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Ich liebte einen Vampir...

und bleib in Ewigkeit mit ihm verbunden
von

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Danica und Lewis

Kapitel 1: Danica und Lewis
 

Winter 1567:
 

Ein lauter Donner ließ Danica aufschrecken. Draußen herrschte ein fürchterliches Wetter. Seit dem frühen Abend blitzte, donnerte und stürmte es in einem fort. Danica schreckte aus ihrem Traum auf und saß plötzlich aufrecht in ihrem Bett. Sie hatte einen Alptraum gehabt, daher war sie froh, dass der Donner sie aufgeweckt hatte. Sie sah sich um. Ein Feuer knisterte leise im Kamin am Ende des Raumes in dem sie schlief. Ihre Magd hatte es wohl entfacht, um es etwas wärmer im Raum zu machen. Danica zog ihre Decke bis zum Kinn hoch. Es war trotzdem bitterkalt in ihrem Zimmer. Kein Wunder, es war schon ein 100 Jahre altes Schloss ihrer Vorfahren und in den Ecken fuhr der eisige Wind hinein. An den Wänden hangen alte Familienbanner, die einen weißen Baum auf rotem Hintergrund zeigten. Danica gehörte zu der Familie der McNair an. Es war ein altes Adelsgeschlecht, das von Menschen und Veelas abstammte. Veelas sind wunderschöne Frauen, die Elfen gleichen. Sie lebten in Wäldern, an Seen, auf Bergen und auf Wolken. Sie besitzen in Menschengestalt die Gestalt von jungen Mädchen mit langen glatten Haaren und Nebelhaften Kleidern. Veelas sind sehr launisch und können bei Lügen Tod und Verderben hervorrufen.

Danicas Urgroßvater hatte sich in eine Veela verliebt und mit ihr zwei Kinder gezeugt. Eine der Kinder war Danicas Großmutter. Sie hatte die Schönheit von ihr geerbt, jedoch die Körpergröße von Menschen. Ihre langen Haare waren von einem silbrig- violetten Schimmer und wenn sie die Haare offen trug fielen sie ihr bis zu den Hüften. Ihr Großvater der ein Mensch gewesen war hatte auch eine Veela geheiratet und auch eine Tochter mit ihr gezeugt. Daher hatte Danica mehr Veelablut in sich als Menschenblut.
 

Durch den Schrei von ihr erschien ihre Magd. Ein scheues Mädchen, das erst vor vier Wochen hier angefangen hatte. Rebecca war ihr Name. Sie war nicht so schön wie Danica, doch sie war sehr lieb. Im Gesicht hatte sie viele Sommersprossen und ihr rötliches Haar war unter einem Häubchen versteckt.

“Herrin, ist alles in Ordnung?” Fragte sie sachte und öffnete die Tür einen Spalt um herein zukommen.

“Ja, ich habe mich nur vor dem Donner erschrocken. Du kannst dich wieder schlafen legen. Ach, und danke dass du ein Feuer angemacht hast.”

Wieder sah Rebecca sie freundlich an.

Das Mädchen verneige sich und verließ das Zimmer. Danica sah nach draußen. 18 Jahre alt war sie nun. In 2 Wochen würde sie den zwar gutaussehenden, jedoch kaltherzigen Prinzen Joffrey heiraten. Er war der Kronprinz des Landes. Er war zwar sehr galant, doch fand Danica nichts an ihm. In ihren Augen war er einfach nur abstoßend. Ihr Vater hatte die Hochzeit arrangiert. Schon als sie gerade einmal acht Tage alt gewesen war, wurden sie einander versprochen. Der König des Landes hatte sofort eingewilligt. Sie trafen sich einmal im Jahr abwechselnd im Schloss des Königs und dann wieder im Schloss ihres Vaters. So eine schöne und tugendhafte Braut würde er nicht noch einmal finden, fand er. Danica hatte sich dem Willen ihres Vaters gebeugt. Sie war schon immer sehr fügsam gewesen. Ihre Großmutter väterlicherseits hatte ihr die Weiblichen Tugenden eingebläut und daran hielt sich Danica auch. Auch wenn das Temperament ihrer Urgroßmutter, Großmutter und Mutter manchmal durchbrach.

Sie legte den Kopf in die Hände und ihre beiden geflochtenen Zöpfe fielen ihr vor den Körper. Sie weinte.

Sie liebte doch schon einen anderen. Dieser liebte sie nicht wegen ihres Aussehens, sondern weil ihm ihr Temperament gefiel. Er mochte es sich mit ihr zu streiten, denn danach war die Versöhnung viel schöner. Danica gab aber nie nach. Und das aus gutem Grund: Er fing immer mit dem streiten an.

Sie liebte ihn wegen seines Aussehens und wegen seines unwiderstehlichen Charmes. Er ähnelte sehr einer männlichen Veela, obwohl er blutrote Augen hatte statt normalerweise Veilchenblauer. In Wahrheit hatte es nie männliche Veelas gegeben, doch wenn es sie gäbe, dann wäre er ein Musterbeispiel. Außer ihr kleiner Bruder, der ähnelte sehr seiner Mutter, die auch Danica zur Welt gebracht hatte, aber auch er war menschlich.

Er hatte versprochen, dass er heute Nacht kommen würde. Sie schaute durch das Fenster in die Dunkelheit. Schnee wirbelte vor ihrem Fenster umher und sammelte sich an den Ecken.

“Wo bleibt er nur?” murmelte sie zu sich.

Plötzlich flog ein großes. schwarzes Wesen am Fenster entlang. Vor Schreck drehte Danica ihren Kopf Richtung Fenster. So schnell sie konnte stieg sie aus dem Bett. Sie öffnete das Fenster und sah sich um. Niemand war zu sehen. Enttäuscht drehte sie sich wieder um.

Doch dann hörte sie ein leises klopfen und ein “Psst.” und wieder drehte sie sich um. Das vertraute Gesicht ihres Geliebten zeigte sich im Fenster. Er hang Kopfüber vor ihr. Ihr Liebster beugte er sich etwas vor und küsste sie. Als sie sich wieder von einander lösten fing Danica an zu lächeln. Sie trat rasch zur Seite und ließ ihn rein. Er war klatschnass und doch lächelte er. Sie zog ihm den Mantel aus und hing ihn zum Trocknen in der Nähe des Kamins auf.

“Ich hatte gehofft dass du heute noch kommst, Lewis.” sagte sie im Flüsterton, denn sie wollte nicht ihre Magd aufwecken. Lewis war ein schlanker muskulöser junger Mann. Er hatte graue Haare die ihm bis zu den Schultern reichten dass er in einem Zopf zusammengefasst hatte. An seiner linken Hüfte sah man einen Säbel aufblitzen, den er aber nie einsetzte. Er war entgegen seines jungen Alters schon in vielen Schlachten gewesen. Mit vielen Magiern und Kriegern hatte er Seite an Seite gekämpft. In seinem Gesicht sah man all die Liebe die er zu Danica hegte.

“Ich hatte es dir ja versprochen.” Er zog sie näher an sich ran und begann wieder sie zu küssen. Ganz langsam. Als sie ihn an sich drückte und umarmte hörte er ein Geräusch vom Vorzimmer. Erschrocken sahen beide zur Tür.

“Schnell, Versteck dich.” Flüsterte sie. Sie versteckte ihn schnell hinter einem Vorhang und erst dann ging Danica an die Tür, denn sie wusste genau wer es sein könnte der sie so spät noch besuchen würde nach dem Rebecca in ihrem Zimmer gewesen war. Danica öffnete die Tür einen Spalt breit. Es war ihr Vater.

“Du bist noch wach?” Wollte er wissen und trat ein.

“Mich hatte der Donner eben aufgeweckt. Dann konnte ich erst einmal nicht schlafen, Vater.”

Er gab ihr einen Kuss auf die Stirn. “Versuch noch etwas zu schlafen. Morgen kommt der König mit seinem Sohn und du wirst mit Prinz Joffrey dinieren. Und da musst du ausgeruht und munter sein. Er will doch keine schläfrige Verlobte vorfinden. Du weißt doch, dass du bald heiraten wirst.”

“Ja, Vater. Gute Nacht.” Sagte sie leise. Dann ging er. Danica stöhnte und drehte sich von der Tür weg.

“Du bist verlobt? Mit wem?” Lewis kann aus dem Schatten hervor, in dem er sich versteckt hatte und seine Mine verdüsterte sich. “Warum hast du mir nie gesagt dass du versprochen bist?”

“Lewis… bitte hör mich an…”

“ICH DACHTE DU LIEBST MICH!” donnerte er wütend ohne sie ausreden zu lassen. Seine Augen sprühten vor Wut und Enttäuschung.

“Das tue ich auch.” rief sie und sah ihn verzweifelt an. “Warum hast du mich dann angelogen?” forderte er eine Antwort von ihr.

“Ich traute es mir nicht es dir zu sagen. Außerdem hasse ich diesen Kerl.” sagte sie kleinlaut und ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen. Doch da hatte Lewis ein einsehen und seine Wut verflog. Er konnte nicht lange auf sie böse sein, er liebte sie zu sehr.

“Schon gut, du brauchst nicht zu weinen. Ich liebe dich…” murmelte er und nahm sie in den Arm. Lange blieben die beiden so stehen. Dann sah Danica ihren Liebsten erneut an.

“Ich möchte nur durch dich zur Frau werden…” hauchte sie. “Danica…” verblüfft seufzte er. Er umarmte sie zärtlich und küsste sie auf den Mund.

Schnee fiel noch immer auf die Tannen ringsum das Schloss. Es war bitterkalt, doch den beiden Liebenden wurde es immer wärmer.

“Hast du es dir gut überlegt?” fragte er zur Vorsicht noch einmal.

“Ja. Wie oft habe ich von diesem Moment geträumt?” erwiderte sie und strich sanft sein Hemd nach oben. Sein Kuss war viel fordernder als der vorige. Langsam zog er ihr Nachtkleid von ihren Schultern und küsste die weiche, warme Haut darunter. Nach kurzer Zeit lag sie vollkommen nackt auf ihrem Bett. Ihr Körper war eine Offenbarung für ihn. Mit Schmetterlingsküssen wanderte er zu ihrem Bauchnabel den er mit seiner Zunge umspielte. Danicas Nackenhaare stellten sich automatisch auf….
 

“Es war wunderschön…” keuchte Danica und schmiegte sich an ihn. Lewis konnte nur grinsen und küsste sie erneut.
 

Rebecca bemerkte von alledem nichts. Sie schlief friedlich in ihrem Bett in einem kleinen Kämmerchen in der Nähe von Danicas Gemächern.
 

Wenn das der liebe Vater wüsste…

Wofür opfert man sich auf, wenn man liebt?

2. Kapitel: Wofür opfert man sich auf, wenn man liebt?
 

Der Hochzeitstag rückte unaufhaltsam näher. Danica bekam eine große Aussteuer von ihrem Vater geschenkt. Gewänder, Gold, Teppiche und wertvolles Geschirr. Sie hatte auch schon ein passendes Hochzeitskleid ausgewählt. Danica hielt ihren Stolz aufrecht, obwohl sie liebend gerne von einem der Wachtürme gesprungen wäre als diesen Prinzen zu heiraten. Immer wieder besuchte sie die nahe gelegenen Wälder auf und suchte Ruhe. Ihrem Vater sagte sie sie suche Buße. Danica jedoch versuchte so ihrem Verlobten aus dem Weg zu gehen.

Am Vorabend der Hochzeit kam Lewis ein letztes Mal zu ihr um sich von seiner Geliebten zu verabschieden. Er wusste dass sie ab dem Moment nicht mehr ohne Bewachung sein würde. Und ein nächtlicher Besuch würde nie mehr stattfinden.

Als er an ihr Fenster klopfte hörte er scharrende Geräusche von drinnen. Nach einer Weile öffnete Danica das Fenster. Es sah so aus, als ob sie fliehen wollte. Eine kleine Tasche lag auf dem Boden vor ihrem Bett in dem ein paar einfache Leinenkleider lagen. Danica schien die Tasche allein ohne Hilfe ihrer Zofe gepackt zu haben. So sah es auch aus. Einige Haarsträhnen hatten sich aus dem eleganten Knoten gelöst. Trotzdem sah sie wunderschön aus.

“Was ist denn hier los?” Fragte er ganz verdutzt und stieg durch das Fenster hinein.

“Ich verschwinde. Ich will diesen aufgeblasenen Prinzen nicht heiraten.” sagte sie kurz angebunden.

“Und wo willst du hin?”

“Na zu dir. Ich lege meinen Namen ab und gehöre dann nur noch dir.” antwortete sie. Sie wollte ihn gerade umarmen als er sie von sich weg hielt. Dann schüttelte er den Kopf. Nein, das konnte sie nicht für ihn tun. So sehr er auch wollte, dass sie ihm endlich gehören würde, konnte er es nicht zulassen.

“Mein Liebling. Ich weiß wie sehr du dich danach sehnst endlich nicht mehr unter der Fuchtel deines Vaters zu stehen. Doch ich bin nur ein Landstreicher, ein Ausgestoßener. Auch wenn mein Leben für dich es jetzt abenteuerlich klingt, es birgt nur Gefahr. Bleib hier. Hier bist du besser aufgehoben-”

Jetzt schüttelte Danica den Kopf. “Du willst doch nicht allen Ernstes glauben, dass ich mich hier einsperren lasse wie ein Vogel im Käfig? Es ist mir egal was für Gefahren dort draußen auf mich lauern.” Darauf schwieg er lange. Da er nichts sagte sprach sie weiter. “Solange ich bei dir sein kann bin ich glücklich.” Sie lehnte sich an seinen Oberkörper. Doch dann drehte er sie um.

“Nein, ich will dein Leben nicht aufs Spiel setzten. Wie würde es aussehen, wenn dein Vater dich morgen nicht in deinem Bett findet? Er würde glauben dass du entführt wurdest. Im ganzen Königreich wird man dich suchen und wenn sie dich finden… Du bleibst hier.”

Mit diesen Worten wandte er sich um und ging zum Fenster. Danica starrte ihm fassungslos nach. Ihr Geliebter wollte sie nicht nehmen.

Sie schrie ihm hinterher: “Und das du niemals wiederkommst. Wenn doch, dann hetzte ich meines Vaters Wachen auf dich.” Dann schmiss sie das Fenster zu und drehte sich wütend davon weg. Nach ein paar Augenblicken fing sie an zu weinen. Eine große Einsamkeit breitete sich in ihr aus. Sie schmiss sich aufs Bett und vergrub ihr Gesicht im Kissen. Ihr Körper bebte vor Traurigkeit und Wut. Heiße Tränen rannen ihre Wangen herab. Lewis beobachtete sie noch eine Weile durch das Fenster. Er biss sich auf die Lippe. Hatte er das richtige getan? Er wusste es nicht. Es war das vernünftigste was er hätte tun können. Doch nun würde sie diesen unausstehlichen Prinzen heiraten und unglücklich bis ans Ende ihrer Tage sein. Und er würde sie nie wieder sehen.

Gemächlich flog vom Schloss fort. Im Mondlicht sah es aus wie ein Märchenschloss, doch im Inneren herrschte eisige Kälte. Und es war nicht der eiskalte Winter in diesem Jahr der dieses Klima hervorbrachte. Auf dem Boden angekommen ging er schweigend fort. Lewis konnte es sich nicht erklären. Alle beide hatten Recht und Unrecht zugleich gehabt. Und sie beide waren jetzt unglücklich.

Danicas Leiden

Kapitel 3: Danicas Leiden
 

Am nächsten Tag…
 

An ihrem Hochzeitstag verzog Danica keine Mine. Sie saß still und ruhig in ihrem Stuhl während der Priester sie traute. Danach wurden sie auch schon zu König und Königin gekrönt. Als die beiden sich erneut setzten rief das Volk glücklich: “Lang lebe König Joffrey, lang lebe Königin Danica.” Doch die neue Königin war alles andere als glücklich. Es sollte ein Freudentag sein, der für immer in ihrem Gedächtnis bleiben sollte. In Erinnerung blieb er gewiss. Es war, als würde sich ein kleinerer Käfig über sie breit machen und sie noch mehr einengen als sie es jetzt schon war. Ihr Gemahl schien das alles völlig kalt zu lassen. Er sah Danica nicht einen Augenblick an, nicht einmal als sie die Ringe tauschten. Das kalte Silber an ihrem Finger war eine Fessel, die ihren gesamten Körper gefangen nahm.
 

