Schlagsahne drüber geben können…aber nu ist zu spät“, sagte ich niedergeschlagen, doch Zero zuckte lächelnd mit den Schultern.

„Du hast schon Recht, daran hab ich nicht gedacht…aber es wird schon so gehen, pass auf~“, erwiderte er fröhlich und nahm sich eine Erdbeere aus der Packung, griff dann nach der Sprühdose und rahmte nicht nur die Erdbeere mit der süßen Masse ein, sondern gleich auch noch seine Finger, wobei letzteres wohl eher unbeabsichtigt war. „So. Fertig.“, grinste er mich fröhlich an und schob sich die versüßte Erdbeere in den Mund, bevor er auch schon zur nächsten Griff und diese ebenfalls mit Schlagsahne dekorierte. Diesmal allerdings hielt er mir die Frucht vor die Nase. „Probier, ist zum Sterben lecker~“, sagte er lächelnd und ich blieb für kurze Zeit an seinem Gesichtsausdruck hängen. Zero sah in diesem Moment befreit von Sorgen aus. Er schien wirklich fröhlich zu sein. Ging das bei ihm so einfach? Ich wünschte mir das auch…

Leicht lächelnd nickte ich zustimmend und machte brav den Mund auf, woraufhin er mir die rote Erdbeere über die Lippen schob. Die Schlagsahne darauf allerdings verpasste ihr Ziel. Die Hälfte davon machte es sich an meiner Nase gemütlich. Leise kicherte Zero und streckte erneut die Hand aus, um mir mit dem Finger die Sahne von der Nase zu streichen.

„Hey, lach mich nicht aus.“, beschwerte ich mich, „du bist schließlich schuld.“

Unschuldig erwiderte er meinen Blick. „Ach, ich wollte dich nur ein bisschen versüßen“, meinte er, woraufhin ich ihn beleidigt anschaute.

„Was denn, ich dachte, ich sei schon süß genug“, schmollte ich und Zeros Blick wurde sanft.

„Eigentlich schon. Ich sollte wirklich aufpassen, nicht, dass ich noch einen Zuckerschock bekomme bei dem Schmollgesicht.“, sagte er lächelnd, woraufhin ich ihn überrascht ansah und nun wirklich rot wurde. Ich wusste nicht, wie ich einige von Zeros Aussagen zuordnen sollte. Normalerweise würde man das alles wohl als Scherz abtun und nicht ernst nehmen, aber mit dem Hintergrundwissen, dass er schwul war, sah das schon anders aus.

Verlegen lächelnd wuschelte ich meine Haare durch und nahm mir ein Reisbällchen, während Zero ein Schluck Wasser trank.

„Du bist bestimmt oft hier gewesen?“, erkundigte ich mich schließlich bei ihm, woraufhin er sich nachdenklich gegen den Baum hinter sich lehnte.

„Eher selten“, erwiderte er. „In letzter Zeit wollte ich nicht. Ich hatte auch einfach zu viel Arbeit…und davor..war ich manchmal alleine hier, weil Akira noch mehr zu tun hatte als ich. Aber alleine hier…ist es auch eher sinnlos“, lächelte er mich an, aber diesmal war es ein trauriges. „Ich glaube, ich war zuletzt vor drei Monaten hier…mit Akira…“, murmelte er und senkte nachdenklich den Blick, bevor er sich ebenfalls ein Reisbällchen nahm.

Auch ich sah zu Boden. Egal was man machte, immer gab es irgendwo Erinnerungen an Vergangenes. An Vergangenes, von dem man sich wünschte, dass es ebenso noch in der Gegenwart existieren würde.

„Ach, entschuldige“, sagte er unvermittelt, weswegen ich zu ihm sah. „Immer wieder rede ich von ihm…wie sieht es bei dir aus?“, wollte er wissen. Ich bekam große Augen und schluckte, während mein Blick zu den Erdbeeren wanderte.

„Bei mir? Ich weiß nicht, da gibt’s nicht viel zu erzählen“, wiegelte ich ab.

„Hm…du denkst sicher auch noch sehr oft an deine Ex-Freundin, oder? In Tokyo gibt es bestimmt ein paar Orte, wo du häufig mit ihr warst?“

Ich warf Zero einen kurzen Blick zu und nickte dann. „Ja…es ist ähnlich wie bei dir…“

Schweigend betrachtete er mich, dann beugte er sich leicht zu mir vor. „Du willst noch nicht drüber reden, oder?“, fragte er mich dann unvermittelt, woraufhin ich ihn aus großen Augen ansah.

„Uhm…nein, das..ist es nicht…“, erwiderte ich langsam, doch Zero schüttelte schon den Kopf und sah mich sanft an.

„Ist in Ordnung, Karyu. Wenn du nicht willst, musst du ja auch nicht.“, sagte er verständnisvoll. „Aber sag mir Bescheid, wenn ich dir zuhören kann, ja? Und sag mir auch, wenn es dich nervt, sobald ich wieder von Akira anfange“, fügte er verlegen lächelnd hinzu, woraufhin ich sofort den Kopf schüttelte und mir ebenfalls ein kleines Lächeln abrang.

„Nein, du kannst ruhig von ihm erzählen. Das ist sicherlich besser, als alles in sich rein zu fressen“, meinte ich.

Zero begann leicht zu schmunzeln und stupste mich an. „Genau. Dann halt dich auch dran.“, sagte er, woraufhin ich leicht blinzelte, und als ich verstand, senkte ich verlegen den Blick. Ich sollte also nicht alles in mich rein fressen.. „Ich werds versuchen…“, erwiderte ich schließlich leise, woraufhin Zero halbwegs zufrieden nickte.
 

Auch wenn es bereits Mittag und sehr warm, fast heiß war, kamen mehr Leute in den Park. Und so langsam wurden wir immer mehr von irgendwelchen Pärchen eingekreist, glücklichen natürlich. Irgendwie hatte ich bald das Gefühl, dass nur noch Zero und ich die einzigen waren, die keine Beziehung führten.

Während ich mir aufgrund der Hitze schon am Shirt rumzupfte und mich zurück lehnte, um im Schatten zu bleiben, sah Zero sich nachdenklich um. „Meinst du…wir werden auch wieder so glücklich sein können?“, fragte er leise, woraufhin ich ihn ernst ansah. Darüber hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht. Die Frage schien gar nicht so lächerlich zu sein, wie ich sie mir ab und an eingebildet hatte…Zero stellte sie sich auch.

„Das wird wohl…noch einige Zeit dauern“, antwortete ich schließlich. „Fragt sich nur, wie lange. Ich für meinen Teil…kann es heute noch nicht abschätzen, wann mein Herz wieder frei sein wird“, sagte ich leise. „Momentan fühlt es sich so an, als bräuchte ich noch Jahre, um wieder glücklich zu werden… Ich weiß einfach, dass ich sie nicht werde vergessen können, aber genau das…würde mich wohl erst befreien…“

Schweigen breitete sich zwischen uns aus und ich fühlte Zeros Blick auf mir, doch ich sah nicht auf. Zwar war es die Wahrheit, die ich gesagt hatte, ich fühlte wirklich so, doch war ich mir nicht sicher, ob jemand diese Wahrheit hören wollte. Ob er es überhaupt wissen wollte.

„Karyu…“, sagte er nach einer Weile leise, woraufhin ich vorsichtig zu ihm aufsah. Mitfühlend und ernst sah er mich an. „Ich…sehe es genauso. Ich fürchte auch, dass wir noch lange brauchen werden, um es wirklich wahr haben zu können.“, meinte er und streckte langsam die Hand aus, legte sie auf meine. „Karyu, du bist nicht allein. Vergiss das nie.“ Er machte eine kurze Pause und lächelte mich hauchzart, wenn auch betrübt an. „Du weißt gar nicht, wie traurig du drein schaust, oder? Da ist es mir lieber, wenn du mit mir drüber redest. Gerade weil man dir vor allem jetzt ansehen kann, wie es dir geht, solltest du reden statt alles für dich zu behalten. Dann kann ich für dich da sein…und dir vielleicht helfen…oder etwas Trost spenden, hm?“

Vorsichtig sah er mich an, als befürchtete er, zu viel gesagt zu haben. Meine Augen hatten sich mit jedem Wort geweitet, dass er gesagt hatte. Ich fühlte, dass es ihn durchaus etwas Mut gekostet hatte, dies zu mir zu sagen. Langsam nickte ich schließlich.

„..Zero, ich… Danke…“, brachte ich schließlich leise hervor und schaute ihn schüchtern an, woraufhin er ebenfalls nickte, seine Hand von meiner nahm und sich wieder zurück an den Baum lehnte.

„Ich glaube, wir hängen noch viel zu sehr in der Vergangenheit fest…“, sagte er schließlich nachdenklich. „Eigentlich denke ich gar nicht an die Zukunft. Ich lebe im Hier und Jetzt, aber oft denke ich an die letzten Monate und Jahre…da war alles besser…“

„Ja…“, stimmte ich nur leise zu und starrte die Reisbällchen an, von denen nur noch zwei übrig waren.

„Mh, oh sieh mal, da sind nur noch drei Erdbeeren!“, sagte Zero plötzlich, woraufhin ich aufschreckte und zusah, wie er sich zwei davon schnappte und einen Haufen Schlagsahne drauf pappte.

„Hey, wenn du so weiter machst, ist die Schlagsahne auch noch gleich mit alle“, sagte ich leicht schmunzelnd und war froh über die kleine Ablenkung.

Frech grinsend sah Zero zu mir auf. „Wenn ich so weiter mache, dann würde ich sagen, bekommst du die letzte Erdbeere nicht~.“

Ich plusterte die Wangen auf und schnappte mir die zuletzt verbleibende rote Frucht. „Nichts da.“ Triumphierend schob ich sie mir in den Mund und grinste Zero an, welcher sich wenig beeindruckt zeigte. Mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck streckte er die Hand, in der er immer noch die Sprühdose hielt, aus und ehe ich mich versah, hatte ich einen großen Klecks Schlagsahne auf meiner Nasenspitze. „Du hast die Schlagsahne vergessen“, meinte Zero trocken, während er die Dose wieder abstellte. Erneut legte sich ein freches Grinsen auf seine Lippen, als ich ihn mit geweiteten Augen fassungslos ansah.

„Hast du das grad wirklich gemacht?“, fragte ich nach, weswegen er lachte.

„Ich glaube schon.“

Langsam hob ich eine Hand und tatschte mir damit die Nase an. Unverzüglich hatte ich einiges von der Schlagsahne an meinen Fingern. Genüsslich schleckte ich das ab.

Wie sich Zeros Blick veränderte, als er mir dabei zusah, bemerkte ich nicht.

Er räusperte sich, weswegen ich zu ihm sah. „Wir haben ganz schön viel gefuttert…“, meinte er, während er die verbleibenden Lebensmittel auf der Decke betrachtete.

Ich nickte zustimmend. „Einzig von den Getränken haben wir noch Unmengen...warum hast du eigentlich so viel mitgenommen?“, wollte ich schief lächelnd wissen. Von den 8 Flaschen waren immer noch 6 übrig…

Mit großen Augen sah Zero mich an. „Fandest du das jetzt besonders viel? Ich meine…es ist Spätsommer und hier herrscht die große Hitze…da muss man viel trinken. Ich dachte, ich brauch mit Sicherheit 3 Flaschen…dann noch drei für dich…und zwei in Reserve, weil ich nicht wusste, ob wir länger bleiben“, meinte er lächelnd.

„Also…ich brauch bestimmt keine drei Liter-Flaschen“, erwiderte ich und kratzte mich am Kopf. „So viel trink ich nicht. Eine große hätte mir auch gereicht…“

„Eeeh?“ Ungläubig sah Zero mich an. „Ist das dein Ernst? Ich würde total verdursten.“

„Ach, ich nicht. Bin es gewohnt, wenig zu trinken.“

„Das ist aber nicht gut“, erwiderte Zero und legte die Stirn in Falten, bevor er sich die angefangene Wasserflasche von mir schnappte und sie mir vor die Nase hielt, auf der hoffentlich keine Spuren der Schlagsahne mehr zu sehen waren… „Hier, trink. Los. Auf ex.“, forderte er mit strenger Stimme von mir, weswegen ich schon wieder große Augen bekam.

„Bitte? Das geht nicht. Ich kann das nicht.“ Da waren mindestens noch 0,5 Liter drin…

„Wie, du kannst nicht?“, wollte Zero verständnislos wissen. Die nächsten 10 Minuten arteten dann in einen Kampf und in eine Diskussion aus, wobei er versuchte, mir ständig den restlichen Inhalt dieser Wasserflasche in den Mund zu gießen.

Lachend nahm ich ihm irgendwann die Flasche aus der Hand. „Kompromiss, okay? Ich versuche, die Hälfte von der verbleibenden Hälfte zu trinken, ja?“

Kurz blinzelte er, aber als er verstand, nickte er, wenn auch nicht allzu zufrieden aussehend. „Na gut…immerhin.“, murmelte er und beobachtete mich genau dabei, wie viel ich trank. Ich schaffte sogar etwas mehr als die Hälfte von der Hälfte. Was war ich stolz auf mich. Die Ernüchterung folgte aber sogleich. „Und jetzt noch den Rest.“, meldete Zero sich und sah mich offen an.

„Ey, so war das nicht abgemacht“, erwiderte ich, woraufhin er schmollte.

„Ich will doch nur dein Bestes…“

„Weiß ich doch. Und das beste für mich und auch dich ist sicherlich, wenn ich uns die Decke hier nicht vollkotze, weil ich zu viel getrunken habe“, meinte ich schmunzelnd. Zero hob eine Augenbraue, auch wenn ich ihn bereits darüber aufgeklärt hatte, dass mein Trinkverhalten sowie mein Körper ab und an, etwas anders waren.
 

Nachdenklich sah ich mich um. „Täusch ich mich…oder werden das immer mehr Pärchen?“

Zero seufzte leise. „Ich hab auch das Gefühl…man, bei der Hitze sollten die am Strand sein…“

„Mh…wenn die alle hier sind…warum gehen wir dann nicht dahin, wo sie nicht sind?“, schlug ich grinsend vor, weswegen Zero mich kurz überrascht ansah, dann aber nickte.

„Ja, ich glaube, es wird Zeit, zusammen zu packen“, stimmte er mir zu, und so erhoben wir uns und verstauten die restlichen Lebensmittel und Getränke wieder in den Taschen und in der Kühlbox.
 

Es war bereits nachmittags, als wir beim Strandhaus ankamen. Es war immer noch heiß und hielten es für das beste und schönste, uns erstmal im Meer etwas zu erfrischen.

Die Badehose, die Zero mir am Tag zuvor gegeben hatte, hing immer noch über dem Holzgeländer der Veranda, von wo ich sie mir nahm. Ich durfte sie behalten und nutzen, solange, wie ich hier zu Gast war. Glücklicherweise.
 

Wir kamen erst wieder aus dem Wasser, als die Sonne fast schon untergegangen war.

„Wollen wir uns noch etwas auf die Veranda setzen…?“, fragte Zero mich auf dem Rückweg. Die letzten Sonnenstrahlen erhellten den Weg. Der seichte Wind, der wehte, kühlte mich dankbarerweise etwas ab. Ich wuschelte mir durch die nassen Haare und nickte. „Ja, gerne.“

Wir breiteten unsere Handtücher auf den beiden Sonnenliegen auf Zeros Veranda aus und machten es uns darauf gemütlich. Schweigend betrachteten wir den Sonnenuntergang wie am Abend zuvor. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Zero langsam die Hand ausstreckte – direkt neben ihm stand seine Palme. Ich beobachtete das kurz und hob eine Augenbraue. „Befummelst du grade deine Palme?“

Er wandte mir den Kopf zu und grinste. „Warum nicht? Darf ich das nicht, nur weil Olga weiblich ist? Ich mag Olga eben…“

Ich blinzelte ihn an, während seine Hand weiterhin über die Blätter der Pflanze strich.

„Eh…“ Mehr intelligentes wollte mir nicht einfallen.

„Wenn es dich beruhigt, ich rede auch ab und an mit ihr. Aber sie ist auch ein sehr körperbezogenes Wesen“, fügte er immer noch grinsend hinzu.

„Beruhigt mich nicht“, erwiderte ich nur.

„Mh~…ich kann ja auch dich befummeln statt die Palme.“

Sofort fing mein Auge nervös an zu zucken. Zeros Blick war so…
 

Ich hätte ihn fast ernst genommen.
 

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tbc~
 

@-Zero-chan-: Vielen Dank für dein Lob! Es freut mich, dass du so mit ihnen fühlen kannst. So sollte es auch sein. Ich hoffe nur sehr, dass sich das nicht ändern wird und ich das alles weiterhin so schreiben kann, dass du mit ihnen mitfühlen, leiden und dich ebenso mit ihnen freuen kannst. Haha, was Zero und sein Ex am Strand so getrieben haben, dass...war irgendwie so gar nichts XD'
 

@Lucel: Ah, okay, es ist also doch etwas ersichtlich, dass D'espas Trennung mich zu dieser FF bewogen hat? ^^' Ja, die beiden VERSUCHEN, sich gegenseitig zu helfen...aber das mit dem bergauf gehen...das wird noch eine ganze Weile dauern. Erst im 2. Teil wird ich etwas bessern, zumindest sieht es momentan so aus.
 

@Kyra_Nakamura: xDD Nein, ich glaube, wir hatten kein ähnliches Badezimmergespräch, da muss ich dich enttäuschen xD Hihi, ja, Karyu so im kurzen, schwarzen ist schon eine schöne Vorstellung, nicht wahr?^^
 

@duski: Es ist doof, schreiben zu wollen und einfach keine Zeit zu haben QQ Ich werd da nach gewisser Zeit irre^^'' Ich bin froh, dass du aber warten kannst :3 Es wird ja auch immer mal wieder was neues geben, ich weiß eben nur nicht, in welchen Abständen ich was neues hochladen kann. Bitte bleib dran^^ Und vielen Dank wieder für dein Lob *///* Motiviert mich sehr, zu wissen, dass die FF bzw die Kapitel gut ankommen. Ich hoffe, das war bei diesem auch so.

Tag 3: Sonntag

Vor dem Zubettgehen hatte Zero mich noch vorgewarnt, dass er am nächsten Tag nicht ganz so viel Zeit für mich haben würde, da er sich auf die Arbeit vorbereiten musste. Ich erfuhr, dass er auch für Grundrisse und sonstige Zeichnungen verantwortlich war. Die meisten davon machte er zuhause. Er wusste nicht genau, wie viel Zeit er für mich hatte. Ein bisschen niedergeschlagen war ich schon gewesen, aber ich hatte ja gewusst, dass er keinen Urlaub hatte, so wie ich. Verständnisvoll hatte ich genickt und ihm sein schlechtes Gewissen ausgeredet. War alles kein Problem.
 

Als wir am Morgen gemeinsam frühstückten, fiel er aus allen Wolken. „Hä? Wie, du willst einkaufen gehen?“

Leise lachte ich. „Mir ist eben aufgefallen, dass wir nichts fürs Abendessen heute haben. Wenn du also fertig bist mit deinen Vorbereitungen, koch ich uns was Leckeres~“, meinte ich fröhlich, womit er irgendwie nicht ganz so einverstanden schien.

„Du bist mein Gast, also lass mich das machen!“

„Ja, aber der Gast hat im Gegensatz zu dir nichts zu tun, also…lass MICH das machen“, erwiderte ich nur und achtete nicht weiter auf seine Proteste, während ich den Tisch abräumte.
 

Ich entschied mich dann, vor dem Einkauf noch etwas durch die Stadt zu laufen, wenn ich schon nichts weiter vor hatte. Bevor ich gegangen war und Zero sich an seine Zeichnung gesetzt hatte, war sowieso noch mal eine Stunde vergangen, da ich versucht hatte, aus ihm rauszubekommen, was er nun eigentlich essen wollte. Er hatte keine Ahnung gehabt. Dann hatte es geheißen, ich solle ihn überraschen, was ich abgelehnt hatte. „Dann komm ich mit Meeresfrüchten an.“ Und die mochte er ja nicht allzu sehr. Irgendwann hatten wir uns doch noch auf etwas einigen können.

Und so spazierte ich mit Kamera und dem Einkaufszettel in der Tasche durch die Stadt, machte hier und da ein paar Fotos.

Unvermittelt sprach mich eine ältere Frau an. „Sind Sie Tourist, junger Mann?“, wollte sie strahlend von mir wissen, woraufhin ich nur nickte. „Oh, waren sie schon beim Leuchtturm?“

Ich schüttelte nur den Kopf. Fremde Menschen machten mir manchmal Angst. Vor allem fremde, alte Leute…

„Besuchen Sie einmal den Joetsu Leuchtturm. Ein junger, hübscher Mann wie Sie hat sicherlich eine Freundin. Nehmen Sie sie mit! Es ist wirklich schön da oben, die Aussicht ist wundervoll. Sie müssen da hinten entlang, um zum Leuchtturm zu gelangen.“

Wieder nickte ich nur und brachte ein Danke hervor, während die ältere Frau bereits davon dackelte.

Was war das denn gewesen…?
 

Ein bisschen neugierig geworden war ich aber, weswegen ich in die Richtung ging, die sie mir angedeutet hatte. Tatsächlich entdeckte ich schon bald den Leuchtturm, von dem sie gesprochen hatte. Eine kleine Schlange von Menschen befand sich bereits am Eingang. Heute würde ich da wohl nicht so schnell reinkommen… So machte ich erstmal von weitem ein Foto und ging weiter.
 

Nachdem ich vom Einkaufen zurück war, musste ich feststellen, dass Zero immer noch beschäftigt war. Er warf mir einen entschuldigenden Blick zu, als er zu mir in die Küche kam. Als er Anstalten machte, mir mit dem Auspacken und Verstauen der Lebensmittel helfen zu wollen, schob ich ihn zurück in sein Arbeitszimmer. „Mach du in Ruhe deine Zeichnung fertig, Zero. Ich schaff das auch alleine. Bis du fertig bist, geh ich noch ein bisschen schwimmen, in Ordnung?“, sagte ich lächelnd zu ihm und drückte ihm noch eine Banane in die Hand.
 

Beim Schwimmen ließ ich mir viel Zeit und genoss es. Die Tatsache, jeden Tag im Meer schwimmen gehen zu können, war einfach wunderbar. In Tokyo war das alles mehr als schwierig…in den dreckigen Flüssen wollte und konnte man nicht schwimmen gehen.

Mir mit dem Handtuch die Haare abtrocknend kehrte ich ins Strandhaus zurück und entdeckte Zero im Wohnzimmer, der über irgendwelche Bücher gebeugt war. Abwesend fummelte er gerade ein Taschentuch hervor und putzte sich die Nase.

„Oh, was ist das denn? Wirst du etwa krank?“, wollte ich sofort besorgt wissen und ließ das Handtuch sinken, während er den Blick hob und leicht lächelnd den Kopf schüttelte.

„Nein, ach was. Ab und an läuft nun mal die Nase“, lachte er leise.

„Wie weit bist du denn gekommen?“, fragte ich ihn lieb.

„Ich bin so gut wie fertig. Muss nur noch die unnötigen Bleistiftstriche entfernen.“, antwortete er lächelnd, woraufhin ich freudig nickte.

„Gut, dann zieh ich mir was über und kümmer mich ums Essen.“

„Wenn du noch 5 Minuten wartest, kann ich dir helfen…“, warf er ein, doch ich schüttelte den Kopf.

„Ist schon gut, Zero. Ich kann das auch allein. Kümmer du dich in Ruhe um deine Arbeit. Deine Hilfsbereitschaft in allen Ehren, aber übertreib nicht“, meinte ich zwinkernd und verschwand in mein Zimmer.
 

„Ich hoffe, es ist wirklich in Ordnung. Ich weiß, dass das viel Mühe macht“, meinte Zero, wahrscheinlich schon zum hundertsten Mal, nur wieder und wieder neu umschrieben. Er rückte mit mir zusammen den kleinen Tisch grade, dann richtete ich mich auf und wollte einen Schritt hinter gehen, wobei ich fast über die Sonnenliege stolperte.

Grinsend hielt ich mich an der Tischkante fest und sah zu Zero. „Nein, ist wirklich kein Problem. Hier draußen essen ist doch toll~.“

Wir waren gerade dabei, ein wenig umzuräumen. Olga, die komische Palme, stand ganz in der Ecke, und wir hatten etwas Platz geschaffen, um draußen zu Abend zu essen. Wir rückten noch die Sonnenliegen so, dass wir darauf sitzen konnten und an den Tisch kamen.

„Ich werd mal noch zwei, drei Kerzen holen, damit wir genug Licht haben“, sagte Zero schließlich. „Drinnen will ich das Licht nicht anlassen, sonst haben wir schnell unerwünschte Tierchen im Haus…“, murmelte er und verzog leicht das Gesicht.

Grinsend nickte ich nur. „Gut, dann füll ich uns mal das Essen auf.“

Fröhlich stiefelte ich ins Haus zurück und bereitete die Teller vor, welche ich dann auf der Veranda irgendwie versuchte zu platzieren. Der Tisch war nämlich nicht der größte, und tatsächlich hatte Zero drei Kerzen angeschleppt, etwas dickere, die nicht gerade platzsparend waren. Aber es sah schön aus.

Ich ließ mich auf die Sonnenliege fallen und lauschte. Nur das Wellenrauschen war zu hören.

„Schön, oder?“, sagte Zero leise. „So ruhig…“

Ich nickte zustimmend und lächelte. „Ja, hier kann man gut entspannen.“

„Na ja…einem kann hier aber auch ganz schön die Decke auf den Kopf fallen“, erwiderte Zero nüchtern, weswegen ich ihn fragend ansah. „Du wirst einfach zu melancholisch hier auf Dauer…in den letzten Wochen konnte ich mich nicht immer nur in die Arbeit stürzen. Und wenn du dann hier sitzt und keiner Zeit für dich hat…ach, ich bin fast verrückt geworden“, murmelte er und nahm sich seine Stäbchen.

„Versteh schon“, erwiderte ich leise und senkte den Blick auf meinen Teller. Ich konnte gut nachvollziehen, was Zero meinte. Es war zwar wunderschön hier, aber die Seele heilen konnte es nicht zwangsläufig. Nicht, wenn es einen in eine allzu nachdenkliche Stimmung treiben konnte. Manchmal war Nachdenken alles andere als gut…

„Aber ich rede schon wieder nur von mir“, sagte er plötzlich und lächelte entschuldigend. „Mh…wie ist das eigentlich bei dir…? Hast du mir je erzählt, was du arbeitest?“ Ich hielt inne und hätte mich fast verschluckt. „Ich meine…du hast verdammt langen Urlaub. So einen Job wie du wünschen sich sicherlich die meisten“, meinte er schmunzelnd.

Ich konnte nur gequält lächeln. „Uhm, also…na ja, ich…arbeite in einer übergeordneten Schulbehörde…ich betreue quasi mehrere Schulen…bin Sachbearbeiter, so kann man das wohl auch nennen.“, murmelte ich und schob mir hastig den nächsten Happen in den Mund, in der Hoffnung, dass er nicht weiter nachfragte.

„Hm…das klingt nach einer Menge Arbeit.“, meinte er interessiert.

„Das ist es oft auch. Aber ich hab häufig Kontakt mit den verschiedensten Schülern und das ist schon ganz interessant. Witzig. Manchmal auch traurig, je nachdem, was für Geschichten hinter den Kindern und Jugendlichen steckt.“

„Mh..du bist doch auch noch ziemlich jung, oder?“

Ich lächelte ihn schief an. „Definiere jung“, meinte ich grinsend. „Für den Job bin ich ganz gut geeignet. Gerade weil ich noch recht jung bin. Da versteh ich die Schüler wohl besser als ein 60-jähriger Lehrer, der schon völlig festgefahren ist in seiner Meinung und keine Ahnung hat, womit sich die Schüler heutzutage rumschlagen müssen…“

„Stimmt wohl. Klingt einleuchtend“, meinte Zero und lächelte mich an. „Wie lange hast du gesagt, hast du noch Urlaub?“

„Uhm…so etwa 3 Wochen vielleicht…“, druckste ich rum, woraufhin er große Augen machte.

„Wie…? Weißt du nicht, wann du wieder arbeiten musst?“

„Ehm…doch schon…also ich meine, ich hab’s grad nur nicht im Kopf“, lächelte ich nervös.

„Ach so…na ja, Hauptsache, du bist rechtzeitig wieder in Tokyo“, meinte er lieb, weswegen ich nickte.

„Ja bestimmt. So lange wollte ich dir ja auch nicht auf die Nerven gehen. Mach dir keine Gedanken, drei Wochen wirst du mich nicht ertragen müssen“, sagte ich augenzwinkernd, woraufhin er leise lachte.
 

Nachdem wir den Tisch abgeräumt hatten, erwischte ich Zero schon wieder mit einem Taschentuch in der Hand. Er nieste und putzte sich dann die Nase.

„Sicher, dass es dir gut geht?“, wollte ich leicht besorgt wissen, woraufhin er leicht die Schultern zuckte und mich entschuldigend lächelnd ansah.

