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Cold Heart

von

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Ungewollter Wächter

„Ein Kind!“ Cao Pi spuckte verächtlich auf den Boden. „Sie schicken mir wirklich ein Kind!“ Nochmals musterte er den Jungen, der vor ihm stand. Sogar in dem schwachen Schein der wenigen Feuerschalen, die in dem großen Zelt verteilt waren, sah man, dass dieser sehr jung war: Sein Gesicht war makellos, fast ein bisschen feminin; von Bartwuchs keine Spur. Er konnte höchstens 14, vielleicht 15 sein. Seine Haare hingen ungebändigt in seine Stirn und glänzten im flackernden Licht tiefschwarz. Er trug einfache Kleidung: Ein weites Hemd, eine lange Stoffhose, beides in einem dunklen, braunen Farbton. Auf seinem Rücken hing ein Köcher und in den Händen hielt er eine Armbrust.

Cao Pi selbst war auch jung, doch er hatte Erfahrung auf dem Schlachtfeld. Von diesem Jüngelchen wusste er das zwar nicht, aber er konnte es sich nicht vorstellen. Er schnaubte unzufrieden und tigerte unruhig auf und ab.

Der Junge ließ ihn nicht aus den Augen und erwiderte seinen Blick furchtlos.

Cao Cao, der bis jetzt reglos und schweigend an einer der Zeltstangen gelehnt hatte, seufzte und machte ein paar Schritte auf den Jungen zu. „Ich weiß gar nicht, was du hast, Cao Pi. Du wolltest einen Leibwächter und hier hast du ihn.“

Cao Pi funkelte seinen Vater wütend an. „Ich wollte einen erfahrenen Kämpfer, der mir im Kampf den Rücken decken kann; kein verwöhntes Kind, das mir in der Schlacht nur ein Klotz am Bein ist!“

„Ich erbitte die Erlaubnis zu sprechen, Herr.“ Die Stimme des Jungen riss Cao Pi aus seiner Schimpftirade. Sein vor Zorn sprühender Blick bohrte sich in die ruhigen Augen, die ihm nicht auswichen. Zum ersten Mal erlebte er, dass ein Untergebener seinen Blick nicht demütig senkte. Diese Tatsache machte ihn noch rasender.

Statt seiner nickte Cao Cao dem Jungen zu.

„Vor zehn Jahren fand mich Cao Ren hilflos im Wald und hat mich aufgenommen. Seitdem bildet er mich aus. Als er von Eurem Gesuch nach einer Leibgarde hörte, war er der Meinung, ich sei die passendste Wahl.“, erklärte der Junge mit gedämpfter Stimme. Er schien keine Angst davor zu haben, das Wort an seinen tobenden Herrn zu richten.

Cao Pi verschränkte die Arme vor der Brust. „Cao Ren also…ich weiß schon, was ich ihm erzählen werde, wenn ich ihn sehe.“ Zischend stieß er Luft zwischen den Zähnen hervor.

Sein Vater dagegen nickte zufrieden. „Wenn Cao Ren ihn schickt, wird er seine Gründe haben. Er ist schon viel zu lange einer meiner besten Generäle, um hier eine Fehleinschätzung zu machen.“ Er lächelte leicht. „So, ich muss noch etwas mit Sima Yi betreffend der Strategien für die nächste Schlacht besprechen.“

Verwundert horchte Cao Pi auf. „Ich werde mitkommen.“

„Nein, mein Sohn, du wirst deinen neuen Leibwächter einweisen.“, erwiderte Cao Cao amüsiert. „Außerdem geht es nur um einige Kleinigkeiten.“ Und mit diesen Worten verschwand er aus dem Zelt, bevor Cao Pi erneut hätte protestieren können.

Für eine unangenehm lange Weile herrschte gespannte Stille.

Dann wandte sich Cao Pi dem Jungen zu. Sein Ton war sehr beherrscht. „Wie heißt du?“

„Yue“

„Welche Waffen beherrschst du?“

„Den Bogen und die Armbrust, das einhändige Schwert, den Dolch, den Speer, die Hellebarde, die Doppelsichel, die Kriegsaxt,…“

„Okay“, unterbrach Cao Pi ihn unbeeindruckt, „Und welche ziehst du vor?“

„Die Armbrust“

„Sieht man ja.“ Cao Pi deutete mit einem Kopfnicken auf die Waffe in Yues Händen.

Yue nickte.

Mit einem langen Ausatmen legte Cao Pi Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel. „Als hätte ich nichts Besseres zu tun…“, murmelte er.

Yue wartete ab, bis sein Herr den Kopf hob. „Du wirst hier in meinem Zelt schlafen, ich werde gleich ein paar Leute anweisen, dir ein Lager herzurichten.“, sagte Cao Pi schließlich.

Erneut nickte der Junge.

Um Cao Pis Mundwinkel zuckte ein freudloses Lächeln. „Ich schätze Menschen, die nicht unnötig viel reden.“ Es klang nicht wie eine simple Feststellung, sondern eher wie ein Befehl. Yue verstand. Er verneigte sich leicht.

Ohne eine weitere Bemerkung wandte Cao Pi sich ab.

Das „Lager“ war nicht mehr als eine dünne Stoffdecke, die über einen Haufen Stroh ausgebreitet lag.

Doch Yue beschwerte sich nicht. Genau diese Behandlung hatte er erwartet. Cao Ren hatte ihn gut auf den Aufenthalt bei Cao Pi vorbereitet. Außerdem schlief er sowieso lieber auf dem Boden als durch ein bequemes Bett zu verweichlichen.

Diese erste Nacht war sehr lang. Yue warf sich unruhig auf seiner Schlafstätte hin und her. Irgendwo vor dem Zelt schnarchte ein Wachtposten. Das Gefühl, unbewacht und schutzlos zu sein, hielt Yue wach. Bei Cao Ren hatte er gewusst, dass ihm keine Gefahr drohte, doch hier, unmittelbar vor einer Schlacht, konnte er sich dessen nicht sicher sein. Vor allem aber machte er sich Sorgen um die Sicherheit seines neuen Herrn, nicht um seine eigene. Das war das erste gewesen, was Cao Ren ihm in seiner Ausbildung zum Leibwächter beigebracht hatte: ‚Solange du einen Herrn hast, den du schützen musst, ist deine eigene Sicherheit irrelevant!‘ Und diese Anweisung nahm Yue sehr ernst.

Um sich abzulenken ließ er seine Gedanken zu seinem neue Herrn abdriften. Cao Pi war genau so wie Cao Ren ihn beschrieben hatte: Überheblich, vollkommen von sich selbst überzeugt, rücksichtslos, stur und erstaunlich jung für einen Kommandanten. Yue hatte schon von vielen Kämpfen gehört, die nur durch Cao Pis Geschick und Klugheit gewonnen worden waren. Hätte er nicht so einen grottigen Charakter, wäre er sicher bereits Oberkommandant der Truppen von Wei und hätte seinen Vater längst abgelöst. Doch sein eigener übertriebener Ehrgeiz und sein offenes Streben nach noch mehr Macht standen ihm im Weg.

Yue seufzte lautlos. Er wollte es sich nicht recht eingestehen, aber tief im Innern merkte er doch, dass er sich darauf freute, einem Herrn zu dienen, der bereits in jungen Jahren so erfolgreich und trotzdem immer noch so schwer einschätzbar war.
 

Der erste Vogelschrei des Morgens riss Yue aus seinem leichten Schlaf. Er war auf einen Schlag hellwach. Schnell richtete er sich auf und zog sich an. Auch wenn er jetzt unter einem Herren diente, durfte er auf keinen Fall sein Training vernachlässigen.

Nachdem er einige Kraftübungen wie Liegestützen und Sit-Ups im Zelt absolviert hatte, trat er hinaus in den beginnenden Tag. Kühle Morgenluft weckte seine Sinne, machte ihn aufnahmefähig. Noch einmal atmete er tief durch, dann sah er sich nach einem geeigneten Trainingsplatz um. Ein kleines Wäldchen erschien ihm als die passende Wahl. Lässig legte er sich seine Armbrust auf die Schulter und schlenderte zu der lockeren Baumgruppe hinüber. Als er sie erreicht hatte, pflückte er eine Handvoll Blätter aus den niedrighängenden Ästen und stellte sich zwischen die massiven Stämme.

Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, konzentrierte sich.

Dann warf er die Blätter mit einem Ruck in die Luft, legte fast im selben Moment die Armbrust an und durchschoss jedes einzelne Blatt, bevor es den Boden berühren konnte.

Seine Pfeile bohrten sich in die Rinde der Bäume, kein einziger ging ihm verloren.

Nach dieser ersten Runde sammelte er die Pfeile wieder ein, holte nochmals Blätter und startete von Neuem.
 

Er war so in sein Training vertieft, dass er nicht bemerkte, wie ein aufmerksames Augenpaar ihn interessiert beobachtete.

„Er ist gut…“, flüsterte Cao Pi zu sich selbst und sein Blick verfolgte jede Bewegung seines neuen Leibwächters. Natürlich fielen ihm die sehnigen Muskeln und der muskulöse Körperbau des Jungen auf, den man unter der weiten Kleidung erkennen konnte. Cao Ren hatte absolut einwandfreie Arbeit geleistet.

Doch das würde Cao Pi niemals offen zugeben. Es reichte, wenn er allein das wusste.

Mit einem zufriedenen Lächeln verließ er seinen Beobachtungsposten und kehrte in sein Zelt zurück.

Ein Bad in der Dunkelheit

Die erste Schlacht ließ nicht lange auf sich warten.

Die Shu-Armee unter dem Meisterstrategen Zhuge Liang ließ nicht lange auf einen Angriff warten. Jeder wusste, dass der alternde Taktiker nach der Einigung der drei Reiche strebte. Und Cao Cao war klar, dass dieser Kampf sehr ernst zu nehmen war. Zhuge Liang besaß viele fähige Generäle, die es der Shu-Armee nicht leicht machen würden, allen voran seine eigene Frau Yue Ying, die mit ihrem Ideenreichtum und ihren neuen Kreationen immer wieder Schlachten für sich entschied.
 

Yue war bis zum Zerreißen gespannt, als er auf seinem struppigen Wallach an Cao Pis Seite in seine erste Schlacht ritt. Sima Yi, der Stratege der Wei-Armee, hatte alles bis ins Kleinste durchgeplant; sie konnten diesen Kampf gar nicht verlieren. Theoretisch.

Cao Pi führte zwar einen kleinen Haufen Soldaten an, doch er zog es vor, auf Alleingang das Schlachtfeld zu stürmen und immer da zu kämpfen, wo es nötig war. Yue fiel es nicht leicht, seinem Herrn zu folgen, noch dazu, weil dieser einen feurigen rotbraunen Hengst ritt, dessen Schnelligkeit die von Yues Pferd um Längen übertraf.

Doch von dieser Lappalie ließ sich der junge Leibwächter nicht aufhalten: Unzählige Feinde wurden von seiner Armbrust nieder gemäht. Die einfachen Soldaten kamen erst gar nicht in die Nähe von Cao Pi, sodass dieser sich nur um die feindlichen Generäle kümmern musste.

Nun begegneten ihnen aber auf einer weiten Strecke nur Soldaten und Yue gab sich größte Mühe, keinen einzigen nah genug an seinen jungen Herrn herankommen zu lassen, um ernstlich gefährlich werden zu können.

