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Ang Reyna Kristal

Der Königinnen Kristall
von

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"Nein", antwortete ich, "werd' ich nicht."

Seine Augen funkelten mich an.

„Na gut Süße, du hast es nicht anders gewollt.“

Ein Pfiff gelte durch den Raum und aus allen Ecken kamen sie auf mich zu. Ich kann noch immer nicht sagen was sie waren, aber sie waren hässlich. So hässlich das sogar die Dunkelheit vor ihnen zu weichen schien. Ein eisiger Schauer überkam mich, als die Monster direkt vor mir stehen blieben. Ihr Atem stank fieser und intensiver als alles was ich je gerochen hatte. Ihre Augen glühten gelb und aus ihren Mundwinkeln tropfte etwas Schleimiges. Sie verharrten vor mir, als würden sie auf einen Befehl warten. In ihren Augen stand die Girr nach dem Tod. Ihnen war anzusehen das sie sich nur schwer bremsen konnte und mir am liebsten sofort an die Gurgel gesprungen wären. Ich bemerkte, dass ich anfing zu zittern, aber niemals würde ich diesem absurden Deal zu stimmen. Nicht für alles Gold der Welt oder gar für mein Leben, würde ich die Verraten die mir am wichtigsten geworden waren. Niemals würde ich diesem Griesgram erzählen wo er den Kristall der Reyna finden würde, auch nicht wenn ich es wissen würde. Der Alte hatte mich entführt weil ich die Auserwählte bin, aber er wusste nicht, dass ich keinen Schimmer hatte wo das war, wonach er suchte, ich wusste nicht einmal was er von mir wollte.

„Und Prinzessin? Was hältst du von meiner Armee?“

„Eine Armee nennst du das? Das sind Untote. Sie haben nur Töten im Kopf und wenn ihre Existenz davon abhängt werden sie auch dich anfallen. Du bist nur so lange ihr Meister wie du für sie nützlich bist.“ Meine Stimme zitterte und ich hoffte sehr, dass er es nicht bemerkt hatte. Ich durfte keine Schwäche zeigen. Ich musste stark bleiben.

„Die Kleine hat Recht“, hörte ich eine Stimme aus der Finsternis. Es war die Stimme eines jungen Mannes, da war ich mir sicher.

„Was willst du hier? Ich habe dir Verboten hier her zu kommen“, schimpfte mein Entführer.

„Ach Vater, hab dich nicht so“, sagte die Stimme und gleichzeitig sprang er von oben zu uns herab.

„Du weißt, dass sie recht hat. Die Armee wird dich irgendwann genauso töten wie Großvater.“

„Niemand hat dich nach deiner Meinung gefragt, Mangangaso“, rief er.

Die Monster wurden immer Ungeduldiger. Einige begannen bereits mit den Hufenartigen Füßen zu scharren, andere fletschten die Zähne und doppelt so viel Schleim tropfte auf den Steinboden. Nun bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. Beinnahe panisch versuchte ich meine Fesseln zu lösen. Ich betete. In meinem ganzen Leben waren mir noch nicht so viele Stoßgebete über die Lippen gekommen. Ich seufzte leise, denn mir wurde klar, dass alles anders gekommen wäre wenn Hari noch leben würde.

Hari! Natürlich, ich schämte mich, dass mir das jetzt erst eingefallen war. Ich fummelte meine Hände so zurecht das sie an meine hintere Jeanstasche kamen. Was für ein Glück das ich Matanda Babaes Rat befolgt hatte und den Stein in meiner Gesäßtasche verstaut hatte. Ich spürte wie der Stein auf meine Berührung hin reagierte. Ich fühlte die Wärme die sonst nur von Haris Körper ausgegangen war. Der Stein war wirklich ein Teil von ihm. Ein Schwung Glückshormone machten sich in mir breit. Ich könnte das alles überleben. Ja ich hatte die Hoffnung, dass ich nicht von diesen Monstern in Stücke gerissen werden würde.

„Pinili“, wie ein leiser Hauch war die Stimme in meinem Kopf die meinen Namen nannte.

„J- ja?“, flüsterte ich zurück. Auch wenn ich mir sicher war das ich nicht zu sprechen brauchte, um der Stimme zu antworten, kam es mir doch richtig vor.

„Pinili, du hast mich gerufen?“

„Ja“, sagte ich ohne zu wissen ob die Stimme wirklich die war die ich rufen wollte. Es war nicht Haris Stimme. Es war eine Frauenstimme.

„Gut. Sage mir was du dir wünscht.“

Was ich mir…? Die Gedanken in meinem Kopf überschlugen sich. Ich versuchte mich an Matanda Babaes Worte zu erinnern, aber sie fielen mir nur Stückweise wieder ein. Irgendetwas war mit drei Wünschen und überlege gut.

„So ein Mist“, dachte ich.

„Also?“, sagte die Stimme.

„I- ich wünsch mir ein Messer“, sagte ich leise.

„Nun gut“, sagte die Stimme und aus dem Stein in meiner Hand wurde ein Messer.

Vorsichtig, immer darauf bedacht keine Aufmerksamkeit zu erregen, schnitt ich die Fesseln durch.

Noch immer war mein Entführer mit seinem Sohn am streiten. Mir war es recht, je weniger er mich beachtete desto einfacher konnte ich fliehen. Dachte ich. Wie durch Zauberei stand plötzlich der Junge vor mir. Mangangaso.

„Du willst doch nicht etwa abhauen, oder Pinili?“ Er streckte seine Hand aus um mich zu berühren, aber ich stieß sie fort.