„Ich weiß nicht…vielleicht bekomm ich doch eine kleine Erkältung…hast du was dagegen, wenn ich gleich mal ein heißes Bad nehme? Ich will dich nicht schon wieder alleine lassen, aber-…“

„Kein Problem! Mach nur“, unterbrach ich ihn lächelnd und schüttelte leicht den Kopf. „Mach dir doch wegen mir nicht ständig Gedanken. Ich will ja auch, dass es dir gut geht, also nimm ein Bad. Ich mach dir einen Tee, okay?“

Dankbar lächelte er mich an und nickte, bevor er ins Bad verschwand um das Wasser schon mal einzulassen.

Ich entdeckte in der Küche noch einen Obstkorb, in dem Orangen drin waren. Ich schnitt ihm eine zurecht und ging schließlich mit kleinem Teller und der Tasse Tee in Richtung Bad. Ich wollte gerne an die angelehnte Tür klopfen, nur ging das schwer mit zwei vollen Händen. Also benutzte ich kurzerhand meine Stirn. Schien Zero aber aufgrund des Wasserrauschens nicht zu hören. Ich seufzte. Reingehen würde ich jetzt garantiert nicht, denn dann war sicher, dass ich ihn gerade nackt beim Reinsteigen in die Badewanne stören würde. Ich räusperte mich. „Uhm, Zero…?“, fragte ich daher etwas lauter und bekam überraschend sogleich eine Antwort.

„Komm rein.“

Ich stieß die Tür mit dem Fuß auf und blieb stehen, während mein Blick durch das Badezimmer schweifte, auf der Suche nach einem passenden Abstellort. Zero lag mittlerweile schon in der Badewanne. Sein dunkles Haar wallte, sein Gesicht umrahmend, auf der Wasseroberfläche, welche mit einigem Schaum bedeckt war. Ein betörender Duft lag in der Luft. „Wow…das riecht gut“, meinte ich gleich, weswegen Zero mich anlächelte, bereits mit halb geschlossenen Augen und rosigen Wangen.

„Mhmm…ist toll, oder?“ Er streckte die Hände aus, ohne seine gemütliche, halb liegenden Position aufzugeben. „Komm, ich nehm dir das ab. Ist wirklich lieb von dir…“ Während ich auf ihn zuging, blinzelte er. „Hast du mir…eine von den Orangen geschnitten?“

Ich nickte schüchtern. „War doch nicht falsch, oder?“, wollte ich vorsichtig wissen, während ich ihm die Tasse Tee reichte und den kleinen Teller auf einem Schränkchen neben der Badewanne abstellte.

Zero schüttelte lächelnd den Kopf. „Ach was. Ich danke dir“, sagte er freundlich und nippte, die Tasse in tropfenden Händen haltend, am Tee. Ich wollte mich schon umdrehen und gehen, als er mir ernst in die Augen sah. „Sag mal…ist bei dir alles in Ordnung? Also ich meine…abgesehen so von unserem offensichtlichen Problem…“

Ich stockte und erwiderte seinen Blick stumm. Was meinte er genau…? Langsam nickte ich nur und rang mir ein schwaches Lächeln ab. „Ja, doch, ist alles gut sonst… Sieh du lieber zu, dass du nicht krank wirst“, fügte ich hinzu und verließ rasch das Bad, lehnte die Tür nur an, an welcher ich kurz stehen blieb und in den Flur blinzelte. Wieder fragte ich mich: Was hatte Zero gemeint…? Und warum hatte ich nicht den Mut, nachzufragen? Er wollte mir nur helfen…

Aber so war das eben. Ich redete nicht gerne über meine Probleme.
 

Und während Zero im Bad war, passierte dann genau das, wovon er zuvor erzählt hatte…

Ich machte den Fehler und setzte mich raus auf die Stufen der Veranda. Ich hatte einen perfekten Blick auf das Meer, welches ganz ruhig war. Der Mond spiegelte sich sichtbar wieder…

Ich seufzte leise. Wenn ich so darüber nachdachte…auch der zweite Tag bei Zero war sehr gut gewesen. Auf der einen Seite konnte ich mich gut ablenken, auf der anderen Seite aber fehlten auch die Gespräche nicht, die wir schon über das Internet geführt hatten. Sich so direkt über die Trennungen unterhalten zu können, war durchaus gut… Aber ich merkte, dass ich mich noch nicht so öffnen konnte, wie ich es gerne gekonnt hätte. Und leider war es auch nicht so, dass die Trennung das einzige Problem gewesen wäre, das ich hatte. Aber davon konnte ich Zero nicht erzählen. Ich bekam den Mund einfach nicht auf.

Niedergeschlagen senkte ich den Blick und strich mir die Träne von der Wange, die sich unauffällig aus meinem Augenwinkel gelöst hatte. Je länger ich hier draußen blieb, nur umgeben vom sanften Rauschen des Meeres, desto trübsinniger wurde ich.

Ich blinzelte den Sternen entgegen, auch wenn ich wusste, dass sie mich traurig machten. Sie waren so schön…aber sie erinnerten mich so sehr an Aya. Traurig lächelte ich dem hellsten Stern entgegen. Was sie jetzt wohl machte…? Ich wollte es so gerne wissen.

Wieder seufzte ich und vergrub das Gesicht in den Händen. Da war er wieder, der Schmerz. Und die Sehnsucht. Beides durchstach mein Herz. Und ich wusste, dass ich nichts machen konnte, um die Gefühle abzumildern. Meine Sehnsucht konnte ich nicht stillen, nicht mehr. Den Schmerz konnte ich nicht lindern.

Mit letzter Kraft hielt ich ein Schluchzen zurück. Zum Glück. Denn in diesem Moment hörte ich die Schiebetür hinter mir.

„Karyu? Alles klar?“, fragte Zero mich und setzte sich neben mich.

Ich hob lächelnd den Kopf und sah ihn sanft an. „Du bist ja schon fertig. Geht’s dir besser?“, wollte ich wissen, woraufhin er nickte und mich betrachtete.

„Ja, es hat etwas geholfen. Es wird langsam doch etwas kühl hier, komm lieber mit rein, nicht dass du dir auch noch was weg holst…“, sagte er leise und zog mich sanft mit sich auf die Beine, nachdem ich nur genickt hatte.
 

„Warst du schon mal beim Leuchtturm?“, wollte ich von ihm wissen, als wir ins Wohnzimmer zurück gekehrt waren.

Überrascht drehte Zero sich zu mir um. „Der Joetsu Leuchtturm…? Uhm…ja da war ich mal. Ist aber schon 2 Jahre bestimmt her.“ Sein Blick wurde abwesend. „Da…haben Akira und ich meinen Geburtstag gefeiert gehabt…“

„O-oh…“, sagte ich aufgeschreckt. „Entschuldige, ich-…“

Doch Zero winkte leicht lächelnd ab. „Nein, mir tut’s leid. Ständig fällt mir irgendwas mit Akira ein. Uhm…warum hast du gefragt? Möchtest du mal hin?“, fragte er mich. „Ich hätte morgen nach der Arbeit Zeit…“

Unsicher ließ ich den Blick durchs Zimmer schweifen. „Na ja…ich kann auch alleine gehen. Du musst nicht mitkommen, wenn…da eh nur die Erinnerungen auf dich warten…“, sagte ich leise.

„Du musst nicht alleine gehen“, erwiderte er sanft. „Ich komm schon klar. Außerdem ist das schon so lange her, dass ich zuletzt da war. Ich komm gern mit. Mach dir keinen Kopf“, meinte er und strich mir über den Oberarm. „Ich komm dich morgen nachmittag einfach hier abholen, okay?“

„Wir können uns auch vor dem Leuchtturm treffen…ich weiß wo er ist“, sagte ich verlegen lächelnd, woraufhin er die Augenbrauen in die Höhe zog.

„Ach, bist du vorhin so weit gekommen?“, erkundigte er sich, woraufhin ich nur nickte. „Sicher, dass du die Strecke noch mal laufen willst? Morgen wird es wieder sehr warm…“

„Ich schaff das schon“, versicherte ich ihm lächelnd. „Also morgen dann beim Leuchtturm?“

Er nickte. „Genau. Ich weiß aber nicht, wann ich genau Schluss habe…

„Sag mir einfach, wann ich frühestens mit dir am Leuchtturm rechnen kann. Für mich ist es kein Problem, ein bisschen zu warten, falls du doch später kommst“, sagte ich lieb.

„Gut…also dann halb vier“, antwortete er mir lächelnd.

„Da fällt mir ein…wann musst du morgen früh eigentlich aufstehen?“, wollte ich wissen.

„Oh…ich steh um 8 auf. Aber du kannst ja ruhig weiterschlafen. Ich mach morgens nicht so einen Krach“, meinte er schmunzelnd, während ich nachdenklich den Kopf hin und her wiegte.

„Hmm…isst du da was? Ich meine…ich könnte uns Frühstück machen.“, schlug ich vor und Zero kratzte sich unentschlossen am Kopf.

„Du bist doch ein Langschläfer, Karyu. Also mach dir keine Umstände.“

„Ich bin kein Langschläfer!“, protestierte ich, woraufhin er skeptisch eine Augenbraue hob.

„Und was war das heute morgen?“

„Eine Ausnahme. Ich war noch ganz erschlagen von der langen Anreise.“

„Aha…dann werde ich morgen einfach auch mal davon ausgehen, dass du dich von der Reise noch nicht erholt hast“, sagte er augenzwinkernd und ging in Richtung seines Schlafzimmers. „Schlaf dich morgen lieber aus, Karyu.“

„Sagte der, der momentan eine Erkältung ausbrütet“, brummte ich.

Grinsend drehte Zero sich zu mir um und nickte. „Genau. Ich bin älter als du, also hör auf mich. Sonst beschwer ich mich bei deinem großen Bruder.“

„Oh, bitte nicht“, erwiderte ich brummend, woraufhin er lachte.

„Sei ein braver Junge. Wir sehen uns dann morgen nachmittag. Gute Nacht.“

Ich lächelte ihm leicht zu und winkte. „Schlaf schön.“
 

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tbc~
 

Folgende Lesehasen dürfen sich geknuddelt fühlen:
 

@-Zero-chan-: Hihi, freut mich, dass du beim letzten Kapitel auch deinen Spaß hattest :D Ich versuch das Ganze durch bestimmte Szenen aufzulockern. Es soll keine reine Depri-FF werden. So was kann ich nicht^^' (Das überlassen wir nämlich einfach mal DieurMind ;D) Danke auch für dein Lob .///. Ich hoffe sehr, dass es dir auch weiterhin gefallen wird. Es ist bis jetzt noch nicht viel passiert, aber die FF nimmt erst langsam an Fahrt auf^^
 

@Lucel: Ja, richtig, im 2. Teil :D Ich hab dich einfach mal zugespoilert ;) Momentan sieht es stark nach einem 2. Teil aus :D
 

@duski: Danke schön *verbeug* So viel Lob von dir ^///^

Tag 4: Montag

Am nächsten Morgen lag ich unschlüssig in meinem Bett. Kaum, dass Zeros Zimmertür aufgegangen war, war ich aufgewacht. Ich hatte gehört, wie er ins Badezimmer gegangen war. Und nun starrte ich an die Decke und überlegte, ob ich nicht doch aufstehen sollte. Und nach einigem Überlegen machte ich es auch einfach. Ich quälte mich hoch, gähnte ausgiebig, bevor ich aus dem Gästezimmer in Richtung Küche tapste, wo ich mich kurzerhand um etwas Kaffee kümmerte.

Was sollte ich unnötig im Bett rumlümmeln, wenn ich hörte, wie Zero wach war? Ich konnte ihm doch etwas Gesellschaft leisten. Während ich der Kaffeemaschine interessiert zusah, stützte ich mich mit den Unterarmen auf die Anrichte vor mir und wackelte unruhig mit dem Hintern hin und her. Ich hoffte nur, Zero nicht vielleicht doch zu stören, in dem ich ihm schon morgens auf den Wecker ging und umwuselte…
 

„Huch…? Was machst du denn hier?“, hörte ich wenig später schon Zeros überraschte Stimme. Ich wandte lediglich den Kopf beiseite, wackelte immer noch ein bisschen hin und her, während ich verlegen lächelte.

„Morgen…ich war halt schon wach und…da dachte ich, ich kann dir noch rasch einen Kaffee machen?“

Kurz sah er mich verwundert an, dann erwiderte er mein Lächeln und kam näher. „Ach Karyu…das wär doch nicht nötig gewesen. Was hab ich gestern gesagt?“, meinte er und holte zwei Tassen aus dem Oberschrank, während ich schmollte.

„Ich war aber eben schon wach…“

Fragend sah er mich an. „Sag nicht, ich hab dich geweckt.“

Lächelnd verdrehte ich die Augen. „Nein, Zero. Hast du nicht. Ich war schon wach, mehr nicht. Und nun aus dem Weg, ich kümmer mich schon um den Kaffee~“, sagte ich fröhlich, woraufhin er nickte.

„Na gut, okay. Ich setz mich einfach schon mal brav hin.“

Wohlwollend nickte ich.

Am Ende ließen wir uns wohl etwas zu viel Zeit. Unvermittelt war Zero dann aufgesprungen und ins Schlafzimmer gerannt. Er hatte nur noch wenig Zeit, musste sich aber noch ordentlich anziehen. Zuvor aber hatte er mich noch in mein Zimmer geschoben und von mir mindestens eine Stunde weiteren Schlaf verlangt. Ich hatte erst gar nicht versucht zu protestieren.

Ich wusste, ich sah aus wie eine lebendige Leiche.
 

Nachdem Zero gegangen war, versuchte ich tatsächlich noch etwas zu schlafen. Es gelang mir sogar recht mittelmäßig. Gegen 10 Uhr dann hielt ich es aber wirklich nicht mehr im Bett aus und stand auf. Nachdem ich was gegessen und mich angezogen hatte, nahm ich mir meinen Laptop und setzte mich ins sonnenbeschienene Wohnzimmer. Es wurde Zeit, mein digitales Tagebuch wieder mit etwas Informationen zu füttern. Das Schreiben dauerte aber nicht so lange, wie ich es mir gewünscht hatte. Gegen Mittag saß ich dann im Haus und wusste nichts mit mir anzufangen. Doch das Wetter war wieder einmal wunderbar. Ein Sommer, wie er im Bilderbuche stand. Wann es das letzte Mal geregnet hatte, wusste ich gar nicht mehr.

Ich beschloss, schwimmen zu gehen und mich dann auf der Veranda ein bisschen zu sonnen. Es war schon etwas riskant, weil das in zu viel Nachdenken ausarten konnte, aber ich setzte meine verbleibenden Hoffnungen in den vorigen Tag: da hatte ich schon genug nachgedacht.
 

Und so verlief dann der Tag, entspannt und ruhig. Ich freute mich auf den Nachmittag, wenn ich mit Zero auf den Leuchtturm steigen würde. Das würde auch wieder schöne Bilder für die Kamera geben. Und vielleicht, so fiel mir dann auf dem Weg zu unserem Treffpunkt ein, würde Zero sich zu einem gemeinsamen Foto bereit erklären. Damit Tsukasa dann wusste, mit wem ich mich so rumtrieb.

Es konnte natürlich gut sein, dass Zero sich zu jenen Menschen zählte, die ja angeblich total unfotogen wären, obwohl man selbst genau wusste, dass dies nicht so war. Im Gegensatz zu ihm traf das auf mich nur leider wirklich zu. Ich war unfotogen… Daher zog ich dann ein Foto von lediglich ihm in Betracht. Ich sollte mich selbst da vielleicht aus dem Spiel lassen…

Wie erwartet war ich dann auch viel zu früh am Leuchtturm. An sich wäre das wohl auch nicht so schlimm gewesen. Aber ich war schon vom Spaziergang dezent nass geschwitzt und am Leuchtturm selbst war nirgends Schatten in Sicht. Immerhin war ich so intelligent gewesen und hatte genug zu trinken eingepackt. Ich war kurz davor, dieses schrecklich penetrante Sommerwetter zu verfluchen. Aber wäre Winter gewesen oder hätte es auch nur graue Wolken an dem Tag gegeben, so wäre ich betrübt und schlecht gelaunt gewesen, das wusste ich. Also lieber die Hitze ertragen. Das war das kleinere Übel.

Ich lehnte mich gegen die Mauer an der Uferbefestigung neben dem Leuchtturm und starrte eine Weile aufs Meer hinaus. Es war heute Gott sei Dank nicht mehr so voll wie am Tag zuvor. Aber heute war Montag, da gab es mehr Arbeit, und die Schulen waren geöffnet. Unser Glück.

Ich lauschte dem Wellenrauschen und zückte schon mal meine Kamera, um die Möwen am blauen Himmel zu fotografieren. Ab und an beobachtete ich ein paar Menschen, die da rumliefen, und so verging langsam die Zeit. Mein Wunsch, dass Zero Punkt halb 4 auf der Matte stand, ging leider nicht in Erfüllung. 10 Minuten stand ich dem Meer den Rücken zugewandt an der Mauer und hielt nach ihm Ausschau, aber er kam noch nicht. Dauerte die Arbeit also doch etwas länger. Gerade, als ich mich umgedreht hatte um wieder das Meer anzustarren, hörte ich von weitem hastige Schritte.

„Karyu…!“

Überrascht, aber erfreut zugleich wandte ich mich um und entdeckte ihn nur einige Meter von mir entfernt, wie er rasch auf mich zulief. „Zero~.“ Im nächsten Moment jedoch stockte ich schon und bekam unwillkürlich große Augen. „Wie siehst du denn aus?“, rutschte es mir über die Lippen, woraufhin er mich entgeistert anstarrte.

„Bitte? Das sind eben die Sachen, die ich auf Arbeit trage…seh ich darin so beschissen aus?“, fragte er ungläubig, beinahe geschockt nach. Ich brauchte ein paar Sekunden, dann schüttelte ich hektisch den Kopf, während ich ihn immer noch betrachtete.

Zero sah ziemlich schick aus, beinahe elegant. Darauf war ich nicht gefasst gewesen. Als ich ihn am Morgen zuletzt gesehen hatte, hatte er noch seine Schlafsachen angehabt. Nun trug er eine dunkle Hose, dazu eine cremefarbene Weste über einem schwarzen T-Shirt. Sogar zwei Ringe hatte er sich angesteckt und ein silbernes, schmales Armband umgelegt. Das sah richtiggehend edel aus. „Warst du bei einem Geschäftsessen?“, fragte ich mit noch immer großen Augen.

Zero kicherte leise. „Du hast mir einen Schrecken eingejagt.“, meinte er, meine Frage ignorierend. „Ich dachte schon, du wärst negativ überrascht über mein Outfit, aber dir scheinen die Augen eher vor Freude aus dem Kopf zu fallen“, meinte er grinsend, weswegen ich ihn schmollend ansah.

„Mir fallen die Augen gar nicht aus dem Kopf“, erwiderte ich. „Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass du so elegant angezogen bist.“

„Stehst du drauf?“, fragte der Dunkelhaarige mich grinsend und zwinkerte mir zu, woraufhin ich rot anlief.

„Es, äh…sieht jedenfalls gut aus“, murmelte ich nur. „Sieht da jeder im Büro von euch so aus?“

Zero plusterte die Wangen auf. „Wieso, willst du dich etwa anderweitig umschauen?“, wollte er beleidigt wissen, weswegen ich leise lachte.

„Nein, nur Interesse. Du bist doch der Einzige für mich“, erwiderte ich schmunzelnd und deutete auf den Leuchtturm. „Komm, lass uns hoch. Langsam kommen mehr Leute…“

Zero nickte lächelnd und ergriff meine Hand. „Dann los~.“

Ich betrachtete ihn durchaus etwas besorgt. Wenn ich daran dachte, dass er das letzte Mal mit seinem Ex-Freund hier gewesen war, konnte der Besuch hier für ihn nicht so wunderbar sein, wie man denken mochte.
 

Der Aufstieg war eine einzige Quälerei. Die Stufen wollten kein Ende nehmen. Hinzu kam noch, dass es eine Wendeltreppe war – nach 10 Stufen wurde mir schwindelig. Ein wenig beruhigte mich, dass Zero ebenso wie ich am Schnaufen war.

„Warum tun wir uns das noch mal an?“, keuchte ich auf der Hälfte der Strecke nach oben.

Überraschend milde lächelte Zero mich an. „Das wirst du gleich sehen“, erwiderte er aufmunternd und erklomm weiter die Wendeltreppe. Wir wurden zunehmend langsamer. Ich befürchtete schon, dass wir erst am Ende des Tages ankommen würden.

Tatsächlich brauchten wir fast eine halbe Stunde bis wir die Treppe hinter uns gelassen hatten. Das konnte natürlich auch mit daran liegen, dass ich alle 6 Stufen eine Pause brauchte…

Keuchend und bereits leicht schwitzend traten wir hinaus auf die Plattform. Ich war heilfroh, dass wir im Schatten standen.

Schlapp hing ich mich über das Geländer und hatte sowohl das Meer als auch die Promenade im Blick.

Zero stellte sich neben mich und stupste mich unvermittelt an, weswegen ich überrascht zu ihm sah. „Hier, trink einen Schluck“, meinte er lächelnd und hielt mir eine Wasserflasche vor die Nase. „Liege ich richtig, dass du am Verdursten bist? Du siehst so mitleidserregend aus“, sagte er leicht grinsend.

Schmollend nahm ich ihm nun die Flasche aus der Hand. „Von wegen mitleidserregend. Ich muss…mich nur kurz erholen von den Mördertreppen“, brummte ich, während ich die Wasserflasche öffnete. „…danke.“

Zero erwiderte mein leichtes Lächelnd und nickte nur, bevor ich einige gierige Schlucke des erfrischenden Wassers zu mir nahm. Da fühlte ich mich gleich besser. Natürlich hatte ich selbst auch an etwas zu trinken gedacht, aber auch wenn ich nicht der Säufer war, so war jene Flasche bereits auf dem Hinweg zum Leuchtturm aufgebraucht worden…

Erleichtert ließ ich mir den seichten, warmen Wind um die Nase wehen, während ich auf das Meer hinaus schaute. Von hier oben war es gleich ein anderer Anblick. Das Meer schien nun viel weiter zu sein.

„Kannst du das da hinten erkennen?“, fragte Zero mich unvermittelt und deutete in die Ferne. Ich erkannte nur vage Schemen, leichte, graue Schatten. „Dort ist das Festland. Chinas Küste kannst du dort sehen…“

Meine Augen weiteten sich. „Was? Von hier aus…kann man… Das da hinten ist wirklich schon China?“, fragte ich überrascht nach, woraufhin er nickte und mich anlächelte.

„Ja, im Ernst. Viel siehst du nun nicht gerade, aber man kann erahnen, dass da etwas ist, nicht wahr? Am Horizont… China.“

Zero schaute auf die Uhr und hob den Blick zu mir. „Wenn wir hier noch 1, 2 Stunden bleiben, dann können wir von hier die Abenddämmerung beobachten“, sagte er. „Hier ist sie noch schöner…“

„Noch schöner?“, wiederholte ich mit immer noch großen Augen. „Wenn die hier sogar noch besser ist, dann…muss ich ein Foto davon haben!“ Damit war beschlossen, dass wir die Dämmerung abwarten würden.

„Aber…was machen wir hier dann so lange…?“, fragte ich vorsichtig, weswegen Zero mir einen aufmunternden Blick zuwarf.

„Hast du es nicht gesehen? Wenn wir hier ein Stück rumgehen, wirst du eine Cafeteria sehen. Wir müssen wahrscheinlich etwas warten, bis wir einen Platz bekommen. Es ist nicht gerade groß… Aber es lohnt sich dort hin zu gehen. Das Gebäck schmeckt toll dort. Hast du überhaupt Hunger?“, wollte er unvermittelt von mir wissen, als ginge ihm in der Minute auf, dass es möglicherweise unerheblich war, vom Café zu reden.

Schmunzelnd nickte ich. „Wir können gerne dahin. Dann brauch ich auch nicht weiterhin dein Wasser zu klauen“, meinte ich schief lächelnd. Schließlich war er es, der in dieser Affenhitze die einzige Wasserflasche besaß.

Zero grinste ich mich an und hob die Wasserflasche, während er die Kappe abdrehte. „Ach, macht nichts. Trink nur. Der letzte Schluck gehört aber mir. Schließlich ist das dann wie ein indirekter Kuss von dir…“, meinte er zwinkernd und trank etwas Wasser.

Meine Augen weiteten sich. „…eh?“, machte ich nur und starrte ihn an.

„Noch nie davon gehört?“, erwiderte Zero locker, nachdem er die Flasche abgesetzt hatte.

Nur langsam nickte ich daraufhin. „Doch, schon… Aber…“, murmelte ich und sah nervös beiseite. So langsam wurde es verdächtig. Schon wieder so ein komischer Spruch von Zero. „Warum solltest du..einen indirekten Kuss von mir wollen…?“, traute ich mich ihn zu fragen, wenn auch nur nuschelnd.

Zero blieb ruhig und lächelte mich an, während er sich bei mir einhakte und langsam mit sich zog. „Ach Karyu. Nun nimm mich doch nicht gleich so ernst und schau so verschreckt drein. Ich mein das nur aus Spaß, um dich zu ärgern“, meinte er. „Aber abgesehen davon…bist nun mal wirklich süß, ob du das nun hören magst oder nicht.“, sagte er, als ich den Mund öffnete um zu protestieren. „Ich darf das sagen. Ich bin schwul, also kann ich auch kitschige oder übertriebene Sachen sagen.“

„…war es denn übertrieben zu sagen, dass ich süß bin…?“, warf ich murmelnd ein, woraufhin er den Kopf schief legte.

„Nein, aber…vielleicht etwas kitschig…?“, erwiderte, weswegen ich nachdenklich in den Himmel sah. Kurzzeitig hatte ich vergessen, was Zero eigentlich zu mir gesagt hatte. Aber eben nur kurz.

Ich wurde rot und sah ihn an. „Wie auch immer, hör auf…“, murmelte ich nur und tat, als würde ich momentan das Café, das nun in Sicht kam, für interessanter befinden.

„Hey Karyu, sieh es als Kompliment. Ich mag zwar schwul sein, aber ich habe ein gutes Gespür für Menschen. Und das sagt mir, dass du ein wundervoller Mensch bist. Das war mir schnell klar, schon als wir uns über das Internet kennen gelernt hatten...“, sagte er sanft, weswegen ich stehen blieb und seinen Blick verlegen erwiderte. „Dir rennen bestimmt viele Frauen hinterher, oder…?“, fragte er leise und zog mich sanft mit sich zum Café. Auch davor waren ein paar Tische und Stühle. Gerade stand ein Pärchen auf, und da keiner hinsah, verzogen wir beide uns auf den Platz, zumal es dort etwas ruhiger und geschützter durch die Pflanzen um uns herum war, aber zum Glück wurde uns die Sicht auf das Meer nicht komplett versperrt.

Wir setzten uns schweigend, doch ich hob den Blick und sah ihn wieder an. „…wie kommst du denn jetzt darauf?“, wollte ich leise wissen, woraufhin er schief lächelnd mit den Schultern zuckte. „Wir sind nun mal grade bei dem Thema deiner äußeren sowie inneren Schönheit. Da kommt man dann auch auf die Frauen zu sprechen“, war seine Erklärung.

Ich hob leicht die Augenbrauen, doch dann kratzte ich mich verlegen am Kopf. „Ach na ja…es hält sich in Grenzen. Aber beschweren kann ich mich auch nicht. Auf der Arbeit…rannten immer viele Frauen rum, und die meisten wollten auch immer ein Date oder so was…“, sagte ich schließlich nur mit gesenktem Blick. Allerdings hatte ich nie eins gewollt. Nicht mit diesen Schreckschrauben.

Mit schief gelegtem Kopf betrachtete Zero mich nachdenklich. „Sie wollten? Jetzt etwa nicht mehr…?“, fragte er nach, weswegen ich wieder rasch den Blick senkte.

„Iya…anou…das…genau.“, stammelte ich und warf ihm einen kurzen Blick zu, während ich nickte. „Die haben halt aufgegeben.“

Leicht runzelte Zero die Stirn. Okay. Ruhig bleiben.

Dass ich jetzt vielleicht nicht ganz so normal geantwortet hatte, ja, das mochte man durchaus merken. Trotzdem betete ich innerlich, dass Zero jetzt nicht weiter nachbohrte.

„Ach so…du hast sie immer abblitzen lassen?“, wollte er mit erhellter Miene wissen, woraufhin ich leise, aber erleichtert seufzte.

„Ja. Das waren Hausdrachen…“, meinte ich nur schief lächelnd, weswegen er kurz auflachte.

„Aber abgesehen von denen…fühlst du dich recht wohl in deinem Job, oder?“

Ich zögerte und spielte mit dem Saum meines T-Shirts. „Na ja…es ist nicht immer leicht. Wirst du ja kennen“, wich ich ihm mit einem schwachen Lächeln aus.

„Mh…willst du drüber reden?“, fragte er mich leise, doch ich schüttelte zaghaft den Kopf.