Nach den Festlichkeiten zog sich das frisch vermählte Paar zurück.

“Ich hoffe für dich, dass du mir zuerst einen Sohn schenken wirst. Denn wenn nicht, werden wir es so lange probieren, bis ich einen Sohn von dir habe. Aber das würde deiner schönen Figur schaden.” flüsterte er hinterhältig.

„Ich bin also nur eine Frau die für dich einen nachkommen gebären soll und dann wirst du mich gegen deine eigene Wahl eintauschen.“ „Natürlich, du dummes Gör.“ Die Tür wurde geschlossen.

Danica resignierte. Es war zwecklos zu entkommen.

“Du magst zwar den Körper besitzen aber meine Seele wirst du niemals haben. Und erst recht nicht wirst du meine Unschuld besitzen.” sagte sie voller Wut. Er lachte nur und stieß sie auf das Bett.

“Darauf kann ich doch nur lachen. Ich wusste doch dass du, mit deiner Schönheit jeden Mann um den Finger wickelst, du kleine Hure.” Er zog sie aus und drang grob in ihr ein. Stillschweigend ließ sie es über sich ergehen.
 

Als er sich erschöpft neben ihr hinlegte, wusste Danica schon das für sie die schlimmste Zeit erst noch bevorstand.
 

Nach ein paar Wochen konnte man sehen, dass Danica schwanger war. Sie verfluchte das heranwachsende Leben in ihr. Für eine Abtreibung war es aber bereits zu spät. Heiße Bäder, Sprünge aus großer Höhe, ja nicht mal durch ein Korsett ließ sich eine Frühgeburt auslösen. Das Ungeborene hatte einen starken Willen zu überleben. All die Versuche das Ungeborene zu töten wurden für Unfälle oder Todesdrohungen aus dem Volk gehalten.
 

Ihre Zofe Rebecca brachte ihr die niederschmetternde Nachricht. Danica wusste schon dass es Joffreys Favoritin war während sie mit dem King schwanger ging. Es war eine ihrer eigenen Mägde. Jene die Joffrey für sie ausgesucht hatte. Sie war auch viel besser gekleidet als die anderen Zofen Danicas. Außerdem sollte sie immer bei den Mahlzeiten dabei sein. Sie saß neben ihm, statt das Essen zu servieren. Ihr Name war Claudia und stammte aus dem Bürgertum und nicht wie die anderen aus der Unterschicht. Schon von diesem Punkt aus konnte man sehen, dass der König sich lieber mit einfachen, leichten Frauen umgab, als mit seiner schwangeren Ehefrau.
 

Von nun an sollten Wachen oder Bedienstete immer in Danicas Nähe sein um einen weiteten “Unfall” zu vermeiden. Zynisch dankend schickte Danica ihre Magd hinaus. Wieder sank sie zurück ins Kissen. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen der Wut verbergen.

Daher achteten die Diener von diesem Tag an besonders auf sie, was der werdenden Mutter immer weniger Versuche übrig ließ das Kind umzubringen.
 

Als sie im achten Monat war sah sie es einen letzten Versuch das Ungeborene und sich selbst zu töten. Sie stahl sich heimlich vom Mittagstisch ein scharfes Fleischmesser. Sie hatte wieder einmal allein gegessen, was ihren Hass auf den König noch bestärkte. Dann zog sie sich auf ihr Zimmer zurück, entsagte jeglicher Hilfe der Frauen, schloss ab und schnitt sich tief in die Arme. Sie schrie auf und hoffte nur inständig, dass sie schnell verbluten würde. Alles war ihr in diesem Moment lieber als noch einen Tag weiter zu leben und wenn sie mit dem Kind sterben müsste, dann war das ein annehmbares Opfer. Blut quoll aus der Wunde und lief über ihre Hände, ihrem Bauch hinunter zu ihren Beinen. Sie lies das Messer kraftlos neben sich zu Boden sinken und fing an zu weinen. Ihr letzter Gedanke, bevor sie in Ohnmacht fiel, galt Lewis und dass sie wieder mit ihm vereint wäre.
 

Als Danica wieder erwachte beugte sich der Leibarzt über sie.

“Eure Hoheit, Ihr habt es überlebt.” sagte der alte Mann erleichtert.

“Was ist mit dem Kind?” fragte sie zaghaft.

“Es hat es ebenfalls überlebt. Dieser Wahnsinnige der Euch das angetan hat, hatte nicht tief genug zu gestochen. Es ist nur eine Fleischwunde, es wird auch keine Narben geben.”

„Wie? Ein Attentäter?“ Der Arzt nickte.

„Als ihr euch zurückgezogen hattet, da muss er sich zu euch geschlichen, euch verwundet und die Tür abgeschlossen haben. Und dann ist er durch das offene Fenster geflohen. Wir haben eine Transfusion vorgenommen um euch das fehlende Blut zu geben.“

Dann betastete sie ihre Arme, danach ihren noch immer runden Bauch. Ja, das Kind war noch immer in ihr, ohne Schaden genommen zu haben. Sie stöhnte auf. Selbst das hatte nicht gewirkt. Das Kind hatte einen sehr großen Überlebenswillen.

“Ich hole Euren Gemahl, er wird hocherfreut sein Euch wohlauf zu sehen.” sagte er leise und verschwand. Vom Vorzimmer hörte sie das gedämpfte reden des Arztes. Auch die Stimme ihres Mannes war unweigerlich zu hören. Zorn war in der Stimme zu hören. Wahrscheinlich hatte der Arzt diese Version erfunden, damit niemand vom unglücklichen Leben der königlichen Eheleute erfuhr. Das gesamte Volk bangte um ihre Königin und um dessen ungeborenes Kind.

Danica weinte bitterlich. Nun müsste sie das Kind austragen. Ein weiterer Versuch würde ihr nicht zu Gute kommen. Ihr Blick wanderte zum Fenster. Die späte Septembersonne schien hinein und erwärmte das Zimmer. Und wenn es kein Knabe sein würde…
 

Im späten Oktober war des dann soweit, die Niederkunft Danicas. Der Himmel verdunkelte sich bis der Himmel schwarz wie die Nacht war. Von fern her hörte man Donnergrollen. Die Bediensteten liefen eilig umher um das Zimmer vor bösen Dämonen zu beschützen, doch im eigentlichen war der wahre Dämon schon längst im Zimmer selbst.
 

“Pressen, eure Hoheit. Gleich habt Ihr es geschafft.” sagte die Hebamme zu Danica. Sie tat ihr bestes, sie wollte nur dieses Kind aus ihrem Körper haben. Alles andere war egal. Es war nicht ihr Kind. Es war das Kind des Königs. Eine letzte Presswehe und ein leichtes Wimmern war im Zimmer zu hören. Erschöpft ließ Danica sich ins Kissen fallen. Ihre Tränen hatten sich mit den Schweißperlen vermischt und zaghaft fragte sie nach dem Befinden des Kindes. Die Hebamme fing an zu lächeln. Durch ihr Lächeln beflügelt sah die junge Königin auf.

“Es ist ein Mädchen, eure Hoheit.ein wunderschönes Mädchen.” sagte die Hebamme und hob es vorsichtig hoch. Kleine schwarze Locken waren auf den kleinen Kopf des Mädchens zu sehen. Das Kind schrie nach Leibeskräften. Danica sank wieder in ihr Kissen. Ein Mädchen. Kein Junge. Der König würde sie so lange vergewaltigen bis sie ihm einen Jungen schenkte. Eine große Leere tat sich vor ihr auf. Sie fühlte schon wieder den ekligen Atem Joffreys auf ihrer Haut, was ihr eine beängstigende Gänsehaut bescherte. Schwere Regentropfen donnerten gegen die Fensterscheiben. Die Hebamme ging hinaus um Joffrey das Kind zu zeigen.
 

Doch das würde sie nicht zulassen. Nie wieder würde er bei ihr liegen und ihren Körper berühren dürfen.
 

Als Danica wieder laufen und das Wochenbett verlassen durfte und sie nicht mehr von den Wachen bewacht wurde, stieg sie allein auf den höchsten Turm des Schlosses. Sie kletterte über die Brüstung und drehte sich um. Nun stand sie mit dem Rücken zum Abgrund. Sie öffnete die Arme und ließ sich fallen. Sie sah nur noch wie der Turm, von dem sie gesprungen war, sich immer weiter weg von ihr entfernte. Ihr langes Kleid flatterte im Wind an ihr vorbei. Ihre Haare lösten sich sogar aus dem eleganten Knoten den die Magd ihr kurz vorher frisiert hatte. Die Krone hatte sie vorsorglich in ihrem Gemach neben dem Kinderbett gelassen in dem die kleine Prinzessin Keira schlief.

Ein kleines zartes Geschöpf das nie schrie oder weinte. Ein liebes Kind, engelsgleich, mit grasgrünen Augen. Danica hatte es die Tage über gut behandelt die sie im Wochenbett verbracht hatte, doch wohl aus dem Instinkt heraus dass es ein Baby war, nicht weil es ihre leibliche Tochter war.

So schloss sie die Augen. Auf ihren Lippen zeichnete sich ein erlösendes lächeln ab. Ein Gefühl von Freiheit durch strömte sie. Ein letzter Seufzer der Erleichterung entrann ihren Lippen. Dann war es still. Sie spürte nicht mal dass sie unten aufschlug.

Kurze Zeit später fand eine Wache Danicas Leiche unter dem Turm von dem sie gestürzt war. Das stille Lächeln war nicht verschwunden…

Ein anderes Ich

Kapitel 4: Ein anderes Ich
 

Königin Danica bekam eine festliche Beisetzung. Ihr Sarg wurde noch ein paar Tage in der Sankt Pauls Kathedrale in der Stadt wo sie die letzten Monate geherrscht und gelebt hatte aufgestellt. Nicht einmal ihr Ehemann war bei der Beisetzung dabei. Viel lieber verbrachte er seine Zeit mit seiner nun anerkennten Mätresse Claudia.
 

Am letzten Tag der Aufbahrung kam ein junger Mann in die Kathedrale. Durch die Kerzen ringsherum schimmerten seine silbernen Haare wie flüssiges Metall. Es war Lewis. Er wollte seine Geliebte wiedersehen und eben diese wiederbeleben. Sorgfältig schaute er sich um ob auch niemand in der Nähe war.

“Mein Schatz… was haben sie dir nur angetan?” hauchte er unter Tränen. Langsam strich er mit einer Hand durch ihr Haar, das sanft auf ihrem kalten Körper lag.

Danica sah aus als würde sie nur schlafen. Ihre Hände waren über ihrem Oberkörper gefaltet und mit einer Perlenkette verziert. Langsam strich er über ihre Wange und seine Tränen benetzen ihr Gesicht.

Er zog einen langen Dolch aus seinem Mantel hervor und schnitt sich die Adern entlang des Armes auf. Sein Blut quoll aus der Wunde und träufelte es über ihren Körper. Dann küsste er sie zärtlich auf die von Blut besprenkelten Lippen. Er löste sich wieder von ihr, denn Danica hatte die Augen aufgeschlagen. Ihr erster Atemzug nach ihrem Tode. Verwirrt sah sie in an.

“Lewis? Was ist passiert? Bin ich tot?”

“Nicht mehr.” sagte er überglücklich.

“Was soll das heißen? Ich… ich bin doch die Turmzinnen hinuntergestürzt.”

“Das stimmt schon, aber ich habe dich wiederbelebt.” antwortete er. “Und damit du mir nie wieder verloren gehst…” Lewis beendete den Satz nicht. Er starrte nur auf ihren Hals. Die junge Frau bemerkte den Blick. “Was- was hast du vor?” fragte sie verwirrt und sah in seine Augen.
 

Eine innere Gier machte sich in ihm breit. Schon lange hatte er nach ihr gesucht und nun endlich gefunden. Nie wieder würde er sich von ihr trennen wollen. Er verzog das Gesicht zu einem lächeln. Lewis Augen starrten gierig auf ihren Hals, den er langsam mit den Fingerspitzen berührte. Er zog langsam das weiße Halsband weg und küsste die Haut darunter. Immer intensiver küsste er sie. Plötzlich löste er sich von ihr und sah sie an. Er grinste schon fast und seine Eckzähne kamen zum Vorschein. Doch wie lang sie waren. Obszön lange Eckzähne, die im Kerzenschein weiß blitzten.

“Lewis?” hauchte Danica erschrocken als er sich wieder ihrem Hals näherte. Er hatte sie an den Schultern gepackt und an sich heran gezogen.

Dann biss er sie. Danicas Blut, dass er schon sooft hätte trinken können, floss nun seine Kehle herunter. Das süßeste Blut der Welt hätte nie so gekostet wie ihres. Es war der süßeste, edelste Wein und doch das bitterste Getränk das er je getrunken hatte. Lewis musste sich zusammenreißen ihr nicht vollkommen den Lebenssaft zu rauben. Kraftlos sank die junge Frau in seine Arme. “Was- was hast du getan...?” fragte sie nur noch bevor sie in eine Tranceähnliche Ohnmacht fiel.
 

Als Danica die Augen wieder aufschlug war es Nacht, sie war noch immer in der Kathedrale und Lewis kniete neben ihr. Doch waren sie nicht mehr vor dem Altar. Lewis hatte sie in die Gruft gebracht, wo abertausende Särge der altvorhergegangenen ruhten und sie eine Nacht und einen Tag sich gewandelt hatte. Er hatte vorsorglich eine andere Leiche in den Sarg gelegt und den Deckel geschlossen. So hatte eine andere Frau, die schon lange tot war, eine königliche Bestattung erhalten. Jedoch hatte Lewis Geschrei gehört. Er hoffte nur, dass es unendliche Trauer um den Verlust ihrer Königin war. Und der Hofstaat blieb in der Annahme, dass sie Danica in dem Sarg begraben hatten.

“Was hast du getan?” fragte sie wieder. Sie verstummte. Ihre Stimme hatte sich geändert. Sie klang wie ein Glockenspiel, sanft im Wind spielend.

Er antwortete nicht sofort, sondern hob sie hoch und trug sie hinaus ins Freie. Zuerst wollte Danica allein aufstehen aber sie fühlte sich schwer wie Blei und Lewis hob sie auf als wäre sie leicht wie eine Feder.

Als sie ins Freie traten stand der Mond schon hoch am Himmel. Die Sterne funkelten noch heller als in jeder anderen Nacht, die Danica erlebt hatte. Alles sah sie so scharf als wäre es heller Tag. Langsam atmete sie die kühle Nachtluft ein. Ein leichter Geruch von Verwesung lag darin. Lewis trug sie weiter über den Friedhof. Überall waren Engel aus Marmor, Kreuze und Grabsteine. Wie herrlich das alles aussah…

Während er sie trug sagte er leise zu ihr: “Jetzt kann ich dir alles erklären. In Kirchen halte ich es nicht lange aus. Also. Ich hatte von deinem Tod erfahren. Auch dass du todunglücklich warst. Und ich liebte dich immer noch. Also habe ich nach einem Zauber gesucht der dich wiederbelebt. Und das Ergebnis ist, dass du nun durch meinen Biss ein Vampir bist.”

Ein Vampir. Danica hielt den Atem an. Sie hatte bisher nur an die Ammenmärchen geglaubt, dass sie von ihren Eltern erfahren hatte und dass es keine Vampire gab. Doch das Ammenmärchen war nun Wirklichkeit geworden.

“Ich bin nun ein Vampir…” wiederholte sie die Worte ihres Liebsten und sah dabei traurig an sich herunter. Er erzählte ihr von der Wandlung, dass er sie über den Tag in der Gruft versteckt hatte, da er sie nicht in ihrer Verwandlung zu weit bewegen konnte. Danica hatte während des Vorgangs wie eine Furie um sich geschlagen und geschrien. Ihr Leibester musste ihr den Mund zuhalten, sonst wären noch die Menschen oben darauf aufmerksam geworden und dann… wäre alles aus gewesen. Doch Danica konnte sich an all das nicht erinnern.
 

