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Bleeding Eyes

von

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Der Albtraum beginnt

Es war ein ganz normaler Tag in einer ganz normalen Stadt. Es war eine Großstadt. Eine, wie viele tausende auch, die man verteilt auf der Welt finden konnte. Und in dieser normalen Stadt, lebte ein normaler Junge. Ein Junge, der, wie hunderttausende auch, einfach in den Tag hinein lebte und versuchte sich irgendwie seine Zeit zu vertreiben. Es war ein Junge, der sich selbst großtartig fand, ein Narzist. 16 Jahre jung, dünn, fast 1.90m groß und leicht gebräunt. Nichts war ihm zu schade, wenn es darum ging, sein Image zu verbessern. Er liebte sich und auch in der Schule fand er, dass er der Größte sei. Aber damit war er nicht alleine. Diese Stadt war schon fast berühmt dafür, genau solche Menschen zur Welt zu bringen. Warum das in dieser Stadt der Fall war? Es gab viele Gerüchte, allerdings konnte sich dieses Phänomen niemand erklären...
 

Der Junge verbrachte gerade einen gewöhnlichen Schultag. Die erste Stunde war Mathe. Dies war nicht sein Ding, ihm fiel es unglaublich schwer, sich die ganzen Formeln einzuprägen. Aber trotzdem bemühte er sich, sich so gut es ging zu präsentieren. Wenn es nicht darum ging, seine Intelligenz, die er nur in manchen Fächern besaß, zu beweisen, mimte er den Klassenclown. Ob es nun daran lag, dass er jeden Satz einzeln außeinander nahm oder ob ihm spontan die ganzen Witze einfielen, war nicht bekannt. Aber seine Klassenkameraden störten sich nicht daran, sie lachten einfach und amüsierten sich köstlich. Seine zweite Stunde war Sprachunterricht. Darin war er ein Naturtalent. Irgendwie musste er sich schließlich präsentieren und dies ging äußerst gut, wenn man sich außergewöhnlich ausdrucken kann. Danach hatte er für den heutigen Tag bereits frei, der restliche Unterricht fiel aus, aber er blieb dennoch bis zum Schulschluss der meisten anderen Schüler in der Schule. Hier konnte er schließlich wer sein. Hier war er niemanden unterwürfig. Hier würde er seinem Ende entgegen treten.
 

In einer der Stunden, in der er so ziemlich alleine in den Gängen war, musste er dringen auf die Toilette. Nichts ungewöhnliches, er war halt auch nur ein Mensch. Aber auf der Toilette passierte etwas, das ganz und gar nicht gewöhnlich war. Als er sich seine Hände wusch und danach in den Spiegel blickte, in dem er sein "perfektes" Gesicht betrachten konnte, fing sein rechtes Auge plötzlich an zu bluten. Einfach so, ohne einen besondere Grund lief Blut an einem Augen zusammen und danach langsam sein Gesicht hinunter. Doch es konnte kein normales Blut sein, denn es war eiskalt. Es konnte also nicht seines sein. "Was zur Hölle...?" fragte es sich selbst leise. Er wischte sich das Blut ab und schaute wieder in den Spiegel. Es war weg. Als er sich das Blut von der Hand wischen wollte, fiel ihm jedoch etwas auf. Es war kein Blut an seiner Hand. //Vielleicht habe ich letzte Nacht einfach nicht genug geschlafen...// dachte sich der Junge und lies alle Sorgen von vorher einfach fallen. Er war ein ignoranter, narzistischer Junge. Und an dieser Einstellung würde sich auch nie etwas ändern.
 

Um einen Schock reicher ging er wiede seelenruhig aus der Toilette raus. Aber er kam nicht an dem Ort wieder heraus, wo er hinein gegangen war. Nein, er war nicht mehr in derselben Schule. Nicht einmal mehr in seiner Welt war er. Ignorant, wie er nunmal war, fiel ihm das aber zuerst nicht auf. Wie sonst auch ging er durch die Gänge und überlegte, wie er sich in der nächsten Pause am besten präsentieren könnte. Vollkommen überflüssige Gedanken, er wusste nicht, in welcher Gefahr er sich befand. Aber irgendwann merkte er doch etwas. Als er einmal auf die Uhr geschaut hat, fiel ihm auf, dass nicht eine Sekunde vergangen ist, seitdem er die Toilette verlassen hatte. Waren alle Uhren an der Schule einfach kaputt gegangen? Nein, so konnte es nicht sein. Die Zeit stand tatsächlich still. Und dies war der erste Moment, in dem der Junge jemals Angst empfand. Und es sollte sein letzter werden.
 

Nach einer langen Zeit, in der einfach in dieser unheimlichen Welt herumirrte, musste er wieder zurück zum WC. Er trat ein und eine bedrückende Aura traf ihn, wie eine Pistolenkugel. Oder eher eine Abrißbirne. Irgendetwas stimme nicht. Überhaupt nicht. Langsam trater vor den Spiegel, seinem Spiegelbild entgegen. Im Spiegel war es wieder zu sehen, die blutenden Augen. Schnell und ruckartig versuchte er sich das Blut wegzuwischen. Doch sein Spiegelbild machte nicht einmal seine Bewegungen nach. Das Letzte, was er tat, war einen markerschütternden Schrei von sich zu geben.
 

Er wurde nach diesem Tag nie wieder gesehen.

Der ungewöhnliche Junge

Seit 16 Jahren ereignen sich nun schon merkwürdige Todesfälle in einer Großstadt. Alle Opfer verschwinden aus unerklärlichen Grunden für eine ungewisse Zeit, bevor sie tot aufgefunden werden. Dabei traut sich kaum einer mehr, die Opfer anzusehen. In erster Linie liegt dies daran, dass ihr Anblick jeden, der sie ansieht das Blut in den Adern gefrieren lässt. Äußerlich weisen die Opfer meist keine besondere Schäden auf, bis auf ein Merkmal. Ihnen wurden die Augen entfernt. Und bisher wurden die Leichen immer so platziert, dass mindestens eine Person dem toten Gesicht direkt gegenüber stand. Es gab keinen Zweifelt, dass die Gefundenen erst seit kurzer Zeit verstorben waren, weil noch immer Blut aus den leeren Augenhöhlen floss.
 

Es gab allerdings noch einen zweiten Grund, weswegen sich alle vor den toten Körpern fürchteten. Dies war bisher aber eher eine Sage, als ein bewiesener Grund: Man munkelte, dass die Person, die eine solche Leiche fand, die nächste wäre die hingerichtet werden würde. So wurden die Opfer sehr willkürlich gewählt. Des Weiteren gab es noch einige Verrückte, die behaupteten, dass Gott versucht die Stadt zu bekehren. Zu viele arrogante und eingebildete Menschen seien aus dieser Stadt in die Welt gezogen und die toten Körper, denen die Augen entfernt wurden, sollten ein Zeichen sein, sich der Welt zu öffnen und mehr Anteilnahme im Alltag zu zeigen. Genauer gesagt nannten sie es "Gottes Fluch", aber wer glaubte heutzutage noch an einen Gott. Oder in dem Zusammenhang an einen strafenden Gott, der die Menschen verflucht. Dennoch, niemand schaffte es in diesen 16 Jahren sich eine Antwort auf diese mysteriösen Todesfälle zusammen zu reimen.
 

Zaxis war einer derjenigen, der versuchte eine Antwort auf diese Tode zu finden. Aber er hatte seine persönlichen Gründe. Er war ein sehr ungewöhnlicher Junge für diese Stadt. Er war kein Narzist, niemand, der versucht sich irgendwie über zu ordnen und an sich selbst eher als letztes denkt. Meistens verhielt er sich eher unauffällig, was ihn gleichzeitig aber auch sehr auffällig machte. Einer der wenigen in der Großstadt, der nicht diesen Ehrgeiz hatte, sich selbst als den besten der Besten darzustellen. Dabei hatte er nichts, wofür er sich hätte schämen müssen. Schließlich war er ein sehr intelligenter Junge und wusste auch sich zu verteidigen, wenn es denns ein musste. Sportlich war er zwar nicht eine der besten, allerdings noch immer im oberen Mittelfeld. Allerdings ging es gegen seine Natur, sich als jemand besseres darzustellen. Häßlich war er auch keineswegs. Mit seinen 16 Jahren war er 1.77m grpß, hatte relativ kurze, weiße Haare und trug vorzugsweise lockere Klamotten. Nichts teures, aber auch nicht ganz billige Anziehsachen.
 

Aber an diesem auffällig unauffälligen Jungen gab es auch etwas äußerst ungewöhnliches. Dies befand sich in seinem Gesicht und war eigentlich für jeden sichtbar. Es waren seine Augen. Nicht nur, dass sein Blick in jeder Situation, ob er nun fröhlich, traurig oder wütend war, immer etwas sehr kaltes hatten. Nein, seine Augen hatten auch noch verschiedene Augenfarben. Etwas, was einer genetischen Unmöglichkeit gleicht, war bei ihm in den Augen erkennbar. Das eine Auge hatte ein strahlendes Blau, wohingegen das andere in einem finsteren Blutrot gefärbt war. Aber als wären diese beiden Merkmale noch nicht genug Launen der Natur auf einmal, litt Zaxis auch noch an einer Krankheit, die vor seiner Geburt noch gänzlich unbekannt war und der kein Arzt bisher entgegenwirken konnte. Die beste Erklärung, die sich ein Arzt ausdenken konnte, war eine Überanstrengung der Augen. In einem unbestimmten Rhytmus fingen seine Augen an zu bluten. Nachdem Zaxis nun schon so lange damit gelebt hatte, war es für ihn und seine Umgebung nichts besonderes mehr. Es tat ihm nicht einmal weh, es geschah einfach hin und wieder, dass Blut von seinen Augen aus seinem Gesicht hinunter lief. Meist war es nur ein Auge, dass blutete, in eher seltenen Fällen taten es auch beide. Zwar wusste kein Arzt eine Antwort auf dieses Phänomen, aber alle ware sich sicher, dass dies keine Auswirkungen auf seine Gesundheit hatte. Sie waren ja so unwissend...
 

Schultage waren für den außergewöhnlich gewöhnlichen Jungen kein Problem. Er war aufmerksam und die Lehrer fanden, dass er bestimmt eine gute Zukunft vor sich hatte. Seine Mitschüler tolerierten ihn größtenteils. Manche, mit einem besonders großen Ego fühlten sich durch ihn allerdings schon fast bedroht. Er hatte andere Augen, spezielle Augen und ihm waren sie vollkommen egal. Solche Augen sind richtige Blickfänger, warum prahlte er nicht damit, dass er etwas besonderes ist? Sie würden es nie erfahren und wahrscheinlich auch eines frühzeitigen Todes sterben. Dies war das Schicksal, dass Gott für arrogante und ignorante Menschen vorgesehen hatte. Sie sollten sterben und nie wieder die Möglichkeit haben, jemanden oder sich selbst anzusehen. So sagt es zumindest ein Anhänger der neuen Sekte "Gottes Segen", die sich selbst als dass einzig wahre Heil vor Gottes Fluch hielten. Was ein Widerspruch in sich selbst ist.
 