„Nein, nein. Ist schon gut. Es ist nichts Besonderes; ich will dich nicht langweilen“, antwortete ich und sah schon, wie Zero den Mund öffnete um etwas zu erwidern, aber in dem Moment kam die Bedienung um unsere Bestellung aufzunehmen. Rasch musste ich mich durch die Karte wälzen. Am liebsten hätte ich von allem etwas probiert…

Am Ende entschied ich mich nur für einen Muffin und einen Latte Macchiato, während Zero ein Stück Erdbeerkuchen und einen Cappuccino mit Karamell orderte.

„Du und deine Erdbeeren“, neckte ich ihn grinsend. Er erwiderte meinen Blick amüsiert und zuckte nur mit den Schultern.

„Weißt du“, meinte er nach einer Weile und nippte kurz an seinem Cappuccino, „jeder Job ist manchmal unangenehm oder stressig, aber dir wird es nach diesem langen Urlaub sicher wieder Spaß machen, auf der Arbeit zu sein, meinst du nicht auch?“

Lieb lächelte er mich an, während ich gequält versuchte, das zu erwidern. Aber es blieb nur bei einem traurigen Blick. Niedergeschlagen sah ich beiseite und rührte verstohlen mit dem Löffel in meinem Latte herum. „…Karyu? Was ist los? Bitte sag mir, was dich bedrückt“, sagte Zero plötzlich leise, weswegen ich zögernd den Kopf hopf. Mein Herz klopfte wild in meiner Brust, und es war kein gutes Gefühl. Ich war unsicher, ob ich ihm das wirklich erzählen konnte…

„I-ich…na ja…“, fing ich stotternd an, „es ist so, d-dass ich…eigentlich keinen..Urlaub habe.“ Ich senkte den Blick und schluckte. Meine Hände wurden langsam feucht.

„Hattest du keine Lust mehr auf deine Arbeit und gehst einfach nicht mehr hin…?“, hörte ich Zero überraschend sanft fragen, doch ich schüttelte nur den Kopf. Nein, ich mochte meine Arbeit und würde sie nie einfach fallen lassen.

„I-ich…wurde…vom Dienst befreit…“, drückte ich es nett aus. „Man hat..mich suspendiert…“, gab ich kleinlaut zu. „Im Grunde hab ich..Zwangsurlaub…“

„…eeeh?“ Zögernd hob ich den Blick. Mit großen Augen sah Zero mich an. „Darf ich fragen, warum? Wollen sie dich rausekeln?“

Ich schüttelte bekümmert den Kopf und sank auf meinem Stuhl zusammen.

„Es liegt an mir; ich habe einen Fehler gemacht. Finden sie zumindest… Ich habe für eine Schülerin..Dokumente gefälscht, damit sie die Schule weiterhin besuchen kann. Das hat aber jemand rausgefunden.“, sagte ich lese. „Ich kann froh sein, dass man mich nicht verklagt hat. Aber wahrscheinlich werde ich am Ende der Suspendierung doch nur rausgeschmissen. Ich bin ja nun ein dunkler Fleck auf der sonst ach so reinen Weste der Schulbehörde“, meine ich bitter und schluckte. Es stimmte ja, dass ich die Dokumente für sie gefälscht hatte und das war nun mal eigentlich verboten. Aber es wurde mir noch etwas unterstellt, was einfach aus Bosheit geschehen war und überhaupt nicht der Wahrheit entsprach. Hinter meinem Rücken wurde aber nun getuschelt und getratscht was das Zeug hielt…
 

Ich schreckte auf, als ich unvermittelt eine warme Hand auf meiner spürte, weswegen ich den Blick hob. Bekümmert sah Zero mich an, während er tröstend mit den Fingern über meine Hand strich. „Du hattest sicher deine guten Gründe, gegen die Regelungen zu verstoßen“, sagte er. „Du wolltest ihr nur helfen, richtig? Weil sie es verdient hatte.“

Ich nickte nur. Erschreckend, dass er das wusste…

„Ich wusste, dass es falsch ist, aber hätte ich es nicht getan, wäre ich mir auch wie ein schlechter Mensch vorgekommen“, seufzte ich. „Nun hab ich den Salat, weil alles aufgeflogen ist…“

„Sie wurde…nicht wieder in die Schule gelassen, oder?“

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, nachdem klar war, dass ich einiges an Dokumenten gefälscht hatte, wurde sie sofort wieder rausgenommen…die Gründe, warum ich das gemacht habe, hat niemanden interessiert…“, murmelte ich und lehnte mich zurück. Von meinem Muffin hatte ich immer noch nichts angerührt. „Aber…wechseln wir bitte das Thema, ja…“, bat ich ihn dann. Kurz hob ich den Blick um zu ihm zu sehen und ich erkannte, dass er sicher noch mehr wissen wollte. aber Zero akzeptierte meinen Wunsch und nickte nur.
 

„Ich verstehe schon“, meinte er schließlich leise und lächelte milde, während er nochmals sanft über meine Hand streichelte. Unvermittelt sah er beiseite und zog seine Hand weg, um sie sich vor den Mund zu halten. Er hustete und zog die Nase hoch, weswegen meine Augen größer wurden. „Zerooo~“, sagte ich langgezogenen mit lauerndem Unterton. „Sag mir nicht, dass du nun wirklich erkältet bist.“

Er schüttelte den Kopf und lächelte mich an. „Ach was. Alles in Ordnung.“, erwiderte er, kramte jedoch in seiner Tasche nach einem Taschentuch. „Ich rauche zu viel. Und zudem läuft einem ab und an nun mal die Nase. Hier ist es ja auch windig.“, meinte er in einem Versuch, das zu erklären. Genau das machte mich misstrauisch.

„Ach Zero…sag es mir lieber. Dann weiß, dass ich mich mehr um dich kümmern sollte.“, sagte ich lieb, woraufhin er mich verständnislos ansah.

„Eh?“, brachte er nur mit großen Augen hervor. „Um mich kümmern? Warum solltest du?“

Ich schmunzelte leicht. „Das macht man nun mal so, wenn ein Freund krank ist. Dann sorgt man sich um ihn, damit er schnell wieder gesund wird. Erzähl ich dir hier was Neues?“, wollte ich wissen, weswegen er leise lachte und den Kopf schüttelte.

„Schon gut. Karyu, du brauchst dich nicht um mich kümmern, okay? Erstens geht’s mir gut, und zweitens bist du mein Gast.“

„Das…ist kein Grund“, erwiderte ich fröhlich. „Wie sieht’s denn aus, sollte ich noch mal zur Apotheke oder hast du noch Erkältungsmittel da?“, fragte ich, woraufhin er protestierte und versuchte, mit mir zu diskutieren.
 

Aber da blieb ich hartnäckig. Bei Zero kamen Muttergefühle in mir hoch. Ob das schwul war?
 

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tbc~
 

Herzlichen Dank an die folgenden Lese-Hasen:
 

@-Zero-chan-: Teilweise verstehe ich nicht, woher deine bösen Gedanken denn bitte kommen wollen xD So viel schlimmes ist doch hier nicht geäußert oder gemacht worden xD Wie kann man da pervers denken? XDD Das kommt erst alles später, vor allem im 2. Teil noch *hehe*

So so so! Und nun bitte bitte, sag mir doch, was deine Vermutung bezüglich Zero ist :D (Denn ich wusste gar nicht, dass man da schon Vermutungen anstellen kann :D) *Kekse hinstell*

Einen Spoiler wegen Karyus Problem brauchst du nun nicht mehr^^ Hat sich ja größtenteils nun aufgedeckt. Und hab mich wirklich wieder seeehr über deinen tollen Kommentar gefreut^^
 

@Kyra_Nakamura: Danke für deinen Kommentar ^///^ *knuddel*

xDDD Ja, sagen wir so: Frankfurt ist ab und an doch recht inspirierend ;D Haha, also...das schlimme ist ja, dass so Erkältungen immer so viel Potenzial bieten *-* Mal sehen, wie weit ich das ganze treibe xD Aber zu sehr in Klischees will ich auch nicht verfallen...aber so ein süßer, verschnupfter Zero hat schon was...mit roter Nase und geröteten Wangen...wehrlos und schwach in einem weichen Bett liegend... *quietsch*
 

@Lucel: Ach was, lass dich nicht abschrecken von den anderen Kommis^^ ich bin jemand, der schon zufrieden ist, wenn jemand auch nur 2 Sätze zu dem Kapitel schreibt^^ ich will ja wissen, ob es gut ankommt oder ob ich etwas ändern sollte^^ Von daher, trau dich :D Ich freu mich über alles^^

Nya...mittlerweile müsstest du ja wissen, dass ich auf Drama stehe ^^' Und genau, da wird noch das ein oder andere passieren...der 2. Teil wird aber nicht so lang wie dieser hier^^

Und hey~ der Kandidat kriegt hundert Punkte :D Du hattest völlig Recht, Karyu wurde beurlaubt, sein Problem hängt mit der Arbeit zusammen. Gut erkannt^^ Wo Karyus Ex arbeitet, ist unerheblich, aber sie kommt auch noch bald vor ;D

Tag 5: Dienstag

Huhu :D

Kurz vor Weihnachten hab ich es noch geschafft, ein Kapitel fertig zu schreiben. Leider ist es etwas kürzer als die anderen, weil ich nicht ganz so viel Zeit hatte, es zu schreiben. Aber ich wollte unbedingt noch etwas hochladen, bevor ich mich in den Urlaub verabschiede^^

Viel Spaß beim Lesen :D
 

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Am nächsten Morgen wachte ich wirklich wegen Zero auf. Es war nicht, dass ich einfach aufwachte, weil ich ausgeschlafen war. Nein, ich wachte auf, weil ich Zero hörte. Er war die ganze Zeit am Husten, während er durch die Wohnung lief und sich für die Arbeit fertig machte.

Besorgt sprang ich sofort aus dem Bett und stolperte verschlafen aus der Tür. Im Wohnzimmer rannte ich fast in ihn hinein. „Zero…du bist krank.“, murmelte ich mit krächzender Stimme und rieb mir über die Augen. „Geh wieder schlafen.“

Ein Husten antwortete mir. „Geh du doch wieder schlafen. Es ist noch früh“, erwiderte er murrend. Da hatte jemand schlechte Laune. Sofort fühlte ich mich schlecht. Ich hatte ihn nicht verärgern wollen. Aber wahrscheinlich war das eh einfach nur, weil er krank war. „Mir geht’s gut. Ich muss los. Mach dir keine Gedanken. Bis heute Nachmittag.“ Er lächelte mich kurz an, aber ihm war etwas Blässe anzusehen.

Seufzend begleitete ich ihn in den Flur. „Ich geh nachher in die Apotheke“, sagte ich zu ihm, denn ich hatte am Abend zuvor noch gesehen, dass er anscheinend nicht mehr als ein paar Aspirintabletten im Haus hatte. Allein damit würde er sicherlich nicht schnell auf die Beine kommen.

Zero sah mich schon protestierend an, doch dann nickte er nur und öffnete seufzend die Tür. „Tu was du nicht lassen kannst.“ Er wandte sich noch mal zu mir um. „Es ist lieb von dir, dass du dir die Mühe machen willst, aber es ist nicht nötig, nur dass du es weißt.“

„Natürlich“, erwiderte ich und winkte ihm lächelnd. „Pass auf dich auf und gönn dir ein paar Pausen, ja?“

Zero nickte nur und verabschiedete sich von mir, bevor er zur Straße ging, wo sein Auto stand.

Nachdenklich sah ich ihm hinterher, knabberte unsicher auf meiner Unterlippe herum. Ich war ein wenig unruhig, und das nicht unbedingt, weil er krank war, sondern weil er so anders gewesen war. Bisher hatte ich ihn immer entspannt erlebt, aber heute ging es ihm nicht so gut. Seine Laune war gesunken. Natürlich konnte ich das verstehen, aber dennoch machte es mich traurig und unsicher. Ich hoffte sehr, dass es ihm schnell wieder besser gehen würde.
 

Es war Mittag, als ich mich zur Apotheke aufmachen wollte. Gerade zog ich mir Schuhe an und überprüfte, ob ich genug Geld hatte, als mir einfiel, dass ich gar nicht wusste, wo die nächste Filiale war.

Ich schluckte und kratzte mich am Kopf. Ich war doch in den letzten zwei Tagen immer wieder durch die Gegend gerannt, war mir da keine Apotheke aufgefallen…? Ich war bestimmt an einer vorbei gelaufen… Ich seufzte. Egal. Einfach loslaufen und zur Not durch die Gegend fragen.

Ich straffte mich und verließ das Haus. Nach 30 Minuten gab ich auf. Ich war keiner Apotheke begegnet. Was war das hier für ein Kaff?! Erschöpft ließ ich mich auf eine Bank fallen und holte meine Wasserflasche hervor. Mir würde wohl nichts Anderes übrig bleiben, als doch jemanden zu fragen. Ich hatte so Tage, an denen ich es wirklich nicht mochte, fremde Menschen anzusprechen. Und wenn es nur eine kurze Frage war. Aber jetzt kam ich da nicht mehr drumrum.

Ich erhob mich wenig später wieder und lief die Straße entlang, immer auf der Suche nach einer Person, die mir vertrauenswürdig erschien.

Beinahe wäre mir alle Farbe aus dem Gesicht gewichen, als ich tatsächlich die Oma vom Sonntag sah…die hatte mich ja einfach angesprochen, nur weil ich von irgendwas ein Foto gemacht hatte. Noch während ich überlegte, ob ich rasch umdrehen und fortlaufen sollte, schien sie mich wiederzuerkennen und winkte mir. Zaghaft hob ich ebenfalls die Hand. Eigentlich war das meine Chance. Innerlich seufzend lief ich auf sie zu.

„Kann ich Ihnen helfen, junger Mann?“ Ich nickte leicht lächelnd und fragte sie nach der nächst gelegenen Apotheke. Nachdem sie mir einen Weg beschrieben hatte, wollte sie aus mir noch rauskriegen wer denn krank sei, da ich doch noch sehr gesund aussah. Rasch erklärte ich es ihr und tat, als hätte ich es eilig. Auch wenn ich sonst recht freundlich war, heute wollte ich nicht stundenlang in dieser Affenhitze stehen und mich mit fremden Omas unterhalten. Da bekam ich nur einen Sonnenstich.
 

Es war bereits früher Nachmittag, als Zeros Strandhaus in Sicht kam. Ich hatte das Gefühl, einmal quer durch die ganze Stadt gelaufen zu sein, um eine Apotheke zu finde. Auf dem Weg hatte ich auch merkwürdigerweise keine andere als diese eine gesehen, wo die Oma mich hingeschickt hatte. Es gab Städte, da reihte sich eine Apotheke an die andere, und hier…

Ich hatte Durst und mir war heiß. Ich würde wohl ins Meer springen und danach wieder faul auf der Sonnenliege entspannen. Ich musste versuchen, meinen Zwangsurlaub wenigstens auch zu nutzen…noch gab es ja die kleine Hoffnung, dass ich wieder arbeiten durfte…

Ich stand gerade an der Haustür und kramte den Schlüssel heraus, als ich hörte, wie ein Auto hinter mir stehen blieb. Verwirrt drehte ich mich um und entdeckte Zeros Toyota. Irritiert runzelte ich die Stirn. Ich war davon ausgegangen, dass er noch mindestens 2 Stunden auf der Arbeit sein musste.

Noch verwirrter wurde ich, als nicht Zero aus dem Wagen stieg, sondern ein schwarzhaariger Schnösel im Anzug, mit breiten Schultern und seriösem Auftreten. Der Typ rückte seine Brille zurecht, während er zur Beifahrertür ging. Sein Blick war streng, wenn auch seine Gesichtszüge eher weich waren.

Meine Augen wurden größer, als er Zero aus dem Wagen half. Der Junge war immer noch am Husten und Schniefen. Und er war noch blasser als zuvor. Aufgeschreckt entfernte ich mich wieder ein Stück von der Haustür und trat einen Schritt vor, während ich zusah, wie der andere Mann Zero stützte und ihn näher zum Haus brachte. Mir fiel ein, dass ich die Haustür besser rasch aufmachte. Mit zitternden Händen schloss ich auf und öffnete sie, bevor ich mich wieder zu den beiden Anderen umwandte.

Mit misstrauischem Blick musterte der Fremde mich. „Wer bist du denn?“

Ich schluckte. Der Typ war respekteinflößend…

Gerade wollte ich den Mund aufmachen, als Zero leise keuchend den Kopf hob und sich von dem anderen Mann löste. „Das ist ein Bekannter aus Tokyo.“, murmelte er und stellte sich neben mich, während er ihn wieder ansah. „Ich danke dir, dass du mich hergebracht hast. Wir sehen uns morgen…“

Mit gerunzelter Stirn wurde Zero von ihm angesehen. „Erhol du dich erst mal richtig. Ich möchte dich morgen nicht wieder vom Boden aufsammeln müssen. Du hast mich und die Anderen wirklich zu Tode erschreckt. Mach das nicht noch mal“, murmelte er und schaute unvermittelt mich an. „Gib besser auf ihn Acht. Er hat das starke Bedürfnis, sich zu überanstrengen.“

Ohne ein Wort des Abschieds drehte sich der Typ um und verschwand um die Ecke. Jetzt musste er wohl nach Hause laufen…Zeros Toyota stand ja nun schließlich hier vor dem Haus…

Ein rasselnder Hustenanfall seitens Zero riss mich aus meinen Gedanken. Sanft umfasste ich seine Schultern und schob ihn ins Haus. „Leg dich bloß hin. Hab ich das richtig verstanden, dass du auf Arbeit zusammen geklappt bist?“, fragte ich leise, während ich mit ihm ins Schlafzimmer ging. Er nickte nur brummend und strich sich mit der Hand über die Stirn. „Hast du Fieber…?“

Zaghaft legte ich die Hand an seine Stirn. Verdammt. „Du glühst ja!“, rief ich erschrocken aus. Sofort schlug mein Herz doppelt so schnell. Oh Gott. Ich hatte doch keine Ahnung, wie man jemandem bei solchen Erkältungen helfen konnte. Tsukasa kümmerte sich immer um sich selbst. Und ich…wann ich das letzte Mal wirklich krank gewesen war, daran konnte ich mich kaum noch erinnern. Was jetzt!?

Ich betrachtete Zero, dessen Wangen schon ziemlich gerötet waren. Seine Atmung ging auch etwas schneller, man konnte auch das leise Rasseln in seinen Lungen hören. Ich schluckte. Irgendwas würde ich schon machen können! Zum Glück war ich noch in der Apotheke gewesen!

Ich drückte Zero ins Bett, der erstaunlicherweise immer noch nichts gesagt hatte. „Ruh dich etwas aus, ja? Ich hol dir was zu trinken und die Medikamente, die ich besorgt habe.“

Er nickte und sah mich aus müden Augen an. „Danke…“

Ich lächelte wackelig und ging rasch in die Küche, wo ich ein Glas mit Wasser füllte. Ich nahm mir schnell ein paar der Fieber- und Erkältungstabletten und kehrte zu ihm zurück. Inzwischen hatte Zero sich seine Hose ausgezogen, die auf dem Boden landete. Kurz weiteten sich meine Augen, einfach weil ich nicht damit gerechnet hatte, aber schnell fing ich mich wieder und gab ihm das Glas. „Setz dich kurz auf, ja?“, bat ich ihn und drückte ihm schließlich zwei Tabletten in die Hand. „Ich hoffe, dass die beiden erstmal helfen werden…“ Zero nickte nur, fragte nicht einmal, was das genau für Medikamente waren. Er schluckte die Tabletten und leerte das Glas Wasser. „Schlaf ein wenig, okay? Wenn was ist, ruf einfach. Ich bin ja da und lass die Tür offen.“, sagte ich leise, während ich aufstand um ein neues Glas Wasser zu holen.

„Tut mir leid…“, wisperte Zero leise und sah mich entschuldigend an. „Ich wollte eigentlich nicht, dass es so läuft…“

Ich schüttelte den Kopf und lächelte milde. „Du kannst doch nichts dafür. Werd einfach nur wieder gesund, das ist jetzt das Wichtigste. Mach dir mal um mich keine Gedanken“, erwiderte ich sanft und beobachtete, wie Zero wieder hustete. Irgendwo hatte ich doch Hustensaft gesehen… „Ich bin gleich wieder da.“

In der Küche füllte ich das Glas Wasser wieder auf, dann ging ich ins Bad und machte einen Eimer mit kaltem Wasser zurecht, in welchen ich noch einen Lappen tat. Den Hustensaft fand ich glücklicherweise auch noch. Nach und nach brachte ich alles in Zeros Zimmer. Er war schon eingeschlafen.

Nachdem ich das Glas auf dem Nachttisch abgestellt hatte, wrang ich den Lappen im Eimer aus und legte ihn gefaltet auf Zeros Stirn. Hoffentlich brachte das auch wirklich was. Ich hatte das bisher immer nur in irgendwelchen Filmen oder Serien gesehen…schaden konnte es nicht, oder?

Der Hustensaft fand seinen Platz dann auch erstmal nur auf dem Nachttisch. Ich würde damit warten müssen, bis Zero wieder aufwachte. In der Zwischenzeit konnte ich auch noch die Hustensalbe suchen gehen…
 

Und so lief ich die nächsten Stunden durchs Haus, immer auf der Suche nach irgendwas. Immer wieder lugte ich in das Schlafzimmer des Dunkelhaarigen, da ich mir Sorgen machte. Zero schlief sehr unruhig, wälzte sich hin und her im Bett. Ich konnte das gar nicht mitansehen. Mir wurde da selbst schon ganz anders.

Es war bereits früher Abend, als ein Husten mich veranlasste, Zeros Zimmer endlich wieder zu betreten.

Der Lappen war mittlerweile, von mir unbemerkt, von Zeros Stirn gerutscht und auf den Boden gefallen. Ich hob ihn auf und beförderte ihn erstmal nur zurück in den Eimer. Man sah Zero an, dass er schwitzte. Das Fieber war also noch nicht gesunken.

„Hey…nimm etwas von dem Hustensaft, ja?“, bat ich ihn und half ihm sich aufzusetzen.

„Kannst du..das Fenster aufmachen?“, fragte er mich mit leiser Stimme, woraufhin ich nickte.

„Natürlich.“ Ich stand auf und kippte es ein Stück an. Draußen war es immer noch warm…

Ich sah zu, wie Zero aus einer Schublade des Nachttisches einen Mundschutz hervor holte und sich ihn umband. „Ich hoffe, ich stecke dich nicht an…“, murmelte er niedergeschlagen.

Leicht zuckte ich mit den Schultern. „Ach was, bestimmt nicht. Ich bin da sehr abgehärtet“, meinte ich leicht lächelnd. „Ich mach dir mal einen Tee und etwas zu essen, in Ordnung?“

Zero nickte. „Danke. In der Küche müsste im oberen Schrank noch was für eine Hühnersuppe sein…das reicht mir völlig.“

„Gut, ich bin gleich wieder da. Ruh dich solange aus, okay?“

Zero lächelte schwach und sank zurück ins Bett.

Während ich in der Küche stand, überlegte ich, ob ich ihn mal fragen sollte, wer der Typ gewesen war, der ihn nach Hause gebracht hatte. Sicher ein Arbeitskollege von ihm…aber irgendwas störte mich.
 

„Isst du nichts…?“, wollte Zero mit großen Augen von mir wissen, als ich ihm die Schüssel mit der Hühnersuppe brachte.

Ich schüttelte den Kopf und lächelte verlegen. „Ich ess nachher was anderes….Hühnersuppe kann ich nur essen, wenn ich krank bin.“

„…eh?“ Verständnislos sah Zero mich an, dann nahm er seinen Mundschutz ab. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Ich bin halt manchmal etwas komisch.“

Leicht lächelte Zero. „Okay…das hab ich schon geahnt.“ Er begann zu essen, unterbrochen von einigen Hustenanfällen. Zuvor hatte ich noch geschaut: er hatte immer noch Fieber. Da musste wohl noch mal eine Tablette ran und ein kalter Lappen.

Schweigend sah ich ihm beim Essen zu. Er schaffte sogar alles. Nachdenklich ließ er die Schüssel sinken und sah langsam zu mir auf, seufzte leise. „Weißt du, was mich wirklich krank macht?“ Ich bekam große Augen und schüttelte den Kopf. Was kam denn jetzt? „…vorhin…das war Akira…er hat mich nach Hause gebracht.“

„EH?!“ Meine Augen wurden noch größer, während ich Zero sprachlos anstarrte. Der Typ?! DAS war Akira gewesen? Mit dem war Zero zusammen gewesen, so einem…Anzugheini, der ziemlich kühl zu sein schien?! Ich schluckte. Da war mir auch gleich schon klar, wer immer unten gelegen hatte…
 

„Karyu..?“, riss Zeros Stimme mich aus meinen merkwürdigen Gedanken. Ich schreckte auf und hob die Hände.

„Entschuldige. Also…das war wirklich Akira?“

Er nickte. „Ja, das war mein Ex… Ich bin durchs Foyer gelaufen und wollte in eine andere Abteilung. Er kam gerade zur Arbeit, und ich bin…da leider umgekippt… Er hat es wohl gesehen und…“ Leise seufzte Zero. „Er schien sich wohl besonders verpflichtet zu fühlen, mir helfen zu müssen.“

„O-okay…“, murmelte ich nur und senkte den Blick. „Das…war nicht so gut, oder?“, hakte ich vorsichtig nach.

Zero nickte. „Es ist manchmal für mich schon zu viel, wenn ich ihn nur von weitem sehe. Und jetzt…ich meine, du hast es gesehen, er hat mich im Arm gehalten.“ Leise stöhnend fuhr er sich mit der Hand über die Stirn. „Das alles verwirrt mich jetzt zusätzlich, obwohl ich eigentlich nur schlafen will…“

Bekümmert betrachtete ich ihn. Rasch nahm ich ihm die Schüssel aus der Hand. „Nimm noch mal eine von den Fiebertabletten. Ich weiß, es ist schwer, aber verdräng das mit Akira erstmal. Du hast jetzt wirklich nicht die Kraft, darüber zu grübeln…“

„Ich weiß…“, murmelte Zero und schluckte die Tablette mit etwas Wasser. Er sah mich an. „Tut mir wirklich leid…“

Ich schüttelte nur den Kopf und lächelte leicht. Nachdem Zero sich wieder in die Decke gekuschelt hatte, legte ich ihm den kalten Lappen wieder auf die Stirn. Als er unvermittelt wieder anfing zu husten, fiel mir die Hustensalbe ein. Ich hielt sie ihm vor die Nase. „Lass uns das mal probieren.“

Leise brummte Zero. „aber ich liege schon…ich will mich nicht ausziehen“, nörgelte er, was mich zum Lächeln brachte.

„Du musst keinen Finger rühren. Ich spiel ausnahmsweise mal deinen Diener“, sagte ich amüsiert und zog die Bettdecke noch mal ein Stück beiseite, damit ich ihm das T-Shirt bis nach ganz oben an die Schlüsselbeine rollen konnte.

„..ehm…“ Ich ignorierte Zeros eh kaum nennenswerten Protest, während ich etwas von der Salbe auf seine nackte Brust gab und sie sanft einrieb.

„Das Zeug riecht wirklich gut…“, murmelte ich begeistert, rieb Zeros Brustkorb damit ein, sparte dabei aber seine Brustwarzen aus. Ich wollte es ja nicht gleich übertreiben. Ich schloss die Tube wieder und schob das Shirt zurück an den richtigen Platz. Erst da bemerkte ich, dass Zero mich aus nur leicht geöffneten Augen ansah. Fragend legte ich den Kopf schief. Aber seine Augen drifteten nun vollends zu und er regte sich nicht mehr. Eingeschlafen…?

Ich stand auf und deckte ihn wieder ordentlich zu. Das Fenster ließ ich offen. Es war ja wirklich nicht kalt draußen. Zeros Fieber schien nicht zurück zu gehen, zumindest fing er leise an zu keuchen. Leicht wand er sich auf dem Bett, aber immerhin wälzte er sich nicht mehr hin und her. Auf leisen Sohlen verließ ich das Zimmer, lehnte die Tür nur an.

Ich hoffte inständig, dass es Zero morgen wieder besser gehen würde.
 

Aber ein ruhiger Tag sollte es nicht werden. Erst stand Zero frühmorgens im Flur und plapperte etwas von ‚Ich muss zur Arbeit‘, obwohl er am ganzen Körper zitterte und immer noch hustete. Das war der erste Schock.

Der zweite folgte noch im selben Moment. Während ich Zero zurück ins Bett stecken wollte, wogegen er sich aber wehrte, klingelte es unvermittelt an der Haustür. Ich machte sie einfach auf – und vor uns stand Akira, der mich mit düsterem Blick musterte. Unwillkürlich musste ich schlucken. Das konnte was werden!
 

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tbc~
 

Ich wünsche euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ich hoffe, wir sehen uns dann im Januar wieder, zu einem neuen Kapitel ^^

Danke an alle fürs Lesen und Kommentieren ♪ :D

Ich verabschiede mich hiermit für die nächsten Tage nach Berlin.

