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Desiderosa

von

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Verrat

Das Lagerfeuer knackte und knisterte. Normalerweise spendete ein Lagerfeuer Wärme, gab einem das Gefühl von Geborgenheit und Verbundenheit. An einem Lagerfeuer war es gemütlich, es wurde gelacht und gespaßt.

Doch heute Abend nicht. Und nicht an diesem Feuer. Heute Abend blickten vier ernste Gesichter in das Spiel der Flammen, vermieden es, sich gegenseitig anzusehen, Streit lag in der Luft, Spannung.

"Ist das wirklich dein Ernst?", ertönte die immer leicht kratzige Stimme der kleinen Jellerbee. Jet vermied es, sie anzusehen.

Sie konnten, nein, sie wollten es nicht verstehen. Die Nationen lebten in Frieden, natürlich, aber was ließ sie vergessen, was die Feuernation ihren Familien angetan hatte? Tod und Leid, Blut, Flammen und grenzenlose Erschöpfung und all das hatten Jet und seine Freunde hingenommen, sie hatten gekämpft. Jet vermutlich am verbissensten von allen.

Niemals hatte er sich mit dem Frieden anfreunden können. Wozu dann das alles? Dann war doch alles umsonst.

Mit steinerner Miene in die Flammen starrend, nickte er. "Wir werden uns unter denen, die unter dem Krieg gelitten haben und ebenso auf Vergeltung sinnen, Gleichgesinnte suchen und eines Tages ... werden wir die Feuernation unterwandern und ihnen alles zurückzahlen ... alles." Sein Blick hatte dabei etwas leicht Verträumtes angenommen.

Die Freunde warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu. Dann war es, zu aller Überraschung der verschlossene Longshot, der das Wort ergriff.

"Jet, wir haben mit uns selbst Frieden geschlossen und auch, wenn wir nicht vergessen können, so können wir verzeihen. Warum du nicht?"

Jet sah auf, konnte nicht glauben, was er da hörte. "Hat euch der Frieden zu Weicheiern gemacht?", schnappte er, dabei verdrängend, dass Longshot mal wieder - wie eigentlich so oft - Recht hatte. Sie wichen seinem Blick aus.

Der junge Mann spürte plötzliche Wut in sich auflodern, sprang abrupt auf, sodass sie zusammenzuckten. “Wo verdammtnochmal ist euer Kampfgeist hin, euer Stolz?”

“Jet, wir können nicht mehr!”, rief Jellerbee verzweifelt, war ebenfalls aufgesprungen. Niemals hatte sie ihm widersprochen, war ihm blind gefolgt. Aber diese Zeiten waren vorbei. Es hatte einen Umschwung gegeben, nicht nur in den Nationen, auch in den Herzen der Menschen.

“Wir wollen nicht mehr kämpfen, wir wollen endlich leben, warum willst du das denn nicht begreifen?”

Ein abfälliges Schnauben war zu hören, er starrte die Menschen, die er mal seine Freunde zu wissen glaubte, verständnislos an.

“Ihr wollt nicht begreifen!”, ereiferte er sich, ballte die Fäuste zu Händen. Er fand keine Zustimmung in ihren Gesichtern, nur Unverständnis und ... Mitleid?

Abermals überrollte ihn eine Welle des Zornes. Wie konnten sie nur Mitleid mit ihm haben?

Mitleid.

Abermals setzte der junge Mann an, etwas zu sagen, zu versuchen, sie zu bekehren. Doch dann traf ihn die Erkenntnis, härter als ein Vorschlaghammer. Sie hatten das Kämpfen aufgegeben. Sie folgten nicht länger seinen Idealen, sie ... ja, sie hatten etwas, das er nicht hatte. Inneren Frieden. Jet biss sich auf die Unterlippe. War es vielleicht Neid, der ihn so verbittert sein ließ? Der es nicht zuließ, dass er sich ergab? Der Krieg der Nationen war beendet, was aber war mit dem Krieg, den er in einem Inneren ausfocht?

Der Schmerz, der Verlust seiner Familie, den hatte er niemals ... niemals verarbeitet. Es hatte keine Zeit dazu gegeben. Und er wollte sich auch nicht darauf einlassen. Er fühlte sich stark, solange er sich von seiner Rachsucht leiten ließ, sie verlieh ihm ungeahnte Kräfte, aber wenn man Gefühle zuließ, dann machten sie einen schwach und weich.

“Bitte Jet, komm mit uns in die Stadt ... Lass uns dort zusammen ein neues Leben aufbauen, bitte!”

Jellerbees Stimme klang flehend, brüchig. Weinte sie etwa? Warum weinte sie? Er war doch derjenige, der gerade von seinen engsten Vertrauten verraten wurde.

Er schüttelte langsam den Kopf. “Nein.” Auch seine Stimme klang heiser. Dann drehte er sich weg. Es sah ganz so aus, als würden sich ihre Wege nun trennen.

Jellerbee machte den Mund auf, wollte ihm etwas hinterher rufen, ihn am Arm packen, aufhalten, aber Longshot streckte den Arm aus und sah sie ernst an. Dann schüttelte er den Kopf.

Jet musste erstmal mit seinen eigenen Dämonen fertig werden. Ganz alleine, wie es aussah. Er musste zur Ruhe finden, ehe er beginnen konnte, sie zu verstehen.

Aufbruch

Während er seinen Aalhund für die Nacht festband, klangen ihm immer noch die Worte seines Onkels von vor ein paar Tagen in den Ohren nach.

Der alte Mann war nicht sonderlich begeistert gewesen, als Zuko den Wunsch geäußert hatte, sich auf die Suche nach seiner Mutter zu begeben - und das alleine.

Er hatte ihm sehr ins Gewissen geredet, dass es unklug wäre, jetzt den Thron alleine zu lassen, dass die Menschen Fragen stellen würden.

Und ungeduldig würden, wenn sie keine Antwort erhielten.

Nicht einmal seine Freunde hatte er großartig in dieses Unterfangen eingeweiht, lediglich Aang schien etwas geahnt zu haben, aber dieser war so umsichtig gewesen, zu den anderen nichts zu sagen. Und Zuko war ihm dankbar dafür, er war sich sicher, dass sie ihn hätten begleiten wollen, hätte er seine Karten offen auf den Tisch gelegt. Das war eine Sache, die er alleine tun wollte... musste.
 

Nun denn, Zuko musste zugeben, dass die Einwände seines Onkels berechtigt gewesen waren. Immerhin ließ er den Thron wirklich für eine geraume und vor allem unbestimmte Weile alleine und auch, wenn sie jetzt in Zeiten des Friedens lebten, so währte dieser noch nicht so lange, als dass man sich auf den Lorbeeren ausruhen konnte.

Zuko wusste das und ein bisschen schlechtes Gewissen begleitete ihn, aber er wusste auch, dass wenn der diesem Drang nicht nachgab, seine Fragen bis an sein Lebensende unbeantwortet blieben.

Er hatte in letzter Zeit so häufig von ihr geträumt, von jener Nacht, als sie fortgegangen war und ihn mit einem Haufen Fragen zurückgelassen hatte. Irgendwann hatte er es nicht mehr ausgehalten und sogar seinen Freunden war aufgefallen, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmte.

So war er zu dem Entschluss gekommen, dass es so nicht weitergehen konnte. Wenn er krank würde und er hatte sich bereits so gefühlt, dann wäre er seinem Volk erst Recht kein guter Herrscher.
 

Es wäre ja nicht für lange, hatte er seinen Onkel beschwichtigt, der sich schlussendlich zähneknirschend dazu bereit erklärt hatte, die wichtigsten Dinge, sollten welche anfallen, in seinem Sinne zu regeln.
 

So war der junge Feuerlord nun bei Nacht und Nebel vor drei Tagen aufgebrochen, nichts weiter als ein wenig Proviant, seine zwei Kurzschwerter und das Reittier im Gepäck und die edle, wallende Kleidung hatte er (mit Freuden) durch ähnliche eingetauscht, wie er sie früher getragen hatte.

Damals, als er auf der Suche nach sich selbst gewesen war. Innerlich zerrissen und ruhelos.

Verbannt und verstoßen. Ein Gutes hatte es gehabt. Er kannte beinahe jeden Winkel seines Landes und auch die größten Teile des Erdkönigreiches. Und er hatte damals Freunde gefunden.
 

Die Sonne war bereits untergegangen, als er mühelos ein kleines Feuer entzündete.

Die Nächte waren recht kühl hier draußen.

Stille.

Nur das angenehme Knistern des Lagerfeuers und Zuko starrte eine Weile in das vertraute Spiel der Flammen.

Wann hatte er das letzte Mal Zeit gehabt, die Stille zu genießen? Die Einsamkeit als angenehm zu empfinden? Nicht als drückend.

Natürlich, früher war er eine Zeit lang alleine unterwegs gewesen, aber da hatte er sie noch nicht zu schätzen gewusst.

Seit seiner Inthronisierung, welche nun schon eine Weile zurücklag, hatte er immer jemanden um sich gehabt. Sei es sein Onkel, welcher weiter an seiner Philosophie festhielt, die tägliche Tasse Tee gehöre zu einem ausgeglichenen Leben dazu, die Bittsteller, die drei Mal die Woche zu ihm vorgelassen wurden, die Exkursionen in die zerstörten Teile des Reiches, die er nur in Begleitung seiner Garde zu machen pflegte, oder seine Freunde, die des Öfteren um ihn waren, eben weil sie seine Freunde waren.

Und, wenn er einmal alleine war, dann wartete natürlich noch viel Formelles um das er sich zu kümmern hatte.

Zuko beschwerte sich keinesfalls darüber, er trug diese Last gerne, dennoch sehnte er sich insgeheim manchmal danach, einfach tun und lassen zu können, auf was er gerade Lust hatte, wie wohl jeder andere junge Mann in seinem Alter.

Zukos Blick löste sich von den züngelnden Flammen und wandte sich zu dem klaren Sternenhimmel empor, während ihm abermals die Frage durch den Kopf schoss, wo er denn mit seiner Suche beginnen sollte.

Nirgends hatte es einen auch nur kleinen Anhaltspunkt über den Verbleib Ursas gegeben, es war beinahe so, als sei die Frau komplett aus allen Annalen gestrichen worden und das erschwerte die Sache ungemein.

Vielleicht war es ein wenig kopflos, dass er sich so ohne sich Gedanken gemacht zu haben auf den Weg gemacht hatte, aber länger hätte er beim besten Willen nicht mehr warten können.

Vielleicht sollte er sich einfach von seinen Instinkten leiten lassen.
 

Zukos Schlaf war diese Nacht zwar leicht, aber erholsam und als er am nächsten Morgen erwachte, fühlte er sich fast, wie neu geboren.

Wenn man so lange durch die Welt gezogen war, wusste man, dass ein zu tiefer Schlaf einen locker das Leben kosten konnte.

Selbst, wenn die kriegerischen Zeiten vorbei waren und auch, wenn er bezweifelte, dass außer ihm jemand hier draußen war, die damalige Zeit war nicht spurlos an ihm vorübergezogen und alte Gewohnheiten konnte man bekanntlich nur schwer ablegen.

Von irgendetwas hatte er in der Nacht geträumt, von irgendetwas Wichtigem, wenn er sich doch nur erinnern könnte ...

Ein Hinweis, eine Richtung, in die sein Weg ihn führen sollte.

Der junge Mann kippte sich an einem kleinen Bach, welcher unlängst seines Nachtlagers friedlich dahinplätscherte, einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht und kam zu dem Schluss, dass wenn es wirklich so wichtig war, es ihm mit Sicherheit bei der rechten Gelegenheit wieder einfallen würde und so sattelte er wenig später sein Reittier und lenkte es aufs Geratewohl in eine bestimmte Richtung.
 

Die kühle Morgenbrise war angenehm auf der Haut und weckte die Lebensgeister und er schloss einen Moment die Augen um den Wind zu genießen.

Wie friedlich die Welt auf einmal war. Kaum vorzustellen, dass bis vor etwas mehr als einem Jahr Krieg und Leid das Land beherrscht hatten.

Natürlich war ihm bewusst, dass viele Menschen, insbesondere jene, die in den ländlicheren Gebieten ihre Heime verloren hatten, immer noch mit dem Wiederaufbau ihrer Existenz zu kämpfen hatten und die Narben in den Herzen der Menschen würde wohl auch noch eine Zeit brauchen, bis es heilen würde. Wenn überhaupt. 100 Jahre Krieg hinterließen Spuren.

Aber sie machten Fortschritte und das war der entscheidende Punkt.
 

Zuko ritt eine ganze Weile in eine bestimmte Richtung, doch plötzlich fiel es ihm, wie Schuppen von den Augen und als er seinen Aalhund unbeabsichtigt grob am Zügel zerrte, damit dieser stehen blieb, gab dieser ein anklagendes Geräusch von sich.

Natürlich, der Traum. Die Familie seiner Mutter. Soweit er wusste, hatte Ursa einmal erwähnt, dass sie irgendwo an der südlichen Grenze des Reiches lebten, allerdings war er nie dort gewesen, geschweige denn, dass er wusste, wie sie lebten, oder gar aussahen.

Jetzt, wo er so darüber nachdachte erschien es ihm als zu simpel. Dennoch war es mehr, als er bis jetzt hatte und so wendete er das Reittier um es in die entsprechende Richtung zu lenken.

Bis zur südlichen Grenze waren es von hier aus mindestens noch 12 Tagesritte, wenn man ein schnelles Tempo vorlegte.
 

Er war ungefähr zwei Tage unterwegs ehe eine Stadt in Sicht kam, in welcher er eine Zwischenrast einlegen und seinen Proviant aufzufüllen zu gedachte.

Vorsorglich jedoch zog er sich einen Mantel mit tief sitzender Kapuze über, welche das Gesicht größtenteils im Schatten ließ - dass man ihn an seiner Narbe allzu schnell erkannte war ein altbewährtes Problem und es musste nicht unbedingt bekannt werden, dass Seine Majestät persönlich nichts Besseres zu tun hatte, als alleine auf einem Aalhund durch die Gegend zu streunen, mit einem, zugegeben, leicht egoistischen Ziel vor Augen.

Dinge, die er eigentlich andere Leute hätte erledigen lassen können, aber was er nicht gewollt hatte. Das war etwas sehr Persönliches.
 

Zuko hing der Magen gelinde gesagt in den Kniekehlen und alle Knochen taten ihm weh - missmutig stellte er fest, dass er es wohl einfach nicht mehr gewohnt war, solche langen Strecken auf einem Reittier zurückzulegen und beschloss, als erstes, einen Rasthof aufzusuchen.

Er entschied sich bewusst für einen mittelklassigen, je weniger Aufsehen er erregte, desto besser.

Wenig später band Zuko seinen Aalhund an einen der vorgesehenen Plätze, wo dieser sofort glücklich und leicht grunzend seine Schnauze in der Wassertränke vergrub, dann tätschelte er dem Tier flüchtig den Hals und betrat wenige Augenblicke später den Rasthof.

"Willkommen, mein Herr, wie kann ich Euch dienen?", wurde er auch im nächsten Moment schon von dem Inhaber des Rasthofes angesprochen und Zuko stellte mit Abscheu fest, dass dieser ihn wohl genau musterte, wie wohlhabend, oder ärmlich er war und so antwortete er reserviert, während er sich die Kapuze automatisch tiefer ins Gesicht zog, damit sie ja die Narbe verdeckte: "Ein Zimmer für eine Nacht." Dabei ließ er seinen Blick kurz schweifen.

"Sehr wohl, ich werde eben sehen, was wir noch frei haben."

Dabei zückte der Mann kurz ein Buch und ließ die Augen über die Zeilen fliegen, "Ah, ein Zimmer im ersten Stock mit Ausblick auf die Innenstadt wäre noch frei, allerdings muss ich auf die Bezahlung im Voraus bestehen."

Zukos Blick verdüsterte sich. Sah er so heruntergekommen aus, dass man befürchten musste, er würde die Zeche prellen? Ansonsten blieb seine Miene jedoch unbewegt.

"Wie viel?"

"Drei Silberstücke, ein heißes Bad und Abendessen und Frühstück haben nochmal einen Aufschlag von zwei Silberstücken."

Der junge Feuerlord zog die Augenbrauen hoch - das war ja Wucher. Dann kramte er seelenruhig in einem Beutel und förderte ein Goldstück zu Tage, welches er dem Mann unauffällig in die Hand drückte und fügte kühl hinzu:

"Seht zu, dass mein Reittier etwas zu Fressen kriegt."

Dem Mann fiel sofort seine Mimik aus dem Gesicht und stotterte, "S-sehr wohl, mein Herr!" Dann klatschte er kurz in die Hände und bellte den Namen von einem seiner Angestellten, er möge ihn kurz vertreten, während er selbst die 'ehrenvolle' Aufgabe übernahm seinen Gast zu dessen Zimmer zu geleiten.
 

Wenig später, als er endlich alleine war, atmete er genervt aus.

So ein unsympathischer Kerl. Der junge Mann überlegte, sich zum Essen nach unten zu begeben. Besser er beeilte sich damit, und ging dann auch froh schlafen, damit er am nächsten Morgen so früh es ging, wieder aufbrechen konnte.
 

Jet hatte die letzten Tage kaum ein Auge zugetan und war fast komplett durchgereist. Da er sich kein Reittier leisten konnte, hatte er den Weg eben zu Fuß zurücklegen müssen. Dementsprechend erschöpft war er, als er endlich die Tore der nächsten Stadt erblickte. Er wusste noch nicht genau, was ihn hier erwartete, aber auf einen Versuch kam es an.

Abwesend zählte der junge Mann sein Geld und stellte mit düsterer Miene fest, dass es höchstens noch für eine warme Mahlzeit reichen würde.

Dann würde also die Zeit des Stehlens wieder anfangen. Kein Problem. Er stahl ohnehin nur von Bürgern der Feuernation, in seinen Augen gab es keinen Unterschied vom armen Bauern zum brutalen Soldaten. Sie waren alle gleich und hatten es nicht besser verdient.
 

Wenig später schlenderte er durch die Straßen der Stadt auf der Suche nach einem Gasthof, der für ihn irgendwie bezahlbar war - der Magen hing ihm in den Kniekehlen.

Es brauchte nicht lange, ehe er einen fand und wenig später drückte er die Tür auf. Ein angenehmer Geruch von frisch gekochtem Essen stieg ihm sofort in der Nase und beinahe hätte er begonnen zu sabbern. Dann verzog der junge Mann kurz das Gesicht. War es schon so weit mit ihm gekommen?

Sein Blick schweifte kurz durch den Raum und als er einen Tisch in einer Ecke erspäht hatte, bewegte er sich darauf zu. Jet konnte es absolut nicht abhaben, mit dem Rücken im Raum den Menschen zugewandt zu sitzen. Man konnte ja nie wissen, man konnte ja immer etwas verpassen.

Als er sich niederließ glitt sein Blick noch einmal über die anwesenden Personen, viele waren nicht hier, allerdings ... Als sein Blick an jemand bestimmten hängen blieb, war ihm tatsächlich für einen Augenblick so, als erkannte er in dessen Gesicht irgendetwas ...

Allerdings hatte er keine Möglichkeit mehr, genauer herauszufinden, ob er sich getäuscht hatte ... Ein Gesicht, an das er sich definitiv erinnerte, das er aber im ersten Moment nicht genau zuordnen konnte. Dass der Fremde seine Kapuze tiefer ins Gesicht zog, machte die Sache auch nicht unbedingt einfacher.

Beinahe wäre er erschrocken, als ihn ein Kellner angesprochen hatte und mürrisch bestellte er etwas, das für sein Geld noch drin war. Der Mann rümpfte abwertend den Blick und sagte, er könne ihm etwas Suppe und Brot bringen. Jet stimmte zu und kurz darauf ging der Mann davon, um das Gewünschte zu bringen.

Er versuchte, seine Gedanken auf etwas anderes zu konzentrieren, aber jetzt war es ihm unmöglich. Er hatte es im Gefühl. Er musst herausfinden, wer es war.
 

Zuko für seinen Teil hatte Jet sehr wohl erkannt. Im ersten Moment. Das ... konnte doch nicht sein...? War derjenige, den er sich sicher war, zu sehen nicht vor eineinhalb Jahren am Laogaisee gestorben? Er hatte es doch mit eigenen Augen gesehen, Katara hatte ihn in ihren Armen gehalten und geweint, als er seinen letzten Hauch getan hatte ... Hatte sie doch, oder...? Zugegeben, er hatte zu jenem Zeitpunkt andere Sorgen gehabt und Jet nicht weiter Beachtung geschenkt und mit einem Mal war er sich nicht mehr so ganz sicher ...

Allerdings wäre es äußerst ungut, wenn er ihn erkannte und so hatte er sich die Kapuze tiefer gezogen, in der Hoffnung, dass das nicht allzu verdächtig wirkte.

Bemüht seelenruhig begann er zu essen, als man ihm wenig später eine warme Mahlzeit brachte, den anderen jungen Mann dabei stets aus dem Augenwinkel beobachtend.
 

Jet war jetzt so gar nicht mehr nach essen zumute. Er fühlte sich beobachtet.

Abwesend löffelte er die Suppe in sich hinein, die man ihm wenig später brachte.

Woher nur ... Woher nur kam ihm dieses, im Schatten liegende Gesicht so bekannt vor...?

Derjenige, um den seine Gedanken momentan kreisten stand bald auf - Jet hatte sich extra Zeit gelassen beim Essen - und sprach ein paar gedämpfte Worte zu dem Gastwirt, dann zog er sich in Richtung Treppen, wo die Gästezimmer lagen zurück.

Nur ein kleiner Dreh mit dem Gesicht, ein winzig kleines blitzen vernarbte Haut und er war sich mit einem Mal sicher. Jet biss sich auf die Unterlippe.

"Na, sieh mal einer an", knurrte er leise in sich hinein und verengte die Augen. Eilig winkte er den Gastwirt herbei, um diesem zu bedeuten, dass er zahlen wollte, dann verließ er die Gaststätte mit schnellen Schritten. Als er sich kurz darauf draußen umdrehte und seinen Blick über die Reihen der Fenster gleiten ließ, stand sein Entschluss fest. Da war noch eine Rechnung offen.
 

Zuko war auf der Hut. Hatte ihn der junge Mann erkannt? Verdächtig verhalten hatte er sich zumindest nicht. Es hatte kein Anzeichen gegeben, aber dennoch riet ihm sein feines Gespür, vorsichtig zu sein. Er sollte wohl heute mit dem Schlafen gehen ein wenig warten. Er hatte ein Zimmer, das recht weit oben gelegen war, dennoch wollte er es nicht darauf ankommen lassen und verschloss, trotz der sommerlichen Schwüle das Fenster, schob den Riegel vor.

Er wollte morgen sehr früh wieder weiter.
 

Eine Stunde bereits war es her, dass das Licht in jenem Fenster ausgegangen war, in dem Jet seinen alten Bekannten vermutete. So langsam, dachte er, könnte er es wohl wagen.

Im Schatten der Häuserwände huschte der junge Mann zu der Wand des Gebäudes, sah sich hastig um, ob ihn irgendjemand beobachtete und griff dann flink nach einer Sprosse des Rankengitters, welches sich zur Zierde an der Außenwand befand.

Lautlos kletterte er daran empor, bis er ebenjenes Fenster erreicht hatte, wo er seinen alten Bekannten vermutete und spähte mit zusammengekniffenen Augen hinein. Er konnte nur Schatten erkennen, aber es schien still zu sein. Gut. Natürlich rechnete er damit, dass das Fenster von innen verriegelt war, Lee hätte ihn doch sehr enttäuscht, wenn er auf so etwas nicht geachtet hätte.

Beinahe geräuschlos schob er eines seiner Hakenschwerter durch den schmalen Spalt und knibbelte solange daran herum, bis der Riegel aus seiner Verankerung gehoben war und die Fenstertüren nachgaben. Einen Moment noch lauschte er auf irgendein Geräusch, das verriet, dass sein Opfer ihn bemerkt hatte, aber es blieb still.

Lautlos glitt er ins Zimmer hinein und näherte sich dem Schlafenden ebenso leise.

Adrenalin wurde durch seinen Körper gepumpt, sein Herz schlug schneller.

Er könnte ihm einfach so im Schlaf die Kehle durchschneiden, schoss es ihm durch die Gedanken. Jet war noch nie ein Mann von Fairness gewesen. Andernfalls hätte er wohl kaum so lange überlebt.

Er beugte sich zu dem Schlafenden herab, wollte wirklich ganz sicher gehen ...
 

Und genau in diesem Moment ruckte Zuko herum, nur um dem ihm eines seiner Kurzschwerter seitlich an den Hals zu pressen, sodass es in die Haut drückte, und sie geradeso nicht durchbrach.

"Vorsicht", zischte er leise, während er den direkten Blickkontakt suchte, "So einfach lass ich mich nicht überrumpeln - was willst du von mir? Eine plausible Antwort wäre jetzt von immensem Vorteil."

Natürlich wäre es auch ein Einfaches gewesen, Feuer einzusetzen, um sich Jet vom Leib zu halten, aber nicht zuletzt sein Onkel war es gewesen, der ihm beigebracht hatte, diese Fähigkeit klug zu gebrauchen.

Feuer rief schnell andere Menschen auf den Plan und das letzte, was er wollte, war Aufsehen zu erregen.

Zuko hatte schon so etwas geahnt und vorsichtshalber darauf verzichtet, wirklich zu schlafen. Die Schwerter hatte er ohnehin immer in Reichweite. Nur für alle Fälle.

Jet starrte einen Moment ausdruckslos zu Zuko hinab, das Raubtiergold dessen Augen schien ihn seinerseits zu durchbohren, dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem humorlosen Grinsen.

"Ist lange her ... Lee."

Dabei piekste er mit einem seiner Hakenschwerter gegen Zukos Rippen um diesem deutlich zu machen, wo es sich befand.
 

Zuko ließ auch schon von dem Hals des Anderen ab und machte einen flinken Satz zurück um sich aus der Reichweite des Schwertes zu bringen und Jet zu taxieren.

Er verengte die Augen dabei ein wenig.

"Wir dachten, du seiest am Laogaisee gestorben...", platzte es ihm heraus, obgleich ihm der leicht drohende Unterton in der Stimme seines Gegenüber keinesfalls entgangen war. Er hatte ja nie ein Problem wirklich ein Problem mit Jet gehabt. Er war ihm ... Ja, mehr egal gewesen.

Wachsam verfolgte er dabei jede Bewegung Jets.

Er war sich sicher, dass dieser nicht zögern würde, ihm etwas aufzuschlitzen, wenn er die Gelegenheit dafür geboten bekommen sollte.

Ahnte er etwas? Er hatte seinen Namen vorhin so seltsam gedehnt betont. Oder war das nur eine Falle, um ihn aus der Reserve zu locken?

Jet ließ ein schnaubendes gedämpftes Lachen hören.

"Wer ist wir?", erwiderte er höhnisch "Du und deine Feuerbrut?"

"Nein", entgegnete Zuko ebenso kalt, der sich Mühe damit geben musste, dass ihm nicht der Geduldsfaden riss.

"Ich und meine Freunde."

Dass er sich damals an ebenjenem See noch gegen sie gestellt hatte, verschwieg er. Das spielte keine Rolle, das musste er Jet nicht auf die Nase binden. Er fühlte sich deshalb ohnehin immer noch ein wenig schuldig, auch wenn er wusste, dass sie es ihm verziehen hatten.

"Ich frag dich jetzt noch mal: Was willst du von mir? Und beantworte nicht jede Frage mit einer Gegenfrage!"

Der unbewusste Befehlston war bei Zuko durchgeschwungen, etwas, wofür er sich innerlich im nächsten Moment schalt.

Bei einer gewissen Stimmlage konnte ein guter Beobachter erkennen, ob eine Person es gewohnt war, höhergestellt, Befehle zu geben, oder ob es sich um jemand einfachen handelte. Und da zweifelte er nicht an Jets Auffassungsgabe, auch, wenn er hoffte, dieses winzige Detail entginge selbigem.

"Du scheinst wohl gerne Befehle zu erteilen, was?", schnappte Jet. "Aber ich sag dir mal was. Es spielt ohnehin keine Rolle, wer du wirklich bist, weil ich nämlich geschworen habe, jeden von euch Bastarden in die Hölle zu schicken. Jeden einzelnen - und mit dir fange ich mit Freuden an. Ich fürchte dein Feuer nicht!"
 

Zuko ließ Jets Hassrede lakonisch über sich ergehen. Er hatte es von dem ehemaligen Freiheitskämpfer nicht anders erwartet.

Einen Moment schlich sich etwas Schuldbewusstsein in sein Gewissen, aber nur für einen Moment.

Er hatte Jet niemals bedroht, ihn niemals dazu gezwungen, ihn und seinen Onkel zu verfolgen und sich somit selbst in Schwierigkeiten zu bringen.

Seltsamerweise sah er gerade in diesem Moment in dem Anderen frühere Charakterzüge von sich selbst, die er schon lange abgestreift hatte.

"Wenn du mein Feuer nicht fürchtest", sagte Zuko schließlich ruhig, "Dann solltest du dich vor meinen Schwertern in Acht nehmen."

Damit funkelte er Jet wachsam an und ging in Verteidigungsstellung, wobei er beide Kurzschwerter leicht anhob.

Allerdings würde er nicht angreifen. Vor allem, da der Raum hier nicht unbedingt geeignet für einen Schwertkampf war. Er würde Jet sicherlich nicht den Gefallen tun, auf ihn loszugehen.

Es reizte Jet, und zwar sehr, dass Zuko nicht auf seine Provokationen einging, jegliche Anschuldigungen schienen wie von selbst von diesem abzugleiten. Im nächsten Moment verkniff er sich einen wütenden Aufschrei und stürzte sich stattdessen lautlos und blitzschnell auf seinen Feind, um kontrolliert auf ihn einzuschlagen.

Zuko parierte die ersten Schläge mühelos. Im Grunde hatte er selbst die bessere Technik. Er hatte von den besten Lehrern gelernt und das seit frühester Kindheit an, allerdings hatte die Straße Jet hart gemacht und das war nicht zu unterschätzen, er musste sich vorsehen.
 

Und doch erahnte Zuko die meisten Hiebe seines Gegners und parierte die ersten beiden, dem dritten wich er aus, wobei er beinahe eine Vase von einer Kommode fegte, was sicher einen Heidenlärm verursacht hätte, dann lief er ein paar Schritte um dem Anderen seinen Rücken nicht feilbieten zu müssen und parierte die nächsten Hiebe.

Zuko kämpfte bewusst defensiv, im Grunde hatte er nichts gegen den Jet und er wollte die Möglichkeit, dass irgendjemand von ihrem kleinen Intermezzo mitbekam so gering, wie möglich halten.

"Jet", stieß er irgendwann zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als dieser immer inbrünstiger begann auf ihn einzudreschen, "Mit dieser Einstellung benimmst du dich genauso schlecht und niederträchtig, wie die Soldaten, die deine...", ein weiterer Hieb, den er parierte und er spürte deutlich, dass die Hiebe an Stärke zugenommen hatten, ".. Familie ermordet haben!"

