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Gedankenstriche

Meine Familie, ich und andere Katastrophen
von

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Prolog

Um die folgenden Schilderungen, die sich nicht unbedingt in chronologischer Reihenfolge befinden, muss ich ein bisschen etwas über die Verhältnisse in meiner Familie erklären.

Zuerst einmal fährt mein Vater als Diplom-Chef-Ingenieur zur See so lange ich denken kann. Und ich kann schon sehr lange denken, auch wenn diese Behauptung nicht gerade mit der Meinung meines Umfeldes confirm ist.

Zumindest aber kann ich mich gut erinnern.

Also, wie gesagt, mein Vater fährt zur See.

Meine Mum fuhr anfangs mit ihm mit, bis sie dann Schwanger wurde und ich dann bald das Licht der Welt erblickte.

Etwa dreieinhalb Jahre später kam mein Bruder dazu.

Als wir noch klein waren, sind wir viel mit meinem Vater auf den Containerschiffen unterwegs gewesen, es war eine wunderbare Zeit.

Die Seefahrt nun brachte es mit sich, daß mein Vater nicht gerade oft zu Hause war und meine Mum die Erziehung ihrer Kinder alleine übernahm, was ihr - rückwirkend betrachtet - wirklich gut gelungen ist.

Meine Mum wiederum machte eine Lehre zur Damenschneidermeisterin und ist wirklich ein echter Meister ihres Faches.

Die Eltern und sonstigen Familienmitglieder meines Vaters wohnten weit weg in der Nähe von Stuttgart, was den Umstand mit sich brachte, daß wir auch diese Leute nur selten zu Gesicht bekamen. Darüber hinaus verstand meine Mum sich nicht unbedingt mit ihrer Schwiegerfamilie. Meistens nahm man sie wie Fußpilz: Taucht ab und zu mal ungefragt auf, wird dann aber weitestgehend ignoriert, bis es von alleine wieder weggeht.

Besonders die Schwiegereltern, die in einem Labyrinth aus Lügen leben mussten. Ständig hieß es "Sag Vaddi aber nix!" oder "Erzähl das nicht Muddi."

Der Zwillingsbruder meines Vaters war wohl eher die schlechte Hälfte der Gene, die sich mein Vater und mein Onkel teilten. Er versuchte seinem Bruder (meinem Dad) immer nach zu eifern indem er ebenfalls als Chef-Ingenieur zur See fuhr, eine Frau heiratete, die meiner Mum irgendwie ähnlich sah und es sogar schaffte ebenfalls eine Tochter und einen jüngeren Sohn zu bekommen.

Leider verhinderte sein nicht unerheblicher Alkoholkonsum eine gute Kariere. Außerdem war er längst nicht so bewandert in seinem Beruf, wie sein Bruder. Mein Dad war in der Lage ein Schiff mit Klopapier, Tesafilm und weißem Bastelkleber in ein überwiegend seetaugliches Vehikel zu verwandeln, während mein Onkel nur für Unruhe sorgte. Das war oft peinlich, wenn das Schiff, auf dem mein Onkel unterwegs war, im Gleichen Hafen zur selben Zeit lag, wie der Dampfer auf dem mein Dad unterwegs war. Dadurch hätte mein Vater sogar beinahe mal seinen Job verloren.

Der kleine Bruder meines Vaters hob sich von der ganzen Familie deutlich ab - auf positive Weise. Er war mein erklärter Lieblings-Onkel und sicher sah mein Bruder das genauso.

Leider starb er viel zu früh...

Mein Dad hat auch noch eine Schwester, diese hab ich aber kaum gesehen, irgendwie hatte sie sich wohl von der Familie abgeschottet. Mum meint aber immer, ich hätte da ganz gewiss nichts verpasst.

Meine Mum hat keine Verwandschaft vorzuweisen. Außer vielleicht ihren 1. Ehemann, mit dem sie eine Tochter hat, meine ältere Halbschwester. Aber auch von denen kannte ich keinen, was wohl auch besser war. Der Exgatte war gelinde gesagt ein Idiot und die Exschwiegermutter ein richtiger Drachen, der alles in Bewegung setzte, damit meine Mutter ihre erste Tochter nicht zu Gesicht bekommt.

Meine Eltern haben ende der 70er ein Haus an der Ostsee gekauft, ganz oben im Norden in der Nähe von Flensburg, wo ich geboren wurde.

Dort wuchsen mein Bruder und ich auf und haben so manche skurrile Abenteuer erlebt.
 

Meine Mum ist von der Sorte, die man als Tough bezeichnen würde. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, trifft dabei aber immer mit tödlicher Sicherheit den Punkt. Sie ist witzig, das fanden mein Bruder und ich schon immer. Man konnte mit ihr nicht nur Spaß haben, wir haben auch viel Blödsinn gemacht, dabei aber nie das Maß aus den Augen verloren.

Immer hatte sie einen flotten Spruch auf Lager, die Seefahrt und die gegebenen Lebensumstände taten dazu ihr übriges.

Sarkasmus ist unser aller zweiter Nachname.

Den mussten wir aber auch schon immer haben.

Sonst hätte alles das, was stattgefunden hat, nie so stattfinden können.

Was anderer Leute ein anständiger Katastrophenfilm, das ist unsere Lebensgeschichte.

Darüber hinaus herrscht bei uns ein - für Außenstehende - rüder Umgangston.

So werde ich so manches mal mit kleine dicke Frau tituliert wärend ich meine Mum alte Frau nennen darf.

Wir haben viel Spaß miteinander ^_^

Der halbnackte Rohrspatz

Wir wohnten in Bargfeldstegen in der Nähe von Bad Oldesloe, jedenfalls nicht so wahnsinnig weit weg von Hamburg.

Mein Bruder war gerade dreieihnalb Jahre alt.

Meine Mum hatte mit ihm ihre liebe Mühe. Als Säugling währe er beinahe am plötzlichen Kindstod gestorben. Meine Mum fand ihn aber rechtzeitig und fuhr wie der Teufel mit ihm in die Klinik. Dort musste man ihn wiederbeleben und daher hatte man meiner Mum mitgeteilt, daß keiner sagen konnte, ob er sich gesund entwickeln würde. Dementsprechend wurde ihm jeder Wunsch von der Stirn abgelesen oder er brauchte nur tonlos auf etwas zeigen, um es sofort zu bekommen.

Er begann erst mit drei Jahren zu sprechen, ganz nach dem Mott:

"Warum hast du denn bisher nicht gesprochen?"

"Bisher war ja auch alles in Ordnung!"

Er hatte einen jähzornigen Dickschädel der ausgeprägtesten Art und hatte sich oft mit unserer Mum in den Haaren.

So auch an diesem Tag.

Worum es ging weiß heute keiner mehr.

Fakt ist jedoch, daß mein Bruder seine Mum anschrie:

"Dann gehe ich eben zu meinem Vater!"

Unüberlegter Weise antwortete meine Mum:

"Dann geh doch!"

Damit war der Streit beendet und es wurde wieder ruhig.

Etwa drei Stunden nach diesem Vorfall kam eine Nachbarin zu uns und fragte, ob meine Mum eventuell ihren Sohn vermissen würde.

Diese war ganz erstaunt und verneinte die Frage.

Tatsächlich war meine Mutter davon ausgegangen, daß ihr Sohn sich in sein Zimmer verzogen hatte um dort ausgiebig zu schmollen.

"Ich komme gerade vom Einkaufen" erklärte die Nachbarin nun, "Und habe unterwegs einen kleinen Jungen auf dem Kettcar gesehen, der nur mit einem T-Shirt bekleidet und schimpfend wie ein Rohrspatz in Richtung Hamburg auf der Hauptstraße unterwegs ist. Er erinnerte mich stark an Ihren Sohn und da wollte ich lieber mal nachfragen, bevor schlimmeres passiert." fügte sie hinzu.

Meine Mum verschwendete keine Sekunde daran, sich zu wundern oder erstaunt zu sein. Sie bedankte sich knapp bei der Nachbarin, griff ihren Autoschlüssel, warf mir einen "Benimm dich, so lange ich weg bin." blick zu und war auch schon verschwunden, um ihren pöbelnden Sohn einzusammeln.