„Na ja, du kannst es ja versuchen, du hast eh nicht genug Kraft um zu fliehen. Der einzige der von hier fliehen konnte war Hari“, Mangangaso lachte, „aber der Gute ist ja nun einmal von uns gegangen, nicht wahr? Er hat die Auserwählte ganz alleine gelassen und das obwohl sie ihn so sehr geliebt hatte.“

Mangangasos Lachen klang unerträglich in meinen Ohren. Ich wollte das nicht hören. Es war schon so nicht aushaltbar für mich, aber wenn er es so sagte war es noch viel schlimmer. Denn dann konnte ich mir nicht mehr weiß machen Hari sei nur krank. Wenn es jemand sagt, dann war es so. Hari war Tod, aber ich wollte es nicht akzeptieren. Ich konnte es nicht akzeptieren und das obwohl ich ihn selbst habe sterben sehen. Ein paar Tränen liefen mir über die Wangen. Ich biss die Zähne zusammen und berührte den Stein. Mir war soeben eingefallen was ich mir wünschen konnte. Noch bevor die Stimme etwas sagen konnte hauchte ich: „ich wünsche mir die Kraft und Stärke des Hari.“

Ich hatte es noch nicht einmal ganz ausgesprochen da füllte sich mein Körper mit einer Kraft die mir nicht gehörte und ich hatte das Gefühl Hari wäre bei mir.

Mangangaso beobachtete mich, sein Lachen war verschwunden.

„Was ist passiert?“

Etwas in mir ließ mich grinse und plötzlich hatte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Alles was geschah, geschah ohne mein zu tun. Ich war im Grunde nur ein Zuschauer.

„Ich kann dir sagen was passiert ist“, sagte ich, „du hast Pinili verletzt und ich werde sie nun hier rausholen, damit wenigstens sie ihrer Aufgabe nach gehen kann. Ich werde mich nicht noch einmal von dir besiegen lassen. Es mag mich mein Leben gekostet haben, aber damit soll es enden, ich will Pinilis Leben nicht in Gefahr bringen.“

„Te- tehe. Hahahaha“, Mangangaso fing an zu Lachen. Ein schallendes, lautes Lachen von dem er sich schon krümmte.

„Nun gut Hari. Ha. Ich kann dich auch ein zweites Mal schlagen und dann gehört Pinili mir und mit ihr der Kristall.“

„Nein, ich werde dich nicht gewinnen lassen.“

Hari bündelte seine Magie und eröffnete das Feuer.

Hari, der verstorbene Königssohn und Thronfolger des Reiches, beherrschte die Flammenmagie wie kein Zweiter in Bulaklak.

Ich bekam von dem Kampf nichts mit denn Hari hatte meine Sinne verschlossen. Er wollte mich schützen.

Als ich wieder zu mir kam lag ich neben einem See in der Nähe des Waldes, der zum Schloss führte.

„Du bist wach. Ein Glück. Ich dachte schon ich hätte es übertrieben.“

Ich schrak auf. Hari. Es war seine Stimme, er war noch da. Er lächelte mich an, als er meinen verwirrten Blick sah. Ich sah ihn an. Es sah wie immer aus. Sein blond rotes, schulterlanges Haar fiel ihm Strähnenweise ins Gesicht und bedeckte leicht seine blau grünen Augen, die jedoch an Lebensenergie verloren hatten. Seine gold roten Gewänder, die eines Königssohnes wahrlich würdig waren, strahlten im Sonnenlicht. Und sein Lächeln, sein wunderbares Lächeln.

„W- warum?“

„Du warst nach dem Kampf noch nicht wieder bei Sinnen, da erlaubte mir Pantas Tinig, die Stimme aus dem Stein, mir, mich um dich zu kümmern.“

Ich spürte wie sich meine Augen mit Tränen füllten.

„Du- du wirst wieder verschwinden, nicht wahr?“

Er nickte.

„Und wenn schon“, sagte er, „du bist die Pinili, die Auserwählte. Dein Leben hat so viel mehr Bedeutung als meines.“

Mir war elend. Wie konnte er nur so etwas sagen. Er wusste doch wie ich fühlte und trotzdem tat er mir so etwas an. Er kniete sich zu mir, nahm meinen Kopf in seine Hände und suchte meinen Blick.

„Ich will, dass du deine Aufgabe erfüllst und dich nicht von Gefühlen ablenken lässt. Du weißt mein Tod hat nichts mit dir zu tun, sondern nur mit mir. Lediglich durch meine Unvernunft ist es dazu gekommen. Mangangaso ist nun Tod. Damit ist mein Tod gerächt. Du kannst dich nun voll und ganz auf deine Aufgabe konzentrieren.“

Er küsste mich und ich spürte wie sein Körper sich langsam auflöste.

Ich wischte mir meine Tränen ab und raffte mich auf. Es war sein Wunsch, ich würde diesen Wunsch erfüllen, ganz gleich was auch geschehen würde. Ich war stark und ich wusste das Hari, wo auch immer er nun sein mochte, ein Auge auf mich haben würde und mir helfen würde.

Ich folgte dem Pfad durch den Wald. Ich musste zum König und ihm berichten, dass Mangangaso tot war. Sein Vater machte mir im Grunde keine Sorgen, er war ziemlich dumm, doch wenn er sehen würde das Mangangaso Tot war, würde er Rache nehmen wollen. Der König musste geschützt werden. Ich war mir meiner Sache sicher und dachte nur an Mangangaso und seinen Vater. Was wollten die beiden nur von dem Kristall. Ich wusste nicht welchen Zweck der Ang Reyna Kristal erfüllte, war ich doch erst seit einem halben Jahr Bewohner von Bulaklak. Ein seltsamer Zufall hat mich von zu Hause, einem kleinen kaum bewohnten, deutschen Dorf, nach Bulaklak gebracht. Und nun war ich hier. Als wäre das alles nicht komisch genug gewesen, sagte man mir ich sei die Pinili, die Auserwählte. Was auch immer das heißen mag. Glücklicher weise war Hari da. Er half mir, machte mich mit dem Land und seinen Sitten bekannt, damit mir keine peinlichen Fauxpas unterlaufen würden, schließlich sollte ich die jenige sein die das Land beschützen sollte.

Das Land und den Ang Reyna Kristal, den Kristall der Königin.

Ich seufzte. Ich wusste noch viel zu wenig um irgendetwas zu machen und das obwohl ich schon ein halbes Jahr hier war und so viel erlebt hatte. Das Königshaus hatte mich mit offenen Armen empfangen und war für mich da. Sie waren alle sehr lieb zu mir. Alle.

