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Sometimes - Love is not enough

Sasu/Saku, Naru/Sasu, Sasu/Naru, Naru/Hina
von

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Der Anfang

Müde blinzelte ich und blieb einige Minuten reglos liegen, obwohl ich ein etwas drückendes Gewicht auf meinem Oberkörper ausmachen konnte. Langsam drehte ich meinen Kopf zur Seite und erkannte die rosahaarige Schönheit, die noch immer im Land der Träume verweilte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich ihren Arm von meiner Brust hob und ihr leises Seufzen vernahm. "Wie spät?", murrte sie los und ließ damit mein Schmunzeln noch etwas breiter werden. "Schlaf weiter Babe, ich muss bald los", antwortete ich leise und küsste sie sanft auf die Lippen. Sofort schlang sie ihre Arme um meinen Hals, um dieses Spiel zwischen uns zu vertiefen. "Babe, nicht", murmelte ich, ließ mich aber dennoch dazu treiben, einen wilden Zungenkampf mit ihr auszufechten. Meine 'morgendliche Erektion' machte es mir nur schwerer, ihr zu widerstehen und ich kam mit einer halben Stunde Verspätung, erschöpft bei meiner Arbeitsstelle an. Seit einem Jahr waren Sakura und ich bereits ein Paar und es könnte für mich gar nicht besser laufen. Sie war einfach meine Traumfrau, jedenfalls dachte ich das bisher immer. Wir verstanden uns blind und sie wusste genau, wie sie alles von mir bekommen konnte - natürlich nur das, was ich ihr ohnehin gerne gab.
 

"Dafür bleibst du heute 'ne Stunde länger", riss mich die Stimme meiner Vorgesetzten aus meinen Gedanken und ich zog eine Augenbraue hoch, da ich ohnehin bis Ladenschluss bleiben würde. "Ach, vergiss das wieder, dafür kommst du morgen früher", meinte sie, als ihr anscheinend der selbe Gedanke kam wie mir zuvor. Kurz fiel mein Blick auf ihre bebenden Brüsten, die unter dieser Bluse geradezu danach schrien, begafft zu werden. "Gang drei, da hat einer 'n Gurkenglas hingeschmissen, mach das bitte weg", säuselte sie mit freundlicher Stimme, aber ich wusste es war die Rache dafür, dass ich zu spät gekommen war. "Mhmh", nuschelte ich vor mich hin und begab mich aus dem Mitarbeiterzimmer, nachdem ich meine Verkäuferkluft angezogen hatte.
 

Im Supermarkt herrschte wie jeden Tag ein reges Treiben und ich beachtete die Leute in meiner Umgebung schon gar nicht mehr. Ab und an hörte ich einige Teenager tuscheln und als ich dann doch kurz in ihre Gesichter blickte, sah ich ihre verträumten Augen. Das waren Dinge, die mich nicht weniger interessieren konnten und als die Sauerrei im Gang beseitigt war, begab ich mich an die Kasse und zog verschiedene Produkte über den Scanner. "Haben Sie noch einen Leergutbon?", fragte ich gespielt lächelnd und sah, dass der Käufer nicht unbedingt jemand war, der gerne mit mir reden wollte. "Nein", knurrte er kurz angebunden und ließ sich von mir abkassieren. Natürlich gab es in meinem Job auch Menschen, die am liebsten ihr Nachtlager an meiner Kasse aufschlagen würden, aber zum Glück gehörten diese zur Minderheit.
 

Immer wieder huschten meine Augen über die teure Uhr an meinem Handgelenk, welche Sakura mir zu unserem Jahrestag vor zwei Wochen geschenkt hatte und ich sehnte mich förmlich nach meiner Pause. Von vier Uhr Nachmittags, bis zwölf Uhr Abends musste ich Tag für Tag in diesem Supermarkt verbringen. Es war kein schlechtbezahlter Job, aber mein Traumberuf war es nie. Vielmehr war ich durch einen Freund hier reingeraten und auch wenn er nicht mehr in diesem Laden arbeitete, war ich geblieben.

Nach vier Stunden der gewohnten Monotonie, wurde ich von einer Kollegin abgelöst und verschwand mit einem dankbaren Blick in Richtung Hinterausgang. Lächelnd schnappte ich mir meine Flasche Wasser und leerte sie in zügigen Schlücken. Kurz schweiften meine Augen über die untergehende Sonne am Horizont und trotz des Windes, der meine Haare umherwirbelte, war es noch immer warm.
 

Der Klingelton in meiner Tasche verriet mir, dass Sakura den perfekten Moment genutzt hatte, um mit mir zu sprechen. "Hey Babe", antwortete ich sogleich nachdem ich abhob und stellte mein Getränk neben mir auf dem Asphalt ab. "Schatz, ich hab' dir doch erzählt, dass Hinata jetzt endlich mit Naruto hier her zieht. Sie haben eine Disco eröffnet", plapperte sie aufgeregt und ich wunderte mich nicht, dass sie gleich mit der Tür ins Haus fiel. Sie war einfach so, es war ihre Art sofort auf den Punkt zu kommen und Begrüßungen erhielt man von ihr nur selten. Schmunzelnd ließ ich meine Hand in die Hosentasche wandern und bejahte ihr Gequatsche, auch wenn es mir im Prinzip egal war, ob Hinata nun mit ihrem Freund hier her zog oder nicht. Es war schön dem Klang ihrer Stimme zu lauschen und ich fragte mich, wie sie es immer schaffte, mein Herz so in Aufruhr zu versetzen. "Auf jeden Fall, die beiden ziehen sogar in unsere Umgebung, Sasuke, ist das nicht toll? Jetzt haben wir ein Paar mit dem wir gemeinsam ausgehen können", freute sie sich und steckte mich mit ihrer Euphorie förmlich an - wenn auch aus einem anderen Grund. Alles was sie glücklich machte, erfüllte mich ebenso mit Freude. Manche würden meinen, ich sei ein liebeskranker Trottel, ich würde sagen, ich war einfach verliebt. "Das ist schön", entgegnete ich und blickte kurz auf meine Uhr. 'Mist, nur noch zehn Minuten', schallte es durch meine Gedanken und ich hörte Sakuras Stimme abwesend zu. "Also, wenn du heute Nacht nach Hause kommst, wartet eine Überraschung auf dich", hauchte sie verführerisch und ich schluckte. Was für eine Überraschung denn? "Soso", grinste ich und ich vernahm ihr kindliches Gekicher am anderen Ende der Leitung. "Ich liebe dich, fahr vorsichtig", sagte sie fürsorglich und mein Grinsen wurde nur noch breiter. Hatte ich bereits erwähnt, wie glücklich ich im Moment war? "Ich liebe dich auch", erwiderte ich und legte nach unserer Verabschiedung auf.

Der Rest meiner Schicht verlief ohne große Vorkommnisse und als ich um kurz nach zwölf den Laden verließ, war es endlich dunkel geworden. Ich war ohnehin eher ein Nachtmensch und genoss diese Dunkelheit, da ich mich wohl fühlte, ein Teil von ihr zu werden. Man konnte sagen, meine Lebensgeister erwachten erst zu dieser Zeit und während ich mein Auto aufschloss, klingelte mein Handy erneut. "Na, noch einen Wunsch für meine Prinzessin?", fragte ich grinsend in den Hörer und vernahm Sakuras Schnauben. "Nenn mich nicht immer so", meckerte sie los und ich ließ mich auf dem Sitz nieder und startete den Motor. "Aber ja, ich hab' Hunger und wir haben nichts mehr da. Kannst du vielleicht..". War klar, Sakura war mal wieder zu faul um einkaufen zu gehen, also war es an mir die Nahrung zu beschaffen. Nicht das es mich störte, aber sie hatte viel Freizeit, um solche Dinge zu erledigen.

"Zwei Cheeseburger, einmal große Pommes und eine Cola light", bestellte ich am Drive in eines bekannten Fastfood Restaurants und fuhr mit dem Essen nun endlich zu Sakura nach Hause. Wir wohnten nicht zusammen, hielten uns aber meist in ihrem Apartment auf. 'Wie ein Ehepaar', hörte ich mich in Gedanken sagen und lachte einmal kurz auf. Für eine Hochzeit war es noch zu früh, oder? Würde ich Sakura denn heiraten wollen? War so etwas überhaupt wichtig, wenn man sich liebte? Mit fünfundzwanzig Jahren machte man sich darüber keine Gedanken, sagte ich mir zumindest.

Als die Haustür ins Schloss fiel, wunderte ich mich über den penetranten Duft von Räucherstäbchen und Duftkerzen. Ich war kein sonderlicher Fan von Gerüchen und Sakura wusste das eigentlich. "Was ist denn nun los?", murmelte ich leise und streifte meine Schuhe ab, während der Autoschlüssel auf der Kommode im Flur landete. "Sakura?", rief ich etwas lauter und öffnete die Tür zum Schlafzimmer, da ich sie nirgends in der Wohnung ausmachen konnte.

Tatsächlich lag meine Göttin in scharfen Dessous auf dem Doppelbett und grinste mir verführerisch entgegen. "Ich bin hier", raunte sie mir zu und ich stellte die Tüte mit ihrem Essen auf dem Tisch neben ihr ab. "Ich seh' schon", lächelte ich nicht minder verführerisch und hechtete mit einem kleinen Sprung auf die Matratze, sodaß ich über sie gebeugt lag. "Warte, nicht so hastig", sagte sie leise und drückte mit ihren Händen gegen meine Schultern. Wollte sie etwa, dass ich sie nur betrachte? Mein Hunger war geweckt, sie war einfach nur heiß in meinen Augen und gierig ließ ich meine Hände über ihre glatten Oberschenkel wandern. "Warum nicht? Das mit dem Essen war nur ein Vorwand, oder?", fragte ich siegessicher und richtete mich auf. Sie tat das Selbe und saß mir im Schneidersitz gegenüber, die Hände ineinander gefaltet. Sie wirkte ein wenig verspannt, aber ich achtete nicht wirklich darauf, da mich ihre geöffneten Schenkel zu sehr ablenkten. "Naja, schon, aber ich muss dir etwas wichtiges sagen", druckste sie herum und skeptisch zog ich eine Augenbraue in die Höhe. "Was is los?", fragte ich misstrauisch, da ich diese Art von ihr nicht kannte. Ich ging nicht davon aus, dass sie sich von mir trennen wollte, sonst würde sie mich nicht in Dessous empfangen, oder? "Also, es geht darum. Weißt du, seit zwei Wochen bin ich überfällig, naja und ich habe einen Test gemacht", erzählte sie weiter und blickte mich abwartend an. Test? Überfällig? In dem Moment verstand ich nur Bahnhof. War sie etwa krank? "Bist du krank?", fragte ich besorgt und rutschte näher an sie heran. Ihre Brauen verzogen sich augenblicklich und sie sah mich entgeistert an. "Wieso krank? Seit wann ist man krank, wenn man schwanger ist?", fragte sie so, als ob ich ein Vollidiot wäre. Eigentlich wollte ich zu einer schnippischen Antwort ansetzen, hielt dann aber doch inne und ließ ihre Worte revue passieren. Schwanger? Sie war schwanger? "Du bist schwanger", hauchte ich tonlos und fühlte mich wie von einem Truck überrollt. "Ja, ist das nicht wundervoll Sasuke? Wir bekommen ein Baby", rief sie euphorisch und klammerte sich um meinen Hals. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie redete unentwegt auf mich ein, jedoch nahm ich ihre Worte nur am Rande wahr. Mein Mund war einen Spalt geöffnet und ich versuchte, meine Gefühle zu ordnen.

Wenn sie schwanger war, musste das Kind von mir sein. Sie trug neues Leben in sich, welches von mir abstammte? Ich wusste nicht, für welche Gefühle ich mich entscheiden sollte. Einerseits war ich glücklich, auf der anderen Seite fühlte ich mich nicht bereit für ein Kind. Eigentlich wollte ich nie Kinder und Sakura ebenso wenig. Was hatte ihre Meinung dazu geändert? Fühlte man auf einmal anders, wenn man Leben in sich trug? "Ich weiß nicht, was ich sagen soll", sagte ich leise und ignorierte die Tatsache, dass sich ihr Blick zu einer angesäuerten Grimasse verzog. Die Lust auf Intimitäten war mir auf jeden Fall vergangen und auch als sie sich von mir löste, achtete ich nicht auf sie. Es war zuviel auf einmal. "Was soll das heißen? Ist das alles was du dazu zu sagen hast Sasuke?", giftete sie mir entgegen und erhob sich, um sich aus dem Schrank eine Jogginhose und ein weites Hemd zu fischen. Gut, sie war eindeutig sauer auf mich. "Naja, ich dachte wir wollten keine Kinder..". Plötzlich wirkte die Stimmung in ihrem Schlafzimmer wie bei einem Begräbnis. "Freust du dich denn gar nicht? Ich dachte, du liebst mich und willst mit mir alt werden. Was meinst du, warum ich damit angefangen hab', die Pille abzusetzen? Ich wollte immer Kinder Sasuke", warf sie mir aufgebracht vor und ich schoss in die Höhe, da ich wirklich wütend wurde. "Was soll das heißen, du hast die Pille mit Absicht abgesetzt oder was?", fragte ich zornig und hob ihr Kinn an, da sie ihren Kopf schuldbewusst gesenkt hatte. "Du hast damals gesagt, du möchtest keine Kinder, warum jetzt Sakura?", knurrte ich beinahe und blickte in ihre grünen Augen.

"Sasuke", sagte sie leise und löste meine Hand von ihrer Haut. "Eigentlich wollte ich schon immer Kinder, aber damals, als du gesagt hast du möchtest keine, habe ich gelogen, damit du mich interessanter findest", stammelte sie beinahe und ein feiner Stich zog sich durch meine Magengegend. Sie wollte mir gefallen? Sie hat sich für mich verstellt? Sie - die Frau die ich bewunderte? Die ich über alles liebte, wollte mir gefallen und log deswegen? Irgendwie schmerzte mich dieses Geständnis und ich ging einen Schritt zurück. "Wie kommst du darauf, dass du mir nicht gefallen könntest? Ich liebe dich und das weißt du", sagte ich ruhig und sah, dass ihre Augen kurz aufblitzten. Sie war den Tränen nahe - aber diesmal waren es keine Freudentränen. "Es tut mir leid", schniefte sie und warf sich in meine Arme. "Soll ich es wegmachen lassen?", fragte sie schluchzend und ich legte meine Hände um ihren bebenden Oberkörper. Ich wollte natürlich nicht, dass sie abtrieb, so etwas würde ich nie verlangen, schon gar nicht von ihr. "Nein Babe, es tut mir leid, ich hätte nicht so reagieren dürfen. Ich war einfach etwas überfordert von deiner Nachricht", meinte ich entschuldigend und fuhr beruhigend mit meinen Fingern über ihren Rücken. Es war mir unangenehm, sie weinen zu sehen und ich verspürte ein schlechtes Gewissen, weil ich der Auslöser für ihre Tränen war.
 

Obwohl wir uns in dieser Nacht ausgesprochen hatten, lag ich innerlich aufgewühlt, neben ihr im Bett. Es war ein beklemmendes Gefühl tief in mir und ich wusste nicht, ob ich das Gesagte auch einhalten konnte. Ob ich mich mit der Zeit darüber freuen würde, dass wir Eltern wurden? Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und ich ging davon aus, dass sich für mich alles zum Guten wenden würde. Ich würde dieses Kind lieben können, genauso wie ich seine Mutter liebte. 'Wir schaffen das gemeinsam', hallten meine vorhergegangenen Worte in meinen Ohren wider und ich seufzte einmal müde auf. Als ich über ihren schlafenden Körper streichelte, verfiel ich auch immer mehr in eine angenehme Ruhe und driftete komplett in einen tiefen Schlaf. Ich wollte nicht mehr nachdenken, nicht mehr fühlen. Ich würde es einfach auf mich zukommen lassen, mehr konnte ich ohnehin nicht tun. Das sich mein Leben in den nächsten Monaten grundlegend ändern würde, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Geringsten.

1.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, blieben meine Augen vorerst geschlossen und ich versuchte, mit meinen verbliebenen Sinnen auszumachen, ob ich alleine im Bett lag oder nicht. Seit dem letzten Gespräch zwischen Sakura und mir, war mir nicht danach, erneut über dieses Thema zu reden. Wenn ich ehrlich war, es war anstrengend sich darauf einzustellen, Vater zu werden. Irgendwie war ich sogar etwas enttäuscht darüber, dass sie mich hinterging und einfach so ihre Pille abgesetzt hatte. Nachdem ich weder das Geräusch ihrer Atmung, noch die bekannte Wärme neben mir ausmachen konnte, blinzelte ich ein paar Mal und drehte meinen Kopf zur Seite.

Die Uhr verriet mir, dass sie bereits im Büro sein musste und so gähnte ich noch einmal herzhaft, ehe ich mich selbst erhob und im Bad verschwand. Es war eine komische Situation, die allerdings nichts an Komik beinhaltete. Ich stand wirklich vor vollendeten Tatsachen. Gerade noch gestern hatte ich mich gefragt, ob ich Sakura einen Heiratsantrag machen sollte und nun dachte ich nicht im entferntesten daran, diesen Plan in die Tat umzusetzen. Es war ein kleiner Vertrauensbruch und ließ mich die ganze Sache in einem anderen Licht betrachten. Vielleicht war es aber auch nur eine Ausrede, weil ich Angst vor der Verantwortung hatte.
 

Seufzend griff ich nach meinem Duschgel und steckte mir nebenbei meine Zahnbürste in den Mund. Konnte ich Sakura überhaupt böse sein? Allem Anschein nach liebte sie mich so sehr, dass sie sogar Kinder mit mir wollte - was wollte ich also mehr? Warum fühlte ich mich so unwohl? Es lag nicht nur an der Schwangerschaft, sondern auch daran, dass sie mich belogen hatte. Selbst wenn sie mir damals gesagt hätte, dass sie Kinder wollte, hätte ich mich darauf eingestellt, davon war ich überzeugt.
 

Nachdem meine Hygiene Maßnahmen abgeschlossen waren, band ich mir ein Handtuch um die Hüfte und schlurfte mit schweren Schritten zurück ins Schlafzimmer, um mir geeignete Klamotten aus Sakuras Kleiderschrank zu nehmen. Sie hatte mir vor ein paar Monaten freiwillig eines ihrer überfüllten Fächer überlassen und ein leichtes Lächeln zierte meine Lippen, als ich darüber nachdachte, wie unbeschwert die damalige Zeit für uns gewesen war. Klar, ich liebte sie, aber sie hätte einfach ehrlich zu mir sein müssen - Punkt aus. Kopfschüttelnd zog ich mir die Kleidung über und grummelte auf meinem Weg in die Küche. Den Zettel den ich dort vorfand, ließ mein Herz voller Erwartung höher schlagen.
 

Hey Hase, tut mir nochmal leid wegen gestern, ich wollte dich nicht anlügen. Ich hab' dir einen großen Tomatensalat in den Kühlschrank gestellt, vielleicht können wir ja am Wochenende was mit Hinata machen wenn du möchtest. Schon komisch.. da schreib ich auf einen Zettel, obwohl du direkt nebenan liegst und schläfst. Ich liebe dich wirklich über alles Sasuke und ich möchte, dass wir gemeinsam glücklich werden, egal wie wir uns entscheiden.
 

In Liebe, Sakura *Kussi*.
 

Einerseits freute mich diese Nachricht, da sie sich scheinbar über ihren Fehler im Klaren war. Andererseits... War ich vielleicht beleidigt? Kurz rieb ich mit meinen Händen über mein Gesicht und seufzte laut auf. Warum waren die Dinge nur so verdammt kompliziert? Gerade zwischen mir und ihr. Sie war meine Zuflucht - mein Ankerpunkt und Diejenige, der ich mein Herz geöffnet hatte. Eigentlich sollte ich mich für meine Denkweise schämen, schließlich hatte sie es aus Liebe getan, oder?

Natürlich aß ich von dem Salat und er schmeckte. Ich liebte nicht nur sie, sondern auch ihre Künste. Ich war mir sicher, dass ich einfach nur ein wenig Zeit brauchte, um mich an die neuen Umstände zu gewöhnen, schließlich hatte ich mit ihr einen guten Fang gemacht.

Pünktlich um fünfzehn Uhr verließ ich ihr Apartment und versuchte, mich mental auf die Arbeit einzustellen. Bisher hatte Sakura nicht angerufen und auch sonst keinerlei Versuche unternommen, mit mir in Kontakt zu treten also ging ich davon aus, dass im Büro ihres Vaters viel zu tun war. Sie arbeitete schon seit Jahren als Aushilfe in dem Familienunternehmen und kassierte dennoch mehr, als ein gutbezahlter Anwalt. 'Vielleicht hat sie aber auch ein schlechtes Gewissen', schallte es durch meinen Kopf und augenblicklich durchzog mich wieder dieses schlechte Gefühl, bei dem ich selbst auch ein schlechtes Gewissen bekam, weil ich sie so angefahren hatte. Knurrend drückte ich die Kupplung durch und legte den Gang ein. Mit einem Finger fand ich schnell den gewünschten Radiosender und konzentrierte meine Gedanken auf die Lieder, die mir durch die Boxen entgegen dröhnten. Ich sollte einfach alles auf mich zukommen lassen, so wie ich es bereits in der Nacht beschlossen hatte.

Im Supermarkt war schon wieder die Hölle los und ich war dankbar für diese Ablenkung. Selbst meine Chefin hatte allerhand zu tun und als guter Mitarbeiter ging ich ihr selbstverständlich sofort zur Hand. Ihrem prallen Dekollete schenkte ich heute kaum die gewohnte Aufmerksamkeit und nachdem sie ihre Kasse verlassen hatte, übernahm ich den vorgewärmten Platz und fing an, unsere Kunden zu bedienen. "Waren Sie mit ihrem Einkauf zufrieden?", fragte ich freundlich und blickte kurz in das Gesicht einer molligen Frau. Ihre rosigen Wangen erinnerten mich sofort wieder an Sakura, wenn ich sie mit meinen Sprüchen zur Weißglut trieb. 'Vielleicht bist du aber auch wirklich nur ein liebeskranker Trottel, der alles mit sich machen lässt', hörte ich mich in Gedanken sagen und verzog meine Augenbrauen missbilligend. Warum dachte ich auf einmal daran? War ich vielleicht einfach nur blind genug, alles zu übersehen? Die Frau an der Kasse räusperte sich kurz und hielt mir ihre Plastikkarte entgegen. "Wie gesagt, es war wirklich alles in Ordnung mit dem Einkauf...". Schon wieder drifteten meine Gedanken ab und wie mechanisch erledigte ich den Ablauf der EC-Zahlung. Ich hörte ihr nicht mehr zu, lächelte und nickte abwesend. "Einen schönen Tag noch", sagte ich ruhig und widmete mich dem nächsten Kunden. Je mehr ich versuchte, mich davon abzulenken, desto mehr dachte ich darüber nach.

Vielleicht sollte ich am Wochenende wieder mal tanzen gehen und mich einfach zulaufen lassen mit der Begründung: Feiern auf das neue Leben. Wie wahr, wie wahr. Nicht nur das neue Leben in Sakura, sondern auch meines sollte gefeiert werden. Möglicherweise würde ich es aber auch übertreiben, wer wusste das schon.
 

In meiner Pause blieb mein Telefon ebenso still und allmählich fragte ich mich, warum Sakura sich nicht bei mir meldete. Wollte sie womöglich, dass ich mich nach ihrem Befinden erkundete? Noch ehe ich diese Gedanken weiterführen konnte, wählte ich bereits ihre Nummer und atmete tief durch, während der Freizeichenton ihres Handys erklang. "Sasuke", schallte mir ihre Stimme beinahe sehnsüchtig entgegen und ich hatte das Gefühl, sie wartete nur darauf, dass ich das Wort erhob. Es war ein recht oberflächliches Gespräch und es wirkte fast so, als ob es dieses Problem zwischen uns beiden nie gegeben hätte. Sie teilte mir mit, dass Hinata und Naruto bereits heute morgen angekommen waren und es sich in ihrem neuen Loft gemütlich machten. Außerdem wollte sie am Wochenende unbedingt was mit ihnen unternehmen, also fiel mein Plan vom Zulaufen lassen wohl vorerst ins Wasser. Je länger wir miteinander sprachen, desto mehr kam dieses drückende Gefühl in mir zurück. Warum konnte ich mich nicht damit abfinden? Ich war einfach nur überfordert mit dieser Situation. "Ist gut Babe. Stört es dich, wenn ich heute Nacht bei mir schlaf?", fragte ich ruhig und hörte, wie ihr der Atem stockte. "Ist alles okay bei dir? Du hast doch schon seit Monaten nicht mehr dort übernachtet. Es ist wegen gestern, oder?", stellte sie die Gegenfrage und ich presste meine Lippen aufeinander. Wie sollte ich ihr sagen, dass ich ein wenig Abstand von den ganzen Dingen wollte, ohne sie zu verletzen? "Es ist alles okay, mach dir keine Gedanken. Ich wollte heute noch mit einem Kollegen nach der Schicht einen drauf machen. Er wird auch Vater, weißt du", log ich ohne mit der Wimper zu zucken und hörte, wie sie geräuschvoll ausatmete. "Okay Schatz. Lass es dir gut gehen, ich lieb' dich", meinte sie ruhig und mein Blick wanderte in weite Ferne. "Ich dich auch", erwiderte ich darauf und nachdem das Gespräch beendet war, fühlte ich mich seltsam. Irgendwie befreiter und das trotz meiner Lüge. Ich konnte dieses Gefühl einfach nicht einordnen und beschloss, es vorerst zu verdrängen, da meine Pause sich dem Ende zuneigte.
 

Eine halbe Stunde später stand ich bereits in den Gängen und sortierte verschiedene Waren ein. Das hier war die leichteste Arbeit, da man sich so gut wie nie mit Kunden unterhalten musste. Doch auch das war heute wohl nicht der Fall, da jemand mit beachtlichen Tempo um die Ecke geschossen kam und geradewegs in mich hinein rannte.

Nachdem ich uns beide vor dem Fall bewahrt hatte, verflog mein Ärger ziemlich schnell, als ich in zwei strahlend blaue Augen blickte. "Boah, sorry, aber ich suche meinen Wagen", rutschte es meinem Gegenüber hinaus und er rieb sich den linken Oberarm, da er damit meine Schulter angerempelt hatte. 'Faszinierend für einen Kerl', schallte es durch meine Gedanken und ich musterte seine Erscheinung genauer. Das blonde, verstrubbelte Haar wirkte so, als sei es nur dafür gemacht, so getragen zu werden und auf beiden Wangen trug er jeweils drei feine Narben, die schon vor langer Zeit entstanden sein mussten. "Wo haben Sie ihn denn das letzte mal gesehen?", fragte ich lächelnd und erstaunlicherweise fiel es mir nicht schwer, meine Mundwinkel anzuheben - erst recht nicht, als mich sein breites Grinsen traf.

Er hatte etwas strahlendes an sich, etwas, dass einem nur mit der bloßen Anwesenheit dazu brachte, sich selbst besser zu fühlen. Vielleicht entsprangen meine wirren Gedanken aber auch nur meiner Einbildung, da ich im Moment nach etwas suchte, dass mich ablenken konnte. "Erm, gute Frage. Ich weiß noch, dass ich beim Alkohol stand und nicht wusste, ob ich jetzt Wein oder Bier nehmen soll", murmelte er vor sich hin und ich nickte daraufhin zustimmend. "Na, dann helf' ich Ihnen mal", erwiderte ich und er neigte den Kopf leicht zur Seite, starrte mich ungläubig an und ließ seine Hand von seinem Oberarm wandern. "Danke, echt jetzt!", lächelte er mir entgegen und ich drehte ihm den Rücken zu, da mich dieses Lächeln mit so einer Intensität traf, dass es unangenehm wurde. "Vielleicht kannst du mir dann auch helfen, ein Getränk auszusuchen. Ich bin mit meiner Freundin erst heute hierher gezogen und soll für`s Wochenende einkaufen. Sie will sich nämlich unbedingt mit ihrer besten Freundin und deren Kerl treffen. Naja, deshalb keine Ahnung, was die gerne trinken. Ich stand fast 'ne halbe Stunde vor dem Regal...".

Abwesend hörte ich seinem Geplapper zu und gemeinsam fanden wir seinen Einkaufswagen recht schnell. Das er mich duzte, nahm ich ihm nicht übel, er war selbst kaum älter als ich und ich selbst fände es komisch, mit 'Sie' angesprochen zu werden. Wir verfielen in ein reges Gespräch über Cocktails und er offenbarte mir, dass er in Konoha eine Disco eröffnen würde. Als sein Handy klingelte, unterbrachen wir unsere Unterhaltung kurz und ich besah mich seinem Einkaufswagen. "Hinata, bitte, Gnade, ich bin gleich da", rief er in den Hörer und hielt das Telefon ein Stück weit weg, weil er wohl auf den Lautsprecher gekommen war. "Hast du noch immer keine Getränke gefunden? Ich hab' dir gesagt was Sakura gerne trinkt, also beeil dich, die Kisten werden nicht weniger". Augenblicklich wanderte meine Hand zu meinem Namensschild und ich riss es beinahe ab. Warum ich mich von diesem Impuls treiben ließ, wusste ich in dem Moment nicht. Das hier war offensichtlich Naruto, der für Sakura und mich einkaufen ging, oder? Was war das hier für ein Zufall? Und warum zum Teufel wollte ich nicht, dass er wusste, wer ich war? Spätestens am Wochenende würde er es doch wissen. "Entschuldigung, sie kann manchmal echt aufbrausend sein, wenn ich mal wieder trödele", hörte ich seine Stimme und blinzelte perplex in sein Richtung. "Kein Thema. Also wegen den Getränken. Ich empfehle Ihnen das hier", sagte ich und nahm ein paar Softdrinks aus dem Regal. "Und das hier", meinte ich weiter und nahm ein Sixpack Bier in die Hand, welches ich wirklich gerne trank. "Cool, dass Bier schmeckt gut. Hehe, hoffen wir mal, dass der Kerl auch Geschmack hat", feixte Naruto drauf los und auch ich musste grinsen.

Nachdem er gegangen war, fühlte ich mich auf seltsame Art und Weise entspannt. Er wirkte auf mich wie jemand, der andere schnell aufmuntern konnte und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, freute ich mich sogar darauf, ihn am Wochenende wieder zu sehen. Was er wohl für ein Gesicht machen würde, wenn er mich wieder erkannte? Vielleicht könnten wir sogar Freunde werden und zum ersten Mal dankte ich Hinata dafür, dass sie sich so einen Mann angelacht hatte. Etwas, dass mich vorher nicht weniger interessieren konnte, wurde auf einmal zu etwas, woran ich gefallen fand. Das ich in Gedanken solche Wörter wählte, ließ mich innerlich knurren. Es war doch eigentlich alles in Ordnung, also warum regte ich mich so künstlich auf? 'Wie dem auch sei, jetzt kann es nur noch besser werden', grinste ich in mich hinein und nahm meine Arbeit an der Kasse wieder auf.

2.

