She will be loved
She will be loved.
Geschockt starrte Hinata den sonst so naiven und lustigen Chaoten an. Ihre Augen weiteten sich und ihr Herz setzte für eine Millisekunde aus. Naruto wirkte plötzlich so ernst und erwachsen. Eine Eigenschaft, die man ihm so nie ansah – die man wahrscheinlich bei all seiner guten Laune nicht wahrnahm. Aber natürlich war es Unsinn. Jeder Mensch hatte Facetten an sich, die er nicht immer preisgab – Seiten die nur in wichtigen Situationen hervorkamen oder aber auch nur wenn man alleine war. Sich unbeobachtet fühlte.
„Über uns?“, brachte sie gequält hervor und starrte überall hin – nur nicht in seine Augen. Vermied den Blickkontakt mit seinen blauen Seelenspiegeln. Jedoch wanderte ihr Blick direkt auf seinen nackten Oberkörper und sofort zog sich abermals die Röte auf ihre Wangen. Wieso konnte er sich nicht so benehmen wie jeder andere Mensch? Sich einfach etwas überziehen und dann durch die Wohnung stapfen? Gerade dann, wenn man weiblichen Besuch hatte, mit dem man nicht zusammen war. Verdammt.
Naruto jedoch ließ nur ein knappes Nicken verlauten, die Hände vor seiner Brust verschränkt.
„Ich weiß nicht worauf die hinaus willst“, versuchte die Uchiha sich herauszureden und sah schließlich hinauf um den Kontakt mit seinen Augen aufzunehmen. Sie wollte Stärke zeigen und von Angesicht zu Angesicht mit ihm sprechen. Jedoch schnürte ihr sein Anblick die Kehle zu. Seine Augen hatten einen verletzten Ausdruck angenommen – jedoch nur ganz kurz. Einen Wimpernschlag später strahlten sie den gewohnten Glanz aus – mit einer Spur Ernsthaftigkeit. Kurz schloss Hinata ihre Augen und atmete tief durch. Wahrscheinlich hatte sie sich das nur eingebildet. Das war doch alles absurd – wie sie hier vor ihm stand und versuchte etwas zu klären. Gab es da überhaupt etwas? Wenn man mal die Tatsache ignorierte, dass sie in den Uzumaki verliebt war.
„Hinata“, sprach Naruto leise und sanft aus, „Was ist nur mit uns los?“
Eine einfache Frage, die irgendwie schmerzlich klang – wie Hinata empfand. Allerdings wusste sie keine Antwort auf diese, weswegen sie es mit einer Gegenfrage probierte. „Wie meinst du das?“
„Ich kann es nicht erklären. Ich weiß nur, dass es so nicht weiter gehen kann. Das alles ist irgendwie komisch. Verstehst du das?“, brachte er hervor. Irgendwie wirkte er total durcheinander und das kannte Hinata überhaupt nicht von ihm. Das war eine Eigenschaft die sie so auch noch nie an ihm gesehen hatte.
Wie hatte es nur zu dieser Situation kommen können? Wieso zeigte sich Naruto nur so verwirrt und ernst? Sie verstand es nicht und ging die vorherigen Situationen nochmals durch – und da kam es ihr in den Sinn. Sie hatte ihn nach Emily gefragt und daraufhin hatte sich die Situation in dieses Dilemma verwandelt. „Gibt es Probleme zwischen dir und Emily?“, fragte sie daher leise nach und sah schüchtern und irgendwie ängstlich zu ihm auf.
Naruto jedoch ballte kurz seine Hände zu Fäusten, ließ diese unsicher umher schwingen und öffnete diese dann wieder entspannt. Anschließend wanderte seine rechte Hand durch sein strahlendes und wirres Haar. „Es geht hier nicht um Emily“, war seine einfache Antwort auf diese Frage.
