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Eternal Purgatory

Die Vergangenheit holt dich immer ein!
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Liebe Leserinnen und Leser,

Hier ist endlich nach viel viel viel zu langer Zeit mein neues Kapitel.
Ich möchte euch und der Fanfic ab jetzt wieder die Zeit und Leidenschaft widmen, die ihr und die Story verdient.
Als Dank für die Unterstützung und als Entschädigung für die lange Wartezeit habe ich das Fanfic-Tofu-Paket abboniert.

Ich hoffe es gefällt euch, denn jetzt geht es auf die entscheidenden Matches zu.


Alles Liebe und viel Spaß,

eure endlich wieder schreibende Autorin
Sunny Komplett anzeigen

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Abschied

Wie durch Watte drang der Jubel der Menge in der Arena zu ihm vor. In der Mitte des engen Flures lehnte er an der Wand. Weiter hatte er es nicht geschafft. Denn er hatte schon alles gegeben, hatte alles riskiert. Doch das war es ihm wirklich wert gewesen. Er hatte es tun müssen, aber wenn er seinen Freunden Mut machen konnte, war er froh.

Ein mattes Lächeln fand den Weg zu seinen aufgesprungenen Lippen. Im Halbdunkel des Ganges schloss er die Augen. Seine Tage als Beyblader waren gezählt. Dranzer fiel aus seiner Hand auf den Boden neben ihn. Er betrachtete ihn einen Moment.

„Dranzer, das war’s dann. Du kannst gehen...“, sagte er und legte noch ein Mal seine letzte Kraft in seine Stimme. Feine Risse zogen sich über das dunkele Blau, wanderten über das Metall und fraßen sich in das Innere. Als auch das Bildnis Dranzers zerbrach, schloss Kai die Augen.
 

„Danke, mein Freund.“

Into flames...

Verlassen lag der Weg vor ihm. Dunkel warfen die Bäume Schatten in der Dämmerung. Der Stadtlärm war kaum bis hier her in den Park zu hören und nur das Rascheln der kühlen Briese in den Blättern war zu vernehmen. Deshalb mochte Kai diesen Weg so sehr. Die Ruhe, die hier herrschte, war nicht zu vergleichen mit dem hektischen Treiben auf den Straßen Moskaus, oder dem ständigen Stimmengewirr in der Universitätscafeteria. Heute hatte er wieder viel Zeit in der Bibliothek verbracht. Das behagte im mehr, als alleine in der Wohnung zu hocken und Tala hinterher zu räumen, während sein altes Team trainierte. Kurz schaute er auf seine Uhr. Sie müssten bald zurück sein, dachte er und wollte gerade seine Hand zurück in die Tasche stecken, als er eine Bewegung wahrnahm. Eine Gestalt war vor ihm auf den Weg getreten. Misstrauisch blieb Kai sehen, scannte die Umgebung und war sofort angespannt und konzentriert. Ein alter aber dennoch nützlicher Reflex aus Abtei-Zeiten.

„Dein neuer Look ist so ungewohnt, Kai", sagte eine raue Stimme, die Kai sofort erkannte.

Boris.

„Wo sind denn die hübschen Streifen und der Schal?" Die dunkele Gestalt trat näher und Kai konnte sein Gesicht erkennen. Die harten Gesichtszüge und die ausgeprägten Knochen ließen ihn abgemagert erscheinen. Das freundliche Lächeln war nur eine Fassade, das wusste Kai.

Er sah in Boris' dunkle Augen und wägte ab. Seine Stimme klang kalt. "Was willst du, Boris?" Er hatte nicht vor, sich auf' Spielchen einzulassen.

Boris lächelte nur sein abscheuliches fassadenhaftes Lächeln, welches Kai so sehr hasste. Der Wind fegte durch sein Haar und trug ein klickendes Geräusch an sein Ohr. Kai erstarrte, als die dazu passende Mündung einer Waffe an seinen Rücken gedrückt wurde. Er starrte weiter nur Boris an, da er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich umzudrehen. Zwei weitere Gestalten waren hinter seinem Gegenüber aufgetaucht, blieben aber in den Schatten der Bäume. Kai hatte gewusst, dass Boris keine halben Sachen machte. War das jetzt der Anfang vom Ende?

„Dein Großvater vermisst dich, Kai", begann Boris. Amüsement war aus seiner Stimme zu hören. „Er sagt, es gibt einige Dinge zu erledigen."

Keine Regung zeigte sich in Kais Gesicht. Auch eine Eigenschaft, die er in der Abtei erworben hatte, deren Nützlichkeit sich aber nur manchmal bewehrte. In diesem Augenblick tat sie es. „Und um mir die Entscheidung zu erleichtern, hast du deine netten Freunde mitgebracht?", fragte Kai voller Sarkasmus und so kalt, wie der Wind, der an seinem weißen Hemd riss und die Blätter rascheln ließ. Er nahm den ruhigen Atem der Person hinter ihm war und trotz seiner äußeren Unbewegtheit, suchte er fieberhaft nach einem Ausweg aus dieser Situation.

„Ich spiele mit offenen Karten", erwiderte Boris, immer noch mit einem amüsierten Unterton in der Stimme. „Du hast die Wahl. Ein Leben in der Abtei, oder…" Aber Boris musste gar nicht mehr weiter reden. Kai verstand auch so: Oder gar kein Leben. Was für eine Wahl, dachte er bitter. Er sah sich schon wieder in den Ketten liegen, ohne eine Chance zu entkommen. Aber er musste es wenigstens versuchen.

Mit einer einzigen Bewegung drehte er sich zu dem Mann hinter ihm um, und trat ihm die Waffe aus der Hand. Dieser keuchte laut auf. Ein gezielter Schlag in den Nacken ließ ihn mit einem Stöhnen zu Boden gleiten. Er war viel zu überrascht und zu langsam obendrein.

Durch einen Adrenalinstoß konnte der junge Russe auch den nächsten Angreifer mit einem Tritt in die Magengegend treffen, der ein paar Schritte zurück taumelte. Doch der Dritte war schneller. Er holte aus, hob den Arm und hätte Kai beinahe den Schaft seiner Waffe auf den Schädel geschlagen, hätte er sich nicht rückwärts fallen lassen und sich rückwärts auf dem Boden abgerollt. So streifte der Schlag seinen Handrücken und ging danach ins Leere. Doch kräftige Hände packten ihn von hinten, bevor er reagieren konnte und ließen ihm keinen Raum. Keuchend versuchte er sich zu befreien, als zum zweiten Mal der Arm mit der Waffe über seinem Kopf schwebte. Das Letzte, was er sah, war Boris' Gesicht, einige Meter entfernt. Sein Lachen drang an Kais Ohr, als er einen harten Schmerz verspürte und die Dunkelheit ihn augenblicklich umfing.
 

Ein pochender Schmerz weckte Kai. Sofort sah er wieder Boris' Gesicht vor seinem Inneren Auge und anstatt sich zu bewegen blieb er reglos liegen. Er bemühte sich, gleichmäßig und ruhig zu atmen, um niemanden mitzuteilen, dass er wach war. Lieber erst einmal die Lage peilen. Ein schwacher Lichtschein flackerte vor seinen geschlossenen Lidern. Die Luft roch modrig, als wenn Feuchtigkeit in die Wände gedrungen wäre. Genauso fühlte sie sich auch an: kühl und feucht. Seine Kleidung klebte klamm an seinem Körper und er spürte , dass er auf etwas Weichem lag. Es schien, als wäre er alleine in dem Raum, denn außer seinen gleichmäßigen Atemzügen konnte er nur weit entfernte, leise Stimmen vernehmen. Er öffnete langsam die Augen, als er sich sicher war allein zu sein. In dem dämmrigen Licht einer einzelnen Kerze, die auf einem kleinen Tisch in der Mitte des Raumes stand, blickte er sich um. Erst konnte er wenig erkennen, bis sich seine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten. Er setzte sich von dem schmalen Bett auf, auf dem er gelegen hatte. Es war aus dickem Holz gefertigt und mit schlichter weißer Wäsche bezogen worden. In dem dunklen Licht wirkte es schäbig, als wäre es schon länger nicht mehr gebraucht worden. Kaum hatte er sich an die Kante gesetzt, wurde ihm schwindelig und er brauchte einen Moment, bis der Schwindel verflogen war. Der Schlag hatte eindeutig gesessen.

Er betrachtete die hohen Holztäfelungen und die schweren langen Gardinen vor den Fenstern. Sie waren allesamt vernagelt, und Kai hätte nicht einmal sagen können, ob es Tag oder Nacht war. Von der Decke hing ein alter Kronleuchter, der genauso verstaubt war, wie die restlichen Möbel, allesamt aus dunklem Holz. Das beinhaltete das Bett, einen kleinen Nachttisch, einen großen Kleiderschrank und ein antik wirkendes Schminktischchen an der Wand, mitsamt Spiegel und altmodischem Stuhl. Kai konnte das Spiegelbild der Kerze erkennen, und Schemen seines eigenen Gesichts. Schnell wandte er sich ab. Ihm kam der Gedanke, dass dies eine der verlassenen Villen war, die sein Großvater erworben hatte, aber nicht benutzte. Sein Blick wanderte über das ebenso dunkle Holz der Tür. Sie war sicher verschlossen, doch das hinderte ihn nicht daran zu ihr zu gehen, um den Stimmen dahinter zu lauschen. Entschlossen stand er auf, und trat nah an die Tür heran.

„… hat sich natürlich gewehrt. Aber das hatten wir ja erwartet. Jetzt ist er an dem befohlenen Ort, bis wir ihn transportieren können.“ Boris Stimme klang verbissen. Sein Russisch war Kai schon immer aggressiver vorgekommen als bei anderen und auch jetzt fiel ihm das auf. Was Boris’ Plan war, hatte er von der ersten Minute an gewusst, als er ihn in dem Park gesehen hatte.

Abtei.

„Nein Gaspadin!“, antwortete Boris auf etwas, das Kai nicht hören konnte. Er hatte die üble Befürchtung, dass er mit Voltaire telefonierte. „Noch geht es nicht. Der Stromausfall in diesem Teil Moskaus… Sicher tun wir alles Mögliche, aber ohne Strom lässt der Flugplatz keine…“, versuchte Boris sich zu erklären.

Deshalb also die Kerze, dachte Kai. Er trat einen Schritt zurück. Er hatte vor erst genug gehört. Dabei warf er versehentlich einen alten Schirmständer um. Bei dem Geräusch zuckte er zusammen und stieß einen leisen Fluch aus. Er starrte zur Tür. Boris Stimme war verstummt. Die Tür wurde heftig aufgerissen und ein kräftiger, glatzköpfige Mann stand vor Kai. Mit verbitterter Miene gab er Kai einen heftigen Stoß gegen die Brust. Er machte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, einige Schritte rückwärts und stolperte über den Holztisch in der Mitte des Raumes. Der Mann drehte sich um und verließ ohne einen Blick zurück das Zimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Kai rappelte sich neben dem umgestürzten Tisch auf und warf einen wütenden Blick zur Tür. Ein einfaches „Hör auf zu lauschen!“ wäre angenehmer gewesen. Aber es hätte auch nahezu an ein Wunder gegrenzt wenn einer von Boris Männer sich jemals die Mühe gemacht hätte, ihn nett zu behandeln.

Die plötzliche Wärme an seiner verschmutzten Hose ließ seinen Blick zu dem umgestürzten Tisch wandern. Die Kerze lag daneben. Hastig stand er auf. Die Flammen die bereits hochschlugen und gierig über die Tischplatte leckten knisterten und zischten wütend.

„Verdammt!“, entfuhr es Kai.

Erneut wanderte sein Blick zur Tür. In diesem Moment hörte er, wie eine weiter Tür zuschlug. Seine Augen verengten sich. Er wusste, sie waren fort. Wütend, wie das Zischen der Flammen, riss er mit Schwung einen der Vorhänge von der Gardinenstange und warf sie über das Feuer. Doch das Haus und alle Gegenstände darin, waren so alt, dass die Dielen brannte wie Zunder und die Flammen sich rasend ausbreiteten. Er hatte keine Chance. Die Flammen hatten schon den abgerissenen Vorhang verschluckt. Schweiß lief ihm die Stirn hinunter und die Hitze brannte ihm in den Augen. Er ignorierte es und duckte sich unter den Rauch um zur Tür zugelangen. Er drückte dagegen, war aber nicht überrascht, dass sie sich nicht bewegte. Seine so selbstverständlich kalte Art ließ ihn selbst in dieser Situation Ruhe bewahren. Er wandte den Rücken zur Tür und blickte auf die Flammen, die hungrig alles zu verschlingen versuchten.

... out of ashes!

„Warum lässt der sich eigentlich schon wieder so viel Zeit?“, fragte Bryan mürrisch, während er sich auf die weiße Couch in Kai und Talas gemeinsame Wohnung fallen ließ. Unwirsch griff er nach der Fernbedienung.

„Sei nicht so ungeduldig“, tadelte Tala ihn halbherzig, der sich grade sein Hemd zuknöpfte. Dann nahm er Bryan die Fernbedienung ab. „Er weiß schon noch, dass wir heute Abend zusammen etwas Trinken gehen wollten. Er hat wohl wieder nur die Zeit vergessen…“, sagte er lässig, als er sich neben Spencer auf die Sofalehne setzte.

Bryan runzelte nur die Stirn.

Tala seufzte. „Okay“, gab er etwas genervt nach, „ihr geht schon mal vor, und ich geh ihn abholen, ja?“

Bryan sprang auf. „Prima! Los Spencer, komm!“, rief er und war schon fast aus der Tür. „Bis später, Käferchen.“

Tala verzog das Gesicht. „Lass das, Bryan!“, rief er ihm hinter her, aber beide waren schon verschwunden. Er konnte es weder verstehen noch leiden, wenn Bryan ihn bei diesem Spitznamen nannte. Genervt zog er sein Handy aus der Tasche und wählte Kais Nummer. Nach einigen Freizeichen erklang Kais kühle Stimme.

„Wenn's wichtig ist, spuck’s nach dem Piepton aus, ansonsten: Lass mich in Ruhe.“ Dann ertönte ein Piepen. Tala ließ das Handy sinken. Dass Kai keine Anrufe annahm, war seltsam, doch Tala dachte sich erst nichts dabei. Er warf sich eine Jacke über.

Ein paar Minuten später lief er einen dunklen Weg entlang. Unruhig flatterten die Blätter im Wind und er strich sich genervt die Haare aus dem Gesicht. Er hatte den Park betreten, da er wusste, dass dies Kais Lieblingsstrecke war. Sie kannten sich einfach schon zu lange und dass Kai nach der BEGA-Affäre nach Russland zurückgekehrt war, machte es nicht besser. Das tägliche gemeinsame Joggen hätte sie eigentlich wie früher mehr zusammenschweißen müssen, doch eher das Gegenteil war passiert. Obwohl Tala derjenige war, mit dem Kai sich am meisten unterhielt, kam es ihm so vor, als würde Kai sich zunehmend von ihm distanzieren. Vor allem, da bald in Japan ein Turnier stattfand, bei dem die Blitzkriegboys antreten wollten. Und das mussten sie wohl oder übel ohne Kai.

Gerade als Tala erneut zu seinem Telefon griff, fiel ihm etwas ins Auge. Etwas Kleines lag da am Wegrand, halb im Gras verborgen. Er ging darauf zu und stellte fest, dass es ein Handy war. Mit jedem Schritt ahnte er Schlimmeres. Das Handy sah verdammt so aus wie Kais Handy. Rasch hob er es auf und blickte auf das Display. Sein unangenehmes Gefühl wurde stärker, als er die Tastensperre löste, und eines der voreingestellten Bilder, die in jedem Handy zu finden waren, ihm entgegen leuchtete. Doch Tala wusste, dass Kai so was herzlich egal war, solange es funktionierte. Aber er hatte keine Zweifel, dass dies Kais Handy war. Zwei Zeilen prangten in der Mitte des Displays.
 

1 unbeantworteter Anruf:

Tala Ivanov 19:42 Uhr
 

Angespannt steckte er es zu seinem in die Hosentasche. Es musste etwas passiert sein. „Was ist los, Bruder? Wo bist du?“, fragte er mehr zu sich selbst, als in den dunklen Park hinein.
 

Mein Blade!, schoss es Kai durch den Kopf.

Nachdem Dranzer fort war, hatte er nicht wirklich mehr gebladet. Aber was nicht einmal Tala wusste war, dass Kai eine neue Version seines alten Beyblades besaß, und ihn immer bei sich trug. Diese alte Gewohnheit konnte er einfach nicht ablegen, auch, wenn seine Tage als aktiver Beyblader gezählt waren.

Dass sein Blade noch da war, das hatte er festgestellt, als er in seinen Taschen vergeblich - was ihn allerdings keineswegs wunderte - nach seinem Handy gesucht hatte. Jetzt griff er nach dem Metall in seiner Tasche, dass so kühl war im Vergleich zu der massiven Hitze im Raum. Er warf einen schnellen Blick auf den Bitchip. Natürlich war er leer. Kai verspürte einen Stich. Keine Zeit jetzt darüber nachzudenken, ermahnte er sich selbst. Darüber konnte er später grübeln - wenn er es lebend aus dieser Feuerhölle schaffen sollte. Stattdessen steckte er den Blade an den Starter und trat hastig ein paar Schritte von der Tür zurück. Er hoffte inständig, dass er noch genug Kraft besaß um die Tür aufzubrechen. Sonst würde dies hier ein übles Ende nehmen.

Sofort überkam ihn dasselbe konzentrierte Gefühl, das er immer beim Beybladen verspürte, doch er konnte nicht ganz verdrängen, dass etwas fehlte, dass etwas anders war als sonst. Entschlossen richtete er trotz allem seinen Starter aus und spannte seinen Körper an. „Na dann, let it rip!“ Kräftig aber kontrolliert riss er verbissen die Reißleine heraus und sein Blade raste augenblicklich auf das Türschloss zu. Eine Delle entstand kurz darauf im Holz direkt daneben, untermalt von einem krachenden Geräusch. Es übertönte aber kaum das aggressive Knistern und Zischen der Flammen, die sich weiter langsam aber sicher durch alles fraßen, was ihnen im Weg war. Der Blade landete auf dem Boden vor der Tür. Kurz kreiselte er noch, dann bleib er reglos liegen. Fluchend wischte sich Kai den Schweiß von der Stirn. Das Atmen fiel ihm mittlerweile schwer, denn der dichte Rauch hing drohend wie eine dunkle Wolke über ihm. Darüber wollte er nicht nachdenke müssen.

Er versuchte es wieder. Und wieder. Er traf das Schloss, doch mehr als Dellen und Beulen konnte er nicht erreichen. Ihm ging die Puste aus, und seine Konzentration verlor sich mit der Weile. Der Blade prallte immer wieder ab, doch die Tür regte sich nicht. Noch nicht einmal Rütteln und Zerren öffneten das Schloss. Er versuchte es, bis sein Blick flimmerte. Es waren nicht einmal viele Minuten gewesen, die das alles gedauert hatte, doch es kam ihm vor wie Sekunden, so schnell kamen die Flammen auf ihn zu.

Er lehnte sich erschöpft an die einzige noch unverbrannte Wand und betrachtete das blaue Stück Metall und Technik vor ihm am Boden. Nach seinem letzten Versuch kreiselte es noch ruhig vor der Tür. Es nützte ihm nichts mehr.

Sein Großvater war Schuld an all dem. Er wollte ihn benutzen, für seine eigenen Zwecke. Und Kai war es leid. Er war es so satt. Sein ganzes Leben, hatte er beeinflusst, und das nicht zum Guten, wie er fand. Und was Boris anging. Schon beim Klang dieses Names, stieg der Abscheu in Kai hoch. Aber jetzt brauchte er sich nicht mehr viele Gedanken um ihn oder Voltaire machen. Er hatte keine Zeit mehr. Bald war es vorbei.

Seine Augen brannten, sein Herz raste und seine Lungen schmerzten bei jedem Atemzug. Sein Hass auf Boris und seinen Großvater brannte und raste genauso heftig wie Herz und Augen. Der Gedanke an seine Freude schmerzte ihm noch viel mehr.
 

In der Dunkelheit stieg eine Rauchsäule gen Himmel. Vom Park aus konnte Tala sie nur undeutlich und schemenhaft erkennen. Erst hatte er sie gar nicht wahrgenommen, denn er hatte Spuren auf dem Boden bemerkt, die ihm seltsam vorkamen. Schuhabrdücke, von denen er hätte schwören können, dass sie Kai gehören könnten. Schleifspuren, die ihm gar nicht gefielen. Mehr Fußabdrücke.

Doch jetzt beschäftigte ihn die Rauchsäule doch. Denn sie lag genau in der Richtung, in die die Spuren liefen. Hastig folgte er ihnen, bis sie sich auf dem Asphalt verloren. Unschlüssig blieb er stehen und blickte auf den Rauch. Er runzelte die Stirn. In der Richtung war nicht mehr viel außer das riesige verlassene Gelände mit dem alten Herrenhaus, dass Voltaire vor einigen Monaten erworben…

Es traf Tala wie einen Schlag. Was wenn Kai auf Boris gestoßen war und er ihn dorthin gebracht hatte?

Nach nur einen Moment in dem ihm dieser Gedanke kam rannte er los. Es war ein ganzes Stück, aber der Gedanke, er könne schon zu spät sein, ließ ihn schneller werden denn je.
 

Ein Schrei zerriss die rauchgeschwängerte Luft.

Wäre ihm dieses markerschütternde Geräusch nicht so bekannt vorgekommen, als wäre es sein eigenes gewesen, hätte er sich nicht die Mühe gemacht die Augen noch ein Mal zu öffnen. Doch er schrak regelrecht auf und blickte sich suchend um. Die Helligkeit und die Hitze des Feuers bissen weiter in seine Augen und er blinzelte, bis er seinen immer noch kreiselnden Blade sehen konnte. Er schien zu glühen. Kai rieb sich die Augen. Drehte sich der Blade etwa schneller? Und kam das rote, schimmernde Leuchten wirklich aus seiner Mitte? Hastig richtete sich Kai mühsam auf. Er folgte mit seinem Blick dem Schein, der eindeutig nicht von der Feuersbrunst um ihn herum kommen konnte.

Das war der Schrei Dranzers gewesen. Majestätisch schwebte der elegante Phönix in der Luft und blickte auf Kai herab. Sein Blick war freundlich und das, was Kai die ganze Zeit Stiche versetzt hatte, war verschwunden. Ein klitzekleines Lächeln schlich sich auf die aufgesprungenen Lippen des jungen Russen und eine Welle der Freude und der Erleichterung durchflutete ihn. Nie hätte er erwartet, dass er Dranzer je wieder sehen würde. Einen Moment betrachtete er ihn überrascht, und spürte wieder das Band zwischen ihnen. Als er die Hand hob um Dranzer und den Blade zur Tür zu leiten, fühlte er sich wieder ganz. Ein gezielter Angriff von dem mächtigen Phönix und die Tür sprang auf. Dranzers Macht war unglaublich.

„Danke, mein Freund“, sagte er leise und ließ Dranzer gezielt in seine Hand springen. Dorthin, wo er hingehörte.
 

Schwer atmend kam Tala an dem Anwesen an. Von hier kam der Rauch und ein Teil des Gebäudes stand in Flammen. Der hohe Zaun um das Gelände hatte ihn aufgehalten, doch jetzt blickte er sich suchend um. Er hoffte inständig, dass Kai nicht dort drinnen war. Was, wenn er zu spät war? Was, wenn sie Kai gar nicht hierher gebracht hatten? Aber woher kam dann das Feuer? Oder wollten sie ihn vielleicht umbringen...?

„Tala“, hörte er da eine raue Stimme.

Er wirbelte herum. An einem der mächtigen Bäume lehnte Kai. Seine Kleidung war rußig und er sah so blass aus wie ein Toter.

„Kai! Alles okay?“, fragte Tala überrascht, erleichtert und verwirrt zugleich, als er auf seinen Freund zu kam.

Kai unterdrückte offensichtlich ein Husten. Er sah grauenhaft aus. Schnell legte er Kais Arm um seine Schultern um ihn zu stützen.

„Es würde mir besser gehen, wenn du früher da gewesen wärest.“

„Ich wusste nicht wo du warst und...", begann Tala besorgt.

Doch Kai hielt Tala nur schweigend etwas entgegen. Einen Blade. Erst verstand er nicht genau was Kai wollte, dann sah er das leuchtende Rot Dranzers. Fragend sah Tala ihn an.

Kai lächelte ein müdes Lächeln. „Du hast halt was verpasst“, sagte er, und musste husten. Fast wurde er noch bleicher als er schon war, und das Husten schüttelte seinen Körper heftig. „Pünktlichkeit war noch nie deine Stärke, Tala“, sagte er staubtrocken.

New beginning...!?

Leise Stimmen waren durch die Tür zu vernehmen. Steif stand er vor der Tür. Sie klangen ernst. Er wusste, was jetzt kam. Es war schon viele Male so gewesen. Dass er so lange warten musste, hieß nichts Gutes. Angestrengt versuchte er herauszufinden, was genau gesagt wurde, doch es gelang ihm nicht. Er war viel zu unruhig, als dass er sich lange genug auf die leisen Worte hätte konzentrieren können. Das Unbehagen jagte ihm eine Welle Gänsehaut über die Unterarme, als er sich in dem langen Gang umsah. Die anderen Türen waren alle verschlossen. Das sterile Neonlicht fiel auf weiß gestrichene Wände. Niemand war zu sehen, was ihn um diese Uhrzeit aber keineswegs verwunderte. Es war sehr früh am Morgen, wo die meisten Menschen wohl behütet in ihren Betten lagen. Wie sehr hätte ihm das auch gefallen, jetzt einfach woanders sein zu können.

Schon wieder warf er einen Blick auf die Uhr. Normalerweise war er geduldiger. Ungeduld führte selten auf effizientem Weg zum Ziel. Aber bei dieser Angelegenheit konnte er nur warten. Es lag nicht mehr in seiner Hand. Er konnte eh nichts mehr ändern. Was geschehen war, war geschehen. Er wollte nur noch wissen, welche Konsequenzen die Nacht bringen würde.

Langsam wurde die Tür geöffnet und gab den Blick auf ein helles Büro frei. Durch die bodenlange Fensterfront flutet das erste Licht des Tages. Hinter einem massiven Schreibtisch konnte man durch sie das Erwachen Moskaus miterleben so atemberaubend war die Aussicht über Russlands Hauptstadt. Die junge Frau, die ihm die Tür geöffnet hatte, ging rasch an ihm vorbei und verließ das Zimmer. Als sie sich im Flur befand, schloss er die Tür hinter sich und atmete einmal tief ein. Wappnete sich gegen alles, was jetzt folgen würde. Nach dem er sich umgedreht hatte, verschwendete er keinen Blick an die elegante Einrichtung aus dunklem Holz, die das Büro schmückte, und auch nicht an die Aussicht. Sein Blick traf den eines älteren Mannes, der in dem hohen Bürostuhl hinter dem Schreibtisch thronte und ihn mit hochgezogenen Brauen musterte. Ein schauer lief ihm den Rücken hinunter als er weiter in das Zimmer trat. Unschlüssig blieb er stehen und wartete.

„Boris, mein Freund“, erklang die tiefe kühle Stimme Voltaires. „Setzt dich doch zu mir.“ Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Die Ruhe, die Voltaire ausstrahlte machte Boris noch nervöser, doch er tat wie ihm geheißen. Befehle von Voltaire zu missachten war nie eine gute Idee. Er zwang sich, ihm in die Augen zusehen.

„Igor hat mir bereits berichtet, was vorgefallen ist. Und ich bin mir sicher, dass du weiß, wie sehr mir das alles missfällt.“

Boris schluckte schwer. „Verzeiht mir, Gaspadin. Unser Ziel war es, Ihren Enkel so schnell wie möglich sicher zu transportieren. Das mit dem Feuer war ein Unfall…“

„Solche Unfälle dürfen nicht passieren!“, unterbracht Voltaire ihn harsch. „Es wäre in deiner Verantwortung gewesen für Kais Sicherheit so sorgen. Aber wiedermal hast du deine Aufgaben nur wenig Beachtung geschenkt und sie nicht zu meiner Befriedigung erledigen können.“

Boris ballte unwillkürlich die Faust. Er hasste es, sich für Igors unüberlegtes Handeln verantworten zu müssen. Wieder und wieder brachte er nur Ärger. Es wurde Zeit, ihn sich mal ordentlich zur Brust zu nehmen. Nur leider war jetzt nicht die Zeit dafür. Und leider wusste Boris auch, dass Igor durch sein Einschleimen (anders konnte man es nicht nennen), in Voltaires Gunst stand, und ihm viel mehr gehorchte als ihm. Und das obwohl er Boris unterstellt war.

„Wo ist er jetzt?“, unterbrach Voltaire seine Gedanken.

Einen Moment schwieg Boris überrascht, aber er antwortete ihm wahrheitsgemäß. „Laut unseren Informationen hat Tala ihn in ein Krankenhaus begleitet, nachdem er ihn beider Villa gefunden hatte. Dort waren sie so um Mitternacht.“

Voltaire hob eine Braue. „Und da ist er vermutlich noch?“

Boris druckste etwas herum. Dann starrte er Voltaire an. „Nein, Gaspadin“, gab er leise zu und beobachtete wie sein Gegenüber die Faust ballte.

„Sehr schön!“, presste dieser gereizt hervor. Die Wut in seiner Stimme war unverkennbar. Er stand auf und schlug so plötzlich und heftig auf den Schreibtisch, dass Boris zusammen zuckte.

„Also haben wir…“, er unterbrach sich, „also hast DU nur dafür gesorgt, dass sie gewarnt sind!?“ Halb war es eine ungläubige Frage, halb war es ein harter Vorwurf, den Voltaire ausstieß. Langsam ging er um den Tisch herum. „Was meinst du, was sie jetzt wohl tun werden, hmm?“, fragte er bedrohlich ruhig. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er ans Fenster. „Das wird noch ein Nachspiel haben! Und jetzt raus!“

Das ließ Boris sich nicht zweimal sagen. Er stand hastig auf und machte eine kleine Verbeugung. „Verzeiht mir, Gaspadin“, murmelte er unterwürfig und verließ den Raum. Kurz bevor sich die Tür schloss, hörte er noch wie Voltaire sagte: „Du wirst von mir hören.“

Laut fiel die Tür ins Schloss.
 


 

„Du hättest noch länger im Krankenhaus bleiben sollen, Kai...", begann Tala verärgert. Er schloss die Tür auf und ließ seinen Freund vorbei, damit er die Wohnung betreten konnte. Er ignorierte Kais Schnauben und folgte ihm. Er schaltete das Licht ein, sodass er sehen konnte, wie Kai zielstrebig durch das offene Wohnzimmer ging und in seinem Zimmer verschwand. Er war noch immer angeschlagen. Sie hatten ihn dabehalten wollen, aber er hatte sich von niemandem etwas sagen lassen wollen. Wie immer.

Vollidiot, dachte Tala genervt. Diese Nacht war eindeutig viel zu anstrengend für sie beide.

„Was hast du jetzt vor?", rief er ihm nach.

„Wir müssen hier weg!", rief Kai aus seinem Zimmer.

„Aber…“

„Nichts aber, Tala! Wir haben keine Wahl. Meinst du, mein Großvater wird sich über die Scheiße freuen, die Boris und Igor da angerichtet haben? Die werde alles dafür tun um es auszubügeln, und ich habe nicht vor, darauf zu warten, bis sie uns holen kommen, verdammt noch mal!"

Einen Moment lang hörte er nur, wie sich ein Reißverschluss öffnete. Dann fuhr Kai fort. "Ich bin nicht scharf drauf. Ich hab genug von diesem verdammten Spiel, in dem sie alle mein Leben kontrollieren wollen."

Irgendwas polterte laut und ließ Tala zusammenzucken.

In diesem Moment klopfte es heftig an der Tür. Tala verdrehte die Augen. Er wusste genau, dass nur Bryan so klopfte und wandte sich ab. „Ist offen."

Bryan kam herein, knapp gefolgt von Spencer und Ian. Alle sahen Tala erwartungsvoll an. Er konnte es sich nicht verkneifen, wieder mit den Augen zu rollen. Als er ihnen vorhin bescheid gesagt hatte, hatte er ihnen die Ereignisse geschildert.

„Wo ist er?," fragte Ian neugierig und lief in die Küche.

Tala nickte nur in Richtung Kais Zimmer. Kaum stand Ian davor und wollte sie aufreißen, kam ihm Kai von innen zuvor. „Was!?“, fragte er nur bissig. Seine Stimme war immer noch rau, aber er klang so feindselig wie eh und je. Alle sahen ihn an. „Habt ihr schon gepackt?", fragte er knapp im selben Tonfall.

Tala ahnte Ungutes, als er die ratlosen Gesichter der anderen sah.

„Was genau meinst du. Kai?", fragte Spencer ruhig.

Um Kai zuvor zukommen antwortete Tala schnell: „Wir können nicht hierbleiben. Voltaire wird nach ihm suchen lassen..." Den letzten Teil murmelte er nur noch, schon tief in gedanklicher Planung.

Bryan hob eine Augenbraue. „Das heißt wir gehen alle weg?"

Kai war damit beschäftigt Bücher wahllos, wie es schien, aus einem großen Regal zu ziehen. Er suchte wohl ein Bestimmtes. Die anderen ließ er einfach achtlos auf dem Boden fallen. Tala stutzte. Sonst war Kai ein Büchernarr und ließ nie ein Buch einfach so fallen. Er hatte all die Bücher auf dem Regal selber ordentlich geordnet und sortiert. Er hatte es wohl sehr eilig. So ernst war die Sache also. Er hätte gerne in Kais Kopf gesehen, denn er war sich sicher, dass es ihm viel mehr ausmachte, als er zu zeigen bereit war. Noch nicht mal vor seinen Freunden, nein seiner einzigen Familie ließ er zu viele Emotionen zu. Doch seine Wut in diesem Blick war unverkennbar. Sie waren gezwungen jetzt etwas zu unternehmen.

„Nein“, antwortete Tala endlich auf Bryans Frage, mit einem Blick auf Ian. "In Tokio wird es demnächst ein größeres Turnier geben. Wenn wir dort teilnehmen, kann Voltaire uns nicht einfach zurück nach Moskau schleppen..."

"Er könnte schon...", murmelte Ian mit einem angwiderten Blick.

"... weil die Presse sich darauf stürzen würde und er sicher keine Aufmerksamkeit dafür haben will", fuhr Tala einfach fort. Er warf Kai einen weiteren Blick zu, als er das Buch, das er suchte, offensichtlich gefunden hatte. Noch immer hatte er die Lippen aufeinander gepresst und verschwand wieder in seinem Zimmer.

Tala seufzte innerlich. "Aber die maximale Anzahl an Teilnehmern pro Team ist leider begrenzt auf vier."

Ian kapierte es als erstes. Er verschränkte die Arme trotzig vor der Brust. "Ich darf nicht mit oder was?", fragte er unüberhörbar angepisst.

"Ian, du musst noch zur Schule gehen", versuchte Spencer zu erklären, der zu sehen schien, wo alles hinführte.

"Nur weil ihr alle scheiß Studenten seid und blau machen könnt..." murmelte er. Dann erhob er die Stimme. "Und nur weil Kai sich nicht selbst aus der Klemme helfen konnte und Dranzer ihn gerettet hat!", rief er sauer.

Dann war es still.

"Das hättest du mal lieber nicht gesagt, Kleiner..." murmelte Bryan.

Und damit hatte er recht. Kai kam gefährlich langsam aus seinem Zimmer. Sein Gesicht war eine eiserne Maske. "Danke, Ian. Wir hätten gerne tauschen können. Ist immer wieder eine schöne Erfahrung bei lebendigem Leib verbrannt zu werden. Nicht zu wissen, ob man am Rauch erstickt oder ob die Hitze einen umbringt. Das nächste mal kannst du gerne mitkommen. Ich bitte Boris einfach darum, dir 'nen Ehrenplatz zu besorgen!" Seine Stimme troff nur so vom beißendem Sarkasmus. Er schmiss die Tür hinter sich zu.

Sein letzter Ausweg, dachte Tala. Er kannte Kai mittlerweile gut genug um zu wissen, dass wenn etwas ihn sehr mitnahm er sich mit Sarkasmus half.

"Ist ja gut...", murmelte Ian etwas sanfter. Er schien es auch zu merken. "Ich bleibe hier, wenn es besser so ist."

"Das heißt, wir werden bei dem Turnier teilnehmen?" Bryan sah zu Tala. "Sag bloß nicht Tyson macht da auch mit..." Aber er konnte sich die Antwort eigentlich schon denken.

"Haha!", lachte Ian.

Bevor Bryan und Ian sich wieder gegenseitig aufziehen konnten unterbrach Tala sie. "Packt eure Sachen. Anmeldeschluss ist übermorgen. Wir müssen den nächsten Flieger kriegen."

Er blickte noch ein mal zu Kais Tür und ging zum Telefon.

Es begann bereits zu dämmern und Moskau würde bald erwachen.

"Schönen guten Morgen", begann er als sich jemand auf der anderen Seite der Leitung meldete. "Könnten Sie mir sagen, wann der nächste Flug nach Tokio geht?"

Arrivals

Kai!"

Jemand schrie. Das Wort hallte in der Luft und vibrierte in seinen Ohren. Der junge Russe blickte auf. Diese Stimme würde er immer und überall wieder erkennen.

Tyson.

"Jetzt nicht austicken, Kai", sagte Tala leise von hinten, als er seine Tasche vom Gepäckband nahm. Er hatte gesehen wie Kai die Schultern straffte. Und nachdem er kein einziges Wort auf dem gesamten Flug nach Tokio gesagt hatte, konnte er sich wohl denken, dass er nicht die allerbeste Laune hatte. Kai antwortete mit einem unbeugsamen, kalten "Hmm."

"Wie kommt er denn hier hin?", fragte Bryan etwas verdutzt neben dem Band mit den Taschen. Spencer und er standen zwei Schritte hinter ihren beiden Teamkollegen. Misstrauisch beobachteten alle vier, wie Tyson auf sie zugestürmt kam.

"Kai!", rief er schon von Weitem. "Was machst du denn hier? Machst du etwa auch wieder mit? Wir waren in Amerika und haben mit Max Mom trainiert. Das war richtig gut! Jetzt bin ich sowie so viel besser als ihr...!" Tyson war gar nicht mehr zu bremsen. Tala warf Kai einen halb besorgten, halb strengen Blick zu. Wenn Tyson so weiter machte, könnte bald jemandem der Kragen platzen. Doch zum Glück kamen Ray, Max und Daichi grade an. Sie waren hinter Tyson hergegangen, der sie rasant abgehängt hatte.

"Tyson, mach mal halb lang!", beschwichtigte Max. Wahrscheinlich rettete er grade alle damit. Die Bladebreakers schienen sehr gute Laune zu haben. Max lachte als Ray Tyson den Ellbogen in die Rippen stieß. Er sah Kai freundlich an.

Kai sah ihm kurz in die Augen, und spürte gleichzeitig Talas Blick in seinem Nacken. Er war angespannt. Die Last auf seinen Schultern schnürte ihm die Luft ab. Einen Moment schien die Luft vor Hitze vor seinen Augen zu flirren, aber kaum dachte er darüber nach, war der Augenblick schon vorbei. Er musste hier raus. Er biss die Zähne zusammen. Wirkliches Interesse hatte er keins an dem Gespräch. Es gab wichtigere Dinge zu erledigen. Tyson plapperte weiter vor sich hin und hatte ihn schon zwei mal gefragt, wie es Kai ging. Doch er konnte das nicht mehr lange aushalten. Sein Großvater war seine eigene Angelegenheit. Und es war schon schlimm genug, dass sein Team damit reingezogen wurde. Unwillkürlich ballte er die Fäuste. Abrupt wandte er sich ab und ging. Er nahm seine Tasche und ließ sie die Gruppe von Beybladern stehen. Er hörte Tyson noch einmal seine Namen rufen und musste sich beherrschen, ihm keine Beleidigung zurückzurufen. Stattdessen stieß er einen russischen Fluch aus. Er wunderte sich selbst. Normalerweise viel es ihm leichter, ruhig zu sein.

Er wusste, dass sie ihm folgen würden. Dafür wusste er nicht, wie lange er die Fassade noch aufrecht erhalten könnte. Im Augenblick fiel es ihm schwer. Aber Kai war stark genug um dem Druck stand zu halten. Nie würde er versagen und aufgeben. Er würde nicht die Kontrolle verlieren.

Er trat aus dem Flughafengebäude und atmete Tokios Luft ein. Die Sonne stand tief am Himmel und färbte die Dächer der Gebäude blutrot. Hinter ihm öffnete sich die moderne Glastür und Ray trat neben Kai.

"Ich freue mich, dass du zurück bist Kai, aber du siehst ehrlich gesagt nicht besonders gut aus."

"Mir geht es gut", sagte er knapp, während er ein Taxi heran winkte.

Ray schwieg einen Augenblick und beobachtete wie Kai einstieg. "Die Anderen warten noch auf ihre Koffer..."

"Die Anderen werden das Hotel schon finden. Kommst du nun mit?" Kais Tonfall war so kalt wie ein sibirischer Winter. Schnell ließ sich Ray neben ihn auf den Sitz fallen, als sein alter Freund dem Fahrer schon das Ziel nannte. Er verschränkte die Arme und blickte über die Schulter zum Flughafeneingang zurück. Einen Augenblick, bevor das Taxi um eine Ecke bog, konnte er Tala erkennen, hinter dem sich die Tür schloss. Kai konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, da Tala in die andere Richtung schaute. Kai folgte seinem Blick. Ein paar Schritte weiter stand ein Taxi, in das drei junge Mädchen einstiegen. Er hob eine Braue. Es war nicht verwunderlich, das Tala drei Mädchen hinterher schaute. Doch Kai hatte einen Moment Zeit, um sie sich genauer anzusehen. Alle waren auf ihre Weise hübsch. Eine war schwarzharig und hatte einen roten Pony. Sie lächelte, als sie einstieg. Sie wirkte locker, aber Kai fand, sie schien etwas zu unbekümmert zu sein. Ganz im Gegenteil dazu wartete eine Größere mit außergewöhnlich weißen Haare darauf, dass sie einsteigen konnte. Sie war etwas älter als das erste Mädchen, und schien genervt zu sein. Ihre Arme hatte sie vor der Brust verschränkt. Die Dritte hatte langes braunes Haar und ließ sich von ihrer schwarzhaarigen Kollegin grade eine Tasche auf den Schoß legen. Sie zog ihre Handschuhe zurecht. Das war Kai aufgefallen. Sie alle trugen Handschuhe, so wie es nur Beyblader taten. Am meisten erstaunte ihn, dass Max ihnen die Tür zum Taxi aufgehalten hatte. Tyson und Daichi standen ganz in der Nähe und wirkten immer noch aufgekratzt. Bryan und Spencer sahen sich das Schauspiel wie Tala aus ein paar Metern entfernt an.