Abayo! ♥

Tag 6: Mittwoch

„Was ist denn hier los?“, wollte Akira mit herrischer Stimme wissen und sah zwischen mir und Zero, der mittlerweile aufgehört hatte, sich die Schuhe für die Arbeit anzuziehen, hin und her.

„Ehm…“, machte ich nur wenig intelligent und trat eingeschüchtert beiseite. Instinktiv hielt ich die Klappe. Es herrschte kurzes Schweigen, während Zero seinen Ex aus großen, tiefbraunen Augen anschaute. Brummend drückte Akira sich an mir vorbei, als Zero, statt was zu sagen, begann zu husten und sich eine Hand vor den Mund, die andere an die Brust hielt.

„Warum bist du nicht im Bett? Wolltest du etwa los zur Arbeit?“ Akira wartete keine Antwort ab. „Ich wusste schon, warum ich herkomme. Ich kenn dich ja. Und dein toller Bekannter sieht mir auch alles andere als kompetent aus“, meinte der Ältere kühl, während er Zero auf die Arme hob und mir noch einen abschätzenden Blick zuwarf. „Nichtswissender Jüngling.“ Mir klappte der Mund auf, während Akira mit Zero auf den Armen ins Schlafzimmer verschwand. Nur wenige Sekunden später steckte er den Kopf noch mal aus der Tür und sah zu mir. „Du kannst verschwinden. Ich kümmer mich lieber um ihn.“

Mit einem Knall schloss sich die Tür.

Für einige Zeit stand ich wie versteinert im Flur und starrte auf die Schlafzimmertür. Auch wenn mir sein Verhalten und seine Worte gegen den Strich gingen, so konnte ich nichts machen. Wirklich denken konnte ich in dem Moment aber auch nicht. Ich schluckte und lief in das Gästezimmer, wo ich mich rasch anzog. Danach griff ich mir meine Umhängetasche, schnappte mir den Schlüssel, den ich von Zero erhalten hatte und verließ das Haus.

Es war egal, wohin ich ging. Hauptsache weg von diesem Mann. Ich fühlte mich schlecht. Im ersten Moment konnte ich gar nicht genau festmachen, was mich so durcheinander brachte. Ich spürte nur dieses unangenehme Gefühl in mir, was mir fast schon die Tränen in die Augen trieb, aus irgendeinem Grund…

Am Ufer eines breiten Flusses blieb ich schließlich stehen und setzte mich außer Atem auf eine Parkbank am Wasser. Ich starrte auf das glitzernde Wasser. Um mich herum war nicht viel los, zu früh war es noch. Ich zog die Knie an und senkte den Kopf. Warum nur hatte ich dieses dumme Gefühl…? Dieses Gefühl, Akira hätte mir Zero verbotenerweise einfach weg genommen?

Ich wusste doch, dass es ihm wahrscheinlich mehr zustand, sich um Zero zu kümmern als mir… Sie kannten sich schon so lange, waren sogar zusammen gewesen. Da konnte ich ja jetzt schlecht ankommen und mich einmischen. Ich hatte kein Recht…ich hätte auch eben kein Recht gehabt, Akira rauszuwerfen um mich selbst um Zero zu kümmern. Sicherlich konnte ich auch selbst für ihn sorgen, aber davon schien Akira ja nicht auszugehen. Es wurmte mich, rausgeschmissen worden zu sein. Ich wollte für Zero da sein, wenn er krank war. Irgendwie musste ich ihm doch helfen. Und nun…kam auf einmal Akira an und nahm mir die Aufgabe ab, die ich gern selbst übernommen hätte.

Aber ich musste mich nun damit abfinden… Hier hatte ich nichts zu sagen.

Eine Weile blieb ich auf der Parkbank sitzen und starrte vor mich hin. Unruhig grübelte ich, wann ich zurück gehen konnte zu Zero. Wann würde Akira weg sein…? So wie ich mein Glück kannte, würde er sogar noch abends im Strandhaus hocken…

Aber dann fiel mir ein, dass er ja auch arbeiten musste. Und am Tag zuvor war sicherlich etwas Arbeit liegen geblieben, da er ja Zero nach Hause gebracht hatte und zurück hatte laufen müssen…

Unsicher stand ich auf. Bestimmt war er nur kurz vorbei gegangen und hatte mich vergraulen wollen. Oder…?

Sein Auto hatte ja vor dem Haus gestanden. Ich würde zurück gehen und schauen, ob es noch da war. Wenn nicht, konnte ich sicher sein, dass Akira weg war. Das war ein Plan!

Unterwegs bekam ich Hunger und dachte ans Essen. Ich kaufte mir ein Brötchen, sowieso eines für Zero, falls dieser schon dafür bereit war, und eines für Akira, falls der noch da war und ich mich ins Haus traute…
 

Zwei Stunden, nachdem ich das Strandhaus verlassen hatte, erhielt ich eine Nachricht von Zero.

»Wo bist du? Komm zurück…«

Da ich nur noch gute 5 Minuten entfernt war, sparte ich mir eine Antwort und beeilte mich lieber etwas mehr. Und wie ich es mir gedacht hatte, war der Wagen seines Ex‘ vorm Haus verschwunden. Akira war wieder gegangen.

Erleichtert darüber, doch immer noch etwas unruhig und nervös, nun wegen Zero, schloss ich die Tür auf und betrat das Haus. Mir war etwas mulmig zumute, weswegen ich erstmal nichts sagte. Vielleicht war Zero mittlerweile eh schon wieder eingeschlafen, da wollte ich ihn natürlich nicht wecken.

Ein Husten, welches aus dem Wohnzimmer zu kommen schien, zeigte mir aber gleich, dass er wach war. Rasch zog ich meine Turnschuhe aus und ging mit der Tüte Brötchen zu ihm. Zero saß, in eine Wolldecke eingehüllt, auf der Couch und schaute zu mir auf, als ich herein kam.

„Hey, da bin ich wieder…“, murmelte ich und hob die Tüte kurz an, während ich in die Küche verschwand. „Hast du etwas Hunger…?“

Ich legte die Tüte ab, erhielt aber keine Antwort, weswegen ich fragend einen Blick ins Wohnzimmer warf.

„Karyu…“, fing Zero leise an. „Es tut mir leid. Das mit Akira…er war unhöflich. Ich entschuldige mich für sein Verhalten.“

Mit großen Augen schaute ich ihn an, schüttelte schließlich den Kopf und lächelte schwach. „Ach was, du brauchst dich nicht zu entschuldigen…“

Leise seufzte Zero. „Doch… Es tut mir auch leid, dass ich nichts gesagt habe. Es war nur…ich war so durcheinander, warum er hier auftauchen musste.“ Bevor ich etwas erwidern konnte, erfasste ihn ein schwerer Hustenanfall. Ich betrachtete ihn etwas genauer. Noch immer hatte er gerötete Wangen, das konnte ich trotz des Mundschutzes sehen, und er schwitzte leicht, doch sein Körper zitterte. Ob er Schüttelfrost hatte…?

Ich schluckte und trat besorgt näher an ihn heran. „Zero, vergessen wir das einfach. Leg dich wieder hin und ruh dich aus. Ich werd dir erstmal einen Tee machen“, sagte ich und half dem hustenden Bündel auf die Beine.

„Du solltest mir wirklich nicht zu nahe kommen, Karyu. Ich will dich nicht anstecken“, krächzte er, während ich ihm ins Schlafzimmer half.

„Mach dir lieber um dich selbst Gedanken, Zero. Mir geht’s gut, ich komm schon klar.“, meinte ich schief lächelnd. „Ich hab ein starkes Immunsystem. Mein Bruder hat mich stets tagtäglich mit allem möglichen an Obst gefüttert und gestärkt“, sagte ich und zwinkerte ihm zu.

Als er im Bett lag und ich ihn zugedeckt hatte, fiel mir die Hustensalbe ins Auge, welche ich sogleich in die Hand nahm. „Ich werd dich damit am besten gleich noch einreiben“, schlug ich vor und hatte sofort Zeros Hände auf meinen.

„Nein!“ Er zögerte und lächelte leicht, als ich ihn überrascht ansah. „Ich mach das schon selbst…kannst du mir bitte gleich einen Tee machen…? Mir ist kalt…“

Langsam nickte ich. „O-okay“, meinte ich und lächelte leicht, bevor ich mich erhob und in der Küche den Tee zubereitete. Als ich mit der heißen Tasse ins Schlafzimmer zurück kehrte, schien Zero aber schon wieder eingeschlafen zu sein. Nur halb zugedeckt und mit der Salbe in der rechten Hand, welche über dem Bett hing, lag er mit geschlossenen Augen da und regte sich kaum. Einzig seine raschen Atemzüge waren zu hören. Ich lächelte schief vor mich hin, während ich die Teetasse abstellte, dann nahm ich ihm die Salbe aus der Hand und setzte mich an den Bettrand. Ich hatte doch geahnt, dass er es nicht schaffen würde. Und wie am Tag zuvor schob ich das T-Shirt weit hoch und rieb Zeros Brustkorb mit der Salbe ein.

Fast hätte ich mich verschluckt, als der Dunkelhaarige unvermittelt begann zu schnurren. Blinzelnd hielt ich inne und betrachtete Zeros Gesicht genauer. Schlief der wirklich…? Leise flüsterte ich seinen Namen und piekte ihm sanft in die Wange. Er drehte nur leicht den Kopf. „Hmm…“

Ich grinste leicht und rieb den Rest der Salbe ein, dann zupfte ich das Shirt wieder herunter und deckte Zero gut zu, der mittlerweile wieder ruhig war. Sobald ich aufgestanden war, drehte sich Zero mit dem Rücken zur Wand auf die Seite und schien sich zusammen zu rollen. Ich fühlte noch seine Stirn. Kalter Schweiß…die Haut darunter schien noch immer warm, fast heiß. Allzu viel schienen die dummen Tabletten nicht zu bringen. Leise seufzte Zero im Schlaf. Bekümmert schaute ich ihn an und strich durch sein leicht feuchtes Haar. Da war Sommer und er wurde krank. Und ausgerechnet sein Ex musste dann wieder auftauchen. Das war sicherlich nicht leicht.

Ich verließ das Schlafzimmer für eine Weile, hörte aber keine Stunde später Zeros leise Stimme, die nach mir rief.

Mit zitterndem Körper lag er noch immer zusammen gerollt im Bett. „Mir ist kalt…“, sagte er mit leiser Stimme. Man sah es ihm an. Fehlte nur noch das Zähneklappern. „Kannst du mir die Decke aus dem Wohnzimmer bringen?“

„Klar.“, nickte ich und holte sie ihm rasch. Ich breitete sie über seiner Bettdecke aus und steckte sie um seinen Körper.

„Danke…“

Ich setzte mich zu ihm an den Bettrand. „Besser…?“, fragte ich nach ein paar Minuten, aber Zero brummte lediglich leise, hatte die Augen schon längst wieder geschlossen. Ob er bereits schlief? Eine Antwort auf meine Frage hatte ich jedenfalls nicht erhalten. So wirklich zu helfen schien die zweite Decke nicht, denn Zero bibberte immer noch. Da wurde mir selbst ganz kalt bei dem Anblick.

Aber ich konnte nichts weiter machen… Unruhig betrat ich mein Zimmer und starrte meinen Laptop an. Eigentlich wäre die Zeit gut, um ein wenig aufzuschreiben. Aber irgendwie konnte ich nicht. Ich saß eine ganze Weile auf dem Bett, gab es schließlich auf, etwas schreiben zu wollen und ließ mich nach hinten fallen. Der Stille lauschend schloss ich schnell die Augen. Zero schien fest zu schlafen, ich konnte nichts hören. Irgendwann rollte auch ich mich ein, schlüpfte sogar ein Stück unter die Bettdecke, da ich es nicht mochte, ohne Decke über den Beinen zu schlafen.

Ich wusste nicht, was mich müde gemacht hatte. Vielleicht war es die Aufregung gewesen…

Recht schnell schlief ich ein, in der Hoffnung, zu hören, falls etwas mit Zero war…
 

Irgendwann wurde es wärmer. Nichts besonderes im Sommer. Murrend drehte ich mich auf die Seite, weg von der Wärme und in der Hoffnung, einen kühlen Luftstrom zu finden. Da es auch tatsächlich zu Beginn etwas half, schlief ich wieder fester. Bis es kurze Zeit später schon wieder sehr warm wurde. Was mich aber aufweckte, war irgendwas kaltes an meinen Beinen. Mit einem Ruck war ich hellwach. Ich zuckte zusammen und zog etwas die Beine an. Wurde aber nicht wirklich besser.

Verwirrt sah ich um mich und hielt inne. Okay. Da war ein Arm um meine Taille geschlungen.

Was zur Hölle machte Zero hinter mir in dem Bett?! Als ich ins Gästezimmer gegangen war, hatte er doch noch geschlafen!

Ich richtete mich langsam auf und drehte mich etwas beiseite, während der Arm von meiner Taille glitt. „Zero…? Was machst du hier?“, fragte ich leise und blinzelte ihn an.

Er grummelte etwas und öffnete verschlafen die Augen, welche tiefbraun waren. Er suchte leicht irritiert wirkend meinen Blick. „…mir war kalt…“

„…eh?“ Aus großen Augen betrachtete ich Zero. Da lag er völlig unschuldig und lammfromm neben mir und kam mit so einer Antwort. War das überhaupt eine Antwort?

„Ah…okay…“, murmelte ich nur und legte mich wieder hin, ihn immer in meinem Blickfeld habend. „Und…? Ist es jetzt besser?“

„Etwas…“, erwiderte er leise und rollte sich etwas zusammen. Ich legte eine Hand auf seine Stirn und schaute nachdenklich.

„Mh…nicht mehr ganz so schlimm, glaub ich“, murmelte ich und stand auf. „Es ist besser, wenn wir mal Fieber messen. Dein Fieberthermometer ist im Bad?“

Zero nickte nur stumm und hustete leise, während ich das Schlafzimmer kurz verließ.

Wenig später starrten wir beide auf das Thermometer. Glatt 38 Grad. Während mein Gesicht sich in Sorgenfalten legte, murrte Zero leise. „Das kann gar nicht sein. Ich fühl mich viel besser…“

„Ja, bestimmt“, erwiderte ich ironisch und ließ das Fieberthermometer schief lächelnd sinken. „Du willst doch lieber einfach nur zur Arbeit. Ruh dich besser aus. Wenn du dich immer mit letzter Kraft dahin schleppst, wirst du bestimmt nicht so schnell gesund.“

Er seufzte nur, was ich einfach mal als Zustimmung auffasste. Für kurze Zeit herrschte Schweigen zwischen uns, dann hob Zero den Blick und er sah mich an. „Karyu-kun…?“

Meine Augen weiteten sich. So hatte er mich ja noch nie angeredet. „Danke…danke für deine Fürsorge. Und es tut mir leid…dass ich jetzt krank bin und dir deinen Urlaub nicht etwas schöner machen kann…dann behandelt Akira dich auch noch so unhöflich…“

Ich hob abwehrend die Hände und schüttelte den Kopf.

„Zero, hör schon auf. Mach dir bitte meinetwegen keine Gedanken“, wollte ich wiedersprechen, doch er unterbrach mich.

„Nein, Karyu. Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde mich das alles stören. Ich werd fix wieder auf die Beine kommen, das versprech ich dir. Und noch einmal werd ich nicht zulassen, dass Akira dich wieder ungerecht behandelt!“

Stumm betrachtete ich ihn, während er sich langsam aufsetzte. Dann nickte ich. „Gut. Danke…“ Leicht lächelte ich ihn an, was er erwiderte.
 

„Magst du mit mir ein bisschen fernsehen?“, fragte er mich unvermittelt aus glänzenden Augen, als sei ihm ein Licht aufgegangen. „Da gibt’s so eine Serie, Private Practice, da geht’s zwar eigentlich auch nur ums Vögeln, aber egal. Irgendwie mag ich sie“, meinte er grinsend. „Bisschen Drama und Handlung gibt’s da nämlich auch“, zwinkerte er mir zu.

Ich lachte leise und nickte. „Gern. Ich glaub, von der hab ich schon mal gehört.“ Aber handelte es nicht eigentlich von Ärzten? Aber gut, auch Ärzte hatten Sex.
 

Zusammen gingen wir ins Wohnzimmer und machten es uns auf der Couch gemütlich. Ich hatte Zero noch in eine warme Kuscheldecke gehüllt und ihm einen heißen Tee gekocht, dann entspannten wir ein wenig und schauten den Ärzten beim Vögeln zu.
 

Was mir ab und an doch etwas Schamesröte ins Gesicht trieb. Worüber Zero sich natürlich köstlich amüsierte.
 

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tbc~
 

Frohes neues :D

Tag 7: Donnerstag

Am nächsten Morgen stand ich mit Zero auf und verabschiedete ihn an der Haustür. Ich war immer noch etwas skeptisch, was das anging, aber er hatte geschworen, nur für 3 oder 4 Stunden auf Arbeit zu bleiben. Allem voran musste er ein paar Zeichnungen und Entwürfe abgeben, die dringend benötigt wurden. Außerdem wollte er ein bisschen Papierkram abarbeiten und den Anderen auf die Finger schauen, ob die alles im Griff hatten. Sonst würde er keine Ruhe haben.

Typisch Workaholic. Ich war auch so gewesen, als ich noch Arbeit gehabt hatte. In diese konnte man sich hinein stürzen, hatte Ablenkung.

Sobald ich allein war, überlegte ich, ob ich mich nochmals hinlegen sollte. Nicht einmal einkaufen gehen konnte ich, weil alles da war. Vielleicht schwimmen gehen…es war nur ein wenig wolkig.
 

Nur durch Zufall fiel mir auf, dass Zero etwas Wichtiges vergessen hatte. Seine Entwurfmappe lag noch auf dem Tisch im Wohnzimmer. Beinahe hätte ich einen Herzanfall bekommen. Dann fiel mir aber ein, dass ich ihm die Zeichnungen einfach schnell zur Arbeit bringen konnte.

„Yosh!“ Ich nahm mir die Mappe und zog mir im Flur die Turnschuhe an, doch bei der Gelegenheit fiel mir ein, dass ich gar nicht wusste, wo ich hin musste. Wo befand sich das Architektenbüro überhaupt? Am besten fragte ich Zero. Ich konnte ihm eine SMS schreiben! Ich zückte mein Handy. Vielleicht war anrufen doch besser…dann konnte ich ihn gleich beruhigen. Es begann zu klingeln. Und auf einmal gesellte sich ein zweites Klingeln hinzu, direkt neben mir. Verwirrt zuckte ich zusammen und sah mich um. Auf dem Flurschrank lag ein Handy…es war Zeros. Ich legte auf und ließ die Schultern hängen. Das konnte doch jetzt nicht sein.

Seufzend ging ich zurück ins Wohnzimmer und schaute, ob ich einen Hinweis finden konnte. Vielleicht lag hier ja eine Visitenkarte rum…aber Zero hatte so gut aufgeräumt, da lag nichts rum.

Was konnte ich tun…? Einem Geistesblitz folgend setzte ich mich vor meinen Laptop und schaltete ihn an. Google konnte vielleicht helfen. Ich wusste immerhin zumindest den Anfangsbuchstaben von dem Büro, und zudem würde es in dieser kleinen Küstenstadt sicher nicht so viele Architektenbüros geben.

Und ich hatte ausnahmsweise mal Glück. Ich schaute mir an, wie ich am besten zum Maekawa-Haus kam. Würde über dreißig Minuten dauern…

Sofort sprang ich auf, nahm die Handys sowie die Entwürfe und rannte gleich los. Ich hoffte inständig, rechtzeitig zu kommen. Und ich flehte, dass Zero noch nichts gemerkt hatte und nicht nach Hause kommen würde. Wie bekloppt rannte ich durch die Straßen, verlor nur einmal die Orientierung. Doch gleich fragte ich ein paar Leute, die mir den Weg weisen konnten.

Nach nur 25 Minuten, was Rekordzeit darstellte, und mit schmerzenden Lungen stand ich keuchend vor dem Maekawa-Gebäude. Das war also Zeros Bürohaus. Beeindruckend. Viele, meterbreite Steinstufen führten nach oben zum Eingang. Das Haus war fast komplett aus Glas, ragt weit in die Höhe. Unter dem blauen Himmel sah es wunderschön aus.

Ich ließ mir keine Zeit zum Verschnaufen und erklomm rasch die Treppen. Fast alle Leute, die hier rumliefen, trugen Anzug oder Kostüm. Da sah Zero ja noch normal aus mit seiner Weste. Zumindest war er wenigstens nicht so ein Anzugheini wie sein Exfreund…der sah zwar gut aus, wirkte aber recht herrisch. Das hatte ich ja zu spüren bekommen.

In der großen, hellen Eingangshalle, in der geschäftiges Treiben herrschte, sah ich mich verloren um. Wie sollte ich jetzt zu Zero kommen? Wo arbeitete er hier genau?

Ich schluckte und blieb stehen, doch dann sah ich einen Empfang. Dort einfach mal nachfragen, das war meine einzige Chance. Langsam trat ich auf die junge Frau zu und schilderte ihr die Situation.

„Ah, für Shimizu-san? Das können Sie ruhig mir geben, ich werde es zu ihm hoch bringen. Er scheint es noch nicht bemerkt zu haben, zumindest habe ich ihn noch nicht wieder runter gehen sehen und durchgeklingelt hat er bei mir auch nicht.“ Sie lächelte mich an. „Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie es hergebracht haben. Manchmal ist Shimizu-san doch etwas zerstreut. Vor allem in letzter Zeit.“, fügte sie etwas besorgt hinzu. Ob sie wusste, woran das lag? Ich konnte es mir ja denken…

Zögernd überreichte ich ihr die Mappe. „Ich werde es gleich bei ihm abgeben.“, versicherte sie mir, bedankte sich in Zeros Namen und wünschte mir noch einen angenehmen Tag. Sie war sehr freundlich.

Beruhigt nickte ich und verabschiedete mich höflich von ihr.
 

Als ich mich umdrehte, stockte ich und musste schlucken. Da stand Akira, einige Meter von entfernt, zwischen den anderen Mitarbeitern, die hin und her liefen, und starrte mich an. Und das nicht allzu freundlich. Er winkte mich heran und drehte sich um. Offenbar wollte er draußen mit mir reden…

Sofort brach mir der kalte Angstschweiß aus. Was wollte er jetzt von mir?!

Langsam setzte ich mich in Bewegung und folgte ihm hinaus vor die Türen. Auf den Treppen blieb er stehen und wandte sich mir zu. Mit kühlem Blick musterte er mich. „Glaubst du nicht, dass es etwas zu viel des Guten ist, wenn du Zero auch noch auf der Arbeit störst?“, fragte er mich, woraufhin meine Augen groß wurden. Er erwartete nicht einmal eine Antwort von mir.

„Geh ihm nicht noch mehr auf die Nerven, als du es schon bei ihm zu Hause machst. Ich weiß nicht, warum du dich bei ihm einquartiert hast. Lange kennst du ihn sicher noch nicht. Von dir hat er nie erzählt, ich habe dich vorgestern das allererste Mal gesehen“, sagte er kühl. „Und ich sage dir ganz offen, dass es mir nicht gefällt, dass du bei ihm wohnst. Glaubst du nicht, dass er was Besseres verdient hat?“

Mittlerweile waren meine Augen so groß, dass sie mir beinahe aus dem Kopf fielen. Nur mit Mühe konnte ich meinen Mund zurückhalten, einfach auf zu klappen. Meinte Akira das ernst?!

„Lass ihn endlich in Ruhe. Eine Beziehung zwischen euch kann nicht funktionieren.“

„A-aber…wir sind doch gar nicht zusammen!“, bekam ich schließlich hervor, woraufhin er nur mit den Schultern zuckte.

„Interessant. Ihr werft euch aber Blicke zu, die für mich eindeutig sind. Irgendwas läuft da doch, das kannst du nicht leugnen. Außerdem würde Zero ja sonst nicht so oft von dir erzählen.“ Er machte eine kurze Pause. „Als ich mich gestern um ihn kümmerte, hat er sich die ganze Zeit Sorgen um dich gemacht. Karyu hier, Karyu da. Das sagt mir schon alles.“ Er sah mir eindringlich in die Augen. „Und das gefällt mir nicht. Du bist nicht gut genug für ihn. Lass die Finger von ihm. Mit dir hat er nur Probleme, und auf ihn Acht geben kannst du auch nicht. Besser wäre es, du verschwindest endlich. Zero hat genug zu tun und kann nicht für dich Babysitter spielen. Wie alt bist du überhaupt? 19?“

Diesmal schien er wirklich eine Antwort zu verlangen. Ich schüttelte nur den Kopf und senkte ihn. „22…“

Akira seufzte. „Auch nicht viel besser.“ Er sah auf die Uhr. „Ich muss an die Arbeit. Denk mal über das nach, was ich gesagt habe.“

Schon verschwand er in der Halle. Ich blieb nur kurz stehen. Schon wieder machte sich dieses unangenehme Gefühl in mir breit, dass er versuchte, mir Zero wegzunehmen… Als ob er mir überhaupt gehören würde…

Ich drehte mich um und rannte die Stufen hinab, schlug den Weg zum Strandhaus ein. Schon wieder versuchte ich wegzulaufen. Vor meinen eigenen verwirrenden Gedanken.
 

Akira schien mich wirklich vergraulen zu wollen. Durfte er sich da einmischen…? Zero und ich waren nur Freunde, wollten einander helfen. Es war schon ironisch, dass ausgerechnet derjenige, der für Zeros Leid verantwortlich war, nun dachte, er hätte das Recht, über Zeros Freunde und Leben zu entscheiden.

Mir gegenüber war er so abschätzig gewesen, dass ich nicht wirklich ernst nehmen konnte, was er gesagt hatte.

Als ich zurück im Strandhaus war, sank ich seufzend an der Haustür zu Boden. Ich hatte vergessen, Zero auch das Handy geben zu lassen. Noch immer schleppte ich es mit mir rum.

Toll. Ich war wohl wirklich unfähig.

Vielleicht half es mir, ein wenig aufzuschreiben. Jetzt brauchte ich das zumindest einfach. Bevor ich Akiras Worte noch vergaß, würde ich sie aufschreiben. Und dabei würde ich vielleicht darüber nachdenken können, ob das stimmte, was er sagte…

Ich machte es mir auf der Veranda gemütlich, setzte mich auf eine der Sonnenliegen und schaltete meinen Laptop an. Weit kam ich mit dem Schreiben nicht.

Kaum eine halbe Stunde später hörte ich die Haustür und Zeros Stimme. Er rief aufgeregt nach mir. Was war nun passiert…?

Ich stellte den Laptop wieder beiseite und richtete mich auf, wandte den Blick fragend in Richtung Wohnzimmer, in dem Zero in diesem Moment erschien. „Da bist du!“

Er kam zu mir raus und umarmte mich einfach. Verwirrt ließ ich es geschehen. „Alles in Ordnung?“, wollte ich wissen, woraufhin er mich losließ und mir in die Augen sah.

„Das frage ich dich. Was hat Akira zu dir gesagt?“

„Eh?“ Mit großen Augen erwiderte ich seinen Blick. Woher wusste er, dass ich mit ihm gesprochen hatte?

„Schau nicht so. Ich hab dich und Akira kurz vor dem Büro gesehen. Bevor ich zu euch gehen konnte, bist du auch schon losgerannt. Was war los? Was hat er gesagt?“

„Ach…“ Ich kratzte mich am Kopf. „Nichts besonderes. Er hat sich nur bedankt, dass ich dir deine Mappe gebracht habe.“

„Lüg nicht!“ Ernst sah er mich an. „Ich hab erstens gesehen, dass du alles andere als begeistert und fröhlich ausgeschaut hast, und zweitens hab ich auch Akira die gleiche Frage gestellt. Er hat mir gleich gesagt, dass er der Meinung ist, du seist nicht gut genug für mich und das habe er dir auch mitgeteilt.“ Leise seufzte Zero, während ich den Blick senkte und schwieg. „Es tut mir leid, Karyu. Ich hab gestern noch gesagt, dass ich das nicht noch mal zulassen würde. Und nun konnte ich es doch nicht verhindern.“ Er machte eine kurze Pause. „Am besten vergisst du, was er gesagt hat. Zur Zeit hat Akira viel Stress. Und manchmal…da ist er eben etwas schwierig und weiß nicht, was er sagen darf und was besser nicht. Mach dir keine Gedanken wegen dem, was er gesagt hat, okay?“

War das so einfach…? Langsam hob ich den Kopf und lächelte leicht, während ich nickte. „Ja.“

Erleichtert nickte er und setzte sich endlich auf die Sonnenliege mir gegenüber. Er sah auf seine Hände hinab und schien auf einmal sehr nachdenklich. „Danke, dass du mir die Zeichnungen gebracht hast…“, sagte er leise, aber es schien mir, als wolle er noch etwas anderes sagen.

