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Taking Over

Thief King/Seth | Bakura/Seto | Bakura/Ryou | Seto/Jounouchi
von

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Maybe Memories

Die in der Ferne sichtbaren Tempelanlagen waren in weiches, warmes Licht gehüllt und warfen lange Schatten auf den rötlichen Wüstensand...
 

In dem Wissen, unbeobachtet zu sein, entledigte der junge Hohepriester sich seiner Sachen und ließ sich langsam in das kühle Wasser des Nils gleiten.

Um diese Tageszeit waren kaum Schiffe unterwegs und dies war eine recht abgelegene Stelle des großen Flusses... also ideal geeignet, um sich von den Strapazen des Tages zu erholen.

Wenn da nicht just in diesem Moment...

"Hab ich dich!"

Der auf frischer Tat Ertappte ließ augenblicklich den Millenniumsstab fallen, als sein Handgelenk gepackt und brutal zusammengedrückt wurde. Mit einem wütenden Knurren riss er sich los. "Nimm deine dreckigen Pfoten weg, Priesterheini!"

"Hüte du lieber deine Zunge, Dieb!"

Der Kleinere fuhr sich durch das schlohweiße Haar und warf dabei einen verstohlenen Blick auf das goldene Artefakt neben sich, ohne dem anderen zuzuhören. Wenn er das Ding jetzt aufhob und schleunigst das Weite suchte...

"Wage es ja nicht, auch nur daran zu denken. Du würdest nicht weit kommen."

"Wer sagt das?"

"Ich sage das."

"Und wer bist du?"

Der Blauäugige glaubte, sich verhört zu haben. Dieser Kerl kannte ihn nicht? Jeder in dieser gottverdammten Gegend, wenn nicht sogar halb Kemet wusste, wer er war. Na gut, man konnte den Ärmsten ja schlecht dumm sterben lassen... "Ich bin Seth, Hohepriester des Horustempels und Berater des Pharaos. Und wie ist dein Name?"

Der Andere lachte. "Mein Name dürfte dir nichts sagen... aber..." Er packte den Braunhaarigen am Kinn und leckte ihm über die Lippen. "Man nennt mich den König der Diebe..."

Schon war er verschwunden.

Und mit ihm die goldene Halskette des Hohepriesters.

Der stand noch immer wie angewurzelt herum und fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Lippen.

Dann schüttelte er verwirrt den Kopf, hob den Millenniumsstab auf und wandte sich wieder seinem Bad zu.
 

"Nii-sama?"

Der Angesprochene schreckte aus seinen Gedanken hoch. "Hm?"

"Hast du mir überhaupt zugehört?"

"Natürlich..."

"Und was ist nun?"

Keine Reaktion.

"Nii-sama! Ich hab dich was gefragt!"

"Was?"

Mokuba seufzte genervt und verschränkte die Arme. "Was ist denn nur los mit dir?"

"Nichts ist los... nichts..."

"Und das soll ich dir glauben? Seit Tagen verschanzt du dich im Büro... ich seh dich überhaupt nicht mehr!"

Müde zwang der Ältere sich ein Lächeln auf. "Tut mir leid... hab viel zu tun..."

"Ist alles in Ordnung?"

"Wieso fragst du?"

"Du siehst ziemlich blass aus."

"So?"

Besorgt stiefelte der Schwarzhaarige zu seinem Bruder und legte ihm die Hand auf die Stirn, zog sie aber sofort erschrocken zurück. "Nii-sama! Du glühst ja!"

Mit einer fahrigen Bewegung winkte der Größere ab. "Unsinn, das ist nur ne leichte Sommergrippe oder irgendwas in der Richtung. Geht vorbei.... was machst du da?"

Entschlossen quetschte Mokuba sich zwischen seinen Bruder und dessen Computer und fuhr diesen herunter. "Für heute ist Schluss. Du gehst jetzt ins Bett. Na!" Er gab Kaiba einen flinken Klaps auf die Hand, als dieser nach seinem Laptop greifen wollte. "Keine Arbeit!"

"Aber-"

"Und KEIN Aber!"

"Die Firma-"

"Nix die Firma! Du ruhst dich jetzt aus! Oder ich werd verdammt ungemütlich!"

"Und die Schule-"

"NII-SAMA! Du gehst seit einer geschlagenen Woche nicht zur Schule. Da wird's keinen umbringen, wenn du währenddessen im Bett liegst und dich auskurierst."

"Und wer kümmert sich-"

"Noch ein Wort und es gibt Ärger! Ich werde jetzt ins Bad gehen und Medizin aus dem Schrank holen. Wenn ich wiederkomme, will ich hier ein leeres Büro vorfinden und dich, wie du im Bett liegst! Verstanden?"

Ein resigniertes Nicken war die Antwort.

Mit argwöhnischem Blick verließ Mokuba das Büro - natürlich nicht, ohne sich alle paar Schritte noch einmal umzudrehen; schließlich wusste man nie, wie weit dieses Workaholic-Problem seines Bruders reichte.

Dann war dieser endlich wieder allein und vergrub erschöpft das Gesicht in den Händen, ehe er sich mühsam erhob.

Wie hatte er sich nur was einfangen können? Er wurde doch sonst nie krank und wo hätte er sich anstecken sollen?

...

Natürlich.

Vor einer Woche war der Köter hustend und niesend in der Schule erschienen und hatte diese noch vor der dritten Stunde wieder verlassen müssen, weil er auf dem Flur fast zusammengeklappt wäre.

'Jetzt hab ich die Hundegrippe... fehlte nur noch, dass ich zum Tierarzt muss...'

Langsam schlurfte der junge Firmenchef in sein Zimmer und ließ sich dort in voller Montur aufs Bett fallen.

Sein Blick wanderte zu dem Bild über sich. Prag. Karlsbrücke. Ein tanzendes Paar im Regen, neben ihnen der Butler, der einen Schirm hielt. Es war das erste und einzige Bild, das je bei Kaiba (wenn auch nur ansatzweise) so etwas wie romantische Gefühle ausgelöst hatte - aus diesem Grund hatte er es auch gekauft. Es war nicht teuer gewesen, 200 Kronen nur...

Mit einem leisen Ächzen richtete der Braunhaarige sich auf, hängte das Bild ab, öffnete den dahinter verborgenen Safe und nahm dessen Inhalt heraus. Dann verschloss er den Tresor wieder und lehnte sich erschöpft an die Wand.

Nachdenklich betrachtete er das goldene Artefakt in seinen Händen. Nach dem Finale seines DuelMonsters-Turniers hatte ihm dieser Irre von einem Ägypter einfach dieses Ding in die Hand gedrückt und war verschwunden. Und nun musste er darauf aufpassen.

Als ob er sonst nichts zu tun hatte...

"Nii-sama? Schläfst du?"

Hastig versteckte der Angesprochene den Stab unter seinem Kissen. "Nein. Komm ruhig rein."

Der Kleinere schlüpfte ins Zimmer und sprang dann mit Anlauf auf das riesige Bett seines Bruders. "Und nun sag Aaaah!"

"Mokuba, ich-"

"Sag Aaaah!"

Ein Seufzen. "Aaampf-" Der Ältere kniff die Augen zusammen und schluckte die eklige Medizin herunter, die Mokuba ihm in den Mund gestopft hatte. "Zufrieden?"

"Sehr sogar. Und nun wird Fieber gemessen."

"Also, ich-"

"Nii-sama... wir messen jetzt dein Fieber!"

"Das kann ich auch alleine."

"Aber ich will das machen!"

"Mokuba, musst du nicht zur Schule?"

Stille.

"Dacht ich's mir doch. Du machst dich jetzt fertig, dann wird Roland dich fahren, verstanden?"

"Aber-"

"Kein Aber!"

"Wer kümmert sich um-"

"Mokuba!"

Schmollend kletterte der Junge vom Bett herunter. "Ja ja... aber du gehst nicht arbeiten! Das versprichst du mir!"

"Ich verspreche es... aber nur, wenn du jetzt endlich zur Schule gehst! Sonst bring ich dich persönlich dahin!"

"Na gut... also... bis heute Nachmittag."

"Bis dann."

Enttäuscht schlurfte Mokuba aus dem Zimmer.

Kaum dass die Tür ins Schloss fiel, ließ Kaiba sich müde in die Kissen zurück plumpsen und kramte den Millenniumsstab wieder hervor. Betrachtete ihn eine Weile abwesend und lehnte dann seinen Kopf gegen das metallene Artefakt.

Angenehm kühl...
 

Eingeschüchtert stand Ryou vor dem Anwesen der Kaibas.

"Ist das groß... hoffentlich verlauf ich mich da nicht..."

Er atmete tief ein, presste den Block mit den Hausaufgaben an sich und trat näher an das Tor heran. Gerade wollte er klingeln, als...

Der Block fiel zu Boden.

Ohne sich darum zu kümmern, kletterte der Dieb die Mauer hinauf und balancierte auf ihr zu der riesigen Villa. Der Millenniumsring wies direkt dorthin, es bestand also kein Zweifel: einer der übrigen Gegenstände musste da drin sein.

Mühelos kraxelte der Geist erst auf den großen Kirschbaum und landete von dort direkt auf dem kleinen Balkon in der zweiten Etage.

"Also nein, wie unvorsichtig..." Schmunzelnd schob er die halboffene Glastür auf und trat ein.

Dunkle Möbel und Dielen aus Mahagoni, smaragdgrüne, schwere Vorhänge... ein verdammt teurer, nachtblauer Teppich...

"Wer's sich leisten kann..." Kopfschüttelnd konzentrierte der Eindringling sich wieder auf den goldenen Ring an seiner Kette, dessen Spitzen munter geradeaus zeigten - direkt auf das große Bett an der gegenüber liegenden Wand.

Vorsichtig schlich er näher und kniete sich daneben, musterte den darauf Liegenden und dessen goldenes Artefakt.

In diesem Augenblick schlug der Schlafende die Augen auf.

Nichts passierte.

Beide Anwesende sahen sich einfach nur schweigend an.

"Du... schon wieder."

"Bitte?"

Müde erhob Kaiba sich. "Du bist doch dieser komische Dieb... dieses geisteskranke Imitat von dem Kleinen, der in meine Klasse geht."

"Ich bin kein Imitat, ich bin das Original, verstanden?"

"Mir doch egal. Was willst du hier?"

"Ach, nichts wichtiges..." Der Weißhaarige schnappte sich den Millenniumsstab. "Ich nehm nur das hier mal eben mit und bin auch schon wieder weg. Vergiss am besten, dass ich überhaupt da war." Aber kaum, dass der Dieb sich abwandte und verschwinden wollte, wurde er am Handgelenk gepackt.

"Das kannst du dir gleich abschminken. Der Stab bleibt hier, verstanden?"

Ein dunkles, kehliges Lachen. "Sag bloß, du hast Verwendung dafür."

"Das tut nichts zur Sache. Er gehört mir und das zählt. Ich rate dir, ihn mir freiwillig wieder zu geben."

"Ich bitte dich. Seh ich aus, als würde ich mich von einem-" Weiter kam der Geist des Rings nicht, da er sich urplötzlich an die Wand gedrängt wiederfand, das Gesicht des Größeren direkt vor seinem.

"Ich lasse mich nicht bestehlen, erst recht nicht von so einem billigen Taschendieb wie dir." Mit diesen Worten riss Kaiba dem anderen den Stab aus den Händen und ließ ihn dabei nicht einmal aus den Augen.

"Ta-schen-dieb?! TA-SCHEN-DIEB?! Ich bin kein Taschendieb du missratene Wiedergeburt von einem Priesterfuzzi! Ich bin der König der Diebe, der Beste!"

"Dann hättest du dich nicht von mir erwischen lassen. Vielleicht warst du mal der Beste, aber das hier ist nicht das alte Ägypten. Du bist in Japan, im 21. Jahrhundert, und hier bist du nichts weiter als ein dreckiger, kleiner Taschendieb und wirst auch nie etwas anderes-" Er blinzelte und schnappte nach Luft. "Etwas anderes..."

Verwirrt verfolgte der Dieb, wie sein Gegenüber sich von ihm löste und den Kopf schüttelte, ehe es ein paar Schritte seitwärts schwankte und sich kraftlos an der Wand abstützte.

Dann sank der junge Firmenchef auf die Knie.

Das war die Chance. Mit einem kurzen Satz hockte der Weißhaarige neben ihm und streckte die gierigen Finger nach dem goldenen Artefakt aus.

"Wag es ja nicht!" Innerhalb von Sekundenbruchteilen hielt Kaiba den Stab in seiner Hand beförderte seinen Widersacher mit einer kurzen Bewegung an die Wand zurück.

Ein wütendes Knurren später leuchtete der Millenniumsring auf und sein Besitzer löste sich aus der unfreiwilligen Starre. "Mach das nie wieder. Weißt du nicht, dass so etwas weh tut?"

Der Größere erhob sich mühsam. Er wusste zwar nicht genau, was er getan hatte - ebenso wenig, wie er es getan hatte - aber anscheinend hatte es dem Eindringling nicht gefallen und das war schließlich die Hauptsache.

"Nii-sama, ich bin wieder da! Guck mal, was ich vor dem Tor gefunden habe!" Die Tür sprang auf und ein gutgelaunter Mokuba kam herein gerannt. "Hallo Bakura, was machst du denn hier?"

Der Dieb hatte sich in den Ring zurück gezogen und das Feld seinem Hikari überlassen, der nun sein unschuldigstes Lächeln aufsetzte und dem Schwarzhaarigen den Block aus den Händen nahm. "Hallo Mokuba. Ah, da sind ja meine Aufzeichnungen." Er legte sie auf Kaibas Schreibtisch. "Da sollte ich schon die Hausaufgaben vorbei bringen und verlier die Hälfte... Ungeschick verlass mich nicht..." Mit diesen Worten steuerte er auf die Tür zu. "Da das jetzt erledigt ist, geh ich mal wieder. Ich wünsch dir gute Besserung, Kaiba-kun. Bis bald. Tschüss, Mokuba."

"Öh... Tschüss..."

Dann waren die beiden Brüder wieder allein.

"Der hatte es ja eilig... Warum hast du ihn denn in dein Zimmer gelassen? Machst du doch sonst nie..."

Keine Antwort, nur ein dumpfer Schlag, gefolgt von einem kurzen Poltern.

Erschrocken drehte Mokuba sich um. "Nii-sama!"

Der Angesprochene reagierte nicht, sondern blieb regungslos liegen.

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"Mach dir keine Sorgen, dein Bruder hat sich nur überarbeitet. Ich habe ihm ein Beruhigungsmittel gespritzt, damit er nicht gleich wieder herumläuft, sobald er wach ist, sondern erst liegen bleiben und sich auskurieren muss."

"Danke, Doktor. Er wird doch wieder gesund?"

Der ältere Herr lächelte freundlich. "Natürlich, ist ja nichts Ernstes."

"Ist er wach?"

"Schon möglich... es war kein allzu starkes Mittel, das ich ihm da gegeben hab. Ich werde jetzt gehen, wenn irgendwas ist, rufst du mich wieder an, ja?"

Mokuba nickte, begleitete den Arzt noch zur Tür und schlich dann auf Zehenspitzen in das Zimmer seines Bruders zurück, wo er es sich auf der Bettkante "bequem" machte.

Zaghaft strich er ihm ein paar braune Strähnen aus dem Gesicht und musste unwillkürlich lächeln. Es war doch immer das gleiche: alle paar Monate - wenn nicht sogar Jahre - erwischte es seinen Nii-sama mal und dann musste er ihn dazu zwingen, sich auszuruhen. Medizin nahm er auch von keinem anderen an und bei dem strikten Arbeitsverbot des Arztes hörte es endgültig auf.

"So was Stures..."

Ein unverständliches Brummeln.

"Was?"

"Ich sagte: Bist doch selbst nicht besser..."

"Stimmt nicht. Ich würd ohne zu zögern daheim bleiben, wenn ich krank wär!"

"So siehst du schon aus..."

"Mal was ganz anderes..." Mokuba holte den Millenniumsstab unter dem Bett vor. "Seit wann hast du das denn? Das gehörte doch diesem Marik."

Ohne die Augen zu öffnen riss der Ältere das goldene Artefakt an sich und ließ es unter der Decke verschwinden. "Und jetzt gehört es eben mir..."

Der Schwarzhaarige seufzte.

"Du bist hinterhältig."

"Ich bin WAS?!"

Eins der himmelblauen Augen öffnete sich einen Spalt und warf dem 12jährigen einen strafenden Blick zu. "Hinterhältig. Ganz schön unfair, mich mit einer dämlichen Spritze außer Gefecht zu setzen."

Der Angesprochene hob abwehrend die Hände. "Die Spritze hat der Doc dir verpasst, sieh mich nicht so an!"

"Hast du keine Hausaufgaben zu machen?"

Mokuba zögerte. "Schon... aber..."

"Dann erledige die. Hier steckst du dich nur an..."

"Ich will aber lieber hier bleiben... ich mach mir doch Sorgen..."

"Das ist nur ein bisschen Fieber... kümmer dich lieber um deine Schule."

"Ich mein nicht das Fieber, Nii-sama..."

Augenblicklich versteifte der Ältere sich. Er wusste genau, was Mokuba meinte...
 

"Lass mich, ich kann alleine laufen."

Höhnisch lachte Kaiba auf und lockerte seinen Griff. Schon verlor der Köter wieder das Gleichgewicht. "Du kannst alleine laufen? So siehst du schon aus... Ich bring dich jetzt ins Krankenzimmer und dabei bleibt's, verstanden?"

Leise knurrend ließ Jounouchi sich mitzerren, aber an seinem Blick konnte man erkennen, dass ihm das alles überhaupt nicht passte. Er war noch immer sauer...

Der Größere sah stur geradeaus und beachtete den Blonden nicht. Er konnte nicht fassen, dass der Kerl immer noch wütend auf ihn war. Der Streit am Vorabend war nicht größer gewesen als die anderen davor auch. Worüber regte er sich also so auf?

Endlich erreichten sie das Krankenzimmer.

Sofort riss Jounouchi sich von seinem Geliebten los und setzte sich mit verschränkten Armen auf eins der beiden Betten. "Was ist? Du kannst jetzt gehen."

"Ich werde aber hier bleiben. Hast du etwa ein Problem damit?"

"Wenn du schon so fragst: Ja!"

Vorsichtig schloss Kaiba die Tür des Krankenzimmers und drehte sich dann wieder zu dem anderen um. "Darf man fragen welches?"

"Dich!"

"Mich?"

"Ja dich... mit deiner ganzen... deiner ganzen selbstverliebten Art und deiner Geheimnistuerei... und deinem verfuckten falschen Stolz!"

"Sei gefälligst leiser, Köter! Und hör auf mir hier grundlos eine Szene zu machen!"

"Du tust es schon wieder!"

"Was tue ich wieder?" Langsam aber sicher verlor der junge Firmenchef die Geduld.

"Du hast schon wieder Angst, dass man uns erwischt und es rauskriegt!"

"Ich habe überhaupt keine Angst, du Idiot, aber hast du eine Ahnung, was passieren würde, wenn-"

"Ich habe es Yugi erzählt."

"Du hast WAS???"

"Ich habe es meinem besten Freund erzählt..." Abwartend strich Jounouchi sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht.

Kaiba massierte sich überfordert die Nasenwurzel. "Wunderbar, einfach wunderbar... bald weiß es euer ganzer Kindergarten und spätestens wenn es diese Masaki weiß, weiß es auch die ganze Schule."

"So schlimm ist Anzu nun auch nicht."

"Ich bitte dich... Und außerdem: Warum machst du überhaupt so einen Aufstand?"

"Weil du nicht zu mir stehst... du zeigst dich nicht einmal in der Schule mit mir, und wenn, dann verlangst du, dass ich so tue, als könnte ich dich nicht leiden. Wir unternehmen auch nie etwas, weil uns ja jemand sehen könnte..."

"Ich habe einfach keinen Lust auf diesen ganzen Presserummel, das hab ich dir schon mal gesagt!"

"Dann ist also Schluss."

Der Braunhaarige stockte. "Was?"

"Das mit uns hat keine Zukunft, wir können uns nicht ewig verstecken und ich habe auch nicht vor, das zu tun."

"Du...?"

Der Blick des Hündchen war traurig und seine Stimme bebte, als es seinen Geliebten ansah. "Ich hab auch noch irgendwo meinen Stolz... und ich bin nicht abhängig von dir, egal wie sehr ich dich liebe... und jetzt schau mich nicht so verwirrt an. Es ist aus. Du kannst gehen."

Noch ehe der Ältere etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür und eine Krankenschwester betrat den Raum.

Kaiba merkte, dass seine Maske etwas rutschte und schritt eilig an der verdutzten Frau vorbei - allerdings nicht in die Klasse zurück, in der bereits der Unterricht begonnen hatte, sondern nach draußen... und machte sich auf den Weg nach Hause.
 

"Tut es sehr weh?" Zaghaft strich Ryou seinem Yami über den Rücken.

Dieser zuckte kurz zusammen und wimmelte den Kleineren dann hastig ab. "Lass das, geht schon."

"Nichts da mit geht schon! Du bist genau da aufgekommen, wo die Narben sind!"

"Halt den Mund, Hikari, diese Narben gibt es nicht!" Mit einem kurzen Ruck entledigte der Dieb sich der Schuluniform und stellte sich vor den Spiegel. "Nicht eine Narbe... Es gibt keine Narben. Keine Narben, hast du das verstanden?"

"Natürlich sind da welche... aber nicht auf unserem Körper... jedenfalls kann man sie nicht sehen..."

Ryous sanfte Stimme beruhigte den Älteren etwas und er ließ sich auf die Couch fallen. "Fang nicht schon wieder damit an. Es ist vorbei. Vergangenheit. Es gibt ihn nicht mehr."

