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Welcome to Hetalia-Academy!

der (un-)gewöhnliche Alltag einiger Teenager
von

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Der erste Tag

Der erste Tag
 

Roderich gab sich keine Mühe sein Gähnen zu verbergen. Er war kurz davor im stehen einzuschlafen. Wieso muss Schule immer so früh anfangen? Er könnte jetzt schön in seinem Bett liegen, sich in seine Decke kuscheln und von Apfelstrudel träumen. Oder vom Klavierspielen. Oder von Gilbert... 

Nein, diesen Gedanken sollte er lieber nicht zu Ende denken, jedenfalls nicht während Gilbert direkt neben ihm stand.

"KOMM ENDLICH WEST!"

Rief Gilbert in einer ohrenbetäubenden Lautstärke durch das Haus. Schön, Ludwig, oder wie Gilbert ihn nannte: West, hielt sich im ersten Stock des Hauses auf, doch für Roderich galt das nicht und das impertinente Klingeln in seinen Ohren bestärkte ihn in der Vermutung, dass es auf Dauer gesünder für sein Gehör wäre, wenn Gil davon absehen würde zu schreien, solange andere Menschen DIREKT NEBEN IHM STEHEN.

Ludwig hastete die Treppe herunter und zupfte etwas nervös an seiner Schuluniform herum. Gilbert schnaubte.

"Mir ist schon klar, dass du an deinem ersten Tag in der Highschool hübsch aussehen willst um die Mädels zu beeindrucken, aber glaub mir, das ist bei dir vergebene Liebesmüh."

Ludwig verpasste seinem Bruder einen leichten Schlag auf den Hinterkopf und zu dritt machten sie sich auf den Weg zur Schule.
 

Auf dem großen Parkplatz vor der Schule ließ Gilbert die anderen beiden plötzlich stehen und rannte zu seinen Senior-Freunden. Gilbert, Francis und Antonio, die schlimmsten Freunde die man sich suchen kann und trotzdem irgendwie bei jedem beliebt, wenn man nicht gerade das Opfer ihres letzten Streiches war.

Ludwig sah Roderich an, sein Blick war sehr ernst und wirkte auf viele ein wenig angsteinflößend, doch sie waren praktisch zusammen aufgewachsen und Roderich wusste, dass Ludwig nur versuchte seine Nervosität zu verbergen.

"Komm schon." sagte er. " Gehen wir rein und besorgen wir dir deinen Stundenplan und in der Pause führ ich dich ein wenig herum, wenn du willst." Ludwig nickte und lächelte schwach.

"Das wird schon." Erklärte Roderich und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
 

Und tatsächlich sollte Ludwigs erster Tag nicht annähernd so schlimm sein, wie dieser befürchtet hatte. 

In den ersten zwei Stunden hatte er Kunst, ein Fach, dass er eigentlich schon immer recht gern gemocht hatte, auch wenn er absolut talentfrei war.

Ein Italiener, der sich bei Ludwig aufgeregt als Feliciano vorgestellt hatte, verbrachte die gesamte erste Stunde damit ihn voll zu quatschen und da es sich um Kunstunterricht handelte wurden sie weder unterbrochen noch zurechtgewiesen.

Am Ende der ersten Stunde kannte Ludwig Felicianos Lieblingsessen, Lieblingsbücher, Lieblingsmusik, Lieblingsfächer, Lieblingsfarbe, Lieblingsgetränk, Lieblingsfilme und dazu noch seine halbe Familiengeschichte nebst Stammbaum. Dann unterbrach sich Feliciano mitten im Satz und entschuldigte sich wortreich dafür, dass er so viel redete und nie zuhörte, also war es in der zweiten Stunde an Ludwig zu erzählen. Er berichte von seinen Hobbys, seiner Familie und eben dem ganz alltäglichen Leben. Seine Befürchtungen er könnte Feliciano damit langweilen schienen unbegründet. Der kleine Italiener lauschte gebannt und fragte nach und als Ludwig erzählte, dass er gerne Kuchen backe war Feliciano hellauf begeistert und schlug vor einmal zusammen zu kochen.

"Ich bringe dir bei wie man Pasta macht und du zeigst mir dein liebstes Kuchenrezept, ve!" 

Am Ende der Stunde gingen sie gemeinsam auf den Pausenhof und unterhielten sich angeregt über die für sie neue Schule. Ludwig stellte etwas erleichtert fest, dass er immerhin nicht der Einzige war, der vor seinem erste Schultag nervös gewesen war.
 

Gilbert sah, dass Ludwig gemeinsam mit einem anderen Jungen den Pausenhof betrat und, auch wenn er das nicht offen zugegeben hätte, war erleichtert, dass sein Bruder jemanden kennen gelernt hatte. Er wusste wie nervös West gewesen war, auf eine neue Schule zu kommen und kannte auch dessen Schwierigkeiten damit auf Menschen zu zu gehen.

"Hey Gil." sagte Francis und stieß ihn von der Seite an. "Antonio versucht's schon wieder."

Gilbert verdrehte die Augen und beobachtete Antonio bei seinem gefühlt tausendsten Versuch Lovino um ein Date zu bitten. 

Kurze Zeit später gesellte sich Antonio zu ihnen und rieb seinen Kopf an der Stelle wo sich bereits jetzt eine leichte Beule abzeichnete.

"Heute hat er aber besonders herzlich zugeschlagen." 

Stichelte Gilbert. 

"Aber nein, mon cher Gil, das tut er doch immer."

Behauptete Francis breit grinsend.

"Haha, sehr lustig." 

schniefte Antonio.

"Wieso gibst du es nicht endlich auf?"

"Das weißt du doch, Gil." erklärte Francis und versuchte möglichst ernst zu klingen.

 "Lovino hat eigentlich ungeahnt tiefe Gefühle für unseren Toni und ist sich dessen nur nicht bewusst."

"Ja, du hast es erfasst."

Erklärte Antonio und lächelt nun auch ein wenig.

"Es ist so wie mit dir und Arthur, mit dem einzige Unterschied, dass Lovi mich tatsächlich mag und ich mir nicht nur einbilde, dass es ihm einfach schwer fällt seine Emotionen auszudrücken."

Alle drei lachten.

"Und wie sieht es mit deinem Liebesleben aus, Gil?" 

Fragte Antonio. Gilbert wollte schon zu einer ausschweifenden und detailreichen Antwort ansetzen da fuhr Francis dazwischen.

"Denk dran, mon cher, er hat nicht nach deinem Sexleben gefragt. Das kennen wir zu genüge."

Antonio schnaubte und Gilbert schwieg. Gerade eben war Roderich auf den Schulhof getreten. 

Er lachte laut und unterhielt sich mit Elizabeta, sah nicht einmal in die Richtung des Trios.
 

Einige Minuten vor Beginn der Stunde kam Arthur, der schon die ganze Pause lang auf dem Hof hin und her gelaufen war um mit den verschiedensten Leuten zu sprechen, auf das Trio zu. 

"Ihr habt, mal wieder, einen Antrag auf Clubgründung gestellt?"

Fragte er ohne Umschweife und wirkte leicht genervt. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass sie diesen Antrag mindestens einmal im Monat stellten und Arthur, der seit ihrem zweiten Jahr Schulsprecher war, sich um alle Anträge kümmern musste.

"Und? Was ist diesmal eure geniale Idee? Ist es wieder ein Pornofilm-Club? Oder wollt ihr diesmal vielleicht lieber selbst welche drehen?"

"Eigentlich nicht, aber das könnten wir zwei ja mal privat ausprobieren."

Provokant öffnete Francis die oberen Knöpfe seines Hemdes.

"Sei still Froschfresser, lass die Erwachsenen sich unterhalten und wenn du brav warst kriegst du nachher einen Lolli."

Antonio grinste und Francis hob eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen.

"Eigentlich hatten wir uns diesmal überlegt eine Art Partnervermittlung zu machen." 

Erklärte Gilbert schnell um eventuellen Kommentaren in Richtung »Lolli« vor zu beugen. Wenn Francis und Arthur erst einmal richtig loslegten gab es kein Halten mehr.

"Du weißt doch, dass viele zu den verschiedenen Tanzveranstaltungen der Schule ohne Partner kommen. Das liegt bei den meisten nicht daran, dass sie keinen Partner wollen, sondern daran, dass sie sich nicht trauen jemanden zu fragen. Diese Leute sollen zu uns kommen, wenn sie wollen. Wir unterhalten uns ein wenig mit ihnen, stellen ihnen ein paar Fragen und suchen dann nach passenden Dates."

Arthur wirkte einen Moment ernsthaft überrascht ob dieser guten Idee.

"In Ordung"

Sagte er irritiert und runzelte leicht die Stirn.

"Wir werden sehen, schätze ich."

"Danke Kumpel."

Sagte Gilbert. Das war praktisch die Bestätigung. Wenn Arthur seine Zustimmung gab tat der Direktor es ebenfalls. Da Herr Constantin keine Lust hatte sich mit so etwas näher zu beschäftigen verließ er sich in diesem, wie in vielen anderen Punkten auf Arthurs Urteil und darauf, dass sein Stellvertreter, Herr Augustus ihn schon vor einer größeren Dummheit bewahren würde. 

"Also, Artie? Was hast du jetzt?"

"Doppelstunde Geschichte mit dem alten Fritz."

Gilbert strahlte.

"Ich auch! Das wird großartig!"

Herr Friedrich oder der alte Fritz, wie er von den Schülern genannt wurde war Gilberts Lieblingslehrer und zusammen mit Arthur würde es mit Sicherheit nicht langweilig werden.

"Wollen wir?"

Arthur nickte, hakte sich bei Gilbert unter und gemeinsam gingen sie zum Unterricht.
 

Es war sogar noch besser als Gilbert erwartet hatte. Das neue Thema war Europa und jeder durfte sich ein Land auswählen, dass er bei einem gespielten EU-Gipfel in der folgenden Stunde vertreten sollte. Nach einer kurzen Diskussion ob es nicht interessant wäre Preußens potenzielle Meinung ebenfalls mit einzubeziehen wählte Gilbert resigniert Deutschland. Er überflog kurz seine Blätter und markierte einige Ideen zum Thema Klimaschutz. Er würde nachher Ludwig fragen, der kannte sich mit so etwas immer gut aus.

Auch Arthur wirkte hoch zufrieden und las eifrig das Informationsmaterial über die Britische Umweltpolitik, das der alte Fritz ihm gegeben hatte.
 

Die nächste Pause verbrachte Ludwig damit Gilbert die wichtigsten Ansätze der deutschen Umweltpolitik zu erläutern und Gilbert machte sich eifrig Notizen. Als es schließlich Klingelte wurde Ludwig schüchtern von der Seite angesprochen. Es war Feliciano, der mit ihm zur nächsten Stunde gehen wollte und Ludwig war erfreut, dass der kleine Italiener ihn nicht vergessen hatte. Gemeinsam machten sie sich auf den Weg, Feliciano wie immer ein wandelnder Wasserfall von Worten. 

Ludwig lächelte still. Er mochte Felicianos Gesellschaft, aber der Junge redete wirklich genug für drei. Auch während der gesammten Mathestunde war er nicht für mehr als zwei Minuten am Stück still, was der Asiate neben ihm, der sich am Anfang der Stunde als Kiku vorgestellt hatte, mit einem missbilligenden Stirnrunzeln quittierte.

Trotzdem verließen die drei am Ende der Stunde gemeinsam den Klassenraum und nun schien Kiku auch kein Problem mehr damit zu haben sich zu unterhalten. Seine Eltern waren Japaner, er mochte Mangas und Nudelsuppen, doch mehr war In der kurzen Pause zwischen zwei Stunden nicht aus ihm herauszubekommen.
 

In der sechsten Stunde hatte Kiku Informatik. Er liebte dieses Fach und, auch wenn er natürlich nicht angeben wollte, war Recht gut darin. Doch es stellte sich heraus, dass er nicht der einzige Schüler mit einem Talent dafür war. 

Ein lauter und fröhlicher Junge, der keinem Wort des Lehrers die geringste Beachtung schenkte und der Kiku erst einmal nach der Aufgabenstellung fragen musste, weil "dieser Pauker sich so kompliziert ausdrückt, dass klar ist, dass er entweder an einer Verschwörung gegen die Schüler dieser Welt beteiligt ist oder aber von Aliens entführt wurde, die ihm eine Gehirnwäsche verpasst haben." erledigte die Aufgabe ebenso schnell wie Kiku.

Der Lehrer schien überrascht, dass jemand vor Ende der Stunde fertig war, und dann gleich zwei Schüler. Er wies sie an bereits jetzt die Hausaufgaben zu machen und als sie auch damit weit vor Ende der Stunde fertig waren entließ er sah frühzeitig vom Unterricht und sagte er wolle sehen ob er bis zum nächsten Mal nicht eine Aufgabe finden könnte, die ihrem Niveau entspräche. 

"Ha!" rief der Junge und stieß mit der Faust in die Luft. 

"Ich war so großartig, dass dieser Idiot gar nicht wusste wo ihm der Kopf steht. Du warst aber auch nicht schlecht." fügte er an Kiku Gewand hinzu. "Wie heißt du?"

"Kiku."

"Ich bin Alfred."

Erklärte der Junge großspurig und streckte seine Hand aus. Kiku nahm sie etwas unsicher und schüttelte sie. Der Junge hatte einen festen Griff und nachdem er losgelassen rieb sich Kiku unauffällig die schmerzenden Finger.

"Also, dann, wo wir doch jetzt früher Schluss haben, wollen wir zusammen noch etwas trinken gehen?"

Kiku nickte, er wollte schließlich niemanden beleidigen. 

"Großartig!" deklarierte Alfred und zog Kiku zum nächsten McDonalds.

Auch wenn das Essen nicht sein Fall war war der Nachmittag zu Kikus Überraschung recht angenehm. Kiku stellte fest, dass er Alfreds Gesellschaft tatsächlich genoss. Sicher, der Junge war laut, ein Angeber und offensichtlich ein Fass ohne Boden, wenn er es schaffte vier Hamburger hintereinander weg zu putzen als wären sie nichts, doch irgendwie war Kiku fasziniert von dieser Persönlichkeit, die sich so stark von seiner eigenen unterschied.

Der Manga-Club

Der Manga-Club
 

Am nächsten Tag war Arthur sehr früh an der Schule um die Liste mit den Clubaktivitäten am schwarzen Brett auszuhängen.

Schon bald drängten sich die ersten Schüler an ihm vorbei um sich den Aushang an zu sehen.

"Hey Artie!"

Arthur sah sich um. Gilbert kam auf ihn zu gerannt und strahlte.

"Antonio hat mir eine SMS geschrieben. Danke Kumpel."

Arthur lächelte leicht. 

"Ich hab's euch schon immer gesagt: Wenn ihr mal mit einer vernünftigen Idee kommt kriegt ihr euren Club."

"Jah, schon, aber was du als vernünftig bezeichnest weiß man ja auch nicht immer so genau."

"Nun, die Idee ist es. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr schon bald Anfragen habt."

Gilberts Augen glänzten.

"Willst du vielleicht der Erste sein?"

"Ugh, nein danke, da verkuppelt ihr mich am Ende noch mit Francis."

Glibert grinste breit.

"Mach dir keine Sorgen, da hätten Toni und ich noch ein Wörtchen mit zu reden."

"Trotzdem suche ich mir meine Dates lieber selbst aus, danke."

"Was denn? Hast du etwa schon jemanden ins Auge gefasst ohne mir davon zu erzählen? Vielleicht ja einen von den Neulingen? Oder beehrst du Francis doch noch mit deiner Zuneigung?"

Arthur schnaubte 

"Darauf kannst du lange warten."

Trotzdem bemerkte Gilbert den leichten Rosaschimmer auf den Wangen seines Freundes. Hatte er mit einer seiner Vermutungen Recht gehabt? Möglich.

"Ach, wer wird denn da gleich rot?"

"Ich werd nicht rot!"

Ziemlich wahrscheinlich. Vor allem mit diesem schönen Purpurton auf den Wangen.

"Okay, wer ist es? Francis oder ein Neuer?" 

"Ach halt die Klappe."

"Schlagfertig wie immer, was, mon petit lapin?"

Begrüßte Francis und legte einen Arm um Arthurs Schulter. Dieser wirkte leicht verunsichert. Wie viel hatte Francis gehört? Doch Gilbert war sich sicher, dass Francis lieber mit Ivan Walzer getanzt hätte als sie zu unterbrechen, hätte er gewusst worum es in dem Gespräch ging.

"Also, was ist es, dass meinem süßen Artie die Sprache verschlägt?"

"Ich bin nicht süß!"

Beschwerte sich Arthur und stieß Francis' Arm von seiner Schulter.

"Aber, dass du mein Artie bist bestreitest du nicht?"

Arthur schnaubte. 

"Ja sicher: Ich gehöre für immer nur dir."

"Oh Arthur! Ich wusste es ja, du hast doch Gefühle für mich. Ich gehöre auch für immer nur dir."

Bei diesen Worten wurde Arthur wieder rot, vielleicht aus Zorn, vielleicht auch nicht. Gilbert grinste in sich hinein.

"Ich lass euch zwei Turteltäubchen dann mal allein."

"Nein, Gil! Tu mir das nicht an. Wie soll ich meine Unschuld schützen wenn du mich mit dem Frosch alleine lässt?"

Rief Arthur mit gespielter Theatralik, doch Gilbert war bereits verschwunden. Arthur wollte ihm hinterher, wurde aber von Francis am Handgelenk festgehallten.

"Du bist also noch Jungfrau mon cher?"

"Kann sich eben nicht jeder dem erstbesten an den Hals werfen, sobald er das Wort Sex versteht."

Fauchte Arthur hitzig und immer noch leicht rosa um die Nase.

"Das ist so süß!"

"Damit, Francis, ist es offiziell: du bist völlig verrückt. Ich beleidige dich und du hältst das für süß?"

"Ich weiß doch, dass du das nicht so-"

"Ich mein das har genau so wie ich es sage, Frosch, also hör auf meine Worte so auszulegen, wie es dir gefällt!"

Francis wirkte verletzt sagte jedoch nichts mehr, denn in diesem Moment tauchte Antonio auf und begann auf Francis einzureden, was sie noch alles zu planen hätten um ihren Club zu einem großen Erfolg zu machen.
 

Elizabeta drängte sich aufgeregt an den anderen Schülern vorbei und versuchte Roderich in der Menge auszumachen. 

Dort! Er unterhielt sich mit Gilbert und einem großen, blonden Jungen, den sie als Gilberts kleinen Bruder Ludwig erkannte. Sie zwängte sich durch die Schülerschar und begrüßte die drei freudestrahlend.

"Roddy? Du und Gil in friedlicher Eintracht? Na das sieht man selten!" 

Bemerkte sie, immer noch mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

"Als ob." schnaubte Ludwig. "Die waren schon wieder kurz davor sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen."

"Waren wir nicht!" fuhr Roderich dazwischen.

"Waren wir doch." erklärte Gilbert.

"Waren wir nicht." Roderich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn wütend an.

"Waren wir do-hoch!" trällerte Gilbert freudestrahlend.

"Wieso musst du mir immer widersprechen?"

"Wieso musst du immer so tun als sei alles perfekt?"

Elizabeta kicherte.

"Ja so kenne ich meine zwei Lieblingsmänner doch schon eher. Also, habt ihr schon den Aushang gesehen? In welche Clubs wollt ihr?"

"Aushang?" fragte Ludwig verwirrt.

"Ja! Es gibt einen Aushang auf dem steht welche Clubs wann und wo stattfinden. Das ist klasse! Du musst unbedingt auch einem Club beitreten!"

Und so zog Elizabeta Ludwig in Richtung Aushang davon und ließ Gilbert mit Roderich, der ihm immer noch giftige Blicke zuwarf, allein.

"Wieso musstest du schon wieder anfangen mit mir zu diskutieren?" fauchte Gilbert.

"Wer hat denn hier angefangen zu diskutieren?" giftete Roderich zurück.

"Na du hättest mir ja auch einfach zustimmen können."

"Wieso versuchst du krampfhaft allen deine Meinung aufzubinden?"

"Weil ich großartig bin!"

Roderich verdrehte die Augen.

"Das größte an dir ist dein Ego."

Gilbert grinste anzüglich.

"Oh, das ist vielleicht groß, aber sicher nicht das Größte."

"Hm?" Roderich hob skeptisch eine Augenbraue und musterte Gilbert von oben nach unten. "Nein, tut mir leid, dass kann ich mir nicht vorstellen."

"Ach? Soll ich es dir zeigen?"

"Lieber nicht, danke."

Mit diesen Worten drehte Roderich sich um und verschwand in der Menge.
 

Feliks' zweiter Tag an der Schule begann schrecklich. Es konnte doch nicht sein, dass jeder schon jemanden zum rumhängen gefunden hatte und er alleine dastand, nur weil er am ersten Tag krank gewesen war.

Doch. Offensichtlich konnte das sein. Feliks hasste es ein Außenseiter zu sein. Er war doch wohl hübsch und cool und die Leute sollten gefälligst Schlange stehen um mit ihm befreundet zu sein! 

Als er zur dritten Stunde den Englischraum betrat spürte er Hoffnung in seiner Brust aufkeimen.

Dort, am Fenster saß ein Junge (und ein ziemlich hübscher noch dazu) und starrte verträumt aus dem Fenster. Aus irgendeinem Grund hielten die anderen Schüler mindestens zwei Plätze Abstand zu ihm und so saß er ganz allein in der ersten Reihe.

Feliks lächelte. Wenn dieser Junge hier ein Außenseiter war, hatten die Schüler einfach keinen Geschmack. 

Oder sie waren eifersüchtig. 

Ha! Das war es bestimmt: die Eifersucht, weil sie beide so hübsch waren. 

Zielstrebig steuerte Feliks auf den Jungen zu und streckte ihm die Hand entgegen.

"Hi, ich heiße Feliks und du bist?"

Überrascht sah der Junge auf.

"Ich bin Toris und du bist offensichtlich lebensmüde."

Feliks runzelte die Stirn.

"Das ist als Begrüßung so total uncool! Wieso denkst du ich sei lebensmüde?"

Überrascht sah Toris ihn an. 

"Ach, du hast es noch nicht mitbekommen? Ein Senior namens Ivan, mein Nachbar nebenbei bemerkt, hat allen eingeschärft, dass sie es bereuen würden sich mir auf mehr als zwei Meter zu nähern."

"Was?! Das ist so total bescheuert! Und die da" sagte er und deutete auf die Reihen der Schüler im hinteren Klassenraum

"sind total feige, dass sie auch noch darauf hören."

Toris lächelte schwach.

"Wenn du Ivan erst einmal gesehen hast wirst du auch anders reden."

Feliks verschränkte die Arme vor der Brust.

"Vergiss es. Mich wirst du nicht mehr los und wenn dir dieser Ivan auch nur ein Haar krümmt kann er so total was erleben."

Toris' Lippen kräuselten sich. Der Junge vor ihm hatte zwar keine Ahnung wovon er sprach, aber es war trotzdem schön zu sehen wie sich jemand für ihn einsetzte und sei es ein wildfremder Junge, dessen pinke Schultasche mit Pony-Buttons überseht war.

Elegant ließ sich Feliks auf dem Stuhl neben Toris nieder. 

"Also, was kannst du mir noch über dich erzählen, mal abgesehen davon, dass dass du einen total uncoolen Nachbarn hast? Gehst du gerne shoppen?"

Und ohne eine Antwort abzuwarten begann Feliks von seinen Lieblingsläden zu schwärmen und erzählte von irgendeiner Rabatt-Aktion, die demnächst in irgendeinem Einkaufszentrum stattfinden sollte.
 

Als er den Pausenhof betrat seufzte Matthew tief. Auch an seinem zweiten Tag an der Schule wurde er von allen ignoriert. Das war zu erwarten gewesen. Sein erster Tag war ebenso verlaufen wir sein Alltag auf der Mittelschule, aber eigentlich hatte er sich vorgenommen endlich mehr Präsenz zu zeigen, da war es schon irgendwie enttäuschend. Seit sein Bruder ihn in der ersten Pause stehen gelassen hatte um sich zu einem Jungen zu gesellen, den er am ersten Tag kennen gelernt hatte, hatte Matthew mit niemandem mehr ein Wort gewechselt.

Ohne darauf zu achten wo er hinging schlenderte er über den Hof und lief prompt in einen älteren Schüler hinein. Als Matthew sich entschuldigte war er überrascht zu sehen, dass der andere ihn anstrahlte.

"Pas de problème, mon cher."

Sagte er auf französisch und zwinkerte Matthew zu.

"Aber wenn du das nächste Mal Kontakte knüpfen willst schenke deinem Gegenüber doch dieses niedliche, schüchterne Lächeln, dass du gerade drauf hast. Ich Wette dann kann dir keiner wiederstehen."

"Francis." fuhr ein anderer Junge dazwischen. "Lass doch den armen Kleinen in Ruhe, der weiß ja gar nicht wo ihm der Kopf steht."

"Mann, Gil, du alter Spaßverderber! Er ist doch echt süß! Können wir ihn nicht behalten?"

Gil starrte ihn an und tippte sich gegen die Schläfe. 

"Jetzt bist du ja wohl völlig durchgeknallt."

"Jetzt sei doch nicht so! Ich Wette der Kleine hätte nichts dagegen. Wie heißt du denn, mein Süßer?" fügte er an Matthew gewandt hinzu.

"M-Matthew." antwortete dieser stotternd. 

"Ah, Matthieu c'est magnifique!" sagte Francis verträumt.

"Sorry Matty, aber unser Franzose hat sie nicht mehr alle und wenn er aufgeregt ist fällt es ihm schwer bei einer Sprache zu bleiben."

Matthew lächelte schüchtern.

"Ist okay, ich bin zweisprachig erzogen worden."

"Ah c'est très cool. Tu parles le Française, non?

Matthew nickte.

"Jetzt, mein kleiner Matty, wirst du ihn nicht mehr los.", erklärte Gil grinsend und Francis begann wie ein 

Wasserfall zu reden.

Als es schließlich zur dritten Stunde klingelte begleitete Francis Matthew bis zur seinem Raum. Zum Abschied verwuschelte er Matthews Haar und ließ ihn versprechen in der nächsten Pause wieder zu ihm zu kommen. Still lächelte Matthew in sich hinein. Vielleicht konnte er doch noch Freunde finden.
 

Die Erdkundelehrerin wirkte sehr nett, auch wenn sie offensichtlich noch jung und unerfahren war. Sie lächelte allen Schülern, auch Matthew, freundlich zu und stellte sich als Frau Braginski vor. Danach waren die Schüler an der Reihe. Einer nach dem anderen sollte seinen Namen nennen und einen Satz über sich erzählen, "damit wir uns alle etwas besser kennen lernen".

Matthew war überrascht, dass er nicht nur nicht übersehen wurde, sondern sich sogar gleich als erstes vorstellen sollte. Er war so überrascht, dass ihm mal abgesehen von seinem Namen nichts einfiel außer "Ich bin Alfreds kleiner Bruder.", dabei wollte er doch eigentlich vermeiden, dass Leute in ihm nur Alfred oder Alfreds Bruder sahen, wenn sie ihn denn überhaupt Mal wahrnahmen. Doch die Lehrerin schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und so fügte er hinzu "u-und ich mag Ahorn-Sirup.".

Irgendwie stolz auf sich selbst setzte er sich wieder. Vielleicht würde es an dieser Schule tatsächlich anders werden. Immerhin, war es ein Anfang.
 

Der Tag konnte für Elizabeta gar nicht schnell genug vergehen. Die ersten Stunden zogen sich dahin wie zäher Sirup und im Laufe des Tages wurde es nur noch schlimmer. 

Gegen Ende der sechsteni Stunde waren ihre Fingernägel zu kurz um weiterhin daran zu knabbern und so ging sie dazu über mit ihren Füßen einen komplizierten Rhythmus auf den Boden zu trommeln.

Als es endlich klingelte stopfte sie hastig ihre Sachen in ihre Schultasche und stürmte aus dem Raum.

Sie war viel zu früh für den Manga-Club, trotzdem saßen außer dem Lehrer bereits drei Leute im Raum als sie ankam. 

Die Tische waren zu zweier Gruppen zusammengestellt. An einem dieser Gruppentische saßen zwei Jungen, die sie noch nie gesehen hatte und ein Mädchen aus ihrem Jahrgang, dass sie als Manon erkannte, mit dem sie jedoch noch nie eine längere Unterhaltung geführt hatte.

"Hi." sagte sie unsicher und nickte den dreien zu.

"Ve!"

"Ohayo." 

"Hi!" quiekte Manon strahlte wie ein Honigkuchenpferd.

"Wir sind Kiku, Feliciano und ich heiße Manon." Nacheinander deutete sie auf jeden von ihnen. 

"Du bist Elizabeta, nicht?" 

Elizabeta lächelte.

"Sieht so aus. Wir sind also der Manga-Club?"

Kiku nickte.

"So ist es. Du willst dich uns ebenfalls anschließen?"

Elizabeta nickte kurz und Kiku fuhr fort.

"Ich habe mich gerade mit Manon-chan über die verschiedenen Manga-Genres unterhalten."

Manon strahlte über das ganze Gesicht.

"Wir lesen beide am liebsten BL. Ist das nicht toll? Was magst du am liebsten?"

Elizabeta sah Kiku leicht verwundert an. sicher, sie hatte darauf gehofft Gleichgesinnte zu finden, aber eigentlich nicht mit einem Jungen gerechnet.

"Ich auch."

Antwortete sie wahrheitsgemäß und sah fragend zu Feliciano. Dieser wirkte überrascht, dass nun offensichtlich seine Meinung gefragt war.

"Ve, Kiku? Was ist BL?"

Manon errötete und Elizabeta begann zu kichern, als sie Kikus leicht überfordert wirkenden Gesichtsausdruck sah.

"Tut doch was!"

Flehte er die beiden Mädchen an.

"Wenn ich seine Unschuld zerstöre bringt Ludwig mich um."

Manon lächelte verunsichert.

"Äh, das ist was zu essen."

Feliciano blinzelte sie überrascht an.

"Ach so, Ve. Ich will auch BL."

Erklärte er und strahlte unschuldig in die Runde. Kiku klopfte ihm beruhigend auf den Rücken. 

"Wenn du älter bist, ja, Feli-chan?"

"Ve, ok, kriegt Ludwig dann auch BL?"

Elizabeta konnte einen Lachanfall nur mit Mühe unterdrücken. Manon tarnte ihren mehr schlecht als recht in einem plötzlichen Hustenanfall.

"Sicher Feli-chan." antwortete Kiku und klopfte Feliciano dabei immer noch unablässig auf den Rücken.

"Du und Ludwig ihr könnt beide BL haben."

"Ve!"

Feliciano lächelte glückselig bei der Vorstellung und seine Gedanken drifteten wieder ab. 

"Also sind wir ein Club voller BL-Fans?"

Fragte Manon, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte, äußerst zufrieden mit sich selbst.

"Und Feli-chan ist unser Maskottchen." 

Ergänzte Elizabeta.

"Oh ja! Er ist so niedlich!"

Kicherte Manon und verwuschelte Felicianos Haar.

"Wer hat diesen Club eigentlich gegründet?"

Fragte Kiku.

"Ich." Erklärte Elizabeta und konnte ihren Stolz dabei kaum verbergen.

"Damit schlage ich dich für den Posten des Präsidenten vor."

Sagte Kiku.

"Meinst du das ernst?" fragte Elizabeta überrascht. Kiku nickte.

"Sicher."

"Es ist naheliegend, oder nicht?"

Pflichtete Manon ihm eifrig bei.

Elizabeta strahlte. "Wenn das so ist, nehme ich die Wahl gerne an! Außerdem ernenne ich dich, Kiku, zu meinem Stellvertreter und dich, Manon, zur PR-Managerin unseres Clubs."

"Arigato gozaimasu, Lizzy-chan." Kiku nickte leicht mit dem Kopf und lächelte sie an. Manon wirkte etwas verwirrt.

"Wieso brauchen wir eine PR-Managerin?"

"Hauptsächlich für Situationen wie gerade eben. Wenn jemand zum Beispiel fragt was BL ist und es unklug wäre, ihm die Wahrheit zu sagen."

"Ah, ich verstehe. Ist gut, das mach ich."

Dieses Schuljahr wird ein Spaß! Dachte Elizabeta und lachte dabei in sich hinein. 
 

Feliciano dachte an Ludwig und begann gedankenverloren kleine Sterne und Herzen auf den Tisch zu malen. Dabei ignorierte er alles was um ihn herum geschah. 

Er war verwirrt. Immer wenn er Ludwig sah fühlte er sich wage an einen Freund aus seiner frühen Kindheit erinnert, doch sobald er sich darauf konzentrierte entglitt ihm die Erinnerung. Vielleicht sollte er Ludwig selbst fragen, doch das wollte er nicht, denn wenn es nun einfach nur Einbildung war, oder Ludwig sich nicht daran erinnern konnte, dann wäre das eine merkwürdige Situation.

Trotzdem tauchte immer wieder das Bild des Blonden kleinen Jungen, dem er vor mehr als zehn Jahren versprochen hatte, auf ihn zu warten, vor seinem inneren Auge auf.

Feliciano konnte sich nicht einmal an den Namen des Jungen erinnern. Es war zu lange her. 

Was wohl aus ihm geworden war? Konnte es tatsächlich sein, dass es Ludwig war?

Entschieden schob Feliciano diesen Gedanken beiseite. Das war naiv. Es war als hielte er noch immer an der kindischen Hoffnung fest, dass irgendwann sein Held auf einem weißen Pferd kommen und ihn mitnehmen würde.

Bei diesem Gedanken errötete Feliciano leicht. Damals war es ihm nicht weiter verwunderlich erschienen, dass er Kleider trug und in einen Jungen verknallt war, doch nun war das etwas anderes. 

Feliciano fand es nicht schlimm in Jungen verknallt zu sein, dass war er öfters, doch ihm war klar, dass andere das vielleicht nicht so selbstverständlich hinnahmen, außerdem wusste er inzwischen, dass der Junge damals ihn für ein Mädchen gehalten haben musste und das war ihm rückblickend betrachtet doch etwas peinlich.

Auch heute noch hing ein Kleid, das dem von damals nicht unähnlich war, in seinem Schrank, doch er hatte es erst einmal getragen und hatte nicht vor es je wieder zu tun. 

Es war ein Geschenk von seiner Tante gewesen, die der Meinung war Feliciano sähe im Kleid so niedlich aus. Sie war es auch gewesen, die ihn früher immer in Kleider gesteckt hatte. Das ging so weit, dass ein Großteil der Nachbarn überzeugt gewesen war Feliciano wäre ein Mädchen mit einem etwas unglücklich gewählten Namen.

Wenn Ludwig davon wüsste... Wahrscheinlich fände er es lächerlich. Vielleicht würde er Feliciano auslachen. Wobei, eigentlich schien Ludwig dafür nicht der Typ zu sein. 

Sollte er Ihm davon erzählen? Dass er früher Kleider getragen hatte? Wieso eigentlich? 

Nun, auch wenn er Ludwig erst seit zwei Tagen kannte hatte er das Bedürfnis ihm sein gesamtes Herz auszuschütten. Lag es daran, dass er ihm so vertraut vorkam, als würden sie sich schon seit Jahren kennen?

Egal wie seine Gedanken sich drehten und wendeten, letztendlich kamen sie wieder zu ihrem Ausgangspunkt. 

War es möglich, dass Ludwig der Junge von damals war?

Der Film-Club

Der Film-Club
 

Am Mittwochmorgen stellte Elizabeta fest, dass sie gleich zwei Kurse mit Manon zusammen hatte und weder in Musik, noch in Chemie schenkten die Beiden ihren Lehrern irgendwelche Beachtung. Vielmehr diskutierten sie über verschiedene Mangas und sammelten Ideen, was sie alles in ihrem Club tun könnten.

"Was ist mit RPS?."

Beendete Elizabeta einen etwas längeren Momolog und sah Manon erwartungsvoll an.

Manon legte ihren Kopf schräg und hob fragend eine Augenbraue.

"RPS?"

"Real Person Slash."

Erklärte Elizabeta mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen. Manons Augen glänzten und ihr Blick glitt nach vorne in die erste Reihe.

Dort saßen Roderich und Vash, jeweils an den äußeren Enden und versuchten den jeweils anderen möglichst zu ignorieren. Elizabeta folgte ihrem Blick.

"Vash und Roddy?" fragte sie leicht irritiert. "Keine Chance!"

"Hast du dir die Beiden mal angesehen? Die können ja keinen klaren Gedanken mehr fassen sobald der jeweils Andere im Raum ist."

Elizabeta schüttelte den Kopf.

"Ich versteh ja was du meinst, aber da liegst du völlig daneben. Roddy hegt gut verborgene Gefühle für Gilbert ein Jahrgang über uns."

"Echt jetzt?"

Elizabeta schnaubte. "Ich hoffe doch! Hast du noch nie gesehen wie die Funken fliegen sobald diese beiden aufeinander treffen?"

Manon kicherte. "Nein habe ich noch nicht, aber auch wenn sich das sehr vielversprechend anhört bin ich davon überzeugt, dass zwischen Roderich und Vash etwas läuft."

"Tse! Wollen wir Wetten?"

"Was wetten?"

"Na, wir fragen Roddy mit wem er lieber zusammen wäre, Vash oder Gilbert. Ich sage Gilbert."

Manon grinste. "Okay. Ich sage Vash. Aber du fragst."

Schob sie eilig hinterher.

"Gut. Wir müssen ihn nur noch irgendwie betrunken machen."

"Wieso?"

"Na wir wollen doch sichergehen, dass er auch die Wahrheit sagt. Wir könnten ihn einfach fragen ob er mit uns was trinken geht."

Manon lächelte teuflisch.

"Die Idee gefällt mir. Kiku nehmen wir auch mit, ja? Und wir können auch noch andere Fragen."

"Genau! Feli-chan auch und Vash, Gil und Ludwig."

In diesem Moment klingelte es.

"Du fragst die beiden, okay?"

Bat Manon und deutete wage in Richtung von Vash und Roderich die gerade dem Raum verließen. Ohne zu antworten folgte Elizabeta ihnen aus der Tür hinaus.

Als sie sich gut zehn Minuten später auf dem Pausenhof zu Manon gesellte strahlte sie.

"Ich hoffe doch du hast Freitag Abend Zeit?"

"Immer!"

"Ich hab den beiden auch gesagt sie sollen herrumfragen, ob noch jemand mitkommt."

"Super! Ich schreibe Kiku eine SMS."

"Er wird begeistert sein."

"Das wird er und vielleicht will er ja auch noch in unsere Wette einsteigen."

"Worum wetten wir überhaupt?"

"Hm. Ich überleg mir was, ok?"

Manon nickte. "Mir würde vermutlich ohnehin nichts einfallen."
 

"Zusammen was trinken gehen?"

Fragte Matthew überrascht.

"Oui." erwiederte Francis. "Wäre das nicht magnifique? Wir würden Zeit miteinander verbringen und uns etwas besser kennen lernen." und ganz nebenbei kann ich dich abfüllen fügte er in Gedanken hinzu.

Gilbert kannte seinen besten Freund und der Gedanke, was Francis mit dem armen, unschuldigen Matthew vorhaben könnte, weckte in ihm das dringende Bedürfnis, sich in die Unterhaltung einzumischen.

"Hör nicht auf das, was er sagt. Er will dich abfüllen, das ist alles."

Francis verschränkte die Arme vor der Brust und warf Gilbert einen zutiefst beleidigten Blick zu.

Es fehlt nur noch, dass er die Unterlippe vorschiebt. schoss es Matthew durch den Kopf.

"Aber du kannst trotzdem gerne mitkommen, ich pass schon auf dich auf."

Fuhr Gilbert fort und strahlte Matthew erwartungsvoll an.

"Äh, okay?"

Erwiderte Matthew unsicher. Immerhin wäre es tatsächlich eine Gelegenheit etwas mit Francis und Gilbert zu unternehmen.

Francis strahlte. "Dann wird es definitiv lustig. Ich wette du bist sogar noch süßer als sonst, wenn du betrunken bist."

Matthew errötete und versuchte vergeblich dies zu verbergen indem er in seiner Tasche nach seiner Trinkflasche suchte.

Wieder einmal verwuschelte Francis Matthews Haar.

"Also dann," verkündete Gilbert großspurig. "Der großartige Gilbert geht jetzt in die Caffeteria um sich etwas zu Essen zu hohlen. Kommt jemand mit?"

Antonio machte sich nicht einmal die Mühe lange genug von seinem Sandwich abzulassen um das "Nein" halbwegs verständlich zu artikulieren und Francis schlang besitzergreifend einen Arm um Matthew, was für beide als Antwort gewertet werden konnte.

"Na dann. Passt ihr auf meine Tasche auf? Ich komm gleich wieder." Francis strahlte. "Sicher, mon cher Gil, geh nur!"

Innerlich klopfte Gilbert sich selbst auf die Schulter.

Er wusste, wenn er fragte würde niemand mitkommen.

Das war umgekehrte Psychologie. Ha! Und da sollte Roddy noch einmal sagen er sei dumm.

Eben diesem folgte er nun in Richtung Caffeteria.

Roderich hätte sich dort nie etwas gekauft, denn anders als Gilbert hatte Roderich die Angewohnheit sich jeden Tag eine köstliche Lunchbox zu zu bereiten. Hin und wieder machte er Gilbert auch eine und selbst wenn Gilbert ihn dafür aufzog, freute er sich jedesmal, vor allem wenn Roderich Kuchen gebacken und ihm ein Stück eingepackt hatte. Gilbert liebte Kuchen.

Nun stand Roderich neben Elizabeta in der Schlange und unterhielt sich mit ihr. Dabei trug er dieses gelöste, leichte Lächeln, dass er nur in Elizabetas Gegenwart hatte und das in Gilbert immer das Bedürfnis weckte irgendetwas (bevorzugt etwas zerbrechliches) gegen die nächste Wand zu schmeißen.

Was war denn bitte an Elizabeta so klasse, dass Roderich sie so ansah?

Gut, ja, sie war ein tolles Mädchen.

Zugegeben hübsch war sie auch.

Und intelligent.

Aber das war noch lange kein Grund sie so anzulächeln! Zeit, dass jemand dazwischen ging.

"Hey Roddy!" rief Gilbert und im nächsten Moment legte er seinen Arm um Roderichs Schulter.

"Hast du schon gehört? Ein paar aus unserer Schule wollen am Freitag zusammen was trinken gehen. Kommst du mit?"

Roderich sah ihn irritiert an. Das Lächeln war verschwunden, sobald er Gilberts Stimme gehört hatte, doch Gilbert versuchte das schmerzende Ziehen in seiner Magengegend, das dieser Reaktion gefolgt war, zu ignorieren.

"Nun, ursprünglich hatte ich tatsächlich geplant zu kommen, aber wenn du auch dabei bist werde ich das Ganze wohl noch einmal überdenken."

Elizabeta warf Gilbert einen verstimmten Blick zu.

"Komm schon, Roderich" sagte sie flehend "Ohne dich macht das gar keinen Spaß."

Roderich lächelte sie herzlich an und nickte.

"In Ordnung, aber nur weil du es bist."

Wieder verzog sich Gilberts Magen unangenehm.

"Na dann." erwiederte er schnaubend. "Ich gehe mal wieder und beehre Leute mit meiner großartigen Präsenz, die sie auch zu schätzen wissen."

"Willst du damit sagen, es gibt tatsächlich Leute, die deine Gesellschaft genießen?"

"Tja, es gibt eben tatsächlich noch Menschen mit Geschmack."

"Geschmack? Eher Geschmacksverirrungen."

"Als ob du Spießer das beurteilen könntest."

"Ach, aber du Knallkopf willst Ahnung haben, ja?"

"Ich bin eben großartig."