Wieder seufzte ich, ich konnte meine Gedanken nicht mehr sortieren. Mir kam alles in den Sinn was in den letzten sechs Monaten geschehen war. Meine ungewollte Reise in ein unbekanntes Land, mein Dasein als Pinili, meine Liebe zu Hari und sein qualvoller Tod und meine Aufgabe, von der ich keine Ahnung hatte wie ich sie erfüllen sollte.

Ich fühlte mich hilflos und auf einmal wurde mir bewusst das ich nun schon ein halbes Jahr von zu Hause weg war. Ich hatte in der vergangenen Zeit nicht einmal an meine Eltern gedacht, ich hatte nie Zeit dazu gehabt. Mir wurde auf einmal ganz anders. Ich bekam Heimweh. Müde ließ ich mich unter einem großen Baum nieder. Ich vergrub den Kopf in den Händen. Mir war zum heulen zu mute. Plötzlich bemerkte ich, dass alles Real war. Ich hatte es schon vorher gewusst, aber einfach ignoriert. Am Anfang hatte ich alles für einen Traum gehalten, dann wurde mir zum ersten Mal bewusste, dass es kein Traum war. Damals vor fünf Monaten war ich glücklich gewesen, jetzt war alles nur noch schrecklich. Ein Mädchen mit 16 Jahren sollte wirklich nicht so ein Leben haben, wie ich es hatte.

Etwas Weiches, Kuscheliges streifte meinen Arm und ließ mich aufschrecken. Eine Art Eichhörnchen stand vor mir und sah mich mit seinen großen, schwarzen Augen an. Seltsamer weise trug das Eichhörnchen eine Sakkojacke und eine Melone zu dem hatte es zwei Ohrringe in seinem rechten Ohr, die das ganze noch seltsamer aussehen ließen.

„Warum weinst du?“, quiekte es. Es wunderte mich kaum, dass das Tier auch noch mit mir sprechen konnte.

„Nun ja mein Leben ist einfach schrecklich.“

„Und was sagt dir das dein Leben schrecklich ist?“

Ich starrte das Tierchen an und lachte ein wenig verbittert.

„Nun ja. Ich bin in einem Land das ich nicht kenne, soll den Ang Reyna Kkristal beschützen von dem ich keine Ahnung habe was dieser überhaupt bewirkt und wo er versteckt ist. Ich bin die Auserwählte und hab keine Ahnung wer mich auserwählt hat und warum. Im Grunde weiß ich nicht einmal wie ich hier her gekommen bin.“

Ich machte eine Pause, dass aller schlimmste, das was mich am meisten verletzte und schwächte, konnte ich nicht sagen. Ich wollte nicht noch einmal aussprechen müssen, dass es wahr war.

Ich sah das Eichhörnchen an und wartete auf eine Reaktion. Es schien über meine Worte nach zu denken.

„Also wenn du willst kann ich dir helfen. Ich lebe schon geraume Zeit in Bulaklak. Ich kenn hier jeden Winkel und natürlich weiß ich auch was der Ang Reyna Kristal ist.“

„Du- du würdest mir wirklich helfen?“

„Natürlich. Du wirkst verwirrt und einsam, ich mag es nicht wenn schöne Frauen traurig drein schauen.“

Ich spürte, dass ich leicht rot wurde, hatte das Eichhörnchen mich gerade „schöne Frau“ genannt?

„Ähm, okay, dann erzähl bitte was der Ang Reyna Kristal ist.“

„In Ordnung“, sagte das Eichhörnchen und kletterte auf meine Knie.

„Also das Ang Reyna Kristal, also der Königinnen Kristall ist ein Stein der schon seit Jahrhunderten existiert. Damals, als Bulaklak zu einem eigenen Land wurde und sich von den umliegenden Staaten frei machte, war die Spitze der Armee, also der Anführer der Soldaten, eine Frau namens Maganda. Maganda war die schönste Frau, die bekannt war. Die Könige der umliegenden Länder wollten Maganda zu ihrer Gattin. Nicht nur weil sie das Schönste war was sie je erblickt hatten, sondern um ihre Armee aus Freiheitskämpfern zu schwächen. Wahrscheinlich ist dir klar, dass eine Armee ohne Anführer zu keiner Tat mehr fähig ist. Maganda aber hatte längst begriffen was die Könige vor hatten und wiedersetzte sich den Bitten. Einer der Könige ließ sie nicht damit durch. Er schickte einen Spion hinter ihr her, der sie auf Schritt und Tritt beobachten sollte. Dieser Spion fand heraus das Maganda zu einem ihrer Soldaten eine sehr enge Bindung hatte. Also ließ der König diesen Soldaten entführen. Maganda tat alles um ihren Geliebten zu retten und willigte in die Ehe mit dem König ein. Daraufhin ließ dieser, hinterhältig wie er war, den Soldaten töten und nahm sich Maganda zur Frau. Doch Maganda gehorchte ihm nicht und war nicht die Ehefrau die der König sich gewünscht hatte, also speerte er sie ein. Da nicht einmal sein Plan mit den Friedenskämpfern funktioniert hatte, weil Maganda früh genug einen Nachfolger erwählt hatte, wurde er sehr wütend. Er verwandelte Maganda in einen Kristall und vergrub ihn in Bulaklak. Bulaklak, heißt im Ganzen übrigens Maganda ang Bulaklak, was in deiner Sprache so viel wie wunderschöne Blume heißt. An der Stelle and der der Kristall vergraben wurde, wurde später das Schloss errichtet. In den Schlosskatakomben sind schon viele Menschen auf der Suche nach dem Kristall gestorben, denn er ist so gut geschützt, dass nur die Kraft der Maganda ihn finden und erlösen kann. Und bevor du fragst wie das gehen soll musst du wissen, das Maganda ein Kind hatte. Eine Tochter. Diese kam zur Welt bevor Maganda geheiratet hatte. Sie versteckte das Kind bei ihrem Bruder, doch dieser Bruder wurde nie wieder gesehen. Viele gehen davon aus, dass er gestorben sei und die unbekannte Tochter entweder auch gestorben ist oder gar nicht existiert hat. Nur ein paar, und dazu zählt auch Matanda Babae, glauben das Magandas Bruder in eine fremde Welt geflohen ist und das die Tochter eines Tages als Auserwählte zurück kommt.“

Das Eichhörnchen machte eine Pause und sah mich an, als wartete es auf eine Reaktion meinerseits.

