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Sterblich

-Flashback-
von

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Was du gibst...

Es war ein schöner, sommerlicher Tag. Schmetterlinge flogen umher und breiteten ihre Flügel im Sonnenschein aus. Die Sonne schien hell auf mein bleiches Gesicht. Ich starrte direkt in den blauen, wolkenlosen Himmel, der endlos weit zu sein schien. Mein Herz schlug langsam und ohne einen erkennbaren Rhythmus. Eine leichte Brise streifte über meinen am Boden ruhenden Körper hinweg. Meine Augen tränten vom grellen Licht, in das ich blickte, doch ich konnte sie nicht schließen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich die rote, warme Lache, die sich langsam über die Straße ausbreitete. Trotz der Wärme der Sonne und des Asphalts spürte ich eine Eiseskälte in meinen Gliedmaßen.

Ein weißer Falter kam zu mir geflogen. Es wirkte, als setze er sich liebevoll und besorgt auf die Schusswunde in meiner Brust, aus welcher stetig Blut sickerte. Ja, es war wahrlich ein schöner, sommerlicher Nachmittag. Unter anderen Umständen hätte ich es sogar genossen, mitten auf dem Straßenpflaster zu liegen und mich zu sonnen.

Doch heute…

Heute war der Tag an dem ich starb.

...ist was du...

»Du bist tot!«, schrie er entgeistert und drückte sich tiefer in seinen Ledersessel.

»Wie du siehst, bin ich es nicht.«

Er schüttelte unablässig den Kopf. »Nein, nein.«, murmelte er in sich hinein, »Das ist unmöglich. Joe hat dich ausgeschaltet!«

Ich beugte mich zu ihm herunter und ließ ihn sich weiter in seinen Sessel verkriechen. Mit der rechten Hand krallte ich mich in seinen kurzen, blonden Haaren fest, zog ihn zu mir heran und flüsterte ihm ins Ohr: »Falsch! Wie du siehst bin ich lebendig. Joe dagegen eher nicht. Und jetzt darfst du raten, warum ich hier bin.« Seine Augen weiteten sich und er umklammerte flehend meinen Arm. Ich stieß ihn von mir.

»Es war nicht meine Idee!«, schrie er panisch und bohrte seine Fingernägel in den schönen Sessel. »Ich habe doch bloß Befehle ausgeführt, Clay!«

Ich ging ein paar Schritte durch das Arbeitszimmer und meinte beiläufig: »Es ist doch etwas zu spät, um sich jetzt noch zu rechtfertigen, findest du nicht?«

»Ich habe doch bloß…«, stammelte er, doch ich fiel ihm ins Wort. Er strapazierte meine Geduld erheblich!

»Ich will Namen!«, rief ich, »Namen von allen, die daran beteiligt waren! Jeden Einzelnen!«

Er schüttelte wieder den Kopf und wimmerte: »Ich weiß doch nichts.«

Und ob er etwas wusste! Er besaß die Informationen, an denen mir sehr gelegen war, hatte jedoch nicht die Absicht sie preiszugeben. Welch Tragik.

In einer fließenden, schnellen Bewegung ergriff ich eine der teuren Vasen, die auf dem edelhölzernen Schreibtisch standen und schmetterte sie ihm mit voller Wucht gegen den Schädel. Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen und schmerzverzerrtem Gesichtsausdruck an. Und dabei hatte ich gerade erst angefangen. Sein dicker Bauch schwabbelte im Sessel hin und her, als ich ihm in den Magen schlug. Er keuchte und schnappte vergeblich nach Luft. »Namen, Bryan!«, schrie ich ihn wutentbrannt an, doch er schüttelte wieder nur den Kopf. Entweder wollte er unbedingt gefoltert werden, oder er wusste tatsächlich nichts. Ich tendierte zu Schlussfolgerung Nummer eins, zog meine 9mm und schoss ihm gnadenlos in den linken Fuß. Sein Jammern, Flehen und Geschrei ließen mich vollkommen kalt. Hätte Bryan nicht die Informationen gehabt, die ich brauchte, so wäre ich emotional nicht im Geringsten berührt gewesen, wenn ich ihm direkt in seinen Schüttelkopf geschossen hätte. Meines Erachtens nach hatte er für seine Vergehen weitaus schlimmeres verdient, als einen einfachen Tod. Und ja, ich war hier um ihm das zu geben, was er verdiente. Man konnte nicht sagen, dass ich von Anfang an etwas sadistisch veranlagt war, doch heute konnte ich mit Gewissheit sagen, dass es mich freute sein Leiden zu betrachten und selbst zu verursachen. Ich musste sogar ein wenig lachen, als ich ihm so zusah, wie er sich hin und her wand in der Hoffnung ich bekäme Mitleid mit ihm und würde ihn gehen lassen. Er hoffte vergebens, denn es stand für mich definitiv fest, dass Bryan sein Arbeitszimmer höchstens in einem Leichensack verlassen würde. Je nachdem, ob er mir die Informationen noch länger vorenthielt konnte es auch sein, dass er in mehreren Leichensäcken mitgenommen werden würde.

»Die Polizei wird dich finden und dann sitzt du lebenslänglich!«, krächzte Bryan und versuchte krampfhaft sich nicht anmerken zu lassen, dass er unsagbare Schmerzen hatte. Ich steckte meine Pistole weg, zog mir die schwarzen Handschuhe zurecht und entgegnete fröhlich: »Die Polizei? Das einzige was sie finden werden bist du, und das in Einzelteilen, wenn du mir nicht endlich sagst was ich wissen will!« Bryan knirschte mit den Zähnen. Vielleicht tat er dies aus Angst, vielleicht aus einem anderen Grund der mich ebenso wenig interessierte wie der erste.

»Außerdem bin ich tot, also selbst wenn sie irgendwo in diesem Raum Spuren finden sollten, würden sie keine Zeit damit verschwenden, einen Geist zu jagen.« Mit diesen Worten zwinkerte ich ihm belustigt zu, nahm meine Pistole wieder zur Hand und schoss ihm in seinen rechten Arm. Das Geräusch von auseinandersplitternden Knochen erklang und hallte noch etwas nach, bis Bryan es mit seinem Geschrei übertönte. Er war so ein erbärmliches Geschöpf. Vor zwei Jahren, als ich noch am Leben war, da war Bryan noch ein skrupelloser Killer, der sich seinen Respekt verdient hatte. Heute jedoch war er nur noch ein jammerndes Häufchen Elend mit Übergewicht.

Da mir die Lust am Stehen verging, zog ich einen der gepolsterten Stühle zu mir, setzte mich mit meiner Frontseite zur Lehne, sodass ich meine Arme darauf stützen konnte und betrachtete Bryan aufmerksam. Sein ohnehin schon speckiges Gesicht verzog sich zu einem einzigen Stück Fett und wirkte auf mich sehr abstoßend. Nicht, dass ich korpulente Persönlichkeiten verabscheute, aber die Mischung aus dick und dämlich machte es. Man sollte es schließlich nicht übertreiben.
 

»Also«, begann ich in freundlichem Tonfall, »fangen wir doch noch einmal von Vorn an. Gib mir einfach die Namen, die ich gerne hätte und ich garantiere dir einen schnellen Tod. Andernfalls…« Ich pausierte und warf ihm einen nicht mehr freundlichen Blick zu. »Andernfalls bin ich gezwungen, diese Namen aus deinem Fleisch herauszuschneiden!« Diese Botschaft war eindeutig. Sie bescherte Bryan ein gewisses Unbehagen, denn er wusste genau zu was ich imstande war. Außerdem sollten meine Warnschüsse ihm dies nur noch verdeutlicht haben. Doch trotz meiner Drohungen, von denen er wusste, sie würden wahr werden, blieb er stumm. Ich hatte es mir leichter vorgestellt an diese Namen zu kommen und das nervte mich, denn so hatte ich nur das Gefühl ich hätte von Anfang an härter sein müssen.

Versager, brannte es plötzlich in meinen Gedanken.

Langsam richtete ich mich auf und zog ein Päckchen aus meiner Jackentasche. Das sogar meine Gedanken mich als Versager bezeichneten konnte ich nicht auf mir sitzen lassen und so zog ich mein Skalpell zu Rate. Mit langen und bedachten Schritten näherte ich mich ihm, dem im Sessel hockenden Elend und hielt dabei das Skalpell in die Höhe, damit er es betrachten konnte und die Möglichkeit hatte, selbst zu überlegen, wo ich es als erstes anzusetzen gedachte. Ich baute mich vor ihm auf und erklärte mit ruhiger Stimme: »Ich bin tot, Bryan. Ich habe absolut nichts mehr zu verlieren, weil du und deine Hintermänner mir alles genommen haben. Ein Jahr habe ich in einem Keller verbracht, den man extra für mich hat einrichten lassen. Und als ich es dann endlich schaffte mich zu befreien, da hatte ich nichts mehr: Keine Familie, keine Freunde, keine Identität und offiziell auch gar kein Leben. Ich will wissen, wer mich ermordete und warum! Und du, Bryan, wirst mir die Namen derer nennen, die mir eine Antwort liefern können!«

»Ich dachte Joe hätte dich getötet!«

»Joe hat es versucht, ja, aber er ist nicht der den ich suche! Ich habe Joe erledigt bevor er mich überhaupt gesehen hatte! Jemand anderes schoss mir zwei Tage später in die Brust und ich will wissen, wer es war!«

»Keine Ahnung, wer das sein sollte! Ich habe damit nichts zu tun!«, kreischte er mit weit aufgerissenen Augen. Ich drückte ihm das Skalpell an sein rechtes Auge und setzte ein Lächeln auf.

»Ich weiß.«, flüsterte ich und schnitt es ihm aus dem Gesicht.
 

***
 

Ich hatte ganze zwei Stunden damit zugebracht Bryan sämtliche Körperteile zu entfernen. Nach zwanzig Minuten war mir zwar bereits klar gewesen, dass er mir alles gesagt hatte, was er wusste, doch ich hatte meinen Spaß am Foltern und machte nur aus Rachegründen weiter. Er hatte mir von einem USB-Stick erzählt, auf welchem einige brauchbare Namen und Adressen standen, hatte jedoch beschwört, dass dieser nicht mehr in seinem Besitz war. Seiner Meinung nach sollte er sich bei einem Mann namens Jeffrey O’Neil befinden, doch wo dieser zu finden war hatte er mir nicht sagen können. Als ich also vor Bryans Leiche kniete –er war mit der Zeit verblutet- war ich nicht viel weiter mit meinen Erkenntnissen, als vor meinem Besuch. Sprich, ich stand wieder ganz am Anfang. Wütend darüber, dass ich nicht mehr erreicht hatte zertrümmerte ich die Einrichtung des Arbeitszimmers. So wirkte es wenigstens ein bisschen wie ein Einbruch und nicht nur wie skrupellose Folter.

Erschöpft und niedergeschlagen verstaute ich meine Utensilien –andere würden Folterinstrumente dazu sagen, aber Utensilien hörte sich viel netter an- in meinen schwarzen Rucksack und wusch mir im protzigen Badezimmer das Blut von den Handschuhen. Dann verließ ich Bryans riesiges Haus, weil ich dort nichts mehr zu tun hatte und begab mich hinaus in die sternenklare Nacht. Mit einem Blick auf den Touchscreen meines Handys erkannte ich, dass es bereits vier Uhr morgens war. Das erklärte die leeren Straßen und die dunklen Fenster. Ich hatte mehr Zeit bei Bryan verbracht, als mir lieb gewesen war und somit wurde meine Laune nur noch weiter hinunter gezogen. Um diese Uhrzeit hatte ich definitiv keine Möglichkeit mehr mich nach Jeffrey O’Neil zu erkundigen. Die Internetcafés hatten allesamt geschlossen und einen eigenen Computer besaß ich nicht. Und da ein PC für meine Arbeit und die Suche nach O´Neil unverzichtbar war -ich war in der Lage mich in den FBI-Server zu hacken und hatte somit Zugriff auf alle Daten und Personen- hatte ich nun nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich wartete bis zum Morgen oder ich brach noch diese Nacht in eine Eigentumswohnung ein. Beide Möglichkeiten hielt ich für ziemlich beschissen. Ich hasste es zu warten, schließlich hatte ich bereits viel zu lange gewartet, bis ich mich aufgerafft und herausgefunden hatte, dass Bryan ebenfalls versucht hatte mich auszuschalten. Andererseits konnte ich es nicht riskieren einzubrechen, weil die Gefahr bestand von der Polizei erwischt zu werden und dann die ganze Mühe, meine Mörder ausfindig zu machen und die Arbeit, die ich in dieses noch weit entfernte Ziel gesteckt hatte, umsonst gewesen wären. Ich seufzte hörbar und setzte mich in meinen Wagen. Ich konnte ein wenig Schlaf gut vertragen, auch wenn ich meine Zeit besser nutzen wollte. Doch ich war bereits seit 25 Stunden ununterbrochen unterwegs gewesen und hatte mich noch kein Stück ausruhen können. Allmählich überkam mich die Müdigkeit und somit beschloss ich, mich erst einmal hinzulegen, zu entspannen und ein paar Stunden zu schlafen. Es war die bestmögliche Entscheidung. Der Motor heulte auf und ich fuhr zurück in meine bescheidene Wohnung. Dort angelangt, warf ich meine Jeansjacke achtlos auf den Boden. Mein T-Shirt und meine Hose fanden ihren Platz auf einem Holzstuhl in meinem Schlafzimmer. Erschöpft ließ ich mich auf das große Doppelbett fallen und schloss die Augen. Es dauerte nur ein paar Minuten und ich schlief erfolgreich ein.

...bekommst.

Die Sonne schien hell durch das große Küchenfenster. Wir saßen gemeinsam am reich gedeckten Frühstückstisch. Meine Frau, meine fünfjährige Tochter und ich. Meine liebevolle Frau Susanna lächelte mich an, als ich den letzten Bissen des Brötchens verschlang. Mit vollgestopftem Mund zwinkerte ich ihr zu und wieder errötete sie wie jedes Mal, wenn ich dies tat. Verlegen drehte Susanna ihre Haare zusammen, ihre wunderschönen, langen, blonden Haare. Wie sehr ich sie liebte!

Als ich das Essen hinuntergeschluckt hatte, drückte ich ihr einen Kuss auf ihre weichen Lippen, zog dann meine FBI-Jacke an und verkündete strahlend: »Und heute Nachmittag gehen wir alle gemeinsam in den Zoo!«

»Gibt es da auch Elefanten?«, wollte meine Tochter Amy wissen.

»Ja, gibt es, meine Kleine«, entgegnete ich und drückte sie liebevoll zum Abschied. »Du wolltest doch schon immer mal einen echten Elefanten sehen. Und ich habe dir versprochen, dass du eines Tages einen sehen wirst und heute ist dieser Tag!« Ich kniff ihr leicht in ihr Stupsnäschen, woraufhin sie kichernd die Zunge hervorstreckte. Mit einem Blick auf die Uhr über dem Esszimmerschrank stellte ich fest, dass ich spät dran war. Eilig ging ich zum Safe, der in die Schlafzimmerwand eingelassen war, gab die Kombination ein und entnahm meine 9mm Dienstwaffe. Auf dem Weg nach draußen kam ich noch einmal am Esszimmer vorbei. Susanna stand auf und nahm mich in den Arm. »Clay, tu mir einen Gefallen und komm heute pünktlich nach Hause. Amy soll nicht schon wieder enttäuscht werden.« Etwas wie Besorgnis und Trauer lag in ihrer Stimme. Zärtlich streichelte ich die weiche Haut ihres makellosen Gesichtes und flüsterte: »Nein, Liebling. Heute werde ich da sein, versprochen!«

Ja, heute würde ich pünktlich nach Hause kommen. Ich hatte mich bereits darum gekümmert. Schließlich wollte ich doch nur ein Mal, ein verdammtes Mal, ein wenig Zeit mit meiner Familie verbringen! Als Undercover-Agent hatte ich schon viel zu wenig Zeit für ein Privatleben und jetzt, wo ich nur ins Büro musste, um mich auf meinen nächsten Auftrag vorzubereiten, ließen sie mich auch noch jeden Tag länger bleiben um zusätzlich noch den Kram meiner Kollegen zu übernehmen. Doch heute wollte ich unter keinen Umständen länger von Zuhause wegbleiben als nötig und deshalb hatte ich im Voraus bei Taylor angerufen, der mich im Laufe des Tages vertreten sollte. Er war nicht nur ein absolut fähiger Datenanalyst, sondern auch ein guter Freund, der mir schon oft unter die Arme gegriffen hatte. Und an diesem Tag sollte er es mir ermöglichen, einen ganzen Nachmittag mit Susanna und Amy im Zoo zu verbringen.

Susanna schmunzelte plötzlich, wischte mir einen Krümel aus dem Gesicht und küsste mich. »Mach dass du wegkommst, sonst kommst du noch zu spät.« Sie strich mir sanft durch meine langen, braunen Haare. Ich wollte sie damals immer abrasieren, doch Susanna liebte sie so wie sie waren. Sie hätte nicht gewollt, dass ich sie kürze.

»Bis heute Nachmittag, meine zwei Hübschen!«
 

Eigentlich wollte ich gar nicht gehen sondern einfach dort bleiben, wo ich hingehörte: Bei meiner kleinen Familie. Doch ich hatte die Haustür bereits hinter mir geschlossen, so wie jeden Tag. Und für jemanden wie mich, einen undercover Agent des FBI, war ein Abschied am Morgen noch viel schwerer als für die meisten anderen. Ich konnte nie mit Sicherheit sagen, ob ich am Abend noch existierte.

Langsam ging ich die Straße zu meinem Auto entlang und malte mir aus, wie Amy sich freuen würde. Sie würde mit ihren großen Kulleraugen vor dem Elefantengehege stehen und die riesigen Tiere anstarren. Sie würde mich mit allerlei Fragen löchern und auf die Hälfte hätte ich selbst keine Antwort. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Es war eine wunderbare Vorstellung.

Ich betrachtete meine Umgebung: Bunte Blumen fanden sich am Straßenrand und verbreiteten eine harmonische Atmosphäre, Vögel zwitscherten in den Kronen der grünen Bäume, die in der leichten Brise leise raschelten und von Oben herab schien die Sonne auf den Asphalt der Straße. Es war ein schöner, sommerlicher Tag, an dem ich endlich mein Versprechen einlösen konnte.