Irgendwann wandte sich Cao Pi im Sattel um und bedachte seinen Leibwächter mit einem Blick, der sowohl Tadel als auch Lob beinhaltete. „Yue, ich bin ja wirklich beeindruckt von deinem Können, aber…mir wird langsam langweilig.“

Yue senkte seine Waffe und neigte den Kopf. „Tut mir Leid.“

Und danach sorgte er aufmerksam dafür, dass ein paar Soldaten zu Cao Pi ‚durchbrechen‘ konnten, nur damit sein Herr auch etwas zu tun hatte.
 

Das Ende der Schlacht war wackelig. Beide Seiten hatten hohe Verluste erlitten und die Führer einigten sich auf einen Waffenstillstand bis zum nächsten Morgen.

Cao Pi schien zwar nicht ganz zufrieden mit dieser Art von Vertrag zu sein, doch er war ebenfalls erschöpft von den Anstrengungen des Kampfes, auch wenn er es nicht zeigte.
 

Der Abend senkte sich gemächlich über die Zeltstadt der Wei-Armee, die an einem breiten Fluss aufgeschlagen worden war.

Yue saß auf seinem Lager in Cao Pis Zelt und fertigte sorgsam neue Pfeile für seine Armbrust. Er hatte darauf geachtet, das Werkzeug von Cao Ren mitzunehmen, um selbstständig sein zu können.

Immer wieder zuckte sein Blick zu der dünnen Leinwand, die seinen Abschnitt des Zeltes von Cao Pis trennte. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen, als er an die Worte seines Herrn zurückdachte: ‚…mir wird langsam langweilig.‘ Und das mitten in einer Schlacht!

Grinsend widmete er sich wieder den eisernen Pfeilspitzen, als er das Geräusch von raschelndem Stoff hörte.

Augenblicklich ruckte sein Kopf nach oben.

Cao Pi war durch die Zeltwand getreten und betrachtete ihn mit einem Blick, den er nicht so leicht deuten konnte.

Yue sprang sofort auf, wobei einige Pfeilspitzen zu Boden kullerten.

„Du hast heute gut gekämpft.“, sagte Cao Pi emotionslos. Wahrscheinlich bemühte er sich, es nicht zu beeindruckt klingen zu lassen. Yue neigte den Kopf, sodass sein Herr das Grinsen nicht sehen konnte, das an seinen Mundwinkeln zog.

„Ich wollte noch zum Fluss gehen.“ Cao Pi ließ eine längere Pause. Offensichtlich erwartete er, dass sein Leibwächter sich den Rest des Satzes selbst zusammenreimte.

Yue nickte und sammelte ein paar Leinentücher zusammen, die herumlagen. Innerlich zitterte er leicht. Er hatte nicht damit gerechnet, von Cao Pi zu einem Bad im Fluss eingeladen zu werden.

Aber er riss sich zusammen. Er ist dein Herr und es ist gefährlich dort draußen. Die Shu-Armee rastet keine zehn Meilen von hier entfernt und Attentäter sind sicher immer unterwegs. Du musst ihn schützen…
 

Das Wasser war dunkel und ruhig. Gelegentlich strich eine Brise durch die Schilfrohre, die am Ufer des Flusses wucherten.

Ohne zu zögern blieb Cao Pi einen Schritt weit vom Wasser entfernt stehen und ließ seine Kleider zu Boden gleiten.

Yue schaute weg, reflexartig. Er wusste selbst nicht genau, warum. Schnell tarnte er diese Bewegung und tat so, als würde er die Umgebung nach Verdächtigem absuchen.

Erst als er leises Plätschern hörte, wagte er wieder, den Blick auf seinen Herrn zu richten. Cao Pi stand bereits bis zur Hüfte in dem eiskalten Nass und sah über die Schulter zurück. „Was ist, willst du da stehen bleiben und Wurzeln schlagen?!“

Ein wenig ungeschickt stieg Yue ebenfalls aus seiner Kleidung. So schnell wie es ihm möglich war folgte er Cao Pi ins Wasser und begann, seinen Körper zu benetzen. Erst jetzt bemerkte er, wie geschwitzt und verdreckt er durch die Anstrengungen des Kampfes geworden war.

Irgendwann wurde seine Aufmerksamkeit jedoch von den geschmeidigen Bewegungen seines Herrn angezogen. Vorsichtig und unauffällig beobachtete er den perfekten Körperbau Cao Pis; die kräftigen Bauchmuskeln, die von einigen Wassertropfen umspielt wurden, die vom Kämpfen mit dem Doppelschwert gestählten Arme, die leicht gebräunte Haut seiner Brust, die breiten Schultern, der sehnige Hals. Schließlich blieben Yues Augen an dem makellosen Gesicht hängen. Er konnte nicht anders, er musste starren: Auf das hart konturierte Kinn, das ihm immer einen strengen Ausdruck verlieh, die ausgeprägten Wangenknochen, die gerade Nase und die stahlblauen Augen, aus denen jede Sekunde Ehrgeiz und Abneigung blitzten. Die langen dunkelbraunen Strähnen seines Haars waren auf seinem Rücken zu einem Zopf gebunden und reichten bis an die Wasseroberfläche, sodass die Spitzen nass aneinanderklebten.

Cao Pi sah auf und hob eine Augenbraue, als er den unverwandt auf sich gerichteten Blick seines Leibwächters bemerkte.

Sofort wandte Yue sich ab und wich reflexartig einen Schritt zurück. Dabei stieß sein Fuß unter Wasser gegen einen Stein und er stolperte.

Bevor er fallen konnte, hatte eine starke Hand seinen Oberarm gepackt und ihn gestützt, bis er wieder sicher stand. „Pass auf, die Strömung da draußen ist tückisch.“ Cao Pis Stimme erklang viel zu nah an Yues Ohr. Der Leibwächter nickte abgehackt und befreite sich aus dem Griff seines Herrn.

Seine Gefühle stürzten in ein wirres Durcheinander. Wieso reagierte er so sehr auf die Berührung Cao Pis?! Das durfte nicht sein.

Um nicht zu hyperventilieren konzentrierte er sich einen Moment auf die sich wiegenden Schilfrohre.

„Ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte Cao Pi wissen und fast, nur fast hörte Yue einen Hauch Besorgnis in seiner Stimme.

Das war zu viel.

Er brachte noch ein Nicken zustande, stammelte ein undeutliches „Scheint die Luft zu sein“ und taumelte aus dem Wasser.

Zu allem Überfluss hörte er, wie Cao Pi ihm folgte. Er schnappte sich eines der Leinentücher, wickelte sich darin ein und atmete einmal durch. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, wie sein Körper reagierte…Wenigstens schlang sich sein junger Herr ebenfalls ein Tuch um die Hüfte. Der Blick aus den stahlblauen Augen jedoch ruhte unverwandt auf Yue, was nicht gerade dazu beitrug, dass der Junge sich beruhigte.

Nachdem sie sich abgetrocknet hatten, machten sie sich auf den Weg zurück zum Zelt.

Cao Pi schwieg eine lange Zeit, wofür Yue ihm sehr dankbar war.

Doch kurz bevor sie das Zelt erreichten, ergriff Cao Pi das Wort: „Und? Hat dir gefallen, was du gesehen hast?“ Er hätte genauso gut ein „Du Spanner“ dahinter setzen können, die Wirkung auf Yue war dieselbe.

Yue wagte es kaum, aufzublicken. Er spürte, wie das Blut in seine Wangen schoss. „Es…tut mir Leid“, wisperte er und seine Stimme bebte.

Cao Pi blickte nach vorn und strich sich einige ungebändigte Strähnen aus dem Gesicht. „Ich kann es dir nicht übel nehmen, ich bin ja schließlich atemberaubend. Aber von Jungen bin ich diese Art von Blick eigentlich nicht gewöhnt.“

Yues Stimme wurde immer leiser. „Wird nicht wieder vorkommen.“

Sein Herr lächelte, erwiderte jedoch nichts darauf.

Nächstes Mal…

Da Yue sowieso einen relativ leichten Schlaf hatte und ihn in dieser Nacht viel zu sehr das Bereuen seiner eigenen Taten plagte, entging ihm das gedämpfte Geräusch nicht, das nicht zu der Stille zwischen den Zelten und dem Schnarchen des Wachtposten passte. Leise Schritte näherten sich dem Zelt und stoppten vor dem Eingang. Erst hatte Yue vermutet, es sei einer der Soldaten auf dem Weg zur Latrine, doch jetzt zweifelte er daran.

Das Rascheln der dünnen Plane bestätigte seine düstere Vorahnung: Jemand betrat ungebeten Cao Pis Zelt. Und das mitten in der Nacht. Dieser Fremde hatte nichts Gutes im Sinn.

Ohne einen Laut zu verursachen richtete Yue sich auf. Seine Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt und so erkannte er einen Schatten, der seinen Abschnitt des Zeltes durchquerte und durch die Trennwand aus seinem Blickfeld verschwand.

Yue sprang auf, ohne sich mit den Händen abzustützen, und schnappte sich seine Armbrust, die immer in Reichweite seiner Arme lag. Lautlos schlich er dem Attentäter (denn nur so jemand würde nachts uneingeladen in das Zelt eines Kommandanten eindringen) nach.

Als er die Trennwand hinter sich gelassen hatte, sah er, dass der Schatten bereits an Cao Pis Lager stand und sich zu dem Schlafenden hinunter beugte.

Das Schaben eines Dolches, der aus der Scheide gezogen wurde, ließ Yue aufschrecken. Die einzige Möglichkeit, den Attentäter unschädlich zu machen, bevor er Cao Pi tötete, war, aus kurzer Distanz in seinen Hals zu schießen. Nur so ließ sich das Risiko gering halten, dass der Fremde noch lange genug lebte, um sein Vorhaben zu beenden.

Ständig darauf bedacht, kein verräterisches Geräusch zu verursachen, legte Yue die Armbrust an, zielte so gut wie möglich und zog den Abzug durch.

Der Bolzen durchschlug den Nacken des nächtlichen Angreifers und tötete ihn auf der Stelle.

Doch woran Yue nicht gedacht hatte, war, dass der Attentäter zusammensacken und nach vorne kippen würde. Sofort warf er die Armbrust aus der Hand, packte den leblosen Körper bei den Schultern und verhinderte somit, dass die Leiche auf Cao Pi stürzen konnte.

Yue hörte ein zischendes Einatmen und ihm war klar, dass sein Herr durch das gedämpfte Geräusch der Armbrust geweckt worden war. „Es tut mir Leid, Eure Nachtruhe stören zu müssen, aber ich musste Euren Tod verhindern.“, sagte er schnell und hievte den Toten zur Seite.

Cao Pi richtete sich auf. Sein Gesicht offenbarte keine einzige Gefühlsregung. Sein Blick wanderte von dem leblosen Körper zu Yue und er nickte leicht. „Gute Arbeit.“

Ohne seine Enttäuschung über diesen eher weniger überschwänglichen Dank zu zeigen beugte sich Yue hinunter, um seine Armbrust aufzuheben. „Ich werde den Körper natürlich sofort entfernen.“

Er wollte sich abwenden, um den Toten aus dem Zelt zu schaffen, als eine Hand an seinem Handgelenk ihn aufhielt. Verwirrt wandte er sich um.

„Yue…“ Cao Pi schien nach Worten zu ringen, bis er schließlich resigniert seufzte. „Danke.“

Yue verkniff sich ein Lächeln und schüttelte den Kopf. „Das gehört alles zu meinem Job.“

„Ich bin dir was schuldig.“, beharrte sein Herr unnachgiebig darauf.

Diesmal ließ sich das Lächeln nicht verscheuchen. „Das merke ich mir.“, murmelte er und machte sich daran, den toten Attentäter zu beseitigen.
 