Rache hatte noch niemandes Seele geheilt.

Wut wallte in Jet auf. Wie konnte er... Wie konnte dieser Feuerbastard es auch nur wagen, seine Familie zu erwähnen? Er hatte keinerlei Recht dazu! Es machte ihn nur noch wütender und bald beherrschte er sich nicht mehr, leise zu sein.

"Was weißt du denn schon?", schrie er erbost, einen weiteren Hieb ausführend, wobei eine Vase zu Bruch ging. "Ich töte nur die, die die Schuld daran tragen!"
 

Als er das laute Scheppern der Vase vernahm und den doch recht lauten Umgang mit dem restlichen Mobiliar, einhergehend mit dieser Zügellosigkeit, wurde es Zuko doch langsam zu bunt und urplötzlich ging er in die Offensive und führte einen schnellen Hieb aus, in welchem er Jet das Schwert vom Körper wegdrängte und entgegnete in einem nicht mehr ganz so ruhigen Tonfall, "Und machst dich damit selbst zum Mörder!"

Er kam ein wenig ins Straucheln, glich das aus, indem er ein paar Schritte trippelte und gleichzeitig Jets Schwert auswich.

"Sag mir ... nur Eins", entwich es ihm zwischenzeitlich wütend, während er sich schon gegen einen erneuten Hieb wappnete. "War ich es, der den Befehl dazu ... gegeben hat, war ICH es, der dein Haus niedergebrannt hat?"

Eigentlich wusste Zuko, dass es sinnlos war. Jet war so geblendet in seinem Hass, dass nicht das vernünftigste Wort zu ihm durchdringen konnte.
 

"Vielleicht nicht", ächzte Jet kurz darauf, "aber vermutlich nur, weil du damals zu jung warst! Gib's zu! Du hast doch bestimmt schon einmal davon geträumt, jemanden mit deinen Flammen zu töten! Die Götter waren grausam, als sie euch diese Fähigkeiten gaben! Aber ich werde ihren Fehler beheben!"

Wut brodelte bei den diesen Worten auch in ihm hoch, vorbei war es mit der Beherrschung und nur mit Mühe konnte er eine Feuersalve unterdrücken, die sich gewaschen hatte.

Auch, wenn er es niemals zugegeben hätte, aber es traf irgendwie.

"Und wer bist DU, das du GOTT spielst?", spuckte er daraufhin wütend aus, während er abermals in die Offensive ging und nun beschloss, der Sache schnell ein Ende zu setzen, indem er sein eines Schwert wegwarf und nur für den Bruchteil einer Sekunde einen gleißend hellen Feuerball auf der Handfläche auflodern ließ, welcher Jet zwangsläufig blendete und dann einen überraschenden Hieb ausführte, woraufhin diesem seine Waffe aus der Hand geschleudert wurde. Mit einem lauten Klingen prallte sie gegen die Wand und landete schließlich scheppernd auf dem Boden.

Die Spitze des Kurzschwertes auf die Kehle seines Angreifers gerichtet zischte er:

"Niemals. Ich habe niemals getötet! Ich habe im Laufe der Zeit das Leben zu schätzen gelernt, während du dich allem Anschein nach nur von deinem Hass hast treiben lassen!"
 

Jet hatte sich tatsächlich überrumpeln lassen und einen Augenblick blinzelte er verblüfft, rührte sich nicht, den kalten Stahl ihm Bewusstsein, der nur wenige Centimeter von seine Kehle entfernt war.

Er verengte die Augen. "Natürlich, ohne euer Feuer seid ihr absolut wehrlos."

Purer Trotz und verletzter Stolz, das spürte Zuko sofort.

Er stöhnte genervt auf, dann ließ er von der Kehle des Anderen ab und warf sein Schwert fort.

"Kann es sein, dass du mir überhaupt nicht zugehört hast?", schnauzte er den Kauernden an, während an sein Gehör trappelnde Schritte von der Treppe her drangen.

"Erstens. Wenn ich dich hätte töten wollen, dann hätte ich es damals schon getan und zweitens, was bitte hätte ich davon? Ich ziehe meiner eigenen Wege, DU bist derjenige, der hier reinschneit und sich wie ein Verrückter aufführt!"

Er trat einen Schritt zurück und musterte Jet.

Wie konnte ein einzelner Mensch nur soviel Hass in sich tragen?

Jet rappelte sich auf, jedes Wort Zukos prallte an ihm ab. Der Bändiger log doch, wenn er nur den Mund aufmachte. Da war keiner besser, als der andere.

Allerdings waren auch ihm die Schritte nicht entgangen und mit einem flüchtigen Blick zur Tür huschte er zum Fenster.

“Wir sehen uns wieder”, sagte er kurz angebunden und war im nächsten Moment in der Nacht entschwunden.
 

Als die Tür aufgerissen wurde, war Zuko kurz abgelenkt und er stand direkt im Lichtstrahl, der hineinfiel; Man hatte sich beim Inhaber darüber beschwert, dass es doch recht laut geworden war und selbiger hatte dann wohl noch den lauten Schlagabtausch mitbekommen und alarmiert die Tür aufgerissen, während seine Frau und ein Dienstmädchen sich ängstlich und gleichzeitig neugierig in den Türrahmen pressten.

"Was ist hier los?", fragte er der Mann scharf, "Meine Gäste wollen schlafen, ich kann es nicht dulden, dass ein Rowdy hier mit-"

Plötzlich fiel sein Blick auf Zukos Narbe und er erbleichte, da er ihn auf einen Schlag erkannte.

"M-Majestät!", quiekte er eine Oktave höher und ließ sich auf die Knie fallen, "I-ich hatte ja keine Ahnung!"

Zuko schlug sich die Hand vor das Gesicht, während der Mann die Frau und das Mädchen anschnauzte, es ihm gefälligst gleich zu tun.

Das hatte ihm gerade noch gefehlt.

"Bitte verzeiht mir, wenn ich gewusst hätte, dass-"

"Jaja", unterbrach Zuko ihn unwirsch und blickte sich dann um, ob noch weitere Personen auf den Lärm aufmerksam geworden waren. Er hörte zwar emsige Schritte unten umherlaufen, aber sie schienen nicht näher zu kommen.

"Hör zu", sagte er scharf, während sich der Mann langsam wieder erhob, jedoch weiterhin eine demütige Haltung beibehielt, "Solltest du oder deine Angestellten zu irgendjemandem ein Wort darüber verlieren, dass ich hier war, dann..."

Er ließ den Satz ausklingen, sodass der Wirt sich seine eigenen Gedanken machen konnte. Ehrlich gesagt wusste er nicht, was er dann machen würde, aber selbiger malte sich offenbar die schlimmsten Dinge aus und das genügte vorerst.

"Natürlich, Majestät, kein Wort wird meine Lippen verlassen ... Können wir noch irgendetwas tun, um Seiner Majestät den Aufenthalt hier angenehmer zu gestalten?"

Dabei hatte er einen äußerst schleimenden Tonfall angeschlagen.

"Nur Eines", sagte Zuko, der langsam sichtlich am Ende seiner Geduld war, "Lasst mich in Ruhe und seht zu, dass mein Reittier morgen bei Sonnenaufbruch bereit steht."
 

Jet stahl sich in eine Gasse davon. Sein Atem raste noch vor Aufregung, doch so leicht würde er nicht aufgeben!

Er hatte sein Opfer gefunden und war fest entschlossen, ihm auch ohne Hilfe den Gar aus zu machen. Er war nicht auf Hilfe angewiesen, er schaffte es auch alleine. Er würde Zuko verfolgen und auf eine passende Gelegenheit warten. Nur dazu brauchte er ein Reittier. Zu Fuß wäre er nicht schnell genug, doch er hatte die gesamte Nacht Zeit, denn er glaubte nicht daran, dass Zuko nach diesem Vorfall das Gasthaus verließ. Vermutlich ließ er sich dadurch weitaus weniger stören, als Jet vermutete.

Lange war er unterwegs, bevor er einen vor einem Teehaus angebundenen Aalhund entdeckte. Ihn zu klauen, war nicht schwer. Vermutlich gehörte auch er einem verfluchten Feuerbändiger. So machte es nur noch mehr Spaß, ihn zu stehlen und mit finsterem Grimm löste er die Zügel von dem Holzpfosten und verließ mit dem Tier die Stadt.

Er würde am großen Tor auf Zuko warten. Einen anderen Weg aus der Stadt gab es nicht.
 

In der Tat glaubte Zuko nicht daran, dass Jet sich so hartnäckig auf seine Verfolgung machen würde, auch wenn er keinesfalls glaubte, dass dieser die Sache damit auf sich beruhen ließ.

Sorgsam vermummt passierte er, noch ehe die Sonne ihren ersten Strahl auf die Erde schickte das Stadttor und kurz darauf gab er seinem Aalhund die Zügel damit dieser ein schnelleres Tempo vorlegte.
 

Allerdings sollte er es während seiner Reise nicht schaffen, das Gefühl abzuschütteln, verfolgt zu werden.

Bildete er sich das nur ein?

Wäre Jet wirklich so fanatisch, dass er ihm folgte?

Er schien ihm wirklich den Tod zu wünschen und das sogar, ohne, dass er wusste, wer er eigentlich war.

Misstrauen

Anmerkung:

Ab hier werde ich die FF gemeinsam mit abgemeldet fortführen, da diese ja auf unserem RPG basiert und unsere Postings meistens nahtlos ineinander übergehen - ihr werdet den Unterschied kaum bemerken ^^. Ich schneide also unsere Postings zusammen, sodass es einen fließenden und in sich schlüssigen Text ergibt =)
 


 


 

Jet schlich sich durch das Unterholz. Stets darauf achtend, Zukos Rastplatz weitläufig zu umgehen, stahl er sich durch das Dickicht und hielt die Augen nach Kräutern und kleinen Waldtieren offen.

Es lag mehr als einen Tag zurück, dass er etwas gegessen hatte. Sein Magen knurrte. Am besten wäre es, wenn er einen Hasen fangen könnte, doch gleich darauf erinnerte er sich daran, dass er kein Feuer machen konnte. Zuko würde sonst zu einfach auf ihn aufmerksam werden.

Also beließ er es bei ein paar Kräutern. Manche von ihnen stoppten den Hunger, wenn man sie lange genug kaute.

Dadurch, dass er selbst die meiste Zeit seines Lebens im Wald verbracht hatte, kannte er sich gut aus und wurde auch fündig. Er machte einen großen Bogen um Zuko, überquerte den Fluss an einer seichten Stelle und schlich sich von der anderen Seite an. Er wollte nur kurz schauen, was Zuko trieb, doch seltsamerweise war auch dieser nicht mehr an seinem Platz. Jet wurde nervös. Der Aalhund war noch da, doch von Zuko war nichts mehr zu sehen. Hatte er ihn bemerkt?

Konzentriert blickte er sich auf der kleinen Lichtung um. Das leise Knacken, das sich hinter ihm erhob, bemerkte er dabei nicht. Ein Tier, ging es ihm durch den Kopf, während er seiner Beobachtung treu blieb, doch plötzlich hörte er das Knacken eiliger Schritte hinter sich und fuhr herum.

Zuko?!

Nein, es war ein älterer Mann, der plötzlich zu ihm gestürzt kam und mit einem alten Schwert nach ihm schlug. Im letzten Moment rollte sich Jet zur Seite. Er entging dem Schlag nur knapp, zog sein Schwert und trat zurück.

"Was willst du!"

Er war bereit für einen Kampf! Seine heilige Mission ließ er sich nicht durch ein paar Meuchelmörder und Räuber vermiesen. Ohne etwas zu sagen, stürzte sich der Mann schon wieder auf ihn und so kam es zu einem kurzen Kampf.

Jet meinte, ihn unter Kontrolle zu haben, doch es dauerte nicht lange, bis zwei weitere Männer aus den Gebüschen sprangen und sich auf ihn stürzten.

Jet kämpfte verbittert. Gegen den einen zu bestehen, war kein Problem gewesen, doch drei Gegner stellten schon eine gewisse Schwierigkeit dar. Er versuchte sich Platz zu schaffen. Die Bäume bereiteten ihm Schwierigkeiten. Er konnte nicht weit ausholen, sich nicht viel bewegen und so führte er die Räuber zu einer etwas größeren, freien Stelle.

Er hatte sich umgedreht und war gerannt und selbstverständlich war man ihm gefolgt. Verbissen ging er in die Offensive, schlug auf die drei Räuber ein und bemerkte doch immer wieder Schatten, die sich durch das Unterholz flüchteten.

Scheinbar waren diese drei nicht alleine. Es musste noch mehr von ihnen geben und dass dies stimmte, erfuhr er kurz darauf am eigenen Leib.

Schweratmend und der Erschöpfung immer näher, stolperte er gegen einen Baum. Er traf auf die Rinde, kehrte ihr den Rücken und nur für eine Zehntelsekunde hörte er das Surren eines großen Pfeils. Er schoss aus dem Dickicht und sofort stolperte Jet zurück und lehnte an dem Baum. Drohend näherten sich ihm die drei Räuber und nicht zuletzt trat auch der Schütze ins Freie. Er ließ einen Langbogen und grinste triumphierend.
 

Zuerst verstand Jet es nicht so recht. Sofort wollte er sich von dem Baum lösen, doch zu spät bemerkte er einen dumpfen Schmerz und ließ den Kopf sinken. Aus seiner Schulter ragte ein großer Pfeil, der ihn geradewegs an den Baum nagelte.

Grinsend traten die Räuber näher.
 

Plötzlich wurde Zuko klar, was hier nicht stimmte: Die Vögel ... hier auf dieser Lichtung hatte er noch keinen einzigen gehört, was für diese Jahreszeit eher untypisch war und er sah seinen Verdacht, dass er nicht alleine war, bestätigt, als er mit einem mal das Aufeinanderprallen von Schwertern vernahm.

Hastig versuchte er die Richtung auszumachen, aus welcher der Tumult kam und folgte dieser dann, natürlich darauf bedacht unbemerkt zu bleiben.

Er hörte noch aus der Entfernung das Schnellen einer Bogensehne und das unangenehme Geräusch, wenn ein Pfeil sein Ziel erreichte und im nächsten Moment war er auch nah genug, um das Geschehen im Blick zu haben.

Er brauchte nicht lange, um zu realisieren, dass sich zum einen sein Verdacht bestätigt hatte und zum Anderen Jet, um es einmal platt auszudrücken ziemlich in der Scheiße saß.

Nun hieß es handeln. Zuko zählte etwa sieben bewaffnete Männer, Bändiger schienen keine unter ihnen zu sein, denn selbige waren gewöhnlich nicht bis an die Zähne bewaffnet.

Einer der Männer begann zu sprechen:

"Wir mögens gar nicht, wenn man in unser Gebiet eindringt, Junge ... vor allem, wenn man dann nichts bei sich hat um dieses Versäumnis auszugleichen..."
 

Im nächsten Moment jedoch schoss ihm scheinbar aus dem Nichts ein kurzer heißer Feuerstrahl entgegen, welche in kürzester Zeit das Schwert so erhitzt hatte, dass er es mit einem überraschten und schmerzhaften Schrei fallen ließ.

"Und ich kanns nicht leiden, wenn man deutlich in der Überzahl auf einen Wehrlosen losgeht!", sagte Zuko daraufhin mit lauter Stimme, während er rasch sein Versteck verlassen hatte und nun eine Angriffsposition einnahm.

Die restlichen Mitglieder der Räuberbande taten es ihm natürlich gleich, woraufhin ihr Anführer wutentbrannt schrie, "Wo kommt der verdammte Feuerbändiger plötzlich her?", sich daraufhin wieder an Zuko wandte, "Du wirst es noch bereuen, dich in unsere Angelegenheiten eingemischt zu haben - Macht ihn fertig!"

Offenbar schienen diese Männer die Philosophie zu vertreten, dass Quantität wertvoller war, als Qualität und genau das war der Fehler.

Es dauerte nicht sonderlich lange, drei von ihnen zogen sich starke Verbrennungen zu, was zwei der anderen Kameraden wohl so stark einschüchterte, dass sie es wohl für besser befunden, die Flucht zu ergreifen und bei dem Letzten musste er nichtmal sein Feuer einsetzen, ein Schlagabtausch mit den Schwertern reichte, denn der Andere schien darin nicht sonderlich geübt.
 

Wenig später sah Zuko dem letzten leise keuchend nach, als dieser verschwand, ehe ihm blitzschnell was einfiel und er sich umdrehte um zu jenem Baum zu hasten, wo man Jet sozusagen gepfählt hatte.

"Hey", sagte er laut, wollte ergründen, ob dieser noch ansprechbar war und fühlte gleichsam den Puls. Schwach zwar, aber er war noch fühlbar. "Bekommst du Luft?"

Zuko war einen Moment unschlüssig. Mit Heilkunde kannte er sich nicht sonderlich gut aus, er wusste nur, dass es passieren konnte, zog er den Pfeil einfach raus, dass irgendein

Blutgefäß aufriss und der Andere elendig verblutete - aber so lassen konnte er ihn auch nicht.
 

Nur verschwommen bekam Jet mit, was kurz darauf geschah. Der schiere Schmerz schien ihn ein wenig zu betäuben und das einzige, was er schaffte, war, sich an sein Schwert zu klammern. Der Pfeil steckte fest. Nur zögerlich versuchte er sich zu bewegen, hatte jedoch gleichzeitig das Gefühl, das Bewusstsein zu verlieren.

Er hörte das Lodern von Flammen, das Klirren von Schwertern und kurz darauf trat auf der Lichtung Stille ein.

Jets Lider waren schwer geworden, doch spätestens, als jemand seinen Hals berührte, fuhr er in die Höhe. Zuerst nur verschwommen, dann deutlicher erkannte er Zuko und das einzige, was er tat, war, matt sein Schwert zu heben und es Zuko entgegenzustrecken.

"Komm nicht näher...", brachte er fast Stimmlos hervor, bevor ihm das Schwert aus der Hand rutschte.

Es fiel einfach zu Boden,

"... du verfluchter ... Ich töte dich..."

"Natürlich", sagte Zuko abwesend, als er bemerkte, wie der Blick des Anderen verschwamm und er das Bewusstsein verlor.

Nun hieß es schnell handeln. Er hatte zwar zur größten Not das nötigste Verbandszeug dabei, aber er war nunmal kein Heiler ... Wobei alles besser war, als gar nichts zu versuchen und so packte er den Pfeil und rüttelte ganz vorsichtig daran, dass er noch im Baum steckte, machte die Sache dabei nicht unbedingt einfacher.

Ihm brach leicht der Schweiß aus, er hatte solche Friemelarbeit schon immer gehasst, vor allem, wenn es nur so langsam voranging. Irgendwann hatte er den Pfeil jedoch soweit, dass er zumindest nicht mehr im Holz steckte und ihm der Körper des jungen Mannes, wie ein nasser Sack entgegen fiel.

Während er ihn vorsichtig stützte, steckte er sich die Finger zwischen die Lippen und pfiff einmal laut, sodass wenige Augenblicke später sein Aalhund treu angetrabt kam, welcher ihm helfen sollte, Jet zurück zu seinem Lager zu schaffen.
 

Wenig später besah er sich die Wunde noch einmal genauer und entschied sich dann einfach nach dem Motto Augen zu und durch zu handeln - etwas anderes blieb ihm kaum übrig.

Zur Not musste er die Wunde ausbrennen, um die Blutung zu stillen, aber die Schmerzen blieben Jet glücklicherweise dank der Ohnmacht erspart.

So hielt er den Oberkörper des jungen Mannes leicht in der Aufrechte, während er mit der anderen Hand vorsichtig den Pfeil durchstieß - herausziehen wäre wohl wegen der Widerhaken der Pfeilspitze eine denkbar schlechte Idee - und während er ihn auf der anderen Seite gänzlich herauszog, bestätigte sich seine Vermutung, als sich ein erheblicher Schwall Blut aus der Wunde ergoss.

Daraufhin ließ Zuko einen winzigen gebündelten und sehr heißen Feuerball kurz über seiner Handfläche erscheinen, mit welchem er die Wunde auf beiden Seiten sorgsam ausbrannte, sodass der Blutfluss zurückging.
 

Wenig später hatte er die Verletzung verbunden und dem anderen ein provisorisches Ruhelager gemacht, welches aus seinem Umhang, einer dünnen Decke und der Satteldecke seines Reittieres bestand, mehr konnte er momentan nicht tun.

Erschöpft ließ sich der junge Feuerlord mit dem Rücken gegen einen Felsen sinken und betrachtete einen Moment lang müde die beinahe entspannten Züge Jets.

Schlafen tat er besser nicht, wer wusste, ob diese Räuber es sich nicht anders überlegten und mit Verstärkung zurückkamen, allerdings war es jetzt auch schon zu spät um weiterzureisen.
 

Jet wusste nicht, wie lange er bewusstlos gewesen war, doch irgendwann öffnete er wieder die Augen und blinzelte im Sonnenlicht.

Er fühlte sich erschöpft und matt, auch Schmerzen quälten ihn und doch galt sein erster Gedanke seinem Schwert. Ein urinstinktiver Impuls.

Hektisch streckte er den Arm von sich und begann neben sich zu tasten. Doch sein Schwert lag nicht bei ihm und so wandte er das Gesicht in die andere Richtung, nur, um auf Zukos direkten Blick zu treffen.

Mit geweiteten Augen starrte er ihn an und versuchte zu begreifen, was hier geschah. Der Pfeil steckte nicht mehr in ihm, die Wunden in seiner Brust auf seinem Rücken waren verbunden und es dauerte nicht lange, bis er begriff, wer sein Retter war. Er stieß ein lautes Ächzen aus und schloss die Augen.

Was für eine Schmach ... was für eine Pein. Der, den er hatte töten wollen, hatte ihm doch wirklich das Leben gerettet! Diese Tatsache fügte ihm eine Wunde zu, die niemals mehr heilen würde.
 

Zuko hatte mittlerweile Mühe, sich einigermaßen wach zu halten und als Jet gegen Mittag endlich die Augen wieder aufschlug, hatte er bereits tiefe Augenringe.

Das Schwert hatte er morgens irgendwann kurz geholt, war jedoch so umsichtig gewesen, es nicht in der direkten Reichweite des Anderen zu lagern, da dieser so vielleicht auf dumme Gedanken kam und in der Zwischenzeit hatte er auch frisches Wasser in die Feldflasche gefüllt.

"Du hast etwas Fieber, du solltest was trinken", murmelte Zuko müde und stand auf um mit der Flasche zu dem Anderen hinüber zu gehen.

Jet wusste nicht, was er sagen sollte.

Gab es Worte für diese Situation?

Er blieb liegen und erspähte sein Hakenschwert. Es lehnte an dem Stein, an dem es sich Zuko gemütlich gemacht hatte. Nur kurz starrte er es an, bevor er wieder zu Zuko blickte. Automatisch wich Jet ein wenig zurück, soweit, wie es ihm eben möglich war. Er wusste, wie verletzlich er in seiner Lage war und wie zerfraß ihn diese Tatsache.

Er war verbittert vor Schmerz. Auch sein Herz war verletzt worden und so musterte er Zuko feindselig.

"Warum hast du mich nicht sterben lassen?", zischte er, als Zuko bei ihm stehenblieb. "Denkst du, das würde etwas ändern?"

Zuko ging neben Jet in die Hocke und piekste mit dem Finger kurz mutwillig gegen die verbundene Verletzung, was dem Anderen ein unterdrücktes Zischen entlockte.

"Zeig dich gefälligst ein wenig dankbarer, immerhin hab ich dich vor einem nicht allzu ruhmreichen Ende bewahrt. Wenn du sterben willst bitte, aber dann tu es wenigstens mit Würde, das ist ja nicht mit anzusehen."

Dabei blitzten die goldenen Augen leicht auf. Zuko hatte nie sonderlich viel Geduld gehabt, wenn ihm die Müdigkeit in allen Knochen saß.

"Da", meinte er schließlich und hielt Jet die Feldflasche hin, "Ist nicht vergiftet."

"Ich will nichts trinken!" Verbittert wandte Jet das Gesicht ab. "Und ich brauche außerdem keine Hilfe! Ich komme sehr gut alleine klar!"

Sofort versuchte er sich aufzurichten. Er stemmte sich auf die Arme, doch sank sofort auf das Lager zurück. Er war zu schwach, um auf die Beine zu kommen und dennoch versuchte er es weiter. Die Hilfe dieses Mannes konnte er unmöglich annehmen. Auch er hatte seinen Stolz und dieser war bereits mindestens genauso schwer verwundet, wie er selbst.

Zuko seufzte innerlich, dann ließ er sich in den Schneidersitz hinplumpsen und beobachtete Jets klägliche Versuche, von selbst auf die Beine zu kommen.
 

Ein wenig erinnerte es ihn an sich selbst. Früher. Stolz bis zum geht nicht mehr und blind für das Wesentliche.

Jetzt erst begriff er wirklich, wie strapaziös das damals für seinen Onkel gewesen sein musste, auch wenn dieser es äußerlich mit stoischer Gelassenheit hingenommen hatte.

"Bitte, wenn du unbedingt dehydrieren willst...", sagte er schließlich und warf dem Anderen die Feldflasche hin, dann stand er auf und ging zu den Satteltaschen seines Aalhundes, um etwas Proviant zu Tage zu fördern.

"Ich schätze mal, dann hast du auch sicher keinen Hunger", fügte er dann arglos hinzu, während er selbst beherzt in ein Stück frisches Kräuterbrot biss.

"Ich will nichts essen!", fauchte Jet sofort, während in seinem Magen eine gähnende Leere herrschte. Er knurrte sogar, jedoch zu leise, als dass Zuko es hätte hören können.

Finster und angespannt verfolgte Jet, wie es sich Zuko schmecken ließ. Mürrisch verengte er die Augen, spähte zurück zu seinem Schwert und unternahm erneute Versuche, dorthin zu gelangen. Doch seine Muskeln schienen wir gelähmt.

"Was hast du mit mir gemacht?", verlangte er zu wissen, als er sich drehte und auf die Ellbogen stemmte. "Hast du mich mit einem deinem Feuerzauber verflucht?"

Zuko hielt irritiert inne und schaute für einen Moment etwas dumm aus der Wäsche.

Feuerzauber? Seinen Onkel hätte das sicherlich amüsiert.

Nachdem er seinen bissen heruntergeschluckt hatte, schaute er Jet direkt an und sagte:

"Ich hab dir deine Wunde ausgebrannt, sonst wärst du verblutet. Der Pfeil hat dich direkt am Baum festgenagelt."

Also kein Zauber?

Die Schwäche musste wirklich von dieser Verletzung herrühren. Er kannte es nicht, sich in einer solchen Lage zu befinden. Er wurde so selten verwundet und wenn, dann niemals so ernst. Ächzend ließ er sich auf das weiche Lager zurücksinken.

"Warum hast du mich gerettet?", verlangte er dann zu wissen. "Sobald ich wieder auf den Beinen bin, werden wir kämpfen!"

"Natürlich werden wir das", sagte Zuko achselzuckend und verschwieg die Tatsache, dass er, sobald Jet wieder einigermaßen sicher auf den Beinen war, wieder seiner eigenen Wege ziehen würde.

Immerhin hatte er Besseres zu tun, als einem Typen mit einem emotionalen Problem als Zielscheibe für seinen Frust zu dienen.

Dann zog er die Augenbrauen in die Höhe. "Gegenfrage, was hätte ich für einen Nutzen davon, dir zu schaden? Wieso sollte ich dir den Gefallen tun und deinen Hass auf die Feuernation noch bestätigen...?"

Dann hielt er dem Anderen ein großes Stück von dem Kräuterbrot hin und meinte mit einem unterdrückten Grinsen, "Sicher, dass du keinen Hunger hast? Ist wirklich gut."

"Behalte deinen Fraß!" Ruppig wandte sich Jet ab. Eine etwas zu schnelle Bewegung und sofort zuckte der alte Schmerz in ihm auf. Ächzend ließ er sich zurück auf das Lager sinken und schloss kurz die Augen.
 

Dieser Durst wurde allmählich unerträglich. Durch die Wunde war sein Mund noch viel trockener, doch sein Stolz untersagte es ihm, nach dieser Flasche zu greifen.

Obwohl ... wenn Zuko nicht hinsah, vielleicht...? Nein! Er durfte es einfach nicht. Während er dort lag, begann er über Zukos Worte zu grübeln.

Es stimmte schon. Wenn es ihn an diesem Baum zurückgelassen hätte, hätte er sich nicht gewundert. Es hätte seinen Hass wirklich nur bestätigt, doch dieser Hass schrumpfte auch nicht durch die Tatsache, dass er eben gerade nicht getan hatte und ihm jetzt Wasser und Brot anbot.

Da musste etwas dahinterstecken, dessen war er sich sicher. Er öffnete die Augen wieder und musterte Zuko verstohlen.

"Was hast du vor?", wollte er nach kurzer Zeit wissen. "Willst du deine Freunde auf mich hetzen?"

Er hasste seine derzeitige Verletzbarkeit. In diesem Zustand wäre er jedem ausgeliefert. Eine Lage, in der er sich noch nie befunden hatte. Er wusste nicht, ob er hier bei diesem jungen Feuerbändiger wirklich in Sicherheit war.

Zuko stöhnte grottentief auf, so ein Sturkopf.

"Das, was du gesagt hast, ist doch total unlogisch!", motzte er schließlich und hätte beinahe mit dem Fuß aufgestampft, dann fügte er übellaunig hinzu:

"Denkst du eigentlich manchmal auch nach, bevor du den Mund aufmachst?"

Dabei verschränkte er die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück an den Felsen, während der den Anderen nicht aus den Augen ließ.

"Ts!"

Ganz Recht ... Jet verstand kein Wort von dem, was Zuko sagte. Vielleicht wollte er es aber auch einfach nicht, er wusste es nicht. Sein Misstrauen war unerschöpflich und tief wie der Ozean. Er könnte sich davon nicht so einfach losreißen.

Verbittert und wütend wandte er sich ab, stützte seine Brust an der verletzten Stelle mit der Hand und schluckte unter einer schrecklichen Übelkeit, die ihn überkam.

Er hatte sich scheinbar ebenso zuviel bewegt, wie er sich auch aufgeregt hatte. Er spürte förmlich, wie weiß er mit einem Mal im Gesicht wurde.

Zuko blieb das natürlich nicht verborgen und schließlich meinte er versöhnlich, "Hör zu, was hältst du davon, wenn du dich erstmal erholst und dann mit dem Hassen und dem ganzen Kram weitermachst, wenn du wieder bei Kräften bist, hm?"

Dann kam er abermals zu ihm herüber und fügte hinzu, "Und, wenn du nicht verrecken willst, dann solltest du jetzt wirklich etwas trinken, Stolz in allen Ehren, aber dir bricht er irgendwann noch das Genick. Du kannst es dir aussuchen: Entweder du bewahrst deine Würde, indem du selbst das Richtige tust, oder du lässt die Erniedrigung über dich ergehen, dass ich dich dazu zwinge und das wird nicht sonderlich angenehm."