Lewis verwandelte sich und Danica am Rande des Friedhofes in eine Fledermaus und flog Richtung Süden. “Ich glaube zu allererst bringe ich dir die Verwandlung in eine Fledermaus bei.” lachte er während sie über die Häuser der Stadt flogen. Es war eine Leichtigkeit für eine Person in eine Fledermaus zu verwandeln, doch noch eine weitere erwartete eine große Macht. Für Lewis war dies das erste Mal und es forderte ihm viel Kraft. Wenn Danica sich nur an den Namen der Stadt erinnern könnte. Doch flogen die beiden weiter.

“Wir sind da.” sagte Lewis als er langsam sich dem Boden näherte. Kurz bevor er zum Boden flog, verwandelte er sich und Danica zurück und schwebte mit ihr sachte zu Boden. Danica lag in seinen starken Armen. Jetzt war sie frei, konnte lieben wen sie wollte. Und wenn sie es sich ehrlich eingestand, hatte sie mit jeder Faser ihres Körpers, jeder Sekunde, die sie mit diesem verwöhnten König, den sie Ehemann geschimpft verbracht hatte, nur mit einer Lüge gelebt. Sie hatte während ihrer Ehe mit Joffrey nur Lewis geliebt. Kein Tag war vergangen an dem sie nicht an ihn gedacht hatte. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte. Er ließ sie runter und Danica stellte sich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen. Glücklich drückte der Vampir sie an sich. Beide hatten die Augen geschlossen und genossen diesen Augenblick. Dann drehte sie sich um und sah sein Haus. Es war ein kleines Haus, doch war es Danica völlig egal. Hauptsache sie hatten einander.

Aus Spaß hob er sie wieder hoch und schritt mit ihr über die Türschwelle.

“Das wollte ich schon immer mal tun.” sagte er in einem neckenden Ton. Dann küssten sie sich wieder. Danica lächelte ihn an.

„Ab jetzt wird uns nichts mehr trennen können, nur der endgültige Tod.“

Anfänge eines neuen Lebens

Kapitel 5: Anfänge eines neuen Lebens
 

Am folgenden Morgen wurden die beiden durch lautes Tür klopfen wach. Lewis stand auf und bat Danica sich zu verstecken. Er konnte nur zu gut ahnen wer diese Leute waren hinter der Tür. Er vergewisserte noch mal dass sich Danica versteckt hatte. Dann öffnete er langsam die Tür.

“Guten Morgen, wir sind vom Schloss Coir Paravell um eine Entführung aufzuklären.” sagte der eine. Dies war wahrscheinlich der Hauptmann. Er war prächtiger gekleidet in seiner Rüstung als seine beiden Begleiter. Danica lugte aus ihrem Versteck zur Tür ohne dass sie gesehen werden konnte. Es war der Hauptmann der Leibgarde des Königs. Zu oft hatte sie den fetten Bauch des Mannes schon im Schloss umher gehen sehen. Wie er sich immer unterwürfig benommen hatte wenn er mit Joffrey unterwegs gewesen war.

“Wer ist denn entführt worden?” fragte Lewis mit Unschuldsstimme. “Der Leichnam der Königin.” erklärte der Hauptmann. Lewis lies ein gekünsteltes lachen erklingen. “Also, wer sollte denn eine Leiche entführen? Und dazu noch den Leichnam der guten Frau Königin Danica? Möge ihre Seele in Frieden ruhen nach diesem tragischen Unfall.” In seiner Stimme schwang tatsächlich ein bedauernswerter Ton mit.

“Das würden wir auch gern wissen. Ihre Leiche wurde durch eine fremde Frau ausgetauscht und der Sarg verschlossen. Wisst ihr etwas über den Vorfall?“

Lewis gab sich ahnungslos und schüttelte den Kopf.

„Wenn ihr einen Verdächtigen seht, meldet euch umgehend im Schloss.” sagte er und gab Lewis ein Bildnis von Danica. Eines, was in vielen Zimmern des Landes hang. Gemeinsam mit ihrem Gemahl, wie sie in Liebe verbunden dastehen, gezeichnet. Eine sehr einfache Zeichnung, da sie nicht viel Zeit gehabt hatten.

Dann ging er wieder. Lewis schlug die Tür lauter als gewollt zu.

“Ich hatte gehofft sie würden den Sarg nicht noch einmal öffnen, aber ich habe so etwas kommen sehen. Aber nicht mit mir.” Er schmiss das Bild auf den Tisch und Danica kam aus ihrem Versteck hervor. Sie betrachte das Bild genau. Dann sah sie an sich selbst herunter. Ihr Äußeres hatte sich sehr verändert. Auf dem Bild war sie viel dicker abgebildet, jetzt war sie schlanker, jedoch nicht ausgemergelt. Wundervolle Rundungen, ein Traum von einer Frau. Natürlich waren auch ihre Haare nicht mehr silbig mit violettem Schimmer, sondern ein Silber mit grau vermischt. Lewis ging auf sie zu und nahm ihr das Bild aus der Hand.

“Jetzt bist du viel schöner.” sagte er. “Woher-” begann Danica. Lewis lächelte sie an. “Wir Vampire können Gedanken eines anderen lesen. Doch bei dir musste ich nur in dein Gesicht schauen, da wusste ich schon was du denkst.”

Danica konnte sich nur über Lewis wundern.

“Trotzdem” fuhr er fort “möchte ich lieber auf Nummer sicher gehen.” “Wie meinst du das?” fragte sie. “Wir müssen dein Äußeres noch etwas verändern. Auch wenn deine vamiprale Aura dich vor Menschen schützt, erkennen dich noch immer Magier und andere Vampire.” erklärte er ihr. Das klang ganz so, als ob sie sich einer Gesichtsumwandlung unterziehen musste. “Und... Wie willst du das anstellen?” Lewis prüfte sie von Kopf bis Fuß. “Zuerst brauchst du neue Kleidung. Du trägst ja immer noch dein Leichenkleid. Und dies ist noch von Blut benetzt. Dann... deine Haare. Sie müssen kürzer werden. Das kriegen wir hin.”

Danica sah an sich herunter. Es stimmte, sie trug noch immer das schneeweiße Leichenkleid. Doch ihre Haare? Sie biss sich auf die Lippe und nickte schwermütig. “Na dann... fangen wir an.” Lewis nahm sie an die Hand und führte sie zuerst an das Bett und Danica setzte sich. Dann nahm er eine Schere und fasste ihren Haarschopf zu einem losen Zopf zusammen. Es ratschte einmal, zweimal.

Mit Tränen in den Augen schnitt Lewis seiner Liebsten die Haare auf Schulterlänge ab. Doch es war ein schöner Schnitt. Lewis nickte zufrieden. “So, bist du noch schöner.” Sagte er, zufrieden mit sich.

“Meinst du?” “Ja, wenn du jetzt die vorderen Haare flechtest und sie hinten zusammenfasst und eine Strähne über der Stirn herunter hängen lässt, dann bist du wunderschön.” Er gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. “Und jetzt fehlt nur noch ein passendes Kleid. Ach, und das hier…” sagte er und ging schnell zu einem kleinen Tisch neben dem Bett. Er kramte etwas hervor, doch hielt er es mit seiner Hand umschlossen.

“Mach die Augen zu.” forderte er sie auf. Skeptisch blickte Danica ihn an, doch schloss sie die Augen.

Sie konnte hören wie er auf sie zu ging und sie umarmte. Dann fühlte sie etwas Kaltes am Hals.

“Ich wollte es dir zwar geben wenn wir heiraten, doch… na ja… ” Verwirrt sah sie erst Lewis, dann ihren Hals an. Es war die Kette, die sie ihm vor Jahren als sie sich kennen gelernt hatten, geschenkt hatte. Jetzt hang die Kette mit der blauen Muschel und die silberne Kette um ihren Hals. Doch dann schritt er wieder auf den Schrank zu und suchte Kleidung heraus. Er gab ihr einen langen Rock in Brauntönen und eine schlichte Bluse. Danica zog die Sachen an.

„Woher hast du die Sachen?“ fragte sie skeptisch. Der Vampir schmunzelte.

„So hier und da findet man alte Damen die einen für den Totgeglaubten Enkelsohn halten. Sie sind so leicht zu überzeugen und lassen gern ihr Blut für andere.“

Erschrocken warf Danica die Sachen von sich fort. Lewis jedoch hob sie hoch.

„Das war ein Scherz, Liebes. Ich habe die Sachen vom Schneider im Dorf erhalten. Eine Ware die keiner haben wollte und kaufte sie ihm für einen Spottpreis ab.“ Er gab ihr den Rock und die Bluse zurück.

“Wir werden aber auch ein paar andere Sachen für dich finden.” meinte er als er ihr Gesicht sah, das wohl eher missmutig an ihr herunter sah. Danica nickte. Es war ungewohnt für sie einfache Kleidung zu tragen, aber es fühlte sich um Welten besser an, als das Leichenkleid.

„Und wie ich euch Frauen kenne, braucht ihr mehrere Sachen.“ Meinte Lewis mit einem grinsen.

Dann nahm er sie wieder an die Hand und flog mit ihr zur nächsten Stadt. Dort suchten sie den Schneider des Dorfes auf der wunderschöne Frauenkleider nähte. Eigens für Danica schneiderte er eins an. Es war in Blautönen gehalten. Ein langer Schlitz vom Knöchel zog sich hinauf bis zum Oberschenkel. Und doch war sie eher bäuerlich gekleidet. Es hatte keine Ärmel, darauf hatte Danica selbst bestanden. Eine weiße Bluse und dazu eine blaues Mieder, welches viele Bäuerinnen trugen. Das Resultat war phantastisch. Danica drehte sich um sich herum um sich von allen Seiten zu betrachten. Sie sah einfach wundervoll aus. Von der Straße hörte sie Schritte auf den Schneiderladen zukommen. Der Hauptmann mit seinen zwei Soldaten. Ohne anzuklopfen betrat er den Laden.

“Guten Tag. Wir sind vom Schloss Coir Paravell um eine Entführung aufzuklären.” leierte der Hauptmann herunter. Das musste er wohl schon den ganzen Tag sagen. Danica, nun in einer andern Figur beachtete er nicht. “Der Leichnam der Königin ist letzte Nacht entführt worden.” sagte er weiter. Dann bemerkte er Lewis, der neben Danica stand und ihre Hand hielt.

“Halt, Sie, junger Mann, hatten wir uns heute Morgen nicht schon mal gesehen?” “Ja, und? Kann man nicht mal mit seiner Freundin einkaufen gehen?” Er zeigte in Richtung Danica die nun voller Zorn und Eitelkeit auf den Hauptmann böse war. Der Hauptmann sah sie missbilligend an, er aber erkannte Danica nicht als die verstorbene Königin. Mit der Schulter zuckend wandte er sich wieder an den Schneider. “Wenn Sie jemanden sehen, der sich merkwürdig verhält, lassen Sie es uns wissen.” Mit diesen Worten verließ er den Laden. Plötzlich verspürte Lewis dass Danica sich beeilen sollte, er meinte sie wären nicht mehr sicher in seinem Haus. Bald würde man auch Magier und Zauberkundige zur Hilfe bitten und dann wären sie nicht mehr sicher. Sie mussten schnell zu einem bekannten Vampir fliehen.

“Ich kenne ein gutes Versteck. Dort können wir bestimmt bleiben bis Gras über die Sache gewachsen ist.” sagte er schnell. “Aber... Lewis... Ich kann mich noch nicht verwandeln.” flüsterte Danica.

“Mist. Dann muss ich dir erst das fliegen beibringen.“

Wieder ging er mit ihr zu seinem alten Haus. Dort brachte er ihr auf den schnellsten Weg bei wie man sich verwandelt, wie man fliegt und wie man sich zurück verwandelt. Als das auch getan war flogen sie gemeinsam zum geheimen Versteck.
 

Die Nacht war schwarz und selbst der Mond schien nicht. “Wohin fliegen wir denn jetzt?” fragte Danica nach einer Weile. „Wir fliegen zu einem Versteck der Vampire. Es ist ein großes Schloss von einem mächtigen Vampir. Ein guter Freund von mir. Er hat mir alles beigebracht. Wie man als Vampir lebt und all das.” Danica konnte nichts andere als ihrem neuen Lebensgefährten nur vertrauen. Sie flog wenige Meter hinter ihm, immer darauf bedacht ihn nicht aus den Augen zu verlieren und doch nicht zu nah, damit die Menschen nicht auf diese riesigen Fledermäuse aufmerksam wurden. Doch was können schon Menschen in der Dunkelheit sehen, besonders bei einer Wolkenverhangenen Nacht? Ein eisiger Wind, den Danica kaum spüren konnte, heulte ihr in den feinen Ohren. Es klang, als ob jemand mit einem riesigen Blasebalg in ihr Ohr blasen würde. Lewis begann nun immer weiter gen Erde zu fliegen. Sollte das bedeuten dass sie schon bald da sein würden? Ja, in der Ferne sah Danica ein altes Schloss. Dort sollte ihr neues Leben als Vampir beginnen. Langsam flogen sie auf den Boden zu. Es war ein altehrwürdiges Schloss. Mit vielen Zinnen und Erkern. Eine dicke Mauer umkreiste das Hauptgebäude. Am riesigen Eingangstor war ein Skelett postiert das gerade ziemlich faul sich auf den Stab lehnte. Als sich Lewis und Danica dem Skelett näherten schreckte es hoch und verbeugte sich schüchtern vor ihnen. Er hatte schon bemerkt dass vor ihm Vampire standen.

“Guten Abend Herr. Darf ich erfahren was Euer begehr ist?” “Mein Name ist Lewis. Ich bin ein Vertrauter von deinem Meister. Ich bitte ihn um eine Unterkunft für mich und meine Freundin.” Das Skelett besah sich die beiden genau. Dann stutzte er. “Herr Lewis! Ich freue mich Euch wiederzusehen. Es ist so lange her...” Lewis seufzte. “Ja, ja... Komm schon, lass uns rein. Ich möchte meiner Freundin meinen Lehrmeister vorstellen.” “Oh, na- natürlich. Sofort.” er öffnete das schwere Eisentor mir Leichtigkeit.

Danica staunte. Obwohl es ein Skelett, ohne jegliche Muskeln war, schaffte es das schwere Eisentor zu öffnen. Hinter dem Tor war eine weitläufige Grasfläche. Dort standen so viele Statuen, so dass es Danica mit einem Blick nicht erfassen konnte. Das Skelett führte sie über den Hof in das Hauptgebäude. Er hielt die Tür auf, so dass Lewis und Danica an ihm vorbei schritten. Drinnen, im Hauptgebäude knisterte ein Kaminfeuer vor sich hin. Danica fühlte sich in die Zeit in ihrem Familienanwesen zurückversetzt. Aber in diesen Gemäuern lag ein Hauch von etwas geheimnisvollen. Etwas was Danica faszinierte und zugleich abschreckte.

“Wartet bitte hier. Ich hole meinen Meister.” sagte das Skelett und eilte davon. Es lief in einen dunklen Gang. Danica folgte dem Skelett mit Blicken. “Dort geht es in die Gruft.” sagte Lewis leise. “Xavier schläft wohl noch.” kicherte der Vampir dann vergnügt.

Bekannte Bedrohung

Kapitel 6: Bekannte Bedrohung
 

Nach einer Weile kam das Skelett mit einem sehr elegant gekleideten Vampir zurück. Sein Haar war silbern- grau und reichte ihm bis zu den Schultern. Er hatte es zu einem leichten Zopf zusammengefasst. Seine Kleidung war eines Fürsten nur allzu gerecht. Ein roter Umhang verbarg für das menschliche Auge ein reich verziertes Schwert, das locker an der Hüfte es Vampirs befestigt war. Darunter trug er ein schwarzes Wildlederwams. Die Hose war aus gegerbten Leder. Seine Stiefel waren mit silbernen Schnallen verziert. Er schritt sofort auf Lewis zu und umarmte ihn. “Lewis. Wie lange ist es schon her?” Lewis erwiderte die Umarmung. “Keine Ahnung. Wohl mehr als 200 Jahre. Gut siehst du aus.” Danica musste sich das Lachen verkneifen. “Gut siehst du aus” zu einem Vampir zu sagen war ja wohl etwas komisch. Zumal Vampire nicht altern.
 