"Ist das eigentlich dein ultimatives Argument zu allem?"

"Tja, da du es noch nie bestritten hast fühle ich mich darin bestätigt."

"Und wenn ich es jetzt bestreite, hörst du dann auf es als Argument zu verwenden?"

"Wenn du es jetzt bestreitest könnte ich es dir leider nicht glauben, weil ich dann denken würde, dass du nur versuchst mich zum Schweigen zu bringen."

"Geht das denn irgendwie effektiver?"

Gilbert grinste.

"Oh, da würde mir schon etwas einfallen."

Lasziv fuhr er mit der Zunge über die Lippen und Elizabeta begann zu husten. Roderich klopfte ihr besorgt auf den Rücken.

"Bist du okay?"

Sie nickte mit Tränen in den Augen.

"Ignoriert mich einfach!" keuchte sie und versuchte möglichst leise wieder zu Atem zu kommen.

Gilbert wandte sich wieder Roderich zu mit der festen Absicht diesen Rat zu beherzigen, doch Roderich versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf und funkelte ihn böse an.

"Ich hab schon verstanden, ich halt die Klappe." grummelte Gilbert und verschränkte die Arme vor der Brust.

Elizabeta wirkte enttäuscht, sagte aber nichts und so standen sie schweigend in der Schlange, bis sie an der Reihe war.

Zum Trost kaufte sie sich einen Schokoladenmuffin und biss herzlich hinein, während sie Gilbert und Roderich mental verfluchte, weil die sich strikt weigerten ihre Unterhaltung wieder aufzunehmen.
 

In seiner Freistunde saß Antonio auf dem Hof und genoss den Sommer. Es war zwar bereits Anfang September, doch das Wetter hielt sich und man konnte noch immer im T-Shirt herumlaufen. Das dunkle Grün der Bäume spendete um die Mittagszeit kaum Schatten und es war fast ein wenig zu warm, doch genau so mochte Antonio es.

Er hatte es sich auf einer Bank gemütlich gemacht und beobachtete Lovino, der in einem der stickigen Klassenzimmer saß und, während andere Schüler versuchten sich an den Satz des Pythagoras oder das zweite Keplersche Gesetz zu erinnern, gedankenverloren in den Himmel blickte. Sein Lovino war so süß und so verträumt, wenn er sich unbeobachtet fühlte.

Antonio liebte seine Freistunden und verbrachte sie fast immer damit Lovino zu beobachten. Er wusste, dass das für einen Außenstehenden etwas merkwürdig wirken musste und Gilbert und Francis zogen ihn regelmäßig deswegen auf, doch Antonio liebte diese Seite des Anderen so sehr, dass er sich gar nicht daran satt sehen konnte.

Lovino war so anders, wenn er glaubte, dass ihn niemand beobachtete, so melancholisch und tiefgründig.

Antonio wünschte, Lovino würde ihm diese Seite von sich freiwillig zeigen. Er wünschte, Lovino würde ihm irgendwann so sehr vertrauen, doch er war sich nicht sicher ob dieser Tag jemals kommen würde.

In diesem Moment fiel Lovinos Blick in den Hof, auf Antonio.

Er sah überrascht aus, dann verärgert.

Antonio lachte und winkte ihm zu. Lovino verschränkte die Arme und sah demonstrativ nach vorn zum Lehrer. Einige Minuten tat er so, als würde er sich Notizen machen, dann wandte er den Kopf unauffällig zur Seite und sah wieder in den Hof.

Antonio saß immer noch dort und strahlte ihn unbeirrt an.

Lovino hoffte, dass man aus dieser Entfernung nicht erkennen konnte, dass er rot wurde.

Dieser Tomaten-Bastard! Hatte er denn nichts besseres zu tun? Musste er denn nicht im Unterricht sein, wie andere auch oder konnte er seine Zeit nicht sinnvoller nutzen und Hausaufgaben machen oder so?

Lovino freute sich nicht, dass Antonio lieber ihn beobachtete, als etwas sinnvolles zu tun. Nicht im Mindesten! Er wurde auch nicht rot deswegen. In diesen Klassenzimmer war es nur so verdammt warm.

Antonio warf im spielerisch einen Luftkuss zu.

Das war nicht süß, das war peinlich! Lovino lächelte... nicht!

Das wäre ja auch echt lächerlich. Sich über diese dämlichen Spielereien zu freuen.

Für Antonio war das doch ohnehin nur ein Spaß. Ein kleiner Zeitvertreib. Als ob irgendjemand wirklich etwas von Lovino wollen könnte. Das hatte er auch gar nicht nötig. Er kam gut allein zurecht. Vielen Dank.

Und doch... der Gedanke, dass er Antonio gar nichts bedeutete stimmte traurig. Es war nicht so, dass er denn Spanier leiden konnte, aber...

Lovino seufzte leise. Dinge wurden immer so kompliziert wenn Gefühle involviert waren.

Er hasste kompliziert.
 

Berwald stöhnte leise und vergrub das Gesicht in den Händen.

Er hasste Mathematik. Das war einfach kein Fach mit dem er etwas anfangen konnte.

Sport oder Werken, das waren sinnvolle Fächer. Darin war er auch gut, aber Mathematik? Keine Chance!

Tino berührte leicht seine Schulter.

"Hey, Su-san, geht es dir gut?"

Er sah, dass mit seinem Sitznachbarn etwas nicht stimmte. Insgeheim betete er nicht selbst der Auslöser zu sein, denn selbst wenn die beiden fast so etwas wie Freunde waren, seit sie als Kinder von dem selben Jungen aus der Nachbarschaft geärgert worden waren, hatte er immer ein wenig Angst vor dem großen Schweden.

"Alles klar." murmelte Berwald.

Vor diesem Blick würde selbst Chuck Norris zurückschrecken dachte Tino, versuchte jedoch sich seine Angst nicht anmerken zu lassen.

"Ach komm schon! Vielleicht kann ich dir helfen."

Berwald nuschelte etwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart.

"Was hast du gesagt?"

"Ich verstehe Mathe nicht." erklärte Berwald resigniert.

Tino unterdrückte ein Lächeln. Es war schwer zu glauben, dass Berwald mit irgendetwas Schwierigkeiten hatte, doch er hatte schon häufiger festgestellt, dass der Schwede in Mathe nicht mitkam.

"Soll ich dir helfen? Du hast öfter Probleme, habe ich Recht?"

Berwald nickte.

"Ich bin ganz gut in Mathe. Ich könnte dir Nachhilfe geben."

Fügte Tino etwas ermutigt hinzu.

Berwald lächelte ihn dankbar an.

Er lächelte.

Und es war nicht einmal beängstigend.

Tinos Magen machte eine halbe Drehung und ihm wurde warm ums Herz.

Dieses Lächeln war hübsch!

"Wenn es keine Umstände macht." erwiderte Berwald und wirkte dabei fast unsicher.

"Ich freue mich, wenn ich dir helfen kann, Su-san. Wann hast du Zeit?"

"Eigentlich immer. Aber heute wollte ich nach der Schule in den Film-Club gehen."

Tino lächelte schüchtern.

"Wir könnten ja zusammen gehen. Ich wollte nämlich auch hin und danach könnten wir zusammen nach Hause?"

"'s gut." murmelte Berwald und Tino bildete sich ein, dass er etwas weniger ernst aussah als sonst.

Als die Stunde beendet war packte Berwald seine Tasche und wartete geduldig auf Tino.

"Ich muss aber noch einmal kurz zu meinem Spind." sagte dieser entschuldigend. "Du kannst ja schon mal vorgehen, wenn du willst."

Berwald schüttelte den Kopf.

"Ich komme mit."

Ein schmales Lächeln schlich sich auf Tinos Lippen. Berwald war zwar beängstigend und manchmal etwas merkwürdig, aber er war wirklich ein lieber Kerl.

"Komm! Beeilen wir uns, sonst kommen wir noch zu spät."

Sagte Tino, griff nach Berwalds Hand und zog ihn hinter sich her zum Spind.
 

Als Yao den Film-Club gründete hatte er nicht damit gerechnet, dass allzu viele Leute kommen würden, doch es saßen bereits einige auf dem weichen Teppichboden, als er den Raum betrat und immer wieder kamen neue hinterher. Zu Yaos großem Entsetzen war nur kurz nach ihm Ivan hereingetreten und hatte mit seinem üblichen Lächeln gefragt:

"Ist das der Film-Club?"

Und ohne eine Antwort abzuwarten setzte er sich neben Yao.

"Wir gucken doch auch Horrorfilme, da?"

Yao versuchte unauffällig von Ivan weg zu rutschen.

"Nein." sagte er und seine Stimme zitterte kaum merklich.

"Ich habe einige DVD's mitgebracht und wir werden abstimmen, was wir uns ansehen. Da sind keine Horrorfilme dabei aru."

Ivan wirkte etwas enttäuscht, machte aber keine Anstalten sich zu erheben.

"Beim nächsten Mal bringe ich welche mit, da?"

Erwiderte er stattdessen und tätschelte Yao den Handrücken. Eine Geste die möglicherweise beruhigend sein sollte, Yao aber eher beunruhigte.

Möglicherweise war das auch die Intention, doch Yao wollte niemandem etwas unterstellen.

Nachdem der letzte Schüler die Tür hinter sich geschlossen und sich zu den anderen auf den Boden gesetzt hatte, kehrte nach und nach Ruhe ein.

Yao erhob sich, dankbar eine Ausrede zu haben um sich von Ivan zu entfernen, und räusperte sich laut.

"Ich habe mir in den Sommerferien überlegt einen Club zu gründen, der sich mit Filmen beschäftigt."

"Filme kommen aus Korea, da-ze!"

Kam der begeisterte Ausruf aus der hinteren Ecke.

"Schön für dich, Yong-Soo."

Erwiderte Yao trocken und versuchte nicht genervt zu klingen. Ivan Braginski und Im Yong-Soo waren in seinem Club. Womit hatte er das verdient?

"Bei diesem ersten Clubtreffen-"

"Clubs kommen auch aus Korea, da-ze!"

Wurde er unterbrochen, doch als Ivan Yong-Soo ein strahlendes Lächeln schenkte, machte dieser einen Laut, der stark an das Quieken einer Maus erinnerte und Yao war sich sicher, dass er jetzt zumindest würde ausreden können. Insgeheim war er Ivan Dankbar, auch wenn er sich lieber die Zunge abgebissen hätte als das zu zu geben.

"Ivan, du sollst den Leuten keine Angst einjagen, aru!" Ermahnte er, ehe er fortfuhr: "Also, bei diesem ersten Treffen wollen wir uns einen Film ansehen um beim nächsten Mal darüber zu diskutieren, aru. Wer hier falsch ist oder sich unter diesem Club etwas anderes vorgestellt hat darf nun gerne den Raum verlassen."

Alle starrten ihn ungerührt an.

"Nun, ich habe einige DVD's mitgebracht. Ich gebe sie einmal herum und im Anschluss daran können wir abstimmen, welchen Film wir uns ansehen wollen, aru."

Nach einigen Minuten, in denen beschlossen wurde, dass 'Stolz und Vorurteil' zu kitschig sei (Feliks, Yao und Antonio bestritten vehement, dass es sich um einen Mädchenfilm handelte) und auch die alte Version (Feliks gab einfach nicht auf) entschieden abgelehnt wurde, fiel die Wahl mit mehr oder weniger Begeisterung auf 'Ocean's Eleven'.

Nachdem er den Film gestartet hatte wollte Yao sich setzen, diesmal möglichst weit von Ivan entfernt.

Es gab nur ein Problem.

Der Platz war begrenzt und Ivan jagte allen Angst ein.

Der einzige freie Platz war also neben Ivan.

Yao ließ sich zähneknirschend neben Ivan nieder, der ihm ein strahlendes Lächeln schenkte. Die nächsten zwei Stunden versuchte Yao sich auf den Film zu konzentrieren. Vergeblich, denn Ivans Präsenz neben ihm verschlang seine gesamte Aufmerksamkeit.

Es war einfach so unheimlich irritierend neben diesem übergroßen Russen zu sitzen, der jedem Angst einjagte und von dem man wusste (denn, wirklich, sollte es sonst gewesen sein?), dass er regelmäßig in der Schule Plakate aufhing, die über und über mit Sonnenblumen verziert waren und auf denen in großer, schnörkeliger Schrift die Worte 'Ihr werdet alle eins mit Russland, da?' standen.

Wie gesagt: irritierend.
 

"Und Su-san, wie fandest du den Film?"

Berwald murmelte etwas unverständliches und Tino fürchtete ihn verärgert zu habe, so dass er es vorzog die nächste Viertelstunde schweigend nebeneinander her zu gehen bis sie zu Hause ankamen.

Tino komplimentierte Berwald umständlich in seine Wohnung und bot ihm etwas zu trinken an und während er in der Küche ein Glas mit Wasser füllte sah Berwald sich in Tinos Zimmer um.

Auch wenn sein letzter Besuch eine ganze Weile her war, hatte der Raum sich nicht allzu sehr verändert. Es gab immer noch denselben großen Eichenschreibtisch, der vollgestellt war mit Dosen, Kästchen und anderen Kleinigkeiten, auch wenn Berwald sich einbildete, dass es noch mehr geworden waren, das Bett, das schmale Regal, dass vollgestopft war mit Büchern und DVD's aller Art, viele davon auf Finnisch oder Schwedisch, und der massive Eichenschrank standen an ihren gewohnten Plätzen. Die einzige Neuerung war eine zwei einhalb Meter lange, finnische Flagge, die einen guten Teil einer Wand bedeckte und eine Fotocollage, mit Bildern von Tino, seiner Familie und seinen Freunden, die daneben hing.

Tino kehrte zurück mit zwei Gläsern in den Händen. Er bemerkte Berwalds taxierenden Blick und wirkte verunsichert.

"Also äh...Mein Zimmer kennst du ja schon, nichts großartiges, tut mir Leid."

Sagte er, auch wenn er nicht genau wusste weshalb er sich entschuldigte.

"Es passt doch zu dir." erwiderte Berwald schlicht.

War das etwas positives?

Tino fuhr sich nervös mit der Hand durch das strohblonde Haar.

"Wollen wir dann anfangen? Warte kurz, ich hole noch einen Stuhl."

Eine halbe Stunde später saßen sie nebeneinander am Schreibtisch und Tino versuchte Berwald in die Feinheiten der Mathematik einzuführen.

"Deswegen musst du hier die Polynomdivision anwenden, weißt du wie das geht?"

Berwald antwortete nicht. Sein Blick war fixiert auf Tinos Gesicht. Um genau zu sein auf die Sommersprosse auf Tinos linkem Augenlid.

Er hatte nicht gewusst, das man auf den Augenlidern auch Sommersprossen haben konnte. Bei genauerer Überlegung war es ganz logisch, es war ja auch nur Haut.

Tino hatte viele Sommersprossen. Berwald wusste, dass er sich gerne über sie beschwerte, aber zu Tino gehörten seine Sommersprossen einfach dazu.

Als er Tinos fragenden Blick realisiert blinzelte Berrwald verwirrt.

"Hm, 'tschuldige, was hast du gesagt?"

Tino lächelte nachsichtig.

"Hast du überhaupt irgendetwas verstanden? Du wirkst extrem abgelenkt."

"Tut mir Leid. Die Sache mit den Ableitungen habe ich aber verstanden. Du kannst gut erklären."

Tino vermied es Berwald in die Augen zu sehen, doch er konnte nicht verhindern, dass sich ein leichter, rosa Schimmer auf seine Wangen legte.

"Wie wäre es, wenn wir für heute Schluss machen würden?"

Fragte er um die Unterhaltung in eine etwas andere Richtung zu lenken.

"Du hast doch schon etwas verstanden und wir können ein anderes Mal weiter machen, ja? Wollen wir uns etwas zu Essen machen? Du hast doch bestimmt Hunger."

Berwalds Magen murrte leise, doch vernehmbar. Es stimmte, Berwald war hungrig, auch wenn es ihm bis zu diesem Zeitpunkt kaum aufgefallen war.

"Gern, aber ich kann nicht kochen."

Tino runzelte skeptisch die Stirn.

"Hast du das nie gelernt? Glaubst du, dass später deine Frau die immer für dich kocht?"

Er lachte.

"Aber weißt du was? Jetzt kochen wir zusammen, da kann nichts schiefgehen."

Tatsächlich, mit Tino zusammen zu kochen war einfach und es machte sogar Spaß. Auch wenn Berwald bisher nie ernsthaft versucht hatte zu kochen war er irgendwie davon ausgegangen, dass es langweilig wäre, doch mit Tino alles wie am Schnürchen.

Keine halbe Stunde nachdem sie begonnen hatten zu kochen saßen sie auch schon gemeinsam am Tisch und aßen die besten Spagetti, die Berwald je probiert hatte.

"Tino, du wirst meine Frau und dann können wir immer zusammen kochen."

Tino verschluckte sich an seinem Bissen und bekam einen Hustenanfall. Besorgt klopfte Berwald ihm auf den Rücken und als Tino sich wieder etwas beruhigt hatte war sein Gesicht hochrot und er stammelte etwas von wegen er müsse mal kurz ins Bad. Drei Minuten später kam er wieder, die Gesichtsfarbe hatte sich normalisiert und er führte die Unterhaltung weiter, als sei nichts gewesen.

Berwald war so glücklich wie schon seit Jahren nicht mehr, als er sich Abends von Tino verabschiedete um in seine Wohnung eine Tür weiter zu gehen.

"Ich bin wieder da." rief er laut. Er wusste, dass sich niemand um ihn gesorgt hatte, selbst wenn er drei Stunden zu spät zu Hause war. Hölle er könnte die ganze Nacht wegbleiben und es würde niemanden scheren.

Seine Mutter kam aus der Küche und lächelte, doch es war ein aufgesetztes Lächeln und Berwald konnte sehen, dass sie geweint hatte.

"Ach, wie schön. Hast du Hunger, mein Schatz?"

Berwald murmelte etwas möglichst unverständliches und ging an ihr vorbei in sein Zimmer. Er legte sich aufs Bett und starrte an die Decke. Seine gute Laune war wie weggeblasen.

Als seine Mutter ihn eine halbe Stunde später zum Essen rief lag er immer noch da, hatte sich nicht einen Zentimeter gerührt.

Kurz überlegte er, ob er so tun sollte als ob er schliefe, Hunger hatte er immerhin keinen, doch er verwarf den Gedanken wieder und erhob sich stöhnend vom Bett.

Das würde mal wieder ein extrem entspanntes Essen werden. Man bemerke den Sarkasmus.

Der Buch-Club

Der Buch-Club
 

Arthur hastete durch die Korridore.

Er kam zu spät zu Englisch und er hasste es zu spät zu sein.

Sein Magen knurrte. Es war bereits Mittag, doch er hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. Morgens hatte er schnell noch ein paar Sätze für die Biohausaufgabe hingekritzelt und in der letzten großen Pause war er hin und her gerannt um alle Noch-Mitglieder des Schülerrats aufzusuchen und sie über das erste Treffen in diesem Schuljahr zu informieren.

Er hasste es Schulsprecher zu sein.

Gut, nein, eigentlich liebte er es. Er liebte es Dinge zu organisieren, alles zu koordinieren, sich für etwas einzusetzen und allen zu sagen was sie zu tun hatten, aber manchmal... oft hatte er einfach genug davon, dass alles an ihm hing.

Er musste innerhalb der nächsten zwei Wochen die Wahl des Schulsprechers für dieses Jahr organisieren (als ob irgendjemand ernsthaft gegen ihn kandidieren würde), das nächste Treffen des Schülerrats regeln und zu allem Überfluss hatte er heute Nachmittag noch ein Treffen des Buch-Clubs zu leiten.

Er bog um eine Ecke, rannte in etwas großes und festes, stolperte rückwärts und fiel hin.

Während er fiel versuchte er sich irgendwo festzuhalten, doch das einzig greifbare war das große, feste Etwas.

Das Resultat war absehbar, Arthur landete auf dem Boden Etwas lag auf ihm und er konnte sich kaum regen.

"Alles klar?"

Fragte eine besorgte Stimme, die er nur allzu gut kannte.

Wieso ausgerechnet Francis?

Er stöhnte leise und versuchte sich aufzurappeln. Unmöglich, wenn ein dämlicher Franzose, der größer und schwerer ist als man selbst halb auf einem sitzt.

Arthur lief rot an als ihm klar wurde, dass Francis auf ihm saß.

"Sag, Arthur, wer wird denn da gleich verlegen?"

Arthur schnaubte.

"Halt die Klappe, Frosch, und geh von mir runter." Doch Francis rührte sich nicht.

"Nein, ich denke, das werde ich nicht tun."

"Wir kommen beide zu spät, das ist dir doch klar?"

Erwiderte Arthur und versuchte immer noch sich zu befreien.

Francis verlagerte lediglich sein Gewicht ein wenig und lächelte.

"Du weißt, dass mir das ziemlich egal ist und ich muss sagen, auf deinem Schoß sitzt es sich sehr gemütlich. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen."

Mit einem provokanten Lächeln auf den Lippen verschränkte er die Arme vor der Brust.

Wie konnte der Frosch jetzt so gute Laune haben? Er saß verdammt noch mal auf Arthurs Schoß und da gehörte er nicht hin.

"Tu es très mignon!" Sagte Francis, immer noch mit diesem enervierenden Lächeln.

"Ich spreche kein Frosch." Entgegnete Arthur genervt und runzelte verärgert die Stirn. "Trotzdem glaube ich nicht, dass mir gefällt, was du gerade gesagt hast."

Francis beugte sich vor. Er war so nah, dass Arthur seinen warmen Atem auf der Haut spüren konnte.

"Du bist sehr niedlich." Flüsterte er.

Arthur starrte ihn mit offenem Mund an. Sein Herz klopfte heftig und er versuchte eine vernünftige Erwiderung zu formulieren, aber Francis war so nah.

Das war nicht gut. Das war ganz und gar nicht gut.

Francis genoss den Anblick des sprachlosen Arthur und lächelte selbstzufrieden. Wer hätte gedacht, dass so ein simpler Satz, verbunden mit ein wenig Nähe seinen Artie so aus dem Konzept bringen würde? Das würde er definitiv noch öfter ausprobieren.

Sanft hauchte er Arthur einen Kuss auf die Wange. Das schien ihn wieder in die Realität zurück zu holen. Er gab Francis eine schallende Ohrfeige.

"So temperamentvoll heute?" Fragte Francis immer noch lächelnd, erhob sich dabei jedoch rasch, um außer Reichweite zu kommen.

Arthur starrte ihn wütend an und als Francis ihm die Hand hinhielt um ihm aufzuhelfen schnaubte er, schlug sie beiseite und richtete sich etwas ungeschickt allein wider auf.

Francis beobachtete, wie Arthur sich Mühe gab seine Schuluniform zu richten und seine Haare glatt zu streichen. Angesichts dieser hoffnungslosen Versuche konnte er nur lächeln.

"Nun, man sieht sich."

"Lieber nicht." Fauchte Arthur.

Als Francis schon einige Meter weiter war drehte er sich noch einmal um.

"Kommst du morgen mit? Ein paar Leute aus der Schule wollen was trinken gehen. Wir treffen uns um halb sieben vor der Schule."

Er wusste nicht wieso er das gesagt hatte, Arthur würde schon aus Prinzip nicht auf eine Einladung von ihm eingehen und falls er vorgehabt hatte zu kommen würde er nun wahrscheinlich seine Meinung ändern, doch es war schon zu spät, um etwas zu ändern.

Er wandte Arthur wieder den Rücken zu und schritt federnd von dannen ohne eine Antwort ab zu warten.
 

Simon zog zum elften Mal innerhalb von zwei Minuten an Lukas' Haaren.

Das nervte.

Das nervte enorm.

Aber dieser Idiot hörte einfach nicht auf.

Verstand er nicht was 'jemanden ignorieren' bedeutete? Er war ja noch nie sonderlich intelligent gewesen, aber- Nummer zwölf.

Lukas griff nach der Hand, die ihn die letzten zwei Minuten gequält hatte. Er sah Simon fest in die Augen und zog ihm mit einem Fuß den Stuhl weg. Simon landete schmerzhaft auf dem Boden und begann lautstark zu fluchen.

Die Lehrerin seufzte ergeben.
 

"Und was jetzt?" Fragte Lukas genervt, die Hände in den Taschen, den Blick kalt aus dem Fenster gerichtet, als sie eine Minute später vor der Tür standen.

Simon grinste. Immerhin redete Lukas wieder.

"Wir haben doch gutes Wetter. Gehen wir raus."

Lukas nickte abweisend.

"Meinetwegen", murmelte er.

Sie schwiegen während sie durch das leere Schulhaus trotteten. Aus einigen Räumen drangen Geräusche, einige Lehrer forderten laut nach Ruhe, andere hatten den Kampf offensichtlich schon aufgegeben.

"Sorry und so."

Murmelte Simon nach einer Weile. Lukas seufzte.

"Passt schon. Jetzt haben wir immerhin eine Freistunde."

Simon grinste breit.

"Ha! Ich wusste doch, dass du nicht auf mich sauer sein kannst, dafür bin ich zu großartig."

Lukas schnaubte, erwiderte jedoch nichts. Er würde ja doch nicht zu Simon durchdringen.

Auf dem Hof waren einige Schüler der höheren Klassen versammelt, die momentan eine Freistunde hatten.

Ivan und Roderich saßen auf einer Bank und Gilbert versuchte Roderich von seinen Hausaufgaben abzulenken, während Ivan versuchte Yao dazu zu bringen sich zu ihm zu setzen.

"Komm schon, YaoYao. Bitte!"

Er lächelte sein gruseliges Stalker/Serienkiller-Lächeln und Lukas war plötzlich sehr dankbar, dass er nicht an Yaos Stelle war. Dieser seufzte laut.

"Meinetwegen, aber da ist kein Platz, aru."

Ivan lächelte immer noch.

"Du kannst dich gern auf meinen Schoß setzen YaoYao."

Elizabeta und Manon, die einige Meter weiter standen kicherten nervös. Yao wirkte verängstigt.

"Fein, aber denk dir nichts dabei, aru."

Und tatsächlich, der Junge setzte sich auf Ivans Schoß. Lukas schauderte.

"Mann, du dämlicher Langweiler, jetzt mach endlich Mal etwas anderes!"

Beschwerte sich unterdessen Gilbert unüberhörbar und zupfte an Roderichs Arm. Roderich antwortete nicht. In aller Seelenruhe schrieb er weiter.

"Echt mal, das ist nicht normal, wie viel Zeit du für deine Hausaufgaben aufwendest."

Roderich reagierte immer noch nicht. Gilbert zog stärker an seinem Arm.

"Komm schon, Spießer."

Er zog noch heftiger. Roderich fiel der Füller aus der Hand, der Block rutschte ihm von den Knien und Gilbert fing ihn auf. Er grinste breit.

"Tja, jetzt kannst du keine Hausaufgaben mehr machen, mein Lieber."

"Würdest du die Güte besitzen mir meinen Block wieder zu geben?"

Gilbert lachte.

"Kesesese! Das hättest du wohl gern."

Roderich seufzte. "Hast du eigentlich eine ungefähre Vorstellung davon wie nervtötend du bist?"

"Hmm" Gilbert legte den Kopf schräg "und trotzdem kannst du einfach nicht genug von mit bekommen."

Roderich starrte ihn einen Moment lang entgeistert an, dann versuchte er nach dem Block zu schnappen, doch Gilbert hatte damit gerechnet und hielt ihn hoch in die Luft.

"Vergiss es, du bist zu klein."

Höhnte er und streckte Roderich die Zunge raus.

Lukas seufzte ob dieser Kindereien und wandte sich Simon zu. "Also, was wolltest du vorhin eigentlich so dringend?"

Simon strahlte.

"Ich hab dir doch von diesem Wettbewerb im Axtweitwurf erzählt, bei dem ich in den Ferien mitgemacht habe. Also, da habe ich ja dieses Mädchen kennen gelernt und, oh Mann, die war heiß."

Er lachte und Lukas rollte mit den Augen. Das war ja mal wieder typisch.

"Gestern hat sie angerufen und sie will sich wieder mit mir treffen, na gut, das ist jetzt keine Überraschung, aber jedenfalls..."

An dieser Stelle klinkte Lukas sich aus. Bei einer solchen Unterhaltung brauchte Simon für mindestens 15 Minuten keinen Gesprächspartner mehr.
 

Gähnend starrte Feliks aus dem Fenster. Dieser Unterricht war so total langweilig. Gab es denn nichts spannenderes als die Photosynthese? Biologie war doch nicht immer so langweilig gewesen, oder?

Er stöhnte. Auch Toris war da keine große Hilfe. Er war schon den ganzen Tag müde gewesen und hatte die Hälfte der Stunden verschlafen, so auch momentan Bio.

Es war wirklich so total uncool mit dem einzigen Menschen, den man an der gesamten Schule kennt nahezu alle Kurse gemeinsam zu haben und sich dann trotzdem zu langweilen.

Feliks' Blick fiel in den Hof, wo einige Schüler der höheren Klassen ihre Freistunden genossen.

Unter ihnen erkannte Feliks auch Ivan, den Toris ihm gestern im Vorbeigehen gezeigt hatte. Er war groß und muskulös, aber Feliks sah darin trotzdem keinen Grund sich von Toris fern zu halten.

Nun saß Ivan auf einer Bank, ein anderer, asiatisch wirkender Junge (oder war es ein Mädchen?) mit langen Haaren saß auf seinem Schoß und soweit Feliks erkennen konnte fühlte sich der Junge dort sehr unwohl.

Ivan gähnte herzlich. Auch er wirkte müde. Im nächsten Moment schloss Ivan die Augen und lehnte seinen Kopf auf die Schulter des Asiaten. Dieser wurde etwas rot, regte sich jedoch nicht, starrte Ivan nur an. Nachdem er einige Minuten so ausgeharrt hatte hob er vorsichtig eine Hand und strich sie in einer Geste, die beinahe zärtlich wirkte, über den Kopf.

Dieser Junge musste echt ein Rad ab haben.

Die anderen Schüler, die auf dem Hof waren schenkten ihnen kaum Beachtung.

Ein braunhaariger Junge mit Brille rangelte mit dem Albino, der, wie Toris ihm erzählt hatte, Gilbert hieß und einer der beliebtesten Schüler hier war.

Zwei Mädchen saßen daneben, beobachteten die Beiden und kicherten offensichtlich über irgendetwas. Immer wieder sahen sie zu Ivan und dem anderen Jungen und dann kicherten sie noch mehr.

Ein blonder, hochgewachsener Junge mit ausladender Gestik und einem merkwürdigen, kleinen Hut, die ihm fast seitlich auf dem Kopf saß redete gerade mit einem kleineren Jungen mit Matrosenmütze, der ähnlich gelangweilt wirkte wie Feliks selbst und sein Gesprächspartner bemerkte nicht einmal, dass er einen Monolog führte, zu sehr war er damit beschäftigt zu lachen, zu gestikulieren und immer wieder auf sich selbst zu deuten. Offensichtlich erzählte er gerade eine seiner Heldentaten, die ihm ohnehin keiner glaubte.

Feliks hatte langsam den Eindruck, dass alle an dieser Schule ein wenig durchgeknallt waren. Immerhin fiel er selbst dann weniger auf, dachte er bei sich und lächelte still.

Im Vergleich zu denen war er wirklich nicht allzu außergewöhnlich.
 

Es war sicher kein Zufall, dass Adnan genau den selben Sportkurs gewählt hatte wie Heracles. Völlig nebensächlich, dass Schüler keinen Einfluss auf die Einteilung der Kurse hatten, irgendwie musste Adnan einen Weg gefunden haben und zwar mal wieder nur um Heracles zu ärgern.

Er schnaubte und zog sich mehr als wiederwillig sein Sportshirt an. Eigentlich war Sport ein tolles Fach, auch wenn man nicht schlafen konnte. Es erinnerte ihn immer an die alten Geschichten, die seine Mutter ihm über die Olympischen Spiele erzählt hatte, aber mit Adnan im selben Kurs? Das würde ein einziger Albtraum werden.

Die Anderen waren bereits in der Halle und Heracles nutzte die Gelegenheit um sich kurz ungestört im Spiegel zu betrachten.

Ungeduldig zupfte er an seinem T-Shirt herum. Es waren kleine, spielende Kätzchen darauf und er mochte es, aber ihm war schon jetzt klar, dass Adnan ihn deswegen aufziehen würde.

Das T-Shirt war nicht kindisch, nur ein wenig... verspielt.

Außerdem waren Katzen toll.

Er straffte die Schultern und verließ die Umkleide.

Auf in den Kampf!

Sie begannen mit dem Üblichen: Erwärmung, Laufschule, Dehnung und Heracles hatte schon fast seine gute Laune wieder gewonnen, zumal Adnan keine Gelegenheit gefunden hatte ihn zu ärgern, als sie nach draußen gingen um Weitsprung zu üben.

Auf dem Weg nach draußen stieß Adnan ihn von der Seite an.

"Nettes T-Shirt." Zischte er ihm ins Ohr.

Heracles knurrte.

Auf ins Verderben.

Nichts gegen Weitsprung, ehrlich, das ist immerhin eine olympische Disziplin und verdient damit Respekt, aber musste der Alte Fritz darauf bestehen, dass immer zwei Schüler gleichzeitig sprangen? Und musste Heracles ausgrechnet mit Adnan springen?

Na gut, dann würde er ihm wenigstens beweisen, dass er der bessere Sportler war.

Sie wechselten einen kurzen Blick, in beider Augen stand die selbe Abneigung und die selbe Entschlusskraft. Sie rannten gleichzeitig los, sprangen gleichzeitig ab, landeten, dann warteten sie, Adnan die Arme vor der Brust verschränkt, Heracles die Hände erwartungsvoll in die Seiten gestemmt.

"4,42 m", rief der Schüler, der Adnans Sprung gemessen hatte.

Das Mädchen, dass ihm half kicherte als sie Heracles' Sprunglänge ablas.

"4,43m."

Heracles lächelte siegessicher, doch Adnan schnaubte nur.

"Pah! Das sagst du doch nur, weil ich nicht mit dir ausgehen wollte." Beschuldigte er das Mädchen.

"Als ob irgendjemand mit dir ausgehen wollte." Erwiderte Heracles und funkelte Adnan an. "Du willst bloß nicht zugeben, dass du schlechter bist als ich."

"Als ob ich es nötig hätte mich vor dir zu profilieren."

"Ach, hast du nicht? Wieso versuchst du dann immer wieder mich in allem zu besiegen."

"Ich versuche nicht dich in allem zu besiegen. Du hast meine Aufmerksamkeit doch gar nicht verdient."

"Soll ich mich geschmeichelt fühlen, dass du sie mir trotzdem schenkst? Ich kann nämlich gerne darauf verzichten."

"Du begreifst es nicht, oder? Du bist mir egal!"

Einige der Umstehenden kicherten und tuschelten. Herr Friedrich seufzte entnervt.

"Würden Sie die Güte besitzen Ihren Streit außerhalb der Sprunggrube fortzusetzen, damit die anderen Teilnehmer Ihres Kurses auch die Möglichkeit haben ihre Fähigkeiten im Weitsprung zu erproben? In der Zwischenzeit dürfen Sie beide drei Runden um das Fußballfeld rennen, was halten Sie davon? Ach und bevor Sie antworten, die Frage war rein rhetorisch."

Wieder kicherten die Umstehenden. Adnan schnaubte. Heracles versuchte ihn mit Blicken zu erdolchen.

"Na los jetzt." Fügte der Alte Fritz hinzu und wedelte zum Nachdruck mit seiner Hand.

Sie ließen es sich nicht dreimal sagen und rannten los und wer hätte das gedacht? Es endete in einem Wettrennen.

Als sie nahezu gleichzeitig und völlig erschöpft nach Atem japsend stehen blieben grinste Adnan siegesgewiss und nachdem sie beide sie etwas beruhigt hatten sah er Heracles

erwartungsvoll an.

"Tja, was sagst du jetzt, du Loser?"

Heracles schob das Kinn nach vorn und blickte herausfordernd zurück.

"Du hast an den Ecken abgekürzt. Das zählt nicht."

Adnan schnaubte.

"Nicht mehr als du auch. Das zählt ebenso gut wie der Weitsprung."

"Dann zählt eben beides nicht." Erwiderte Heracles gelassen.

"Ich denke, ich kann es mir leisten dir diesen Vorteil zu gestatten. Immerhin kann ich dich jederzeit besiegen."

"Als ob du das drauf hättest. Du kannst doch nichts als angeben und schlafen."

"Tja, tut mir wirklich leid, dass du nicht angeben kannst. Ich weiß, zum Angeben muss man auch etwas haben mit dem man angeben kann."

"Ich habe es bloß nicht nötig allen unter die Nase zu reiben, was ich von mir halte."

"SIE SOLLEN KEIN KAFFEEKRÄNZCHEN HALTEN, SONDERN IHRE RUNDEN RENNEN UND DANN WIEDER HIER HER KOMMEN!"

Rief der Lehrer in einer unnötig erhöhten Lautstärke. Die Schüler in seinem näheren Umkreis hielten sich die Ohren zu und einige hatten auch die Augen zugekniffen.

Der Alte Fritz rieb sich genervt die Schläfen. Was hatte sich dieser Constantin dabei gedacht diese beiden in einen Kurs zu stecken? Und dann auch noch in seinen Kurs.
 

Der Buch-Club erfreute sich einer beständigen, wenn auch geringen Mitgliederzahl und da Arthur selbst der Präsident war, hatte es noch nie Zweifel an seinem Fortbestehen gegeben. Auch dieses Jahr gab es wieder drei Neuzugänge, ebenso viele, wie letztes Jahr abgegangen waren.

Als alle sich gesetzt hatten lächelte Arthur freundlich in die Runde.

"Also dann, wir wollen zu Beginn dieses Jahres ein neues Buch anfangen. Ich habe hier einen Vorschlag, aber ihr müsst sagen, ob ihr es lesen wollt."

Die Mitglieder murmelten zustimmend und etwas unsicher zog Arthur das Buch aus seiner Tasche.

"Das ist 'Emma' von Jane Austen. Ich dachte, dass Trift euren Geschmack recht gut." Er war unsicher gewesen, wie die Neuen dies aufnehmen würden, doch die begeisterte Zustimmung der gesamten Gruppe bestätigte Arthur mal wieder in seiner Wahl.

"Also, da wir das Buch noch nicht gelesen haben, wie wäre es, wenn wir uns etwas näher kennen lernen? Ihr stellt euch vor und erzählt ein wenig wie ihr es an der Schule so findet."

Yao schnaubte.

"Yao der Name und in der Schule ist es schrecklich, jedenfalls im Moment, aru."

Roderich legte den Kopf schräg.

"So schlimm wird es schon nicht sein."

"Ach nein?" Entrüstete Yao sich. "Wurdest du schon mal gestalkt?"

"Ja."

Alle sahen zwischen Yao und Roderich hin und her. Das Interesse war geweckt.

"Ach von wem?"

Fragte Yao.

Roderich wurde rot.

"Gilbert", nuschelte er verschämt und wünschte sich er hätte nichts gesagt.

"Oh nein!" Murmelte Ludwig, doch die Anderen ignorierten ihn.

Yao verschränkte die Arme vor der Brust

"Ich habe Ivan, aru!" Entrüstete er sich.

Toris begann zu husten, doch Arthur schnaubte nur.

"Willst du behaupten, dass du nicht auf ihn stehst?"

Nun verschränkte auch Roderich die Arme.

"Das hat doch damit nichts zu tun. Das ist so oder so bescheuert."

Ludwig hob eine Braue.

"Womit du meinst, dass du in meinen Bruder verknallt bist?"

"Das hab ich nicht gesagt."

"Und ich habe nie gesagt, dass ich auf Vanya stehe, aru."

Arthur lachte.

"Du hast ihn Vanya genannt."

Yao sah ihn wütend an.

"Immer noch lieber Vanya als Francis."

Arthur hustete. "Das ist doch jetzt gar nicht Thema! Außerdem, wer hat behauptet, dass ich was von Francis will?"

Nun grinste Yao provokant. "Hat irgendjemand was von dir und Francis gesagt?"

"Das- Das- Der Satz suggerierte, dass du von mir und Francis sprichst."

"Also ich denke Yao hat das größere Problem." Mischte sich Raivis ein. "Immerhin, es ist Ivan von dem wir hier sprechen."

"Ja", bestätigte Antonio. "Ich denke auch, dass es auf einen zweifelhaften Geisteszustand hindeutet, wenn man auf Ivan steht."

"Hey!" Fuhr Arthur ihn an. "Keine Beleidigungen!"

"Schon gut Artie. Beruhig dich. Du solltest auch mal ein bisschen lockerer werden."

"Wo wir gerade von lockerer werden sprechen, Francis meinte ihr geht morgen Abend was trinken. Wer kommt denn noch mit?"

Wechselte Arthur das Thema. Er hatte keine Lust auf Streit.

"Die halbe Schule, hab ich langsam das Gefühl, aber erzähl mir nicht, dass du tatsächlich in Betracht ziehst auf eine Einladung von Francis ein zu gehen."

Antwortete Antonio und sah Arthur überrascht an. Das wäre doch tatsächlich mal etwas Neues.

"Mal sehen." Murmelte Arthur nichts sagend und wedelte gleichgültig mit einer Hand in der Luft herum.

"Ich kann wohl kaum zulassen, dass ihr arme, unschuldige Erstklässler abfüllt."

Antonio riss die Augen weit auf und gab sich größte Mühe unschuldig aus zu sehen.

"So was würden wir doch nie machen."

"Sicher, ihr seit Diejenigen um deren Unschuld ich mich sorgen sollte, richtig?"

"Richtig." Bestätigte Antonio selbstzufrieden und alle lachten.
 

Als Heracles nach seiner letzten Stunde aus dem Schulgebäude trat, war das erste, das er sah, eine rotbraune Katze.

Sie saß auf der Mauer gegenüber der Schule und putzte sich. Heracles lächelte sanft und ging vorsichtig auf sie zu. Als er nur noch zwei Schritte von ihr entfernt war schreckte sie plötzlich auf.

Majestätisch glitt sie von der Mauer, schritt auf Heracles zu und strich ihm um die Beine. Heracles' Lächeln vertiefte sich. Katzen liebten ihn und er liebte Katzen.

Er beugte sich herunter, um sie zu streicheln doch sie stob davon. Einige Meter weiter blieb sie stehen und begann wieder sich zu putzen.

Nun vorsichtiger als ohnehin schon, schlich sich Heracles wieder an. Doch er kam nicht weit, die Katze erhob sich wieder und ging weiter, diesmal gelassen und majestätisch. Heracles folgte ihr, sie bog um eine Ecke und als Heracles das gleiche tat sah er Adnan auf einer Bank sitzen und sich entspannt mit einem süßen, kleinen Asiaten unterhalten, der die Katze auf dem Schoß hatte und ein seliges Lächeln aus den Lippen trug, während er sie streichelte.

Adnan sagte etwas und der andere Junge lachte leise und glockenhell.

Adnan entdeckte Heracles und seine Miene verfinsterte sich, doch Heracles versuchte trotzdem zu lächeln.

"Hallo." Grüßte er und der andere Junge sah überrascht auf.

"Hallo." Erwiderte er sanft.

Heracles setzte sich neben ihn und begann vorsichtig die Katze zu streicheln.

"Magst du Katzen?" Fragte der Junge.

Heracles nickte.

"Du auch? Diese ist oft hier vor der Schule." Fügte er mit Blick auf die Katze hinzu. Der Junge nickte.

"Hat sie einen Namen?" Fragte er und sah Heracles mit großen Augen an.

Heracles nickte. Nach einigen Sekunden antwortete er: "Captain Cat."

Die Mundwinkel des Jungen zuckten nach oben.

"Das hast du dir gerade ausgedacht, oder?"

Heracles antwortete nicht.

