Zum Inhalt der Seite

America is not enough ... XD

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

First step ^^°

Juhuuu!! Meine erste Fanfic! ^_______^

Ich sollte vielleicht noch anmerken, dass sie (zeitlich) völlig unabhängig von den Mangas ist ^^ ... nicht dass sich jemand wundert!
 

So, und nun Start frei für das erste Kapitel:
 


 


 


 

Rrrring! Erschrocken zuckte Ryo in seinem Sessel zusammen. Mit einem schnellen Blick auf seine Armbanduhr sah er, dass es bereits 22.45 Uhr war. Wer wollte denn um die Zeit noch etwas von ihm!? Seufzend schaltete Ryo den Fernseher aus, über dessen Mattscheibe gerade der Abspann von 'Deep Impact' in einer unlesbar kleinen Schrift huschte. Eigentlich mochte er solche Katastrophenfilme nicht besonders, aber an diesem Sonntagabend war er irgendwie in 'Weltuntergangsstimmung'.

Rrrrring!! Verdammt, die Tür! Ryo schnellte aus dem Sessel empor und hastete zur Tür seinen Apartments. Hoffentlich war Bikky nicht aufgewacht! Unbeweglich verharrte Ryo mit der Hand auf der Türklinge und lauschte, ob im Zimmer nebenan Geräusche zu hören waren. Doch anscheinend schlief sein kleiner Schützling tief und fest. Bevor der nächtliche Besucher die Gelegenheit ergreifen konnte, noch ein weiteres Mal zu klingeln, öffnete er schließlich die Tür einen Spalt breit und spähte misstrauisch hinaus ins Treppenhaus.

"Ryyyyyyooo!!! Ich bin's!" Mit einem heftigen Ruck wurde die Tür von außen aufgestoßen und Ryo stolperte zurück, wobei er fast hingefallen wäre.

"Guten Abend, Dee!", sagte er, als er sich wieder gefangen hatte. Ein völlig atemloser Dee stand in der Tür und sah Ryo über das ganze Gesicht grinsend an.

"Ryo, fährst du mit mir nach England!?" Als Dee Ryos entgeisterten Gesichtsausdruck sah, fing er an zu lachen und betrat vollends die Wohnung. "Nun schau doch nicht so entsetzt! Ich habe die Frage ganz ernst gemeint."

"Aber wie ... woher ... wie stellst du dir das denn vor!? Wir haben doch morgen Dienst und außerdem ..." Dee trat dicht an Ryo und legte seine Arme um dessen Hals. Ryo war diese Berührung zwar unangenehm, aber im Moment war er viel zu perplex um sich zu wehren. "Nur keine Sorge", flüsterte Dees Stimme an seinem Ohr "Meine Tante aus London hat mich heute nachmittag angerufen und mich gebeten, auf ihr Haus aufzupassen, während sie im Urlaub ist. Sie lässt es nämlich nicht gerne für längere Zeit unbewohnt, da sie Angst vor Einbrechern hat ..."

Ryo wand sich nun doch aus der Umarmung, trat einen Schritt zurück und sah Dee zweifelnd an. "Und da fragt sie ausgerechnet dich? Hat sie denn keine Verwandten in England?" Aus Dees gemurmelten Antwort entnahm er, dass alle näheren Verwandten entweder krank waren oder keine Zeit hatten. "Aber es ist schon alles geregelt! Ich habe mit unserem Chef gesprochen und der hat uns für zwei Wochen beurlaubt." Dee lachte nervös als ihn Ryo nur noch skeptischer ansah. "Na ja, ich hab ihm gesagt, dass meine einzige Tante schwer krank sei und sie keinen hätte, der sich um sie kümmert. Und dann hab ich noch verlangt, dass du mich begleitest, weil ich mich allein in London wahrscheinlich verlaufen würde."

Ryo schüttelte verzweifelt den Kopf über so viel Dreistigkeit, aber im Grunde war er natürlich nicht abgeneigt, einen Abstecher nach Europa zu machen. Doch anstelle einer Antwort drehte er sich um, ging zurück ins Wohnzimmer und ließ sich mit einem Seufzer auf die Couch sinken. Dee dackelte hinterher und setzte sich mit einem fragenden Blick neben ihn. Als Ryo keine Anstalten machte, ihm zu antworten, hob er die Hand an Ryos Kinn und drehte dessen Gesicht in seine Richtung. Ryo konnte nun nicht mehr an sich halten und prustete los. "Du bist echt schräg! Und der Chef hat dir das auch noch durchgehen lassen!? ... Natürlich komme ich mit nach England zu deiner 'todkranken' Tante. So scharf bin ich nun auch nicht auf's Strafzettel-Verteilen und den ganzen Kram."

Er konnte es förmlich spüren, wie Dee ein Stein vom Herzen fiel. "Ich wusste es doch!", sagte er zufrieden und strich zärtlich durch Ryos blonde Haare. Ryo lehnte sich zurück und ließ Dee gewähren. Dieser rückte nun dicht an Ryo heran und machte sich mit der anderen Hand an Ryos Hemdknöpfen zu schaffen. Als er die obersten drei Knöpfe geöffnet hatte, beugte er sich zu der entblößten Brust hinunter. Ryo spürte Dees warmen Atem und als schließlich die weichen Lippen seine Haut berührten und sie mit unzähligen zarten Küssen übersäten, entschlüpfte ihm ein leises Stöhnen. Dees Mund wanderte langsam über seine Brust und weiter zum Bauchnabel.

In diesem Moment krallte Ryo seine Hand in Dees Haare und zog so dessen Kopf mit sanfter Gewalt wieder nach oben. Er konnte einfach noch nicht weitergehen und er wollte es auch gar nicht. Dee verzog leicht säuerlich den Mund, was aber nicht lange anhielt, da sich Ryos Lippen auf die seinen pressten. Ryo genoss diesen Moment der Intimität, der jedoch jäh unterbrochen wurde, als er eine Faust auf Dees Kopf niedersausen sah.

"Verdammt, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du meinen Ryo in Ruhe lassen sollst!" Ryo hob seinen Kopf uns sah einen vor Wut schäumenden Bikky nur mit einem Hemd bekleidet hinter der Couch stehen.

"Du kleiner Satansbraten! Wie oft soll ICH dir noch sagen, dass du mir nicht dauernd auf den Kopf hauen sollst! Hau bloß ab, du Zwerg!" Dee schien ebenfalls richtig wütend zu sein, was Ryo ihm aber nicht übelnahm, denn heute war ihm Bikkys Auftauchen auch etwas unangenehm. "Na warte, bald werde ich Ryo zwei Wochen ganz für mich allein haben und kann mit ihm machen, was ich will! Wir werden eine wundervolle Zeit in England verbringen." Dee warf Ryo einen beschwichtigenden Blick zu, als dieser schon aufbrausen wollte.

"Waaaas!??" Bikky sah Ryo verzweifelt an, der seinen Blick aber nur mit einem hilflosen Schulterzucken erwiderte. "Ich glaub das einfach nicht! Du bist gemein, Ryo! Du kannst mich doch nicht hier allein lassen, das darfst du nicht!" Mit hochrotem Kopf drehte sich Bikky um und stapfte zurück in sein Zimmer, wobei er die Tür geräuschvoll ins Schloss fallen ließ. Dee sah Ryo mit gespielter Verwunderung an und fing dann an zu grinsen. "Na der ist jetzt aber echt sauer, der kleine Scheisser! Tut mir fast leid .... Aber sag mal, Ryo, wo genau liegt eigentlich England!?"
 

--- Ende des ersten Kapitels ---

Second Step^^°

Am nächsten Vormittag saßen Dee und Ryo bereits im Flugzeug auf dem Weg nach Europa. Ryo hatte ein schlechtes Gewissen, dass er J.J. während der zwei Wochen auf Bikky aufpassen ließ. Beide schienen davon nicht besonders begeistert zu sein, doch Dee hatte bei J.J. seinen Charme spielen lassen und dieser konnte dadurch ziemlich schnell überzeugt werden. Vermutlich bereute er seine Hilfsbereitschaft inzwischen schon wieder .... Bei Bikky war das Ganze etwas schwieriger gewesen, da der Junge darauf bestanden hatte, ihn und Dee zu begleiten. Weder Dees Wutausbrüche noch Ryos gutes Zureden konnten da etwas ausrichten, also hatten sie sich in aller Frühe aus der Wohnung geschlichen, als Bikky noch geschlafen hat. Ja, Ryo hatte wirklich ein sehr schlechtes Gewissen! Wenigstens hatte er eine Nachricht hinterlassen, die Bikky darauf hinweisen sollte, wo er in nächster Zeit wohnen würde.

Mit einem Seufzer ließ er sich in seinem Sessel zurücksinken. Soeben hatte die Maschine den New Yorker Airport verlassen und vor ihnen lag nun ein fünfstündiger Flug. Verträumt sah Ryo aus dem kleinen Fenster direkt neben ihm. Nach wenigen Minuten war die Millionenmetropole mit ihren unzähligen Autobahnen und Hochhäusern verschwunden und es war nichts mehr zu sehen außer einer grenzenlosen weißen Wolkendecke. Ryo drehte seinen Kopf auf die andere Seite und schaute direkt in Dees Augen, die in finster anblickten.

"Hast du dir jetzt lang genug dieses Nichts da draußen angeschaut!?" Dees Stimme klang etwas verstimmt, doch Ryo merkte sofort, dass seine Empörung nur gespielt war. Lächelnd hob er die Hand und fuhr über Dees Wange, der daraufhin wieder völlig versöhnt war. Dees Hand griff nach Ryos, die noch immer auf dessen Wange lag und führte sie an seinen Mund. Ryo merkte mit einem Schauer, wie Dees Zunge die Innenfläche seiner Hand bearbeitete. Ein sehr angenehmes Gefühl .... Trotz seiner sonst so stürmischen Art konnte Dee auch ausgesprochen zärtlich sein, wenn er wollte. In diesem Moment sah Ryo aus den Augenwinkeln einen schwarzen Schatten auf Dees Kopf niedersausen.

"Aaauuu!! Was soll das!?" Augenblicklich ließ Dee seine Hand los und drehte sich mit schmerzverzogenem Gesicht in seinem Sessel um.

Zuerst sah Ryo die schwarze Handtasche, die über die Lehne von Dees Sitz baumelte, dann deren Besitzerin, eine kleine, alte Frau, die die beiden aus ihrem verrunzelten Gesicht böse anfunkelte.

"Unmöglich, wie sich manche Leute in der Öffentlichkeit benehmen!", keifte sie mit schriller Stimme, die, wie Ryo befürchtete, die gesamte Aufmerksamkeit der anderen Passagiere auf sie lenkte. "... und dann auch noch zwei Kerle! Verboten sollte das sein! Einsperren ... so ein Gesindel darf man doch nicht frei herumlaufen lassen!! Zu meiner Zeit hätte es das nicht gegeben, da herrschte noch Anstand ....!" Die Alte hatte sich richtig in Rage geredet und bemerkte gar nicht, wie einige Leute anfingen, verstohlen zu grinsen. Ryo konnte spüren, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Zum Glück lachten die meisten anscheinend mehr über den Ausbruch der Oma als über ihn und Dee. Trotzdem war ihm die gesamte Situation äußerst peinlich.

Dee hatte sich inzwischen vollends in seinem Sitz umgedreht und sah die Frau mit dem selben giftigen Blick an, wie sie ihn.

"Das ist ja wohl kein Grund, mir mit ihrer dämlichen Tasche gleich eins überzubraten", fauchte Dee. Vergeblich versuchte Ryo, ihn zurückzuzerren, um die Sache nicht noch schlimmer zu machen. "Das ist doch wieder typisch! Keinerlei Toleranz ..." Wütend sah er Ryo an, der erschrocken zusammenzuckte. Erwartete er jetzt etwa seine Zustimmung!? "Vielleicht sollten wir uns auf die Toilette verziehen, Ryo, was meinst du!? Da muss diese Schachtel unser Rumgeknutsche nicht mit ansehen!" Mit einem heftigen Ruck wandte er sich wieder der Alten zu und sah ihr mit einem teuflischen Grinsen fest in die Augen. "Allerdings sind die Innenwände in so einem Flugzeug nicht besonders dick ..." Dee erhob mit Absicht seine Stimme und die Frau glitt langsam mit zuckendem Mund in ihren Sitz zurück. "... und möglicherweise hört sie dann dein Gestöhne, Ryo, WENN ICH DICH GERADE..."

Das war zuviel. Ryo riss die Arme in die Höhe, schlang sie um Dees Mund und zog seinen Kopf gewaltsam nach hinten. Dieser zappelte wild in Ryos Umklammerung und versuchte, sich zu befreien.

"Bitte, beruhig dich doch!!!, flehte Ryo und drückte am Rand der Verzweiflung einen Kuss auf Dees Stirn. Gegen alle Erwartungen schien das dessen Gemüt wirklich etwas abzukühlen, den plötzlich lag Dee ruhig in seinen Armen und Ryo löste langsam seinen Griff. Dee rappelte sich keuchend hoch und warf Ryo einen beleidigten Blick zu. "Warum hast du das gemacht!? Das ist doch echt schrecklich, wie sich diese Mumie hier aufführt!!" Schon hatte er seine Stimme wieder auf volle Lautstärke gedreht und begann, sich wieder an seiner Lehne hochzuziehen. Die alte Frau sah ihn mit verstörtem Blick an und wäre wohl am Liebsten aufgestanden, denn mit so einer heftigen Reaktion hatte sie bestimmt nicht gerechnet. Doch bevor Dee erneut loslegen konnte, kam ein Steward den Mittelgang entlang, einen Wagen mit belegten Brötchen vor sich herschiebend.

"Bitte nehmen sie Platz!", forderte er Dee mit überfreundlicher Stimme auf. "Möchten sie vielleicht etwas essen? Wir haben Käsebrötchen, Salamibrötchen, ...." Ryo atmete erleichtert auf, denn wenn man Dee mit irgend etwas zufrieden stellen konnte, dann war das Essen (und er selbst vielleicht ..). Widerwillig nahm er zwei Brötchen vom Wagen und reichte eines davon Ryo, der ein Kichern kaum noch unterdrücken konnte. Als Dee dann mit übertrieben missmutigem Blick in das Brötchen biss und der Belag an allen Seiten heraus- und auf seine Hose fiel, konnte Ryo nicht mehr an sich halten und ihm liefen vor lauter Lachen die Tränen aus den Augen. Oha, wenn Blicke töten könnten! Dee fluchte lauthals, sodass die Dame hinter ihnen sich noch weiter in ihren Sitz verkroch, und begann umständlich, seine Hose abzuwischen.

Die restlichen vier Stunden verbrachte Ryo mit Schlafen, oder tat wenigstens so, denn er wollte so eine peinliche Situation nicht noch einmal erleben. Da er sein Gesicht dem Fenster zugewandt hatte, konnte er nicht sehen, was Dee tat, doch wahrscheinlich schmollte er. Ryo lächelte glücklich in sich hinein.
 

--- Ende des zweiten Kapitels ---

Third Step ^^°

Um 21.00 Uhr britischer Zeit landete das Flugzeug schließlich am Heathrow Airport in London. Ryo sah sich neugierig um. Er war erst einmal in England gewesen - ebenfalls mit Dee - doch dieser Urlaub war alles andere als erholsam verlaufen.

"Wo müssen wir denn jetzt eigentlich hin?", fragte er Dee fröhlich, der ihn jedoch nur über den Rand seiner Straßenkarte entnervt ansah.

"Du kannst Fragen stellen, Ryo! Ich weiß nur, dass das Haus von meiner Tante in der Nähe von Covent Garden ist. Aber wie wir da hinkommen ...!" Verzweifelt hielt er Ryo den Stadtplan unter die Nase. "Wer soll sich denn da auskennen!?" bevor Dee sich noch weiter aufregen konnte, nahm Ryo ihm die Karte aus der Hand und faltete sie entschlossen zusammen. Dee warf ihm einen entgeisterten Blick zu.

"Und was soll das jetzt werden!? So finden wir doch nie ...", begann Dee erneut und fuchtelte dabei wild mit den Armen zwischen dem zusammengefalteten Plan und Ryos Gesicht herum. Ryo schüttelte resigniert den Kopf.

"Reg dich doch nicht auf! Wir gehen einfach raus auf die Straße und nehmen uns ein Taxi. Die Adresse wirst du ja wohl haben." Zwei Sekunden reagierte Dee überhaupt nicht, sondern starrte Ryo nur mit weit aufgerissenen Augen an. Als er dann endlich den Sinn von diesen Worten realisiert hatte und bemerkte, um wie vieles einfacher nun alles werde würde, löste er sich aus seiner Erstarrung und fiel Ryo um den Hals.

"Oh Mann, du bist ja echt genial, Ryo!! Wenn ich dich nicht hätte ...!" Schnell duckte sich Ryo unter einem Kuss weg, schlüpfte aus Dees Armen und griff nach seiner Reisetasche. Er sah, wie Dee mit den Schultern zuckte, dann aber seinem Beispiel folgte und so verließen die beiden Polizisten das Flughafengebäude. Nach einer viertel Stunde - Dee war inzwischen schon wieder etwas ungehalten - fanden sie endlich ein freies Taxi und machten sich auf den Weg zu Covent Garden.
 

Dees Tante bewohnte eine Doppelhaushälfte mit eigenem Garten und sogar einem kleinen Swimmingpool, der zur Zeit allerdings ausgelassen war. Als Dee die Tür aufgesperrte hatte, fanden sie in der Diele neben dem Telefon einen Zettel mit einer Nachricht: 'Lieber Dee! Ich hoffe, dein Flug ist ohne Schwierigkeiten verlaufen und du findest dich in London schnell zurecht. Gleich um die Ecke gibt es einen Supermarkt, ich habe den Kühlschrank aber vor meiner Abreise noch aufgefüllt, das Essen sollte also für ein paar Tage reichen. ...' Dee sah auf und grinste Ryo verschmitzt an.

"Na ja, da wir zu zweit sind wird der schnell leer werden!" Dann las er weiter. ' ... Du kannst hier tun und lassen, was du willst, solange die Nachbarn nicht wegen Ruhestörung die Polizei anrufen. Alles andere habe ich dir ja schon am Telefon gesagt. Genieße die zwei Wochen in England (so wie ich in Italien)! Küsschen, deine Tante Emily!'

"Na dann wollen wir uns hier mal umschauen!", rief Dee vergnügt, knüllte den Zettel zusammen und warf ihn achtlos in eine Ecke. Ryo schüttelte den Kopf, folgte aber dann seinem Partner, der geradewegs auf die Küche zusteuerte und den Kühlschrank aufriss. Dees erfreutem Aufschrei nach zu urteilen, hatte seine Tante nicht zu viel versprochen. Der Kühlschrank war randvoll gefüllt mit den verschiedensten Köstlichkeiten - erleichtert stellte Ryo fest, dass diese sich nicht nur auf britische 'Spezialitäten' beschränkten. Dee schlug die Tür zu, fuhr auf dem Absatz herum und stürmte in das nächste Zimmer, Ryo folgte ihm. Das Schlafzimmer. Ein großes Doppelbett dominierte fast den gesamten Raum. Direkt daran angeschlossen befand sich ein geräumiges Badezimmer. Ryo sah sich neugierig um. Es gab eine Dusche, eine Badewanne und zwei Waschbecken, außerdem eine Toilette. 'Nicht schlecht!', stellte er bewundernd fest, schloss die Tür wieder und drehte sich zu Dee um. Der hatte sich inzwischen auf dem gewaltigen Bett ausgebreitet und warf Ryo einen vielsagenden Blick zu.

"Tja, in diesem Haus scheint es kein Gästezimmer zu geben. Wir müssen uns also diese Bett teilen! Aber das macht dir doch nichts aus, oder Ryo!?"

"Das kommt ganz drauf an ...", erwiderte Ryo mit hochgezogenen Augenbrauen. Worauf es ankam, ließ er allerdings offen, das sollte Dee sich selbst zusammenreimen. Statt dessen wandte er sich dem großen Wandschrank, in dem Dees Tante eine Nische für ihre Kleidung Platz gemacht hatte, zu und begann, den Inhalt ihrer Koffer einzuräumen.

