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Idaina Ai No Omoide - Teil 1

Juliettes Geschichte
von

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Über Liebe

Langsam erhob ich mich und folgte meinen Klassenkameraden in Richtung Tür. Der Bus hielt an und wir stiegen am Potsdamer Platz aus. Schon mindestens ein halbes Jahr vorher haben meine Klasse und ich beschlossen, dass wir zu unserer Abschlussfahrt der 10. Klasse nach Berlin fahren. Wir wollten unbedingt in eine große Stadt. Ich habe mich im Gegensatz zu den anderen Schülern, die am liebsten den ganzen Tag faul in der Sonne liegen würden, dafür eingesetzt, dass wir auch mal in Museen gehen. Jetzt stand also die Besichtigung des Potsdamer Platzes auf dem Plan.

Ich nahm meine Kamera und machte ein paar schöne Fotos von den Glasfassaden der Häuser. Erst in den letzten Herbstferien war ich mit meiner Familie in Berlin, deshalb kannte ich mich noch aus. Es mag seltsam klingen, aber ich konnte mich noch genau an die Straßenverläufe erinnern. Da meine Klassenlehrerin noch nie in Berlin war, fragte sie öfters mich, wohin wir gehen mussten.

Ich schaute zu meinen Klassenkameraden. Auch sie machten Fotos und redeten über verschiedenste Dinge. Wie schade war es doch, dass wir jetzt unsere letzte gemeinsame Klassenfahrt hatten. Doch noch ist es nicht ganz vorbei. Wir haben schließlich noch 2 Jahre, jedoch in getrennten Kursen. Vielleicht mag man es kaum für möglich halten, aber der bunte Haufen dort vorne, der klingt als hätte eine gesamte Grundschulklasse Wandertag, war eine 10. Klasse des Gymnasiums.

Meine Klassenlehrerin tippte mich von der Seite an: "Juliette, schau mal auf die Karte. In welche Richtung müssen wir gehen?" Sie zeigte auf ein Museum über die Berliner Mauer. Ich sah die Karte an und meinte entschlossen: "Das ist in der Richtung. Immer an der Straße dort entlang." Sie trommelte die Schüler zusammen und die Meute setzte sich in Bewegung.

"Och nööö", jammerte eine Schülerin, deren Name Maria war. Sie hatte schulterlange rote Haare. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund konnte sie mich nicht leiden, obwohl ich ihr nie etwas getan hatte.

Kaum jemand hatte Lust in ein Museum zu gehen. Viel lieber beschäftigte man sich damit, die Leute zu beobachten und Klamotten zu kritisieren.

Nach ein paar Minuten zweifelte ich an der Richtung und blickte noch einmal auf die Karte. Jetzt bemerkte ich, dass diese gar nicht maßstabsgerecht war und sah mich um. Ich bemerkte eine Informationstafel auf der anderen Straßenseite.

"Frau Amsel, ich schau mal schnell auf die Karte da drüben."

Ich stellte mich an den Straßenrand und wartete, bis keine Autos mehr kamen. Die Straße war nicht sehr stark befahren, aber trotzdem musste ich eine kurze Zeit warten, bis die Straße frei wurde.

Schließlich setzte ich mich in Bewegung und steuerte auf die andere Straßenseite zu. Ich war gerade in der Mitte der Straße, als ich von rechts ein Geräusch hörte. Dann geschah alles innerhalb von Sekunden. Ich erblickte ein Auto, welches schneller als erlaubt fuhr. Es raste direkt auf mich zu. Ich spürte, wie ich zu Boden gerissen wurde und zeitgleich meine Klassenkameraden in meinem Rücken schreien.
 

Endlich traute ich mich wieder, die Augen zu öffnen. Ich war noch nicht tot. Das Auto war also an mir vorbei gerast. Aber warum um alles in der Welt lag ich dann hier. Langsam drehte ich mich um und sah eine Gestalt über mir. Diese Gestalt beugte sich zu mir runter und fragte: "Are you okay? (Bist du okay?)" Ich setzte mich auf und versuchte zu antworten, doch alles, was ich über die Lippen brachte war Schweigen. Verwirrt nickte ich, stand auf und sah zu meiner Klasse, welche sich vorsichtig in meine Richtung bewegte. Um nicht noch weiter die Straße zu blockieren, nahm ich unwillkürlich die Hand des Fremden und stellte mich neben die Informationstafel.

"Thank you~ (Danke)", stotterte ich und sah ihn an. Was auch immer es war, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, in schon mal gesehen zu haben. Mir wollte aber partout nicht einfallen, woher.

