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How to save a life

von

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Untitled


 

"I open my eyes

I try to see but I'm blinded by the white light

I can't remember how

I can't remember why

I'm lying here tonight

And I can't stand the pain

And I can't make it go away

No, I can't stand the pain

How could this happen to me?

I've made my mistakes

Got nowhere to run

The night goes on as I'm fading away

I'm sick of this life

I just wanna scream

How could this happen to me?"

- "Untitled", Simple Plan
 

Und nun stand ich hier.

Auf einem Hochhaus, mitten in der Hauptstadt meines Landes. Unter mir heulten Sirenen, irgendwer versuchte mit Hilfe eines Polizeimegafones mit mir zu sprechen, aber ich hörte nur den Wind. Und ich spürte nicht, dass es kalt war, ich spürte nur diesen seltsam stechenden Schmerz in meiner Brust.
 

Der Schmerz, den ich nun ständig mit mir herum trug. Der allgegenwärtige Schmerz, den kein Medikament, kein Zauber kurrieren konnte.

Und es tat schrecklich weh. So sehr, dass jeder Versuch, an etwas anderes zu denken scheiterte.
 

Etwas riss mich aus meinen Gedanken. Ein Geräusch. Mein Handy.

Ich sah auf das Display und nahm den Anruf an.
 

"Was?", meine Stimme klang so hart, so alt...es fühlten sich nicht an, wie meine Worte. Die Stimme schien einem Fremden zu gehören.
 

"Man..bitte tu nichts Falsches.", hörte ich meinen ehemaligen besten Freund sagen und ich drückte den Hörer in meiner Hand heftiger, wütend.

Aber dennoch sagte ich nichts. Es war seine Schuld und das wusste er, also hatte ich nichts zu sagen. Ich hörte ein Seufzen, es klang unzufrieden. Tja, unangenehm, wenn etwas nicht so lief, wie von dir geplant, hum?!

"Saiko...Moritaka. Ich habe dich nie belogen.", sagte er dann.

"Lügner.", gab ich leise zurück. Ich gebe zu, es war eine einfache Anwort, aber die schien ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung.
 

"Ich dachte, Du kennst mich-"

"Das dachte ich auch."
 

Ich ließ ihn nicht einmal ausreden. Und das brachte Shujin wieder dazu, unzufrieden zu seufzen.
 

"Moritaka, hör' mir zu..."

"Das habe ich viel zu lange getan. Ich...hab noch etwas vor. Ruf mich nicht mehr an."

Nach diesen Worten ließ ich das Telefon vom Hochhaus fallen, ohne aufzulegen. Ich warf es nicht, ich ließ es langsam aus meiner Hand in die Tiefe hinabgleiten.
 

Nun trat ich an den Rand des Daches und wurde kurzzeitig von einem Suchscheinwerfer gebelndet. Eine bekannte Stimme aus dem Megafon - meine Mutter. Ich hörte, was sie sagte, doch ihre Worte ergaben in meinem Kopf keinen Sinn. Es war, als würde sie eine mir fremde Sprache sprechen. Ihre Worte erreichten mich nicht. Nur die Erinnerungen von meinem Leben, als guter Sohn, als 'normaler' Japaner. Das alles hatte nichts gebracht. Wie konnte ich nur so enden?!
 

Ich sah runter, sah meine Eltern, einen Haufen Polizisten (ich konnte nicht einmal schätzen, um wie viele es sich wohl handeln mochte), Sanitäter, Feuerweht - und eine Frau im Brautkleid. Kaya.

Langsam machte ich ein paar Schritte zurück, die Augen geschlossen.
 

"Tut mir Leid, Azuki-chan...",flüsterte ich, mit ehrlicher reue in der gebrochenen Stimme.

"GIb bitte weiterhin dein Bestes!"
 

Mit diesen Worten lief ich los, bereit zu springen und damit meinem Leben auf dieser Welt für alle Zeiten ein Ende zu setzen.