"Du hast Recht." Zärtlich schmiegte der Hikari sich an sein etwas größeres Ebenbild.

Dieses ließ ihn gewähren und starrte weiter die Zimmerdecke an. "Ich will den Stab haben... Warum kann dieser Kerl damit umgehen? Wie kommt er eigentlich in seinen Besitz?"

"Wahrscheinlich hat Ishizu Marik überredet, ihn ihm zu geben. Immerhin war er ja mal dieser Hohepriester..."

"Stimmt... der von dieser Steintafel..." Ein kurzes, halb amüsiertes, halb erzwungenes Lachen. "Der so genannte Verräter..."

Mit engelsgleichem Lächeln strich Ryou dem Grabräuber durch das störrische Haar. "Wart einfach ab, bis er nicht zuhause ist,. dann holst du dir den Stab. Er wird ihn sicher nicht andauernd mit sich herum schleppen, so wie Marik und der Pharao das mit ihren Gegenständen machen."

"Oder wie wir."

"Genau... oder wie wir..."

Stille...

"Hikari?"

"Ja?"

"Hol Salbe und reib die Narben ein... sie brennen."

"Okay." Noch immer lächelnd erhob der Junge sich und verschwand im Bad.

Sein Yami sah weiter die Decke an. 'Also hat er jetzt den Stab..."
 

"Na sieh mal einer an. Lässt sich Mr. Superreich auch noch mal in der Schule blicken? Keine wichtigen Geschäfte zu erledigen?"

"Such dir ein Herrchen, Köter. Vielleicht erklärt sich dann endlich jemand bereit, dich im Park Gassi zu führen."

"Du eingebildeter Saftsack! Ich-"

"Ist Bakura heute nicht da?"

Jou stockte. "Äh... bitte?"

"Ich habe dich gefragt, ob Bakura heute fehlt. Sein Platz ist leer."

"Keine Ahnung... aber wieso interessiert dich das?"

Ohne auf seinen verwirrten Ex zu reagieren, setzte Kaiba sich auf seinen Platz und starrte zum Fenster hinaus.
 

"Kaiba-saaan! Ich habe dir ein Bento gemacht!" Das blonde Mädchen wurde beiseite gedrängt.

"Hör nicht auf sie, meins ist viel besser!"

"Aber meins ist das beste! Ich habe es mit viel Liebe gemacht!"

"Das habe ich auch!"

"In meinem ist die meiste Liebe drin!"

"Blöde Zicke!"

"Miststück!"

Der junge Firmenchef nutzte den allgemeinen Kleinkrieg, der unter seinen Fans ausgebrochen war, und verzog sich auf das Dach der Schule. Fast jeden Tag hielt er sich dort in der großen Pause auf. Es war einer der wenigen Orte, an denen er ungestört nachdenken konnte...

Den Rücken an den Maschendrahtzaun gelehnt, der ihn vor einem ziemlich tiefen Sturz bewahrte, setzte Kaiba sich, stellte seinen Koffer neben sich ab und packte das Bento aus, das seine Köchin ihm (mit viel Liebe ^^) gemacht hatte. Fürsorglich wie sie war, lagen sogar ein paar einzeln verpackte Aspirin darin.

Mokuba hatte noch geschlafen, als er sich am Morgen im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Haus geschlichen hatte. Hätte der Kleine ihn erwischt, hätte er sich Schule und Arbeit wohl noch ein paar Tage abschminken müssen - so wirklich gesund war er nämlich genau genommen immer noch nicht.

Aber er hatte einfach zu viel zu tun, um noch länger untätig herum zu liegen. Außerdem war ihm auch fast gar nicht mehr schwindlig...

Aufgrund des kleinen Einbruchs einige Tage zuvor schleppte er sogar diesen altägyptischen Stab in seinem Koffer mit sich herum, nur um ein Auge auf ihn zu haben. Und dann war Bakura nicht einmal da, um gnadenlos mit seinem Diebstahl zu scheitern. Schon dumm, die ganze Mühe umsonst...

Dafür hatte Minamoto-sensei ihm die ehrenvolle Aufgabe erteilt, dem Weißhaarigen die Hausaufgaben zu bringen. Als ob er sonst nichts zu tun hätte...
 

Besorgt schlich Jounouchi im Treppenhaus der Schule herum. Natürlich war das angeschlagene Erscheinungsbild seines Exfreunds ihm nicht entgangen. Die anderen hatten nichts bemerkt, aber er... er wäre seinem "Herrchen" am liebsten auf den Schoß gesprungen, als er ihn heute morgen endlich wiedergesehen hatte, hätte ihm die Stirn gefühlt, seine eigene dagegen gelehnt... diese weichen aber sicher zu warmen Wangen mit seinen kühlen Fingerspitzen berührt...

Aber Schluss gemacht war Schluss gemacht.

Basta.

Ende.

Er würde nicht zu ihm zurück rennen, so viel Stolz hatte er noch.

Vielleicht konnten sie ja Freunde bleiben...

Moment.

Jounouchi brummte leise und fuhr sich durch die Haare.

Um befreundet bleiben zu können musste man erst einmal befreundet gewesen sein. Und hier war immerhin von Seto Kaiba die Rede.

Ihre Beziehung war ziemlich spontan zustande gekommen, freundschaftliche Annäherungen hatten sie übersprungen. Sogar die Kennenlern-Phase, wenn man es genau nahm. Sie waren verdammt schnell im Bett gelandet. Aber diese Wärme... einmal, ein einziges Mal hatte er seinen sonst so ernsten Drachen sogar lächeln gesehen.

Allein der Gedanke daran ließ dem Blonden einen angenehmen Schauer über den Rücken laufen.

Kaiba hatte gedacht, er würde noch schlafen und hatte sich dadurch so sehr in Sicherheit gewiegt, dass er für einen Moment sein Pokerface sein ließ. Das war ein Anblick für die Götter... Oder wie der olle Goethe mal gesagt hatte: "Ach, welch Glück geliebt zu werden, und lieben, Götter, welch ein Glück."

Dumm nur, dass Jounouchi keinen Schimmer hatte, ob Kaiba irgendetwas für ihn empfunden hatte oder einfach nur das Gefühl genossen hatte, geliebt zu werden. Das und die Tatsache, dass er vor anderen Leuten nicht zu seinem Freund stand waren die Gründe, die den Blonden davon abhielten, noch weitere Gedanken daran zu verschwenden, wie es wohl wäre, noch einmal von vorn anzufangen.

Er würde es bei der Trennung belassen, das stand fest. Aber hey, immerhin hatte er einen Blick hinter die Kulissen des ach so perfekten Firmenchefs bekommen. Zuvor ungelöste Geheimnisse über das Innere von Kaibas Kleiderschrank oder über seine Essgewohnheiten (ob und was er aß) waren gelüftet. Das war doch auch etwas, oder nicht?

Es klingelte.

Mit einer Seelenruhe kam der hochgewachsene Klassensprecher die Treppen hinunter und war gerade so wunderbar dabei, seinen Ex zu ignorieren, als der ihn unvermittelt am Handgelenk packte.

"He, Kaiba?"

"Lass mich gefälligst los, Köter. Was willst du?"

Der Blonde murrte leise und ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden. "Du siehst nicht gut aus..."

"Danke für das Kompliment." Kopfschüttelnd wollte Kaiba weitergehen.

"Warte doch mal. Ich meinte nur... du siehst... krank aus... Bist du in Ordnung?"

Blitzende, azurblaue Augen durchbohrten Jounouchi regelrecht. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Und jetzt lass mich in Ruhe, verstanden?"

Ein eingeschüchtertes Nicken.

Und schon verschwand der Braunhaarige im Klassenraum.

Der andere folgte ihm einen Moment später, verpasste das Stundenklingeln jedoch knapp und wurde für den Rest des Matheunterrichts vor die Tür verbannt.

Game Start

Wie nicht anders zu erwarten wurde Kaiba daheim mit einer kräftigen Standpauke seines Bruders begrüßt, der eine Stunde eher als sonst heim gekommen war und deshalb natürlich das Verschwinden seines Nii-samas bemerkt hatte. Und verständlicherweise war er darüber ziemlich wütend.

Der Ältere ließ die lange Rede einfach über sich ergehen, sich dabei von Mokuba ins Bett bringen und sagte artig zu allem Ja und Amen.

Er war einfach zu müde um zu diskutieren, ja, um überhaupt richtig zuzuhören. Ab und an drangen Sachen wie "Ich ruf gleich den Doc, damit er dir wieder K.O.-Tropfen gibt" und "Ich schließ dich ein und versteck die Schlüssel" an sein Ohr... aber so wirklich ernst nehmen tat er diese Drohungen nicht.

Die paar geordneten Gedanken, die er zusammenkratzen konnte, drehten sich zum einen um die Firma und zum anderen um seine "ehrenvolle" Aufgabe, Bakura die Hausaufgaben zu bringen, die er zum Glück bereits hinter sich hatte.

Er war ehrlich gesagt schon ein wenig überrascht gewesen, dass der Weißhaarige in so einer verkommenen Gegend wohnte. Zwar war das Viertel nicht mit den amerikanischen Slums aus Film und Fernsehen vergleichbar, jedoch auch nicht gerade Teil der saubersten und ruhigsten Wohngebiete. Der alte Häuserblock stand nahezu leer, nur drei oder vier Wohnungen waren vermietet.

Kein Wunder, immerhin war direkt nebenan eine laute Baustelle, die Schule lag am anderen Stadtende, hier und da saßen Obdachlose auf den Straßen herum...

Vielleicht die ideale Gegend für den Geist des Rings, aber nicht für einen Jungen wie Ryou Bakura.

Als Kaiba geklingelt hatte, hatte niemand reagiert und da die Haustür offen war, war er einfach hineingegangen und hatte die Kopien unter der Wohnungstür des Weißhaarigen durchgeschoben - der Briefschlitz war von unzähligen Rechnungen und Werbeflyern verstopft.

Dann erst konnte er endlich nach Hause fahren...

Endlich...

"Nii-sama?"

"Hm?"

"Warum trägst du diesen Koffer herum? Was ist da drin?"

"Etwas, das nicht geklaut werden soll."

"Aha... Nii-sama, brauchst du ne Pause?"

Kaiba blieb stehen und lehnte sich erschöpft an die Wand, schüttelte aber den Kopf. "Geht schon" Manchmal verfluchte er es, dass sein Zimmer so weit weg vom Haupteingang lag...

"Du siehst nicht gut aus... warum musst du auch dauernd herumlaufen? Wärst du daheim geblieben, ging's dir jetzt sicher besser, aber nein, du musst ja..."

Und schon begann die Standpauke wieder von vorn und Mokuba zerrte seinen großen Bruder weiter.
 

"Du willst es noch einmal versuchen?"

"Denkst du etwa, ich gebe so einfach auf?"

Ryou schüttelte den Kopf. "Nein, dazu kenne ich dich zu lange. Aber vielleicht solltest du noch ein paar Tage warten..."

"Und warum?"

"Die Narben könnten aufbrechen, wenn er dich wieder mit dem Stab erwischt."

Ein leises Knurren war die Antwort. "Ich weiß nicht, wovon du redest. Es gibt keine Narben! Und außerdem weiß ich sehr gut, was dieser dumme Stab alles kann. Du brauchst es mir nicht andauernd zu erzählen, Hikari." Verächtliches Schnauben. "Und falls du es bereits vergessen hast, der Präsident kann kaum damit umgehen."

Der Wirt des Grabräubers nickte unmerklich. "Du hast Recht. Es tut mir leid."

"Was tut dir leid?"

Kurze Stille. "Nichts... gehen wir."
 

"Ich glaub es einfach nicht. Er liegt regelrecht auf dem dummen Teil und dann streunt auch noch sein Bruder hier herum." Murrend wanderte der Dieb auf der Mauer herum.

Sein anderes Ich saß - halbdurchsichtig materialisiert - auf einem der Bäume des Gartens und lächelte gewohnt sanft. "Liegt wahrscheinlich daran, dass er hier wohnt, hm?"

"Mach dich nicht über mich lustig!"

"Würde ich doch nie tun. Was denkst du nur von mir?"

Wieder ein leises Brummeln. "Und jetzt?"

"Jetzt gehen wir nach Hause."

"Falsch."

Ryou ließ sich von seinem Ast gleiten und schwebte auf die Mauer zu. "Hast du eine bessere Idee?"

Der Ältere grinste. "Allerdings. Wir warten einfach ab, bis der Kleine entweder abhaut oder ins Bett geht, dann versuchen wir unser Glück noch mal."

Ein kurzer Seufzer. "Wenn es denn unbedingt sein muss..."

"Und wie es das muss. Ich will nicht warten, bis der Präsident wieder fit ist, verstanden?"

"Schon klar."

Lautlos kletterte der Dieb auf den Baum, auf dem bis eben sein Hikari gesessen hatte, und beobachtete den jungen Firmenchef, der zusammengerollt in seinem Bett lag und schlief. Ein leichtes Glänzen trat in seine Augen. "So schwach und hilflos gefällt der Gute mir noch immer am besten..."
 

"Nii-sama?"

Keine Reaktion.

Vorsichtig legte Mokuba seine Hand auf die Stirn des Größeren. 'Noch immer ziemlich warm...' Leise seufzend strich er seinem Bruder sanft über die Wange und flüsterte ihm ein "Gute Nacht" zu, ehe er sich schließlich in sein Zimmer zurück schlich.

Auf der einen Seite machte er sich natürlich Sorgen, klar, aber auf der anderen Seite...

Auf der anderen Seite genoss er es auch, dass sein Nii-sama, wenn er krank war, so schön "handzahm" war und ihn etwas mehr an sich heranließ als sonst, auch wenn ihr Verhältnis sich seit dem BattleCity-Turnier merklich gebessert hatte. Meist ließ der Ältere jedoch trotzdem den Geschäftsmann raushängen und gab sich recht reserviert, sogar daheim. Aber wenn er krank war... dann war er immer so schön ruhig, redete nicht dauernd von der Firma und war außerdem viel öfter daheim. Gut, 90% dieser Zeit verbrachte er damit zu schlafen, aber egal.

Daheim war daheim war bei seinem kleinen Bruder.

Ende.
 

Ohne auch nur das geringste Geräusch zu verursachen sprang der Dieb auf den Balkon und öffnete die große Glastür.

Es war, wie auch beim letzten Mal, fast schon zu einfach, in das ach so gesicherte Heim des jungen Firmenchefs einzubrechen.

Etwas schwieriger jedoch war es, an den Millenniumsstab zu kommen, den der Schlafende fest umklammert hielt. Genau genommen war es nahezu unmöglich, wenn man ihn nicht wecken wollte. Wäre der Weißhaarige wirklich das gewesen, als das Kaiba ihn hinstellte - ein Taschendieb - dann wäre er vielleicht dazu in der Lage. Da er aber darauf spezialisiert war, Tote zu bestehlen, die bekanntermaßen sehr sehr schwer aufzuwecken waren, fehlte ihm das nötige Geschick, den Stab unbemerkt zu entfernen.

Vielleicht ließ der Präsident ja den Stab irgendwann im Schlaf los...?

'Willst du wirklich so lange warten?'

'Ruhe, Hikari, lass mich nur machen.'

'Ich würde gerne heute noch ins Bett kommen.'

'Ich sagte Ruhe.'

'Ich mein ja nur...'

'Ruhe!'

'Ich wollte nur vorschlagen, dass du einfach den Ring benutzt, um Kaiba-kun zu lähmen oder so.'

Der Yami schüttelte den Kopf. 'Dafür bräuchte ich den Stab.'

'Dann nimm ihn ihm weg und benutz ihn. Du musst einfach schnell sein.'

'Wer ist hier der Dieb, du oder ich?'

Die Antwort war ein trotziges Murmeln. 'Du...'

Zufrieden nickte der Grabräuber. Als er jedoch anschließend genau das tat, was sein anderes Ich ihm vorgeschlagen hatte, musste dieses schmunzeln.
 

In der Sekunde, in der der junge Firmenchef erwachte, ergriff zugleich auch eine seltsame Starre von seinem Körper Besitz, aus der er sich beim besten Willen nicht lösen konnte.

Ein kurzer Blick in das triumphierende Gesicht des "bösen" Bakuras, der ihm seine Diebesbeute unverhohlen vor die Nase hielt, genügte und die Frage, was das alles zu bedeuten hatte, hatte sich auch schon erübrigt.

Der Weißhaarige selbst beugte sich - immer noch grinsend - vor, bis seine Nasenspitze beinahe die des Größeren berührte. "Gewonnen, Präsident. Sag Goodbye zu dem Schmuckstück."

Die Antwort war nichts weiter als ein gereiztes Knurren.

Doch das allein reichte aus, um dem Einbrecher einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen. Er genoss die Wehrlosigkeit des anderen... "Willst du mir irgendetwas mitteilen, kleiner Präsident?" Er beugte sich tiefer hinunter. "Weißt du eigentlich, dass du ein richtig hübsches Kerlchen bist? Ich versteh den Köter gut... Was denn, was denn? Dachtest du, ich weiß nichts von eurer kleinen Affäre? Mein Hikari ist auch mit dem Kindergarten befreundet, da bekommt man so einiges mit."

Während der Dieb die Hilflosigkeit Kaibas auskostete, verleierte sein Hikari nur die Augen und zog sich tiefer in den Ring zurück. Sollte Yoru sich doch diesen kleinen Beweis seiner Macht gönnen... schaden konnte es eigentlich nicht.

Gedacht, getan.

Langsam kletterte der Grabräuber auf das große Bett und kniete sich breitbeinig über den Braunhaarigen, den goldenen Stab fest in der linken Hand, die Wange des anderen in der rechten.

"Keine Sorge, ich tu dir schon nichts, für was hältst du mich denn?"

Wieder ein leises Knurren.

Der Weißhaarige schmunzelte. "Das war eine rhetorische Frage, Präsident, ich will keine Antwort darauf, ich kann es mir auch so schon denken."

Abgesehen von dem fast schon unwiderstehlichen Drang, die Augen einfach wieder zuzumachen und zu hoffen, dass der Eindringling dann wieder verschwinden würde, breitete sich auch eine nicht allzu prickelnde Vorahnung in dem jungen Firmenchef aus - erst recht, als sich Bakuras Lippen seinen eigenen noch weiter näherten.

"Wenn ich recht informiert bin, ist es vorbei mit dem Blonden und dir..." Sein Atem war unerwartet warm, passte eigentlich gar nicht zu der arroganten Art des Diebes, der immer noch schmunzelte und dem Größeren durch die Haare strich. "Du musst ja jetzt ziemlich einsam sein, in deinem großen Bett... niemand spielt mit dir... Vermisst du das Ganze schon?" Ein verführerischer Unterton war aus dem leisen Flüstern herauszuhören. "Vermisst du es schon, so angefasst zu werden?" Er wurde leiser. "... geküsst zu werden...?"

Kaibas Augen weiteten sich fassungslos, als der Grabräuber seine Worte in die Tat umsetzte, das letzte bisschen Distanz zwischen ihnen ganz dreist überwand und ihm einfach einen Kuss stahl.

Abgesehen von Jounouchi war es noch nie jemandem erlaubt worden, sich an den Lippen des Braunhaarigen zu vergehen und Bakuras dunkleres Ich gehörte ganz sicher nicht zu den Leuten, die für eine solche Erlaubnis überhaupt in Frage kamen... auch wenn seine Lippen angenehm weich waren... weich und warm... und das hereinfallende Mondlicht ließ ihn beinahe wie eine übernatürliche Erscheinung wirken... hell leuchtend...

Trotzdem: er hatte nicht einfach hier einzubrechen und Kaiba zu begrabschen und abzuknutschen.

Noch ehe der Dieb reagieren konnte, hatte der junge Firmenchef ihn auch schon weggestoßen und saß nun aufrecht in seinem Bett. Wenn Blicke töten könnten...

Fauchend sprang der Weißhaarige auf. "Wieso kannst du dich bewegen?"

"Was geht dich das an?" Genau genommen wusste Kaiba die Antwort auch nicht, aber das spielte nun auch keine große Rolle mehr. Wütend schlug er die Decke zurück und stand auf. "Verschwinde gefälligst aus meinem Haus. Von mir aus nimm den dummen Stab mit, aber wehe du wagst es noch einmal, mich anzufassen!"

"Ich fasse an, was und wen ich will, verstanden?"

"Aber mich lässt du da raus, ist das klar?"

Mit einem verächtlichen Schnauben fuhr Bakura sich durch die Haare. "Sag bloß, dir hat es nicht gefallen. Gib doch zu, dass du es richtig geil fandest, immerhin stehst du doch auf Kerle."

Für einen kurzen Moment verfärbte Kaibas Gesicht sich ins Rötliche, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und begann, seine Strategie zu ändern. Ein amüsiertes Funkeln stahl sich in seine Augen, als er die Arme verschränkte und auf den Kleineren hinabsah. "Du musst ja ziemlich scharf auf mich sein, wenn du dir darüber so viele Gedanken machst. Oder erträgst du es einfach nicht mehr, alleine zu schlafen?"

Ein herausforderndes Grinsen. "Schließ nicht immer von dir auf andere."

"Der einzige, der das hier tut, bist doch du - wer oder was auch immer du in Wirklichkeit bist."

"Jetzt bin ich aber enttäuscht von dir, Präsident. Du erhebst Anspruch auf einen der Millenniumsgegenstände und weißt noch nicht einmal, wer ich bin?"

Kaiba schmunzelte. "Sag bloß, du bist jemand wichtiges..."

"Wie wär's mit einem Spiel?"

"Ein Spiel?"

"Ja, ein Spiel. Eine kleine Abmachung."

Der Größere zögerte. "Was genau meinst du?"