„Also ist diese Maganda meine Mutter?“, fragte ich und schüttelte gleich wieder den Kopf, „nein, sie ist nicht meine Mutter, meine Mutter heißt Langit.“

Das Eichhörnchen starrte mich.

„W- was ist denn?“

„Na ja nichts, nur ist Langit nicht ein komischer Name für eine wie dich? Langit bedeutet übersetzt Himmel, es ist kein Wort aus eurer Sprache. Es ist einer unserer Namen.“

Nie zuvor war mir das aufgefallen. Langit. Für mich war das einfach immer der Name meiner Mutter gewesen aber jetzt wo das Eichhörnchen es sagte.

„Du, Eichhörnchen. Was passiert wenn ich Maganda erlöse?“

„Zu erst mal ich heiße nicht Eichhörnchen, mein Name ist Sir Ardilya und ich bin ein Skip.“

„Auch gut Sir Ardilya und was ist nun?“

Ardilya lächelte, sofern man das lächeln nennen konnte.

„Du hast deine Aufgabe verstanden. Wenn Maganda wieder unter uns ist, ist Bulaklak für immer in Sicherheit. So, also warum sitzt du noch rum? Auf zum Schloss.“

Ich nickte.

„Ja, ich danke dir Sir Ardilya. Möchtest du mich nicht vielleicht begleiten?“

„Liebend gern Pinili.“

Zusammen gingen wir nun zum Schloss. Ich hatte all die schrecklichen Dinge vergessen. Endlich wusste ich worin meine Aufgabe bestand. Ich hatte endlich einen Anhaltspunkt, die Schlosskatakomben.

Nicht mehr allein, ging es gleich doppelt so schnell voran. Den ganzen Weg über erkläret mir Sir Ardilya alles was wir sahen oder nicht sahen, bis wie vor den großen Schlossmauern standen. Aus weißem Stein, strahlte das Schloss wie ein Stern, in mitten des dunklen Waldes. Wie das letzte Licht der Hoffnung in einem dunklen, niemals endenden Gang.

Die Wachen ließen mich ohne zögern passieren. Ich war ihnen nicht mehr unbekannt.

Das treiben im Innern der Mauern war geschäftig wie jeden Tag, einzig die schwarzen Fahnen, die aus den Fenstern des Rittersaals ragten deuteten an das etwas anders war. Sie sollten jeden Bewohner des Schlosses täglich daran erinnern das Hari tot war. Ardilya blieb eine weile vor den Stufen, die zum Haupttor des Schloss führten stehen und starrte auf die Fahnen.

„Was ist los, Sir Ardilya?“ Ich machte mir Sorgen. Es kam mir vor als wäre alle Farbe aus seinem Fell gewichen. Er taumelte ein wenig, dann fing er sich wieder und drehte sich zu mir um.

„Weißt du für wen geflaggt worden ist?“, fragte er mich.

Ich senkte den Kopf, den ganzen Weg durch den Wald hatte ich nicht mehr an Hari denken müssen uns jetzt fragte er so etwas.

„Ja ich weiß es“, sagte ich kurz angebunden, „für den Königssohn.“

Ardilya schluckte.

„Lass uns bitte weiter gehen“, bat ich ihn und er nickte.

Nun schwiegen wir uns an, bis wie im Thronsaal angekommen waren. Der König und die Königin saßen auf ihren Thronen und starrten nur so vor sich hin. Ihnen ging es wie mir, sie kamen über den Verlust nicht hinweg.

„Euer Majestät“, sagte ich leise, „ich möchte ihnen berichten das Mangangaso tot ist.“

Der König sah mich an. Der Verlust seines Sohnes ließ ich nicht schlafen und die tiefen Augenringe machten ihn älter als er eigentlich war.

„Wenigstens eine gute Nachricht in einer Zeit wie der diesen.“

Ich nickte.

„Darf ich Sie um einen gefallen bitten Euer Majestät?“

„Immer, immer mein Kind“, sagte er.

„Nun“, ich wusste nicht genau wie ich es ausdrücken sollte, „ich, ich möchte ihre Erlaubnis den Ang Reyna Kristal suchen zu dürfen. Ich weiß wo ich ihn finden kann und was er bewirkt. Sie müssen es mir nicht mehr erklären“, fügte ich hinzu als der König den Mund öffnete.

„Ich weiß nicht ob ich dir diesen Wunsch erfüllen möchte. Ich habe erst vor kurzem meinen Sohn verloren, wenn die Pinili auch stirbt wäre es für ganz Bulaklak ein nicht zu verkraftender Verlust.“

Wieder nickte ich.

„Ja ich weiß, dass Sie das so sehen und verstehe ihre Ansicht natürlich auch, aber ich kann meine Aufgabe nur erfüllen wenn ich Maganda befreie.“

„Liebling, sie hat Recht und es ist ihre Aufgabe, niemand sagt das sie sterben wird.“

Die Königin war auf meiner Seite, dann würde ich leichtes Spiel haben und wie zur Bestätigung meiner Gedanken nickte der König.

„Gut, ich bitte dich Pinili, rette mein Land vor der endgültigen Zerstörung.“

„Ja, ich werde mein Bestes geben“, sagte ich und ich fühlte mich sehr Siegessicher.

Aus den Augenwinkeln sah ich wie Ardilya starr vor dem Königspaar saß und sich nicht rührte.

„Komm schon“, flüsterte ich.

Als wir uns vom Thronsaal entfernt hatten blieb ich stehen.