Ich hatte mein Auto fast erreicht, als plötzlich eine vertraute, aber nicht einzuordnende Stimme nach mir rief. Schwungvoll drehte ich mich um und hielt Ausschau nach dem Rufenden. Doch bevor ich jemanden erkennen konnte spürte ich einen unheimlichen Druck in meiner Brust, der mich sogleich nach hinten schleuderte. Mein Kopf schlug hart auf dem sonnenbeschienenen Asphalt auf, doch ich nahm es kaum wahr. Meine Gedanken überschlugen sich und alles passierte viel zu schnell, bis ich mich schließlich auf dem Rücken liegend und mit dem Blick gen Himmel wiederfand. Ich bemerkte, wie dickflüssiges, rotes Blut aus einer gigantischen Schusswunde in meiner Brust sickerte. Das endlose Blau des Himmels, in welches ich starrte, schien mich verschlingen zu wollen. Mein Atem wurde schwer und mit jedem neuen Luftholen füllte sich meine Lunge mit Blut, das mir bei jedem Ausatmen aus dem Mundwinkel tröpfelte.

Vergeblich versuchte ich mit meiner verbliebenen Kraft den Schützen zu erkennen, doch auch als er sich ganz nah über mich beugte, blieb er bloß ein schwarzer, nichtssagender Schatten. Mit jedem weiteren Atemzug verlangsamte sich mein Herzschlag, dröhnte dafür aber umso lauter in meinem Kopf. Deshalb war es mir unmöglich, die Worte zu verstehen. Er sprach sie mit bedacht und einer Sicherheit, als habe er sie auswendig gelernt, doch etwas in mir ließ nicht zu, das Gesagte aufzunehmen. Der Schütze wiederholte sie, wieder und wieder, doch so sehr ich mich auch bemühte, ich konnte sie nicht verstehen. Je mehr ich es versuchte und je mehr ich mich konzentrierte, desto schwächer und kälter wurde mein Körper. Die Sonne schien hell und warm, doch sie vermochte mein sterbendes Ich nicht zu wärmen, geschweige denn zu retten.

»Meine Familie… «, stammelte ich Blut spuckend, doch weitersprechen konnte ich nicht, denn der Tod zerrte an mir und zog mich in sein Reich.

Und dabei wollte ich doch nur ein Mal, nur dieses eine Mal, mein Versprechen halten!


 


 

***

Ich schlug die Augen auf. Kalter Schweiß stand mir im Gesicht. Mein Herz raste. Für einen Moment hatte ich das Gefühl tatsächlich wieder auf der Straße zu liegen und zu sterben. Erleichtert hob ich die Hände und fuhr mir dann über meine mit Haarstoppeln bedeckte Kopfhaut. Nur ein Traum, dachte ich und seufzte laut. Nur ein gottverdammter Albtraum! Doch es war nicht nur irgendein Traum. Es war der Traum von dem Tag, an dem ich starb. Beinah jede Nacht träumte ich ihn und jede Nacht versuchte ich aufs Neue meinen Mörder zu erkennen: vergeblich. Denn sobald ich der Lösung zum Greifen nahe war, wachte ich auf.

Schweißgebadet richtete ich mich auf. Als ich meine Beine am Boden aufsetzte, bemerkte ich, dass sie heftig zitterten. Ich versuchte es geschickt zu ignorieren und torkelte ins Badezimmer, in erster Linie, um mir das Gesicht zu waschen. Dadurch erhoffte ich mir einen klaren Gedanken. Ich hielt den gesamten Kopf unter den laufenden Wasserhahn. Das kalte Nass fühlte sich belebend an und ich bekam tatsächlich etwas Klarheit in meine herumwirbelnden Gedanken. Als ich meinen Kopf wieder hob, fiel mein Blick unvermeidlich auf den Mann im großen Spiegel vor mir. Der 185cm große Kleiderschrank sah mich aus grünen Augen an. Sein Haar war abrasiert, doch die Stoppeln wucherten bereits wieder. An seinem Kinn befand sich ein zartes, braunes Bärtchen. Der Mann im Spiegel war 33 Jahre alt, doch die Muskeln und seine weiche Haut ließen ihn jünger wirken. Eigentlich war dieser Mann genau wie alle anderen. Mit nur einer Ausnahme: Er trug eine lange Narbe auf seiner Brust, die über Herz und Lunge führte. Eine derartige Verletzung hätte niemand überleben dürfen. Ich fand es sehr deprimierend, immer daran erinnert zu werden, dass ich offiziell gar nicht mehr existierte und diese Narbe machte es mir nicht einfacher, es zu vergessen. Manchmal ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen, kam es mir in den Sinn. Ein altes Sprichwort, das meine Frau immer zu sagen pflegte, wenn Amy wieder etwas angestellt hatte. Aber wie sollte ich nur die Vergangenheit ruhen lassen, wenn sie mich auch nicht ruhen ließ? Sie war es doch, die mich provozierte!

Die Träume jede Nacht, die Erinnerungsfetzen, die mir manchmal durch den Kopf schießen...

Ja, sie ließen mich nicht in Ruhe, also warum sollte ich dann auf meinem Hintern sitzen bleiben und einfach vergessen? Pah! Das kam überhaupt nicht in Frage! Meiner Familie wurde der Vater und Ehemann genommen, meinen Freunden ein guter Freund und meinem Boss ein Undercover Agent, meinen Eltern ein Sohn und meiner Schwester ein großer Bruder! Sie alle glaubten ich sei erschossen worden, doch ich konnte ihnen auch nicht sagen, dass ich noch am Leben war. Es hätte sie nicht nur in Gefahr bringen können, sondern ihre Seelen vollkommen zerstören. Deshalb blieb ich in dieser Hinsicht stumm. Doch derjenige, der mir all das genommen hatte, der den Menschen, die mich liebten, mich genommen hatte, sollte bezahlen! Er sollte den Preis zahlen, den ich jeden Tag aufs Neue zahlte: Er sollte zu spüren bekommen, dass er für alle Welt gestorben war!

Ich wandte mich vom Spiegel ab, trocknete mein Gesicht und zog mir eine graue Jeanshose und ein schwarzes T-Shirt an. Schließlich galt es keine Zeit zu verschwenden. Eilig ging ich zurück ins Schlafzimmer, nahm die Sonnenbrille mit den großen Gläsern von dem Nachttisch und setzte sie auf. Meine 9mm Pistole fand ihren gewohnten Platz in der Hose und ich verdeckte sie mit dem Shirt. Dann verließ ich meine kleine Wohnung. Mein Wagen parkte eine Straße weiter, sodass ich ein kurzes Stück zu Fuß zurücklegen musste. Als ich diesen erreichte stellte ich wieder einmal fest, was für ein Klappergestell der alte Golf 6 doch war. Zerfressene Stoffpolster im Innern, zerkratzter Lack außen. Er brauchte auch wieder einige Versuche, bis er endlich ansprang, doch wenigstens fuhr er noch einigermaßen ordentlich, auch wenn er einen leichten Linksdrall hegte. Er brachte mich schließlich zu meinem Ziel weitab der Innenstadt: Ein Internetcafé.

Der Laden war eine Bruchbude, die nur die wenigsten vernünftigen Menschen nutzten, doch er hatte auch seine Vorteile: Zum einen waren die Preise für einen Internetzugang sehr niedrig, was an den alten Krücken von Computern lag, und zum anderen fragte hier niemand nach Namen, Personalien, etc., sondern beließ es bei einer einfachen Bezahlung. Außerdem blickte einem niemand über die Schulter, wie es in der Innenstadt der Fall war, sondern man konnte gemütlich seine Arbeit tun, ob sie nun legal war oder nicht. So setzte ich mich vor den Rechner an der linken Seite des kleinen Zimmers, in welchem ein Gestank von faulen Eiern tobte, und begann mit dem, weshalb ich hergekommen war: Hacken.

Und was du...

Wutentbrannt hämmerte ich auf dem Armaturenbrett des schäbigen Golfs herum. »Verdammte Scheiße!«, schrie ich laut. Leider hatte ich vergessen, dass das Fenster sperrangelweit offen stand und die vorbeilaufenden Passanten jedes Wort meines Wutausbruchs hören konnten. Doch die kopfschüttenden Leute interessierten mich nicht im Geringsten. Ich war vielmehr damit beschäftigt, mich über meine eigene Unfähigkeit zu beschweren, während ich mit 100km/h durch die 50er Zone bretterte. Als ein Auto aus einer Seitenstraße auf die meine abbog, hätte ich ihm beinah das Blech abgefahren. Ich vollführte eine Vollbremsung und kam kurz vor ihm zum stehen. »Kannst du nicht aufpassen, du Vollidiot?«, schrie ich ihn an und drückte einige Sekunden auf die Hupe. »Hast du deinen Führerschein in der Kläranlage gefunden, oder was?« Mein Ärger war kaum zu überhören. Wieder drückte ich auf die Hupe, diesmal aber aus Frust. Ich hatte es in vier Stunden im Internetcafé nicht geschafft, mich ins Netzwerk des FBI zu hacken. Anscheinend hatten sie neue Sicherheitsvorkehrungen getroffen, von denen ich nichts mehr verstand. Es stand fest, dass ich ohne Hilfe nicht ins System kommen würde, auch wenn es mich noch so ärgerte. Ich war also wohl oder übel auf jemanden angewiesen, der sich damit auskannte.

Noch immer stand mein Auto mitten auf der Straße und ich machte auch keine Anstalten, es wegzufahren. Stattdessen dachte ich nach. Ich konnte nur jemanden um Hilfe bitten, dem ich vertraute, doch damit würde ich auch gleichzeitig einen Teil meiner Anonymität aufgeben. Der einzige Mensch, der die Mittel dazu hatte, auf den Datenserver des FBI zuzugreifen und dem ich mein Vertrauen schenkte, war Taylor Jones. Damals, vor meinem Ableben, hatten wir zusammen gearbeitet und wurden gute Freunde. Er war außerdem ein exzellenter Datenanalyst.

Es war mir zwar zuwider, Taylor erzählen zu müssen, dass ich noch lebte, doch nach langem hin und her wurde mir klar, dass ich ohne ihn keine Chance hatte Jeffrey O´Neil und den USB-Stick zu finden. Und ohne diesen Stick wäre meine ganze bisherige Suche umsonst gewesen und mein Mörder würde niemals seine Strafe erhalten. Ich hatte schlicht und einfach keine andere Wahl, als Taylor ins Vertrauen zu ziehen. Also machte ich mich auf dem Weg zu seiner Wohnung.

»Ein Tag zu viel ist ein Tag zu wenig!«, hämmerte es in meinem Schädel, als ich über eine rote Ampel fuhr. Ein paar Erinnerungen kamen zurück.

»Glaubst du, er wird es schaffen?«

Ich schloss die Augen, während ich weiter fuhr und versuchte diese Gedankenstücke zu ignorieren. Stattdessen erstreckten sich plötzlich Bilder vor mir. Es ging alles so schnell, dass mein Gehirn Schwierigkeiten damit hatte es aufzunehmen.

Kellerraum, kalte Luft, einatmen, ausatmen, stocken, flüstern.

Ich verlor mich in den tiefen meines Verstandes.

»Hör auf damit!

»Halt den Mund, Clay!«, meint der Erste und wendet sich dem Zweiten zu: »10ml/g, mehr nicht!« Der stämmige Mann setzt sich in Bewegung und schreitet schwerfällig zu mir herüber. Ich liege auf einem Bett, das weder weich noch hart erscheint. Es fühlt sich beinah so an, als würden meine Glieder gar nicht mehr zu mir gehören, denn ich spüre sie nicht. Alles, wobei ich mir sicher bin, dass es noch zu meinem Körper gehört, ist mein Gesicht, welches ich noch halbwegs kontrollieren kann.

»Was?«, stammel ich, doch mehr bringe ich nicht hervor. Spucke läuft mir aus dem Mundwinkel und ich kann nichts dagegen tun.

Der Mann steht jetzt neben mir und beugt sich zu mir herunter. Seine Augen werfen ein funkelndes rotes Licht, doch sonst bleibt er unerkannt. Er hebt seine linke Hand und presst mir seinen Zeigefinger auf die Lippen. »Nicht reden«, sagt er leise und hebt auch seine Rechte. Darin erkenne ich eine Spritze, die eine klare Flüssigkeit enthält. Meine Augen weiten sich instinktiv und ich versuche mich aus dieser Situation zu befreien, doch weder meine Arme noch Beine reagieren auf den Befehl meines Gehirns zu fliehen.

»Jetzt stell ihn endlich ruhig, damit wir anfangen können!«, meckert der Erste in genervtem Tonfall.

Der Zweite drückt die Nadel der Spritze in meinen linken Oberarm.

Meine Gedanken schreien mich an, mich endlich aus dem Staub zu machen. Sie flehen und betteln, die Flüssigkeit, was immer es ist, nicht zu spritzen. Vergeblich. Ich starre an mir herunter auf die Nadel, die sich tief in mein Fleisch bohrt. »Bitte…«, versuche ich es erneut, doch wieder brechen meine Worte ab. Schließlich nimmt er die Spritze wieder zu sich, nachdem sie ihren Zweck erfüllt hat.

Mir wird schwindelig. »Was macht ihr mit mir?«, will ich fragen, doch stattdessen gebe ich nur hin gemurksten Kram von mir, den ich selbst nicht deuten kann, bis meine Stimme vollends versagt. Auf meinen Augen macht sich ein grauer Schleier breit und zieht mich an einen Ort fernab der Realität.

»Gute Nacht, Clay«, hallen die Worte des Ersten in meinem Kopf. Vielleicht sind es auch die des anderen, doch das kann ich nicht mehr mit Gewissheit sagen. Schließlich tauche ich in einen bunten Tumult aus allerlei Farben, die mir fremd sind und von denen ich nie wusste, dass es sie gibt. Aus den Farben entwickeln sich Bauten, Häuser und Städte, Flüsse und Burgen, bis sie als Tränen auf mich herabfallen. Und schließlich verschlingt mich das Bunt und wirft mich in einen Abgrund aus stechendem Schwarz.


 

Verwirrt sah ich mich um. Ich stand auf dem Seitenstreifen eines Highways, der mir unbekannt war. Wie war ich hier hin gekommen? Völlig desorientiert starrte ich die vorbeiheizenden Autos an.

»Was zum Teufel ist los mit dir?«, fragte ich mich selbst laut, um meine Verwirrtheit nur noch zu bestätigen. »Hast du jetzt komplett den Verstand verloren?« Ich machte mir langsam Sorgen um meine geistige Verfassung. Es war jetzt das dritte Mal, dass ich in meinen Erinnerungen unterging und irgendwo am Ende der Welt wieder aufwachte. Allmählich wurde es mir unheimlich. Was war damals nur mit mir geschehen? Was wurde in diesem finsteren Kellerraum mit mir gemacht? Warum erinnerte ich mich an so wenig?

Ich wusste es nicht. Eine Antwort auf diese Fragen schien in weiter Ferne. Doch ich wusste, wie ich sie finden konnte: Indem ich meinen Mörder fand.

Ohne weitere Zeit damit zu vergeuden, mich über meinen Geisteszustand zu sorgen, ließ ich den Motor aufheulen und fuhr los. Ich fuhr so weit, bis ich die Orientierung wiedererlangt hatte und wusste, wohin ich fahren musste, um bei Taylor anzugelangen. Es dauerte eine Dreiviertelstunde, bis ich schließlich den Blinker setzen und am Straßenrand anhalten konnte. Die Zeit des Fahrens war mir gar nicht richtig bewusst gewesen. Sie war verflogen, als wäre sie Sand im Wind.

Vom Wagen aus konnte ich das Zweifamilienhaus betrachten, in welchem Taylor lebte. Er hatte das gesamte Untergeschoss für sich, was nicht gerade wenig war. Für eine Person war es eindeutig zu viel Platz, doch das hatte Taylor nie so gesehen. »Weißt du, Clay, wenn man so viel Platz hat, wie ich hier, dann brauche ich zumindest keine Angst zu haben, Platzangst zu bekommen!«, hatte er mir mal gesagt. Ich hielt ihn schon immer für etwas… anders.

Ohne Anstalten zu machen auszusteigen, blickte ich auf das große Haus. Es war weiß gestrichen und von Efeu bewachsen. Im Allgemeinen machte es einen schönen Eindruck, wenn man von der abblätternden Fassade absah. Neben dem Haus stand ein Carport unter welchem zwei Autos ihren Platz hatten: Ein Mercedes Benz und ein kleiner Opel Corsa.

Was ich nie an Taylor verstanden hatte war, warum er immer noch diesen Corsa fuhr, obwohl er genug Geld besaß, um sich einen schönen und besseren Wagen zu kaufen. Er hatte sich wohl in dieses kleine, schwarze Auto verliebt.

Endlich öffnete ich die Autotür und trat hinaus. Schweren Herzens ging ich zur Haustür, die in einem dunklen Braun gestrichen war und drückte auf die Klingel. Im Innern der Wohnung polterte es und ich wusste sofort, dass der tollpatschige Taylor Jones etwas in seiner Eile, an die Tür zu kommen, umgeworfen hatte. Sogleich öffnete er. Ich betrachtete den 175cm kleinen Mann, dessen braunes Haar ihm wirr auf dem Kopf wuchs. Sein Mund stand sperrangelweit offen, als er erkannte, wer vor ihm stand.

»Hi!«, sagte ich und versuchte ein Lächeln, doch schon warf er die Tür wieder zu. Ich zog meine Augenbrauen hoch und drückte erneut auf die Schelle. Nichts. Noch einmal. Wieder nichts.

»Ich bin es: Clay!«, rief ich laut um gegen die gut gedämmte Tür anzukommen. Drinnen polterte es wieder und Taylor rief zurück: »Clay ist tot!«

»Lass mich rein, Taylor! Ich bin es wirklich!«

»Ich rede nicht mit Toten! Verschwinde jetzt!«

Ich konnte ihm seine Reaktion nicht verübeln, denn schließlich war ich eigentlich tatsächlich tot. Dennoch wollte ich, dass er mich einließ, also versuchte ich es erneut: »Ich werde dir alles erklären.«

»Hau ab! Du existierst gar nicht! Du bist nur ein Hirngespinst, das auf meiner Türschwelle steht!« Anscheinend dachte er, dass er allmählich verrückt wurde. »Tot, tot, tot! Clay ist tot! Du bist gar nicht da!«

Irgendwie musste ich ihn eines Besseren belehren. Ich dachte angestrengt nach und kratzte mich derweilen am Hinterkopf. »Jack Daniel´s!«, sagte ich prompt und klopfte gegen die Holztür.

»Was ist damit?«, schrie Taylor zurück und stellte sich dümmer, als er tatsächlich war.