Nachdem die letzten Kunden den Laden verlassen hatten, machte ich mich auf den Weg zum Mitarbeiterbüro, da ich unbedingt noch mit meiner Chefin über meinen angestauten Urlaub sprechen wollte. Den ganzen Abend hatte ich darüber nachgedacht, weil ich Sakura unter die Arme greifen wollte mit ihrer Schwangerschaft. "Tsunade?", fragte ich ruhig, als ich vor ihrem Schreibtisch stand und meinen Blick über ihre gespannte Bluse wandern ließ. Diese Dinger mussten mindestens zehn Kilo wiegen und da sie sonst eine zierliche Frau war, hatte sie bestimmt Rückenprobleme, oder? Ihr Räuspern riss mich schließlich aus meinen unsinnigen Gedanken und ihr Gesichtsausdruck war nicht gerade freundlich. "Meine Augen sind hier oben, schön, dass du sie jetzt auch gefunden hast", entgegnete sie bissig und verschränkte ihre Arme unter der Brust. Somit fiel es mir noch schwerer, nicht auf diese Melonen zu starren und ich musste mich förmlich dazu zwingen, ihr ins Gesicht zu sehen. Nicht, dass es mir gefiel, ich fand sogar, dass es zuviel des Guten war. Ihre Erscheinung übte auf mich dennoch eine große Faszination aus, da sie völlig anders aussah, als das Verhalten, welches sie an den Tag legte. Sie war leicht reizbar und man sollte ihre Geduld niemals strapazieren. "Ich möchte gerne drei Wochen Urlaub, wäre das möglich?", fragte ich höflich und kam direkt zum Punkt. Ihre fein gezupften Augenbrauen zogen sich augenblicklich grüblerisch zusammen und mit einer Hand wühlte sie in ihrer unordentlichen Schulblade herum. Hatte ich bereits erwähnt, dass ihr Wesen überhaupt nicht zu ihrem Äußeren passte? "Mh, also eigentlich, würde ich ja nein sagen, aber, du hast noch Resturlaub den du mal aufbrauchen müsstest", grummelte sie unzufrieden und innerlich musste ich darüber grinsen. Natürlich, sie hasste es, wenn sie mehr Arbeit hatte und hätte mich am liebsten rund um die Uhr in ihrem Laden.
 

Nach meinem Sieg lief ich zu meinem Auto und war glücklich darüber, absofort frei zu haben. Zwar meinte sie noch, dass sie mich in eine andere Schicht stecken würde, aber das ging mir momentan einfach am Hintern vorbei. Summend öffnete ich meinen Wagen und presste geräuschvoll die Luft aus meinen Lungen, als ich mich in den Sitz sinken ließ. Mein Weg führte jedoch nicht zu mir nach Hause, da ich mich spontan entschied, doch zu Sakura zu fahren. Sie war schließlich schwanger und ich wollte sie mit ihren Gefühlen und Gedanken nicht alleine lassen. Die Fahrt über ließ ich den Abend noch einmal revue passieren und als das lächelnde Gesicht von Naruto vor meinem geistigen Auge aufblitzte, musste ich grinsen. Was für ein Typ Mensch war er wohl? Einen Pluspunkt hatte er gemacht, weil er das Bier mochte, welches ich gerne trank und einen weiteren hatte er bekommen, weil er eine Disco eröffnete. Ich mochte es, am Wochenende feiern zu gehen und es konnte bestimmt nicht schaden, sich mit einem Clubbesitzer gut zu stellen. Allerdings...Sakura durfte nicht mehr feiern gehen und sich gemeinsam mit mir abschießen... Das würde unserem Kind nur schaden und entnervt stellte ich den Motor ab, als ich vor ihrer Wohnung geparkt hatte. Egal in welche Richtung ich meine Gedanken lenken wollte - immer wieder kam ich bei dem selben Punkt an - dem Baby. Unserem Baby.
 

Grummelnd schloss ich die Tür zu ihrem Apartment auf und hörte, dass sie nicht alleine war, oder allem Anschein nach mit jemandem telefonierte. "Es ist so schön, endlich bekomme ich einen kleinen Uchiha", freute sie sich und auch auf meine Lippen legte sich ein leichtes Schmunzeln. Sie war wirklich glücklich darüber, mh? "Schatz?", rief ich, um mich anzukündigen und plötzlich verstummte ihre Stimme. "Ich ruf' dich zurück", sagte sie kurz angebunden und ich wunderte mich über dieses Verhalten. Als ich ins Wohnzimmer schritt, saß sie im Schlafanzug auf der Couch und blickte mich fragend an. "Hey, ich dachte, ich lass das mit dem Draufmachen mal bleiben und", fing ich an, zog dann aber eine Augenbraue in die Höhe, als mir bewusst wurde, dass es bereits kurz vor ein Uhr nachts war. "Mit wem hast du eigentlich telefoniert?", fragte ich stattdessen und setzte mich neben sie auf das Sofa. "Erm, also, naja, mit Itachi. Er hat vorhin angerufen und da haben wir uns verquatscht", stammelte sie ein wenig nervös und rutschte ein Stück näher an mich heran. "Sasuke, wir bekommen ein Baby", strahlte sie und legte ihre Arme um meinen Hals. "Ich weiß", lächelte ich ihr entgegen und versuchte, die darauffolgende Frage aus meinen Gedanken zu verbannen. Warum verhielt sie sich so sonderbar? Und warum rief mein Bruder so spät noch an? "Ist bei Itachi alles in Ordung?", fragte ich interessiert und musterte ihre feinen Gesichtszüge. Sie wirkte etwas verspannt und bewirkte somit, dass ich mir Sorgen machte.
 

Itachi und ich hatten keine einfache Kindheit und er selbst leitete eine große Firma, die sich auf die Herstellung von Kosmetikartikeln spezialisiert hatte. Hatte er möglicherweise Probleme mit der Arbeit? "Es geht ihm gut. Er wollte nur mal hören, wie es uns so geht", hauchte sie gegen meine Lippen und küsste mich kurz darauf leidenschaftlich. Zwar wollte ich ihren Worten Glauben schenken, doch irgendetwas stimmte da nicht. Warum rief er nicht auf meinem Handy an, um mich zu fragen? Vielleicht nahm er aber auch an, dass ich meine Freizeit ohnehin bei Sakura verbrachte und rief deshalb gleich bei ihr an.
 

Eigentlich war sie die perfekte Frau für mich. Sie wurde sogar von meiner Familie als Mitglied akzeptiert - eine Sache, die mich wirklich zufrieden stimmte. All meine vorherigen Beziehungen hatten es da schwerer. Sakura wusste einfach, wie sie sich benehmen musste und durch ihre sonnige Art, fand sie auch schnell Anschluss an andere Menschen. Womöglich war das auch der Grund, warum ich mich für sie interessierte. Sie schaffte es mit Kleinigkeiten, auf sich aufmerksam zu machen und weckte in mir einfach das Bedürfnis, alles von ihr wissen zu wollen. "Babe, lass uns drüben weitermachen", raunte ich ihr zu und drückte mit einer Hand gegen ihre Hüfte, um sie auf meinen Schoß zu ziehen. Nachdem ich mit ihr aufgestanden war, löste sie den neu entfachten Kuss und blickte mich entschuldigend an. "Sorry Schatz, aber naja, ich möchte noch warten. Ich hab' am Freitag den Termin beim Arzt und möchte erst abklären, ob alles in Ordnung ist. Ich hoffe du verstehst das..". Natürlich..Ich verstand es, aber es gefiel mir nicht im geringsten. Ich mochte den Sex mit ihr und war scharf auf sie. Was, wenn der Arzt sagte, sie dürfte für die nächsten Monate keinen Sex mehr haben? Als ich ihre Hand auf meiner Wange spürte, fiel mir auf, dass sie bereits wieder auf dem Boden stand und mir entgegen grinste. "Guck nicht so, dass steht dir nicht. Ich weiß, du willst es jetzt gerne tun, aber ich werde dich entschädigen, okay?", meinte sie versöhnlich und wanderte mit ihrer Hand zu meinem Schritt. Ohne einen weiteren Gedanken an andere Dinge zu verschwenden, trug ich sie im Brautstil ins Schlafzimmer und drückte sie in die Laken, um mit ihr einem intensiven Vorspiel nachzugehen.
 

Nachdem wir uns gegenseitig ausgiebig verwöhnt hatten, lag sie schlafend auf meiner Brust und murmelte unverständliche Wörter gegen meine Haut. Sie war wirklich süß in meinen Augen, dennoch wanderten meine Gedanken wieder zu meinem Bruder, der mitten in der Nacht angerufen hatte. Bei meiner Freundin, wohlgemerkt. Vorsichtig hob ich Sakura von mir runter und schlich mich beinahe lautlos aus ihrem Schlafzimmer. Es war bereits drei Uhr, aber ich musste wissen, warum Itachi bei ihr anrief.

"Hey, ich bin´s, alles okay bei dir?", fragte ich leise, nachdem mein Bruder sein Telefon abhob. "Weißt du, wie spät es ist?", stellte er die Gegenfrage und ich schmunzelte. "Du schläfst doch nie. Also, warum hast du vorhin bei Sakura angerufen?", bohrte ich weiter und überging die Tatsache, dass ihn ich anscheinend doch aus dem Schlaf gerissen hatte. "Ich wollte mal hören, wie es euch so geht", seufzte er und ich hörte, dass sein Bett knarzte. "Warum rufst du dann so spät bei ihr an?", fragte ich weiter und legte meine freie Hand auf meinen Bauch. Mein Gefühl sagte mir einfach, dass Itachi nicht einfach nur anrief, um sich nach unserem Befinden zu erkunden. "Gut, mein kleiner schlauer Bruder, du hast mich durchschaut. Ich dachte mir, dass du vielleicht schon bei ihr bist, deshalb habe ich bei ihr angerufen. Dad ist krank. Er liegt schon seit einer Woche im Krankenhaus", erzählte Itachi bedrückt und meine Augen weiteten sich daraufhin ungläubig. Warum erfuhr ich das erst jetzt? Das Gespräch dauerte eine halbe Stunde und als wir auflegten, fühlte ich mich gerädert. Bei meinem Vater war Krebs diagnostiziert worden, aber weitere Informationen konnte mein Bruder mir auch nicht geben. Ich musste ihn später dringend besuchen und auch meine Mutter anrufen. "Was für 'ne scheiß Woche", seufzte ich erschöpft und ließ mich auf der Couch nieder. Zum Schlafen war ich eindeutig zu aufgewühlt und mein Kopf war voller Gedanken mit denen ich einfach nicht zur Ruhe kam. Warum hatte Sakura vorhin nichts davon erwähnt? War Itachi womöglich nicht soweit gekommen, um ihr davon zu erzählen? Sicherlich, Sakura hätte mir so etwas nie verschwiegen.
 

Der nächste Tag brach für mich erst ziemlich spät an und ich wusste nicht einmal, wann ich eingeschlafen war. Als ich aufstand und mich auf die Suche nach meiner Geliebten machte, konnte ich sie nirgendswo vorfinden. Wahrscheinlich war sie wieder bei der Arbeit und ich fragte mich kurz, ob sie beleidigt war, weil ich nicht neben ihr, sondern auf dem Sofa übernachtet hatte. Um herauszufinden, wo sie war, wählte ich ihre Nummer und machte in der Küche halt, wo ich mir einen Kaffee zubereitete. Ganze drei Mal hatte sie mich weggedrückt und ich ging davon aus, dass sie entweder sauer, oder beschäftigt sein musste.

Schulterzuckend trank ich die schwarze Brühe und machte mich für den Tag zurecht. Als erstes telefonierte ich mit meiner Mutter, die bereits im Krankenhaus am Bett meines Vaters auf Itachi wartete. Mit ihnen machte ich aus, in zwei Stunden ebenfalls vorbeizukommen und alles weitere zu besprechen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Magen aus, als ich daran dachte, dass mein Vater wirklich sterben könnte. Über so etwas machte man sich eigentlich nie wirklich Gedanken und nachdem ich zwei Stunden später am Krankenhaus ankam, stand mein Bruder vor diesem an der Wand gelehnt und rauchte eine Zigarette. Er schien ziemlich gedankenversunken und während ich auf ihn zulief, musterte ich seine Erscheinung. Er wirkte ziemlich gestresst und das er wieder rauchte, nachdem er es sich vor einem Jahr abgewöhnt hatte, störte mich ziemlich. "Findest du es nicht ein wenig makaber, dass Dad da drinnen mit Krebs liegt, während du hier draußen den möglichen Grund dafür inhalierst?", fragte ich monoton und fixierte ihn mit meinem Blick. Er sollte ruhig wissen, dass es mich aufregte. Unser Vater war seit Jahren Kettenraucher und ich konnte mir vorstellen, dass dieses Gift zu seiner Krankheit beigetragen hatte. "Wenn du wüsstest", seufzte er und blies mir den Rauch geradewegs ins Gesicht. "Lass den Scheiß, du Penner", knurrte ich angewidert und sah, dass er grinste. Eine weitere Abart von meinem Bruder. Er war wahnsinnig schadenfroh und nur glücklich, wenn er seine Mitmenschen ärgern konnte. Ich ignorierte die Leute um uns herum und behielt Itachi weiterhin im Auge. "Ach Sasu-Chan, ich hab' dich auch vermisst.. Achja, herzlichen Glückwunsch", meinte er beiläufig und erwiderte meinen Blick intensiv. Eine Weile lang schwiegen wir beide und machten uns gemeinsam auf den Weg zu dem Krankenzimmer meines Vaters. "Halt ja die Fresse und sag Mum nichts davon. Ich werd´s auf der nächsten Feier sagen", murmelte ich drohend vor der Tür und öffnete sie, ohne die Antwort meines Bruders abzuwarten. Irgendetwas hielt mich einfach davon ab, es meinen Eltern zu erzählen. Die Situation passt einfach nicht. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich in das betrübte Gesicht meiner Mutter blickte. Allgemein war die Stimmung in dem Zimmer ziemlich drückend und ich schluckte hart, als ich meinen Vater im Bett liegen sah. Er wirkte vollkommen verändert. Vor einem halben Jahr hatte ich ihn das letzte Mal gesehen und im Vergleich zu damals, wirkte er wie ein völlig anderer Mensch. Schwach und zerbrechlich, dass genaue Gegenteil von früher...
 

Der Krankenhausbesuch war zermürbend für mich. Mein Vater litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs und die Heilungschancen standen schlecht, da es zu spät diagnostiziert worden war. Wie sollte es nun weitergehen? Durfte ich meinem Vater wirklich beim Sterben zusehen? Eine grausame Vorstellung und sie riss mich in ein Tief, in dem ich mit all meinen Erinnerungen konfrontiert wurde. Er war zwar ein strenger Mann, aber immer fair in seinem Verhalten und ich liebte ihn abgöttisch. Er war Derjenige, zu dem ich kommen konnte, wenn ich Sorgen hatte - egal welcher Art. Er hatte mich für meinen Lebensweg nie kritisiert, auch wenn er es lieber gesehen hätte, wenn ich in seine Fußstapfen getreten wäre. Meine Mutter hingegen war mehr auf Itachi fixiert und das Verhältnis zwischen ihr und mir, war..Unterkühlt. Ja, dieses Wort traf es ziemlich gut und deshalb fühlte es sich für mich so an, als ob meine Familie außeinanderbrach. Warum hatten sie uns nichts darüber erzählt? Warum war mein Dad erst so spät zum Arzt gegangen? "Dieser verdammte Idiot", fluchte ich laut vor mich hin, als ich in meiner Wohnung ankam. Das war alles nur wegen seiner beschissenen Sucht und dieser verdammten Firma.

Um mich von diesen negativen Gedanken abzulenken, entschloss ich mich kurzerhand dazu, mein Apartment auf Vordermann zu bringen. Die Zeit über, die ich bei Sakura verbracht hatte, war viel Staub entstanden, der dringend beseitigt werden musste. Das meine Liebste sich noch immer nicht gemeldet hatte, war mir im Moment eigentlich egal. Wenn sie schmollen wollte, sollte sie doch. Sie wusste, ich lief ihr nicht hinterher und so wie ich sie kannte, würde sie spätestens heute Abend vor meiner Tür stehen.

Tatsächlich stand sie etwa drei Stunden später mit einer Schachtel Pizza und einem Sixpack Bier vor meiner Tür und lächelte mir entgegen. Bisher hatte ich ihr noch keinen Schlüssel gegeben und mir fiel auf, dass ich das demnächst wirklich tun sollte. Wir mussten uns ohnehin überlegen, was wir mit unserer neuen Situation anfingen.

"Bittest du mich herein? Du weißt, Vampire können fremde Wohnungen erst dann betreten, wenn du es ihnen erlaubst", scherzte sie los und ich bemerkte, dass sie noch immer vor der Tür stand. "Sorry Babe, hab' grad nachgedacht", antwortete ich darauf grinsend und ging einen Schritt zur Seite, damit sie reinkommen konnte. Sie war wirklich den Tag über böse gewesen, weil ich auf dem Sofa übernachtet hatte, aber mit einer Massage und einer Entschuldigung konnte ich sie wieder besänftigen. Sie schob es auf die Schwangerschaftshormone und ich fragte mich, ob ich solche Zickenanfälle in nächster Zeit häufiger zu erwarten hatte. Nachdem wir unsere Pizza verspeist hatten, lagen wir eng umschlungen auf der Couch und unterhielten uns über die Zukunft. Wir würden uns eine neue Wohnung suchen müssen, damit das Baby genügend Platz hatte. "Sag mal Schatz, wollen wir eigentlich heiraten?", fragte sie ruhig und drehte sich in meinen Armen, damit sie mir ins Gesicht sehen konnte. Diese Frage hätte ich am allerwenigsten erwartet und demnach schwieg ich zunächst einfach nur. "Verstehe schon, du willst nicht heiraten, nicht wahr?", meinte sie weiter und ich schluckte. Der Ton den sie anschlug, zeugte davon, dass sie wieder kurz vor einem Anfall stand. "Das habe ich doch gar nicht gesagt", verteidigte ich mich und legte meine Hand auf ihre Wange. "Weißt du, ich hab' im Moment nur ein paar Sorgen und würde mir mit einer Heirat noch etwas Zeit lassen wollen, wenn du verstehst. Mein Dad ist sehr krank und wird wahrscheinlich sterben Sakura", erzählte ich ruhig und blickte ihr dabei tief in die Augen. Sie hatte es also nicht gewusst. Sie wirkte von der ganzen Erzählung aufrichtig betroffen und versuchte, mir Trost zu spenden, indem sie mir gut zuredete.

"Wann wollen wir es deinen Eltern sagen? Warum hast du es ihnen eigentlich nicht gesagt? Ich bin mir sicher, sie hätten sich darüber gefreut", wechselte sie das Thema und ich zog eine Augenbraue in die Höhe, da ich sie nicht verstand. Sicherlich, meine Eltern hätten sich gefreut, aber das änderte an der Situation nunmal nichts. Hätte ich etwa sagen sollen: 'Hey Dad, ich weiß du stirbst bald, aber ich werde Vater, ist das nicht toll?'

Bevor es aber zu einem Streit zwischen uns kommen konnte, sammelte ich mich innerlich. "Wir werden es ihnen sagen, sobald wir am Freitag beim Arzt waren, okay?", meinte ich gelassen und zog sie in meine Arme. Irgendetwas stimmte mit meinen Gefühlen nicht. Warum war es mir egal, dass ich bald Vater wurde? Warum interessierte es mich nicht, dass sie mein Kind in sich trug? Für mich zählte im Moment nur mein eigener Vater und ich fragte mich, ob mein Kind sich später auch um mich sorgen würde.

Den restlichen Abend verbrachten wir mit der Planung und suchten sogar im Internet nach geeigneten Wohnungen - auch wenn alles noch in den Sternen stand, Sakura mochte Planungen und ich fügte mich meinem Schicksal. Es stellte sich heraus, dass wir völlig unterschiedliche Vorstellungen von der Lage der Wohnung, sowie der Einrichtung der verschiedenen Zimmer hatten. "Sasuke, dass ist nicht dein Ernst, oder? Die Gegend ist total unsicher und stell dir mal vor im Erdgeschoß, da können die Diebe dann durch das Zimmerfenster von unserem Baby einsteigen, oder wie?"

Ja, ich war überfordert. Mit mir, mit dem Kind, mit meinem Vater und vorallem mit ihr. Sie schien wie ausgewechselt. Warum benahm sie sich so komisch? All meine Argumente wurden in kürzester Zeit einfach totgeschlagen und ich gab auf. Sollte sie einfach machen. Mir blieb zumindest die Hoffnung, dass sie sich nach der Schwangerschaft wieder wie gewohnt verhielt. Nicht so bestimmend und uneinsichtig. "Tche", grummelte ich in mich hinein und drehte den Kopf beleidigt zur Seite. "Und was ist nun schon wieder los? Ein weißes Sofa bei einem Baby? Willst du den ganzen Tag putzen? Du weißt gar nichts über Kinder, kann das sein?", stichelte sie weiter und ich lächelte müde, weil sie voll ins Schwarze getroffen hatte. Natürlich hatte ich null Ahnung von Babys, weil ich nie welche haben wollte.

"Du hast ja recht. Weißt du was, ich werde einfach meinen Geldbeutel abgeben und du richtest die neue Wohnung ein, nachdem du sie gefunden hast", versuchte ich sie zu beruhigen, bewirkte damit aber genau das Gegenteil. "Ja, genau Sasuke, lass mich mit der ganzen Arbeit alleine und halte dich am besten aus der Angelegenheit komplett raus", schmetterte sie mir entgegen und ich knurrte entnervt auf. "Sakura, was willst du überhaupt von mir!? Warum zickst du jetzt so 'rum? Meine Vorschläge sind dir alle nicht gut genug, also sag mir einfach was du von mir verlangst. Dieses ganze Thema nervt mich tierisch ab und du nervst mich genauso. Was soll ich denn deiner Meinung nach tun, damit es dir recht ist? Ich hab' nunmal keine Ahnung von Kindern und du weißt genau, was ich davon halte", platzte es wütend aus mir heraus, da sie mich wirklich zur Weißglut trieb mit ihrem Verhalten. Als ich ihr ins Gesicht blickte, sah ich verzeinzelte Tränen auf ihren Wangen hinabrollen. Toll, ich hatte es wieder geschafft sie zum Heulen zu bringen. Sie verstand mich einfach nicht und ich sie genauso wenig. Ich wollte keine Reue in mir aufkommen lassen und stand seufzend auf. "Ich fahr' dich nach Hause, komm", sagte ich monoton und ignorierte ihr Schluchzen. Es war mir im Moment einfach zu anstrengend mich über dieses Thema zu unterhalten und wenn sie erst einmal anfing zu weinen, würde es mich Stunden kosten, sie wieder zu beruhigen. Ich wollte mich ganz einfach nicht mit ihr außeinandersetzen. "Vergiss es, ich nehm' ein Taxi", zischte sie unter Tränen hervor und bewegte sich stampfend in Richtung Tür. Im Rahmen hielt sie noch einmal inne und blickte mich über die Schulter hinweg wütend an. "Wenn du dir überlegt hast, ob du das Ganze hier zwischen uns überhaupt noch willst, dann ruf mich an. Vorher will ich dich nicht mehr sehen".

Mit diesen Sätzen verließ sie meine Wohnung und knallte die Haustür ins Schloss. Das sie gleich an eine Trennung dachte, schmerzte mich und augenblicklich bereute ich meine Worte. Ich wollte sie nicht so anfahren, aber sie hatte es mit ihren Äußerungen geradezu darauf angelegt. Nichts war ihr recht. Es war nicht gut genug, ich war einfach nicht vorbereitet und das machte mich wütend. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr verstand ich sie auch. Ich war ein unglaublicher Idiot, warum musste ich auch so reagieren? Nachdem ich eine Stunde auf meiner Couch gebrütet hatte, wie ich mich entschuldigen konnte, fuhr ich mit ihren Lieblingssüßigkeiten bewaffnet zu ihr nach Hause. Hoffentlich würde sie mir verzeihen, dass ich ihre Lage nicht nachvollziehen konnte. Eine schlechte Eigenschaft von mir, immer im Recht sein zu wollen. Sie hatte schließlich auch recht und wir mussten unsere Wohnungsvorlieben nach dem Baby ausrichten..

Sie verzieh mir noch in der selben Nacht, die wir gemeinsam in ihrem Bett verbrachten und kamen zu dem Kompromiss, dass sie die vollständige Planung übernahm, wenn ich mit ihr einen Elternkurs besuchen würde. Für mich war es nicht schlimm, denn Vorbereitung war nichts schlechtes.
 

Als wir Freitag gemeinsam in der Arztpraxis warteten, war ich wirklich nervös. Zum ersten Mal war ich in so einer Praxis und es war mir unangenehm, zwischen diesen ganzen Frauen zu sitzen. Nicht einmal die Zeitungen, welche ohnehin nicht für Männer gedacht waren, konnten mich ablenken und während ich so tat, als würde ich lesen, lauschte ich den Gesprächen von werdenden Müttern. Mit einer Hand hielt ich das Magazin und mit der anderen, streichelte ich Sakura über den Oberschenkel. Es war wirklich komisch, der einzige Mann in einem Raum voller Kugelbäuchigen zu sein. Ihre Blicke durchleuchteten mich förmlich und ihre teilweise widerlichen Unterhaltungen, brachten mich innerlich zum Schwitzen. Als endlich der Name meiner Freundin aus dem Lautsprecher ertönte, sprang ich beinahe auf und verließ gemeinsam mit Sakura im Schlepptau eilig das Wartezimmer. Ich hoffte wirklich, sie würde nicht eine von den Schwangeren werden, die ich heute kennengelernt hatte. "Jetzt mach doch mal langsam", sagte sie tadelnd und ich blickte sie unsicher an. "Beruhige dich Schatz, gleich sehen wir unser Baby", lächelte sie und ich beruhigte mich tatsächlich.

Der Arztbesuch war gut verlaufen und Sakura war seit einem Monat schwanger. Ich dachte, mich würden Glücksgefühle durchströmen, wenn ich das Ultraschallbild in der Hand hielt, doch dem war nicht so. 'Vielleicht, weil du nichts erkennen kannst, Idiot', schimpften mich meine Gedanken und ich lachte darüber. Vielleicht war es ja wirklich so, dass ich mich erst freute, wenn man etwas mehr erkennen konnte. Dennoch, ich hatte gute Laune und Sakuras Freude hielt den gesamten Tag über an.
 

Abends telefonierte sie stundenlang mit Hinata und während die beiden sich unterhielten, dachte ich komischerweise wieder an Naruto. Morgen würden wir nachmittags zu ihnen fahren und ich freute mich darauf, weil ich herausfinden wollte, wie dieser Mann tickte. Lächelnd schritt ich in Sakuras Küche und nahm mir einen Pudding aus dem Kühlschrank. "Ja, sein Vater hat Krebs", hörte ich sie leise sprechen und mein Magen verkrampfte sich. Sie redete am Telefon mit ihrer Freundin über dieses Thema und ehrlich gesagt, es störte mich. Es störte mich, weil ich es am liebsten vergessen wollte. Ich war auch nicht noch einmal im Krankenhaus gewesen, weil ich es nicht ertragen konnte, meinen Vater so zu sehen. Vielleicht war ich feige, aber ich verkraftete die Tatsache einfach nicht, dass er bald sterben würde. Seufzend stellte ich den Pudding zurück und begab mich ins Schlafzimmer, um vor ihrer Stimme abgeschirmt zu sein. Ich wollte einfach nur noch schlafen, nicht mehr hören, wie sie sich mit ihrer besten Freundin darüber austauschte, wie es meinem Dad ging.
 

Am nächsten Tag wurde ich von Sakuras Hand geweckt, weil sie nicht gerade sanft an meiner Schulter rüttelte. "Steh auf, wir kommen noch zu spät", murrte sie miesgelaunt und brachte mich dazu, genervt zu grummeln. Wie lang hatte ich eigentlich geschlafen? Noch immer müde blinzelte ich ein paar mal, ehe mein Blick auf die Uhr fiel und ich feststellte, dass es bereits zwölf Uhr mittags war. "Ja, ganz recht Mister, du hast mindestens elf Stunden geschlafen, jetzt komm, ich hab' mit Hinata ausgemacht, dass wir schon gegen eins auftauchen, weil wir so viel zu bereden haben", sprach sie weiter, als sie bemerkte, wohin meine Augen gewandert waren. Sie war unerbittlich und ließ mich wirklich keine Minute länger im Bett liegen. Sie hatte sich schick zurecht gemacht und unterband jegliche Versuche von mir, ihr die enganliegende Kleidung wieder vom Körper zu zerren. Meine Laune war danach auch im Keller und nachdem ich mich geduscht und angezogen hatte, fuhren wir zu ihren Freunden.

"Man Sasuke, du musst nicht jeden Tag poppen, außerdem können wir das heut' Abend noch immer machen", war ihre Begründung, nachdem ich noch immer beleidigt mit ihr vor dem Apartment von Hinata und Naruto geparkt hatte. "Jaja", erwiderte ich daraufhin nur und stieg aus dem Wagen aus. Um meine Chancen auf 'Gutenabendsex' zu steigern, half ich ihr ganz Gentlemanlike aus dem Auto heraus und marschierte Hand in Hand mit ihr zum Haus. Oben angekommen klingelte Sakura lächelnd und als die Tür aufging, fielen sich die beiden Frauen gleich in die Arme und plapperten aufgeregt aufeinander ein. Ich quittierte dieses Verhalten nur mit einem skeptischen Blick und wanderte mit meinen Augen zu dem Mann, der im Hintergrund stand und mich ungläubig anstarrte. "Du bist doch der Supermarkttyp!", rief Naruto laut und zeigte mit einem Finger auf mich. Augenblicklich verstummten unsere Frauen und ich grinste ihm entgegen. Ja, ich war der 'Supermarkttyp' und seine Reaktion war noch besser, als ich mir in Gedanken ausgemalt hatte.

3.

Die beiden Frauen reagierten auf Narutos Äußerung und er bekam prompt ihre Fäuste zu spüren. In dem Moment als ich sah, wie er sich den Hinterkopf rieb und jaulte, musste ich wirklich ein Lachen unterdrücken. "Vielleicht sollte ich das aufklären, ehe er noch erschlagen wird", murmelte ich leise, da Sakura wie wild auf Naruto einredete und ihn wegen seinem Verhalten ausschimpfte. Ohja, sie würde später sicherlich eine strenge Mutter werden. Hinata hingegen blickte mich entschuldigend an und schämte sich allem Anschein nach für ihren Freund. "Sakura, hör auf, bitte, ich hab' doch gar nichts getan", flehte Naruto und ich grinste in mich hinein. 'Armer Kerl', schallte es durch meine Gedanken, da ich die Kampfkünste meiner Geliebten nur zu Genüge kannte. Sie konnte ziemlich rabiat werden, wenn sie der Meinung war, ihr Gegenüber hatte es verdient. "Sakura, wir sind uns vorher schonmal begegnet, im Supermarkt", meinte ich beiläufig und sah, dass sie mich skeptisch musterte. "Warum hast du nichts gesagt?", fauchte sie mich an und wurde von Hinata am Arm in die Wohnung gezogen. "Kommt bitte erstmal rein. Bitte, ich möchte nicht, dass die Nachbarn jetzt schon auf uns aufmerksam werden", sprach sie mit geröteten Wangen und durch diesen Satz hatte ich das Gefühl, dass sie sich öfter wegen so etwas Gedanken machte. War Naruto etwa laut und aufbrausend? Das würde auf jeden Fall zu seiner Erscheinung passen und brachte mich dazu, innerlich noch breiter zu Grinsen.
 