Ja, hatte er.

Adnan wirkte verärgert. "Was tust du hier, Heracles?"

Heracles lächelte nur. "Ich streichele eine Katze."

"Ach", fauchte Adnan. "Ich habe mich aber gerade hier mit jemandem unterhalten."

"Ich heiße Kiku." Versuchte der Junge abzulenken.

"Heracles", erwiderte Heracles und ging wieder dazu über das weiche Fell zu liebkosen.

Stumm saßen sie da. Nach einigen Minuten begann auch Adnan vorsichtig seine Hand in Richtung der Katze zu erheben. Kiku ergriff sie und legte sie vorsichtig auf das Fell. "Siehst du?" Flüsterte er ganz nah an Adnans Ohr. "Sie ist ganz warm. Solange du ihr nicht wehtust wird sie dir auch nichts tun."

Adnan nickte und begann beinahe ehrfürchtig über das Fell zu streichen. Heracles versuchte sich nicht davon irritieren zu lassen, dass Adnan sich so zurückhaltend verhielt. Es war eine Seite des anderen, die er noch nie gesehen hatte. Selbst mit seinen Freunden zusammen war Adnan immer laut und grob, doch nun war er so liebevoll. Heracles wandte den Blick von Adnan ab. Er wollte nicht, dass der Andere dachte er würde ihn beobachten.

Irgendwann erhob sich die Katze, schüttelte die vielen Hände ab und stolzierte davon.

Auch Heracles und Adnan erhoben sich daraufhin, verabschiedeten sich von Kiku und gingen schnell in unterschiedliche Richtungen davon.
 

Am nächsten Tag war Arthur hundemüde, auch wenn er zum Frühstück zwei Tassen Kaffee getrunken hatte. Das hatte er nun davon, dass er seine Hausaufgaben machte.

Er gähnte. Sobald diese Stunde vorbei wäre würde er sich beim Automaten noch einen Kaffee hohlen, auch wenn das Zeug einfach schrecklich schmeckte.

Immerhin tat es seine Wirkung und als Arthur seine dritte Tasse Kaffee für diesen Tag heruntergestürzt hatte und sich auf der Toilette einige Hände kaltes Wasser über den Kopf geschüttet hatte, fühlte er sich schon fast wieder menschlich.

Er beschloss auf Nummer sicher zu gehen und sich noch einen Becher zu holen.

Vor ihm stand ein anderer Junge am Automaten, einen Kaffee bereits in der Hand, noch nicht einmal ausgetrunken, doch er steckte schon das Geld für den Nächsten hinein.

"Auch wenig geschlafen?" Fragte Arthur schon beinahe gut gelaunt.

Überrascht sah der andere Junge auf.

"Nein, wie kommst du darauf?"

Als er Arthurs Blick auf die nun zwei Tassen Kaffee in seinen Händen bemerkte grinste er.

"Das ist meine normale Dosis. Ich funktioniere quasi nur mit ausreichend Kaffee und Hamburgern und da es hier in der Schule nur das eine gibt..."

Arthur verzog angewidert das Gesicht.

"Du trinkst das Zeug regelmäßig? Und freiwillig? Das ist aber verdammt ungesund."

Der Junge schnaubte und begann an seinem zweiten Kaffee zu schlürfen.

"Ach und meine Gesundheit ist dein Problem?"

"Tut mir leid, aber ich habe leider kein Wort von dem verstanden, was du gesagt hast, weil du allen ernstes die Dreistigkeit besitzt zu trinken während du dich mit mir unterhältst."

"Oh, die Queen legt also Wert auf Manieren?"

"Ich bin ein Junge."

Entrüstete sich Arthur und der Junge grinste.

"Sicher?"

"Wer bist du überhaupt? Du beleidigst mich und ich kenne noch nicht einmal deinen Namen."

Der Junge streckte die Hand aus.

"Alfred der Name und du?"

Arthur ergriff die Hand, wenn auch etwas wiederwillig.

"Arthur"

"Schön. Also Arthur, ich nehme an, du wolltest dir einen Becher dieses Teufelsgebräus hohlen, dass ich so Ungesunderweise trinke."

Bei diesen Worten trat er beiseite um Arthur den Kaffeeautomaten zu überlassen.

"Danke", murmelte er als der Automat begann das Geld für Arthurs vierten Kaffee zu schlucken.

Innerlich verfluchte er den Jungen und seine Manieren.
 

Gegen Ende der siebten Stunde trafen sich Antonio, Gilbert und Francis zu ihrem ersten Clubtreffen. Außer ihnen kam niemand, doch das hatten sie erwartet.

Sie saßen herum, malten Werbeplakate für den Club und tauschten die neusten Gerüchte untereinander aus, auch wenn es da nicht allzu viel aus zu tauschen gab. Das Schuljahr hatte gerade erst begonnen, die interessantesten Feriengeschichten kannte bereits jeder und es war noch nicht allzu viel Neues passiert, das man hätte berichten können. So wechselte das Hauptgesprächsthema schon bald zu den Plänen für diesen Abend.

Antonio versprach Francis dabei zu helfen Matthew abzufüllen und Gilbert, nach einigen sehr halbherzigen Versuchen sie davon ab zu halten, sicherte seine Unterstützung zu.

"Aber ihr müsst mir versprechen es nicht zu übertreiben." Ermahnte er. "Mattie ist doch noch so klein."

Francis lachte.

"Der Junge ist größer als du."

"Als ob die Größe eine Rolle spielen würde." Warf Antonio ein. "Sieh Gil an, der verträgt mehr als jeder andere."

"Aber um deine Sorgen zu besänftigen, mon ami. Wir übertreiben es nicht."

"Würden wir nie tun." Ergänzte Antonio so scheinheilig, dass sie alle lachen mussten.

"Na gut", gab Gilbert nach. "Ich helfe euch."

"Ich wusste immer, dass wir auf dich zählen können." Sagte Antonio und klopfte Gilbert auf den Rücken.

"Ich bin eben ein großartiger Freund." Erklärte Gilbert.

"Ach so, ich dachte, du bist letztlich genau so gemein wie wir und willst den Kleinen auch Mal betrunken sehen."

"Das auch", bestätigte Gilbert, "aber darum geht es hier gar nicht."

"Ach ja Francis, ich glaube Arthur kommt auch." Sagte Antonio lachte leise. "Was hast du mit dem angestellt?"

Francis hob den Kopf und sah ihn überrascht an.

"Im Ernst?"

Als Antonio nickte, strahlte er.

Arthur kommt.

Dead Drunk

Dead Drunk 
 

Sie waren von der Schule aus in einen nahe gelegenen Park gegangen und hatten einige von ihnen losgeschickt um in einem Supermarkt etwas zu trinken zu holen.

Francis saß neben Matthew auf der Wiese und sie beobachteten einen deutlich angeheiterten Antonio dabei, wie er versuchte Leute für eine Polonäse zu gewinnen. Er brachte tatsächlich eine zustande, wenn auch eine sehr kleine, und begann, mit Feliciano, Lovino (nur um auf seinen kleinen Bruder auf zu passen, wie er wiederholt betonte) und Arthur, um die auf dem Boden verteilten Schüler zu kreisen.

Irgendwann landeten sie alle auf dem Boden und lachten, während sie sich über- und untereinander kugelten um sich irgendwie zu entwirren.

Arthur, der noch so gut wie nüchtern war hatte sich Recht schnell wieder aufgerichtet, Feliciano hatte fast gar nichts getrunken, lag aber trotzdem noch eine ganz Minute lachend auf dem Boden und Francis hatte Tim im Verdacht, der auf solchen Veranstaltungen immer gerne einen oder zwei Joints herumgehen ließ. 

Antonio und Lovino  versuchten sich unter einigen Beschimpfungen und Schlägen von einander zu lösen, doch als Lovino mit seiner Locke an einem von Antonios Hemdknöpfen festhing regte er sich auf einmal nicht mehr. 

"Ist was?" Fragte Antonio, überrascht, dass die ständigen Beleidigungen aufgehört hatten.

Lovino biss sich auf die Unterlippe und versuchte seine Stimme ruhig klingen zu lassen. 

"Meine Locke hängt fest."

"Oh. Warte kurz, ich mach das." Erwiderte Antonio ahnungslos und begann, die Locke zu lösen.

"Finger. Weg." Grollte Lovino, die Augen fest geschlossen, die Wangen flammend rot.

"Was? Allein kommst du nie frei."

Lovino knurrte leise. Das schlimmste war, dass Antonio Recht hatte.

"Fein, aber beeil dich."

"Jaja", winkte Antonio ab. "Ich versteh gar nicht, wieso du dich so anstellst, es ist doch bloß eine Locke." Eine Locke, die ihn zugegebenermaßen schon immer fasziniert hatte. 

Wie konnte sie einfach immer vom Kopf abstehen? Das war nicht normal.

Als Antonio die Locke endlich gelöst hatte sprang Lovino auf, bedankte sich nuschelnd und stürmte auf Yao, Alfred und Gilbert zu, die mit Nachschub in Form von zwei Kästen Bier und drei Flaschen Irgendetwas in den Armen, auf die Gruppe zukamen.

Lovino schnappte sich eine Flasche eines unnatürlich rosaroten Getränks und nahm einen großen Schluck.

Gilbert sah ihn milde überrascht an, dann stellte er die Kiste ab und nahm sich ein Bier. Mit einer Geste verabschiedete er sich von Yao und Alfred und ging zu Antonio rüber. Er musste wissen, was der Junge mit Lovino angestellt hatte, denn was auch immer es war, es war offensichtlich extrem effektiv.
 

Roderich wurde unterdessen von Elizabeta, Manon und Kiku belagert, die ihm alle fünf Minuten etwas zu trinken anbaten und seit einer halben Stunde regelmäßig nach Roderichs Liebesleben fragten. War das normal? Immerhin war Lizzy seine Ex-Freundin, da vermied man doch solche Fragen wie: "Und, Roderich, warst du schon mal in einen Jungen verknallt?"

Oder

"Wie steht es eigentlich mit deinem Sexleben? Hast du in letzter Zeit mal was neues ausprobiert?"

Außerdem, was waren das eigentlich für Fragen? Man könnte ja meinen die drei hielten ihn für schwul. Gut, immerhin ein bisschen war er das wahrscheinlich auch. 

"Wenn ihr mir all diese Fragen stellt", begann er plötzlich und die drei sahen ihn überrascht an. "Denkt ihr dann, ich hätte irgendjemand bestimmtes im Kopf?" Er hoffte, dass die Frage nicht so klang, als hätte er tatsächlich jemand bestimmtes im Kopf, aber er zweifelte, dass er den gewünschten Effekt erzielt hatte, als Manon und Elizabeta begannen zu kichern und sich ein breites Lächeln auf Kikus Gesicht ausbreitete.

"Hast du jemanden?" Fragte Elizabeta neugierig.

"Sag schon!" drängte Manon. "Wen?"

"N-Niemanden", antwortete Roderich und hob abwehrend die Hände. 

Er hätte nicht fragen sollen.

"Ist es Gilbert?" Fragte Elizabeta immer noch kichernd.

Roderich lief rot an und hoffte, dass das im Dämmerlicht nicht auffallen würde.

Er hätte wirklich nicht fragen sollen.

"Ha!" Jubelte Elizabeta und stieß triumphal die Faust in die Luft. "Ich wusste es! Und so rot wie du gerade bist kannst du es auch nicht abstreiten. Es wäre zwecklos."

"Ich bin nicht-" setzte Roderich an, doch er wusste, dass es sinnlos war. Elizabeta würde ihn sofort durchschauen.

"Aber, ihr sagt es keinem? Vor allem nicht Gil."

In diesem Moment schlang Gilbert einen Arm um Rodrich und sah freudestrahlend in die Runde.

"Was sollt ihr mir nicht sagen? Und Roddy, seit wann nennst du mich Gil?"

Roderichs Gesicht nahm einen noch dunkleren Rotton an.

"Du warst gar nicht gemeint, du Depp."

"Sicher", Erwiederte Gilbert und seine Stimme troff vor Ironie.

"Also," er wandte sich wieder der Runde zu. "Was sollt ihr mir nicht sagen?"

Zu Roderichs grenzenloser Erleichterung grinste Elizabeta und streckte die Zunge raus.

"Sagen wir nicht."

Gilbert stemmte einen Arm in die Hüfte. "Ich finde es ohnehin heraus."

"Ich hoffe es." Bestätigte Elizabeta, "Aber ich werde es dir trotzdem nicht sagen."

Manon und Kiku nickten einvernehmend und Gilbert schnaubte.

"Dann halt nicht. Was ist das überhaupt für eine Logik?"

Roderich stand daneben und sagte nichts, sondern nahm stattdessen einen großen Schluck Bier aus der Flasche in seiner Hand. 

Wo war er hier nur reingeraten?
 

Ein bereits sehr angeheiterter Yong Soo hatte sich inzwischen an Yaos Arm gehängt und nuschelte etwas von wegen "Deine Brüste gehören mir."

"Wie oft noch, Yong Soo? Ich habe keine Brüste. Aber selbst wenn ich welche hätte, würden sie nicht dir gehören."

Yong Soo schluchzte übertrieben theatralisch und ließ von Yaos Arm ab.

"Aber- aber- Aniki, heißt das du magst mich nicht?"

"Nicht so, aru!" Er seufzte, wusste er doch, dass es dem Koreaner spätestens am nächsten Tag wieder egal wäre, was auch immer Yao gerade gesagt hatte.

Yong Soo ließ von ihm ab um sich noch ein Bier zu holen und Yao konnte einen Moment aufatmen. Er mochte Yong Soo ja, aber der Junge war auf Dauer einfach das reinste Nervenbündel.

Gerade hielt er Ausschau nach einer angenehmeren Gesellschaft, da winkte Ivan ihm aufgeregt zu. 

Na klasse! Dachte Yao sich, lächelte aber trotzdem und ging zu Ivan.

"Willst du dich nicht zu mir setzen?" Fragte Ivan klopfte auf den freien Platz neben sich.

Yao setzte sich und nippte an seinem Bier. Ivan beobachtete ihn und eine Weile saßen sie einfach nur schweigend nebeneinander, dann hob Ivan die Flasche, die er in der Hand hielt.

"Willst du Vodka?" Fragte er und jeder, der Ivan kannte, wusste, dass das ein extrem großzügiges Angebot war, dass man besser nicht ablehnte, also nickte Yao und griff nach der Flasche, obwohl er so etwas eigentlich nicht trank.

Es schmeckte stark nach Alkohol und Yao hätte es am liebsten wieder ausgespuckt, doch er wollte nicht unhöflich sein, also schluckte er brav und lächelte.

Ivan lächelte zurück. "Du magst keinen Vodka, da?"

Yao nickte und blickte verschämt zu Boden. Ivan lachte leise.

"Ich werde noch dafür sorgen, dass du Vodka magst."

Yao schluckte und fragte sich, weshalb das wie eine Drohung klang. Dann wiederum klang fast alles, was Ivan sagte, wie eine Drohung.

"Also", Begann Yao und ließ den Blick über sie Menschen schweifen, fieberhaft auf der Suche, nach einem anderen Thema. "Äh, wer gefällt dir von den Leuten hier am Besten?" Fragte er das Erste, das ihm einfiel, und hätte sich schon im nächsten Moment am liebsten die Zunge abgebissen. 

Das war doch einfach nur die bescheuertste Frage die er hätte stellen können.

Ivan legte den Kopf schräg und sah ihn unschuldig an.

"Wie meinst du das?"

Yao räusperte sich etwas verlegen. "Na, mit wem würdest du am liebsten ausgehen?"

Ivan lächelte wieder. "Das ist einfach: Du."

Yao starrte ihn an, blinzelte, nahm einen großen Schluck aus seiner Bierflasche, verschluckte sich und begann zu husten. Als er sich etwas beruhigt hatte lächelte Ivan ihn immer noch ahnungslos an.

"Es geht dir gut, da?"

Yao nickte, auch wenn er sich da nicht so sicher war.

"Soll das, äh, heißen, du magst mich?"

Ivan nickte. Er hatte keine Ahnung, weshalb sein YaoYao so entsetzt war. Hatte er denn nicht bereits deutlich gemacht was für ein Interesse er hatte? Offensichtlich nicht.

Auf einmal erhob Yao sich und entschuldigte sich stotternd, er müsse nach Yong Soo sehen, und hastete davon.

Ivan blieb sitzen und sah ihm hinterher und nahm einen weiteren Schluck Vodka.

Der Abend war noch lange nicht vorbei.
 

Francis lag mit geschlossenen Augen auf dem Boden. Er hatte eindeutig zu viel getrunken. 

Verdammt! Jetzt hatte er noch nicht einmal mitbekommen wie Matthew betrunken war.

Er hätte nicht so viel trinken sollen. Er hätte nicht so früh so viel trinken sollen.

Auf einmal spürte er ein Gewicht auf seinem Schoß. Er öffnete die Augen und blickte in strahlend grüne Iren.

Arthur lachte, als er Francis' Gesichtsausdruck sah. 

"Das sieht süß aus, weißt du das?" Fragte er kichernd. Sein Atem roch stark nach Alkohol.

Francis starrte ihn an. 

Arthur hatte sich gerade auf seinen Schoß gesetzt und ihn als süß bezeichnet. 

Arthur hatte sich gerade auf seinen Schoß gesetzt und ihn als süß bezeichnet.

"Was ist denn, Frosch?" Fragte Arthur gut gelaunt.

"Verwirre ich dich?"

"Ja." antwortete Francis heiser. Zu eine komplexen mehrsilbigen Antwort war er nicht im Stande.

Arthur beugte sich wieder vor, ihre Nasenspitzen berührten sich.

"Gut so. Das ist meine Rache für gestern." Erklärte er und genau wie Francis am Tag zuvor bei ihm, hauchte er nun Francis einen Kuss auf die Wange.

Einen Moment lang genoss er Francis' verdatterten Gesichtsausdruck, dann vergrub Arthur sein Gesicht in Francis Halsbeuge.

Nachdem sie eine Weile so da lagen flüsterte Arthur: "Du riechst gut, Frosch." Es klang beinahe anklagend.

"Du auch." Nuschelte Francis in Arthurs Haare, schlang die Arme um den schmalen Körper und zog ihn so nah er konnte an sich.

"Du auch."

Arthur lachte leise und drückte einen Kuss auf Francis' Hals.

Am liebsten wäre Francis so liegen geblieben, aber er wusste, dass er nicht mehr nach Hause kommen würde, wenn er jetzt ging.

"Artie 'ch muss nach Hause." nuschelte er. 

Arthur hob den Kopf.

"Dann gehen wir nach Hause." Erklärte er überzeugt und rappelte sich etwas schwankend auf.

Francis griff nach seiner Hand und zog sich hoch. Beinahe wäre Arthur wieder auf dem Boden gelandet.

Hand in Hand verließen sie den Park, Francis etwas schwankend und sich hin und wieder halt suchend auf Arthur stützend.
 

Roderich war noch nie für Alkohol gewesen. Alkohol war ungesund, ekelhaft und er ließ Menschen Dinge tun, die sie später bereuten.

Zum Beispiel würde Arthur morgen definitiv bereuen, dass er gerade mit Francis kuschelte. So wie Tim bereuen würde sich an Manon rangeschmissen zu haben... Nun, vielleicht auch nicht.

Jedenfalls war Alkohol schlecht und böse und was nicht alles noch, trotzdem hatte Roderich eine beträchtliche Menge eines undefinierbaren, blauen Getränks in sich hineingeschüttet. 

Er war sich nicht sicher ob er betrunken war. Er war noch nie wirklich betrunken gewesen, alles was er wusste war, dass ihm verdammt schlecht war.

Er hatte sich bereits einmal Übergeben, doch das hatte das Rumoren in seinem Magen nicht wirklich beruhigt. Er hatte sich an den Rand der kleinen Gesellschaft gesetzt und beobachtete nun das Geschehen, während er darauf wartete sich gut genug zu fühlen um auf zu stehen und nach Hause zu gehen. 

Eine Gestallt löste sich aus dem größeren Haufen und kam auf ihn zu gestapft. Es war Gilbert.

"Hey, wenn das nicht der Spießer ist." Rief er schon aus einigen Metern Entfernung und trotz der inzwischen vorherrschenden Dunkelheit konnte Roderich das breite Grinsen sehen, das Gilberts Gesicht zierte.

Er seufzte.

"Waslos?" nuschelte er, als Gilbert sich neben ihn setzte. 

Gilbert sah ihn überrascht an.

"Roddy, sag bloß nicht du bist ernsthaft betrunken."

Roderich antwortete nicht. Gilbert lachte leise.

"Kesesese. Das ich das miterleben darf."

Roderich schwieg weiterhin, er starrte nur stur gerade aus. 

"Also Roddykins", begann Gilbert und legte wieder einmal einen Arm um Roderichs Schultern. "Worüber habt ihr denn vorhin gesprochen, dass ich nicht wissen soll?"

Roderich antwortete noch immer nicht, kuschelte sich aber an Gilberts Seite. 

"Ach, komm schon", bettelte Gilbert. "Du weißt, dass ich es so wie so irgendwann herausfinde. Worum ging's?"

Roderich murmelte etwas unverständliches und vergrub das Gesicht in Gilberts T-Shirt.

"Was?"

"Dich." nuschelte Roderich, auch wenn seine Stimme nur gedämpft durch den Stoff des T-Shirts drang.

"Und worum ging es genau?" Fragte Gilbert etwas genervt. Normalerweise war Roderich doch derjenige, der auf klar formulierte, eindeutige Antworten bestand. Doch ein leises Schnarchen an seiner Seite verriet Gilbert, dass er heute wohl keine Antwort mehr bekommen würde.

Vorsichtig hob er Roderich vom Boden auf und trug ihn zu den Anderen.

Antonio saß etwas am Rand und teilte sich mit Tim und zu Gilberts Überraschung auch Matthew einen Joint.

"Wo ist West?"

Fragte er die drei. Matthew lachte albern und Antonio deutete auf eine große Gestalt am Rand, die definitiv Ludwig-Proportionen hatte und der eine kleinere Gestallt am Arm hing.

Gilbert bedankte sich rasch, auch wenn Antonio das nicht mehr mitbekam, weil Lovino sich diesen Moment ausgesucht hatte um Antonio mit einer seiner üblichen Tiraden zu beschimpfen, und ging rüber zu Ludwig und Feliciano.

"Hey, West." 

Ludwig drehte sich um und seufzte, als er Gilbert auf sich zukommen sah.

"Fährst du uns nach Hause? Du hast doch nichts getrunken, oder?"

Ludwig schüttelte den Kopf. 

"Wie sollten wir nach Hause kommen, wenn ich ebenso verantwortungslos wäre, wie du?"

Gilbert grinste.

"Wusste doch, dass ich auf dich zählen kann."

Ludwig beäugte die Gestallt in Gilberts Armen misstrauisch, dann weiteten sich seine Augen entsetzt.

"Bruder, was genau hast du- Nein" unterbrach er sich selbst. "Nein, ich will es lieber nicht wissen."

Gilbert schnaubte.

"Ich hab nichts getan. Der Spießer hat sich von ganz allein besoffen."

Ludwig hob eine Augenbraue. Es war offensichtlich, dass er Gilbert nicht glaubte, doch das spielte keine Rolle.

"Gehen wir." Sagte er ergeben und zog Feliciano, der seinen Arm par tout nicht loslassen wollte, mit sich.
 

Auch als Ludwig sein zu Hause betrat hing Feliciano noch an seinem Arm. Sie stolperten durch die Tür und Ludwig brachte Feliciano zum Schlafsofa im Wohnzimmer.

Roderich war inzwischen wieder aufgewacht und klammerte sich haltsuchend an Gilbert.

"Hey, Roddy." Begann er sanft. "Du wohnst doch gleich nebenan. Schaffst du das allein?"

Roderich lächelte gequält. 

"Papa", nuschelte er und Gilbert verstand.

Roderichs Vater war extrem streng und wenn er seinen Sohn in diesem Zustand sehen würde, gäbe es Ärger.

Er seufzte. "Dann kommst du auch mit zu uns." entschied er und Roderich nickte dankbar. Immer noch musste er sich beim gehen auf Gilbert abstützen und als sie in Gilberts Zimmer angekommen waren, ließ er sich auf das große Bett fallen ohne auch nur seine Schuhe aus zu ziehen und schlief innerhalb von Sekunden wieder ein.

Gilbert schüttelte den Kopf über dieses merkwürdige Verhalten. Er zog sich um und wollte sich schon neben Roderich auf das Bett legen, da überlegte er es sich anders.

Er zog Roderich Schuhe, Hose und Hemd aus und nahm ihm die Brille ab, um sie auf den Nachttish zu legen. Dann holte er eine weitere Decke aus dem Wohnzimmer und deckte Roderich zu.

Lächelnd betrachtete er das schlafende Gesicht. Er sah so ruhig und entspannt aus, wie Gilbert ihn noch nie gesehen hatte. Einen Moment strich er über die Wange des Anderen, dann fing er sich wieder. 

Er legte sich mit möglichst großem Abstand zu Roderich hin und platzierte Gilbird, sein Kuscheltierküken als Grenze zwischen ihnen. Dann kuschelte er sich in seine Preußen-Bettdecke und seufzte wohlig. Schon bald war er eingeschlafen. 

Er träumte von einem Garten, in dem Gilbirds an den Bäumen wuchsen. Dann war da Roderich und beschuldigte ihn, ihm Schlesien weggenommen zu haben.

Elizabeta stand stumm neben ihm und lächelte bedrohlich. Sie sah beinahe furchterregend aus, in ihrer merkwürdigen Uniform, mit einer übergroßen Bratpfanne in der Hand, die sie drohend in Gilberts Richtung erhoben hatte, doch nichts war so schlimm wie Ivan, der übergroß und irre lachend auf einem Berg stand und ihn mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen anfunkelte.

Gilbert war auch im Traum großartig, deshalb rannte er nicht weg, es war vielmehr ein taktischer Rückzug, doch die drei waren ihm dicht auf den Fersen und er wusste, dass er nicht entkommen konnte.

Sein Atem war unruhig, seine Augen waren fest zusammengekniffen und er rollte sich im Bett hin und her.

Im Schlaf schob Roderich Gilbird beiseite und kuschelte sich an Gilbert und sofort beruhigte er sich. Sein Atem wurde gleichmäßiger und er hörte auf sich zu bewegen.

"Roderich" flüsterte er leise.
 

Auch wenn über die Hälfte der anderen bereits nach Hause gegangen war, ließ sich Ivan nicht beirren. Er saß immer noch auf dem selben Fleckchen Gras und trank Vodka wie andere Leute Wasser. 

Yao war fasziniert. Es war wirklich erstaunlich, dass Ivan sich noch nicht selbst ausgeknockt hatte. Hölle, der Junge hatte sich noch nicht einmal übergeben. Yao selbst war inzwischen eindeutig angetrunken und Yong Soo torkelte durch die Gegend und beanspruchte willkürlich Brüste für sich.

Auf einmal fiel Ivans Bilck auf Yao und er winkte ihn zum zweiten Mal an diesem Abend zu sich. Während er sich erhob fragte sich Yao, wieso er überhaupt auf die Aufforderung reagierte und zweifelte gleichzeitig an seinem Geisteszustand weil er es tat.

"Ein netter Abend, da?" War das Erste, dass Ivan sagte und Yao starrte ihn einen Moment verwirrt an.

"Äh, ja?" 

Ivan fand den Abend nett? Er saß doch schon die ganze Zeit allein hier herum, außer Yao hatte er mit niemandem geredet. Nicht das Yao ihn beobachtet hätte, es war ihm nur aufgefallen.

"Ich halte ihn für recht vergnüglich."

Yao lächlete leicht und Ivan erwiderte das Lächeln und es sah ein ganz klein wenig weniger stalker-/serienkillermäßig aus als sonst. 

"Willst du noch etwas Vodka?" Fragte er und hielt Yao die Flasche hin. 

Yao nahm sie entgegen und trank einen Schluck. Als er das Gesicht verzog lachte Ivan.

"Du magst Vodka noch immer nicht, da?"

"Nicht wirklich." Ivan legte den Kopf schräg und musterte ihn kurz. Dann beugte er sich vor und gab ihm einen Kuss.

Aus den Mund.

"Was?"

Yao starrte ihn an.

"Was war das?"

 Ivan lächelte nur. 

"Was sollte das?"

"Du sahst niedlich aus."

"Das- das- und deswegen-" Yaos sinnloses Gestammel wurde von einem weiteren Kuss unterbrochen. Als Ivan sich diesmal von ihm löste hielt Yao ihn am T-Shirt zurück.

Ivan lachte leise.

"Du magst mich, da?"

Yao zog es vor nicht zu antworten, obwohl er noch vor einer Stunde vehement alles abgestritten hätte.

Sie küssten sich ein drittes Mal.

"Du schmeckst nach Vodka." Sagte Yao als sie sich von einander lösten.

"Und?" Fragte Ivan.

"Ich mag es."

Ivan grinste.

"Ich habe doch gesagt ich würde dafür sorgen, dass du Vodka magst."

Yao schnaubte und küsste Ivan erneut. Immerhin konnte er dann nicht reden.
 

Lovino hatte sich, nachdem Feliciano von diesem Kartoffel-Bastard entführt worden war, zu Antonio gesetzt und schweigend mit ihm ein Bier und später einen Joint geteilt. Tim war gekommen und wieder gegangen.

Irgendwann unterbrach Antonio die Stille: "Was hast du eigentlich gegen mich? Manchmal habe ich fast den Eindruck, dass du mich hasst."

Lovino dachte darüber nach. Es war eine gute Frage und er war sich nicht sicher wie er sie beantworten sollte. 

Nach eine Weile sagte er schlicht: "Ich hasse dich nicht."

Immerhin das war die Wahrheit, da war er sich sicher und hoffte, dass das Gespräch nun beendet war, doch Antonio lies nicht locker.

"Wieso schlägst du mich dann immer? Wieso beschimpfst du mich? Und wieso lässt du mich dich nicht wenigstens einmal auf ein Date einladen?"

Lovino schnaubte. "Das meinst du doch eh nicht ernst."

Als Lovino sah, wie Antonio ihn überrascht ansah grinste er hohl.

"Jetzt tu doch nicht so. Willst du mir ernsthaft erzählen, dass es nicht nur ein Scherz ist?"

"Wieso sollte das ein Scherz sein?"

Antonio schien ernsthaft entsetzt, dass Lovino so von ihm dachte. 

"Keine Ahnung", nichtssagend zuckte Lovino mit den Schultern. Die Unterhaltung ging in eine Richtung, die ihm nicht gefiel.

"Was weiß ich? Vielleicht ist es ja auch eine Wette."

Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme am Ende brach. Antonio starrte ihn immer noch entsetzt an, dann schlang er die Arme um Antonio und hielt ihn fest. Einfach nur so und auf einmal war Lovino leichter ums Herz. Er vergrub sein Gesicht in Antonios Schulter und atmete seinen angenehmen Duft ein.

Nach einer Weile begann Antonio ihm sanft über den Rücken zu streichen. Lovino sah auf und blickte in Antonios tiefe, grüne Augen und auf einmal fragte er sich, wie er je hatte glauben können Antonio würde es nicht ernst meinen.

"Frag mich." flüsterte er. 

"Was?"Antonio starrte ihn verständnislos an.

Lovino wurde rot und wich Antonios Blick aus.

"Frag mich, ob ich mit dir ausgehen will, du dämlicher Vollidiot."

Antonios Gesicht hellte sich auf.

"Es- Es gibt da ab Mittwoch diesen Vergnügungspark in der Stadt. Willst du mit mir da hingehen Lovi?"

Noch immer wich Lovino seinem Blick aus und sein Gesicht wurde noch dunkler.

"Ja, du Dummkopf."

Antonio lachte. "Dann ist das ein Date?"

Lovino versetzte ihm einen Schlag auf den Hinterkopf, aber nicht annähernd so doll wie sonst.

Das brachte Antonio noch mehr zum Lachen und er umarmte Lovino noch ein Mal herzlich. 

"Es ist schon spät." sagte er, als er wieder von ihm abließ. "Soll ich dich nach Hause bringen?"

"Meinetwegen." Grummelte Lovino und Antonio verwuschelte ihm lachend die Haare.

"Dann komm!" Er streckte die Hand aus und nach kurzem Zögern ergriff Lovino sie.

"Bild die bloß nichts darauf ein." Grummelte er und Antonio lachte wieder.

Es klang laut und klar über die inzwischen leere Wiese. Lovino genoss das warme Gefühl, dass sich bei diesem Klang in ihm ausbreitete und drückte Antonios Hand noch ein wenig fester.
 

AN.: Alkohol ist böse, meine lieben Kinderchen und Gras auch, also probiert das nicht zu Hause, Ja?

Der Morgen danach

Der Morgen danach
 

Francis seufzte entspannt und kuschelte sich in die Kissen. 

Es war warm und angenehm und es roch gut. Irgendwie nach Tee und Rosen und... Arthur? Francis schlug die Augen auf, bereute diese Entscheidung jedoch sofort, dann dass grelle Sonnenlicht verursachte ihm Kopfschmerzen. 

Er stöhnte leise und versuchte etwas zu erkennen. Sein Gehirn brauchte eine Weile um sämtliche Informationen zu verarbeiten, doch schließlich kam er zu folgenden Erkenntnissen:

1. Er war nicht in seinem eigenen Bett.

2. Das warme und kuschelige trug den Namen Arthur Kirkland. 

3. (das ergab sich aus Punkt zwei, war aber von solcher Bedeutung, dass es gesondert genannt werden musste) Er hatte mit Arthur im selben Bett geschlafen.

4. Er hatte nicht den blassesten Schimmer wie es dazu gekommen war.

Arthur murmelte etwas im Schlaf und kuschelt sich noch näher an Francis.

Ganz ruhig ein- und ausatmen. sagte Francis sich selbst. 

Arthur seufzte. Francis schloss die Augen und versuchte nicht daran zu denken, dass Arthur sich gerade an ihn kuschelte.

Es fiel ihm schwer.

Nach einigen Minuten in denen Arthur ruhig weiterschlief hob Francis vorsichtig einen Arm und strich Arthur sanft die Haare aus dem Gesicht. Sie waren samtig weich. Er legte den Arm vorsichtig um Arthurs Schultern und schloss die Augen. Wenn Arthur aufwachte würde er so tun, als ob er schlief und bis dahin konnte er das Ganze noch ein wenig genießen.

Trotzdem blieb in seinem Hinterkopf die immer drängendere Frage was gestern passiert war.
 

Als Arthur erwachte fühlte er sich seltsam entspannt. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so gut gefühlt hatte. 

Er hatte zwar leichte Kopfschmerzen (eindeutig von einem Kater), doch das war kein ihm unbekanntes Gefühl. 

Er seufzte wohlig und kuschelte sich näher an sein Kissen. Es war ein tolles Kissen! Wieso war ihm das noch nie aufgefallen? Es war so angenehm warm. Er würde am liebsten ewig hier liegen bleiben. 

Was war gestern eigentlich passiert? 

Er hatte etwas getrunken, aber nicht mehr als sonst. Er hatte bei einer Polonäse mitgemacht, peinlich, aber das ging ja noch. 

Danach war er Alfred, diesem Idioten vom Kaffeeautomaten, auf die Nerven gegangen, verdient hatte der das immerhin. 

Dann war er zu Francis gegangen und hatte sich auf seinen Schoß gesetzt, Scheiße! 

Und danach? 

Er hatte Francis nach Hause bringen wollen, aber er hatte nicht gewusst wo das war, Francis war also mit zu ihm gekommen und Arthur hatte darauf bestanden, dass Francis mit ihm in seinem Bett schlief.

Bei der Erinnerung daran spürte er, wie sich sein Gesicht aufheizte.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!

Nun war ihm auch klar, was dieses tolle 'Kissen' war. Offensichtlich schlief Francis noch. Arthur versuchte sich vorsichtig aus der Umarmung des anderen zu lösen, ohne ihn auf zu wecken.

Francis gab ein leichtes Seufzen von sich, als Arthur begann sich zu bewegen, und öffnete verschlafen die Augen.

"Was 's los?" nuschelte Francis und gratulierte sich innerlich für diese gelungene Vorstellung. 

Als Arthur sah, dass Francis die Augen geöffnet hatte, hatte er schnell den Blick abgewand. Die Augen starr auf einen der Bettpfosten gerichtet sagte er: "Du warst offensichtlich zu betrunken um allein nach Hause zu finden." 

Arthur schien die Situation sehr peinlich zu sein.

Francis' Gedanken überschlugen sich bei der Vorstellung was Arthur so sehr in Verlegenheit bringen könnte, doch er rief sich selbst zur Ordnung. 

Diesem Thema konnte er später seine Aufmerksamkeit widmen. Es gab drängendere Probleme.

"Hast du eine Kopfschmerztablette?" Fragte er und rieb sich die Schläfen, während er sich gähnend erhob.

Arthur, froh über eine Ausrede kurz von Francis weg zu sein, sprang auf und lief ins Badezimmer. Als er kurze Zeit später wieder ins Zimmer kam saß Francis halb angezogen auf dem Bett und Arthur gab sich große Mühe ihn nicht anzustarren.

Nachdem er die Tablette und das Glas Wasser heruntergestürzt hatte wandte er sich Arthur zu.

"Also, was genau ist passiert? Und erzähl mir nicht, du hättest keine Ahnung, du bist zu leicht zu durchschauen, mon amour."

Arthur knirschte mit den Zähnen und wich seinem Blick aus.

"Was weißt du noch?" Fragte er und seine Stimme klang hoffnungsvoll.

"Es ist alles ein wenig verschwommen. Du hast bei einer Polonäse mitgemacht." Er lachte leise. "Und da hattest du noch nicht mal allzu viel getrunken. Außerdem weiß ich noch, dass irgendwann ankamst um dich für die Aktion von Donnerstag zu rächen, oder so."

Er runzelte die Stirn und versuchte angestrengt sich zu erinnern.

"Mehr ist nicht passiert, Frosch, also überanstrenge dein kleines Gehirn nicht, aber zeig wenigstens den Anstand dir etwas an zu ziehen."

Letzteres war ihm wirklich ein Anliegen, denn Francis' nackter Oberkörper war unglaublich ablenkend und wenn Francis mitbekam, dass Arthur ihn anstarrte, dann würde er ihn ewig damit aufziehen.

Nicht dass er Francis' Oberkörper anstarren würde. 

Und nicht, dass er gerne Francis' Oberkörper anstarren würde.

Der Frosch würde die Dinge nur wieder so auslegen, wie es ihm passte.

Wie gesagt, nicht, dass da etwas auszulegen wäre.

Francis machte jedoch keinerlei Anstalten sich etwas an zu ziehen. Vielmehr grinste er anzüglich und fuhr mit einer Hand sanft seine Bauchmuskeln entlang.

"Was denn Arthur? Lenke ich dich damit ab?"

Arthur schnaubte verächtlich.

"Ja sicher, Frosch, ich kann von deinem Anblick gar nicht genug kriegen." Sagte er sarkastisch, doch, dass sein Blick flüchtig der Handbewegung folgte entging Francis nicht.

"Ach, sag blos."

Er lachte leicht und beugte sich etwas näher zu Arthur, woraufhin dieser sich ein wenig nach hinten lehnte.

"Was ist?" Fragte Francis und strich sanft mit seiner Hand über Arthurs Wange.

"Lass das." Fauchte Arthur und schlug Francis' Hand beiseite.

Francis grinste breit und lehnte sich wieder zurück.

"Ich soll mich anziehen, aber du nicht? Das ist doch ein bisschen unfair. Nicht, dass ich mich beschweren würde."

Arthur warf ihm einen giftigen Blick zu und griff blind nach dem Hemd, dass neben dem Bett auf dem Boden lag. Als er es zugeknöpft hatte und aufstand um seine Hose zu holen begann Francis zu lachen. Arthur drehte sich um und warf ihm einen weiteren bösen Blick zu.

"Was ist?" fauchte er und Francis hielt sich die Seiten vor lachen.

"Du trägst mein Hemd." 

Arthur wurde leicht rosa um die Nase und begann sofort ungeduldig an den Knöpfen des Hemdes zu zerren.

Francis erhob sich elegant von seinem Bett, schritt auf ihn zu und schob bestimmt die fahrigen Hände beiseite. Arthur schnaubte verächtlich, wehrte sich aber nicht.

"Ich wollte dich schon immer mal ausziehen." grinste Francis breit, doch das war zuviel für Arthur. Entrüstet stieß er Francis' Hände beiseite und während er sich hastig das Hemd auszog drehte er sich weg, um sein rubinrotes Gesicht zu verbergen.

"Würdest du dir jetzt bitte etwas anziehen?" Fauchte er und drückte Francis das Hemd in die Hand, während er nach seinem eigenen griff.

Hatte der Morgen nicht gut angefangen?
 

Als Roderich erwachte war er allein in einem Zimmer, dass nicht seines war und hatte ein 'Problem', dass ziemlich direkt auf seinen Traum zurückgeführt werden konnte. 

Der Gedanke trieb ihm die Schamesröte ins Gesicht. Die Tür öffnete sich und ein triefnasser, nur mit einem Handtuch bekleideter Gilbert betrat den Raum.

"Na Prinzesschen, schon aufgewacht?" Fragte er grinsend, doch die erwartete schlagfertige Antwort blieb aus. 

Roderich war so schnell er konnte an ihm vorbeigehuscht und im Badezimmer verschwunden.

Gilbert runzelte die Stirn, das Rauschen der Dusche erklang und er zuckte mit den Achseln und begann sich an zu ziehen. 

Er hatte gut geschlafen - Nein, großartig - und es war ewig her, dass er neben jemandem aufgewacht war und aufgrund dieser Feststellung keine schlechte Laune bekommen hatte, denn in der Regel bereute er, was er unter dem Einfluss von Hochprozentigem in solchen Nächten tat.

Doch diesmal war es anders gewesen. Er hatte nichts getan. Er hatte nichts getan und er war neben Roderich aufgewacht.

Diese Fakten machten ihn unglaublich glücklich. Er hätte anfangen können zu singen, doch dann hätte Roderich sich sicher über ihn lustig gemacht, obwohl Gilberts Gesangskünste absolut großartig waren. Roderich verstand seine Art von Musik nur einfach nicht.

Konnte ja nicht jeder Bach und Chopin für die Krone alles Musischen halten. Ganz ehrlich, nur weil Klassik klingt als hätte es Stil, oder was? Tut es ja noch nicht mal.

Vielleicht weil man bei klassischer Musik nicht singen muss. Gilbert lachte leise. Das war es! Der Spießer konnte nicht singen.

Gedankenverloren begann Gilbert zu summen. Genau so gut könnte er der Zicke ein wenig Musikgeschmack beibringen. Er schaltete das Radio ein und begann sofort zu den Tönen irgendeines Rocksongs herum zu springen. 

Als Roderich einige Minuten später tropfnass und mit leicht geröteten Wangen den Kopf aus der Tür steckte, sah er den halb angezogenen Gilbert gerade zu den Klängen von Bon Jovis 'It's My Life' Luftgitarre spielend auf sein Bett springen.

"Gilbert?" Keine Reaktion, schließlich übertönte seine Stimme nicht das Grölen, das aus den Lautsprechern drang und Gilbert hatte seine Augen geschlossen.

"Gilbert?" Wiederholte Roderich, diesmal etwas lauter. Immer noch war Gilbert vertieft in seine Luftgitarrenperformance.

"Gilbert! GIL!"

Gilbert blickte überrascht und sah Roderich an.

"Du brauchst nicht gleich zu schreien. Was gibt's?"

Roderich schnaubte, verzichtete jedoch auf eine Erwiederung.

"Kann ich mir ein Handtuch von dir ausleihen?"

Gilbert grinste breit.

"Was machst du wenn ich jetzt nein sage? Aber bedien dich ruhig."