The beginning

„I can’t run anymore

I give myself to you

I’m sorry

I’m sorry

In all my bitterness

I ignored all that’s real and true

All I need is you”

(- “October” by Evanescence)
 

Gelangweilt und nur mittelmäßig motiviert saß ich an meinem Schreibtisch im Atelier und zeichnete Vorzeichnungen ins Reine. Es war viel zu heiß im kleinen Zimmer und irgendwie war ich mit meinen Gedanken wo anders, aber noch konnte ich mir ein wenig Verzug leisten, Shujin war auch noch nicht aufgetaucht. Vielleicht war er noch mit Kaya beschäftigt, eigentlich ging es mich ja auch nichts an…aber ich musste ein wenig grinsen, als ich mir vorstellte, wie sie ihn verprügelte, weil er mal wieder ein falsches Wort gesagt hatte.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mein bester Freund das kleine Appartement betreten hatte und zuckte etwas zusammen, als ich begrüßt wurde. Mit einem leichten Gefühl ertappt worden zu sein, bemühte ich mich, meine boßhaften Gedanken samt dem Grinsen zu vertreiben und nickte ihm schlicht zu.

„Wo warst Du so lange?“, brachte ich dann doch raus, als meine Gesichtszüge wieder gezähmt schienen. Meine Stimme klang beleidigt, obwohl ich es nicht war, aber ein wenig ärgern konnte ja nicht schaden. Schließlich hatte er mich warten lassen. In Wirklichkeit war die Antwort zu dieser Frage eher von halbem Interesse für mich und so griff ich zu meiner Zeichenfeder und meiner halbfertigen Seite und versah sie weiter mit permanent schwarzen Umrandungen.

„Ich habe noch ein Videospiel besorgt. Wenn Du willst, können wir es später ausprobieren, eine kleine Pause haben wir uns schließlich auch einmal verdient. Hast Du mich etwa vermisst?“, fragte er sich, während er sich mit einem Notizbuch in der Hand auf die Couch hinter sich setzte. Dennoch spürte ich seinen neckenden Blick deutlich auf mir.

„Nein, nein…ich habe nur darüber nachgedacht, ob ich vielleicht doch alleine arbeiten soll, wenn mein Partner eh nie pünktlich kommt!“, gab ich monoton zurück. Scheinbar hatte ich es ernst genug gesagt, um ihm einen kleinen Schrecken einzujagen, er war kreidebleich, bis ich ihm ein kleines Lächeln schenkte. Daraufhin entspannte er sich sichtlich.

„Aber das mit dem Videospiel nehme ich gerne an!“, fügte ich hinzu. „Auch, wenn das heißt, dass Du wieder verlieren wirst!“

Das reichte, um den Ehrgeiz des blonden Japaners zu beschwören. Und natürlich erschien uns die Arbeit an diesem Tag als viel zu lang und mühsamer als sonst schon – der Feierabend ließ wirklich auf sich warten. Als der Nachmittag dann aber doch endlich vorüber gegangen war, konnte man sich endlich wieder auf die entspannenden Dinge im Leben konzentrieren: Videospiele! Einfach mal einen ‚normalen’ Abend verbringen, so wie es wohl viele aus ihrer Highschool auch taten.

Der ganze Raum war erfüllt von den recht monotonen Geräuschen des Videospiels und gelegentlichem Fluchen, wenn einmal etwas nicht so lief, wie man es sich wünschte, aber das war okay…man musste nicht ständig reden, wenn man sich sowieso jeden Tag sah.

Nach einer gewissen Zeit, die ich nicht wirklich einschätzen konnte, stand Shujin auf, um sich etwas zu trinken zu holen, sichtlich unerfreut wegen der erneuten Niederlage im Videospiel, die selbst er sich, trotz aller Ausreden, eingestehen musste. Ich hingegen war zufrieden. Es war schon länger her, dass Shujin und ich etwas unternommen hatten, ohne, dass es etwas mit der Arbeit zu tun hatte oder dass Kaya dabei war. Ich hatte nichts gegen Akitos Freundin, aber es war eben nicht das Gleiche.