Frau Amsel kam auf mich zu und fragte, ob es mir gut ginge. Ich bejahte und strahlte schon wieder, als wäre nichts passiert. Noch immer hielt ich die Hand des Fremden. Schüchtern sah ich ihn an. Er musterte gerade entspannt meine Klasse und meinte dann: "Because of this, I will buy ice cream for your whole class. (Deshalb werde ich für deine ganze Klasse Eis kaufen.)" Er zwinkerte uns zu und steuerte in Richtung einer kleinen Ladenstraße.

"What's your name? (Wie heißt du?)" Ich erschrak, als er mir diese Frage stellte. "I-I'm Juliette. (I-ich bin Juliette.)" "Juliette. Nice Name. You could call me...(Juliette. Schöner Name. Du kannst mich...)" er überlegte und lachte leise, "call me Romeo. (Nenn mich Romeo.)" Auch ich musste lachen. An wen bin ich denn hier geraten, fragte ich mich.

Wir erreichten ein kleines Eiscafe und setzten uns hinein.

Jeder bestellte sich einen kleinen Eisbecher. Es tat richtig gut etwas kühles zu essen, denn die Hitze draußen war unerträglich. Ich hatte gerade ein Stück Vanilleeis im Mund, als er mich fragte: "And how old are you? (Und wie alt bist du?)" Was sollte das? Eine Frau fragt man nicht nach dem Alter. Ich sah ihn entsetzt an und meinte: "16. The age of drugs and alcohol. But I don't like anything of this. (16. Das Alter von Drogen und Alkohol. Aber ich mag gar nichts davon.)" Er grinste. "And you? (Und du?)", fragte ich ihn erwartungsvoll. Doch er grinste immer noch und meinte dann: "That's not very important. (Das ist nicht sehr wichtig.)" Ich war leicht irritiert, fragte aber nicht weiter. Wir redeten über Musik, Bücher und unsere Heimat. Irgendwie fühlte es sich so vertraut an, wenn ich mit ihm redete. Ich erfuhr, dass es aus Japan war und zurzeit beruflich in Deutschland unterwegs war. Er brachte mir ein paar neue japanische Wörter bei und ich frischte sein Vokabular in Deutsch auf. Ich erzählte ihm, dass ich Mangas und japanische Musik mag, zählte meine Lieblingsbands auf und redete von meiner Klasse und über die Schule. Er war sehr interessiert und stellte immer wieder fragen. Leider hatte ich keine Ahnung warum, aber er wirkte auf irgendeine Weise, wie ein alter Mann, der sich von einem High School Mädchen über das Schulleben erzählen lässt. Bald sollte ich erfahren, dass meine Überlegungen gar nicht so weit hergeholt waren.

Meine Klassenkameraden hatten sich inzwischen festgequatscht und auch meine Lehrerin schien die Idee mit dem Museum aufgegeben zu haben. Sie Unterhielt sich mit der Klassensprecherin über den Verlauf des Tages.

Ich erzählte dem Fremden, den ich Romeo nennen sollte über unsere Klassenfahrt.

Gerade war ich mitten in meiner Erzählung, als er mich aus heiterem Himmel fragte, ob ich Twitter hätte. Er wolle mir irgendetwas zeigen. Ich bejahte und sagte ihm meinen Twitter-Namen. Da zückte er sein Handy und tippte etwas. Gerade wollte er mir sein Handy geben, doch er hielt inne und sah mich an.

"Juliette", begann er leise, "I know, it might be crazy, but... you remind me on someone. Someone I really loved. You are a bit like her so... I never thought I could ever love anyone again. But I think this changed since this very moment when I have met you outside. (Ich weiß, dass es verrückt sein mag, aber... du erinnerst mich an jemanden. Jemanden, den ich wirklich liebte. Du bist ein wenig wie sie, also... Ich glaubte niemals, dass ich jemals wieder jemanden lieben kann. Aber ich denke, dass das sich geändert hat, seit dem Augenblick, als ich dich draußen getroffen habe.)" Ungläubig starrte ich ihn an.

"W-what do you want to tell me? (W-was willst du mir sagen?)", fragte ich eingeschüchtert und sah ihn mit großen Augen an.

"Ehr~ Would you be my grilfriend? (Ehm~ würdest du meine Freundin sein?)"

Vor Schreck ließ ich den Eislöffel fallen. Er knallte auf dem Boden auf, sodass sich meine Klasse erschrocken zu mir umdrehte. Doch ich lächelte wie immer und versicherte ihnen, dass nichts los sei.

Langsam sah ich ihn wieder an. "W-what... (W-was?)" Ich konnte einfach nichts mehr sagen.