An einem Tag, an dem Zaxis seinen ganz normalen Alltag nachging, sollte sich sein Leben für immer verändern und er sollte die Antwort auf alle unbeantwortete Fragen bekommen. Warum er zwei verschiedene Augenfarben hatte, warum so viele tote Mnschen auftauchten, denen die Augen fehlten und auch, warum er an einer davor unbekannten Krankheit litt, durch die seine Augen ab und an bluteten. Wenn er etwas umdachte bekam er sogar die Antwort auf Frage 13 im Biologie-Test. Aber ob er nach den Ereignissen überhaupt noch an Schule denken konnte, ist fragwürdig. Ob er danach überhaupt noch Leben wollte ist genauso fragwürdig, denn das, was er erlebte, hätte normalen Menschen den Verstand geraubt. An manchen Stellen war er sich nicht einmal sicher, wie er es überhaupt aushielt. Aber eine mysteriöse Kraft brachte ihn dazu weiterzugehen...

Spiegel

Der Sportunterricht an einer normalen Schule in einer nicht ganz so normalen Stadt. Typisch für diesen war, dass die Lehrer die Schüler einfach rumscheuchten und sie am Ende dafür irgendwie benoteten. Oft lief es darauf hinaus, dass es darum ging, wen der Lehrer am meisten mochte. Für Zaxis hieß das: Durchschnittliche Sportnoten. Immer. Ein auffällig unauffälliger Junge wird nun mal nicht von so vielen beachtet. Irgendwann mitten im Unterricht musste er jedoch kurz zum Lehrer, um ihn etwas zu fragen. Dabei hielt er sich ein Taschentuch über sein rechtes Auge, das blaue. Dem Lehrer war dies schon lange bekannt und sagte einfach, ohne auch nur auf ein Wort des Jungen zu warten: "Ja, geh schon." Zaxis nickte kurz und lief schon zum Schulgebäude, in die Umkleidekabine und dort in die Duschanlagen, wo sich auch Waschbecken mit Spiegeln befanden. Das Taschentuch, das er sich an sein hielt war inzwischen fast komplett rot gefärbt. Langsam entfernte der Junge das Taschentuch und blickte zu sich selbst im Spiegel. "Warum muss ich eigentlich an dieser komischen Krankheit leiden? Echt nervig...." sagte er leise zu sich selbst, als er beobachtete, wie eine Blutsträne seine Wange hinunter lief. Nach kurzer Zeit hörte es wieder auf und er lächelte sanft. Eigentlich geht er sofort nachdem er aufhört wieder zurück in den Unterricht. Heute dachte er sich allerdings, dass es den sanitären Anlagen noch einen Besuch abstatten könnte, was er lieber nicht hätte tun sollen...
 

Gerade, als er die Kabinentür öffnete, sprang ihm schon fast ein Körper entgegen. Diesem stand er nun Gesicht zu Gesicht gegenüber und noch nie hatte er sich dermaßen erschreckt. Er war starr vor Schreck und so blieb ihm nichts anderes übrig, als in das Angstverzerrte Gesicht ohne Augen zu blicken. Genau, wie es in den Nachrichten immer beschrieben wurde. Die Leichte wurde so positioniert, dass ihr mindestens einer in das noch blutende Gesicht sah. Und dieses mal fand Zaxis den Toten. Jedoch bekam er kurz darauf andere Probleme: Ihm fingen nämlich plötzlich daraufhin wieder die Augen an zu bluten. Einer der seltenen Fälle, an dem es tatsächlich beide waren. Aber heute war es anders. Normalerweise störte ihn das nicht besonders. Es war nun mal einfach eine Krankheit, mit der Zaxis gelernt hatte zu leben. Aber heute schmerzten seine Augen. Unerträgliche Höllenschmerzen musste der arme Junge erleiden, zusammen mit der Tatsache, dass er vermutlich der nächste wäre, der diesen unnatürlichen Tod sterben müsste. So weit war er bei seinen Forschungen auch schon. Obwohl es sich bisher nicht als feste Tatsache herausstellte, wollte er diese Möglichkeit der Willkür nicht ausschließen. Bei so merkwürdigen Toten ist es schließlich durchaus möglich, dass sich der Mörder so ein Muster ausdachte.
 

Um diese Schmerzen zu ertragen schrie Zaxis. Laut. Es war unmöglich, dass er vollkommen ungehört blieb, so laut war sein Schmerzensschrei. Er hielt sich beiden Hände vor seine Augen und versuchte den Schmerz mit Druck zu lindern, aber es wurde einfach nicht besser. Langsam sank er auf seine Knie, während sich sein Blut aus den Augen inzwischen mit dem des Opfers mischte. Nach kurzer Zeit stürmten ein paar Schüler in den Duschraum, gefolgt von einer Lehrkraft, die versuchte die Meute zurück zu halten. Nachdem sie sich zur Kabine gekämpft und die ganzen Schüler aus dem Umkleideraum gedrängt hat, schaut der Lehrer den noch immer Schmerz erfüllten Jungen an. Es hat inzwischen so lange gedauert, dass seine Hände komplett von kaltem Blut benetzt waren. Ohne viele Worte zu verlieren half der Lehrer Zaxis auf die Beine und brachte ihn ins Krankenzimmer. Wie die meisten anderen auch vermeidete er dabei Blickkontakt mit der Leiche. Auch der Lehrer schätzte sein Leben zu sehr, als dass er einen Blick riskieren würde.
 

Sobald Zaxis mit der Lehrkraft den Umkleideraum verlassen hatte, wurden die Schmerzen nach und nach erträglicher. Es floss auch kein Blut mehr aus seinen Augen, sodass das Alte langsam auf seinem Gesicht trocknen konnte. Im Krankenzimmer angekommen taten ihm seine Augen schon gar nicht mehr weh. Er war erleichtert, diese Höllenqualen überstanden zu haben. Zwar behauptete er nach kurzer Zeit im Zimmer, dass es ihm wieder viel besser ginge und zurück in den Unterricht könne, aber die zuständige Krankenschwester erlaubte ihm dies nicht. Außerdem musste er sich unbedingt waschen und neue Klamotten anziehen, sobald er zu Hause ankam. Seine Hände, sowie sein Gesicht waren fast komplett in Blutrot gefärbt und seine Anziehsachen von Blut befleckt. Aus unerklärlichen Gründen wollte die Krankenschwester aber nicht, dass er sich im Krankenzimmer zumindest die Hände und sein Gesicht waschen kann. Dafür ließ sie ihn in sein Heim bringen. Dabei wurde er zum Großteil von einem Tuch verdeckt und im Auto waren getönte Scheiben, sodass man nichts Verstörendes an ihm sehen konnte. Obwohl es für ihn schon fast normal wurde so viel Blut zu sehen, haben die meisten Passanten wahrscheinlich keinen so stabilen Magen, um diesen Anblick einfach zu verkraften. Endlich bei seinem Haus angekommen, bedankte sich Zaxis beim Fahrer, ging langsam zur Tür, schloß diese mit seiner von Blut benetzten Hand auf, trat hinein und schloß die Tür hinter sich sofort ab.
 

Endlich konnte er dieses nervige Tuch ablegen. Da das gesamte Blut bereits getrocknet war, war das Tuch im Nachhinein sogar noch zum größten Teil sauber. Obwohl man meinen könnte, dass Zaxis nun unter schwerem Schock steht, war dem ganz und gar nicht so. Sogar schon fast im Gegenteil: Er freute sich ein wenig. Er musste heute war in das Gesicht einer augenlosen, blutenden Leiche sehen und erlitt dabei starke Schmerzen aufgrund seiner Krankheit, aber er war seinem Ziel ein Stück näher gekommen. Es schien ihm fast so, als hätten seine Krankheit und die ganzen Opfer einen Zusammenhang. Dies klang zwar auf den ersten Blick absurd, bei genauerem Nachdenken war dies allerdings so einiges in dieser Stadt. Und da er anscheinen als nächstes sterben sollte, musste er dem Mörder auch zwangsläufig begegnen. Und sollten diese beiden davor unbekannten Phänomene miteinander zu tun haben, würde er vermutlich so eine Antwort finden. Aber das würde wahrscheinlich schon früh genug kommen. Er selbst hatte nun eh keinen Einfluss auf die meisten Geschehnisse. Der Zufall regierte seine Welt und damit konnte er sich abfinden.
 

Es war noch niemand zu hause und so beschloß der merkwürdige Junge sich erst einmal zu waschen. Eine schöne Dusche würde ihm bestimmt gut tun. Und, vor Allem, würde er so das ganze Blut loswerden. Also tat er dies auch und säuberte seinen Körper von den gesamten Dreck des Tages – obwohl dieser noch gar nicht so lang war. Als er wieder aus der Dusche trat trocknete er sich ab, zog sich frische Sachen an und schaute in den Spiegel. Dabei wollte er sich mal seine Augen genau ansehen. Sie sahen noch immer so aus, wie sie es immer taten – Das eine rot, das andere blau. Für ihn nichts Ungewöhnliches. Als er jedoch wieder etwas von der spiegelnden Fläche zurück trat, sah er, dass sich etwas hinter ihm befand. Vor Schreck drehte er sich schnell um und musste abermals in das augenlose Gesicht des Toten blicken, der er heute aufgefunden hatte. Eine Leiche stand direkt vor ihm, in seinem Badezimmer. Wie war das nur möglich? Sofort fingen Zaxis' Augen wieder an zu bluten und zu schmerzen. Der eigentlich leblose Körper fing an langsam auf den Jungen zu zu gehen. Dieser versuchte zurück zu weichen, was ihm jedoch dank der Wand hinter ihm verwehrt war. Nun bewegte sich auch ein Arm der Leiche und griff langsam nach Zaxis. Doch bevor sie dies tun könnte, spach der tote Mensch noch etwas: "...Weine nicht..." Mit diesen Worten fiel die Leiche nach Vorne um und verschwand spurlos. Mehr als Luft blieb nicht übrig. Der arme Junge, völlig überfordert von diesem Ereignis, kippte ebenfalls um und fiel in Ohnmacht...