„Was ist los mit dir“, fragte ich Sir Ardilya, „seit wir das Schloss betreten haben bist du so- so seltsam. Warum?“

Ardilya sah mich schuldbewusst an.

„Ich- ich“, stotterte er, „ich kann nicht glauben das er tot ist, das er wirklich tot ist.“

Ich hatte mit vielem gerechnet aber damit nicht.

„Wie meinst du das?“

„So wie ich es gesagt habe. Ich kann nicht glauben das Hari wirklich tot ist. Doch als ich gesehen habe wie sehr seine Eltern leiden, wie sehr du leidest. Ich muss es glauben. Es ist die Wahrheit.“

Langsam trottete der Skip weiter. Ein wenig verdattert folgte ich ihm.

Ich holte ihn ein und nahm ihn auf meine Hand.

„Ich trage dich“, sagte ich, „ dann kommen wir schneller voran und du kannst dich ausruhen.“

Ohne Murren ließ der Skip sich hochnehmen und tragen.

Das Schloss war riesig und der Weg in die Katakomben war weit. Es musste Nacht geworden sein, als wir die dunkle Wendeltreppe zu den Kerkern gefunden hatten. Die Wachen hatten gesagt, dass wir zu den Katakomben einmal quer durch die Kerker mussten. Ich bekam eine Gänsehaut. Der Geruch erinnerte mich an Mangangasos Vater und seine schleimige Armee aus untoten Monstern. Ich schauderte.

„Ist alles in Ordnung Pinili?“

In Ardilyas Stimme klang ein sorgenvoller Unterton mit.

Ich nickte, ich wollte nicht, dass sich dieses kleine Wesen wegen mir Sorgen machte. Er hatte mir schon so viel geholfen und das ohne, dass wir uns überhaupt kannten. Er schnupperte in die Dunkelheit und verzog die kleine Schnauze.

„Es riecht wirklich abartig hier unten“, sagte er.

Ich musste ein wenig grinsen. Er war wirklich süß.

Plötzlich sprang er von meinem Kopf und schnüffelte ein Gitter nach dem anderen ab und sah in jede Zelle.

„Suchst du etwas bestimmtes“, fragte ich ihn. Er machte den Anschein als hätte er hier etwas versteckt und es wäre nun nicht mehr an seinem Ursprungsplatz.

„Nein nicht direkt“; er druckste ein wenig, „a- aber Hari hatte mir von einem Medallion erzählt das er einst in der dritten Zelle gefunden hatte, als er sich auf die Suche nach dem Katakomben gemacht hatte.“

„Mo- moment Mal, heißt das Hari hat bereits einmal nach den Katakomben gesucht? Heißt, dass er wusste meine Aufgabe und warum ich hier bin? Warum hat er mir das denn nie gesagt?“

Sir Ardilya trippelte zu mir zurück und wuschelte mit seinem Schwanz durch mein Gesicht.

„Er hatte sicher einen guten Grund dir nichts zu sagen. Das er nach den Katakomben gesucht hat ist logisch, schließlich wäre er der Thronfolger gewesen und als der wollte er so schnell es nur irgend ging sein Volk retten und musste den Ang Reyna Kristal finden. Er wollte nur Bulaklak beschützen, denn keiner Wusste wann die Pinili wirklich kommen würde. Doch er musste einsehen, dass er die Katakomben nicht betreten konnte. Im Nachhinein war er doch zu feige gewesen sein Leben dafür aufs Spiel zu setzten.“

„Du weißt sehr viel über Hari.“

„Ja. Er kam oft in den Wald und wir haben geredet, bis zu letzt hat er sich bei mir alles von der Seele geredet, auch über dich hat er gesprochen. Ja, ja.“

Ich spürte, dass mir das Blut in den Kopf stieg.

Vor der großen Steinwand, am Ende des Ganges blieben wir stehen.

„Und nun?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete ich.

„Ah moment, der Stein. Einen Wunsch hast du doch noch frei, oder nicht.“

Ich sah Ardilya an. Er konnte nichts von dem Stein wissen, schließlich wusste er nicht einmal das Hari Tot war und woher sollte er dann wissen das ich zwei von drei Wünschen schon verbraucht hatte. Ich sah ihn forschend an.

„W- was ist los“, zitternd hüpfte er von einem auf das andere Bein.

„Woher weißt du von dem Stein und von den Wünschen?“

Er wurde nun ganz ruhig und atmete tief ein und aus.

„D- das kann ich dir im Augenblick nicht erklären“, antwortete er.

Das war seine Antwort. Ich wollte mich nicht damit zu Frieden geben, aber er drehte den Kopf weg. Ich sollte nicht weiter fragen. Schweren Herzens entschied ich mich ihn nicht weiter zu bedrängen.

Ich dachte wirklich darüber nach den Stein zu nutzen, aber möglicher weise konnte er uns noch von nutzen sein. Nein, man musste anders in die Katakomben kommen.

„Sir Ardilya?“

Der Skip sah mich an.

„Was ist?“

„Wenn du dich so gut mit Hari verstanden hast, hat er dir doch sicherlich auch erzählt wie er in die Katakomben gelangen wollte, oder?“

Ardilya überlegte kurz.

„Ja, er hat da mal etwas erwähnt. Er meinte, er habe von seinem Vater gehört, dass dieser einst davon sprach, dass ein armer Bauernsohn sein Glück versuchen wollte. Er ging, wie wir, durch die Kerkerreihen und blieb vor der Wand stehen. Er ging dann drei Schritte nach Rechts…“

Ich tat was der Skip sagte und ging drei Schritte nach Rechts.

„… dann legte er die Linke Hand auf den einzigen Stein, der in Höhe der Kerkerschlösser lag…“

Meine Augen suchten die Wand ab und fanden den Stein. Es war ein sehr kleiner Stein, der als einziger Stein in der großen Wand, nicht in einer der Reihen lag.

„… gut und dann drehte er diesen Stein.“

Ich drehte den Stein und wartete ab was geschehen würde.

