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Blut und Tränen

itasasu
von

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Prolog

Hi Ihr Lieben, mein Name ist Itachi Uchiha und ich werde Euch nun einen kleinen Einblick in mein Leben verschaffen. Also, ich hatte vor kurzem erst Geburtstag und bin mittlerweile 21 Jahre jung oder alt, wie ihr es auch immer sehen wollt. Fühlen tu ich mich im Moment allerdings eher wie ein 80 jähriger Greis, bin total KO. Ich habe schwarze Augen und auch schwarzes Haar, welches mir bis knapp über die Schultern reicht. Normalerweise trage ich es immer in einem lockeren Pferdeschwanz. Warum ich nicht einfach zum Friseur gehe? Dafür gibt es viele Gründe. Zeitmangel, meine Firma nimmt mich immer voll in Anspruch, andererseits sehe ich mit kurzen Haaren echt bescheuert aus, dass ist auch die Meinung meines besten Freundes Shisui. Doch nun genug geschwafelt, am besten werde ich Euch nun vom wichtigsten Tag in meinem ganzen Leben erzählen, dem Tag der alles auf den Kopf stellte.
 

Es ist ein trüber Herbsttag. Bereits den ganzen Tag über war der Himmel von dunklen Wolken verhangen, zu allem Überfluss hat es vor einer guten Stunde auch noch angefangen zu regnen. War ja klar, endlich schaffe ich es Feierabend zu machen und Heim zu fahren, dann gießt es wie aus Eimern. Shisui wird mir bestimmt wieder eine Predigt halten sobald ich Daheim bin, von wegen, ich solle nicht so viel arbeiten, das sei ungesund. Gut, er hat ja Recht, das weiß ich selber ja auch ganz genau, aber was soll ich machen? Es ist nicht einfach, alleine eine bisher erfolgreiche Firma am Laufen zu halten, weitere Erfolge einzufahren, um den Mitarbeitern eine sichere Zukunft zu ermöglichen. Meine Eltern haben die Firma selbst mit eigenen Händen aufgebaut, ihr gesamtes Herzblut steckt da drinnen. Sie haben ganz klein angefangen und nun ist die Firma weltweit bekannt, vor allem aber anerkannt. Ich könnte es nicht ertragen wenn ich sie schließen müsste, nur weil ich mich nicht genug angestrengt habe. Ich mache diesen Job auch nicht erst seit gestern, sondern schon seit ich 14 Jahre alt bin, damals noch mit vielen Beratern die mich unterstützten. Obwohl- lenkten traf wohl eher zu, doch das ist nun vorbei. Als ich 16 Jahre alt war habe ich die letzten dieser manipulativen Trottel rausgeworfen, seither lasse ich mir nur noch von einem in geschäftliche Angelegenheiten reinreden und das ist Shisui.
 

Nur ihm vertraue ich voll und ganz. Er ist der Einzige auf den ich mich stets verlassen konnte, der mich nie belogen hat, immer war er für mich da und ist es auch jetzt noch. Auch damals, am schlimmsten Tag meines Lebens, als meine Welt zerbrach, war er da, um mich aufzubauen. Ohne ihn hätte ich die schwere Zeit nie überstanden. Damals regnete es auch in Strömen, so wie jetzt gerade, deshalb hasse ich dieses Wetter auch so. Meine Eltern und ich waren gerade unterwegs zu irgend so einem öden Gesellschaftsevent. Gott, wie ich diese verabscheut habe, auch heute gehe ich nur unter Murren dort hin, wenn Shisui mich wieder mal auf eine dieser nutzlosen Veranstaltungen prügelt. Ich saß also hinten auf der Rückbank und nörgelte von Zeit zu Zeit, weil ich viel lieber mit meinen Eltern auf unserer Couch im Wohnzimmer sitzen wollte, um mit ihnen Fern zu sehen und zu kuscheln. Schon als kleines Kind liebte ich es zu schmusen, konnte nie genug davon bekommen.
 

Ich erinnere mich noch als wäre es gestern gewesen. Mutter saß auf dem Beifahrersitz und blickte mich über den Rückspiegel an. Ihre Lippen zierte ein liebevolles Lächeln. Sie war wunderschön, die schönste Frau auf Erden, nein bestimmt sogar des Universums. In ihren tief schwarzen Augen spiegelte sich immer so viel Güte und Lebensfreude. Ihr Gesicht strahlte Sanftheit aus, hatte nie ganz die mädchenhaften Züge verloren. Umrahmt wurde dieses Engelsgesicht von pechschwarzen, seidigen Haaren. Selbst wenn sie sie hochsteckte fielen ihr einige aberwitzige Strähnen ständig ins Gesicht, welche dann umgehend hinters Ohr gestrichen wurden. Eine wahre Schönheit eben. „Nicht schmollen, mein Liebling. Nachher kuscheln wir noch eine Runde zusammen, wenn wir wieder zu Hause sind. Fest versprochen“, hatte sie mich damals aufheitern wollen.
 

Die Sicht war wegen des Regens schlecht, es war bereits dunkel. Selbst die Scheinwerfer schafften es nur schwerlich, die Finsternis zu erhellen. Und plötzlich war es da, ein anderes Auto, das frontal genau auf uns zuhielt. Vater versuchte noch verzweifelt auszuweichen, doch die Reifen blockierten auf dem mit Wasser bedeckten Asphalt. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Vor Angst bekam ich keinen Ton heraus, dafür dröhnten Mutters Schreie in meinen Ohren wieder. Ein lauter Knall erklang, dann das Zerreißen und Bersten von Metall, es wurde Kalt um mich herum und Regen benetzte mein Gesicht. Die Schreie verstummten, überall war Blut, rotes, warmes, lebenswichtiges Blut, dann wurde alles um mich dunkel.
 

Ich erwachte erst sehr viel später wieder. Meine Umgebung nahm ich zuerst kaum wahr, alles war verschwommen. Wo ich war, wusste ich nicht, erkannte lediglich, dass alles hier weiß war. Wände, Decke, Bettzeug, Schränke, Boden, einfach alles war weiß. Zusätzlich roch es noch ekelig nach Desinfektionsmitteln und anderem Zeug. Wie zuwider mir dieser Geruch doch war! Zu allem Überfluss tat mir auch noch jeder einzelne Knochen im Leib weh und mein Kopf schien zu explodieren. Was war hier nur los? Dann spürte ich, wie jemand meine Hand drückte. Schwerfällig drehte ich meinen Kopf zu der entsprechenden Seite, erkannte einen Jungen, etwas älter als ich es selbst war, neben mir. Angestrengt kniff ich meine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, um besser sehen zu können, kam mir der Andere doch irgendwie bekannt vor. Langsam wurde die Silhouette schärfer, der Junge an meinem Bett war mir sehr gut bekannt. Er hatte ebenfalls dunkle Haare, wenn auch nicht so schwarz wie meine oder Mutters. Es war mein bester Freund und gleichzeitig mein Lieblingscousin, Shisui. Aber was hatte er? Warum weinte er?
 

Zähflüssig drang seine Stimme an mein Ohr. „Itachi. Endlich, endlich bist du wieder aufgewacht.“ >Aufgewacht? Was sollte das denn nun heißen? Verdammt, erklärt mir mal einer was gerade hier abgeht? Vorhin saß ich mit meinen Eltern doch noch im Wagen. Warum heult Shisui eigentlich wie ein Schlosshund, das ist doch sonst nicht seine Art…< „Es tut mir so leid“, hörte ich ihn wieder sagen, verstand aber immer noch nur Bahnhof. „Aber wenigstens du hast überlebt.“ >Überlebt? Was denn überlebt und wer war gestorben?< Wie ein Blitz traf mich die Erkenntnis. Das fremde Auto, der Zusammenstoß- wir hatten einen Unfall! Vater, Mutter! Wo waren die Beiden, warum waren sie nicht bei mir? Hektisch suchten meine Blicke den Raum ab, aber außer mir und Shisui befand sich niemand sonst in dem sterilen Zimmer. Zu allem Überfluss wurden meine Kopfschmerzen auch noch stärker.
 

Ich erhob meine Stimme, wollte Shisui fragen was passiert sei. Meine Stimme klang erschreckend rau und kratzig, zudem auch noch brüchig. Jedenfalls hörte ich mich nicht nach mir an. Dennoch sprach ich weiter. „Mutter, Vater?“ Mehr brachte ich dann doch nicht zustande. So wie immer verstand Shisui mich aber trotzdem. Betrübt schüttelte er seinen Kopf und richtete seinen Blick zu Boden. Erneut wollte ich ihn fragen- verstand ich doch nicht was er meinte, wahrscheinlich hab ich es aber auch nur nicht wahrhaben wollen- da öffnete sich die Tür. Herein kamen Shisuis Eltern, meine Tante und Onkel, zusammen mit einem -ich schätze mal- Arzt, denn dass ich mich in einem Krankenhaus befand hatte ich mittlerweile schon realisiert.
 

„Oh Itachi du bist ja wieder bei Bewusstsein“, bemerkte meine Tante, während mein Onkel seine Aufmerksamkeit seinem Sohn schenkte. „Hast du es ihm schon gesagt?“, fragte er diesen, woraufhin mein Freund nur den Kopf schüttelte. Nun wandte sich mein Onkel mir zu, ich hatte ein ungutes Gefühl, welches sich weiter verschlimmerte, als meine Tante ihn fragte, ob sie es mir wirklich sagen müssten. Er nickte nur und räusperte sich. „Itachi, was ich dir zu sagen habe, fällt mir nicht leicht, aber du solltest es trotzdem wissen“, er machte eine Pause, „Deine Eltern und du, ihr hattet einen Unfall. Ein anderer Fahrer, die Polizei denkt es war ein Selbstmörder, hat euren Wagen frontal gerammt.“ „Die Ärzte meinten du hättest großes Glück gehabt. Ein ganzes Bataillon Schutzengel muss auf dich aufgepasst haben“, fiel meinte Tante ihm wieder ins Wort. Der Arzt war in der Zwischenzeit zu mir ans Bett getreten, um mich genauer zu begutachten und meine Werte zu checken.
 

„Meine Eltern?“, krächzte ich unbeholfen. Meine Tante begann zu weinen. Mein Onkel räusperte sich kurz bevor er weitersprach. „Weißt du Itachi, deine Eltern, sie … es war ein wirklich schlimmer Zusammenstoß. Sie … es tut mir leid Itachi, aber sie hatten keine Chance. Deine Eltern sind Beide bei dem Unfall ums Leben gekommen.“ Die Worte trafen mich wie eine Ohrfeige. Ich schaltete total ab, bekam nicht mehr mit, was um mich herum geschah. Es müssen mehrere Tage gewesen sein, die ich in einer Art Emotionslosigkeit verbracht habe. Das nächste woran ich mich klar erinnern konnte, war, dass ich bei Shisui zu Hause war. Sie nahmen mich auf, da mich sonst niemand haben wollte. Ich habe mich schon immer gut mit Shisui verstanden, weswegen ich nichts dagegen hatte, bei ihm zu bleiben. Um ehrlich zu sein, wäre ich ohne ihn nicht mehr auf die Beine gekommen. Damals war ich zwölf.
 

Nach etwa anderthalb Jahren zogen meine Tante und mein Onkel nach Europa, wir durften hier bleiben, weil Shisui bereits 15 war. So zogen er und ich wieder in das Haus, in dem ich mit meinen Eltern gelebt hatte. Damals, als sich das Unternehmen meiner Eltern anfing zu entwickeln, hatten wir uns dieses alte Herrenhaus gekauft. Eigentlich war es viel zu groß für uns drei, dennoch kauften wir es, weil Vater Mutter nie etwas abschlagen konnte. Er wollte nur, dass sie glücklich war. Sie meinte damals, sie würde sich in diesem Anwesen wie eine Gräfin oder Prinzessin fühlen. Lange haben wir hier glücklich zusammen gelebt, deswegen liegt es mir auch so am Herzen und ich war sehr froh darüber dass Shisui einverstanden damit war, dort zu wohnen, auch wenn er heute oft genug deswegen mosert. Immerhin liegt das Haus recht weit außerhalb der Stadt in einem kleinen Wäldchen, weshalb der Weg zur Arbeit nicht gerade kurz ist.
 