Doch er redete weiter: "Would you love me too? Despite all things I will tell you? (Würdest du mich auch lieben? Trotz all den Dingen, die ich dir erzählen werde?)" Er hatte mir etwas zu sagen? Das war mir bewusst, aber was war das? Ich sagte, dass ich dafür kein Versprechen geben kann. Schließlich wusste ich ja nicht, was er mir gleich erzählen wird. Und jetzt wurde dieses Gefühl stärker, dass ich ihn irgendwoher kannte.

Er begann zu erzählen. Während er mich ansah meinte er, dass er nicht aus der gleichen Welt komme wie ich und dass es bei ihm ganz anders zu geht. Dass, selbst wenn ich mit ihm zusammen sein wollte, es womöglich mehrere Personen gab, die etwas dagegen hätten.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Da war ich nun hier, saß neben einem wildfremden Typen, der mir das Leben gerettet hat und der mir auch noch seine Liebe gestanden hat... Und das obwohl wir uns seit höchstens einer Stunde kennen. Sonst habe ich nie Glück bei Kerlen und jetzt schlägt das hier ein, wie eine Bombe. Ich war am Ende.

Nun nahm er sein Handy wieder in die Hand und meinte, ich solle mich einloggen und der, der mich als letztes gefollowt hat, ist er. Ich fasste das Telefon und begann zu tippen.

Als ich in meine Followerliste schaute, traute ich meinen Augen kaum. Ich starrte abwechselt auf das Handy und zu ihm.

"This is a fake. (Das ist ein Fake.)" Versuchte ich mir einzureden. Aber er schüttelte sanft den Kopf und flüsterte immer wieder "No... (Nein...)".

Erst jetzt kapierte ich, was mit mir geschah. Gegenüber von mir, in einem Berliner Eiscafe saß Japans bekanntester, berühmtester und erfolgreichster Sänger überhaupt. Und er hatte mir das Leben gerettet. Und sein Handy hielt ich in der Hand. Und mir hat GACKT-SAMA höchstpersönlich die Liebe gestanden.

Ohne zu wissen, was ich tun sollte sprang ich auf und warf dabei den Stuhl um. Ich sah ihm ins Gesicht und erschrak vor mir selbst.

Peinlich berührt stellte ich den Stuhl wieder hin und versuchte den stechenden Blicken meiner Klassenkameraden auszuweichen.

Als ich mich wieder beruhigt hatte, kam auch die Vernunft wieder zu mir.

Ich sah ihm in die Augen und begann zu erzählen.

Trotz all den wunderbaren Sachen sah ich in einer Beziehung keine Chance. Was auch immer wir tun würden; es würde sein Leben zerstören und ebenso meins. Wir leben in verschiedenen Welten. Ich kann niemals mit einem Star zusammen sein. Weiter erklärte ich ihm, dass das nichts mit ihm zu tun hätte, sondern, dass ich ganz allein daran Schuld habe, dass wir nicht zusammen sein können. Ich war gnadenlos realistisch und das war leider auch mein Problem. Schließlich ging ich noch zur Schule. Eine Beziehung in der Art war nicht legal. Wir hätten unsere Probleme. Und außerdem: Er war ein Star. Das durften wir nicht vergessen. Wir würden uns sehr selten sehen und er hätte sehr oft die Chance fremdzugehen. Später könnte unser Vertrauen gebrochen werden durch irgendwelche belanglosen Dinge. Und anstatt in Liebeskummer zu verfallen, wollte ich erst gar nicht damit anfangen. Nein, ich hatte zu schlechte Erfahrungen mit der Liebe.

Er hatte mir die ganze Zeit aufmerksam zugehört und mich kein einziges Mal unterbrochen. Ich selbst wunderte mich darüber, dass ich fließend Englisch geredet hatte. Vielleicht war das der Grund, warum meine Mitschüler gar nicht versuchten uns zu belauschen. Immer wieder hatte er genickt, aber nie den Blick von mir gelassen.

Er setzte an um etwas zu sagen, schloss den Mund aber wieder. Seine Augen hatten etwas trauriges. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Es war die Wahrheit und ich wollte nichts falsches sagen, also starrte ich in meinen Eisbecher, der inzwischen nur noch Milch war.

Ich merkte, dass er sich erhob. Nun beugte sich zu mir und flüsterte: "You are the love of my life. (Du bist die Liebe meines Lebens.)" Dann küsste er mich. Einfach so. Ich traute mich überhaupt nicht, irgendein Körperteil von mir zu bewegen. Wie gelähmt war ich. Dieses Gefühl... Gackt raubte mir meinen ersten Kuss. Ich war geschockt.