Nachdem wir drinnen waren, herrschte eine peinliche Stille, die Naruto dazu nutzte, mich verstohlen von der Seite zu mustern. "Kann mich jetzt bitte jemand aufklären?", meinte Sakura entnervt und wanderte mit ihren Augen, zwischen dem Blonden und mir hin und her. "Naja, wir haben uns halt schon vorher im Supermarkt getroffen, aber nicht gewusst, wer der jeweils Andere ist", log ich munter los und hörte, dass Naruto daraufhin abfällig schnaubte. Er wusste, dass ich log - und das belustigte mich. Sicherlich, es gab nicht viele Leute, die erst frisch hierher gezogen waren, eine Discothek eröffneten und eine Freundin Namens Hinata hatten. Ich konnte seine Gedanken förmlich riechen und sein Blick machte mir deutlich, dass er deswegen angefressen war.
 

Allerdings verstand ich auch nicht wirklich, warum Sakura sich darüber aufregte, schließlich war sie mit Hinata nicht gerade leiser gewesen. "Baka Naruto, dass du immer so laut sein musst", grummelte sie weiter und legte kurze Zeit später wieder ihr strahlendes Lächeln auf. Der Blondschopf hingegen warf mir noch einen Blick zu, der mir zeigte, dass er sich für meine Aktion noch revanchieren würde und ehrlich gesagt, freute ich mich darauf. Würde er vielleicht mein Bier schütteln? Ich schob meine Gedanken vorerst beiseite und folge den erneut plappernden Frauen und einem angesäuerten Naruto ins Wohnzimmer. Kurz schweiften meine Augen über die Einrichtung und ich musste sagen, es gefiel mir. Das Apartment wirkte durch den Anstrich ziemlich einladend und die verschiedenen Möbel, ließen es lebendig erscheinen. "Setzt euch doch erstmal, ich hab' einen Käsekuchen gemacht. Wollt ihr vielleicht Kaffee?", fragte Hinata höflich und ich musterte ihre Erscheinung. Sie war eine bildhübsche Frau und das sie ein Model war, konnte ich wirklich gut verstehen. Sakura übernahm das Antworten und verschwand kurz darauf gemeinsam mit Hinata in der Küche.
 

Wortlos nahm ich Naruto gegenüber am Tisch Platz und grinste leicht. "Das ist gar nicht lustig. Deine Freundin ist ein Monster, echt jetzt", grummelte er beleidigt und ich gluckste kurz auf, weil er damit recht hatte. Meine Liebste wurde wirklich manchmal zu einem Monster, vor dem man sich verstecken wollte.

"Warum hast du eigentlich gelogen? Du wusstest doch, wer ich war, oder?", fragte er kurze Zeit später und meine Augenbraue wanderte in die Höhe, weil seine Frage so wirkte, als ob er sich nicht sicher war. "Naja, nennen wir es Selbstschutz", erwiderte ich und schmunzelte noch etwas mehr. Er ignorierte meine Aussage und wirkte ein wenig gedankenversunken.

"Warum hast du im Supermarkt nichts gesagt?!", fragte er plötzlich etwas lauter und huschte augenblicklich mit seinen Augen in Richtung Küchentür, da er anscheinend die Sorge hatte, dass Sakura gleich wieder auf ihn losgehen könnte. Ja, warum hatte ich eigentlich nichts erwähnt? Ich wusste es selbst nicht und meine Antwort blieb ich ihm schuldig, da unsere Mädchen in dem Moment lachend aus der Küche kamen. 'Glück gehabt', hörte ich mich in Gedanken sagen und lächelte Sakura kurz zu.
 

Ich spürte Narutos Blick auf mir, aber er würde nicht verlangen, dass ich ihm darauf antwortete, nicht solange er der Gefahr ausgesetzt war, erneut Prügel zu kassieren. "Herzlichen Glückwunsch Sasuke, ich freu' mich so für euch", meinte Hinata freundlich und sie wirkte ehrlich begeistert von der Neuigkeit, dass meine Freundin schwanger war. "Danke", schmunzelte ich ihr entgegen und blickte kurz zu Naruto, der nun ebenfalls ein Grinsen aufgesetzt hatte. Allerdings wirkte es etwas hinterlistig, so als ob er mir sagen wollte: 'Haha, dein Monster ist schwanger, viel Spaß'.
 

Sakuras Redeschwall schien kein Ende zu nehmen und während Naruto und ich stumm ihren Worten lauschten, nickte Hinata eifrig und erzählte mindestens genauso viel wie meine Partnerin. Sakura hatte Naruto bereits vor zwei Jahren kennengelernt, als dieser mit ihrer besten Freundin zusammengekommen war. Das Frauen immer so viel zu besprechen hatten verstand ich nicht - erst recht nicht bei diesen Beiden, da sie ziemlich oft miteinander telefonierten. Als Sakura das Thema mit meinem Vater zur Sprache brachte, ließ ihr einen mahnenden Blick zukommen, den sie aber in ihrem 'Laberflash' gar nicht wahrnahm. Ich wollte nicht hier darüber reden, vor Leuten, die ich eigentlich nicht im geringsten kannte. Und ich wollte erst recht kein Mitleid, welches Hinata mir sofort entgegenbrachte. Naruto hingegen wirkte zwar ehrlich betroffen, hielt sich aber zurück. Was sollte man darauf auch sagen? Es ging sie ja auch nichts an.
 

Fast zwei Stunden saßen wir am Tisch und ich verspürte langsam das Bedürfnis, aufzustehen, um mich bewegen zu können. Dem Blondschopf ging es anscheinend genauso, denn er rutschte schon seit geraumer Zeit unruhig auf seinem Stuhl hin und her.

"Hey Sasuke, komm mal mit auf den Balkon, ich hab' da einige Getränke kaltgestellt", erhob er seine Stimme und ich neigte meinen Kopf leicht zur Seite, weil er mich in seinen Fluchtplan mit einbezog.

"Das ist eine gute Idee, ich zeig' Sakura derweil den Rest der Wohnung", flötete Hinata gut gelaunt und ich lief hinter Naruto nach draußen an die frische Luft.

"Das die immer so viel Labern müssen, echt jetzt", nuschelte er genervt vor sich hin und ich stimmte ihm gedanklich zu. "Was erwartest du, schließlich telefonieren sie nur täglich vier Stunden miteinander", entgegnete ich grinsend und er nickte heftig mit seinem Kopf. "Ja, stell dir mal vor, die würden zwei Wochen am Stück in einem Raum eingesperrt sein. Ich wette, die können danach immer noch so viel quatschen", meinte er weiter und ich lachte lauthals auf. Frauen waren in der Beziehung wirklich ein Thema für sich und es gefiel mir, dass Naruto diese Ansicht mit mir teilte. Er verstand sogar meinen Humor, etwas, dass mich dazu brachte, mich innerlich zu entspannen. Er würde sicherlich ein guter Freund werden wenn ich es darauf anlegte, oder? Breit Grinsend strahlte er mir entgegen und mein Lachen ebbte langsam ab, denn das Wort, das mir in dem Moment in meinem Kopf herumspukte, erschrak mich ein wenig. Konnten Männer hübsch sein? Dieses Lächeln passte einfach perfekt in sein Gesicht und er war ohne Zweifel, ein gutaussehender Mann in meinen Augen.
 

Von da an war es gar nicht mehr schwer, miteinander zu reden und auch wenn Naruto sich am Abend tatsächlich mit einem geschüttelten Bier rächte, verstanden wir uns blendent. Meine erste freie Woche verbrachte ich sogar einige Zeit mit ihm und erfuhr, dass er in erster Linie ein Unternehmer war, der sich auf die Herstellung von Klamotten spezialisiert hatte. Wir unternahmen verschiedene Dinge - von einfachen Treffen auf ein Bier, bis hin zu kleinen Arbeiten in seiner Discothek, bei der ich mich um die Lagerung seiner Getränke kümmerte. Ich genoss diese sorgenfreie Zeit und verdrängte sogar das Problem mit meinem Vater erfolgreich. Naruto besaß sogar einen kleinen Laden in der Stadt und ich beschloss, am Mittwoch mal dort vorbeizuschauen, um mir neue Kleidung zu kaufen.
 

Mit Sakura lief es hingegen weniger gut. Wir waren seit Samstag ständig am streiten und ich verfluchte diese Schwangerschafthormone, die ihre tägliche Ausrede für ihr anstrengendes Verhalten waren.

"Sasuke, warum stellst du die verdammte Milch nicht zurück in den Kühlschrank? Dank dir darf ich jetzt warme Milch trinken", rief sie laut aus der Küche und ich verdrehte die Augen, da ich im Wohnzimmer auf der Couch saß und versuchte, mich zu entspannen. Sicherlich, ich hätte die Milch zurückstellen können, hab' es aber einfach vergessen. Früher hatte sie sich darüber nie aufgeregt..

"Tut mir leid Schatz, soll ich dir neue, kalte Milch kaufen?", rief ich zurück und hörte einen unterdrückten Kreischlaut.

"Vergiss es einfach, stell die verdammte Scheißmilch einfach zurück, wenn du sie schon rausnimmst!", brüllte sie hysterisch und knallte die Kühlschranktür zu. Gut, es war nicht schlimm, dass sie sich über die 'Milchsache' aufregte, vielmehr nervte es mich, dass sie gleich so abgehen musste. Um einem kommenden Streit zu entgehen, schnappte ich mir kurzerhand meine Autoschlüssel und zog mir Schuhe an. "Bin kurz weg", rief ich noch einmal und zog die Wohnungstür zu. Sie musste sich erst einmal abreagieren, ehe ich versuchen konnte, mit ihr zu reden. Ich wollte sowieso zu Naruto in den Laden fahren, also passte es mir ganz gut jetzt abzuhauen. Vielleicht war ich feige, aber mit einer Schwangeren war einfach nicht zu spaßen, zumindest nicht mit Sakura. Wenn ich so darüber nachdachte, war es eigentlich noch viel zu früh für derartiges Verhalten ihrerseits, oder? Kopfschüttelnd fuhr ich mit meinem Auto durch die Stadt und dachte über die Vergangenheit nach. Wir hatten uns damals in einer Bar kennengelernt und ich war schon vom ersten Augenblick an fasziniert von ihrer Erscheinung. Nachdem ich ihr einige Drinks spendiert hatte, verfielen wir in ein langes Gespräch, dass schließlich in der selben Nacht noch bei mir Zuhause endete. Bei dem Gedanken an unsere erste Liebesnacht bekam ich Lust, sofort umzudrehen und sie zu packen, auch wenn daraus ohnehin nichts werden würde, da sich meine Liebste mir seit drei Tagen verweigerte. Ich nahm es ihr nicht übel, schließlich mussten sich ihre Hormone erst einmal einpendeln...
 


 

Als ich bei Naruto im Laden ankam, war er nirgends zu sehen und ich sah mich in seinem Geschäft nach geeigneten Klamotten um. Seine neue Kollektion sah wirklich gut aus und ich suchte mir geeignete Teile raus, um sie anzuprobieren. Das ein Mann so viel Ahnung von Mode hatte, wunderte mich zwar ein wenig, andererseits, jedem das Seine...

"Hey Sasuke", hörte ich auf einmal jemanden sagen und erkannte, dass es sich dabei um den blonden Mann handelte, der bereits seit einer Woche so etwas wie meine Zuflucht geworden war, wenn es um den täglichen Streit mit meiner Geliebten ging.

"Na, haste schon was schickes gefunden?", fragte er gleich weiter und grinste mir entgegen. "Hey du", sagte ich lächelnd und hielt im kurz darauf die Kleidung vor die Nase. "Ah, dass sind die ganz neuen Teile, gerade erst reingekommen. Die sind spitze, echt jetzt", redete er weiter und ich fragte mich, ob er wohl mit allen Kunden so umging, wenn er sie persönlich bediente.

Er war sicherlich ein guter Geschäftsmann und ich nickte, während er mich in Richtung Umkleidekabine schob. "Wirst sehen, dass steht dir bestimmt", plapperte er munter weiter und ehe ich mich versah, stand er mit mir in der Kammer. "Na los, mach schon", sagte er aufgeregt und ich blickte ihm verwundert entgegen, da ich nicht glauben konnte, dass er mir dabei zusehen wollte, wenn ich mich auszog.

"Erm, du kannst ruhig draußen warten. Ich glaube, ausziehen und anziehen schaffe ich grad noch so alleine...". Allmählich schien es ihm zu dämmern und er schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. "Boah, sorry, bis gleich", nuschelte er peinlich berührt und ließ mich umgehend alleine. Innerlich musste ich über sein Verhalten lachen, doch komischerweise störte es mich nicht im geringsten. Wir waren schließlich beide Kerle und hatten nichts, was der Andere nicht auch besaß.
 

Nachdem ich mich umgezogen hatte, wartete er bereits draußen und ließ seinen Blick anerkennend über meinen Körper schweifen. "Wow Sasuke, du bist ja richtig sexy in meinen Sachen", murmelte er und nickte dabei, um seine Worte zu unterstreichen. Okay, dass er mich sexy fand, gab mir ein ungewohntes Gefühl. So etwas wie Scham. Oder war es mir peinlich? Auf jeden Fall war es nicht unbedingt ein angenehmes Gefühl und ich boxte ihm gegen die Schulter, da er mich noch immer abwesend musterte. "Hör auf damit, du willst ja nur, dass ich deinen Kram kaufe", meinte ich gespielt beleidigt und erhielt als Antwort nur sein typisch breites Grinsen.

"Nää Sasuke, am Samstag machen wir die Disco auf, du kommst doch, oder?", wechselte er das Thema und ich drehte ihm kurz den Rücken zu, um mich im Spiegel anzusehen. Er stand ein Stück weit hinter mir und seine Augen wanderten erneut über meinen Körper. Warum tat er das? Und warum versuchte ich, dort etwas hinein zu interpretieren? Verwirrt von meinen Gedanken, trafen sich unsere Blicke schließlich im Spiegel und ich bemerkte, dass er mich fragend ansah. Achja, da war ja etwas.. "Klar, ich hab' eh Bock, mal wieder richtig Feiern zu gehen", antwortete ich und lief zurück in die Umkleide, damit ich meine alten Sachen wieder anziehen konnte. Natürlich würde ich die Klamotten kaufen, denn er hatte recht. Es sah gut aus und ich wollte mal wieder etwas Neues besitzen.

"Sag mal, wie lang hast du eigentlich noch Urlaub?", fragte Naruto durch die Tür und ich erschrak, da er nur eine Trennwand von mir und meiner Nacktheit entfernt stand. Warum verhielt ich mich auf einmal so komisch? Schließlich war es eine ganz normale Frage. "Naja, nachdem ich am Samstag bei dir in der Disco war, noch eine Woche", erwiderte ich ruhig und knöpfte schnell meine Hose zu.

Mir fiel auf, dass unser erstes Treffen noch gar nicht so lange her war und ich fragte mich, warum ich mich fühlte, als ob ich ihn schon eine Ewigkeit kennen würde. Es passte einfach zwischen uns, meine ruhige Art, gepaart mit seiner aufbrausenden, machte die perfekte, freundschaftliche Mischung. "Tja, zum Glück bin ich mein eigener Chef", kam es belustigt von ihm und ich schnaubte daraufhin abfällig. "Jaja Usuratonkachi".
 

Die darauffolgenden Tage liefen immer nach dem selben Schema ab. Ich stritt mich mit Sakura wegen Kleinigkeiten, fuhr zu Naruto, damit ich mich davon ablenken konnte und kam Abends spät nachhause, um ins Bett zu fallen. Ich verstand ihre Art einfach nicht mehr. Warum veränderte sich das Wesen, wenn man schwanger war? Sie war einfach nur noch anstrengend für mich. Am Samstag morgen wurde ich geweckt, weil mein Handy ununterbrochen klingelte. "Was isn jetzt los", grummelte ich mit geschlossenen Augen und griff nach meinem Telefon. "Ja?!", zischte ich in den Hörer und wartete darauf, dass der Störenfried mich endlich in Ruhe ließ. "Mein kleiner, dummer Bruder, so charmant wie eh und je".

Natürlich, wer hätte mich auch sonst nerven können? "Was willst du?", entgegnete ich knurrend und drehte meinen Kopf zur Seite. Sakura war gerade dabei aufzuwachen und rieb sich dabei murmelnd den Schlaf aus den Augen. Kurz keimte in mir die Sorge auf, gleich wieder ihrer schlechten Laune ausgesetzt zu werden und ich lächelte melancholisch, weil ich damals nie solche Gedanken mit ihr verbunden hatte. "Warum bist du nicht bei Dad gewesen? Es ist schon über zwei Wochen her Sasuke", tadelte mich mein Bruder und ich schnaufte daraufhin nur. Er hatte zwar recht, doch ich wollte es einfach nicht hören. Ich hatte Angst, es nicht verkraften zu können..Eigentlich ziemlich feige.

"Warum knurrst du so? Kann man jetzt nicht mal mehr in Ruhe schlafen?", blaffte mich Sakura von der Seite an und ich war kurz davor, selbst einen Anfall zu erleiden. Warum musste ich schon morgens genervt werden? "Weil mein toller Bruder mich geweckt hat, Sakura", sagte ich monoton und fixierte sie mit meinem Todesblick. "Itachi ist dran? Wie geht´s ihm?", fragte sie auf einmal lächelnd und ich zog eine Augenbraue in die Höhe, weil mich ihr Verhalten irritierte.

"Hier, kannst ja mit ihm sprechen, wenn´s dir so gefällt", erwiderte ich angefressen und warf ihr das Handy gegen den Arm. "Was ist denn nun schon wieder los? Nur weil ich mich freue, was von der Familie zu hören?".

Ich hörte ihr schon gar nicht mehr weiter zu, da sie sich nun dem Telefonat mit meinem Bruder widmete und ihre Laune sich sichtlich besserte. Es war eine verdammte Scheißzeit zwischen uns angebrochen. Ich hasste die Richtung, in die sich unsere Beziehung entwickelt hatte. Es gab keinen Sex, keine freundlichen Gespräche und nur Streit, jeden Tag. Mein einziger Lichtblick war die entstandene Freundschaft zu Naruto. 'Wie erbärmlich', lachten mich meine Gedanken aus und ich seufzte betrübt auf. Jetzt musste ich mich sogar schon an andere Menschen klammern, um ein gutes Gefühl zu verspüren.
 

Ohne weiter auf Sakura zu achten, schnappte ich mir meine Klamotten und schlurfte ins Bad, damit ich mich duschen konnte. Heute Abend würde ich auf jeden Fall die Sau rauslassen und mich abschießen. Zwar hatte meine Liebste deswegen schon Terror gemacht, aber es war mir egal. Sicherlich war sie nur sauer, dass sie selbst keinen Alkohol mehr trinken konnte. Nachdem ich fertig war, föhnte ich mir die Haare und stylte sie im Anschluß noch zu meiner gewohnten Frisur. Als ich auf meine blaue Zahnbürste blickte, fiel mir auch die gelbe daneben auf. Wie sie dort so nebeneinander standen..Sakura und ich..Genervt griff ich danach und putzte mir die Zähne, während mein Blick sich auf den Spiegel vor mir richtete. Warum waren die Dinge nur so? Warum war ich unglücklich? Dieses ganze 'Warum' ging mir so sehr auf die Nerven, dass ich selbst nur noch mit schlechter Laune durch die Wohnung lief. Ich liebte Sakura und wollte sie wieder haben. Nicht die schwangere Sakura, sondern die Sakura, die ich vor einem Monat noch gekannt hatte. Vor drei Wochen war alles noch perfekt. Sie war perfekt und nun..Nun war ich nur noch unzufrieden mit meiner Situation. Diese ständige Ablehnung, das Gekeife und meine Reaktionen darauf. Daran war nur dieses Kind in ihrem Bauch schuld und ich schämte mich für den Gedanken, dass ich es wegwünschte. Nächste Woche wollten wir gemeinsam zu diesem blöden Elternkurs, aber mir war die Lust darauf vergangen.
 

"Mach doch mal, ich muss", hämmerte die Person gegen die Tür, welche mir die gesamte Zeit über im Kopf herumspukte und ich öffnete ihr. "Seit wann sperrst du eigentlich ab?", fragte sie mit grimmiger Miene und drückte mir die Türklinke in den Bauch, ehe sie sich an mir vorbeischob. Gute Frage, warum sperrte ich ab? Ich hatte nichtmal drauf geachtet und zuckte daraufhin nur mit den Schultern. "Gehst du nachher noch einkaufen? Das Toilettenpapier is' bald alle", sprach sie weiter und klang dabei ziemlich freundlich. Nanu, was war denn nun los?

"Klar Babe", sagte ich lächelnd und musterte sie, während sie sich nach dem Toilettengang die Zähne putzte. Als sie die weiße Paste ausspuckte, versuchte ich meine perversen Gedanken zu verbannen und zwang mich dazu, woanders hinzusehen, da ich eine gute Aussicht auf ihren sexy Hintern hatte.

"Duhu, Schatz? Ich würde jetzt gerne duschen..Hättest du nicht Lust, mir ein wenig Gesellschaft zu leisten?", meinte sie verführerisch und zog sich ihr enges Top über den Kopf. Ihre wohlgeformten Brüste ließen mich schlucken und als ihre Hand zu ihrem Slip fuhr, schritt ich bereits auf sie zu. Es war mir egal, was ich vorher gedacht hatte, es zählte nur noch dieser Moment, wo ich sie komplett entkleidete und mit wilden Zungenspielchen in Richtung Dusche dirigierte. Warum war ich gleich noch verärgert? Das hier war definitiv die 'alte' Sakura, die Sakura, die mich geil machte und freundlich war. Das ich selbst schon geduscht war, ging mir sonst wo vorbei und ich nutzte die Zeit, um all die versauten Dinge nachzuholen, die ich so sehr vermisst hatte.
 

Nachdem wir aus der Dusche gestiegen waren, lagen wir eng aneinander gekuschelt in ihrem Bett und ich streichelte abwesend über ihren Oberarm. Der Sex war wirklich schön und ich fragte mich kurze Zeit später, warum sie auf einmal wieder so freundlich zu mir war. Wollte sie womöglich etwas von mir?

"Schatzi? Ich hab' doch vorhin mit Itachi telefoniert..Du solltest unbedingt mal eurem Dad einen Besuch abstatten", fing sie an und ich verdrehte innerlich die Augen. War ja klar, irgendwas gab es immer.

"Außerdem solltest du dir ein Beispiel an Itachi nehmen, er hat viel zu tun und ist trotzdem jeden Tag bei ihm, um ihm ein wenig Gesellschaft zu leisten", tadelte sie mich und atmete tief ein, da mich dieses Gespräch jetzt schon ankotzte. Warum verstand sie mich nicht? Warum sollte ich mir ein Beispiel an meinem Bruder nehmen? Itachi war ohnehin nur berechnend und versuchte schon jahrelang, die Aufmerksamkeit von meinem Vater auf sich zu lenken. "Vielleicht, weil er nur seine Firma will", sprach ich meine Gedanken laut aus und hörte wie Sakura empört nach Luft schnappte.

"Das ist nicht dein Ernst, oder? Wie kannst du nur so von deinem Bruder denken?", echauffierte sie sich und drückte sich von mir weg. Natürlich war es mein Ernst. Meine Familie kam schon seit Jahren nur maximal zweimal im Jahr zusammen, da meine Eltern viel unterwegs waren und immer wenn ein Treffen anstand, versuchte Itachi meinen Vater zu manipulieren. Er verstellte sich und spielte sich auf, damit mein Dad ihn lobte..Ich wusste, dass er an der Firma meiner Eltern interessiert war und wenn mein Vater starb..Dann..

Ich schaffte es nicht diesen Gedanken zuende zu führen, da es mich einfach schmerzte, über diese Sache nachzudenken.

"Ich hab' keine Lust mich jetzt darüber mit dir zu streiten Sakura", sagte ich ruhig und blickte ihr dabei in die Augen. Warum war sie so wütend? Itachi hatte mit ihr doch überhaupt nichts zu tun und ich hätte mich gefreut, wenn sie mich einmal gefragt hätte, warum ich nicht bei meinem Vater war. Natürlich endete unsere Unterhaltung in einem Streit - einem der ganz üblen Sorte. Als die letzten Worte zwischen uns gefallen waren, verließ ich keine fünf Minuten später ihr Apartment und fuhr zu mir Nachhause, da ich sie im Moment einfach nicht mehr um mich herum haben wollte. Alle gesamten Streitthemen der letzten Wochen waren noch einmal zur Sprache gebracht worden und es reichte mir. Ich begann langsam wirklich damit, an unserer Beziehung zu zweifeln.
 

Etliche Stunden später begann ich, mich für die Disco vorzubereiten und fuhr im Anschluß mit einem Taxi zu Narutos Club. Es war zwar noch etwas zu früh um zu feiern, doch ich wollte nicht mehr alleine in meiner Wohnung sitzen. Der Blondschopf war natürlich schon anwesend und begrüßte mich wie gewohnt mit seinem Grinsen. So langsam gewöhnte ich mich an diese Geste, die jedes Mal ein gutes Gefühl in mir auslöste.

"Hey, na Sasuke, wie gehts? Du siehst irgendwie bedrückt aus. Alles okay bei dir?", fragte er auf einmal und ich runzelte die Stirn, da es mich verwunderte, wie aufmerksam er war. Ich versuchte mich natürlich mit Ausreden vor einem Gespräch zu drücken, endete aber damit, dass ich an der Theke saß, während Naruto mir einen Schnaps nach dem anderen mixte und mir nebenbei zuhörte. Ich erzählte ihm die Geschichte von meinem Vater und erwähnte nur kurz, dass die Beziehung zwischen Sakura und mir im Moment nicht gerade rosig verlief.

"Ich kann dich echt verstehen. Ich erzähl' dir mal was. Vor vier Jahren ist meine Mutter an Brustkrebs gestorben und es war eine verdammt harte Zeit für mich", offenbarte er mir und ich meine Augen weiteten sich daraufhin leicht.

"Als sie im Sterben lag, war ich in der ersten Zeit auch nicht da, weil ich es nicht verkraftet hab', sie so kraftlos im Bett liegen zu sehen", redete er weiter und mischte sich selbst ein Getränk zurecht. Das hier war wirklich so, als ob er mir direkt aus der Seele sprach. Er verstand den Schmerz, weil er ihn selbst erlebt hatte und kam nicht nur mit Mitleid an. Etwas, dass ich ohnehin nicht ausstehen konnte. "Aber ich hab' mich zum Glück nach 'ner kurzen Zeit doch dazu entschieden, für sie stark zu sein", murmelte er betrübt und in seinen Augen konnte ich sehen, dass er den Tod seiner Mutter noch immer nicht überwunden hatte. "Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich jede Minute bei ihr am Bett verbringen, um sie auf ihrem letzten Weg zu begleiten", hauchte er beinahe und ich versuchte, den Kloß in meinem Hals herunterzuwürgen. Es tat mir in der Seele weh, ihn so traurig zu sehen und die Erkenntnis traf mich wie ein Hammerschlag: Er wollte mir damit sagen, dass ich die verbliebene Zeit nutzen sollte, ohne es wie einen Vorwurf klingen zu lassen. Er verstand mich und verurteilte mich nicht für den Fehler, dass ich bereits zu viel Zeit hatte verstreichen lassen.

"Aber eigentlich, wenn ich schon die Zeit zurückdrehen würde, dann soweit, dass es noch nicht zu spät ist, echt jetzt", riss er mich aus meinen Gedanken und wirkte dabei seltsam entschlossen. Ein leichtes Lächeln zierte meine Lippen, während ich sein Gesicht musterte und als er mich wieder ansah, grinste er breit.

"Und wegen deiner Freundin, dass sind bestimmt nur die Killerhormone. Ich weiß schon warum ich keine Kinder will, echt jetzt. Hinata will sich damit auf jeden Fall noch Zeit lassen, hoffe ich", gluckste er los und stellte mir ein weiteres Glas vor der Nase ab.
 

Mit sichtlicher Erleichterung stellte ich mein Handy ab und tanzte mir die gesamte Nacht, für mehrere Stunden über, die Seele aus dem Leib. Der Alkohol war zum Größtenteil wieder verflogen und auch die Gäste wurden immer weniger. Naruto sah ich nur ab und an, da er lieber hinter der Theke stand oder in seinem Büro verschwand. Die Neueröffnung war auf jeden Fall ein voller Erfolg und als die Uhr sechs anzeigte, saß ich etwas ermüdet auf einer Couch im VIP-Bereich. Der Club hatte geschlossen und ich beobachtete den Blonden dabei, wie er seine Mitarbeiter verabschiedete. Ich war einfach zu faul mich zu bewegen und als er sich dann noch mit einem Glas Wasser in der Hand auf mich zubewegte, fing ich an zu schmunzeln.

"Das war echt ein gelungener Start, Usuratonkachi", feixte ich drauf los und bemerkte, dass er kurz in seiner Bewegung stoppte.

"Nenn mich nicht so, ich sag' ja auch nur Teme hinter deinem Rücken zu dir", entgegnete er gespielt beleidigt und ich ließ mich ein Stück die weichen Polster sinken, während er sich neben mich auf das Sofa schmiss, nachdem er das Glas auf dem Tisch abgestellt hatte. Es war völlig unbeschwert, mit ihm zu albern und als wir uns gegenseitig genug geärgert hatten, lehnte ich mich mit meinem Kopf an seine Schulter an. Warum ich das tat, wusste ich nicht, aber es fühlte sich nicht verkehrt an, also beließ ich es dabei.

"Sieh mal einer an, bist du etwa kuschlig, Sasuke?" Seine Stimme ließ ein leichtes Beben durch seinen Körper rauschen und mich durchzog eine Gänsehaut, als ich dem Klang lauschte.

"Nicht kuschlig, nur müde und Wärme gewohnt", murmelte ich leicht schmunzelnd und spürte, wie Naruto belustigt schnaubte.

"Außerdem, kuscheln ist was anderes", meinte ich weiter und blickte kurz zu ihm herüber.

"Soso, wie definierst du 'Kuscheln' denn?", grinste er süffisant und ich richtete mich auf, um ihn genauer zu betrachten. Er wollte mich sicher wieder ärgern, oder?

"Naja, Kuscheln wäre es, wenn ich mich auf deinen Schoß setzen würde und meine Arme um dich leg', während du deine um mich legst", meinte ich noch immer grinsend und sah, dass seine Augen seltsam funkelten.

"Ich würde sagen, dass traust du dich eh nicht", spottete er los und ehe ich mich versah, bewegte sich mein Körper wie von selbst, bis ich auf seinen Oberschenkeln saß und ihn herausfordernd anblickte.

"Ich würde sagen, ich trau mich doch", fing ich an und ließ eine kurze Pause entstehen, "auch, wenn es etwas schwul wirkt", endete ich und machte es mir auf seinem Schoß bequem. Natürlich schlang ich meine Arme nicht um ihn herum, genauso wenig wie er es bei mir tat. Ich glaubte, es war einfach nur wieder eines unserer Spielchen, bei denen keiner von uns Beiden verlieren wollte.