Da wurde der Stein heiß und begann zu leuchten, die Wand schien auf einmal zu schmelzen und hinter ihr führte ein grusliger Gang in die Katakomben.

An der Linke Seite war eine Abbildung der Katakomben zu sehen. Es war ein riesiges Labyrinth.

Sir Ardilya machte große Augen.

„So sieht es hier also aus. Ganz anders als ich es mir vorgestellt habe“, flüsterte er und drehte sich um. Er murmelte noch etwas das wie: „Warum habe ich es damals nicht geschafft“, klang.

Ich ließ mich von seinem Gemurmel nicht verwirren. Im Grunde ging es mich nichts an, was er sagte.

Langsam ging ich voran. Bedächtig erforschte ich meine Umgebung und achtete auf jeden Schritt den ich tat. Ich wollte nicht schon am Anfang in eine sehr auffällige Falle treten.

So wie ich erwartet hatte kam der ein oder andere Stolperdraht zum Vorschein. Einige Steine am Boden sahen anders aus als der Rest und lösten mit Sicherheit auch etwas aus. Zu unserem eigenen Schutz hatte ich Sir Ardilya auf den Arm genommen. Ein falscher Schritt und unser Schicksal würde besiegelt sein. Zum Glück hatte ich in meinem normalen Leben Ägyptische Filme geliebt und mir alles über die Geheimnisse der Pyramiden durch gelesen. Ich konnte Fallen förmlich riechen, auch wenn ich nie gedacht hatte, dass mir dieses Wissen irgendwann das Leben retten könnte.

Noch immer nur auf meine Schritte konzentriert ging ich weiter bis mich ein schrilles Gekicher aus der Konzentration riss.

„Ach du meine Güte“, kicherte eine Frau. Als ich aufsah standen zwei junge Frauen vor uns. Die eine hatte langes schwarzes Haar. Sie saß auf einer Art Schatzkiste und hatte ihre Beine übereinander geschlagen. Sie trug ein grünes Kleid, ohne viel Schnick Schnack. Lediglich mit einem Muster aus Goldenem Garn bestickt. Die andere sah wie ihre Zwillingsschwester aus, nur das ihre Haare braun waren und ihr Kleid rot. Beide kicherten, dass es in den Ohren schmerzte.

„Wer seid ihr“, fragte ich.

„Nein Kleine, die Frage müsste heißen: Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“

Wieder kicherten beide.

„M- mein Name ist…“, doch eh ich weiter sprechen konnte hatte Ardilya mir schon den Mundzugehalten, oder es jedenfalls versucht.

Leise flüsterte er: „Bist du irre, sag ihnen nicht deinen Namen. Sag einfach nur du seiest die Pinili und der König schickt dich.“

Ich sagte ihnen was Sir Ardilya mir vorgesprochen hatte und wartete auf ihre Antwort.

„Du bist also die Pinili?“

Die beiden gingen um mich herum und musterten mich von Kopf bis Fuß.

„Na ja. Du hast keinerlei Ähnlichkeit mit Maganda. Du bist nicht schön…“

„… und scheinbar auch nicht gerade klug, eine Schande, dass jemand wie du behauptest die Pinili zu sein.“

„W- was redet ihr denn da. Sie ist wunderschön“, schnell schlug sich der Skip die Pfote vor den Mund und lief rot an. Ich lächelte.

„Dank dir“, flüsterte ich.

„Oh ein Skip“, lachte die Brünette, „und noch dazu blind. Ein tragischer Fall, aber wir wollen nicht länger über dein Äußeres reden. Wenn du wirklich die Pinili bist wie du sagst, dann…“

„… werden wir das herausfinden. Beantworte uns nur zwei Fragen und wir werden dir den Weg ins Labyrinth frei geben…“

„… Beantwortest du sie jedoch falsch, werdet ihr beiden sterben.“

Die beiden Frauen standen nun direkt vor mir uns sahen mich an. Sie meinten es ernst. Jedes Wort. Ich nickte.

„In Ordnung, ich werde mich der Prüfung unterziehen“, sagte ich.

„Bist du verrückt geworden“, flüsterte Sir Ardilya.

„Nein, es ist doch meine Aufgabe, oder nicht? Also beginnt mit der 1. Frage.“

Die zwei Frauen sahen sich an und kicherten.

„Nun gut“, sagte die Schwarze, „also: Es lebt seit tausenden von Jahren in einer Höhle unter dem Schloss der Nachbarlandes Hardin. Einmal im Jahr kommt es hervor und nimmt eine Jungfrau als Opfer an, um das Volk ein weiteres Jahr in Frieden zu lassen. Sage mir um welches Monster es sich handelt und wie man es Töten sollte.“

Ardilya trippelte auf meinem Kopf hin und her, er war nervös. Ich durfte mich nicht anstecken lassen.

„Nun“, sagte ich, „ in meiner Sprache würde man das Wesen einen Drachen nennen. Um einen Drachen zu töten benötigt man den Mut ihm Gegenüberzustehen. Es sollte ein guter Krieger oder Jäger tun, denn nur er kann mit Gewissheit ein Schwert führen um jeden Drachenkopf abzuschlagen. Doch damit ist er nicht besiegt. Ein Kopf wächst nach. Nach den Köpfen muss sofort der Rumpf in Stücke gerissen und der Schwanz in zwei Hälften geteilt werden, erst dann ist der Drache tot.“

„Sehr gut“, sagte die Brünette, „bevor die 2. Frage kommt, nenne mir den Namen des Tieres aus Hardin.“

Mir stockte der Atem woher sollte ich es wissen? Woher nur? Hari hatte mir nicht beigebracht seine Sprache zu sprechen. Ich bekam es mit der Angst zu tun, als plötzlich eine Stimme, Haris Stimme zu mir Sprach. Er flüsterte, ganz sanft, so das nur ich es hören konnte.

„Hab keine Angst. Sag: Kamatayan.“

Ich tat wie er sagte und die Antwort war richtig. Verwundert schauten die Frauen sich an.