Die andere Welt

Eine lange Zeit war der Junge, der so viel erleben musste in Ohnmacht geblieben. Die Ereignisse des Tages verarbeitend musste sein Körper und Kopf rasten. Ihm blieb keine andere Wahl. Aber trotzdem wachte Zaxis auf. Etwas benebelt stand er auf und blickte sich in dem Raum um. Es dauerte eine kurze Zeit, allerdings realisierte er, dass er noch immer im Badezimmer war. Wie lange er wohl schon hier war? Lange kann es nicht gewesen sein, schließlich war wohl noch kein Mitglied seiner Familie in das Haus zurückgekehrt. Langsam stand er auf, wobei er noch ein wenig wacklig auf den Beinen war. Er hielt sich am Waschbecken fest und zog sich langsam hoch. Zuerst blickte er erst einmal in den Spiegel. Er sah noch so normal aus, wie immer. Das eine Auge rot, das andere blau. Was ihn allerdings ein wenig verwirrte war, dass keine Blutspuren unter seinen Augen zu sehen waren. Dabei war er sich sicher gewesen, dass sie wieder bluteten und weh getan gaben. Hat er sich das nur eingebildet? Da nun nichts mehr zu sehen war, musste dem ja so sein... Oder? Kurz lächelte er, schüttelte seinen Kopf und wusch sich sein Gesicht. Schon fast war er sich sicher, dass er sich das alles nur eingebildet habe musste. Wenn er logisch darüber nachdachte, konnte es auch gar nicht real gewesen sein. Eine Leiche, die er zuvor in der Schule gesehen hatte suchte ihn heim und sagte "Weine nicht."? Das konnte einfach nicht echt sein. Also ging er aus dem Badezimmer, setzte sich auf sein Bett und legte sich daraufhin auch gleich hin. Er hatte einen freien Tag, also sollte er ihn auch genießen.
 

Leicht fiel ihm dies allerdings nicht. Sich einfach nur ausruhen – klingt leichter, als es im Moment für ihn war. Er war nicht sonderlich davon geschockt, dass er eine Leiche gesehen hat, aber Ruhe finden konnte er trotzdem nicht. Nach ein paar geschätzten Minuten richtete er sich wieder auf und ging hinunter in die Stube. Alles war sehr ruhig. Fast schon ein perfekte Tag für ihn. Bis er mal auf die Uhr geschaut hat. Er schaute diese etwas schief an und ging näher an sie heran. Sie war stehen geblieben. Ungefähr bei der Zeit, wo er in das Badezimmer gegangen war. Er hing sie ab und schaute um die Uhr herum. Es gab keine Batterien für diese. Kurz seufzte er und warf sie einfach in den Mülleimer. Mit einer kaputten Uhr konnte niemand etwas anfangen. Da er immernoch wissen wollte, wie spät es nun ist, ging er zu einer anderen Uhr. Er staunte jedoch nicht schlecht, als er auf diese blickte. Auch sie war stehen geblieben. Bevor er nun aber auch diese weiter inspizierte, suchte er noch weitere Uhren auf. Mit einem erschütternden Ergebnis: Keine Uhr lief weiter. Ale sind ungefähr zu dem Zeitpunkt stehen geblieben, an dem er das Badezimmer betreten hatte. Entweder war dies nur ein unglaublicher Zufall oder irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht...
 

Zaxis brauchte Gewissheit, also begab er sich schnell aus dem haus und schaut sich um. Doch direkt nachdem er das Haus verlassen hatte traf es ihn wie ein Blitz. Es war totenstill. Und nicht eine Person war zu sehen. Nicht einmal das geringste Zeichen dafür, dass überhaupt jemand oder etwas in seiner Nähe war, war wahrnehmbar. Nur ein einziges Geräusch konnte er hören und dieses stammte von kleinen, leisen Schritten, die Zaxis selbst verursachte. Neugierig, aber auch vorsichtig ging der Junge die Straße entlang in der sich sein Zuhause befand. Viele Fragen schoßen ihm dabei durch den Kopf: Was ist hier passiert? Wieso ist hier sonst niemand? Warum herrscht eine solche Stille? War das überhaupt noch "seine" Straße? Noch mehr Fragen in seinem Portfolio, die er gerne beantwortet hätte.
 

Nach einer Weile des Umhergehens landete Zaxis vor seiner Schule. Es gab eigentlich keinen Grund dafür diese nun zu betreten, aber er wollte sich nunmal überall umschauen und herausfinden, was zur Hälle hier eigentlich los ist. Also ging er zum Haupteingang und versuchte die Tür zu öffnen – ohne Erfolg. Sie war abgeschloßen. Wenn die Uhren in seinem Haus nun nicht zufälliger Weise alle zur selben Zeit stehen geblieben sind und er sich irgendwo befindet, wo die Zeit an sich stehen geblieben ist, müsste die Schule eigentlich noch offen sein. Der junge Mann musste kurz seufzen, nie konnte etwas leicht sein, immer ist es kompliziert. Wobei er einen Entschluss fasste, um es sich immernoch so leicht wie möglich zu machen. Dieser war, dass es sich bei diesem Ort um eine Parallelwelt oder dergleichen handeln musste - oder einen verrückten Traum. Wie auch immer es nun war dachte er sich, dass seine Aktionen hier keine Auswirkungen auf seine Welt haben werden. Also schnappte er sich einen Stein und warf kurzerhand ein Fenster ein, damit er die Tür von innen öffnen konnte. Seine Neugierde sich hier umzuschauen war einfach zu groß. Während Zaxis den Haupteingang öffnete, passierte ihm jedoch ein kleines Missgeschick. Er schnitt sich am zerbrochenen Glas. Dadurch hatte er nun drei längliche Schnitte am Arm, die leicht bluteten. "Verdammt! Ich hätte ein größeres Loch machen sollen..." Zaxis fluchte noch leise vor sich hin, als ihm allerdings einfiel, wie viel stärker die Schmerzen am Vormittag waren, konnte er die an seinen Arm kaum noch spüren.
 

Endlich konnte er die Schule betreten. Zum Glück ist er kein Videospiel-Charakter. In einen solchen Fall hätte er davor noch irgendwelche merkwürdigen Rätsel lösen müssen. Wie es zu erwarten war, befanden sich auch in der Schule weder Personen, noch Tiere. Alles war wie ausgestorben. Da er erste Eindruck allerdings täuschen kann, ging er in dem Gebäude ein wenig umher. So ruhig war es in der Schule sonst nie. Immer war etwas los, weil ein paar Schüler Freistunden hatten und keine Lust darauf, nach Hause zu gehen. Als Zaxis nun allerdings bei den Umkleiden vorbei gegangen ist, kam ihm eine Idee. Es ist absolut niemand hier, also könnte er auch mal in die Mädchen-Umkleide gehen. Er war zu naiv um zu glauben, dass diese im Grunde genommen genau gleich aufgebaut ist, wie die Jungen-Umkleide. Und somit hat seine Neugierde mal wieder gesiegt.
 

Doch gerade als er die Unkleide betrat, welche zu seinem Glück nicht abgeschloßen war, fing sein rotes Auge an zu bluten. Er merkte dies schnell und musste etwas schmunzeln. "Wer hätte das gedacht. Karma existiert auch hier." Unglücklicher Weise hatte der blutende Junge kein Taschentuch dabei, womit ihm nichts anderes übrig blieb, als das Blut an seiner Wange am Gesicht hinunter laufen zu lassen. Aus Reflex hat er aber dennoch sein geschloßen. Nutzen tut es ihm es nichts, wenn er fast nur rot sieht. Nach ein paar Schritten in der Umkleide hörte er langsam etwas. Moment... Er hörte etwas? Aber bisher war doch überall Stille. Kein Mucks war zu hören. Doch hier... Hier schien jemand oder etwas zu sein. Er musste einfach herausfinden, woher diese Töne kamen. Mit etwas Glück ist es sein Ticket zurück in die echte Welt. Wenn er kein Glück hat, vermutlich sein Tod.
 

Langsam näherte er sich der Quelle der Geräusche und nach und nach war zu erkennen, um was es sich bei ihnen handelte. Er selbst ging so geräuschlos, wie es für ihn möglich durch die Gänge, die durch die vielen Schränke gebildet worden waren. Fast war er da, nur bis zum Ende des Ganges und dort links abbiegen. Da müsste sich der Quell des Geräusches befinden. Und als er diesen letzten Gang entlang ging, war er sich auch schon zu 90% sicher, um was es sich bei diesen Tönen handelte. Es war ein leises Wimmern. Irgendwer oder was war am Weinen un scheint sich hier verkrochen zu haben. Ein paar Schritte trennten ihn von dem Verursacher. Er atmete noch einmal tief durch um sich Mut zu holen und sich zu beruhigen und blickte um die Ecke. Zaxis traute seinem Auge kaum: In der hintersten Ecke der Mädchen-Umklide hat sich ein Mädchen versteckt und war anscheinen am Weinen.
 

Das Mädchen saß dort mit angezogenen Beinen und umschlung dieselben mit ihren Armen. Der Kopf war auf ihren Knien abgelegt, wodurch ihre Haare leicht runterfielen und somit ihr Gesicht vollständig unkenntlich machten. Sie trug dunkle Netzstrümpfe und einen etwas längeren, schwarzen Rock. Schuhe hatte sie keine an. Ihr Oberteil sah von der Seite recht ausgefallen aus und war schwarz und blau. Die Haare des Mädchen waren ebenfalls blau. Würde man Zaxis und das Mädchen vor ihm vergleichen, wäre es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es trug ganz schlichte Sachen, eine einfache Jeans ind blau, schwarze Turnschuhe und ein normales, rotes T-Shirt. Sie dagegen wirkte besonderer, vor Allem mit den unnatürlichen, blauen Haaren. Er versuchte sich dem Mädchen zu nähern, war allerdings noch immer vorsichtig. "Hey, was ist los? Warum weinst du?" fragte Zaxis das arme Geschöpf, während er ihr noch etwas näher kam und eine Hand hinstreckte. Auf diese Wort hin hob das Mädchen erschrocken ihren Kopf. Zwei große, silber-blaue Augen starrten ihn nun an und er konnte endlich ihr Gesicht erkennen. Er sah, wie ihr Blick auf sein geschloßenes Auge fiel von dem eine Blutspur ausging und daraufhin auf die Schnittwunden an seinem Arm. Was daraufhin geschah, verstand Zaxis jedoch überhaupt nicht.
 

Sie griff schnell hinter sich, holte ein Küchenmesser hervor und schnitt dem Jungen damit in die Hand und rief: "Hau ab, du Monster!" Zaxis zog seinen Arm auf den Angriff hin schnell ein und sah das Mädchen noch aufstehen und schnell wegrennen. //Was sollte das? Wieso Monster?// fragte er sich kurz selbst, entschloß sich dann allerdings dazu die Fragen beiseite zu schieben und ihr hinterher zu rennen. Sie war ziemlich schnell dafür, dass sie fast barfuß war. Dennoch war Zaxis schneller und hat sehen können, dass sie die Umkleide verlassen hat und auch in welche Richtung. Es wäre so nur eine Frage der Zeit, bis er sie eingeholt hatte. Doch gerade als er diesen betrat und dem Mädchen hinterher hechten wollte, spürte er einen starken Widerstand, als wäre er gegen eine Wand gelaufen und fiel deshalb hin.
 