Würde ich meinen Cousin heute fragen, würde er wollen, dass wir in ein Apartment in der City ziehen. Da ich aber nicht so blöd bin ihn das noch einmal zu fragen, hat er Pech gehabt. Mittlerweile habe ich jedem Zimmer meinen individuellen Stempel aufgedrückt, jedem, bis auf dem Schlafzimmer meiner Eltern, dieses blieb seit dem Unfall unberührt. Ich kann es nicht betreten, bat deshalb auch Shisui darum, ihm fern zu bleiben. Ich vermisse sie unendlich.
 

So in Gedanken versunken bemerke ich kaum, dass ich mich bereits auf einer abgelegenen Straße in dem kleinen Wäldchen befinde, welche zu meinem Haus führt. Plötzlich taucht eine Gestalt im Dunkeln vor mir auf. Vor Schreck bin ich wie gelähmt, kann nicht mehr rechtzeitig bremsen, doch selbst wenn ich es gekonnt hätte, wäre der Versuch auf dem durchgeweichten Waldboden danebengegangen. Ein lauter Knall ertönt beim Aufprall. Das Auto schliddert, kommt dann quietschend zum stehen, als ich doch noch die Bremse durchtrete.
 

Schnell atmend, mit schock geweiteten Augen, die Hände ins Lenkrad gekrallt sitze ich wie versteinert da. Wie damals, es ist genau wie damals als ich zwölf Jahre alt war und wir diesen Unfall hatten. Nur langsam finde ich wieder zurück in die Gegenwart. Meine Augen erfassen den vermeintlichen Hirsch oder das Reh, welches ich soeben umgefahren habe, doch statt in Fell gehüllter langer Stelzen sehe ich weißes Fleisch. Ich sehe genauer hin. Es ist wirklich kein Fell, sondern weiße dünne Beine, die in einer zu großen Hose stecken. >OH MEIN GOTT. EIN MENSCH. Ich habe gerade tatsächlich einen Menschen angefahren. Das darf doch alles nicht wahr sein!< Panisch springe ich aus dem Auto, verheddere mich im Gurt, den ich dummerweise noch nicht geöffnet hatte. Nachdem ich ihn endlich gelöst habe und auf dem glitschigen Boden ausrutsche, eile ich so schnell wie möglich zu dem Jungen am Boden.

mein Leben

*Sasukes Pov*
 

Ich liege auf etwas Weichem. Irgendwie fühle ich mich merkwürdig. So… ich weiß es nicht. Auf jeden Fall spüre ich jeden einzelnen Knochen im Körper und mir tut alles weh. Ich weiß nicht, wo ich bin. Ich weiß nur noch, das durch einen Wald gelaufen war. Und dass es schon Dunkel gewesen war und ich nicht mehr nachhause zurückwollte. Dass ich nur noch verschwinden wollte, mich am besten irgendwo selbst…
 

Dann habe ich Licht gesehen, ganz in der Nähe. Das weiß ich noch genau. Und ich habe gehofft, es wäre ein Auto oder ein Laster. Bin dorthin gerannt. Wenn ich schon nie entkommen kann, könnte ich es auch gleich beenden. Auch wenn mein Verschwinden wohl noch nicht bemerkt worden war.
 

Und da war auch ein Auto gewesen, und dann war da nur noch Schmerz für kurze Zeit, bis es Schwarz wurde um mich herum. Und ich habe so sehr gehofft, entkommen zu sein. Aber ich könnte nichts fühlen, wenn es vorbei wäre, und das tue ich. Ich fühle Schmerzen, wenn auch nur dumpf. Feste Verbände sind um mein Bein und meine Brust geschlungen worden, mein Kopf pocht unangenehm. Scheinbar hat man mir Schmerzmittel verabreicht. Eigentlich würde ich nie welche bekommen- also bin ich nicht gefunden worden. Nicht von meinen Verfolgern jedenfalls. Vielleicht ist es auch der Autofahrer, der mich irgendwohin gebracht hat, um meine Familie danach anzurufen und den Unfall zu melden.
 

Es ist ganz leise im Zimmer. Scheinbar bin ich allein. Wenigstens etwas- ich könnte es noch schnell tun, bevor man nach mir sieht und ich zurückmuss. Alles ist besser als zuhause zu sein. Außerdem ist es nicht einmal ungewöhnlich, dass die Ärzte in den Krankenhäusern mich zusammenflicken müssen- ich bin öfter in einem Krankenhaus als zuhause. Weil ich jedes Mal hoffe, endlich frei zu sein, endlich zu sterben. Bisher ist es mir nie gelungen, und jetzt auch nicht.
 

Müde zwinge ich mich, die Augen endlich zu öffnen. Irritiert setze ich mich schwerfällig auf und ignoriere das Stechen in der Seite.
 

Das ist… verwirrend. In einem Krankenhaus bin ich nicht, zuhause ebenfalls nicht. Die Wände sind zwar weiß gestrichen, aber die dunklen Möbel und vielen Bücher sind mir gänzlich unbekannt. Irgendwer muss mich verschleppt haben. Vielleicht ja einer von diesen Leuten, die gegen meinen Vater arbeiten, seine Konkurrenz- mein Vater betreibt ein Dojo, in dem ich ihm ab und an ausgeholfen habe, auch wenn er mich gerne Schlägt, wenn er zu viel trinkt. Mein Vater trinkt viel. Eigentlich immer. Deswegen trainiert er auch niemanden mehr, nur die eingestellten Lehrer werfen ein gutes Licht auf unseren Betrieb. Aber der Unterricht ist teuer, deshalb ist die Konkurrenz bei vielen Leuten immer beliebter und bekommt mehr Schüler, was meinen Vater noch mehr trinken lässt. Und ich kassiere demnach auch mehr Schläge. Mehr Bestrafungen, weil ich ja schuld an dieser Misere bin.
 

Aber er kann auch anders sein. Damals, als er noch nicht getrunken hat, war er sehr fürsorglich. Und jedes Mal, wenn ich im Krankenhaus lande und aufwache, ist er da und weint um mich- auch heute noch. Weil ich ihm als einziges geblieben bin- meine Mutter hatte einen anderen Mann gehabt, mein Vater war ihre Affäre. Als sie schwanger von ihm wurde, kam sie für einige Zeit zu ihm, brachte mich zur Welt und verschwand wieder, weil sie ihren Mann mehr liebte als uns. Und weil es auffallen würde, wie wenig ich ihrem Mann ähnelte. Außerdem hatte mir mein Vater mal erzählt, dass sie einen Sohn habe- älter als ich. Er habe ihn aber nie gesehen.
 

Egal, wo ich hier auch bin- mein Vater ist bestimmt in der Nähe, besoffen vor Kummer und Gram, dass ich es schon wieder geschafft habe, mich zu verletzen. Er achtet sehr gut darauf, ob ich mich verletze. Dann trinkt er ein paar Tage nicht, wenn er es bemerkt- aber wenn er sturzbetrunken ist, fallen ihm die neuen Wunden nicht auf, die sich zu meinen zahlreichen Narben an den Handgelenken gesellen. Zu meinem Glück ist er fast ständig betrunken- wenn man es Glück nennen kann. Aber immer findet er mich, immer. Egal, wie ich mich verletze, er findet mich und bringt mich ins Krankenhaus, auch wenn er dafür betrunken Auto fahren muss. Oder er bittet einen seiner Angestellten. Aber danach sitzt er nüchtern an meiner Seite. Ich weiß nie wirklich, was ich davon halten soll. Er schlägt mich, umsorgt mich. Und macht mich damit ganz kaputt. Weil ich nie weiß, wie ich mich zu verhalten habe, wie er drauf ist. Auch wenn es eigentlich ziemlich einfach ist, sich auf alles gefasst zu machen- es ist einfach verstörend.
 

In gewisser Weise brauche ich nur auf meinen Vater zu warten. Aber ich will dieses… Leben nicht mehr. Es ist zu kompliziert für mich, ich will nur meine Ruhe. Deswegen sehe ich mich auch- wie schon so oft- nach irgendeinem Gegenstand um, mit dem ich es tun kann. Mich wieder verletzen. Für mich ist es die einzige Möglichkeit. Ich kann nicht einmal etwas dagegen tun, wenn ich mich schlecht fühle- ich greife automatisch, reflexartig zur Rasierklinge, zum Kunai oder zum Taschenmesse. Der Schmerz wirkt befreiend und hilft mir, den seelischen Schmerz zu vergessen. Wenigstens für eine Weile…
 

Es fällt mir ins Auge, liegt sogar direkt in meiner Nähe. Eine Verbandsschere liegt auf der Fensterbank. Aus dem großen Fenster schauen kann ich, erkennen aber nichts. Es muss bereits tiefste Nacht sein. Eine einzige Kerze brennt auf dem Nachttisch rechts von mir. Solche Kleinigkeiten fallen mir immer erst später auf. Genauso wie es kaum auffällt, dass ein Stuhl auf der anderen Seite meines Bettes steht, und sich eine Schüssel mit einem Lappen daneben ebenfalls auf der Fensterbank befindet. Das erste, was mir in einem Raum auffällt, ist immer ein Gegenstand, mit dem ich mich verletzen kann. Merkwürdig, oder?
 

Die Fensterbank ist gar nicht so weit weg. Wenn ich auf der Bettkante säße, bräuchte ich nur die Hand auszustrecken und könnte schon die samtig-roten Vorhänge anfassen. Sie sehen teuer aus. Alles hier in dem Zimmer wirkte elegant, teuer. Ungewohnt und unheimlich. Ich kenne die besten Zeiten von Vaters Dojo nicht. Damals hatte er angeblich viel Geld verdient. Bis meine Mutter…
 

Vorsichtig krabbele ich zum Bettrand- ein so riesiges Bett habe ich noch nie gesehen- und stehe wenig später ziemlich zittrig auf meinen eigenen Beinen. Jede Bewegung verursacht starke Schmerzen, aber die kann ich ignorieren. Die Schere dort vorne nicht.
 

Ich halte mich an der Fensterbank fest und strecke die Hand aus. Bekomme das kühle Metall zu fassen und drücke es an mich, als ich stolpere und hinfalle. Scheinbar hat mich der Unfall ziemlich mitgenommen. Eigentlich will ich doch nur sterben. Und nun liege ich auf dem warmen Holzboden mit einer Schere in der Hand und alles tut mir weh.
 

Mit einem bitteren Lächeln lasse ich die scharfe Seite der Schere über mein Handgelenk fahren. Ich habe mich so fest und schnell geritzt, dass es sofort stark Blutet- gut so. Ich lasse die Waffe los. Dieses Mal wache ich hoffentlich nicht mehr auf, niemand ist bei mir. Eigentlich müsste auch keinem auffallen. Vielleicht kommt mein Vater ohne mich sogar besser zurecht. Sonst sieht er immer Mutters Gesicht in mir, das schadet ihm bestimmt.
 

Es dauert nicht sehr lange, bis meine Sicht verschwimmt. Und kurze Zeit später ist alles schwarz um mich herum. Dieses Mal will ich nicht mehr aufwachen, nicht bei meinem Vater, bei niemandem und gar nicht… Nicht alleine…


 

*Itachis Pov*

Ich bin echt am Ende mit den Nerven. Total fertig sitze ich in einem großen roten Ohrensessel und höre Shisuis Stimme in meinen Ohren rauschen, doch ich höre ihm gar nicht richtig zu, dazu bin ich im Moment einfach nicht in der Lage. Vor wenigen Minuten erst habe ich auf dem Heimweg einen Jungen mitten im Wald angefahren. Genau dieser kleine, unschuldige Junge liegt nun bewusstlos und verletzt im Nebenzimmer, in welchem ich mich auch noch bis vor Kurzem befunden habe.
 

Ich war echt geschockt gewesen, als ich erkannt habe, dass ich kein Tier, sondern einen Menschen angefahren hatte- einen Jungen besser gesagt. Als ich mich ihm näherte schlug mir das Herz bis zum Hals. Ich hatte solche Angst dass er Tod sein könnte. Doch als ich es endlich geschafft hatte und neben ihm kniete, erkannte ich, dass er noch atmete. Mir fiel in diesem Moment wirklich ein Stein, nein eher ein Felsbrocken der Größe eines Gebirges vom Herzen.
 