Dann fuhr sein eigenes Taxi um eine Kurve und Kais Blick wanderte nach vorne. Er streifte seine eigenen Handschuhe und in diesem Moment war er sich nur allzusehr dem weichen Leder bewusst, dass sich an seine Knöchel schmiegte und so vertraut war. Ein klitzekleines Lächeln schob sich auf seine Lippen. Es war, als wäre er nie weg gewesen, dachte er, und spürte Dranzers Präsenz stärker denn je. Doch da war auch der Hauch Dunkelheit, den er so stetig beiseite zu drängen versuchte.... Die schlechten Erinnerungen stürzten auf ihn ein. Er ballte eine Hand zur Faust und konzentrierte sich ganz auf das Gefühl des Stoffes auf seinem Handrücken. Er spannte den Unterkiefer an und sah aus dem Fenster.

"Ray, was weißt du über das Tunier?", fragte er abrupt und ein bisschen schärfer, als er es beabsichtigt hatte. Er musste sich irgendwie ablenken.

"Öhm...", begann Ray ein bisschen irritiert. "Das Five-for-World Turnier ist ein bisschen anders, als die anderen Turniere.“ Er schwieg einen Moment. "Machst du... also du machst mit?", fragte er vorsichtig.

Kai schwieg erst und ließ seinen Blick über die Lichter der Stadt gleiten. "Wäre ich sonst hier?", fragte er bissig.

"Und was ist mit Dranzer... Ich dachte du hättest...?" Er ließ die Frage in der Luft hängen und sah Kai an.

Er hatte gewusst, dass Ray fragen würde. Er zog Dranzer aus seiner Tasche und zeigte ihn seinem ehemaligen Teamkollegen. Majestätisch brannte das Abbild des Phönix' auf dem dunklen Blau.

Rays Augen weiteten sich, und Kai meinte einen winzigen Anflug von Erleichterung in ihnen aufblitzen zu sehen. Sein eigener Blick wurde dunkel. "Also, das Turnier?“, erinnerte er Ray, um ihn von eventuellen Gedanken ablenken zu wollen, die er vielleicht gehabt haben könnte.

"Ach ja. Also es ist ein Benefiz-Turnier. Die Eintrittsgelder gehen an wohltätige Einrichtungen." Ray schien zu merken, dass das nicht die Informationen waren, die Kai hören wollte. "Deswegen läuft es diesmal auch anders ab. Die besten fünf Teams machen mit. Wir mussten uns nicht qualifizieren, aber alle anderen Teams schon." Er zählte die folgenden Teams an einer Hand ab. "Da seid ihr Blitzkriegboys, die White Tiges, die All Starz, wir natürlich, und ein neues Team. Sie nennen sie Ryuténshi."

"Drachenengel? Albern", sagte Kai trocken als einzigen Kommentar.

Ray fuhr unbeirrt fort. "Jedes Team wird gegen jedes andere Team antreten. Aber die drei einzelnen Matches in jeder Begegnung werden ausgelost."

"Inwiefern ausgelost?", fragte Kai monoton.

"Das heißt, nicht die Teams bestimmen, wer gegen wen von den Gegner bladet oder wer als Erster antritt. Das Los entscheidet", schloss Ray.

Kais Miene änderte kein bisschen. Er war es gewohnt Überraschungen hinzunehem und sich nicht überrumpeln zu lassen. Erwarte das Unerwartete! Dieser Satz hallte noch an den dunklen Steingängen der Abtei hinter ihm her. Als wenn er ihn vergessen könnte, dachte er düster. Diese Turnierregeln waren mal etwas anderes. Blader gegen Blader. Ganz einfach. Kein taktisches Handeln. Kein verstecken, kein tricksen.

Dann kam ihm ein Gedanke. Wenn das Los entschied... dann könnte es sein, dass er nicht gegen Tyson bladen durfte! Seine Augen verengten sich leicht. Seit dem Moment als Dranzer zu ihm zurückgekommen war, war diese Chance auf Revanche in seinem Hinterkopf herumgewandert. Und jetzt sollte der Zufall alles verhindern. Das gefiel ihm nicht. Nicht die Kontrolle zu haben, hatte ihm noch nie gefallen. Er wollte diese Revanche!

"Ich hoffe ich muss nicht gegen Rick oder dich bladen", sagte Ray halb im Scherz.

Kai sah ihn an und schwieg. Seine Haare schienen in der Zeit wieder ein ganzes Stück länger geworden zu sein. Ray war sicher gut in Form. Er dachte an ihr Match bei der vergangenen WM. Es war eines der Besten gewesen, die Kai je bestritten hatte. Ray war ein guter Blader und hatte eine außergewöhnliche Moral und ein bitteres Durchhaltevermögen. Es stand Kais eigenem nur in dem Punkt nach, dass Ray nie in der Abtei hatte leben müssen. Das härtete ungemein ab. Trotzdem konnte Kai in diesem Moment nicht einschätzen, wer von ihnen beiden grade besser war. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eingestehen, dass es ihn nicht gut ging. Meistens verschwendete er keine Gedanken daran. Er nahm es hin. Wie er es immer hatte tun müssen. Und Ray hatte viel trainiert und musste keinen zusätzlichen Druck aushalten. Doch Kai vertraute Dranzers Macht, so wie er es immer getan hatte. Vielleicht würde Dranzer irgendwann seine letzte Rettung sein. Vielleicht würde Dranzer irgendwann derjenige sein, der die dunkle Macht, die immerzu an seiner so sorgsam errichtetet Mauer zog, vernichtete. Oder wenigstens in Schach hielt.

My personal silence

Bryan lag mit geschlossenen Augen auf der Bank. Spencer hatte seine Kopfhörer in den Ohren. Tala lehnte mit verschränkten Armen an der Tür. Sie alle waren in ihrer eigenen Konzentrationsphase. Wie vor jedem Match.

Kai saß reglos auf einem der Stühle in der Garderobe der Blitzkriegboys. Durch die Wände der Arena konnte er über sich das Vibrieren tausender Körper und das Summen tausender Menschen spüren. Alles war ihm vertraut, doch das allererste Mal verspürte er einen winzigen Anflug von Nervosität. Er saß still da, wusste aber, dass Talas Blick auf ihm ruhte. Er versuchte ihn leicht verärgert zu ignorieren und starrte Dranzer an, der ruhig in seiner Hand lag. Heute würden sein Bitbeast und er beweisen müssen, dass sie nichts von ihrer Stärke verloren hatten. Und er freute sich bereits darauf.

Als es ruhig um sie herum wurde und die Geräusche verstummten, konnte Kai Mr. Dickensons Stimme vernehmen, die das Turnier eröffnete. Der DJ begann die Regeln zu erklären.

"Wir müssen los", sagte Tala ernst und bestimmt, wie man es von seinem Teamkäpt'n erwartete. Kai sah den entschlossenen Blick, den Tala immer dann bekam, wenn es ums Beybladen ging. Da konnte er vorher noch so gute oder schlechte Laune haben, doch so bald er einen Fuß in eine Arena setzte, war er der hochkonzentrierte Teamleader, der sein Team zum Sieg führte. Kai erhob sich, und sie betraten den Gang, der sie direkt in die Arena führen sollte. Das Echo des DJ's hallte an den Wänden entlang, als er die PPB All Starz ankündigte. Die vier Amerikaner betraten die Arena aus einem der fünf Gänge. Diese waren sternförmig angeordnet und gewährten jedem einzelnen Team Einlass zu diesem Turnier.

Die White Tigers kamen aus dem Gang links von Kai, Tala, Bryan und Spencer.

"Und nun habe ich einen besonderen Leckerbissen führ euch", fuhr DJ Jazzman fort, "und ich denke er wird mich für diese Wortwahl mit seine Blicken erdolchen. Aber nichtsdestotrotz freut euch mit mir über die Blitzkriegboys mit ihrem neuen alten Teammitglied!" Er machte eine ausladende Geste.

Kai verdrehte kurz die Augen und ging in die Arena. Er musterte mit einem kühlen Blick die Menge und ließ den tosenden Applaus über sich hinweg schallen. Es dauerte eine Weile, bis sich der Beifall und das Getuschel gelegt hatten.

Dann ergriff Jazzman erneut das Wort. "Wie ich sehe gefällt euch das! Aber soll ich euch etwas verraten? Das war noch lange nicht alles!" Ausschweifend warf er die Hand erneut in die Luft. "Begrüßt unsere Newcomer. Hier sind für euch das erste Mal: Ryutenshi!"

Rechts von den Blitzkriegboys betraten drei junge Mädchen die Arena. Kai erkannte sie wieder. Es waren jene drei Bladerinnen, die er am Flughafen in ein Taxi hatte steigen sehen. Das Publikum applaudierte und er konnte sie genauer mustern, in dem Versuch sie einzuschätzen. Sie waren immerhin seine Gegnerinnen.

Das Mädchen mit den schwarzen Haaren ging einen Schritt vor ihren beiden Teamkolleginnen. Sie schien die Teamleaderin zu sein. Ihr bestimmter Gang und ihr gewinnendes Lächeln sagten der Welt wie stolz sie war, genau dort zu sein, wo sie sein wollte. Der DJ stellte sie als Summer vor. Knapp hinter ihr wirkte das etwas größere Mädchen angespannt und sah sich in der Arena um. Sie fuhr sich durch die hellen weißen Haare, als Jazzman ihren Namen nannte: Shian. Ihre brünette Kameradin fühlte sich wohler. Ihre Haltung war locker und sie schien die gute und lebhafte Atmosphäre in sich aufzunehmen. Sie hieß Luna.

"Und nachdem ihr diese wunderbaren Beybladerinnen kennen gelernt habt, Freunde, kommen hier die amtierenden Weltmeister! Die Bladebreakers!"

Kaum hatte der DJ ausgesprochen, ließen sich Tyson, Max, Ray, Daichi, Hilary und Kenny auf der wogenden Brandung des Applauses in die Arena tragen. Auf all ihren Gesichtern schien das Lächeln zu wohnen. Kai wandte sich mit gerümpfter Nase ab. Das Lachen würde ihnen allen noch vergehen. Er fing Talas Blick auf und bemühte sich rasch die ausdruckslose Maske zurück auf sein Gesicht zu zwingen.

DJ Jazzman kam kaum gegen die Flut des Applauses an. "Wollen wir beginnen?", rief er und deutete auf den großen Bildschirm. Dort erschien eine Art Generator. Er wirbelte die Bilder der Teams durcheinander, wie ein Strudel das Meer.

"Jetzt wird’s lustig!", hörte Kai Bryan hinter sich sagen. Er brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass er sein Psycho-Grinsen grinste.

Der Generator bliebt stehen. Die Menge begann erneut zu Klatschen. Trotzdem hörte Kai wie Jazzmann die White Tigers und die Blitzkriegboys aufforderte näher an die Beyarena heranzutreten.

Tala lieferte sich sofort mit Lee ein beeindruckendes Blickduell. Dabei war Lee allerdings mehr als unterlegen. Er sah weg, um auf den Bildschirm zu blicken, auf dem die Gesichter der Beyblader erschienen. Kai konnte Talas Triumph neben sich quasi aus der Luft fischen. Doch das reichte nicht um die Anzeige auszublenden. Auf dieser leuchtete jetzt Kais sein eigenes Gesicht entgegen. Kalt und ausdruckslos wie immer. Ganz im Gegenteil zu dem Lächeln seiner Gegnerin.

Mariah.

"Mann, der hat’s immer so leicht....", maulte Bryan hinter Kai. Er hob nur eine Braue.

"Na dann, Bruder, spiel schön mit dem Kätzchen", sagte Tala, und grinste Mariah hämisch an. Auf der anderen Seite schien sie heftig zu schlucken. Doch als sie seinem Blick begegnete funkelte sie zurück.

"Schon klar", hörte Kai sich knapp sagen und stieg langsam die drei Stufen zu dem Tableau hoch.

Das Classic Bowl.

Ein kleines triumphierendes Lächeln schlich sich nun doch auf sein Gesicht. Das Classic Bowl war sein Lieblingstableau. Hier konnten sich seine Gegner nicht verstecken. Es war schon fast zu einfach.

Sein Blick fiel auf Mariah. Sie stand ihm schon startbereit gegenüber. Sie wartete angespannt auf das Startsignal. "Dann mal los."

Der DJ hob die Hand. "Drei..."

Kai zog seelenruhig den tiefblauen Beyblade aus seiner Tasche.

"Zwei..."

Die Halterung des Staters griff um Dranzers Bitchip.

"Eins..."

Er stieß die Reißleine gekonnt in den Starter.

"Let it rip!"

Kontrolliert zog Kai an der Leine. Die Umgebung verschwamm. Alles kam zurück. Die Konzentration. Die Leidenschaft. Die Macht.

Das kleine Lächeln verweilte auf seinem Gesicht, als Kai beobachtete wie sein Blade sauber in der Arena landete. Schnell beschrieb er Kreise an der äußeren Kante. Gallux zog sich schlingernd in der Arenamitte zurück. Mariah war nervös. Kais Mundwinkel zuckten. Ein merkwürdiges Gefühl beschlich ihn. Sein Lächeln verschwand.

"Dranzer!", rief er seinen Blade zu Angriff auf. Er meinte den Schrei seines Bitbeasts zu hören, und das ungute Gefühl verließ ihn auf der Stelle. Blau raste auf Pink zu. Gallux wurde zurückgeschoben.

Mariah fuhr zusammen. "Nein! Los Gallux! Zeig ihm was wir drauf haben!", stieß sie hervor und ließ Gallux flink um Dranzer herum sausen. Sein nächster Angriff ging ins Leere. Doch er lernte aus Fehlern. Er hatte nicht vor, noch einen Angriff unnötig zu vergeuden. Er ließ sie ihre Kräfte ausnutzen; steckte ein.

Doch sie ließ immer wieder schnell von ihm ab, als hätte sie Angst, er könnte zurückschlagen. Und genau das würde er tun. Nur nicht dann, wann sie es erwartete. Er bereitete sich vor. Als Gallux das nächste mal so schnell sie konnte auf Dranzer zu raste, wich er aus. Er nutzte den Schwung der Bewegung und griff sie von hinten an, als sie an ihm vorbei raste. Kai sah Mariah schlucken. Sie war sauer.

"Cat Scratch!"

Darauf war er vorbereitet. Die Temperatur in der Arena stieg schlagartig. Flammen schlugen Gallux entgegen, die auf Dranzer zu kam. Ohne zu zögern warf sie sich dem Phönix entgegen. Sie prallten aneinander ab und stoben erneut aufeinander zu. Dranzer schlingerte von der Wucht der Attacke. Die Luft flimmerte.

"Dranzer, beende es", befahl Kai ruhig. Der Blade zog eine schnelle Bahn und gewann an Balance und Spin zurück.

Er sah Mariah direkt in die Augen als ihr Blade durch einen kräftigen Kick Dranzers knapp an ihrer Schulter an ihr vorbei rauschte und Lee zu Füßen landete, der vor den Stufen gewartet hatte. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er Kai an. Doch das kümmerte den Russen wenig. Er fing Dranzer rasch auf und wandte sich ab, ohne auf die Menge, den DJ oder Mariah zu achten.

"Da hat die Katze wohl ihre Krallen geröstet bekommen, was?", feigste Bryan, als Kai sich zu seinem Team auf die Bank setzte. Er ging nicht auf den Kommentar ein, sondern warf einen Blick auf seinen Teamleader, der zufrieden grinste, als Jazzmann verkündete, dass die Blitzkriegboys mit einem Sieg in Führung lagen.

"Und weiter geht’s! Das nächste Match bestreiten Kevin und Tala!", erklärte er außerdem.

"Das ist ein Scherz, ja?", fragte Bryan herausfordernd. "Das ist ja voll langweilig", fügte er mit einem Grinsen zu Tala hinzu. Tala konnte sich das triumphierende Lächeln auch nur schwer verkneifen. Er zuckte kurz mit den Schultern.

"Unterschätz den Giftzwerg nicht, Tala", warnte Spencer ruhig.

"Schon klar."

"Ich gehe", mischte sich Kai ein. Er erhob sich und trat zu Tala. Sie tauschten einen langen Blick.

"Na geh schon. Ich bekomm das locker hin." Und damit ging er lässig zum Tableau ohne sich umzudrehen und mitzubekommen, wie Kai das Stadion verließ.
 

Leise hallten Schritte den Gang entlang. Dann kamen Stimmen. Laute Stimmen. Lachende Stimmen.

Kai atmete tief aus und setzte sich auf. Die Ruhe hatte ihm gut getan. Das Streifen durch den Park, wo er einst mit den Bladebreakers so oft trainiert hatte. Es gab ihm Sicherheit. Doch das mit der Ruhe war jetzt vorbei. Die Matches waren zu Ende für heute, und nun kamen die Teams ins Hotel zurück.

"Ich kann es nicht fassen! Wir haben das erste Match gewonnen!" Das war die Stimme eines der Mädchen von Ryutenshi, die er da durch die geschlossene Tür seines Zimmers hören konnte. Summer viellicht?

"Ja, so geil!", stimmte eine andere Stimme zu. Konnte das Luna gewesen sein.

"Jetzt macht schon die Tür auf“. Die dritte Stimme klang etwas genervt. Sie gehörte definitiv Shian.

Kai stutzte. Hatten sie ihr Zimmer auch in diesem Flur? Das war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Doch er verschob diesen Gedanken, da er nun auch andere Schritte vernahm. Schritte, die ihm bekannt vorkamen. Das waren doch Talas bestimmter Gang, Spencers schwere Schritte und Bryans Schlurfen. Kurz darauf öffnete sich die Tür, doch Kai sah aus dem Fenster.

"Wir haben die sowas von fertiggemacht", berichtete Bryan wenig objektiv.

Spencer gab nur ein Schnauben von sich. "Es lief ganz gut."

"Hauptsache wir haben gewonnen", schlichtete Tala schnell, weil er die Anzeichen von Auseinandersetzungen der Beiden nur zu gut kannte.

Kai wandte sich zu ihnen um. Und runzelte die Stirn. Etwas an Talas Gesichtsausdruck stimmte nicht.

"Was ist los?", fragte er sofort, harscher als er es beabsichtigt hatte.

Tala sah ihm in die Augen. "Willst du die gute oder die schlechte Nachricht zuerst hören?"

Kai sah ihn nur fordernd an.

"Okay: Die schlechte Nachricht zuerst." Er machte eine kurze Pause. "Ich habe Boris und Igor gesehen. Sie waren beide im Stadion."

Kais Blick verfinsterte sich auf der Stelle. Sicher hatte er gewusst, dass sie ihnen auflauern würden, aber so schnell hatte er nicht damit gerechnet. Sie konnten während des Turniers eh nichts tun. Hatte er gedacht. "Verdammt!"

Tala schwieg. Er beobachtet Kai still, wie er wieder aus dem Fenster starrte und die Fäuste ballte. Die elektrisierte Stille im Raum wurde von lautem Lachen und Stimmen unterbrochen.

"Was ist die gute Nachricht?", fragte er so tonlos, dass Bryan ihn verständnislos ansah. Seine gute Laune wegen dem gewonnenem Match war wohl rasch verflogen.

Tala brachte ein kaltes Grinsen zustande. "Wir haben nette Nachbarn", und deutete zur Tür als erneutes weibliches Gelächter durch die dünnen Wände drang. "Sie sind nicht schlecht. Haben die All Starz geschlagen. Knapp aber bestimmt."

Kai presste die Lippen aufeinander. Diese Nachricht interessierte ihn wenig. Boris war in der Stadt, und das war schon schlimm genug.

"Die sind ganz schön laut. Das hat uns grade noch gefehlt", sagte Spencer mit einem Seitenblick zu Kai.

"Dabei kann man keinen klaren Gedanken fassen!", knurrte Kai gereizt. Er rieb sich kurz die Schläfe.

Plötzlich drehte er sich um und durchschritt den Raum mit schnellen Schritten. Grade als seine Finger die Klinke der Tür berührten, spürte er Talas Hand auf seinen Schultern. "Was hast du vor?", fragte er mit einer leichten Vorahnung.

"Für meine Ruhe sorgen!"

Und damit verließ er den Raum ohne zu zögern.

"Das wird noch lustig...", murmelte Tala und ging seinem Freund nach.

3... 2... 1... Meins!

Untermalt durch das Wummern der Bässe einer Anlage, pochte der Lärm wie lebendige Herzschläge durch den Flur, einzig und allein unterbrochen durch das Lachen und Kichern der Mädchen. Genervt schaute sich Kai im Flur um. Er sah Ray und Max am Ende des Ganges stehen und nickte ihnen kurz zu. Wahrscheinlich hatten sie auch die Musik gehört. Schon im nächsten Augenblick klopfte Kai energisch an die Tür. Sie öffnete sich kurz darauf, und Luna stand dahinter.

"Och nöööö...!", stöhnte sie und wollte die Tür wieder zu werfen. Doch Kai hatte schon fast damit gerechnet und schob unauffällig seinen Fuß durch den Spalt. Sie ging nicht zu, wie Luna es beabsichtig hatte, sondern federte an seinem Schuh etwas ab. Das hinterließ einen verwirrten Ausdruck auf Lunas Gesicht. Kai nutzte den Moment und stieß die Tür wieder auf, um sich anzusehen, was in dem Zimmer los war. Luna stolperte rückwärts und landete auf ihrem Hinterteil. Kai sah sie kurz an. Er hatte sie nicht umwerfen wollen, aber als er die leere Flasche Wodka auf dem Boden neben Summer sah, wurde ihm Einiges klar. Er presste die Lippen aufeinander und machte einen Schritt in das Zimmer herein. Shians Blick traf den Seinen, als sie von der Einkaufstüte in ihrer Hand aufsah. Kai konnte sich denken, dass da noch mehr Alkohol drin sein musste. Sein Blick wurde kühler.

Ohne ein Wort machte er einen großen Schritt über Luna hinweg und war schneller bei dem Notebook mit den Boxen angekommen, als eines der drei Mädchen reagieren konnte. Er riss die Kabel heraus und genoss die Ruhe, die augenblicklich herrschte. Luna rappelte sich auf und sah wütend aus. "Hey!"

Shian verschluckte sich fast, als Summer auf dem Boden "Gehts noch du Volltrottel?!", nuschelte und ihr leeres Glas nach ihm schmeißen wollte, ihn aber weit verfehlte. Sie hatte eindeutig schon genug gehabt.

Unbeeindruckt hielt er die Kabel in die Luft, als Luna versuchte an sie heran zu kommen. Sie reckte sich, konnte sie aber nicht erreichen. Mit der anderen Hand hielt er sie auf Abstand. Dass sie ihm zu nahe kam, darauf konnte er gut verzichten. Aber vielleicht war das keine so gute Idee. Luna griff nach einer leeren Flasche auf dem Bett und begann ihn zu schlagen. Kai hob eine Augenbraue. Er musste wirklich ernsthaft überlegen, ob sie noch geistig ganz auf der Höhe war, oder ob es einfach nur am vielen Alkohol lag. Das was sie tat gefiel ihm ganz und gar nicht. Bevor sie ihn ein zweites Mal schlagen konnte nahm er ihr grob die Flasche ab. Die Kabel ließ er in einer Hosentasche verschwinden. "Damit ihr endlich Ruhe gebt!" Luna erntete einen seiner vernichtenden Blicke. Dann ließ er sie links liegen und ging zur Tür. Das konnte er nicht mehr länger aushalten. Schön für sie, dass sie ihr erstes Match gewonnen hatten, aber das interessierte ihn wenig. Jetzt hatte er seine Ruhe und dabei würde es bleiben. Er hatte schon genug andere Probleme. Da brauchte er nicht noch zusätzlich Lärm, der ihn vom Schlafen abhielt.

Auf dem Weg zur Tür nahm er Shians Glas aus ihrer Hand, und trank die klare Flüssigkeit in einem Zug aus. Das Glas ließ er achtlos fallen. In dem Zimmer sah es eh schon ziemlich schlimm aus. "Wenn ihr nüchtern seid, seid ihr schon nicht zu ertragen. Besoffen ist es noch viel schlimmer."

"Och der arme Kai...", kicherte Summer. Sie lag halb auf dem Boden und grinste. Langsam griff sie nach seine Schnürsenkeln und begann, sie zusammen zu binden.

Als Kai wieder zur Tür sah, runzelte er die Stirn. Luna stand direkt davor. Er verschränkte die Arme, als sie den Mund aufmachte, um etwas zu sagen, und betrachtete sie mit einer Mischung aus Gleichgültigkeit und Gereiztheit.

"Du kommst hier einfach rein und markierst den großen Macker! Was glaubst du eigentlich wer du bist!" Sie fuchtelte wild mit einer Hand in der Luft und kam einen Schritt näher. "Verpiss dich!", rief sie und kippte ihm ihr eigenes Glas Wodka ins Gesicht. "Und jetzt hau ab, verdammt noch mal!"

Reflexartig schoss sein Arm in die Höhe, doch die Flüssigkeit benetzte seine Wangen und die Stirn. Er hatte vorher die Augen schießen können. Ganz langsam wischte er sich die Flüssigkeit aus seinem Gesicht. Und das war gefährlich. Die Wut schoss in ihm hoch. Es fiel ihm schwer, sie zu kontrollieren, doch er durfte nicht versagen. Noch immer waren seine Augen geschlossen. Als er sie öffnete, sah er direkt in Lunas Gesicht.

"Komm schon, verschwende den Guten Alk doch nicht...", maulte Shian.

Kai würdigte sie keines Blickes, sondern packte Luna am Arm. Er zog sie ruckartig an sich, sodass sie ihm in die Augen schauen musste.

"Wenn ihr nicht alles total dicht wärt, würde ich euch auf der Stelle in die Irrenanstalt verfrachten. Also treibt es nicht zu weit." Seine Stimme troff nur so vor eisiger Kälte. "Das wäre ein Fehler", fügte er ganz leise aber dafür umso bedrohlicher hinzu.

Ein leises Kichern kam von unten und er blickte kurz zu Summer. Sie hatte seine Schnürsenkel zusammen gebunden. Er atmete ein Mal tief ein und ließ Luna los. Kurzerhand schlüpfte er einfach aus seinen Schuhen. Dafür hatte er bei Weitem keinen Nerv mehr. Er schob Luna einfach beiseite um zu dem Bett zu gelangen, auf das Shian die Tüte mit den Flaschen gelegt hatte. Sie musste erst ihre hellen Haare aus ihrem Gesicht schieben um zu sehen, was er tat.

Natürlich war sie nicht schnell genug um ihn daran zu hindern. "Jetzt ist Schluss mit dem Lärm, verstanden?" Die Eindringlichkeit in seiner Stimme hing im Raum. Auf dem Rückweg zur Tür hob er seine Schuhe auf. Alle drei starrten ihm nach, als er das Zimmer verließ. Er schlug die Tür zu, und das einzige was er noch von drinnen hören konnte war Summers Kommentar: "Schade, die Schuhe wollte ich bei E-bay verkaufen..."
 

Tala stand im Gang. Belustigt sah er Kai an, der mit seinen Schuhen und einer Discountertüte in der Hand und dem Kabel der Boxen die aus seiner Hosentasche lugten, im Gang stand. Er musste sich den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag ordentlich verkneifen, denn an dem Gesicht seines Teamkameraden konnte er ablesen, dass er nicht gut gelaunt war. Das konnte er ihm auch nicht verübeln. Wortlos betraten die Beiden wieder ihr Zimmer. Tala nahm Kai die Tüte ab und schaute neugierig hinein. "Oh, Lust auf ein Schlückchen, Leute?", fragte er während er eine Flasche heraus nahm. Kai ignorierte das und ließ sich auf sein Bett fallen.

"Könnt ihr jetzt einfach alle die Klappe halten und schlafen?", fragte er etwas pampig und nickte zu Uhr.

"Ich bin auch dafür", seufzte Spencer und warf Kai einen Blick zu. Kai meinte einen Funken Mitleid darin zu erkennen. Aber er ignorierte diese Tatsache und war einfach dankbar, dass Spencer ihn unterstützte. Er nickte ihm zu und machte sich auf ins Bad, um den Rest des Wodkas loszuwerden.
 

Die Dunkelheit umfing ihn. Wie ein kaltes Tuch schmiegte sie sich um seinen Körper. Sie drückte auf seine Lunge und nahm ihm den Atem. Er hörte das Geräusch von Schwingen in der Luft. Kurz darauf ertönte ein Schrei. Er war unbeschreiblich laut und schmerzte in seinen Ohren. Doch Dranzers Schrei war nie unangenehm für ihn gewesen. Er war doch so vertraut und tröstlich...

Erneut hallte die Stimme des Phönix durch das Dunkel. Die Angst kroch durch seine Knochen und ließ ihn frösteln. Das war nicht Dranzer. Er konnte es nicht sein. Und als die Erkenntnis ihn durchschlug wie ein Projektil, sah er Black Dranzers Gesicht vor sich. Er starrte ihn an, das Gesicht zu einer Fratze des Spottes verzogen. Er schien ihn zu verhöhnen und auszulachen.

"Nein!", schrie Kai und Black Dranzer verschwand in der Dunkelheit. Eine Sekunde war es still, dann erklang das scheidende Zischeln von knisternden Feuer. Alles stand in Flammen und erleuchtete seine Umgebung mit einem Schlag. Der Boden war aus trockenem Holz. Dunkelrote Flecken stachen ihm in die Augen und ließen ihn trotz der plötzlichen Hitze schaudern. Blut!

"Es könnte deines sein, mein heiß geliebter Enkel." Die Stimme schien von überall her zu kommen. Von überall jenseits des Flammenrings, der Kai gefangen hielt. Und diese Stimme jagte ihm noch mehr Schauer über den Rücken als das Blut. Ich habe keine Angst vor meinem Großvater!, ermahnte er sich selbst, als die Stimme in ein böses Lachen ausbrach. Hinter den Flammen konnte er Schemen erkennen, die näher kamen. Gestalten. Die erste Person, die er erkennen konnte, angestrahlt vom rot der Flammen war Voltaire. Das Licht ließ sein Gesicht zu einer grotesken Maske aus Spot und Abneigung verschmelzen. Knapp dahinter erschien Boris, gefolgt von Igor, Vladimir, Ivan, Jakov und den anderen. Jene anderen, dessen Namen er auch kannte. Nur zu gut. Jene anderen, die für die unzähligen seiner Narben verantwortlich waren. Jene anderen, die in der Abtei für Ordnung sorgten. Für den unbeschreiblichen Hass den er gegen sie verspürte gab es keine Worte. Das Schlimmste war jedoch nicht der Hass, sondern das Wissen gefangen zu sein und nichts tun zu können. Gefangen in den Flammen. Flammen, die jetzt schwarz statt rot loderten und lila-grüne Funken sprühten, statt orange-goldene.

"Lasst mich in Frieden! Lasst mich in Frieden!", rief er wieder und wieder. Doch der Kreis wurde enger. Und wie der letzte Klang einer schaurigen Symphonie hallte der Schrei des Schwarzen Phönix' durch die rauchgeschwängerte Schwärze.
 

"KAI! Kai! Wach auf, verdammt noch mal!"

Kai schreckte hoch. Die Decke hatte sich um ihn gewickelt und schnürte ihm die Luft ab. Keuchend rang er nach Atem und starrte in Talas Gesicht, nur wenige Zentimeter von seinem entfernt. "Was?!", fragte er atemlos in das dunkele Zimmer. Abrupt leuchtete die Deckenlampe auf. Bryan stand bei der Tür und hatte den Schalter betätigt. Das ganze Team starrte Kai an, Spencer noch in seinem Bett.

"Du hast im Schlaf geschrien, Kai! Was ist los?"

Einen Moment noch war Kai verwirrt. Dann fiel sein Blick auf Talas freien Oberkörper, da er wie immer nur in Jogginghosen schlief, und betrachtete kurz das Muster seiner vielen Narben. Schnell schaute er wieder weg. "Es war nichts. Es war nur ein blöder Traum", versuchte er Tala abweisend und wütend zugleich zu erklären.

"Verarschen kann ich mich alleine, Mann. Und warum hast du dauernd 'Krieg und Frieden!' genuschelt?"

Kai runzelte die Stirn. "Hab ich?" Tala nickte.

"Kann nicht sein. Jetzt geh in dein Bett und schlaf weiter. Morgen sind Matches!"

"Und das sagt mir der, der uns alle mit seinen Albträumen weckt...", meinte Tala mürrisch, legte sich aber wieder in sein Bett.

Es war still im Raum.

"Krieg und Frieden...", murmelte Tala, bekam aber keine Antwort.
 

Krieg und Frieden… Irgendetwas war damit. Doch was konnte es sein. Tala wusste, dass es etwas damit auf sich hatte. Ein paar Minuten grübelte er noch darüber nach. Dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Das war das Buch, das Kai so hektisch vor ihrer Abreise in dem Regal in Moskau gesucht hatte! Was war wohl das Geheimnis hinter diesem Buch?

Was zur Hölle?!

Das Flirren der wilden Kreisel erfüllte die Luft. Sie schlugen aneinander, stoben in verschiedene Richtungen, nur um sich erneut anzugreifen. Blitze zuckten um die beiden Beyblader in der Arena umher und erleuchteten den bizarren Tanz ihrer Blades.

Wie ein Tanz. Ja, so konnte man das nennen. Wie Ray und Lee da so gegeneinander kämpften, erinnerte Kai sehr an seine vielen Matches gegen Tala. Wie die beiden in der Arena, hatten auch sie ihr Leben lang miteinander trainiert. Wir sind wie Brüder. Kennen einander und die Strategien, ja fast schon jede Bewegung. Das Bladen war damals das Einzige was sie hatten, dachte Kai. Und worin sie gut waren. Denn Fehler hatten sie sich nicht erlauben dürfen. Für jeden Einzelnen, in den vielen Jahren, stand eine Narbe. Ein Wunder, dass wir überhaupt noch leben... Aber unter solchen Umständen lernt man schnell, Fehler zu vermeiden.

Wie Kai so Ray und Lee zusah, erfüllte es ihn mit Erleichterung und Neid zugleich, dass sie dieses schlimme Schicksal nicht erlitten hatten. Auch wenn es sicher bei ihnen nicht immer leicht gewesen war, so wusste er, dass sie in ihrem Leben bei Weitem nicht so viel Leid hatten erfahren müssen.

"Drigger!"

"Galleon!"

Anscheinend kam es jetzt zum Showdown. Dieses Match war die ganze Zeit schon sehr knapp verlaufen. Die Bladebreakers auf der einen und die White Tigers auf der anderen Seite der Arena, hielten den Atem an, als die beiden Großkatzen aufeinander los gingen. Die Zuschauer auf den Tribünen schauten gespannt zu. Die Athmossphäre war so statisch aufgeladen dank der Elektrizität, dass Kai sich wunderte, warum nicht schon allen die Haare zu Berge standen.

Beide Beyblades drückten gegeneinander. Ray hatte ein erschöpftes Lächeln auf den Lippen, während Lee voller Konzentration verbissen auf die rasenden Blades starrte. Bei dem nächsten Angriff Lees schleuderte Galleon Drigger in die Luft. Um ihm ein Ende zu bereiten sprang Galleon an der Wand des Tableaus hoch, und wollte ihm nachsetzen. Doch offensichtlich hatte Ray damit gerechnet, und stieß Galleon in der Luft von sich. Beide hatten nun sehr viel Schwung aufgenommen, und keiner schaffte es mehr, seinen Blade zurück in die Arena zu lenken.

Die Menge hielt noch eine Sekunde den Atem an, dann toste der Applaus los, für dieses im wahrsten Sinne des Wortes spannende Match. Der DJ verkündete ein Unentschieden.

"Gut gemacht, Ray!", rief Tyson seinem Teamkollegen entgegen. Er selbst hatte sein Match gegen Kevin schon gewonnen. Kai musste zugeben, dass Tyson recht gehabt hatte, und sie wirklich besser geworden war. Er freute sich sogar ein bisschen, denn immerhin hatten sie lange zusammen trainiert, und irgendwo war er doch noch daran interessiert, sie siegen zu sehen. Er war beeindruckt, was für Tricks und Moves sie drauf hatten, die er noch nicht kannte. Die kommenden Matches könnten da noch sehr spannend werden. Vielleicht hatte er da auch noch einen sehr harten Brocken an Arbeit vor sich.

"Das ist der erste Sieg für die Bladebreakers!", verkündete Jazzman. Auch Max hatte ein gutes Match gegen Gary hingelegt. Stellenweise war es knapp gewesen, doch Gary über Essen vollzuquatschen, funktionierte eigentlich immer.

"... die Blitzkriegboys gegen die All Starz!" Kai hatte den Anfang nicht mitbekommen, weil er Tyson, Max und Ray beobachtet hatte, wie sie lachend zu ihren Plätzen für die nächsten Matches auf den Tribünen gingen. Sein Blick wanderte seine eigene Sitzreihe entlang. Ganz am anderen Ende saßen Ryutenshi. Gut für sie, denn er wollte sie definitiv nicht in der Nähe haben. Aber sie schauten alle aus müden Augen zum DJ, der darauf wartete, dass die nächsten Kontrahenten herunter kamen. Na ja, fast. Eine von den dreien starrte ausdruckslos vor sich hin, die Teamleaderin sah wirklich müde aus und Lunas Blick traf den Seinen. Sie sah sauer und verkatert aus aber er hatte absolut kein Mitleid mit ihr. Er warf ihr nur einen leicht amüsierten aber hauptsächlich kalten Blick zu.

"Was glotzt du da so, Kai? Komm schon", maulte Bryan. Nach einem bösen Blick Kais hielt Bryan den Mund. Er folgte ihm, Spencer und Tala, dessen Gesicht schon auf der Bildschirmwand zu sehen war. Und Talas Gegner war Eddie.

Kaum waren sie unten angekommen, verkündetet er: "Schon erledigt", und ging mit einem leichten Lächeln im Gesicht los, um seine Arbeit zu erledigen. Kai kannte ihn gut genug um zu wissen, dass es ihm ein Leichtes sein würde, Eddie zu schlagen. Und es machte ihm Spaß. Das Gefühl von Macht, dass man hatte, wenn man den hilflosen Gegner durch das Tableau scheuchte. Kai wusste das aus eigener Erfahrung. Doch das war auch einer der Gründe, warum er aufgehört hatte zu Bladen. Man wurde schnell abhängig. Das Schlimmste war der Vorfall damals, an den er sich am liebsten nie erinnern wollte. Doch die dumpfen Schreie aus seinem Traum hallten ihm noch in den Ohren nach. So schnell würde er Black Dranzer nicht vergessen können.

Das Match ging wirklich schnell. Eddie war so eingeschüchtert von Talas eisigem Blick, dass, als er sein Novae-Rog Terrorgrinsen abzog, nicht mehr viel von Trypios Defensive übrig blieb. Zufrieden grinsend kam Tala zurück und setzte sich lässig auf die Bank. "Kinderspiel."

Typisch Tala, dachte Kai.

Als nächstes war Bryan an der Reihe. "Die arme Emelie...", meinte Spencer etwas belustigt, als Bryan gut gelaunt zur Arena schritt.

"Diese Los-Geschichte ist prima", meinte Tala amüsiert.

"Schon klar, dass dir das Spaß macht, Tala", spottete Kai.

"Sonst darf ich nie gegen Kevin oder Eddie antreten. Das ist halt das schwere Leben des Teamleaders", seuftzte er theatralisch.

"Wenn das unsere einzigen Probleme wären", entfuhr es Kai.

Talas Blick traf Kais, und sie sahen sich einen Moment an. Da war irgendetwas in Kais Augen, was ihn beunruhigte. Sofort fiel ihm die letzte Nacht wieder ein. Sein Gesicht wurde ernst. Kai runzelte die Stirn. Er wusste genau, dass Tala etwas auf der Zunge brannte. "Was ist es genau?", fragte er etwas genervt, aber auch misstrauisch.

Tala legte den Kopf leicht schief. Seine Augen verengten sich. Auch er war auf der Hut. Auf der Hut vor eventuellen Lügen. Doch sie kannten sich zu gut, um einander anzulügen. Und das war ihnen beiden sehr bewusst.

"Krieg und Frieden", sagte er schlicht. Er beugte sich vor, um Kai besser anzusehen. Spencer saß zwischen ihnen. Doch er schien den bitteren Geschmack des beginnenden Gesprächs in der Luft zu bemerken und erhob sich. Er ging ein paar Schritte weiter zur Mitte, um Bryans Match mit anzusehen.

Kai hob eine Augenbraue. "Was ist damit? Spielst du auf meinen dämlichen Traum an?", fragte er in dem Versuch die Ereignisse herunterzuspielen.

"Ja, genau darauf. Wo hast du es? Das Buch aus unserem Regal, meine ich."

Kai beobachtete Tala. Er hatte also gesehen, welches der Bücher er gesucht hatte. Es gefiel ihm gar nicht, dass er jetzt so genau nachharkte. Sie waren zwar wie Brüder, doch manche Dinge konnte er ihm einfach nicht erzählen. Und diese Sache gehörte dazu. Er hatte selbst schon genug damit zu kämpfen, und er konnte sich denken, was Tala ihm sagen würde.

"Es ist in Moskau", antwortete er schlicht. An Talas Gesichtsausdruck konnte er sehen, dass das nicht die Antwort war, die er gewollt hatte. Doch es war die Wahrheit. Das Buch war in ihrer Wohnung, nur dessen Inhalt nicht mehr. Er war hier. Kai meinte ihn in seiner Tasche glühen zu spüren, so heiß, dass es ihm die Haut unter dem Stoff seiner Hose versengte. Doch er wusste ganz genau, dass es nur seine Psyche war, die ihm einen Streich spielte.