„Gern geschehen. Sag mal…ist alles in Ordnung?“

Wieder seufzte er und sah nur kurz zu mir auf. „Wie man es nimmt…als ich mit Akira geredet habe, da meinte er plötzlich…“ Er wurde immer leiser und hielt inne, während er mit seinen Fingern spielte. Er schien nervös…
 

„Akira sagte…dass er mich zurück haben will.“
 

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tbc~
 

Jetzt wird's doch langsam interessant *hehehe*
 

Ganz lieben Dank an:
 

@-Zero-chan-: *lol* Kurz würde ich den Kommi nicht nennen, er war immer noch schön lang *freu* Hach, ich glaube mal, Akira ist dir in diesem Kapitel noch viel sympathischer geworden, oder? ;) SO! Aber jetzt musst du mit deinen Vermutungen über Zero endlich rausrücken! QQ Sonst schreib ich nicht weiter *eiskalt erpress*

Nichtsdestotrotz vielen Dank für dein Lob!! ^///^ Ich frag mich echt, wie ich das bisher hinbekommen habe, dass dir die FF immer noch so gefällt. Mal sehen, was du dann zum Ende sagst ^^' Nur so viel: es wird wohl einen zweiten Teil zu PP geben ^^'
 

@abgemeldet: Akira ist toll, ne? xD Jeder mag ihn *lach* Spaß beiseite. Nun, da Zero schwul ist, darf der auch einfach in Karyus Bett schleichen ;) Ihm gehört ja eh die ganze Bude, Zero darf also machen was er will *hehe* Und nein, du musst Private Practice nicht schauen, um die Story hier zu verstehen xDD Ich hab die FF nur so benannt, weil ich die Idee dazu bekommen habe, während ich Private Practice geschaut habe^^

Tag 8: Freitag

Schon frühmorgens, noch bevor Zero überhaupt aufstand, lag ich wach im Bett und starrte an die Decke, während die Sonne draußen langsam aufging. Die Sache mit Akira ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
 

„Er sagte, er hätte einen Fehler gemacht. Er will es mit mir noch mal probieren. Ich soll ihm…eine zweite Chance geben. Er…bat mich um Verzeihung…“
 

Geantwortet hatte Zero Akira wohl noch nicht. Vielmehr war er ihm ausgewichen und ins Büro gelaufen.

Aber heute, da wollte er ihm eine Antwort geben. Und sollte sie auch nur daraus bestehen, noch etwas Zeit zum Nachdenken zu benötigen.

Ich glaubte nicht wirklich, dass Zero ihn abweisen würde. Er hatte vor mir sogar überlegt, wohin er am besten mit ihm ausgehen konnte, um das Ganze zu besprechen. Es war ja wohl auch für ihn aus heiterem Himmel gekommen. Was hatte Akira so umdenken lassen? Warum wollte er Zero plötzlich zurück? Das hatte ich den Dunkelhaarigen auch gefragt, aber er hatte mir nicht geantwortet. Ich hatte durchaus meine Theorie, aber wenn man es genau bedachte, war das kindisch. Akira war ein erwachsener Mann. Nur weil ich unvermittelt kam und für 1, 2 Wochen bei Zero wohnte, musste man ja nicht gleich eifersüchtig werden. Nein, ich glaubte selbst nicht an meine Theorie. Das konnte es nicht sein; da war noch etwas anderes, da war ich mir sicher. Nur was…?
 

Seufzend drehte ich mich auf die Seite und schloss die Augen. Ob ich es glaubte oder nicht, ich war schon eine Woche bei Zero. Langsam wurde es Zeit, dass ich darüber nachdachte, wann ich zurück nach Tokyo fahren wollte. Dank Akira hatte ich auch Grund zu gehen. Dieser würde jetzt wohl öfter auftauchen. Ich war mir recht sicher, dass er wieder mit Zero zusammen kommen würde. Ich würde nur stören und weiter den Unmut von Akira auf mich ziehen. Da hatte ich weder den Willen noch die Kraft zu, mir das länger anzutun. Es gab genug Leute, die sauer auf mich waren. Oder wahlweise auch enttäuscht von mir waren.

Doch vorrangig dachte ich an Zero. Dieser liebte Akira immer noch sehr, doch er war trotzdem nicht haltlos fröhlich und positiv überrascht gewesen über Akiras Bitte. Nein, Zero war vorsichtig. Er wusste nicht genau, inwieweit er Akira vertrauen und glauben konnte. Was, wenn dieser ihn bald wieder fallen lassen würde? Das konnte ihm niemand sagen, und das schreckte ihn ab. Aber ich glaubte, er würde das Risiko eingehen. Für Akira würde er alles tun. Er bekam eine Chance und die würde er nutzen. Warum ich mir so sicher war? Weil ich es genauso machen würde. Gäbe es auch nur den kleinsten Hoffnungsschimmer, so würde ich mich an ihn klammern. Doch Aya war weit entfernt und dachte sicherlich nicht mehr oft an mich. Im Gegensatz zu mir…
 

Da es Zero wieder ein Stück besser ging, wollte er am letzten Tag der Woche wieder voll arbeiten. Er musste die liegen gebliebene Arbeit aufarbeiten. Er wollte keineswegs am Wochenende arbeiten müssen, wenn ich doch da war. Und im Grunde meines Herzens war ich ihm dafür dankbar. Ich wollte ihn bei mir haben, solange es noch ging. Wer wusste schon, wenn ich bald gehen würde, wann ich ihn wiedersehen würde.

Wenn ich ehrlich zu mir war…dann würde ich ihn wahrscheinlich nie mehr treffen. Ich würde versuchen müssen, meine Arbeit zu retten oder im schlimmsten Fall, neue zu finden, und Zero…dieser würde glücklich mit Akira zusammen leben. Kein Grund mehr, in traurigen Chats rumzuhängen und nach meinem super Leben zu fragen.
 

Ich hörte, wie leise eine Tür aufging. Zero war aufgestanden. Ich lauschte den tapsigen Schritten, die an meinem Zimmer vorbeiführten in Richtung Bad. Immer lief Zero mit nackten Füßen durch das Haus. Ich prägte mir das Geräusch ein. Oft würde ich es nicht mehr hören. Vielleicht würde ich schon am Montag fahren. Ich sollte noch schauen, in welche Richtung es mit Akira und Zero laufen würde. Und wenn alles gut schien, sollte ich gehen und nicht länger im Weg stehen. Dann würde ich sonst wirklich noch eine Belastung für Zero werden, und das wollte ich nicht. Er sollte glücklich sein und es schien, als würde sich für ihn alles zum Guten wenden. Das hatte er verdient. Und das machte mich etwas glücklich, wenn auch zugleich wehmütig, dass ich nicht mehr Zeit mit ihm haben würde…und dass es bei mir nicht so gut lief. Aber man konnte im Leben ja nicht alles haben. Sich am Glück Anderer freuen, das stand da mal an vorderer Stelle für mich. Es musste.
 

Kaum 2 Stunden später, während Zero schon im Büro war, saß ich draußen vor meinem Laptop, ließ mir die Sonne auf den Pelz scheinen und studierte die Zugverbindungen. Montags zu fahren, fiel aus, das Ticket war definitiv zu teuer. Dann eher Dienstag oder Mittwoch. Noch konnte ich mich nicht so wirklich entscheiden. Vielleicht sollte ich auch erst schauen, was Zero für besser hielt. Wenn er mich zum Bahnhof bringen wollte, musste ich aufpassen, welchen Zug ich nahm. Am Abend konnte ich das mit ihm ja besprechen.

Ich trieb mich noch ein bisschen auf twitter rum, dann klappte ich den Laptop zu und ging ins Haus, um nach einem Handtuch und der Badehose zu suchen, die Zero mir gegeben hatte. Doch mitten auf der Suche stoppte ich und ließ die Schultern hängen. Das konnte doch nicht wahr sein. Schon wieder hatte Zero sein Handy vergessen!

Ich verdrehte die Augen und nahm es schief lächelnd in die Hand. Ob ich es ihm besser brachte? Ohne Umschweife hätte ich es wohl getan..wenn ich nicht befürchten müsste, Akira wieder über den Weg zu laufen…aber da konnten das Handy und auch Zero nichts für. Also doch hingehen! Mittlerweile kannte ich den Weg ja.

10 Minuten später war ich wieder auf dem Weg zum Architektenbüro, mit Zeros Handy in der Tasche. Ob er immer so vergesslich war? Das sollte ich ihn auch mal fragen.
 

Langsam lief ich die vielen Stufen hoch zur Eingangshalle, aber genau davor blieb ich stehen und musterte das Innere des Gebäudes. Unschlüssig blickte ich hin und her, schaute, ob ich Zero oder Akira ausfindig machen konnte. Bei ersterem hinlaufen, bei letzterem weglaufen. Das war mein Plan. Leider entdeckte ich aber keinen von beiden und blieb deshalb erstmal weiterhin stehen.

„Oh, waren Sie nicht schon gestern hier?“, hörte ich plötzlich eine Stimme. Direkt neben mir stand die Frau vom Empfang. Verwirrt sah ich sie an, dann erwiderte ich ihr lächeln und nickte.

„Ja, genau. Ich hatte Shimizu-san seine Entwurfmappe gebracht.“

„Ah richtig. Sagen Sie bloß, er hat wieder was vergessen?“, fragte sie freundlich, weswegen ich grinsen musste.

„Ja, hat er. Diesmal ist es sein Handy.“

Lachend schüttelte sie den Kopf. Kurz zögerte ich, doch dann nahm ich meinen Mut zusammen. „Wissen Sie zufällig, ob ein Mitarbeiter namens Akira gerade da ist…?“ Blöderweise kannte ich seinen allerwertesten Nachnamen nicht…

Sie legte nachdenklich den Kopf schief. „Miura-san meinen Sie? Hmm…es würde mich wundern, wenn er da ist. Eigentlich hat er heute frei und sollte bei seiner Verlobten sein.“

Ich hielt inne. „Seine…Verlobte?“, wiederholte ich langsam.

Die Empfangsdame nickte. „Ja, er heiratet in wenigen Wochen. Die beiden sind so ein hübsches Paar“, sagte sie und lächelte verträumt.

Ich hingegen nicht. Mein rechtes Auge fing nervös an zu zucken. „Ehm…können Sie Shimizu-san bitte sein Handy geben?“, fragte ich hektisch und drückte es ihr in die Hand.

„Oh na ja…das kann noch etwas dauern, ich mach jetzt Mittagspause.“, wandte sie ein, doch ich hob die Hände.

„Ist schon okay. Vielen Dank. Schönen Tag noch.“ Ich drehte mich um und lief die Treppen hinab.

Ich lief nicht weit, setzte mich irgendwann auf eine Bank im Park.
 

Verdammt. Irgendwas lief doch definitiv falsch! Das konnte nicht sein… Akira würde bald heiraten?! Warum nur war er dann zu Zero gegangen und sagte so etwas Wichtiges zu ihm, dass er ihn wieder haben wollte? Das ging doch nicht miteinander konform!

Völlig verwirrt saß ich eine ganze Weile auf der Bank rum. Ich wurde einfach nicht schlau aus der Situation. Aber eins stand fest: ich musste es Zero sagen! Es war egal, ob es nun stimmte, dass Akira heiraten würde, Zero sollte es vorsichtshalber wissen… Es würde ihn fertig machen…

Unsicher kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Da befand ich mich wohl in einer Zwickmühle. Was war da nur los…?

Seufzend stand ich auf. Akira selbst fragen kam für mich nicht infrage. Der würde mich am Ende nur umbringen. Aber er schien ja eh nicht im Büro zu sein. Und wo er wohnte, wusste ich sowieso nicht. Ich würde den Teufel tun und ihm auflauern.
 

Wenige Stunden später, am späten Mittag, erhielt ich unvermittelt eine SMS von Zero.

»Ich komme heute später.«

Mehr stand nicht drin. Ich wunderte mich etwas, nahm es aber an. Kurz war ich versucht, zu antworten. Aber was sollte ich schon schreiben? ‚Ist in Ordnung, hab viel Spaß. Aber lass dir nicht zu viel Zeit, ich vermisse dich.‘?

Nein, das ging ja wohl nicht. Also ließ ich es sein und ging schwimmen. Den restlichen Tag verbrachte ich am Strand. Es wäre mit Zero zusammen sicher noch schöner und vor allem lustiger gewesen. Er hätte mich wohl auch von dem halbseitigen Sonnenbrand bewahrt. Aber er war ja nicht da…

Wenn ich jetzt so darüber nachdachte, dann hatten wir bisher keinen Tag am Strand zusammen verbringen können. Ob es am Wochenende klappen würde? Das Wetter sollte gut bleiben. Bevor ich fuhr, wäre es schön, mit ihm einen ganzen Tag am Meer zu faulenzen…wahrscheinlich würde uns aber Akira einen Strich durch die Rechnung machen…der hatte doch recht eifersüchtig gewirkt und wenn die beiden jetzt wieder zusammen kamen, würde Akiras erste Amtshandlung sein, mich aus dem Strandhaus zu werfen…

Aber so einfach war das alles nicht. Ich durfte nicht vergessen, dass da dieses Gerücht mit der Hochzeit im Umlauf war… ich schlug mich selbst. Warum nur hatte ich die Empfangsdame genauer ausgefragt, ob das alles wirklich stimmte? Warum hatte ich nicht mehr Details aus ihr rausgequetscht? Nein, ich war lieber davon gerannt, nachdem ich aufgrund der Information fast einen kleinen Herzanfall erlitten hatte. Was würde Zero nur denken, wie würde er sich fühlen, wenn das rauskam?

Kopfschüttelnd schlug ich den Weg zum Strandhaus ein. Ob Zero schon wieder zurück war? Es waren bereits über 2 Stunden seit Dienstschluss vergangen. Wo war er nur? Ob ich hätte fragen sollen? Jetzt interessierte es mich mehr und mehr, je später es wurde.
 

Über eine Stunde später, als schon die Sonne langsam unterzugehen begann, war Zero immer noch nicht da. Langsam machte ich mir so meine Gedanken. Ich schrieb ihm eine SMS, was er so machte und ob er wusste, wann er nach Hause kam, ob alles in Ordnung war – sechs Mal musste ich die Nachricht umschreiben, weil sie mir zu aufdringlich und unhöflich vorkam. Ich wollte nicht quengeln…

Aber eine Antwort bekam ich auch nach einer weiteren halben Stunde nicht. Ich war mir fast sicher, dass irgendwas passiert war. Ich konnte nicht länger hier rumhocken!
 

35 Minuten später stand ich in der Eingangshalle des Architektenbüros und fragte die Empfangsdame, welche jetzt eine andere war, ob Zero noch da war. Doch sie verneinte, Zero war bereits vor 16 Uhr, seiner eigentlichen Schlusszeit, gegangen. Sie konnte mir nicht sagen, wohin er gegangen war.

Ich ließ die Schultern hängen und stand draußen auf den Treppen rum. Wo konnte er noch sein? Ich kannte ja nicht viele Orte. Einzig der Leuchtturm fiel mir noch ein. Ich würde es wohl einfach versuchen. Unterwegs versuchte ich Zero anzurufen, aber das Handy war sogar ausgeschaltet….augenblicklich kam ich mir ungeliebt vor. Was wenn Zero bei Akira war und nicht gestört werden wolllte…? Ich schluckte. Der Gedanke gefiel mir nicht sonderlich. Auf der anderen Seite war ich mir fast sicher, dass er mir das dann schon gesagt hätte.

Im Halbdunkeln lief ich zum Leuchtturm. Da war aber keine Menschenseele zu entdecken. Oben auf dem Turm konnte auch keiner sein, da die Tür unten abgeschlossen war.

Etwas verzweifelt ging ich wieder zurück. Warum hörte ich nichts von Zero…? Zwar hatte er geschrieben, später zu kommen, aber irgendwie war mir das jetzt schon wieder zu spät…
 

Völlig kaputt von der Rennerei und meinen Sorgen kam ich abends zurück ins Strandhaus. Es war still und dunkel, aber irgendwas störte mich. Als ich meine Turnschuhe auszog und in den Flur tapste, fiel es mir auf: die Tür war nicht abgeschlossen gewesen. Ob ich das vergessen hatte? Ratlos ging ich ins Wohnzimmer und suchte den Lichtschalter, als ich die offene Verandatür bemerkte. Und ein leises Schniefen drang an mein Ohr.

Augenblicklich machte mein Herz einen heftigen Hüpfer. Ich schluckte und ging langsam zur Schiebetür. Vom Licht des Mondes erhellt, erkannte ich Zeros Silhouette. Er saß zusammengekauert auf den Stufen der Veranda. Sofort war mir klar, dass er es wusste. Er hatte herausgefunden, dass Akira heiraten würde. Es stimmte also…

Ein leises Schluchzen riss mich aus meinen Gedanken.

„Z-zero…?“ Vorsichtig ging ich hinaus und setzte mich neben ihn.

Ich konnte sehen, wie er leicht zusammen zuckte und zu mir aufsah. „..Karyu…“ Er hob die Hand und wischte sich die Tränen von den Wangen, dann lächelte er mich schwach an. Überhaupt kein ehrliches Lächeln.

Vorerst fragte ich nicht nach, was passiert war. Ich rutschte näher an ihn, beugte mich etwas zu ihm und legte vorsichtig die Arme um ihn, drückte ihn sachte an mich. Ich wollte versuchen, ihn irgendwie zu trösten. Er sah so verdammt traurig aus…
 

Zero sagte auch nichts weiter. Er versteckte sein Gesicht an meiner Brust, während seine Finger sich in mein T-Shirt krallten. Jetzt spürte ich, wie sein Körper leicht zitterte. Ein weiteres Schniefen erklang. Und ich merkte, wie mein Shirt feucht wurde. „Er hat mich zum Narren gehalten“, wisperte Zero mit tränenerstickter Stimme. „Ich weiß nicht, was er eigentlich denkt. Ich bin davon ausgegangen, dass er mich nach all den Jahren gut kennt. Und dann so was“, schluchzte er, doch ich spürte, wie er versuchte, sich zusammenzureißen. „Akira heiratet in vier Wochen…heiratet!“ Am Ton war zu merken, dass er es noch nicht ganz glauben konnte. Und wollte? Er löste sich etwas von mir und strich mit den Fingern über seine Augen. „Ich komm mir so verarscht vor. Gestern kommt er auf einmal an und erzählt mir was von ‚Ich liebe dich immer noch‘ und ‚Ich will ich dich zurückhaben, ich hab einen Fehler gemacht‘, kriegt mich damit fast weich und dann erfahr ich heute, dass er heiraten wird.“ Er schluchzte und wandte sich von mir ab, schob meine Arme von sich und versteckte das Gesicht in den Händen. „Ich hab ihn gefragt, ob das stimmt. Er sagte einfach nur ja, aber es würde an seinem Wunsch nichts ändern, wieder mit mir zusammen zu sein. Und als ich wissen wollte, wie er das ernst meinen kann, meinte er, dass er zwar heiratet, aber mich doch trotzdem treffen könnte. Heimlich natürlich.“ Zero schnaubte. „Wie alt sind wir denn? Ich versteh wirklich nicht, was er sich dabei gedacht hat. Ich spiel doch nicht die heimliche Affäre, da bin ich mir wirklich zu schade für…“

Bekümmert sah ich ihn an, während Zero leise vor sich hin weinte. So war das also…Zero durfte als spannender Ersatz, als Abwechslung dienen… „Das hast du wirklich nicht verdient“, sagte ich leise und rutschte etwas näher an ihn, zog ihn dann wieder in meine Arme. Es mochten mir keine tröstenden Worte einfallen. Würde Zero jetzt überhaupt irgendetwas trösten können? Ich schwieg lieber und drückte ihn an mich. Und er ließ es zu, kuschelte sich weinend an mich. In der ganzen Woche hatte ich ihn noch nicht so verletzt, traurig und enttäuscht erlebt. Wie ich es befürchtet hatte, machte ihn die Sache fertig. Verständlicherweise. Wie konnte Akira ihm so etwas nur antun?
 

Lange saßen wir so da. Sein Schluchzen stach mir ins Herz. Viel lieber wollte ich ihn glücklich sehen. Ich war ratlos, wie ich ihm helfen konnte. Ich saß nur bei ihm und hielt ihn in meinen Armen – reichte das?

Irgendwann beruhigte Zero sich etwas und löste sich ein wenig von mir. „Ich würde mich ja bei dir entschuldigen, dass ich…dich hier so vollheule, aber…“, er sah zögernd zu mir hoch, „ich bin so froh, dass du hier bist…“

Ich lächelte milde, während ich ihm die Tränen von den Wangen strich. „Ist schon in Ordnung. Ich will ja auch für dich da sein. Also brauchst du auch nicht an Entschuldigungen zu denken.“

Nun legte sich auch auf seine Lippen ein leichtes Lächeln und er sah mir lange in die Augen, weswegen ich schon den Kopf schief legte, aber da kuschelte er sich schon an mich, seufzte kaum hörbar. Irritiert strich ich ihm über den Rücken, nahm es einfach hin.

„Magst du mit mir zusammen was essen?“, fragte er leise. „Ich geh danach auch schon schlafen…für heute bin ich echt fertig…“

Ich nickte. „Ja. Geht mir ähnlich“, antwortete ich und ließ ihn los, damit er aufstehen konnte.
 

Das Abendessen war schweigsam verlaufen. Als ich ihn gefragt hatte, wo er die ganze Zeit über gewesen war, hatte er nur ‚Hier und da…‘ geantwortet. Damit war die Sache für uns beide wohl erledigt gewesen.

Während er dann später duschen war, zog ich mich noch um und setzte mich aufs Bett. Ich war fertig, hatte bereits Zähne geputzt und mich gewaschen. Grübelnd saß ich nun da und wartete darauf, Zero eine gute Nacht wünschen zu können.

Sobald ich die Tür hörte, sprang ich auf und ging in den Flur. Der Dunkelhaarige trottete an mir vorbei zu seinem Zimmer, drehte sich dort noch einmal zu mir um. „Dann schlaf schön…“

Zögernd sah ich ihn an. „Gehst du morgen zur Arbeit?“

Unvermittelt lächelte er. „Nein. Aber wäre morgen nicht Samstag, sondern ein Mittwoch oder Donnerstag, dann würde ich sicher hingehen“, antwortete er, weswegen ich mir gegen die Stirn schlug, als mir die Bedeutung klar wurde. Morgen war Samstag, und am Wochenende arbeitete er nicht. Selten zumindest.

„Stimmt ja, entschuldige…“

„Ach Karyu…ich könnte doch nicht fehlen nur weil Akira heiratet. Davon sollte ich mich wohl..nicht so unterkriegen lassen“, murmelte er und ging langsam in sein Zimmer. Ich folgte ihm und kniete mich vor das Bett, auf dem er nun saß.

„Was…wirst du nun machen…?“, fragte ich leise und sah von unten her zu ihm auf.

Er zuckte mit den Schultern. „Was soll ich schon machen? Ich hab Akira gesagt, dass ich von seinem Plan nichts halte. Dass ich enttäuscht bin, wie er von mir denken kann, dass ich bei sowas mitmache…“ Er schüttelte den Kopf. „Für mich ist das Thema abgehakt. Mir tut seine Verlobte fast schon leid. Ich selbst hätte Akira so etwas nicht zugetraut.“ Seufzend strich Zero sich durch die Haare. „Von nun an wird alles wie in den letzten Wochen und Monaten auch sein. Ab und an werd ich ihn sehen und gut ist. Ich sollte endlich über die Trennung hinweg kommen…“, wisperte er mit traurigen Augen. Es würde für ihn nicht leicht werden, das war mir klar.

Kurzerhand rutschte ich ein Stück näher zu ihm und bettete den Kopf auf seine Beine, legte die Arme auf seine Oberschenkel und machte es mir so ein bisschen gemütlich, so gemütlich es eben sein konnte, wenn man zeitgleich vor einem Bett auf dem Boden kniete. Sogleich spürte ich seine warmen Hände an meinem Nacken und in meinem Haar.

Was Akira getan hatte, war wie ein zweiter Schlag ins Gesicht gewesen. Und die Enttäuschung, die sein ‚Vorschlag‘ mit sich gebracht hatte, war deutlich in Zeros Augen zu sehen. Wenn man jemanden so sehr liebte wie Zero es tat, wie veränderte es einen, wenn man so behandelt und enttäuscht wurde?
 

„…Karyu..?“, sagte er schließlich leise, mit warmer Stimme.

Ich gab als Antwort nur einen leisen Laut von mir, hatte die Augen leicht geschlossen.

„Ich danke dir, dass du für mich da bist. Ohne dich…wäre mein Herz nun sicherlich vollends zerbrochen…“

„Mh… Und wenn, ich hätte es wieder zusammengeflickt…“, erwiderte ich sanft, bereits im Halbschlaf.
 

Spürte nicht mehr, wie Zeros Finger zärtlich über meine Stirn strichen.

Spürte nicht mehr, wie sich seine weichen Lippen für einen langen Moment auf meine Wange legten.
 

+++
 

Am nächsten Morgen weckte mich irgendein dummer Klingelton. „Hnn…“, grummelte ich vor mich her und streckte die Hand zur Seite aus, wollte mein Handy vom Nachttisch schieben, damit es kaputt ging und aufhörte. Aber irgendwie bekam ich nichts zu fassen. Blinzelnd öffnete ich die Augen, welche sogleich ziemlich groß wurden. Ich war in Zeros Zimmer! Verschlafen richtete ich mich auf und warf einen Blick neben mich. Wie vermutet, da lag Zero! Auch er schien vom Klingelton aufzuwachen. Aus kleinen, müden Augen musterte er mich. „Was war das…?“, nuschelte er hervor, doch ich schüttelte nur den Kopf.

„Schlaf weiter, ist der SMS-Ton meines Handys gewesen“, erklärte ich und quälte mich aus dem Bett. Es war gerade einmal 6 Uhr früh.

„Du kommst aber weiter schlafen dann…?“, fragte er noch, woraufhin ich lächelnd nickte und kurz ins Gästezimmer ging, wo ich mir das Handy nahm und gleich zurück zu Zero ins Bett hopste. Neugierig öffnete ich die SMS. Sie war nicht von Tsukasa, der mir in den letzten Tagen ab und an mal geschrieben hatte, ob es mir gut gehe und ob ich mich mit Zero verstehen würde.

Nein, sie war von einem guten Freund von mir.

Ich las mir die Nachricht durch. Fast hätte ich das Handy aus der Hand fallen lassen. Meine Augen wurden groß, ungläubig starrte ich auf diese SMS, las sie mir immer wieder durch.

Neben mir richtete Zero sich auf. Wie aus der Ferne drang seine Stimme an mein Ohr. „Karyu? Was ist los? Stimmt was nicht?“

Ich sah langsam vom Display auf und sah ihn abwesend an.
 

„Meine Ex-Freundin…Aya, sie…liegt im Sterben…“
 

---

tbc~
 

Oi oi oi...da ging's ab óo Und es wird nicht mehr besser » Da ich meine Vorliebe fürs Rumlabern und Spoilern wieder entdeckt habe, texte ich hier mal wieder rum xD Aber keine Angst, ich spoiler nichts wichtiges^^ Nur mal so als Vorschau: im nächsten Kapitel machen die beiden einen klärenden Ausflug, was Karyu im Endeffekt nicht so gefallen dürfte, gemessen am Ergebnis :/ *ihn patt*

Ansonsten: Bald sind meine Uni-Prüfungen, weswegen ich ordentlich für Japanisch lernen muss. Wann die nächsten beiden Kapitel fertig geschrieben bzw hochgeladen werden, weiß ich also leider nicht, kann wieder länger dauern Q_Q

Aber bitte bleibt dabei, es bleibt spannend hier :D
 

Ganz ganz lieben Dank an dieser Stelle noch an folgende Lese-Hasen:
 

@ -Zero-chan-: Na, wir hatten unser Gespräch ja größtenteils schon xD Wie du merkst, ich konnte mich trotz deiner Abweisung nicht zurück halten und lade weiter hoch. Aber nur, um die Spannung zu erhöhen, dir dann noch mal zu drohen und zu hoffen, dass du es endlich ausspuckst XD Obwohl ich dich ja schon fast habe und hinter deine Vermutung gekommen bin, wie es mir scheint? ^^ Zum Glück hab ich ein Gehirn xD *lol* Ich glaub ich kann bald eine Akira-Fanliste aufmachen *hust* Ich hoffe, diesmal kamen dir Karyu und Zero nicht ganz so zu kurz ^^' Im nächsten Kapitel wirds auch wieder ein wenig mehr, finde ich ^^ Ach und...Akira macht nicht nur bei Karyu was kaputt, wie du nun vielleicht gemerkt hast :/
 

@ Lucel: Bitte bitte, du hast nun die Möglichkeit, Akira an die Gurgel zu springen *ihn zu dir hinschieb* xD' Mit dem hat sich das jetzt bald auch fast erledigt^^ Kommt nicht mehr oft vor, schließlich haben wir Zero genug fertig gemacht mit ihm ^^'
 

@ Kyra_Nakamura: Wenn ich sage, lass dir Zeit, dann..mein ich das auch so, aber ganz unabhängig davon, ob ich was Neues hochlade oder nicht xDD' Außerdem sollst du dich ja nicht gezwungen fühlen ^^ Deswegen wiegel ich immer ab. Ich denk mir, wenn das Kapitel es wert ist, wird schon irgendwann ein Kommi kommen :D Ich hab Vertrauen in dich ♥ hahaha, aber ja, auch ich kann manchmal gemein sein ;) Hab ja an dir auch ein Vorbild xD *poke* XD Nicht nur Karyu, auch Zero ist manchmal trottelig *wieder aufs Handy deut* hahaha, Zero geh zu Karyu xD der war gut. Aber mal sehen, wie das noch wird.
 