Roderich war etwas rot angelaufen und zog seinen Kopf rasch wieder zurück um Gilbert keine Chance für weitere Sticheleien zu geben. Gilberts Lachen drang durch die geschlossene Tür und Roderich konnte es nicht verhindern, dass sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen stahl als Gilbert mit lauter, kratziger Stimme einstimmte, als der Sänger ein weiteres Mal die Worte 'It's my life' rief.

Gilbert war wirklich ein wenig durchgeknallt. 
 

Wieso hatte er sich zu diesem Shoppingtripp überreden lassen?

Ach ja, hatte er nicht. Feliks hatte ihn einfach mitgeschleift.

Der erste Laden den sie betraten sorgte für einen Kulturshock der besonderen Art für Toris. 

Die eindeutig vorherrschende Farbe war rosa und von überallher strahlten Toris Dinge an, die mit Schleifen, Rüschen und/oder Blümchen bestickt waren.

"Das kann doch nicht dein Ernst sein?" Fragte er entgeistert und Feliks sah ihn milde überrascht an.

"Nicht? Na gut."

Er klang etwas enttäuscht, zuckte aber nur mit den Achseln wandte sich um und zog Toris hinter sich her aus dem Laden raus.

Als Toris hinter Feliks den nächsten Laden betrat war er erleichtert. Es gab deutlich mehr Farben als nur rosa und er sah auch einige Hosen an den Stangen hängen, die so aussagen als würde ein vernünftiger Mensch sie anziehen.

Die Verkäuferin unterhielt sich mit zwei Kundinnen, eine davon erkannte Toris vom Tag davor, Manon. Die Verkäuferin machte der Anderen laut lachend Komplimente zu dem Kleid, dass sie offensichtlich gerade anprobierte.

Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe und strich sich unsicher eine blonde Strähne hinters Ohr.

"Ich weiß nicht." Nuschelte sie, doch da kam Feliks auf sie zugestürzt und begann aufgeregt auf sie ein zu reden.

"Das ist so total dein Ding, Süße. Es steht dir super und dieses Lila passt so total zu dem Lila deiner Schleife." Sagte er und berührte sanft die lilafarbenen Schleife, die das Mädchen sich ins Haar gebunden hatte.

"Siehst du?" Strahlte Manon.

"Du musst es dir einfach kaufen." Verkündete Feliks überzeugt. "Die Kerle werden gar nicht mehr wegsehen können, wenn du das trägst." 

Das stimmte vermutlich, denn das Kleid war nicht nur lila, sondern noch dazu verdammt kurz.

Das Mädchen strich unsicher über das Kleid und wandte den Blick wieder in den Spiegel.

"Meinst du?"

"Definitiv." Grinste Manon breit. "Vash wird es lieben."

Nun lief das Mädchen rot an und begann zu stottern. 

"D-D-Darum geht es mir doch gar nicht."

"Ach komm schon Lily. Es gefällt dir doch, oder?" Fragte sie sanft und Lily nickte. 

"Dann kauf es dir!" forderte Feliks.

Einige Sekunden lang betrachtete sie noch ihr Spiegelbild, dann strahlte sie plötzlich.

"Na gut. Ihr habt Recht."

Manon stieß triumphal mit der Faust in die Luft.

"Sehr gut." Verkündete sie breit grinsend. "Dann müssen wir jetzt nur noch passende Schuhe finden." 

Als Lily bezahlt hatte wurde sie von der aufgeregten Manon aus dem Laden in Richtung des nächsten Schuhgeschäfts gezogen.

"Kanntest du sie?" Fragte Toris und Feliks lachte. "Nein, wie kommst du darauf?"

Toris schüttelte verständnislos den Kopf und Feliks wuselte aufgeregt im Laden hin und her und griff mal hier, mal dort ein Kleidungsstück heraus.

Einige davon drückte er Toris in die Hand während er ihn in eine Umkleidekabine schob.

"Nimm das", Sagte er und deutete auf ein T-Shirt, "und das da!", er wies auf eine Hose. "Das passt so total gut zusammen."

Toris blickte verwirrt von den Klamotten zu Feliks und wieder zu den Klamotten.

"Vertrau mir!" Grinste Feliks. 

Toris zögerte einen Moment und nickte dann.

"Fein?" Erwiderte er zögerlich und Feliks zog mit einem Ruck die Gardine zu.

"Mach schnell!"
 

Nachsem er letzte Nacht erst spät nach Hause gekommen war, hatte Berwald lang geschlafen. Es war bereits Mittag, als er aufstand und der Rest seiner Familie war bereits wach. 

Normalerweise vermied er es am Wochenende seinen Eltern zu begegnen, doch die Stimmen, die durch die geschlossene Zimmertür zu ihm drangen sagten ihm, dass das unvermeidlich wäre, wenn er das Zimmer verlassen wollte.

Er wartete noch einige Minuten, dann hielt er es nicht mehr aus. Er öffnete die Tür einen Spalt breit und blickte ins Wohnzimmer. Dort stand sein Vater und eine Frau mit langen blonden Haaren, die ihm den Rücken zugewandt hatte, doch es war definitiv nicht seine Mutter.

Wow! Endlich würde er die neue Geliebte seines Vaters kennen lernen. Er konnte es ja gar nicht mehr erwarten.

Er straffte die Schultern, öffnete die Tür ganz und trat ins Wohnzimmer. Die Frau wandte sich um und entsetzt sah Berwald, dass er sie erkannte.

Nein!

Es war die Mutter eines Jungen aus der Nachbarschaft, der früher ihn und Tino geärgert hatte. Simon war sein Name, er war ein Jahr älter als Berwald und soweit dieser wusste immer noch ein Arschloch.

"Guten Morgen Berwald." Grüste sein Vater übertrieben freundlich. "Oder eher guten Mittag. Darf ich dir diese reizende, junge Dame vorstellen?"

Simons Mutter lachte affektiert und hielt Berwald eine Hand hin, doch Berwald schnaubte nur verächtlich, warf seinem Vater einen giftigen Blick zu und verließ rasch den Raum. 

Er warf einen Blick in die Küche, sah ins Schlafzimmer, ins Bad, doch er konnte seine Mutter nicht entdecken.

Aus dem Wohnzimmer konnte er das laute Lachen seines Vaters hören, Simons Mutter kicherte.

Berwald atmete mehrmals tief ein und aus, doch erst als er die Wohnung verlassen und die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte, konnte er wieder klar denken.

Er wusste, dass er Arger kriegen würde, weil er nicht freundlich oder zumindest höflich gewesen war, doch das war ihm momentan egal.

Wo war seine Mutter hin? Weg. Vermutlich ausgegangen. War sie schon weg gewesen bevor sein Vater diese Frau angeschleppt hatte? Hoffentlich.

Scheiße! Scheiße! Scheiße!

Er stöhnte und rieb sich die Schläfen. 

Wieso mussten Dinge immer so kompliziert sein. Er hasste die meisten Freundinnen seines Vaters, deshalb tat er so, als existierten sie nicht, ebenso wie seine Mutter, doch, wenn sein Vater tatsächlich die Dreistigkeit besaß diese Frau mit nach Hause zu bringen, dann wurde das schwierig.

Er legte sich die Hand über die Augen und seufzte erneut, gerade in dem Moment trat Tino aus der Nachbarwohnung und grüste Berwald freudig überrascht.

"Berwald! Hast du Zeit? Ich bringe nur kurz den Müll weg, dann- Alles klar mit dir?"

Besorgt schritt er auf Berwald zu, nahm sanft seine Hand von den Augen und strich ihm tröstend über die Wange.

"Was ist passiert?"

"Mein Vater hat eine Neue." Erklärte er mit kratziger Stimme. "Simons Mutter. Ich komm ja mit allem klar, aber wenn er sie anschleppt und von mir verlangt, dass ich nett zu ihr bin..."

Er lachte hohl. "Ich soll nett sein. Kannst du dir das vorstellen?"

Traurig schüttelte Tino den Kopf. 

"Nein, kann ich nicht. Meine Eltern haben nie-"

Er brach ab, zögerte kurz, unsicher was er tun sollte, Berwald war selbst jetzt noch ein wenig angsteinflößend, doch dann griff Tino nach seiner Hand und lächelte. 

"Ich lade dich auf ein Eis ein, was meinst du? Und dann kamst du mir noch mehr davon erzählen." Er biss sih auf die Unterlippe, unsicher, ob er das richtige gesagt hatte. "Oder wir könnten in den Park gehen, dich ein wenig auf andere Gedanken bringen." 

Berwald nickte erschöpft.

"Der Park klingt gut." 

Tino strahlte.

"Dann warte kurz, ich hohle meine Jacke."

Als er wieder zurück war und erneut nach Berwalds Hand griff flüsterte dieser ein kaum hörbares "Danke."

Tino lachte und versuchte das heftige Pochen seines Herzens zu ignorieren, doch als Berwald seine Hand sanft drückte, fragte er sich plötzlich, was ihn daran störte.
 

Nachdem sie gut eine Stunde in diversen Läden waren und Feliks immer darauf bestanden hatte Toris mindestens ein Outfit rauszusuchen, gingen die Beiden in eine kleine Eisdiele und bestellten sich je einen Eiskaffee.

Toris betrachtete etwas zweifelnd die Tüten, die zu seinen Füßen standen. Er hatte gar nicht vorgehabt sich allzu viel zu kaufen, aber verdammt Feliks hatte echt ein Händchen dafür, wenn er erst einmal davon abgebracht wurde rosa als Grundfarbe zu verwenden.

Außerdem hatte Toris festgestellt, dass es wirklich angenehm war Zeit mit Feliks zu verbringen. Der Junge hatte zwar einen kleinen Sprachtick, einen Rosafimmel und eine Schwäche dafür Kleidung zu tragen, die vielleicht tendenziell eher für Mädchen gedacht- gut, ja, Röcke waren eindeutig für Mädchen gedacht, aber Feliks war auch offen und fröhlich und schien gegen niemanden etwas zu haben, naja, mal abgesehen vielleicht von Ivan.

Feliks schlürfte an seinem Eiskaffee und erklärte Toris was beliebige Passanten bei der Zusammenstellung ihrer Kleidung falsch gemacht hatten. 

"Weißt du", sagte Toris irgendwann, als Feliks sich gerade wieder seinem Eiskaffee zugewandt hatte.

"Ich versteh zwar nichts von Mode, aber du hast echt ein Händchen dafür."

Feliks strahlte ihn an.

"Findest du. Ich will später unbedingt so was in die Richtung machen. Das ist so total mein Ding."

"Wow." Toris schenkte ihm einen bewundernden Blick. "Ich habe keine Ahnung was ich später machen möchte."

"Oh, naja", sagte Feliks abwinkend. "Es ist nichts Besonderes, aber es macht mir halt Spaß."

Toris lachte. 

"Das merkt man."

Feliks strahlte und seine Augen glänzten. 

"Es ist total cool endlich mal jemanden zu haben, der mich deswegen nicht als Mädchen bezeichnet. Ich ziehe vielleicht manchmal Röcke an, aber ich bin so total kein Mädchen."

Toris strich sich seufzend eine braune Strähne aus dem Gesicht.

"Du bist schon okay. Immerhin hast du keine Angst vor Ivan."

Feliks runzelte die Stirn.

"Dieser Freak ist so total bescheuert. Wenn der auch nur versucht dir irgendwas zu tun, werde ich ihn der polnischen Herrschaft unterwerfen und Warschau zu seiner Hauptstadt machen."

"Was auch immer das bedeuten soll", lachte Toris "es gefällt mir."

Feliks schob gespielt beleidigt die Unterlippe vor.

"Machst du dich lustig über mich?"

"Vielleicht." Toris grinste verschmitzt und Feliks warf ihm einen bösen Blick zu.

"Tse. Dann mache ich Warschau so total auch zu deiner Hauptstadt."

"Oh nein, bitte nicht!" Flehte Toris gespielt verzweifelt.

"Ich bin doch noch so jung."

Feliks grinste schelmisch.

"Umso besser, dann kann man mit die wenigstens noch was anfangen. Was ist? Bist du bereit für die nächste Runde?"

Toris schnitt eine gequälte Grimasse. 

"Willst du wirklich schon wieder los? Du hast doch gerade Mal ausgetrunken."

Doch Feliks schien, was Shopping betraf unerschöpfliche Kraftreserven zu haben. Er war schon wieder aufgesprungen und strahlte Toris erwartungsvoll an. Toris lachte.

"Ist ja gut. Setz dich wieder hin, gleich können wir gehen, aber wir müssen erst einmal bezahlen."

Feliks wurde etwas rosa um die Nase und setzte sich wieder. Etwas unsicher starrte er auf sein leeres Glas und Toris lachte erneut.

"Ich mag es, wenn du so begeistert bist, dass du alles andere vergisst."

Auch Feliks lachte.

"Ich schätze, dass tue ich gerne Mal." 

Nervös fuhr er sich mit der Hand durchs Haar.

"Habe ich schon mitbekommen. Dann lass uns schnell bezahlen, du kannst es doch gar nicht abwarten."

Wieder lachte Feliks und diesmal klang es ehrlich und entspannt. 

Es war schön endlich jemanden zu haben der ihn nicht für komplett durchgeknallt hielt. Wirklich schön.

Gerüchte

Gerüchte
 

Yao schlief tief und friedlich, bis Ivan begann seinen Schlafanzug auf zu knöpfen und seinen Hals entlang und über seinen Oberkörper tausend federleichte Küsse zu verteilen. Nicht, dass er sich beschweren würde, aber so geweckt zu werden war durchaus... gewöhnungsbedürftig.

Glücklicherweise gewöhnte er sich schnell an neue Dinge, weshalb er nicht, wie am Samstagmorgen, Ivan eine schallende Ohrfeige gab oder, wie am Sonntagmorgen, aus dem Bett fiehl und sich mit schmerzendem Hinterkopf auf dem Boden wieder fand, sondern stattdessen seine Finger durch die weiche, blonde Mähne fuhr woraufhin Ivan den Kopf hob und mit einem (leicht sadistischen) Glitzern in den Augen begann an Yaos Schlüsselbein zu saugen, bis ein dunkelroter Fleck zu sehen war. Sanft leckte er darüber und schenkte Yao ein atemraubendes Lächeln.

"Guten Morgen Sonnenschein." flüsterte Ivan und drückte Yao einen Kuss auf die Lippen.

Er schlang seine Arme um die Taille seines Freundes, doch dieser versuchte ihn weg zu schieben.

"Lass das, aru! Wir müssen zur Schule, aru."

Ivan wirkte nicht sonderlich begeistert ob dieser Aussicht. Er drückte Yao einen weiteren Kuss auf und zog sich ungeduldig sein Unterhemd über den Kopf, doch auch wenn Yao liebend gern den letzten Abend wiederholt hätte, nutzte er die Gelegenheit, um sich von Ivan zu befreien und vom Bett auf zu stehen.

Er sammelte seine Sachen vom Boden auf und spürte dabei Ivans Blicke auf sich. Dieser hatte sich aufrecht auf das Bett gesetzt hatte, und beobachtete lächelnd jede seiner Bewegungen ohne Anstalten zu machen, sich zu regen.

Irgendwann war es Yao zu viel. Er warf Ivan ein T-Shirt gegen den Kopf und griff nach der Schultasche, die er am Tag zuvor von zu Hause geholt hatte.

"Wenn du nicht mit mir Frühstücken willst, dann bleib hier und schmolle, aber ich lasse nicht zu, dass du schwänzt, aru."

Ivan lächelte noch immer, doch es wirkte etwas bedrohlicher als zuvor. Yao ignorierte das, wandte sich mit einem kunstvollen Schwung seiner Haare um und verlies ohne sich noch einmal um zu drehen Ivans Schlafzimmer.

Erst einmal brauchte er eine Dusche und bis dahin würde Ivan sich wieder einkriegen, davon war er überzeugt.

Als er mit tropfendem Haar, aber komplett angezogen aus dem Bad kam stand Ivan schon in der Küche und deckte den Tisch.

Yao lächelte still und nahm sich eine Scheibe Brot.

Na bitte.
 

Als Yao und Ivan mit in einander verschlungenen Händen den Schulhof betraten, folgten ihnen nicht zu wenige mit ihren Blicken. Ivan schien das sehr zu genießen.

Er lächelte äußerst selbstzufrieden und als Im Yong-Soo ihm einen eifersüchtigen Blick zu warf zog er Yao nur noch ein Stück näher an sich heran und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

Gilbert klopfte Arthur freundschaftlich auf den Rücken.

"Siehst du? Manchmal ist an solchen Gerüchten was dran. Ich hatte also Grund genug nach dir und Francis zu fragen."

Arthur schnaubte. "Eher friert die Hölle zu, als dass ich was mit dem Frosch anfange."

Gilbert rollte genervt mit den Augen. "Sicher Artie." Sagte er sarkastisch. "Du weißt schon, dass ich auch da war und gesehen hab, wie du dich an ihn rangeschmissen hast?"

"Ich hab mich nicht an ihn rangeschmissen!" entrüstete sich Arthur und Gilbert lachte.

"Klar. Du hast dich nur auf ihn raufgesetzt und angefangen mit ihm zu kuscheln, das mach ich auch mit allen die ich nicht leiden kann, wenn ich betrunken bin."

Arthur grinste. "Laut Alfred sah es eher so aus, als würde er sich an dich kuscheln."

Gilberts Mund klappte auf. "D- Das hast du sehr richtig gehört: Er hat sich an mich gekuschelt. Meiner Großartigkeit kann eben keiner widerstehen. Wer ist dieser Alfred überhaupt?"

Arthur winkte ab. "So ein dämliches Balg aus der Unterstufe. Aber sag, wie kommt es, dass ihr gemeinsam nach Hause gegangen seit?"

"Ich konnte den armen, hilflosen Roddy da ja schlecht liegen lassen. Ich bin doch kein Unmensch."

Arthur hob skeptisch eine Augenbraue.

"Und danach ist ganz sicher nichts mehr passiert?"

"Nein. Bei euch etwa?"

Arthur runzelte die Stirn und nahm sofort wieder eine Abwehrhaltung ein.

"Ich habe ihn nur nach Hause gebracht. Das war's dann auch schon."

"Nicht ganz." Bemerkte ein breit grinsender Francis, während er Arthur einen Arm um die Schultern legte.

"Er hat mich zu sich nach Hause gebracht."

Gilbert brach in schallendes Gelächter aus.

"Arthur" keuchte er, wobei er sich atemlos in die Seiten hielt. "Das ist nicht dein Ernst."

Arthur antwortete nicht, doch sein Gesichtsausdruck sprach Bände.

"Also" Wandte sich Gilbert an Francis. "Sag, was ist passiert."

"Ah," Francis Gesicht bekam einen träumerischen Ausdruck. "

"Mon amour behauptet, er habe nicht gewusst wo ich wohne, also hat er mich mit zu sich genommen. Das erklärt aber immer noch nicht weshalb ich in-" Arthur hielt ihm den Mund zu und funkelte ihn wütend an.

"Noch ein Wort, Frosch..." Er lies die offene Drohung im Raum stehen und Francis nickte hastig.

"Gut." Zufrieden nahm Arthur seine Hand zurück und Francis grinste breit. "-in seinem Bett aufgewacht bin." Beendete er den Satz und Arthurs Wangen glühten rot.

Er machte Anstalten Francis zu erwürgen, doch dieser rannte davon. Arthur lief ihm hinterher und versuchte ihn ein zu fangen, doch Francis war schneller, schlug ein paar Haken und lachte, als Arthur stolperte und beinahe hin fiel.

Gilbert beobachtete die beiden lächelnd, dann fiel sein Blick auf Roderich. Er saß ganz allein auf einer Bank und starrte auf seine Hände.

"Oi, Spießer!" Rief Gilbert ihm zu, während er noch auf ihn zu ging und Roderich blickte auf.

Vielleicht bildete Gilbert es sich nur ein, doch der Junge wirkte noch blasser als sonst.

"Hi." Murmelte er schwach und wandte den Blick wieder ab.

Gilbert runzelte die Stirn. Irgendetwas stimmte nicht.

"Roddy?" Fragte er besorgt. "Alles-" Er brach ab und biss sich nervös auf die Unterlippe. Das hier schien ernst.

"Ist etwas passiert?"

Roderich verzog das Gesicht und lachte hohl. "Ein bisschen."

Gilbert setzte sich neben ihm auf die Bank und wartete, dass Roderich noch etwas sagte, doch das tat er nicht.

"Was denn?" Fragte er schließlich.

Roderich stöhnte und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.

"Mein Vater-" Er brach ab und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Etwas leiser fuhr er fort. "Er hat mich rausgeschmissen."

"Was?" Fragte Gilbert entsetzt. Roderichs Vater war immer streng gewesen, doch er konnte sich nicht vorstellen, dass er seinen eigenen Sohn auf die Straße setzen würde.

"Aber- Wieso?"

Roderich antwortete nicht sofort. Er leckte sich nervös über die Lippen und warf Gilbert einen abschätzenden Blick zu, als würde er überlegen, wie viel er preisgeben durfte.

"Er hat herausgefunden, dass ich schwul bin. Ich muss bis zum Ende dieser Woche aus dem Haus raus sein." Flüsterte er schließlich.

Gilbert riss entsetzt die Augen auf und Roderich, der das offensichtlich falsch interpretierte sprang auf und funkelte ihn zornig an.

"Na komm schon!" Forderte er. "Erzähl mir wie ekelhaft und krank ich bin! Du wärst nicht der Erste."

Eine Träne rollte ihm die Wange runter, doch er wischte sie unwirsch weg.

Gilbert wusste nicht was er tun sollte.

"Ich- Roddy- Ich" Stottert er verwirrt.

Dann erhob er sich ebenfalls, schloss seine Arme um Roderich und zog ihn, trotz der sichtlichen Gegenwehr, fest an sich.

"Wie kommst du nur darauf ich würde dich deswegen für ekelhaft und krank halten? Ich bin mit Francis befreundet verdammt."

Roderich lächelte schwach und wischte sich eine weitere Träne aus dem Augenwinkel.

"Danke." Wisperte er und löste sich von Gilbert. "Aber umarm mich nicht so in der Öffentlichkeit, dass ist so homo."

Gilbert grinste.

"Ach und wer weint hier wie ein Mädchen mitten auf dem Schulhof."

Sie mussten beide lachen und Gilbert legte einen Arm um Roderichs Schultern.

"Lass dir von deinem Alten nicht die Laune vermiesen. Dann wohnst du eben bei uns, bis der Spinner sich wieder einkriegt."

Roderich sah ihn unsicher an.

"Geht das? Ist das okay für euch?"

Gilbert winkte lässig ab.

"Ludwig freut sich mit Sicherheit über jemanden, der genau so ordnungsfanatisch ist wie er und wenn ich etwas dagegen hätte, hätte ich es nicht angeboten."

"Danke." Roderich lachte. "Das macht alles ein gutes Stück einfacher."
 

"Herzlich willkommen, Francis und, oh, Arthur, schön, dass Sie uns auch noch mit Ihrer Anwesenheit beehren. Wenn ich mir Sie so ansehe will ich gar nicht wissen, was Sie zwei getrieben haben, dass Sie zu spät sind." Grüßte Herr Fritz Francis und Arthur, die einige Minuten nach dem Klingeln mit verwuscheltem Haar, unordentlicher Kleidung und etwas außer Atem den Raum betraten, gut gelaunt.

Der ganze Kurs kicherte, Arthur lief rot an und Francis grinste selbstzufrieden, zwinkerte Arthur spielerisch zu und setzte sich an seinen Platz.

Herr Friedrich setzte seinen Vortrag fort, als sei er nie unterbrochen worden. Es ging um die Staatstheorien im antiken Griechenland, doch Arthur hörte nur mit halbem Ohr zu. Er versuchte seine Haare und seine Uniform glatt zu streichen und dabei zu ignorieren, dass Francis immer wieder seinen Namen flüsterte.

Nach einer guten Minute wandte er schließlich entnervt den Kopf zur Seite.

Francis hatte sein übliches Lächeln auf gesetzt und warf Arthur einen Luftkuss zu. Dieser griff nach seinem Politikhefter und tat als würde er ihn abwehren woraufhin Francis die Augen weit aufriss und sich in einer theatralischen Geste ans Herz griff. Als Arthur selbstzufrieden lächelte runzelte Francis die Stirn, riss ein Stück Papier aus seinem Block, notierte etwas darauf und warf es unauffällig Arthur zu.

Du brichst mir das Herz und freust dich darüber? Mon amour, ich bin schwer enttäuscht.

Hastig kritzelte Arthur eine Antwort auf dem Zettel, wartete, bis Herr Friedrich ihm den Rücken zu wandte und warf ihn dann zurück.

Wieso? Weil ich ein schrecklich kaltherziger Bastard bin? So bin ich nur zu dir.

Francis runzelte die Stirn. Als Arthur den Zettel wieder in den Händen hielt las er:

Also bin ich doch etwas besonderes für dich?

Arthur schnaubte.

Ja. Ich kenne sonst keinen Frosch der reden kann und auf zwei Beinen geht.

Als er das Papier zurück geworfen hatte spürte er, wie jemand ihm auf die Schulter tippte. Es war Gilbert, der sich grinsend nach vorn gebeugt hatte.

"Zwischen euch läuft gar nichts. Du hasst ihn aus tiefstem Herzen, das ist schon klar." Flüsterte er. "Aber weißt du, Hass ist eine sehr leidenschaftliche Emotion. Leidenschaft ist doch schon mal ein Anfang."

Arthur verpasste ihm einen sanften Schlag gegen den Hinterkopf, wurde jedoch in genau diesem Moment vom Alten Fritz ermahnt und drehte sich wiederwillig dem Unterricht zu.

Den Zettel, den Francis ihm kurze Zeit später zu warf ignorierte er und am Ende der Stunde warf er ihn, für Gilbert offen sichtbar, in den Müll.

Pah! Der sollte noch einmal ankommen von wegen Arthur wäre in den Frosch verknallt.

Francis schlang einmal wieder unaufgefordert einem Arm um Arthurs Schultern.

"Wenn du meine Zettel nicht ließt, dann müssen wir uns eben unterhalten."

Arthur rollte genervt mit den Augen. "Los werde ich dich ohnehin nicht, oder?"

Francis nickte selbstzufrieden und klopfte Arthur aufmunternd auf die Schulter.

"Du musst immerhin zugeben, dass du auch noch nie einen Frosch gesehen hast, der so hübsch ist."

"Vergiss es." Empörte sich Arthur und stieß Francis' Arm von seiner Schulter.

"Ach komm, mon Amour, wenn du entweder mich oder einen Frosch küssen müsstest, was würdest du nehmen?"

"Wo ist der Unterschied? Frosch bleibt Frosch."

"Da muss ich Arthur ausnahmsweise geben Francis." Gilbert tauchte rechts neben Arthur auf und strahlte.

Francis verzog das Gesicht und streckte Zunge raus.

"Halt die Klappe." Fauchte er.

"Heute so schlagfertig?" Grinste Arthur breit.

Francis rollte nur mit den Augen und beschloss nichts mehr zu sagen.
 

Als er nach der Baseball-AG aus in die Umkleide trat sah Berwald als erstes das Chaos und seufzte genervt. Wieso waren so viele Schüler nicht im Stande wenigstens ansatzweise Ordnung zu halten? Dann erkannte er das Hemd, das auf dem Boden lag. Es war sein eigenes.

Er runzelte die Stirn und hob das Hemd auf. Auch die Jeans, die lose an einen der Kleiderhaken geknotet war, war seine. Er seufzte und sammelte alles ein.

Als er begann sich um zu ziehen, öffnete sich die Tür und einige der anderen traten ein, unter ihnen Simon, Lukas und Emil. Als Simon den unordentlichen Kleiderhaufen neben Berwald auf der Bank sah grinste er.

Berwald runzelte die Stirn. Was sollte das? Sicher, Simon konnte ihn nicht leiden, aber das hier war einfach nur kindisch. Seit Jahren hatte er so etwas nicht mehr getan. Oder bildete Berwald sich das ein?

Er zog sich schnell um, stopfte die Sportsachen unachtsam in seine Tasche und verließ schnell den Raum.

Zu seiner großen Überraschung sah er, als er nach draußen trat, Tino am Schultor stehen. Er war tief in ein Buch versunken, doch als Berwald näher kam blickte er auf und als er ihn sah strahlte er.

"Berwald! Ich habe auf dich gewartet." Rief er. "Ich dachte, wir könnten die Mathehausaufgaben zusammen machen, was meinst du?"

Berwald nickte nur, doch insgeheim war er unglaublich erleichtert. Er wollte jeden Kontakt mit seinem Vater meiden, das hieß je mehr Zeit er nicht zu Hause verbrachte desto besser.

Schweigend, wie auch sonst, gingen sie nach Hause.
 

Tinos Gedanken schweiften ab zum letzten Samstag. Nachdem er Berwald im Treppenhaus getroffen hatte, waren sie gemeinsam im Park gewesen.

Auch da hatten sie nicht viel geredet. Sie redeten eigentlich nie all zu viel. Tino hatte insgeheim gehofft mehr über Berwalds Familie zu erfahren, schließlich sprach Berwald nie über sie und das letzte Mal, das Tino bei Berwald zu Besuch gewesen war, war er sieben Jahre alt gewesen, doch er wurde enttäuscht.

Sie hatten den Spielplatz besucht, auf dem sie als Kinder häufig gespielt hatten. Dann waren Simon, Lukas und Emil aufgetaucht und Berwald hatte schnell in eine andere Richtung weitergehen wollen, doch bevor Tino sich von der Schaukel, auf der er saß hatte erheben können, hatte Simon sie entdeckt und begonnen mit Kastanien nach Berwald zu werfen. Eine traf ihn hart am Kopf.

Tino konnte sehen, dass die Stelle noch immer leicht gerötet war. Simon war echt ein Vollidiot.

Sie waren danach zu Tino gegangen. Es war kein schlimmer Treffer gewesen, doch Tino hatte trotzdem darauf bestanden Eis darauf zu legen.

Am Abend hatten sie wieder zusammen gekocht und dann einen Film gekuckt. Dabei war Berwald eingeschlafen, also hatte Tino ihn zu gedeckt und auf dem Sofa übernachten lassen.

Mal abgesehen von der Begegnung mit Simon, war es wirklich schön gewesen.

Lächelnd erinnerte er sich daran, wie Berwald am Sonntag verschlafen und desorientiert in Tinos Zimmer gekommen war. Das würde er nicht so schnell vergessen. Berwald war beinahe niedlich gewesen.

Niedlich? Naja, irgendwie schon. Auf eine hilflose und etwas verwirrende Art.
 

Als sie bei Tino angekommen waren bat Berwald beinahe schüchtern, um etwas zu essen und Tino lachte leise.

Berwald war tatsächlich niedlich.

Bei diesen Gedanken legte sich ein leichter rosa Schimmer auf Tinos Wangen und er versuchte es zu überspielen, indem er geschäftig begann in der Küche herum zu werkeln.

"Also." Verkündete er nach einigen Minuten eifrigen Schubladen Aufziehens und Schränke Durchwühlens.

"Wir könnten... Spagetti machen? Tut mir Leid, aber wir haben nichts anderes da."

Berwald nickte nur zustimmend und Tino fragte sich, ob das nur Berwalds übliches angsteinflößendes Gesicht war, oder ob er etwas getan hatte um den Anderen zu verärgern. Vielleicht mochte er keine Spagetti?

Tino schüttelte den Kopf. Das war Schwachsinn. Er sollte endlich aufhören sich so viele Gedanken darum zu machen, ob Berwald sauer auf ihn war.

Es brachte ja ohnehin nichts.
 

An diesem Vorsatz hielt er auch am nächsten Tag fest. Er hatte mit Berwald Werken, ein Fach, das nicht gerade seinen Talenten entsprach. Es war nicht so, dass er ungeschickt war, er war immerhin ein passabler Zeichner, doch er kam mit Holz nicht sonderlich gut klar und da sie in Werken nun mal meistens mit Holz arbeiteten, hatte er da ein kleines Problem.

Mal abgesehen von den verdammten Splittern, die irgendwie immer in seinen Fingern landeten, egal was er mit dem Holz tat und egal wie vorsichtig er dabei war, störte ihn an der Arbeit mit Holz, das es sich entweder gar nicht zu verändern schien unabhängig davon, was er versuchte, oder es brach bei der kleinsten Berührung entzwei.

Gerade hatte er es wieder geschafft ein Stück zu spalten, dass eigentlich ein Rad seines Wagens hatte werden sollen.

Seufzend strich er sich das Haar aus dem Gesicht und blickte zu Berwald. Natürlich hatte Berwald keine Probleme. Die hatte er nie. Völlig konzentriert war er bei der Arbeit, darauf bedacht auch das letzte Detail perfekt zu machen.

"Berwald?" setzte Tino vorsichtig an.

Normalerweise hätte er es in diesem Augenblick nicht gewagt Berwald zu stören, doch er hatte einen Entschluss gefasst und davon würde er nicht so schnell wieder abrücken. Berwald unterbrach seine Arbeit und hob fragend den Blick.

"K-Könntest du mir vielleicht etwas helfen?" Fragte Tino und lächelte schüchtern. Berwald nickte sofort.

"Sicher. Gleich, in Ordnung?"

Tino strahlte regelrecht. "Ja, klar."

Er musste wirklich lernen mit Berwald um zu gehen, wie mit jedem anderen Menschen auch.

Wenig später legte Berwald seine Arbeit erneut beiseite und wandte sich zu Tino, um aufmerksam seinen Problemen zu lauschen.

Er zeigte ihm wie genau er das Werkzeug handhaben musste um effektiv zu arbeiten. Als er sich dicht hinter Tino stellte und seine eigene Hand auf Tinos legte, um ihm etwas zu veranschaulichen begann Tinos ganzer Körper zu kribbeln.

Ging das nicht auch irgendwie anders? Das war wie in diesen ganzen Liebesfilmen, die seine Eltern immer zusammen ansahen. Tino hatte damit noch nie was anfangen können. Wozu dieser überflüssige Körperkontakt? Aber Berwald war immer auf Körperkontakt aus. So war er einfach und war Tino nicht derjenige, der bei jeder Gelegenheit Händchen haltend durch die Straßen lief, wie ein verliebtes Pärchen?

Nein! protestierte Tino innerlich. Nicht wie ein Pärchen, wie- wie- wie Vater und Kind.

Selbst in seinem Kopf klang das lächerlich.

Er errötete und Berwalds warmer Atem direkt an seinem Ohr machte es ihm nicht unbedingt leichter sich normal zu fühlen.

Berwalds Erklärungen bekam er kaum mit und so stand er etwas hilflos da, als er angewiesen wurde es selbst zu versuchen.

Als Tino so offensichtlich keine Ahnung hatte was zu tun war, war Berwald nicht einmal etwas verärgert, er schien auch nicht genervt, griff nur ein weiteres mal nach Tinos Hand, stellte sich hinter ihn und erklärte es ihm erneut. Diesmal gab Tino sich tröste Mühe zu zu hören und als er es danach wieder selbst versuchen sollte schaffte er es tatsächlich das Holz nicht zu spalten.

Er lächelte Berwald dankbar an und hoffte, dass sein Gesicht nicht so rot war, wie es sich anfühlte.

Als sie nach der Stunde durch die überfüllten Gänge und auf den Schulhof gingen hielten sie sich wieder bei den Händen und Tino versuchte nicht daran zu denken wie das auf andere Schüler wirken könnte. Er hatte sich doch sonst nie Gedanken darum gemacht, wie das wirken könnte und es sah sie auch niemand schief an.

Bis auf Simon, der, als er an ihnen vorbeiging fies grinste, Lukas neben sich anstieß und auf sie deutete.

Tino lief wieder rot an und zog seine Hand zurück.

Er hasste es, sich Gedanken um Dinge zu machen.
 

Schweren Herzens verließ Heracles, wie so oft als letztes, die Umkleide.

Eine weitere Sportstunde zusammen mit Adnan. Sein einziger Trost war, dass Kiku sie beide danach abholen und mit ihnen eine Cola trinken gehen wollte. Zwar bedeutete auch das Zeit mit Adnan zu verbringen, aber wenn Kiku dabei war, war das in Ordnung.

Heracles wieder einmal sein Katzen-Shirt und als Adnan ihn sah grinste er hämisch.

"Das ist wirklich zu niedlich, hab ich das schon mal gesagt?"

Heracles schnaubte genervt. "Ja, mir ist, als hättest du mal was in die Richtung erwähnt. Sag, leidest du vielleicht an Alzheimer?"

Adnan runzelte die Stirn. "Nicht das ich wüsste, aber vielleicht hab ich's vergessen."

Heracles biss sich auf die Unterlippe um sein Lächeln zu verbergen. In dem Moment räusperte sich Herr Friedrich und bat um Ruhe.

"Das hier" erklärte er mit lauter Stimme und deutete auf den Mann neben sich. "Ist unser neuer Referendar, Herr Patroklos. Ich habe mir gedacht wir teilen den Kurs heute in zwei Teile. Die erste Hälfte der Stunde geht Herr Patroklos mit dem einen Teil nach draußen und der andere Teil bleibt mit mir drinnen und danach tauschen wir."

Innerlich beglückwünschte er sich für diese geniale Idee, auch wenn Herr Patroklos gerade erst den zweiten Tag hier war und etwas unsicher wirkte.

Gut, der Mann war leichenblass und hatte Herr Friedrich inständig gebeten ihm noch ein wenig Zeit zu geben, aber irgendwann müsste er es ohnehin lernen.

Sein Plan ging auf. Die gesamte Sportstunde verlief ereignislos, nun da Heracles und Adnan getrennt waren. Auch Heracles war erleichtert, obwohl es schon beinahe langweilig war so ganz allein... Nein, eigentlich nicht. Er freute sich einfach kurz Ruhe vor diesem Idioten zu haben.

Nach Ende der Stunde brauchte Heracles lange um sich um zu ziehen und so waren die Duschen bereits wieder fast geleert, als er sie betrat. Es waren nur Adnan und ein anderer Junge dort und der Junge ergriff sofort die Flucht als ihm klar wurde mit wem er sich in einem Raum befand.

Heracles ignorierte alles um ihn herum, stellte eine der Duschen an und konzentrierte sich ganz darauf die perfekte Temperatur zu finden. Als er schließlich unter dem angenehm kühlen Wasserstrahl stand und begann sich ein zu seifen, glitten seine Augen unwillkürlich zu Adnan, der breit grinsend seinen Blick auffing.

"Na, gefällt dir was du siehst?" Fragte er scherzhaft und Heracles lief rot an und warf lahm mit einem Stück Seife in Adnans Richtung. Dieser duckte sich nur lässig weg und lachte heiser.

"Nicht einmal zielen kannst du. Du tust mir wirklich leid."

Heracles suchte nach einem weiteren Gegenstand, den er hätte werfen können, fand aber nichts, also sammelte er Wasser in seinen Händen und warf das. Diesmal duckte Adnan sich nicht und als das Wasser ihn traf verzog er angewidert das Gesicht.

"Das ist ja kalt!"

"Ist es nicht! Es ist perfekt."

Adnan spritzte nun seinerseits Heracles mit Wasser voll und dieser zuckte zurück.

"Das ist die perfekte Temperatur."

"Ach ja?"

Heracles griff nach Adnans Arm und versuchte ihn unter seinen Duschstrahl zu ziehen. Sie fielen hin und rangelten auf dem Boden weiter. Erst als Herr Friedrich die Tür öffnete und sie leicht genervt nach draußen komplementierte ließen sie von einander ab.

Adnan rappelte sich mit einem schiefen Grinsen auf und bot Heracles seine Hand an. Dieser runzelte die Stirn und schlug die Hand beiseite.

"Ich kann selbst aufstehen. Danke!"

Sie verließen gemeinsam die Dusche, trockneten sich ab, zogen sich an und verließen stillschweigend die Umkleidekabine.

Kiku wartete schon vor der Turnhalle und lächelte sanft als Heracles und Adnan verlegen Entschuldigungen für ihre Verspätung murmelten.

Auf dem Weg zu dem kleinen Café, das in der Nähe ihrer Schule lag kabbelten sich die Beiden ausnahmsweise einmal nicht, erst während sie im Cafe sitzend auf ihre Bestellungen warteten redeten sie überhaupt wieder.

Heracles, der schon die ganze Zeit den Blick nicht von Adnans Gesicht gewendet hatte, nahm endlich seinen Mut zusammen und deutete auf Adnans Maske.

"Wieso trägst du das bescheuerte Teil überhaupt?"

"Es ist nicht bescheuert. Du hast einfach keine Ahnung."

"Und wieso trägst du sie dann während der Schule nicht?"

Adnans Miene verfinsterte sich.

"Die Lehrer erlauben es nicht."

Heracles runzelte die Stirn.

"Wieso das denn?" fragte er empört.

Adnan nickte eifrig. "Weil die einfach nur bescheuert sind."

"Das ist ja wohl deine Sache." Pflichtete Heracles ihm bei.

"Das hab ich auch gesagt." Adnan schien erfreut, dass er endlich jemanden gefunden hatte, der ihm zu stimmte.

"Das ist echt totaler Schwachsinn. Wieso sind alle Lehrer immer der Meinung sie könnten über uns bestimmen?"

Kiku lächelte sanft und beobachtete wie die beiden Streithähne sich über die bestimmende Art und das Anmaßende Verhalten einiger Lehrer echauffierten.

Wie hieß es? Ein gemeinsamer Feind verbindet.

Im Vergnügungspark

Im Vergnügungspark
 

"Ähm, Su-san?" Begann Tino vorsichtig. "K-Könntest du- also, könnten wir- also- ach, vergiss es."

Er lief rosa an und versuchte nicht darauf zu achten, dass zwei Mädchen aus ihrer Schule, die gerade Zuckerwatte essend auf einer Bank saßen, sie beobachteten und immer wieder miteinander tuschelten und kicherten. Er hatte Berwald eigentlich darum bitten wollen, seine Hand los zu lassen, schließlich hatte niemand ein Interesse an dämlichen Gerüchten, richtig?

Naja, wenn er so darüber nachdachte, wollte er Berwalds Hand gar nicht loslassen. Es war inzwischen zu einer Gewohnheit geworden und das vertraute Gefühl von Berwalds Hand in seiner machte Tino aus irgendeinem Grund glücklich.

Seine Finger schlossen sich etwas fester um Berwalds Hand und er lächelte.

"Wollen wir mit dem Riesenrad fahren, Su-san?"

Berwald nickte und folgte Tino, der ihn an der Hand hinter sich her zog, zum Riesenrad.

Die Schlange war nicht allzu lang und auf Berwalds freundliche Bitte hin beeilte sich der Betreiber für sie beide eine einzelne Gondel zu beanspruchen. (Der arme Mann tat Tino ein wenig Leid. Berwald meinte es zwar nicht so, aber er jagte fast jedem Angst ein.)

Sobald sie auf den Bänken im inneren der Gondel saßen presste Tino seine Nase gegen die Fensterscheibe. Während sie langsam an Höhe gewannen, beobachtete Tino fasziniert das Menschengewusel von oben.

Auch Berwald riskierte einen kurzen Blick nach unten, richtete seinen Blick danach jedoch lieber auf die wenigen am Himmel hängenden Wolken.

Tino löste sich vom Fenster und folgte seinem Blick.

"Was siehst du dort?"

"Einen Elefanten."

Tino sah ihn einen Moment verständnislos an, dann hellte sich seine Miene auf. Er legte den Kopf leicht schräg und blickte ebenfalls in den Himmel.

"Also ich sehe einen Drachen."

"Einen Drachen?"

Tinos lächelte.

"Ja. Dort ist ein Flügel", erklärte er und deutete in die Luft.

"Wo?"

Tino rutschte dicht neben Berwald und zeigte es ihm.