Vorsichtig hatte ich an der Schulter des Kleinen gerüttelt, doch er hatte nicht reagiert- weder auf die Berührung, noch auf die Worte die ich wie ein Wasserfall auf ihn einblubbern lassen hatte. Mir war also keine andere Wahl geblieben, deswegen hatte ich ihn mitgenommen. Ich hätte ihn schließlich unmöglich in seinem Zustand dort draußen in absoluter Dunkelheit, in einem Wald mit wilden Tieren zurück lassen können. Niemals. Darum habe ich ihn so vorsichtig wie nur möglich auf die Arme genommen und ihn neben mich auf den Beifahrersitz gesetzt, wo ich ihn noch schnell anschnallte- Vorsicht ist besser als Nachsicht-, bevor ich um den Wagen gehechtet war, mich wieder hinters Steuer geklemmt und das Gaspedal mal ordentlich durchgetreten hatte, weswegen die Geschwindigkeit uns schon leicht in die Sitze presste. Aber egal, der Junge war definitiv durch meine Schuld verletzt worden und wer wusste, schon wie schwer.
 

Lange hatte es auch nicht gedauert, bis ich auf die Kiesauffahrt meines Hauses einbiegen konnte. Mit quietschenden Reifen hatte ich dann direkt vor der marmornen Treppe gestoppt, welche hinauf zum Eingang führte. Zwar hatte ich den Motor abgeschaltet, doch der Schlüssel war steckengeblieben- wer würde hier schon mein Auto stehlen, war doch Meilenweit kein anderes Anwesen, zumindest soweit ich wusste nicht. Dieses Mal hatte ich sogar daran gedacht, erst den Gurt zu lösen, bevor ich das Wageninnere verlassen hatte.
 

Geschwind hatte ich meinen Sportflitzer umrundet, wobei ich, um Zeit zu sparen, mit Schwung über die Motorhaube gesaust war. Umgehend hatte ich die Beifahrertür aufgerissen, am Schnappverschluss des Sicherheitsgurtes rumgenestelt- dieses Mistteil hatte doch tatsächlich geklemmt, dann aber doch noch nachgegeben, weshalb ich den jungen Burschen wieder auf meine Arme hatte heben konnte. Oben an der Eingangstür stand ich dann vor meinem nächsten Problem, denn die blöde Tür war- wie sollte es anders sein- zu. Also wie sollte ich eine verschlossene Tür öffnen, wo ich doch beide Hände voll gehabt hatte? Auf die glorreiche Idee einfach zu klingeln, damit Shisui, der immerhin zu Hause war, mir aufmachte, kam ich natürlich nicht.
 

Auch egal, wo ein Wille ist, da ist auch ein Itachi. Ich hatte mich vorgebeugt, um langsam die Füße des Jungen auf dem Boden zu platzieren, da er jedoch nicht alleine stehen konnte, presste ich ihn mit dem anderen Arm, welcher weiter an seinem Rücken lag, fest gegen meinen Oberkörper. Mit der freien Hand konnte ich nun endlich nach dem Schlüssel in meiner Jacke suchen, mit welchem ich dann endlich die Tür öffnete. Den Jungen wieder in meine Arme verfrachtend betrat ich umgehend das Foyer, in dem mir auch prompt Shisui in die Arme rannte, bildlich gesprochen versteht sich.
 

Während er wie versteinert stehen blieb, hechtete ich die Treppe in den ersten Stock hinauf, Richtung Gästezimmer, wo ich die nächstbeste Tür aufstieß. Shisui musste sich wohl auch aus seiner Starre gelöst haben, denn nun konnte ich vernehmen, wie er mit schnellen Schritten die Treppe hinter mir her hinauf sprintete. Ich hingegen legte den Jungen in meinen Armen gerade auf das Bett in dem Zimmers, welches ich soeben betreten hatte.
 

„Itachi, was ...“, begann mein Freund, dem ich auch sogleich ins Wort fiel. „Steh nicht dumm rum und frag mir Löcher in den Bauch, hol lieber sofort den Verbandskasten!“ Brav befolgte Shisui meinen Befehl und ich begann den auf dem Bett liegenden aus seinen Klamotten zu schälen, schließlich wollte ich mir ein Bild davon machen, wie schwer er verletzt war, vielleicht brauchten wir ja einen Arzt. Bestimmt sogar. Mein Cousin betrat gerade wieder den Raum, als ich dem Unbekannten das Hemd über den Kopf zog. „Hier der Verbandskasten. Warte Itachi, ich helf dir.“
 

Zusammen hatten wir unseren Gast schnell entkleidet und konnten ihn nach Brüchen oder ähnlichem abtasten. Der Junge würde wohl einige blaue Flecken und Prellungen zurück behalten. Scheinbar waren auch ein oder zwei Rippen angeknackst und das Bein, welches ich mit meiner Stoßstange traf, hatte es wohl auch etwas härter erwischt, aber sonst schien er nichts Ernsthaftes zu haben, nur noch eine kleine Platzwunde an der Stirn. War bestimmt durch den Aufprall auf den Boden entstanden. Wenigstens ist das Bein nicht gebrochen. Sorgsam legte ich also straffe Verbände um Bein und Oberkörper. Fertig mit dieser Aufgabe, stellte ich einen Stuhl ans Bett und bat Shisui, mir eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Lappen zu holen. Danach hockte ich knappe 2 oder auch 3 Stunden auf diesem Stuhl in fast völliger Dunkelheit. Lediglich eine Kerze am Bettkopf hatte ich aufgestellt, welche den Raum ein wenig erleuchtete. Dadurch hatte ich verhindern wollen, dass, sollte der Junge erwachen, das grelle Deckenlicht in seinen Augen brannte.
 

Jedenfalls laberte Shisui irgendwann auf mich ein, zog mich aus dem Zimmer ins Vorzimmer. Dort angekommen ließ ich mich in besagten Sessel fallen, in dem ich immer noch hocke und höre mir Shisui an, der halb hysterisch auf mich einredet und eine Erklärung verlangt, woher der Junge dort im Bett kommt und wie er an diese Verletzungen kam. Ich gestehe, ich habe wenig Lust ihm die ganze Geschichte vorzukauen, aber drum herum komme ich ja eh nicht, deswegen erzähle ich ihm die ganze Unfallgeschichte haarklein. Nebenbei grübele ich in Gedanken aber über etwas ganz anderes nach. Hatte ich da eben echt Schnittwunden an den Handgelenken des Kleinen gesehen, die scheinbar von Selbstmordversuchen stammten? Hatte der Bursche echt versucht sich das Leben zu nehmen und das schon in dem Alter? Ist er vielleicht sogar mit Absicht vor mein Auto gelaufen? Wenn ja, was muss er schon alles in seinem kurzen Leben Schlimmes erlebt haben? Vielleicht teilen wir ja ein ähnliches Schicksal. Ob wir uns gegenseitig helfen können, unsere geschundenen Seelen zu heilen?
 

Kaum ende ich dann mit meinem Tatsachenbericht, startet Shisui auch schon wieder mit seiner Standpauke und den Belehrungen, ich hätte nur einen Krankenwagen rufen und auf diesen warten sollen, statt ein dahergelaufenes, unbekanntes -einen Hinweis darüber wie der Junge heißt, wer er ist, oder woher er kommt, haben wir in seinen Sachen nicht finden können- Kind mit heim zu schleppen. Das sei total unvorsichtig von mir gewesen, aber genau so bin ich eben.
 

Plötzlich höre ich ein Poltern aus dem Nebenraum, oder habe ich mir das nur eingebildet? Denn ein Blick Richtung Shisui macht deutlich, dass er wohl nichts gehört hat, marschiert er doch immer noch schnatternd auf und ab. Aber wieso sollte ich mir soetwas denn einbilden? Allmählich macht sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend bemerkbar, welches definitiv nicht daher rührt, dass ich seit heute Mittag nichts mehr gegessen habe. Also erhebe ich mich, lasse Shisui einfach unbeachtet stehen und steuere das Zimmer meines Unfallopfers an. Sobald ich ihn gesehen und mich vergewissert habe, dass es ihm gut geht, werde ich mich bestimmt wieder beruhigen, da bin ich mir sicher.
 

So leise wie möglich öffne ich die Tür, um den Raum zu betreten. Die ersten Minuten muss ich noch reglos stehen bleiben, um meine Augen sich an das schwache Licht gewöhnen zu lassen, ist es doch drüben durch das elektrische Licht um einiges heller. Als ich dann endlich wieder etwas erkennen kann, sehe ich auf das Bett, doch mehr als eine zerwühlte Decke ist dort nicht zu finden. Wo ist der Junge? Ich begebe mich zwei weitere Schritte ins Rauminnere, sehe mich aufmerksam um und erblicke so einen Haarschopf auf der anderen Seite des Bettendes am Boden. Ich habe mich also doch nicht verhört, das Poltern war gewiss zu Stande gekommen, als er auf den Boden stürzte, statt artig im Bett zu bleiben, wie es sich für einen Verletzten gehört. Aber warum bewegt er sich nicht? Hat er sich bei dem Sturz weitere Verletzungen zugezogen? Es gibt nur eine Möglichkeit, dies herauszufinden, weswegen ich mich dem Jungen nun auch nähere.
 

„He, mein Kleiner, hab keine Angst, wir wollen dir nur helfen. Hast du noch Schmerzen? Du hast mich fast zu Tode erschreckt, als du mir so plötzlich vors Auto gelaufen bist. Wie heißt du eigentlich, Kleiner?“ Doch ich erhalte keine Antwort auf meine Fragen. Ob er wieder bewusstlos ist? Ich meine, wundern würde es mich nach all dem, was geschehen ist, nicht. Dann sollte ich ihn jedoch erst mal wieder ins Bett verfrachten. Seltsam, da glänzt irgendwas und der Boden dort an seinem Handgelenk wirkt auch irgendwie sonderbar. Fast so, als hätte dort jemand Flüssigkeit verschüttet... Moment, soll das etwa heißen, er hat wirklich versucht…? Automatisch wandert mein Blick zur Fensterbank, doch die gesuchte Schere, welche ich dort hingelegt hatte und die daher immer noch da liegen müsste, fehlt.
 

Prompt knie ich auch schon neben dem Jungen und ziehe ihn behutsam in Rückenlage auf meine Arme, als mein lieber Cousin mich von der Tür aus erneut anmäkelt. „Itachi, hörst du mir überhaupt z...“ Weiter kommt er nicht, weil ich ihm über den Mund fahre. „Verdammt, Shisui, siehst du nicht was hier abgeht? Quatsch nicht, sondern hilf mir gefälligst! Mach die Lampe an und such nen Druckverband aus dem Erste-Hilfekasten. Schnell, sonst verblutet uns der Junge hier noch!“, blaffe ich ihn an und lege den Jungen wieder aufs Bett.
 

Flackernd erhellt die Lampe das Zimmer, weshalb ich meine Augen vorerst schließen muss, ist der abrupte Wechsel doch ein wenig zu stark. Sobald ich wieder klar sehen kann, schnappe ich mir umgehend das verletze Handgelenk, aus welchem immer noch unaufhörlich der rote Lebenssaft rinnt. >Oh nein, mein Kleiner. Du stirbst mir nicht einfach so weg, verstanden? Jedenfalls nicht, solange ich noch ein Wörtchen mitzureden habe!<

Die Wunde ist sehr tief. Der Bursche hat wohl nicht einen Moment gezögert, zumindest soweit ich es erkennen kann. Der Schnitt ist sauber und akkurat durchgeführt worden. Wir müssen uns beeilen, der Junge hat schon viel Blut verloren. Er ist bereits kreidebleich und sein Körper stark ausgekühlt. Fest verschließe ich den Schnitt mit meiner Hand, bis Shisui mir endlich einen Druckverband reicht, welchen ich so stramm wie möglich um das Handgelenk schlinge, ohne dabei jedoch gänzlich die Blutzufuhr zu unterbrechen, immerhin soll der Junge die Hand später noch gebrauchen können. Um dies zu gewährleisten, kontrolliere ich mein Werk auch noch mal aufmerksam.
 