@ Duski1: Vielen Dank für das Lob :D Den einen Ex haben wir jetzt quasi abgearbeitet. Nun kommt Karyus Ex-Freundin ran. Bleibt also spannend :D
 

@ W-B-A_Ero_Reno: Dankeee ^///^ Freut mich, wieder von dir zu hören :) Ich hatte ja im Grunde in deinem GB schon geantwortet, weil ich mich so gefreut habe, dass du bei dieser FF wieder dabei bist ♥ Ich hoffe, es gefällt dir weiterhin!

Tag 9: Samstag

„Ich muss zu ihr!“

„Eh?!“

Ich war aufgesprungen und lief in mein Zimmer um mich umzuziehen. Es war egal, dass es erst 6 Uhr morgens war, egal, dass ich nicht wusste, in welchem Krankenhaus sie lag, egal egal egal. Ich wollte einfach nur zu ihr! Wer wusste schon, wie lange sie noch hatte? Keiner! Ich musste sie sehen, jetzt sofort!

„Karyu!“

Angezogen drehte ich mich zur Tür um, durch die Zero grade zu mir kam. „Jetzt warte einen Moment. Atme mal tief durch!“, verlangte er von mir, legte die Hände auf meine Schultern und sah zu mir hoch. „Keine Hektik. Erklär mir erstmal, was los ist.“

„Dafür hab ich keine Zeit, Zero“, erwiderte ich, während ich mich von ihm los machte und meinen Laptop nahm, mich dann damit aufs Bett setzte. „Aya ist im Krankenhaus und ich weiß nicht, wie viel Zeit ihr noch zum Leben bleibt. Ich muss sie sehen…“ Ich fummelte mein Handy hervor und wählte die Nummer des Freundes, der mir die SMS geschrieben hatte. Er musste wissen, in welchem Krankenhaus sie lag. Ich musste zweimal anrufen, ließ mich nicht abwimmeln, und schließlich ging er ran. Ich fragte auch wirklich nur, wo Aya war und er störte sich nicht daran, dass ich so kurz angebunden war. Er wusste schon, wie es nun in mir aussah.

Nach dem Gespräch schaltete ich den Laptop an. Zeit nach einem passenden Zug zu suchen.

„Karyu? Was machst du?“, fragte Zero mich und setzte sich neben mich.

„Ich werd zu ihr fahren. Sie liegt im City-Krankenhaus von Takasaki. Das liegt nicht mal allzu weit weg von hier“, meinte ich. „Ich such mir einen Zug…ist es in Ordnung für dich, wenn ich morgen wieder komme?“, wollte ich wissen und sah kurz zu ihm. Zero bekam große Augen. „Was…? Überstürz doch nichts!“ , riet er mir aus sorgenvollen Augen, doch ich legte den Kopf schief.

„Ist doch nichts dabei. Ich weiß nicht, was sie denken wird, aber…wenn ich die Gelegenheit jetzt verpasse, werde ich mich auf ewig verfluchen.“ Ich machte eine kurze Pause. „Ich dachte immer, ich hätte mit ihr noch mehr Zeit und würde sie vielleicht doch noch öfter sehen…aber nun hab ich die Zeit einfach nicht mehr. Wenn ich jetzt nicht zu ihr gehe, werde ich sie nie wieder sehen“, versuchte ich zu erklären und rief die Seite der Bahn auf.

Unvermittelt legte sich Zeros Hand auf meinen Oberschenkel, weswegen ich zu ihm sah. „Lass mich nicht allein.“

Nun war ich es, der große Augen bekam. Zögernd schaute Zero zu mir auf. „Ich will mit dir fahren. Wir wollen doch füreinander da sein, oder? Also lass mich dir jetzt beistehen, so wie du für mich da bist…“, sagte er leise und sah mich bittend an.

Ich knabberte unschlüssig auf meiner Unterlippe herum. Zero meinte das ernst…und ich war ihm dankbar.

Ich rang mir ein leichtes Lächeln ab und nickte. „Gut. Wenn du wirklich willst.“

Er nickte nur und schaute mit mir zusammen nach einem passenden Zug. Auch wenn es mir etwas zu spät war, so entschieden wir uns für den Zug um 12 Uhr. Der war nicht ganz so teuer wie jene, die früher fahren würden. Wir mussten nicht umsteigen, aber brauchten 3 Stunden bis nach Takasaki. Es lag genau zwischen Joetsu und Tokyo. Kurz überlegte ich sogar, ob ich nicht einfach mein Gepäck mitnehmen und danach zurück nach Tokyo fahren sollte. Aber den Gedanken verscheuchte ich schnell wieder. Ich würde noch etwas bei Zero bleiben. Er wollte das ja auch. Jetzt, so kurz nach der Sache mit Akira konnte und wollte ich ihn sowieso nicht alleine lassen. Die Lage hatte sich wieder geändert.
 

Nervös wie ich war, lief ich die ganze Zeit durch das Haus, packte meine Tasche, und wusste dann bald nichts mehr mit mir anzufangen. Nachdem auch Zero fertig war, legte er mir beruhigend eine Hand auf die Schulter und lächelte milde. „Lass uns eine Kleinigkeit zum Frühstück essen, ja? Ich mach uns auch Kaffee. Und dann können wir auch schon langsam los zum Bahnhof“, sagte er leise und zog mich sanft mit sich in die Küche, wo ich ihm ein bisschen behilflich war.
 

Die Zeit plätscherte zäh vor sich hin. Wir saßen mittlerweile im Zug, aber der bis dahin war es für mich zeitlich ein weiter Weg gewesen. Seit ich wach war, waren kaum 6 Stunden vergangen und ich fühlte mich, als sei bereits ein ganzer Tag vergangen. Meine Unruhe hatte sich keinesfalls gelegt.

Irgendwann setzte Zero sich direkt neben mich, nachdem er eine ganze Weile gegenüber von mir gesessen hatte, und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. „Versuch dich noch ein bisschen auszuruhen. Die Fahrt dauert noch eine Weile. Ich pass schon auf, dass wir rechtzeitig aussteigen. Du siehst jetzt schon erschöpft aus…“

Ich sah ihn nur entschuldigend an und nickte langsam, bevor ich meinen Kopf vorsichtig an seine Schulter legte. „Danke…“

Er erwiderte nichts, doch seine Hand strich beruhigend über mein Bein, und das Ruckeln des Zuges trug dazu bei, dass ich langsam eindöste.
 

Etwas verloren standen wir einige Zeit später auf dem Bahnsteig der Kleinstadt. „Weißt du, wo das Krankenhaus ist…?“, fragte Zero mich leise, woraufhin ich wahrheitsgemäß den Kopf schüttelte.

„Nein, aber ich hab den Namen. Lass uns ein Taxi nehmen, die Leute werden’s ja wissen“, erwiderte ich und ging voran.

Eine halbe Stunde später standen wir vor dem eher kleinen Krankenhaus. Von Tokyo war ich etwas Anderes gewohnt. Aya lag nun hier, da sie einige Wochen zuvor in die Nähe von Takasaki gezogen war.

Ich schluckte und betrat schließlich von Zero gefolgt das Gebäude. Am Empfang wurde ich natürlich gefragt, ob ich zur Familie gehörte, was ich einfach dreist bejahte mit der Antwort, ich sei ihr Freund. Es war zwar nicht mehr die aktuelle Wahrheit, aber das war mir egal, ich musste zu ihr.

Schon wurde mir das Zimmer und die Etage genannt, woraufhin ich mir Zero schnappte und unauffällig jenes Zimmer aufsuchte.

Doch mitten auf dem Gang blieb Zero stehen und brachte auch mich zum Anhalten. Verwirrt drehte ich mich zu ihm um.

„Zero, was…?“

Zögernd hob er den Blick und lächelte milde. „Ich werde hier auf dich warten, ja…? Ich sollte besser nicht mit reingehen.“

Langsam nickte ich und ließ seine Hand los. „Okay. Bis gleich…“ Im Grunde hatte er Recht: er kannte sie gar nicht und es war wohl einfach taktvoller, nicht mit reinzugehen. Wahrscheinlich reichte es schon, dass ich kam.

„Viel Glück…“, sagte Zero noch leise, weswegen ich dankbar nickte und zur Tür ging, vor der ich noch mal kurz anhielt. Wieder musste ich schlucken, aber lange hielt meine Angst mich nicht zurück. Ich war so froh, dass sie noch lebte!
 

Noch lange nachdem ich durch die Tür hindurch getreten war und sie angelehnt hatte, blieb ich in ihrer Nähe stehen ohne aufzusehen. Ich hatte Ayas Blick sofort auf mir gespürt, noch während ich zu Boden sah. Ich traute mich nicht, den Blick zu heben. Wie lange hatte ich sie nicht mehr gesehen…?

„…Karyu?!“, wisperte sie nach einer Weile ungläubig, mit noch immer der gleichen Stimme, wie sie mir vertraut war. So geliebt… „Was…was machst du denn..hier?“ Zu meiner Überraschung klang ihre Stimme nicht schwach.

Langsam hob ich den Kopf, während sich ein schwaches Lächeln auf meine Lippen legte. „Ich…ich hab gehört, dass du im Krankenhaus liegst. Ich wollte dich sehen…“, gab ich wahrheitsgemäß zu und sah ihr nun endlich in die Augen.

In die schokoladenbraunen, warmen Augen, in denen immer, so auch heute, ein lebensfrohes Glitzern lag.

Ayas Stirn legte sich in Falten, während sie mich musterte. „Woher…weißt du das?“, fragte sie mich leise, weswegen ich schluckte und einen Schritt näher kam, mich nicht mehr traute.

„Take…er hat mir geschrieben…“, antwortete ich, woraufhin Aya nur leise summte, dann schwiegen wir.

„…setz dich doch“, bot sie schließlich leise an und deutete auf einen Stuhl neben sich. Stumm nickte ich und nahm Platz.

„Wie geht’s dir…?“, wollte ich zögerlich wissen und betrachtete ihre weichen Gesichtszüge.

Kurz erwiderte sie meinen Blick, wandte ihn dann jedoch ab und starrte vor sich hin, bevor sie sich langsam aufsetzte und sich ein leicht mildes Lächeln auf ihre Lippen legte. „Es geht mir gut“, antwortete sie schließlich zu meiner Überraschung, „es ist zwar nicht schön, sich einen Fuß zu brechen, aber es gibt Schlimmeres.“

Ich riss die Augen auf und sah sie sprachlos, mit klopfendem Herzen, an. „Du..hast dir…den Fuß gebrochen…!?“

Sie lachte leise und sah mich kurz an. „Ja…überrascht es dich? Ich war doch schon immer ein wenig trottelig…mit dir hatte ich ja auch ein gutes Vorbild“, meinte sie zwinkernd und senkte den Blick wieder.

Ich wusste nicht, was ich erwidern sollte. Ich war davon überzeugt gewesen, dass sie aufgrund ihrer Krankheit hier gelandet war..und sterben würde.

Und das schien sie zu ahnen. „Du dachtest, es wäre schon so weit, nicht wahr?“, fragte sie mich kaum hörbar, woraufhin ich sie bekümmert ansah und nickte.

„Ja…genau das dachte ich…ich bin so schnell hergekommen wie ich konnte.“

Ich bemerkte nicht, wie sie schluckte. Wir starrten schon längst wieder vor uns hin, in die Leere.

„Karyu…selbst wenn es bereits so weit wäre…hättest du nicht kommen sollen.“ Ungläubig hob ich den Kopf und öffnete schon den Mund, doch sie fuhr bereits fort. „Wir sind nicht mehr zusammen. Du bist nicht mehr mein Freund; ich habe unsere Beziehung beendet, vergiss das nicht.“ Meine Augen wurden immer größer. „Du hast…kein Recht mehr, zu mir zu kommen, Karyu. Ich wollte dich nicht mehr sehen, und daran..hat sich auch nichts geändert…“ Ihre Stimme war nicht leiser, aber brüchiger geworden, mit jedem Wort, das sie mir an den Kopf knallte.

Wie konnte sie so was nur plötzlich zu mir sagen? Es tat weh, diese Worte von ihr zu hören; so war sie noch nie gewesen… Dieses Mal wollte sie mich wirklich um jeden Preis auf Abstand halten. Ich senkte den Kopf, um meine wässrigen Augen zu verstecken, ebenso wie meine bebenden Lippen.
 

+++
 

Zero war nicht umhin gekommen, etwas näher an die Tür zu rücken und den leisen Worten zu lauschen, und schließlich hatte er sogar ein wenig zwischen den Türspalt hindurch geluschert. Besorgt zog er die Augenbrauen zusammen. Was er da sah und hörte, verwirrte ihn etwas und er machte sich Gedanken um Karyu. Er empfand das Verhalten von dessen Exfreundin schon als etwas übertrieben. Zumal es ihr überhaupt nicht leicht zu fallen schien zu sagen, was sie eben zu Karyu sagte. Warum also tat sie es dann, wenn es ihr doch eigentlich widerstrebte…? So zumindest kam es Zero vor.
 

„Es ist lieb, dass du her gekommen bist, aber es war umsonst. Ich bitte dich, wieder zu gehen. Du kannst hier nicht einfach so auftauchen. Wenn mein Bruder dich sieht, wird es nur wieder Ärger geben“, sagte Aya leise, doch zunehmend wurde ihre Stimme wieder fester. Schließlich hob sie auch den Kopf und sah Karyu aus abweisenden Augen an, so schien es Zero. „Ich hab dir schon bei unserer Trennung gesagt, dass ich keinen großen Bruder brauche, der auf mich aufpasst und mich beobachtet, immer um mein Leben bangt und nur darauf wartet, dass ich sterbe!“

Es war deutlich zu sehen, wie Karyu zusammen zuckte. Auch Zero wäre beinahe der Mund offen stehen geblieben.

Er hörte Aya seufzen. „Ich hab es dir schon mal gesagt: du bist nur bei mir geblieben, weil ich krank bin. Du bist der fürsorgliche Typ, bist es schon immer gewesen.“ Traurig lächelte sie vor sich hin. „Wir kennen uns seit der Grundschule, Karyu…was uns verbunden hat, war keine Liebe…es ist einfach nur eine langjährige, tiefe Freundschaft gewesen…“ Sie sah zu ihm auf. „Und das kann ich nicht gebrauchen, Karyu! Ich habe eine ernste Krankheit, ich werde bald sterben, entweder in den nächsten Monaten oder in wenigen Jahren! Ich kann niemanden um mich herum brauchen, der mich im Ernstfall im Stich lässt!“ Aya senkte den Blick. „Ich weiß, ich bin egoistisch, aber ich will mir nicht auch noch den Schmerz antun müssen, dass mich jemand alleine lässt, wenn ich ihn am dringendsten brauche. Deswegen habe ich dich gebeten zu gehen. Du weißt auch nicht, wie es ist, Menschen beim Sterben zuzusehen! Es ist kein Spaß. Du würdest das nicht schaffen.“

Zero lief es eiskalt den Rücken runter. Dieses schwarzhaarige Mädchen mit den weichen Gesichtszügen sah nun wirklich nicht so hart aus, wie sie hier war. Sie sah lieb und nett aus, dennoch kamen solche Worte über ihre Lippen, die Karyu sichtlich verletzten.

„Wie kannst du sowas nur zu mir sagen?“, wollte er schließlich mit zitternder Stimme wissen. „Wie kannst du mir vorwerfen, dich nicht geliebt zu haben!? Ich werde ja wohl noch Liebe von Freundschaft unterscheiden können!“

„Nein!“, erwiderte sie aufgebracht und sah ihn aus verdächtig glitzernden Augen an. „Nein, das konntest du bei mir nicht! Das hast du in dem Fall verwechselt! Ich brauche aber jemanden, der mich wirklich liebt.“ Sie sah beiseite. „Und wenn dir das immer noch nicht als Grund ausreicht, mich in Ruhe zu lassen, dann erinner ich dich daran, dass mir deine Offenbarung was deine sexuelle Orientierung angeht, nicht gefallen hat.“ Sie seufzte schwer. „Ich will dir nicht zu nahe treten, das hab ich dir schon mal gesagt…hätten wir keine Beziehung geführt, wäre es mir völlig egal, dass du bi bist und auch mal Männern hinterher schaust…aber für mich war es eine Last...als deine feste Freundin. Wenn ich normal und gesund wäre..dann hätte ich wahrscheinlich auch Schluss gemacht.“

Ein weiterer verbaler Hieb. Mit schmalen Lippen linste Zero durch den schmalen Türspalt ins Zimmer. Über die Tatsache, dass Karyu nun offenbar doch nicht so rein hetero war, wie er immer getan hatte, konnte er nicht mal nachdenken.

Er würde da jetzt reingehen! Das war ja nicht mehr mit anzusehen!
 

+++
 

Ich saß mit geballten Fäusten im Schoß auf dem Stuhl und versuchte ruhig zu bleiben. Am liebsten aber wäre ich aufgesprungen und hätte auf alle möglichen Art und Weisen Aya bewiesen, dass ich sie aufrichtig liebte. Es schon immer getan hatte und es noch lange tun würde.

Aber ich konnte nicht. Ihre Worte trafen mich tief, verletzten mich aufs Neue und stachen in mein Herz. Mich wunderte und bestürzte Ayas Härte. Warum war sie so…?

„Geh jetzt bitte.“ Ich hob mit großen Augen den Kopf, doch sie sah mich nicht an, starrte eher auf die Decke. Ich schluckte. Ich kannte den Ton. Sie duldete keine Diskussion.

Ich musste schwer schlucken und erhob mich nur langsam und widerstrebend. „Du irrst dich…“, wisperte ich, ohne den Kopf zu heben. „Ich habe dich immer geliebt…“

Aya erwiderte nichts. Ich sah nicht ihr leichtes Nicken. „Dann…wünsch ich dir gute Besserung und hoffe, dass du bald wieder laufen kannst…“, fügte ich noch leise hinzu.

Erst da sah sie wieder zu mir auf, mit fragendem Blick. „Hm…?“

„Dein Fuß…“, erwiderte ich und hätte beinahe gelächelt, wenn mir danach zumute gewesen wäre.

„Oh…ja…danke…“

Zögernd streckte ich die Hand aus und wollte sie auf ihre Schulter legen, als unvermittelt die Tür aufging und Zero eintrat, weswegen ich die Hand zurückzog. „Karyu, lass uns besser gehen…“, sagte er leise und warf einen Blick über die Schulter.

Leicht runzelte Aya die Stirn. Ich wollte ihr schon erklären, wer das war, als sie mich ansah und den Mund öffnete. „Mein Bruder wird sicher gleich kommen…es ist wirklich besser, wenn du jetzt gehst. Mach’s gut…“

Ich biss mir auf die Unterlippe und nickte langsam. „Leb wohl…“

Auch wenn ich mir vor den Kopf gestoßen fühlte und ihr noch so viel sagen wollte, so drehte ich mich um und verließ das Zimmer.

Zero folgte mir, doch ich hörte, bevor er die Tür schloss, wie er Aya noch eine gute Besserung wünschte.
 

„Was ist denn hier los?“

Erschrocken hob ich den Kopf. Ayas Bruder stand vor mir… Er hatte schon so gefährlich die Stirn gerunzelt, weswegen ich schluckte und den Kopf senkte.

„Wir gehen schon“, hörte ich Zero unvermittelt neben mir sagen, bevor er meinen Arm griff und mich sanft mit sich zog, an dem jungen Mann vorbei. Ich war erleichtert, dass er nichts weiter sagte, nicht begann, wieder rumzuschreien.

Nachdem wir das Krankenhaus verlassen hatten, blieb Zero mit mir stehen. „Ist alles in Ordnung…?“, fragte er leise, woraufhin ich nur nickte.

„Lass uns bitte einfach gehen…“

Er zögerte, schien zu überlegen, ob er meiner Bitte nachkommen sollte, doch schließlich nickte er und zog mich weiter mit sich.

Wir schlugen den Weg zurück zum Bahnhof ein, auch wenn unser Zug erst 2 Stunden später fahren würde.

Mit mir war sowieso erstmal nichts anzufangen. Ich hing durch, immer noch tief getroffen von Ayas Worten…
 

+++
 

Noch immer rätselte Zero ein wenig. Für ihn war es deutlich bemerkbar gewesen, dass Aya eigentlich gar nicht so hart hatte sein wollen. Sie hatte so ein bekümmertes Gesicht gemacht. Aber eine Antwort auf seine Fragen würde er nie bekommen.
 

Es gab etwas, was weder ihm noch Karyu aufgefallen war. Sie hatten gar nicht darauf geachtet.

Wo war Ayas verletzter, in Gips gelegter Fuß gewesen? Sie hatte ihre Beine unter der Bettdecke versteckt, hatte den Gips nicht stolz präsentiert, mit den Zeichnungen und Aufmunterungs-Sprüchen ihrer Freunde drauf, wie es doch normalerweise hätte sein sollen.

Weil es keinen Gips gab, keinen gebrochenen Fuß.

Aya hatte gelogen. Um Karyu vor schlimmerem Kummer und Leid zu bewahren.
 

+++
 

Zutiefst besorgt saß Zero im Dunkeln auf seiner Couch im Wohnzimmer und knabberte sich unschlüssig auf der Unterlippe rum. Kaum dass sie zu Hause angekommen waren, hatte Karyu sich sofort in sein Zimmer zurück gezogen, hatte die Tür geschlossen und ihm zuvor noch gesagt, dass er jetzt erst einmal Ruhe bräuchte.

Zero hatte sich nicht gewagt, gegen Karyus Willen in sein Zimmer zu gehen. Aber es wurmte ihn, dass er nicht bei ihm sein durfte, einfach nur für ihn da sein. Schließlich hatte Karyu am Tag zuvor erst noch das gleiche für ihn getan…

Zero seufzte schwer und stand auf, um sich in der Küche etwas zu trinken einzugießen. Am besten war es wohl, wenn er jetzt versuchen würde, etwas zu schlafen. Wahrscheinlicher war es allerdings, dass er in seinem Arbeitszimmer enden würde um noch ein paar Aufgaben vorzubereiten. Er musste sich ablenken, irgendwie. Karyu wollte ja seine Hilfe jetzt nicht…

Gedankenverloren durchquerte Zero das Haus und lief an Karyus Zimmer vorbei um ins Bad zu gelangen, als er leise Geräusche aus dem Raum des Anderen hörte. Kurz blieb der Dunkelhaarige stehen, zögerte, doch zog er es vor, ins Bad zu gehen. Karyu hatte ihm doch deutlich gemacht, dass er allein sein wollte…

Als Zero 10 Minuten später das Bad wieder verließ, hörte er Karyu immer noch weinen, weswegen er erneut stehen blieb, eine Weile lauschte. Aber es wurde nicht besser…

Leise seufzend ging er auf die Tür zu und legte eine Hand auf die Klinke.
 

+++
 

„Karyu…bitte, lass mich rein…“, hörte ich irgendwann unvermittelt Zeros leise Stimme, weswegen ich versuchte, den nächsten Schluchzer zu unterdrücken.

Ich drehte mich auf den Rücken, mehr in Richtung Tür und von der Wand weg, starrte durch die Dunkelheit. „Geht schon“, gab ich mit möglichst beherrschter Stimme zurück, „alles in Ordnung…“

Ich wandte mich wieder um und rollte mich ein, während ich das nächste Taschentuch aus der Packung zog und es mir unter die Augen drückte, um die Tränen aufzufangen.

Ich hörte nicht, wie die Tür aufging und Zero ans Bett kam.

Ich zuckte zusammen, als seine Hand sich auf meine Schulter legte. „Karyu, bitte…lass mich für dich da sein“, wisperte er und legte sich zu mir, schlang einen Arm um meine Taille und kuschelte sich von hinten an mich. „Wir wollten einander doch helfen. Das haben wir bisher immer mit Worten versucht, und jetzt, wo du hier bist, da…sollten wir uns auch mal in den Arm nehmen, wenn es uns schlecht geht. Bist du nicht deswegen hier? Damit ich das hier machen kann…?“ Sanft drückte er mich enger an sich und strich mit der Hand tröstend über meine Brust. „Ich will jetzt für dich da sein, Karyu, weil du genau jetzt nicht alleine sein solltest, auch wenn du glaubst, dass es anders besser wäre. Vielleicht willst du nicht, dass jemand deine Tränen sieht, nicht einmal ich, aber ich kann nicht in deinen Kopf gucken…“ Er machte eine kurze Pause, während ich noch immer weiter vor mich hin zitterte. „Ich glaube…es ist wirklich das beste, dass du genau jetzt nicht alleine bist. Mir hat es gestern unglaublich geholfen, dass du an meiner Seite warst. Ich bin dir sehr dankbar dafür…und ich will dir das zurück geben…ich bin gern für dich da…“ Seine Stimme wurde leiser und verstummte schließlich.

Ich schluckte und drehte mich schniefend zu ihm um. Seine Worte allein trösteten mich schon ein wenig… „D-danke…“

Leicht lächelnd nickte er und hob seine Hand zu meinem Kopf, streichelte sanft durch meine Haare.

Doch dann zögerte er etwas und senkte den Blick. „Mh…ich will mich nicht einmischen, aber ich finde, du solltest wissen, dass ich nicht den Eindruck hatte, dass Aya dich damit ernsthaft verletzen wollte…zumindest hat sie es nicht wirklich böse gemeint…ich kann es nicht genau erklären…“, murmelte er, doch ich lächelte nur schwach.

„Sie hat es nur aus einem Grund getan…um mich loszuwerden…und den Abstand beizubehalten…“ Wieder stiegen mir Tränen in die Augen, aber diesmal hielt ich sie zurück. Normalerweise hätte ich mich jetzt völlig allein gefühlt, hätte das Gefühl gehabt, dass mich eh keiner verstehen würde, doch nun…nun war da Zero, direkt neben mir, der tröstend einen Arm um mich gelegt hatte, dem ich anhörte, dass er sogar mit mir mitlitt…

„I-ist schon okay…“, murmelte ich leise und pattete seine Seite, versuchte tapfer zu lächeln. „Es geht schon…irgendwie…“

Zero lächelte nur milde, ließ mich nicht los, hielt mich weiterhin im Arm. „Soll ich über Nacht hier bleiben…?“, fragte er beinahe zaghaft nach einer Weile, weswegen ich leicht schmunzeln musste.

„Nur wenn du magst…“, erwiderte ich leise, woraufhin er seine Stirn an meine lehnte.

„Natürlich…“
 

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tbc~
 

Hui~ wir nähern uns dem Ende T_T Höchstens noch 2 Kapitel, dann ist Schluss...kann aber auch sein, dass ich das nächste etwas länger mache, dann gibts sogar nur noch ein Kapitel.

Da wir es also bald 'geschafft' haben, bitte bleibt bis zum bitteren Ende dabei ;)

Sonntag - Dienstag

Ich blinzelte an die Decke und seufzte. Draußen schien die Sonne und es war warm wie eh und eh. Eigentlich ein wunderschöner Tag, aber noch konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich mich davon trösten und besänftigen lassen sollte, oder doch lieber Trübsal blasen sollte.

Wieder seufzte ich und drehte den Kopf zur Seite. Zero lag neben mir auf dem Bauch, schlief noch, und seine Fingerspitzen berührten sanft meine Handfläche. Wenn ich auf dem Rücken schlief, streckte ich meistens alle Viere von mir, die Hände neben meinem Kopf platziert.

Leicht musste ich lächeln, aber dann tauchte Ayas Bild wieder vor meinem inneren Auge auf und ich starrte erneut zur Decke. Was sollte ich nun machen…? Es hatte sich kaum was geändert, und zum Guten schon mal gar nicht. Wahrscheinlich also würde alles wie gewohnt weitergehen. Ich würde noch ein bisschen hier bleiben, spätestens in einer Woche würde es zurück nach Tokyo gehen, denn bald würde die Entscheidung bezüglich meiner Arbeit verkündet werden. Daran mochte ich eigentlich gar nicht denken, denn ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte, wenn ich den Job verlor. Er war mir wirklich wichtig…etwas Anderes konnte ich auch gar nicht machen…

Ich schluckte und hielt das dritte Seufzen des Tages gerade noch so zurück. Ein niedergeschlagenes Gesicht schien ich allerdings trotzdem zu machen. Unvermittelt strichen Zeros Finger weiter, bis seine Hand die meine umschließen konnte, weswegen ich ihm mein Gesicht zu wandte. Besorgt blinzelte er mich an.

„Hey…“, wisperte er, „wie geht’s dir…?“

Ich lächelte schwach und drehte mich zu ihm auf die Seite, um ihn besser anschauen zu können. „Alles wie immer…?“, schlug ich vor, woraufhin er leicht die Augenbrauen hob, aber nichts dazu sagte.

