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Cause of Allergies

von

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„Hatschiii!! …“

1. Kapitel - „Hatschiii!! …“
 

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Da bin ich wieder mit einer neuen FF ^-^ Während mein Notebook in der Reparatur war, hatte ich ne Menge Ideen...und das hier ist eine davon^^

Meinem Dank gilt meinem Beta-Hasen ex_luror - jaaaaaaa~ ich habe endlich, nach 2 Jahren, jemanden, der meine FFs betat *-*

Nun euch viel Spaß~
 

~~~
 

„Ha~hatschiii~…!!“

Die Nase hochziehend lehnte Zero sich wieder zurück, während er die Blicke von Hizumi, Tsukasa und Karyu sofort wieder auf sich spürte. Schon die ganze Zeit, seit er heute Vormittag ins Studio gekommen war, warfen sie ihm rätselhafte Blicke zu. Langsam begann Zero sich deshalb unwohl zu fühlen, da er es nicht nachvollziehen konnte. Aber seine drei Freunde jetzt so einfach fragen konnte er auch nicht – es liefen hier auch immer wieder Leute vom Staff vorbei, was auch nicht verwunderlich war, da sich die Band seit einigen Tagen in den Aufnahmen für ein neues, ihr mittlerweile fünftes Album befand.
 

„Entschuldigt…“, murmelte Zero und sah die anderen dabei kurz reumütig an, bevor er in seiner Tasche nach einem neuen Taschentuch kramte.

„Schon gut“, erklang Karyus Stimme beruhigend. „Du kannst ja nichts für den Heuschnupfen.“ Sofort begannen Zeros Augen wieder zu jucken. Während er Karyu gequält anlächelte, auch wenn der Gitarrist es nicht erkennen konnte, da Zero einen Mundschutz trug, musste der Bassist daran denken, dass er mit seiner Vermutung Recht gehabt hatte: allein wenn er schon die Worte „Pollen“ oder „Heuschnupfen“ las oder hörte, begannen seine Augen zu jucken und zu tränen, und seine Nase fing an zu kribbeln.
 

Rasch nahm er sich ein Taschentuch aus der Packung, zog den Mundschutz hinab und putzte sich erstmal die Nase. Es war schon lange nicht mehr feierlich – seit 1 Monat bereits lief das wieder mit seiner Pollenallergie. Jeden Frühling das gleiche, zermürbende Spiel.

Er wischte sich mit dem Taschentuch noch über die leicht tränenden Augen, bevor er es mit einer eleganten Bewegung in den Mülleimer auf der anderes Seite des Raumes warf. Den Wurf hatte er mittlerweile schon im Schlaf drauf, so oft wie er ihn ausführen musste.
 

„Gut, also…“, redete Tsukasa nun weiter und sah dabei Karyu an, „…bist du damit einverstanden, wenn wir ‚Forward’ noch mal überarbeiten?“ Der Gitarrist nickte gutmütig und winkte Taguchi zu sich, der sie immer beriet.

Lautlos seufzend schloss Zero die Augen, nachdem er sich den Mundschutz wieder hochgezogen hatte. Höchstwahrscheinlich würde sein Part nicht verändert werden, denn er hatte für diesen Song eine recht einfache, eingängige Bass Line geschrieben, die sich gut in das Muster einfügte. Dabei hatte er schon an die Live-Version gedacht: bei diesem Song, so wie bei einigen anderen ihrer neuen Platte, wollte er möglichst wenig und vor allem einfach zu spielen haben, damit er dann auf der Bühne mehr Raum für’s Umherwandern und gegebenenfalls Tanzen haben würde.

Aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass an der Bass Line von ‚Forward’ doch etwas geändert werden würde, musste Zero nun hier bleiben und zur Verfügung stehen. Vor den anderen sichtbar durfte er weiter sein Leid ausleben…

Allerdings würden ihm sicher bald schon die Taschentücher ausgehen, wenn das so weiterging! Seit gestern war seine Nase permanent verstopft und lief, was das Zeug hielt, weswegen Zero dauerhaft schniefte. Zudem waren seine Augen bereits gerötet und tränten immer wieder.

Und so heftig ging es erst seit dem gestrigen Morgen. Bereits am Abend war Zero es leid gewesen, so leid, dass er mit seinen drei Kollegen ungeachtet seines Zustandes nach der Arbeit einen trinken gegangen war. Allerdings war es natürlich nicht bei einem Drink geblieben. Das schlussfolgerte Zero aus der Tatsache, dass er sich an nichts erinnern konnte. An nichts, was nach dem Betreten der Bar geschehen war.

Völlig fertig und anfänglich verwirrt, mit dröhnenden Kopfschmerzen, war er heute Morgen aufgewacht – zu seiner Erleichterung in seinem eigenen Haus, in seinem eigenen Bett und ohne irgendjemand Fremdem neben ihm.
 

Leise stöhnend hob Zero die Hand und rieb sich abwesend über die juckenden, tränenden Augen, die, wie er bereits spürte, langsam anschwollen. Er verkniff sich einen Fluch und ließ die Hand sinken, bevor er die Augen wieder öffnete und geräuschvoll die Nase hochzog. Wenn er nicht bald etwas zu tun bekam, würde er noch einen Anfall bekommen!
 

Rasch blinzelte er die Tränen weg und spitzte die Ohren. „Okay, dann ändern wir noch den Anfang der Drum Line…willst du gleich ran?“, fragte Karyu gerade Tsukasa, der nachdenklich und unentschlossen den Kopf hin und her wiegte. Die beiden würden noch eine Weile beschäftigt sein. Hizumi schien auch leicht gelangweilt. Er würde wohl genau wie Zero heute nichts mehr zu tun bekommen.

Langsam kämpfte Zero sich auf die Beine. Dass seine Knochen sich alt und porös anfühlten, lag sicher nicht an seiner Pollenallergie. Vielleicht würde er bald eine Erkältung bekommen…

Aber Einbildung war lediglich auch eine Bildung.
 

Mit drei Schritten war Zero bei Hizumi, der auf der Couch neben ihm saß, und beugte sich zu ihm hinunter. „Ich werd mal für eine halbe Stunde raus hier, um mir Taschentücher und Schokopudding zu holen“, erklärte er leise, woraufhin Hizumi irritiert die Stirn runzelte.

„Schokopudding…?“, wiederholte er verständnislos und Zero nickte nur lächelnd, bevor er sich aufrichtete und zur Tür ging. Um seine Kollegen nicht zu stören, wollte er sich lautlos davon machen. Er schnappte sich im Vorbeigehen noch seine Tasche, in der Geld, Nasenspray und die letzten Taschentücher waren. Bevor er die Tür hinter sich schließen konnte, hörte er Schritte und Hizumi holte ihn ein. „Ich komm mit“, sagte er fröhlich und ging voran. Lächelnd hängte Zero sich seine Tasche um und folgte dem Sänger.
 

Nur wenige Straßen weiter, in der Nähe ihres Studios, befand sich ein Konbini. Als Zero, nachdem er seine neue, extragroße Taschentuchpackung gefunden hatte, vor einem der Kühlregale stand und sich schließlich einen großen, runden Becher teuren Schokoladenpuddings nahm, warf Hizumi ihm einen fragenden Blick zu. „Was willst du denn jetzt ausgerechnet mit einem Pudding?“, wollte der Sänger mit großen Augen wissen, woraufhin Zero leise lachte.

„Glaub es oder glaub es nicht, aber ich habe herausgefunden, dass mir Schokopudding ein wenig Linderung verschafft, was meine Pollenallergie angeht“, verriet der Bassist verschwörerisch und schmunzelte, da Hizumi ungläubig die Augenbrauen in die Höhe zog.

„Und was ist mit Vanillepudding?“

Grinsend schüttelte Zero den Kopf. „Nur Schokoladenpudding“, stellte er klar und ging zur Kasse, wo er sich noch eine Schachtel Zigaretten aussuchte.
 

Auf dem Rückweg ins Studio verbrauchte er bereits das erste Taschentuch der 15 neuen Packungen, da ihn ein heftiger Niesanfall schüttelte.

„Ich hasse Bäume…“, knurrte er verschnupft, bevor er sich mit dem Ärmel seiner Jacke über die tränenden Augen wischte. Die Sonnenbrille, die er eigentlich hatte aufsetzen wollen, damit keiner seinen erbärmlichen Zustand sehen konnte, war tief in seiner Tasche vergraben, denn viel zu oft musste er seine Augen trocknen, die immer wieder tränten.

„Ach komm, ohne Bäume wäre es hier viel zu grau. Hassen wir lieber einfach nur deren Pollen“, schlug Hizumi mitfühlend vor, während er dem Bassisten freundschaftlich auf die Schulter klopfte.

„Wie du meinst…“, brummte Zero ergeben, bevor er sich mit Hizumi wieder in Bewegung setzte.
 

Zurück im Studio, saßen Tsukasa und Karyu immer noch beieinander und diskutierten. Sie sahen auf, als der Bassist und ihr Sänger den Raum betraten.

Den Löffel vom Becher lösend, setzte Zero sich auf die Couch, während Hizumi sich in der kleinen Kochnische einen Tee machen ging.

„Schön, dass ihr wieder da seid“, sagte Tsukasa bissig, weswegen Zero den Kopf hob. Der Drummer sah ihn kühl an und schien Hizumi nicht weiter zu beachten.

„Das nächste Mal sagt ihr Bescheid, bevor ihr einfach geht.“ Tsukasa funkelte ihn wütend an. Zero wurde kleiner und nickte schuldbewusst.

„Entschuldige. Ich habe nur nichts gesagt, weil ich euch nicht stören wollte“, erklärte er, aber Tsukasa seufzte nur gereizt und legte seinen Stift kopfschüttelnd beiseite.

„Ja ja, komm. Unser Album ist dir wohl nicht wichtig genug. Sonst würdest du dich mehr darum kümmern, anstatt alle Nase lang aus dem Studio zu verschwinden“, meinte der Drummer vorwurfsvoll, während Karyus und Hizumis Blicke auf ihm lagen.

Empört und ein wenig ungläubig hatte Zero die Augenbrauen zusammengezogen. Bevor er widersprechen konnte, erhob sich unvermittelt Karyu und sah den Drummer beschwichtigend an. „Weißt du, ‚Nase’ war doch das passende Stichwort, Tsuka. Bei seiner starken Pollenallergie ist es doch verständlich, dass er unruhig ist“, meinte er freundlich, erntete von Tsukasa jedoch einen ungläubigen Blick.

„Nimmst du ihn etwa in Schutz? Ausgerechnet du?!“

Während Karyu lediglich seufzte und sich wieder setzte, runzelte Zero verständnislos die Stirn. Was ging denn heute hier ab?

„Hört mal“, begann er und musste niesen. „Es tut mir leid, dass ich nichts gesagt habe, bevor ich mit Hizumi los bin.“ Er holte ein Taschentuch hervor, zog den Mundschutz hinunter und konnte es sich gerade noch an die Nase drücken, bevor er erneut nieste. „Aber Tsukasa“, fuhr er dann fort und zog die Nase mit einem Blick auf den Drummer hoch, „von dir lasse ich mir sicher nicht unterstellen, dass mir das Album nicht wichtig sei.“ Ein weiteres Niesen, neues Taschentuch. Inzwischen häuften sich auch die mitleidigen Blicke der Staff-Leute, die sich leise an ihnen vorbeistahlen.

„Ach ja?“, widersprach Tsukasa kühl und warf ihm einige Notenblätter auf die Couch. „Und was ist mit den Bass Lines, die du für unsre 13 neuen Songs ausgearbeitet hast? Die Hälfte davon ist mehr als halbherzig. Deine musikalischen Fähigkeiten lassen da sehr zu wünschen übrig.“

Beleidigt erhob Zero sich. Seit wann war Tsukasa denn so gemein?

„Ich gebe ja zu, dass nicht jede Bass Line perfekt ist“, sagte er und nieste unwillkürlich, „aber es ist für mich auch nicht gerade leicht, mich bei laufender Nase, juckenden Augen und Niesanfällen der ekligen Art alle halbe Stunde, ordentlich zu konzentrieren!“
 

Ein unangenehmes Schweigen trat ein, und Zero warf einen Blick auf Hizumi und Karyu. Der Sänger hatte sich mit seiner Tasse Tee auf die Couch in der Ecke gesetzt und schaute zu Tsukasa auf, während der Gitarrist immer noch auf seinem Hocker saß und schweigend zu Boden sah. Ein wenig irritiert hielt Zero inne. Warum sagte Karyu nichts? Er bezog doch sonst immer deutlich Position und versuchte, Streit zu schlichten. Zero war sich sicher, dass der Gitarrist Verständnis für seinen Zustand, seine Lage hatte, also warum half er Zero nicht, sondern schwieg?
 

„Ausrede.“

Ungläubig sah Zero zu dem Drummer. „Das…das ist keine Ausrede!“, widersprach er. „Wie ich schon sagte, ich weiß, dass das nicht alle erste Sahne ist, aber ich bin auch davon ausgegangen, dass wir das, was euch nicht passt, nochmals überarbeiten.“

Als Tsukasa den Mund aufmachte, um etwas zu erwidern, hörte man Karyu tief seufzen. „Nein“, sagte er, während er aufstand und Zero einen kurzen Blick zuwarf. „Um ehrlich zu sein, sind deine Parts schon ganz in Ordnung."

Zero schaute den Gitarristen aus großen Augen an und Tsukasa schüttelte den Kopf. „Karyu, wirklich. Sieh die Sache doch mal objektiv.“

„Tu ich“, meinte Karyu ruhig. „Jetzt lass uns deinen Part neu aufnehmen. Und vorher sag ich dir, _wie_ objektiv ich die ganze Sache hier sehe.“

Während Karyu in Richtung Tonstudio ging, sah Tsukasa noch mal zum Bassisten. „Ich denke, du kannst gehen. Wir brauchen dich nicht.“

Als Antwort entfuhr Zero nur ein lautes Niesen. Stirnrunzelnd sah er Karyu und Tsukasa hinterher. Das Verhalten des Drummers, vor allem seine letzten Worte, verletzten ihn. Was war da nur los?
 

„Hatschi…!“ Schniefend wandte Zero sich um und hängte sich seine Tasche um, wobei sein Blick auf Hizumi fiel, der noch immer auf der Couch saß.

Über den Rand der Tasse sah der Sänger zu Zero. „Du darfst es Tsukasa nicht so übel nehmen. Er ist heute einfach etwas schlecht drauf“, sagte er und schlürfte von seinem Tee. „Hat nicht allzu gut geschlafen, weißt du. Morgen wird es hier sicherlich schon etwas entspannter sein.“ Mit diesen Worten erhob Hizumi sich und klopfte Zero bereits zum zweiten Mal an diesem Tag auf die Schulter, bevor er sich umwandte und seinen beiden Kollegen folgen wollte.

„Aber ihr…“, begann Zero unsicher und sah Hizumi hinterher, „…ihr seid heute alle etwas anders…“

Matt lächelnd drehte der Sänger sich daraufhin ein letztes Mal zu ihm um. „Ja, das sind wir wohl…aber wenn du genau darüber nachdenkst, dann verstehst du ja sicher, warum.“ Hizumi ging rüber und öffnete die Tür zum Tonstudio. „Gib ihm…etwas Zeit, ja?“

Mit einem leisen Klacken fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

Zurück blieb ein verwirrter Zero, der sich auf das alles keinen Reim machen konnte. Wem sollte er Zeit geben? Tsukasa? Aber was hatte er ihm denn getan?