Er hätte es ja ahnen können, dass Dee sich damit nicht zufrieden geben würde. Ryo schob gerade einen Stapel Pullover in eines der oberen Regale, als sich zwei starke Arme um seine Hüften schlangen. Dee zog ihn fest an sich heran und gurrte in Ryos Ohr: "Nun sein doch nicht so abweisend, Honey! Wenn es dir zu unangenehm ist, kann ich ja auch auf dem Boden schlafen ..."

"NEIN!!" Ryos Reaktion war ungewollt etwas zu heftig ausgefallen und er bereute es sofort wieder.

"Na wenn das so ist ..." Dee drehte Ryo in seinen Armen herum und drückte ihn an den Schrank. Ryo sah Dees Gesicht immer näher kommen. Diese wunderschönen, grünen Augen, er war von ihnen gefesselt. Sanft pressten sich Dees weiche Lippen auf seinen Mund. Ryo schloss die Augen und ließ ihn gewähren. Eine Hand glitt über seine Brust und blieb wie zufällig an den Hemdknöpfen hängen, die daraufhin wie durch Zauberei aufsprangen. Dee beendete seinen sinnlichen Kuss und ließ seinen leicht geöffneten Mund über die entblößte Haut wandern. Der warme Atem verursachte dort, wo die Lippen die Haut berührten, kleine Hitzequellen, die sich rasch in Ryos gesamten Körper ausbreiteten. Ryo strich nervös durch Dees schwarz-glänzende Haare. Dee hob den Kopf uns sah Ryo tief in die Augen.

"So friedlich heute!?", flüsterte er, seine Wangen waren leicht gerötet. Ryo wurde unsicher. Der Bann war gebrochen. Schmerzhaft bohrte sich der Knauf der Schranktüre in seinen Rücken. Dees Nähe war ihm auf einmal äußerst unangenehm.

"Dee, ich ...", begann er, doch schon versiegelte ein Kuss seine Lippen und Dee schmiegte sich noch enger an ihn. "... Hör auf, Dee! Ich will nicht!", keuchte Ryo, als sein Mund wieder frei war. Dees Finger strichen ungerührt über seine Schultern und schlüpften unter das geöffneten Hemd. Ryo hob die Hände, packte Dees Handgelenke und schob ihn gewaltsam von sich weg.

"Spielverderber! Kannst du dich eigentlich nie entscheiden ...?", maulte Dee und funkelte ihn herausfordernd an. Ryo senkte den Blick.

"Tut mir ja leid, aber das geht mir zu schnell.", stotterte er verlegen und versuchte, sein verrutschtes Hemd wieder zuzuknöpfen. Irgendwie konnte er Dee schon verstehen, aber seine Gefühle spielten in solchen Momenten einfach verrückt. Dee machte ein abfälliges Geräusch.

"Na schön, aber lange kann ich mich nicht mehr beherrschen, Honey!" Er drehte sich ruckartig um und stapfte Richtung Badezimmertür. "Ich werd jetzt duschen. Das Wasser da drin ist mit Sicherheit heißer als du ...!" Als er die Tür öffnete, warf er Ryo noch einmal einen Blick zu, den Ryo nicht richtig deuten konnte, und verschwand dann im Bad. Ryo hatte im Moment keine Lust mehr, denn Schrank weiter einzuräumen, sondern ließ sich mit einem Seufzer auf das Bett sinken und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
 

--- Ende des dritten Kapitels ---
 

Oje, na wenn das in diesem Tempo weitergeht ... ^^°°

Fourth Step ^^°

Ryo riss überrascht die Augen auf. Wie viel Zeit war vergangen? Benommen sah er sich in dem nur von der Nachttischleuchte erhellten Zimmer um. Sein Blick viel auf die große Standuhr neben der Tür. 20 Minuten vor Mitternacht! Doch anscheinend konnte er nicht sehr lange geschlafen haben, den unter der Tür zum Badezimmer war ein schmaler Lichtstrahl zu sehen und außerdem konnte man das stetige Rauschen der Dusche deutlich hören.

Ryo erhob sich vom Bett - wohl etwas zu schnell, denn ihm wurde leicht schwindlig. Draußen vor der großen Glastür, die zu einer Terrasse hinausführte, war es stockfinster, Regen peitschte gegen die Scheiben. Ryo fröstelte. Bei ihren Ankunft hatten sie vergessen, die Heizung aufzudrehen, die zu dieser Jahreszeit durchaus noch sinnvoll war. Er schlang sich die Arme um den Körper und wandte sich nun endlich wieder dem Schrank zu. Seine Klamotten waren bereits eingeräumt, nur Dees Tasche lag noch unberührt da, wo Dee sie fallengelassen hatte. '... Dee! ...' Wie von selbst drehte sich Ryos Kopf der Badezimmertür zu. Sein Partner war jetzt schon ziemlich lange da drinnen! Vielleicht war er in der Dusche eingeschlafen und hatte vergessen, das Wasser abzustellen ... Was für eine Verschwendung! Ryo stutzte, dann schüttelte er verwundert den Kopf. So ein Unsinn!!

Ein Blitz zerriss die Nacht. Der Wind ließ die Balken des alten Gebäudes ächzen. Donner grollte unheilvoll. Ryo mochte Gewitter nicht. Nervös schloss er die Augen und horchte in sich hinein. Er wollte das Schauspiel dieser Naturgewalten ausschließen. Vor seinem inneren Auge erschien ... Dee! Dee lächelte ihn freundlich an und streckte die Hand nach ihm aus. Unwillkürlich hob Ryo ebenfalls seinen Arm, doch in dem Moment krachte draußen ein gewaltiger Donnerschlag, als würde ein ganzer Berg einstürzen. Das Bild verschwand. Ryo schlug langsam die Lider hoch und blickte auf seine ausgestreckte Hand - sie zitterte leicht. Aus dem Bad war trotz des Unwetters immer noch das Rauschen des Duschwassers zu hören.

Ryo richtete sich auf und ging auf die Tür zu, als würde sie ihn irgendwie magisch anziehen. Sein Hand griff nach der Türklinge. Ryos Kopf war ausgefüllt mit dem monotonen Geräusch des Wassers, den Lärm des Gewitters registrierte er nur noch am Rande. Mit der anderen Hand klopfte er vorsichtig an das Holz.

"Dee ...!?" Seine Stimme war belegt und rauh, Dee konnte sie gar nicht gehört haben. Er räusperte sich. "Dee! ... Darf ich reinkommen?" Keine Reaktion. Ryo hätte einfach noch einmal lauter klopfen können, doch er tat es nicht. Statt dessen atmete er tief ein, öffnete die Tür und trat ein.

Heißer Wasserdampf schlug ihm entgegen und augenblicklich bildeten sich winzige Schweißtröpfchen auf seiner Stirn. Die Temperatur hier im Bad stand im krassen Gegensatz zu der im ungeheizten Schlafzimmer. Ryos Herz schlug immer schneller, als sein Blick auf den zugezogenen Duschvorhang fiel, hinter dem er die Silhouette seines Partners erkennen konnte. Dee hatte ihn immer noch nicht bemerkt. Krampfhaft versuchte Ryo, den Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, durch wiederholtes Schlucken zu beseitigen, doch es gelang ihm nicht wirklich.

"Hey Dee!", krächzte er hilflos. Die Dusche rauschte weiterhin. 'Wieso hört er mich nicht!?', dachte Ryo verzweifelt. Ihm wurde heißer und heißer. Sein braunes Haar klebte in nassen Strähnen auf seiner Stirn. Was sollte er nun tun? Ihn beschlich schon wieder so ein mulmiges Gefühl. Rückwärts näherte er sich der Tür. Vielleicht war es keine gute Idee gewesen, hereinzukommen. Plötzlich verfing sich sein Fuß in Dees Hose, die auf dem Boden lag. Ryo konnte sich nicht mehr halten und fiel unglücklich auf die harten Fliesen.

"Auuu!! Sch ..." Er konnte einen Schmerzensschrei nicht unterdrücken. Einen Sekundenbruchteil später wurde der Duschvorhang zur Seite gerissen.

Ryo starrte zu Dee hinauf, dieser starrte zurück. Ryos Augen glitten über den muskulösen Körper, der über und über mit glitzernden Wassertropfen übersät war, die in kleinen Bächen an Dees Beinen hinunterflossen.

"Äh ... i-ich ... also ...", stotterte er. Blut stieg ihm rasend schnell in den Kopf, als sein Blick auf Dees Unterleib fiel. "... Oh Gott!" Verlegen senkte er die Lider. Was hatte er sich da eingebrockt!?

"Hi Honey!", hörte er Dees überraschte, aber trotzdem feste Stimme. "Hast du's dir doch anders überlegt!?"

"I-Ich hab geklopft, a-aber du hast nicht geantwortet und da dachte ich ...", begann Ryo erneut, den Blick fest auf den Boden gerichtet. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Dee das Wasser abstellte, aus der Duschwanne stieg und sich vor ihm auf die Knie niederließ. Ryos Kopf war inzwischen knallrot angelaufen. Dee legte seine Hand unter Ryos Kinn und zwang ihn so, ihm in die Augen zu sehen.

"Diese Farbe steht dir, Ryo! Keine Angst, ich werd dich schon nicht auffressen." Dees Wangen waren ebenfalls leicht gerötet, aber das kam wahrscheinlich von der Wärme des Wassers. Aus seinen Haaren perlten immer wieder kleine Wassertropfen, die ihm über das Gesicht und den Hals liefen. Sein ganzer Körper strömte einen süßlichen Duft nach irgendwelchen tropischen Früchten aus. Ryo war wie paralysiert. "Dee ..." Dee legte einen Finger auf Ryos Lippen und brachte in so zum Schweigen. "Shhhh ... ist schon in Ordnung, Honey!", flüsterte Dee. Ryo wehrte sich nicht, als Dee ihm unter die Arme griff und ihn hochzog. Konnte oder wollte er nicht? Dee schleifte ihn regelrecht unter die Dusche. Augenblicklich war Ryos Verstand wieder voll da, als er merkte, was Dee vorhatte.

"M-Moment mal! Warte!!" Doch zu spät! Dee hatte blitzschnell nach dem Wasserhahn gegriffen und die Dusche wieder angestellt. Heißes Wasser prasselte auf Ryo hinunter, seine Kleidung war sofort völlig durchnässt und hing unangenehm schwer an seinem Körper. "Spinnst du ...!?" Aufgebracht versuchte er, Dee durch den Wasserstrahl hindurch zu fixieren. Wasser lief ihm in die Augen und er musste blinzeln. Er spürte, wie sich Dees nackter Körper an ihn presste.

"Zieh dich doch aus!", flüsterte Dee mit einem hinterhältigen Grinsen und zog demonstrativ an Ryos Gürtel. Ryo versuchte vergeblich, Dees Hand, die wie eine Schlange über seinen ganzen Körper huschte, beiseitezuwischen, doch sein Partner war wohl eindeutig stärker als er. Das unaufhörliche Rauschen des Wassers machte ihn fast wahnsinnig.

"Dee, bitte ...!" Doch sofort erstickten Dees Lippen sein Flehen. Ryo konnte diesen leidenschaftlichen Küssen einfach nicht widerstehen! Er schloss die Augen und ließ Dees Zunge in seinen Mund schlüpfen. Nach einigen Sekunden löste Dee seine Lippen von Ryos und blickte ihm tief in die Augen.

"Du bist wunderschön, Honey!", raunte er. Ryo fühlte seinen warmen Atem im Gesicht. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Das Wasser strömte weiterhin auf sie nieder.Plötzlich war eine Hand zwischen seinen Oberschenkeln. Wie elektrisiert riss Ryo die Augen auf und blickte verstört in Dees nass glänzendes Gesicht. Der versuchte, ihn beruhigend anzulächeln, aber das zeigte bei Ryo keinerlei Wirkung. Er konnte sich Dees perverse Hintergedanken nur zu gut vorstellen.

"Hör sofort auf!" Als Dee nicht reagierte, griff er mit zitternder Hand nach dem Wasserhahn und drehte ihn bis zum Anschlag herum. Eine Sekunde lang starrte ihn Dee verwundert an. Dann schrie er erschrocken auf. Ryo hatte das kalte Wasser aufgedreht. Er biss die Zähne zusammen, als sich der warme Strahl in eine Eisdusche verwandelte. Dee sprang entsetzt aus der Dusche, Ryo folgte ihm augenblicklich. Obwohl der Schock für ihn wohl nicht so groß gewesen war, weil er ja darauf vorbereitet war und außerdem auch noch etwas anhatte, stand er nun schlotternd vor der Duschwanne und drehte das Wasser vollständig ab. Er hatte erreicht, was er wollte.

"Du Bastard!!", fauchte Dee, während er sich in ein großes Badetuch einwickelte. "Bist du jetzt total durchgeknallt!? Ich wäre fast gestorben!" Ryo zog es vor, nicht darauf zu antworten. Dee würde sich schnell wieder beruhigen. Dessen war er sich sicher. Immer noch fluchend riss Dee die Tür auf und ging zurück ins Schlafzimmer, kleine Pfützen auf dem Boden hinterlassend. Ryo streifte sich die nassen Klamotten vom Leib und schlüpfte in einen Bademantel. Die große Standuhr schlug Mitternacht.
 

--- Ende des vierten Kapitels ---
 

Sieht so aus, als würde sich die ganze Fanfic im Bad und im Schlafzimmer abspielen! ^^° ... und das zwei Wochen lang ...!? o.0 Hab keine Ahnung, wie das weitergehen soll ... XDD

Fifth Step ^^°

Erleichtert stellte Ryo fest, dass sich das Schlafzimmer inzwischen etwas erwärmt hatte, doch im Vergleich zu der feuchten Hitze im Bad war die Temperatur hier angenehm und trocken. Dee stand neben dem großen Bett und hatte bereits seine Schlafanzughose an. Als er Ryos Schritte hinter sich hörte, drehte er sich um und sah Ryo mit zusammengekniffenen Augen an. Er murmelte etwas, was Ryo nicht verstand, riss dann übertrieben heftig die Bettdecke zurück, schlüpfte darunter und zog sie sich dann bis zum Kinn hoch. Ryo verkniff sich ein Grinsen und löste den Knoten der Bademantelschnur. Obwohl er mit dem Rücken zum Bett stand, konnte er Dees Blicke im Nacken spüren, die ihn wie glühende Pfeile durchbohrten. Seufzend verdrehte Ryo die Augen, ließ den Bademantel dann aber von seinen Schultern gleiten, der mit einem leisen Rascheln zu Boden fiel. Hinter sich vernahm er ein unterdrücktes Japsen, doch bevor Dee auch nur auf irgend eine Idee kommen konnte, stieg er in seinen Pyjama und knöpfte hastig das Hemd zu.

"Mund zu, Dee!", grinste er, als er sah, dass Dee sich im Bett aufgesetzt hatte und ihn mit seinen Augen regelrecht aufsaugte. Oh Gott, er wollte sich gar nicht vorstellen, was gerade im Kopf seines Partners vorging.

Zögernd umrundete er das Bett und legte sich links neben Dee. Zum Glück gab es getrennte Bettdecken und nicht eine für das gesamte Bett. Dee hatte sich inzwischen wieder in die Kissen zurücksinken lassen, starrte Ryo jedoch weiterhin ununterbrochen an. Ryo lächelte unsicher. Dieser Blick! - Er kannte ihn nur zu gut und er mochte ihn gar nicht. Also tat er so, als würde er sich brennend für den Inhalt des Nachttischchens neben sich interessieren.

"Weißt du, ob deine Tante hier irgendwo Taschentücher hat?", fragte er beiläufig, während er die oberste Schublade öffnete. Er hätte sich für diese Frage ohrfeigen können. Erstens brauchte er gar keine Taschentücher, zweitens, woher sollte Dee das wissen? und drittens war es ausgesprochen unhöflich, in den Nachtkästchen fremder Leute herumzuwühlen.

"Keine Ahnung!" Ryo hatte eigentlich keine Antwort erwartet und so zuckte er bei Dees klarer Stimme unwillkürlich zusammen. "Ist das denn so wichtig?", raunte Dee. Bettzeug raschelte und eine Hand schob sich unter Ryos Hemd. Krampfhaft zerrte Ryo am Knauf der nächsten Schublade. Sie klemmte, doch er zog verzweifelt weiter, versuchte Dees Hand, die fordernd über seine Brust strich, zu ignorieren. Endlich sprang die Schublade mit einem Knarzen auf und Ryo wurde zurückgeworfen. Dabei landete er wohl so unglücklich auf Dees Hand, dass dieser sie hastig zurückzog. Keuchend richtete sich Ryo wieder auf und beugte sich über den Nachttisch. Halb unter alten Zeitungsausschnitten und Taschentücherverpackungen verborgen lag eine Pistole.

"Oh, schau doch mal! Deine Tante scheint ja wirklich eine sehr vorsichtige Person zu sein ..."

"Was meinst du?", fragte Dee neugierig, während er sich halb auf Ryo rollte - Ryo war davon überzeugt, dass das Absicht war - um einen Blick auf die Ursache von Ryos Verwunderung zu erhaschen. "Ach das ... Meine Tante hat mir schon am Telefon erzählt, dass sie nur mit einer Waffe in Reichweite ruhig schlafen kann." Er schob seinen Oberkörper wieder aufs Bett zurück und hatte es nun irgendwie geschafft, mit seinem ganzen Gewicht auf Ryo zu liegen. "Bist du jetzt böse, weil ich es dir nicht gesagt habe ...?", grinste er.

"Äh, n-nein", murmelte Ryo. Dees Haut verströmte immer noch den süßlichen Duft des Duschgels. Sein Körper drückte Ryo tief in die Matratze, er konnte sich kaum rühren.

"Wie wär's mit einem Gute Nacht Kuss, Honey!?", flüsterte Dee, sein Gesicht befand sich nur Zentimeter über Ryos. Ohne auf eine Antwort zu warten, presste Dee seinen Mund auf Ryos Lippen. Der Sturm hatte währenddessen nicht nachgelassen. Ein dröhnender Donnerschlag zerriss die gespannte Stille. Ryo fuhr erschrocken zusammen. Dee blickte ihn zuerst verwundert an, doch dann breitete sich ein liebevolles Lächeln auf seinem Gesicht aus. "Hast du etwa Angst vor Gewittern, Ryo!?" Ryo hoffte, dass sein Partner im Dämmerlicht nicht sah, wie er rot anlief. Als er nichts erwiderte, schlang Dee seine Arme um Ryos Hals und drückte ihn fest an sich. "Sei unbesorgt! Dein tapferer Held wird dich vor allen Gefahren beschützen!", flüsterte er zärtlich in Ryos Ohr. Ryo hielt den Atem an. Was würde nun passieren? Doch schon nach wenigen Sekunden ließ Dee von ihm ab und ließ sich wieder auf seine Seite des Bettes gleiten. Allerdings zog er Ryo mit seinem Arm, der immer noch unter dessen Rücken lag, zu sich heran und bettete Ryos Kopf wie den eines kleines Kindes an seine Brust. Dann zog er die Bettdecke über sie. "Schlaf gut, Honey!" Langsam strich er durch Ryos Haare und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Ich werde dich beschützen ..." Ryo lief ein wohliger Schauer über den Rücken. Er war Dee dankbar, dass er die Situation nicht ausgenutzt hatte.

"Du auch ...", murmelte er müde und schlief dann in Dees Armen ein.
 

--- Ende des fünften Kapitels ---

Sixth Step ^^°

"Heute besuchen wir Madame Tussaud's!!", stellte Dee fröhlich am nächsten Morgen beim Frühstück fest. Ryo, der von ihm vor wenigen Minuten mit einem zarten Kuss aufgeweckt worden war, nahm gerade einen Bissen von seinem Marmeladenbrötchen und schaute Dee fragend an.

"So, tun wir das ...!?" Eigentlich hätte er sich lieber zuerst die anderen Sehenswürdigkeiten von London angesehen, wie zum Beispiel Big Ben, Westminster Abbey oder den Buckingham Palace. Auch hatte er auf einem Stadtplan in der Nähe der Tower Bridge ein Gebäude entdeckt, das den Namen 'World Trade Centre' trug ... Doch all diese Wahrzeichen lagen genau in der anderen Richtung als das Wachsfigurenkabinett.