"Kai, findest du es nicht auch ein bisschen albern, was du hier abziehst? Du weißt ganz genau was ich..." Doch der Rest verlor sich in einer Welle aus Applaus. Bryan hatte Emelies Blade grade spektakulär fast bis in die Zuschauerreihen katapultiert. Tala klappte den Mund zu, doch sein Blick sprach Bände.

Auch Bryan kam grinsend zurück. Kaum war er da, erlosch es jedoch. "Was ist hier los?", fragte er verwirrt, Kai und Tala musternd, die sich immer noch ansahen. "Wieder mal eins von den berühmten telepahtischen Unterhaltungen zwischen eurem Onkel Marshall ... äh ich meine zwischen unseren beiden Lieblings-Eisklötzen?", fragte er Spencer mit gehobenen Brauen.

"Schon okay, Bryan", antwortete Tala ohne ihn anzusehen. "Kai und ich haben nur über seine Literaturvorlieben geplaudert. Aber er sollte sich jetzt lieber auf das nächste Match konzentrieren", sagte er genau in dem Moment, als Kais Bild als nächstes auf der Bildschirmwand erschien. Tala kassierte nur einen der üblichen kalten Killer-Blicke. Kai erhob sich.

Sein Gegner war Rick.

"Kai, das war es noch nicht, verstanden?"

Der junge Russe wandte seinem Team den Rücken zu, Dranzer fest umschlossen in der Hand. Rick stand schon bei DJ Jazzman neben dem Tableau. "Da wartet schon jemand auf seine Niederlage", war Kais einziger Kommentar und musterte seinen Gegner.
 

"Freut euch auf ein heißes Match!" rief der DJ, als Kai angekommen war.

"Diesmal werde ich dich zermalmen!" Rick schien wirklich der Meinung zu sein, dass er in er Lage dazu war. Er stand schon startbereit da, als Jazzman zu zählen begann. Wie immer ließ Kai die Reißleine erst in der letzten Sekunde in seine Starter gleiten, um Dranzer direkt darauf kontrolliert starten zu lassen. Wie ein wütendes Tier riss Rick an seiner Leine und Rock Bison flog mit aller Wucht auf Dranzer zu. Lässig wich der Phönix dem ersten Angriff aus und umkreiste den schwammgelben Blade in schnellen Bahnen. Dranzer war viel schneller als Ricks Bitbeast. Doch das störte ihn anscheinend wenig. Kaum darauf attackierte er erneut. Kai hatte damit gerechnet und Rock Bison geblockt. Rick grinste, als wenn er genau das gewollt hätte. Er nahm Dranzers Power von dem Block mit, und raste auf den Rand zu. Krachend splitterten Teile der Beschichtung des Tableaus ab. Rick platzierte seinen Blade direkt dahinter, und stieß sie auf Kai zu. Noch immer etwas überrascht von Ricks Attacke auf die Arena, ließ er Dranzer an seiner Seite des Tableaus hoch schießen. Die fliegenden Teile konnte er fast alle aus ihrer Bahn kicken, bevor sie ihn treffen konnten. Geschickt machte er einen Schritt zur Seite, damit der Rest an ihm vorbei fliegen konnte.. Sie sirrten noch etwas weiter durch die Luft und schlitterten bis vor Talas Füße, der hinter dem Podest in der Mitte stand und wütend zu Rick starrte.

Genau wie Kai.

"Du willst es also offensichtlich auf die harte Tour, ja? Selber Schuld!"

Er trat den Schritt zurück, den er eben ausgewichen war. Kein Mucks kam von den Zuschauern auf den Tribünen. Selbst der DJ hielt ausnahmsweise mal den Mund. Was Kais nächste Worte umso lauter durch die riesige Halle schallen ließ.

"Dranzer! Keine Gnade!"

Mit aller Kraft griff Dranzer an. Rock Bison wurde so stark getroffen, dass er heftig auf die aufgesprungene Stelle auftraf. Er geriet in heftiges Schlingern.

"Na jetzt macht der ganze Scheiß hier ja erst so richtig Spaß!" Rick war nicht mehr zu halten. Kaum hatte sich sein Beyblade gefangen ging er wieder und wieder auf Dranzer los, der jeden Angriff konterte. Von Kais üblichem lässigen, taktischen Zermürben des Gegners war rein gar nichts mehr übrig geblieben. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt und befand sich in voller Konzentration. Dranzer griff mit purer Kraft an. Doch Rock Bison war der Muskelprotz unter den Blades. Kraft gegen Kraft bezwang ihn nicht. Die Splitter des Tableaus flogen durch die Luft. Kai scherte sich nicht mehr darum, sie abzufangen oder ihnen auszuweichen. Sie flogen an ihm und Rick vorbei. Oder trafen sie eben. Dass eines von ihnen einen tiefen Schnitt auf seiner Wange hinterließ, nahm er kaum war. Selbst das warme Blut, das hervorquoll störte ihn nicht. Das Einzige was er wirklich wahrnahm, waren die beiden rasenden Blades. Und das heiße Brennen in seiner Tasche. Es machte ihn fast wahnsinnig und schürte seine Wut. Doch Rick hielt unerbittlich mit seiner rohen Gewalt gegen Dranzer. Wenn Kai dieses Match gewinnen wollte, dann auf eine andere Art.

"Du wirst dir noch wünschen, mich nicht gereizt zu haben", sagte er mit einer Kälte, die selbst Tala erschaudern ließ.

"Kai! Was zur Hölle...!", versuchte er an Kai zu appellieren. Doch dieser hatte alles außer dem Kampf ausgeblendet.

"Dranzer! Turbo zuschalten. Jetzt heizen wir ihnen ein!"

Dranzer wirbelte noch schneller durch den Schutthaufen, der einmal die Arena gewesen war. Sprang über Löcher und raste über nackten Beton.

Es wurde heiß. Drückende Hitze breitete sich von Dranzer aus. Flammende Bahnen hinterließ der Phönix, wo immer er langmanövrierte. Rick kam ins Schwitzen.

"Ach nerv mich nicht!", brüllte Rick. "Drop Rock!"

Diese Attacke hatte durchschlagende Wirkung. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der DJ duckte sich verzweifelt weg, als die gesamten Trümmer durch die Luft gewirbelt wurden. Kais Augen verengten sich. "Jetzt wirds heiß. Dranzer, Blazing Gig!"

Durch die tausenden Flammen und Geröllstücke waren beide Blades nicht mehr zu erkennen. Rick musste mehrere Schritte zurück taumeln, um nicht versengt zu werden. Kai blieb eisern stehen. Die Flammen tanzten um ihn herum wie vorhin die Blitze um Ray. Doch auch die Betonstücke flogen noch durch die Luft. Ein schwerer Brocken drohte auf Dranzer zu fallen. "Dranzer, beende es!"

Mit einem letzten rasanten Angriff brachte Kai Dranzer aus der Schussbahn und Rock Bison, der von dem Feuer in die Luft gewirbelt wurde, aus der Arena. Er traf seinen Blader hart an der Schulter und fiel mit einem scheppernden Geräusch zu Boden. Rick sank auf die Kniee und hielt seinen Arm.

"Da... das ist ein Sieg für die ähm Blitzkriegboys... nehme ich an....", stammelte Jazzman von neben dem Podium.

Kai interessierte das herzlich wenig. Sobald sich Dranzer wieder in seiner Hand befand, drehte er sich um. Sein weißer Schal flatterte in der Luft hinter ihm her. "Das ist schon ein bisschen seltsam beim Stierkampf. Der Stier verliert immer. Schon vergessen, Rick?"

Keiner jubelte, ja, keiner wagte es zu atmen.

Außer einer. Wütend fingt Tala Kai ab. "Was sollte das denn, hmm?", fragte er streng, fast schon wütend. „Was ist in dich gefahren?"

Kai hielt seinem Starren einen Moment stand. Du weißt gar nicht wie berechtigt diese Frage ist, Bruder, dachte er. Seine Antwort fiel anders aus. "Das geht dich nichts an." Und damit verließ er die stille Arena unter den Augen aller Anwesenden.

SPECIAL: Wasserball des Todes (xD)

Noch einmal vielen Dank für die liebe Unterstützung! Das hier ist ein Special für euch. Lest es, und habt Spaß!

PS: Ist für die Hauptstory nicht wirklich relevant. Mehr so ein Gedankenspiel: „Was passiert wenn Kai mit ins Schwimmbad muss…?!“ :D
 


 

Lachend spazierten Luna, Summer und Shian den Gang entlang. Und blieben stehen, als sie sahen, wie voll er schon war. Alle anderen Teams warteten vor der Tür zu Mr. Dickensons Büro. Er hatte sie zu sich rufen lassen, doch keiner wusste so richtig, was er ihnen mitteilen wollte.

Kai bereute jetzt schon, dass er gekommen war. Es war eng und stickig im Gang. Schon seit zehn Minuten standen sie da, als sich endlich die Tür öffnete. Mr. Dickenson lächelte. "Kommt doch rein, Kinder!", sagte er enthusiastisch.

Die ganze Meute, sie waren ja immerhin 19 Blader, plus Hillary und Kenny, drängten sich in Mr. D's Büro. Es war zum Glück groß genug für alle, doch fand Kai es definitiv immer noch viel zu einengend. Der Ausblick über Tokio durch die großen Fenster war beeindruckend. Ein ähnliches Bild schoss ihm vor sein inneres Auge. Fast genauso war Voltaires Büro in Moskau eingerichtet. Ein leichtes Schaudern durchfuhr ihn. Er hoffte, dass er es nie wieder zu Gesicht bekommen musste. Doch als er den Tokio-Tower in der Ferne betrachtete, beruhigte es ihn allerdings schon etwas. Es war nicht das Büro seines Großvaters.

Der wahre Besitzer hatte sich wieder hinter seinen Schreibtisch gesetzt. "So mein Freunde, ich mache es kurz, da es ja etwas voll hier ist. Das nächste Mal, sollte ich besser nur die Teamleader kommen lassen...", lachte Mr. Dickeson. "Also: Wie ihr wisst, hat dieses Turnier ja mehrere Sponsoren. Und einer von ihnen möchte euch ein Geschenk machen. Der Geschäftsführer des neuen Luxusschwimmbads AquaStar hat eure Matches gesehen und war begeistert!" Er machte eine kleine Pause.

"Tja, wir sind auch die Besten der Welt!", warf Tyson enthusiastisch ein. Womit er nicht ganz unrecht hatte. Vier der fünf Teams hatten bei der vergangenen WM ordentlich die Post abgehen lassen.

Max grinste. "Und es macht uns ja Spaß!"

"Das will ich auch hoffen", kommentierte Mr. Dickenson mit einem freundlichen Blick in die Runde.

Kai schien es, als würde er auf ihm einen Moment länger verweilen. Doch der Moment war zu schnell vorbei, um es nachprüfen zu können. Da lenkte Mr. Dickenson die Aufmerksamkeit schon auf fünf weiße Umschläge auf seinem Schreibtisch. Auf jeden war der Name eines Teams in säuberlicher Handschrift geschrieben.

"Und unser Sponsor wollte euch einen Tag Urlaub gönnen, weshalb ihr alle morgen eure Freizeit im AquaStar verbringen werdet." Und damit hielt er die Umschläge hoch.

Ein freudiges Raunen ging durch die Menge. Kai konnte sich ein genervtes Augenverdrehen nicht verkneifen. Er spürte Talas Blick, doch ignorierte ihn geflissentlich.

"Ich hoffe ihr habt euren Spaß und entspannt euch mal von den anstrengenden Matches!"

Eddie und Michael grinsten und schlugen ein.

"Vielen vielen Dank, Mr. D!", bedankte sich Mariah überschwänglich, als Mr. Dickenson den Teamleadern jeweils die Umschläge überreichte.

"Danke sehr!", sagte auch Summer artig. Sie grinste Luna und Shian an, und wedelte mit dem Umschlag in der Luft.

Hil nahm Tyson den Umschlag ab, da auch er damit herumfuchtelte. "Den nehm' mal lieber ich...", meinte sie gutmütig.

Doch Tysons Aufmerksamkeit lag eh woanders. "Hey Kai, du Miesepeter. Kommste wenigstens ein Mal bei sowas mit, Alter?" Sein Ton war kameradschaftlich, doch er erhielt trotzdem keine Antwort von Kai. Stattdessen mischte sich Tala ein. "Keine Sorge Tyson. Er hat keine Wahl." Sein Blick traf Kais, und er konnte den Widerwillen nur zu gut darin erkennen. "Er kommt mit, ob er will oder nicht. Das hier ist ein Geschenk, dass man nicht ablehnen sollte... Ein Mal wirst du das doch wirklich überleben", sagte er streng, während sie bereits das Büro verließen.

"Das werden wir ja noch sehen", drohte Kai.

Tala hob eine Augenbraue. "Ach werden wir das?", fragte er mit etwas Spot und Amüsement in der Stimme. "Willst du, dass ich Bryan erlaube, dich auf SEINE Weise dort hin zu schleifen?"

Kai sah kurz zu Bryan.

Dieses psychotisch-diabolische Grinsen war ihm nicht ganz geheuer.
 

"Warum musste ich noch mal mitkommen?", fragte Kai genervt als er seine Tasche in einen Spind sperrte. Er hatte definitiv keine Lust auf diesen Tag. Verschwendete Zeit, zu viele Leute, zu wenig Privatsphäre. Was wollten die alle hier? Seine Auffassung von Entspannung und Spaß war wohl etwas anders als die seiner Kontrahenten.

"Na komm schon", meinte Spencer gutmütig und schmunzelte ein wenig, als Bryan Kai einfach aus der Umkleide Richtung Duschen schob. "Versuch doch wenigstens dich zu entspannen!"

Kai schnaubte nur und verdrehte die Augen. Missmutig schlug er auf den Metallknopf in der Wand und ließ eiskaltes Wasser auf sich niederprasseln. Ohne mit der Wimper zu zucken schubste er Bryan darunter, als er fertig war. Talas Lachen heiterte ihn zwar etwas auf, doch eher minimal. Sein Blick war auf den Schwimmbereich gefallen, da gerade jemand durch die Tür nach draußen gegangen war. Er hob eine Augenbraue. Das würde ein langer Tag werden. Er hatte Tyson und Max sehen können, die sich gegenseitig ins Wasser schubsten, und etwas weiter hinten räkelten sich Hillary, Summer, Shian und Luna im Wasser. Die Tür fiel wieder zu, ehe er das genauer hatte beobachten können.

"Das wird die reinste Fleischschau...", murmelte er vor sich hin, und wartete auf seine Teammitglieder. Passierte nicht oft, dass sie alle zusammen ins Schwimmbad gingen. Eigentlich noch nie. Und obwohl er sie alle schon oft genug in Boxershorts oder dergleichen gesehen hatte, so erfasste ihn der Anblick in diesem Moment doch mit unglaublicher Wut. Sie alle waren mit den gleichen Narben übersät. Tala trug sie mit Stolz und grinste Kai an. Er hatte schon manche Frau damit beeindrucken wollen, und es hatte oft genug geklappt. Soetwas macht angeblich sexy. Doch nur in gewissen Maßen. Bryan ignorierte die Erinnerungen an seine Vergangenheit wie immer und boxte Spencer kameradschaftlich auf die Schulter. Meistens tat er so, als wären sie gar nicht da. Spencer ignorierte Bryan, und die vielen blassen Linien auf seinem Körper machten seinen Anblick nur noch bedrohlicher. Er war ja nicht grade klein. An ihm sahen sie irgendwie am natürlichsten aus, aber nur, wenn man beide Augen zudrückte. Es war einfach nicht mehr normal.

Kai verschränkte die Arme. So konnte er natürlich kaum etwas von den unliebsamen Malen auf seiner eigenen Haut verstecken. Das war ihm klar, doch es war seine typische Abwehrhaltung, die ihn von seiner Umwelt distanzierte. Sollten die anderen doch glotzen. Er wusste genau, wie er Dinge ausblenden konnte. Sei es Schmerz oder Gefühle. Das hatten sie ihm in der Abtei verdammt gut beigebracht. Und es erwies sich leider oft auch als sehr praktisch.

"Raus mit dir!", rief Bryan und drückte Kai bestimmt zur Tür. "Jetzt wird’s lustig", lachte er mit seinem Psycho-Grinsen.

Tala hielt die Tür auf und sie traten hinaus zu den Becken. Das Schwimmbad war sehr elegant. Die Farben waren in dunkel blau bis lila gehalten und mit silbernen Akzenten versetzt. Liebevoll waren Pflanzen und Dekorationselemente in modernem Stil arrangiert worden. Es sah wirklich einladend aus, musste Kai ganz objektiv gestehen.

Es war nicht sehr voll, jedoch laut. Das lag nicht an dem Rauschen des Wassers, das in der Sonne, die durch die hohen gewölbten Glaswände fiel, glitzerte, oder an dem Plätschern eines Wasserfalls in der Nähe, sondern an den Besuchern. Kevin und Eddie rannten um die Wette zur Wasserrutsche während Mariah und Emely sie beide kräftig verbal unterstützten. Lee versuchte Gary ins Becken zu schubsen, begleitet von Garys amüsiertem Glucksen. Rick hatte sich mit Michael auf eine der Düsenbänke in einem entfernteren Becken gelegt und genossen mit geschlossenen Augen das angenehme Blubbern. Kai entdeckte Daichi und Kenny, die sich gegenseitig ordentlich und unter lautem Geschrei mit Wasser bespritzten. Sie waren in dem Schwimmbecken genau vor ihnen. Das war ziemlich interessant, da Kenny seine Brille nicht auf hatte, und Daichi regelmäßig verfehlte. Nicht weit davon lachten Max und Tyson die beiden aus. Ray hatte nur skeptisch eine Braue gehoben, beobachtete aber wie die anderen beiden das Geschehen. Hillary kam aus einer anderen Ecke des Beckens Kenny zu Hilfe. Kais Blick wanderte automatisch dahin, wo sie hergekommen war. Shian saß halb von dem Wasserfall verdeckt in einer Nische auf dem Beckenrand, die Beine übereinander geschlagen. Ihr dunkelblauer Bikini ließ ihre Haut und ihre hellen Haare sehr blass wirken. Summer lag neben ihr auf dem Bauch, einen Arm im Wasser, und mit dem anderen stützte sie ihren Kopf. Luna lehnte vor den beiden im Becken am Rand. Das Wasser reichten ihr bis zu den Schultern. Ihr Bikini in dunklem Lila schimmerte im Wasser.

Und alle drei schauten sie zu ihnen herüber. Tala stützte sich mit dem Ellbogen auf Kais Schulter ab. Er sah ungeniert zu den drei Mädchen und grinste. "Du hattest Recht mit der Fleischschau. Nicht schlecht, das Angebot", meinte er belustigt.

"Hmm, Frischfleisch!", sagte Bryan.

"Bring mir hier keinen um, Bryan...", doch der war schon abgezogen, Spencer im Schlepptau.

Tala zuckte mit den Schultern. "Na ja. Ich weigere mich ja, die Löschkosten für dich in der Arena zu bezahlen, Bruder, also kann ich mich auch vor jeglichen Reinigungskosten des Schwimmbads drücken, falls jemand", und damit warf er Bryan einen vielsagenden Blick nach "hier ein Blutbad oder sonstige Sauereien veranstaltet!"

"Schon klar, Tala", meinte Kai unbeeindruckt. "Er wird sich schon beherrschen können."

"Guter Witz. Aber hoffen wir es." Tala sah sich im Schwimmbad um.

Doch Kai war etwas abgelenkt. Trotz des Lärms, ließ sein ausgezeichnetes Gehör ihn nicht im Stich.

"Die sehen gar nicht so schlecht aus...", begann Summer.

"Ich mag was ich sehe", sagte Shian mit einem prüfendem Blick. "Tatsache. Die sind vollständig mit Mr. Wo-sind-meine-Schuhe. Und das so ganz ohne Streifen und Schal. Ich finde immer noch, wir hätten die Schuhe verbrennen sollen!"

"Wow", war das einzige, was Luna dazu sagte.

Das reichte Kai schon aus. Mehr wollte er gar nicht hören. Ihm war vor allem egal, ob das Wow Lunas jetzt seinem Körper, den Narben oder dem Fehlen des Schals und den Streifen galt. Vielleicht war sie auch einfach nur verwundert, dass er wirklich hier war. So wie er selbst. Er wandte sich ab. "Warum musste ich noch mal mitkommen?", wiederholte er mit gerümpfter Nase.

"Weil man Geschenke nicht ablehnt. Und weil du schon genug Ärger in diesem Turnier gemacht hast!" Er blickte kurz zu Rick. "Es geschieht dir recht, dich mal in sozialem Kontakt zu deinen Mitbladern zu setzen."

"Hmmm. Wenn du das sagst...", antwortete Kai. Er ging ein paar Schritte weg von dem Becken. Etwas weiter gab es eine Sitzecke zwischen hohen Palmen. Nach Schwimmen war ihm eh nicht zumute. Auf dem Weg dorthin sah er Bryan, der grade hinter Kevin herlief. "Ich krieg dich schon noch!" Bei Bryan war Kai sich nie so sicher, was er wirklich ernst, und was er nur im Spaß meinte. Er zog eine Augenbraue hoch. Anscheinend sah Tala das ähnlich. "Bryan! Fals das Becken rot ist, wenn ich das nächste Mal hinschaue, gibt es echt Ärger! Verstanden?"

"Ja schon klar, Chef." In Bryans Stimme lag nun wirklich nicht die angemessene Portion Ernsthaftigkeit, als er Kevin packte, und in das Becken zu Rick und Michael schleuderte. Sein Grinsen war allerdings zu frieden.

"Na wenigstens einer hat hier seinen Spaß", murmelte Kai, als er sich in einen der Stühle sinken ließ.

Tala setzte sich zu ihm. "Ich lass dich wohl erstmal lieber nicht allein. Sonst bist du noch derjenige, für den ich Kaution stellen muss. Aber wie gesagt: Ich werde alles tun um mich vor jeglichen Kosten zu drücken." Er schenkte Kai einen brüderlichen Blick, was seine Laune etwas hob. Eine Weile beobachteten sie schweigend die anderen Blader.

Max, Ray, Tyson, und die drei Ryutenshis hatten sich in der Mitte ihres Beckens versammelt.

"Hmm, die hecken irgendwas aus", sann Tala. Die sechs hatten öfter mal zu ihnen durch die Palmen gespäht. Da Kai nicht antwortete fuhr er fort. "Vielleicht sollten wir dafür sorgen, dass sie uns nicht zu nahe kommen. Die eine mit den hellen Haaren hat den gleichen Blick wie Bryan drauf, wenn er dunkle Pläne schmiedet." Anscheinend meinte er Shian, deren Grinsen Kai auch irgendwie an Bryans erinnerte.

"Na toll... Ein Psychopaht reicht mir eigentlich schon", sagte er, konnte sich aber ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

Tala lachte. Dann deutete er auf Luna, die untergetaucht war, und jetzt auf sie zugeschwommen kam.

Kai hob nur eine Augenbraue und beobachtete sie. Am Rand des Beckens angekommen, tauchte sie auf, stützte sich ab und zog sich hoch. Das Wasser lief ihr aus den Haaren am Körper herab. Die Sonne stand in ihrem Rücken. Sie hatte ein leichtes Lächeln aufgesetzt und kam auf die beiden jungen Russen zu. Vor ihnen blieb sie stehen und sah Kai an. "Kai? Kann ich kurz mit dir reden?", fragte sie höflich. Von ihrer feindseligen Art in ihrem Zimmer bei ihrer kleinen "Teamparty" war nichts mehr zu entdecken.

Kai blickte kurz zu Tala und zuckte mit den Schultern. "Warum nicht?", fragte er etwas misstrauisch.

Luna wirkte ein bisschen nervös, doch sie sah ihm fest in die Augen. "Unter vier Augen vielleicht?“, fragte sie.

"Alles was du..." ...mir sagen kannst, kannst du auch hier sagen. Ich erzähle es ihm eh, wollte er sagen, aber etwas in ihrem Blick ließ ihn inne halten. Also stand er auf und folgte ihr bis an den Rand des Wasserbeckens, wohin sie vorgegangen war. Misstrauisch verschränkte er die Arme. Sein Blick war skeptisch und etwas gelangweilt. Sie sollte blos nichts Falsches denken. "Also?"

"Alsooo...", sagte sie gedehnt, "also ich wollte mich für neulich entschuldigen... Da hatte ich etwas zu viel getrunken..." Sie brach verlegen ab.

"Ja, das habe ich gemerkt." Er wartete.

Aus den Augenwinkeln sah er auf der einen Seite die anderen im Becken, die sie alle beobachteten. Auf der anderen sah er, wie sich Summer zu Tala setzte. Sie lächelte ihn an und sagte irgendwas. Doch er konzentrierte sich wieder auf Luna, die anscheinend etwas sagen wollte. Dachte er. Stattdessen erschien ein freches Grinsen auf ihrem Gesicht. Sie packte ihn an den Schultern und warf ihn mit Wucht ins Becken. Sie selbst fiel dabei auch hinein. Er hatte es nicht kommen sehen. Nie im Leben wäre er darauf gekommen, dass sie sich traute, ihn überhaupt anzufassen, geschweige denn, ihn in das Becken zu werfen. Das Einzige, was ihm übrig blieb, war schnell tief Luft zu holen. Das würde ihr noch leid tun. Er spannte seine Muskeln, um nicht ganz unkontrolliert ins Wasser zu fallen. Stattdessen ließ er sich bis auf den Grund sinken, mit dem Kopf voran. Das Wasser reichte ihm höchstens bis zur Brust, wenn er gestanden hätte. Nichts was ihm hätte schaden können. Aber die Wucht des Sturzes war schon heftig gewesen, dachte er. Soll sie doch sehen, was sie davon hat. Wie praktisch, dass er ziemlich lange die Luft anhalten konnte. Also tat er einfach nichts. Er ließ sich von dem Wasserauftrieb wieder an die Oberfläche treiben und bewegte sich nicht. Sein Gesicht blieb unter Wasser, die Augen geschlossen. Er spürte, wie Luna neben ihm wieder auftauchte. Kurz darauf nahm er ihre Hand auf dem Rücken wahr. Sie stupste ihn an. Sie sagte etwas, doch durch das Wasser konnte er nur erahnen, was sie meinte. Trotzdem machte er keine Anstalten, sich zu rühren. Das Rütteln wurde heftiger, bis sie ihn schließlich umzudrehen versuchte. Mühelos entspannte er seine Musklen und ließ sie gewähren. Er spürte jetzt die Luft an seinem Gesicht und Oberkörper. Ausdruckslos wartete er. Und Geduld war auch eine der Tugenden, wie man es so schön nennt, die er in der Abtei gelernt hatte. Obwohl man das Wort Tugend wohl positiv versteht. Er bezweifelte, dass irgendwas in der Abtei je als positiv bezeichnet werden könnte, doch Geduld war wirklich meistens recht nützlich. Strähnen seiner Haare hingen ihm ins Gesicht, und freute sich, dass das den gewünschten Effekt zusätzlich verstärkte.

"Kai? KAI?!", rief sie und rüttelte ihn erneut durch.

Es fiel ihm fast schon schwer, nicht zu lachen.

Das Wasser schwappte ihm über Mund und Augen. Jemand kam zu ihnen geschwommen. Er hörte Summer und Tala.

"Dem gehts gut. Reg dich ab", hörte er Tala sagen.

"Wenn das nur ein Scherz ist...", hörte Kai Luna da… schluchzen? Weinte sie echt? "...dann gnade ihm Gott!"

"Der ist nur unmotiviert....", wollte Tala sie beschwichtigen. Allerdings spürte er Talas Hände, die ihn aus dem Becken zogen und neben dem Wasser an den Rand legten. Jemand fühlte seinen Puls. Tala?

"Was ist überhaupt genau passiert?", fragte Summer hektisch.

"Ich... ich weiß nicht... Er ist reingefallen, verdammt!"

Tala ließ seine Handgelenk los.

"Reg dich endlich! Verdammt KAI!" Luna schrie schon fast. Ihre Stimme klang erstickt.

"Kai...!", sagte Tala sehr drohend, mit einer Spur Wissen in der Stimme. Klar, er hatte seine Puls gespürt. Und Tala wusste auch sehr genau, wie lange Kai die Luft anhalten konnte. Er schätzte, dass es bestimmt schon vier Minuten gewesen sein mussten... Wenn nicht länger.

Ruckartig setzte Kai sich auf, und wäre fast mit Summers und Lunas Köpfen zusammengestoßen, die sich von beiden Seiten über ihn gebeugt hatten. Er grinste und ließ sich ins Wasser gleiten.

"Rache ist süß, was?" Sein siegreiches Lächeln war kalt und hart.

Luna wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. "Du bist echt das Letzte!", brüllte sie. Abrupt drehte sie sich um und ging weg. Summer folgte ihr. "Luna...? Warte doch mal..."

"Das hast du echt toll hinbekommen", meckerte Tala in dem Moment. "Einen einzigen Tag verbringen wir während dieses Turniers mit den anderen, und du bringst direkt jemanden zum Weinen...." Es schien als wollte er noch etwas sagen. Doch sein Blick wanderte weiter in die Ferne. Erst hob er eine Augenbraue und dann erschien ein belustigtes Lächeln auf seinen Lippen. "Na, da hast du dir ja ordentlich Ärger eingehandelt."

Kai interessierte das eh nicht. Ehrlich gesagt war Luna ihm ziemlich egal. Gut, er hatte sie nicht direkt zum Heulen bringen wollen, doch sie hatte es auch nicht darauf angelegt, dass er sie nett behandelte. Was er generell nicht tat. Sie hatte eher darum gebettelt, dass er fies zu ihr war. Und sie hatte genau das bekommen. Sollte sie sich nicht aufregen, nur weil er sie ein bisschen erschreckt hatte.

Mit diesen Gedanken drehte er sich um, um zu sehen, was genau Tala gemeint hatte.

Shian.

Sie stand noch zwischen Ray und Hillary in der Mitte des Beckens. Sie sah ziemlich wütend aus. Stürmisch packte sie sich einen Wasserball, der grade von Max in ihre Nähe geworfen wurde. Es war einer von diesen schweren Bällen, mit denen die Profis spielten. Sie fixierte Kai und funkelte ihn an. Schnell warf sie den Ball in die Luft und schmetterte ihn mit einem perfekten Volleyballaufschlag auf Kai. Zum zweiten Mal an diesem Tag passierte damit etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Er verfluchte sich selbst. Erwarte das Unerwartete!

Dann traf ihn der Ball an der Schläfe. Und das nicht zu knapp. Er titschte weg und prallte auf den Fliesen neben dem Becken auf.

"Bring sie noch mal zum Weinen, und du hast ein ernsthaftes Problem du VOLLIDIOT!", schrie Shian wutentbrannt.

Kais Blick war nicht minder wütend. Wie konnte sie?

"Tja, ein Mädchen bringt man nicht zum Weinen", sagte Tala von oben trocken. "Ach, übrigens: Du blutest."

"Ach halt dich da raus, verdammt. Sie war selber Schuld!" Trotzdem fuhr er sich mit der Hand über die Stirn. Hellrotes Blut blieb an seinen Fingern zurück. Das dumme an Kopfwunden war, dass sie einfach nur sehr viel bluteten. Höchst wahrscheinlich handelte es sich nur um eine winzige offene Stelle. Nichtsdestotrotz: Hatte dieses Biest es wirklich geschafft, ihn zum Bluten zu kriegen. Die war ja schlimmer als Bryan. Er schloss die Augen und rang um Beherrschung. Sie legten es wirklich drauf an.

Tala hielt Kai eine Hand hin, doch er ignorierte sie.

Kai hörte ihn leise lachen. "Pass auf. Du weißt doch: Blut zieht Haie an."

Life gets hard!

Drückend lag die Dunkelheit auf ihm. Sein Blick streifte über die Decke und zählte Adern in den grauen Steinplatten. Er wusste einfach nicht was er tun konnte. Der Schlaf wollte nicht kommen. Er strich sich eine der roten Strähnen aus dem Gesicht.

Der Tag war ziemlich ereignislos gewesen. Die Blitzkriegboys hatten heute kein Match gehabt. Die Kämpfe der anderen waren ganz gut gewesen, doch Tala hatte sich nicht darauf konzentrieren können. Den ganzen Tag hatte er gerätselt. Irgendwas ging vor sich. Doch ohne Informationen zu arbeiten, gefiel ihm nicht. Er musste Kai dringend zur Rede stellen. Wieso war er so ausgerastet bei dem Match gegen Rick. Sonst nahm er doch alles kalt und unbeeindruckt hin? Was konnte ihn so in Rage bringen können... Ricks Angriff allein? Ausgeschlossen. Er hatte schon viel mehr Schmerz einfach hingenommen. Oder hinnehmen müssen, wie man es eben sieht.

Und dann sagte er Sachen wie: "Das geht dich nichts an!", und er hatte gelogen, das war Tala klar. Sie kannten sich schon so lange, dass sie alle Informationen teilten. Nur wieso begann er auf einmal jetzt damit, unehrlich zu sein, und Dinge zu verschweigen? Dieses Buch? Der Albtraum? Diese plötzliche Wut? Als wäre er besessen oder so...
 

Und dann begriff er.
 

"Verdammte Scheiße!"
 

Wenn das wirklich stimmte, dann... Gar nicht auszudenken was passieren könnte...

Er schwang sich aus dem Bett. Keiner der anderen hatte seinen Ausruf gehört, worüber er froh war. Er wusste, dass Kai nicht in seinem Bett lag, denn er hatte gesagt, dass er noch was joggen wollte. Er war zwar schon ziemlich lange weg, aber er konnte auf sich selber aufpassen. Sorgen machte Tala sich nicht um seinen Bruder. Das Problem war, ihn zu finden. Und zwar schnell.

Leise ging er durchs Zimmer und öffnete die Tür. Der Gang draußen war nur leicht beleuchtet, was ihn aber nicht sonderlich störte. Wenn man in der Abtei aufwächst, lebt man in der Dunkelheit. Ein leichter Luftzug strich über seinen nackten Oberkörper. Keine Zeit darüber nachzudenken, ob er sich noch was hätte überziehen sollen? Nur in der Sporthose lief er den Gang entlang, zu in Eile, um noch mal umzukehren. Er hatte schon eine leichte Idee, wo er Kai finden konnte. Grade bog er um eine Ecke, und rannte in jemanden hinein. Es war Summer. Sie fiel nach hinten um und sah ihn nur verwirrt an. Ihr Blick wanderte über seinen Körper. Ein kleines "Oh", entfuhr ihr.

Wieso habe ich die Schritte nicht gehört?, tadelte er sich selbst. Der Impuls einfach weiter zu laufen war enorm. Doch es war mitten in der Nacht und Summer nicht in ihrem Bett. Das gab ihm schon zu denken. Ungeduldig packte er sie am Oberarm und zog sie hoch. "Alles okay?", fragte er.

Sie nickte. "Entschuldigung...", sagte sie etwas verlegen, und zog ihr dünnes Spaghettiträgertop zurecht. Ihre Haare hatte sie zu einem hohen Zopf zusammengebunden, und trug eine karierte Pyjamahose. Unbehaglich verschränkte sie die Arme vor der Brust.

"Schon okay. Was machst du so spät hier draußen?", wollte er nun doch wissen.

"Ich... ach ich habe Luna gesucht... Sie hat Kai im Gang getroffen, und wollte mit ihm sprechen. Da haben wir sie gelassen...", murmelte sie.

Tala packte sie energisch wieder. "Was? Wo ist sie? Und Kai?!"

Verwirrt starrte Summer ihn mit großen Augen an. "Sie ist in unserem Zimmer?", sagte sie verwirrt.

Jetzt war es Tala, der sie verwirrt ansah. "Aber warum bist du dann hier?"

"Sie sagt sie hat ihre Pantoffeln unten stehen lassen und wollte unter die Dusche... Ich wollte sie ihr holen aber ich hab sie nicht gefunden...", erklärte sie.

Etwas erleichtert ließ er sie wieder los. Er trat einen Schritt zurück, und erst dann wurde ihm bewusst, dass sie sich unwohl fühlte. Die Atmosphäre war auf eine merkwürdige Weise sehr intim. Wie sie ihre Arme vor ihrem dünnen Top verschränkte und er selbst dort nur in der dunklen Sporthose stand. Er hatte noch nicht einmal etwas an den Füßen. "Entschuldige." Er wich weiter zurück und sah in ihre grünen Augen. Er hatte keine Ahnung, was hinter ihnen vor sich ging, und das machte ihn nervös. Er kannte sie nicht. Doch normalerweise hatte er auch kein Problem damit, Mädchen anzusprechen, und zu erahnen, was sie dachten.

Keine Zeit, jetzt darüber nachzudenken, ermahnte er sich selbst. "Hat sie irgendwas gesagt, oder weißt du wo Kai ist."

Summer nickte überraschender Weise. "Kai ist mit so einem Kerl aus dem Hotel gegangen. Ich hab sie in der Lobby ge..."

"Wie genau sah er aus? Wie lang ist das her? Summer!" Talas Stimme war sehr eindringlich. Er beugte sich ungeduldig vor.

Summer schreckte etwas zurück. "Er war relativ groß. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen. Der hatte ein Kapuze an. Aber er sprach Russisch mit Kai..."

"Danke!", rief er und war schon losgelaufen.

"Aber...?" Summer blieb verwirrt im Gang stehen.

Ach verdammt! Abrupt wirbelte er wieder herum. "Geh wieder in dein Zimmer!", verlangte er ungeduldig. Die Zeit lief ihm davon. Er wusste mit größter Wahrscheinlichkeit, wer das war, mit dem Kai da geredet hatte. Und wenn das wirklich der Fall war, dann war die ganze Situation noch viel schlimmer als er angenommen hatte. Es war sowieso schon schlimm genug. Die dunklen Ahnungen schlichen in dem schwach beleuchtetem Gang herum, wie klirrende Frostgespenster in einem Winterwald. Er konnte sie in seine Knochen kriechen spüren. Und zu allem Überfluss der kalten Bedrohungen stand Summer mitten drin. Natürlich hatte sie keinen Schimmer, was vor sich ging, aber Tala musste sie daraus halten. Es standen einfach zu viele fette, sich vor Kälte windende Fragezeichen im Raum. Und wenn er ehrlich war, dann war sie auch eines, da sie so undurchsichtig schien. Doch er glaubte in diesem Moment nicht, dass sie irgendetwas Schlechtes im Schilde führte. Sie war einfach nur anders als andere Mädchen. Was auch immer es war, es machte ihn schon neugierig. Doch jetzt musste er sie erst Mal aus der Angelegenheit heraushalten. Er wusste, dass er was unternehmen musste.

Er räusperte sich. "Ich meine, am Besten du geht’s wieder in dein Zimmer. Ich muss Kai eh suchen, und wenn ich zufällig Lunas Pantoffeln unten finde, bringe ich sie morgen vorbei." Er versuchte sanft zu klingen. So wie er immer klang, wenn er seinen Charme spielen ließ, um seine neuesten Flirtopfer anzusprechen. Doch Summer sah in nur weiter aus diesen unergründlich grünen Augen an. Im dämmerigen Licht sahen sie wirklich aus wie ein Winterwald. Er schauderte innerlich dank der Atmosphäre.

"Okay...", sagte sie zögerlich. "Dann ähm... Gute Nacht." Damit ging sie.
 

Tala spürte jeden einzelnen Stein der altmodischen Backsteinmauer im Rücken. Kalt und rau drückten sie in seine Haut. Schon wieder verfluchte er sich still, dass er sich nichts übergezogen hatte. Doch er hatte wieder keine Zeit, sich an diesem Gedanke aufzuhalten. Und auch den Gedanken, dass er schon Schlimmeres als dies erlebt hatte, dachte er schon wieder. Er hasste es, sich damit immer wieder dazu zu bringen, die Situationen in denen er steckte, richtig zu nehmen und andere Gedanken beiseite zu schieben.

Im Schatten der Wand wollte er den Stimmen der Gestalten unter den Bäumen lauschen. Die Blätter malten dunkle Bilder auf das Gras und die Wege. Der Wind blies durch die Äste und schüttelte alle kalten Gespenster aus ihnen heraus. Es war, als umwarberten sie die Kniee aller, die zu dieser späten Stunde immer noch draußen waren. Schwarz drückte der Horizont auf den Garten des Hotels und das kleine Gärtnerhäuschen und zog ihm die Luft aus den Lungen. Es waren eindeutig Boris und Kai, die dort standen. Ausgerechnet Boris. Wollte er sie wieder in die Abtei zwingen? Leider hatte Tala es schon geahnt. Einem instinktivem Impuls nach atmete er tief ein, verzweifelt an dieser Erkenntnis zu ersticken. Und das war ein Fehler. Sie drehten sich beide zu ihm um. Verdammt!, dachte er und verfluchte sich erneut. Ihm wurde wieder bewusst, wie gut Kais Gehör wirklich war. Nur leider war Boris' für heute gut genug.

Tala straffte die Schultern. So konnte er auch einfach vortreten. Jetzt war es egal. Seine Miene war ausdruckslos, als er in ihr Sichtfeld trat. Sein Blick traf den Kais und alles was er sah, war Kälte. Und Dunkelheit?

Boris' Gesicht war spöttisch. War ja klar. Wann war er mal nicht der Überlegene?

Eindringlich suchte Tala erneut Kais Blick. Vielleicht konnten sie Boris zu zweit überwältigen? Kai zeigte keine Regung. Nur die kalte Maske wie aus bleiernem Metall sah ihm entgegen. Was war verdammt noch mal los? Wo war sein verdammter Selbstrettungswille? Rascheln zwischen den Bäumen riss Tala aus seinen verzweifelten Gedanken, und noch so verzweifelten Versuchen, zu seinem Bruder durchzukommen. Atmen. Leises Klicken. Überwältigen schied also aus.

"Schön, dass du auch da bist, Yurij." Boris Ton war bittersüß und hämisch. Und er nannte seinen alten Namen. Den Namen, den nur sein Team kannte, den, den er in der Abtei hatte tragen müssen. Den Namen, den er am allerwenigsten von Boris hören wollte.

"Leck mich am Arsch, Boris." Mehr wollte er nicht dazu sagen. Erst ein mal musste er wissen, was Boris wollte.

"Ich hab grade schon zu Kai gesagt, wie schade es ist, dass ihr mich nicht mit eurer Anwesenheit in der Abtei beehrt."