Warum sich Zuko selbst so in die Sache hineinsteigerte, wusste er auch nicht so genau. Vielleicht weil an dem ganzen Hass, den Jet in sich trug doch irgendwo etwas dran war, kurzum, er fühlte sich insgeheim ein wenig mitschuldig und folglich verantwortlich für den Anderen. Auch, wenn diesem das so gar nicht passte.

Seine eigene Mission musste er wohl oder übel für ein paar Tage unterbrechen, aber er hatte zehn Jahre gewartet und deshalb kam es auf diese paar Tage wohl nun auch nicht mehr an.
 

Jet fiel es schwer, den Brechreiz zu unterdrücken, doch es gelang ihm und anschließend ließ er sich sinken und blieb mit geschlossenen Augen liegen. Sein Atem raste, vorsichtig bettete er die Hand auf seinen Bauch und dann kapitulierte er und tastete neben sich nach dem Wasserbehältnis.

Gut, nur einen Schluck und den nahm er auch nicht, weil Zuko ihm gedroht hatte!

Als ob er Angst vor dem Burschen hätte! Lachhaft! Vorsichtig richtete er sich so auf, setzte die Flasche an die Lippen und trank in großen, durstigen Schlucken. Und es tat ihm gut. Er spürte, wie sich das kühle Wasser in seinem Bauch ausbreitete und ihm fielen keine Worte mehr ein, als er die Flasche wieder sinken ließ.

Er war so müde. Kurz und verstohlen blickte er zu Zuko. Durfte er es sich leisten, in seiner Gegenwart zu schlafen oder war es zu gefährlich.

Er runzelte die Stirn und grübelte kurz. Wobei ... Warum sollte Zuko ihn gerettet haben, um ihn anschließend im Schlaf zu erdrosseln? Das ergab selbst für ihn keinen Sinn. Er legte sich wieder hin und atmete tief durch.

Vielleicht nur ein paar Minuten.

Außerdem tat er sich nur ausruhen, weil er es nötig hatte und nicht, weil der Bursche es gesagt hatte!
 

Innerlich schlug der junge Feuerlord drei Kreuze. ENDLICH, das hatte aber auch gedauert.

Einen Kommentar dazu sparte er sich, da er ahnte, wieviel Überwindung den Anderen das gekostet haben musste.

Nun saßen sie eben erst einmal hier fest; Bis Jet sich wieder auf ein Reittier begeben konnte würde es noch dauern. Zwar würde es morgen auch nicht auf einen Schlag besser werden, aber zumindest, so hoffte er, würde sich dessen Kreislauf wieder einigermaßen stabilisieren. Wenn ihn nicht alles täuschte, dann waren es ungefähr zwei Tagesritte bis zur nächsten Stadt und da konnte er seinen unfreiwilligen 'Schützling' dann in die Obhut von Heilern geben und selbst das fortführen, weswegen er eigentlich unterwegs war.

Irgendwann beschloss er selbst, da er die Nacht nicht geschlafen hatte, die Augen ein wenig zuzumachen. Gut, beschließen war vornehm ausgedrückt, in Wirklichkeit fielen ihm immer wieder die Augen zu, bis er irgendwann keine Kraft mehr hatte, sie zu öffnen.
 

Es war mitten in der Nacht, als Jet wieder zu sich kam. Sofort betastete er seine Brust, doch der alte Schmerz war noch immer anwesend und so blickte er nur zögerlich um sich. Aufstehen sollte er besser nicht. Er wusste selbst, wie unklug es war, doch dann fiel sein Blick auf das Stück Brot, das neben ihm lag. Keine Sekunde zögerte er, um es an sich zu nehmen und dann lag er da, kaute und blickte in den nächtlichen Sternenhimmel auf.

Dieses Brot schmeckte fantastisch. Auch, wenn es nur Brot war, er genoss es und dann drehte er den Kopf und blickte zu Zuko. Dieser schien zu schlafen und sofort wurde Jet wieder von den unterschiedlichsten Gedanken heimgesucht.

Gedanken, die von Flucht bis zu einem erneuten Mordanschlag reichten und die sich nur schwer verdrängen ließen.

Doch Jet schaffte es. Er sah es selbst ein. Er musste verstehen, dass zumindest von dem hier keine Gefahr ausging.

Anders herum war es jedoch anders. Jet konnte sich nicht versprechen, nicht auf Zuko loszugehen, sobald er wieder bei Kräften war.
 

Zuko war in der Zwischenzeit kurz erwacht und hatte sich in der Nähe die Beine vertreten und nachgesehen, ob er das Reittier, mit dem Jet gekommen war, vielleicht wieder fand, aber nada. Das hatten die Räuber wohl als einzige Beute mitgehen lassen.

Naja, wahrscheinlich hatte Jet es ohnehin gestohlen, also war es für diesen wohl kein allzu großer Verlust.
 

Auch in der Nacht schlief er relativ lange, allerdings erwachte er kurz nachdem die Morgendämmerung eingesetzt hatte.

Nachdem er sich im kalten Wasser des Flusses die Lebensgeister hatte wecken lassen, begann er langsam, die Sachen zusammenzupacken und seinen Aalhund aufzusatteln.

Heute mussten sie zusehen, dass sie weiter kamen, immerhin war es nicht allzu gut, zu lange an so einem Ort zu verweilen. Wer wusste, ob die Räuber auf die Idee kamen, sie erneut heimzusuchen.
 

Jet war wieder eingeschlafen. Mit vollem Magen war es ihm ganz leicht gelungen und kaum war die Sonne aufgegangen, da schlug auch er die Augen auf. Die Sonnenstrahlen blendeten ihn und so beschattete er seine Augen mit der Hand, als er sich ein wenig aufrichtete.

Der Schmerz hatte durch den Schlaf ein wenig nachgelassen, doch er wusste, dass er sich nicht zu sehr bewegen durfte. So blieb er erst einmal sitzen, wandte sich zur Seite und sah, wie Zuko seinen Aalhund sattelte. Es sah ganz so aus, als wolle er weiterziehen. Dann hatte er also endlich wieder seine Ruhe. Er kämpfte mit sich, um auf die Beine zu kommen. Es fiel ihm schwer und im ersten Moment schwankte er sehr. Doch bald darauf ging es. Auch, wenn er leicht geduckt ging, er kam voran und näherte sich Zuko.

"Du ziehst weiter?"

Na, endlich wurde er ihn los.
 

Als er hörte, dass Jet sich rührte hielt er kurz inne und drehte sich um.

"Nein", sagte er bestimmend, "Wir ziehen weiter. Schau nicht so, nur bis zur nächsten großen Stadt, da setz ich dich ab, aber die Chancen, dass du hier in der Wildnis sonderlich weiterkommst, stehen ziemlich gering."

Jet glaubte, nicht richtig zu hören. Er schnitt eine Grimasse.

"Und was soll ich dann in der blöden Stadt?", wollte er barsch wissen und betastete sein durchlöchertes Hemd. "Da kann ich genauso gut auch hierbleiben!"

"Du benimmst dich gerade, wie meine Schwester, als sie sechs war und anstatt einem Kampfschiff eine Puppe zum Geburtstag bekommen hat", rutschte es Zuko grantig heraus und stemmte die Hände leicht in die Hüften, was ungewollt ein wenig ulkig aussah, "Aber vielleicht sollte ich mal versuchen, dir immer das Gegenteil von dem vorzuschlagen, was ich für richtig halte, dann tust du vielleicht das, was gut für dich ist."

Kurz wandte er sich wieder um, um den Sattelriemen festzuziehen, dann meinte er, "Da du leider so dämlich warst, dir deinen gestohlenen Aalhund stehlen zu lassen, werden wir wohl beide auf meinem Platz finden müssen."

Dann begann er, die Satteltaschen festzumachen.
 

Und das am frühen Morgen. Genervt wandte sich Jet ab, trat wütend einen Stein zur Seite und zischte sofort auf, als sich mahnend der alte Schmerz meldete.

Das war dann wohl ein Fehler gewesen. Er bettete die Hand auf der Wunde und schleppte sich zum Lager zurück. Dort setzte er sich auf einen Stein und streckte die Beine von sich. Das tat gut. Er atmete tief ein, tief aus und lehnte sich zurück.

Sieh an, dachte er sich gleichzeitig. Dieser Kerl hatte also auch eine Schwester. Er senkte die Lider und wurde mit einem Mal bedrückt und nachdenklich. Das geschah immer, wenn er an Liefa dachte.

Er seufzte kaum hörbar und schüttelte den Kopf.

Er hatte sich schon so oft dazu überwinden wollen, sie aufzusuchen, doch stets kam ihm etwas dazwischen.

Genau wie jetzt. Wenn dieser Kerl ihn in die nächste Stadt brachte, dann war er wieder um ein ganzes Stück von ihr entfernt.
 

Zuko hielt kurz inne.

"Was ist?", fragte er nach. Sollte er etwa beunruhigt sein, dass so überhaupt keine Gegenwehr kam?

Als er schließlich auch den Zaum befestigt hatte, sah er abwartend zu dem Sitzenden.

"Können wir? Ich würde heute gerne noch ein ziemliches Stück weiter kommen."

Auch, wenn sie wohl öfter Pausen würden machen müssen, da die Bewegung des Reittieres den Anderen wohl schmerzen würde.

Zukos Worte rissen Jet aus seinen Gedanken. Er blickte auf, starrte ihn kurz irritiert an und verstand dann doch, was Zuko von ihm wollte. Wenn es auch schwer war, er kam auf die Beine und humpelte auf den Aalhund zu. Die beiden Hakenschwerter verstaute er auf seinem Rücken und tat sich dann schwer damit, hinter Zuko in den Sattel zu kommen. Alles schmerzte, einfach alles tat weh und unmerklich biss er die Zähne zusammen, als er saß. Diese Haltung war unangenehm, doch er schwieg. Zuko wusste wie er dachte. Er hatte ihm nichts mehr zu sagen.

Zuko gab dem Impuls, Jet eine Hand hinzustrecken, nicht nach; Dessen Stolz hatte immerhin schon einen immensen Knacks abbekommen, das wollte er nicht noch schüren.

Wenn der Andere sich nur ein wenig entspannen würde, seinetwegen sollte er sich auch etwas gegen ihn lehnen, dann würde es gleich weniger wehtun, aber er war so umsichtig, ihm das nicht vorzuschlagen, stattdessen meinte er nur, "Halt dich ja gut fest, ich hab keine Lust, noch eine Verletzung zu verarzten."

Dann schnalzte er kurz mit der Zunge und das Tier setzte sich, vorerst in einem langsameren Tempo in Bewegung.
 

Festhalten?

Woran?

Jet runzelte die Stirn. Zuko hatte Recht. Wenn er es nicht tat, würde er in absehbarer Zeit am Boden liegen und das täte seiner Verletzung ganz bestimmt nicht sehr gut. Zögernd rutschte er also näher an Zuko heran und auch, wenn es ihn anwiderte, er schlang die Arme um seinen Körper.

Wenn auch zurückhaltend, er hielt sich fest und schon setzte sich der Aalhund in Bewegung. So verließen sie die Stelle, an der das Unglück geschehen war und machten sich auf den Weg zur nächsten Stadt. Jet blieb während der gesamten Zeit schweigsam und nachdenklich. Er saß hinter Zuko, betrachtete sich die Umgebung und unweigerlich kehrten seine Gedanken zu seiner Schwester zurück.
 

Sie war die einzige, die das Massaker überlebt hatte und, man konnte es schrecklich nennen oder nicht, war von einer Familie der Feuernation adoptiert worden.

Das machte die Sache umso schwerer, da sie ihm nicht erlaubten, sie zu sehen. Sie wussten, was Jet getan hatte und was er noch immer tat, kannten seinen Hass und konnten noch nie damit leben.

Jet schluckte.

Trotzdem wollte er sie eines Tages gerne wiedersehen.
 

Als er die Arme des Anderen um seine Leibesmitte spürte, trieb er das Reittier an, sodass es in einen schnellen Laufschritt verfiel. Gut, dass diese Tiere nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr ausdauernd waren, so kamen sie doch recht schnell voran.
 

Nach einigen Stunden des Schweigens meinte Zuko irgendwann: "Wenn du eine Rast einlegen willst, sag es..."

Auch, wenn er sich schon denken konnte, dass das vergebene Liebesmüh war, Jet würde vermutlich niemals freiwillig mit der Sprache herausrücken.

Gut, er hätte sich das auch sparen können, aber vielleicht war es auch vielmehr der Grund, dass ihn dieses eisige Schweigen langsam nervte.

Jet schwieg verbittert. Das war ja alles so erniedrigend. Wenigstens konnte er in Zukos Rücken soviele Grimassen schneiden, wie er wollte, ohne, dass dieser es bemerkte. Wenn der Aalhund sein Tempo verschnellerte oder steinige Klippen hinter sich ließ, wackelte es so furchtbar, dass ihm fast schlecht wurde vor Schmerz und doch blieb sein Mund versiegelt und seine Lippen fest aufeinandergepresst.

Es würde ihm furchtbar wehtun, um eine Pause zu bitten. Er bestand ja nicht aus Zucker, sondern aus stählerner Härte! Ganz bestimmt. Anders hätte er nicht überleben können.
 

Nach Stunden und Stunden der Reise kehrte die Müdigkeit zurück. Auch die Pein der Wunde ließ ihn schwach werden. Eine Stunde hielt er noch durch, bevor er erschöpft gegen Zuko sank und die Augen fast nicht wieder aufbekam.
 

Er deutete Jets Schweigen einfach mal als Nein, auch, wenn er sich gut vorstellen konnte, dass dessen ganzer Körper nach Erholung schrie.

Irgendwann wollte er sich erbarmen und einfach so tun, als sei er selbst immens erschöpft, damit sie eine Weile rasten konnten, als er spürte, wie Jet gegen ihn sank und seine verkrampfte Haltung ein wenig aufgab.

Fabelhaftes Timing. Zuko schnitt eine Grimasse. Wenn Jet ein wenig döste, war es vielleicht etwas erträglicher und so wartete er noch zwei Stunden, ehe er einen geeigneten Platz gefunden hatte und schlussendlich die Zügel anzog, sodass das Tier sich verlangsamte und schließlich gänzlich stehen blieb.

"Hey, aufwachen", sagte er leise und klopfte Jet leicht auf den Oberschenkel, "Wir machen Pause."

Jet war wirklich eingeschlafen, war so tief in der Absenz versunken, dass er nur langsam wieder zu sich kam, als jemand seinen Oberschenkel tätschelte.

Nur langsam kam er zu sich und richtete sich verschlafen auf. Der Aalhund war stehengeblieben.

Es war wohl in den frühen Nachmittagsstunden. Die Sonne stand nicht mehr am Zenit, der Wald um sie herum war still und friedlich.

Der Aalhund war auf einer kleinen Lichtung stehengeblieben. Als Jet bemerkte, wie er immer noch an Zuko lehnte, richtete er sich ruckartig auf und wäre fast aus dem Sattel gerutscht.

Wie abgrundtief erniedrigend!

Er zog eine finstere Grimasse, bevor er das Bein über den Rücken des Aalhundes zog und sich vorsichtig zu Boden rutschen ließ. Die Pause kam ihm gelegen.

Seine Knie waren wir Gummi, als er den Erdboden erreichte und wackelig ging er ein paar Schritte, bevor er stehenblieb und sich umblickte.

Zuko legte den Kopf leicht schief, als der Jet wie von der Hornisse gestochen in die Aufrechte fuhr.

So schlimm war er doch auch wieder nicht. Aber er schwieg sich aus, eigentlich war es ihm egal, auch, wenn er das Verhalten langsam wirklich nur noch lächerlich fand.

Nachdem sich Jet von dem Aalhund herunter bequemt hatte, tat er es ihm gleich und sprang leichtfüßig von dem Tier hinunter.

Dann streckte er sich erst einmal und sah sich dann nach einem Ort um, wo er das Tier am besten anbinden konnte.

Den fand er schließlich, woraufhin er das Tier von seinem Sattel befreite und den Zaum lockerte und sich dieses genüsslich zu Boden sinken ließ.

Wenig später kam er zurück zu seinem Reisegefährten und hielt diesem wortlos die Feldflasche hin.

"Bis der Fluss wieder in Sicht kommt, brauchen wir noch zwei Stunden", sagte er, als müsste er erklären, warum sie gerade kein frisches Wasser, sondern nur das alte aus der Flasche hatten.

"Ich würde sagen, wir machen eine Stunde Pause, dann reisen wir weiter..."

"Mm." Mürrisch nahm Jet die Feldflasche entgegen und kehrte Zuko den Rücken zu. Wenn er das Geschehene auseinandernahm und überdachte, fiel ihm auf, welche schrecklichen Dimensionen all das annahm.

Er hatte einen Feind verfolgt, war unvorsichtig gewesen und nun auf diesen angewiesen. Dieser Schmerz war nicht mit dem zu vergleichen, den seine Wunde verursachte.

Er nahm ein paar Schlucke und sah sich auf der Lichtung um.

"Wie lange brauchen wir noch?", wollte er dann kapitulierend wissen. Er wollte unbedingt erfahren, wie lange er das noch durchzuhalten hatte.

Zuko zuckte mit den Schultern, "Wenn wir das Tempo beibehalten, dürften wir etwa morgen am späten Nachmittag da sein..."

Damit nahm er Jet die Feldflasche aus der Hand, als dieser fertig war und trank selbst ein paar Schlucke.
 

Jet suchte sich einen bequemen Platz und ließ sich auf einen kleinen Felsen sinken und atmete erleichtert durch. Obwohl er die ganze Zeit gesessen hatte, war es wirklich angenehm und so lehnte er sich zurück und schloss kurz die Augen. Um ihn herum war es angenehm still, doch es dauerte nicht lange, bis er die Augen öffnete und in die Höhe fuhr. Aufgeschreckt blickte er sich um.

Da kam jemand!

Auch Zuko hatte das Ankommen der Leute bemerkt und hatte sich flink die Kapuze seines Mantels ins Gesicht gezogen und ging kurz darauf in Hab-Acht Stellung; Dass es sich hierbei um die Räuber handelte, die sie vielleicht verfolgt hatten, konnte er sich nicht so recht vorstellen; Die hatten genug Respekt bekommen und mussten sich erstmal ihre Wunden lecken, aber möglich war alles.
 

Wenig später jedoch kamen die vertrauten Uniformen der Feuersoldaten in Sicht - natürlich, wie hatte er das außer Acht lassen können; Immerhin war er selbst es gewesen, der seine Leute zum Wiederaufbau auch in die entlegeneren Regionen geschickt hatte, auch, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Es wäre äußerst unklug, wenn er erkannt würde, offiziell saß er ja im Palast und kümmerte sich um Regierungsangelegenheiten.

Es waren ungefähr fünf Männer in leichteren Uniformen und zwei von ihnen hatten aus Bequemlichkeit die Helme abgenommen.

Es dauerte auch nicht lange, als man den angebundenen Aalhund erspähte und somit auf sie aufmerksam wurde.
 

Die angeeignete Vorsicht trieb Jet auf die Beine. Er sprang auf, automatisch tastete seine Hand nach einem seiner Hakenschwerter, doch unauffällig ließ er die Hand wieder sinken. Welcher Teufel ritt ihn denn, sich verwundet mehreren Soldaten zu stellen!

Er trat zurück, fixierte die fünf finster und feindselig, als sie die Lichtung betraten und auf sie aufmerksam wurden.

Wäre Jet in einer anderen Verfassung, wäre es wohl sofort zu einem Kampf gekommen, doch er war alleine hier. Der Kerl, mit dem er unterwegs war, sah bestimmt keinen Grund dafür und so hatte er sich zurückzuhalten. Nur seine Mimik hatte er nicht unter Kontrolle. Während sie näherkamen, fixierte er sie, als wünsche er ihnen den Tod an den Hals.

Er trat einen weiteren Schritt zurück und betrachtete sie lauernd und verstohlen. Es fiel ihm schwer, sich zurückhalten, doch was er noch an gesundem Menschenverstand hatte, hielt ihn von dummen Taten ab.

Zuko warf einen nervösen Blick in Richtung Jet, der würde mit aller Wahrscheinlichkeit das kalte Kotzen kriegen, bei dem Anblick seiner Leute.

Schließlich meinte einer der Soldaten, "Zum Gruße, wohin des Weges?", und ehe Jet irgendetwas antworten konnte, sagte Zuko schnell, "Verwandte besuchen. Unten im Süden."

Der Mann, der gesprochen hatte nickte und wünschte eine gute Weiterreise und wollte sich wieder in Bewegung setzen, als einer von den anderen plötzlich mit einem neugierigen Blick auf Jet meinte, "Sagt einmal, sind wir uns schon mal über den Weg gelaufen?"

Zuko zuckte kurz zusammen, da er im ersten Moment gedacht hatte, er wäre gemeint gewesen, blickte dann aber überrascht zu Jet um in dessen Gesicht eine Regung zu lesen.
 

Finster und lauernd hatte Jet all das verfolgt. Der kurze Plausch zwischen seinem Retter und diesen Mistkerlen. Er hoffte darauf, dass sie so schnell wie möglich weiterzogen, doch dann wurde einer der Soldaten auf ihn aufmerksam und stellte ihm diese Frage.

Es war kein Wunder, dass man ihn erkannte. Zu Kriegszeiten hatte er auf der Fahndungsliste der Feuernation ganz oben gestanden.

Wie viele Striche hatte er ihnen durch die Rechnung gemacht. Er hatte Verstärkung abgefangen, Lebensmitteltranporte überfallen, ihnen das Leben schwer gemacht und seine Befriedigung darin gefunden. Doch nun war alles anders und er biss die Zähne zusammen. Wie gerne würde er diesen Soldaten dumm kommen, doch der Rest seines Verstandes hielt ihn davon ab.

"Wüsste nicht, wo und wann", murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und ließ sich stockend auf den Stein zurücksinken.
 

Der Mann musterte Jet noch eine Weile eindringend, aber scheinbar konnte er sich selbst nicht so ganz daran erinnern, dann zuckte er mit den Schultern und kurz darauf machte sich die kleine Brigade wieder auf den Weg und ließ sie alleine.

Zuko atmete innerlich auf, das war nochmal gut gegangen. Was ihm allerdings total entfallen war, war die Tatsache, dass Jet wohl kein unbeschriebenes Blatt war und früher mit Sicherheit gesucht worden war. Vielleicht war die Wahrscheinlichkeit, dass man Jet erkannte sogar genauso hoch, wie bei ihm selbst.

"Glück gehabt", murmelte er leise.

Die sollten bloß verschwinden! Allein ihr Anblick ließ Jets Herz schneller schlagen. Seine Hände kribbelten regelrecht, sehnten sich danach, nach den Schwertern zu greifen und sich einfach blind in den Kampf zu stürzen. Doch er konnte es nicht, durfte es einfach nicht. Er befand sich in einer nicht sehr klugen Lage und so riss er sich zusammen und ballte beide Hände zu Fäusten. Ruppig trat er einen Stein zur Seite, lehnte sich zurück und rieb sich das Gesicht.

Das war doch alles nicht auszuhalten. Er wurde noch verrückt!

Zuko betrachtete die Mimik seines Weggefährten, er ahnte was in diesem vorging, allerdings war er unschlüssig, ob er nun etwas sagen sollte, oder nicht.

"Alles klar?", fragte er schließlich behutsam und kam ein paar Schritte näher zu Jet, dann ließ er sich, ganz gleich, ob dem Anderen das nun passte, oder nicht, einfach neben diesen plumpsen.

Es tat gut, die Glieder wieder strecken zu können.

Jet atmete tief durch, als die Soldaten von der Lichtung verschwunden waren. Er begann sich auch wieder zu entspannen und betastete vorsichtig sein Hemd. Er ertastete das kleine Loch und blickte auf, als Zuko zu ihm trat.

Sofort wandte er sich den Blick ab und starrte zu Boden.

"Natürlich", murrte er dann. "Was sollte denn schon nicht in Ordnung sein? Es ist alles beim Besten!" Er zerrte an seinem Shirt, als sich Zuko neben ihn sinken ließ. "Was haben diese Mistkerle eigentlich hier zu suchen!"

Zuko verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich zurück.

"Sicher ist es das", murmelte er und fügte hinzu.

"Na, ich denke, sie wurden herbeordert um beim Wiederaufbau in den entlegeneren Gebieten zu helfen und den Leuten, die alles verloren haben Lebensmittel und so weiter zu bringen", fügte er dann hinzu und versuchte dabei so zu klingen, als würde er selbst nur Mutmaßungen anstellen und nicht etwa genau darüber bescheid wissen.

"Siehst du?", zischte Jet zurück. "Das wäre alles nicht nötig, wenn sie die Städte zuvor nicht selbst in Grund und Boden bombardiert hätten!"

"Naja, aber du vergisst, dass vorher jemand anders an der Macht war", gab Zuko zu bedenken, "Ein größenwahnsinniger Mann, der die Mentalität seines Vorfahren übernommen hat. Feuerlord Zosin hat den ersten Grundstein dazu gelegt", fügte er mit düsterem Blick hinzu.

Immer noch kam bei ihm leichter Groll hoch wenn er an die Taten seiner Vorfahren dachte und daran, dass er sie nicht rückgängig machen konnte. Das Einzige, was er versuchen konnte war, den Menschen Hoffnung und Vertrauen zurückzubringen und auch nach eineinhalb Jahren waren bei weitem noch nicht alles getan.

Zukos Worte drangen kaum zu Jet. Er war festgefahren in seiner Meinung. Er hörte ihm zwar zu, schüttelte am Ende aber nur den Kopf.

"Ich weiß nicht ... Ich denke, der neue Feuerlord ist nicht viel besser." Er sah Zuko abwägend und finster an. "Hab gehört, das soll noch ein Knabe sein. Was für Ahnung will der schon haben. Wenn du mich fragst, steht uns der nächste Krieg ganz sicher bevor."

Zukos Blick verdüsterte sich einen Augenblick und er wollte Jet schon eine gepfefferte Antwort erwidern, als er sich darauf besann, dass dieser besser nicht davon erfuhr, wer er war.

"Ich denke, du solltest ihm eine Chance geben", sagte er in einem bemüht gleichgültigen Tonfall, während er ein paar einzelne Wolken betrachtete, die am Himmel vorbeizogen.

"Immerhin das ist immer noch besser, als ein alter festgefahrener Mann, der noch an genauso alten Gepflogenheiten festhält..."

Jet bemerkte es schon. Es machte wenig Sinn, mit diesem Kerl darüber zu debattieren. Sie hatten beide ihre festgefahrenen Meinungen. Er erwartete gar nicht von ihm, dass er ihn verstand. Murrend verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich an.

Der Himmel, fiel es ihm dabei auf. Wie friedlich er sich über ihnen erstreckte ... er atmete tief durch und begann zu grübeln. Hier in der Umgebung kannte er sich nicht aus. Er musste nach Kathargo, musste dort irgendwie an seine Schwester herankommen. Koste es, was es wolle. Sie hatten sich seit mehr als zwei Jahren nicht mehr gesehen.

"Wie weit ist es von hier aus nach Kathargo?", erkundigte er sich bei Zuko. So ganz nebenbei, als wäre es nicht so wichtig.

"Kathargo?" Das lag in westlicher Richtung und die die Zuko einschlug führte davon eher weg davon.

"Ich weiß nicht, vielleicht so um die zehn Tagesritte?", schätzte er ins Blaue hinein.

"Wieso, was willst du denn da?"

Kathargo war eine Stadt, in welcher viele Bändiger vor allem lebten und der Anteil der Menschen, die nicht aus der Feuernation stammten, relativ gering war. Eine berechtigte Frage also, warum Jet ausgerechnet dorthin wollte.

Jet grübelte. Warum sollte er ausgerechnet seinem Erzfeind davon erzählen? Das ergab einfach keinen Sinn für ihn aber irgendwie war seine Zunge recht locker. Er winkelte das Bein ab und bettete den Ellbogen darauf.

"Ich suche jemanden", verriet er dann, fügte aber noch bitter hinzu. "Nicht, dass du das verstehen könntest. Du siehst mir wie einer aus, der eine rosige Kindheit hatte."

Er musterte Zuko näher. Sein Blick fiel auf die große Narbe, die dessen Gesicht zierte. "Obwohl es da wohl eine winzige Meinungsverschiedenheit gegeben hat..."

Zuko schnaubte und sagte dann scharf: "Rosige Kindheit, was? Deine Vorurteile in allen Ehren, aber das war sie bei weitem nicht. Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen."

Dann schwieg er eine Weile und starrte düster vor sich hin.

"Sagen wir es so, mein Vater war kein guter Mensch", antwortete er knapp. Winzige Meinungsverschiedenheit. Wenn der wüsste.

Ihm gefiel es nicht so ganz, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelte (auch, wenn er froh war, dass der Andere bereit war, überhaupt mal ein paar Sätze mit ihm zu wechseln) und er musste aufpassen, dass er nicht versehentlich etwas sagte, das ihn verriet.
 

Dann eben nicht. Jet interessierte sich nicht wirklich dafür. Schulterzuckend wandte er sich ab. Er hatte Glück gehabt. Seinen Befürchtungen nach, hätte der andere jetzt erst richtig losgelegt und ihn müde gequatscht. Aber es schien sich um ein Thema zu handeln, das er nicht sonderlich mochte. Zum Glück.

Er streckte den Arm, zupfte einen Grashalm aus der Wiese und klemmte ihn sich zwischen die Lippen. Währenddessen betastete er wieder seine Brust. Jetzt wusste er nicht mehr, was er sagen sollte.

Im Grunde hatte er aber auch keine Lust, sich groß mit dem Kerl zu unterhalten. Was er wissen wollte, das wusste er jetzt und doch drifteten seine Augen versteckt zu Zuko zurück. Unauffällig musterte er ihn, während er auf dem Grashalm kaute.

"Wie alt ist deine Schwester?", wollte er dann wissen.

Zuko warf Jet einen überraschten Seitenblick zu - woher wusste der, dass ... Achja richtig, besann er sich. Er hatte ja zuvor in einem Satz darauf angedeutet.

"Sie ist 16", meinte er schließlich, "Allerdings sind wir grundverschieden, wir haben uns nie sonderlich gut verstanden..."

Das war mal milde ausgedrückt. Zuko musste Jet ja nicht auf die Nase binden, dass sie sich in der Vergangenheit regelmäßig an die Gurgel gegangen waren und Azula jetzt, wirr im Kopf, ihr Dasein in einem bewachten Teil des Palastes fristete.

"Was ist mit dir?" fragte er schließlich, "Hast ... du auch Geschwister?... Oder hattest?", fügte er dann noch etwas leiser hinzu, da ihm brühend warm die Geschichte Jets wieder einfiel.

"Mm." Nachdenklich wendete Jet des Grashalm zwischen den Lippen. Immer noch kaute er darauf herum und grübelte eine ganze Weile, bevor er antwortete.

"Mein älterer und jüngerer Bruder sind in den Flammen umgekommen." Er schluckte. "Bei dem Angriff auf unser Dorf. Genau wie unsere Eltern."