„Siehst du, Itachi. Ich hab dich ja gewarnt, aber nein der Herr kann ja nicht hören und nun liegt ein suizidgefährdetes, unbekanntes Kind hier im Bett- beim nächsten Mal ist es dann ein Bankräuber oder Massenmörder oder Gott weiß was!“ „Shisui du übertreibst mal wieder gewaltig, mach dich lieber nützlich und wisch bitte das Blut vom Boden, während ich mir im Bad die Hände wasche.“ Auf eine Erwiderung Shisuis warte ich gar nicht erst, sondern steuere gleich das am Zimmer angeschlossene Bad an. Die Tür lasse ich sicherheitshalber offen, man weiß ja nie, so kann ich dann auch hören, wie mein Freund sich murrend ans aufwischen macht. Wenigstens etwas.
 

Schnell trockne ich noch meine Hände ab und kehre dann zurück ins Zimmer, wo ich mir den Stuhl am Bett zurechtrücke, um wieder darauf Platz zu nehmen. „Itachi, was wird das?“ „Dumme Frage, siehst du doch- ich bleibe hier um auf den Kleinen aufzupassen. Ich hätte gar nicht erst hier weggehen sollen, dann wäre uns der ganze Mist gerade erspart geblieben.“ „Heißt das etwa du willst die ganze Nacht hier sitzen um Wache zu halten?“ „Ja“, entgegne ich trocken. „Du spinnst doch. Itachi, du brauchst selber Ruhe und deinen Schlaf, du warst seit 6 Uhr heute Morgen auf den Beinen und hast gearbeitet und mittlerweile ist es gleich Mitternacht durch.“ „Shisui, ich schaff das schon. Reg dich nicht auf und geh lieber ins Bett, du scheinst mir den Schlaf nämlich dringender zu brauchen als ich. Sollte was sein, oder ich deine Hilfe brauchen, werd ich mich bei dir melden, falls du das willst.“ „Darum geht es doch gar nicht, Itachi…- Ach vergiss es einfach, du machst ja eh was du willst“, werde ich eingeschnappt angefaucht, bevor mein Freund den Raum verlässt, nicht ohne die Tür ordentlich ins Schloss zu donnern, versteht sich.
 

Verständnislos schüttele ich den Kopf, Shisui wird sich schon wieder einkriegen. Wahrscheinlich ist er Morgen schon wieder ganz der Alte, er kann nie lange sauer auf mich sein. So greife ich nach dem in der Schüssel liegenden Lappen, welchen ich auswringe, um den Schweiß von dem jungen Gesicht zu entfernen. Scheinbar hat der Kleine durch die ganze Aktion auch noch Fieber bekommen. Klasse, dass heißt dann wohl, dies wird eine lange Nacht werden. Immer wieder feuchte ich den Lappen an, um die heiße Stirn des Jüngeren zu kühlen. Der Rest seines Körpers hingegen ist eisig kalt, ich bin schon versucht, zu ihm ins Bett zu kriechen, um ihn durch meine eigene Körperwärme quasi wieder aufzutauen. Stunde um Stunde kämpfe ich gegen die mich langsam überfallende Müdigkeit an, bis ich ihr schlussendlich doch in den frühen Morgenstunden, ungefähr bei einsetzender Dämmerung, erliege und ins Traumland hinübergleite.
 

Ich erwache erst wieder durch ein Geräusch vom Bett her. Noch verschlafen beobachte ich den dort Liegenden aufmerksam. Er wälzt sich leicht im Bett und schlägt flackernd die Augen auf. Flüchtig sieht er sich verpeilt um, schließt noch mal die Augen und seufzt gequält auf, ob nun wegen der Schmerzen oder dem missglückten Selbstmordversuch kann ich jedoch nicht eindeutig bestimmen. Ist jetzt aber auch nicht unbedingt das Wichtigste. Gerade als ich mich bemerkbar machen will, hat mich der Bursche ja anscheinend vorhin nicht bemerkt, reißt er seine Augen wieder auf und starrt mich geschockt an. Tja, da habe ich mich wohl geirrt, Junjor hat mich doch flüchtig registriert, kann es in seinem geschwächten, verwirrten Zustand nur nicht gleich richtig verarbeiten und einordnen. Freundlich versuche ich ihn also anzulächeln, damit er nicht gleich Panik vor mir bekommt, doch entweder geht der Schuss nach hinten los, oder aber mein Versuch kommt zu spät.
 

Ruckartig richtet sich der kleine Schwarzhaarige auf, wobei er schmerzlich das Gesicht verzieht. Habe ich eigentlich erwähnt, was für hübsche schwarzblaue Haare der Junge hat? Oder wie unglaublich verführerisch dieses wunderschöne Haar das blasse Gesicht umrahmt, wie ein edler Rahmen ein unbezahlbares Gemälde? Den spektakulärsten Blickfang allerdings stellen diese unglaublichen Augen dar. Zwei tiefschwarze Perlen, die, wenn das Licht auf sie trifft, in den verschiedensten Farbnuancen von Schwarz zu Lila über ein Bläulich grün ins Tiefblaue wechseln und in denen wie kleine Sterne silberne Kristalle eingeschlossen zu sein scheinen, nur noch schöner. An irgendjemanden erinnern mich diese Augen, irgendwo habe ich doch solche ähnlichen mal gesehen oder? Ach papperlapapp, ist doch gerade eh total egal, als hätte ich nichts Wichtigeres zu tun. Vielleicht erinnern sie mich ja auch nur an die Perlenkette, die mein Vater meiner Mutter geschenkt hatte, weil ihn dieses Kleinod angeblich an die Augen meiner Mutter erinnerte. Jedenfalls sind die Augen des Jungen einfach unglaublich, berauschend schön. Am ehesten kann man dieses zierliche, zerbrechliche aber hinreißende Wesen mit einem Engel vergleichen. Einem verwirrten Engel, der den Weg nicht mehr in den Himmel findet.
 

Aus meiner Träumerei werde ich jäh durch einen spitzen, lauten Schrei des Jungen geweckt, der geradezu hysterisch ist. Während ich noch total verdattert bin, steht kaum zwei Minuten später auch schon ein zerzauster, verpennter Shisui im Türrahmen. Wundern tut mich dies nicht im Geringsten. Damals, nach dem Unfall, durchlebte ich dieses schreckliche Erlebnis nämlich immer und immer wieder, weswegen ich oft Nachts schrie, wimmerte oder weinte und weil Shisui es selbst anscheinend in der Seele wehtat, wenn ich so litt, tröstete er mich stets, war beim kleinsten Anzeichen eines Alptraumes an meiner Seite, wodurch er ein unglaublich gutes Gehör entwickelt hatte, um wirklich auch noch das noch so kleinste Wimmern meinerseits nicht ungehört zu lassen.
 

Shisuis Erscheinen sorgt dann jedoch leider dafür, dass der Junge panisch weiter zur Seite rutscht, wo er selbstverständlich gleich von der Bettkannte plumpst und auf seinem Allerwertesten landet, weshalb ich von meinem Stuhl springe, der polternd zu Boden geht. „He mein Kleiner, ist doch alles in Ordnung. Wir wollen dir nur helfen. Du brauchst also keine Angst vor uns Beiden zu haben, wir sind absolut harmlos“, versuche ich vergebens, den Burschen zu beruhigen; er versucht, von mir weg zu kommen. Ich muss jetzt was unternehmen, sonst wird er sich in seinem Zustand vielleicht noch mehr verletzten als sowieso schon. In einer Kurzschlussreaktion setze ich mich einfach mit auf das Holz, schnappe mir das zappelnde, tretende und weiterhin wild schreiende Bündel. Ich brauche einige Versuche, in denen ich auch so manchen Schlag oder schmerzhaften Tritt verpasst bekomme, doch ich schaffe es schlussendlich doch nach einer schieren Ewigkeit.
 

Meine Beine schlinge ich um seine zierliche Hüfte, um dem Treten Einhalt zu gebieten, mit den Armen umfasse ich seinen Oberkörper, an den ich seine Arme drücke. Als ich ihn richtig zu fassen bekomme, halte ich ihn nur noch mit einem Arm fest und presse ihn als Stütze gegen meinen eigenen Oberkörper. Die nun wieder frei gewonnene Hand lege ich ihm dann auf den sinnlich geschwungenen Mund, wodurch ich die Schreie dämpfe. Puh, welch Erholung für meine armen, geschundenen Ohren. Himmel, hat der Junge ein Organ! Ich komme gerade noch so um einen Tinnitus herum.
 

„Na endlich, Stille. Wurde aber auch Zeit, was geht hier überhaupt gerade ab, Itachi? Was hat die Sirene denn?“, mault Shisui auch schon wieder los. Zur Erklärung, mein lieber Cousin ist morgens absolut unausstehlich, wenn er nicht seinen Schönheitsschlaf bekommt... „Shisui“, zische ich nur warnend in seine Richtung, widme mich dann aber wieder der kleinen Kampfkatze in meinen Armen. Gott, hätte Shisui mich damals nicht zu diesem Selbstverteidigungskurs geschleift, könnte ich den Burschen gewiss nicht festhalten, fällt es mir ja gerade trotz des Kurses schwer. „Beruhig dich doch bitte wieder, mein Kleiner. Du brauchst wirklich keine Angst vor uns zu haben. Hätten wir dir was antun wollen, hätten wir das doch schon längst getan, als du dich noch nicht wehren konntest, glaubst du nicht auch? Außerdem ist die Zappelei nicht gut für deine Wunden. Vertrau mir.“
 

Ich weiß nicht, woran es liegt, ob es meine Worte sind, oder die Art, wie ich diese ausspreche ist, vielleicht liegt es auch an meinem Blick- es sei gesagt, dass ich selbst gerade den Tränen nahe bin, was dem verstörten Jungen trotz seines Zustandes scheinbar nicht entgeht- jedenfalls beruhigt er sich schlussendlich doch noch. Erleichtert atme ich durch. „Na gut, ich werde jetzt langsam meine Hand wieder von deinem Mund lösen und ich hoffe du versuchst mir nicht gleich wieder das Trommelfell durch einen Schrei zu sprengen.“ Langsam führe ich das Gesagte durch und gebe den Mund wieder frei, doch kein Ton erklingt. „OK, als nächstes lockere ich jetzt meinen Griff, bitte schlag nicht gleich wieder wild um dich, damit könntest du nicht nur uns, sonder auch dich selbst verletzten und das wollen wir ja nicht. Daher würde ich dich auch bitten nicht zu versuchen in blinder Flucht davon stürmen zu wollen, dass könnte körperlich auch sehr, sehr schlecht für dich sein. Na dann, ich lass nun los.“ Noch zögerlicher als zuvor löse ich erst meinen Arm, um dann auch meine Beine zu lockern und etwas von ihm abzurücken, um ihm mehr Spielraum zu überlassen.
 

Diese Aktionen bringen mir lediglich verwirrte und verständnislose Blicke ein. Sonderbar, denn immerhin ist das, was ich hier gerade tue doch etwas ganz normales, warum guckt er mich also an wie das siebte Weltwunder? „So mein Kleiner, dann verfrachten wir dich wohl am besten als erstes Mal wieder ins Bett. Du bist schließlich verletzt und brauchst deswegen viel Ruhe um dich zu Erholen. Komm, ich helf dir.“ Ich richte mich auf und drehe mich so, dass ich nun nicht mehr sitze, sondern mit einem Knie am Boden gestützt seitlich zu dem Schwarzhaarigen hocke. Sogleich versucht sich der Kleinere wieder von mir zu entfernen, woraufhin ich ihm erneut ein hoffentlich vertrauenerweckendes Lächeln schenke.
 

„Keine Angst. Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir nichts zu Leide tun werde, aber es geht einfacher und ist leichter für dich, wenn du nicht selbst versuchst aufzustehen, sondern wenn ich dich schnell wieder hoch ins Bett lege. Ich werde ganz vorsichtig sein. Du wirst sehen, es geht ganz schnell. In Ordnung?“ Fragend und gleichzeitig bittend strecke ich ihm meine Hand entgegen, in der Hoffnung, der Junge würde mir die seine als Zustimmung reichen. Es dauert zwar einige Momente, doch ich werde nicht enttäuscht. Zögerlich erhebt sich eine blasse, zitternde Hand, welche kurz auf meiner Handfläche zum Ruhen kommt, jedoch gleich zurückgezogen wird, als er die Wärme meiner Haut richtig spürt.
 

