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BeWere -Is this Halloween?-

von

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Prolog

~Es gibt einige, die glauben an Werwölfe. Andere wiederum, glauben nicht an solche Gestalten. Es gibt einige, die WISSEN um die Existenz dieser. Andere wiederum streiten es vollkommen ab.~
 

Am Ufer des düsteren Meeres, in dem sich der Blutgetränkte Mond wiederspiegelte, stand er. Er lauschte dem Gesang der am Ufer brechenden Wellen und beobachtete die leuchtenden Sterne, die oben am Himmelszelt Tänze vollführen zu schienen, bevor sie erloschen.
 

Der Junge setzte sich in den nassen Sand und legte eine seiner Hände auf seine linke, schmerzende Schulter. Dorthin, wo er vor langer Zeit noch einen höllischen Schmerz gespürt hatte. Dort, wo man ihm seinen Namen mit scharfen Messern ins Fleisch geschrieben hatte.
 

Es war, als könnte er immer noch das Geflossene Blut riechen, sobald er die Augen schloss. Dann spielten sich die grauenhaften Bilder all jener Jahre in denen man ihn, und alle anderen seiner Freunde, gequält hatte. Es spielten sich Szenen aus seiner frühen Kindheit, bis heute vor seinen Augen ab.

Doch dann, wenn er die Augen wieder öffnete, und das Wasser oder seine Gefährten sah, waren all jene schmerzvollen Erinnerungen wieder wie vom Wind hinweg getragen.
 

Das Rauschen am Strand beruhigte ihn. Es beruhigte ihn für kurze Zeit.
 

Denn er wusste, bald würden sie wieder kommen und versuchen, ihn, und alle anderen zu schnappen.
 

Doch, und bei diesem Gedanken grinste er, sie würden sie nicht bekommen. Nicht heute, und schon gar nicht erst morgen. Denn dann würden sie schon längst den Weg, den sie gehen mussten, hinter sich haben.
 

~ AberEins steht fest: BEWERE. Er IST ein Werwolf. ~

17.55 Uhr: Mutprobe-Das Haus im Wald-

Als erstes sollten wir damit beginnen, dass es der 31 Oktober war. Der Abend hatte an diesem Tag schon seine Flügel über dem Himmel des kleinen Dorfes ausgebreitet, ein leichter Wind wehte die orangenen Blätter vom Baum und es roch immer noch nach der Frische, die der vorbeigezogene Regen mit sich gebracht hatte.
 

An diesem Tag stand der junge Ryan (er war ungefähr 8 Jahre alt) vor dem verlassenen Haus im Tiefen des Waldes.

Ryan ist nicht die Hauptfigur dieser Geschichte, soviel möchte ich schon sagen, jedoch ist es nur durch ihn möglich, dass diese Geschichte überhaupt erzählt wird. Denn mit ihm nahm alles erst seinen Anfang.
 

Er war jemand, der vor vielem –um genau zu sein vor fast allem- furchtbare Angst hatte. Und trotzdem stand er vor der Hütte, der alle Fenster verdunkelt und verstaubt zu seien schienen.

Deren vermodernde Ecken ein Paradies für Ungeziefer waren und in der sich Mäuse und Ratten ein gemütliches Heim verschafften; um die sich so viele Märchen rankten. Seine „Freunde“, ich betone hier besonders, dass „Freunde“ in Gänsefüße gesetzt worden ist, hatten ihm fast jede dieser Geschichten erzählt. Alle kannten Unterschiedliche. Jedoch gab es eine, die Ryan am meisten Schaudern ließ: Es war jene, in der erzählt wurde, dass jeder, der auch nur einen Fuß in die modrige Hütte setzte, spurlos verschwand.
 