Er ließ von mir ab.

Immer noch erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund. Meine Klassenkameraden starrten uns an.

Gackt sah mich traurig an und meinte dann: "You're right. Our relationship will be impossible. But I will keep you in my heart. I... love you! (Du hast Recht. Unsere Beziehung wird unmöglich sein. Aber du wirst immer in meinem Herzen sein. Ich... liebe dich!)"

Dann drehte er sich um und ging aus dem Cafe, ohne sich noch einmal zu mir gedreht zu haben.

Ich berührte meine Lippen. Sie brannten immer noch von dem Kuss und ich fragte mich, wann ich jemals wieder die Seinen berühren werde.

Meine Augen füllten sich mit Tränen, als mir endlich bewusst wurde, dass das hier das Ende war.

Das Ende einer nie begonnen Liebesgeschichte.
 


 

~ Ende Idainai Ai No Omoide - Teil 1~

Vom Vergessen

Mit einem Seufzer ließ ich mich auf mein Bett fallen. Ich sah die Poster an meiner Wand an und dachte nach. Darüber, was wohl aus der Klassenfahrt geworden wäre, wenn ich ihn nicht getroffen hätte. Oder was passiert wäre, wenn ich unserer Beziehung eine Chance gegeben hätte. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

Meine Augen bleiben auf einem Gackt-Poster haften und ich berührte unwillkürlich meine Lippen. Wie gerne wäre ich doch bei ihm. Was hätte nur alles passieren können. Warum um alles in der Welt bin ich nur so realistisch?

Mit einem Mal sprang ich auf und kramte in meinem Bücherregal. Ich zog das kleine japanisch Wörterbuch, mein Lehrbuch und mein Sprachtraining hervor. Ja, das nahm ich mir vor. Ich werde japanisch lernen wie noch nie. Vor 2 Jahren hatte ich bereits damit begonnen, aber leider habe ich sehr selten Zeit zu üben. Doch jetzt muss sich was ändern. Ich werde fließend japanisch Sprechen lernen, um Gackt irgendwann wieder zu sehen. Was das eine mit dem anderen zu tun hatte, wusste ich selber nicht. Aber ich war fest davon überzeugt, ihn irgendwann wieder zu sehen.

Entschlossen setzte ich mich an meinen Schreibtisch und schlug das Lehrbuch auf. Sorgfältig schreib ich die neuen Vokabeln der nächsten Lektion in mein Heft und sprach sie mehrmals vor mich hin. Eines der Wörter war "Vergessen". Als wäre es Schicksal. Aber ich will ihn nicht vergessen. Und er wird mich auch vergessen.

"Juliette, Essen kommen!"

Widerwillig stand ich auf und sagte mir die neuen Wörter immer wieder im Kopf vor. Während des Essens dachte ich an nichts anderes, als daran, dass ich unbedingt japanisch lernen musste. Mir war bereits im Vorfeld klar, dass sich meine Mutter gar nicht darüber freuen wird, wenn ich neben Englisch, Französisch und Spanisch in der Schule auch noch japanisch zu Hause lernen will. Schließlich hatte ich bald alle Hände voll zu tun, wenn ich jetzt nach den Sommerferien in die Sekundarstufe 2 komme. Und dann noch das Abi.

Ganz ruhig, redete ich mir ein, das wirst du schaffen.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~**~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~**~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen. Die gesamte 11. Klasse lang habe ich ihn nie vergessen. An meinem 17. Geburtstag saß ich vor dem Laptop und habe vergeblich auf eine Twitter-Nachricht von ihm gewartet. An Weihnachten schreib ich ihm bei Twitter und bekam keine Antwort. In wichtigen Klausuren habe ich an ihn gedacht und gehofft, er würde mir Glück bringen. Jeden Abend vor dem Einschlafen dachte ich an ihn und wünschte mir so sehr, ihn wieder zu sehen. Und wenn es das letzte ist, was ich in meinem Leben tun werde.

In einer Woche begannen wieder die Sommerferien. Ich saß an meinem Laptop und surfte etwas im Internet, als ich auf eine Seite stieß, die mich sehr interessierte. Gackt gab ein Konzert in Berlin. Da musste ich unbedingt hin. Ich hatte es nämlich tatsächlich geschafft, japanisch zu lernen. Jede freie Minute habe ich mich hingesetzt und Kanjis geübt, mir Grammatik und Zeitformen eingeprägt und japanische Zeichen gelesen. Das war möglicherweise meine letzte Chance ihn wieder zu sehen.