Als Zaxis hochschaute erblickte er allerdings nicht die erwartete Wand, sondern das Mädchen. Zumindest ihren Rücken. Wer hätte gedacht, dass ein so graziles Wesen derartig standfest ist? Schnell stand der Junge wieder auf und konnte dann auch erkennen, dass ihr Gesicht angstverzerrt war. Sobald er seinen Blick in dieselbe Richtung schwenkte wie sie, konnte er auch sehen, wieso dem so war. Ein merkwürdiges, schleimartiges Wesen kriechte im Flur herum. Es hatte keine bestimmte Form, aber in dem Wesen waren viele Gesichter zu erkennen. Alle waren komplett vor Angst verzerrt und ihnen fehlten die Augen. Anscheinend hatte er den Grund der Morde gefunden, nur bringt ihm das nichts, wenn er es nicht überlebt. Als wäre die Situation jetzt nicht schon schlimm genug, fingen nun beide seine Augen wieder an zu bluten und als Sahnehäubchen ta es auch schon wieder schrecklich weh. In diesem Moment wurde in dem Wesen ein neues Gesicht erkennbar. Es war komplett emotionslos und besaß auch noch beide Augen. Das Mädchen konnte sich nun endlich aus ihrer Angststarre befreien und sah sofort das neue Gesicht. "Verdammt, es hat mich gesehen." sagte sie leise zu sich selbst udn merkte nun auch Zaxis hinter sich, der mit seinen Schmerzen zu kämpfen hatte. Und obwohl sie ihn kurz davor noch als Monster bezeichnete, scheint sie ihn plötzlich doch zu vertrauen, schnappte seine Hand und rannte schnell mit ihm los um vor der Kreatur zu fliehen.
 

Dies war nicht schwer, weil dieses schleimartige Wesen sich nur sehr langsam fortbewegte. Und trotzdem rannten die beiden noch lange, wobei Zaxis das meiste nicht einmal mitbekam, da er noch immer zu starke Schmerzen hatte. Diese wurden mit größerer Entfernung allerdings immer erträglicher. Sobald die beiden die Schule verlassen hatten waren sie komplett verschwunden und seine Augen hörten auch auf zu bluten. Endlich konnte Zaxis wieder ein Auge öffnen und blickte zu dem Mädchen, dass noch immer seine Hand gepackt hat und ihn mitzog. "Endlich wieder anwesend? Gut. Folge mir einfach, wir müssen hier schnell weg. Ich kenne einen sicheren Ort. Und spar' dir die Fragen für später." erklärte ihm das Mädchen, noch bevor Zaxis auch nur ein Wort sagen konnte. Er war zu perplex, als dass er irgendetwas dagegen hätte sagen können, also folgte er ihr einfach zu ihren "sicheren" Ort.

Die Apostel des Todes

Ein "sicherer" Ort... Gute Frage, ob hier so etwas existierte. Aber dieses Mädchen schien mehr zu wissen, als sie sofort preisgab. Und tatsächlich kamen die beiden schon bald in ein Haus. Allein das Betreten hatte schon etwas Beruhigendes. Das Mädchen seufzte erleichtert auf und setzte sich auf ein Sofa im Wohnzimmer. Zaxis war noch immer ein wenig perplex und blickte sich ein wenig in seiner neuen Umgebung um. "Woher.... Weißt du, dass es hier sicher ist? Ich meine, es sieht hier völlig normal aus." Eine berechtigte Frage, bedenkt man, dass das Monster vorhin mehrere Wände bei der Jagd auf die beiden zerstört hat. "Hm..." kurz begann das Mädchen mit den auffälligen Klamotten, nachzudenken. "Hier wurde ich bisher noch nicht angegriffen." antwortete sie schließlich und fing an unbeschwert zu lächeln.
 

Zaxis kam das mehr als nur merkwürdig vor. Dieses Mädchen... er trifft sie, total verängstigt und schluchzend in einer Ecke der Schule und nun sowas, wobei sie nicht einmal einen Grund nennen konnte, wieso sie nun so relaxt war? Langsam rappelte sich der Junge auf und setzte sich, ebenfalls seufzend, auf den Sessel gegenüber des Sofas, auf dem sie saß. Kurz darauf wurde seine Miene allerdings ernster. "Du scheinst dich hier schon recht gut auszukennen. Wenn du mir also die Frage erlaubst: Was zur Hölle geht hier eigentlich vor sich?"
 

Die Frage schien dem Mädchen nicht ganz zu gefallen, sie seufzte noch einmal kräftig und ließ sich zurück auf das Sofa fallen. "Mann, du bist aber mies drauf. Bevor du mir eine Frage stellst, solltest du deiner Heldin vielleicht wenigstens deinen Namen verraten. Du hättest diese netten Augen nämlich nicht mehr, wenn ich nicht wäre, weißt du?" Plötzlich musste Zaxis anfangen zu lachen. Einerseits hatte sie Recht: Es war ziemlich unhöflich, einfach so loszufragen. Allerdings konnte man ihm diese direkte Art auch nicht verübeln. Schließlich scheint er hier endlich Antworten auf seine Fragen finden zu können. "Nun gut, mein Name ist Zaxis. Wenn du möchtest kannst du mich noch mehr Fragen, allerdings wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir nun auch deinen Namen verraten würdest." Schon war das Mädchen wieder am Lächeln. Es war ein wirklich unbeschwertes Lächeln - zumindest für eine Person, die sich wohl schon länger "hier" befand.
 

"Zaxis ist ein lustiger Name. Ich wette, du bist der einzige, hier, der einen solchen Namen hat. Aber davon mal abgesehen: Ich heiße Marie. Und um deine andere Frage zu beantworten: Momentan bin ich mir nicht wirklich sicher, was hier gerade passiert. Weißt du, ich bin selbst noch nicht so lange hier gefangen, allerdings lange genug um zu wissen, dass du dich vor sechs Arten von Kreaturen hier in Acht nehmen musst. Die erste hast du eben schon gesehen, ich habe sie "Crawler" getauft, oder "Kriecher", je nachdem welche Sprache zu bevorzugst. Und wenn du dann mal Lust hast zu deiner Linken zu schauen, siehst du sogar schon den nächsten." scherzte Marie, während Zaxis eher schreckhaft zu seiner linken Seite ein eher geisterhaftes Wesen erblicken musste. "Was...was ist das? Sagtest du nicht, dieser Ort sei sicher?" - "Ich habe gesagt, dass ich hier noch nicht angegriffen wurde." fuhr das Mädchen ihm schnell ins Wort. "Dieser kleine Kerl dort ist harmlos. Er ist wie ein Zuschauer und ich nenne ihn deshalb Spec, kurz für Spectator." Nur eine kurze Zeit danach stand Marie auf und bewegte sich auf das Wesen zu. Zaxis erschien das Ganze ziemlich verrückt, was nur durch die Tatsache getoppt wurde, dass sie es auch noch streichelte. "Er ist wirklich ganz lieb. Du brauchst dir also keine Sorgen machen." diese sanften Worte kamen aus ihrem Mund, während sie ein Lächeln trug, das selbst die kältesten Herzen aufgetaut hätte.
 

"Aber ich schweife ab: Als nächstes gibt es noch die Nymphe und hier solltest gerade du ein wenig aufpassen. Diese recht attraktive und auch spärlich bekleidete Frau lauert gerne, genau wie ich vorher, in Ecken und wimmert, um ein paar Opfer anzulocken. Und auch wenn sie eine Frau ist, ist sie für beide Geschlechter gefährlich. Die vierte Kreatur, die ich kenne, ist Legion. und obwohl ich jetzt von einer Rede, sind es eigentlich unendlich viele, niederer Kreaturen, die wir sogar bekämpfen können, wenn es sein muss. Mir den anderen würde ich das lieber nicht versuchen, sonst verlierst du dein Gesicht schneller, als dir lieb ist." Nach diesem schon recht lange andauernden Monolog musste Zaxis doch mal das Wort erheben. "Moment, Moment, Moment, das geht mir gerade etwas zu schnell... Also, Marie, du bist hier schon etwas länger und hast also tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass es diese Wesen sind, die die ganzen Menschen umbringen?"
 

Marie war absolut nicht überrascht, dass dieser Junge vor ihr erst einmal eine Pause von der Informationsflut gebrauchen konnte und blieb deshalb bei dem Einwand gelassen. "Genau so sieht es aus. Und ich schätze, du hast dir tatsächlich erst einmal eine Pause von meinem endlosen Gequatsche verdient. Hast du Lust auf Pizza?" lächelnd fragte das Mädchen den ihr eigentlich vollends unbekannten Jungen, was Zaxis ein wenig erleichterte. Ihre unbeschwerte Art war genau das, was er in diesem Moment gebrauchen konnte, um ein wenig abzuschalten. Langsam gingen die beiden also in Richtung Küche um erst einmal ein wenig abzuwarten und die Geschehnisse und Informationen zu verarbeiten.
 

"Was für Pizza wollen wir uns machen? Ich habe genug Zutaten hier, um so ziemlich alles raufzutun." Der plötzliche Satz von Marie riss Zaxis sofort aus den Gedanken, aber er lächelte dennoch freundlich. "Wenn du so ziemlich alles hast, fände ich eine mit Thunfisch, Salami und Schafskäse sehr gut." erwiderte er auch schon, nun hoffend, dass er hier seine Lieblingspizza bekommen würde. Auf diesen Vorschlag nickte das Mädchen nur lächelnd und holte ratzfatz alle Zutaten für das gewünschte Mahl hervor. "Dann mal ran an die Arbeit, aber du musste schon helfen!" sehr schnell verdonnerte Marie den gedankengefangenen Jungen dazu, ihr beim Zubereiten des Essens zu helfen. Höflich, wie er nun mal war, nahm er diese Bitte entgegen und half ihr dabei gerne. Mit Teamwork war die Traumpizza von Zaxis schnell gefertigt und wurde auch schon in den Ofen geschoben. "Das wird nun natürlich ein wenig dauern, aber wenn du magst kannst du mich gleich weiterfragen." Dieses Angebot nahm der Junge sofort entgegen und fing auch schon ohne weiteres Vorgeplänkel an zu fragen.
 