„Worum dann? Ich verstehe nicht, was du willst.“, fragte Hinata direkt nach – wieder einmal völlig unbedacht und innerlich lobte sie sich selbst für diesen Mut. Einfach mal Worte auszusprechen, die nicht vorher überlegt waren.
Naruto wollte gerade zur Antwort ansetzten, als es an der Tür klingelte. Kurz schielte Hinata zur Küchenuhr und musste feststellen, dass es bereits zwölf Uhr mittags war. Kein Wunder also, dass jemand an der Tür klingelte. Naruto wirkte unsicher und starte Hinata an. Als es dann abermals klingelte entriss Hinata den Uzumaki aus seiner Unsicherheit. „Du solltest schauen wer dort ist. Es könnte wichtig sein.“
Naruto ließ einen lauten Seufzer verkünden, drehte sich um und schritt aus der Küche hinaus. Auf direktem Weg zur Haustür. Hinata atmete erst tief durch, folgte ihm aber dann. Sie konnte aus dieser Situation nun endlich fliehen. Ihr Herz ließ sie Erleichterung spüren, da sie es nun umgehen konnte, mit Naruto über ihre Gefühle zu sprechen. Allerdings ließ sie dies stocken. Unsicher blieb sie plötzlich nahe der Haustür stehen und ließ ihre Gedanken schweifen. Immerhin war nicht geklärt, was Naruto ihr mitteilen wollte. Hatte er etwa die gleichen Gefühle wie sie für ihn? Ihr Herz machte einen freudigen Satz. Allerdings wurde diese Euphorie von ihren Gedankengängen zerstört. Wer wusste schon, was er von ihr gewollt hatte? Da hätte sie ihm erst die Chance geben müssen, sich zu erklären. Es war doch noch nicht zu spät, oder?
Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie Sasukes Stimme wahrnahm. Urplötzlich stellten sich ihre Nackenhaare auf und ihre Augen weiteten sich. Es war, als wäre sie in einem schlechten Film. Einem ganz, ganz furchtbar schlechten Film. Wieso besuchte Sasuke Naruto ausgerechnet jetzt? Ganz in ihren wirren Gedanken, bemerkte sie nicht, wie Sasuke plötzlich mit Naruto vor ihr stand. Unsicher legte dieser seinen Kopf schief und musterte seine Schwester. „Hinata?“, fragte er nach.
Schnell sah sie auf und versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. „Hallo Sasuke. Lass dich nicht von mir stören. Ich wollte gerade gehen.“ Mit diesen Worten würdigte sie die Männer keines Blickes mehr und verschwand schnell aus dem Haus. Nur ein Türknallen ließ sie noch ertönen.
Skeptisch hob Sasuke eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen und sah Naruto an. „Kannst du mir das erklären?“, fragte er nach.
Fast ertappt schreckte Naruto hoch, welcher zuvor auf die zugeschlagene Tür gestarrt hatte. „Was erklären?“, fragte er fast dümmlich nach.
Sein bester Freund verdrehte leicht genervt seine Augen. „Wieso war meine Schwester bitte so verschreckt? Ich weiß ja, dass dein bloßer Oberkörper kein netter Anblick ist, aber dies kann wohl nicht der Grund sein, oder?“
„Nein. Wohl kaum“, brachte Naruto heraus und nachdenklich strich er sich durch seine Haare. Die fehlende Reaktion auf die Beleidigung ließ Sasuke nichts Gutes erahnen, weswegen er abermals in irgendwelche Privatsphären eindrang und den Vermittler spielte.
„Was war los?“, fragte er direkt nach, die Arme vor der Brust verschränkt. Naruto ließ sich gegen eine Wand sinken und starrte gedankenverloren auf einen unbestimmten Punkt in seinem Flur. „Nichts ist passiert. Wir haben nur Filme geschaut und dann ist sie eingeschlafen. Ich konnte sie ja wohl schlecht wecken, oder?“
Sasuke war diese Antwort jedoch nicht genug, weswegen er abermals dieselbe Frage stellte. „Was ist passiert? Erzähl einfach.“ Innerlich hätte er sich wieder selbst ohrfeigen können, da er sich einfach in irgendwelchen Problemen einmischte. Allerdings ging es hier um die Sorgen seines besten Freundes – eine gerechtfertigte Entschuldigung.