Trotz der Lebensrettungsaktion veränderte sich der Umgangston zwischen Cao Pi und Yue kaum, was den Leibwächter jedoch nicht sonderlich überraschte. Er hatte nicht erwartet, dass sich daran von heute auf morgen etwas gravierend änderte. Außerdem war er auch ganz zufrieden mit dem Stand der Dinge. Nie würde er es zugeben, doch insgeheim bewunderte er seinen Herrn für die Fähigkeit, niemandem seine Gefühle zu offenbaren. Yue selbst hatte damit Schwierigkeiten, aber nun hatte er einen guten Lehrmeister.
 

Yue hörte auf, die Kämpfe zu zählen, die er und Cao Pi auszufechten hatten. Die Schlacht mit der

Shu-Armee zog sich in die Länge, weil sich beide Seiten sowohl in Strategie als auch in Kampfgeschick ebenbürtig waren. Shu hatte allen Grund gehabt zu versuchen, Cao Pi auszuschalten, denn er wurde der zentrale Punkt der Wei-Armee: Er hob die Moral, er bezwang unzählige Gegner und er kam dem Oberkommandanten Zhuge Liang häufig gefährlich nahe.

Yue wich seinem Herrn keine einzige Sekunde der Kämpfe von der Seite. Auch ihm war es teilweise zu verdanken, dass Cao Pi so problemlos durch die feindlichen Reihen brechen konnte, doch der Ruhm kam natürlich nur dem Kommandanten und nicht dem Leibwächter zu.
 

Wenn einmal für einen Tag Ruhe herrschte, ein Waffenstillstand ausgehandelt worden war oder Zeit für die Begräbnisse der Toten auf beiden Seiten gebraucht wurde, unterrichtete Cao Pi Yue in strategischem Wissen. Es war erstaunlich, wie viel der junge Kommandant bereits über das Kriegshandwerk wusste. Das musste wohl daran liegen, dass er in Zeiten des Krieges und als Sohn eines Oberkommandanten aufgewachsen war.

An einem solchen Tag saßen sich Cao Pi und Yue in dem Zelt an einem niedrigen hölzernen Tisch gegenüber. Cao Pi hatte den Unterricht vor Kurzem beendet und Yue hatte darauf bestanden, ein Mahl anfertigen zu dürfen, weil alle Diener, die sonst in der Zeltstadt herum wuselten, zu einer Geburtstagsfeier eines hohen Generals abberufen worden waren.

Cao Ren hatte ihm zwischen den Trainingseinheiten immer wieder mal beigebracht, einige Gerichte zuzubereiten, und so stellte er nun mit verstecktem Stolz zwei Schüsseln mit selbstgemachten Frühlingsrollen auf den Tisch.

Cao Pi beäugte das Mahl zuerst etwas skeptisch, doch nach einigen zaghaften Bissen war er von der Genießbarkeit der Speise überzeugt. Yue beobachtete seinen Herrn aus den Augenwinkeln, während er selbst ebenfalls aß.

Nach einem kurzen Schweigen ergriff Yue das Wort: „Seid Ihr wirklich sicher, dass Ihr nicht zu Xiahou Duns Feier wollt?“

Sein Herr bedachte ihn mit einem kurzen strafenden Blick, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder den Frühlingsrollen zu wand. „Ich verabscheue Menschenmassen.“, erklärte er ohne aufzusehen. „Außerdem ziehe ich deine Gesellschaft vor.“

Yue stockte kurz. Hatte er richtig gehört?! Scheinbar ja…

Der Leibwächter bemerkte ein unscheinbares Lächeln, das über Cao Pis Lippen huschte, und musste ebenfalls grinsen.

Cao Pi blickte auf. „Ich hoffe, das beruht auf Gegenseitigkeit. Ich würde dich nicht daran hindern, zu der Feier zu gehen und ein bisschen Spaß zu haben.“

Heftig schüttelte Yue den Kopf. „Ich bin lieber bei dir.“

Zu spät bemerkte er, dass er vergessen hatte, die unterwürfige Anrede zu nutzen.

Zwischen Cao Pis Augenbrauen zeigte sich eine tiefe Falte. „Ich hoffe, das war nur ein Ausrutscher.“, sagte er tadelnd und in seiner Stimme schwang ein Unterton mit, der Yue nahezu Angst machte. Schon hatte er sich gefreut, dass ein wenig Distanz zwischen ihm und seinem Herrn verschwunden war, doch er hatte sich getäuscht. Die Kluft war immer noch so breit wie zuvor.

Mit einem lautlosen Seufzen stand Cao Pi auf und ließ die halbvolle Schüssel stehen. „Ich gehe schlafen. Kümmere dich um das Aufräumen.“

Da war er wieder, der Befehlston. Yue nickte und verbarg seine Enttäuschung so gut es ging. Doch er merkte, dass seine Augen brannten.

Zum Glück konnte er sich noch zusammen reißen, bis die dünne Trennwand hinter Cao Pi zusammenfiel. Erst dann entfloh ihm ein leiser Schluchzer. Obwohl er sich selbst für seine Schwäche schalt, konnte er den Tränenfluss nicht stoppen, der ihm über die Wangen lief und den oberen Saum seines Hemdes benetzte.

Was hatte er denn erwartet?! Es war doch klar, dass Cao Pi als Kommandant eine gewisse Distanz zwischen sich und seinen Untergebenen aufrecht erhalten musste, um seine Autorität zu wahren. Da war sein Leibwächter keine Ausnahme.

Während er den Abwasch erledigte und aufräumte, versiegten seine Tränen quälend langsam. Noch als er auf seinem Lager lag und in die Dunkelheit starrte, lösten sich noch einige Nachzügler aus seinen Augenwinkeln.

Irgendwann musste er sich eingestehen, dass er in diesem Zustand niemals würde einschlafen können.

Kurzentschlossen stand er auf und tapste leise hinüber in Cao Pis Zeltabschnitt.

Vor dem Bett blieb er stehen. Trotz der Dunkelheit konnte er die entspannten Gesichtszüge des jungen Kommandanten ausmachen. Und er verlor sich fast in der Betrachtung der makellosen Konturen. Tagsüber war Cao Pi immer in irgendeiner Weise angespannt und unter Druck, doch nachts, während er schlief, zeigte sich eine tiefe Ruhe auf seinem Gesicht; die erste ehrliche Gefühlsregung, die Yue bei seinem Herrn bis jetzt gesehen hatte.

Es kam Yue wie eine Ewigkeit vor, die er einfach nur da stand und Cao Pi betrachtete.

Gerade hatte er entschieden, dass er das Risiko nicht eingehen wollte, seinen Herrn durch ein unbedachtes Geräusch zu wecken, da hörte er plötzlich die Stimme, die er in diesem Moment am meisten gefürchtet hatte: „Wie lange willst du noch da stehen und mich anstarren?“

Yues Bewegung gefror. „Ich dachte, ich hätte…etwas gehört.“

Lahme Ausrede…

Der Meinung war Cao Pi wohl auch.

Er richtete sich in seinem Bett auf und fing Yues Handgelenk ein, noch bevor dieser sich aus dem Staub machen konnte. „Und deswegen musstest du so lange da stehen und nichts tun?!“

Yue fiel keine passende Bemerkung ein. Sein Kopf war völlig leergefegt, was wohl auch daran lag, dass Cao Pi halbnackt war; sein entblößter Oberkörper glänzte hell in der Finsternis.

Der junge Kommandant bemerkte die Sprachlosigkeit seines Leibwächters und grinste wissend. Langsam zog er Yue zu sich, bis sein Gesicht so nah an dem des Jungen war, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. „Erst dachte ich, es sei nur Bewunderung, aber langsam zweifle ich daran.“ Sein Blick bohrte sich prüfend in Yues, der keine Möglichkeit hatte, ihm auszuweichen. „Da ist noch mehr, was du verschweigst. Noch mehr, was du unterdrückst.“

Yue dachte immer noch nichts. Zu viele Emotionen bestürmten ihn auf einmal.

Cao Pi deutete sein Schweigen als eine stumme Zustimmung (was ja auch stimmte). Mit einem Grinsen näherte er sich Yue noch mehr, bis er seine Lippen besitzergreifend auf die des Jungen drückte.

Yues Atem stolperte. Damit hatte er am wenigsten gerechnet. Aber irgendwie…gefiel es ihm. Auf seltsame Art und Weise.

Fast gewaltsam öffnete Cao Pis Zunge Yues Mund und erkundete das ihm unbekannte Gebiet.

Yue sog scharf die Luft ein, als sich sein Atem mit dem seines Herrn mischte. Noch immer schien sein Kopf mit der ganzen Situation überfordert zu sein.

Das Einzige, was ihm jetzt richtig erschien, war zu erwidern. Doch das war leichter gesagt als getan.

Cao Pis Zunge tanzte spielerisch um die seine und immer, wenn Yue versuchte, sie zu fangen, war sie auch schon wieder verschwunden, um an anderer Stelle erneut anzugreifen.

Ein leises Stöhnen Yues wurde in dem Kuss erstickt. Er spürte, wie Cao Pi lächelte. Die Hände seines Herrn legten sich auf seinen Nacken und verstärkten den Druck, den ihre Münder aufeinander ausübten.

Langsam wurde Yue mutiger. Er wollte diese Niederlage nicht auf sich sitzen lassen. Nur weil er so jung war hieß das noch lange nicht, dass er schlecht küssen konnte! Seine Zunge drängte sich in Cao Pis Mundhöhle und überrumpelte ihren Gegenpart mit diesem frechen Vorstoß.

Cao Pi stöhnte leise, halb überrascht. Diesmal war es an Yue zu grinsen. Seine Finger touchierten die weiche Haut am Hals seines Herrn, strichen jede Sehne nach, die sie erfühlen konnten, und glitten weiter hinunter.

Plötzlich wurde er nach vorn gerissen und bevor er realisieren konnte, was Cao Pi vorhatte, lag er auch schon unter ihm. Auf Cao Pis Mund hatte sich ein hämisches Lächeln gelegt. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass du hier den aktiven Part übernehmen darfst!?“

Yue grinste und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. „Ich hab’s nur versucht.“

„Und bei dem Versuch wird es auch bleiben!“, stellte Cao Pi fest und beugte sich herunter, um seine Lippen erneut auf die seines Leibwächters zu drücken.

Sofort legte Yue seine Hände auf die Schultern seines Herrn, um ihn noch näher an sich ziehen zu können. Die Wärme und das Gewicht dieses perfekten Körpers auf sich zu spüren war fast zu viel für Yue. Für den Bruchteil einer Sekunde tanzten schwarze Ringe vor seinen Augen, doch jetzt ohnmächtig zu werden wäre eine Verschwendung! Um sich wieder konzentrieren zu können, schloss er die Augen – und erreichte damit das Gegenteil; mit geschlossenen Augen nahm er die Fülle an Emotionen, die seine Gedanken aus dem Gleichgewicht brachten, viel deutlicher wahr.

Er stöhnte auf, als Cao Pi erneut seine Mundhöhle eroberte. Diesmal konnte er ihm nichts entgegensetzen, dafür war er viel zu verwirrt.

Cao Pi fühlte, dass Yues Widerstand erschlaffte, und lächelte triumphierend in den Kuss hinein. Er wusste, dass er nun keine Gegenwehr mehr zu erwarten hatte. Und er wusste auch schon, wie er das ausnutzen würde.

Seine Hände gingen auf Wanderschaft und begannen, Yue Stück für Stück seiner Kleidung zu entledigen: Das Hemd wurde Yue über den Kopf gezogen, ohne dass er dagegen Protest hätte einlegen können. Die Finger seines Herrn liebkosten seinen muskulösen Oberkörper, zeichneten unsichtbare Linien und Muster auf die erhitzte Haut.