"Wir spielen Rätselraten. Wie in dem Märchen von Rumpelstilzchen." Ohne sein Reden zu unterbrechen, ging Bakura auf den Balkon hinaus und stellte sich auf das Geländer. "Ich komme dich ab jetzt jeden Abend besuchen. Wenn du mir dann sagen kannst, wie ich wirklich heiße, bekommst du das zurück, was ich dir gestohlen habe und ich lasse dich fortan in Ruhe. Bist du einverstanden?"

Nachdenklich legte der Braunhaarige den Zeigefinger ans Kinn und wiegte den Kopf leicht hin und her. Dann fiel sein Blick zurück auf den ungebetenen Gast und er nickte. "Einverstanden."

Man gab sich die Hand.

"Wenn ich die richtige Antwort habe, löst du dich dann auch fluchend in Rauch auf oder explodierst, wie der Zwerg im Märchen?" Wieder dieses spöttische Funkeln in den Augen.

Der Dieb lachte auf und fuhr dem anderen mit einem "Na, ob das meinem Hikari gefallen würde" durch das Haar und verschwand anschließend spurlos aus dessen Blickfeld.

Never-Ending Why

Zufrieden mit sich und der erledigten Arbeit warf Kaiba seinen Mantel auf das Bett und schaute auf die Uhr.

Kurz vor 10.

Bakura musste jeden Augenblick da sein.

Seit einer Woche spielten sie dieses kleine Rumpelstilzchenspiel nun schon und - wie eigentlich nicht anders zu erwarten - war der Braunhaarige noch immer nicht hinter das Geheimnis von Bakuras wahrer Identität gekommen. Alle im Internet aufzutreibenden ägyptischen Namen hatte er schon heruntergebetet, egal ob Götternamen oder normale - erfolglos. Auf jeden davon hatte der Dieb mit einem Grinsen und "Nein, so heiß ich nicht" reagiert.

Seine allabendlichen Besuche waren inzwischen schon zu einem fest eingeplanten Teil des Kaiba'schen Tagesplans geworden, man konnte regelrecht die Uhr nach ihnen stellen.

So auch heute.

Pünktlich mit dem letzten Glockenschlag der Kirchturmuhr öffnete sich die Balkontür und der weißhaarige Grabräuber betrat mit einer fast schon grauenhaften Selbstverständlichkeit das fremde Schlafzimmer. "Tagchen, Präsident. Und, hast du dich gut vorbereitet?"

Ohne den anderen auch nur anzusehen, verschwand Kaiba in seinem begehbaren Kleiderschrank. "Ich bin heute nicht dazu gekommen, war bis eben in der Firma."

"Werden wir etwa nachlässig? Oder gibst du am Ende vielleicht sogar auf?"

"Unsinn. Ich hatte einfach Wichtigeres zu tun, als mich um dich zu kümmern."

Kopfschüttelnd ließ Bakura sich auf das Bett fallen und räkelte sich seelenruhig auf dem darauf ausgebreiteten Mantel. "Das sehe ich aber als Beleidigung, Präsident..." Ein leises Schnurren.

"Sieh es als was du willst." In einen langen nachtblauen Morgenmantel gehüllt trat der junge Firmenchef aus seinem Schrank und wanderte an dem Kleineren vorbei auf die Tür zu.

"Wo willst du hin?"

"Was geht dich das an? Ich kann in meinem Haus gehen, wohin ich will."

Grinsend rollte der Weißhaarige sich auf den Bauch. "Ganz schön unhöflich, dein Papi hat dir wohl damals keine Manieren eingedroschen, wie?"

Für einen kurzen Moment stockte Kaiba, war kurz davor sich umzudrehen und etwas zu erwidern, dann jedoch verließ er einfach hoch erhobenen Hauptes den Raum.

Kaum war er weg, materialisierte Ryou sich neben seinem Yami. 'Das war unter der Gürtellinie, ich hoffe du weißt das.'

'Ja ja...'

'Und jetzt?'

Der Ältere streckte gähnend alle viere von sich und drehte sich wieder auf den Rücken. 'Wie und jetzt?'

'Willst du dieses alberne Spiel nicht aufgeben?'

'Warum sollte ich?'

'Weil es erstens keine richtige Lösung für das Rätsel gibt, das du ihm gestellt hast und zweitens die ganze Sache dadurch ziemlich sinnlos ist.'

'Es macht aber Spaß, ihn grübeln zu lassen.'

Ryou seufzte. 'Was bezweckst du wirklich mit diesem Unsinn?'

'Sagte ich doch bereits: Spaß.'

'Ist das wirklich alles? Bist du nur deswegen hier?'

Ein breites Grinsen war die Antwort.

Die Zimmertür öffnete sich und der Hikari löste sich wieder in Luft auf.

"Du bist ja immer noch da..."

"Warum sollte ich gehen, wenn du noch nicht mit mir gespielt hast?"

Kaiba rollte genervt die Augen. "Weil du mir auf die Nerven gehst."

"Aber deswegen spielen wir doch, oder? Wenn du meinen richtigen Namen errätst, dann lass ich dich in Ruhe. Wo bleibt der Reiz, wenn ich das auch so schon tue?"

"Ich spiele aber heute nicht mit dir."

"Dann muss ich wohl leider hier übernachten." Noch immer grinsend schnappte Bakura sich eines der Kissen und machte es sich darauf bequem.

Sein "Gastgeber" fand das Ganze allerdings alles andere als lustig. "Du schläfst ganz sicher nicht hier..."

"Oh, wer hat denn gesagt, dass ich schlafen werde? Wenn du weiter so ein Spielverderber bist, dann muss ich mir wohl was anderes einfallen lassen, um dich zu motivieren."

Himmelblaue Augen verengten sich misstrauisch zu schmalen Schlitzen. "Was soll diese perverse Fratze?"

Es dauerte keine zwei Sekunden, da befand sich der Kragen von Kaibas Morgenmantel auch schon fest im Griff des anderen - ebenso wie die Lippen beider aufeinander lagen.

Im Gegensatz zum letzten Mal war dieser Kuss jedoch um einiges leidenschaftlicher und fordernder. Ohne jeden Anstand enterte der Weißhaarige den Mund seines Gegenübers und forderte dessen Zunge zu einem Duell heraus, indem er sie immer wieder sanft anstupste.

So sehr der Größere sich auch sträubte, sein Körper reagierte hochempfindlich auf diese Art von Nähe und es dauerte nicht lange, bis er keine weiteren Befehle von "oben" mehr annahm, sondern sich langsam aber sicher auf das Zungenspiel einließ.

In Kaibas Kopf rotierte es trotzdem wie wild.

Warum ließ er das mit sich machen? Was bezweckte der blöde Dieb damit? Und warum zum Teufel... fühlte es sich so gut an?

Eine angenehme Hitze breitete sich, bei seinen Lippen beginnend, im ganzen Körper aus, ließ seine Hände feucht werden und seine Wangen glühen. Das Herz schlug ihm fast bis zum Hals.

Auf Bakuras Gesicht breitete sich ein mehr als nur zufriedener Ausdruck aus. Verdammt, es gab doch wirklich nichts besseres, als die Kontrolle über jemanden zu haben... gut, sicher würde der Präsident ihn bald wegstoßen und wütend anfauchen, aber das war es wert.

Womit der Weißhaarige allerdings im Leben nie gerechnet hätte, war das fast lautlose Aufkeuchen, das plötzlich über die Lippen des anderen kroch und seine ganze Selbstsicherheit mit einem Male dahinschwinden ließ.

Sofort löste er sich von ihm und starrte ihn fassungslos an. Sein Blick wanderte über die vom Kuss noch feucht glänzenden, leicht geöffneten Lippen, die rötlich verfärbten Wangen... und traf schließlich auf die ungewohnt abwesend und... irgendwie verlangend dreinschauenden strahlend blauen Augen.

Kaiba konnte sich gar nicht so schnell wieder zusammenreißen wie der Grabräuber ihn plötzlich anzukeifen begann.

"Warum wehrst du dich nicht? Was soll das? Sieh... sieh mich gefälligst nicht so an!" Schon hatte Bakura auf der Hacke kehrt gemacht und rannte hinaus auf den Balkon, um anschließend irgendwo in der inzwischen hereingebrochenen Dunkelheit zu verschwinden.

Der junge Firmenchef blieb verwirrt und mit schief sitzendem Mantel zurück.
 

"Warum hat er mich so angesehen? Warum?"

Beruhigend und mit einer nicht enden wollenden Geduld strich Ryou seinem Yami immer und immer wieder über den Rücken. "Menschen haben Gefühle, es hat ihm eben gefallen. Er hätte dir schon nichts getan..."

Wie nicht anders zu erwarten sprang Bakura bei dem letzten Satz von der Couch auf und lief unruhig durch den Raum. "Denkst du etwa, ich hatte Angst vor ihm? Ich hatte keine Angst. Warum sollte ich? Du redest wirres Zeug!"

"Ich habe nie behauptet, dass du Angst hast, Yoru, das hast du gesagt..."

"Das habe ich überhaupt nicht gesagt!" Mit einem verächtlichen Schnauben fuhr der Dieb sich durch das silbrig schimmernde Haar. "Wenn ich morgen wieder zu ihm gehe wirst du schon sehen, dass ich keine Angst habe... wovor auch?"

"Ich glaub dir ja..." Wie immer in solchen Situationen lächelte Ryou so lange, bis seiner dunkleren Hälfte die Lust auf anstrengende Diskussionen vergangen war. Unter dieser engelsgleichen Maske bohrte sich die beginnende Eifersucht jedoch wie eine dünne, spitze Nadel tief in ihn hinein... und mit ihr eine ungute Vorahnung.
 

Abwesend versank Kaibas Blick in seiner Kaffeetasse.

Wie er es hasste, wenn irgendwelche uneindeutigen Gefühle auf ihn einschwappten... wenn er auf seine eigenen Fragen keine Antworten bekam...

Noch immer war er nicht dahinter gekommen, was Bakuras seltsames Verhalten zu bedeuten hatte, genauso wenig, wie er sich seine eigene Reaktion auf diesen eigentlich simplen Kuss erklären konnte.

Die Gedanken des jungen Firmenchefs wanderten zu Jounouchi. Als er noch mit ihm zusammen war, hatte es so was nicht gegeben. Er war immer derjenige gewesen, der zuerst die Initiative ergriff und der Köter der, der sich ohne zu zögern einfach hingab. Es hatte sich einfach so ergeben und wunderbar funktioniert: Kaiba in der Rolle des Überlegenen, der alles unter Kontrolle hatte und Jounouchi als der ihm völlig verfallene Geliebte.

Das war's.

Der Braunhaarige hatte entschieden, wann und wo sie sich trafen, was sie taten (wobei diese Pläne eigentlich ausschließlich auf Sex hinaus liefen) und so weiter.

Und er war zufrieden damit gewesen.

Nun ja, bis der Blonde einfach Schluss gemacht hatte.

Und jetzt?

Jetzt besuchte ihn Abend für Abend ein dreister, uneingeladener Taschendieb und scherte sich einen feuchten Dreck darum, ob seine Anwesenheit erwünscht war, was sein "Gastgeber" davon hielt und ob der von ihm angegrabscht werden wollte oder nicht.

Und das Schlimmste war: dem besagten Gastgeber gefiel das irgendwo sogar ein ganz klein wenig. Er richtete sich langsam aber sicher auf diese Besuche ein, bereitete sich auf das dumme Rumpelstilzchenspiel vor und ließ sich auch noch abknutschen, ohne zu wissen, warum.

Klar, da war Verlangen - so viel wusste Kaiba auch - aber es war ein anderes als damals bei Jounouchi. Bei dem hatte es sich Stück für Stück so lange aufgebaut, bis der junge Firmenchef nicht mehr anders konnte als regelrecht über den ahnungslosen Köter herzufallen, der sich sofort mit größtem Vergnügen ergab und mitmachte.

In diesem Fall aber glich diese Begierde eher einer Stichflamme, tauchte scheinbar aus dem Nichts auf und brannte nun wahrscheinlich so lange weiter unruhig in ihm, bis sie von diesem vermaledeiten Dieb gelöscht wurde.

Und der beschwerte sich auch noch darüber, dass seine Anmache funktioniert hatte.

Toll.

Super.

Einfach klasse.

Murrend nahm Kaiba einen Schluck Kaffee und verzog augenblicklich angewidert das Gesicht - die braune Koffeinschleuder war inzwischen eiskalt geworden.
 

Siegessicher grinsend legte der Blonde seinen Rotaugendrachen auf das Feld. Wie meistens in der großen Pause duellierte er sich auch heute mit seinem besten Kumpel und aalte sich zufrieden in der Vorstellung, ihn in der nächsten Runde zu schlagen.

Yugis Lebenspunkte lagen bei 50 und es gab nur noch eine verdeckte Karte auf seiner Seite, während der Köter noch 100LP und sein Rotauge hatte. Das Leben konnte kaum schöner sein...

"Hirnloser Köter..."

Knurrend drehte Jounouchi sich zu seinem Ex um. "Was hast du für ein Problem? Bekommst du zuwenig Beachtung, oder warum gehst du mir dauernd auf die Nerven?"

Kaiba schmunzelte leicht. "Ich wollte dich nur darauf vorbereiten, dass du gleich verlierst, das ist alles."

Noch bevor der Braunhaarige geendet hatte, deckte Yugi die Reanimationskarte auf, holte seinen Schwarzen Magier aufs Feld und beförderte den Schwarzen Drachen auf den Friedhof und Jounouchis Lebenspunkte auf 0. "Tut mir leid, Jounouchi-kun, du hättest besser aufpassen müssen."

"Kaiba hat mich abgelenkt!"

"Kaiba-kun hat dich erst angesprochen, als du deinen Zug schon beendet hattest."

Schmollend wandte der Blonde sich ab und wollte den vermeintlichen Verantwortlichen zur Rede stellen, der jedoch schon längst gegangen war, um sich wie fast jeden Tag auf das Dach zu verziehen.

Allerdings wurde er dort bereits erwartet...

Who Makes You Feel

"Du hast Mahado also getötet..."

Der Weißhaarige zuckte zusammen und fuhr herum.

An der Tür stand dieser Hohepriester, dem er vor wenigen Tagen am Nil begegnet war, und sah ihn ausdruckslos an.

Automatisch schlossen die Finger des Ertappten sich um den goldenen Ring, den er um den Hals trug. Selbstsicher reckt er das Kinn in die Höhe. "Und wenn schon... was geht dich das an?"

Seth schmunzelte. "Nichts. Ich habe mich mit ihm eh nie wirklich gut verstanden." Ohne dem Eindringling weiter Beachtung zu schenken, steuerte er auf sein Bett zu und ließ sich darauf nieder.

"Und du wunderst dich nicht, warum ich hier bin?"

"Warum sollte ich? Sicher ist das hier der Grund." Mit diesen Worten zog er den Millenniumsstab aus seinem Gürtel, legte dessen Kopf an seine - zu einem amüsierten Lächeln gekräuselten - Lippen und blickte dem anderen frech ins Gesicht.

Der fuhr sich nur enttäuscht durch die weißen Haare und seufzte gespielt. "Welch Schmach... ertappt von einem Priesterfuzzi, der noch nicht mal Angst vor mir hat."

Ein kurzes Lachen. "Angst? Vor einem kleinen Taschendieb wie dir?"

"Taschendieb?" Innerhalb von Sekundenbruchteilen saß der Weißhaarige neben dem Hohepriester und hielt diesem eine reich verzierte Halskette vor die Nase. "Weißt du, was das hier ist? Das ist eine Grabbeilage des verstorbenen Pharaos Akunumkanon..." Er kramte einen goldenen Armreif hervor. "Und dieses edle Stück hier hat seiner werten Frau Gemahlin gehört. Willst du auch meine neueste Errungenschaft sehen, Priesterfuzzi?" Mit einem boshaften Grinsen zauberte der Dieb einen goldenen Stirnschmuck hervor, auf dem das Auge des Horus prangte. "Na, hast du das hier schon einmal gesehen? Bestimmt hast du das..."

Seths rechte Augenbraue schnippste argwöhnisch nach oben. "Das gehört Atemu."

"Falsch. Bis vor einer Stunde gehörte es dem Pharao. Jetzt ist es meins." Die Wertgegenstände verschwanden wieder.

"Glaubst du wirklich, dass mich das einschüchtert, Taschendieb?"

"Noch immer nicht genug? Schade, es macht mich schon fast traurig, ein so niedliches Bürschchen wie dich um die Ecke zu bringen..." Er stockte, als eine kalte Klinge sich an seinen Hals legte. Dass man den Stab auch als Dolch benutzen konnte, hatte er noch nicht gewusst...

"Dann freu dich. Du wirst es nämlich nicht tun müssen." Lächelnd strich Seth dem Dieb über das Gesicht. "Ich könnte dir eine hübsche Narbe verpassen... die würde perfekt zu der an deinem rechten Auge passen. Weißt du, ich hatte schon immer einen Hang zur Symmetrie..." Er legte den Kopf schief. "Andererseits amüsierst du mich... du gefällst mir, es macht Spaß, sich mit dir herumzuärgern. Vielleicht lasse ich dich auch laufen..."

Eine abrupte Stille legte sich über den Raum, die erst vom Geräusch des herunterfallenden Millenniumsstabes gebrochen wurde, als die Lippen der beiden jungen Männer aufeinander trafen.

Ein heiseres Flüstern folgte, begleitet von leisem Keuchen. "Ich zeige dir gern, was noch alles Spaß mit mir macht, Priesterfuzzi..."

"So? Da bin ich ja mal gespannt... du kleiner Taschendieb..."
 

Kaibas Gegenwehr hielt sich in Grenzen, als er mit dem Rücken an den Maschendrahtzaun gedrückt wurde und sich - nunmehr schon zum dritten Mal - die Lippen des weißhaarigen Diebs auf seine eigenen legten.

Und er hasste sich dafür.

Er hätte alles dafür gegeben, standhaft genug zu sein den anderen einfach wegzustoßen. Alles.

Es passte einfach nicht zu ihm, sich so gehen zu lassen... sich so unterzuordnen...

Aber das einzige, was er zustande brachte, war ein dummer lautloser Seufzer.

Sonst nichts.

Der junge Firmenchef kam sich wie ein Alkoholiker vor, dem man einen ausgab und erwartete, dass es bei einem kurzen Nippen am Glas blieb. Er war einmal in den Genuss von körperlicher Nähe gekommen und nun nicht mehr in der Lage, ohne sie zu leben - jedenfalls nicht, so lange Bakura ihm so extrem auf die Pelle rückte.

Warum musste es sich nur so "schön" anfühlen?

Warum musste der Gedanke, dass ein normalerweise irre vor sich hin kichernder Geisteskranker so gut küssen konnte, eine unerwartet angenehme Gänsehaut verursachen anstatt blanken Ekel?

Warum nur?

Und wieso unternahm der echte, der "nette" Bakura nichts dagegen, sondern ließ seine dunkle Hälfte einfach machen, was sie wollte?

Endlich schaffte Kaiba es, sich von den weichen Lippen des Grabräubers zu lösen und schnappte angestrengt nach Luft, jedoch ohne dabei die Augen zu öffnen. Er wollte das hämische Grinsen des Kleineren nicht sehen und vor allem wollte er nicht, dass der Weißhaarige am Ende wieder wegrannte und in ihm dieses alberne Gefühl benutzt worden zu sein, zurückließ. Darauf konnte er auch gut verzichten.

Und so entging dem jungen Firmenchef der abwesende, beinahe schon traurige Blick des anderen, der sich an vor Ewigkeiten geschehene Dinge zu erinnern begann.

Sanfter als zuvor begann Bakura einen erneuten Kuss, während er sich über den Größeren kniete und dessen warme Hände mit seinen eher kühlen, eigenen verhakte. Die sich langsam aber sicher nun auch in seinem Inneren ausbreitende Wärme legte sich wie eine hauchdünne Schicht über den normalerweise vorherrschenden Schmerz einer noch längst nicht verheilten Wunde...
 

no more wishing wells that never come around

no more growing trees without a ground
 

Es hatte bereits zur nächsten Stunde geklingelt, als Bakura seine "Arbeit" an Kaiba endlich beendet hatte.

Eine seltsame Schwere hing über ihnen, die es für beide unmöglich machte, etwas zu sagen oder gar zu gehen. Und so lehnte der Kleinere schweigend an der Tür und beobachtete den jungen Firmenchef, der, die Stirn an den Zaun gedrückt und mit den schlanken Fingern denselben umschlungen, regungslos dastand und vom Dach des Schulgebäudes heruntersah.

Schließlich gelang es dem Weißhaarigen, sich von diesem Anblick loszureißen und er wandte sich zum Gehen, als...

"Kommst du heute Abend wieder?" Die Stimme des Größeren war ungewohnt leise und jagte dem anderen einen leichten Schauer über den Rücken.

Ließ ihn mit einem fast schon geflüsterten "Ja" antworten, ehe er schließlich und endlich verschwand.
 

one to take

one, to fly

one, to play

here's a placebo
 

"Warum?"

Anstatt einer Antwort erhielt Ryou nur ein leichtes Kopfschütteln.

"Weißt du es selbst nicht?"

"Doch..."

"Also?"

Müde, rauchbraune Augen richteten sich auf den Hikari, der inzwischen wieder seinen Körper übernommen hatte. "Ich will es nur noch mal erleben, das ist alles... er selbst ist egal."

"Was willst du erleben?"

Das Bild des Grabräubers flackerte kurz, als seine Lippen das für ihn eigentlich am unmöglichsten erscheinende Wort überhaupt formten.

"Lieben..."