Es waren dutzende Geschichten, die Ryan sich alle an einem einzigen Tag hatte anhören müssen. Und nochmal doppelt so viele Geschichten rankten sich um den Mann, Sir Jared Ficuler, der in dieser Hütte sein Ende durch den Strang, eher sogar durch einen spitzen Pflock im Herzen, gefunden hatte. Derjenige, der nicht auf einem Friedhof oder in einer Gruft, sondern direkt unter der Hütte begraben worden war. Über die Jahrhunderte kam jedoch das Gerücht auf, dass Sir Ficuler sich nicht selbst das Leben nahm, sondern, dass ein blutrünstiger Mörder ihn zuerst betäubte, dann das Seil um seinen Hals legte und ihn dann aufhängte. Als Ficular jedoch trotzdem wieder zu sich kam, nahm der Mörder lachend einen Pflock und stieß es ihm direkt ins Herz. Dann zog er ihn wieder heraus, und stieß es dem schon verendeten Sir ein neues Mal an dieselbe Stelle.
 

So hatten es Ryan zumindest seine Kumpel erzählt.
 

Und da diese es in Ryans immer blasser werdendem Gesicht lesen hatten können, dass er furchtbare Angst hatte, als sie die Schauergeschichten erzählten, gaben sie ihm eine Mutprobe auf. Er sollte alleine in das Haus gehen. Alleine in das Haus gehen, und einen Gegenstand daraus mitnehmen. Aber nicht irgendeinen Gegenstand. Er sollte das Grabeskreuz von Jared Ficuler finden, und hinaus bringen.
 

Nun stand Ryan also da.

Alleine, denn egal wohin er sich umdrehte, konnte er niemanden erkennen. Seine Freunde hatten ihm zwar gesagt, dass sie ihn aus der Ferne beobachten würden, jedoch war Ryan sich sicher, dass sie schon längst zuhause waren. Ja. Sie waren zuhause, tranken diesen leckeren roten Saft und machten sich schon bereit, wenn es stockfinster war von Haus zu Haus zu gehen und Süßes zu verlangen. Ach, wäre das schön, wenn er jetzt genau das gleiche machen könnte…
 

Ja, es kam ihm zwar in den Sinn, einfach die Mutprobe sausen zu lassen, ihn würde ja eh keiner sehen, aber das wollte er nicht. Er war zwar ängstlich, aber er war nicht feige, auch wenn diese zwei Charaktereigenschaften sich zunächst wiedersprechen mögen.
 

Nun gut, dachte er sich, ich werde jetzt in das Haus gehen! Mit zitternden Händen drückte er die Türklinke hinunter, ohne Hoffnung, dass es ihm so einfach gemacht werden würde, und die Tür unverschlossen war. Doch sie war wirklich offen. Mit einem fast ohrenbetäubenden Knarren, das sie machte, schob Ryan die Tür auf. Er sah in den dunklen Raum hinein, kniff die Augen ein klein wenig zusammen, um vielleicht doch etwas sehen zu können. Doch es gelang ihm nicht. Er musste wohl oder übel direkt IN der Dunkelheit nach dem Grabeskreuz suchen.
 

Ein, zwei, drei, vielleicht sogar fünf Minuten stand Ryan jetzt ohne Regung vor der offenen Tür. Dann atmete er tief ein, schloss die Augen nun völlig, und hielt darauf die ganze gesammelte Luft an. Er trat über die Türschwelle und ging noch ein paar Schritte weiter, bis er sich umdrehte und darauf wieder zu atmen begann. Langsam öffnete er seine Augen und schaute nun direkt aus der Tür in den Wald hinaus. Ich habe es geschafft, schoss es ihm durch den Kopf, ich habe es wirklich geschafft! Nun würde das Kreuz von Sir Ficuler finden ein Kinderspiel werden!
 