"Also, vorhin... Erst einmal danke, dass du mich gerettet hast. Wenn du mich nicht mitgezogen hättest, wäre ich wohl von dem... "Crawler" erwischt worden. Aber nun zu meiner Frage. Du hast mich auf dem ersten Blick sofort angegriffen und mich als Monster bezeichnet... Warum?" Marie blickte nur weiter freundlich zu Zaxis, als dieser ihr dankte aber holte auch schon schnell aus, um ihm ihre Reaktion zu erklären. "Dann muss ich ja gleich weiterquatschen, he? Naja, der Grund dafür ist eine dieser Kreaturen hier - die anderen nennen ihn "Meister" und scheinen ihm untergestellt zu sein. Sein Gesicht ähnelt deinem sehr, sogar die Tatsache, dass er aus den Augen blutet..." plötzlich war Zaxis noch wesentlich interessierter an den Infos von Marie. Eine Kreatur, die dieselben Merkmale aufweist wie er? Seine Antworten schienen näher zu sein, als er anfangs dachte. "Achja," unterbracht Marie den Gedankengang des Jungen "wo ich jetzt wieder dabei bin, erkläre ich dir auch gleich das letzte Wesen: Ein Schwert, welches der "Meister" meist bei sich trägt. Es ist allerdings auch in der Lage alleine zu agieren, so fliegt es dann einfach durch die Gegend wie auch immer das funktionieren mag."

Dinner for Two

Nachdem Marie zuende gesprochen hatte, hörten die beiden erst einmal auf zu reden und genoßen die Stille. Zumindest insoweit, dass sie Zaxis genug Zeit zum Verarbeiten der ganzen Informationen gaben. //Sechs Kreaturen... Und dieser "Meister" scheint genau genau so zu sein, wie ich... Schätze, den werde ich finden müssen, wenn iche in paar Antworten haben will.// dachte er sich, um noch ein wenig bei Verstand zu bleiben. Dies war bei all diesen merkwürdigen Geschehnissen gar nicht mal so leicht. Erst als der Ofen das erwartete Geräusch von sich gab, schaffte es der Junge wieder mit den Gedanken zu seiner näheren Umgebung zu kommen. Während der gesamten Zeit hatte Marie ihn beobachtet, seine Reaktionen, die Haltung, mögliche Gedankengänge und natürlich auch seine Augen. Damit war es allerdings erst einmal vorbei, als es nun endlich Zeit dafür wurde ihren Magen zu füllen. Mit ihrer üblichen Heiterkeit begab sich das reizende Mädchen zum Ofen und holte die Pizza raus. Schnell und geschickt war diese auch schon in mehrere Teile geteilt, damit sich die beiden damit an den Esstisch gegenüber voneinander setzen konnten.
 

"Lass es dir schmecken!" konnte Zaxis nun von Marie hören, bediente sich allerdings trotzdem selbst zuerst und biss schnell in das fertige Pizzastück. "Zugegeben, ich bin ein wenig überrascht, dass du diese Pizza ohne Weiteres gemacht hast – geschweige denn einfach abbeißt. Normalerweise klingt diese Kombination für die Leute eher verrückt und ich werde gefragt wie ich denn sowas überhaupt essen könnte." sprach nun Zaxis in einem wesentlich entspannteren Ton. Er schaffte es endlich mal einw enig abzuschalten und seine Gedanken für den Moment ruhen zu lassen. Es hätte für ihn keinen Zweck, wenn er sich nun den Kopf zerbrechen würde, eine Pause wird immer mal gebraucht. Dementsprechend schnappte er sich selbst eines der Pizzastücke und biss einen großen Teil ab. Die Zeit machte sich Marie zunutze, um zu antworten: "Ach, ich bin offen für alles. Am Ende ist es eh alles zusammen im Bauch, richtig?" Ihre Fröhlichkeit kannte kein Ende, sodass auch Zaxis flott wieder von ihrem Lächeln angesteckt wurde. "Nun bin ich aber mal neugierig... Erzähl' mir mal ein wenig von dir. Und hol ruhig weiter aus, ich hatte meinen Monolog bereits." brachte sie nun hervor und kicherte kurz, fixierte den Jungen kurz darauf aber auch schon mit ihren großen, silber-blauen Augen. "Was gibt es da schon zu sagen?" fragte sich der junge Mann mehr selbst, als tatsächlich mit ihr zu reden. "Ich bin 16 Jahre alt, lebe mit meinen Eltern zusammen und bin ein einfacher Schüler. Meine Hobbys sind auch eher einfacher Art: Ich lese gerne, schreibe bei Zeiten auch mal selbst und möchte mich später einmal gerne der Psychologie widmen. Zudem habe ich diese komische Krankheit, die du ja bereits mitbekommen hast – wobei das vermutlich mehr als nur eine einfache Krankheit ist. Aber gerade darauf versuche ich derzeit eine Antwort zu finden, was quasi der Grund für mein Hiersein ist." erklärte der Junge fröglich und Marie lauschte gespannt.
 

"Komische Hobbys... Du scheinst in vielerlei Hinsicht wirklich anders, als die ganzen Anderen hier zu sein." dieser Satz wunderte den Jungen nicht, schließlich konnte er seine Umgebung ziemlich gut und als Psychologie-Interessierter ist ihm das auffällige Verhalten des Restes natürlich ins Auge gestochen. Dabei kam ihm allerdings ein Gedanke, den er nun nicht loslassen konnte. "Wo du das gerade a nsprichst... Erzähl' mir doch mal ein wenig von dir. Du scheinst auch nicht gerade in das typische Bild dieser Stadt zu passen – abgesehen von deiner Kleidung und den blauen Haaren natürlich." Als Zaxis ihren Kleidungsstil ansprach musste sie ein wenig lachen, die blauen Haare schienen ihrer sonst so fröhlichen Miene aber einen Dämpfer verpasst zu haben. "Die Kleidung trage ich eigentlich nur, um nicht wieter aufzufallen... Ich weiß, das klingt bei dieser Art etwas verrückt, aber es passte einfach zum Rest der Umgebung. Und was meine Haare angeht..." sie fing an mit diesen ein wenig rumzuspielen und ihr Blick senkte sich langsam gen Boden. "Die habe ich mir nicht ausgesucht. Das mag nun noch verrückter klingen, aber das ist meine natürliche Haarfarbe." Das waren nun Worte, die definitiv ein Erstaunen seitens Zaxis auslösten. Blau als natürliche Haarfarbe? Dann wiederum dürfte gerade er dazu nichts sagen, mit seinen zwei verschiedenen Augenfarben. Nun häuften sich aber schon zwei genetische Merkwürdigkeiten in diesen Raum, die wohl oder übel weniger mit einer Laune der Natur zu haben haben dürften, als es den beiden lieb ist.
 

"Wie auch immer..." langsam erhellte sich die Mimik des Mädchens wieder und die großen Augen wurden erneut auf den ihr gegenüber sitzenden Jungen gerichtet. "Ich bin ein Jahr älter als du und lebe nicht mehr mit meinen Eltern zusammen. Das hat allerdings wneiger damit zu tun, dass ich ausgezogen bin oder dergleichen, ich habe nur keine mehr. Meine Hobbys sind Kampfsport und fast alle Instrumente spielen. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Klavier... ich bin da ziemlich versiert. Und weshalb ich hier bin... Tja, so wirklich weiß ich das auch nicht. Als ich aufgewacht bin war bereits alles so." Erneut fing Marie an zu lachen. "Zugegeben, zuers hielt ich das alles für einen sehr verrückten Traum, allerdings ist es doch zu echt für sowas." obwohl sie wieder zu ihrer anscheinend typischen Heiterkeit zurückgekehrt war, machte ihre Worte Zaxis nun noch nachdenklicher – aus mehreren Gründen zugleich. Zuerst die Tatsache, dass sie keine Eltern mehr hatte. Wie könnte sie danach noch so fröhlich sein? Hat sie sie vielleicht schon sehr früh verloren und erinnert sich einfach nicht? Dann die wiedermal merkwürdige Kombination ihrer Hobbys: Kampfsport gepaart mit den Spielen vieler Instrumente? Nun gut, Zaxis war ein toleranter Mensch und auch sowas kann schließlich mal vorkommen. Die wichtigste Information war allerdings, dass sie nach dem Aufwachen einfach "hier" war, woraufhin er nicht länger zögern konnte und weiterfragte: "Einfach nach dem Aufwachen? Ist dir am Vortag vielleicht irgendetwas passiert?" schnell bekam Zaxis eine Antwort in Form eines leichten Kopfschüttelns. "Und du meintest eben, du seist einfach "hier" gewesen. Meinst du damit diese Stadt? Oder bist du auch der Meinung, dass diese Stadt gar nicht die gleiche ist und wir in einer anderen Welt sind?" Diese Aussage schien das Mädchen noch fröhlicher zu machen, denn ihr Lächeln strahlte nun mehr denn je. "Du denkst das also auch? Wie schön, dann komme ich mir nicht so einsam mit dieser verrückten Meinung vor." Marie's Glaube, dass sie in einer anderen Welt sind stützte die Hypothese von Zaxis, Beweise dafür fehlten jedoch noch immer. "Aber was die Stadt angeht solltest du vielleicht wissen: Ich lebe hier. Du bist sogar gerade in meinem Haus."
 

Wie man es auch dreht' oder wendete, fast jeder Satz aus dem Mund dieses Mädchens machte den Jungen neugieriger. Ob sie hier alleine lebte oder hatte sie vielleicht einen Freund, der bereits arbeitet? Dann wiederum hatte sie selbst nichts davon gesagt noch in der Schule zu sein, vielleicht war sie also bereits selbst am Arbeiten? Wie zuvor bereits schien Marie die Gedanken von Zaxis aus seinem Gesicht lesen zu können und riß ihn aus diesen. "Denk' dir nicht gleich alle mögliche Theorien aus, es ist ganz einfach: Meine Eltern waren reich und da ich ihr einziges Kind bin haben sie für mich vorgesorgt." erklärte sie und warf dabei gleich neue Fragen auf. Wenn sie anscheinend reich ist, ist dieses Haus für die Verhältnisse doch recht klein. Dabei fiel ihm aber ein, dass sie noch nicht volljährig ist und dementsprechend das Erbe vermutlich noch nicht antreten konnte – nicht in der Fülle, dass sie sich hätte mehr leisten können.
 