Dann verlor sich seine Erscheinung im hellen Sonnenlicht.
 

on and on, hearts burn determined
 

Es war bereits Mitternacht, als Kaiba das Warten endlich aufgab und die Balkontür verriegelte.

Unfair. Als etwas anderes konnte man die ganze Situation einfach nicht bezeichnen. Er war tatsächlich so tief gesunken, dass er seine wertvolle Zeit damit verbrachte, auf jemanden zu warten, den er eigentlich nicht leiden konnte, und derjenige tauchte nicht einmal auf. Wahrscheinlich lachte er sich jetzt daheim ins Fäustchen und hatte einen Heidenspaß daran, den jungen Firmenchef zu ärgern.

Obwohl.. "ärgern" konnte man so nicht sagen... "verarschen" traf das Ganze da viel eher.

Er spielte mit ihm, allerdings nicht das vereinbarte Spiel sondern ein völlig anderes. Und das gefiel Kaiba überhaupt nicht.

Noch weniger gefiel ihm aber, dass er scheinbar gar nichts dagegen tun konnte außer abzuwarten, bis es dem Dieb zu langweilig wurde.

Das war eben seine Rolle - jedenfalls hier.

Der Unnahbare war tot, es lebe der Gefühlsjunkie.

Grauenhaft.

Lautlos seufzend ließ der Braunhaarige sich auf sein Bett sinken, schloss die Augen und war kurze Zeit später eingeschlafen.

Words Like Violence

*dem fleißigen Freischalter, der die letzten Tage so tapfer meinen Upload-Wahnsinn mitmacht, mal einen virtuellen Teller mit Keksen rüberschiebt* :)

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"Kaiba, würden Sie Bakura die Hausaufgaben bringen?"

Ein abwesendes Nicken war die Antwort und der Lehrer wandte sich wieder seinem Unterricht zu.

Der junge Firmenchef hingegen löste seinen Blick nicht vom Fenster und war auch gedanklich überall, nur nicht in der Schule.

In der Firma stand ein wichtiges Meeting bevor, Mokuba hatte heute Sportfest und kam eher heim... und Bakura hatte sich seit drei Nächten nicht mehr sehen lassen.

Eigentlich ein Grund zu Feiern, immerhin war Ruhe ja genau das, was er gewollt hatte.

Nun ja... eigentlich.

Die Wirklichkeit sah da anders aus: durch seine undurchschaubare Art und dieses Talent, sich in den passendendsten Momenten rar zu machen, hatte der weißhaarige Dieb seinem Opfer in gewisser Weise den Kopf verdreht.

Kaiba war ein Mensch, der es liebte, Dinge im voraus zu berechnen und zu planen; verwirrende und womöglich übernatürliche Überraschungen und Erscheinungen gehörten wahrlich nicht zu seinen Vorlieben. Bakura war aber genau so eine verwirrende und übernatürliche Erscheinung, die sich beim besten Willen nicht kontrollieren oder berechnen ließ. Und der Grabräuber gab ihm, wenn auch in kleinen Dosen, etwas, was er unbewusst schon seit längerem vermisst hatte: körperliche Nähe.

Und vielleicht sogar ein klein wenig mehr...
 

Ein kurzer Druck auf die Klingel, aber wie beim letzten Mal reagierte auch heute niemand. Wahrscheinlich war das Ding kaputt... Also versuchte Kaiba es mit Klopfen und kurz darauf öffnete sich tatsächlich einen Spalt breit die Tür und ein leichenblasser, völlig übermüdeter Ryou sah überrascht zu ihm auf.

"Was willst du hier?"

"Ich soll dir die Hausaufgaben vorbeibringen."

"So? Komisch, sonst macht Yugi das immer... egal, schieb sie durch den Briefschlitz."

"Wo warst du die letzten Tage?"

"Daheim, Sommergrippe. Ich mach die Tür jetzt zu, sonst steckst du dich noch an und du warst erst krank." Gesagt getan.

Schulterzuckend ging Kaiba in die Knie und öffnete den Briefschlitz, damit die Kopien nicht knickten.

In der Wohnung war es stockfinster...

Mit einem kurzen, erschrockenen Ächzen wich der Braunhaarige zurück, als urplötzlich die Klinge eines Küchenmessers auf ihn zuschnellte und zeitgleich ein lautes "Yoru!" ertönte.

Leises Knurren war zu hören, Schritte folgten... dann öffnete sich die Tür wieder ein Stück. "Tut mir leid, Kaiba-kun, ich weiß auch nicht, was das sollte."

Murrend klopfte der Ältere sich den Staub von der Uniform und stand auf. "Was war denn das?"

"Er mag kein Licht. Vielleicht war das der Grund."

"Mit er meinst-?"

"Geh jetzt."

"Was zum-?"

"Verschwinde endlich Kaiba-kun, okay?" Die Tür fiel wieder ins Schloss.

Eine Weile starrte der junge Firmenchef sie noch verwirrt an, dann machte er auf der Hacke kehrt und verließ das Gebäude eilig.
 

"Bakura-kun ist wieder nicht in der Schule."

"Ich hoffe, er ist nicht ernsthaft krank."

Große, besorgt dreinschauende violette Augen schoben sich in Kaibas Blickfeld. "Du hast ihm doch gestern die Hausaufgaben gebracht, Kaiba-kun, was hat er?" Der ganze Kindergarten hatte sich vor seiner Bank versammelt.

Genervt wandte der Braunhaarige den Blick ab, bis sich schließlich Jounouchi vor ihm aufbaute. "He, antworte!"

Müde eisblaue Augen und ein für Außenstehende unsichtbarer Seufzer, schon konnte der Blonde die streitlustige Fassade nicht länger aufrecht erhalten und beugte sich stattdessen zu seinem Ex herunter. Leiser als zuvor wiederholte er Yugis Frage. "Was fehlt Bakura, weißt du was?"

"Deine Schuld."

"Was?!"

"Er hat sich bei dir angesteckt, Grippe."

Schon war der Köter wieder auf 180. "Du dämlicher Saftsack, dafür kann ich doch nichts!"

"Wer weiß..."

Es kostete Jounouchi noch immer viel Anstrengung, sich blind zu stellen und so zu tun, als würde ihm die ungewohnt melancholische Stimmung seines Ex entgehen. In Wahrheit bedrückte sie ihn richtig und ließ ihm kaum eine ruhige Minute. Immer öfter fragte er sich, ob man Kaiba nicht vielleicht schon immer seine Laune so einfach ansehen konnte, wenn man nur etwas aufpasste und ob außer ihm tatsächlich niemand eine Veränderung an ihm wahrnahm.

Als es zum Unterricht klingelte und alle sich wieder auf ihren Platz begaben, flüsterte der Blonde Kaiba ein leises "Wenn was ist, dann red ruhig mit mir" ins Ohr, erntete aber nur ein bösartiges "Ich rede nicht mit Straßenkötern".

Jounouchi ließ sich mit einem (unfreiwillig wie auf seinen Spitznamen zugeschnittenen) Knurren auf seinen Platz sinken und widerstand nur schwer dem Drang, Kaiba eine runterzuhauen. Als er jedoch einige Zeit später aufgerufen wurde, ein Gedicht von Nietzsche vorzulesen, ließ er es sich nicht nehmen, seinen Ex bei den seiner Meinung nach passendsten Zeilen mit dem finstersten Blick, dessen er fähig war, zu fixieren.

"Flieg Vogel, schnarr

Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! -

Versteck du Narr,

Dein blutend Herz in Eis und Hohn!"
 

Als Kaiba endlich nach Hause kam und die Arbeit hinter ihm lag, war er noch immer wütend auf Jounouchi.

Was bildete dieser blöde Köter sich eigentlich ein?

Sich erst mit wildem Gezeter von ihm trennen und dann auch noch eingeschnappt sein, weil er keinen unnötigen Kontakt zu ihm haben wollte... und was sollte dieser starre Blick, als er bei der fünften Strophe dieses Gedichts angelangt war?

Versteck du Narr, dein blutend Herz in Eis und Hohn.

Das traf den Nagel so sehr auf den Kopf, dass es weh tat, und zwar richtig.

Der junge Firmenchef hatte ziemlich schwer schlucken müssen, als er das ins Gesicht geschleudert bekommen hatte.

Er hätte nie erwartet, dass ausgerechnet der Köter ihn mit Worten verletzen konnte. Noch einmal. Normalerweise prallten sämtliche Beschimpfungen an ihm ab, aber dieser abwertende, bittere Unterton... dieses fast schon Mitleidige in Jounouchis Stimme hatte sich unerwartet tief in den Braunhaarigen hineingebohrt.

Zähneknirschend setzte er sich an seinen Schreibtisch, verschränkte die Arme und vergrub das Gesicht in ihnen. Es war, als hätte der Blonde eine gar nicht mal all zu alte Wunde aufgerissen und brutal Salz hineingerieben.

Hätte Kaiba sich doch besser nie auf den Kerl eingelassen... dann wäre er auch nicht so anfällig für Angriffe dieser Art geworden.

Dann würde es nicht so weh tun.

Jeder Herzschlag fühlte sich plötzlich wieder so an, als steckte ein Messer in seiner Brust.

Als hätte Jounouchi ihn gerade erst verlassen und nicht vor über zwei Wochen.

Als wäre diese Enttäuschung, abgewiesen zu werden, ganz frisch.

Er hatte damals nicht geweint - so tief waren seine Gefühle schließlich nicht gegangen - aber trotzdem hatte es geschmerzt wie die Hölle. Und das tat es nun wieder.

Die Worte kreisten immer und immer wieder durch seinen Kopf.

Versteck du Narr, dein blutend Herz in Eis und Hohn.

Und wie sein Herz in diesem Augenblick blutete...

Bakura, der gerade zur Balkontür hineinkam, dachte zuerst, der Größere wäre im Sitzen eingeschlafen, bis ein giftiges "Lass mich in Ruhe" aus dessen Richtung drang.

Aber der Weißhaarige verschwand nicht, sondern legte sich ruhig auf das Bett und schaute die Decke an. Beinahe eine halbe Stunde verbrachten beide so, ohne auch nur ein Wort miteinander zu wechseln.

Irgendwann wurden die Atemzüge des jungen Firmenchefs tiefer und gleichmäßiger, dann hatte er sich wieder soweit unter Kontrolle, dass er aufstehen und sich neben seinen Besucher setzen konnte.

Dessen Stimme war unerwartet leise, auch ihm war eine gewisse Erschöpfung anzumerken. "Und, hast du meinen Namen herausgefunden?"

"Nein. Du hast ihn verloren, deshalb findest du keine Ruhe."

Der Kleinere richtete sich auf. "Gewonnen. Ich werde dir also wiedergeben müssen, was ich dir gestohlen habe..."

"Den Stab kannst du von mir aus behalten und alles andere könntest du mir selbst dann nicht wiedergeben, wenn du es wolltest."

Ein angedeutetes Schmunzeln schlich über Bakuras Gesicht. Dann schlang er die Arme um den Größeren und strich durch dessen braunes Haar.
 

"Seth!"

Der Hohepriester schreckte auf. "Jawohl, mein Pharao?"

"Mir scheint, dass du in letzter Zeit nicht ganz bei dir bist. Ist irgendetwas vorgefallen?"

"Nein, mein Pharao... es ist nichts vorgefallen."

"Du weißt, was mit Lügnern geschieht, Seth?"

"Ja, mein Pharao, das ist mir bekannt..."

Atemu erhob sich von seinem Thron. "Nun gut, nachdem das geklärt ist..." Er blickte auf seine versammelten Berater hinab. "Wer mir den Mörder Mahados bringt, wird reich belohnt. Ich will ihn lebend haben..."

Isis trat vor. "Mein Pharao, welche Strafe habt ihr für dieses Verbrechen vorgesehen?"

Der Blick des Angesprochenen wurde müde und schwer, seine Stimme dagegen war kalt... glich dem Zischen einer giftigen Kobra. "Er wird bei lebendigem Leibe gepfählt, auf dass seine Seele nie das Totenreich erblicken möge."

Die Worte des Pharaos ließen Seth innerlich zusammenzucken. Es war bekannt, dass auf den Mord an einem Hohepriester der Tod stand... und es war bekannt, dass das Verhältnis Atemus zu Mahado vermutlich weit über Freundschaft hinausging... aber pfählen? Ahnte der junge König etwa, dass der Mörder ein Dieb war... ein Grabschänder?

Die Ruhe der Toten zu stören war eines der schlimmsten Vergehen überhaupt und wurde nicht selten mit dem Pfählen bestraft... bei lebendigem Leibe wurde den Verurteilten ein mehrere Meter langer Holzstecken durch den Unterleib gestoßen, mit dem sie vor der Stadt als Warnung an ihre Komplizen aufgestellt wurden. Oft lebten sie noch mehrere Tage, ehe sie an ihren Verletzungen oder an der Hitze zugrunde gingen und dann verwesten. Und da ihre Körper sich zersetzten gab es keine Möglichkeit für sie, ins Reich der Toten zu gelangen...

"Seth? Ist alles in Ordnung?"

Der Angesprochene nickte nur, obwohl ein eisiger Schauer über seinen Rücken jagte und sich leichte Übelkeit in ihm ausbreitete. Er musste sich den Weißhaarigen vorstellen... am Pfahl... blutend... stinkend... von den Geiern angenagt... Die Stimme des jungen Hohepriesters war nicht viel mehr als ein heiseres Flüstern. "Es ist alles in Ordnung, mein Pharao..."

Schritte näherten sich und eine warme Hand legte sich auf seine Wange. "Bist du sicher? Du siehst nicht gut aus." Atemu klang ernsthaft besorgt.

"Macht euch keine Sorgen, mein Pharao. Es ist nichts."

Es war unheimlich. In der einen Sekunde verhängte der junge König noch ein grausames Todesurteil, in der nächsten war er wieder der unschuldige Cousin Seths, dem es nur um das Wohl anderer zu gehen schien.

Der Pharao sah ihn noch kurz misstrauisch an, dann wandte er sich ab und setzte sich wieder auf seinen Thron. "Das war alles für heute. Ihr könnt euch nun entfernen."

"Sehr wohl..."

Kaum, dass die sechs Hohepriester den Thronsaal verlassen hatten, trennte Seth sich von den anderen und schlich in sein Gemach, anstatt in den Tempel zu gehen. Müde ließ er sich auf sein Bett fallen und strich über das leicht zerknitterte Laken. Es war noch nicht einmal drei Tage her, dass man die Leiche Mahados nahe der Stadt gefunden hatte... und dass ein dreister Dieb in das Gemach des obersten Horuspriesters einbrach...

Mit ihm schlief.

Und ihn dazu brachte, sich fortan Nacht für Nacht nach ihm zu sehnen...

Seths Finger glitten sanft am Griff des Millenniumsstabes herab, den der Eindringling zurückgelassen hatte.

Wieso hatte er das getan?

War seine Verführung denn nicht dazu gedacht gewesen, den jungen Hohepriester abzulenken, ihn in Sicherheit zu wägen?

"Du mieser, kleiner Taschendieb... was fällt dir ein, mir den Verstand zu rauben?"
 

Bakuras Gesichtszüge verhärteten sich, als er die in die nass glänzenden Augen seines Hikaris blickte. "Hör auf zu heulen, ich kann das nicht leiden!"

Ryou wandte den Blick ab und fuhr sich über das Gesicht. Seine Stimme war nur ein schwaches Flüstern. "Warum ausgerechnet er? Warum... warum nicht ich?"

Die Spitzen des Rings an seinem Hals klimperten leise, als der Dieb abwesend an ihnen herumspielte. "Ich bin das Feuer... und du mein Gegenstück, das Wasser... wir gleichen uns zu sehr aus, es gibt keine Differenzen. Du bist eben mein Hikari."

"Und was ist er?"

"Er ist der Wind, er stachelt mich an und-"

"Und bringt dich zum Lodern, ich verstehe... Du brauchst das."

Ein Nicken.

"Yoru?"

"Hm?"

"Pass auf dich auf und mach keinen Unsinn. Lass dich nicht verbrennen."

"Es gibt keine Narben... da sind keine, Hikari."

"Ich weiß doch... ich weiß."

Seto Kaiba vs. puberty

Müde fuhr Kaiba sich durch die Haare und schaute in den Spiegel.

Wer auch immer behauptet hatte, dass dieses Verliebtzeug wunderbar und angenehm war, war ein vermaledeiter Lügner.

Diese Sehnsucht war alles andere als wunderbar, sie fraß sich regelrecht in den jungen Firmenchef hinein und ließ ihn unkonzentriert und verwirrt werden, sobald er auch nur flüchtig an Bakura dachte.

So lange der Weißhaarige nicht bei ihm war, war es eiskalt und unglaublich schwer, den Tag herumzukriegen.

Die Firma funktionierte zwar weiterhin gut, aber ein reines Gewissen hatte Kaiba trotzdem nicht, wenn seine Gedanken sich auf Arbeit einfach verabschiedeten und zu dem Dieb wanderten.

In der Schule war es sogar noch schwieriger, seinen normalen Leistungsstandart aufrecht zu erhalten, wie die lausige 2- des letzten Geschichtstests bewies.

Seitdem Bakura wieder regelmäßig zu ihm kam, erschien auch Ryou wieder in der Schule und schenkte seinen besorgten Freunden sein unschuldigstes Lächeln. Kaiba hingegen würdigte er keines Blickes.

Den interessierte das allerdings reichlich wenig, solange der Geist des Rings sich trotzdem um ihn kümmerte.

Und das tat er auch.

Zwar wehrte der Weißhaarige sich nach wie vor dagegen, auch mal der Passivere zu sein - ja, sogar eine einfache Umarmung lehnte er strikt ab - was aber nicht bedeutete, dass er dem anderen die von ihm dringend benötigte Nähe vorenthielt.

Seine auffällig zunehmende Blässe erklärte er damit, dass sein Hikari sich noch nicht komplett von der Grippe erholt hatte, was Kaiba ihm auch glaubte.

Der junge Firmenchef hielt die Hände unter den Wasserhahn und spritzte sich das Gesicht mit kaltem Wasser nass, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

Eigentlich war er doch schön blöd.

Er regte sich über Beziehungen im Allgemeinen auf, aber stürzte sich selbst ohne groß nachzudenken und alles abzuwägen in eine hinein, nahm alles mit, was sich ihm darin bot und genoss das Ganze sogar irgendwie. Das war so untypisch für ihn.

So... emotional.

Einfach überhaupt nicht seine Art. Und trotzdem tat er es.

Es gab nur einen Gedanken, der ihn ein wenig beruhigte: nämlich dass es nur eine Phase war. Er hatte sich eben in den Dieb verguckt, na und? Es war nur eine Schwärmerei.

Einseitig sogar.

Keine richtige Liebe.

Es war eine schöne Nebenbeschäftigung, nicht mehr.

Dass er sich allerdings in Wirklichkeit gefühlsmäßig auf weit mehr als eine kleine Affäre eingelassen hatte, sollte der junge Firmenchef schon sehr bald erfahren...
 

Seit einer Woche lief das Ganze nun schon.

Seit einer Woche tauchte der Grabräuber Abend für Abend bei Kaiba auf, drückte ihn unsanft auf das Bett und trieb seine kleinen Spielchen mit ihm.

Der Größere hatte dabei jedes Mal die Augen geschlossen, aus Angst, sich vielleicht benutzt vorzukommen, wenn er in das überhebliche und schadenfrohe Gesicht des anderen sah. Es war schon schlimm genug, dass er Bakura dabei manchmal lachen hörte... da musste er ihn nicht auch noch dabei sehen.

Sonst würde er zweifelsohne alles auf der Stelle beenden. Aber dann wäre ihm wieder kalt. Er müsste wieder alleine in seinem Bett liegen. Und davon hatte er genug. Endgültig.

... Ob ihn dieser vermaledeite Dieb mit irgendeinem Bann belegt hatte? Oder warum gab er sich ihm sonst so widerstandslos hin? War es wirklich nur der Wunsch, nicht alleine zu sein? Er konnte es theoretisch jederzeit beenden, das war nicht das Problem, immerhin hatte er das Rumpelstilzchenspiel gewonnen. Aber er tat es nicht, sondern ließ es einfach weiterlaufen.

Eine kühle Hand fuhr über Kaibas Gesicht, strich mit dem Daumen über seine Lippen.

Sanft.

Fuhr an seinem Körper hinab und verschwand zwischen seinen Beinen.

Leidenschaftlich.

Fordernd.

Der junge Firmenchef öffnete die Augen. Die Neugier hatte nach der ganzen Zeit doch noch gesiegt.

Von einem Lachen war in Bakuras Gesicht nichts zu sehen. Statt dessen musterte er den entblößten Körper vor sich konzentriert, schien regelrecht überlegen zu müssen, wo er den nächsten Kuss platzieren sollte. Schließlich entschied er sich für den Hals und beugte sich langsam nach vorn, hielt aber abrupt inne, als er den leicht überraschten Blick seines Opfers registrierte.

"Was ist?"

Keine Antwort.

Ein leises Schmunzeln breitete sich auf den Lippen des Diebs aus. "Du siehst herzallerliebst aus, wenn du rot wirst, Präsident. Bring ich dich etwa so sehr aus der Fassung?"

Murrend drehte Kaiba sich auf die Seite. Also war es doch nur ein dummes Spiel für Bakura! Nicht, dass er sich ab und an etwas anderes ausgemalt hatte, es war nur... erniedrigend. Sehr sogar.

"Hast du plötzlich keine Lust mehr?"

Keine Lust? Keine Lust war das letzte, was er hatte. Aber irgendwie ging es auf einmal nicht mehr. Er konnte nicht abschalten.

"He, Präsident, hat's dir die Sprache verschlagen?"

"Wir sollten aufhören."

Der Weißhaarige zuckte mit den Schultern und stand auf. "Von mir aus..."