„Hatschiii!! …“
 

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Die Sache mit dem Schokopudding hab ich mir nicht ausgedacht xD Zero ist vor einiger Zeit echt mal der Meinung gewesen, der würde helfen^^ Mal zum Nachlesen: http://ameblo.jp/deepthink/entry-10216416411.html#sub_main

Den gemeinten Schokopudding habe ich mal hier verlinkt, falls der vorige Link nicht klappt^^ ->

http://s3.amazonaws.com/twitpic/photos/full/287987888.jpg?AWSAccessKeyId=AKIAJF3XCCKACR3QDMOA&Expires=1304173984&Signature=Ch2os3MLF5EaMgRIk4vCujGBvr8%3D
 

So, schauen wir mal, ob sich bald alles aufklärt. Das 2. Kapitel liegt schon bei meinem Beta-Hasen^^

Abayo~

„Was hab ich ihm denn getan?“

2. Kapitel - „Was hab ich ihm denn getan?“
 

Und schon kann's weiter gehen, weil mein Beta-Hase ex_luror so schnell ist ^o^

Ein Danke an sie & an meine Leser <3 Kaum war die neue FF on, wurde am selben Tag noch fleißig kommentiert ^///^
 

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Es war spätnachts, weit nach Mitternacht, aber für Zero war nicht an friedliches Schlafen zu denken. Seine Nase war nach wie vor verstopft und das Nasenspray war ihm wenige Stunden zuvor ausgegangen. Erst ab 7 Uhr konnte er sich neues kaufen gehen.
 

Mit dem Rest seines Monsterschokopuddings saß er in eine Decke gewickelt auf der Couch im Wohnzimmer und sah fern. Vor knapp 2 Jahren hatte er sich einen neuen, großen Flachbildschirm gegönnt – dann sollte er ihn also auch ausnutzen!

Das Jucken seiner Augen hatte zum Glück nachgelassen. Seit er auch wieder den Schokopudding aß, hatte er keinen Niesanfall mehr gehabt. Auf das, was im Fernsehen lief, achtete Zero allerdings kaum, so groß der Fernseher auch war, vor dem er saß. Vielmehr machte er sich Gedanken um seine Kollegen, versuchte zu enträtseln, warum Tsukasa so aufgebracht gewesen war. Warum Karyu so wenig gesagt hatte. Was Hizumi mit seinen Worten gemeint hatte.

„Ich hab doch nichts getan“, wisperte Zero abwesend, „was sie verärgert hätte…“ Jedenfalls nichts, wovon er wusste.

„Wissen! Das ist das Stichwort!“ Zero ließ den Löffel zurück in den Becher fallen und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Es gab ja einen Zeitraum, für den ihm jegliche Erinnerungen fehlten: der Abend zuvor, als er mit seinen Kollegen in der Bar gewesen war.

Nachdenklich stellte Zero den Puddingbecher auf den Tisch und lehnte sich zurück. Er musste vor über 24 Stunden irgendetwas Peinliches oder Dummes oder gar beides getan haben! Nur was?
 

Übermüdet starrte Zero am Morgen aus dem Fenster. Er hatte nur drei Stunden durchschlafen können. Und rausgehen wollte er eigentlich nicht. Denn draußen strahlte die Sonne, nur wenige Wolken waren am Himmel. Es war trocken und ein leichter Wind wehte – kurz gesagt, ein wundervoller Blütenstaub-Tag, der Zero mit Vergnügen quälen würde.

Doch Zero musste zur Arbeit, und auf dem Weg dorthin würde er sich neues Nasenspray kaufen. Und Taschentücher am besten auch, nur für den Fall. Er hatte auch beschlossen, mal Karyu oder Hizumi zu fragen, was denn nun eigentlich vor 2 Tagen in der Bar passiert war. Denn dessen war er sich inzwischen sicher: irgendetwas war vorgefallen.
 

Kaum, dass Zero das Haus verlassen hatte, verstärkte sich sein Leiden. Nichtsdestotrotz behielt er seine Sonnenbrille auf, zudem hatte er sich wieder den Mundschutz umgebunden und sich ein Basecap aufgesetzt, damit sich kein Blütenstaub in seinen Haaren festsetzen konnte.

Nach seinem Abstecher in die Apotheke machte er sich wie auch in den letzten Tagen auf ins Studio. Schon im Treppenhaus überkam ihn der bereits vierte Niesanfall des Tages. Noch bevor er die Treppen erklommen und die Tür zum Studio erreicht hatte, ging diese unvermittelt auf und Hizumi steckte den Kopf hinaus. „Wusste ich’s doch, dass du es bist. Nur unser Zero niest auf diese Weise“, grinste er den Bassisten frech an, welcher nur brummte und Hizumi niesend hinein folgte. „Hat es eigentlich noch irgendeinen Sinn, dir Gesundheit zu wünschen?“, wollte der Sänger schief lächelnd wissen, während er Zero mitfühlend über den Oberarm strich. Der Bassist schüttelte nur niesend den Kopf und sah zu, wie Hizumi sich zu Karyu setzte, welcher zu Zero aufgesehen hatte und nun leicht lächelte. Von Tsukasa war nichts zu sehen.
 

„Hallo Zero. Willst du mal den neuen Anfang von ‚Forward’ hören? Wir haben ihn gestern noch ein wenig geändert.“, erklärte der Gitarrist freundlich, woraufhin Zero nickte und sich neben Hizumi setzte, bevor er Basecap, Sonnenbrille, Tasche und Jacke ablegte.

Während Karyu sich erhob, betrachtete er Zero kurz. „Oh je, du siehst ja nicht gerade gut aus…“, entfuhr es ihm, weswegen Zero missbilligend das Gesicht verzog und Karyus erschrockenen Blick erwiderte.

„Karyu, da erzählst du uns nichts Neues“, meinte er ruhig.

„Genau“, erhob Hizumi grinsend das Wort, „wir wissen doch schon seit Jahren, dass Zero immer im Frühling zum Fürchten aussieht.“ Der Sänger machte eine kurze Pause. „Schade, dass Halloween nicht im Frühling ist.“

„Oh, du…!“, rief der Bassist daraufhin erbost, griff nach einem der Sofakissen und warf es nach Hizumi, während dieser und Karyu laut lachten.

„Hilfe! Das rotäugige Monster greift mich an!“, quietschte der Sänger und kauerte sich glucksend in seiner Ecke der Couch zusammen. Der Bassist fummelte daraufhin grummelnd einen kleinen Spiegel aus seiner Tasche. Tatsächlich hatte er jetzt schon gerötete Augen, obwohl er sie noch nicht einmal gerieben hatte…ein wenig jucken taten sie leider schon.

Leise lachend war Karyu unterdessen zur Anlage gegangen und legte das neue Tape von ‚Forward’ ein. Als die ersten Töne aus den Lautsprechern drangen, wurde es ruhig, und Zero sowie Hizumi sahen auf, lauschten dem Song.

„Und, gefällt es dir jetzt auch besser?“, wollte Karyu erwartungsvoll wissen, nachdem die veränderte Passage durchgelaufen war. Zero lächelte leicht, wiegte dann jedoch nachdenklich den Kopf hin und her.

„Ja, eigentlich schon…“, antwortete er leise und kratzte sich unsicher am Kopf. Er zweifelte an seinem eigenen Part. So Unrecht hatte Tsukasa am vorigen Tag ja nicht gehabt…

„Aber…?“, hakte Karyu ein wenig verwundert nach, als sein Bassist nicht weitersprach.

Verlegen lächelnd schaute Zero ihn an. „Na vielleicht…sollte ich noch mal an der Bass Line arbeiten…“, schlug er leise vor. Als Karyu den Mund öffnete, um zu antworten, hörten sie hinter sich unvermittelt die Tür und Tsukasa erschien.
 

„Aw Schnuckie~ wie _unglaublich selbstlos_ von dir“, sagte er voller beißender Ironie in der Stimme, während er näher zu ihnen trat und Zero dabei anfunkelte. „Weißt du, alle, wirklich alle hier“, fuhr er mit einer entsprechenden Handbewegung fort, „werden hocherfreut sein, nach der ganzen Arbeit gestern, deinetwegen heute nochmals den Song zu zerlegen, nur weil du deine grottige Bass Line erneut aufnehmen willst, um dein schlechtes Gewissen zu bereinigen, wobei –oh!- es mir auch neu ist, dass du überhaupt ein Gewissen hast!“

Sprachlos starrte Zero den gereizten Drummer aus großen Augen an.

„Tsuka…“, wollte Karyu beschwichtigend dazwischen gehen, doch dieser hob schon resignierend die Hände, bevor er Zero kühl ansah.

„Deine Bass Line für ‚Forward’ ist mittelmäßig. Aber für den Song reicht sie trotzdem. Hier liegen die Akzente eh mehr auf den Drums. Deswegen wollte ich meinen Part gestern noch geändert haben“, erklärte er und verschwand ohne ein weiteres Wort im Tonstudio, während seine drei Kollegen ihm hinterher sahen.

Zero war schleierhaft, was den Drummer nur gebissen haben konnte.
 

„Hey, Jungs“, sagte er leise und sah Karyu und Hizumi fragend an, welche dann etwas näher kamen, um Zero verstehen zu können. „Was hab ich ihm denn getan?“

Seine beiden Freunde tauschten unsicher einen raschen Blick aus, bevor Karyu sich verlegen am Kopf kratzte und seinen Bassisten schief lächelnd ansah. „Du hast ihm nichts getan…“, antwortete er leise, woraufhin Hizumi leicht nickte und Zero anschaute.

„Ich hab doch gesagt, der kriegt sich schon wieder ein, wenn nicht heute, dann eben morgen.“, meinte der Sänger.

„Also meintest du gestern ihn, als du sagtest: ‚Gib ihm etwas Zeit’?“, hakte Zero nach und war irritiert von Karyu, welcher mit einem Ruck seinen Kopf zu Hizumi wandte und ihn anstarrte.

„Was hast du gesagt?“, fragte er mit ungewöhnlich hoher Stimme nach, weswegen Hizumi auch ein wenig ertappt zusammenzuckte.

„Na das eben. Ist doch nicht schlimm.“, erwiderte er leise.

Der Bassist beobachtete, wie Karyu sich zu Hizumi hinter beugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Allerdings war es immer noch für Zero hörbar. „Meintest du mit dem Satz gestern mich oder Tsuka?“

Hizumi verdrehte die Augen und erwiderte Karyus Blick gelassen. „Eigentlich dich. Aber meinetwegen auch euch beide, wenn’s dir besser passt“, murmelte er zurück und verschränkte die Arme.

Skeptisch hatte Zero eine Augenbraue nach oben gezogen. Hatte er Karyu etwa auch was getan? Angestrengt dachte er nach. Er war betrunken gewesen und Tsukasa war jetzt sauer auf ihn. Hatte er sich mit ihm geprügelt? War Karyu dazwischen gegangen und eventuell auch verletzt worden?

Zero bekam feuchte Hände und sah seine beiden Kollegen unsicher an. „Sagt mal…letztens, als wir in der Bar waren…da hab ich was Blödes gemacht…“, fing er vorsichtig an, woraufhin seine Freunde ihn sofort ansahen. Es waren merkwürdige Blicke, er konnte sie nicht ganz einordnen. „Also…es tut mir leid…“, fügte er reumütig hinzu. Egal was er gemacht hatte, entschuldigen war schon mal gut. Innerlich klopfte Zero sich gutmütig auf die Schulter. Jetzt musste er nur noch raus bekommen, _was_ genau er eigentlich an dem Abend getan hatte. Direkt fragen wollte er seine beiden Kollegen nicht. Sie mussten ja nicht unbedingt wissen, dass er alles vergessen hatte…

Als er Karyu in die Augen sah, war dessen Blick auf einmal verletzt. Der Gitarrist sah zu Boden und drehte sich um, während Hizumi leise seufzte.

„Muss dir nicht leid tun…“, murmelte der Blonde kaum hörbar, woraufhin Hizumi ihm einen mitfühlenden Blick zuwarf.

„Karyu…“, setzte er sanft an, doch dieser schüttelte den Kopf und ging ins Tonstudio. Verwirrt runzelte Zero die Stirn, während Hizumi ihn wieder ansah und nochmals seufzte.

„Du könntest wirklich etwas sensibler sein. Ein einfaches ‚Tut mir leid’ bereinigt nicht gleich alles“, meinte er und drehte sich um.

„Aber…!“, wollte Zero einwerfen, doch Hizumi war schon im Tonstudio verschwunden.

Der Bassist machte den Mund wieder zu und starrte auf die geschlossene Tür. Jetzt war er immer noch nicht schlauer. Also Karyu hatte er auch verletzt. Nur womit? Und warum war Tsukasa sauer, wenn er ihm doch nichts getan hatte? Vielleicht war der Drummer an Karyus Stelle wütend. Denn der Gitarrist war viel zu gutmütig, als dass er lange auf andere sauer sein konnte.
 

Tief seufzend folgte Zero seinen Freunden zu den Aufnahmen. Inzwischen hatte er schon ein wenig Angst, die Anderen mit seiner Aktion, was auch immer er gemacht hatte, ernsthaft verletzt zu haben. Waren sie jetzt enttäuscht von ihm? Dabei konnte er sich nicht mal erinnern an den Abend…es war wohl wirklich besser, jemanden direkt darauf anzusprechen und zuzugeben, dass er nicht mehr wusste, wem er was angetan hatte…
 

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tbc~
 

Im nächsten Kapitel dürfte sich schon so einiges klären :D

Da in dieser Woche meine 3 schriftlichen Abiprüfungen stattfinden, weiß ich nicht, wie schnell es weitergehen wird ;___;
 

Ein großes Dankeschön geht an:
 

@Kyra_Nakamura: Heeey *knuffel* Ich glaube, als kommifaul kann man dich nicht mehr bezeichnen o.o Ich fühle mich von dir sehr geehrt^^ Ich selbst hab keine Ahnung von Heuschnupfen, aber mein Bruder hat es...er und Zero selbst haben mich mal inspiriert, das Thema mit einzubringen xDD
 

@Zeryu: Freut mich, deinen Abend versüßt zu haben ^///^ Aber warum hast du Angst vor der Mexx-Kommentarfunktion? xDD' Hmmm~ schade, ich hätte deine Idee sehr gerne gehört. Aber schon im nächsten Kapitel erfährst du höchstwahrscheinlich, was los ist^^ Jaaa mir tun auch 'beide Zeros' sozusagen leid xD Zero hat mich auf die Idee gebracht, denn wie jedes Jahr im Frühling erzählt er ja jedem von seinem Leid. Am besten fand ich dieses Jahr noch die tweets, in denen er uns steckte, wie oft er am Tag niesen musste - 28 oder 29 Mal war sein Rekord >.<
 

@Lucel: Haha, irgednwie hab ich das Gefühl, dass du jetzt noch nicht schlauer und wahrscheinlich immer noch verwirrt bist, was da los ist XD Auflösung kommt, versprochen^^

"Aber ich kann mich an nichts erinnern..."

3.Kapitel - "Aber ich kann mich an nichts erinnern..."
 

Endlich geht's weiter~ :D

Meine schriftlichen Prüfungen liegen schon mal hinter mir^^ Jetzt hab ich etwas mehr Zeit zum Schreiben ^.^

Enjoy~
 

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Gegen Abend hatten sie ihr Tagespensum geschafft: ein weiterer Song war im Kasten, und zwar vollkommen. Es würde erstmal keine weiteren Änderungen geben, zumindest nicht, bis alle Songs aufgenommen waren. Dann würden eventuell noch mal kleine Verfeinerungen vorgenommen werden.
 

Zero war, wie seine drei Kollegen, im Aufenthaltsraum und packte seinen Kram langsam zusammen.

Dabei fiel sein Blick auf Tsukasa, der dicht neben Karyu stand und sich zu ihm gebeugt hatte. Der Drummer legte gerade eine Hand auf den Rücken des Blonden und sah ihn besorgt an. „Hast du immer noch Schmerzen…?“, fragte er ihn so leise, dass Zero es gerade noch so verstehen konnte. Leicht nickte Karyu und hatte das Gesicht ein wenig schmerzerfüllt verzogen. Da fiel dem Bassisten auf, dass Karyu an diesem Tag schon öfter so gequält drein geschaut hatte. War das gestern auch schon so gewesen? Zero musste zugeben, er hatte nicht genau darauf geachtet…

Da Tsukasa und Karyu sich weiter unterhielten, jetzt aber leiser, so dass er nichts mehr verstand, suchte er Hizumi auf. Der wusste ja, was los war.