Seine Miene zuckte verbittert. Jedes Mal, wenn er nur daran dachte, schürte sich sein Hass auf die Feuernation. Jetzt, wo er darüber sprach, wurde es sogar noch schlimmer.

"Meine kleine Schwester hat damals überlebt. Allerdings lebt sie jetzt bei verfluchten Bewohnern der Feuernation! Mir wurde verboten, sie zu sehen. Nur weil ich so denke und so handle, wie ich es eben tue! Sie begreifen mich einfach nicht!"

Er ballte die Hände zu Fäusten. "Wie könnten sie auch! Die Feuernation erlitt ja kaum Schäden!"

"Das tut mir sehr leid", sagte Zuko und schlang die Arme um die Knie um das Kinn darauf zu betten. Er sagte es nicht nur, weil es eine Floskel war, und man das sagen musste, wenn man so etwas hörte. Aufrichtiges Bedauern lag in seiner Stimme.

Der junge Feuerlord war so umsichtig, Jet nicht darauf hinzuweisen, dass in den Reihen der Feuernation durchaus Verluste zu verzeichnen waren. Dabei dachte er an den Sohn seines Onkels, Lu Ten oder an die Familie des kleinen Jungen, die ihm damals Obdach gegeben hatte, als er auf der Flucht war.

"Denkst du, das Leben eines Bewohners der Feuernation sei weniger wert, als das eines anderen?", murmelte er schließlich und lehnte sich dann mit der Wange seitlich auf die angewinkelten Knie, um Jet besser ansehen zu können.
 

Was für eine seltsame Frage. So etwas hatte Jet von seinem Weggefährten nicht erwartet. Nachdenklich kaute er auf dem Grashalm und starrte zum Himmel auf.

"So denke ich", antwortete er dann. "Es geht um Frauen, die ihre Männer zur Armee lassen, um Kinder, die zu Soldaten erzogen werden und um alte Leute, die früher als Soldat gearbeitet haben. Keiner der Feuernation ist unschuldig!"

Zukos Blick verhärtete sich leicht und er straffte ein wenig die Haltung.

"Du hast noch eine Menge über das Leben zu lernen", sagte er kühl und stand auf.

"Vielleicht begreifst du irgendwann, dass Feuer nicht nur Leid und Zerstörung, sondern auch Wärme und neues Leben schaffen kann."
 

Dann wandte er sich um, um zu dem Aalhund zu gehen und diesen wieder aufzuzäumen.

Zwar war gerademal ungefähr eine halbe Stunde vergangen, aber das war Zuko nun egal.

Bei allem Verständnis, irgendwo machte es ihn wütend, dass es Leute, wie Jet gab, die so fanatisch sein gesamtes Volk verteufelten. Weil ein paar Menschen Fehler gemacht hatten, waren gleich alle anderen Mitschuld.

Ruppig zog er den Sattelgurt fest, was dem Tier ein empörtes Schnauben entlockte und meinte dann, "Wir sollten weiter, je schneller wir da sind, desto besser."
 

'Ja klar', dachte sich Jet, als er Zuko so reden hörte. 'Als ob du mehr Ahnung vom Leben hast, als ich, du Pimpf!'

Finster blickte er ihm nach, als er zu seinem Aalhund zurückkehrte und an dem Gurt zerrte. Er hatte ihn wütend gemacht aber lange hatte es nichts mehr gegeben, was ihm so gleichgültig gewesen war.

"Du redest genauso eine Pampe, wie der Avatar und seine Freunde!", rief er ihm zu, bevor er auf die Beine kam.

Die hatten ihm damals einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht!

Zuko knurrte und wandte sich blitzschnell um, um mit wenigen Schritten bei dem anderen zu sein um diesem am Kragen zu packen und mit einer harschen Bewegung, sodass es ihm in der verletzten Schulter schmerzen musste, gegen einen der mannshohen Felsen zu drücken.

"Der Avatar", knurrte er, "Hat den alten Feuerlord besiegt und der Welt den Frieden zurückgebracht! Sag mir, was DU für den Frieden geleistet hast - Ah, richtig, ich vergaß, du hast deine eigenen egoistischen Ziele über alles andere gestellt, du bist ja sowas von edelmütig und gut!" Dann gab er ihm einen Schubs und stapfte wütend zu dem Reittier zurück.

Es überraschte Jet herzlich wenig, wie Zuko plötzlich auf ihn losging. Er ließ sich packen, ließ an sich rütteln und schluckte den Schmerz einfach runter.

Es zeigte ihm im Grunde nur, dass Zuko in seiner Meinung genauso festgefahren war, wie er. Also waren sie sich im Grunde recht ähnlich, was das anging. Das brachte ihn aber nicht dazu, an seiner Meinung rütteln zu lassen. Er hatte jahrelang damit gelebt. Das, was er getan hatte, würde er sowieso nicht wieder gut machen können, wenn sich herausstellte, dass es doch falsch gewesen war, also konnte er auch ruhig so weitermachen. Er ließ sich angiften, stolperte zurück, als Zuko ihn losließ und sah ihm schweigend nach.

Egoistische Ziele?

"Ts." Er grinste humorlos, steckte sich wieder den Grashalm zwischen die Lippen.

"Er verfolgt schon keine Ziele? Egoismus betitelt in dem Fall nur die Wichtigkeit, die man seinem Ziel selbst zuschreibt!"

"Wenn du das sagst", frotzelte der junge Mann nur kühl und kletterte flink in den Sattel. "Wirds bald, oder willst du unbedingt hierbleiben?"

Mittlerweile wäre es ihm auch ganz recht, Jet einfach hier in der Wildnis zu lassen, bis ihn irgendwelche Geier fraßen, aber die Genugtuung, Recht zu behalten mit seiner Meinung über die Feuernation und deren Bewohner, wollte er ihm dann auch wieder nicht geben, also wartete er ungeduldig, dass dieser sich wieder hinter ihn bequemte.
 

Er hatte es wohl endlich zu lernen. Mit diesen Typen zu sprechen, hatte wirklich keinen Sinn. Sie waren einfach zu unterschiedlich, sie ähnelten sich in keinster Weise, doch wenn Jet daran dachte, dass sich ihr Weg am nächsten Morgen trennte, dann war das Trost genug. Wenn auch umständlich, es gelang ihm, hinter Zuko in den Sattel zu steigen.

Mürrisch schloss er wieder die Arme um dessen Körper und starrte finster zur Seite. Die Ansichten dieses Typen machten ihn wirklich wütend. Auch der Fanatismus schien beiderseitig.

Zuko gab dem Aalhund grob die Sporen, woraufhin dieser sich in Bewegung setzte und trieb ihn kurz darauf auch schon zum Höchsttempo an, diesmal nahm er keine Rücksicht mehr.
 

Stundenlang herrschte eisiges Schweigen, während die Umgebung um sie herum langsam immer baumloser wurde, die Wälder ließen sie langsam hinter sich. Im Süden war die Gegend eher Steppenartig, nur mit vereinzelten Bäumen und Grünflächen.

Zuko blickte zum Himmel. Wenn sie Glück hatten und der Mond nicht wolkenverhangen war, konnten sie noch ein ganzes Stück in die Nacht hineinreiten, auf einmal konnte es ihm gar nicht schnell genug gehen, Jet loszuwerden.
 

Seltsam.

Warum spürte er plötzlich dessen Hände so intensiv an seinem Körper, obwohl sie ihn so locker, wie möglich umfassten?

Zuko bekam eine kurze Gänsehaut, weitere Gedanken darüber machte er sich nicht, er musste sich, besonders in der hereinbrechenden Dunkelheit auf den Weg konzentrieren.
 

Es hatte nicht lange gedauert, bis die alte Müdigkeit über Jet hereinbrach. Er hatte nicht wirklich viel geschlafen und außerdem waren sie so furchtbar lange unterwegs, dass er im Sattel immer tiefer rutschte.

Er versuchte eine zeitlang gegen die Erschöpfung anzukämpfen, doch spätestens, als es um sie herum finster wurde, wurden seine Lider so schwer, dass er die Augen nicht mehr offen behalten konnte. So versank er in einem angenehmen Halbschlaf und lehnte kurz darauf wieder an Zuko. Unweigerlich zog ihm die Wärme des anderen Körpers entgegen und da ihm ohnehin kein klarer Gedanke gelang, genoss er die fremde Wärme und schlief tief ein. Sie gab ihm irgendwie ein Gefühl von ... Geborgenheit.

Zuko plagte auch irgendwann die Müdigkeit und er spürte, dass das Tier auch etwas nachließ, also ließ er es in ein gemütliches Schrittempo fallen. Jet schien auch bereits weggedöst, so war das langsame Tempo ohnehin besser, sonst verlor er noch den Halt und stürzte.

Zukos Augen hingen irgendwann auf Halbmast, er hielt sich jedoch tapfer wach, bis hin zum nächsten Morgen.

Seiner Einschätzung nach könnten sie, da sie die Nacht durchgeritten waren, noch vor dem Mittag in der Stadt sein und insgeheim sehnte er sich nach einem Bett und einer heißen Tasse Tee und vor allem nach - Ruhe.

Kurz verzog er die Augen. Hatte ihn das Leben im Palast etwa schon wieder so verwöhnt, dass ihm das im Freien übernachten auf Dauer strapazierte? Nein, so ein Unsinn...

Jet wurde kein ruhiger Schlaf zuteil. Alpträume suchten ihn heim, ließen ihn sich winden und stöhnen.

Es geschah oft, dass er von der Vergangenheit träumte. Von dem Angriff auf sein Dorf und dem Tod, den vier seiner Familienmitglieder erlitten. Die damalige Hilflosigkeit wurde ihm vor Augen geführt. Er hatte nichts tun ... und niemanden außer seiner kleinen Schwester retten können. Er hatte sich mit ihr versteckt, während die Soldaten der Feuernation die Häuser nieder brannten und mordeten, als hätten sie niemals etwas anderes getan. Brutal und gnadenlos.

Er hatte es mit eigenen Augen gesehen.

Stöhnend wendete er den Kopf und presste die Augen fester zu. Auch von der kurzen Zeit mit seiner kleinen Schwester träumte er und oft flüsterte er ihren Namen, während er ihr Gesicht deutlich vor Augen sah.

Zuko hielt inne, als er den unruhigen Schlaf seines Weggefährten spürte. Sollte er ihn wecken? Oder warten, bis er von selbst aufwachte?

Kurzerhand entschied er sich für ersteres und patschte kurz hinter sich, wobei er die Hüfte des Anderen erwischte, "Hey, wach auf, Idiot", sagte er dabei etwas lauter und hoffte, das würde reichen.

Unsanft wurde Jet aus seinen Träumen gerissen. Jemand hatte nach ihm geschlagen und sofort öffnete er die Augen und richtete sich auf.

Dass er an Zuko gelehnt hatte, realisierte er nicht, denn er hatte sich darauf zu konzentrieren, wieder Halt im Sattel zu finden. Nur kurz löste er so die Arme von Zukos Leib, bevor er sie wieder um ihn legte und sich festhielt.

"Sind wir schon da?", fragte er verschlafen.

Eskalation

Wie harmlos Jet auf einmal war, wenn er verpennt war. Zuko grinste in sich hinein und sagte anschließend:

"Fast. Etwa eine Stunde noch, aber jetzt wo du nicht mehr pennst, kann ich das Tempo wieder steigern."

Hatte er vorwurfsvoll geklungen? Zuko war es relativ egal und er gab dem Aalhund abermals die Sporen.

Irgendwann fragte er, "Wie gehts deiner Schulter?"

Jet wurde nur langsam wach. Er blinzelte die Müdigkeit aus seinen Augen, hielt sich an Zuko fest und hörte ihm schweigend zu. Als er sich nach seiner Wunde erkundigte, runzelte er die Stirn. Er hatte keine Lust, ihm die Wahrheit zu sagen. Damit würde er sich selbst nur erniedrigen, also zuckte er nur mit den Schultern.

"Geht schon."

"Fein", meinte Zuko nur knapp und so herrschte einmal wieder Schweigen zwischen ihnen. Zuko wurde zusehends genervter davon, dann machte ihn die Müdigkeit zusätzlich noch übellaunig.

Denn sie beide wussten wohl ganz genau, dass die Schmerzen noch da waren, so schnell wuchsen Sehnen nicht zusammen, das brauchte seine Zeit.
 

Bald kamen die Giebel der Stadt in Sicht. Na endlich. Sie waren ja jetzt lang genug unterwegs gewesen.
 

"Wir sind da", sagte er überflüssigerweise und kaum hatten sie das Tor der Stadt passiert, ließ er sich von dem Aalhund herab gleiten. Er konnte keine Sekunde länger sitzen, davon und von dem Schlafmangel taten ihm höllisch die Glieder weh.

"Am besten wir suchen uns erstmal gemeinsam einen Rasthof, dann kannst du in Ruhe planen, wie es weitergehen soll und ich kann mich mal nach einem Heiler umsehen", schlug er vor. Das war sein Verantwortungsbewusstsein, das ihn wieder einmal zwickte.

Außerdem würde ihnen allen beiden ein Bad wohl sehr gut tun und er konnte sich vorstellen, dass Jet das genauso begrüßen würde, wie er selbst, ehe er weiterreiste.

Jet war nicht wirklich froh darüber, dass sie ihr Ziel erreichten. Natürlich hätte er es aber auch keine weitere Sekunde auf dem Rücken dieses Tieres ausgehalten. Als Zuko sich zu Boden gleiten ließ, tat er es ihm sofort gleich. Vorsichtig schob er sich aus dem Sattel und vertrat sich die Beine.

Das mit dem Rasthof war ja noch in Ordnung. Nur die Sache mit dem Heiler gefiel ihm nicht. Fast entrüstet blieb er stehen und sah Zuko nach.

"Ein Heiler?", ächzte er und eilte ihm hinterher. "Sehe ich so aus, als könnte ich mir einen Heiler leisten?" So fand er sich wieder neben Zuko ein. "Das braucht nur ein bisschen Spucke und dann geht das wieder!"

Der junge Feuerlord drehte den Kopf leicht, als Jet ihn darauf aufmerksam machte, dass er kein Geld hatte, um einen Heiler zu entlohnen.

"Das lass mal meine Sorge sein", sagte er nur, während er ein Gähnen unterdrückte und beschloss kurzerhand den nächstbesten Gasthof zu nehmen, welchen er vorfand, da er keine große Lust hatte, durch die ganze Stadt zu laufen. Der ehemalige Freiheitskämpfer raubte ihm noch den letzten Nerv, wenn er so weiter machte.

"Halt mal", meinte er und drückte Jet plötzlich die Zügel des Aalhundes in die Hand, "Ich geh da mal fragen, ob die noch ein Zimmer frei haben."

Damit deutete er mit dem Daumen auf einen Gasthof und schritt daraufhin, ohne eine Antwort abzuwarten hinein.

Auf die Idee, dass Jet womöglich samt Gepäck und Reittier abhauen konnte, kam er gar nicht, die Müdigkeit vernebelte das Denken, zumal er sich es momentan auch nicht vorstellen konnte, da Jet genauso fertig war, wie er selbst.

Ebenjener sah ihm missmutig hinterher. Jetzt wurde er auch noch wie ein Diener stehengelassen! Mit finsterem Blick blieb er zurück und ließ stöhnend die Zügel sinken. Gerade hatte er nicht wirklich eine Wahl. Na toll! Was konnte auch ein Tag schon bringen, der mit aufstehen begann?
 

Sie hatten Glück, es waren noch ein paar Zimmer frei und Zuko zahlte im Voraus das Geld für zwei Nächte.

Kurz darauf trat er wieder ins Freie, wobei ihm einer der Angestellten folgte, um das Tier im Stall unterzubringen, und warf Jet die Schlüssel für das Zimmer zu.

"Geh meinetwegen schon mal hoch, ich hol eben noch die Sachen."

Endlich wurde er die Zügel los und tat ohne zu mosern, das, was man ihm gesagt hatte. Er betrat das Gasthaus und suchte das freie Zimmer. Es war nicht sonderlich groß, auch nicht sonderlich bequem aber für jemanden, der es ansonsten gewohnt war, auf dem Boden zu schlafen, reichte es allemal.

Während Zuko noch unterwegs war, trat er an einen dreckigen Spiegel heran und wischte ihn ein wenig sauber, bevor er sich den Schulterschoner abschnallte und vorsichtig aus dem Hemd schlüpfte, um sich seine Wunde zu betrachten. Sie sah nicht gut aus. Obwohl sie ausgebrannt worden war. Hier sah er den Grund für seine Schmerzen und auch die andere Seite auf seinem Rücken sah nicht besser aus.
 

Zuko schleppte wenig später die Sachen nach oben und ließ sie prompt fallen, als er das Zimmer betrat. Dann schloss er die Tür hinter sich und tappte wortlos und ohne Umwege zum Bett, auf das er sich prompt auch falle ließ. Alles, was er wollte war, ein wenig Schlaf und selbst, wenn die Welt untergegangen war.

"... hab den'n gesagt ... 'nen Heiler schicken", murmelte er noch, dann fielen ihm auch prompt die Augen zu und er schlief tief und fest.
 

Eine von Jets Augenbrauen zog sich langsam in die Höhe. Im Grunde könnte er dem anderen jungen Mann einfach die Kehle durchschneiden, aber dennoch schlief er jetzt den Schlaf der Gerechten. Das war sehr leichtsinnig. Allerdings war es auf der anderen Seite kaum verwunderlich, immerhin war er ja auch die Nacht durchgeritten, während Jet friedlich gedöst hatte.

Zuko war so verführerisch unvorsichtig geworden, wenn es um Jet ging.

Es lockte ihn ... Es kribbelte in seinen Fingern, doch dann wandte er sich stöhnend dem Spiegel zu und betastete die Wunde. Ihm ging es da irgendwie, wie den meisten anderen auch - hatte man eine Verletzung, konnte man nicht anders, als permanent daran herumzufummeln.

Er stand noch eine Weile dort, bis es an der Tür klopfte und der Heiler eintrat. Die Prozedur, die darauf folgte, war lang und schmerzhaft.
 

Zuko schlief bis zum späten Nachmittag und als er erwachte, fühlte er sich immer noch ziemlich matschig. Jeder Muskel im Körper tat ihm weh, obgleich er eigentlich sehr gut trainiert war. Oder es sein müsste. Innerlich nahm er sich vor, bald wieder an seiner Kondition zu arbeiten, während er sich zerstrubbelt und mit müdem Blick im Bett aufrichtete.

"War der Heiler schon da?", fragte er verschlafen und rieb sich leicht über die Augen.

Jet für seinen Teil hatte nicht lange geschlafen. Die Kräuter, die auf seine Wunden geschmiert worden waren, stanken bestialisch und entfachten einen furchtbaren Juckreiz, der ihn fast um den Verstand brachte.

So waren ihm nur drei Stunden geblieben.

Er setzte sich in den Schneidersitz, versenkte die Hände im Schoß und driftete gedanklich ab. Stunde um Stunde hatte er dort gesessen und in die kleine Gasse gestarrt, die er von dort aus sehen konnte. Nur wenige Menschen betraten sie und die, die es taten, musterte er finster und verstohlen.

Als er Zukos Stimme vernahm, drehte Jet sich nicht um. Er starrte noch immer in die Gasse.

"Mm", bejahte er kurz angebunden.

Zuko rümpfte die Nase als der Wohlgeruch der Kräuterpaste an selbige drang, dann streckte er sich und meinte: "Naja, wie auch immer, ich werd jetzt erstmal ein Bad nehmen."

Das hatte er auch dringend nötig, er hatte das Gefühl, zu müffeln, wie ein Iltis.

Nebenbei konnte er dem Personal auch gleich für ein paar extra Groschen seine Kleidung zur Reinigung geben. Zwar hatte er noch Ersatz dabei, aber so eine Gelegenheit sollte man ausnutzen.
 

Das warme Wasser war äußerst wohltuend für seine verspannten Glieder und der Kräuterextrakt tat sein Übriges um ihn langsam völlig zu entspannen.

Nach einer halben Stunde etwa fühlte er sich wieder einigermaßen ausgeglichen und hatte neue Kraft geschöpft.
 

Als Zuko das Zimmer verließ, hatte sich Jet kaum geregt. Er saß immer noch dort und grübelte.

Hin und wieder kratzte er sich auch an der Brust oder versuchte an die Stelle am Rücken zu gelangen. Es nervte ihn, doch irgendwann resignierte er und sank in sich zusammen. Zuko war schon seit einer ganzen Weile draußen und sofort versank er in seine alten Grübeleien. Er wollte sich so schnell wie möglich auf den Weg machen. Zu Liefa. Er durfte sich nicht zuviel Zeit lassen. Er wollte sie unbedingt wiedersehen und niemand würde ihm in die Quere kommen.
 

Absent blieb er sitzen, bis er leise Geräusche vernahm. Leises Fauchen, ein leises Klirren und Ächzen.

Jet fand nicht sofort Interesse daran, aber dann richtete er sich doch auf. Er stemmte sich in den Fensterrahmen und blickte in die schmale Gasse hinab.

Soeben war dort ein alter Mann in feuerroter Kleidung zusammengebrochen. Umringt von drei Männern kauerte er auf dem Boden und wischte sich das Blut aus den Augen, das von einer großen Platzwunde auf seiner Stirn herrührte.

Ängstlich hielt er den Arm erhoben und flehte um Gnade, während die drei ihn zuerst durchsuchten und dann mit Stöcken auf ihn einschlugen.

Jet weitete die Augen. Das war doch interessanter, als er gedacht hätte. Ein Grinsen zog an seinen Lippen, als er das Schauspiel weiterhin verfolgte.

Das geschah dem Alten ganz recht. Er hätte es nicht besser machen können.
 

Kurz darauf betrat Zuko das Zimmer wieder und bemerkte, dass Jet wie gebannt aus dem Fenster starrte, denn er hatte nicht einmal aufgesehen, als er hereingekommen war.

Irgendwann doch neugierig geworden, trat er neben den anderen ans Fenster und seine Augen weiteten sich.

Nur für einen kurzen Moment starrte er zu Jet herüber und fragte sich, warum dieser ... da fiel es ihm wieder ein, natürlich.

Dann schüttelte er leicht verdrossen den Kopf und verschwand im Laufschritt aus dem Zimmer, um nach unten zu gelangen.

Das durfte doch nicht wahr sein. In der Eile jedoch hatte er vergessen, sein Gesicht wieder zu verhüllen ...
 

"Hey!", schrie er, als er unten angekommen war, und die drei Gestalten, welche sich als Jugendliche entpuppten, kaum älter als er selbst, fuhren ertappt zusammen.

"Verpiss dich!", rief einer von ihnen und fuchtelte mit einem provisorischen Schlagstock herum, "Misch dich besser nicht in unsere Angelegenheiten..."

Dann ging alles relativ schnell. Zuko hatte zum einen in der Eile kein Schwert mitgenommen und zum Anderen hatte er nach den Strapazen der letzten Tage absolut keine Geduld mehr, weshalb er in Angriffsposition ging und eine große Flamme über seiner Handfläche erscheinen ließ.

"Lasst den Mann zufrieden, gebt ihm sein Geld wieder und dann seht zu, dass ihr Land gewinnt, ehe ich mich vergesse."

Der alte Mann nutzte die Ablenkung seiner Peiniger um in Sicherheit zu krabbeln, während die drei jungen Männer sich zögernd ansahen.

"Lasst uns lieber verschwinden", murmelte der Jüngste mit einem leicht ängstlichen Blick in die Flamme, welche bedrohlich flackerte, während der zweite sich schon ein paar Schritte in Sicherheit gebracht hatte. Nur einer von ihnen, offensichtlich der Anführer blieb einen Moment trotzig stehen und sah Zuko direkt in die Augen. Allerdings begegnete ihm in dessen Blick etwas so Bedrohliches, Entschlossenes und Gefährliches, dass er sich eines Besseres besann.

"Scheiß Bändiger!" Damit spuckte er aus und ruckte mit dem Kopf zum Zeichen dafür, dass sie es für dieses Mal gut sein ließen.

Zuko sah ihnen eine Weile düster nach, dann wandte er sich an den Mann, um diesem die Hand hinzustrecken. Selbiger ergriff sie dankbar.

Kaum jedoch, dass der Alte auf die Füße gekommen war und Anstalten machte, sich zu bedanken, entfuhr diesem ein überraschter Aufschrei.

"Feuerlord Zuko! Meine Majestät!" Er wurde weiß im Gesicht und sank, ehe Zuko ihn daran hindern konnte, zurück auf die Knie, presste die Stirn auf das kühle Pflaster und begann, irgendetwas vor sich hinzustottern und zu murmeln, von wegen 'Was für eine Ehre' 'Gar nicht würdig' und dergleichen.

"Steh wieder auf!", zischte Zuko leicht verzweifelt, "Bitte, du verrätst mich sonst noch!" Damit zog er den Alten nicht gerade sanft in die Höhe.

"Davon darf keiner erfahren, verstanden?"

Der Alte nickte ehrfürchtig und als er keine Anstalten machte, sich zu bewegen zerrte Zuko ihn kurzerhand hinter sich her. Immerhin musste sich jemand um die Verletzung des Mannes kümmern.
 

Jet glaubte seinen Ohren keinen Glauben schenken zu dürfen. Passierte es wirklich, was er gerade sah? Der Alte sackte auf die Knie und er musste nicht die Stimme erheben, damit Jet es verstand.

Ein eisiger Schauer suchte ihn heim, als er sich stockend vom Fenster und sich auf das Bett zurücksinken ließ. Das konnte doch nicht wahr sein...!

Er saß mit geweiteten Augen dort und konnte sich eine zeitlang nicht rühren.

Feuerlord Zuko...

Feuerlord?!

Er biss die Zähne zusammen. So sehr, dass sie knirschten und nur langsam wandte er das Gesicht zur Tür. Er wollte es nicht glauben! Er war wirklich mit dem neuen Feuerlod unterwegs gewesen?

Wie veralbert fühlte er sich mit einem Mal, wie hintergangen!

Der schiere Zorn überkam ihn, der alte Hass flackerte in ihm auf und jetzt hatte er endlich einen Grund und die perfekte Möglichkeit, diesen Mistkerl fertig zu machen.
 

Nachdem er den Mann in der Obhut des Wirtes gelassen hatte, stapfte er wütend zurück nach oben. Und mit jeder Stufe, die er nahm, hatte er das Gefühl, stieg seine Wut ein Stück an.

Wie konnte man sich nur an so einer Ungerechtigkeit erfreuen? Jet hätte keinen Finger gerührt und wohl auch noch seelenruhig dabei zugesehen, wenn der Mann erschlagen worden wäre.

Als er die Tür aufriss rutschte sie ihm beinahe aus der Hand, so einen Schwung hatte er drauf. Dafür ließ er sie noch in derselben Bewegung mit einem lauten Knall wieder zufallen und ging schnurstracks auf Jet zu

"WIE KANN MAN NUR SO EIN ARSCHLOCH SEIN?"

Kaum, dass die Tür aufgerissen wurde, war Jet auf die Beine gesprungen.

Zukos wuterfüllte Worte trafen auf taube Ohren.

In zügigen Schritten stürzte Jet ihm entgegen und packte ihn am Kragen. Jetzt würde er sich nicht mehr zurückhalten! Auch seine Wunde war ihm gleich, als er den Jüngeren zur Seite stieß und ihm sofort folgte.

"Tut mir Leid für die raue Behandlung, Feuerlord!", fauchte er, als er sich vor ihm aufbaute. "Du bist wahrscheinlich Besseres gewohnt!"

Die Luft um Zuko herum schien zu flirren.

"Kann man wohl sagen!", keifte er zurück und ging sofort ebenfalls in die Offensive, indem er Jet kurzerhand mit der Faust ins Gesicht schlug, sodass man den Kiefer krachen hörte, und die Gelegenheit nutzte, als dieser strauchelte, um sich auf ihn zu stürzen, wodurch sie beide ins Schwanken gerieten.

Seine Geduld in allen Ehren, aber Zuko sah nicht ein, wozu er Würde und Erhabenheit bewahren sollte, wenn Jet sich aufführte, wie vom wilden Affen gebissen.

Dass dessen Verhalten, zumindest im jetzigen Moment nachvollziehbar war, ging in seiner eigenen Rage unter. Alles, was er in den letzten Tagen geschluckt hatte, brach nun hervor.
 

Jet steckte den Schlag recht gut weg. Es drehte sich ihm kurz aber dann ging er sofort wieder auf Zuko los.

Es war ihm gleich, dass dieser ihn gerettet hatte. Dass er sich um ihn gekümmert und für einen Heiler gesorgt hatte ...

Er war der Feuerlord und somit bündelte er seinen gesamten Hass und fixierte ihn auf diesen einen Menschen. Er hatte auch keine Schmerzen, während er sich mit Zuko prügelte.

Jede Pein hatte sich in seinem Kopf ausgeschaltet und so viele Schläge er auch kassierte, er blieb auf den Beinen, stieß in Zukos Kniekehle und zwang den jungen Mann somit auf die Knie hinab.

Nur, um ihm anschließend in den Rücken zu treten und vollends zu Boden gehen zu lassen.

Natürlich wäre es Zuko ein Leichtes gewesen, einfach Feuer einzusetzen.

Allerdings biss sich das wiederum mit einigen Prinzipien; Niemals, wenn es nicht absolut notwendig war, einen normalen Menschen mit diesen Kräften anzugreifen und zum anderen wollte er den Rasthof nicht unbedingt abfackeln, obwohl es ihn übel in den Fingern juckte, die Wut zu kompensieren und so herauszulassen.
 

Zuko hatte nur einen Moment lang nicht aufgepasst, nur einen klitzekleinen fatalen Moment, den Jet dazu genutzt hatte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen und zu Boden stürzen zu lassen. Kurz presste sich ihm die Luft aus den Lungen, dann rollte er sich zur Seite und japste: "Du tust immer so herrlich selbstgerecht!" und fügte, aufspringend und leicht stolpernd hinzu, "Dabei bist du nichts weiter als ein Überbleibsel einer vergangenen Welt, das keinen Nutzen mehr hat!"
 

Als er sich wieder einigermaßen gefangen hatte, als er die Wut und den Hass und den unendlichen Schmerz in den Augen des Anderen las, vergaß er für einen kurzen Moment seine Prinzipien und führte eine Bewegung mit dem Arm aus, auf welche kurz darauf ein elementarer Angriff erfolgen würde.

Er hatte die Schnauze voll. Aber endgültig.
 

Wütender konnte Jet nicht mehr werden und so prallten auch die Worte des verfluchten Feuerbändigers an ihm ab. Vielleicht nicht ganz, doch seine Wut konnte man nicht noch mehr anfachen. Er blieb aufmerksam und las an Zukos Bewegungen ab, was er vor hatte. Doch er war nicht gewillt, es ihn tun zu lassen und reagierte sofort.

Er stoppte seine Armbewegung mit einem Schlag, stieß seinen Arm zurück und hatte ihn kurz darauf schon im Schwitzkasten.

Ohne zu Zögern begann er Zuko zu würgen und an ihm zu zerren.
 