Leichtsinnig bestellte ich eine Karte... für 65 Euro. Schließlich wusste ich noch nicht einmal, wie ich nach Berlin kommen sollte. Aber das Konzert war eh in den Sommerferien, von daher war es nicht schwer, eine Freundin zu fragen, ob ich bei ihr schlafen dürfte. Obwohl das Konzert schon lange fest stand, ohne dass ich es wusste, bekam ich noch eine Karte. Die Allerletzte.

Danach schnappte ich mir das Telefon und rief meine Freundin Lisa an, welche in Berlin wohnte. Sie wusste auch nichts von dem Konzert und wollte am liebsten mit mir dahin gehen. Aber es gab ja keine Tikets mehr. Sie ließ mich bei sich übernachten und freute sich, dass wir uns endlich mal wieder sehen.

Leider war meine Mutter ganz und gar nicht davon begeistert. Sie hatte panische Angst, dass ich bei dem Konzert umkippen könnte; vor Freude oder vor Müdigkeit. Aber ich versicherte ihr, dass ich auf mich aufpassen kann, denn ich wurde dieses Jahr auch schon Volljährig. Sie ließ sich nach einer schier endlosen Diskussion breitschlagen und lies mich in der 2. Sommerferienwoche nach Berlin.

Voller Freunde kaufte ich mir ein Zugticket und bekam sogar noch einen Frühbucherrabatt. Nur noch 3 Wochen, dachte ich mir, dann siehst du ihn wieder.

Die letzte Schulwoche schien unendlich lang zu sein. Den anderen erzählte ich kaum von dem Konzert. Sie hielten mich ohnehin schon für bescheuert. Niemand aus meiner Klasse konnte etwas mit meiner Japan-Sucht anfangen. Wenn ich in der Pause Manga lese, werde ich nur gefragt, ob das wieder so ein Porno-Manga wäre. Langsam habe ich keine Lust mehr, den anderen zu erklären was es mit meinem Hobby auf sich hatte.

Am Tag der Zeugnisausgabe war ich schon so aufgeregt, dass meine Lehrerin fragte: "Hast du heute deine Tabletten vergessen, oder warum bist du heute so unaufmerksam?" Ich räusperte mich und grinste. Stimmt ja, die wissen alle nichts von dem Konzert. Aber nun konnte ich meine Emotionen nicht mehr im Zaum halten und kreischte: "In zwei Wochen geh ich zu einem Gackt-Konzert. Waah~ Das wird so geil." Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd und meine Lehrerin schüttelte den Kopf. Meine Mitschüler begannen zu tuscheln, aber das war mir egal.

Nur noch 2 Wochen... 2 lange Wochen.

Ich malte mir viele verschiedene Möglichkeiten aus, was passieren könnte, aber ich wusste nicht, dass es ganz anders kommen sollte. Ich wusste auch nicht, dass es Menschen gibt, die im Gegensatz zu mir, vergessen können.
 

~ Ende - Idaina Ai No Omoide - Teil 1 - Vom Vergessen ~

Vom Erinnern

Es war nur noch weniger als eine Stunde, bis das Konzert endlich begann. Ich saß mit meiner Freundin Lisa vor der Konzerthalle. Um uns warteten bestimmt ungefähr 15000 anderer Gackt-Fans. Ich hatte das Gefühl, dass auch einige aus dem Auland angereist waren, denn mitunter hörte ich undefinierbare Wörter.

Nervös trat ich von einem Bein aufs andere. Die Sonne schien prall auf uns herab und ich konnte kaum atmen. Lisa unterhielt sich mit ein paar anderen Mädchen, die neben uns saßen. Sie wusste von meiner Geschichte nichts. Auch wenn es schwer ist, ihr nichts zu erzählen, hatte ich ihr nie von meiner sonderbaren Begegnung mit dem Sänger berichtet, den wir hier gleich auf der Bühne sehen werden. Selbst wenn ich dies getan hätte, würde mir eh keiner glauben und ich würde nur böse und verachtende Blicke ernten.

Ich nahm meine Wasserflasche aus der Tasche, die ich mir im März auf der Leipziger Buchmesse gekauft hatte und trank einen Schluck. Dann wendete ich mich wieder meiner Freundin zu und redete mit ihnen. Die 3 Mädchen waren aus Hamburg, hatten also keinen langen Weg bis nach Berlin. Ich erfuhr diverse Dinge von ihnen und wir nahmen uns vor, uns später noch einmal zu treffen. Sie meinten, wir müssten unbedingt mal zusammen shoppen gehen.
 