 

Er fand den Sänger in einem der langen Flure des Gebäudes. „Hey Hizu…“, sagte er leise und zog den Sänger in eine Ecke, während er ihn vorsichtig ansah. „Dir ist das doch mit Karyu sicher auch schon aufgefallen, oder…?“ Er überlegte die ganze Zeit, wie er es formulieren sollte. Hizumi würde bestimmt gleich drauf kommen, dass Zero vergessen hatte, was eigentlich passiert war… „Also dass er…so komisch guckt... Ist er verletzt? Ich meine…tut ihm was weh?“ Innerlich schlug sich Zero gegen die Stirn. Was machte er hier? „Was ist mit ihm?“

Hizumis Augen wurden groß und er sah den Bassisten ungläubig an. „Zero…dass du da noch fragst. Du weißt doch am besten, was mit Karyu los ist. Natürlich hat er Schmerzen.“

Mit diesen Worten ging Hizumi einfach davon, zurück in den Aufenthaltsraum.

Langsam hatte Zero es satt, nicht Bescheid zu wissen, was er Karyu getan hatte. Er würde ihn eben direkt fragen, das nahm er sich jetzt vor! Er wollte es wieder gut machen.
 

Allzu lange musste der Bassist auch nicht auf seine Gelegenheit warten. Hizumi ging als erster nach Hause; im Studio waren nur noch wenige Leute, und als Karyu nach seiner Jacke griff, gesellte Zero sich zu ihm und sprach ihn an.

„Karyu, ich…wollte noch mal mit dir reden. Allein“, sagte er und sah seinen Gitarristen erwartungsvoll an, welcher bereits den Mund öffnete. Aber da wurden sie auch gleich schon von Tsukasa unterbrochen.

„Überleg dir das genau, Karyu“, meinte er kühl, während er an ihnen vorbei zur Tür ging. „Du weißt ja, was passieren kann. Noch mal hol ich dich nicht aus der Klemme.“

Der Gitarrist sah ihn protestierend an, aber da war Tsukasa auch schon verschwunden, so dass Zero nicht noch mal nachfragen konnte. Aber gut, dafür war Karyu ja da, um Licht ins Dunkel zu bringen.

Diesem wandte er sich nun zu. „Also, ich will ganz ehrlich zu dir sein“, begann er und überging Tsukasas Kommentar einfach, allerdings kam er gar nicht weiter, da Karyu die Hand hob und zur Tür deutete.

„Lass uns schon mal raus gehen, ja?“, fragte er und zog sich an, nachdem Zero genickt hatte.
 

Wenig später gingen sie hinaus, und er hatte seinen Mundschutz wieder umgebunden sowie sein Basecap aufgesetzt. Doch nach nur 2 Minuten an der frischen Luft fingen seine Augen an zu jucken und er musste sich zudem ein Niesen verkneifen.

„Also, was willst du mir sagen…?“, fragte Karyu ihn leise, als sie vor dem Gebäude standen.

Vorsichtig sah der Bassist seinen Freund an. „Nun, ich muss zugeben…dass ich keine Ahnung mehr habe, was eigentlich passiert ist…“

Ungläubig sah Karyu auf und starrte ihn stumm an, weswegen Zero den Blick verlegen senkte. „Mir ist klar, dass ich irgendwas falsch gemacht habe, an dem Abend, als wir in der Bar waren. Aber ich kann mich an nichts erinnern. Ich hatte wohl einfach zu viel getrunken…es tut mir leid“, sagte er leise und schaute den Blonden zögernd an. „Ich hab mir Gedanken gemacht, was ich dir und Tsukasa eigentlich getan hab…“ Er machte eine kurze Pause, in der Karyu sich, ohne den Blick von ihm abzuwenden, eine Zigarette anzündete. „Ich hab mich mit euch geprügelt, stimmt’s?“, äußerte er seinen Verdacht tapfer und zwang sich, weiter in Karyus haselnussbraune Augen zu sehen. Diese wurden immer größer.
 

Langsam machte der Gitarrist den Mund auf, während er Zero anstarrte. „Also…nein, du hast dich nicht mit uns geprügelt“, antwortete er schließlich und machte eine Pause, in der Zero ihn erwartungsvoll ansah. Was hatte er denn dann gemacht?

„Du hast mit mir geschlafen…“, gab der Gitarrist zu und sah Zero ein wenig niedergeschlagen an.
 

Der Bassist fiel aus allen Wolken. Er hatte bitte was!?

Ihm klappte der Mund auf, während er Karyu ungläubig ansah. „Nein.“

„Doch. So ist es…“, bestätigte er ihm diese Tatsache.

Blinzelnd wandte Zero sich ab. Im Grunde glaubte er Karyu. Dann ergab das einen Sinn, warum der Gitarrist Schmerzen hatte. Aber…

„Wieso…“ Verwirrt schüttelte er den Kopf. Warum hatte er das getan? Und weshalb war Tsukasa dann so sauer, nicht aber Karyu?

Erschrocken sah er den Gitarristen an. „Ich hab dich aber nicht…vergewaltigt oder so was?“, hakte er mit zitternder Stimme nach, doch sein Freund beruhigte ihn gleich. „Nein, hast du nicht…es war mehr oder weniger im Einverständnis beider Seiten, wenn du so willst“, antwortete er.

„Mehr oder weniger?“, hakte Zero unsicher nach, woraufhin Karyu zögerlich mit der Hand in der Luft rumfuchtelte.

„Na ja…du musstest ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten“, gab er leise zu und vermied es, Zeros Blick zu erwidern.

Das Herz des Bassisten rutschte immer weiter hinab. Was hatte er da nur angestellt?

„Du…weißt echt gar nichts mehr?“, fragte Karyu zaghaft nach und schien ein wenig verletzt.

Entschuldigend sah er ihn an. „Ich weiß noch, dass ich mit euch in dieser Bar um die Ecke hier war…und wie wir an die Theke sind, aber ab da…Filmriss“, gab er leise zu.

Karyu seufzte und senkte den Blick. Es fiel ihm sichtlich schwer, sich mit Zero darüber zu unterhalten. „Ich geb ja zu, du warst auch echt total dicht…“, murmelte er. „Okay, also…“, fuhr er fort und fuhr sich fahrig mit der freien Hand durchs Haar. „Wenn du wissen willst, was genau los war, dann komm mit zu mir und ich erzähl dir alles, okay?“ Er machte eine kurze Pause. „Ich geb dir nur jetzt und heute die Chance dafür. Wenn du mich später noch mal fragst, will ich nichts mehr davon wissen, also entscheide dich…“, sagte er leise und zog an seiner Zigarette.
 

Ein wenig bestürzt sah Zero ihn an. Es war wohl keine gute Nacht gewesen, warum sonst wollte Karyu alles vergessen?

„O-okay, ich will’s wissen“, antwortete er dann relativ schnell. „Ich will mich aufrichtig bei dir entschuldigen können“, fügte er leise hinzu, woraufhin Karyu schweigend nickte und voran zu seinem Wagen ging, nichts weiter sagte.

Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch folgte er seinem Gitarristen. Er hatte die Ahnung, dass da mehr hinter steckte. Es war nicht einfach nur, dass er mit Karyu geschlafen hatte. So einfach war das wohl leider nicht.

Auf dem Weg zu Karyus Wohnung redeten sie kaum. Am liebsten hätte Zero jetzt schon gewusst, was genau geschehen war. Und ein Teil in ihm wollte nicht ganz glauben, was Karyu ihm bis jetzt eröffnet hatte. Zero hätte von sich selbst einfach nie gedacht, dass er so etwas machen würde – und wenn er noch so besoffen war.
 

Bei Karyu angekommen, musste Zero erst mal sein Nasenspray rauskramen, nachdem er Mundschutz, Basecap und Jacke abgelegt hatte.

Er saß im Wohnzimmer, während sein Gitarrist in der Küche war, und nahm noch etwas Augentropfen, dann hieß es nur noch kurz warten und es würde ihm besser gehen. Wenn Karyu ihm erzählte, was passiert war, dann wollte er ihn nicht mit einem Niesanfall unterbrechen…
 

Kurz darauf kam der Blonde zu ihm und überreichte ihm ein Bier, bevor er sich ihm gegenüber setzte.

Tief atmete Karyu ein und sah Zero an. „Gut, also ich erzähl es dir jetzt einfach kurz und schmerzlos, ja?“

Zero nickte leicht und erwiderte den Blick seines Freundes mit nervöser Spannung. Die Tatsache, dass der Gitarrist überhaupt noch mit ihm redete, beruhigte ihn schon mal. Aber dass er sich nicht mehr erinnern konnte, war für Karyu ein sichtlicher Schock gewesen…
 

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tbc~
 

Hui, im nächsten Kapitel wird alles aufgeklärt :D Schön im Flashback^^ _Wie_ genau weiß ich noch nicht, sprich: könnte unter Umständen ein Adult werden....lasst mich kurz überlegen...ich glaube es wird ne Lemon geben XD Passt einfach super und dann kommt ein bestimmter Aspekt besonders zur Geltung ;D

Bis demnächst :D
 

Gaaaaaaaaaanz lieben Dank an folgende Lese-Hasen:
 

@Kyra_Nakamura: Wuhuuu ich fühle mich geehrt ^////^ Ist lieb von dir, dass du bei mir ne Ausnahme machst x3 Danke fürs Daumen drücken, ich hoffe, dass es bei mir auch geklappt hat im Endeffekt xD Tja, genau diese Twitter-Nachricht von Zero, dass sein Tages-Rekord bei 29 oder so was lag, hat mich ja dazu inspiriert, ne FF zu schreiben^^
 

@Zeryu: Tja, nun weißt du ja in etwa, was bei den Despas das Problem ist xD Ich freu mich schon aufs nächste Kapi, da wird Zero...ein wenig anders sein xD Der böse Alkohol ist schuld ;D Ich hoffe, bei dem tweet wo du was von übergeben verstanden ist, hast du dich wirklich verlesen oder so XD wäre böse, wenn Zero das passiert wäre xD ich meine gut, passiert jedem mal xD trotzdem...muss er sowa twittern? xDD
 

@Lucel: Ich hoffe, du siehst hier jetzt etwas besser durch ;D Ich glaub aber kaum, dass Zero ab jetzt von Alkohol die Finger lassen wird^^' Wird man wahrscheinlich in einem späteren Kapitel noch mal merken ._.
 

@ex_luror: *knuffel* Wie süß von dir mir noch n Kommi zu machen xD Bitte sei weiter mein Beta-Hase Q_Q Du machst das gut :D ...jetzt werd ich mich mal langsam an deine Korrektur machen^^

"Ich kann deine Gefühle nicht gebrauchen.“

4. Kapitel - "Ich kann deine Gefühle nicht gebrauchen."
 

Die Abiprüfungen sind vorbei :D Jetzt heißt es warten und hoffen, dass ich das Abi auch bestanden hab ^^'

Nun werd ich auch mehr Zeit zum Schreiben haben :D

Ganz lieben Dank auch an ex_luror fürs beta-lesen :]
 

Musik: D’espairsRay – Love is Dead

Jamie Woon – Night Air (http://www.youtube.com/watch?v=EL0pTo9Z_XU)
 

Haut Night Air mal in Endlosschleife rein bei dem Kapitel °o° Das ist der Song, der im Club gespielt wird, übrigens ;D Aber er passt zum Lesen aufs ganze Kapitel find ich^^ Hab ich auch während des Schreibens immer gehört…gut das ganze Album von dem Kerl, aber egal xD Night Air war ja auch dabei ;D Viel Spaß nun~~
 

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Karyus POV
 

Die Tatsache, dass Zero mit uns in die Bar kam, überraschte nicht nur mich. Auch Hizumi und Tsukasa waren davon ausgegangen, dass er sich sofort nach der Probe in seine Wohnung verziehen würde, um sich ausruhen zu können, denn er hatte mal wieder Heuschnupfen, der am heutigen Tag seinen Höhepunkt zu haben schien.

Immer wieder hatte ich versucht, ihn umzustimmen, da er unter leichtem Medikamenteneinfluss stand und nicht gut aussah. Aber er winkte immer nur ab und murmelte irgendetwas von ‚er sei es leid’ und ‚wolle sich mal ablenken’. Dabei hätte er sich genauso gut zu Hause vollaufen lassen können.
 

In den ersten Momenten, nachdem wir die Bar betreten hatten, ließ ich ihn nicht aus den Augen. Ich hatte einfach das Gefühl, auf ihn aufpassen zu müssen. Aber da er ja nicht todkrank war, sondern lediglich eine Pollenallergie hatte, konnte ich meine Aufmerksamkeit schnell den Getränken zuwenden – und dann der Musik und den Leuten, die dort in der Bar waren.

Hizumi war der erste, der verschwand. Nicht aus dem Gebäude, sondern auf die andere Seite des Raumes, wo er sich irgendeine Brünette angelacht hatte.

Ich saß weiterhin an der Theke neben Zero und Tsukasa, und warf immer wieder mal einen Blick auf meinen Bassisten. Aber der schaute nur tief ins Glas – und das immer wieder.

Irgendwann zog Tsukasa mich unvermittelt von meinem Hocker und ich stolperte ihm überrascht hinterher. „Los, lass uns tanzen~“, rief er mir zu und schob mich auf den Platz zu, wo die tanzende Meute sich befand. Da zeigte sich mal wieder, Tsukasa war unser Partyboy…

Mit einer Flasche Caipirinha in der Hand begann er sich passend zur Musik zu bewegen. Da auch ich nicht mehr ganz nüchtern war, seufzte ich lediglich und folgte seinem Beispiel. Ich schloss leicht die Augen, konzentrierte mich auf die dumpfen Bässe und ließ meinem Tanzinstinkt freien Lauf.

Schnell fühlte ich mich auch beobachtet. Entweder tanzte ich so schrecklich, oder einfach zu gut. Wobei ich letzteres eher ausschloss, so selbstverliebt war ich noch nicht. Plötzlich spürte ich einen warmen Körper dicht an meinem, weswegen ich blinzelnd die Augen wieder öffnete. Tsukasa tanzte mich gerade tatsächlich an! Aufreizend schmiegte er sich seitlich an meine Brust und ich stieg einfach drauf ein, legte einen Arm um seine Hüfte und lächelte dunkel. So wie es schien, tanzte ich doch sehr gut.

Die Leute um uns herum betrachteten uns, hatten einen kleinen Kreis um uns gebildet, auch wenn die meisten weiterhin tanzten. Doch dabei warfen sie uns immer wieder Blicke zu.

Oh, ich mochte das Gefühl.

Trotzdem fühlte ich mich auf eine andere Art beobachtet, weshalb ich unauffällig den Blick durch die Räumlichkeit wandern ließ; er glitt über die sich bewegenden, verschwitzten Leiber hinweg, bis er schließlich von einer einzigen Person gefangen wurde.

Zero.

Er war es, der mich beobachtete, so intensiv, dass sich mir die Nackenhärchen aufstellten. Für einen Moment erwiderte ich seinen Blick ganz aus dem Konzept gebracht. Mir gefiel es, dass er mich so ansah…

Schließlich lenkte Tsukasa mich wieder ab, schmiegte sich erneut dicht an mich. Ich schenkte meinem Bassisten noch ein kurzes, dunkles Lächeln, zeigte ihm somit deutlich, dass ich seinen Blick bemerkt hatte und keineswegs etwas dagegen hatte. Dann widmete ich mich wieder ganz dem Tanzen.

Ich fühlte eine gewisse Genugtuung. So wie es aussah, konnte ich noch andere Dinge gut, als nur Gitarre spielen.

Ein zufriedenes Grinsen umspielte meine Lippen, während ich weiter eng mit Tsukasa tanzte. Die ersten begannen sich uns auch wieder zu nähern und mit uns zu tanzen. In diesem Moment stellte ich mir auch gar nicht die Frage, warum der Drummer mich überhaupt so offensichtlich antanzte. Wir waren ziemlich gute Freunde, aber so getanzt hatten wir auch noch nicht. Nach einer Weile wurde mir der Grund aber klar: es lockte alle möglichen Leute an. Darauf war Tsukasa wohl aus. Vielleicht suchte er einen guten Flirt…oder gleich einen ordentlichen Fick…

Ich wandte mich von ihm ab und bewegte mich rhythmisch zur Musik über die Tanzfläche. Dann wollte ich ihm mal seinen Spaß lassen und mich wieder um Zero zu kümmern. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass sein Blick nicht nur einfach beobachtend und dunkel gewesen war…sicher, ich hatte seine Augen nur von weitem gesehen, aber ich glaubte, in ihnen so etwas wie Eifersucht gesehen zu haben…gar Begehren?