Er war tatsächlich auf dem richtigen Weg nach Hamburg und schon recht weit gekommen. Sein Gezeter hatte ihn wohl davon abgelenkt, daß er nur ein T-Shirt anhatte, immerhin hatten wir gerade März.

Seit diesem Vorfall wog meine Mutter sehr sorgfältig ab, was sie ihrem Sohn im Streit an den Kopf warf.

Bananenpapier

In Bargfeldstegen hatte ich eine gleichaltrige Freundin.

Wir waren bei meiner Mum im Wohnzimmer und guckten einen Märchenfilm im Fernsehen, in dem die Prinzessin einen seltsamen Namen hatte. Sie hieß "Barandanania" oder so ähnlich.

Als der Film zu Ende war, gingen wir in mein Zimmer um das Märchen nach zu spielen. Ich war die Prinzessin.

Meine Mum kam unweigerlich an meiner offen stehenden Zimmertür vorbei und schnappte wohl immer wieder diesen Namen auf. Aber sooft sie diesen seltsamen Namen auch hörte, sie konnte ihn nicht richtig verstehen oder war sich zumindest nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hätte.

"Wie heißt eure komische Prinzessin? Bananenpapier?" fragte sie dann schmunzelnd.

Sehr pampig und zickig hab ich geantwortet, daß die Prinzessin keinesfalls Bananenpapier hieß, sonder Barandanania.

Leider ignorierte meine Mum die Erklärung vollständig und ärgerte mich auch in den folgenden Jahren immer wieder gerne mit diesem Namen.

Ich rastete jedes Mal aus vor Wut und zog eine trotzige Flunsch, wenn meine Mum wieder ihren "Bananenpapier-Tripp" hatte.

Sie versuchte sogar mir diese Stichelei etwas harmloser zu gestalten. Sie wollte mich damit trösten, daß meine Mum in Zukunft "Packpapier" war, mein Bruder war "Brotpapier" und mein Papa "Goldpapier".

Was meine Mum dabei übersah war die Tatsache, daß es dies Papiere gab, nicht aber Bananenpapier.

Auch mein Bruder beteiligte sich immer gerne an diesem Spiel, mit dem man mich so schön ärgern konnte.

Und das konnte man noch viel Jahre.

Mein Lieblingsteddy 1

Als ich noch ein Baby war, bekam ich einen Teddy geschenkt, der beinahe größer war als ich. Er war grün mit einem hellem Bauch, hellen Tatzen, hellen Ohren und einer hellen Schnauze.

Dieser Teddy wurde von mir als Lieblingsteddy auserkoren und überall mit hingeschleppt. Ohne ihn konnte ich nicht schlafen. Das war so schlimm, daß meine Mum ihn nicht mal waschen durfte.

Wozu auch?

Er roch so gut nach mir.

Waschpulver stinkt!

Außerdem spielte ich den ganzen Tag mit dem Teddy und er bekam im Laufe der Monate jede Menge Blessuren, die meine Mum geduldig immer und immer wieder reparierte. Auf diese Weise war am Ende nur noch ein Kopf mit etwas Rumpf, zwei nimpfeligen ungleichen Armen und zwei sehr sehr großen Füßen übrig geblieben. Das Ungeheuer ähnelte nur noch entfernt und mit viel Phantasie dem Teddy, den ich damals bekommen hatte.

Ich allerdings liebte meinen Teddy.

Eines Tages waren wir in London, wo wir in einem Hotel übernachten mussten. Meine Mum ging mit uns in die Stadt und damit mein Teddy nicht verloren ginge, weil ich ihn vielleicht irgendwo liegen lassen könnte, ließ ich ihn im Hotelzimmer zurück.

Als wir nach einigen Stunden in unser Zimmer zurück kamen, war der Teddy weg.

Wir stellten alles auf den Kopf, fragten die Hotelangestellten aber kein Erfolg. Der Teddy war und blieb verschwunden.

Natürlich heulte ich Rotz und Wasser, bekam Tobsuchtsanfälle und bockte, wo ich konnte. Aber es brachte meinen heißgeliebten Teddy nicht zurück.

Ich bekam dann einen neuen, etwas kleiner als das, was von dem alten Teddy übrig geblieben war, aber für einen Teddy wohlproportioniert war.

Er war aus braunem Mohair und seine Ohren waren vorne Orange.

Nur widerwillig nahm ich dieses Tier an, immerhin hatte es nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit meinem verloren gegangenem Lieblingsteddy.

Kapitel 5: Meine Katzen

Katzen sind etwas wunderbares.

Jeder, der so einen Hausgenossen um sich hat oder hatte, der wird das bestätigen können. Ein großer Vorteil, den die Katze gegenüber anderen Haustieren hat, ist ihr Schnurren. Kein Tier kann dieses Geräusch nachmachen. Es beruhigt uns, wenn die Katze bei uns liegt und genüsslich schnurrt.

Ein weiterer Vorteil ist, daß Katzen nicht nur flauschig, niedlich und kuschelig sind, wenn sie noch ganz klein sind. Auch große, ausgewachsene Katzen sind immer noch flauschig, niedlich und kuschelig. Nur daß man sie, wenn sie ausgewachsen sind, richtig in die Arme nehmen kann.

Auch sind Katzen nicht dumm. Aus eigener Erfahrung kann ich behaupten, daß eine erwachsene Katze in etwa den Intelligenz-Quotienten eines zwei bis zweieinhalb jährigen Menschenkindes hat. Nur mit dem Unterschied: Wenn ich mein zweijähriges Kind in den Keller schicke, um mir eine Kartoffel zu holen, wird dieses Kind loshopsen um mir das gewünschte zu bringen.

Wenn ich das zu meiner Katze sage, dann schaut sie mich nur eine Weile an, dreht sich um und gibt mir mit ihrem Hinterteil unmissverständlich zu verstehen: "Hols dir doch selbst!"
 

Was auch immer wieder schön ist: So eine Katze ist sehr selbständig. Sie muss nicht Gassie geführt werden, bellt nicht, wenn irgendwo ein Hamster pupst und stinkt bei erhöhter Luftfeuchtigkeit nicht wie toter Hund mit gammeligen Sportsocken.

Die Katze ist ein sehr reinliches Tier, sie verbringt viel Zeit mit Körperpflege und tut das auch sehr unauffällig.

Ein liebes hungriger Kater reibt sich nicht an allem, was er zwischen die Beine bekommt. Es könnte höchstens sein, daß er mit olphaktorisch sehr überzeugenden Argumenten sein Revier markiert und kund tut, daß er durchaus für ein williges Kätzchen zu haben wäre. Dem kann Mensch allerdings vorbeugen indem er seinen Stubenlöwen rechtzeitig kastrieren lässt.
 

Katzen sind schon von Babybeinen an sehr clevere kleine Kerlchen. Dem Erfindungsgeist sind da kaum Grenzen gesetzt. Kaum daß sie die Augen richtig auf bekommen, tapern sie los und erforschen ihre Umgebung. Der Aufmerksame Dosenöffner stellt natürlich alles weg, was irgendwie gefährlich für die Katzenbabys oder das Versicherungspotential sein könnte. Und da läuft es genauso ab wie mit kleinen Menschenkindern: Im Laufe der Wochen steigt die Messlatte für den freigeräumten Bereich immer höher, bis man selbst kaum noch an seine Wertsachen herankommt.

Eine Katze kommt allerdings an fast alles heran, was sie interessiert. Auch wenn manchmal Umwege über die textile Strukturtapete genommen werden müssen oder nicht wirklich befestigte Bücherregale als Kletterhilfen herhalten müssen. Gardinen und Rolläden sind auch immer wieder willkommene Überbrückungswege.
 

Cleveres Katzenbaby
 

Als ich meinen Koko bekam, war er nur eine kleine, eine sehr kleine Katze, eine halbe Hand voll. Wenn er seine Futterschüssel leer gefuttert hatte, wog er 670 Gramm. Er war so klein, daß er die Türen nicht ohne fremde Hilfe aufdrücken konnte. Auch war er zu klein, um den ganzen Weg auf meinen Schoß hoch zu springen, wenn er da eben rauf wollte.