Natürlich. Was sonst? "Ach hast du?", fragte er bissig. Er konnte sich einfach nicht bemühen, neutral zu sprechen. "Und Kai? Was sagst du dazu?" Irgendwie musste er seiner Wut Ausdruck verleihen. Er hob eine Braue.

"Noch gar nichts. Er wollte mir etwas Wichtiges mitteilen?", war das erste was Kai sagte. Er blickte emotionslos zu Boris.

Kai war schon immer besser darin gewesen, Gefühle zurückzuhalten. Die Abtei hatte ihn so gemacht. Und es war nicht viel zurückgekommen. Bei Tala war es mehr. Doch das war jetzt nicht das Thema.

"Ihr solltet freiwillig kommen", schlug Boris vor.

"Ach und wieso sollten wir?", fragte der junge Russe, und strich sich die roten Strähnen energisch aus dem Gesicht.

"Weil ihr doch nicht wollt, dass euer kleiner Freund dort ganz alleine ist, oder?"

Tala sah eine kleine Regung auf Kais Gesicht. Erleichterung schoss durch ihn, denn er hatte schon befürchtet, dass es schon zu spät war.

"Ian." Doch selbst der Name des kleinen, quirligen Jungen klang aus Kais Mund kalt.

"Genau. Er ist bei mir. Wollt ihr ihn nicht lebend wieder sehen?"

Tala keuchte. "Ich wusste ja, dass du der lebendige Tod bist, Boris, aber du sinkst doch ziemlich tief, oder?" So viel Hass wie aus seiner Stimme triefte hatte er schon lange nicht mehr empfunden.

"Du schmeichelst mir, Tala. Aber ich bin auch etwas enttäuscht. Woher kommen diese ganzen schwachen Emotionen? Sieh Kai an. Er hat nicht vergessen, wer ihn erzogen hat. Ihr solltet mir DANKBAR sein!" Und dieses eine Wort war wie ein Schlag ins Gesicht.

"Dankbarkeit!", spuckte Tala das Wort aus.

"Kauf dir ein Wörterbuch, Boris", sagte Kai.

"Wie auch immer. Ihr wisst was ich von euch will. Macht euer Turnier zu ende. Gewinnt gefälligst. Alles andere wäre eine Schande. Und dann kommt ihr zu mir nach Moskau." Klar und deutlich, aber mit einem abscheulichem Grinsen sprach er die Worte aus.

Und dann ging er.
 

"Das hat uns grade noch gefehlt!"

Kai sah Tala fragend an.

Tala lachte kurz und hart. "Du hattest ihn die ganze Zeit, oder? In Moskau. In dem Buch hast du ihn versteckt."

Kais Augen verengten sich kurz. "Was redest du da?"

"Black Dranzers Bitship."

"Wie...?"

"Wie ich darauf komme? Hälst du mich für so blöd?" Noch immer war er unfassbar gereizt.
 

Kai schwieg.

Lange.

"Es tut mir leid."

Hohes Niveau

„Es tut mir leid."

"Das ist alles was du dazu sagst? Ich glaub das nicht!"

Ausdruckslos sah Kai ihn an.

Tala konnte diesen Blick nicht ertragen und wandte sich ab. Es tat ihm weh, dass sein bester Freund, sein Bruder ihn so hintergangen hatte. Nach den Ereignissen von Früher war es einfach... einfach... Er fand noch nicht mal die richtigen Worte dafür. Und jetzt die Sache mit Ian... Und Kais stand einfach nur da.

"Warum redest du nicht mit mir über sowas!", schrie er. "Erst müssen wir aus Moskau abhauen. Was ich auch verstehe. Aber Black Dranzer!" Er packte Kai am Hemd. "Wie konntest du, Kai?"

Sie sahen sich in die Augen. Tala wild und wütend, Kai ruhig.

Langsam löste Kai Talas verkrampfte Hand von seinem Hemdkragen. Er tat es fast schon sanft. Plötzlich ebbte Talas Wut ab. Er war einfach nur noch erschöpft. "Du weißt was dieses Wesen mit dir anstellen kann, Bruder." Er klang müde und besorgt.

"Ich weiß. Aber das wird nicht passieren. Ich bin stärker."

"Gib ihn mir", verlangte Tala.

"Nein. Ich kann das!" Harsch kamen die Wort aus seinem Mund. Kai war sich sicher. Er versuchte Tala mit einem Blick zu erklären, wie sicher er sich war. Das funktionierte sonst doch auch.

"Kai..."

"Bruder. Vertrau mir. Es ist vielleicht nicht einfach, aber jetzt ist es erst recht notwendig. Sie es als letzte Geheimwaffe."

"Boris weiß nichts davon?"

"Nein. Woher auch."

"Und was genau sollen wir tun?" Jetzt doch wieder entnervt trat Tala zurück und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er zwischen die dunklen Bäume. Noch immer konnte er den Gedanken an die eisigen Gestalten in der Dunkelheit nicht beiseite schieben. Er fühlte sich beobachtet.

"Das sollten wir nicht hier besprechen." Damit musterte er Tala. "Wir sollten raufgehen. Du hast ja kaum was an", stellte er trocken fest.
 


Kaum hatten sie ihr Zimmer betreten flammte das helle Deckenlicht auf. Bryan und Spencer standen ihnen im Weg. "Was habt ihr wieder gemacht, ihr Idioten?"

"Danke auch", maulte Tala. Er hatte keine Lust mehr. Aber er war mit Kai auch noch nicht durch.

"Also, was hast du jetzt vor?", fragte er Kai fordernd. Als er nicht direkt eine Antwort erhielt, kam wieder die Wut. "Das Turnier gewinnen, und dann Ian retten? Als wenn wir so einfach da einsteigen könnten? Rein... okay. Das vielleicht noch. Aber raus kommen wir nie im Leben wieder. Das ist doch bescheuert!

"Moment mal? Ian retten?!" Spencer sah verwirrt aus.

"Ach verdammt noch mal, ja!" Tala hatte wohl ein neues Lieblingswort. Trotzdem erklärte er seinen beiden Teamkollegen in knappen Worten alles. Kai saß unbeteiligt daneben. Tala konnte es kaum ertragen, seine so ausdruckslose Miene zu sehen.

"Na prima!", rief Bryan wütend.

Spencer presste nur die Lippen zusammen.

"Wir holen Ian da raus", sagte Kai.

"Ach ja und wie?", fragte Tala sehr bissig.

"Wir haben etwas, von dem sie nicht wissen. Einen Vorteil."

"Haben wir?", fragte Bryan dazwischen.

Kai sah zu ihm. "Natürlich. Black Dranzer."

Die anderen drei starrten ihn an. "Kai." Spencer sah ihn schon fast flehend an. "Das kannst du nicht wirklich vorhaben?"

"Danke!", rief Tala und sprang vom Sofa auf. "Er hat völlig recht. Das ist Wahnsinn!"

"So viel zu Kais Zurechnungsfähigkeit", sagte Bryan fast schon belustigt.

Kai schloss kurz die Augen. Er spürte den dunklen Einfluss Black Dranzers. Er war stark. Obwohl Kai seit damals nicht mit ihm gebladet hatte, kam jetzt jede einzelne Sekunde davon zurück. Doch etwas hinderte ihn daran, sich dem einfach hinzugeben.

"Tala", sagte Kai ruhig. Er unterbrach ihn bei seinen langen Auflistungen, warum die Situation aussichtslos war.

"Was?!", fragte er angespannt.

"Du und Wolborg. Ihr habt eine Verbindung, oder?", begann er bedacht.

Sichtlich aus dem Konzept gebracht sah Tala Kai an. "Öhm... Ja. Natürlich!?"

"Und sie geht so tief, dass ihr einander alles gebt was ihr habt."

Obwohl das keine Frage sondern eine Feststellung war, antwortete Tala trotzdem. "Sicher. Das weißt du doch."

"Du hast dir grade selber beantwortet, warum wir das schaffen. Erinnere dich an Moskau. So wie Wolborg ein Teil von dir ist, ist Dranzer einer von mir."

Schweigen breitete sich aus. Drei Augenpaare sahen Kai an. Bryan sah skeptisch aus. Spencer lächelte zufrieden. Und Tala. Ja, irgendwie wusste Kai, dass es eigentlich nur auf ihn an kam, und er ihn überzeugen musste. Spencer hatte er schon, das konnte er sehen. Und Bryan... na ja. Wenn Tala etwas beschloss, hatte Bryan meist keine Chance mehr. Allein gegen sie drei sowieso nicht.

Lange sah Tala Kai in die Augen.

"Du hast recht. Wir ziehen das durch. Wir werden Ian retten und danach… Wir müssten Moskau verlassen. Die Stadt ist unsere Heimat, aber wenn wir so sicher sind…“ Er hielt einen Moment inne. „Aber Eines ist klar. Ich lasse Wolborg Dranzer jede Feder einzelnd ausrupfen, falls er dir nicht noch mal deinen verdammten Arsch rettet wenn es nötig ist. Und glaub mir, das wird es sein.“

"Wie sehr du mir doch vertraust..." murmelte Kai sarkastisch.

Tala hob nur eine Augenbraue.

"Dann lasst uns ne Runde pennen, damit wir morgen dem Sieg des Turniers näher kommen, um Ian unsere kleine Nervensäge wieder zurückzuholen", verkündete Bryan. "Warum tun wir das eigentlich?", meinte er im Scherz. "Er futtert uns doch eh nur die Haare vom Kopf." Er lachte, bis er von Spencer einen brüderlichen Schlag kassierte.
 

Die Chancen standen fifty-fifty. Entweder Ryuthenshi oder die Bladebreakers.

Er war aufgeladen und wollte ein ordentliches Match. Gegen die anderen hatten sie schon gebladet. Max, Tyson, Ray und Daichi waren alles ziemlich gute Blader. Das versprach auf jeden Fall eine Herausforderung, so wie er es jetzt gebrauchen konnte. Gegen eines der drei Mädchen anzutreten war sicher auch interessant. Sie alle waren noch Unbekannte beim Bladen. Trotzdem bevorzugte er heute die Bladebreakers.

Und sein stiller Wunsch wurde erhört. In der Arena leuchtete der große Bildschirm hell auf und DJ Jazzman versprach "einen aufregenden Tag, den ihr nie vergessen werdet." Er hatte nur keine Ahnung wie Recht er damit behaten würde.

Nun war Kai aber doch etwas angespannt. Unbekannte Ungeduld machte sich in ihm breit. Schon wieder Black Dranzers Einfluss? Wie immer saß er regungslos auf der Teambank, doch seine Gedanken wirbelten herum. Er sah Dragoon und Dranzer in der Luft im Auge eines Flammensturms. Das war es, was er jetzt wollte. Eine richtige Herausforderung.

Bryan sollte vorher gegen Max antreten.

"Ein ungleiches Match...", murmelte Spencer, als Bryan sich mit konzentriertem Blick auf den Weg machte. Wollte er damit auf Elektrizität und Wasser anspielen? Offensichtlich wäre das besser für Bryan. Aber Kai wusste, dass sich Max öfter auch sehr effektive Lösungen aus dem Ärmel schüttelte.

Etwas abgelenkt verfolgte er das Match. Zuerst hatte Bryan wirklich die Überhand. Er tackelte Max ununterbrochen. Aber Max Defense war wie eine Tsunamiwelle kaum zu bezwingen. Bis Bryan Folborg rief und sein Blade elektrisierend knisterte. Es war einiges an Können zu sehen, den Max hatte sehr viel in Sachen Ausweichen dazugelernt, und Folborg schlingerte allmählich. Seine Ausdauer war mittelmäßig. Bryans Stärke war der Blitzkrieg. In zweifachen Sinne. Elektrizität auf der einen Seite und Schnelligkeit auf der anderen. Für ihn war das Match schon viel zu lange gelaufen. Bis er Max mit voller Wucht mit seinem Strohblitz traf, und Draciel paralysiert stoppte und nicht mehr kreiselte.

Max lächelte auch als er verloren hatte. Bryan sah nicht glücklich aus. Trotzdem gratulierte er seinem Gegner zu dem guten Match und kam zielstrebig zurück. Kai konnte einige Spuren des Kampfes auf seinem Blade erkennen.

Kaum hatte sich die Menge beruhigt, stand Ray schon an der Arena. Sein Gegner war Tala. Kai sah einen Moment Talas Blick, der zu sagen schien: Da hast du ja vielleicht mal Glück. Und damit kehrte er ihm den Rücken zu. Wie recht du hast. Ich will Tyson als Gegner, komme was da wolle!

Der Wolf gegen den Tiger. Kai hätte von Bryan irgendeinen Spruch erwartet, von wegen Hundefutter und Fellkugeln oder Ähnliches, doch das war ihr schwerstes Match und selbst jetzt war Bryan noch angespannt. Wie sie alle wahrscheinlich.

Und das Match war heiß. Heiß im Sinne von so atemberaubend, dass selbst Kai ziemlich beeindruckt war. Es war sicher eines der Besten, die Tala und Ray je bestritten hatten. Es ging direkt los. Sie gingen aufeinander zu. Ray war normalerweise eher der Beobachter, fand Kai, doch es schien, als wüsste er, dass er gegen Tala damit nicht durchkam.

Und Tala. Er war einfach so impulsiv wie wenige Blader. Er tat was ihm einfiel. Er hatte es von Anfang an im Blut gehabt. Auch schon in der Abtei damals. Knisternd schlitterte Drigger auf einer Eisschicht, aber die Blitze zogen Risse hindurch. Schlag auf Schlag prallten sie aneinander und Funken und Kristalle aus Eis stoben in alle Richtungen. Kai war beeindruckt wie mutig und berechnend Ray, und wie schnell Tala in den letzten Monaten geworden war. Und Talas neu gewonnen Schnelligkeit konnte Ray leider noch nicht einschätzen. Vielleicht lag es daran, dass er sich selbst einfach immer als den Schnelleren gesehen hatte. Seine Tiger Claw verpasste Wolborg um Millimeter und Tala war ein Meister darin, Situationen sofort auszunutzen. Drigger hielt dem Novea Rog nicht stand und rutschte schlingernd über den Rand der Arena ins Aus.

Sie gaben sich unter einem unglaublichem Lärm die Hand. Was sie sich sagten, konnte Kai trotz seines guten Gehörs nicht vernehmen. Tala kam wieder und ließ sich auf die Bank fallen. Das Match hatte ihm Spaß und auch Anstrengung gebracht.

Kai hatte sich erhoben. Wie hypnotisiert sah er zu den Bladebreakers. Tyson stand genau wie er vor seiner Bank und sah ihn an. Es war offensichtlich, wen er als Gegner haben wollte.

Und so warteten sie alle auf die Namen, die der DJ aussprechen würde.

Gegen alle Erwartungen

Wenn man etwas erwartet, darauf vertraut, sogar Hoffnung in diesen Gedanken setzt, ist die Enttäuschung schmerzlich. Wie Messerstiche fühlten sich die erstaunten Ausrufe der Menschen an. Tysons Gesicht war auf dem großen Bildschirm erschienen. Aber nicht Kais. Spencers gutmütge Miene leuchtete auf Kai herab. Sie hatten ein gutes Foto von ihm erwischt. Als Kai sich umdrehte, um ihn anzusehen war sein Gesichtsausdruck ganz anders. Er schaute verwirrt, und fast schon mitleidig. Gleichzeitig flogen ihre Blicke zu Tyson, denn er hatte einen erstaunten Laut von sich geben.

Jetzt hastete er zum DJ. "Können Spencer und Kai nicht tauschen?"

Der DJ schaute überrascht zu Tyson. "Das Los hat entschieden, Tyson."

"Aber eine Revanche von der WM würden hier alle gerne sehen, oder?", drehte er sich zum Publikum um.

Die Menge war außer sich. Der Lärm war ohrenbetäubend. Sichtlich unbehaglich drehte sich DJ Jazzman zu der großen Glaskanzel an der Stirnseite gegenüber der großen Bildschirmwand um. AJ und Brad standen direkt neben Mr. Dickenson. Er tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Mit geballten Fäusten und zusammengekniffen Augen starrte Kai, wie wohl jeder hier, zu Mr. Dickenson hoch. Die schwache Hitze, die immer von Black Dranzer ausging, nahm zu.

Hunderte von Menschen sahen das leichte Kopfschütteln, das das Urteil verkündete.

Jazzmans Augen weiteten sich einen Moment und Tyson starrte nur weiter nach oben.

"Tut mir leid, Tyson, Regeln bleiben Regeln. Du musst wohl bis zur nächsten WM warten, oder ins Finale kommen“, erklärte Jazzman nur halb so enthusiastisch wie sonst immer.

Kai interessierte das nicht mehr. Er spürte Talas Blick hinter sich, doch sein eigener verweilte auf der Glasscheibe, hinter der sich die Veranstalter versteckten. Wie konnten sie ihm das verweigern? Von Mr. D hatte er ganz sicher etwas anderes erwartet. Die zweite Enttäuschung, sogar von jemandem den er eigentlich zu schätzen gelernt hatte. Seine Hand wanderte automatisch in seine Tasche. Er spürte das Metall des Beyblades, die Aura die es umgab und zögerte nicht länger. Er schloss seine Hand fest darum und zog sie langsam heraus.
 

Tala sah wie gebannt zu Kai. Diese Bewegung kannte er. Wollte er jetzt etwa...? Er machte einen Satz auf seinen Freund zu. "Kai!"

Schon wieder zu spät. Kai hatte den Blade an den Starter gesteckt und richtete ihn schnell aber präzise auf die Glaswände aus. Bevor Tala ihn aufhalten konnte hatte er die Reißleine herausgezogen und seinen Beyblade gestartet.

Nein!, schoss es Tala durch den Kopf und stieß Kai zur Seite, und hatte schon Wolborg an seinen eigenen Starter gepackt, um Kais Schuss abzuwehren. Aber er war immer noch zu spät.

Der Blade traf das Glas. Tala ahnte das Schlimmste. Mit geweiteten Augen wurde er jedoch überrascht. Das Glas bekam Risse, doch es splitterte nicht, wie er es erwartet hatte. Die Menschen dahinter traten hastig zurück. Dann fiel etwas Blaues herunter und kreiselte fast schon langsam auf dem Boden. Es war Dranzer. Kai hatte Dranzer benutzt. Erleichterung schoss durch Talas Adern, denn eben war der Blade so schnell geflogen, dass er seine Farbe kaum hatte erkennen können.

Beherrscht sprang Dranzer in das Tableau in der Mitte und drehte ein Runde. Dann fing Kai ihn auf. Mit einem letzten Blick zu der Kanzel drehte er sich um. "Tala, spar’s dir", stoppte er ihn bevor er anfangen konnte. Er legt Spencer einen ganz kurzen Augenblick die Hand auf die Schulter. "Viel Glück."

Darauf verließ er steif die Arena und die Stille, die er hinterlassen hatte.
 

Wenn man ein Licht am Ende des Tunnels sieht, soll man dann darauf zu gehen? Bedeutet es den Tod? Oder ein neues Leben im Himmel? Wird jemand trauern? Wird man vermisst? Hat man Spuren auf Erden hinterlassen? Zieht das Leben an einem vorbei? Stellt man sich diese Fragen, wenn man auf das Licht zu geht?

In der betäubenden Stille klangen diese Fragen in Kais Gedanken laut. Warum stellte er sie sich? Vielleicht weil es in diesem "Tunnel" in dem er an der Wand lehnte, komplett dunkel war? Weil es kein Licht an seinem Ende gab, auf das er hätte zugehen können? Er war sich sicher, dass es nie ein Licht am Ende des Tunnels für ihn geben würde. Er hatte nie an diese Sachen geglaubt. Für ihn gab es keinen Himmel. Wenn überhaupt ging sein Weg von der kalten Hölle in die heiße Hölle. Von der Abtei ins Fegefeuer. Er lehnte den Kopf nach hinten. Genau hier war es gewesen. Genau hier hatte er damals Dranzer die Freiheit geschenkt. Ohne zu wissen, dass er ihn brauchte, so dringend wie die Luft zum Atmen. Er war so dankbar für seine Rückkehr. Und Dankbarkeit war nichts Selbstverständliches. In der Abtei bringt einem niemand so etwas wie Dankbarkeit bei. Oder wie man mit Emotionen umgeht. Sie werden schlicht und einfach auf Eis gelegt. Und wenn du so lange lebst, dass du irgendwann in die reale Welt gelangst, ist es, als ob man sie in einen Topf mit brodelnd heißem Wasser wirft. Keine Kontrolle mehr. Und Kontrollverlust konnte Kai absolut nicht vertragen. Deshalb hatte er seine Gefühle weggesperrt. Nicht immer gelang ihm das, doch er wusste sich nicht anders zu helfen. Woher auch. Und deshalb kämpfte er auch, kämpfte um alles was er hatte gegen Black Dranzer. Für sein Team, nein, für seine Familie und für seine Freiheit. Worte hallten ihm durch seine Gedanken. Worte und ihre Melodie:
 

It's the moment of truth and the moment to lie

The moment to live and the moment to die

The moment to fight, the moment to fight, to fight, to fight, to fight

To the right, to the left

We will fight to the death

To the Edge of the Earth
 

Zeit zu kämpfen. Und wie er das tat. Er durfte einfach nicht versagen. Doch leicht war es sicher nicht. Er konnte nicht mehr ruhig schlafen und nicht mehr leicht atmen. Ausgezehrt wie nach einem langen Marsch durch Eis und Schnee, so fühlte sich das an. Als hätte man ein schweres dunkeles Etwas auf seine Brust gesetzt.

Langsam ließ er sich an der kalten Wand heruntergleiten, mitten in der Nacht und ganz allein in dieser einsamen Stille einer riesigen Arena.

Nur die Hände seiner Freunde hielten ihm noch über dem Schwarz des Abgrunds und hinderten ihm daran zu fallen, obwohl Black Dranzer ihn unablässig in die Tiefe zu ziehen versuchte. Und dann hielt ihn noch der warme Auftrieb, verursacht durch Dranzers verlässliche Schwingen.
 

Da waren Schritte. Schritte in den verlassenen Gängen. Kai hatte sich lange nicht von der Stelle gerührt, denn er wollte einfach alleine sein. Sich keine Vorwürfe anhören müssen. Die Schritte konnten nicht von Tala stammen. Sie waren ihm fremd. Eher... weiblich?

"Hallo?", hallte Lunas Stimme hell wie Glocken durch die Dunkelheit.

Er schwieg und regte sich nicht. Sie war noch weit weg, und wenn sie nicht ausgerechnet hier lang kam, dann würde sie sich auch nicht erschrecken. Doch sein Glück ließ ihn wie so oft ihm Stich. Sie kam näher und er konnte ihre Gestalt in Schemen erkennen. Sah sie ihn?

"Wer bist du?"

Sie sah ihn.

Ruhig blieb er sitzen, um ihr keinen Schrecken einzujagen.

"Hallo Luna", antwortete er ruhig.

"Öhm... Kai?", fragte sie überrascht. Sie hatte seine Stimme erkannt.

"Was machst du hier?", stellte er einfach die Gegenfrage. Er konnte sich nicht vorstellen, wieso sie hier sein sollte. Und gefallen tat es ihm auch nicht. Noch nicht einmal mitten in der Nacht, konnte er hier alleine sein.

Sie zögerte, kam aber näher. Zwei Meter entfernt blieb sie stehen und blickte auf ihn herab. Noch etwas, was ihm nicht gefiel.

"Ich hab meinen iPod in der Umkleide liegen gelassen und hab gedacht dass hier vielleicht noch jemand ist. Die Tür war offen... Aber die Umkleide ist abgeschlossen da bin ich einfach... Sag mal, ist alles in Ordnung bei dir?"

Er hätte die Tür also doch besser wieder von innen verschlossen... "Moment mal, was?", fragte er verdutzt.

"Ob alles in Ordnung bei dir ist? Du sitzt hier ganz alleine auf dem Boden..." Sie machte eine verlegene Pause. "Brauchst du Hilfe oder so?"

Er hätte fast gelacht. "Hilfe? Mir ist nicht mehr zu helfen, glaub mir." Es war schon fast makaber, dass sie ihn fragte ob er Hilfe brauchte. Er wollte aufstehen, doch kaum ließ er die Wand los, schwindelte es ihm. Die Schwärze wurde noch schwärzer und er kniff die Augen zusammen.

Er spürte ihren Hand an seinem Arm und ihren Atem nah bei sich. Was war nur los mit ihm, verdammt? Die Antwort kannte er, aber dass es ihn so mürbe machte...

"Kai?!"

Er straffte sich. "Alles okay." Der Schwindel hatte nachgelassen. Er trat einen Schritt zurück und sie ließ ihn los. Wie froh war er, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Und er ihres nicht richtig. Was mochte sie bloß denken?

Eine Weile sagte keiner etwas. Er presste die Lippen aufeinander.

"Was machst du eigentlich hier?", durchbrach sie die klirrende Stille. Er zuckte fast schon zusammen.

"Alleine sein", entgegnete er schroff.

"Entschuldige...", murmelte sie leise. "Du... wegen dem Abend an dem...", begann sie.

Doch er unterbrach sie abrupt. "Schon okay. Vergiss es einfach." Abwehren verschränkte er die Arme vor der Brust.

"Nein, Kai, hör mir bitte zu!", flehte sie schon fast verzweifelt. Wie sie seinen Namen aussprach... Er verstand es nicht, genau so wenig wie ihren Tonfall. Er hob die Brauen, bis ihm einfiel, dass sie das ja höchstwahrscheinlich nicht sehen konnte. "Wenn es sein muss?!"

"Es tut mir wirklich leid. Ich bin sonst nie so..."

"Du musst dich nicht rechtfertigen."

"Ja aber du scheinst viel um die Ohren zu haben und... und es scheint dir nicht so gut zu gehen...?" Sie formulierte es vorsichtig und als Frage.

Jetzt war er doch überrascht. Woher konnte sie wissen wie es ihm ging, verdammt noch mal? War sie wirklich so emphatisch?, fragte er sich, als die Erde plötzlich zu beben begann.
 


 


 

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Wenn ihr wissen wollt, wie das Lied klingt, dass ihm in den Sinn kommt dann hört es euch an. Der Link steht in der Beschreibung. :D

Bloody Fragments...

Bloody Fragments
 

Gewonnen!“, rief Bryan fröhlich als er seine letzte Karte auf den Tisch warf. Er grinste Tala an. "Durak!"

Energisch klaubte Tala sie vom Tisch und begann neu zu mischen. Die Lippen zusammen gepresst, starrte er zur Tür.

"...Tala? Hörst du mir zu oder willst du dir die Finger wund mischen?", fragte Spencer verwundert.

"Hmm?" Er hatte ihm nicht zugehört. Draußen auf dem Flur liefen ständig Leute hin und her und Türen wurden geöffnet und zu geschlagen. Sie hatten beschlossen noch Karten zu spielen, da sie eh alle wieder wach wurden, wenn Kai zurück kam. Wohin auch immer er gegangen war. Doch Tala hatte sich nicht konzentrieren können. Er hatte schon mehrere Spiele hinter einander verloren, obwohl ihm meistens keiner das Wasser in seinem Lieblingsspiel reichen konnte. Außer vielleicht Kai, wenn er mal gute Laune hatte. Gut, dass sie heute ohne Einsatz gespielt hatten.

Missmutig begann er, die Karten auszuteilen. Grade hatte er die Erste gespielt, da klopfte es an der Tür. Alle tauschten Blicke und Bryan grinste. "Du weißt doch: Der Durak ist zuständig."

Genervt rollte er mit den Augen und stand auf. Sein Blick fiel auf den Wecker auf einem der Nachttische und er runzelte dir Stirn. Dass Kai noch spät draussen war, war ja normal, aber der hatte einen Schlüssel. Also öffnete er die Tür und sah zu seiner Überraschung Summer vor sich stehen. Noch vollständig angezogen und offensichtlich nervös sah sie ihn an.

"Hallo... ähm..." Sie stockte und musterte ihn. Sie schaute kurz ins Zimmer. "Ich wusste nicht, ob ich euch wecke, aber ihr seid ja noch wach. Kann ich kurz reinkommen?" Sie blickte sich im Gang um.

"Sicher, warum nicht?" Ihm war nur recht von seinem Spiel abgelenkt zu werden, da seine Karten ziemlich mies waren. Summer kam herein und setzte sich an seine Platz aufs Sofa. Sie sah besorgt aus. Er schloss die Tür und lehnte sich gegen sie. Er beobachtete, wie sie seine Karten vom Tisch nahm, und sich ansah. Sie seuftze und strich sich eine schwarze Strähne hinters Ohr. "Du hast ja nur Scheiße auf der Hand."

Er stutze.

"Woher weißt du...?", fragte Spencer.

"Welches Spiel ihr spielt?", sie blickte zu ihm auf. "Ihr seid Russen, habt jeder sechs Karten, eine von Talas liegt bei dir und die Trumpfkarte ist ein Herzass. So wie Bryan die ganze Zeit darauf geschielt hat, glaube ich, dass er scharf darauf ist, sie zu bekommen." Sie sah von den Karten zu Tala. "Und wenn du nicht der Durak bist, was du sein musst, wenn du begonnen hast und keinen einzigen Trumpf auf der Hand hast, dann habt ihr die Regeln wohl nicht verstanden."

Alle drei sahen sie überrascht an.

"Ich spiele das öfter mit Luna und Shian...", erklärte sie, bevor jemand fragen konnte. Jetzt klang sie erschöpft.

Tala drückte sich von der Tür ab und setzte sich neben Summer. So ganz genau wusste er auch nicht, warum er das tat. Sie sah in diesem Moment einfach so aus als bräuchte sie eine strake Schulter. Doch er wagte es nicht sie zu berühren. "Was ist passiert?", fragte er stattdessen leise. Der Tag war für alle wohl nervenaufreibend gewesen. Nicht nur das Kai so ausgeflippt war, hatte Summer eine richtig hartes Match gegen Lee ausgefochten und verloren. Glücklicherweise hatten Shian und Luna sich gegen Gary und Kevin durchsetzen können. Doch die ganze Zeit war die Menge nervös und unruhig gewesen.

Verzweifelt schaute Summer Tala in die Augen. Wieder war er von der Farbe und Tiefe ihrer Augen überrascht und wusste so gar nicht, was sie grade dachte. Er wusste nur, dass er ihr helfen wollte. Würde er sich irgendwann an diese Augen gewöhnen? Ach, vergiss das, dachte er, denn er sah sie eh nur selten und nach dem Turnier sowieso nicht mehr. Sein Blick wurde dunkel. Über seine Zukunft wollte er sich keine Gedanken machen. Die Chancen standen wie immer verdammt schlecht. Aber das war gerade nicht von Belang.

"Bitte sagt mir, dass ihr wisst wo Luna ist!"

"Also hier ist sie nicht", gluckste Bryan im Spaß. Er erntete einen bösen Blick von Tala. Sah er denn nicht, dass sie sich Sorgen machte. Er war ein unsensiebeler Psychopaht.

"Habt ihr sie denn gesehen? Shian fragt grade bei den Bladebreakers und die anderen Teams haben sie auch nicht gesehen. Wir haben schon überall gesucht... Sie hatte einen Zettel geschrieben, dass sie ihren iPod in der Arena liegen gelassen hat, aber sie geht nicht ans Handy und wir waren dort schon nach ihr suchen. Es ist alles dunkel und der Eingang ist zu. Unterwegs haben wir sie auch nirgendwo gesehen und jetzt weiß ich nicht was wir noch tun sollen..."

Sie redete sehr schnell und in ihrer Aurfegung überschlug sich ihre Stimme fast.

"Summer", unterbrach Tala. "Wie wäre es mit Luft holen?" Er wartete, bis sie sich etwas beruhigt hatte. "Es tut mir leid, aber wir wissen auch nicht wo sie ist." Er wollte ihr grade den Vorschlag machen, auch suchen zu helfen als ihr wohl etwas einfiel und sich umsah.

"Wo ist denn Kai? Vielleicht hat er sie gesehen?"

An Kai hatte Tala grade irgendwie gar nicht gedacht. Er verzog den Mund. "Ich glaube eher nicht, dass er sie gesehen hat... Er will wohl lieber alleine sein. Aber ich kann versuchen ihn zu erreichen, dann weißt du bescheid, in Ordnung?"

Summer nickte dankbar.

Spencer runzelte die Stirn. "Tala? Du willst ihn wirklich anrufen? Ich glaube nicht das die Idee gut ist... Lass ihn von alleine kommen." Er hatte auf russisch gesprochen und Summer sah ihn ratlos an. Tala ignorierte ihn und sprach mit Absicht japanisch. Er wollte ihr nicht noch mehr zumuten. "Ach der wird mich schon nicht umbrin..." Abrupt brach er ab, denn die Erde begann zu beben.

"Er nicht Tala, aber das Erdbeben vielleicht", scherzte Bryan als er sich rasch erhob und sich mit Spencer in den Türrahmen zum Badezimmer stellte.

Wieder bekam er eine wütenden Blick von Tala. Er zog Summer am Arm hoch und drückte sie gegen die Zimmertür. Er stellte sich neben sie. Das Beben war ziemlich heftig und die Karten rutschten vom Tisch. Kurz darauf fielen die Lampen von den Nachttischen herunter. Summer hatte Tränen in den Augen und drückte sich an die Tür. Zu allem Überfluss fiel der Strom aus.

Tala konnte nicht anders, als die Arme um das schluchzende Mädchen zu legen, und sie an seine Brust zu ziehen.
 


 

Es dauerte nur einen winzigen Augenblick, bis Kai verstand was los war. Ein Erdbeben. Es begann so plötzlich, dass Luna nur einen überraschten Laut ausstieß und einen Schritt zu ihm machte.

Er bemerkte es nicht, denn er überlegte fieberhaft wo der sicherste Platz war. Doch er konnte noch keine Möglichkeit in Betracht ziehen. Die Lampen an der Decke des schmalen Ganges schaukelten heftig. Grade rechtzeitig zog er Luna aus dem Weg und brachte sie beide aus der Bahn, als die Lampe herab krachte.

"Komm!", rief er energisch. Die nächste Lampe drohte über ihnen. Sie liefen beide durch den Gang. Er mündete in die große Halle. Die Glaskuppel hoch oben, die alles überspannte, gefiel ihm gar nicht.

"Kai?!" Luna klang ängstlich.

"Was!"

Sie deutet direkt über sich.

Und er hatte nicht mal Zeit zum Fluchen. So schnell er konnte schob er Luna an die Wand. Er sah sie eindringlich an und zischte "Runter!" Sie rutschte an der Wand herab. Um ihren Körper mit seinem abzuschirmen, beugte er sich über sie und stemmte die Handflächen gegen die kalte glatte Wand. Sie standen direkt unter der Glaskabine, die er selber heute beschädigt hatte. Natürlich wusste er, was jetzt kommen würde. Das Beben gab dem Glas den Rest. In dem Moment prasselten Unmengen von Glasscherben auf ihn herab. Er presste die Zähne zusammen, als sie ihn trafen. Sah die Verzweiflung in Lunas Blick unter sich. Die scharfen Kanten schnitten in sein Fleisch. Er schloss die Augen um nicht mehr in ihre sehen zu müssen. Kein Laut schlich sich während des Hagels über seine Lippen. Luna allerdings schnappte verzweifelt nach Luft.
 

Dann war es vorbei.
 

Der Hagel und das Beben hatten aufgehört. Es war so still, dass Kai sich fragte, ob sein Gehör unter den Scherben gelitten hatte. Lunas schneller Atmen bewahrte ihn allerdings davor, sich jetzt auch noch darüber Sorgen machen zu müssen. Langsam drückte er sich von der Wand ab. Tropfen rannen ihm den Rücken herab und er fasste sich mit einer Hand in den Nacken. Der Schnitt dort brannte unter seiner Berührung, war aber nicht sehr tief. Um den Rest musste er sich später kümmern.

„Kai…!“ Luna starrte ihn an.

"Ja so heiße ich. Steh auf." Seine Stimme war so schneidend wie die Scherben.

Sie wollte gerade wieder ansetzen als er ihr zu vor kam. "Spar dir die Kommentare", sagte er nicht minder kalt und wischte seine blutige Hand an den Resten seines Hemdes ab.

Sie biss sich auf die Lippen. Wortlos ging sie um ihn herum und besah seinen Rücken. Er blieb stehen, zu erschöpft um sie zurechtzuweisen und froh, dass sie sein Gesicht für einen Moment nicht sah.

"Kai, wir müssen was gegen die Blutungen tun..." begann sie atemlos. "Bitte!"

"Ich kümmere mich später darum." Damit drehte er sich zu ihr um. "Erstmal will ich hier raus!" Er nickte zu dem Gang und wandte sich zum gehen.

Luna hielt ihn an der Hand fest. Sie blickte zu Boden. "Ich stehe in deiner Schuld." Mehr sagte sie nicht.

Es dauerte noch einen Herzschlag, bis sie ihn losließ.

...in my soul?

Summer?! Summer?" Gedämpft drangen die Rufe durch die Tür. Es war Shians Stimme, die im Gang aufgebracht und besorgt nach ihrer Freundin rief.

"Ihr wird sicher nichts passiert sein...", hörte Tala Rays Stimme etwas leiser von jenseits seiner Tür.

Das Beben hatte nachgelassen und jetzt war gar nichts mehr zu spüren. Summer hatte sich beruhigt, aber keine Anstalten gemacht, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Sie stand still da, das Gesicht immer noch in seinem Hemd vergraben.

Der Strom lief wieder und Tala traf Bryans Blick. Er konnte ihn nicht richtig deuten, denn er hatte sein spöttisches Grinsen erwartet und wollte schon fast auf einen dummen Spruch kontern. Doch es kam keiner. Spencer verließ als erstes den Rahmen, unter dem sie Schutz gesucht hatten, und begann, das Chaos zu ordnen. Bryan ließ sich wortlos auf die Couch fallen.

"Hier ist sie nicht, verdammt! Jetzt ist mein ganzes Team futsch!" Shian rief die Worte wütend. Sie war jetzt direkt auf der anderen Seite der Tür.

"Hast du nicht gesagt sie wollte gegenüber fragen?", erkundigte sich Ray. Er schien sie beruhigen zu wollen.

"Summer?", fragte Tala leise. Er wollte nicht, dass sie draußen auf ihn aufmerksam wurden. Summers Reglosigkeit machte ihm Sorgen, obwohl er das merkwürdig fand.

"Entschuldige", murmelte sie und machte einen Schritt zurück. Sofort ließ er sie los um ihr Raum zu lassen.

Sie sah ihn nicht an, sondern wischte sich die Tränen von der Wange.

Da polterte es an der Tür. Irgendwie hatte Tala erwartet, dass irgendwer etwas sagen würde. Doch als es niemand tat, öffnete er die Tür. Er stand ja eh gleich daneben. Shian stürmte direkt hinein, an ihm vorbei und nahm Summer in den Arm. Sie funkelte Tala kalt an. "Was habt ihr mit ihr gemacht?!", zischte sie.

"Wir haben sie in Lack und Leder gezwängt und wollten einen Porno mit Tala in der Hauptrolle drehen!", erklärte Bryan spöttisch.

"Halt die Schnauze, Bryan!", schnappte Tala sauer.

Ray stand verdutzt im Flur. "Ähm Shian...", begann er, doch Tala winkte ihn ungeduldig herein, was ihn verstummen ließ. Hinter ihm schloss er die Tür.

"Mistkerl!", giftete Shian und wollte Bryan niederstarren.

"Er hat... nichts getan. Ich mache mir nur so Sorgen...", erklärte Summer matt, während Shian sie aufs Sofa zog, und Bryan und Spencer dabei einfach ignorierte.

"Also langsam wird es hier irgendwie voll", bemerkte Bryan, doch niemand ging drauf ein.
 

Bis sie beim Ausgang waren, dauerte es nicht lange. Beide schwiegen. Er war erleichtert, denn jetzt noch eine Unterhaltung führen zu müssen, erschien in im Moment einfach nur nervtötend. Wie in einem schlechten Horrorfilm.

Die Gänge der Arena schienen alle sehr stabil zu sein. Hier und da waren einige Lampen von den Decken gekommen, aber man musste wohl dazu sagen, dass, so modern diese Anlage auch war, in den Bereichen, wo keine Zuschauer hinkamen, doch mal eine Renovierung nötig war. Das Meiste war vom Beben verschont geblieben

Dieses Gefühl, zu wissen, dass man einen üblen Fehler gemacht hatte, nagte an Kais Verstand. Und wieder war das wahr geworden, was sie ihm in der Abtei ein Leben lang prophezeit hatten: Fehler werden mit Schmerzen bestraft.

Er biss die Zähne zusammen und versuchte wenigsten den schmerzhaften Teil zu verdrängen. Den psychischen ließ er einfach in Ruhe. Er konzentrierte sich auf den Weg und Lunas Schritte kurz hinter ihm. Sie waren leicht und hingen nicht nach, worum er schon mal froh war. Noch eine Last konnte er einfach nicht noch zusätzlich tragen.

Bei der Tür, durch die er zuvor das Gebäude betreten hatte, und durch die auch Luna gekommen sein musste, wollte er auch wieder hinaus. Als sie da waren, sah er Luna kurz an und zog die Brauen zusammen. Sie sah nicht gut aus, aber womit hatte er auch gerechnet? Sie sah in erwartungsvoll an. "Was ist?", fragte sie verwirrt, da er inne hielt.

Er antwortete nicht, sondern drückte kräftig gegen die Tür.

Sie ließ sich nicht öffnen.

"Verdammt", murmelte er und trat einen Schritt zurück. Sofort kam ihm der Gedanke bis zum Morgen hier eingesperrt zu sein und er spürte eine Welle von Black Dranzers Einfluss auf ihm, die über ihm zusammen schwappte.

"Was ist?", wiederholte Luna. Doch er ging immer noch nicht darauf ein.

Stattdessen atmete er tief durch um sich zu beruhigen. Beobachten, analysieren, und lösen Kai, wie du es gelernt hast!, sagte er sich selbst. Auch wenn er es verfluchte, dass er es gelernt hatte.