„Ist schon OK, lass dir ruhig Zeit, mein Kleiner, wenn es geht aber nicht zu viel, sonst erfrierst du mir hier noch, du bist ja jetzt schon eiskalt“, gebe ich leicht scherzend die offensichtliche Wahrheit kund. Der an die Brust gepresste Arm rührt sich wieder, streckt erneut langsam die zarte Hand in meine Richtung, lässt sie dann am Ende aber auf meiner liegen, statt sie wieder wegzuziehen. Etwas breiter lächele ich ihn immer noch freundlich an, beuge mich weiter zu ihm, damit ich ihm einen Arm unter die Kniekehlen schieben und den anderen am Rücken zu platzieren kann. Ein starkes Beben ergreift den Körper, doch ich ignoriere es gänzlich, erhebe mich stattdessen ruckartig mit dem Jungen in den Armen.
 

>Man, ist der leicht. Ein echtes Fliegengewicht. Er muss unbedingt mehr essen.< Wie versprochen liegt der Junge auch schon einige Sekunden später auf der weichen Matratze. Geschwind decke ich ihn noch mit der wärmenden Decke zu, als ich auch schon Shisuis Stimme höre. „Könnte ich dich mal gerade draußen vor der Tür sprechen, Itachi?“, giftet er mich an. Menschenskinder, was hat der den schon wieder? Zickt rum wie so eine Diva. „Ich komme gleich.“ Während Shisui bereits den Raum verlässt, wende ich mich noch mal an den im Bett Liegenden. „Warte einen Moment, ich bin gleich wieder zurück, das dauert nicht lange.“ Schnell blinzele ich ihm noch einmal zu, verlasse das Zimmer, gehe zu dem im Vorzimmer stehenden Shisui und schließe die Tür hinter mir.
 

„Was ist?“, will ich sogleich wissen. „Itachi, lass uns die Polizei oder jemanden vom Jugendamt oder so anrufen, die können dann kommen, den Jungen abholen und sich weiter um ihn kümmern, wir haben nichts damit zu schaffen!“ „Spinnst du? Ich kann ihn doch nicht einfach so abschieben, und dann noch in dem Zustand! Was denkst du dir dabei?“ „Itachi, die Zeit, den Kleinen zu pflegen hast du nicht. Gut, heute ist Sonntag, hat dich sonst aber auch nie daran gehindert zu arbeiten. Und was ist mit Morgen und den Tagen danach?“ „Mein Gott, dann arbeite ich halt zu Hause etwas und du übernimmst für mich in der Firma, oder ich mache mal ein paar Tage Urlaub. Kann ich mir als Chef doch auch mal leisten.“ „Du und Urlaub? Itachi, hör dir doch nur selbst mal zu, der Kleine bringt dich völlig durcheinander! Du hast seit dem Moment, in dem du das Unternehmen deiner Eltern vor einigen Jahren übernommen hast, nicht ein Mal Urlaub gemacht- und jetzt auf einmal? Weißt du eigentlich, wie absurd das klingt?“ „Na und, dann nehm ich halt jetzt mal Urlaub. Statt mich zu fragen was mit mir los ist, solltest du dich selbst fragen, was in dich gefahren ist. Ist dir ne Laus über die Leber gelaufen, haste deine Tage oder was giftest du hier so rum?“ „Itachi, ich bin ein Kerl, ich kann keine Tage kriegen.“ „Du benimmst dich aber so. Wenn das übrigens alles war, würde ich gerne wieder nach unserem Gast sehen, der zur Genesung auch weiterhin hierbleiben wird, basta! Wenn du mich also bitte entschuldigen würdest.“ „Ist ja gut, ich geb mich geschlagen. Solltest du was brauchen melde dich.“ So zieht mein Freund beleidigt von dannen, weswegen ich wieder zu dem Engel im Nebenraum gehe.
 

„So, mein Kleiner, da bin ich auch schon wieder und jetzt erst mal zu dir.“ Große Augen blicken mich fragend an, während sich die blassen Finger in die Decke krallen und sie bis unter die Nasenspitze ziehen. >Niedlich.< „Was zum Donner hast du dir dabei gedacht, mitten in der Nacht durch einen dunklen Wald zu laufen? Du hast wahnsinniges Glück gehabt, dass ich dich nicht schlimmer erwischt habe und mehr passiert ist! Deine Eltern sind bestimmt krank vor Sorge um dich, rechnen mit dem schlimmsten, wofür sie ja auch scheinbar allen Grund haben und heulen sich die Augen aus! Und dann auch noch die Sache mit der Schere. Was sollte das? Scheinbar war es auch nicht der erste Versuch, den du unternommen hast! Was treibt dich zu so was?“
 

Während des Sprechens bin ich unbemerkt immer lauter geworden, steigere mich immer mehr in die aufkommende Wut in meinem Inneren. Ein so unschuldiges Geschöpf will und kann ich nicht leiden sehen, zusehen wie es sich selbst zerstört. Viel zu spät merke ich daher, wie sehr ich den Kleinen wieder einschüchtere. Als ich es doch noch bemerke, seufze ich schwerfällig auf, fahre mit der flachen Hand über das Gesicht hoch über mein zusammengebundenes Haar. Bei meiner Predigt bin ich durch den Raum getigert, nun wende ich mich dem Bett zu, dort angekommen lasse ich mich auf der Kante nieder.
 

„Sorry, ich wollte dich nicht anschreien. Ich mach mir nur solche Sorgen um dich. Dabei hab ich mich noch nicht mal vorgestellt. Also mein Name ist Itachi und wie heißt du?“ Eine Antwort erhalte ich nicht, weshalb ich noch eine andere Frage stelle. „Hast du vielleicht Hunger oder Durst? Wer sind deine Eltern und sollen wir sie Informieren, wo du bist und wie es dir geht?“ Doch es bleibt still. >Klasse gemacht, Itachi. Der Kleine war eh schon total verängstigt und schüchtern und du verstörst ihn durch dein Rumgebrüll auch noch mehr. Echt super gemacht!< „Du kannst dich Ruhig wieder hinlegen und noch etwas schlafen, das wird dir gut tun. Ich werde mich wieder auf den Stuhl setzten und auf dich aufpassen, dann wird dir nichts passieren. Solltest du etwas brauchen, Durst oder Hunger haben, sag es mir einfach, dann bekommst du etwas. Falls dir kalt ist, kann ich dir auch gerne noch eine zusätzliche Decke bringen. Mein Name ist übrigens Itachi.“ Ich habe gerade wieder auf meinem Stuhl Platz genommen, als eine melodische Stimme, so sanft wie eine Frühlingsbrise, an meine Ohren dringt.

Kapitel 3

Ich weiß nicht wirklich, was ich von alledem halten soll. Sicher, dieser Fremde hat mir das Leben gerettet, aber es ist irritierend, dass er meinen Vater erwähnt und nicht zu wissen scheint, wer ich bin. Also hat er mich wohl mit zu sich genommen, nachdem ich ihm vor sein Auto gerannt bin. Aber wieso ist er so wütend auf mich? Vielleicht habe ich sein Auto ernsthaft beschädigt und deswegen ist er so aufgebracht. Ich weiß es nicht, aber es scheint das logischste. Wieso sollte er mich sonst angeschrien haben? Zu meinen Verletzungen hat noch nie jemand etwas gesagt, also ist es für ihn bestimmt nur ein Vorwand, um seiner Wut Platz zu machen. Aber eine Sache muss ich doch wissen… “Ist… ist er da?“, würge ich möglichst ruhig hervor.
 

Ich stutze, denn der Mann sieht mich verwirrt an. “Wen meinst du?“, fragt er irritiert. Ich schüttele schnell meinen Kopf, keine gute Entscheidung. Rasende Kopfschmerzen lassen mich zusammenzucken, und mein Arm tut auch wieder weh. Hätte er mich nicht rechtzeitig gefunden, hätte ich das jetzt nicht gehabt. Dann würde mir nichts mehr wehtun, und Vater wäre nicht so merkwürdig. Und wieso will dieser Itachi eigentlich wissen, wer ich bin? Immerhin ist es mehr als nur offensichtlich, wieso er mir seinen Namen genannt hat. Wahrscheinlich will er meinen Vater benachrichtigen, damit der ganz schnell hier ist und mich wieder mitnehmen kann. Ich bin ihm bestimmt lästig, schon alleine mit meinen Verletzungen. Ich kann froh sein, dass Itachi mich nicht gleich in ein Krankenhaus gebracht hat- dann wäre ich wieder in einem dieser ätzend sterilen Betten in den weißen Zimmern mit dem kalten Boden und der überhaupt eisigen Umgebung. Und neben mir würde mein Vater sitzen, mich bemuttern- oder bevatern- und sich Vorwürfe machen, wie es überhaupt erst so weit kommen konnte, dass ich es schon wieder geschafft habe, mir irgendwie Verletzungen zuzufügen…
 

Ich zucke erschrocken zusammen, als ich eine warme Hand auf meiner Schulter fühle. Beunruhigt sehe ich in die schwarzen Augen des Fremden. Er schaut mich ganz freundlich an, normal. Nicht überfürsorglich oder abwertend oder so. Einfach nur freundlich, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. “Alles in Ordnung mit dir? Willst du etwas trinken?“, fragt er. Meine Kehle fühlt sich rau und trocken an. Ein Glas Wasser oder so würde mir bestimmt gut tun. Aber wirklich kennen tue ich Itachi nicht. Ein Fremder, der mir seinen Namen genannt und mich mitgenommen hat. Immerhin ist diese Gegend hier wohl etwas abgeschiedener- ich höre keine Geräusche wie sonst überall in der Stadt. Vermutlich wird Vater mich hier nie finden- selbst wenn er sich nüchtern auf die Suche nach mir machen würde. Obwohl ich bei dem Wetter bestimmt ziemlich viele Spuren hinterlassen habe- anders war es gar nicht möglich, so wie es gegossen hat.
 

Diesmal erschrecke ich nicht, als er mich aus meinen Gedanken reißt. Und zögere. Ich kenne Itachi nicht, er kann das alles auch nur spielen, damit ich ihm vertraue. Nein, da verdurste ich lieber! Aus Protest drehe ich mein Gesicht von ihm weg. Wer weiß schon, was dieser Itachi vorhat? Sicher, er hat mir das Leben gerettet- aber vielleicht weiß er ja genau, wer mein Vater ist und wird mich bei der nächstbesten Gelegenheit zu ihm bringen oder- wenn er ebenfalls ein Dojo leitet- meinen Vater erpressen. Immerhin hat er ausgezeichnete Lehrer eingestellt, um die er beneidet wird. Vielleicht will dieser Itachi meinen Vater dazu zwingen, das Dojo zu schließen und ihm die Angestellten zu vermitteln. Besser misstrauisch sein. Selbst wenn Itachi nichts von alledem weiß, ist es dennoch riskant. Hinterher bekomme ich dafür noch Ärger, hier gelandet zu sein. Ganz bestimmt sogar. Und mein Vater macht sich wohl auch schon Sorgen um mich, wenn er denn schon weiß, dass ich wieder weggelaufen bin. Vielleicht klappert er auch schon völlig nüchtern alle Krankenhäuser in der Umgebung ab. Und wenn er das tut, wird er danach die Wälder durchsuchen, meine Spuren finden… und sie verlieren. Oder vermuten, dass mich der Autofahrer mitgenommen hat und den Spuren folgen. Ich hoffe es nicht- es tut gut, ihn nicht zu sehen. Die zitternden Hände und roten Augen. Ich hasse es. Und dieser Itachi macht es auch nicht besser. Ein Seufzen ertönt. Soll Itachi sich ruhig mehr Mühe geben- ich mache es ihm bestimmt nicht leicht! Und wenn er mal kurz weg ist, finde ich bestimmt auch wieder einen Weg, es endgültig zu beenden!