Aber hier bewies sich einmal mehr die Cleverness der Katze. Er fand eine für ihn geeignete Lösung, indem er halt so hoch sprang, wie er konnte. Das entsprach immerhin dem halben Weg bis auf meinen Schoß. Wenn er dann am höchsten Punkt seines Sprunges angekommen war, hackte er seine 10 Vorderkrallen in meine Hose und zog sich so den Rest des Weges an eben diesem Textil weiter zu seinem Ziel hoch.

Das tat er auch, wenn Frauchen KEINE Hose trug.

Ich sah wochenlang aus wie ein erfolgloser Fixer mit Schüttel-Lähmung!

Auch als er älter wurde, und dementsprechend natürlich auch größer und schwerer, konnte ich ihm diese Art der Besteigung nur schwer abgewöhnen. Gottseidank verstand er mich, bevor die Wunden, die er mir zufügen konnte, so tief hätten werden können, daß ständig hätte genäht werden müssen.

Nun springt er mir eben direkt auf den Schreibtisch um sich dann genüsslich auf meiner Tatstatur drei Mal um sich selbst zu drehen, bevor er sich dann über das gesamte Key-Bord verteilt niederlässt.
 

Die Frustrosine
 

Schon aus Prinzip bekommen meine Katzen nichts, was für den Magen ihres Dosenöffners bestimmt ist. Schon gar nicht wenn es sich um so Leckereien wie Thüringer Mett, Schinken, Käse, Fleisch oder ähnlichen Gaumenfreuden handelt. Allenfalls würde ich ihn probieren lassen, wenn es sich um Erzeugnisse der Natur handeln würde wie Obst, Nüsse oder Gemüse. Aus meinem Bekanntenkreis und auch von meinen ehemaligen Katzen weiß ich, daß das durchaus keine Abwegigkeit ist. Der junge Kater einer Freundin zum Beispiel hätte alles getan für eine frische Weintraube. Meine erste Katze Mausi liebte Himbeeren und mein Strolch fraß wahnsinnig gerne Paranüsse, wenn auch nur vorgekaut.

Alles Dinge, die eine Katze in freier Wildbahn durchaus antreffen könnte.

Mein Koko allerdings mochte höchstens Brombeeren, aber nur wenn sie nicht zu rot oder zu reif waren.

Eine andere Vorliebe hat sich aus einer Unachtsamkeit meinerseits entwickelt.

Mein Freund und ich mochten irre gerne die Nuss-Mischung von Aldi, in der sich auch immer jede Menge Rosinen befanden. Ich aß die Paranüsse, er die Cashew-Kerne. Um die Hasel- und Walnüssen haben sich die Kinder und um die Mandeln mein Freund und ich geprügelt. Die Rosinen mochte keiner.

Koko mochte keine der Nüsse und so fand ich es nicht weiter bedenklich, die Schüssel mit den Nüssen im Regal neben dem Sofa zu platzieren. Es war dasselbe Regal in dem auch der Nudelkarton stand, in den meine Katze sich immer wegräumte, wenn sie ihre Ruhe haben wollte.

Mit der Zeit verschwanden die Rosinen, jedoch machte sich keiner Gedanken darüber, wer die Dinger futterte. Hauptsache sie kamen weg.

Mein Kater weiß jetzt aber, daß unser Essen nicht nur gut riecht. Nachdem er einige Male auf dem Küchentisch mit der Zunge in Flagranti erwischt worden war, musste ich davon ausgehen, daß mein Erziehungsversuch, ihm klar zu machen, daß Menschfutter nichts für ihn ist, gescheitert war. Dennoch vermeide ich jede Kontaktaufnahme seitens des Katers zu menschlichen Nahrungsmitteln.

Irgendwann saß ich mal mit einer Schüssel randvoll gefüllt mit einem asiatischen Krabben-Gericht auf meinem Sofa. Vor mir die Katze mit tränenden Augen und sabbernd auf dem Teppich. Mit jedem Bissen, den er mir von den Stäbchen in meinem Mund zählte, wurden die Tränen größer.

"Nein, Koko! Das ist nichts für Katzen!" sagte ich sehr bestimmt.

Der Kater rührte sich nicht und zählte weiter eine Krabbe nach der anderen, die in seinem Frauchen verschwand.

Nach einigen Minuten machte er sich dann gefrustet auf den Weg in seinen Karton. Allerdings nicht, um sofort darin zu verschwinden. Nein, er drehte sich um, verschwand mit seinem Kopf in der Schüssel mit dem Studentenfutter und angelte sich eine Rosine heraus, die er zwischen den Lippen auf freies Feld trug um sie da fachgerecht zu jagen, zu erlegen und zu verspeisen.

Das macht er immer noch und sehr regelmäßig dann, wenn er gerne von mir einen Happen abgehabt hätte.

Meine anderen Katzen

Königliche Katzen
 

Wann immer es um das Thema Katzen geht, kann ich im Brustton der Überzeugung behaupten, ich habe inzwischen über 30 Jahre Erfahrung mit Katzen. Ob es um die Erziehung geht, die Rangordnung in der Familie oder das Verhalten und den Umgang mit Katzen, egal welcher Rasse, ich kenne mich aus.

Das ist keine Selbstbeweihräucherung, das ist eine Tatsache.

Immer wieder wundern sich die Leute, daß ich Katzen auf den Arm nehmen kann, von denen sie mir gerade gesagt haben: "Vorsicht, nicht anfassen, der kratzt und beißt sofort."

Auch mit rassebedingten schwierigen Katzen komme ich gut aus.

Ein Ozelot, der mit seinem Frauchen spazieren ging, kam zu mir und und biss mir sehr zärtlich in die Hand, nachdem ich eine dreiviertel Stunde in der Hocke saß und ihm immer wieder erzählte, wie schön er ist, wie majestätisch. Mit dem Frauchen hab ich natürlich auch geplaudert und sie erzählte mir wahre Horrorgeschichten mit anderen Mitmenschen. Diese sahen das wunderschöne Tier, mindestens doppelt so groß wie eine Hauskatze und wissend, daß er im Umkreis von 100 Kilometern die größten Pfoten hatte, gingen auf ihn zu, stürzten sich auf das Tier und wunderten sich, daß sie plötzlich auf jeder Seite fünf hübsche, tiefe, blutende Kratzer im Gesicht hatten oder die Zähne des Katers in der Nase.

Man geht nicht einfach auf eine Katze zu und stürzt sich auf sie.

Auf KEINE Katze!

Ob Wildkatze oder domestiziert.

Außer man steht auf mit 25 Stichen genähte Wunden im Gesicht!

Man bekundet der Katze sein Interesse an ihr, indem man sich hinhockt. Das hat nichts damit zu tun, daß man sich "auf gleiche Höhe" begibt.

Es ist eine Katze!

Kein Menschnjunges!

Nein.

Es ist viel mehr, daß man sich klein macht. Kleiner, als man gewöhnlicher ist.

Das ist eine unterwürfige Haltung, die der Katze durchaus imponiert.

Ihr wird damit zugestanden, daß man einer königlichen Majestät eine entsprechende Behandlung zugesteht.

Man kommt nicht zu einer Katze hin, die Katze kommt, oder sie lässt es. Beides hat man gebührend zu respektieren.

Dementsprechend war es eine hohe Auszeichnung für mich als dieser Ozelot auf mich zukam um mir in den Daumen zu beißen. Natürlich hat er mir nicht weh getan, geschweige denn mich verletzt. Es ist von einer Katze eine hohe Auszeichnung, wenn man von ihr einen "Liebes-Biss" erhält.

Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran zurückdenke.
 

Die Neugier der Katzen
 

Ja, Katzen sind neugierig. Auf eine sehr spezielle Art.

Ich kenne kein Tier, daß so desinteressiert neugierig sein kann, wie eine Katze.

Wenn man dann allerdings versucht, sie von dem, was im Grunde ihr Interesse sehr wohl geweckt hat, fern zu halten, ist es aus mit dem königlichen Desinteresse und die Katze MUSS einfach wissen, was da los ist.
 

Ein Beispiel.
 

Mein Katzenpärchen Susi und Strolch wahr gerade etwa ein Jahr alt.