Er schaute sich die Tür genauer an. Auf den ersten Blick sah sie aus wie immer. Es war eine schwere Feuerschutztür, die nach draußen führte. Normalerweise konnte man von innen mühelos raus, doch von außen nicht herein. Früher am Abend hatte jemand ein Stück Pappe zwischen Rahmen und Tür geklemmt, um auch von außen hereinzukommen. Kai wusste, dass die Techniker diesen Ausgang benutzten, und sich einen Umweg ersparten, wenn sie mit ihren Raucherpausen fertig waren. Anscheinend hatte jemand die Pappe vergessen. Wieder ein Überbleibsel aus Abteizeiten hatte ihn selbst dazu gebracht, alles so zu hinterlassen, wie es war, damit keiner seine Anwesenheit bemerkte. Deshalb hatte er die Pappe wieder dort angebracht, als er gekommen war. Allerdings lag sie jetzt auf dem Boden daneben. Luna hatte sie wohl nicht zurückgesteckt.

Bei weiterem Hinsehen sah Kai, dass der Rahmen sich verzogen hatte. Ob das Beben schuld war?

"Geh zurück", wies er Luna an und griff in seine Tasche. Er bekam den falschen Blade zu fassen. Und Black Dranzers Energie durchzuckte seinen Körper, als er seine Hand darum schloss. Sofort erstarrte Kai. Er wollte seinen Griff lösen, doch wie paralysiert war er dazu nicht im Stande.

"Was hast du vor? Kai?", Luna klagt verwirrt und beunruhigt.

Er hörte sie nicht.

Du bist schwach, Kai. Zu schwach. Es war Black Dranzer. Kai hörte keine Wörter, aber er wusste was das dunkle Bitbeast ihm sagen wollte. Es erschreckte ihn zutiefst, dass es schon so viel Macht besaß.

Das werden wir ja noch sehen, Mistviech! Mit einem Aufschrei des roten Phönix löste er seine Finger um das tote Stück Metall und bekam Dranzer zu fassen. Der Unterschied war gewaltig. Dranzers Hülle strotzte nur so von Leben und Wärme. Er steckte ihn an den Starter.

Danke, mein Freund.

Die Tür war kein Problem. Irgendwie machte es Kai stolz, Black Dranzer zu beweisen, wie wenig er ihn brauchte.

Beeindruckt folgte Luna durch die Tür ins Freie. Es war kalt und nass, doch es regnete nicht.

"Du solltest ins Krankenhaus gehen, Kai, du blutest immer noch."

"Das ist ja wohl meine Entscheidung." Sein Ton klang fast schon patzig. "Komm. Ich kenn eine Abkürzung."

"Aber..."

Fast hätte er ihr gesagt, dass sie verdammt noch mal den Mund halten sollte, doch er begnügte sich mit einem eisigen Blick. Sie verzog das Gesicht und stapfte hinter ihm her. Anscheinend war sie jetzt beleidigt.

Gut so. Dann hält sie wenigstens die Klappe.

Der Weg führte sie durch eine enge, heruntergekommen Gasse hinter der Arena und mündete in den Park am Fluss. Dort hatte Kai oft mit den Bladebreakers trainiert, deshalb kannte er sich aus. Doch jetzt war alles menschenleer und die runden Laternen versuchten kläglich die Dunkelheit zu erhellen. Doch ihr Schein wurde von Nebel aufgefangen, der zwischen den schwarzen Bäumen herumwarberte. Die Blätter rauschten leicht und es knackte im Unterholz. Angespannt scannte Kai die Umgebung, konnte aber niemanden erkennen. Doch war er sich sicher, das da irgendetwas war.

Luna trat näher zu Kai. "Warte."

"Hast du Angst im Dunkeln oder was?", fragte er spöttisch.

"Ja... NEIN. Ich meine hier ist es schon gruselig aber das meine ich nicht." Sie sah in jetzt an. "Ich mache mir Sorgen um dich. Das ist doch nicht normal, dass du Stunden, wie ich annehme, in der Arena hockst und dann blutend durch die Gegend läufst! Du musst zu einem Artzt!"

Er war doch etwas überrascht. Sein Gesicht allerdings war die ausdruckslose Maske, die es so oft trug. "Du machst dir also Sorgen um mich? Wer hat dich denn darum gebeten?"

"Darum wird doch nicht gebeten?!"

Er unterdrückte ein genervtes Augenverdrehen. Er brauchte eine andere Taktik. Er schwieg noch einen Moment und sah ihr in die Augen. Es sollte ja glaubwürdig sein. "Danke", sagte er sanfter als sonst. "Vermutlich hast du recht." Er verzog das Gesicht als hätte er Schmerzen (die er natürlich wirklich hatte). Lunas verärgerte Ausdruck wurde weicher.

"Ich bringe dich nach hause, und lass mich dann von Tala zu einem Arzt bringen", bot er an. "Hier können wir ja nicht bleiben...." Ein leises Klicken kam aus den Bäumen. Er wusste was es war. Dann hörte er ein Zischen.

Luna sah sich aufgeschreckt um. "Was war das?"

"Bestimmt nur ein Tier oder ein Ast. Vergiss es und lass uns gehen." Er zog sie hastig weiter.

Wenn es derjenige war, von dem er vermutete, dass er es war, dann sollten sie ganz schnell verschwinden.

"Sie hat nichts damit zu tun!", sagte er deutlich auf russisch, weil er wusste, dass sie ihn hörten.

"Was?", fragte Luna.

"Ach nur ein altes Sprichwort...", murmelte er und ging nicht mehr drauf ein.
 

Als er die Tür öffnete sahen ihn sechs Augenpaare an, satt der drei, die er erwartet hatte.

"Wa..." ist denn hier los?, hatte er sagen wollen, als Summer laut "Luna!" rief, Shian an ihm vorbei auf Luna zustürmte, Ray verdutzt aufstand, Bryan einen Spruch über Frauen und fehlende Worte brachte, Tala Kai anstarrte und scharf die Luft einsog, und Spencer als Einziger gar nichts tat.

Wenn Kai ehrlich war, waren die Reaktionen alle vorhersehbar gewesen. Still schüttelte er den Kopf und betrat das Zimmer, während sich Ryutenshi draußen um den Hals fiel und sich gegenseitig beteurte, dass alles okay sei. Luna hatte Blutspuren von Kai auf der Kleidung, da er sie im Park vor sich hergeschoben hatte. Sie erklärte es ihnen kurz und wieder richteten sich alle Blicke auf Kai. Er war blutverschmiert und hatte tiefe Ringe unter den Augen.

Tala packte ihn harsch am Arm und zog ihn weiter in den Raum. "Du hast was zu erklären!", zischte er auf russisch. Dann wandte er sich zu den Mädchen. "Ihr geht besser schlafen!" Sein Ton klang nicht minder scharf. Er wollte die Tür zuschlagen, da schlüpfte Ray noch dazwischen. "Bis morgen", murmelte er, doch Tala nahm keine Rücksicht darauf. Die Tür fiel laut ins Schloss.

"Hat er dir was getan Luna?", fragte Shian misstrauisch. Sie musterte ihre Freundin von oben bis unten.

"Er hat mir nichts getan...", murmelte sie.

Da entdeckte Shian einen Schnitt an Lunas Handgelenk, der wohl von einer der Scherben stammen musste. Sie rümpfte verärgert die Nase.

"Ach Tala?", rief Shian laut. "Nimm Jod für die Wunden. Das brennt schön!"

Schweigen und andere Dinge

Was hat das alles zu bedeuten? Raus mit der Sprache!", zischte Tala wütend. Sein Russisch klang fast so aggressiv wie Boris'. Doch das sprach Kai natürlich nicht aus, und er fühlte sich wegen diesem Gedanken unwohl. Langsam lehnte er sich gegen das Sofa.

"Das Erdbeben hat mich erwischt", antwortete er trocken.

"Ach und was ist mit Luna? Wo warst du überhaupt?" Tala sprach nicht mehr so harsch wie vorher, als er Kais Arm packte und sich die Wunden ansah. "Bryan, haben wir Jod da?", fragte er ein wenig bissig und schadenfroh.

Statt Bryan antwortete Spencer. "Tala... lass es doch gut sein." Er war wirklich der gutmütigste von ihnen.

"Ich war in der Arena als das Beben losging und die Sponsorenkabiene hat es nicht ausgehalten. Ich hatte nur Pech", erklärte Kai mürrisch, bevor irgendjemand wieder auf das Jod zu sprechen kam. Er war müde und die Schnitte brannten unangenehm. Nicht so unangenehm wie sie es getan hätten, wenn wirklich Jod in der Nähe gewesen wäre. Stattdessen brachte Spencer den Erste-Hilfe-Koffer und Tala kramte darin herum.

"Ausziehen!", befahl er, als er ein Desinfektionsspray herausnahm. Er wartet ungeduldig.

Kai verdrehte die Augen. Mühsam zog er sich das Shirt über den Kopf und warf einen schnellen Blick in den Spiegel. Sah übel aus, wie das teils getrocknete Blut an seinem Rücken klebte. Bryan gluckste auf der Couch. "Ich wusste gar nicht, dass es sich so gut anfühlt jemanden auszulachen und selber Schuld zu sagen."

"Klappe Bryan", befahl Tala. "Mit dem bin ich noch nicht fertig. Mach dich mal lieber nützlich und hol was um das ganze Blut wegzuwischen."

Bryan gehorchte mit etwas gedämpfter Stimmung.

Während Tala sich um die Wunden kümmerte, sprach niemand ein Wort. Bryan und Spencer verzogen sich in ihre Betten, denn es war spät geworden. Die drückende Stille zwischen Kai und Tala verhieß nichts Gutes. Natürlich konnten sie gut miteinander Schweigen, doch das hier war anders. Angespannt. Innerlich fragte Kai sich, ob er Tala davon erzählen sollte, dass Boris im Park gewesen war, oder zumindest seine Männer. Doch dieses Ereignis ließ ihn an Luna denken, die er soweit wie möglich aus allem heraushalten wollte. Sie gehörte nicht in sein Leben und das wollte er auch nicht. Noch mehr Ballast passte ihm überhaupt nicht. Je weniger er von dieser Nacht preisgab, desto besser. Allerdings war es Tala dem er es nicht erzählen wollte. Sein Bruder. Und das Boris' Leute in der Nähe herumlungerten, im Schatten der dunkler Ecken, ging Tala genauso an wie ihn selbst. Hatte er da noch wirklich eine Wahl? Er begann seinem Bruder die Ereignisse zu schildern. Dass er allein in der Arena gewesen war. Dass Luna auftauchte als das Erdbeben losging. Dass er sie vor den Scherben gesichert hatte. Und die Sache im Park. Knapp und wertungslos fiel seine Erläuterung aus, sein Gesicht seine sorgsam gewählte Maske der Ausdruckslosigkeit. Die beste Art Informationen zu vermitteln, wie er natürlich aus der Abtei hatte. Wie gesagt, manche Dinge, die man dort lernt, waren nützlich.

Tala hörte zu, fragte gelegentlich genauso knapp nach dem ein oder anderen Detail. Seine Miene war unbewegt, woran Kai sah, dass er immer noch sauer auf ihn war. Was er definitiv nachvollziehen konnte. Als er auf Boris zu sprechen kam, verzog sich sein Gesicht und seine Abneigung war unverhohlen. Kai ging es nicht anders.

"Wir müssen echt aufpassen. Lass uns hoffen, dass das Turnier wie geplant weitergeht, denn sonst sitzen wir noch länger hier fest und werden beobachtet", knurrte Tala sauer. "Und jetzt sollten wir schlafen!
 

Erst als die ersten Sonnenstrahlen ihre zarten Finger nach dem Himmel ausstreckten, schloss er die Augen. Die Ruhe eines festen Schlafes war das, was er jetzt wollte. Doch das war jetzt eh nicht mehr möglich, denn sicher begann bald der Aufruhr wegen des Schadens in der Arena und um die Frage, ob die Matches die für den Nachmittag geplant waren, tatsächlich stattfinden würden. Wie auch immer die Entscheidung der Veranstalter ausfiel, die Teams wurden sicher als Erstes benachrichtig. Und ehrlich gesagt war es Kai egal. Denn einerseits wollte er nur schlafen, aber andererseits war ein Tag lang Warten ein verschwendeter Tag, den Ian alleine in der Abtei verbringen wollte. Sie mussten ihn unbedingt so schnell wie möglich da raus holen. Er würde das auch für sie tun.

Es fiel Kai schwer, sich seiner Müdigkeit hinzugeben. Die ruhigen Atemzüge seiner Teamkameraden und die Wärme im Raum sollten ihm eigentlich beim Einschlafen helfen, aber die Schnitte brannten schon bei kleinen Bewegungen. Das war allerdings nicht das Schlimmste. Die Gedanken die durch seinen Kopf wirbelten wie Funken im Wind einer kalten Nacht, wollten einfach nicht verglühen. Er konnte die Bilder des Tages, seine Ängste und seine Taten nicht beiseite schieben. Warum konnte er seinen Gedanken nicht einfach sagen, sie sollen ihre verdammte Klappe halten und ihn in Ruhe lassen?

Der Druck auf seiner Brust ging nicht weg. Natürlich war dieser auch nur psychisch. Black Dranzer stand halt auf die hinterhältigen Psychospielchen. Kai hatte sowas schon immer gehasst. Gradlinigkeit mochte er lieber. Unruhig versuchte er auch das zur Seite zu schieben, was ihm mehr oder minder gut gelang.

Doch irgendwann kam der lang ersehnte Schlaf und übermannte ihn ganz plötzlich.
 

Beim Aufwachen fühlte er sich wie gerädert. Vielleicht eher wie zerschnitten. Das Zimmer war leer und er wusste, dass die anderen sich darüber informieren waren, wie es weiter ging. Er stellte fest, dass es schon fast zwei Uhr war. Schnell zog er sich an, ignorierte den Anblick der Wunden und Verbände im Spiegel und verließ das Zimmer. Unten in der Lobby traf er Tala, Spencer und Bryan. Ray und Kenny waren auch da. Summer saß mit Shian auf einem der grünen Sofas und Emelie schob daneben stehend ihre Brille hoch. Von den White Tigers lehnte Kevin lässig an einer Wand etwas entfernt. Alle schienen sie auf etwas zu warten.

Bevor seine Teamkameraden ihn entdeckt hatten, trat Mr. Dickenson durch die Drehtür links von ihm. Er sah ernst aus und kam auf die Gruppe zu. Kai war noch nicht sehr nahe herangetreten, denn es gab niemanden, mit dem er sich unterhalten wollte. Schon gar nicht Shian, die ihn aufmerksam taxierte. Tala sah kurz zu den beiden Mädchen und folgte Shians Blick. Er hob die Augenbraue und neigte den Kopf etwas, als wollte er fragen Was machst du hier?. Sein Blick sagte ihm, dass er wollte, dass Kai herüber kam. Doch er tat es nicht. Von seinem Platz aus, konnte er gut verstehen, dass Mr. Dickeson erklärte, dass er grade in der Arena gewesen war.

"... und da keine allzu großen Schäden zu verzeichnen sind, werden die Matches stattfinden. Schließlich haben viele Leute Tickets und wollen die Show nicht verpassen." Er gluckste sein typisches Lachen. "Ich kann euch beruhigen, es sind nur ein paar Lampen heruntergekommen und so weiter. Es wird sich gerade drum gekümmert. Die Sponsorenkabiene ist zwar kaputt, aber die Leute werden sicher irgenwo ein Plätzchen finden." Es kann fast schon kein Zufall gewesen sein, dass Mr. D genau in diesem Moment Kai entdeckte, und seine Miene von amüsiert zu ausdruckslos wechselte. "So und nun bereitet euch vor. Wir sehen uns später", fügte er noch ungewohnt hastig zu. Danach kam er auf Kai zu. "Ich möchte mit dir unter vier Augen sprechen, Kai." Es klang freundlich aber nachdrücklich.

"Sicher." Kai wandte sich um, und sie verließen die Lobby unter dem Blick der versammelten Beyblader.
 

Ungeduldig lief Tala auf und ab. Bryan war an der Reihe und bladete gerade gegen Shian. Sie war wirklich nicht schlecht, doch das war nicht das, was ihn so nervös mache. Kai war noch nicht wieder aufgetaucht. Hatte Mr. Dickenson ihm etwa verboten teilzunehmen? Vorstellbar. Das konnte doch nicht wirklich wahr sein? Oder hatte Boris wieder was mit Kais Verschwinden zu tun? Es gefiel Tala überhaupt nicht, dass er wieder nicht an sein verfluchtes Handy ging. Wofür hatte er überhaupt eins? In letzter Zeit war es echt schwer mit ihm. Aber nichtsdestotrotz war er sein Bruder und er würde immer, immer zu ihm stehen. Wenn er doch nur seinen verdammten Hintern endlich in die Arena bewegen würde...

Wütend verschränkte Tala die Arme und starrte zu Bryan, als er hinter sich ein Räuspern hörte.

"Was hab ich verpasst, Bruder?", fragte Kai.

Tala wirbelte herum und starrte Kai an. "Wo zur Hölle warst du?"

"Ach, mir nur eine "väterliche Standpauke", die ich angeblich gebraucht habe, abholen. Unwichtig." Er klang gelangweilt.

Tala hob nur eine Augenbraue und eine Antwort wurde ihm durch Bryans Sieg erspart. Er war als nächstes an der Reihe.

Summer war also Talas Gegnerin. Ihr Blick, der den Seinen traf, war grün, starr und durchdringend. Kurz war er abgelenkt, kam aber zu seiner eiskalten Konzentration zurück. Sie sagte nichts, sondern bereitete ihren Starter vor. So wie er.

"Let it rip", forderte er mit einem kräftigen Ruck an der Reißleine. Wolborg schnellte in die Arena. Tala wollte sehen was Summer so drauf hatte. Sie griff ihn nicht direkt an. Wahrscheinlich dachte sie, dass sie damit keine Chance hatte. Womit sie recht hatte. Er parierte die Seitenhiebe, kassierte aber die ein oder andere gut platzierte Attacke. Das gefiel ihm nicht, aber er musste zu geben, dass sie gut war.

Schnell ließ er Wolborg auf ihren feuerroten Blade zu rasen und schickte ihn in die Luft. Zeit für seinen Novea Rog. Er wollte schon triumphierend lächeln, als sein Blick ihr Gesicht streifte. Sie sah verletzlich aus. Er hielt ohne es zu merken die Luft an, als Wolborgs Attacke ihren Blade streifte. Er schlingerte und Wolborg war weit entfernt. Sie versuchte sich wieder zu fangen, und änderte die Taktik. Die Luft flimmerte und Flammen vernichteten das Eis, das Wolborg an manchen Stellen hinterlassen hatte. Damit hatte er nicht gerechnet. Doch mit Feuer wusste er umzugehnen. Sie griff nun direkt an, immer noch ohne ein Wort zu sagen. Er brauchte auch keine leeren Worte, um zu gewinnen. Wolborg neigte sich genau im richtigen Moment nach vorne, um sie über sich selbst hinweg zu leiten. Sie hob vom Boden ab und sein eisgrauer Blade machte einen spitzen Bogen und setzte ihr nach. Der Stoß schickte ihren Beyblade ins aus. Er flog in Talas Richtung und er fing ihn im richtigen Moment auf.

"Ganz schön heiß...", grinste er.

Sie schmunzelte. "Ich sehe das jetzt mal als Kompliment", sagte sie unter dem rasenden Applaus der Zuschauer.

Er gab ihr den Blade.

"Danke", sagte sie und er wusste, dass sie sich für mehr bedankte.

SPECIAL 2: Feuriges Blitzduell

Grinsend kam Bryan die Stufen hoch.

„Wie schön, dass ich wenigstens die Spannendste von euch abbekomme. Auch wenn’s schnell gehen wird!“ Sein lächeln war provokativ.

Energisch strich Shian sich die Haare hinter die Schultern. „Träum weiter!“, zischte sie.

„Will die Rieseneidechse spielen? So macht das doch erst richtig Spaß.“ Er steckte Falborg an den Starter und beobachtete, wie sie ausdruckslos ihren Blade bereit machte.

„Rieseneidechse? Du meinst wohl eher Drache! Du wirst schon sehen, woher Tyrann seinen Namen hat!“, sagte sie mit festem Blick.

„Auch, das tut ja schon weh, bevor es überhaupt erst angefangen hat!“, warf der DJ dazwischen. „Zeit anzufangen!“

Freudige Spannung zuckte durch Bryan Körper. Sein Grinsen wurde breiter. „Let it rip!“ Das waren die drei besten Wörter auf der Welt. Wer brauchte da schon so was schnulziges wie „Ich liebe dich“?!

Shian murmelte noch etwas, doch Bryan war auf die beiden Blades fixiert, die sich aufeinander stürzten, wie mordlustige Bestien bei der Raubtierfütterung. Es knisterte in der Luft und die Temperatur stieg.

Nach den ersten paar Moves, schaute Bryan auf. „Süßer Versuch!“, spottete er höhnisch.

„Bastard, willst du mich wirklich provozieren?!“, fragte Shian patzig aber respekteinflößend. Silberweiße Flammen schlugen aus dem schwarzen Blade und Tyrann preschte auf Falborg zu und traf ihn frontal.

Eine von Byrans Augenbrauen schoss in die Höhe. Amüsiert ließ er sich eine Weile angreifen, und gähnte demonstrativ. Dann änderte sich seine Taktik und das Lächeln schwand aus seinem Gesicht. „Genug gespielt, Schlampe!“ Blitze und Funken mischten sich unter die hellen Flammen. Falborg rammte Shians Blade von der Seite und drängte Tyrann gegen den Rand. Ein unangenehmes Knistern schlängelte sich durch den Raum und ließ Summer und Luna erschaudern. Gebannt blickten sie dem Match zu.

Shian hatte den Atem angehalten. „Leck mich!“

Ein anzügliches Grinsen dominierte Byrans Gesicht. „Gerne! Wann, wie und wo?“

"Ja klar, morgen und auf deinem Grab. Leb deine widerlichen Gedanken in deinem Team aus! Ihr tut es doch eh alle im Kreis! Und, wer ist der Beste unter ihnen?"

Das gefiel ihm gar nicht. "Dein Mundwerk ist genauso mies wie deine Beybladefertigkeiten, und die Einzelteile deines Blades waren wahrscheinlich genau so billig wie du selbst!".
 

"Die sind ja richtig heftig, Mann!", sagte Spencer düster und sah den harten und erbarmungslosen Attacken zu. "Meiner Meinung nach, hat dieses Miststück ein viel zu loses Mundwerk, das Bryan ihr dringend stopfen sollte!" Tala war wütend, denn Kai war immer noch nicht aufgetaucht. Und dann auch noch dieses Mädchen. "Eindeutig reif für die Nervenheilanstalt, alle Beide!"

Auf der gegenüberliegenden Seite runzelte Luna die Stirn. "Also, ich wusste ja, dass sie schlimm ist, aber DAS..."

"Hey Shian!", brüllte Summer, "das hab ich dir aber nicht erlaubt!" Anscheinend wollte sie ihrem Ruf als Teamleader gerecht werden.
 

Wie ein Stern umhüllt aus Flammen rauschte Tyrann auf Falborg zu und schleuderte Bryan hoch in die Luft. Mit einem Schlag war sein Gesicht die ausdruckslose Maske, die er hasste, da sie ihn seine Leben lang in der Abtei verfolgt hatte.

Seine Augen verengten sich, als Shian triumphierend zu ihm schaute. „ Scheiße! Das bereust du noch, Schlampe! Falborg!"

Ein gigantischer Blitz blendete alles aus. Er war so gleißend hell, das jeder die Augen schloss. Außer Bryan. Er genoss das lebendig geladene Licht, und die Zerstörung, die er mit sich brachte. Als es vorbei war, war es stockdunkel.

"Verdammte Scheiße!", rief Shian wütend.

"Was?! Der Strom..?!", stammelte der DJ.

"Ist das nicht schön kuschelig so?", scherzte Bryan wieder besser gelaunt in der Dunkelheit. Dann zuckten erneut Blitze aus seinem Beyblade. Er hatte Tyrann getroffen. Der schwarze Blade eierte etwas lädiert in der Mitte. Langsam schlugen wieder weiß glühende Flamme aus seiner Mitte empor. Das Schauspiel war atemberaubend, wie das bizarre Licht aus Feuer und Elektrizität die Gesichter der Kontrahenten erleuchtete und ihnen Schatten an manchen Stellen tief in die Haut zeichneten. Ihre Silhouetten auf den Zuschauern und Wänden zuckten hin und her als wollten sie einander hinweg über die Köpfe aller jagen. Ein Raunen und Zischeln ging durch die Menge, das die knisternde Atmosphäre lebendiger machte, als sie ohnehin schon war.

"Das wars aber jetzt für dich, Miststück!" Und damit startete Bryan seinen Stroblitz.

"Das denkst du Donnerhure! Wenigstens verreckt mein Bitbeast nicht an der Vogelgrippe. Tyrann! Sacred Flames!"

"Besser als ne verfuckte Echse!"

Als beide Attacken gegeneinander prallten schrie Shian auf und Bryan musste ein paar Schritte rückwärts machen. Wild sirrend, flogen beide Blades hoch in die Luft und prallten kurz darauf hart in der Arena auf. Das Licht war zu hell, um etwas zu sehen. Als sich Bryans Augen an das extreme Glühen gewöhnt hatten, erkannte er Tyrann und Falborg nebeneinander in der Arena. Er hielt die Luft an, als er sah, das Falborg noch einmal schlingerte und dann kippte und sich nicht mehr regte. Doch Shians schwarzer Blade schaffte keine weitere Umdrehung mehr.

DJ Jazzman sah das anscheinend genauso. "Damit hat Bryan gewonnen...?!"

Keiner applaudierte. Dann ging der Lärm los. Wiederwillig ging Shian auf Bryan zu, um ihm die Hand zu reichen. Er grinste. "Dafür, dass du so ein Quälgeist bist, bist du ziemlich gut."

"Halt die Fresse", zischte sie wütend, und hielt ihm ungeduldig die Hand hin. Bryan streckte seine aus. Dann hielt er inne, und spuckte in seine offene Handfläche, nur um sie Shian wieder hinzuhalten.

"Stirb doch, Arschloch!", fluchte sie, und drehte sich ohne einen weiteren Blick um.

"Das war dafür, dass du mein Team beleidigt hast!", rief er mit seinem Psychogrinsen hinter ihr her.

All eyes on you!

Es war nicht leicht, doch Kai schaffte es, die Menschen in der Arena komplett auszublenden. Sogar den DJ ignorierte er, als er die wenigen Stufen zum Podest herauf zum Tableau stieg und Luna in die Augen schaute. Ihr Team hatte schon verloren, doch er ging davon aus, dass sie diesen Ehrensieg unbedingt wollte. Ihr Blick war vielschichtig. Er war sich nicht sicher, was sie ihm damit sagen wollte. Denn obwohl DJ Jazzman neben ihnen Beiden sprach und sie aufrief, sich bereit zu machen, verließ Lunas Blick nicht ein einziges Mal Kais Gesicht.

Er hob schweigend die Arme, den Starter und Dranzer fest in den Händen. Einige der Schnitte schmerzten noch, doch auch das schob er beiseite. Dafür drückte Black Dranzers Aura umso mehr auf seine Konzentration, die einfach nicht reichte, um alles außer dem Match auszublenden. Das machte ihn wütend. Trotzdem wartete er beherrscht auf das Startsignal.

Bei "Let it rip", legte er einen energischen Start hin. Lunas Beyblade landete ebenfalls sicher in der Arena. Das Weiß ihres Blades bewegte sich etwas hin und her, verließ aber nicht Lunas Seite des Tableaus. Skeptisch beobachtete Kai ihren Blade genau. Sie schien auf seinen Angriff zu warten. Also tat er ihr den Gefallen und ließ Dranzer in einer fließenden Kurve von der Seite angreifen. Wahrscheinlich hatte sie mit einem Frontalangriff gerechnet, doch sie schaffte es, in der letzten Sekunde auszuweichen. Die Gelegenheit zurückzuschlagen blieb ihr verwehrt, da er schon wieder an seinem Ausgangspunkt angekommen war, als sie die Richtung ändern konnte. Abermals verblieb ihr Blade in ihrer Hälfte der Arena.

"Ich dachte, du stellst dich diesem Match etwas würdevoller!", sagte Kai. In seinem Ton schwang ein Hauch von Gereiztheit und ein Schwall Kälte mit.

Luna schaute ihn an, und sah dann schnell weg. Kai schien ein leichtes Nicken zu erkennen, doch an den Bewegungen ihres schneeweißen Blades änderte sich nichts. Also griff er erneut an. Diesmal frontal. Er traf.

Er wiederholte den Angriff. Genau der gleiche Move. Er traf wieder. Luna schaute die schnellen Beyblades an. Kai konnte die Spiegelungen des königsblauen und des weißen Blades in ihren ausdruckslosen Augen sehen, als er sie ein drittes Mal im selben Muster angriff, und erneut einen Treffer landete. Die Geschwindigkeit ihres Blades hatte abgenommen.

Er presste die Lippen aufeinander. Das war langweilig und beleidigend. Wollte Luna ihn echt dermaßen verarschen? "Was ist los mit dir, verdammt?!", rief er.

Sie zuckte zusammen. "Du bist doch verl...", sie sprach nicht zu Ende, denn sie hatte ihm wieder in die Augen gesehen. Sein Blick war eisig. Ihre Miene war erst ängstlich, dann wurde sie hart und stur. Er wusste nicht was in ihrem Kopf vorging, aber das war ihm auch egal.

Das Einzige, was ihn im Moment interessierte war, dass sie ihn endlich angriff. Und das mit eindeutig mehr Schwung, als er es noch erwartet hatte. Für ihn war das Match fast schon gelaufen gewesen. Obwohl er vielleicht noch was mit ihrem Blade gespielt hätte, quasi als Entschädigung für diese lahme Nummer. Aber da sich das jetzt geändert hatte, konzentrierte er sich auf die Blades. Dranzer konterte einen Seitenagriff und schleuderte Lunas Blade gegen die Kante der Arena. Sie fing sich und schlug Haken in einem imposanten Tempo. "Kurisutaru!", rief sie und es wurde kalt.

Eis? Sie will mich mit Eis schlagen? Na das wird lustig..., dachte Kai.

Eis.

Tala war seid seiner frühesten Kindheit sein Trainingspartner gewesen. Luna hatte keine Chance auf ein leichtes Spiel. Sie musste sich schon etwas Sensationelles ausdenken, um ihn zu schlagen. Sie wechselten sich mit harten Angriffen und Kontern eine Weile lang ab. Sollte sie glauben, sie konnte ihn mürbe machen.

"Iced Hell!", rief sie nach einigen Minuten. Dünne Fäden, wie aus Kristall, schossen aus der Spitze ihres Blades und webten ein glitzerndes, eisiges Muster über die gesamte Fläche des Tableaus, und darüber hinaus. Wie Zuckerwatte schlangen sich die Linien aus Eis um Kais Knöchel und um Lunas Schuhe. Ihr reichten sie sogar bis zu den Knieen. Die Kälte störte Kai jedoch nicht. In einer beeindruckenden Geschwindigkeit war ein dicke Schicht aus Eis in dem Classic Bowl und dem Podest, auf dem beide Blader positioniert waren, entstanden. Jazzman sagte etwas, aber Kai fixierte Dranzer, der schlingerte. Das war nicht die Art von Eis, mit der er normalerweise zu tun hatte. Die Oberfläche war nicht glatt, sondern rau. Aber das verhinderte nicht vollständig das Rutschen. Und dieser Wechsel machte alles kompliziert. Kai war gegen seinen Willen beeindruckt. Elegant, wie das ewige Eis tanzte der Drache Kurisutaru in strahlendem Weiß über die tückische Fläche und tackelte Dranzer unerlässlich. Kais erster Konter schlug fehl und warf ihn gegen die Kante. Er konnte ihr noch ausweichen, bevor sie ihn an dieser gefährlichen Position erreichte und bewegte sich auf die Mitte zu. Mit jedem weiteren Zentimeter, kam er besser mit dem Untergrund klar.

Er meinte Talas Stimme zu hören, die mit Bryan über Luna redete. Er schenkte ihnen keine Beachtung. Es war Zeit, den Spaß zu beenden. "Blazing Gig Tempest! Los Dranzer."

Luna zog scharf die Luft ein.

Dranzer sprang hoch in die Luft. Flammende Federn schossen auf die Arena zu. Dort wo sie auftrafen loderten die Flammen höher und schmolzen das Eis auf der Stelle. Luna hatte den Vorteil auf dem Eis sehr wendig zu sein, und nutzte die immer kleiner werdende Fläche, um auszuweichen. Sie war gut darin. Doch sie konzentrierte sich zu sehr auf die blutroten Federn, dass sie Dranzer selber zu spät beachtete. Und so schob er sie hart über die Kante ins Aus.

Es war vorbei.

Alles war wieder da. Alles was er ausgeblendet hatte stürzte auf ihn ein. Das Tosen der Menge. Die Stimme des DJs. Bryans zufriedenes Lachen. Die Bilder der verängstigten Luna unter ihm und die Scherben. Das schmerzverzerrte Gesicht Ians aus seinen Erinnerungen. Black Dranzers Kreischen in seinen Ohren. Reglos stand er da. Wie in Zeitlupe sah er Lunas Blick, und wie sie zu ihrem Team ging.

"Kai!", rief Bryan.

Er nahm es kaum war. Alles war so viel.

"Komm endlich runter!", verlangte Tala.

Langsam verließ Kai seinen Platz, nicht ohne Dranzer vorher in seine Hand springen zu lassen. Diese Bewegung fühlte sich so vertraut und gut an, dass die Flut an Reizen verebbte, und er wieder klar sehen konnte. Er beschleunigte seine Schritte und ging nun zielstrebig herab zu seinen Freunden.

"Gut gemacht!", lobte Tala. Darüber war Kai etwas überrascht. Aber er war dennoch froh. Obwohl er es nie jemandem eingestehen würde, brauchte er das.

Und er brauchte seine Freunde.
 

Während des nächsten Matches, schwiegen die Anderen. Die Bladebreakers lieferten ein gutes Match gegen die Allstarz ab. Max kämpfte beeindruckend gegen Rick, und die Zuschauer waren ganz begeistert. Auch Ray und Tyson boten einiges an Spannung.

Spencer und Bryan diskutierten ziemlich lange darüber, ob Tala sich nicht mal genauer anschauen sollte, wie Luna ihre Technik benutzte, aber Tala ignorierte das. Kai konnte sich denken, dass er auch neugierig und etwas beeindruckt war. Doch er wusste, dass sein Bruder viele Taktiken im Ärmel hatte, bei denen Luna blass vor Neid werden würde. Er hatte einfach unglaublich viel Erfahrung, die man kaum durch irgendwas gut machen konnte.

Kais Blick schnellte immer wieder gegen seinen Willen zu den Mädchen von Ryuthenshi. Sie saßen den Blitzkriegboys gegenüber, auf der anderen Seite der Arena in der ersten Reihe. Er ärgerte sich darüber, bis er jemand anderen bemerkte, der die drei Bladerinnen auch beobachtete. Weiter oben in der Menge saß Boris. Und wie auf ein unhörbares Stichwort schaute er Kai in die Augen. Ein süffisantes Lächeln zog sich über seine Visage.

"Bruder", sagte Kai leise, ohne den Blickkontakt zu Boris zu zerstören. Tala blickte zu ihm und folgte rasch seinem Blick. Er sog scharf die Luft ein, als er sah, was Kai sah.

"Na toll... Aber war ja klar", murmelte er mürrisch. "Als wäre meine Laune nicht schon schlecht genug gewesen!"
 

"Hast du auch diesen Typen gesehen, der uns die ganze Zeit angestarrt hat, Summer?", fragte Luna, als sie durch den Gang zu ihrem Zimmer gingen.

Summer nickte. "Ja. War das nicht der Mann der die BEGA geleitet hat?", fragte sie zurück, ohne die Blitzkriegboys zu beachten, die ein paar Schritte hinter ihnen auch zu den Zimmern unterwegs waren.

"Das war definitiv dieser Kerl. Der soll seine Schnauze aus meiner Reichweite halten, dieser Lackaffe!" Shian konnte ihn wohl auch nicht leiden. Das erfreute Kai. Doch dass die drei jetzt darüber redeten, war nicht gut. Schon gar nicht, da Summer jetzt folgendes sagte: "Er hat nicht nur uns angestarrt, Luna." Und diesmal warf sie Kai und Tala, die vor Spencer und Bryan gingen, einen eindeutigen Blick zu.

Luna öffnete die Tür und wechselte mit Shian einen vielsagenden Blick. "Na vielleicht sollten wir die mal fragen ob die wissen was der Kerl will, oder nicht?", schlug sie in dem Moment vor, in den die Tür zuschlug.

"Wir müssen uns etwas überlegen. Wenn die irgendetwas rausbekommen oder sich einmischen...", begann Tala. Ohne den Rest aussprechen zu müssen, wusste Kai was er meinte. Der Grad, um den sich alles verkomplizieren würde, wollte er sich gar nicht ausmalen. Und er hatte ein schlechtes Gefühl... Boris hatte ihn und Luna schon zusammen gesehen. Er hoffte inständig für Luna und die anderen Beiden, das Boris sich nicht genug für sie interessierte. Doch nachdem, was er heute in der Arena beobachtet hatte, standen die Chancen schlecht...

Zu schwer

Als Kai und sein Team in die Lobby des Hotels kamen, traf sie fast der Schlag. Boris saß auf einem der Sofas mitten in dem offenen Raum und sah sie an. Auf seinen Lippen lag ein überlegenes Lächeln, dass einen kalten Schauer Kais Rücken herab schickte. Er hasste dieses unangenehme Gefühl und verfluchte Boris umsomehr.

"Lass uns vorbei gehen", murrte Bryan sichtlich verärgert.

"Er wird das sicher nicht so einfach zulassen. Er lässt doch keine Gelegenheit aus, uns eins rein zu würgen", entgegnete Spencer.

Kai hatte die Lippen aufeinander gepresst und überlegte, wie er es vermeiden konnte, mit dem Mann auf der Couch reden zu müssen. Er hatte da einige Ideen. Allerdings endeten die alle damit, dass keiner außer seinen Teammitgliedern lebend den Raum verlassen würde, wenn sie nicht im Knast landen wollten. Allein mit diesen Gedanken zu spielen, war es Wert, dass er darüber nachdachte. Die aggressiven Gedanken nahmen zu, dachte er. Doch in dem Moment betraten noch mehr Menschen die Lobby. Zu Kais Unbehagen waren es auch noch Ryutenshi. Sofort schnellte Boris Blick zu ihnen.

"Verteilt euch", zischte Tala. Seine Laune war grade vom Keller in den U-Bahn-Bereich gesunken.

Bryan und Spencer warfen sich einen Blick zu und verzogen sich in die andere Ecke der Lobby. Sie stellten sich vor die Aufzüge und taten so, als warteten sie. Tala schob Kai in Richtung Bar, die in einem angrenzenden Teil der Halle lag. Von dort konnten sie den Raum gut überblicken, ohne das ihr Verhalten auffallen würde. Kai lehnte mit dem Rücken gegen das polierte Holz und neben ihm setzte sich sein Bruder auf einen der Hocker. Beide ignorierten den Barmann. Ihre Aufmerksamkeit war auf die drei Mädchen gerichtet. Shian ging vorne weg. Als ihr Blick Boris traf, verlangsamte sie ihre Schritte, was sie zwischen Luna und Summer brachte. Sie wirkte auf einmal angespannt. Summer blickte auf, und erkannte, was Shian zu ihrem Verhalten brachte. Auch ihr Blick änderte sich.

Wenigstens wissen sie, dass sie vorsichtig sein müssen, dachte Kai, als Boris sich erhob und auf die Drei zuging. Seine Hand ballte sich zur Faust.

Mit dem was dann geschah, rechnete keiner. Denn es geschah... nichts.

Boris Balkov ging einfach an den Mädchen vorbei zum Ausgang, allerdings nicht ohne ihnen ein verängstigendes Lächeln zu zuwerfen und verschwand zwischen Passanten auf der Straße.
 

"Jetzt macht doch einfach eure scheiß Tür auf!", fluchte Shian vor der Zimmertür der Blitzkriegboys.

"Bitte", fügte Summer hinzu.

Luna wiegte sich daneben ungeduldig auf ihren Fußballen auf und ab. "Jetzt kommt schon! Wir haben eh nicht die beste Laune und wollen wissen, was dieser Kerl vorhat. Ihr kennt den doch bess..." Sie konnte nicht weitersprechen, denn die Tür wurde aufgerissen und Tala sah sie entnervt an. "Kommt rein, verdammt noch mal! Ich dreh sonst noch durch und ende als so ein Freak wie Bryan!"

Bryan lag quer auf dem Sofa und zappte durch die Fernsehprogramme. "Hey, was soll das denn heißen?", beschwerte sich Bryan. Tala nahm ihn wegen seines Grinsens gar nicht erst ernst und schob seine Beine unsanft von dem Sofa. "Setzt euch, wenn ihr euch traut", sagte er und deutete auf das Sofa. Selbst lehnte er sich ans Fenster. Er war zu unruhig, als das er gut hätte irgendwo sitzen können. Während er zusah, wie Shian sich am weitesten weg von Bryan auf einen Sessel setzte, fiel ihm etwas ein. Aus dem angrenzenden Bad hörte er noch das Wasser rauschen. "Kai!", rief er auf Russisch, "zieh dir was an! Wir haben Besuch."

"Na toll!", kam mürrisch zurück als er das Wasser abdrehte.

Bryan grinste Shian an, die ihn demonstrativ ignorierte. Eine Weile herrschte Schweigen.

"Habt ihr es übrigens schon gehört?", fragte Luna in den Raum rein.

"Was meinst du?", fragte Tala zurück. Ging es um Boris?

"Ihr tretet im Finale gegen die Bladebreakers an...", sagte Shian mürrisch.

"Ach, tun wir das? Schade...!", sagte Bryan mit einem süffisanten Lächeln.

"Leider...", seufzte Summer. "Wir haben zwar gleich viele Gesamtsiege mit ihnen, aber einzelne Matches haben sie eins mehr gewonnen."

Tala beobachtete, wie Bryans Grinsen noch breiter wurden. "Ein Sieg? Wie schade für euch. So knapp das Finale gegen uns verpasst.“ Seine Stimme troff nur so von Spott und Schadenfreude. Er ließ seinen Blick auf Shian ruhen.