"Och bitte!! Da stehen doch so viele berühmte, gut aussehende Leute rum. Ich will mir das anschauen, Ryooo!!!", quengelte Dee, als er sah, dass sein Partner von dieser Idee erst noch überzeugt werden musste. Als Ryo die großen, glänzenden Augen in Dees Gesicht sah, schmolz sein Widerstand dahin.

"Also schön, wenn's dir dann besser geht ...", seufzte er und wandte sich wieder seinem Frühstück zu. Heimlich bereute er seine Zustimmung aber schon. Er durfte doch nicht immer Dee alles entscheiden lassen, sondern musste auch seinen eigenen Willen ab und zu durchsetzen können. Aber sein Partner konnte einfach zu überzeugend sein. Nach einigen Minuten, in denen er auf seinem Brötchen herumgekaut hatte, registrierte er, dass Dee überhaupt nichts mehr sagte. Verwundert hob er den Kopf. Dee hatte den Kopf in die Hand gestützt und starrte Ryo mit gläsernem Blick an.

"Weißt du, dass du am Morgen verboten sexy aussiehst?", murmelte er, wobei er mit der anderen Hand über den Tisch griff und durch Ryos vom Schlaf zerwuschelte Haare fuhr. Ryo verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall.
 

Eine Stunde später saßen die beiden in einer völlig überfüllten U-Bahn, die sie zu der Haltestelle 'Baker Street' bringen sollte, wo sich das Wachsfigurenkabinett befand. Zum Glück hatten sie noch zwei Sitzplätze ergattern können, sonst hätten sie jetzt die ganze Strecke eingekeilt zwischen den Horden von Schülern und Berufstätigen stehen müssen. Ryo musste allerdings feststellen, dass es Dee selbst hier nicht lassen konnte, sich an ihn ranzuschmeissen.

"Sag mal, was starrst du da eigentlich die ganze Zeit an, Dee!?"

"Die Beule da in deiner Hose!", flüsterte Dee mit gepresster Stimme und bevor Ryo etwas erwidern konnte, war Dees Hand schon unter seinem Pullover verschwunden. "W-wieso hast du denn DIE mitgenommen!?" Entsetzt starrte Dee auf die Pistole, die er aus Ryos Hose gezogen hatte. Ryos Wangen färbten sich rot und hastig rutschte er näher an Dee heran um die Waffe vor den Blicken der anderen Passanten zu verbergen.

"Äh i-ich ..." Ryo räusperte sich verlegen, während er nach einer passenden Anwort suchte. "Hast du noch nichts von der hohen Verbrecherrate in London gehört? Ich fühle mich einfach wohler damit ..."

"Das ist doch nicht dein Ernst, oder!?, prustete Dee los. Einige Reisende warfen ihnen verwirrte Blicke zu. "Du bist ja schlimmer als meine Tante, Honey!!" Ryos Gesicht hatte inzwischen die Farbe einer vollreifen Tomate. Verlegen schlug er die Augen nieder. Dee hatte ja recht, die Verbrechen hier in London waren mit Sicherheit nicht so zahlreich wie in New York. Er benahm sich einfach kindisch. "Na ja, jedenfalls werd ich die wohl besser behalten!", gluckste Dee und ließ die Pistole unter seiner Jacke verschwinden. "Wer weiß, was du sonst noch damit anstellst!!" Er strich aufmunternd über Ryos glühend heiße Wangen. "Hey, das war doch nicht böse gemeint, Honey!" Versöhnend hauchte er einen Kuss in Ryos Handfläche. Schließlich hob Ryo den Blick und sah Dee mit einem schiefen Lächeln an. Die umstehenden Erwachsenen hatten ihnen inzwischen alle den Rücken zugekehrt, nur ein kleines Mädchen zerrte ungeduldig an der Bluse ihrer Mutter und deutete mit dem Zeigefinger auf Dee und Ryo.

"Du Mami, was machen die beiden Männer da?" Ryo versuchte krampfhaft, sich irgendwie in Luft aufzulösen.
 

Nach einer für Ryo endlos erscheinenden halben Stunde erreichten sie endlich die Baker Street. Schon von weitem sahen sie die riesige Menschenschlange, die sich wohl an jedem Tag schon am Vormittag vor der Kasse des Wachsfigurenkabinetts bildete. Dee und Ryo reihten sich ein und machten auf eine lange Zeit des Wartens gefasst.

Eine Stunde und einige Wutausbrüche Dees über die Unfähigkeit des Kassenpersonals später passierten sie schließlich die Tore von Madame Tussaud's und gelangten nach wenigen Schritten in einen ausladenden Raum, der in schummriges Licht und leise Musik getaucht war. Wie Ryo einem Schild am Eingang entnehmen konnte, stand dieser Raum unter dem Thema 'Garden Party', was auch die vielen künstlichen Hecken und Bäume und die zierlichen Gartenzäune und Brückchen erklärte. Hier saßen und standen berühmte Persönlichkeiten aus der Welt des Films und der Musik, manchmal teilnahmslos in die Gegend starrend, manchmal wie in ein Gespräch vertieft. Ryo fühlte sich etwas mulmig in Gegenwart dieser unheimlich echt wirkenden Wachsfiguren, die von unzähligen Schaulustigen umzingelt wurden um sich mit den Abbildern ihrer Idole ablichten zu lassen.

"Oh Gott, schau doch mal, Ryo! Tom Cruise!! ... und da ... Whoopi Goldberg und Patrick Stewart!!" Dee zerrte Ryo aufgeregt von einem Prominenten zum nächsten und setzte dabei wirkungsvoll seine Ellbogen ein, wenn ihm die anderen Besucher nicht schnell genug Platz machten. Ryo konnte die Begeisterung seines Partners nicht ganz teilen. Andauernd stieß er mit anderen Leuten zusammen oder wurde durch eine Menschentraube von Dee getrennt. "Oje, was haben sie denn mit dem gemacht!? Na hoffentlich schaut der im wirklichen Leben nicht auch so aus!!", lachte Dee und zeigte auf die Figur eines hochgewachsenen Mannes mit unnatürlich vielen blonden Locken und einem breiten Grinsen. Er warf einen Blick auf das kleine Schild, das zu Füßen jeder Puppe aufgestellt war. "'Thomas Gottschalk' ... kenn ich nicht ..."

Im nächsten Raum, der wie ein Filmset gestaltet war, befanden sich noch weitere Filmstars wie Robin Williams, Anthony Hopkins und Harrison Ford in seinem 'Indiana Jones'-Kostüm.

"Dee, können wir nicht mal eine Pause machen ...?", keuchte Ryo. Die vielen Körper um ihn herum und die fensterlosen Räume machten die Luft stickig und heiß. Doch Dee zog ihn erbarmungslos weiter, drehte sich nur einmal kurz zu ihm um und grinste: "Ich hätte auch gern so eine Wachsfigur ... von dir!! Die würde sich wenigstens nicht dauernd wehren ..." Ryo konnte nur verzweifelt den Kopf schütteln.

Als nächstes kamen sie in einen großen Saal, in dem sich wichtige Politiker und bedeutende Persönlichkeiten Englands der letzten Jahrhunderte versammelt hatten. Zu Ryo Erleichterung verteilten sich die Menschenmassen hier etwas und viele Besucher nutzten das integrierte Bistro für eine Verschnaufpause, so dass er endlich wieder frei atmen konnte.

" Du Dee, da gibt's was zu trinken ...", begann Ryo, doch als er sah, dass sein Partner völlig fasziniert vor der Statue von Wolfgang Amadeus Mozart in Knabenjahren stand, beschloss er, sich allein etwas zu trinken zu holen. Erschöpft ließ er sich auf einen Stuhl neben den auf einem Sofa sitzenden Beatles fallen und nippte an seiner Cola. Dankbar für diese Erholung strich er sich die Haare aus der Stirn und beobachtete Dee, wie dieser von Shakespeare zu Yasser Arafat und dann zum britischen Königshaus wuselte. Ryo musste bei diesem Anblick lächeln. Sein Partner sah so glücklich aus, wie ein kleines Kind beäugte er neugierig jede einzelne Figur, bis er sich schließlich Ryos Sitzplatz näherte.

"Ist das nicht super, Ryo!? Die sehen doch alle sowas von echt aus ..." Dees Gesicht war leicht gerötet, doch seine Augen strahlten. Ryo lächelte ihn fröhlich an. Als er sah, dass Dees Blick auf die Dose in seiner Hand fiel, meinte er: "Hol dir doch auch was zu trinken und ruh dich ein bisschen aus!" Dee sah ihn entgeistert an.

"Ausruhen!? Kommt nicht in Frage! Jetzt geht's runter in den Keller. Ich hab nur gewartet, bis DU dich etwas erholt hast." Schon hatte er Ryo von seinem Stuhl hochgezogen, drückte ihm schnell einen Kuss auf die Backe und schleppte ihn am Handgelenk weiter zu einer Treppe, die in die Tiefe führte. 'Chamber of Horror' stand auf dem Schild.
 

--- Ende des sechsten Kapitels ---
 

Ich hoffe, dass niemanden diese ausführliche Beschreibung des Wachsfigurenkabinetts gelangweilt hat XD Aber immerhin ist das jetzt England!!

... und ich weiß sogar schon, wie es weitergehen wird *na so was* ^^°

Seventh Step ^^°

Die Treppe führte sie in einem Strom von Menschen hinab in die Kellergewölbe, die nur von wenigen gedimmten Lampen ausgeleuchtet wurden. Ryo fiel das Atmen immer schwerer, so stickig wurde es in dem engen Gang.

"Hier riecht es nach Tod und Verderben, findest du nicht auch?", flüsterte Dee ehrfürchtig rechts neben ihm. Ryo nickte leicht und rümpfte die Nase. Konnte es sein, dass das Personal hier wirklich irgend ein Spray versprühte, um die ganze Atmosphäre noch authentischer wirken zu lassen?

"Stimmt, ich krieg fast keine Luft! Und heiß ist es auch.", raunte er zurück. Links neben ihnen tauchte einen finster aussehende Gestalt aus dem Dunkel auf, die, den Oberkörper leicht vorgebeugt, die eintreffenden Besucher mit zusammengezogenen Augenbrauen anstarrte. Ryo lief ein leichter Schauer den Rücken hinunter beim Anblick dieses Hünen. Dem kleinen Schild konnte er entnehmen, dass es sich hierbei um Vlad Tepesch, auch bekannt als 'Der Pfäler' oder 'Dracul', handelte. Der Fürst hielt einen abgeschlagenen Kopf in der Hand, bei dessen schreckensbleichem und doch sehr real wirkendem Gesichtsausdruck Ryo leicht übel wurde.

Plötzlich wurde Ryo von hinten angerempelt und er stolperte haltlos gegen die Wachsfigur mit ihrer grausigen Beute. Sein Gesicht befand sich auf einmal direkt vor dem totem Kopf. Erschrocken rappelte er sich wieder auf, konnte seinen Blick allerdings nicht von dem körperlosen Gesicht abwenden. Was war das? Erstaunt kniff Ryo die Augen zusammen. Ein schwaches, kaum erkennbares Blinken war unter den hellbraunen, künstlichen Haarsträhnen zu sehen. Ryo überwandt seinen Ekel und nahm den Kopf nun näher in Augenschein. Unter der Perücke hatte die Wachsschicht einen kleinen Riss, aus dem ein rötliches Licht hervortrat. Sein Blick wanderte hinunter über den zu einem verzweifelten Hilfeschrei geöffneten Mund bis zum durchtrennten Hals. Ryos Augenbrauen rutschen überrascht ein Stück nach oben als er das dünne Kabel erblickte, das aus der klaffenden Wunde hervorlugte. Fast ohne sein Zutun hob sich seine Hand und griff in die hohle Attrappe. Seine Finger stießen auf kaltes, glattes Metall, umschlossen es und zogen den kleinen Kasten langsam aus der Halsöffnung.

Ryo nahm die unzähligen Besucher, die sich an ihm vorbeischoben, während er vor der Wachsfigur hockte, nicht mehr wahr. Entsetzt starrte er auf die rote Digitalanzeige auf der Oberfläche des Kästchens in seinen Händen, deren erste zwei Ziffern eine 56 darstellten. Die anderen beiden Zahlen zeigten gerade 34 an, in der nächsten Sekunde 33, dann 32, ... . Eine Bombe!! Ryo hatte es in seiner Zeit bei der New Yorker Polizei zwar noch nicht sehr häufig mit Bomben zu tun gehabt, doch er wusste, dass sich in dem unscheinbaren Stück Metall Plastiksprengstoff befand und das dieser in einer knappen Stunde unweigerlich explodieren würde, wenn er nichts unternahm. Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf seiner Stirn, während er die beiden Drähte fixierte, deren Enden mit Stöpseln an einer Stelle aus dem Kästchen und an einer anderen wieder hineinführten. Einer von beiden würde den Stromkreis unterbrechen ...

"Dee ...", flüsterte Ryo zitternd. Plötzlich spürte er, wie sich etwas hartes in seinen Rücken bohrte und eine tiefe, rauhe Stimme murmelte: "Keinen Ton! Du richtest dich jetzt ganz langsam auf, versteck den Kasten unter deinem Pullover! Und mach bloß keinen Scheiß, sonst hast du gleich ein hübsches, rundes Loch im Rücken." Ryo war starr vor Schreck, doch als sich der Druck der Waffe verstärkte, ging er dem geflüsterten Befehl nach. "Gut so, du wirst jetzt unauffällig vor mir hergehen!" Mit diesen Worten lotste der Mann Ryo wieder in den Menschenstrom und dirigierte ihn, die Pistole - vor den Blicken der anderen Besucher verborgen - in Ryos Taille gepresst, den dunklen Gang entlang. Verzweifelt versuchte Ryo, über die vielen Köpfe hinwegzusehen, um seinen Partner zu finden. Kurz bevor der Unbekannte ihn um die nächste Ecke drängte, glaubte er, Dees Gesicht einige Meter hinter ihm in der Masse zu erkennen. Vorsichtig, damit der andere es nicht bemerkte, formte er mit den Lippen das Wort 'Help', doch im nächsten Moment waren sie um die Ecke gebogen und Dee verschwand aus seinem Blickfeld. Aus den Augenwinkeln registrierte Ryo ein paar verstümmelte Frauenkörper, die den Rand des Ganges zierten. Hinter den Leichen war die Silhouette des Mörders 'Jack the Ripper' mit schwarzer Farbe an die Wand gemalt. Ryos Haare klebten nass an seiner Stirn, das Kästchen unter dem Pullover schmiegte sich eiskalt an seinen Bauch und die Pistole bohrte sich nun schon fast schmerzhaft in seinen Rücken. Er keuchte leicht, denn der unwirkliche Gestank nach Fäulnis und die Hitze schienen immer intensiver zu werden. "Da rein!", hörte er die Stimme seines Peinigers wie aus weiter Ferne in sein Ohr dringen. Dieser öffnete eine Tür in der Wand, die Ryo gar nicht aufgefallen war, da sie in den selben Brauntönen wie die Mauer links und rechts von ihr gestrichen war. Unsanft wurde Ryo in den dahinterliegenden Raum gestoßen, dann spürte er nur noch einen stechenden Schmerz, der durch seinen Hinterkopf schoss und alles wurde schwarz.
 

Sein Schädel fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit einem Hammer gründlich bearbeitet, während er vorsichtig die Augen öffnete und in das grelle Licht blinzelte. Das erste, was er erkennen konnte, waren zwei Gestalten, die eine saß wohl auf einem Tisch, die andere stand nur reglos in der Ecke. Dann merkte er, dass er sich nicht bewegen konnte. Als sich sein Blick wieder vollständig geklärt hatte, musste er feststellen, dass er an Händen und Füßen gefesselt sitzend an der Wand lehnte und unfähig war, sich aufzurichten.

"Na, schon wieder wach? Du bist ja ganz schön zäh, Randy McLane ..." Verwirrt sah Ryo hoch und erkannte nun zum ersten Mal das Gesicht seines Entführers, der ihn hinterhältig angrinste. Er hatte kurze hellblonde Haare, ein etwas kantiges Gesicht und wirkte auch ansonsten ziemlich muskulös. Ryo fiel auf, dass er eine Uniform des Sicherheitspersonals von Madame Tussaud's trug. Sein Blick wanderte nach rechts, wo die andere Person stand, doch es stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine Wachsfigur mit einer schwarzen Kapuze über dem Kopf handelte, die wohl einen Henker darstellte. Allerdings fehlte ihr ein Arm und das war wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass sie zur Zeit nicht draußen im Horrorkabinett stand, sondern in diesem Nebenzimmer bis zur Restauration verwahrt wurde.

"Soso, Polizist ... in New York!" Ryo wandte sich wieder dem echten Kerl zu, der sich Ryos Brieftasche unter den Nagel gerissen hatte und nun anscheinend sehr interessiert seinen Personalausweis studierte.

"W-wer sind sie? Was wollen sie von mir!?", brachte Ryo mühsam hervor. Seine Kehle war ausgetrocknet und er hatten einen ekligen Geschmack im Mund.

"Oh entschuldige bitte! Da schnüffel ich deinen Sachen rum und habe mich selbst noch gar nicht vorgestellt." Er klappte die Brieftasche zu, steckte sie beiläufig in die Tasche und trat einige Schritte auf Ryo zu. "Ich heiße Roger." Dabei tippte er mit dem Finger auf das kleine Ansteckschildchen an seiner Jacke, er war allerdings zu weit entfernt, als dass Ryo es hätte entziffern können. "Ich arbeite hier als Security Man ... aber nicht mehr lange!" Freundlich lächelnd ließ er sich vor Ryo in die Hocke sinken und schmetterte ihm dann seine Faust in den Bauch. Ryo schrie vor Überraschung und Schmerz auf und krümmte seinen Oberkörper nach vorne. Doch Roger ließ das nicht zu. Seine große Hand umschlang Ryo Hals und drückte seinen Kopf gewaltsam an die Wand. "Du verdammtes Schwein hast meinen Plan versaut!" Die Finger schlossen sich immer fester um Ryos Kehle.

"Hör auf!", würgte Ryo verzweifelt, er bekam kaum noch Luft. Roger zog seinen Kopf ein Stück von der Wand weg um ihn im nächsten Moment mit voller Wucht zurückzustoßen. Grelle Lichtblitze zuckten vor Ryos Augen und Rogers Gesichtszüge verschwammen vor seinen Augen. Ein gequältes Stöhnen drang über seine Lippen, denn für einen weiteren Schmerzensschrei reichte seine Kraft nicht mehr. Der grausame Griff um seinen Hals hatte sich kein bisschen gelockert.

"Nur gut, dass ich noch einmal zurückgekommen bin, um die Bombe noch einmal zu überprüfen!", presste der Verbrecher zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Er hob die Hand und Ryo glaubte, dass er zu einem weiteren Schlag ausholen würde.

"Nein! Nicht!", keuchte er, doch Roger hatte nicht vor, ihn ein weiteres mal zu schlagen - jedenfalls im Moment nicht. Statt dessen griff er auf den Boden und brachte das metallene Kästchen in Ryos Blickfeld. Durch einen Tränenschleier konnte Ryo erkennen, dass die Anzeige bei 45:47 stehengeblieben war. Roger hatte sie also entschärft. Doch Ryo hatte keine Gelegenheit, erleichtert aufzuatmen, denn schon hatte Roger die Bombe wieder vorsichtig auf den Boden gelegt und starrte Ryo wütend an.