Ich bekam von meinem heutigen Ex-Mann ein Kochbuch mit asiatischen Rezepten.

Schnell hatte ich mir ein Rezept ausgesucht, daß ich dann nachkochen wollte.

Wir waren dann auch einkaufen und haben alles besorgt, was im Rezept verlangt wurde.

Frischen Tintenfisch, Bambussprossen, Paprika, Morcheln, Zwiebeln, getrocknete Peperoni, Sesamöl, Sojasoße und Möhren.

Ich bereitete die Zutaten wie im Rezept verlangt vor. Bei den getrockneten Peperoni musste ich allerdings stutzen.

Im Rezept wurden 30g verlangt.

Ich hatte eine Tüte mit 50g gekauft, die schon nicht wenig war.

Ich beschloss dann, daß es sich um einen Druckfehler handeln musste und zählte 30 Stück heraus. Auch das war noch so viel, daß ich auf 10 Stück reduzierte. Das war immer noch nicht wenig, aber im Rezept stand extra, daß es sich um ein pikantes Gericht handelte.

Die Peperoni sollte ich dann im heißen Öl im Wok anbraten und die Tintenfische zugeben.

Ich verspürte einen leichten Hustenreiz, schob das aber auf die Tatsache, daß ich Raucher war.

Erst als mir die Augen tränten, ich dem Hustenreiz nicht mehr gebühren hinterherhusten konnte und sich dieser Zustand verstärkte, je näher ich am Wok stand, dämmerte mir, daß es eventuell mit den Skoville zusammenhängen könnte, die sich im Dunst der schmorenden Peperoni aus dem Wok in die Luft verteilten.

Ich band mir also ein Küchenhandtuch um das Gesicht, öffnete das Fenster und schloss die Tür der Küche, die an das Wohnzimmer angrenzte, um meine Katzen und meinen Ex-Mann vor dem Gasanschlag zu schützen.

Das allerdings weckte im höchsten Maße die Neugier der beiden Katzen, die nur wenig später beide mit der Nase unter der Küchentür hingen und intensiv schnüffelten, was ich denn da treiben würde.

Nur fünf Minuten später saß Herrchen dann mit den beiden keuchenden Katzen am offenen Wohnzimmerfenster. Auch ihm tränten die Augen, jedoch nicht wegen der scharfen Luft.

Im Anschluss gab ich dann den Inhalt des Wokes unter ständigem Rühren in eine Plastikmülltüte, knotete sie gründlich zu und entsorgte sie sofort in der Tonne.

Die Katzen erholten sich nach einer Stunde wieder.

Aber wir haben tagelang gelacht.

Unfassbar!

Jetzt mal eine Geschichte aus der Rubrik: Wir machen keine halben Sachen! Einfach kann schließlich jeder!
 

Es ist schon einige Jahre her, einige Jahre mehr. Ich war damals in der vierten Klasse der Grundschule und mein Bruder in der 1. Da wir beide ein Jahr später als geplant in die Schule kamen war ich etwa 11 und mein Bruder 7 Jahre alt.

Meine Mum hatte damals ihre "wilde Zeit". Sie fuhr zum Bowling, traf sich mit Freunden, ging Tanzen und einiges mehr.

Sie war oft unterwegs.

Wir wussten das und kamen sehr gut damit zurecht. Schließlich waren mein Bruder und ich schon sehr selbständige Kinder.

Und unsere Mum konnte sich darauf verlassen, daß wir keinen Unsinn anstellen.
 

So auch an diesem Abend.

Es war Dienstag und an diesem Tag, oder eher Abend der Woche traf meine Mum sich mit "ihren Jungs". Es wurde getanzt und gelacht und natürlich auch geraucht und vor allem getrunken.

Meine Mum übertrieb das selten. Schließlich war sie eine verantwortungsbewusste Frau und Mutter. Eigentlich fiel sie mehr aus wegen Migräne als wegen Alkoholexzessen.

An diesem Abend aber musste etwas schief gegangen sein. Jedenfalls bekamen wir nicht mit, ob und wann sie nachts nach Hause gekommen war.

Als mein Wecker ging und ich runter in die Küche wollte, fand ich sie friedlich schnarchend im Badezimmer, die Kloschüssel im Arm und in den Duschvorhang eingewickelt lag sie auf der Badezimmermatte.

Sie atmete noch, wenn auch sehr geräuschvoll, also ließ ich sie in Ruhe.

Wird schon wieder zu sich kommen.

Ich machte das Frühstück, half meinem Bruder dabei seine Socken und den anderen Schuh zu finden. Natürlich nicht ohne lautstarkes Gezanke, was unsere Mum allerdings nicht die Bohne störte!

Dann machte sich jeder sein eigenes Pausenbrot und wir gingen zur Schule.

Als wir mittags wieder nach Hause kamen, lag Mum immer noch im Bad. Sie hatte die Position geringfügig geändert und hatte den Duschvorhang etwas höher gezogen. Und sie atmete noch.

Da sie noch immer nicht ansprechbar war, machten wir uns selbst etwas zu Essen, guckten Fern oder gingen raus.

Auch am Abend war Mum noch immer nicht unter den Lebenden, also gingen wir ins Bett, als wir müde wurden.

So auch am Donnerstag.

Und am Freitag.

Ich vergewisserte mich immer mal wieder, daß Mum noch atmete und ließ sie, wo sie war.

Gegen Freitag mittag allerdings änderte sich etwas: Sie bewegte sich.

"wischbädisssas?" nuschelte sie undeutlich.

"Freitag Mittag!" antwortete ich.

"ohscheiseichmussnocheingauwen." nuschelte sie noch immer undeutlich.

Ganz offensichtlich hatte sie noch genug Restalkohol im Blut, um durch jede Kontrolle zu fallen.

Sie rappelte sich sehr mühsam hoch, wunderte sich über den Duschvorhang und sah sich verwirrt und schwerfällig um. Dann wankte Mum sehr unsicher aus dem Bad, griff nach ihren Schlüsseln und ging zur Garage.

Das Auto stand darin.

Sie war also mit dem Auto nach Hause gekommen.

Allerdings stand der Wagen super gerade in der Garage, was nur bedeuten konnte, daß sie mit Schwung über die Treppe vor der Haustür gekachelt sein musste, anders konnte sie nicht so gerade in die Garage gekommen sein. Der Wagen muss leicht schräg darin stehen, sonst kam man weder vor noch zurück an der Treppe vorbei.

Das war jetzt auch das Problem: Sie bekam mit dem Auto auf den zwei Metern, die die Treppe vom Garagentor trennte, nicht genug Schwung um mit dem Wagen aus der Garage herauszukommen.

Unser Nachbar hatte das mitbekommen, ein langjähriger guter Freund von Mum.

Er holte die "Jungs" von der freiwilligen Feuerwehr die dann mit vier Mann und vier Wagenhebern das Auto in der Garage drehten, damit man es wieder normal herausfahren konnte.

"Sag mal, du kannst doch in deinem Zustand nicht fahren!" schimpfte Ernie.

"aberichmusnocheinkauwen" lallte unsere Mum.

"Das wirst du schön bleiben lassen! Gib mir mal den Schlüssel und dann fahre ich für euch einkaufen. Schreib einfach auf, was du brauchst." Bot unser Nachbar dann an.

Den Einkaufszettel hätte Mum sich sparen können, Ernie konnte kein Wort lesen.

Er holte dann einfach das grundsätzliche.
 

Noch heute lachen wir darüber, wie Mum mit dem Auto in die Garage gekommen war und daß sie allen Ernstes beinahe drei Tage im Koma gelegen hatte.

Aber alles lief reibungslos =^,^=

Wie man ein Feuerzeug NICHT auffüllt

Es war ein wunderbarer warmer Sommertag, schon leicht am Ausklingen aber immer noch sehr hell. Wir saßen alle auf der Terrasse bei meiner Mum zu Hause und schmökten.

Naja, nicht alle, meine Mum hatte etwas Schwierigkeiten ihre Zigarette anzubekommen, da ihr Feuerzeug streikte.

Auch die Tatsache, daß sie von wem anderem Feuer bekam, konnte sie nicht davon abhalten, den Klintsch mit ihrem Feuerzeug fortzusetzen.