Mein Autor kam wieder und setzte sich neben mich. Sein Ausdruck war immer noch der, eines schlechten Verlierers.

„…gucken wir einen Film?“, fragte er schließlich und versuchte es anscheinend so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Ein Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus.

„Du bist so ein schlechter Verlierer!“, erwiderte ich schließlich. Der Blonde schnappte beleidigt nach Luft. „Das stimmt nicht! Mir ist nur nicht mehr nach spielen…übrigens, dieses Spiel ist total langweilig! Ich kann nicht glauben, dass es dir wirklich spaß macht!“, wetterte er schmollend.

„Schon okay…Was willst Du sehen?“, fragte ich, sehr bemüht mir ein Lachen zu verkneifen. Ja, ich wollte ihn nicht auslachen…seine Laune würde nur schlechter werden und darauf legte ich es wirklich nicht an. Aber wieder einmal eine perfekte Ausrede à la Shujin. Er hatte mich nicht enttäuscht.

„Pff…weiß nicht. Mach einfach die Glotze an.“, sagte Shujin, nun mit einem noch immer in einem leicht beleidigtem Ton. Zum Spielen hatten wir uns auf den Boden vor den Fernseher gesetzt, nun stand er auf, um sich aufs Sofa zu setzten und ich wollte nicht riskieren, dass er noch beleidigter wurde, also schaltete ich die Konsole aus und setzte mich brav neben ihn, nachdem ich ihm die Fernbedienung in die Hand gedrückt hatte, damit er entscheiden konnte, was er sehen wollte.

Er zappte eine Weile durch das abendliche Fernsehprogramm, aber ich war wohl nicht der Einzige, der feststellen musste, dass das Ergebnis mehr als bescheiden ausfiel. Gerade wollte ich einen neckenden Kommentar abgeben, da knurrte er genervt und legte die Fernbedienung schließlich aus der Hand.

Ich warf einen prüfenden Blick auf den Fernseher, da mir mein Spott im Halse stecken geblieben war. Ein Liebesfilm. Akito forderte es wirklich heraus.

So konnte ich mir ein Grinsen dieses Mal nicht verkneifen.

„…Du weißt schon, dass ich nicht Kaya bin, ja?“, fragte ich, nun lachend.

„Wäre mir fast entgangen. Aber die Brüste sind beinahe die Gleichen.“, gab Shujin zurück. Okay…1:0 für ihn. Aber irgendwie hörte er sich komisch an. Nicht richtig wütend, aber als würde etwas nicht stimmen. Wäre etwas wegen Kaya hätte er mir das sicherlich gesagt. Davon war ich dann doch überzeugt.

„Ist…alles okay?“, erkundigte ich mich, etwas unsicher und zögerlich.

„Hmn?“

„Brauchst Du etwas oder so?“

Akito schüttelte nur den Kopf.

Trotzdem wirkte er irgendwie…angespannt. Als fühlte er sich unwohl oder so.

Und dadurch fühlte auch ich mich irgendwie unwohl. Aber ich wollte mich nicht beirren lassen, versuchte dieses seltsame Gefühl durch eine andere Sitzposition abzuschütteln, merkte aber, wie Shujin mir ab und an nervöse Blicke zuwarf. Als ich ihn mustern woltle, so unauffällig, wie möglich, trafen sich unsere Blicke und weil er seinen Blick nicht abwandte, konnte ich nichts tun, außer ihn zu erwidern und in seine hellbraunen Augen zu sehen.

Einen Moment lang schien die Zeit stehen zu bleiben. Und gerade, als ich beginnen wollte, mich zu fragen, wie lange wir so schon ausgeharrt hatten, wieso wir das taten und ob ich das Schweigen irgendwie brechen sollte, kam Akito mir näher.

Bevor ich richtig realisieren konnte, was das hieß, was passieren würde, spürte ich seine Lippen auf meinen.