"Arme Melissa! Diese kleine Wunderkiste hätte sie rächen sollen ... ihren Tod!", sagte er auf einmal mit verändertem, beinahe traurigem Tonfall. Ryo hatte keine Ahnung, wovon dieser Verrückte sprach, im Moment war es ihm aber auch egal. Das einzige, woran er denken konnte, waren die stechenden Schmerzen in seinem Hinterkopf und der schraubstockähnliche Griff, in dem sich seine Kehle befand. Wahrscheinlich würde er sich gleich übergeben müssen. "Du hast alles ruiniert, du Mistkerl!!", flüsterte Roger mit gefährlich leiser Stimme. Ohne dass Ryo wusste woher, hatte er plötzlich ein großes Messer in der Hand. "Dafür wirst du büßen!" Teuflisch grinsend strich er mit der Schneide unterhalb von Ryos Kinn entlang und ritzte das empfindliche Fleisch auf. Ein dünner roter Strich entstand, aus dem winzig kleine Blutströpfchen quollen. Trotz des glühenden Schmerzes versuchte Ryo, sich nicht zu bewegen, damit Roger ihm nicht aus Versehen den ganzen Hals aufschlitzte. In seine Ohren drang das leise Geräusch von aufreißender Haut. Er konnte ein Wimmern nicht unterdrücken. Anscheinend schien Roger Gefallen daran zu finden, denn er lachte hässlich und löste endlich den Griff um Ryos Hals. Erleichtert sog Ryo gierig die Luft in seine Lungen, doch diese Wonne war ihm nicht lange vergönnt, denn im nächsten Augenblick hatte Roger das Messer an Ryos Hals gesetzt, wo sich die Hauptschlagader befand. "Lebe wohl, Randy McLane!"
 

--- Ende des siebten Kapitels ---

Eighth Step ^^°

"Stop!! Waffe fallen lassen!!" Roger, der mit dem Rücken zur Tür vor Ryo kniete, hielt in der Bewegung inne, machte jedoch keine Anstalten, sich umzudrehen. Ryo neigte den Kopf leicht nach rechts um an ihm vorbeisehen zu können. Überrascht und unendlich dankbar erblickte er Dee, der mit gespreizten Beinen im Türrahmen stand und mit der Pistole auf den Verbrecher zielte. Sein Partner war sprichwörtlich im letzten Moment erschienen, Ryo fiel ein Stein vom Herzen. "Hast du nicht gehört!? Ich hab gesagt, Messer fallen lassen!!", donnerte Dee und trat einen Schritt ins Zimmer hinein.

"Schon gut, ich mach ja schon!" Langsam senkte Roger das Messer und ließ es auf den Boden fallen. Beunruhigt stellte Ryo fest, dass das Gesicht vor ihm zu einem breiten Grinsen verzogen war.

"W-was ...? Pass auf, Dee!" Doch seine Warnung kam zu spät. In einer fließenden Bewegung erhob sich Roger, zog dabei seine Pistole aus der Jacke, drehte sich um und richtete sie auf Ryos Kopf. Das alles ging viel zu schnell, als dass Dee hätte reagieren können.

"Na, jetzt sieht die Situation doch schon ganz anders aus!", lachte Roger, während er Dee herausfordernd ansah. "Waffe fallen lassen!", wiederholte er höhnisch Dees Worte, "Sonst puste ich dem hier den Schädel weg!" Er unterstrich seine Drohung, indem er demonstrativ mit der Mündung gegen Ryos Schläfe tippte. Ryo konnte genau sehen, wie es im Kopf seines Partners arbeitete. Schließlich senkte Dee die Waffe und wollte sie auf den Boden legen. "Nichts da! Schmeiß sie weg von dir! LOS!!!!" Dee starrte ihn mit funkelnden Augen an, gehorchte aber dann und schleuderte die Pistole in eine Ecke. "Sehr schön!", grinste Roger, ließ nun von Ryo ab und näherte sich Dee mit vorgehaltener Waffe. Hilflos musste Ryo zusehen, wie der Mann dicht an Dee herantrat und ihm dann blitzschnell den Pistolengriff an den Hinterkopf schmetterte, wie er es wohl zuvor auch bei ihm getan hatte.

"Nein!! Dee ...!!!", schrie Ryo entsetzt, als sein Partner zu Boden ging. Doch Roger reichte das noch nicht. Mit der Schuhspitze trat er so heftig gegen den Kopf des am Boden Liegenden, dass dieser sofort das Bewusstsein verlor. "Du Schwein!!" Ryo spannte alle Muskeln an, um seine Fesseln zu sprengen. Doch das dicke Klebeband, mit dem seine Arme hinter dem Rücken und seine Fußknöchel zusammengebunden waren, hielt stand. Ihm traten die Tränen in die Augen, als er sah, wie Roger den sonst so starken und standhaften Mann, den er doch so liebte, über den Boden schleifte und ihn mühelos gegen die Wand neben Ryo schleuderte. Der Kopf des Bewusstlosen sackte haltlos in Ryos Schoß. "Oh Gott, Dee! Wach auf! Bitte!!" Seine Tränen tropften auf Dees Stirn.

"Halt's Maul!", herrschte Roger ihn an, der sich kurz entfernt hatte, nun aber mit einem Strick in der Hand vor ihnen stand. "Leider ist das Klebeband alle. Ich konnte ja nicht ahnen, dass mir noch so eine Witzfigur in die Quere kommt! Na ja, dein Freund wird jetzt halt mit dem Seil des Henkers gefesselt ..." Er beugte sich zu Dee hinunter und wickelte das Seil um dessen Hände. Verzweifelt bäumte sich Ryo auf und warf sich mit seinem ganzen Körpergewicht auf den Verbrecher. Der strauchelte und fiel unsanft auf den Hintern, doch im nächsten Moment war er schon wieder auf den Beinen und rammte Ryo den Fuß brutal in den Unterleib. Ryo glaubte, er würde auch in Ohnmacht fallen, doch diese Gnade wurde ihm nicht zuteil. Wimmernd fiel er auf die Seite und zog die Beine schützend an den Leib. "Nicht mit mir, Freundchen!" Rogers Stimme dröhnte in seinen Ohren und er rechnete schon mit einem weiteren Tritt. Doch statt dessen wandte sich Roger wieder Dees Fesseln zu. Nach einer Minute riss er Ryo an den Haaren in eine sitzende Position und lehnte ihn wieder neben Dee gegen die Wand.

"So meine Lieben, wird Zeit, dass ich aufbreche!", sagte Roger und griff nach der Bombe. "Zehn Minuten müssten reichen ..."

"Warte! Wozu das eigentlich alles!?" Ryo musste versuchen, Zeit zu schinden. "Wieso willst du das Wachsfigurenkabinett in die Luft jagen!? Und was haben wir damit zu tun!?" Lächelnd beugte sich Roger zu Ryo hinunter.

"Eigentlich geht's euch ja nichts an, aber da ihr bald sowieso nicht mehr existiert ... Ich muss Melissa rächen! Sie war eine ... Kollegin und arbeitete mit mir hier unten im Gruselkabinett als Sicherheitsbeamte. Doch diese Bastarde in der Verwaltung haben sie gefeuert! Einfach so!! Erzählten irgendwas von Personaleinsparung und dass sie nicht so viele Leute bräuchten. Was für eine Begründung!" Die Erinnerung an das Geschehene versetzte ihn in Rage und er begann, im Zimmer auf- und abzulaufen. "Mit ihr haben sie angefangen. Dabei war sie doch so glücklich das sie endlich einen richtigen Beruf gefunden hatte, der ihr Spaß machte." Seine Stimme zitterte nun leicht. "Zwei Tage später war sie tot! Selbstmord!! Das werde ich denen da oben nie verzeihen! Die haben sie umgebracht! Immer trifft es die, die am ärmsten dran sind!!" Wütend schlug er mit der Faust gegen die Mauer. "Und wer weiß, wen sie als nächstes feuern ..." Mit drei schnellen Schritten erreichte er wieder die beiden am Boden Sitzenden und starrte direkt in Ryo Augen. Ein wahnsinniges Flackern war darin zu sehen. "Ich werde sie vernichten, diese ganze verdammte Anstalt! Jetzt!! Das bringt Melissa zwar auch nicht zurück, aber diese Ärsche sind ruiniert, völlig fertig ... Und ihr beiden werdet hautnah dabei sein!" Lachend erhob er sich und nahm wieder die Bombe in die Hand. "Fünfzehn Minuten sind vielleicht besser ..." Ein leises Klicken war zu hören, dann legte er das Kästchen behutsam wie einen Schatz auf den Tisch, so dass Ryo die Digitalanzeige sehen konnte und öffnete die Tür.

"Damit wirst du doch niemals durchkommen! Sie werden dich kriegen!", schrie Ryo ihm nach. Roger warf ihm einen letzten Blick zu.

"Ich weiß ...", murmelte er traurig und verließ das Zimmer.
 

Es war still. Die Geräusche der Besucher drangen hier nicht hinein. Ryo starrte die geschlossene Tür an. Fünfzehn Minuten! ... Wenn es stimmte, was dieser Verrückte gesagt hatte. Und er saß da und glotzte die Tür an!!

"Dee! Dee!! Wach auf!" Er rutschte dicht an Dee heran und versuchte, den Bewusstlosen aufzuwecken. Doch Dee rührte sich nicht. Hektisch bäumte Ryo seinen Oberkörper auf und kam irgendwie auf die Knie. Doch er begriff, dass es unmöglich war, in dieser Stellung bis zu dem Tisch zu robben. Also ließ er sich auf Dees ausgestreckten Beinen nieder und blickte direkt in dessen Gesicht, das so friedlich aussah als würde er einen angenehmen Traum durchleben. "Hey Dee!!" Ryo ließ seinen Oberkörper gegen Dees fallen, da ihm die Hände im wahrsten Sinne des Wortes gebunden waren. Das musste ein äußerst seltsames Bild abgeben, doch was blieb ihm anderes übrig. Doch auch das half nichts. Ryo keuchte erschöpft und musterte den Schlafenden hilflos. Schließlich bog er den Kopf hinunter zu Dees Kinn, das ihm auf die Brust gesunken war. Mit einiger Mühe erreichte er Dees Mund, der leicht offen stand und ließ nach kurzem Zögern seine Zunge hineingleiten. Schon befürchtete er, dass Dee vielleicht ersticken könnte und wollte seine Lippen wieder lösen, als plötzlich Dees Zunge wie eine Schlange hervorschnellte und sich in Ryos Mund schieben wollte. Im selben Moment schlug Dee die Augen auf und schaute Ryo mehr überrascht als benommen an. Schleunigst wälzte sich Ryo wieder neben ihn und wartete ungeduldig, bis sein Partner wieder einen klaren Kopf bekam.

"Hm ... w-was ist denn los!? Scheiße, mir tut alles weh!!" Relativ schnell hatte Dee sich aber einen Überblick über ihre derzeitigen Lage verschafft. "Na klasse! ... Sag mal, Ryo, wieso bist du eigentlich so rot!?"

"Vergiss es, das ist jetzt völlig egal! In ein paar Minuten wird das ganze Gebäude in die Luft fliegen, wenn wir die Bombe da nicht entschärfen!", sprudelte es aus Ryo heraus, "Dieser Irre hat irgendwas gefaselt, dass er eine Kollegin rächen muss, die sich umgebracht hat und dass ihm alles egal ist, weil er wahrscheinlich auch bald rausfliegt ..."

"Hey, ganz ruhig, Honey!", erwiderte Dee. Wie konnte er in so einer Situation nur so cool bleiben!

"Aber Dee ...!" Doch Dee beachtete ihn gar nicht, sondern schloss die Augen, wie um sich zu konzentrieren. "Was machst du!!??" Dann erschütterte ein heftiger Ruck Dees Körper und plötzlich waren seine Hände frei. "W-w... Wie hast du..!?" Ryo traute seinen Augen nicht.

"Mund zu, Honey!", grinste Dee, während er sich die Handgelenke massierte und sich dann an seinen Fußfesseln zu schaffen machte "Das Seil war total morsch. Hat dieser Typ anscheinend gar nicht bemerkt. Nicht sehr professionell ..."

"Dee, entschärf die Bombe!!! Schnell!!", schrie Ryo, als er seine Verwunderung überwunden hatte. Dee sprang auf und trat an den Tisch.

"Soso, noch zwei Minuten!" Erleichtert drehte er sich wieder zu Ryo um. "Siehst du, ist noch massig Zeit. Nicht so wie in diesen Actionfilmen, wo man dann nur noch drei Sekunden Zeit hat ..." Ein Blick in Ryos Gesicht genügte allerdings, um sich wieder auf das kleine Kästchen zu konzentrieren. "Ok, das ist ganz einfach! Ein Draht unterbricht den Stromkreis, der andere ..." Ryo verstand nicht, was Dee murmelte. Zitternd schloss er die Augen und lehnte den Kopf an die Wand. Wo waren sie da nur hineingeraten? Wieso ausgerechnet im Urlaub!? Vielleicht würde diese Frage in wenigen Sekunden keine Rolle mehr spielen...

"Hey Ryo! Alles in Ordnung." Überrascht öffnete Ryo die Augen und schaute genau auf eine riesige 01:46. Dee hielt ihm grinsend das nun harmlose Kästchen vor die Nase. "Ich hab's geschafft!" Obwohl Dees Stimme völlig entspannt klang, waren die kleinen Schweißtropfen auf seiner Stirn und das leichte Zittern seiner Hand nicht zu übersehen. Ryo atmete unendlich erleichtert aus und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande. Ebenfalls lächelnd legte Dee die Bombe auf den Boden und befreite Ryo von seinen Fesseln. Ryo richtete sich wohl etwas zu schnell auf - immerhin war sein Körper ziemlich demoliert worden - und taumelte in Dees Arme, die sich stützend um ihn legten. Er presste sein Gesicht in Dees Schulter.

"Danke, Dee!", flüsterte er mit erstickter Stimme, mehr sagte er nicht. Mehr war auch nicht nötig. Dee strich beruhigend über die dunkelblonden Haare und drückte Ryos Körper fest an sich, als wolle er ihn nie wieder loslassen.

"Ich hab doch gesagt, dass ich dich beschützen werde, Honey!", flüsterte er zurück. Ryo ließ seinen Tränen freien Lauf. "Heyhey, nicht heulen, du bist doch ein Mann!" Liebevoll nahm Dee Ryos Kopf in die Hand und leckte das salzige Wasser von seinen Wangen.

"Hör auf, das kitzelt!", sagte Ryo, konnte ein Kichern kaum unterdrücken. "Dafür ist jetzt keine Zeit!", ergänzte er nun wieder ernster, "Wir müssen Roger aufhalten!" Energisch bückte er sich, hob die Bombe auf und verstaute sie in Dees Tasche. Plötzlich viel sein Blick auf ein Telefon, das an der Wand neben der Tür hing. "Ich werd schnell die Polizei anrufen! Die sollen gleich herkommen." Er wählte die Notrufnummer und beobachtete aus den Augenwinkeln, während er der monotonen Stimme am anderen Ende der Leitung den Fall schilderte, wie Dee in die Hocke ging und etwas vom Boden aufhob. "...Ja, alles klar! Also bis dann!" Er hängte den Hörer auf die Gabel. "Wir sollen uns am Ausgang mit der Polizei treffen. Allerdings müssen wir den gleichen Weg nehmen wie die anderen Leute." Mit diesen Worten drehte er sich um, öffnete die Tür und reihte sich wieder in den Besucherstrom ein. Dee folgte ihm.
 

--- Ende des achten Kapitels ---

Ninth Step ^^°

Ryo war immer noch etwas wacklig auf den Beinen, doch die vielen Menschen um ihn herum stellten eine praktische Stütze dar. Er spürte, dass Dee dicht hinter ihm war.

"Haben die eigentlich keine Notausgänge oder so was ...!?" Das harte Kästchen in Dees Jackentasche stieß bei jedem Schritt sachte gegen seinen Rücken.

"Warum denn? Also ich finde es gut, dass wir die Tour normal weitermachen können!", flüsterte Dee und legte die Hände auf die Schultern seines Vordermanns, während sie sich langsam vorwärtsschoben.

Nach einigen Minuten ging der breite Weg in eine schmale Gasse über, die die Besuchermassen in eine geordnete Schlange zwang, die sich nun kaum mehr weiterbewegte. Bald konnten sie den Zweck dieser Vorrichtung erkennen. "Oh, schau doch mal, Ryo, eine Geisterbahn!!" Das stimmte nicht ganz, denn die kleinen, auf Schienen befestigten Waggons würden sie auf eine Zeitreise durch die Geschichte Englands kutschieren, wie eine Tafel mit der Überschrift 'Spirit of London' verriet. Sie setzen sich in einen gerade einfahrenden Wagen und schon ertönte aus einem kleinen installierten Lautsprecher vor ihnen, dass sie während der Fahrt nicht aussteigen dürften und keinen Abfall wegwerfen sollten. Ryo hörte nicht richtig zu. Er wollte nur eins - hier raus! Doch statt dessen fuhren sie scheinbar unendlich langsam an riesigen, mechanischen Puppen vorbei, die in schillernden Gewändern die letzten Jahrhunderte wieder aufleben ließen. Das ganze Szenario wurde von der Stimme aus dem Lautsprecher kommentiert. Ryo versuchte, sich auf den Vortrag zu konzentrieren, doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu Roger und der Bombe in Dees Tasche. Außerdem tat sein ganzer Körper weh, der am nächsten Tag sicherlich von ein paar hübschen blauen Flecken geziert sein würde. Als er den Kopf drehte, um Dee anzusehen, stellte er fest, dass sein Partner von der Geschichte Englands wohl auch nicht sehr gefesselt zu sein schien, denn dieser schaute ihn aus seinen wunderschönen grünen Augen verträumt an.

"Wir sind ganz allein, Honey! Nur du und ich ..."

"... und eine Bombe!", ergänzte Ryo schnell, damit Dee nicht auf dumme Gedanken kam.

"Die Fahrt dauert acht Minuten ... das müssten wir doch schaffen!" Dee grinste schelmisch und legte auffordernd seine Hand auf Ryos Oberschenkel.

"Bitte!!?? D-das ist doch nicht dein Ernst!!" Ryo konnte einfach nicht glauben, was Dee sich da schon wieder vorstellte. Im nächsten Augenblick fuhren sie ruckartig um eine Ecke und Ryo rutschte auf der Bank nach rechts und presste Dee an die Innenwand des Waggons. Oh nein, der Ausdruck in Dees Augen gefiel ihm gar nicht! "Sorry ...", murmelte er verlegen und wollte sich wieder auf seinen Platz zurückschieben. Doch Dee packte ihn an den Oberarmen, zog Ryos Oberkörper an sich heran und drückte seine Lippen auf Ryos Mund. Dabei bohrte sich die Kante der Bombe schmerzhaft in Ryos Bauch und ließ ihn leise aufstöhnen. Dee interpretierte diesen Laut anscheinend völlig falsch.

"Das gefällt dir wohl!", flüsterte er erregt und streichelte über Ryos Wange, während sich ein paar Meter neben ihnen die Leichen durch die Pest dahingeraffter Bauern türmten. Aus Versehen berührte Dee den Schnitt unter Ryos Kinn und ein heißer Schmerz wie von glühenden Nadeln zog sich durch Ryos Hals. Zischend sog er die Luft zwischen den Zähnen ein und sein Kopf zuckte reflexartig nach hinten. "W-was ..." Dee konnte sich wohl kaum noch beherrschen, denn als seine Hände unter Ryos Pullover glitten, konnte Ryo spüren, dass diese leicht zitterten.

"Hör auf, Dee! Mir tut alles weh ...", keuchte Ryo, hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen nach Dees leidenschaftlichen Küssen und dem nagenden Schmerz im Bauch und am Kopf.

"Wo!? Was tut dir weh ...?", säuselte Dee und versuchte, seiner Stimme einen verführerischen Klang zu verpassen.

Schließlich wurde Ryo von dem schnarrenden Tonband aus dem Lautsprecher aus dieser misslichen Lage erlöst.

"Wir danken ihnen für ihren Besuch in unserem Wachsfigurenkabinett und hoffen, dass es ihnen gefallen hat! Wir wünschen ihnen noch eine schöne Zeit in London und eine angenehme Heimkehr." Es wurde hell und der kleine Wagen kam quietschend zum stehen. Ryo verließ ihn beinahe fluchtartig und schloss sich den Besuchern an, die dem Ausgang entgegenströmten.

"Hey Ryo, warte doch mal! Hier gibt es doch Souvenirs. Meinst du nicht, wir sollten Bikky etwas mitbringen?" Doch Ryo hatte nun endgültig genug und zerrte Dee ungerührt nach draußen.

Vor dem Gebäude wartete bereits die Polizei und empfing Dee und Ryo mit der Frage, ob es ihnen gut gehe.

"Aber natürlich! Alles in Ordnung!", antwortete Dee für sie beide und machte eine wegwerfende Handbewegung. Stolz überreichte er dem Officer die Bombe und setzte ein triumphierendes Grinsen auf. Ryo lächelte müde und atmete erleichtert die kühle Luft in tiefen Zügen ein.