"Nene, schwul wäre es glaube ich erst, wenn ich dich küssen würde", unterbrach Naruto meine Gedanken und ich legte den Kopf schief. "Das traust du dich eh nicht", platzte es impulsiv aus mir heraus und als ich seine Lippen auf meinen spürte, keuchte ich kurz erschrocken auf. Warum hatte ich das gesagt? Und warum zum Teufel küsste er mich jetzt?! Ehe ich weiterdenken konnte, spürte ich auch schon seine Zungenspitze über meine eigene streichen und fühlte mich im nächsten Moment so, als ob ich Schmetterlinge bei lebendigen Leibe verschluckt hätte.

Ich erwiderte diesen Kuss bestimmend, da ein kranker Teil von meinem Gehirn noch immer davon ausging, dass es sich nur um ein albernes Spiel zwischen uns handelte, auch wenn ich tief in mir wusste ich, dass ich diese zarte Berührung genoss, welche so voller Leidenschaft war, dass es mir schlicht und einfach die Sinne raubte. Schwer atmend löste Naruto unseren Kuss und blickte mir mit glasigen Augen entgegen, während ich das Verlangen verspürte, sofort einen neuen Kuss zwischen uns entfachen.

"Ich würde sagen, ich traue mich doch", hauchte er gegen meine Lippen, bevor wir stumm in einem weiteren Zungenkampf verfielen.

Tbc...

4.

Ein ziehender Schmerz bohrte sich in mein Bewusstsein. Wo war ich? Warum war mein Kopf so schwer? Es klang so schrill...Ruckartig saß ich kerzengerade auf dem weichen Untergrund, den ich als Bett identdifizierte. Wo kam dieses penetrante Geräusch her? Mit flatternden Lidern stellte ich fest, dass ich in meinem Schlafzimmer lag. Was zum Henker war passiert? Und wie war ich hierher gekommen? 'Die Türklingel', schallte es durch meine Gedanken und ich stöhnte leise auf, als ich diesen pochenden Schmerz in meinem Kopf ausmachte. Mein Blick schweifte träge durch den abgedunkelten Raum, während ich versuchte, mich an die vergangene Nacht zu erinnern. Die Disco, das Tanzen, Naruto...

Mit schockgeweiteten Augen starrte ich auf einen imaginären Punkt an der Wand und öffnete meine Lippen einen Spalt weit, weil die gesamten Geschehenisse auf mich einprasselten, wie harter Platzregen.
 

Flashback
 

Immer wieder trafen sich unsere Lippen und als sich seine rauen Hände unter mein T-Shirt schoben, um über meine erhitzte Haut zu fahren, krallte ich mich mit meinen Fingern unsanft in seinem Haar fest. War das hier noch ein Spiel? Warum fühlte es sich so unsagbar gut an? Und warum gefiel es mir? Er berührte mich auf eine ungewohnte und so angenehme Weise, dass ich leise in unsere Küsse seufzte. Schwer atmend blickte ich ihm entegen und sah, dass es ihm gefiel, genauso, wie es mich erregte. Meine Gedanken wurden von seiner Zunge unterbrochen, die sich zielstrebig meiner empfindlichen Stelle am Hals widmete. Ein leises Stöhnen entrannte meiner Kehle, als ich spürte, wie er seine Zähne dazu benutzte, um spielerisch in meine Haut zu beißen. Er gab mir nicht die Zeit, mich an diese Empfindungen zu gewöhnen, oder an diese Hitze, die sich unaufhörlich in meinem gesamten Körper ausbreitete und damit drohte, mich innerlich zu verbrennen. Instinktiv bog ich meinen Rücken durch und rieb mit meinem Hintern über seinen Schoß. Seine Erektion drückte dabei gegen den Stoff meiner Hose und ich keuchte erneut auf. Wenn das hier so weiter ging... Niemals in meinem Leben hatte ich so etwas gefühlt. Das hier war kein Spiel mehr, oder? Es war so unsagbar falsch, dass mich mein Gewissen von dem Weg der angestrebten Erlösung abdrängte. "Stop", keuchte ich schwerfällig hervor und presste meine Hände gegen seinen Schultern, damit er endlich damit aufhörte. Ich ertrug es einfach nicht mehr. Es war nicht richtig. Das, was hier passierte, war nicht richtig. Seine blauen, glasigen Augen blickten mich fragend an, doch ich konnte nicht antworten. Zu schlecht war dieses Gefühl von Reue, dass mich innerlich fast zum Zerbersten brachte. "Das ist falsch, ich kann das nicht", stammelte ich verwirrt und entzog mich seiner Umarmung. Es ging einfach nicht. Er war ein Mann, genauso wie ich einer war. Ich schämte mich so sehr dafür, aber seltsamerweise nicht wegen dem Umstand, dass wir beide Kerle waren, sondern weil ich meine Freundin betrog. Und das mit ihm. Das hatte ich niemals gewollt, ich liebte sie schließlich..
 

"Sasuke, was ist los?", hörte ich Naruto fragen, als ich schon mehrere Meter von ihm entfernt stand. Ich kehrte ihm den Rücken zu, war unfähig, meinen Blick zu heben, da mich mein schlechtes Gewissen von Innen heraus auffraß.

"Hey, bleib' stehen. Sasuke, rede mit mir!", sprach er laut weiter, doch ich hörte ihm nicht mehr zu. So schnell ich konnte, bewegte ich meine Beine in Richtung Taxistand und stieg in den erstbesten Wagen ein. Mein Herz pochte beinahe schon schmerzhaft gegen meine Brust und ich wusste nicht, ob es an meiner Flucht lag, oder an der Tatsache, dass zwischen Naruto und mir etwas Verbotenes passiert war. Wie konnte ich mich nur so gehen lassen?

"Wohin soll es denn gehen?", riss mich die dunkle Stimme des Taxifahrers aus meiner Trance und ich versuchte, meine zitternden Finger unter Kontrolle zu bringen. Schnell nannte ich ihm die Adresse und verdrängte diese verschiedenen Gefühle einfach. 'Es war nur ein Spiel'. Immer wieder schallte dieser Satz in meinem Kopf. Ich wiederholte ihn wie ein Mantra, um mir selbst das Reuegefühl zu nehmen. Doch es half nicht. Ich fühlte mich schuldig, weil ich gefallen daran gefunden hatte. Wie sollte ich Naruto jemals wieder unter die Augen treten? Wie konnte ich Sakura noch ansehen, mit dem Wissen, sie betrogen zu haben? "Hey Mister, wir sind da". Erneut löste mich die fremde Stimme von meinen Gedanken und ich bezahlte ohne ein Wort, ehe ich ausstieg und die Treppen zu meinem Apartment hinauf wankte.

Die Zeiger meiner Uhr standen bereits auf acht...So lange hatte ich mit ihm diverse Zärtlichkeiten ausgetauscht? Verging dabei so schnell die Zeit? Ich schluckte hart, als ich mich auf meiner Couch niederließ und meinen Kopf zwischen meinen gefalteten Händen abstützte. An meinen Fingern haftete der Duft seiner Haare und ich ertappte mich dabei, dass ich ihn tief durch meine Nase einsog.

Es war Verrat. Es war Betrug. Und es war falsch. Ich musste mich von Naruto fernhalten. Ich durfte ihn nicht wiedersehen, nicht wieder hören. Nicht seine Lippen, die mich fordernd geküsst hatten. Nicht seine Hände, die mir das Gefühl von Geborgenheit vermittelten. Nicht seine Laute des Wohlgefallens, die mein Herz dazu brachten, etliche Takte höher zu schlagen. Was war nur kaputt an mir? Er war ein Kerl und ich war vergeben. Doch konnte ich mir selbst vergeben? Wissentlich hatte ich Sakura hintergangen. Ich war ein verdammtes Schwein. "Scheiße scheiße scheiße", fluchte ich laut vor mich hin und streifte mir auf dem Weg ins Schlafzimmer meine Kleidung vom Leib. Es waren die Klamotten aus Narutos neuer Kollektion. Am besten, ich würde sie verbrennen. Ich ertrug den Gedanken einfach nicht, etwas von ihm zu besitzen. Ich konnte seine Worte nicht verkraften. Ich war einfach nur noch am Ende.
 

Flashback Ende
 

Schlagartig wanderte mein Blick zu Boden und ich erkannte die Kleidung, die ich vor kurzem noch getragen hatte. Noch immer klingelte es an meiner Tür und ich hoffte, es würde bald aufhören. Wer wollte nun zu mir? War es eine der Personen, die ich nun am allerwenigsten sehen wollte? Kurze Zeit später lenkte sich meine Aufmerksamkeit auf das vibrierende Handy, welches auf meinem Nachttisch lag. 'Sakura'. Wie sollte ich ihr das nur erklären? Wollte ich überhaupt, dass sie es wusste? Waren wir nicht gestern noch soweit, dass wir uns trennen wollten? Mühsam schluckte ich meinen Speichel herunter, um meine ausgetrocknete Kehle zu befeuchten. "Ja?" Heiser klang meine Stimme und ich hörte den Widerhall. Stand sie in einem Gang?

"Sasuke, ich stehe seit einer Stunde vor deiner Tür. Wo bist du? Wir müssen unbedingt miteinander reden, bitte". Fast schon flehend sprach sie durch den Hörer und ich presste meine freie Handfläche gegen meine Stirn. Das wir war verdammt übel. Ich war verdammt übel. Wie konnte ich nur so sein? Ohne ihr zu antworten legte ich auf, stieg aus meinem Bett und lief mit schwachen Beinen in Richtung Flur, um ihr die Tür zu öffnen. Ich musste nun stark sein, durfte keine Schwäche zeigen, schließlich war es nur ein Spiel. Ein dummes Spiel, bei dem keiner verlieren wollte...

"Sasuke, ist alles in Ordnung bei dir? Ich hab' mir Sorgen gemacht. Dein Auto steht draußen, naja, deshalb dachte ich du bist hier..Wo du ja auch bist..Hör zu, ich muss dringend mit dir reden". Sie klang ehrlich besorgt und verpasste mir damit nur ein noch schlechteres Bauchgefühl. Zaghaft legte sie ihre Hände auf meine Brust und blickte mir entschuldigend entgegen. Moment, warum entschuldigend? "Verzeih mir bitte", schluchzte sie mit einem Mal auf und ich erkannte, dass sie weinte. Ehe ich mich versah, klammerten wir uns gegenseitig aneinander fest und ich unterdrückte nur mit Mühe dieses Gefühl der Übelkeit. "Sasuke, ich liebe dich so sehr, bitte, verlass mich nicht", weinte sie hemmungslos und presste sich noch enger an mich heran. Der Duft der mir dabei in die Nase stieg, roch auf einmal so fremd..Nicht so wie letzte Nacht..."Beruhig' dich Babe. Mir tut es leid". Ja, mir tat es leid, nicht nur, dass ich an unserer Liebe gezweifelt hatte, ich hatte sie auch betrogen - Sie, die schwanger von mir war - Sie, die vor mir flehte, ich solle sie nicht verlassen..Ich war wirklich ein Monstrum...
 

Es war bereits Nacht, als wir uns ausgesprochen hatten. Wir entschuldigten uns mehrmals beieinander und endeten damit, dass wir mehr aufeinander eingehen sollten. Sie erklärte mir ihren Standpunkt, sowie ich auch meinen deutlich machte..Es wirkte beinahe so unbeschwert wie vor einem Monat..Warum erst jetzt? Warum konnten wir gestern nicht so miteinander reden? Dann wäre das niemals passiert..
 

Die gesamte Woche über herrschte zwischen uns solch eine Harmonie, dass es mich innerlich zum Kotzen brachte. Ich fühlte mich schlecht, weil mein Gewissen an mir nagte und sie nicht damit aufhörte, so perfekt zu sein. Ich hatte sie gar nicht verdient..Sie war schließlich so lieb zu mir, dass ich langsam daran zerbrach. Naruto versuchte mich ständig zu erreichen und ließ sogar über Hinata fragen, ob wir nicht Lust hätten, etwas mit ihnen zu unternehmen. Das war auch so eine Sache, bei der ich mir unendlich schäbig vorkam, schließlich war Naruto auch vergeben. Dachte er nicht so wie ich? Interpretierte ich einfach zu viel in unsere Küsse hinein? War es wirklich nur ein Spiel? Ich verstand meine eigenen Gedanken nicht mehr und versuchte, es einfach zu verdrängen.

Gemeinsam mit Sakura besuchte ich sogar meinen Vater, der sich über die Nachricht ihrer Schwangerschaft aufrichtig freute. Ihm selbst ging es ziemlich schlecht und ich hatte das Gefühl, er wurde von Tag zu Tag schwächer. Er schlug sogar die Behandlung aus, da er meinte, es würde ihm nichts als Leid bescheren, da es ohnehin zu spät für ihn war.

Ich musste mich mit den verschiedensten Empfindungen quälen. Einerseits war ich glücklich, dass Sakura wieder die Alte war, doch auf der anderen Seite verspürte ich dieses Reuegefühl, dass jedes Mal in mir hochkochte, wenn ich in ihr hübsches Gesicht blickte. Und dann waren da die Gedanken, dass mein Vater bald sterben musste. Langsam aber sicher wuchs mir mein Leben über den Kopf und ich fragte mich, wie es für mich weitergehen sollte. Eine endlose Überforderung, die ich auch körperlich zu spüren bekam. Ich fühlte mich müde und ausgebrannt, doch zum Glück konnte ich mich noch das Wochenende über ausruhen, denn in meiner derzeitigen Verfassung, wäre ich auf der Arbeit sicherlich nur negativ aufgefallen.
 

Heute war es genau eine Woche her, seit ich Naruto das letzte Mal gesehen oder gehört hatte und ich erholte mich zunehmend von meinem schlechtes Gewissen. Schließlich war es nur ein Spiel, zumindest war es das, was ich mir selbst jeden Tag auf´s Neue einredete. Das mein Herz mich dabei einen Lügner strafte, ignorierte ich einfach. Ich durfte dabei einfach nichts empfinden. Nicht diese Hitze..Diese Spannung..Dieses verdammte Gefühl voller Zuneigung und Geborgenheit.

"Schahatz, ich hab' eine Überraschung für dich", hörte ich Sakura aus der Küche rufen und ich legte ein Lächeln auf, da sie mich wirklich gut von meinen Gedanken ablenkte. "Wir gehen heute mit Hinata und Naruto essen, in dem neuen Thai-Restaurant. Ich hab' sogar schon einen Tisch reserviert. Wir dürfen unsere Freunde schließlich nicht immer hängen lassen", sprach sie unbeeirt weiter und ich war danbar dafür, dass sie mein Gesicht in dem Moment nicht sehen konnte. Fast schon ungläubig starrte ich vor mich hin und kämpfte innerlich damit, nicht laut loszuschreien. Das hier war ein verdammtes Desaster und hätte ich gewusst, dass dieser Abend mein grundlegendes Leben in eine andere Richtung lenken würde, hätte ich mich vermutlich niemals darauf eingelassen...

5.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

6.

Utopia. Es schmerzt. Es ist nicht real. Mein Bild verschwimmt. Träume sind Träume, sie sind nicht echt. Wo bin ich?
 

Mein Atem stockt, als ich meine vom Sonnenlicht geblendeten Augen öffne. Vor mir erstreckt sich der penibel gesäuberte Garten meines Elternhauses, in dem wir damals alle gemeinsam gelebt haben. Was für eine Art Traum ist das? Meine Gedanken werden von einem Geräusch unterbrochen und ich stehe auf einmal neben einem jungen Mann, der wie mein Bruder aussieht. Ich erinnere mich nur vage an dieses Gespräch zwischen ihm und mir, an diesem Sommertag, als ich auf der Schaukel saß und betrübt in die Luft starre. Was ist passiert? Es fühlt sich seltsam an, sich selbst als Kind sehen zu müssen.

"Mama meint es nicht so. Sie hat dich genauso lieb wie Papa und mich, glaub' mir Sasuke", höre ich meinen Bruder sprechen und mustere die kindlichen Züge meines früheren Ichs. Warum war ich an diesem Tag so traurig?

"Hast du mich auch lieb Itachi?", frage ich mit meiner Kinderstimme und sehe meinen Bruder lächeln.

"Natürlich, egal was passiert, du bist und bleibst immer mein kleiner Bruder. Ich liebe dich und will nur das Beste für dich, egal wie es manchmal für dich aussehen wird, versprochen".

Warum sagt er sowas? Ich fühle mich plötzlich so unwohl. War Itachi damals wirklich so nett zu mir?

Abermals verschwimmt mein Bild und ich stehe in einem langen Flur, wo ich nebenbei das Geschrei meiner Mutter hören kann. Ich starre förmlich auf das verängstigte Bündel, welches zitternd vor der Tür sitzt und stumme Tränen vergießt. Was ist passiert? Egal wie sehr ich versuche meine Stimme zu erheben, es geht einfach nicht. Ich werde gezwungen, ihren Worten zu lauschen und kann meinen Blick einfach nicht von meinem reflektierten Ich abwenden.

"Du liebst ihn nur, weil er mir ähnlich sieht, nicht wahr? Du wusstest, ich wollte Sasuke niemals haben, er nimmt dich mir weg", schreit meine Mutter und ich weite geschockt die Augen, da ich diesen Satz anscheinend verdrängt hatte. Kein Wunder also, dass der kleine Sasuke weint, so etwas hört niemand gerne. Warum wollte mich meine Mutter nicht?

"Mikoto, bitte, die Kinder sind im Haus", antwortet mein Vater beschwichtigend und mein Herz verkrampft sich, da ich mich schlagartig an alles erinnern kann. Sie wollte mich nie. Sie hat mich von Anfang an gehasst. Sie hat mich nur bekommen, um meinem Vater zu gefallen.

"Immer kümmerst du dich nur um ihn! Nur wegen dir habe ich ihn ausgetragen. Fugaku, ich liebe dich, aber ich ertrage dieses Kind nicht. Er sieht aus wie ich. Liebst du ihn deswegen mehr als mich? Weil er jünger ist als ich?", schrill und voller Abscheu erklingt ihre Stimme und ich greife nach dem weinenden Kind, dass ich eigentlich gar nicht berühren kann. Meine Hand gleitet durch seinen Arm und ich sehe, dass sich der Kleine die Ohren zuhält und noch mehr weint.

"Mikoto, hast du deine Medikamente schon wieder abgesetzt? Du weißt ganz genau, dass ich unsere Söhne über alles liebe, dabei ist es mir egal, wie sie aussehen. Und dich liebe ich auch. Bitte Schatz, beruhige dich".

Erst jetzt werde ich mir der Bedeutung dieser Worte richtig bewusst. Meine Mutter ist krank, oder?

"Ich will diese Tabletten nicht, ich brauche nur dich. Fugaku, bitte verlass mich niemals", schluchzt sie mit einem Mal los und ich weiß plötzlich, was als nächstes passieren wird. Der Itachi aus meinem Traum schreitet über den Flur und hebt mich auf seine Arme, um mich von dieser Szene wegzuschaffen. Zum ersten Mal in meinem Leben verspüre ich Dankbarkeit ihm gegenüber und frage mich, warum ich ausgerechnet davon träumen musste. Von etwas, dass ich anscheinend jahrelang erfolgreich verdrängt habe.

Es schmerzt. Es ist real. Es ist kein Traum. Es ist meine Erinnerung.
 


 

Mit heftig schlagendem Herz saß ich in meinem Bett und versuchte, meine Atmung unter Kontrolle zu bringen. Was war das für ein abgefuckter Traum? Warum musste ich von meiner Kindheit träumen? Erst langsam sickerte die Erinnerung von vergangener Nacht in mein Bewusstsein und ich drehte meinen Kopf ruckartig zur Seite, um zu sehen, ob ich alleine war oder nicht. 'Naruto', schallte es durch meine Gedanken und ich schlug mir die Hand vor den Mund, da ich nicht begreifen konnte, wie tief ich gestern gesunken war. Zu meinem Glück war das Bett bereits leer, deshalb ließ ich mich wieder zurück in die Kissen sinken und versuchte, meine Gefühle zu ordnen. Dieses Mal war ich wirklich zu weit gegangen. Wurde ich von meinen Trieben überlistet? War meine Liebe zu Sakura ins Wanken geraten? Verdammt; ich war so ein verdammter Idiot.

Sein Duft haftete in den Laken, stieg mir in die Nase und ließ mich den gesamten Ablauf noch einmal vor meinem geistigen Auge sehen. Schlagartig befiel mich eine Übelkeit, die mich förmlich dazu drängte, aufzuspringen, um ins Bad zu rennen und mich zu übergeben. Die Gedanken häuften sich. Mein schmerzendes Hinterteil war der Beweis, dass es gestern tatsächlich passiert war. Ich schämte mich unsagbar und würgte den letzten Rest meiner Würde in die Schüssel. Wie konnte es nur soweit kommen? Ich war überfordert mit dieser Empfindung, die so zwiegespalten war, dass es mich innerlich zerriss. Wer war er? Wie hatte er mich dazu gebracht, ihn zu wollen? Ich hatte den Anfang gemacht. Ich hatte meinen Betrug mit diesem Kuss besiegelt. Diese Erkenntnis schmerzte mich zutiefst, da ich niemals jemand sein wollte, der seinen Partner hinterging. Schon gar nicht, weil es Probleme gab, die man aus der Welt schaffen konnte. Sakura würde mir niemals verzeihen, oder? Wie sollte sie auch, schließlich würde ich mir selbst niemals vergeben können. Zitternd erhob ich mich und spülte mir den Mund mit Wasser aus, ehe ich zur Zahnbürste griff und mich ohne in den Spiegel zu blicken, meiner Mundhygiene widmete. Ich wollte mich nicht sehen. Ich wollte es einfach nur vergessen. Warum hatte Naruto mich nicht gestoppt? War er nur auf einen schnellen Spaß aus? Selbst auf meiner Haut haftete sein Geruch und ich beschloss, ihn von mir zu waschen. Er rückte sich so hartnäckig in das Zentrum meiner Gedanken, dass ich beinahe den Verstand verlor. Diese Abneigung, diese Zuneigung, diese Wut und diese Lust war einfach unkontrollierbar. Ich konnte ihm nicht mal die Schuld daran geben, weil es mein eigener Fehler war. Hätte ich ihn gestern nicht geküsst, hätte er nicht mit mir geschlafen. Diese unbändige Hitze in mir, es machte mich schier wahnsinnig.
 

Bereits zwei Stunden waren vergangen, seit ich fertig geduscht war und in meinem Wohnzimmer auf der Couch saß, um diese verschiedenen Gefühle durchzugehen. Der Sex, mein Traum, meine Liebe zu Sakura und mein Verlangen nach Naruto. Es war so verwirrend für mich, dass ich am Ende nur noch apathisch vor mich hin starrte und an gar nichts mehr dachte. Mit verklärter Sicht schweifen meine Augen durch den Raum und blieben an der Uhr hängen, die bereits drei Uhr Nachmittags anzeigte. "Scheiße", fluchte ich laut und sprang auf, da mein Urlaub ab heute offiziell vorbei war. Ich musste demzufolge wieder auf der Arbeit erscheinen und zwang mich selbst dazu, einfach nicht mehr an andere Dinge zu denken. Ich registrierte die Gedanken, ließ sie aber ungeachtet an mir vorbeiziehen. Ich fühlte mich innerlich einfach nur noch leer.
 


 

Im Supermarkt herrschte voller Betrieb und ich lief ohne Umschweife sofort ins Mitarbeiterzimmer, um mich umzuziehen. Mein Blick war dabei stets auf den Boden gerichtet und ich streifte mir die Klamotten wie ferngesteuert über den Körper.

"Sieh mal einer an, wie war dein Urlaub?". Tsunades Stimme klang amüsiert und als ich sie ansah, runzelte sie verwirrt die Stirn. "Mein Gott, wie siehst du denn aus? Hast du etwa durchgemacht? Du weißt schon, dass der Urlaub dafür gedacht ist, sich zu erholen, oder? Du wirst erstmal das Leergut sortieren, so kann man dich ja nicht unter Menschen schicken", plusterte sie heraus und ich seufzte müde auf. Sah ich so schrecklich aus? Wenn ich ehrlich war, wollte ich es gar nicht wissen. Stumm folgte ich ihrer Anweisung und begab mich ins Lager, um meine Arbeit zu verrichten. Ich achtete nicht auf meine Umgebung. Ich funktionierte einfach nur. So wie es im Leben gedacht war. Einfach nur weitermachen, bis der Tod einen holte. Seit wann hegte ich so negative Gedanken? Dieses unangenehme Gefühl verschwand einfach nicht.
 


 

Selbst meine Pause verbrachte ich im Lager und starrte auf das Display meines Handys, da sich Sakura noch immer nicht gemeldet hatte. Auch von Naruto war nichts gekommen und ich fragte mich, ob ich das überhaupt wollte. Ich musste unbedingt mit Sakura reden. Ich würde ihr diesen Seitensprung einfach verschweigen, da ich ohnehin nicht vorhatte, es zu wiederholen. Es war eben passiert und ich konnte es auch nicht mehr ändern. Ich musste stark sein, für sie und für mich und einfach weitermachen, so, als ob nichts gewesen wäre.

"Ah hier bist du, du sollst wieder nach vorne. Wir mussten Shino Heim schicken. Kannst du seine Kasse übernehmen?", hallte die Stimme meiner Kollegin in dem Lager wider und ich musterte sie kurz, ehe ich nickte und hinter ihr her schritt, damit ich zur Kasse gelangen konnte.
 


 

Noch zwei Stunden trennten mich von meinem Feierabend und ich hatte mich noch nie so kaputt gefühlt, wie heute. Mein Hintern schmerzte, mein Kopf war schwer vom Denken und auch mein Magen zog sich zusammen, sobald meine Gedanken wieder in Richtung Naruto schweiften. Was war an ihm nur so besonders? Ein Kerl, der es geschafft hatte, sich so in meine Gefühlswelt zu drängen, es war einfach nur absurd. Der Sex mit ihm war unglaublich gut und mein gesamter Druck war in dem Moment komplett von mir abgefallen. Wollte ich womöglich mehr davon? Dachte ich deshalb so oft über ihn nach? Niemals konnte das der Wahrheit entsprechen. Niemals.
 

Die letzte Stunde verbrachte ich damit, verschiedene Waren zu sortieren, denn der Laden wirkte bereits jetzt wie ausgestorben. Vereinzelt sah man hier und dort zwischen den Gängen ein paar Gestalten, die allem Anschein nach lieber die Nacht dazu nutzen wollten, in Ruhe einkaufen zu gehen.
 

Plötzlich wurde ich fest von hinten umarmt und weitete geschockt die Augen, als mir der vertraute Geruch in die Nase stieg.

"Sasuke, tut mir leid, dass ich heute Früh einfach weg war, aber ich hatte noch einen Geschäftstermin", hauchte Naruto in mein Ohr und biss leicht hinein. Gänsehaut breitete sich auf meinem gesamten Körper aus und ich war wie gelähmt. Nicht ein Laut verließ meine Lippen.

"Was ist los, warum bist du so angespannt? Macht dich das etwa an?", raunte er mir vielsagend zu und ich verkrampfte nur noch mehr. Was war das für ein abgefucktes Spiel? Was bezweckte er damit? Schnell erlangte ich die Kontrolle über meinen Körper und wirbelte zu ihm herum, damit ich ihn von mir wegstoßen konnte.

"Sag mal, gehts dir noch gut? Was willst du hier? Wenn du Spaß willst, geh zu einer Hure", zischte ich erbost, achtete aber darauf, nicht allzu laut zu sein, da ich nicht wollte, dass unsere verbliebenen Kunden, oder gar meine Chefin etwas davon mitbekam.

Verdutzt blickte er mir entgegen und legte den Kopf schief.

"Ich glaube, wir sollten mal reden", sagte er monoton und zum ersten Mal sah ich, wie ernst sein Gesicht wirken konnte. Das mich sein Auftauchen innerlich aufwühlte, blendete ich vorerst vollkommen aus. Ich durfte einfach nicht an unsere gemeinsame Nacht denken.

"Ich wüsste nicht, was es zu bereden gibt. Du wolltest Spaß, hast mich manipuliert und ihn bekommen", antwortete ich daraufhin nur gespielt gelangweilt und drehte mich wieder zum Regal herum. Ich hasste dieses Verlangen und wollte es nicht noch mehr entfachen. Das sein warmer Körper sich kurz darauf an mich schmiegte, machte es nur umso schwerer.

"Sasuke, was gestern passiert ist..Wenn du das nicht möchtest, musst du das nicht tun. Ich wollte dich einfach nur aufmuntern, du warst so niedergeschlagen. Ich wollte dich nicht ins Bett bekommen, dass war ganz sicher nicht meine Absicht, echt jetzt".

Seine Worte schmerzten. Sie bohrten sich geradezu in mein Herz und ich kämpfte innerlich darum, meine Fassung zu bewahren. Seine Stimme klang so einfühlsam und ehrlich, dass ich am liebsten einfach nur geschrien hätte. Seine Hand wanderte zu meinem Bauch und seinen Kopf legte er auf meiner Schulter ab, während sein Atem auf meine Haut am Hals traf. Ein angenehmer Schauder durchzog mich und ich unterdrückte nur mit Mühe ein Seufzen.

"Sasuke. Ich mag dich und ich werde niemandem davon erzählen, glaub' mir. Es ist einfach passiert und es ist nicht meine Absicht, dich zu verletzen".

Warum konnte er nicht einfach seinen Mund halten? Erneut drehte ich mich zu ihm herum und blickte in seine blauen Augen, die mir entschuldigend entgegen funkelten. Wie konnte ich ihm eigentlich böse sein, wo es doch meine eigene Schuld war?

"Bereust du es?", fragte ich leise und stockte, da ich nicht wusste, warum ich so etwas von mir gab. Was zum Teufel war nur los mit mir? Warum benahm ich mich so seltsam in seiner Gegenwart?

"Niemals. Es war verdammt schön mit dir, echt jetzt", grinste er mir zu und auch auf meine Lippen schlich sich ein leichtes Lächeln. War ich froh darüber, dass er es genoss, mit mir geschlafen zu haben? Wo war mein schlechtes Gewissen geblieben?

"Wenn ich ehrlich bin, habe ich bereits jetzt schon wieder Lust auf dich", murmelte er und umschlang meine Hüfte mit seinen Händen. Ich spürte, wie meine Ohren warm wurden und blickte auf unsere Schuhe. "Usuratonkachi, sag nicht sowas", nuschelte ich peinlich berührt und vergaß sogar, dass wir hier mittem im Supermarkt standen, wo es für Aussenstehende so wirken konnte, als ob wir ein Paar wären.

"Das mit uns war eine einmalige Sache. Ich bin vergeben und ich will Sakura nicht hintergehen", sagte ich betrübt und versuchte, mich aus seiner Umklammerung zu lösen.

"Sie hat dich zuerst hintergangen Sasuke. Sie hat dir ein Kind angehängt, dass du niemals haben wolltest. Sie behandelt dich wie ein Stück Dreck, weil du nicht nach ihrer Pfeife tanzt", meinte er mit schneidender Stimme und ich blickte wieder nach oben, um sein Gesicht sehen zu können. Auch wenn seine Worte der Wahrheit entsprachen, mich verletzten und mir bewusst machten, dass Sakura an meinem Verhalten eine Teilschuld trug, was bezweckte er damit?