“Xavier... Darf ich dir Danica vorstellen? Sie ist meine Freundin.” Lewis ging nun zu Danica und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Wange. “Oh, Lady Danica. Hoch erfreut Euch kennen zu lernen. Ihr seht bezaubernd aus.” sagte der Vampir mit einer überschwänglichen Geste. Er ergriff ihre Hand und küsste sie. So hatte sich Danica immer eine Begrüßung von ihrem ehemaligen Ehemann gewünscht. Sie errötete leicht und genierte sich zusehend.

“Doch sag Lewis. Was ist der Grund eures Besuchs?”

“Wir brauchen deinen Schutz. Danica ist die vor kurzem verstorbene Königin dieses Landes. Ich habe sie wiederbelebt. Ich hatte befürchtet dass die Hauptmänner sie als ihre gestorbene Königin wieder erkennen könnten und wohlmöglich auch Magier dafür einsetzen würden die Wahrheit ans Licht zu bringen. Daher bin ich mit ihr hier zu dir gekommen. Ich wette dass der Hauptmann auch schon bei dir war.” Xavier nickte. “Oh ja, jetzt erkenne ich Euch.” sagte er erst zu Danica, dann zu Lewis:

“Ja, sie waren gestern hier. Sie hatten mehrere Boten ausgeschickt um das Land so schnell wie möglich über diesen “schrecklichen” Vorfall zu informieren. Für die Menschen scheint es ein schlimmes Verbrechen zu sein den Leichnam der Königin nicht mehr in der Kirche vorzufinden.” er lächelte Danica freundlich an. “Natürlich könnt ihr hier so lange bleiben wie ihr wollt, ich bekomme so schrecklich selten Besuch von anderen Artgenossen, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen.” er drehte sich um und führte sie die Treppe hinauf zu einem wunderschönen Schlafzimmer.

Es war stilvoll eingerichtet. Rechts von der Tür knisterte auch hier ein Feuer. Auf der anderen Seite war ein wunderschönes Himmelbett mit Vorhängen die man leicht zuziehen konnte um den darin Schlafenden vor fremden Blicken zu schützen. An den Wänden hangen ein paar Banner der Familie die hier vor Xavier lebten. Er hatte ihnen auf der Treppe erzählt das er dieses Schloss vom jüngsten Familienmitglied das das Erbe antreten sollte “geschenkt” bekommen hatte. Diese Banner waren also schon weit mehr als 300 Jahre alt. Vielleicht sogar schon 400 Jahre.

“So, ihr müsst verzeihen, aber ich habe keine Särge hier für euch. Ihr müsstet in dem Bett schlafen. Es wäre aber nur für diese eine Nacht. Ich werde sofort meine Sklaven beauftragen zwei Särge zu bauen.” Dann zog er sich zurück, doch nicht ohne noch einmal Danicas Hand zu küssen. Wieder wurde sie rot. Danica legte sich sofort ins Bett. Lewis sah noch eine Weile aus dem Fenster. “Er ist unglaublich nett.” sagte Danica und kuschelte sich in eines der weichen Schafsfelle. Lewis nickte. “Ja, damals als ich verwandelt worden war und nicht mit der neuen Situation klar kam hatte er mir alles beigebracht. Er ist für mich wie eine Art Ersatzvater.” Er drehte sich um und legte sich neben sie. Er schlang seine Arme um sie. Danica schloss genießerisch die Augen. “Ich liebe dich Danica. Lass mich nie wieder allein.” flüsterte er in ihr Ohr und küsste ihren schlanken Hals. Danica öffnete noch mal die Augen und sah ihn an. “Ich werde dich nie wieder los lassen.” Sie umschloss seine Hand mit ihrer. “So lange ich lebe.” Trotz der Dunkelheit konnte sie sehen, dass er milde lächelte. Es war etwas ironisch gesagt, doch wusste er wie ernst sie es meinte. Sie küssten sich zärtlich und schliefen nach ein paar Minuten ein.
 

Einige Monate zogen ins Land auf den lange währenden Herbst folge ein stürmischer und eisiger Winter. Danica und Lewis hatten sich inzwischen gut in Xaviers Schloss eingelebt. Die Wachen die noch immer nach dem Entführer von Danicas “Leiche” suchten gaben auf. Es hatte keinen Sinn nach einer verfaulenden Leiche zu suchen.

In der Zwischenzeit wuchs die kleine Tochter von Danica, die den Namen Keira erhalten hatte bei ihrem Vater und ihrer neuen Mutter auf. Gut behütet auf dem Schloss, das sie nie verlassen durfte. Ihre neue Mutter schenkte dem König gleich Zwillingen das Leben. Einem Mädchen und einem Jungen. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land. Auch Danica und Lewis erfuhren davon. Den ganzen Tag wütete Danica im Schloss herum. Die beiden Männer versuchten sie zu beruhigen, vergebens. Am Abend schloss sie sich in ihrem Zimmer ein. Niemanden ließ sie herein, auch nicht Lewis. Sie war zwar in den Augen des Königs tot, doch kochte eine riesige Wut in ihr. Selbst die wütende Danica konnte es sich nicht erklären. Eigentlich wollte sie glücklich sein, dass er eine andere hatte, die dumm genug war um auf ihn herein zufallen, doch dass sie einst mit ihm das Bett geteilt hatte, in dem nun eine andere schlief, machte sie wütend. Sie hatte sich gewünscht, dass er niemals einen männlichen Erben auf den Thon hätte setzen können.
 

Nur hatte sich etwas in Xaviers Verhalten geändert. Immer wieder sah er Danica hinter her, unwissend für sie, und immer lüstern und begierig.

Xavier hatte schon seit dem ersten Tag ein Auge auf Danica geworfen. Als sich Danica am Abend an dem sie die Nachricht vom Schoss gehört hatte, aus dem Zimmer geschlichen hatte um sich abzureagieren, stieg er durch das Fenster und versteckte sich in der dunkelsten Ecke des Zimmers. Als sie eintrat, sah sie dass das Fenster offen war. Sie ging zum Fenster durch das der Vampir eingestiegen war und schloss es.

“Komisch, ich dachte ich hätte es heute Abend geschlossen“ murmelte sie zu sich. Dann sah sie hinaus und sah dem Schnee zu wie er sachte zu Boden schwebte. Es war ein schönes Bild. Die Aufregung des Tages war vergangen. Leise schlich Xavier sich von hinten an sie heran, packte sie und hielt ihren Mund zu. Sie versuchte zu schreien, konnte es jedoch nicht.

“Wie lange habe ich auf diesen Moment gewartet, Danica? Endlich sind wir beide alleine. Du kannst so viel schreien wie du willst. Uns hört hier niemand. Auch nicht dein geliebter Lewis.”

Danica erkannte seine Stimme und versuchte sich zu wehren. Einen Arm bekam sie frei und rammte ihn in seinen Bauch. Sofort ließ er von ihr ab und sie konnte sich zur Tür retten. Als sie die Tür öffnen wollte merkte sie dass sie verschlossen war.

“Hast du geglaubt ich lasse dich einfach gehen?” Er fing an zu kichern und kam immer näher zu ihr. Seine Kräfte waren weitaus mächtiger als Danica es sich hätte vorstellen können. Sie presste sich gegen die Tür, ihre Augen vor Angst geweitet. Als der Vampir nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war versuchte sie sich mit Händen und Füßen zu wehren. Wieder packte er ihre Arme und drückte sie zu Boden. Dann zog er sie unter sich, zerriss ihr Kleid. Danicas Augen hatten sich vor Angst geweitet, ihr lief kalter Schweiß die Stirn runter. Nur noch ihre Beine konnte sie bewegen, die aber nutzlos umher strampelten.

Sie schloss die Augen, gab aber den Kampf nicht auf. Unerbittlich versuchte der Vampir über ihr sie zu küssen, zu berühren und sie so zum Schweigen zu bringen. Aber Danica wand sich mit ihrem ganzen Körper dagegen. Ihr fiel wieder Joffrey ein, wie er sie misshandelt hatte, doch dieses Mal würde sie nicht aufgeben. Immer wieder versuchte sie ihn zu treten oder irgendwie wehzutun.

“Lass dieses unnütze Tun Danica. Sonst muss ich dir noch ernsthaft wehtun.” hauchte er in ihr Ohr, worauf sie eine Gänsehaut bekam. Er berührte ihre Brüste, wurde schon fast grob, griff ihr in den Schritt. Danica wehrte sich, konnte aber nichts gegen die Reaktionen ihres Körpers tun. Sie keuchte, weinte, hoffte dass es schnell vorbei sein möge.
 

Plötzlich wurde die Klinke der Tür herunter gedrückt. Beide sahen auf. Xavier war einem Moment lang abgelenkt und Danica sah nun eine Chance von ihm weg zu kommen. Sie trat ihm mit dem Knie in die Weichteile. Vor Schmerz stöhnte er auf und krümmte sich auf dem Boden. Die Frau lief zur Tür und rüttelte an ihr.

“LEWIS? LEWIS! Bist du es?”

“Danica! Was ist denn?”

Xavier hatte sich in der kurzen Zeit erholt und lief auf die Vampirin zu, packte sie an den Schultern. Danica schrie und versuchte sich zu wehren. Dabei ergriff sie den Schlüssel, der im Schloss steckte und drehte ihn mit letzter Kraft herum Ein leises klicken und die Tür war auf. Die Tür wurde von Lewis aufgerissen. In dem Moment konnte Danica sich nicht mehr halten und flog Rücklinks in die Arme von Xavier. Der, vollkommen überrascht, strauchelte zurück und ließ seine Gefangene los. Schnell eilte Lewis zu ihr.

“Da- Danica… was ist denn?” Völlig überrascht starrte er sie an. Dann sah er ins Zimmer, dort lag sein alter Meister, der sich auf dem Boden vor Schmerz krümmte. Das Inventar des Raumes war zum Teil umgeschmissen.

“Was ist denn hier passiert?”

“Xavier- er hat versucht- mich zu vergewaltigen.” schluchzte sie in sein Hemd. Jetzt sah er richtig zu ihr runter. Ihr Kleid war unten weit aufgerissen und an einigen Stellen fehlte der Saum. Die Ärmel waren auch zerrissen. Die Vampirin zitterte fürchterlich vor Angst.

“Was hat-” Lewis konnte nicht glauben was sie eben gesagt hatte. Doch so wie sie, das Zimmer und Xavier aussahen musste er es sich eingestehen.

Sein Gesicht verfinsterte sich.

Langsam versuchte der am Boden liegende Vampir wieder aufzustehen. Doch wurde er gleich wieder von Lewis zu Boden geschlagen.

“Du Mistkerl. Kommst du ihr noch mal zu nah, werde ich dich umbringen.” Immer wieder schlug er auf diesen ein, bis er nicht mehr konnte. Schnaufend ließ er von ihm ab. Er hatte ihn so lange geschlagen bis sein Mentor Blut spuckte.

“Du Mistkerl…” wiederholte er. Dann ging er zu Danica, die auf dem Boden gekniet saß. Ihr Gesicht war verweint und ihr gesamter Körper zitterte. Lewis half ihr schweigend hoch. Dann verließen sie das Schloss ohne sich noch einmal um zu sehen.

“Das werdet ihr mir büßen…” flüsterte Xavier ihnen voller Wut hinterher.

Verrat

Kapitel 7: Verrat
 

Noch am selben Abend flogen sie zu seinem Haus zurück. Lewis hatte eine solche Wut auf seinen alten Meister, dass er ihn am liebsten sofort in der Luft zerrissen hätte. Danica war noch zu eingeschüchtert und geschockt um irgendetwas zu sagen. Ihr zu liebe versuchte sich Lewis zu zügeln. Aber innerlich fühlte er eine Wut in sich, die er irgendwie loswerden musste. Er schwor Rache, doch seine Liebste redete auf ihn ein, er möge zur Vernunft kommen. Ein übereilter Angriff würde schwerwiegende Folgen haben, meinte sie immer wieder. Natürlich war auch Danica auf Buße aus, aber wenn sie sofort reagieren würden, wäre Xavier bestimmt darauf vorbereitet.

Doch was sie nicht wussten…
 

Kaum war eine Woche verstrichen klopfte es an ihrer Tür. Danica hatte ihre Sachen gepackt, sodass sie am selben Tag von diesem Ort noch fliehen konnten. Sie beide fürchteten, dass Xavier sie verraten würde. Und wenn das der Fall war, dann mussten sie sich sputen.

Lewis öffnete die Tür langsam und wurde sofort weggedrängt. Es waren die Wachen die mit der Suche nach Danicas Leiche vertraut gewesen waren.

“Ihr werdet des Mordes an Königin Danica beschuldigt.” sagte der Hauptmann. Sofort wurde Lewis festgenommen. Danica saß auf dem Bett und rührte sich nicht. Ohne auf sie zu achten wurde sie gepackt und im Nachthemd nach draußen gebracht. An ihren Haaren hinausgezogen, lag sie am Boden, vor dem Hauptmann. Der hatte ein selbstgefälliges lächeln aufgesetzt.

“So sieht man sich wieder nicht wahr?”

“Was soll das hier?” schrie Danica hysterisch.

“Ihr werdet beschuldigt die Königin Danica ermordet und ihre Leiche entführt zu haben. Wir wissen alles über euch, ihr Vampire.” donnerte der Hauptmann sie an. Beide starrten die drei Wachen an. Sie waren verraten worden.

“Verdammter Xavier…” fluchte Lewis.

“Ja, derjenige der uns den Tipp gab hieß so.” bemerkte er hämisch. “Hm, man darf sich eben nicht auf Bekannte verlassen.”

“A- aber… ihr wisst nur die Hälfte…” begann Danica zitternd.

Der Hauptmann drehte sich neugierig zu ihr um. “Ich höre…” Danica wurde hochgezogen, dass sie jetzt kniete.

“Xavier ist auch ein Vampir. Er hat uns mit unserem Leben bedroht wenn wir die Königin nicht töten würden. Doch dann hatte er uns doch verwandelt.” Lewis starrte sie nur an. Sie tischte ihnen eine glatte Lüge auf.

“Das werden wir überprüfen. Doch werdet ihr trotzdem eingesperrt. Der HERR wird sich eine gerechte Strafe für euch Sünder ausdenken. Abführen.”
 

Sie wurden ins Schloss gebracht, hinab in die modrigen Kerker. Dort wurden sie angekettet.

“Es ist das Schloss in dem ich gelebt hatte als ich mit dem König verheiratet war.” flüsterte sie ihm zu. Er verstand. Dieses Schloss weckte viele Erinnerungen in ihr. Hier lebte auch ihre kleine Tochter mit ihren beiden Halbgeschwistern. Niedergeschlagen legte sie ihr Gesicht in ihren Schoß. Er legte seine Hand auf ihre Schulter.

“Gib nicht auf. Wir werden nicht sterben.” Danica lächelte milde. Auch wenn sie nicht daran glaubte.
 

Nur einen Tag danach wurde auch der Verräter Xavier zu ihnen in den Kerker gebracht. Es sah nicht so aus als hätten sie überprüft ob Danica Recht gehabt hatte. Sie hatten einen weiteren Vampir gefangen. Das würde eine große Belohnung für den Hauptmann geben.
 

Xavier sah sie die ganze Zeit nicht an. Er wusste nur zu gut wem er das zu verdanken hatte. Lewis meinte er habe seine gerechte Strafe erhalten. Die zweite Nacht in dem Kerker war für alle drei eine Qual. Von draußen hörten sie wie das Schafott errichtet wurde. In ihren Ohren dröhnte das schlagen des Hammers auf das Holz wie ein Donnerschlag auf ihre Körper. Danica wollte nicht daran denken dass diese Nacht vielleicht ihre letzte Nacht mit Lewis war. Immer wieder schluchzte sie, den Kopf auf seine Knie gelegt und Lewis strich ihr langsam durch das Haar. Gemeinsam schliefen sie so gut es eben ging ein.
 