»Wir haben einen Abend Jack Daniel´s getrunken. Ganze zwei Flaschen! Und wir haben die ganze Nacht Playstationspiele gezockt. Um sechs Uhr morgens wollten wir dann endlich Schlafen gehen, aber Mr. P. rief an und bestellte uns zur Arbeit. Weißt du noch, wie wir beide völlig betrunken versucht haben, unsere Arbeit zu machen?« Ich lachte laut, bei der Erinnerung an diesen harten Tag. Taylor hing wie ein nasser Sack vor seinem Computer und war nicht in der Lage, die einfachsten Anweisungen auszuführen. Ich hatte in meinem Büro ein Nickerchen gemacht, bis Mr. P. mich dann mit einer Standpauke weckte und mich aus meinem wohlverdienten Schlaf riss. Weil mit Mr. P. auch nicht zu Spaßen war, wurden wir für zwei Wochen suspendiert und bekamen kein Gehalt. Aber das machte Taylor und mir absolut nichts aus. So hatten wir jeden Abend die Gelegenheit, Jack Daniel´s zu trinken und zu zocken, was wir auch ausgiebig taten.

»Warum nennen wir Mr. Sullivan Mr. P.?«, fragte Taylor. Er schien mir immer noch nicht zu glauben.

»Weil seine Nase wie ein P aussieht!«

Es polterte wieder im Inneren des Hauses. Die Tür wurde schwungvoll geöffnet und Taylor schlug mir zur Begrüßung seine Faust ins Gesicht. Als ich ihn stoppen und nach dem Grund für die Gewalt fragen wollte, verpasste er mir noch einen harten Schlag. Ich taumelte nach hinten und hielt mir die Hand auf die eben getroffene Nase.

»Du lebst und hältst es nicht für nötig dich bei mir zu melden?«, kreischte er, sodass die Nachbarn vom Stuhl gefallen sein mussten. »Ich war auf deiner Beerdigung! Ich habe dich zu Grabe getragen, verdammt! Was denkst du dir eigentlich dabei, Clay?«

Vielleicht hätte ich auch gar nicht herkommen und ihn einfach in seinem Glauben belassen sollen, ich sei vor zwei Jahren gestorben. Vielleicht…
 

***

Wir saßen gemeinsam in Taylors Wohnzimmer auf dem großen, weißen Sofa, welches sich in der rechten Hälfte des Raumes befand. Davor stand ein Holztisch und auf dem wiederum standen unsere Gläser in denen kühles Bier hin und her schwappte. Im Hintergrund lief Musik von Falco. Ich konnte mich mit dieser Art von Musik nie ganz identifizieren, aber Taylor liebte sie. Er hörte sie rauf und runter. Manchmal hatte ich mich gefragt, ob sie ihm nicht langweilig wurde, doch mir wurde schnell klar, dass sie ihm nie aus den Ohren hing.

Ich nahm einen kräftigen Schluck Bier und wischte mir anschließend den Schaum vom Mund. Dann lehnte ich mich zurück und meinte beiläufig: »Ich bräuchte vielleicht deine Hilfe, Taylor.« Diese Worte schienen Taylor mehr als nur zu schocken, denn er zuckte nicht nur instinktiv zusammen, sondern spuckte das Bier, das er gerade zu trinken versuchte, in einem hohen Bogen auf den Fußboden.

»Was?«, kreischte er und sah mich verdutzt an. »Bist du nur deshalb hier aufgetaucht? Weil du meine Hilfe brauchst?« Ich hatte Angst, seine Faust würde gleich zum nächsten Schlag ausholen. Und als ich seine Frage auch noch bejahte, fürchtete ich, er würde mich in Stücke reißen. Seinem Blick nach zu urteilen hatte er darüber sogar nachgedacht. »Das bedeutet also im Klartext«, begann er wutschnaubend, »dass du gar nicht wegen mir hier bist und um mich endlich mal aufzuklären, sondern weil du einfach nur irgendetwas von mir brauchst?«

»Ich kann dir das erklären!«

»Na da bin ich aber mal gespannt!«, fauchte mein Freund und hob die Augenbrauen. Ich öffnete den Mund, wusste jedoch nicht, was ich sagen sollte, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass Taylor überhaupt eine Erklärung hören wollte. Erst denken, dann reden! Das hatte mir doch meine Mutter schon immer gepredigt. Als Taylor erkannte, dass er keine Antwort darauf hören würde, verschränkte er die Arme vor der Brust und fragte dann anormal ruhig: »Kannst du mir dann erklären, warum du noch lebst und mir nie ein Sterbenswörtchen davon gesagt hast?«

Ich erklärte ihm, dass ich mir die ganze Zeit über nicht sicher sein konnte, wem ich vertrauen konnte und wem nicht. Taylor war nicht wirklich in der Lage das nachzuvollziehen. Er fragte dennoch, was überhaupt geschehen sei und wie ich überlebte. Im Prinzip wollte er die ganze Geschichte wissen.

»Jemand schoss auf mich, als ich an jenem Tag zur Arbeit wollte. Wie du sicher noch weißt, lag ich blutend auf dem Straßenpflaster. Susanna rief irgendwann einen Krankenwagen, doch genau erinnere ich mich nicht«, erzählte ich und führte mir den Tag erneut vor Augen. »In dem Krankenwagen saßen drei Männer, doch ich kann mich einfach nicht mehr erinnern, wie sie ausgesehen haben. Es ist als wären sie aus meinem Gedächtnis gelöscht worden. Sie verfrachteten mich irgendwann von dem Krankenwagen in ein gewöhnliches Auto und aus dem Auto trugen sie eine Leiche in den Krankenwagen. Ich denke, sie haben den Toten so verändert, dass alle Welt glaubte, ich sei es gewesen. Aber das kann ich nicht mehr wirklich sagen. Danach wurde ich ungefähr ein Jahr in einem dunklen Raum eingesperrt. Doch ich weiß nicht mehr viel von dieser Zeit, nur, dass manchmal Männer zu mir kamen, mir Spritzen gaben und wie ich schließlich entkam. Doch auch das ist nicht mehr vollständig in meinem Gedächtnis vorhanden. Es sind nur Bruchstücke. Nichts als gottverdammte Bruchstücke!«

Taylor sah mich an. Dann knackte er mit den Fingern und entgegnete beiläufig: »Wissen und Erinnerungen sind nur gespeicherte Daten in unseren Köpfen. So lange, bis jemand auf die Delete-Taste drückt.« Dies war der Typische Satz eines Datenanalysten. Doch wollte er damit sagen, dass ich einer Gehirnwäsche unterzogen worden war? Ich hatte mal davon gehört. Als ich noch beim FBI tätig war, da gab es einige Fälle in denen es um so etwas wie Gehirnwäsche ging. Die Menschen vergaßen einfach, was ihnen widerfahren war und wer ihnen etwas angetan hatte. Allerdings waren dies keineswegs FBI-Fälle, sondern wurden kurzerhand weitergeleitet.

»Was hast du danach gemacht?«

»Ich habe mich in Deckung gehalten, bis ich schließlich anfing, nach den Drahtziehern hinter allem zu suchen. Bislang ohne wirklichen Erfolg.«

»Und jetzt soll ich dir dabei helfen?«

Ich zuckte mit den Schultern und berichtete ihm von diesem besagten Jeffrey O´Neil und davon, dass ich nicht in den FBI-Server kam, um mir die Informationen über seinen Standpunkt selbst zu beschaffen. Als Taylor den Namen hörte stutzte er. Ich konnte nicht sagen, warum, aber irgendwie schien er diesen Namen schon einmal gehört zu haben.

»Jeffrey O´Neil?«, fragte er etwas irritiert, »Nie gehört.«

Ich hatte keine Ahnung von Psychologie, wusste nicht, wie man anhand von Mimik und Gestik erkennt, dass jemand lügt oder die Wahrheit sagt, doch mein Bauchgefühl verriet mir, dass Taylor mir etwas verschwieg.

»Aber wir können nachsehen!«, meinte er und ging in sein Arbeitszimmer. Kurze Zeit später kam er mit seinem Laptop im Schlepptau zurück, klappte ihn auf und hämmerte ungezwungen auf der Tastatur herum. Er hatte den Laptop auf dem Schoß, sodass ich nicht sehen konnte, was er machte. Schließlich hörte er auf zu tippen. Ich verfolgte seine Augen, die gebannt zu lesen schienen. Dies dauerte ungefähr eine Minute, doch es kam mir vor wie eine halbe Stunde. Dann blickte er mich ausdruckslos an und meinte: »Bist du dir sicher, dass du wissen willst, was mit dir geschehen ist und wer das alles zu verantworten hat?«

Was für eine dämliche Frage! Natürlich wollte ich es wissen! Hätte ich sonst so viel Arbeit in diese Suche gesteckt? Doch anstatt dies zu sagen nickte ich nur zielsicher.

»Wenn du meinst! Aber damit das klar ist, ich helfe dir nur von Außerhalb, also von meinem Laptop aus. Komm bloß nicht auf die Idee mich da mit reinzuziehen! Denn das ist mir eindeutig eine Nummer zu hoch!«

Noch einmal schenkte er mir einen eindringlichen Blick, schob mir dann aber den Laptop rüber. Erwartungsvoll starrte ich auf den Bildschirm. Darauf war eine Art Steckbrief von dem besagten Jeffrey O´Neil zu sehen, der in dieser Gegend weit und breit der einzige zu sein schien. Den Worten nach zu urteilen war er 35 Jahre und der Sohn des berühmten und stinkreichen Frank Jason O´Neil, der Leiter eines Milliardenunternehmens. Mir stockte der Atem. Ich hatte nicht damit gerechnet gegen den Sohn eines sehr, sehr, wirklich sehr einflussreichen Mannes vorzugehen. Deswegen hatte Taylor mich also gefragt, ob ich es mir gut überlegt hatte. Ich seufzte und dachte daran, wie schwierig es sein würde, diesen vermaledeiten Jeffrey O´Neil in die Finger zu bekommen und den Stick zu ergattern. Da stand mir eine Menge Arbeit bevor.

Als ich weiter las, erfuhr ich, dass Jeffrey keine Familie hatte und selbst im Unternehmen seines Vaters tätig war. Außerdem wohnte er in einer riesigen Villa, und genau wie Taylor in Washington DC. Taylor wohnte in der Oklahoma Avenue. Von hier aus waren es noch gut fünf Meilen. Das bedeutete, dass ich ungefähr eine halbe Stunde Fahrt einrechnen musste, je nach Verkehrslage. Nachdem Taylor mir auf eine Bitte Stift und Papier brachte, schrieb ich mir Jeffreys Adresse auf. Er hatte sein Anwesen direkt am Eckpunkt zwischen der 19th Street NW und der E Street NW. Ich kannte diesen Ort und es war für mich keine Schwierigkeit dorthin zu finden.

Dann gab ich meinem Freund seinen Laptop wieder und Taylor meinte: »Du wirst das niemals alleine schaffen!«

Ich zuckte daraufhin nur mit den Schultern.

»Das was du machst ist Selbstmord! Dann weißt du mal, was es heißt, tatsächlich tot zu sein!« Er senkte den Kopf und faltete die Hände zusammen, als wolle er beten. »Pass auf«, begann er und ich ahnte schreckliches, »Ich stelle dir zumindest einen Scharfschützen zur Verfügung, der dich begleiten wird! Cody ist zwar noch sehr jung, aber glaub mir, er versteht etwas von seinem Fach und er ist absolut zuverlässig. Es könnte dir eine große Hilfe sein, ihn bei dir zu haben.«

»Wie alt ist er?«

»Was spielt denn das für eine Rolle? Cody wird dir sicherlich behilflich sein und deinen Arsch retten, wenn es darauf ankommt!«

»Ich habe gefragt, wie alt er ist!«, entgegnete ich nun in schärferem Ton.

»Achtzehn.«

Ich schlug mir die Hand gegen die Stirn. Der war ja noch ein Kind! Und ein solches Kind sollte ich mir an die Fersen heften lassen? Niemals! Ich hatte ernsthaft Angst ich müsse ihm die Windeln wechseln.

»Kommt nicht in Frage!«, polterte ich, doch mein Freund ließ nicht locker.

»Wenn du ihn nicht mitnimmst, Clay, dann schwöre ich dir, ich werde keinen deiner Schritte verfolgen und dich auch nicht in diese Villa hineinschleusen!«

Hatte ich das denn von ihm verlangt?

»Dann halt nicht, ich mach das auch alleine!«

Taylor war empört. »Ohne mich bist du tot, bevor du die Villa überhaupt betreten hast! Hast du dir schon einmal die Wachposten und die Sicherheitsvorkehrungen angesehen?«, fauchte er, hämmerte wieder auf der Tastatur herum und drückte mir den Laptop erneut in die Hände. »Da! Guck dir das Ganze gerne an!«

Tatsache. Der Laden war so gut bewacht, da würde ich niemals hineinkommen, wenn mir niemand die Türen öffnete und mich leitete.

»Na gut«, willigte ich schließlich widerstrebend ein, »Dann hol den Kleinen her, damit wir ihn mit der Lage vertraut machen können.«

...bekamst...

Taylor führte einige Telefonate und zog sich dafür in sein Arbeitszimmer zurück. Ich hockte weiterhin im Wohnzimmer und studierte die Pläne der Villa, die mein Freund mir netter Weise auf dem Laptop geöffnet hatte. Eine halbe Stunde lang saß ich dort und starrte auf den Bildschirm. Allmählich begannen meine Augen zu schmerzen. Das Bier hatte ich derweil ausgetrunken. Schließlich stand ich auf, ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Früher konnte ich mich hier auch selbst bedienen, also warum dann nicht auch jetzt? Ich entnahm ein weiteres Bier und schmierte mir ein Brot mit Käse. Den ganzen Tag hatte ich noch nichts gegessen und erst jetzt bemerkte ich meinen knurrenden Magen. Das Brot schmeckte mir nicht besonders, aber es war besser als nichts. Deshalb schlang ich es mit zwei Bissen herunter und schlenderte zurück ins Wohnzimmer, um auf dem weichen Sofa erneut Platz zu nehmen. Erschöpft lehnte ich mich nach hinten und schloss die Augen. Beinah wäre ich eingeschlafen, wenn es nicht plötzlich an der Tür gehämmert hätte. Innerlich verfluchte ich denjenigen, der mich so mutwillig von meiner Erholung abhalten wollte. Mit einem Blick zum Arbeitszimmer stellte ich fest, dass Taylor keine Anstalten machte, die Tür selbst zu öffnen. Vielleicht hatte er das laute Klopfen auch gar nicht gehört. Deshalb richtete ich mich mühsam auf, bewegte meinen Körper zur Tür und öffnete sie langsam. Sogleich drückte jemand von außen dagegen und schlug sie mir an die Stirn.

»Kannst du nicht aufpassen?«, fragte der kleine, schwarzhaarige Junge, der die Tür aufgestoßen hatte und jetzt mitten im Raum stand. Was für ein ungehobeltes Blag!

»Bitte?«, war alles, was ich zu sagen vermochte und sah den Burschen verdattert an. Er war zwei Köpfe kleiner als ich und recht schmal. Hinter dieser dürren Statur hätte ich niemals die Kraft erwartet, mit der er mir die Tür entgegen geschmettert hatte. Er trug eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt. Auf dem Rücken hatte er einen großen Rucksack geschnürt.

»Was, bitte?«, blaffte mich der Jüngling an und verschränkte demonstrativ die Arme. »Was kann ich denn dafür, wenn du so dämlich vor der Tür rumstehst? Ist das mein Problem?«

Ich wusste schon von diesem Moment an, dass er mir unsympathisch war. Nicht, dass er einfach nur frech war. Vielmehr war er arrogant und selbstgefällig. Ein typischer Teenager eben.

Ich hielt mir die Hand noch immer an die Stirn und meinte dann: »Was erlaubst du dir eigentlich? Manieren bringt man euch Bälgern heute anscheinend nicht mehr bei!«

In diesem Moment kam Taylor aus dem Arbeitszimmer. Freundlich lächelnd kam er zu uns gelaufen, schüttelte dem Jüngling die Hand und sagte: »Ihr habt euch also schon kennengelernt. Das ist ja schön! Du kannst deine Sachen hier abstellen, Cody.« Er deutete in die Ecke neben dem Sofa.

Das durfte nicht wahr sein! Ich sollte doch nicht allen Ernstes mit diesem Kind zusammenarbeiten? Was hatte ich nur getan? Wäre ich doch lieber nicht zu Taylor gegangen, um ihn um Hilfe zu bitten. Das hatte ich jetzt davon: Einen unhöflichen, arroganten und egoistischen Pubertären. Ich konnte spüren, wie meine Mundwinkel automatisch nach unten wanderten und ich war mir völlig sicher, dass jemand mich abgrundtief hassen musste. Wenn es einen Gott gab, dann war es definitiv Absicht von ihm, mir diesen Bengel auf den Hals zu hetzen.

»Was stehst´n da noch so blöde rum, Alter?«

Womit hatte ich das nur verdient?

»Na wenn du meinst du musst dir die Stirn mit der Hand plattdrücken, meinetwegen«, hörte ich wieder.

Das Kind warf mir verachtende Blicke zu und spielte sich ein wenig auf. Sollte er nur. Wenn ich ihn mal alleine auf der Straße erwische, nachdem dieser Auftrag hier beendet ist, dachte ich, dann klebe ich ihm mit Heißkleber den Mund zu, damit er bloß nicht mehr quatschen kann!

Bevor Cody ein weiteres Mal seinen Mund öffnete schlug ich die Tür elegant zu, ohne den Jungen aus den Augen zu lassen. Ich will zugeben, dass ich leichte Mordgedanken gegen ihn hegte.

»Warum glotzte mich´n so an?«, fragte Cody verblüfft und zog eine Fratze.

Mit aller Kraft unterdrückte ich einen Wutausbruch, ging dann anstatt auszurasten zum Kühlschrank, nahm mir ein weiteres Bier daraus und trank es in einem Zug leer.

Wie sollte ich die folgenden Minuten und Stunden und Tage nur überleben? Ein solches Balg kann doch niemand ertragen, dachte ich und rülpste laut. Dann ging ich widerwillig zurück ins Wohnzimmer und nahm neben Taylor Platz, denn neben diesem Cody wollte ich unter keinen Umständen sitzen. Schließlich lächelte Taylor mich freudig an und wir begannen, einen Plan zu schmieden. Obwohl von einem „wir“ nicht die Rede sein konnte, denn ich hatte nicht den geringsten Schimmer, wie man die Sicherheitssysteme lahmlegte oder die Türkarten fälschte, oder den Code für die Eingangstür herausbekam. Nein, das alles wusste nur Taylor, der gute alte Datenanalyst. Während mein Freund ununterbrochen seine Fachsprache walten ließ und uns „über die Lage aufklärte“, wobei ich eigentlich nichts verstanden hatte, zündete sich Cody eine Zigarette an und pustete den Rauch ins Wohnzimmer. Er schien ebenfalls kein Wort zu begreifen und wenigstens in diesem Punkt konnte ich mich mit ihm still einigen. Doch eigentlich war es auch gar nicht so wichtig, ob wir wussten, was Taylor zu tun hatte. Wichtig war nur, dass wir wussten was wir tun mussten, um unbeschadet aus der Angelegenheit hervorzutreten. Cody sollte sich auf dem Dach eines nahegelegenen Hochhauses postieren, denn von dort sollte der junge Scharfschütze den besten Überblick haben und mich eventuell aus einer misslichen Lage befreien. Von dort aus hatte er freies Schussfeld, zumindest was den Bereich des Westflügels und des riesigen Gartens betraf. Und da wir genau dort Jeffrey O´Neil vermuteten, bzw. erhofften, beschloss Taylor, dass Cody sich genau an diesem Ort platzieren sollte. Nachdem Cody das Gesagte verarbeitet hatte klatschte er in die Hände und grinste.