Sie waren so weich und heiß, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Nicht bei einem Jungen. Ungeschickt versuchte ich, den Kuss zu erwidern, obwogl ich doch keine Ahnung hatte, was genau zu tun war. Ich spürte, wie mein bester Freund einen Arm um meine Taille legte, den anderen so, dass er eine Hand in meinen Nacken legen konnte, als hätte er Angst, dass ich den Kuss abbrechen würde. Meinen Herzschlag hörte ich bis in meine Ohren, sodass ich der schnulzigen Sendung im Fernsehen keine Aufmerksamkeit mehr schenken konnte.

Ja, es war seltsam…dass ich mich nur mit einem zaghaften Druck gegen seine Brust wehrte. Irgendwie war es komisch, ihn zu küssen, aber auf eine andere Weise…fühlte es sich so vertraut an. Wäre da nicht das Gefühl, dass ich so verdammt ungeschickt war, wäre es einfach der perfekte erste Kuss gewesen. Ich schloss die Augen und legte die Arme unsicher um seinen Hals, die Bewegungen langsam, denn ich hatte angst, dass sich die Atmosphäre in Luft auflösen würde, dass wir aus diesem Traum aufwachen würden, wenn ich mich nur einmal falsch bewegen würde. Doch das Gegenteil war der Fall.

Sein Kuss wurde leidenschaftlicher und ich immer hilfloser, versuchte das Denken abzustellen. Der Blonde öffnete seinen Mund ein wenig und dann spürte ich seine Zunge über meine Lippen streichen und ich keuchte leise, unsicher, aber ich öffnete den Mund und das war alles, was Shujin hatte erreichen wollen. Es war ein seltsames Gefühl, als sich unsere Zungen berührten, aber ich genoss das wohlige Kribbeln in meinem Bauch.

Der Kuss schien ewig zu dauern, war aber gleichzeitig viel zu kurz, wie ich feststellen musste, als er endete. Nun wurde mir erst richtig bewusst, was eigentlich geschehen war und errötete schrecklich. Ich hatte doch Miho und er hatte Kaya…er hatte Kaya sogar mehr, als ich Miho. Verwirrt sah ich in seine Augen, versuchte darin zu lesen, was ihn dazu bewogen hatte das zu tun, wo es doch einen Menschen gab, den er viel lieber küssen sollte. Vielleicht war es ja nur ein Spaß: Na ja…würde ein Junge einen anderen aus Spaß küssen? Und wäre es Spaß gewesen, dann würde er mich jetzt aufziehen oder zumindest dieses dumme Grinsen im Gesicht haben. Aber beides war nicht der Fall.

Ich wartete einige Sekunden auf eine Erklärung, die nicht kam. Kein Wort wurde gesprochen und ich merkte erst jetzt, wie sehr ich außer Atem war.

„Wieso?“, brachte ich schließlich heraus, mein Zeitgefühl war noch immer nicht zurückgekehrt, denn ich hatte keine Ahnung, wie es gedauert hatte, bis ich dieses simple Wort hatte aussprechen können. Und ich hörte es in Shujins Kopf förmlich rattern. Gab es denn einen Grund? Ich war weiterhin voller Hoffnung. Es musste einen guten Grund dafür geben!

Schließlich öffnete er den Mund und ich hing förmlich an seinen Lippen. Was war denn nun der Grund für dieses bizarre Verhalten?!

„Ich liebe dich.“

Ich brauchte eine Weile, um zu realisieren, was diese Worte bedeuteten und als ich es endlich kapiert hatte, errötete ich gleich noch mehr und fragte mich gleichzeitig, ob es ein schlechter Scherz sein sollte. Aber sein Autor sah aus, als wäre es ihm wirklich ernst. Todernst.

Mein Herz schlug heftig und mein Mund war auf einmal so ausgetrocknet. Was sollte ich darauf erwidern? Ich war doch noch nie in solch einer Situation! Wie konnte sich das so gut und so falsch zur gleichen Zeit anfühlen?!