Wir begaben uns immer weiter Richtung Eingang. Von hinten und vorn wurde gedrängelt und gequetscht. Ich vernahm ab und zu ein Kreischen der Leute hinter uns. Ab und zu hatte ich das Gefühl zerquetscht zu werden, weil von jeder Seite irgendjemand seinen Ellenbogen in meine Seite rammte, oder mir jemand auf den Fuß trat. Aber komischerweise war mir das egal. Schließlich würde ich IHN gleich wieder sehen.

Als wir endlich durch die Hallentür kamen, nahm ich Lisa bei der Hand und stürzte zur Bühne. Obwohl ich im Sport eine Niete bin, konnte ich jetzt verdammt schnell rennen. Ich wollte einfach nur schnellstmöglich in die Mitte der ersten Reihe. Da werde ich ihn am besten sehen können. Als ich endlich am gewünschten Platz ankam, freute ich mich. Das lange warten hatte sich gelohnt. Obwohl ich meiner Mutter versicherte, nicht all zu lange vor Konzertbeginn vor der Halle zu sein, tat cih es trotzdem. Genauer gesagt... Lisa und ich übernachteten davor. Wenn das meine Mutter erfuhr, wäre ich sofort tot - jedenfalls imaginär. Doch das hatte ich eh nicht vor.

Innerhalb von Sekunden füllte sich die gesammte Halle. Im Halbdunkel sah ich mich um und merkte, dass ich kein Gesicht erkennen konnte. Nun war ich mir nicht mehr sicher, ob Gackt mich wirklich erkennen würde. Doch voller Zuversicht legte sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Heute würde sich alles ändern, redete ich mir ein. Ich zog nicht einmal in betracht, dass etwas ganz anderes passieren könnte.

Endlich verdunkelte sich die Halle noch weiter und ich spürte, wie mir immer wärmer würde. Und das nicht nur, weil ich an ihn dachte, sondern auch, weil sich von hinten die Körper anderer Fans gegen meinen drückten. Außerdem hatte ich Angst, taub zu werden, denn man kreischte, kreischte und kreischte.

Musik begann zu spielen und die Menge wurde lauter.

Obwohl noch kein Sänger auf der Bühne stand, wurde die Menge immer lauter, je länger die Musik spielte. Rauch stieg in die Luft und ich merkte, dass Gackt die Bühne betrat, da alle Zuschauer noch lauter wurden. Auch ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Wenn er mich nur sehen und hören könnte.

Er begann zu singen und seine einmalige Stimme legte sich wie ein Band in den Raum. Die Menge wippte im Tackt und die Schreie der Fans brachen nicht ab. Ich merkte schon bald, dass die Fans lauter waren, als der Sänger selbst.

Jedes Lied wurde mitgesungen und mir schien, als konnten wir, die Fans, den Text besser als Gackt. Bei dem Gedanken musste ich lachen.

Ich blickte meine Freundin kurz von der Seite an und sah, wie sie total mit der Musik mitging. Langsam drehte ich mich wieder zur Bühne und begann von Neuem seinen Namen zu schreien. Mit beiden Händen wedelte ich um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Aber ich konnte machen was ich wollte, er nahm mich einfach nicht wahr.

Kein Wunder, dachte ich, schließlich hatte mir mal eine Freundin erzählt, dass die Stars auf der Bühne durch die Scheinweifer niemanden sahen. Nicht einmal die, welche in der ersten Reihe standen. Nur durch Zufall wurde man also angelächelt. Trotzdem gab ich nicht auf. Wenn die anderen Fans um mich herrum nicht auch so hysterisch winkten und schrienl, wäre ich mir dezent dämlich vorgekommen. Wieso dämlich?, überlegte ich, es geht doch gerade um meine Liebe.

Der Gedanke machte mich sentimental, aber nur für eine kurze Zeit. Letzten Endes war ich ja die jenige, die ihn abgewießen hatte. Und trotzdem war ich so naiv und verlangte von meinem Schicksal, dass es uns noch einmal zusammenführte. Es heißt, dass man jeden Menschen zwei Mal in seinem Leben sieht. War also der Anblick von ihm auf der Bühne schon das 2. Mal, oder wird es vielleicht ein drittes Mal geben? Auf einmal war ich mir nicht mehr so sicher.

Die Musik verstummte und Gackt trat etwas nach vorn. Er begann uns etwas in einem makaberen Deutsch etwas zu erzählen. Als er merkte, dass wir ihn nicht verstanden, redete er in fließendem Englisch weiter.

Die Scheinwerfer aus der Richtung des Publikums erloschen und ich hatte das Gefühl, als könne Gackt uns jetz sehen. Also begann ich wie eine Verrückte zu schreien. Immer wieder "Gackto-san!!" Ich schwenkte beide Arme in die Luft, doch das ging unter den vielen Händen, die sich hinter mir nach vorn strecken unter.