Innerlich schüttelte ich den Kopf. Nein, das wäre aber auch zu schön, sollte Zero mich wirklich so angesehen haben. Das konnte nicht sein. War wohl wieder Wunschdenken meinerseits…
 

Mir war heiß. Ich schwitzte vom Tanzen, und zudem war die Luft im Club stickig, voller Rauch. Und voller Menschen.

Ich beschloss, zurück zur Bar zu gehen, wo ich Zero immer noch ausmachen konnte. Er saß mittlerweile mit dem Rücken zur Tanzfläche und schien mit dem Barkeeper zu reden. Kurz darauf, noch bevor ich ihn erreicht hatte, stand er ziemlich wackelig vom Barhocker auf und drehte sich schwankend um. Rasch ging ich auf ihn zu.

„Zero?“

Er sah auf und –oh Gott- er war stockbesoffen, hackedicht, total blau. Ich war mir sicher, dass er heute noch zigmal auf die Toilette rennen würde, um alles auszukotzen.

„Gott, Zero, wie viel hast du getrunken?“, fuhr ich ihn erschrocken an, während er mit verschleierten Augen einen Schritt auf mich zumachte, dabei aber wegknickte und mir buchstäblich in die Arme fiel.

„Alles okay?“, keuchte ich und hielt ihn fest, während er den Blick hob und mich anblinzelte, dann leicht lächelte.

„All’s klaaaa~…“, nuschelte er. „Hab nach’m sechs’n Glas aufgehört su szähl’n…“

Meine Augen wurden groß. Er lallte so schrecklich, dass ich ihn kaum verstand.

„Komm, wir gehen mal raus.“, schlug ich vor. „Vielleicht hilft dir frische Luft schon etwas…“

Er klammerte sich fest an mich, während ich ihn mit raus zog. Ich hatte beide Arme um seinen Oberkörper geschlungen um ihm etwas Halt zu geben, damit er mir nicht gleich wieder wegknickte.
 

Sobald wir durch die Tür des Clubs traten, schlug uns die kühle, erfrischende Nachtluft entgegen.

Ich stellte Zero an der Wand des Gebäudes ab, so dass er sich dagegen lehnen konnte. Gerade, als ich in Erwägung zog, ihm vielleicht etwas Wasser zu holen, krallten seine Finger sich in mein Oberteil und er zog mich dicht an sich.

Überrascht starrte ich in seine trüben Augen. „Hab ich dir schon ma’ gesagt, wie heiß du eigentlich aussiehst…?“, raunte er gegen meine Lippen, woraufhin ich mich fast an meiner eigenen Spucke verschluckte. Bildete ich mir das ein, oder klang er jetzt plötzlich weit weniger betrunken?

Aus großen Augen betrachtete ich ihn, aber er lächelte nur dunkel und näherte sich mir.

Schon pressten sich seine weichen Lippen fordernd gegen meine. Überrascht keuchte ich auf, was Zero gleich ausnutzte: seine Zunge stahl sich frech in meinen Mund, leckte über meine.

Ich legte meine Hände an Zeros Hüfte, wollte mich von ihm lösen, aber das ließ er nicht zu. Er dominierte den Kuss, kostete ausgiebig von mir und ich schauderte ob der Intensität.

Meine Finger klammerten sich letztendlich lediglich an seine Taille, während meine Augen sich leicht schlossen. Ich spürte, wie mein Herz heftig in meiner Brust hämmerte. Nicht mal Platz für Gedanken hatte ich in meinem Gehirn. Sonst hätte ich mich wohl gefragt, warum Zero das machte, warum er mich so tief küsste…

Ich genoss den innigen Kuss, genoss das Gefühl, welches Zero in mir auslöste, das Kribbeln in meinem Innern. Verlangend umspielten sich unseren Zungen, jeder Versuch, seine zurückzudrängen, scheiterte.
 

„Was soll das denn werden?!“

Ertappt löste ich mich von Zero; diesmal ließ er es zu. Langsam ließ ich meinen Blick zum Eingang des Clubs wandern. Dort standen Tsukasa und Hizumi, sahen uns irritiert an. Unser Drummer sah zudem nicht gerade erfreut drein.

Zeros raue Fingerkuppen strichen federleicht über meine Wange, während wir beide unsere Bandkollegen ansahen.

„Ach, Tsuka~“, ergriff Zero verspielt das Wort und grinste ihn dunkel an. „Jetz’ lass uns doch auch mal unser’n Spaß“, verlangte er und legte die Arme um meinen Nacken. Seine Wange schmiegte sich an meine Brust, während er weiterhin zu unseren Freunden sah.

Dass Zero mittlerweile provokant lasziv dreinschaute, sah ich gar nicht.

Doch Hizumi und Tsukasa sahen es. Ihr Blick verfinsterte sich und mir wurde die Situation noch unangenehmer. Ich musste mich entscheiden, was ich nun machen wollte.

„Hört mal, Jungs, Zero ist sturzbetrunken. Ich bring ihn noch sicher nach Hause“, erklärte ich und versuchte, seine Arme irgendwie von meinem Hals zu lösen, was aber nicht ganz klappte.

„Genau…“, hauchte er und sah zu mir hoch. „Da könn’ wir ja weiter machen…“

Tsukasa schnaubte, weswegen ich nervös lachte. „Ach was, der is’ so blau, bei dem läuft heute nichts mehr“, behauptete ich kurzerhand und sah zu Zero, der so tat, als hätte er nichts gehört. „Los jetz’, lass uns gehen“, sagte ich leise und trat einen Schritt zurück, während er sich widerwillig von mir löste.

Ich hörte, wie die Anderen seufzten. „Sollen wir dir helfen?“, fragte Tsukasa, weswegen ich zu ihm sah und noch bemerkte, wie Hizumi wenig begeistert drein schaute.

Aus diesem Grund auch schüttelte ich leicht lächelnd den Kopf. „Nein, das geht schon. Ich krieg das hin. Ist ja nicht allzu weit weg. Schaffen wir schon so.“, war ich mir sicher und winkte den beiden noch.

Sogar Zero war dazu fähig, die Hand zu heben, während er sich von der Wand löste. Aber in dem Moment schon wankte er gefährlich, weshalb ich wieder einen Schritt auf ihn zu machte und einen Arm um seine Taille legte.

„Nett von dir…“, murmelte er und lehnte sich mit fast seinem ganzen Gewicht gegen mich. Ich stützte ihn mit aller Macht und zog ihn langsam voran.
 

Innerlich fragte ich mich natürlich schon, was auf einmal in ihn gefahren war. Wieso war er so…aufdringlich? Nicht unbedingt im negativen Sinne; mir gefiel seine Initiative ja. Nur mochte mir dafür kein Grund einfallen. Er war mir gegenüber sonst nie so…

Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. Sollte ich ihn vielleicht doch fragen…? Sein Kopf war gesenkt, drückte sich an meine Schulter während wir unseres Weges gingen.

„Zero…?“, fragte ich dann zaghaft in die Stille der Nacht hinein.

„Hm?“, machte er fragend und versuchte, gerade zu laufen. Klappte nicht so ganz.

„Warum…hast du das gemacht?“, wollte ich wissen und meinte damit vorrangig den Kuss.

Er schwieg eine Weile.

„Weil ich besoffen bin…“, murmelte er dann und kippte plötzlich zur anderen Seite weg.

Erschrocken griff ich nach ihm und wollte ihn festhalten, aber seine Hände verkrallten sich in meiner Jacke, so dass er mich letztendlich mit sich zu Boden zog.

Ich landete halb auf ihm, richtete mich aber gleich neben ihm abgestützt auf und sah ihn aus großen Augen besorgt an. „Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte ich gleich wissen und erwiderte seinen vernebelten Blick. „Hast du dir wehgetan?“

Langsam schüttelte er den Kopf und starrte in den Nachthimmel. „Muss mich nur kurz ausruh’n…“, nuschelte er und schloss die Augen, während ich ihn ungläubig ansah.

„Zero, du kannst doch jetzt nicht hier auf der kalten Erde n Päuschen machen“, maulte ich und zog und zerrte an ihm, damit er wieder auf die Beine kam.

Er wollte nicht. Murrend blieb er liegen wo er war. Scheiß Alkohol. Machte Dickköpfe noch dickköpfiger.

Seufzend stand ich schließlich auf und hob Zero kurzerhand auf meine Arme.

Sofort riss er seine hübschen, dunklen Augen auf und schaute mich verwirrt an. Ich lächelte ihn nur an und ging mit ihm auf den Armen weiter.

„Sag mal…isst du genug?“, fragte ich ihn unvermittelt, woraufhin er schnaubte.

„Und was is’ mit dir, du dünne Bohnenstange, du?“, erwiderte er beleidigt, weswegen ich leicht grinste.

„’tschuldige…du wiegst nur so wenig…scheinst federleicht zu sein…“, verteidigte ich mich, aber Zero schien nicht so zufrieden damit zu sein.

„Ich geb’ dir gleich ma federleicht“, drohte er, was aufgrund seines noch leichten Lallens nicht sehr ernstzunehmend klang.

Und dann bekam er auch noch Schluckauf. Den ganzen restlichen Weg zurück, also so etwa 15 Minuten lang, hörten wir uns lachend seinen Schluckauf an. Das hieß, ich lachte. Er jammerte die ganze Zeit gequält.

Bald hielt ich das kaum noch aus und versuchte, ihm Tipps zu geben. „Versuch mal für 30 Sekunden die Luft anzuhalten.“

„Woher soll ich denn wissen, wann die rum sind?“

Ich seufzte. „Ich zähl laut für dich mit.“

Selbst beim dritten Mal Luft anhalten war sein Schluckauf immer noch nicht weg.

„Hm…du könntest was trinken…“

„Seh ich aus wie n Wasserspender?“

„Ja, schon gut…dann denk halt einfach an was Anderes.“

„An was –hicks- denn?“

„Keine Ahnung…was Schönes?“

„Sex.“

„Was Ekliges?“

„Warum das denn auf einmal?“

Der Schluckauf ging nicht weg, woran auch immer er dachte. Als wir seine Wohnung erreichten, kam mir aber eine Idee.

Während ich mit ihm auf den Armen vor der Haustür stand, machte ich ein geschocktes Gesicht. „Zero~! Wir kommen jetz’ hier gar nich’ rein! Du hast deine Tasche im Club gelassen, da sind doch auch deine Schlüssel drin!“, rief ich alarmiert, woraufhin er aufquietschte und von meinen Armen sprang.

„Waaaaaaaaas?! Das ist nich’ dein Ernst, oder?!“ Mit großen, verzweifelten Augen klopfte er gegen die Haustür.

Alles blieb still. Alles. Abgesehen von dem Hund, der in der Ferne bellte..

„…fällt dir was auf?“, wollte ich nach einer Weile wissen, und Zero hielt inne, drehte sich dann langsam zu mir um.

„…ich…hab keinen Schluckauf mehr.“

Ich grinste ihn an und nickte, lachte dann. „Jemandem einen Schreck einjagen hilft bei Schluckauf manchmal auch“, erklärte ich ihm, und zog schließlich seine Tasche in Sichtweite. Ich hatte sie mir noch geschnappt und umgehangen, bevor wir die Bar verlassen hatten.

„Hab dich nur verarscht.“

Breit grinsend holte ich seinen Schlüssel hervor, doch bevor ich ihm den geben konnte, boxte er mir gegen die Schulter. „Du! Ich weiß gar nich’, ob ich dir dankbar sein soll oder böse.“ Schmollend sah er mir dabei zu, wie ich leise lachend die Haustür öffnete.

Murrend folgte er mir ins dunkle Treppenhaus. Bevor ich den Lichtschalter suchen konnte, spürte ich plötzlich Zeros Hände an meinem Bauch, wie sie mich bestimmend gegen die nächstbeste Wand drückten. Ich keuchte leise auf und spürte den Atem meines Bassisten an meinem Ohr. „Soll ich lieber dankbar sein…?“, raunte er verführerisch und ich musste schlucken.

Allein seine tiefe Stimme jagte mir einen heißen Schauer über den Rücken. Ich atmete tief ein und drückte ihn sanft an den Schultern von mir. „Sei einfach…brav und komm mit mir in deine Wohnung“, schlug ich mit leicht zitternder Stimme vor. Er verwirrte mich maßlos. Seit wann machte er mich so offensichtlich an?

Erleichtert stellte ich fest, dass er von mir abließ und sich den Treppen zuwandte. Ich fand endlich den Lichtschalter und eilte Zero gleich zur Hilfe, ansonsten hätte er es nicht lebend die Stufen hoch geschafft. Immer wieder stolperte er über die eine oder andere Stufe. Beinahe zog er mich mit ins Unglück…

Aber schließlich schafften wir es bis zu seiner Wohnungstür, welche ich aufschloss und den Bassisten dann sanft in den dunklen Flur schob. Diesmal machte ich dort gleich Licht an, bevor ich die Wohnungstür hinter uns schloss.

Unbeholfen quälte Zero sich aus seiner Jacke und seinen Stiefeln, bevor er wankend aus meinem Blickfeld verschwand.

„Hey, warte!“ Rasch folgte ich ihm, nachdem auch mich ausgezogen hatte, ins Wohnzimmer. Eine einzige Lampe brannte, welche auf einem kleinen Schrank in der Ecke des Zimmers stand. In dem eher dämmrigen Licht konnte ich Zero in der Mitte des Raumes ausmachen, er stolperte gerade gegen seine Couch und fluchte leise. Dann ließ er sich einfach darauf fallen, mit dem Gesicht voran.

Da war einer fertig.

Schmunzelnd näherte ich mich ihm und hockte mich vor die Couch. „Na, ist dir schon schlecht?“, fragte ich ihn neckend, doch meinte ich es trotzdem ernst.

Er öffnete die Augen, hatte mir den Kopf seitlich zugewandt, während seine Wange sich in das weiche Polster presste. „Ach was“, antwortete er mit einem leichten Lächeln, „Du weiss’ doch, ich kann trinken wie’n Loch. Da passiert nich’ viel.“

Leise lachte ich. „Du klingst, als wärst du stolz drauf.“

Er grinste leicht und streckte eine Hand nach mir aus, strich mit den Fingern zart über meine Wange, dann wuschelte er mir durchs Haar. „Bisschen mehr Trinkfestigkeit würde dir auch nich’ schaden…du bist schon nach dem zweiten Glas angetütert…“, meinte er, woraufhin ich wieder leise lachte. Da hatte er gut aufgepasst…

Ich hob meine Hand und umfasste Zeros, welche erneut über meine Wange strich. „Ich kann mir so wenigstens keine Alkoholvergiftung holen“, sagte ich und lächelte sachte, was Zero erwiderte. Seine Hand legte sich unter mein Kinn und er zog mich näher zu sich heran, weswegen ich ihn aus großen Augen ansah. Ein wenig hob er seinen Kopf an und küsste mich zart.

„Aber du passt doch auf mich auf, oder?“, hauchte er gegen meine Lippen und sank wieder zurück auf die Couch.

Ich wurde ein wenig rot und senkte schweigend den Blick. Dass ich nicht richtig auf Zero aufpassen konnte, hatte man ja am heutigen Tag sehen können: er war sturzbesoffen aus dem Club gewankt. Hätte ich ihm nicht geholfen, wäre er wohl als Schnapsleiche in einer Nebengasse geendet…

„Komm her…“, sagte er leise und setzte sich auf, so dass ich neben ihm Platz nehmen konnte.
 

Ich warf Zero einen fragenden Blick zu, aber da bewegte er sich schon wieder und glitt auf meinen Schoß. Noch bevor ich den Mund aufmachen konnte, legten sich seine Lippen auf meine und jegliche Worte blieben mir im Hals stecken.

Seine Zunge stahl sich in meinen Mund, seine Hände strichen unvermittelt unter mein Hemd und streichelten über meine Haut.