Der Morgen brach an…

Die Sonne funkelte über dem Schafott, eiskalt wirkte die Klinge wie sie sich im Licht brach. Von draußen hörten die drei die Menschenmassen, Schaulustige, der gemeine Pöbel. König Joffrey hatte das gesamte Königreich eingeladen um an dieser Schau teil zu haben. Seit Jahren hatten sie keine Mörder oder gar Vampire getötet. Dann kamen die Gefangenen.

Brutal wurden sie nach draußen gebracht. Xavier zuerst, dann Lewis und zuletzt Danica. Langsam wurden sie auf die Bühne hinaufgeschafft. Vor ihnen war eine ganze Menschenmenge. Auf einer Tribüne saßen der König mit seiner neuen Frau und den drei Kindern. Unter ihnen war auch ihre kleine Tochter. Braune Locken umrahmten das hübsche Gesicht. Die Vampirin hielt den Atem an. Wie schön sie doch war, gerade einmal ein Jahr alt. Danica sah nur zu ihnen, starrte ihn nahezu an. Dann erhob sich der König. Er sah noch genauso aus wie Danica ihn kennen gelernt hatte.

“Ihr seid schuldig des Mordes der Königin Danica. Das Urteil lautet: Tod durch Köpfen. Henker, walte deines Amtes. Möge der HERR eurer Seele gnädig sein.” dann setzte er sich wieder hin.

Der Henker schritt nun auf den ersten Vampir, Xavier zu. Sein Kopf wurde grob in das Loch gelegt, die obere Klappe schnappte zu. Dann wurde das Seil gespannt, der Henker griff zu der Axt die das Seil durchtrennen sollte. Er schlug zu. Die Axt durchschnitt die Luft und ein leises zischen folgte. Das Fallbeil fiel genau auf Xaviers Kopf zu. Danica sah nicht mehr zu. Sie kniff die Augen zusammen. Ein dumpfer Schlag ließ vermuten dass der Vampir tot war. Ein leichter Geruch von Blut lag in der Luft den aber nur Lewis und Danica riechen konnten. Es war der Geruch von frischem Vampirblut.

Danica wusste, bald würde auch sie tot sein, es war nur eine Frage der Zeit.

Vergangenheit wird Gegenwart

Kapitel 8: Vergangenheit wird Gegenwart
 

Jetzt sollte Lewis seinen Kopf verlieren. Es gab keine Chance auf Rettung mehr. Der Henker unter seiner schwarzen Kapuze schritt auf ihn zu und packte ihn unter das neu gespannte Fallbeil. Xaviers Leiche hatte man dem danebenstehenden Feuer übergeben, das er niemals wieder auferstehe. Süßliche Schwaden von verbranntem Vampirfleisch stiegen empor. Gerade hatte der Henker die Klappe geschlossen als plötzlich…
 

Der Wind auf fachte. Die Fackeln die auf dem Platz waren erloschen, nur noch das große Feuer stob Funken, jedoch ging es nicht aus. Auf den Zinnen eines Turmes stand eine junge Frau. Danica sah auf. Das Gesicht kam ihr bekannt vor. Diese Sommersprossen, dieses liebevolle lächeln.

“Kann das sein?” murmelte sie. Die Frau schwang sich hinunter und landete butterweich auf dem Schafott. Ein grinsen war in ihrem Gesicht. Der Henker hatte sich davon gemacht, er fürchtete sich vor der fremden Frau.

“Rebecca!” rief die Danica aus. Es war ihre alte Zofe. Rebecca grinste ihre Herrin an. “Es freut mich euch wieder zu sehen Herrin.” Kurzerhand war es um sie herum schwarz wie in der Nacht. Sie hatte eine schwarze Wolke beschworen, die sie vor den Blicken der Wachen und des Königs schützte. Danica sah sich um. Aber Joffrey hatte sich und seine Familie fort gebracht. Rebecca hatte Lewis schon befreit. Jetzt machte sie die Fesseln von Danica frei.

“Kommt schon!” rief sie und verwandelte sich in eine Fledermaus. Auch Danica und Lewis verwandelten sich. Dann erhoben sie sich in die Lüfte.

“Wie kann das sein?” fragte die junge Frau. Diese lächelte nur. “Ich erkläre es euch später.”

“Wer ist diese Rebecca?” fragte Lewis.

“Sie ist meine Zofe gewesen.” antwortete Danica. “Dann danke ich dir auch. Danke Rebecca.”
 

Sie flogen zu einer verlassenen Hütte. Um sie herum war nur Wald.

“Hier können wir uns solange verstecken. Aber besser wäre es für euch wenn ihr das Land verlasst oder irgendwohin zieht wo der gierige Arm dieses verwöhnten Königs nicht hinkommt.”

“Ja, aber heute müssen wir uns erstmal ausruhen.”

Dafür hatte die Zofe Verständnis. Dann begann sie zu erklären wie es dazu kam wie sie zu einem Vampir geworden war.

“Nachdem Ihr gestorben wart Herrin wurde ich von meinem Dienst entlassen. Armselig musste ich durch die Dörfer ziehen. Und nirgends wollte mich jemand aufnehmen. Und dann traf ich auf einen jungen Herren. Sein Name war Xavier. Er bot mir an bei sich in seinem Schloss zu arbeiten. Dafür würde er mir essen und einen Schlafplatz geben. Und kurze Zeit später verwandelte er mich in einen Vampir.” Auch wenn Rebecca lächelte konnten die beiden den Schmerz in ihren Augen sehen.

“Doch wir waren auch bei ihm. Viele Monate hindurch.” meinte Danica. “Ja, es stimmt, doch wollte ich mich nicht zeigen. Ich wusste nicht wie ihr darauf reagieren würdet.” entschuldigte sie sich.

“Als mein Meister gestern festgenommen wurde folgte ich ihm heimlich um ihn zu retten, doch ich kam zu spät. Und als ich euch dann dort oben sah wollte ich euch nicht auch noch verlieren wie meinen Meister.”

“Das hat er aber nicht verdient, Rebecca. Er wollte sich an Danica vergehen.” meinte Lewis verbittert. Das traf die Vampirin wie der Schlag. Davon hatte sie wohl noch nichts erfahren.

Den ganzen Tag über verbrachten sie damit neue Kräfte zu schöpfen. Doch am Nachmittag verabschiedeten sie sich von Rebecca und flogen immer Richtung Süden. Zum Abschied bat Danica Rebecca noch um eines: sie sollte Danica nicht mehr in der Höflichkeitsform ansprechen, sie seinen ja nun so zu sagen in der gleichen Gesellschaftsschicht.
 

Danica und Lewis hatten keine Ruhe davor dass die Wachen des Königs doch ihr Versteck finden würden. Rebecca war ziemlich traurig, da sie ihre Herrin nur so kurz gesehen hatte. Sie hatten sich schon fast zwei Jahre nicht gesehen. Seit ihrem eigenen Tod nicht mehr. Und doch freute sie sich dass sie ein neues, wohl auch besseres Leben angefangen hatte.
 

Sie flogen jetzt schon fast 3 Stunden hindurch. Die Sonne sank unter den Horizont. Müde vom fliegen wandten sie sich gen Erde und liefen ein Stück. Ganz in der Nähe schrieen Möwen und der Geruch von Salzwasser lag in der Luft.

“Wir sind am Meer.” meinte Lewis.

“Na, dann lass uns doch hingehen.” sagte Danica, packe ihn am Handgelenk und zog ihm mit zum Wasser. Die kühle Meeresbriese spielte mit den Haaren der beiden und die Vampirin lachte leise auf.

“Ich war noch niemals am Meer…” sagte sie und sog die Luft ein.

In der Ferne bewegte sich eine Silhouette. Eine Meerjungfrau sprang aus dem Wasser, drehte sich etwas der Sonne entgegen und lächelte mit geschlossenen Augen.

“Wo siehst du denn hin?“ keifte Danica plötzlich Der Vampir schüttelte den Kopf. “Was?” “Du starrst ihr doch auf den Busen!” meckerte sie. “Nein, tu ich nicht. Ich habe mich nur an etwas erinnert…
 

Lewis war erst ein paar Wochen von Xavier ausgezogen. Immer in der Nacht zog er von Ort zu Ort. Abgeschieden von den Menschen lebte er an den Rändern der Dörfer, übernachtete in verlassenen Ställen und ernährte sich meist nur von Blut der Wildtiere.

Bis er eines Tages zum Meer kam. Sein Lehrmeister hatte im zwar erzählt dass er in das Wasser gehen könnte, doch traute er dem Glauben nicht. Zu sehr war die Angst dass dieses Wasser geweiht worden war und Lewis so den schnellen Tod finden würde.

Das seichte Wasser am Ufer lockte den jungen Vampir jedoch zu sich. Dazu schien der klare Mond auf dem Wasser und das Licht spiegelte sich an der Oberfläche. Es war eine sternenklare Nacht.
 

Lewis starrte gebannt auf das Wasser, so dass er nicht bemerkte dass eine junge Frau aus dem Wasser zu ihm schwamm. Ihr Körper war makellos. Er glänzte wie tausend Diamanten im Mondlicht. Die kleinen Tropfen des Meerwassers gaben ihr dieses Aussehen. Ihr Unterkörper glich aber keiner normalen Frau die an Land lebte. Sie besaß keine Beine. Eine Schwanzflosse bildete ihren Unterleib. Die Haut war die eines Fisches gleich. Grün- blau konnte man die Farbe definieren. Ihr Oberkörper war der einer Elfe gleich. Etwas spitz zulaufende Ohren, grasgrüne Augen. Kein einziger Zentimeter war von Fehlern versehen. Es schien dass sie aus einem Stück Glas gemacht worden war. Der Traum eines jeden Mannes.

Ihre langen glatten Haare klebten ihr überall im Gesicht und waren auch wie die von Lewis silbern- grau. Ihre Augen funkelten wie Saphire.
 

Noch immer starrte der Junge auf das Wasser, bis er das leise plätschern der Meerjungfrau hörte. Er schreckte auf und sah sich erschrocken um. Das Mädchen kicherte leise und näherte sich dem Vampir langsam.

“Hallo junger Vampir. Was suchst du hier am Wasser?” frage sie und ihre Stimme glich die der Engel im Himmel. “Woher-” stammelte er fassungslos. “Woher ich weiß dass du ein Vampir bist? Ganz einfach. ich kann es fühlen. Normale Menschen haben eine angenehme Körpertemperatur, doch Vampire sind wie Schlangen. Sie sind immer kalt und werden nur in der Sonne warm. Doch du kannst nicht in der Sonne bleiben ohne zu sterben.” sagte die Meerjungfrau belustigt.

Lewis nickt betrübt. “Ich hatte dich schon von weitem gespürt und wollte schon immer wissen ob es euch Geschöpfe der Nacht wirklich gibt. Dort, wo ich lebe gibt es nur Sagen über euch.” redete die Schönheit aus dem Meer weiter. “Ja, es gibt solche wie mich.” antwortete der Vampir langsam. Er hatte schon fast vergessen wie es war unter der Sonne zu wandeln. Doch hatte er es in den letzten Jahren die er mit Xavier verbracht hatte auch nicht vermisst.

“Ich heiße Marina und du?” fragte sie weiter. “Lewis.” gab er kurz als Antwort. Nun betrachtete er sie genauer. Ein ihm fremdes Gefühl durchflutete ihn. “Du bist sehr schön.” sagte er ohne sich im Klaren zu sein was er gerade gesagt hatte. Das Meermädchen kicherte und ihre Wangen verfärbten sich leicht rot. Wieder ging Lewis einen Schritt näher zum Wasser bis seine Fußspitzen fast das Nass berührten. Auch kam Marina näher. Sie robbte sich näher an das Ufer heran, jedoch Lewis nicht aus den Augen zu lassen. Für einen Augenblick schien die Welt still zu stehen. Die Augen beider glänzten im Mondschein.
 

Doch wurden sie von einem lauten Ton unterbrochen. Ein Horn aus dem Meer rief nach ihr. Er schien direkt aus dem Wasser zu kommen. “Ich muss heim.” sagte Marina schnell. “Komm morgen, kurz vor Sonnenaufgang wieder her. Dann will ich dir eine besondere Gabe schenken.” sagte sie. Sie meinte damit nicht den nächsten Sonnenaufgang, sondern erst den für den übernächsten Tag. Dann verschwand Marina wieder in den Fluten. Etwas sehnsüchtig sah der junge Vampir ihr hinter her. Er musste warten. Bis zum übernächsten Sonnenaufgang.

Ein Geschenk der Ewigkeit und das kleine Kind

Kapitel 9: Ein Geschenk der Ewigkeit und das kleine Kind
 

Die Tage schlichen dahin. Lewis nahm kaum Blut zu sich, er brauchte es auch im Moment auch nicht. Viel mehr beschäftigte ihn das was Marina zuletzt gesagt hatte. Er solle auf den Sonnenaufgang warten. Doch warum? Er würde sterben wenn er sich der grellen Sonne, des Vampirs ärgsten Feind aussetzen würde. Aber er vertraute ihr.
 

Der zweite Tag ging zu Neige und Lewis begab sich zurück zum Wasser. Das ferne Rauschen des Meeres konnte er schon von weitem hören. Bis es Tag werden würde musste er sich anderweitig beschäftigen. Ungeduldig scharrte er mit dem Fuß Löcher in den Sand. Dann kündigte sich am Horizont der neue Morgen an. Der Himmel färbte sich am Horizont erst rot, dann verloschen die ersten Sterne. Langsam fragte er sich wo Marina blieb. Es war kaum noch Zeit. Doch dann horchte Lewis auf als er die süße Melodie der Meerjungfrau hörte. Schon von weitem sah er sie auf sich zu schwimmen.
 

“Ich habe sie dir mitgebracht, deine Gabe.” sagte sie freudig. “Was soll das denn sein?” hackte er skeptisch nach. “Schließ die Augen.” forderte sie lächelnd. Etwas verwundert über die Aufforderung schloss Lewis dann doch noch die Augen. Marina beugte sich zu ihm vor und berührte ihre Lippen mit seinen. Ein helles blaues Licht umgab die beiden und ließ das Wasser um sie herum verschwinden.

Es fühlte sich an als ob Lewis fliegen könnte. Doch so schnell es auch begonnen hatte, so schnell war es auch schon wieder vorbei.

Und in dem Moment ging die Sonne auf. Lewis versuchte seine Augen zu bedecken, sich vor den versengenden Strahlen zu schützen, aber Marina nahm seine Hände wieder fort.

“Schau Lewis. Du kannst die Sonne sehen.” sagte sie freudig. Verblüfft sah sich der Vampir um. Er verbrannte nicht, noch verfiel er zu Staub. Es war so als würde er in der dunkelsten Nacht umher wandeln.

“Dies ist meine Gabe Lewis. Du kannst wieder am Tage leben, und du bist noch immer ein Vampir.”

“Aber warum hast du das getan?”

Das Meermädchen lächelte. “Ich kenne die Entbehrung nicht dorthin gehen zu können wohin man will. Ich möchte dass du diese Entbehrungen nicht mehr hast. Und ich werde von nun an für immer leben.” das gab Lewis ein Rätsel auf.

“Ich gab dir die Gabe am Tag zu leben, dafür gabst du mir die Unsterblichkeit. Sozusagen haben wir jeder von uns einen Teil an den anderen abgegeben ohne etwas zu verlieren.”

“Verstehe. Wie kann ich dir jemals danken Marina?”

Das Meermädchen überlegte gut. “Wenn du eines Tages ein Mädchen kennen lernst und du dich in sie verliebst, dann gib ihr diese magische Kette. Sie wird sie schützen, vor allem bösen. Das ist meine einzige Bedingung.” Mit diesen Worten gab Marina ihm eine Kette aus reinstem Silber. Ein Anhänger in Form einer Muschel hang an ihr. Vorsichtig legte Lewis sie in sie Hände und gab sein Versprechen darauf.

“Ich schwöre es…”
 

Danica umklammerte ihren Hals. Die silberne Kette schimmerte leicht im Licht. Der kleine Anhänger lag in ihrer Hand und es war so als ob die Vampirin ihn nicht mehr loslassen wollte.

