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Das Shakespeare-Experiment

oder der Widerspenstigen Zähmung (Seto x Joey)
von

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Wie es euch gefällt

Ersten Aufzug

1. Szene
 

Es treten auf: Bakura, Duke, Tea, Tristan und Atemu
 


 

Tea sieht den Pharao nachdenklich an.

"Denkst du tatsächlich, es könnte so sein?" fragt sie.
 

Er nickt. "Ja, Tea. Ich denke schon eine Weile darüber nach."
 

Das Mädchen senkt den Blick und scheint erneut über seine Worte nachzudenken.
 

"Ihr spinnt doch! Das ist verrückt!" Tristan schüttelt den Kopf.
 

"Naja... es heißt doch: Was sich liebt das neckt sich!" gibt Tea zu bedenken.
 

Duke lacht. "Na, dann lieben sich die Beiden aber sehr!"
 

"Fängst du jetzt auch damit an?" Tristan starrt den Freund ungläubig an. Duke zuckt mit den Schultern. "Ich rekaptituliere nur!" erwidert er gelassen.
 

"..."
 

"Also, komisch ist es schon, dass die Zwei immer so heftig auf einander reagieren!" meldet sich nun Bakura zu Wort.
 

Tristan stöhnt. "Die hassen sich. Deshalb ticken sie so aus!"
 

"Aber es könnte doch auch sein..." hebt der Grauhaarige wieder an.
 

"Quatsch!" unterbricht Tristan ihn entschieden und verschränkt die Arme vor der Brust.
 

Duke zuckt wieder mit den Schultern. "Es könnte schon was dran sein... wäre ja nicht das erste Mal, dass zwei Leute, die sich scheinbar nicht mögen, sich eigentlich doch sehr wohl mögen!"
 

Tea nickt.
 

"Wir reden hier von Joey!" meint Tristan entrüstet. "Der ist doch nicht... und Kaiba kann man vieles nachsagen, aber nicht, dass er..." Er schüttelt erneut den Kopf.
 

"Es ist ja auch nur eine Theorie." meint Atemu beschlichtigend.
 

"Eine dämliche!" fügt Tristan hinzu.
 

"Aber wenn doch was dran ist..." setzt Bakura wieder an.
 

"Dann checken die Beiden das nie!" erwidert Duke.
 

Tristan seufzt. "Das ist dann wohl auch besser so!"
 

"Zumindest würde es mit der Streiterei ein Ende haben, wenn sie es wüssten!" Duke grinst.
 

Tea überlegt immer noch. "Wenn ich so darüber nachdenke... Sie reagieren wirklich sehr heftig aufeinander! Ich meine, Kaiba reagiert auf keinen anderen so emotional wie auf Joey und auf Joey trifft das doch auch irgendwie zu, oder?"
 

Atemu nickt. "Auf jeden Fall sind heftige Gefühle im Spiel." meint er entschieden. Bakura, Duke und auch Tea nicken zustimmend. Tristan verdreht nur die Augen.
 

"Mal ernsthaft... wenn es echt so wäre, dann müsste man ihnen doch auf die Sprünge helfen, oder?" Tea blickt fragend in die Runde.
 

"Und wie?" fragt Bakura unsicher. "Die Zwei sind ja nicht einmal in der Lage normal mit einander zu reden!"
 

Der Pharao nickt. "Man müsste sie irgendwie dazu kriegen, den anderen jeweils von einem neuen Blickwinkel zu betrachten." Er legt die Stirn in Falten und für einen Moment scheint jeder in der Runde, darüber nachzudenken wie man dies bewerkstelligen könnte.
 

"Das Ganze erinnert mich an diese Shakespeare Geschichte." meint Bakura plötzlich. Die andern sehen ihn fragend an. Er lächelt verlegen. "Viel Lärm um Nichts." erklärt er. "Da geht es auch um ein Paar Streithähne, die sich ständig aberwitzige Wortgefechte liefern und ihre Freunde versuchen sie zu verkuppeln, weil sie eigentlich ein perfektes Paar wären."
 

"Und wie stellen die das an?" will Atemu wissen. Bakura zuckt mit den Schultern. "Naja, so genau weiß ich das jetzt auch nicht mehr, aber das lässt sich ja nachlesen."
 

Tea lächelt. "Einen Versuch wäre es doch wert."
 

"Ihr habt sie doch nicht alle!" Tristan blickt seine Freunde entrüstet an. "Ihr könnt doch nicht ernsthaft versuchen wollen, Joey und Kaiba zu verkuppeln. Das ist... Mir fehlen echt die Worte!"
 

"Einen Versuch wäre es echt wert." meint nun auch Duke und ignoriert Tristans Einwurf galant. "Schlimmer könnte die Lage dadurch nicht werden und ich find die Idee irgendwie lustig." Er grinst.
 

"Das wäre so romantisch... Stellt euch doch nur mal vor!" Tea strahlt.
 

Tristan stöhnt genervt. "Das ist nicht romantisch! Das ist krank. Hochgradig krank. Echt jetzt, Leute!"
 

Aber die anderen scheinen schon von der Idee ergriffen.
 

"Ich bin dafür, dass wir es versuchen!" meint Atemu schließlich. Tea nickt. "Ich auch."
 

Duke grinst immer noch. "Ich bin dabei! Allein schon, weil ich das Ergebnis zu gern sehen würde."
 

"Dann müssen wir nur noch heraus finden, wie wir das am Besten in die Wege leiten." Tea ist bereits Feuer und Flamme. Der Pharao nickt zustimmend.
 

Bakura überlegt. "Wenn ich mich recht erinnere..." setzt er an. "Also, dann brauchen wir noch einen Verbündeten. Jemand, dem Kaiba vertraut oder zumindest glauben würde."
 

"Mokuba!" rufen Duke und Tea gleichzeitig aus. Der Pharao lächelt. "Wer sonst?"
 

"Aber ob der uns helfen würde?" gibt Duke zu bedenken. "Ich glaub schon. Wir wollen seinem Bruder ja nichts böses. Im Gegenteil." meint Tea ernst. Der Schwarzhaarige nickt. "Wer fragt ihn?"
 

"Das mache ich." erwidert Atemu.
 

"Und ich les nach wie das in der Geschichte so läuft!" Bakura lächelt.
 

"Ich will damit nichts zu tun haben!" mischt Tristan sich entschieden ein.
 

"Ach was, du hilfst uns auch. Und wenn du nur die Klappe hältst." entscheidet Tea resolut und Duke gibt Tristan einen freundschaftlichen Klapps. "Hör auf die Dame."
 

"Dann ist es entschieden." meint Atemu abschließend.
 

So bringt Zufall Amor oft Gelingen, Den trifft sein Pfeil, den fängt er sich mit Schlingen...

Allem Anfang ...

1. Aufzug
 

2. Szene
 

Es treten auf: Yugi, Tea, Tristan, Duke, Bakura und Seto
 

Noch bevor ich mich dem Klassenraum betrete weiß ich was mich erwarten wird.
 

In dem kleinen, viel zu stickigen Raum wird die obligatorische Unruhe vor Beginn der letzten Stunde herrschen. Kleine Grüppchen werden herum stehen und sich über die Hausaufgaben, ihr Freitzeitprogramm und sonstigen Unsinn unterhalten.
 

Noch zehn Minuten bis die Pause vorüber ist und eine Stunde Betriebswirtschaftslehre den Schultag für heute abschließt. Danach kann ich dieses Gebäude hinter mir lassen und mich wirklich wichtigen Dingen widmen. Heute sind zwei Meetings angesetzt und auf meinem Schreibtisch in der Kaiba Corporation wartet bereits ein Stapel Akten, die ich durchsehen muss.
 

Während dieser unsinnige kleine Haufen beim ertönen der Schulglocke in Freudentaumel verfallen wird, werde ich zum Parkplatz eilen, wo mich Roland schon erwarten wird.
 

45 Minuten trennen sie von ihrer Freizeit und mich von der Erlösung aus diesem Kindergarten.
 

Ich seufze und schicke mich an das Klassenzimmer zu betreten, mich an meinem Platz niederzulassen und den Laptop aufzuklappen, um die Zeit bevor Fräulein Aino erscheint zu nutzen und kurz die Aktienkurse zu checken.
 

Ich seufze und spüre wie die Kopfschmerzen zurückkehren, die ich vor ein paar Stunden erst mittels Tabletten unterdrückt habe.
 

45 Minuten.
 

Gerade als ich in den Raum treten will, vernehme ich eine vertraute Stimme, automatisch meinen Widerwillen hervorruft. Yugi Muto. Ich seufze.
 

"Also, wir müssen was tun." höre ich ihn sagen. Typisch. Wahrscheinlich hält er seinen kleinen Freunden gerade wieder einen Vortrag darüber, dass es unbedingt von Nöten sei, dass ihr kleiner Verein die Welt vor irgendwelchen Irren bewahren muss. Ich kenne diese Leier zur genüge. Ich kann mir schon ausrechnen wie oft in diesem Kontext das Wörtchen "Schicksal" fallen wird. Muto hat eine unbeschreibliche Affinität zu diesem Wort. Unwillkürlich verdrehe ich die Augen und bereite mich darauf vor, ihn und seinen Ahnhang geflissentlich zu ignorieren, als ich meinen Namen höre.
 

Ich halte in meiner Bewegung inne und bleibe unmittelbar vor dem Klassenraum stehen.
 

"Kaiba darf das nie erfahren!" höre ich Muto verschwörerisch sagen. "Ich will mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn er es weiß."
 

Natürlich frage ich mich jetzt was er damit meint. Eigentlich sollte es mich nicht interessieren, wahrscheinlich geht es auch nur wieder um irgendwelchen Unsinn, aber irgendeinem Impuls folgend, ignoriere ich die Worte nicht, sondern stehe da und höre zu.
 

"Ich finde wir müssen es ihm sagen!" meldet sich nun diese altkluge Gardner zu Wort. Wie immer klingt sie fürchterlich entschlossen. "Wenn er es erst weiß, dann wird er sich Joey gegenüber sicher etwas... zurückhaltender verhalten."
 

Jemand lacht. Ich glaube es ist Devlin. "Spinnst du? Er wird ihn dann erst recht fertig machen. Kaiba und zurückhaltend. Tea, also wirklich..."
 

"Eben." pflichtet Muto dem Schwarzhaarigen bei. "Wenn er das erfährt, dann wird er Joey noch schlimmer behandeln als er es jetzt schon tut und ich weiß nicht, was dann passiert."
 

"Ihr unterschätzt Kaiba." widerspricht Tea. Ich kann förmlich sehen wie sie den Kopf schüttelt. "Selbst er kann nicht so gemein sein, auf jemandem herum zu haken, der Gefühle für ihn hat. Er mag ja ein unterkühlter, arroganter Zyniker sein, aber so gemein wäre er sicher nicht."
 

Ich blinzele.
 

Was höre ich da?
 

Ich spüre wie sich alles in mir verkrampft.
 

Wer hat Gefühle für... mich? Was reden die schon wieder für einen Unsinn?
 

"Tea." Ich glaube, das ist Bakuras Stimme. Sie klingt ruhig, fast schüchtern. "Du weißt doch so gut wie wir, wie Kaiba ist und dass er Joey hasst. Denk doch nur an all die Kosenamen, die er ihm gibt! Denkst du ernsthaft, dass er sich Joey gegenüber zurückhalten würde, wenn er erfährt, dass Joey sich ihn ihn verliebt hat?"
 

Für einen Moment habe ich das Gefühl, dass etwas in mir explodiert.
 

Ich muss mich verhört haben. Das kann doch nicht sein! Was reden diese Kinder da?
 

Wheeler... in mich verliebt...?
 

Das ist Wahnsinn! Das ist noch verrückter als all ihre anderen Amenmärchen, die sie jedem aufzutischen versuchen.
 

Oder haben die Schmerzmittel mein Gehirn zu stark beeinträchtigt?
 

"Ja, aber was sollen wir denn machen?" fragt Tea nach einer Weile und klingt irgendwie... hilflos?!

"Joey ist so unglücklich und ich glaube, er weiß überhaupt nicht was er tun soll. Was denkt ihr denn welch großer Schritt es für ihn war mit mir darüber zu reden! Er sucht Hilfe."
 

"Mag sein, aber wir helfen ihm sicher nicht, wenn wir Kaiba sagen, dass er ihn liebt." erwidert Muto ernst. "Wir müssen einen anderen Weg finden, ihm zu helfen."
 

Gardner seufzt. "Vorschläge?"
 

"Wir müssen ihn davon kurieren!" mischt sich nun Taylor ein.
 

"Und wie bitte willst du jemanden kurieren, der verliebt ist? Das ist doch keine Krankheit!" Tea klingt entrüstet, ich muss ihr allerdings Recht geben. Aber Taylor ist auch nicht unbedingt eine Leuchte.
 

"Naja..." Devlin scheint zu denken. Nein, er versucht es. "Wir müssen ihn eben ablenken. Ihm ein Mädchen suchen. Keine Ahnung, irgendwas! Und vor allem müssen wir ihn von Kaiba fernhalten."
 

Die meinen das tatsächlich ernst. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag. Der Kindergarten redet ernsthaft davon, dass Wheeler... sich verliebt hat - in mich. Ich höre zwar die Worte, begreife sie auch, aber... das ist doch unmöglich! Das kann einfach nicht sein. Alles in mir sträubt sich geradezu dagegen. Wheeler! Nein, das kann einfach nicht sein.
 

"Was hat Joey denn noch zu dir gesagt?" will Muto nun wissen.
 

"Nicht viel..." entgegenet Tea leise. "Er meinte, er wisse selbst nicht was mit ihm los sei, aber er habe einfach seit Wochen dieses Gefühl... genau genommen seit seinem Duell gegen Kaiba beim Battle City Finale. Er hat versucht es zu ignorieren, aber es ist einfach da. Erst dachte er auch, dass er verrückt wird, aber er meinte, er könne es drehen und wenden wieviel er auch wolle, er habe sich in Kaiba verliebt und er könne an nichts anderes mehr denken."
 

Ich presse die Lippen fest aufeinander, um ein Aufstöhnen zu unterdrücken. Für einen Moment wird alles schwarz mich mich. Ich muss mich an der Wand abstützen, um nicht ins Schwanken zu geraten.
 

"Und was will er tun? Ich meine, wie will er jetzt damit umgehen? Hat er dir irgendwas gesagt?" fragt Bakura zaghaft.
 

Tea seufzt. "Er weiß selbst, dass er es Kaiba nie sagen kann. Er weiß, dass Kaiba ihn dann noch mehr verachten wird. Er will sogar eher sterben als es Kaiba je zu sagen. Ihm ist klar, dass es keine Hoffnung gibt. Glaubt mir, ich habe Joey noch nie so fertig erlebt. Ich vermute, er ist auch deshalb heute nicht da." Sie seufzt erneut.
 

Stimmt, Wheeler war heute nicht im Unterricht. Nicht, dass mir sein Fehlen tatsächlich aufgefallen wäre, obgleich ich im Nachhinein gestehen muss, dass es heute wesentlich ruhiger war. Ich schlucke unwillkürlich.
 

Das kann doch nicht sein!
 

Aber...
 

Warum sollte Tea ihre Freunde anlügen? Warum sollte sie sich dergleichen ausdenken? Warum sollte irgendjemand sich so etwas ausdenken?
 

Gott, mir ist schwindlig.
 

"Joey sagt, er erträgt es nicht, Kaiba aus dem Weg zu gehen, weil er ihn sonst vermissen würde und er ist inzwischen sogar soweit, dass er sogar glücklich ist, wenn Kaiba ihm irgendwelche Aufmerksamkeit schenkt, gleichgültig wie er ihn nennt. Er tut alles, um sich Kaiba gegenüber so zu verhalten wie immer, auch wenn es ihm weh tut stets so mit ihm streiten zu müssen, aber das ist eben das Einzige, was er von Kaiba bekommen kann." Teas Worte fliegen nur so durch meinen Geist.
 

Nun seufzt auch Muto. "Das muss schrecklich für ihn sein." sagt er traurig.
 

"Allein schon sich in Kaiba zu verlieben, ist schrecklich genug. Wie kann man auch nur? Der Typ ist ein gefühlskalter Egozentriker. Wenn Joey schon auf Männer steht, dann hätte er sich echt jemanden suchen sollen, der wenigstens ein klein wenig nett sein kann." meint Devlin. Sogar er klingt ernsthaft betroffen.
 

"So was sucht man sich nicht aus!"
 

"Klar, Tea, aber echt jetzt.... das ist doch das Schlimmste, was passieren konnte." entgegnet Devlin. "Und ich finde Yugi hat Recht, Kaiba darf das nie erfahren. Der bringt Joey doch um! Der Typ wird gnadenlos den Finger in die Wunde legen."
 

"Hm."
 

Eine Weile herrscht Stille und mein Herz fängt endlich wieder an normal zu schlagen. Noch immer bin ich außer Stande einen klaren Gedanken zu fassen. Das gerade Gehörte, es übersteigt meinen Horizont. Wahrhaftig. Es ist einfach... unfassbar. Surreal. Paradox. Unmöglich. Und doch... sie sind seine Freunde. Wheeler selbst hat es Tea gesagt.
 

"Vielleicht habt ihr Recht." vernehme ich Tea schließlich resignierend. "Es ist wohl besser, wenn Kaiba es nicht weiß."
 

"Ganz sicher sogar." befindet Taylor mürrisch.
 

Gardner seufzt. "Ich werd bei Gelegenheit versuchen mit ihm zu reden."
 

"Und wir werden alles daran setzen ihm irgendwie zu helfen. Wär doch gelacht, wenn wir ihn nicht auf andere Gedanken bringen könnten, oder?" Mutos Stimme strahlt schon wieder diesen unerschütterlichen Optimismus aus
 

"Jepp, das machen wir, Kumpel." stimmt Devlin eifrig zu.
 

"Aber denkt dran, Jungs!" ermahnt sie Tea. "Offiziell wisst ihr von nichts. Ich hab´s Joey versprochen und wäre die Sache nicht so ernst, ich hätte auch nichts gesagt."
 

"Klar, Tea." Ich kann mir vorstellen wie Muto das Mädchen gerade anstrahlt. Ich sehe dieses riesigen Augen vor mir. Ich glaube, mir wird schlecht. "Wir sagen nichts!"
 

Noch immer lehne ich an der Wand und habe das Gefühl, dass sich heute alles mit einem Schlag verändert hat. Warum musste ich mir dieses Gespräch anhören? Warum habe ich es nicht einfach ignoriert wie sonst immer? Warum denke ich darüber nach?
 

Wheeler ist verliebt - in mich. Grundgütiger. Das kann doch nicht sein. Das passt doch einfach nicht! Dieser Köter sagt mir doch mindestens zweimal täglich wie sehr er mich hasst und was für ein reicher Pinkel ich doch sei. Und jetzt behaupten die, dass er...
 

Seit dem Battle City Tunier.

Das ist Wochen her.
 

Meine Gedanken überschlagen sich und ich durchforste unbewusst meine Erinnerung nach Anzeichen, Anhaltspunkten, Beweisen. Irgendwas. In Gedanken gehe ich Wheelers Verhalten seither durch.
 

Das kann einfach nicht sein. Sie müssen sich irren.
 

Aus der Ferne nehme ich wahr, dass die Schulglocke läutet. Betriebswirtschaftslehre. Ich muss zu meinem Platz. Noch eine Stunde und...
 

Aber ich kann den Raum nicht betreten. Ich muss hier raus. Sofort. Ich brauche Sauerstoff. Ohne nachzudenken mache ich auf dem Flur kehrt und eile förmlich davon, noch immer unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Ich nehme nicht einmal die ungläubigen und fragenden Gesichter meiner Mitschülter wahr, die an mir vorbei gehen und in den Klassenraum strömen.
 

An Unterricht ist nicht zu denken. Nicht jetzt, nicht nach dieser Unterhaltung.
 

Der Typ wird gnadenlos den Finger in die Wunde legen.
 

Erneut höre ich Devlins Stimme.
 

Er tut alles, um sich Kaiba gegenüber so zu verhalten wie immer, auch wenn es ihm weh tut stets so mit ihm streiten zu müssen, aber das ist eben das Einzige, was er von Kaiba bekommen kann.
 

... unterkühlter, arroganter Zyniker ...
 

Fluchtartig gehe ich über den Schulhof und sehe wie Roland aus dem Wagen springt als er mich kommen sieht. Einen Moment huscht etwas wie Irritation über sein Gesicht. Dann öffnet er mir wortlos die Tür.
 

"Ins Büro." sage ich nur und steige ein, noch immer Stücke des gerade Gehörten im Kopf herum spuken.
 

Ich wundre mich doch außerordentlich, wie ein Mann, der sieht, wie ein anderer zum Narren wird, wenn er seine Gebärden der Liebe widmet, doch, nachdem er solche läppischen Torheiten an jenem verspottet, sich zum Gegenstand seiner eignen Verachtung macht, indem er sich selbst verliebt!

... wohnt ein Zauber inne!

1. Aufzug
 

3. Szene
 

Es treten auf: Joey, Mokuba, Yugi und Großvater Muto
 

"Hallo Joey!" Großvater Mutos Augen strahlen mich genauso an wie Yugis. Ich grinse. "Hallo." erwidere ich den Gruß. "Ist Yugi da?"
 

Eigentlich ne ziemlich dämliche Frage. Wo sollte Yugi sonst sein? Ich wüsste nicht wo er sonst abhängen sollte.
 

Yugi´s Großvater nickt. "Ja, er ist da." antwortet er mir und öffnet mir zugleich die Tür. Ich schlüpfe hinein und will eigentlich gerade nach oben stürmen als er mich sanft am Arm packt. Fragend sehe ich ihn an.
 

"Ich weiß nicht so recht ob du jetzt gleich zu ihm kannst." Der Alte man sieht mich unsicher an. Ich verstehe nur Bahnhof. Warum sollte ich nicht gleich zu Yugi dürfen? "Er hat nämlich Besuch und... naja, könnte sein, dass die Beiden erst unter vier Augen reden wollen." erklärt er mir weiter und das Fragezeichen in meinem Kopf wird größer.
 

Dann durchzuckt mich ein Gedanke. Tea! Automatisch muss ich grinsen. Dann ist es also endlich soweit. Dass ich das noch erleben darf! Aber natürlich werde ich in dem Fall warten und dann werd ich ihn darüber ausfragen. Jedes Details aus ihm rausquetschen.
 

"Also, wenn er mit Tea was zu bequatschen hat, dann will ich sicher nicht stören..." Ich kann nicht aufhören zu grinsen. Yugis Opa lacht. "Nein, Joey, Tea ist es nicht." meint der alte Mann und jetzt bin ich vollkommen irritiert.
 

Der Alte seufzt. "Mokuba Kaiba ist vor zehn Minuten gekommen, zusammen mit dem Assistenten seines Bruders." erzählt mir Opa Muto und ich starre ihn an als würden ihm gerade Hörner wachsen. "WAS?" frage ich ungläubig.
 

Was will den Mokuba hier? Und Roland? Das ist ja ganz was neues.
 

Der Großvater zuckt mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht, was los ist. Der Kleine wollte unbedingt Yugi sprechen und er sah verdammt ernst aus. Ich hoffe nur, dass nichts passiert ist."
 

Ich stutze. Was soll denn passiert sein? Hey, vielleicht ist Kaiba vom Blitz getroffen worden. Innerlich beginne ich bei dem Gedanken schon zu jubeln. Aber Moment - es gab kein Gewitter und warum sollte Mokuba das als erstem Yugi erzählen?
 

"Na, du kannst ja mal anklopfen und fragen ob es ok ist, wenn du dabei bist, Joey." schlägt der alte Mann mir vor und ich nicke. Damit werde ich einfach stehen gelassen und blicke unschlüssig die Treppe hoch. Soll ich? Hm. Fragen kostet nichts. Normalerweise hat Yugi auch keine Geheimnisse vor mir. Also keine von denen ich wüsste. Ähm, das war jetzt unlogisch, oder? Egal.
 

Einen Moment stehe ich noch unschlüssig da, dann gehe ich die Treppe hoch. Natürlich bin ich neugierig. Immerhin ist es die Sensation, dass Mokuba hier erscheint. Dazu noch mit Roland. Ob Kaiba davon weiß? Ob Kaiba ihn geschickt hat? Augenblicklich spüre ich wie leichtes Unbehagen sich in mir breit macht. Was hat dieser Großkotz von Kaiba jetzt schon wieder vor? Diesem reichen Pinkel traue ich echt alles zu.
 

Gerade als ich an die Tür klopfen will, höre ich meinen Namen.
 

Ich weiß auch nicht warum, aber aus irgendeinem Grund halte ich sofort in der Bewegung inne und lasse meine Hand wieder sinken.
 

"Bist du dir wirklich sicher, Mokuba?" höre ich Yugi gedämpft durch die Tür fragen. "Dein Bruder hat sich in Joey verliebt?"
 

Beng! Ich habe das Gefühl, dass mir gerade jemand ein Brett an den Kopf geschlagen hat. Ich brauche einen Moment, um die Worte zu begreifen. Ich wiederhole sie in meinem Kopf und tatsächlich... er hat genau das gesagt.
 

"Ich befürchte ja, Yugi." antwortet Mokuba seufzend. "Und deshalb bin ich hier."
 

Unsicher blicke ich mich um. Wo bitte ist die versteckte Kamera? Das muss ein Scherz sein, ein böser Witz. Das kann doch nicht... der kann doch nicht ernsthaft meinen... Ich glaube mein Hirn gibt endgültig den Geist auf. Oder bin ich etwa in der Twilight Zone?
 

"Hm." macht Yugi und scheint zu überlegen.
 

"Master Mokuba hat Recht." vernehme ich nun die ruhige, sachliche Stimme von Kaiba´s Assistenten. "Alle Anzeichen deuten darauf hin. Ich kenne Master Kaiba nun schon lange Zeit und... ich gebe zu, dass ich bereits einen solchen Verdacht hatte, bevor Master Mokuba zu mir gekommen ist."
 