Das Feuerzeug war wiederbefüllbar.

Also ging sie ins Wohnzimmer und suchte nach einer Gasflasche, mit der sie ihr Feuerzeug wieder hätte funktionstüchtig machen könnte.

Sie fand dann auch eine kleine metallene Flasche, nicht viel größer als die Ampullen, die man als Asthmatiker bekommt.

Noch auf dem Weg zu ihrem Stuhl auf der Terrasse begann sie damit, das Feuerzeug zu füllen.

Als sie sich setzte umwehte mich ein angenehm blumiger Duft und ich dachte bei mir: "Schön, daß es mal Feuerzeuggas gibt, daß nicht nach Chemie stinkt."

Meine Mum machte das Feuerzeug an, es ging wunderbar und sie stellte das Fläschchen auf den Tisch.

Ich wunderte mich etwas über die Größe des metallenen Gegenstandes und guckte genauer hin.

Darauf stand: Breeze One Touch

Ich fragte meine Mum, ob sie das mit Absicht gemacht hatte.

Sie guckte sich das Fläschchen jetzt ihrerseits mit Erstauen an und musste lachen.

Nein, prustete sie, das währe keine Absicht gewesen.

Aber das Feuerzeug funktionierte.

Wir haben stundenlang gelacht.

Am Abend allerdings, einige Stunden nach der Befüllung, wollte mein Mum sich eine Zigarette anzünden, mit eben jenem Feuerzeug.

Die Flamme ging an, es Zischte kurz, die Flamme ging aus und das Feuerzeug zerlegte sich bei einem herzlichen Zischen und Puffen in seine Einzelteile.

Also, man sollte sein Feuerzeug nicht mit Breeze One Touch befüllen.

Meine anderen Katzen 2. Teil

Als ich mich von meinem Mann trennte um mit meinen Kindern weit weg in meine alte Heimat zurückzukehren, musste ich mich notgedrungen von meinen Katzen trennen. Ich hatte schon Schwierigkeiten auf die Distanz von 700 Km eine Wohnung für mich und meine zwei Kinder zu finden, ein bis zwei Katzen hätten dieses Vorhaben um ein vielfaches höher erschwert.
 

Es fiel mir nicht leicht.

Besonders die bevorstehende Trennung von meinem Strolch fiel mir sehr schwer. Immer wieder hatte ich ihn weinend in den Armen und erklärte ihm, daß ich ihn einfach nicht mitnehmen kann.

Dazu kam noch, daß er kränkelte. Ständig waren wir mit ihm beim Tierarzt, ohne das etwas gefunden werden konnte, was seinen leicht desinteressierten und etwas untergewichtigen Zustand erklären konnte.

Außerdem hätte ich ihn nicht nur aus seiner gewohnten Umgebung gerissen sondern auch von seiner Schwester Susi getrennt.

Das wollte ich ihm und mir nicht antun.
 

Eineinhalb Jahre hab ich es dann in meinem neuen alten Zuhause ohne Katze ausgehalten, dann fing ich an kirre zu werden.

Ich hatte die Liebe meines Lebens wieder gefunden und durfte ihn sogar behalten, ich war noch nie vorher so glücklich zu Hause zu sein, wie nach meiner Rückkehr, dennoch fehlte etwas. Ein kleiner Fleck in meinem Herzen blieb leer. Ein Platz, den nur jemand ganz besonderes füllen konnte.

Eine Katze musste her.

Meine damalige Freundin hatte von zweien ihrer Katzen insgesamt 10 Katzenbabys. Ich hatte sie mal vorsichtig darauf angesprochen, aber sie sagte mir daß die Babys von ihrer Katze bereits versprochen waren und über die Babys der Katze ihres Mannes wollte sie nicht entscheiden.

Da ihr Mann aber irgendwie nicht gewillt war, sich dahingehend zu äußern, nahm ich auf anderen Wegen die Suche nach einer Katze für mich auf.
 

Im Internet war ich dann auf eine Seite gestoßen, wo man seine Katzenbabys anbieten konnte.

Die Seite funktionierte nicht richtig, bei fast allen Annoncen, die ich anklickte, bekam ich die Nachricht, daß die Seite zur Zeit überarbeitet wurde und die Anzeigen daher nicht einsehbar wahren.

Bis auf eine Anzeige, in der Name und Telephonnummer in der Überschrift angegeben waren.

Dort rief ich an.

Mir wurde auch gleich gesagt, daß noch welche von den Katzenbabys zu haben währen und ich gerne jeder Zeit vorbeikommen könnte, um mir eines auszusuchen.
 

Die Adresse befand sich in Nordfriesland. Nicht gerade dicht bei, aber das war mir egal.

Wir fuhren also hin und beguckten uns die niedlichen winzigen Fell-Wusel. Gerade vier Wochen alt und zum Knutschen süß.

Einer der beiden Kater war bereits vergeben, ich entschied mich einfach für den anderen.

Es sollte auf jeden Fall ein Kater sein.

Bei einer Katze währe ich eventuell auf die Idee gekommen, sie könnte ja einmal Babys haben, alleine schon wegen dem pädagogisch wertvollem Ereignis der Geburt und dem Umgang mit so kleinen zerbrechlichen Wesen meiner Kinder gegenüber.

Natürlich haben wir den kleinen Fussel nicht gleich mit nach Hause bekommen. Mindestens zwei weitere Monate sollte der kleine Kerl schon bei seiner Mama bleiben, damit sie ihm alles mit auf den Weg geben konnte, was eine Katze wissen musste.
 

Ich konnte es kaum erwarten und ich glaube, ich hab meinen Freund nach einiger Zeit ziemlich genervt.

Ich war flippig und furchtbar am herumwuseln. Kein Gespräch kam bei mir ohne den bevorstehenden Einzug meiner Katze aus.

Wir fuhren in Pet-Shops und suchten nach den wichtigen Dingen, die wir anschaffen mussten.

Katzenklo, Einstreu, Futter, Futternapf, Spielzeug...

Bei dem Napf allerdings war ich nicht bereit 3 Euro oder mehr zu bezahlen, nur weil auf der Schüssel das Bild einer Katze zu sehen war. Die Suppenterrinen Aus der Grabbelkiste bei Roller für je 50 Cent haben es auch getan. Auch haben wir keine Unsummen in Katzenspielzeug investiert oder einen teuren Kratzbaum gekauft.

Beim Futter haben wir beschlossen, den kleinen Kerl von Anfang an an das gute billige Futter von Aldi und Konsorten zu gewöhnen.

Finanziell war das Tier ohnehin nicht im Budget...
 

Anfang August war es dann endlich soweit. Meine Katze war reif und konnte geerntet werden.

Als ich dann zur zuvor vereinbarten Stunde bei den Leuten, die sich bisher um meine Katze gekümmert hatten, ankam, bekam ich nur sehr hastig den Kater in die Hand gedrückt und schon beim Verabschieden wurde mir die Tür vor der Nase zugemacht.

Zu Hause angekommen wurde mir auch schnell klar, warum.

Der kleine Kater hatte Untermieter.

Flöhe, und das nicht zu knapp.

Wahrscheinlich hatten die Leute Angst, ich würde den kurzen nicht mitnehmen, wenn ich das im Laufe eines lockeren Gespräches schon vor Ort herausgefunden hätte.

Ich hätte ihn allerdings auf jeden Fall mit genommen.

Seis drum...

Mein nächster Weg war jedenfalls der in die Stadt und zur Apotheke. Dort erstand ich dann ein Mittel gegen Flöhe in Ampullenform, was den Katzen in den Nacken geträufelt wurde.

Zu Hause angekommen wurde der kleine Kater dann auch sofort geimpft und schon nach einer halben Stunde fielen die Untermieter halb tot aus dem Fell.
 

Auf vielfachen Wunsch einer einzelnen Person (mein Erstgeborener) sollte der Kater Strolchie heißen.

Eine Fahrt nach Kiel

Das ist wieder mal einer dieser Tage wo ich denke: Du solltest ein Tagebuch führen.

Tja, das hab ich bestimmt schon 1000 Mal gedacht und doch nie angefangen.