Cao Pis Lippen trennten sich von Yues und verteilten kleine, gehauchte Küsse über die Wangen, den Hals und schließlich das Schlüsselbein seines Leibwächters. Yue legte den Kopf in den Nacken und biss sich auf die Lippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken. Wegen seiner geschlossenen Augen konnte er die leicht feuchte Spur, die Cao Pi zog, mit verfolgen.

Als Cao Pis Mund sich um eine seiner Knospen schloss und seine Zunge sie umspielte, bäumte sich Yue leichte unter ihm auf. Es war unmöglich, jetzt still zu bleiben. Würde er sich noch weiter auf die Lippe beißen, würde sie zu bluten anfangen. Yues Hände krallten sich in das Laken.

Während sich Cao Pi auch der anderen Knospe zu wand, touchierten seine Hände die empfindliche Haut an Yues Bauch. Die Muskeln zogen sich zusammen und Yue keuchte leise. Zu viele Sinneseindrücke überfluteten ihn auf einmal; so unbekannt, so unfassbar. Vielleicht sollte er sich nicht zu sehr den Kopf darüber zerbrechen, was er tun sollte.

Schließlich wanderte Cao Pis Mund in kleinen Küssen abwärts und seine Finger strichen provokant den Saum von Yues Hose entlang.

Wenn er damit gerechnet hatte, dass Yue ihn aufhielt, hatte er sich geirrt; instinktiv wusste Yue, was kommen würde, und er erwartete es sehnsüchtig. Als Cao Pi für einen winzigen Moment zögerte, stöhnte er den Namen seines Herrn fast auffordernd.

Für Cao Pi war das die Einladung, die er gebraucht hatte: Ohne nochmals inne zu halten befreite er Yue von der Hose, die achtlos auf den Boden geschleudert wurde.

Zentimeter für Zentimeter arbeitete sich Cao Pi dann von den Knöcheln an den Unterschenkeln hinauf, über die harte Innenseite von Yues Oberschenkeln zu dem Teil von Yues Körper, der am lautesten nach Cao Pis Aufmerksamkeit schrie.

Mit einem diabolischen Lächeln machte Cao Pi zunächst einen Bogen um diese Region und küsste Yues zuckende Bauchmuskeln.

„Cao…Pi…“, brachte Yue zwischen zwei keuchenden Atemzügen hervor. Es klang bittend, flehend.

„Was ist?“, wollte Cao Pi unschuldig wissen und hob den Kopf.

„Du weißt…was ich will!“ Yue keuchte auf, als die Finger seines Herrn erneut die Innenseite seiner Oberschenkel liebkosten; gefährlich nah an dieser Stelle.

„Ach, weiß ich das?“ Cao Pi legte gespielt nachdenklich einen Finger an die Lippen. „Hilf mir auf die Sprünge, mir muss es entfallen sein…“

Yue seufzte gequält. Es zu wollen war eine Sache, es zu sagen eine völlig andere.

„Berühre…mich“

Cao Pi hob eine Augenbraue. „Was denkst du mache ich gerade die ganze Zeit?!“

„Cao Pi!“ Jetzt war Yues Stimme zornig, was wegen des schweren Atmens nicht ganz zur Geltung kam. „Du weißt, wo!“

Leise und teuflisch lachte sein Herr auf. „Ich will es hören!“

Matt schlug Yue den Kopf von einer Seite auf die andere. „Nein“

Langsam zog sich Cao Pi wieder zu Yues Gesicht hinauf und hauchte gegen dessen Lippen: „Sag es.“

Hartnäckig presste Yue die Lippen aufeinander. „Sicher nicht!“

Cao Pi zuckte mit den Schultern. „Wie du willst.“ Und mit diesen Worten senkte er seinen Mund auf Yues Schlüsselbein hinab und begann, ihm einen Knutschfleck zu machen.

Geschockt keuchte Yue auf, diesmal vor Schmerz. Aber noch wollte er sich die Niederlage nicht eingestehen.

Doch je länger er wartete, desto stärker wurden die Schmerzen; und Cao Pi würde sicher nicht so bald aufhören.

Nach einigen weiteren Sekunden musste Yue resignieren. „Okay, okay“

Cao Pi unterbrach seine Tätigkeit, um neugierig aufzusehen. „Ja?“

„Ich will…dass du…“ Yue stockte kurz und atmete tief ein, „…ihn in den Mund nimmst.“

Eine tiefe, fragende Furche fraß sich in Cao Pis Stirn. „Wen?“

Yue bäumte sich auf. „Nein, das kann ich nicht sagen!“

Sanft nahm Cao Pi Yues Gesicht in seine Hände. „Doch, du kannst.“ Ganz vorsichtig knabberte er an Yues Unterlippe. „Es ist ganz einfach.“

„Nein, ist es nicht.“ Trotzig schnappte Yue nach Cao Pi, doch er war zu langsam.

Cao Pi zog seinen Kopf zurück und lächelte scheinheilig.

Yues Wangen brannten vor Scham. Dieser perfekte Mann war ihm so nahe. Wieso musste Cao Pi nur so einen schrecklichen Charakter haben?!

Plötzlich fiel Yue etwas Besseres ein; etwas, womit er sich um die Antwort herum winden konnte.

So schnell, dass Cao Pi nichts dagegen tun konnte, packte er die Hand seines Herrn und schloss sie um seine Erregung.

Ihn“, sagte er und erwiderte Cao Pis leicht überraschten Blick mit einem triumphierenden Lächeln.

„Ach so.“ Cao Pi grinste erkennend, „Sag das doch gleich.“

Yue wollte ihm einen giftigen Blick zu schießen, doch er kam nicht dazu, weil Cao Pi begann, seine Hand zu bewegen.

Augenblicklich flutete eine Welle der Empfindungen Yues Bewusstsein und er warf den Kopf in den Nacken.

Während Cao Pi seine Bewegungen intensivierte, bog sich Yues Rücken durch und er krallte seine Hände noch fester in das Laken.

Wie aus weiter Ferne hörte er Cao Pis Stimme: „Was sagtest du doch gleich? Du wolltest, dass ich ihn in den Mund nehme?“

Yue zischte leise. Er wusste nicht, ob er das überleben würde…

Doch es war zu spät, um Cao Pi aufzuhalten.

Schon im nächsten Moment fuhr Cao Pis Zunge über die Spitze von Yues Erregung.

Es war nutzlos, sich zusammen zu reißen; Yue schrie fast. Sein ganzer Körper zitterte, während Cao Pis Mund ihn in sich aufnahm.

Als sein Herr auch noch begann, seine Zunge einzusetzen, erlitt Yue einen vollkommenen Kontrollverlust. Obwohl Cao Pi noch nicht mal ansatzweise sein gesamtes Können entfesselt hatte (davon war Yue überzeugt), kam er bereits jetzt, ohne das Geringste dagegen tun zu können.

Vor seinen Augen tanzten schon wieder schwarze Punkte.

Mit einem zufriedenen Grinsen richtete Cao Pi sich auf und strich sich lasziv mit der Zunge über die Lippen. „Ganz schön schnell, Kleiner.“

Yue brachte ein mattes Grinsen zustande. „Nächstes Mal mache ich es besser.“

Sein Herr hob eine Augenbraue. „Nächstes Mal?“

Ein stummes Nicken, mehr konnte Yue nicht über sich bringen. Wenn Cao Pi ihn jetzt noch abwies, wusste er nicht, wie er reagieren sollte.

Ein Grinsen legte sich auf Cao Pis Gesichtszüge. „Ich freu mich schon drauf.“

Erleichtert lächelte Yue, dann forderte die Erschöpfung ihren Tribut und zog ihn in einen tiefen traumlosen Schlaf.

Siegestaumel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Eifersucht?!

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Abschied

Er wusste es sofort. Schon als sie das Zelt betrat, wusste Yue es. Diese Frau würde alles zerstören.
 

Yue bemühte sich, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten, obwohl alles in ihm danach schrie, diese Frau aus dem Zelt zu jagen. Allein die Art, wie sie neben Cao Pi durch den Zelteingang schritt, sprach Bände. Sie wollte seinen jungen Herrn, und sie würde alles daran setzen, ihn zu bekommen.

Zhen Ji. Yue hasste sie von dem Moment an, als er sie das erste Mal sah.

Mit emotionsloser Stimme stellte Cao Pi sie den Anwesenden vor. Die Offiziere, sogar der Oberkommandant Cao Cao, hatten sich eingefunden, um Cao Pis ‚Kriegsbeute‘ zu begutachten. Sie hatte sich von ihrem früheren Herrn Yuan Shao abgewandt und war zu Shu übergelaufen. Die Allgemeinheit bezeichnete sie als tapfer, mutig und klug. Yue bezeichnete sie als Verräterin.

Für ihn würde es schließlich nie in Frage kommen, sich von seinem Herrn abzuwenden.

Ein alles überlagerndes Gemurmel hatte sich im Zelt erhoben. Die Gespräche wurden lauter.

Yue stand schweigend neben Cao Pi und starrte ausdruckslos auf den Boden. Sein Herr unterhielt sich mit seinem Vater, Zhen Ji war in eine Unterhaltung mit Xing Cai verwickelt worden.

Lange Zeit verfolgte Yue das Gespräch der beiden Caos nur mit halbem Ohr, doch als Cao Cao verschwörerisch die Stimme senkte, horchte der junge Leibwächter auf.

„Sie wäre eine gute Partie, Cao Pi. Sieh sie dir doch an. Eine solche Frau an deiner Seite würde deine Autorität im Heer erheblich steigern und außerdem wäre deine Nachfolge gesichert. Du bist auch nicht mehr im besten Alter, um zu heiraten.“

Ein stechender Schmerz raste durch Yues Körper und er musste sich zusammenreißen, nicht gequält aufzukeuchen. Er wollte nicht wahrhaben, was er da hörte, und doch wiederholten sich die Worte in seinem Kopf wie ein schreckliches Mantra.

Sein Blick fixierte Cao Pi, der Zhen Ji ansah. In seinen Augen konnte Yue zwar nicht das Geringste lesen, doch das leichte Nicken seines Herrn war bereits genug. Er würde sich dem Willen seines Vaters beugen, das stand fest.

Yue biss sich auf die Lippe und schloss für einen kurzen Moment die Augen, um sich zu sammeln. Es war doch alles perfekt gewesen bis jetzt. Nie hätte er geglaubt, dass etwas zwischen ihn und Cao Pi hätte kommen können. Schon gar keine Frau. Und jetzt…

„Ist alles in Ordnung?“

Yue öffnete überrascht die Augen. Eisblaue Iriden musterten ihn…besorgt?

„Warum fragt Ihr? Natürlich ist alles in Ordnung.“ Glücklicherweise konnte er das Zittern aus seiner Stimme verbannen. Auf keinen Fall sollte irgendjemand merken, dass er ein Problem mit Zhen Ji hatte.

Stur widerstand er Cao Pis prüfendem Blick.

„Geh schon vor und bereite das Essen in meinem Zelt vor“, wies Cao Pi ihn schließlich an und machte eine Kopfbewegung in Richtung Zelteingang.

„Soll ich für zwei oder für drei kochen?“ Yue konnte nicht verhindern, dass sich ein spöttischer Unterton in seine Stimme schlich.

Erneut spießten diese eisblauen Augen ihn auf. Misstrauisch und ein wenig tadelnd. „Für zwei.“

Yue deutete eine Verbeugung an und verließ die fröhliche Gemeinschaft mit einem lautlosen, erleichterten Seufzen. Er hätte es nicht eine Sekunde länger in der Gegenwart dieser Frau ausgehalten.
 