"Warte."

"Was ist denn noch?"

"Du gehst einfach so?"

Ein verdutzter Blick war die Antwort. "Wenn du keine Lust hast, dann hab ich hier nichts zu tun."

"Du könntest mich ja zwingen, wenn ich nicht will."

"Stehst du etwa auf SadoMaso?"

Wie auf Stichwort schnippste Kaiba nach oben und fuhr den anderen wütend an. "Hau endlich ab!"

"Sag mal, pubertierst du gerade, oder so?"

Eigentlich eine gute Frage... "Ich pubertier überhaupt nicht, ich hab nur die Nase voll von dir."

"Auf einmal?"

"Ja, auf einmal, und nun verschwinde."

Aber statt zu verschwinden setzte Bakura sich auf den ledernen Drehstuhl am anderen Zimmerende, legte die Füße auf den Schreibtisch und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.

Der junge Firmenchef hinter ihm war kurz davor zu explodieren. Gut, sein Ausraster eben war ziemlich kindisch gewesen, aber sein "Liebhaber" stellte sich auch wirklich zu bescheuert an. Wenn er auf den Sex aus war, dann konnte er ihn sich doch nehmen und gehen. Wieso interessierte es ihn so plötzlich, ob sein "Opfer" wollte oder nicht? Und außerdem... "Warum bist du immer noch hier?"

"Weil du anscheinend gerade nicht weißt, was du eigentlich willst. Am Ende bereust du es noch, wenn ich jetzt wirklich gehe."

Dieses eklige Grinsen... und dann hatte dieser Arsch auch noch Recht.

Kaiba hatte tatsächlich beim besten Willen keine Ahnung, was er überhaupt wollte und schickte den anderen weg, obwohl er sich nicht sicher war, ob er das später bereuen würde oder nicht.

Aber die ganze Sache zwischen ihnen stimmte doch vorne und hinten nicht. Es war keine Beziehung, da sie nur miteinander schliefen. Es war keine richtige Affäre, da seitens Bakura nicht wirklich so etwas wie Verlangen zu existieren schien. Es war nicht bloß Sex, weil Kaiba ein kurioses Gefühlschaos durchmachte.

Es war irgendein wirres und abartiges Spiel.

Und der Braunhaarige kam sich wie eine unwichtige Figur darin vor, die in den Spielpausen achtlos in die Verpackung geworfen und erst zur nächsten Runde wieder herausgeholt wurde. Er wollte ja nicht gleich Ernst machen mit großer Liebe und all diesem Blödsinn, er wollte nur, dass Bakura wenigstens auch verwirrt war und ein wenig mehr in ihm sah als bloß die allabendliche Nummer. Er war mehr wert. Nachdenklich stand er auf und lief im Zimmer auf und ab.

"Hast du dich inzwischen entschieden, ob ich gehen soll? Hikari würde gern langsam ins Bett, weil morgen Schule ist."

"Geh ruhig. Und wenn ich nur dein Zeitvertreib bin, dann brauchst du auch nicht wiederzukommen." Hoffentlich kam das nicht falsch rüber...

"Wow, bist du in mich verknallt oder so?"
 

Und wie falsch es rübergekommen war...
 

"Ich halte mich einfach nur für etwas besseres als dein Spielzeug."

"Ich verstehe. Und wenn ich mehr will als spielen, dann darf ich wiederkommen? Also willst du mehr. Hab ich dich richtig verstanden?"

"Erwartest du darauf ernsthaft eine Antwort, Taschendieb?"

"Hast du etwa keine, Präsident?"

"Nein."

Stille.

Also konnte man den Weißhaarigen am besten mit der Wahrheit ruhigstellen... gut zu wissen.

"Du siehst gut aus, weißt du das eigentlich?"

Kaiba wandte den Blick ab und murrte leise. "Das hattest du irgendwann schon mal erwähnt..."

"Ich werde es höchstwahrscheinlich auch noch öfter erwähnen, es sei denn, du wirfst dich in ein Fass mit Salzsäure oder so."

"Würdest du mich dann in Ruhe lassen?"

"Ich weiß nicht, soll ich dich denn in Ruhe lassen?"

"Ich weiß nicht, willst du denn?"

Bakura lachte. "Ich verstehe langsam, was der Köter an dir findet, die Wortgefechte machen wirklich Spaß."

"Du wirst nie verstehen, was Jounouchi an mir fand."

"So? Und warum nicht?"

"Weil du nicht weißt, was Liebe ist."

"Weißt du es denn?"

Der Größere zuckte mit den Schultern. "Vielleicht. Und du?"

Für einen kurzen Moment war alles still. Dann knirschte der Sitz des Drehsessels leise und Schritte waren zu hören. Kühle Hände legten sich fest auf Kaibas Wangen und der Grabräuber sah ihm ernst in die Augen. "Ja."

"Sicher?"

"Todsicher."

Die Stimme des Braunhaarigen wurde leiser. "Wie fühlt sie sich an?"

Ein abwesendes Schmunzeln war die Antwort. "Wie Feuer und Eis."

"Und wenn man nur Feuer spürt?"

"Die Eiseskälte kommt früh genug."

"Immer?"

"Finde es doch einfach raus."

Bevor Kaiba etwas erwidern konnte, hatten sich auch schon Bakuras Lippen auf seine eigenen gelegt. Eher vorsichtig erwiderte er den Kuss.

War das eine Liebeserklärung? Oder wollte der Weißhaarige ihm nur noch mehr den Kopf verdrehen?

Bakura vs. the concept of love / Ryou vs. Seto

Mit fiebrig glänzendem Blick lehnte Bakura an den weißen Fliesen des Badezimmers. Als diese abartige Übelkeit über ihn kam, hatte er sich schleunigst materialisiert um seinem Hikari nicht zu schaden. Er wusste zwar, dass er, wenn er sich in dieser Form übergab, weitaus mehr Energie verlor, als wenn er es in Ryous Körper tat, aber was kümmerte es ihn? Solange Hikari gesund blieb...

Es war seltsam.

Wenn er bei dem Präsidenten war, dann konnte er ihn berühren... mit ihm schlafen... ab und an ließ er selbst sich sogar küssen oder kurz streicheln... aber wenn er dann wieder daheim war und daran zurückdachte, dass jemand ihn angefasst hatte, wurde ihm einfach nur noch schlecht.

Der pure Gedanke an diese Tatsache ließ den Dieb wieder nach vorne schnellen und sich über die Toilettenschüssel beugen.

Hoffentlich konnte er trotzdem morgen Nacht wieder zu Kaiba...
 

Eine blasse Hand legte sich auf die Schulter des jungen Firmenchefs.

"Kommst du bitte kurz mit? Ich möchte mit dir reden."

Ein Nicken.

Unter dem argwöhnischen Blick Jounouchis verließen Kaiba und Ryou den Klassenraum und gingen in das Treppenhaus.

"Was willst du?"

"Ich möchte mit dir über Yoru sprechen."

"Yoru? Meinst du den anderen Bakura?"

Ryou nickte kurz.

"Was ist mit ihm? Wo war er gestern Abend?"

"Genau darum geht es. Ich möchte nicht, dass ihr euch so oft seht. Ich weiß, ich kann euch nicht verbieten, euch zu treffen, aber bitte... nicht jeden Tag."

Kaiba zog eine Augenbraue nach oben. "Und wieso nicht? Was geht dich das an?"

"Das ist immer noch mein Körper und ich habe keine Zeit mehr für die Schule oder meine Freunde."

"Hast du ihn gestern von mir fern gehalten?"

Kopfschütteln. "Wenn er irgendetwas tun möchte, dann lasse ich ihn einfach machen. Er soll seinen Spaß haben."

"Dann erklär doch ihm und nicht mir, dass du ein Problem hast."

"Du verstehst das nicht, Kaiba-kun. Diese täglichen Treffen sind auch für ihn nicht... nicht so richtig, aber das versteht er nicht."

Sein Gegenüber eingehend musternd verschränkte Kaiba die Arme. "Du bist eifersüchtig..."

Ryou wandte den Blick ab. "Ich bin nur der Meinung, dass du nicht gut für ihn bist. Du tust ihm weh."

"Schwachsinn. Und selbst wenn... warum interessiert dich das? Hat er dir nicht auch weh getan? Warum lässt du ihn überhaupt immer wieder an dich heran?"

Der Kleinere lächelte bitter und sah seinem Gegenüber in die Augen. "Ausgerechnet du fragst mich das?"

Ein verständnisloser Blick.

"Müsstest du nicht eigentlich am besten wissen, dass Liebesentzug für ein Kind das Schlimmste ist was es gibt, Kaiba-kun?"

Noch bevor der junge Firmenchef antworten konnte, klingelte es bereits zur nächsten Stunde und sein Gesprächspartner rannte zurück in den Klassenraum.

"... Kind?"
 

Bei diesem Treffen war alles anders.

Zum ersten Mal war Bakura geblieben und nicht schon mit dem Morgengrauen verschwunden.

Als er dann neben seinem Präsidenten aufwachte, fiel ihm auch gleich wieder ein, was ihm kurz vor dem Einschlafen herausgerutscht war.

Und das war alles andere als gut.

Na ja, genau genommen war es schon gut, aber es war einfach nicht geplant gewesen. Es war voreilig über seine Lippen gekommen. Ein dummer Satz, bestehend aus drei kleinen Worten.

Er hatte diesen Satz noch nie ausgesprochen, weder in diesem, noch in seinem letzten Leben.

Aber... in dieser einen Sekunde, indem er aus ihm herausplatzte, entsprach er der Wahrheit. Kaiba hatte nicht geantwortet, sondern ihn nur verwirrt angeschaut, und vielleicht war er sogar froh, diese Worte gehört zu haben...

Zwischen ihnen lief sowieso eine kuriose Sache.

Als hätten sie sich beide gedacht "So, ich will jemanden lieben. Und ich nehme... den da!"

Dabei waren das nur Bakuras Gedanken gewesen und ganz sicher nicht die des Präsidenten, den er sich so zufällig auch gar nicht mal herausgepickt hatte.

Just in diesem Moment schlug Kaiba die Augen auf und blickte ihn überrascht an. "Du bist noch da?"

Mit einem kurzen Nicken stand der Dieb auf und sammelte seine Sachen zusammen.

"Warum... du kannst auch nach dem Frühstück gehen."

Och Gottchen, war das süß! Bakura musste unwillkürlich schmunzeln. "Ich geh aber trotzdem. Hikari trifft sich heute mit seinen Freunden."

"Aber doch nicht um acht Uhr in der Früh?"

Kopfschütteln. "Das nicht, aber ich habe ihm versprochen, dass wir am Wochenende Pause machen. Du und ich. Hikari meint-"

Der Grabräuber zuckte unwillkürlich zusammen, als hinter ihm ein lautes Krachen ertönte, und drehte sich um. Für einen knappen Moment blieb ihm die Luft weg.

Kaiba war aufgestanden, stand dort neben der Wand, hielt das, was von dem teuren Mahagonistuhl übrig geblieben war, in den Händen und sah ihn stinksauer an.

"Was-"

"Halt die Klappe!" Der Braunhaarige warf die mit Samt bezogene Stuhllehne beiseite. "Ich habe die Schnauze voll! Immer geht's nur 'Hikari' hier, 'Hikari' da, 'Hikari' dort... Ich kann's bald nicht mehr hören!"

"Kann es sein, dass du eifersüchtig bist?"

Die Stimme des Größeren überschlug sich förmlich. "Was für eine bescheuerte Frage. Glaubst du ich zerschlag meine Möbel aus Spaß, oder was?"

"Was weiß ich..." Mit argwöhnischem Blick verschränkte der Weißhaarige die Arme.

"Stimmt. Was weißt du schon? Du bist nur ein dreckiger, kleiner Dieb, ein vermaledeiter Lügner, ein-"

"Hey, Dieb ja, vielleicht noch Schauspieler, aber Lügner? Wann bitteschön soll ich dich denn belogen haben?"

Es wurde still und Kaibas Blick wanderte zu Boden. "Heute nacht... als wir... als du gesagt hast, dass du..." Der Rest des Satzes wollte ihm nicht so wirklich über die Lippen kommen.

"Das war keine Lüge, du beschissener Choleriker."

"Natürlich war es das." Der junge Firmenchef schluckte schwer. "Oder willst du mir weismachen, dass du und dein kleiner Hikari nur gute Freunde seid? Ich bitte dich, jemand wie du hat keine Freunde! Du bist hinter dem Kleinen her, man muss dir nur mal zuhören, wenn du von ihm redest! Ich bin doch nur dafür da, damit du auf deine Kosten kommst!"

Eisige Stille breitete sich aus, die der Kälte in den Augen des Beschuldigten in nichts nachstand, als der auf sein Gegenüber zuging und dabei leise knurrte.

"Lass deine bescheuerten Minderwertigkeitskomplexe nicht an mir aus. Kann ich was dafür, dass ich nichts anderes habe außer meinem Hikari?"

"Du hast mich, verdammt noch mal!"

"Doch erst seit kurzem!" Er holte tief Luft und wandte sich kurz ab. "Ich kann doch nicht alles stehen und liegen lassen, was vorher war. Wie stellst du dir das vor? Würdest du etwa einfach deinen Bruder zurücklassen, weil du jemanden kennen lernst?"

"Das ist etwas völlig anderes!"

"Ist es nicht! Benutz doch mal deine grauen Zellen, auf die du sonst immer so stolz bist!"

"Es ist etwas anderes! Mokuba ist mein Bruder aber der andere Bakura ist dein Wirt und nicht deine Familie! Du liebst ihn, gib das doch endlich zu!"

"Das werde ich nicht! Ich kann es mir nicht leisten, Gefühle machen schwach, das solltest du doch am besten wissen! Wenn man an etwas hängt kann man damit verletzt werden!"

"Also hast du mich doch belogen!"

"Habe ich nicht! Wenn ich sage, dass ich dich liebe, dann meine ich das in dem Moment, in dem ich es sage auch so!"

Kaiba seufzte, schloss die Augen und setzte sich auf sein Bett. "Nur in diesem Moment also. Na toll. Klasse! Einfach WUNDERBAR! Wie kannst du in einem Moment was empfinden und im nächsten nicht mehr?"

"JETZT HÖR VERDAMMT NOCHMAL AUF MICH ANZUSCHREIEN! SEHE ICH AUS, ALS HÄTTE ICH AHNUNG VON DIESEM GANZEN GEFÜHLSMIST?"

"ICH SCHREIE, WANN ICH WILL! UND JETZT WILL ICH SCHREIEN! OKAY?" Ein erneuter Seufzer, während dem der Braunhaarige sich die Finger an die Stirn legte und diese leicht massierte. Der ganze Zoff bereitete ihm so langsam Kopfschmerzen. "Ich verstehe dich einfach nicht... Ich will dich verstehen, aber ich kann es nicht."

Knurrend ließ Bakura sich neben ihm nieder. "Dann sind wir schon mal zwei."

"Okay, ich schlage vor, dass wir das alles ganz sachlich angehen."

"Uuuuh, jetzt kommt der Geschäftsmann raus."

"Ja, kommt er. Und nun erklärst du 'dem Geschäftsmann', wie diese tolle Liebeserklärung funktioniert und wo ihr Sinn liegt. Red ganz offen mit ihm, als wär der 'andere Seto', der jeden Augenblick den Verstand verliert und dann am Ende noch sein Haus anzündet, nicht da..."

"Auch, wenn ich diese protzige Villa gerne in Flammen aufgehen sehen würde?"

"Vor allem dann."

Der Weißhaarige leierte mit den Augen und ließ sich nach hinten fallen. "Ich hab doch selber keine Ahnung."

"Wenn dir dein Leben lieb ist, hast du eine Ahnung!"

"Hm... na gut, Herr Geschäftsmann, machen wir's kurz: ich halte nichts von realitätsferner Romantik. Dauerhafter Liebe. Wenn ich also behaupte, so was Schnulziges zu fühlen oder so, dann ist das ganz spontan. In der nächsten Sekunde bin ich mir schon gar nicht mehr sicher, ob es stimmt oder nicht."

"Na toll, das wird ja immer besser..."

"Hör mal, man kann doch nicht 24 Stunden am Tag auf diesem Gefühls-Trip sein, da verliert man ja sämtlichen Bezug zur Realität."

"Und das sagt mir ein 3000 Jahre alter Geist, der in einem goldenen Ring lebt... na, der muss ja wissen, wie die Realität funktioniert." Bevor Kaiba reagieren konnte, wurde er ebenfalls nach hinten auf das Bett gezogen und - mehr oder weniger zärtlich - geküsst.

"Das war doch ganz schön real für einen Geist, oder?" Der Dieb strich seinem Geliebten eine braune Strähne aus dem Gesicht. "Schau mal, jetzt, in dieser Sekunde, da liebe ich dich. Verstanden? Aber wenn ich grade was anderes mache und dabei ausnahmsweise mal nicht an dich denke, da kann ich dich doch gar nicht lieben. Dieser ganze Liebesmist ist doch genauso vergänglich wie alles andere, was mit "schönen" Gefühlen zu tun hat... oder mit Schönheit insgesamt." Er zeigte auf die Blumen, die das Zimmermädchen auf den Schreibtisch getan hatte. "Die da zum Beispiel. Die Menschen finden sie schön, sagen so was wie "Ich liebe diese Blumen"... aber sobald sie sich umdrehen und sie nicht mehr sehen, verschwenden sie keinen Gedanken mehr daran. Und wenn sie sie das nächste Mal sehen, sind die Blumen womöglich verwelkt, schimmeln vielleicht noch oder so. Dann behauptet keiner mehr, sie irgendwie zu mögen. Dieses ganze Zeug von wegen Liebe ist doch im Grunde genommen dasselbe. Woher weiß ich denn, ob ich dich noch immer liebe, wenn ich jetzt aus dem Zimmer gehe und in einer Woche wieder komme?"

"Ich hasse dich."

"Und warum?"

"Weil dieser ganze gequirlte Mist, den du da erzählst, irgendwo Sinn macht. Und weil er mir Angst einjagt. Und vor allem..." Der junge Firmenchef richtete sich auf und zeigte mit vorwurfsvoller Miene auf die Reste des Stuhls. "Und vor allem hasse ich dich, weil ich wegen dir einen 8.000.000¥ teuren Stuhl zerdeppert habe, der außerdem noch ein Einzelstück war. Ich hab ihn aus einem Antiquitätenmuseum. Auf diesem Teil hat mal Goethe gesessen."

Bakura lachte, stand auf und besah sich die "Leiche" des besagten Einzelstücks. "Ich wusste ja gar nicht, dass du so leicht zu bescheißen bist. Das Ding ist eine Fälschung. Kein Furz von Goethe ist je in Berührung damit gekommen. Aber ich kann dich beruhigen: es ist eine gute Fälschung. Okay... war eine gute Fälschung."

"Konntest du mir das nicht eher sagen? Dann hätte ich vielleicht wenigstens mein Geld zurückverlangen können..."

"Was ich sage, macht dir Angst?"

"Was?"

"Du hast gesagt, dass du mich jetzt hasst, weil meine Erklärung - auf die du ganz nebenbei bemerkt doch so scharf warst - dir Angst einjagt."

"Wenn du mir das so exakt wiedergeben kannst, werd ich das wohl gesagt haben."

"Wie meinst du das?"

Kaiba wandte den Blick ab. "Du hast mir gesagt, dass sich deine Gefühle jede Sekunde ändern. Das heißt, dass ich nie weiß, woran ich bin und absolut nichts voraussehen kann."

"Das tut mir jetzt ehrlich leid für dich, aber ich für meinen Teil bin ganz froh, nicht berechenbar zu sein. Wirst dich wohl dran gewöhnen müssen."

"Ach übrigens: in einem Punkt hast du Unrecht."

"Und in welchem?"

Der Größere erhob sich, ging auf seinen Geliebten zu, zog ihn an sich und küsste ihn sanft. "In dir muss ein hoffnungsloser Romantiker stecken, wenn du tatsächlich glaubst, dass Liebe prinzipiell etwas Schönes ist."

Nachdem er sich kurz versteift hatte, löste der Weißhaarige sich aus der Umarmung. "Gut möglich... aber du solltest mich doch besser kennen. Ich finde Schmerzen und Verzweiflung anziehend... sie sind mir viel vertrauter und angenehmer, als diese helle Seite der Liebe. Obwohl die jetzt nicht unbedingt abstoßend ist... sonst wär ich wohl nicht hier, oder?"

"Hört hört... für jemanden der behauptet, keine Ahnung von Liebe zu haben, weißt du aber sehr gut darüber Bescheid."

"Soll ja nicht heißen, dass ich damit keine Erfahrung habe..."

Die Lippen der beiden trafen sich. Nur kurz.

"Ist ja interessant. Verrätst du mir auch, wer dir diese Erfahrungen beschert hat?"

"Oh, das ist schon ein paar tausend Jahre her... lass mich mal nachdenken..."

"Na?"

"Hm... ich glaube, es war ein dummer Priesterfuzzi... er war ziemlich groß, hatte ein freches Mundwerk und verteufelt schöne Augen."

"Ein Priester? Ist ja sehr interessant... erzähl mir mehr..." Schnurrend zog Kaiba dem Kleineren das T-Shirt über den Kopf und knabberte an seinem Hals, wurde aber sanft weggeschoben.

"Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich habe einen seiner Kollegen umgebracht, dann seinem Vater bei lebendigem Leibe die "Augenprothese" herausgezogen und ihm auch sonst weh getan, wo ich nur konnte."

"Wie romantisch."

"Was denn? Der Gute kam am Ende doch auch auf seine Kosten."

"So?"

"Er und der Pharao haben mich umgebracht."

"Er... hat was?" Der junge Firmenchef ließ von seinem Geliebten ab und sah ihn entgeistert an.