"Ah. Jetzt sehe ich den Drachen. Aber guck, dort ist der Elefantenrüssel. Siehst du? Der Schwanz des Drachen."

Tino lachte.

"Ja. Und siehst du die Wolke links daneben?"

"Wo Links?"

"Von uns aus. Die dort."

Wieder lehnte er sich dicht zu Berwald um ihm die Wolke zu zeigen.

"Die sieht aus wie eine Rose."

"Ja." Murmelte Berwald. "Sie ist hübsch."

Sie schwiegen einige Sekunden lang und sahen in den Himmel. Dann lachte Berwald auf einmal und deutete auf eine Wolke, die beinahe aussah wie ein Panda.

Tino starrte ihn überrascht an. War das wirklich das erste Mal, dass er Berwald lachen hörte? Er konnte sich nicht erinnern es je zuvor gehört zu haben. Berwald war immer ernst und vernünftig und sah die meiste Zeit so beängstigend aus, dass man meinen könnte irgendetwas falsch gemacht zu haben, aber so war er schon immer gewesen.

Jetzt lachte er. Und dann auch noch über etwas so einfaches wie eine Wolke. Tino konnte nicht anders, er starrte ihn einfach nur stumm an.

Berwald hatte aufgehört zu lachen, doch ein sanftes Lächeln lag noch immer auf seinen Lippen und seine Augen blitzten fröhlich hinter den Brillengläsern.

Er ist so hübsch! Schoss es Tino durch den Kopf und sofort bis er sich verlegen auf die Unterlippe und wandte den Blick ab.

Wie gut, dass Berwald keine Gedanken lesen konnte.
 

Die Schlange vor dem Vergnügungspark war zu lang. Jedenfalls für Simons Geschmack, aber der besaß Lukas' Meinung nach die Geduld eines Eichhörnchens, also hatte das nichts zu bedeuten.

Trotzdem.

"Die Schlange ist zu lang!" Quengelte er.

Lukas und Emil warfen gleichzeitig einen Blick auf ihre Uhren. Emil seufzte kramte sein Portemonnaie aus der Tasche und drückte dem strahlenden Lukas einige Münzen in die Hand. Simon runzelte die Stirn.

"Was war das?" Fragte er scharf.

Lukas winkte ab. "Wir haben gewettet wie lange du es aushalten würdest ohne dich zu beschweren. Du hast es ganze zwei Minuten und zwölf Sekunden geschafft. Ich bin stolz auf dich."

Simon blickte etwas irritiert von Lukas zu Emil und wieder zurück.

"Aber die Schlange ist lang. Da darf man sich beschweren."

Lukas lächelte nachsichtig und Emil klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken.

"Wieso gehen wir überhaupt in diesen bescheuerten Vergnügungspark?"

"Weil du hingehen wolltest." antwortete Lukas gelangweilt. So war es immer mit Simon.

"Stimmt.“ Bestätigte er strahlend. „Die haben es hier aber auch echt nötig Besuch von jemandem zu bekommen, der so genial ist wie ich. Außerdem ist es viel zu lahm nach der Schule immer nur auf dem Spielplatz ab zu hängen."

Niemand antwortete ihm. Wieso ignorierten ihn eigentlich immer alle früher oder später?

Spielte ja auch keine Rolle. Endlich konnten sie reingehen.

"Da!" Erklärte Simon und deutete begeistert auf die Achterbahn. "Da gehen wir zuerst hin." und schon hatte er sich auf den Weg gemacht ohne auch nur eine Antwort ab zu warten.

Emil zuckte gleichgültig mit den Achseln und Lukas schüttelte den Kopf. Sie folgten Simon protestlos. Es wäre ja ohnehin sinnlos gewesen zu protestieren.

Emil taxierte das Gerüst skeptisch.

Es mochte keine Achterbahnen. Es war nicht so, dass er Angst hatte, aber er traute solchen Konstruktionen nicht.

Stirnrunzelnd setzte er sich neben Lukas in einen der Wagen. Simon saß vor ihnen und war aufgeregt wie ein kleines Kind am Weihnachtsabend. Als der Wagen langsam anfuhr begann er schon zu lachen wie ein irrer und drehte sich zu den anderen um.

„Ist das nicht-“

In diesem Moment hatte der Wagen den ersten Höhepunkt erreicht und fuhr plötzlich und mit großer Geschwindigkeit nach unten. Simons Satz ging in einen überraschten Schrei über und Lukas musste lachen.

Als sie (endlich) wieder aus dem Wagen ausstiegen strahlte Simon und Lukas lächelte zufrieden, nur Emil blickte noch immer gelangweilt durch die Gegend.

"Was jetzt?" Fragte Lukas und Simon deutete mit funkelnden Augen auf die Gruselkabinett.

Emil zuckte gleichgültig mit den Achseln und folgte mit Lukas zusammen Simon zur Gruselkabinett.

Doch auf dem Weg dahin wurden sie abgelenkt. Berwald und Tino standen an einem Eisstand, je mit einer Tüte Schokoladeneis in der Hand, und unterhielten sich, wobei ihre Blicke nach oben gerichtet waren und sie immer wieder in die Wolken deuteten. Simon warf einen vernichtenden Blick in ihre Richtung und schnaubte verächtlich.

Seine Schritte änderten ihre Richtung. Er rempelte Tino von der Seite an, der überrascht das Gleichgewicht verlor und sich an Berwald festhielt, wobei ihrer beider Eis zu Boden fiel.

„Hey!“ Rief Tino dem grinsenden Simon zu, der bereits weiter ging, doch Berwald klopfte ihm besänftigend auf die Schulter und griff nach seiner Hand.

„Komm, wir kaufen uns ein neues.“

Simons Gesichtsausdruck änderte sich nicht im Geringsten. Berwald konnte so ruhig tun wie er wollte, Simon wusste, dass das nur Fassade war. Trotzdem ärgerte es ihn.

Wieso konnte er nichts tun? Er hasste es, wenn er hilflos war, mehr als alles andere.
 

"Wieso hast du mich hier überhaupt hin geschleppt?" Beschwerte sich Roderich und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Du musst einfach mal rauskommen, Spießer. Dann kommst auch auf andere Gedanken und hörst auf Trübsal zu blasen. Das blockiert meine Großartigkeit." Erklärte Gilbert überzeugt und strahlte selbstzufrieden. Offensichtlich war er sehr stolz auf seine Idee, aber das war er immer. Roderich seufzte ergeben.

"Was soll's, dann fahren wie eben mit dieser Achterbahn, von der du so begeistert bist."

Er war nicht sonderlich überzeugt. Achterbahnen waren nicht gerade Roderichs Vorliebe. Vergnügungsparks allgemein waren es nicht, mal abgesehen vielleicht von Zuckerwatte und Riesenrädern.

Er folgte dem strahlenden Gilbert in Richtung Achterbahn.

Als die Sicherheitsschiene geschlossen wurde begann Roderich nervös zu werden. Gilbert, natürlich genau in den falschen Momenten plötzlich aufmerksam und besorgt, sah ihn fragend an.

"Alles in Ordnung?"

Roderich lächelte nervös und nickte. Wieso hatte er sich drauf eingelassen? Wieso?

Der Wagen fuhr ganz langsam los und Roderich kniff fest die Augen zusammen. Solange er nichts sehen konnte war alles gut, oder?

Gilbert stieß ihn von der Seite an und er öffnete widerwillig ein Auge.

"Was ist?"

"Hast du Angst?" Fragte Gilbert.

Roderich biss sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf. Gilbert runzelte ungläubig die Stirn, sagte jedoch nichts.

Als sie aus dem Wagen ausstiegen fühlten sich Roderichs Beine an wie Wackelpudding und selbst Gilbert fiel auf, dass er etwas blass um die Nase war.

"Was machen wir als Nächstes?" strahlte er erwartungsvoll und Roderich stöhnte.

"Das ist nicht dein ernst."

"Natürlich ist es mein ernst. Sobald du nur eine Minute Ruhe hast fängst du bloß wieder an deprimiert zu sein."

Roderich zuckte mit den Achseln.

"Wenn du meinst. Aber ich fahre nicht noch einmal mit so einem Ding." Er schauderte. "Ich dachte das soll Spaß machen."

"Tut es doch auch."

Roderich schnaubte. "Das ist Ansichtssache."

"Komm!" Forderte Gilbert. "Gehen wir in das Gruselkabinett."

Das werde ich bereuen. Dachte Roderich, doch er nickte und folgte Gilbert in Richtung Gruselkabinett.

Das Gruselkabinett war erstaunlich harmlos. Die Figuren waren offen sichtlich unecht und die Geräusche klangen hohl und eher lächerlich als beängstigend. Nur ein einziges Mal erschreckte er sich wirklich, als etwas eiskaltes plötzlich seinen Knöchel streifte. Er schrie auf und klammerte sich an Gilberts Arm, lies ihn jedoch sofort wieder los, als ihm klar wurde, was er dort tat.

Als sie wieder nach draußen in das grelle Sonnenlicht traten kiff Gilbert die Augen zusammen und schirmte sie mit einer Hand ab.

"Was jetzt?"

Roderich sah sich um. Dann strahlte er. Immerhin hatten solche Vergnügungsparks ein gutes.

"Zuckerwatte!" Sagte er und deutete auf einen Stand ganz in der Nähe.

Gilberts Blick folgte seinem Arm und zuckte die Achseln.

"Wenn du meinst."

Roderich liebte Zuckerwatte. Zuckerwatte war einfach toll. Mit Zuckerwatte war alles gut, deshalb strahlte er wie ein Honigkuchenpferd, als er Gilbert eine der beiden fluffigen, rosa Gebilde reichte und mit Feuereifer begann sein eigenes zu verspeisen.
 

Lovino war so nervös wie noch nie. Ungeduldig kaute er auf seiner Unterlippe herum und beobachtete die Schlange. Antonio war noch nicht da. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Noch zwanzig Minuten.

"Lovi!"

Ein strahlender Antonio umarmte ihn stürmisch von hinten.

"Wieso bist du schon da?"

Lovino wandte den Blick ab und gab Antonio einen Schlag auf den Hinterkopf und warf ihm einen vernichtenden Blick zu.

"Ich bin nicht zu früh. Und selbst wenn, das hat nichts mit dir zu tun."

Antonio lachte fuhr ihm sanft mit einer Hand durch das Haar.

"Wollen wir reingehen?" Fragte er und bot Lovino seine Hand an.

Lovino, dankbar für den Themenwechsel nickte, und warf einen unsicheren Blick auf die ausgestreckte Hand, griff aber nicht danach. Antonio hatte nicht wirklich etwas anderes erwartet und strahlte wie immer während er sich in die Schlange vor dem Eingang einreihte.

Lovino stellte sich daneben und schwieg. Als seine Hand kurz gegen Antonios streifte machte sein Herz einen Sprung und er spürte wie so oft, wie seine Ohren rot wurden. Verdammt!

Es ist doch bloß Antonio. ermahnte er sich selbst und fragte sich gleichzeitig wen er damit überzeugen wollte.

Die nächste Minute konzentrierte er sich darauf auf den Boden zu sehen und sich nicht auf Antonio zu konzentrieren. Als sie schließlich drinnen standen war das jedoch nicht mehr möglich.

"Wo willst du zuerst hin?" Fragte Antonio und sah ihn erwartungsvoll an.

Lovino zuckte mit den Achseln und sein Blick flackerte kurz zum Riesenrad.

"Das Gruselkabinett." Sagte er schließlich. Gruselkabinett war gut. Nicht im Mindesten kitschig oder irgendwie weiblich. Sehr gut.

Im Gruselkabinett war es düster und stickig. Blechernes Lachen, dass vermutlich gruselig sein sollte, schallte von allen Seiten.

Lovino runzelte die Stirn und machte einige Schritte nach vorn. Sofort war Antonio wieder an seiner Seite. Als auf ein mal ein grünlicher Scheinwerfer anging und ein an der Wand hängendes Plastikskelett beleuchtete griff er nach Lovinos Hand und hielt sie fest.

"Was tust du denn da mit meiner Hand?" Fragte Lovino und versuchte seine Finger aus dem festen Griff zu befreien.

Antonio, immer noch lächelnd, behielt seine Hand, wo sie war.

"Was ist denn, mi pequeña tomate?"

Lovino schnaubte, sagte aber nichts mehr und beendete auch die ohnehin eher schwachen Versuche, seine Hand zu lösen.

Es war zu dunkel, als das Lovino Antonios Gesichtsausdruck wirklich hätte erkennen können, doch allein die Vorstellung des strahlenden Lächelns, das jetzt Antonios Gesicht zieren könnte lies sein Herz schneller schlagen und er verfluchte sich dafür.

Verdammt! Wieso ausgerechnet Antonio?
 

"Ve, Ludwig, wieso hält Gilbert Roderich im Arm?" Fragte Feliciano und deutete auf die beiden Jungen, die gerade wenige Meter von ihnen entfernt über den Platz gingen.

Roderich wirkte blass und Gilbert hatte einen Arm um seine Schulter geschlungen, während Roderich seine Hände in Gilberts T-Shirt vergrub. Ludwig stöhnte. Was hatte sein Bruder jetzt schon wieder angestellt?

"Offensichtlich sind die Beiden mit etwas gefahren, dass Roderich nicht allzu gut vertragen hat. Lass uns weitergehen Feliciano."

Doch Feliciano war stehen geblieben und spähte Kiku, der gerade sein Handy aus der Tasche geholt hatte über die Schulter.

"Kiku?" Fragte Ludwig unsicher. Hatte er gerade ein Foto gemacht?

"Was ist?" Fragte Kiku unschuldig.

Ludwig runzelte kurz die Stirn und schüttelte den Kopf.

"Nichts. Lasst uns einfach weiter gehen."

Zu dritt gingen sie in Richtung Achterbahn, Feliciano immer ein paar Schritte voraus und sich strahlend über die glücklichen Menschen um sie herum, das wundervolle Wetter und die leckeren Süßigkeiten, die er sich gekauft hatte auslassend.

Auch Kiku wirkte äußerst zufrieden. Er lächelte sanft und störte sich nicht im Geringsten an der Hyperaktivität des Italieners, die heute noch ausgeprägter schien als sonst.

Ludwig lächelte ebenfalls kaum merklich. Er mochte diese fröhliche Art an Feliciano wirklich. Man sollte meinen es würde einem nach einer Weile auf die Nerven gehen, aber wann immer er Felicianos strahlendes Gesicht sah freute er sich.

Als sie vor der Geisterbahn zum stehen kamen war Feliciano auf einmal still. Nervös zog er an Ludwigs Ärmel und sah ihn unsicher an. Kiku hatte die Geisterbahn vorgeschlagen und Feliciano hatte zugestimmt, doch jetzt wirkte er fast so als hätte er Angst.

Ludwig versuchte ihm aufmunternd zu zu lächeln und Feliciano wirkte etwas ermutigt.

"Ve, Ludwig?" Fragte er so leise, dass Kiku es nicht hören konnte. "Beschützt du mich?"

Ludwig wurde rot, räusperte sich verlegen und wich Felicianos Blick aus. Wieso musste sein Herz jetzt so schnell schlagen?

"Sicher."

Jetzt strahlte Feliciano wieder und hängte sich begeistert an Ludwigs Arm. Kiku lächelte noch immer und Ludwig fühlte wie sich sein Gesicht noch mehr aufheizte. Wieso hatte er das Gefühl, dass Kiku immer alles wusste?

Sie betraten gemeinsam das Gruselkabinett und obwohl es schrecklich langweilig war schien Kiku seinen Spaß zu haben. Ludwig hatte keine Ahnung woran das lag, doch er war auch viel zu sehr damit beschäftigt den verängstigten Feliciano zu beruhigen, der sich noch immer an seinen Arm klammerte und sein Gesicht in Ludwigs T-Shirt vergrub.

Als sie hinaus in die Sonne traten war Feliciano sofort wieder sein übliches heiteres Selbst und lies Ludwigs Arm los um ein paar Schritte voraus zu hüpfen, diesmal in Richtung eines Standes mit Schokoladenfrüchten.

Langsam folgten die anderen Beiden ihm und als sie neben ihm standen hielt er bereits einen Stab mit mit Schokolade überzogenen Erdbeeren in der Hand und strahlte.

Ludwig und Kiku kauften sich ebenfalls etwas und während sie über den Platz schlenderten, knabberte Ludwig zurückhaltend an seinen Kirschen.

Sie setzten sich auf eine Bank, die unter einer großen Eiche im Schatten stand und Ludwig schenkte Feliciano, der mit seinen Erdbeeren schon lange fertig war, die übrig gebliebenen Kirschen. Dieses Strahlen war besser als alle Kirschen der Welt.

Entspannt schloss Ludwig die Augen und lehnte sich zurück. Er war dankbar endlich etwas haben zu haben und innerhalb weniger Minuten war er eingeschlafen.

Nachdem Roderichs Umzug am Abend zuvor endlich beendet war, hatte Gilbert darauf bestanden noch eine DVD zusammen zu gucken und ein Bier zu trinken um Roderichs Einzug zu feiern und, wie Ludwig vermutete, auch um Roderich etwas ab zu lenken, deshalb war er erst gegen halb zwei ins Bett gekommen.

Feliciano beobachtete fasziniert wie sich Ludwigs Brustkorb gleichmäßig hob und senkte. In Gedanken versunken strich er durch Ludwigs Haar. Einige Strähnen fielen ihm ins Gesicht und er wirkte auf einmal viel jünger als sonst.

Ludwig sollte die Haare wirklich öfter so tragen.
 

"Du Vollidiot!" Schimpfte Arthur.

"Wie kommt man eigentlich auf die bescheuerte Idee mit einem Eis in der Hand in die Achterbahn zu steigen?"

Alfred grinste verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.

"Sorry. Ich hab doch schon gesagt, dass es keine Absicht war. Ich hab halt nicht drüber nachgedacht und wieso machst du gleich so ein Theater? Ist doch nicht so schlimm."

Arthur schnaubte entnervt und begann sich das mit Eiscreme bekleckerte Hemd auf zu knöpfen.

"Dir muss doch klar sein, dass du nicht allein auf dieser Welt bist. Nimm etwas mehr Rücksicht auf andere! Hast du denn gar keine Manieren? So verhält sich jedenfalls kein Gentleman. Wie willst du jemals eine Freundin finden? Indem du sie mit Eiscreme überschüttest?"

Alfred lachte. "Willst du damit sagen, dass sei ein schlechter Flirtversuch? Ich muss dich enttäuschen, aber du bist so gar nicht mein Typ... Auf Grund der simplen Tatsache, dass du ein Typ bist."

Arthur runzelte die Stirn, lächelte aber ein wenig. "Ist gut, du Vollidiot. Ich will auch nichts von dir, aber du wirst mich trotzdem auf ein Eis einladen."

Alfred verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. "Ach und wieso das?"

Arthur piekte ihm mit einem Finger ungeduldig in den Bauch während er erklärte: "Weil du mein Hemd ruiniert hast. Außerdem mach ich lieber was mit einem Deppen wie dir, als hier noch weiter allein durch die Gegend zu laufen."

Alfred hob seine Augenbrauen und hatte wieder dieses selbstbewusste Grinsen aufgesetzt.

"Mich zu beleidigen ist da aber nicht gerade die feine englische Art."

Arthur versetzte ihm einen leichten Schlag gegen den Hinterkopf. Alfred lachte nur und deutete auf einen Eisstand in der Nähe.

"Gehen wir dann jetzt?"

Arthur nickte zufrieden. "Ich nehme Vanille."

Als sie in Richtung des Eisstandes gingen wuschelte Alfred Arthur wie nebenbei durch die Haare. Als Arthur daraufhin wieder begann ihn zu beleidigen und im Gegenzug versuchte Alfreds Haar zu verwuscheln lachte er nur und drehte sich weg, so dass Arthur über seine eigenen Füße stolperte, beinahe hinfiel und sich an Alfred festhalten musste. Lachend griff dieser nach Arthurs Armen.

"Du bist so ungeschickt."

Arthur warf ihm einen stechenden Blick zu und strich wortlos sein T-Shirt und seine Hose glatt.

"Aber das ist okay." Fuhr Alfred fort sich offensichtlich gar nicht bewusst, dass Arthur gerade versuchte ihn mit den Augen zu erdolchen. "Ich bin ein Held, also kann ich dich retten."

Das sagte er mit einer solchen Überzeugung, dass Arthur seine Mordabsichten vergaß und ihn einfach nur verdutzt ansah, dann brach er in schallendes Gelächter aus.

Alfred wirkte ein wenig verstimmt.

„Gehen wir jetzt Eis essen?“

Arthur nickte und murmelte eine kaum verständliche Entschuldigung. Alfred war einfach einmalig.

Ferienreif

Ferienreif
 

Adnan war ein verdammter Idiot. Nicht, dass Heracles das nicht schon früher gewusst hätte, aber Adnan schaffte es immer wieder ihn auf die Palme zu bringen.

Im Moment schien der Tag an dem sie in halbwegs friedlichem einvernahmen im Café gesessen hatten unrealistisch weit entfernt. Gut, nach circa zehn Minuten hatte Adnan wieder seine üblichen Beleidigungen angefangen, aber bis dahin hatten sie sich doch vernünftig unterhalten.

Jetzt schien diese Vorstellung einfach nur bizarr. Vor allem nachdem Adnan Heracles sein Sport-T-Shirt geklaut hatte. Das mit den Katzen.

Dabei war es sein Lieblings-T-Shirt!

Die Tür der Umkleidekabine ging auf und ein gelangweilt wirkender Adnan stand im Türrahmen.

"Der Alte Fritz sagt du sollst endlich kommen"

Heracles funkelte ihn nur wütend an.

"Wo ist mein T-Shirt?" Fragte er ernst.

Adnans Gesichtsausdruck änderte sich nicht.

"Woher soll ich das wissen. Vielleicht hast du es zu Hause liegen gelassen?"

Heracles schnaubte verächtlich.

"Jetzt tu nicht so!"

Adnan lächelte kaum merklich und hob abwehrend die Hände.

"Ich weiß gar nicht was du meinst."

Heracles warf ihm einen ungläubigen Blick zu und verschränkte die Arme vor der nackten Brust.

Einige Sekunden lang sahen sie einander nur an, dann grinste Adnan breit, griff nach seiner eigenen Sporttasche, zog ein T-Shirt heraus und warf es Heracles an den Kopf.

"Hier. Ich hab dein Kätzchen-T-Shirt nicht, aber du kannst das da anziehen. Ich habe immer zwei dabei."

Heracles sah ihn noch einige Sekunden lang böse an, dann griff er nach dem T-Shirt und zog es sich über den Kopf. Es war ihm ein wenig zu groß und er zupfte nervös daran herum.

Es roch nach Adnan. Das war naheliegend, aber trotzdem irritierte ihn der Gedanke ein wenig.

Adnan beobachtete ihn währenddessen mäßig interessiert.

Heracles warf einen flüchtigen Blick auf sein Spiegelbild und als er erhobenen Hauptes an Adnan vorbei schritt grummelte er ein kaum hörbares "Danke".

Er war zwar noch immer davon überzeugt, dass es Adnan war, der sein T-Shirt versteckt hatte, aber immerhin hatte er jetzt etwas zum anziehen, alles andere konnte er später klären.

Als sie die Turnhalle betraten hob Herr Friedrich skeptisch eine Augenbraue, sagte jedoch nichts und bedeutete ihnen mit einer Geste sich zu den anderen auf die Bank zu setzen.

Herr Patroklos räusperte sich und kratzte sich unsicher am Hinterkopf "Also, wo war ich?" Setzte er an.

Er wurde noch immer schrecklich nervös, sobald er vor der Klasse stand.

"Ah, ja. Dies ist die erste Stunde, die ich allein betreuen darf." Es schien nicht, als ob dieses fragwürdige Privileg ihn sonderlich erfreuen würde.

"Wir werden jetzt also nach draußen gehen und dort noch einmal für den Weitsprung üben." Sein Blick wanderte zu Herrn Fritz herüber, der ermutigend lächelte. "Nächste Stunde ist dann die Leistungskontrolle." Herr Fritz nickte, ungerührt vom genervten Stöhnen seiner Schüler. "Jedenfalls." Versuchte Herr Patroklos den Faden wieder auf zu nehmen. "Werden wir danach beginnen Kugelstoßen zu üben. Also, los geht's!"

Eine gute Stunde später standen sie in der inzwischen etwas kühleren Luft, des anbrechenden Herbstes.

Heracles bereute es, sich keine lange Hose mitgenommen zu haben, doch das war aktuell nicht sein dringendstes Problem.

Gerade hatten sie mit dem Kugelstoßen begonnen und mal wieder war er fest entschlossen Adnan eins rein zu würgen. Er hatte auch nicht schlecht geworfen, schließlich war Kugelstoßen eine seiner Stärken, doch Adnan war auch nicht schlecht und hatte ihn leider übertrumpft, wenn auch nur um wenige Zentimeter. Jetzt musste er eine neue Möglichkeit finden ihn zu schlagen.

Plötzlich stand Adnan an seiner Seite, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, den Blick in die Ferne gerichtet und schweigend.

"Was hältst du von einem kleinen Wettrennen?" Fragte er schließlich.

Perfekt

Heracles runzelte irritiert die Stirn.

"Bist du tatsächlich der Ansicht du hättest eine Chance gegen mich?"

"Wir werden ja sehen." Grinste Adnan breit. "Bis zum Schultor und zurück."

Heracles nickte.

"Eins, zwei, drei."

Gleichzeitig sprinteten sie los, ignorierten Herrn Patroklos' empörte Rufe und das anfeuernde Geschrei ihrer Klassenkameraden. Sie waren gleichzeitig am Schultor, machten gleichzeitig kehrt und wollten zurück sprinten und kamen beide gleichzeitig stolpernd zum stehen, weil ein milde lächelnder Kiku ihnen den Weg versperrte.

"Verzeihung." Bat er etwas überrascht.

"Was macht ihr hier? Habt ihr keinen Unterricht?"

Heracles kratzte sich verlegen am Hinterkopf und Adnan murmelte etwas Unverständliches.

"Also" Erklärte Heracles schließlich und räusperte sich. "Wir gehen dann wieder zu Sport."

Adnan nickte.

"Na dann." Erwiderte Kiku lächelnd. "Wir treffen uns nach der Schule, ja?"

Die beiden nickten und machten sich auf den Weg zurück zum Unterricht.

Ein zorniger Herr Patroklos erwartete sie und von seiner Unsicherheit war kein bisschen mehr zu spüren.

Die restliche Viertelstunde des Unterrichts verbrachten sie mit einer mittellangen, lautstarken Standpauke.
 

Arthur gähnte, schloss die Augen und lehnte sich gegen den Baum, der hinter der kleinen Mauer stand, auf der er saß. Er hatte zwar nur eine Viertelstunde Pause, aber er brauchte ja auch nur ein wenig Ruhe, dann könnte er endlich wieder geradeaus denken.

Mann! Er sollte sich wirklich angewöhnen früher ins Bett zu gehen. Aber jetzt ging es ja nur um ein wenig Ruhe...

"ARTIE!" Rief eine inzwischen wohl bekannte, gut gelaunte Stimme quer über den halben Schulhof hinweg.

Stöhnend öffnete Arthur die Augen wieder und richtete sich auf.

"Hi." Murmelte er so leise, dass der auf ihn zu rennende Alfred es gar nicht hören konnte. Als er nach Atem ringend neben Arthur zum stehen kam, drückte Alfred ihm strahlend einen Kaffeebecher in die Hand und setzte sich neben ihn auf die Mauer.

"Hier. Da du vermutlich wie immer zu wenig geschlafen hast, dachte ich, ich bin heute dein Held und rette dir das Leben" Er tunzelte die Stirn und zuckte dann mit den Achseln. "Oder zumindest den Tag."

"Danke." Seuftzte Arthur und nahm erleichtert einen großen Schluck aus dem warmen Becher.

Schreckliches Zeug, aber er konnte es wirklich gut gebrauchen. Alfred stellte indessen seinen eigenen Becher neben sich auf die Mauer und wandte den Blick zum Schulhof. Arthur gänte erneut und rieb sich die Augen.

"Wieso starrt der dort uns so an?" Fragte Alfred und deutete ungeniert auf eine Gruppe von Jungen, die ein gutes Stück von ihnen entfernt stand.

"Man zeigt nicht mit dem Finger auf Leute." Ermahnte Arthur automatisch, wenn auch in wenig überzeugtem Tonfall und folgte Alfreds Blick.

Dort standen Francis, Gilbert, Antonio und ein Junge, der Alfred erstaunlich ähnlich sah, doch keiner von ihnen sah herüber.

"Jetzt hat er weggesehen." Erklärte Alfred gelangweilt.

"Wer war es?" Fragte Arthur und versuchte möglichst uninteressiert zu klingen.

"Der blonde Schönling."

"Ach?" Fragte Arthur und biss sich auf die Unterlippe.

Er würde nicht nach fragen. Es war ihm ohnehin nicht wichtig.

In dem Moment sah Francis wieder zu ihnen und fing Arthurs Blick auf. Schnell wandte er sich wieder ab.

Hatte Arthur sich das eingebildet oder hatte Francis heute ausgesprochen schlechte Laune?

"Wieso sieht er dich an?" Nuschelte Alfred, der sich gerade ein Kaugummi in den Mund geschoben hatte, kaum verständlich .

Arthur warf nur einen flüchtigen Blick auf die angebotene Packung und lehnte sie kopfschüttelnd ab, dann richtete er seinen Blick wieder auf Francis' Rücken.

"Keine Ahnung. Der Frosch hat nicht genug Hobbys." Murmelte er schließlich stirnrunzelnd.

Dann wandte er den Blick entgültig ab und sah zu Alfred, der inzwischen einen Block aus seiner Schultasche heraus geholt hatte und ihn mit unleserlichen Hyroglyphen vollkrakelte.

"Was ist das?" Fragte Arthur. Er wollte vermeiden, dass sich das Gespräch weiterhin um Francis drehte.

"Meine Englischhausaufgaben." Erwiderte Alfred gelangweilt.

Arthur schnaubte ungläubig und legte den Kopf leicht schräg bei dem Versuch etwas zu entziffern.

"Das musst du aber nicht abgeben, oder?"

Alfred nickte gedankenversunken, während er rasch den Satz zu Ende schrieb. Schwungvoll setzte er einen Punkt, der eher zu einem Strich wurde, und strahlte Arthur selbstzufrieden an.

"Fertig." Verkündete er stolz.

"Das ist kaum eine halbe Seite." Kritisierte Arthur.

Alfred zuckte gleichgültig die Achseln.

"Ist doch bloß Englisch." Erwiderte er, was ihm einen kräftigen Schlag gegen den Hinterkopf einhandelte.

"Englisch ist ein Hauptfach und du tätest gut daran dir wenigstens etwas mehr Mühe zu geben."

"Ja, ja." Winkte Alfred lässig ab, nahm seinen Becher wieder in die Hand und stürzte den restlichen Inhalt in einem Zug herunter.

"Wie auch immer. Solange ich bestehe ist doch alles gut."

Arthur runzelte die Stirn.

"Wie du meinst, aber bevor du durchfällst kommst du zu mir, in Ordnung?"

Alfred nickte gleichgültig und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Schulhof zu.

Arthur zuckte mit den Achseln. War ja nicht sein Problem.

Wieder fiel sein Blick auf Francis, der schon wieder zu ihnen herüber sah.

Er hatte eindeutig schlechte Laune. Extrem Schlechte Laune.

Was hatte der Frosch denn jetzt wieder für ein Problem?
 

"Scheiße, man, ich brauch endlich Ferien." Stöhnte Simon und lehnte sich mit geschlossenen Augen auf seinem Stuhl zurück.

"Simon, würden Sie die Güte besitzen mit Ihrer erstaunlichen Intelligenz die Arbeit Ihrer Gruppe zu bereichern?"

"Allein meine Präsenz ist doch Motivation genug." Grinste Simon die Lehrerin an, die wie aus dem nichts direkt neben ihm aufgetaucht war. Er winkte jedoch rasch ab und tat zumindest so als würde er mitarbeiten, bevor sie ihn erneut ermahnen konnte.

"Kannst du nicht etwas unauffälliger nichts tun?" Zischte Lukas nachdem die Lehrerin einige Schritte weitergegangen war.

"Auf der anderen Seite könntest du natürlich auch gleich mitarbeiten." Ergänzte Emil.

"Ah." Simon schüttelte den Kopf. "Ohne mich kommt ihr doch viel schneller voran."

"Wie wahr." Murmelte Lukas grinsend.

"Hier." Sagte Emil und drückte Simon ein Blatt Papier in die Hand. "Du kannst wenigstens ordentlich aufschreiben, was wir schon haben. Das dürfte nicht zu viel verlangt sein."

Simon nickte gelangweilt und schrieb die Gleichungen von dem Blatt Papier ab, das Lukas ihm hingeschoben hatte.

"Aber ich brauche wirklich endlich Ferien!" Raunte er halblaut nachdem er eine halbe Minute lang geschwiegen und den beiden anderen zugehört hatte.

"Nur noch drei Wochen." Versuchte Emil ihn zur Ruhe zu bringen.

"Nicht Mal." Erwiderte Lukas. "Zwei ein halb. Hälst du das aus?" Wandte er sich an Simon.

Dieser nickte strahlend.

"Was machen wir in den Ferien?"

"Keine Ahnung." Gähnte Emil und zuckte mit den Achseln. "Mach du doch einen Vorschlag."

Simon runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach während sich Lukas und Emil wieder der Arbeit zuwandten.

"Wir könnten Zelten gehen." Unterbrach er nach kurzer Zeit wieder die geflüsterte Unterhaltung.

Emil rollte genervt mit den Augen.

"So kurzfristig? Das ist Schwachsinn."

Die Lehrerin warf ihnen einen strengen Blick zu.

"Na gut." Wisperte Simon. "Aber dann machen wir es in den Osterferien."

Das war keine Frage, es war eine Feststellung. Nicht das Simon jemals wirklich fragen würde.

Wieder war er einige Zeit ruhig bis er ein Blatt aus seinem Hefter zog, es umdrehte und begann auf die Rückseite Vorschläge zu kritzeln, sie wieder durch zu streichen, nachdenklich, auf der Suche nach Inspiration durch den Klassenraum zu starren und neue Vorschläge hin zu kritzeln.

Schließlich, während eine der Gruppen ihre Ergebnisse vorstellte schob er Lukas das Blatt zu.

"Hier." Flüsterte er. "Was meinst du dazu?"

Lukas warf einen Blick auf das kaum lesbare Gekritzel, dass die Seite bedeckte, griff nach einem Stift und begann damit sämtliche Ideen durch zu streichen die entweder lebensgefährlich oder illegal waren.

Schließlich schob er die Liste Emil zu, der sie skeptisch beäugte, schließlich faltete und in seine Hosentasche steckte.

"Das klären wir nach der Stunde zischte er, doch seine Worte gingen im schrillen klingeln der Schulglocke unter.

Emil zog den Zettel wieder aus der Tasche und entfaltete ihn.

"Also" begann er, während sie zu dritt den Klassenraum verließen. "Wir werden kein Bungeejumping machen und wir werden nicht dein Zimmer aufräumen, Simon."

Simon seufzte ergeben und nickte. "Fein. Was können wir den machen?"

Emil betrachte stirnrunzelnd den Zettel und nickte nachdenklich. "Wieso hast du den Zoo nicht durchgestrichen, Lukas?"

"Das ist doch nicht illegal" Erklärte Lukas achselzuckend "und lebensgefährlich auch nicht."

"Für normale Menschen vielleicht nicht."

Simon wirkte beleidigt. "Aber mit mir, oder wie?"

"Ich fürchte schon." Erwiderte Emil achselzuckend.

"Und was machen wir dann die ganzen Ferien lang?" Fragte Simon noch immer ungehalten.

Emil zuckte gleichgültig mit den Achseln.

"Auf dem Spielplatz abhängen?"

Lukas grinste.

"Machen wir je etwas anderes?"
 

"Und, was habt ihr in den Ferien vor?" Beendete Antonio eine ausführliche Schilderung seiner Pläne mit Lovino.

Doch Francis hörte nur mit halbem Ohr zu. Sein Blick war auf Arthur gerichtet, der gerade seinem neuen Freund Alfred (er dachte den Namen mit so viel Verachtung wie überhaupt möglich) die Schuluniform richtete.

Gab es nicht noch andere Menschen auf dieser Welt? Musste Arthur immer mit Alfred zusammen sein? Was fand er überhaupt an dem Kerl? Der hatte ja weder Stil noch sonst irgendwas.

Nein, nein. Ermahnte er sich selbst. Jetzt tat er ja beinahe so als hätte Arthur was mit Alfred. Die Idee war absurd... Aber wenn er sich so ansah wie Alfred geduldig dastand und wartete, dass Arthur seine Kravatte gebunden hatte oder wie er Arthur jeden Tag einen Becher Kaffee brachte.

Zumal Arthur Kaffee für gewöhnlich verabscheute.

Francis schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund und versuchte sich wieder auf die Unterhaltung zu konzentrieren. So erwartungsvoll, wie Antonio, Gilbert und Matthew ihn ansahen hatte er etwas verpasst.

"Was ist?" Fragte er und lächelte charmant.

"Ich habe gefragt, ob du die beiden noch auffälliger beobachten möchtest." Erklärte Gilbert.

"Und ich habe gefragt ob du jetzt zum Stalker wirst." Fügte Antonio hinzu.

"Ich beobachte ihn nicht." Versuchte Francis es ab zu streiten, doch bei diesen Worten grinste Gilbert nur breit und Antonios Lippen kräuselten sich.

"Sicher." Kam es von den Beiden unisono.

Francis warf ihnen einen vernichtenden Blick zu und wandte sich an Matthew.

"Matthieu, mon cher, tu me crois, non?"

Entsetzt, dass seine Meinung gefragt war, blickte Matthew hilflos von Gilbert zu Francis und wieder zurück.

"Oui." Murmelte er schließlich kleinlaut.

"Ah, merci, mon cherie." Strahlte Francis und drückte dem errötenden Matthew einen Kuss auf die Wange.

Herausfordernd sah er Antonio und Gilbert an, die nur verständnislose Blicke austauschten und die Köpfe schüttelten.

"Also, zurück zum eigentlichen Thema." Seufzte Antonio. "Was macht ihr in den Ferien?"

"Ah" Ein Leuchten breitete sich auf Francis' Gesicht aus. "Wir müssen unsere Halloween-Party organisieren."

Gilbert pustete sich eine Haarsträhne aus der Stirn und seine Augen funkelten.

"Das stimmt. Wir haben noch gut einen Monat." Er zuckte die Achseln und wandte sich Antonio zu. "Was ist mit dir? Hast du Zeit?"

Antonio runzelte nachdenklich die Stirn.

"Treffen wir uns dann dieses Wochenende?"

Francis nickte begeistert schlang besitzergreifend einen Arm um Matthew.

"Matthieu, kommst du auch?"

Matthew sah hilflos zu Gilbert herüber.

"I-ich weiß nicht..."

Gilbert strahlte ihn erwartungsvoll an und nickte aufgeregt. "Matty, du musst dabei sein."

"I-in Ordnung." Lächelte Matthew schüchtern.

Francis fuhr ihm mit der Hand durch das Haar und lachte.

Matthew wurde rot und sein Herz klopfte schneller. Unsicher griff er nach einer seiner Locken und begann sie um seinen Finger zu wickeln. Wieso musste Francis immer seine Haare berühren?

"A-Also." Nuschelte er. "W-was ist das für eine Halloween-Party?"

Francis, Gilbert und Antonio strahlten.

"Nicht irgendeine Halloween-Party." Widersprach Francis.

"Unsere Halloween-Party." Erklärte Antonio.

"Die großartigste Halloween-Party der Welt." Ergänzte Gilbert.

Die drei lachten und begannen von den Höhepunkten früherer Halloween-Partys zu schwärmen.
 

"Und, wie läuft es mit Gilbert?" Fragte Elizabeta mit einem schelmischen Lächeln, während sie in ihren Schokoladenmuffin biss.

Eigentlich hatte sich nur ein belegtes Brötchen kaufen wollen, aber sie hatte heute einen Mathetest geschrieben, also hatte sie sich den Muffin verdient.

Und den Schokoriegel, den sie sich gekauft hatte auch.

"Gar nicht. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich betrunken war und Schwachsinn geredet habe?" Erwiderte Roderich genervt, doch er wich ihrem Blick aus und sie wusste, dass er nicht die Wahrheit sagte.

"Wenn du möchtest, dass ich dir glaube, musst du lernen überzeugender zu lügen." Erklärte sie achselzuckend.

"Also, ihr wohnt jetzt zusammen, du kannst mir doch nicht sagen, dass da nichts läuft."

"Doch." Roderich schob seine Brille ein Stück nach oben und strich sich eine Haarsträhne aus den Gesicht. "Ich kann es sagen und ich tue es auch. Wieso sollte ich mit diesem Idioten was anfangen wollen?"

Er nahm einen Schluck aus seinem Kaffeebecher.

Elizabeta grinste "Weil du ihn liebst."

Roderich verschluckte sich an seinem Kaffee und begann zu husten.

"Wie kommst du jetzt darauf?" Keuchte er, als er sich ein wenig beruhigt hatte.

Elizabetas Augen glänzten triumphal.

"Weil ich dich kenne. Du outest du dich nicht mal eben so vor deiner Mutter weil dir gerade danach ist. Du hattest immer zu viel Angst, dass sie es deinem Vater sagen würde... Berechtigterweise." Fügte sie etwas leiser hinzu.

Es war für sie ein schwerer Schock gewesen, als Roderich ihr erzählt hatte, dass sein Vater ihn raus geschmissen hatte.

Sie war über ein halbes Jahr mit ihm zusammen gewesen und war immer gut mit seinen Eltern klar gekommen. Sein Vater hatte sie immer gemocht und jeden Samstag zum Abendessen eingeladen.

Selbst nach dem sie sich getrennt hatten, hatte seine Mutter sie hin und wider eingeladen und sie hätte keinen der Beiden je so eingeschätzt.

"Eher nicht." gab Roderich zähneknirschend zu. "Aber das heißt nicht, dass ich in Gil verliebt bin."

Sie tätschelte ihm nur nachsichtig die Schulter und machte sich über ihren Muffin her.

Nachdem sie eine Weile schweigend nebeneinander her gegangen waren begann Roderich nervös mit seinem inzwischen leeren Pappbecher zu spielen, bis dieser nur noch aus einem unidentifizierbaren Knäul bestand.

"Vielleicht." Murmelte er schließlich blieb vor einem Mülleimer stehen und begann den Becher in kleine Fetzen zu reisen und sie einen nach dem anderen in den Müll zu werfen.

"Was?" Fragte Elizabeta verwirrt.

Roderich biss sich auf die Unterlippe und wurde rot. "Vielleicht mag ich ihn."

Elizabeta lächelte und legte Roderich sanft eine Hand auf die Schulter.

"Ach, sag bloß."

Roderich seufzte und lächelte schief.

"Du kennst mich einfach viel zu gut."

"Das kannst du jetzt auch nicht mehr ändern." Erwiderte sie noch immer lächelnd.

"Also, jetzt kannst du mir wenigstens erzählen, wie es läuft."

Roderich seufzte ergeben.

"Wie gesagt, da läuft nichts. Wir stehen täglich einmal kurz davor uns gegenseitig um zu bringen. Ludwig dreht bald durch." Erschöpft fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht. "Ich verstehe immer noch nicht ganz, weshalb er das für mich tut. Ich meine, sicher, hin und wieder können wir halbwegs zivilierte Unterhaltungen führen, aber ehrlich gesagt bin ich irgendwie immer davon ausgegangen, dass er mich nicht leiden kann."

"Ach Roderich." Erwiderte Elizabeta mild Lächelnd. "Du verstehst aber auch gar nichts von Menschen-"

"Hey!"