Von der anderen Seite des Hauses klangen leise Stimmen von drei anderen schwarzhaarigen Jungen: „Mensch! Der hat‘s echt geschafft!“ sagte der eine, „Halt die Klappe, man! Er hat immer noch nicht das Kreuz!“, fuhr der andere ihn an. „Ja klar… Du bist doch nur eifersüchtig, Kyle! Alter Spießer, ey…“ antwortete der erste laut. „Shht!“ kam es von dem dritten im Bunde, der auf einer Gelb-Schwarzen Sportjacke den Namen „Jack“ trug: „Seid leise, ihr Deppen! Ryan denkt bestimmt, wir hätten ihn allein gelassen! „, “Ja, und was wäre so schlimm daran, wenn er uns sehen würde?“ fragten die beiden anderen im Chor. „… Ihr seid wirklich strohdoof… Wenn er denkt, er ist alleine, hat er mehr Angst. Das heißt, er erschrickt noch mehr, da ihm niemand helfen kann. Und genau deshalb haben wir doch Tom in die Hütte geschickt! Um ihn so richtig zu erschrecken! Oder wollt ihr etwa nicht sein Gesicht sehen?“ dabei lachte der Junge namens Jack und die beiden anderen seufzten.

„Du hast ja Recht…“ sagten sie wieder im Einklang. Kurz darauf war kurz alles still. Auf einmal schrie der erste, der übrigens Percy hieß, erschrocken auf. „Ahh!“ „… Mein Gott…“ fauchte ihn Jack sogleich an, „Ich hab doch gesagt, dass ihr LEISE sein sollt!“ Dann drehte er sich um. Und sah einen großen, braun gelockten Kerl, im Gesicht voller Verletzungen und einer Narbe, die sich über seinen Hals zog. Seine Haut schimmerte grünlich im Licht: „Tut mir leid für die Verspätung, Leute.“

18.24 Uhr: Erwachen-ein Traum?-

Sobald Tom diesen Satz gesagt hatte, trat nochmal eine Stille ein. Diesmal aber eine unangenehme, kalte Stille, in der das einzige, was sich zu regen schien, eine Ader an der Stirn von dem hitzköpfigen Jack war, die wild pulsierte. Alle erwarteten, dass Jack sogleich losschrie. Doch diese Stille von etwas anderem gebrochen: Von einem heftigen, lauten Knall. Alle drehten sich erschrocken zu der verwahrlosen Hütte, die in einem Meer von umherliegenden Blättern gestanden hatte, die jetzt aber alle um sie herumflogen. Das brachte die Jungenmeute herzhaft zum Lachen: Die Tür war nur zugeschlagen, anscheinend wegen des Windes, der in der kurzen Zeit um ein Vielfaches kräftiger geworden war. Die pulsierende Ader auf Jacks Stirn war nun auch verschwunden, und er grinste: „Mal sehen, ob Ryan jetzt heulend herausgerannt kam… Schließlich müsste ihm schon das den Schreck seines Todes versetzt haben…“
 

Ryan hatte weder mitbekommen, dass seine Freunde doch draußen waren, noch hatte er das Zufallen der Tür richtig gesehen. Denn zu der Zeit war ihm unter einem verstaubten Sofa, das Ryan gerade noch in der dunklen Ecke des Traumes erkennen konnte, ein staubiges, hölzernes Ding aufgefallen. Vielleicht… Vielleicht war das ja das Kreuz?
 

Als er seine Vermutung also bestätigen wollte, versuchte er, den Gegenstand mit aller Kraft herauszuziehen. „1… 2…“, zählte er, „und 3!!“ und darauf begann er so stark wie er nur konnte, zu ziehen. Plötzlich fiel er nach hinten.

Und genau in diesem Moment schlug die Tür zu. Doch an Ryan kam der Knall erst ungefähr 5 Sekunden, nachdem er also eigentlich schon vorbei war, an. Denn er war zu dieser Zeit wie in Trance, völlig unbeteiligt an irgendetwas, dagesessen, nun mit einem Kreuz fest in beiden Händen haltend. Doch dann hörte er es doch: Der Junge zuckte schlagartig zusammen, seine pechschwarzen Haare stellten sich auf und er ließ das Kreuz fallen. „Ahh!“ quiekte er und schaute erschrocken zur Tür. Er nahm das Kreuz wieder in seine Arme und versuchte aufzustehen, doch wegen seiner Knie, die sich so anfühlten, als seien sie aus Wackelpudding, konnte er nicht.