"Es reicht, Bryan! Sonst schlägt sie dir noch die Zähne ein", sagte Kai, der in diesem Moment aus dem Badezimmer kam. Er hatte genug darüber gehört und Shians Geischtsausdruck gesehen. Dieses Drama konnte ihm gestohlen bleiben. Alle Mädchen starrten ihn an. Er war erst verwirrt, bis ihm auffiel, was der Grund dafür sein konnte. Er hatte ein hellgraues T-shirt und eine ganz normale, schwarze, lange Sporthose an. Er trug aber nicht die Streifen. Doch ihm war es mittlerweile egal. Er wollte, dass sie verschwinden, damit er die Teamstrategie durchgehen konnte. Und ihre Abreise vorbereiten. Denn sie mussten so schnell wie möglich nach dem Finale zu Ian. Aber vorher würde er seinen Sieg über Tyson auskosten. Darauf wartete er schon so lang. Dieser Gedanke war irgendwie eine Entschädigung für alles, was bei diesem Turnier bis jetzt passiert war. Sogar ein bisschen für Boris' Angriff in Moskau. Er wollte nicht dran denken, aber er spürte schon wieder die unerträgliche Hitze, den erstickenden Rauch und das stechende Brennen in seinen Augen. Er schüttelte kurz den Kopf, um diese illusionshaften Erinnerungen loszuwerden. Er griff nach Dranzer auf seinem Kopfkissen und ließ in, nun etwas beruhigt, in seine Tasche gleiten.

"Ihr wollt was über Boris wissen?", fragte Tala die Mädchen, während er Kai einen besorgten Blick zuwarf.

"Wer ist das genau und was will er von euch... oder uns? Der starrt uns immer so komisch an, und das ist uns nicht so geheuer." Summer sah Tala in die Augen, und er brauchte einen Moment, bis er zu einer Antwort ansetzen konnte.

Kai kam ihm zu vor. "Haltet euch einfach von ihm fern. Das ist alles was ihr wissen müsst." Seine Stimme war schneidend und kalt. Er verschränkte abweisend die Arme. Wieder entstand eine Stille, die so kühl war, dass man meinen könnte Wolborg und Kurisutaru hätten grade einen knallharten Kampf.

Der Blick den Kai von Tala bekam, war mehr als unbequem. Anscheinend dachte er, dass man die Mädchen netter behandeln sollte. Er war einfach ein Weiberheld.

"Viel Erfolg Morgen", sagte Summer auf einmal und stand auf. Ihr Blick war von Tala zu Kai gewandert, und wieder zurück.

Luna sah sie verwirrt an. "Willst du das einfach so hinnehmen?", fragte sie scharf. Dann sah sie Kai provokant an. "Er antwortet so dreist und du lässt dich einfach abwimmeln? Ihr wisst doch noch viel mehr!", warf sie ihm vor.

"Ja, tun wir. Aber es geht euch nichts an. Dass ihr nicht mit irgendwelchen alten Gaffern klarkommt, ist mir scheiß egal!" Kais Stimme klang noch genauso wie vorher, doch es schwang ein wütender Unterton mit. Er sah Luna in die Augen.

"Wir gehen Luna. Dieser Typ hat uns nichts getan, und wenn sie uns nichts erzählen wollen, ist das ihr Recht", unterbrach Summer das Blickduell. Sie zog Luna am Arm mit. Shian sprang auf und war schon bei der Tür, ganz so, als würde ihr in jeder weiteren Sekunde in diesem Raum ein Eisspeer in den Körper gerammt werden. Und Bryan kicherte nur ein bisschen vor sich hin, als sie alle den Raum verließen.
 

Die Schatten wollten nicht weggehen. Sie schlichen im Raum umher und drückten auf seine Lungen. Das Gewicht, dass seit einigen Tagen auf seiner Brust lastete, wurde schwerer. Seit Moskau war alles anders. Ohne dass er etwas dagegen hatte tun können, war ihm die Last Stunde um Stunde schwerer geworden. Sein Leben lang war er es gewohnt sie zu tragen, so schwer sie auch war. Doch er war nur ein Mensch. Und er wusste, dass sie irgendwann zu schwer zu werden drohte, und dass er irgendwann unter ihr zusammenbrechen würde. Er musste sich zusammenreißen. Für seine Freunde.. Er konnte sie nicht im Stich lassen, denn sie hatten ihm sein Leben lang beigestanden, also war er es ihnen ebenfalls schuldig. Wären sie alle nicht gewesen, und dass schloss Dranzer ein, dann hätte er schon längst aufgegeben. Aber zuerst musste er das Match gewinnen und dann Ian befreien.

Und wie er dieses Match gewinnen würde. Es war eine weitere Chance die für so vieles stand. Dieses Match zu gewinnen war der Beweis dafür, dass er etwas erreichen konnte. Dass er alle Hindernisse überwinden und vor allem seine Lasten tragen konnte. Er wollte sich selber beweisen, das er die Kraft dazu hatte. Aber Tyson war ein starker Gegner.

Schweigend trat Kai mit seinem Team in die Arena. Es war voll. Jeder Sitz war ausverkauft und eine erwartungsvolle Spannung knisterte durch die Luft. Gegenüber standen die Bladebreakers. Wie früher..., dachte Kai. Wäre da nicht der ein oder andere Umstand gewesen. Er ließ die übliche Prozedur von Reden, Ansagen und Erklärungen über sich ergehen. In diesem Finalkampf durften die Teams wie gewohnt selber entscheiden, in welcher Reihenfolge sie antreten wollten. Und da die Bladebreakers hinten lagen, waren sie diejenigen, die als erstes ihren Spieler bestimmen würden. Ungewollt schlich sich der Hauch eines Lächelns auf Kais Gesicht, denn er wusste, dass Tyson beginnen würde. Keiner in Kais eigenem Team würde ihm diese Chance zunichte machen. Als Tyson dann mit ernstem Gesicht auf das Classic Bowl in der Mitte zu ging, straffte Kai die Schultern. Jetzt bekam er endlich seine Chance.

Sie sahen einander in die Augen. Worte waren nicht nötig. Beide wussten um die Härte dieses Matches und wollten alles geben. Kai blendete wieder alles um sich herum aus. Er spürte nur noch den Starter unter seinen Fingerkuppen und seine eigenen Atemzüge.

"... Let it rip!", rief der DJ und Metall prallte auf Metall. Schon in der Luft trafen sich beide Blades so heftig, dass sie an die Kanten des Tableaus zurück geschleudert wurden. Dragoon raste rechts herum auf Dranzer zu. So kannte Kai seinen Kontrahenten. Tysons Augen glühten voller Tatendrang und von seinem Bitbeast entfacht, wehten Windstöße durch die Arena. Im letzten Moment ließ Kai Dranzer herumwirbeln und fuhr Dragoon durch die weitere Bahn. Sie schnellten gegeneinander nur um diesen Move ein ums andere Mal zu wiederholen. Das ging rasend schnell und sie hatten nicht mal eine Minute gekämpft.

Kai hörte während des Matches keinen einzigen Anfeuerungsruf, kein Schreien und kein Wort der Kommentatoren. Es zählten nur Dranzer und Dragoon. Es war ein Wechsel aus Angriff und Konter, aus Vordringen und Zurückweichen, aus Einstecken und Austeilen. Er wollte Dragoon mit seinen Attacken mürbe machen. Das gelang ihm auch, obwohl er nicht ohne Schaden davon kam. Auch Tyson bemerkte es. Grade hatte er einen heftigen Stoß kassiert und musste von seiner eigenen Angriffsserie ablassen. Da änderte er seine Taktik. "Dragoon! Ich will deinen Galaxy Storm! Jetzt!" Und der Sturm ging los und hob beide Baldes in die Luft. "Dranzer!", rief Kai und er Tornado ging in Flammen auf. Wie eine rasende Säule aus Feuer tobten die Attacken im Tableau, beide Bitbeast darin gefangen. Tyson wich zurück, doch Kai hielt Stand. Er wusste, dass Dranzer damit besser fertig werden würde als Dragoon. Als sich die Flammen aufgelöst hatten, war es windstill. Beide Blades landeten in der Arena und prallten gegeneinander. Sie kreiselten einen Augenblick schwankend nebeneinander. Dann zog Dragoon sich von Dranzer zurück. Grade wollte Kai erneut angreifen. Er konnte Tyson jetzt besiegen, wo sein Bitbeast noch geschwächt war. Genau in dem Moment hörte er ein spöttisches Lachen. Es drang wie eine Pistolenkugel durch die spannende Stille in seine Konzentration. Das war Boris' Lachen gewesen.

Das war der Anfang vom Ende.
 

Als wäre seine schützende Sphäre aus Konzentration zerstört worden, kam alles zurück. Wie eine geballte Faust aus Bildern, Geräuschen, Gedanken und Gefühlen bohrte sich alles in seinen Magen. Dranzer verschwamm vor seinem Blick und er sah vor seinem geistigen Auge die Flammen aus der Villa, Boris hämisches Grinsen, den Scherbenhagel, Ian hinter Gittern, Talas verärgerten Blick. Aber am durchdringendsten war das Antlitz Black Dranzers, das ihn nicht mehr los ließ. Er sank keuchend auf die Knie, als ein brennender Schmerz durch seinen Kopf schoss. Dranzer verlor seine Kraft und hörte auf sich zu drehen.

"Kai?!", rief Tyson. Vielleicht hatte auch Tala es gerufen, aber Kai konnte nicht richtig denken. Sein Kampf mit seiner Last, mit Black Dranzer war zu schwer. Er hatte verloren. Nicht nur gegen Tyson. Er hielt den Kopf gesenkt.

Tyson stand verwirrt an seinem Platz, als Kai sich wieder aufrichtete. Seine Bewegungen waren leicht, schon fast weich, als er aufschaute und in Tysons Augen sah. Sein Blick war hart und leblos und ein eisiges Lächeln lag auf seinen starren Lippen. Er streckte die Hand aus und keiner konnte die folgende Bewegung stoppen. Er zog ruckartig an seiner Reißleine und entfesselte so die ganze Macht Black Dranzers, dessen Kontrolle ihn und seinen Geist vollständig verschlungen hatte.

Blackout

Versagen ist nichts Schlimmes. Jeder Mensch versagt. Tala würde seinem Freund niemals Vorwürfe machen, wenn er einfach nur sein Match verloren hätte. Und er würde ihm auch keine Vorwürfe machen, dass er dieser Macht nicht weiter Stand halten konnte. Er wusste, dass er Alles gegeben hatte. Wie er es schon immer tat, wenn es um seine Freunde ging. Damals, als er Dranzer frei gab, und als er für Luna die Scherben abfing. Und das war bei Weitem nicht alles. Weshalb Tala wirklich sauer war, auch wenn er nur Sekundenbruchteile darüber nachdachte, war, dass Kai sich nicht hatte helfen lassen. Dass er einfach entschieden hatte, ohne seinen Freunden etwas davon zu sagen, und sie dann mit Beschwichtigungen und Ausreden abgespeist hatte. Und Tala war wütend auf sich selbst. Er hätte es besser wissen müssen. Er hätte sehen müssen, dass es schon so weit war. Doch jetzt war keine Zeit, sich den Kopf zu zerbrechen!

Der mächtige schwarze Phönix erhob sich in der Mitte der Arena. Er schien alles Licht aus dem Raum zu saugen und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Niemand war in der Lage etwas zu sagen. Wie ein mächtiger Bannspruch hing die Aura Black Dranzers in der Luft. Dragoon kreiselte noch in der Nähe, denn Tyson war zu perplex etwas anderes zu tun, als ihn anzustarren. Ein leises "Nein...!" entfuhr ihm.

Tala und stürmte auf die Mitte zu. Grade in dem Moment griff das dunkele Bitbeast an. Die Kraft dieser einzelnen Attacke traf Dragoon und Tyson. Er wurde zurückgeschleudert. Tala rannte an Kai vorbei, und konnte Tyson noch erreichen, bevor er mit dem Kopf auf die Stufen hinter ihm aufschlug. Tyson landete unsanft auf Talas Brustkorb. Schnell schob Tala Tyson von sich herunter, als er sich vergewissert hatte, dass er nicht schwer verletzt war. Trotzdem regte sich Tyson erst mal nicht, sondern stöhnte vor Schmerz auf.

"Ray!", kommandierte Tala als er wieder auf die Beine kam. Er hastete die Stufen hoch ohne sich umzudrehen, aber mit dem Wissen, dass Tysons Team ihrem Leader sicher helfen würden. Kaum hatte Tala die oberste Stufe erreicht, schoss Dragoon an ihm vorbei. Nur um Haaresbreite hatte er Talas Schläfe verfehlt und traf klirrend auf dem Boden hinter ihm auf. Er schlitterte mit einem unangenehmen Geräusch bis zu Tysons Schuhen.

Tala nahm sein Blade aus der Tasche. Wolborg fest umklammert trat er vor und stand nun an Tysons Platz, seinem Bruder gegenüber. Aber was er in Kais Augen sah, ließ in schaudern. Dort erkannte er keinen Hauch Brüderlichkeit mehr. Nur ein böses schwarzes Funkeln verbarg sich hinter Kais Liedern, dass sicher nicht ihm gehörte. Kai hatte keinerlei Kontrolle mehr über sich.

Tala versuchte ruhig zu bleiben. Er steckte seinen Beyblade an den Starter, hielt ihn aber noch zurück. "Wir können das auch einfach klären", sagte er, und bemühte sich um beiläufige Ruhe in seiner Stimme. Es war einen Versuch wert.

Ein bitteres, hämisches Lächeln schlich sich zu dem dunklem Blick auf das Gesicht, das Tala so gut kannte. Es passte nicht hinein, was ihn schaudern ließ. Statt einer Antwort schleuderte Black Dranzer den bewegungslosen blauen Beyblade auf Tala zu. Er verfehlte ihn so knapp, wie Dragoon ihn zuvor verfehlt hatte. Es schien Black Dranzer Spaß zu machen, ihn unter Beschuss zu nehmen.

"Du wirst nicht gewinnen!", sagte Tala mit Nachdruck. "Bryan! Spencer!", befahl er sie zu sich.

Beide hörten sofort auf ihren Teamleader. Sie stiegen hinter Kai die Stufen herauf und gingen an ihm vorbei. Sie stellten sich links und rechts neben Tala. Auch sie hatten ihre Beyblades gezückt.

"Ihr seid so erbärmlich!", entfuhr es Kai. Das ist nicht Kai! Es ist dieses Wesen. Es hat ihn unter Kontrolle. Das musste sich Tala wieder ins Gedächtnis rufen. Er zog verbissen an der Reißleine. Dieser Kampf würde hart werden. Black Dranzer war ein sehr mächtiges Bitbeast. Das Problem war, dass es nicht nur den Beyblade des Gegners angriff, sondern den Blader selber. Er brauchte jetzt volle Konzentration, und war froh, sein Team zu haben. Es ging hier nur darum, das Bitbeast von Kai zu trennen, damit er wieder seinen eigenen Körper zurück bekam. Tala konnte sich nicht vorstellen, wie schrecklich sich das anfühlen musste, und hoffte, dass Kai irgendwo dort drinnen weiter kämpfte. Er wäre sehr enttäuscht von seinem Bruder, wenn er das nicht tat.

Seaborg und Folborg flogen in die Arena und blieben dicht bei Wolbrog, um einander Deckung zu geben. Funken sprühten um Folborg. Bryan war als erster am Zug und tackelte Black Dranzer heftig, doch konnte er seinen schwarzen Gegner nicht von der Stelle rühren. Direkt darauf griff Spencer an. Auch sein Beyblade konnte keinen offensichtlichen Schaden anrichten. Talas Augen verengten sich. Er wusste, dass es keinen Sinn machte, frontal anzugreifen. Er musste es schaffen, hinter Black Dranzers Deckung zu kommen. In einer abrupten Vorwärtsbewegung schoss der schwarze Beyblade auf Wolborg zu. In der letzten Sekunde konnte Tala sein Bitbeast aus der Schusslinie retten, nicht aber verhindern, mit der Kante unter Seaborg zu stoßen. Er flog in die Luft. Da kam Tala eine Idee. "Spence!" Er ließ seinen Augen nach oben schnellen. Er wollte, dass sie ihren Gegner aus der Luft angriffen. Spencer verstand und dirigierte Seaborg so präzise, dass er auf Black Dranzer herab prallte. Mit Wucht geriet er aus seiner Bahn und ließ von Bryan ab, den er bis dahin im Visier gehabt hatte.

Kais Augen funkelten. "Mutig, aber armselig." Er spuckte die Wörter auf eine Art und Weise aus, die nicht seine eigene war.

Bryan hatte die Aktion mitbekommen. Grade wollte er Wolborg in die Höhe helfen, da krachte Spencers Blade in Falborg hinein, und er konnte Tala nicht mehr erreichen. Sie wurden von Black Dranzer getrennt. Kais Bitbeast hatte Rache genommen und Seaborgs kurze Phase der Orientierung gnadenlos ausgenutzt. Der tiefschwarze Beyblade erwischte Wolborg, bevor er angreifen konnte und drückte ihn kräftig von sich weg. Mit einem unglaublichem Tempo raste er dann auf Bryans und Spencers Blades zu. Eine schwarze Stichflamme schoss aus ihm hervor und katapultierte Falborg aus der Arena. Bryan konnte nicht rechtzeitig aus dem Weg kommen, denn das hatte er nicht erahnen können. Sein eigener Beyblade bohrte sich in seinen Magen und er taumelte rückwärts. Mit einem Keuchen ging er in die Knie und verkrampfte sich. Eine Welle erschrockener Ausrufe ging durch die Menge, die ansonsten stiller nicht hätte sein können. Tala ließ seinen Gegner nicht eine Sekunde aus den Augen. Denn hätte er das getan, wäre es ihm so ergangen wie Spencer. Als Wolborg einer schnellen Attacke auswich, zuckte Spencers Blick zu Bryan. Seaborg kam nicht schnell genug aus dem Weg, und eine weitere schwarze Flamme umschlung ihn bei einem heftigen Angriffsmove. Wie ein dunkler Feuerball stieß Black Dranzer Seaborg von dem Tableau weg, sodass er knapp an Spencer vorbei flog und etwas hinter Bryans zusammengekrümmter Gestalt zu liegen kam.

"Kümmere dich um ihn!", zischte Tala energisch, als er Wolborg weit genug von dem brennenden schwarzen Beyblade weg halten konnte. Jetzt lag es alleine an ihm. Die stumme Anwesenheit der Menschen in der riesigen Arena nahm ihm die Luft. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Das schwarze Feuer hatte in dieser kurzen Zeit eine enorme Hitze entfacht.

Black Dranzer griff Wolborg frontal an. Das geschah so schnell mehrere Male hintereinander, dass Tala nur mit Mühe und Not keinen Volltreffer kassierte und auch kaum kontern konnte. Kai war mit seinem normalen Blade schon ein herausragender Blader, aber das hier war... Ihm fiel noch nicht mal das richtige Wort ein. Bei jedem Treffer ging eine Druckwelle von den Beyblades los, und breitete sich kreisförmig aus. Diese Wellen waren sengend heiß und Tala schien es, als würden sie seine Energie aus ihm herausdrücken. Die Hitze schnitt ihm in die Haut. Er hob die Arme, um sich wenigstens etwas davor zu schützen. Er musste etwas tun. Warmes Blut lief ihm schon an den Unterarmen herab, die Druckwellen ihn besonders erwischt hatten. Auch Kai hatte Spuren davon getragen. Ein rotes Rinnsal lief an seinem Hals hinab und tränkte den weißen Schal scharlachrot. Doch er zeigte kein Zeichen von Schmerz oder Erschöpfung. Dieses Bitbeast verletzte Kais Körper! Das war zu viel für Tala. Er ließ Wolborg mit vollem Tempo auf den Rand zu rasen und sprang daran hoch. Dieses Manöver war riskant, doch es gelang ihm. "Jetzt bist du dran! Novea Rog!", rief er und legte all sein Power in den Move, denn er fürchtete, dass es zu spät werden würde, wenn er noch länger wartete. Blitzartig breitete sich das Eis aus, und umschlung Black Dranzer. Tala hatte schon Hoffnung, dass es klappte. Kai lachte spöttisch. Dann explodierte das Eis in alle Richtungen und die folgende Druckwelle war erbarmungslos und traf ihn unvorbereitet. Schmerz, Hitze und Schwärze umfing ihn, ehe er sich hätte retten können.
 

Das Pochen an seiner Schläfe war das Schlimmste, als er wieder zu Bewusstsein kam. Er wusste nicht wo er war. Aus alter Gewohnheit hielt er still und versuchte trotz der Schmerzen sich zu konzentrieren Angestrengt unterdrückte er ein Stöhnen. Er musste erst herausfinden, wo er war. Das Bett, auf dem er anscheinend lag, war hart, und es fühlte sich an, als wäre es eher eine dieser Erste-Hilfe-Liegen. War er noch in der Arena? Er lauschte, doch es drangen nur gedämpfte, aufgebrachte Stimmen an seine Ohren. Durch die geschlossenen Augenlieder schimmerte Neonlicht und es roch nach Desinfektionsspray. Er fühlte sich wie gerädert. Aber das Wichtigste war: Wo war Kai? Ging es ihm gut? Er öffnete die Augen und blinzelte gegen helles Licht. Er konnte sich nicht erinnern, wie er hier her gekommen war. Die Tür ging abrupt auf. Tala erkannte Bryans Schritte. Er schluckte und schob die Arme zurück, um sich aufzusetzen. "Lass das Tala!", kam es pampig und warnend von Bryan. Tala wollte ihn ignorieren und stützte sich auf. Die Schmerzen in seinem rechten Arm waren grauenvoll. Er zog scharf die Luft ein, und ließ sich zurück sinken. Er starrte frustriert an die Decke. Bryan beugte sich über ihn und legte eine Hand auf seine Schulter. "Er ist weg", sagte er tonlos. Obwohl Tala dies irgendwie erwartet hatte, traf es ihn. Er machte sich Sorgen. Konnte Kai alleine gegen Black Dranzer gewinnen?

„Keiner hat ihn gesehen, als er raus gerauscht ist. Und durch den ganzen Tumult ist Boris ihm nicht hinterhergekommen. Spencer hat ihn eine Stunde beim Suchen verfolgt, aber sie haben ihn nicht gefunden“, fügte Bryan hinzu und unterbrach damit Talas Gedanken.

Spencer räusperte sich an der Tür. Tala drehte seinen Kopf, um ihn sehen zu können.

"Mr. Dickenson fragt nach dir", sagte er ruhig.

"Wir müssen uns vorher unterhalten. Mach die Tür zu."

"Hast du denn einen Plan? Was willst du machen!", rief Bryan wütend. "Sieh dir doch an, was er getan hat! Du hast keine Chance gegen ihn! Wir können nicht...!"

"Sei still Bryan!", entgegnete Tala gereizt. Er stützte sich auf seinen linken Arm und setze sich jetzt doch mühsam auf. Er konnte nicht liegen bleiben, um ernst genommen zu werden. "Wir werden Kai nicht im Stich lassen! Hast du das verstanden?"

Zerknirscht nickte Bryan. "Du hast recht."

"Was ist mit Ian?", fragte Spencer in die entstandene Stille.

"Ian! So eine verdammte Scheiße!", rief Bryan aus, und schlug neben Talas Knöchel auf die Liege.

Er zuckte zusammen. Sein Kopf pochte fast unerträglich. "Wir müssen zuerst zu Ian... Wir wissen nicht wo Kai ist. Und wenn wir Ian noch länger im Stich lassen, wer weiß was Boris mit ihm noch anstellt. Er ist schon viel zu lange da drin", sagte Tala bitter. "Solange Boris Kai sucht, was er bestimmt tut, haben wir eine Chance Ian zu befreien." Es gefiel ihm nicht, da die Zeit ihnen davon rannte. Sie konnten weder Ian noch länger dort lassen, noch konnten sie Kai alleine gegen Black Dranzer käpmfen lassen. Du schaffst das, Bruder.. Und wenn Black Dranzer mit Boris zusammen arbeiten würde... "Wir müssen uns beeilen!"

"Tala, du kannst dich kaum bewegen...!" Spencer sah besorgt aus.

"Schlafen kann ich Flugzeug", antwortete Tala bissig, "Jetzt ruf schon beim Flughafen an."

Verbündete

Er starrte in die Dunkelheit und wartete. Es war nur eine Frage der Zeit. Der Wind zog an den Blättern der Bäume. Die Laterne, an der er lehnte, flackerte unruhig, als wüsste sie, dass in kurzer Zeit etwas geschehen würde. Ein leichtes Schmunzeln schlich sich auf seine rauen Lippen, als ihm einfiel, dass es sich wieder in einem Park abspielen würde. Die Begegnung in Moskau lief in seinem Kopf ab. Doch schon bald erlosch das Lächeln, denn er wusste, dass es dieses mal nicht so gut verlaufen konnte. Es war gefährlich. Natürlich war er auch dieses Mal nicht alleine gekommen. Gut positioniert warteten seine Männer auf seine Befehle. Er hoffte, dass sie nicht bemerkt werden würden, denn wenn er sie wirklich brauchen sollte würde es unschön werden. Aber wahrscheinlich durchschaute der Junge ihn schon früh. Nicht der Junge: Es. Und er musste sich vorsehen. Damals schon hatte er Kai und sein BitBeast unterschätzt. Dass Dranzer ihm letztes Mal zu Hilfe gekommen war, hätte er nie ahnen können. Und wie einfach war es dann für ihn gewesen, sich aus dem Staub zu machen? BitBeasts hatten viele Kräfte. Und er würde es gleich mit einem ganz außergewöhnlichen BitBeast zu tun bekommen. Black Dranzer war um ein Vielfaches gefährlicher. Es hatte die Kontrolle über einen Menschen übernommen. Und wenn Boris Eines über Kai wusste, dann war es, dass er weder körperlich noch geistig schwach war. Sonst wäre er nicht so wertvoll. Black Dranzer hatte eine unglaubliche Macht und seinen eigenen Willen. Jede falsche Silbe konnte Boris in mords Schwierigkeiten befördern. Und er hatte nur eine Chance. Wenn er es jetzt vermasselte, dann war das sein Todesurteil. Voltaire würde ihm nicht noch mal Gnade erweisen.

Er schluckte. Kai müsste jeden Augenblick hier vorbei kommen. Seit dem Turnier waren drei Tage vergangen, bis Boris ihn gefunden hatte. Bevor er handeln konnte, hatte er ihn beobachtet. Er verschwand tagsüber immer in dem dichten Teil des Waldes. Der kleine Park endete am Waldeingang und war zu so früher Stunde totenstill. Die Stunde vor der Morgendämmerung ist wahrlich die dunkelste, dachte Boris. Das war ihm nur recht. Als er dann die Schritte hörte, auf die er gewartet hatte, war Kai schon viel näher als Boris gedacht hatte. Er bewegte sich fast lautlos über den trockenen Boden. Sein Kleidung war zerschlissen, und Blut tropfte von seiner linken Hand auf den schwarzen Asphalt. Aber am meisten fiel die Veränderung in Kais Gesicht auf. Anstatt der berühmten blauen Dreiecke prangten vier schwarze Streifen an dessen Stellen. Sie waren unsauber und ausgefranst und sahen beinahe wie tiefe Wunden aus. Sie waren schmal über den Wangenknochen und verbreiterten sich am Kiefer. Sein Gesicht sah hart und gefährlich aus. Boris richtetet sich etwas auf und straffte die Schultern. Er war zwar um einiges größer als Kai, aber zu dieser auffälligen Veränderung kam der Blick in seinen Augen, der Boris eine Menge Respekt einflößte. Es war das dunkle Blitzen das Schwarzen Phönix, dem sich niemand entziehen konnte.

Als der junge Russe sprach, zuckte Boris zusammen und verfluchte sich im gleichen Moment dafür. "So treffen wir uns wieder, Boris."

"Ich habe auf dich gewartet", begann Boris, und schluckte unauffällig.

"Was willst du?"

Keine Spielchen, ermahnte er sich. Gerade heraus. "Ich möchte dir ein Angebot machen." Er wartet nicht auf eine Antwort, denn er wollte ihm nicht jetzt schon die Gelegenheit geben, abzulehnen. "Etwas, was von beidseitigem Nutzen ist. Deine... ich meine seine Freunde werden die Geschehnisse nicht einfach so hinnehmen. Sie wollen Kai zurück. Und sie werden sich was ausdenken, um ihn sich von dir zurück zu holen." Er betrachtete Kais Gesicht und sah nur eine harte Ausdruckslosigkeit. Boris legte einen Plauderton in seine Stimme, achtete dabei aber darauf, bestimmt zu klingen. "Zweifellos kannst du dich selber um das Problem kümmern. Allerdings haben wir mit ihnen auch noch ein Hühnchen zu rupfen. Tala und der restliche Abschaum dieses Teams gehören in die Abtei. Der Deal den ich dir vorschlagen will, ist folgender: Falls, nein: sobald sie in deiner Nähe auftauchen informierst du uns, und wir arbeiten gemeinsam daran sie nach Moskau zu bringen. Dann haben wir was wir wollen, und du wirst nicht mehr belästigt." Erst jetzt wartete Boris auf eine Reaktion.

Eine von Kais Augenbrauen wanderten in die Höhe. Etwas belustigt, aber schneidend kalt antwortete Black Dranzer. "Das klingt als würdest du dich wirklich trauen mir vorzuschlagen, dass ich eure Drecksarbeit mache? Weil ihr nicht mit vier Teenagern klar kommt?"

Boris räusperte sich. Es war ihm klar, dass es schwer werden würde ihn zu überzeugen. "Das ist nur eine Sichtweise. Wir haben lediglich das selbe Ziel. Außerdem bieten wir dir etwas an. Wie wäre es mit einer Unterkunft?" Es war gewagt, aber Boris hob in leichtem Spott die Augenbraue. "Natürlich kannst du für dich selber Sorgen, doch wären kostenlose Ressourcen bei uns viel leichter zu bekommen. Zum Beispiel frische Kleidung." Boris Blick wanderte über die Risse in seiner Kleidung. Sein linker Ärmel hatte tiefschwarze Flecken, die nur von dem Blut sein konnten, welches er eben gesehen hatte. Als Black Dranzer nicht antwortete, versuchte es mit seinem letzten und mächtigsten Argument. "Du könntest bei uns ein- und ausgehen. Wir beide wissen, wie gut sich Macht anfühlt. Und wir beide wissen, wie wichtig einflussreiche Freunde sein können, nicht war?"

Einige Zeit war es still. Boris konnte nur warten. Nur beten, dass er Erfolg hatte.

An diesem frühen Morgen sollten seine Gebete erhört werden.
 

"Ich fasse es einfach nicht", wiederholte Ray. Das hatte er schon mehrmals vor sich hin gemurmelt. Niedergeschlagen saß er auf der Veranda des Dojo und starrte zum Himmel. Es war noch früh, aber der Himmel war strahlend blau und es versprach wettertechnisch ein wunderbarer Tag zu werden. Doch die Stimmung war schon seid drei Tagen gedrückt. Tyson hatte zur Beobachtung zwei Nächte im Krankenhaus verbringen müssen, obwohl er außer ein paar Prellungen nichts Ernstes davon getragen hatte. Kenny hatte sich vor Wut mit den Ärzten angelegt. Hillary war die Tage so blass gewesen, dass Mr. Dickenson sie wohl am liebsten in das Bett neben Tyson verfrachtet hätte. Max hatte nicht einmal gelacht, als die Schwestern im Gang alberne Witze ausgetauscht hatten. Ryutenshi waren vorbei gekommen, um zu sehen, wie es Tyson und Tala ging. Das Problem war nur: Tala war nicht da. Keiner wusste etwas. Und die Wut darüber schien sie alle erfasst zu haben. Wie konnten sie einfach abhauen, anstatt an dem Problem zu arbeiten? Ihr bester Freund war von einem durchgeknallten Monster besessen, aber das schien sie nicht zu interessieren. Ray hatte Tala immer für einen gnadenlosen Blader, aber auch für einen guten Freund gehalten. Er wusste, dass Kai und Tala für einander wie Brüder waren. Das machte diese Situation so schwer. Wenn sie Kai nur irgendwie helfen könnten...

"Ray, seit wann bist du wach?" Tyson kam auf Socken die Veranda entlang. Er sah erschöpft und ungewöhnlich ernst aus.

"Keine Ahnung." Er brauchte nicht erwähnen, dass er nicht hatte schlafen können. Nicht bei den Gedanken, die er sich machte.

"Wir müssen etwas unternehmen!", platzte Tyson jetzt heraus. "Ich ertrage das nicht mehr!"

Ray seufzte als er Tysons Opa drinnen Bannsprüche gegen Dämonen üben hörte. "Ich weiß was du meinst, Tyson, doch das ist nicht so leicht." Er betrachtete jetzt die Blätter der Büsche.

Tyson sprang wieder von der Veranda auf. "Das geht nicht. Das können wir nicht. Das ist nicht so leicht. Ich kann das nicht mehr hören. Wenn man etwas will, muss man es einfach tun. So! Und das machen wir jetzt. Wir kämpfen alle gleichzeitig gegen ihn! Dann kann er gar nicht gewinnen!"

"Aber überleg doch mal. Selbst Tala, der Kais Bladestil besser kennt als alle anderen, konnte ihn nicht schlagen. Noch nicht mal zu dritt gelang es ihnen."

Tyson lächelte jetzt wissend. "Das ist es ja Ray. Das ist nicht mehr Kais Stil, seine Moves oder sein Blade. Wenn wir ihn als fremden Gegner sehen, dann legen wir unsere Erwartungshaltung ab und können uns neu anpassen."

Ray schaute Tyson jetzt etwas verdutzt an. "Das klingt... Irgendwie richtig", sagte er erstaunt. "Du meinst also, wir sollen nicht versuchen uns auf Kai einzustellen, weil seine Moves nicht kommen werden? Macht irgendwie Sinn."

"Genau. Und deswegen trommeln wir jetzt alle zusammen, und fangen an zu trainieren, um Black Dranzer zu schlagen." Er stieß die Faust in die Luft. "Kenny muss unsere Blades fit machen. Und du rufst Ryutenshi an. Und dann müssen wir Tala finden! Bestimmt bringt uns Mr. Dickenson die neueste Technik aus der BBA mit, damit wir auch..." Tyson war die Veranda lang gelaufen und schrie nach Kenny. Der Arme, dachte Ray. Aber vielleicht konnten sie zusammen wirklich irgendwie ans Ziel kommen.

"Dann wollen wir mal die Truppe zusammen sammeln", murmelte er, als er auf seinem Handy nach Shians Nummer suchte.

Neuankömmling

Das Knacken in der Leitung ließ ihn die Nase rümpfen. Konnten die nicht schneller machen? Ungeduldig hielt sich Boris das Handy an sein Ohr. Er wollte so schnell wie möglich Bericht erstatten. Je früher Voltaire von seinem Erfolg erfuhr, desto besser. Nur leider war sein Boss ein schwer reicher Besitzer eines Megakonzerns, der nicht mal eben so mit jedem seiner Angestellten plaudern konnte. So blieb Boris keine Wahl.

Er entspannte sich etwas, als am anderen Ende jemand abnahm. "Ja Herr?", fragte eine dunkle Stimme.

"Wieso hat das so lange gedauert, du Vollidiot?", schnauzte Boris.

"Verzeiht mir, Herr, aber wir haben hier ein paar Komplikationen..." Seine Stimme wurde zum Ende leiser.

Boris dachte einen Augenblick nach. Konnten die denn gar nichts auf die Reihe kriegen, wenn er nicht da war? Was für Komplikationen konnten schon in der Abtei auftauchen? Dort war alles strickt geregelt, und keiner der Kinder konnte etwas gegen die vorherrschenden Regeln tun. Dafür hatten sie gesorgt.

"Und was sind diese Komplikationen?", antwortete er bedrohlich.

Sein Knurren hatte wohl den gewünschten Effekt, denn sein Gesprächspartner zögerte nur kurz. "Wir hatten Eindringlinge die..." Weiter kam er nicht.

"Wie zur Hölle sollte jemand in diese Festung kommen?" Auf einen Schlag war er wieder angespannt. Er knirschte mit den Zähnen.

"Nun ja, Herr. Es waren keine gewöhnlichen Eindringlinge. Sie kannten sich aus."

Da wusste Boris, wer es gewagt hatte, in die Abtei einzusteigen. "Ist der Kleine noch in seiner Zelle?", fragte Boris so ruhig, wie es seine momentane Wut zuließ.

"Nein, Herr" gab die Stimme auf der anderen Seite leise zu "wir haben alles getan."

Boris schnaubte. "Das werden sie bezahlen!"
 

Die Silhouetten der Bäume waren pechschwarz. Sie hoben sich wogend in bizarren Formen vom Himmel ab, dessen tiefes Blau nicht mit ihrer Schwärze mithalten konnte. Die dunkelgrauen Wolken hingen in bauschigen Fetzen am Firmament. Das matte Licht der Stadt beleuchtete sie von unten, während der Mond von oben auf sie herab schien.

Der störrische Wind riss an seiner Kleidung. Genervt zog er sich den Schal von den Schultern und ließ ihn achtlos zu Boden sinken. Wieder verspürte er einen Stich. Ja, Kai kämpfte noch. Mehr sogar, als er es für möglich gehalten hatte. Diese geistigen Angriffe waren lästig. Aber bald konnte Black Dranzer endlich zu seiner früheren Größe zurückkehren. Wie praktisch es auch war, dass er nun Verbündete hatte, die ihm außerordentlich nützlich sein konnten. Bald würde Kai zu schwach werden, und dann hatte er diesen Kampf gewonnen. Geduld war das Stichwort.

Gemächlich und betont lässig, um Kai nicht noch irgendwelche Hoffnungen zu geben, machte Black Dranzer sich auf den Weg. Er war froh, diesen Körper zu haben, denn er war jung und gut trainiert. Er musste fasst spöttisch lachen, als er daran dachte, was für Schwächlinge sonst hier herum liefen. Die Einzigen, die ihm wenigstens ein Bisschen abverlangten, waren die Blitzkriegboys. Aber ohne Kai selbst hatten sie nur geringe Chancen. Da er aber auf dem Weg war, auch noch dies Risiko zu beseitigen, konnte er bald ganz andere Pläne verfolgen. Und da Boris und sein Laden ihm dann immer noch was schuldig sein würden, stand nicht mehr viel zwischen ihm und dem Weg nach ganz oben.

Ohne groß auf die Umgebung zu achten, bewegte er seinen neuen Körper durch den Wald, genoss die Luft und die Dunkelheit, bis er wieder einen Stich verspürte. Überrascht und erzürnt blieb er stehen.

"Verschwinde!", brüllte er in die Nacht. Vögel stoben bei dem plötzlichen Ausruf zwischen den dunkelen Ästen hervor. "Das ist jetzt alles meins!" Bei diesen Worten breitete er die Arme aus, um mit dieser Geste alles einzuschließen, was um ihn herum zu sehen war.

Nein! Das lasse ich nicht zu!

Diese Worte hatte keiner laut ausgesprochen. War das...? War das wirklich Kai? War er wirklich schon wieder so stark? Wie machte dieser verfluchte Junge das?

"Du kannst nicht gewinnen!" Black Dranzers Stimme war voller Hass. Aber ihr sonst so selbstsicherer Klang geriet ins Wanken.

Oh doch, ich kann! Kai war entschlossen. Er konnte seine Freunde doch nicht so im Stich lassen. Sie taten alles was sie konnten für ihn, also musste er das Gleiche für sie tun. Egal was es ihn kostete. Wenn er noch ein wenig Energie hatte, dann musste er kämpfen.

"Verschwinde!", schrie Black Dranzer erneut. Er verzog das Gesicht, das nicht sein eigenes war. Die verzerrte Farbe auf seinen Wangen kribbelte auf seiner Haut. Mit aller Macht versuchte er eine geistige Barriere aufzubauen, damit Kai keinen weiteren Vorstoß wagen konnte. Er drückte ihn zurück und ließ ihm keinen Raum. Aber da war ein Widerstand. Und es war gewiss kein kleiner.

So leicht wirst du mich nicht los! Es klang mühsam, aber bestimmt.

"Du hast keine Kontrolle!"

Die brauche ich auch nicht, um dich zu besiegen!

"Ich werde deine kleinen Freunde alle samt schnappen", drohte er. Kais Widerstand zuckte. Das war sein Trumpf. Anscheinend musste er doch jetzt handeln, und nicht geduldig warten. Dieser Mistkerl musste beseitigt werden. "Und dann wird Boris sie holen. Sie in die Abtei stecken. Und sie werden dort in den Kerkern verrotten."

Jetzt war die Zeit. Wenn er es jetzt schaffte, Kais kleine Freunde loszuwerden, dann hatte er gewonnen. Dann würde Kai ihn nicht mehr belästigen.

Nein!

Black Dranzers Antwort darauf war nur ein dunkles spöttisches Lachen.
 

"Bitte Tyson. Setzt dich einfach mal hin", maulte Hilary. Sie hatte den Kopf in die Hände gestüzt und starrte wie alle anderen der Bladebreakers zum Tor.

"Aber sie sind immer noch nicht da!", protestierte Tyson ungeduldig. Er lief den Weg auf und ab.

"Als ich gestern mit Shian gesprochen habe, sagte sie, dass sie um zwölf Uhr da sein würden. Wir haben zwei Minuten nach zwölf", stellte Ray fest. Sein Platz zwischen Kenny und Hilary auf der Verandakante war ihm viel lieber, als wie Max im Gras zu liegen. Er ließ sich wohl von Tysons Nervosität überhaupt nicht beeinflussen und betrachtete in aller Seelenruhe die Wolkenformationen am Himmel. "Hey Tyson", sagte er mit einem Schmunzeln "bei Frauen muss man immer ne viertel Stunde drauf rechnen, das weißt du doch."

"Stimmt doch gar nicht Max!", protestierte Hilary.

"Leute! Bleibt mal bei der Sache!" Tyson war stehen geblieben und musterte seine Freunde... ja, gradezu streng.

Ray stand auf. "Warum machen fünf Minuten dir denn so viel aus, Tyson? Sonst nimmst du es selbst mit der Pünktlichkeit auch nicht so genau." Er warf Tyson einen ernsten Blick zu.

Tyson wandte sich ab. "Jede Minute länger die wir Kai im Stich lassen macht mich fertig." Seine Worte waren leise aber bestimmt. So ganz anders, als man es von ihm kannte.

"Du hast recht", sagte Ray schlicht. Es stimmte. Sie sollten sehen, dass sie Kai schnell helfen konnten. Er brauchte sie doch. Bitter ballte er die Hände zu Fäusten. "Sie sind sicher bald da. Und wenn nicht, dann schaffen wir das auch allein. Wir haben schon so viel zusammen geschafft, erinnerst du dich, Ty?"