„…und Kaya?“, fragte ich leise, ich bemerkte selbst, dass meine Stimme etwas zitterte.

„…ich weiß schon länger, dass ich sie nicht von ganzem Herzen liebe.“, erwiderte er und ich nickte verständnisvoll – auch, wenn ich rein gar nichts verstand. Dann sah Shujin mich an, erwartungsvoll. Es schien so, als wäre ich jetzt dran…ich sollte mich entscheiden.

Ich atmete tief durch und versuchte nicht an Miho zu denken, als ich Shujin küsste. An diesem Abend tauschten wir noch viele Küsse aus und es verstärkte das Gefühl von Schmetterlingen in meinem Bauch noch mehr. Ich glaube, ich war noch nie so glücklich und noch nie so verliebt, wie in Shujin. Er wusste nicht, dass er schlafende Gefühle geweckt hatte, als er mich geküsst hatte. Es war vielleicht falsch, schließlich waren wir beide verlobt…aber es fühlte sich einfach so gut an!

…und es war gleichzeitig mein erster Schritt auf dieses Hochhausdach.
 

Wakin' up

Das Ende der Ruhe nahte, aber das merkte ich nicht.

Die sprichwörtliche rosarote Brille hatte sich in meinem Gesicht festgebissen, bis Kaya eines Tages wieder mit ins Atelier kam.
 

Zuerst war ich geschockt, ich konnte mich kaum hinter meinem Schreibtisch bewegen, es sei denn, ein Wort an die beiden richten, sei es nun ein Fluch oder eine Begrüßung.
 

Aber vielleicht wollte er hier auch mit ihr Schluss machen. Vielleicht hatte er einfach Angst, es ihr allein zu sagen?! Ja, das musste es sein. Irgendwie fühle ich mich schlecht, wegen des Glücksgefühls, das ich hatte, bei dem Gedanken, dass mein bester Freund seine Verlobung lösen würde und ich merkte nicht, wie mein Kopf arbeitete und immer weiter Ausreden dafür suchte, dass Shujin die Sache mit ihr nicht schon längst beendet hatte. Schließlich hatten wir uns geküsst. Nicht nur einmal. Und Shujin tat das nicht, weil er Langeweile hatte, er war ehrlich, er mochte mich...oder?
 

Es blieb mir nichts anderes übrig, als abzuwarten...das wusste ich. Natürlich konnte ich Akito jetzt eine riesige Szene machen, aber das würde mir nur seinen Zorn und Prügel von Kaya einbringen...und auf beides konnte ich getrost verzichten. Ich selbst empfand es als sehr unhöflich, die beiden zu belauschen, auch, wenn es vorallem dazu dienen würde, herauszufinden, ob Shujin sich langsam von ihr verabschiedete, also sah ich wieder auf das Blatt vor mir und zeichnete mit schweißnassen Händen und rasendem Herzen weiter.
 

Doch nichts passierte.

Shujin riss dumme Witze, wie er es immer tat und Kaya redete von Dingen, von denen ich im Moment nichts verstand und verstehen wollte.

Was zur Hölle ging hier vor?!

Während ich damit zu tun hatte, meine Sprache wiederzufinden, merkten die anderen beiden wohl auch, dass etwas nicht stimmte und starrten mich an. Natürlich war es Kaya, die mich ansprach. Denn Shujin wusste ja ganz genau, was mit mir los war. Vielleicht sah er deshalb etwas verlegen aus. Oder ich bildete es mir ganz einfach nur ein. Aber er sah zur Seite, wendete den Blick von mir ab, als wäre er mir keinerlei Erklärung schuldig. Es ärgerte mich und, trotzig, wie ich war, bekam ich große Lust, Kaya alles ihrem kleinen Schwerenöter betreffend zu beichten. Aber natürlich sagte ich nichts.
 

"A-alles okay!", gab ich auf Kayas Frage zurück, ob ich in Ordnung war.