Ich war den Tränen nahe, weil er mich einfach nicht vernahm.

Jetzt! Endlich! Er sah in meine Richtung. Nur noch etwas lauter. Ich schrie weiter.

Dann trafen sich unsere Blicke. Ich sah im in die Augen und der sah mich. Trotzdem schrie ich weiter in japanisch: "Gackto-san, ich liebe dich. Hier bin ich. Erkennst du mich???" Mein stürmisches Rufen verwandelte sich plötzlich in ein einziges Flehen. Ununterbrochen kreischte ich diese Sätze zu ihm. Er trat einige Schritte näher und redete trotzdem weiter. Die Fans wurden lauter und ich wusste, dass dadurch niemand bemerkte, wie ich hier beinahe einen Nervenzusammbruch erlitt. Ich streckte meine Hand weiter aus und schrie immer lauter und schriller. Beinahe füllten sich meine Augen mit Tränen. Als die Musik schon wieder im Hintergrund zu spielen begann, nahm ich sie schon fast nicht mehr wahr, denn Gackt beugte sich in geringer Nähe zu mir runter. Langsam streckte er die Hand aus und sah mir ins Gesicht. Dabei begann er das nächste Lied zu singen. Es war "Vanilla". Mein Lieblingslied. Gackt starrte mich immer noch an und mir war, als würde er etwas überlegen. Er hatte doch nicht etwa... Ich streckte meine Hand noch weiter aus und ich glaubte, sie würde abreißen, doch letztendlich erreichte ich für einen Augenblick seine Fingerkuppen, denn genau in dem Moment stand er mit einem Mal auf und sag das Lied weiter.

Der Rest des Konzertes war überhaupt nicht spektakulär. Nur noch ob und zu sah er in meine Richtung. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Hatte er sich nun erinnert, oder nicht?

Nach 4 Zugaben verließen die Fans die Halle und stellten sich bei dem Merchendise an. Lisa plapperte ununterbrochen auf mich ein, denn sie fand es total cool, dass Gackt mich angesehen hat. Die Arme, sie wusste ja nicht, warum.

Doch ich hörte nicht zu. Selbst wenn ich wöllte, konnte ich einfach nicht. Unsicher sah ich mich um und fasste einen Entschluss.

Schlagartig sprintete ich mit Lisa an der Hand los und rannte im die halbe Halle. Die Absperrung, die uns bald den weiteren Zutritt verwehrte, versuchte ich eiskalt umzurennen, aber es ging nicht. Wütend schlug ich gegen das Metall und begann irgendetwas auf japanisch, von dem ich selbst nicht wusste, was es bedeutete. Ich trat, schlug und kreischte. Lisa versuchte mich zu beruhigen.

"Hey, Juliette", sie berührte sanft meinen Arm, "Es bringt doch nichts. Nur, weil er dich angesehen hat, heißt das noch lange nicht, dass er irgendetwas vojn dir will..." Es war nur gut gemeint; das wusste ich.

"L-lisa... ich glaube", begann ich, "Du kennst die Wahrheit nicht..."

Ich stockte und richtete meinen Blick wieder in die abgesperrte Zone.

Lisa starrte mich entgeistert an. Ruckartig schaffte ich es, den Metallzaun umzuwerfen. Lisa befreite sich aus meinem griff und machte große Augen. Normalerweise konnte man so eine Absperrung auch mit großer Mühe nicht zerstören. Hastig schob ich ihn beiseite und rannte wahllos in eine Richtung.

Wenige Sekunden später sah ich mehrer Menschen. Obwohl ich wusste, dass es nur Ärger geben würde, rannte ich dort hin. Ich hörte Stimmen, seine Stimme.

Unüberlegt schrie ich seinen Namen.

Die Menschen drehten sich in meine Richtung und mehrere Security-Männer rannten auf mich zu. Völlig außer Atem blieb ich stehen und starrte wie gebannt in Gackts Richtung.

"Erkennst du mich denn nicht mehr?", schrie ich auf japanisch. "Ich bin es!" Die Security-Männer schoben mich weg. Ich strampelte und schrie, doch sie waren stärker als ich. Alles half nichts. Wieder drehte ich mich um und sah, wie Gackt einige Schritte auf mit zu tat. Er sah mich wieder mit diesem Blick an, als ob er sich versuchte zu erinnern. Ich spürte, dass mein Blick etwas flehendes hatte. "Gackto-san!" schrie ich aus vollem Halse.