Ihr Plausch lenkte die beiden komplett ab, sodass sie nach kurzer Zeit sogar schon die Pizza vergessen hatten, auf die sich Zaxis so sehr gefreut hatte. Plötzlich geschah allerdings eine weitere Sache, die die beiden weiter ablenken sollte: Sie hörten ein Scheppern. Aus dem 2. Stock schien ein Geräusch zu kommen und Zaxis schaute Marie erschrocken an: "Meintest du nicht, du wurdest hier noch nicht angegriffen?" fragte der Junge nun leicht ängstlich. Marie hingegen wirkte ganz und gar nicht erschrocken und war sogar sehr wütend. "Stimmt, und das hatte auch nichts mit einem Angriff zu tun." hörte er von ihr kommen und konnte die erzürnte Stimmte nicht überhören. Schnell befand sie sich auf dem Weg in die 2. Ebene und ließ Zaxis neugierig und stark verwundert zurück. Kurze Zeit später kam sie auch schon wieder und hielt etwas schattenhaftes in ihrer Hand. Es war Spec." Dieser kleine hat schon wieder eine Vase umgehauen! Keine Ahnung, ob er versucht mich zu erschrecken oder einfach nur tollpatschig ist, auf jeden Fall war das schon die Vierte!" Zaxis konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und musste auch schnell anfangen zu lachen. Dies würde ihm aber schon bald vergehen, denn auf einmal fing Spec an zu schreien, unzwar sehr laut. Dermaßen laut, dass Marie ihn sofort fallen ließ um sich selbst die Ohren mit den Händen zu schützen. Zaxis tat dasselbe und schaute nun selbst leicht erbost zu Marie. "Macht er das häufiger?" rief er ihr zu, ohne sich sicher seien zu können, dass sie seine Stimme aus dem Lärm herauskristallisieren konnte. Sie schüttelte schnell den Kopf – es war also anders, als es sonst mit dem doch nicht ganz so harmlosen Zuschauer sein sollte. Bevor die zwei Gegenmaßnahmen ergreifen konnten hörte er aber auch schon wieder auf und Stille kehrte zurück in das Haus. Sie haben es davor nicht gemerkt, allerdings hatte die starke Lautstärke dafür gesorgt, dass etlich Fenster vollkommen zersprungen sind. "Mein schönes Haus..." seufzte Marie leise und schien sich nicht weiter darum zu kümmern, dass sie ihr Gehör hätte verlieren können.
 

Zaxis hingegen bekam nun sein übliches Problem: Seine Augen wurden rot durch die Farbe des Blutes und langsam liefen an beiden Blutstränen hinab. Jetzt musste auch der Junge seufzen, wischte sich die ersten Tropfen vom Gesicht und sah sich das kalte Blut an. "Warum gerade jetzt?" flüsterte er leise zu sich. //Naja, wenigstens tut es diesmal nicht weh...// dachte er sich noch und wollte sich gerade Marie zuwenden, als er etwas bemerkte.

Albträume

Zaxis sprang schnell auf und eilte zu Marie. Er hatte das Gefühl schnell etwas tun zu müssen, doch er wusste nicht wie er handeln sollte. Das fröhliche Mädchen stand einfach nur völlig verängstigt da und umschlang ihren eigenen Körper mit ihren Armen. Die großen Augen von ihr waren weit aufgerissen, als hätte sie einen Geist gesehen und wäre einfach in eine Paralyse verfallen. Der Junge wusste nicht, was nun helfen sollte, als packte er sie an den Schultern und versuchte sie wach zu rütteln. "Marie" Hey, Marie! Was ist los?!", rief er ihr fast schon entgegen, da er selbst nun etwas in Panik geriet. Für die ersten Momente blickte sie aber nur leer in den Raum. Mit einem schnell Zucken änderte sich dies allerdings und er schien wieder ihre Aufmerksamkeit zu haben. Als er ihr in die Augen sah konnte er allerdings nicht darin erkennen. Ihr Blick war vollkommen leer. Ohne darauf vorbereitet zu sein stieß sie ihn auch noch plötzlich weg und lief los, so schnell sie konnte aus dem Haus. "Verschwinde! Lass mich in Ruhe du Monster!" hörte er sie nur rufen, bevor sie durch die Haustür verschwunden war. //Was?...Wie?...Aber?!// Zaxis konnte gerade keinen Gedanken zu Ende bringen und war schlichtweg verwirrt. Schon wieder hatte sie ihn als Monster bezeichnet und lief von ihm weg. Dabei war er der festen Meinung, dass sich diese Angelegenheit geklärt hätte.
 

Es half alles Denken nichts, er musste nun handeln. Den Grund für diesen plötzlichen Aufbruch kannte er zwar nicht, aber er musste ihr folgen. Sie hatte das Haus verlassen, das, laut ihren Aussagen, Haus in dem sie noch nie angegriffen wurde. Er wollte sie da draußen nicht alleine lassen – er durfte sie nicht alleine lassen, also rannte er ihr so schnell er konnte hinterher. Durch die ganzen merkwürdigen Geschehnisse hatte er schon wieder vergessen, dass seine Augen am Bluten waren. Ob das der Grund für ihre starke Reaktion war? Zu viele Theorien, zu wenige Antworten. Bei seiner Verfolgung musste er erneut feststellen, wie schrecklich schnell dieses Mädchen laufen konnte – Barfuß. Zumindest schaffte Zaxis es ihr so sehr auf der Spur zu bleiben, dass er sehen konnte wohin sie lief. Doch als sie in eine kleine Gasse zwischen zwei Häusern gerannt ist, musste er erst einmal die Verfolgung aufgeben. //Verdammt! Warum gerade jetzt?! Hoffentlich hat es sie nicht gesehen.// waren seine Gedanken als er den von Marie getauften "Kriecher" erblickte. Auch wenn er das entflohene Mädchen lieber weiterverfolgen würde, wollte er nicht riskieren selbst in die Hände dieser Monster gerät oder sie gar zu Marie führt, damit beide dann ein arges Problem hätten.
 

Zaxis machte sich die Gelegenheit zu nutzen um den Kriecher zu beobachten. So betrachtet wirkte dieser sehr schleimartig und hinterließ bei der Bewegung sogar etwas dieses Schleims auf dem Boden. Wesentlich abschreckender war es allerdings, als plötzlich eine Taube angeflogen kam. Die Taube landete auf solchen Hinterlassenschaften und wurde kurz darauf auch schon von diesen verschluckt, als hätte auch diese noch ein Eigenleben. Es war hierbei schrecklich für den Jungen mit anzusehen, wie zuerst die Federn des Vogels langsam verdorrten, woraufhin das Fleisch der Taube langsam zerlief und auch die Muskeln folgten schnell darauf, bis zum Schluss sogar die Knochen aufgelöst wurden. Es war also nicht schwer für ihn zu entscheiden, dass er auch diesen kleinen Schleimspuren aus dem Weg gehen sollte.
 

Nachdem der Kriecher endlich vorbei war konnte Zaxis endlich wieder weiterlaufen und musste dabei enttäuscht feststellen, dass er sie komplett verloren hatte. Er wollte aber nicht aufgeben also lief er weiter, er musste Marie einfach wiederfinden. Nachdem er eine Weile lang herumgeirrt ist kam er zum örtlichen Schwimmbad und in Gegensatz zu allen anderen Orten stand hier die Tür auf. Seine Hoffnungen waren dementsprechend groß, dass er hier die Verschollene wiederfinden würde – mit der zusätzlichen Hoffnung nicht auf weitere Monster zu treffen. Es handelte sich nicht um ein gewöhnliches Schwimmbad sondern war schon eher einer Halle gleich. Viele verschiedene Becken waren hier enthalten und auch mehrere Rutschen und Sprungbretter waren vorhanden. Und auf eines der Sprungbretter befand sich die Bestätigung für die Vermutung des Jungen: Marie. Doch in dem Moment, als er sie erspähen konnte fing sie an nach vorne zu kippen und fiel vom Brett runter. Schnell rannte Zaxis los und wollte das Mädchen retten, das inzwischen in das Becken darunter gefallen war. Doch gerade als er hineinspringen wollte hielt er ein und blieb vor dem Wasser stehen.
 

Dieses hatte sich nicht ein bisschen bewegt. Es war so ruhig, wie es nur ging und nicht eine Welle schlug in diesem. Nach kurzem Rumschauen konnte er auch das Mädchen nicht im Becken finden. //Das... Werde ich nun schon verrückt?// überlegte er sich und trat ein paar Schritte vom Becken zurück. Er ging allerdings wieder einmal vorwärts, denn er meinte etwas anderes gesehen zu haben. Es war nichts, das sich im Wasser befand, sondern mehr darauf. Es ging um sein Spiegelbild im Wasser. Natürlich waren noch immer die roten Striche zu sehen, die seine blutigen Tränen hinterlassen haben, aber das störte ihn im Moment kein bisschen. Seine Augen waren anders – die Farben vertauscht. Im Spiegelbild konnte er sehen, dass nun sein rechtes Auge rot und das Linke blau war. //Wechseln die jetzt schon nach eigenem Belieben die Farbe? Das wird ja immer verrückter...// Zaxis schüttelte den Kopf und wusch sich im selben Zug das Gesicht. Doch so sehr er es auch versuchte und so viel Wasser er auch nahm, die roten Striche in seinem Gesicht wollten einfach nicht verschwinden.
 

Jetzt war der Junge sichtlich entgeistert, nichts schien mehr funktionieren zu wollen und zu allen Überfluss hat er Marie noch immer nicht gefunden. Doch zumindest änderte sich das schnell. "Zaxis!" hörte er eine weibliche Stimme rufen und war sich sicher, dass es sich dabei um Marie handelte. Ein kurzer Blick genügte um die Quelle des Rufes auszumachen, doch was er sag erschrak ihn. Marie war tatsächlich dort, jedoch nicht alleine. Vor ihr stand er selbst! Für einen Moment war er sich sicher, dass er nun vollkommen den Verstand verloren hatte, allerdings fiel ihm dann die Info von Marie ein. Die eine Kreatur, die Zaxis' Zwilling sein könnte. Dieser "Meister". Hatte er es geschafft das Mädchen glauben zu lassen, dass dieses Wesen der harmlose Junge war? Zaxis wollte nichts riskieren und sprintete so schnell es ihm möglich war zu ihr. Seine lauten Schritte erweckten auch die Aufmerksamkeit der beiden, die gerade normal zu reden schienen. Ihre Reaktion war allerdings weniger verwirrt, sondern wirkte schon fast geplant. Der "Meister" floh und Marie blieb stehen und nahm eine Kampfposition ein.
 

"M-Marie?", stotterte der Junge leicht und blickt verwirrt in die entschlossenen Augen der jungen Dame. "Sprich mich bloß nicht beim Namen an, Monster!", zischte sie nur als Antwort und schneller, als Zaxis reagieren konnte holte sie zu einem Tritt aus, der ihn komplett ungeschützt treffen musste. Zumindest hätte er das tun sollen, doch aus irgendwelchen Gründen wehrte er ihren Fuß ab. Nicht nur das, er packte sie am Fußgelenk und warf sie von da aus direkt an die Wand. //Was? Wieso? Mein Körper... Er macht was er will!// Langsamen Schrittes ging er nun auf das hilflose Mädchen zu, das sich noch vom harten Aufprall erholen musste. "Marie! Lauf!", wollte er rufen, doch seinem Mund entkam keine Silbe. Nun nicht mehr entschlossen, sondern verängstigt schaute Marie zu Zaxis. Dieser packte sie jetzt am Hals und hob sie langsam hoch. //Hör auf! Wieso mache ich das?// Zaxis verzweifelte innerlich und wusste nicht, wieso das alles geschah. Die junge Dame zerrte an der kräftigen Hand die sie festhielt und versuchte diese zu lösen – vergebens. Plötzlich sah der die Körperkontrolle beraubte neben sich eine Figur. Sie war verschwommen, doch es schien sich dabei um eine Grotesk aussehende Person zu handeln. Sie wirkte, als wären am ganzen Körper Narben, doch genaues war einfach nicht zu erkennen. Die Hand hebend machte Zaxis selbst genau worauf dieser hindeutete und wollte es nicht wahrhaben. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr und er merkte, dass er es nun sein würde, der Marie umbringt. "Du bist allein.", hörte er plötzlich in seinem Kopf und wollte sich eigentlich umsehen, doch noch immer wollte sein Körper nicht mitspielen. "Du bist anders. Deine Augen, sie gehören dir nicht." Der Junge verstand nur noch Bahnhof. Hier geschahen absolut merkwürdige Dinge und er konnte nichts dagegen tun. Der Blick war noch immer auf Marie fixiert, die in seinem festen Griff langsam schwächer werden musste, aber stetig weiter versuchte sich zu befreien. In einem letzten, verzweifelten Versuch holte sie mit ihrer Hand aus und gab Zaxis eine Ohrfeige. Er schloss die Augen, nicht willens zu sehen, dass sie ihn traf und dennoch tat sie es. Und der Schmerz war echt.