Naruto hingegen stierte ihn leicht verärgert an. „Was willst du denn hören? Ich weiß selbst auch nicht, was hier gerade abging! Ich habe im Moment einfach keinen Plan mehr“, ließ er seinen Ärger freien Lauf. Sasuke dachte unterdessen nicht daran, das Wort zu erheben. Er hoffte darauf, dass Naruto von alleine weiter sprach – was sehr gut funktionierte.
„Ich habe einfach Apfelmus in meinem Kopf. Ich habe keine Ahnung was gerade abgeht. Diese verdammte Gala hat alles ruiniert! Ich dachte ich wäre glücklich mit Emily aber jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Ich kann an nichts anderes denken als an…“, seine Tonlage wurde von Wort zu Wort sanfter und das letzte Wort ließ er unausgesprochen, jedoch wusste Sasuke sofort, wen er meinte. Seine kleine Schwester und dies schien ihn nicht zu stören.
Naruto befand sich in einem Zwiespalt. Sein Herz spielte einfach so Poker mit ihm. „Als diese Explosion war… ich konnte an nichts anderes denken, als an Hinata. Ich musste sie einfach finden und in Sicherheit bringen. Es ist alles so verdammt kompliziert. Ich war mit Emily echt glücklich – es hätte etwas Ernstes werden können. Wirklich! Doch nun… ich weiß einfach nicht weiter.“
Er wusste wahrlich nicht weiter. Die Gefühle eines Menschen konnten manchmal so erschreckend böse sein, dass sie einen selbst in den Wahnsinn trieben. Naruto hatte Hinata schon immer gemocht. Diese allerdings nur als kleine Schwester Sasukes angesehen – bis an jenem Abend, an welchem er sie betrunken vorgefunden hatte. Plötzlich war sie weit mehr gewesen als nur die kleine Schwester. Allerdings stellte sich dieses Gefühl schnell wieder ein, da die junge Uchiha keine Kraft daran verschwendet hatte, Interesse zu zeigen. Irgendwann wurde es ihm zu dumm, seine Kräfte für etwas zu verschwenden, was keine Zukunft hatte. Und so hatte er irgendwann Emily kennen gelernt, welche ihm das Gefühl gab, gebraucht zu werden und Hinata quasi in den Schatten stellte.
Doch nun….
Nachdenklich sah Naruto auf und musterte seinen besten Freund. „Es tut mir leid. Ich weiß, dass sie deine Schwester ist aber ich kann nichts dagegen machen.“
„Du darfst erst mit meiner Missgunst rechnen, wenn du sie verletzt“, warf Sasuke schnell ein.
„Ich würde niemals-„, wollte Naruto gerade ansetzten, wurde jedoch sofort von Sasuke unterbrochen. „Sag das nicht. Du weiß momentan doch nicht was du willst. Es könnte schnell passieren, dass du unüberlegt handelst.“ Seine Stimme war klar und freundlich – jedoch steckte hier eine minimale kaum bemerkbare Drohung drin.
Angespannt runzelte Naruto die Stirn. „Hast du einen Plan, was ich tun soll?“
Der blonde Chaot schien auf eine positive hilfreiche Antwort zu hoffen, wurde allerdings enttäuscht. Sasuke half ihm nicht. Nicht im Geringsten. Er äußerte nur etwas, was er selbst schon wusste und was ihn verzweifeln ließ.
