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In der Finsternis

von schwarzen Schmetterlingen und anderen Nachtgestalten
von

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schwarzes Blut

Wenn leis, ganz leis die Erde bebt, kaum merklich für die Menschen nicht einmal spürbar, dann gehe ich hinaus. Hinaus in die nächtliche Stadt, die weder hell noch dunkel ist. Vielmehr ein dämmerndes Zwielicht mit ebenso dämmrigen Gestalten. Die Menschen vermögen es nicht sich ihrer Umgebung anzupassen. Sie stechen immer hervor und wenn es nur durch ihre Gleichheit ist, so fallen sie als graue Masse auf.

Doch ab und zu, wenn leis, ganz leis die Erde bebt, da lösen sich aus dem Grau sonderbare Farbflecken, welche sich zu einer schillernden Lache zusammenfinden, oder vereinzelt ihren Weg suchen. Spätestens in der Bar „schwarzes Blut“ finden sich dann alle Schäfchen ein, streifen die Wolle, die Unschludswolle vom Leib und siehe da, lauter ausgemachte Wölfe, die sich nach nichts anderem Sehnen, als sich in ihrer lange unbefriedigten Lust zu zerfleischen, jedoch ist es ihnen nicht vergönnt je satt zu werden.

Es sind die besonderen Menschen, die Auserwählten, die die meinesgleichen mit ihrer Lust, Zügellosigkeit und Gewalt nähren. Blind in ihrem Streben, bemerken sie nicht wie sich mein Hofstaat unter sie mischt. Sie sehen die schwarzen Fäden nicht, die wir um sie spinnen. Peitschen, Strike, Nadeln, und sie Fantasie des Einzelnen noch so wünscht wird praktiziert.

Er hat sich Zeit gelassen, mein Spielzeug, mein Schattenmann, mein Draht zu all dieser dunkeln Energie. Aber nun kommt er zu mir und küsst mich. Ich kralle meine Fingernägel in sein warmes, weiches Fleisch und spüre bereits sie Energie durch ihn hindurchfließt. Sein Blick wird glasig und Verlangen ist das einzige, was sein Körper jetzt noch schreit.

„Ich lasse dich nie wieder gehen.“, hauch ich ihm ins Ohr, denn diese Nacht, in welcher die Erde bebt ,wird seine letzte sein. Mein gutes Spielzeug, aber so ist es nun einmal. Sie gehen so schnell kaputt. Sein Körper zerfällt und alles was ich noch in Händen halte ist das Gefühl seiner vernarbten, weichen, warmen Haut, die die meine nie wärmen konnte.

Sei es drum! Mein Hof ist genährt und gestärkt, bis wieder leis, ganz leis die Erde bebt.

Cu Shide

17 Jahre! 17 Jahre!

Die Finger des Königs strichen über die aschfahle Haut des Mädchens, das vor ihm auf einem steigernden Altar lag. Ihre viel zu früh gealterten Gesichtszüge trugen noch Spuren ihrer einstigen Jugend. Der König der Finsternis presste die Kiefer aufeinander, als seine Fingerspitzen die dunkeln Linien, die in ihre Hautgemalt waren, nachzogen. Er hatte sein Schattenmädchen verloren. Seine empfindliche, zerbrechliche, für ihn und seinen Hof so wichtige Sterbliche war nun doch an den Veränderungen verendet.

„Sie hatte sich doch so gut gehalten! Hatte sich doch an den Wandel gewöhnt. Warum habe ich nichts bemerkt?“

Doch dann kamen ihm Worte in den Sinn. Worte von damals. Seine Worte.
 

Sterbliche sind so kurzlebige Wesen. Ihr erster Herzschlag und ihre ersten Erinnerungen lagen nur einen Wimpernschlag von ihrem Tod entfernt.
 

Voll Bitterkeit brandete die Wahrheit in ihm gegen den Eifer es nicht sehen zu wollen, und ließ seinen Magen zusammenkrampfen. Es war nicht nur seine Schuld. Er hatte seine Sterbliche einfach nicht gut genug geschützt.

Aedh kam in den Altarraum. Die verschlungenen Linien auf seinen Armen, die Hunde auf der Jagd darstellten, würden bald die Botschaft des Königs in alle Himmelsrichtungen verkünden.

Der Cu Shide fragte erwartungsvoll:

„Ihr habt mich gerufen mein Herr?“

„Ganz recht Aedh. Und ich habe auch ein paar Wege für dich.“, er hatte tief Luft geholt und schmeckte geradezu seine eigene Wut. „Craine soll die Rabenreiter ausschicken! Und bringt mir die Winterkönigin!“

„Sehr wohl.“

„Und Aedh, für dich habe ich eine ganz besondere Aufgabe. Töte den Herren des Sommers und seine Königin! Es wird Zeit, dass wir uns nicht mehr nur im Hintergrund bewegen.“

Aedh nickte, ein boshaft animalisches Grinsen auf den Lippen. Endlich, endlich tat sich etwas an diesem Hof. Endlich erwiesen sich seine Bemühung als erfolgreich.

Der König wartete bis die Schritte des Cu Shide verklungen waren, dann blickte er den leblosen Mädchenkörper. Er wusste, er brauchte eine neue Sterbliche und zwar bald. Nach einer kleinen Ewigkeit, so schien es ihm, wandte er sich von der Leiche ab. Er wusste bereits, wer sein neues Schattenmädchen werden würde. Ja, er wusste es ganz genau.



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