Der jedoch lachte nur und wandte sich dann ab um aus dem Fenster zu sehen. "Okay, ich hatte den Palast angegriffen... und gedroht alles und jeden zu töten... na ja, und dann haben sie rausgefunden, dass ich diesen einen Hohepriester auf dem Gewissen hatte... na ja, und auch noch ein paar Pharaonengräber durchwühlt und geplündert habe... also, nicht wirklich Dinge, für die sie einen feiern..."

"Na dann brauchst du dich wirklich nicht zu wundern."

"Du bist ein Idiot."

"Bitte?!"

Der Dieb drehte sich wieder um. "Ich sagte, du bist ein Idiot. Du hast mir gerade eben noch einen Vortrag gehalten über dämliche Liebesgeständnisse und jetzt krieg ich nur ein blödes 'Brauchst dich nicht zu wundern' hingeworfen."

"Könntest du mich bitte aufklären, was jetzt schon wieder ist?"

"Er wusste all das schon vorher. Er hat von Anfang an gewusst, wer seinen Kollegen umgebracht hat, wer seinen Vater fast abgemurkst hat und wer die Ahnen des Pharaos ausgeraubt hat. Und es war ihm egal. Aber kaum, dass ich im Palast aufkreuze, wendet er sich gegen mich. Am Morgen hat er mich noch vollgesäuselt, wie sehr er mich doch liebt und dann stellt er sich auf die Seite des Pharaos. Ich wollte ihn mit mir nehmen!"

"Du redest doch sicher von dieser ganzen Geschichte da, in der Yugi und so... eine Rolle spielen, oder?"

"Zum Mitschreiben für die ganz Langsamen unter uns: Der Pharao war der Geist des Millenniumspuzzles, ja... und der Priester... dieser eingebildete und großkotzige Hohepriester, der seinerzeit nie ein Spiel der Schatten verloren hat... war sein engster Vertrauter und späterer Erzrivale und hatte Augen, die blauer waren als Lapislazuli... und ich bin ihm nur begegnet, weil er diesen verfluchten Millenniumsstab mit sich herum geschleppt hat und ihn nie aus den Augen gelassen hat. Und mit diesem Scheißding hat er seinem tollen Pharao geholfen mich umzubringen."

Schweigen kehrte ein.

Mit einem knappen "Bis demnächst" öffnete Bakura schließlich die Terrassentür und ließ seinen Geliebten allein.

Der hatte nicht den leisesten Schimmer dass das eben Gehörte nur der Gipfel vom Eisberg war und der Grabräuber noch ganz andere Dinge durchgemacht hatte...
 

Wieder einmal war der Weißhaarige nicht in der Schule gewesen und wieder einmal war der junge Firmenchef derjenige, der ihm die Hausaufgaben brachte - dieses Mal allerdings auf eigenen Wunsch. Die Tür war offen gewesen, also hatte er nicht lange gefackelt und war einfach hineingegangen.

Die Wohnung war voll von achtlos hingeworfenen Kleidungsstücken und dreckigem Geschirr... Glasscherben... die Jalousien waren heruntergelassen... Kaiba hatte schon von diesen Leuten gelesen, die unfähig waren Ordnung zu halten... aber dass ausgerechnet sein Klassenkamerad dazugehören sollte...

Ein lautes Scheppern aus dem Badezimmer war zu hören.
 

Erschrocken zuckte Ryou zusammen, als Kaiba plötzlich hinter ihm stand und ihn unsanft am Oberarm packte und umdrehte. "Was tust du hier?"

"Die Hausaufgaben bringen, und was tust du?"

Der Hikari löste sich aus dem Griff des Größeren, drehte den Wasserhahn auf und hielt die blutige rechte Hand unter das eiskalte Wasser. Um ihn herum lagen Spiegelscherben auf dem Boden.

"Bist du auf einem Selbstzerstörungstrip?"

"Ich hatte schlechte Laune und musste mich abreagieren, zufrieden?" Angriffslustig funkelte Ryou den ungebetenen Besucher an und öffnete den Wandschrank, holte einen beinahe leeren Verbandskoffer heraus und versorgte seine Wunde. Die Übung in dieser "Disziplin" sah man ihm an, in weniger als zwei Minuten war die Blutung gestoppt.

"Du weißt schon, dass es allgemein als geisteskrank gilt, sich selbst zu verletzen, oder?"

Ein wütendes Zischen. "Ich sagte doch, es war keine Absicht! Und jetzt hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen!"

Der junge Firmenchef zog ungläubig eine Augenbraue nach oben. Und da hatte Bakura ihn als Choleriker bezeichnet? Was war dann Ryou? "Wenn du so was öfter machst, solltest du vielleicht einen Psychiater aufsuchen."

"Glaub mir, ich bin der Letzte, der einen Irrenarzt braucht, Kaiba-kun."

"Ich meine es nur gut. Schwache Menschen schwächen starke Menschen. Ich will nicht, dass der andere Bakura-"

"Der andere Bakura, wie du ihn so schön nennst, ist auch so schon krank, dazu braucht er mich ganz sicher nicht."

Während Ryou sich lautlos fluchend die Hand vor den Mund hielt, runzelte Kaiba nur verständnislos die Stirn. "Was meinst du damit? Was hat er?"

"Er... nichts. Nichts. Du hast Recht. Ich sollte mich besser zusammenreißen." Leise seufzend strich der Hikari sich das weiße Haar aus dem Gesicht.

Erst jetzt fielen dem anderen die dunklen Augenringe auf.

"Danke für die Hausaufgaben, Kaiba-kun. Wenn Yugi-kun oder einer der anderen fragen sollte, dann sag ihnen bitte, dass ich in ein oder zwei Tagen wieder in die Schule komme."

"Mit welcher Begründung, warum du gefehlt hast?"

"... Magenverstimmung. Ich hab Sushi gegessen, das wohl nicht mehr so ganz frisch war."

"Du fehlst häufig."

"Ich bin ungeschickt, so was passiert mir eben häufiger. Sonst noch was? Ich würde mich sonst gerne wieder hinlegen."

Der junge Firmenchef schüttelte den Kopf und wandte sich zum Gehen. "Grüß den anderen Bakura..." Dann verschwand er.

Schweigend schloss Ryou die Tür hinter ihm ab und verschwand in seinem Schlafzimmer.
 

"Kaiba-kun!"

Genervt verdrehte der junge Firmenchef die Augen und verschränkte die Arme, als der ganze Kindergarten - bestehend aus Yugi, Jounouchi, Honda und Anzu - angerannt kam und ihm zuwinkte.

"Hallo!"

Murrend hob der Braunhaarige die Hand damit seine Klassenkameraden endlich kapierten, dass er sie mitbekommen hatte.

Die Gruppe kam wenige Meter vor ihm zum Stehen und ein naiv strahlender Yugi schaute zu ihm auf. "Warst du bei Bakura-kun? Wir wollen ihn besuchen. Wie geht es ihm?"

"Er hat da oben viele nackte Frauen und feiert eine wilde Party... Glotzt mich nicht so an! Er ist krank, wie geht es ihm da wohl?" Auch wenn Kaiba Ryou nicht wirklich mochte, ihn verraten konnte und wollte er nicht.

Honda lachte. "Das mit den Frauen wär uns aber lieber, stimmt's, Jounouchi?"

Der Blonde reagierte nur mit einem schiefen Grinsen und vermied dabei jeden Blickkontakt mit seinem Ex.

Der wiederum knirschte leise mit den Zähnen. Sollte er...? Schließlich gab er sich einen Ruck. "He, Köter. Hast du heute noch keinen Knochen gekriegt oder warum bist du so still?"

Der Rest des Kindergartens wandte sich in Erwartung einer der üblichen Streitereien gelangweilt ab und suchte die Klingel mit dem Namen Bakura.

Jounouchi knurrte sein ehemaliges Herrchen drohend an. "Lass mich mit diesem Scheiß endlich in Ruhe! Ich bin kein Hund und wenn ich einer wäre, dann wärst du nichts weiter als ein Hydrant zum anpissen für mich. Verstanden?"

Mit aufgesetztem Schmunzeln beugte der Größere sich runter. "Hunde, die bellen, beißen bekanntlich nicht."

"Hast du schon mal die Hand durch den Zaun gesteckt um das prüfen, oder warum bist du da so sicher?"

Ein kurzes Murmeln - "Früher hat es mehr Spaß gemacht, oder?" - schon war Jounouchi außer Gefecht gesetzt und konnte nicht mehr wütend auf seinen Ex sein, sondern einfach nur noch nicken.

"War es sehr anstrengend?"

"Was meinst du?"

Kühl und scheinbar desinteressiert beobachtete Kaiba einen herumlungernden Obdachlosen. "Das Zusammensein. Mit mir."

"W-wieso..?"

"Ich bin nur neugierig."

Aus dem Hintergrund drang Anzus Geplapper zu ihnen durch. "Yugi, bist du sicher, dass das der richtige Block ist? Ich find die Klingel nicht! Da stehen nirgendwo Namen drauf. Vielleicht sollten wir einfach überall klingeln."

Nachdenklich fuhr Jounouchi sich durch die blonde Mähne. "Ach, eigentlich..."

"Sei ehrlich."

Ein kurzer Seufzer. "Es war die Hölle. Ich wusste nie, woran ich war... ich... weiß es jetzt noch nicht einmal... du..."

"Ich?"

"Du hast mir nie gesagt, ob du irgendwas für mich empfindest..."

Ein kurzes, temperamentvolles Aufflackern war in Kaibas Blick zu sehen, als er sich zu Jounouchi umdrehte. "Und das fandest du schlimm? Wär es nicht viel schlimmer gewesen, wenn ich irgendetwas Romantisches gesagt hätte und dann noch drangehängt hätte, dass es nur ab und zu stimmt?"

Verwirrtes Blinzeln. "Ab und zu?"

Yugi, der das Gespräch schon ein Weilchen belauschte, lächelte bitter.

Gerade wollte der junge Firmenchef etwas sagen, als ihm bewusst wurde, dass Bakuras seltsames Liebesgeständnis nichts anderes war als das, was er Jounouchi nie hatte sagen können: dass er seine Nähe genoss, aber nicht sicher war, ob diese Zuneigung dauerhaft war.

Bakura hatte es gewagt und seine Gedanken ausgesprochen.

Kaiba nicht.

Der Grabräuber hatte auf Risiko gespielt und gewonnen.

Der Braunhaarige dagegen verloren.

Ein nachdenkliches "Hm..." murmelnd schaute der junge Firmenchef an dem heruntergekommenen Wohnblock nach oben, suchte unbewusst die Fenster von Ryous Wohnung. Schließlich schüttelte er den Kopf und wandte sich wieder Jounouchi zu. Sah ihn ernst an. "Ich hab dich gemocht. Aber nicht so wie du mich." Dann richtete er seinen Blick auf den restlichen Kindergarten, der inzwischen auszuknobeln begonnen hatte, welche Klingel zuerst betätigt werden sollte. "Lasst es sein."

Mit großen Augen sahen die drei ihn an.

"Er ist sowieso schlafen gegangen."

Ohne auf irgendeine Reaktion zu warten stieg der Braunhaarige in seine Limousine und ließ sich nach Hause fahren.

Verwirrt und mit hochroten Wangen schaute Jounouchi ihm hinterher.
 

Kaiba warf einen verstohlenen Blick über die Schulter.

Noch immer saß der andere so seltsam versteift auf der gegenüberliegenden Bettkante... hatte so viel Abstand wie möglich von ihm genommen.

Der Braunhaarige verstand nicht, was passiert war.

Eben war noch alles wie sonst... Bakura hatte über ihm gekniet, hatte ihn geküsst, ihm das Hemd herunter gerissen... und kaum, dass er ausnahmsweise mal den Spieß umdrehen wollte, und den Kleineren unter sich beförderte, wurde dieser noch blasser, als er sowieso schon war und verkrampfte sich... für einen Moment schien es sogar, als zitterte er...

Was sollte das? So ein ängstliches Verhalten passte gar nicht zu ihm.

"Bakura?"

"Hm?"

Der junge Firmenchef drehte sich um, bekam jedoch noch immer nur den Rücken seines Geliebten zu sehen. "Ist alles in Ordnung?"

Ein knappes Nicken, dann erhob der Weißhaarige sich.

"Du gehst?"

Der Millenniumsring glimmte auf und Ryou übernahm den Körper. Müde blickte er seinen Klassenkameraden an. "Es ist besser so. Yoru braucht erst einmal Abstand. Bis morgen in der Schule, Kaiba-kun." Schon fiel die Zimmertür ins Schloss und der Braunhaarige war wieder allein - jedoch nicht lange.

Wütend sprang er auf und folgte dem Hikari. "Hey, Ryou."

Der Angesprochene wandte sich um. Er wirkte etwas überrascht; dass der Braunhaarige ihn beim Namen nannte war ungewohnt. "Was ist?"

"Warum entscheidest du eigentlich immer für ihn?"

Ein erstaunter Blick. "Die meisten wären erleichtert, wenn ich das täte."

"Die meisten haben auch Angst vor ihm. Also, warum?"

Der Kleinere lächelte. "Es wäre vielleicht ratsam, wenn du auch ein bisschen Angst hättest. Und um auf deine Frage zu antworten: Er entscheidet für sich selbst. Aber wie du vielleicht weißt, fällt es nicht immer leicht, sich auch nach den eigenen Entscheidungen zu richten. Können wir jetzt gehen? Wir sind beide ziemlich müde."

Kaiba seufzte, nickte, zeigte auf die Tür und verschwand dann wieder in seinem Zimmer. Warum sprach der Junge nur immer in Rätseln? Langsam sollte er sich wirklich abgewöhnen, ihn überhaupt irgendwas zu fragen, immerhin brachte es nicht mal etwas. Jedes Mal war er danach nicht klüger als zuvor, sondern nur noch verwirrter. Grauenhaft.

Schließlich kehrten Kaibas Gedanken wieder zu dem Yami des Weißhaarigen zurück... zu dieser ängstlichen Seite, die er heute kennen gelernt hatte...

Dieses Verletzliche gefiel ihm genauso, wie es ihn abschreckte.

Eigentlich hasste er es, wenn das Bild, dass er sich von jemandem gemacht hatte, zerbrach... Aber dieses Wehrlose... und dann auch noch ausgerechnet bei Bakura... irgendwo hatte es schon seinen Reiz. Dummerweise stand Ryou in dieser Hinsicht gehörig im Weg und machte es nahezu unmöglich, die Ursachen für dieses Verhalten heraus zu bekommen.

Kaiba trat ans Fenster und beobachtete seinen Klassenkameraden, wie dieser das Grundstück verließ.

Was hatte Bakura durchgemacht?

Und warum verteidigte Ryou ihn so, ungeachtet all der Dinge, die er wegen ihm in der Vergangenheit hatte erleiden müssen?

Sun

1
 

"Wo... sind wir?"

"Wonach sieht's denn aus?"

Angsterfüllt blickte Ryou sich um. Überall schwammen Grabsteine in der dichten Nebelsuppe - mal große weiße Engelsskulpturen, mal halb zerbröckelte schwarze Kruzifixe, wobei der Hikari sich nicht sicher war, welche er unheimlicher finden sollte. "Sind wir... auf einem Friedhof?"

"Auf dem einzig wahren Friedhof, Kleiner. Und jetzt halt den Schnabel."

"Wie kommen wir hierher?"
 

2
 

Fluchend drehte der Dieb sich um und fuhr seine andere Hälfte genervt an. "Ich hab gesagt, du sollst deine beschissene Klappe halten!"

"Aber-" Eine eiskalte Hand wurde unsanft auf Ryous Mund gepresst und ebenso kühler Atem streifte seine Wange, als Bakura sich vorbeugte und ihm leise etwas ins Ohr zischte.

"Sei endlich still, du Nervensäge, oder willst du, dass man uns findet?"

Ängstliches Kopfschütteln.
 

3
 

"Na also." Der Grabräuber richtete sich wieder auf und ließ den Kleineren los.

Der schaute nur unterwürfig zu ihm auf und flüsterte ein leises "Sorry... vor wem verstecken wir uns eigentlich?"

"Zum Mitschreiben für die ganz langsamen: Wir befinden uns auf dem Kartenfriedhof, weil wir das Duell gegen diesen Grabwächterpsycho verloren haben. Ein Spiel der Schatten. Und Monster, die ebenfalls hier gelandet sind, sind meistens verdammt mies gelaunt und könnten vielleicht auf die Idee kommen, das an uns auszulassen. Noch Fragen?"

"Ich dachte, du bist hier zuhause und brauchst nicht auf die Monster zu-"

"Du bist wirkliche eine verdammt hohle Nuss, hat dir das schon mal jemand gesagt?"

"Aber-"

"Hast du Schießbudenfigur von einem Wirt mal daran gedacht, dass ich normalerweise vielleicht den Ring habe und aus freiem Willen hier bin? Und nicht, weil ich ein Schattenduell verloren hab? Da gibt es einen kleinen aber feinen Unterschied und nun halt endlich deine Schnauze!"
 

4
 

Eine Weile gingen beide schweigend weiter, dann wagte Ryou einen erneuten Versuch, etwas über seinen Yami und das Reich der Schatten zu erfahren. "Was für ein Unterschied?"

"In etwa derselbe, als wenn du normalerweise das Grab deiner Eltern besuchst und plötzlich selbst im Sarg liegst."

"Oh..."

Wieder herrschte für ein paar Minuten absolute Stille. Bis...

"Hier sind weit und breit keine Monster zu sehen."

Keine Reaktion.

"Vielleicht sind wir ja allein hier."

Immer noch nix.
 

5
 

"Womöglich sind momentan keine Monster auf dem Fried-"

Bevor der Hikari überhaupt ausgesprochen hatte, hatten sich auch schon lange schlanke Finger um sein Bein gelegt und zerrten ihn zu Boden - der feuchten lockeren Erde, aus der sie gekommen waren, entgegen.

"Yoru!"

Murrend blieb der Größere stehen und blickte auf sein anderes Ich zurück, das sich verzweifelt an einigen Grashalmen festzuhalten versuchte, während die gerade wieder auferstandene Dark Necrofear es immer weiter zu sich zog.

"Du bist naiv ohne Ende, womit hab ich so was wie dich überhaupt verdient? Denkst du, die Gräber hier sind Dekoration?"
 

6
 

"Yoru, hilf mir!"

"Du hast keinen Schimmer, mit welcher Genugtuung ich dich jetzt am liebsten hier vergammeln lassen würde. Blöd nur, dass ich dich noch brauche." Seufzend trat Bakura seinem Monster auf die Hand. Sofort ließ es Ryou los und verzog sich wieder, seine kaputte Puppe fest umklammert, in sein Grab.

Der Hikari hingegen wurde brutal auf die Beine gezerrt und von seiner dunkleren Seite mit einem regelrechten Schraubstockgriff davon geschleift.

"In Zukunft gehorchst du mir einfach, verstanden?"

"Ja... Danke."

"Klappe."
 

7
 

"Wohin gehen wir eigentlich?"

"Zu einem sicheren Versteck." Gesagt getan.

Einige Zeit darauf erreichten die beiden Weißhaarigen ein offenes Grab, in das der Kleinere der beiden auch sofort hineingeschubst wurde. Der Größere folgte ihm mit einem eleganten Sprung.

"Wo sind wir hier?"

"Sagte ich doch schon: an einem sicheren Ort."

"Und wie lange bleiben wir hier?"

"Bis der Psycho mit dem Millenniumsstab schläft oder vom Pharao plattgemacht wird. Ich rechne allerdings eher mit ersterem."
 

8
 

Ryou nickte nur und kauerte sich ganz klein zusammen. "Ich hoffe, er beeilt sich mit dem Einschlafen, es ist verdammt kalt hier... und dunkel... und nass..."

"Tze, Weichei..."

"Ich hab Hunger."

"Nicht mein Problem." Ohne seinen Hikari noch weiter zu beachten griff der Grabräuber nach einem vorbeikriechenden Regenwurm und warf ihn sich in den Mund. Mit einem glitschigen Schlürfen verschwand das Tier in seinem Bauch und brachte Ryou dazu, angeekelt das Gesicht zu verziehen.
 

9
 

Nach scheinbar endlosen Stunden hatten Hunger und Müdigkeit den Kleineren der beiden soweit geschwächt, dass er sich - ungeachtet der nassen Kälte - auf die Seite fallen ließ und einfach einschlief.

Sein Yami schüttelte nur abwertend den Kopf, als sich plötzlich ein Schatten, der noch dunkler als die sie umgebende Finsternis zu sein schien, über ihm ausbreitete. Er kam gar erst nicht dazu, überhaupt aufzuschauen, da ergriff auch schon eine schmerzhafte Lähmung von seinem Körper Besitz.
 

Aus!
 

Langsam schlug Ryou die Augen wieder auf.

Es dauerte eine Weile, ehe er sich daran zu erinnern begann, dass er mit seinem Yami auf dem Kartenfriedhof gelandet war... sie hatten sich in einem Grab versteckt... aber dort waren sie nicht mehr.

Verwirrt blickte der Hikari sich um. Anstatt auf der kalten, feuchten Erde zu liegen, schwebte er in der Luft. Handgelenke und Beine wurden von schwarzen Nebelschwaden festgehalten und jedes Mal, wenn er versuchte sich zu bewegen, zuckten schmerzhafte kleine violette Blitze auf.

Das einzige Licht in der Finsternis.

Wo war sein Yami?
 

Alle warten auf das Licht...
 

Zusammengekauert hockte Bakura auf dem Boden und rieb sich leise fluchend über die nackten Arme. Was hatte dieser geisteskranke Grabwächter jetzt schon wieder vor?