"Das ist kein Grund, um zu betrügen, oder?", platzte es aus mir heraus und ich bemerkte, dass sich sein Griff um meine Mitte verstärkte.

"Warum hast du es dann getan? Weil dir etwas fehlt, oder? Du vermisst etwas, deshalb ist sie auch daran Schuld. Sasuke, hör mal, ich will dich nicht zu etwas zwingen, dass du nicht möchtest, aber ich will für dich da sein, egal, ob das zwischen uns eine einmalige Sache war. Ehrlich gesagt, ich mag Sakura nicht. Ich konnte sie schon damals nicht ausstehen und ich finde, du bist viel zu gut für sie. Sie nutzt die Schwangerschaft doch nur, um dich an sich zu binden".

Nach diesen Worten riss ich mich schlagartig von ihm los und schubste ihn gegen ein angrenzendes Regal.

"Warum sagst du sowas? Was hast du davon? Was willst du überhaupt?", schrie ich laut und es war mir dabei völlig egal, ob andere meinen Ausbruch hören konnten. War das vielleicht nur ein Racheakt, weil er Sakura nicht leiden konnte? Es schmerzte, auch nur daran zu denken, benutzt worden zu sein. Ich wollte nicht sein Spielzeug sein, um meiner Freundin eins auszuwischen.

"Sasuke, beruhig' dich bitte. Ich weiß nicht, was du von mir denkst, aber ich meine es ehrlich nur gut mit dir". Dumpf hörte ich seine Worte, stempelte sie aber als Lügen ab. Ich war nichts Besonderes, wir kannten uns noch gar nicht so lange, warum sollte ihm etwas an mir liegen, wo er doch ohnehin mit vielen Menschen schlief? Andererseits, war das Ganze von mir ausgegangen. "Geh. Hau ab. Ich will dich nicht wiedersehen. Geh einfach", presste ich hervor und lief mit schnellen Schritten vor ihm und seinen Worten davon. Er sollte mich einfach nur in Ruhe lassen. Ich wollte ihn nicht mehr um mich herum haben. Es war einfach nicht fair. Dieses verdammte Verlangen und diese Enttäuschung waren einfach zu groß.
 

Nachdem ich knapp eine Stunde später den Laden verließ, war von Naruto nichts zu sehen, doch an meinem Auto fand ich einen gefalteten Zettel vor, bei dem ich davon ausging, dass er von ihm stammte.
 

'Tut mir wirklich leid Sasuke. Es war wirklich nicht meine Absicht, also das mit gestern, du weißt schon...Ich hoffe du hasst mich nicht, weil ich deine Freundin nicht mag, oder dir gesagt hab', wie ich die ganze Situation sehe. Wenn du jemanden zum Reden brauchst, steht dir meine Tür immer offen, echt jetzt.
 

Naruto'
 


 

Als ich die Zeilen zuende gelesen hatte, knüllte ich das Papier verärgert zusammen und setzte mich erschöpft hinter das Steuer meines Wagens. Seufzend legte ich meinen Kopf auf dem Lenkrad ab und verinnerlichte seine Worte von vorhin abermals. Warum ging er so weit? War ich etwas Besonderes für ihn? 'Meine Affären müssen etwas Besonderes sein', schallten seine vergangen Worte durch meine Gedanken und ich fing an, lauthals loszulachen. Es war einfach nur verrückt. Der Klingelton von meinem Handy lenkte meine Aufmerksamkeit schließlich wieder in eine andere Richtung. Sakura rief gerade bei mir an und ich schluckte hart, als ich ihren Namen auf dem Display las.

"Sakura", hauchte ich in den Hörer und hörte, dass sie am anderen Ende scharf die Luft einsog. "Sasuke. Wir müssen miteinander reden. Es geht um unsere Zukunft. Kannst du bitte vorbeikommen?", entgegenete sie völlig ruhig, doch ich wusste, es war nur gespielt. Sie war nervös, dass erkannte ich sofort an dem Klang ihrer Stimme.

"Bin gleich da", antwortete ich gelassen und legte auf. Jetzt würde ich sie zum ersten Mal nach meinen Betrug sehen und mir drehte sich der Magen um, als ich daran dachte, wie sie wohl darauf reagieren würde, wenn ich es ihr doch gestand.
 

Keine zehn Minuten später stand ich vor ihrer Tür und klingelte, auch wenn ich den Schlüssel in meiner Hand hielt. Ich konnte ihn einfach nicht benutzen, da ich mich unwohl fühlte. "Warum benutzt du nicht den Schlüssel?", fragte sie sogleich, nachdem sie mir öffnete und ich schluckte abermals, da mich ihre Erscheinung völlig aus der Bahn warf.

"Vergessen", log ich monoton und schritt an ihr vorbei, nachdem sie zur Seite trat. Warum fühlte ich mich nicht so schlecht, wie ich eigentlich sollte? Lag es vielleicht daran, dass all die negativen Dinge wieder hochkamen, wenn ich sie ansah? Die ganze Umgebung wirkte für mich plötzlich völlig fremd, als ob ich nur jemand wäre, der zu Besuch kam, nicht wie jemand, der vor drei Tagen noch ständig hier gewohnt hatte.

"Sasuke, ich weiß unsere Streitereien häufen sich in letzter Zeit und ich habe lange darüber nachgedacht", eröffnete sie das Gespräch, während ich mich neben ihr auf dem Sofa niederließ.

"Ich denke, es wäre das Beste, wenn wir vorerst eine Pause machen", sagte sie leise und wandte den Blick von mir ab. Mein Herz schlug dabei so schnell gegen meine Brust, dass ich das Gefühl hatte, es würde gleich durch meine Knochen brechen. Sie wollte eine Beziehungspause? Weshalb? Zugegeben, der letzte Streit war wirklich heftig, aber das gerade sie so etwas wollte, verwunderte mich.

"Liebst du mich Sakura?", fragte ich kurze Zeit später und sah, dass ihr die Tränen bereits über die Wangen rollten. Sie antwortete nicht gleich, sondern schüttelte nur ihren Kopf.

"Darum geht es nicht. Aber ich habe nicht die Kraft dazu, mich dauernd mit dir zu streiten. Ich bin schwanger und ich möchte, dass es dem Baby gut geht". Und was war mit uns? Was war mit unserer Beziehung? Sie schien völlig fixiert auf das neue Leben in ihrem Bauch. Das sie an unseren Streitereien auch Schuld trug, ließ sie dabei völlig außenvor und das machte mich wütend. "Deshalb denkst du dir, es ist das Beste, mich abzusägen?", fing ich ruhig an und hob mit meinen Fingern ihr Kinn an, damit ich ihr in die Augen sehen konnte. "Weil du mir damit sagen willst, dass ich der Grund bin, warum wir uns immer streiten? Warum gibst du so einfach auf?", warf ich ihr aufgebracht entgegen und bemerkte, dass sie zitterte. Hatte sie etwa Angst vor mir?

"Du verstehst mich einfach nicht. Ich fühle mich schlecht, ich will nicht mehr streiten Sasuke, ich ertrage es nicht mit dir zu streiten, es tut so weh", hauchte sie mit tränenerstickter Stimme und hielt sich die Hände vor Augen. Was war nur aus uns geworden? Wann haben wir angefangen, so schlecht zueinander zu sein? Mein schlechtes Gewissen ihr gegenüber wuchs immer mehr, da ich sogar noch einen Schritt weiter gegangen war. Behutsam legte ich meine Arme um ihren bebenden Körper und zog sie auf meinen Schoß herauf. Sie wehrte sich nicht dagegen - im Gegenteil, sie presste sich noch enger an mich heran. Sie tat mir so leid. War sie so einfach gestrickt? War ich so ein Idiot, dass ich es nicht erkannt hatte? Zudem hatte sie noch diese Gefühlsbelastung, die noch erschwerend hinzu kam. Wieder erinnerte ich mich an den Traum von vergangener Nacht. Meine Mutter hatte mich nie gewollt und ich wollte nicht, dass mein Kind später das Selbe von mir sagen würde...
 

Sie schlief bereits eine Stunde später in meinen Armen, nachdem ich sie beruhigt hatte und ihr versprach, mich absofort mehr um unsere Beziehung zu kümmern. Vielleicht war es mein schlechtes Gewissen, dass mich letzenendes dazu trieb, ihre Taten zu vergessen. Auf die Sache, die mein Herz mir sagte, erwiderte ich nichts. Ich konnte nicht. Ich musste dafür geradestehen. Ungeachtet dessen, was mein Instinkt mir riet.
 

Eine gesamte Woche war bereits vergangen, seit Sakura und ich uns erneut ausgesprochen hatten. Es herrschte dennoch eine gewisse Distanz zwischen uns. Eine Vorsicht, die ich einfach nicht einordnen konnte. Das sie nicht mit mir schlafen wollte, oder zumindest nicht die Anstalten machte, sich mehr an mich zu kuscheln als nötig, stimmte mich nicht unbedingt traurig. Ehrlich gesagt, verspürte ich darauf auch gar kein Bedürfnis, nicht im Moment, wo ich wusste, dass ich sie vor einer Woche mit Naruto betrogen hatte.

Dieser ließ auch weder von sich hören noch sehen und ich fragte mich, was ich davon halten sollte. Das mich meine Gedanken mit den Worten Sehnsucht oder Verlangen heimsuchten, verdrängte ich gekonnt. Es wäre nur eine Flucht, eine Flucht ins Verderben. Es würde niemals gut ausgehen, denn mein Gewissen würde mich innerlich zermürben.
 

Heute war ich extra Früh aufgestanden, um gemeinsam mit Sakura den Frauenarzt zu besuchen und im Anschluß mit ihr zu dem vereinbarten Elternkurs zu fahren. All die glücklichen Paare wirkten so befremdlich auf mich. Warum konnten wir nicht auch so sein? Gab es bei uns immer nur die Extreme? Entweder den Streit, oder das Hochgefühl? Warum waren wir nicht normal?

"Am Sonntag sind wir bei Hinata und Naruto zum Essen eingeladen, ich habe zugesagt. Geht das für dich in Ordnung? Oder soll ich lieber absagen?", fragte sie zwischen ihren Atemübungen und ich war froh, dass ich hinter ihr saß und sie mich nicht sehen konnte. Fast schon panisch schlug mein Herz und mein Gesichtsausdruck unterstrich dieses unwohle Gefühl nur noch. Das sie mich fragte, ob es in Ordnung für mich war, ließ ich an mir vorbeiziehen. Was würde passieren, wenn ich Naruto wieder sehen würde? Zwar war es noch fast eine Woche bis dahin, aber ich hatte Angst davor, auf ihn zu treffen. Diese Situation kam mir so bekannt vor, genau so hatte ich mich gefühlt, bevor er bei mir Zuhause aufgetaucht war...

"Schatz?", riss mich die Stimme meiner Freundin zurück in die Realität und ich versuchte, den gebildeten Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken.

"Geht in Ordnung", antwortete ich ruhig, auch wenn es tief in mir brodelte. War ich krank, weil ich die Tatsache erregend fand, gemeinsam mit Sakura und meinem Seitensprung in einem Raum zu sein?
 

Tbc...

7.

"Sasuke, was ist los?", hörte ich Sakura sprechen und seufzte kurz auf. Die gesamte Woche kämpfte ich innerlich darum, meine Coolness zu bewahren. Seit sie mir eröffnet hatte, dass wir Sonntags - also heute - bei Hinata und Naruto zum Essen eingeladen waren, benahm ich mich völlig daneben. Dauernd fielen mir Gegenstände aus der Hand, oder ich war so abwesend, dass ich sogar von meiner Chefin getadelt wurde. Natürlich schob ich das alles auf die Schwangerschaft meiner Freundin, wo ich niemals gedacht hätte, diesen Umstand mal als Ausrede benutzen zu können. Was war nur aus mir geworden? Zudem hatte ich die Mühe, Naruto aus meinen Gedanken zu verbannen, wo er eigentlich konstant präsent war. Wie ein Ohrwurm, den man in seinem Kopf schallen hörte, obwohl man es gar nicht wollte. Warum fühlte ich mich so hingezogen zu einem Mann? Ich war niemals schwul oder bisexuell gewesen und wenn ich mir vorstellte, es mit einem anderen Mann zu tun, drehte sich mir der Magen um. Was war es also, dass ihn so anziehend für mich machte? "Sasuke?"

Ah, stimmt, sie war ja auch noch anwesend. Davon hatte ich die vergangenen Tage kaum etwas gemerkt. Sie verhielt sich wie ein Geist, der oft unterwegs war und wenn sie Zuhause war, benahm sie sich ebenfalls seltsam. So ruhig...Als ob sie gar nicht da wäre. Eine komische Richtung, in die sich unserere Beziehung entwickelt hatte und ich war nicht glücklich mit dieser Situation. Was für eine Wendung. Nun war ich es, der nicht mehr zufrieden mit ihr war, egal wie sie sich verhielt. Diesmal war mir nichts recht, doch ich sagte nichts dazu, schließlich war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt.
 

"Hallo?" Noch immer war ihre Tonlage ruhig, während ich meine Augen rollte und demonstrativ laut die Luft aus meinen Lungen presste. War ich womöglich auf einen Streit aus? Vielleicht konnte man dann ja sehen, dass wir ein Miteinander hatten und nicht nur ein Nebeneinander. "Was ist denn?", fragte ich gelangweilt und sah, dass sie sich auf die Unterlippe biss. Ihre schlanken Finger krallten sich in dem Stoff ihrer Jeans fest und mein Blick fiel auf ihre Schuhe, die so gar nicht zu der Sakura von vor zwei Monaten passen wollten. Musste sie etwa jetzt schon damit anfangen, 'Omaschuhe' zu tragen? Warum war mir das nicht aufgefallen?

"Naja, wir sitzen schon seit fünf Minuten im Auto..Ich dachte, wir sollten langsam mal zu Hinata und Naruto hochgehen?", stellte sie fast scheu ihre Frage und ich unterdrückte das Kribbeln, das mich befiel, als sie Narutos Namen aussprach.

"Meinetwegen", entgegnete ich gelassen, auch wenn ich innerlich vor Aufregung zitterte. Meine Gefühle konnte ich dabei kaum in Worte fassen. Warum übte Naruto so eine Faszination auf mich aus? Er hatte sich seit dem Zwischenfall im Supermarkt nicht mehr gemeldet und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, müsste ich mir eingestehen, dass ich mich nach seiner Gegenwart sehnte. Nach dieser Ablenkung, seinem Lachen, seinen Witzen und....

Nein, ich durfte nicht so denken. Wann hatte ich überhaupt damit angefangen, so zu denken?
 

Sakura war in meinen Gedanken praktisch kaum noch vorhanden. Auch die Zärtlichkeiten, die wir früher zu genüge ausgetauscht hatten, fielen aus. Immer wieder schallten Narutos Worte in meinen Gedanken wider. Mir fehlte tatsächlich etwas. Warum war es aber der Blonde, an den ich dachte, wenn ich das Verlangen auf Leidenschaft verspürte? Warum erinnerte ich mich an diese Hände, die mich zum Höhepunkt gebracht hatten? Abermals fiel mein Blick auf Sakuras Finger. Sie waren so zart und klein. Ganz anders als das, was ich im Moment sehen oder spüren wollte.

"Ich weiß, sie sind etwas angeschwollen, aber das legt sich wieder. Wollen wir jetzt hochgehen?"

Stimmt. Wir saßen noch immer in meinem Wagen und ein leichtes Grinsen zierte meine Lippen, als ich ihre Worte vernahm. Sie hatte von nichts eine Ahnung. Etwas, dass mich beruhigte. Vielleicht interessierte sie sich aber auch nicht mehr für mich. Zumindest machte es mit ihrem 'Geisterverhalten' den Anschein, als ob ihr unsere Beziehung egal geworden war.
 


 

Keine zwei Minuten später waren wir bereits vor der Tür oben angekommen und Sakura trug einen Kuchen, der mich schwer an die Kindheit bei meiner Oma erinnerte. 'Es gibt Kaffee und Kuchen bei Oma', äffte ich in Gedanken die Stimme meiner Mutter nach und gluckste kurz auf. Natürlich blieb mein leises Lachen Sakura nicht verborgen und sie zog ihre feingezupften Augenbrauen irritiert so zusammen, als ob sie mich fragen wollte, was mit mir los war.
 

Diese Frage blieb allerdings aus, da Hinata uns soeben die Tür geöffnet hatte.

"Schön das ihr da seid", empfing sie uns höflich und als ich in ihr hübsches Gesicht blickte, blieben die Reuegefühle gänzlich aus. Entgegen meiner Erwartungen, war da kein negatives Gefühl in mir. Lag es womöglich daran, dass die Beiden eine offene Beziehung führten und sie daran gewöhnt war, dass Naruto sie betrog? Als sich unsere Blicke trafen, meinte ich, Ablehnung in ihren Augen lesen zu können, störte mich aber nicht weiter daran und tat es Sakura gleich, indem ich eintrat und mir die Schuhe abstreifte.

Vielleicht hielt mich Hinata ja für einen Betrüger, wer wusste schon, was Sakura ihr alles erzählt hatte. Nur schwer zügelte ich das Verlangen, laut loszulachen, da diese beiden Frauen einfach nur ahnungslos waren. Etwas, dass mich innerlich mit einem Machtgefühl erfüllte. Ich war einzig und allein Herr über diese Lage und niemand...
 


 

Der nachfolgende Gedanke erstarb jedoch, als ich in das grinsende Gesicht von Naruto blickte. Wenn ich es genau nahm, könnte er mich jederzeit auffliegen lassen. Hatte er seiner Freundin womöglich schon davon erzählt und sie sah mich deshalb so an? Ein ungewohntes Gefühl rauschte durch meinen Körper und die Hitze die in mir aufstieg war nichts, was ich als angenehm empfand. Er hatte mich in der Hand, wenn er wollte...
 

Während die Frauen sich am Tisch miteinander austauschten und über Sakuras Schwangerschaft redeten, huschte mein Blick immer wieder zu Naruto, der mich nicht ein einziges Mal ansah. Warum verhielt er sich so distanziert? In mir stieg das Verlangen auf, mit ihm erneut über die ganze Sache zu sprechen. Diesmal war es tatsächlich ich, der darüber reden wollte. Ich musste ihm deutlich machen, dass er schweigen musste.

"Schatz, fährst du nochmal schnell zur Tankstelle? Ich hab' gestern die Milch vergessen und du weißt schon was", sagte Hinata an Naruto gewandt und ich sah, dass der Blondschopf schelmisch grinste.

"Sasuke kann ja mitkommen, dann können wir Frauen ein wenig reden", fügte Sakura hinzu und augenblicklich schlug mein Herz schneller. Ich, alleine mit Naruto?!

Sein Grinsen ebbte langsam ab und mir stockte der Atem, da mich ein seltsames Gefühl heimsuchte. Wollte er mich etwa meiden? 'So nicht, Usuratonkachi', schallte es durch meinen Kopf und ich erhob mich noch vor ihm.

Wenn ich es so sah, war es nur gut hier rauszukommen. Weg von der gespielt freundlichen Stimmung meiner Freundin, die sich auf einmal so benahm, als ob wir das Traumpaar schlechthin wären.
 


 

Wortlos lief ich hinter Naruto her und auch auf dem Weg nach unten, fiel kein einziges Wort zwischen uns. Warum bedrückte es mich? Ich wollte, dass er mich wahrnahm...

"Willst du nicht einsteigen?", riss mich seine Stimme aus meiner Grübellei und ich blickte ihm kurz ins Gesicht, ehe ich mich in seinem Wagen niederließ. Er drehte, nachdem er den Motor gestartet hatte, sofort das Radio laut. Womöglich, um nicht mit mir sprechen zu müssen? Wie mechanisch fuhren meine Finger zum Regler für die Lautstärke, damit er mir sein Gehör schenken musste.

"Ich denke, wir sollten reden", fing ich an und blickte auf sein Profil, das starr geradeaus gerichtet war. Wollte er mich jetzt etwa ignorieren? Was war das für ein Gefühl in mir? Einerseits keimte Wut auf, auf der anderen Seite aber...Verzweiflung? Das konnte doch nicht...

"Über was willst du denn reden?", fragte er beiläufig und ließ somit meine Wut noch größer werden.

"Das kannst du dir doch sicher denken", knurrte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und schnaubte abfällig, ehe ich meinen Blick ebenfalls auf die Straße richtete.

"Ah, darüber also. Was gibt es?", meinte er gelassen, während meine Finger sich aufgrund von seinen Worten schmerzhaft in meine schwitzigen Handflächen bohrten. Dieser verdammte Idiot. Ich brodelte regelrecht wegen seinem Verhalten und ruckte kurz darauf hoch, da er den Motor abgestellt hatte. Wo waren wir? Mitten auf einer Landstraße am Seitenrand? Fragend blickte ich in sein Gesicht und sah, dass er mir entgegen grinste. Was war denn nun los?

"Warum hälst du hier?!", fragte ich aufgebracht und hatte Mühe, dass Gesagte nicht zu zischen.

"Naja, du willst reden, also halte ich hier, damit wir reden können".

Dieser Satz nahm mir den Wind aus den Segeln. Geschockt über die Erkenntnis, dass ich mich emotional so hochgeschaukelt hatte, weiteten sich meine Augen. 'Wer ist hier eigentlich der Idiot?', hörte ich mich in Gedanken fragen und presste meine Lippen schmerzhaft aufeinander. Warum reagierte ich so über? Schließlich war ich Derjenige, der keinen Kontakt zu ihm haben wollte, oder ihn mied. Er verhielt sich also nicht im geringsten unangebracht mir gegenüber.

"Sasuke, ich weiß du bist sauer auf mich, weil ich deine Freundin nicht mag, aber ich werde meine Meinung nicht ändern, nur weil ich dich mag", sprach er weiter, da ich noch immer keinen Ton von mir gab.

Dachte er wirklich, ich war sauer deswegen? Hastig schüttelte ich meinen Kopf und ließ ihn somit innehalten.

"Ich bin nicht sauer auf dich. Wenn du sie nicht magst, bin ich der Letzte, der verlangen würde, dass du es doch tun sollst", entgegnete ich ruhig und blickte in seine strahlend blauen Augen. Er sollte nicht denken, dass ich ihm deswegen böse war.

"Ich bin überhaupt nicht sauer. Ich will nur, dass du dicht hälst", sprudelte es aus mir heraus und ich sah, dass sein Grinsen wieder zurückgekehrt war. Dieser verdammte Idiot, was tat er mir nur an? Das mein Herz so schnell pochte, dass ich das Gefühl hatte, es könnte gleich ganz stehen bleiben, ahnte dieser blonde Idiot sicherlich nicht im entferntesten.

"Sasuke, ich hab' dir schon gesagt ich werd' nichts sagen, also bleib cool", tadelte er mich scherzhaft und boxte mir spielerisch gegen die Schulter. Diese Geste war es, die mir eine imaginäre, tonnenschwere Last von den Schultern nahm. Er würde mich nicht verraten. Erleichtert darüber, stieß ich geräuschvoll die Luft aus meinem Mund und hörte kurz darauf Narutos Lachen.

"Was ist denn so lustig?", fragte ich leicht angriffslustig und fixierte ihn mit meinem Todesblick.

"Naja, du wirkst so erleichtert. Wenn ich wollte, könnte ich dich womöglich sogar damit erpressen", prustete er hervor und ich starrte ihn ungläubig an. Was?!

"Jetzt guck nicht so doof, ich werd' natürlich nichts dergleichen machen, oder vielleicht doch?", sprach er geheimnisvoll und ich schluckte hart.

"Wage es nicht", knurrte ich und packte ihn an seinem Kragen, um meine Drohung zu unterstreichen. Noch immer belustigt blickte er mich an und legte eine seiner Hände auf meine Wange. Warum zum Teufel war er nur so? Er machte mich einfach nur noch wahnsinnig.

"Ich will dein Freund sein, schon vergessen? Ich verspreche dir, dass das, was zwischen uns passiert ist, auch zwischen uns bleiben wird, okay?", sagte er einfühlsam und lächelte mir entgegen, ehe seine Hand zu meiner wanderte, um sie zu umfassen. "Freunde verraten sich nicht", meinte er weiter und legte auch seine andere Hand auf meine. Dieses warme Gefühl ließ mein Herz nur noch schneller schlagen.
 


 

Langsam löste er meine Finger von seinem Hemd und ich konzentrierte mich vollkommen auf diese Empfindung, die mir sagte, dass ich mehr davon wollte. Ich wollte nicht, dass er mich von sich trennte. Wenn ich noch ein bisschen weiter ging, würde er es zulassen? Meine verwirrten Gedanken lichteten sich, nachdem ich das Geräusch von dem laufenden Motor vernahm. Was war hier eben passiert? Gerade waren wir uns noch so nah, dass wir uns hätten küssen können und nun? Nun saß ich wieder im Sitz und blickte ihn abwesend an. Wollte ich ihn wirklich gerade küssen? Augenblicklich wanderten meine Augen zu seinen Lippen, die sich bewegten. Redete er etwa gerade mit mir?

"Nä, Sasuke?" Ich bekam nur diesen Teil mit. Plötzlich fühlte sich meine Kehle so seltsam rau an. Hastig schluckte ich meinen Speichel herunter, um dieses unangenehme Gefühl einzudämmen.

"Hörst du mir überhaupt zu?", erkundigte er sich besorgt und sah kurz zu mir rüber, ehe er seinen Blick wieder auf die Straße richtete.

"Tut mir leid, ich war gerade in Gedanken", erwiderte ich ruhig und wandte meine Aufmerksamkeit nach draußen. Diese verschiedenen Gefühle erdrückten mich innerlich.

"Okay, naja ich meinte, vielleicht können ja mal wieder was unternehmen, was meinst du?"

Ja..Einfach so tun, als ob nichts gewesen wäre, denn so konnte ich seine Anwesenheit allein für mich beanspruchen. Warum dachte ich nur so? War meine Freundin mir so egal geworden, dass ich lieber Zeit mit Naruto verbringen wollte, als mit ihr?
 


 

Die weitere Fahrt verlief ziemlich ruhig, nur ab und an versuchte der Blondschopf ein oberflächliches Gespräch zu entfachen, doch ich ließ es nicht zu. Ich fühlte mich einfach unwohl. Dieses ständige Verlangen, das nicht gestillt werden konnte, zermürbte mich einfach. Ja, ich gestand es mir ein: Ich wollte ihn. Ich wollte ihn spüren, ihn schmecken, ich wollte seine Haut streicheln, ich wollte, dass er das Selbe bei mir tat und verdammt nochmal, ich wollte mit ihm Eins werden. Die Verachtung mir selbst gegenüber hätte nicht größer sein können, doch ich ignorierte es, da sich die Erinnerungen zwischen ihm und mir einfach zu gut anfühlten. Ich wollte mehr davon und wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte, würde ich sie sicherlich nutzen, dessen war ich mir bereits jetzt bewusst.
 


 

Den restlichen Abend verbrachte ich schließlich damit, mir das Gerede von Hinata und Sakura anzuhören. Meine Gedanken kreisten dabei stets um Naruto und ich machte mir nicht einmal die Mühe, mich in ihre Gespräche mit einzubringen. Ich wurde erst wieder aufmerksam, als ich hörte, dass Sakura gemeinsam mit Hinata für eine Woche wegfliegen wollte.

"Ja, also wenn es morgen losgeht, sollte ich auf jeden Fall noch packen gehen, oder meinst du, ich kann mir vor Ort was holen?", plapperte Sakura munter los und ich runzelte die Stirn, da sie noch nie so spontan gewesen war, wenn es um unsere Unternehmungen ging.

"Klar, wir haben genügend Auswahl. Der Jet steht morgen am Flughafen, also brauchst du nicht einmal ein Ticket und in der Hotelsuite ist genügend Platz für uns beide", flötete Hinata gut gelaunt und ich schüttelte innerlich meinen Kopf darüber.

"Das ist doch okay für dich Sasuke, oder?", fragte mich meine Partnerin und strahlte mir dabei entgegen. Auch wenn ich über ihre Entscheidung genervt war, es würde ohnehin nichts bringen, meine ehrliche Meinung zu sagen.

"Natürlich", erwiderte ich darauf gelassen und setzte mein falsches Lächeln auf. Sollte sie doch fliegen, dann hatte ich meine Ruhe und konnte mich anderen Dingen zuwenden. Wie auf´s Stichwort fiel mein Blick auf den leicht grinsenden Naruto und ich hätte schwören können, er las gerade meine Gedanken. Die Hitze die dabei in mir aufstieg, fühlte sich unbeschreiblich geil an. Wenn ich so darüber nachdachte, konnte ich Sakura sogar dankbar sein, oder? Wann hatte ich eigentlich damit angefangen, so über die Sache zwischen Naruto und mir zu denken?
 


 

Der nächste Tag brach für mich ziemlich früh an, da ich von Sakuras Gepolter geweckt wurde. Sie war wohl gerade dabei zu packen und ich grummelte verstimmt, da ich über eine andere Art des 'Wachmachens' sicherlich erfreuter gewesen wäre. Seufzend richtete ich mich auf und musterte meine Freundin dabei, wie sie hektisch ihre Sachen zusammen suchte.

"Hey Schatz", meinte sie im vorbeigehen und wühlte erneut in ihrem Kleiderschrank herum. Meinte sie nicht gestern noch, dass sie sich vor Ort etwas besorgen wollte? "Sag mal, ist es wirklich okay für dich, dass ich fliege?", fragte sie nebenbei und ich hörte es rascheln. Sollte ich nun ehrlich sein und ihr sagen, dass mich ihr Verhalten abnervte, oder sollte ich einfach schweigen und sie gewähren lassen? Eigentlich hatte ich auf Zickenterror am Morgen keine Lust, deshalb entschied ich mich für Variante zwei.

"Klar, wenn du auf dich aufpasst und auf unser Baby, dann kannst du dir ruhig etwas Gutes tun".

Die Stelle mit dem Kind stimmte sogar, da ich auf keinen Fall wollte, dass unserem Baby etwas zustieß. Natürlich wollte ich auch nicht, dass Sakura etwas passierte, aber komischerweise hatte das ungeborene Baby die höchste Priorität für mich.

"Awww, du bist so süß", stieß sie hervor, stand auf und warf sich auf mich herauf. Konnte sie nicht immer so gut gelaunt und voller Leben sein? Sie war mir wirklich ein Rätsel...

"Sasuke, dass wird toll. Ich werde gucken, ob ich einen schönen Anzug für dich finde", redete sie weiter und küsste mich kurz auf die Lippen. Wofür eigentlich einen Anzug? Ich trug so etwas gar nicht...Wollte sie vielleicht damit andeuten, dass sie mich noch immer heiraten wollte? Trug man da nicht normalerweise einen Smoking? Wo war da eigentlich der Unterschied? So viele Gedanken schon früh am Morgen waren absolut nichts, womit ich mich anfreunden wollte.
 