Ich spüre wie ich innerlich erstarre. Innerlich und äußerlich und... es ist als würde die Zeit eingefroren werden. Das gibt´s doch nicht! Das ist unmöglich! Ich muss mich verhören. Ich muss.
 

"Ich hatte auch schon eine Weile eine solche Vermutung, Yugi." nimmt Mokuba das Gespräch wieder auf. "Nicht, das Seto je was gesagt hätte, er spricht nie über seine Gefühle. Aber die Art wie er mit Joey umgeht. Bei keinem anderen Menschen reagiert Seto so, nicht wahr, Roland?"
 

Der Assistent erwidert nichts, vielleicht nickt er. Keine Ahnung, das kann ich ja leider nicht sehen. Vermutlich auch besser so. Das Gerede hier reicht mir voll und ganz. Mir wird schon ganz flau im Magen.
 

"Du weißt doch selbst, dass er jedem gegenüber, abgesehen von mir, absolut gleichgültig ist. Nicht einmal bei seiner Niederlage beim Tunier hat er wirklich Gefühle gezeigt. Aber wenn er auf Joey trifft... Ich verstehe das auch nicht. Dann ist es als würde er ein anderer Mensch werden."
 

Mokuba klingt besorgt und ungemein ernst. So kenne ich ihn gar nicht.
 

"Naja..." hebt Yugi an. "Natürlich ist mir aufgefallen, dass die Beiden sich bei jeder Gelegenheit an die Kehle gehen. Für Joey ist Kaiba auch ein rotes Tuch. Aber ich hätte nie gedacht, dass Kaiba..." Der Kleine bricht ab.
 

Rotes Tuch? Das ist reichlich untertrieben!!! Der Typ ist mein persönlicher Erzfeind, meine absolute Nemesis. Mein lebendig gewordener Alptraum. Und überhaupt! Kaiba ist...
 

Allem Anschein nach in mich verliebt. Wieso?
 

"Oh Gott." stöhne ich tonlos und habe für einen Moment lang nicht nur Angst, dass sie mich hören könnten, sondern auch das Gefühl gleich hier auf dem Flur umzukippen.
 

Kaiba... verliebt... in mich.
 

Allein in diesem kleinen Satz stecken mehr als drei Fehler.
 

Seto Kaiba hat keine Gefühle. Ich kenne kein menschliches Wesen, dass so emotionslos und kalt ist wie dieser Schnösel. So was wie Liebe gibt es in seinem Wortschatz sicher nicht einmal. Ich bezweifle sogar, dass er die Bedeutung des Wortes verstehen würde, wenn er sie in einem Lexikon nachschlagen würde. Und Kaiba in Kombination mit einem Gefühl ist eine echt kranke Vorstellung. Aber die Kombination Kaiba Gefühl Joey Wheeler - das ist verrückt! Widersinnig! Die Hölle muss zugefroren sein, wenn da tatsächlich etwas dran ist.
 

"Es ist aber so..." vernehme ich wieder Mokubas Stimme. "Er hat es mir selbst gesagt!"
 

Vor meinen Augen wird es unwillkürlich schwarz. In meinem Kopf dreht sich alles.
 

Kaiba hat ihm das gesagt? Seto Kaiba? Der Seto-Eisklotz-Kaiba, der mich bei jeder Gelegenheit runterputzt, demütigt, zu entwürdigen versucht?
 

Ich kotze gleich vor Yugis Tür. Mir kommen schon die Burger wieder hoch, die ich gerade gegessen habe.
 

Unmöglich. Unglaublich. Unvorstellbar.
 

"Er hat dir gesagt, dass er Joey liebt?" fragt nun auch Yugi fassungslos.
 

"Naja, nicht so ganz..." gibt Mokuba zu. "Also nicht ausdrücklich mit diesen Worten. Aber ich kenne meinen Bruder."
 

Ich presse die Hand auf den Mund und unterdrücke ein gurgelndes Geräusch.
 

"Seto ist schon seit Wochen komisch." meint Mokuba.
 

Komisch ist der immer! Naja, nicht komisch im Sinne von lustig, sondern von seltsam. Aber er ist eben Kaiba!
 

"... Ich dachte erst, dass es mit dem Tunier zusammen hängt. Du weißt, dass er dich unbedingt schlagen wollte, um seinen Titel zurück zu bekommen. Ich ging daher davon aus, dass das der Grund für seine merkwürdige Laune ist." Mokuba seufzt. "Aber dann fing er wieder an sich zu duellieren, ich meine, er hat trainiert und so und er war wieder so verbissen und ehrgeizig, aber trotzdem nach wie vor merkwürdig. Besonders, wenn ich mal Joey erwähnt habe. Dann wurde er sofort wütend und hat mir verboten diesen Namen zu erwähnen. Ich hab nicht verstanden warum. Gut, dass Joey und er nicht gerade Freunde sind, ist klar, aber so zu reagieren? Also hab ich Roland gefragt, was er meint und ob er vielleicht etwas weiß. Immerhin ist er ja fast immer bei Seto."
 

Ich verspüre den Impuls zu schreien und aus dem Haus zu rennen als ich realisiere, als mir wirklich klar wird, dass das hier real ist. Ich höre dieses Gespräch tatsächlich. Es findet wirklich statt.
 

"Ich hatte den gleichen Eindruck von Master Kaiba." meldet sich nun wieder Roland zu Wort. "Master Kaiba war nach dem Tunier anders, auch wenn ich nicht genau wusste, an was ich das festmachen soll und als Master Mokuba mich fragte, da erinnerte ich mich unwillkürlich an das Duell, dass er gegen Joey Wheeler bestritten hat. Sie erinnern sich sicher, Seto Kaiba wollte eigentlich gar nicht antreten. Erst auf das Drängen von Master Mokuba erklärte er sich dazu bereit. Anfangs dachte ich auch, dass er einfach nur der Ansicht wäre, dass ein Kampf um den 3. Platz überflüssig wäre, aber dann... nun, mir kam der Gedanke, dass es vielleicht doch eher an Joey Wheeler liegen könnte."
 

Joey Wheeler.
 

Wieder mein Name.
 

Ich erinnere mich natürlich sofort an die Situation. Es stimmt, Kaiba wollte sich nicht mit mir duellieren. Er war sogar schon im Begriff zu gehen. Wieder einmal hatte er mich beschimpft, wie immer eigentlich. Drittklassiger Duellant war noch eines der nettesten Dinge gewesen, die er mir an den Kopf geworfen hatte. Dieser Arsch, dieser eingebildete, arrogante Arsch. Ich fange schon wieder an zu kochen, wenn ich daran zurück denke. Immerhin bin ich Zweiter geworden im Königreich der Duellanten! Und dann wollte sich dieser Wichtigtuer nicht einmal mit mir um den 3. Platz schlagen!
 

"... Gestern Abend dann war Seto totat komisch drauf. Er war müde und abgespannt als er aus dem Büro kam. Das ist nichts neues, er ist oft müde, weil er sich einfach zu viel zumutet, aber irgendwie wirkte er auch traurig und ich hab mir ein Herz gefasst und ihn gefragt." Mokuba redet schon wieder weiter. Ich halte die Luft an.
 

"Er muss gestern echt fertig gewesen sein, sonst hätte Seto nie einen Ton darüber verloren... aber gestern meinte er plötzlich, dass er nicht weiß was er machen soll. Ich hab gefragt worum es denn ginge und er schüttelte den Kopf." Mokubas Stimmelage verändert sich etwas. Er klingt jetzt... traurig. Ja, der Kleine klingt traurig. Ich schlucke beklommen. "Er sagte: Dabei kannst du mir nicht helfen, Mokuba. Niemand kann mir helfen. Wenn man anfängt ausgerechnet für den Menschen Gefühle zu entwickeln, der einen hasst, dann gibt es keine Hilfe."
 

Ich reiße die Augen auf und starre die Tür an.
 

Das hatte Kaiba gesagt? Ich fasse es nicht. Nein, ich kann es nicht glauben. Das darf doch nicht...
 

"Und sein Blick in dem Moment, Yugi. Ich mache mir Sorgen um Seto."
 

Ein Weile herrscht Schweigen. Yugi scheint nachzudenken. Das ist mir gerade versagt. Ich kann nicht darüber nachdenken. Ich will es auch nicht. Das hier ist einfach zu viel. Wäre es nicht Mokuba, der all das erzählen würde, ich würde an einen dummen Streich glauben. Aber es ist tatsächlich Kaibas Bruder, der hier bei Yugi ist. Und warum sollte er sich das ausdenken?
 

"Und was soll ich nun deiner Meinung nach tun? Du hast doch sicher einen Grund, warum du mir all das erzählst." will Yugi schließlich wissen.
 

Mokuba seufzt. "Seto wird es nie zugeben, er würde unter keinen Umständen je einräumen, dass er Gefühle für Joey hat. Das wäre... Für Seto sind normale Gefühle schon eine Schwäche, aber dass er ausgerechnet seinen Erzfreind liebt, das könnte er nie sagen. Vor allem da Joey ihn hasst."
 

Yugi nickt. Ich tue es instinktiv auch. Also der Punkt klingt jetzt echt mal logisch. Das einzig Logische in dem ganzen Wirrwarr. Kaiba würde nie freiwillig eingestehen, dass er jemanden mag. Und mich schon gar nicht.
 

"Soll ich es Joey sagen?" fragt Yugi.
 

"NEIN!" schreit Mokuba entsetzt auf. "Auf keinen Fall. Joey würde Seto damit aufziehen."
 

Hehe.

Würd ich das?

Also ich muss schon sagen, es wäre natürlich eine ultimative Waffe, die ich da gegen Kaiba in der Hand hätte.
 

"Joey darf das nie erfahren. Seto würde lieber sterben, glaube ich." meint Mokuba erneut.
 

"Und was möchtest du dann von mir?" fragt Yugi wieder.
 

"Die Beiden werden sich nicht aus dem Weg gehen können, aber vielleicht kannst du... naja, vielleicht ist es dir wenigstens möglich Joey ein klein wenig von Seto fern zu halten." erklärt Mokuba seinen Beweggrund zaghaft.
 

"Master Kaiba gibt sich alle Mühe, Joey Wheeler gegenüber seine Maske aufrecht zu erhalten, aber es zehrt an seinen Kräften und genau wie Master Mokuba vermute ich, dass es für ihn die Hölle wäre, wenn je jemand erfahren würde, dass er diese... Neigung für Joey Wheeler hegt. Ich befürchte, das würde seinen Stolz so verletzten, dass..." Roland bricht ab.
 

"... dass er irgendetwas dummes tun könnte?" hakt Yugi ernst nach.
 

"Ja." gesteht Mokuba.
 

Wow.
 

Also, das ist jetzt echt... Wow. Krass. Oh Mann. Meine Gedanken spielen verrückt.
 

Mokuba hat scheinbar ernsthaft Angst, dass Kaiba... Ich schlucke und denke darüber nach, naja, ich versuche es.
 

So abwegig ist der Gedanke nicht, das muss ich zugeben.

Für Kaiba muss es die Hölle sein. Also, wenn dem echt so ist. Die Erkenntnis, dass er, der sich jede menschliche Regung für gewöhnlich untersagt, jetzt ausgerechnet... mich liebt... Gegen Yugi zu verlieren, hat schon arg an seinem Stolz gesägt, aber das! Ich an seiner Stelle würde auch durchdrehen. Ja, ich würde mich auch lieber umbringen als je zu zu geben, dass ich...
 

"Ich denke, du hast Recht." Yugi seufzt. Ich höre ihm an, dass ihn das Ganze sichtlich bewegt. "Es ist sicher besser, wenn Joey und auch kein andere je davon erfährt. Du weißt, dass ich Respekt vor deinem Bruder habe, auch wenn wir uns nicht gerade einig sind in vielen Dingen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es ihm geht. Und wenn Joey das wüsste, naja... Ich mag Joey, er ist mein bester Freund, aber in der Hinsicht würde er kein Feingefühl an den Tag legen können. Sein Temperament würde einfach mit ihm durchgehen und er würde Kaiba..." Yugi spricht es nicht aus, aber ich schätze, ich weiß genau was er sagen will.
 

Und...

Ich bin entrüstet.
 

Denkt er das echt von mir? Dass ich Kaiba fertig machen würde?
 

Hm.

Würde ich?
 

Die Versuchung ist schon groß. Allein der Gedanke, dass ich Kaiba damit buchstäblich in die Knie zwingen könnte...
 

Wer hätte so was für möglich gehalten? Der große Seto Kaiba ist verliebt. Mehr noch. Er leidet. Meinetwegen.

Die Welt ist aus den Fugen. Sie wird nie wieder so sein wie vorher.
 

"Wir sollten vielleicht langsam wieder gehen, Master Mokuba." höre ich Roland sagen und glaube, dass er sich gerade erhebt. "Ihr Bruder wird sich sonst fragen wo wir solange bleiben."
 

"Sie haben Recht, Roland." erwidert Mokuba.
 

Mist, ich muss hier weg. Schleunigst. Aber nur widerwillig kann ich mich von der Tür lösen. Vielleicht sollte ich auch gehen? Ich weiß nicht, ob ich jetzt mit Yugi reden kann. Ich muss das hier erstmal verdauen. So was hört man nicht alle Tage.

Ohne länger darüber nachzudenken, gehe ich wieder nach unten und bleibe unschlüssig stehen. Soll ich einfach gehen? Aber Opa Muto weiß, dass ich hier war. Doch er weiß nicht, dass ich gelauscht habe.
 

Ich könnte einfach gehen.
 

Als ich höre wie sich die Tür von Yugi´s Zimmer öffnet, reagiere ich spontan. Lautlos öffne ich die Haustür und schlüpfe hinaus.
 

Seto Kaiba... liebt ... mich
 

Oh Mann.
 

Ziellos renne ich los.
 

Der Spaß wird sein, wenn jeder von ihnen sich von der Leidenschaft des andern überzeugt hält, und ohne allen Grund. Das ist die Szene, die ich sehen möchte: es wird eine wahre Pantomime sein.

Was ihr wollt

Zweiter Aufzug
 

1. Szene
 

Es treten auf: Atemu, Tea, Bakura, Duke, Tristan und Mokuba
 

"So, die Köder sind ausgelegt und angebissen wurde auch schon." fasst Duke zusammen und grinst.
 

Tristan verzieht missbilligend den Mund. "Ich find die Idee immer noch dämlich, aber ich geb zu, Kaibas Gesicht hätte ich schon gern gesehen!"
 

"Roland sagt, Seto war leichenblass als er aus der Schule kam." Mokuba lacht.
 

"Und Joey hat fluchtartig das Haus verlassen." Um Atemus Mund zuckt es amüsiert.
 

"Dann heißt es jetzt, zurücklehnen und abwarten." meint Duke.
 

Bakura sieht die Runde unsicher an. "Naja, eigentlich bräuchten wir jetzt noch ein bisschen Drama..." sagt er vorsichtig.
 

"Das wird es geben, wenn die Zwei herausfinden, dass ihr sie verarscht habt, Leute!" Tristan schüttelt wieder den Kopf. "Ich fass es echt nicht, dass ihr weiter machen wollt..."
 

"Ach, Tristan, es dient doch einem guten Zweck und sie werden es nicht raus kriegen!" Tea lächelt zuversichtlich, aber Tristan rollt nur mit den Augen.
 

"Was für ein Drama denn, Bakura?" will Mokuba wissen.
 

Der Grauhaarige räuspert sich. "Also in der Geschichte gibt es Ärger, weil dieser Prinz für Unfrieden sorgt und eine Intrige gegen die Base..."
 

"Base?" unterbricht Duke irritiert. "Was soll denn das sein?"
 

"Das ist ein altertümliches Wort für Cousine." erklärt Tea, aber Dukes Blick bleibt skeptisch.
 

"Grob gesagt, es geht um eine Intrige gegen die Freunde der beiden Streithähne und dann soll es ein Duell geben..."
 

Erneut wird Bakura unterbrochen. "Na, dann kommen wir der Sache schon näher!" meint Duke lässig.
 

"Die Freunde sind in diesem Fall wir..." bemerkt Mokuba. Bakura nickt. "Könnte man so sagen."
 

"Und was sollen wir laut Anleitung jetzt tun?" will der Kleine weiter wissen. Bakura zuckt leicht mit den Schultern. "Das ist nicht so einfach..." hebt er unschlüssig an. Tristan seufzt genervt. "Toll..." sagt er spöttisch. "Erst leiert ihr die ganze Nummer an und dann wisst ihr nicht weiter. Echt, Leute! Ganz großes Kino!"
 

Tea wirft ihm einen missbilligenden Blick zu. "Du bist nicht gerade hilfreich, Tristan!" tadelt sie den Freund. Dieser zuckt mit den Schultern. "Ich will ja auch mit der Sache nichts zu tun haben!"
 

"Also ein Drama." fasst der Pharao nachdenklich zusammen. "Hat jemand eine Idee?"
 

"Hm..." Duke denkt ernsthaft nach. "Wir könnten Mokubas Entführung vorgaukeln." schlägt er vor. Der Kleine blickt ihn entrüstet an und Tea schüttelt den Kopf. "Also, das wäre doch etwas übertrieben." meint sie. "Es muss ja nicht gleich was hochgradig dramatisches sein."
 

Keiner sagt etwas, dann erscheint plötzlich ein Lächeln auf Bakuras Gesicht. "Ich habe das Buch dabei!" meint er und greift nach seinem Rucksack. Ein paar Sekunden kramt er suchend darin, dann bringt er ein großes Buch zum Vorschein und legt es triumphierend vor sich auf den Tisch.
 

"Was?" Duke betrachtet das Exemplar verwirrt. "So ein Wälzer ist das? Scheint als wäre die Sache komplizierter als du bislang gesagt hast!"
 

"Das ist das gesammelte Werk von Shakespeare!" erklärt Bakura ruhig und der Schwarzhaarig atmet sichtlich erleichtert auf. "Ach so. Ich dachte schon..."
 

"Vielleicht steht in einer der anderen Geschichten ja etwas brauchbares für uns." meint Atemu und Bakura nickt. "Etwas ohne Prinzen und Intrigen."
 

Bakura seufzt. "Ich weiß nicht... Bei Shakespeare geht es viel um Prinzen und Intrigen, aber wir können ja mal schauen." Langsam und bedächtig öffnet er das Buch, doch Duke reißt es ihm aus der Hand.
 

"Lass mal sehen." Der Schwarzhaarige fängt an zu blättern. "Hm... ´Was ihr wollt´ - klingt merkwürdig. ´König Lear´- unbrauchbar... Ah, das sagt mir doch was. `Romeo und Julia´- da geht es doch um Liebe!" Duke strahlt die Runde an als habe er den Stein der Weisen entdeckt.
 

"Ja, aber die sterben am Schluss beide." wirft Tea ein.
 

Tristan stöhnt genervt auf. "Die Einzigen, die sterben werden, sind wir. Und das Einzige was Kaiba und Joey je zusammen tun werden, ist uns TÖTEN!" Er schüttelt den Kopf. "Leute, echt jetzt, lasst endlich gut sein. Das ist nicht lustig."
 

"Tristan!" Tea funkelt ihn wütend an. "Anstatt zu meckern, könntest du auch einmal was sinnvolles beitragen!"
 

Aber Tristan verschränkt nur die Arme vor der Brust und schmollt.
 

"Das hört sich doch brauchbar an! `Die Widerspenstigen Zähmung´!" ruft Duke plötzlich auf. Bakura beäugt ihn skeptisch. "Zugegeben, ein Paar Parallelen sind vielleicht vorhanden, aber für unsere Situation ist die Geschichte nicht unbedingt nützlich."
 

"Wieso?" will Duke wissen. Bakura lacht. "Weil mehr oder weniger eine Hochzeit die Lösung ist." erwidert der Grauhaarige.
 

Duke kratzt sich am Kopf. Tea lächelt etwas unsicher. "Ich denke, der Punkt kann noch etwas warten."
 

"Reicht es denn nicht, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen?" Atemu muster die andern fragend. Bakura zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung..." gesteht er und wieder herrscht für eine Weile Schweigen.
 

"Wir sollten erst einmal sehen wie die Beiden jetzt aufeinander reagiern." meint der Pharao schließlich. "Dann können wir uns immer noch etwas überlegen."
 

Tea nickt.
 

"Also Seto war danach ganz schön durch den Wind. Er kam sogar früher aus der Firma nach Hause." Mokuba kichert bei dem Gedanken daran. "Er hat sich dann im Arbeitszimmer verschanzt und Roland musste ihm Cognac bringen."
 

Duke lacht. "Oh Mann, das hätt ich zu gern gesehen." Selbst Tea kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
 

"Ich frag mich auch, wie die Zwei jetzt aufeinander reagieren. Was meint ihr?" Bakura sieht seine Freunde fragend an. Tea überlegt.
 

"Das ist wirklich schwer zu sagen..." Atemu seufzt. "Ich könnte mir vorstellen, dass Joey Kaiba aus dem Weg gehen will. Aber wie Kaiba damit umgehen wird..."
 

Duke nickt. "Und davon hängt ja auch der schöne Plan ab, oder?" Atemu nickt. "Wenn wir Pech haben, dann konfrontiert Kaiba Joey damit!" Aber Mokuba schüttelt den Kopf. "Nein, das würde Seto nicht tun." widerspricht der Kleine energisch. "Dafür hat die Geschichte ihn zu hart getroffen."
 

Atemu blickt den Kleinen nachdenklich an. "Nun, wir werden es ja bald sehen."
 

"Hoffentlich kann ich mir das Lachen verkneifen!" meint Duke und Tea stupst ihn sanft an. "Solltest du lieber!"
 

Tristan stöhnt erneut auf. "Ihr habt alle einen Knall!" befindet er. "Allein auf diese Idee zu kommen..."
 

"Aber wenn die Zwei so glücklich werden..." Mokuba sieht den Älteren ernst an. "Ich würde mir so sehr wünschen, dass Seto endlich wieder glücklich ist. Ich vermisse den Seto von früher."
 

Atemu nickt zustimmend.
 

Wenn wir das zustande bringen, so ist Cupido kein Bogenschütze mehr; sein Ruhm wird uns zuteil werden, denn dann sind wir die einzigen wahren Liebesgötter!

Liebes Leid ...

Zweiter Aufzug
 

2. Szene
 

Es treten auf: Duke, Joey und Seto
 

"Wir sind da, Master Kaiba." vernehme ich Rolands vertraute Stimme. Ich nicke, rühre mich aber nicht. Mein Kopf schmerzt schon wieder und ich fühle mich an diesem Morgen unendlich müde und kraftlos.
 

Kunststück. In der letzten Nacht habe ich kaum ein Augen zu getan. Trotz dem unüblichen Genuß von Cognac, den ich mir in Anbetracht der jüngsten Erkenntnisse, gönnen musste.
 

Fast die ganze Nacht habe ich wach gelegen und über die Worte nachgedacht, die ich bedauerlicherweise von Muto und seinen Freunden aufgeschnappt habe. Mehr noch, immer wieder und wieder ging ich mein letztes Duell gegen Wheeler in Gedanken durch. Es war fast so als wäre ich wieder am Duel Tower und stünde ihm gegenüber. Ein paar Mal hatte ich sogar das Gefühl die nervige Stimme dieses Kläffers zu hören.
 

"Jetzt stehst du nackt und bloß im Wind, Kaiba! Das kommt mir ja wie gerufen!"
 

Und ich war tatsächlich zusammen gezuckt! Ich, Seto Kaiba.
 

Mit einem Mal bekommt das Gesagte eine vollkommen neue Bedeutung und natürlich komme ich seither nicht umhin darüber nachzudenken.
 

Wheeler ist verliebt...
 

Wollte ich gestern diesen Gedanken noch als absurd abtun, heute erscheint er mir tatsächlich realistisch.
 

Dennoch fasse ich es noch immer nicht.

Wie kommt der Kerl darauf? Warum verliebt er sich ausgerechnet in mich? Habe ich irgendwas getan, um so ein Verhalten zu fördern?
 

Gleichgültig wie sehr ich mich bemühe, Wheeler und seine Neigungen aus meinem Kopf zu verbannen, ich lande immer wieder an dem gleichen Punkt. Ich drehe mich buchstäblich im Kreis. Und ich habe keinerlei Vorstellung, wie ich nun damit umgehen soll. Wahrscheinlich bleibe ich auch deshalb gerade im Wagen sitzen, denn sobald ich aussteige, werde ich früher oder später auf den Köter treffen und dann...
 

Ich weiß es nicht.
 

Sicher, es wäre ein leichtes, ihn mit meinem Wissen zu konfrontieren. Vermutlich würde ich ihn damit endlich einmal zum schweigen bringen, doch dann muss ich an Mutos besorgten Tonfall denken und mir fallen auch Gardners Worte wieder ein.
 

Wheeler leidet zur Zeit darunter, mit mir zu streiten. Sie sagte, es täte ihm weh, aber er würde es dennoch tun, um sich mir gegenüber als normal zu verhalten. Eigentlich eine recht logische Überlegung. Soviel Einsicht hätte ich dem Kerl gar nicht zugetraut. Hm. Vielleicht hat er doch mehr in seinem Strohkopf als ich bislang dachte.
 

Verdammt, wie soll ich mit diesem Wissen nun umgehen?
 

"Sir?" fragt Roland und sieht mich durch den Rückspiegel fragend an. Ich mache eine unwirsche Handbewegung. "Nichts." Ich seufze und öffne langsam die Wagentür. Es hilft alles nichts. Irgendwann muss ich aussteigen. "Ich erwarte sie um ein Uhr, Roland." sage ich kühl und steige aus der Limousine.
 