“Seitdem kann ich am Tage leben.” schloss er. “Und so habe ich auch die Gabe an dich, mein Schatz, weitergegeben. Noch immer leicht zitternd stand Danica da. Es war fast unglaublich, doch sie stand vor ihm da, lebendig. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Sie schenkte ihm ein warmes lächeln. Ein schweres Seufzen war zu hören was selbst Lewis erleichterte.
 

Sie flogen wieder weiter, wieder zurück in den Wald aus dem sie gekommen waren. Mitten über dem Wald hörte Danica auf einmal ein klägliches Weinen. Doch war auch der Geruch von frischem Blut zu riechen. Auch Lewis hatte es gerochen und nickte. Dort war etwas… oder jemand… Sie flogen hinab.

Dort unter einem alten Baum saß ein kleiner Junge von gerade einmal 4 Jahren. Er erschrak bei dem Anblick der beiden Vampire die vor ihm erschienen. Er weinte bitterlich. Danica schritt langsam auf den Jungen zu. Sie erhob ihre Hände um ihn zu sagen dass von ihnen keine Gefahr ausging.

“Hab keine Angst. Wir tun dir nichts.” behutsam berührte sie ihn am Kopf. Doch er drückte sich ängstlich von ihnen weg.

“Mama… Papa…” flüsterte der Kleine. Schon bildeten sich neue kleine Tränen in seinen Augen. Es schien als ob er schon vorher geweint hatte. Seine alten Tränenspuren waren noch gut zu erkennen.

“Wo sind deine Eltern? Sind sie nicht da?” fragte Danica. Der Kleine drehte sich um und zeigte auf zwei Leichen in der Nähe die noch nicht lange tot waren. Das Blut roch noch sehr frisch. Es war ein Wunder dass der Junge überhaupt überlebt hatte. Ein eigenartiger Geruch strömte von den Leichen aus.

“Oh…” Danica und auch Lewis wussten wer sie getötet hatte. Es war ein Werwolf gewesen. Kratzer an den Bäumen, Blutflecken überall und Bisswunden an den Leichen. Danica nahm den kleinen Jungen zögerlich in den Arm. Dieses Mal machte er keine Anstalten sich zur Wehr zu setzten. Er klammerte sich sogar an die Vampirin.

„Sie werden nicht wieder auferstehen. Dafür haben die Werwölfe ihre Tat zu gut gemacht.“ Erklärte der Vampir und besah sich die Frau, die mit ihren toten Augen zum Himmel hinauf sah. „Zu starker Blutverlust.“ Der kleine Junge schluchzte und wischte sich den Rotz von der Nase. Mitleidig sah Danica ihn an.

“Lewis, wir müssen ihn mitnehmen. Wenn wir ihn hier lassen dann wird der oder die Werwölfe zurückkehren um das zu vollenden was er mit seinen Eltern begonnen hat.”

Lewis kam jetzt zu ihnen. Er sah Danica, dann den Jungen an.

“Dann können wir uns nicht verwandeln. Aber du hast Recht. Wie heißt du Kleiner?”

Der kleine war noch völlig verängstigt um zu antworten. Aber sie wollten ihn auch nicht drängen. So gingen sie zu dritt weiter durch den Wald. Sie beeilten sich fort von dem Ort zu kommen und rannten eine Weile, Danica mit dem Jungen auf dem Arm. Er wimmerte noch immer und er schluchzte. Immer wieder streichelte Danica seinen Kopf. Es war schwierig sich zurückzuhalten und dem kleinen nicht den Lebenssaft zu rauben. Aber sie beide hatten andere Sorgen.
 

Nach einer halben Stunde in der Dunkelheit des Waldes sahen sie durch die vielen Bäume ein schwaches Licht einer Lampe. Sie schwankte im Wind umher. Es schien von einem schönen Holzhaus aus. Die Tür war vollkommen aus den Angeln gehoben und die Fenster weit aufgerissen. Hier roch es stark nach alten Blut und nassen Hund.

Dem Blut der Eltern.

“Hier hatte der Kleine gewohnt.” sagte Danica leise. Lewis nickte. Der Junge machte Anstalten herunter genommen zu werden und Danica setzte ihn runter. Sofort lief der Kleine ins Schlafzimmer der Eltern. Hier war alles umgeschmissen. Überall lagen Federn aus den Kopfkissen und die Schränke waren nur noch Kleinholz. Und doch suchte der Junge etwas. Als er es gefunden hatte fing er erneut an zu weinen. Danica hockte sich zu ihm. Er hielt eine Stoffpuppe in den Händen. Auch an ihr klebte das schon trockene Blut. Er drückte sie so sehr an sich, dass Danica auch die Tränen kamen.

“Lewis?”

Lewis sah auf. Er hatte sich im Raum umgesehen und versucht die zerstörten Möbel beiseite zu schieben.

“Wir können nicht weiter. Hier ist sein zuhause. Hier könnten wir doch wohnen.” Lewis sah sich nochmals um. Dann nickte er.

Keira und Luca

Kapitel 10: Keira und Luca
 

13 Jahre verstrichen wie ein Augenzwinkern in Danicas Augen. Kaum hatten sie das zerstörte Haus im Wald wieder hergerichtet, da war der kleine Junge den sie damals aufgenommen hatten schon 17 Jahre alt. Er wurde von den beiden Luca gerufen. Er war ein fröhlicher, naturliebender Junge mit braunen Haaren und meerblauen Augen, die jedem ein Gefühl von Ruhe gaben. Er liebte die Natur und seine Eltern, auch wenn er wusste, dass es nicht seine wahren Eltern waren. Trotz allem nannte er sie „Mutter“ und „Vater“. Aber dass sie Vampire waren, hatte er nie erfahren. Lewis und Danica ernährten sich meist von Tierblut und gingen nur auf die Jagd wenn Luca fest schlief. Um den Anschein zu wahren aßen sie auch Lebensmittel, die sie einmal in der Woche von einem nahen Dorf kauften. Danica hatte in den Jahren gelernt besser zu kochen, da sie einst noch als Mensch Lewis beinahe mit Knoblauch zu Tode gerafft hätte.
 

Joffrey regierte sein Land mit einer Herrschaft, die nur auf seinen Vorteil aus war. Die Armen wurden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Junge Mädchen wurden verkauft um sich so eine bessere Position in der Monarchie zu verschaffen. Die Sache mit den geflüchteten Vampiren hatte man schon lange im Königreich vergessen. Hauptsache hatten sie einen Vampir zu Strecke bringen können. Weder Danica noch Lewis trauerten Xavier nach.

Jeden Morgen wurden sie von dem entfernten rauschen eines Wasserfalls geweckt. Es war ein beruhigendes Geräusch. Das Wasser war zwar im Sommer wie im Winter immer gleich kalt, da es unterirdisch von einem Gletscher stammte, doch für einen Vampir war das egal. Nur Luca hatte so seine Probleme. Doch seine Mutter erwärmte das Wasser in einem Zuber indem er sich dann immer waschen konnte. Luca bewunderte seine Eltern dafür dass sie ohne mit der Wimper zu zucken in nur leicht im Raum erwärmtes Wasser gingen. Jahre langes Training sagten sie dazu.
 

Und selbst die Werwölfe waren nie wieder gekehrt. Weder Lewis noch Danica hatte je wieder in der Nähe auch nur den schwachen Geruch von ihnen vernommen.
 

Eines Tages hörte Luca ein paar Pferde durch den Wald reiten. Er war gerade dabei etwas für das Mittagessen zu suchen als er es hörte. Ganz vorn auf einem schwarzen Pferd saß ein wunderschönes Mädchen. Als Luca sie erblickte spürte er wie sein Herz schneller schlug. Er hatte zwar die Mädchen im Dorf gesehen doch noch nie ein so schönes Mädchen abgesehen von seiner Mutter. Hinter ihr ritten noch drei Jäger. Ihre grüne Tracht verriet es auf Anhieb. Auch sie trug um ihre Schulter einen Bogen und einen Köcher mit Pfeilen. Luca versteckte sich hinter einem Baum und beobachtete das Mädchen genau. Sie saß wie eine Königin auf ihrem Damensattel und ihr smaragdgrünes Kleid flatterte im Wind. Ihre braunen, leicht lockigen Haare hatte sie mit Hilfe zweier Strähnen am Hinterkopf zusammen gefasst. Ihr Gesicht zeugte von Stolz und Eitelkeit.

Sie hielt ihr Pferd an und sah sich um. In der Nähe von Luca saß auf einem Baumstumpf ein kleiner Nerz, der sich das Fell putzte. Sie lächelte und zog ihren Bogen und spannte einen Pfeil in die Sehne. Als Luca sah dass sie auf das Tier zielte sprang er hervor und beschützte es mit seinem Körper. Der Nerz lief davon, verschreckt von der Anwesenheit Lucas.

“Ihr habt mit gar nichts zu sagen, törichtes Bauernvolk!” blaffte sie ihn an. Dann zielte sie wieder mit ihrem Bogen und schoss ab.

Jetzt passierte alles rasend schnell. Luca blieb an Ort und Stelle stehen und der Pfeil traf ihm an der linken Schulter. Vor Schmerz schrie Luca auf und das Blut aus seiner Wunde quoll heraus. Er sank auf den Boden. Auf ihrem Pferd ritt das Mädchen gemächlich zu Luca, der noch immer auf dem Boden kniete.

“He, du, wie kannst du es wagen meine Jagdbeute zu beschützen?” Sie hob sein Gesicht mit der Spitze ihres Bogens hoch. Dann sah sie ihn an. Überrascht stieg sie von ihrem Pferd. Luca sah sie nun besser. Ihr Gesicht war wunderschön, doch es lag sehr viel Kälte darin.

“Wer bist du?” wollte sie wissen.

“L- Luca…” stöhnte er unter Schmerzen. “Mir wem habe ich das Vergnügen?”

“Mein Name ist Keira, Prinzessin dieses Landes.”

“Hocherfreut euch kennen zu lernen, Majestät. Doch wie kommt es das ein junges Mädchen wie ihr auf der Jagd seid?” Erbost rümpfte die Prinzessin die Nase.

“Das geht euch überhaupt nichts an. Bauernvolk.” Sagte sie kühl.

“Tse. Etwas andere hätte ich von euch als Antwort auch nicht erwartet.”

Langsam stand er auf, fasste sich an seine Wunde und zog den Pfeil heraus. Das Blut schnellte aus seiner Schulter heraus. Wieder bedeckte er die Wunde mit seiner Hand. Doch in Keiras Gesicht sah man weder Ekel noch als täte es ihr Leid. Ohne sich zu verabschieden wandte sich Luca zum gehen.

Die Begleiter Keiras waren von ihren Pferden gestiegen und sahen dem jungen Mann nach.“Wir folgen ihm in einiger Entfernung. Ich will wissen wo dieser Mann wohnt.” entschied Keira und stieg auf ihr Pferd. Langsam ritten sie Luca hinterher, bis sie an einer schönen Lichtung ankamen. Dort stand ein kleines Haus. Luca klopfte an und trat ein, auch wenn er gerade allein im Haus war. Er legte sich auf eine Decke und stöhnte auf. Seine Eltern waren nicht da. Als er von draußen den Kies knirschen hörte, merke er auf.

“Wahrscheinlich sind es Mutter und Vater.” murmelte er vor sich hin und stützte sich auf seinen gesunden Arm. Die Prinzessin betrat das Haus, sah sich um und sagte:

“Herrje, was für eine erbärmliche Hütte.” Luca beute sich leicht hoch und sagte “Es tut mir Leid, das es euren Ansprüchen nicht gerecht wird.” Sie sah ihn an und sagte “Na ja, man kann nicht alles haben.”

“Aber sagt warum seid Ihr mir gefolgt?” Wieder sah sie in schnippisch an und sprach “Warum wohl? Du schultest mir einen Nerz.”

Langsam hörte seine Wunden auf zu bluten. Vollends setzte er sich auf und sagte wütend: “Einen Nerz werdet ihr nie von mir bekommen!”

Demonstrativ drehte sie sich um und ging zu Tür. “Das ist mir egal, ich werde ab heute jeden Tag zu dir kommen bis ich von dir diesen Pelz habe.” Dann öffnete sie dir Tür und ging. Luca sank wieder auf die Decke zurück. “Verdammt.”

Er konnte keinen Nerz töten. Er brachte es nicht übers Herz. Die Waldbewohner waren alle friedlich, selbst die Wölfe waren zutraulich zu ihm. Von den Werwölfen hatte er noch nie etwas gehört geschweige gesehen. Er drehte sich auf die Seite und versuchte etwas zu schlafen. Seine Verletzung an der Schulter brannte noch immer höllisch. Er versucht den Schmerz vergessen zu lassen.

Noch einmal öffnete er die Augen. Wenn er es sich wirklich eingestand, dann bekam er aufrichtiges Mitleid mit Keira.

“Keira… wer hat dir nur soviel Schmerz zugefügt…?”
 

Am nächsten Morgen stand Luca schon früh auf. Seine Wunde hatte er versorgt und mit heilenden Kräutern bedeckt. Er wollte für das Mittagessen Fische fangen. Bevor noch die Sonne über die Baumwipfel gestiegen war hatte er schon einen halben Eimer voll schöner Bachforellen gefangen. Wenn er in einem gut war dann war es fischen. Doch plötzlich hörte er von hinten Pferdegetrappel. Er sah sich um. Es war Keira, die in einem anderen sehr schönen Kleid damenhaft auf ihrem schwarzen Pferd zu ihm kam. Ihr Haar flatterte im Wind. Ein ihm unbekanntes Gefühl durchströmte ihn. Er kannte dieses Gefühl nicht. War es Liebe? Für so ein hochnäsiges Gör, dass nur die Burgmauern verließ um zu jagen? Ihm schoss auch etwas röte ins Gesicht. Sie stieg vom Pferd ab und hob ihre Röcke so hoch wie sie konnte um es nicht nass zu machen. Das Gras war noch vom Morgentau durchzogen.

“Iiiih. Meine Schuhe werden noch ganz nass!” schrie sie angeekelt. Wieder musste Luca lächeln. Gestern hatte sie sich vor seinem Blut nicht geekelt, aber jetzt beschwerte sie sich wegen etwas Tau. Er drehte sich wieder um und konzentrierte sich wieder aufs fischen. Keira stellte sich neben Luca und sah ihm zu. Wieder zog er einen schönen Fisch aus dem Wasser. Einige Wassertropfen flogen durch die Luft. Hysterisch versuchte Keira ihnen aus dem Weg zu gehen.

Luca seufzte. Sie war eben ein Prinzessin, aufgewachsen in einem goldenen Käfig, mit vielen Dienern die sie von vorn bis hinten bedienten. Sie beugte sie etwas über den Eimer in dem noch einige Fische zappelten.

“Bäh.” machte sie nur.

“Verzeiht eure Hoheit, aber ihr bekommt sie bestimmt nur zubereitet auf einem silbernen Tablett serviert und wisst nicht woher der Fisch stammt den ihr esst.”

Demonstrativ drehte sie sich um. Also, eingebildet war sie sehr. Er wollte nur nicht dass sie jetzt auch noch wild anfing zu schreien. Doch sie tat das Gegenteil.
 

“Du hast ja keine Ahnung wie es ist in so einem großen Schloss großgezogen zu werden.” Ihre Stimme war wie verändert. In ihr lag Bitterkeit, Enttäuschung und Hilflosigkeit. Interessiert sah er sie an.

“Jeden Tag Unterricht, wie man sich gut benimmt, immer wieder gemaßregelt zu werden wenn man die falschen Worte zur Stiefmutter sagt, die beiden Halbgeschwister bevorzugt werden, der eigene Vater einen nicht leiden kann, die Mutter entweder gestorben oder abgehauen ist…” sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Sie schluchzte. Luca tat ihr auf einmal Leid. Er hatte nicht gewusst dass sie so unter ihrer Familie litt. Langsam drehte er sich zu ihr um. Sie atmete tief durch und hob stolz ihr Gesicht.

“Aber war erzähle ich so etwas einem dahergelaufenen Bauernjungen. Ich bin hier um von dir den Pelz des Nerzes zu erhalten.” wieder war die Trauer aus ihrem Gesicht verschwunden, nur noch königlicher Stolz war darin.
 