Ich keuchte leise in den Kuss, während mir das Blut in die Wangen schoss – und nicht nur dorthin. Zeros Offensive verwirrte mich, aber er ließ mir gar keine Zeit zum Nachdenken.

Bevor ich mich versah, hatte er schon mein Hemd aufgeknöpft und strich es mir von den Schultern, ohne von meinen Lippen abzulassen.
 

Wenig später befanden wir uns im Schlafzimmer. Zero kniete über mir, keuchte leise in unseren Kuss, welcher aufgrund seines betrunkenen Zustandes eher unkoordiniert und ungewöhnlich feucht war, aber nichtsdestotrotz heiß. Vielleicht gerade deswegen.

Hastig zog er sich Stück für Stück seine Sachen aus, zerrte dann ungeduldig an meinen. Ich half ihm dabei, fast ebenso ungeschickt wie er selbst, die Klamotten los zu werden. Ich war im Gegensatz zu ihm eher nervös, als dass der Alkohol der Grund für mein Ungeschick war.

So freundlich, wie Zero in letzter Zeit zu mir gewesen war, glaubte ich inzwischen, dass er tiefere Gefühle für mich hatte. Es schien ja ganz so, als hätte er sich in mich verliebt, und der Alkohol hatte ihm nun den Mut gegeben, mir das zwar nicht direkt ins Gesicht zu sagen, aber es mir zu zeigen. Und ich ergriff die Chance, würde ihn nicht davon abhalten, mit mir zu schlafen.

Und sollte ich vorher noch irgendwelche Zweifel an seiner Aktion gehabt haben, so verschwanden diese endgültig, als ich seine brennende Haut an meiner fühlte. Ich erwiderte den verlangenden Kuss, in den er mich zog, genoss sogar den Schmerz, als er mich wenig später nahm und immer wieder tief in mich drang.

Es tat eben einfach gut, Zero so spüren zu können. Ich hatte mir ja schon länger ausgemalt, wie das werden würde…mit ihm zu schlafen. Und nun war der Traum Realität geworden.

Es war etwas anders als ich es mir vorgestellt hatte. Erregender, heißer, erfüllender…und wilder. Zero mochte vielleicht immer sanft, ruhig und besonnnen rüberkommen – das änderte sich, sobald er sich im Bett befand, wie es schien.

Seine Lippen pressten sich nicht nur verlangend, sondern auch hart gegen meine, seine Berührungen waren nicht nur fordernd, sie hinterließen auch Spuren und Male auf meinem Körper. Aber mir gefiel es.

Ich drückte mich Zeros erhitztem Körper entgegen, erwartete jeden weiteren, harten Stoß mit Vergnügen. Meine Finger krallten sich in seine Schultern, als ich kurz davor war, zu kommen. Erstickt stöhnte ich in unseren Kuss, den ich letztendlich lösen musste, als ich meinen Höhepunkt erreichte und den Kopf in den Nacken warf, dabei laut Zeros Namen stöhnte.

Zuerst bekam ich gar nicht mit, dass ich ihn mit mir über die Klippe gezogen hatte, viel zu sehr war ich mit meiner eigenen Sensation beschäftigt, die über mich hinweg rollte.

Schwer keuchend legte ich schließlich meine Arme um Zeros Nacken und schloss genießend die Augen, während er über mir zusammen sank und heiß gegen meinen Hals atmete.
 

„Zero…“, wisperte ich glücklich und zufrieden, „ich liebe dich…“ Jetzt konnte ich es ihm ja sagen. Ich hatte keine Angst mehr.
 

Stille trat ein, er erwiderte nichts. Mit schnell klopfendem Herzen öffnete ich wieder meine Augen, als er sich schließlich doch regte. Schweigend richtete er sich auf und sah mich ausdruckslos an. Ich konnte nicht erahnen, was er dachte. Aber er sagte es mir sogleich.
 

„Geh.“
 

Meinen Augen wurden groß und ich blinzelte verständnislos. „Was…?“

„Du hast schon richtig gehört, geh.“, wiederholte er und zog sich aus mir zurück, bevor er aufstand. „Ich kann deine Gefühle nicht gebrauchen.“

Zero sah mich nicht an, als er sprach, aber ich glaubte ihm nichtsdestotrotz. Mein Herz war mir stehen geblieben, ich war für einen Moment unfähig, mich zu bewegen.

Nur langsam kam Bewegung in mich. Ich ignorierte den noch leichten Schmerz, während ich aufstand und zu ihm sah, wie er sich seine Shorts anzog. „Zero…was ist denn los?“, wagte ich es zu fragen, aber er warf mir nur einen kühlen Blick zu und verschwand aus dem Zimmer.

Er konnte meine Gefühle nicht gebrauchen? Hieß das…ich hatte mich geirrt?

Hatte Zero mich also nur benutzt? War es ihm gelegen gekommen, dass ich bei ihm gewesen war und nicht nein gesagt hatte? War er…so gefühllos? War ich ihm so wenig wert, dass er mich ernsthaft jetzt einfach so loswerden wollte?

Ich verstand es nicht. Vielleicht wollte ich es auch einfach nicht verstehen.

Als ich angezogen das Zimmer verließ, konnte ich ihn nirgends sehen, doch dann hörte ich, wie das Wasser im Bad rauschte.

Er wollte jetzt wirklich erstmal nichts mehr mit mir zu tun haben…

Ich fühlte mich allein. Und so sehr verletzt. Enttäuscht verließ ich die Wohnung, wenn auch widerwillig. Eigentlich hätte ich gerne noch mit ihm geredet. Ich hatte ihm gerade ein Liebesgeständnis gemacht und er…er ignorierte das. Er wollte davon nichts wissen.

Ich kannte Zero so nicht. Ich hatte ihm vertraut.

Unwillkürlich traten mir die Tränen in die Augen. Ich liebte ihn. Ich wollte nicht glauben, dass er so..schlecht war. So kalt…

Niedergeschlagen sank ich an der nächsten Häuserwand zu Boden und ließ meinen Gefühlen freien Lauf.

Ich wollte nicht allein sein.

Kurzerhand rief ich Tsukasa an. Es war eine Verzweiflungstat. Aber vielleicht war er ja noch wach…vielleicht würde er für mich da sein. Mir sagen, dass Zero kein schlechter Mensch war. Dass er mich nicht einfach würde fallen lassen.

Und ich hatte Glück. Tsukasa war nicht nur wach. Er war auch für mich da.
 

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tbc
 

So. Jetzt ist es also raus. Mal schauen, wie Zero dann auf die Offenbarung reagieren wird^^'

Bis ganz bald :D
 

Vielen lieben Dank noch an:
 

@ Lucel: Na, die FF hier ist fast vorbei. Gibt nur noch zwei Kapitel, so in etwa. Ich muss mich ja auch noch um Dope kümmern ;D Deswegen lass ich das hier etwas schneller enden. Aber ein bisschen was wird noch passieren ^^ Sorgen machen muss man sich aber denke ich nicht^^
 

@ Kyra_Nakamura: Mwaha, du bist gut ^.~ Behalt das mal im Hinterkopf, dass Tsuka und Hizu wenig begeistert waren. Vielleicht wird es zu dem Aspekt nämlich noch was zu sagen geben ;) Und hahaha~ ja, Zero ist so was von meine Muse...wenn er auch deine ist, dann teil ich ihn gerne mit dir, denn deine Storys sind derbe toll *-* Zero macht seinen Job als Muse wirklich gut :D
 

@ Zeryu: Nya, Tsuka und Hizu haben schon zugehört...wenn sie es doch nicht richtig getan haben, dann nur, weil sie glauben, Zero ist total doof und gefühlskalt xD die wissen ja nicht, dass Zero alles vergessen hat, was er da gemacht und gesagt hat... Sie können sein Verhalten nicht verstehen^^' Und nein, Karyu würde nie jemanden umbringen^^ Dazu ist er nämlich viiiiel zu nett und zu gutmütig. Er kann Zero nicht mal böse sein ôo Ich hoffe, deine Klassenfahrt war toll :D Wo ging es denn hin?^^

„Nicht mehr, aber auch nicht weniger…“

5. Kapitel – „Nicht mehr, aber auch nicht weniger…“
 

Endlich geht's weiter :) Ich hab übrigens einen neuen Fan dieser FF - meine Mutter O.o Ich hatte aus Testgründen mal die FF als epub-Datei runtergeladen und vergessen, es von ihrem eBook zu löschen XD Die ersten zwei Kapitel oder so hat sie gestern gelesen...sie fand's gut XD Sie leidet mit Zero mit, der ja Heuschnupfen hat. 'Hast du gut beschrieben, wie die Augen jucken und er das Taschentuch in den Mülleimer wirft." ...oh Mutter XD
 

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Betroffen erwiderte der Bassist Karyus Blick. Aus großen Augen sah er ihn auch ein wenig ungläubig an. Gerade, als Zero zu ein paar Worten ansetzte, musste er laut niesen. Zum Glück hatte er es noch rechtzeitig geschafft, sich die Hand davor zu halten…

„Entschuldige…“, murmelte er peinlich berührt und hob langsam den Kopf um seinen Gitarristen anzusehen. „Karyu, ich… Es tut mir leid, was ich da gemacht habe…“, sagte er leise und stockend, schwieg dann beschämt und starrte zu Boden. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Kam seine Entschuldigung dem Gitarristen nicht leer vor?

„Du…kannst ja nicht wirklich was dafür…“, hörte er Karyu nach einer Weile leise sagen, weswegen er ein wenig überrascht aufsah. „Du warst wirklich…so verdammt hackedicht…es hat mich gewundert, dass du nicht die ganze Nacht über dem Klo gehangen hast…“

Leise seufzte Zero. „Ich…wollte dich wirklich nicht verletzen…keine Ahnung, was in mich gefahren ist, dass ich so was zu dir sage“, murmelte er betroffen, während er den Blick senkte und ein wenig rot wurde. Was er getan hatte, war wirklich taktlos gewesen. Er hatte mit Karyu geschlafen, welcher ihm seine Gefühle gestanden hatte, woraufhin er ihn spätnachts noch aus seiner Wohnung geschmissen hatte. Sein Verhalten erschreckte Zero im Nachhinein: vor ein paar Jahren hätte er durchaus so gehandelt. Eine gewisse Kälte und Reserviertheit war Teil seiner Persönlichkeit gewesen. Es war öfter vorgekommen, dass er jemanden in seinem Bett gehabt hatte, ob bekannt oder eher weniger bekannt, und häufig hatte die Person nach dem Sex gehen dürfen. Zero hatte sie wirklich nicht bis zum Morgen da haben wollen, um ihnen dann auch noch Frühstück machen zu dürfen. Nein nein.

Aber der Bassist hatte gedacht, dass er sich geändert hatte. Es war schon mal Fakt, dass er nicht mehr wahllos alles mit ins Bett schleifte, was ihm an attraktiven Menschen über den Weg lief. Und er hatte gedacht, nicht mehr so abweisend zu sein. Wie hatte er nur so herzlos auf Karyus Geständnis reagieren können??

Zero hatte ein sehr schlechtes Gewissen. Zögernd sah er seinen Gitarristen an. „Ich…kann verstehen, wenn du sauer auf mich bist, du hast allen Grund dazu. Und sicher…bist du auch enttäuscht und verletzt…“, sagte er leise und biss sich auf die Unterlippe. Er wusste, dass er jetzt noch mal, und diesmal in nüchternem Zustand, seinem Freund würde sagen müssen, was er eigentlich fühlte.

Auf Karyus Liebesgeständnis musste er jetzt ehrlich antworten, und diesmal ohne so taktlos zu sein.

Mit einem besorgt wirkenden Gesichtsausdruck wurde Zero von dem Blonden angesehen.

„Aber ich muss dir sagen, dass…so sehr es mich auch..ehrt, dass du so für mich fühlst…ich..sehe dich immer noch als meinen besten Freund. Nicht mehr, aber auch nicht weniger…“, wisperte er und sah Karyu in die haselnussbraunen Augen, bis der Gitarrist bekümmert den Blick senkte.

Eine Weile herrschte Schweigen, während Karyu zu Boden starrte, schließlich die Knie anzog und die Arme darum schlang.

„Ich hab es schon geahnt…“, gab er leise zu. „Du wirst ja letztens nicht umsonst zu mir gesagt haben, dass du meine Gefühle nicht gebrauchen kannst…“ Enttäuschung lag in seiner Stimme. Aber Zero merkte auch, wie er Karyu schon wieder verletzt hatte. Dabei hatte er nur ehrlich sein wollen!

Betroffen sah er ihn an. „Karyu, nein, so war das da nicht gemeint. Ich war betrunken und wusste nicht, was ich sage!“, versuchte er sich rauszureden. Er wollte nicht, dass Karyu glaubte, er sei ein herzloses Schwein und würde immer solch verletzende Dinge sagen, wenn ihm etwas nicht passte. „Ich könnte mich für diesen Satz selbst schlagen! Das war nicht ich…ich würde so was zu niemandem sagen! Das war gefühllos… Es tut mir wirklich leid, dass ich das gesagt habe, Karyu!“

Doch der Gitarrist hob beide Hände und schüttelte leicht den Kopf. Er wollte nichts mehr davon hören…

„Sag mir nur…warum du dann eigentlich mit mir geschlafen hast“, wollte er wissen und sah Zero auffordernd an.

Der Bassist hielt inne, konnte Karyus Blick nicht lange standhalten und senkte den Blick. „Das weiß ich nicht…“, murmelte er. Er war sich nicht sicher. Auf der einen Seite konnte man wieder den Alkohol beschuldigen. Vielleicht war er zudem auch einfach nur spitz gewesen. Und Karyu sah gut aus, war nett… Es hatte keinen Grund gegeben, nein zu sagen und es nicht zu tun. Doch hatte Zero ja auch nicht gewusst, dass Karyu Gefühle für ihn hatte. Sonst wäre sicher alles nicht so schlimm und kompliziert gewesen…

Karyu summte nachdenklich, weswegen Zero wieder den Kopf hob und ihn ansah. „Du hast mich benutzt“, stellte der Gitarrist fest, ohne verletzt zu klingen, was Zero überraschte. „Ehrlich gesagt…ist es nicht so schlimm, denke ich…“

„Was…?“, murmelte Zero verwirrt und verständnislos.

„Ich bedaure nicht, dass wir Sex hatten, Zero. Nur dass du mich rausgeschmissen und mich so kalt abgewiesen hast. Aber…ich glaube dir, wenn du sagst, dass du eigentlich so nicht bist. Ich weiß, dass du…ein wirklich netter Mensch bist, eine liebevolle Person, die sicher auch ihre Fehler hat, aber ehrlich gesagt…wenn die nur auftauchen, wenn du stockbesoffen bist, dann kann ich damit leben und hab dich weiterhin sehr gern…“

Mit großen Augen starrte Zero seinen besten Freund an. Meinte Karyu das wirklich ernst?

„Eins will ich dir aber klar machen“, fuhr der Blonde fort und sah ihn eindringlich an. „Ich werd das Ereignis nicht vergessen und will es auch nicht. Es hat mir sehr viel bedeutet und ich möchte nicht, dass alles wieder normal und wie früher zwischen uns wird. Es soll nicht so weitergehen, als sei nichts passiert. Du weißt jetzt, was ich für dich fühle und ich will, dass du das nicht vergisst.“

Zero schluckte und nickte. Er konnte Karyus intensiven Blick nicht aushalten, denn er hatte immer noch ein schlechtes Gewissen und das würde er noch eine Weile haben. „Karyu, ich will es bei Freundschaft belassen…alles andere wäre einfach falsch und dir gegenüber nicht fair und ehrlich“, sagte er leise. „Wenn ich irgendetwas tun kann, damit es dir gut geht…dann will ich es versuchen…“

Der Gitarrist nickte langsam und lächelte traurig. „Sei du selbst…“, sagte er nur, woraufhin Zero ihn etwas irritiert anblickte, aber er wusste, dass er seinen Freund schon richtig verstanden hatte.