»Und wehe du verfehlst dein Ziel, Knirps!«, blaffte ich ihn an. Denn wenn mir jemand zur Seite stand, dann musste ich mich auch voll und ganz auf ihn verlassen können. Doch Cody grinste nur weiter und entgegnete mir: »Ich bin Scharfschütze, Kumpel! Ein Schuss, ein toter! Das solltest du doch wissen.«

»Sollte ich das?«, fragte ich und hob skeptisch die Augenbrauen, »Du bist ja schließlich noch ein Kind!«

Das war zu viel für Cody. Die letzte Bemerkung meinerseits brachte ihn völlig aus dem Konzept und ich konnte Wut in seinen Augen aufblitzen sehen.

»Ich«, begann er in scharfem Ton, »bin kein Kind!« Das war die typische Antwort eines Pubertierenden. Ich hatte auch mit keiner anderen gerechnet. Zu berechenbar, dachte ich und lachte innerlich über sein kindisches Verhalten.

Nachdem ich mich genug über ihn lustig gemacht hatte erklärte Taylor mir meinen Part, den ich zu spielen hatte. Eigentlich klang es alles ganz einfach: »Tu genau das, was ich dir per Funk sage!« So musste ich mir nicht viel merken und hatte keine Pläne oder sonstiges auswendig zu lernen, was mir persönlich sehr entgegen kam, da ich es hasste, mich Stunden um Stunden mit Kartenmaterial und ähnlichem zu beschäftigen. Das war mir eindeutig zu stumpf.

»Ihr wisst, was ihr zu tun habt?«, fragte Taylor und sah Cody und mich eindringlich an. Wir nickten. »Gut. Dann werde ich mich jetzt an die Arbeit machen und den Rest erledigen. Übermorgen früh können wir mit der Mission beginnen. Bis dahin muss ich allerdings noch ein paar Dinge erledigen. Am besten ihr ruht euch aus und bereitet euch auf Übermorgen vor. Das wird sicherlich kein Zuckerschlecken!«

Als wäre das sein Stichwort gewesen erhob Cody sich und schlenderte zu dem Rucksack hinüber, den er mitgeschleppt hatte. Er legte ihn feinsäuberlich auf den Fußboden, ging dann zu den Fenstern hinüber und ließ die Jalousien herunter, bevor er sich wieder seinem Rucksack widmete. Er öffnete den Reißverschluss und packte den gesamten Inhalt und breitete ihn auf dem Fußboden aus. Dort lagen schließlich haufenweise einzelne Teile eines Gewehrs, wie ich vermutete. Unbewusst starrte ich dabei ihn an und beobachtete jede Bewegung die er machte. Fassungslos sah ich zu, wie er mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit die Teile aneinandersetzte und zusammenbaute. In Windeseile und mit viel Geschick hatte er ein Scharfschützengewehr vor sich aufgebaut. Mir klappte die Kinnlade runter. Noch nie hatte ich gesehen, dass jemand ein Scharfschützengewehr in einem solchen Tempo aufbaut, und von Cody hatte ich dies erst recht nicht erwartet. Dieser Jungspund hatte also tatsächlich Talent.

Plötzlich blickte der achtzehnjährige zu mir herüber, als hätte er mein starren bemerkt und fragte dann verwirrt: »Warum glotzt du mich eigentlich immer so mega scheel an? Kannste das Mal lassen?«

Ich wusste nichts zu erwidern. Also zuckte Cody bloß mit den Schultern und wandte sich wieder seinem Spielzeug zu. Taylor hatte sich in der Zwischenzeit in sein Arbeitszimmer begeben und arbeitete an dem Plan, den nur er kannte. Ich verweilte noch ein paar Minuten auf dem Sofa und sah Cody bei zu, wie er sein Lieblingsstück säuberte. Da ich allerdings nichts zu tun hatte und ich auch keinen Wert auf ein Gespräch mit dem Jüngling legte, machte ich mich irgendwann auf den Weg nach draußen und ging ein wenig Spazieren.

Allmählich wurde es dunkel. Ich schlenderte durch die Straßen der kleinen Ortschaft und genoss die kühle Luft um mich herum. Ich kam an Waldgebieten vorbei, an kleinen Bächen, an riesigen Wohnhäusern und an alten Bauernhöfen. Doch ich begegnete nicht einer Menschenseele. Alles erschien wie ausgestorben, als befände ich mich in einer Geisterstadt. Wenn ich diesen Ort nicht gekannt hätte, so hätte ich auch vermutet, dass tatsächlich niemand mehr hier lebte. Doch so, wie ich diese Menschen in der Umgebung in Erinnerung hatte, schlossen sie sich gerne mal im Haus ein und blieben dort den ganzen Tag, egal wie schön das Wetter außerhalb ihrer vier Wände auch sein mochte. Mir waren diese Leute schon immer etwas suspekt, doch ich hatte mich daran gewöhnt. Schon früher, als Taylor und ich noch Kinder waren, spazierten wir oft zusammen durch diese Gegend. Und wenn wir mit unseren fünfzehn Jahren mal wieder etwas Alkohol zu uns nehmen wollten, kam es uns sehr gelegen, dass uns niemand dabei sah.

Auch heute fand ich es nicht weiter tragisch, dass niemand meinen Weg kreuzte. Ich wollte ohnehin lieber allein sein und wenigstens den Versuch starten abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Die kühle Luft einzuatmen tat mir gut. Der perfekte Ort um einen klaren Kopf zu bekommen, dachte ich. Doch der klare Kopf blieb mir in weiter Ferne. Denn eigentlich kreisten meine Gedanken nur so vor sich hin, bis sie sich an einem Punkt festbissen: An Susanna und Amy. Und plötzlich wurde ich mit unbekannten Emotionen überschüttet, die wie ein Hagelsturm auf mich niederprasselten. Ich dachte an ihre Gesichter, an ihre Worte und an ihre Stimmen, dachte an vergangene Tage, dachte an die schönen Ereignisse, dachte an…

Mit einem Mal begann es in meinem Kopf zu hämmern und ein stechender Schmerz durchzuckte mich. Ich liebe dich, Clay, erklang es in meinen Gedanken. Vergiss mich nicht. Ich hielt mir die Hände an den Schädel und versuchte dem Schmerz zu entgehen, der über mich gekommen war. Doch die Erinnerungen, die mir erneut an diesem Tag zusetzten verstärkten den Schmerz nur noch.

Ich liebe dich…

Clay…

Clay?

Meine Hände begannen zu zittern und mein Blick wurde unscharf. Die Bauernhöfe, die Straße, die Bäume und Wiesen verzerrten sich.

Clay!

Bleib bei mir, Clay!

Susannas Stimme hallte in meinem Kopf wider. Sie brannte sich in die Schädeldecke, in mein Hirn und es war mir, als stünde sie direkt neben mir. Sie hörte sich so nah, so greifbar an.

Vergiss mich nicht.

Ich sah ihr Bild vor mir. Ihr wunderschönes, langes, blondes Haar, ihre leuchtenden Augen, die mich anstrahlten. Und sie lächelte mir zu und flüsterte.

Vergiss mich nicht.

Doch dann brach ihr Gesicht und ihre Haut bröckelte ab. Sie löste sich auf. Ich schrie auf und ließ mich auf die Knie fallen, als mich dieses Bild erreichte.

Reiß dich zusammen, befahl ich mir selbst in Gedanken, doch ich konnte mich nicht zusammenreißen. Die Erinnerungen gewannen die Oberhand. Und sie entzogen mir die Kontrolle über meinen Körper.

»Guten Morgen, Clay Nolan Connery«, ertönte plötzlich eine andere Stimme in meinem Inneren. Die eines Mannes. Meine Kopfschmerzen nahmen zu, das Zittern nahm zu, mein rationales Denken nahm ab. Krämpfe breiteten sich über meine Gliedmaßen aus. Und wieder rissen meine verlorenen Erinnerungen an mir, kämpften sich durch das Unbewusste ins Vorbewusste und brachen nun im Bewussten ein.

Fesseln, Männer, Licht, Tränen, Musik, Konversationen, nackte Wände, Holzstuhl, rissiger Fußboden. Und mitten drin ich!
 


 

***

»Guten Morgen, Clay Nolan Connery«, höre ich eine raue Männerstimme erklingen. Langsam öffne ich die Augen. »Ich hoffe du hast gut geschlafen!«, sagt er wieder und lacht dann höhnisch. Meine Lider sind schwer und fühlen sich an, als seien sie mit noch flüssigem Heißkleber zusammengeklebt worden. Auch meine Mundwinkel hängen schlaff nach unten. Alles ist so taub. Ich habe das Gefühl, dass meine Gliedmaßen nicht mehr die Meinen sind. Verschwommen nehme ich beim x-ten Mal blinzeln ein paar Umrisse wahr, die hin und her schwanken und sich nicht lange an einem Fleck aufhalten. Vielleicht trägt der Verwirrtheitszustand, den ich gerade durchlebe ebenfalls seinen Teil dazu bei, dass ich glaube, alles würde sich drehen und wenden, schwanken und verschwimmen.

»Susanna…«, flüstere ich, ohne wirklich zu wissen warum, und sogleich schießt mir das Bild einer jungen Frau in den Kopf.

»Siehst du«, höre ich einen zweiten Mann reden, »Ich habe doch gesagt, dass es funktionieren wird!«

Der erste Mann wirft einen Blick zurück, beugt sich dann zu mir nach vorn, doch ich kann nichts weiter als seine Umrisse erkennen. Er ist groß und scheint sehr muskulös zu sein.

»Wer ist Susanna?«, fragt er und ich glaube zu sehen, wie er die Augenbrauen hebt.

Sie ist meine Frau! Meine wunderschöne Frau, schreien meine Gedanken, doch diese Worte bleiben mir im Halse stecken. Die Erschöpfung zerrt an mir. Sie ist zu übermächtig, als dass ich in der Lage bin, meine Augen noch weiterhin geöffnet zu halten. Wie von selbst fallen sie zu und tauchen meine Sicht in ein endloses Schwarz. Plötzlich spüre ich einen Druck auf meiner Wange und vernehme ein dumpfes Geräusch. Diese Mischung hält mich wach und ich öffne die Augen einen winzigen Spalt, sodass ich gerade erkennen kann, wie der Mann mir seine flache Hand ins Gesicht schlägt. Doch ich nehme es kaum wahr. Leise erklingt Musik, die beinah die Worte des Mannes übertönt: »Ich habe gefragt, wer Susanna ist!«

Mein Mund ist so staubtrocken, dass ich fürchte, er würde zerbröseln, sobald ich versuchen würde zu sprechen. Trotzdem keuche ich leise: »Meine Frau… Sie ist meine Frau.«

Alles erscheint in weiter Ferne: Der Typ vor mir, die Musik die im Hintergrund spielt, sogar meine eigene Stimme. Es kommt mir so vor, als sei ich nicht mehr wirklich in meinem eigenen Körper, sondern würde irgendwo fernab von allem auf dieses Geschehen herunterblicken und nur Bruchstücke des Ganzen mitbekommen. Ein wahrlich ekelerregendes Gefühl.

»Gut so, Clay«, meint der andere Mann im hinteren Bereich des grellen Raumes. »Wie alt ist Susanna?«

»Siebenundzwanzig Jahre.«

»Wo habt ihr euch kennen gelernt?«, fragt nun der Erste wieder.

Ohne zu überlegen sage ich: »Im Jersey Park. Sie gewann bei einer Runde Poker und ich war danach Pleite.«

Wozu all diese Fragen? Und wozu meine Antworten, die ich selbst nicht einmal geben möchte? Warum gebe ich diese?

»Wann habt ihr geheiratet?«

Warum all diese Fragen?

»Am 28.Mai 2001.«

Es ist, als wäre nicht ich derjenige, der diese Antworten gibt, sondern als wäre jemand völlig anderes in meinem Körper und würde ihn für seine Zwecke gebrauchen.

»Wann hat sie Geburtstag?«

»Am sechsten Juni«, sagt mein Mund, aber nicht ich. Ich sehe nur stumm zu, wie mein Körper das erzählt, was der Mann wissen will.

»Beschreib sie mir«, fordert er, auch wenn sein Tonfall ruhig und gelassen bleibt.

»Sie ist 176cm groß, hat lange blonde Haare, ein paar Sommersprossen, eine zierliche Gestalt…«

Ihr Bild geistert durch meine Gedankenwelt, doch ich nehme es nur am Rande wahr.

»Er lernt schnell«, meldet sich der zweite Typ zu Wort und beginnt zu kichern. Der Erste verschränkt die Arme vor der Brust und faucht seinen Kollegen an: »Hat jemand nach deiner Meinung gefragt?«

Ein Streit entfacht, doch ich bekomme diesen schon nicht mehr mit. Stattdessen schwebe ich weit oben, irgendwo am Himmelszelt. Ihre Stimmen werden undeutlich und verhallen. Nur die seltsame Musik, die ich nicht deuten kann, spielt noch einen Moment länger. Bis auch sie verstummt.
 

Auf einer Parkbank kam ich wieder zu mir. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie ich dorthin gekommen war, doch um ehrlich zu sein interessierte es mich auch nicht wirklich. Irgendwie war es mir egal. Ich hielt mir den schmerzenden Schädel, in dem es unaufhörlich dröhnte. Doch auch das interessierte mich nicht. Ich hatte nur einen einzigen Gedanken. Und dieser galt Susanna. Ich musste sie sehen, musste mich vergewissern, dass es ihr gut ging. Und dass es Amy gut ging. Der Flashback, der mich eben überrannt hatte musste etwas zu bedeuten haben, auch wenn ich nicht sagen konnte, was es war. Warum hatte ich in meiner Erinnerung alles über meine geliebte Frau preisgegeben? Warum wollten die beiden Männer überhaupt so viel über sie wissen? In mir wuchs die grausame Befürchtung, sie könnten ihnen etwas angetan haben. Als sich dieser Gedanke in mir ausbreitete, konnte ich nicht anders. Ich sprang von der Bank auf und rannte los. Dass ich Sternchen sah, oder dass ich vor Schwindel drohte umzukippen hinderte mich nicht daran, das Haus aufzusuchen, in welchen Susanna, Amy und ich einst gewohnt hatten und in dem meine Beiden noch heute wohnen mussten.

Ich rannte und rannte, ohne Rücksicht auf meine körperlichen Aufschreie zu nehmen. Rannte einfach drauf los, ohne zu wissen, wo ich überhaupt war. Schließlich kam ich wieder in der Oklahoma Avenue an. Von hier aus kannte ich den Weg zu meinem Haus, oder zu dem, was einst mein gewesen war. Ich benötigte keine zwei Minuten, bis ich vor dem Haus angelangt war, welches ich suchte. Erschöpft hielt ich an und begutachtete den großen Garten, in dem Amy immer gespielt hatte. Der Rasen schien lange nicht mehr gemäht worden zu sein. Auch der weiße Zaum am Eingang hatte seine Macken aufzuweisen. Susanna hatte ihn doch immer gepflegt und neu gestrichen, wenn die Farbe abblätterte. Doch jetzt war von der weißen Farbe nicht mehr viel übrig. In der hereingebrochenen Dunkelheit konnte ich weiteres nicht erkennen, und auch im Inneren des Hauses brannte kein Licht, welches es mir ermöglicht hätte, einen Blick durch die Fenster auf sie zu erhaschen. Aufgrund dessen ging ich durch das Tor und den kleinen Kiesweg entlang Richtung Haustür. Ob ich nun tatsächlich vorgehabt hatte zu klingeln ist mir unklar. Doch ich kam ohnehin nicht dazu, denn als ich auf das Klingelschild blickte, erfasste mich das blanke Entsetzen. Es war leer.

...war so gut wie...

Ein stetes Hämmern durchbrach die Stille der Nacht. Es hallte lautstark in der ganzen Umgebung wider, prallte von den kalten Häuserwänden ab und wurde zurückgeschleudert. Das Echo musste noch meilenweit zu hören sein, so laut war dieses Hämmern. Und ja, es kam von mir. Mit der Faust schlug ich immer und immer wieder gegen die Haustür von Taylors Wohnung. Doch er öffnete mir einfach nicht. Und dabei war ich bestimmt schon seit vier Minuten damit beschäftigt die Tür zu demolieren. Ich musste unbedingt mit meinem Freund sprechen und diese Angelegenheit duldete keinerlei Aufschub. Natürlich hätte ich auch die Klingel benutzen können, aber mit einem stumpfen auf-den-Knopf-drücken hätte ich meine innewohnenden Aggressionen nicht loswerden können. Also hatte ich mich für das ohrenbetäubende Hämmern entschieden. Endlich, eine gefühlte halbe Stunde nach Beginn, öffnete er mir. Er trug bloß eine graue Boxershorts und ein paar durchlöcherte Socken und machte einen extrem genervten Eindruck. Seine Mundwinkel schienen beinah am Boden zu hängen. Nun gut, ich gebe zu, ich hätte nicht anders aus der Wäsche geguckt, wenn irgend so ein Spinner wutentbrannt einen Gewaltakt gegen meine Wohnungstür begangen hätte.

»Was?«, fauchte Taylor bitter zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »Bitte was ist so ungemein wichtig, dass du die gesamte Nachbarschaft mit deinem Lärm aus dem Bett werfen musst, Clay?«

Ich verschränkte nun ebenfalls genervt die Arme vor der Brust, weil ich fälschlicher Weise nicht mit einer solch aggressiven Reaktion seinerseits gerechnet hatte und meinte nur: »Was ist mit Susanna und Amy passiert?«

»Wie, was ist mit ihnen passiert? Was soll denn sein? Ist doch alles in Ordnung!«

Ich hob die linke Augenbraue und zeigte damit meine Skepsis. Entweder war Taylor zu Müde gewesen um meine Frage richtig zu deuten oder er verheimlichte mir bewusst etwas.