"Wenn sie jetzt bitte noch mit aufs Revier kommen könnten. Wir müssen ihre Aussage zu Protokoll nehmen und vielleicht sind sie sogar in der Lage, den Täter zu beschreiben ..."

"Schon klar!", unterbrach Dee ihn, "Wir sind selbst Polizisten - aus New York - und kennen uns da aus!" Der Officer zog missmutig eine Augenbraue hoch, entgegnete aber nichts, sondern öffnete einladend die Hintertür des Polizeiwagens. Erschöpft ließ Ryo sich auf die lederne Rückbank fallen und schloss die Augen.
 

Inzwischen war die Nacht hereingebrochen, als die beiden endlich zu Hause ankamen. Der Besuch auf dem Revier hatte länger gedauert als erwartet, doch nach einer Stunde quälender Fragen und Formalitäten waren sie schließlich entlassen worden und hatten sich umgehend auf den Weg zu dem Haus von Dees Tante gemacht. Kaum hatte Dee die Tür aufgeschlossen, hörten sie auch schon das Telefon im Flur klingeln. Dee fluchte leise und beeilte sich, den Anruf entgegenzunehmen, vielleicht war es ja noch mal die Polizei.

"Ja? ...Was!? Ach du bist's, Tante Emily!!", hörte Ryo Dee auf die Stimme am anderen Ende der Leitung reagieren. "Hm ... ja, wir sind gut angekommen ... nein, nichts weiter Aufregendes!" Ryo warf seinem Partner einen vielsagenden Blick zu, doch der grinste ihn nur hilflos an. Wahrscheinlich war es so auch am Besten. Dann sagte Dee lange Zeit gar nichts mehr, Ryo ging davon aus, dass seine Tante ihm jetzt jedes Detail ihres ersten Urlaubstages schildern würde. Daher beschloss er, die Gelegenheit zu nutzen und ein Bad zu nehmen. Erschöpft schlurfte Ryo Richtung Badezimmer und knipste das Licht an. Nachdem er den Hahn der großen Wanne aufgedreht hatte und nun heißes Wasser hineinrauschte, schlüpfte er aus dem Pullover und versuchte, seinen Kopf dabei so wenig wie möglich zu bewegen, da dieser immer noch etwas schmerzte. Eingehend musterte er seinen Körper in dem großen Wandspiegel. Noch waren keine blauen Flecken zu sehen, doch die würden mit Sicherheit kommen. Er strich behutsam über die roten Striemen an seinem Hals, die Rogers Hände hinterlassen hatten. Dieser Verrückte! Auch der Schnitt unterhalb seines Kinns war noch deutlich zu sehen. Ryo hütete sich davor, ihn ebenfalls zu berühren, denn er hatte ja bereits gemerkt, dass das Fleisch an dieser Stelle sehr empfindlich war. Nach einigen Minuten war die Badewanne vollgelaufen und Ryo ließ sich mit einem wohligen Seufzer hineingleiten. Als das heiße Wasser über seinen Hals schwappte, musste er die Zähne zusammenbeißen, denn schon schoss ein glühender Schmerz durch die Wunde. Doch dann breitete sich die betäubende Wärme kribbelnd in seinem ganzen Körper aus. Ryo schloss zufrieden die Augen und legte den Kopf auf den Rand der Wanne.

"Ryooo!! Wo bist du!?" Jäh wurde die Ruhe von Dees lautem Rufen und dem Zuschlagen der Schlafzimmertür unterbrochen. Bevor Ryos müder Verstand irgendwie reagieren konnte, wurde auch schon die Badezimmertür aufgerissen und Dee stürmte herein. "Bist du hier ...!?" Er brach mitten im Satz ab, als er Ryos auf dem Boden verstreute Klamotten erblickte, sah dann hoch, und starre Ryo mit runden Augen an. Wäre Ryo nicht bereits ausgezogen gewesen, hätten es diese Blicke wohl getan.

"Was ist!?", fragte er genervt.

"Äh ... ich wollte nur sagen, dass ... äh, dass ich schnell zur Tankstelle gehe und uns Eis hole! ... Das soll ja gut sein gegen Aufregung, weiß du ... und ich wollte ..." Ryo erfuhr nicht, was Dee noch wollte, denn dieser verstummte und ließ seine Augen anzüglich über Ryos nackten Oberkörper schweifen. Endlich reagierte Ryo und zog hastig die Beine fest an sich heran, sodass eine kleine Pfütze von übergelaufenem Wasser auf dem Boden entstand.

"Ja! Ist gut! Geh Eis holen ... viel Eis!!", herrschte er ihn an. Er bemerkte, dass er schon wieder rot anlief und das kam eindeutig nicht von der Hitze. "Nun geh schon!" Ungeduldig wedelte er mit der Hand zur Tür, mit der anderen umschlang er krampfhaft seine Knie. Dee verließ provozierend langsam das Bad - und das im Rückwärtsgang - flüsterte noch etwas wie: "Ein Anblick für Götter!" und schloss die Tür leise hinter sich. Verblüfft sah Ryo ihm nach. Er hatte absolut nicht erwartet, dass es so einfach werden würde, ihn loszuwerden. Anscheinend hatte Dee gespürt, dass Ryo im Moment nur Ruhe und Erholung brauchte. Wieso hatte sein Partner dieses Gespür nicht öfter!?

Fünf Minuten später stieg Ryo aus der Wanne, da seine Finger schon ganz verschrumpelt waren, was er überhaupt nicht leiden konnte und das Wasser nur noch lauwarm war. Mit einem weichen Badetuch rubbelte er sich vorsichtig ab und ging dann ins Schlafzimmer um sich neue Kleidung aus dem Schrank zu holen. Draußen war es inzwischen stockdunkel und ein heftiger Wind peitschte durch die Bäume im Garten. Ryo hatte überraschender Weise großen Appetit auf Eis und sah ungeduldig auf die Uhr. Wo blieb Dee denn!? Hoffentlich hatte er nicht beim Bezahlen feststellen müssen, dass er seine Brieftasche vergessen hatte, dachte Ryo lächelnd, denn sonst musste er den ganzen Weg zweimal laufen. Doch das Lächeln gefror auf seinen Lippen. Brieftasche!! Der Gedanke traf ihn wie ein Hammerschlag. Roger hatte ihm seine Brieftasche gestohlen, nachdem er ihn gefesselt hatte und sie dann in seine Jacke gesteckt. Schockiert ließ sich Ryo auf das Bett fallen. Er hatte einen Zettel mit der Adresse diese Hauses in eines der Fächer gesteckt, nur für den Notfall. Unruhig fuhr er sich mit der Hand durch die feuchten Haare. Roger hatte bestimmt schon erfahren, dass sein Anschlag vereitelt worden war. Was wäre, wenn dieser Irre es sich in den Kopf setze, bei ihnen einzubrechen und ... ja, was dann!? Was hätte er davon!? Ryo schüttelte diesen Gedanken ab und erhob sich. Roger wäre ziemlich dumm, wenn er ausgerechnet hier auftauchen würde.

Das Läuten der Türglocke ließ ihn heftig zusammenfahren. Hatte Dee etwa seine Schlüssel vergessen?
 

--- Ende des neunten Kapitels ---
 

So jetzt wird das Ganze wieder etwas ruhiger ... hoffentlich nicht allzu langweilig XDD

Aber für wie lange!? *hohoo* ^^°°

Tenth Step ^^°

Langsam tappte Ryo durch den dunklen Flur und näherte sich der Eingangstür. Sein Herz schlug schwer in seiner Brust. Was, wenn es nicht Dee war ...!? Sein Blick streifte die Kommode, auf der das Telefon stand und zu seiner großen Überraschung lag dort die Pistole von Dees Tante. Das war es also, was Dee im Wachsfigurenkabinett aufgehoben hatte, während er selbst mit der Polizei telefoniert hatte. Mit zitternden Fingern griff er nach der Waffe und fühlte sich schon etwas sicherer, als er das schwere, kalte Metall spürte. Seine Hand tastete nach dem Türknauf. Ryo atmete noch einmal tief durch, spannte seinen Körper und riss die Tür auf, wobei er sofort den Lauf der Pistole nach draußen richtete.

"Hey Ryo, was soll denn das!?" Ryo fiel ein Stein vom Herzen, als er Dees Stimme erkannte und ließ seinen Arm sinken. Auf Dees Armen stapelten sich drei große Packungen Eis. "Ich hab meinen Schlüssel vergessen!", sagte er mit einem beschämten Grinsen, wurde aber dann sofort wieder ernst. "Aber sag mal, seit wann bedrohst du den jeden, der an der Tür klingelt, mit vorgehaltener Knarre!? Ist irgendwas passiert?"

"Eigentlich nicht ... ich war nur etwas verunsichert, weil mir gerade eingefallen ist, dass Roger meine Brieftasche hat und somit weiß, wo wir wohnen und da dachte ich ..." Weiter kam er nicht, denn Dee brach in schallendes Gelächter aus. Verlegen strich sich Ryo durch die Haare.

"Aber was sollte der Typ denn hier!? Der wäre schön blöd, wenn er hier auftauchen würde!" Ryo hatte vorhin das gleiche gedacht und trotzdem hatte er ein mulmiges Gefühl. "Und sollte er es doch wagen, hier einzubrechen", rief Dee und betrat nun vollends das Haus, "dann werde ich dich natürlich wie immer beschützen, Honey!" Mit hoch erhobenem Kopf balancierte er die Eispackungen an Ryo vorbei und steuerte auf das Schlafzimmer zu.

"Wo gehst du denn hin, Dee? Sollten wir das nicht in der Küche essen ..." Doch Dee reagierte gar nicht, sondern öffnete die Tür zum Schlafzimmer und verschwand darin. Seufzend ließ Ryo die Haustür ins Schloss fallen, legte die Pistole schnell auf die Kommode zurück und eilte in die Küche um wenigstens Löffel zu holen.

Dee hatte es sich schon auf dem Bett bequem gemacht und strahlte Ryo an, als dieser das Zimmer betrat, das in schummriges Licht getaucht war. Misstrauisch hob Ryo eine Augenbraue, doch Dee lächelt ihn nur unschuldig an.

"Wir haben Vanille, Schokolade und Erdbeere! Was hättest du denn gern?"

"Erdbeere!", antwortete Ryo und setzte sich Dee gegenüber auf die Bettdecke. Dee öffnete die Packung, auf dem das Bild einer kleinen Comicfigur, die auf einer großen, roten Erdbeere ritt, aufgeklebt war, und nahm sich einen Löffel. Hungrig beugte sich Ryo vor, aber Dee zog augenblicklich die runde Pappschachtel aus seiner Reichweite. Ryo legte die Stirn in Falten und musterte seinen Gegenüber fragend. Dee selbst schaufelte nun eine Portion Eis auf seinen Löffel und blickte Ryo herausfordernd an.

"Mund auf, Honey!", sagte er fröhlich und hielt Ryo den Löffel vors Gesicht. Ryo verdrehte die Augen, tat ihm aber dann den Gefallen und öffnete den Mund.

Das Eis schmeckte erstaunlicherweise sehr gut, nicht zu künstlich, sondern erfrischend fruchtig und süß. Nach fünf Minuten hatten sie die ganze Packung geleert und Dee griff nach der Schachtel mit dem Schokoladeneis.

"Was!? Hast du etwas noch Hunger!?"

"Nein, aber es schmilzt doch sonst!"

"Dann tu es ins Gefrierfach!?" 'Dee hat es sich anscheinend in den Kopf gesetzt, sich zu überfressen', dachte Ryo, als er zusah, wie Dee den Deckel aufriss.

"Zieh deinen Pullover aus!" Ryo glaubte, sich verhört zu haben.

"Kommt gar nicht in Frage! Ich will gar nicht wissen, was du jetzt wieder vorhast!", schnaubte Ryo empört und verschränkte die Arme vor der Brust. Und schon hatte Dee erneut seinen Dackelblick aufgesetzt.

"Bitte, Ryooo!! Ich will das doch so gern mal ausprobieren!", flehte er und rutschte immer näher an Ryo heran, den Löffel in der einen Hand wie ein Schwert erhoben, in der anderen Hand die offene Packung Schokoladeneis. Ryo konnte diesem Blick nicht standhalten. Er wusste genau, dass er das bereuen würde, doch schließlich streifte er sich den Pullover über den Kopf und schlug verlegen die Augen nieder, als er von gierigen Blicken durchbohrt wurde. In diesem Moment schnellte Dee wie eine Feder hoch, warf Ryo in die Kissen und hockte sich mit einem triumphierenden Grinsen auf dessen Oberschenkel. Die Erschütterung verursachte einen stechenden Schmerz in Ryos Kopf und ihm wurde leicht übel, was wohl auch an dem viel zu schnell gegessenen Eis lag. Inzwischen hatte Dee vier Löffel des Packungsinhalt sorgfälltig auf Ryos Bauch verteilt. Die plötzliche Kälte verursachte eine prickelnde Gänsehaut und Ryo schüttelte es leicht.

"W-warte Dee, mir wird schlecht, glaub ich ...", murmelte er und presste sich gleichzeitig die Hand auf die Stirn, hinter der es heftig pochte. Anscheinend hatte Dee ihn gar nicht wahrgenommen, denn er machte sich nun daran, die süße Creme genießerisch um Ryos Bauchnabel herum aufzulecken. "Dee, bitte, lass mich hoch!" Ryo legte seine Hand auf Dees Kopf und versuchte, ihn wegzuschieben, doch der saß wie festgenagelt auf seinen Beinen und hatte seine Arme um Ryos Hüfte geschlungen, während er Ryos straffen Bauch mit der Zunge bearbeitete. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre dies vielleicht äußerst erregend gewesen, doch Ryo kämpfte inzwischen ernsthaft gegen seinen rebellierenden Magen und das Schwindelgefühl hinter der Schädeldecke. Als Dee keine Anstalten machte, sich von der unteren Hälfte seines Oberkörpers zu lösen, stemmte sich Ryo nun mit all seiner Kraft hoch und strampelte seine Beine frei. Dee gab einen überraschten Laut von sich, als er rücklings aufs Bett fiel. Wankend lief Ryo ins Bad, schlug die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen, wobei er die Augen schloss und in Gedanken bis zehn zählte. Langsam beruhigte sich sein Magen und der Brechreiz verschwand. Auch das Pochen in seinem Kopf klang etwas ab. Erschrocken öffnete er die Augen wieder, als er bemerkte, dass ihm das schmelzende Eis allmählich in die Hose floss. Schnell schnappte er sich ein Handtuch und wischte sich angeekelt den Bauch ab. Dee immer mit seinen seltsamen Einfällen! Und er wusste nie, wann er aufhören sollte! Entnervt hängte er das Tuch an einen Haken, dann pochte es an der Tür.

"Ryo, geht's dir gut? Kann's weitergehen ...!?" Das war zuviel für Ryo. Wütend stampfte er zur Tür und rief durch das dünne Holz:

"Sag mal, hast du sie noch alle!?? Ich wurde heute von einem Verrückten verprügelt und fast aufgeschlitzt! ... Und danach beinahe in die Luft geflogen!!" Er hatte sich richtig in Rage geredet und schlug mit der flachen Hand gegen die Wand. "Und das einzige, was dir einfällt, ist, mich mit Eis einzuschmieren!!!" Schwer atmend lehnte er sich gegen die Tür und wartete auf eine Antwort. Schließlich fügte er leise hinzu: "Bitte Dee, bring das Eis in die Küche und lass mich schlafen gehen!"

"Ok." Dees Stimme klang ziemlich kleinlaut und Ryo tat es schon wieder leid, dass er so ausgerastet war.

"Ich liebe dich doch, aber ...", sagte er mehr zu sich selbst. Dee konnte es auch gar nicht mehr gehört haben, denn als Ryo die Tür öffnete, war Dee verschwunden und mit ihm die Eisverpackungen. Er konnte ihn in der Küche rumoren hören. Eilig schlüpfte er in seinen Schlafanzug und verkroch sich im Bett. Schon halb schlafend registrierte er, wie Dee leise das Zimmer betrat und das Licht ausschaltete. Danach näherte er sich dem Bett. Ryo tat so, als würde er schlafen, doch aus halb geschlossenen Lidern, sah er, dass Dee bewegungslos dastand und auf ihn hinabblickte. Schließlich schlüpfte Dee ebenfalls unter die Bettdecke.

"Gute Nacht, Honey!", flüsterte er versöhnlich, doch das hörte Ryo schon nicht mehr.
 

--- Ende des zehnten Kapitel ---

Eleventh Step ^^°

Am nächsten Morgen fühlte sich Ryo wie zerschlagen. Stöhnend kämpfte er sich aus dem Bett, denn ihm taten so ziemlich alle Knochen im Leib weh. Von Dee wurde er zwar mit mitleidigen Blicken überschüttet, doch das machte es auch nicht viel besser.

"Wir könnten doch heute eine Stadtrundfahrt machen. Da musst du dich nicht so viel bewegen ...", schlug Dee beim Frühstück vor, während Ryo lustlos auf einem Stück Brot herumnagte. Das Eis lag ihm immer noch schwer im Magen. Doch Dees Vorschlag ließ ihn aufhorchen. Überrascht sah er seinen Partner an, der sich normalerweise nicht sehr für solche Besichtigungstouren interessierte, weil sie ihm angeblich zu langweilig waren.

"Ja, gerne!" Er schaffte es sogar, sich ein kleines Lächeln abzuringen.

Eine Stunde später saßen sie auch schon in einem dieser roten Doppeldeckerbusse, die so typisch waren für England, und verließen Covent Garden. Das Wetter war zwar nicht übermäßig warm, aber immerhin regnete es nicht und so setzen sie sich in den oberen, offenen Bereich des Busses. Glücklich stützte Ryo seinen Ellbogen auf das Geländer und legte sein Kinn in die Hand, während sie durch die dicht befahrenen Straßen der Weltstadt rollten. Links von ihnen floss die Themse langsam dahin, davor erhob sich das House of Parliament mit dem berühmten Glockenturm Big Ben. Sie überquerten den Fluss über die Lambeth Bridge und später wieder zurück über die Tower Bridge. Ryo war begeistert von den vielen, altehrwürdigen Wahrzeichen, die in New York längst hohen Wolkenkratzern hatten weichen müssen.

Dee schoss ein Foto nach dem anderen. Besonderes angetan hatte es ihm der Buckingham Palace, wo sie zufällig gerade die eindrucksvolle Zeremonie der Wachablösung bestaunen konnten, als sie daran vorbeifuhren. Dee fand die Wachen mit ihren traditionellen schwarzen Pelzmützen und den roten Uniformen äußerst unterhaltsam. Ryo schaffte es sogar, den vergangenen Horrortag fast aus seinen Gedanken zu verbannen und einfach den Urlaub zu genießen.

Am frühen Abend endete ihre Tour und sie stiegen in Covent Garden aus. Dee streckte sich und hakte sich dann unternehmungslustig bei Ryo ein.

"So, und jetzt gehen wir schick essen!", beschloss er fröhlich und zog Ryo energisch mit sich. In der Charlotte Street fanden sie ein gemütlich aussehendes, kleines Restaurant und gingen hinein. Die wenigen Lampen und Kerzen auf den runden Tischchen verbreiteten eine sehr intime und romantische Atmosphäre, die von leiser Musik aus verborgenen Lautsprechern untermalt wurde. Sie näherten sich einem Tisch in einer Ecke und Dee schob Ryo den Stuhl zurecht.

"Bitte setzen sie sich, Sir!", sagte er und versuchte dabei, den britischen Akzent nachzuahmen. Ryo schüttelte tadelnd den Kopf, setzte sich aber dann auf den angebotenen Stuhl und Dee nahm gegenüber von ihm Platz.

Nachdem ihnen ihre Getränke serviert wurden und sie die Bestellung aufgegeben hatte, lehnte sich Ryo entspannt zurück und nippte an seinem Wein. Dabei beobachtete er seinen Partner, der die Hände unter dem Kinn verschränkt hatte und ihn ebenfalls ansah. Die zuckende Flamme der Kerze zwischen ihnen spiegelte sich in Dees smaragdgrünen Augen und verlieh ihnen eine ungewöhnliche Lebendigkeit. Schwarze Haarsträhnen hingen ihm über die Stirn und berührten beinahe die langen Wimpern, sein fester Mund war zu einem liebevollen Lächeln verzogen. Plötzlich nahm Dee Ryo das Glas weg und umfasste Ryos Hände, während er ihm weiterhin unverwandt in die Augen blickte.