Ein leises Rascheln kündigte ihm das Eintreffen seines Herrn an, noch bevor Yue ihn sah.

Auf dem niedrigen Tisch standen bereits zwei Schüsseln mit Reis, Hühnchenfleisch und süß-sauer-Soße, die einen angenehmen Duft verbreiteten.

Cao Pi schnupperte unauffällig. „Unbezahlbar…“, wisperte er.

Verwirrt drehte sich Yue zu ihm um. „Was?!“

Sein junger Herr blickte ihn an und lächelte.

Moment, Cao Pi lächelte?!

Yue spürte förmlich, wie sämtliche seiner Gesichtszüge entgleisten.

„Ich sagte: Unbezahlbar. Und was ich damit meinte, ist das Gefühl, in mein Zelt zu kommen und schon von Essen erwartet zu werden.“

„Ach so.“ Fast enttäuscht wandte sich Yue wieder seiner Armbrust zu, die er gereinigt hatte, um die Zeit zu vertreiben, während sein Herr nicht da war.

Cao Pi setzte sich, winkte Yue heran und bedeutete ihm, das gleiche zu tun.

Ein paar Minuten aßen sie schweigend, bis Cao Pi schließlich das Wort ergriff. „Das wird das letzte Mal sein, dass wir zu zweit essen.“

Die Stäbchen glitten aus Yues Hand und fielen klappernd zu Boden.

Er hatte es bereits geahnt, doch die Worte aus Cao Pis Mund zu hören tat mehr weh, als er es sich vorgestellt hatte.

„Ich werde Zhen Ji heiraten…“

Yue, der gerade seine Stäbchen hatte wieder aufheben wollen, erstarrte in seiner Bewegung.

„…müssen, damit mein Vater mich nicht seiner Nachfolge enthebt. Er ist völlig vernarrt in die Frau.“

Verwundert zog Yue die Augenbrauen zusammen und sah Cao Pi an. Dieser mied seinen Blick und zeichnete eine Linie des Holztisches mit dem Finger nach.

„Und ich glaube, dass das nicht die schlechteste Entscheidung ist. Ich meine, sie ist hübsch und hat Charakter. Nicht unbedingt das Schlimmste, was einem Mann passieren könnte.“

Mit einem Klacken legte Yue die Stäbchen nachdrücklich auf den Tisch. „Warum erzählt Ihr mir das?“

Dieses Mal blickte Cao Pi auf. In seinen Augen blitzte etwas auf, das Yue nicht definieren konnte. „Weil ich dachte, dass mein zukünftiger Diener das wissen sollte.“

Yues Augen weiteten sich. Er hatte eher damit gerechnet, dass Cao Pi ihn aus seinem Dienst als Leibwächter entließ, weil er nicht mehr gebraucht wurde.

Also war Zhang Hes Plan doch aufgegangen. Irgendwie.

Aber so wirklich darüber freuen konnte sich Yue nicht. Dafür war seine Erleichterung viel zu sehr von Trauer überlagert.

„Vielen Dank“, brachte er hervor und senkte den Kopf. „Ich werde Euch nicht enttäuschen.“

„Ich weiß.“ Cao Pi lachte leise. „Und jetzt zieh dich aus, wir haben eine lange Nacht vor uns.“
 

Das Anwesen der Cao-Familie war überwältigend. Ein riesiger, asymmetrisch und recht natürlich angelegter Garten umschloss ein palastähnliches Gebäude aus Holz, das purpurrot gestrichen war. Geschwungene Sparren erhoben sich über goldenen Säulen und tiefblaue Ziegel zierten das Dach. Das Bauwerk war auf einer wuchtigen Steinterrasse errichtet worden, die von ehernen Drachen bewacht wurde.

Yue schritt hinter Cao Pi und den anderen Zurückkehrenden durch die Farbenpracht des Gartens. Durch das Rosa der Winterkirschblüten, das Gelb der Päonien, das weiß-gelb der Chrysanthemen, das helle Grün der Bambuswäldchen und das dunklere Grün der Kiefern. Weit verzweigte Flüsschen schlängelten sich durch die Vegetation, die von halbkreisförmigen Steinbrücken überspannt wurden. An kleinen Teichen erstreckten sich Steingärten.

Kurz bevor die Gruppe die steinerne Treppe erreichte, die hinauf zum reich verzierten Eingangsportal führte, blieb Yue auf einmal stehen. Sein Blick schweifte über das imposante Bauwerk. Würde er es betreten, wäre er immer unter Beobachtung. Er wäre nur ein Diener unter vielen. Und er wäre nicht mehr der Leibwächter von Cao Pi.

Bevor er dieses neue Leben antrat, wollte er das alte ausklingen lassen. Sich an alles Vergangene erinnern und etwas Ruhe haben. Ein wenig Zeit für sich.

Gerade wollte er sich umdrehen, als jemand grob sein Handgelenk packte. Es war Cao Ren. „Was denkst du dir dabei, einfach so stehen zu bleiben?!“, zischte er ihm zu, „Du solltest dich lieber auf deine Pflichten konzentrieren, anstatt hier in der Gegend herum zu träumen!“

„Das reicht, Cao Ren!“ Der herrische Ruf brachte den Offizier zum Verstummen. Cao Pi hatte sich auf der Treppe umgedreht und durchbohrte Cao Ren mit einem wütenden Blick. „Yue ist mein persönlicher Diener und er darf sich auf meinem Anwesen frei bewegen. Niemand, und ich meine wirklich niemand, hat außer mir das Recht, ihn in irgendeiner Weise zurechtzuweisen! Verstanden?!“

Cao Ren brummte etwas Unverständliches und ließ Yue los.

Der Junge wartete noch das grimmige Nicken seines Herrn ab, bevor er sich umdrehte und ziellos in den Garten hinein schlenderte. Hinter ihm verhallten die Stimmen der Caos, bis Yue schließlich nur noch das sanfte Plätschern der Flüsse, das leise Rascheln des Windes in den Blättern der Bäume und das Knirschen seiner eigenen Schuhe auf dem Kiesweg umgab.

Seine Gedanken fanden langsam zur Ruhe, das Chaos in seinem Kopf ordnete sich und die aufgebrachten Wogen seines Seins glätteten sich durch die beruhigende Wirkung des Gartens. Alles hier schien seinen Platz gefunden zu haben, alles verschmolz zu einer einzigen Harmonie, zu einer Sinfonie aus Ruhe und Geborgenheit. Yue ließ all diese Eindrücke durch sich hindurchfließen, nahm diese Ruhe in sich auf. Er schloss die Augen und ließ sich von den Energien im Garten leiten, die ihn zu dem schönsten Platz führten, den Yue je gesehen hatte.

Als er die Augen wieder öffnete, fand er sich an einem Teich wieder. Aus einer Steinschlucht stürzte ein schmaler Wasserfall, auf der glitzernden Wasseroberfläche schaukelten Seerosen in den sanften Wellen, in einiger Entfernung stand ein kleiner hübscher Pavillon, dessen grünes geschwungenes Dach auf zierliche rote Säulen gestützt war.

Yue atmete tief ein. Auf diesem Ort lag ein seltsamer Zauber, der ihn sofort in seinen Bann schlug.

Abwesend ließ er sich unter den weit ausladenden Ästen einer Trauerweide nieder, die ihn scheinbar vor der Außenwelt schützen wollten.

Die Zeit floss an Yue vorbei, ohne dass er es merkte. Der Schatten der alten Weide wurde länger, es dämmerte bereits. Doch das kümmerte ihn nicht. Eigentlich wollte er überhaupt nicht von diesem Ort weg. In der Realität warteten schließlich nur komplizierte und verletzende Geschehnisse auf ihn…

„Ich hatte mir schon gedacht, dass es dich zum Níngmì-Teich ziehen würde.“

Überrascht hob Yue den Blick. Cao Pi schob einige der lianenartigen Zweige der Trauerweide beiseite und betrat die geschützte Insel im Inneren der ausladenden Äste. Der leichte, teure Stoff seines Gewandes raschelte kaum hörbar, als er sich in gebührendem Abstand neben Yue setzte.

Die Distanz zwischen ihnen schmerzte Yue, doch er konnte nichts dagegen tun.

Einige Minuten gingen still vorüber, bis Yue merkte, dass Cao Pi ihn ansah. Er erwiderte den Blick aus den kühlen stahlblauen Augen und konnte plötzlich den Kampf in Cao Pis Innerem deutlich sehen. Sein junger Herr hatte die Mauern, die seine Gefühle vor der Außenwelt verbargen, ein Stück weit eingerissen und offenbarte Yue einen kostbaren Blick auf seine wahren, ehrlichen Emotionen, bevor er sich von ihm abwandte und über den Teich hinweg in die Ferne starrte.

„Ich weiß, dass meine Entscheidung dich verletzt. Und ich weiß auch, dass es nicht richtig ist, Zhen Ji zu heiraten. Aber ich hoffe, dass du wenigstens einen Teil der Gründe verstehst, warum ich das tun muss.“

Yue schwieg. Eigentlich wollte er wütend auf Cao Pi sein, zornig weil er ihn verletzte und es sogar wusste, doch er konnte es nicht. Nicht in diesem Moment, wo Cao Pi, sein unnahbarer Herr, so verwundbar zu sein schien. „Ja, ich verstehe es. Du willst deine Autorität nicht verlieren und deine Karriere ist dir wichtiger als ich.“ Es klang schärfer, als er es geplant hatte.

Cao Pi sah ihn nicht an, doch in seine Stimme mischte sich ein kaum hörbarer, verzweifelter Unterton. „Yue, ich weiß, dass du das vielleicht nicht verstehen kannst, aber ich tue das für dich! Ich will nicht, dass du irgendwo in einer Schlacht fällst, ohne dass ich es weiß, und das kann ich nur gewährleisten, solange ich bei dir bin. Und das wiederum kann ich nur gewährleisten, solange ich Kommandant bin. Ich darf meinen Rang nicht verlieren, denn dann würde ich dich verlieren.“

Yues Mundwinkel zuckten nach unten. „Du hast Recht. Ich verstehe es nicht. Wir könnten uns auch alleine durch die Welt kämpfen, ohne dein Heer, ohne deinen Vater und ohne Zhen Ji.“

Cao Pi lachte freudlos. „Ach, Yue. Du weißt gar nicht, wie gerne ich das tun würde. Aber es würde nicht funktionieren.“

In Yues Augen brannten Tränen, die er mühevoll zurückdrängen musste. „Und wieso nicht?! Sei ehrlich, du willst Zhen Ji heiraten. Du sehnst dich nach einem normalen Leben und du hast bemerkt, dass ich nur ein Spielzeug für dich war. Ein Zeitvertreib auf dem Schlachtfeld. Jetzt beginnt deine Realität. Mit einer Frau an deiner Seite.“

Daraufhin schwieg Cao Pi betroffen. Yue wertete das als Zustimmung und stand mit einem Ruck auf. „Vielleicht ist es besser, wenn ich gehen wür…“

Eine Hand packte seine und nur Sekundenbruchteile später saß er auf Cao Pis Schoß und sein junger Herr verwickelte ihn in einen stürmischen Kuss.

Widerspenstig versuchte Yue, sich zu wehren, doch als Cao Pis Arme seinen Körper umschlossen und seine Zunge sanft an seinen Lippen um Einlass bat, erstarb sein Widerwillen. Zögernd öffnete er seinen Mund und die Zunge seines Herrn forderte seine eigene zu einem spielerischen Kampf auf.