Verdammt, da war der Andere doch tatsächlich schneller gewesen, als er und als dieser ihn so im eisernen Klammergriff hielt, krallte er die Hände in dessen Unterarme und versuchte keuchend und unter Anstrengung seiner ganzen Kräfte den Druck auf seine Kehle zu vermindern.

Das Bändigen wurde in dieser Situation selbst für ihn zum Problem, weshalb er schließlich aufs Geratewohl einen kräftigen Tritt nach hinten ausführte - welcher glücklicherweise direkt die Kniescheibe zu treffen schien und da sich dadurch ungewollt Jets Griff ein wenig löste, stolperte er ein paar Schritte nach vorne und stützte sich an der Wand ab, während er japsend nach Luft rang, den Anderen dabei jedoch nicht aus den Augen ließ, wachsam funkelte er ihn an. Ihm war leicht schwindelig von dem Druck.

"Na komm schon!" Aufgebracht winkte Jet ihn zu sich zurück. "Beweise mir, dass du ohne deine Bändigerkräfte nichts kannst!"

Zuko schnaufte einen Moment wütend, wie als müsse er sich selbst zur Beherrschung zurück berufen.

Er würde nicht auf die Provokation eingehen, er würde nicht...

Stattdessen besann er sich darauf, was ihm seine ganzen Kampfkunstlehrer beigebracht hatten und so führte er ein paar schnelle Schritte aus, deutete einen Ausfallschritt an, nur um Jet dann flink mit dem Ellenbogen schmerzhaft zwischen die Schulterblätter zu stoßen, dabei auf jene verletzte Stelle zu zielen, die Jet ohnehin schon zu schaffen machte.

Wenn er dachte, das einzige, was er konnte, war das Bändigen, dann war er noch verbohrter, als er zunächst angenommen hatte.

"Ich muss dir gar nichts beweisen", sagte er dann kalt, nachdem er einen kurzen Abstand zwischen sie gebracht hatte und starrte Jet ebenso an.

Der Schlag, den er ihm versetzte, saß. Wenn er den Schmerz seiner Wunde auch nur leicht wahrnahm, er hustete flüchtig und tat sich schwer damit, sich wieder aufzurichten.

Zuko musste die beste Ausbildung genossen haben aber dem war er schon gewachsen. Er hatte nicht umsonst jahrelang im Wald überlebt und sich gegen jeden durchgesetzt, der seine Fähigkeiten als Anführer in Frage stellte!

Jet verengte die Augen. Es war ihm gleich. Er würde ihn fertig machen! Er würde ihm nicht entkommen und so stürzte er sich sofort wieder auf ihn.

Zuko blieb es keinesfalls verborgen. Jet machte seine Wunde wieder zu schaffen, nicht zuletzt Dank seines Schlages auch, wenn dieser sich dessen wohl momentan aufgrund seines Adrenalinrausches nicht sonderlich bewusst war.

Natürlich, das einzige was in seinem Denken vorherrschte, war ihn zu vernichten, ihn bloßzustellen, indem er ihn dazu brachte, sein Feuer einzusetzen, aber soweit würde es nicht kommen.

Zuko nahm eine Verteidigungsstellung ein, was allerdings nicht verhindern konnte, dass er ob des Schwunges, den Jet hatte, strauchelte und das Gleichgewicht verlor, ein paar Schritte zurückstolperte und sich gerade noch so fangen konnte.

Zumal er das Gefühl hatte, momentan war es besser, den Schwerpunkt in die Verteidigung zu legen, der Andere war so gesteuert von blinder Wut dass er beinahe wie ein Berserker unkontrolliert auf ihn einschlug.

Jet tat alles, um Zuko zu Boden zu ringen. Wenn er ihn erst einmal soweit hatte, wäre der Rest ein Kinderspiel. Er würde ihn so zurichten, dass der holde Feuerlord nicht mehr erkannt wurde! Kurz brachte er ihn aus dem Gleichgewicht, doch er fing sich wieder viel zu früh. Allmählich ging Jet auch die Kräfte aus. Eine so zünftige Prügelei hatte er sich schon lange nicht mehr geleistet.

Kurz stemmte er sich auf seine Knie, rang nach Luft und umschritt Zuko lauernd. Er brauchte nur einen Schwachpunkt. Nur eine Sekunde, in der Zuko nicht aufpasste und schon hätte er ihn!

Zuko versuchte seine Atmung unter Kontrolle zu bringen, der Brustkorb hob und senkte sich heftig, während er Jet nicht aus den Augen ließ, der ihn umschlich, wie eine lauernde Raubkatze, abzielend auf den nur geringsten Fehler.

Doch den Gefallen würde er ihm nicht tun, auch nicht, erneut einen Angriff zu starten, und sich somit selbst einem Moment der Unachtsamkeit preiszugeben.

Die Luft im Raum war inzwischen zum Schneiden dick, die Spannungen beinahe spürbar, wie einer von Azulas Blitzen.
 

Einem Außenstehenden wären sie beide wohl vorgekommen, wie räudige Hunde, die sich anbellten und zerbissen, sich knurrend belauerten, als hinge ihr Leben davon ab.

"Na...", sagte Zuko schließlich leise und höhnisch, "Lässt du etwa schon nach oder warum zögerst du?"

Einen Moment, nur einen kurzen Moment war Jet gefangen von dem Anblick, den Zuko ihm bot: Die bernsteinfarbenen Augen sprühten voller Trotz und Kampfeslust, der Brustjob hob. und senkte sich heftig, beinahe ekstatisch und feiner Schweiß klebte glänzend an seinem Körper, die Röte stand ihm gut zu Gesicht, das musste er ... Doch schnell fing er sich wieder.

"Ich bin scheinbar nicht der einzige, der zögert!", erwiderte Jet keuchend und winkte ihn zu sich. "Du bist ja wohl derjenige, der sich verdrückt!"

Er konnte sich nicht dazu überwinden, Zuko erneut anzugreifen. Dieser war jetzt viel zu aufmerksam, viel zu gefährlich. Er würde auf jeden Fall nicht an ihn herantreten, wenn Zuko so offensiv war. Immerhin war er ein würdiger Gegner, wie Jet verbittert zugeben musste. Flüchtig blickte er zu seinen beiden Hakenschwertern, die noch immer an einem kleinen Schrank lehnten.

Zuko folgte kurz Jets Blick, dann zierte ein schiefes Grinsen sein Gesicht.

"Ich bin nichts, ohne mein Feuer, was? Und, was bist du ohne deine Schwerter?" Zuko war es gleich, dass er Jet nur noch mehr provozierte, er selbst war bis zum Äußersten gereizt, ein Zustand, der schon lange nicht mehr eingetreten war.

"Na los", sagte er zynisch und kehrte den Ausspruch seines Gegners auf ihn selbst um, "Nimm sie dir und beweis mir, dass du nichts ohne sie bist."

Das reichte! Zukos Provokation zeigte seine Wirkung und so riss sich Jet von dem Anblick seiner Schwerter los.

Dann ließ er sich eben seine Fäuste sprechen und ohne zu zögern kam er wieder auf Zuko zu. Er würde ihn zu Brei schlagen und mit aller Wut, die er verspürte, griff er wieder an.

Er versuchte nahe an ihn heranzukommen, seine Verteidigung zu durchstoßen und ihn zu Boden zu ringen. So drängte er sich gegen ihn, nahm die Schläge in Kauf und schlang wieder seinen Arm um seinen Hals. Er klammerte sich an ihn, als sich sein Fuß in dem kleinen Läufer verhedderte und er klammerte sich noch immer an Zuko, als er zu Boden ging und ihn mit sich riss.

Zuko hob die Arme um eine Verteidigungsposition einzunehmen, womit er allerdings nicht gerechnet hatte, war, dass sich dieser mit der vollen Wucht seines Körpers gegen ihn warf und er hatte auch keine Möglichkeit mehr sich loszureißen, als dieser ihn mit zu Boden riss, da er ihn eisern umklammert hielt.

Zum zweiten Mal an diesem Abend presste es ihm schmerzhaft die Luft aus den Lungen und er schlug sich den Hinterkopf, sodass er kurz schwarze Punkte vor Augen sah. Dann blieb er nach Atem ringend und vorerst bewegungsunfähig liegen, das Gewicht seines Gegners immer noch auf sich spürend und die Gewissheit, dass er diesem nun ausgeliefert war. Mit aufgerissenen Augen starrte er Jet an, wartend auf das Unausweichliche.
 

Jet nutzte den Moment. Er schluckte den Schmerz hinab, rappelte sich auf und ließ sich auf Zukos Taille niedergehen. Er setzte sich einfach auf ihn, schlug die Hand in seinen Kragen und zog seinen Oberkörper zu sich, bereits mit der anderen Hand ausholend.

In diesem Moment allerdings mobilisierte der Feuerbändiger seine Kräfte wieder; Er spuckte Jet ins Gesicht und rammte ihm mit letzter Kraft seine Faust in den Magen. Selbiger keuchte und ließ automatisch den Griff um sein Revers lockerer, was Zuko wiederum ausnutzte um sich unter ihm hervor zu winden. Stolpernd kam er auf die Beine, doch Jet hastete ihm hinterher, langte nach ihm und er kam abermals ins Straucheln, einzig und allein die Wand verhinderte, dass er komplett zu Boden stürzte.

Jet war ihm in Windeseile nachgekommen und mit einem Poltern schlug er links und rechts von Zuko die Hände gegen die Wand.

Keiner von ihnen rührte sich.

Sie starrten sich keuchend in die Augen, kein Muskel, der sich rührte. Sekunden verstrichen.
 

Dann presste Jet mit einem Mal grob die Lippen auf die Zukos, welcher mit einem erschrockenen Keuchen zubiss und ihn wegschubste. Und dann war er selbst es, der dem Blick des Anderen nicht mehr widerstehen konnte, den Kontakt suchte.

Der Kuss war, hungrig, hart und forsch.

Ein leises Stöhnen rollte über Zukos Lippen als Jet ihm auf die Unterlippe biss, daran saugte, schließlich hinunterwanderte und der zarten Haut des Halses einen ebenso schmerzhaften Biss versetzte, bis er Blut schmeckte, während die Hände das Obergewand des Feuerlords längst ruppig auseinandergezerrt hatten und sich an dessen Haut verlustierten.

Fordernd drängte sich Jet gegen seinen Mund. Noch immer hielt er ihn fest, erlaubte ihm keine Flucht, kein Zurückweichen, klammerte sich nur noch fester an ihn und hielt ihn hart fixiert.

In seinem Kopf lebte kein einziger Gedanke auf. Eine seltsame Macht ergriff von ihm Besitz und er machte sich nicht die Mühe, sie sich erklären zu wollen. In diese, Moment gab es nur Zukos Geschmack und mit einem Ruck brachte er seine Gegenwehr erliegen.

Noch immer presste er sich an ihn, legte den Kopf schief und versuchte soviel von Zuko zu ertasten, wie möglich war.

Die Welt war plötzlich völlig verkehrt. Eine zuvor nicht gekannte Spannung lag in der Luft. Und nun waren sie ihr hilflos ausgeliefert.

Exzess

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Familie

Zuko hatte sich bereits in aller Frühe aus dem Staub gemacht. Die Situation war ungekannt, unangenehm und er war nicht gerade erpicht auf eine solche Konfrontation danach.

Die letzte Nacht hatte ihn sehr aufgewühlt, nicht nur physisch, sondern auch in seinem Geiste und er ermahnte sich streng, sein wahres Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, seine Mutter, die es zu finden galt.

Er hatte Jet etwas Geld da gelassen, weil er sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund, verantwortlich für den anderen jungen Mann fühlte, aber mehr, so glaubte er, würde er nicht tun können.

Ihr gemeinsames Reisen war ohnehin absehbar gewesen.

Den Aalhund hatte er selbst genommen und seit fast einem Tage war er jetzt wieder unterwegs. So langsam spürte man, wie sich das Klima veränderte. Je weiter man in den Süden kam, desto heißer und trockener wurde es und Zuko dachte im Stillen, dass ihm die trockene Hitze um einiges lieber war, als die Schwüle des Spätfrühlings.

Widerstrebend musste er sich eingestehen, dass das Umherreisen mit diesem Taugenichts doch weitaus unterhaltsamer und bei weitem nicht so langweilig war und vor allem – man war nicht gezwungen, mit seinen Gedanken alleine zu sein. Das war an solchen Reisen immer das schlimmste und da er das Alleinreisen schon lange nicht mehr gewohnt war, hatte er jetzt den Salat.
 

Er versuchte die seit seinem Aufbruch immer wieder aufkeimenden Gedanken daran zu verdrängen, was passierte, wenn er im Süden nicht die Verwandten seiner Mutter fand, niemanden, denn das war gar nicht so unwahrscheinlich. Zu oft waren während des Krieges Familien auseinandergerissen worden, Männer die zum Wehrdienst eingezogen worden waren, Kinder die an Hunger gestorben oder junge Frauen, die man entführt, oder verschleppt hatte und manchmal waren nichtmal die eigenen Leute der Feuernation verschont geblieben.

Dieser Gedanke erfüllte Zuko mit Bitterkeit. Der Krieg war grausam, wie eine zerstörerische Maschine, er funktionierte nur, aber keiner begriff ihn, er machte seine Kinder zu Marionetten und während die Kriegsherrn fein in ihren Hochsicherheitsburgen, oder gepanzerten und hochmodernen U-Booten, Schlachtschiffen und Kriegszeppelinen saßen und sich teuren Tee servieren ließen, hatten die Einfachen ihre Leben zu lassen an der Front.

Der junge Feuerlord schüttelte mit finsterer Miene den Kopf. Der schlimmste Krieg hatte seinerzeit getobt, kurz nachdem der alte Avatar verschwunden war, lange Zeit bevor er selbst geboren war. Lange schon hatte er sich geschworen, dass, solange er herrschte, niemals wieder das wunderschöne Land, das er um seinetwillen und die Menschen, die in ihm lebten, so liebte, niemals wieder im Krieg und der Zerstörung versinken sollte. Es war das Zeitalter der Erneuerung, das jetzt lebte.
 

Von diesem Gedanken bestärkt straffte er die Haltung und zog den spitzen Strohhut etwas tiefer ins Gesicht, um in die Ferne spähen zu können, ohne geblendet zu werden. Wie vermutet, war nichts zu sehen. Die Stadt die er anstrebte, war mit ziemlicher Sicherheit noch mehr als fünf Tagesritte entfernt. Er kniff die Augen zusammen. Zumindest, wenn man in normalem Tempo reiste. Aalhunde waren sehr ausdauernde Tiere. So gab er dem Seinen mit forschem Druck der Hacken zu verstehen, in eine schnellere Gangart zu verfallen und schon bald stob trockener, heißer Staub von seinen Klauen auf.
 

Im ersten Moment hatte Jet Wut darüber empfunden, dass Zuko sich so einfach aus dem Staub gemacht und ihm nichts weiter als einen Sack voll Geld hinterlassen hatte – das grenzte in seinen Augen fast schon an Beleidigung. Im nächsten Moment war allerdings die Wut verflogen und Erleichterung hatte sich breit gemacht, da er so eine unangenehmen und peinlichen Konfrontation mit Zuko entgehen konnte.

Finster schüttelte er den Kopf, während er die sanitären Räumlichkeiten aufsuchte, um sich eine kalte Dusche zu genehmigen. Es wollte noch immer nicht in seinen Schädel rein, dass er tatsächlich so lange mit dem Feuerlord persönlich unterwegs gewesen war, ohne, dass er es gemerkt hatte. Zuko, dieser feige, hinterhältige Hund. Seine Augen verengten sich. Gut, dass er ihn los war. Jetzt konnte er in aller Ruhe nach seiner Schwester suchen, denn die nagende Ungewissheit über deren Verbleib war nach all den Jahren nicht gewichen. War sie tot, war sie noch am Leben? Er wusste es nicht, aber er hoffte das Beste und nahm das Schlimmste in Kauf, dann konnte ihn unmöglich etwas unvorbereitet treffen.
 

Er verließ die Raststätte in den frühen Nachmittagsstunden, von dem Geld, das Zuko ihm da gelassen hatte, hatte er sich einen Aalhund gekauft. Zwar kratzte es ihn schon ein wenig, dass es ausgerechnet Zukos Geld war, das er da für seine Zwecke ausgab, aber gerade sah auch er ein, dass er keine andere Wahl hatte.

Der Weg, den er einschlug verlief ungefähr im 45 Grad Winkel ablaufend von Zukos Weg, den dieser zuvor eingeschlagen hatte. Er hatte ein ganz bestimmtes Ziel vor Augen. Die Stadt Fa Kang Do im Erdkönigreich. Bis zur Grenze dürften es ungefähr fünf bis acht Tagesritte sein, wenn er sich südwestlich hielt, dann kam er am schnellsten an. Er war so umsichtig gewesen, sich zuvor noch eine Karte zu erstehen, den Fehler, ziellos loszustürmen, würde er sicherlich kein zweites Mal machen.

Widerstrebend musste er sich eingestehen, dass das tatsächlich etwas war, das er von Zuko gelernt hatte. Mehr taktieren, nicht einfach so schnell mit dem Kopf durch die Wand.

Das Gesicht des jungen Feuerlords flackerte vor seinem inneren Auge auf.

Trotz, dass die Narbe das ansonsten so makellose, hellhäutige Gesicht zierte, war er schön. Sehr schön sogar. Er dachte an die bernsteinfarbenen Augen, die ihn, trotz des jungen Alters so klug und wissend angesehen hatten, das gelegentlich schelmische Blitzen in ihnen und das elegante, hoheitliche Auftreten ... Jet schnaubte. So gesehen hätte ihm die hochadlige Herkunft dieses Jungen schon viel früher auffallen müssen. Er sollte wirklich lernen, mehr auf diese kleinen Hinweiese zu achten.

Dann schüttelte er sauer den Kopf. Das konnte doch nicht angehen, dass er dauernd über Zuko nachdachte. Er sollte ihn hassen, er war sein Feind - er war der verdammte Feuerlord, zum Kuckuck!

(Dennoch hatte er mit ihm geschlafen)

Jet verzog verärgert und beschämt das Gesicht. Ja, verdammt, er hatte mit ihm geschlafen und es hatte ihm verdammt nochmal gefallen! Wahrscheinlich lag das nur daran, dass er unter ihm gewesen war. Sich ihm unterworfen hatte. Ein fieses Grinsen schlich sich auf Jets Gesicht. Ja, das war ein Grund mit dem er würde leben können.

Er hatte das nur gemacht, weil er es genossen hatte, Zuko zu dominieren. Nicht, weil er ihn anziehend, oder attraktiv fand.

(Wobei ihm der schlanke, anmutige Körper dennoch nicht aus dem Kopf wollte)
 

Es verstrichen einige Tage, ehe Zuko an das erste Ziel seiner Reise gelangte. Ein riesiges Anwesen, welches trotz seiner Größe so gut versteckt lag, dass es schwierig war, es zu finden, wenn man nicht genau wusste, wo man suchen sollte.

Zuko lenkte den Aalhund mit klopfendem Herzen auf den Hof, auf welchem ihm ein Angestellter der Familie entgegen kam.

Er stieg ab.
 

"Ich grüße Euch, Herr", sagte er ältere Mann freundlich, "Wie kann ich Euch weiterhelfen?"

Er kam Zuko bekannt vor, auch wenn er nicht auf Anhieb sagen konnte, wieso.

"Nun, ich ... bin eigentlich hier, um die ältere Schwester meiner Mutter zu treffen - die hohe Dame Mana."

Der Mann blinzelte und sah Zuko, dessen Gesicht im Halbschatten des Strohhutes lag, genauer an. Dann hellte sich sein Gesicht auf und er verbeugte sich. "Es ist mir eine Ehre, den Feuerlod persönlich bei meiner Herrin anmelden zu dürfen. Es ist lange her, junger Herr, fügte er mit beinahe väterlichem Gesichtsausdruck hinzu. Hige-!", rief er schließlich, woraufhin ein Junge aus dem Stall geeilt kam und vor den beiden stehen blieb.

"Kümmere dich bitte um den Aalhund des Feuerlordes, gib ihm zu trinken, die Reise war sicher lang."

Damit übergab er dem perplexen Jungen, welcher kaum älter als 12 Jahre war, die Zügel von Zukos Reittier.

"Jetzt bitte", fügte der Mann freundlich mahnend hinzu, woraufhin der Junge sich verbeugte, etwas Unverständliches stammelte und schließlich mit dem Tier an seiner Seite in Richtung der Stallungen davon eilte.
 

"Bitte, Majestät, folgt mir doch."

"Zuko", sagte Zuko irgendwann, da er den Mann endlich wieder erkannt hatte. Er hatte früher auf ihn und Azula aufgepasst, die Kinder hatten damals großen Spaß bei ihm gehabt.

"Bitte?"

"Nennt mich ruhig bei meinem Namen. Ich verdanke Euch schöne Erinnerungen, es wäre mir unangenehm, wenn dieser Titel eine unnötige Distanz schüfe."

Der Mann lächelte, was sein faltiges Gesicht noch faltiger erscheinen ließ und nickte.

"Wartet hier", sagte er schließlich, als er ihn in eine Art Empfangszimmer geführt hatte.

"Ich werde der hohen Dame Euren Besuch ankündigen. Ich sage Kaya, sie soll Euch in der Zwischenzeit Tee servieren."

Damit verbeugte er sich und ließ Zuko einen Augenblick allein.
 

Er ließ seinen Blick schweifen. Das Innere des Hauses war im typisch traditionellen Stil der Feuernation gehalten, vor allem dunkle und warme Farben dominierten, ebenso wie die Wände mit vielen Ahnenbildern und kostbaren Tüchern, sowie verschiedenen Schriftzeichen geziert wurden. Die dunkel Holztäfelung rundete das angenehme rot ab und das Gold, mit dem die Schriftzeichen immer an einer Seite versehen waren, gab dem Ganzen nochmal den letzten Blickfang. Es vermittelte Zuko ein Gefühl von Zuhause. Unwillkürlich lächelte er, als er sich erinnerte, wie er hier als Kind mit Azula, die damals noch ein umgängliches und liebes Mädchen gewesen war, im Haus gespielt und die umliegenden Ländereien erkundet hatte.

Das waren die schönsten Tage seiner Kindheit gewesen, hier bei seiner Tante und seinem Onkel und seiner Großmutter, wieso hatte er diese Zeit nur so lange vergessen? Richtig. Weil man ihm irgendwann eine solche Gehirnwäsche verpasst hatte, dass er sie tatsächlich vergessen hatte.

Zuko sah aus dem Fenster und seufzte leise. Er musste an Azula denken. Er wollte sie so gern retten. Sie war wahnsinnig geworden, niederträchtig, gemein und grausam und doch … war sie nunmal immer noch seine kleine Schwester und er konnte nicht anders, trotz allem, was sie getan hatte, sie als solche zu lieben.
 

Schritte, die zügig näher kamen, rissen ihn bald aus seinen Gedanken und schließlich schob sich die Tür so heftig auf, dass das Holz leicht splitterte. Zuko war aufgestanden und sah sich jetzt im Angesicht seiner Tante wieder, die er seit fast 12 Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Der Blick von flammend bernsteinfarbenen Augen, wie es so typisch für ihre Familie war, traf ihn, dann wurde der Blick leicht wässrig und kurz darauf fand Zuko sich in einer erdrückenden Umarmung wieder, die so gar nicht konform mit der Hochadligen-Etikette war.

"Zuko, Zuko, das ist vielleicht eine Überraschung - ich wollte es erst nicht glauben, aber Ihr seid es tatsächlich." Sie ließ von ihm ab. "Mein Gott, wie groß seid Ihr geworden!"

Abermals eine Umarmung, dann küsste sie ihn auf die Wangen. "Wir dachten schon, dass wir keinen von euch mehr zu Gesicht bekommen, seit ..." Sie sprach nicht weiter. Aber Zuko wusste auch so, was sie meinte. Schuld überkam ihn plötzlich.

"Tante Mana, es tut mir so leid ... Mein Vater..."

Sie ließ ihn nicht aussprechen, "Euer Vater war ein schlechter Mensch, darin sind wir uns alle einig. Zuko, niemand gibt Euch die Schuld an dem, was passiert ist - Wo steckt denn Kaya? Sie soll Tee bringen und dann in der Küche Bescheid sagen, dass das Abendessen heute früher gerichtet wird. Ihr seid sicher ausgehungert - aber sagt mal, seid Ihr denn allein unterwegs? Das schickt sich aber nicht gerade für den Feuerlord!", fügte sie mahnend hinzu und Zuko erwiderte lächelnd, überfordert von dem Redeschwall seiner Tante, "Lasst mich erstmal ein wenig ankommen - das Wetter hier unten ist zum Reisen fast unerträglich um diese Jahreszeit.

Sie nickte. "Natürlich. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr auch vorher ein Bad nehmen, das wird Euch sicherlich gut tun."
 

Wenig später saßen sie beim Tee zusammen - Manas Ehemann, Kotsu und ihre Tochter Ilia - Zukos Cousine, wie er später erfuhr - hatten sich dazugesellt, ebenso, wie Manas Großmutter, die noch am Leben und wohl die runzligste Person war, die Zuko in seinem Leben jemals gesehen hatte.

Die elfjährige Ilia warf ihm ständig schüchtern-neugierige Blicke zu.

"Nun erzählt mal", begann Mana sanft, wobei ihre gütigen Augen auf ihrem Neffen ruhten.

Zuko nahm einen Schluck Tee. Er war äußerst köstlich und schmeckte einzigartig. Er kannte die Kräuter nicht und vermutete, dass sie nur hier in der Region wuchsen. Er würde später wohl ein Säckchen davon für seinen Onkel mitnehmen.
 

Zuko wusste nicht so ganz, wo er beginnen sollte.

"Zuerst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich euch erst jetzt aufsuche", sagte er langsam, "Aber nach dem Sturz des alten Feuerlords ..."

Er sprach nicht weiter, starrte in seine Teetasse.

"Ich ... ich bin auf der Suche nach Mutter. Ich weiß, dass sie Euch damals als letztes aufgesucht hat, ehe man ihre Spur verlor."
 

Er wagte es nicht, den Blick zu heben. Hatte Furcht, man könne ihm die Frage übel nehmen, Furcht, er könne mit diesen Worten alte Wunden aufreißen. Doch diese Furcht war unbegründet.
 

"Ursa ... war damals tatsächlich bei uns", sagte Mana behutsam und als Zuko doch den Kopf hob, erkannte er einen leicht wehmütigen Blick bei der älteren Schwester seiner Mutter.

Sie nahm einen Schluck Tee, ehe sie weitersprach.

"Sie wirkte sehr ... fahrig und unruhig. Sie hat viel geweint. Immerhin musste sie euch zurücklassen, so etwas tut keine Mutter gerne..." Ihre Stimme klang bedrückt, ein kurzer liebevoller Blick lag auf ihrer eigenen Tochter.

"Ich habe sie damals regelrecht angefleht, bei uns zu bleiben, wir würden sie schon beschützen, aber sie wollte nicht. Sie sagte, sie könnte es nicht, es sei zu gefährlich, man würde sie, solange sie in der Feuernation bliebe, jagen und früher oder später finden und vermutlich umbringen ... wenn man sich gegen seinen Ehemann stellt und der so despotisch ist, wie Feuerlord Ozai es war, dann lebt man eben gefährlich ..."

Hass flammte kurz in ihren Augen auf, dann Traurigkeit.

"Sie ging fort."
 

Zukos Blick begegnete ihr. "Ich bin mir sicher, dass sie noch lebt", beantwortete sie die unausgesprochene Frage.

"Genau kann ich es nicht sagen, aber ich spüre es ... Vor vier Jahren erreichte uns ein Brief ohne Absender, der die Nachricht erhielt: Mir geht es gut, bitte sorgt euch nicht. Sucht nicht nach mir.“

Er hatte einen Stempel aus Fa Kang Do im Erdkönigreich. Das ist nahe der Grenze zwischen Erdkönigreich und Feuernation. Das ist der einzige Anhaltspunkt, den wir haben ..."
 

"Das ist mehr als ich je hatte", erwiderte Zuko mit einem schwachen Lächeln. Ein Anhaltspunkt. Ein sehr geringer Anhaltspunkt, aber es war einer. Etwas, in das man seine Hoffnung setzen konnte.
 

Zuko beschloss, noch ein paar Tage bei der Familie seiner Mutter zu bleiben. Zwar hätte er dem Drang nur zu gerne nachgegeben, sofort nach Fa Kang Do aufzubrechen, um seine Mutter dort zu suchen, aber die Vernunft sagte ihm, dass es auf diese paar Tage nun eben auch nicht mehr ankam und außerdem kam noch hinzu, dass er sich schuldig fühlte, so lange nicht hier gewesen zu sein.

Denn auch hier war Familie. Das spürte er mehr und mehr in der Zeit, die er hier verbrachte.

Sein Onkel versuchte ihm zwar seine Cousine Ilia als zukünftige Braut schmackhaft zu machen, doch auf diese Anspielungen wich Zuko aus.

Es war zwar gar nicht unüblich, dass auch noch in der heutigen Zeit Königsfamilien innerhalb der eigenen Blutsbande heirateten und dass Mädchen so früh, wie möglich verheiratet wurden, um einen gewissen Status für sie und ihre Familie zu setzen, aber Zuko war ja innerlich schon froh, von seiner mehr oder minder Verlobten von zuhause wegzukommen, da wollte er sich nicht auch noch während seiner Reise mit Heirat beschäftigen.
 

Zuko verbrachte einige schöne Tage bei seiner Familie und als er schließlich aufbrach, um weiter zu reisen, musste er versprechen, bis zum nächsten Besuch nicht ganze 12 Jahre verstreichen zu lassen und er würde dieses Versprechen halten und mehr noch – Ursa zu ihnen allen zurückbringen.

Wiedersehen

Jet fühlte sich nach der tagelangen Reise seltsam müde, was seinem Tatendrang schier widersprach.

Wie gerne wollte er die Suche sofort beenden, doch wache Augen sahen mehr als müde und so entschloss er sich dazu, erst einmal in einer Herberge am Stadtrand von Fa Kang Do zu bleiben und ein paar Stunden Schlaf zu genießen.
 

Er richtete sich auf eine gewisse Kompliziertheit ein. Selbstverständlich würde er Liefa nicht sofort finden.

Er würde Kraft brauchen und Geduld. Beides Dinge, die er derzeit nur schwindend besaß.
 

Er brachte seinen Aalhund in den nächsten Stall und nur wenige Momente später betrat er das untenliegende Lokal. Es herrschte eine gewisse Ruhe unter die Anwesenden.

Es waren nur wenige hier, die still ihre Bestellung zu sich nahmen und durchaus argwöhnische und erschreckte Blicke trafen auf Jet, als er durch den Türrahmen trat.

Scheinbar hatte man jemand anderen befürchtet, denn sobald sie ihn erblickten, schienen sie aufzuatmen und kehrten ihm den Rücken. Jet hatte die seltsame Atmosphäre sofort wahrgenommen und nachdenklich blickte er um sich, als er zu dem Wirt schlenderte und nach einem freien Zimmer fragte. Der Mann war von überaus unhöflicher Natur, er antwortete nur murrend und schien sich nicht wirklich darüber zu freuen, eines seiner Zimmer mit einem Reisenden zu besetzen, der auch dafür zahlte.