„Nun gut. Frage eins hast du bestanden, wie sieht es mit Frage zwei aus? Also:

Nur des Nachts ist sie zu sehen. Schön wie Maganda selbst und ebenso stark, erhellt sie, was sonst im Verborgenen liegen würde. Sie zeigt denen den Weg die zusammen gehören und bringt die Freude die die Liebe verdient.“

Etwas durchfuhr mich. Eine Erinnerung. Ein Spaziergang im Mondlicht. Nur Hari und ich und sie.

„Und weißt du es noch“, flüsterte Hari leise in mein Ohr, so das mein Herz einen Sprung machte und so heftig schlug, das ich Angst hatte es würde jeden Augenblick aus meiner Brust springen.

„Mahal“, ich schrie es förmlich. Die Frauen mir gegenüber erbleichten und machten den Weg frei. Nun standen wir an einer Art Klippe und vor uns war das Labyrinth in dessen Mitte eine goldene Blume stand.

„Dort müssen wir hin“, meine Stimme überschlug sich fast, ich war voll von Glückseligkeit.

„Okay, glaubst du wir treffen auf noch mehr dieser „Frauen“. Die haben mir Angst gemacht.“

Ich nahm Sir Ardilya von meinem Kopf und kraulte ihm hinter den Ohren, dabei verlor er seine Melone. Ehe ich nach ihm greifen konnte war er ihr schon hinterher gesprungen und hatte sie sich wiede aufgesetzt. Ich lächelte. Der Skip machte mir immer mehr Freude. Ich hatte ihn wirklich gern.

Die Wege wurden enger, dunkler und kreuzten sich an den verrücktesten Stellen. Nach einiger Zeit hatten wir absolut den Überblick verloren. Auch das „immer links halten“ aus allen Filmen die ich so kannte, brachte uns nicht weiter.

„So ein Mist, was soll denn jetzt nur werden.“

„Lass den Kopf nicht hängen Pinili“, sagte Ardilya, „du hast die Frauen geschlagen, wir werden den Kristall finden.“

Ich nickte.

Er machte mir Mut. Ein seltsames Gefühl verbreitet der Skip in mir, weil er mich so leicht aufmuntern konnte, aber vielleicht lag es an seiner Freundschaft zu Hari.

Ich stand einfach nur im Gang und sah mich zu allen Seiten um als ich eine Art Schimmer sah. Ohne ein weiteres Wort, lief ich in die Richtung aus der der Schimmer kam. Ich lief um Ecke und Ecke, bis ich plötzlich vor der goldenen Blume stand.

Es war eine geschlossene Knospe. Ich trat an sie heran und berührte sie vorsichtig mit meiner Fingerspitze. Mit einem leisen Plopp sprangen die Blüteblätter auseinander. Voller Spannung sah ich auf das Innere der Blume, in der Hoffnung das der Kristall dort drin sein würde. Doch ich wurde enttäuscht. In der Blume befand sich lediglich ein kleiner goldener Samen. Ich griff danach als hinter mir ein Keuchen zu hören war. Als ich mich umdrehte sah ich Sir Ardilya.

„D- du kannst doch nicht einfach, ohne etwas zu sagen…“, er war total aus der Puste und brachte kein weiteres Wort heraus.

„Es tut mir leid“, sagte ich, „aber schau, ich glaube ich bin etwas weiter gekommen.“

„Das glaube ich auch“, eine Glockengleiche Stimme halte durch das Labyrinth und ein Glühwürmchen großes Wesen flatterte auf mich zu. Ihre kleinen Flügel machten ein sirrendes Geräusch wie, wenn eine Libelle fliegt.

„Du bist Pinili. Nicht wahr? Es freut mich zu sehen, das du es bis zu deinem Ziel geschafft hast.“

Das Wesen wand sich von mir ab und sah nun zu Sir Ardilya.

„Natürlich hätte die Auserwählte es niemals ohne Ihre Hilfe geschafft Herr.“

Die Art und Weise wie sie mit Sir Ardilya sprach ließ einen kalten Schauer über meinen Rücken fahren.

„Nun, die Pinili hat alle Prüfungen mit Bravur bestanden. Sie brauchte meine Hilfe kaum.“

„Sie haben sehr Recht junger Herr. Trotzdem, Ihre Nähe hat sie stark gemacht und ich hoffe, dass sie auch die letzte Prüfung bestehen wird.“

Ich war verwirrt von den Worten die gesprochen wurden.

„Nun Auserwählte“, sagte das Wesen und richtete damit ihr Wort wieder an mich, „folge mir. Ich werde dir keine Fragen stellen, dir keine Fallen in den Weg legen, dir keine Wand in den Weg stellen oder ein Labyrinth. Ich möchte lediglich das du den richtigen Weg wählst.“

Mit diesen Worten standen wir an einer Kreuzung von vier Wegen. Das Wesen flog direkt vor meinem Gesicht.

„Jeder dieser Wege führt zu einem deiner größten Wünsche. Doch bedenke das, nachdem du einen der Wege gewählt hast, die Katakomben für immer schließen werden und niemand mehr die goldene Blume finden wird. Hier also die Wege: Der 1. führt dich nach Hause. Dort hin wo du Freunde und eine Familie hast und wo du aufgewachsen bist. Weg Nummer 2 bringt den Königssohn zurück. Gibt ihm ein neues Leben, welches er in Frieden und Ruhe mit der Person leben kann die er liebt. Dieser Weg, der 3. lässt Maganda erscheinen und danach wird sie all ihre verloren geglaubten Pläne erfüllen. Der letzte Weg wird die Zeit zurück drehen bis zu dem Tag an dem du das Portal in unsere Welt betreten hast, doch wirst du es dann nicht betreten.