In Ermangelung eines Tagebuches also werde ich das jetzt einfach mal hier festhalten. Es passiert ja auch nicht jeden Tag etwas spannendes, auch nicht im Leben eines Menschen, der das Ungewöhnliche gepachtet hat.
 

Gestern, also am Samstag, haben mein Schatz, mein Zweitgeborener und ich beschlossen IKEA einen Besuch abzustatten.

Das nächste IKEA von uns aus gesehen befindet sich in Kiel.

Also: Alles ins Auto schlossern und ab auf die Autobahn.

Die Fahrt nach Kiel war recht Ereignislos, außer man empfindet starken Regen als selten. Hierzulande hatten wir das in diesem (und im letzten und im vorletzten...) Jahr schon ab dem Tag, wo die Sommerferien anfingen bis zu der Zeit, wo wir mit Frost rechnen müssen.

Also nichts Besonderes.
 

In Kiel angekommen waren wir dann auch schnell bei IKEA.

Mein Gott war das voll!!!

Alle, die kein Zuhause hatten, schienen es ebenfalls für eine gute Idee gefalten zu haben, auch nach IKEA zu fahren um sich mit Bastel-Sets und Geduldspielen einzudecken.

Als wir in die Eingangshalle kamen, wo man die Kassen sehen konnte und den Tresen für die Hot-Dogs, waren wir von den Menschenmassen überwältigt. Es ging zu wie auf einem Flughafen, wo gerade sämtliche Flüge gestrichen worden waren.

Bis hierhin fiel dann der Gedanke an einen Hot-Dog und eine Cola flach. Also erstmal durch das Geschäft durch.

Wir stellten uns in die Schlange die sich vor dem Kinder-Land gebildet hatte und konnten unseren Nachwuchs dann auch nach einer halben Stunde abgeben. Wir bekamen die Order ihn nach Ablauf einer Stunde und 15 Minuten wieder abzuholen.

Sollte zu schaffen sein.
 

Endlich waren wir im Geschäft und arbeiteten uns vor um schnell in die Abteilung für Kleinkram wie Geschirr, Besteck, Kerzen und anderem Utensil zu kommen.

Ich wusste schließlich, was ich haben wollte.

Die Klips für die Frühstücksbeutel.

Meine Kinder hatten meine inzwischen längst verdaddelt.
 

Also schoben wir in dem Pulk Leuten durch das Geschäft.

Nach einigen Minuten bemerkte ich, daß meine Tage einsetzten.

Unangenehm...

Ich war nicht unvorbereitet, schließlich wartete ich schon seit einigen Tagen darauf.

Wir steuerten also auf dem schnellst möglichen Weg das Restaurant an und da zu den Toiletten.

Erfreulicher Weise hatte sich hier keine Schlange gebildet - womit ich übrigens schon gerechnet hatte - und ich fand sogar gleich eine freie Toilette.

Super, dann konnten wir ja gleich einigermaßen entspannt durch das Erdgeschoss tigern und vielleicht noch das ein oder andere brauchbare Schnäppchen ergattern.
 

Ich tat also, was frau auf einer Toilette so tat.

Ich bückte mich so weit ich konnte um mich selbst herum um den Tampon da anzubringen, wo er hingehörte und...
 

AAAAAHRGHHHHH!!!!!

SCHMEEEEEEERZZZZZZ!!!!
 

Irgendetwas hatte mich hinten Rechts in die Seite getroffen!

Ich hatte einen ausgesprochen schmerzhaften Krampf irgendwo seitlich der Wirbelsäule und knapp unter den Rippen.
 

"ICH HAB MIR DIE NIERE GEBROCHEN!!!" Stöhnte ich und keuchte bei dem Versuch mich wieder aufzurichten.

"HIRGGHHH!!!"

Es ging nicht.

Irgendwie schaffte ich es dann mit viel "HIRGH" und "AHRGH" meine Buchse wieder hoch zu ziehen und mich soweit aufzurichten, daß ich aus der Klozelle konnte.

Ich wusch mir keuchend die Hände und schnappte nach Luft.
 

Als ich aus der Toilette kam zu meinem Freund sah er gleich, daß irgendetwas nicht stimmte.

"Was ist los?" fragte er besorgt.

"Ich hab mir die Niere gebrochen!" keuchte ich heiser.

"Du hast WAS?"

"Ich hab mir irgendetwas gezerrt, es tut höllisch weh!" stöhnte ich tonlos.

"Wird es gehen?" erkundigte er sich sehr besorgt.

"Ich denke schon." gab ich zur Antwort.

Wir gingen also weiter durch den Laden.

Naja, mein Freund ging, ich kroch.

Immer wieder krampfte sich die ohnehin schon stark schmerzende Stelle, in die ich meine Faust reingestemmt hatte, zusammen und raubte mir den Atem.

Stöhnend musste ich mich immer wieder in irgendeine Ecke schleppen, damit die Leute nicht mitbekamen, wie ich mein Gesicht verzog und versuchte meine Schmerzensschreie zu verbergen.

Irgendwie schaffte ich es bis zu den Kassen. Ich bekam meine Klipse und wir fanden auch andere Schnäppchen.

Während ich gebeugt und stöhnend an der Kasse bezahlte holte mein Freund unseren Zwerg aus dem Kinderland ab.

Inzwischen hatte er beschlossen, daß ich einen Arzt bräuchte.

Da es Samstag war und alle Praxen geschlossen haben würden, außerdem hatte ich nicht mal einen Termin, fuhr mein Freund - immer den Schildern nach - direkt mit mir ins Krankenhaus. Die hatten immer Notdienst.

Das erste Krankenhaus, das wir fanden, entpuppte sich als Belegs-Krankenhaus. Das bedeutet, daß nur Patienten da waren, keine Ärzte. Wir sollten ins stätische Krankenhaus fahren.
 

"Super!" pöbelte ich gequetscht.

"Lass uns nach Kiel fahren und eine Krankenhausrundfahrt machen!!" motzte ich weiter.

"Und 10 Euro wollen die sicher auch noch haben!" schimpfte ich.

"So kann man seine Wochenenden auch verbringen!"

Mein Freund lachte und bekam sich gar nicht mehr ein.

"Ganz getreu unserem Familien-Mottos: Einfach kann jeder!"

Ich bekam zwar kaum Luft, konnte aber immer noch schimpfen wie ein Rohrspatz.

"Was musst du auch zur Toilette gehen." piesackte mein Freund.

"Du bist lustig! Soll ich etwa warten, bis mir das Blut an den Beinen runterläuft?" pöbelte ich.

"Immer noch besser als seinen Ausflugstag in der Klinik zu verbringen." lachte er weiter.

"Ich konnte mir das ja auch sowas von aussuchen!" motzte ich.
 

Nach einiger Kurverei durch die Innenstadt von Kiel haben wir es dann auch gefunden.

Ich kroch auf dem Zahnfleisch zur Anmeldung und musste dann noch eineinhalb Stunden warten.

Irgendwie überstand ich die Zeit, der Kurze war mehr als hibbelig und ging mir schon ziemlich auf die Nerven.

Leider konnte ich mich nicht wehren.

Endlich wurde ich aufgerufen.

Die Ärztin stellte sich vor (ich hab ihren Namen sofort wieder vergessen) und fragte, was sie für mich tun könne.

"Ich hab mir die rechte Niere gebrochen!" stöhnte ich.

"Die kann man sich nicht brechen." lachte sie.

"Ich weiß, aber so fühlt es sich an." gab ich zur Antwort.

Ein beinahe normaler Samstag Abend

Ja, also, BEINAHE!!!

Sagen wir mal so: Katastrophen gehören annähernd zu unserem Alltag.

Katastrophen mit anschließendem Krankenhausbesuch sind ebenfalls als normales Wochenende einzustufen.

Meistens ist alles nicht so dramatisch, wie manch anderer denken möchte, alles im Rahmen normaler Parameter - wenn man die normalen Parameter meiner Familie kennt.
 

Nun, dieser Samstag sollte jetzt zu einem annähernd normalen Samstag werden, aber eben nur BEINAHE!
 

Die Katastrophe war größer, als die, die wir schon gewohnt wahren.
 