 

Zwei Stunden später, war ich mit Sakura am Flughafen angekommen und wartete schon fast sehnsüchtig darauf, dass Hinata endlich kam, um mir meine aufgeregte Freundin abzunehmen. Sie hatte unentwegt davon geschwärmt, wie schön sie es fand, endlich mal auf einer Modenschau sein zu dürfen. Ich konnte diese Leidenschaft einfach nicht teilen. Was fanden die Frauen nur daran, sich teilweise magersüchtige Models anzusehen, die mit seltsam aussehenden Kleidern über einen Steg liefen?

"Ah, da seid ihr ja!", brüllte Sakura und ich zuckte erschrocken zusammen, da ich mir in Gedanken gerade ausgemalt hatte, wie eines der Models auf ihren hochhackigen Schuhen ausrutschte. Moment, sagte sie gerade 'ihr'? Ein Blick in die Richtung in die meine Freundin gerade lief, bestätigte meine Vermutung. Sicherlich, warum sollte Naruto nicht dabei sein, schließlich wollte er sich auch von seiner Freundin verabschieden, oder? Sein Lächelndes Gesicht traf mich mit solch einer Intensität, dass mir augeblicklich heiß wurde. Mit seiner bloßen Anwesenheit schaffte er es, die verschiedensten Gefühle in mir hervorzurufen und er ahnte es wahrscheinlich noch nicht einmal.
 


 

Der Abschied zwischen Sakura und mir fiel nicht so herzlich aus, wie die Verabschiedung zwischen Naruto und Hinata, aber diese Tatsache war für mich nicht schlimm. Vielmehr störte es mich, dass Hinata Diejenige war, die den Blondschopf voller Leidenschaft küsste. 'Einfach nur verrückt', schimpften mich meine Gedanken und ich schnaubte abfällig, nachdem sie sich nach zwei Minuten Zungenakrobatik, noch immer nicht voneinander gelöst hatten. War das etwa Eifersucht? Niemals, dass konnte nicht sein. Wieso sollte ich auch eifersüchtig sein, schließlich waren sie zusammen und auch ich war vergeben. Außerdem, ich war doch Derjenige, der Naruto abgewiesen hatte...

"Nun kommt schon, ihr seid nur eine Woche getrennt, wir müssen los", murrte Sakura angesäuert und ich war ihr dankbar dafür. Sie fand es wahrscheinlich peinlich, oder? Sie wusste sicherlich nicht, warum ich so genervt war... Ich wollte dieses Gefühl nicht länger verspüren.

"Jaja, ist ja schon gut", erwiderte Hinata mit geröteten Wangen und Naruto grinste wie immer nur sein typisch breites Grinsen. Dieser Idiot. Man sollte ihm verbieten, so eine Wirkung auf mich zu haben.
 


 

Nachdem wir die beiden Frauen zum Gate begleitet hatten, schlenderte ich gemeinsam mit Naruto nach draußen in Richtung Parkplatz.

"Hey Teme, wenn du Lust hast, können wir uns ja heute Abend 'ne Pizza bestellen und uns 'nen geilen Horrofilm bei mir reinziehen, wie wär´s?", fragte er mit wackelnden Augenbrauen und ich lächelte. Er wollte mich also auch um sich herum haben, mh?

"Klar, aber erst heute Nacht, hab' bis zwölf Schicht", antwortete ich, nachdem wir bei meinem Auto angekommen waren.

"Gut, dann ist es abgemacht. Kannst du vielleicht das Bier mitbringen? Ich besorg' die Pizza", grinste er mir entgegen und ich nickte daraufhin nur. Ich sah ihm noch nach, als er sich lässig auf seinen Wagen zubewegte und verfolgte jede Bewegung von ihm aufmerksam. Zu fasziniert war ich von seinem Wesen, obwohl ich es eigentlich gar nicht sein durfte. War das vielleicht der Grund, warum ich ihn wollte? Weil es verboten war? Schon alleine der Gedanke daran, heute Nacht alleine mit ihm in seiner Wohnung zu sein, ließ das Blut in meinem Körper angeregt durch meine Venen rauschen.
 


 

Als ich am Abend im Supermarkt stand, herrschte wie immer voller Betrieb und ich war erfreut über diese Ablenkung. Noch lange hatte ich über Naruto und Sakura nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, dass ich von einer Affäre gar nicht mehr abgeneigt war. Es war ein Kick, der mir etwas geben konnte. Ich hätte gute Laune, wäre sexuell nicht mehr frustriert und könnte mich demnach auch besser um meine Freundin und ihre Bedürfnisse kümmern, oder? 'Eine lächerliche Ausrede, notgeiler Bock', schimpfte mich meine innere Stimme und ich lachte freudlos auf, während ich Waren einsortierte. Ja, vielleicht war es nur mein Vorteil, aber ich hatte die Grenze schließlich schon einmal überschritten, also würden ein paar Mal mehr nicht weiter ins Gewicht fallen...

Mit diesem Gedanken und einem Sixpack Bier, fuhr ich schließlich nach Schichtende zu Naruto und war gespannt, wie diese Nacht zwischen uns enden würde...

8.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

9.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

10.

Sehr geehrte Leserschaft!

Einige von euch werden sich nun fragen: Hä? Was ist das für eine Geschichte, die schon seit Ewigkeiten auf meiner Favoliste liegt und nicht aktualisiert wurde...Ja, ich weiß, ich habe mir wirklich viel Zeit gelassen mit dem Update, allerdings gibt es dafür auch diverse Gründe. Gründe, die ich euch erläutern könnte, es mir aber spare, da es nichts an der Tatsache ändert, dass ihr verdammt Lange warten musstet. Ich kann euch aber versichern, dass es demnächst in meinem Leben einige Veränderungen geben wird, die mir ermöglichen, wieder mehr Zeit mit dem Schreiben zu verbringen!

Allgemeine Unlust wurde vertrieben und neue Motivation wurde getankt!

Ich bedanke mich unendlich bei euch für die Treue die ihr mir entgegengebracht habt und stelle euch nun das neue Kapitel vor, das hoffentlich alle Fragen um das Wie, Wann und Warum beantworten werden.

 

 

 

 

 

 

 

"Sie wird es schon schaffen, Keiko ist stark". Sicherlich wird sie das. Wird Sakura das auch?

 

Ich hasste es. Das alles hier, ich verabscheute es zutiefst. Die ganzen Menschen um mich herum machten mich einfach krank. Ich wollte doch nur endlich Gewissheit haben. Ich wollte sie so sehr, dass ich mich davor fürchtete, sie nicht verkraften zu können.

War das wirklich die Welt, in der ich so viele Jahre gelebt hatte? Völlig ungeschützt von den seelischen Schmerzen, die sich in letzter Zeit zu häufen schienen. Mittlerweile waren meine Glieder taub von der verkrampften Haltung. Zwei Stunden wartete ich bereits im Wartezimmer des Krankenhauses und es machte mich krank. Dieses ganze Denken machte mich krank. Wie apathisch saß ich hier bis zum Zerreißen gespannt, um auf Neuigkeiten zu warten.
 

Immer wieder kreisten meine Gedanken darum was passiert war und ich erwischte mich selbst dabei, wie ich meine Schuld abwiegen wollte. Es gab einfach keine Entschuldigung für mein Handeln. Hätte ich nicht so reagiert, hätte ich niemals in die von Schmerz geplagten Gesichter blicken müssen, geschweige denn auf den verdammten Arzt warten müssen, damit er mir endlich mitteilte, wie es um Sakura und unser Kind stand... Mein Kind. Ich hatte nicht eine Sekunde daran gedacht, sondern nur ihren Betrug gesehen. In dem Moment war sie die Schuldige, doch je länger ich darüber nachdachte, desto bewusster wurde mir, wie falsch ich lag. Wir waren beide schuld. Ich kannte ihre Geschichte nicht, verurteilte sie aber dennoch. Hätte sie genauso reagiert wie ich?

 

 
 

"Sasuke?", hörte ich eine weibliche Stimme und blickte in die Richtung aus der ich sie vernahm. Hinata stand zwei Meter von mir entfernt und musterte mich besorgt. Sie hielt zwei Pappbecher in der Hand und sah nicht so aus, als ob sie Schmerzen hätte. "Hinata", erwiderte ich leise und beobachtete, wie sie sich auf mich zubewegte. Was wollte sie hier?

"Was ist passiert? Ist es dein Vater?", fragte sie mit gedämpfter Stimme und ließ sich neben mir auf dem Plastikstuhl nieder. Die Kaffeebecher stellte sie neben sich auf dem freien Stuhl ab. An meinen Vater dachte ich nur solange, bis ich ihre Hand auf meinem Arm spürte.

"Sasuke?".

"Sakura hatte einen Autounfall. Ich warte auf den Arzt", antwortete ich monoton und hörte, wie sie scharf die Luft einzog.

"Was? Wieso das? Was ist passiert?" Mittlerweile war ihre Stimme nicht mehr leise. Mein Blick war auf ihre perfekt manikürten Fingernägel gerichtet, da ich es nicht über mich brachte, sie anzusehen. Ich wollte auch nicht, dass sie mich berührte und zog deshalb meinen Arm unter ihrer Hand weg.

"Warum bist du hier?", fragte ich ausweichend und fixierte nun ihre Schuhe.

"Was? Sakura hatte einen Unfall und du fragst warum ich hier bin? Mit mir ist nichts, also erzähl mir bitte was passiert ist".

Langsam nervte mich ihre Fragerrei ungemein. Ich wollte nicht mit ihr reden. Sie sollte einfach verschwinden. Erst jetzt fiel mir auf, wie unsympathisch sie mir eigentlich war. Sie, die mit...

"Wo ist Naruto?", lenkte ich vom Thema ab, da mich ein seltsames Gefühl durchzog. War er möglicherweise verletzt?

Da sie mir nicht antwortete, sah ich sie schließlich an. Ihre Haare verdeckten ihre Augen und gerade als ich erneut etwas sagen wollte, wurde ich durch einen festen Griff ihrerseits unterbrochen. Ihre Fingernägel krallten sich förmlich in meinen Unterarm und ich widerstand nur knapp dem Bedürfnis ihr zu sagen, dass es schmerzte.
 

"Steh auf", zischte sie leise und hielt mich weiterhin fest, während sie sich erhob und Anstalten machte das Wartezimmer zu verlassen. Weshalb ich ihr nachgab und hinterherlief wusste ich nicht, doch ich wusste, ich mochte sie nicht im geringsten. Zwar kannte ich sie nicht wirklich gut, aber es störte mich einfach etwas an ihrer Person.

 
 

Mittlerweile waren wir draußen im Krankenhausgarten angelangt und ich hatte genug von ihrem Klammergriff.

"Du kannst deine Krallen wieder einfahren", brummte ich verärgert und löste somit unsere Verbindung. Möglicherweise war sie sich nicht darüber bewusst wie lange sie mich festgehalten hatte, denn sie errötete daraufhin prompt.

"Tut mir leid. I-ich..Ich mache mir Sorgen und weiß nicht was in mich gefahren ist, aber ich.."

 

"Halt die Klappe", entfuhr es mir genervt, da mich ihr Verhalten innerlich aufregte. Auch wenn ich äußerlich gefasst wirkte, war ich wirklich kurz davor sie durchzuschütteln. Warum sie diese Aggressionen in mir hervorrief wusste ich nicht. Sie waren einfach da. Als mein Blick auf ihren angespannten Körper fiel sah ich, dass sie Angst vor mir zu haben schien. Es amüsierte mich schon beinahe. Dennoch, ich konnte nur müde seufzen. Was erwartete sie von mir? Dachte sie, ich würde sie nun schlagen?

"Da vorne ist eine Bank", war alles was ich sagte, um die unangenehme Stille zu vertreiben. Als ich an ihr vorbeilief, -ohne eine Antwort abzuwarten,- erhaschte ich einen kurzen Blick auf ihr Gesicht. Ihre Augen strahlten ganz klar Abneigung aus. Sie hasste mich, das spürte ich deutlich.

Mit einem Plumpsen ließ ich mich auf die Bank fallen und sah, dass sie mir folgte und sich mit einem großen Abstand zwischen uns ebenfalls dazu entschied, sich zu setzen.

 

Nach einem kurzen Moment fing ich an, alles zu erzählen was passiert war und erlebte in diesem Zeitraum die vergangenen Gefühle erneut. Die Wut, die Trauer und den Hass auf meinen Bruder. Sie waren beide Verräter. Hinatas geschocktes Gesicht sprach Bände. Sicherlich wusste sie nichts davon, denn...

"Sakura hatte nie etwas mit Itachi", unterbrach sie meinen Gedankengang und brachte mich somit dazu, mein Gesicht wütend zu verziehen.

"Hast du überhaupt zugehört?" Nun war ich richtig sauer.

"Woher nimmst du dir das Recht, etwas zu behaupten, von dem du keine Ahnung hast? Warst du dabei? Hä?", fuhr ich fort und sprang von der Bank auf, um zurück ins Krankenhaus zu laufen. Ich wollte nichts mehr von ihr hören, denn sie würde mir ohnehin keinen Glauben schenken. Hinata ließ mein Verschwinden allerdings nicht zu, da sie nun mein Handgelenk umklammerte.

"Ich weiß es einfach Sasuke", meinen Namen spuckte sie schon fast voller Abscheu aus, "denn ich weiß, mit wem sie dich damals betrogen hat". Mit dem enden dieses Satzes ließ sie mich wieder los und blickte mir geradewegs in meine weit aufgerissenen Augen.

Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte, geschweige denn denken. In meinem Kopf herrschte eine vollkommene Leere. Wie ein schwarzes Loch, das alles verschlang und ein unangenehmes Gefühl hinterließ.

"Setz dich wieder, oder möchtest du mit den Illusionen von Sakura und deinem Bruder leben?", durchbrach sie die Stille und regte somit meinen Gedankenfluss wieder an. Sie wusste etwas. Etwas, das mir Antworten geben konnte, für die ich vielleicht nicht bereit war, da sie meine Schuldgefühle möglicherweise nur verstärken würden.

"Warum wiegst du es ab? Angst vor der Wahrheit?".

Warum provozierte sie mich?

"Selbst wenn es nicht Itachi war, Betrug bleibt Betrug". Wie seltsam und falsch es sich anfühlte, das zu sagen, verdrängte ich einfach.

"Dann müsstest du anfangen, über dich selbst zu urteilen".

"Was?", erwiderte ich dümmlich, weil mich diese Antwort aus der Bahn warf. Mein Herz klopfte dabei unheimlich schnell. Wusste sie etwas?

"Du weißt genau wovon ich rede. Ich bin nicht blind Sasuke, außerdem kenne ich Naruto zu gut. Wir lieben uns und haben keine Geheimnisse".

Sie war vollkommen gelassen als sie das sagte. Fast so, als ob sie mir davon erzählte, wie schön das Wetter war. Ich hingegen fühlte mich elend. Sie wusste alles. Alles. Er hatte ihr alles von uns erzählt. Er, der mir versprochen hatte es niemandem zu erzählen, erzählte es ausgerechnet ihr? Das konnte nicht wahr sein. Wieso? Und was sagte sie dazu? Warum flippte sie nicht aus? Ich stand kurz vor einem Zusammenbruch. Völlig hilflos und ausgeliefert. All meine Lügen offenbart, und das vor ihr...

"Keine Angst, ich werde dein kleines, dreckiges Geheimnis nicht weitererzählen, es sei denn, du willst mir nicht zuhören".

Hatte sie mir gerade eben wirklich zugezwinkert? Zu sagen, ich war geschockt über ihr Verhalten wäre glatt gelogen gewesen. Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Mund offen stand. Ich fand meine Stimme einfach nicht. Die Fragen um das 'Wie' und 'Warum' überschlugen sich förmlich in meinen Gedanken.

Wie ferngesteuert nahm ich wieder neben ihr Platz, da mir die Warnung, oder besser gesagt die Erpressung mit ihren Worten bewusst wurde. Sie hatte mich vollkommen in ihrer Hand.

"Bevor du irgendwas fragst, solltst du eines wissen. Ich mag dich nicht. Nur weil Naruto und ich eine offene Beziehung führen, heißt das nicht, dass mir gefällt was er tut. Du wirst die diese Geschichte anhören, damit dir klar wird, wie egoistisch du eigentlich bist. Und wenn du wissen willst, warum ich deinen Betrug für mich behalten werde...", sie ließ eine kurze Pause entstehen, in der sie sich gespielt nachdenklich ans Kinn fasste, "ah genau, damit ihr quitt seid", endete sie ebenso gespielt fröhlich und ich fing an, innerlich zu kochen. Was für ein Miststück sie war. Man konnte ihr richtig ansehen, wie sehr ihr diese Situation gefiel.

"Sollte Sakura jedoch sterben, wirst du dir wünschen, niemals geboren worden zu sein, Uchiha", fügte sie kurze Zeit später hinzu und ihre Stimmlage war dabei mehr als bedrohlich.

 
 

Was, wenn Sakura starb? Diese Frage machte mir bewusst, was mir eigentlich hätte klar sein müssen und diese Gewissheit traf mich härter als jeder Faustschlag, den ich bisher in meinem Leben kassiert hatte. Sie konnte wirklich sterben. Sie wäre nicht mehr in meinem Leben und ich allein würde daran die Schuld tragen.

Schon allein der Gedanke daran war grausam. Ich konnte Hinata darauf nicht antworten, da meine Zunge wie gelähmt war.

"Nun, ich denke ich sollte von Anfang an erzählen", fing sie nach einer kurzen Schweigeminute an und mein Blick wanderte vom Boden hinauf, bis ich ihr Gesicht vor Augen hatte.

"Vor ungefähr drei Jahren ist Sakura eine Beziehung mit einem Mann eingegangen, die schon von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Es war ein früherer Geschäftskollege ihres Vaters und Sakura ist diese Bindung nicht wirklich freiwillig eingegangen".

Davon hatte mir Sakura nie etwas erzählt. Inwieweit hatte es etwas mit ihrem Betrug zu tun? Hatte sie etwa noch immer etwas mit diesem Kerl am laufen? Erneute Wut kochte in mir auf. Außerdem, warum sollte sie eine Beziehung eingehen, die sie gar nicht haben wollte?

"Es war alles ein abgekartetes Spiel, das von Sakuras Vater arrangiert wurde. Es ging ihm dabei um den Profit und um die Rettung seiner Kanzlei. Du solltest wissen, dieser sogenannte Geschäftspartner hatte viele Klienten, die er im Tausch für Sakura bereitwillig an ihren Vater abgegeben hatte. Widerlich; und dennoch brachte Sakura es nicht über´s Herz, abzulehnen. Sie liebt ihren Vater eben und wollte ihm helfen", erzählte sie weiter und ich fühlte mich innerlich wie erschlagen.

Eine Beziehung zu jemanden, nur um ihrem Vater aus dem Dreck zu ziehen?

"Dieser Typ war auch ziemlich besitzergreifend und hat Sakura eingeengt, wo es nur ging. Sie hatte regelrechte Angst vor ihm und war oftmals verzweifelt, weil es eine Frist gab. Sie musste solange mit ihm zusammenbleiben, bist die Kanzlei über dem Berg war", hauchte sie beinahe und schien geschockt darüber zu sein, was damals passiert war. Ich war nicht minder verstört. Welcher Vater würde sein eigenes Kind so ausbeuten? Warum zum Teufel hatte Sakura sich darauf eingelassen? Aus Liebe zu ihrem Vater? Ich musste meine Gedanken auf etwas anderes lenken.

"Das hat aber nichts mit meinem Bruder zu tun. Es hat überhaupt nichts damit zu tun, warum sie mich betrogen hat, mit wem auch immer".

Meine Geduld war im Moment einfach nicht strapazierfähig. Sie sollte einfach mit der verdammten Geschichte rausrücken.

"Geduld ist offenbar nicht deine Stärke, aber sei es drum. Ich erzähle nun zuende, also spar dir die Fragen, sie beantworten sich selbst. Eigentlich hättest du auch schon längst darauf kommen können. Du weißt ja, dass dein Bruder ein Klient von Sakuras Vater ist", sagte sie so, als ob ich davon wüsste. Einen Scheißdreck wusste ich davon. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich ihr mit meinem Blick allem Anschein nach verriet.

"Deinem Gesicht nach zu urteilen hast du keinen blassen Schimmer davon", setzte sie kurze Zeit später leicht schmunzelnd hinzu und ich verspürte den inneren Drang, ihr das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.

 
 

"Also gut, fangen wir einfach dort an, wo du und dein Bruder ins Spiel kommen. Weißt du eigentlich, wer deinen Bruder in die Kanzlei von Sakuras Vater gebracht hat?", eine kurze Pause enstand, "Bingo, es war der Mann, mit dem Sakura eine Beziehung geführt hat. Zu der Zeit, als du mit ihr zusammengekommen bist, war gerade der Umschwung in der Firma und es gab einen wichtigen Fall, den Sakuras Vater noch aushandeln wollte, ehe er seinen Geschäftspartner abschießen konnte. Obwohl er wusste, dass sie bereits dabei war sich in eine Beziehung mit dir zu stürzen, bat er sie darum, noch etwas auszuhalten, jedenfalls solange bis der Deal unter Dach und Fach war".

Mir fehlten die Worte. Das war einfach nur...Was zum Henker?

"Drei Monate wart ihr zusammen. Drei Monate lang hat sie dieses Doppelleben geführt. Kannst du dir das vorstellen?"

Erwartete sie im Ernst eine Antwort von mir? Das hier war einfach absurd. Diese ganze Situation war so lächerlich, dass ich nicht mal darüber lachen konnte. Oder etwas empfinden.

"Wie dem auch sei, Itachi und Sakura kannten sich schon vorher, da dieser Kerl vor allen Leuten mit seiner Beziehung prahlen musste. Er war wirklich widerlich", rümpfte sie ihre Nase, als ob die Luft um sie herum plötzlich zu Schwefel mutiert wäre.

"Natürlich hat dein Bruder erst später davon erfahren, dass Sakura und du bereits ein Paar wart. Itachi hat daraufhin ziemlich hässlich reagiert als er davon erfuhr. Er hat immer darauf bestanden, dass Sakura dir davon erzählt und dennoch konnte sie es nicht tun. Sie fühlte sich auch schon elend genug, so ein Schauspiel überhaupt abziehen zu müssen. Sie wollte dich einfach nicht verlieren", erzählte sie so mitfühlend, als ob sie selbst davon betroffen wäre.

Bei mir hingegen blieben sämtliche Gefühle aus. Ich registrierte nur ihre Worte, nahm sie aber dennoch kaum wahr. War das hier ein schlechter Trip? War ich in meiner Jugend irgendwann auf einem Ticket hängengeblieben und in Wirklichkeit gar nicht hier, weil ich in der Klapse oder im Koma lag?

"Schließlich konnte sie die Beziehung zu dem anderen endlich beenden, da sich die Kanzlei endgültig erholt hatte. Du weißt gar nicht, wie sehr sie seitdem aufgeblüht ist. Allerdings wollte dein Bruder da nicht so ganz mitspielen und forderte ihre Ehrlichkeit dir gegenüber. Sie erzählte ihm zwar die ganze Geschichte, doch scheinbar gab er ihr nur einen Aufschub, um es dir zu beichten", endete sie ihren Monolog und ich blinzelte, da ich das die gesamte Zeit über vergessen hatte.

 

Es beschlichen mit unheimliche Kopfschmerzen, wenn ich auch nur daran dachte, diese Logik zu verstehen. Sicherlich, es ergab soweit Sinn, dass ich mich niemals in eine Beziehung mit Sakura eingelassen hätte, wenn ich von alldem gewusst hätte. Es erklärte sogar ihr sonderbares Verhalten zur Anfangszeit unserer Beziehung. Nur mein verfickter Bruder passte einfach nicht ins Bild. Warum hat er mir nie etwas davon erzählt? Er war einfach nur abartig. Wer tut so etwas einem geliebten Menschen an? Hatte er sich darüber gefreut Sakura so unter Druck setzen zu können? Starr fiel mein Blick in Richtung Wald.

"Ich werde reingehen. Meine Schwester wartet", hörte ich Hinata neben mir mit seltsam zittriger Stimme sprechen und ehe ich einen Blick auf ihr Gesicht erhaschen konnte, stand sie auch schon mit dem Rücken zu mir gedreht.

"Ich sehe nachher nach Sakura".

Mit diesem Satz war sie verschwunden und ich war alleine. Warum sie so schnell die Flucht ergriff wusste ich nicht, aber eigentlich war es mir auch egal. Nun war ich alleine mit meinen Gedanken. Mit dem ganzen neuen Wissen, das mich fertig machte.

Als ich das nächste mal bewusst dachte, war ich bereits wieder im Krankenhausgebäude und saß im Wartezimmer. Mein Gehirn hatte sich angesichts der neuen Erkenntnisse anscheinend verabschiedet. Eine Art Schockzustand womöglich? Im Moment begrüßte ich die gähnende Leere in meinem Kopf.
 

"Herr Uchiha?", riss mich die Stimme eines Mannes aus meinem Vakuum und mein Kopf ruckte erschrocken in die Höhe, während er mich mit einem Blick musterte, den ich nicht deuten konnte. Sein langer weißer Kittel reichte bis zu seinen Knien und ich wusste genau, warum er nun hier vor mir stand. Was würde er mir sagen? Mein Herz verkrampfte sich, ehe es wie verrückt anfing zu schlagen.

"Geht es Ihnen gut?", erkundigte sich mit leichter Sorge, doch ich hörte genau heraus, dass er diese Frage häufig stellen musste.

Noch immer pulsierte mein Herz und ich brachte nur ein Nicken zustande.

"Wie geht es Sakura?", stellte ich die Gegenfrage und versuchte etwas in seinem Gesicht herauszulesen. Irgendwas. Meinen Untergang? Meine Hinrichtung? Vergebung? Warum konnte ich nichts sehen?

Hastig schüttelte ich meinen Kopf und zwang meinen Körper dazu, sich zu bewegen.

"Vielleicht möchten wir uns woanders unterhalten?", deutete mit seiner Hand unscheinbar in Richtung Tür, seine Augen auf die verbliebenen Menschen im Wartezimmer gerichtet.

Sicher, es ging niemanden etwas an, ich verstand.

Möglicherweise hatte er aber auch Angst davor, von weiteren Leuten auf das Befinden ihrer Angehörigen angesprochen zu werden.

'Verdammt, Gehirn, reiß dich zusammen', schallte es durch meinen mit kranken Gedanken gefüllten Kopf.

Nachdem er noch einige Schritte gegangen war, drehte er sich wieder zu mir herum. Es war niemand auf dem Flur zu sehen und selbst wenn dort wer gewesen wäre, ich hätte es nicht mitbekommen, da er seine Lippen geöffnet hatte und endlich zum Sprechen ansetzte.
 

"Wir konnten den Zustand ihrer Verlobten stabilisieren, sie liegt im Moment auf der Intensivstation zur Beobachtung".

Noch niemals zuvor hatte ich solch eine Last verloren. Niemals zuvor auch nur daran gedacht, solch eine tonnenschwere imaginäre Last auf meinen Schultern verspüren zu können. Ich wankte kurz, da mich seine Worte mit voller Wucht trafen und mir bewusst machten, dass Sakura lebte. Sie lebte, alles würde wieder gut werden und ich würde daran arbeiten das es so blieb. Für sie, für uns, unser Kind.

"Eine große Platzwunde, ein Schädelhirntrauma zweiten Grades....".

Seine Worte zogen an mir vorbei, alles was im Moment zählte war, dass sie wohlauf war. Sie würde nicht meinetwegen sterben. Es war eine überwältigende Erleichterung.

"Und die Rippenfraktur, die operiert werden musste. Alles in allem einiges, aber dennoch nicht lebensgefährlich".

Als er fertig war mit seiner Aufzählung, sah ich mich beinahe dazu gezwungen zu Lächeln. Allerdings, sein gesenkter Blick hielt mich davon ab. Warum sah er auf einmal so niedergeschlagen aus?

Mein Atem stockte und ich schlug mir die Hand vor den Mund, als er mir wieder in die Augen blickte.

"Es tut mir wirklich sehr leid für Sie und ihre Verlobte, aber wir konnten Ihr Kind nicht mehr retten. Es gab Komplikationen und der Blutverlust..."

Plötzlich fühlte es sich so an, als ob sich dieses Gewicht von vorher sich mit doppelter Intensität auf meine Brust legte. Ich konnte nicht atmen. Das durfte nicht wahr sein. Das konnte niemals wahr sein. Mein Kind? Unser Kind..Tot? Hektisch fing ich an zu hyperventilieren und meine Sicht verschwamm immer mehr. Niemals, es durfte einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Warum? Warum habe ich sie gestoßen? Warum? Das Geschrei um mich herum nahm ich gar nicht mehr wahr, denn alles was mich empfing war die wohlverdiente Dunkelheit, die sich um mich legte und dafür sorgte, dass meine Gedanken endlich ein Ende fanden.
 

Als ich wieder zu mir kam, war es um mich herum Dunkel. Fahrig tastete ich meinen Händen über den Untergrund auf dem ich lag. Es fühlte sich an wie ein dickes Laken und mir wurde klar, dass ich ganz sicher nicht Zuhause in meinem Bett lag, oder auf dem von Sakura.

 

Sakura...

 

Wie als hätte ihr Name einen Schalter in mir umgelegt, sprudelten die gesamten Erinnerungen auf mich ein. Mit einem Ruck saß ich gerade im Bett und spürte einen dumpfen Schmerz in meinem Kopf, der mit dem Schmerz in meinem Herzen allerdings nicht im geringsten konkurrieren konnte. Ein seltsamer Schluchtzlaut entwich meiner Kehle und erschrocken fuhr ich mit meinen Fingern über mein Gesicht, doch es war trocken. Ich konnte nicht weinen, obwohl jede Faser im meinem Körper danach bettelte. Ich konnte einfach nicht. Ich war blockiert.

"Verdammt nochmal, mein bester Kumpel ist gerade eben zusammengeklappt, lassen Sie mich zu ihm", hörte ich wenige Augenblicke eine laute Stimme und meine Beine bewegten sich wie von selbst, um von dem Krankenhausbett zu steigen.

Nicht er, bitte, alles, nur nicht er. Ich wollte ihn nicht sehen oder hören. Bitte nicht.

"Es ist mir scheißegal, holen Sie halt den Sicherheitsdienst".

Und schon wurde die Tür aufgerissen und die Helligkeit von Außerhalb zwang mich dazu, meine Augen schmerzhaft zusammenzukneifen.

"Sasuke, verdammt Sasuke ich hab' mir solche Sorgen gemacht. Was ist passiert? Der Arzt will uns nichts sagen", murmelte Naruto gegen meinen Hals und ich erstarrte, als ich bemerkte wie fest er mich umschlungen hatte. Ich hatte nicht einmal einen Luftzug gespürt und dennoch war er mir so nahe, dass kein Blatt Papier  mehr zwischen uns gepasst hätte.

Für eine Sekunde entspannte ich mich, atmete seinen unverwechselbaren Duft ein und fühlte tatsächlich so etwas wie Geborgenheit. Aber meine Gedanken erinnerten mich sofort an das Gespräch mit Hinata. An seinen Verrat. Grob drückte ich ihn von mir und wandte sofort meinen Blick von ihm ab, als mich seine verwirrten blauen Augen trafen. Zögerlich brachte er noch etwas mehr Platz zwischen uns und räusperte sich leise.