“Ich kann dir da nicht helfen. Du musst schließlich wissen was du willst.“
~*~
Ino stand unsicher und nervös wo dem großen Wandspiegel in ihrem und Kibas Zimmer. Zittrig strich sie sich durch ihre lange blonde Mähne und ließ ihren Blick über ihren gesamten Körper schweifen. Noch sah dieser schön aus – gut genährt. Vielleicht ein wenig dünner als sonst, aber was soll´s? Wer wusste denn schon, was sonst noch kam?
Schließlich hatte sie eine Diagnose erhalten, welche viel Leid mit sich bringen sollte – Brustkrebs. Vielleicht blieb es bei einer Operation und der Bestrahlung – vielleicht aber auch nicht. Das würde sie zumindest bald herausfinden.
Sehr, sehr bald.
Ein kurzer Blick zur Seite und schon kamen ihr ihre gepackten Taschen in den Augenschein. Jenes Gepäck, welches sie mit ins Krankenhaus nahm. Ein kleiner Seufzer entfloh ihren Lippen und langsam machte sie ein paar Schritte zurück. Soweit, dass sie sich auf ihr Bett fallen lassen konnte. Nun nachdenklich starrte sie an die Decke und schluckte dabei kräftig. Versuchte die Angst runterzuschlucken, welche sie ergriffen hatte.
Die Operation nahte. Nur noch eine Nacht schlafen, allerdings nicht in ihrem eigenen Bett, welches Sicherheit versprach. Nein, sie müsste im Krankenhaus nächtigen. Weit entfernt von ihrem Zuhause und der Geborgenheit, welches dieses spendete. Eine Nacht ohne Kiba.
Doch war dies wirklich so schlimm?
Entkräftet schloss sie ihre Augen und leckte sich kurz über ihre staubtrockenen Lippen. Er war ein sehr führsorglicher Freund. So zuvorkommend und lieb. Ein wahrer Gentleman und ihr größtes Glück auf Erden. Allerdings schien ihn ihre Diagnose zu zerfressen. Sie merkte es ihm an. Diese Angst, welche er um sie hatte. Diese extreme Führsorge, welche schon einengend war.
Und was tat sie?
Sie nahm seine Hilfe negativ auf – äußerte dies aber nicht. Zeigte ihm nur des Öfteren die kalte Schulter. Die Yamanaka bemerkte, dass sie ihn so verletzte, jedoch konnte sie nichts gegen ihre Gefühlslage machen. War dieser quasi schutzlos ausgeliefert. Nun gefrustet öffnete sie ihre Augen wieder. Ihre eigene Angst stand nun einmal im Vordergrund. Sie durfte doch egoistisch sein.
Vorsichtig setzte sie sich wieder auf und fuhr sich mit ihrer Hand durch das Gesicht – eine Geste, welche sie sonst immer tätigte, wenn sie müde war.
Eine kurze Weile blieb sie auf ihrem Bett sitzen – war vertieft in ihren Gedanken und schien nicht daraus hinaus zu finden. Jedoch wurde sie durch ein einfaches Türöffnen aus ihren Hirngespinsten befreit. Sie musste gar nicht erst aufsehen, um zu wissen wer dort stand.
Kiba.
An dem Rahmen der Tür gelehnt und traurig schauend. Seine Seelenspiegel gaben so viel von seiner Angst preis, sodass Ino von dem schlechten Gewissen erfasst wurde. „Kiba?“, hauchte sie.
Dieser nickte ihr kurz zu – ein wenig distanziert. „Wir müssen los.“ Seine Stimme ebenfalls sehr leise und ein wenig brüchig. Nach diesen einfachen drei Worten ging er weiter in das Zimmer hinein und nahm ihre Tasche an sich. Er schenkte ihr noch einen kurzen Blick, welcher von Unsicherheit getränkt war, ehe er sich umdrehte und aus dem Zimmer hinaus schritt.
Ino unterdessen umschlang sich selbst mit ihren Armen – gab sich selbst eine Umarmung. Versuchte sich Trost zu geben, da die Angst unnatürlich stark wurde. Nun hieß es der Panik in die Augen zu schauen. Nun musste sie kämpfen, gegen ihren wohl größten Feind.