"Nein." Sagte sie bestimmt. "Du wirst mir zuhören. Er würde sich nicht mit der streiten, wenn er sich nichts aus dir machen würde. Ich kenne ihn und an deiner Stelle würde ich die Hoffnung noch nicht aufgeben."

Roderich runzelt ungläubig die Stirn, wusste jedoch, dass Elizabeta nicht mit sich argumentieren lies, als murmelte er nur ein unbestimmtes "Wie auch immer", warf das, was von seinem Pappbecher noch übrig war in den Müll und wandte sich zum weitergehen.

"Also, du wolltest meine Mathehausaufgaben abschreiben?"

"Du würdest mir das Leben retten."

"So lernst du nichts." Bemerkte Roderich noch, als er ihr seinen Hefter reichte.

"Menschenkenntnis ist viel wichtiger." Erklärte sie überzeugt, nahm strahlend den Hefter an und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

"Danke, mein Held."

Ferien sind immer viel zu schnell vorbei

Ferien sind immer viel zu schnell vorbei
 


 

Francis gähnte und lehnte sich auf dem großen Sofa so weit über die Lehne, dass er beinahe herunter fiel. Sein Gesicht war nun auf einer Höhe mit Arthurs, der gebannt auf den Fernsehbildschirm starrte.

"Francis, wenn du so weiter machst fällst du runter." Kommentierte Antonio gelangweilt und vergrub das Gesicht dann wieder in Lovinos Haaren.

Arthur hob verwundert den Blick und fand sich Auge in Auge mit Francis wieder. Überrascht schrie er auf und wich zurück, dann fluchte er.

"Was soll das, dämlicher Frosch?" Entschieden schob er Francis' grinsendes Gesicht von sich weg.

"Ah, mon amour, du-"

"Ich will das hier sehen!" Unterbrach ihn Alfred genervt und Francis warf ihm einen missbilligenden Blick zu.

Arthur nickte zustimmend und er und wandte sich ebenfalls wieder dem Fernseher zu, auf dem gerade ein Auto eine geradezu lächerlich große Explosion verursachte.

Ursprünglich hatten Arthur und Gilbert nur zusammen eine DVD gucken wollen, doch nun saßen Francis und Chelsea auf dem Sofa, Arthur, Alfred und Gilbert hatten es sich auf Kissen auf dem Boden gemütlich gemacht und Antonio und Lovino teilten sich den einzigen Sessel (Wenn auch nur unter großem Protest von Seiten Lovinos) und sahen einen Film nach dem anderen.

Eingeschnappt drehte sich Francis zu Chelsea, die ihm einen amüsierten Blick zu warf und stumm auf den Fernsehbildschirm deutete. Als Francis begann mit den Fingern durch ihre Haare zu kämmen, versuchte sie seine Hände weg zu schlagen, doch Francis lies sich nicht davon abbringen, so entstand ein kleines, aber stummes Gekabbel, bis Chelsea schließlich aufgab und Francis gestattete ihre Haare zu mehreren schmalen Zöpfen zu flechten.

Arthur warf ihnen einen skeptischen Blick zu und versuchte dann wieder auf den Film zu sehen, doch es fiel ihm schwer und immer wieder wanderte sein Blick zu den beiden auf dem Sofa.

Konnten die denn nicht wo anders herumturteln?

Gegen Ende des Filmes starrte Arthur einfach nur noch auf den Bildschirm und lies die Bilder an sich vorbeiziehen, konzentrierte sich nur noch darauf nicht zu Francis zu sehen.

Als die nächste DVD anspielte war er regelrecht dankbar, dass Alfred seine Aufmerksamkeit verlangte, indem er schon in der ersten Szene nach Arthurs Arm griff und ihn so fest umklammerte, dass es beinahe wehtat.

Was war das denn jetzt? Alfred hatte den Film doch ausgesucht. Hatte er etwa Angst?

Tatsaechlich schrie Alfred entsetzt auf, als der Geist zum ersten Mal auftauchte und versteckte sein Gesicht hinter Arthurs Rücken.

Gut, es war ein Horrorfilm, aber das war ja wohl ein wenig übertrieben.

Auf einmal gab die Holzdiele hinter ihnen ein lautes Knacken von sich. Alfred schrie erneut auf und verbarg das Gesicht in Arthurs Schulter und Arthur fuhr erschrocken herum und erblickte einen unschuldig lächelnden kleinen Jungen im Matrosenanzug.

"Beruhige die Al," Lachte Arthur und klopfte Alfred besänftigend auf den Rücken. "Das ist nur mein bescheuerter kleiner Bruder Peter."

Alfred hob den Kopf und grinste breit.

"Hi Peter."

Doch Peter ignorierte ihn wandte sich Francis zu.

"Du hast doch Ahnung von Frauen, oder?"

Arthur runzelte irritiert die Stirn und Francis strahlte.

"Ah, l'amour. “ Schwärmte er träumerisch. „ Oui mon petit monsieur. Je connais les filles."

Peter blinzelte und sah ihn einige Sekunden lang verwirrt an, dann schüttelte er den Kopf.

"Wie auch immer. Ich dachte du könntest mir einen Rat geben.“ Er räusperte sich verlegen. „ich habe nämlich einen Freund-" an dieser Stelle brach Antonio in schallendes Gelächter aus, Gilbert verschluckte sich an seinem Bier und Arthur schnaubte ungläubig. Peter runzelte die Stirn und fuhr fort.

"Also, ich habe einen Freund-" Wieder lachten Gilbert und Antonio und Peter warf ihnen einen verächtlichen Blick zu.

Francis seufzte rollte genervt mit den Augen und erhob sich.

"Ihr guckt schon mal weiter und Peter und ich gehen kurz raus und besprechen das, oui?"

Arthur schickte sie mit einer unbestimmten Handbewegung in Richtung Tür fort und wandte sich wieder dem Film zu in dem die hübsche Protagonistin gerade vor einer dunklen Gestallt in den Wald floh.

Francis kehrte gut zehn Minuten später wieder zurück.

Chelsea lag inzwischen in einem Schlafsack auf dem Boden und Arthur und Alfred hatten es sich auf dem Sofa bequem gemacht.

Francis warf dem, sich immer noch an Arthurs Arm klammernden Alfred einen misstrauischen Blick zu und setzte sich auf eines der Kissen.

Als die letzten Sekunden des Abspanns liefen war Chelsea bereits eingeschlafen und auch Gilbert hatte es sich in seinem Schafsack gemütlich gemacht.

Antonio und Lovino lagen nebeneinander. Lovino hatte Antonio den Rücken zu gewandt, beschwerte sich jedoch ausnahmsweise nicht über den Arm, der besitzergreifend um seine Hüfte geschlungen war.

Arthur und Alfred legten sich auf die Matratze von Arthurs Bett, die sie am Mittag ins Wohnzimmer getragen hatten und Francis warf ihnen einen skeptischen Blick zu, vor allem, da Alfred sich noch immer weigerte Arthurs Arm los zu lassen, bevor auch er in seinen Schlafsack schlüpfte.
 

Yao stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Ivan war vor ihm aufgewacht und aufgestanden um Frühstück zu machen. Das war an sich nichts schlechtes, aber leider war er dabei Im Yong-Soo begegnet.

Hatte Yong-Soo Ivan schon früher nicht leiden können, so hasste er ihn nun regelrecht.

Yong-Soo war der Meinung, Ivan hätte ihm Yao weggenommen. Das war natuerlich unglaublciehr Schwachsinn, aber es war Yong-Soo, also wunderte es Yao nicht wirklich.

Außerdem war Ivan erstaunlich besitzergreifend, wenn es um Yao ging. Inzwischen noch mehr als er es früher schon gewesen war, was ja wirklich sehr charmant hätte sein können, wäre es nicht Ivan gewesen, um den es ging.

Diese Kombination barg erstaunliche Mengen an Konfliktpotenzial und so stand Yao nun in einer Küche, deren Boden über und über mit Cornflakes besät war, vor einem Tisch von dem Milch tropfte und auf dem die Scherben von mindestens zwei Porzellanchüsseln verstreut lagen.

Im Yong-Soo hatte sich im Badezimmer eingeschlossen und weigerte sich strikt heraus zu kommen, solange Ivan noch da war, was Yao durchaus nachvollziehen konnte, wenn er Ivan strahlend lächelnd vor der Tür des Badezimmers warten sah. Vermutlich auf eine Gelegenheit zum Mord.

Yao seufzte tief, griff nach dem Besen, der an der Wand lehnte und begann die Cornflakes zusammen zu fegen. Anschließend warf er die Scherben in den Mülleimer, wischte den Tisch ab, schrieb einen Zettel für Yong-Soos Vater und seine Mutter und ging dann zum Badezimmer um Yong-Soo den Zettel unter der Tür durch zu schieben und Ivan auf ein Frühstück auswärts ein zu laden.

Erst als sie in dem kleinen Café um die Ecke saßen, ihren Tee tranken und sich zum Nachtisch einen Eisbecher teilten, fiel die Anspannung von Yao ab.

Jetzt war alles in Ordnung. Falls Yong-Soo einen weiteren Anschlag auf Ivan vor gehabt hätte, wäre inzwischen noch etwas passiert und offensichtlich hatte seine Mutter auch kein Problem damit, dass er ausgegangen war. Alles war gut.

Lächelnd griff er nach Ivans Hand und verschränkte ihre Finger ineinander. Wieso mussten Dinge immer so kompliziert sein?

Ivan lächelte zurück und Yaos Herz schlug wie jedes mal schneller.

Es war kein unangenehmes Gefühl und doch... Irgendetwas war nicht richtig.

Wie war das gerade? Wieso mussten Dinge immer so kompliziert sein?

Er war mit Ivan zusammen, oder nicht? Gut, es hatte ein gutes Stück von Ivans Überzeugungskraft und noch ein wenig mehr Alkohol benötigt um zu diesem Punkt zu kommen, aber konnte es nicht einfach nur schön sein?

Er liebte es doch mit Ivan Zeit zu verbringen. Jede einzelne Minute (auch wenn er manchmal kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand).

Wieso wurde er dann das dumme Gefühl nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte?

Er wusste nie was Ivan dachte, aber das war es nicht. Auf seine ganz eigene, sehr verquere Weise hatte Ivan bereits deutlich gemacht, dass er Yao mochte.

Dieser Teil wäre also geklärt, oder?

Hatte Yao Ivan eigentlich je gesagt, dass er ihn mochte?

Nein, hatte er nicht.

In diesem Moment lehnte Ivan sich vor und leckte Yao etwas Eis vom Mundwinkel, was Yao aus seinen Gedanken schrecken lies. Als er sich zurückziehen wollte streckte Yao die Hand aus und legte sie an Ivans Wange um ihn zurück zu halten.

Sanft legte er seine Lippen gegen Ivans. Der Kuss war anders als sonst. Zärtlich. Liebevoll.

Als sie sich von einander lösten lächelte Ivan.

"Du magst mich, da?" Wiederholte er die selben Worte, die er schon vor einigen Wochen gesagt hatte. Die Worte, mit denen das alles angefangen hatte.

An diesem Abend hatte er nicht geantwortet. Sollte er es nun tun?

Yao wandte den Blick ab und biss sich auf die Unterlippe. Schließlich sah er wieder auf. Ivans wirkte erwartungsvoll und beinahe ein wenig unsicher.

Yao wusste, dass er antworten musste und lächelte.

"Ich liebe dich." Korrigierte er und Ivan strahlte.

"Gut, ich dich nämlich auch."

Yaos Herz schlug wie wild in seiner Brust und er zog Ivan in einen weiteren Kuss.

Jetzt war wirklich alles gut.
 

Am ersten Montag nach den Ferien wirkten alle etwas müde.

Feliciano schien kurz davor zu sein im stehen ein zu schlafen, als er nach der zweiten Stunde mit Ludwig zusammen den Hof betrat.

Kiku unterhielt sich gerade mit zwei Jungen, Alfred und Arthur, und winkte ihnen freundlich zu. Aus einer anderen Richtung kam Felicianos Bruder Lovino auf sie zu Schulter an Schulter mit einem von Gilberts besten Freunden, Antonio.

Als Feliciano die Beiden entdeckte kam er Lovino strahlend entgegen und während er seinen Bruder herzlich umarmte, warf er Antonio einen neugierigen Blick zu.

"Ist das dein Freund?" Fragte er, was Lovino veranlasste rot zu werden und Feliciano einen (sehr halbherzigen) bösen Blick zu zu werfen.

"Ja" Antwortete ein strahlender Antonio, bevor Lovino auch nur ein Wort sagen konnte und schlang einen Arm um seine Hüfte, was ihm einen harten Hieb auf den Hinterkopf einhandelte.

Lovino warf Ludwig, der nun ebenfalls auf sie zu kam, einen misstrauischen Blick zu, löste sich von Antonio, wandte sich dann Feliciano zu und zog ihn ein Stück zur Seite.

Antonio blickte ihnen kurz hinterher und wandte sich dann Ludwig zu.

"Hast du schon die Plakate für den Winterball gesehen?"

"Winterball?"

Antonio nickte.

"Ja, hat Gilbert das nie erzählt? Es gibt jedes Jahr einen Winterball an der Schule und ich empfehle dir jetzt schon nach einem Date zu suchen, sonst sind alle guten weg."

"Ach?" Erwiderte Ludwig nur mäßig interessiert.

Tanzen war nicht gerade seine große Stärke.

"Ja. Ich würde gerne mit Lovi gehen, aber..." Er seufzte. "Er ist so ein Dickkopf. Weißt du schon, wen du fragst?"

Ludwig schüttelte den Kopf.

"Ich denke nicht, dass ich hingehen werde."

"Was?" Kam die entsetzte Antwort von Gilbert, der einen Arm um Antonios Schultern schlang.

"West, du musst gehen."

Ludwig runzelte die Stirn.

"Wieso?"

"Weil ich es sage." Stellte Gilbert mit seiner üblichen, unbestechlichen Logik fest und Ludwig wusste, dass er jetzt nicht mit ihm diskutieren konnte, also versuchte er das Thema zu wechseln.

"Wen wirst du denn fragen?"

Gilbert kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf und zuckte dann gleichgültig mit den Achseln.

"Elizabetha vielleicht? Ich werde sehen."

Er hatte tatsächlich vor Elizabetha zu fragen. Sie war eine gute Freundin, also sprach doch nichts dagegen und so könnte sie dann nicht mehr mit Roderich gehen.

"Aber zurück zum eigentlichen Thema, West. Wenn du gehst - und glaub mir du wirst gehen - Wen wirst du denn fragen?"

Ludwig seufzte ergeben und schüttelte den Kopf.

"Wenn ich tatsächlich ginge, Ost – und bitte achte auf den Konjunktiv - würde ich allein gehen. Aber da ich nicht vor habe zu gehen, ist diese Unterhaltung ohnehin überflüssig."

Gilbert grinste.

"Ja, sie ist überflüssig, aber nur weil du letztendlich gehen wirst, ob du willst oder nicht und wenn du es nicht tust, finde ich ein Date für dich."

Ludwig wusste, dass es kein Bluff war. Gilbert bluffte nicht.

Mist!

Aber wen sollte er denn Bitteschön auf ein Date bitten?

„Und wen soll ich deiner Meinung nach um ein Date bitten?“ Sprach er den Gedanken auch gleich laut aus, doch ihm wurde klar, dass es ein Fehler gewesen war, als er sah, das Gilbwerts Grinsen noch breiter wurde.

„Wenn du mir die Wahl überlässt, finde ich garantiert jemanden für dich.“ Versprach er und Ludwigs Fantasie machte sich auf der Stelle selbstständig und entwarf mehrere Horrorszenarien für diesen Anlass.

„lass mal, Brüderchen. Ich mache das schon selbst.“ Versicherte er und Gilbert wirkte einen kurzen Moment enttäuscht, doch dann strahlte er wieder.

„Einverstanden, aber wenn du bis zum Ende dieses Monats kein Date hast, helfe ich dir.“

Ludwig stöhnte.

„Muss das sein?“

„Oh ja!“
 

"Hallo Kiku." Grüßte Heracles lächelnd.

Kiku blickte überrascht auf und neigte leicht den Kopf, als er Heracles sah.

"Guten Morgen Heracles." Erwiderte er wie immer in formvollendeter Höflichkeit, klappte das Buch zu, das er in der Hand hielt und steckte es in seine Schultasche.

Heracles sah ihn unsicher an und biss sich auf die Unterlippe. Seit gut einer Woche hatte er Kiku nun schon auf den Winterball bitten wollen, doch jedes Mal, wenn er sich endlich dazu aufgerafft hatte, platzte Adnan dazwischen.

Dieser verdammte Vollidiot!

Inzwischen war Heracles aufgefallen, dass keiner von ihnen beiden allzu viel Zeit allein mit Kiku verbrachte. War das Kikus Absicht? Es wirkte beinahe so, denn immer wenn sich der eine mit ihm verabreden wollte lud Kiku auch den anderen ein.

Aber gerade war Adnan nicht zu sehen. Jetzt würde Heracles es durchziehen. Er konnte das. Es war doch nur eine simple Frage...

"Schönes Wetter heute, nicht?"

Ach, verdammt!

Kiku nickte.

"Ja."

Bevor Heracles noch ein weiteres Wort sagen konnte wurden sie unterbrochen.

"Hallo Kiku!" Grüßte Adnan und warf Heracles von der Seite einen bösen Blick zu.

Ach, verdammt!

Was machte dieser verdammte Vollidiot schon wieder hier?

„Guten Morgen, Adnan.“ Erwiderte Kiku mit dem selben angedeuteten Kopfnicken und der selben Höflichkeit wie kurz zuvor bei Heracles.

„Hey, Trottel,“ Begann Adnan an Heracles gewandt. „Kann ich dich kurz sprechen… Allein.“ Fügte er nach kurzem Zögern hinzu.

Heracles runzelte die Stirn nickte aber und folgte Adnan einige Schritte aus der MAenge heraus, wo es weniger laut war und – wichtiger – Kiku sie nicht hören konnte.

„Also, es geht um den Winterball.“ Adnan räusperte sich nervoes. „ich nehme an, ich liege richtig, wenn ich sage, dass du Kiku noch nicht gefragt hast ob er mit dir gehen moechte?“

Heracles runzelte die Stirn und musterte Adnan misstrauisch.

„Wer sagt, dass ich überhaupt mit Kiku gehen will?“

Adnan hob eine Augenbraue und ein mildes Lächeln umspielte seine Lippen.

„Ich kann dich vielleicht nicht leiden, aber dass heisst nicht, dass ich dich nicht kenne.

„Ach ja?“ Heracles verschränkte die Arme vor der Brust, offensichtlich ernsthaft beleidigt, bei dem Gedanken Adnan könnte irgendetwas über ihn wissen.

„Wann ist mein Geburtstag?“

Adnan gähnte.

„Das ist doch jetzt lächerlich.“

„Ach, du weißt nicht einmal meinen Geburtstag, aber willst mich kennen?“

Adnan rollte mit den Augen und seufzte.

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun, dein Geburtstag ist am 25. März und können wir jetzt bitte zum eigentlichen Thema zurückkehren?“

Heracles wirkte etwas verdutzt und nickte langsam.

„Also, ich wollte eigentlich vorschlagen, dass wir ihn beide nicht fragen. Wir könnten alle zu dritt als Freunde gehen, was meinst du, das ist nur fair.“

Heracles runzelte die Stirn.

„Wir. Zu dritt. Als Freunde…“ Einen Moment hielt er inne, als würde er über das nachdenken, was er gerade gesagt hatte, dann: „Impliziert das nicht, dass wir zwei Freunde sind?“

Adnan sah etwas überrascht aus und zuckte mit den Achseln.

„Interpretier das wie du willst, aber für’s Protokoll: Ich habe nie behautet, dass ich dein Freund bin.“

Heracles lächelte beinahe nickte zustimmend.

„Und wie kann ich sicher gehen, dass du Kiku nicht doch noch fragen wirst?“

„Das werde ich nicht. Darauf hast du mein Wort.“

Heracles rollte mit den Augen und schnaubte.

„Ja, ja, das sagen sie alle und dann sind sie schwanger.“

Adnan sah ihn entgeistert an und schien einen Moment zu brauchen um Heracles’ Worte zu verstehen.

„…schwanger?“

Heracles lachte.

„Du kannst den Mund wieder zu machen. Also fragen wir Kiku, ob wir alle zu dritt als Freunde hingehen, ja?“

Adnan klappte den Mund zu nickte, immer noch ein wenig verwirrt und folgte Heracles zurück zu Kiku.

Hatte Heracles gerade gelacht? Während einer Unterhaltung mit ihm, Adnan?
 


 

AN:Tut mir Lrid, dass es diesmal so kurz geworden ist, aber das nächste wird wieder länger. Versprochen.

Bad Halloween

AN: Das ist eine nicht überarbeitete Version. Ich erledige das, sobald ich kann, aber ich wollte unbedingt heute hochladen.
 

Bad Halloween
 

Ludwig seufzte und lies sich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen, nur um sofort wieder von der Türklingel aufgescheucht zu werden.

Es war Feliciano, der ihn mit einer stürmischen Umarmung begrüßte, die ihn beinahe von den Füßen riss.

"Ve, Ludwig, ich weiß, ich bin zu früh, aber ich wollte dir mein Kostüm zeigen."

Er drehte eine Pirouette und strahlte Ludwig erwartungsvoll an.

Dessen Mund war beim Anblick des hübschen, grünen Kleides aufgeklappt.

"Ve, was ist?" Fragte Feliciano und trat näher an Ludwig heran.

"Gefällt es dir nicht?"

Ludwig blinzelte verwirrt, klappte den Mund zu und schüttelte wie in Trance den Kopf.

"Es-" Er räusperte sich verlegen. "Es ist sehr hübsch Feliciano."

Feliciano strahlte und drückte Ludwig einen leichten Kuss auf die Wange. Dieser lief rosa an und murmelte etwas von "unangemessen", das in Gilberts lautstarkem

"FELI!" unterging.

"Gilbert!" Rief Feliciano und grüßte auch Gilbert mit einer stürmischen Umarmung.

"Du siehst toll aus." Meinte Gilbert mit einer Handbewegung zu Felicianos Kleid und mit einem Blick auf Ludwigs gerötete Wangen fügte er ein schadenfrohes "Nicht wahr, West?" Hinzu.

Felicano lachte und musterte Gilbert und Ludwig verwundert.

"Ve, wo sind eure Kostüme?"

Gilbert strahlte. "Ich wollte mich gleich umziehen, aber West weigert sich sein großartiges Kostüm an zu ziehen, das ich extra für ihn besorgt habe."

Ludwig schnaubte verächtlich und Gilbert warf ihm einen feindseligen Blick zu.

"Selbst Roddy ist verkleidet. Nur du musst uns unbedingt den Spaß verderben, West."

"Gilbert, tu gefälligst nicht so als ob ich das hier freiwillig tragen würde." Mischte sich Roderich ein, als er in einem Vampirkostüm hinter Gilbert den Flur betrat.

„Wozu ist eigentlich das hier?“ Fragte er und fuchtelte mit einem breiten schwarzen Lederhalsband in seiner Hand herum.

Gilbert rollte mit den Augen.

„Das ist ein Halsband.“ Erklärte er seufzend.

„Aber wozu ist es gut?“ Hakte Roderich nach.

Gilbert grinste.

„Du bist ein Vampir, oder? Und das heißt du wurdest mal von einem Vampir gebissen, wahrscheinlich am Hals. Deshalb brauchst du jetzt das Hals band um deine Narben zu verdecken.“ Er schien sehr stolz auf sich zu sein und war offen sichtlich überzeugt von seiner unbestechlichen Logik.

Roderich hob eine Augenbraue.

„Und woher hast du es? Ich meine, ein schwarzes Lederhalsband mit Schlaufe… Die ist schon klar, dass das aussieht wie eine Hundehalsband?“

Gilbert nickte und machte eine unbestimmte Geste in Ludwigs Richtung.

„Das hat West- Autsch!“ Er humpelte auf einem Fuß und warf Ludwig einen bösen Blick zu.

„Das habe ich von ihm zu Weihnachten bekommen.“ Erklärte Ludwig mit vor der Brust verschraenkten Armen und einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. „Mein Bruder hielt es offensichtlich für ein lustiges Geschenk.“

Gilbert schnaubte, sagte jedoch nichts, sondern hielt noch immer seinen schmerzenden Fuß. Roderich runzelte skeptisch die Stirn und drückte Ludwig das Halsband in die Hand.

„Ich werde es jedenfalls nicht tragen.“ Stellte er fest und wandte sich dann Feliciano zu.

„Also, Feliciano, willst du mir beim Vorbereiten helfen, während die Beiden sich noch umziehen? Francis und Antonio müssten auch bald kommen.“

Feliciano nickte und folgte Roderich in Richtung Küche.

Gilbert und Ludwig sahen ihnen kurz hinterher, dann wandten sie sich einander zu.

„Sag, West, hast du inzwischen eigentlich ein Date für den Winterball?“

Ludwig räusperte sich nervös und nickte.

„Ja.“

Es war eine Lüge, das war offen sichtlich.

Es war nicht so, dass er zu schüchtern wäre irgendjemanden zu fragen, ihm fiel nur kein Mädchen ein, mit dem er gehen wollte. Deshalb hatte er auch keine Antwort auf Gilberts neugieriges “Ach ja, und wen?“

Als Ludwig seinem Blick auswich und seine Wangen sich röteten leuchteten Gilberts Augen und er nickte nachdenklich.

„Wenn du bis heute um Mittenacht kein Date hast, kümmere ich mich darum, das weißt du?“

Ludwig seufzte ergeben. Wie könnte er das vergessen?

„Ich möchte nur fürs Protokoll festhalten, dass ich das für eine sehr schlechte Idee halte, Ost.“

Gilbert lachte und klopfte Ludwig freundschaftlich auf den Rücken.

„Das wird schon West. Das wird schon.“
 

Matthew hatte lange darüber nachgedacht als was er sich verkleiden sollte und sich schließlich für das Sensenmannkostüm entschieden, dass er jedes Jahr trug.

Auch wenn Francis darauf hingewiesen hatte, dass man in einem langen schwarzen Umhang und einer Kapuze, die einem bis über das Gesicht geht keine Mädchen (oder Kerle) aufreißen kann; Matthew mochte das Kostüm. Es gab ihm eine angenehme Sicherheit, weshalb es auch dieses Jahr hatte tragen wollen.

Leider hatte er die Rechnung ohne Francis gemacht, der ihm kurzerhand Sense und Umhang geklaut und ihm stattdessen ein Krankenschwesternkostüm gegeben hatte. Ja, Krankenschwester.

Nun hätte Matthew einfach etwas anderes anziehen können, oder gar nicht erst hingehen, aber er wusste, dass es Gilbert nicht gefallen würde wenn er nicht käme, und Francis wäre vermutlich zutiefst beleidigt, wenn er in einem anderen Kostüm auftauchen würde. Zumal er gar kein anderes Kostüm besaß.

So kam es nun, dass Matthew vor dem großen Badezimmerspiegel stand und nervös an seiner Schürze zupfte.

Wie zur Hölle kam Francis auf solche Ideen?

Oder eine noch bessere Frage:

Wieso zur Hölle trug er das hier?

Die Antwort war einfach, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte.

Francis hatte behauptet er sähe darin heiß aus. Genau exakt diese Wortwahl: heiß. Selbst bei dem Gedanken daran kroch Matthew die Röte ins Gesicht.

Nie, in seinem gesamten bisherigen Leben hatte ihn jemand als heiß bezeichnet.

Es war ja schon eine Seltenheit wenn er überhaupt wahrgenommen wurde, aber ein Kompliment, ein richtiges Kompliment, hatte er noch nie erhalten.

Es war schon erstaunlich, dass Alfred mit so etwas keine Probleme zu haben schien. Matthew hatte schon mehrmals mitbekommen, wie Alfred von Mädchen angesprochen wurde, aber er selbst nie, obwohl Alfred und er nahezu identisch waren, was das Äußerliche betraf.

In diesem Moment klingelte es an der Tür und ein gelangweiltes „Matty, machst du auf?“ Drang aus Alfreds Zimmer.

Seufzend strich Matthew sich noch einmal über die Schürze und ging zur Tür, wo ihn Francis erwartete, zusammen mit einem Mädchen namens Chelsea, das Matthew nur flüchtig kennen gelernt hatte.

„Gehen wir?“ Fragte Francis, der gute Laune auszustrahlen schien, wie Uran 235 und dessen Lächeln beim Anblick von Matthews Kostüm sogar noch ein bisschen breiter geworden war.

Matthew nickte und griff hastig nach seinem Mantel, reif noch ein schnelles „Bye Alfred“, das vermutlich überhört wurde, stolperte aus der Haustuer und wurde gerade noch so von Francis aufgefangen.

Auf dem Weg zu Gilbert schwieg Matthew und beobachtete die Unterhaltung zwischen Francis und Chelsea aufmerksam.

Das Maedchen war hübsch, das musste Matthew zugeben, doch das war wohl kaum ein Grund für Francis am laufenden Band mit ihr zu flirten, oder?

Offensichtlich doch, oder zumindest kam es Matthew so vor.

Auch wenn Chelsea nicht im mindesten interessiert schien und Francis immer wieder beleidigte und genervt von sich weg schob, wenn er ihr zu nahe kam, hörte dieser nicht auf ihr Komplimente zu machen, den Arm um ihre Schulter zu schlingen oder mit ihren Haaren zu spielen.

Matthew versuchte sich davon nicht die Laune verderben zu lassen, doch es fiel ihm schwer.
 


 

Toris hatte sich mit den Händen in den Hosentaschen an eine Wand gelehnt und beobachtete die anderen Gäste beim feiern.

Gilbert und Ludwig hatten wirklich Glück, dass ihre Eltern fast nie zu Hause waren und ihren Söhnen dieses riesige Haus überließen, obwohl Herr und Frau Beilschmidt vermutlich einen Herzinfarkt bekommen würden, wenn sie ihr Wohnzimmer in diesem Zustand sähen.

Trotzdem war Toris langweilig. Alle hatten Spaß, einige mit Alkohol, andere ohne. Die Musik war nicht schlecht, aber mit tanzen konnte er nichts anfangen.

Feliks, in seinem Feenkostüm schien sich sehr wohl zu fühlen und war nicht annähernd so fehl am Platz, wie Toris erwartet hatte.

Zwar gab es verschiedenste Piraten, Vampire, Hexen und sogar einen Ninja, aber dafür auch einen Jungen in einem Kleid, eine männliche Krankenschwester, eine Katze, einen Hund und einen Engel in einer Toga.

Eine Fee war da wirklich nicht das Außergewöhnlichste, auch wenn Toris den Rock eindeutig zu kurz fand.

Er beobachtete mäßig interessiert wie mehrere Paare die verschiedenen Ecken des Raumes für ihre ähm… Aktivitäten nutzten und er war sich sicher, dass zumindest einige von ihnen es am nächsten Tag bereuen würden.

Feliks war ein Plappermaul und soweit Toris informiert würden zumindest Francis und Chelsea, die sich in diesem Moment das Sofa teilten, ihre kleine Beschäftigung am nächsten Morgen bereuen.

Toris seufzte und nahm einen Schluck von seinem Orangensaft.

In diesem Moment kam ein strahlender Feliks auf ihn zu und griff nach seiner Hand.

„Komm, lass uns tanzen!“

Toris lächelte schwach und schüttelte den Kopf.

„Doch!“ beharrte Feliks und zog ein wenig an seinem Arm. Wieder schüttelte Feliks den Kopf.

„Lass gut sein Feliks, ich kann nicht tanzen.“

Feliks lachte.

„Wie du meinst, aber wenn du es dir anders überlegst, stehe ich immer zu deiner Verfügung.“

Toris nickte und beobachtete, wie Feliks sich wieder von ihm entfernte und zwischen den Menschen verschwand, dann löste er sich von der Wand und ging in Richtung Küche. Vielleicht wäre es dort ruhiger.

Er wurde enttäuscht, auf dem Küchenfußboden saßen einige Leicht angetrunkene Jungen und ein gut gelauntes Mädchen und spielten Flaschendrehen.

Einer von ihnen forderte Toris auf mit zu spielen, doch er lehnte dankend ab und wandte sich sofort wieder zum gehen.

Da würde er doch lieber mit Feliks tanzen.
 

Ludwig wusste nicht mehr wessen Idee das mit dem Flaschendrehen gewesen war vermutlich Elizabetas, aber es spielte keine Rolle.

Schon seit einer guten halben Stunde saßen er und einige andere auf dem Fußboden in der Küche und dachten sich lächerliche Pflichtübungen und niveaulose und persönliche Fragen aus, während der Alkoholspiegel mit fortschreitender Zeit anstieg.

Bisher war er mehr oder weniger verschont geblieben, vermutlich der einzige Grund, weshalb er überhaupt noch mit spielte und natürlich die Tatsache, dass er auf Feliciano aufpassen musste, der großen Gefallen an dem Spiel zu haben schien und dem es auch nichts ausmachte Dinge zu erzählen, wie zum Beispiel die Tatsache, dass sein erster Kuss im Kindergarten mit einem Jungen gewesen war, an dessen Namen er sich nicht erinnerte.

Elizabeta löste sich aus ihrem Kuss mit Roderich, den Gilbert missbilligend beobachtet hatte und griff nach der Flasche um sie zu drehen.

Als sie schließlich bei Alfred hielt atmete Ludwig erleichtert auf. Er hatte echt nicht das Bedürfnis mit einem der Anwesenden herum zu knutschen und das war, worauf es bei Elizabeta in den letzten Runden hinaus gelaufen war.

„Ein Held nimmt immer Pflicht.“ Erklärte Alfred stolz, noch bevor Elizabeta fragen konnte

Sie nickte nachdenklich.

„Dann musst du jemanden küssen und zwar…“ Sie zögerte und warf einen Blick in die Runde.

„Ihn.“ Sagte sie schließlich und deutete auf den Jungen, der neben Alfred sass und dessen Namen Ludwig nicht kannte, doch er sah Alfred erstaunlich ähnlich.

Alfred zuckte mit den Schultern und gab Matthew einen schnellen Kuss auf die Wange, was Elizabeta etwas zu enttäuschen schien, doch es stimmte, dass sie nicht gesagt hatte, wie er ihn küssen sollte.

Wieder drehte sich die Flasche und wieder wurde Ludwig von ihr verschont. Stattdessen traf es nun Heracles, der erst einmal mit einem sanften Stoss in die Hüfte von Adnan geweckt werden musste.

„Wahrheit.“ Nuschelte er noch halb verschlafen und Alfred gähnte gelangweilt.

„Keine Ahnung… Wie oft hattest du schon Sex?“

Adnan schnaubte, offensichtlich nicht überzeugt, dass Heracles überhaupt schon einmal mit jemandem geschlafen hatte, doch er wurde überrascht, als Heracles die Stirn runzelte und dann ein wenig gleichgueltig mit den Achseln zuckte.

„Keien Ahnung, wer zaehlt da schon mit?“ Antwortete er schließlich und bekam nicht nur von Kiku einen unglaeubigen Blcik zu geworfen, doch er schien das gar nicht zu bemerken, sondern griff nach der Flasche um sie zu drehen.

Als sie zum stehen kam zeigte ihr Hals auf Adnan, der wusste, dass Heracles es voll ausnutzen würde, sollte er sich für Pflicht entscheiden.

„Wahrheit.“ Beschloss er also.

Heracles legte den Kopf schraeg und schien nach zu denken, schliesslich sagte er: „Hasst du mich?“

Adnan war gelinde gesagt überrascht. Er hatte eine Frage erwartet, die ihn vor allen anderen blamieren würde, nicht das.

Einen Moment zögerte er. Hasste er Heracles?

„Nein.“

Heracles zeigte sich nur milde überrascht und war schon wieder eingeschlafen, bevor die Flasche wieder zum stehen kam.

„Arthur, Wahrheit oder Pflicht.“

Arthur gähnte gelangweilt und zuckte mit den Schultern.

„Wahrheit.“

„Gut, dann…“ Nachdenklich warf er einen Blick in die Runde. „Du hast, Francis, Gilbert und Alfred. Wen heiratest du, mit wem gehst du ins Bett und wen stößt du von einer Klippe?“

„Kann ich für alles drei Francis nehmen?“ Fragte Arthur.

Alle lachten und Arthurs entsetzten Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er das nicht laut sagen wollen.

Wütend schnaubte er und warf einen bedrohlichen Blick in die Runde.

„Ich heirate Gilbert, geh mit Alfred ins Bett und schmeiße Francis von der Klippe, vielen dank.“

Elizabeta lachte.

„Du musst die Wahrheit sagen Arthur.“ Ermahnte sie, doch Arthur ignorierte sie und hatte die Flasche schon in Bewegung versetzt.
 

Es war ein lustiger Abend gewesen, das musste Tino zugeben, auch wenn er anfangs gar nicht hatte hingehen wollen.

Die Musik war gut gewesen, er hatte getanzt und sich mit einigen Leuten unterhalten. Es hatte wirklich Spaß gemacht, auch wenn er persönlich froh war nicht für das Aufräumen am nächsten Tag zuständig zu sein.

Ursprünglich hatte er das Angebot von Ludwig wahrnehmen und mit einem Schlafsack auf dem Fußboden übernachten wollen, doch Berwald, der den ganzen Abend lang nicht von seiner Seite gewichen war, hatte darauf bestanden ihn nach Hause zu bringen.

Nun gingen sie, wie so oft, Hand in Hand und schweigsam die Strasse entlang, die nur von wenigen Lampen erleuchtet war. Beinahe fand Tino es gruselig, immerhin war es die Nacht der Geister und Gespenster.

Er drückte Berwalds Hand etwas fester und trat etwas näher an ihn heran.

Das war echt zu albern. Aber eine gute Ausrede. schoss es ihm durch den Kopf, doch er verdrängte den Gedanken wieder.

Unter einer Straßenlaterne blieb Berwald plötzlich stehen und tastete seine Hosentaschen ab.

„Was ist?“ Fragte Tino verwirrt.

„Ich habe meine Jacke bei Gilbert und Ludwig vergessen und da war mein Schlüssel drin.“ Erklärte er zerknirscht.

Tino lächelte und tätschelte ihm beruhigend den Arm.

„Das macht doch nichts. Du übernachtest bei mir und morgen holen wir deine Jacke.“

Berwald lächelte kaum merklich und nickte.

„Danke, Tino.“ Murmelte er etwas verschämt und griff wieder nach Tinos Hand um den Weg fort zu setzen und Tino schmiegte sich wieder an Berwalds Seite.

„Weißt du.“ Murmelte er nach einer Weile in der er mehrmals stolperte, weil er aufgrund seiner Müdigkeit kaum noch auf seine Füße achtete. „Ach vergiss es.“

Berwald sah ihn fragend an, doch Tino sagte nichts mehr, bis sie vor seiner Haustuer standen und er seinen Schlüssel aus der Tasche zog.

„Du musst jetzt möglichst leise sein. Ich will meine Eltern nicht aufwecken.“ Erklärte er, dann öffnete er die Tür auf und schlich auf Zehenspitzen hinein.

„Wir haben kein Gästezimmer, also wirst du bei mir schlafen müssen.“ Flüsterte er.

Berwald nickte und folgte ihm durch die Wohnung.

Als sie endlich in Tinos Bett lagen, dass sich eigentlich nicht für zwei Menschen eignete fiel es Tino plötzlich schwer ein zu schlafen.

Verträumt beobachte er Berwalds Gesicht, das nur wenige Zentimeter von seinem eigenen entfernt war.

Die Wimpern warfen lange schatten auf seine Wangen, das Mondlicht ließ ihn ungewöhnlich blass wirken.

Er sah so entspannt aus. Die Augen geschlossen, den Mund kaum merklich geöffnet.

Plötzlich fragte sich Tino wie es wäre Berwald zu küssen.

Es war ein merkwürdiger Gedanke, er wusste nicht einmal wie er darauf kam, aber sobald er dort war fiel es Tino schwer davon ab zu lassen.

Berwalds Lippen waren schmal und rau, ganz anders als die eines Mädchens.

Wie es wohl wäre?

Langsam näherte er sein Gesicht Berwalds. Nur einen Kuss, das war alles, was er wollte.

Nur einen Kuss.

Als ihm klar wurde was er dort tat hielt er inne, seine Lippen nur noch Zentimeter vom Berwalds entfernt.

Er war kurz davor seinen besten Freund zu küssen.

Das war eine schlechte Idee. Eine verdammt schlechte Idee.

Sollte er es trotzdem tun?

Plötzlich schlug Berwald die Augen auf.

Strahlend blau traf violett und Tino fiel es schwer zu rational denken, also folgte er seinem ersten Impuls und küsste Berwald. Nur ganz kurz nicht mal eine Sekunde, bevor er sich zurückzog.

„Gute Nacht.“ Flüsterte er und schloss die Augen.

Verdammt! Wie war das mit eine schlechte Idee?

„Gute Nacht.“ Murmelte Berwald, seine Stimme klang wie immer, doch Tino traute sich nicht die Augen zu öffnen um seine Reaktion zu sehen.

Jetzt konnte er garantiert nicht schnell einschlafen.
 

AN.: Falls es irgendwen interessiert

Die Katze ist Heracles

Der Hund ist Adnan

Und der Engel mit Toga Arthur, aber das war ja doch irgendwie offensichtlich.

Ein Date für Ludwig?!

Ein Date für Ludwig?!
 

Antonio stand in der Küche der Familie Vargas und schnitt Tomaten in kleine Stücke, während er gut gelaunt auf Lovino einredete, der gerade das Hackfleisch in einer Pfanne anbriet und so tat als würde Antonio nicht existieren, auch wenn das kleine Lächeln, dass sich hin und wieder auf seine Lippen schlich, ihn verriet.

"Die Tomaten sind fertig. Was soll ich jetzt tun?"

Lovino griff nach dem Brettchen mit den Tomaten und gab sie in die Pfanne.

"Du kannst schon Mal den Tisch decken." Wies er an, doch statt der Anweisung folge zu leisten schlang Antonio von hinten seine Arme um Lovino und lehnte sein Kinn auf Lovinos Schulter.

"Was soll das?" Fauchte Lovino, wehrte sich jedoch nicht.

Antonio überging die Frage geflissentlich. "Die Schürze steht dir." Sagte er stattdessen leise lachend, nur um einen schmerzhaft spitzen Ellenbogen in die Rippen gerammt zubekommen.

"Au!" Keuchte Antonio und rieb sich die Seite, doch seine Lippen hatten sich sofort wieder zu einem schiefen Grinsen verzogen.

"Geschieht dir Recht. Lass so etwas gefälligst bleiben!" Erklärte sich Lovino bestimmt.

"Wieso habe ich mich eigentlich hier drauf eingelassen?" Murmelte er als er sich wieder der Tomatensoße zuwandte.

"Du hast es überhaupt erst vorgeschlagen." Erinnerte Antonio ihn und strich ihm sanft über die Haare, doch Lovino schüttelte die Hand schnaubend ab und warf Antonio einen bösen Blick zu.

"Nur weil du dich über die Spagetti in der Schulmensa beschwert hast und eine Beleidigung gegen Spagetti nehme ich persönlich."

Antonio zuckte mit den Schultern und lachte.

"Schulessen ist ja auch eine Beleidigung für jedes Nahrungsmittel dieser Welt und für meine Geschmacksnerven so wie so. Du willst mir doch nicht erzählen, dass es dir schmeckt."

Lovino antwortete nicht, sondern gab einige Gewürze in die Soße.

"Deck einfach den Tisch!" Sagte er schließlich.

Antonio tat wie geheißen, wobei er fröhlich pfeifend mit dem Besteck klapperte und Lovino im vorbeigehen ein weiteres Mal über die Haare strich.

Als er sich fünf Minuten später an den Tisch setzen wollte zögerte Lovino runzelte die Stirn und warf Antonio einen irritierten Blick zu.