„Mmh…“ Er ließ meine Hand los und setzte sich leise gähnend auf, warf dann einen Blick aus dem Fenster. „Schon wieder ein perfekter Sommertag…“, sagte er mit einem milden Lächeln auf den Lippen, bevor er mich wieder ansah. „Was hältst du heute von Faulenzen am Strand?“

Nun legte sich auch auf meine Gesichtszüge ein Lächeln, während ich begeistert nickte. „Ja, das ist eine tolle Idee. Das haben wir noch nicht gemacht, und es ist sicher das, was wir jetzt beide gebrauchen können. Ruhe, Sonne, Strand, das Meer…“

„Bisschen Erdbeeren und uns…“

Meine Augen wurden groß. „Eeh…?“ Es dauerte für mich einen Moment, dann schüttelte ich schmunzelnd den Kopf. „Du und deine Erdbeeren…“

Zero lächelte nur schwach, was mir aber in diesem Augenblick entging, sonst hätte ich wohl gestutzt.
 

Nach einer Dusche und einem kleinen Frühstück gingen wir noch etwas frisches Obst holen, denn Zero hatte das mit den Erdbeeren ernst gemeint. Um etwas Abwechslung mit in die Sache zu bringen, setzte ich mich zusätzlich noch für Bananen und Himbeeren ein.
 

Fast glücklich und zufrieden lagen wir wenig später auf zwei Sonnenliegen am Strand, dazwischen ein großer, roter Sonnenschirm sowie eine kleine Kühlbox mit Obst, Schlagsahne und einigen Wasserflaschen drin. Sogar für Sonnenmilch war gesorgt.

Während ich mich genüsslich streckte und es mir auf der Liege bequem machte, griff Zero zur Sonnenmilch und begann, seine Arme und seinen Oberkörper einzucremen, weswegen ich mich wenig später zu ihm lehnte. „Soll ich den Rücken übernehmen?“, fragte ich lächelnd, woraufhin er mich dankbar ansah.

„Das wäre lieb…“

Ich nickte nur und nahm ihm die Flasche ab, während er sich etwas drehte und mir den Rücken zuwandte, bevor ich ihn begann einzucremen. „Mh…du bist ganz schön verspannt, oder…?“, fragte ich, als ich mit den Händen über seine Schultern strich, woraufhin er mir leicht den Kopf zuwandte, so dass ich sein Profil sehen konnte.

Zero lächelte milde. „Na ja, kein Wunder, nach all dem, was wir in den letzten Tagen durch haben…“

Ich nickte bekümmert, während ich begann, seine Muskeln etwas zu massieren. „Da hast du wohl Recht…irgendwie ist die Ruhe abhanden gekommen…“

Leise seufzend nickte Zero. „Genau deswegen wollte ich, dass wir diesen Sonntag nutzen, um mal wieder ordentlich zu entspannen“, meinte er und rollte leicht seine Schultern, zischte dann leise, als ich mit den Fingern eine Stelle massierte, die wohl etwas mehr schmerzte.

„Tut mir leid…“, murmelte ich leise, weswegen Zero leise auflachte.

„Nein, schon gut. Bitte noch mal da“, sagte er mit einem leichten Schmunzeln in der Stimme, weswegen ich lächelte und weiter versuchte, den Knoten zu lösen. „Und danke…“

„Mach ich gerne“, erwiderte ich und gab mein Bestes, ihm ein wenig zu helfen.

Nach einigen weiteren Schmerzenslauten schien sich sein Zustand dann auch glücklicherweise etwas gebessert zu haben. Auch ich versorgte mich mit ein wenig wasserfester Sonnenmilch, dann ging es auch schon ins Meer.
 

Einige Zeit später, als wir es uns wieder auf den Sonnenliegen bequem machten und wir das Obst aus der Kühlbox gekramt hatten, sah Zero kurz zu mir, während er eine seiner heiß geliebten Erdbeeren gerade mit Sahne besprühte.

„Mh…ist das eigentlich wahr, was Aya gestern sagte…“, fing er zögernd an und machte eine Pause, weswegen ich ihn fragend anschaute und schief lächelte.

„Woher weißt du denn eigentlich, worüber wir gesprochen haben?“, wollte ich wissen. „Hast du etwa gelauscht?“

Ich konnte sofort sehen, wie Zero rot anlief, dann den Kopf schüttelte. „Nein, gar nicht…ihr habt nur so laut geredet…“

Ich nahm ihm die offensichtliche Lüge nicht übel, musste sogar grinsen. „Stimmt, stimmt. Aya und ich, wir haben uns quasi angeschrien.“

Zero wurde noch röter. „Ja…war eine lebhafte Diskussion…“

Ich nickte nur, mein Grinsen war noch breiter geworden. Ich schaute zu, wie Zero sich erstmal peinlich berührt die Sahne-Erdbeere in den Mund schob. „Also…was wolltest du wissen?“, hakte ich nochmals freundlich nach, während er sich die nächste Frucht nahm.

„Nun…stimmt es, dass du eigentlich bi bist?“, fragte er mich schließlich recht frei heraus, woraufhin ich leicht lachen musste.

„Ach das…alle sehen immer nur, dass ich lange mit Aya zusammen war und denken, dass ich, in ihren Augen, ‚normal‘ wäre. Wenn sie dann durch Zufall erfahren, dass ich bi bin, ist die Überraschung immer ganz groß“, meinte ich schmunzelnd und zuckte mit den Schultern. „Also ja, es stimmt.“, gab ich ihm schließlich noch die eindeutige Antwort. „Ich find’s gut so, da erhöht sich meine Chance, einen Partner zu finden“, fügte ich schmunzelnd hinzu.

Auch Zero lächelte leicht. „Da wundert es mich eigentlich, dass du noch Single bist. Bei dir stehen Frauen sowie Männer sicher Schlange…“

Ich lachte nur leise auf. „Das kann ich von dir auch sagen.“

Er wiegte leicht den Kopf hin und her, warf mir wieder einen Blick zu. „Bestimmt wartet der Nächste schon auf dich…“

Ich zuckte milde lächelnd mit den Schultern. „Weiß nicht. Möglich ist es…“

„Mit Sicherheit…“, sagte Zero leise, mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen, welches ich in dem Moment nicht sah, da ich mir eine Banane schnappte, wenig später davon abbiss.

„Aber…für eine neue Beziehung ist es wohl noch um einiges zu früh…“, fügte er nach einer Weile hinzu, woraufhin ich leicht nickte.

„Ja…das denke ich auch. So schnell werden wir unser Herz wohl keinem mehr schenken…“, murmelte ich und Zero summte nachdenklich, aber zustimmend.
 

Den restlichen Tag bis zum späten Nachmittag verbrachten wir am Strand, sonnten uns und gingen noch 2 Mal ins Meer, um ein bisschen herum zu tollen.

Der Tag war doch überraschend unbeschwert verlaufen. Es war aber wirklich das gewesen, was wir gebraucht hatten.

Fröhlich streckte Zero sich, nachdem er umgezogen zurück zu mir ins Wohnzimmer gekommen war. „So, jetzt hab ich aber Hunger auf was Richtiges~ mal schauen, ob wir was Leckeres zum kochen finden…“

Lächelnd folgte ich ihm in die Küche. „Ich mag heute kochen“, verkündete ich motiviert, woraufhin er sich schmunzelnd zu mir umdrehte.

„Sicher, dass du das kannst?“, hakte er nach, weswegen ich ihn in die Seite knuffte.

„Nicht frech werden“, sagte ich beleidigt und er lachte leise.

Glücklicherweise fanden wir auch noch verwertbare Lebensmittel und Zero ließ sich nicht davon abbringen, mir unbedingt helfen zu wollen. Überwachen traf es wahrscheinlich besser, aber das würde er nie zugeben wollen.
 

Doch unvermittelt klingelte sein Handy, weswegen er sich entschuldigte und begann, es im Wohnzimmer suchen zu gehen.

Fröhlich werkelte ich weiter in der Küche herum, schaute dann aber neugierig auf, als ich plötzlich Zeros Stimme hörte, die etwas aufgeregt klang.

„Wie bitte…?! Was erzählst du denn da…?“ Es entstand eine Pause, und ich warf einen Blick in das Wohnzimmer, wo Zero unruhig hin und her lief. „Huh…? Im Fernsehen? …ja, Moment…“

Ich sah zu, wie er sich die Fernbedienung griff und den Fernseher einschaltete. Er zappte ein bisschen rum, bis er, wie ich später erfuhr, den Regionalsender gefunden hatte.

Da war ein brennendes Familienhaus zu sehen, Feuerwehrkräfte und andere Menschen liefen eilig davor hin und her, unvermittelt krachte es sogar und ein Stück des Gebäudes fiel in sich zusammen, Schreie erklangen, dann hörte man die Stimme des Kommentators.

„Dies ereignete sich etwa vor einer Stunde in der Nähe des zentralen Einkaufszentrums. Noch immer sind die Rettungskräfte darum bemüht, das Feuer zu löschen sowie das letzte der 5 Familienmitglieder aus dem immer noch brennenden Haus zu bergen. Die Eltern sowie die beiden jüngsten Kinder befinden sich mittlerweile im Krankenhaus, die Mutter ist schwer verletzt…“ Den Rest, den er erzählte, bekam ich schon nicht mehr mit, da Zero plötzlich die Fernbedienung fallen ließ, welche laut klappernd auf dem Boden aufkam.

Erschrocken sah ich ihn an, wie er fassungslos auf den Bildschirm starrte, das Handy verkrampft in der Hand haltend. „Zero…?“, fragte ich leise, doch er reagierte nicht auf mich, sondern hob langsam das Handy wieder an sein Ohr.

„Was jetzt…?“, hörte ich ihn leise sagen, dann nickte er abwesend. „Gut…ich verstehe…ich bin gleich da…“

Meine Augen wurden groß und ich ging langsam auf ihn zu, während er auflegte. „Was ist passiert?“

Zero schluckte sichtbar und sah mich endlich an. „Ein Familienhaus, das…wir konstruiert haben..hat Feuer gefangen und ist teilweise in sich zusammen gefallen…“, antwortete er mit brüchiger Stimme, dann senkte er den Kopf wieder. „Ich war daran beteiligt…wir werden ein Gutachten in Auftrag geben müssen…Untersuchungen anstellen, wie das passieren konnte…im schlimmsten Fall werden wir Verantwortung übernehmen müssen…“ Er seufzte schwer. „Das wird ein Haufen Arbeit… Ich werde jetzt leider ins Büro gehen müssen…“, verkündete er schließlich und sah mich entschuldigend an, während meine Augen immer größer wurden. „Es tut mir leid…ich weiß auch nicht, wann ich zurück kommen werde…“

Ich war alles andere als begeistert, dennoch nickte ich und lächelte beruhigend. „Entschuldige dich nicht, ist schon okay. Du kannst ja nichts dafür. Ich wünsche euch viel Erfolg.“, sagte ich, woraufhin er leicht lächelte und in den Flur ging. „Es war bestimmt nicht euer Fehler…“, fügte ich zuversichtlich hinzu, während ich ihm folgte.

„Das hoffe ich auch sehr“, erwiderte er und zog sich an. „Du kochst aber trotzdem, oder? Du musst was essen“, meinte er. „Ich werd meinen Teil später essen, wenn ich wieder komme“, versprach und lächelte mich kurz an, bevor er kurz in sein Arbeitszimmer verschwand und wenig später mit seiner Tasche wieder kam.

Ich nickte nur und lächelte leicht. „Natürlich.“

Er ging zur Tür und winkte. „Bis später. Grusel dich nicht zu sehr ohne mich.“

„Ich werd mir Mühe geben. Mata ne!“, erwiderte ich mit einem leichten Lächeln und sah ihm winkend hinterher, wie er zum Auto ging und einstieg, wenig später davon fuhr.
 

Mit hängenden Schultern kehrte ich in die Küche zurück. Es war gerade mal 6 Uhr… Erstmal lenkte ich mich mit Kochen ab.

Ich hoffte, dass Zero bis Mitternacht zurück sein würde.

Tat er nicht.

Selbst um 2 Uhr nachts war er nicht wieder von der Arbeit zurück gekommen. Ich traute mich auch nicht, nachzufragen, denn er hatte sicherlich viel um die Ohren.

Seufzend ging ich alleine schlafen. Am Morgen würde Zero ja wohl wieder da sein, also setzte ich meine Hoffnung darein.
 

Kurz vor 10 stand ich erwartungsvoll auf und lief unruhig durch das Haus. Zum Glück hatte ich gut geschlafen, die Zeit war also schnell vergangen. Im Haus war es ruhig und ich zögerte, einfach in sein Zimmer zu gehen…andererseits wollte ich nur kurz hinein schauen und mich vergewissern, dass er noch schlief.

Also öffnete ich leise die Tür – und wurde enttäuscht. Er war über Nacht nicht wieder gekommen. Wie schon am Tag zuvor ließ ich die Schultern hängen. Mir fiel ein, dass heue Montag war und er um die Zeit eigentlich sowieso arbeiten musste…wahrscheinlich würde er gegen 4 das Büro verlassen, so wie es normalerweise bisher unter der Woche immer gewesen war.

Seufzend setzte ich mich im Wohnzimmer auf die Couch und schaltete abwesend den Fernseher ein. Ich landete sofort beim Regionalsender. Ich ließ ihn einfach mal laufen, vielleicht würde etwas über das Familienhaus kommen. Mein Handy legte ich neben mich; noch immer hatte Zero sich nicht gemeldet.

Ich begann mich ohne ihn zu langweilen. Und mit jeder Stunde, die verging und ich nichts von ihm hörte, wurde es schlimmer.
 

Als Zero um 6 Uhr immer noch nicht wieder zurück war, war ich fertig mit den Nerven. Seit 24 Stunden war ich allein, ohne ihn. Ich wusste nichts mehr mit mir anzufangen und wäre am liebsten zu ihm ins Büro gerannt, selbst auf die Gefahr hin, Akira zu begegnen.

Ich war verzweifelt. Ich wollte Zero jetzt bei mir haben. Ich fing schon an, die Uhr ticken zu hören. Etwas, was mich verrückt machte. Also setzte ich mich raus auf die Veranda und lauschte dem Meeresrauschen; irgendwann schlief ich sogar an.

Abends wurde ich gegen 9 von meinem Handy geweckt, welches klingelte. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und schaute nach – es war eine SMS von Zero gewesen. Sofort öffnete ich sie und las sie mir durch.

»Wärm für mich das Essen schon mal auf. Ich bin gleich zu Hause “

Ein ganzer Felsen fiel mir vom Herzen. Rasch räumte ich noch ein wenig auf, ging dann ins Bad um mir die Haare zu richten. Schließlich, in der Küche, holte ich das Essen aus dem Kühlschrank und stellte einen Teller bereit, als ich schon hörte, wie die Haustür aufging.

Neugierig lief ich zur Tür; ein kleines Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich Zero erblickte, doch mein Gesichtsausdruck wandelte sich in einen besorgten, als ich sah, wie er mit gesenktem Kopf an der Tür lehnte und versuchte, sich die Schuhe von den Füßen zu streifen.

„Hey…wie geht’s dir? Alles in Ordnung…?“, fragte ich zögerlich nach und ging auf ihn zu. Er war über 26 Stunden auf Arbeit gewesen…

Meine Augen wurden größer, als Zero langsam den Kopf hob. Er war bleich, hatte Augenringe und war offensichtlich einfach nur fertig, auch wenn er versuchte, schwach zu lächeln.

„Zero! Hast du überhaupt geschlafen?! Hast du was gegessen?“, wollte ich sofort wissen, woraufhin er lediglich den Kopf schüttelte. Er machte einen wackeligen Schritt auf mich zu, doch fast wie in Zeitlupe sah ich, wie seine Beine weg knickten, weswegen ich Zero rasch in meinen Armen auffing.

„Ich bin so müde…“,nuschelte er gegen meine Schulter, während ich ihn festhielt und sanft an mich drückte.

„Erstmal isst und trinkst du was!“, sagte ich bestimmt und zog ihn sanft und vorsichtig in sein Zimmer, wo ich ihn aufs Bett setzte. „Schlaf mir nicht ein, ich bin in zwei Minuten wieder da!“

Er nickte schwach und ich ging besorgt in die Küche. Was hatte er nur gemacht? Da musste ja Hektik ohne Ende herrschen…

Wenig später kehrte ich mit einem Teller Reispfanne und einer Wasserflasche zurück in sein Schlafzimmer. Tatsächlich war Zero noch wach, auch wenn er schon etwas bedenklich vor sich in die Leere starrte…

Ich setzte mich neben ihn und drückte ihm das Wasser in die Hand. „Trink ein bisschen was…“

Schwach lächelnd sah er zu mir auf. „Ich danke dir…das ist wirklich lieb…“, sagte er leise und nahm ein paar Schlucke, bevor ich mit den Stäbchen einen Bissen von der Reispfanne auffischte und es ihm vor den Mund hielt.

Aus großen Augen schaute er mich deswegen an, doch ich lächelte nur aufmunternd und stupste mit dem Reis gegen seine Lippen. „Nun mach schon den Mund auf. Ich fütter dich, denn du solltest deine paar Kräfte sparen.“, erklärte ich freundlich, woraufhin er lächelte und nickte.

„Danke…“ Endlich machte er den Mund auf und ich schob ihm nach und nach den Reis mit dem Gemüse in den Mund. Der Hunger war offensichtlich groß; er schaffte den ganzen Teller.

„Und noch einen Schluck hinterher“, sagte ich, während ich ihm die Wasserflasche in die Hand drückte. Zero lächelte nur und trank tatsächlich noch ein wenig von dem Wasser, dann stellte er es beiseite und fuhr sich seufzend durch die Haare.

„Es ist wirklich lieb von dir, dass du dich so um mich kümmerst“, sagte er leise. „Es tut mir leid, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe so lange…ich hatte die ganze Zeit zu tun…“

Leicht schüttelte ich den Kopf. „Ist schon okay, ich dachte mir das ja…“, erwiderte ich und strich ihm über die Schulter.

„Mh…ich muss morgen um 6 wieder im Büro sein…“, meinte er schließlich leise, weswegen ich die Augen aufriss.

„UM 6?!“ Das fand ich doch etwas zu früh…

Gähnend nickte er. „Ja, leider schon…und ich weiß auch nicht genau, wann ich wieder zu Hause sein werde…wahrscheinlich so wie heute gegen 9 oder 10…“ Traurig sah er mich. „Karyu…“, fuhr er zögernd fort, „ich weiß nicht, wie lange das noch so gehen wird…die nächsten Tage werde ich kaum zu Hause sein…“ Er seufzte leise, während ich immer mehr die Schultern hängen ließ. „Ich werde kaum noch Zeit für dich haben…vielleicht ist es besser, wenn du bald nach Tokyo zurück fährst. Da hast du immerhin deinen Bruder, der kann jetzt wahrscheinlich mehr für dich da sein als ich…“

Ich schluckte und senkte den Blick, während sich alles in mir zusammen zog. Mein Bruder..? Der wollte mir schon lange nicht mehr helfen…

„Bitte denk nicht, dass ich dich loswerden will“, fügte Zero flehend hinzu. „Ich hätte dich gern noch monatelang hier, aber nicht so…es bringt uns beiden ja nichts, wenn wir uns nur abends kurz vorm Schlafen gehen sehen…du solltest nicht allein sein jetzt, und ich werde dich leider, ob ich es will oder nicht, allein lassen müssen in den nächsten Tagen…Das wird weder dir noch mir gefallen…“

Ich seufzte schwer und sah in seine Augen, versuchte mich an einem Lächeln. „Ich verstehe, was du sagen willst…du hast wohl Recht…“, murmelte ich. Ich wusste ja, dass der Tag bald gekommen wäre, aber SO schnell…und so plötzlich…

Unvermittelt beugte sich Zero zu mir und nahm mich in den Arm. „Es tut mir wirklich leid, Karyu…ich wünschte, dass das nicht passieren würde…“

Ich summte nur leise und schlang die Arme um ihn. Mir war nach heulen zumute. Auf einmal also sollte es Sayounara heißen…und auch, wenn es wohl das einzig Vernünftige war, so fiel es mir schwer, das zu akzeptieren. Ich hatte hier so schöne Momente erlebt, hatte mal wieder glücklich sein können…ich hatte jemanden gefunden, der mich verstand, der mir helfen konnte und genauso konnte ich für ihn da sein. Aber jetzt war auch schon wieder Schluss damit.

Ich musste nach Tokyo zurück, wo mich ein Bruder erwartete, der immer davon ausging, dass es mir gut ging. Wo ich um meinen Job bangen musste. Und wo so viele Erinnerungen an Aya waren…
 

Ich kuschelte mich an ihn und wollte ihn so schnell gar nicht mehr los lassen. Aber er musste dringend schlafen, das war mir klar. Etwas verwundert sah ich auf seinen Haarschopf nieder, als er etwas schwerer gegen mich sank und seine Umarmung lockerer wurde – er war echt eingeschlafen.

Leicht musste ich grinsen, dann schob ich ihn sanft von mir und legte ihn vorsichtig ins Bett, deckte ihn gut zu und blieb unschlüssig am Rand sitzen. Ich konnte mir schon mal das Zugticket besorgen…

Aber eigentlich wollte ich das jetzt nicht.

Kurz entschlossen zog ich mir Hose und Oberteil aus, legte es ordentlich zusammen gefaltet neben das Bett und legte mich zu Zero. Der sich allerdings vergessen hatte auszuziehen, aber ich würde das für ihn sicher nicht machen, da lag meine Hemmschwelle noch zu hoch. Aber er war ja auch so fertig gewesen, dass er sogar in Klamotten schlafen konnte. Ich hingegen mochte das nicht und konnte dann nicht einschlafen.

Ich schlüpfte unter die Decke und lauschte Zeros regelmäßigen Atemzügen. Das letzte Mal, dass ich sie so intensiv hören würde?
 

Eigentlich war es egal, wo ich nun war, wo ich hingehen würde. Ohne ihn war ich aufgeschmissen. Es machte kaum einen Unterschied, ob ich hier blieb oder nach Tokyo ging. Aber mit Sicherheit war Zero wohler dabei, wenn ich zurück nach Hause ging. Das konnte ich nachvollziehen…

Aber in Tokyo war nichts…nichts zog mich zurück in die Stadt. Nicht einmal, dass mein Bruder dort war, stellte für mich einen Anreiz dar. Außerdem hatte ich Angst, was mich dort erwartete. Die Angst, meinen Job endgültig zu verlieren, saß mir kalt im Nacken. Wenn nur Zero dort wäre…wenn er mitkommen würde…

Alles Unmöglichkeiten und kindische Fantasien, das war mir klar. Ich schniefte leise und rutschte etwas dichter an Zero ran, um seine Wärme spüren zu können.

Ich hatte das dumme Gefühl, ohne ihn kraftlos zu sein. Und einsam. Deswegen wollte ich nicht zurück. Und ich hatte auch das Gefühl, dass er mich genauso brauchte, wie ich ihn.

Aber er hielt es für besser, dass ich ging… Seinem Willen würde ich mich fügen, ich wollte ihm keinen Ärger bereiten.

Erst spät in der Nacht fand ich Schlaf, nachdem ich mich immer wieder hin und her gewälzt hatte. Zum Glück hatte ich Zero damit nicht geweckt, der schlief wie ein Stein. Verständlicherweise, wenn er so lange durchgearbeitet hatte.
 

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war die Betthälfte neben mir leer. Es war bereits 8 Uhr, Zero war schon lange wieder im Büro.

Und ich erschrak beinahe über mich selbst: denn sofort stiegen mir die Tränen in die Augen, nachdem ich mich aufgesetzt hatte und die andere Betthälfte betrachtete. Ich hatte ihm wenigstens einen Kaffee kochen wollen…ihn wenigstens kurz sehen und sprechen wollen…

An das Gefühl konnte ich mich besser gleich gewöhnen, es würde mich von nun an begleiten, denn ich würde wieder ohne Zero auskommen müssen.

Ich blieb noch eine Weile liegen und starrte niedergeschlagen an die Decke. Dieser Tag würde nicht schön werden, das war mir gleich klar. Aber aufstehen würde ich müssen, um nach dem Zugticket zu schauen…

Tatsächlich saß ich vormittags dann vor meinem Laptop und sah mir die Zugverbindungen an. Blöderweise fuhren bereits am nächsten Tag um die Mittagszeit herum günstige Züge. Ich würde also sehr bald schon diese Stadt verlassen. Und wer wusste, wann ich Zero wiedersehen würde? Würde ich ihn überhaupt je wiedersehen? Er war ein Workaholic, wie Akira schon gesagt hatte, und so konnte ich mir gut vorstellen, bei dem momentanen Ärger und Stress, wie Zero sich überarbeiten und eines einsamen Todes in seinem Büro sterben würde…seine Kollegen hatten sicherlich genauso viel Stress wie er, da konnten sie nicht aufeinander achten…

Ich biss mir auf die Unterlippe und starrte den Bildschirm an. Konnte ich es verantworten, Zero jetzt alleine zu lassen…? Auf der anderen Seite hatte ich keine Wahl. Er wollte das ja so. Er war ein erwachsener, selbstständiger Mann und wusste, was er tat.

Ich seufzte und sah zu, dass ich das günstigste Zugticket bekam. Jener Zug würde am späten Vormittag vom Joetsu Bahnhof abfahren… Ich würde Zero wohl nur noch ein Mal sehen…

Schweren Herzens sicherte ich mir das Zugticket, klappte dann den Laptop zu und warf einen Blick auf mein Handy. Ich würde Zero eine Nachricht schreiben, sollte er Zeit haben, würde er sie lesen, wenn nicht, würde ich es ihm eben nachher sagen…

Rasch tippte ich eine kurze SMS, in der die Abfahrtszeit am nächsten Tag enthalten war, dann überlegte ich, was ich bis zum Abend machen sollte. Ich hatte nicht so rechte Lust auf irgendwas…

Da aber wieder, oder besser: immer noch, ein wunderschönes Wetter herrschte, entschloss ich mich, ein letztes Mal durch die Stadt zu wandern. Zumindest versuchte ich es. Lange hielt ich nicht durch. Auch wenn ich rastlos war, mich zog es zurück ins Strandhaus. Das war Zeros Zuhause…auch wenn er nicht hier war, so war doch zumindest ein Teil von ihm hier verankert. Das Haus war nach seinem Geschmack eingerichtet, seine Sachen lagen hier rum…alles roch nach ihm.

Ich seufzte. Ich hatte komische Gedanken, aber das war vielleicht auch nicht allzu verwunderlich, ich war so schrecklich betrübt. Irgendwie vermisste ich Zero jetzt schon. Seine Anwesenheit, sein Lächeln, das hatte mir so viel gegeben. Selbst seine zweideutigen Scherze und Andeutungen hatten mich aufgeheitert, und wahrscheinlich auch abgelenkt. Das würde mir fehlen…wir hatten uns so viel Aufmerksamkeit und Trost geschenkt, Verständnis, genau das, was uns in den Monaten davor gefehlt hatte.

Tief seufzend setzte ich mich raus auf die Veranda und genoss die warmen Sonnenstrahlen. Dass ich bei dem tollen Wetter aber auch so geknickt sein musste…
 

Die Stunden flossen zäh dahin, bis ich gegen 7 Uhr eine Nachricht von Zero erhielt. Mit klopfendem Herzen las ich sie mir durch. »Danke, dass du Bescheid sagst. Ich werd dich morgen zum Bahnhof bringen. Ich werd heute gegen 10 zu Hause sein, bis später «

Seufzend ließ ich das Handy liegen. Eine gute, eine schlechte Nachricht. Ich fand’s toll, dass er mich zum Bahnhof bringen wollte, auch wenn ich mich fragte, wie er das bewerkstelligen wollte, wenn er doch so viel zu tun hatte…freuen würde ich mich darüber aber eh erst später, weil der morgige Tag noch etwas entfernt war. Zero würde heute noch später nach Hause kommen.

Ich ließ die Schultern hängen. Also hieß es, um 9 noch was zu kochen. Nicht, dass er mir noch vom Stängel fiel. Wer wusste schon, ob er heute überhaupt was gegessen hatte?

Irgendwie bekam ich auch die restliche Zeit rum. Unter anderem spazierte ich im Licht der untergehenden Sonne am Strand entlang, nahm schon mal Abschied von der wunderschönen Landschaft…leider wurde mir nur schwerer ums Herz. Melancholisch war ich sowieso längst schon. Mittlerweile befürchtete ich, Zero heulend um den Hals zu fallen, wenn er wiederkam.
 

Das passierte dann aber doch nicht. Zwar umarmte ich ihn zur Begrüßung, weil er wieder so erschöpft aussah und ich Angst hatte, dass er erneut kurz vor einem Zusammenbruch stand, aber zu heulen begann ich nicht.

„Hey…“, sagte er lieb und drückte mich kurz an sich, bevor er schnuppernd den Kopf hob. „Hast du was zu Essen gemacht…?“

Ich nickte lächelnd. „Ich hoffe, du hast etwas Hunger…ich war mir unsicher, ob du auf Arbeit was gegessen hast…“, sagte ich leise, woraufhin er matt lächelte.

„Da bleibt fürs Essen momentan leider kaum Zeit…“, erwiderte er nur, woraufhin ich nickte und ihm seine Tasche abnahm.