Ryan schaute sich um. Nun war alles düster. Die Tür, aus der das einzige Licht im ganzen Raum gekommen war, war nun zu.

Nur durch einen ganz kleinen Spalt an einer Ecke des Bodens konnte der Junge Licht erkennen.
 

Doch plötzlich erhellte sich der ganze Raum in dem blendensten Licht. Verschiedenste Lampen wurden nun zur Lichtquelle, und sogar Kerzen, die mit Halterungen an den Wänden befestigt waren, und von denen manche sogar auf der Erde oder gar dem Sofa standen, ließen wie von selbst eine Flamme an ihrem Docht entstehen. Wieder quiekte Ryan, lauter als zuvor, und musste die Augen wegen des plötzlichen Lichtwechsels sogar schließen. Kurz verweilte er so. Doch Ryans Neugier war größer als seine Furcht. Und so blinzelte er erst ein paar Mal um sich an das Licht zu gewöhnen, bevor er sich in dem Raum schließlich umsah und bemerkte da erst, wie riesengroß dieser von Innen war; dass sogar über dem Jungen ein Kronleuchter hing, der größer war als er selbst! Ein verwundertes, kurzes „Was?!?“ war zu hören, als der Junge nun eine Weile lang den mächtigen Kronleuchter anstarrte. Das konnte doch alles nicht wahr sein… Ryan kam eine Idee: Die Gelegenheit der Helligkeit nutzte sich doch perfekt, um sich das Kreuz genauer anzusehen!
 

Es war relativ helles Holz, hier und da schon ein bisschen abgenutzt, und ein paar Löcher hatten sich auch hindurch gezogen. Außerdem haftete massenhaft Dreck an dem Stück. Und da fand er es: Auf der einen Frontseite des Holzes waren die Initialen J.F. eingeritzt und darunter war ein Zeichen, das zwei gekreuzte Linien zeigte, deren Mittelpunkt nochmals ein Speer schnitt.

Ganz klar. Das Wappen auf dem Kreuz konnte nur eines bedeuten: Er hatte wirklich das Kreuz von „Jared Ficuler… gefunden.“ Den letzten Teil seiner Gedanken sprach Ryan vor Freude laut aus. Auf einmal überkam Ryan ein merkwürdiges Gefühl. Dann stellte er etwas fest. Etwas Unheimliches; Beunruhigendes. Etwas ganz und gar nicht normales: Folgend auf seine Worte hörte Ryan ein merkwürdiges, leises Klimpern über sich. Und er schaute hinauf, die Augen auf den Kronleuchter über sich selbst gerichtet. Auf den Kronleuchter der sich …bewegte. Er wippte hin und her, und aus einem anderen Raum, der aus dem Nichts aufgetaucht zu sein schien, kam ein unheimliches, grelles, hungriges Brummen. Jetzt reichte es ihm. Ein für alle Mal- Das war wirklich zu viel. Ryan umklammerte das Kreuz noch fester und stand mutig auf, doch er fiel wieder hin, auf seine Knie.
 

Das Herz schlug Ryan unglaublich schnell, als wäre er gerade ununterbrochen 100 km gelaufen. Er konnte auch nicht schreien, denn der Kloß in seinem Hals war zu groß. Das einzige, was er jetzt noch versuchen konnte, war, auf Knien zur Tür zu robben und sie aufzumachen, um aus diesem Horrorhaus hinauszugelangen... Als er keuchend an der Tür angekommen war, griff er mit der einen Hand nach der Klinke und rüttelte. Und rüttelte. RÜTTELTE.
 


 

Doch sie ging nicht auf.

Das einzige was passierte, war, dass Fetzen von Spinnweben, Holz und ähnlichem von der hohen Decke auf seinen Kopf rieselten. Zitternd nahm er die Hand von der Klinke, schloss die Augen, und lauschte. Da… Da waren doch Schritte zu hören. Feste, laute Schritte, die durch den anderen Raum immer näher zu Ryan kamen und das hungrige Grummeln mit sich trugen.
 