"Wird das jetzt ein Heiratsantrag, oder was?", scherzte Ryo, versuchte dadurch seine Nervosität zu überspielen.

"Du bist so wunderschön, Ryo! So wunderschön ..." Als Ryo merkte, dass Dee keine Miene verzog - das also völlig ernst meinte - schoss ihm die Röte ins Gesicht und er schlug die Augen nieder.

"Du auch ...!", murmelte er, der warme Druck von Dees Händen ließ sein Herz schneller schlagen und er leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Dee wollte noch etwas sagen, doch da wurde das Essen serviert. Ryo hatte sich ein normales Steak mit Kartoffeln und Erbsen bestellt, da man damit wohl in keinem Land etwas falsch machen konnte. Vor Dee setzte der Kellner einen großen Teller mit Lammkeulenscheiben und Fenchel-Gemüse, das mit Worsterchersauce übergossen war, ab und zog sich zurück. Hungrig nahm Ryo Messer und Gabel in die Hand und konzentrierte sich dann so auf sein Essen, dass er erst nach ein paar Minuten registrierte, wie Dee sein Mahl misstrauisch beäugte.

"Das riecht irgendwie seltsam ...", meinte er, versuchte es aber dann vorsichtig. Ryo blickte ihn fragend an, als Dee langsam kaute und schluckte. Angeekelt verzog Dee das Gesicht und streckte die Zunge aus dem Mund.

"Oh Gott, was haben die damit gemacht!? Wieso müssen diese verrückten Briten immer alles kochen, sogar das Fleisch ...!", stöhnte er und spülte den anscheinend nicht sehr angenehmen Geschmack mit einem großen Schluck Wein hinunter. "Und diese Sauce! Ich will mir gar nicht ausmalen, aus was die besteht!" Nachdem er noch eine Weile lustlos in seinem Teller herumgestochert hatte, schaute er Ryo mit einem flehenden Blick an. Ryo wusste, was das bedeutete.

"Na schön", seufzte er, "lass mich nur noch schnell aufessen, dann gehen wir zu Mac Donald's!" Dee wahr sichtlich erleichtert und wartete ungeduldig, bis Ryo sein Steak verdrückt hatte, dann zahlten sie und machten sich schleunigst auf den Weg, da die Kellner sie schon komisch ansahen.
 

"Na also, es geht eben nichts über echtes amerikanisches Fast Food!"

"Du bist doch einfach nur ein Kulturbanause, der nie etwas Neues ausprobieren will!", meinte Ryo und erntete einen beleidigten Blick von Dee.

"Oh, so kann man das nicht sagen! Ich bin durchaus bereit, 'etwas Neues auszuprobieren', allerdings nicht beim Essen ..." Ryo begriff die Zweideutigkeit dieser Worte, beschloss aber sie, einfach zu ignorieren.

Inzwischen war die Sonne vollends untergegangen und dunkle Regenwolken verdeckten den Sternenhimmel und so legten sie die paar hundert Meter bis zu ihrem Haus zügig zu Fuß zurück. In der Ferne hörte man erstes Donnergrollen, als die in seinen Taschen nach dem Schlüssel suchte. Nach kurzer Zeit sah er auf und blickte Ryo hilflos an.

"Jetzt sag bloß nicht, dass du deine Schlüssel schon wieder vergessen hast!!", sagte Ryo fassungslos, doch in diesem Moment begann Dee zu grinsen, zauberte den Schlüsselbund aus seiner Hosentasche und klimperte damit triumphierend vor Ryos Nase herum. "Ja, du bist echt wahnsinnig witzig!", seufzte Ryo, nahm Dee den Schlüssel aus der Hand und öffnete die Tür.

"Guten Abend, meine Herren!" Erschrocken prallte Ryo zurück und riss Dee mit sich, sodass beide zu Boden gingen. Vor ihnen stand eine große, muskulöse Gestalt, in jeder Hand eine Pistole, die sie auf Ryo und Dee gerichtet hatte. Ryo erkannte ihn sofort, schließlich spukte dieses Gesicht seit fast zwei Tagen in seinem Kopf herum.

"Roger ...", rief er und richtete sich langsam auf, "Wie ... wie sind sie hier ...?"

"Wie ich hier hereingekommen bin? Nun, jemand war so dämlich und hat die Tür zur Terrasse offen gelassen!", sagte Roger höhnisch, wobei Dee leicht zusammenzuckte und forderte sie mit einem Wink mit der Pistole - die allem Anschein nach die von Dees Tante war - auf, hereinzukommen und die Tür zu schließen. Sie mussten wohl gehorchen, denn sie hatten nichts, womit sie sich hätten verteidigen können und Ryo traute es Roger durchaus zu, sie beide abzuknallen. Schon im Flur fiel Ryo auf, dass sämtlich Schubladen der Schränke offenstanden und als Roger sie in die hell erleuchtete Küche dirigierte, fand er dort die gleiche Unordnung vor. Was hatte Roger hier nur gesucht!?

So, und jetzt sagt ihr mir auf der Stelle, wo sie ist!!", herrschte Roger sie an, nachdem sie auf den Stühlen Platz genommen hatten. Der ehemalige Security Man hatte sich vor ihnen aufgebaut und starrte sie aus zusammengekniffenen Augen wutentbrannt an.

"W-was meinen sie ...?", begann Ryo vorsichtig, doch der Gangster trat drohend auf ihn zu und hielt ihm die Pistole unters Kinn, was ihn aber nicht daran hinderte, auch Dee ihm Visier zu behalten. "Tu doch nicht so, du weißt ganz genau, was ich meine!!", schrie er und bog Ryos Kopf zurück.

"Hey, hör sofort auf, du Spinner!!" Aus den Augenwinkeln sah Ryo, wie Dee den Arm hob, um Roger von ihm wegzuziehen, doch der stieß einen zornigen Schrei aus und schlug Dee brutal mit der Waffe ins Gesicht. Dee keuchte laut, als das Blut aus der Wunde an seiner rechten Gesichtshälfte lief und glitt wie in Zeitlupe vom Stuhl. Danach wandte sich Roger wieder Ryo zu.

"Wirst du jetzt endlich reden!? Ihr müsst sie haben ... Ich habe sie bestimmt verloren, als du Drecksack dich im Wachsfigurenkabinett gegen mich geworfen hast! Also rück endlich die Kette raus!!!" Die Augen, die Ryo fixierten, hatten jede menschliche Wärme verloren und stierten ihn kalt und erbarmungslos an, bereit ihn zu töten. Doch Ryo hatte immer noch keine Ahnung, wovon dieser Verrückte sprach. Oh Gott, würde sich dieser ganze Alptraum jetzt wiederholen!?

"Ach, das ist deine ...!" Dees schmerzverzerrte Stimme drang an sein Ohr und verstört blickte er zu seinem Partner hinunter. "Lass ihn in Ruhe, ich hab sie eingesteckt und sie dann vergessen!", sagte er, während er aus seiner Tasche eine dünne Goldkette mit einem Medaillon hervorholte. Ryo riss verwundert die Augen auf. Roger schnappte sich hastig die Kette.

"Melissa ...", murmelte er mit gläsernem Blick und fuhr zärtlich mit den Fingern über das kleine Bild, das sich im Inneren des Medaillons befand. Eine einzelne Träne rollte über seine Wange. Doch zwei Sekunden später hatte er sich wieder gefasst. "Vielen Dank! Aber ihr werdet verstehen, dass ich euch trotzdem nicht weiterleben lassen kann, schließlich habt ihr meinen ganzen schönen Plan versaut!"

"Das war ja wohl klar ...", murmelte Dee und erntete dafür einen Tritt in den Magen, der ihm die Luft nahm.

"Los, da rein!", befahl Roger und deutete mit dem Kopf zu einer kleinen Tür im hinteren Teil der Küche. Dee musste sich schwer auf Ryo stützen und sobald sie die Abstellkammer betreten hatten, schlug Roger die Tür zu und verriegelte sie. Schnell lehnte Ryo Dee an die Wand des winzigen Raumes und rüttelte an der Tür. Doch die rührte sich kein Stückchen. Verzweifelt tastete er nach einem Lichtschalter, fand ihn und eine Glühbirne flackerte auf. Die Kammer war vollgestopft mit allen möglichen Putzgeräten und Reinigungsmitteln, doch es gab auch Regale mit Lebensmitteln und Gläser voll eingelegter Früchte.

"Lass mich mal versuchen!", sagte Dee hinter ihm und erhob sich ächzend. Ryo machte sich so dünn wie möglich, als Dee sich gegen die Tür warf. Wimmernd rutschte er daran herunter, die Tür war wohl das einzige, was bei dieser Aktion keinen Schaden genommen hatte. "Bringt nichts!", presste Dee aus zusammengebissenen Zähnen hervor, während er sich den Ellbogen massierte. Ryo ging in die Hocke, um sich zu vergewissern, dass sein Partner nicht ernsthaft verletzt war und strich ihm mitfühlend durch die schwarzen Haare.

Plötzlich drang ein schwacher, kaum wahrnehmbarer Geruch in seine Nase. Dee hatte es wohl im selben Moment bemerkt, denn er hob den Kopf und sah Ryo fragend an. Ryo schloss die Augen, um sich zu konzentrieren und sog die Luft in tiefen Zügen ein. Dann riss er sie entsetzt wieder auf. Rauch!! Es roch ganz eindeutig nach Rauch!!
 

--- Ende des elften Kapitels ---

Twelfth Step ^^°

"Dee! Dieser Irre hat Feuer gelegt!", schrie Ryo und schon drangen dünne Rauchschwaden unter dem Türspalt herein. Panisch sprang er auf und schlug mit der Hand gegen das Holz. "Hey, mach sofort auf!!" Er wusste, dass das sinnlos war, denn Roger befand sich mit Sicherheit nicht mehr im Haus. Hektisch ließ er seinen Blick durch den kleinen Raum schweifen, doch es gab weder Fenster noch eine andere Tür.

"Spürst du es? Es wird schon wärmer!" Ryo sah Dee verstört an, doch es war nicht zu leugnen. Die Temperatur war in der letzten Minute um etliche Grad angestiegen.

"Und was sollen wir jetzt machen!?", rief Ryo verzweifelt, aus der Küche drang das leise Knistern und Knacken der Flammen. Dee schüttelte nur sachte den Kopf.

"Ich weiß es nicht, Honey!", sagte Dee tonlos, "Die Tür ist zu stabil und durch Wände können wir auch nicht gehen ..." Dann hob er den Kopf und sah Ryo mit einem merkwürdigen, beinahe traurigen Blick an. Dem lief inzwischen der Schweiß über die Stirn, da die Temperatur kontinuierlich nach oben kletterte. Dazu kam noch, dass ihn die Enge der Kammer regelrecht erdrückte. "Tja, wenn's das jetzt gewesen sein soll ..." Mit diesen Worten erhob sich Dee und bevor Ryo noch irgend etwas erwidern konnte, hatte Dee ihm grob das Hemd aufgerissen, so dass alle Knöpfe absprangen und sich auf dem Fußboden verteilten.

"Was soll das, Dee!??" Entsetzt versuchte er, seinen Partner von sich zu schieben, doch der hielt ihn mit eisernem Griff fest. "Hör auf!!! Das ist wirklich nicht der passende Augenblick ...!"

"Ach nein? Wir werden in wenigen Minuten sterben, falls dir das noch nicht klar geworden ist!! Also erfüll mir doch diese letzten Wunsch ..." Mit fahrigen Fingern knöpfte er Ryos Hose auf und schob seine Hand hinein. Die andere grub sich in Ryos Nacken und massierte schmerzhaft seine Schulterblätter.

"Nein!!! Lass das, du spinnst doch!!" Ryos Schrei wurde jäh erstickt, als ihm Dee seine Zunge in den Hals rammte. Er hatte nun wirklich Angst bekommen, als sein Partner ihn so brutal anfasste und biss in Panik auf das widerliche, fremde Stück Fleisch in seinem Mund. Das befreite Ryo zwar von dem gewaltsamen Kuss, doch trotz seiner Verletzungen war Dee erstaunlich stark und warf sich mit voller Wucht gegen Ryos Körper. Ryo stolperte zurück und prallte mit dem Rücken an die hintere Wand der Abstellkammer. Es gab eine reißendes Geräusch. Ryo wusste nicht, wie ihm geschah, als die Wand nachgab und schließlich mit lautem Krachen in sich zusammenfiel. Er stürzte haltlos nach hinten und landete auf einem Haufen von zerbrochenen Gipsplatten und Tapetenresten. Dee, der seine Hände immer noch in Ryos Schultern festgekrallt hatte, verlor ebenfalls das Gleichgewicht und schlug hart der Länge nach auf Ryos Bauch auf. Langsam drehte Ryo den Kopf und erkannte, dass sie durch die Wand ins an die Küche angrenzende Schlafzimmer gebrochen waren. Dee rappelte sich auf und wischte sich den Staub von der Hose.

"Na so was! Anscheinend wurde diese Wand erst nachträglich eingebaut und es wurde kein besonderer Wert auf Stabilität gelegt! Was sind wir doch für Glückspilze!!" Grinsend sah er zu Ryo hinunter, der immer noch auf den Trümmern der ehemaligen Wand lag und in aus schreckensweiten Augen anstarrte. Die Reste seines Hemdes hingen ihm lose über die Schultern. Die Nachtluft, die durch die offene Terrassentür hereindrang, streifte über seinen nackten Bauch und ließ ihn erzittern.

"Du ... du hättest weitergemacht ...!", stammelte er fassungslos. Das erleichterte Grinsen verschwand augenblicklich aus Dees Gesicht und er ging langsam in die Hocke, um seinen Partner genauer zu betrachten. Ryo drehte mit zitternden Lippen den Kopf zur Seite, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. "Du hättest einfach weitergemacht, du Schwein!!" Heiße Tränen rollten über seine Wangen. "Du wolltest mich ver-verge ...!!!!" Wütend warf er den Kopf zurück und blitzte Dee schockiert an. "Was hast du dir eigentlich dabei gedacht ...!!??" Seine Stimme versagte ihm den Dienst, er schlug sich die Hände vors Gesicht und schluchzte hemmungslos.

"Oh mein Gott! Ryo ... Ryo, ich wollte doch nicht ...!", stotterte Dee, anscheinend von sich selbst entsetzt. "Nein, Ryo!!" Er schlang die Arme um Ryos Oberkörper und drückte ihn fest an sich. Ryo hätte ihn am liebsten wegstoßen wollen, doch er war durch den Heulkrampf so geschwächt, dass er sich nicht dagegen sträubte. "Es tut mir so leid, Ryo! I-ich war nicht mehr ich selbst ... ich dachte, dass wir jetzt sterben müssten und deshalb ... habe ich ..." Dee brach ab und als Ryo die Hände herunternahm, um ihn vorsichtig anzusehen, stellte er fest, dass seinem Partner ebenfalls das Wasser aus den Augenwinkeln lief. Hinter dem Tränenschleier war ein Ausdruck von purem Entsetzen und quälender Hilflosigkeit.

"Dee ...", flüsterte er, wurde aber sofort unterbrochen.

"Es tut mir so leid! Ich weiß, dass es dafür keine Entschuldigung gibt und wenn du jetzt fertig mit mir bist, ... Oh Gott, Ryo!" Als Ryo sah, wie Dee sich selbst fertig machte, legte er ihm entschlossen die Hände um den Nacken und küsste ihn auf den Mund. Er spürte, wie Dee erschrocken den Atem anhielt, sich aber bald etwas entspannte und den Kuss vorsichtig erwiderte. Als sich ihre Lippen voneinander lösten, sah er Ryo erstaunt und verunsichert an. "Heißt das jetzt, dass ... dass du mir nicht böse bist?", fragte er kleinlaut. Ryo versuchte, ihn aufmunternd anzulächeln, doch es gelang ihm nicht so recht.

"Na ja, eigentlich bin ich stocksauer auf dich, aber da du es anscheinend schon bereust, werde ich dir verzeihen!", erwiderte er mit einem zögerlichen Achselzucken. Dee blinzelte überrascht, lachte dann aber erleichtert auf und umarmte Ryo stürmisch. Doch Ryo schob ihn energisch weg. "Ähm, hast du eigentlich vergessen, dass die Küche deiner Tante brennt!?" Für den Bruchteil einer Sekunde starrte Dee ihn nur verständnislos an, fuhr dann aber mit einem Aufschrei in die Höhe.

"Wasser! Wir brauchen Wasser!!" Gehetzt sah er sich im Zimmer um, während sich Ryo ebenfalls aufrichtete.

"Ich glaube, im Garten liegt ein langer Schlauch! Der könnte bis in die Küche reichen. Hol ihn und ich rufe inzwischen die Feuerwehr an!" Dee drückte ihm noch schnell einen Kuss auf die Backe, dann rannte er los ins Freie. Ryo eilte zum Telefon und rief sowohl die Feuerwehr als auch die Polizei an. Vom Flur aus konnte er sehen, dass bereits die ganze Küche in hellen Flammen stand. Danach rannte er ebenfalls hinaus in den Garten, um Dee beim Tragen des schweren Schlauches zu helfen.

Plötzlich drang ein leises Wimmern an sein Ohr. "Warte mal kurz!" Er ließ den Schlauch fallen und rannte zum Swimming Pool. Die Schutzplane, die normalerweise darübergespannt war, war nun ins Becken gerutscht. Darauf saß niemand anderes als Roger und starrte mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Ryo hinauf. Anscheinend hatte er sich den Fuß verstaucht oder gebrochen, denn er war unfähig sich zu bewegen.

"Ryooo!! Komm endlich, sonst fackelt das ganze Haus ab!" Erschrocken zuckte Ryo zusammen, löste sich dann von diesem seltsamen Anblick und eilte zu Dee zurück, der ungeduldig von einem Bein aufs andere trat.

"Stell dir vor, Roger ist in den Swimming Pool gefallen! Wahrscheinlich hat er ihn nicht gesehen, weil die Plane mit Blättern bedeckt war ..." Dee schaute ihn entgeistert an, schüttelte aber dann den Kopf und rannte weiter.

"Darum kümmern wir uns später!", rief er und richtete den Schlauch durch das Fenster der Küche, welches er zuvor zerstört hatte. "Wasser marsch!!"
 

Die Feuerwehr war immer noch nicht da, als sie den Brand schließlich gelöscht hatten. Zu Tode erschöpft ließ sich Ryo ins Gras fallen und schaute müde den schwarzen Rauchschwaden nach, die sich in den Himmel kräuselten. Dee hingegen stampfte in den hinteren Teil des Gartens, wo das Schwimmbecken lag und Ryo sah, wie er sich die Ärmel hochkrempelte.

"Was machst du ...?", rief Ryo misstrauisch, doch da war sein Partner bereits hineingesprungen. Ächzend stemmte sich Ryo in die Höhe und humpelte ihm hinterher. Als er den Swimming Pool erreicht hatte, bot sich ihm kein schöner Anblick. Dee hatte sich wutentbrannt über den Verletzten gebeugt und prügelte laut fluchend auf ihn ein. "Oh Gott, Dee! Hör doch auf!!" Schnell war er in das Becken geklettert und hängte sich an Dees Rücken, um ihn davon abzuhalten, Roger beinahe umzubringen. Schwer atmend versuchte Dee, Ryo abzuschütteln, doch der ließ nicht locker und so gelang es ihm, Dee zu beruhigen und ihn schließlich aus Roger Reichweite zu zerren.

"Das Schwein hat's doch verdient!!"

"Aber lass das doch die Polizei erledigen!" In der Ferne waren endlich Sirenen zu hören, wie Ryo erleichtert feststellte, denn es fiel ihm sichtlich schwer, Dee zu bändigen.
 