Er starrte mich immer noch entgeistert an.

Die Security drängten mich immer weiter nach draußen und schimpften irgendetwas von Polizei und verrückten Teenagern.

Ein letztes Mal versuchte ich Gackt unser Erlebnis ins Gedächtnis zu rufen: "Ich bin es, Juliette. Und du bist mein Romeo! Es tut mir alles so leid!"

Bei dem Wort "Romeo" erhellten sich seine Augen leicht und mir war, als könne er sich jetzt leicht erinnern. Unsicher streckte er seine Hand aus und setzte an etwas zu sagen. Doch da drückten mich die Security weg und hielten mich hinter einem Wohnwagen fest. Ich schrie nochmals, aber mich konnte niemand hören.

Plötzlich kam Lisa hinzu, welche mich vom Rand aus verfolgt hatte.

"Juliette?! Was ist denn mit dir aufeinmal los gewesen?!" Sie war außer sich.

Doch mir war alles egal. Ich starrte immer noch in die Richtung aus der ich gekommen war. Die Security schüttelte genervt den Kopf und einer zückte sein Handy.

Niemand kam mir hinterher. In jedem blöden Film, wäre der Schwarm jetzt hinterher gerannt gekommen, aber warum passiert das jetzt nicht?! Vielleich weil das hier kein verdammter Liebesschnulzenfilm ist, sondern die bittersüße Realität. Mir wurde bewusst, dass alles zu spät ist.

Von Traurigkeit überwältigt lies ich mich auf den immer noch heißen Asphalt sinken. Meine Tränen konnte nicht nun nicht mehr zurückhalten. Lauthals begann ich zu weinen, schreien und zu rufen. Nach ihm, Gackt, der mich, entgegen meiner Erwartungen, vergessen hatte.

Eigentlich wusste ich doch schon von dem Treffen in Berlin an, dass das der Anfang vom Ende war.

Ich vergaß alles um mich herum und lag auf dem Boden. Ich weinte.

Sinnlos, dachte ich, es war alles sinnlos.

Ich weinte immer noch.
 

~ Ende Kapitel 3: Vom Erinnern ~ Ende Idaina Ai No Omoide - Teil 1 Juliettes Geschichte ~



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Kyos_Colurfull_World
2012-03-20T17:10:58+00:00 20.03.2012 18:10
Awww *-* die Story bockt :3 ich bin voll begeistert *-* ich hab mich voll in die Story reingesteigert und mir alles bildlich vorstellen können :D
Von:  Rhym_cos
2011-11-17T15:54:46+00:00 17.11.2011 16:54
wa~ ... wie traurig *schnief*
jetzt ist meine motivation für geo dahin....
ach weh... *__________*
Von:  Asmodina
2011-04-23T08:47:33+00:00 23.04.2011 10:47
Ja...und die nächste bitte mit Happy-End.^^
Von:  Uragirimono
2011-04-22T21:39:20+00:00 22.04.2011 23:39
ERSTE !^^
och nö, menno ein trauriges ende, es ist aber trotdzem schön geworden...
T.T
ich find toll wie du den Auftritt beschrieben hast ^^b
würd mich freuen wenn du weiter ff´s schreiben tätest ^^
Lg nana
Von:  Uragirimono
2011-04-22T18:04:44+00:00 22.04.2011 20:04
muaaahhhhhhhhh ich will weiter lesen
ich qüal dich wenn du nciht bald hochlädst , und glaub mir meine foltermethoden sind richtig fies ~__________~
nein er darf nicht vergesssen >....< und wenn muss er sich eben wieder erinnern... oder hat sie was vergessen??
muahhh weiter lesen , los schnell machen >____>
lg nana
Von:  Uragirimono
2011-04-22T18:02:09+00:00 22.04.2011 20:02
ohhh ich will auch so ne begegnung haben >____<
*neidisch sei*
der altersunterschied ist zwar wirklich krass , aber sie hat schon recht mit ihren bedenken Ó____Ò
aber was sollst der liebe soll nichts im weg stehen *badadadaaa*
werd jetzt gleich weiter lesen xD
*freu*
Von:  Asmodina
2011-04-17T09:24:47+00:00 17.04.2011 11:24
Ja, vergessen ist in dem Fall wohl unmöglich..schreib weiter!
Von: abgemeldet
2011-04-16T19:14:57+00:00 16.04.2011 21:14
oh wie süß (:
sehr schön geschrieben ^^
Von:  Asmodina
2011-04-15T20:20:25+00:00 15.04.2011 22:20
Ich liebe diese Geschichte und wehe, du schreibst nicht weiter.^^


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