Der Kronleuchter über Ryan wackelte weiter, und nun fiel sogar ein ganzer Holzbalken von der Decke, der Ryan nur knapp verfehlte. Und mit dem Holzbalken, der hinunterfiel, wurde auch der ganze Raum wieder in die schwarze Dunkelheit getaucht. Alle Lichter im Raum waren mit einem Mal ausgegangen. Und auch die Kerzen, die eben noch hell geschienen hatten, waren wie erstickt einfach ausgegangen.
 

Beinahe bebend saß der Junge jetzt zusammengekauert vor der morschen Tür und betete, dass das alles bald ein Ende nahm. „Oh mein Gott…“, dachte er. „Vielleicht…. Vielleicht ist das hier nur ein Traum!! Ja, das muss es sein!“ Ryan öffnete seine Augenlider wieder und sah sich erneut im Raum um. „Nein…“ schoss es durch seine Gedanken, „Kein Traum kann so real sein.“

Begegnung- 18.49 Uhr- Der stürmische Werwolf und der kleine Vampir-

18.49 Uhr: Begegnung-der stürmische Werwolf und der kleine Vampir-
 

Langsam erschien ein großer Schatten auf der Wand. Seine Form war furchterregend: Oberhalb war es struppig, und als es die Arme ausstreckte wurden die riesigen Klauen sichtbar. Dann erkannte er einen weiteren, überaus dicken, borstigen dritten Arm- jedenfalls fiel Ryan nichts anderes ein, als das es ein weiterer Arm war-, der etwas in sich eingedreht(?!) hielt, und sich Gummiartig bewegte. Das Ding leuchtete, man konnte leise erahnen, dass es eine Lampe war. Jedoch war Ryan sich im Moment in nichts mehr sicher. In nichts mehr, außer einer Sache: Er wusste, dass sein Ende gekommen war. Mit Monstern war nicht zu scherzen, oh nein, dachte er und schrieb in seinen Gedanken schon mal sein Testament.
 

Endlich stand das Monster im Türrahmen des gruseligen Raumes, der vorhin neu entstanden war, und kratzte ihn behaglich mit seinen langen Krallen, so als ob es für sein Opfer vorerst seine Waffe schärfen wollte.

Ryan wandte seinen Blick ab, um seinen Mörder nicht sehen zu müssen, der ihm gleich auch, genau wie Sir Ficuler, einen Holzpflock durchs Herz rammen würde.
 

„Du hast etwas, das ich brauche…“ hauchte eine unerwartet samtige, tiefe, aber trotzdem hektische Stimme. „Gib es mir… und ich werde dir nichts tun…“ flüsterte sie, und kam immer, immer näher. „W-Was meinst du? I-I-Ich weiß nicht, was du willst! Ich habe nichts!“ Ryan versuchte so tapfer und mutig zu klingen wie er konnte, aber trotzdem gelang es Ihm nicht, das Zittern seines Kiefers zu kontrollieren. „Du weißt es!“fauchte die Stimme, „Gib es mir! Gib mir das Kreuz!“. Ihm das Kreuz geben? Nein, darauf wäre Ryan niemals gekommen.
 

-Hätte Ryan ihm das Kreuz freiwillig gegeben, so wäre Ryan ohne einen Kratzer davongekommen. Hätte Ryan ihm das Kreuz freiwillig gegeben, so hätte das Monster gehabt, was es wollte. Hätte Ryan ihm das Kreuz freiwillig gegeben, so gäbe es diese Geschichte nicht. -

Doch Ryan rief etwas. Er rief laut: „Nein!!“. Er konnte doch nicht einfach das wegwerfen, das ihm bei seinen Freunden solchen Respekt verschaffen würde! Niemand würde ihn mehr „Angsthase“ oder „Gruftinuss“ nennen. Niemand!
 