„Okay…“, erwiderte er. „Sag mir, wenn ich was für dich tun kann…“

Karyu nickte nur und lehnte sich zurück. Zero spürte, dass es Zeit war, zu gehen. Zögernd stand er auf. Er hatte das Gefühl, noch etwas sagen zu müssen, aber er wusste nicht, was er noch hätte sagen sollen.

„Wir sehen uns… Ich wünsch dir..eine gute Nacht“, verabschiedete er sich leise und ging. Karyu erwiderte nichts, aber er spürte dessen Blick im Nacken, als er die Wohnung verließ.
 

Er hatte keine Ahnung, wie Karyu sich die nächste Zeit eigentlich vorstellte. Zu ihm hatte er gesagt, dass er sich wie immer verhalten sollte, aber auf der anderen Seite verlangte er, dass der Bassist nicht vergaß, was passiert war, und dass er ihn liebte.

Seufzend trottete Zero durch die dunklen Straßen. Eigentlich hatte er retten wollen, was noch zu retten war, aber er hatte das Gefühl, alles nur verschlimmert zu haben. Er selbst fühlte sich schlecht, und Karyu hatte auch alles andere als glücklich ausgesehen. Denn er hatte ihn wieder verletzt. Auch wenn er es auch diesmal wirklich nicht gewollt hatte. Aber er hatte doch ehrlich zum Gitarristen sein müssen!

Nein, er liebte ihn nicht. Das war ihm klar. Zero wusste, wie sich Liebe anfühlte. Und bei Karyu…war nichts.

Sicher war er zumeist fröhlich, wenn der Gitarrist in der Nähe war. Dieser verbreitete eine natürliche, gute Laune, von der jeder angesteckt wurde. Er stand seinen Kollegen zur Seite, wann immer sie Probleme hatten, und die anderen halfen ihm im Gegenzug auch gern, wenn er nicht weiter wusste.

Da er auch der Jüngste unter den Vieren war, hatten sie immer den Drang, ihn zu beschützen und zu unterstützen. Hatte er neue Ideen, schauten sie sich das gemeinsam an und berieten zusammen. Übertrieb er es mit der Arbeit, dass sogar fast schon seine eigene Gesundheit Gefahr lief, in Mitleidenschaft gezogen zu werden, dann bremsten sie ihn aus und machten ihm klar, was er sich für einen Stress machte. Oft übte Karyu auf sich selbst starken Druck aus. Manchmal auch auf Zero und die Anderen, aber häufig nahm er die meiste Arbeit auf sich um seine Freunde zu entlasten.
 

Als Zero zu Hause war, legte er sich gleich ins Bett. Er wusste, dass Karyu es nicht allzu leicht hatte. Das war noch nie so gewesen. Manchmal war ihm schleierhaft, wie der Gitarrist nur immer so fröhlich sein konnte. Aber er hatte mit der Zeit gemerkt, dass sie alle das brauchten, Karyu am allermeisten.

Und jetzt hatte er ihm ein Stück dieser Fröhlichkeit genommen…

Warum hatte sich der Blonde auch ausgerechnet in ihn verlieben müssen? Es war doch wirklich nicht gut durchdacht gewesen vom Schicksal.
 

Auch wenn Zero etwas am Konzept zweifelte: in den folgenden Tagen verhielt er sich wirklich ganz normal. Es klappte auch erstaunlich gut. Er konnte nicht bestreiten, dass er noch freundlicher zu Karyu war und jedwede Kritik, die man vielleicht hätte üben können, von ihm nicht mehr geäußert wurde. Zero tat wirklich alles, um es sich mit dem Gitarristen nicht zu verscherzen und ihn zu unterstützen, und ihm gute Stunden zu bieten, wann immer sie zusammen Zeit verbrachten, was immer im Studio oder im Probenraum war.

Selten kam es dazu, dass er allein war mit Karyu. Meistens wurde dieser nämlich von Tsukasa beansprucht. Irgendwie hatte es bei ihm und Hizumi die Runde gemacht, dass Zero sich nach der Nacht an nichts mehr hatte erinnern können, weswegen er, ihrer Meinung nach, so ignorant und herzlos gewesen war. Hizumi zumindest verhielt sich ihm gegenüber wieder ganz normal. Er sprach auch das Thema nicht mehr an.

Tsukasa hingegen warf ihm ab und zu argwöhnische Blicke zu, aber die Zusammenarbeit wurde schon mal nicht beeinflusst. Der Drummer schien immer noch ein wenig sauer auf ihn zu sein. Auch wenn Karyu beschwichtigt war und sich Zero gegenüber auch wieder ganz normal verhielt, so schien es Tsukasa noch am meisten zu stören, was passiert war.

Er redete kaum mit Zero, wenn es denn nicht um die Musik ging. Den Bassisten freute das nicht; er war eher traurig darüber, aber dagegen machen konnte er nicht viel. Er hoffte nur, dass Tsukasa sich bald wieder einkriegen würde, wenn er doch sah, dass alles wieder in Ordnung zu sein schien.

Was Zero auffiel, war, dass Karyu und Tsukasa mehr Zeit miteinander verbrachten. Sie schienen sich auch nachmittags vermehrt zu treffen, um zum Beispiel einfach ins Kino zu gehen.

Das war das einzige, was sich verändert hatte. Ein bisschen verwirrte das Zero. Er fand es völlig in Ordnung, dass Tsukasa und Karyu jetzt oft zusammen rumhingen, aber alles war ansonsten wie immer: und hatte der Gitarrist aber nicht gesagt, dass er genau das nicht wollte? Zero verstand es nicht ganz, aber schlecht fühlte er sich dabei auch nicht. Was hätte er auch tun sollen?
 

Keine zwei Wochen später machte Karyu einen Vorschlag, auf den alle eher geschockt reagierten.

„Wie bitte?! Meinst du das ernst?“, ereiferte sich Hizumi mit großen Augen und starrte, genau wie Zero und Tsukasa, den Blonden an, welcher gutmütig nickte.

„Das wird uns nicht schaden. Ist doch alles nicht so schlimm. Lasst euch doch vom Namen nicht abschrecken.“, meinte Karyu lächelnd.

Zero schluckte. Tsukasa seufzte. Sie hatten eigentlich schon aufgegeben. Für Karyu würden sie alles tun. Aber Hizumi war noch nicht ganz überzeugt.

„Eine Ü-30-Party?! Du weißt schon, was das ist?“, sagte er aufgebracht und stemmte die Hände in die Hüften. „Du kannst uns da nicht hinschleifen! Dann komm ich mir alt und nutzlos vor!“

„Ach, Hizu~ nun hab dich nicht so. Wir sind doch nun mal über 30, wenn auch nur knapp. Ist doch aber nicht schlimm, da hinzugehen. Im Gegensatz zu dir halte ich nichts davon, willige Groupies zu verführen“, erwiderte Karyu nur, woraufhin Hizumi auffällig schweigsam wurde und resigniert nickte.

„Wie du willst….dann komm ich eben mit…“

Karyu nickte zufrieden und schaute Zero und Tsukasa fragend an, welche nur hastig ebenfalls nickten.

Der Bassist fand den Gedanken an eine Ü-30-Party schon sehr merkwürdig. Wohl fühlen würde er sich da nicht. Aber zum Glück gab’s Alkohol…

Nein halt! Er durfte das Teufelszeug nicht noch mal anfassen! Nicht, wenn Karyu, Tsukasa und Hizumi in der Nähe waren! Sonst würde er einen von ihnen bespringen, so befürchtete der Bassist.

Wer wusste das schon so genau? Seine Triebe hatte er offenbar nicht mehr so gut unter Kontrolle…

Gott…das würde eine schreckliche Party werden… Zero war überzeugt, im Grunde war das nur ein verzweifelter Single-Treff, wo die Auslaufmodelle noch die letzte Hoffnung und Chance nutzten, jemanden abzukriegen.

Na, kanpai…!
 

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tbc~
 

Es werden noch etwa 2 Kapitel folgen, dann ist die FF hier auch bald zu Ende^^
 

Danke schön~
 

@Lucel: Nein, Zero hat die Anderen beiden bis jetzt in Ruhe gelassen xD Denk nicht so schlecht von ihm..eigentlich ist er ein unschuldiger Hase *wahaha* Na gut okay, ganz war ist das natürlich nicht, aber es geht noch ein kleines bisschen schlimmer ;)
 

@Kyra_Nakamura: Du hast es sowas von erfasst! Und was Tsukasa angeht...auch da bist du nicht ganz im Unrecht ;)

Als du sagtest, Zero begleitet dich überall, musste ich grinsen - ist bei mir genau so. Doch wo ich inne gehalten hab: Wie, Zero als Plüschie?? O_o Da will ich ne Erklärung xD Wahaha, bei Klausuren an die Jungs denken und Ideen kriegen? Da muss ich dich enttäuschen, die Klausuren sind mir zu unerotisch, aber trotzdem wichtig, da kann ich nicht an Zero und die Anderen denken xD
 

@Zeryu: Hast du richtig erkannt, Zero sieht in Karyu nur einen guten Freund, und zu des Gitarristen Leid scheint da nicht mehr als Freundschaft möglich zu sein.

Hach, das wär toll gewesen, wenn ihr nach Berlin gefahren wärt. Wir hätten uns mal spontan treffen können :D *ja in Berlin leb* Find ich übrigens toll, dass du Spanisch hast *-* Ich hatte das in der 9. und 10. Klasse, aber hab dann leider aufgehört. Heute, 3 Jahre später, kann ich kaum noch Spanisch >.< Ich weiß noch, was heißt: Ich dusche xD Ducharme. Oder so ähnlich xDD
 

@deepthink: Danke für das Lob^^ *deinen Keks mampf* Ich wünsch dir ganz viel Glück für deine Abiprüfungen :)

„Wird das jetzt…öfter passieren?“

6. Kapitel – „Wird das jetzt…öfter passieren?“
 

Da meld ich mich wieder. Ist noch die ungebetate Version, möchte ich vorausschicken^^'
 

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„In der U-Bahn rotzen dir die Allergiker die Hose voll…“
 

Murrend hob Zero den Blick und starrte die Frau finster an, die sich neben ihn gesetzt hatte. Sie laberte ihn schon seit einer Weile zu. Irgendwann war er so genervt und verzweifelt gewesen, dass er seinen Vorsatz aufgegeben hatte, heute keinen Alkohol trinken zu wollen. Inzwischen saß er schon beim vierten Glas irgendeines Fusels.

Tsukasa hatte gar nicht erst kommen können; er hatte schon längst eine Verabredung mit anderen Freunden gehabt, die schon so lange stand, dass er sie nicht mal für Karyu absagen konnte und wollte.

Der Gitarrist hatte wenigstens seinen Spaß: er stand in irgendeiner Ecke, die Zero nicht sehen konnte, weil zu viele andere Leute rumstanden. Aber vorhin, als er Karyu noch hatte sehen können, hatte der sich anscheinend ganz wunderbar mit irgendeinem jungen Typen unterhalten.

Hizumi saß wenigstens links von ihm. Der Sänger bekam auch ganz genau mit, wie Zero von der Frau zu seiner Rechten genervt wurde, aber er sagte nicht viel. Ab und an unterhielten sie sich über Karyu. Schließlich hob Hizumi den Kopf, sah sich um und schien auch jemanden zu entdecken, der ihm gefiel, denn er hopste plötzlich von seinem Hocker und sah Zero grinsend an. „Na jedenfalls, pass auf dich auf. Abgewiesene Liebe ist ein starkes Mordmotiv.“, sagte er und verschwand.

Irritiert und verständnislos sah Zero dem Sänger hinterher, welcher sich zu einer Blondine gesellte. In dem Augenblick entdeckte er Karyu, der mehr oder weniger auf ihn zugewankt kam. War Hizumi vielleicht deswegen gegangen? Und was hatte er mit dem Spruch gemeint? Wollte er Zero tot sehen oder dachte er, dass Karyu ihn umbringen würde, früher oder später? Irgendwie wurde der Bassist auch überhaupt nicht schlau daraus.

„Hey Zero~“, rief Karyu ihm fröhlich entgegen, aber ein leichtes Lallen war schon herauszuhören. Um Zero selbst stand es aber nicht besser, das war ihm klar.

„Has’ genug von dem Kleinen?“, wollte der Bassist wissen, während der Blonde sich neben ihn setzte, auf den Platz, wo zuvor noch Hizumi gesessen hatte. Die Frau zu seiner Rechten hatte er total vergessen.

Karyu lachte. „Hah, der muss ins Bettchen…“, sagte er grinsend und lugte in Zeros halbvolles Glas, welches er sich ohne zu zögern schnappte und leer trank. Der missbilligende Blick des Bassisten wurde ignoriert. „Kommst du nachher mit zu mir?“, fragte Karyu plötzlich und sah Zero mit einem wackeligen Lächeln an.

Er hielt inne und erwiderte den Blick etwas überfordert. Warum wollte Karyu, dass er mit zu ihm kam, am Ende noch bei ihm in der Wohnung übernachtete? Zudem waren sie beide betrunken, schon wieder…

„Ich weiß nich’, ob das so eine gute Idee is…“, murmelte er und senkte etwas den Kopf, doch sah er den Blonden prüfend an.

Karyu legte den Kopf schief und hatte noch immer dieses merkwürdige Lächeln auf den Lippen. „Ach was…morgen müssen wir nich’ arbeiten…du kanns’ also deinen Rausch bei mir ausschlafen, hm? Ich mach dir auch ganz lieb n Frühstück“, versuchte er Zero zu locken.

Traurig. …so wirkte Karyus Lächeln. Und wie er ihn so betrachtete, konnte der Bassist nicht anders und nickte ergeben. „Na gut…wenn du willst…“

Doch der Blonde schüttelte den Kopf, während sein Gesicht sich erhellte. „Nein, wenn du willst“, meinte er und bestellte für sie beide noch was trinken.

„Ja, ich will ja…“, sagte Zero und lächelte Karyu an. Den Gitarristen schien es ja glücklich zu machen, wenn er heute wirklich noch mit zu ihm ging, also würde er das auch machen.
 

Wenn Karyu mit diesem Abend vorgehabt hatte, Hizumi erfolgreich zu verkuppeln, dann hatte er es geschafft. Nur leider war es auch keine Seltenheit, dass der Sänger immer mal wieder eine Frau abschleppte…

Nachdem Hizumi mit der Blondine aus dem Club verschwunden war, blickten Zero und Karyu ihm noch kurz hinterher. Die Frau, die Zero zuvor so zugetextet hatte, näherte sich ihm wieder, was ihm noch rechtzeitig auffiel: kurzerhand griff er Karyus Hand und zog ihn raus auf die Straße. Zum Glück hatte lediglich der Eintritt was gekostet, die Getränke waren inbegriffen. Sonst wäre die Flucht nicht möglich gewesen.

Verwirrt wurde er von Karyu angesehen, der jedoch seine Hand nicht los ließ. „Hä..? Was is’ das denn gewesen?“, wollte er wissen, während Zero ihn sanft mit sich über die Straße zog.

„Da wollte mir wieder so ne Olle auf die Pelle rücken, die Allergiker hasst…“, erklärte er murmelnd und wurde etwas langsamer, da er meinte, nun genug Abstand zwischen sich und diese Frau gebracht zu haben…

„Aha…“, machte Karyu nur und ließ nun doch Zeros Hand los, wenn auch nur langsam, um nach seinen Zigaretten suchen zu können.

Der Bassist unterdessen beugte sich leicht zur Seite und nieste laut, bevor er in seiner Umhängetasche nach seinen Taschentüchern zu kramen begann. Hier draußen war es wieder kaum auszuhalten, ohne dass er von dem Blütenstaub genervt und angegriffen wurde…

Nachdem der Blonde sich seine Kippe angezündet hatte und einen tiefen Zug nahm, als hätte er in dem Club keinen Rauch einatmen können, putzte sich Zero erstmal die Nase.

Irritiert schnupperte Karyu in der Luft. „Warum riecht’s denn hier plötzlich nach Apotheke…?“, murmelte er, woraufhin Zero sich verlegen das Taschentuch in die Hosentasche steckte und ein neues herausholte, da er erneut niesen musste. „Das…“, begann er langsam und hielt Karyu das neue Taschentuch vor die Nase, „…sind Menthol-Taschentücher…“

Karyus Augenbraue wanderte in die Höhe, während er kurz an dem weißen Stoff schnupperte, bevor Zero es zurückzog und sich erneut die Nase putzte.