“Es tut mir Leid ich werde für euch kein einziges Tier erlegen, nur damit ihr euch mit deren Fell schmücken könnt.” sagte er entschlossen.

“Also gut, dann werde ich eben solange hierher kommen bis du ihn mir endlich bringst. Ob du es willst oder nicht. Ich bekomme immer alles was ich will.” Sie stieg wieder auf ihr Pferd und ritt davon.

Luca konnte sich jetzt gar nicht mehr auf das fischen konzentrieren. Immer wieder musste er an die Worte von Keira denken.

“Armes reiches Mädchen…” murmelte er. Dann nahm er den Eimer und seine Angel und ging nach Hause. Dort angekommen sah er dass seine Eltern wieder da waren.

“Mutter! Vater! Ihr seid wieder da. Schaut nur ich habe uns das Mittagessen mitgebracht.” Danica und Lewis sahen ihren Sohn an. Danica war immer noch eine wunderschöne junge Frau. Ihre Haare hatte sie in den ganzen Jahren kurz gehalten, so wie Lewis es ihr empfohlen hatte, kurz nach ihrer Verwandlung. Er meinte es stünde ihr besser. Lewis hatte sich nicht verändert. Immer noch muskulös, doch hatte auch er seine Haare etwas gekürzt. Sie reichten ihm nur noch zu den Ohren. Luca hatte seine Eltern seit fast einer Woche nicht gesehen. Was sie dann immer trieben, wusste er nicht, er wollte es auch eigentlich nicht wissen.

“Hallo Luca. Wie geht es dir? Ich hoffe du hast keinen Unfug getrieben solange wir weg waren.”

“Nein hab ich nicht, aber ich habe gestern ein junges Mädchen kennen gelernt. Sie schien sehr reich zu sein. Ich musste einen Nerz vor ihr beschützen. Sie wollte sich wohl aus seinem Fell einen warmen Muff für den Winter machen.”

Danica verstand. Sie wusste wie sehr er die Tiere des Waldes liebte.

„Wer war sie? Hat sie sich vorgestellt?“ erkundigte sich Danica. Hätte sie es lieber nicht getan.

„Sie sagte sie hieße Keira und sei die Prinzessin dieses Landes. Und dass sie sehr unter ihrer Familie litt.“

Da wurde es um Danica schwarz.

Die Wahrheit kann grausam sein

Kapitel 11: Die Wahrheit kann grausam sein
 

Erst nach mehrmaligen versuchen wurde Danica wieder wach. Sie lag in ihrem Bett. Noch ganz benommen wurde sie vorsichtig von Lewis aufgesetzt, der sie vorher auf ihr Bett gelegt hatte.

„Geht es dir wieder besser, Liebes?“

Danica nickte. „Ja, es… war nur ein ziemlicher Schock.“

„Warum denn Mutter? Habe ich etwas Falsches gesagt?“

Lewis schüttelte den Kopf. „Nein, das hast du nicht. Nur Erinnerungen wachgerufen, die lange in deiner Mutter geschlafen haben.“

„Ja, aber welche denn?“

„Keira ist meine leibliche Tochter Luca. Und damals war ich mit ihrem Vater verheiratet. Als sie geboren und es kein Sohn war, da war mir klar, dass mich ihr Vater solange misshandeln und schwängern würde, bis ich ihm einen Sohn gebäre. Und da wählte ich den Freitod.“

Luca sah die beiden an.

„Aber warum bist du denn dann jetzt am Leben?“ stieß es aus ihm hervor.

Als hätte Danica zu viel gesagt, sah sie Lewis unsicher fragend an. Der nickte und führte die Erklärung fort.

„Luca, deine Mutter und ich sind Vampire.“ Er stockte, wartete auf die Reaktion Lucas. Die Worte trafen ihn wie ein eiskalter Schauer. “I- ihr seid Vampire?”

Danica sah ihren Sohn nicht an. Ihr lief eine Träne die Wange hinab.

“Ja, wir sind Vampire.“ Wiederholte Danica schwermütig.

„Aber wie…? Warum? Warum habt ihr mich aufgenommen?“

„Wir haben dich damals hier im Wald gefunden und uns geschworen ein so normales Leben wie möglich zu leben. Schon damals wollten wir dich nicht zu einen von uns machen oder dich…” sie schwieg. Danica traute sich nicht weiter zu reden.

„Zu… töten.“ Ergänzte Luca von selbst.

„Du warst so jung und hilflos. Gerade den eigenen Eltern beraubt. Beinahe von Werwölfen vernichtet.“

Er blieb sitzen, entweder erstarrt vor Angst oder aus Neugier.

„Meine wahren Eltern starben bei einem Werwolf angriff?“ Als wäre es nicht schon grausam genug gewesen Luca zu erzählen sie seien Vampire, gaben sie auch noch preis, dass ein Werwolf kurz zuvor ihn hätte töten können.

Danica bewunderte ihren Sohn wie er dort sitzen konnte und all das mitbekam. Wahrscheinlich würde erst später die Verarbeitung von alledem beginnen.

„Ich… verstehe… darum seid ihr öfters lange fort.“ Die beiden nickten.

„Ja, und dein Vater belebte mich als Vampir wieder zum Leben.“ Luca nickte. Ja, es würde dauern, vielleicht sogar ewig. Doch dann versuchte Lewis das Gespräch zu beenden und wechselte das Thema.

„Aber jetzt erzähl uns von Keira. Wie sieht sie aus?“ und so erzählte Luca ihnen alles.
 

„…Ihr Vater beachtet sie nicht, ihre Stiefmutter hasst sie, sie schenkt nur ihren eigenen Kindern Achtung. Irgendwie tut sie mir Leid.” Schloss er nach einigen Minuten.

“Ach Luca, diese Prinzessinnen werden immer so behandelt. Die Könige brauchen Jungen um ihre Macht weitergeben zu können. Aber du hast Recht, arme Keira…”
 

Danica räumte nachdem sie das Gespräch beendet hatten, den Tisch ab. Luca und Lewis gingen nach draußen und setzten sich auf die Bank vor dem Haus.

„Warum habt ihr mir nie erzählt, dass ihr Vampire seid, Vater?“ platzte es aus ihm heraus.

„Wir hatten Angst vor deiner Reaktion. Hast du denn Angst vor uns?“ Luca schüttelte sofort den Kopf. „Nein, ihr seid die besten Eltern die man sich vorstellen kann.“

„Ich danke dir mein Junge. Es ist wirklich eine Erleichterung nicht mehr mit einer Lüge zu leben.“

Danica war inzwischen fertig und sah hinaus in die Sterne. “Keira…” hauchte sie unglücklich.
 

Einige Monate später verbreitete sich die Nachricht dass Keira an einen reichen Grafen in der Provinz Lettenham verheiratet wurde. Dazu wurde ein großes Fest abgehalten. Alle die von sich was hielten, würden kommen. Auch Danica, Lewis und Luca erfuhren auf dem Marktplatz im nahen Dorf davon. Danica traf das wie ein Stich ins Herz. Sie bat Lewis dorthin zu reisen. Sie wollte unbedingt ihre Tochter kennen lernen. Er fragte sie warum auf einmal dieser Sinneswandel geschehen war und auch seine Frau konnte es sich nicht erklären.
 

Am nächsten Morgen nachdem sie davon erfahren hatten reisten sie zum Schloss. Sie kauften sich in der Stadt edle Kleidung und gaben sich als reiche Leute aus einem fernen Land ab. Als es Abend wurde kamen sie im Schloss an. Es war erstaunlich wie sehr Joffrey in seiner Herrschaft das Schloss so hatte ausbauen können. Sie betraten den Ballsaal. Dort hatte Danica schon viele Feste miterlebt. Sehr viel hatte sich in dem Raum verändert. Alles war in warmen Beigetönen gehalten und rote Banner mit dem Zeichen des Königs, ein majestätischer Adler, der eine Schlange in seinen Krallen fängt, hangen an den Säulen. Am gegenüberliegenden Ende des Saales saßen der König, die Königin; ehemals Zofe, Keira und die Zwillinge. Sie waren jetzt 15 Jahre alt, Keira 16.

Der Junge, er hieß Augustus, hatte ein intelligentes Gesicht, jedoch sehr viel Hochmut lag in seinen Augen. Auch war er ziemlich groß gewachsen. Größer als seine ältere Halbschwester. Das Mädchen, sie hieß Lucile, war ein liebes kleines Kind. Engelsgleich und doch verdorben wie ihre Mutter. Wahrscheinlich war auch sie schon an einen jungen Prinzen versprochen.
 

Als die Namen der Vampire vom Haushofmeister aufgerufen wurden verstummte der gesamte Saal. Alle sahen sich zu den fremden Leuten um, niemand kannte dieses Adelsgeschlecht. Doch dann wuchs der Lärm wieder an. Danica, Lewis und Luca gesellten sich zu einigen schnöseligen Reichen.
 

Nach einer Weile sprach hinter Danica eine junge Frauenstimme. Es war Keira.

“Verzeiht My Lady, aber könnte ich mich kurz mit euch unterhalten?” Danica drehte sich überrascht um. Luca lächelte sie an, doch Keira erwiderte dieses Lächeln nicht. Sie hatte ihn wieder erkannt, gab dies aber nicht preis. “Ja, natürlich.” antwortete Danica mit einem mehr gequälten Lächeln.
 

Danica und Keira gingen durch die verlassenen Gänge des Schlosses. Es war gut beleuchtet und sehr viele Gemälde hangen an den Wänden. Sehr viele Personen, die in diesem Schloss gelebt hatten. Viele dieser Gemälde kannte Danica schon. Ihren Schwiegervater, der vor zwölf Jahren gestorben war, jedoch seine Herrschaft zwei Jahre zuvor an seinen ältesten Sohn weitergegeben hatte.

“Sagt, woher kommt ihr?” fragte Keira mit ihrem wohlerzogenen Sinn für gehobene Konversation.

“Wir kommen aus einem weit entfernten Land, das eure Majestät bestimmt nicht kennt.” antwortete sie. Keira nickte. Sie blieben vor einem alten Bild stehen. Und Danica erkannte sich selbst.

“Dies ist meine Mutter. Sie starb kurz nach meiner Geburt.”

Danica wollte sich dieses Bild nicht ansehen. Wie sie gequält gelächelt hatte um elegant zu wirken als dieses Bild gezeichnet wurde.

“Ihr seht ihr sehr ähnlich, wenn ich das bemerken darf.” sagte Keira.

“Ja, die Ähnlichkeit ist verblüffend. Aber Ihr seht ihr auch sehr ähnlich.”

“Ja, das sagt mein Vater auch immer. Er sagt ich habe sehr viel von ihr geerbt.” Danica wollte nichts mehr sagen. Sie wollte nur noch weg von diesem Ort.

“Wollen wir… weiter gehen?” fragte sie. “Nein, ich wollte noch etwas von euch wissen.” Danica blieb stehen und sah ihre Tochter an.

“Ich muss euch auch etwas sagen.”

“Dann fangt bitte an, Lady Ann.”

Danica atmete tief durch, öffnete den Mund, konnte jedoch nicht die richtigen Worte finden die ihr auf der Zunge brannten. Sie wollte sie so gern in die Arme nehmen, ihr so viel sagen, ihr sagen wie sehr es ihr Leid tat, was für ein schönes Mädchen sie geworden war, ihr sagen warum sie das getan hatte und was sie dazu getrieben hatte.
 

“Keira… ich muss dir etwas sehr wichtiges sagen… aber ich habe Angst was passiert wenn ich es tue…” Keira stutzte. Warum nannte diese Frau sie bei ihrem Namen und warum duzte sie Keira?

“Ich… ich… heiße nicht Lady Ann. Ich... bin deine Mutter. Es ist schwer zu glauben, das weiß ich. Doch es gibt keinen Zweifel. Zu einem das Bild von der Frau dort. Dein Aussehen, dein Muttermal an der gleichen Stelle… wie bei mir.” sie zeigte auf ihre Wange.

“… glaub mir ich bin deine Mutter-”

“GENUG!!” schrie Keira. Dann schlug sie ihr ins Gesicht. Danica hatte ihre Augen geschlossen und sah zur Seite. Es war verständlich warum sie Danica schlug.

“WARUM??? WARUM??? Warum sollte ich euch überhaupt glauben? Warum kommst du jetzt her und hast es mir gesagt. Warum hast du mich verlassen? Wo warst du als ich dir am meisten gebraucht habe? Warum hast du mich verlassen und mir dafür diesen ekligen Drachen dann als Mutter gegeben?? ” wieder wollte sie Danica schlagen doch Danica hielt ihr Hand auf. Keira fing an zu weinen. Verzweifelt kniete sie sich vor ihr hin. “Warum…?” schluchzte sie. Danica nahm sie in den Arm und flüsterte: “Es tut mir Leid, meine Kleine.”

Doch dann schlug sie Danica von sich.

“ICH BRAUCHE DEIN MITLEID NICHT!!!” schrie sie Danica an. “Du brauchst jetzt nicht herkommen mir dein Mitgefühl auszudrücken und einen auf fürsorgliche Mutter zu machen!!” Keira holte aus und schlug ihr wieder ins Gesicht. Immer wieder schlug sie ihre Mutter bis sie auf dem Boden lag. Es war erstaunlich welche Kräfte sie besaß.

Dann hörten sie von hinten Fußschritte. Es war König Joffrey.

“Ah, Keira. Wen haben wir denn da?” Immer näher kam er zu den beiden.

“Ist das nicht die hübsche Lady aus dem fernen Land?” Danica öffnete etwas die Augen und sah ihm direkt ins Gesicht. Doch Keira schüttete den Kopf. “ Ja und doch nein Vater, es ist meine leibliche Mutter, eure ehemalige Frau.” Dann besah der König sie richtig.

“Ja das ist sie.” sagte er gleichgültig.

“Oh, wie hasse ich dich, du Hure einer Frau. Ich dachte ich hätte dich unter Kontrolle, doch musstest du dich von den Zinnen stürzen und dich meiner Kontrolle entziehen. Doch dafür konnte ich endlich meine Mätresse heiraten.” Joffrey begann zu lachen. Dies war das Geheimnis hinter der neuen Königin das keiner je gehört hatte. Die zweite Frau an seiner Seite als er noch mit Danica verheiratet gewesen war. “Aber dich nehme ich mir noch vor. Zuerst bist du dran.”

Er packte Keira an den Haaren schmiss sie zu Boden.

“Na warte.” Wieder zeigte sich seine Willkür. Er konnte tun was er wollte, wie damals. Wie er mit seinem eigen Fleisch und Blut umging. Niemand scherte sich drum.

„Ich frage mich warum ich dich solange am Leben gelassen habe. Ich hätte dich gleich mit deiner Mutter die Zinnen herunter werfen können. Dann hätte ich jetzt zwei Probleme weniger.“

Er zog sein Schwert und wollte gerade zuschlagen als Danica sich ihm in den Weg stellte.

“Wehe dir wenn du ihr etwas antust, du Mistkerl. Dann bringen ich dich um!” Danicas Blut pulsierte in ihr. Sie wollte wenigstens einmal für ihre Tochter da sein. Doch Joffrey lachte nur darüber.

“Die kleine Hure Danica, die sich nie um ihre Tochter gekümmert hat, entwickelt plötzlich Muttergefühle.” höhnte er.

“Und du? Du hast dich auch nie einen feuchten Kehricht um sie gekümmert.” schrie sie ihn an. Sie versetzte ihm einen Schlag in die Magengrube, so dass er sich schmerzverzerrt auf dem Boden krümmte. Danica packte ihre Tochter bei der Hand und lief los, weg von Joffrey. Im Ballsaal lief sie schnell zu Lewis und Luca und rannte los zum Ausgang des Saales. Doch so weit kamen sie nicht. Der König hatte seine Wachen auf sie gehetzt und nahmen die vier fest. Sie umzingelten sie, es gab keinen Ausweg mehr.

“Bringt sie nach draußen und schlagt ihnen den Kopf ab.” schrie Joffrey aufgebracht. “Dafür dass sie den König ermorden wollten. Und auch meine älteste Tochter hat sich gegen mich verschworen! Tötet sie!”