Erst überfiel er ihn förmlich, dann sperrte er ihn in die Dunkelheit und schnitt ihm mit dem Millenniumsstab die Klamotten auf. Riss sie herunter und warf sie weg. Irgendwohin. Und dabei war es abartig kalt auf dem Friedhof...
 

Fürchtet euch, fürchtet euch nicht...
 

Immer wieder hauchte der Grabräuber sich in die Hände und versuchte so, die Kälte zu vertreiben. Wenn Marik es auch nur wagte, sich blicken zu lassen, würde er ihn fertig machen für diesen Unfug. Das war sicher. Keiner machte sich über den König der Diebe lustig! Erst recht nicht so ein abgehalfterter Hobbysadist.

Schritte waren zu hören.

Murrend wandte Bakura sich um.

Amüsiert funkelnde fliederfarbene Augen leuchteten in der Dunkelheit auf, ebenso das goldene Auge des Horus.
 

Die Sonne scheint mir aus den Augen...
 

"Was soll der Scheiß?"

Keine Antwort, nur ein höhnisches Lachen.

"Sag schon, was willst du? Du hast den Ring doch. Was noch?"

Endlich trat der Yami des jungen Grabwächters aus den Schatten. Zwar redete er nicht, aber die Art und Weise, wie er sich über die Lippen leckte, sagte mehr aus als Bakura lieb war.

Schnell sprang er auf und startete den Versuch zu flüchten. Ohne seinen Ring war es vielleicht doch nicht so klug, sich mit Marik anzulegen... Nach noch nicht einmal zwei Metern stieß er gegen eine unsichtbare Wand und erhielt einen deftigen Stromschlag.
 

Sie wird heut Nacht nicht untergehn...

Und die Welt zählt laut bis zehn...
 

Diesmal überschlug sich Mariks Stimme beim Lachen gleich mehrmals. "Dachtest du etwa, ich lass dich so einfach abhauen?"

Bakuras Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen und blitzten den Größeren bedrohlich an. "Wenn du mich auch nur anfasst, bring ich dich um."

Ein Kichern. Geräuschvoll leckte Marik über den Kopf des Millenniumsstabs. "Ich bin gespannt, wie du das anrichten willst ohne dein hübsches Goldkettchen..."

"Komm mir nicht zu nahe, ich warne dich!"

"Hast du schon Angst?"

"Ich habe keine Angst vor einem Irren wie dir!"

Wieder dieses überhebliche Lachen. "Solltest du aber, solltest du." Langsam näherte sich der Grabwächter dem Weißhaarigen und legte die Hand an dessen Kinn. "Was sagtest du doch gleich? Du bist die Dunkelheit? Ich kann dich nicht vernichten?"

"Kannst du auch nicht und wirst du auch nicht!"

Mit einem mehr als nur widerwärtigen Grinsen leckte Marik seinem Opfer über die Wange. "Weißt du, was gegen die Dunkelheit hilft? Die Sonne. Die grelle, brennende Mittagssonne, die die Wüstenluft zum Flimmern bringt. Einem den Atem raubt."

Knurrend löste Bakura sich aus dem Griff des anderen und spuckte ihn an. Gierig schleckte der den Speichel auf und grinste nur noch breiter. "Das wird ein Spaß..."
 

1
 

Ein Schnipsen ertönte und das Dunkel lichtete sich ein wenig.
 

Hier kommt die Sonne.
 

Aus der Kälte wurde eine erstickende Hitze.
 

2
 

Beim nächsten Schnipsen erschienen eiserne Bänder in der Luft.

Legten sich um die Arme und Beine des weißhaarigen Diebs.
 

Hier kommt die Sonne.
 

Um seinen Hals.
 

3
 

Lange schwere Ketten wuchsen aus ihnen.

Verschwanden in dem schwarzen Nebel hinter und neben Bakura.
 

Sie ist der hellste Stern von allen.
 

Mariks Gelächter füllte alles aus.

Entzückt klatschte er in die Hände.
 

4
 

Der dunkle Schleier hinter ihm zog sich zu beiden Seiten zurück, wie der Vorhang einer Theaterbühne.
 

Hier kommt die Sonne.
 

Und dort, wie auf einem Ehrenplatz, hing Ryou im grellweißen Nichts.

Hatte freien Blick auf seinen Yami und stieß einen erschrockenen Schrei aus, als er ihn entdeckte.

Bakura selbst riss nur ungläubig die Augen auf. Was zum Henker-...

Marik, der inzwischen hinter ihn getreten war, legte die Arme um ihn und fuhr durch seine silbern schimmernde Mähne.
 

Die Sonne scheint mir aus den Händen...
 

"Wir wollen doch nicht, dass er das Beste verpasst, oder? Vielleicht gefällt es ihm sogar, immerhin warst du nicht gerade nett zu ihm."

Angewidert von den täuschend sanften Berührungen versuchte Bakura sich zu befreien.

Die eisernen Ketten wurden jedoch nur noch straffer gezogen, als sie eh schon waren.

Unbeirrt wanderten Mariks schlanke Finger weiter über den blassen Körper, schienen sich jede noch so kleine Stelle einprägen zu wollen...

Schmerzten wie glühende Kohlen auf der empfindlichen Haut.
 

Kann verbrennen, kann euch blenden...
 

Der Grabräuber nutzte den Moment, als sie über sein Gesicht fuhren, und biss so kräftig er konnte zu.

Die Antwort kam sofort.

Ein harter Schlag in die Magengegend und ein Klaps auf den Kopf.

"Schäm dich, so was macht man nicht!"
 

Wenn sie aus den Fäusten bricht, legt sich heiß auf das Gesicht...
 

Ryou wusste nicht, was schlimmer war: dass er alles mit ansehen musste oder dass es überhaupt geschah.

Je weiter sich die Hände des Ägypters an seinem anderen Ich nach unten vorarbeiteten, desto schwindliger wurde dem Hikari. Er konnte sie förmlich spüren...

Und die Tortur hatte gerade mal begonnen.
 

Sie wird heut Nacht nicht untergehn...

Und die Welt zählt laut bis zehn...
 

1 - hier kommt die Sonne.
 

Wütende Schreie.
 

2 - hier kommt die Sonne.
 

Höhnisches Gelächter.
 

3 - sie ist der hellste Stern von allen.
 

Das Klirren von Ketten.
 

4 - hier kommt die Sonne.
 

Ersticktes Stöhnen.
 

5 - hier kommt die Sonne.
 

Flüche.
 

6 - hier kommt die Sonne.
 

Das leise Knacken von Knochen.
 

7 - sie ist der hellste Stern von allen.
 

Würgen.
 

8 - hier kommt die Sonne.
 

Ein lustvoller Schrei.
 

Die Sonne scheint mir aus den Händen...

Kann verbrennen, kann dich blenden...
 

Zitternd kniete Bakura auf dem Boden, schnappte angestrengt nach Luft.

Blut lief an seinen Beinen herunter und quoll zwischen seinen zu Fäusten geballten Fingern hervor.
 

Wenn sie aus den Fäusten bricht, legt sich heiß auf dein Gesicht...
 

Ryou konnte nicht weinen.

Er starrte seinen Yami aus weit aufgerissenen Augen an und war unfähig, irgendetwas zu denken.

Ihm war einfach nur noch schlecht.

Allein die Vorstellung von dem, was da gerade geschehen war... was sein anderes Ich gefühlt haben musste... das, was davon bis zu dem Hikari vorgedrungen war...

Was er mitangesehen hatte.
 

Legt sich schmerzend auf die Brust...

Das Gleichgewicht wird zum Verlust...
 

Während der Grabräuber von einem plötzlichen Würgeanfall gepackt wurde und dabei immer wieder kleine blutige Klumpen erbrach, stand sein Peiniger mit einem seligen Lächeln auf den Lippen auf und knöpfte seine Hose wieder zu.

"Ich hab leider noch etwas zu erledigen. Ein kleiner Besuch bei meiner Schwester, du verstehst? Aber keine Sorge, sobald ich wieder Zeit habe, komme ich zurück."

Den Millenniumsstab an seinem Gürtel verstauend wies er mit einem beiläufigen Nicken auf das Erbrochene. "Auflecken."

Noch bevor Bakura reagieren konnte, wurde ein Fuß auf seinen Kopf gedrückt und er nach unten gepresst. "Bist du taub? Ich sagte auflecken."
 

Lässt dich hart zu Boden gehn...

Und die Welt zählt laut bis zehn...
 

Noch immer zitternd kam der Dieb der Aufforderung nach.

Erst als der weiße Boden wieder sauber war, ließ Marik von ihm ab und verschwand mit einem amüsierten "Bis später" irgendwo im nebligen Nirgendwo.
 

1 - hier kommt die Sonne.
 

Kraftlos ließ Bakura sich auf die Seite fallen.

Er konnte sein eigenes Blut riechen. Der metallische Geruch füllte scheinbar alles um ihn herum aus.

Und es war heiß.

Unerträglich heiß.

Schwül.

Es war beinahe unmöglich zu atmen.

Irgendwann wurde alles um ihn herum schwarz und endlich - endlich - verlor er das Bewusstsein.
 

2 - hier kommt die Sonne.
 

Jeder Tag in der normalen Welt entsprach dreien im Reich der Schatten.

Und jeder einzelne davon war noch qualvoller und erniedrigender als der vorherige.
 

3 - sie ist der hellste Stern von allen.
 

Anfangs genügte es dem Grabwächter noch, sein Opfer einfach zu packen und sich an ihm zu vergehen.
 

4 - und wird nie vom Himmel fallen.
 

Später zwang er den Weißhaarigen dazu, ihn zu küssen.

Zu Berühren.
 

5 - hier kommt die Sonne.
 

Es dauerte keine drei Tage, bis der einst so stolze Bakura scheinbar endgültig zerbrochen war.
 

6 - hier kommt die Sonne.
 

Und Ryou war unfähig, ihm zu helfen.

Konnte nur zusehen und versuchen, die Gefühle seines Yamis abzublocken, um nicht selbst zugrunde zu gehen.
 

7 - sie ist der hellste Stern von allen.
 

Das weiße Nichts um sie herum brannte in den Augen.

Wirkte weitaus leerer und bedrückender als jedes noch so finstere Schwarz.

Verhöhnte die Behauptung des Grabräubers, er wäre die Dunkelheit.

Könne nicht vernichtet werden.
 

8
 

Und scheinbar wollte dieses abartige Spiel auch nie ein Ende nehmen.
 

9 - hier kommt die Sonne.
 

Lebten die anderen noch?

Die übrig gebliebenen Duellanten?

Hatte der andere Yugi versagt?

Wie lange war seit der Niederlage, die sie in das Reich der Schatten verbannt hatte, vergangen?
 

Während Ryou noch immer nicht in der Lage war, Tränen zu vergießen, hatte Bakura seine längst aufgebraucht.

In den Stunden, in denen Marik fort war, lag er entweder zusammengerollt auf dem Boden und schlief oder er saß wie eine Marionette ohne Schnüre mit schiefgelegtem Kopf da; die Arme und Beine seltsam verrenkt als gehörten sie nicht zu seinem Körper, und wartete.

Auf irgendetwas.

Starrte seinen Hikari stumm aus weit aufgerissenen leeren Augen an.

Die einstmals glatten weißen Haaren waren zerwühlt und voller verkrusteter Blutspritzer, die vorher makellos blasse Haut von Flecken übersäht: roten, blauen, gelben... je nachdem wie alt die Wunden waren.
 

Und plötzlich ertönte ein lauter Schrei.

Zweifellos Mariks Stimme.

Das weiße Nichts zersprang in Tausende kleiner Scherben, ebenso Ryous Fesseln und die seines Yamis.

Und bevor der Hikari sich versah, fand er sich in seiner Kabine wieder. In seinem eigenen Körper.

Er wusste, dass Marik besiegt worden war.

Dass der Millenniumsring nun in die Hände des Siegers fallen würde und mit ihm die zerbrochene Seele Bakuras. Aber das spielte keine Rolle, er würde ihn sich wiederholen.

Ihn nie mehr sich selbst überlassen...

Videotape

Ein leises Rascheln ließ den jungen Firmenchef aufwachen.

Bakura, der sich über eine Woche nicht mehr hatte blicken lassen, kniete breitbeinig über ihm und schmunzelte. "Hast du mich vermisst?"

Der Größere schloss die Augen und drehte sich auf die Seite. "Lass mich gefälligst in Ruhe."

"Bist du wütend?"

Kopfschütteln.

"Was ist dann?"

Ein Flüstern. "Ich will dich nicht mehr sehen."

"Und warum?"

"Ich habe dir schon mal gesagt, dass ich keine Lust habe, nur dein Spielzeug zu sein. Und jetzt geh."

"Nein."

Kaiba richtete sich auf. "Was heißt hier nein? Das ist immer noch mein Haus."

"Mag sein. Von mir aus kannst du mich wegschicken so oft du willst, ich gehe gerne, aber nicht heute."

"Und warum nicht?"

Keine Antwort, nur ein sanfter Kuss.

"Ich hab dich was gefragt. Warum gehst du nur heute nicht?"

"Es war schon schwer genug, herzukommen."

"Was meinst du damit?"

"Hikari wollte mich nicht gehen lassen." Das Grinsen im Gesicht des Weißhaarigen ähnelte fast schon einem müden Lächeln.

"Ich glaube, er ist eifersüchtig."

"Vielleicht... aber wenn es nur das wäre, dann hätte ich keine Probleme zu dir zu kommen." Wieder ein Kuss. Wieder ungewohnt weich.

Der Größere runzelte verständnislos die Stirn, erwiderte ihn aber.

Jetzt redete sein Bakura auch noch genauso in Rätseln wie der andere. Als ob einer nicht genug wäre...

Plötzlich wurde der Kuss gelöst und der Grabräuber legte lautlos seufzend seinen Kopf auf den Schoß des Braunhaarigen.

Eingeschüchtert von diesem seltsamen Verhalten blickte der auf ihn herunter und wollte gerade die Hand nach seiner hellsilbernen Mähne ausstrecken, als er sich an das letzte Mal erinnerte und innehielt. "Kann ich... dich berühren? Am Kopf, meine ich."

Schulterzucken. "Ich weiß nicht. Versuch es."

"Aber nicht, dass du mir dann wegrennst oder so."

"Ich kann dir nichts versprechen."

Vorsichtig legte der junge Firmenchef seine Hand auf den weißen Schopf des anderen und ließ sie erst mal darauf ruhen. "Unangenehm?"

"Es geht." Ein leises Schmunzeln. "Die Mühe, die du dir gibst, ist ja wirklich einfach zu goldig. Hoffentlich erwischt uns niemand."

"Mach dich gefälligst nicht über mich lustig. Es ist auch so schon schwierig genug."

"Ich weiß."

Für eine Weile herrschte Stille.

"Bakura?"

"Hm?"

"Was ist eigentlich mit dir? Du bist anders."

"Als sonst?"

Ein Nicken.

Der Dieb wurde leiser. "Ich bin müde, das ist alles. Einfach nur müde."

"Ryou meinte... du wärst krank."

"Aha..."

"Hat er die Wahrheit gesagt?"

Ohne zu antworten rutschte der Kleinere näher und zuckte leicht mit einer der Schultern.

"Bakura. Hat er?"

Schläfriges Flüstern. "Wer weiß..."

Bevor Kaiba noch einmal nachhaken konnte, hatte der Atem des Weißhaarigen auch schon einen gleichmäßigen Rhythmus angenommen.

Der Größere strich zaghaft über seinen Kopf und ließ sich dann wieder in das eigene Kissen zurücksinken.

Die Hand ließ er einfach in der weißen Mähne seines Geliebten ruhen.
 

Am nächsten Morgen war von Bakura weit und breit nichts zu sehen.

Und wie in diesem Fall üblich fehlte natürlich auch Ryou in der Schule.

Von diesem ewigen Hin und Her genervt machte der junge Firmenchef sich nach Unterrichtsende auf den Weg zu ihm. Er war schon gespannt, welche tolle Ausrede er sich heute wohl überlegt hatte...

Aber es kam anders.

Statt in dessen Wohnung traf Kaiba den Hikari seines Geliebten in einem völlig anderen Stadtteil: dem Villenviertel, in dem er selbst wohnte.

Völlig außer Atem rannte Ryou auf die schwarze Limousine zu, die gerade durch das geöffnete Tor auf das riesige Anwesen seines Klassenkameraden fahren wollte, und klopfte an das hintere Fenster. Sofort stoppte der Wagen und die Scheiben fuhren herunter.

"Was willst du?"

"Ich muss mit dir reden, Kaiba-kun. Es ist wichtig. Sehr sogar."

Der Größere überlegte kurz, dann nickte er und entriegelte die Tür. "Steig ein."

Ein Nicken. Dann kam der Hikari der Aufforderung nach.

"Worum geht es?"

"Um Yoru."

Der junge Firmenchef vermutete ein ähnliches Gespräch wie letztes Mal in der Schule und murrte leise. "Was ist mit ihm?"

"Er ist weg."

"Er ist was?!"

"Weg. Verschwunden. Abgehauen."

"Wie soll das denn funktionieren?"

Ryou fuhr sich besorgt durch das Haar. "Er kann sich materialisieren... Ich hab nur einen kurzen Moment nicht aufgepasst, schon ist er getürmt."

"Seid ihr nicht abhängig voneinander? Dann müsste er doch von allein wiederkommen."

Die Wagentür wurde geöffnet; beide Jungen stiegen aus und gingen ins Innere des Hauses. Erst dort nahmen sie das Gespräch wieder auf.

"Er wird aber nicht allein wiederkommen. Kaiba-kun, ich hatte doch mal erwähnt, dass er krank ist. Er hat seine eigenen Grenzen aus den Augen verloren."

Der Größere wollte eigentlich etwas erwidern, da vergrub sein Gast plötzlich das Gesicht in den Händen. Seine Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern. "Ich hab doch versprochen, auf ihn aufzupassen..."

Für ein paar Sekunden kehrte Stille ein, dann richtete Ryou sich wieder gerade auf und holte tief Luft.

Blickte seinen Klassenkameraden ernst und entschlossen an. "Wenn dir etwas an ihm liegt, dann solltest du dir Sorgen machen. Ich mache keine Witze."

"Und was soll ich deiner Meinung nach tun?"

"Ich klapper ein paar seiner Lieblingsorte ab. Du schaust in meiner Wohnung nach, falls er doch zurückkommt." Es klimperte und kühles Metall wurde in Kaibas Hand gedrückt. "Hier ist ein Zweitschlüssel."

Der Braunhaarige zögerte noch kurz, dann nickte er und machte sich auf den Weg.

Ryou verschwand indes irgendwo in Richtung Stadtpark.
 

Erst schien es, als würde der Schlüssel nicht passen, dann jedoch gab die Tür mit einem leisen Klicken nach und sprang auf.

Es war dunkel in der kleinen Wohnung, roch nach irgendwelchen Kräutertees...

Ein kleines rotes Licht aus Richtung der Bücherwand lenkte den jungen Firmenchef plötzlich von seinem eigentlichen Vorhaben ab. Neugierig näherte er sich ihm und rückte die dicken Wälzer, die seinen Ursprung - welcher sich als Kamera entpuppte - verbargen, beiseite.

Einer der beiden Bakuras filmte also sich selbst und seine andere Hälfte... sehr interessant...

Noch interessanter allerdings war die Videokassette, die sich in der Kamera befand.

Nach einer kurzen Überlegung steckte Kaiba sie in seine Manteltasche, dann erst wandte er sich wieder dem eigentlichen Grund seines Besuchs in der fremden Wohnung zu, jedoch erfolglos.

Sein Geliebter war und blieb verschwunden.
 

Schneesturm.

Flimmern.

Rauschen.

Und plötzlich ein Bild.

Endlich.

Ryous Wohnung war zu sehen, seine Stimme zu hören...

"Yoru, bitte..."

"Finger weg, ich brauch deine Hilfe nicht, Hikari."

"Du kommst nicht weit und das weißt du auch."

"Ich besuche jetzt den Präsidenten und zwar alleine. Ende der Diskussion!"

Bakura erschien auf der Bildfläche. Das leichte Flackern seiner Erscheinung bestätigte die unglaubliche Vermutung Kaibas, dass er sich materialisiert hatte. Er konnte sich also tatsächlich einen eigenen Körper erschaffen... aber warum tat er das nicht öfter? Warum kam er nur in Begleitung seines Hikaris zu ihm?

Neugierig rutschte der Braunhaarige näher an den Bildschirm heran.

Da stimmte etwas nicht mit dem Grabräuber...

Erst schwankte er nur leicht, dann jedoch torkelte er - wie ein Betrunkener - auf die Wohnungstür zu, griff nach der Klinke und sackte schließlich, trotz aller Bemühungen, nach unten. Sein Atem ging stoßweise, das Flackern nahm zu...

Ryou erschien und kniete sich neben ihn, schlang die Arme um ihn und wiegte ihn leicht hin und her. "Geh morgen hin, du bekommst auch meinen Körper, okay?"

"Ich will aber... alleine..."

"Yoru..." Die Stimme des Hikaris hatte einen tadelnden Unterton. "Willst du, dass er dich so sieht? Dass er sich Sorgen macht?"

Kopfschütteln.

Dann flimmerte das Bild wieder stärker, die Datumsanzeige sprang auf den nächsten Tag.

Ryou allein, direkt in die Kamera schauend. "Heute ist der 25ste. Es geht ihm wieder besser, wir werden nachher Kaiba-kun besuchen."

"Hikari? Mit wem redest du?"

"Mit niemandem..."

Wieder Flimmern.

Wieder nächster Tag.

Wieder Ryou allein.

"Ein Rückfall. Kaiba-kun wollte anscheinend den Dominanten spielen. Yoru sitzt seit unserer Rückkehr im Schlafzimmer, die Jalousien sind unten. Allerdings antwortet er, wenn ich mit ihm rede, es ist also nicht so schlimm wie damals."