Später stellte sich heraus, dass Roger wohl bei dem Versuch, unentdeckt durch die Hintertür des Gartens zu entkommen, den Swimming Pool wirklich übersehen hatte und hineingefallen war, wobei er sich den Knöchel gebrochen hatte. Es kostete Ryo allerdings seine ganze Überzeugungskraft , um den Beamten die anderen üblen Verletzungen in Rogers Gesicht zu erklären. Schließlich glaubten sie die Version, dass er sich beim Sturz am Beckenrand aufgeschlagen hatte. Doch sehr überzeugt waren sie nicht.

Die Spurensicherung fand in der vollständig zerstörten Küche Glasscherben auf dem Fußboden. Roger hatte folglich mit dem Alkohol das Feuer entfacht und danach die Flasche fallengelassen.

"Und das alles nur wegen so einer dämlichen Kette!", jammerte Dee während er händeringend an den schwarzgefärbten Küchenkommoden vorbeitigerte. Die Feuerwehr war inzwischen wieder abgezogen.

"Ein Geschenk seiner Kollegin ...!" Ryo lehnte im Türrahmen und begutachtete von dort den verwüsteten Raum. "... seine Geliebte!", murmelte er, ein Anflug von Trauer schwang in seiner Stimme mit.

"Hast du etwa Mitleid mit diesem Spinner!?" Dee drehte sich auf dem Absatz herum und starrte ihn fassungslos an. Kopfschüttelnd breitete Ryo die Arme aus und blickte Dee auffordernd an.

"Nicht doch! Ich finde es nur schrecklich, wozu ein Mensch fähig ist, wenn ihm ein Unglück widerfahren ist. Und dass er dabei das Leben so vieler Unschuldiger aufs Spiel setzt." Seine ausgestreckten Arme begannen zu zittern. "Dee, wir wären zweimal beinahe umgekommen ... einfach so ..." Die Anstrengungen und Schrecken der vergangenen Stunden übermannten ihn auf einmal und seine Knie wurden weich. Doch bevor er kraftlos zu Boden fallen konnte, war Dee mit wenigen Schritten bei ihm und fing ihn auf. Dees starke Arme umschlossen seinen Körper, hoben ihn mühelos hoch. Todmüde kuschelte Ryo seinen Kopf an Dees Brust. "Ich liebe dich ...!", flüsterte er in den weichen Stoff des Hemdes, dass leicht nach Ruß und Schweiß roch. Dee erwiderte nichts, sondern trug ihn wie ein kleines Kind ins Schlafzimmer.
 

--- Ende des zwölften Kapitels ---

Last Step ^^°

"Scheiße, hab ich einen Muskelkater!", stöhnte Dee, als er sich am nächsten Morgen aus dem Bett schälte. "Ryooo!!", rief er dann aber freudig, als sein Partner den Kopf aus der Badezimmertür steckte. Ryo war schon ziemlich früh aufgewacht und anstelle sich noch einmal umzudrehen, war er aufgestanden und hatte ein ausgiebiges Bad genommen, um den ganzen Schmutz und Ruß abzuwaschen. "Guten Morgen!" Laut gähnend schlurfte Dee um das Bett herum und nahm Ryo, der in ein großes, weißes Badetuch gewickelt war, in die Arme. "Mm, du riechst so gut, Honey!", murmelte er, während er seine Nase in Ryos Haaren vergrub.

"Endlich ausgeschlafen?" Ryo hauchte Dee einen Kuss auf den Hals und schob in dann ein Stück von sich weg, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Die schwarzen Haare hingen ihm zerzaust in die Augen und darunter waren kleine Ringe zu erkennen, doch das hinderte sie nicht daran, ihn in ihrer ganzen smaragdgrünen Schönheit anzustrahlen. Glücklich schlang Ryo seine Arme um Dees Nacken und schmiegte das Kinn an seine Schulter. Dabei musste er erschrocken feststellen, dass ihm langsam das Badetuch von den Hüften rutschte und zu Boden fiel. Er hielt die Luft an und wartete bewegungslos, wie Dee auf seine unfreiwillige Entblößung reagieren würde. Dees Hände lagen da, wo sich gerade eben noch der obere Saum des Tuchs befunden hatte und glitten nun haltlos an Ryos Pobacken nach unten. Ryo bekam eine wohlige Gänsehaut und er spürte, wie sich die feinen Häärchen auf seinem Rücken aufrichteten.

"Ähem, also ...", begann Dee nach einer Weile stockend, "Ich ... ich muss ... aufs Klo!!" Hastig löste er sich aus Ryos Umklammerung, warf noch einen sehnsüchtigen Blick auf den gutgebauten Körper seines Geliebten und stürzte dann ins Bad. Schmunzelnd wandte sich Ryo ab und zog sich an. Dees Zurückhaltung hatte ihn angenehm überrascht, doch er wusste auch, dass solche Situationen für seinen Partner die Hölle waren.

Wie gewöhnlich lenkte er seine Schritte in Richtung Küche um das Frühstück vorzubereiten. Bei Tageslicht wurde erstmals das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar. Die Vorhänge, Regale und der kleine Tisch waren beinahe gar nicht mehr vorhanden, alles andere war mit einer dicken Ascheschicht überzogen, die Wände waren verkohlt.

"Oh Gott!", murmelte er und schlug sich die Hand vor den Mund. Hier war nichts mehr zu retten. Er spürte große Hände, die sich auf seine Schultern legten und Dees Kopf schob sich neben seinen. "Wie willst du das deiner Tante erzählen ...!?"

"Gar nicht! Jedenfalls nicht jetzt! Wir wollen die alte Dame doch nicht im Urlaub mit solchen Problemen belasten.", meinte Dee und knabberte spielerisch an Ryos Ohr.

"Was?? Ja, aber das geht doch nicht ...!", rief Ryo empört, wurde aber sofort von einem leidenschaftlichen Kuss zum Schweigen gebracht.

"Das ist schon in Ordnung, Honey!", erwiderte Dee atemlos und grinste, als er den aufkeimenden Zweifel in Ryos Augen sah. "So, und jetzt gehen wir zu Mac Donald's und frühstücken!" Dees Handfläche klatschte munter auf Ryos Hintern. "Und wenn dich wieder so ein Verrückter anmacht ... werde ich dich natürlich beschützen!!"
 

--- Ende ---
 

Ich habe es geschafft!! ... Wir haben es geschafft!!! XDD Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich durch meine Fanfiction begleitet und so nette Comments geschrieben haben (lrn, Meeko-Chan, Carolchan, Arina, vegetaac, Ryon, Mono, und all die anderen anonymen Leser, die es wahrscheinlich gar nicht gibt ... ^^°°) *ganz doll knuddäääl*

Ein ganz besonders dickes Bussi geht an meine liebe Pallas, die mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand, wenn ich mal irgendeine Anregung brauchte ^^°° Herrje, ich red ja so, als würde ich gleich sterben!! *gg*

Vielleicht schreibe ich mal wieder eine Fake FF (vielleicht sogar eine Fortsetzung ... o.O), aber bis zu den Pfingstferien heißt es etz erstmal für die Massen von Schulaufgaben lernen ... T-T
 

Bis bald!! Eure Aluca ^____^

America is not enough - Holiday Special

So, hier kommt mein Fake FF Ferien Extra!! XD Das ist einfach nur so eine kleine Episode ohne viel Action/Spannung geschweige den Handlung (!) ^^°° Hab ich nur so aus Spaß an der Freud geschrieben ... und auf mehrfachen Wunsch einiger lieber Leser *durchknuddel*, die jetzt dann wahrscheinlich wahnsinnig enttäuscht sein werden, weil es viel zu kurz ist *zwinker* Aber wie gesagt, das ist nur so ein kleines 'Appetithäppchen' für zwischendurch XDD

Viel Spaß!! ^_____^

(PS: Zeitlich gehört er nach den Epilog!)
 

"Komm schon, Ryo, du kriegst ihn schon noch hoch!"

"Warte, jetzt ... nein! Verdammt!!"

"Sag mal, hast du überhaupt keine Kraft in deinen Händen!?", fragte Dee mit gepresster Stimme. Verzweifelt sah Ryo seinem Partner in die Augen, auf seiner Stirn hatte sich inzwischen ein dünner Schweißfilm gebildet. Dee hatte leicht reden! Der hielt sein Ende ja auch schon mit sicherem Griff fest.

"Was soll ich denn machen!? Er rutscht mir immer wieder aus den Fingern!!" Ryo startete einen neuen Versuch.

"Los, du schaffst es!! Du musst nur richtig zupacken!!", rief Dee. Seine Lippen zitterten vor Anstrengung. "Bitte Honey, ich halt's nicht mehr lange aus!!"

"Wenn du mich hetzt geht's auch nicht schneller!!" Hilflos starrte Ryo auf seine Hände. Er konnte doch nichts dafür, schließlich musste er sich nicht allzu oft mit solchen Problemen herumärgern.

"Ok, das war's ... ich kann nicht mehr!!" Mit einem lauten Stöhnen ging Dee in die Knie und ließ den schweren Kühlschrank zu Boden sinken. Schuldbewusst senkte Ryo die Augen, als er merkte, wie Dee ihn vorwurfsvoll ansah, während er sich die schmerzenden Armmuskeln massierte.

"Tut mir leid!", murmelte Ryo, beschämt über seine eigene Schwäche. Sie hatten es zwar geschafft, den angeschmorten Kühlschrank in der ausgebrannten Küche umzukippen, doch es war ihm einfach nicht möglich, den sperrigen Kasten hochzuheben. Vor allem, wenn Dee am anderen Ende fast zusammenbrach.

"Ist schon in Ordnung! Dann müssen wir ihn eben irgendwie schieben ...", meinte Dee, erntete von Ryo aber nur einen zweifelnden Blick. Erschöpft stemmte sich Ryo in die Höhe und wischte sich das feuchte Haar aus der Stirn. Heute war es ziemlich warm, obwohl es in den letzten Nächten immer wieder Gewitter gegeben hatte. Gestern hatte Dee auf Ryos unerbittliches Drängen hin dann doch seine Tante auf dem Handy angerufen und hatte ihr von dem 'Brandunfall in der Küche', wie er es nannte, berichtet. Natürlich hatte seine Tante völlig aufgelöst reagiert, wollte ihren Urlaub sofort abbrechen und in den nächsten Tagen zurückkommen. Allerdings hatte Dee versprochen, ihr bei der Renovierung zu helfen und schon mal die verbrannte Kücheneinrichtung auszuräumen. Die kleinen Wandschränke - oder besser gesagt, das was noch von ihnen übrig war - standen bereits vor dem Haus, genauso wie die Reste des Tisches und der Stühle. Doch mit dem schweren Kühlschrank, der nun mitten in der Küche lag, hatten sie so ihre Probleme.

"Wieso können die Männer, die das Gerümpel hier wegschaffen sollen, die Sachen eigentlich nicht gleich aus dem Haus abholen?", fragte Ryo und blickte dabei ratlos auf den Riesenkasten.

"Frag mich nicht ...!! Der Typ am Telefon hat gesagt, das sie den Schrott nur mitnehmen, wenn er bereits vor dem Haus ist. Die wollen sich eben unnötige Arbeit sparen ..." Dee zuckte mit den Schultern und trat ans Fenster. "Na sieh mal einer an, so ein Zufall!!"

"Was meinst du denn!?" Ryo stellte sich hinter seinen Partner und spähte über dessen Schulter. Auf der Straße war gerade ein Taxi vorgefahren und eine ältere Dame mit rotgetönten, kurzen Haaren stieg aus. "Ist das etwa ...!?"

"Ja, das ist sie ... Tante Emily!!", seufzte Dee und runzelte die Stirn. "Oje, wenn sie das hier sieht ..." Flehend sah er Ryo an. "Mach du bitte die Tür auf, ja!?" Ryo verdrehte die Augen.

"Du bist echt albern, Dee!" Inzwischen hatte der Taxifahrer zwei große Koffer aus dem Wagen gehoben und die Frau drückte ihm einige Geldscheine in die Hand. "Also gut, wenn es dir dann besser geht ...", seufzte Ryo, wischte sich die schmutzigen Hände an der Hose ab und machte sich auf den Weg zur Eingangstür. Dee folgte ihm bis zur Küchentür, trat aber dann nicht in den Flur hinaus. Schnell fuhr sich Ryo noch einmal durch die Haare und drückte den Türgriff nach unten. Draußen stand Dees Tante, in der einen Hand einen Koffer, den anderen hatte sie abgesetzt, um die Tür aufzusperren.

"Wa-was ... wer .." Die Augen der Frau weiteten sich und langsam ließ sie die Hand mit dem Schlüssel sinken. Verlegen sah Ryo an sich hinab. Seine Jeans war übersät mit Ruß- und Schmutzflecken und das enge T-Shirt klebte aufgrund der Hitze und der Anstrengung an seinem Oberkörper. "Iiiiihhh!! Ein Einbrecher!!!" Der unerwartete spitze Schrei ließ Ryo zusammenfahren. Tante Emily löste sich aus ihrer Erstarrung und trat panisch einen Schritt zurück. "Wo ist Dee!? Haben sie ihm was angetan!?? Oh Gott, ... Deee!!!" Ryo hörte, wie Dee endlich aus der Küche gerannt kam und seine Tante gerade noch davon abhalten konnte, ihren Koffer gegen Ryos Schienbein zu schmettern.

"Warte, warte!! Nur keine Panik!" Er zerrte Ryo schnell aus der Reichweite des Koffers und nahm diesen dann seiner Tante sofort ab, die ihn schwer atmend anstarrte. "Das ist doch kein Einbrecher, Tante!" Mit einem beruhigenden Lächeln schob er seine Tante ins Haus und deutete auf Ryo. "Ich hab wohl vergessen, ihn am Telefon zu erwähnen.", meinte er mit einem unsicheren Grinsen in Ryos Richtung. "Das ist Randy McLane, ein Kollege auf dem Polizeirevier und er ..."

"Na wenn das so ist!!", unterbrach ihn Tante Emily mit einem erleichternden Lachen. "Und ich dachte schon ..." Fröhlich ging sie auf Ryo zu und schüttelte seine Hand. "Ich finde es sehr freundlich von ihnen, dass sie meinen Neffen begleitet haben. Es gibt eben doch noch ein paar Menschen, die anderen einfach so etwas Gutes tun wollen!"

"Äh, eigentlich sind wir ...", begann Ryo zaghaft, doch da wurde er schon wieder von einem entsetzten Schrei aus Tante Emilys Kehle abgewürgt. Diese hatte nämlich gerade einen Blick in die Küche erhascht.

"Oh Gott, das sieht ja fürchterlich aus!!" Bestürzt schlug sie sich die Hände vor den Mund und drehte sich sofort auf dem Absatz um. "Ich will mir das jetzt gar nicht genauer ansehen!" Entschlossen packte sie ihre Koffer und stiefelte den Flur entlang Richtung Schlafzimmer. "Ich werde erst einmal meine Sachen auspacken und mich frisch machen!", rief sie über ihre Schulter und verschwand.

Entgeistert sah Ryo ihr nach.

"Das ist also deine Tante ..." Langsam drehte er sich zu Dee um, der es vermied, ihm in die Augen zu sehen. "Und wieso hast du ihr bitte schön nicht längst erzählt, dass ich bei dir bin!?" Verlegen sah Dee auf.

"Tja, hab ich wohl vergessen ...", murmelte er. Ryo schüttelte den Kopf.

"Das heißt also, sie weiß gar nicht, dass du ... dass wir ...", er kam ins Stottern und spürte, wie ihm schon wieder das Blut ins Gesicht schoss. "Du weißt schon, was ich meine!", flüsterte er dann schließlich mit gepresster Stimme.

"Äh nein, das habe ich ihr nicht gesagt ... Ich habe es nicht für so wichtig gehalten!" Sanft strich Dee mit dem Handrücken über Ryos gerötete Wangen. Dann zog er ihn fest an sich heran und raunte ihm ins Ohr: "Ist das denn so schlimm ...!?"

"Lass uns weitermachen!", entgegnete Ryo nur, löste sich aus der Umarmung und ging zurück in die Küche. Dort lag immer noch der umgekippte Kühlschrank mitten im Raum und wartete darauf, dass er irgendwie ins Freie geschafft werden würde.

"Tja, dieses Problem hat sich leider nicht in Luft aufgelöst!", meinte Dee und kratzte sich am Kopf. Ryo trat an das Ende des Monstrums heran und stemmte sich dagegen.

"Es wäre gut, wenn du mitschieben könntest!", presste er hervor und sofort stand Dee hinter ihm, fasste um seine Taille herum und drückte sich gegen Ryo. "Was ...!? Nein, das bringt doch nichts!!", keuchte Ryo, der fast zwischen dem harten Kunststoff und Dees Körper zerquetscht wurde. "Du musst neben mich ...!"

"Aber so finde ich es viel angenehmer!", grinste Dee und schmiegte sich noch enger an seinen Partner. Ryo spürte, wie sich Dees Lippen auf seinen Nacken senkten und ihn mit kleinen, zärtlichen Küssen überdeckten.

"Hör auf! So wird das doch nie was!", stammelte Ryo halbherzig. Ihm wurde unwahrscheinlich heiß und das lag sicherlich nicht nur daran, dass es hier drinnen so stickig war.

"Das gefällt dir doch, nicht wahr!?" Dees rauhe Stimme an seinem Hals erregte Ryo, ob er nun wollte, oder nicht und die weichen Lippen taten ihr Übriges. Er drehte sich halb in Dees Armen herum, die sich um seinen Bauch geschlungen hatten und blickte in zwei wunderschöne, grüne Augen, die ihn scheinbar in sich aufsogen.

"Wir ... müssen doch den Kühlschrank rausbringen ...", murmelte Ryo schwach.

"Das hat Zeit!", hauchte Dee und sein Atem strich warm über Ryos Mund, so nahe waren sich ihre Lippen. Ryo schloss zitternd die Augen und ein leises Stöhnen entschlüpfte seiner Kehle. Wie von selbst streckte sich seine Hand nach oben und klammerte sich in Dees Haar.

"Oh Gott! Ent ... schuldigung!! Ich wollte nicht ..." Wie vom Blitz getroffen riss Ryo die Augen auf und strampelte sich gleichzeitig aus Dees Armen. Verwirrt erblickte er Tante Emily, die ihnen aus der Vorratskammer entgegenblinzelte.

"Tante Emily!", stammelte Dee "Was machst du denn da drinnen ...!?" Dann fiel es ihm plötzlich wieder ein. "Ach ja richtig, wir haben ja jetzt eine direkte Verbindung vom Schlafzimmer in die Küche!" Mit einem nervösen Lachen wandte er sich hilfesuchend an Ryo, doch der beachtete ihn gar nicht. Dees Tante machte einen ziemlich schockierten Eindruck.

"E-es tut mir leid! Dee hätte es ihnen eigentlich schon viel früher sagen sollen ...Wir sind nicht einfach nur Kollegen, sondern ..." Er brach ab.

"Ah ja, ich habe es schon im Schlafzimmer gemerkt.", begann Tante Emily dann stockend "Ihr schlaft ja anscheinend in einem Bett ..." Es war ihr sichtlich peinlich darüber zu reden, Ryo konnte das verstehen, ihm ging es ja ähnlich.

Ähm, das ging nicht anders, weil das doch das einzige Bett im Haus ist.", meldete sich Dee kleinlaut zu Wort. Seine Tante sah ihn verständnislos an.

"Aber im ersten Stock ist doch das Arbeitszimmer und da drin gibt es ein ausziehbares Schlafsofa!" Dee senkte sofort wieder den Blick, als er merkte, wie Ryo ihn böse ansah. Ein peinliches Schweigen entstand, das aber zu Ryos Erleichterung bald gebrochen wurde. Tante Emily klatschte fröhlich in die Hände und rief: "Na ja, ich werde mich schon an euch zwei gewöhnen, nicht wahr!? So, dann werde ich es mir eben während eures Aufenthalts im Arbeitszimmer gemütlich machen. Ich will euch ja nicht stören!" Sie zwinkerte Ryo verschmitzt zu und rauschte aus der Küche.
 