»Ich meine, warum sind sie nicht mehr in dem Haus, in dem wir früher gewohnt haben?«

Mit diesen Worten änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Er wirkte bedrückt und irgendwie, als hätte ich ihn bei etwas ertappt. Dann machte er Platz und bat mich einzutreten. Ich ließ mich auf dem Sofa nieder, zündete mir aus Nervosität eine Zigarette an und lehnte mich zurück, ohne mich nur ein wenig zu entspannen. Ich musste wissen, was Taylor mir bis jetzt verschwiegen hatte, musste wissen, was mit Susanna und Amy geschehen war und warum sie nicht mehr in unserem damaligen Haus lebten. Diese Fragen zermarterten mir formlich das Hirn.

»Hör zu«, begann Taylor und setzte sich zu mir. Er hatte diesen „Nimm-es nicht-so-schwer-Gesichtsausdruck“ aufgesetzt und sah mich mitleidig an. Ich befürchtete das Schlimmste. »Ich darf dir nicht sagen wo sie sich aufhalten«, sagte er entgegen aller meiner Erwartungen.

»Bitte?«, platzte es aus mir heraus. Vor lauter Entgeisterung fiel mir die Kippe auf den Boden und brannte ein kleines Loch in den Teppich.

»Verdammt, was tust du denn da? Den habe ich mir gerade neu gekauft!«

Ich entschuldigte mich auf meine Art: Ich aschte noch zusätzlich auf den hellen Teppich, damit das Brandloch nicht so auffiel. Mein Freund schüttelte bloß den Kopf und setzte da fort, wo er gestoppt hatte: »Ich kann es dir nicht sagen, weil du zu ihnen gehen würdest. Weißt du, sie haben jetzt ein neues Leben in das du nicht mehr hineingehörst. Und ich kann nicht zulassen, dass du es kaputt machst, indem du bei ihnen aufkreuzt! Ich denke, dass du das verstehen kannst.«

Ich nickte. Eigentlich teilte ich seine Meinung, doch ich wäre schon froh gewesen, zu sehen, dass es ihnen gut ging. Ich senkte meinen Kopf und seufzte.

»Ich weiß, dass es hart sein muss. Aber du weißt selbst, dass es nicht anders geht«, sagte er langsam und legte mir die Hand auf die Schulter, »Du solltest jetzt schlafen gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag.« Mit diesen Worten verschwand er in seinem Schlafzimmer und kam mit einer Decke und einem Kissen auf dem Arm zurück. Er drückte mir beides in die Hand, wünschte mir eine Gute Nacht und ging schlafen. Ich saß noch einen Moment einfach da und rauchte die Zigarette zu Ende, bevor ich die Decke ausbreitete und mich ebenfalls hinlegte.
 

***

»Wer bist du?«, höre ich die raue Stimme eines Mannes sagen, der irgendwo am Ende des Raumes sitzt. Ich schüttle den Kopf und krächze: »Ich weiß nicht.« Der Mann faltet seine Hände zusammen, als will er beten und sieht mich aus seinen funkelnden Augen an.

»Dein Name ist Clay Nolan Connery! Merk dir das! Clay Nolan Connery!«

Ich schüttele wieder den Kopf. Das ist nicht mein Name! Ich weiß nicht, wie ich heiße, aber das ist definitiv nicht mein Name. Da bin ich mir absolut sicher. »Nein«, sage ich mit trockener Kehle, »Nein, so heiße ich nicht!«

»Doch so heißt du, Clay!«, faucht er und schlägt mit der Faust auf den alten Holztisch, vor dem wir beide sitzen, sodass seine Kaffetasse umkippt und sich der braune Kaffee über die gesamte Tischplatte verteilt. Ich bleibe stumm und erwidere nichts. Wenn ich etwas Falsches sage, dann wird er mich wieder schlagen, das weiß ich. Es wäre nicht das erste Mal.

»Also«, fragt er wieder, »Wer bist du?«

Ich schlucke schwer und antworte: »Ich bin Clay Nolan Connery, Ex-FBI-Undercoveragent, Dreiundreißig Jahre alt, habe eine Frau Susanna und ein Kind namens Amy.«

Der Mann nickt und schreibt etwas auf den weißen Zettel, den er immer dabei hat, wenn wir uns unterhalten. Dann lächelt er und lobt mich für meine Lernfähigkeit. Dabei versuche ich nur den Höllenqualen zu entgehen, die mich ansonsten ereilen würden, wenn er wieder auf mich einprügelt. Ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als mein Gesicht so sehr geschwollen war, dass ich weder essen noch trinken konnte ohne aufzuschreien.

»Und was bist du noch?«

Ich überlege nicht lange. »Ich bin tot. Jemand hat mich erschossen. Doch ich weiß nicht, wer mein Mörder ist. Ich bin auf der Suche nach ihm und wenn ich ihn gefunden habe, schlitze ich ihn auf wie ein Schwein beim Schlachter!«

Das Grinsen im Gesicht meines Gegenübers verbreitert sich. »Gut so«, flüstert er mehr zu sich selbst, als zu mir und kritzelt wieder auf seinem Zettel rum, »Du bist der geborene Killer!«

Dann steht er auf und kommt auf mich zu. Ich will eigentlich nichts lieber als dass er bleibt, wo er ist, doch er kommt stetig näher. Meine am Rücken mit Klebeband zusammengehaltenen Arme verkrampfen sich mit jedem Schritt, den er sich mir nähert. Plötzlich packt er mich an den langen Haaren und schleudert meine Stirn auf die Tischplatte. Stechender Schmerz durchzuckt meinen Schädel, fließt hinab bis in meine Beine und Füße und kriecht wieder hinauf. Und dann dieses Piepen. Dieses grausame, eintönige Piepen, das mir beinah den Schädel sprengt. Es dröhnt so unerträglich laut, dass es meine Ohren es kaum ertragen können, kratzt an den strängen meines Hirns und lässt mich laut aufschreien.


 

Ich schrie laut auf und schreckte hoch. Kalter Schweiß rann mir von der Stirn herab, die plötzlich zu schmerzen begann. Ich atmete schwer und in tiefen, unregelmäßigen Zügen. Als ich erkannte, dass alles nur ein Traum gewesen war lehnte ich mich wieder zurück und atmete ruhiger. Wie ich diese verdammte Scheiße hasste. Nachts konnte ich nicht schlafen, weil ich ständig Albträume hatte und Tags konnte ich nicht leben, weil mich Flashbacks überrannten. Dieser verdammte Scheißdreck ging mir allmählich richtig auf die Nerven. Ich seufzte, rieb mir mit den Fingern den Schlaf und den Schweiß aus den Augen, und stand auf. Ich würde ohnehin nichtmehr schlafen können. Das Sofa war hart und nun war ich vollends verspannt, aber ich versuchte es gekonnt zu überspielen. Erst mal ein Bier, dachte ich, ging taumelnd in die Küche, öffnete verschlafen den Kühlschrank und nahm mir eine kühle Flasche heraus. Ich schloss die Kühlschranktür wieder und nahm einen großen Schluck des kühlen Bieres. Es tat gut, wie es mir die Kehle hinunterfloss. Dann setzte ich mich zurück aufs Sofa und sah zum Fenster hinaus. Es war noch dunkel, aber die Sonne sollte bald aufgehen. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Doch sobald sie zu waren, erreichten mich Bilder. Bilder von Susanna und Amy, Bilder von diesem Mann, der vor mir am Tisch saß und Bilder meines Todes. Ich riss die Augen wieder auf. So konnte das nicht weitergehen! Ich ließ meinen Kopf auf meine Hände sinken und versuchte diese gottverdammten Bilder zu verdrängen. Ohne Erfolg. »Scheiße!«, fauchte ich leise, als ich meine Hosentaschen durchforstete und das kleine Päckchen fand, das ich suchte. Ich hatte doch aufgehört! Wütend über meine Unfähigkeit standhaft zu bleiben schlug ich auf den Tisch, öffnete das Päckchen und verteilte das weiße Pulver darauf. In dem wenigen Licht konnte ich kaum erkennen, wohin ich das Koks eigentlich streute. Ich hoffte inständig, dass nichts davon auf den Fußboden gefallen war, schon alleine, weil Taylor unter keinen Umständen davon wissen sollte. Plötzlich hörte ich ein lautes Rumpeln, das definitiv aus Taylors Schlafzimmer kam. Mist, dachte ich, als mir bewusst wurde, dass er bereits wach war. Hatte ich ihn geweckt oder stand er immer so früh auf? Egal! Er war jedenfalls auf den Beinen und ich konnte ahnen, dass er jeden Moment das Wohnzimmer betreten würde. Und dann würde er erst mich sehen, sobald er das Licht einschalten würde, und dann das koks auf seinem Tisch. Und dann würde er vermutlich vollkommen ausrasten und mich kurzerhand aus seiner Wohnung werfen. Und ich würde allein versuchen müssen in Jeffrey O´Neils Anwesen zu gelangen. Doch das konnte ich nicht riskieren! Also nahm ich das Pulver auf, indem ich es mit der rechten über die Tischplatte und auf meine linke Hand schob. Wohin damit? Ich überlegte angestrengt und hörte es noch einmal poltern. Wahrscheinlich hatte er gerade seinen Schrank umgelaufen oder sich an der Bettkannte das Knie gestoßen. Er war also auf dem Weg zur Tür. Schnell ging ich alle Möglichkeiten durch, die für ein Versteck des Rauschgiftes geeignet waren: Zurück in die Tüte? Dauert zu lange! In die kleine Blumenvase? Danach ist es nicht mehr zu gebrauchen! Unter das Sofa? Zu auffällig!

Der Teppich, schoss es mir in den Sinn und somit kehrte ich das Pulver mit der flachen Hand unter den weißen Teppich. Keine Sekunde nachdem ich mir die Hände ausgeklopft hatte öffnete sich auch schon die Schlafzimmertür und ich hörte, wie Taylor Barfuß über den Teppich Richtung Lichtschalter tappte. Wieder stieß er gegen etwas, was die Wand gewesen sein musste, und fluchte leise. Dann fuhr er mit der Hand über ebendiese Wand und suchte den Lichtschalter. Schließlich hörte ich das Klicken des Schalters und sofort wurde das Zimmer in grelles, stechendes Licht getaucht. Ich kniff instinktiv die Augen zusammen und fühlte mich plötzlich wie erstarrt. Ein unbehagliches Gefühl beschlich mich. Als hätte ich genau diese Szene schon einmal erlebt. Die Schemen von Taylor, der sich langsam auf mich zubewegte. Als wäre es alles schon einmal passiert, nur nicht in diesem Wohnzimmer, sondern in diesem gottverdammten Kellerraum, der so oft in meinen Flashbacks auftauchte. Ein Déjà Vu, dachte ich und schüttelte den Kopf um es loszuwerden. »Morgen«, sagte Taylor und endlich nahm er Gestalt an.

»Morgen?«, fragte ich verdutzt, »Es ist mitten in der Nacht!«

Er hielt inne, warf eine Blick auf die große Uhr über dem Flachbildfernseher und entgegnete trocken: »Es ist 05:30Uhr. Es ist morgens!«

Ich hielt es nicht für nötig mit ihm über die Tageszeit zu diskutieren, machte stattdessen auf dem Sofa Platz und er setzte sich zu mir. »Wie ich sehe bist du schon beim Frühstück«, stellte er fest und deutete auf mein Bier, das ich auf den Tischrand gestellt hatte. Ich nickte.

»Dir geht’s nichts gut, hab ich recht?«

Ich nickte. »Weißt du, irgendwie habe ich das Gefühl den Verstand zu verlieren. Als ob da oben ´ne Schraube locker ist«, sagte ich und tippte mir gegen die Schläfe, »Ständig träume ich von abgefahrenen Szenarien. Ständig kommen Erinnerungen zurück und ich durchlebe sie noch einmal. In den letzten Tagen hatte ich häufiger Flashbacks und wenn sie aufhören, dann finde ich mich irgendwo anders wieder, ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen bin, wenn du verstehst?« Taylor hörte mir aufmerksam zu. Und er verstand, was ich ihm zu sagen versuchte. Schließlich krallte er sich das Bier aus meiner Hand, nahm selbst einen großen Schluck daraus und meinte: »Erzähl mir von deinen Träumen und diesen seltsamen Flashbacks.«

Und ich erzählte ihm davon. Erzählte alles, was mir noch in Erinnerung geblieben war. Angefangen mit der Erinnerung an den Tag, an dem ich starb, bis zu der Szene im Keller, wo mich der Mann fragte, wer ich bin. Ich erzählte ihm alles bis ins kleinste Detail.

»Ok«, sagte Taylor, als ich geendet hatte, »Ich weiß zwar nicht warum, aber ich glaube, dass es etwas zu bedeuten hat. Dass deine Flashbacks und Träume dir etwas sagen wollen, aber du noch nicht erkennen kannst was es ist. Und vielleicht finden wir mit dem Stick von Mr. O´Neil auch die Antworten. Vielleicht gewinnst du dann etwas Klarheit über das alles.«

Ich nickte wieder. Wahrscheinlich –nein, hoffentlich- hatte er recht.
 

Den restlichen Tag bis 17Uhr verbrachten Taylor und ich mit Vorbereitungsarbeiten für unser wagemutiges Vorhaben, das am Abend starten sollte. Wir bereiteten uns auf verschiedene Situationen vor, auf die man sich nicht wirklich vorbereiten kann. Den Ernstfall kann man einfach nicht proben. Dennoch versuchten wir es. Wir überlegten z.B. was zu tun ist, wenn mich ein Wärter entdeckt, den Taylor nicht orten kann. Oder was ich tun muss, wenn Taylor eine der Kameras nicht abschalten kann und ich mitten im Blickfeld wäre. Alle Möglichkeiten gingen wir durch, doch ich wusste, dass ich immer anders handeln würde, wenn es tatsächlich zu einer solchen Situation kam.

Am Nachmittag gesellte sich Cody zu uns: zu meinem Entsetzen! Ich konnte ihn einfach nicht leiden. Natürlich war er auch immer noch so selbstgefällig und arrogant wie bei unserem ersten Treffen am Tag davor. Und noch genauso unfreundlich. Er trug ein schwarzes Muskelshirt und eine ebenso schwarze, lange Hose. Sein Gesicht war frisch rasiert und seine kurzen Haare wurden von einer dunklen Wollmütze bedeckt. Auch heute hatte er sein Scharfschützengewehr in dem Rucksack auf seinem Rücken, das er, wie ich vermutete, immer und überall mit sich rumschleppte. Doch er hatte noch eine große Reisetasche dabei, die er über der Schulter trug. Den Inhalt dieser Tasche breitete er auf dem Glastisch im Wohnzimmer aus: drei kleine Ohrstöpsel mit Freisprechanlage, drei verschiedene und neue Handys, an die die Ohrstöpsel angebracht werden konnten, eine Elektroschockpistole, zwei schicke Quarzsandhandschuhe, die höchstwahrscheinlich für mich bestimmt waren, ein Bajonett AK-47 mit brauner Scheide, einen Colt M1911 Kaliber .45 Automatic und eine M9. Die Quarzsandhandschuhe waren tatsächlich für mich, genau wie das Bajonett, die Elektroschockpistole und die M9. Der Colt wanderte zu Cody. Ich zog die Handschuhe an. Sie waren am Handrücken und im Bereich der Knöchel mit Protektoren aus feinem Quarzsand versehen, schränkten die Bewegungsfreiheit aber nicht ein. Der Vorteil dieser Handschuhe lag darin, dass der Quarzsand vor Messerstichen und harten Schlägen schütze. Außerdem hatten sie eine ähnliche Wirkung wie Schlagringe, wenn man damit zuschlug. Autsch, dachte ich, als ich mir vorstellte, wie der Quarzsand das Gesicht von jemandem, in diesem Fall wäre es Jeffrey O´Neil, geradezu aufschrammen würde. Das täte mit Sicherheit weh!

Ganz besonders sagte mir auch die nette Elektroschockpistole zu. Ein wirklich schönes Spielzeug. Dieses Ding feuert aus der Distanz zwei Projektile ab an denen isolierte Drähte angebracht sind, die die elektrischen Impulse auf den Körper der Zielperson, welche wieder Jeffrey O´Neil wäre, übertragen. An den Projektilen befinden sich kleine Nadeln, welche wiederum mit Widerhaken versehen sind, die sich im Körper einhaken. Viel Spaß beim entfernen! Etwas schade ist, dass man bloß einmal abfeuern kann. Dafür kann man jedoch die getroffene Zielperson mehrmals unter Strom setzen, was mir für meine Arbeit definitiv genügte. Ich legte die Elektroschockpistole wieder zurück und nahm das Bajonett AK-47 zur Hand. Ursprünglich gehörte es zu einem Sturmgewehr, aber die Klinge allein war eine gute Waffe im Nahkampf. Außerdem war es für mich zu auffällig mit einem Sturmgewehr in das Anwesen zu spazieren. Man würde sofort auf mich aufmerksam werden. Also hatte ich nur dieses Messerchen, welches ich wunderbar im Stiefel verstecken konnte.

In die M9 hatte ich mich bereits verliebt, als ich sie sah. Ein wirklich schönes Ding, das mir auf Grund ihres geringen Gewichtes gut in der Hand lag. Die Standartversion fasste 15 Patronen und mit der Ersatzmunition, die ich bekam, hatte ich mehr als genug.

Ich verstaute die M9 hinten in meiner Hose, steckte die Elektroschockpistole in meine Hosentasche und das Bajonett fand seinen Platz im Stiefel. Die Quarzsandhandschuhe zog ich über. Cody nahm den Colt an sich und jeder von uns griff nach einem der Handys und einem Paar Ohrstöpsel.

»Ich habe die Handys so eingestellt das wir dauerhaft mit einander in Verbindung stehen, sobald die Ohrstöpsel angeschlossen sind und die Handys eingeschaltet werden. Außerdem sind sie definitiv abhörsicher«, erklärte Cody und mir wurde allmählich klar, dass er trotz seiner ätzenden Art hochintelligent war. Wir schalteten unsere Mobiltelefone ein und verkabelten sie. Ich steckte mir den linken Stöpsel ins Ohr. Irgendwann hatte ich mal gelernt, dass es besser ist nur einen Stöpsel im Ohr zu haben, damit man auch die Geräusche der Umgebung hören kann. Cody und Taylor hatten anscheinend dasselbe gelernt und taten es mir gleich. »Funktioniert es?«, fragte Cody in die Freisprechanlage und ich hörte seine Stimme durch den Ohrstöpsel. Taylor und ich nickten. Dann grinste Cody und meinte: »Dann ist ja alles wunderbar! Ich für meinen Teil werd´ jetzt verschwinden und schon mal meine Position einnehmen.« Er wandte sich gerade zum Gehen, als Taylor ihn aufhielt.