Muto und seine Freunde werden sicher alles daran setzen, Wheeler von seiner absonderlichen Neigung abzubringen. Nun gut, sollen der Kindergarten sich darum kümmern. Es ist auch nicht mein Problem. Ich habe nichts getan, um Wheelers Interesse zu wecken und ich werde mich hüten dergleichen je zu tun. Am Besten ist es, wenn ich die ganze Sache vergesse.
 

Aber ich weiß natürlich, dass dies nicht so leicht möglich ist. "Verdammter, Köter." murmele ich bissig und schreite langsam auf das Schulgebäude zu. Irgendetwas in mir hofft, dass der Hund heute wieder nicht da ist. Dann bleibt mir eine Konfrontation erstmal erspart.
 

Dass meine Hoffnung vergebens ist, realisiere ich fünf Minuten später, denn besagter Hund lehnt lässig an unserer Klassentür und redet mit Devlin. Ich verdrehe unwillkürlich die Augen als ich seine viel zu laute Stimme vernehme. Und dieser lächerliche Aufzug. Schafft der Kerl es nicht einmal seine Schuluniform ordentlich anzuziehen? Oder sich die Haare zu kämen? Erbärmlich. Was für ein Chaot.
 

Komischerweise verlangsame ich aus irgendeinem Grund meinen Schritt. Benimm dich nicht lächerlich, Seto!
 

“Kaiba! Wo warst du? Wir haben uns doch Sorgen gemacht …!“
 

Ich schüttele unwillkürlich den Kopf als mir diese Worte wieder in den Sinn kommen. Ich muss mich wirklich zusammen reißen. Warum denke ich überhaupt darüber nach? Ich habe besseres mit meiner Zeit zu tun. Warum irritiert mich der vertraute Anblick dieses Chaoten nur so?
 

Irgendwas an dem gewohnten Bild ist heute ungewohnt. Warum? Ich finde den Fehler nicht. Ich will ihn auch nicht finden. "Verdammt. Das darf nicht wahr sein." murmele ich wieder und könnte mich selbst dafür ohrfeigen. Bin ich jetzt schon so weit, dass ich Selbstgespräche führe? Ich erstarre augenblicklich ein wenig als mich Wheelers Blick trifft. Seine braunen Augen sehen mich direkt an und... er wirkt überrascht. Ich bemühe mich diese Erkenntnis zu ignorieren und erwidere kühl seinen Blick. Ausweichen ist keine Option. Immerhin geht es hier um Wheeler, die lebende Zeitbombe, die Ausgeburt des Chaos, und ein Seto Kaiba schreckt doch nicht vor Blickkontakt zurück.
 

Aber er tut es.

Zu meiner Überraschung senkt er den Blick und ich habe sogar für einen Moment das Gefühl, dass ein Hauch von Röte über seine Wangen huscht. Aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Als ich vor ihm und Devlin zum stehen komme, ist seine Gesichtsfarbe jedenfalls wieder normal.
 

Ich bin allerdings nicht sicher ob meine normal ist. Zu allem Überfluss versperrt der Köter auch noch die Tür.
 

Ich seufze. "Wäre es zuviel verlangt, zur Seite zu geben, Wheeler?" Es ist natürlich keine wirkliche Frage und meine Stimme klingt seltsam fremd. Plötzlich fühle ich mich unendlich... unsicher. Ja, unsicher. So etwas ist mir noch nie passiert. Ich fasse es selbst nicht. Zum Glück scheint Wheeler dieser Umstand zu entgehen, Devlin ebenso. "Nein." sagt der Köter schlicht und tritt tatsächlich zur Seite. Für eine Sekunde sehe ich ihn irritiert an, dann packe ich den Türgriff und öffne entschlossen die Tür.
 

Seltsamerweise verspüre ich so was wie Erleichterung als sie wieder hinter mir ins Schloss fällt und die Tür mich von Wheeler trennt.
 

Diese Situation gerade... das war... anders als sonst. Das wird mir schlagartig bewusst. Nicht nur, dass ich mich seltsam angehört habe, er ebenso. Und der Umstand, dass er ohne einen dämlichen Kommentar zur Seite getreten ist.
 

Hm.
 

Scheinbar hat es ihn ernsthaft erwischt.
 

Klang dieses "Nein" nicht irgendwie unsicher? Ich muss die Augen schließen, um mich wieder einigermaßen sammeln zu können. Ein unsicherer Wheeler... Müsste mich das eigentlich nicht belustigen? Warum tut es das nicht? Und dieser Blick...
 

Verflucht, warum habe ich nur dieses Gespräch belauscht?
 

Nein, warum muss der Typ sich in mich verlieben? Das ist... So etwas hat nicht zu passieren. Unsere Beziehung zu einander war bislang klar definiert. Es steht nicht zur Debatte, die Gegebenheiten zu ändern. Aber das gerade, das war nicht der Wheeler wie ich ihn kenne. Er ist seltsam ruhig, kein lautes Getöse, keine blöden Bemerkungen.
 

Wieder fallen mir Gardners Worte ein.
 

Leidet er tatsächlich?
 

Diese Gedanken... sie sind wie ein Virus.
 

Wenn ich nicht Mitleid fühle, so bin ich ein Schurke...

... und Lust

Zweiter Aufzug
 

3. Szene
 

Es treten auf: Duke, Joey und Seto
 

Als ich ihn den Flur entlang kommen sehe, zucke ich unwillkürlich zusammen. Ich weiß selbst nicht warum. Es ist eigentlich alles wie immer, naja, fast.
 

Seit dem Gespräch zwischen Yugi und Mokuba gestern, dass ich verfluchter Weise ja mithören musste, ist gar nichts mehr wie immer. Ja ja, ich musste ja lauschen. Doofe Idee. Ich weiß auch nicht, warum ich das gemacht habe.
 

Und was ich noch viel weniger weiß, ist warum ich seither ständig über ihn nachdenke.

Über Kaiba.
 

Gott, wie beschämend das ist. Ich fühle mich schmutzig und eklig, dabei hab ich heut morgen schon über zehn Minuten geduscht. Aber das Gefühl geht nicht weg! Und die Gedanken krieg ich auch nicht aus dem Schädel.
 

Nachdem ich gestern von Yugi abgehauen bin als wäre Satan persönlich hinter mir her, bin ich erstmal ziellos planlos durch die Stadt. Ich wollte einen klaren Kopf bekommen.
 

Pustekuchen.
 

Mein Kopf war voll - mit Seto Kaiba.
 

Und das wurde auch nicht besser. Beim Videospielen bin ich total abgekackt, Fernsehen war auch nicht möglich (was natürlich daran lag, dass dieser Großkotz von Kaiba irgendwie ständig in der Glotze zu sehen ist!) und an Schlaf war gar nicht mal zu denken.
 

Stattdessen hatte ich ständig seine sarkastische, kühle Stimme im Kopf.
 

"Herzlichen Glückwünsch! Das war ja mal ein richtig guter Zug! Na ja, es gibt für alles ein erstes Mal!"
 

""Vielleicht sollte ich dir mal ein paar Züge für fortgeschrittene Spieler zeigen ... auf die harte Tour!"
 

Gott, mir wird schon wieder schlecht.
 

Warum krieg ich diesen Penner nicht aus dem Kopf? Kann mir doch Schnuppe sein, dass er meinetwegen am Rad dreht! Sein Problem! Muss ich deshalb auch verrückt werden?
 

Echt jetzt. Das gibt´s doch gar nicht. Ich sollte eigentlich gerade meinen Triumphzug planen. Ja, ich hätte die letzte Nacht damit verbringen sollen mir ein paar gute Sprüche für den Eisklotz zu überlegen, aber nein, ich liege wach und denke an ihn.
 

Ja, ich hab ihn sogar vor mir gesehen. Seto Kaiba! Ihn und sein dämliches Grinsen, wie er diabolisch lacht und mich anfunkelt mit diesen viel zu blauen Augen. Und natürlich den Mantel. Dieses aerodynamisch unmögliche Kleidungstück, dass - ich muss es zugeben - leider verdammt gut zu diesem reichen Pinkel passt.
 

Und jetzt bringt er mich auch noch total aus dem Konzept, nur weil er den Flur entlang geht. Ich schaffe es gar nicht mal mehr mich auf mein Gespräch mit Duke zu konzentrieren. Ich kann nicht anders, ich muss zu ihm rüber sehen und natürlich muss dieser Arsch mich genau in dem Moment ansehen.
 

Fuck, diese Augen... dieses unmenschliche Blau. Es blitzt mich wieder eisig an.
 

Moment!
 

So eisig ist es gar nicht. Ich stutze unwillkürlich und meine Lider senken sich von selbst. Jetzt muss ich auch schon seinem Blick ausweichen. Verflucht!
 

Aber ernsthaft... so finster guckt der Miesepeter heute morgen gar nicht drein. Hm. Eigentlich guckt er eher irritiert. Danke, auch Kaiba. Jetzt bin ich irritiert. Wer hat dir erlaubt, unsere Regeln zu ändern.
 

Ich meine, schön, dass der Eisklotz scheinbar sein Herz entdeckt hat, ich hab ja ehrlich gesagt daran gezweifelt, dass er eins hat. Aber muss er es gerade für mich entdecken? Was hab ich ihm getan? Das ist doch mehr als dämlich, oder? Dabei ist der Typ doch sonst so klug.
 

Und was ist mit mir?
 

Herrje, ich verspüre echt den Wunsch unterzutauchen. Ja, ich wäre gerade gerne wo anders. Überall nur nicht hier, in seiner unmittelbaren Nähe. Das Ganze ist so... verstörend. Ja, verstörend. Hochgradig. So sollen die Dinge nicht sein. Nicht zwischen ihm und mir, das passt einfach nicht.
 

Aber das Schlimmste ist, dass ich nach wie vor keine Ahnung habe wie ich jetzt mit ihm umgehen soll. Und dann steht er plötzlich vor mir und mein Herz rast. Aber nicht, weil Wut meinen Adrenalinpegel in die Höhe schnellen lässt.
 

Warum dann, Joey? Gute Frage.
 

Er seufzt. "Wäre es zuviel verlangt, zur Seite zu geben, Wheeler?"
 

Einen Moment starre ich ihn fassungslos an. Mann, Mann, dieses Gefühl scheint ihm echt zu zusetzen. Er sieht übernächtigt aus und sein Tonfall ist beinahe menschlich. Ja, ich glaube, er hat noch nie so zivilisiert mit mir geredet. Komischerweise ist mir dennoch nicht zum lachen zumute. Eigentlich tut er mir leid. Er wirkt plötzlich so... naja, wie ein Mensch, nicht so als würde eine dicke Eisschicht ihn umgeben. Ich hab sogar den Eindruck, dass seine Lider etwas unsicher flattern. Oder bild ich mir das ein?
 

Aber Mokuba hat auch erzählt, dass Kaiba neben der Spur ist.
 

Seine Erscheinung gerade bestätigt die Worte des Kleinen. So hab ich Seto Kaiba noch nie gesehen. Oh Mann. Mir fehlen die Worte.
 

"Nein." erwidere ich nach einer Ewigkeit leise und weiche ein paar Schritte nach links.
 

Duke wirft mir einen fragenden Blick zu und Kaiba verschwindet im Klassenzimmer. Erleichtert atme ich auf.
 

Gott, das war gerade bizarr. Echt. Ich bin eindeutig in der Twilight Zone. Habe ich gerade einen normalen Dialog mit Kaiba geführt? Ok, Dialog ist übertrieben, aber normal trifft es.
 

Kaiba und normal.

Kaiba und ich und normal.
 

Die Apokalypse geht los. Dies sind die Vorboten. Ja, das Ende der Welt ist nahe. Mir wird schon wieder schwindlig.
 

"Ähm, Joey, alles ok?" fragt Duke. Ich nicke und versuche zu grinsen. "Klar, warum nicht?" Er zuckt nur mit den Schultern.
 

Mensch, Joey, was ist los? Ich verstehe mich gerade selbst nicht. Kaibas Erscheinen hat mich zum ersten Mal wirklich verunsichert. Normalerweise rege ich mich nur auf, wenn ich ihn irgendwo sehe, aber gerade... Hab ich etwas Mitleid mit dem Penner? Dabei hätte der Typ echt ne Abreibung verdient. Allein schon wegen all seiner Beleidigungen wäre es eine Notwendigkeit, ja eine fast heilige Pflicht, ihm alles zurück zu zahlen. Und jeder - abolut jeder, der ihn kennt würde mir beipflichten, dass ich keine Skrupel haben müsste, ihm eine reinzuwürgen. Selbst wenn ich damit seine Gefühle verletze.
 

Unwillkürlich muss ich wieder an unser Duell denken... und an seine Augen.
 

Ich schlucke.
 

Dieses verdammte Blau. Ich hasse ihn.
 

"Joey?" höre ich Duke sagen. "Der Unterricht fängt an."
 

Ich nicke nur und folge ihm in die Klasse. Natürlich fällt mein Blick direkt auf Mr. Ich-bin-der-Größte Kaiba. Er sitzt wieder steif auf seinem Platz, den Laptop vor sich und er wirkt noch angespannter als sonst. Und tatsächlich... da sind dunkle Ränder unter seinen Augen. Ich schlucke wieder und husche schnell zu meinem Pult.
 

Ich muss den Idioten aus dem Kopf bekommen. Immerhin bin ich nicht verliebt. Soll er leiden, er hat es verdient. Ich werde ihn einfach ignorieren.
 

Zu diesem Zeitpunkt habe ich allerdings noch keine Ahnung, was dieser Schultag noch für mich bereit hält. Hätte ich es gewusst, ich wäre in meinem Bett geblieben. Müde bin ich sowieso.
 

Stattdessen sitze ich im Matheunterricht und werfe Kaiba verstohlene Blicke zu.
 

Eigentlich ist er ja schon ein armseliger Typ. Außer seinem Bruder und seiner dämlichen Firma hat er nichts, naja, er hat Millionen, aber sein Leben ist doch irgendwie... kalt. Durchstrukturiert, kontrolliert, voller Aktivitäten, die ein junger Mann in seinem Alter nicht haben sollte. Wahrscheinlich hat er auch keine Ahnung was Spaß und Freizeit überhaupt sind. Und jetzt verliebt er sich auch noch ausgerechnet in mich... Welch Schmach für einen Seto Kaiba. Und welch Ironie des Schicksals. Ausgerechnet mich. Dabei würden sämtliche Hühner an der Schule ihren rechten Arm dafür geben...
 

Hm.
 

Fuck, das kann mir doch echt egal sein, oder?
 

... man sagt du seist es wert, und ich kann schwören, ich wusst es schon, und besser als vom hören...

Maß für Maß

Zweiter Aufzug
 

4. Szene
 

Es treten auf: Duke, Yugi, Tea, Mokuba und Tristan
 

"Oh Mann, ich dachte, Joey kippt jeden Moment um als er Kaiba kommen sah." Duke lacht bei dem Gedanken an die kleine Szene vor dem Klassenraum.
 

"Und die Beiden haben sich echt normal unterhalten?" will Yugi wissen.
 

Dukes grüne Augen blitzen. "Normal, naja, wie man´s nimmt. Sie waren beide garantiert nicht normal." erwidert der Schwarzhaarige. "Kaiba war direkt höflich und Joey brachte nur ein einziges Wort raus."
 

Tea lächelt. "Also läuft alles wie geplant."
 

Duke nickt. "Und wie! Die Beiden sind so dermaßen verunsichert, dass sie nicht in der Lage sind zu streiten."
 

"Also, ich habe ja gehofft, dass Kaiba nicht auf Joey losgeht mit seinem Wissen, aber dass es ihn so aus der Fassung bringen würde..." Yugi kichert vergnügt.
 

Tristan seufzt. "Abwarten!" mahnt er seine Freunde, wird aber von den anderen ignoriert.
 

"Aber deine Idee mit der Nachhilfe war wirklich genial, Yugi, auch wenn ich keine Ahnung habe, wie du das einfädeln konntest." Tea schenkt dem Kleinen einen anerkennenden Blick und Yugi schießt sofort die Röte ins Gesicht, was das Mädchen allerdings nicht wahrzunehmen scheint.
 

Verlegen lächelt der Kleine sie an. "Wenn ich ehrlich bin, dann verdanken wir das dem Pharao." gesteht er. "Atemu hat mit Fräulein Aino geredet."
 

Tea sieht ihn verwundert an. "Wir haben uns gestern noch über die Sache unterhalten und überlegt, wie wir die Beiden dazu bringen könnten sich auch außerhalb der Schule zu sehen. Ein Duell kam natürlich nicht in Frage."
 

Duke nickt. "Gute Idee, Kleiner. Geht also auch ohne Drama."
 

"Eigentlich ist es ja nur logisch, Kaiba ist der beste Schüler und Joey braucht ja auch tatsächlich Hilfe..." setzt Yugi wieder an. "Atemu hat zum Glück das Gespräch mit Fräulein Aino übernommen. Ich hätte das sicher nicht geschafft, vor allem ist es ihm gelungen das Ganze so einzufädeln als wäre es ihre Idee gewesen."
 

Duke pfeift anerkennend. "Nicht schlecht... Das heißt, es kann auch nicht wirklich rauskommen, dass du dahinter steckst."
 

Yugi nickt.
 

"Meine einzige Sorge war, dass Kaiba sich aus der Nummer winden könnte."
 

Tea grinst. "Hat er aber nicht. Warum wohl?"
 

"Warum auch immer, es ist für unsere Sache nur hilfreich." Duke leert seine Cola und blickt die Runde zufrieden an. "Also, mittlerweile würde ich schon fast darauf wetten, dass unsere Show die gewünschte Wirkung hat."
 

Mokuba nickt zustimmend. "Roland sagt, Seto hat heute morgen schon fast Selbstgespräche geführt."
 

"Wie süß!" befindet Tea und verdreht die Augen. "Hach, das wäre doch so toll, wenn die Beiden ein Paar werden... Ich finde sie passen einfach perfekt zueinander."
 

"Ja, wie Feuer und Wasser." brummt Tristan. "Ich halte immer noch dagegen." fügt er an Duke gewandt hinzu. "Die Wette gilt, Tristan." entgegnet dieser und hält dem Freund die Hand hin.
 

"Morgen Nachmittag wird Joey jedenfalls zu uns kommen." erzählt Mokuba und blickt die andern mit großen, schelmisch funkelnden Augen an. "Und ich kann euch sagen, Seto wird garantiert nicht die Gelassenheit in Person sein."
 

"Das bezweifle ich auch nach seinem Auftritt heute." grinst Duke. "Kaiba war ja nicht mal im Stande Joey anzusehen. Und wie er fast gestammelt hat als Fräulein Aino ihn aufgefordert hat, Joey bei den Aufgaben zu helfen."
 

Yugi nickt. "Jeder dachte, dass er ausrasten würde, aber stattdessen war er total perplex." stimmt der Kleine ein.
 

"Aber das Beste ist doch, dass Kaibas Reaktion Joeys Glauben an unsere Story nur bestärkt." meint Tea.
 

Die anderen nicken.
 

"Und Joey war so süß verlegen... Er ist sogar rot geworden." Tea seufzt. "Das ist..."
 

"Ja ja... romantisch, schon klar." Duke verdreht die Augen und die anderen Lachen. Nur Tea verzieht schmollend den Mund.
 

"Wir hätten echt schon früher auf diese Idee kommen können." sagt Tea schließlich.
 

Mokuba nickt. "Ich finde auch, dass die Beiden gut zusammen passen."
 

Einen Moment lang sieht Duke den Kleinen unsicher an. "Und dich würde es nicht stören, wenn dein Bruder... naja, wenn er... "
 

Der kleine Kaiba lacht. "Mit nem Mann zusammen ist?" fragt er den Älteren geradeheraus. Duke wirkt für einen Moment verlegen. "Ähm... ja." Mokuba schüttelt den Kopf. "Hauptsache Seto ist glücklich und Joey ist mir allemal lieber als irgendein doofes Mädchen."
 

"Leuchtet ein." stimmt Duke zu.
 

"Aber es gibt ja nicht nur doofe Mädchen." meldet sich Yugi leise zu Wort.
 

Mokuba nickt eifrig. "Klar, Yugi, aber Tea ist nicht Setos Typ." erwidert der Kleine schlicht.
 

Tristan hustet und alle starren den schwarzhaarigen Jungen an. Auf Teas Wangen leuchtet es rot. "Woher willst du denn wissen, wer der Typ deines Bruders ist?" fragt sie und funkelt Duke dann an. "Nicht, dass es mir was ausmachen würde, nicht sein Typ zu sein."
 

"Schon klar, Tea." erwidert Duke lässig. "Also, Mokuba... wie kommst du darauf?"
 

Der Kleine zuckt mit den Schultern. "Ich glaube, mein Bruder braucht jemanden, der ihm Feuer unter dem Hintern macht." ist die Antwort und nicht einmal Tristan bleibt von dieser Äußerung unberührt.
 

"Ähm..." Duke kratzt sich am Kopf. Tea senkt unwillkürlich den Blick und ihre Wangen fangen an zu glühen. Selbst Yugi wechselt die Farbe.
 

"Was denn?" Irritiert sieht Mokuba die Freunde an.
 

"Nichts, Kleiner." beruhigt ihn Duke.
 

"Wir sind sowas von tot, Leute." murmelt Tristan kopfschüttelnd.
 

"Joey wird also morgen bei euch sein, Mokuba?" wechselt Yugi verlegen das Thema. Der Kleine nickt. "Das hat Seto Roland gesagt." bestätigt er.
 

"Da wäre ich zu gerne dabei..." sinniert Duke. Tea nickt. "Schade, dass wir nicht Mäuschen spielen können." meint sie wehmütig. "Aber du kannst es, Mokuba."
 

Kaiba junior grinst. "Das habe ich auch vor."
 

Ich erlebe es noch, dich einmal ganz blaß vor Liebe zu sehen...

Phoenix und ...

Dritter Aufzug
 

1. Szene
 

Es treten auf: Seto, Joey und Roland
 

"Warum habe ich mich darauf eingelassen? Warum habe ich dieser impertinenten Frau nicht gesagt, dass ich besseres zu tun habe als mich um Wheelers Mathematikprobleme zu kümmern?"
 

Ich laufe im Zimmer auf und ab und fasse es selbst nicht.
 

"Sir? Ich verstehe nicht ganz."
 

Augenblicklich halte ich in meiner Bewegung inne und erstarre. Meine Augen wandern zu Roland, der mich fragend ansieht und erst jetzt wird mir klar, dass er meine Äußerung gehört hat. Ich habe meinen Gedanken ausgesprochen.
 

Ich bin schockiert und mein Assistent ist sichtlich irritiert.
 

Seto Kaiba führt Selbstgespräche.
 

Ich seufze resignierend.
 

"Nichts, Roland." sage ich nur und er lässt es dabei bewenden. Was auch immer er denken mag, er lässt es sich nicht ansehen. Ich bezahle ihm auch in der Tat genug dafür.
 

Ein weiterer Seufzer und ich lasse mich mürrisch in meinen Sessel fallen.
 

Ich verstehe die Welt nicht mehr. Seit 48 Stunden scheint sie Kopf zu stehen.
 

Aktienberichte und Börsenkurse ziehen an mir vorbei, ich bin unaufmerksam während eines Meetings, aber vor allem muss ich permanent an Joey Wheeler denken.
 

Doch damit nicht genug!
 

Ich habe tatsächlich zugestimmt, diesem unfähigen Köter Nachhilfe in Mathematik zu erteilen.

Was ist nur mit mir los?
 

Ach ja... ich erinnere mich.
 

"Sieh dich vor, Kumpel!"
 

Wieder durchzuckt Wheelers Stimme meine sonst so strukturierten Gedanken.
 

Fräulein Aino hat mich vollkommen überrumpelt. Ehe ich wusste, was geschah, hatte ich schon genickt. Dabei hatte ich überhaupt nicht zugehört. Und genau das ist nun das Problem.
 

"Roland, ein Glas Cognac." seufze ich. "Bitte."
 

Mein Assistent nickt und tritt zu dem kleinen Barschrank, den ich im Grunde nur angelegt habe, falls ich einmal einen Geschäftspartner im Haus empfange. Was bislang allerdings noch nie vorgekommen ist. Und bislang bin nur ich es, der sich ein Glas genehmigt. Dabei mache ich mir nicht einmal was aus Alkohol. Dennoch schätze ich zur Zeit die beruhigende Wirkung durchaus.
 

"Bitte, Sir." Roland reicht mir ein Glas und ich nicke. Mein Kopf schmerzt noch immer und ich muss das Glas erst einmal auf dem Tisch abstellen, um meine pulsierenden Schläfen zu massieren.
 

Joey Wheeler wird gleich hier sein.

Jeden Moment.
 

Genauer gesagt, in fünfzehn Minuten, sofern dieser Köter pünktlich ist.
 

Ich stöhne unwillkürlich auf.
 

Warum habe ich tatsächlich eingewilligt? Und warum hat dieser Köter auch nicht protestiert? In seiner derzeitigen Verfassung müsste er mir doch eigentlich aus dem Weg gehen wollen, oder?
 

Mir kommt ein entsetzlicher Gedanke.
 

Vielleicht freut er sich darauf mit mir alleine zu sein? Wenn ich tatsächlich das Objekt seiner Begierde bin, dann müsste ihm eine solche Zweisamkeit trotz der Umstände, die dazu führen, erfreuen.
 

Ich leere das Glas in einem Zuge.
 

Ich bin Wheelers Objekt der Begierde.
 

Wie konnte es dazu kommen? Immer wieder keimt die gleiche Frage in mir auf.
 

Dass ich auf die weiblichen Schüler eine gewisse Wirkung ausübe, habe ich inzwischen zur Kenntnis genommen. Nicht, dass es mich wirklich interessieren würde. Im Grunde verstehe ich nicht einmal, warum dem so ist. Schließlich tue ich nichts, was solch ein Verhalten erklären könnte. Aber ich kann nicht umhin zu registrieren, dass sich sogar einige Gruppierungen gebildet haben, die man als Fanclubs bezeichnen könnte. Lächerlich. Schließlich bin ich kein alberner Rockstar sondern Leiter einer Spielefirma. Aber pubertierenden Gören scheint das egal zu sein.
 