Eine unruhige Stadt

Zaxis erschrack und erhob seinen Körper, nur um mit dem Kopf gegen etwas zu stoßen und wieder zurück auf den Boden zu fallen. Langsam öffnete er seine Augen und erblickte Marie, die sehr verzweifelt aussah, sich aber auch die Stirn hielt. Beim Hochschrecken muss er gegen sie gestoßen sein. Er war froh, aber auch schrecklich verwirrt. Nicht die Schwimmhalle war es, die er nun seine Umgebung nennen konnte, sondern ein Haus. Maries Haus. Endlich verstehend was geschehen sein muss, richtete er sich schnell auf und umarmte das nun etwas perplexe Mädchen, das jedoch nur leicht anfing zu lächeln. "Was bin ich froh..." flüsterte Zaxis und Marie löste sich jetzt aus der Umarmung und stand auf. "Und ich erst, ich dachte schon, du würdest gar nicht mehr aufstehen." erklang es aus ihrem Mund im scherzhaften Ton. "Nachdem Spec geschrien hatte, bist du einfach umgekippt. Ich fürchtete, dir wäre irgendetwas passiert." Erst jetzt konnte Zaxis die ganze Wahrheit erkennen. Es war allerdings leider nicht alles ein Traum gewesen, aber der schrecklichste Teil wenigstens. Er rappelte sich auf und blickte sich wieder einmal um. Alles schien wieder normal. Auch die Fenster waren noch heile. Nun konnte er aber auch den schrecklichen Schmerz in seinem Gesicht wahrnehmen und rieb sich die Wange. "Du hast einen echt harten Schlag drauf..." beschwerte sich Zaxis gleich als er es bemerkte. Marie machte das nichts aus und lachte nur leicht. "Na wenn du unbedingt Dornröschen spielen musst!"
 

Der junge Mann lachte selbst, doch dann wurde seine Miene wieder ernster. "Ob der kleine das ausgelöst hat?" fragte er nun und dachte daran, dass Marie vorher behauptete man müsse sich vor ihm nicht vorsehen. Diese zuckte aber nur mit den Schultern. "Gut möglich, auch wenn er das bei mir noch nie ausgelöst hat. Wenn er es war und er in der Lage ist hierhin zu kommen, sind wir aber auch hier nicht sicher..." seufzte sie etwas enttäuscht, da ihre Zuflucht wohl doch keine uneinnehmbare Festung war. Diese Aussage wurde auch schnell untermauert – auf einmal wurde ein Fenster zerstört und die Vordertür aufgebrochen. Die zwei erschracken kurz, Marie wusste aber bereits, was passiert sein musste. Auch Zaxis schaltete schnell und folgte dem Mädchen, das sich schnell in Richtung Vordertür begab. "Ist das...?" "Ja, Legion."
 

Die Frage musste nicht einmal komplett ausgesprochen werden und Marie wusste bereits, was er meinte. Jetzt mussten sie laufen. "Ich dachte, wir könnten gegen die kämpfen?!" rief Zaxis, der nun etwas panischer wurde. Das Mädchen aber blieb gelassen und schaute durch die zerstörte Vordertür. "Kannst du denn kämpfen? Abgesehen davon können wir gegen so viele nichts anrichten." schallte es nur aus ihrer Richtung und Zaxis erblickte eines der Wesen direkt vor dem Haus. Es wirkte nicht so, als hätte es eine feste Form. Mehr, als hätte sich ein Metzger ein paar Fleischreste geschnappt, sie irgendwie zusammengewürfelt und ihnen Leben eingehaucht. Wohl frisches Blut tropfte von der Kreatur und hätte der Junge an diesem Tag nicht schon mehr verrücktes erlebt, wäre dieser Anblick ein Grund den Verstand zu verlieren. Marie hatte wohl bereits mehr als genug gesehen und rief nur wütend. "Aus dem Weg!" mit diesen Worten flog auch schon ihr Bein in Richtung Fleischkörper. Das Auftreffen muss sehr hart gewesen sein, denn bevor das Wesen vollkommen aus dem Weg geflogen war hörte man noch ein qualvolles aufheulen. Erst in diesem Moment fiel ihm aber eine Sache bei Marie auf: Sie hat ihre Klamotten gewechselt. Im Gegensatz zu dem langen, glatten Rock trug sie nun einen kurzen Faltenrock und am Oberkörper eine schwarz-blaue, locker liegende Kapuzenjacke. Schuhe trug sie aber immernoch keine.
 

Nachdem die Gefahr aus dem Weg war lief Marie auch schon los und Zaxis musste nicht erst dazu aufgefordert werden ihr zu folgen. Aus dem Haus raus schaute er mal hinter sich, als die beiden nun die Straße entlang rannten. Mindestens zehn dieser fleischlichen Wesen konnte er sehen. Alle hatten sehr makabre Körper und wirkten sehr zufällig durcheinander gewürfelt. Ihre Bewegungen waren auch mehr ruckartig, als dass sie komplett kontrolliert waren. Dennoch konnte sich Zaxis vorstellen, dass eine große Menge dieser sehr gefährlich sein könnte – den Zug von Marie wegzulaufen konnte er also verstehen, auch wenn sie schon einiges an Kampferfahrung zu haben schien.
 

Nachdem sie eine Weile lang durch die Straßen liefen, stolperte Marie auf einmal und fiel zu Boden. Zaxis, der nicht ganz mithalten konnte, kam kurz darauf zu ihr und konnte auch sehen, worüber sie gestolpert ist. Dies war aber erst einmal seine kleinere Sorge und er kniete sich zum gestürzten Mädchen. "Alles okay?" fragte er sie mit einer offensichtlich besorgten Mine und reichte ihr dabei seine Hand. "Ja... Ja, geht schon. Kann ja mal passieren." antworte die junge Dame kleinlaut und stand mit Hilfe von Zaxis wieder auf. "Worüber...?" "Einem Unterarm..." bevor die Frage ausgesprochen war kam auch schon die Antwort vom Jungen. Da lag tatsächlich ein Unterarm mitten auf der Straße. "Der war aber vorher noch nicht da.... Naja, lass uns besser schnell weiter!" auch eine Entscheidung, die der Junge gut nachvollziehen konnte. Wer weiß schließlich schon, wem oder was dieser Unterarm gehörte?
 

Als sie nun weiterliefen, fiel Zaxis allerdings auf, dass Marie wesentlich langsamer wurde. Er konnte gar mit ihr mithalten und an ihren Schritten auch feststellen, was passiert sein musste. "Warte kurz." rief er ihr zu und sie ging der Bitte sofort nach. Dann konnte das Mädchen beobachten, wie Zaxis seine Taschen durchsuchte und danach eine Mullbinde sowie eine Tube rausholte. "Du bist verletzt. Lass' mich das eben verarzten." sagte er ihr trocken und kniete sich zu ihrem Knöchel. "Warum hast du nichts gesagt? Der sieht verstaucht aus." entkam es ihm und Marie errötete leicht während Zaxis ihren Knöchel ungefragt verband, nachdem er ein wenig Salbe aus der Tube auf ihrem Knöchel verteilte. "So eine kleine Verletzung... Die wäre schon von alleine verheilt!" entgegnete sie ihm nun und wirkte leicht gefrustet. Doch Zaxis blieb trocken und schaute Marie ernsthaft an, nachdem er fertig war und wieder aufgestanden ist. "Aber nicht, wenn du hier weiter so rumläufst. Und der wird nun geschont, ärztliche Anweisung."
 

Mit den Worten ging er vor sie und und kniete sich hin. Der bestimmte Ton von Zaxis' Stimme beunruhigte das Mädchen ein wenig, versicherte ihr aber auch, dass er anscheinend wusste was er tat und sagt. Die Pose, in der er sich nun befand konnte aber nur eines bedeuten und darauf wollte sich Marie auf keinen Fall einlassen. "N-Nein! Du nimmst mich bestimmt nicht huckepack!" "Es ist das Mindeste, was ich tun kann. Du hast mich nun schon zweimal gerettet und ohne dich habe ich in Zukunft bestimmt nur noch mehr Probleme. Also stell' dich nicht so an." Noch immer redete Zaxis in einem sehr ernsthaften Tonfall und Marie hielt es für unmöglich ihn nun umzustimmen. "Na gut..." murmelte sie leise und lies sich nun doch widerwillig von Zaxis tragen. Dieser lächelte endlich wieder leicht und ist froh, dass sie seinen Rat angenommen hat. Wie es durch ihre Statur zu erwarten war, fühlte sie sich sehr leicht an, doch irgendetwas stimmte nicht ganz an ihrem Oberkörper. Zumindest fühlte sich irgendetwas merkwürdig an, obwohl er nicht in der Lage war zu sagen was es wohl wäre. Danach fragen wollte er nun aber nicht. Nichtsdestotrotz machte ihre leichte Statur ihren vorhergegangenen Angriff nur umso beeindruckender.
 

Ohne weitere Worte fing Zaxis nun wieder an loszulaufen. Dabei versuchte er so wenig wie möglich zu hüpfen oder zu wackeln, damit sein Passagier möglichst sicher bleibt. Dieser hielt sich aber gut fest und blickte sich ein wenig um. Legion, wie sie von Marie genannt wurden, tauchten nun quasi aus allen Ecken auf – durch ihre schwerfällige Bewegungen aber trotzdem keine Gefahr für den Jungen, der trotz extra-Ballast schnell laufen konnte. Als sie zu einer Kreuzung liefen konnte Marie auf einmal eine Person sehen. Ein Mann lief der Kreuzung entlang und wirkte stark gehetzt. Auf den ersten Blick konnten sie nur feststellen, dass er einen feinen Anzug zu tragen schien. Es brauchte keine Worte von Marie damit Zaxis wusste, was er tun sollte. Schnell entschied er sich dem Mann zu folgen. Die Verfolgung war schneller vorbei, als der junge Mann gedacht hatte, denn der Herr im Anzug lief nicht besonders schnell. "Hey! Warten Sie mal!" rief Marie, als sie ihm nahe genug gekommen waren und der Mann blieb zügig stehen und drehte sich, stark außer Atem, zu dem ungewöhnlichen Paar.
 