»Ist es nicht sinnvoller, wenn du und Clay zusammen fahrt?«

Cody warf mir einen entsetzten Blick zu. Ich warf Cody einen entsetzten Blick zu. Wir konnten uns wohl gegenseitig nicht gut leiden. »Muss das sein?«, fragten wir gleichzeitig. Verwirrt sah Taylor von einem zum anderen, rümpfte die Nase und entgegnete leicht genervt: »Ja, muss es! Oder wollt ihr noch mehr Aufmerksamkeit erregen, als ihr beiden es ohnehin schon tut?«

Cody zuckte mit den Schultern. »Na von mir aus. Dann komm jetzt aber mit, Kumpel! Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit um auf dich Opi zu warten!«

Ich biss die Zähne zusammen und überlegte mir, ob ich ihn bei unserer Fahrt einfach rauswerfen sollte, stand jedoch auf und folgte dem Balg zur Tür.

»Ich erledige den Rest von hier aus«, sagte Taylor und klebte sich vor den Laptop, »Ich melde mich bei euch.«

Und somit startete die Chaosmission.

...nichts!

Die Autofahrt bis zum Zielpunkt war grauenvoll. Nein, sie war sogar extrem grauenvoll! Cody hatte entschieden –dieser verdammte Dickkopf- dass wir mit seinem Wagen fahren, weil meiner „ein absolutes Wrack“ sei, wie er meinte. Da ich keine Lust auf eine Diskussion mit ihm hatte gab ich nach und wir stiegen in seinen neuen, schwarzen Mitsubishi Carisma. Er war derjenige der diese schicke Karre fuhr. Und wie er fuhr. Allem Anschein nach kannte er nur das Gaspedal, die Kupplung, die Gangschaltung und die ätzende Hupe, die er auf dieser Fahrt unauffällig benutzte, indem er dauerhaft darauf drückte. Von einem Blinker oder gar der Bremse hatte er noch nie etwas gehört. Im Nachhinein hätte ich mich dafür erschlagen können, dass ich nicht selbst gefahren war. Denn sein Fahrstil war weitaus schlimmer als mein eigener. Und das sollte etwas heißen! Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit des Grauens, -in Wirklichkeit war es bloß eine halbe Stunde- erreichten wir unser Ziel. Ruckartig schwenkte Codys Fahrstil von „völlig wahnsinnig“ in „ganz normal“ um. Er hielt ein paar Straßen vor der Ecke 19th Street NW und E Street NW und wir stiegen aus. Ein Schwall kühler Abendluft begrüßte mich sogleich, als ich aus dem verqualmten Auto kam. Cody schulterte seinen Rucksack und sagte in das winzige Mikrofon an seinem Muskelshirt: »Checkpoint erreicht! Ich nehme jetzt meinen Platz ein und dann kann Clay sich bereit machen. « Dann wiederholte er das Ganze, diesmal an mich gewandt. Als hätte ich ihn eben nicht gehört. Somit machte sich Cody auf und verschwand.

Ich war allein. Es war noch hell draußen und die Straße reflektierte das Licht der untergehenden Sonne. Ich schlenderte den Bürgersteig entlang, der mit Kaugummiklumpen und Papiertüten übersät war. Etwas Besseres hatte ich ohnehin nicht zu tun. Jetzt hieß es für mich: Warten. Darauf warten, dass ich grünes Licht bekam und mir diesen verdammten O´Neil vorknöpfen konnte. Schneller als erwartet ertönte Taylors Stimme in meinem Ohr.

»Clay?«, fragte er mit etwas rauem Unterton.

»Ja?«, antwortete ich und kickte eine Papiertüte über den Gehsteig. Unauffällig sah ich mich um. Schließlich sollte mich niemand dabei beobachten, wie ich „mit mir selbst“ sprach. Doch die Straßen waren frei von Fußgängern.

»Sobald die Sonne untergegangen ist geht´s los!«

Ich folgte dem Befehl und ging auf direktem Wege zum Zielpunkt, vorbei an rasenden Autos, vorbei an zahlreichen Reihenhäusern, bis hin zu dem riesigen Anwesen des Jeffrey O´Neil. In Wahrheit war es noch viel größer und protziger, als ich es mir hätte ausmalen können. Als Blickfang und kleinen Vorgeschmack diente eine Palmenallee, die sich bis zum Eingang hinzog, den man über einen breiten Weg erreichen konnte. Die Wände der Villa waren mit Natursteinen gespickt und mir wurde schon jetzt schlecht, wenn ich mir vorstellte, was für ein Vermögen in diesem Gebäude streckte. Angewidert von diesem Protz verzog ich das Gesicht. Mich erinnerte diese Villa eher an ein fünf-Sterne-Hotel als an einen Wohnsitz, in dem gerademal eine Person lebte. Dieser Typ hatte eindeutig zu viel Geld! Etwas neidisch schritt ich zur Eingangstür, die mehr wie ein großes Tor aussah, ebenfalls mit Natursteinen gespickt. Dort angekommen lehnte ich mich an die Hauswand und flüsterte: »Ich bin soweit. Kann´s losgehen?«

»Auf geht´s!«, ertönte Taylors Stimme, »Ich werde die die Tür öffnen. Dann gehst du rein und biegst direkt nach links in den Essbereich ab.«

Ich sagte, dass ich verstanden hatte und sogleich öffnete sich die Tür wie von Geisterhand. Ich tat wie mir geheißen, ging hinein, lehnte die Tür hinter mir an und bog nach links ab. Somit landete ich in einer Art Festsaal in dessen Mitte sich ein langer Edelholztisch befand. In der Dunkelheit des Raumes konnte ich nur seine Konturen ausmachen, doch ich war mir beinah sicher, dass er von unzähligen und überaus teuren Stühlen umgeben war. Auch konnte ich mir gut vorstellen, dass originale Werke von Dalí, Van Gogh und Da Vinci an den Wänden hingen. Diese Vorstellung passte einfach ungemein gut zu einem solchen Bonzenhaus.

Taylor gab mir Anweisung mich rechts zu halten, da hinter einem der breiten Fenster im linken Bereich ein Wachmann postiert war. Also verschmolz ich mit der Dunkelheit, presste mich an die Wand und schlich langsam und bedacht vorwärts. Hin und wieder stieß ich mit dem Kopf an einen Lampenschirm oder was auch immer, der von an der Decke baumelte. Doch ich erregte kein Aufsehen. Ich muss ehrlich zugeben, dass mich allmählich ein mulmiges Gefühl bei der Sache beschlich. Vielleicht liegt es in der Natur des Menschen, dass man sich an dunklen Orten unwohl fühlt. Vielleicht hatte ich auch einfach nur zu viele Horrorfilme gesehen. Rational gedacht ist es vollkommen absurd und überaus unwahrscheinlich, dass ein Monster an der Ecke des Raumes lauert und einen umlegen und auffressen will, aber irgendwie hatte ich genau davor etwas Angst. Ich schüttelte den Gedanken an Zombies, Einäugige und halb zerfleischte Körper ab und ging weiter.

»Gleich gelangst du ins Wohnzimmer. Mach einen kleinen Bogen über die linke Seite und geh durch die Terrassentür auf Zwölf Uhr raus. Diese müsste offen sein.«

Vorsichtig ging ich durch das Wohnzimmer hindurch, das ebenfalls einem Festsaal glich. Alles was ich hörte waren meine leisen Schritte auf dem feinpolierten Boden und mein Herzschlag. Dieser hallte laut in meinem Schädel wider und ich fürchtete, dass ihn jemand hören könnte. Mein Atem ging schnell und in kleinen Zügen, wie bei einem gehetzten und verängstigten Tier. Genauso kam ich mir in dieser Situation auch vor. Allerdings eher wie eine Katze auf der Jagd, die sich davor fürchtet, dass jemand ihre Beute verscheucht. Ich erreichte die Terrassentür, wie Taylor sie nannte, und duckte mich instinktiv, als sich ein Schatten davor bewegte. Es war nur ein Busch, den ich gesehen hatte, welcher sich im leichten Wind bog.

»Von deiner Position aus müsstest du den werten O´Neil schon sehen. Laut Kamera spielt er gerade Golf auf seinem Rasen«, meinte mein Freund und lachte, »Golf ist so ein dämlicher Sport!«

Ich richtete mich auf und starrte durch die Glastür. Tatsächlich konnte ich auf dem beleuchteten Rasen eine Person ausmachen, die einen Schläger schwang. Doch bevor ich die Tür öffnete fiel mir etwas auf. Eine Sache, über die ich bislang nicht wirklich nachgedacht hatte. »Taylor?«, fragte ich, »Wenn ich ihn mir packe, werden dann nicht diese Wachleute hier antanzen?«

»Darum hat Cody sich bereits gekümmert. Die Meisten schlafen jetzt und der Rest wird es bald tun. Aber beeil dich!«

Etwas an seinem Tonfall gefiel mir nicht, aber ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen konnte. Deshalb öffnete ich die Schiebetür und trat hinaus in den Garten, der die Größe eines Golfplatzes oder mehr hatte. Mit schnellen Schritten ging ich auf den Mann zu, der allmählich Gestalt annahm. Er war groß und athletisch gebaut. Seine lockigen, braunen Haare wucherten auf seinem Haupt. Eigentlich hätte er sich einen grandiosen Frisör leisten können, was seine Frisur allerdings nicht erkennen ließ. Seine Haare wirkten mehr, als würden sie einfach nur wild drauf los wachsen. Auch seine Kleidung ähnelte eher der eines Obdachlosen, als der eines Reichen. Er trug ein weißes Shirt, eine graue Strickjacke und eine verwaschene, blaue Jeans. Nur seine Lackschuhe schienen einiges gekostet zu haben. O´Neil stand mit dem Rücken zu mir und bemerkte nicht, dass ich mich ihm näherte. Doch ich wollte, dass er mich sieht.

»Jeffrey O´Neil?«, fragte ich deshalb laut, als ich schon fast bei ihm angekommen war. Verwirrt drehte er sich um und als er mich erblickte fiel ihm vor Schreck die Kippe aus dem Mund, die er bisweilen geraucht hatte. Doch er hatte keine Zeit um verdutzt und irritiert zu sein, denn ich hatte meine Elektroschockpistole bereits zur Hand genommen und auf ihn gefeuert. Die beiden Projektile schossen heraus und landeten etwas voneinander entfernt auf Jeffreys Brustkorb. Die Nadeln durchbohrten seine leichte Kleidung und steckten nun mit kleinen Widerhaken in seiner Haut. Der erste Stromstoß, den ich ihm verpasste ließ ihn zucken. Mir gefiel dieser Anblick. Er taumelte zu Boden und wand sich wie ein Käfer auf dem Rücken hin und her.

»Du erinnerst dich also an mich?«, fragte ich ihn und hob begeistert die Augenbrauen. Er keuchte und hielt sich die verkrampften Hände an die Brust.

»Natürlich!«, fauchte er.

»Gut! Ich mich nämlich nicht an dich«, meinte ich belustigt und versetzte ihm erneut einen Stromschlag, »Aber dann weißt du ja sicherlich auch was ich hier will, oder?«

Jeffrey versuchte sich aufzusetzen, doch seine Muskeln spielten nicht mit, sondern gingen in Krämpfen unter. Er ließ seinen Kopf auf den Rasen sinken und atmete tief ein. »Du willst wissen, was passiert ist«, stellte er fest. Ich verdrehte die Augen. Dieser Typ war mir irgendwie zu dämlich. »Ach Jeffrey! Ich weiß, was passiert ist! Ich will nur wissen, wer es getan hat. Also gib mir diesen verdammten Stick!«

Entgeistert sah er mich an. »W-Wie, du weißt es?«, stotterte er und setzte sich nun doch auf, »U-Und was ü-überhaupt für ein Stick?«

Ja klar! Jetzt spielt er den Unschuldigen und Unwissenden. Ist es nicht immer so? Er strapazierte meine Geduld. Schließlich hatte ich keine Lust, mich die ganze Nacht mit ihm rumzuschlagen, bis er denn irgendwann einmal seinen Mund auftat. Also seufzte ich und setzte ihn erneut unter Strom. Allerdings hatte ich allmählich Angst, er könne an einem Herzinfarkt sterben. Und so wie er zuckte und keuchte schien es nicht mehr lange zu dauern, bis er tatsächlich daran verreckte.

»Gottverdammt, Clay! Was machst du denn da?«, schrie Cody mich plötzlich durch den Ohrstöpsel an, »Du wolltest diesen Stick holen, man, aber du kannst den Typen doch nicht umlegen!«

»Halt´ die Schnauze!«, fuhr ich ihn an und nahm den Ohrstöpsel raus. Das hier war meine Angelegenheit und ich hatte definitiv keine Lust darauf, dass sich irgendjemand in meine Vorgehensweise einmischte. In der winzigen Sekunde, in der ich gerade nicht aufgepasst hatte, hatte Jeffrey sich die Projektile aus der Haut gerissen. An zwei Stellen seines T-Shirts bildeten sich nun blutrote Flecken. »Wollt ihr mir jetzt alle auf die Nerven gehen?«, schrie ich O´Neil an, der gerade kriechend versuchte zu fliehen. Ich packte ihn am Kragen und verpasste ihm einen harten Schlag mit der Faust. Dank der Quarzsandhandschuhe schürfte sich direkt seine Gesichtshaut auf und begann zu bluten. »Wo also ist dieser verdammte Stick mit den Namen der Beteiligten?«

Doch Jeffrey schüttelte nur den Kopf und krächzte: »Ich weiß nicht, wer dir diesen Bullshit erzählt hat, aber es gibt keinen gottverdammten Stick! Es hat nie einen gegeben und es wird nie einen geben, kapiert? Und was für Beteiligte überhaupt?«

Der Typ wollte mich wohl verarschen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als ihn auf den Boden zu drücken und sein Gesicht zu demolieren, welches nach kurzer Zeit nur so in Blut schwamm. Hach, ich liebte diese Handschuhe!

Ich sah ihn durchdringend an und stellte erneut meine Frage, doch er lächelte nur matt und gurgelte kaum hörbar: »Du hast gar keine Ahnung, wer du überhaupt bist.«

Was soll denn das wieder bedeuten, fragte ich mich selbst und spürte, wie die Wut in mir aufkochte. Können sich Menschen nicht einfach mal klar ausdrücken, sondern müssen ständig drum herum reden? Ich fragte Jeffrey, ob er wisse, dass meine Geduld am Ende sei, doch er machte keine Anstalten endlich auszupacken. Stattdessen wisperte er nur wieder diesen dämlichen Satz vor sich hin. Als ob ich Zeit für diesen Schwachsinn gehabt hätte. Schließlich seufzte ich, warf die Elektroschockpistole zur Seite und nahm die schöne M9 zur Hand. Damit sollte ich etwas aus ihm rausbekommen. Also entriegelte ich sie und drückte sie O´Neil auf die Stirn. »So, Kumpel«, sagte ich ruhig und betonte dabei das „Kumpel“ besonders, »Noch einmal von Vorne: Sag mir, wo ich den Stick finde oder ich puste dir das Hirn raus!« Es klang, als würde ich es ernst meinen. Wahrscheinlich meinte ich es auch ernst. Dennoch hätte mir Jeffrey absolut nichts genützt, wenn ich ihn ungelegt hätte. Aus irgendeinem Grund begann O´Neil plötzlich laut zu lachen, als sei meine durchaus ernstzunehmende Drohung ein schlechter Witz.

»Hör auf zu lachen!«, schrie ich ihn an und presste die M9 stärker gegen seine Stirn.

»Weißt du, Jason, es ist einfach nur so ungemein lustig. Ich meine hey, damals bist du zu mir gekommen und hast dich freiwillig gemeldet. Und jetzt willst du mich umlegen? Erzählst irgendetwas von einem Stick mit irgendwelchen Namen. Was soll denn da drauf sein?«

Jason? Hatte er mich gerade Jason genannt? Plötzlich bekam ich wieder diese Kopfschmerzen. Mir wurde schwindelig und ich taumelte einen Schritt zurück. Dann sah ich an mir herab. Etwas steckte in meinem Oberschenkel. Ich hatte es gar nicht bemerkt. Erst wusste ich nicht, was es war, doch als ich genauer hinsah entdeckte ich den nach hinten geschobenen Kunststoffschlauch, der an der Kanüle befestigt war. Betäubungspfeile, schoss es mir durch den Kopf und alles begann sich zu drehen.

»Was zum?«, brachte ich noch heraus, bevor ich wie ein nasser Sack in mich zusammenfiel. Alles um mich herum drehte sich, wackelte und schien lebendig zu sein.

»Danke, Cody«, hörte ich Jeffrey sagen, der sich nun über mich gebeugt hatte und auf mich herabsah. Es erinnerte mich an den Tag, an dem ich starb. Doch es dauerte nicht lange, da wurde mir schwarz vor Augen. Und ich fiel in einen traumlosen Schlaf.
 

***

Ich öffnete die Augen. Sie fühlten sich verklebt an, so wie sie sich anfühlen, wenn man eine Bindehautentzündung hat. Und sie gingen nur mit Mühe auf. Erst war noch alles verschwommen, doch mein Blick wurde schnell klar und ich konnte eine Person sehen, die mir gegenüber auf einem Stuhl saß.

»Taylor?«, fragte ich noch etwas benommen und versuchte mich zu bewegen. Es ging nicht. Und als ich an mir herabblickte sah ich, dass ich an einen Holzstuhl gefesselt war. »Was soll das?« Mein Freund richtete sich langsam auf und kam zu mir herüber. Im Hintergrund tauchten Jeffrey und Cody auf. Jeffrey hatte sich sein Gesicht verarzten lassen und sah nun etwas aus wie eine Mumie. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich diesen Raum kannte, in dem wir uns befanden. Es war der Kellerraum aus meinen Flashbacks. Der Raum in dem alles angefangen hatte. Ich biss mir auf die Unterlippe, denn ich konnte nicht verstehen, was hier vor sich ging. Doch ich wusste, dass Taylor da mit drinsteckte, was immer es war. Vielleicht hatte er sogar an meinem Ableben mitgewirkt. Meine Gedanken überschlugen sich und ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. In was war ich hier nur hineingeraten?

»Hör zu, Jason«, meinte Taylor und baute sich vor mir auf, »Ich werde dir jetzt etwas wichtiges erzählen. Es wird dir vielleicht seltsam und absurd vorkommen, aber bitte lass mich ausreden.«

Ich riss an meinen Fesseln. Doch sie gaben nicht nach, sondern bohrten sich nur tief in mein Fleisch, sodass meine Handknöchel zu bluten begannen.