Ob Wheeler in einem dieser Fanclubs ist?
 

Natürlich nicht. So dämlich wäre noch nicht einmal dieser Streuner.
 

Meine Nerven.

Ich glaube, ich brauche noch ein Glas. Roland versteht das Zeichen direkt. Dieses Mal kommt er gleich mit der Karaffe.
 

Noch elf Minuten.
 

Wie soll ich das nur überleben?

Wie kann diese Frau auch nur auf solch eine verrückte Idee kommen? Es müsste doch allseits bekannt sein, dass Wheeler und ich alles andere als auf freundschaftlichem Fuß verkehren?
 

Ob er tatsächlich kommen wird?
 

Gestern Morgen war er so... so kleinlaut. So ruhig. So ganz anders. Während des gesamten Unterrichts hat er mich immer wieder angesehen. Einfach alles an ihm war anders. Er schien vollkommen in Gedanken.

Unwillkürlich verziehe ich die Lippen zu einem sarkastischen Lächeln. Wheeler und denken. Absurd. Zumindest schien es so, dass er nachdenkt, was auch immer dies bei ihm bedeuten mag. Und sein Blick... Ich habe ja schon oft gesehen wie seine Mimik entgleist ist, aber nie hat er so ernst ausgesehen, die braunen Augen waren sogar eine Spur dunkler als sonst. Einen Moment hatte ich den Eindruck, dass sie traurig aussehen.
 

Dabei ist Wheeler für gewöhnlich alles nur nicht traurig oder still.

Er ist für gewöhnlich sogar geradezu eine übersprudelnde Quelle an Lärm und Optimismus. Ein Stehaufmännchen, dessen Fähigkeit, sich immer wieder aufzurappeln, geradezu bemerkenswert sind. Selbst meine spöttischen Kommentare bringen ihn nicht aus der Fassung. Nein, er kontert stets. Manchmal sogar mit einem Funken Witz.
 

"Joey Wheeler gibt niemals auf!"
 

Das muss man ihm tatsächlich lassen, seine Zuversicht ist unerschütterlich. Ich habe ihn schon so oft geschlagen und er weiß genauso gut wie ich, wie haushoch ich stets gewonnen habe, dennoch... er versucht es immer wieder. Er wirkt direkt ehrgeizig, wenn es darum geht mich in einem Duell zu schlagen.

Gut, wer kann ihm das verübeln? Ich bin der beste Duellant - ich wäre es auch offiziell, wenn dieser Muto nicht...
 

Fünf Minuten.
 

Ich wende mich an Roland. "Vermutlich wird jeden Augenblick ein Köter namens Joey Wheeler klingeln." sage ich betont gleichgültig. "Führen sie ihn in den Salon und passen sie auf, dass er keine Pfotenabdrücke auf dem Teppich hinterlässt."
 

Roland nickt und schickt sich an zu gehen. Ich leere mein zweites Glas. Dann erhebe ich mich langsam aus meinem Sessel.
 

Nun gut, bringen wir die Sache hinter uns. Ich werde einfach versuchen sachlich und ruhig zu bleiben und zu ignorieren, dass es Joey Wheeler ist, dem ich diese Formeln erläutere.

Natürlich weiß ich schon jetzt, dass dieser Versuch zum scheitern verurteilt ist.
 

Und die Bestätigung, sofern es noch einer bedurft hat, erhalte ich ein paar Minuten später als ich Joey Wheeler auf meinem weißen Sofa sitzen sehe.
 

"Kaiba." Er zuckt ein klein wenig zusammen als ich den Raum betrete. Er wirkt definitiv unsicher und merkwürdig deplatziert in meinem farblich abgestimmten Salon. Er versucht zu grinsen, kratzt sich dabei scheinbar verlegen am Kopf, was die wuschligen, blonden Haare nur noch mehr durcheinander bringt und blickt unschlüssig zu mir rüber.
 

"Wheeler." entgegene ich betont gleichgültig. Er hat sich erhoben und zupft unruhig an seinem T-Shirt.
 

Einen Moment stehen wir beide unschlüssig da und sehen uns an. Scheinbar wissen wir beide nicht was wir von der Situation halten sollen, geschweige denn wie wir uns verhalten sollen. Es ist das erste Mal, dass wir uns unter solchen Bedingungen treffen. Und schlagartig wird mir bewusst, dass es für ihn weitaus schwieriger sein muss als für mich. Abgesehen von der Tatsache, dass seine Noten miserabel sind und er in der Tat Nachhilfe bedarf, folglich also Fräulein Ainos Anliegen nicht abweisen konnte, es muss mehr als unangenehm sein, ausgerechnet mir gegenüber zu stehen. Unter normalen Umständen hätte er sicher schon einen seiner banalen Kommentare los gelassen und mich als reichen Pinkel betitelt. Aber seine Gefühlslage verbietet es ihm scheinbar.
 

Und ohne es zu wollen, ja, dass es auch nur einen wirklich logischen Grund dafür gibt, tut der kleine Köter mir plötzlich leid. Wirklich leid.
 

Er ist der geborene Loser und genauso steht er auch da. Er, mit seiner Secondhandkleidung, in einem überstylten Salon.
 

Ich muss unwillkürlich schlucken und mir fällt plötzlich wieder ein, dass das Leben bislang nicht gerade gut mit Joey Wheeler umgesprungen ist. Soweit ich weiß sind seine Eltern geschieden. Seine Mutter und auch seine Schwester leben weit weg. Er ist bei seinem Vater, über den man so manches Gerücht hört. Und... er arbeitet neben der Schule in einer Pizzeria.
 

Komisch, dass ich dieses Dinge weiß. Dabei spielen sie für mich überhaupt keine Rolle. Im Grunde dürfte mich lediglich interessieren, wie seine Leistungen bei DuelMonsters sind.
 

Hm.
 

Serenitiy. Das ist der Name seiner Schwester. Auch die Information habe ich in meinem Kopf gespeichert. Ich glaube, ich bin dem Mädchen sogar begegnet, auch wenn ich mich nicht daran erinnern kann. Warum erinnere mich an ihren Namen? Ach ja, er wollte das Preisgeld für sie gewinnen. Joey brauchte das Preisgeld für Serenity.
 

Verdammt, Seto. Reiß dich zusammen. Konzentrier dich auf das Wesentliche. All diese Dinge gehören nicht in den Fokus.
 

"Hast du dein Buch dabei?" frage ich schließlich. Er nickt und hält es hoch. "Gut."
 

Ich überlege. Dann deute ich zum Tisch. "Möchtest du etwas trinken?" Die Frage scheint ihn genauso zu überraschen wie mich. Wieder starren wir uns an. "Gerne." erwidert er nach kurzem Zögern und erst jetzt fällt mir auf, dass Roland gar nicht zugegen ist. Ich nickt und trete zum Telefon. Roland reagiert sofort. "Bringen sie mir irgendwas zu trinken für... meinen Gast." Meine Stimme klingt seltsam fremd. "Und die Flasche Cognac." füge ich hinzum, dann wende ich mich wieder Wheeler zu. Meinem Gast.
 

Er ist bereits zum Tisch getreten und blickt mich immer noch unsicher an. Er macht fast den Eindruck als wäre er ein kleines Kaninchen, dass vor einer Königskobra sitzt. Unwillkürlich muss ich lächeln. Was denkt er denn? Dass ich ihn jeden Moment umbringe? "Du kannst dich ruhig setzen." sage ich mit immer noch fremder Stimme und er leistet meiner Aufforderung wortlos Folge.
 

Verdammt. Dieser ruhige Wheeler macht mich nervös. Kann er nicht irgendwas erwidern? Kann er nicht so sein wie immer? Ich will unseren Modus nicht ändern. Mir gefällt unser Modus. Das hier... irritiert mich. Sehr.
 

Und mich neben ihn zu setzen, ist noch irritierender. Ich spüre seine Gegenwart so deutlich, dass ich für einen Moment nicht weiß was ich tun soll. Er sieht mich dagegen erwartungsvoll an und seine Augen, sie haben einen ungewöhnlich warmen Braunton. Ich spüre wie sich meine Nackenhaare aufstellen. "Seite 208." sage ich mit rauer Stimme und er widmet sich dem Buch. Ich atme erleichtert auf. Es ist eigenartig auf diese Weise, von ihm angesehen zu werden. Ohne ein Fünkchen Wut darin.
 

Frappierend.
 

Ich müsste nur meinen Arm etwas bewegen und wir würden uns berühren.
 

Welch Feuer durchströmt mein Ohr! Ists wirklich wahr? Wollt ihr mir Spott und Hohn so scharf verweisen? Leb wohl denn Stolz für immerdar, mich lüstet nimmermehr nach solchen Preisen...

... Turteltaube

Dritter Aufzug
 

2. Szene
 

Es treten auf: Seto, Joey und Roland
 

Geschlagene zehn Minuten bin ich vor der Villa auf und ab gelaufen, unschlüssig ob ich tatsächlich zu ihm gehen soll.

Noch immer erscheint mir die Situation vollkommen verrückt. Ausgerechnet ich soll zu Kaiba. Nach Hause. Wie konnte Fräulein Aino nur auf diese Idee kommen? Und wie konnte er das zu lassen? Hat er nichts besseres zu tun? Finden keine wichtigen Meetings statt? Es kann doch nicht sein, dass der Typ Zeit hat - er hat sonst nie Zeit. Für niemanden. Nicht einmal für Mokuba.
 

Verdammter Mist.
 

Erwartet er überhaupt, dass ich komme? Bei Kaiba weiß man ja nie. Vielleicht rechnet er damit, dass ich kneife und ich mach mich hier zum Idioten, wenn ich unangemeldet vorbei schaue. Aber nach dem Unterricht hatte er gesagt, dass ich kommen soll. Um vier Uhr. Pünktlich.
 

Jetzt ist es fünf vor vier und ich weiß nicht was ich machen soll. Hat er es ernst gemeint? Gott verdammter Schei...
 

Es bringt ja alles nichts. Ich muss klingeln, sonst erfahr ich es nie. Entweder war´s ein Witz und dann bin ich erlöst oder...
 

Was ist wenn er mir tatsächlich Nachhilfe geben will? Naja, genau das soll er ja. Also wenn´s nach Fräulein Aino geht. Aber wir reden hier von Kaiba... Kaiba macht nie etwas... Andererseits ist Kaiba neuerdings auch anders. Komisch. Komisch im Sinne von merkwürdig.
 

Allein sein Verhalten gestern... Oh Mann. Das steckt mir immer noch in den Knochen. Er ist tatsächlich anders. Er hat mich nicht ein einziges Mal Köter genannt seither. Er hat mir überhaupt keinen Kosenamen verpasst. Und er ist meinem Blick ausgewichen.
 

So ist Kaiba also, wenn er verliebt ist. Ich schlucke unwillkürlich.
 

Und jetzt muss ich auch noch zu dem verliebten Kaiba nach Hause. In die Höhle des Löwen, ähm nein, des Drachen. Ob ich das überleben werde? Naja, wenn er mich liebt wird er mich wenigstens nicht töten wollen, was ja schon ne recht gute Ausgangsposition ist, oder? Vielleicht gibt er mir auch tatsächlich Nachhilfe und ich schaffe es meine Note auf ne vier oder gar ne drei zu heben.
 

Herrje, was denk ich da. Kaiba und ich können nicht zusammen lernen. Das ist... widersinnig.
 

Verdammt, Joseph Jay Wheeler reiß dich zusammen. Klingel endlich an dem verdammten Tor und bring es hinter dich. Es gibt Leute, die wissen wo du bist. Fräulein Aino weiß es.
 

Trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl, als ich mich anschicke den Knopf zu betätigen. Ich höre kein Klingeln, aber dafür bin ich sicher auch zu weit vom Haus entfernt. Diese Villa ist ja ein Hochsicherheitstrakt... aus dem es bestimmt auch kein Entrinnen gibt.
 

Nervös hüpfe ich von einem Bein auf das andere und zucke zusammen als ich die Stimme von Kaibas Assistenten durch den Lautsprecher vernehme.
 

"Ähm... hier ist Joey Wheeler... ich wollte... nein, ich will... Also, Kaiba... erwartet mich." stammele ich unbeholfen und fühle mich saudämlich.
 

"Ja, Sir, ich bin unterrichtet." erwidert Roland und ich denke nur: Huch! Er erwartet mich also wirklich. Krass.

"Kommen sie bitte zur Tür."
 

Und Simsalabim, das Tor zum Eispalast öffnet sich. Ich schnappe mir mein Rad und schiebe es die Einfahrt entlang. Die Tür öffent sich bereits als ich noch gut vier Meter entfernt bin. Roland lächelt mich freundlich an. "Guten Tag, Mr. Wheeler." begrüßt mich Kaibas Lakai höflich. Ich grinse. Mr. Wheeler. Klingt gut, oder? "Hallo!" erwidere ich unsicher und er macht eine dieser komischen Handbewegungen, die ich nur von alten Butlern aus noch älteren Filmen kenne. Ich zögere, dann setze ich vorsichtig einen Fuß über die Schwelle und erwartet unsinnigerweise, dass mich jeden Moment der Blitz trifft. So muss sich der Teufel fühlen, wenn er eine Kirche betreten will. Nur, dass ich nicht zu Schwefel verdampfe. Ich überlebe es tatsächlich die Hochburg des Oberfieslings zu betreten. Ich danke dem Herrn. Amen. Halleluja und so.
 

"Folgen sie mir bitte in den Salon. Master Kaiba wird gleich bei ihnen sein." sagt Roland und schreitet voran. Ich trabe ihm langsam nach und schaue mich derweil vorsichtig um. Mann, Mann, das ist echt ne Hütte. Ein Palast im Vergleich zu meiner Bude. Ich frage mich wieviele Zimmer der Schuppen hat. Jedenfalls hat er schwindelerregend hohe Decken. Hier könnte man ja schon fast Tarzan spielen.
 

Roland öffnet die Tür zu einem Zimmer und bittet mich einzutreten. "Master Kaiba kommt jeden Moment." Damit lässt er mich alleine und ich sehe mich unschlüssig in dem großen Zimmer um. Salon. Hm. Keine Ahnung was ein Salon ist. Für mich ist es ein übergroßes Wohn- und Esszimmer in einem. Die Couch ist jedenfalls gigantisch. Und der Fernseher. Unsicher bewege ich mich auf dem dicken Teppich, der sicher ne hübsche Stange Geld gekostet hat. Nur keine Spuren hinter lassen, sonst wird Kaiba noch sauer. Zum Glück sind meine Schuhe sauber.
 

Da bin ich also... in Kaibas Salon. Und warte auf Kaiba.
 

Das ist vielleicht ein krasses Gefühl. Mein Magen rebeliert wieder. Gleich bin ich allein mit Kaiba. Ich war noch nie allein mit Kaiba. Ob jemand außer Mokuba das je war? Ich schaudere unwillkürlich.
 

Und jetzt stehe ich hier, Joey Wheeler.

Kaibas Erzfeind. Und... naja, nach neusten Erkenntnis wohl auch das Objekt seiner Begierde. Hehe. Ich bin nicht nur sein Alptraum, ich bin jetzt auch die Spukgestalt seiner schlaflosen Nächte. Ob es je jemand geschafft hat beide Extreme bei einem Menschen auszulösen? Hass und Liebe? Hm, möglich... aber sicher nicht bei einem Menschen wie Kaiba. Dazu bedarf es scheinbar eines Joey Wheelers. Mist, ich glaube ich grinse gerade saudämlich.
 

Warum eigentlich?

Naja, ich muss zugeben, die Vorstellung, dass ich Kaiba um seinen Schlaf bringe, hat schon was. Wie gesagt, die Hühner an unserer Schule würden sonst was geben, um mit mir zu tauschen. Echt verrückt. Ich tue nichts und mir wird diese Ehre zuteil.
 

Ähm... Ehre?

Huch! Was denk ich denn da?

Also, es ist sicher keine Ehre, wenn der gemeinste, kälteste und eingebildeste Firmenleiter der Welt auf einen steht. Andererseits... die meisten Mädchen sehen in Kaiba die Antwort auf ihre jungfräulichen Gebete. Auch wenn ich das echt nicht verstehen kann. Sogar Serenity hat gesagt, dass er was hätte. ER! Wenn der Typ was hat, dann ne verflucht kalte Aura. Naja, seine Augen sind nicht übel, aber das war´s auch schon. Meiner Meinung nach ist dieser Hype um Kaiba mächtig übertrieben. Würden die Leute ihn nur einmal so erleben wie ich es tue...
 

Aber gestern war er anders... Menschlich. Fast nett.

Vollkommen kaiba-untypisch. Deshalb wankt ja gerade auch mein Weltbild.
 

Verflucht, warum denk ich überhaupt die ganze Zeit über ihn nach? Ich will die Nummer hier nur hinter mich bringen und schnell wieder weg.
 

Wo bleibt der Kerl eigentlich?
 

Na, soll er mich nur warten lassen, jeder Moment ohne Kaiba ist ein guter. Und ich kann so auch mal die Couch ausprobieren ohne, dass er einen seiner hochtrabenden Kommentare abgibt.
 

Mit wem er wohl sonst so auf der Couch sitzt?

Unsinn, Joey, das interessiert keinen! Naja, die Couch ist zumindest gemütlich. Weich und bequem. Besser als mein Bett und sicher wärmer als Kaiba. Ich muss unwillkürlich grinsen und dann...
 

Dann steht er da. Ich springe auf wie von der Tarantel gestochen und starre ihn unsicher an. Warum schleicht der Kerl sich auch so an? Mir schlägt das Herz schon bis zum Hals.
 

"Kaiba." presse ich hervor.
 

Er steht tatsächlich vor mir. Seto Kaiba. Und wir sind allein. Herr, lass es mich überleben!
 

Kaiba blickt mich unschlüssig an. Zum ersten Mal habe ich den Eindruck, dass er nicht weiß was er sagen soll. Wow. Kaiba und sprachlos. Ich dachte, das wären zwei unvereinbare Dinge.
 

Genau wie wir.
 

"Wheeler." sagt er schließlich und seine sonst so sichere Stimmte klingt irgendwie... anders. Weicher? Vielleicht werde ich auch einfach nur verrückt. Hm. Das Ganze ist sicher zu viel für mich armen Jungen.
 

Kaiba und...
 

Dann fällt der Groschen.
 

Für ihn muss das gerade Horror pur sein. Alleine mit mir. In seiner vertrauten Umgebung. Seinem sicheren Refugium. Dem Ort, an dem er seine Maske aus Kälte und Verachtung vielleicht mal abnimmt. Ich schlucke wieder. Irgendwie wirkt er anders als sonst. Anders als in der Schule und bei den weiteren Gelegenheiten, bei denen ich ihm begegnet bin. Vielleicht liegt es auch daran, dass er seinen Mantel nicht trägt. Ich glaube, ich habe Kaiba noch nie ohne gesehen. Er wirkt nicht länger so erschreckend unnahbar und... er ist schmächtiger als ich dachte. Fasziniert wandert mein Blick über seine schmalen Schultern und meine Wangen beginnen zu brennen. Verdammt, bin ich total bescheuert?
 

"Hast du dein Buch dabei?" möchte er mit heiserer Stimme wissen. Ich nicke und halte es als Beweis hoch. "Gut." Er deutet zum Tisch.
 

Einen Moment stehen wir unschlüssig da, keiner sagt was. Wir scheinen beide nicht zu wissen, wie wir gerade mit einander umgehen sollen. Ich weiß zumindest nicht, wie ich mit diesem Kaiba umgehen soll. Er ist so... anders. Alles an ihm. Und diese Augen...
 

Wie kann ein Mensch so blaue Augen haben?
 

"Möchtest du etwas trinken?" Ich starre ihn an als habe er mich gerade gefragt ob er mir das Gehirn entfernen soll. Huch. Das war eine freundliche Frage. Mehr noch. Das ist eine verdammt höfliche Geste - für Seto Kaiba. "Gerne." erwidere ich und meine Kehle erscheint mir plötzlich wie zugeschnürrt. Er nickt und tritt zu einem Tischchen auf dem ein Telefon steht. Mit einer grazilen Bewegung hebt er den Hörer ab. "Bringen sie mir irgendwas zu trinken für... meinen Gast." Seine Stimme klingt seltsam fremd. "Und die Flasche Cognac."
 

Ich glaub ich hör nicht recht. Was hat der Kerl vor? Cognac? Hätte nicht gedacht, dass Kaiba so was trinkt.
 

Für einen absurden Moment kommt mir der Gedanke, dass er mich vielleicht abfüllen will. Aber hey, das wäre doch etwas... Ich traue ihm ja alles zu aber, nein, zu solchen Mittel würde er nicht greifen. Würde er doch nicht, oder?
 

Unsicher gehe ich zu dem Tisch. Kaiba in schlichtem Rollkragenpulli. Kaiba, der Cognac trinkt. Ich kann mich nicht erinnern ihn je was essen gesehen zu haben und für gewöhnlich kippt er nur Unmengen Kaffee runter. Mein Weltbild verschiebt sich immer mehr.
 

"Du kannst dich ruhig setzen." höre ich ihn sagen und leiste seiner Aufforderung wortlos Folge. Mann, seine Stimme kann total...sexy klingen. Hab ich das gerade echt gedacht?
 

Erst Kaiba und normal - jetzt Kaiba und sexy.

Was kommt als Nächstes? Nein, ich will es nicht wissen. Auf keinen Fall. Dieser neue Kaiba irritiert mich schon viel zu sehr. Ich will nicht auch noch darüber nachdenken. Mann, kann er nicht einfach so sein wie immer? Kalt, distanziert, arrogant? Leider ist er gerade gar nichts davon. Nicht einmal kalt! Verfluchter Kaiba. Trotzdem zittere ich. Irgendwie sind sogar meine Knie seltsam weich. Hinsetzen ist eine gute Idee.
 

Es dauert einen Moment bis er zu mir kommt. Seine Schritte sind merkwürdig unsicher und die unverschämte Selbstgefälligkeit, die er sonst ausstrahlt, ist gerade wie weggeblasen. Sogar sein unerschütterliches Selbstbewusstsein scheint ins Wanken geraten zu sein.

Die Maske bekommt also Risse.
 

Meinetwegen.
 

Ich schlucke.
 

Er gleitet neben mir auf den Stuhl und sagt mit heiserer, leicht belegter Stimme: "Seite 208." Ich schlage das Buch auf und versuche nicht daran zu denken, dass er mir gerade so nah ist. Näher als je zuvor. Wenn ich meine Position nur um ein paar Zentimeter verändere, dann berühre ich ihn. Ich habe ihn noch nie berührt. Ob er mich gerne berühren würde? Fuck, ich werde rot. Zum Glück sieht er mich nicht an.
 

Was wohl gerade in ihm vorgeht? Alles an ihm ist angespannt, das ist nichts neues, aber es wirkt heute noch extremer.
 

Meinetwegen.
 

Fuck, ich muss aufhören daran zu denken. Konzentrier dich auf Mathe, Joey.
 

Er fängt an in ruhigem, sachlichen Ton zu reden. Seine Augen fokussieren irgendeinen willkürlichen Punkt auf dem Buch. Er erläutert mir den Aufgabenaufbau und ich versuche ihm zu folgen.
 

"Sit at your masters feet - like the whimpering defeated Dog you are!"
 

Ja, daran muss ich denken. An den fiesen Kaiba, den Kaiba, der mich immer zum Hund erklärt, mich Töle schimpft und mich ständig niedermachen will.
 

"Hörst du mir überhaupt zu, Wheeler?" fragt er plötzlich. Seine Stimme klingt scharf, aber nicht gereizt, eher bissig. Als würde es ihm schwer fallen, mit mir zu reden. Hm. Ihm ist es bislang nie schwer gefallen, mich verbal zu attakieren. Er beherrscht das normalerweise sogar bis zur Perfektion. Wie eigentlich allen in seinem Leben. Nur jetzt nicht. Nicht mehr.
 

Mann, Tea hatte echt Recht. Gefühle verändern alles. Sogar Seto Kaiba.
 

"Wheeler?" Er presst das Wort hervor und ich drehe minimal den Kopf. "Ähm... ja." sage ich und er seufzt. Ich muss mich jetzt endlich konzentrieren, aber irgendwie verschwimmen gerade die Zahlen vor meinen Augen. Ich bin erleichtert als es an der Tür klopft und Roland mit den Getränken eintritt.
 

"Bitte, Sir." Der Assistent stellt ein Tablett neben uns auf den Tisch und schenkt mir ein Glas Limonade aus und Kaiba einen Cognac. Kaiba nickt und Roland macht eine leicht verbeugende Bewegung, verschwindet aber nicht. "Sir?" hebt der Assistent vorsichtig an. Kaiba hebt eine seiner perfekten Augenbrauen. "Einer ihrer Aktionäre ist am Telefon." sagt Roland nüchtern und Kaiba seufzt. Dieses Mal klingt es genervt. "Stellen sie mir den Anruf hierher durch." erwidert Kaiba und Roland nickt. Ich sehe Kaiba fragend an. "Diese unintelligenten Individuen..." stöhnt er und für den Bruchteil einer Sekunde trifft sein Blick meinen. "Versuch schon mal die Aufgabe zu lösen. Das Gespräch wird hoffentlich nicht lange dauern." Ich nicke und wende mich wieder dem Buch zu, während er sich erhebt und zum Telefon geht.
 