„Na gut…“, sprach das Monster wieder im ruhigen Ton, „Dann muss ich es mir halt selber holen...“ Und in diesem Moment packte eine kräftige, graue klaue Ryan an der Schulter, riss ihn herum und zog ihm mit unglaublicher Macht das hölzerne Kreuz aus der Hand. „Du hast es nicht anders gewollt, du kleiner Rotzlöffel!“, fauchte die Stimme, Ryan hatte im letzten Moment die Augen noch zugekniffen. Das Ungeheuer holte schon mit der Pranke aus und schlug.
 

Ryan war sich nun seines Endes ganz sicher. Er zählte die Sekunden bis zu seinem Ende: 1..2...3..4...5…6….7…8…9… Moment, das dauerte aber zu lange. Nicht, dass Ryan das nicht freuen würde, aber warum, und er öffnete die blauen Augen, warum hatte das Ungeheuer einen Zentimeter vor seinem Gesicht gestoppt?
 

Der Mörder hielt inne. Er atmete laut, keuchte fast, und man konnte selbst in der Dunkelheit seine stechend gelben Augen erkennen.
 

„Du...“, begann er, und merkwürdigerweise fiel auf einmal eine kaum hörbare, aber doch anwesende Heiterkeit in seine Stimme, „Du.. bist ein… Vampir?“

Hatte Ryan sich da etwa verhört? Ohne groß darüber, über die Folgen, nachzudenken, nickte er langsam.
 

Und das Monster grinste. „Na dann…“ Oh je, hatte Ryan etwa alles noch schlimmer gemacht?

Im Bruchteil einer Sekunde gingen die Lichter im Raum wieder an: „Dann bitte ich dich um Verzeihung, dir solche Unannehmlichkeiten bereitet zu haben!“
 

Der grelle Schein des Lichtes stach Ryan erneut in die Augen, aber er gewöhnte sich schnell daran. Zu groß war die Überraschung des plötzlichen Sinneswandels seines Angreifers, und vor allem, diesen endlich richtig sehen zu können.
 

Ryan betrachtete seinen Angreifer, der gerade schelmisch grinsend mit den Worten „Tut mir wirklich leid… “ den heruntergefallenen Holzbalken aus dem Weg räumte, genau: Der große Junge hatte grau-braunes, langes, strubbliges Haar, an den Wangenknochen jeweils zwei Dreiecke, die aussahen wie Tatoos, und eine lange Narbe, die über sein rechtes Auge ging. Der Junge hatte um den Hals ein Halsband, an dem eine schwere eisenkette befestigt war, doch er trug sie, als würde sie aus Federn bestehen. Sein Hemd war schmutzig und staubig, die Camouflage Muster ließen sich deshalb auch nur noch schwer erkennen, und mit den Abgerissenen Ärmeln und den vielen Nähten, die sich darauf befanden, konnte man darauf schließen, dass es aus vielen kleinen Teilen zusammengenäht worden war. Seine Hose war braun-rot und Kariert, außerdem zierten sie eine Weitere, nicht ganz abgeschlossene Naht, und ein Verband, auf dem Blut klebte. Das Blut.. Es sah sogar noch relativ frisch aus.
 

Hinter dem Jungen wedelte irgendetwas und hielt die Lampe, die während den ersten Minuten Ryans Begegnung mit dem Jungen ausgegangen war. Moment… War das… War das ein Schwanz? Und als Ryan noch länger und genauer hinsah, bestätigte sich seine Vermutung: Der Junge hatte einen pelzigen Schweif. Und nicht nur das: Erst jetzt fiel Ryan auf, dass er auch fellige Ohren hatte, und seine Hände und Füße, man konnte es wohl wirklich eher „Klauen“ nennen, auch mit grauem Wolfspelz bedeckt waren.
 