»Warum Jason? Warum nennst du mich Jason?«

»Hör´mir einfach zu! Du bist niemals gestorben, Jason. Niemand hat versucht dich umzubringen und niemand hat dich in einem Krankenwagen verschleppt und dich in irgendeinem Keller gefoltert. Und Susanna und Amy haben dich auch niemals sterben sehen. Du bist auch niemals bei ihnen gewesen oder hast mit ihnen in diesem Haus gelebt, was du nie gekauft hast. Denn Susanna und Amy existieren nicht und haben nie existiert«, sagte Taylor in ruhigem Ton. Ich starrte ihn an. Inzwischen zweifelte ich daran, dass es heute auch noch jemanden gab, der mir nicht mit irgendeinem Blödsinn den Tag ruinierte. Dennoch ließ ich Taylor weiter reden. Auch wenn mich sein Geschwätz nicht im Geringsten interessierte. »Und es gibt auch keinen USB-Stick mit den Namen der Menschen, die an deinem Mord beteiligt waren, der niemals stattgefunden hat. Und weder du noch ich waren jemals beim FBI. In Wirklichkeit bin ich Laborant und ausgebildeter Psychologe. Das andere ist nur ein Teil deiner Fantasie. Es ist ausgedacht und nicht real!«

»Du erzählst Scheiße!«, meinte ich gelangweilt und lehnte mich im Stuhl zurück, soweit es mir möglich war, »Warum sollte ich mir so einen Quatsch ausdenken?«

Doch Taylor schüttelte den Kopf und sah mich ernst an. Dann sagte er: »Weil du es wolltest. Vor sechs Jahren kamst du zu uns, zu Jeffrey, Bryan und mir. Erinnerst du dich an Bryan? Du hast ihn gefoltert und umgebracht!«

Ich musste lachen, als ich mich an sein speckiges Gesicht erinnerte. Wie verzerrt und aufgedunsen es war. Und wie laut er geschrien hatte, als ich ihm das Auge aus der Höhle herausschnitt. Ein wahrlich göttlicher Anblick.

»Es ist was schief gelaufen. Entschieden schief!«

Mir wurde langweilig. »Was ist wobei schief gelaufen?«, fragte ich, nur um meine Langweile loszuwerden.

»Du weißt es nicht mehr…«, stellte Taylor fest und sah mich plötzlich mitleidig an. »Du kamst damals, vor sechs Jahren, zu uns. Jeffrey und ich arbeiteten zu der Zeit gerade an einem Experiment zur Löschung von Erinnerungen. Unsere Methode war neu und noch voller Fehler, doch du wolltest, dass wir dein Gedächtnis Löschen und dir neue Erinnerungen geben, die du niemals wirklich erlebtest. Es waren eben nur eingepflanzte, falsche Erinnerungen. Doch du hast dich noch immer teilweise an dein altes Leben erinnert und hattest Flashbacks. Um genau zu sein hast du angefangen die Dinge miteinander zu vermischen: Deine wahren Erinnerungen und deine Falschen. Also haben wir dein Gedächtnis noch einmal gelöscht. Wir versuchten es erneut, doch wieder schlug das Experiment fehl. Beim dritten Versuch nahmen wir eine andere Methode, mit der du voll und ganz einverstanden warst. Und es funktionierte.« Er stockte. In mir begann es plötzlich zu schmerzen. Es war, als wären seine Worte Messer, die auf meine Lungenflügel einstachen. Die Luft blieb mir weg. »Ihr habt mich einer Gehirnwäsche unterzogen?«, brachte ich hervor und schluckte. Unter normalen Umständen hätte ich diesen Spinnern kein Wort geglaubt. Doch dies waren keine normalen Umstände. Außerdem hatte ich das seltsame Gefühl, dass es stimmte.

»Ja, so kann man das sagen«, meinte nun Jeffrey, »Als damals deine einzige Frau an Krebs starb warst du ein Wrack. Du hast dich in Drogen ertränkt und warst kurz davor deinem Leben ein Ende zu bereiten. Du warst ein gebrochener Mann, der nichts lieber wollte, als damit auszuhören an sie zu denken.«

Meine Frau? Susanna? Ich schloss die Augen und versuchte mich zu erinnern. Doch in meinem Kopf gab es nur Susanna, niemanden sonst.

»Also kamst du zu uns. Du wolltest vergessen. Wolltest vergessen, dass es sie je gegeben hat. Damals war dein Name noch Jason Sceet.«

Mein Schädel dröhnte und ich hatte das Gefühl das Bewusstsein zu verlieren. Jason. Das hatte ich schon einmal gehört. Jason Sceet.

Vergiss mich nicht, Jason.

Bitte vergiss mich nicht.

»Wie hieß sie?«, wollte ich wissen und ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen anbahnten.

»Ihr Name war Cathrin.«

Ich liebe dich, Cathrin.

Niemals lasse ich dich allein.

Niemals!

»Und sie ist tot?«

Jeffrey nickte betrübt. »Und weil du es vergessen wolltest haben wir versucht dein Gedächtnis zu löschen. Doch dann erschufst du Susanna. Du hast sie nach dem Ebenbild von Cathrin erschaffen, nur mit einem anderen Namen.«

Plötzlich tauchte ich in eine Erinnerung. In eine Erinnerung, die ich schon einmal hatte.

»Wer bist du?«, höre ich die raue Stimme eines Mannes sagen, der irgendwo am Ende des Raumes sitzt. Ich schüttle den Kopf und krächze: »Ich weiß nicht.« Der Mann faltet seine Hände zusammen, als will er beten und sieht mich aus seinem funkelnden Augenpaar an.

»Dein Name ist Clay Nolan Connery! Merk dir das! Clay Nolan Connery!«

Ich schüttele wieder den Kopf. Das ist nicht mein Name! Ich weiß nicht, wie ich heiße, aber das ist definitiv nicht mein Name. Da bin ich mir absolut sicher. »Nein«, sage ich mit trockener Kehle, »Nein, so heiße ich nicht!«

»Doch so heißt du, Clay!«, faucht er und schlägt mit der Faust auf den alten Holztisch, vor dem wir beide sitzen, sodass seine Kaffetasse umkippt und sich der braune Kaffee über die gesamte Tischplatte verteilt. Ich bleibe stumm und erwidere nichts. Wenn ich etwas Falsches sage, dann wird er mich wieder schlagen, das weiß ich. Es wäre nicht das erste Mal.

»Also«, fragt er wieder, »Wer bist du?«

Ich schlucke schwer und antworte: »Ich bin Clay Nolan Connery, Ex-FBI-Undercoveragent, Dreiundreißig Jahre alt, habe eine Frau Susanna und ein Kind namens Amy.«

Der Mann nickt und schreibt etwas auf den weißen Zettel, den er immer dabei hat, wenn wir uns unterhalten. Dann lächelt er und lobt mich für meine Lernfähigkeit. Dabei versuche ich nur den Höllenqualen zu entgehen, die mich ansonsten ereilen würden, wenn er wieder auf mich einprügelt. Ich erinnere mich noch an das letzte Mal, als mein Gesicht so sehr geschwollen war, dass ich weder essen noch trinken konnte ohne aufzuschreien.

»Und was bist du noch?«

Ich überlege nicht lange. »Ich bin tot. Jemand hat mich erschossen. Doch ich weiß nicht, wer mein Mörder ist. Ich bin auf der Suche nach ihm und wenn ich ihn gefunden habe, schlitze ich ihn auf wie ein Schwein beim Schlachter!«

Das Grinsen im Gesicht meines Gegenübers verbreitert sich. »Gut so«, flüstert er mehr zu sich selbst, als zu mir und kritzelt wieder auf seinem Zettel rum, »Du bist der geborene Killer!«

Dann steht er auf und kommt auf mich zu. Und ich erkenne mein eigenes Spiegelbild in ihm.

Ich öffnete die Augen wieder und fand mich zurück bei Taylor, Jeffrey und Cody. »Ich habe mir selbst den Namen Clay gegeben? Und ich habe Susanna erschaffen?«

»Genau«, sagte Taylor und beugte sich zu mir, »Und genau deshalb konnten wir deine Erinnerungen auch nicht vollständig löschen. Dein Unterbewusstsein hatte die Macht über dich und hat die Dinge behalten und verdreht und aus allem, was wir dir an neuen Erinnerung gaben etwas anderes gemacht. Du wurdest zu einem Monster. Wir merkten, dass wir einen Fehler gemacht hatten, dich zu behandeln, aber als wir ihn korrigieren wollten, da bist du abgehauen. Ein Jahr haben wir nach dir gesucht, weil du zu einem wahren Psychopathen geworden warst. Du hast ständig versucht deinen Mörder zu finden, den du dir nur selbst ausgedacht hast. Du dachtest Bryan wäre daran beteiligt und hast ihn kurzerhand umgebracht. Und dabei hast du dich bloß noch an ihn erinnert. Er war es nämlich, der das Experiment leitete. Daraufhin erfand er den USB-Stick. Er brauchte eine Möglichkeit, um dich wieder zu uns zu schicken, also sagte er dir genau das, was du wissen wolltest. Damit wir den Fehler korrigieren können. Und außerdem, wenn es jemanden gab, der dich tötete, dann warst es du selbst.«

Mit jedem weiteren Atemzug verlangsamt sich mein Herzschlag, dröhnt dafür aber umso lauter in meinem Kopf. Deshalb ist es mir beinah unmöglich, die Worte zu verstehen, die er sagt. Er spricht sie mit bedacht und einer Sicherheit, als habe er sie auswendig gelernt. Der Schütze wiederholt sie, wieder und wieder. Er beugt sich über mich und flüstert: »Ich habe dich getötet!« Und ich erkenne, dass ich selbst der Schütze bin.

»Das heißt, das hier bin nicht wirklich ich? « Etwas zerbrach in mir.

»So leid es mir tut, Jason, aber genau so ist es. Dein Unterbewusstsein hat während des Experiments die Kontrolle gehabt und hat dein wahres Ich allem Anschein nach verschlossen. Eigentlich bist du weder sadistisch, noch mordlustig.«

Jetzt endlich verstand ich. Ich selbst war schuld daran, dass ich jetzt an Flashbacks litt und das ich Erinnerungen durcheinander warf. Ich hatte mir dieses Leben ausgesucht. Ich wollte es. Aber ich hatte damals nicht damit gerechnet, dass etwas schief laufen könnte. Dass ich es sein könnte, der diesen Traum zu einem Albtraum machen könnte. Ich hatte mich in meiner eigenen Fantasie, gemischt mit der Realität verirrt. Taylor versuchte mich zu warnen, doch ich hatte alle Warnungen falsch gedeutet. Sie hatten gar keine andere Wahl, als mich zu Jeffrey gehen zu lassen und mich dann mit Betäubungspfeilen lahmzulegen. Und jetzt waren sie gekommen, um ihren Fehler rückgängig zu machen.

»Ich will das nicht«, flüsterte ich. Die Tränen konnte ich nun nicht mehr zurückhalten und sie strömten mein Gesicht hinab.

»Was willst du nicht?«, fragte Taylor und legte mir die Hand auf die Schulter.

»Ich will dieses Leben nicht mehr! Ich…« Meine Stimme versagte und ich musste mich räuspern, damit ich weitersprechen konnte. »Ich will mein altes Leben zurück. Ich will wieder Jason sein! Nicht länger Clay.«

Nein, ich will nicht mehr Clay Nolan Connery sein! Ich will nicht mehr morden, mich nicht mehr an dem Leid anderer erfreuen und ich will auch keine falschen Erinnerungen mehr. Ich will ich sein!

»Deine Persönlichkeit hat sich gespalten. Ähnlich wie bei einer multiplen Persönlichkeitsstörung, sofern dir das etwas sagt. Aber vielleicht können wir deine richtige Persönlichkeit wieder zurückholen«, sagte Jeffrey, der nun näher gekommen war, »Aber dann wirst du dich an nichts mehr von dem Hier und Jetzt erinnern können. Für dich hat es dann niemals stattgefunden.«

Ich nickte. Das war Ok für mich. Mehr wollte ich gar nicht. Ich wusste nun wieder wer Cathrin war. Ich hatte ihr Gesicht vor Augen. So ähnlich waren sich Cathrin und Susanna. Doch ich wollte nicht Susanna hinterherjagen und sie suchen, obwohl es sie niemals gab. Nein, ich wollte endlich anfangen zu trauern. Um Cathrin zu trauern. Und ich wollte damit abschließen.

»Willst du das wirklich, Jason?« Taylor hatte sich vor mich gehockt und sah mich traurig an.

»Ich danke dir für alles, Taylor. Und auch, wenn ich es später nicht mehr weiß, so sollst du wissen, dass ich dir dafür dankbar bin, dass du mir mein Leben zurückgibst«, sagte ich, »Denn was du gibst ist was du bekommst. Nur was ich bekam war so gut wie nichts. Und dennoch möchte ich dieses Nichts zurück.«

Taylor nickte verständnisvoll und löste meine Fesseln.

»Dennoch können wir nicht dafür garantieren, dass es funktioniert. Schlimmstenfalls wiederholt sich die Geschichte und dein Leid beginnt von Vorn.«

Ich winkte ab. Denn es war mir ganz egal, ob es wieder schief laufen würde.

Jeffrey führte mich zu einer Liege. Es war die Liege, die ich aus meinen Flashbacks kannte. Doch jetzt wusste ich, dass auch meine Erinnerungen nicht immer wirklich waren. Und vielleicht werden sie es nie sein.

Ich legte mich hin.

Wer kann schon sagen, ob er manche Dinge wirklich erlebt hat, oder ob sie nur erdacht sind? Vielleicht sind wir alle ein Opfer von Gehirnwäsche? Vielleicht ist niemand von uns er selbst.

Ich schloss die Augen.

Und wer kann schon sagen ob Taylor und Jeffrey mir die Wahrheit gesagt hatten? Oder ob sie mir bloß ein weiteres Mal das Gedächtnis löschten. Ich jedenfalls wusste nicht wer ich war, oder was ich vielleicht einst war. Ich wusste nur, dass ich jetzt hier lag und darauf wartete, dass ich mein altes Leben zurückbekam. Dass ich etwas vergessen würde, um anderes wiederzuerlangen.

Letztendlich sind Erinnerungen nichts weiter als gespeicherte Daten in unseren Köpfen. Niemand weiß, ob sie von einem Virus befallen sind, oder ob sie vielleicht gar nicht wirklich da sind. Doch wenn jemand auf die Delete-Taste drückt, dann ist alles weg.

»Ich wünsche dir viel Glück, Jason«, hörte ich Taylor noch sagen bevor ich in der Tiefe meines eigenen Verstandes verschwand und auf eine Reise ging, deren Ende es vielleicht nicht einmal gab.

Verzeih mir, Cathrin, dass ich vergessen wollte.

Verzeih mir, dass ich vergessen habe.

Es wird nicht noch einmal geschehen...
 

Wird es doch nicht, oder?
 

[...]
 


 

***
 

[...]

Es war ein schöner, sommerlicher Tag. Schmetterlinge flogen umher und breiteten ihre Flügel im Sonnenschein aus. Die Sonne schien hell auf mein bleiches Gesicht. Ich starrte direkt in den blauen, wolkenlosen Himmel, der endlos weit zu sein schien. Mein Herz schlug langsam und ohne einen erkennbaren Rhythmus. Eine leichte Brise streifte über meinen am Boden ruhenden Körper hinweg. Meine Augen tränten vom grellen Licht, in das ich blickte, doch ich konnte sie nicht schließen. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich die rote, warme Lache, die sich langsam über die Straße ausbreitete. Trotz der Wärme der Sonne und des Asphalts spürte ich eine Eiseskälte in meinen Gliedmaßen. Ein weißer Falter kam zu mir geflogen. Es wirkte, als setze er sich liebevoll und besorgt auf die riesige Schusswunde in meiner Brust, aus welcher stetig Blut sickerte. Ja, es war wahrlich ein schöner, sommerlicher Nachmittag. Unter anderen Umständen hätte ich es sogar genossen, mitten auf dem Straßenpflaster zu liegen und mich zu sonnen.

Doch heute…

Heute war der Tag an dem ich starb.
 

Denn das Ende ist erst der Anfang!

[...]

[ThE EnD]



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Kommentare zu dieser Fanfic (40)
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Von:  GodOfMischief
2013-04-19T17:46:18+00:00 19.04.2013 19:46
Hallo :)

Ich hab mich nun die letzten Tage durch deine FF gelesen und muss sagen, dass ich zu Anfang doch ein wenig überrascht war, dass du es schaffst so ein Thema in so wenige Kapitel zu packen, aber zumindest kann ich so sagen, dass so zumindest auch nichts dabei war, was für mich überflüssig klang.
Ich fand deinen Stil sehr angenehm zu lesen, die Ich-Perspektive war dabei sehr gut gewählt und man konnte erkennen, dass die Charaktere auch allesamt Tiefgang hatten, manches Mal hätte ich mir nur gewünscht von einigen - jetzt im Besonderen Cody - ein wenig mehr zu erfahren, bevor alles am Ende aufgelöst wurde, denn wer kann schon von sich behaupten, in so jungen Jahren Scharfschütze beim FBI zu sein?
Das Ende an sich, fand ich richtig gut, vielleicht für mich nicht so die Überraschung, aber alle mal gelungen und stimmig, vor allem, was die Wandlung von Clay zu Jason betrifft. Die Akzeptanz seinerseits an sein altes Leben und dann der plötzliche Umbruch zurück an den Anfang - diese Erzählweise finde ich schon ziemlich spitze und dafür hast du dir auch ein großes Lob verdient.
Die einzige Frage, die für mich noch übrig bleibt, wobei du bereits erklärt hast, dass sich Jason selbst dazu entschieden hat, die Erinnerungen von Clay anzunehmen, ist, wie denn die Wissenschaftler auf die Idee kamen, so eine explizite Erinnerung zu nehmen, aus der sich so ein gefährlicher Charakter entwickeln konnte?
(Na, vermutlich habe ich da wieder irgendwas nicht verstanden |D)
Trotzdem eine sehr gute Geschichte, weiter so :)

lg
Antwort von:  TommyGunArts
20.04.2013 13:05
Wow, dass ich hierzu nochmal einen Kommentar bekomme hätte ich nicht gedacht :D Danke dafür!
Freut mich, wenn dir die Geschichte insgesamt ganz gut gefallen hat. Ich selbst bin damit eigentlich recht unzufrieden, da ich viele Dinge gar nicht beachtet habe, die letztendlich zu Unschlüssigkeiten führen.
Cody bekommt auf jeden Fall noch eine eigene Geschichte. Ich habe ihn absichtlich nur sehr vage vorgestellt, um nicht alles vorwegzunehmen. Außerdem brauchte Clay meiner Meinung nach nicht alles wissen :D
Ja, du hast recht, leider ist das Ende nicht sonderlich überraschend. Hatte ich mir eigentlich vorgenommen, aber aufgrund des Zeitmangels habe ich es irgendwie nicht ganz so hinbekommen. Freut mich umso mehr, wenns dir trotzdem gefallt :D
Und zu deiner Frage: Nein, das habe ich nicht geklärt, da ich eigentlich immer vor hatte, genau daraus eine eigene Geschichte zu machen, aus Sicht der Wissenschaftler. Leider fehlt mir irgendwie die Motivation und die richtige Idee...
Vielleicht kommt das ja irgendwann noch.
Danke nochmal für deinen lieben und sehr ausführlichen Kommentar :)
lg
Von:  Alaiya
2012-11-28T16:03:42+00:00 28.11.2012 17:03
Hallo,

Ich habe mich einmal beschlossen mir auch von dieser Geschichte ein Kapitel zu Gemüte zu führen.