Ich stöhne auf. Dämliche Zahlen. Die Aufgabe werde ich nicht lösen können. Ich versuche es dennoch und höre Kaiba im Hintergrund sein Gespräch annehmen. Ich stelle die Formel so auf wie er es mir eben erklärt hat und er gibt am Telefon kurze, präzise Anweisungen. Sein Tonfall ist ungeduldig und plötzlich kommt mir der Gedanke, dass so sein Leben aussieht. Er ist ein Arbeitstier. Nach der Schule fährt er in seine Firma und muss sich dort mit Männern herum schlagen, die doppelt so alt sind wie er. Die seine Väter oder Großväter sein könnten. Jeden Tag auf´s Neue muss er sich mit so langweiligem Kram beschäftigen, den ich wahrscheinlich nicht einmal verstehen würde. Er ist nicht nur Schüler. Er ist auch Geschäftsmann. Und er ist noch nicht einmal 19 Jahre. Puh.
 

Sein Leben muss wirklich strange sein. Aber Kaiba ist auch strange. So was von strange.
 

Das Gespräch dauert länger als er wohl gedacht hat. Ich tippe schnell die Zahlen in den Taschenrechner und bekomme ein Ergebnis, dass einen recht soliden Eindruck macht. Als der Hörer auf die Gabel knallt, stöhnt er erneut auf. Unwillkürlich wende ich mich kurz um. Er massiert sich die Schläfen und ich schätze, seine Stimmung ist jetzt im Keller. Schnell blicke ich wieder auf meine Rechnung und er kommt zu mir. Er greift zu seinem Glas und nippt daran und aus irgendeinem Grund fragte ich plötzlich: "Ärger in der Firma?" Er ist zu angespannt, um überrascht zu sein. Ich rechne schon mit einer bissigen Bemerkung, aber stattdessen erwidert er nur: "Ärger ist übertrieben. Diese Ignoranten haben keinerlei logischen Verstand." Ich nicke nur, auch wenn ich nicht das Geringste verstehe. "Hast du ein Ergebnis?" fragt er und ich schiebe ihm den Block rüber. Seine Wangenknochen sind hervor getreten und ich mustere sein Gesicht. Er wirkt wirklich müde und normalerweise würde er nicht hier mit mir sitzen, sondern wäre in seinem Büro in der Kaiba Corporation.
 

"Die Formel ist korrekt." erklärt er und sein Tonfall ist wieder sachlich. "Aber du hast bei der Rechnung die Klammern nicht richtig beachtet."

"Oh... ähm..." Ich ziehe den Block wieder zu mir und tippe die Zahlen von neuem ein. Er nippt wieder an seinem Drink. Als ich ihm das neue Ergebnis präsentiere, nickt er. "Exakt." mehr sagt er nicht, aber für einen Moment habe ich den Eindruck, dass der Anflug eines Lächeln über sein Gesicht huscht und seltsamerweise bekomme ich in dem Augenblick ein ganz komisches Gefühl.
 

Ich erspähe schon einige Zeichen der Liebe...

Der Liebenden Klage

Dritter Aufzug
 

3. Szene
 

Es treten auf: Mokuba, Roland, Tristan, Tea, Bakura, Duke und Atemu
 

"Schieß los, Mokuba!" drängt Duke, kaum das der Junge sich hingesetzt hat.
 

Der Kleine grinst. "Am Besten fängt Roland erstmal an." erwidert Kaiba junior grinsend. "Roland?"
 

Kaibas Assistent nickt. "Gerne, Master Mokuba." Ein amüsiertes Lächeln erscheint auf dem sonst so ausdruckslosen Gesicht. "Joey Wheeler traf um Punkt vier Uhr ein. Die halbe Stunde vor seinem Eintreffen, war Master Kaiba sichtlich durcheinander. Er redete sogar mit sich selbst und bat mich zweimal, ihm einen Cognac zu bringen." Roland macht eine kleine Pause und mustert die Gesichter seiner jungen Zuhörer. Alle hängen gebannt an seinen Lippen.
 

"Ich habe Master Kaiba noch nie so nervös gesehen. Allein in meiner Gegenwart wechselte er dreimal die Gesichtsfarbe und es war ihm deutlich anzusehen, dass er innerlich mit sich rang und nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte." fährt der Assistent fort.
 

"Das hätte ich zu gerne gesehen." gibt Bakura verlegen zu. Tea nickt. "Nicht nur du."
 

"Dann schickte er mich an die Tür, um Joey Wheeler zu empfangen." setzt Roland von neuem an und aus seinem Lächeln wird ein Grinsen. "Ich konnte beobachten, dass dieser über zehn Minuten vor dem Tor auf und ab lief bis er schließlich klingelte. Auch er war nervös und ich hatte sogar die Befürchtung, dass er jeden Moment in Ohnmacht fallen würde."
 

Duke lacht. "Mann, ist das geil."
 

"Wie Master Kaiba gewünscht hatte, führte ich ihn in den Salon und ließ ihn alleine und wie ich mitbekommen habe, dauerte es gute weiter zehn Minuten, bis Master Kaiba sich dazu durchringen konnte, zu ihm zu gehen. Ganze zwei Minuten stand er zögernd vor der Tür." erzählt Roland weiter und muss ein Lachen unterdrücken. "Kurz darauf bat mich, Master Kaiba per Telefon seinem Gast etwas zu trinken und ihm selbst die Flasche Cognac in den Salon zu bringen."
 

Atemu lächelt. "Wir sollten aufpassen, dass Kaiba kein Alkoholproblem über dieser Sache bekommt." Tea nickt.
 

"Normalerweise trinkt Master Kaiba nie!" wirft Roland ernst ein, was Mokuba mit eifrigen Kopfbewegungen unterstreicht.
 

"Als ich ihnen die Getränke in den Salon brachte, saßen beide am Tisch und es herrschte eine sichtlich gespannte Stille. Beide Herrn wirkten verlegen." beendet Roland seinen Vortrag.
 

Tea seufzt. "Wie süß... Ich sehe die Zwei direkt vor mir." meint das Mädchen. "Vielleicht haben sie schon Schmetterlinge im Bauch."
 

"Klar!" ruft Tristan spöttisch und zieht eine Grimasse. "Und morgen halten sie dann Händchen! Ihr seid bescheuert."
 

"Also, das läuft doch bislang wirklich gut." mischt sich Bakura leise ein. Duke nickt. "Sehe ich auch so."
 

"Deine Idee war wirklich brilliant, Pharao." Tea lächelt ihr Gegenüber verlegen an. Atemu schenkt ihr ebenfalls ein herzliches Lächeln. "Eigentlich war es ja Bakuras Idee." entgegnet er.
 

"Ist ja auch egal. Hauptsache der Plan funktioniert." meint Duke lässig. "Und bislang funktioniert alles hervorragend."
 

Tristan schüttelt genervt den Kopf. "Ihr habt echt den Verstand verloren." sagt er. "Ihr redet hier von Joey - unserem Joey... und KAIBA!"
 

"Das wissen wir, Tristan!" Tea funkelt ihn wieder an und der Angesprochene verschränkt die Arme vor der Brust. "Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt." brummt er und wendet sich leicht ab.
 

Die Blicke richten sich auf Mokuba. "Und was war sonst noch?" will Duke wissen. Der Kleine grinst.
 

"So nach ner Stunde bin ich mal zu ihnen. Sie waren tatsächlich am lernen und ob ihr´s glaubt oder nicht, die Stimmung war alles andere als feindselig. Im Gegenteil. Sie saßen ganz ruhig da und beschäftigten sich mit den Aufgaben." erzählt der Kleine. "Ich hab dann gefragt, wie lange sie noch brauchen und Seto meinte, sie wären gleich fertig - für´s erste." Mokuba zwinktert die Runde vielsagend an und Tristan stöhnt wieder genervt auf.
 

"Ich hab Joey dann einfach zum Abendessen eingeladen und Seto hat nicht widersprochen. Er nickte nur und er war echt unsicher, er konnte Joey gar nicht ansehen."
 

Atemu grinst. "Erstaunlich..." meint der Pharao und Tea wirft ihm einen fragenden Blick zu. "Weder Pegasus, noch Yami Marik, nicht einmal Yami Bakura haben es vermocht, Kaiba wirklich zu verunsichern und nun schafft es unser Joey, dass Kaiba langsam die Fassung verliert."
 

Duke lacht. "Na, unser Joey ist eben ein ganz besonderer Fall."
 

"Dem geht´s aber auch nicht besser." meint Mokuba. "Er konnte nicht einmal still stehen und hat Seto immer wieder nen verstohlenen Blick zugeworfen und als wir dann zu Tisch saßen, wurde er sogar richtig rot. Ich musste mich echt beherrschen." Der Kleine lacht und hält sich den Bauch dabei. "Die Zwei waren so albern..."
 

Bis auf Tristan stimmt jedern in das Lachen ein.
 

"Und was ist der nächste Schritt?" fragt Duke schließlich.
 

"Übermorgen lernen sie wieder zusammen." erwidert Mokuba.
 

"Aber wäre es nicht gut, wenn wir uns noch ws überlegen würden? Lernen ist ja für den Anfang ganz nett, aber wir sollten am Ball bleiben..." meint Duke. Tea nickt zustimmend.
 

"Ja, sonst fassen sich die Beiden wieder." Atemu nickt. "Hm, was könnten wir tun...?"
 

Wieder wird eifrig überlegt und es ist schließlich Kaibas Assistent, der sich zu Wort meldet.
 

"Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte..." beginnt er und der Pharao nickt. "Nur zu, Roland." Der Assistent schenkt ihm ein freundliches Lächeln.
 

"Ich glaube, es wäre nicht schlecht, wenn wir die Geschichte ein wenig intensivieren. Ich meine, wenn wir bei Master Kaiba den Eindruck erwecken, dass es schlimmer um Joey Wheelers Gefühle bestellt wäre und umgekehrt natürlich genauso."
 

"Hm. Ich verstehe was sie meinen, Roland." Atemu nickt. "Und ihr Vorschlag ist sehr gut. Das sollten wir tatsächlich tun."
 

"Und wie, Atemu?" will Mokuba wissen.
 

"Master Kaiba macht seine Mittagspause bei schönem Wetter im Stadtpark. Immer um die gleiche Zeit, immer sitzt er auf der gleichen Parkbank." meldet Roland sich erneut zu Wort. "Wenn wir es einrichten können, dass er ein weiteres geheimes Gespräch belauschen könnte..."
 

Mokuba strahlt. "Klasse Idee, Roland!!" Der Assistent sieht den jungen Kaiba verlegen an. "Danke, Master Mokuba. Ich versuche nur zu helfen." erwidert der Mann ruhig. "Ich kenne Master Kaiba und sie nun schon eine Weile und ich würde mir wünschen, dass Master Kaiba glücklich wird und wenn ich dazu etwas beitragen kann..."
 

"Mann, Roland, wenigstens von ihnen hätte ich ein bisschen Vernunft erwartet!" mischt Tristan sich ein. "Denken sie doch mal an ihren Job!! Wenn Kaiba..."
 

"Tristan!" Tea schlägt ihm leicht auf den Arm. "Du bist ein ewiger Pessimist."
 

"Ich bin der Einzige, der die Sache klar sieht, Tea." kontert der Angesprochene. "Und ich hänge an meinem Leben! Ihr seid alle... echt, mir fehlen die Worte. Auch für sie, Roland."
 

Kaibas Assistent zuckt kaum merklich mit den Schultern.
 

"Also, ihre Idee lässt sich umsetzten, da sehe ich kein Problem. Aber wie machen wir das bei Joey?" Duke hat sich lässig zurück gelehnt und sieht seine Freunde abwartend an.
 

"Oh, wie wir das einfädeln, weiß ich schon." Atemu grinst.
 

"Dann kann die nächste Phase ja beginnen, Leute!"
 

Tristan stöhnt.
 

Ich sähe die beiden gar zu gern als ein Paar und zweifle nicht, damit zustande zu kommen, wenn ihr mir solchen Beistand versprechen wollt, wie ich's jedem von euch anweisen werde.

Ein Sommernachtstraum

Dritter Aufzug
 

4. Szene
 

Es treten auf: Yugi, Tea und Seto
 

Mein Blick wandert systematisch über die Landschaft und fokussiert schließlich irgendeinen abstrakten Punkt in der Ferne.

Die Sonne brennt und es ist wärmer als ich vermutet habe. Ich hätte den Mantel in der Limousine lassen können, doch trotz der Wärme, fühle ich mich so bekleidet wesentlich sicherer. Selbst hier im Park. Zum Glück sind um diese Zeit nur wenige Menschen hier und die Individuen, die sich herumtreiben, schenken mir erfreulicherweise keinerlei Beachtung. Ich greife zu dem Pappbecher mit Kaffee, der neben mir steht und genieße die heiße, bittere Flüssigkeit.
 

Noch 30 Minuten, dann wird Roland mich wieder zur Kaiba Corporation bringen. Ich seufze unwillkürlich und wende meinen Blick wieder dem Laptop zu, der auf meinen Beinen ruht.
 

Für heute Nachmittag ist ein Meeting mit dem Aufsichtsrat angesetzt und am Abend soll ich an irgendeiner Wohltätigkeitsfeier teilnehmen. Ich bin sogar der Ehrengast, ein Umstand, der mir gleichgültiger nicht sein könnte, doch die Pflicht verlangt es und nachdem ich die letzten zwei Einladungen in den Müllkorb habe wandern lassen, werde ich diese wohl annehmen müssen. Es wird also ein qualvoll langweiliger Abend werden, umgeben von Menschen, die mich nicht interessieren.
 

Ohne es zu wollen, muss ich plötzlich an Wheeler denken. Vermutlich weil gerade ein Hund an mir vorbei jagt, begierig einem Stöckchen folgend, dass er gleich wieder zu seinem Herrn zurück bringen wird. Unwillkürlich muss ich lächeln. Das goldene Fell erinnert tatsächlich an Wheeler und ähnlich wie der Köter scheint auch dieses Exemplar von überschäumender Fröhlichkeit erfüllt.
 

Ich nippe erneut an meinem Kaffee und lasse den gestrigen Tag Revue passieren.
 

Gestern war Wheeler nicht fröhlich. Er hat nicht ein einziges Mal gegrinst, auch kam erfreulicherweise keinerlei niveauloser Unsinn aus seinem Mund. Ich sollte mir den Tag vielleicht rot im Kalender vermerken. Im gleichen Moment wo sich dieser Gedanke in mir materialisiert, bereue ich ihn schon. Immerhin weiß ich inzwischen was es mit der untypischen Art von Wheeler auf sich hat und je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger vermag ich es meinen üblichen Zynismus an den Tag zu legen.
 

Gestern sind wir beide vollkommen aus der Rolle gefallen. Selbst Mokuba kann das nicht entgangen sein.
 

Wer hätte auch gedacht, dass ich einmal über eine Stunde ruhig an Joey Wheelers Seite sitzen würde? Erstaunlich, dass der Köter es vermocht hat, überhaupt so lange still zu sitzen. Und wer hätte es für möglich gehalten, dass dieser Wheeler einmal mit mir zu Abend essen würde. Zugegeben, dieser Punkt geht auf Mokubas Konto. Er machte den Vorschlag mit solcher Selbstverständlichkeit, dass ich gar nicht anders reagieren konnte als zu nicken. Wheeler war genauso überrascht wie ich und diese betretene Stimmung zwischen uns beiden hatte weiterhin angehalten. Ja, wir hatten sogar ein paar Floskeln ausgetauscht. Das Abendessen war vollkommen abstrakt und ist es noch immer in meiner Erinnerung.
 

Und als er schließlich gegangen war, ich hatte ihm angeboten, dass Roland ihn fahren könne, doch er meinte nur, er sei mit dem Rad da, habe ich ihn zum Abschied tatsächlich bei seinem Namen genannt.
 

Joey.
 

Der Köter hat mich angestarrt als wäre ich ein Geist und wieder hatte ich seinem Blick ausweichen müssen.
 

Ich weiß selbst nicht warum ich es getan habe. Ich habe ihn noch nie bei seinem Vornamen genannt. Das Wort kam einfach aus meinem Mund, ohne mein Zutun und ich hatte den Eindruck, dass er sich darüber freut.
 

Erstaunlich.
 

Ob diese kleine, unbewusste Geste ihn tatsächlich gefreut hat?
 

Warum denke ich schon wieder darüber nach?
 

Ich seufze und ziehe mein silbernes Zigarettenetui aus meiner Manteltasche. Ich weiß gar nicht mehr wann ich angefangen habe, dem Nikotin zu frönen. Es ergab sich einfach so und es bedarf auch keiner Rechtfertigung. Ab und an habe ich das Gefühl, dass der Tabak tatsächlich eine beruhigende Wirkung auf mich hat. Mokuba ermahnt mich zwar gelegentlich, dass ich dieses Laster schleunigst wieder aufgeben solle, aber ich diskutiere nicht mit meinem kleinen Bruder darüber. Genauso wenig wie über meine Ernährung. Ich weiß selbst, dass ich viel zu viel Kaffee trinke, zu wenig schlafe und zu oft die Kopfschmerzen mit Tabletten bekämpfe. Mokuba sagt, ich geißele mich geradezu mit Terminen und Meetings. Er weiß aber auch nicht, was es heißt die Kaiba Corporation zu leiten, sich ständig - Tag für Tag - in der Geschäftswelt behaupten zu müssen.
 

Ich inhaliere und blicke wieder über den Park. Meine Blick streift erneut den kleinen Hund, der schwanzwedelnd neben seinem Herrn her springt.
 

Und wieder denke ich an Wheeler.
 

Joseph Jay Wheeler mit den unglaublich warmen braunen Augen und den ungebändigten Haaren.
 

Eine bekannte Stimme reißt mich plötzlich aus meinen Gedanken. Muto. Genervt verdrehe ich die Augen. Muss das jetzt auch noch sein? War der Tag nicht schon stressig genug? Es fehlt mir gerade noch, dass dieser Spielezwerg mich mit seiner übernatürlich guten Laune bedenkt. Ich wende leicht den Kopf und tatsächlich, da sind diese neunmalkluge Gardner und der Punk. Ich klappe den Laptop zu und leere meinen Kaffee in einem Zuge. Noch haben die Beiden mich nicht gesehen. Ich überlege kurz ob ich zum Parkplatz gehen soll, aber Roland wird noch nicht da sein. Er wird erst pünktlich um halb zwei erscheinen. Auf Roland ist Verlass. Er ist wie ein Uhrwerk. Genau wie ich. Deshalb schätze ich ihn auch so.

Als die Zwei näher kommen, entscheide ich mich dafür, hinter einem der dicken Bäume Deckung zu suchen, in der Hoffnung, dass sie weitergehen und ich den Rest meiner Pause noch genießen kann. Wütend, weil ich zu so einer Maßnahme greifen muss, trete ich meine Zigarette aus und schaffe es gerade noch mich ihrem Blickfeld zu entziehen.
 

"Du machst dir ernsthaft Sorgen, Tea?" höre ich Muto bestürzt sagen und das Mädchen seufzt. "Er gefällt mir einfach gar nicht in diesem Zustand." erwidert sie und ich stöhne leise auf.
 

Wheeler.

Sie reden wieder von Wheeler.
 

Wunderbares Timing, Seto.
 

Ich verdrehe die Augen als die Beiden sich auf meiner Bank niederlassen. Muss das sein? Verdammt, jetzt sitze ich hier fest. Immerhin kann ich nicht einfach aus dem Nichts erscheinen. Zudem würden sie dann wissen, dass ich Teile ihres Gesprächs gehört habe. Also rühre ich mich nicht.
 

"Er war gestern ja bei Kaiba." fängt Gardner an zu erzählen. "Danach kam er bei mir vorbei und war vollkommen fertig."
 

Muto erwidert nichts, zum Glück kann ich ihn von meiner Position aus auch nicht sehen.
 

"Er meinte, er wisse nicht wie er das ertragen solle..." Gardner seuftzt wieder melodramatisch und ich frage mich was sie meint.
 

"War Kaiba wieder gemein zu ihm?" will der Zwerg wissen. Ich unterdrücke ein Zischen. Was denkt der von mir? Dass ich nichts besseres zu tun habe als permanent Wheeler zu unterdrücken?
 

Gardner schüttelt den Kopf. "Kaiba muss echt human gewesen sein." erzählt sie weiter. Danke, ich war mehr als human, ich habe ihn sogar von meinem Tisch esse lassen. "Aber Joey meinte, es wäre einfach eine Qual in seiner Nähe zu sein... er wäre ihm so nah gewesen, dass er ihn fast hätte berühren können und er hätte das so gerne getan." Wieder ein wehmütiger Seuzfer. Das muss ihr einprogrammiert worden eins.
 

"Er wollte Kaiba berühren?" Bei Muto klingt das so als hätte Wheeler vorgehabt sich selbst die Augäpfel rauszureißen.
 

"Yugi..." Gardners Blick wird nachsichtig. "Er ist eben verliebt und wenn man verliebt ist, dann will man demjenigen so nahe wie möglich sein." Der Kleine erwidert nichts. Vermutlich ist er gerade rot angelaufen und für einen Augenblick verspüre ich den Wunsch, Gardner zu sagen, dass sie sich vielleicht lieber um ihre Sachen kümmern sollte. Bei all ihrer Weisheit, die sie so gerne zur Schau trägt, scheint ihr nämlich vollkommen zu entgehen, dass der Punk sie anhimmelt. Verächtlich verziehe ich den Mund. Kindergarten.
 

"Er sagt, Kaiba war so... " Das Mädchen bricht ab und scheint nun auch verlegen zu werden. Ich spüre wie mein Herzschlag sich beschleunigt. Was war ich? Ich habe nicht die geringste Ahnung was sie meinen könnte.
 

Muto scheinbar auch nicht. "Was denn, Tea?" fragt der Kleine.
 

"Naja... Joey sagt, Kaiba wäre gar nicht so eisig gewesen wie sonst, eigentlich richtig nett und er findet ihn eben... heiß."
 

Ich muss mir die Hand auf den Mund pressen, um einen Hustenanfall zu unterdrücken.
 

Habe ich richtig gehört? Wheeler findet mich heiß? Das Umfeld beginnt sich zu drehen.
 

"Ich weiß, ich würde Kaiba jetzt auch nicht unbedingt so bezeichnen." redet Gardner schon weiter. "Aber Joey sagt, es wäre eben so und dass sein Herz fast ausgesetzt hätte als Kaiba ihn beim Namen genannt hat. Er hat tatsächlich Joey gesagt, Yugi."
 

"Hm." vernehme ich nur von Muto und habe das Gefühl, dass mein Herz auch gleich aussetzt. Es hat ihn also tatsächlich gefreut.
 

"Joey weiß einfach nicht mehr weiter... Er sagt, dieses Gefühl wäre zu groß, dass er es alleine ertragen könnte, aber Kaiba würde es nie verstehen. Er hat gesagt, dass er sterben will, wenn Kaiba ihn nicht lieben wird und dass er auch lieber sterben will als es ihm zu sagen..."
 

Ich schlucke hart.
 

DAS hat Wheeler gesagt?

Jetzt mache ich mir auch Sorgen. Der Köter wird doch keinen Unsinn machen...
 

"Tea, das ist ja furchtbar. Was machen wir nur?" Yugi klingt aufgeregt.
 

Seufzer Nr. ...

"Ich weiß es wirklich nicht, Yugi." entgegnet Gardner und eine Weile schweigen beide.

Und ich... ich versuche das Gehörte zu verarbeiten. So ernst steht es also um Wheeler oder übertreibt Gardner nur?
 

"Wenn Kaiba Joey doch nur mal richtig ansehen würde, anstatt ihn immer gleich runterzuputzen. Joey ist ein echter Freund, er ist der ehrlichste und loyalste Kumpel, den man sich wünschen kann. Er ist immer für mich da und hat mir schon oft geholfen und auch wenn er leicht aufbrausend ist, er hat eigentlich ein so sonniges Gemüt und wenn Kaiba erst wüsste, was in Joey steckt, wenn er ihn mal nicht als Hund sehen würde..." Yugi seufzt jetzt auch.
 

"Ich weiß." stimmt Gardner traurig zu. "Joey ist was besonderes und er hat ein gutes Herz. Kaiba könnte sich glücklich schätzen, dass Joey so für ihn fühlt. Ich meine, wer sonst könnte je ein Gefühl für diesen kalten Zyniker aufbringen? Das allein ist schon eine Leistung! Kaiba sollte sich geehrt fühlen und..."
 

In meinem Kopf dreht sich alles.
 

"Wenn er es Kaiba doch nur sagen könnte..."
 

"Aber genau darin liegt ja seine Qual. Er kann es nicht und will es nicht, er fürchtet sich zu sehr davor, dass Kaiba ihn dann total vernichtet." Gardner schüttelt den Kopf und wieder schweigen die Beiden.
 

Ich stehe da wie angewurzelt und weiß nicht was ich denken soll. Inzwischen ist es sicherlich schon halb zwei, Roland wird auf mich warten und ich muss zu diesem Meeting in die Firma, aber mein Kopf ist wie leer gefegt. Ich höre nur Gardners traurige Stimme und sehe Wheeler wieder vor mir.
 

Wheelers braune Augen, die mich unsicher ansehen.

Wheeler, der nervös von einem Bein auf das Nächste hüpft.

Wheeler, der die Lippen aufeinander presst.

Wheeler, der zusammen zuckt, als ich seinen Namen sage.
 

Joey.
 

Verdammt.
 

Und jetzt leidet dieser Köter tatsächlich so... meinetwegen
 

Ich unterdrücke einen Seufzer und fasse mir mit der Hand an die Stirn.
 

Was soll ich jetzt tun?

Ich muss doch irgendwas tun, oder?

Wenn dieses alberne Hündchen meinetwegen eine Dummheit begeht... Das kann ich doch nicht zulassen. Nein, ich muss etwas unternehmen, denn diesem Kindergarten darf ich das nicht überlassen. Wie sollte Gardner ihm auch helfen, sie weiß doch selbst nicht was um sie herum passiert? Und Muto, der sich nicht einmal traut über seine eigenen Gefühle zu reden...
 

Ich spüre wie sich meine bebenden Hände zu Fäusten ballen.
 

"Er hat gesagt, dass er sterben will, wenn Kaiba ihn nicht lieben wird und dass er auch lieber sterben will als es ihm zu sagen..."
 