"Natürlich!", sagte er und drehte sich um. In seinen Augen war das Funkeln zu sehen, dass ihn unschlagbar machte.

"Na, wenn er das nicht mehr gewusst hätte, wäre es mir ein leichtes gewesen, einen guten Neurologen zu finden", informierte sie Dizzy.

"Dizzy! Sei nicht so. Es ist ernst", wies Kenny sie sanft zurecht, nicht ohne dabei zu grinsen.

"Na so ein Gehirndoktor wäre für ihn generell wohl auch nicht so schlecht", prustete Max.

Tyson, der grade einen Gegenschlag verteilen wollte, klappte den Mund wortlos wieder zu. Er deutete auf das Tor. "Da seid ihr ja endlich! Wir haben eine Menge Arbeit!"

"Nicht so unfreundlich, Kleiner", sagte Shian und ging an ihm vorbei.

"Hey, du bist nur drei Zentimeter größer als ich! Höchstens. Also lass das und mach dich nützlich."

"Entschuldige bitte, Tyson. Wenn sie jemanden noch nicht so gut kennt, ist sie manchmal so. Ignoriere sie einfach", richtete sich Summer freundlich an ihn.

Hilary war aufgestanden und begrüßte die Mädchen. Sie war froh, endlich Unterstützung zu haben. "Das wird schwer für ihn", sagte sie schmunzelnd. "Er lässt sich doch so leicht provozieren", fügte sie flüsternd hinzu.

"Sag das nicht zu laut, sonst wir das zwischen ihm und Shian noch unschön", warnte Luna mit einem Schmunzeln.

Die Hallos und "Wie geht es dir so?"- Fragen hielten sich kurz. Die Stimmung war nicht so ungezwungen, wie sie sonst gewesen wäre. Vor allem Tyson war angespannt. Kenny hatte sich bald zurückgezogen, um Berechnungen anzustellen. Hilary und Max hatte er aufgetragen, bei Max' Vater neue Teile zu besorgen.

"Wie genau können wir euch helfen, Tyson?", fragte Summer ruhig.

"Na, wir müssen Kai retten!"

"Ja, das wissen wir. Aber wie stellst du dir das vor? Er hat Tala, Bryan und Spencer gleichzeitig aus der Arena gefegt! Und sie sahen nicht gut aus", hakte Luna nach.

Ray räusperte sich. "Das Problem ist, das dieses Bitbeast so stark ist. Aber er ist alleine. Und wir sind viele. Die White Tigers sind auf dem Weg hierher. Und Rick und Michael werden auch kommen. Die Anderen haben leider anderweitige Verpflichtungen. Wir müssen zusammen angreifen."

Luna runzelte die Stirn. "Ach, das heißt, dass die Russen kneifen?" Sie klang verärgert.

"Luna...", mahnte Summer leise. "Sie lassen ihn bestimmt nicht im Stich." Ihr Blick war unfokussiert.

"Die sind verschwunden", sagte Tyson bitter.

Ein Beyblade schoss an Tysons Kopf vorbei und landete zwischen ihren Füßen. Der aufgewirbelte Staub ließ Luna husten und verschleierte die Sicht auf den Blade. Dieser abrupte Angriff ließ alle herumwirbeln. Gleichzeitig starrten Tyson und Ray in die Richtung aus der er gekommen war. An der Innenseite der Mauer lehnte Tala. Lässig wirbelte er seinen Starter um den Zeigefinger seiner rechten Hand und tat schließlich so, als wollte er von seiner Mündung Rauch fort pusten, wie bei einem antiken Kolt. Sein Grinsen war amüsiert und spöttisch. Der gleiche Ausdruck lag auf Bryans Gesicht, der neben ihm stand, und vor allem auf Ians Zügen. Er hockte auf der Mauer und überblickte die Szene. Knapp daneben beobachtet Spencer die erstaunten Gesichter.

Wolborg sprang kommentarlos in Talas Hand zurück. "Wir dachten, ihr könntet noch ein wenig Hilfe gebrauchen." Er drückte sich weg und alle vier kamen auf die Gruppe um Tyson zu. Das gab Ray einen Moment Zeit, sie genauer zu mustern. Ian sprang zwar leichtfüßig von der Mauer, aber er sah ausgemergelt aus. Er schien nur noch Haut und Knochen zu sein. Als Rays Blick bei seinem Gesicht angekommen war, erschrak er regelrecht, denn seine Augen schienen viel zu hart für sein Alter zu sein. Bryan grinste so psychisch wie eh und je, doch er hinkte etwas. Obwohl er es zu verschleiern suchte, entging es Ray nicht. Ebenso wenig wie er die tiefen Ringe unter Spencers sonst so blasser Haut missachtete. Wie tiefe Gräben sahen sie aus, als seien sie mit Farbe auf sein Gesicht gemalt. Die ausdruckslose Maske, die man bei allen aus diesem Team öfters vorgesetzt bekam, vermochte die Schatten nicht zu verbergen.

Aber am meisten fiel Tala auf. Er hinkte nicht, er war nicht abgemargert und hatte auch keine besonders dunkle Ringe unter den Augen. Die schwarze Jacke die er trug, war offen. Den linken Arm hatte er nicht durch den Ärmel gesteckt, sondern hielt ihn unterhalb des Stoffes eng an seine Seite gedrückt. Ein heller Verband wickelte sich darum und verschwand unter dem Ärmel seines Shirts. In der Faust hielt er seine Reißleine, doch seine Fingerknöchel traten weiß hervor. Hatte er Schmerzen?

"Was zum Teufel habt ihr so lange gemacht!?", stieß Tyson aus.

Bevor jemand antworten konnte trat Ray vor. "Was zum Teufel ist mit euch passiert?"

Talas Grinsen war wie weggefegt. "Das ist unsere Sache." Sein Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.

Ray schluckte, verkniff sich aber jeden weiteren Kommentar. Es ging hier um Kai.

"Wurde auch Zeit, dass ihr da seid." Luna klang fast schon patzig.

Summer sah Tala lange an, sagte aber gar nichts. Er schaute ihr in die Augen und war ein weiteres Mal über ihre Tiefe und Undurchdringlichkeit erstaunt. Da weiteten sich plötzlich ihre Augen und ihr Blick fiel an ihm und seinen Freunden vorbei. Tala drehte sich um.

Hinter ihnen stand Kai.

Relief

Einen Moment brachte keiner ein Wort heraus. Tala schaltete als Erster. Um seine Anspannung zu kaschieren, neigte er den Kopf etwas zur Seite und ließ seine Haltung betont lässig wirken. Sein spöttischer Ausdruck war wohl gewählt, denn er wollte Black Dranzer nicht ein klitzekleines Bisschen an Schwäche vermitteln. Das konnten sie sich nicht leisten. Seinen Schmerz, sowohl den seelischen als auch den pochenden körperlichen versuchte er herunter zu schlucken. Aber es war so schwer, dass es ihm die Kehle zuschnürte. Er sah seinen Bruder und doch konnte er ihn nicht erreichen. Sie mussten dem Monster ein Ende machen. Hier und jetzt.

"Deine Typveränderung ist aber nicht sehr gelungen. Den Visagisten würde ich verklagen", spottete Tala ohne den Blick von ihm zu nehmen. Er musste es tun. Auch wenn er nicht wollte. Mach deinen Gegner mürbe. Er war sich bewusst, dass alle hinter ihm Kais Gesicht anstarrten. Die schwarzen ausgefransten Streifen auf seinen Wangen prangten wie klaffende Wunden dunklen Blutes auf der blassen Haut. Als er davon absah, und seinen Bruder genauer beobachtete, bereit auf der Stelle seinen Beyblade zu zücken, falls es nötig sein sollte, wurde er stutzig. Kai stand nur da, und hielt den Kopf gesenkt. Zuerst hatte Tala angenommen, das Black Dranzer nur auf eine günstige Gelegenheit wartete um endlich angreifen zu können. Aber er griff nicht an. Den Schritt, den er auf die Gruppe von Bladern zumachte, war schwerfällig, gradezu schwankend. Tala hatte erwartet, dass Kais Augen nicht mehr den gleichen Blick haben würden wie früher. Er hatte erwartet, dass seinen Augen voller Hass und Schadenfreude waren. Als der junge Mann, der sein Freund war und zugleich seinen Feind in sich trug, nun den Kopf hob und ihm in die Augen schaute, entwich ihm alle Luft aus den Lungen. Seine Erwartungen waren falsch. Das war Kai! Es war wirklich sein Bruder! Er sah es in seinem Blick. Talas mühsam festgehaltene Maske zersplitterte und er stürzte auf Kai zu. Wollte ihn schütteln, um ganz sicher zu sein. Laute des Erstaunens entfuhren den Anderen hinter ihm, doch er konnte sich nicht darum kümmern. Denn er hatte Kai noch nicht erreicht, als dieser die Augen schloss und seine Beine ihm den Dienst versagten. Grade noch rechtzeitig streckte Tala den rechten Arm aus und stützte Kai an der Schulter, sodass sie beide auf die Knie sanken und Kais Kopf an seine eigene linke Schulter schlug. Er stöhnte, denn Schmerz pochte unangenehm durch seinen verletzten Arm.

Mindestens die Hälfte von den Personen in Talas Rücken riefen Kais Namen. Summer entschied sich für ein ersticktes "Oh mein Gott" und von weiter hinten vernahm Tala Dizzys elektronische Stimme, die "Das hab ich jetzt nicht berechnet", sagte. Aber er versuchte es auszublenden. Dass Kai nicht mehr bei Bewusstsein war, beruhigte und alarmierte ihn zugleich. Einerseits hieß das, dass er dann nicht gegen Black Dranzer zu kämpfen hatte, und sich sein Körper wenigstens etwas erholen konnte. Andererseits wusste er nicht, wie es um ihn stand. Das mussten sie herausfinden.

So vorsichtig wie er vermochte, ließ er Kai auf den Boden sinken. Er sah zu Spencer hoch. "Kannst du ihn rein bringen?"

Spencer nickte und machte sich an die Arbeit.

"Ihr bleibt hier draußen!", sagte Tala so autoritär, wie es seine Verfassung zuließ. Er saß noch immer auf dem Boden und brauchte eine Verschnaufpause. Er hätte Kai selber reinbringen wollen, doch seine Verletzung verhinderte es. In diesem Moment brach eine Diskussion aus. Luna und Tyson begannen gleichzeitig zu protestieren. Bryan stritt mit Shian, die sich anscheinend auch nicht herumkommandieren lassen wollte, und Ray fragte Ian irgendetwas. Während Kenny hektisch auf Dizzys Tasten herumtippte, schloss Tala die Augen. Warum waren diese paar Minuten auf einmal so anstrengend gewesen? Wie konnte ihn das grade so mitgenommen haben? Kai war hier. Das was sie alle wollten. Mitten in seinen Gedanken räusperte sich Summer leicht. Sie stand auf ein mal bei ihm, und hielt ihm die Hand hin. "Komm hoch", murmelte sie und wollte ihm helfen. Einen Moment starrte er ihr ungläubig in die Augen. Dann stand er ohne ihre Hilfe auf und wandte sich halb ab.

Er schwieg und wollte sie nicht ansehen.

"Ich glaube, er braucht dich", sagte sie leise und nickte mit dem Kopf zum Dojo. "Ich versuche die anderen zum Hierbleiben zu überreden..."

Tala legte den Kopf schief. Das hatte er irgendwie nicht erwartet. "Danke", sagte er knapp und ging mit schnellen Schritten rein.
 

Er war alleine und doch nahm er die Anwesenheit von jemanden wahr. Er hörte gleichmäßige Atemzüge in seiner Nähe, aber er wusste, dass etwas fehlte. Er versuchte sich zu erinnern aber er konnte die Erinnerung, die er brauchte nicht fassen. Er fühlte eine kalte Lehre. Doch sie war ihm irgendwie willkommen. Um nicht weiter durch unzusammenhängende Gedanken zu wandern, konzentrierte er sich auf das ruhige Atmen neben sich. Es kam ihm bekannt vor. Sein eigener Atem passte sich dem Rhythmus an, und sein Geist wurde ruhiger. Da merkte er, was anders war. Es war wieder sein atmen, und seine Lungen, die die Luft umschlossen und wieder freigaben. Er war alleine! Der dunkle Geist war weg. Er krümmte seine Finger und spürte weichen Stoff unter ihnen. Lag er auf einem Sofa? In einem Bett? Die Empfindungen hatte er zuvor auch gehabt. Wärme, Kälte, Schmerz... Doch jetzt war er es wieder, der seinen Körper bewegen konnte. So wie es immer gewesen war und so wie es immer sein sollte. Es nicht zu können, war eine der schlimmsten Qualen, die er sich hatte vorstellen können. Und eine der Schlimmsten, unter der er zu leiden hatte. Doch es war vorbei! Black Dranzer war fort. Endlich war er frei. Aber wieso? Irgendwas war passiert... Er ballte die Faust, frustriert sich nicht erinnern zu können. Sein Atem wurde schneller, und auch die Atemzüge in der Nähe änderten sich. Ein Rascheln von Stoff ließ in aufhorchen. Als es wieder still war, öffnete Kai die Augen. Über sich konnte er die dunklen Balken der Decke sehen. Es war Nacht und blasses Mondlicht kam durch Fenster zu seiner Linken. Er drehte leicht den Kopf nach rechts. Er erkannte Umrisse. Eine Person lag neben ihm. Er brauchte nicht lange um herauszufinden, wer es war. Tala. Immer da, wenn er ihn brauchte, und manchmal so gar, wenn er ihn so gar nicht bei sich haben wollte. Familie eben. Er schlief nicht, obwohl er wie Kai auf einem Futon und unter einer Decke lag. Er hatte Kais Bewegung bemerkt und blickte zurück. Sie sahen einander in der Dunkelheit an. Lange. Erleichterung lag auf Talas Zügen, auch wenn er nicht lächelte. Kai wusste, dass er nicht mehr Black Dranzer sah.

Nach einigen Minuten entspannten sich Talas Schultern etwas, und er drehte den Kopf. Mit dem Blick zur Decke gerichtet sagte er: "Und ich dachte, ich krieg dich Vollidiot nie mehr zurück." Es war kein Vorwurf und auch keine Beleidigung.

Kai bewegte sich etwas. Er schob die Decke, die jemand über ihn gelegt hatte zurück, und setzte sich auf. Er hatte keine Schmerzen, aber er fühlte sich steif und unausgeruht. "Ich hab dich auch vermisst", gab er trocken zurück. Auch wenn er es ehrlich meinte. Und dankbar war.

"Was ist passiert?", wollte Tala wissen.

"Ich..." Er verstummte. "Ich weiß nicht genau."

"Ist er denn... jetzt endlich weg?", fragte Tala nun etwas zögernd.

Es dauerte eine Weile bis Kai antwortete. Zeit verstrich und sein Blick wanderte zu Tala. Er lag noch immer da wie zuvor. Erst als sie sich wieder ansahen sagte er: "Er wollte euch an Boris ausliefern. Um mir zu schaden. Ich konnte das nicht zulassen und habe..." Ja, was genau hatte er getan. Er hatte gegen die Barriere in seinem Inneren angekämpft, die Black Dranzer errichtet hatte, um ihm die Kontrolle zu verwehren. Danach ließen ihn die Erinnerungen im Stich.

"Du warst stark genug." Bitter fügte Tala hinzu: "Ich hätte dir mehr vertrauen sollen. Und du hättest nicht versuchen sollen, alles alleine zu schaffen."

"Ja."

"Ich hab Dranzer für dich aufgehoben. Ich hab ihn in der Umkleide gefunden nach unserem..." Er räusperte sich und ließ den Satz verklingen. "Ich gebe ihn dir gleich. Wenigstens ist das Problem jetzt gelöst." Er seufzte.

"Nicht ganz." Kai wusste es wieder.

"Was hast du jetzt schon wieder getan?"

"Der Blade. Black Dranzer. Ich hab ihn nicht mehr."

"Und wo ist er?" Talas Stimme klang misstrauisch. Das gefiel ihm nicht. Dieses Ding machte viel zu viele Schwierigkeiten. Am liebsten würde er es auf den Mond schießen. Oder zumindest gut wegsperren.

"Ich hab ihn weggeworfen. In den Wald." Er sah Tala ausdruckslos an. Aber er verstand es sicher auch so. Etwas anderes hatte nicht mehr in seiner Macht gelegen. Sich noch bis zum Dojo zu schleppen hatte ihm den letzten Rest seiner Kraft gekostet. Man kämpfte auch nicht alle Tage gegen ein wahnsinnig böses Bitbeast, das die Kontrolle über seinen eigenen Körper erlangt hat. Und damit das niemand anderem auch noch widerfahren sollte, schon gar nicht jemandem, den sie kannten, mussten sie den Blade wieder finden.

"Na toll", sagte Tala gespielt genervt. "Da man dich ja nicht mehr in die Nähe von diesem Monster lassen kann, muss ich das ja jetzt Wohl oder Übel wieder ausbaden." Er rünfte im dunkeln die Nase. In normalem Tonfall sagte er:"Ich kümmere mich morgen drum."

Kai schwieg. Er wollte seinem Kumpel nicht diese Last auferlegen, aber er selbst konnte nicht helfen. Wenn er nicht das Risiko eingehen wollte, alle wieder in Gefahr zubringen, dann hielt er besser Meilen weit Abstand zu diesem Wesen.

"Du solltest besser ein Auge zu tun. Morgen wollen die anderen sicher wissen was los ist."

"Du meinst Tyson?"

"Ja, der auch."

Er hatte sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Jetzt erinnerte er sich schleierhaft an die ganzen bestürzten Gesichter. "Ihr habt Ian befreit!" Er wandte sich ruckartig wieder zu Tala, dessen belustigtes Lächeln auf einmal verschwand.

"Ja haben wir."

"Ist alles gut gelaufen?", wollte Kai wissen.

"Klar, was denkst du von uns. Wir sind doch keine Anfänger mehr. Außerdem hat Boris ja dich gestalkt. Also hatten wir leichtes Spiel.“ Mit einem schiefen Grinsen drehte er sich auf die Seite. "Und jetzt schlaf. Denk an Tysons Neugier und so."

"Ich soll an Tyson denken?", schnaubte Kai ungläubig. "Na danke. Jetzt kann ich bestimmt nicht mehr schlafen."

To late

Goldenes Licht erhellte Teile des Raums. Wahrscheinlich hatten die Sonnenstrahlen Kai geweckt. Er atmete tief ein und genoss einen Moment die unkomplizierte Ruhe des Morgens. Dann rief er sich ins Gedächtnis, wo er war. Die Ruhe würde wohl bald vorbei sein. Wie Tala schon gesagt hatte, würde er einiges zu erklären haben, sobald er aufstand, und die anderen traf. Auch ohne nachzusehen, wusste er, das Tala schon weg war und das Zimmer bis auf ihn leer war. Es war nicht seine Art, irgendetwas heraus zu zögern, also stand er auf. Er trug noch die dreckige, zerknitterte Kleidung, die er am Tag zuvor getragen hatte. Noch immer etwas steif wollte er den Raum verlassen, als sein Blick auf den Spiegel an der Tür fiel. Er erinnerte sich zwar nur noch vage an die vergangene Nacht, aber er konnte nun verstehen, warum sie alle so entsetzt waren. Die schwarze Farbe klebte noch auf seinen Wangen und der Kontrast zu seiner weißen Haut war schon fast unheimlich. Schnell schlich er sich ins Bad, damit er nicht noch jemandem begegnete und wischte sich die dunklen Schlieren aus dem Gesicht. Das kühle Wasser hatte eine belebende Wirkung. Seine Wangen waren wieder leicht gerötet. Ohne irgendwelche Streifen im Gesicht kam er sich selber so fremd vor. Als hätte er einen Teil von sich mit in dem Wald zurückgelassen. Dieser Gedanke versetzte ihm einen Stich und er versuchte ihn mit noch einem Schwall kaltem Wasser wegzuwischen, wie die Farbe zuvor. Erst jetzt bemerkte er, was fehlte. Es war viel zu still im Haus. Kai kannte dieses Dojo schon so lange, und es war so gut wie nie still. Seine Freunde hätten doch trainieren oder diskutieren müssen. Wo war Tala geblieben und wer hatte Tyson das Maul gestopft? Das war Kais Meinung nach eine Glanzleistung. Was anderes als ein Knebel konnte Tyson wirklich nur selten zu schweigen bringen. Und das Team der Mädchen war doch sicher auch noch irgendwo in der Nähe.

Langsam verließ Kai das Badezimmer und betrat den Wohnraum. Niemand war da. Misstrauisch setzte er seine Suche in der Küche fort, doch auch da wurde er nicht fündig. Selbst der Hof war verlassen. Obwohl es nicht seine Art war, fragte er sich, ob er sich nicht irgendwo heftig den Kopf gestoßen hatte. Irgendwas stimmte da doch nicht. Leise näherten sich Schritte von der Straße und Kai sah Tysons Großvater, Mr. Granger durch das Tor kommen. Er hielt eine Einkaufstüte in der Hand und wirkte überrascht, als er Kai mitten auf dem Weg stehen sah. "Du bist schon wach? Wir dachten alle, du schläfst bis zum Abendessen durch, mein Lieber", rief er, und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter, sobald er nah genug war. Er wirkte so froh wie immer, was Kai missfiel. "Wo sind sie alle?", fragte er nur.

"Ach, Tala wollte den Blade suchen, den du so überaus schlau losgeworden bist. Sein Fehler war nur, das auch dem Grünschnabel zu erzählen. SIe haben diskutiert und ich glaube dein Kumpel ist fast vor Wut explodiert." Mr. Granger lachte laut bei dem Gedanken und ging weiter zum Haus. "Auf jeden Fall sind sie dann alle hinter deinem Team hinterher und ich glaube, dass sie jetzt alle suchen. Da hab ich mir gedacht ich geh mal einkaufen, da sie bestimmt ganz viel Hunger..."

Ab dem Punkt hörte Kai nicht mehr zu. Wenn einer der anderen diesen verfluchten Beyblade in die Hand bekommen würden... gar nicht auszudenken, was dann passieren würde. Er war schon losgelaufen, um ihnen nachzugehen, bis ihm einfiel, dass das keine gute Idee war. Sein Handy hatte sicherlich keinen Saft mehr. "Na prima..." murmelte er. Aber vielleicht war es einfach besser, wenn er sich diesmal da raus hielt. Er hatte schon genug angerichtet. Er erinnerte sich an die Begegnung mit Boris damals im Park in Moskau. Er hatte sich so machtlos gefühlt. Nie wieder wollte er jemandem so ausgeliefert sein. Sein ganzes Leben hatten andere bestimmt und diesmal war es allein seine Entscheidung gewesen. Er schluckte, als er erkannte, dass er damit alle die ihm etwas bedeuteten in Gefahr gebracht hatte. Und Tala hatte ihm vertraut. So sollte er jetzt darauf vertrauen, dass Tala auch dafür sorgte, dass dieser Blade schnell sicher unter Verschluss kam.

Immer noch etwas erschöpft lehnte Kai sich an die Mauer, die das Grundstück des Dojos von der Straße trennte. Langsam sank er ins Gras. Hier würde er hören, sobald jemand sich näherte. Und Tyson kündigte sich meistens schon sehr früh durch seine Lautstärke an. Das leere Gefühl, dass Kai in der Nacht gespürt hatte, war wieder da. Dort wo Black Dranzer sich breit gemacht hatte war nun nichts mehr. Als hätte sich jemand in seinen Körper gebohrt und eingenistet, nur um jetzt eine blutige Wunde zu hinterlassen. Obwohl er nun wieder er selber war, fühlte er sich nicht gut. Jedenfalls nicht so gut wie er angenommen hatte. Er vermochte nicht zu sagen, ob sich diese Wunde je wieder schließen würde. Es war kein Schnitt, kein Bruch. Vielleicht war es zu spät. Auch vermochte er nicht zu sagen, ob er jemals zur Normalität zurückkehren konnte. Falls es so einen Zustand je in seinem Leben gegeben hatte.

Eine getigerte Katze war auf die Mauer gesprungen und schaute auf ihn herab. Er sah zu ihr auf und beneidete sie um ihre Freiheit. Ein Geräusch ließ sie aufhorchen. Flink und geschmeidig schmiegte sie sich an die Ziegel und sprang mit einem Satz auf den nächsten niedrigen Ast, dem sie folgte und zwischen den grünen Blättern verschwand. Kai blickte ihr nach. Kaum später konnte er hören, was sie verscheucht hatte. Leise Stimmen wehten von der Straße zu ihm herüber. Er verstand alles, denn die Worte waren russisch und die Stimmen so vertraut. Sie waren wieder da. Nicht so leichtfüßig wie sonst stand Kai auf und wartete, bis sie um die Ecke kommen würden.

"... ihm auf jeden Fall direkt sagen!", hörte Kai Bryan zischen.

"Er ist nicht in der Verfassung...", begann Tala, doch Bryan unterbrach ihn wieder.

"Nicht in der Verfassung? Spinnst du eigentlich. Du bist nicht in der Verfassung deine Arm zu heben! Er wird es sicher nicht nur uns überlassen! Du kennst ihn, verdammt noch mal!" Bryan klang wütend.

Einen Moment lang waren nur Schritte zu hören. Kai zählte: Zwei Paar, drei? Das waren ziemlich wenige. Dann bogen Tala, Bryan und Ray um die Ecke und blieben stehen. Dass Kai direkt hinter der Mauer gestanden hatte, überraschte sie offensichtlich.

"Verdammt Kai! Was machst du da?", wollte Bryan wissen.

Tala beobachtete ihn einen Moment stumm. Den linken Arm hatte er immer noch unter der Jacke verborgen und sein Gesicht schien blasser zu sein als sonst. Er kam auf Kai zu und zog etwas aus seiner Tasche. Er legte das kühle blaue Metall in Kais Hand. "Du wirst ihn brauchen."

"Was ist passiert?", fragte Kai distanzierter, als er es beabsichtigt hatte.

Tala neigte den Kopf und sah an ihm vorbei zum Haus. "Wir sind zu spät gekommen. Jemand anders hat ihn vor uns gefunden."
 

Keine Viertelstunde später tauchten Tyson, Max, Spencer und Ian auf. Sie hatten sich von Talas Gruppe getrennt um mehr Chancen bei der Suche zu haben. Es hatte nichts genützt. Kai ballte die Hand um Dranzers Beyblade. Es half die Leere zu verschließen und klarer zu Denken. Auch wenn er nicht in bester Verfassung war, wusste er doch, was diese Neuigkeiten bedeutete. Er trug die Schuld für all das Unheil, was Black Dranzer bei seinem Finder anrichten konnte. Wahrscheinlich war es so, dass Black Dranzer jemanden gefunden hatte, und nicht umgekehrt. Ray hatte vorgeschlagen, zum Kriegsrat ins Dojo zu gehen. Abgesehen davon, dass Tala noch immer sehr blass war und die anderen Blitzkriegboys wohl grade auch keinen Marathon laufen konnten, hatten sie dort die Ruhe über einen Plan zu diskutieren. Ryutenshi waren an dem Abend zuvor noch gegangen. Wie Kai erfuhr, hatten Summer und ihr Team sich entschieden, nach hause zu gehen, und allen Anwesenden etwas Ruhe zu gönnen. Sie hatten Ray allerdings das Versprechen abgenommen, sie zu informieren, sobald sie etwas Neues wussten.

"Ich werde mich darum kümmern", sagte Kai, und wollte sich keinen Widerspruch anhören.

Tala verdrehte die Augen. "Kai, das hatten wir doch schon", sagte er leise an ihn gewandt. "Das geht nur gemeinsam. Wir werden dich sicher nicht wieder im Stich lassen."

"Ihr habt mich nie..." Er sprach nicht weiter, denn er sah in ihren Gesichtern, dass sie wussten, was er dachte. Aber keiner von ihnen machte ihm Vorwürfe für das, was passiert war.

"Kai, wir wollen dir alle helfen! Wie du es auch für uns tun würdest, und das wissen wir alle", stellte Tyson ernst klar. Max lächelte aufmunternd und Ray nickte. "Tyson hat recht. Also lasst uns das gemeinsam hinkriegen."

Da öffnete sich die Tür, und Luna blieb auf der Schwelle stehen. Alle Augen richteten sich auf sie. Sie sah anders aus. Sie hatte sich viel dunkler gekleidet als sonst, und auf ihren Unterarmen waren frische Schnitte zu erkennen. Was Kai sofort bemerkte, war ihr Blick. Die rebellische Herausforderung, die sonst aus ihren Augen sprach, war verschwunden. Es war, als läge ein dunkler Schleier vor den Augen.

Sie sah Kai an und schien alle andern zu ignorieren. Ihre Stimme klang tonlos als sie sprach. "Ich weiß, wer den Beyblade hat, den ihr sucht. Im Namen unseres Meisters, fordern Ryutenshi drei von euch zu einem Match heraus."

Vorrunde

Tala sprang auf und fixierte Luna. "In drei Tagen werden wir euch aufsuchen", fuhr Luna kalt fort. Ihr Blick wanderte zu Kai und ließ ihn nicht mehr los. "Wenn ihr gewinnt, bekommst du den schwarzen Phönix zurück. Wenn wir gewinnen, kommt ihr mit auf eine kleine Reise nach Russland." Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und verschwand.

Ausnahmsweise lächelte Max nicht. Ausnahmsweise redete Tyson nicht. Ausnahmsweise hatten weder Bryan noch Dizzy einen Spruch parat. Tala stand noch immer angespannt mitten im Raum. Dann lockerten sich seine Schultern etwas. Nach einem tiefen Atemzug sagte er lässig: "Bryan, Spencer? Ihr habt es gehört. Drei Tage. Dann wird es Zeit, zu trainieren." Zwei Sekunden später bereute er seine Worte schon wieder, denn es schien als hätte er grade erlaubt, dass jetzt alle durcheinander reden durften.

"Warte mal! Was soll das denn heißen?", rief Tyson.

"Das könnt ihr doch nicht alleine durchziehen wollen?", fragte Ray irritiert.

"Ich dachte, wir wollten das gemeinsam erledigen?", wunderte sich Max leise.

"Endlich mal was Action", sagte Bryan sehr sarkastisch.

"Bist du sicher, dass du antreten kannst, Tala?" wollte Kenny wissen.

"Und noch einer, der verrückt geworden ist...", mischte sich Dizzy ein.

All das hörte Tala zur gleichen Zeit und vergas es direkt wieder. Denn er sah zu Kai, der noch gar nichts gesagt hatte. Und das war für Tala schlimmer als das Gerede der anderen.

"Glaubst du wirklich, dass ich mich ausschließen lasse, Bruder?" fragte Kai in seinem kältesten Russisch.

"Du willst doch nicht...!"

"Tala! Ich muss! Verstehst du nicht? Das ist alles meine Schuld!"

Es war still geworden, denn Kai war aufgestanden und hatte die letzten Worte fast gebrüllt. Es war ihm egal, wer alles zu hörte. Es war ihm egal, was sie dachten. Nun hatten die Mädchen, die drei Personen, die am Wenigsten mit alle dem zu tun hatten, dieses schwarze Monster am Hals. Und das nur, weil er so unglaublich dumm gewesen war.

Tala sagte nichts. Er sah Kai fest in die Augen und sprach dann wieder japanisch, damit die anderen es auch hören konnten. "In Ordnung, Kai. Du entscheidest, wer mit dir antritt."

"Aber...!", protestierte Tyson auf der Stelle.

"Warte es doch mal ab, Tyson! Du weißt doch noch gar nicht, wen er wählt", zischte Hilary aufgebracht.

Es wurde wieder still und Tyson verschränkte beleidigt die Arme. Alle sahen zu Kai und warteten auf seine Entscheidung. Ihm war klar, dass es wahrscheinlich zu Protesten kommen würde, sobald er seine Wahl nannte. Er hatte keine 10 Sekunden gebraucht, um sich zu entscheiden. Aber die Umstände brachten ihn doch noch mal dazu, nachzudenken. Einige Atemzüge später, beschloss er, bei seiner ersten Wahl zu bleiben.

"Tala und Bryan."

Tyson wollte sich beschweren, doch diesmal fiel Ray ihm ins Wort. "Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, Kai, aber Tala ist wohl nicht in der Lage, zu bladen. Er kann ja noch nicht mal den Starter halten." Seine Worte klangen etwas schärfer als normalerweise.

Tala fuhr zu ihm herum. "Ach das denkst du, ja? Ich denke das kannst du ruhig meine Sorge sein lassen!"

"Moment mal!" Spencers tiefe Stimme brachte alle zum schweigen. Die Anspannung die in der Luft lag, verschwand dadurch aber keineswegs. "Wenn wir streiten, bringt das nichts. Tala. Du kannst nicht bladen.“ Spencers Tonfall hatte etwas endgültiges.

"Oh doch, das kann ich...", protestierte Tala, doch als Spencer locker eine Hand auf Talas verletzte Schulter legte, zuckte er heftig zusammen.

"Dann blade ich!", rief Tyson dazwischen und wandte sich zu Kai. Wortlos sah Kai Tyson an. Dann wanderte sein Blick zu Talas, in dessen Augen er die Wut deutlich sehen konnte. Wenn Kai jetzt erlaubte, das Tyson bladete, würde sich Tala verraten fühlen. Diese Wahl war nicht einfach.

Kenny räusperte sich leise. "Ich hätte da eine Idee... Wenn Tala denkt er kann es, dann soll er gegen Tyson antreten. Und der Gewinner ist dann euer dritter Spieler."

Kai hob eine Augenbraue. "Tala?"

"Einverstanden."

"Ich auch!“, sagte Tyson entschlossen, und zog seinen Blade raus. "Dragoon und ich besiegen zu erst dich, und dann die Mädchen."

"Morgen, Tyson", beschwichtigte Ray seinen Freund. "Ich denke, wir brauchen erst mal alle etwas Schlaf."
 

"Du weißt, was auf dem Spiel steht?"

Kai starrte an die Decke. Er hatte erwartet, dass Tala früher anfing. Seit beide zu Bett gegangen waren, waren fast zwei Stunden vergangen. Die gesamte Zeit über hatten sie geschwiegen. Natürlich konnte dieses Gespräch in der Dunkelheit nicht ausbleiben. Die Scheinwerfer eines einzelnen Autos warfen verzerrte Lichtstreifen an die Wand und die Decke während Kai weiter schwieg.

"Ich kann das nicht Tyson machen lassen! Sie wollen uns in die Abtei zurück schleppen! Du kannst doch nicht wirklich zulassen, dass es von Tyson abhängt!" Talas Wut war zurück.

"Tyson ist kein schlechter Blader." Kai verschränkte die Arme.

"Na und? Ray und Ian sind auch keine schlechten Blader! Ich bin kein schlechter Blader! Das heißt aber nicht, dass ich ihm diese ganze Verantwortung übertragen werde! Er versteht nicht, worum es geht!"

Kai setzte sich auf und sah Tala nun direkt an. "Du willst nicht in die Abtei? Na, herzlichen Glückwunsch. Dann haben wir ja das selbe Ziel." Seine Stimme war voller Sarkasmus. Zu Tala war er fast immer ehrlich, auch wenn die Wahrheit unangenehm war. "Wir brauchen die drei Blader, die am besten gegen Black Dranzer und seine Schachfiguren gewinnen können. Und wenn du nicht verfügbar bist, muss ich eben Tyson wählen!"

"Nicht verfügbar?!"

"Was hast du für ein Problem? Beweise einfach, dass du besser bist, indem du Tyson morgen schlägst. Wenn du das nicht kannst, dann kann ich dich für diese Aufgabe nicht gebrauchen." Kai klang bissig, und er wusste, dass es für Tala wie Schläge ins Gesicht sein mussten. Aber ihm blieb nichts anders übrig.

Tala schwieg für den Rest der Nacht.
 

Das Zwitschern der Vögel am Morgen wirkte deplatziert. Das sonnige Wetter entsprach niemandes Laune als sich alle ziemlich schweigsam vor dem Dojo eingefunden hatten. Die wenigen Stunden Schlaf hatten kaum dazu beigetragen, das Talas Körper Zeit hatte, sich zu regenerieren. Doch nun musste er beweisen, dass es seine Aufgabe war, Black Dranzer zu stoppen.

Jetzt oder nie.

Er trat zu der großen Classic Bowl, die im Boden einglassen war. Hier trainierte Tyson jeden Tag. Und heute musste er eine Niederlage einstecken. Er musste einfach. Tyson grinste Hilary und Max an, so wie er es immer tat und warf Dragoon in die Luft. Genau diese Einstellung meine ich, sagte er in Gedanken zu Kai. Er sprach es nicht aus, sonder streifte sein Jacke ab. Unter dem schwarzen T-Shirt war der weiße Verband zu sehen, der sich von seiner Schulter um seinen Arm schlang. Wolborg hielt er bereits fest in der rechten Hand. Ohne das Gesicht zu verziehen, griff er in die Tasche und holte seinen Starter heraus. Wortlos steckte er Wolborg darauf und hob beide Arme. Der Start ist das Schwierigste, redete er sich ein. Er biss die Zähne auf einander und ignorierte den Schmerz, während er auf Tyson wartete. Der schien Talas Anspannung zu bemerken und hörte auf zu grinsen. Schnell machte auch er sich bereit.

"3... 2... 1...", zählte Kenny für sie runter.

"Let it rip!"

Es war kaum auszuhalten. Der Schmerz schoss ruckartig an seinem Arm empor und schien alles in seinem Kopf zu verdrängen, als er kraftvoll an der Reisleine zog. Wolborg traf mit einem Schlingern in der Arena auf und schoss in Kreisen am Rand entlang. Talas Kieferknochen traten deutlich hervor. Er zwang sich, die besorgten Blicke auszublenden und nur noch auf das Match zu achten, so wie er es immer tat. Auch Dragoons Start war nicht perfekt, aber immer noch besser als Wolborgs. Einige Sekunden umkreisten beide Blades die Arena. Dann hatte Dragoon Wolborg eingeholt und bewegte sich in seinem Windschatten. Tala hatte nicht vor zu warten, bis Tyson angriff. Er ließ seinen Beyblade abrupt abbremsen. Dabei neigte sich Wolborg nach hinten und seine Kante glitt unter Dragoon, der in die Höhe geschleudert wurde. Er landete in der Mitte der Arena.

"Dragoon!", rief Tyson und sein Bitbeast nahm den Schwung aus dem luftigen Flug auf.

Tala knirschte mit den Zähnen. Tyson erledigte man besser auf dem Boden und nicht in der Luft. Grade noch konnte er dem Angriff ausweichen und ließ sich seinen Blade selber in der Mitte zurückziehen. Dragoon musste nun seinerseits scharf abbremsen, um wortwörtlich noch die Kurve zu kriegen und nicht aus der Arena zu fliegen. Die Schmerzen in Talas Arm waren zu einem starken Pochen geworden und hinderten ihn daran, klar zu denken. Reflextechnisch waren sie beide sehr gut. Vielleicht hatte Tala hier auch seine Vorteile, aber ohne einen Plan oder eine Chance, war Tyson nicht leicht zu schlagen. Normalerweise hätte Tala einfach darauf warten müssen, bis Tyson eine Fehler machte, aber das konnte er sich hier nicht leisten. Seine Ausdauer war aufgrund der Schmerzen und des schlechten Starts eingeschränkt. Eine Welle der verzweifelter Wut überkam ihn. Er ließ es zu und verfluchte sich gleich wieder dafür. Wolborg raste auf den Blade seines Gegners zu und erwischte ihn frontal. Beide steckten Schaden ein. Er hatte gelernt das Gefühle in einem Match nichts zu suchen hatten und genau das hatte ihm so viele Siege eingebracht. Kalte Berechnung und Gleichgültigkeit waren seine Werkzeuge. Doch es gelang ihm nicht wie sonst, die ungewollten Emotionen abzuschalten. Verbissen starrte er in die Arena. Wieder und wieder ließ er Wolborg Dragoon angreifen, bis Dragoon sich eisern gegen Wolborg stellte. Sie schoben einander gegenseitig nur Zentimeter hin und her. Tala atmete tief ein. "Wolborg!", knurrte er verbissen. Sein Blade begann Dragoon nun stetig zum Rand des Tableaus hinzuschieben.

Tyson verzog das Gesicht. "Das kannst du vergessen!", rief er und bei Wolborgs Stoß, der Dragoon aus dem Spiel befördern sollte, ließ Tyson seinen Blade in die Luft werfen. "Galaxy Storm! Jetzt!"

Wäre Tyson nicht auf diese Idee gekommen, wäre das Match beendet gewesen. Doch der wirbelnde Sturm der wie aus dem Nichts entstand, zog den weißen Beyblade zurück in die Arena und verlieh ihm eine ordentliche Portion Schwung. Tala hob den rechten Arm um seine Augen vor dem umherwirblendem Wind und Staub zu schützen. Um Wolborg davor zu schützen, blieb ihm nur eins. "Novea Rog!", rief er gegen das Rauschen und spürte den augenblicklichen Temperaturabfall. Eiskristalle bildeten sich auf dem Boden der Arena und um Wolborg, doch einige von ihnen wurden empor gerissen und verwandelten den Sturm in einen ausgewachsenen Blizzard. Ihre Freunde gingen ein paar Schritte rückwärts, und auch Tyson musste zurücktreten. Die Kälte tat Tala gut und ließ seinen Schmerzen in den Hintergrund rücken. Doch solange der Sturm tobte, war es ihm unmöglich, Dragoon zu treffen. Dazu schlitterte Wolborg nun von dem Sog gepackt über das Eis, das er sonst wie selbstverständlich beherrschte. Da tauchte Dragoon aus einer Böe auf und schleuderte Wolborg bis zur Kante der Arena. Talas Beyblade kam schief auf. Ohne dem Sturm hätte Wolborg sich sicher auf dem Eis halten können, doch so schob ihn der Wind, der auf seine gesamte Fläche drückte, knapp hinter den Rand der Arena. Wolborg kreiselte auf der durch den Blizzard gefrorenen Erde, während der Wind sich langsam legte. Ungläubig starrte Tala auf Wolborg.

"Ich hab gewonnen!", rief Tyson begeistert und ließ Dragoon in seine Hand springen. "Jetzt hast du keinen von deinen Sprüchen drauf, was?"