„Dann wird’s ja Zeit…“
 

„Wie sieht’s denn aus…habt ihr schon Zwischenergebnisse?“, fragte ich nach einer Weile, in der Schweigen geherrscht hatte. Zero sah aus, als würde er mit dem Gesicht jeden Moment im Essen landen, so müde wie er aussah.

Bekümmert sah er mich an. „Nun ja, leider noch nichts Hilfreiches. Einige Stellen, vor allem die Presse, versuchen unserem Architektenbüro alles anzuhängen. Wir hätten ja Anfängerfehler gemacht und so einen Quatsch. Noch können wir nicht stichhaltig beweisen, dass wir alles richtig gemacht haben…“ Er machte eine Pause. „Akira sagte…dass er wohl die Verantwortung übernehmen wird, wenn in den nächsten zwei Tagen kein Beweis erarbeitet werden kann…“

Ich legte die Stirn in Falten. „Das bedeutet…?“

Ein mattes Lächeln legte sich auf Zeros Lippen, während er missbilligend schnaubte. „Das bedeutet, dass er zurücktreten und seinen Posten abgeben wird…“

Ich bekam große Augen. So ernst war die Sache? Zero hob den Blick. „Das gleiche könnte mir auch passieren, in ähnlicher Form. Ich habe sehr aktiv an dem Projekt mitgearbeitet…es geht auch darum, meine Unschuld zu beweisen, sonst werde ich gefeuert…“ Er zögerte und lächelte ironisch. „Nun ja…aber wenn Akira natürlich geht, von wem soll ich dann gefeuert werden? Er ist der einzige, der die Macht und Befugnis dazu hat…“

Jetzt fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. „Heißt das…er versucht dich mit seiner Entscheidung zu schützen?“

Zero zuckte mit den Schultern und trank etwas Wasser. „Ich weiß nicht genau…es geht ihm dabei sicher nicht nur um mich, auch die Jobs einer anderer talentierter Kollegen hängen da mit dran…aber im Grunde ja, er versucht UNS zu schützen.“

Zero seufzte. „Akira wird auch woanders noch einen Job bekommen. Er ist ein gefragter Architekt. So schnell wird er schon nicht am Hungertuch nagen…“

Seine Stimme hatte immer mehr eine schlecht gelaunte Färbung angenommen. Er würde wohl nicht weiter drüber reden wollen.
 

Gähnend lehnte Zero sich zurück, weswegen ich mitleidig lächelte. „Schlafen gehen…?“

Er blinzelte mich an und nickte verlegen. „Ja…tut mir leid, ich bin total fertig...“

Ich schüttelte den Kopf. „Kann ich doch verstehen.“

Er nickte dankbar. „Ich werd noch rasch duschen gehen…danke fürs Essen, das ist wirklich lieb von dir gewesen“, sagte er freundlich, während er aufstand und Anstalten machte, zusammen zu räumen.

„Lass mal, ich mach das schon. Geh in Ruhe duschen, ja?“

Er lächelte dankbar und verschwand ins Bad, während ich den Tisch langsam abräumte. Seufzend ließ ich mich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Alles sah so düster aus…

Ich begann vor mich hinzugrübeln und schreckte zusammen, als ich unvermittelt Zeros Stimme ganz in der Nähe hörte.

„Heeeey~“, sagte er und wedelte grinsend mit der Hand vor meinem Gesicht umher. „Schau nicht so angestrengt drein, hm? Das macht Falten.“

Ich sah ihn matt lächelnd an und stand auf. Er wollte ja jetzt ins Bett. „Ach…ich hab nur überlegt, wie du das morgen machen willst…“, fing ich leise an, weswegen er mich fragend ansah. „Du hast geschrieben, du willst mich zum Bahnhof bringen…?“

„Ah…ja“, meinte er lächelnd, „genau. Das krieg ich schon hin. Nehm ich mir halt mal die halbe Stunde Mittagspause. Müssen die ja nicht wissen, was ich mache.“, sagte er locker. „Mach dir da mal keine Gedanken, das geht schon in Ordnung.“

Zögerlich nickte ich. „Wenn du meinst…es würde mich wirklich freuen…“

Er streckte sich etwas und pattete mir den Kopf. „Weiß ich doch, deswegen mach ich’s ja“, meinte er lächelnd und drehte sich um, verließ das Wohnzimmer, aus welchem ich ihm sofort folgte.

An seiner Schlafzimmertür angekommen, blieb Zero stehen und drehte sich zu mir um, schmunzelte leicht, was mich schon skeptisch machte.

„Ach…wenn du wieder bei mir im Bett schlafen willst, dann bitte, nur zu. Sag es mir aber gleich. Ich hab mich heute morgen etwas erschrocken, als du plötzlich neben mir lagst.“

Ich lief rot an. „Eh..ja…das war die Rache“, stammelte ich schließlich, woraufhin er die Augenbrauen hob. „Als du krank warst, hast du dich auch ein Mal bei mir reingeschlichen.“

Zero lachte. „Stimmt, du hast Recht. Jetzt sind wir quitt. Also, magst du bei mir schlafen…? Wird ja erstmal das letzte Mal sein…“, sagte er etwas betrübt, woraufhin ich nickte.

„Ja, leider…uhm…aber wenn’s dich nicht stört, dann…ja…“, murmelte ich zusammen, weswegen er mich grinsend an die Hand nahm und sanft mit ins Zimmer zog. Nachdenklich schaute ich auf unsere Hände. Seine fühlte sich so zierlich an…aber sie war warm. Ich drückte sie sachte, als wolle ich sichergehen, dass sie wirklich da war.

Zero drehte sich fragenden Blickes zu mir um, ließ meine Hand aber nicht los. „Karyu…?“

Aber ich sah ihn nicht an, hielt den Kopf gesenkt. Irgendwie war ich furchtbar traurig. Stille trat ein, Zero regte sich für ein paar Sekunden nicht, dann jedoch trat er einen Schritt näher an mich ran und ließ meine Hand unvermittelt los, aber noch bevor ich das registrieren konnte, schlang er die Arme um meine Mitte, kuschelte sich an mich und versteckte das Gesicht an meiner Schulter.

Etwas überrascht hielt ich kurz inne, bis ich eine Hand auf seinen Rücken und die andere Hand an seinen Hinterkopf legte, ihn so sanft an mich drückte.

„Es wird schon irgendwie alles gut werden, Karyu…“, sagte er leise. „Auch wenn es jetzt vielleicht nicht danach aussieht, aber es kommen mit Sicherheit wieder bessere Zeiten. Und wir beide, wir sehen uns auch ganz bald wieder, hm? Es wird ja nicht das letzte Mal sein, dass du hier bist, zumindest sehe ich das so…“

Ich lächelte matt. „Ich würd’s auch toll finden, so schnell wie möglich wieder hierher kommen zu können.“

„Dann kriegen wir das auch hin“, erwiderte er und löste sich tapfer lächelnd von mir, sah mir kurz in die Augen, bevor er erneut nach meiner Hand griff. „Na komm…“ Er zog mich mit sich zum Bett, wo ich mich neben ihn legte.

Kaum hatte er die Decke über uns ausgebreitet, drehte er sich zu mir, rutschte eng an mich und legte seine Hand auf meinen Bauch. Ich lächelte leicht und strich mit den Fingern durch sein dunkles, noch feuchtes Haar.

Ich hörte nur noch ein leises Nuscheln, das ich als ‚Schlaf schön…‘ identifizieren konnte, dann veränderte sich seine Atmung auch schon und ich wusste, dass er eingeschlafen war. Er musste wirklich unglaublich müde sein, kaum berührte sein Kopf das Kissen, war er weg…

Ich schmunzelte und strich ihm abwesend weiterhin durchs seidige Haar. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie gut ich seine regelmäßigen Atemzüge hören konnte, wie ich sogar spüren konnte, wie sein Brustkorb sich leicht hob und senkte, und wie sehr seine Hand auf meinem Bauch mich wärmte.

Ich seufzte leise, aber wohlig und schloss die Augen. Daran könnte ich mich gewöhnen…Es war so unglaublich gemütlich, ruhig und entspannend…ich würde das jetzt noch eine Weile genießen…

Zumindest hätte ich das gerne gemacht, aber eben weil es gerade so angenehm war, schlief ich auch recht schnell ein, die Finger immer noch in Zeros weichen Haaren vergraben.
 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war die Betthälfte neben mir leider wieder leer. Aber irgendwie war ich sogar etwas froh darüber, denn ich konnte mich noch viel zu gut an den Traum erinnern, den ich in der Nacht gehabt hatte. Er war nur ganz kurz gewesen, im Nachhinein erinnerte ich mich nur an einen flüchtigen Moment, aber trotzdem wurde ich etwas rot im Gesicht. Warum träumte ich so was jetzt…

Zero hatte mich geküsst, einfach so. Mir war, als könnte ich seine weichen Lippen immer noch auf den meinen fühlen, wie sie sich sanft gegen meine geschmiegt hatten…viel zu schnell war der Moment vorbei gewesen.

Ich war etwas verwirrt und setzte mich seufzend auf, strich mir durchs Haar. Diesem komischen Traum würde ich keine weitere Beachtung schenken. Im Gegensatz zu den meisten Menschen hielt ich nichts von Traumdeutung. Würde man diesen Quatsch jedes Mal totanalysieren, wäre ich wohl schon längst in der Klapse gelandet.

Nachdem ich aufgestanden war und mir einen Kaffee gemacht hatte, machte ich mich daran, meinen Koffer und meine Tasche zu packen, das hatte ich am Tag zuvor irgendwie verpeilt, obwohl es eigentlich nahe gelegen hatte, das zu tun. Vermutlich hatte ich einfach nicht daran denken wollen…irgendwie wehrte mein Innerstes sich dagegen, von hier fortzugehen. Aber es war nun mal beschlossen…es hatte ja von Anfang an festgestanden.
 

Viel zu schnell verging die Zeit. Ich war kaum mit dem Koffer packen fertig geworden, als ich schon die Haustür hörte, und wenig später steckte Zero lächelnd den Kopf in das Gästezimmer. „Na, wie weit bist du?“, fragte er mich lieb, während ich aufstand und auf den Koffer niedersah.

„Ist schon alles zusammen gepackt…“, erwiderte ich wenig motiviert, woraufhin er näher kam um mir auf die Schulter zu klopfen.

„Mach nicht so ein langes Gesicht. Komm, wir sollten gleich zum Bahnhof, viel Zeit ist eh nicht mehr, bis dein Zug fährt.“

Ich nickte nur und rang mir ein gequältes Lächeln ab, bevor ich den Rucksack schulterte und mir den Koffer griff. Im Flur allerdings fiel mir noch was ein, weswegen ich den Koffer los ließ und schnell auf die Veranda rauslief. „Karyu…?“, hörte ich noch Zeros fragende Stimme, antwortete aber nicht, sondern widmete mich der Palme, die hier draußen stand.

„Pass gut auf dich und Zero auf. Ich werd dich bald wieder gießen kommen, Olga!“, versprach ich der Palme, verbeugt mich zwei Mal und tätschelte die grünen Blätter, bevor ich rasch wieder zu Zero ging, der mich breit angrinste.

„Davon hätte ich jetzt ein Video drehen sollen“, meinte er amüsiert und nahm meinen Koffer, ignorierte wie eineinhalb Wochen zuvor meinen Protest, dass ich den doch selbst tragen konnte.

Brummend lief ich ihm hinterher, wir verstauten alles im Auto und schon ging es los zum Bahnhof. Betrübt starrte ich aus dem Fenster, prägte mir die Kleinstadt noch mal ein.

Kaum waren wir losgefahren, kamen wir schon am Bahnhof an. Ich seufzte schwer, während ich den Rucksack aufsetzte und meinen Koffer rauskramte. Unvermittelt nahm Zero meine Hand in seine, lächelte mich an, bevor er mit dem Kopf in Richtung der Gleise nickte. Ich konnte nicht anders, auch wenn ich niedergeschlagen war, ihn verlassen zu müssen, so musste ich sein Lächeln erwidern. Es war aufmunternd.
 

„In 20 Minuten fährt er…“, murmelte Zero, als wir am richtigen Gleis standen, den Zug betrachteten, der bereits eingefahren war. „Du solltest bald rein…nicht, dass du sonst keinen Sitzplatz mehr bekommst“, fügte er leise hinzu und sah mich plötzlich grinsend an. „Aber pass auf, dass du dich diesmal nicht neben ein nerviges Kind setzt, dem du dann wieder mehr oder weniger versehentlich weh tust, woraufhin dessen Vater dir gegenüber aggressiv wird.“

Ich musste lachen und nickte. „Ich werde mir Mühe geben.“, erwiderte ich, bevor ich den Blick wieder auf den Zug richtete. Da wollte ich nicht rein…

Wahrscheinlich sah man mir das auch an, denn unvermittelt klebte Zero wieder an mir, umarmte mich fest.
 

+++
 

Da war er erneut, der Schmollblick. Aus traurigen, beinahe kindlich wirkenden Augen starrte Karyu den Zug an, abweisend, während seine Lippen sich zu einer leichten Schnute verzogen, die weichen Haare fielen ihm in feinen Strähnen leicht ins Gesicht, aber selbst da hindurch konnte Zero genau erkennen, wie der Blonde gleich eines Kindes schmollend und trotzig das Gesicht verzogen konnte.

Und das Schlimme war, dass er das nachvollziehen konnte. Auch er mochte diesen Zug nicht, der da vor ihnen stand, auch er wollte nicht, dass Karyu da einstieg. Aber es war erst einmal einfach besser für sie beide…

Bei diesem Schmollblick, den der Jüngere unbewusst aufgelegt hatte, konnte Zero sich kaum noch zusammen nehmen. Und schon war er Karyu kurzerhand um den Hals gefallen. Er drückte ihn fest an sich, vergrub das Gesicht an dessen Hals, atmete den lieblichen Duft seiner Haare ein, die ihm sachte über die Schulter reichten.

Zero löste sich nur leicht und gab Karyu einen sanften Kuss auf die Wange, welcher ihn daraufhin ansah, den Kopf leicht gedreht hatte. Lächelnd erwiderte er den traurigen Blick, versuchte ihn damit etwas aufzumuntern, hob eine Hand und strich ihm durch die Haare, bevor er sich ein Stück mehr hochreckte und von den weichen, vollen Lippen kostete, sonst immer so rosig, doch heute schienen sie ihre Farbe verloren zu haben.

Zero musste in den Kuss lächeln, denn Karyus Lippen bewegten sich leicht gegen die seinen. Glücklich löste er sich vom Jüngeren und nahm dessen Gesicht in die Hände. „Ich bin immer bei dir, hm?“ Nun, endlich, zierte auch Karyus Gesicht ein ehrliches Lächeln, welches Zeros Herz erwärmte.

So hätte Zero es sich gewünscht…so hätte es sein sollen…
 

+++
 

Zögernd hob ich die Arme und drückte Zero sanft an mich. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Zero so kuschelbedürftig war. Stören tat es mich nicht. Eine Weile standen wir so da, dann ließ er mich los und lächelte mich leicht an. „Los, du musst langsam rein. Es war schön, dass du hier warst, ich hab mich sehr gefreut. Wir wiederholen das bald, ja?“

Ich nickte und versuchte, ebenfalls zu lächeln. „Auf jeden Fall. Es war toll bei dir. Ich wünsch dir viel Erfolg bei der Arbeit…überarbeite dich nicht!“

Er nickte verlegen. „Ich werd mir Mühe geben…ich kann versuchen, dich auf dem Laufenden zu halten.“, meinte er, woraufhin ich zustimmte. „Gut…dann komm gut nach Hause. Meld dich bei mir, okay?“

„Versprochen…also dann…“, murmelte ich und umarmte ihn nun meinerseits. „Pass auf dich auf…“

„Du auch auf dich. Viel Glück bei deinem Job. Das wird schon wieder!“, sagte er aufmunternd, und plötzlich spürte ich seine Lippen auf meiner Wange. „Bis bald!“

Ich lächelte ihn an, wuschelte ihm kurz durch die Haare, welche er sich lachend wieder richtete, dann nahm ich meinen Koffer und winkte ihm, bevor ich in den Zug stieg, wo ich mich noch mal zu ihm drehte. Lächelnd winkte er mir, was ich erwiderte, dann drehte ich mich um und suchte mir einen Platz.

Ich sah nicht noch mal zurück.

Sobald ich saß und Ruhe einkehrte, die Türen sich zischend schlossen und der Zug sich in Bewegung setzte, begannen meine Augen zu brennen, Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte hier raus, und doch konnte ich nicht. Ich fühlte mich gefangen, entzweit…

Vielleicht würde ich Zero wiedersehen…aber wann? Und wie sehr würde sich bis dahin mein Leben geändert haben?
 

Ich konnte noch nicht wissen, wie schwer die nächsten Wochen werden würden, und dass ich mein Versprechen brechen würde.
 

+++
 

Zero schluckte schwer, sobald die Tür hinter Karyu sich geschlossen hatte. Er wartete die eine Minute noch, bis der Zug anfuhr, dann senkte er den Kopf, blieb kurz stehen um sich zu sammeln. Er musste hier weg…

Abrupt drehte er sich um und rannte los, drängte sich gesenkten Blickes so schnell es ging an den Menschen im Bahnhof vorbei. Doch schon jetzt flossen die Tränen über sein Gesicht.

Er hatte ihn gehen lassen. Dabei hatte Karyu ihm so gut getan. Sie hatten sich gegenseitig gut getan, hatten sich aufgebaut, und nun hatte er ihn fortgeschickt. Es war doch so offensichtlich gewesen, wie schwer es auch Karyu selbst gefallen war, nach Hause zurück zu kehren. Dabei brauchte Zero ihn. Sie brauchten sich gegenseitig.

Zero verfluchte kurzzeitig dieses Familienhaus, das ausgebrannt war. Wäre das nicht passiert, hätte er mit Karyu noch etwas länger zusammen sein können. Vielleicht hätte er dann doch den Mut gehabt, noch mal mit ihm zu reden. Es gab etwas, das ihm auf der Seele lag. Doch der Moment war unpassend gewesen, immer wieder. Und getraut, es Karyu zu zeigen, wenn schon nicht zu sagen, das hatte er sich auch nicht.

Im Auto sitzend schlug er mit der Faust auf das Armaturenbrett, bevor er mit dem Kopf auf das Lenkrad sank. Warum hatte er nicht stärker sein können?
 

Das beste, das schönste, was ihm seit langem passiert war, das hatte er nun fortgeschickt.

Dabei war Karyu der Einzige, der ihn retten konnte.

Zero fragte sich, ob er selbst wohl auch der Einzige war, der Karyu retten konnte. Auf der einen Seite wünschte er es sich, auf der anderen Seite hoffte er es auch wieder nicht. Vielleicht half Karyus Bruder ihm genug. Wenn nicht, wie sollte Zero es sonst verantworten können, Karyu nach Hause geschickt zu haben…?

Er hoffte inständig, dass der Jüngere klar kommen würde. Es musste irgendwie klappen.
 

Er konnte nicht wissen, dass gerade Tsukasa, der Bruder des Blonden, sich in wenigen Wochen bei ihm melden würde, weil er selbst nicht mehr weiter wusste und Hilfe brauchte. Er verzweifelte an Karyu, so sehr, dass er Zero um Hilfe würde bitten müssen…
 

+++
 

Der Zug verließ die Kleinstadt, streifte durch die Landschaft. Die Luft kühlte sich etwas ab, die ersten Wolken zogen den Himmel entlang, verdunkelten ihn.

Die ersten Tropfen fielen zu Boden, während der Zug ungehindert weiterfuhr, sich der Abstand zur Kleinstadt Joetsu immer weiter vergrößerte.

Mit jedem Meter verschlimmerte sich der Schmerz, den sowohl Zero als auch Karyu fühlten. Sie konnten einzig hoffen, dass sich alles zum Guten wenden würde. Sie konnten nur hoffen, einander so schnell wie möglich wiederzusehen.
 

*+*~*+*~*+*~*+*

OWARI
 

Das war's erst mal von Private Practice. Mh...ist doch eher ein Sad End geworden ^^'' Aber immer happy wäre ja langweilig! Ein bisschen werden sie noch zu leiden haben :/

Ich hoffe, es hat bis hierher Spaß gemacht, und man sieht sich im Frühling wieder ^-^/ Private Practice legt an dieser Stelle eine längere Pause ein.
 

Lieben Dank an alles Leser und vor allem an die Kommentatoren, ich kann nicht oft genug sagen, wie sehr es dazu motiviert, weiterzuschreiben ^^



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Kommentare zu dieser Fanfic (55)
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Von:  tayo
2013-10-13T08:47:30+00:00 13.10.2013 10:47
Die FF ist ech super gelungen und ich finde es richtig gut, dass du auch die Zweifel mit einbringst und nicht einfach sagst, ja, die finden sich toll, verlieben sich sofort ud sind dann auch gleich glücklich. Ich finde es super, dass es eben realistischer geschrieben ist. Weiter so ;)
Von: abgemeldet
2013-04-05T10:25:16+00:00 05.04.2013 12:25
Das erste Kapitel war wirklich etwas verwirrend :) Ansonsten <3 Karyu & Zero hast Du süß beschrieben. Bin froh darüber, dass Du Dich entschieden hast, doch Humor einzubringen. Olga die Palme! Ich frage mich echt, wie Du auf die Idee gekommen bist oder die Stelle mit Karyus nicht vorhandenem Zeichentalent und einem verstörten Kind... ;) Wie sich die Beziehung zwischen den Beiden entwickelt ist echt niedlich. Dazu noch die Dramen um die Ex-Partner. Pöser pöser Akira und Aya - das ist traurig :( Nur gut, dass Du die Fortsetzung geschrieben hast, das letzte Kapitel hier ist zu traurig, die Beiden haben ein Happy End verdient :D

LG
Jane
Von:  ZERITA
2012-03-13T19:13:18+00:00 13.03.2012 20:13
QQ zum glück war ich auf das sadend vorbereitet, gab ja Andeutungen T^T
Aber da waren so viele süße Momente einfach liebe *^*
Wie Karyu sich von Olga verabschiedet hat zum Beispiel 
Schade dass die beiden noch Leiden müssen, obwohl sie sich offensichtlich lieben *sie knuff*
ABER es ist Sau unfair solche Andeutungen zu machen, wenn die ff erstmal pausiert *schmoll* Wart mal ab bis ich nach Hause komme XDDD <3 
Von:  W-B-A_Ero_Reno
2012-03-03T10:52:45+00:00 03.03.2012 11:52
hättest du mich nicht vorgewarnt, wäre das jetzt ein sehr plötzliches Ende gewesen. Ich hätte nicht gedacht, dass Karyu so schnell wieder abreist, aber so kann es gehen...
den Abschied fand ich sehr süß. Wie die beiden sich wieder und wieder umarmt haben und dann auch noch geküsst <3 das war toll... aber natürlich auch sehr traurig... umso mehr freue ich mich bald wieder etwas von dir zu lesen, wenn die beiden wieder glücklich vereint sind!!

Liebe Grüße <3
Reno
Von:  -Zero-chan-
2012-03-02T21:52:35+00:00 02.03.2012 22:52
Michie...
ich musste gerade doch eine Träne vergießen.

Mir tun die zwei so leid. Zero, weil er sein Geheimnis nicht los werde, das ich von Anfang an vermutet hatte. Und ja, an dieser Stelle verrate ich es dir endlich. Ich hab mir nämlich gedacht, dass sich von Zeros Seite aus so eine kleine Vorliebe für Karyu entwickelt. Den ersten verdacht hatte ich schon relativ früh bei einer Szene im 2. Kapitel.
Den Kuss hat Karyu natürlich nicht geträumt. Wenn man den Sequel liest, wie Zero sich den Abschied gewünscht hat XD

Aber dieses Kapitel war trotz des von mir schweren Herzens erwarteten Bad Ends einfach absolut toll geschrieben.
Mir tun beide einfach leid, sie brauchen den andren, um etwas Nähe, Verständnis und Lebensfreude zu erfahren und nun werden sie so getrennt.
Das tut einem einfach in der Seele weh, oder nicht?
Wie ging es dir da beim schreiben? *schnief*
O Kami-sama~ ich hoffe, das letzte Kapitel muntert mich etwas auf.
Ich möchte nicht, dass es ganz schlecht ausgeht.
Und wenn doch, verantwortest du dann, dass ich vor lauter weinen nicht nach Frankfurt kommen kann XD
*patta*

Ich bin wirklich gerührt von diesem Kapitel und hoffe im letzten Kapitel auf ein hoffentlich halbwegs glückliches "Ende" für die beiden.
Sie hätten es doch nach dieser ganzen Quälerei und nach dem Alleine sein müssen wirklich verdient ♥
Von: abgemeldet
2012-03-02T21:18:17+00:00 02.03.2012 22:18
;________;

das is so mies >____<
...das einzige, was bleibt, ist auf die fortsetzung zu warten TT_____TT
...ach mensch Zero ;___;
(sein traum war so schön >___<)

(aber eine frage zum schluss:
mal ehrlich, hat Karyu das wirklich nur geträumt oder hat Zero in geküsst, als er geschlafen hat??)
Von:  ZERITA
2012-03-02T07:17:36+00:00 02.03.2012 08:17
Ein bisschen hat mich die Situation ja an das Dorama erinnert, welches wir letztens gesehen haben. ^^ Wahrscheinlich war es ja so das Beste für Karyu, auch wenn er sie noch liebt. *ihn knuddel*
Ich fand es so supi lieb, wie Zero sich um Karyu gekümmert hat, dass er mit ihm ins Krankenhaus gefahren ist und so süß auf ihn aufgepasst hat. :3
Auch danach wo er ihn so lieb tröstet. *^* Zero is the best!!!
Schade das es schon bald zu Ende ist, aber ich weiß ja das es weiter gehen wird. :3


Von:  W-B-A_Ero_Reno
2012-02-28T09:00:52+00:00 28.02.2012 10:00
ach wie schön, wieder ein nues Kapitel <3
Karyu tat mir hier sehr Leid. Aya scheint ihn wirklich sehr zu lieben, aber will ihn nicht leiden lassen. Ich frag mich nur, ob das besser für sie ist. Nun muss sie mit diesem Kummer sterben. Karyu bekommt davon zwar nichts mit, aber ein mensch wächst doch mit seinen Aufgaben und ich bin mir sicher, dass er diese gemeistert hätte.
Zero kümmert sich wirklich rührend um Karyu. Man merkt, dass er mehr und mehr Gefühle für ihn entwickelt, nur Karyu merkt das vermutlich nicht... er ist einfach zu sehr mit seinem Kummer beschäftigt, was verständlich ist, ich hoffe nur, dass er rechtzeitig die Augen öffnet und nicht blind an seiner Liebe vorbeiläuft.

liebe grüße
Reno <3
Von:  -Zero-chan-
2012-02-26T07:39:15+00:00 26.02.2012 08:39
Eigentlich sehr traurig alles...
Und nun ist mir auch klar, wieso du gleich zu Karyu Ex gesprungen bist, anstatt an KaZe weiter zu schreiben.
*schnief*

Ja, ich kann seine Ex schon verstehen. Sie kennt Karyu, weiß, wie verletzlich, zerbrechlich er ist und deswegen weist sie ihn von sich. Wie schmerzhaft muss das wohl für sie sein?

Nun ja, aber zuckersüß waren Zeros Worte, als Karyu einfach los wollte zum Krankenhaus. Also ich meine das: "Lass mich nicht alleine."
Ich wusste nicht wirklich, ob ich jetzt weinen oder mich darüber freuen sollte...
Süß und deprimierend zu gleich.
Ich weiß gerade nicht, wie ich den Gedankengang in meinem Kopf zu Wort bringen soll.
Auf jeden Fall hab ich gerade nen totalen Durchhänger.
Ach ja, wieso nehmen mich FF's auch nur immer so mit?
Ich leide gerade mal wieder total mit Karyu mit, aber wer würde das nicht?!?

Schön, dass Zero ins Zimmer gegangen ist, um Karyu raus zu holen und später dann in "Karyu" Zimmer, um für ihn da zu sein.
Genau das wird Karyu sicher auch brauchen.

Hm~ allerdings, ich könnte mir denken, wenn Zero jetzt Zeit zum nachdenken bekommt, und ihm wieder einfällt, dass Karyus Sexualität recht gut zu seiner passt *muharhar*
*böse Fantasien, die nicht für kleine Kinder unter 21 Jahren geeignet sind, an dieser Stelle mal nicht erwähn XP*

Aber aber...
wieso nur noch maximal 3 Kapitel? Du glaubst doch nicht wirklich, dass es damit abgetan ist? Wie sollen die so schnell zusammen kommen, sich verlieben etc.?
waaaaaaaaaaah~ ich will nicht, dass es endet TT______________TT
*doch die FF ganz mega lieb hab*
Von: abgemeldet
2012-02-25T22:36:54+00:00 25.02.2012 23:36
okay...
dann.. verstehen wir jetzt zumindest, wieso Aya sich von Karyu getrennt hat...

TT_____TT
insgesamt ein ziemlich deprimierendes kapitel... >__<

...ich frage mich, wie das jetzt endet...


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