Stumme Tränen rannen plötzlich über die Wangen des Weißhaarigen.

"Ich hasse es, wenn ich nur warten kann. Warum kann es ihm nicht wenigstens kurz vor dem Ende gut gehen?" Seine Stimme versagte, die blassen Lippen bewegten sich jedoch weiter, formten ein lautloses "Aishiteru, boku no yami", dann wechselte es wieder zum darauffolgenden Tag.

Diesmal war Bakura selbst es, der in die Kamera schaute. Wieder einmal hatte er sich materialisiert, flackerte leicht... Seine Wangen glühten, die auch so schon fast schneeweiße Haut wirkte noch fahler, sein Blick glasig. Die eigentlich feste Stimme war rau und leise.

"Ich bin nicht ganz so dumm, wie du vielleicht denkst, Hikari. Ich weiß, dass du seit dem Turnier eine Kamera hier versteckst." Ein angedeutetes Grinsen. "Muss scheiße sein, 24 Stunden am Tag den Babysitter für so ein Psychowrack spielen zu müssen, hm? Aber ich kenne dich. Du meinst es nur gut. Du guckst dir diesen Mist hier eh nicht an, bevor es vorbei ist, stimmt's? Natürlich nicht, wann denn auch? Und wofür?" Kopfschütteln. Dann eine nachdenkliche Miene. "Wenn du das alles siehst, bin ich wahrscheinlich nicht da. Ist vielleicht gut so. Wahrscheinlich lachst du jetzt über meine dummen Versuche, ein paar spektakuläre letzte Worte abzusondern... oder du weinst. Wenn du das machst, dann hör damit auf der Stelle auf. Hör auf, verstanden? Ich hasse das. Du hast schon zu oft geheult und immer wegen mir, ich hab die Schnauze voll davon." Ein schmerzhaftes Funkeln zeigte sich in Bakuras Augen, bevor er sich auf die Lehne der Couch setzte und die Arme verschränkte.

Da erst fiel Kaiba auf, wie dünn er war... man konnte beinahe seine Knochen sehen...

Der Blick des Weißhaarigen wurde trüber und glitt zu Boden.

"Ich hasse das... dauernd scharwenzelst du um mich herum, machst dir Sorgen und sobald du denkst, ich seh es nicht, fängst du an zu flennen. Und wenn ich auftauche setzt du dein scheinheiliges Grinsen auf... diese Engelsfresse... hab ich dir schon mal gesagt, dass die so zuckersüß ist, dass ich am liebsten kotzen würde? Wahrscheinlich nicht... am Ende denkst du dann noch, dass ich deswegen so gerne über der Kloschüssel hänge... Idiot..." Ein leichtes Zittern... "Ich hab nicht mehr viel Zeit für eine tolle Rede, du bist gleich vom Einkaufen zurück. Sicherlich werd ich dir den ganzen Kram nachher wieder um die Ohren werfen... und mich nicht entschuldigen. Wieso auch? Warum muss man sich überhaupt für irgendwas entschuldigen? Haben sich deine Eltern entschuldigt, dass sie gestorben sind? Deine Schwester? Entschuldigen deine angeblichen Freunde sich, wenn sie dir mal wieder wegen mir misstrauen? Oder der Präsident, der von deiner Existenz total angepisst ist? Nein... na also... Aber von denen kennt dich niemand. Niemand. Nur ich und das wird auch immer so bleiben. Und du kennst mich, damit das klar ist. Du weißt auch ohne große Worte, dass mir meine Ausbrüche im Nachhinein keinen Spaß machen und dass du der Letzte bist, dem ich weh tun würde. Und genau deshalb werde ich mich nicht verabschieden. Wenn ich mich wieder in anderer Leute Angelegenheiten einmische wirst du wissen, dass ich gehe."

Bakuras Stimme überschlug sich kurz, wurde dann zu einem fast schon kindlichen Flüstern; sein begeistert, nein, nahezu hysterisch wirkender Blick fiel auf die Kamera zurück. "Das ist wie bei den Sternen. Bevor sie verschwinden, glühen sie noch einmal auf... und dann machen sie sich mit einem gewaltigen Knall davon." Eine ausladende Armbewegung verdeutlichte das Gesagte; kurz fiel der Grabräuber sogar in das für ihn typische Lachen. "Ich mag Sterne eigentlich. Die Sonne ist bei mir kein Stern. Bei euch in der Schule sagen sie zwar was anderes, aber die sind doch eh alle bekloppt." Plötzlich schreckte der Geist des Rings auf und schaute zur Tür. "Mist, warum bist du schon da? Ich hab meine letzten Worte noch nicht fertig. Wer weiß, wann ich wieder dazu komme... Egal! Lange Rede, kurzer Sinn..." Ein Grinsen. "Freu dich, dass ich weg bin. Und lass dich nicht von fremden Geistern ärgern, sonst muss ich wiederkommen. Richt das auch dem Präsidenten aus, okay?"

Schon verschwand der Yami im Nebenzimmer; kurz darauf öffnete Ryou die Tür. Bepackt mit seinen Einkäufen trat er ein.

"Bin wieder da."

Keine Antwort.

Schulterzuckend ging der Hikari auf die Kamera zu, holte Luft um etwas zu sagen, schüttelte dann aber nur den Kopf, stellte eine der Tüten ab und berührte das Gerät.

In Kaibas Kopf drehte sich alles.

Trotzdem war das Video noch nicht zuende.

Bei der nächsten Aufnahme war nicht viel zu sehen, das Wohnzimmer war dunkler als die vorherigen Male. Nur Ryous Stimme und seine Silhouette waren auszumachen.

"Heute ist es wieder besonders übel. Yoru redet nicht mehr mit mir. Er sieht durch mich hindurch, wenn er erzählt. Und es geht nur um weiße Nebel und grelle, brennende Sonnenstrahlen... es ist fast wie damals... Damals, das klingt als wäre es Jahre her, dabei sind es nur wenige Monate... 2 oder so, ich weiß es schon nicht mehr... Ich musste alles abdunkeln, damit er herauskommt. Irgendwer hat mal zu mir gesagt, ich wäre stark... vielleicht war es Yugi oder so... am Ende womöglich Marik... bzw. sein Yami... egal, wer es war. Kaiba-kun hat Recht. Schwache Menschen machen starke Menschen ebenfalls schwach. Sie sind wie Vampire, sie saugen einem die Kraft aus. Allerdings glaube ich, dass die meisten das nicht mitkriegen. Ich bezweifle, dass Yoru es weiß. Wenn ich abends ins Bett falle, fühle ich mich immer leerer und ausgelaugter. Das Lächeln tut bereits weh, ich weiß nicht, wie lange ich es noch halten kann. Aber ich darf nicht schwach sein. Yoru soll sich keine Gedanken um mich machen. Er soll wissen, dass er einen starken Hikari hat. Er darf sich keine Vorwürfe machen, dass er einen Schwächling liebt. Dann beginnt er nur, mich zu hassen und das will ich nicht." Seufzen. "Ich weiß, dass er mich liebt. Zwar anders, als ich ihn liebe, aber das ist gut so, sonst wären wir am Ende zusammen. Dann würde es noch mehr weh tun. Ich will nicht mit Kaiba-kun tauschen. Er weiß von nichts. Wenn Yoru weg ist, wird es wie ein Blitzschlag für ihn sein. Ich habe mich bereits darauf eingerichtet." Ein seltsames Geräusch war zu hören. "Yoru kratzt wieder an der Tür. Er tut das öfter, immer wenn er sich eingesperrt fühlt. Aber ich traue mich nicht, aufzumachen. Ich habe Angst, dass er mir wegläuft. Ich traue ihm alles zu..." Kurze Stille, dann ein leises Klicken und ein vorbeihuschender Schatten. Die Wohnungstür fiel ins Schloss. Die wenigen Gesichtszüge, die man von Ryou erkennen konnte, entgleisten.

Er hatte gar nicht schnell genug reagieren können... schon war sein Yami verschwunden.

Schließlich drehte er sich um und rannte ihm hinterher.

Mit zitternder Hand spulte Kaiba vor... sah irgendwann sich selbst die Wohnung betreten und auf die Kamera zugehen...

Hielt es an.

Die Fernbedienung glitt aus seinen Fingern und fiel zu Boden.

Bakura... war wirklich krank.

Er würde sterben.

Er wusste es.

Ryou wusste es.

Wahrscheinlich wusste jeder auf diesem gottverdammten Planeten davon, nur er nicht.

Ein Klopfen holte den jungen Firmenchef aus seinen Gedanken, schnell schaltete er den Fernseher aus, atmete kurz tief durch und ließ dann ein kühles "Herein" ertönen.

Ryou betrat das Büro. "Du hast ihn nicht gefunden, oder?"

Kopfschütteln.

"Schade... ich werde noch einmal daheim nachsehen. Wenn etwas ist, melde ich mich."

Nicken.

"Gute Nacht, Kaiba-kun."

Ein weiteres Nicken.

Der Hikari verschwand wieder.

Und mit ihm das letzte bisschen Kraft in dem Braunhaarigen, der sich einfach zurück sinken ließ und irgendwann auf der schwarzen Ledercouch einschlief.

Shadow Of The Day

"Bakura, hey!"

Ryou drehte sich um. Ein strahlender Mini-Kaiba rannte durch den Sand auf ihn zu. Der Hikari setzte sein sanftestes Lächeln auf. "Hallo, Mokuba. Was machst du denn mitten in Ägypten? Ist dein Bruder auch hier?"

Der Junge nickte. "Er wartet da hinten am Helikopter. Ich soll dich abholen. Was macht ihr hier eigentlich?"

"Wir haben uns von dem anderen Yugi verabschiedet. Er ist jetzt dort, wo er hingehört."

"Der andere Bakura auch?"

Für einen kurzen Moment flackerte das Lächeln, drohte zu verrutschen, dann jedoch fing Ryou sich wieder und fuhr dem Kleinen durch die schwarze Mähne. "Ja, der auch."

Gemeinsam gingen die beiden in Richtung des KC-Hubschraubers; wie er es sich von seinem anderen Ich angewöhnt hatte, meldete Ryou sich nicht bei seinen Freunden ab. Sie würden sich vielleicht wundern, wo er war, aber deswegen keinen großen Aufstand machen.
 

Kaiba lehnte mit verschränkten Armen und wehendem Mantel an der Flugmaschine, würdigte Ryou keines Blickes. In seinen braunen Haaren hatte sich etwas Wüstensand verfangen, sonst wirkte er kühl und unnahbar wie immer... aber fehl am Platz. Er gehörte nicht in das Tal der Könige, in die Vergangenheit.

Als wäre ihm genau das soeben klar geworden, wandte der junge Firmenchef sich ab und stieg in den Helikopter; Ryou und Mokuba taten es ihm gleich und kurz darauf begannen die riesigen Rotoren sich zu drehen, die Maschine erhob sich in die Luft und ließ das Grab des Pharaos hinter sich, um nach Domino zurück zu kehren.

Während der jüngere der Kaibas die fantastische Aussicht genoss, musterte sein Sitznachbar seinen älteren Bruder, dessen eben noch fest zusammengepresste Lippen lautlos ein einzelnes Wort formten.

"Tot?"

Ryou nickte.

Der Braunhaarige schloss die azurblauen Augen und lehnte sich zurück, während ihm dabei ein stummer Seufzer entwich.
 

Für den Rest des Fluges sprach keiner mehr ein Wort.
 

Erst auf dem Dach der Kaiba'schen Villa angekommen erzählte Ryou seinem Klassenkameraden, was geschehen war.

Der ließ dabei seinen Blick über die Stadt schweifen, äußerte ab und an ein paar desinteressiert klingende Fragen, schien aber sonst völlig unberührt von den Geschehnissen.

Als Ryou sich schließlich verabschiedete und gehen wollte, drückte Kaiba ihm die gestohlene Videokassette in die Hand.
 

"Ich war neugierig."

"Ich wusste, dass du sie hast. Hat es dir was gebracht, sie anzusehen?"

Für den Bruchteil einer Sekunde huschte der Anflug eines Lächelns über die Lippen des jungen Firmenchefs und er nickte.
 

Dann kühlte seine Miene wieder aus und er wies Roland an, Ryou den Weg nach draußen zu zeigen.

"Bis morgen in der Schule, Kaiba-kun."
 

Ein kurzes Heben der Hand, gefolgt von einem knappen Nicken seitens Kaiba.
 

Ein sanftes, wenn auch trauriges Lächeln, und ein Blick, der mehr sagte, als tausend Worte es gekonnt hätten, seitens Ryou.

Dann wandte letzterer sich ab und begab sich in Rolands Begleitung dem Fahrstuhl entgegen, während Kaibas Blick wieder auf die vor ihm liegende Stadt fiel, in die weder sein Erzrivale, noch sein Geliebter je zurückkehren würde.

Ein müdes Schmunzeln streifte seine Lippen, als ihm bewusst wurde, dass er trotz allem nicht das Gefühl hatte, etwas verloren zu haben. Bakura mochte fort sein, aber die Erinnerung an das, was er in Kaiba ausgelöst hatte, würde bleiben. Vermutlich für immer.
 

Aus dem Schmunzeln wurde ein Lächeln, als der junge Firmenchef der hinter der Skyline Dominos untergehenden Sonne den Rücken zudrehte und seinen kleinen Bruder erblickte, der noch immer neben ihm stand und mit großen Augen zu ihm aufblickte.
 

Das Leben ging weiter.
 

Nein.
 

Es hatte gerade erst angefangen...
 


 

- ENDE -


Nachwort zu diesem Kapitel:
Songtext: "Sonne" by Rammstein

... dass das Ganze ein Rückblick war, der während des BattleCity-Turniers zwischen dem Duell Marik/Bakura und Marik/Atemu spielt, hat man hoffentlich mitgekriegt? ^^' *es damals beim Schreiben sehr offensichtlich vorkam, aber sich jetzt, n paar Jahre später, nicht mehr so sicher ist XD'* Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (12)
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Von:  jyorie
2013-08-28T10:00:32+00:00 28.08.2013 12:00
Hey ^_^

das finde ich sehr traurig, das Bakura nun fort ist und eigentlich auch Yami. Ich hätte nicht gedacht, das Seto dann noch lächeln kann. Und Ryou?! – er scheint sich vielleicht ein klein wenig bei Seto zu erhoffen ... Vielleicht klappt es ja? ... zumindest hatte er ähnlich wenig Respekt (furcht) vor ihm wie Bakura.

XD ich glaub, wenn ich richtig geschaut habe, hab ich jetzt alle ~80 YGO-Kapis von dir gelesen. Hat Spaß gemacht, auch wenn es für mich manchmal ein wenig schwierig war, den Gedankensprüngen zu folgen.

Also dann...
CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-27T22:44:46+00:00 28.08.2013 00:44
Hey ^_^

das wird immer trauriger, ich möchte nicht, das Bakura geht oder er irgendwie weg ist. Aber ich frage mich ob es stimmt was Ryou sagt, ob er wirklich krank ist? Es ist schon gemein, das er einfach so abhaut, ohne das er auf Wiedersehn sagt – aber es würde halt auch leider nicht zu im passen, so ein Gefühlszeugs. Schade. Ich hab es gerade gemocht, das er und Seto zusammen kommen. (Oder ist das seine Rache – jetzt bricht er Kaibas Herz?)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-27T09:56:45+00:00 27.08.2013 11:56
Hey ^_^

irgendwie bin ich mit diesem Kapitel nicht klar gekommen, wie es zum Rest deiner Geschichte paßt, oder ich hab den Sprung nicht mit bekommen, vom Liebeleben BakuraxSeto zu den Duellen.

Sonst war es gut geschrieben, was da alles im Reich der Schatten passiert und wie Mariku mit der Sonne in der Hand Bakura „bekämpft“.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-26T10:00:14+00:00 26.08.2013 12:00
Hey ^_^

Gefühls”Mist” und Liebe tut weh – alles andere ist Romatnischer Quark – XD ja, genauso stelle ich mir Bakura vor. Tja und an dem zertrümmerten Stuhl und dem Neid auf Hikai kann man wohl ablesen, das Seto nicht mit der Wahrheit leben kann. Es ist aber auch mutig, in gewissem Sinn, was Bakura gesagt hat – jetzt in diesem Moment liebt er ihn und er kann es nicht für immer versprechen. Eine liebe auf Gelegenheit eben.

Ich fand auch das Gespräch mit Joey interessant, da der Köter sein Herrchen ja sitzen gelassen hat, rechnet sich Joey jetzt wieder Chancen aus? Oh weh, armer Ryou, wenn tatsächlich der ganze Kindergarten bei ihm angetanzt wäre. Außerdem mag ich die Art, wie Ryou seine Yoru verteidigt.

Und ich fand es schlimm, das Seth damals so Sprunghaft war, wenn er doch vorher schon wußte, was Bakura alles getan hat, - es muß für den Dieb der Schmerzlich gewesen sein, das für Seth tatsächlich die Macht mehr gewogen hat als Gefühle. Nur weshalb kann er keine Berührungen zulassen?

Wieder ein schönes Kapitel.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-25T11:31:26+00:00 25.08.2013 13:31
Hey ^_^

ein nachdenkliches Kaptiel. Spielen? LIebe? Möchte man mehr? Langt es nicht nur ein Spielzeug zu sein? Oder hat man Angst davor wenn der andere die Gefühle teilt?

Ich finde du hast es gut dargestellt, das es Seto gefällt, er es mag, wenn diese Gefühle in ihm sind, sie ihm aber auch Angst machen. Und wie er die Augen verschließt und es ihn schmerzt wenn Bakura ihn verächtlich beachten würde. Und wie Bakura scheinbar so genau weiß, was ihn Seto tobt.

Hat mir sehr gut gefallen dieses Kapitel.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-24T21:07:52+00:00 24.08.2013 23:07
Hey ^_^

Das kenne ich leider auch. Erst wenn etwas fehlt begreift man was man hatte. Aber mit der sinmergrippe ist es ja noch eine gute Erklärung :) warum Bakura nicht mehr gekommen ist.

Oh, ich hoffe, das sie ihn in der alten zeit nicht erwischt haben. Ich möchte nicht, das er gepfählt wird.

Schade das seto es "herausgefunden" hat mit Bakuras Namen.

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-22T15:06:40+00:00 22.08.2013 17:06
Hey ^_^

ein Dieb und ein Priesterchen … eine kleine Rangelei da ihre Stände ja eigentlich nicht zusammen verkehren dürften und dann ein heißer Kuss *schmelz* Also Seth x King Thief ist definiv heiß :P aber das Gegenbild im hier und jetzt auch ... *seuftz* ob man die beiden vom Pausenhof hat sehen können, als Bakura den CEO an den Maschdrahtzaun gedrückt hat? Ich wüste gern ob Bakura mit ihm gespielt hat, als er in dieser N8 nicht aufgetaucht ist, oder ob es ihm zu schaffen macht, das sie sich auch heute wieder verlieben könnten (oder es schon haben?)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-22T15:06:34+00:00 22.08.2013 17:06
Hey ^_^

och, das ist aber Schade das Seto sich nicht vorbereitet hat auf das Spielchen und keine neuen Namen hat, über die sich Bakura lustig machen kann LOL ich fand es köstlich, wie sich Bakura darüber geärgert hat ignoriert zu werden, als Seto einfach gegangen ist. *ggg*

Was mir auch wieder super gefallen hat, wie sich Ryou um seinen Yami müht. Wenn er ihn auch mal kritisiert wenn etwas unter der Gürtellinie war, oder das er ihm über den Rückenstreicht und ihn aufbaut. Bakura weiß ja garnicht, was einen tollen Hikari er da hat.

Schönes Kapitel und ein toller Kuss (diese Szenen können auch gern länger sein) ;)

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-21T15:09:00+00:00 21.08.2013 17:09
Hey ^_^

Mokuba ist niedlich, wenn er sich da so über seinen Handzamen kranken Bruder freut, der nun endlich mal etwas ruhiger sein muss *kichert* Mir haben die Interaktionen zwischen Bakura und Ryou gefallen, wie Ryou halt mehr oder weniger Notgedrungen mit auf Diebeszug ist und auf dem Baum sitzt oder wie er seinem Yami einen Tipp gibt, um an den Stab zu kommen.

*ggg* aber am besten gefällt mir das Rumpelstielzchen-Spiel das Bakura mit Seto beginnt – „Ich darf dich begrabbschen bis du meinen Namen weißt“ ... das klingt wirklich gut :D

CuCu Jyorie

Von:  jyorie
2013-08-21T15:08:54+00:00 21.08.2013 17:08
Hey ^_^

hi hi .. ich kann es mir gut vorstellen, das ein kranker Kaiba schwerer zu hüten ist als ein Sack voller Flöhe. Armer Moki da bleibt er ziemlich allein mit seinen fromen Wünschen, das Seto mal das Bett hüten würde und nicht arbeitet. Interessant, das Joey und Kaiba mal zusammen waren und Joey immer noch was für ihn übrig hat.

Bei Bakura und Ryou hatte ich es so verstanden, das sie sich den Körper teilen und hier kümmer sich Ryou jetzt um seinen Dieb, als seien sie in zwei verschiedenen Körpern. Oder sind die beiden im Seelenraum. Ich fand die Stelle mit den Narben lustig. Bakura ignoriert das es sie gibt, bis Ryou dem zustimmt, „Hikari crem die Narben ein – sie brennen“ *lacht* Oh man – Bakura ist echt ne Nummer für sich :) Außerdem sah es echt so aus, also ob er und Ryou gemeinsame Sache machen in Punkto „Schnappt den Sennenstab“.

CuCu Jyorie



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