„Aha…Sachen gibt’s…und das Menthol hilft dir jetz’ bei deinem Pollen-Problem?“, wollte der Gitarrist skeptisch wissen, weswegen Zero leicht mit den Schultern zuckte und ihn ansah.

„Kann schon sein…ich glaub ja auch, dass Schokopudding mir Linderung verschafft“, sagte er trocken und sie beide grinsten sich kurz an.

Nachdenklich schaute Zero auf die Zigarette des Blonden und streckte die Hand danach aus. „Darf ich?“, fragte er fromm wie ein Lamm, woraufhin Karyu ihn lächelnd ansah. „Klar“, sagte er lieb und gab seinem Bassisten die Kippe für zwei Züge.
 

„Sag mal…“, wollte Zero nach einer Weile wissen und schaute seinen Freund vorsichtig an. „Warum…bist du eigentlich mit uns auf diese Party gegangen…?“

Karyu warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, die Miene unergründlich, dann seufzte er leise und blieb stehen, um sich an einer Laterne zu seiner Rechten abzustützen, da ihm schwindelig wurde. „Hach, ich denke…dass ich gerade so genug betrunken bin, um dir die Wahrheit zu sagen“, sagte er leise und blickte traurig auf. „Es war wohl eine Verzweiflungstat…ich wollte jemanden finden, der mich tröstet…“ Karyu lächelte bitter und zuckte mit den Schultern. „Na im Endeffekt hat’s ja nur Hizumi geholfen…“

Betroffen erwiderte Zero den Blick des Anderen. „Und uns hast du mitgenommen..?“

„…weil ich nicht allein dahin wollte“, sagte er nur und nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette, die er beiseite schnippte, dann gingen sie langsam weiter.

Der Bassist schwieg und sah zu Boden. Ob Karyu sich sehr alleine fühlte, wenn er seine Hoffnungen nun schon in zwielichtige Ü-30-Partys setzte?

„Willst du das demnächst wiederholen?“, fragte er vorsichtshalber nach und sah Karyu an, welcher matt lächelte.

„Ich weiß nicht…eigentlich fand ich es ja nicht schlimm dort. Die Sache ist nur…“, murmelte er leise und schaute Zero unvermittelt an. „Die Sache ist die, dass ich…nicht irgendjemanden will, nur, damit ich jemanden habe… Verstehst du..?“

Schlechten Gewissens senkte Zero den Blick. Karyu wollte ihn. Niemand anderen…

Er nickte und biss sich auf die Unterlippe, sah nicht, wie Karyu traurig lächelte.

„Nun mach dir keinen Kopf… Huch, da hinten wohn ich ja schon“, sagte er und suchte nach seinem Schlüssel.

Innerlich seufzte Zero. Karyu tat ihm leid, er hätte ihm so gern geholfen. Aber nach wie vor liebte er ihn nicht…

Beinahe genau so niedergeschlagen wie Karyu folgte er ihm in die dunkle Wohnung. Kaum hatte er sich Jacke und Stiefel ausgezogen, spürte er die Hände des Blonden an seiner Hüfte, wie sie ihn sanft gegen die Wand drückten.

„Karyu…?“ Doch die Frage, was das sollte, wurde von einem zarten Kuss des Gitarristen verhindert. So schnell, wie sich die Lippen des Blonden auf seine gelegt hatten, so schnell waren sie auch wieder verschwunden.

Noch kurz blieb Karyu dicht vor ihm stehen, doch dann wandte er sich ab und verließ den Flur, ging in die Küche, wo er das Licht anmachte. Verwirrt blieb Zero zurück und versuchte zu verstehen, was das gewesen war und als ihm klar wurde, dass es wohl lediglich ein Anflug von verzweifelter Liebe gewesen war, rührte er sich wieder und folgte dem Gitarristen langsam ins Licht.

Karyu stand an der Anrichte mit einem Glas Wasser in der Hand; einige Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht.

„Karyu? Ist alles in Ordnung?“, fragte Zero leise und spürte im gleichen Augenblick, wie es in seiner Nase begann zu kribbeln. Gott, bitte, nicht jetzt…

Nur langsam hob der Blonde indessen den Kopf und sah Zero schließlich lange an, ohne ihm zu antworten. Letztendlich konnte der Bassist es auch nicht mehr zurückhalten und sah beiseite, bevor er mit erhobener Hand nieste. Er hörte Karyu leise lachen, weswegen er verlegen aufsah. „Verzeihung…“, murmelte er leise, doch der Gitarrist kam mit einem warmen Glitzern in den Augen auf ihn zu und schüttelte den Kopf. „Entschuldige dich nicht“, hauchte er und gab Zero einen sanften Kuss auf die Wange. „Wenn du duschen gehen willst, dann geh ruhig…“

Er wandte sich ab um aus der Küche zu gehen, während Zero ihm hinterher sah. „Warum sollte ich-…?“, begann er, doch da warf Karyu ihm schon einen lächelnden Blick über die Schulter zu.

„Wegen des Blütenstaubs in deinen Haaren und sonst wo…ich hab mal gehört, dass ihr das macht, damit ihr nicht auch in der Wohnung ständig so heftig vor euch hinleidet wie draußen.“

„..dass IHR das macht…?“, hakte Zero verständnislos nach, woraufhin der Blonde wieder leise lachte.

„Na ihr Allergiker“, antwortete er nur und ging ins Schlafzimmer, während Zero kurz in der Küche stehen blieb und sich verwirrt am Kopf kratzte. Er musste doch mehr getrunken haben, als es ihm vorgekommen war. Wie sonst war seine Begriffsstutzigkeit zu erklären?

Schulterzuckend ging er ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. So ganz wohl fühlte er sich nicht, vor allem da Karyu ihm immer wieder so nahe kam, als wären sie zusammen. Aber das waren sie ja nicht…

Zero wusste, dass er zu keinem Ergebnis kommen würde, wenn er weiter darüber nachdachte.

Frisch geduscht schlüpfte er in seine Shorts und verließ, sich das feuchte Haar mit einem Handtuch trocknend, das Bad.

Er fand Karyu im Schlafzimmer, auf dem Bett sitzend und an die Decke starrend. Verwirrt kam Zero näher und legte den Kopf schief. „Warum…schaust du so nach oben?“, wollte er wissen und folgte dem Blick.

„Siehst du den grauen, großen Fleck da…? Das sieht wie so ein Wasserfleck aus…“, murmelte der Gitarrist abwesend, woraufhin Zero die Augen verengte und angestrengt an die Decke sah.

„Aha…sieht für mich..einfach nur wie ein Fleck aus. Mach dir keine Gedanken“, versuchte er Karyu zu beruhigen, welcher nicht allzu überzeugt mit den Schultern zuckte und endlich zu Zero sah.

„Wenn du willst, kannst du das Shirt da von mir haben, für die Nacht…könnte n bisschen kühler werden. Heizung is’ ausgefallen…“

Zero hielt einen Moment inne, dann nickte er und lächelte. „Okay. Danke.“ Er zog sich das Shirt von Karyu über und kniete sich auf das Bett. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Karyu ihn verträumt anschaute. „Was schaust du so…?“

„Hrm~ du siehst gut aus…in meinem Shirt…“, raunte der Blonde und rutschte näher, bevor er die Hände ausstreckte und sanft über Zeros Seiten strich.

Unsicher hob der Bassist den Blick in die dunklen Augen des Anderen und wollte etwas sagen, aber Karyu küsste ihn schon mitten auf den Mund, ohne Vorwarnung.

Zeros Augen wurden groß und er legte die Hände an Karyus Schultern, drückte ihn sanft von sich. „Karyu…tu das nich’….“, sagte er leise und senkte den Blick. Er wusste nicht, was er davon halten sollte.

Sanft strichen raue Fingerkuppen über seinen Hals hoch zu seiner Wange, dann spürte er Karyus Lippen kurz an seiner Stirn. Als Zero langsam den Blick hob, hörte er den Gitarristen seufzen, welcher ihn losließ und sich aufs Bett fallen ließ.

Zero knabberte auf seiner Unterlippe herum und rutschte langsam ein Stück an den Anderen heran. „Tut mir leid…ich glaube nur, dass es…keine so gute Idee ist“, sagte er leise, woraufhin Karyu schief lächelnd zu ihm aufsah.

„Hm, hast du das vorhin nicht schon mal gesagt…?“, fragte er leise und streckte die Hand nach ihm aus. Sanft, doch mit Bestimmtheit zog der Gitarrist ihn über sich, so dass Zero nun leicht gebeugt über ihm kniete. Er stützte sich mit den Händen neben Karyus Brust ab und sah unsicher auf ihn hinab. Was bezweckte der Blonde nur?

Karyus lange Finger legten sich an seine Wangen und zogen Zero näher zu ihm hinab. Wieder wurde er geküsst, doch noch zögerte er, es auch zu erwidern, was dem Gitarristen auch nicht entging. Er seufzte leise und sah Zero in die Augen. „Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht will, dass es so bleibt, wie es vorher war. Nur Freunde sein ist mir zu wenig“, sagte er leise und legte einen Finger auf die weichen Lippen des Bassisten, als dieser den Mund öffnete um etwas zu sagen. „Ich weiß, dass du meine Gefühle nicht erwiderst, das hast du mir ja klar gemacht. Aber…dann gib mir nur ein bisschen mehr, ab und zu… Ich weiß, was ich mache..und was ich will. Und momentan würde ich gerne mit dir schlafen“, sagte er und lächelte leicht. „Diesmal hätte ich auch die Genugtuung, dass du dich daran erinnern wirst…“

Zero senkte unsicher den Blick und knabberte unschlüssig auf seiner Unterlippe herum. Doch plötzlich legten sich Karyus Finger unter sein Kinn und hoben es etwas an, so dass er dem Blonden wieder in die Augen sehen musste. „Da gibt’s nichts nachzudenken, Zero“, sagte der Gitarrist leise und nahm sofort seine Lippen in Beschlag. Leicht schloss der Bassist die Augen und machte einen zustimmenden Laut, während er den Kuss erwiderte.

„Okay, aber…“, hauchte er dann wenig später gegen Karyus Lippen, „hab ein bisschen Nachsicht mit mir…“

Als der Gitarrist ihm fragend in die Augen schaute, spürte Zero aber schon ein altbekanntes Kribbeln in der Nase und wandte sich daraufhin rasch ab, bevor er auch schon niesen musste.

Karyu gluckste amüsiert und strich dem Bassisten durchs Haar. Entschuldigend sah Zero ihn an und senkte den Blick. „Ist nicht schlimm, Zero…das kann heute ja noch sehr lustig werden“, meinte der Gitarrist nur schmunzelnd und haschte sogleich wieder nach den weichen Lippen des Anderen.

Auf den Kommentar hin brummte Zero nur, dann vertiefte er den Kuss und ergab sich in sein Schicksal.

Schnell hatten sie sich gegenseitig ausgezogen; der Restalkohol beflügelte die beiden, und Zero gab dem Gitarristen das, was dieser sich von ihm wünschte.
 

Erschöpft, aber zufrieden lag Zero in den Armen des Gitarristen, mit dem Kopf auf dessen Brust. Leicht strich er mit den Fingerspitzen über Karyus Seite und öffnete langsam wieder die Augen. „Wird das jetzt…öfter passieren?“, fragte er leise und genoss Karyus Finger, die über seinen Rücken streichelten.

„Hm…ich hätte nichts dagegen“, antwortete der Blonde schließlich nachdenklich und starrte weiterhin an die Decke.

Leicht schloss der Bassist wieder die Augen und knabberte sich unsicher auf der Unterlippe herum. „Na ja, ich dachte, dass es dich nur verletzen würde, wenn wir das machen…“, gab er wispernd zu. Deswegen hatte er sich zu Beginn noch etwas gesträubt…

Zero wartete darauf, dass Karyu ihm den Gedanken ausredete. Aber der Gitarrist schwieg.
 

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Das nächste Kapitel wird das letzte sein und ist schon in Bearbeitung.

Ich bin selbst erstaunt, wie schnell ich die Kraft wiedergefunden habe, an der D'espairsRay-FF weiterzuschreiben...

"Oder liebst du ihn?“

7. Kapitel – „Oder liebst du ihn?“
 

Ein bisschen war Zero erleichtert, als er Hizumi, ihm entgegen rennend, erblickte. Der Sänger kam genau aus der anderen Richtung; sie beide hielten auf das große, dunkle Gebäude zu. Hizumi sah sogar noch schlimmer aus als Zero. Er selbst hatte wenigstens noch Zeit gehabt, sich um seine Haare zu kümmern. Der Vocal hingegen sah aus, als wäre er frisch aus dem Bett gefallen – was vermutlich auch der Fall war. Immerhin trug er nicht mehr seinen Pyjama…

Zero winkte seinem Freund und Kollegen, hastig erwiderte Hizumi die Geste, und sie beide hatten dann auch endlich den Eingang erreicht. „Morgen, Zero-kun“, keuchte der Vocal, während sie gemeinsam die Treppen zum Probenraum erklommen.

„Gut geschlafen?“, fragte der Bassist schwer atmend, grinste aber leicht dabei.

Eilig nickte Hizumi und warf ihm einen raschen Blick zu. „Zu gut“, antwortete er mit einem schiefen Lächeln, als sie stehen blieben, da sie die Tür zum Probenraum erreicht hatten. Sie war nur angelehnt, weswegen man die Stimmen von Karyu und Tsukasa hören konnte.

Zero glaubte, ein leises Schniefen zu hören. Als Hizumi die Tür aufstoßen wollte, hielt er ihn mit einem Arm davon ab und legte sich einen Finger an die Lippen, während er den Kopf schüttelte.

Hizumi hob nur fragend eine Augenbraue, doch dann hörte er auch, dass etwas nicht ganz in Ordnung war.
 

„Sieh dich an, Karyu. Das wievielte Mal ist es nun, dass du hier weinend vor mir hockst? Ich versteh dich langsam nicht mehr. Dir war doch schnell klar, dass das mit dir und Zero nichts wird. Und trotzdem kommt es immer wieder vor, dass es dir mal wieder schlechter geht. Ich dachte, du kommst langsam drüber hinweg… Ihr geht doch normal miteinander um.“

„Lass mich…! Ich kann halt nich’ anders…“

„Ach, Karyu…ich will dich nicht mehr so sehen. Da wird mir selbst ganz schwer ums Herz. Ich will dich mal wieder aufrichtig lachen sehen, nicht mehr mit diesem traurigen Funkeln in den Augen…“

„Was soll ich denn machen? Ich bin nun mal nicht zufrieden mit der Situation…“

„…Reiß dich zusammen! Lass dich nicht so hängen. Du kannst auch ohne Zero glücklich werden. Es wird langsam Zeit, findest du nicht auch?“
 

Doch von Karyu kam keine Antwort mehr. Er schniefte nur widerwillig.

Zero senkte den Blick und trat einen Schritt von der Tür zurück. Tsukasa wusste nicht, was in der Zwischenzeit passierte: sie hatten weder ihm noch Hizumi erzählt, dass sie in den letzten Wochen ab und an miteinander schliefen.

Der Bassist hatte es geahnt: er tat Karyu weh. Auch wenn dieser die Nähe wollte, trotzdem verletzte es ihn, dass er Zero nicht ganz haben konnte.

Nachdenklich blieb er reglos stehen, bis Hizumi ihm plötzlich mit der Hand vor den Augen rumwedelte und mit dem Kopf zur Tür deutete. Er wollte rein.
 

Sobald die Tür sich geöffnet hatte und Hizumi gefolgt von Zero den Probenraum betrat, war kaum etwas zu bemerken von der gedrückten Stimmung, die noch kurz zuvor geherrscht hatte. Karyu saß auf der Couch und blickte auf, als sie hinein kamen. Einzig seine Augen waren leicht gerötet. Es wäre vermutlich nicht aufgefallen, wenn Zero nicht zuvor gehört hätte, was los war.