Fluchtversuch

Der unbekannte Junge im Bett dreht doch einfach seinen Kopf weg von mir, was mich resigniert aufseufzen lässt. Der Bursche scheint wohl 'ne echt harte Nuss zu sein, aber wenn er ernsthaft glaubt, ich lasse mich so einfach abspeisen, da hat er sich geschnitten. Immerhin kann ich deutlich sehen, dass etwas mit ihm nicht stimmt, dass ihn etwas bedrückt, wenn nicht sogar quält und ich will ihm helfen, auch wenn ich selbst nicht wirklich verstehe, warum. Vielleicht wegen diesen unglaublichen Seelenspiegeln, die er sein Eigen nennt, in welchen so viel Leid und Trauer zu finden ist. Doch bevor ich dem Jüngeren helfen kann, muss ich erst mal das Vertrauen dieses sturen Bockes gewinnen. Fragt sich nur wie… „So wie es aussieht willst du wohl nicht mit mir reden. Fein, auch gut, wenn du nicht magst. Ich zwinge dich nicht dazu, aber falls du es dir doch anders überlegen solltest, melde dich einfach. Ich werde immer ein offenes Ohr für dich haben“, versichere ich dem Kleinen, ohne die geringste Reaktion darauf von dem Knirps zu bekommen. Noch einmal seufze ich, stütze die Hände auf die Knie und erhebe mich. „Nun gut, ich werde erst mal runter in die Küche gehen und uns was zu trinken organisieren. Du musst trinken, es wird dir gut tun.“ Ich öffne bereits die Tür, bin gerade dabei hinaus zu treten, als ich doch noch einmal inne halte, um mich dem Jüngeren erneut zuzuwenden. Mit ausgestrecktem Arm deutet mein Zeigefinger auf ihn. „Und du, mein Lieber, du wirst schön artig hier auf mich warten und dich auskurieren.“ Damit verlasse ich den Raum. Doch nach zwei Schritten kehre ich um, wie kann ich auch nur so unvorsichtig sein? Schwungvoll reiße ich die Tür auf, gerade noch rechtzeitig wie sich herausstellt.
 

„Finger weg!“, donnere ich drauf los, wodurch mein unfreiwilliger Gast in seiner Bewegung stoppt. Ertappt zuckt er zusammen, während ich mir sein Zielobjekt - den Verbandskasten, in dem immer noch die Schere liegt – schnappe. „Denk nicht mal daran. Und um sicher zu gehen, werde ich das hier“, demonstrativ halte ich den kleinen weißen Kasten mit dem roten Kreuz darauf empor, „mit mir nehmen. Nur um dich auch ja nicht auf dumme Gedanken zu bringen.“ Ich glaube, ein böses Funkeln in den jungen Augen ausmachen zu können, weil ich sein Handeln durchschaut habe, doch ich gehe nicht weiter darauf ein sondern verlasse ihn abermals. Den erbeuteten Verbandskasten werfe ich im Vorbeigehen auf einen der Sessel im Vorzimmer. Auf dem Flur treffe ich dann auf meinen lieben, noch immer verpennten Cousin, der sich gähnend durch sein wirres Haar fährt. „Na, hast du dich wieder eingekriegt, Shisui?“ „Mhmm“, brummt er mir nur mit saurem Blick entgegen. „Wohl eher nicht“, schlussfolgere ich daraufhin. „Und du, warum bist du nicht immer noch bei der kleinen Nervensäge?“, knurrt mich der sonst so friedliche Mann an. >Meine Güte, was geht bloß mit dem ab, sonst verhält der sich nie so, eigentlich kommt er mit jedem gut zurecht, egal um was für ein mieses Schwein es geht, aber den Jungen hat er wohl echt gefressen, warum auch immer.<
 

„Ich will für ihn und mich gerade etwas zu trinken holen. Was mich im Moment aber brennender interessiert, was ist eigentlich mit dir los?“ „Ich versteh nicht ganz, Itachi, was meinst du bitte?“ „Was ich meine? Shisui, normalerweise verstehst du dich mit jedem, wirklich mit ausnahmslos jedem, nur mit dem Kleinen hast du wohl ein Problem. Wie kommt das?“ „Ich trau ihm nicht. Er ist seltsam, die Verletzungen, sein Verhalten vorhin, da stimmt was nicht- und dann auch noch du!“ Fragend sehe ich ihn an. „Was meinst du von wegen 'und du'?“, erkundige ich mich verwirrt. „Sieh dich doch an! Du kennst die kleine Kröte nicht Mal und trotzdem betuddelst du ihn jetzt schon!“ „Shisui, ich habe ihn vor ein paar Stunden überfahren, was erwartest du dann bitte? Dass ich ihn rausschmeiße? Verdammt, ich hab ihn fast getötet.“ „Ist ja gut mein Freund“, beruhigend legt er eine Hand auf meine Schulter. „Ich verlange ja nicht, dass du ihn vor die Tür setzt, aber das Krankenhaus wäre auch eine Option.“ Als Shisui auf diesen Vorschlag hin meinen wutentbrannten Blick sieht, nimmt er seine Hand wieder von meiner Schulter um sie mit der Anderen zusammen abwehrend hochzuhalten. „Wow, Alter. Ganz ruhig, OK.“ Schon wieder muss ich seufzen, schließe die Augen und drücke Zeigefinger, wie auch Daumen auf meine Nasenwurzel. >Man, wenn der Tag so weitergeht, hab ich bald tierische Kopfschmerzen.< „Ach ja Shisui, bitte sei auch so gut und nenn unseren Gast nicht Knirps, Plage, oder sonst wie in der Art.“ Beleidigt verschränkt der Ältere die Arme vor der Brust und dreht zusätzlich den Kopf zur Seite. „Na fein, dann nenn mir halt seinen Namen.“ „Den kenne ich leider nicht.“ „Was? Du hast ihn noch nicht danach gefragt?“ „Doch, klar hab ich, er hat mir aber nicht geantwortet“, gestehe ich kleinlaut.
 

Erst schaut mein Gegenüber mich mit großen Augen an, bevor er plötzlich losprustet, woraufhin er von mir abschätzend gemustert wird. >Was hat der denn nun schon wieder? Dreht er jetzt komplett durch?<, grübele ich vor mir hin, während Shisui nun doch versucht, unter Glucksen etwas zu sagen. „Der Knirps hat dir nicht geantwortet,… und du,… der große Itachi Uchiha… der sonst immerjede Antwort bekommt, die er will… hat ernsthaft vor einem kleinen Kind klein beigegeben?“ „Wie meinen?“ Das Grinsen Shisuis wird durch meinen gereizten Unterton noch breiter. „Du hast den Schwanz vor der halben Portion eingezogen, mein Lieber.“ „Ach, halt doch die Klappe, du schadenfroher Blödmann! Und hab ich dir vorhin nicht gesagt du sollst ihn nicht beleidigen oder sonst irgendwie mit deinen Betitlungen herabwürdigen?!“ Mein Cousin schnauft. „Na fein, dann sag mir aber auch, wie ich unseren 'Gast' bitte sonst nennen soll“, fordert er mich auf, woraufhin ich ihn wieder anfauche. „Was weiß ich, aber sei nicht so fies. Ich geh jetzt Tee kochen.“ „In der Zeit suche ich mal dein Mitbringsel auf, vielleicht erfahre ich ja mehr als du.“ „Ich warne dich! Wehe du benimmst dich nicht dem Kleinen gegenüber, dann kriegst du 'nen Mega Einlauf von mir, dass schwör ich dir!“ Nach dieser Drohung gehe ich dann doch wie beabsichtigt die Treppe runter zur Küche. Kann genau Shisuis Blick in meinem Rücken spüren, bis ich aus seinem Blickfeld verschwinde. Hätte ich mich nicht vom Acker gemacht, wäre die Wahrscheinlichkeit zu groß geworden, dass ich Shisui eine verpassen würde. So aus der Fassung hat mich schon lange keiner mehr gebracht, und weswegen? Wegen einem kleinen, unbekannten Kind, welches scheinbar am liebsten Tod wäre.
 

Endlich in der Küche angekommen mache ich das Licht an, damit ich mir auf dem Weg zum Wasserkocher nicht auch noch das Genick breche, würde mir ja gerade noch fehlen. Nach der routinemäßigen Kontrolle des Wasserstandes innerhalb des Gerätes stelle ich fest, dass der Inhalt nicht für zwei Tassen Tee reichen wird und fülle erst mal Wasser nach. Während der Kocher dabei ist, die Flüssigkeit zu erwärmen, suche ich zwei Tassen, für meinen Gast oben im Bett und mich selbst, in welche ich auch sofort einen Beutel mit Kräutern hänge. Dann drehe ich mich um, sodass ich mich, das Fenster im Rücken, an die Arbeitsplatte lehnen kann. Erschöpft schließe ich die Augen, seufze leicht frustriert und versuche mich zu entspannen, denn mich beschleicht das Gefühl, dass ich meine Kräfte schon sehr bald noch benötigen werde, das hat mein kleiner Gast ja bereits deutlich durch sein bissiges Benehmen gezeigt. Vielleicht hätte ich es auch wirklich geschafft mich etwas zu entspannen, würde mich nicht ein plötzliches Poltern, gefolgt von einem lauten Platsch daran hindern. Verwirrt öffne ich die Augen wieder, wende mich dem Fenster in meinem Rücken zu, um einen Blick ins Freie zu werfen. Erschrocken weiten sich meine dunklen Augen, nachdem ich erkenne, was, oder besser wer, diesen Radau veranstaltet hat. Auf dem durchgeweichten, schlammigen Boden hockt doch ernsthaft auf Händen und Knien der Junge, den ich vor wenigen Stunden erst angefahren habe und der jetzt definitiv immer noch ins Bett gehört.
 

„Das darf doch nicht wahr sein, was treibt der da draußen?“, knurre ich säuerlich, während ich schon aus der Küche Richtung Eingangsbereich eile. „Das grenzt ja schon an Dummheit!“ Meine Hand ruht bereits auf dem Türgriff, als ich noch ein Mal stoppe, da ich Shisuis Stimme vom oberen Treppenabsatz höre. „Itachi, der Beng... äh, Junge, ist weg. Oben ist eins der Fenster offen, da ist er wohl raus.“ „Weiß ich schon. Hab seine Landung, oder was auch immer das sein sollte, sehr deutlich in der Küche hören können“, teile ich meinem Cousin zwischen Tür und Angel mit, während ich hinaus renne. Schnell gelange ich in den Garten hinter dem Haus. Schließlich ist Eile geboten, möchte ich nicht, dass der Kleine mir noch entkommt. Zu meinem Glück jedoch befindet sich der Junge immer noch an Ort und Stelle, schafft es wohl einfach nicht, wirklich aufzustehen. Durch den schlammigen Boden rutscht mein Gegenüber immer wieder weg, wenn seine Füße versuchen, Halt zu finden, zudem ist ja auch noch sein eines Bein durch den Unfall verletzt. Wie kommt also ein normaler Mensch unter diesen Voraussetzungen auf die hirnrissige Idee, aus einem Fenster im Ersten Stock zu springen? Mein kleiner 'Gast' kämpft noch immer mit dem Aufstehen, weiterhin jedoch ohne Erfolg und ohne mich zu bemerken. Wäre ich nicht so sauer wegen dieses dummen Fluchtversuches, bei dem er sich sonst was hätte brechen können, würde ich gewiss bei seinem Anblick in schallendes Gelächter ausbrechen. Wie er da im Schlamm rumpatscht, bereits Beine und Arme fast gänzlich mit Schlamm bedeckt, sogar in seinem Gesicht klebt etwas, dann noch dieses verbissene Gesicht, gepaart mit den verzweifelten Aufsteh-, oder besser gesagt Fluchtversuchen... Da kann man doch nur an ein einziges Wort denken. >Niedlich. Einfach zu niedlich.< Trotzdem, es ist an der Zeit mir Aufmerksamkeit zu verschaffen, muss der Bursche doch zurück ins Bett. Gekünstelt und laut Huste ich daher, woraufhin der Kopf des Schlammburschen augenblicklich hochruckt, sodass er mich mit stark vor Schreck geweiteten Augen anstarrt. Als er dann noch meinen Verärgerten Gesichtsausdruck erkennt, zuckt er sogar etwas ertappt zusammen. >Geschieht dir ganz Recht. Strafe muss nun Mal sein.<, schießt es mir durch den Kopf, vielleicht wird er Dank des heilsamen Schreckens zumindest ein wenig kooperativer.
 