Also nun wähle.“

Ich starrte da Wesen an. Ohne nach zu denken hätte ich Weg 3 gewählt denn ich sollte doch Maganda erlösen. Doch bei genauerem nachdenken würde dies bedeuten das sie eine Armee aufstellen würde um gegen die Nachbarländer zu kämpfe. Weg 2, natürlich, der Wunsch brannte in meinem Herzen, aber was wenn Hari mich gar nicht so sehr liebte wie ich ihn, wenn er nun glücklich mit einer anderen leben würde? Weg 1 wäre auch schön, doch ich würde mein Leben lang mit einem schlechten Gewissen leben, weil ich damit leben müsste das ich diesem Volk doch nicht helfen konnte. Und der letzte Weg. Nein, den durfte ich auch nicht wählen, alles wäre so als wäre nichts gewesen und Bulaklak würde vergebens auf die Pinili warten.

Ich atmete tief ein dann sagte ich: „ Ich habe mich entschieden. Ich wähle diesen Weg.“

Ich hatte mich mit dem Rücken zu den Wegen gestellt und zeigte auf den Weg aus dem wir gekommen waren.

„Nur der Weg, auf dem ich gekommen bin, bringt mich auch wieder dahin zurück wo ich herkam“, sagte ich, „ meine Mutter hatte mir das gesagt. Ich dürfe das nie vergessen, sagte sie.“

„Ja, dies sind Worte von Maganda. Du hast bewiesen, dass du die Pinili bist. Du hast bewiesen, dass du die Rettung unseres Landes bist. Nun geh zurück. Der junge Herr wartet sicher schon. Aus dem Samen in der Blume wird nun der Kristall entstanden sein, alles andere ist dir überlassen.“

Mit diesen Worten verschwand das leuchtende Wesen. Ich ging zurück. Ardilya stand vor der Blume und bewunderte den Kristall der aus ihr gewachsen war.

„Er ist wunderschön“, stellte ich fest.

Erschrocken sah der Skip mich an, dann nickte er.

Vorsichtig nahm ich ihn in die Hand und ohne nach zu denken sagte ich die Worte, die den Kristall erlösen sollte:

Panahon na upang baguhin sa maganda, tulad ng bago. Verwandele dich in Maganda zurück, so wie es war vor langer Zeit.

Der Kristall wurde von einem magischen Leuchten umhüllt und aus ihm formte sich eine Frau, so schön wie die Welt noch nie eine erblickt haben konnte. Sie war kein bisschen gealtert. Sie war jung, wie damals als man sie verwandelte. Ihr langes Haar hatte dieselbe Farbe wie meines. Es war blond. Ihre Augen leuchteten wärme aus und waren genauso blau und strahlend wie die Augen meiner Mutter und meine eigenen. Lächelnd kam sie auf mich zu und strich mir über die Wange.

„Wie lange habe ich gewartet, gehofft und auf deine Mutter vertraut. Du bist noch viel schöner als ich dich erwartet hatte. Nur dein Haar…“

Sie fuhr mit ihren Fingern durch meine kurzen Haare. Ich musste lächeln, als ich mir die Haare schneiden ließ, hatte Mutter ähnlich reagiert. Magandas Blick fiel nun auf den Skip, der sich tief vor ihr verbeugt hatte.

„Erhebe dich. Nicht du solltest vor mir knien sonder ich vor dir. Großes hast du geleistet und du sollst dafür bekommen was du verdienst. Hat es dir doch das Herz zerrissen, deine Liebsten leiden zu sehen, hast du doch still schweigen gehalten und deine Rolle weiter gespielt. Ich bin sehr stolz auf dich und Matanda Babae ist es auch.“

Als wäre dies sein Stichwort nahm er die Melone vom Kopf und ein Stein, leuchtend rot, wie sonst nur der Stein aus Haris Krone, kam zum Vorschein. Ich sog die Luft scharf ein. Das konnte nicht sein. Maganda nickte sanft und schloss die Augen. Augenblicklich verwandelte sich der Skip in den Prinzen.

Mich überkam eine Woge der Freude vermischt mit Wut und Enttäuschung über sein Stillschweigen. Er kam auf mich zu und legte seine Hände auf meine Schulter.

Leise sagte er: „Nur so war es mir möglich, trotz meines Todes bei dir zu sein und dir die Hilfe zu bieten die du brauchtest, außerdem…“, er holte den Stein aus meiner Hosentasche, „… hattest du bis zum Schluss noch einen Wunsch frei.“ Er lächelte. Mir stiegen die Tränen in die Augen, aber ich war glücklich. Sehr glücklich.

„Ich unterbreche euch nur ungern“, sagte Maganda, „aber ich halte es für sinnvoll dem Königspaar zu berichten. Ich nickte. Plötzlich begann alles um mich herum zu verschwimmen. Hari sah mich besorgt an. Ich war so erschöpft das ich das Bewusst sein verloren haben musste, oder war noch etwas ganz anderes passiert?
 

Als ich meine Augen wieder öffnete lag ich da, im Gras der großen Wiese, hinter der Stadt, die mit dem Rad höchstens eine Stunde entfernt war. Sie Sonne streifte meine Haut. Es war Sommer und der warme Wind wehte über mich. Das schönste Augenpaar das ich kannte sah mich an. Dazu lächelte der schönste Mund und sein rotes Haar fiel mir ins Gesicht.

„Na du Schlafmütze“, lachte er, „hast du wieder von deinem Bulaklak geträumt?“

Ich hob die Hand und strich ihm über die Wange. Ich lächelte.

„Ja und jedes Mal wird der Traum schöner.“

„Du bist verrückt Paulina. Du solltest nicht so viel von den komischen Büchern lesen.“

„Denk doch was du willst Hendrik.“

Ich schloss die Augen. Ja für ihn war es wieder ein Traum. Woher sollte Hendrik auch wissen das das alles kein Traum war und das er nur vergessen hatte wer er wirklich war. Ich jedenfalls weiß alles noch als wäre es gestern gewesen. Vielleicht war es das ja auch. Egal. Ich bin glücklich und behalte Bulaklak und den Ang Reyna Kristal in meinem Herzen. Für immer.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2011-07-09T15:03:45+00:00 09.07.2011 17:03
Das Ende ist schön, wenn auch sehr überraschend.
Hat Spaß gemacht, die FF zu lesen xDD

Ich mag deinen Schreibstil


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