~*~
Nachdenklich sah sich Sakura in Sasukes Wohnzimmer um. Musterte jede Kleinigkeit, welche sie von seinem kühlen Stil der Einrichtung kannte und versuchte sich diese seltsamerweise einzuprägen. Versuchte ihre Grübeleien los zu werden – wollte einfach nicht nachdenken. Vorerst zumindest. Sasuke hatte sich kurz zurückgezogen, da Naruto ihn kontaktiert hatte. Wieso auch immer – immerhin war Sasuke gerade eben erst von diesem nach Hause gekommen. Sakura selbst hatte den Uchiha quasi vor der Haustür abgefangen.
Und nun saß sie auf dem Sofa und wurde von Gedanken überfallen. Ängste holten sie ein, welche ihrer besten Freundin galten. Diese würde bald operiert werden und befand sich sicherlich in diesem Moment auf dem Weg ins Krankenhaus. Zudem nahm sie eine leichte Nervosität ein, welche sie dank Sasuke aushalten musste. Zum einem aus Angst vor Ablehnung und zum anderen war da dieses schreckliche Gefühl der Liebe noch immer vorhanden.
Natürlich hatte sie versucht es zu bekämpfen. Hatte versucht durch Kontakt mit Gaara dieses schwinden zu lassen – doch es klappte nicht. Egal wo sie sich befand und an was sie dachte – immer wieder tauchte Sasuke auf. Jedoch hatte er ihr nicht das Gefühl gegeben, dass er diese Liebe irgendwann erwidern würde. Viel mehr waren sie wieder die besten Freunde geworden und das hatte sie verletzt.
„Möchtest du etwas trinken?“, fragte Sasuke plötzlich nach. Er stand im Türrahmen und steckte sein Handy wieder in seine Hosentasche.
„Wasser reicht vollkommen“, antwortete Sakura ihm sofort und sah ihm nach, wie er in die Küche verschwand. Er hatte wohl sein Telefonat mit dem blonden Chaoten beendet. Wieder sah sie sich in seiner Wohnung um – als ob sie diese nicht kennen würde. Jedoch wurde sie von einem einfachen Foto angezogen, welches auf einem Regal stand. Ein Foto von ihr und Sasuke – zusammen auf seinem Geburtstag. Glücklich vereint und befreundet. Da hatte er noch nichts von ihren naiven Gefühlen gewusst.
Fast wehmütig lächelte sie und war schon fast dabei in eine glückliche Vergangenheit zu versinken – allerdings kam Sasuke wieder ins Wohnzimmer und setzte sich neben sie. Auf dem Wohnzimmertisch standen nun zwei Gläser befühlt mit Wasser und Sakura nahm sich sofort eines von diesen. Trank einen großen Schluck, da ihre Kehle viel zu trocken war.
„Ino wird morgen operiert?“, fragte Sasuke sie und nahm ebenfalls einen Schluck der Flüssigkeit. Sakura nickte nur knapp. „Ja. Sie wollen den Knoten entfernen und anschließend untersuchen.“
Nun nachdenklich sah Sasuke zur Seite und schien in seine Gedankenwelt zu flüchten. Eine Begebenheit, welche Sakura nutze, um ihn intensiv zu mustern. Wie lange sie dies schon nicht mehr getan hatte.
Seine sonst so majestätische Haltung wirkte nicht mehr so stark wie all die Jahre zuvor und seine Augen konnten eine leichte Müdigkeit vorweisen. Augenblicklich wurde die Haruno von einem schlechten Gewissen erfasst. War sie etwa daran schuld? Lag es eventuell daran, dass sie ihn nach der Explosion so schlecht behandelt hatte? Die Sorge um Ino wurde kurzzeitig in den Hintergrund gerückt.