Weiter quälen will ich den Kleinen aber auch nicht, deshalb gehe ich nun doch auf ihn zu. Mit den Worten „Na komm“ greife ich nach seinem Körper und wuchte ihn auf meine Arme. Brrr, der Bursche ist ja jetzt schon eiskalt. „Jetzt bringen wir dich erst mal wieder zurück ins Warme. Wie bist du überhaupt nur auf die dämliche Idee gekommen, so eine Nummer abzuziehen? Egal, nun geht es für dich zum Säubern ab in die Wanne. Ein paar passende Klamotten werden wir für dich bestimmt auch noch irgendwo finden, nachdem du deine so eingesaut hast.“ Kurz darauf stehe ich auch schon wieder im Foyer, wo sich auch Shisui noch aufhält. „Oh, sieh einer an, hast du unseren entwischten Flüchtling wieder eingefangen?“ „Ja, habe ich, wie du wohl unschwer erkennen kannst. Ach und bevor du noch so 'ne blöde Frage stellst, mach dich lieber nützlich, mein Lieber“, maule ich ihn an. Ich meine, da stehe ich hier mit einem verletzten, wahrscheinlich schon halb unterkühlten, vor Dreck nur so starrenden Jungen auf dem Arm, und statt mir zu helfen fragt der so einen Blödsinn. „Ist ja gut. Dann sag mal, Cousin, wie kann ich dir helfen?“ „Sei so gut und durchstöbere meinen Kleiderschrank, ob du dort nicht irgendetwas Passendes für unseren Gast hier finden kannst und bring mir das Ganze dann bitte ins Bad nach oben.“ Zur Verdeutlichung nicke ich auf den Dreckspatz in meinen Armen. „Wird erledigt.“ Schwups, da ist der Gute auch schon weg.
 

Ich hingegen begebe mich mit meiner Last in das angrenzende Bad des Zimmers, in dem ich Junior bisher auch untergebracht habe. Hier setze ich ihn vorerst auf dem Klodeckel ab. „Sitzen bleiben, Freundchen. Ich habe nämlich auch hinten Augen, musst du wissen.“ Ich hoffe, die Drohung wird ziehen, und mache mich daran, warmes Wasser in die Badewanne laufen zu lassen. So, nur noch etwas Badezusatz rein, dann hätten wir es auch schon. An mir herabsehend seufze ich. Das Hemd kann wohl in die Wäsche, denn dadurch, dass ich dieses verdreckte Kind wieder hier rein getragen habe, habe ich mir logischerweise auch gleich mein eigenes Hemd mit Schlamm beschmiert. Deswegen ziehe ich es auch kurz entschlossen über den Kopf, um es in eine Ecke des Raumes zu werfen. Immerhin trage ich noch ein, wenn auch zugegeben recht dünnes, weißes T-Shirt drunter. Ist nicht gerade verwunderlich, ich meine, es war gestern nicht wirklich warm gewesen, aber in ´nem dicken Pulli kann ich schließlich nicht bei der Arbeit aufkreuzen, was würden meine Geschäftspartner denken? Da muss man sich halt anders weiterhelfen. Noch schnell ein paar Handtücher und ein großes Badetuch aus einem Schrank gefischt, welche ich auf einem kleinen Badezimmerschränkchen platziere, dann war's das. Die Wanne ist mittlerweile auch voll genug, weshalb ich den Hahn wieder zudrehe. „So, Junge, runter mit den Klamotten und rein ins Wasser. Hopp, hopp!“ Der Kleine aber schaut mich nur mit großen Augen an, dann zur Tür und wieder zurück zu mir. „Nichts da, mein Lieber. Ich werde hier bleiben während du badest, damit du nicht auf dumme Ideen kommst, die du ja anscheinend zu genüge in deinem Dickschädel hast. Nachher versuchst du noch dich zu ertränken. Also los, ausziehen“, fordere ich daher erneut, doch er will sich immer noch nicht rühren. „Gut, ich gebe dir genau zwei Minuten. Entweder du bist in dieser Zeit ausgezogen und in der Wanne verschwunden, um dich zu waschen und aufzuwärmen, oder ich werde selbst nachhelfen, indem ich Hand anlegen werde“, versichere ich ihm nun todernst und siehe da, es hilft. Widerwillig erhebt sich mein Gesprächspartner, um sich im Schneckentempo aus seinen Sachen zu pellen. „Na, wird’s bald? Tick Tack, die Zeit läuft ab, ich scherze nicht was das angeht.“ Etwas zügiger fährt der Junge fort und ist keine zwei Sekunden, nachdem er die Boxershort ausgezogen hat, im Wasser verschwunden- aber nicht, ohne mir aus der Wanne einen bösen Blick zuzuwerfen.
 

„Siehst du, mein Kleiner? Geht doch. Das warme Wasser wird dir gut tun und dich Eiszapfen erst mal wieder auftauen. Seife liegt da drüben. Sieh zu, dass du den Dreck runter kriegst und wieder wie ein Mensch aussiehst, du Deckspatz, sonst werde ich dir zur Hand gehen müssen“, gebe ich nun halb im Scherz von mir. „Ich bleibe so lange hier stehen und warte.“ Damit lehne ich mich an die Wand neben der Tür, die Wanne genau im Blickfeld, schließlich muss ich ja im Notfall reagieren können. Artig wird meiner Anweisung nachgekommen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er, auch wenn er es wohl nie zugeben würde, selbst froh darüber ist, sich waschen zu dürfen. Ich meine, erst der ganze Regen von gestern Abend mit unfreiwilligem Bodenkontakt und dann heute schon wieder die Landung in einem großen Schlammhaufen, nicht gerade so das Wahre, würde man mich fragen. Langsam färbt sich das Wasser durch den auf der Haut klebenden Schlamm bräunlich, gibt dafür wieder helle, meiner Meinung nach zu helle, Haut preis. Beinahe habe ich es geschafft, zurück zu meiner Ruhe zu finden. Leider nur beinahe, denn dummerweise platzt genau just in diesem Moment Shisui ins Badezimmer und löst eine Kettenreaktion aus, weil er nicht wie jeder normale Mensch ruhig nach dem Anklopfen ins Zimmer tritt. Nein, der Herr veranstaltet dabei 'nen Riesen Radau. Anklopfen? Wozu? Stattdessen stoßen wir die Tür auf, welche mit lautem Krachen an der Wand landet. Gut, das ich an der anderen Seite lehne, sonst hätte ich jetzt eine platte Nase, gepaart mit netten Sternen, die mir um die Birne schwirren würden. Das danach ausbrechende Chaos spielt sich binnen Sekunden ab und ist am Ende auch nicht viel besser für mich.
 

Der kleine Schwarzhaarige bekommt einen tierischen Schrecken und springt auf, was natürlich keine gute Idee ist. Ich weiß nicht, was es ist, ob aufgrund des schnellen Erhebens, oder ob er ausrutscht, oder etwa Beides zusammen, jedenfalls kommt der Kleine ins Wanken und kippt, wie sollte es anders sein, rückwärts. Sofort, als ich dies bemerke, hechte ich auch schon los. Das Ergebnis dieser Rettungsaktion ist, dass ich Shisui umbringe, wenn ich ihn in die Finger bekomme: Ich kann zwar verhindern, dass der Junge ins Wasser fällt und sich dabei gegebenenfalls den Kopf am Badewannenrand aufschlägt oder sich anderweitig verletzt, dafür lässt sich aber nicht vermeiden, dass ich mit einem lauten Platsch, Oberkörper voran, selbst ein unfreiwilliges Bad nehme. Dank meines Bauchklatschers macht mein Kopf beim Auftauchen auch gleich nähere Bekanntschaft mit der gefliesten Wand. Gibt bestimmt eine gigantische Beule, so wie das wehtut, meine angekündigten Kopfschmerzen habe damit jetzt auch weg. Nun sitze ich mit meinem Hintern auf dem Wannenboden, Unterkörper und Oberschenkel unter Wasser, den Oberkörper der Wasserratte in meinen Armen quer auf meinem Schoß liegend. Wenigstens scheint mein Bruchpilot langsam wieder zu sich zu kommen. Unter Stöhnen greift er sich mit einer Hand an den Kopf, bevor er mich benebelt ansieht. Scheinbar begreift er gerade, was passiert ist und in welcher Lage er sich befindet. Seine Augen weiten sich und er versucht doch ernsthaft, gleich wieder aufzuspringen, was ich glücklicherweise durch die Tatsache, dass meine Arme sich noch immer um seine schmale Hüfte schlingen, zu verhindern weiß. Es fehlt mir schließlich gerade noch, dass Junior schon wieder so einen Sturzflug hinlegt. „Stopp, Junge. Nicht so schnell, das ist doch vorhin schon schief gegangen! Glaubst du, diesmal würde es anders laufen?“ Nachdem das geklärt ist, wende ich mich dem Verursacher allen Übels zu. „Shisui, was hast du dir dabei gedacht? Schon mal was von anklopfen gehört?“ „He, nun mach mich nicht gleich an, wenn ich schon so gnädig bin und dir den Gefallen tue, in deinem Klamottenwirrwarr nach Sache für DEN da“, dabei nickt er zu dem Kleinen auf mir rüber, „zu suchen.“ „Bist du wenigstens fündig geworden?“ „Ja, siehste doch.“ Dabei hebt er demonstrativ die Arme, in welchen sich ein kleiner Wäschestapel befindet. „Danke, leg die Sache bitte neben die Handtücher da drüben auf das Schränkchen.“
 

Ruhigen Schrittes kommt Shisui weiter ins Rauminnere, während der Junge noch verbissener versucht, sein bestes Stück vor ungewollten Blicken zu schützen. Bilde ich mir das nur ein oder macht sich der Junge wirklich immer kleiner, je näher mein Cousin kommt? Bestimmt irre ich mich, andererseits kann ich es ihm nicht verdenken, ich würde an seiner Stelle gewiss genau so handeln in der Nähe zweier völlig Fremder. Vielleicht beruht die Abneigung Shisuis aber auch auf Gegenseitigkeit und der Bursche mag ihn genauso wenig wie umgekehrt. „Ach Shisui, könntest du mir noch einen Gefallen tun?“, wende ich mich an den einzigen Trockenen im Zimmer, welcher gerade die Kleidungsstücke ablegt. „Könntest du vielleicht...“ „Lass mich raten, Itachi. Soll ich dir auch ein paar trockene Sache bringen?“, werde ich ironisch gefragt. „Wenn du so freundlich sein könntest.“ Der Gefragte gibt keine Antwort, dreht sich nur um und hebt seine Hand, womit er mir zustimmt, dann sind der Junge und ich wieder alleine. Wir sitzen immer noch im Wasser, welches, wie ich nun bemerken muss, langsam erkaltet. „Da das nun geklärt ist, du wieder sauber bist und das Wasser allmählich zu kalt wird, um noch länger darin zu bleiben, schlage ich vor, wir Beide klettern hier wieder raus, trocknen uns ab, ziehen uns trockene Klamotten an und du verschwindest danach umgehend im warmen Bett. Sonst wirst du noch krank, Junge, falls du das noch nicht eh schon längst bist.“
 

Vorsichtig helfe ich meinem jungen Gast auf, indem ich ihn mit den Armen stütze, bis er dann wirklich auf seinen eigenen Beinen halbwegs fest steht. „So, und jetzt warte kurz, bis ich auch raus bin, dann haben wir es einfacher“, brummele ich bei meinem Versuch, mich ebenfalls zu erheben, was mir nach einigen Verrenkungen auch tatsächlich gelingt; wobei ich allerdings das halbe Bad mit meinen vollgesogenen Klamotten unter Wasser setze. Super, die nächste Sauerei. Frustriert seufze ich zum wiederholten Male an diesem noch gar nicht so weit fortgeschrittenen Tag. „Komm, ich helfe dir, damit du nicht auch noch auf dem nassen Boden ausrutscht…“, biete ich ihm eine Hand an, welche nach einer Weile auch mit skeptischem Blick zögerlich ergriffen wird. Sobald der Junge nun vor mir, außerhalb des Wassers, steht, greife ich nach dem Badetuch und wickele den Burschen darin ein. „Trockne dich damit schon einmal ab. Ich helfe dir dann gleich auch bei den Haaren, umso schneller bist du fertig.“ Wie angekündigt schnappe ich mir nun ein kleineres Handtuch, welches ich dem Kleineren auf den Kopf lege, um durch leichtes, dennoch sanftes Rubbeln die schönen Haare zu trocknen. Als ich mit meiner selbst auferlegten Aufgabe fertig bin, hänge ich das nun nasse Handtuch zum Trocknen über die Heizung. Währenddessen bemerke ich im Augenwinkel, wie der zierliche Körper zu wanken beginnt. Er wird doch nicht…? Doch zu spät, er bricht tatsächlich zusammen. Zu seinem Glück bin ich aber auch dieses Mal schnell genug, um ihn noch rechtzeitig hochzuziehen. Schlaff liegt er nun an meiner Brust. „He, Kleiner. Alles OK?“, frage ich besorgt, eine Gegenreaktion bleibt allerdings aus. Daher schlinge ich meinen Arm fester um die schlanke Hüfte, damit ich mit der anderen Hand gefahrlos ein paar der noch feuchten Strähnen aus dem jungen Gesicht streichen kann, ohne dabei Sorge zu haben, dass mir der Kleine hinfallen könnte.
 