Ein seltsames Verhalten, wie Jet fand und sobald er die Zusage hatte, entschloss er sich dazu, auch eine Kleinigkeit zu sich zu nehmen.

Das Geld, das Zuko ihm dagelassen hatte, genügte dafür noch, doch mehr als eine Nacht und ein Essen würde er sich nicht leisten können. Brauchte er jedoch auch nicht. Er konnte genauso gut außerhalb und im Wald schlafen und die Stadt am nächsten Morgen wieder betreten.
 

Er bestellte sich nur eine Kleinigkeit und ließ sich an einem bereits besetzten Tisch nieder. Es gab nicht viele, er hatte keine andere Wahl und sofort spürte er die zögerliche, fast ängstliche Musterung der Menschen, die neben ihm und gegenüber saßen.

Erneut wurde er betrachtet, erneut eingeschätzt und nur flüchtig erwiderte er die Blicke, bevor der unhöfliche Wirt ihm sein Essen brachte und er es sich schmecken ließ.

Gut, das Essen war versalzen und für den Preis etwas mickrig und doch schlang Jet es hinunter, um sich den leeren Magen zu füllen.

Auf der Reise hatten er und Zuko sich nur selten Zeit für eine Rast und etwas zu Essen genommen. Umso mehr hatte er nun nachzuholen und es dauerte nicht lange, bis er auf den jungen Mann aufmerksam wurde, der direkt neben ihm saß. Er lugte zu ihm, sah ihn etwas unbeholfen lächeln und wandte sich wieder ab.
 

Diese komische Atmosphäre hielt an. Es war unangenehm still. Nur das leise Schaben des Bestecks und das gedrungene Ketschen einiger Anwesenden und tief durchatmend versuchte Jet einfach nicht mehr darauf zu achten.

Er blickte nicht mehr um sich und doch war er sich einer Sache sicher: Die Menschen dieses Dorfes hatten Angst. Sie schienen in ständiger Furcht zu leben und nur zu gerne wollte Jet wissen, wo der Grund begraben lag.
 

Eine Stunde später saß Jet noch immer bei seinem Essen, noch immer in dieser seltsamen Atmosphäre und es dauerte nicht lange, bis er sein Unbehagen zum Ausdruck brachte.

Finster erwiderte er die unfreundlichen Blicke und nach wenigen Momenten wandte er sich leise und vorsichtig an den jungen Mann, der geduckt neben ihm saß.
 

"Habe ich etwas im Gesicht?", erkundigte er sich leise und murrend und fast hörte er seinen Nebenmann schwer schlucken.

"Ich...", erhob der junge Mann da flüsternd die Stimme, "... ich bin auch nur ein Reisender aber ich habe die Menschen hier munkeln gehört."

"Was wird denn gemunkelt?", flüsterte Jet interessiert und neugierig zurück. Er wollte wissen, was eine ganze Stadt dazu brachte, so verrückt zu spielen.

Heimlichtuerisch neigte sich der Mann zu ihm. Er beschattete den Mund sogar mit der Hand, als er die Stimme erhob.

"Ich hörte davon, dass hier eine Räuberbande ihr Unwesen treibt."

Jet schluckte hinunter und hob die Augenbrauen.

Das ergab Sinn, doch es machte ihn gleichsam auch nur neugieriger. Aber der Mann war noch nicht fertig.

"Ebenso hörte ich, dass diese Räuberbande Schutzgeld von den Menschen erpresst. Einige Frauen und Kinder sollen auch verschwunden sein und das ist nicht das erste Mal."

Nachdenklich rührte Jet in seinem Essen. Sein Hunger war so gut wie gestillt.
 

Weitere Worte wurden nicht gewechselt. Der Fremde machte sich nach wenigen Momenten daran, unauffällig und geduckt die Herberge zu verlassen und so saß Jet wieder alleine dort und grübelte.
 

Die Räuberbande hatte ihn wohl nicht zu interessieren. Er hatte nicht vor, hervorzustechen und sie auf sich aufmerksam zu machen und gleichsam hoffte er, dass sein Auftauchen nicht doch irgendwie zu ihnen getragen wurde.

Vielleicht hatten sie etwas gegen Streuner wie ihn und, dass er sich in irgendetwas einmischte. Aber das hatte Jet nicht vor.
 

Er stand auf, ließ sein Essen stehen und trat aus der Herberge, um etwas frische Luft zu schnappen. Lange würde er nicht mehr wach sein. In Bälde wollte er sich niederlegen und sich zumindest für wenige Stunden keine Sorgen mehr machen. Draußen wehte ein heftiger Wind. Er blies Jet das Haar in die Stirn und seufzend strich er es zurück, als er etwas zu wandern begann. Er verließ den Vorhof der Herberge und machte sich auf den Weg zu den Ställen. Nur flüchtig wollte er nach seinem Reittier schauen und sich dann in sein Zimmer zurückziehen.
 

Unauffällig beobachtete er dabei die Menschen, die ihm entgegenkamen. Es waren junge sowie alte, die zu dieser späten Stunde noch ein Ziel vor Augen hatten und Jet schloss sich dem allgemeinen Argwohn ein wenig an.

Vielleicht waren es sogar Mitglieder der Räuber, denen er hier begegnete.

Vielleicht kundschafteten sie die Umgebung aus?

Misstrauisch zu sein, schadete auf jeden Fall nicht.
 

Er trat in eine schmale Gasse, hatte sein Ziel fast erreicht, als eine kleine, unauffällige Gestalt an ihn herantrat. Geduckt näherte sie sich ihm, stellte sich ihm unerwartet in den Weg. Jet war versucht, nach seinen Schwertern zu greifen, doch er hielt inne, als er einen alten, vom Leben gezeichneten Mann vor sich erblickte. In einen wärmenden Mantel gehüllt, stand er vor ihm und es dauerte nicht lange, bis sich seine leise abgenutzte Stimme erhob.

"Herr, habt Ihr vielleicht Interesse an wenigen Kleinigkeiten?"

Ein Händler ...

Jet rümpfte die Nase, wollte an ihm vorbeiziehen, doch der kleine Mann schnitt ihm wie ein Wiesel den Weg ab.

"Ich mache gute Preise", beharrte er und leckte sich die Lippen. "Schaut doch erst einmal, was ich für Euch habe."

Jet war nach einem Stöhnen und kaum war er gezwungenermaßen stehengeblieben, da lüftete der Mann seinen Mantel und offenbarte so einiges unter diesem. Es waren Ketten, Armbänder... offensichtlich Diebesgut, das er hier feilbot und Augenrollend wollte Jet an dem Mann vorbeiziehen, als er etwas erblickte und abrupt inne hielt.

Es war ein Amulett, unter dessen Anblick sich Jets Augen weiteten und der Mann wusste nicht, wie ihm geschah, als er plötzlich am Kragen gepackt und gegen die nächste Wand gedrängt wurde.
 

"Wo hast du das her!"

Barsch griff Jet nach dem Amulett, riss es aus dem Gürtel des Mannes und hielt es ihm unter die Augen.

"Wo?!" Wuterfüllt erhob sich Jets Stimme und der Mann wurde kleiner und kleiner. Bittend und flehend hob er die Hände und begann zu stottern.

"I-ich...", brachte er ängstlich hervor, "... ich hab's gefunden...!"

"Das ist eine Lüge!" Jet packte den Mann fester, zerrte ihm den Kragen um die Gurgel und stieß ihn erneut gegen die Wand.

"Rede, sonst verarbeite ich dich zu Kleinholz und bringe dich anschließend um!"

"I-ich..." Der Mann erstarrte vor Furcht, "... ich hab's gefunden...!", winselte er dann wieder, doch fuhr fort, bevor Jet seine Schwerter zücken konnte.

"E-es gehörte einem Mädchen ... Sie hat es verloren!"

"Ich weiß, wem es gehörte!", zischte Jet zwischen zusammengebissenen Zähnen. "Wo ist dieses Mädchen!?"

"Sie hat es verloren, als sie verschleppt wurde!", brachte der Mann heiser hervor und Jets Herz erbebte unter einem stechenden Schmerz.

"Verschleppt?", wiederholte er ungläubig und hastig nickte der Mann.

"Von den Räubern...!"

"Wo finde ich diese 'Räuber'!", wollte Jet sofort wissen und hastig befeuchtete der Mann die Lippen mit der Zunge.

"Man munkelt, sie hausen in einer Höhle ... im Wald ... nördlich der Stadt!"
 

Ohne ein weiteres Wort ließ Jet den Mann los und sofort machte sich dieser aus dem Staub.

Wenn es auch keine schöne Spur ... Es war eine und vergessen der nötige Schlaf. Mit finsterer Miene machte sich Jet auf den Weg.
 


 

Zuko hatte nach seiner Ankunft keine Zeit damit verlieren wollen, sich erst eine Herberge zu suchen, die seinen Vorstellungen entsprach, sondern hatte sich einfach für das Erstbeste entschieden, das ihm über den Weg spazierte.

Er hatte darauf verzichtet, etwas zu sich zu nehmen.

Er konnte es jetzt irgendwie kaum noch abwarten, er hatte so im Gefühl, dass er hier endlich fündig würde, aber er wusste nicht wo der anfangen sollte.

Ehe er zu lange überlegte, ging er einfach in eine bestimmte Richtung und dann auch schon in den erstbesten Laden hinein. Irgendwo musste er ja anfangen.

Natürlich hätte er auch zuerst zur Einwohnerbehörde gehen können, aber es war stark zu bezweifeln, dass dieser Gang fruchten würde, da er sich ziemlich sicher war, dass Ursa einen falschen Namen angegeben hatte.

Und in der Zeit, in der sie geflohen war, waren viele Kriegsflüchtlinge unterwegs.
 

Ihm fiel natürlich auch gleich auf, dass man ihm, aufgrund der tiefsitzenden Kapuze wohl in erster Linie beinahe ängstliche Blicke zuwarf, die Atmosphäre hier war in der Tat angespannt.

Zuko hatte bereits die Hälfte des Tages damit zugebracht, sich die Hacken wund zu laufen, ohne Erfolg, als er endlich endlich einen Hinweis bekommen sollte...
 

Er hatte einen Stoffladen betreten. Etwas, wohin sonst nur Frauen zum Einkaufen gingen und man sah ihn diesmal nicht ängstlich, sondern mehr neugierig an.
 

"Wie kann ich Euch helfen, mein Herr?", fragte ihn eine Frau mittleren Alters freundlich, während sie ihn musterte.

"Ich ... Suche jemanden. Vielleicht kennt Ihr sie", antwortete Zuko und bemühte sich um einen freundlichen Tonfall. Dann zog er einen Stoffdruck hervor, auf dem seine Mutter abgebildet war und zeigte ihn der Frau.

Sie nahm ihn in die Hand und ihr Blick geisterte darüber, etwas in ihren Augen zuckte, kaum merklich, aber Zuko hatte gelernt auf die kleinsten Anzeichen in der Mimik seiner Mitmenschen zu achten.

"Warum sucht Ihr diese Frau?"

"Ich..." Zuko zögerte einen Augenblick. War es klug, zu sagen, dass sie seine Mutter war? Ursa hatte sicher eine andere Identität angenommen, aber was, wenn man doch wusste, wer sie war? Dann wusste man auch automatisch, wer er war und ein kleiner Trubel, den er nicht brauchen konnte, würde aufkommen.

Aber andererseits... Er musste es riskieren.
 

"Sie ist meine Mutter...", sagte er leise, "Die Soldaten der Feuernation haben sie vor zehn Jahren verschleppt und seitdem haben wir nichts mehr von ihr gehört."

Teils Wahrheit, teils Lüge. Der Mittelweg war doch immer der Beste.

Die Frau musterte ihn noch einmal kurz, dann sagte sie langsam, "Nun ... Ich hatte tatsächlich eine Kundin, die eine erstaunliche Ähnlichkeit mit der Frau auf dem Bild vorweist. Ihr Name ist Hana, sie kam öfter hierher um Stoff zu kaufen, sie nähte ihre Kleider immer selbst ... Aber ..." Der Blick der Frau verdüsterte sich.

Zuko wurde nervös. "Was aber?", hakte er ungeduldig nach.

Die Frau sah nach rechts und nach links und als sie sah, dass sonst keine Kunden im Laden waren, sagte sie leise:

"Euch ist sicher schon aufgefallen, dass die Menschen hier sehr misstrauisch und ängstlich sind ... Das liegt daran, dass hier eine Bande von Verbrechern ihr Unwesen treibt, sie ... Oh, es tut mir so leid, aber sie haben sie wohl bei einem Überfall mitgenommen, genauso wie viele andere Frauen ... Die Götter allein wissen, wofür sie sie missbrauchen..."
 

Kalter Zorn wallte plötzlich in dem jungen Feuerlord auf. Doch er zwang sich zur Ruhe. Es brachte ihn jetzt nicht weiter, wenn er jetzt einen Wutanfall bekam.

"Wisst Ihr, wo ... Diese Bande ihr Versteck hat?"

"Wir vermuten im Wald ... Allerdings hat sich noch keiner getraut, das herauszufinden, sie sind so zahlreich ... und grausam ... Dabei sollte man meinen, dass die Stadtwache sich um ihre Bewohner kümmert …"

Ein Kunde betrat den Laden. "Bitte geht jetzt, mein Herr", sagte die Frau und schob ihn regelrecht hinaus, während sie kurz darauf schon zu ihrem nächsten Kunden eilte. „Ich kann Euch leider nicht mehr weiterhelfen!“
 

Zuko machte sich sofort auf den Weg.

Wohin, das wusste er nicht genau, aber wenn die Frau gesagt hatte in den Wäldern, dann würde ihm auch nichts anderes übrig bleiben, als dort zu suchen.

Sein Herz schlug momentan in der Gegend seines Adamsapfels.

Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ... Nicht, nachdem er so kurz vorm Ziel war.

Er schwor sich, sollten sie ihr etwas angetan haben, würde er den ganzen verdammten Wald abfackeln.

Es dauerte ein paar Stunden, ehe Zuko eine Spur fand, der er folgen konnte.

Die Sonne stand bereits tief am Himmel und verwandelte ihn in ein blutrotes Meer.

Der junge Feuerlord merkte auf, als er plötzlich Schritte hörte - in weiser Voraussicht hatte er sein Reittier angebunden und war zu Fuß weiter geeilt - und huschte tiefer ins Dickicht hinein.

Was er sah, bestätigte ihn in seiner Vermutung auf dem richtigen Weg zu sein. Da waren drei Männer, die eine junge Frau mit sich führten, die weinte.

Er beschloss, ihnen in einigem Abstand zu folgen.
 


 

Jet hatte den Aalhund in der Stadt gelassen. So bewegte er sich unauffälliger und verließ die Stadt im Schutze der Nacht.

Mit der Beschreibung erhoffte er sich, das Ziel rasch zu finden und wirklich ... nach einem Marsch, der ungefähr eine halbe Stunde einnahm, erreichte er ein steiniges Gebiet.

Gut genug, um eine Höhle zu verbergen und aufmerksam begann er zu suchen. Er pirschte sich an das Gestein heran, achtete darauf, sich stets im schwarzen Schatten der Bäume zu bewegen und es nahm nicht viel Zeit in Anspruch, bis ein Rascheln ihn dazu bewegte, sich flink ins Dickicht zurückzuziehen.

Er kniete sich hinter ein Gebüsch, strich vorsichtig die Äste auseinander und seine Augen weiteten sich, als er drei Männer erblickte. Sie bewegten sich seltsam zielstrebig dafür, dass sie sich hier in der Wildnis befanden und sofort entschloss sich Jet dazu, ihnen zu folgen.

Auf den ersten Blick hatte er es nicht gesehen, doch als er sich ihnen nachpirschte, erblickte er eine weinende junge Frau, die die drei mit sich schleppten.

Er beruhigte seinen Atem, achtete darauf, dass er auf keine Stöcke trat und ließ seinen Rücken währenddessen unbeobachtet. Er verließ sich darauf, dass es nicht mehr waren. Dass sich keiner in seiner Nähe befand und doch führte die flüchtige Bewegung eines Schattens dazu, dass er irgendwann herumfuhr und keuchend auf das Meer aus finsteren Stämmen starrte.

Jemand war hier. Und dieser jemand schien genauso zu schleichen. Hastig hockte sich Jet hinter einen Baum, tastete sich über die Rinde und versuchte einen Blick auf diesen Menschen zu werfen.
 

Allerdings verließ ein lautloser Ruf der Überraschung seinen Mund. Jet versah sich nicht, da hatte er plötzlich Zuko vor sich und ließ seiner Verwunderung freien Lauf.

Er wusste nicht, wie sein Gesicht zu diesem Zeitpunkt aussah aber er vermutete, es spiegelte wenig Freude wider, obwohl er sich noch nicht sicher war, was genau er von diesem erneuten Aufeinandertreffen hielt.

Eilig knieten sie sich hinter ein Gebüsch, um die drei Männer nicht auf sich aufmerksam zu machen. Auch sprechen taten sie nur tuschelnd und flüsternd miteinander.

"Was machst DU hier?", zischte Jet und warf einen nervösen Blick zu den Männern. Er durfte sie nicht aus den Augen verlieren. Als er keine Antwort erhielt, fuhr er sich nervös über die Wange und wandte sich an Zuko, der den Männern mit verkniffenem Blick folgte.

"Die haben meine Schwester!", flüsterte er angespannt. "Ich muss herausfinden, wo ihr Versteck ist und sie sofort befreien!"

"Und wie es aussieht, meine Mutter...", Murmelte Zuko abwesend und wandte sich dann zu Jet.

"Hör mal, jetzt können wir sie auch gemeinsam verfolgen", wisperte er. "Wir haben dasselbe Ziel."

Schon wieder, fügte er in Gedanken hinzu.
 

Es stimmte wohl, was Zuko sagte und es war Jet im Grunde egal.

Ob nun ohne Zuko oder mit ihm ... Vielleicht standen ihre Chancen auch besser, wenn sie zu zweit waren. Falls sie wirklich bald dieser Räuberbande gegenüberstehen würden, war es wohl nicht schlecht, noch jemanden im Rücken zu haben.

Also nickte Jet nur, kam auf die Beine und schlich sich aus dem Gebüsch. Fast hätten sie die drei mit der jungen Frau aus den Augen verloren aber als sie wenige Stämme hinter sich gelassen hatten, sahen sie sie wieder und verfolgten sie geräuschlos.
 

Sie verfolgten die drei nicht lange, bis sie hinter einem Felsvorsprung verschwanden und Jets Augen endlich den Eingang der Höhle fanden. Er hockte sich wieder hinter das Gebüsch und war schon dabei, nach seinen Schwertern zu greifen. Am liebsten würde er sofort reinstürmen und jeden niedermetzeln, der sich ihm in den Weg stellte. Zuko, der diesen Gedanken erahnte, allerdings hielt das für eine weniger gute Idee und er legte Jet warnend die Hand auf den Arm.

"Du weißt nicht, wie viele es sind, und wie stark sie bewaffnet sind geschweige denn, ob sie Bändiger unter sich haben. Wenn du da jetzt reinstürzt, läufst du in Gefahr, überwältigt zu werden. Außerdem ... würden wir die Sicherheit der Geiseln gefährden."

Zukos durchdringender Blick lag auf Jet. Dieser sollte bloß keine Dummheit begehen, dafür stand ihm zu viel auf dem Spiel. Es ging immerhin nicht nur um seine Mutter und Jets kleine Schwester, wer wusste, wieviele andere unschuldige Geiseln dort noch gefangen waren.
 

Es fiel Jet schwer, sich zurückzuhalten, doch er musste sich eingestehen, dass Zuko Recht hatte. Stöhnend löste er die Hand von dem Schwert und sackte in sich zusammen.

Die Sorge um Liefa machte ihn einfach krank. Er wollte sich von ihr befreien und Taten sprechen lassen.

Doch es stimmte schon, wenn er hier und jetzt sein Leben verlor, würde niemand Liefa retten, würde niemand kommen, um ihr zu helfen. So wäre sie dem Tod geweiht und das wollte er auf keinen Fall.
 

"Hast du eine bessere Idee?"

Die Frage tat weh und dennoch stellte er sie. Zuko schwieg einen Moment. Wenn es zu einem Kampf kam, dann war das durchaus ungünstig, denn die Verbrecher konnten immer noch die Frauen als Geiseln nutzen und sie gegen sie verwenden.

Nein ... Der Stratege in ihm befahl ihm, sich unter den Feind zu mischen.

"Warten wir, bis zwei von ihnen herauskommen, oder hineinwollen und nehmen ihre Plätze ein. Ich hab gesehen, dass sie meistens verhüllt sind. Ich baue darauf, dass nicht so genau darauf achten werden, wenn sich jemand Fremdes unter sie mischt, solange die Gesamtzahl gleich bleibt."

Zuko fixierte den dunklen Höhleneingang, in dem nur ganz schwach ganz weit hinten ein Lichtschimmer zu vernehmen war.

Das war die beste Lösung, die ihm spontan einfiel. Wenn man sie entdeckte, konnten sie immer noch offensiv werden.

Zukos Idee klang gut. Sehr gut sogar. Der Gedanke, erst einmal vermummt nach dem Rechten zu sehen, gefiel ihm. So wurden die Chancen auch größer, dass er Liefa wiederfand ... sie wiedersah und sie endlich wieder umarmen konnte. Nach so langer Zeit.

Mit einem knappen Nicken gab er sein Einverständnis und dann saßen sie dort, schwiegen sich an und starrten auf den Höhleneingang. Es war eine seltsame Atmosphäre, doch Jet wusste auch nicht, was es zu sagen gab und so tat er konzentriert und abwesend, obwohl es ihm durchaus unangenehm war, so still neben Zuko zu sitzen.
 

Doch am Ende mussten sie nicht lange warten. Nur einige Momente, bis eine Gruppe von vier Männern die Höhle verließ. Sie taumelten und lallten, sie waren betrunken und sofort richtete sich Jet auf und zog eines seiner Schwerter. Die beste Gelegenheit war gekommen und die beiden zögerten nicht. Zuko warf noch einen kleinen Seitenblick zu Jet.

"Töte sie nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss", raunte er.
 

Schnell waren sie bei den Vieren und es kam ihnen zugute, dass die so sturzbetrunken waren, dass sie kaum noch etwas mitbekamen. Zuko schlug schnell mit einem Handkantenschlag in den Nacken einen nieder und ehe sich einer der anderen umdrehte schlang er ihm den Unterarm um den Hals, um ihm die Luft abzupressen.

Der Mann röchelte überfordert und ging bald auch zu Boden.

Im nächsten Moment machte er sich schon daran die beiden nacheinander ins Gebüsch zu zerren, wo er gleich anfing, einem seinen Überwurf vom Körper zu zerren.

So besoffen, wie die waren, würden die so schnell eh nicht mehr aufstehen, also war es recht überflüssig, die Männer zu fesseln.
 

Kaum hatte sich einer der vier versehen, da legte sich das Hakenschwert um seinen Hals und zog ihn nach vorne, wo ihn ein saftiger Schlag erwartete. Ächzend ging der Mann zu Boden und Jet ließ es sich nicht nehmen, noch einmal zuzutreten.

Er stellte sich einfach vor, dass dieser Mann Hand an Liefa gelegt hatte und dann ging es fast von alleine. Auch den zweiten überwältigte er rasch und rang ihn zu Boden, wo der Mann mit dem Kopf auf dem steinigen Boden aufschlug und sofort und ebenfalls das Bewusstsein verlor.

Hastig zerrte Jet dann auch die beiden in das nächste Gebüsch und nahm den Mantel des einen an sich.

Er hatte eine Kapuze und er zog sie sich tief in das Gesicht und hüllte sich in den Stoff ein. So konnte er nicht auffallen. Auch Zuko hatte sich vermummt und ohne zu zögern schlichen sich die beiden in die Richtung der Höhle.
 

Schon von Weitem drangen ihnen Geräusche entgegen. Die Verbrecher schienen bei ausgelassener Stimmung zu sein. Lautes Lachen ertönte, Grölen und Schreie. Es wirkte ganz so, als wären nicht nur die Vier betrunken gewesen. Die ganze Meute schien gesoffen zu haben und Jet hoffte, dass es ihnen dadurch etwas leichter fallen würde. Unbemerkt betraten sie die Höhle. Drei weitere kamen ihnen entgegen aber die rempelten sie nur lachend an, hoben grüßend die Hand und verschwanden nach draußen.

Diese Männer schienen sich ihrer sehr sicher zu sein. Sie befürchteten vermutlich gar nichts.
 

Als Jet die riesige Höhle vor sich sah, blieb er erst einmal stehen und atmete tief durch. Die Ausschachtung war wirklich gewaltig, die Decke hoch und die Verbrecher in großer Zahl. Das mussten sie wahrscheinlich auch, um ein ganzes Dorf unter Kontrolle zu haben.
 

Auch Zuko war durchaus erstaunt darüber, wie groß und wie weit dieses Höhle hier war. Nachdem er kurz seinen Blick hatte schweifen lassen, eigentlich ein ideales Versteck, denn von außen wirkte sie so unscheinbar.
 

Die Feier, die die Männer feierten machte es ihnen in der Tat leichter, nicht so schnell erkannt zu werden, eigentlich achtete kaum jemand auf sie.

Zuko ließ seinen Blick abermals schweifen, über ein paar Männer, die ein wenig musizierten, einer tanzte dazu auf einem Tisch, dann blieb er kurz angeekelt an zwei Männern hängen, die sich gerade an einer jungen Frau zu schaffen machten und er musste an sich halten, um nicht sofort einzugreifen, das war vorerst nicht seine Sache.

Verschiedene Frauen gingen ab und zu durch die Reihen der Männer, brachten Speisen und sorgten dafür, dass immer etwas zu trinken da war.
 

War sie wirklich hier?

Zuko fühlte die Anspannung, die mehr und mehr wuchs, wenn er sie nicht erspähte, doch dann ...
 

Für einen Moment blieb die Zeit stehen.
 

Sie ging gerade langsam mit gebeugtem Haupt und einem Tablett mit mehreren Bechern und einer Flasche zu einer Gruppe Männer, die sie grölend empfingen. Die Becher wurden ihr unsanft entrissen, dann die Flasche.

"Hey, Hana, komm bleib hier und trink Einen mit uns", schrie einer der Männer ausgelassen und zog die Frau am Handgelenk zu sich. Nur an ihrem Gesichtsausdruck konnte man ablesen, wie sehr sie das anekelte.

Zukos Fingernägel gruben sich in seine Handflächen und als der Kerl sogar Anstalten machte, sie auf seinen Schoß zu ziehen, musste er ein paar Mal arg tief durchatmen, um nicht einfach auf ihn loszugehen.
 

Jet stand dort oben neben Zuko und sein Herz raste vor Wut. Die entführten Frauen wurden hier wie Sklaven gehalten und der Gedanke, dass auch seine Liefa so behandelt wurde, brachte ihn um und ließ ihn schwer schlucken.

Wie sehr wünschte er sich in diesen Momenten eine Armee, um all diese Männer niederzumetzeln, sie zu töten, wie er es schon so oft getan hatte.

Zukos pazifistisches Denken erreichte ihn hier nicht mehr. Diese Männer hatten es nicht anders verdient. Er ballte die Hände zu Fäusten und wie fieberhaft blickte er um sich und suchte nach dem schwarzhaarigen Mädchen.

Er musterte jede Frau und jedes Kind, das die betrunkenen Männer mit weiterem Alkohol versorgte, doch Liefa war einfach nicht dabei. Und so entschied er sich rasch.

"Ich suche Liefa", murmelte er Zuko nur flüchtig zu, welcher daraufhin nickte, und setzte sich in Bewegung. So betrunken wie diese Männer waren, dürfte es ihnen sicher nicht auffallen, wenn er sich unter ihnen bewegte.
 

Zuko straffte seine Gestalt, dann ging er mit schnellen Schritten auf die Männer zu, die sich gerade einen Spaß daraus machten, Die Frau zu ärgern.
 

Als er näher kam, bestätigte es ihn in seiner Annahme.
 

Sie war es. Seine Mutter.
 

Doch er durfte sich nicht verraten.
 

Als er bei ihnen war, sagte er schroff mit lauter Stimme, "Wo treibst du dich rum, Weib, die anderen brauchen dich bei den Lebensmitteln! Die Männer sind hungrig"

Dabei griff er Ursa um das Handgelenk und zog sie hinter sich her.

Er spürte, wie sie sich versteifte, aber gleichsam froh war, von den Männern wegzukommen.

Zuko ging mit ihr in die Richtung der Höhle, wo es etwas abgeschiedener lag, in Richtung Ausgang.

Als sie hinter einem Felsvorsprung waren und er sich versichert hatte, dass ihnen auch niemand gefolgt war, drehte er sich mit pochendem Herzen um und zog sich die Kapuze vom Gesicht.
 

Ob sie ihn erkannte? Er wagte es kaum, ihr in die Augen zu sehen.
 

*
 

Ursa versuchte, stark zu bleiben. Stark, wie sie es immer gewesen war und so versuchte sie an etwas Anderes zu denken, als fremde raue Hände ihren Körper erkundeten und sie herumgezogen wurde. Ihre Mimik blieb eisern, von ihren Händen tropfte das noch das Bier und widerstandslos ließ sie sich auf den Schoß des Mannes ziehen.

Die Berührungen machten ihr nichts aus. Sie hatte Schlimmeres erlebt, viele furchtbare Dinge hatten den Weg ihrer Existenz gepflastert, doch gleichsam fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht aufgegeben hatte. Ob sie ihre Gefangenschaft akzeptierte und alles, was sich damit verband.

Hatte sie kapituliert?
 

Tagtäglich sah sie, was man den Frauen antat. Bislang hatte man sich noch nicht in dieser Weise an ihr vergangen, doch sollte es geschehen, so würde sie es über sich ergehen lassen und sich nicht zur Wehr setzen.
 

Laut schallte das Lachen der Männer in ihren Ohren. Eine raue, dreckige Hand verirrte sich unter ihren Rock, doch kaum spürte sie diese Berührung an ihrem Bein, da erhob sich diese Stimme.
 

"Wo treibst du dich rum, Weib!?"
 

Sie bewegte sich nicht, reagierte nicht. Allmählich kannte sie diese Männer und die niemals endende Unzufriedenheit. Am liebsten hätte man sie wohl an mehreren Orten gleichzeitig.
 

"Die anderen brauchen dich bei den Lebensmitteln! Die Männer sind hungrig!"
 

Sie rechnete nicht damit, doch plötzlich wurde ihr Handgelenk umklammert und sie von dem Schoß des Mannes gezogen. Es war ein geringer Trost. Die Hand des Mannes war warm und glatt und tief atmete sie durch, als man sie durch die feiernde Masse zog.
 

Bis zum heutigen Tag hatte sie sich im Grunde nicht unterworfen. Ihr Vorgehen war berechnend gewesen. Sie gab den Männern keinen Grund, sie zu schlagen und setzte sich für die anderen Gefangen so sehr ein, wie es in ihrer Macht lag.