Wenige Wimpernschläge später, die Yue wie kleine Ewigkeiten vorgekommen waren, trennten sie sich voneinander. Sie atmeten beide schwer. In ihren Blicken spiegelte sich das gleiche Verlangen, die gleiche Bitte. Doch statt über seinen Leibwächter herzufallen, schloss Cao Pi ihn liebevoll in die Arme.

„Du weißt, dass das nicht stimmt, Yue“, hauchte er in sein Ohr. „Du weißt, dass ich dich in meiner Nähe haben will, weil ich dich brauche. Dass ich dich zu meinem persönlichen Diener gemacht habe, damit ich dich nicht verliere. Dass ich dich vor allem anderen schützen will, weil ich dich…“

Er verstummte und drückte Yue noch etwas fester an sich.

Eine einzelne Träne löste sich aus Yues Augenwinkel. „Ich weiß.“ Doch du kannst diese drei Worte immer noch nicht sagen, weil du dir selbst im Weg

stehst…

Ein sanfter Windhauch brachte die Zweige der Trauerweide zum Schwingen. Der Baum knarrte leise. Yue kam es so vor, als würde er sich schützend über sie beugen und sie vor der Außenwelt beschützen wollen. Er schmiegte sich an Cao Pi und setzte einen gehauchten Kuss auf seinen sehnigen Hals. „Wann ist die…“ Yues Stimme versagte ihm ihren Dienst und er musste sich zunächst räuspern, bevor er erneut ansetzte: „Wann ist die Hochzeit?“

Er spürte, dass Cao Pi mit der Antwort zögerte.

Zu Recht, denn als er sie schließlich aussprach, war es wie ein Schlag ins Gesicht:

„Übermorgen.“

Yue biss sich auf die Lippe. Doch statt sich in Tränen aufzulösen, was er jetzt ehrlich gesagt wirklich gern getan hätte, riss er sich zusammen und küsste das Schlüsselbein seines Herrn. „Dann…“ Er wusste nicht genau, wo die Bewegungen herkamen, doch seine Zunge fuhr Cao Pis Hals empor bis zu seinem Ohr. Spielerisch knabberte er an dem Ohrläppchen, was seinem Herrn einen überraschten Ausruf entlockte. „Hey!“

Yue ignorierte ihn geflissentlich. „Dann sollten wir die Zeit nutzen, die uns noch bleibt.“

Er spürte, wie Cao Pi unter seinen Berührungen erstarrte, als er die Bedeutung seiner Worte verstand. „Yue, ich verspreche dir, dass du immer…“

„Mach keine Versprechungen, die du nicht halten kannst.“ Es war wagemutig, seinen Herrn mit einer so übermütigen Aussage zu unterbrechen, aber Yue war sich seltsam sicher, dass die Distanz, die Cao Pi immer zu wahren versuchte, in diesem Augenblick verschwamm. Die Grenze zwischen Herr und Diener wurde immer undeutlicher, während Cao Pi ihn wortlos an sich drückte, einen Arm unter Yues Knie schlang und ihn hochhob. Die hereinbrechende Nacht hüllte sie in ihren schützenden Mantel des Dämmerlichts, als sie zum Anwesen der Caos zurückkehrten.

Mut und Leichtsinn

Cao Pis Schlafzimmer wurde von mehreren Öllampen in sanftes, ockergelbes Licht getaucht. Den Raum dominierte ein breites Himmelbett, dessen dunkelblaue Baldachine in langen Bahnen hinab hingen und das Innere der Schlafstätte vor neugierigen Blicken abschirmten. Der flackernde Schein der Windlichter drang nur gedämpft durch den schweren Stoff.

Sanft bettete Cao Pi seinen Leibwächter auf die weiche Decke. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Matratze frei zu räumen. Nur die Baldachine hatte er sorgsam zugezogen.

Yue ließ seinen Herrn nicht aus den Augen. Zu sehr war er damit beschäftigt, sich jeden Gesichtszug, jede markante Regung, jedes noch so kleine Detail dieses Augenblickes einzuprägen. Zum Beispiel wie sich das Licht in seinen dunkelbraunen Haaren fing und auf den Strähnen tanzte. Oder wie sich plötzlich die sehnsüchtigsten Wünsche Cao Pis in seinen Augen lesen ließen. Oder wie sich seine Mundwinkel in dem Anflug eines liebevollen Lächelns hoben.

Cao Pi beugte sich über ihn und er schloss die Augen, überspült von Eindrücken und Gefühlen. Sein Kopf sank in das weiche Kissen, während sein Herr ihn vorsichtig küsste. Yue musste lächeln, weil er merkte, dass Cao Pi sich äußerst sorgfältig zurückhielt und es langsam angehen zu lassen versuchte. Er würde noch kläglich an diesem Vorhaben scheitern, da war Yue sich sicher.

Als er die Augen wieder öffnete, sah Cao Pi ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Du lachst über mich.“

„Nein, das würde ich nie wagen, mein Herr.“ Dass Yue bei diesem Satz immer noch grinste, ließ dessen Glaubwürdigkeit etwas sinken.

Cao Pi dachte wohl genauso und sein Gesichtsausdruck wurde erschreckend schnell ernst. „Du denkst wohl, dass du dir jetzt als mein persönlicher Diener alles erlauben darfst.“

Verunsichert starrte Yue seinen Herrn an. Meinte er es jetzt wirklich so oder spielte er nur mit ihm?

Doch schon bei Cao Pis nächstem Satz wurde ihm klar, was er sich durch seinen Wagemut eingebrockt hatte:

„Solche Aufmüpfigkeit kann und darf ich nicht dulden.“ Ein diabolisches Grinsen zuckte um Cao Pis Mundwinkel. „Und deshalb muss ich dich gebührend bestrafen. Am besten…“, seine Stimme senkte sich zu einem verschwörerischen Flüstern, „…die ganze Nacht.“

Bevor Yue zu einem (wohl eher halbherzigen) Protest ansetzen konnte, küsste Cao Pi ihn. Und diesmal war ‚vorsichtig‘ nicht gerade das Wort, das diesen Kuss am treffendsten beschrieb.

Obwohl er doch langsam daran gewöhnt sein sollte, überraschte die Zungenfertigkeit seines Herrn Yue erneut. Nur am Rande seines Bewusstseins bekam er mit, dass Cao Pis Hände unter sein leichtes Hemd glitten. Als sich die beiden keuchend voneinander lösten, zog Cao Pi es ihm über den Kopf und schleuderte es achtlos in eine Ecke des Bettes. Man konnte den Blick, mit dem sein Herr ihn maß, fast schon ‚hungrig‘ nennen. So als wäre er ein Adler, der die Beute in seinen Klauen betrachtete. Und Yue konnte es nicht leugnen: Er genoss diesen Blick, war er doch ein weiterer Beweis dafür, wie sehr Cao Pi ihm verfallen war.

Während sein Herr sich wieder zu ihm hinunter beugte, um an seiner Unterlippe zu knabbern, öffneten Yues Finger flink Cao Pis Kleidung. Es war nicht einfach, aber schlussendlich hatte Yue seinen Oberkörper befreit und machte sich bereits an der Hose zu schaffen, da hielten Cao Pis Hände ihn auf.

„Ich will es diesmal langsamer angehen, damit ich dir nicht weh tue“, hauchte er in Yues Ohr.

Obwohl er es zu verhindern versuchte, entglitt Yue ein kurzes Lachen. Cao Pi erstarrte über ihm. „Was?!“

„Das schaffst du nicht.“

Langsam richtete Cao Pi sich auf. In seinen Augen spiegelte sich überheblicher Spott. „Soso, das schaffe ich also nicht. Dann wollen wir doch mal sehen, wer von uns beiden länger durchhält.“

Yue kniff für einen kurzen Moment die Augen zu. Natürlich. Wie hätte Cao Pi diese Aussage auch nicht als offensichtliche Provokation aufnehmen können?

Fast konnte Yue Cao Pis Lächeln spüren, als sein Herr mit seiner Zunge eine Spur von seinem Ohr seinen Hals hinunter bis zu seiner Brust zeichnete. Doch anstatt Yues Knospen zu reizen, fuhr er nur einmal mit der Zungenspitze um sie herum, um dann wieder zu Yues Lippen zurückzukehren.

Während sein Herr ihn in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte, senkte er seine Hüfte, sodass ihre Unterleiber aneinander rieben.

Yue keuchte auf, als eine Gänsehaut seine Wirbelsäule hinauf jagte. Cao Pi lächelte in ihren Kuss hinein.

Wie von selbst fanden Yues Hände einen Weg auf Cao Pis Rücken. Seine Finger liebkosten die breiten Schultern, die Muskeln, die sich überall erfühlen ließen. Dann glitten sie hinunter, unter Cao Pis Hose, und krallten sich in seinen knackigen Hintern.

Cao Pi musste lachen. „Das kann ja noch richtig amüsant werden, so stürmisch wie du heute bist.“

„Tut mir leid, aber dein Hintern lädt geradezu dazu ein, das musste einfach sein.“

Ungläubig starrte sein Herr auf ihn herunter. „Wer zum Teufel bist du und was hast du mit Yue gemacht?!“

Yue wusste selbst nicht, woher er dieses Selbstbewusstsein nahm, aber er wollte sich nicht zu viele Gedanken darüber machen. Mit einem verführerischen Blick stützte er sich auf seine Ellenbogen und als er sprach, waren seine Lippen nur Millimeter von Cao Pis entfernt: „Das hier ist unsere letzte Nacht. Ich will so ehrlich wie möglich zu dir sein, damit du sie nie vergisst.“

Cao Pis Mundwinkel zuckten nach unten. „Ich werde dich nie vergessen, Yue. Schließlich wirst du immer an meiner Seite sein, egal was geschieht.“

Yue fuhr mit der Zungenspitze neckend über Cao Pis Lippen. „Ich habe dir heute schon einmal gesagt, dass du keine Versprechen machen sollst, die du nicht halten kannst.“

Unzufrieden zog Cao Pi die Augenbrauen zusammen und schnalzte mit der Zunge. „Ich werde dich heute noch dazu bringen, dass du mir alles glaubst, was ich sage.“

Ein Grinsen breitete sich auf Yues Gesicht aus. „Schon wieder so ein fragwürdiges Versprechen…“

Der Kuss, der diesem Satz folgte, war brutal. Yues Kopf wurde in das Kissen gedrückt. Cao Pis Zunge eroberte rücksichtlos den Mund seines Leibwächters. Immer wieder biss er leicht in Yues Lippen. Seine Hände verkrallten sich so fest in Yues schwarzen Strähnen, dass Yue Tränen in die Augen stiegen. Dann plötzlich zog Cao Pi Yues Hände aus seiner Hose, hielt sie über dem Kopf seines Leibwächters fest und fesselte sie mit einem Band seiner Kleidung an die Bettstreben. „Deine vorlauten Kommentare werden dir noch leidtun, glaub mir.“

Und Yue tat das einzig Falsche, was er in seiner Situation nur hätte tun können: Er lächelte spöttisch.

Von einer Sekunde auf die andere hatte Cao Pi ihn seiner restlichen Kleidung entledigt und erkundete den entblößten Körper mit seinen Zähnen. Jedes Mal, wenn sie sich in die erhitzte Haut des Jungen gruben, keuchte Yue genießerisch auf.

Die Regionen seines Körpers, die am meisten Cao Pis Aufmerksamkeit bedurften, ließ dieser jedoch aus. Mit einem leichten Lächeln machte er einen großen Bogen um Yues Lenden und arbeitete sich die schlanken Beine seines Leibwächters hinunter. Noch ein Mal blickte er zu Yue hinauf, bevor er seine Zunge zwischen zwei seiner Zehen gleiten ließ.