"Stink' ich heute irgendwie, oder warum will sich niemand von mir umarmen lassen?", murmelte er nachdenklich und ich schnaubte daraufhin angespannt. Dieser verdammte Penner. Er roch höchstens nach Verrat. Dieser Idiot.

Noch ehe ich meinen beleidigenden Gedanken Luft machen konnte, sprach er auch schon weiter: "Was ist passiert Sasuke? Hinata hat mir erzählt, dass Sakura einen Unfall hatte. Warum bist du umgekippt? Wie geht es ihr? Wie geht es dir?", fragte er leise und wartete allem Anschein nach geduldig auf meine Antwort.

Was sollte ich ihm schon antworten? Die Wahrheit? Hatte Hinata das Reden nicht schon übernommen? Sie waren doch diejenigen, die keine Geheimnisse voreinander hatten. Unbewusst ballte ich meine rechte Hand zur Faust. Es war ein anderer Schmerz, aber nicht minder verletztend.

"Sakura lebt. Unser Kind ist tot", hörte ich mich selbst so gefühllos sagen, dass ich wahrnahm, wie Naruto sich beinahe am Luftholen verschluckte.

"Sasuke..Ich..", versuchte er anzusetzen, doch ich lief bereits an ihm vorbei. Vorbei an der aufgebrachten Krankenschwester, die nun den Sicherheitsdienst im Schlepptau hatte und anfing wie wild auf Naruto einzureden. Vorbei an seinem geschockten Gesicht. Vorbei an den namenlosen Gestalten die vereinzelt meinen Weg kreuzten.

Ich musste hier raus. Ich hielt es keine Sekunde mehr länger aus. Das dumpfe Pochen in meinem Kopf war mittlerweile zu einer Migräne ausgewachsen, doch das Loch in meinem Herzen war so groß, dass ich das Gefühl hatte, innerlich auszubluten. 

 

 

 

 

So, das war es auch schon. Es ist raus, juhu...Ihr glaubt gar nicht, wie schwer es mir gefallen ist zu schreiben in letzter Zeit...Zwar kein Monsterkapitel, aber immerhin kennen wir nun den Grund für Sakuras Untreue...Nein, es war nicht Itachi...Sah es wirklich so offensichtlich aus? Hehe, hab' euch wohl an der Nase herumgeführt. Warum hat Itachi sich so verhalten? Ja, das habe ich mich im Manga auch schon einige Male gefragt. Die Liebe ist vielleicht ein ganz guter Hinweis. Ich lass das hier einfach mal so stehen, sollte es Fragen geben, bin ich gerne bereit euch zu antworten! :) 

11

Allerdings kam ich nicht weit. Gerade mal gefühlte zehn Meter nachdem mich die kühle Nachtluft begrüßte, wurde ich fest von hinten umarmt. Der Aufprall des Fremdkörpers presste mir jegliche Luft aus den Lungen.

"Vergiss es, du kannst nicht einfach abhauen", hörte ich Naruto völlig außer Atem hinter mir schnaufen und versuchte, mich aus seinem Klammergriff zu winden.

"Lass mich los". Ich tobte, ich war wütend und verdammt nochmal, warum ließ er mich nicht einfach in Ruhe? Ich wollte ihn nicht sehen, ich wollte ihn nicht hören und vor allem nicht spüren.

"Niemals, erst wenn du mit mir geredet hast", war die gezischte Antwort die mich innehalten ließ.

Warum konnte er es nicht einfach darauf beruhen lassen? Ich wollte ihn nicht um mich herum haben, auch wenn mein Herz mich eines Besseren belehrte. Es schlug geradezu doppelt so schnell als gewöhnlich.

"Lass mich los, dann reden wir und dann verpisst du dich", giftete ich und nutzte seine Unaufmerksamkeit sofort. Noch während ich mich zu ihm herumdrehte, drückte ich ihn von mir weg. Nähe war einfach nicht gut. Nicht zwischen uns.

"Warum?" Warum was? Warum worauf bezogen? Verstand er noch immer nicht?

"Warum fragst du nicht Hinata? Ihr habt ja keine Geheimnisse voreinander. Ich wette ihr amüsiert euch Abends köstlich darüber, einen Keil zwischen Sakura und mich zu treiben, indem du mich fickst". Gegen Ende meines Ausbruchs war meine Stimme zu einem Schrei mutiert.

"Was redest du da? Was hat das mit Hinata zu tun?", fragte er dümmlich und ich widerstand dem Bedürfnis ihm eine Faust zu geben wirklich nur knapp.

Wie konnte er nur so gut schauspielern? Seine tellergroßen Augen untermalten sein Talent wirklich perfekt.

"Hinata hat mir alles erzählt, du brauchst dich nicht dumm zu stellen. Vielleicht war es ja auch ein geplantes Projekt von euch beiden, denn ich bin mir sicher du wusstest auch, dass Sakura mich beschissen hat".

Mein Tonfall klang viel zu schrill, um noch mit mir verglichen zu werden. Warum rastete ich so aus? Eigentlich war ich viel zu müde dazu und ich wusste, ich hatte im Krankenhaus noch einiges zu erledigen, ehe ich in mein Bett fallen konnte. Ich hatte keine Zeit mich mit seinem Verrat auseinander zu setzen.

"Nein. Sasuke, nein. Ich habe ihr nie etwas von uns erzählt, für wie bescheuert hälst du mich eigentlich?! Und was meinst du damit, dass Sakura dich beschissen hat? Ich verstehe gar nichts mehr", antwortete er verwirrt und fuhr sich mit einer Hand kurz darauf durch seine blonden Haare. Ehrlich glänzende blaue Augen funkelten mir entgegen und ich beruhigte mich innerlich kaum merklich. Ich durfte mich nicht von ihm einlullen lassen.

"Du wusstest nichts davon, dass Sakura am Anfang unserer Beziehung etwas mit einem Anderen hatte? Ich dachte Hinata und du habt null Geheimnisse", spottete ich monoton und schaffte es sogar, ein kleines Grinsen auf meine Lippen zu zaubern. Allerdings grenzte mein Lächeln schon an Wahnsinn, da ich einfach nicht glauben konnte, was er versuchte mir aufzutischen. Warum lügen, wenn eh alles raus war? Was hatte er schon davon?
 

"Ich schwöre dir beim Grab meiner Mutter, ich habe Hinata nie etwas erzählt und auch das von Sakura habe ich nicht gewusst".
 

Seine ruhige und ehrlich klingende Antwort verpasste mir Magenschmerzen. Mein Herz trommelte voller Hoffnung, dass das was er sagte wirklich der Wahrheit entsprach. Er würde nicht lügen, wenn es um seine tote Mutter ging, das wäre einfach nur geschmacklos von ihm, oder?

Plötzlich fiel mir der Satz ein, den er vorhin im Krankenhaus gemurmelt hatte: 'Stink' ich heute irgendwie oder warum will mich keiner umarmen?' So etwas in der Art hatte er doch gesagt. Konnte es vielleicht sein, dass Hinata ihn abgewiesen hatte? Aber wie konnte sie sonst davon erfahren haben?
 

"Scheiße, deswegen ist sie sauer auf mich", bestätigte er meine Gedanken und ich wandte mein Gesicht von ihm ab, da ich mich seltsamerweise schuldig fühlte. Schließlich hatte ich es vor ihr nicht abgestritten. Spätestens nun wusste sie es und das von mir.
 

"Hör zu Sasuke, es tut mir wirklich aufrichtig leid. Hinata hat mir nur erzählt, dass Sakura einen Autounfall hatte und du bei ihr bist, mehr nicht. Ich sage es dir noch einmal. Ich habe niemandem etwas von uns erzählt, echt jetzt".
 

"Hör auf damit", entgegnete ich fertig, da ich mich unglaublich ausgelaugt fühlte. Es war ein verdammter Horrortag und die Nacht schien nicht besser zu werden. Mal ganz davon abgesehen, dass ich schon bald wieder arbeiten musste. Wie sollte ich das alles schaffen? Seine Entschuldigungen machten es nicht gerade besser, da ich mir nun wie ein Idiot vorkam.
 

"Lass mich einfach in Ruhe, ich kann gerade nicht mehr", hauchte ich mit zittriger Stimme und setzte mich erneut in Bewegung. Ich würde sicherlich nicht anfangen vor ihm zu heulen.
 

"Niemals, ich kann nicht. Sasuke verdammt, du bist mir wichtig".

Schon wieder hielt er mich auf und das nicht gerade sanft. Seine Hand war um mein Handgelenk gewickelt und seine Finger bohrten sich in mein helles Fleisch. Meine Augen brannten fürchterlich und noch während ich darüber nachdachte, liefen schon die ersten Tränen meine Wangen hinab. Es war einfach alles zu viel für mich. Ich ertrug es einfach nicht mehr.

"Shht, Sasuke, ich bin für dich da, bitte, lass mich für dich da sein", redete er einfühlsam auf mich ein und zog mich in eine feste Umarmung. Und ich ließ es zu. Ich ließ es zu, mich von ihm trösten zu lassen, weil ich keine Kraft mehr hatte, mich dagegen zu wehren. Wie ein Dolch mit Widerhaken. Es schmerzte, aber es wurde besser, wenn man nicht mehr versuchte ihn zu entfernen und es stattdessen zuließ, dass er einen durchbohrte.
 

"Ich habe mein Kind getötet", presste ich mühsam hervor und spürte, wie Naruto sich nach diesem Satz verspannte.
 

"Das stimmt nicht Sasuke, mach dir keine Vorwürfe", versuchte er mich zu beruhigen, doch die Welle der Schuld ließ mich nicht mehr los. Ich wusste ich war schuld und auch seine Worte konnten daran nichts ändern.

"Ich habe sie gestoßen, vor´s Auto. Ich war es! Nur wegen mir ist sie hier und nur deswegen ist unser Kind tot", brachte ich zwischen einigen Schluchzern hervor und krallte mich hilfesuchend in seinem Shirt fest.

Wenigstens war er nun still. Keine Worte des Trosts. Keine beruhigende Stimme mehr die mich davon überzeugen wollte, dass es ein Unfall gewesen war. Nun wusste er es. Seine Berührungen festigten sich. Selbst als ich auf die Knie sank, war er da, um mich zu stützen. Er sagte nichts und hielt mich weiterhin fest, als wir auf dem Boden saßen. Mein Weinen ebbte erst nach einer langen Zeit ab. Ich wusste nicht wie lange ich in seinen Armen lag, doch als meine Tränen versiegt waren und meine Lider immer schwerer wurden, bewegte er sich.
 

"Ich bring' dich Heim, Sasuke", sagte er leise und dennoch mit so viel Gefühl in der Stimme, dass ich mich unsagbar wohl fühlte. Als ob es das wäre. Das Richtige. Das Einzige.

Ich wollte nicht mehr denken. Ich wollte nichts fühlen. Ich wollte raus aus meiner Haut. Es war die Zeit in der die Welt schlief. Morgen würden wir alle erwachen mit dem Wissen, dass sich alles verändert hatte. Sakura würde es erfahren. Ihre Eltern würden es erfahren. Meine Eltern..Ich durfte nicht mehr darüber nachdenken, ich musste es akzeptieren. Verdrängen und ignorieren, bis ich mich den anderen stellen musste.
 

Während der Autofahrt fiel nicht ein einziges Wort zwischen uns. Stumm blickte ich aus dem Fenster und sah die Landschaft an mir vorbeiziehen. Es interessierte mich nicht. Nichts interessierte mich im Moment. Ich hatte einen toten Punkt erreicht. Eine wunde Stelle, die ihr Empfinden verloren hatte. Mein Kopf war wie leergefegt. Selbst als Naruto die Tür zu meiner Wohnung aufschloss und mich in Richtung Wohnzimmer bugsierte, fühlte ich mich abwesend.

"Leg dich hin Sasuke, ich werde telefonieren und alles regeln", meinte er bestimmend, als ob er davon ausging ich würde ihm Widerstand leisten. Wozu? Ich hätte es nicht einmal fertig gebracht auch nur daran zu denken. Wie eine leere Hülle, die nur noch für den Moment funktionierte. Mechanisch zog ich mich um, putzte mir die Zähne und setzte mich ins Wohnzimmer auf die Couch. Ich hörte ihn nicht einmal telefonieren. Ich stand völlig neben mir. Seine warmen Hände holten mich schließlich wieder zurück in die Realität.

"Komm her, leg dich hin, ich werde hierbleiben", sprach er noch während er mich in eine Liegeposition drückte und meinen Kopf auf seinen Schoß zog. Ich bemerkte nur beiläufig, wie er eine Decke über meinen Körper ausbreitete und anfing, mir mit seinen Fingern durch das Haar zu fahren. Es fühlte sich gut an. Fast so wie damals, als mein Vater mitten in der Nacht bei mir auf dem Bett lag und mich nach meinen Alpträumen tröstete.
 

Als Naruto anfing eine Melodie zu summen, driftete ich langsam aber sicher in den Schlaf ab. Der letzte Gedanke den ich hegte war, dass ich diesen Moment zwischen uns am liebsten eingefangen hätte. Eingefangen und eingesperrt, nur für mich zugänglich, so dass niemand ihn von mir hätte stehlen können. Er war die ruhige treibende Kraft die mich davon abhielt, in meiner eigenen Dunkelheit zu ertrinken.

Ich liebte....
 


 

Hastig schreckte ich auf und brauchte etliche Momente, um mich zu orientieren. Es war meine Wohnung, so viel war mir klar, doch warum schrie Naruto wie ein wildgewordener Barbar ins Telefon? Er stand am Fenster, nur in Shorts bekleidet und ich fragte mich kurz, wovon ich geträumt hatte.

"Jetzt hören Sie mir mal zu Sie alte Hexe, er wird heute nicht kommen. Ich habe Ihnen bereits erklärt warum er verhindert ist, also geben Sie ihm frei oder schicken Sie ihm die Abmahnung, das ist mir sowas von egal, echt jetzt". Mit wem telefonierte er und wer war 'Er'?

"Eben nicht. Sitzen Sie auf Ihren Ohren? Verdammt, seine Freundin liegt im Krankenhaus, er hat sein Kind verloren und wenn Sie mir das nicht glauben, ist es Ihre Schuld. Ja. Ja. Schicken Sie die Abmahnung, echt jetzt. Mhmh. Ja. Tschüß".

Mein Herzschlag ging unnatürlich schnell und das Tempo löste eine immense Übelkeit in mir aus. Ich erinnerte mich wieder an die vergangene Nacht und wünschte mir augenblicklich, dass dem nicht so wäre.

"Sasuke", sprach Naruto dicht neben mir und ich zuckte zusammen.

"Ich habe mit deiner Chefin telefoniert und dich krankgemeldet. Ich habe auch mit Hinata geredet und die hat mit Sakuras Eltern geredet. Die wieder rum haben mit dem Krankenhaus telefoniert und die sagen, dass es Sakura soweit gut geht. Sie schläft noch, sollte aber im laufe des Tages aufwachen", sagte er vorsichtig und strich mir dabei eine meiner Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

"Okay", erwiderte ich nur und zog die Decke von mir herunter. Somit brachte ich auch etwas Abstand zwischen ihn und mich.
 

"Hör zu, ich weiß es ist jetzt im Moment schwer für dich, aber ich bin immer für dich da, versprochen", meinte er einfühlsam, doch ich schüttelte nur den Kopf. Er sollte nicht so etwas sagen. Warum verurteilte er mich nicht? Ich hatte etwas schlimmes getan, etwas verachtenswertes und er wollte dennoch für mich da sein?
 

"Warum?" Es war nur ein Wort. Ich fragte ihn mit diesem Wort warum er so dachte. Warum er so empfand. Warum er sich dafür interessierte für mich stark zu sein. Warum er wollte, dass es mir gut ging. Warum sagte er mir nicht, was für Abschaum ich war?
 

"Weil du mein Freund bist, ganz einfach. Du bist mir wichtig und auch wenn ich nicht weiß, was genau passiert ist, weiß ich dennoch, dass du niemals wolltest, dass so etwas passiert".

Mein Herzschlag beschleunigte sich zunehmend. Seine Ansicht brachte mich ins Wanken.

"Naruto", hauchte ich schwach und ließ erneut bereitwillig zu, mich in seine Arme ziehen zu lassen. Ich umarmte ihn genauso fest wie er mich. Es war genau dasselbe Gefühl, wie vor dem Einschlafen gestern Nacht. Die nachfolgende Erkenntnis traf mich wie ein Blitzschlag. Wie tausend kleine Stromstöße rauschte das Wort in meinem Kopf durch meinen Körper.

Liebe. Liebe. Liebe. Ich liebte Naruto. Ich liebte ihn? Wie verbrannt löste ich unsere Verbindung und landete mit einem dumpfen Geräusch geradewegs auf dem Boden. Das konnte nicht wahr sein. Wie konnte das passieren? Warum jetzt? Warum er? Wieso? Sicherlich war ich einfach nur verwirrt. Ganz sicher, ich konnte ihn nicht lieben.
 

"Sasuke?", erkundigte er sich besorgt und ich blickte geradewegs in seine Augen. Das Gefühl von Hitze machte sich in mir bemerkbar und ich sprang schnell auf, um vor dieser Situation zu fliehen.
 

"Ich muss ins Krankenhaus", hörte ich mich selbst sagen und legte schnell einige Schritte zurück, um mich im Bad einzuschließen.

Es war ganz klar nur eine Kurzschlussreaktion meines Hirns, schließlich konnte man nicht zwei Menschen lieben, zumindest nicht auf diese Art und Weise. Sicherlich empfand ich nur so, da er für mich da war, worüber ich auch wirklich dankbar war. Weil er mich nicht für mein Handeln verurteilte, ganz sicher, nur deswegen dachte ich plötzlich so seltsame Dinge.
 

Ich ließ mir unter der Dusche reichlich Zeit, um über alles nachdenken zu können. Noch mehr konnte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht mehr denken. Es war alles gedacht, jetzt war es daran, endlich zu handeln. Ich würde mich Sakura stellen müssen und für sie musste ich stark sein. Für uns beide. Das war meine Aufgabe, das Mindeste was ich für sie tun konnte. Ich hatte aber auch Angst vor ihrer Reaktion. Was, wenn sie mich zum Teufel jagte? Würde sie sich überhaupt an alles erinnern können? Konnte ich ihr die Wahrheit sagen?

"Du bist schon fast 'ne Stunde da drin, geht es dir gut?", hörte ich Naruto gedämpft gegen die Badtür sprechen und mir kam wieder die vorherige Situation in den Kopf.

"Alles okay", antwortete ich und stellte das Wasser ab. Ich brauchte mich nicht zu verstecken. Und genau aus diesem Grund lief ich mit einem Handtuch um die Hüften in Richtung Schlafzimmer, mir dessen bewusst das Naruto mich besorgt, aber auch neugierig musterte. Das war auch so eine Sache. Wie würde es zwischen uns weitergehen? Ich musste es für die Zeit einfach verdrängen. Damit konnte ich mich nicht auch noch auseinandersetzen.
 

Mit frischen Klamotten am Leib lief ich zurück ins Wohnzimmer und mir fiel als erstes der gedeckte Tisch auf, den Naruto mit Speisen zugepflastert hatte. Er saß auch schon angezogen und leicht lächelnd auf der Couch.

"Ich hab' uns mal was zu beißen besorgt, ich hoffe du hast Hunger", fing er auch gleich ein Gespräch an, nachdem ich mich neben ihn setzte und meine Augen über das Essen wandern ließ.

"Ramen?", fragte ich skeptisch, da diese Art von Frühstück für mich nicht gerade gewöhnlich war. Aber mir fielen auch die aufgeschnittenen Tomaten auf und meine Mundwinkel zuckten verdächtig, als ich Naruto glucksen hörte.

"Kein Frühstück ohne Ramen", fügte er kurz hinzu und fing auch schon an zu essen. Ich tat es ihm gleich, allerdings in einem gemäßigten Tempo. Wieso er so schlang wusste ich nicht und eigentlich war es mir auch egal, da meine Gedanken wieder in eine andere Richtung wanderten. Ich hatte mich noch nicht einmal bei ihm bedankt.

"Ich...Ich möchte dir danken. Danke dafür, dass du für mich da bist und danke auch für das Frühstück", nuschelte ich in seine Richtung und stellte meinen Teller ab. Er war gerade fertig damit die Nudeln zu schlucken und stellte seine Schüssel auf den Tisch.

"Nicht dafür Sasuke, echt jetzt. Ich mag es, für dich da sein zu können", flüsterte er beinahe gegen Ende und ich blickte zu ihm herüber, nur um Zeuge davon zu werden, dass seine Wangen sich leicht rötlich verfärbten.

"Okay, genug von diesem Geschwafel, wir sollten uns langsam auf den Weg machen".

Mit dem Satz war er auch schon aufgesprungen und ich blinzelte, da von der Röte plötzlich nichts mehr zu sehen war. Vielleicht hatte ich es mir auch nur eingebildet.
 

Irgendwie war ich auch ruhiger, wenn er um mich herum war. Ich hatte nur bedingt Angst und konnte weitere zwanzig Minuten später mit ihm ins Krankenhaus fahren.

Hinata wartete bereits vor dem Eingang und ich war mir sicher, Naruto hatte sie über unsere Ankunft informiert. Sie erdolchte mich förmlich mit ihren Blicken und auch Naruto schien das Ganze unangenehm zu sein. Was dachte sie denn bitte? Sicherlich dachte sie, ich hätte es die vergangene Nacht mit ihrem Freund getrieben...Verdammtes Miststück. Ich hatte einen unglaublichen Hass auf sie entwickelt. Sie, die mich überlistet hatte mit ihrem falschen Spiel.
 

"Sakura ist vor einer Stunde aufgewacht, ihre Eltern sind gerade bei ihr", sagte sie an Naruto gewandt und mein Herzschlag beschleunigte sich augenblicklich. Ich konnte jetzt nicht zu ihr, nicht wenn ihre Eltern da waren. Ich hatte ja sogar schon die Mühe, mich ihr alleine zu stellen, wie sollte es erst dann werden, wenn ich mit Sakuras Vater in einem Raum wäre?
 

"Sasuke und ich werden uns einen Kaffee holen. Sakura braucht Ruhe und es wäre besser, wenn Sasuke wartet bis ihre Eltern weg sind. Die Beiden haben eine Menge zu besprechen", sagte Naruto ruhig und mir damit mitten aus der Seele. Er verstand mich.

"Ist gut, ich gehe zu Hanabi", erwiderte Hinata halb schnippisch und ich war froh, als sich ihre Erscheinung aus meinem Blickfeld entfernte. Natürlich warf sie mir vorher noch einen eindeutigen Blick zu, ehe sie Naruto einen verlangenden Kuss aufdrückte. Wie lächerlich. Erbärmlich in meinen Augen und die Eifersucht die in mir aufflammte erstickte ich erfolgreich im Keim. Nicht ich war es, der von Naruto betrogen wurde. Ich war schließlich nur seine Affäre, oder wie Hinata es sagte, ein dreckiges, kleines Geheimnis.
 

Den bitteren Beigeschmack schluckte ich hinunter und setzte mich neben Naruto in bewegung, um die Krankenhauskantine aufzusuchen. Nachdem wir uns was zu trinken besorgt hatten, setzten wir uns an einen Tisch. Wieder war Stille zwischen uns eingekehrt. Was hätte ich sagen können?

"Darf ich dich fragen, wie es dazu gekommen ist? Naja, du weißt schon", nuschelte Naruto in seinen Kaffeebecher und nachdem ich an meinem eigenem Getränk genippt hatte, musterte ich sein Gesicht. War es krank, weil ich mir seine Züge einprägen wollte, wenn ich ihm davon erzählte? Er schien meine Gedanken nicht lesen zu können, sonst hätte er mir bestimmt gesagt, dass es in der Tat krank war.
 

Nach einer kurzen Pause, die ich mir gönnte, um innerlich durchzuatmen, erzählte ich ihm die komplette Geschichte und konnte in seinen Augen lesen, wie er sich fühlte. Er war im Moment wie ein offenes Buch für mich. Er wirkte aufrichtig betroffen, aber auch hin- und hergerissen. Verständlich aus meiner Sicht, schließlich war ich nunmal Schuld daran, dass es soweit gekommen war. Außerdem, wer war ich, mir darüber ein Urteil erlauben zu können, wenn ich selbst untreu gewesen war? Ich hasste dieses Schuldgefühl abgrundtief, doch es gab nichts, was diesen Zustand hätte ändern können.
 

"Du solltest mit deinem Bruder reden Sasuke", sagte Naruto nach einiger Zeit, nachdem ich mit meiner Erzählung zum Ende gekommen war. Gut, das hätte ich nicht erwartet. Wieso mein Bruder?
 

"Ich würde ihm lieber die Fresse dafür polieren, dass er Sakura so bedrängt hat und sich in unsere Beziehung gemischt hat", zischte ich und ballte meine Hände unter dem Kantinentisch zu Fäusten.

Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte ich, dass Naruto seinen Kopf schüttelte.

"Ich glaube du verstehst nicht, was dein Bruder damit bezwecken wollte. Er wollte dich beschützen, auch wenn seine Methode vielleicht etwas eigenartig war", entgegnete er mir ruhig und fuhr mit seinen Fingern unter mein Kinn, um meinen Kopf anzuheben. Ich hatte meinen Blick schon eine Weile auf die Tischplatte gerichtet und als ich in seine Augen sah, versuchte ich mich zu beruhigen.

Ich konnte es nicht so sehen wie er, weil ich genau wusste, wie mein Bruder war. Er kannte Itachi einfach nicht, doch ich war ihm nicht böse, da er es nur gut mit mir meinte.

"Ich will nicht über meinen Bruder reden", murrte ich und fragte mich im nächsten Augenblick, worüber ich überhaupt reden wollte. Über meine Gefühle? Nein, das wäre der sichere Todesstoß für mich. Schließlich war ich einfach nur verwirrt und wenn ich jetzt etwas von Liebe faselte, wäre Naruto mit Sicherheit aufgesprungen. Es passte generell einfach nicht zu dieser Situation. Es passte nicht im geringsten. Der ganze Umstand war absurd. Ich hatte mein Kind verloren, meine Freundin lag etliche Zimmer weit entfernt in einem Krankenbett und mein Herz sagte mir, dass ich etwas für Naruto empfand? Ich war selbst ziemlich erbärmlich, wenn ich länger darüber nachdachte. Vielleicht war ich aber auch verrückt geworden, wer wusste das schon. Möglicherweise ein emotionaler Schockzustand?
 

"Wegen uns", durchbrach ich die Stille und legte meine Hände auf den Tisch, "Also ich meine, was da zwischen uns war", redete ich weiter, wurde aber kurzerhand von Narutos Hand abgelenkt, da er sie auf meiner ablegte.

"Sasuke, es ist im Moment ziemlich viel auf einmal", unterbrach er mich mit fester Stimme, "Ich verstehe was du sagen willst, die Sache zwischen uns ist gelaufen. Ich meine, wie sollen wir mit unseren Frauen im Raum sitzen, wenn mindestens drei Leute davon wissen? Das wäre wirklich hart und unfair. Viel härter als es ohnehin schon für dich ist. Ich denke, du wirst Sakura nicht verletzen wollen und das ist es doch, was du mir sagen willst, oder? Also es ist okay, ich verstehe schon. Wir sind in Zukunft einfach nur Freunde, oder?"

Auch wenn es mein Herz zerbrach, mein Kopf stimmte seinem Gestammel zu. So wie es war, konnte es zwischen uns niemals weitergehen. Unfair und hart, ja. Ungerecht allen anderen gegenüber. Ich verstand. Auch wenn es schmerzte. Aber warum fragte er, ob wir in Zukunft einfach nur Freunde wären?

Noch ehe ich was erwidern konnte, zuckte er neben mir zusammen und als ich den Grund dafür sah, verdunkelte sich meine Miene zunehmend.
 

"Sakuras Eltern sind gerade gegangen. Ich habe auch schon mit ihr geredet...Es.. Es geht ihr nicht wirklich gut..Ich denke, du solltest jetzt zu ihr gehen Sasuke".

Hinatas schlanke Finger hatten sich in Narutos Schultern gekrallt und egal wie einfühlsam sie gerade klang, ich wusste worauf sie hinaus wollte. Auch sie musste mit Naruto reden. Es war okay. Es war richtig.
 

Ich nickte den beiden kurz zu und erhob mich, um mit schweren Schritten zu Sakuras Zimmer zu gelangen. Wie würde sie auf mich reagieren? Würde sie mich anbrüllen? Würde sie mich wieder fortschicken? Unter Selbstzwang öffnete ich schließlich die Tür, die sich für einen Moment lang so anfühlte, als ob sie aus tonnenschweren Blei bestünde. Sofort gerieten wir in einen intensiven Blickkontakt, der mehr sagte als tausend Worte. Ich sah ihren Schmerz. Das Gefühl, etwas verloren zu haben. Etwas unsagbar dummes getan zu haben. Sie fesselte mich mit ihren grünen Augen, die Trauer und Leid, aber auch Reue ausstrahlten.

"Sakura".

Während ich den Abstand zwischen uns verringerte und auf sie zuging, musterte sie mich.
 

"Ich bin müde Sasuke". Sie beobachtete mich, hielt mich aber nicht davon ab, ihre Hand zu halten.
 

"Ich weiß", erwiderte ich, da ich ihr völlig planlos gegenüber stand. Was konnte ich sagen? Was konnte ich tun?

Abwesend streichelte ich ihren Handrücken und zog mir mit meiner freien Hand den Besucherstuhl an ihr Bett heran. Erst jetzt streiften meine Augen über ihren geschundenen Körper. Sie sah so furchtbar verletzt aus. Ihre makellose Haut von Blutergüssen übersäht und ihr hübsches Gesicht voller weißem Verband.

Ihr Blick fiel auf unsere Hände.
 

"Ich..Es tut mir so leid Sakura, ich wollte das alles nicht", sprach ich meinen Gedanken aus und drückte leicht mit meinen Daumen in ihre Handfläche. Trübe Augen fixierten mich und die Minuten verstrichen. Sie sagte nichts. Warum sagte sie nichts? Irgendwas. Etwas, womit ich dieses beklemmende Gefühl loswerden konnte.
 

"Ich weiß", kam es eine gefühlte Ewigkeit später von ihr und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte.

"Hinata hat mir alles erzählt..Als..Als du geschlafen hast. Es tut mir so leid, aber in dem Moment wo ich in deiner Wohnung stand.. Da sah es so aus..".
 

"Ich weiß", unterbrach sie mich leise und blickte wieder auf unsere ineinander verschränkten Finger.
 

"Ich bin müde Sasuke", wiederholte sie und ich schluckte den gebildeten Knoten in meinem Hals hinunter.

Sie konnte sich doch an alles erinnern, oder? An mich erinnerte sie sich und sie wusste auch von dem Unfall. Und das mit unserem Kind...?
 

"Es tut mir so leid Sakura", war alles, was ich sagen konnte. Ich konnte mich auch nur wiederholen. Es tat mir unendlich leid und ihr apathischer Zustand tötete mich innerlich.
 

"Mir auch", erwiderte sie und ich sah die Tränen, die sich in ihren Augen bildeten und über ihre blassen Wangen rollten.