„W..Wer oder was bist du…?“ stotterte Ryan in quarkiger Stimme. Der Junge sah den kleinen Vampir nun an und antwortete: „Als Vampir müsstest du eigentlich wissen, WAS ich bin…“, es herrschte eine kurze Stille, Ryn schluckte, und der merkwürdige Junge begann wieder zu sprechen: „Schau auf meinen linken Arm… Auf meine Schulter… Dann weißt du WER und WAS ich bin…“ Ryan sah seine linke Schulter an. Und er konnte etwas lesen: „BeWere“ war in Großbuchstaben auf sein Fleisch geschrieben. Nein.. es war wohl eher… In sein Fleisch eingeritzt worden. „BeWere…“, wiederholte Ryan als er las. Auf einmal öffnete Ryan weit die Augen:“Moment… Du bist... Du bist…“ „Ganz recht.“, er unterbrach Ryan, „Ich bin ein Werwolf.“
 

Ryans Kinnlade klappte bei diesem Satz wortwörtlich herunter. Nein.. Das konnte nicht sein. Ein ECHTER Werwolf? Seine Eltern hatten ihm zwar von diesen Kreaturen erzählt, aber… Sie hatten ihm auch etwas anderes erzählt. „Moment.. Das kann nicht wahr sein. Du bist kein echter Werwolf! Sondern nur so ein Typ, den meine Freunde hierher geschickt haben, um mir einen Schrecken einzujagen!“. Ryans Lachen wurde von einem Fauchen angehalten: „Was gibt es da zu lachen?!? Ich weiß nicht, wovon du redest!“ Mit einem Satz ritzte BeWere mit seiner Klaue riesige Kratzer in die Wand. „Oder könnte einer Freunde DAS?!“ „A-Aber…“ Ryans Worte überschlugen sich fast in seinem Mund, „Werwölfe… echte… gibt es doch schon lange nicht mehr!“ „Ach ja?! Und warum existiere ich dann? Hm?“ „Das… weiß ich doch nicht, du kleiner Bastard!!“ Mit diesen Worten begann der kleine Junge wieder unaufhörlich zu zittern.“B-Bitte.. lass mich in R-Ruhe…“
 

„Na toll…“, klang eine Stimme von dem anderen Raum aus, „Jetzt hast du ihn noch mehr als ohnehin schon verängstigt!“ Wessen Stimme war das?
 

Ryan hörte leichte Flügelschläge über sich: „BeWere! Entschuldige dich!“ Bewere zog einen Schmollmund:“Ja, Sammy…“ Die Eule, die ihn umkreist hatte, nickte zufrieden und ließ sich auf dem Sofa, hinter dem Ryan das Kreuz hervorgeholt hatte, landen. Mit einem missmutigen Schnauben und einem kurzen Blick über seine Schulter hockte sich der Werwolf vor den kleinen Vampir. „Sorry…“, sagte er missmutig, „War nicht so gemeint…“ Ryan schaute in die gelben Augen des Werwolfs. Auch, wenn sie nicht wirklich „bereuend“ aussahen, fand man dennoch etwas Reines in ihnen. Ryan konnte es sich nicht erklären, doch auf einmal war seine Angst nicht mehr so groß wie zuvor. Er streckte ihm mutig eine seiner, trotzdem noch zitternden, Hände hin und lächelte: „Scho-Schon okay….“



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von: abgemeldet
2011-01-16T13:59:59+00:00 16.01.2011 14:59
WOW! Die Geschichte ist der Oberhammer! Dein Schreib Stil ist wirklich klasse! Genau wie die Story! Man möchte immer mehr erfahren, über den 'letzten' Werwolf, über den ängstlichen Vampir, über die Eule sammy...
Ich weiß echt nicht wieso du kaum Kommis bekommst. Nicht bei einer so beeindruckenden Fanfic! Und dabei hats grad erst angefangen...
Von: abgemeldet
2010-12-09T19:20:43+00:00 09.12.2010 20:20
AHHH ICH WILL MEHR LESEN *q*
Deine Schreibweise ist ne 1 mit * und ich mag die Story bis jetzt *-*
Ok, ich kann dich nicht zingen, aaaaabeeeer~~....
SCHREIB WEITER VERDAMMT xD





- Kriegst auch n' Keks


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