Ich muss etwas unternehmen.
 

Ich.
 

Ich kann doch schließlich nicht zulassen, dass Joey Wheeler sich aufgibt.
 

In mich verliebt? Oh, das muß erwidert werden. Ich höre, wie man von mir denkt: sie sagen, ich werde mich stolz gebärden, wenn ich merke, wohin die Neigung geht...

Ein Wintermärchen

Dritter Aufzug
 

5. Szene
 

Es treten auf: Joey, Mokuba, Yugi, Roland und Tristan
 

Joey
 

Er hat meinen Namen gesagt. Kaiba hat meinen Namen gesagt.
 

Ich hätte nicht gedacht, dass er ihn überhaupt kennt. Aber er hat ihn tatsächlich gesagt. Leise, als er mich zur Tür gebracht hat. Und es war ihm anzusehen, dass es ihn Kraft kostet.
 

Und wieder sehe ich Seto Kaiba vor mir, die Lippen fest aufeinander gepresst, mit leicht bebenden Schultern. Seine Wangenknochen bewegten sich und dann kam mein Name über seine schönen Lippen.
 

Ich schlucke.
 

Schöne Lippen?

Huch.
 

Ähm, aber naja... bei genauer und objektiver Betrachtung, ja, er hat einen schönen Mund, zumindest wenn er ihn nicht gerade spöttisch verzieht oder die Lippen so schmal werden und alles Blut aus ihnen weicht.
 

Er hat tatsächlich meinen Namen gesagt. Ich fasse es noch immer nicht. Das ist... das ist unglaublich! Zum ersten Mal war ich nicht Wheeler, Köter, die erbärmliche Töle... Er hat mich Joey genannt und er hat mich glaube ich auch so angesehen, als Joey. Natürlich bin ich Joey und ich war ja auch immer ich, aber es war als würde er das auch wirklich registieren. Wow, Wunder gibt es tatsächlich. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal erlebe. Gut, ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mal freiwillig zu Kaiba gehe und es auch noch überlebe. Oder dass ich von seiner heiligen Tafel speisen darf...
 

Unglaublich.
 

Ich habe echt mit Seto Kaiba zu Abend gegessen und es war nicht schlimm. Nein, es war sogar gut, das Essen war natürlich fantastisch, aber hey, was anderes kommt bei Kaiba sicher nicht auf den Tisch. Und wäre ich nicht so nervös und angespannt gewesen, die Atmosphäre wäre sogar angenehm erschienen.
 

Das glaubt mir kein Mensch!
 

Aber wer würde mir auch glauben, dass dieser eiskalte Mistkerl sich in mich verliebt hat?

Nun weiß ich es aber sicher. Ich hab es ihm angesehen. Eindeutig Zeichen, zumindest wenn Tea´s Behauptungen auf dem Gebiet stimmen. Er wurde verlegen, konnte meinem Blick nicht stand halten, hat sogar anders geredet als sonst... Es ist offensichtlich! Kaiba ist tatsächlich verliebt - in mich.
 

Und dieses Gefühl setzt ihm scheinbar echt zu. Armer Kaiba, unerwiderte Liebe ist grausam, davon kann Yugi ein Liedchen singen...
 

STOPP! Moment mal... armer Kaiba?
 

Hm.
 

Naja, er tut mir schon irgendwie leid... muss echt die Hölle für ihn sein und mich dann auch noch um sich haben zu müssen. Und morgen muss ich wieder hin...
 

Ich seufze unwillkürlich und sehe ihn wieder vor mir.
 

Kaiba, ohne Mantel, nur mit diesem schwarzen Rolli.

Kaiba, der schmächtig wirkt und nicht mehr so unnahbar.

Kaiba, dessen Augen so unglaublich blau und tief sind und die mich traurig ansehen.
 

Er hat schöne Augen, aber das habe ich ja schon eingeräumt. Und er hat schöne Lippen. Genau genommen haben die Hühner an der Schule schon irgendwie Recht. Er hat was. Eindeutig. Und wenn er diese In-den-Staub-Unwürdiger-Aura nicht an den Tag legt, dann ist er sogar verdammt heiß.
 

Ich verschlucke mich gerade fast an meinem Kaugummi.
 

Kaiba - sexy und heiß
 

Ich glaube meine Wangen fangen schon wieder an zu brennen.
 

Vernebelt mir mein Mitgefühl etwa den Verstand?
 

Noch während ich darüber nachzudenken versuche und mich insgeheim vor einer Antwort auf diese Frage fürchte, da sie keinesfalls was gutes verheißen wird, bremse ich so ruckartig, dass ich fast vom Rad falle. Ich komme so schnell zum stehen, dass ein Ruck durch meinen ganzen Körper geht und doch starre ich fest auf einen bestimmten Punkt.
 

Etwa zehn Meter von mir entfernt, hält gerade Kaibas Limousine. Ich erkenne sie direkt, denn auf dem Kennzeichen prangert natürlich sein Logo.
 

KC
 

Aber dieser Umstand würde mich nicht wirklich irritieren und hätte mich auch keineswegs dazu gebracht, meine Fahrt so erprubt zu beenden. Nein, das wirklich interessante ist, dass Yugi am Gehweg steht und scheinbar auf die Limousine gewartet hat. Ich sehe wie ein freudiges Lächeln auf dem Gesicht meines Freundes erscheint als Roland Mokuba Kaiba die Tür des Wagens öffnet und der Kleine hervor kommt. Die beiden Zwerge stahlen sich an und Kaibas Assistent schließt die Wagentür.
 

Die haben sich verabredet. Dieser Gedanke kommt mir schlagartig in den Sinn. Das ist kein zufälliges Treffen. Ich bin mir sicher. Mokuba und Yugi treffen sich nicht einfach so und nach dem Gespräch bei Yugi zuhause, kann ich mir auch denken wieso.

Instinktiv steige ich von meinem Rad ab und lehne es an einen der Ahornbäume, welche diese Allee hier säumen. Die Beiden sehen mich nicht und auch der Assistent scheint mich nicht zu bemerken. Ohne zu wissen was ich da eigentlich tue, gehe ich hinter einem Wagen in Deckung und beobachte das Szenario auf der anderen Straßenseite.
 

Bestimmt will Mokuba mit Yugi über Kaiba reden. Ich frage mich, was der Kleine ihm zu sagen hat. Und ja, ich bin neugierig. Immerhin geht es ja auch um mich! Das ist auch der Grund, warum ich die Chance nutze hinter einer Frau mit Kinderwagen versteckt auf die andere Seite zu gelangen. Mokuba und Yugi sind inzwischen ein Stück gegangen und Roland folgt ihnen in einigem Abstand. Ich springe gerade noch rechtzeitig in einen Busch als der Assistent plötzlich den Kopf wendet. In dem Busch verweile ich auch erstmal, meine Zielpersonen schlagen den Weg zum Park ein und steuern unmittelbar auf eine der Bänke zu.
 

Derweil spüre ich unsanft Äste in meinem Rücken. Verdammt. Warum tue ich das hier auch? Jetzt schlage ich mich wegen dem ollen Kaiba schon in Büschen herum. Wenn der mich so sehen könnte...
 

Immerhin hab ich ein klein wenig Glück, denn Mokuba und Yugi lassen sich auf einer Bank in unmittelbarer Nähe nieder.
 

"Ach Yugi, ich mache mir echt große Sorgen um Seto." Mokuba klingt so traurig, dass es mir einen Stich versetzt.
 

"Was ist denn los?" fragt mein Freund zaghaft.
 

Mokuba seufzt. "Gestern war Joey bei uns... Seto sollte ihm bei den Aufgaben helfen, das hat eure Lehrerin so bestimmt." Yugi nickt. "Ja, das habe ich mitbekommen, ich dachte nur, dass Kaiba... naja, dass dein Bruder sich irgendwie da heraus winden würde."
 

Mokuba nickt. "Ich verstehe auch nicht, warum er es nicht gemacht hat. Immerhin setzt es ihm so zu Joey zu sehen und dann auch noch alleine mit ihm zu sein, das ist ja noch schlimmer."
 

Yugis Blick ist ernst und ich schätze, er denkt an Tea. Er wird wohl sehr gut verstehen, wie es Kaiba in dem Moment gegangen ist, schließlich macht er das Gleiche durch. Die Äste stechen mir immer noch unsanft in den Rücken, aber ich schaffe es mich nahezu lautlos in eine andere Position zu drehen, die zumindest ein wenig bequemer ist. Zum Glück steht Roland weiter abseits und kann mich in dem Busch nicht sehen.
 

"Hat Kaiba etwas gesagt?" will Yugi wissen. Mokuba schüttelt den Kopf. "Nein, aber er war gestern total angespannt... Ich hab dann auch noch Mist gebaut und Joey gebeten doch zum Abendessen zu bleiben. Ich glaube, das hätte ich nicht tun sollen, aber ich hab gar nicht mehr daran gedacht, dass..." Der Kleine senkt den Blick.
 

"Schon gut, Mokuba, du hast es ja nicht böse gemeint." erwidert Yugi und legt dem Jüngeren liebvoll die Hand auf die Schulter. Mokuba schnieft. "Weißt du... ich hab mir doch was dabei gedacht." presst Kaiba junior vorsichtig hervor. "Ich dachte, wenn Joey Seto mal außerhalb der Schule erlebt, bei uns zu Hause, so wie Seto normal ist, wenn er bei mir ist, dann..." Mokuba bricht ab. Ich schlucke unwillkürlich. Das also war die Idee hinter seiner Einladung. Oh Mann.
 

"Ich wollte doch Seto nur helfen. Wenn Joey wüsste, wie er wirklich ist, dann würde er ihn nicht mehr hassen. Wirklich, Yugi!" Jetzt liegt etwas flehendes in der Stimme des Kleinen und ich habe einen Kloß im Hals. "Seto mag ja immer so kalt und unnahbar wirken, aber er ist eigentlich gar nicht so. Er ist der liebste und beste Bruder auf der Welt. Er ist immer für mich da, er würde alles für mich tun, nicht wahr, Roland?"
 

Der Assistent nickt. "Ja, Master Mokuba, dessen bin ich mir sicher."
 

Mokuba strahlt. "Und zu dir ist er doch auch nett, oder? Dich mag er auch, er kann so was nur nicht so gut zeigen."
 

Wieder nickt Roland und wendet sich dann Yugi zu. "Master Kaiba ist immer höflich mir gegenüber und ich könnte mir keinen besseren Chef wünschen." bestätigt er Mokubas Worte.
 

Yugi seufzt wieder. "Aber ich glaube, ich habe durch meinen Versuch alles nur schlimmer gemacht." Mokuba senkt betreten den Kopf.
 

"Wieso? Was ist denn passiert?"
 

Kaiba junior seufzt. "Nachdem Joey weg war, war Seto total niedergeschlagen, er wollte gar nicht mal mehr mit mir reden. Er ist einfach in sein Zimmer und ich bin ihm nach." erzählt der Kleine weiter. "Seto stand am Fenster als ich eintrat und starrte einfach nur hinaus. Ich bin zu ihm und hab gefragt was los ist und er schüttelte nur den Kopf."
 

Yugi erwidert nichts und der Kleine fährt schnell fort. "Er sah so traurig aus, Yugi. Wenn ich ihn nicht besser kennen würde, ich würde glauben, dass er Tränen in den Augen hatte."
 

Wow.

Hab ich richtig gehört?
 

"Ich hab ihn gefragt ob es wegen Joey ist und er hat nur genickt." Mokubas Stimme ist belegt und für einen Moment herrscht betretenes Schweigen. "Also hab ich ihn gefragt ob er es Joey nicht vielleicht doch sagen will, aber Seto sagte, dass er das niemals tun wird und ich auch nichts sagen darf. Er sagt, er will lieber sterben als es Joey zu sagen. Dann meinte er, er wolle lieber allein sein, also bin ich gegangen, aber als ich an der Tür war hab ich ihn noch was sagen gehört und das macht mir echt Angst, Yugi!"
 

Gebannt halte ich die Luft an.
 

Mann, ich hätte nie gedacht, dass Kaiba.... also, dass er so fertig sein würde. Mokuba klingt verdammt ernst und ich kann mir vorstellen welche Sorgen er sich macht.
 

"Was hat er gesagt, Mokuba?" drängt Yugi sanft.
 

Der Kleine zögert. "Er sagte, dass er nicht wisse, wie er damit leben solle, dass Joey ihn hasst." antwortet der Schwarzhaarige. "Das klang so schrecklich traurig. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Seto ist so anders und ich möchte ihn so gern trösten, aber nicht einmal das Duellieren macht ihm momentan noch Spaß. Er hat seine Karten seit Tagen nicht mehr angesehen."
 

Mann, das klingt jetzt aber echt ernst. Wenn Kaiba keine Lust mehr auf DuelMonsters hat, dann ist echt was im Busch. Und dass er sich solche Gedanken macht, weil ich ihn hasse...
 

Irgendwas verknotet sich gerade in meinem Magen.
 

"Ich glaube, es macht ihm momentan noch nicht einmal mehr Spaß in die Corporation zu gehen!"
 

Fast hätte ich laut aufgeschrieben.

Das ist doch...

Wenn ich nicht wüsste, dass es real ist, ich würde dieses Gespräch für ein schlechtes Märchen halten!
 

DuelMonsters und die KC sind neben Mokuba sein Leben!! Er lebt für diese drei Dinge. Er ist die Kaiba Corporation! Bislang hätte ich diese sogar auf Platz 1 auf seiner Rangliste gesehen.
 

"Dann ist es echt ernst." Danke, Yugi. Das kann man wohl sagen.
 

Er sagt, er will lieber sterben als es Joey zu sagen.
 

Ich schlucke.
 

Dieser verfluchte Mistkerl und sein Stolz. Warum muss er auch so ein astronomisches Ego haben? Kann er nicht einfach über seinen Schatten springen und...
 

Er sagte, dass er nicht wisse, wie er damit leben solle, dass Joey ihn hasst.
 

Und da ist er wieder... Seto Kaiba.

Sein Bild erscheint vor meinem geistigen Auge und diese unglaublich blauen, traurigen Augen sehen mich an.
 

In dem Moment prallt die Erkenntnis jäh gegen meinen Verstand.
 

Kaiba fürchtet sich vor meiner Ablehnung. Er hat Angst, seine Gefühle einzugestehen, weil er weiß, dass ich ihn verachte. Weil er sich sicher ist, dass ich ihm einen Arschtritt verpasse und ihn das so sehr verletzen würde, dass...
 

Oh Mann.
 

Würde er tatsächlich lieber sterben als es mir zu sagen? Quält ihn meine Verachtung so sehr, dass...
 

Mokubas Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. "Ich habe Angst, dass dieses Gefühl zu viel für ihn ist. Normalerweise verschließt er sein Herz vor allem und jedem, außer vor mir, aber für Joey hat er es wohl geöffnet und ich weiß nicht, was passiert, wenn..."
 

Keiner der Beiden beendet den Satz, aber ich verstehe auch so. Und ich verstehe auch Mokubas Sorge. Er hat wirklich große Angst und die ist auch berechtigt so wie die Dinge liegen.
 

Dieser verfluchte Kaiba.

Ich hasse ihn doch nicht.

Er ist doch sonst so intelligent!
 

Ich schüttele unwillkürlich den Kopf. Mann, Mann... Ich glaube, ich muss irgendwas unternehmen. Sonst dreht der gute alte Kaiba noch durch und ich kann doch auch nicht zulassen, dass Mokuba sich solche Sorgen macht, oder? Und wer kümmert sich bitte um die KC, wenn Kaiba austickt?
 

Aber was soll ich machen?
 

Mokuba und Yugi haben ihr Gespräch scheinbar beendet, denn der Kleine ist aufgestanden. "Ich muss jetzt nach Hause, Yugi. Danke, dass ich mit dir reden konnte." höre ich Kaiba junior sagen. Yugi nickt. "Schon ok, tut mir leid, dass ich dir nicht helfen kann." entgegnet mein bunthaariger Freund. "Das hab ich auch nicht wirklich geglaubt." Mokuba seufzt. "Du kannst Joey ja nicht dazu bringen, Seto eine Chance zu geben. Das kann keiner."

Yugi blickt den Kleinen nachdenklich an.
 

"Sollen wir dich vielleicht nach Hause fahren?" will Mokuba wissen. "Das wäre sehr nett." Yugis lächeln ist traurig und es bleibt traurig als er Mokuba und Roland zur Limousine folgt.
 

Ich bin wie erstarrt.
 

Ich meine, was soll ich davon halten?

Ich weiß gerade gar nicht mehr was ich denken soll. Mein Weltbild hat sich nicht nur verschoben, die Welt ist eine andere geworden.
 

Er sagte, dass er nicht wisse, wie er damit leben solle, dass Joey ihn hasst.
 

Verdammt, Kaiba. Ich hasse dich doch gar nicht.
 

Irgendwie habe ich gerade ein verdammt seltsames Gefühl.
 

"Was ist denn mit dir los?" höre ich plötzlich eine vertraute Stimme über mir. Ich hebe den Kopf und blicke in Tristans fragende Augen. "Ähm... Hallo!" erwidere ich und kratze mich verlegen am Kopf. Tristan mustert mich skeptisch. "Alter, was machst du hier in diesem Busch?" will er wissen und ich richte mich langsam auf.
 

Gute Frage. Ich zucke nur mit den Schultern.
 

"Also... naja... ähm... ich..." Natürlich kann ich ihm nicht die Wahrheit sagen.
 

Hm. Was ist denn überhaupt die Wahrheit?

Ich habe Mokuba und Yugi hinterher spioniert, um mehr über Kaibas Gefühlswelt zu erfahren.
 

Was Tristan wohl dazu sagen würde?
 

Der starrt mich immer noch an. "Joey?" Ich lache laut auf. "Keine Ahnung, Mann." erwidere ich und komischerweise verzieht Tristan missbilligend den Mund und meint bissig: "Schon gut, ich kann´s mir denken!"
 

Das bezweifle ich allerdings.

Ich wette, der würde niemals vermuten, dass ich wegen Kaiba in einen Busch gesprungen bin.
 

Wie ein Hund.
 

Ich schlucke.
 

"Bow down to your Master, Dog!"
 

"Ich glaub, ich bin heut echt neben der Spur." sage ich mehr zu mir selbst als zu Tristan. Aber der nickt nur. "Das glaub ich dir sofort, Alter!" Tristan schüttelt den Kopf, aber ich bin in Gedanken schon wieder ganz wo anders.
 

Wo?
 

Offensichtlich, oder?
 

So gewöhn ich mein wildes Herz an deine teure Hand:

Sei treu, und, Liebster, deine Treue krön ich,

und unsre Herzen bind ein heilges Band.

Die lustigen Weiber von Windsor

Vierter Aufzug
 

1. Szene
 

Es treten auf: Atemu, Tea, Tristan, Duke, Bakura und Mokuba
 

"Ich finde, wir müssen langsam mal die nächste Phase einläuten!" meint Duke ernst.
 

"Und wie stellst du dir die vor?" will Tea wissen.
 

Der Schwarzhaarige zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber irgendwas sollten wir machen, die Beiden schleichen sich sonst nur noch weiter wie Katzen um die Beine."
 

Atemu nickt. "Stimmt schon, bislang beäugen sich die Beiden nach wie vor unsicher und keiner von ihnen macht den ersten Schritt."
 

"Was zum Geier habt ihr denn erwartet?" meldet Tristan sich wieder zu Wort. "Dass Joey, nur weil er denkt, dass Kaiba auf ihn steht, zu ihm läuft und ihm um den Hals fällt? Echt, so dämlich könnt ihr doch nicht sein."
 

Tea seufzt. "Immerhin gehen die Zwei inzwischen normal miteinander um. Selbst den anderen fällt das auf. Heute hat mich Minako sogar gefragt, ob ich wüsste was da los wäre. Kaiba und Joey wären ja fast nett zu einander."
 

"Dass die sich nicht mehr an die Kehle gehen heißt aber nicht, dass sie ab jetzt ein Paar sind!" erwidert Tristan bissig. "Die sind nur verunsichert und das wäre ich an deren Stelle auch." Er stöhnt. "Ihr hättet Joey in diesem Busch sehen sollen... Ihr macht den armen Kerl noch fertig, Leute."
 

"Der Sprung in den Busch war aber auch echt filmreif." grinst Mokuba.
 

Atemu lacht.
 

"Was meinst du, Duke, wie können wir die Beiden auf Tuchfühlung bekommen?" fragt der Pharao den Schwarzhaarigen. Duke legt die Stirn in Falten und denkt nach. Es dauert eine Weile bis er etwas erwidert. Schließlich grinst er und seine grünen Augen leuchten gefährlich.
 

"Wir machen diese Woche doch den Schulausflug?" fragt Duke und Tea nickt. "Ja, am Donnerstag gehts los." bestätigt das Mädchen verwirrt.
 

Dukes Grinsen wird noch breiter. "Weißt du ob Kaiba mitfährt?" will er von Mokuba wissen. Der Kleine schüttelt den Kopf. "Ich glaube nicht, dass er das vor hat."
 

"Hm."
 

"Worauf willst du hinaus, Duke?" will Atemu wissen.
 

Der Schwarzhaarige ignoriert die Frage des Pharaos und wendet sich wieder an Kaibas kleinen Bruder. "Meinst du, du könntest ihn irgendwie dazu bringen, doch mit zu fahren?"
 

Mokuba zögert. "Ich kann´s versuchen." meint er vorsichtig. "Dann versuch es!" sagt Duke entschieden und wendet sich wieder dem Rest der Runde zu.
 

"Wenn Kaiba tatsächlich mitkommt und wir es dann noch irgendwie hinbekommen, dass wir die Beiden in ein Zimmer kriegen..." Duke grinst vielsagend.
 

Tristan seufzt. "Wenn Kaiba mitkommt, dann wird er ja wohl auf ein Einzelzimmer bestehen!" wirft er ein. "Bin ich eigentlich der Einzige hier, dessen Hirn noch arbeitet?"
 

"Ach, das Problem lässt sich auch lösen." erwidert Tea. "Hm, kein schlechter Gedanke, Duke." Zarte Röte huscht über ihr Gesicht.
 

Duke grinst noch immer. "Aber Hallo!" lacht er. "Die Beiden in einem Zimmer... der Mondschein dringt durch´s Fenster, Grillen ziepen in der Dunkelheit... Wenn da nicht Romantik aufkommt, dann weiß ich´s auch nicht."
 

Tea nickt. Tristan verdreht die Augen.
 

"Ja, die Idee ist gut." überlegt Atemu. "Darauf lässt sich sogar noch aufbauen."
 

Duke sieht den Pharao fragend an.
 

"Fräulein Aino hat die Beiden schließlich schon einmal zur Zusammenarbeit verdonnert. Wie ich sie kenne, wird sie sich für den Ausflug auch ein paar Spielchen ausgedacht haben. Und wenn Kaiba und Joey im Team unterwegs sind..." Der Pharao lächelt. Duke nickt. "Genial!" ruft er. "Da muss das Eis brechen!"
 

"Sofern Kaiba mitfährt!" gibt Tea zu Bedenken.
 

Mokuba grinst. "Lass das meine Sorge sein. Ich krieg ihn schon dazu." meint der Kleine und versprüht für einen Augenblick die gleiche Entschlossenheit wie sein großer Bruder. "Er muss ohnehin mal ausspannen!"
 

Atemu nickt. "Ja, Urlaub täte ihm sicher gut. Er sieht in den letzten Tagen wirklich fertig aus."
 

Mokuba nickt. "Er arbeitet viel zu viel und er schläft auch nicht genug."
 

"Vielleicht träumt er ja schon von Joey?" Dukes Augen blitzen wieder.
 

Tristan nickt. "Höchstens davon wie er ihn im Duell wieder platt macht."
 

"Also, heute morgen hatte ich tatsächlich den Eindruck, dass Joey ihn sogar in seine Träume verfolgt und wisst ihr was?" Mokuba sieht die Runde triumphierend an. "Er hat mich heute morgen gefragt ob ich wüsste wo Joey arbeitet."
 

"Warum denn das?" fragt Atemu. Mokuba zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber er wollte auch wissen was für einen Eindruck Joey in der letzten Zeit auf mich gemacht hätte." Der Kleine grinst.
 

"Dann macht er sich Sorgen." stellt Atemu fest. Tea lächelt. "Nach der Show die Yugi und ich ihm geboten haben, müsste er auch wirklich ein Unmensch sein, wenn er sich keine machen würde."
 

"Und wie sieht es bei Joey aus?" fragt Mokuba. Tea kann sich ein grinsen nicht verkneifen.
 

"Ob ihr´s glaubt oder nicht, er hat mich tatsächlich gefragt, ob ich ihm eine meiner Zeitschriften geben könne."
 

Duke sieht sie ungläubig an. "Was will er denn damit?"
 

Tea lächelt. "Nun, ich würde vermuten, dass er sich für den Liebesratgeber interessiert."
 

Die drei Jungs am Tisch pusten los. Sogar Tristan kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
 

"Und hast du ihm eine gegeben?" will Atemu wissen. Tea nickt. "Natürlich und ich habe auch darauf geachtet, dass es eine Ausgabe ist, deren Ratschläge unserer Sache dienlich sind."
 

"Tea, du bist genial!" Duke bedenkt das Mädchen mit einem anerkennenden Blick und sie errötet leicht.
 

"Joey hat es auch übel erwischt würde ich sagen." erzählt Tea weiter. "Ich habe heute gesehen wie er während des Unterrichts das Logo der Kaiba Corporation gemalt hat."
 

"Was?" Atemu blickt sie ungläubig an. Sie nickt. "Wenn das nicht süß ist..." Sie seufzt. "Die Beiden sind echt zu niedlich, wie sie sich verstohlene Blicke zuwerfen."
 