"Wieso gibt es nur einen Teller?"

Antonio zuckte mit den Achseln, strahlte und bedeutete Lovino mit einer Geste sich zu setzen, doch dieser rührte sich nicht.

"Antonio, was soll das?"

"Oh komm schon, Lovi, hast du nie diesen Film mit den beiden Hunden gesehen?"

Lovino runzelte verwirrt die Stirn und lies sich nun doch auf dem Stuhl gegenüber von Antonio nieder.

"Welchen-? Oh." er wurde rot und schnaubte. "Doch, den kenne ich und ich werde jetzt einen weiteren Teller hohlen und weißt du auch wieso? Weil wir keine verliebten Hunde aus einem Disney-Film sind. Wir sind noch nicht einmal zusammen, auch wenn du der Meinung bist, das jedem der Fragt – und jedem der nicht Fragt, wenn wir schon mal dabei sind - erzählen zu müssen."

Er hatte sich beim Sprechen halb erhoben, wurde jedoch von Antonio zurück gehalten, der ihn am Arm gepackt hielt und sich weigerte los zu lassen, doch bei diesen letzten Worten hatte sich der Griff etwas gelockert und Antonios immer währendes Strahlen war verschwunden.

Verflucht!

Lovino wusste, dass er das nicht hätte sagen sollen, doch nun war es zu spät noch irgendetwas zurück zu nehmen und außerdem war es doch Antonios eigene Schuld, was musste er auch mit Ideen ankommen, die er aus albernen Disney-Filmen kopiert hatte? Das war einfach nur peinlich, selbst wenn sie nur zu zweit waren.

Lovino seufzte.

Er wusste, wie er das eben gesagte wieder gut machen könnte, doch er hatte nicht vor mit Antonio von einem Teller zu essen. Erst Recht keine Spagetti.

Er biss sich auf die Unterlippe und beobachtete Antonio, der seinerseits ihn ansah mit einer Mischung aus Enttäuschung und halb verborgener, hoffnungsvoller Erwartung.

Wieso denn eigentlich nicht?

Lovino setzte sich wieder und griff mit einem finsteren Blick in Antonios Richtung nach seiner Gabel und begann zu essen.
 

"Hey Leute!" grüßte Gilbert freudestrahlend seine Freunde, als er am Montag den Schulhof betrat.

"Wir haben einen Auftrag."

Francis hob die Augenbrauen, Matthew sah ihn verwirrt an und Antonio machte sich kaum die Mühe von seinen Mathehausaufgaben auf zu sehen. Gilbert rollte genervt mit den Augen.

"Wir haben jemanden, dem wir ein Date verschaffen dürfen." Erklärte er, woraufhin sich Francis’ Gesichtsausdruck aufhellte, Matthew nur noch verwirrter wirkte und Antonio endlich den Blick hob.

"Ich dachte, dass wäre nur ein Witz gewesen. Du weist schon, wir wollten Arthur aufziehen und außerdem eine Ausrede haben nach Schulschluss in der Schule zu sein." Wandte er ein.

Gilbert überging das mit einem lässigen abwinken. Francis ignorierte ihn vollkommen, er war Feuer und Flamme.

"Wen?"

Gilbert deutete breit grinsend auf Ludwig und Kiku, die gerade stürmisch von Feliciano begrüßt wurden. "Mein Brüderchen."

"Nein!" Entfuhr es Antonio ungläubig.

"Doch." Erwiderte Gilbert noch immer ungetrübt guter Laune.

"Das lässt er doch nie und nimmer freiwillig zu."

Gilbert zuckte gleichgültig mit den Achseln.

"Definiere ‚freiwillig’!"

Matthew lachte nervös, Antonio hob die Augenbrauen sagte jedoch nichts mehr, Francis schien die Frage nach Freiwilligkeit herzlich wenig zu kümmern.

"Also, Gil, erst einmal das Grundsätzliche klären. Was mag dein Bruder?" Er warf einen Blick über den Schulhof.

"Eine selbstbewusste junge Frau, die weiß, was sie will?" Er deutete auf Natalia, die gerade ihren Bruder von hinten umarmte, der überrascht aufschrie und sofort versuchte sich von ihr zu lösen.

"Naja, vielleicht eher nicht. Das schüchterne Mauerblümchen, dass die Beschützerinstinkte weckt?" Er nickte in Lilys Richtung, die allein auf einer Bank saß und gerade ihre Schleife neu Band, doch als er Vash erblickte, der gerade auf sie zuging, schüttelte er seufzend den Kopf.

"Auch nicht. Dann eher eine unabhängige, willenstarke-"

"Hey, ich wollte mit Lizzy zum Winterball gehen!" Unterbrach Gilbert, noch ehe Francis den Satz beendet hatte.

"Ist ja gut." Sein Blick wanderte wieder über den Schulhof. Schließlich lächelte er hinterlistig.

"Oder gehen wir hier von falschen Annahmen aus? Denn wenn ich das da sehe, wirkt es fast so."

Gilbert folgte seinem Blick und sah Feliciano der sich auf Ludwigs Schoß niedergelassen und die Arme um Ludwigs Hals geschlungen hatte, was diesen rot werden ließ und ihnen einige skeptische Seitenblicke umstehender Schüler und ein hintergründiges Lächeln von Kiku einbrachte.

Gilbert runzelte die Stirn und schüttelte nachdenklich den Kopf.

"Nein, das hätte er mir gesagt. Er stand noch nie auf Jungen... Auch wenn er zugegebenermaßen seit dem Kindergarten an keinem Menschen mehr wirklich interessiert war." Er zuckte mit den Achseln.

Antonio warf einen Blick auf die beiden Jungen und lächelte.

Feliciano versuchte gerade ungeschickt sich von Ludwig zu lösen, um Elizabeta zu Begrüßen.

"Ich finde es niedlich, aber das ist einfach Felicianos Art." Erklärte er schulterzuckend.

"Ich wünschte nur Lovi wäre auch manchmal so." Er seufzte und ein träumerischer Ausdruck trat auf sein Gesicht, den seine Freunde bewusst übergingen.

"Matthieu, Qu'est-c'est que tu penses?"

Matthew biss sich auf die Unterlippe und blickte in Francis erwartungsvoll strahlendes Gesicht.

"Ich glaube, man sollte sich nicht in die Angelegenheiten anderer einmischen." Erklärte er leise.

Gilbert lachte, Francis wirkte einen kurzen Moment enttäuscht, doch dann fing er sich wieder.

"Tu erres, Matthieu. Du irrst dich. Wir machen zwei Menschen damit glücklich und tun der Welt einen Gefallen, indem wir sich mit mehr Liebe füllen."

Aus dem Nichts ließ er plötzlich eine Rose erscheinen und reichte sie Matthew, der rot wurde schüchtern Lächelte und gleichzeitig das Gefühl hatte er könnte von Boden abheben und sich wünschte er könnte sein Gesicht irgendwo verstecken.

Gilbert und Antonio hielten sich währenddessen die Bäuche vor Lachen und auch der feindselige Blick, den Francis in ihre Richtung warf, konnte daran nichts ändern.

"Diese beiden dort," sagte Francis in scharfem Ton "Sind nur zu ignorant um das zu begreifen. Deswegen haben sie auch kein Glück mit Beziehungen."

"HEY!" Entrüsteten sich Gilbert und Antonio gleichzeitig, doch Francis schlang einen Arm um Matthews Schulter und zog ihn von den anderen Weg, ohne sie noch eines Blickes zu würdigen.
 

"Dieser Kaffee schmeckt wie Schlamm. Ich frage mich jeden Tag auf’s neue wie du dieses Zeug trinken kannst. Ungesund ist es auch. Ich sage dir, das in Kombination mit den Hamburgern, die du jeden Tag in dich hineinstopfst, sorgt für einen frühen Tod." Erklärte Arthur düster und überging dabei die Tatsache, dass er selbst inzwischen täglich Kaffee trank.

Das lag nur Alfreds schlechtem Einfluss.

"Weißt du überhaupt, was du deinem Körper damit antust?" Fuhr er fort, als er keine Reaktion erhielt.

Alfred grinste und winkte lässig ab.

"Du hast es mir schon mal erklärt, aber ich habe nicht so genau zugehört. Ich glaube Doughnuts gehörten auch noch auf die Liste von Nahrungsmitteln, die sich dem Teufel verschrieben haben?"

Arthur schnaubte ungehalten.

Seit der Halloweenparty vor vier Tagen war seine Laune noch schlechter als sonst und da Alfred die einzige Person war, die es trotzdem mit ihm aushielt, hatte dieser darunter zu leiden.

"Was ist eigentlich los mit dir, alter Mann? Du bist noch mieser drauf als sonst"

Arthur warf ihm einen vernichtenden Blick zu und sah dann demonstrativ in eine andere Richtung.

"Nichts ist mit mir los. Ich bin nicht mies drauf. Ich weise dich lediglich darauf hin, dass du deinem Körper – und wenn wir schon dabei sind auch deiner Umwelt, denn allein wenn ich das Zeug, das du als Essen bezeichnest sehe, wird mir schon schlecht – einen Gefallen tun solltest. Außerdem bin ich kein alter Mann, danke sehr."

Sein Blick fiel auf Francis, Chelsea und Alfreds Bruder – Wie hieß er doch gleich? – und seine Miene verdüsterte sich.

"Ja sicher, Artie, du bist ein absoluter Sonnenschein." Erwiderte Alfred und seine Stimme troff vor Sarkasmus.

Arthur antwortete nichts. Seit Halloween hatte er weder mit Francis noch mit Chelsea geredet, deshalb wusste er nicht, was genau zwischen den beiden lief. Sicher, es war nicht ungewöhnlich, dass Francis mit einem Mädchen (oder auch Jungen) flirtete und sogar mehr als das, aber Arthur konnte nicht umhin sich zu fragen, ob Chelsea vielleicht mehr war als nur eine kleine Ablenkung.

Zumindest kannte er Chelsea gut genug, um zu wissen, dass sie nicht irgendeinen Jungen küssen würde, nur weil sie Langeweile hatte und ein wenig angetrunken war, aber trotzdem schien sie Francis gegenüber genau so abweisend wie immer.

Francis oder Chelsea direkt zu fragen stand nicht zur Debatte und den Umweg über Gilbert zu nehmen konnte Arthur nicht riskieren, denn der würde gleich wieder zu viel in die Sache reininterpretieren.

Er wandte den Blick wieder Alfred zu und räusperte sich unsicher.

"Alfred."

"Hm?" Alfred blickte uninteressiert von seinem Schokoladen-Doughnut auf.

"Dein Bruder hat doch in letzter Zeit fiel mit Francis zu tun, oder?"

Alfreds ’Ja’ war durch den halber Doughnut, der zwischen seinen Zähnen klebte kaum verständlich.

"Sprich nicht mit vollem Mund! Dann weißt du doch bestimmt was zwischen Francis und Chelsea läuft, oder?"

Alfred zuckte gleichgültig mit den Achseln und es dauerte einige Sekunden, bis er heruntergeschluckt hatte.

"Keine Ahnung, aber ich kann Mattie Mal fragen, wenn dich das so interessiert."

"Tut es nicht." Beeilte sich Arthur zu sagen, doch er bereute es sofort, denn nun würde Alfred die Sache vermutlich nicht weiterverfolgen.

"Aber du könntest ihn ja trotzdem Fragen."

Alfreds Antwort blieb durch die zweite Hälfte seines Schokoladen-Doughnuts unverständlich, doch er sprang von dem kleinen Mäuerchen, auf dem sie inzwischen fast immer saßen, bedeutete Arthur mit einer Handbewegung zu warten und lief rasch auf die kleine Gruppe zu.

Arthur seufzte genervt. Doch nicht sofort!

Trotzdem lehnte er sich ein wenig vor und versuchte die Unterhaltung möglichst unauffällig zu beobachten.
 

"Mattie! Hey! Mattie" Hörte Matthew die aufgeregte Stimme seines Bruders schon von weitem und wandte sich in seine Richtung.

"Was ist, Alfred?" Fragte er lächelnd.

Auch Francis wandte sich um.

"Ah, Est-il ton frère?"

Matthew nickte und auch Chelsea warf einen neugierigen Blick auf Alfred, der gerade mit einem breiten Grinsen auf seinem Gesicht vor ihnen zum stehen kam.

Wie immer ignorierte Alfred die Regeln des Allgemeinen Anstands und kam direkt zum Punkt.

"Was läuft zwischen Francis und Chelsea?" Fragte er beinahe gelangweilt an Matthew gewandt und völlig die Tatsache ignorierend, dass beide betroffenen Personen direkt daneben standen und ihn sehr wohl hören konnten.

Francis runzelte die Stirn und Chelsea warf Alfred einen irritierten Blick zu.

Matthew zuckte nur mit den Achseln. "Ich weiß es nicht, frag die beiden doch."

Alfred nickte und wandte den Blick erwartungsvoll an Francis und Chelsea und auch Matthews Neugier schien geweckt, als er den Blick auf die beiden anderen richtete.

"Nichts!" Erwiderte Chelsea rasch, doch ein leichtes Rosa hatte sich auf ihre Wangen gelegt.

"Ah, ma cherie, nicht so schüchtern." Sagte Francis und zwinkerte ihr zu "An Halloween war es jedenfalls nicht ‚nichts’."

Chelseas Gesicht wurde noch etwas dunkler.

"Wieso interessiert dich das überhaupt?" Fragte sie und schob Francis ein Stück von sich weg.

"Tut es nicht." Erwiderte Alfred achselzuckend "Bis später Mattie." und mit diesen Worten wandte er sich zum gehen ohne eine weitere Erklärung ab zu geben.

Chelsea zuckte mit den Achseln und wandte ihm den Rücken zu, doch Francis blickte ihm hinterher und sah, wie Alfred an Arthurs Seite hastete und einige Worte mit ihm wechselte, woraufhin Arthur nachdenklich die Stirn runzelte und einen Blick in Francis Richtung warf, die Augen jedoch sofort wieder abwandte, als er bemerkte, dass Francis ihn beobachtete.

Das war nicht gut. Oder war es das?

Das hieß, dass Arthur derjenige war, der es hatte wissen wollen, oder nicht?

Und was bedeutete das?

Diese Fragen ließen ihn nicht mehr los und während er versuchte Arthur zu verstehen gab Chelsea sich größte Mühe aus Francis schlau zu werden.

Sicher, sie mochte Francis. An Halloween hatte sie einiges getrunken, trotzdem würde sie keinen Jungen küssen, der ihr nichts bedeutete.

Sie hatte sich damit abgefunden, das es für Francis nur ein Spiel war, dass sie nur eine weitere in einer langen Reihe war, dass es Nichts gewesen war.

Oder zumindest nichts Besonderes.

Doch inzwischen viel es ihr immer schwerer Francis übliches flirten einfach als das abzutun, das es war: ein Spiel.

Was hatte das gerade zu bedeuten. Wollte Francis sie aufziehen oder meinte er es ernst?

Sie wusste, dass es dumm wäre sich Hoffnungen zu machen.

Sie wusste es, und doch…

Das war alles Francis’ Schuld, verdammt! Wieso konnte dieser Junge keine eindeutigen Signale senden. Oder eher, wieso konnte dieser Junge seine eindeutigen Signale nicht auf eine Person beschränken?

Sie seufzte schwer und wand sich aus Francis’ Arm, der sie gerade an der Hüfte näher zu sich heran ziehen wollte.

Normalerweise genoss sie seine Aufmerksamkeit, doch das wurde ihr zu viel. Sie wusste selbst nicht mehr, was sie davon halten und wie sie damit umgehen sollte.

"Ich gehe zu Lizzy und Manon." Sagte sie nur und verschwand.

Sie brauchte dringend etwas mehr weibliche Gesellschaft.

Francis blickte ihr nur kurz hinterher und wandte seine Aufmerksamkeit dann Matthew zu.

Er brauchte dringend eine Ablenkung. Es konnte doch nicht gesund sein immer nur an Arthur zu denken.
 

"Antonio! Warte kurz!"

Antonio wandte sich um und sah Manon sich einen Weg durch die Schülermassen auf ihn zu bahnen.

"Oh, Manon." Grüsste er lächelnd "Alles in Ordnung?"

"Ja sicher." Strahlte sie und blieb vor ihm stehen. "Ich wollte dich nur etwas fragen."

"Und was?"

Sie lächelte noch immer, doch senkte den Blick, als sei es ihr unangenehm.

"Ich habe gehört" Sie räusperte sich nervös. "Ich habe gehört, dass ihr Gilberts Bruder verkuppeln wollt?"

Antonio nickte. "Ich weiss zwar nicht woher du das hast, aber wir suchen ihm eine Verabredung für den Winterball, falls du das meinst?"

"Ja. Elizabeta hat im Club davon gesprochen und jetzt wollen wir – also unser Club – wir haben uns gefragt; also wir würden gerne; Habt ihr schon eine Idee wen?"

Antonio runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. "Wir haben schon darüber gesprochen, aber eine ernsthafte Idee haben wir nicht… Ich weiß auch nicht, ob wir das ernsthaft durchziehen, Francis wird das schon wollen, aber," Er zuckte mit den Achseln und Lächelte wieder.

"Es ist eigentlich nur ein Spaß gewesen."

Manon wirkte einen Moment lang etwas enttäuscht, nickte aber und lächelte gleich darauf wieder das offenes, herzliches Lächeln, das Antonio an ihr schon immer am meisten gemocht hatte und er konnte nicht anders, als es zu erwidern.

"Nun, wir hätten einen Vorschlag und wenn ihr ihn annehmt, dann würden wir euch gern helfen." Erklärte sie.

"Wer ist es?" Fragte Antonio, seine Neugierde war geweckt.

Vielleicht war es doch eine gute Idee? Immerhin halfen sie im Idealfall zwei Menschen ihr Glück zu finden. Außerdem konnte das doch wirklich lustig werden.

Manon zögerte biss sich auf die Unterlippe und sagte etwas leiser, als es sonst ihre Art war: "Feliciano."

Antonio wirkte kurz überrascht, dann strahlte er.

"Sicher! Francis hatte ihn auch schon vorgeschlagen. Ihr habt Recht, Feli ist wirklich niedlich und immer so fröhlich. Das wäre toll. Außerdem könnte Ludwig dann auf ihn aufpassen und mein Lovi muss sich nicht mehr so viele Sorgen um ihn machen."

Manon nickte eifrig. "Und er ist so wie so die ganze Zeit mit Ludwig zusammen und man könnte fast meinen sie seinen schon zusammen von ihrem Verhalten her. Außerdem wären sie ein tolles Paar."

"Ich werde die anderen beiden Fragen, ob sie einverstanden sind."

Manon nickte eifrig.

"Können wir uns dann heute nach der Schule alle zusammen treffen um das ganze zu diskutieren?"

"Sicher. Unser Club trifft sich heute Nachmittag so wie so, aber jetzt muss ich wirklich los. Du auch, die Stunde hat schon angefangen."

Manon erbleichte sichtlich "Verdammt und ich habe jetzt einen Test bei Frau Orléans."

Antonio lachte und strich ihr beiläufig über die Haare.

"Viel Glück. Aber Orléans ist nachsichtig, das überlebst du schon."

Manon verzog das Gesicht zu einer Grimasse und rannte los zu ihrem Klassenraum
 

AN: Der Film auf den Antonio und Lovino sich beziehen heißt Susi und Strolch, falls das nicht klar war.

Die Zeit läuft ab

Die Zeit läuft ab
 

Ludwig gab sich größte Mühe dem Lehrer seine Aufmerksamkeit zu schenken. Er gab sich wirklich größte Mühe, doch vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben half seine sonstige Selbstdisziplin ihm nicht.

Der Unterricht war schrecklich langweilig und es half auch nicht wirklich, dass Ludwig letzte Nacht kaum geschlafen hatte. Gilbert und Roderich hatten schon wenige tage, nachdem Roderich bei ihnen untergekommen war, ihre üblichen Streitereien wieder aufgenommen.

Anfangs war Ludwig sogar ein wenig erleichtert gewesen. Es passte nicht zu Gilbert so nett zu sein, erst Recht nicht zu Roderich, aber inzwischen eskalierte das Ganze regelmäßig.

Am Abend zuvor hatten sie sich bis spät in die Nacht lauthals gestritten und Ludwig hatte in seinem Bett gelegen und in einem verzweifelten Versuch endlich Schlaf zu finden, sich das Kissen auf die Ohren gedrückt, was die Stimmen allerdings nur gedämpft hatte und so hatte er wach gelegen, bis Gilbert und Roderich sich beruhigt hatten.

Wieso mussten diese beiden sich seit Neustem immer anschreien? Roderich war doch eigentlich eher der friedliche und ruhige Typ, seit wann ließ der sich in Konflikten auf Gilberts Art ein?

Irgendetwas lief dort schief, doch Ludwig war Momentan zu müde und zu sehr beschäftigt mit seinen eigenen Problemen um sich tatsächlich darum zu kümmern.

Eben diese eigenen Probleme waren der Grund, weshalb es ihm schwer fiel der heutigen Kunststunde zu folgen.

Immer wieder glitt sein Blick auf Feliciano, der gebannt den Erklärungen des Lehrers über die Kunst der Renaissance lauschte und gedankenverloren am oberen Ende seines Stiftes knabberte.

Was an diesem Thema war so faszinierend, das Feliciano, dessen Aufmerksamkeitsspanne für gewöhnlich der eines Goldfischs entsprach, so lange zuhören konnte? Fragte sich Ludwig irgendwo am Rande seines Bewusstseins, doch diese Frage im Moment eher unwichtig, ihn beschäftigte folgende Erkenntnis:

Feliciano war hübsch.

Das war zwar kein Grund ihn an zu starren, aber eine Tatsache.

Seit Halloween ging dieser Gedanke ihm nicht mehr aus dem Kopf und das irritierte ihn.

Jungen waren nicht hübsch.

Doch trotzdem wurde diese Tatsache von etwas anderem überschattet.

Gilbert hatte ihm am Tag zuvor Fragen gestellt. Viele Fragen und es war offensichtlich, dass sie alle auf eines Hinausliefen:

Gilbert hatte tatsächlich eine Idee, mit wem er Ludwig auf den Weihnachtsball gehen lassen wollte.

Das war schlecht.

Sehr, sehr schlecht.

Wieso hatte er nicht einfach irgendjemanden fragen können?

Ihm graute vor der schrecklichen Blamage, die diese dämliche Geschichte für ihn wahrscheinlich bedeuten würde und wieder und wieder stellte er sich die Frage:

Wieso hatte er nicht einfach irgendjemanden fragen können?

Wieso – und dieser Gedanke machte ihm fast noch mehr Angst, als die Aussicht auf Gilbert der ihm eine Verabredung verschaffte – hatte er nicht einfach Feliciano fragen können?
 

Nachdenklich starrte Antonio auf die Blumen in seiner Hand.

Sollte er? Es war schließlich nicht wirklich seine Sache und Gilberts eben so wenig…

Ach was!

Er legte die Blumen auf die Türschwelle, klingelte und versteckte sich hastig hinter einem Baum.

Der Mann, der nach draußen trat wirkte wie immer jünger, als er tatsächlich war. Bisher hatte Antonio Herrn Augustus nur in den Sachen gesehen, die er zur Arbeit trug, das weiße Hemd und das Jackett, die beide nie so richtig zu dem sorglosen Gesicht passen wollten, doch auch wenn der nachlässig zusammengebundene lilafarbene Morgenmantel besser zu ihm passte, war das kein Bild, das Antonio gerne in seinem Kopf behalten würde.

Verwirrt sah sich Augustus um, dann fiel sein Blick auf die Blumen und ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus.

Er hob die Blumen auf, warf einen Blick auf die Karte und wirkte überrascht.

Hatte er gedacht die Blumen seien für ihn?

Nachdem er noch einmal einen neugierigen Blick links und Rechts die Strasse entlang geworfen hatte, wandte er sich um und ging fröhlich pfeifend zurück ins Haus.

Sein Lieblingsenkel hatte offenbar eine Verehrerin. Es war aber auch langsam mal Zeit.

Antonio blieb noch zehn Minuten lang hinter dem Baum stehen, dann trat er auf das kleine, gelbe Haus zu und klingelte erneut.

Diesmal öffnete Feliciano die Tür. Er strahlte sogar noch mehr als sonst und begrüßte Antonio mit einer stürmischen Umarmung.

„Ve! Antonio! Guten Morgen! Stell dir vor ich wollte gerade Pasta zum Frühstück machen und dann kam Opa und hat mir erzählt, dass ich gerade Blumen bekommen habe. Sie sind von Ludwig! Ist das nicht nett von ihm? Opa sagt es ist überraschend, dass mir ein Junge Blumen schenkt, aber er hat nichts dagegen. Das ist toll, oder? Auch wenn ich nicht weiß was er dagegen haben sollte, das mir jemand Blumen schenkt, Ve.“

Er runzelte die Stirn und wirkte auf einmal sehr ernst und nachdenklich. Dann zuckte er mit den Achseln und lächelte wieder.

„Jedenfalls hat er eine Karte geschrieben und gesagt er will mit mir auf den Weihnachtsball und das wird bestimmt lustig.“

Innerlich seufzte Antonio erleichtert auf. Feliciano würde ja sagen. Feliciano freute sich darauf. Scheinbar hatte Manon, Elizabeta und Kiku doch Recht gehabt.

„Glaubst du auf dem Ball gibt es viele hübsche Mädchen in schönen Kleidern?“

Diese Frage verwirrte Antonio. Er zuckte mit den Achseln und nickte.

„Ich denke schon, wieso?“

„Ich mag hübsche Mädchen und ich mag schöne Kleider.“ erklärte Feliciano wie selbst verständlich.

Antonio hakte nicht nach, doch das Gefühl, dass Feliciano möglicherweise etwas missverstanden hatte nagte an ihm und so fragte er Lovino gut zehn Minuten später, als Feliciano ihn endlich ins Haus gelassen hatte und er zu Lovino aufs Zimmer gegangen war.

„Dein Bruder,“ Begann er vorsichtig und Lovinos Miene verfinsterte sich auf der Stelle, so wie immer, wenn Antonio das Thema auf Feliciano lenkte.

„Was ist mit ihm?“ Fragte Lovino scharf.

„Er…“ Antonio räusperte sich unsicher. „Wie hat er Ludwigs Einladung verstanden?“

Lovino runzelte die Stirn.

„Wie soll er das verstanden haben? Es geht einfach nur darum mit einem Freund zum Ball zu gehen, damit man nicht allein ist, oder? Kein Wunder, dass der Kartoffel-Bastard keine Verabredung gefunden hat, er hat es gar nicht verdient, dass Feli ihm so viel Aufmerksamkeit schenkt.“ Er schnaubte verächtlich „Aber es ist gut, dass Feli keine richtige Verabredung hat, er ist noch viel zu jung für so etwas.“

Antonio lächelte und strich Lovino sanft über die Haare.

„So jung ist er nicht mehr, weißt du.“ Murmelte er und ignorierte, den bösen Blick den Lovino ihm zu warf. „Er ist doch süß und lieb und niedlich, ich weiß gar nicht, weshalb er keine Beziehung haben sollte.“

„Das ist mir egal.“ Stellte Lovino fest. „Und dich geht das ohnehin nichts an.“

Seine Stimme war schneidend und sein Blick kalt, doch Antonio bemerkte es nicht, und auch nicht den traurigen Ausdruckt, den Lovinos Gesicht annahm, als er sich von Antonio wegdrehte.
 

„Ist er nicht!“

„Ist er doch!“

„Ist er nicht

„Dies ist nicht das Niveau auf dem ich Diskussionen führe.“ Stellte Ivan mit einem Lächeln fest, das Alfred eine Gänsehaut bereitete, doch er ließ sich nichts anmerken und ließ angriffslustig seine Fingerknöchel knacken.

„Ach ist dir das etwa zu hoch?“ Fauchte Alfred zurück und setzte ein überlegenes Grinsen auf. „Wir können das auch gerne auf altmodische Art klären.“

Ivan lächelte noch immer, doch seine Aura schien mit jeder Sekunde dunkler zu werden.

„Ich nehme nicht an, dass du das Konzept des Kommunismus tatsächlich verstehst, daher würde ich mich tatsächlich glücklich schätzen diesen Konflikt auf eine eindeutige und endgültige Weise zu beenden, die dich nicht überfordert.“

Alfred runzelte die Stirn und sah Ivan fragend an. Dieser seufzte, doch sein Lächeln wurde noch breiter.

„Liebend gern. Heute nach der Schule reiße ich dir die Eingeweide raus, da?“

Alfred schnaubte.

„Einverstanden. Hauptsache du kneifst nicht, dämliches Kommunisten-Schwein.“

Das letzte murmelte er eher zu sich selbst, als zu Ivan, doch dieser hatte es trotzdem gehört, griff nach Alfreds Hemd und zog ein Stück an sich heran.

„Wie war das?“ Fragte er, noch immer mit diesem Lächeln.

Alfred hob die Brauen und lächelte frech.

„Hörst wohl auch noch schlecht, Kommunisten-Schwein?“

Ivans Lächeln wurde breiter und er zog Alfred noch näher an sich heran. Sein warmer Atem streifte Alfreds Gesicht.

„Ich rate dir in aller Freundschaft, keine Beleidigungen zu verwenden, die zu hoch für dein armes, kleines Gehirn sind.“

Alfred lachte hohl.

„Ach ja? Und ich rate in aller Feindschaft, mich los zu lassen, solange du noch kannst.

„Und wenn ich es nicht tue?“

Auf einmal verzog sich Alfreds Gesicht zu einem merkwürdigen Grinsen und Yao, der schon die ganze Zeit daneben gestanden und das Geschehen beobachtet hatte, hatte auf einmal das dringende Gefühl, dass er spätestens jetzt eingreifen sollte.

„Dann,“ Sagte Alfred und seine Stimme klang ruhig und bedrohlich. „wirst du so bald gar nichts mehr halten.“

Bei diesen Worten hatte er nach der Hand gegriffen, die ihn festhielt und nach Ivans Gesicht zu urteilen, dass plötzlich noch blasser war als sonst, war Alfreds Griff sehr fest, trotzdem ließ Ivan nicht los. Stattdessen trat er Alfred auf den Fuß, doch außer einem überraschten Keuchen, ließ sich Alfred keine Schwäche anmerken.

Wütend funkelten die Beiden sich an, da durchbrach ein schneidender Ruf die Stille.

„Alfred, was glaubst du, was du dort tust?“ Fragte Arthur, der mit raschen Schritten auf die beiden Kontrahenten zu trat.

Alfred ließ zögernd von Ivans Hand ab, woraufhin Ivan seinen Fuß hob und mit einem letzten vernichtenden Blick wandten sich die beiden von einander ab.

„Ivan, stehen bleiben!“ Kommandierte Arthur scharf, doch als Ivan sich lächelnd umdrehte und ihm zuzwinkerte, in einer Art die zu sagen schien: Ich habe vor dich auf sehr, sehr schmerzhafte Weise um zu bringen, winkte er ab und Ivan und Yao verschwanden im Schulhaus, als Arthur sich Alfred zu wandte.

„Was war das?“ Fragte Arthur scharf.

Alfred zuckte mit den Achseln und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ein Konflikt, den zwei eigenständige Menschen auch sehr gut allein hätten lösen können. Danke.“ Fauchte Alfred wütend.

Arthur hob unbeeindruckt eine seiner beeindruckenden Augenbrauen.

„Es wirkte mir, als wärt ihr kurz davor gewesen auf einander los zu gehen und ich nehme an, du bist dir im Klaren darüber, dass das gegen die Schulordnung ist?“

Alfred schnaubte. Einige Sekunden lang sahen die beiden sich herausfordernd an.

Arthur doch als er sah, wie Alfred mit zusammengebissenen Zähnen versuchte seinen Schuh aus zu ziehen, schmolz sein Ärger dahin.

„Bist du Okay?“ fragte er besorgt und stürzte auf Alfred zu um ihm zu helfen.

Dieser hatte sich inzwischen an Ort und Stelle auf dem Boden niedergelassen und versuchte noch immer den Schuh auszuziehen.

Sein Gesicht war blass und angespannt. Was hatte Ivan angestellt, das Alfred allein von dem Versuch seinen Schuh aus zu ziehen solche Schmerzen hatte?

Sanft schob Arthur Alfreds Hände beiseite und half ihm mit größter Vorsicht den Schuh aus zu ziehen.

Der Fuß war geschwollen und übel aus. Er hatte bereits jetzt eine dunkelrote Färbung angenommen und Alfred fiel es schwer, die Zehen zu bewegen.

Arthur seufzte schwer und rieb sich erschöpft mit der Hand über die Augen.

„Was machst du nur für Zeug, du Vollidiot? Ich habe so schon genug zu tun, wenn ich jetzt auch noch aufpassen muss, dass du dich selbst nicht in Schwierigkeiten bringst, komme ich zu gar nichts mehr, also pass demnächst gefälligst auf, mit wem du dich anlegst!“

„Wieso musstest du dich unbedingt einmischen? Wir hätten das auch so geklärt.“

„Ja sicher, ihr hättet euch geschlagen, wärt von der Schule suspendiert worden und eine Woche später hätte das Ganze wieder von vorn angefangen. Na das nenn ich doch mal Konfliktlösung.“

Er schüttelte den Kopf und sah wieder auf Alfreds Fuß.

„Ist es das wert? Versuch mal auf zu treten.“

Alfred schnitt eine Grimasse und grinste schief.

„Immerhin wird der Kommunist so bald kein Basketball mehr spielen können.“

Arthur seufzte.

„Wenn das deine einzige Sorge ist, kann das hier ja nicht so sehr wehtun, dass ich etwas zum Kühlen besorgen muss, richtig?“

Alfred nickte und winkte lässig ab, doch als er daraufhin versuchte sich zu erheben, ohne den Fuß zu belasten, verlor er das Gleichgewicht und hielt sich Hilfe suchend an Arthur fest.

Dieser warf einen Blick auf Alfreds Gesicht, das den Schmerz nicht ganz verbergen konnte, und schlang stützend einen Arm um Alfreds Schulter.

„Du kannst dich an mir festhalten, das Sekretariat ist ja nicht allzu weit.“

Alfred nickte dankbar und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
 

Vash räusperte sich und versuchte eine möglichst lockere, natürliche Haltung ein zu nehmen, was ihn nur noch unnatürlicher und steifer wirken ließ als sonst.

„Lily, hast du… Also- möchtest du… Ich meine- könntest du dir vorstellen… Also- Hast du schon eine Verabredung für den Ball? Wenn, nicht dann dachte ich, könnten wir…“

„Nein“

Vash seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar.

„Was mache ich denn falsch?“

Roderich lächelte leicht und erhob sich mit einer flüssigen Bewegung vom Sofa.

„Also erstens, bist du zu verzweifelt. Das merkt man allein schon an der Tatsache, dass du mich um Hilfe gebeten hast, aber auch an deinem Gestotterte, deiner unbeholfenen Ausdrucksweise und deiner verkrampften Haltung habe ich etwas aus zu setzen.“

Vash warf ihm einen kalten Blick zu, versuchte aber sofort, seine Haltung etwas zu lockern.

„Wieso kann ich ihr nicht einen Brief schreiben? Das ist klassisch und-“

„Nein.“ Fuhr Roderich dazwischen, ohne Vash eine Chance zu geben, den Satz zu beenden.

„Wieso das tun, wenn du sie jeden Tag siehst und fragen könntest? Damit gibst du zu, dass du ein Feigling bist. Das mögen die wenigsten Mädchen. Du bist doch derjenige, der immer darauf bestanden hat mutig zu sein, zu kämpfen und sich zu wehren.“

Sofort bereute er diese letzten Worte, biss sich verlegen auf die Unterlippe und wandte den Blick ab. Einige Sekunden herrschte betretenes Schweigen. Sie sprachen nie über die Zeit, in der sie befreundet, geradezu unzertrennlich gewesen waren. Damals hatten sie sich auseinander gelebt und schließlich waren sie im Streit auseinander gegangen. Das war schon Jahre her, doch seit langem sprachen sie kaum noch miteinander, auch wenn sie beide zu höflich waren, auf den regelmäßigen Zusammenkünften ihrer beiden Familien einen Streit an zu zetteln.

Roderich hätte normalerweise nie zugestimmt Vash zu helfen, aber momentan hatte er einfach das dringende Bedürfnis so wenig Zeit wie möglich in Gilberts Nähe zu verbringen, also war er dankbar für jede Gelegenheit Zeit außerhalb des Beilschmidthauses zu verbringen, wo er nicht nur auf engstem Raum mit diesem Jungen verbringen musste, der nicht den geringsten Sinn für Höflichkeit und Anstand hatte, sondern auch noch in der Nähe seines Vaters war und konstant daran erinnert wurde, weshalb er bei den Beilschmidts unterkommen musste.

Schließlich räusperte sich Vash verlegen und riss damit Roderich aus seinen Gedankengängen, der schon wieder vergessen hatte, weshalb sie überhaupt in betretenes Schweigen verfallen waren.

„Fahren wir fort. In wie fern lässt meine Ausdrucksweise zu wünschen übrig?“
 

Einatmen! Ausatmen!

Haltung annehmen!

Nicht so steif!

Nicht so lax!

Lächeln!

Also gut.

„Guten Morgen Lily.“ Grüsste er sie wie immer, auch wenn seine Haltung vielleicht ein wenig steifer wirkte als sonst.

Sie lächelte freundlich und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Vash spürte, wie sein Gesicht warm wurde. Wann hatte sie eigentlich damit angefangen ihn zur Begrüßung auf die Wange zu küssen?

Konzentrier dich!

Ermahnte er sich selbst.

Wenn du sie nicht gleich fragst, wirst du dich heute wieder nicht trauen.

Vash schloss kurz die Augen.

Eins. Zwei. Drei.

Er schlug sie wieder auf und räusperte sich.

Lily runzelte besorgt die Stirn.

„Ist alles in Ordnung mit dir? Hast du dir eine Erkältung eingefangen?“

„Ja. Nein. Ich meine, ja, mir geht es gut.“

Verdammt! Bleib ruhig! Das ist das wichtigste: ganz ruhig bleiben.

„Lily, hättest du möglicherweise Lust mich auf den Weihnachtsball zu begleiten?“

Das war es, was er hatte sagen wollen. Er hatte das Ganze mit Roderich geübt, sich den perfekten Satz zurechtgelegt, doch nun war alles was er herausbrachte ein gestottertes:

„Willst- Also- möchtest- Naja- möchtest du… auf den Ball gehen…mit mir?“

Verdammt!

Das hätte wirklich besser laufen können, doch Lily wurde rot und strahlte förmlich.

„Ja.“ Antwortete sie und hauchte ihm einen weiteren Kuss auf die Wange.

„Sehr gern.“

Lächelnd legte sie den Kopf leicht schräg und warf ihm einen Blick aus ihren langen, blonden Wimpern zu.

Das hatte Manon ihr beigebracht, für den Fall, dass sie je den Mut fassen sollte, tatsächlich mit einem Jungen zu flirten.

„Ist das ein Date?“

Verlegen sah Vash zur Seite und verschränkte nervös seine Finger in einander.

„Wenn du möchtest?“

Die Schulglocke läutete.

„Sehr gern.“ Sagte Lily lächelnd und winkte ihm noch kurz zu, bevor sie mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht in den Massen der Schüler verschwand, die sich bereits auf dem Weg in das Gebäude befanden.

Im ersten Moment hätte vash am liebsten laut Gelacht. Im zweiten wurde ihm folgendes klar:

Auf einem Ball muss man tanzen.
 

„Nein, nein, nein. Du musst führen, das heißt, du machst als erstes einen Schritt nach vorn. Ich gehe nach hinten.“

Vash rollte mit den Augen und seufzte. Er konnte es nicht fassen, dass er Roderich zum zweiten Mal innerhalb von nur einer Woche um Hilfe gebeten hatte, aber ihm war einfach niemand anderes eingefallen, den er hätte fragen sollen.

Auf dem Winterball würde es zwar kaum klassische Musik geben, mal abgesehen vom Eröffnungstanz, der Traditionsgemäß ein Walzer war, doch Roderich hatte darauf bestanden als erstes Vashs Rhythmusgefühl zu verbessern und war der festen Überzeugung, das sei mit einigen Lektionen im Standardtanz am ehesten zu bewerkstelligen.

Inzwischen fragte vash sich schon nicht mehr, wie es kam, dass Roderich die Frauenschritte besser beherrschte, als er die Männerschritte und schob es auf angeborenes Talent.

„Dann noch einmal von vorn!“ Wies Roderich an, stellte das Lied wieder auf Anfang und legte seine Hand in Vashs.

„Eins. Zwei. Drei. Los!“ Flüsterte er kaum hörbar und sie begannen von neuem und diesmal dachte vash tatsächlich daran als erstes einen Schritt nach vorn zu machen. Es dauerte jedoch nur wenige Takte, das verwechselte er die Schrittfolge, verlor das Gleichgewicht und stieß sie beide um. Mit einem überraschten Aufschrei landete Roderich auf dem Sofa, Vash über ihm.

Gerade als sie ungeschickt versuchten sich von einander zu lösen, ging die Tür auf und Vashs Mutter trat ein.

„Roderich, sag doch mein Lieber, möchtest du vielleicht noch zum Abendessen-“ Sie brach ab, als ihr Blick auf die beiden Jungen fiel, die gerade zusammen auf dem Sofa lagen.

Sie wurde ein wenig rot und wirkte beinahe wie ein Schulmädchen, als sie sich verlegen räusperte und den Blick abwandte.

„Möchtest du vielleicht zum Abendessen bleiben?“

Roderich und Vash hatten sich inzwischen hastig von einander gelöst, doch das dunkle rot, das ihrer beider Wangen zierte sorgte nicht direkt dafür, die Situation weniger verdächtig zu machen.

Roderich räusperte sich verlegen und erhob sich vom Sofa.

„Sehr gerne sogar, wenn es keine Umstände macht. Vielen Dank, für die Einladung.“ Sagte er höflich.

Vashs Mutter lächelte freundlich und nickte.

„Wollt ihr beide dann schon mal den Tisch decken?“

Sie nickten. Die Wohnzimmertür schloss sich wieder und für einen Moment herrschte Stille, dann erhob auch Vash sich von Sofa, stellte sich vor Roderich und hielt ihm steif seine Hand hin.

„Bitte verzeih mir, dass ich dich in eine solch unangenehme Situation gebracht habe.“ Sagte er mit beinahe Ausdrucksloser Stimme. Einige Sekunden lang starrte Roderich verdutzt auf die dargebotene Hand.

Wieso war Vash so förmlich? Sie waren Teenager verdammt noch mal, sie sollten sich nicht so verhalten, als-

Höflichkeit ist das oberste Gebot Hörte er plötzlich die Stimme seines Vaters in seinen Ohren.

Dann lächelte er.

„Ich bin mir sicher, dass keinerlei böswillige Absicht dahinter stand. Wer wird denn bei einem solchen Missgeschick nachtragend sein.“

Er ergriff Vashs Hand, der nun seinerseits ein wenig verdutzt wirkte, es jedoch gut schaffte, das zu überspielen.

„Wollen wir augenblicklich den Tisch decken,“ fuhr Roderich fort. „denn, ich fürchte, ich muss bereits nach dem Abendessen wieder gehen.“

Ja, das musste er. Er musste nach Hause. Er musste mit Gilbert reden. Und mit seinem Vater.

Es tat gut endlich zu wissen was er selbst wollte.
 


 

Heracles gähnte und rieb sich die Augen, als er aus dem dämmrigen Schulhaus nach draußen, ins helle Licht der Wintersonne trat.

Er hatte nun eine Freistunde und hatte vor diese voll und ganz zu nutzen und endlich den Mittagsschlaf zu halten, der schon lange überfällig war.