Totale Finsternis

Kapitel 12: Totale Finsternis
 

Sie wurden in den Hof gebracht. Kein anderer war da, außer die vier und die Wachen die sie festhielten. Ein großer Mann kam auf sie zu, mit einer Axt in der Hand. Sein Kopf war unter einer schwarzen Kapuze verdeckt. Der Schafrichter. Wieder sollten sie getötet werden. Wieder von der gleichen Person wie damals. Erinnerungen kamen hoch. Rebecca, die sie gerettet hatte. Doch dieses Mal würde sie nicht zur Hilfe eilen können. Rebecca hatte sich vor vielen Jahren in ein anderes Königreich begeben und dort sich eine Zukunft mit einem Bekannten Xaviers aufgebaut. Soviel Danica wusste, waren sie nun seit einigen Jahren ein Paar und lebten glücklich zusammen.

Doch diesmal war Danica schneller. Sie beschwor die Fledermäuse, die sich im Wachturm des Schlosses aufhielten und lenkte so die Wachen ab. Die Fledermäuse kreischten und flatterten auf die Wachen zu die auf den Mauern standen. Einige von ihnen nahmen sich die anderen Wachen am Tor vor. So schnell sie konnten liefen sie zum Schlosstor. Jetzt kam der König mit seiner Familie aus dem Schloss.

“HALTET SIE AUF! SCHIESST AUF SIE!!! LOS!!” schrie er. Die Bogenschützen postierten sich auf dem Hof und schossen ihre Pfeile auf sie. Wenn auch sie von den geflügelten Wesen abgelenkt wurden.

Die Gitter wurden gerade gelöst, damit sie nicht entkamen. Doch von hinten kam ein lauter Schrei. Er hallte im ganzen Schlosshof wieder. Danica und die anderen drehten sich um, um zu sehen wer geschrien hatte. Es war Keiras Halbbruder, Shogo, gewesen. Keira und er hatten sich schon immer gut verstanden. Der einzige, auf den sich Keira immer verlassen konnte.

“KEIRA!!! LAUF!!! ICH HALTE SIE AUF!!!”

Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. Ohne noch einmal zurück zu sehen liefen zum fast geschlossenen Tor. Eine der Wachen hatte sich genau unter dem Torbogen postiert und einen Pfeil auf Lucas Brust gerichtet. Er schrie, die vier sollen stehen bleiben sonst würde er Luca erschießen. Doch die vier liefen weiter. Keira, holte Luca ein und schubste ihn, dass er taumelnd zu Boden stürzte.

In dem Moment schoss die Wache den Pfeil ab.

Alles geschah in Sekundenschnelle. Luca fiel zu Boden, Keira wurde von dem Pfeil getroffen und sackte kraftlos in sich zusammen. Der Pfeil traf sie links unter dem Brustbein. So schnell Luca konnte nahm er sie auf seine Arme und lief mit seinen Eltern durch das fast schon geschlossene Tor. Joffrey und sein Gefolge folgten ihnen auf Pferden, doch die Vampire waren zu schnell fort.
 

Sie liefen so schnell sie konnten, durch die Wälder, immer auf der Flucht. Die Wachen kamen ihnen nicht hinterher. Doch irgendwann mussten sie rasten. Keiner konnte noch viel weiter laufen. Ihre Kräfte waren erschöpft. Luca nahm Keira runter und legte sie auf den Boden. Danica besah sich die Wunde. Ihr schneeweißes Kleid war mit Blutsflecken verschmiert. Sie brach den Pfeil in der Mitte ab, heraus ziehen hatte sie nicht vermocht. Das Blut ihrer Tochter würde den Boden bedecken und Danica wusste nicht ob sie dieser Verlockung wiederstehen konnte. Schon jetzt lag der süße Duft in der Luft.

“Das sieht nicht gut aus…” sagte sie beherrscht. Sie merkte wie sich ihre Fänge nach vorn schoben und der Drang zu trinken immer größer wurde. Doch wollte sie ihre Tochter nicht aufgeben. Sie sollte leben. Einen Herzschlag haben. Das einzige was von ihrem eigenen Fleisch und Blut noch lebendig war. Luca kniete sich neben sie und hielt ihre Hand. „Ich werde sie nicht verwandeln.“ Sagte Danica und sah ihren Sohn ernst an. Der sah auf die junge Prinzessin, die er schon in sein Herz geschlossen hatte.

“Keira… bitte halte durch. Bitte.”

Keira drehte ihren Kopf zu ihm um, konnte aber nichts sagen, aber sie sah in liebevoll an. Tränen quollen aus ihren Augen und zeigten zum ersten Mal eine Keira die nicht von Maßregeln bestimmt wurde.

“Sie braucht Ruhe. Wir müssen sie entweder nach Hause bringen oder wir bleiben heute Nacht hier und ruhen uns selbst aus.” Lewis stimmte ihr zu. Er zog seinen Mantel aus und legte ihn unter Keira. Luca machte ein Feuer aus trockenen Zweigen die er fand. Und Danica suchte einige Kräuter, von denen sie wusste, dass sie Blutungen stoppen konnten. Dann legten sie sich schlafen. Luca wich nicht mehr von ihrer Seite. Er hatte es solange verschwiegen, doch musste er sich eingestehen dass er Keira liebte. Die ganze Nacht über hielt er ihre Hand und spürte, dass ihr Puls immer schwächer wurde.

„Du darfst nicht sterben.“ Flüsterte er.
 

Am nächsten Morgen wachten sie auf. Sie versuchten Keira zu wecken, doch sie wachte nicht auf. Danica versuchte den Puls zu fühlen, doch auch der war nicht mehr vorhanden. Sie sah aus als würde sie schlafen.

“Keira…” flüsterte Danica leise. Ihre Stimme erstickte unter Tränen, die ihre Wange herunterließen.

“Nein… NEIN. NEEEEIIIIIIIN!!!!! KEIRA!!! VERLASS MICH NICHT!!!! ICH LIEBE DICH!!! BLEIB BEI MIR!!!”

Er drückte sie an sich. Seine Tränen benetzten ihr Gesicht, doch Keira hielt ihre Augen geschlossen. Alle weinten bitterlich. Danica schluchzte in Lewis Hemd. Sie krallte sich in es hinein. Auch Lewis hatte Tränen in den Augen.

“Die Welt ist so ungerecht.” flüsterte Danica wütend.

“Ja… das ist sie…” Lewis umarmte sie. Auch wenn Keira nicht seine leibliche Tochter gewesen war, dennoch trauerte er.
 

Sie brachten Keiras Leiche zu ihrem Haus. Dort begruben sie ihre sterblichen Überreste an einem schönen Ort. Sie stellten einen Grabstein auf, auf dem ihr Name eingemeißelt war und brachten täglich Blumen zu ihrem Grab.
 

Seit diesem Tag war das Leben von ihnen kaum noch etwas wert. Jeder Tag glich dem anderen. Luca war die meiste Zeit des Tages an ihrem Grab, sprach mit ihr, in der Hoffnung sie würde ihm antworten und ging erst wieder nach Hause wenn die Nacht

hereinbrach. Am folgenden Tag ging er wieder hin.
 

Als Keira schon einen Monat tot war ging er immer noch trauernd zu ihrem Grab. In seiner Hand hielt er eine einzelne rote Rose. Er wollte sie auf die Erde legen, doch in ihm flammte eine Wut auf. Wut auf sich, auf die Menschen die sie umgebracht hatten. Wut auf alles und jeden. In seinem Zorn drückte er die zarte Blume zusammen solange bis einzelne Blätter abfielen. Doch lockerte Luca den Griff nicht. Unermüdlich zerdrückte er die Rose bis er selbst die Dornen in seiner Hand spürte und sein eigenes Blut aus seiner geballten Hand floss. Den Schmerz spürte er nicht. Er öffnete die Hand und die Blume fiel zu Boden. Seine Augen waren nur auf seine Hand gerichtet. Blutstropfen flossen aus ihr und benetzte den Boden unter ihm.
 

Auch Danica kam über den Tod nicht hinweg. Sie hatte so wenig von ihrer Tochter gehabt und jetzt wünschte sie sich, sie hätte diese Zeit gehabt. Hätte sie Keira nur mit sich genommen…

Sie versuchte dieses Ereignis zu vergessen, doch immer wieder sah sie das Bild vor sich wie Keira, wie sie als würde sie friedlich in Lewis Mantel eingehüllt schlafen.
 

Nach einem Jahr hatten sie den Tod etwas verarbeitet. Doch Luca trauerte noch immer. Immer wieder sagte er, er wollte sie wieder sehen.

“Das geht leider nicht Luca. Sie ist tot. Außer…”

“Was außer?” Luca sah seine Mutter an.

“Außer sie wird wiedergeboren. Doch das kann ein paar Jahre bis Jahrhunderte dauern bis ihre Seele wieder in einen Körper fährt. Und außerdem weißt du dann nicht ob sie dann genauso ist wie vorher. Du wirst gealtert sein und wohlmöglich ein Greis sein, wenn sie eine junge Blüte ist.”

Luca setzte sich niedergeschlagen auf den in der Nähe stehenden Stuhl. Ihn hatte schon die Vorstellung dass er sie nie wieder sehen könnte in tiefste Depressionen gestürzt.

“Auch wenn es Jahrhunderte dauert, werde ich sie nie wieder sehen…” Ihm liefen viele Tränen übers Gesicht. Lewis und Danica sahen sie an. Er wollte etwas sagen, traute sich aber nicht. Er holte Luft und suchte die richtigen Worte.

“Es gäbe schon eine Möglichkeit sie wieder zusehen. Aber willst du es auf dich nehmen?” sagte Lewis von der anderen Seite des Raumes und sah seinen Sohn eindringlich an.

“Was denn?” fragte er hoffnungsvoll.

Danica schwieg. “Was für eine Möglichkeit?” Lewis sah Danica an. Dann nickte er.

„Die Möglichkeit dich auch in einen Vampir zu verwandeln.

Luca schwieg eine Weile. Natürlich war diese Möglichkeit offen, doch wollte er sie wirklich eingehen?

Es herrschte langes Schweigen. Dann ergriff Luca das Wort. “Bitte… dann verwandelt mich auch in einen Vampir. Ich will sie unbedingt wieder sehen. Dafür würde ich alles auf mich nehmen.” Danica sah ihn verunsichert an. “Bis du dir sicher? Willst du für dein ganzes Leben menschliches oder tierisches Blut saugen um am Leben zu bleiben?”

Luca schwieg.

“Willst du in der Nacht leben, in Dunkelheit umherirren? Ewig verdammt? Es kann auch sein dass Keiras Wiedergeburt nicht so ist wie die, die du kanntest. Sie könnte dich abweisen.” sagte seine Mutter weiter. Endlich brach der Junge das schweigen.

“Ja, ich will es. Bitte verwandelt mich.”

Er streckte die Arme aus als Zeichen das er bereit war. Ein letztes Mal sah Danica ihren Mann an. Dann trat sie langsam auf ihn zu. Sie öffnete ihren Mund und ihre Eckzähne blitzen weiß auf. Lucas Herz schlug immer schneller, aus Angst oder aus Verunsicherung. Noch nie hatte er seine Mutter so gesehen. Wie ein bedrohliches Monster vor einem hilflosen Tier. Ihre Augen, die ihn immer liebevoll angesehen hatten, waren nun in einem wilden Gesichtsausdruck. Sie waren Blutunterlaufen und boten einen irren, eiskalten Gesichtsausdruck. Sie packte ihn an den Schultern und zog ihn zu sich. Dann spürte er nur noch einen stechenden Schmerz an seinem Hals. Er fühlte wie er schwächer und schwächer wurde. Dann schloss er die Augen und fühlte nichts mehr.
 

Irgendwann im folgenden Sommer…
 

Ein junger Mann stand allein auf einem Hügel. Sein silbergraues Haar wehte im Wind. Sein Gesicht sah in die untergehende Sonne. Der Himmel hatte sich orange- rot verfärbt. Er verzog keine Miene. Nur ein kleines Lächeln huschte über seinen Mund. Seine blutroten Augen spiegelten seine wilde Freude wieder.

Der schwarze Mantel seines Vaters umspielte seine Beine. Eine Kette seiner Mutter hing an seinem Hals. Rechts an seinem Hals waren zwei kleine Löcher. Kaum noch zu erkennen und doch vorhanden.

Lucas Eltern waren hinter ihm, milde lächelnd.

Lewis drückte sanft ihre Hand, als Zeichen dass sie gehen mussten. Die Vampiresse sah zu ihm auf und verstand. Langsam, ging sie auf ihren Sohn zu und legte eine Hand auf seine Schulter. Luca drehte sich um und sah ihr in die Augen. Er lächelte.

“Es wird Zeit…” sagte sie leise und drehte sich um. Ein letztes Mal sah der junge Vampir in den Himmel. Die Sonne war gerade hinter dem Horizont versunken und sofort wehte ein kühlerer Wind um die drei Vampire.

Luca hatte ein Ziel und das wollte er um jeden Preis erreichen.“Irgendwann… werden wir uns wieder sehen… Keira…” murmelte er und verschwand in der Finsternis der Nacht.

Zwei Vampire bleiben am Hügel stehen wo eben noch Luca gestanden hatte, während eine Fledermaus gen Süden flog. Danica weinte ihrem Sohn hinterher, der am Horizont immer kleiner wurde. Zwei Schmetterlinge flogen um ihn herum. Für sie galt es als gutes Zeichen.
 

*ENDE*



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Catayane-
2010-12-05T13:44:07+00:00 05.12.2010 14:44
Was für ein schönes Ende, obschon ichs mal wieder viel zu kurzweilig fand, dass die Geschichte geendet hat.

Toll ^^
Von:  -Catayane-
2010-11-26T15:46:03+00:00 26.11.2010 16:46
Joffrey ist es A****
Aber trotzdem finde ich Keiras Stimmungswechsel zu überstürzt.

Freue mich auf Chapter 12
Von:  -Catayane-
2010-11-25T19:35:46+00:00 25.11.2010 20:35
Interessante Wendung o.o
Aber die Übergänge in den Gesprächen mit Keira und LUca kamen die Umwürfe der Gefühlslagen nicht ganz schlüssig rüber
Trotzdem nettes Kapitel
Von:  -Catayane-
2010-11-24T21:14:33+00:00 24.11.2010 22:14
Niedlich. Schon wieder ein kleines Kind und ich LIEBE kleine Kinder <3
Aber ob die wirklich dort bleiben sollten, finde ich ein wenig fragwürdig
Von:  -Catayane-
2010-11-24T17:51:56+00:00 24.11.2010 18:51
Lewis hatte eine Liebschaft?
Und warum schenkt Marina ihm was?

Ich bin fest davon überzeugt, dass Lewis vor der Rückblende doch auf den Busen gekuckt hat.

Was für eine nette Idee, dass Rebecca alle beide gerettet hat ^^
Schööön
Von:  Egyptprincess
2010-11-21T15:58:18+00:00 21.11.2010 16:58
wow das sind echt tolle kapitel,
ich bin immer noch eine begeisterte Leserin^^

habe auch eine richtige gänsehaut bekommen
hoffentlich geht es gut aus


Liebe Grüße Egyptprincess
Von:  -Catayane-
2010-11-21T13:00:47+00:00 21.11.2010 14:00
O.O
Schreib weiter, ich muss wissen, wie das jetzt ausgeht
*GÄNSEHAUT*
Von:  -Catayane-
2010-11-21T12:55:07+00:00 21.11.2010 13:55
WAS?!
Das hätte ich von Xavier niemals erwartet, so was Hintertückisches! >_<
So ein Blödmann!
Von:  -Catayane-
2010-11-21T12:42:03+00:00 21.11.2010 13:42
Lewis ist ziemlich frech und gerissen.
Das mit den alten Omas hätte ich ihm voll zugetraut.
Ich les gleich mal weiter ^^
Von:  Egyptprincess
2010-11-08T20:04:41+00:00 08.11.2010 21:04
Schön das es noch eine wendung genommen hat
freue mich schon auf das nächste kapi

lg Egyptprincess


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