Ich konnte sie nicht einmal in den Arm nehmen, aus Angst, sie noch mehr zu verletzen. Stumm haftete sich ihr Blick an die Decke über uns und ich wusste in dem Moment, dass zwischen uns etwas gestorben war. Etwas Wichtiges. Etwas Grundlegendes. Etwas Notwendiges. Es war in nur einer Sekunde zerbrochen und ich konnte nicht sagen, ob wir beide die Kraft dazu hatten, den Schaden beheben zu können.

12.

Langsam wurde ich wahnsinnig. Zwei Wochen war es nun her, seit Sakura und ich dieses seltsame Gespräch an ihrem Krankenbett geführt hatten und ich fragte mich, was sich alles zwischen uns geändert hatte. Mittlerweile war sie auch schon entlassen worden und hielt sich momentan bei sich Zuhause auf, unter der strengen Aufsicht ihrer Mutter und Hinata. Wir waren seit dem Tag nicht einmal alleine miteinander. Dementsprechend wirkte sich das auch auf unsere Gespräche aus. Wir konnten gar nicht miteinander reden. Zumindest nicht über den Unfall und unseren Verlust. War ich feige, weil ich es auch nicht fertigbrachte, bei ihr zu übernachten? Die Tage auf der Arbeit erdrückten mich und die Nächte in meiner Wohnung legten ein zusätzliches Gewicht auf mein Gemüt. Wenn ich ehrlich war, verdrängte ich die ganze Sache doch ziemlich erfolgreich. Die Trauer über den Tod meines Kindes war zwar vorhanden, doch es schmerzte mich nicht so sehr wie der Fakt, dass ich der Verursacher war. Es war ein Unfall, war das, was ich mir jeden Tag selbst einredete.

Die Stunden die ich in meiner Freizeit bei Sakura verbrachte, konnte ich einfach nicht dazu nutzen, dieses Thema anzusprechen. Was mich auch wunderte war, dass sie ebenfalls keine Anstalten machte, mit mir darüber zu reden. Oder überhaupt zu reden. Es war immer ich, der oberflächliche Gespräche einleitete. Sie verhielt sich merkwürdig. Zum Verrücktwerden seltsam, aber ich konnte es ihr nicht verübeln. Was hätte sie auch sagen können? Das sie niemandem davon erzählt hatte, was wirklich vorgefallen war, brachte mich zum Grübeln. Was ging in ihr vor? Wollte sie, dass ich den ersten Schritt machte? Wollte sie überhaupt noch mit mir zusammensein?

Hinatas vorwurfsvolle Blicke machten es nicht gerade einfacher für mich, Sakura zu besuchen.

Sie begrüßte mich so wie jeden Tag an der Haustür, da ich es ebenfalls nicht über mich brachte, den Schlüssel in meiner Tasche in das verdammte Schloss zu stecken. Ich fühlte mich nicht berechtigt dazu.

"Ich will schnell einkaufen. Kannst du Sakura bitte den Tee in der Küche bringen?", sagte sie knapp und schob sich im selben Augenblick durch die Tür an mir vorbei. Sollte das bedeuten, dass ich zum ersten Mal nach so vielen Tagen wieder alleine mit meiner Freundin war?

Mein kurzes Nicken hielt Hinata zwar nicht davon ab, mir nochmal einen ihrer Blicke zuzuwerfen, doch schließlich setzte sie sich in Bewegung und ich ließ hinter mir die Tür ins Schloss fallen.

Noch während ich meine Schuhe auszog, dachte ich über das Gespräch mit Naruto vor zwei Wochen nach. Nach dem Krankenhausbesuch hatte er nicht aufgehört, sich um mich zu kümmern. Im Gegenteil, er hat darauf bestanden mich jeden Tag zu sehen und ich musste ehrlich zugeben, es fühlte sich gut an, dass er für mich da war. Als ich ihn allerdings darauf ansprach, was Hinata und er besprochen hatten, blockte er ab. Er sagte nur, dass es seine Sache sei und das alles geregelt war. Was war geregelt? Würde Hinata die Freundschaft akzeptieren, ohne Sakura davon zu erzählen? Schwiegen die beiden alles tot, so wie Sakura und ich? Eigentlich war es mir egal, solange er um mich herum war konnte ich wenigstens für einige Momente vergessen. Das wir mittlerweile keine körperliche Nähe mehr miteinander teilten, störte mich nicht. Schließlich ging das nicht mehr. Es wäre so falsch gewesen, dass mich schon alleine der Gedanke daran, ihn anzufassen, in Sphären katapultierte, in denen ich nicht schweben wollte. Ein unangenehmer Druck in meinem Herzen, gemischt mit dem abscheulichen Gefühl von Reue.

Im Moment lebte ich mein Leben nur für den Tag, da mir nichts anderes übrig blieb. Die Zeit heilte alle Wunden? War das nicht so?

Damit ich mich nicht noch länger mit meinen wirren Gedanken beschäftigen musste, machte ich mich auf den Weg in die Küche, um Sakura den Tee ins Schlafzimmer zu bringen. Sie sah zwar schon deutlich besser aus als vor zwei Wochen, doch ihre Rippenbrüche schränkten sie noch immer ziemlich stark ein. Aber auch hier würde die Zeit alle Wunden heilen, oder?

Als sich unsere Blicke trafen, ließ ich beinahe die Tasse fallen. Ihr Blick war so...unbeschreiblich intensiv..Ich konnte in meinem Kopf gar nicht in Worte fassen, was für Emotionen sie mir mit ihren grünen Augen entgegen strahlte.
 

"Wir sind allein", war das erste, was sie sagte. Und wie sie es sagte. Als hätte sie Angst davor, mit mir alleine zu sein.
 

"Hinata ist einkaufen", erwiderte ich ruhig und stellte den Tee neben ihr auf dem Nachttisch ab.
 

"Sakura. Ich denke, wir sollten mal..", fing ich an, wurde aber gleich von ihrer Hand unterbrochen, die sich um mein Handgelenk klammerte und fest zudrückte. Erschrocken hob ich den Kopf an.
 

"Du willst darüber reden. Ich will nicht darüber reden. Also lass es", zischte sie und ich weitete geschockt meine Augen.

Mein Mund war einen Spalt geöffnet, da mich ihre Antwort überrumpelte.

Wieso wollte sie nicht darüber reden? Was wollte sie denn dann?
 

"Was willst du dann?", hörte ich mich selbst fragen und spürte, wie sich ihre Finger von mir lösten. War das ihre Antwort?
 

"Kannst du mich bitte festhalten?", murmelte sie stockend und brachte mein Herz damit zum Rasen. Diese Situation fühlte sich so verdammt falsch an. Ihre Augen, die Abneigung ausstrahlten und ihre Stimme, die mich fragte ob ich sie festhalten konnte. Es passte nicht zusammen, doch auch mein Körper handelte anders als mein Verstand. Langsam ließ ich mich neben ihr nieder und legte meine Arme um sie herum. Ein unangenehmes Gefühl zog in mir auf.
 

"Sakura, bitte", versuchte ich es erneut, doch ich spürte ihre verneinende Geste, als sie ihren Kopf gegen meine Halsbeuge presste und ihn leicht schüttelte. Für einen Moment lang war ich gewillt sie von mir wegzudrücken, entschied mich aber dagegen, als ich etwas nasses auf meiner Haut spürte. Sie weinte. Völlig überfordert drückte ich sie stattdessen fester an mich. Meine Gedanken drehten sich dabei im Kreis. Wie könnten wir jemals wieder glücklich werden, nachdem was alles passiert war? Sie würde mich hassen. Sie würde in mir immer den Mann sehen, der ihr Kind getötet hat.

"Warum?" Ihr Schluchzen erfüllte den ganzen Raum.

"Hasst du mich?". Meine Lippen waren versiegelt. Ich konnte ihr nicht antworten. Innerlich schrie ich das Wort 'Nein', doch sie konnte es nicht hören. Ihre Fingernägel krallten sich in meine Brust.

"Warum Sasuke?". Immer brüchiger hörten sich die Worte an.

"Ich hasse dich. Und ich hasse es, dich immernoch zu lieben", presste sie hervor und stieß mich unsanft von sich weg. Im selben Moment stöhnte sie gequält auf. Scheinbar hatte sie ihre Rippenbrüche vergessen.

"Sakura", versuchte ich sie zu beruhigen, doch sie schüttelte nur heftig ihren Kopf. Sie wollte mir nicht zuhören. Ehrlich gesagt wusste ich nicht einmal, was ich hätte sagen können. Ihr Ausbruch gab mir nur einen Teil ihrer Gefühle preis, doch es reichte, um mir bewusst zu machen, wie schlecht es ihr in Wirklichkeit ging.
 

"Geh bitte. Geh weg und lass mich in Ruhe. Ich kann im Moment nicht in deiner Nähe sein. Dein Anblick tötet mich". Unwillkürlich schluckte ich. Mein Herz raste wie verrückt. Sie ertrug meine Nähe nicht mehr. Sie wollte mich nicht um sich herum haben und es gab nichts, womit ich sie umstimmen konnte. Sie hasste mich. Sie hasste es mich zu lieben.
 

Schließlich verließ ich ihre Wohnung noch bevor Hinata zurück kam. Alles hier erinnerte mich an die besseren Tage, die nun definitiv vorbei waren. Wenn Sakura mir noch eine Chance gab, könnten wir sie auch nutzen, ohne an unsere Fehltritte erinnert zu werden? Weder mein Kopf noch mein Herz schienen überzeugt zu sein. Es war vorbei.
 

Das Klingeln meines Handy riss mich aus meinen Gedanken.

"Ja?", sagte ich, während ich den Motor abstellte und mich abschnallte. Ich war mittlerweile bei meiner Wohnung angekommen.
 

"Ich bin´s. Wie geht´s dir?". Narutos Stimme klang besorgt und ich war mir sicher, dass Hinata ihn angerufen hatte, um ihm von meinem feigen Abgang zu erzählen.
 

"Sie hasst mich", erwiderte ich ruhig, auch wenn ich ziemlich aufgewühlt war. Meine Schritte hallten im Treppenhaus wider. Ich konnte hören, wie Naruto seufzte.
 

"Kann ich vorbei kommen?", fragte er und ich nickte. Nur zu dumm, dass er es nicht sehen konnte. Demensprechend interpretierte er mein Schweigen falsch.
 

"Wenn du nicht möchtest, ist auch okay. Ich mach mir nur einfach Sorgen um dich".

"Ist gut, komm vorbei. Bis gleich", unterbrach ich ihn und legte auf, ohne seine Antwort abzuwarten.
 

Als ich versuchte meine Tür aufzusperren, bemerkte ich das sie einen Spalt geöffnet war. Hatte ich etwa vergessen sie zu schließen? Nein, ganz sicher nicht. Ich war mir sogar sicher, sie abgeschlossen zu haben. Vorsichtig lugte ich in den Flur und mir fiel sofort das Paar Schuhe auf, das unmöglich mir gehören konnte. Zudem drang auch der penetrante Geruch von Zigarettenqualm in meine Nase. Hatte mein Bruder es wirklich gewagt bei mir einzubrechen?
 

Wütend riss ich die Tür zum Wohnzimmer auf und erschrak bei dem Anblick Itachis.
 

"Du reagierst nicht. Warum?". Er sah mich nicht an. Ich musterte ihn. Seine Haare waren wirr und seine Klamotten...ich glaube so hatte ich ihn zuletzt gesehen, als er damals verkatert von einer Studentenparty kam.
 

"Dad geht es immer schlechter und du reagierst null. Liest du überhaupt was man dir schreibt?" Seine Stimme nahm einen vorwurfsvollen Ton an. War er deswegen hier? Um mir zu sagen was für ein schlechter Sohn ich war, weil ich es schon wieder geschafft hatte meinen Vater komplett zu vergessen? Ich konnte ihm nicht antworten, da ich wusste das keine Antwort mein Verhalten rechtfertigen konnte.
 

Die Minuten vergingen schweigsam und alles was man hören konnte, war das Ticken meiner Wanduhr. Langsam drehte er seinen Kopf in meine Richtung. Er sah richtig fertig aus. Augenringe die sein blasse Haut zierten und ein Blick, den man als ausgebrannt deuten konnte.
 

"Ich hatte nichts mit ihr", sagte er ruhig und ich wusste im ersten Moment nicht, worüber er sprach. Erst langsam dämmerte es mir und die Wut setzte augenblicklich ein.
 

"Ich weiß", zischte ich und lief in die Küche, um mir Wasser zu holen. Mit zittrigen Fingern umfasste ich das Glas und überlegte fieberhaft, was ich sagen könnte.
 

"Warum reagierst du dann nicht?", hörte ich ihn dicht hinter mir sprechen und meine Finger verkrampften sich.
 

"Vielleicht weil mein Kind tot ist? Vielleicht weil meine Freundin mich hasst?" Ich wirbelte herum und sein Gesicht spiegelte Überraschung wider.
 

"Vielleicht weil du sie bedrängt hast? Vielleicht weil alles in Ordnung wäre wenn du sie in Ruhe gelassen hättest? Vielleicht weil unsere Beziehung nicht im Arsch wäre, wenn du dich rausgehalten hättest?", schrie ich laut und donnerte mein Glas an die Fliesen neben ihm. Mit dem klirrenden Geräusch brach etwas in mir. Ich sah rot und stürzte mich auf ihn. Etwas überrumpelt schaffte er es nicht, meinen Angriff abzuwehren, doch er fing sich recht schnell und hielt mich fest umklammert. Mein angestrengtes Schnaufen ging in seinem Shirt unter, so nah war er mir.
 

"Ich hatte keine Ahnung was passiert ist", flüsterte er ehrlich betroffen und drückte mich noch enger an sich, um meinem Zappeln ein Ende zu bereiten. Er sollte mich loslassen, ich wollte nicht das er mich so anfasste. Er sollte mich nicht trösten.
 

"Natürlich nicht, du hast wichtigere Dinge zu tun, zum Beispiel mein Leben sabotieren". Ich schluchzte. Mir wurde erst jetzt bewusst, dass ich weinte.
 

"Das ist nicht wahr. Ich wollte immer nur das Beste für dich".

Auch wenn er aufgebracht klang, ließ er nicht von mir ab. Er streichelte sogar meinen Kopf.
 

"Das Beste für mich ist das hier?", erwiderte ich leise und biss mir auf die Unterlippe. Das ekelhaft schwere Gefühl war wieder da. Tief in meinen Innerreien hatte es sich festgesetzt und nagte unermüdlich an meinem Verstand.
 

"Es tut mir so leid Sasuke. Ich wollte nicht, dass so etwas passiert". Das wollte ich auch nicht. Das alles hier, ich wollte das nie.

"Wie ist das überhaupt passiert?", fragte er nach kurzem Schweigen, aber wir waren nicht mehr allein in meiner Wohnung.
 

"Sasuke?". Naruto war schon hier. Als ich meinen Kopf hob, sah ich, dass er im Türrahmen stand und meinen Bruder skeptisch musterte. Itachi blickte ihn über seine Schulter hinweg an, machte aber keine Anstalten von mir abzulassen.
 

"Das ist mein Bruder", nuschelte ich und drückte mich von ihm weg. Itachi sah mich wieder an.
 

"Ich muss zu Mum, die Ärzte sagen sie muss überwacht werden. Ihr geht es nicht gut Zurzeit. Lass uns später telefonieren, okay?" Sicherlich ging es ihr nicht gut. Ich wollte mir nicht ausmalen was passieren würde, wenn mein Vater starb. Sie würde verrückt werden. Auf seinen letzten Satz erwiderte ich nichts mehr.
 

Itachi drehte mir den Rücken zu und verschwand keine Minute später aus meiner Wohnung. Was war das für ein seltsamer Moment zwischen uns? Ich hatte so viele Fragen, die ich nicht stellen konnte und ich glaubte, er war noch nicht bereit mir Antworten zu geben. Er war sicherlich genauso überfordert mit dieser Situation wie ich. Jetzt, nachdem er wusste das unser Kind nicht mehr lebte.
 

"Hast du geweint?", erkundigte sich Naruto fürsorglich und streichelte über meine Wange. Der Versuch meine Mundwinkel anzuheben schlug kläglich fehl. Wortlos zog er mich aus der Küche ins Wohnzimmer und drückte mich auf das Sofa. Sofort nahm er mich in die Arme und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
 

"Sag mir wie ich dir helfen kann", murmelte er bittend gegen meine Haut und sein warmer Atem verpasste mir eine Gänsehaut. Seine Finger wanderten über meinen Rücken, hinunter bis zu meinem Shirt und fingen an, vorsichtig über meine nackte Haut zu streicheln. Noch ehe ich wirklich darüber nachdachte, sprach ich die Worte auch schon aus: "Verlass mich nicht".
 

Ich fühlte mich alleine. Verlassen von meiner Mutter, die mich nie wirklich geliebt hat, im Stich gelassen von meinem Bruder, der mir in meinen Augen mein Leben immer nur erschwert hat und mein Vater, der mich verlassen würde, weil er starb. Sakura würde mich auch verlassen, denn den Schmerz den ich uns beiden zugefügt hatte, würde nicht so einfach wieder verheilen. Ich hatte uns beiden die Möglichkeit genommen, unserem Kind beim Aufwachsen zuzusehen und diese Tatsachen ließen mich innerlich vereinsamen. Es verletzte mich.
 

Die Wärme an meinem Mund holte mich wieder zurück in die Realität. Mit schockgeweiteten Augen blickte ich in tiefes blau und öffnete meine Lippen. Sofort zog sich Naruto von mir zurück.
 

"Ich werde dich niemals verlassen". Seine Tonart löste wieder dieses Kribbeln in mir aus. Abermals legte er seine Lippen auf meine und griff mit seiner Hand in meinen Nacken, damit ich mich nicht zurückziehen konnte. Wollte ich überhaupt, dass er mich küsste? Was wollte ich überhaupt? Er sollte nicht aufhören war der Impuls, der mich ergriff. Er sollte nie wieder damit aufhören, ich brauchte ihn. Ich brauchte ihn so sehr. Schmerzhaft drückten sich seine Finger in meine Haut. Dann erkannte ich es und in dem Moment übernahm mein Herz mein Handeln. Ich gab auf und gestand es mir endlich ein. Ich liebte ihn. Diese Erkenntnis traf mich hart. Ich hatte mich wirklich in ihn verliebt.
 

Mein Keuchen ging in seinem Mund unter, da er seine Zunge benutzte, um meine zu streichen.

Zeitgleich gab es in meiner Brust eine Explosion. Es war, als würde die gesamte Spannung endlich von mir abfallen. Mein Herz hatte sich freigekämpft und gewonnen. In seiner Euphorie schlug es dreimal so schnell wie gewohnt und ich ließ zu, dass Naruto mich zurückdrängte. Wie sehr ich nach ihm verlangte bemerkte ich erst, als er grummelte, da ich mich fest in seinem Haar verkrallt hatte.
 

"Was tun wir hier?", keuchte er atemlos, nachdem er sich von mir gelöst hatte. Seine Augen brannten sich förmlich in meine. Entschuldigend strahlten sie mir entgegen, doch ich bereute nichts. Das Einzige was ich bereute war, dass ich es nicht schon viel früher erkannt hatte. Dann hätte Sakura...

Ich musste mich von ihr trennen. Jetzt konnte ich erst recht nicht mehr mit ihr zusammen sein. Allmählich wurde mir bewusst, dass sich meine Gefühle für sie schon lange geändert hatten. Schon seit dem Zeitpunkt, wo sie mich hintergangen hatte.
 

"Ich weiß es nicht", flüsterte ich ungeachtet dessen, was mir im Kopf herumspukte.

Anstatt etwas zu sagen, drängte er sich zwischen meine Beine und nahm umgehend wieder meine Lippen in Beschlag. Ob er das zwischen uns fühlen konnte?
 

Ich wusste nicht wie lange wir uns im Rausch küssten, aber es endete abprupt, als Naruto von mir heruntergezogen wurde.

Völlig schockiert starrten mir die schwarzen Augen meines Bruders entgegen. Wann war er zurückgekommen? Das ich ebenso geschockt war, konnte man mir mit Sicherheit ansehen.

Mein Kopf war leergefegt. Naruto stand auf. Was passierte hier?
 

"Was soll der Scheiß?", drang die Stimme meines Bruders an meine Ohren, doch ich war erstarrt. Er hatte mich tatsächlich erwischt.
 

"Das geht dich wohl kaum was an", zischte Naruto zurück. Itachi antwortete nicht darauf und ließ sich völlig überfordert neben mir auf das Sofa fallen. Das Gesicht hatte er in seinen breiten Handflächen vergraben. Warum war er hier? Sofort beschlich mich ein ungutes Gefühl. Die Minuten zogen sich endlos in die Länge, da niemand etwas sagte. Naruto stand noch immer wie angewurzelt da, doch ich brachte es nicht fertig, ihn anzusehen. Stattdessen suchte ich den Blick meines Bruders und als mir seine glasigen Augen entgegen blickten, wusste ich, was er mir sagen wollte.
 

"Sasuke, Dad ist vor einer halben Stunde gestorben".
 

Und mit diesem Satz hatte ich das Gefühl zu fallen. In ein bodenloses Loch das sich vor mir auftat und mich ohne Vorwarnung oder der Möglichkeit auszuweichen gierig verschlang. Ich konnte nicht mehr atmen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (37)
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Von:  Angel_of_sorrow
2018-11-29T10:27:32+00:00 29.11.2018 11:27
hey ich finde deine ff wirklich toll <3 ich hoff du wirst irgendwann weiter schreiben!
Von:  OikawaToru
2012-08-25T00:49:53+00:00 25.08.2012 02:49
Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich dazu noch sagen soll.
Dieses Kapitel hat ein Gefühl (von Trauer ?) ausgelöst, welches ich einfach nicht beschreiben kann.

Ich stimme Chiho vollends zu. Ihr Kommentar sagt genau das aus, was ich denke und fühle.
Und das Hinata so unsymphatisch sein kann, damit habe ich ebenfalls nicht gerechnet >.<

Als Naruto dann wieder kam und sie sich geküsst haben und Sasuke sich endlich bewusst war das er ihn liebt. Das ist der Höhepunkt des Kapitels. Ich finde es sehr schön wie Naruto sich so gut um Sasuke kümmert. Halte durch Sasuke !!

Und wegen Hinata und Naruto, naja was soll man dazu noch sagen ?
Es ist offensichtlich das Naruto, Sasuke liebt, und das ihr das nicht passt. Ob die Beziehung noch so weiter gehen wird ? Ich habe die vage Befürchtung das es schon vorbei zwischen den beiden ist. Oder das die zwei zumindest eine Beziehungspause einlegen.

Ich finde all deine Geschichten gut, nur die hat mich emotional sehr berührt.

Mach weiter so.

LG, Sasuke
Von:  Guren-no-Kimi
2012-03-20T23:09:51+00:00 21.03.2012 00:09

uhm, das kapitel ist schon ein wenig traurig. so das mit sakura und seinen toten dad.
aber auf der anderen seite gesehen ist er diese furchtbar nervende wurstpelle endlich los xD


Von:  Chiho
2012-03-14T16:38:02+00:00 14.03.2012 17:38
Nach diesem Kapitel ist man wirklich in einer dumpfen Lage angekommen. Das ist irgendwie so schockierend und ergreifend, aber auch so weit weg. Die letzten Zeilen machen einen wirklich zu schaffen.

Sasuke muss wirklich wirklich viel einstecken und durch das "Gespräch" mit Sakura ist so eine bedrückende Atmosphäre ausgelöst worden.
Ich verstehe sie irgendwo und ihn auch total, nur man kann das selbst wohl am schwersten mit begreifen oder versuchen zu hinterfragen.
Hinata nervt mich. Keine Ahnung warum es mir gerade hier in dem Kapitel so extrem auffällt, aber sie ist mir hier einfach nur unsympathisch. Unsympathisch geworden, durch ihr ganzes Handeln und Benehmen Sasuke gegenüber - aber so würde wohl jede Freundin handeln? Zumindest kann ich es nicht ab, wenn sie nur Sasuke als schwarzes Schaf ansieht. Mal ausgenommen mit dem Vorfall mit dem Kind, war es schließlich auch Sakura die einen Fehler begangen hat, aber wie auch immer. Jedenfalls wird sie wohl ein eher unfreundlicher Charakter für mich bleiben.
Besonders schön, was in diesem Teil ein warmes Gefühl in der Kälte gab, war der Moment und deine Beschreibung dazu, als Naruto und Sasuke sich wieder näher kamen und sich küssten. Der Augenblick in dem Sasuke endlich seine Gefühle vernahm war in all dem Drama aufputschend.
Dass Sasukes Vater leider nun das zeitliche gesegnet hat ist natürlich wieder ein Schlag in die Magengrube. Ich war genauso verwirrt wie Sasuke und Naruto wohl, als sich die Situation so plötzlich geändert hat und Itachi wieder auf der Matte stand. Super geschrieben, da man sich durch die Ich-Perspektive genau in solchen Szenen in Sasuke sozusagen gefressen hat. Mein Puls war auch für eine Sekunde schneller ;)

Schönes Kapitel, in dem nun auch mehr und mehr einige Schattenseiten zum Vorschein kommen, die auch den Leser noch mehr packen. Ich muss jetzt erst einmal Luft holen und das eben gelesene verdauen.
Halt durch Sasuke!

mfg Chiho
Von:  Onlyknow3
2012-03-14T13:47:33+00:00 14.03.2012 14:47
Wieviel kann Sasuke noch ertragen ohne zusammenzubrechen?Erst der Unfall,mit dem verlust des Kindes dabei,den er verschuldet hat,dann Hinata die von seiner Beziehung zu Naruto weis,nicht zu letzt das es da zur Trennung kommen wird und nun auch noch den verlust seines Vaters verarbeiten zu müssen.Ob er sich je mit Itachi wird vertragen wieder,nach dem der ihn in den Armen von Naruto erwischt hat bleibt jetzt offen.Zwei schöne wenn auch traurige Kapitel,aber mach weiter so freu mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Von:  Chiho
2012-03-10T11:22:11+00:00 10.03.2012 12:22
Fuuuuuuuh....Also ich muss wirklich sagen, dass man hier eine Berg- und Talbahn durchlebt... Ich muss mich erst einmal fassen, weil es soviel auf einmal war und ich die letzten Kapitel ohne Punkt und Komma hintereinander weg verputzt habe >__<
Dein Schreibstil ist wirklich schön - schön zu lesen, schön zu verinnerlichen und schön um die ganzen Gefühle rüber zu bringen! Ich mag es sehr, wie du in Sasuke diese innerlichen Konflikte auskämpfen lässt, damit man weiß, wie es denn eigentlich in ihm aussieht. Hach ich mag diese Geschichte einfach und ärgere mich, dass ich jetzt doch schon alles gelesen habe und nun nicht weiter lesen kann - ich sollte nicht immer so ungeduldig alles hinweg stürzen xD

Sakura mochte ich am Anfang - ich weiß nicht wieso, aber ich entwickle beim Lesen, egal ob Manga oder FanFictions immer unbewusst einen gewissen Groll gegen sie, den ich mir nicht erklären kann. Zuerst denke ich immer "hey sie ist doch nett, alles okay." aber trotzdem keimt dann dieses Abschätzige in mir auf. Genauso war es auch hier bei deiner Geschichte. Anfangs war sie nett und so und ich dachte, ja Sasuke liebt sie alles okay. Dann hat mich aber wütend gemacht, dass sie schwanger war, ihn damit hintergangen hat und da fing es an, dass ich sie nicht mehr mochte. Mir tat Sasuke leid, da er sich da so konfrontiert gefühlt hat und eben deswegen zu Naru ausgewichen ist. Die besondere Beziehung von den beiden mag ich hier besonders. Die zarten Gefühle und die leidenschaftliche Art der beiden, die sich nach und nach entwickelt hast du toll dargestellt und beschrieben.
Vor einigen Kapiteln war ich der festen Meinung, dass Sakura Sasuke wirklich mit Itachi betrogen hat - ja ich hab mich an das klischeehafte gebunden und dachte gleich auch noch, dass das Kind von ihm sei *hust hust*, klar Sakura hätte sich auch einfach denken können "Itachi sieht fast aus wie Sasuke, sie haben die gleichen Gene, da fällt das sicherlich nicht auf" - Problembeseitigung meinerseits ha ha xD° Solche Biestigkeit hätte ich ihr aber nicht zugetraut.
Aber du hast mich dann doch wirklich überrascht. Das mit dem Unfall fand ich wiederum sehr tragisch und das hatte Sakura, trotz allen Streits und schlimmen Zeiten nicht verdient. *geflasht*
Jetzt bin ich sehr gespannt wie es weitergeht.
In dem letzten Kapitel hat mir der Nachsatz einen wunderbaren Abschluss gegeben. Es war dramatisch, aber auch irgendwie trocken - eine einfache und verständliche Erkenntnis von Herrn Uchiha.
Ich freue mich wirklich, wenn es hier weitergeht!
mfg Chiho~
Von:  tillbery
2012-02-17T18:35:10+00:00 17.02.2012 19:35
Ich bin ja prinzipiell eigentlich kein großer kommischreiber, aber ich wollte nur mal sagen, dass ich mich immer wieder freue wenn hier oder auch bei "Onenight stands werden..." ein neues Kapietel erscheint.
Du hast einen sehr schönen schreibstil und schaffst es in jeden kapitel einen spanungsbogen aufzubauen,so dass man immer weiter lesen möchte :)
Von:  Guren-no-Kimi
2012-02-13T21:28:58+00:00 13.02.2012 22:28

okay, es war schon ein recht trauriges kapitel.
der unfall, der verlust, das fremde wissen über einen selbst.

allerdings mochte ich sakura von anfang an nicht. sie ist irgendwie einfach nur nervig xD
freue mich allerdings auf das nächste kapitel ;D


Von:  V0IDsKhaos
2012-02-08T19:30:01+00:00 08.02.2012 20:30
Ich hab das neue kapi auch gleich gelesen :D
und bin auch sehr gespannt, was mich hier noch erwartet. 1%... stimmt das noch so? wenn ja, immer schön dran bleiben^^ nichts ist schlimmer, als der abbruch einer so langen ff, wenn man sich grade so schön eingelesen hat. *hust*

sakus unfall und die ganze betrugssache sind schon ziemlich nerven aufreibend und mitreißend dargestellt. und jetzt mag ich auch wissen, wie es weiter geht.^^

das beziehungs-chaos ist, finde ich, ne gute idee.
man kann die situationen und reaktionen der charaktäre gut nachvollziehen... ok... das mit den schwangerschaftshormonen ist ziehmlich überspitzt dargestellt... ich mag sakura, an sich, sehr gerne und kann mich mit der fiesen schwangeren hausfrau nicht so richtig anfreunden (armer sasu) xD aber das ist ja gewollt und ok so.

aber ich liebe es, wie du naruto beschreibst! *___* in ner au-ff wöllt ich ihn am liebsten immer so haben! :D da beschleicht mich die frage, ob es so bleibt, oder ob sein wesen sich im laufe de geschichte noch ändert... mir ist klar, dass du die frage nicht beantworten wirst >.< deshalb freue ich mich hoffentlich bald über das neue kapitel <3

vlg khaos~
Von:  tillbery
2012-02-07T16:18:41+00:00 07.02.2012 17:18
endlich geht es weiter :)
Hab mich über das Kapi sehr gefreut und bin gespannt was noch so auf uns zu kommt!!
Lg


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