Da war wieder die Katze, die er an dem Tag, an dem er Kiku zum ersten Mal gesehen hatte Captain Cat getauft hatte.

Diesmal saß sie nicht auf der Mauer, sondern hatte sich davor zusammengerollt.

Heracles ging auf sie zu, doch sobald er sich hin hockte, um sie zu streicheln, erhob sie sich und huschte den gleichen Weg entlang, den sie schon gegangen war, als er Kiku kennen gelernt hatte.

Auch dieses Mal folgte Heracles ihr und auch dieses Mal sah er Adnan auf der Bank sitzen, diesmal jedoch nicht mit Kiku, sondern mit zwei weiteren Katzen.

Abrupt blieb Heracles stehen. Adnan mit zwei Katzen und ohne Kiku?

Adnan konnte Katzen doch nicht leiden, oder?

Doch der Blick mit dem Adnan die beiden beobachtete, die sich nebeneinander auf der Bank zusammengerollt hatten, war liebevoll.

Wieso?

Adnan lächelte und hob eine Hand um einer der Katzen sanft über das Fell zu streichen.

Seit wann mochte Adnan Katzen?

War das Kikus Einfluss?

Das war unfair!

Verdammt unfair!

Adnan war so ein Vollidiot!

Umdrehen! Einfach umdrehen und gehen.

Doch er blieb weiterhin wie angewurzelt stehen, und beobachtete gebannt wie eine der Katzen leicht nach Adnans Hand schlug, der sie schnell zurück zog und lachte.

Plötzlich sah Adnan auf und sein Blick fiel auf Heracles. Er wirkte kurz überrascht, dann verfinsterte sich seine Miene.

„Was tust du hier?“ Fragte er schneidend.

Heracles verschränkte trotzig die Arme vor der Brust.

„Das ist ein freies Land, oder etwa nicht?“ Fragte er und um sein Argument noch zu verstärken ging er in aller Seelenruhe zu Adnan herüber und setzte sich auf die Bank, so, dass die beiden Katzen zwischen ihnen lagen.

Adnan wandte den Blick nicht von ihm ab, sondern folgte ihm misstrauisch mit den Augen.

Heracles indes betrachtete mit liebevollem Blick die Katzen. Er zog sich den Handschuh von der Hand und strich vorsichtig über das warme, weiche Fell einer der Katzen.

Jetzt erst wandte Adnan den Blick ab, sah wieder auf die Katzen und begann ebenfalls wieder damit eine von ihnen zu streicheln.

Keiner von ihnen versuchte ein Gespräch zu beginnen, aber sie blieben beide sitzen und streichelten die Katzen bis ihre Freistunde vorbei war und sie wieder zum Unterricht mussten.

Der Weihnachtsball - Part 1

Der Winterball - Part 1
 

Ludwig schluckte schwer zupfte zum wiederholten Mal an seinem Hemd, öffnete den oberen Knopf, zupfte noch einmal an seinem Hemd, schloss den Knopf wieder, fuhr sich nervös durch die Haare, hob die Hand um auf die Klingel zu drücken, entschied sich doch wieder anders und lies die Hand fallen.

Schon seit zwei Minuten stand er vor Felicianos' Haustür und versuchte endlich den Mut auf zu bringen und zu Klingeln, doch es fiel ihm sichtlich schwer.

Wieso hatte Gilbert auch einen Jungen aussuchen müssen?

Schlimmer noch, wieso hatte es Feliciano sein müssen?

Er würde mit jedem lieber hingehen als mit Feliciano.

Nein. Er würde mit niemandem lieber hingehen als mit Feliciano, aber das war ja genau der Punkt!

Er mochte Feliciano. Sehr.

Er wusste selbst nicht genau wie sehr, doch in den letzten Tagen, hatte sich in ihm schleichend der Verdacht gebildet, er könnte – doch es spielte keine Rolle. Ob er in Feliciano verliebt war oder nicht, handeln würde Ludwig ohnehin nicht und außerdem, stellte er gerade mit einem nervösen Blick auf seine Armbanduhr fest, war er schon eine Minute zu spät und wenn er eines hasste, dann war es zu spät kommen.

Er seufzte schwer, hob die Hand, zögerte, den Finger schon auf dem Klingelknopf, als ihm plötzlich eine Hand auf die Schulter gelegt wurde, was ihn so heftig zusammenzucken ließ, dass er den Knopf drückte.

Das schrille Klingeln, dass bis nach draußen klang ließ Ludwigs Magen eine unangenehme Drehung machen.

Er warf Antonio – dessen Hand ihn so erschreckt hatte – einen unsicheren Seitenblick zu.

Dieser strahlte ihn an und nickte aufmunternd.

„Ich schätze mal, du gehst mit Feliciano zum Ball?“ Fragte er.

Bevor Ludwig antworten konnte, plapperte er schon munter weiter.

„Das ist doch schön. Ich gehe mit Lovi. Ich weiß nicht ob ich das schon mal erwähnt habe? Gilbert sagt ich binde es jedem auf die Nase, der es nicht wissen will. Aber ich bin einfach so glücklich! Ich mag Lovi wirklich sehr, weißt du? Und er ist so süß! Feliciano aber auch.

Wir haben großes Glück, nicht wahr? Hach, ihr beide gebt bestimmt ein schönes Paar ab.“ (An dieser Stelle hatte Ludwig das Gefühl, sein Gesicht müsste selbst im Dunkeln rot leuchten.) „Oh, Feli ist wirklich lieb. Und so niedlich!“

Diesen letzten Teil hätte er vielleicht lieber weg lassen sollen, denn Lovino, der die Tür geöffnet hatte und Antonios letzte Worte mit bekam, wirkte daraufhin mehr als nur ein wenig verstimmt.

„Was willst du, Kartoffel-Bastard?“ Fragte er scharf.

„Ve~ Ludwig!“ Rief Feliciano hinter Lovino aus dem Flur.

„Warte noch kurz ich ziehe mir nur noch meine Schuhe an. Ich habe neue Schuhe, ist das nicht toll? Welche die man nicht zubinden muss.“

Ludwig lächelte schwach und versuchte das Gefühl der Freude zu ignorieren, dass sich in seinem Bauch ausbreitete.

Lovino hatte sich inzwischen Antonio zugewandt und musterte ihn mit kalten Blicken.

„Und was willst du, Tomaten-Bastard?“

Antonio wirkte ein wenig verwirrt, doch sein Lächeln blieb wo es war.

„Was meinst du, Lovi? Ich bin hier um dich abzuholen.“

Lovino runzelte die Stirn.

„Ich glaube nicht.“ Fauchte er und mit einem Blick an seinen Bruder gewandt fügte er ungeduldig hinzu: „So lange kann es doch gar nicht dauern sich ein paar Schuhe anzuziehen.“

In diesem Moment sprang Feliciano strahlend auf die Füße, rief „Tschüss, Opa" in Richtung Wohnzimmer und glitt an seinem Bruder vorbei aus der Tür.

„Gehen wir Ludwig?“ Fragte er noch immer strahlend und griff nach Ludwigs Hand um ihn mit sich zu ziehen.

Auf dem Weg zum Ball erzählte er mit lebhaften Gesten und in minutiösem Detail von dem Fußballspiel, dass er am Abend zuvor gesehen hatte.

Ludwig laechlte kaum merklich, genoss es nichts sagen zu müssen und dachtestill bei sich, dass es wirklich nicht so schlimm war, wenn er sich ausgerechnet in Feliciano verliebt hatte, dessen Lächeln jeden Tag erhellte und der einen Menschen nicht einmal ausnutzen könnte, wenn man ihm einen Plan malen würde.

Das gleiche gilt auch beim Schuhe zubinden. Schoss es ihm durch den Kopf und sein Lächeln wurde etwas breiter.

Es war wirklich nicht so schlimm.
 

Sofort, als die beiden anderen verschwunden waren, versuchte Lovino die Tür zu schließen, doch Antonio schob seinen Fuß in den Türrahmen.

Er verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als Lovino die Tür mehrmals gegen seinen Fuß schlug, in der Hoffnung, Antonio würde vielleicht aufgeben, doch er bewegte sich nicht von der Stelle.

„Lovi, was ist den los mit dir?“ Fragte er verwirrt.

Lovino schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Nichts. Was soll denn los sein.“ Fauchte er und war selbst überrascht wie fest seine Stimme klang.

Wenn man nicht weinen will ist es immer eine gute Alternative wütend zu sein.

„Ich weiß nicht, aber irgendwas stimmt doch nicht.“

„Das kann dir doch egal sein!“

Das ist dir doch egal.

„Was meinst du? Hast du schlechte Laune? Komm, gehen wir zusammen auf den Ball, das wird dich aufmuntern!“

„Nein.“

Jetzt tut er natürlich so, als würde er mit mir gehen wollen. Lovino verzog das Gesicht bei diesem Gedanken.

Das hasste er am meisten.

Wie hatte er auch nur eine Sekunde lang tatsächlich daran glauben können es ginge Antonio um ihn?

Es ging nie um ihn. Wieso sollte es auch? Feliciano war doch so viel niedlicher. Und Lovino wusste das.

Er konnte es niemandem übel nehmen, wenn er Feliciano mehr mochte als ihn selbst. Feliciano hatte ein gutes Herz und immer gute Laune, Feliciano verzieh alles und mochte jeden.

Nein, es war wirklich nicht verwunderlich, wenn alle Feliciano mehr mochten, aber Lovino hasste es, wenn Leute so taten als wäre es anders.

Und er war so dumm gewesen – so schrecklich dumm und so schrecklich naiv – tatsächlich zu glauben, dass Antonio ihn, Lovino, mochte und dass es nicht um Feliciano ging.

Verdammt sei Antonio und sein einnehmendes Lächeln.

Wieso konnte nicht einmal etwas in Lovinos Leben richtig laufen?

Ach ja richtig, die Welt hasste ihn.

Aber wenn Antonio jetzt nicht bald abhaute, fürchtete Lovino, dass er doch anfangen würde zu weinen und das war es, was er gerade am wenigsten gebrauchen konnte.

Lass ihn glauben, er wäre dir egal. Bewahr dir wenigstens dieses bisschen Ehre.

Wenn Antonio doch nur verschwinden würde!

Doch Antonio schien nicht vorzuhaben, zu verschwinden. Er griff nach Lovinos Hand und sah ihn ernst an.

Seit wann war Antonio ernst.

„Lovi, was ist denn?“

„Nichts. Jetzt hau endlich ab, das ist dir doch ohnehin egal!“

Antonio sah ihn überrascht an. Ernsthaft überrascht.

„Lovi, was redest du denn da? Wieso sollte es mir egal sein?“

„Ach jetzt hör auf mit dem Schwachsinn.“ Fauchte Lovino und wandte den Blick ab. „Du brauchst nicht so zu tun, als würdest du mich mögen. Aber bitte, lass mich jetzt in Ruhe!“

Antonio wirkte verwirrt.

„Was meinst du?“ Fragte er und streckte die Hand aus um Lovino die Haare aus dem Gesicht zu streichen.

Lovino sah ihn noch immer nicht an, doch wich der Bewegung auch nicht aus.

„Wieso glaubst du, du wärst mir egal?“ Fragte Antonio leise und sehr ernst.

Lovino biss sich auf die Unterlippe. Wenn er das jetzt sagte, dann würde er es vermutlich bereuen. Egal.

„Du hast Ludwig vorgeschwärmt wie lieb und niedlich Feli ist.“

Antonio lachte, doch bevor Lovino ihn dafür schlagen konnte, fand er sich in einer angenehm warmen Umarmung wieder, umgeben von einem irgendwie vertrauten, angenehmen Geruch.

Antonio.

„Lovino, nur weil dein Bruder süß ist, heißt das doch nicht, dass ich ihn lieber mag.“

Lovino nickte. Wenn Antonio das sagte, schien es beinahe Sinn zu ergeben…

„Gut. Te amo, Lovino. Vergiss das nicht.“

Lovinos Herz machte einen Huepfer, für den er es vermutlich verflucht hätte, wäre er in diesem Augenblick nicht so verdammt glücklich gewesen.

„Wollen wir dann auf den Ball gehen?“ Fragte Antonio vorsichtig.

Lovino zog vorsichtig an Antonios Kragen und sah ihn mit leicht geröteten Wangen an.

„Wollen wir nicht lieber zu Hause bleiben?“

Antonio strahlte und lehnte sich leicht nach vorn um Lovino einen Kuss auf die Stirn zu geben.

„Du bist gerade so niedlich.“

Lovino schnaubte und lehnte sich etwas nach vorn.

„Dann küss mich wenigstens vernünftig.“ Murmelte er und Antonio lachte.

„Zu gern.“
 


 

Wieso um alles in der Welt hatte sie sich darauf eingelassen mit Francis auf den Weihnachtsball zu gehen?

Oh, ja richtig, sie war dumm.

Dumm, dumm, dumm.

Dumm genug um sich ernsthaft geschmeichelt zu fühlen, wenn Francis sie zum Weihnachtsball bat.

Dumm genug auch nur in Erwägung zu ziehen, es könnte etwas bedeuten.

Immerhin war es kein schrecklicher Abend, denn Mal abgesehen davon, das er sich an nahezu jeden heranmachte, der sich auch nur annähernd in Reichweit befand, war Francis ein perfekter Kavalier. Er hatte ihr Komplimente gemacht, sie zum Tanz aufgefordert und ihr sogar etwas zu trinken gebracht.

Er war wirklich ein (fast) perfekter Gentleman gewesen und sie hatte einen angenehmen Abend genossen, bis zu dem Moment in dem Arthur aufgetaucht war.

An sich hatte Chelsea nichts gegen Arthur. Ja, er war ein wenig merkwürdig und sie stritten sich gelegentlich, aber insgesamt konnte sie ihn gut leiden.

Nur heute nicht, denn heute hatte Arthur ein ausgesprochen miserables Timing.

Vielleicht sollte sie ihm dankbar sein, aber dazu konnte sie sich einfach nicht bewegen.

Francis hatte sie gerade gebeten mit ihm aus der stickigen Turnhalle, die für den Weihnachtsball entsprechend dekoriert worden war, nach draußen zu gehen um ein wenig frische Luft zu schnappen, da stellte Arthur sich ihnen in den Weg.

Er sah nicht schlecht aus in seiner schwarzen Jeans und dem weißen Hemd, auch wenn sie das schwarze Sakko für etwas überzogen hielt.

Sein Lächeln wirkte unsicher und angespannt, als er den Kopf in Chelseas Richtung nickte.

"Darf ich um diesen Tanz bitten?" Fragte er und bot ihr seine Hand an.

"Du gestattest?" Hilfe suchend sah sich Chelsea zu Francis um, der erst überrascht wirkte, dann die Stirn runzelte und dann wieder ein glattes Lächeln aufsetzte.

"Sicher."

Arthur nickte knapp, griff nach Chelseas Hand und zog sie in Richtung Tanzfläche.

Das Lied war langsam, doch sie gaben sich beide Mühe nicht mehr Körperkontakt zu haben als notwendig, anders als die Tanzpaare um sie herum, deren Intimität Arthur versuchte so gut es ging aus zu blenden.

Chelseas Blick war die meiste Zeit auf den Boden gerichtet und Arthur hatte sich auf einen Punkt oberhalb ihrer linken Schulter fixiert.

Wieso hatte er sie überhaupt gefragt?

Er wusste es selbst nicht so genau, doch er hatte einfach nicht zusehen wollen, wie Francis mit Chelsea zusammen nach draußen ging um vermutlich ein privates Gespräch mit ihr zu führen.

Wenn Chelsea und Francis das wollten, konnte Arthur nichts dagegen tun, dass wusste er und dass es ihn verdammt noch mal nichts anging wusste er auch, schließlich waren die beiden selbstständige Menschen im Vollbesitz ihrer Geistigen Kräfte. Es gab verdammt noch mal keinen Grund für ihn sich einzumischen, aber er hatte einfach nicht zusehen können, wie die beiden nach draußen verschwanden.

Bis zum Ende des Liedes hatte sie kein Wort gewechselt und Chelsea war erleichtert, als sie sich von Arthur lösen konnte.
 

Sie waren tatsächlich zu dritt zum Winterball gegangen. Als Freunde. Der Gedanke war beinahe lächerlich.

Heracles konnte sich nicht erinnern, dass er jemals ohne Date zu einem Ball gegangen war. Wieso konnte Adnan, dieser Idiot nicht einfach verschwinden?

Kiku war nett und süß und Heracles hätte absolut kein Problem damit, mit ihm den Abend zu verbringen.

Er wusste, dass das nicht passieren würde, aber wenigstens eine Minute allein mit Kiku war doch nicht zu viel verlangt, oder?

Scheinbar doch.

Nein, war es nicht!

Heracles lächelte siegesgewiss. Ein paar Minuten wären sicher genug, um Kiku davon zu überzeugen Adnan hier zurück zu lassen und sich mit Heracles ein nettes ruhiges Plätzchen zu suchen, wo sie sich endlich vernünftig unterhalten konnten.

Er räusperte sich und hielt Kiku eine Hand entgegen.

„Möchtest du vielleicht mit mir tanzen?“

Kiku blickte überrascht auf Heracles’ Hand und wurde ein wenig rot, doch bevor er antworten konnte, fuhr Adnan dazwischen.

„Hey!“ Empörte er sich. „Ich wollte Kiku gerade um einen Tanz bitten.“

Heracles schnaubte ungläubig.

Sicher.“

„Ja.“ Adnan verschränkte die Arme vor der Brust. „Und ich glaube Kiku würde viel lieber mit mir tanzen, als mit dir.“

„Ach, glaubst du? Tut mir Leid dich zu enttäuschen, aber ich glaube Kiku würde deutlich lieber mit mir tanzen.“ Fuhr Heracles schnippisch zurück.

Das wage ich zu bezweifeln. Wer hat es schon gerne, wenn der Tanzpartner mitten auf der Tanzfläche einschläft?“

„Das ist unter meinem Niveau.“ Erklärte Heracles und gähnte demonstrativ.

Kiku hustete leise. Beide wandten überrascht den Blick zu ihm, fast, als hätten sie ihn vergessen.

Kiku scharrte unsicher mit den Fuessen auf dem Boden und sah die Beiden mit großen Augen an.

„Ich persönlich habe nicht das übermäßige Verlangen zu tanzen, da ihr allerdings beide so begeistert von der Idee seid, wollte ich vorschlagen, dass ihr Beide miteinander tanzt. Es würde mich wirklich freuen alle Parteien glücklich zu sehen.“

Er lächelte etwas verschüchtert.

„Ach, ich muss gar nicht-“ begann Heracles, doch da hatte Adnan ihn schon an der Hand gegriffen und auf die Tanzfläche gezogen.

„Was machst du da?“ Fauchte Heracles ihn an und riss seine Hand los.

Adnan grinste schief und griff wieder nach Heracles’ Hand.

„Wir tanzen jetzt.“ Erklärte er bestimmt.

Heracles blinzelte ihn einen Moment verwirrt an, dann lachte er trocken.

„Ja klar.“ Erwiderte er, sarkastisch. „Wir tanzen.“

„Genau.“ Bestätigte Adnan schlicht und zog Heracles etwas näher zu sich heran.

Aus den Lautsprechern drangen die Klänge von Nicklebacks „Far Away“.

Na klar. Genau in diesem Moment musste auch noch ein Liebeslied laufen. Doch nicht nur das, nein, es war ein Walzer!

Was bei Zeus hatte er denn nur falsch gemacht? Oder war es vielleicht Aphrodite, die sich einen Spaß mit ihm erlaubte? Vermutlich.

Aber gut, dann würde er sein Schicksal wenigstens tragen wie ein Mann.

Er legte eine Hand an Adnans Hüfte, was ihm einen bitterbösen Blick einbrachte, doch wenn Heracles mit Adnan tanzte, dann wollte er verdammt sein, wenn er sich führen lies.

Adnan schien jedoch nicht gewillt das zuzulassen, er nahm Heracles’ Hand von seiner Hüfte und platzierte sie sorgfältig auf seiner Schulter, wo Heracles sie sofort wieder wegzog.

„Ich werde mich nicht von dir führen lassen.“ Erklärte er schlicht.

Adnan runzelte die Stirn.

„Wie du meinst.“

Bestimmt zog er Heracles an sich heran und legte seine Arme um Heracles.

„So. Jetzt führt keiner. Zufrieden?“ Fragte er und klang dabei beinahe etwas bockig.

Heracles schnaubte.

„Das kann doch einfach nicht dein Ernst sein.“

„Ist es aber. Also, was sagst du?“

„Fein.“ Murmelte Heracles und legte seine Arme ebenfalls um Adnan, allerdings passte er auf, dass sie trotzdem nicht zu nah bei einander standen.

Vorsichtig und etwas ungeschickt begannen sie sich zur Musik zu bewegen.’

Als das Lied schließlich beendet war ließen sie von einander ab und Heracles machte es sich zur Aufgabe den Fußboden anzustarren, bis sein Herz endlich aufhören würde so unnatürlich schnell zu schlagen.

Plötzlich sagte Adnan: „Kiku ist verschwunden.“

Heracles sah überrascht auf und tatsächlich: Kiku war verschwunden.

Als er suchend durch die Halle blickte sah er Kiku, der gerade einer süßen kleinen Asiatin in einem rosafarbenen Oberteil mit viel zu weiten Ärmeln und einem weißen Rock etwas zu trinken anbot, die schüchtern lächelte und etwas sagte, dass Kiku rot anlaufen ließ.

„Tja.“ Sagte Adnan schwach.

„Tja.“ Bestätigte Heracles. „Und jetzt?“

Adnan zuckte mit den Schultern.

„Jetzt haben wir beide kein Date mehr.“

„Nicht mal ein halbes.“

„Wollen wir nach draußen gehen?“

Heracles nickte. „Wieso nicht.“

Schweigend verließen sie den voll gestopften Raum, der Momentan mit Lady Gaga beschallt wurde und traten nach draußen, wo nur in einer entfernten Ecke zwei dunkle Gestalten saßen, die laut redeten und lachten.
 

„Autsch!“ fluchte Francis.

„Jetzt heul nicht gleich. Das ist doch wohl nichts.“ Ermahnte Arthur

„Nichts?! Ich sterbe! Siehst du das nicht?“ Beschwerte Francis sich mit übertriebener Dramatik, seufzte schwächlich und sank dann mit geschlossenen Augen auf die Liege, auf der er vorher gesessen hatte.

Arthur boxte ihn halbherzig in die Seite und Francis richtete sich wieder auf, mit einem raubtierhaften Grinsen auf dem Gesicht.

„Vielleicht geht es mir besser, wenn du mich etwas ablenkst.“ Beim letzten Wort blitzten seine Augen im kühlen Licht, das die Deckenlampe des Krankenzimmers ihnen spendete.

„Nichts dergleichen werde ich tun.“

„Aber Arthur-“

„Oh, nun hör doch endlich auf damit. So hast du dich doch erst in diese Situation gebracht.“ Erwiderte er und deutet auf die große, lila-bläuliche Beule, die auf Francis Stirn prangte und die Arthur gerade versucht hatte zu verarzten.

„Das stimmt doch gar nicht!“

Arthur warf ihm einen skeptischen Blick zu.

„Aus meiner Perspektive sah es aber ganz danach aus.“
 

Als Arthur und Chelsea sich in die Richtung wandten, in der sie Francis zurückgelassen hatten, hatte dieser sich scheinbar in Luft aufgelöst.

„Dieser verdammte Frosch“ Seufzte Arthur.

Es war ausgesprochen unhöflich von Francis nicht auf Chelsea zu warten. Er musste wirklich ein ernstes Wort mit ihm wechseln.

Arthur ließ den Blick suchend über die anderen Schüler schweifen.

Lily, die gerade von Vash die Tür aufgehalten bekam (So gehörte es sich!), Heracles und Adnan, die zusammen tanzten (Seit wann konnten die beiden sich leiden?), Alfred, der sich mit einer hübschen Blondine unterhielt (War das nicht Ivans Schwester?!), doch weit und breit kein Francis. Doch!

Dort, halb verdeckt von Gilbert, der sich lautstark und mit großen Gesten mit Elizabeta unterhielt, erspähte Arthur den vertrauten Blondschopf.

Mit entschlossenen Schritten ging auf Francis zu, doch dann blieb er abrupt stehen.

Francis stand gerade recht nah bei Roderich Edelstein, der unauffällig versuchte zurückzuweichen, was Francis entweder nicht bemerkte oder ignorierte, jedenfalls rückte er deutlich weniger subtil immer näher an Roderich heran.

Nun sagte er etwas, dass Arthur leider nicht hören konnte, dass Roderichs Gesicht jedoch die Farbe reifer Tomaten annehmen ließ.

Arthur biss unsicher sich auf die Unterlippe. Was sollte er jetzt tun?

Da legte Francis seine Hand auf Roderichs Hüfte, doch bevor Arthur einschreiten konnte, hatte Elizabeta sich von ihrer Unterhaltung mit Gilbert entfernt und Francis mit einer Bratpfanne einen ordentlichen Schlag gegen den Schädel verpasst.
 

„Also wenn du mich fragst hast du dich einfach mal wieder wie der schleimige Frosch verhalten, der du bist. Keine Wunder, dass du nie eine echte Beziehung hattest.“

„Oh, mais mon chéri tu me-“

„Ich spreche kein Frosch.“ Fauchte Arthur, bevor Francis überhaupt seinen Satz beenden konnte.

Francis hob skeptisch die Augenbrauen.

„Arthur, du lernst seit fünf Jahren Französisch in der Schule und ich weigere mich zu glauben, dass du in irgendeinem Fach schlecht bist.“

Arthur schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Na gut, dann versteh ich halt den Stuss, den du da von dir gibst. Deine Sprache macht mir aber Kopfschmerzen.“

„Ah, Jamais je n'ai entendu de ma vie d'excuses aussi cousues de fil blanc, Arthur. Qu'est-ce que c'est ton Problème?“

„Ich kann es einfach nicht leiden. Das muss doch reichen.“ Fauchte Arthur, nun sichtbar verärgert.

„Mais mon amour-“

„Und nenne mich nicht, nie wieder, unter keinen Umständen, deine Liebe. Ich hasse es, wie du mit solchen Worten umgehst, als wären sie nichts.“

Francis wirkte für einen Moment überrascht, dann lächelte er vorsichtig.

„Sag, kann es sein, dass du mich nicht ganz so sehr hasst, wie du immer tust?“

Arthur schnaubte verächtlich.

„Was meinst du? Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich dich die Hälfte der Zeit am liebsten umbringen würde.“

„Und was ist mit der anderen Hälfte der Zeit?“

Arthur überging die Frage.

„So. Du wirst es überleben schätze ich mal. Wenn nicht, dann bist du selbst schuld. Falls dir in den nächsten Tagen schlecht wird, dann habe ich Glück gehabt und es ist vermutlich eine Gehirnerschütterung. Dann solltest du mindestens eine Woche zu Hause bleiben.“

Er wandte sich zur Tür, doch Francis hielt ihn am Handgelenk fest.

„Arthur, was ist mit der anderen Hälfte der Zeit?“

Arthur biss sich auf die Unterlippe und hielt den Blick starr auf die Tür gerichtet. Er hasste es, so direkt zu lügen.

Ach verdammt!

Er hatte es satt. Er hatte es einfach satt immer so zu tun, als würde er Francis hassen.

„Lass es, Francis. Ich will es dir nicht sagen und du willst es nicht wirklich hören.“

„Du ziehst immer so voreilige Schlüsse, Lapin.“ Murmelte Francis und seine Stimme klang irgendwie anders als sonst.

Arthur zögerte, dann wandte er sich um. Francis sah ihn mit funkelnden Augen und einem Lächeln an, dass Arthur noch nie bei ihm gesehen hatte.

Dieses Lächeln.

Es verschlug ihm den Atem und fegte sämtliche Gedanken aus seinem Kopf.

Im nächsten Moment hatte Francis ihn neben sich auf die Liege gezogen und sah dann waren Francis Lippen auf seinen und er fand einfach nicht die Kraft sich zu wehren.

Er hatte sich das hier zu lange gewünscht und als Francis sich zurück zog war es eindeutig zu früh.

„Ich benutze diese Worte nicht leichfertig.“ Raunte Francis und sein Tonfall zusammen mit diesen Worten und Francis’ warmem Atem, der ihm über die Haut strich gab Arthur eine Gänsehaut.

„Was…?“ Fragte Arthur heiser.

Konnte das wahr sein?

Schwachsinn! Es war immer noch Francis.

Francis flirtete mit jedem und scherte sich um niemandes Gefühle, trotzdem war er so charmant, dass er immer wieder Erfolg hatte. Francis war ein Vollidiot, aber nicht schlecht in der Schule. Francis-

„Arthur, ich lüge dich nicht an. Wieso sollte ich lügen?“

Francis hatte Recht. Francis würde nicht lügen. Francis hatte Arthur noch nie angelogen. Hereingelegt, ja, aber nicht angelogen.

War es den Versuch wert sein Herz aufs Spiel zu setzen?

Sein Herz stand ohnehin schon auf dem Spiel.

„Willst du damit sagen…?“ Arthur ließ die Frage unbeendet im Raum stehen.

Francis zögerte.

„Oui. Je t’aime.“

Arthur nickte nachdenklich und langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. In der nächsten Sekunde hatte er sich über Francis gerollt und küsste ihn heftig.

Ja, das war es wert.
 

Natalya lehnte mit ausdruckslosem Gesichtsausdruck an einer Wand und beobachtete, wie ihr Bruder mit einem Jungen tanzte. Yao.

Was für ein bescheuerter Name.

Sowieso war alles an diesem Jungen schrecklich unsympathisch. Ihren Bruder hatte er jedenfalls ganz sicher nicht verdient.

Er war hübsch, sicher, aber er sah aus wie ein Mädchen. Bestimmt war er dumm und schwach.

Vielleicht hatte er ihren Bruder irgendwie in eine Falle gelockt, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, dass ihr Bruder auf so etwas hereinfiel.

Vielleicht spielte ihr Bruder nur mit dem Jungen um ihn zu bestrafen. Das klang plausibel. Doch dann hätte er sie doch bestimmt eingeweiht. Er weihte sie immer in seine Rachepläne ein.

Vielleicht hatte er eine Wette gewonnen und musste deshalb mit diesem dummen Jungen ausgehen. Nein. Das war es definitiv nicht. Sie sah es an den Blicken, die Ivan diesem Yao zu warf.

Was auch immer es war, das änderte nichts an ihrer Situation.

Es war so unfair!

So schrecklich unfair!

Es schmerzte sie, zu sehen, dass dieser Junge hatte, was sie sich so sehr wünschte.

Jedes von Ivans Lächeln tat weh, doch sie wandte den Blick den Blick nicht ab.

Ivan sagte etwas, dass sie aus dieser Entfernung aus nicht hören konnte und Yao lächelte und gab Ivan, ihrem Vanya, einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Unfair!

Natalya wurde bleich und presste die Lippen zusammen.

Sie würde nicht weinen. Sie würde nicht weinen.

Sie war doch kein schwächliches Weichei. Wenn sie nicht stark war würde Vanya sie nie lieben.

„Hi!“ Grüsste eine unerträglich gut gelaunte Jungenstimme sie von der Seite.

„Hi.“ Erwiderte Natalya eiskalt und machte sich nicht einmal die Mühe den Blick von ihrem Bruder abzuwenden.

Der Junge wäre sowieso gleich wieder weg. Das waren sie immer.

Ein kurzer Moment der Stille folgte und Natalya dachte schon, der Junge wäre ohne ein weiteres Wort verschwunden.

„Ich bin Alfred. Und wie heißt du?“ Fragte der Junge immer noch unerträglich gut gelaunt.

Natalya wandte nun doch die Augen von Ivan und warf der Junge einen Blick zu, der die meisten Menschen in die Flucht geschlagen hätte, doch er grinste nur noch breiter und streckte ihr seine Hand entgegen.

An irgendetwas erinnerte er sie.

Sie ignorierte die Hand, doch nach einigen Sekunden antwortete sie zögernd: „Natalya.“

Der Junge nickte und ließ die Hand sinken, doch sein Lächeln erstarb nicht.

Es war nichts konkretes, ein Gefühl.

„Was willst du?“

Die blauen Augen. Die Blonden Haare.

Er zuckte mit den Achseln und kratzte sich unsicher am Hinterkopf. Nun waren seien Haare völlig durcheinander.

Dann schien er ihren Blick zu bemerken, der sie kritisch von oben bis unten musterte und er lachte etwas nervös.

Der Himmel. Die Sonne.

„Was machst du hier so ganz allein?“

Dieser Junge war direkter, als gut für ihn sein war.

„Hat dein Date dich sitzen gelassen?“

Natalya versuchte ihn mit ihren Blicken einen äußerst qualvollen Tod sterben zu lassen, was der Junge nicht einmal zu bemerken schien.

„Ist es Yao? Du hast ihn vorhin die ganze Zeit angestarrt.“

Er lächelte aufmunternd.

Wie die Sonne, ja. Wie die Sonnenblumen, die Bruder so liebt.

„Mach dir nichts draus, der Kommie-Bastard, mit dem er gerade tanzt ist ein Idiot.“

Im nächsten Moment spürte Alfred nur noch einen plötzlichen und scharfen Schmerz, der sein Kinn durchzuckte, seine Zähne knirschten unangenehm und er keuchte auf, als ein zweiter Schlag ihn in die Magengegend traf.

Das nächste, was er wusste, war, dass Natalya verschwunden war. Ihm war so schlecht, dass er einige Sekunden lang fürchtete, er könnte nie wieder Hamburger essen.

Sein nächster Gedanke war absurder Weise, dass der Junge, der gerade vor ihm stand Augen hatte, die so grün waren, wie die Flasche, die er ihm hinhielt.

Was allein deshalb schon bescheuert war, weil Alfred für gewöhnlich weder über Farben noch über die Augen von Menschen allzu viel nachdachte.
 

Kyle blickte der Blondine hinterher, die gerade einem armen Kerl zwei ordentliche Schläge verpasst hatte.

Mann, war die Kleine heiß!

Außerdem hatte Kyle etwas übrig für selbstbewusste, dominante Frauen.

Bevor er sein Glück versuchte, sollte er aber vielleicht aus den Fehlern seines Vorgängers lernen.

Dieser hatte sich leicht zusammengekrümmt, die Arme über dem Magen verschränkt und die Augen zusammen gekniffen. Oh Mann, hoffentlich war es nicht zu schlimm.

Kyle lehnte sich neben ihm an die Wand, hielt ihm seine Bierflasche hin und beobachtete ihm besorgt.

Der Junge richtete sich scheinbar etwas mühsam wieder richtig auf und starrte für einige Sekunden verwirrt auf das Bier in Kyles Hand.

„Alles klar, Kumpel?“ Fragte Kyle besorgt.

Er hatte zwar nicht mitbekommen, dass der Junge sich am Kopf verletzt hätte, aber er schien nicht ganz bei sich zu sein.

Das Gesicht das Jungen hellte sich auf und dankbar nahm er das Bier an um es sich zur Kühlung an das gerötete Kinn zu halten.

„Die Kleine hat dir ja ordentlich eine rein gehauen“, bemerkte Kyle.

Der Junge grinste und winkte ab.

„Das passt schon. Ein Held in hält so was aus.“ Nachdenklich verzog er das Gesicht. „Ich weiß nicht mal, was ich ihr getan habe.“

Er zuckte mit den Achseln und nahm einen Schluck Bier.

„Ich versteh Frauen nicht.“

Mit gerunzelter Stirn versuchte er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu pusten. „Aber wenn ich so drüber nachdenke versteh ich die wenigsten Leute, von daher…“

Kyle grinste und seine Augen funkelten schelmisch.

„Ist das nicht gerade der Spaß dabei?“ Fragte er.

Der Junge warf ihm einen skeptischen Blick zu und trank noch einen Schluck Bier.

„Heiße übrigens Alfred.“ Stellte er sich vor und bot Kyle eine Hand an.

„Kyle.“ Sagte Kyle grinsend und schlug ein.

„Danke für das Bier.“ Kyle winkte ab.

„Passt, es schmeckt ohnehin nicht sonderlich. Amerikanisches Bier“ Er schüttelte sich. „Naja, immerhin ist es kalt. Wenn du mich fragst das Einzige, was ihr den Briten voraus habt.“

Alfred schnaubte empört und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Deinem Akzent nach zu schließen bevorzugst du Foster’s?“

Kyle verzog angewidert das Gesicht und schüttelte den Kopf.

„Jetzt hast du mich ernsthaft beleidigt.“

Sie sahen sich einen Moment lang mit ihren besten Todesblicken an, dann begannen beide zu lachen.

„Das tut mir schrecklich Leid.“ Keuchte Alfred. „Soll ich dich zur Entschädigung auf ein Getränk einladen?“

Kyle grinste breit.

„Solange es kein Bier ist.“
 

Kurz darauf schlenderten die Beiden durch die halb-beleuchtete, menschenleere Strasse.

Alfred war erleichtert endlich wieder etwas frische Luft atmen zu können, aber Kyle schien weniger begeistert.

„Mann ist das kalt.“ Murrte er, die Hände tief in die Taschen seines Jacketts vergraben.

„Soll ich dir meine Jacke leihen?“ Fragte Alfred und war schon halb aus seiner wirklich kuschelig warm wirkenden Bomberjacke geschlüpft, doch Kyle schüttelte den Kopf.

„Ich bin kein Mädchen, danke sehr.“ Erklärte er trocken. „Aber ich verstehe nicht, wie man an Weihnachten Spaß haben kann, wenn man dabei erfriert.“

Alfred schüttelte verständnislos den Kopf

„Was meinst du? Was machst du denn bitte sehr an Weihnachten, wenn du keine Schneeballschlachten hast?“

„Ich gehe an den Strand und schwimme.“ Erklärte Kyle schlicht.

Alfred runzelte die Stirn und versuchte sich das vor zu stellen, doch er scheiterte.

„Wenn du mich fragst ist Weihnachten einfach für kaltes Wetter geschaffen.“

Er zuckte mit den Achseln und strahlte.

„Aber vielleicht ist das einfach eine Gewohnheitsfrage.“

„Vielleicht.“ Stimmte Kyle zu.

„In welchem Jahrgang bist du eigentlich? Ich hab dich noch nie vorher gesehen.“ Fragte Alfred neugierig.

Kyle winkte lässig ab.

„Ich bin nicht auf eurer Schule.“

Alfred runzelte verwirrt die Stirn.

„Was hast du dann auf unserem Weihnachtsball gemacht?“

Kyle grinste und kratzte an dem Pflaster, das quer über seiner Nase klebte.

„Ich habe auf mein Schwesterchen aufgepasst. Sie wurde von einem Jungen mit auf den Ball genommen.“ Er lachte leise. „Auch wenn ich bezweifele, dass er selbst auf eurer Schule ist, es sei denn, ihr wärt auch eine Grundschule.“

Alfred schüttelte den Kopf. Kyle zuckte mit den Schultern.

„Was soll’s. Die Kleinen kommen schon allein zurecht. Das ist besser als zu Hause rum zu hängen. Eure Party macht immerhin Spaß, auch wenn ihr keinen Alkohol habt. Hast du Geschwister?“

Alfred nickte.

„Einen Zwillingsbruder. Das mit dem Alkohol ist lahm, da hast du Recht, aber da sind die Regeln bei uns an der Schule klar. Unser Vize-Rektor bewacht sogar die Bowle, damit niemand etwas reinschüttet.“

Kyle lachte.

„Dieser schrecklich ernst dreinschauende Kerl mit den langen Haaren?“

Alfred nickte bestätigend.

„Genau der. Ich sag dir, unser Rektor wäre da nicht annähernd so streng, aber der Vize…“

„Weißt du, Al, in meinem Kopf formt sich gerade ein Plan.“

Alfred grinste.

„Was auch immer es ist, ich bin dabei.“
 


 

AN: Als erstes möchte ich mich für die lange Wartezeit entschuldigen. Hauptverantwortliche sind die Klausurphase, ein kaputter USB-Stick und mein Mangel an Motivation. Es tut mir Leid und ich hoffe, dass es nun überhaupt noch Menschen gibt, die das hier lesen.

Ich musste das Kapitel diesmal in zwei Teile aufteilen, weil es, wie ihr vielleicht bemerkt habt, diesmal etwas länger ist. Der nächste Teil wird aber diesmal nicht so lange auf sich warten lassen. Versprochen.

Die Geschichte mit dem Bier sollte ich vielleicht erklären. Die Australier sind vor allem für ihr Bier bekannt. Die bekannteste australische Biermarke in den USA ist Foster’s, allerdings wirst du kaum einen Australier finden, der das tatsächlich trinkt. Es wird hauptsächlich als Exportprodukt hergestellt.

Amerikanisches Bier wird, wie ihr vielleicht wisst eiskalt serviert, während, die Briten dafür bekannt sind es lauwarm zu trinken.



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Kommentare zu dieser Fanfic (35)
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Von:  chatterbox
2012-01-19T16:45:07+00:00 19.01.2012 17:45
Sooo schön!
Ich liebe diese FF!
Besonders gut hat mir die Szene zwischen Arthur und Francis gefallen ;D
Ich freu mich auf mehr^^
Von:  attisalatti
2011-12-09T12:33:51+00:00 09.12.2011 13:33
Die Szene mit Francis und Arthur!! Suuper schön und das Lied von Nickelback bei Heracles und Adnan auch :D
Von: abgemeldet
2011-12-07T21:08:27+00:00 07.12.2011 22:08
Ludwig ist voll niedlich *.*
Aber zwei Dinge: einmal...DIe Szene mit Francis und Arthur ist besonders schön, aber Adnan und Heracle sgefallen mir auch...und die eifersüchtige Natalia :-)
Und dann...was ist an lauwarmem Bier auszusetzen?! Das gehört sich so!
Von:  Solay
2011-12-07T17:19:11+00:00 07.12.2011 18:19
*freu* es geht weiter!
Dieses Kapitel war auch wieder großartig!
Von:  ludapommes
2011-12-06T21:05:19+00:00 06.12.2011 22:05
wuahh ich dachte grad so hmm welche ff dann hab ich deinen namen gelesen und dann hab ich mich tierisch gefreut :D endlich *_*
das kapitel ist mal wieder klasse
mach weiter soo :)
lg sasupommes :)
Von:  benki-zf
2011-12-06T20:32:46+00:00 06.12.2011 21:32
Yeay, endlich geht es weiter! Wie immer toll (=
Von:  Solay
2011-11-26T22:36:41+00:00 26.11.2011 23:36
Ich liebe es! *3* DIese Fanfic ist echt großartig!
Also bitte mach doch bald wieder ein neues Kapitel! ich kann es kaum erwarten! >_<
Von:  benki-zf
2011-09-09T11:33:46+00:00 09.09.2011 13:33
Super cool!! Wie die andren Kapitel eben auch!! Großes Lob~
Von:  SpinoLein
2011-08-13T23:06:31+00:00 14.08.2011 01:06
Also... ich muss ja sagen! Vor dieser FF habe ich die ganzen Pairings nicht in Erwägung gezogen, doch jetzt: Diese Pairings sind süß! Und ich werde sie offiziell unterstützen. :D
Ich freu mich schon darauf, wenn es weiter geht, denn ich mag deine FF voll. :) Du hast alles voll toll beschrieben und wie du sooo~ viele Leute (und auch Beziehungen) einbindest... Find ich richtig cool :)

Weiter so! :3
Von:  ludapommes
2011-08-08T20:23:09+00:00 08.08.2011 22:23
YAAAY!!
das neue kapitel ist da..
ich mach jetzt auch mal ein kommi...:D
ich LIEBE deine ff!!
ich mag eig nicht das pair prustria aber das ist mir grad egal :D
es ist einfach sooooo süß geschriben!!*-*
mach weiter so!!
freu mich aufs nächste kappi:)
lg sasupommes


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