An dieser Stelle möchte ich alle mit schwachen Nerven und Mägen darauf hinweisen, daß sie sich während des Lesens die Augen zu halten sollten, weil sie sonst das viele Blut und andere wenig appetitliche Beschreibungen zu sehen bekommen.

Also: Wenns zu heftig wird, einfach die Augen zu machen =^_^=
 

Es war also, wie gesagt, bis dahin ein normaler Samstag.

Wir hatten Besuch, die Kinder... nun ja... sagen wir mal: Die Kinder beschäftigten sich in deren Zimmern.

Als spielen kann man das nicht bezeichnen. Es war eher in Richtung Mord und Totschlag.

Das Übliche eben, ein ganz normaler Samstag.

Bis...

Ja, bis der Große Bruder, Oliver (9), den kleinen Bruder, Michael (6), aus seinem Zimmer warf. Natürlich wollte Michael nicht aus seinem Zimmer geworfen werden. Oliver jedoch warf gleich hinter seinem Bruder die Tür mit aller Kraft zu.

Dann hörte ich auch schon den schmerzhaften Aufschrei, der keinen Zweifel daran ließ, daß es sich wirklich um etwas schlimmes handeln musste.

Auf alles Mögliche eingerichtet nahm ich den Kleinen, der natürlich gleich zu mir gerannt kam, in Empfang und fragte ruhig, was denn passiert sei.

Laut schreiend hielt Michael mir seine rechte Hand hin und es bedurfte keiner weiterer Erklärung! Die Verletzung war nicht zu übersehen.

Die Fingerkuppe war komplett aufgeplatzt und der Nagel halb vom Nagelbett getrennt!!! Es blutete sehr stark und mir war sofort klar, daß hier nur eine sehr sehr schnelle Fahrt ins Krankenhaus in Frage kam.

Der Besuch wurde kommentarlos zum Babysitter für Oliver erklärt noch bevor derselbe mitbekam, was eigentlich los war.

Der Kleine schrie vor Schmerz und Schock, ich warf nur kurze Befehle dazwischen.

"Schlüssel! Auto! Krankenhaus!" rief ich meinem Mann zu, der sofort reagierte.

"Was ist los?" wollte unser Besuch wissen.

Ich rief nur: "Ab! Nähen!!!" und warf dem Kleinen auch schon ein Gästehandtuch zu, daß er sich um die blutende Hand wickelte.

So wie er war scheuchte ich ihn zum Auto, mein Mann hatte bereits aufgeschlossen und die Tür geöffnet.

Ich warf den Kurzen regelrecht ins Auto, schnallte ihn an und hopste zu ihm auf den Rücksitz.

Mein Mann saß bereits am Steuer und fuhr los wie von der Tarantel gestochen.

Michael blutete stark und wir mussten sehen, daß wir schnell in die Klinik kamen.
 

Nach einem kaum 10minütigem Tiefflug (immerhin hatten wir 25 Km zu bewältigen) kamen wir im Krankenhaus an. Michael hatte sich inzwischen eingekriegt und schrie nicht mehr, aber er war wach und voll da.

Mein Mann holte ihn aus dem Auto und trug ihn zur Anmeldung, wo wir schnell aufgenommen und weiter geleitet wurden.

Michale wurde auf eine Liege gelegt, das Handtuch noch immer um die Hand gewickelt. Es hatte einen bedenklichen Rotton angenommen, viel freies Tuch war nicht mehr nach.

Schon bald kam ein Arzt und sah sich das Dilemma an: Die Fingerkuppe war aufgeplatzt und ließ sich herunter klappen. Der Knochen lag nicht frei... Mir wurde sofort schlecht!

"Das muss geröntgt werden." bemerkte der Arzt fachmännisch trocken. Michael bekam ein Kühlkissen unter den Finger gelegt, um die Blutung wenigstens zu stillen.

Der Kleine lag da, ließ die Untersuchung über sich ergehen und war sooo tapfer... So ruhig, gar nicht panisch oder schreiig. Er hielt die Hand ruhig und guckte sogar bei der Untersuchung zu.

Beim Röntgen hat er auch nicht geweint, als die Schwester ihm die Hand drapieren musste, um den Knochen richtig zu photographieren.

Die Superlative von Peinlich...

Aus der Rubrik: Das hat nicht not getan...
 

Ich war mal mit einer Freundin in der Innenstadt von Flensburg zum Bummeln unterwegs.

Das Wetter war schön, warme Sonnenstrahlen kündigten einen angenehmen Frühlingstag an.

Meine Freundin hatte eine kleine Tochter, so ungefähr ein einhalb Jahre alt.

Diese war auch mit von der Partie und da sie noch nicht alleine Laufen, wohl aber schon sitzen konnte, schob meine Freundin sie in einer sogenannten Sportkarre vor sich her.

Warum das Ding Sprotkarre heißt, wird sich wohl auf immer meinem Verständniss entziehen...

Jedenfalls waren wir drei auf diese Weise in der Innenstadt von Flensburg unterwegs.

Nach einiger Zeit bemerkten meine Freundin und ich, daß es eine gute Idee sei, einen Abort aufzusuchen.

Nun sind öffentliche Toiletten in der Stadt an und für sich nicht selten, Die angemessene Hygiene selbiger aber schon.

Also überlegten wir, wie wir das Problem am elegantesten lösen könnten.

Wir entschieden beide, daß die Toiletten in dem Brücken-Caffee genannt Beletage in der Holmpassage die angenehmste Wahl sei.

Um zu diesen Räumen gelangen zu können mussten wir eine Treppe erklimmen, was mit der Kinderkarre nicht wirklich einfach war.

Wir besprachen dann also, daß eine von uns gehen, wärend die andere auf das Kind in der Karre aufpassen würde.

Meine Freundin sollte zu erst gehen, ich wartete mit der Kleinen bei Bijou Brigitte, welches sich praktisch unter der Beletage befand und guckte mir die Auslagen an.

Nach einigen Minuten kam meine Freundin zurück und ich konnte die obere Etage erklimmen.

Ich musste sehr dringen.

Schon eine ganze Weile musste ich sehr dringend.

Darüber hinaus handelte es sich nicht um das Bedürftnis einer urinalen Erleichterung...

Mit fest zusammen gepressten Gesäß (ein zwei Markstück hätte die Prägung eingebüßt) wackelte ich die Treppe empor und erreicht auch bald den Raum, der Erlösung versprach.

Nur mit Mühe schaffte ich es das Beinkleid zu öffnen und angemessen von meinem Gesäß zu entfernen, um dann sehr hastig und zielsicher auf dem dafür vorgesehenen Sitzmöbel Platz zu nehmen.

Nach einer - durch den inzwischen enorm angestiegenen Druck - mittelschweren Detonation fühlte ich mich auch angemessen erleichtert.

Ich schloss das Geschäft ab, reinigte meine Hände und ging wieder nach unten.

Ohne weiter darüber nach zu denken, was ich sagte, beugte ich mich zu meiner Freundin, die neben der Kinderkarre hockte, herunter und sagte leise "Boah, hab ich jetzt das Klo vollgeschissen!" in ihr Ohr.

Meine Freundin drehte sich zu mir um und ich schaute in ein blasses erschrockenes und sehr verständnisloses Gesicht und war gar nicht meine Freundin...
 

Meine Freundin und ich lachen heute noch darüber, peinlicher geht es wirklich kaum noch...

Passphoto

Passphoto
 

Wie Anfangs schon erwähnt fuhr mein Vater zur See.

Der Umstand nun, daß er als Chef-Ingeneur an Bord arbeitete, brachte die erfreuliche Nebenwirkung mit sich, daß er sich in der Lage befand seinen Boss bei der Reederei davon zu überzeugen, daß es eine gute Idee sei, seine Familie - also meine Mum, meinen Bruder und mich - für einige Wochen mit an Bord zu nehmen zwecks Urlaubsreise auf einem Containerschiff.

Das geschah öfter.

Fast genau so oft geschah es, daß mein Vater vom Schiff aus bei uns zu Hause anrief und eigentlich nur mitteilte: "Der Dampfer liegt morgen im Hafen XYZ, wann kannst du da sein?"

So auch in diesem Sommer.