Er wirkte ungefähr genauso verwundert wie Marie und Zaxis den Mann zu sehen – oder überhaupt jemand anderes hier zu erblicken. Nur durch einen kurzen Blick war den beiden schon klar, weshalb er nicht so schnell gelaufen ist: Er hatte das stereotypische Profil eines alten Geschäftsmannes. Ein runder Bauch blickte unter seinem dunklen Jacket hervor und vom vielen Laufen war sein Gesicht hochrot gefärbt. Ihnen war unklar, wie lange er wohl schon gerannt ist, seine Konstitution lies allerdings schätzen, dass es trotz schwerem Keuchen und starken Schweißausbruches noch nicht lange war. "Wohin laufen Sie so eilig?" fragte Marie als erstes und hatte nun wieder ihr übliches Lächeln auf den Lippen, das Zaxis aus seiner Position natürlich nicht sehen konnte. "I-Ich?" stotterte der Herr und rang weiter nach Atem. "Zur Bank... Ich hörte eine Leiche wäre gefunden worden!" erzählte er den zweien, ohne irgendwie Diskretion an den Tag zu legen oder zu bedenken, wie ein toter Mensch auf junge Leute wirken könnte. "V-V-Versteht mich nicht falsch!" winkt er dann aber schnell ab und strahlte noch mehr Panik aus, als zuvor. "Ich bin der Leiter der ESB." Der Name sagte etwas in den Köpfen der jungen Menschen. Die ESB, "Electronic Savings Bank", war noch nicht sehr alt und spezialisierte sich darauf materielles Geld weiter in den Hintergrund zu rücken. Vieles ging dadurch schneller und wurde komfortabler, aus Sicherheitsgründen gab es allerdings schon häufiger böse Ausrufe gegen die Firma, dennoch konnte sie sich schnell zu einer der größten Banken der modernen Zeit erheben und war sogar weltweit vertreten – mit einem Hauptsitz in dieser Stadt. "Ich kann nicht zulassen, dass unser Ruf weiter geschädigt wird!" rief er noch, bevor er sich wieder umgedreht hatte und weiterlief.
 

Eigentlich wollte Marie ihn noch auf die Monster ansprechen, aber er schien es zu eilig zu haben, als dass er auf sie hören würde. Dann widerum hatte er sie selbst nicht darauf angesprochen. Ob er überhaupt bemerkt hatte, dass sonst niemand menschliches hier war? Marie und Zaxis wollten ihn nicht alleine dieser Gefahr aussetzen und fühlten sich als Mehrwissende auch etwas für ihn verantwortlich. Zaxis konnte dabei den Gedanken nicht abschütteln, dass er mit mehr Menschen bestimmt schneller Informationen sammeln konnte. Marie hingegen wollte nicht noch mehr Menschen sterben sehen, als sie es in ihrer Zeit hier bereits getan hatte. Sie klopfte Zaxis locker auf die Schulter und ließ ihn damit wissen, dass sie sich lieber beeilen sollten.
 

Ihr neuer Weg war also beschlossen, die örtliche ESB-Zentrale. Auf dem Weg fing Marie plötzlich an mit dem Jungen der sie trägt zu reden. "Sag' mal.. Er meinte eine Leiche wäre gefunden worden. Das bedeutet, dass in der Zwischenzeit ein weiterer Mensch hier war, neben ihm jetzt natürlich. Wie viele sind dem jetzt eigenlich schon zum Opfer gefallen?" Ohne seinen Schritt zu verlangsamen antworte Zaxis: "Ein paar tausend. Es ist unglaublich, dass es so viele Opfer geben konnte, bedenke ich unsere Situation gerade wundert es mich aber nicht mehr wirklich. ""Ein paar tausend?" Und das in einer Großstadt? Sowas muss doch mehr auffallen..." murmelte sie nun. Ihr war bewusst, dass es bereits sehr viele solcher Leichen gab, war sich bis eben aber nicht der vollständigen Größe im Klaren. "So sind die Menschen hier nunmal." entgegnete Zaxis trocken. Ihm war bereits klar, dass es viel zu viele Menschen auf der Welt gibt, die aus rein egoistischen Gründen handeln. Deswegen war es immer wieder erfrischend Leute wie Marie zu treffen, die einfach so anderen helfen. "So sind die Menschen nun einmal..." wiederholte das Mädchen und klang dabei zum ersten Mal seit ihrem Treffen irgendwie traurig. Etwas, das Zaxis auf keinen Fall provozieren wollte. Wenigstens gab es aber nun etwas, das sie auf andere Gedanken bringen würde. "Wir sind da." kündigte der junge Mann an und Marie hob ihren Kopf, der noch kurz zuvor in Gedanken verloren schien.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Von:  Rayne-Sunshine
2011-01-22T11:59:27+00:00 22.01.2011 12:59
Gänsehaut pur!
Du hast eine lebendige Art zu erzählen.

Von:  mia-serina
2011-01-21T22:45:48+00:00 21.01.2011 23:45
Junge, junge, junge, wenn mir so etwas passieren würde, wäre ich nicht so gelassen. Egal warum er so ist, der Junge macht einem wirklich Angst, aber es ist auch sehr interessant zu sehen wie er die ganze Sache auffasst. Die Leichen ohne Augen zu finden erinnert mich selber ein wenig an den Horrorfilm "Jeepers Creepers". In einem der beiden Filme, fehlem einem Jungen auch die Augen, sehr gruselig. Ich mag wie es beschrieben worden ist, sehr schön.
Lg Mia
Von:  Rayne-Sunshine
2010-12-12T20:47:47+00:00 12.12.2010 21:47
gänsehaut pur *zitter*
des ist richtig gut geschrieben.
freu mich schon aufs weiter lesen^^
Von:  mia-serina
2010-12-08T04:59:57+00:00 08.12.2010 05:59
Ich muss schon sagen, als ich den ersten Abschnitt gelesen habe bekam ich Gänsehaut, richtig uhaa >.< Gefällt mir das du es so beschrieben hast, hat etwas ekliges, und doch was, wo man nicht aufhören kann zu lesen hier.
Bei dem zweiten Absatz hätte ich mir einfach mehr Infos über die Morde gewünscht, vielleicht die Anzahl der Personen, oder ähnliches.
Im dritten kommt leider auch schon das dieser Junge ungewöhnlich ist, vielleicht solltest du das nicht so direkt sagen, denn wenn es um die Person geht kann sich das jeder denken das es so ist.
Hier sehr schön geschrieben ist was den Jungen so ungewöhnlich macht, aber ich hätte mehr auf sein Aussehen hier fokusiert um es für den Leser nochmal ein wenig deutlich zu machen wer oder was der Junge nun genau ist.
Im nächsten Absatz waren die Augen gut beschrieben, das hat mir sehr gefallen, langsam kann man sich ein Bild von dem Jungen machen, und man fragt sich ob er etwas mit dem Kerl aus dem Prolog zu tun hat oder zu mindestens ob es ein Anzeichen für etwas ist denn beide bluten und bluteten aus den Augen, der eine überraschend einmal, und bei Zaxis ist es ja normal, mal schaun wie es da weiter geht bin schon sehr gespannt.
Was mir dann auffiel war diese Sekte, sie kam mir gleich vor wie die "Zeugen Jehovas" die aus allen Ecken rausgekrochen kommen wenn mal was passiert, sehr schön. ^^'
Nun zum Schluss, er ist so geschrieben das der Leser unbedingt wissen will was nun passiert und was das für eine Kraft ist, wirklich gut geschrieben, ich hoffe du erwähnst auch die Frage im nächsten Kapitel was nun im Biologietest vorkam das hat mich nun auch neugierig gemacht xD
Meine Frage die ich mri gleich dann gestellt habe. "Ist er vielleicht irgendwo für die Morde verantwortlich damit er seine Gabe behalten kann und ist das der Grund warum eines seiner Augen so rot ist?" Aber die Antwort werde ich hoffendlich bald bekommen.

Hier zum Korrigierteil:
Im 4 Satz des ersten Absatzes steht "kine" statt "keine".
Zweiter Absatz, am Ende des dritten Satzes steht "hingerichtet wird" ich würde aber allein wegen der Gramatik schon "hingerichtet werden würde." hinschreiben, denn du sagst ja das man das nur behauptet, daher ist diese Formulierung besser.
Gleich im Satz danach hast du "Gott" mit einem "t" geschrieben.
Dritter Absatz zweiter Satz "Er wr" meintest du vielleicht "Er war"?
Nochmal gleicher Absatz 3 Satz: "verheilt" statt" verhielt."
5 Absatz: "fpr" da meintest du sicherlich "für".

Das wars erstmal von mir. Bis hoffendlich bald mal wieder.
Lg Mia
Von:  Rayne-Sunshine
2010-12-05T19:48:52+00:00 05.12.2010 20:48
mir gefällt deine schreibweiße, auch wenn es mir die Nackenhaare gestreubt hatte, als ich das kapitel gelesen hatte.
Bin mal auf den nächsten teil gespännt, wenn es so weit kommt.
Von:  mia-serina
2010-12-03T17:18:52+00:00 03.12.2010 18:18
So hier nun meine Meinung, erstmal ist es sehr schön gegliedert, man kann es wirklich wunderbar lesen finde ich. Es sieht ansprechend aus und ist für einen Prolog auch nicht zu viel. Bei dem zweiten Absatz scheinst du ein paar Worte vergessen zu haben.
>>Danach hatte er für den heutigen Tag bereits frei, der restliche Unterricht fiel aus, aber er blieb dennoch bis zum Schulschluss der meisten anderen Schüler in der Schule.<<
Hier meintest du sicherlich "im Gegensatz zu den" oder "mit den meisten"
Im Dritten Absatz hast du gleich am Anfang ein "n" vergessen. Dann das "t" bei Blut an seinem Auge, und Gesicht wird groß geschrieben.
Im Vierten Absatz hast du "seitdem" falsch geschrieben. Vielleicht solltest du wirklich einen Betaleser haben das alles macht die Geschichte ein wenig kaputt.
Aber der Anfang ist wirklich sehr toll, ich kann es gar nicht mehr erwarten das es weiter geht, die Fragen die gleich aufkamen waren. "Was für eine Welt war das?" und " Wo ist der Junge hin?" Also hoffe ich es geht weiter und du nimmst meinen Rat mit dem Betaleser endlich mal an XO.
Mate ne Mia


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