"Ich hoffe nur Kaibas Fanclub tickt nicht aus, wenn wir die Endphase erreicht haben." bemerkt Duke. "Den Hühnern traue ich alles zu. Wenn die schon so verrückt sind auf Kaiba zu stehen..."
 

Atemu lacht. "Unser Joey wird sich schon zu helfen wissen."
 

"Und Seto wird ihn verteidigen." grinst Mokuba.
 

Duke zuckt mit den Schultern. "Und ich werde dann der begehrteste Jungeselle an der Schule."
 

Alle lachen, nur Tristan stöhnt genervt.
 

"Ich würde darauf wetten, dass es in Phase 3 zum ersten Kuss kommt! So wie die Beiden gerade drauf sind!" Duke blickt fragend zu Tristan. "Wetten?" Der andere verzieht spöttisch den Mund. "Alter, bevor Kaiba und Joey sich küssen, renn ich nackt über den Schulhof!" erwidert der Angesprochene und um Dukes Mundwinkel zuckt es wieder. "Dann haben wir nen Deal?" will er wissen. Tristans Blick spiegelt Irritation wieder. "Wenn sie sich küssen, dann rennst du nackt über den Schulhof!" meint Duke lässig. Tristan funkelt ihn giftig an. "Und wenn nicht?" entgegenet er.
 

Duke zuckt mit den Schultern. "Dann mach ich es, aber ihr müsst dann aufpassen, dass die Mädchenmassen zurück gehalten werden." erwidert er locker. Tristan stöhnt. "Blödmann."
 

"Was nun das Drama betrifft..." meldet sich Bakura zaghaft zu Wort. Alle wenden ihre Köpfe zu ihm. "Ich hab die Geschichte noch einmal gelesen und in gewisser Weise ist es so, dass einer der Streithähne sich für den anderen einsetzt, genauer gesagt... der männliche Streithahn will sich für den weiblichen Streithahn duellieren und..."
 

"Aha. Und wer ist in unserem Fall der weibliche Streithahn?" will Duke wissen.
 

Tristan zischt entrüstet: "Spinnt ihr???"
 

"Ich würde sagen, das ist Joey!" meint Atemu mit amüsiertem Lächeln.
 

Tristan springt auf und sein Stuhl fällt mit dumpfem Dröhnen zu Boden. "Es reicht jetzt! Echt!" schreit er. "Das geht jetzt eindeutig zu weit! Wenn Joey und Kaiba das erfahren..."
 

"Tristan, jetzt komm mal runter. Keiner von denen wird es erfahren, entspann dich." erwidert Duke lässig und wendet sich Atemu zu. "Ja, ich würde Joey auch als die Frau in dieser Paarung sehen. Folglich müssen wir Kaiba dazu kriegen, dass er sich für ihn duelliert."
 

Tristan schüttelt den Kopf. "Hallo???" fragt er die Runde, die ihn scheinbar ignoriert. "Benutzt hier noch einer außer mir seinen Verstand?"
 

"Sag mal, Bakura, was ist der Grund für dieses Duell?" will der Pharao ruhig wissen.
 

Bakura zögert. "Es geht um die Ehre der Base, also die Ehre der Cousine des weiblichen Streithahns wird beschmutzt und aus Liebe zu..."
 

"Leute!" Tristan steht immer noch und es sieht aus als würde er jeden Moment explodieren.
 

Atemu übergeht seinen Einwurf und meint schlicht: "Ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir so etwas inszenieren könnten." Sein Blick wandert zu Duke. "Dafür brauche ich allerdings deine Hilfe." Der Schwarzhaarig nickt gespielt cool. "Aber klar doch, sag einfach was ich machen soll!"
 

Der Pharao lächelt wieder. "Das erkläre ich dir nachher in Ruhe. Allerdings musst du bereit sein, dafür etwas Ärger auf dich zu nehmen." Er sieht den anderen abschätzend an. Duke zuckt mit den Schultern. "Hey, wenn´s der Sache dient, why not? Du kannst auf mich zählen." Atemu nickt zufrieden.
 

"Was hast du denn vor?" will Tea wissen. Atemu lächelt geheimnisvoll. "Das wirst du noch früh genug erfahren... Aber wenn mein Plan aufgeht, dann wird Kaiba sich tatsächlich für Joey duellieren." Tea sieht ihn weiterhin skeptisch an, dann nickt auch sie. "Ich bin gespannt." erwidert sie. "Das wäre aber auch wirklich romantisch, ich meine, die Vorstellung, dass Kaiba seinen weißen Drachen für seinen Joey einsetzt und..."
 

Tristan schlägt wütend mit der Faust auf den Tisch. "Ihr checkt wohl gar nichts mehr, was? Na, dann macht doch was ihr wollt. Ich bin aus der Sache raus. Ich hör euch gar nicht mehr zu!" ruft er sichtlich sauer aus. "Ich will nämlich diesen Schulaufflug überleben und auch den Rest meiner Schulzeit!!"
 

"Tristan, beruhig dich bitte. Du wirst sehen, die Dinge werden sich genauso fügen, wie wir uns das vorstellen." meint der Pharao ernst.
 

Tristan seufzt, hebt aber seinen Stuhl auf und lässt sich resignierend darauf nieder. "Ich wasche meine Hände in Unschuld!" entgegenet er.
 

"Ich würde sagen, das Grundgerüst für die nächste Phase steht damit!" Atemu blickt seine Freunde an und bis auf Tristan nicken alle. "Gut, dann wird jetzt Phase 3 offiziell eingeleitet. Mokuba, du weißt was du zu tun hast?" Der Kleine nickt. "Tea, du behältst Joey im Auge, nicht dass er noch irgendeinen Unsinn macht." Auch das Mädchen nickt und Atemu wendet sich an Duke. "Und dir werde ich gleich meinen Plan erläutern." Duke grinst. "Ich bin gespannt..."
 

Nun wohl, die Zeit wird kommen, «Wo sich der wilde Stier dem Joche fügt»

Die Komödie ...

Vierter Aufzug
 

2. Szene
 

Es treten auf: Mokuba und Seto
 

Meine Schläfen pochen gnadenlos und ich schließe unwillkürlich die Augen. Meine Nerven liegen blank, aber mein kleiner Bruder kennt kein Erbarmen.
 

"Ich meine es ernst, Seto." beharrt er erneut. "Du bist überarbeitet und ein wenig Freizeit würde dir gut tun."
 

Ich stöhne genervt auf. Seit geschlagenen zwanzig Minuten diskutieren wir über dieses Thema. Aus einem mir unerfindlichen Grund hat Mokuba den Entschluss gefasst, mich zu der Teilnahme an unserem Schulausflug zu animieren. Kaum war ich in der Küche, fing er mit diesem Thema an.
 

Woher weiß der Kleine überhaupt davon? Vermutlich von Muto.
 

"Mokuba, ich habe eine Firma zu leiten!" Den Satz sage ich nun schon zum dritten Mal. Mokuba ignoriert diese Tatsache beharrlich. "Zwei Tage wird die KC doch mal auf dich verzichten können!" sagt er erneut. "In der Zeit kann doch nichts passieren. Roland wird sich um alles kümmern und du hast selbst gesagt, dass zur Zeit nichts wichtiges ansteht."
 

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und überlege mir welches Argument ich noch anführen könnte, obgleich ich weiß, dass kein Argument ausreichend sein wird für ihn. Mokuba kann genaus stur sein wie ich und er hat es sich in den Kopf gesetzt, mich zu dieser Schulfahrt zu bewegen.
 

"Seit Tagen schläfst du nicht wirklich und du frühstückst nicht einmal mehr. Du wirst immer blasser und irgendwann kippst du dann um und dann muss die Corporation länger auf dich warten als 48 Stunden."
 

Verdammt. Seine Argumente sind gut.
 

Natürlich weiß ich, dass er Recht hat. Ich mute mir zur Zeit zu viel zu. Schule, Firma und Wheeler. Genauer gesagt, Nachhilfe für Wheeler. Und ich weiß selbst, dass ich mich nur von Kaffee und Tabletten ernähre.
 

"Ich bezweifle stark, dass ein Ausflug mit diesen impertinenten Subjekten in meiner Klasse mir auch nur zehn Minuten Erholung einbringen würde." entgegne ich genervt.
 

Mokuba verzieht schmollend das Gesicht und ich habe schon die stille Hoffnung, dass er endlich Ruhe gibt, als er das einzige sagt, dass diese Unterhaltung zu seinen Gunsten zu beenden vermag. Ich erkenne es direkt als er mir den Kopf zu wendet und mich mit seinen großen dunklen Kulleraugen ansieht. Ich ziehe scharf die Luft ein und schreie innerlich: NEIN! - aber Mokuba kennt in dem Moment keine Gnade.
 

"Seto." sagt er.
 

Mehr nicht. Mehr bedarf es auch nicht.
 

Er sagt meinen Namen in diesem besonderen Tonfall, der keinen Widerspruch duldet, diesem Tonfall muss ich mich geschlagen geben. Das weiß er auch genau. Er verwendet diese Waffe selten, aber dieses Mal setzt er sie gezielt ein. Ich seufze resignierend und gebe mich damit geschlagen.
 

Welch Schmach. Der große Seto Kaiba, geschlagen von seinem jüngeren Bruder.
 

"Gut, wenn du dann endlich Ruhe gibst." knurre ich missmutig und er grinst. "Du wirst sehen, das wird bestimmt lustig."
 

Ich presse die Lippen aufeinander. Dieser Ausflug wird sicher vieles werden - mir fallen schon auf Anhieb mindestens acht Adjektive ein, um ihn zu beschreiben, aber lustig gehört nicht dazu.
 

Was bitte soll auch daran lustig oder auch nur erholsam sein, in einem Bus voller nervtötender Subjekte durch die Gegend zu fahren, um irgendwo in einer baufälligen Herberge abgesetzt zu werden und auf milbenverseuchten Matratzen zu nächtigen? Und reduziere ich das Übel nur auf einige Aspekte.
 

"Ich werd Roland sagen, dass er alles nötige veranlassen soll." meint Mokuba und strahlt, dann lässt er mich einfach stehen und ich versuche mich innerlich darauf vorzubereiten, dass ich morgen um diese Zeit mit den anderen Individuen auf den Schulbus warten werde, bereit mich auf einen vollkommen unnötigen und sicherlich auch langweiligen Ausflug zu begeben.
 

Nun denn, am Besten füge ich mich tatsächlich in mein trauriges Los und versuche wenigstens heute noch die wichtigsten Unterlagen durchzugehen. Ich spüle meinen Kaffee und den bitteren Beigeschmack, den ich nach dieser frustrierenden Unterhaltung habe, runter und begebe mich ins Arbeitszimmer.
 

Und plötzlich kommt mir ein Gedanke.
 

Joey Wheeler wird auch mitfahren.
 

Einen Moment lang stehe ich einfach nur da und bin wie erstarrt.
 

Natürlich wird Wheeler mitfahren. Er wird sich sicher auch schon auf den Ausflug freuen. Immerhin kommt er so um einige Stunden Unterricht. Und in Hinblick auf seinen Anhang, die Kindergartentruppe, wird er sicherlich Feuer und Flamme für dieses Vorhaben sein.
 

Nein.
 

An dem Bild stimmt etwas nicht. Sofort kommen mir wieder die Worte in den Sinn, die ich im Park gehört habe und das Bild des glücklich strahlenden Joey Wheelers verblasst. Er ist nicht glücklich. Augenblicklich ist er traurig... meinetwegen. So traurig, dass er...
 

Vielleicht ist es doch eine gute Idee mitzufahren! So kann ich Wheeler zumindest im Auge behalten. Nur um sicher zu gehen, dass er nichts verdammt Blödes tut in seiner jetztigen Verfassung. Auf seine kleinen Freunde ist in der Hinsicht schließlich kein Verlass. Zumal er Muto, Devlin und Bakura gegenüber immer noch seine optimistische Maske trägt. Nur Gardner gegenüber hat er seine wirklichen Gefühle eingestanden und sie hatte ihm ja eigentlich versprechen müssen, zu schweigen. Wahrscheinlich hat sie nicht gewusst, was sie tun soll und sich deshalb an ihre Freunde gewandt. Nur, dass die überhaupt keine Ahnung haben, was man in einer solchen Situation machen muss.
 

Habe ich denn irgendeine Ahnung davon?
 

Nein.

Nicht die Geringste.

Aber ich vermute stark, dass es besser ist, wenn ich ein Auge auf Wheeler habe als es diesem Kindergarten zu überlassen. Wenn dieses kleine Hündchen wirklich daran denken sollte...
 

Unsinn! Er hat nicht daran zu denken. Er hat so etwas weder zu denken noch zu tun. Das passt nicht zu Joey Wheeler! Und es passt nicht in mein Weltbild!
 

Dieses alberne Hündchen...
 

Ich seufze.
 

3. Szene - der nächste Tag
 

Es treten auf: Joey, Seto, Fräulein Aino und Roland
 

Die Limousine hält vor dem Schulegebäude und ich stelle genervt fest, dass der ganze Haufen bereits versammelt auf den Bus wartet. Sogar Fräulein Aino ist schon da. Scheinbar bin ich der Letzte.
 

Roland öffnet mir die Tür und ich steige unter den unzähligen, aufdringlichen Blicken einer Gruppierung aus weiblichen Schülern aus. Geradezu penetrant sehen sie zu mir rüber und scheinen jeden meiner Schritte genaustens zu studieren. Ich fühle mich wie ein Insekt unter dem Mikroskop eines verrückten Wissenschaftlers. Genervt stöhne ich und setze meine Ray Ban auf, was mit diversen unkontrollierten Seufzern quittiert wird. Erstaunlich wie diese Subjekte auf eine vollkommen normale Geste reagieren. Was wohl passieren würde, wenn ich meine Hand hebe und ihnen zuwinke? Vielleicht fallen dann ein paar dieser pubertierenden Gören in Ohnmacht. Natürlich mache ich nichts dergleichen. Ich gebe mir Mühe diese epochalen Blicke zu ignorieren und unterdrücke sogar den Impuls spöttisch zu grinsen, denn es könnte mir als Lächeln ausgelegt werden. Roland hievt meinen Koffer aus dem Wagen und stellt ihn neben mich.
 

"Brauchen sie noch etwas, Sir?" will mein Assistent wissen. Ich schüttele den Kopf. "Dann wünsche ich ihnen einen erholsamen Ausflug, Master Kaiba." Unter meiner Sonnenbrille schenke ich Roland einen sarkastischen Blick. Er weiß genauso gut wie ich, dass ich mir Erholung anders vorstelle.
 

"Danke, Roland." erwidere ich nur und nehme meine Laptoptasche vom Rücksitz. Trotz Mokubas Protest habe ich sie samt Inhalt mitgenommen, sozusagen als Rettungsanker und für den Notfall.
 

"Sie wissen was sie zu tun haben, Roland?" frage ich noch einmal. Er nickt. "Keine Sorge, Sir, ich habe ihre Liste dabei und werde die Punkte umgehend erledigen." Ich nicke. "Und ich werde dafür Sorgen, dass Master Mokuba pünktlich im Bett ist." fügt er hinzu. Ich seufze. "Gut, dann können sie jetzt fahren." Ich wende mich ab, zögere einen Moment und schreite dann langsam auf den Haufen Schüler zu, der momentan einem unruhigen Ameisenhaufen ähnelt. Dann sehe ich plötzlich Wheeler und irgendetwas in mir reagiert. Ich bin nicht sicher was es ist, aber mein Pulsschlag beschleunigt sich eindeutig.
 

Er steht bei seinen Freunden und redet mit Muto. Jetzt wirkt er wieder wie immer. Er redet laut und grinst dabei und Muto blickt ihn mit seinen großen Augen an. Wahrscheinlich begreift der Zwerg nicht, dass der Blonde ihm gerade etwas vormacht und sein Lächeln nur aufgesetzt ist. Gerade als ich meinen Blick abwenden will, treffen die braunen Augen mich. Ich zucke unwillkürlich ein wenig zusammen. Für einen Moment habe ich das Gefühl, dass sich sein Blick verändert. Ich nicke ihm kaum merklich zu und er sagt etwas zu Muto, ohne mich aus den Augen zu lassen. Eine Sekunde später kommt er auf mich zu. Ich beobachte überrascht, wie er mir entgegen kommt und spüre wieder wie mich diese merkwürdige Unsicherheit befällt.
 

"Ähm... hallo Kaiba." sagt er mit ungewohnt ruhigem Tonfall. Ich schlucke. "Wheeler." Er kratzt sich verlegen am Kopf und ich sehe ihn erwartungsvoll an. "Also..." hebt er an und versucht zu lächeln, aber es wirkt aufgesetzt. "Wir haben doch gestern den Test zurück bekommen..." meint er sichtlich unsicher. Ich nicke nur. "Den Mathetest, naja und ich dachte... also... ich wollte dir sagen..." Er bricht erneut ab und sucht scheinbar nach den richtigen Worten. Ich erwidere nichts. "Ich hab ne drei bekommen." sagt er schließlich. "So." entgegene ich. Was soll ich sonst auch sagen? Ich weiß ja nicht einmal genau warum er mir diese Information zuteil werden lässt. "Und ähm... also... das verbessert meine Note und so..." fährt er stammelnd fort und mir liegt auf der Zunge ihm zu sagen, dass mich das erstens nicht interessiert und es zweitens auch besser für ihn ist, dass er seine Noten einmal zu verbessern versucht. Doch ich sage nichts dergleichen. Ich starre ihn einfach nur an. "So ist das also und... ähm... das verdanke ich dir... Ich meine, du hast doch mit mir gelernt und... das hat was gebracht... Also, Danke, ähm, Kaiba." Er senkt leicht den Blick und ich habe das Gefühl, dass sich seine Gesichtsfarbe etwas verändert. Nun verstehe ich endlich. Natürlich. Ich nicke. "Gut." entgegne ich und meine Stimme klingt schon wieder so fremd. "Dann hat es tatsächlich was gebracht." Er nickt und...
 

Ich starre auf Wheelers Lippen.

Sekundenlang fokussiere ich seinen Mund und kann mich nicht rühren.

Erst dann realisiere ich die Absurdität dieser Situation und auch, dass Wheeler dieser Umstand keineswegs entgangen sein kann.

Ich spüre wie meine Wangen zu brennen beginnen, ein fremdartiges skurriles Prickeln, und meine Nackenhaare stellen sich auf, was ich nur allzu deutlich fühle. Instinktiv möchte ich mich abwenden, doch das würde bedeuten, ein stilles Eingeständnis zu machen, also zwinge ich mich Wheeler in die Augen zu sehen. Sein Blick ruht vollkommen ruhig auf mir, entsetztlich ruhig und fremdartig für Wheelers sonstiges Funkeln. Sollte er tatsächlich bemerkt haben, worauf mein Blick gerade noch abgerichtet war, so lässt er es sich nicht anmerken.
 

Seine Augen...

Sie haben einen unergründlichen warmen Ton angenommen und ich verspüre einen kleinen Stich in der Brust. Mein Pulsschlag ist nach wie vor stark erhöht und ich fühle förmlich wie das Blut durch meinen Körper gepumpt wird. Irritiert bemerke ich, dass meine rechte Hand sich langsam hebt, scheinbar einem unbewussten Befehl folgend und im nächste Moment durchzuckt mich der Impuls ihn berühren zu wollen. Meine Hand reagiert tatsächlich darauf und entsetzt stelle ich fest, dass ich wirklich einen Arm ausstrecke. Ich bewege mich wie in Zeitlupe. Wheelers Pupillen weiten sich und er sieht mich mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit, Überraschung und Erwartung an. Es bedarf all meiner psychischen Kräfte, meinem Arm Einhalt zu gebieten ehe meine Fingerspitzen Wheelers Wange streifen. Ich keuche auf und Wheelers Lippen öffnen sich, doch bevor er etwas sagen kann, steht plötzlich Fräulein Aino neben uns.
 

"Joey, Seto, verstaut bitte euer Gepäck, wir starten in zehn Minuten." höre ich sie von weitem sagen.
 

Weder Wheeler noch ich reagieren. Wir sehen uns nur an und ich habe das unbestimmte Gefühl ihm etwas sagen zu müssen. Irgendwas. Eine Erklärung? Aber wofür sollte ich mich rechtfertigen? Ich bin Seto Kaiba. Auch wenn ich augenblicklich nicht ganz Herr meiner Sinne bin. Dennoch kann ich mich dem Impuls nicht entziehen und erst als ich seine Stimme vernehme, lässt der innere Zwang schlagartig nach. Wieder vergehen ein paar Sekunden bis ich begreife, dass ich ihm längst nachgegeben habe.
 

"Seto." sagt er mit heiserer, belegter Stimme und die Tatsache, dass er mich gerade bei meinem Vornamen genannt hat, überrascht ihn genauso sehr wie mich.
 

Aber habe ich das nicht auch gerade getan? Ja. Ohne es zu wollen, ohne einen Grund habe ich tatsächlich "Joey" geflüstert.

Und wir sehen uns immer noch an. Verwirrt, ungläubig und so als gäbe es in diesem Moment nur uns beide.
 

Joey und Seto.
 

Ich schlucke.
 

Verdammt, was ist los mit mir? Warum reagiere ich so abnorm und das auch noch vor meiner gesamten Klasse? Und verflucht noch mal, warum schlägt mir mein Herz gerade bis zum Hals? In Joeys Gesicht scheine ich ähnliche Fragen zu entdecken. Seine schönen Augen sind noch eine Spur dunkler geworden und ja, seine Wangen haben sich gerötet.
 

"Joey! Seto!" Fräulein Aino steht noch immer da und beäugt uns mit einem fragenden Blick. Joey blinzelt und ich wende minimal den Kopf in ihre Richtung. "Seto, bring dein Gepäck zum Bus." sagt sie und ich glaube, dass ich nicke. Sicher bin ich mir nicht. Um ehrlich zu sein, ich weiß in diesem Moment gar nicht wirklich wovon die Frau redet. Ich rühre mich nicht und erst als Wheeler den Blick senkt, bin ich wieder in der Realität. Nun ja, zumindest in dem was ich für die Realität halt. Jetzt auch sehe ich wieder den Bus und die Schuler, die sich bereits hinein begeben und erinnere mich daran, warum ich gerade hier bin. Mein Blick fällt auf meinen Koffer und wortlos nehme ich ihn auf. Wheeler folgt mir langsam während ich zum Bus schreite.
 

Die nächsten Minuten ziehen an mir vorbei als würde ich sie wie ein unbeteiligter Zuschauer beobachten. Ich reiche meinen Koffer dem Busfahrer, der ihn zu den andern in den Laderaum befördert und nun folge ich Wheeler in den Bus. Seine Schritte wirken seltsam unsicher, genau wie meine und genauso unsicher lässt er sich neben Muto nieder. Ich suche mir einen Platz und bin froh als ich endlich sitzen kann. Langsam atme ich ein und wieder aus und spüre, dass ich allmählich die Kontrolle über meinen Körper und meine Gedanken zurück gewinne.
 

Was war das gerade? Was ist da passiert?
 

Mein Blick wandert erneut zu Wheeler.
 

In mich verliebt? - nun - meiner Treu, das ist eben kein Zuwachs an Verständigkeit, aber doch kein großer Beweis für Torheit, denn ich will mich auch entsetzlich verlieben!

... der Irrungen

Vierter Aufzug
 

3. Szene
 

Es treten auf: Joey, Seto, Duke und Yugi
 

Ich hätte nie gedacht, dass Kaiba an diesem Auflug teilnehmen würde. Ja, ich hätte sogar darauf gewettet, dass er irgendein Meeting vorschieben würde, um sich davor zu drücken, aber zu meiner Überraschung ist er tatsächlich dabei.
 

Ich hege den Verdacht, dass Mokuba seine Finger da im Spiel hat. Wahrscheinlich hat der Kleine Kaiba so lang genervt bis er eingewilligt hat mitzufahren. Kaiba junior ist wohl der Einzige, der ihn um den Finger wickeln kann. Und ich glaube, ich weiß auch warum Mokuba ihn zu diesem Ausflug gezwungen hat.
 

Ich denke wieder an das Gespräch von Yugi und Mokuba und die ernste, besorgte Stimme des Kleinen. Ja, wahrscheinlich glaubt er, dass Kaiba so von seinen Gefühlen - für mich - abgelenkt wird und wenn nicht das, dann ist er wenigstens unter Aufsicht und kann nichts dummes tun. So gesehen, ein echt kluger Schachzug von dem Kleinen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Mokuba all seine Überredungskünste anwenden musste, um Kaiba dazu zu bewegen.
 

Kaiba hasst Schulausflüge. Kaiba hasst auch die Schule. Naja, da gehen wir zumindest Konsens. Ich bin auch nicht gerade scharf auf Unterricht, wenn auch aus anderen Gründen als er.
 

Für ihn ist das alles Zeitverschwendung, was natürlich daran liegt, dass er all die Dinge und noch viel mehr längst weiß. Sein Stiefvater hat ihm ne Allround-Ausbildung verpasst, das was bei uns in der Schule läuft, ist für ihn wohl nur Wiederholung. Aber selbst für einen Seto Kaiba gilt die Schulpflicht noch.
 

Schon während der Busfahrt wirkte er vollkommen deplatziert. Naja, eigentlich wirkt er immer so. Sein ganzes Auftreten und auch seine Erscheinung heben ihn von den anderen Schülern ab. Er mag zwar die gleiche Schuluniform tragen wie wir, aber an ihm wirkt sie anders. Und seine Züge... es sind nicht die eines normalen Teenagers.
 

Herrje, jetzt denke ich schon wieder über den Typen nach. Gibt es sonst nichts mehr, dass mich beschäftigt? Nein, ehrlich gesagt nicht. Seit Tagen beobachte ich Kaiba und werde alles andere als schlau aus ihm. Nach diesem Gespräch im Park mache ich mir zudem noch Sorgen um ihn. Dass er in der letzten Zeit abgespannt wirkt, entgeht glaube ich, keinem. Auch nicht, dass er sich anders verhält. Besonders mir gegenüber. Ich hab sogar schon einige Mitschüler darüber tuscheln gehört.
 