Yue hatte nicht gewusst, dass er dort so empfindlich war. Mit einem unterdrückten Stöhnen ruckte er unwillig an seinen Fesseln. „Cao Pi, lass mich auch…“

„Nein.“ Die Stimme seines Herrn war harsch, wurde von seinem Lächeln jedoch entkräftet. „Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob du deine Lektion schon gelernt hast.“ Er lehnte sich nach vorne und streifte dabei ‚zufällig‘ mit einer Hand Yues Erregung. Der Junge sog scharf die Luft ein. „Cao Pi, bitte…“

„Wie sehr du auch bettelst, ich werde nicht nachgeben, bis du zugibst, dass du es nicht mehr aushältst…“ Seine Stimme wurde rau, als er die nächsten Worte aussprach. „Bis du sagst, wie sehr du dich nach mir verzehrst, wie sehr du mich brauchst und wie sehr du mich liebst.“

Trotzig presste Yue seine Lippen aufeinander. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, Cao Pi zu geben, was er wollte, doch jetzt hatte sein Herr ihn vor eine Herausforderung gestellt, die er nicht so einfach aufgeben würde. Diesem verwöhnten, machthungrigen Mann war in seinem Leben noch nicht oft genug die Stirn geboten worden.

Seine Überzeugung wurde schon bald ins Wanken gebracht.

Während Cao Pi ihn erneut küsste, umspielten seine Finger federleicht die Spitze von Yues Erregung. Eine Gänsehaut nach der anderen zuckte über Yues Haut. Als sich dann Cao Pis Hand um den Schaft schloss, stöhnte der Junge leise auf. Aber sein Herr hütete sich, die Hand in irgendeiner Weise zu bewegen. Stattdessen ließ er seine Zunge in Yues Ohr tauchen. Seine freie Hand wanderte zum Nacken seines Leibwächters und begann, ihn zu kraulen.

Wäre Yue in der Lage gewesen zu schnurren, er hätte es in diesem Moment sicher getan.

Doch trotz der Liebkosungen, die Cao Pi ihm gewährte, baute sich in seinem Inneren eine subtile Unzufriedenheit auf. Sein Stolz ließ nicht zu, dass er es laut zugab, aber er begehrte Cao Pis Berührungen anderswo. Es schmerzte schon beinahe.

Erneut zog er vergeblich an seinen Fesseln. „Cao Pi, ich bitte dich…“

„Für den Anfang nicht schlecht, aber noch zu ausdrucksschwach“, unterbrach sein Herr ihn tadelnd und ließ die Hand an Yues Erregung einmal auf und ab gleiten.

„Hah…ich flehe dich an!“

Cao Pi nickte zufrieden und sah ihn erwartungsvoll an.

Verzweifelt schloss Yue die Augen. „Ich will, dass du…“

„Sieh mich dabei an!“

Obwohl er spürte, dass sich in seinen Augenwinkeln Tränen der Sehnsucht sammelten, blickte Yue seinen gnadenlosen Herrn an. „Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich dir gehöre, mit allem was ich bin. Mein ganzes Sein begehrt dich.“ Seine Stimme wurde leiser, als ihn der übermäßige Mut, der ihm so lange treu geblieben war, langsam verließ und sich in die hinterste Ecke seines Bewusstseins kauerte. „Nimm mich…“

Ein selbstverliebtes Lächeln spielte um Cao Pis Lippen. „Das verdient eine Belohnung.“

Und gerade in dem Moment, als sich Cao Pis Gesicht zu Yue hinunter senkte, um ihn zu küssen, klopfte jemand energisch an die Tür.
 

Genervt schloss Cao Pi die Augen. Seine Lippen formten lautlos einige Verwünschungen, bevor er sich grazil erhob, einen der schweren Baldachine zur Seite schob und vom Bett herunter stieg. Raschelnd fiel der Vorhang wieder in seine ursprüngliche Position, sodass Yue der Blick nach draußen verwehrt blieb.

Noch während Cao Pi langsam zur Tür schritt, klopfte es erneut ungeduldig.

„Cao Pi, ich weiß, dass du da drin bist! Mach endlich auf!“

Zhen Ji. Natürlich.

Yue biss sich auf die Lippe.

In aller Ruhe entriegelte Cao Pi die zuvor sorgsam geschlossene Tür und öffnete sie.

„Was hält dich solange auf, deiner zukünftigen Braut die Tür zu öffnen, Cao Pi?! Ach, was frag ich überhaupt, lass mich rein!“

Yue zuckte zusammen wegen des herrischen Tons dieser Frau. Wie konnte sie sich erlauben, so mit dem jungen Herrn zu reden?!

„Nein.“ Cao Pis Stimme war ruhig und bestimmt. Eine wohlige Wärme durchströmte Yue, denn er hatte einen kurzen Moment daran gezweifelt, dass Cao Pi sich der Durchsetzungsfähigkeit Zhen Jis widersetzte.

„Nein?! Wie kannst du es wagen…“ Ein gehässiger Unterton schlich sich plötzlich in ihre Stimme, so als wäre ihr gerade etwas Wichtiges eingefallen. „Ach ja, richtig. Eines meiner Dienstmädchen hat mir erzählt, dass du gerade die Gesellschaft dieses…Leibwächters genießt.“ Sie sagte es abfällig, als wäre ‚Leibwächter‘ eine Art von Beleidigung. „Und dafür verwehrst du deiner zukünftigen Frau den Einlass in dein Gemach? Das kann nicht dein Ernst sein!“

Als er antwortete, war Cao Pis Stimme vollkommen emotionslos. „Erstens kennt dieser Leibwächter mich länger und besser als du und hat mir schon mehr als einmal das Leben gerettet, und zweitens ist das hier mein privates Schlafgemach, Zhen Ji. Sogar du dürftest wissen, dass dir der Einlass erst nach der traditionellen Hochzeitszeremonie am übermorgigen Tag gewährt sein wird.“

Ein schmerzhafter Stich in seiner Brust trieb Tränen in Yues Augen.

„Wenn du mich jetzt bitte entschuldigen möchtest, ich will schlafen“, fuhr Cao Pi fort.

Zhen Ji stieß ein spöttisches Lachen aus. „Ja genau. Und der Leibwächter? Schläft der auch nur?“

Cao Pi schwieg einen Sekundenbruchteil lang, dann sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete: „Ja. Und zwar mit mir.“

Ein endgültiges Klacken zeigte Yue, dass Cao Pi das Gespräch durch das Schließen der Tür beendet hatte.

Nur langsam realisierte Yue die Bedeutung der Worte seines Herrn. Er schnappte nach Luft und machte große Augen, während Cao Pi zurück zu ihm aufs Bett glitt.

„War das … wirklich in Ordnung?“, wollte er kleinlaut wissen und lauschte auf Zhen Jis Schritte, die sich schnell und wütend entfernten.

„Nein. Das war leichtsinnig von mir. Aber ich wollte sie loswerden.“ Seufzend fuhr sich Cao Pi durch die Haare und musterte dann seinen Leibwächter, der immer noch hilflos gefesselt auf seinem Bett lag und ihn anstarrte. Sein Blick wurde weicher. „Wie hätte ich denn noch länger mit dieser Frau Zeit verschwenden können, wenn ich diese Zeit auch mit dir verbringen kann?!“

Yue konnte nur schweigen und seinen Herrn anstarren, der so gar nicht mehr dem Cao Pi ähnelte, dem er als Leibwächter zugeteilt worden war. War denn inzwischen schon so viel Zeit vergangen? Konnten sich Menschen wirklich so sehr verändern? Leise Zweifel nagten am Rande seines Bewusstseins.

Als hätte er seine Gedanken in seinen Augen gelesen, beugte sich Cao Pi über Yue und küsste ihn auf die Stirn. „Hatte ich nicht heute noch vorgehabt, dass du mir alles glaubst, was ich sage?“, fragte er sich selbst mit einem leicht teuflischen Lächeln auf den Lippen.

Yue verengte die Augen, doch bevor er zu einer Erwiderung ansetzen konnte, hatte Cao Pi bereits seinen Mund mit einem gefühlvollen Kuss versiegelt. Aus Reflex schloss Yue die Augen. Missmutig ruckte er einmal kurz an seinen Fesseln. Sogar mit geschlossenen Augen konnte er das Grinsen von Cao Pi spüren. „Du weißt ganz genau, was ich will, Yue. Erst dann werde ich dir die Fesseln lösen.“

Ein leises Grummeln entwich Yue. Nach einem weiteren gehauchten Kuss auf seine Lippen setzte Cao Pi einen weiteren auf Yues Schlüsselbein und ließ eine Hand über seine Brust wandern.

Plötzlich erstarrte er in der Bewegung und hob den Blick. In seinen Augen zeigte sich ein seltsames Glitzern. „Sekunde … könntest du nicht nochmal wiederholen, was du vorhin gesagt hast? Bevor wir gestört wurden?“

Yues Stirn kräuselte sich in gespieltem Unwissen. „Was meinst du?“

„Spiel nicht dieses Spiel mit mir, Yue“, warnte ihn sein Herr und in seiner Stimme schwang ein bedrohlicher Unterton mit. „Als persönlicher Diener hast du meinen Befehlen Folge zu leisten. Auch in dieser Situation.“

Aus einem unerfindlichen Grund zuckten Yues Mundwinkel nach oben und der Mut, der sich irgendwo in seinem Kopf verkrochen hatte, wagte einen Vorstoß, der gefährlicher war als jeder Kampf auf dem Schlachtfeld. „Komm schon, Cao Pi, als würdest du es nicht genauso sehr wollen wie ich.“

Für einige endlos scheinende Sekunden herrschte eine gespannte Stille im Raum. Der Blick aus Cao Pis stahlblauen Augen schien sich in Yue zu bohren, so als wollte er den Mut wieder zurückdrängen, der Yue zu solchen Kommentaren trieb. Und er hatte Erfolg.

„Du benimmst dich nicht gerade wie jemand, der hilflos und nackt an ein Bett gefesselt wurde.“ In den Augen seines Herrn spiegelte sich überheblicher Triumph. „Und über den jemand verfügt, der das Wort ‚Gnade‘ nicht kennt.“

Langsam neigte Cao Pi den Kopf und knabberte an Yues Unterlippe. „Willst du aufgeben oder brauchst du erst eine überzeugendere Tatsachenklarstellung?“

Yue schwieg störrisch und wandte den Blick zur Seite.

Als prompte Antwort darauf verbiss sich Cao Pi in seinen Hals und hinterließ ein rotes, brennendes Mal. Yue presste die Lippen aufeinander und verkniff sich jeglichen Laut, der ihm fast entwichen wäre. Doch als Cao Pi fortfuhr, Bissspuren auf seinen Schultern, seiner Brust und seinem Bauch zu verteilen, konnte er sich nicht mehr zurückhalten, so sehr er es auch versuchte. Ein leises „Au…“ flüchtete über seine Lippen. Cao Pi hielt inne und sah auf. Schon wieder spielte ein diabolisches Lächeln um seine Mundwinkel. Seine Hand glitt über einen von Yues Oberschenkeln und hob ihn an. Quälend langsam führte er seine Lippen an die empfindliche Haut an der Innenseite und begann, auch dort ein rotes Mal zu erschaffen.

Yues Hände verkrampften sich in seinen Fesseln und er keuchte schmerzerfüllt auf.