Tsukasa stand schon vor seinen Drums und hob zum Gruß leicht lächelnd die Hand. Eigentlich schien alles wie immer zu sein…
 

So wie bisher konnte es wohl doch nicht weitergehen. Etwas musste sich ändern.

In den folgenden Stunden war Zero nicht allein mit Karyu, obwohl es doch besser sein würde, nun mal ein paar Minuten allein mit ihm zu haben. So konnte er ihm sagen, was er dachte. Dass er Zweifel hatte. Aber wie so oft in letzter Zeit schwirrte Tsukasa um den Blonden herum.
 

Mit der Zeit, in den folgenden Tagen, ging Zero dem Gitarristen doch vermehrt aus dem Weg, anstatt mit ihm zu reden. Der Drang nach einem Gespräch war von einer unbestimmten Angst gemildert worden. Karyu fiel bestimmt auf, dass sein Bassist sich von ihm fern hielt…

Aber Zero wollte nicht weiter mit ihm schlafen, wenn es ihn doch so sehr verletzte. Es brachte ihnen beiden doch nichts. Vielleicht war es besser, eine klare Trennlinie zu ziehen und wirklich nur noch eine reine Freundschaft zu betreiben, anstatt immer mal wieder miteinander ins Bett zu springen.

Tsukasa hatte Recht: Karyu musste endlich darüber hinweg kommen, dass Zero ihn nicht liebte. Andernfalls würde er nicht mehr glücklich werden.

Warum Zero sich nicht traute, einfach mit Karyu darüber zu reden, wusste er selbst nicht zu 100%. Es war ein unbestimmtes Gefühl in seinem Innern… Er konnte nur vermuten, dass er einfach nicht den Mut aufbrachte, Karyu gegenüber zu treten und ihm offen ins Gesicht zu sagen, dass sie ihr eher zweifelhaftes Verhältnis besser beenden sollten.
 

2 Wochen später…
 

„Hey, Karyu, lass mich los!“, protestierte Zero, doch der Gitarrist hörte nicht und hielt ihn weiterhin gegen die Wand gedrückt. Mit den Händen war es dem Bassisten auch nicht möglich, seinen Kollegen von sich zu schieben, da jene vom Blonden fest gehalten wurden.

„Ich will nur wissen“, hauchte Karyu ihm leise ins Ohr, „warum du mir aus dem Weg gehst.“

„Das…das ist…“, setzte Zero an, doch dann biss er sich auf die Unterlippe. Sollte er ihm sagen, dass er das mit Tsukasa wusste?

Letztens hatte Zero gesehen, wie Karyu und der Drummer sich geküsst hatten… Wie lange das wohl schon zwischen ihnen lief…? Seit er die Szene vor einigen Tagen gesehen hatte, war er sich nun wirklich sicher, dass es besser war, nicht mehr mit Karyu zu schlafen. Dieser schien ja jetzt mit Tsukasa zusammen zu sein. Auch wenn die beiden es nicht offen sagten oder zeigten.

„Ich höre…“, sagte Karyu leise und suchte sich währenddessen mit den Lippen den Weg zu Zeros Hals, knabberte genüsslich an der weichen Haut.

„Nicht..! Hör auf…“, bat der Bassist seinen Kollegen leise und nutzte den Moment, um die Hände aus dessen Griff zu befreien, da Karyu etwas lockerer gelassen hatte.

„Warum…?“, erwiderte der Gitarrist nur und strich mit den nun freien Händen über Zeros Hüfte, ohne die Arme seines Gegenübers noch mal festhalten zu wollen.

„Du...du bist doch jetzt mit Tsukasa zusammen, oder?“, rutschte es ihm nun raus, woraufhin Karyu ihn endlich losließ.

Mit gerunzelter Stirn sah der Gitarrist den Brünetten an. „Bitte?“

„Du hast was mit Tsukasa, oder? Aber du darfst ihn nicht so ausnutzen…! Oder liebst du ihn?“, wollte Zero leise wissen, während er Karyu einen vorsichtigen Blick zuwarf.

Zu seinem Erstaunen senkte der Gitarrist den Kopf. „Nein…ich liebe Tsukasa nicht…glaube ich…“, antwortete er schließlich ehrlich, aber mit leicht zitternder Stimme. „Aber wenn er da ist…dann bin ich nicht so allein und…ich fühle mich geliebt“, wisperte er, hob langsam den Blick um Zero voller Schmerz in die Augen zu sehen. „Ich brauche das…nachdem du mich so abgewiesen hast und mich hast wissen lassen, dass ich wirklich keine Chance bei dir habe…“

Betreten sah der Bassist beiseite. So sah Karyu das…? „Ich…ich denke, dass ich dich verstehen kann“, erwiderte er schließlich leise und legte zögerlich eine Hand an Karyus Schulter, sah ihn wieder an. „Aber ich werde nicht mehr mit dir schlafen“, sagte er mit fester Stimme. „Tsukasa ist ernsthaft in dich verliebt. Du solltest versuchen…Tsukasa zu lieben…“, fügte er leise hinzu. Der Drummer meinte es ernst und wusste sicherlich nicht, was in der Zwischenzeit eigentlich passierte. Das hatte er nicht verdient. Karyu sollte ehrlich mit ihm umgehen. Sie taten sich gegenseitig gut…
 

In diesem Moment hörte Zero die Tür des Proberaums knarren. Karyu und er sahen im gleichen Moment auf: Tsukasa stand mit finsterer Mine im Türrahmen.

Der Gitarrist nahm sofort die Hände von Zero und trat einen Schritt zurück, bevor sie beide sich dem Drummer zuwandten und den Mund aufmachten, um irgendwas zu sagen. Vielleicht, dass es nicht das war, wonach es aussah? Doch Tsukasa fuhr sowieso dazwischen.

„Was soll das heißen, du wirst nicht mehr mit Karyu schlafen? Was läuft da zwischen euch?“, fragte er mit bebender Stimme und sah Zero fassungslos an. Dieser schluckte schwer. Scheiße, nein! Er hatte nicht auch noch Tsukasa weh tun wollen!

„Ich…Tsuka..also das ist jetzt anders als du denkst…“, stammelte er unsicher zusammen und warf Karyu kurz einen hilflosen Blick zu. „I-ich wusste nicht, dass du mit ihm-…“

„Du hast doch gesagt, du liebst Karyu nicht“, unterbrach der Drummer ihn, woraufhin er nickte.

„Tu ich ja auch nicht-…“, setzte Zero an, doch Tsukasas Blick wurde wütend. Kühl starrte er sie beide an, und unter diesem Blick schrumpfte nicht nur Zero zusammen.

„Ihr seid krank.“ Mit diesen knappen Worten machte Tsukasa kehrt und verschwand aus dem Probenraum.

Zero schluckte, während Karyu seinem Drummer hinterher rief, doch man hörte schon das Getrampel auf den Treppen. Tsukasa ging.

„…Karyu?“

Seufzend fuhr der Blonde sich durchs Haar und sah seinen Bassisten an. „Ich…ich werde es ihm erklären. Alles. …ich will ihn nicht verlieren. Ich darf ihn nicht verlieren…nicht denjenigen, der mich liebt…“, wisperte er leise und ging seinem Freund hinterher.
 

Zero blieb allein im Probenraum zurück und starrte noch eine Weile durch die geöffnete Tür auf den Gang hinaus. Er fühlte sich schlecht. Von Anfang an hätte er es sein lassen sollen, mit Karyu zu schlafen. Er hatte gleich kein gutes Gefühl gehabt. Und nun hatten sie auch noch Tsukasa mit reingezogen. Doch alles schimpfen brachte jetzt nichts mehr; es war bereits zu spät.

So schlecht Zero sich auch fühlte, er wusste, dass er Karyu niemals hätte aufrichtig lieben können. Doch Tsukasa tat es. Und er war Karyu auch wichtig.

Und so sah Zero Hoffnung für seine beiden Freunde. Hoffentlich fanden sie zusammen. Er wünschte den beiden alles Glück. Und Zero hoffte, dass er selbst endlich weniger Fehler machen würde. Das nächste Mal sollte er gleich auf sein Bauchgefühl hören, damit seine Freunde nicht wieder Schaden nahmen.
 

Tief in seine Gedanken versunken starrte er weiterhin irgendeinen Fleck vor sich an, auch, als Hizumi den Raum betrat.

„Hallo Schnupfnase! Schau nicht so apathisch drein, die Pollenzeit ist bald vorbei!“, sagte er fröhlich und ging auf den Bassisten zu, der aus seiner Trance erwachte und den Sänger verwirrt anschaute.

„Hm? Schon wieder so gute Laune?“, murmelte er, woraufhin Hizumi begeistert nickte.

„Du glaubst nicht, wen ich gerade unten gesehen habe. Oder besser: was ich gesehen habe“, grinste er und legte freundschaftlich einen Arm um Zeros Schulter.

„…?“ Fragend schaute der Bassist seinen Kollegen, der ihm verschwörerisch zublinzelte.

„Tsukasa und Karyu. Am Knutschen. Süßes Pärchen. Meinst, ist was Ernstes?“
 

Auf Zeros Lippen legte sich lediglich ein erleichtertes und auch zufriedenes Lächeln.
 

*~*~*

~OWARI~
 

Nun hab ich endlich das letzte Kapitel fertig gestellt bekommen.

Mh, auch wenn es D'espairsRay nicht mehr gibt, hab ich immer noch viele Ideen für FFs... Schreiben werd ich sie sicherlich, ob ich sie hochlade, ist eine andere Sache. Will das überhaupt noch irgendjemand lesen, jetzt, wo es die Band eh nicht mehr gibt? In ein paar Monaten oder Jahren wird sich wohl kaum noch einer an diese wundervollen Musiker und sympathischen Menschen erinnern.

Das ist meine Angst.



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Kommentare zu dieser Fanfic (29)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sixty69Nine
2011-08-02T08:32:31+00:00 02.08.2011 10:32
Also ich würde mich freuen auf noch mehr D'espairsRay FF's...auch wenn es sie nicht mehr gibt, werden sie ja immer noch immer & ewig meine Lieblings Band sein =)
Von:  W-B-A_Ero_Reno
2011-07-31T12:13:08+00:00 31.07.2011 14:13
das kapitel war toll, ein anderes ende, als erwartet, aber dafür nicht minder schön!

zu deinem kommi:
ich finde es traurig, dass du so denkst. despa sind eine tolle band und ich glaube nicht, dass sie in vergessenheit geraten werden! sie alle leben doch weiter und zumindest ich hab nicht nur die band geliebt, sondern auch die menschen, die die band ausmachen und genau deswegen lese ich auch so gerne geschichten mit ihnen. ich geh nicht davon aus, dass sich das in nächster zeit ändern wird. wenn du also gerne weiter ffs mit diesen wundervollen menschen schreiben möchtest, würde ich mich sehr freuen, wenn du uns daran teil haben lassen würdest <3
Von: abgemeldet
2011-07-30T19:14:32+00:00 30.07.2011 21:14
Jaa... der Schluss ist schön geworden! :)
Ich war ja bis zum Schluss unsicher,
mit wem du Karyu verkuppeln wirst ^^

Aber dieses Ende ist wirklich niedlich! <3

Und natürlich werde ich deine Geschichten weiterlesen!!

Außerdem habe ich es schonmal gesagt:
Ich gebe die Hoffnung nicht auf... noch lange nicht ^^
Von:  ZERITA
2011-07-30T07:27:40+00:00 30.07.2011 09:27
Hoffentlich werden Tsu und Karyu glücklich ^^
War mal was anderes gefällt mir aber auch ^___^

Ich werd die FFs lesen! Für mich wird es auch immer Despa geben
Also bitte bitte lad sie weiter hoch m(_ _)m

Iwie bin ich mit dem Handy nicht so Kommentar kreativ ^^" sorry
Von:  Zeryu
2011-07-30T06:47:55+00:00 30.07.2011 08:47
Schreib doch so was nicht ;_; Du würdest mir das Herz brechen! (Okay, das ist ETWAS [aber wirklich nur ein bisschen] übertrieben, aber ich bin und bleibe dein Fan und durch die Musik, die Poster in meinem Zimmer und meinen Desktophintergrund werde ich niemals die Gelegenheit dazu haben, D'espairsRay auch nur ansatzweise zu vergessen. Dafür lese und schreibe ich zu viele FFs über sie...)
....
Mit dem Ende hab ich ja mal absolut nicht gerechnet xD Ich find's toll! So ungefähr ab der Hälfte hab ich gedacht: "Wie will sie es schaffen, hier noch ein Happy End reinzubekommen?" aber du hast mich (mal wieder^^) positiv überrascht! Schön~ Das ist genau das Richtige, was man nach einer schrecklichen, sehr kurzen Nacht lesen kann. Du hast meine Laune gerettet :D Vielen Dank dafür ♥

Wir lesen uns!
Alles Liebe, Melina
Von:  -Zero-chan-
2011-07-30T06:23:49+00:00 30.07.2011 08:23
Ich freu mich ja für Tsukasa und Karyu, aber...
Du kennst mein Lieblingspairing TT_____TT

Dennoch: Dder Schluss ist dir wirklich gelungen <3
*Tränchen weg wisch*

Schreibst du evtl. noch Bonuskapitel???
*ganz lieb schau*
Von:  ZERITA
2011-06-22T18:01:40+00:00 22.06.2011 20:01
*lol* nen weib was sich an einen allergiker ranmacht, die aber wie die pest hast. das der nicht aufgefallen ist das zero ne allergie gegen sie hat ist schade. XD

karyu macht es sich aber auch nicht gerade einfach. ich mein die große liebe die nicht erwidert wird, aber sich dennoch mit einem ab und zu mal ins bett begibt. da wird das gefühl auch nicht besser. armer karyu *ihn knuff*
tja, aber zeros dilemma ist nicht minder schlimm, entweder er gibt karyu nach und weiß das er ihn dann verletzt oder er verletzt ihn in dem er nicht nach gibt. typischer fall von dööödöööö
-.-'
*zero auch knuff*
ich hoffe auf ein happy end *daumen drück*
Von:  Zeryu
2011-06-22T10:16:50+00:00 22.06.2011 12:16
Dieses Kapitel finde ich ja mal sowas von süß. (Ich musste schon fast ein Fangirlquietschen unterdrücken xD) Wenn ich Zero gewesen wäre, hätte ich mich spätestens in Karyu verliebt, als er zu ihm gesagt hat, dass er sich für seine Allergie nicht zu entschuldigen bräuchte. *_*
Leider ist der Schluss ziemlich traurig.. aber Zero kann ja nichts dafür.. und wenn Karyu ihn überredet.. (Ich liebe deine Drama-Kapitel!!)

Dass das die ungebetate Version ist, hat man so gut wie gar nicht gemerkt. Aber, wenn ich dir einen Tipp geben dürftte ;) Im vorletzten Absatz müsste es: ...ergab sich seinEM Schicksal" heißen. Von deiner Rechtschreibung habe ich aber glabe ich schon genug geschwärmt. xD

Ich kann das nächste Kapitel schon kaum noch abwarten!
Liebe Grüße, Melina
Von:  W-B-A_Ero_Reno
2011-06-21T17:27:38+00:00 21.06.2011 19:27
wirklich schade, dass das nächste kapitel schon das letzt ist. die ff liest sich so schön!
ich hätt ja nicht gedacht, dass zero sich so schnell wieder ins bett kriegen lässt, jetzt ist nur die frage, ob das was bei ihm verändert hat oder nicht. ich würde es karyu wünschen, dass es mehr ist.

ich finde es übrigens gut, dass du so schnell weiter machst. genau das tun die despamember ja auch. sie würden es nicht wollen, dass man immer traurig wird, wenn man an sie und ihre musik denkt <3
Von: abgemeldet
2011-06-20T21:17:23+00:00 20.06.2011 23:17
Kann mich nur anschließen...
Ich finde es auch nett, dass du schon weiterschreibst und für Ablenkung sorgst. :)

...aber mal ehrlich... >___<
der arme Karyu... das is doch keine lösung... >______<
kann es nicht doch sein, dass sich Zero plötzlich ihn ihn verliebt/
seine gefühle entdeckt??? >____<

(...und was sagt eigentlich Tsukasa dazu???)


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