Das Telephon klingelte, am anderen Ende war mein Vater und bemerkte fast beiläufig, daß er am folgenden Tag in Bordeaux liegen würde und wir sollten dann doch bitte da sein um mit ihm auf dem Schiff wieder nach Deutschland zu fahren.

Daß es sich dabei um eine ungefähre Strecke von 1.300 Km handelte, die wir zwangsläufig mit dem Auto zurück zu legen hatten, sei nur nebenbei erwähnt.

Warum zwangsläufig mit dem Auto?

Naja, mit Gepäck für 3 Wochen im Zug, der ohnehin lange braucht und auf einer derartigen Distanz zu mehrfachem Umsteigen gezwungen hätte, war es nicht zu schaffen am nächsten Tag rechtzeitig an der Pier zu stehen um einzusteigen.

Mit dem Flugzeug verhält es sich ähnlich.

Wir hätten erst nach Hamburg gemusst, dort die Tickets für den nächsten Flug erweben um dann irgendwann auf dem Parieser Flughafen anzukommen und von dort hätten wir auch noch nach Bordeaux gelangen müssen... Das war mindestens so super wie mit dem Zug.

Also fuhren wir mit dem Auto...

Dadurch waren wir im Ausland außerdem noch etwas beweglicher als wenn wir öffentliche Verkehrsmitte hätten strapazieren müssten.

1.300 Km...

Am Stück...

Einer unserer Leitsprüche war: "Pause machen können wir, wenn wir da sind."

So hatten wir es uns zur Regel gemacht nachts von zu Hause aus los zu fahren. So zwischen 2 und 3 Uhr. Das hatte zum einen den Vorteil, daß der normalsterbliche Verkehrsteilnehmer noch nicht erwacht und somit auch noch nicht unterwegs war und zum Anderen, daß wir den Teilabschnitt der Reisestrecke, den meine Mum noch kannte, im dunkeln haben würden und dann einen ganzen hellen Tag für die unbekannten Bereiche hatten.

Wir hielten nur an um zu tanken, es gab eine Bifi und ne Dose Cola für jeden, eventuell einen Toilettengang und dann ging es weiter. In der Zeit hatte ich gelernt meine inneren Bedürftnisse derart unter Kontrolle zu bringen, daß ich bis zu 16 Stunden keine öffentlichen Toiletten aufsuchen musste.

Ich war ab da, wo ich lesen und eine Straßenkarte überblicken konnte, das Navi und durfte vorne sitzen.

Meine Mum arbeitete abends den Reiseplan aus, wir packten unsere Koffer und machen alles bereit um dann Nachts losfahren zu können.

So auch an diesem Tag.

Als mein Bruder und ich schon in den Federn lagen um etwas zu schlafen bis es los ging, blätterte meine Mum die Papiere durch und bemerkte - Schock schwere Not - mein Ausweis war abgelaufen.

Zu allem Übel war ich auch noch gerade 10 Jahre alt geworden und brauchte einen Reisepass mit Photo.

Da war die Zeit schon nach 23 Uhr.

Daß es ein Samstag abend war muss ich nicht erwähnen, die Uhrzeit spricht für sich.

Wir waren gerade erst seit drei Jahren in unserem neuen Haus und kannten auch noch nicht viele der Nachbarn.

Meine Mum bekam aber heraus, daß einer unserer weitläufigeren Nachbarn im Amt arbeitete und für die Ausstellung neuer Pässe zuständig war.

Sie rief also bei dem Nachbarn an und bekam seine Frau ans Telephon.

Diese teilte meiner Mum zwar mit, daß ihr Gatte gerade von einer Feuerwehrfeier nach Hause gekommen sei und sich mit einigen Promillen ins Bett gelegt hatte.

Trotzdem sagte sie aber zu ihren Mann zu wecken und zum Amt zu schicken.

Meine Mum bedankte sich vielmals und überlegte dann, wo wir ein Passphoto herbekommen sollten.

Der Bahnhof in Flensburg.

Da steht so ein Kasten.

Nun war es damals aber üblich, daß solche Automaten nur Münzen fraßen.

Meine Mum hatte kein Kleingeld.

Sie kam aber auf die Idee beim Taxistand am Bahnhof anzurufen und dem Fahrer ihr Dilemmal zu erklären.

Dieser sagte zu ihr einen 10 Markschein wechseln zu können.

Nun musste alles sehr schnell gehen.

Ich wurde dann aus dem Schlaf gerissen, bekam einen Rock und ein T-Shirt zugeworfen mit den worten: "Zieh dich an, wir müssen nach Flensburg!" und befand mich pracktisch im nächsten Moment im Auto auf dem Weg zum angekündigten Ziel.

Verwirrt und verschlafen wickelte ich mir irgendwie die Kleidungsstücke um dem Leib währen meine Mum sehr tief über die Nordstraße flog und in der Stadt pracktisch sämtliche Verkehrsregeln gepflegt ignorierte.

Sie faselte irgendetwas von Pass und Photo, ich verstand gar nichts.

Am Bahnhof sprangen wir aus dem Auto - naja, ich wurde dermaßen aus dem Auto gezerrt, daß ich bis zum Taxistand eigentlich gar keine Bodenberührung hatte - und im Vorbeilaufen ergriff meine Mum das von dem Taxifahrer bereit gehaltene Kleingeld, gab ihm beinahe gleichzeitig den Zehner und zwei Nanosekunden später saß ich in dem Automaten für die Passbilder.

Ich war zerzaust und mache ein dazu passendes "wasnnulos"-Gesicht und wenige Augenblicke später wurde dieser Ausdruck totaler Verwirrtheit auch schon für die Nachwelt festgehalten.

Als die Photos dann nach einer gefühlten Ewigkeit aus dem Automaten kamen schnappte meine Mum sich diese und ihre Tochter und schon befanden wir uns wieder im Tiefflug durch die Stadt und auf dem Weg nach Steinbergkirche. Dort im Amt angekommen trafen wir auf einen Mann, der an seinem Schreibtisch saß; links eine Flasche Bier und mit der anderen Hand versuchte er das neue Gerät zu begreifen, mit dem man die Passphotos nun nicht mehr mittels zweier Nieten im Papier befestigte, sondern ers wurde nun geklebt und mit einem "Radler" am Papier befestigt.

Er stellte mir den neuen Pass aus, radelte einmal quer über das Bild "Oh... Hoppla...", lallte irgendetwas für mich unverständliches und dann waren wir auch schon wieder auf dem Weg nach Hause.

Dort angekommen konnten wir schon aus dem geschlossenen Auto heraus ein infernalisches Geschrei und Gekreische hören.

Mein jüngerer Bruder war aufgewacht, ist ins Wohnzimmer gekommen und hat festgestellt, daß weder seine Mutter noch seine doofe Schwester anwesend waren.

Davon ausgehend, daß wir ohne ihn gefahren sind, hat er sämtliche Koffer (einen großen und zwei kleinere Reiskoffer) geöffnet und war nun dabei den Inhalt derselben gleichmäßig mit wütendem Geschrei im Wohnzimmer und auf dem Flur zu verteilen.

Inzwischen war die Uhr kurz nach Mitternacht.

Meine Mum schlug die Hände über dem Kopf zusammen, fasste sich, beruhigte ihren Sohn und beschloss dann die offenen Koffer in den dafür vorgesehenen Bereich des Autos zu verfrachten. Zusammen rafften wir dann das Inwentar der Reismöbel und warfen einfach alles in den Kofferraum.

Sortieren konnten wir an Bord.

Und da nun schon mal alle wach waren und auch sonst alles weitere erledigt war sind wir dann halt gleich losgefahren. Auf die zwei Stunden kam es nicht mehr an.

Auf dem Weg nach Bordeaux hatten wir uns etwas verfahren was den Umstand mit sich brachte, daß wir statt über zwei Grenzen (Deutschland - Niederlande und Niederlande - Frankreich) nun über drei Grenzen (Deutschland - Niederlande, Niederlande - Belgien und Belgien - Frankreich) fahren mussten.

Und manch einer kann es sich vielleicht schon denken: Wir sind an jeder Grenze ohne Kontrolle durchgewunken worden!

Keiner wollte meinen Pass sehen!

Wären wir aber mit ungültigen Papieren gefahren, dann hätte man uns sicher angehalten!



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