In einer fast verzeihenden Geste leckte Cao Pi über die gerötete Stelle. „Gib auf, Yue…“

Mit Tränen in den Augen sah Yue seinen Herrn an. Einen Moment noch kämpfte er mit sich selbst, doch er hatte allmählich eingesehen, dass Widerstand zwecklos war. „Du bist grausam, Cao Pi.“

Ein leises Lachen war von seinem Peiniger zu hören. „Das wusstest du aber schon, bevor du dich auf mich eingelassen hast.“ Noch einmal biss er leicht in die bereits gereizte Haut, bevor er wieder zu Yues Gesicht zurückkehrte. „Gib doch zu, dass du gerade das attraktiv an mir findest.“

Yue blinzelte und eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel. Sanft legte Cao Pi seine Hand an Yues Wange und strich sie mit seinem Daumen weg. „Ich kenne niemanden, der beim Weinen so süß aussieht wie du.“ Als sich eine weitere Träne ihren Weg über Yues Gesicht bahnte, neigte Cao Pi den Kopf und fing sie mit seinen Lippen auf.

„Ich liebe dich“, brachte Yue zwischen zwei schniefenden Atemzügen hervor.

Der Mund seines Herrn fand seinen eigenen zum unzähligsten Male an diesem Abend. Diesmal jedoch hatte der Kuss etwas Forderndes. Cao Pis Hände glitten Yues Arme hinauf und lösten das Gürtelband, das sie so lange gefesselt gehalten hatte.

Sofort schlang Yue seine Arme um den Hals seines Herrn. Der Kuss wurde intensiver und tiefer, ihre Zungen umspielten einander noch heftiger. Der Begierde nachgebend, die in ihm tobte, nutzte Yue seine Füße, um Cao Pi von seiner Hose zu befreien. Sein Herr ließ sich von der Animalität seines Verlangens anstecken, biss in Yues Unterlippe und schob sein Knie zwischen seine Beine.

Yue drückte seinen Kopf in den Nacken und keuchte auf. „Hah, Cao Pi! Nimm mich!“

Das brachte irgendetwas im Kopf seines Herrn zum Durchbrennen. In einer einzigen Bewegung drehte er Yue auf den Bauch, hob dessen Becken an und drang mit einem brutalen Stoß in seinen Leibwächter ein.

Yue schrie auf und verkrallte seine Finger in den Kissen. Sein ganzer Körper zitterte und krampfte. Eine Schmerzwelle nach der anderen flutete sein Bewusstsein und er hatte das Gefühl, im nächsten Moment ohnmächtig zu werden. Schwarze Ringe tanzten vor seinen Augen.

Cao Pi legte seine Hände auf Yues Schultern und hielt rücksichtsvoll inne. Für einige Sekunden war Yues schweres Atmen das einzige Geräusch, das im Raum zu hören war.

„Geht es, Yue?“ Cao Pis Stimme war unterlagert von einem lauernden Unterton.

Yue brachte ein mattes Nicken zustande und kämpfte das taube Gefühl in seinem Kopf zurück. Auf keinen Fall wollte er jetzt das Bewusstsein verlieren.

Cao Pi drückte einen heißen, begehrenden Kuss auf Yues Schulterblatt, bevor er begann, sich beherrscht immer wieder aufs Neue in den Jungen unter sich zu versenken. Yue biss sich auf die Lippe, drückte seinen Rücken durch und gab sich ganz seinem Herrn hin. Er genoss die Hände, die ihn an den Hüften festhielten, den Rhythmus, den Cao Pi vorgab, und die aufreizenden Geräusche, die die erhitzte Luft erfüllten. Jedes einzelne unterdrückte Keuchen seines Herrn war wie ein Geschenk und schickte einen erregten Schauer nach dem anderen über seine Haut. Er ließ sich von Cao Pis Bewegungen mitreißen, erwiderte sie erst zaghaft, dann aber verlangender.

Mit der Zeit wurden die Stöße heftiger, tiefer, und Cao Pi traf endlich den Punkt in Yue, der seinem Leibwächter ein genussvolles und langgezogenes Stöhnen entlockte. Erbarmungslos trieb sein Herr ihn auf die Klippe.

„Ahh, Cao Pi, ich…komme gleich!“, protestierte Yue mit rauer Stimme.

„Ich weiß. Und das wird nicht das letzte Mal sein.“

Noch einmal bohrte sich Cao Pi tief in Yue, dann überfluteten unbeschreibliche Emotionen den Jungen, drängten gegen seine mentalen Mauern und bahnten sich einen Weg an die Oberfläche. Yue widerstand ihnen nicht, sondern ergab sich den Zuckungen, die durch seinen Körper jagten. Alles in ihm zog sich zusammen und er spürte, dass sein Orgasmus auch Cao Pi mitriss. Sein Herr beugte sich über ihn und biss ihm in den Nacken, während er sich in ihm ergoss.

Für einige wenige Sekunden verharrten sie unbewegt und warteten ab, dass sich die Wogen der Erregung etwas glätteten. Yue genoss das Gefühl der Vereinigung mehr, als er sich eingestehen wollte.

Als er zögernd über die Schulter nach hinten sah, erhaschte er den Blick Cao Pis, der vor Verlangen nur so sprühte. Und er wünschte sich plötzlich, die Nacht solle ewig dauern.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Hakuthemagpie
2014-07-20T17:59:00+00:00 20.07.2014 19:59
Zhang Hes Plan funktioniert wohl auch nur, weil er Cao PI wirklich gut kennt. Er hätte seinen Leibwächter auch 'rauswerfen können oder ihn hinrichten lassen können.

Auf jeden Fall reichen deine Beschreibungen dafür aus, dass ich mir jedes mal dachte: "so möchte ich auch bestraft werden". Mich hat jedoch überrascht, dass Yue es als Bestrafung empfand und diese Form der Bestrafung als gerecht hinnahm.

Letztlich frage ich mich noch, ob man wirklich in die Ohnmacht gevögelt werden kann. Die Vorstellung hat was, doch der Zyniker in mir fragt sich dann doch, wo Cao Pi die Potenz herhat :P (andererseits, wenn man persönlich 1000 Feinde in einer Schlacht tötet ist das gar nicht mehr so unglaubwürdig :P)
Antwort von:  xXLovelessXx
21.07.2014 15:36
Wie ich mich jedes Mal kugelig freue, wenn du mir ein Kommentar geschrieben hast. >.<
Ja stimmt, Zhang He musste sich sehr sicher gewesen sein. Aber er kennt Cao Pi ja wirklich schon etwas länger. Denke ich. ^^"

Die Bestrafung für Yue lag in dem brutalen Sex ohne Küsse/Liebe. Ich kann mir vorstellen, dass es richtig schrecklich ist, von dem Mann, den man liebt, aus Wut so durchgenommen zu werden, ohne dass er einige Zärtlichkeiten springen lässt. ^^

Und zu deiner letzten Frage...das frage ich mich auch manchmal. :3 Aber ich finde, es passte sehr gut zur Situation. Und Cao Pi würde ich es sogar zutrauen, so durchtrainiert wie der ist.
Von:  Hakuthemagpie
2014-07-18T22:01:51+00:00 19.07.2014 00:01
Rant time :3

"Ich will nicht derjenige sein, der deine Unschuld zerstört.“ lieber Cao Pi, du hattest im gestern einen geblasen, und den Schwanz ist schon in seinem Mund. So einen goßen Unterschied macht das gar nicht mehr. Außerdem stellst du dich gerade an, die Unschuld eines Mannes zu holen, der in den letzten Tagen dutzende Menschen getötet hat. Stell dich nicht so an, Junge :3

was den Sex angeht: wenn der erste Finger hineingeht, dann ist der uke schon entspannt. Wenn Schließmuskel dicht machen, dann richtig (außer, man ist etwas lose weil zu sehr gedehnt wurde). Außerdem sind drei Finger jetzt auch nicht so viel, das bekommt Mann leicht rein ohne sich die Lippen blutig zu beissen :P
Antwort von:  xXLovelessXx
20.07.2014 12:45
Man lernt eben immer noch was dazu. :3 Ich freue mich schon immer total auf deine Kommentare! Danke für deinen kritischen Blick! <3
Antwort von:  Hakuthemagpie
20.07.2014 20:00
Gerne doch - und danke für das Kompliment.
Von:  Hakuthemagpie
2014-07-11T10:28:56+00:00 11.07.2014 12:28
"Hmm... I could use somebody like you." -Cao Pi

Ich frag mich nur, was Zhenji so treibt, immerhin ist sie Cao Pis Frau :P
Antwort von:  xXLovelessXx
11.07.2014 14:46
Die kommt erst noch. Ich mag sie nicht. XP
Von:  Hakuthemagpie
2014-07-10T20:34:24+00:00 10.07.2014 22:34
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich die Beschreibung Cao Pis sehr genossen habe :D Dennoch habe ich auch hier einige Anmerkungen und Kritikpunkte, wobei ich da auch etwas streng bin.

1. Am Anfang schreibst du in zwei nacheinander liegenden Sätzen „ließ nicht lange auf sich warten“
2. Cao Cao starb am 15 März 220, Zhuge Liang wurde 181 geboren. Somit konnte Zhuge Liang noch keine 40 Jahre alt sein, was deiner Beschreibung widerspricht. Weiterhin war Roter Hase nur kurz im Besitz von Cao Cao – zwischen der Zeit, in der er es von Lu Bu erbeutete bis er es Guan Yu schenkte. Das war bevor zhuge Liang und Sima Yi zu den Strategen von Shu und Wei wurden. Da DW bis einschließlich zum 5. Teil diese Aspekte auch nicht wirklich ernst nahm, ist es nur eine Kleinigkeit, doch ich wollte es anmerken.

Wo jetzt die Meckerei vorbei ist einige (lüsterne) Anmerkungen:
3. Dass Cao Pi zum Fluss geht, heißt doch noch nicht, dass er dort auch badet. Yue hatte zwar Recht, doch mein Headcanon ist, dass er schon jetzt auf Cao Pi steht und sich Hoffnungen macht.
4. Wenn Yue kein Eunuch ist, hatte er einen Ständer, als er aus dem Wasser kam. Da soll er sich nicht wundern, wenn Cao Pi etwas merkt.
Antwort von:  xXLovelessXx
11.07.2014 00:21
<3.<3 Danke für deine ausgiebige Kritik!
Punkt 1 ist mir vor einiger Zeit auch schon aufgefallen, aber es ist ja auch schon ein bisschen her, seitdem ich das geschrieben habe. ^^"
Punkt 2: Wow. Gute Recherche. Da sollte ich mir eine Scheibe von abschneiden. Allerdings habe ich bei dieser Fanfic nicht allzu sehr auf die geschichtlichen Umstände geachtet, sondern auf...naja. Du weißt schon. ^.~
Punkt 3: Jaaaaah, manchmal bin ich etwas vorschnell. In meinem Kopf sind die beiden halt schon füreinander bestimmt. >.<
Punkt 4: Oh. Punkt für dich. Als Mädchen denkt man da nicht immer automatisch dran. ^^"

Vielen vielen Dank! <3
Von:  Hakuthemagpie
2014-07-10T13:50:33+00:00 10.07.2014 15:50
Das macht schonmal Lust auf mehr :)

Ich hätte jedoch eine kleine Anmerkung: es kommt mir etwas merkwürdig vor, dass Cao Pi und Cao Cao ihre Verwandten mit vollen Namen anreden. Gerade Cao Cao würde seinen Sohn eher "Pi" nennen. So wie du es geschrieben hast, wirkd das Ganze sehr offiziell und zeremoniell.
Antwort von:  xXLovelessXx
10.07.2014 16:03
Danke dir!
Da ich leider keine Ahnung habe, wie die Anrederegeln im China der damaligen Zeit waren, habe ich es einfach so gelassen. Im Spiel reden sie sich auch gegenseitig so an. ^^"


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