Viel hatte sie bislang nicht ausrichten können. Nichts, worauf sie stolz sein konnte, denn auch mit ihrem Einwirken wurde vergewaltigt und geprügelt.

Sie senkte den Kopf, als sie aus der Masse gezogen wurde, doch fiel ihr auf, dass dieser Weg nicht zu den Vorräten führte. Eher in eine abgelegene Ecke. Sie blickte auf und um sich. Immer mehr lösten sie sich von der Masse, sie zogen sich zurück und nachdenklich begann sie den Mann zu mustern, der ihr Handgelenk noch immer fest umschlossen hielt.

Doch die Kapuze und der Mantel versagten ihr den Blick und es war eine gewisse Furcht, die über sie hereinbrach.
 

War der Moment der Demütigung nun gekommen?

Was war dieser Mann in Begriff zu tun, sobald sie die abgelegene Ecke erreichten?

Sie presste die Lippen aufeinander und erinnerte sich daran, wie sie in diese Lage geraten war.
 

Es war so schwer gewesen, ein neues Lebensziel zu finden. Was sollte man schon tun, nachdem man beide Kinder verlor und etwaigen Einfluss, den man genoss? Sie hatte diese Stadt betreten... lange war es schon her, doch waren es neue Aufgaben gewesen, die hier auf sie gewartet hatten. Sie hatte sich verschiedener Kinder angenommen, sie unterrichtet, einfach besser und nach allen Möglichkeiten für sie gesorgt und damit die eigene Schuld, wenn auch gering, getilgt.

Neuer Lebensmut hatte sie erfasst, neue Kraft sie erreicht und wie ironisch war kurz danach der Zeitpunkt gewesen, an dem man sie ohne etwaigen Grund entführt und verschleppt hatte.

Wieder war eine Welt zerbrochen. Wieder alles in die Brüche gegangen und oft hatte sie sich binnen der letzten Monate gewünscht, zu sterben und auf Ewigkeit befreit zu sein von jedweder Trauer, von jedweder Pein.
 

Befreit und losgelöst.
 

Beraubt jeglicher Erinnerung.
 

Traurig waren ihre Augen auf den Boden gerichtet, als sich der Schatten des Vorsprunges auf ihr Gesicht warf und sich der Griff um ihr Handgelenk sofort löste.

Ihr Gesicht erwartete einen Schlag, ihr gesamter Körper Peinigung, doch nichts geschah und es verlangte Ursa viel Mut ab, den Kopf zu heben und jenen anzusehen, der nun vor ihr stand.
 

Die Bewegung erfasste sie bereits aus den Augenwinkeln und so richteten sich ihre Augen auf das Gesicht des jungen Mannes, als sich dieser die Kapuze vom Kopf zog.

Ein kurzer, brünetter Schopf wurde freigelegt, ein junges, glattes Gesicht und geräuschvoll stockte Ursa der Atem, als sie die hellen, vertrauten Augen erblickte, die auf sie gerichtet waren.

So voller Wärme, voller Erleichterung und Freude und bebend hob Ursa die Hände und presste sie sich auf den Mund.

Ein Brennen machte sie darauf aufmerksam, dass sie lange nicht mehr geblinzelt hatte und aufgebracht holte sie es nach. Ihr Herz schlug dumpf und schwer in ihrer Brust und was für ein eiskalter Schauer überkam sie, als ihr Bewusstsein mit der Realisierung der Lage begann.
 

Was hier geschah, schien aus ihrem tiefsten Sehnen aufzusteigen. Aus jedem Wunsch, den sie jemals ausgesprochen hatte. Jeder Traum wurde hier zur Wirklichkeit und Tränen begannen in ihren Augen zu glitzern, als sie dort stand und nach Atem rang. Ein verloren geglaubter Mensch hatte sie gefunden, hatte sie ersucht und das Glück wirkte so trügerisch in diesen Momenten. Es war geradewegs zu schön, um real zu sein und bebend löste Ursa eine Hand von ihrem Mund und streckte sie dem jungen Gesicht entgegen.

Wie groß er geworden war...

Und wie schön...

Wie erhaben und stolz, obgleich er diese Narbe trug.
 

Zitternd erreichte ihre Hand Zukos Wange und mit zurückhaltender Zärtlichkeit begann sie ihn zu streicheln. Geschmeidig glitten ihre Fingerkuppen über die vernarbte Haut, erreichte das Ohr und ungläubig schüttelte sie den Kopf, als ihre Hand dieses Gefühl an sie weitergab und ihr vor Augen führte, dass alles, was geschah, der Wahrheit entsprach.

Sie war keinem Trug zum Opfer gefallen. Auch nicht dem Wahnsinn. Es war wirklich ihr Zuko, der hier vor ihr stand und ein zitterndes Lächeln formte Ursas Lippen, als sie zögerlich näher an ihn herantrat, um ihm die Liebe und Wärme zu schenken, die jede Mutter gerne für ihr Kind hergab.
 

Zuko hatte eine ganze Weile gebraucht, ehe er es schaffte, den Blick zu heben und ihr in die Augen zu sehen. Bernstein traf auf Bernstein, sie glichen sich so sehr, ihre Augen.

Er vergaß für einen Moment, wo sie hier waren, als sie ihn in die Arme zog.

Sie war immer noch so schön wie damals, wirkte immer noch so stolz. Gealtert war sie, ja, aber kaum merklich. Die feinen Linien in ihrem Gesicht zierten sie mehr, als dass sie sie entstellten.

Nichts hätte sie je entstellen können.

Zuko schluckte, er sah die Tränen in ihren Augen glitzern und spürte das Brennen in den eigenen Augen.
 

Ihre Hand, die ihm so viel Wärme schenkte und so viele Erinnerungen brachte, gleichsam alles wegwischte, was in ihn den letzten Jahren geplagt hatte...
 

Als ihre Zärtlichkeit ihn erreichte, war alles, wie weggeblasen.

Selbst leicht zitternd legte er kurz seine Hand auf die ihrige, die auf seiner Wange lag, ergriff sie dann mit beiden Händen und küsste sie. Beinahe demütig.

Er wollte etwas sagen, wusste aber nicht, was diesem Moment gerecht werden würde.
 

"Ich ... will dich nachhause holen." Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern.

Seine Mutter wusste wahrscheinlich gar nicht, was in der Zwischenzeit in der Nation geschehen war. Von Ozais Fall und Zukos Krönung.

Oder Azulas Wahnsinn.
 

Nachhause...

Ursa wollte ihren Ohren keinen Glauben schenken.

Nachhause?

Hatte sie denn eines?

Und noch wichtiger war: War sie dort erwünscht? Nimmer könnte sie Ozai unter die Augen treten, niemals ihren alten Platz einnehmen oder die Rollen spielen, die ihr damals auf den Leib geschneidert worden waren.

Vielleicht war Zukos Wunsch Fantasterei und fast beschämt senkte sie den Blick und presste die Lippen aufeinander.

Noch immer hielt Zuko ihre Hand.

Sie hatte so viele Fragen, die ihr auf der Seele brannten.

Wie es ihrem Sohn ergangen war?

Auch nach Azula wollte sie sich erkunden, doch stand diese andere Sache derzeit im Vordergrund.
 

"Ich...", hob sie leise an, "... kann nicht zurück."

Und fast flehend blickte sie dann auf und Zuko an. Auch wenn dessen Absicht unmöglich umzusetzen war, sie wollte dennoch nicht, dass er ging. Soviel wollte sie besprechen, soviel wissen, doch hier und jetzt war der falsche Zeitpunkt dafür.

Zuko hatte es sich gedacht. Sie wusste es nicht.

"Mutter...", sagte er leise, schenkte ihr ein Lächeln."Ozais Regentschaft ist vorbei. Er kann lange schon keinen Schaden mehr anrichten."

Er schwieg einen Moment. "Man krönte mich vor eineinhalb Jahren zum neuen Feuerlord mit allen weiteren verbundenen Titeln und die Nationen leben wieder in Frieden ... zumindest sind sie auf einem guten Weg dorthin", räumte er ein.

Dann wandte er den Kopf.

"Aber bitte ... Lass uns später darüber sprechen, ich möchte dich hier wegbringen, ehe sie uns bemerken."
 

Dann konnte er sich immer noch um die anderen kümmern. Wenn er seine Mutter und Jet seine Schwester, die er hoffentlich finden würde, hier fortgebracht hatten.
 

Zuko führte sie nach draußen ein ganzes Stück weiter bis zu seinem Aalhund, der verborgen an einem Baum angebunden war. "Bitte warte hier auf mich, ich bin bald wieder da. Ich bin nicht alleine hergekommen", wisperte er und verschwand kurz darauf wieder in Richtung der Höhle.
 

Bernsteinfarbene Augen folgten ihm und Ursas ganzes Vertrauen lag in ihnen.

Schmerz

Jets Suche wurde immer fieberhafter. Kein Gesicht erkannte er wieder. Nichts ließ seine Suche enden und wie ziellos und aufgebracht schritt er in der Höhle auf und ab.

Frustriert stieß er die Männer zurück, die ihn lachend und betrunken anrempelten. Es war ihm schon früh aufgefallen, wie viele kleine Gänge von dieser Haupthalle abführten, doch er wusste nicht, welchen er zu nutzen hatte, um zu den Gefangenen zu gelangen. Natürlich konnte er jeden betreten, jeden durchsuchen, doch irgendwie hatte er das Gefühl, als liefe ihm die Zeit weg.

Er wollte sie sich nicht nehmen. Er wollte Resultate, Erfolge... und zwar sofort.
 

So viele Jahre lagen zwischen ihm und Liefa. So lange hatte er sie nicht mehr gesehen und nun, da er kurz vor seinem Ziel stand, wollte und konnte er einfach nicht länger warten. Im Grunde wusste er, dass er vorsichtig sein musste, doch in seinem wütenden und verzweifelten Bewusstsein verblasste die Tatsache. Seltsam war es, was ihm kurz darauf für ein Glück zuteil wurde.
 

"Holt noch ein paar Frauen!", hörte er einen der Räuber rufen und wenn auch schlingernd und unsicher, ein anderer Mann erhob sich und torkelte in die Richtung einer Abzweigung und Jet folgte ihm unauffällig.

Er zog die Kapuze tiefer in das Gesicht und wie verfluchte er diesen Typen dafür, dass er taumelte und sich alle Zeit der Welt ließ. Er war kurz davor, ihn zu packen und ihm ein Geständnis herauszuwürgen. Er biss die Zähne zusammen, versuchte sich unauffällig zu bewegen und erst, als der Mann eine weitere kleine Höhle erreichte in der alle Frauen und Kinder saßen, reagierte er.

Er packte den Mann im Nacken, stieß ihn gegen die Wand und den schweren Körper anschließend eine kleine Anhöhe hinab.

Erschrockenes Keuchen und Ächzen ging durch die Reihen der Gefangenen und fieberhaft trat er näher und blickte um sich.

Geängstigt wurde er gemustert. Auch, als er sich die Kapuze vom Kopf zog, wich man noch zu ihm zurück und schmerzhaft verkrampfte sich sein Gesicht, als er Liefa nicht erspähen konnte.
 

"Liefa?!" Aufgebracht rief er ihren Namen und wandte sich an die Frauen und Kinder. "Wo ist Liefa!"

Verzweiflung sprach aus seiner Stimme und wenn auch zögerlich, die Frauen und Kinder wechselten unsichere Blicke.
 

Keuchend und aufgebracht stand Jet dort und starrte um sich. Noch immer wurden vor ihm stille Blicke gewechselt. Die meisten starrten zu Boden und Jets Hals schnürte sich zu, als eine schreckliche Vorahnung nach ihm griff.

Er presste die Lippen aufeinander, tat einen ziellosen Schritt und wurde auf eine alte Frau aufmerksam, die, wenn auch unsicher, Blickkontakt suchte.

Hilfesuchend erwiderte er ihren Blick und sah sie kurz darauf leise seufzen. Mit einer langsamen Kopfbewegung wies sie auf eine kleine Ecke der Höhle, die recht abgeschottet war und im Dunklen lag.

Dort...?

Sofort setzte sich Jet in Bewegung. Eilig zog er zwischen den Menschen hindurch, zog an ihnen vorbei und blieb stehen, als er sein Ziel erreichte. Dumpf schlug ihm das Herz bis zum Hals, als er auf eine alte Bastmatte starrte, die einen Körper unter sich verbarg. Jemand lag dort ... nicht größer als ein beinahe jugendliches Kind.

Jets Augen machten ihn darauf aufmerksam, dass er lange nicht mehr geblinzelt hatte und stockend holte er es nach. Sein gesamtes Gesicht begann zu brennen, als er unsicher einen Schritt tat und genau vor dem reglosen Körper stehenblieb.
 

Sein Bewusstsein wollte nicht realisieren, sein Verstand ihm nicht die Wahrheit vor Augen führen und still presste er die Lippen aufeinander. Er fühlte sich wie gelähmt. Als hätte sich Eis durch jede Faser seines Körpers gefressen, als würde er knirschen und knacken unter jeder Bewegung. Langsam ließ er sich auf die Knie sinken, hob die Hände und wagte es doch nicht, diese alte Bastmatte zu berühren. Der schwere Druck in seinem Hals stieg ihm die Augen und durch einen dumpfen Tränenschleier starrte er noch immer.

Was würde er sehen?

Wollte er es überhaupt?
 

Kaum drang das leise Knirschen in seine Wahrnehmung. Die alte Frau war zu ihm getreten und noch immer blieb er reglos sitzen, als sie neben ihm stehenblieb und die Hand auf seiner Schulter bettete.
 

"Sie", hob sie leise und traurig an, "sie haben sich an ihr vergangen. Sie hat sich nicht davon erholt."
 

Wut und Schmerz vermischten sich in Jet zu einem tödlichen Cocktail. Still perlte eine Träne über seine Wange, als er die Hände auf der dünnen Matte bettete und diese ein wenig zu bewegen begann.

Er wollte sich diesen Schmerz zufügen, wollte sie sehen und wie stockte sein Atem, als er es tat. Bleich und leblos lag sie dort vor ihm. Ihr junges, zartes Gesicht war in einem schmerzefüllten Ausdruck erstarrt, ihre Hände auf dem Bauch ineinander gefaltet.

Jet schluckte gegen den schweren Druck in seinem Hals an. Sein Körper begann zu zucken unter stillen Schluchzern und mit verzerrter Miene, beugt er sich dann hinab und bettete den Kopf auf der Brust des jungen Mädchens.
 

Sie war gewachsen ... war so groß geworden und doch hatte ihre Existenz hier geendet. Noch immer wurde Jets Schulter bearbeitet, doch diese Berührungen drangen nicht mehr zu ihm. Er biss die Zähne zusammen, klammerte sich in das dreckige Kleidchen des Kindes und wand sich leidend. Etwaige Beherrschung bröckelte von ihm und auch, wenn dies vielleicht nicht der richtige Moment für Trauer war, sie kam so furchtbar schwer und dumpf über ihn, ließ ihn würgen, ächzen und schluchzen.

In seinen schlimmsten Träumen war dieses Szenario nicht vorgekommen. Alles hatte er anders erwartet, sich nicht auf dergleichen eingestellt und umso mehr tat es weh. Vorsichtig richtete er sich ein wenig auf, strich Liefa eine schwarze Strähne aus dem bleichen Gesicht und bemerkte nicht das leise Knirschen des Gesteines, als vier Räuber die Höhle betraten und ihn sofort erspähten.
 

"Hey!", erhob sich eine barsche Stimme, schneidig verließen die Messer und Schwerter ihre Scheiden und nur langsam blickte Jet auf.
 

Durchtränkt von Wut und Hass trafen Jets dunkle Augen auf die Männer und er zögerte keine Sekunde. Entschlossen zog er seine Hakenschwerter und stürzte sich auf diese Männer.

Sie trafen auf einen Zorn, dem sie nicht gewachsen waren und so sehr sie kurz darauf auch um Gnade flehten, Jet tötete sie gnadenlos. Er metzelte sie nieder, nahm ihnen das Leben und ächzend und erschrocken verfolgten die Gefangenen all das.

Sie verbargen die Augen hinter den Händen, zuckten zusammen und kaum lagen die vier leblos auf dem Boden, da trat Jet über sie hinweg und machte sich auf den Weg in die große Höhle. Er wollte, würde jeden umbringen!
 

Zuko zögerte einen Augenblick - sollte er warten, oder wieder hineingehen?

Irgendwie sagte ihm sein Instinkt, dass es vielleicht besser war hineinzugehen und sich die Kapuze wieder über den Kopf ziehend eilte er ins Innereder Höhle.

Gerade noch rechtzeitig, wie es schien, denn aus einem der Gänge sah er Jet hervorstürzen, und er konnte schon aus der Ferne erkennen, dass diesen eine kalte Wut gepackt hatte.
 

Entweder er hatte nicht das gefunden, was er gesucht hatte, oder schlimmer ... Er hatte es gefunden und das was er gefunden hatte, hatte ihm nicht gefallen. Zuko schluckte, dann eilte er mit fliegender Hast und pochendem Herzen in Richtung seines Weggefährten - wenn Jet hier jetzt durchdrehte, dann würde er schneller von ein paar Schwertern und Dolchen durchbohrt werden, als er schauen konnte und das wollte Zuko im Grunde seines Herzens nicht.

Als er ihn erreichte, griff er instinktiv nach Jets Handgelenken, damit er nicht im Eifer des Gefechtes eines der Schwerter abbekam, die dieser gefährlich schwang und nahm ihm somit etwas von seinem Schwung.
 

"Was zum Teufel tust du da?", zischte er, wobei er Mühe hatte, den Anderen festzuhalten, es schien, als könne er kaum noch klar denken.
 

Jets Denken schaltete sich aus, als er hinaus in die riesige Haupthalle sprang. Mit gezückten Schwertern und er war wirklich kurz davor, sich auf den ersten Mann zu stürzen, als Zuko ihm zuvorkam.

Jet spürte einen energischen Griff, wurde zurückgehalten und stemmte sich in den ersten Momenten verbittert gegen das Gewicht Zukos. Er wollte an ihm vorbei, wollte beenden, was er begonnen hatte und biss die Zähne zusammen, als er Zukos angespannte Stimme vernahm.
 

"Hast du deine Mutter gefunden?", zischte er und unterdrückte weiteren Zorn und Tränen gleichzeitig.

"Schön für dich...! Aber Liefa ist..." Er verschluckte das Wort. Es fiel ihm schwer, es auszusprechen. Es war zu furchtbar. Wenn er das Wort in den Mund nahm, würde er Liefas Tod eingestehen und vor der gesamten Welt vorgeben und dafür war es einfach zu früh. Noch immer wand er sich unter Zukos bestimmtem Griff und es war wohl dem Alkohol zu verdanken, dass bisher noch keiner der Männer auf das kleine Gerangel aufmerksam geworden war. Die Männer tranken weiter, lachten und amüsierten sich auf ihre Weise, während Jet mit sich rang.
 

Zuko ächzte unter der Kraft, die er aufbringen musste, um Jet wegzuzerren. Nach draußen, fort von dem Ort, wo es in diesem Zustand vielleicht böse enden könnte.

Er ahnte, auch durch diese wenigen Worte, was Jet vorgefunden hatte und es tat ihm leid. Wirklich, so unendlich leid.

Er hatte gefunden, was er gesucht hatte, aber Jet, der mindestens ebenso, wenn nicht sogar ein wenig mehr vom Schicksal gebeutelt war, wie er, hatte schon wieder einen Rückschlag erlitten. Einen herben.

Nachdem er ihn nach draußen gezogen hatte, packte Zuko ihn grob bei den Schultern und zwang ihn so, ihm in die Augen zu sehen.

"Jet", sagte er mit fester Stimme. Er wollte sich vergewissern. "Was ist sie?"

Er hofften auf ein 'Nicht hier', aber er ahnte gleichzeitig, dass das eine relativ geringe Hoffnung war.
 

Jet hatte nicht damit gerechnet, nach draußen gezogen zu werden und so setzte er sich kaum zur Wehr. Nur etwas drängte er sich gegen Zuko, versuchte zurück in die Höhle zu gelangen, doch bevor er sich versah, hatten sie diese schon verlassen und standen draußen im Wald.

Sofort wollte er sich umdrehen, wollte zurückkehren.

Keuchend und aufgebracht erwiderte Jet den Blick und klammerte sich um seine Schwerter.
 

Unruhig wandte er das Gesicht ab. Aufgeregt blickte er zurück zum Eingang der Höhle und suchte nach Worten. Er konnte es nicht aussprechen. Immer noch nicht.
 

"Wir...", wisperte er irgendwann, "... wir können sie nicht da drin lassen. Die anderen auch nicht..." Hilfesuchend schaute er Zuko an.

"Wir müssen etwas tun ... oder nicht?" Noch immer raste sein Atem und er wusste nicht, wie er ihn beruhigen konnte.

"Jet, ich ... werde Soldaten schicken. Diese Männer sollen ihre gerechte Strafe erhalten", sagte er sanft. Auch wenn er nachvollziehen konnte, dass Jet am liebsten selbst Rache genommen hätte, aber wenn er mordete, war er nicht besser, als sie.

"Komm", sagte er dann, fasste ihn sanft, aber mit Nachdruck um den Oberarm, "Lass uns erstmal fortgehen von hier, jetzt kannst du in diesem Zustand ohnehin nichts ausrichten..."

Autorität lag in seiner Stimme.

"Aber..." Irritiert ließ sich Jet fortziehen. Jedoch nur wenige Schritte, bevor er sich in die andere Richtung stemmte und Zuko sofort zum Stehen brachte. "Wir können sie nicht einfach da drinnen liegen lassen!" Er riss sich los, befreite sich aus Zukos Griff und trat drohend an ihn heran. Er taxierte ihn mit finsterer Miene.

"Scheiß auf deine Soldaten! Wirklich... scheiß drauf! Dir ist doch völlig egal, was in mir vorgeht! Du denkst doch nur daran, dein ach so schönes, zurückerlangtes Glück zu schützen! Es käme dir wohl in die Quere, wenn ich ein wenig Unruhe stifte, was?!"

Ehe Zuko nachgedacht hatte, holte er aus und platzierte eine beherzte Ohrfeige auf Jets Wange.

"Hör endlich auf, immer so verdammt DUMM zu sein!!!", schrie er, "Du willst immer mit dem Kopf durch die Wand, wider jeder Logik und Vernunft!"
 

Er keuchte ein wenig, sah seinen Gegenüber an, der ein klein wenig perplex wirkte.
 

"Wir werden sie holen, versprochen", sagte er nachdrücklich und bemüht ruhig. "Und jetzt - KOMM." Jet hatte nicht damit gerechnet, geohrfeigt zu werden und so warf ihn der Schlag kurz aus der Rolle des wütenden Irren, der auf nichts und niemanden hörte. Durchaus perplex starrte er Zuko an, wurde kurz darauf wieder gepackt und weggezogen. Diesmal setzte er sich nicht zur Wehr, vielmehr stolperte er hinter Zuko einher und blickte immer wieder zur Höhle zurück.

"Wann?", wollte er wissen, als er sie nicht mehr sah. "Wann denn!"

Er wollte Liefa keine Sekunde länger in den Händen dieser Menschen wissen. Wenn es sich dabei auch nur um ihren leblosen Körper handelte.

"Bald", sagte Zuko nachdrücklich, "Sobald wie möglich, wir werden sie holen, versprochen. Bitte vertrau mir."

Einen kurzen Moment sah er ihm dabei in die Augen.

Es war viel verlangt, aber es blieb ihnen keine Wahl.

Zuko konnte sich nicht um die Dinge kümmern, wenn er wusste, dass seine Mutter nicht in Sicherheit war und Jet eine tickende Zeitbombe.

Er konnte seinen Schmerz nachempfinden, sehr gut sogar, und im Stillen war er dankbar, dass Jet nicht noch mehr ausrastete, sondern sich das erste Mal gefügig zeigte.
 

Jet atmete tief durch. Noch immer pulsierte der pure Zorn in ihm, der schiere Schmerz, doch ebenso sagte ihm sein Verstand, dass Zuko jedes Recht auf seiner Seite hatte.

Er wusste ja nicht einmal, ob er überlebte, wenn er jetzt zurück in die Höhle trat und sich in die Massen der Verbrecher stürzte. Er senkte den Kopf, biss die Zähne so sehr zusammen, dass sie knirschten und klammerte sich noch immer um seine Schwerter, doch dann ließ er sie sinken und deutete ein knappes Nicken an.

Jetzt fügte er sich, doch er schwor sich selbst, dennoch seine Rache zu finden. Ganz egal, wie. Und Zuko würde ihn ein nächstes Mal nicht aufhalten können!
 

Zuko atmete innerlich erleichtert auf. Er hatte einen Moment wirklich daran gezweifelt, dass Jet auf ihn hörte und damit gerechnet, dass er irgendeine Dummheit beging. Da hatte er ihn wohl falsch eingeschätzt.
 

Wenig später stießen die beiden auf Zukos Mutter, welche sich verborgen gehalten hatte und gemeinsam machten sie sich zügig auf den Weg zurück in die Raststätte. Ursa stellte keine Fragen, das war wohl auch besser so. Sie bedachte Jet nur mit einem kurzen Blick. Etwas seltsam Wissendes und doch Mütterliches lag daran. Aber das war wohl ihre Art.
 

Jet blieb schweigsam und verbissen. Den gesamten Rückweg in die Stadt über. Er saß auf seinem Aalhund, gab ihm grob die Sporen und versuchte nicht darauf zu achten, dass neben ihm und hinter Zuko derjenige saß, nach dem Zuko gesucht hatte.

Es tat weh, wenn er herüberblickte, denn all das führte ihm vor Augen, dass Zuko der einzige war, der hier einen Erfolg feierte und dem es dadurch sicher auch um Einiges besser ging. Er knirschte mit den Zähnen, senkte seinen finsteren Blick und starrte zu Boden. Er schluckte alles herunter, verschloss seine Schmerz und seine Pein in seinem Inneren und kämpfte immer wieder dagegen an, dass all das hervorbrach.
 

Sie brauchten nicht lange, um die Stadt wieder zu erreichen und machten sich erst einmal auf die Suche nach einer geeigneten Herberge und es dauerte nicht lange, bis sie eine Gaststätte gefunden hatten, die ihren Ansprüchen genügte.

Zuko wollte bis zum nächsten Morgen warten, ehe er sich offenbarte, nicht, dass irgendwelche Informationen weitergetragen würden und die Verbrecherbande dann rechtzeitig das Weite suchte.

Gleich in der Früh wollte er sich darum kümmern.
 

Man gab ihnen zwei Zimmer. Eines, in welchem er mit Jet und das andere, in welchem Ursa nächtigen sollte.
 

Verbittert haftete Jets Blick am Boden. Die gesamte Zeit über und schweigsam war er auch geblieben, während Zuko mit dem Wirt der Gaststätte gesprochen hatte. Er hielt sich raus, schottete sich ab und blickte erst auf, als er das Zimmer betrat, in welchem er mit Zuko nächtigen würde.

Er betrat es, müde richtete er sich auf und annähernd abwesend und benommen musterte er die Einrichtung. Sie war simpel, doch das Wichtigste war vorhanden, was ihn in diesen Momenten nicht wirklich interessierte

.

Der alte Schmerz rumorte in ihm und mit einem Mal brach er über ihn herein. Ein Zucken durchfuhr sein Gesicht, verbittert pressten sich seine Lippen aufeinander und wie heiß traten auch die Tränen in seine Augen.

Stockend tastete er nach seinem Waffengurt, öffnete ihn und ließ ihn samt Schwertern zu Boden sinken.

Er wollte es nicht realisieren, wollte sich nicht an das erinnern, was geschehen war, doch die Gefühle waren zu stark und erschöpft sank er in die Knie, wo er stand.

Kein Schritt wollte ihm gelingen, kein weiterer tiefer entspannter Atemzug und so ließ er sich fallen. Er sank hinab, sank auf die Knie und unter einem stummen Schluchzen vornüber. Er stemmte sich auf die Ellbogen, zitternd sank seine Stirn gen Boden und kurz darauf kauerte er dort und rang mit sich.

Nur selten hatte er so geweint ... Nein, eigentlich noch nie auf diese Art und Weise. Es fühlte sich an, als würde sein Leben enden. Hier und jetzt. Zurückbleiben tat nichts... nur Schmerz, nur Pein und wie rangen sie ihn nieder.

Er ballte die Hände zu Fäusten, spürte, wie die heißen Tränen über seine Nase rangen und verbittert holte er aus und ließ die Faust auf den Boden niedergehen.

Er schlug so, versorgte sich selbst mit Schmerz und biss die Zähne zusammen. Sein gesamter Leib zitterte, er bebte, erschauderte und das nächste Schluchzen, das durch seine Zähne drang, war weitaus lauter als das Erste.

Zuko war einen Moment wie angewurzelt stehen geblieben, als er die Türe geschlossen hatte.

Im Grunde war es für ihn nur eine Frage der Zeit gewesen, ehe dieser betäubende Kummer aus Jet herausbrach.

Einen Moment stand er unschlüssig da. Es tat ihm plötzlich weh, den anderen so zu sehen.

Einem inneren Impuls folgend überwand er schließlich die kurze Distanz zwischen ihnen beiden, ließ sich ebenso auf die Knie sinken und schlang die Arme von hinten fest um Jets Oberkörper, zog ihn an sich, sprach nicht.

Er hätte auch gar nicht gewusst, was er sagen sollte, dafür gab es keine Worte.

Das einzige, was er wollte, war den jungen Mann zu halten, damit er nicht in die Tiefe stürzte und er fühlte sich so schrecklich hilflos gerade. Nicht alle Titel der Welt vermochten es, einen solchen Schmerz zu nehmen.

Jet war wie betäubt. Die Umwelt driftete aus seiner Wahrnehmung, einfach alles, was je existiert hatte, driftete aus seinem Bewusstsein und zurück blieb das Leid, unter dem er sich wand. Er behielt die Hände fest zu Fäusten geballt, bewegte die Stirn auf dem Boden und spürbar zuckte er zusammen, als er plötzlich die Nähe Zukos spürte.

Wie er umarmt ... wie er festgehalten wurde.

Er hatte nicht damit gerechnet, doch ließ sich fallen und sich an die Brust des anderen ziehen. Kitzelnd rannen die Tränen über seine Wangen, während er die Hände verkrampft um Zukos Arme schloss, die sich um seinen Oberkörper gewunden hatten.

Es gierte nach Halt ... nach irgendeinem Schutz, einer Sicherheit, die das Erlebte ihm entrissen hatte und Zuko spürte das Beben des anderen Körpers, das Leid, das sich tief in diesen gesetzt hatte und ihn malträtierte.

Und er konnte absolut nichts tun, außer ihn festzuhalten.

Enger zog er ihn zu sich.

Plötzlich tat es ihm selbst weh, Jet so zu sehen. Er konnte es sich nicht erklären.

Bald löste er sich leicht und umfasste das Gesicht des ehemaligen Freiheitskämpfers mit beiden Händen, sagte nichts, küsste ihn stumm auf eine Wange und schmeckte das Salz.