Tala hörte es nicht. Alles, was er ausgeblendet hatte kam zurück. Die Rufe der Anderen, der Schmerz, und vor allem die Tatsache, das er verloren hatte. Die Erschöpfung ließ ihn auf die Knie sinken und er hielt sich die verletzte Schulter. Er spürte Hände, die ihn hochzogen. Spencer und Bryan stützten Tala, sodass er Tyson sehen konnte, wie er zu Kai sprach. "Also darf ich antreten?"

"Ja. Ich wähle Tyson als dritten Spieler", sagte Kai bestimmt doch dabei ruhte sein Blick auf Tala. "Ruh dich aus", fügte er auf Russisch hinzu. "Du brauchst es."

Tala schob Bryans und Spencers Arme beiseite. Er konnte alleine stehen und wollte sich keine weitere Schwäche erlauben.

"Gutes Match, Tyson", sagte er tonlos und verschwand im Haus.

Runde 1

Es war kaum zu übersehen, dass Tala sauer war. Auf sich selbst, auf Tyson, sogar auf Kai. Das war für Kai auch nachvollziehbar, aber nichtsdestotrotz konnte er es nicht ändern. Das kommende Match würde über ihre Zukunft entscheiden. Und Kai hatte nicht vor, sich von drei Mädchen austricksen zu lassen. Die nächsten drei Tage mussten sie noch mal Alles aus sich herausholen. Und Kai musste einfach gewinnen.

So war allen klar wie sie die Zeit nutzen mussten, die ihnen blieb. Tala war derjenige, der dafür sorgte, dass Bryan, Tyson und Kai optimal vorbereitet wurden. Er leitete das Training und ließ keine Gnade walten. Alle mussten ran. Früher war Kai selbst es gewesen, der die Bladebreakers trainiert hatte, aber ihm kam zu Ohren, dass sich der ein oder andere (vorrangig Tyson) darüber beschwerte, dass Tala fast so schlimm war wie er selbst damals. Spencer und Ian schienen sich nicht daran zu stören, da sie selber an Talas Trainingsmethoden gewöhnt waren. Ray sah man die Anstrengung an, doch Kai hörte ihn während der Zeit kein einziges Mal jammern. Max versuchte Tyson aufzumuntern, doch der schien mürrischer als sonst zu sein. Bei Bryan konnte man meinen, dass er richtig Spaß hatte, der Herausforderung entgegen zu treten. Er bladete äußerst aggressiv und Kenny musste ihn des Öfteren daran erinnern, dass es unklug wäre Kais und Tysons Blades jetzt noch zu demolieren. "So schnell komme ich nicht mehr an die guten Ersatzteile", hatte er verkündet und behauptete, Dizzy würde mit den Augen rollen, wenn sie welche hätte. "Von denen würde ich ungern eine gewischt bekommen", sagte sie während eines Matches zwischen Ray und Bryan.

Für Kai war es fast schon wie ein Erwachen, als er endlich wieder Dranzer an den Starter steckte. Schon wieder hatte er ihn gerettet. Er kostete dieses Gefühl aus und Max und Ian konnten ihn in diesem Match noch nicht mal gemeinsam schlagen. Doch er war nicht so naiv das als gutes Zeichen zu nehmen. Er wusste, dass die Stärke ihrer Gegner sich gesteigert haben musste. Er hatte Black Dranzer schon einmal unterschätzt und das konnte er nicht noch mal zulassen.
 

An jedem anderen Tag hätte man sagen können, dass es ein guter Tag zum Bladen werden könnte. An jedem anderen Tag wären sie in der frischen Morgenluft unter dem blauen Himmel joggen gegangen. An jedem anderen Tag hätte nicht so viel auf dem Spiel gestanden. Max hatte noch keinen Scherz gemacht, Dizzy noch keinen klugen Spruch losgelassen und Tyson war außergewöhnlich still, während die Bladebreakers und die Blitzkriegboys auf der Veranda verteilt warteten. Nur Kai leistete ihnen keine Gesellschaft. Er konnte nicht einfach nur da sitzen und warten. Das war, als würde man in einer Gefängniszelle auf das Todesurteil warten. Er konnte das Grundstück des Dojos schlecht verlassen, weil niemand genau wusste, wann ihre Gegner eintreffen würden. Er ließ Dranzer neben sich her kreisen als er ruhelos durch den Garten auf der anderen Seite des Hauses streifte. Er konnte die leise Unterhaltung zwischen Ian und Bryan hören und stellte sich dabei Hilarys genervten Gesichtsausdruck vor, den sie in den letzten Tagen immer aufsetzte, wenn sie russische Gespräche nicht verstehen konnte. Die Diskussion von beiden war ziemlich wichtig, fiel es Kai auf. Es ging darum, wer gegen welchen Gegner antreten sollte. Und Bryan sprach so leise, weil er nicht wollte, dass Kai mit hörte.

"... müssen ihn davon abhalten, dass er gegen dieses Biest bladet. Je mehr Raum zwisch..."

Weiter kam er nicht, denn Kai trat in diesem Moment um die Ecke des Dojos und sah Bryan kalt an. Schuldbewusst zuckte Bryan zusammen. Der Wind wehte Kai die Haare um sein Gesicht, als wolle er ihn beruhigen.

Ray sah von Bryan zu Kai und konnte sich denken, worum es bei dem Gespräch wohl gegangen war.

"Könnten wir das nicht alle zusammen besprechen?", fragte er mit einer Mischung aus Beschwichtigung und Ernst in der Stimme.

"Seit wann kannst du denn Russisch, Ray?", wollte Hilary wissen. Sie setzte sich etwas auf.

"Kann ich nicht, aber ich vermute, dass es um die Entscheidung geht, wer gegen Black Dranzer antritt." Etwas unbehaglich sah er zu Kai.

"Ich natürlich!", beschloss Tyson gleichzeitig mit Bryan. Kai schwieg und verschränkte die Arme.

"Vergiss es Tyson!", schnauzte Tala Tyson an und auch er sah Kai an.
 

Spencer räusperte sich. "Ich bin der Meinung, Kai sollte es nicht tun."

Kai schloss kurz die Augen. Er trat näher. "Ich werde gegen Black Dranzer antreten und gewinnen. Es ist mein Match." So wie er den letzten Satz aussprach, ließ er keinen Zweifel an seiner Entschlossenheit zu.

Max rünfte die Nase. "Wie wärs mit abstimmen?"

Tyson sprang auf. "Wer ist dafür, dass Kai nicht gegen dieses Bitbeast antritt?"

Kai hob die Brauen. Er fand die anderen ziemlich mutig ihm einfach so zu widersprechen. Und es gefiel ihm ganz und gar nicht.

Alle außer Tala und ihm selbst hoben die Hand.

Wut durchzuckte ihn.

"Kai sollte gegen Black Dranzer antreten. Er hat das Recht auf eine Chance seine Fehler zu beheben."

Kai war dankbar für die Unterstützung, wobei er gedacht hätte, dass Tala diesmal auch nicht auf seiner Seite sein würde. Ihre Blicke trafen sich kurz, wie so oft zuvor, und Kai wusste was Tala dachte und Tala wusste was Kai dachte. Das würde vermutlich immer so sein und Kai war froh darum.

Die Diskussion die losbrach ermüdete Kai. Es wurde darüber diskutiert ob er es schaffen konnte, darüber welches der Mädchen den schwarzen Blade hatte, und ob eine andere Taktik nicht schlauer wäre. Als es Kai zu viel wurde rief er: "Schluss jetzt!" Er musste jetzt für Ordnung sorgen. Da er diese ganze Sache nur mit der Hilfe seiner Freunde lösen konnte, wählte er seine Worte sorgsam. "Hier geht es um die Zukunft von Ian, Spencer, Bryan, Tala und mir. Sie wollen UNS fünf wieder in die Abtei bringen. Ihr", und dabei sah er Hilary, Max, Kenny und Tyson an "habt damit nichts zu tun." Tyson wollte schon protestieren als Tala die Hand hob und ihn zum Warten ermahnte.

"Aber", fuhr Kai tonlos fort, "da Tyson ein sehr starker Blader ist, und für uns antreten wird, hat er auch Stimmrecht. Der Rest nicht."

Ray nickte. "Ich denke, das ist fair."

Kai ignorierte ihn und machte weiter. "Wie ich also sehe", sagte er mit einem langem Atemzug "bin ich überstimmt. Also werden wir folgendes tun: Ich gehe davon aus, dass Black Dranzer sich Shian ausgesucht hat. Sie ist das böse Genie von den dreien. Bryan wird gegen sie antreten, denn er ist ihr am ähnlichsten und hatte schon mit ihr zu tun. Ich übernehme Luna, da ich ihre Attacke schon kenne und Erfahrung mit Eis habe. Tyson schlägt dann Summer."

Als er fertig war stemmte Tyson die Hände in die Hüften. "Warum darf ich nicht gegen Shian antreten?"

Kai musste sich selbst zur Ruhe ermahnen. Sein ausdrucksloses Gesicht verriet seine innere Ungehaltenheit nicht. "Das kann ich dir gerne erklären Tyson. Durch deinen nicht unbedingt leichten aber durchaus schaffbaren Sieg gegen Summer, und meinen wahrscheinlichen Sieg über Luna haben wir gewonnen, auch wenn Bryan Shian nicht besiegen kann. Und, versteh mich nicht falsch, aber Bryan kennt sich mit Shian momentan am besten aus. Und er wird ihren Attacken mehr entgegenzusetzen haben als du", fügte er bissig hinzu.

Ian lachte hart auf. "Du hast recht. Wir sind abteigeschädigt und halten mehr Schmerz aus als jeder von euch."

Kenny räusperte sich. "Meine Berechnungen sagen das auch, Tyson... Das ist die logischste Entscheidung."

Einen Moment sagte Tyson gar nichts. "In Ordnung. Machen wirs so."

Kai nickte. Das war wahrscheinlich die beste Lösung, die er momentan erzielen konnte.
 

Es verging noch eine quälend lange Stunde, bis Kai einen Anflug von Nervosität verspürte. Als würde sich schwarzer Staub auf seine Haut legen, umfing ihn diese dunkle Aura und er wusste, dass es soweit war.

Luna, Shian und Summer traten von der Straße durch das Tor. Tyson und seine Freunde erhoben sich von der Veranda. Kai stellte sich zwischen sie und die Arena. Bryan, Tala und Tyson traten dichter an Kai heran, sodass sie alle vier in einer Reihe standen. Jetzt trennte das Classic Bowl sie von Ryuténshi.
 

Shian stand in der Mitte zwischen ihren Teamkameraden und hatte dieses Grinsen im Gesicht, welches nur eines bedeuten konnte. Ihr Blick war hart, aber eine Braue hatte sie in spöttischer Gelassenheit nach oben gezogen. Links und rechts standen Summer und Luna starr da, ihre Blicke trüb und ausdruckslos. Black Dranzers Einfluss musste gewachsen sein, wenn er nun schon drei Menschen willenlos machen konnte.

Shians Blick wanderte zu Summer. Diese trat einige Schritte vor und stellte sich an den Rand des Tableaus. Sie hatte zu Boden gesehen, bis sie stehen blieb. Als sie ihren Blick hob sah sie Tala in die Augen. Sie sagte nichts und sie bewegte sich nicht, sondern sah nur in Talas eisblaue Augen. Obwohl ihr Blick leer war, konnte Tala nicht wegsehen oder etwas von ihr selbst erkennen. Er kniff die Augen leicht zusammen, und neigte den Kopf fast schon sanft zur Seite. "Summer", sagte er leise, beinahe flüsternd. Etwas regte sich in ihren mandelförmigen grünen Augen, doch es war nur ein kleiner Funken. Tala wusste, dass es für Tyson an der Zeit war vorzutreten. Aber Tyson trat nicht vor. Er sah Summer an und folgte ihrem Blick, und auch ihm musste klar geworden sein, dass beide noch keine Sekunde die Blicke voneinander genommen hatte. Womit nicht einmal Kai gerechnet zu haben schien, war, dass Tyson einen Schritt zurück machte. Da er neben Tala gestanden hatte, konnte er folgende Worte von hinten in Talas Ohr flüstern: "Es ist dein Match." Er sagte es leise und ernst, ohne jeden Vorwurf und Bedauern in der Stimme.

Talas Züge blieben ausdruckslos als Tyson zurück Ray und Max trat, die verwirrt die Stirn runzelten. Aus den Augenwinkeln blickte Tala kurz zu Kai. Auch wenn er Teamleader war, wusste er, dass in dieser Situation Kai zu entscheiden hatte. Kai nickte ein mal kurz, den Blick fest auf Shian gerichtet.

Also trat Tala vor, ohne sich zu Tyson umzudrehen und durchschritt den Raum zwischen ihm und dem Tableau. Als hätte er damit eine unsichtbare Grenze übertreten, schärften sich seine Sinne und Adrenalin schoss durch seine Adern. Wie bei jedem Match versuchte er voll und ganz in seiner Konzentration aufzugehen. Doch etwas in Summers ausdruckslosen Gesicht hielt ihn fest. Es ließ ihn den Schmerz vergessen.

Als sie sich immer noch nicht regte nahm er Wolborg aus seiner Tasche und umfasste ihn fest. Dann hielt er ihn so, dass Summer ihn sehen konnte. Wie auf einen unhörbaren Befehl hin, nahm sie ihren roten Beyblade und steckte ihn an den Starter. Kurz erhaschte Tala einen Blick auf ihren Bitchip der immer noch den roten Drachen zeigte. Aber sein Abbild wirkte bedrohlicher als bei ihrem letzten Match.

Shian trat etwas näher. "So sehen wir uns alle wieder. Dann lasst uns mal anfangen." Ihre Stimme klang kalt und scharf wie Scherben aus der Arktis.
 

Beide Kontrahenten machten sich bereit. Tala hob den Arm um die Reisleine in ihre Position zu bringen. Er tat es langsam um den Schmerz nicht zu verschlimmern, doch er spürte ihn eh kaum. Summer, die sich wie ein Puppe bewegte, war schon bereit.

Spencer zählte ein. " 3... 2... 1..."

Währenddessen suchte Tala in Summers Augen nach weitere Anzeichen ihrer Seele.

"Let it rip!", rief sie auf einmal und er hätte fast vergessen Wolborg zu starten. Eine Sekunde verspätet zischte sein Blade in die Arena, wo der rote Drache schon in der Mitte wartete. Wiederwillig nahm Tala den Blick von Summer und wunderte sich sofort darüber. Er wusste nicht, warum ihm das so schwer gefallen war. Dafür wusste er allerdings umso besser, dass er bereits seinen ersten Fehler begangen hatte. Durch seine Unachtsamkeit hatte Wolborg sich in Summers Reichweite bewegt, die mit einem so schnellen Angriff schräg von links traf, dass sein eigener Blade gegen die Wand geschleudert wurde. Konzentrier dich!, ermahnte sich Tala und war fest entschlossen diesen Fehler nicht noch einmal zu begehen. Er ließ sie wieder auf sich zu kommen, damit sie dachte, er würde sich mit einem ähnlichen Angriff erneut treffen lassen. In letzter Sekunde schoss Wolborg in einer schnellen Runde um die Mitte herum und traf Summers Blade von der anderen Seite, der sich grade noch vor dem Aus retten konnte. Nach einigen weiteren schnellen Angriffen Wolborgs kontertet sie, und schob ihn in die Mitte. Tala war nicht wirklich überrascht von ihrer Stärke und Schnelligkeit. Er hatte angenommen, dass sie dank Black Dranzer nun besser war. Er musste sich vorsehen.

"Wolborg!", rief er und verhinderte so, dass ihr Drache ihn weiter über die Mitte hinaus schob. Keiner von beiden konnte Boden gut machen. So nahm Tala den Blick von den Blades und sah in Summers Gesicht. Auch sie sah ihn jetzt an. In ihrem Blick schimmerte etwas. "Kämpfe, Summer!", sagte er eindringlich, in der Hoffnung etwas in ihr zu erreichen. Ihm schien es richtig zu versuchen ihr zu helfen. Vielleicht konnte auch sie Black Dranzer besiegen.

"Cynder! Los." Sie hatte ihrem Drachen befohlen, von Wolborg abzulassen und nahe am Rand Bahnen zu ziehen.

Seine Worte bewirkten anscheinend nichts. Schnell konzentrierte er sich wieder auf die Blades. Bereit auszuweichen oder zu kontern wartete er auf die Attacke Cynders. Langsam ließ er Wolborg die Temperatur senken und ein kleine Eisfläche bildete sich unter Wolborgs Spitze. Er hoffte, Summer aufs Glatteis führen zu können. Sie bemerkte es anscheinend nicht und griff aus einem steilen Winkel an. Wolborg machte einen eleganten Schlenker zu Seite, sodass der rote Beyblade nun auf die Eisfläche schlitterte. Er hatte sie genau dort, wo er sie haben wollte um dieses Match zu beenden. "Novae Rog!", rief er, diesmal ohne sein typisches Grinsen, denn ihm war nicht nach Grinsen zumute. Summers Augen weiteten sich und sie tat das Einzige, was sie vor einem direkten Treffer von Talas Special Attack rettete.

"Fierly Dance Flare!", rief sie tonlos und grelle Flammen schlugen aus Cynder heraus. Sie verschlangen das Eis unter Summers Blade mühelos, doch die kalten Kristalle des Novae Rogs konnten sie nicht vollständig schmelzen. Es zischte, als das geschmolzene Eis in der Hitze verdampfte und man konnte nur die Schemen der Baldes sehen, die kalt und heiß aufeinander zu hielten. Durch den Schwung und die Power der Attacken ertönte ein krachendes Geräusch und beide prallten an einander ab und wurden zurückgeschleudert. Tala ahnte nichts Gutes, denn er wusste, dass sie es beide nicht schaffen würden den Blades auszuweichen. Da der Angriff von beiden sehr frontal war wurden sie auch grade zurück geworfen. Tala fing Wolborg auf, bevor er seinen verletzten Arm traf, aber Summer reagierte zu spät.

Er hörte sich laut ihren Namen rufen, doch Cynder schlug in hohen Tempo gegen Summers Kopf. Sie begann nach hinten zu kippen. Er konnte sie nicht fallen lassen! Er hechtete in die Arena, welche noch immer mit schwülem Dampf und Eissplittern gefüllt war und rutsche an der gewölbten Wand herab bis in die Mitte. Da das Tableau nicht allzu tief war, bekam er ihre rechte Hand grade noch zu fassen und zog sie zu sich heran. Sie fiel auf ihn zu. Ihr Gewicht ließ ihn stolpern und sie fielen beide in die Arena. Tala fiel rückwärts und Summer landete auf ihm. Er schlug hart mit dem Kopf an der Kante auf und ihr Gesicht kam auf seiner Schulter zum ruhen. So lagen sie reglos aufeinander in der Classic Bowl, welche zuvor noch ihr Kampffeld gewesen war.

Runde 2

Ich bin mal so gütig und gestehe euch das Match als unentschieden zu", lächelte Shian süffisant. Sie stand noch immer hinter der Arena und macht keine Anstalten, ihrer Freundin zu helfen. Auch Luna rührte sich nicht. Tyson starrte perplex zu den beiden Körpern und Hilary hatte eine Hand vor den Mund geschlagen.

Ein leises Stöhnen kam von Tala. Wie auf ein Kommando hin, eilten Spencer und Bryan zu dem Tableau um Summer und Tala zu helfen. Spencer ließ sich vorsichtig in die Arena gleiten und hob Summer hoch, als wöge sie nichts. Sie regte sich nicht. Bryan hockte sich an den Rand neben Talas Kopf und legte eine Hand auf seine Schulter. Talas Gesicht war schmerzverzerrt. Er öffnete die Augen und sah zu Bryan. Er kniff sie wieder zusammen und stützte sich auf den unverletzten Arm. Mühsam richtete er mit Bryans Hilfe den Oberkörper auf. Kai war halb um das Tableau getreten und streckte Tala die Hand hin. Tala ergriff seinen Unterarm, und ließ sich aus der Classic Bowl ziehen. Er sah Kai in die Augen und nahm aus den Augenwinkeln wahr, wie Bryan Wolborg und Cynder aus der Arena holte, die während des Sturzes wieder hineingefallen waren. Tala konnte sich nicht erinnern, seinen Beyblade losgelassen zu haben, aber es überraschte ihn nicht. Sein Kopf pochte heftig an der Stelle, mit der er auf der Kante aufgeschlagen war. Er taste darüber und spürte warmes Blut. Er schwankte, aber Kai hielt ihn noch immer fest, sodass er nicht fallen konnte. Tala versuchte sich zu fassen. Bevor er Kais Arm los ließ sagte er: "Du bist dran." Nicht so sicher wie er es beabsichtigt hatte, aber sicher genug, ging er zur Veranda, wo Spencer Summer vorsichtig abgelegt hatte. Hilary war schon bei ihr und hatte Summers Kopf in ihren Schoß gelegt, um sich um sie zu kümmern. Ein dünnes Rinnsal Blut floss ihr über die rechte Augenbraue. Dort, wo Summers Wange an Spencers Arm gelegen haben musste, war die Spur verwischt. Kenny kam mit dem Erste-Hilfe-Kasten. Tala setzte sich vorsichtig neben Hilary, außerstande sich noch länger auf seinen Beinen zu halten. Ihm war schwindelig, doch er schob das Gefühl beiseite. Es lag nun nicht mehr in seiner Hand.
 

Luna war zum Tableau vorgetreten und taxierte Kai. Als auch er vortrat, verengten sich Shians Augen kurz und das spöttische Lachen trat wieder auf ihr Gesicht. "Ich hätte nicht gedacht, dass du kneifst und solche Angst vor mir hast. Aber gut, ist nicht mein Problem." Sie sagte es leichthin, als interessiere es sie wirklich nicht. Doch Kai konnte in ihrem Blick lesen, dass es sie, oder eher Black Dranzer sehr wohl interessierte. Mit zusammen gebissenen Zähnen schob er seine Hand in die Tasche und umfasste Dranzer fest. Seine Kraft floss in seine Fingerspitzen, und half ihm, ruhig zu bleiben. Seine Gesichtszüge wurden zu der kalten Maske aus Konzentration, die er beim Baden brauchte. Er wusste, dass es sehr wahrscheinlich war, dass er seine Chance noch erhalten würde. Aber dafür musste er zuerst Luna schlagen. Dieses Match war die Feuerprobe.

Luna war schon bereit, und wartete. Obwohl ihr Blick genauso ausdruckslos war wie Summers zuvor, hatte Kai das unbestimmte Gefühl, dass sie eine Anspannung ausstrahlte, die nicht zu ihrem Äußeren passte. Konzentriert beobachtete er sie, während er Dranzer an seinem Starter anbrachte. Er warf noch einen schnellen Blick auf Tala, der erschöpft aussah, und musterte kurz die angespannten Mienen seiner Freunde, als Spencer den Countdown startete. Zwischen "Zwei" und "Eins" ließ Kai die blaue Reißleine in den Starter gleiten, den er fest in der linken Hand hielt. Die schützende Hülle der Konzentration umfing ihn. Er nutzte den Schwung und Dranzers Start war fast perfekt. Einzig und allein Shians leises Lachen hatte Kai für eine Sekunde abgelenkt, was seinen Blade beim Aufprall in der Classic Bowl leicht schlingern ließ. Da Luna Kurisutaru unerwarteter Weise zuerst zurück hielt, nutzte der gegnerische Beyblade seinen Fehler nicht aus. Runde um Runde zog Lunas Blade um die Classic Bowl.

Kai wusste, dass er den stärkeren Angriffsvorteil hatte, Kurisutaru aber über eine gute Verteidigung besaß. Er musste auf seine eigene Defense achten, denn sicher hatte auch Luna unter dem Einfluss Black Dranzers ihre Fähigkeiten verbessert. Als sie endlich aus der Kreisbahn ausbrach, waren Kai und Dranzer vorbereitet. Er wich nicht ganz aus, sondern ließ Lunas Blade den Seinen streifen. Die Kanten hakten sich in einander und beide Blades rasten in einem so engen Kreis umeinander, dass sie sich permanent berührten. Da Dranzer mehr Spinn hatte als Lunas Eisdrache, nahm ihr das enorm an Drehkraft. Zufrieden, aber nicht leichtsinnig aufgrund seines ersten Erfolgs, ließ er von ihr ab. Kurisutaru drückte, um der Spirale zu entkommen, stark gegen Dranzer und schob ihn zum Rand des Tableaus. Nach einem Spitzen Bogen schlug er von hinten zu und Lunas Blade titschte knapp an die Kante. Luna grinste jetzt. Sie ließ ihren Blade sich so neigen, dass die Kraft des Aufpralls Kurisutaru zurück auf Dranzer katapultierte. Da es sehr schwierig war, den richtigen Winkel zu treffen, hatte Kai kaum damit gerechnet, dass er direkt wieder angegriffen werden konnte. Er musste einen herben Schlag einstecken. Eine Druckwelle fuhr durch ihn und er konnte Luna ansehen, dass sie das Selbe gespürt hatte. Es strengte ihn an, ihnen Stand zu halten. Dranzer ließ erneut von Kurisutaru ab, nur um ihn kurz darauf mit vielen, harten, schnellen Attacken anzugreifen. Doch Luna nutzte ihre Kontertechnik, die es ihr erlaubte nicht allzu viel Schaden einzustecken, in dem sie auch hier die Winkel zwischen den Blades hervorragend nutzte. Kai musste sich was anderes ausdenken. Er wartete darauf, das Luna zu erst ihre Special Attack benutzte, um das Eis danach mit den Blazing Gig auszulöschen. Aber Luna hatte zur Zeit die Überhand und es sah nicht so aus, als wollte sie ihr Eisnetz auswerfen. Also musste Kai sie unter Druck setzen. Er ließ Dranzer nach einer ihrer Attacken gegen die Kante prallen und auch er fand den richtigen Winkel. Was sie kann, kann ich besser, dachte er und seine Kieferknochen traten deutlich hervor, als er sich auf seinen Move konzentrierte. "Heizen wir dir mal ordentlich ein", rief er. Die Luft um Dranzer herum flimmerte vor Hitze, als er jetzt auf Kurisutaru zuschoss. Lunas Augen weiteten sich kurz. Kais Plan hatte funktioniert. Sie dachte, er wolle nun mit seiner Special Attack beginnen. Da sie beide wussten, dass Kurisutaru nur mit Hilfe ihrer eigenen Attacke dem Blazing Gig entgehen konnte, geriet sie Bedrängnis.

"Iced Hell, jetzt Kurisutaru!"

Weiß glitzernde Eisfäden schossen aus der Spitze ihres Blades und es sah aus, als spinne Kurisutaru ein Netz aus flüssigem Kristall. Durch das Flimmern Dranzers und den Sonnenstrahlen schien die ganze Arena und auch der Rand um sie herum mit lebendigem, wachsenden Kristall überzogen zu werden. Aber Luna konnte Kai nicht aufs Glatteis führen. Er wusste um die unebene und doch rutschige Beschaffenheit ihrer Attacke. Und sie war auf sein Täuschungsmanöver hereingefallen. Er hatte sie genau dort, wo er sie haben wollte. Aus dem Flug erwischte Dranzer Kurisutaru unter der Kante. Kuristuaru wurde in die Luft geschleudert, landete aber sicher auf dem Eis. Auf diesem Untergrund war sie schneller als er, aber er wusste jetzt, wie er sie erwischen musste. Kai sah ihr in die Augen, als Dranzer den Blade erneut in die Luft schleudern konnte. "Blazing Gig Tempest!", befahl er im exakt richtigen Moment. Die roten, flammenden Federn trafen Kurisutaru von allen Seiten im Flug. Die Hitze schmolz ein absurdes Muster im Eis unter ihm. Die enormen Temperaturunterschiede rissen Kerbern ins Tableau und als Kuristuaru glühend aufschlug, verfing sich seine Spitze in einem der Risse. Sofort hörte er auf sich zu drehen. Dranzer drehte weiter Runden in der Arena. Es war vorbei.

Etwas außer Atem sah er auf zu Luna.

Luna sank auf die Knie, den Blick auf ihren Blade in der Arena gerichtet. Ihr Ausdruck war erschöpft und ängstlich. "Nein..." murmelte sie. Dann griff sie sich an den Kopf. Als sie Kais Blick begegnete veränderte sich etwas in ihren Augen. "Was...? Was ist passiert?", fragte sie in einem so unsicheren Tonfall, dass Kai wusste, dass sie wieder sie selbst war und Black Dranzer seinen Einfluss auf sie verloren hatte.

Shian wirkte verärgert aber nicht beunruhigt. Sie tragt vor und stieß Luna aus dem Weg. Wut stieg in Kai hoch. Allein die Anwesenheit Black Dranzers ließ in zornig werden. Als Shian den nachtschwarzen Beyblade aus ihrer Tasche nahm, verfinsterte sich sein Blick. Bevor sie jemand daran hintern konnte, hatte Shian den Blade gestartet und Black Dranzer war in der Arena. Er kreiste ein mal um den reglosen Kuristuaru und schleuderte ihn dann an Kai vorbei hinaus. Dranzer kreiste noch immer. Etwas in Kai veränderte sich.

"Kai! Nicht!", rief Tyson. Kai hörte ihn nicht. Er wollte grade angreifen, als Shian Black Dranzer einen Schlenker machen ließ und Dranzer nach obern schleuderte. Kai konnte ihn grade noch auffangen, bevor er zu Boden fiel. Er presste die Lippen aufeinander. So schnell..., dachte er.

Shian sag zu Bryan. "Ich erledige dich später, Kai. Zuerst sollte euer dritter Spieler sein Glück versuchen!" Mit diesen Worten zog sich Black Dranzer zurück, und sie steckte ihn erneut an den Starter. Das hämische Grinsen auf Shians Gesicht brachte Kai zur Weißglut. Er spürte Bryans Hand auf seiner Schulter. Seine Miene war unbewegt. Sein sonst so spöttisches und überlegenes Grinsen war verschwunden. Er wusste, was auf ihn zu kam. Er trat auf die Arena zu um sich Shian und Black Dranzer zu stellen. Kai machte ihm Platz und packte Luna am Arm, um ihr aufzuhelfen und sie aus dem Gefahrenbereich zu bringen.

"Alles okay?", fragte er schroffer, als er es beabsichtigt hatte. Sie nickte. Nach einem kurzen unergründlichen Blick zu ihm eilte sie zu Summer, die immer noch nicht wieder bei Bewusstsein war. Tala fing Kais Blick auf und nickte kurz aber bestimmt. Er hatte seine Sache gut gemacht.

Als er sich wieder umdrehte wusste er, dass Bryan kein leichtes Spiel haben würde.

Die dritte Runde begann. Auch wenn er wollte, dass Bryan gewann, hoffte doch ein kleiner Teil von ihm, dass dies nicht die letzte Runde war.



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Von:  Lucianah
2014-06-07T13:24:44+00:00 07.06.2014 15:24
Wie nett Shian doch ist. <.< Und so liebenswürdig ihrer verletzten Freundin gegenüber. Wenigsten wird der armen Summer von den anderen geholfen.

Auf zum nächsten Kampf! Ich bin mal wieder sprachlos, wie toll du das Match beschrieben hast. ^^ Das steckt immer so viel Dynamik hinter und Action.
Ach, Kai... Sein Stolz ist angeknackst. XD Wie kann ein Mädchen nur besser sein als er, der große einzigartig Kai Hiwatari! ^o^

Boah, wie mies!! Shian ist so eine... eine *PIEP!*! >.<* Da kommt Luna zur Besinnung und wird von der da einfach aus dem Weg gestoßen.

Ich bin total gespannt, wie die Runde zwischen Bryan und Shian laufen wird. Sie hat Dranzer ja ziemlich schnell aus der Arena gehauen. Wie sich Falborg wohl dagegen halten wird? ^^

Dann bis zum nächsten Mal! Liebe Grüße! ^-^
Von:  Lucianah
2014-06-07T13:13:57+00:00 07.06.2014 15:13
Hallöchen! ^^

Erst einmal: Schande über mich!! XD Mir fallen nur gerade keine Ausreden ein, warum ich immer noch nicht deine neuen Kapitel kommentiert habe, also werde ich lieber mal schnell los legen. ^^°

Oh je... es herrscht wirklich eine schlechte Stimmung unter den Bladern. Ja gut, wie soll man sich auch verhalten, wenn so viel auf dem Spiel steht? Die Beschreibung der momentanen Situation gefällt mir gut. Man kann sich so richtig einen grauen Schleier vorstellen, wie dieser alles trüb aussehen lässt.

Wie gemein, dass man Kai seinen Kampf gegen Black Dranzer verwehrt! >.< Aber die anderen machen sich ja nur Sorgen um ihn und haben Angst, dass er wieder dem Einfluss von dem Bit-Beast verfällt. Aber das Bryan gegen Shian antritt finde ich cool. Auch diese nette Umschreibung, dass er genauso irre ist, wie sie. ^^

Oh wow, Tyson kann sich ja richtig erwachsen verhalten. o.O Ich hätte nicht gedacht, dass er seinen Kampf aufgibt und Tala antreten lässt. Und der Kampf an sich wieder war wieder echt toll beschrieben. ^^ Doch wie kannst du nur so gemein sein und Summer mit ihrem eigenen Blade abschießen?! Das muss doch so furchtbar wehtun! T-T Wenigstens wurde sie von Tala aufgefangen.

Auf zum nächsten Kapitel!
Von:  Kitten92
2014-03-30T18:00:49+00:00 30.03.2014 20:00
So nun komme ich auch endlich mal dazu dir einen Kommi zu schreiben ^^

Also wo fange ich denn nur wieder an, vllt so wie bei dem letzten Kappi?.. nee

Wie dem auch sei, ich musste echt schmunzeln wie Kai in dem Match vorgeht, und Luna's Taktik erinnert mich irgendwie an die von Max wo er in der dritten Staffel gegen Kai kämpft, was ich echt cool fand und dadurch sofort in dem Kampf drin war :D
Ich hab keine Ahnung ob das jetzt beabsichtigt war oder nicht aber ich mags.

Und Shian eig mochte ich sie ja aber durch Black Dranzer wird sie echt zum Arsch xD
Aber auch deswegen freue ich mich jetzt sooooo sehr auf das Match gegen Bryan, mit der Hoffnung das nicht nur die (Achtung schlechter Wortwitz) Funken sprühen werden, sonder auch vllt sogar wieder die Schimpfworte xD

Also ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und bin mir sicher das du nicht nur meine Erwartungen erfüllen sonder vllt sogar übertreffen wirst xD

Und ich werde jetzt hier einfach sitzen bleiben und warten...
also lass mich ja nicht zu lange warten :P

lg dein Kitten ^^

Von:  Alex_Dryden
2014-03-30T16:51:51+00:00 30.03.2014 18:51
Huch...noch gar kein Kommi hier??
Damit ist das Kapitel doch schon ne weile oben...
naja dann mach ich mal den Anfang...jetzt schaff ich es endlich mal^^

Der Übergang von Runde 1 zu Runde 2 ist dir echt gut gelungen...
Die beiden da im der Arena tun einem schon iwie leid...aber so ist das Leben nun mal...

Auch der Kampf zwischen Kai und Luna war wieder sehr gut beschrieben...allerdings habe ich einen kleinen Rechtschreibfehler gefunden der einen echt zum lachen bringt...
Und zwar hast du an der Stelle wo Kai sich für das Match bereit macht geschrieben: "..., die er beim Baden brauchte." beim baden ist hier das Stichwort...ich musste voll lachen auch wenn ich eh bladen gelesen hatte aber als ich dann genauer hingeschaut hatte stand da baden...
Ansonsten war alles wie immer sehr gut geschrieben und beschrieben.

Und ich wusste, dass Kai nicht um ein Match mit Shian gegen Black Dranzer drum rum kommt. Und ich finde es auch gut so, denn meiner Meinung nach kann eh nur er etwas gegen dieses mächtige Bitbeast ausrichten kann.

Ich liebe seine Taktik in dem Spiel...und wie er dann letztendlich gewinnt.
Aber auch die Art wie er dann mit Luna umgeht nach dem Match find ich passt zu ihm...eigentlich will er etwas netter sein, aber es klappt einfach nicht, weil er in dem Moment genau weiß, was noch auf ihn zukommt.

Joa soweit zu diesem Kapitel...
Jetzt bin ich auf den Kampf von Brayn gespannt, obwohl ich ja vermute, dass er verlieren wird. Aber man weiß ja nie was in deinem Kopf so rum schwirrt an Ideen.

Also bis zum nächsten Mal.
Von:  Alex_Dryden
2014-03-18T05:29:44+00:00 18.03.2014 06:29
Oh mein Gott...
das ist soooo spannend...

Ich musste zwar etwas überlegen, weil die Pause so lange war, aber in eine gute Story find ich ich recht schnell wieder rein.
Du hast das ganze mal wieder so geil geschrieben...ich hab echt ab und zu den Atem angehalten.

Die Stelle wo sich Talas und Summers Blicke treffen. Da konnte man die Spannung förmlich greifen. Und als Tyson dann auch noch zurück trat und ihm platz machte, hab ich voll Gänsehaut bekommen.
Wenn das ganze schon so anfängt, kann ich mir durch aus auch denken, dass Kai zum Schluss doch gegen Black Dranzer antritt.

Wo wir beim nächsten Punkt sind...ich finde es voll doof von den anderen, dass sie ihn nicht gegen ihn kämpfen lassen wollen. Denn eigentlich ist er der einzige mit Dranzer der es gegen ihn auf nehmen kann!

Ich bin echt sooo gespannt wie es weiter geht.
Und ja du wirst mich auch weiter hin als Leserin behalten, denn die Story ist einfach zu gut um aufzuhören und ich will ja wissen wie sie endet^^

Also bis zum nächsten Kapitel
Guave_Lexi
Von:  Mistress
2014-03-17T20:02:55+00:00 17.03.2014 21:02
Hi :)
ich hab mich sehr gefreut das du wieder ein kapitel on gestellt hast :D

das kapitel war echt super :) so wie immer ;D
und ich hoffe sehr das du bald weiter schreibst :DD
bin schon so gespannt wie es weiter geht x3

lg, Mistress
Von:  Kitten92
2014-03-16T09:51:47+00:00 16.03.2014 10:51
Ohooooo...
Also was soll ich nur sagen, wo soll nur anfangen.
Vllt damit das ich dich doch nicht hasse XD
Ich find das Kapitel gut, nein falsch ausgedrückt, ich finde es sehr gut.
Und so langsam geht's ja auch zur Sache.

Ich hätte ja nie erwartet das Tyson, Tala den Vortritt lässt.
Und das Match war schön beschrieben, es lief fast wie son kleiner Film in meinem Kopf ^^
Ich fand ja schön das sie herausgefunden hatten das Shian das böse Genie ist XD
Und ich freu mich schon ein wenig auf eine Wiederholung des specials Shian gegen Bryan XD

Schreib schnell weiter und lass dir ja nicht wieder so viel zeit bis zum nächsten kappt ;p

LG kitten
Hdl
Von:  Akaina
2014-03-16T08:59:37+00:00 16.03.2014 09:59
Sehr schönes Kapitel ^_^
Gefällt mir richtig gut, irgendwie hat sein schreibstil sich auch verbessert in der Zeit find ich :D Wenn nicht hau mich xD
Jetzt hab ich bock mal wieder BB zu gucken xD nur verdammt ich find die folgen nicht mehr xDDD

Hdl <3
Von:  Caddi
2013-06-23T22:55:43+00:00 24.06.2013 00:55
Puh, endlich alle Kapitel durch und Zeit für ein Kommi (sobald ich etwas mehr Zeit habe, bekommen die anderen Kapitel auch einen).
Als erstes großes Lob an deinen Schreibstil, der gefällt mir als Sprachfanatiker wirklich sehr gut, wenig Tippfehler und dazu eine flüssige und teilweise außergewöhnliche Formulierung...da macht das Lesen gleich doppelt soviel Spaß.
Die Struktur der Geschichte erinnert mich bisher stark an Staffel 2, so was die Abfolge von Ereignissen betrifft. Sehr schön, wenn man sich die Geschichte als eine fiktive vierte Staffel vorstellt.
Dass Kai und die "Blitzkrieger" allerdings bei dir im Zentrum stehen und nicht der vorlaute Tyson, ist vermutlich das beste an der ganzen Sache...Daumen hoch und ein Dankeschön meinerseits.

Ich freu mich jetzt schon auf das nächste Kapitel und bin gespannt, wie es weiter geht.
Lass uns nur nicht so lange warten ;-)
Favo natürlich...setzen 1 xD
Von:  Lucianah
2013-05-22T13:25:43+00:00 22.05.2013 15:25
Hallöle! ^o^

Juchhu, endlich was neues zum lesen! ^^ Dann fangen wir doch gleich mal an, also...
Ich musste erst noch mal kurz das letzte Kapitel durchscrollen... "Im Namen unseres Meisters" <.< Oh man, was haben die den Mädels eigentlich gegeben? Aber gut, in drei Tagen scheint es ein spannendes Turnier zu geben.

Hm, da kam Kais Anwort aber schnnell. Ich will mich ja nicht in seine Auswahl einmischen, aber warum Bryan? Soll er stärker sein als Tyson oder einfach nur wegen der Tatsache, dass sie "Leidensgenossen" sind?
War natürlich klar war, dass es sofort zu Widersprüchen kommen würde. ^^° Aber Kennys Lösung fand ich gut und die Umsetzung noch viel besser. Das Match zwischen Tala und Tyson war zwar kurz, aber sehr gut beschrieben. ^^b Ich bewundere dein Talent für die beschriebenen Kampfszenen immer wieder.

Ach, armer Tala. *seufz* Gut, es war zu erwarten, dass er verliert (in seinem Zustand), aber trotzdem... XD Ich hab´ richtig mitgelieten mit Tala. x_X Die Schmerz-Szenen war wirklich bildlich beschrieben. Gut, gönnen wir Tyson den Sieg.
Aber... dass wiederum Tala nicht bei den entscheidenen Matches mitmachen wird, eröffnet auch neue Handlungsmöglichkeiten. Wie wird der Wirbelwind auf die kommende Situationen reagieren, was wird er tun? Spannend, spannend.
Nun ja, wollen wir mal hoffen, dass sich der Rotschopf erholt und vielleicht kann er ja doch noch helfen. ^^

Bis zum nächsten Kappi! *freu freu*
Liebe Grüße


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