„Sasuke?“, setzte sie an und sprach erst weiter, als er aufsah und ihr in die Augen schaute. „Es tut mir alles so leid. Ich habe mich einfach schrecklich benommen. Du wolltest mir nur helfen und ich habe nur an mich gedacht.“ Ihre Stimme überschlug sich fast.
Sasuke strich sich kurz durch sein Haar, ehe er antwortete: „Nicht nur du hast falsch gehandelt. Ich hätte dir nicht von Ino erzählen dürfen. Das war eine Sache zwischen euch beiden.“
Innerlich schien Sakura überrascht, dass Sasuke plötzlich so Lammfromm erschien, allerdings zeigte sie dies nicht von außen. Viel mehr versuchte sie den Weg der Freundschaft wieder zu erklimmen. Das sie beide wieder ein und dieselbe Sicht hatten. Einfach das sie sich wieder verstanden.
„Nein. Im Endeffekt war es richtig. Ich habe mich so egoistisch verhalten in letzter Zeit und hätte wahrscheinlich nicht auf Ino gehört. Ich habe mich einfach verdammt dumm verhalten. Es tut mir leid“, erwiderte Sakura schnell und umfasste seine Hände mit ihren. „Ich will einfach nur, dass alles so wie früher wird. Das wir uns verstehen und nichts im Wege steht. Es ist alles so verdammt kompliziert geworden in letzter Zeit und ich hasse mich schon dafür, dass ich dir einfach meine Gefühle offenbart habe. Es hat einfach alles zerstört“, sprach sie weiter und überholte sich fast wieder mit ihren eigenen Worten. Ihren Blick hatte sie schon längst von Sasuke abgewandt. Viel lieber starrte sie auf ihre und seine Hände.
Es war ihr unangenehm ihm wieder einmal ihre Gefühle zu offenbaren. Jedoch wusste sie, dass dieses Gespräch schon einfach viel zu lange fällig war. Eine längere Verschwiegenheit hätte wahrscheinlich noch Schlimmeres verursacht.
„Wer sagt denn, dass du alles zerstört hast?“, fragte Sasuke plötzlich nach, was Sakura aufsehen ließ. Sie wagte es, in seine Seelenspiegel zu schauen und konnte dort eine kleine Emotion erkennen. War es Unsicherheit? Vielleicht aber auch Angst oder Reue. Sie konnte es nicht genau erkennen – allerdings schien dies nicht mehr allzu wichtig zu sein.
„Ich empfinde es so Sasuke. Schau doch mal, was seitdem aus unsere Freundschaft geschehen ist“, antwortete Sakura ihm und meinte mit diesen Worten all die Steine, welche sie sich in den Weg gelegt hatten. Es war so kompliziert geworden.
Sasuke ließ nur ein zustimmendes Murren verlauten und fast schon traurig bezüglich dieser Reaktion sah Sakura wieder auf ihre Hände. Löste diese langsam von seinen und biss sich auf die Unterlippe. „Ich will einfach nur, dass es so wie früher wird. Das es einfach so wird, als wäre nichts geschehen. Ich vermisse unsere Freundschaft“ flüsterte sie.
Eine Weile ertönte keine Stimme mehr. Sakura konnte nichts mehr sagen – was hätte dies auch sein sollen? Sie hatte genug gesagt – hatte zu genüge ihre Gefühle offenbart. Nun war Sasuke dran etwas preiszugeben. Nun sollte er etwas sagen – vielleicht einfach nur zustimmen. Jedoch schlich sich die Frage in Sakuras Kopf ein, wie viele Neuanfänge es noch geben sollte, ehe sie wieder miteinander umgehen könnten.
Und bevor Sakura weiter in verzweifelte Gedanken verschwand, erhob Sasuke seine Stimme. Sprach Worte aus, welche Sakura eine Gänsehaut verursachten. Worte welche sie kräftig schlucken ließen und welche sie verwirrten. Was sollte sie davon halten? Was meinte Sasuke damit?
„Ich vermisse unsere Freundschaft nicht.“