Jet fühlte sich in diesen Momenten wie ein Kind. Jeder hätte ihm jetzt etwas antun können. Nichts war zurückgeblieben.

Keine Stärke, kein Mut oder gar Entschlossenheit zur Tat. Jeder hätte ihn belangen können, denn vom widerspenstigen Freiheitskämpfer war nichts zurückgeblieben als die schwache Haut und ein erschöpfter Leib.
 

Er wollte schreien ... so laut er konnte, so oft er konnte, doch selbst die Stimme blieb in seiner Kehle hängen. Sie brach nur als leises Schluchzen hervor. Kaum nahm Jet die Bewegungen wahr, in die Zuko sich setzte.

Er spürte nur, wie sein Kopf gehalten wurde ... auch die Lippen des anderen, die sich auf seiner glühenden, nassen Wange betteten. Zitternd klammerte er sich in Zukos Arme. Er umfasste sie, riss sie jedoch nicht von sich. Er zog Zuko zu sich, doch es dauerte nicht lange, bis er sich weiterhin zu regen begann. Er löste eine Hand von Zukos Armen, tastete neben sich und zog eines seiner Hakenschwerter zu sich.

Vorsichtig, langsam und drängte die Klinge zwischen sich und Zuko.

Er hatte Liefa verloren, auch seinen Kampf gegen die Feuernation. Es gab nichts mehr zu verteidigen, nichts mehr durchzusetzen und die Einsicht traf Jet mit einem Mal. Es gab keinen Grund mehr für seine Existenz, so zog er die Nase hoch, schluckte die Tränen hinab und presste den Griff seines Schwertes gegen Zukos Brust, darauf hoffend, dass dieser es verstand.

Und Zuko verstand. Er verstand so gut und gerade deshalb sah er Jet fassungslos an.

War das sein Ernst? Das war doch nicht sein Ernst!
 

Plötzliche Wut flackerte in ihm auf, dann ergriff er das Schwert und schleuderte es mit größerer Wucht, als es eigentlich nötig gewesen wäre, gegen die nächste Wand, wo es mit einem klirrend anschließend auf den Boden segelte. Kaum, dass er das gemacht hatte, ging er nahtlos in der Bewegung weiter und schlug Jet mit der flachen Hand ins Gesicht.
 

"Spinnst du?", schrie er, "Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst???" Er keuchte erregt, seine Hand zuckte, er nahm sich zurück, nicht ein zweites Mal zuzuschlagen.

"Glaubst du allen Ernstes, dass sie das wollen würde?? Herrje, ich weiß, wie schwer das ist und dass es dich innerlich wahrscheinlich gerade zerreißt, aber verdammtnochmal! Das bist nicht du! Du kannst jetzt nicht so einfach aufgeben, nicht, wo du mir die ganze Zeit so schrecklich auf die Nerven gegangen bist! Ich-"

Er stockte. Wandte selbst das Gesicht ab.

Er musste es sich eingestehen, er konnte den Gedanken daran, dass Jet sein Leben verlor, nicht ertragen. Er schluckte schwer.
 

"Bitte tu mir das nicht an", sagte er dann, ohne nachzudenken. Was redete er eigentlich? Er hatte immer geglaubt, alle retten zu können, denen ein Leid zugefügt worden war durch sein Volk.

Aber als er Jet so vor sich sah, merkte er, dass er jämmerlich versagt hatte.

"Es ... tut mir so leid", nur ein leises Flüstern und Zuko fühlte sich in diesem Moment einfach nur hilflos.

"Es gibt keinen Krieg mehr gegen die Feuernation", flüsterte Jet, der das alles widerstandslos über sich hatte ergehen lassen, dann leise.

"Ich werde aufgeknüpft, wenn ich weiterhin Chaos anrichte. Und meine Schwester ist tot." Er schluckte schwer, sein Hals war so trocken und die Tränen wollten einfach nicht enden. Seine Stimme senkte sich, bis er flüsterte.

"Sie wurde vergewaltigt und misshandelt und ich war nicht da." Mit einem Mal fuhr er in die Höhe und schrie Zuko an.

"Du hast dich um eine ganze Nation zu kümmern! Und bei Gott, du hast deine Mutter gefunden, weshalb du über das verfügst, was ich nicht mehr habe - eine Familie!! Du hast Grund weiterzuleben und du hast Pflichten und was hab ich?! Einen Scheiß hab ich, also nimmt das verfluchte Schwert und stoß es mir in die Brust, bevor ich es selbst tue!"

Zuko zuckte zusammen, als er mit Jets Worten die Schuld fühlte, die über ihn hereinbrach. Er hatte alles Leid verhindern wollen und der Gedanke, dass er es einfach nicht konnte, dass er eben auch nur ein Mensch war, schmerzte.

"Du konntest nicht da sein", sagte er leise, "Du hast es nicht gewusst. Ich hingegen ... Ich habe nicht genug getan. Ich war nicht schnell genug, um es zu verhindern. Wenn du einen Schuldigen suchen willst, dann nimm mich. Und schade nicht dir selbst. Ich..."

Er sank auf die Knie, eine traditionelle Verbeugung, wie sie formvollendeter nicht sein konnte.

"Richte deine Wut gegen mich, einen König, der sein Volk nicht retten konnte..."

Und damit sprach er das aus, was ihn die ganze Zeit innerlich gequält hatte.

"Tu alles, was du willst mit mir, wenn es dir hilft, nur verlange nicht, dass ich dich sterben lasse."
 

Jet zog die Nase hoch, blieb kauern und verfolgte, wie sich Zuko vor ihm verneigte. Es war Demut und es war Schuldbewusstsein, doch helfen tat es ihm nicht, im Gegenteil, es fühlte sich irgendwie falsch an, wie er da so kniete. Unwürdig und doch groß.
 

Matt wandte Jet das Gesicht ab, ließ die nächste Träne von seinem Kinn perlen und starrte auf sein Schwert, das dort lag. Immernoch war ihm danach, danach zu greifen, doch mit einem Mal gab es da diese Frage in ihm, deren Antwort er aus Zukos Mund hören wollte.

"Warum ist es dir so wichtig, dass ich lebe?", murmelte er also und rieb die Hände aneinander, sich wieder zu Boden sinken lassen, da die Wut, die ihn gerade getragen hatte, wieder weich.

"Hat es dir etwa irgendwas bedeutet?"

Er sprach aus, als zwischen ihnen bisher totgeschwiegen wurde. Er war zu müde, um dieses Spiel weiterzuspielen. Er musste es nicht benennen, Zuko wusste es auch so.
 

Dieser zuckte zusammen, er presste die Lippen aufeinander.

Er sagte eine Weile lang nichts, dann setzte er sich auf die Knie und legte die Hände in den Schoß.

Und dann beschloss er, einfach die Wahrheit zu sagen.

„Ja.“
 

Mit dieser Antwort hatte Jet nicht gerechnet. Er wandte den Blick ab, starrte zu Boden und fuhr sich mit dem Arm über die Augen. Eine seltsame Stille brach zwischen ihnen herein. Jet wusste, dass es an ihm lag, nun etwas zu sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er hatte sie sich schon bereitgelegt. Worte der Abweisung, Worte des Hohnes, doch hier und jetzt konnte er sie einfach nicht aussprechen.

Er wollte sagen, dass es ihm nichts bedeutet hatte, dass es einfach so über ihn gekommen war. Sex ohne Sinn und Verstand, doch die Worte wirkten auf ihn mit einem Mal so falsch, so verlogen, als entsprächen sie nicht der Wirklichkeit.

Wieder zog er die Nase hoch. Seine Tränen endeten endlich und verstohlen blickte er zu Zuko zurück. Aus den Augenwinkeln, heimlich und unauffällig. Zuko blickte noch immer zu Boden.

'Ja'...

Er hatte es gesagt und somit eröffnete sich für Jet die ganze Wahrheit.

Er erhob er sich auf die Knie, beugte sich langsam nach vorn und packte Zuko kommentarlos am Handgelenk.
 

Ihm war danach, seinen Schmerz zu ertränken, sich abzulenken ... ebenso sehnte er sich danach, etwas zu spüren, zu fühlen, dass er noch am Leben war und er wusste, dass diese Gefühle entstanden, wenn er sich Zuko nahm.

Er erinnerte sich an diese Nacht, an die starken Emotionen, die er gefühlt hatte und kein weiterer Gedanke kreiste in seinem Kopf, als er Zuko zu sich zog und mit einer Hand zu Boden drängte. Er ging barsch vor, bestimmt und blickte auf Zuko herab, als er unter ihm lag und er spürte es, sah es... dass Zuko willig war, sich nach ihm zu richten und er wollte diese Bereitschaft in diesen Momenten einfach nicht hinterfragen.
 

Alles in ihm schrie nach Ablenkung, nach Emotionen, die in ihm erstorben zu sein schienen. Er wollte, dass Zuko ihm Neue einflößte, dass er durch ihn das Leben mehr spüren würde ... vielleicht fand er auch einen neuen Lebenssinn, wenn er das tat, was er bereit zu tun war. Er hatte Zuko auf das Bett gezogen, kniete über ihm und ohne ein Wort packte er den jungen Mann an seinem Revers und tastete nach dem Gürtel, der all den Stoff zusammenhielt. Er ging grob vor, entschlossen... weitaus bedachter und bewusster als beim letzten Mal.

Er würde keine Gegenwehr erlauben.
 

Nur kurz sah er Zuko in die Augen, während er den Gürtel unter ihm hervorzerrte und sich weiterhin an ihm zu schaffen machte, und es wirkte, wie reines Bernstein, golden und warm und als sie diesmal miteinander schliefen, war es viel leidenschaftlicher, viel bewusster, viel intensiver und für den Moment ließ es Jet den Schmerz vergessen, den er empfand und er ließ sich fallen …

Absolution

Jet schlief noch, als Zuko sich aus dem Bett stahl. Er würde Wort halten.

Leise und schnell legte er seine Kleidung an und huschte dann die Treppen hinunter.

Er hatte ungefähr im Kopf, wo seine Soldaten gerade patrouillieren mussten und eilte sich, sich auf den Rücken seines Aalhundes zu schwingen, welchen der Wirt zuvor auf sein Geheiß hin, hatte bereitstellen lassen, um dorthin zu gelangen.

Wenn er es so bedachte, war es kein Wunder, dass die Räuberhöhle unbemerkt geblieben war, sie war zu gut versteckt.
 

Als er in die Nähe des Soldatenlagers kam, wurde man bald auf ihn aufmerksam.

„Wer ist da?“, herrschte man ihn an, ihn in der Dunkelheit des gerade dräuenden Morgens nicht sofort erkennend.

Zuko trat näher, "Dein Herrscher, guter Mann, führe mich zu deinem Hauptmann."

Der Soldat salutierte pflichtbewusst, als er Zuko erkannte und führte diesen zwischen den Zelten hindurch, wo bereits die ersten Gestalten sich regten, bis hin zum Hauptzelt.

"Bitte, Majestät, einen Augenblick", meinte der Soldat und trat dann näher an das Zelt heran.

"Hauptmann Tengu, Feuerlord Zuko wünscht Euch zu sehen!"

Es dauerte keine drei Sekunden, ehe man es im Inneren rumoren hörte und kurze Zeit darauf stand der Mann, halb angezogen, jedoch musterhaft kerzengerade vor ihm.

"Meine Majestät!", intonierte er ehrerbietig, "Ich bin sehr überrascht, Euch hier anzutreffen, man wähnte Euch im Palast ..."

Zuko winkte ab. "Ich habe mich Euch zu sprechen", sagte er scharf, "Die Räuberbande, die hier ihr Unwesen treibt - sagt, wie lange seid ihr schon auf der Suche nach ihrem Versteck, was habt Ihr unternommen?"

Der Hauptmann blinzelte überrascht über diese Frage, "Wir haben das ganze Gebiet durchkämmt, Herr, wir ..."

"Einem Gefährten und mir selbst ist es innerhalb eines Tages gelungen, es ausfindig zu machen. Ich wünsche in Zukunft mehr Akribie. Und jetzt mobilisiert Eure Männer, wir werden in Kürze aufbrechen - tötet nur, wenn es wirklich unbedingt sein muss, verstanden? Ich verlange, dass diese Männer alle festgenommen und der Justiz in Fa Kang Do überstellt werden."
 

Sein Blick ruhte scharf auf dem Mann, der noch von der alten Schule zu sein schien. Er wollte verhindern, dass diese Männer, egal was sie verbrochen hatten, einfach abgeschlachtet wurden, denn so würde die Feuernation ihren in Ungnade gefallenen Ruf sicherlich nicht wieder herstellen.

Der Hauptmann allerdings nickte verstehend. "Jawohl, Herr."
 

Da sie sich hier immer noch im Erdkönigreich befanden, lag es nicht in Zukos Ermessen, diese Männer einem Urteil zu unterziehen, wenn auch er wusste, dass sein Wort bei den Behörden und beim Staat des Erdkönigreiches sehr viel galt.

Man würde sie einer gerechten Strafe unterziehen.
 

Ehe Zuko wieder zu der Herberge zurückkehrte, in welcher Jet und seine Mutter verblieben waren, setzte er ein versiegeltes Schreiben auf, in welchem er die Vergehen dieser Männer aufzählte und schließlich mit seinem Wort und seiner Unterschrift eine erste Schilderung übergab.

Was er allerdings wusste, war, dass es wahrscheinlicher war, dass es zu keinem schnellen Urteil kam. Die Opfer mussten befragt werden, die Zeugen, die Verbrecher selbst und das in jedem einzelnen Fall, da würde auf die Behörden von Fa Kang Do einiges an Bürokram zukommen und Zuko würde sich nicht wundern, wenn diese den Fall, aufgrund seines Ausmaßes nach Ba Sing Se abschoben.

Wie auch immer es verlaufen würde, würde er höchstwahrscheinlich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal nach Fa Kang Do reisen, um sich persönlich davon zu überzeugen, dass alles so lief, wie es sollte. Immerhin ging es hierbei auch um die Ehre seiner eigenen Mutter und die wollte er nicht einfach Fremden überlassen wissen.
 

Als Jet an diesem Morgen aufwachte, fühlte er sich seltsam leer und erschöpft. Er hatte überhaupt nicht die Muße aufzustehen, die Fenster zu öffnen, sich anzukleiden …

Was machte das alles noch für einen Sinn? Er wusste nichts mit sich anzufangen. Früher war es der Hass gegen die Feuernation, der ihn geleitet hatte, dann hatte ihn die Suche nach seiner Schwester getrieben, doch jetzt, wo er sie gefunden hatte … gefunden, wie er sie nicht hatte finden wollen.

Und er machte sich Vorwürfe, gar schreckliche Vorwürfe, auch wenn Zukos energische Stimme in seinen Verstand drang, dass ihn keine Schuld traf.

Zuko ... wo war der überhaupt? Er wusste noch, dass sie, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, im selben Bett genächtigt hatten und Jet hatte erstaunlich ruhig geschlafen mit Zuko an seiner Seite.
 

Der Vormittag verstrich ungenutzt, der Mittag auch und schließlich wurde es Nachmittag. Noch immer hatte er es nicht fertig gebracht, aufzustehen und zumindest die Jalousie des Fensters zu öffnen, damit ein wenig Sonnenschein herein drang.

Und noch immer lag er phlegmatisch auf dem Bett und starrte an die Decke, als es schließlich an der Tür klopfte. Jet nahm das Klopfen erst nicht wahr, erst als es zum dritten Mal erscholl merkte er auf.

„Wer stört?“, rief er unwillig, daraufhin schob sich die Türe auf.

„Hallo…“

Eine Frauenstimme. Nun setzte sich Jet doch auf und erkannte überrascht, dass es Zukos Mutter war, die den Raum betrat.

„Störe ich?“, fragte sie freundlich und ihre Freundlichkeit überschattete Jets miese und abweisende Stimmung, sodass er stumm den Kopf schüttelte.
 

Sie war schön, stellte er fest, trotz der Zeit der Gefangenschaft, die sie ein wenig ausgemergelt hatten, strahlte sie eine unglaubliche Stärke aus, trotz der einfachen bürgerlichen Kleidung des Erdkönigreiches, die sie trug und dem geflochtenen Zopf, welcher ihr seitlich über der linken Schulter lag, hatte sie etwas durchaus Hoheitliches und Aristokratisches an sich, Eigenschaften, die er zuvor schon an Zuko bemerkt hatte.
 

„Wie kann ich Euch helfen?“, murmelte er.
 

Sie antwortete nicht sofort, sondern ging zum Fenster um den Vorhang zur Seite zu ziehen und es aufzureißen um frische Luft in den muffigen Raum zu lassen.

„Es ist so ein herrlicher Tag“, sagte sie, „Die Sonne scheint und wir sind am Leben. Ist das nicht wundervoll?“

Daraufhin wusste Jet nichts zu sagen, sie kam wieder näher und setzte sich ungefragt neben ihn aufs Bett.

„Zuko hat mir von deiner Schwester erzählt“, begann sie schließlich, wobei sie ihn ansah, um seine Reaktion zu studieren.

„Hat er das…“

„Liefa war wirklich ein gutes Kind, aber sie war so krank … Selbst wenn du früher gekommen wärest, hättest du ihr nicht helfen können.“

„Ihr sagt mir dasselbe, wie es schon Euer Sohn zuvor tat“, erwiderte Jet mit einem Schnauben und klang dabei unfreundlicher, als er es beabsichtigt hatte. Ursa ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken.

Sie ergriff seine Hand. „Es tut mir sehr leid, was dir widerfahren ist –„ aufrichtiges Bedauern lag in ihrer Stimme. „-Ich weiß selbst, wie hart es ist, ohne seine Familie zu sein, auf sich allein gestellt, weißt du, als ich damals meine beiden Kinder zurücklassen musste, die ersten Tage in meinem neuen Leben, als ich realisierte, dass es nie wieder ein Zurück geben wird, da hat mich dieser Schmerz fast zerrissen.“
 

Jet horchte auf. Das war das erste Mal, dass er etwas Näheres über Zukos Familie erfuhr.

Aber ich habe weiter gemacht. So schwer es auch war, so verloren ich mir auch vorkam. Es … gibt kein kostbareres Geschenk, als das Leben, das wir haben … auch wenn wir vollkommen nackt und schutzlos vor dem Nichts stehen, solange sie uns das nicht nehmen können …“

Beschämt spürte Jet, wie ihm bei diesen Worten stumm die Tränen in die Augen getreten waren und er wandte sich leicht ab.

Es waren nicht nur die Tränen, derer er sich schämte, es war diese gütige Art, mit der diese wundervolle Frau ihm begegnete.

Womit hatte er das verdient? Und vor allem … auch er hatte getötet. Bürger der Feuernation, teilweise Unschuldige. Auch er hatte nicht Halt gemacht.

War er denn so viel besser, als sie? Mit einem Schlag kippte sein Weltbild. Er vergrub das Gesicht in den Händen und murmelte: „Ihr solltet nicht so gütig zu mir sein. Ich habe viele von Euren Leuten getötet.“
 

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und sah auf, das warme Bernstein begegnete ihm, ebenso, wie ein freundliches Lächeln.

„Der Krieg hat viele von uns zu Monstern gemacht“, sagte sie. „Richte nicht zu hart über dich.“

Und irgendwie … spürte Jet in diesem Moment jeden Hass auf die Feuernation endgültig von sich weichen. Gerade jetzt begriff er, dass man immer den Verbrecher selbst hassen sollte, aber nie diejenigen, die nur seine Angehörigen waren.
 

Plötzlich musste er an seine Freunde denken. Longshot, Jellerbee und Pipsqueak. Schuldgefühle übermannten ihn. Wie blind vor Rache hatte er nur sein können, um dabei in Kauf zu nehmen, die einzigen Menschen zu verlieren, die immer an seiner Seite waren. Was wohl aus ihnen geworden war? Sie hatten immer zu ihm aufgesehen, doch, wenn er jetzt zurückdachte, an jene Nacht am Lagerfeuer, dann hatten sie wohl damals schon gemerkt, was mit ihm los gewesen war und vielleicht war das auch der Grund, warum sie ihn hatten ziehen lassen.

Vielleicht sollte er sich auf die Suche nach ihnen machen. Jetzt, wo sein Verstand frei war von sinnlosem Hass und verblendenden Zorn.

Der Schmerz über den Verlust seiner Schwester würde sicher noch eine ganze Weile bleiben, aber er würde irgendwann schwächer werden und sich nicht mehr in Hass umwandeln, der ihn schlussendlich auf den Abgrund zusteuerte.

Und dann war da natürlich noch Zuko. Jet wurde nachdenklich.
 

Bis Zuko wieder kam, war es bereits später Nachmittag geworden. Die Sonne stand als glühend roter Ball am Himmel, er fühlte sich müde und abgekämpft, aber dennoch irgendwie erleichtert. Es war alles so verlaufen, wie er sich erhofft hatte, die Männer waren festgenommen und der Justiz der Stadt übergeben worden. Jetzt konnte er selbst endlich aufbrechen. Nachhause. Er würde Ursa nachhause bringen.

Seine Gedanken flackerten kurz zu Azula und einen Moment fragte er sich, wie sie wohl reagieren mochte.

Als er wieder in die Stadt einkehrte, wurde er von mehreren seiner Männer begleitet und diesmal fiel deutlich mehr Menschen auf, wer sich da unter sie gemischt hatte. Doch es kümmerte ihn nicht. Das einzige, was er im Sinn hatte, waren, ein Bad zu nehmen und die letzten Vorbereitungen für den nächsten Tag vornehmen, für welchen er die Abreise geplant hatte.

Noch auf dem Weg zurück zur Gaststätte kam Jet ihm entgegen. Zuko nahm das mit Überraschung zur Kenntnis, denn er wirkte seltsamerweise gar nicht so niedergeschmettert und gebrochen, wie er ihn zurückgelassen hatte.

Aber das traf sich gut, denn er musste ohnehin mit ihm sprechen.

Er schickte seine Soldaten fort, dann gingen sie beide ein Stück. Sagten eine ganze Weile lang gar nichts.
 

„Deine Mutter ist eine sehr weise Frau“, sagte Jet schließlich. Zuko lächelte in sich hinein. Er hatte sie gebeten, mit Jet zu sprechen, während er weg war. Offensichtlich war dieses Gespräch erfolgreich verlaufen.

„Die einzige Normale in meiner Familie“, erwiderte er scherzhaft. Jet rang sich ein Lächeln ab.

„Weißt du, ich hab … viele Fehler gemacht…“

„Jet?“

„Hm?“

„Lass es gut sein. Ich weiß das genauso, wie du. Mir … war aber irgendwie klar, dass dir, naja, jahrelang jemand gefehlt hat … Ich hatte damals meinen Onkel, der mich aus meiner Verfehlung zurückgeholt hat, du warst auf dich allein gestellt…“

Jet betrachtete Zuko von der Seite. Er trug jetzt wieder die Tracht der Feuernation, Rüstung, kostbare rote Stoffe, die, wenn sie auch mitgenommen wirkten, durch den heutigen Tag, auf seine hohe Herkunft schließen ließen. Irgendwie gefiel ihm das und plötzlich ertappte er sich bei dem Gedanken, wie gern er jetzt die Hand ausgestreckt und Zuko über die Wange gestrichen hätte. Ganz harmlos und zärtlich, nicht so herb und rau, wie der Sex beide Male gewesen war, den sie gehabt hatten.

Er schüttelte den Kopf. Dass er sich zu Zuko hingezogen fühlte, konnte er mit einem Mal nicht mehr leugnen. Er starrte eine Weile nachdenklich auf den Boden vor ihm.
 

„Jet, ich habe mir Gedanken gemacht …“ Zuko war stehen geblieben.

„Ich würde dir gerne einen Führungsposten bei den Zivilwächtern in der Hauptstadt anbieten …“

Jet sah ihn mit großen Augen an, schwieg jedoch, vorerst noch.

„Mir ist natürlich klar, dass das eine nicht ganz so einfache Entscheidung für dich wird, allerdings ist es nunmal so, dass ich … Nunja, sagen wir so. Ich kann jeden Mann gebrauchen, dem ich wirklich vertrauen kann“, fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu. „Du hast viele Fähigkeiten, die für solch einen Posten von immensem Vorteil wären. Bitte denk darüber nach.“

Jet schwieg eine Weile. Dann spuckte er den Grashalm aus, auf dem er rumgekaut hatte, wie es seine Gewohnheit war. Als Zuko seinem Blick begegnete grinste er frech.

„Man könnte meinen, das ist nur ein Vorwand, um mich in deiner Nähe zu haben, Feuerlord“, sagte er, wobei er die Daumen lässig in den Hosenbund hakte.

Zuko knurrte leise, „Denk doch, was du willst!“ und stapfte dann weiter, Jet stehen lassend, wo er war, dabei verbergend, dass sich eine hauchfeine Röte auf seine Wangen geschlichen hatte.

Jet lachte und eilte ihm hinterher, ihn am Handgelenk packend. „Lass-“ Dann wurde er herumgerissen und ihre Gesichter waren sich plötzlich so nah, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten.
 

Und dann tat Jet das, was er vorhin hatte tun wollen. Seine Fingerspitzen geisterten hauchfein über die blasse Haut, die selbst hier im Süden kaum dunkler geworden war, dann lehnte er seine Stirn gegen Zukos und schloss einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, sagte er leise:

„Selbst, wenn ich es wollte, könnte ich gerade dir diese Bitte nicht abschlagen … du hast mich ins Leben zurückgeholt … und dafür … bin ich dir sehr dankbar … mehr als das…“
 

Einen Moment trafen sich ihre Blicke. Und dann … es war so richtig, so natürlich, so logisch …

Trafen sich ihre Lippen, diesmal zu einem zärtlichen Kuss, ein Kuss, voll ausgekostet, keine verzweifelte Lust, ein bewusster, wundervoller Kuss, der sie einen Moment auf eine viel intimere Weise verband, als der Sex es getan hatte.
 

Als sie sich wieder lösten, sagte Jet: „Ich will dein Angebot annehmen ... Doch ich habe vorher noch etwas zu erledigen. Ich muss meine Freunde suchen und ihnen alles erklären.“

Jet küsste ihn leicht auf den Hals, sog einen Moment den Duft ein, der sich dort verbarg, „Reise du mit deiner Mutter zurück. Ich werde nachkommen, versprochen.“
 

Zuko lächelte schief. „Und ich werd‘ dich auf diesem Versprechen festnageln, du Idiot.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von: abgemeldet
2014-03-04T20:13:12+00:00 04.03.2014 21:13
Hi,^^
mir gefällt der Anfang sehr gut.^^
Werde mal weider Lesen.^^

Lg^^

Von: abgemeldet
2011-03-21T15:57:57+00:00 21.03.2011 16:57
sooo, hatte dann auch endlich zeit mal zu lesen ;)

gefällt mir immernoch voll super...kann nur immer wieder deinen schreibstil loben :)

weiter so

Von:  ArrayePL
2011-03-20T21:22:14+00:00 20.03.2011 22:22
Ein kleiner Fehler is Dir reingeschlichen Burstkorb nicht Brustjob. Am sonsten war der Kapitel wirklich intensiv.
Von:  ArrayePL
2011-02-13T14:29:47+00:00 13.02.2011 15:29
Ein sehr schoenes Kapitel.
Von:  shibui
2011-01-23T12:33:15+00:00 23.01.2011 13:33
joah, war doch recht interessant, das erste Zusammentreffen. Jet ist ja regelrecht besessen, aber das Problem hat er ja immer schon gehabt XD bin gespannt, wie die beiden im Wald aufeinandertreffen und wie dann mehr daraus wird...

nur eines, weiß Jet jetzt, dass Lee Zuko ist, oder nicht? am Ende des Kapitels aus Jets Perspektive, verwendest du ja den Namen "Zuko", weiter vorne aus seiner Perspektive "Lee"... na ja, ich lass mich überraschen^^
Von:  Eisenprinzessin
2011-01-03T20:39:37+00:00 03.01.2011 21:39
Puh endlich hab ichs mal geschaff, das neue Kapi zu lesen.

Es hat mir erstmal recht gut gefallen, es waren einige Kommafehler und ein Wortsinnfehler drin, aber nichts weiter schlimmes. Ich hatte das Gefühl, der Anfang des Kapitels hätte sich ziemlich gezogen. Ich bin aber auch von der schnellen Sorte, und war froh, dass du sie gleich im ersten Kapitel hast sich treffen lassen.
Jetzt kann die Gescichte ja richtig losgehen - bin schon mal gespannt!


Von:  Eisenprinzessin
2010-12-10T19:10:42+00:00 10.12.2010 20:10
Nuh. Hey.
Zu deiner PN muss ich sagen - ich hab das Kapi JETZT erst gelesen xD. Ich hab vorgefaved wiel es sich vielversprechend angehört hat. Und ich commente eigentlich immer, aber natürlich nicht vorm lesen. Ich bin regelrecht ein Spammer ;).

Zum KAPIT: War jetzt eher ne Art Intro, wie ich sehe. Ich finde es schon recht vielversprechend. Es zeigt auf jeden Fall, dass du das Zeug auch hast, denn manche Geschichten sind zwar interessant aber in einer rhetorischen Vorhölle verpackt. hier nicht der Fall, schön. Ich mag wie du Jet so verbissen und leicht besessen darstellst, was er ja auch ist. Ich hab so eine Ahnung, wo die Story uns hinführt.
Bin mal gespannt. Wann planst du das nächste Kapi hochzuladen?
Von:  shibui
2010-11-27T21:58:39+00:00 27.11.2010 22:58
klingt ja schon mal interessant^^ es passt auf jeden Fall zu Jet, dass er (hätte er Ba Sing Se wirklich überlebt) mit dem Frieden nicht klar kommt... Man hatte es ja an seiner Besessenheit Zuko als Firebender zu entlarven mehr als deutlich gemerkt und er ist einer der wenigen, der in dieser Serie wirklich über Leichen gegangen wäre und nicht zur fire nation gehört hat O.o
wie du allerdings begründen willst, wie Zuko sich um seine Pflichten als Firelord drückt um auf die Suche nach seiner Mutter zu gehen, da bin ich mal gespannt *gg*
überzeugen, daß JetxZuko besser als SokkaxZuku ist, wirst du mich allerdings nicht XD
Von: abgemeldet
2010-11-20T11:32:41+00:00 20.11.2010 12:32
Uaaa, freu mich, dass du die ff machst :)

Der Anfang ist schonmal echt toll, mir gefällt dein schreibstil^^

mach weiter so:D
Von: abgemeldet
2010-11-15T10:39:09+00:00 15.11.2010 11:39
Huhuhuhu~
Erste! (\*___________*/)

Mir wurde noch nie eine FF gewidmet. Ein tränenreicher Moment ist das. Q__Q

Den Anfang der FF erkenne ich wieder, hast du sehr schön umgesetzt. Bin gespannt, in wie weit du dich an unser RPG gehalten hast und wo es Abweichungen gibt. Ich werde die FF auf jeden Fall weiterverfolgen und, wenn nötig, auch kritisieren, so, wie du es magst. ^^

So long~
Ich warte auf das nächste Kapitel. ^___________^

Die Mono


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