Wo ich jetzt freie Sicht habe, kann ich erkennen, dass die Augen des Kleinen geschlossen sind. Der Mund ist leicht geöffnet, zudem atmet er heftig und schnell. Besorgt lege ich meine Hand so gut es geht auf seine Stirn und bekomme einen heiden Schrecken. „Du glühst ja förmlich, mein Kleiner!“ Daraufhin öffnen sich die geschlossenen Augen wieder einen Spalt, er heb die Arme, welche auf meiner Brust zum Ruhen kamen und ich glaube, er versucht mich von sich zu schieben, wozu ihm aber die Kraft fehlt. „Hör auf, Kleiner. Sobald ich dich loslasse, wirst du hinfallen. Du musst doch selbst merken wie schwach du bist. Deine Beine tragen dich im Moment einfach nicht. Wenn du also nicht mit mir reden willst, dann lass dir wenigstens von mir helfen. Ich trage dich jetzt rüber zum Bett.“ Damit lade ich das Fliegengewicht wieder auf meine Arme und bringe ihn ins Nebenzimmer, wobei ich, triefnass wie ich ja bin, eine schöne Wasserspur hinterlasse. Es rentiert sich wirklich, dass hier überall kein Teppichboden sondern Parkett liegt.
 

Behutsam setze ich den Jungen nun auf die Bettkante. „Nicht rühren.“ Eilig flitze ich zurück ins Bad, wo ich mir die bereitgelegten Sachen schnappe und ins Schlafzimmer zurückkehre. Dort lege ich die Sachen neben den auf dem Bett Sitzenden ab. Weil der Kleine immer noch recht abwesend wirkt, entschließe ich mich, ihm erst mal eine Hand auf die Schulter zu legen. „He Großer, nicht erschrecken, ich nehm dir jetzt das Badetuch ab und werde dir die Sachen, die Shisui gebracht hat, anziehen.“ Als ich dann aber wie angekündigt das Badetuch von den schmalen Schultern streichen will, krallen sich die blassen Hände in diesem fest. „Keine Angst. Ich will dir nichts tun“, versuche ich den Kleinen zu beruhigen. Vielleicht hält er mich ja für 'nen Perversen oder Kinderschänder. „Ich schau dir schon nichts weg, Großer. Du hast da nichts, was ich nicht auch habe und jetzt sei lieb und lass das Handtuch los. Du musst unbedingt ins Bett, aber nicht mit nassem Handtuch.“ Erneut versuche ich das Badetuch zu entfernen, diesmal mit Erfolg. Bevor es sich der Junge noch einmal anders überlegt, streife ich ihm flink eins meiner schwarzen T-Shirts über, welches Shisui gebracht hat. Es ist ihm zwar viel zu groß, wirkt eher wie ein etwas kurzes Sommerkleid, dennoch, besser als Nichts ist es allemal. Bei der Boxershorts sieht es für den Burschen da schon viel besser aus. Ich hatte mal beim Einkaufen in der Hektik nach zwei Päckchen mit Unterwäsche gegriffen, von dem eines zu klein für mich war, was ich Depp natürlich erst zu Hause gemerkt hatte. Tja, weil ich dann aber zu faul war das Zeug wieder umzutauschen, ist es irgendwo in meinem Schrank gelandet und heute von Shisui wieder zu Tage gefördert worden. Zwar passt das Teil meinem Gast auch nicht hundertprozentig, sollte ihm aber auch nicht gleich von der Hüfte rutschen, sobald er aufsteht. Fehlt nur noch die Hose, auch hier hat Shisui mitgedacht und eine Trainingshose von mir genommen. Die wird er hochkrempeln müssen, wenn er laufen will, dafür kann man sie aber mit einem Band an der Hüfte enger schnüren. Beim Anziehen verfahre ich da wie bei der Shorts, stecke erst das eine, dann das andere Bein in die Hose, welche ich so weit wie möglich hochziehe. Bis kurz über die Knie ist es ganz einfach, danach brauche ich nur das entsprechende Bein anzuheben und schon kann ich die Hose bis knapp unter seinen Po verfrachten. So weit, so gut. So leicht wie der Junge ist, habe ich auch kein Problem damit, ihn mit einem Arm ein Stück anzuheben, um schnell mit der freien Hand die Hose über seinen Hintern zu kriegen.
 

„Siehst du, Junge, schon erledigt. War doch gar nicht so schlimm.“ Damit schlage ich die dicke Decke zurück. „Na komm, nur noch schnell unter die Decke und dann wird dir ganz schnell wieder warm, wirst schon sehen. Wenn dir dann erst schön warm ist, werden wir dein Fieber auch bald im Griff haben.“ Vorsichtig lege ich ihn hin. Der Schwarzhaarige muss wirklich ziemlich erschöpft sein, da er keine Anstalten macht, sich gegen mein Handeln zu wehren. Gewissenhaft packe ich den Jungen daher fest in die Decke ein, als sich auch mein lieber Cousin wieder blicken lässt, diesmal jedoch mit ein paar trockenen Sachen für mich. „Tada, schon bin ich wieder da. Natürlich mit trockenen Klamotten für dich. Man, Itachi!“ Da hat wohl jemand meine Wasserspur entdeckt. „Musstest du gleich das ganze Haus unter Wasser setzen, nur weil die Kröte baden musste?“ Jap, er hat meine Überflutung gesehen. „Ist ja gut, ich wisch das gleich weg, aber sag mal, mein Lieber, hatten wir uns nicht vorhin auf was geeinigt?“ „Ist ja gut“, knurrt er nur. „Wenn's das jetzt war geh ich Frühstücken, dir noch viel Spaß.“ Stapfend bewegt er sich wieder auf die Tür zu. „Danke für die Hilfe, Shisui.“ „Ja, schon OK. Du weiß ja wo ich bin, falls noch was ist. Viel Spaß dann noch.“ Und schon bin ich mit dem Kranken wieder allein. Na gut, ich sollte mich dann wohl auch erst umziehen. Gesagt, getan. Ich drehe dem Kleinen im Bett den Rücken zu, trete noch etwas weiter vom Bett weg, auf welches ich am Fußende die trockenen Sachen werfe. Endlich bin ich diese triefenden Klamotten los! Total eklig, wenn so nasses Zeug einem am Körper klebt. Erleichtert entledige ich mich meines T-Shirts, welches vorerst einfach auf dem Boden zu meinen Füßen landet, die Hose folgt gleich darauf. Schon viel angenehmer, dafür beschleicht mich das Gefühl, beobachtet zu werden. So ´n Quark, dass bilde ich mir nur ein, bestimmt ist die Beule, die ich Dank der näheren Fliesenbekanntschaft davon tragen werde, daran schuld. Hoffentlich behalte ich da keine bleibenden Schäden zurück. Leisten kann ich mir das zumindest nicht.
 

Am liebsten würde ich unter die Dusche springen und mir genüsslich warmes Wasser über meinen Körper perlen lassen. Leider kann ich das total knicken, wer weiß schon, was der Junge in der Zwischenzeit alles für einen Blödsinn anstellen würde. Ich möchte gar nicht daran denken. Also nur Garderobenwechsel. Der schönen Dusche nachtrauernd seufze ich deprimiert auf und schäle mich nun auch aus meiner Boxershorts, um danach gemächlich in die bereitliegenden Sachen zu schlüpfen. Als ich damit fertig bin, schaue ich kurz über meine Schulter zurück. Ich bin wohl doch ziemlich heftig gegen die Wand gedonnert, ich könnte nämlich schon wieder schwören, etwas zu sehen, was absolut unsinnig ist, nämlich dass der Junge im Bett irgendwie rot um die Nasenspitze aussieht, weil er mich beobachtet. Falls ich mir das aber nicht einbilden sollte, liegt die Röte sicherlich eher an dem hohen Fieber, welches ich vorhin bei ihm bemerkt habe, und ganz sicher nicht daran, dass er mich beim umziehen beobachtet, vorausgesetzt, er würde dies wirklich tun. Egal. „Du bleibst brav liegen. Ich lege nur meine nassen Klamotten mit zu deinen ins Bad und bin dann gleich wieder da, versuch also erst gar nicht aufzustehen. Wahrscheinlich würdest du eh nur eine intensivere Bekanntschaft mit dem Fußboden schließen, so schwach wie du bist.“ Umgehend lasse ich meinen Worten Taten folgen, sammele meine Sachen auf und gehe los. Bevor ich das Bad jedoch wieder verlasse, schnappe ich mir doch noch schnell eine Schüssel, die ich mit kaltem Wasser fülle, und lege einen Lappen hinein. Mit diesen Dingen bewaffnet tauche ich dann wieder vor dem Bett auf. Den Stuhl wieder an seinen vorherigen Platz am Bett ziehend platziere ich die Schüssel auf dem Nachtschränkchen. Ruhig nehme ich den Lappen, welchen ich ins Wasser tauche, um ihn im Anschluss auszuwringen.
 

„Es ist besser, wenn du versuchen würdest, jetzt ein bisschen zu schlafen. Ich bleibe solange hier und passe auf, dass du nicht wieder irgendetwas anstellst, aber auch damit dir nichts passiert“, informiere ich ihn leise, dann lege ich den vorbereiteten Lappen auf die heiße Stirn. „Das wird dir helfen und vielleicht etwas Erleichterung verschaffen“, gebe ich mitfühlend von mir. Meine Hand gleitet tröstend über die erhitzte Wange des Jungen. Er tut mir so unendlich leid. Der arme kleine Kerl. Ich würde ihm so gerne helfen, aber wie nur? Meine Wasserspuren ignoriere ich vorerst, oder um besser zu sagen, habe ich sie schon total vergessen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  KleineBine
2010-11-12T16:12:01+00:00 12.11.2010 17:12
hallöchen ^^

hab mir grad deine ff durchgelesen und ich find sie echt super ;3
freu mich schon tierisch wie es weiter geht *_*

lg bine
Von:  pohlsen
2010-11-01T10:24:35+00:00 01.11.2010 11:24
Hallo, ich habe gerade die FF gefunden und gleich gelesen. Ich muss sagen, sie ist wirklich klasse. Es steckt so viel Gefühl und auch Leidenschaft drin, sie hat mich sofort in den Bann gezogen. Sasuke, davon gehe ich jetzt mal aus, musste schon so viel erleiden. Für ihn ist es schrecklich, so unterschiedlich von seinem Vater behandelt zu werden. Klar, dass er nicht weiß, wie er mit ihm umzugehen hat. Wenn man keine Freunde hat, ist es schwer, damit klar zu kommen und somit wird alles zu viel für den Jungen. Die Gedanken von Sasuke sind super beschrieben und ich konnte mich total gut in ihn hineinversetzen, ihn verstehen und sein Handeln nachvollziehen. Aber ich habe auch für Itachi Verständnis. Er hatte auch keine angenehme, leichte Vergangenheit. Jetzt will er dem Jungen helfen und versucht alles, um ihm am Leben zu erhalten. Seine Gedanken sind richtig, Sasu wollte sich umbringen und hatte bisher ein schweres Leben. Den Gedanken, sie könnten sich gegenseitig helfen finde ich klasse. Aber es wunderte mich schon, dass dies im ersten Kapitel -so früh- kam. Damit habe ich erst später gerechnet.
Beim lesen von Sasukes Leben, kam mir sofort ein Gedanke: Könnte es sein, dass die beiden Brüder sind? Sie somit die gleiche Mutter haben? Naja, wie gesagt, nur eine Vermutung.
Ich freue mich bald was neues von dir zu lesen. Mein Lieblingscharakter ist mit Abstand Itachi und genauso liebe ich das Pairing Itachi/Sasuke. Also, danke, dass du genau so eine FF schreibst.
LG pohlsen


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