Generell möchte ich erst mal sagen, dass ich deinen Schreibstil auf jeden Fall recht gut zu lesen fand. Einzig anzumerken gibt es dahingehend, dass du dich eventuell wirklich einmal mit verschiedenen Interpunktionsregeln auseinandersetzen und das Kapitel dahingehend überarbeiten solltest, da dies mich am ehesten einige Male aus dem Lesefluss gebracht und etwas verwirrt hat.

Inhaltlich finde ich es recht interessant. Es ist so gesehen sicher nichts sehr neues, aber doch etwas, was ich bisher selten online gelesen habe, was es durchaus interessant macht. :) Ist erst einmal nicht schlecht, auch wenn ich partout durchaus denken musste: US-Krimi Realistik (soll heißen: Auf die wirkliche Realität aus mehrerlei Gesetzlichen Gründen nicht anwendbar)

Viel mehr kann ich soweit noch nicht sagen.
Einzig was mir noch einfällt ist: Du solltest Quellen bei den Bildern in den Steckbriefen angeben, da dies gerade bei Fotos wichtig ist... Aus rechtlicher Sicht.

Liebe Grüße,
Alaiya
✖✐✖
Von:  w-shine
2012-10-16T20:56:27+00:00 16.10.2012 22:56
Hallöchen,

sooo… da bin ich mal wieder hier und hab ein weiteres Kapitel gelesen.
Der Rückblick hat mir persönlich gut gefallen, hat etwas Unheimliches und Bedrohliches dieser Flashback und was sie das mit ihm machen. Im ersten Moment hat mich allerdings der Zeitenwechsel verwirrt (was aber sicherlich auch daran liegt, dass ich mich selber immer damit verwirre, wenn ich in verschwinden Geschichten unterschiedliche Zeitformen benutze…).

Was ist das aber für eine 50er Zone, dass er es tatsächlich schafft, dort mit 100 zu fahren? Normalerweise sind die Straßen doch total voll gepackt ;) Und ich persönlich kriegt das ja nicht mit, wenn jemand flucht, wenn der da mit 100 Sachen an mir vorbei brettert.
Beeindruckend auch, dass er es schafft so weit wegzukommen, während er seinen Flashback hat ohne einen Unfall zu bauen…

Die erste Begegnung mit Taylor fand ich gut beschrieben. Er fragt ihn genau das Gleiche, was ich mich auch gefragt habe: Warum zeigt sich Clay nicht gleich seinen Liebsten und versucht das Mysterium mit ihrer Hilfe zu lösen?
Die Erinnerung an den Jack Daniel’s Abend fand ich seine sehr schöne persönliche Note.
Wenn Jeffrey ein Milliardärssohn ist, dann sollte sich doch aber eigentlich auch so etwas über ihn finden lassen. Google ist doch bei solchen Personen schon mal ein guter Anfangspunkt ;)
Cody ist ein wirklich sehr junger Scharfschütze. Gibt es das überhaupt? Brauchen die nicht eine megalange Ausbildung? Und wie kommt Taylor eigentlich dazu, den einfach so anfordern zu können?

Anyways… der Teil wirft einiges an neuen Fragen auf, so dass man gespannt ist, auf den nächsten Teil und wie wohl Clays Ausflug zu Jeffrey wird.

Mal schauen, wann ich dazu komme, den nächsten Teil zu lesen…

LG Shine

Von:  w-shine
2012-07-24T15:58:15+00:00 24.07.2012 17:58
Hallöchen!

Sooo, nach langer Zeit les ich dann mal weiter, hat ja auch wieder gedauert!
Das Kapitel hat mir gut gefallen. Die Erinnerungsszene am Anfang bringt einem Clay ein bisschen näher, hat ihn mir sympathischer gemacht. Ich mochte ihn ja nicht besonders am Anfang, aber die Szene mit seiner Familie macht ihn um einiges menschlicher.
Was mich allerdings wundert, ist die Tatsache, dass er eine FBI-Jacke hat. Als Undercover-Agent ist ja Tarnung das Wichtigste überhaupt und da wäre es doch leichtsinnig, auch wenn er seinen Auftrag abgeschlossen hat, mit dieser Jacke herumzurennen.
Das mit dem Internetzugang hab ich ja schon erwähnt, wenn er so toll ist, dann könnte er sich sicherlich auch irgendwie anders einhacken.
Anyways, hat sich wieder gut lesen lassen und dann hofft man, dass Clay herausfindet, wer ihm das angetan hat und dass er vielleicht doch noch irgendwann die Möglichkeit bekommt, wieder zu seiner Familie zurück zu kommen.

LG Shine
Von:  Vinanti
2012-05-18T16:53:00+00:00 18.05.2012 18:53
Hallo~ :)

Deine Geschichte ist wirklich unglaublich toll geworden. Großes Lob dafür.
Ich mag die Charaktere, die eine gewisse Tiefe besitzen.
Dein Schreibtstil spricht mich persönlich sehr an und auch das gesamte Konzept find ich äußerst interessant. ;)
Einzig und alleine finde ich ein wenig schade, dass ich das Ende in den späteren Kapitel bereits irgendwie absehen konnte.
Die Parallelen zu einigen Filmen finde ich unglaublich toll. Es ist genau das, was ich seit langem zu lesen suche und deswegen möchte ich mich ganz herzlich bei dir für diese tolle Unterhaltung durch die Story bedanken. Ich kann die Geschichte nur wärmstens weiterempfehlen und wünsche dir weiterhin gutes Gelingen bei neuen Werken. Behalte deinen Stil bei und bleib dir treu!

Super Leistung!
Liebe Grüße
Vin :)
Von:  w-shine
2012-05-16T20:16:19+00:00 16.05.2012 22:16
Hallöchen die zweite,

sooo, dann hab ich mir nun auch das erste Kapitel zu Gemüte geführt.
Was soll ich sagen? Das Kapitel ist sehr anschaulich und fesselnd geschrieben, man klebt regelrecht am Bildschirm (und hätte es irgendwelche Rechtschreibfehler gegeben, dann hätte ich diese alle glatt überlesen).

Ich kann nicht sagen, dass ich Clay nach diesem Kapitel sonderlich sympathisch finde. Er wirkt sadistisch, durchgedreht und arrogant. Ich kann natürlich verstehen, dass er herausfinden will, wer ihm da kostbare Zeit seines Lebens gestohlen hat und dass er dafür auch über Leichen geht, aber jemanden zu foltern, der anscheinend doch nichts damit zu tun hat... Find ich etwas grenzwertig.

Etwas merkwürdig fand ich die Tatsache, dass er über Wohnung, Handy etc. verfügt, aber nicht über einen PC. Der wäre doch auch noch drin gewesen. Und so ein toller Kerl wie er ist, dürfte es ja auch sicherlich nicht schwer sein, sich da in irgendein WLAN einzuhacken ;)

So, genug über irgendwelche unwichtigen Kleinigkeiten gemosert - hatte Spaß beim Lesen und werde mich demnächst mal den weiteren Kapiteln widmen :)

LG Shine
Von:  w-shine
2012-05-16T18:56:27+00:00 16.05.2012 20:56
Hallöchen :)

So, ich werde nun langsam anfangen diese Geschichte von dir zu lesen und zu kommentieren. Wird sicher nur gefühlte Jahre dauern...

Der Prolog ist schon mal echt gut.
Die Beschreibung, wie er da auf dem Boden liegt und in die Sonne schaut mit Schmetterlingen und allem - richtig gemütlich und idyllisch.
Und dann die Wende - Blutlache, Eiseskälte.
Der Kontrast ist dir wirklich gut gelungen.

Die beiden letzten Sätze wecken das Interesse dann noch weiter, der Tag an dem die Hauptperson starb - zusammen mit der Beschreibung macht das Lust auf mehr :)

Dass ich deinen Schreibstil mag, muss ich glaub ich nicht mehr erwähnen.

So, dann mal auf zum nächsten Kapitel!

Liebe Grüße,
Shine
Von: abgemeldet
2012-02-13T16:55:41+00:00 13.02.2012 17:55
Hallo.

Und schon ist es soweit. Das letzte Kapitel - es ist gleichzeitig das längste. Es folgt also kein kleiner Epilog mehr, der noch irgendwelche Vorschauen gibt, beziehungsweise ein Happy End versprechen würde.
Clay und Cody sind also unterwegs, Taylor... tja. Mal sehen, was mich letztlich hier erwartet.

Er war derjenige der diese schicke Karre fuhr. Und wie er fuhr.
Wortwiederholung "fuhr" - könnte durch "das tat" ersetzt werden.

Ich folgte dem Befehl und ging auf direktem Wege zum Zielpunkt,
Hier ist wieder der Befehl so befremdlich. Ist das nun ein Job, den Clay erledigt und Taylor oder gar Cody derjenige Welche, der das Sagen hat?

was für ein Vermögen in diesem Gebäude streckte.
steckte

»Ich werde die die Tür öffnen.
"dir" die Tür öffnen

Hin und wieder stieß ich mit dem Kopf an einen Lampenschirm oder was auch immer, der von an der Decke baumelte.
Der letzte Teil ist irgendwie verheddert. "von" oder "an"?

Dieser hallte laut in meinem Schädel wider und ich fürchtete, dass ihn jemand hören könnte.
Da ist er wieder. In letzter Zeit begegne ich diesem unglaublich lauten Herzschlag ziemlich oft. ;) Eine ziemlich beliebte Phrase, würde ich sagen - schlecht ist es deswegen ja nicht.

Dennoch hätte mir Jeffrey absolut nichts genützt, wenn ich ihn ungelegt hätte.
umgelegt

Als damals deine einzige Frau
Diese besondere Hervorhebung "einzige" ist überflüssig, finde ich.

Dann steht er auf und kommt auf mich zu. Und ich erkenne mein eigenes Spiegelbild in ihm.
Diese sich wiederholende Passage ist zu lang, es reichen ein paar Sätze, um den Leser an die Stelle zu erinnern und dann könntest du einen Sprung zum letzten Satz machen. Und die Formulirung "Spiegelbild"... ich weiß nicht. "Und ich erkenne mich selbst in ihm."?

Und ich erkenne, dass ich selbst der Schütze bin.
Diese Stelle ist wiederum sher gelungen.

Die Tränen konnte ich nun nicht mehr zurückhalten und sie strömten mein Gesicht hinab.
Mir ist nicht ganz klar, wie er es so hinnehmen kann, irgendwie. Er muss doch jetzt, rein theoretisch, an einer schweren Psychose leiden. Eigentlich müsste er jetzt annehmen, dass sie ihn anlügen. Es ist... schwierig. Deine Idee an sich finde ich aber interessant und gut. Allerdings könnte man sicher mehr daraus machen.

»Denn was du gibst ist was du bekommst. Nur was ich bekam war so gut wie nichts. Und dennoch möchte ich dieses Nichts zurück.«
Widerspricht er sich da eigetlich selbst? Der letzte Satz ergibt für mich in diesem Zusammenhang keinen Sinn.

Vielleicht ist niemand von uns er selbst.
Wieder eine Stelle, die ich mag. Man könnte viel Zeit damit verbringen, darüber zu philosphieren. Was ist die Matrix? Um nur ein Beispiel zu nennen. :)

Wird es doch nicht, oder?
Solche Fragen sind echt gut eingesetzt in diesem Text.

Mist. Dieses Ende - allerdings muss ich sagen, dass ich ganz genau weiß, warum ich diese Geschichte gelesen habe. Es war dieser Text, der mich gefesselt hatte. ;)

Abschließend muss ich sagen, dass ich das Ende jetzt doch etwas abrupt fand. Zwischendurch hast du unglaublich gute Formulierungen dabei und sonst ist es dann leider doch eher wie bei einem Anfänger zu lesen:
Jeffrey hatte sich sein Gesicht verarzten lassen und sah nun etwas aus wie eine Mumie. Die Satzstellung könnte ausgearbeitet werden.
Die Idee, wie schon einmal erwähnt, finde ich prima und könnte ausgearbeitet werden. Sechs Kapitel für das Thema sind ziemlich wenig.
Aber insgesamt fand ich diese Geschichte auch gut, wie sie ist. Natürlich kannst du noch daran arbeiten und dich in manchen Punkten verbessern.
Trotzdem bin ich gespannt, was du sonst noch so fabrizierst.

~present for you~
Turnaris
Von: abgemeldet
2012-02-12T19:59:44+00:00 12.02.2012 20:59
Einen schönen guten Abend.

Noch zwei Kapitel, die hier auf mich warten. Und dann bin ich vielleicht klüger, was den werten Clay angeht.

Wieso zum Henker steht er vier Minuten vor der Tür und hämmert dagegen. ^^ Der Kerl ist ja gut drauf. Ob ich dann überhaupt noch öffnen würde? XD

Endlich, eine gefühlte halbe Stunde nach Beginn, öffnete er mir.
Hier würde ich, rein vom Gefühl her, sagen, dass "später" ausreichen würde. "Nach Beginn" verkompliziert den Satz unnötig.

Diese Fragen zermarterten mir formlich das Hirn.
Ein klitzekleiner Tippfehler: "förmlich"

Er hatte diesen „Nimm-es nicht-so-schwer-Gesichtsausdruck“ aufgesetzt und sah mich mitleidig an. Ich befürchtete das Schlimmste.
Das ist wieder eine fantastische Stelle, womit du deinen Charakter unglaublich menschlich machst. Gefällt mir gut.

habe eine Frau Susanna und ein Kind namens Amy.«
Nimm mir bitte den Vergleich nicht überl, aber das klingt wie "Frau Holle". Verstehst du, was ich meine? Also, wenn du nach "Frau" ein Komma setzt, ist alles wieder gut, glaube ich.

Das Grinsen im Gesicht meines Gegenübers verbreitert sich.
Was hälst du hier von der Formulierung: "wird breiter"?

[Es dröhnt so unerträglich laut, dass es meine Ohren es kaum ertragen können, kratzt an den strängen meines Hirns und lässt mich laut aufschreien.
Wieder gut beschrieben. Diese Stelle hinterlässt Eindruck und man erfährt immer mehr von dem, was irgendwelche Leute mit "Clay" gemacht haben. "Stränge" müsste alllerdings groß geschrieben werden, oder?

Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Doch sobald sie zu waren, erreichten mich Bilder.
"sobald sie zu waren" klingt so ungeschickt formuliert, früchte ich. Vielleicht könntest du es beschreiben, wie "hinter dem Schwarz der Lider ihn Bilder erreichten", oder sowas in der Art.

Die Stelle mit dem Koks und dem Rumpeln finde ich irgendwie amüsant. Hat er etwa Angst vor Taylor? Wie gesagt, ein bisschen witzig ist das schon. Wie ein Teenager, der vor seinen Eltern seine angestekcte Zigarette verstecken muss, sie in die Toilette wirft oder etwas in der Art.

Quarzsandhandschuhe sind mir neu. Die klingen interessant. Außerdem hinterlässt man keine Fingerabdrücke, was?

[Die Quarzsandhandschuhe zog ich über.
Die hat er schon einen Absatz zuvor angezogen. ;)
Ansonsten finde ich ganz gut, dass du auf die Waffen an sich eingehst, was ich auch von Cody McFadyen her kenne.

»Ich habe die Handys so eingestellt das wir dauerhaft mit einander in Verbindung stehen,
Ein Komma nach "eingestellt" fehlt. "miteinander" wird zusammen geschrieben, oder?

Und somit startete die Chaosmission.
Oha, was wohl im nächsten Kapitel passiert? Und da es das letzte ist, nehme ich an, dass sich alle meine Fragen und Vermutungen klären.

Dieses Kapitel fand ich in Bezug auf die Waffen interessant. Und auch ein wenig der Vorbereitung, dass ich Eventualitäten einplanen müssen.
Der Rückblick hat mir auch diesmal wieder am besten gefallen.

~present for you~
Turnaris
Von: abgemeldet
2012-02-08T19:39:42+00:00 08.02.2012 20:39
Guten Abend.
Also langsam will ich ja wissen, wie es weitergeht, da schaue ich erstmal hier vorbei, bevor ich mich beim Wettbewerb nochmal umschaue - es sind ja noch ein paar Nachzügler dabei.

die mein Freund mir netter Weise netterweise

Vielleicht hatte er das laute Klopfen auch gar nicht gehört.
Das wirkt sarkastisch, dass hier extra erwähnt wird, dass das Klopfen laut war. ^^

Irgendwie wusste ich sofort, dass das Blag an der Tür Cody sein muss. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Clay und er sich leiden könnten.

Bevor Cody ein weiteres Mal seinen Mund öffnete schlug ich die Tür elegant zu,
Es lässt sich jetzt darüber streiten, ob man eine Tür elegant zuschlagen kann - oder ist hier wieder Clays Sarkasmus?

»Warum glotzte mich´n so an?«
Das "glotzte" sollte auch betont werden, ähnlich wie bei "mich'n", sonst ist es nicht mehr so Gosse. "glotzt 'te"? Ich weiß es auch nicht wirklich. ^^°

Ein Schuss, ein toter! "Toter" müsste groß geschrieben werden.

Ich verweilte noch ein paar Minuten auf dem Sofa und sah Cody bei zu,
"dabei zu"

Und wieder rissen meine verlorenen Erinnerungen an mir, kämpften sich durch das Unbewusste ins Vorbewusste und brachen nun im Bewussten ein.
Der ganze Abschnitt mit den Erinnerungen hat mir wieder gut gefallen. Diese Sache mit dem Bewussten, hier in diesem Satz, finde ich interessant. Vorbewusst - wird recht selten benutzt. Schön.

»Er lernt schnell«, meldet sich der zweite Typ zu Wort und beginnt zu kichern.
Ach du meine Güte. Passt hier: Nichts ist, wie es scheint? Wow. Ich spare mir mal das wilde spekulieren, aber jetzt bin ich wieder neugierig geworden.

Ah, ein Cliffhanger? Gut gemacht.
Dieses Kapitel fand ich in Bezug auf Cody nicht so schön, aber dafür hast du den Flashback und die Erinnerungsfetzen gut eingearbeitet.

~present for you~
Turnaris


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