Anscheinend klang ich nicht sehr überzeugend, denn sie sah mich skeptisch an. So seufzte ich leise und fügte hinzu "Ich habe einfach nicht viel geschlafen." Und ich würde auch weiterhin nicht viel schlafen, wie es aussah.

Zu meinem Glück gab Kaya sich mit dieser Antwort zufrieden, sie hatte ja schon öfter miterlebt, wie ich in der Schule eingeschlafen war, besondern vor meinem Zusammenbruch.
 

Ich sah die beiden an und verstand, wie Kaya irgendetwas vom Wochenende und Kino faselte, doch die Worte drangen nicht bis zu meinem Verstand vor. Nur ihr glückliches Gesicht und wie sie sich in so gewohnter Manier an Shujin schmiegte. Meinen Shujin. Ich spürte, wie meine Hände begannen zu zittern und ich legte meine Zeichenfeder schnell bei Seite. Akito sah mich an und ich spürte einen Stich in meiner ohnehin schmerzenden Brust.
 

Ich wandte meinen Blick von den braunen Rehaugen ab, in die ich mich in so kurzer Zeit so heftig verliebt hatte. Wieso tat er das?! Nein, wieso hatte er das mit mir getan?! Wir waren doch Freunde, Partner...wieso hatte er sich für sein kleines Abenteuer nicht jemand anderen ausgesucht?! Es war schmerzvoll offensichtlich, dass er es zu keinem Zeitpunkt ernst gemeint haben konnte!
 

Ich merkte, wie mein Magen sich schmerzhaft zusammen zog. Ich musste hier raus, sofort. Ohne den Ansatz eines Plans stand ich auf, hoffentlich so langsam, dass ich nicht wirkte, wie ein aufgeschrecktes Reh, und sagte, mit festem Blick auf meinen Schreibtisch: "Ich muss noch etwas erledigen, es tut mir Leid, aber ich habe es meine Mutter versprochen. Keine Angst, ich werde noch locker vor der Deadline fertig! Bis morgen!"
 

Bevor einer der beiden etwas sagen konnte, hatte ich schon meine Sachen genommen und war aus dem Atelier gerauscht. Natürlich spürte ich ihre Blicke an mir kleben, wie Blutegel, fragende, neugierige Blicke, aber es war mir egal. Der Schmerz in meiner Brust betäubte meine Vernunft langsam, als ich schnellen Schrittes die Treppen runterrannte, die Haustür aufriss und unbewusst nach Luft schnappte.
 

Irgendwie hatte ich mich durch die tonnenschwere Last auf meiner Brust in diesem Gebäude eingeschlossen gefühlt. Das Atelier, in dem mein geliebter Onkel gearbeitet hatte...bis zu seinem Tode. Hilflos sah ich mich um und überlegte, was ich nun tun sollte. Ich spürte das nervige Gefühl von aufsteigenden Tränen und schluckte sie runter. Was sollte ich jetzt nur tun?!
 

Ich fühlte mich zerrissen und betrogen. Aber vermutlich war es besser für Shujin...Kaya passte ohnehin viel besser zu ihm. Sie war hübsch und prinzipiell ein wirklich netter Mensch. Es wäre wohl besser für alle, würde ich diese Sache einfach vergessen. Ich beschloss zu schweigen. Ich musste Shujin vergessen, so schwer es mir auch fallen würde. Schließlich war er mein erster Kuss, meine erste richtige Liebe...
 

Ich schaltete meinen iPod an, steckte mir die Ohrstöpsel in die Ohren und drehte die Musik so laut, dass ich meine Gedanken nicht mehr hören musste. Langsam lief ich weiter, tiefer in den Mittelpunkt der Stadt. In so großen Städten, wie Tokio, ist irgendwie jeder alleine. Vielleicht tröstete diese Einsicht mich etwas über meinen eigenen Schmerz hinweg.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Joker_of_Eden
2011-03-02T19:38:06+00:00 02.03.2011 20:38
Waaaaaaaaaaas??? ;____________;''''
Mein armes Herz...
das ist traurig ;__; wieso?
*auf das nächste kapi wartet*


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