Am Abend sank Ryo erschöpft auf das große Bett. Sein Kopf schmerzte. Sie hatten es doch noch geschafft, den Kühlschrank aus dem Haus zu bekommen, denn Dee hatte unter dem wachsamen Auge seiner Tante keine weiteren Annäherungsversuche gewagt. Danach hatte Dees Tante sie noch in ein italienisches Restaurant eingeladen, wo sie sehr gut gegessen hatten. Die Küche war jetzt vollständig leer und morgen würden sie dann mit dem Streichen anfangen. Tante Emily wollte zwar eigentlich einen Maler anrufen, doch Dee hatte darauf bestanden, dass er und Ryo das alles selbst machen würden. Ryo fragte sich, warum. Aber eigentlich war es ihm ganz recht, denn irgendwie fühlte er sich für den Brand ein bisschen verantwortlich, auch wenn das eigentlich nicht zutraf.

Müde setzte er sich auf und öffnete die Knöpfe an seinem Hemd. Ihm war leicht schwindlig. In diesem Moment kam Dee aus dem Badezimmer, eingehüllt in den weichen Bademantel, den Ryo auch schon öfter getragen hatte. Er gähnte herzhaft, setzte sich dann neben Ryo aufs Bett und sah in erwartungsvoll an.

"Was ist!?", fragte Ryo misstrauisch, während er sein Hemd zusammenfaltete und neben sich legte. Doch Dee reagierte nicht, sondern starrte ihn nur weiterhin mit diesem komischen Ausdruck in den Augen an. Ryo zuckte mit den Schultern und knöpfte seine Hose auf. Er wusste genau, dass Dee wieder etwas vorhatte, aber er wollte gar nicht wissen, was. Oder vielleicht doch!? Nachdem er seine Hose ausgezogen hatte und jetzt nur noch seine Shorts trug, erhob er sich und baute sich auffordernd vor Dee auf. "Also, was willst du Dee!?", fragte er mit fester Stimme. Innerlich wusste er, dass er lieber nicht weiterreden sollte, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. "Ist es das, was du willst!?" Mit diesen Worten ließ er seine Hände demonstrativ über Brust und Bauch gleiten. Aus den Augenwinkeln registrierte er, wie sich Dees Hand auf dem Bettlaken verkrampfte. "Das ist es doch, oder!??" In Ryos Kopf läuteten sämtliche Alarmglocken, doch er hörte nicht darauf. Vielleicht lag das auch teilweise daran, dass er etwas zu viel von diesem köstlichen italienischen Wein getrunken hatte. Aber nicht nur - er fühlte sich bereit; das dachte er jedenfalls ... Er sah, wie sich Dees Körper allmählich spannte. "Du willst mich! So ist es doch, oder!?" Dabei wanderte seine Hand verführerisch langsam nach unten bis zum Bund seiner Shorts. Er zögerte kurz, dann schob er seine Finger in die Hose. In diesem Moment schnellte Dee in die Höhe, packte Ryo, schleuderte ihn herum und aufs Bett und beugte sich über ihn.

"Wenn du mich schon so aufforderst, Honey ...!", rief Dee und zog ihm die Shorts vollständig von den Hüften. Mit zitternden Fingern löste Ryo den Knoten des Bademantels und streifte ihn über Dees Schultern. Ihm stockte der Atem, als er Dees nackten Körper über sich sah.

"Aber das tut doch sicher weh, oder!?", stotterte Ryo, langsam keimte Angst in ihm auf. Dee, der begonnen hatte, Ryos Brustwarzen mit der Zunge zu bearbeiten, blickte kurz auf.

"Na ja, schon ein bisschen! Vor allem, weil wir keine Gleitcreme haben ... Aber du kannst mir vertauen, Honey!" Augenblicklich wandte er sich wieder Ryos Brust zu, während er mit den Händen Ryos angewinkelte Beine auseinanderspreizte. 'Oh Gott!!', dachte Ryo, als er den Druck in seinem Unterleib spürte. Vielleicht war das doch keine so gute Idee gewesen! "Ganz ruhig bleiben!", ermahnte ihn Dee leise, als Ryo sich unbewusst verkrampfte. Dee setzte sich auf, öffnete die Beine und zog Ryos Hintern vorsichtig auf seinen Schoß.

"Halt mich fest, Dee!", flüsterte Ryo. Seine Stimme war belegt, denn es hatte sich ein dicker Kloß in seinem Hals gebildet, während er suchend nach Dees Hand tastete. Doch der hatte ihn gar nicht gehört, sondern massierte, scheinbar äußerst konzentriert, Ryos Pobacken.

"Ok, bist du bereit!?", murmelte er mit zitternder Stimme, wobei er Ryos Oberschenkel noch ein wenig mehr auseinanderdrückte. Eigentlich war Ryo ganz und gar nicht bereit, doch er wusste, dass er jetzt keinen Rückzieher mehr machen konnte. Ängstlich grub er seine Hände neben seinen Kopf in das Kissen, während Dee seinen Po mit festem Griff packte und sich langsam nach vorne beugte. "Ja ...", hauchte er und hielt den Atem an.

"OH MEIN GOOOTT!!! ... Es ... es tut mir ... leid!! Ich wollte doch nur fragen ..." Dee riss den Kopf herum.

"Tante Emily!!!", schrie er schockiert und schob Ryo hastig von seinem Schoß, worauf hin dieser sich sofort in das Bettlaken einwickelte. Das konnte doch wohl nicht wahr sein!! Wieso tauchte diese Frau immer gerade in den unmöglichsten Momenten auf!? Dee sprang aus dem Bett, warf sich den Bademantel über und wetzte zu seiner Tante, die so aussah, als würde sie gleich in Ohnmacht fallen. "Ähm ... okay! Was ist den los, Tantchen!?" Tante Emily starrte ihn aus großen Augen an, als würde sie ihn gar nicht richtig wahrnehmen.

"I-ich wollte doch nur fragen, ob meine Lesebrille hier ist. Ich habe nämlich vergessen, sie mitzunehmen ... Lieber Himmel, entschuldigt bitte!" Dee nahm seine Tante am Arm und sie ließ sich widerstandslos zum Bett ziehen. Ryo hätte sich am liebsten ganz tief unter der Bettdecke verkrochen. "Es geht schon wieder!", meinte sie dann mit einem gequälten Lächeln "Ich war nur etwas ... schockiert! So was bekommt man ja nicht oft zu sehen ..." Entsetzt vergrub Ryo das Gesicht in den Händen. Nach einer kurzen Pause fuhr sie dann schon wieder munterer fort. "Sagt mal, wie macht ihr das eigentlich!?", fragte sie neugierig. "Also ich meine, dass zwei Männer miteinander ..."

"Schön, dass es dir wieder besser geht, Tante!", rief Dee und zerrte sie vom Bett hoch. "Schlaf gut!" Mit diesem Worten schob er sie in Richtung Tür.

"Aber meine Brille ...!" Blitzschnell rollte sich Ryo auf dem Bett herum und öffnete das Nachtkästchen. Zu seiner großen Erleichterung fand er bereits in der ersten Schublade die Brille, warf sie Dee zu, der sie geschickt fing und sie Tante Emily in die Hand drückte. Dann schob er sie hinaus auf den Flur, drückte ihr noch einen Kuss auf die Backe und schloss nachdrücklich die Tür hinter ihr.

"Oh Mann, das gibt's doch nicht!", seufzte Dee und schüttelte leicht den Kopf. Dann ging er langsam zurück zum Bett, wobei er sich den Bademantel wieder auszog und zu Boden fallen ließ.

Nach und nach entfaltete der Alkohol seine volle Wirkung. Ryo konnte sich gar nicht erinnern, wie viele Gläser er von diesem vorzüglichen Wein getrunken hatte, doch es waren eindeutig zu viele gewesen. Dees Bewegungen erschienen ihm surreal, als dieser sich auf dem Bett niederließ.

"Und was jetzt ...!?", fragte er nervös, während Dee auf ihn zugekrochen kam. Ihm war heiß, so heiß! Und Dee sah so wundervoll aus! Ihm schoss die Erinnerung an ein Buch über griechische Sagen durch den Kopf, das er einmal gelesen hatte. So ähnlich musste ein Gott aussehen! Im gleichen Tempo wie Dee vorwärts krabbelte, schob sich Ryo mit den Händen nach hinten, bis er schon nach wenigen Sekunden mit dem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes stieß. Saß er nun in der Falle!? Dieser Gedanke gefiel ihm seltsamerweise. "Dee ...", hauchte er. Seine Stimme hörte sich in seinen Ohren etwas seltsam an. Benommen sah er Dees Gesicht auf sich zukommen, gleichzeitig senkte sich Dees Körper auf seinen Bauch. Der Kontakt mit der warmen Haut entlockte ihm einen leisen Seufzer. Dann drückte Dee seine Lippen auf Ryos Mund und er gab sich genießerisch dem leidenschaftlichen Kuss hin. "Warum sagst du denn gar nichts, Dee?" Sein Partner sah ihm tief in die Augen und lächelte mitleidig.

"Hör doch mal auf, die ganze Zeit zu quasseln, Ryolein!", flüsterte er und ließ seinen Mund über Ryos Hals und Brust wandern. Überall wo er ihn berührte, begann Ryos Haut zu kribbeln. Schließlich wurde sein gesamter Körper davon erfasst. Dees Gesicht war inzwischen an seinem Bauchnabel angelangt und dachte nicht einmal daran, innezuhalten. Verunsichert griff Ryo nach unten und grub seine Hände in Dees Haar. Verwundert blickte Dee hoch. "Nur keine Angst! Es wird uns niemand mehr stören. Und sollte meine Tante doch noch einmal hereinkommen, werde ich sie mit meinen eigenen Händen erwürgen!"

"Dee, das macht mich jetzt aber nicht wirklich an!!"

"Aber vielleicht das ...!" Mit diesen Worten senkte Dee wieder den Kopf und sein Gesicht verschwand zwischen Ryos Schenkeln. Kurz dachte Ryo noch 'Was hat er jetzt vor?', dann fing sein Unterleib Feuer.

"Aahh ... Dee!! Hör auf! Das ist doch ...! Nein ..." Benebelt warf er den Kopf auf dem Kissen hin und her, seine Hände umklammerten das zerknüllte Laken. Das hatte Dee noch nie getan! Die Lippen seines Partners vollführten ihre Arbeit so geschickt, als wären sie nur dafür geschaffen worden, Ryos intimste Stelle zu verführen. Ryo presste sich eine Hand auf den Mund, um die Laute, die daraus hervorsprudeln wollten, etwas zu dämpfen. Wenn Dee noch länger weitermachen würde, würde er platzen! "Dee! Dee ...", brachte er mühsam hervor, sein Körper wurde dabei immer wieder von lustvollen Schaudern durchjagt. "Los, nimm mich jetzt!! BITTE!!! Ich kann nicht mehr ...!"

"Nein mein Schatz! Du bist betrunken. Das würde ich doch niemals ausnutzen!" Ryo verstand den Sinn dieser Worte nicht - er wollte ihn nicht verstehen! Das einzige, was er wollte, war Dee in sich zu spüren. Ganz!!

"Was meinst du!? Aber du willst doch immer ...!", keuchte er. Er konnte seinen Partner nicht begreifen. Normalerweise war er es doch, der sich bei jeder Gelegenheit auf ihn stürzte und jetzt ... Er glaubte, sein Herz würde ihm gleich aus der Brust springen, so heftig trommelte es gegen seine Rippen. Endlich wurde sein Becken von einer erlösenden Explosion zerrissen. Mit einem lauten Stöhnen bäumte sich Ryos Oberkörper auf. Dee hatte sich nicht die Mühe gemacht, den Kopf zu heben und so ejakulierte er direkt in dessen Mund. Jeden Tropfen der milchig weißen Flüssigkeit fing Dee mit der Zunge auf und schluckte sie genüsslich hinunter. Ryo fühlte sich nun leicht und unbeschwert, als würde er auf Wolken schweben. Mit zittrigen Finger strich er sich das schweißnasse Haar zurück.

"Mmh, du schmeckst gut, Honey!", grinste Dee und massierte zärtlich Ryos Oberschenkel.

"Soll ich jetzt ..!?" fragte Ryo verlegen. Er hatte zwar keine genaue Vorstellung davon, was er gleich machen sollte, aber er wollte Dee doch auch so gern glücklich machen.

"Nein, lass gut sein! Wir sind gleichzeitig gekommen ... falls du das nicht bemerkt hast!" Verwundert riss Ryo die Augen auf. Er war viel zu erregt gewesen und so hatte er gar nicht mitbekommen, dass Dee ebenfalls einen Orgasmus gehabt hatte.
 

Erschöpft rappelte sich Ryo hoch und konnte Dee endlich wieder in die Augen sehen. Dee nickte leicht mit dem Kopf und Ryo verstand die Geste. Er robbte über das verrutschte Laken zu Dee, der ausgestreckt auf der Matratze lag. Behutsam legte er sich halb auf seinen Geliebten und bettete seinen Kopf auf dessen Brust. Dees Herzschlag war schnell, aber sehr gleichmäßig, winzig kleine Schweißtröpfchen glitzerten auf seiner Haut. So schön ...! Er liebte diesen Mann! Glücklich blickte er auf und wurde von Dees Mund sogleich mit einem warmen Kuss empfangen. Eine starke Hand fuhr durch sein zerzaustes Haar, die andere hatte sich um seine Schulter gelegt. "Geht's dir gut, Honey?", flüsterte Dee nach einer Weile, in der sie einfach nur so dagelegen hatten. Ryo räusperte sich und zeichnete mit dem Finger die Konturen von Dees Brust nach.

"J-ja ..." Er wusste genau, dass er jetzt bestimmt nicht die richtigen Worte finden würde - die gab es in solch einer Situation nicht. "Du weißt schon ... Dee?" Verwundert sah er hoch. Dee hatte die Augen geschlossen, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Sein Gesicht sah äußerst zufrieden aus. Lächelnd strich Ryo mit dem Daumen über Dees weiche Lippen - ganz vorsichtig, um ihn nicht aufzuwecken. "Ich liebe dich!", murmelte er, schmiegte sich dann in Dees Armbeuge und schloss die Augen.
 

--- Ende ---



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu dieser Fanfic (38)
[1] [2] [3] [4]
/ 4

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-01-26T13:52:48+00:00 26.01.2008 14:52
Hat mir super gefallen deine FF, freu mich auf mehr Storys von dir^.^
Von:  moonylein
2006-03-18T22:46:01+00:00 18.03.2006 23:46
ich find die ganze story einfach nur genial ... nen anderen ausdruck gibt es dafür nicht ... die art wie du schreibst gefällt mir sehr ich hoffe, dass ich bald auch noch was anderes von dir lesen werde
Von:  kampffussel
2005-08-27T13:00:16+00:00 27.08.2005 15:00
Also deine fanfic is der wahnsinn und man bekommt nicht genug und das beste man meint man liest den manga so genial ist es geschriben *wah* *völlig ausflipp*
Von: abgemeldet
2005-02-23T16:14:45+00:00 23.02.2005 17:14
Aaaaaaaaaaah! Einfach nur geil *sabberz* xD
wirklich! Noch nie so n geiles FF von Fake gelesen, ich sitz jetzt bestimmt schon 5 h vor dem PC und sabber vor mich hin *löl*
Dein Schreibstil ist einfach unübertreffbar ^.^ und funny auch noch, ey ich hab mir den Arsch abgelacht!
(wenn ich so eine tante hätte... xD)
imma nur weita so!! (total verwirrt wegen geilem ff is...)

Die *ich-liebe-dein-ff-mehr-als-alles-andere-auf-diesem-planeten-und-allem-darum* sTraw ^^
Von:  silvermoonstini
2004-09-28T13:42:32+00:00 28.09.2004 15:42
SpAAAAAAAAAAAAAAnnend!!!!!!!!!!! Geil aber total im extra ist ja extrem was los*GGGvon ohr zu ohr* deine ff ist die beste die ich bis jetzt gelesen hab!heftig das sie nicht gesperrt ist!!!cool! weiter so!
Von: abgemeldet
2004-09-27T17:11:57+00:00 27.09.2004 19:11
also ich habe die ganz ff gelesen...alee 30seiten...ich hatte mindestens 10mal nen heulanfall und auch genausoviele alchanfäklkle weil das is so gut...
bitte schrieb weiter....die hochzeit is echtn guter vorschalg

baba tanja
Von: abgemeldet
2004-09-08T20:41:47+00:00 08.09.2004 22:41
echt gute ff!!!
kannst du bitte nicht weiterschreiben oder so, z.B wie sie heiraten oder so XD
das wäre sehr lieb
Von: abgemeldet
2003-11-26T17:24:57+00:00 26.11.2003 18:24
Es ist zwar etwas spät diesen Komment erst jetzt hier zu veröffentlichen aber besser spät als nie (hoff ich doch mal!^^')

Der letzte Teil ist gekommen (naja und Ryo jetzt ja auch^^(Ein flacher Witz musste noch sein!^-^')!
Aber, das ist ja wirklich klasse!^^ Einfach toll! Göttlich! Einfach wahnsinnig gut!!!
Und dass meine ich voll und ganz ernst! Nicht nur, dass man es jetzt auch minderjährigen zeigen kann, die neue Fassung ist einfach klasse! Du hast das wirklich soo toll beschrieben. Das die Gefühle hier zukurz kommen kann man wirklich nicht sagen! Und das geänderte passt auch richtig gut in die restliche Geschichte! Das ist einfach unglaublich! Mir fehlen sämtliche Worte!!!
(was man auch an den langen Absatz hier sieht^^')
Das ist so göttlich! Nachdem du das veröffentlicht hast kauft dir wirklich keiner mehr ab, wenn du sagst du kannst nicht gut beschreiben! Wow^^ "dann fing sein Unterleib Feuer" das ist so genial! Und die ganze Situation passt auch besser zu Fake. Wie du ihr Verhalten beschrieben hast - das passt wirklich perfekt zu den Charakteren! Eigentlich ist es wirklich seltsam, dass geunau diese Szene nicht auch bei Fake irgendwo vorkommt. Und dieser Vergleich von Dee mit einem griechischen Gott XDD!! Die neue Fassung ist einfach einsame Spitze! Da bin ich wirklich froh, dass man nicht beschreiben darf, wie sie Sodomie machen. Ohne dieses Verbot hätte es ja diese zweite Version gar nicht gegeben!^^
Eigentlich sollten jetzt noch mehrere Absätze des Lobes folgen, aber wie ich bereits sagte, fehlen mir angesichts einer soooooo guten Beschreibung einfach die Worte (und auch die Zeit *drop*)! Die FF hat allerdings auch ein schlechtes (du weißt ja von mir gibt es nie Kommentare ohne ein Aber^^):
Jetzt weiss ich nämlich zu was du in der Lage bist und sämtliche anderen FFs müssen jetzt auch so gut werden! hehe^^
Ja, ja da macht man einmal etwas gaaaanz tolles und dann muss man nochmal so was tolles machen *mitfühlend den Kopf schüttel* ^-^
Oh Mann, du weisst aber hoffentlich, dass ich sicher nicht in der Lage bin DIESE Geschichte jemals zu toppen?!^^' Ich hoffe du erwartest jetzt nicht zuviel von mir, da du so eine göttliche Szene geschrieben hast. So gut krieg ich das sicher nie hin!
Ich freu mich jedenfalls schon riesig auf die Zusatzgeschichte von Revolution XD. Und bitte nimm mich diemal wieder als beta-Leser!(oder auch anders^^... ...am liebsten: beides!! XD)

cu^^ Pallas
Von: abgemeldet
2003-06-23T19:02:12+00:00 23.06.2003 21:02
Man merkt wirklich, dass du Sprachgefühl hast!
*Ein dickes Lob geb* Die story is echt gut!!
Übrigens,wusste gar nicht,dass du so gute Lovestories
schreiben kannst(Nya,nya)^___^!
Das mit dem griechischen Gott...(Tyypisch^^)
Mach nur weiter so!!
Bye!
Moony-san
Von:  shinjia
2003-06-12T18:52:22+00:00 12.06.2003 20:52
Die Teile haben wirklich sehr gut gefallen *ganzdolllob*
Der Humor ist genauso wie im Manga, wenn nicht noch besser *sichnochimmerdenbauchhält*
Aber auch die Charas hast du gut eingefangen. Konnte mir die beiden richtig gut vorstellen *g*
Sie sind ja auch wirklich knuffig ^__^


Würd mich freuen mal wieder etwas von dir lesen zu können.

Mach weiter so
*knuffz*


Zurück