Nein, es ist offensichtlich, dass mit Kaiba etwas nicht stimmt. Also, abgesehen von den Dingen, die noch nie bei ihm gestimmt haben.
 

Unwillkürlich muss ich an unsere Begegnung heute morgen denken. Er traf als letzter ein, Roland brachte ihn wie immer zur Schule und nachdem sich die Limo entfernt hatte, stand er scheinbar unschlüssig da. Neben sich einen teuren Koffer mit dem KC-Logo. Er wirkte überhaupt nicht wie ein Schüler, der an einem Schulausflug teilnimmt. Er wirkte wie ein junger Geschäftsmann, der unterwegs ist zu irgendeinem superwichtigen Meeting. Und er hatte natürlich seinen Laptop dabei. Das Ding ist scheinbar untrennbar mit ihm verwachsen.
 

Ich weiß nicht genau, warum ich dann zu ihm rüber bin. Es war als würde mich irgendwas dazu zwingen. Ok, ich hatte einen Grund. Ich wollte ihm nämlich von meiner Mathearbeit erzählen. Immerhin hat er sich ja echt Mühe gegeben mir was beizubringen. Also hab ich ihm erzählt, was für eine Note ich bekommen habe und ich hatte echt den Eindruck, dass er sich darüber freut. Nicht, dass er was in die Richtung gesagt hätte. Er hörte sich einfach meinen Vortrag an. Aber allein schon die Tatsache, dass er keinen vernichtenden Kommentar abgegeben hat, ist doch was, oder?
 

Er ist eben nicht mehr der gleiche Seto Kaiba.
 

Und der neue Kaiba irritiert mich unglaublich.
 

Während unseres Gespräches starrte er mich so was von intensiv an, dass ich echt nicht wusste, wie ich damit umgehen soll. Sein Blick hing an meinen Lippen und...
 

Hat er vielleicht darüber nachgedacht wie es wohl wäre mich zu küssen?
 

Nein, Joey! Aufhören! Es reicht echt, dass ich schon an Kaiba als sexy denke! Es kostet mich schon genug Nerven, dass ich mir eingestanden habe, wenn auch nur unter objektiven Gesichtspunkten, dass er tatsächlich heiß ist. Aber an Kaiba in Verbindung mit Küssen zu denken, das ist etwas, dass nicht passieren darf. So etwas denkt ein Joey Wheeler nicht und ein Seto Kaiba sollte auch nicht daran denken.
 

Aber er hat daran gedacht.

Und ich muss deshalb auch darüber nachdenken.
 

Ich hab´s mir nicht vorgestellt, aber naja... also einen kurzen Moment lang habe ich mir die Frage gestellt wie es wohl wäre und ob er das überhaupt kann. Küssen, meine ich.
 

Ob seine Lippen kalt sind?
 

Unwichtig!
 

Jedenfalls hat er mich angestarrt und ich hab mich gefühlt wie ein Kaninchen, dass von einer Kobra fixiert wird, nur dass nichts gefährliches in seinem Blick lag. Seine blauen Augen waren auch nicht ausdruckslos, ehrlich gesagt - sein Blick war... irgendwie warm. Und ich bin tatsächlich rot geworden! Er aber auch als er bemerkt hat, dass er sich nicht so ganz unter Kontrolle hat.
 

Scheinbar verliert der große Seto Kaiba die Kontrolle, wenn es um mich geht. Aber ich bin ja auch das Objekt seiner Begierde und nicht einmal Kaiba kann sein Herz kontrollieren.
 

Aber das verrückteste überhaupt ist erst dann passiert. Ich weiß auch nicht genau was es war, er hat die Hand gehoben und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, dass er mich ohrfeigen will. Ich wollte schon zurückweichen, aber ich konnte mich nicht rühren, ich war wie erstarrt und meine Knie waren plötzlich so weich und seine Hand, sie war meinem Gesicht so nahe.
 

Selbst jetzt, wenn ich wieder daran denke, schlägt mir das Herz bis zum Hals.
 

Fräulein Aino war dann plötzlich da und... wir haben sie beide nicht beachtet. Uns nur angesehen. Es war als würde die Zeit still stehen. In dem Moment gab es eigentlich nur ihn und mich und ich hab seinen Namen geflüstert. Nicht Kaiba, sondern Seto.

Ich hab zum ersten Mal seinen Namen gesagt und er hat meinen gesagt und...
 

Ich hab nicht die geringste Ahnung was das zu bedeuten hat. Ob es überhaupt was bedeutet?
 

Laut Tea´s Zeitschrift hat so was etwas zu bedeuten. Mädchen hauchen scheinbar den Namen ihres Liebsten, wenn ihre Gefühle sie übermannen. Zumindest stand so was ähnliches in diesem Bericht. Und dass man rot wird, wenn man auf seinen Schwarm trifft. Leuchtet ja auch irgendwie ein. Nur, gibt es mir doch zu denken, dass ich auch rot geworden bin... und seinen Namen habe ich auch gehaucht.
 

Seto Kaiba haucht meinen Namen... Unfassbar! Der arme Kerl muss echt schwer verliebt sein, dass er sich so gehen lässt. Ich meine, er hat es vor allen Leuten gemacht. Ich weiß jetzt zwar nicht ob das jemand mitbekommen hat, ich hoffe ehrlich gesagt nicht, nicht nur in seinem Interesse auch in meinem, immerhin hab ich auch gehaucht...
 

Warum hab ich ihn Seto genannt?
 

Verflixt, wenn ich das wüsste.

Vielleicht werde ich verrückt? Ich schnappe über dieser Sache genauso über wie er. Und das sollte doch eigentlich nicht passieren, oder?
 

Wie dem auch sei, jetzt sind wir in der Herberge und ich denke schon wieder nur an ihn, ähm, ich denke über ihn nach und wie immer in den letzten Tagen habe ich dabei ein verflixt merkwürdiges Gefühl im Bauch. Scheinbar scheint mein Magen allein beim Gedanken an Kaiba zu rebellieren. Ob ich so meine Abneigung für ihn kompensiere? Keine Ahnung.
 

"Joey?"
 

Es dauert einen Moment bis ich begreife, dass Yugi neben mir steht und mich erwartungsvoll ansieht. "Ähm, ja?" frage ich unsicher. Ich hab keinen Plan was er von mir wollen könnte. Yugis große Augen strahlen mich wieder einmal an.
 

"Weißt du schon mit wem du auf´s Zimmer kommst?" fragt mich der Kleine. "Was?" entgegene ich und habe keinerlei Ahnung wovon er redet.
 

Verdammt, ich muss echt damit aufhören, meinen Gedanken nachzuhängen. Ich bekomm ja gar nichts mehr mit. Yugi lächelt nachsichtig. "Fräulein Aino hat uns in Zweiergruppen eingeteilt. Ich habe ein Zimmer mit Bakura." erklärt mir der Kleine fröhlich. Ah, ok. Jetzt bin ich wieder im Bilde. Und nein, ich habe keine Ahnung mit wem ich mir das Zimmer teile. Ist mir ehrlich gesagt auch egal. Solange das Bett einigermaßen bequem ist, hab ich kein Problem.
 

"Hey, ihr Zwei." Duke tritt zu uns und gibt mir einen nicht ganz so sanften Puffer in die Seite. "Na, alles klar?" Er grinst mich an. Ich nicke nur. "Mit wem bist du im Zimmer?" will Yugi wissen. Duke seuftz. "Mit Tristan." Klingt nicht gerade begeistert. Das scheint auch Yugi zu merken. "Wen hättest du den lieber gehabt?" fragt der Kleine. Duke zuckt mit den Schultern. "Ach, ist mir eigentlich egal. Ist ja nur für eine Nacht." erwidert er lässig. Tja, wenn der wüsste wie laut Tristan schnarcht! Ich grinse automatisch und schaffe es tatsächlich mich auf die Zwei zu konzentrieren. "Die Nummer hier ist mir sowieso egal. Ich freu mich nur auf´s Wochenende!" Dukes Augen blitzen vielsagend auf. "Was ist denn am Wochenende?" Ich seufze. Yugi ist ja gar nicht neugierig. Na, ich kann´s mir denken. Wahrscheinlich hat er wieder mal ein Date mit irgendeiner Schnecke. Typisch Duke. Und natürlich sagt er es dann auch. "Tja, ich bin verabredet." Vielsagendes Grinsen und Yugi wird wieder rot. Ich verdrehe kurz die Augen. Also ob mich sein Liebesleben interessieren würde. Ich hab genug mit dem von Kaiba und mir zu tun.
 

Oh Mann.
 

Was war denn das wieder für ein Gedanke?
 

Aber, naja, es ist doch irgendwie so, oder? Ich beschäftige mich tatsächlich zur Zeit wider bessere Vernunft mit Kaibas Liebesleben oder seinem nicht vorhandenen. Gott, wenn einer wüsste, was ich denke. Die würden mich einweisen.
 

Nicht an Seto denken, Joey.
 

Ich glaube, ich werde gerade rot. "Mit wem denn?" fragt Yugi unschuldig. Klar, der kleine muss ihm auch die Vorlage liefern, Danke!

Duke wirft mir einen abschätzenden Blick zu. "Naja..." Irgendwie wirkt er plötzlich gar nicht mehr so lässig. Momentan erscheint er sogar etwas steif. "Also..." hebt er wieder an und ich blicke ihn jetzt auch schon erwartungsvoll an. Es wird doch nicht Tea sein? Wenn er das macht, dann... Also, das kann er doch nicht bringen, oder?
 

Aber die Wahrheit trifft mich sofort wie ein Schlag in die Magengrube.
 

"Mit Serenity." sagt er schließlich und ich starre ihn fassungslos an. "Was???" schreie ich ihn an. Er zuckt nicht mal mit der Wimper. "Ich dachte, das weißt du." erwidert er. Für einen Moment bleibt mir tatsächlich die Luft weg. Ich weiß von gar nichts!! "Wenn du denkst, dass ich zulassen werde, dass du mit meiner Schwester..." Duke zuckt nur mit den Schultern. "Hey, sie ist alt genug und ich zwinge sie ja nicht!" erwidert er nüchtern. Ich verspüre den Wunsch ihm den Hals umzudrehen. "Du spinnst wohl!" fahre ich ihn an. "Du wirst garantiert nicht mit meiner Schwester..." Ich recke meine Faust in die Höhe und funkele ihn wütend an. Leider scheint ihn das nicht wirklich zu beeindrucken, denn er seufzt nur. "Joey, es bedarf nicht deines Einverständnisses!" sagt er seelenruhig und mir platzt der Kragen. "Vergiss es, Alter." schnauze ich ihn an. "Du wirst nicht mit Serenity weggehen. Nie im Leben. Nur über meine Leiche." Yugi steht verlegen zwische uns und scheint nicht so recht zu wissen was er tun soll.
 

"Ach ja?" entgegenet er und wirkt nun auch sauer. "Wie willst du mich davon abhalten?" Er sieht mich herausfordernd an und ich überlege fieberhaft was ich kontern soll. "Du hast genug Weiber am Start! Lass die Finger von meiner Schwester." Duke lacht. "Ich mag sie aber." Ich halte ihm meine Faust vor´s Gesicht und erwidere seinen festen Blick mit aller Macht, die ich aufbringen kann.
 

"Joey..." sagt Yugi leise neben mir, aber ich schenke ihm keine Beachtung. "Ich meine es ernst, Duke." versichere ich ihm. "Ich auch, Joey." entgegnet er knapp. Dieser aufgeblasene Arsch. Meine Faust ragt ihm immer noch ins Gesicht. "Ich werd mit ihr ausgehen, da kannst du machen was du willst." meint er entschlossen. Was denkt der eigentlich wer er ist? Mit meiner Schwester ausgehen zu wollen? Und Serenity hat ihm scheinbar zugesagt. Ich fasse es nicht. Das darf doch wohl nicht war sein. Meine kleine Schwester mit diesem Weiberhelden! Geht ja wohl gar nicht. Das werde ich auch niemals zulassen. "Duke, ich warne dich!!"
 

Aber hey, was will ich eigentlich machen? Ihn vermöbeln? Hm... Ja, das wäre vielleicht ne Idee, aber wie ich ihn kenne, wird er es mir nicht leicht machen. Verfluchter Duke! Das hat mir echt gerade noch gefehlt. Meine Gedanken überschlagen sich und ich frage mich ob ich mit Mord in dem Fall durchkommen würde.
 

"Beruhigt euch bitte." bittet Yugi und schiebt sich vorsichtig zwischen uns. Ich seufze. Yugi versteht das natürlich nicht. Er hat keine Schwester. Er hat auch keine Ahnung davon was ein Typ wie Duke mit einem Mädchen... Argh! Ich will nicht daran denken. Ich will mich nicht beruhigen. Das mache ich erst, wenn dieser Kerl das zurücknimmt!
 

Duke seufzt schließlich. "Mann, Joey. Cool down." Alleine dafür hat er eine verdient und wenn Yugi nicht wäre, ich hätte ihm schon längst eine verpasst. "Könnt ihr euch nicht irgendwie einigen?" fragt der Kleine. "Nein, können wir nicht!" zische ich ihn an und er zuckt ein wenig zurück. "Joey..." Yugi blickt mich mit seinen riesigen Kulleraugen an und ich seufze. Langsam lasse ich meine Hand wieder sinken, aber die Wut ist noch längst nicht verraucht. "Es muss doch einen Weg geben, dass ihr diese Sache klären könnt. Ihr seid doch Freunde." höre ich Yugi sagen und muss den Impuls unterdrücken ihm klar zu machen, dass wir die längste Zeit Freunde waren, wenn Duke es tatsächlich wagen sollte, mit Serenity auszugehen. Yugi blickt von mir zu Duke und dieser grinst plötzlich. "Na, ich hätte eine Idee." meint er lässig. Ich funkele ihn an. "Ach ja?" zische ich, aber Yugi legt mir beruhigend seine Hand auf den Arm. "Was für eine Idee, Duke?"
 

Duke Devlin lächelt diabolisch. "Ich mach dir einen Vorschlag, Joey." sagt er betont ruhig. "Wenn du mich bei einem Duell in vier Zügen schlägst, dann lass ich die Finger von deiner Schwester und gebe dir mein Ehrenwort. Wenn ich dich innerhalb von vier Zügen schlage, dann wirst du mir deinen Segen geben für meine Verabredung!"
 

Ich starre ihn fassungslos an.
 

"Was soll denn das für ein Vorschlag sein? Das kommt gar nicht in Frage." erwidere ich sauer. "Ich spiele doch nicht um meine Schwester." Duke zuckt mit den Schultern. "Angst zu verlieren?" Dieser verdammte Arsch! Ich schüttele den Kopf. "Quatsch!" zische ich. "Dann kannst du doch annehmen, oder?" Ich erwidere nichts, aber Yugi meldet sich wieder zu Wort. "Und was ist, wenn keiner in vier Zügen gewinnt?" will der Kleine wissen. Duke runzelt die Stirn, scheint als hätte Mr. Cool an diese Möglichkeit gar nicht gedacht. Ich kann mir ein "Ha" nicht verkneifen. "Dann lassen wir Serenity entscheiden." meint er schließlich. Yugi lächelt. "Das klingt fair."
 

Fair? Ich blicke den Kleinen verständnislos an. Das ist ganz und gar nicht fair! Serenity will ja mit dem Kerl ausgehen!! Er gewinnt also in jedem Fall, denn ich bezweifle, dass ich Duke tatsächlich in vier Zügen schlagen könnte. Das Duell gegen ihn gewinnen, ok. Möglich. Wahrscheinlich. Aber in vier Zügen???
 

"Also, Joey, was meinst du?" Ich rühre mich nicht. Yugi schenkt mir einen seiner durchdringenden Blicke. "Wenn du auf das Herz der Karten vertraust, dann werden sie dir beistehen." sagt er. Ich seufze. Toll. Ganz toll. Mir gefällt die Option, Duke zu verprügeln eigentlich besser. "Haben wir einen Deal?" Duke sieht mich immer noch unverwandt an. Ich nicke. Wahrscheinlich gibt es echt keinen anderen Weg. Ich muss ihn schlagen. Ich muss einfach und dann ist Ruhe. Ein für alle mal.
 

"Dann machen wir das so." entscheidet Yugi und sein Blick wandert zu Duke. "Aber das kann doch bis morgen warten, oder?" fragt er. Duke zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Klar, mir ist es gleich." entgegnet er. Ich muss ein genervtes Stöhnen unterdrücken. "Dann machen wir das morgen und bis dahin vertragt ihr euch, ok?" Duke nickt und ich, ich mache eine minimale Kopfbewegung, die man als Zustimmung auslegen könnte. Zum Glück sagt Duke nichts mehr zu dem Thema, sondern meint nur, dass er jetzt mal Tristan suchen will. Ist auch besser, wenn er aus meiner Reichweite verschwindet.
 

Yugi sieht mich wieder an. "Ich werde ihn doch nie in vier Zügen schlagen und das weiß er genau." seufze ich. Der Blick des Kleinen wird ernster. "Joey, vertrau einfach auf das Herz der Karten."
 

Ja, ja... den Spruch kenne ich. Leider hat er momentan die gleiche Wirkung auf mich wie Kaiba.
 

Apropo Kaiba.
 

Ich habe gar nicht gemerkt, dass der zu uns getreten wird. Schlagartig erfasst mich wieder dieses seltsame Gefühl, dass ich neuerdings immer in seiner Nähe habe.
 

"Hallo, Kaiba." grüßt ihn Yugi freundlich.
 

Kaibas Erwiderung ist nur ein kühles "Muto." Seine Augen ruhen auf mir und der Blick geht mir wieder durch und durch. Für einen Moment hatte ich ihn echt vergessen. Jetzt fühle ich wieder diesen Kloß ihm Hals und dieses absonderliche Prickeln auf meiner Haut. Und ich kann nicht anders, ich muss ihm in die Augen sehen.
 

"Wir teilen uns ein Zimmer." höre ich ihn sagen und ich erstarre augenblicklich. Vergessen sind Yugi, Duke, sogar Serenity und meine Wut. Es existiert nur noch Kaiba und die Tatsache, dass ich mir ein Zimmer mit ihm teilen soll.
 

Kaiba und ich. In einem Zimmer.

Ich werde mit Kaiba eine Nacht verbringen.
 

Ich öffne meinen Mund und weiß doch nicht was ich sagen soll, aber ich spüre nur allzu deutlich, dass meine Wangen schon wieder am glühen sind.
 

Und ohne das ich es wirklich will, wandert mein Blick zu seinem Mund und das Prickeln nimmt zu.
 

Das heißt mit anderen Worten, der holde Knabe liebt!

Der Sturm

Vierter Aufzug
 

5. Szene
 

Es treten auf: Yugi, Duke, Tea, Tristan und Bakura
 

"Bislang läuft alles wie geplant." bemerkt Tea. "Wahnsinn, wie Atemu es geschafft hat, Fräulein Aino so zu beeinflussen, dass sie Kaiba und Joey auf ein Zimmer eingeteilt hat."
 

Yugi lächelt. "Ich glaube, die Tatsache, dass Joeys Noten sich durch Kaibas Nachhilfe verbessert haben, hat mitgeholfen."
 

Tea nickt. "Hauptsache es hat funktioniert."
 

"Ich frage mich nur, wie Mokuba es geschafft hat, Kaiba dazu zu bewegen an dem Ausflug teilzunehmen." meint Bakura nachdenklich.
 

Duke zuckt mit den Schultern. "Ist auch egal, der Kleine hat sicher seine Mittel und Wege, er kennt Kaiba ja auch am Besten."
 

"Wollt ihr uns jetzt mal von eurem Plan erzählen?" will Tea wissen und sieht Duke fragend an. "Was hast du mit dem Pharao besprochen?"
 

Dukes grinst und zwinkert Yugi zu. "Den Plan haben wir bereits eingeleitet." antwortet er, aber Tea sieht ihn nur verständnislos an.
 

"Wann denn das?" fragt nun auch Bakura neugierig. Yugis Augen funkeln. "Gerade eben."
 

Erstaunt sieht der Rest der Runde ihn an. Sogar Tristan kann seine Neugier nicht verbergen.
 

Duke seufzt schließlich und erbarmt sich die Freunde einzuweihen. "Bakura hat doch erzählt, dass es in dem Stück darauf hinaus läuft, dass der männliche Part sich für den weiblichen duelliert."
 

Tea nickt. "Was in unserem Fall heißt, Kaiba soll sich für Joey duellieren."
 

Tristan verdreht wieder die Augen. "Ich wünschte echt ihr würdet wenigstens damit aufhören, das so auszudrücken!" ermahnt er die Runde.
 

"Es ist doch nur so was wie eine Metapher." meint Tea lächelnd. Tristan verzieht skeptisch den Mund. "Ich glaub nicht, dass Joey und Kaiba das so gelten lassen würden."
 

"Kaiba wird nicht protestieren solange er der Mann sein darf." lacht Duke und Tristan stöhnt.
 

"Ich glaube, dass wird deinen Kragen auch nicht retten, Devlin, wenn er das Ganze erfährt." kontert Tristan gehässig.
 

Duke zuckt nur mit den Schultern und nimmt seine Erzählung wieder auf. "Nun, Atemu hatte eine hervorragende Idee, wie wir das in unserem Fall umsetzen können."
 

"Erzähl endlich!" drängen Tea und Bakura wie aus einem Munde.
 

Er lacht. "Ich habe Joey eben erzählt, dass ich am Wochenende ein Date mit seiner Schwester hätte."
 

"Hast du denn eins?" fragt Tea. Duke schüttelt den Kopf. "Nein, aber Joey soll das denken."
 

"Hm." Tea überlegt. "Und was ist, wenn er Serenity anruft?"
 

Nun ist es Yugi, der die Antwort gibt. "Keine Sorge, Atemu hat gestern mit ihr telefoniert und sie in unseren Plan eingeweiht. Sicher ist sicher."
 

Bakura sieht den Kleinen erstaunt an. "Scheint als hättet ihr an alles gedacht." Yugi und Duke nicken.
 

"Und was soll das bringen?" will Tristan wissen.
 

Duke seufzt. "Ganz einfach, Joey ist wie erwartet ausgerastet. Er will natürlich nicht, dass ich mit seiner Schwester ausgehe."
 

"Verständlich!" erwidert Tristan. "Ich will auch, dass du deine Finger von ihr lässt."
 

"Ja, aber nur, weil du mit ihr ausgehen willst!" kontert Duke gelassen und Tristan funkelt ihn wütend an.
 

"Na, jedenfalls, wurde Joey wütend und hat Duke verboten mit seiner Schwester auszugehen, genau wie der Pharao es vorher gesagt hat. Nur, dass Duke sich nicht hat einschüchtern lassen." Yugi grinst.
 

Tea blickt die Beiden verständnislos an. "Aber was soll das denn bringen?"
 

"Ganz einfach, Tea." Duke beugt sich leicht zu ihr. "Ich habe einen Vorschlag gemacht. Wenn er mich in vier Zügen bei einem Duell schlägt, dann verzichte ich auf Serenity. Schlage ich ihn in vier Zügen, lässt er mich mit ihr ausgehen."
 

Tea sieht ihn immer noch ratlos an. "Aber was hat das mit Kaiba zu tun?"
 

"Tea." Yugi lächelt das Mädchen an. "Joey weiß genau, dass er Duke wahrscheinlich nicht in vier Zügen besiegen wird." hebt der Kleine an um die Sachlage zu erläutern.
 

"Aber du glaubst doch nicht, dass Duke ihn in vier Zügen schlagen kann?" mischt Tristan sich ein. Yugi schüttelt den Kopf. "Nein, nicht wirklich. Entschuldige bitte, Duke."
 

Der Schwarzhaarige nickt nur. "Deshalb haben wir gesagt, dass Serenity entscheiden darf, wenn das Duell nicht nach vier Zügen beendet ist."
 

"Ja, aber was bringt das denn? Außer, dass Duke dann zu seinem Date kommt?" Auch Bakura scheint die Logik der Beiden nicht zu verstehen.
 

"Das ist es ja." Duke grinst selbstgefällig. "Joey weiß, dass wenn wir die Entscheidung seiner Schwester überlassen, sie garantiert mit mir ausgehen wird." meint er und Yugi nickt. "Also muss er Duke in vier Zügen schlagen." fügt der Kleine hinzu.
 

"Yugi, ich verstehe immer noch nicht..." beginnt Tea.
 

Der Kleine seufzt nachsichtig. "Kaiba und Joey teilen sich das Zimmer, Kaiba wird zwangsläufig mitbekommen was zwischen Duke und Joey vorgefallen ist und Joey wird ihm dann auch von der Abmachung erzählen."
 

Auf Teas Gesicht breitet sich langsam ein Grinsen aus. "Verstehe!"
 

Bakura blickt sie weiterhin ratlos an. "Aber ich nicht."
 

"Ganz einfach... " meint Tea und ihr Lächeln wird breiter. "Kaiba kann Duke in vier Zügen schlagen. Somit hätten wir unser Duell."
 

"Und was bringt euch auf den Gedanken, dass Kaiba sich für Joey mit Duke duellieren wird?" fragt Tristan. "Leute, echt... ihr habt keinerlei Ahnung wie Kaiba tickt."
 

Yugi schüttelt den Kopf. "Dem alten Kaiba wäre das Duell sicher egal, aber der neue Kaiba..."
 

"... wird sich für Joey duellieren." beendet Duke den Satz.
 

"Wie könnt ihr da so sicher sein?" Tristan ist nach wie vor skeptisch.
 

"Angewandte Psychologie!" meint Tea keck und er stöhnt auf.
 

"So läuft es auch in der Geschichte... naja, mehr oder weniger." meldet sich Bakura zu Wort. Yugi nickt.
 

"Na, ich bezweifle stark, dass das in der Realität so laufen wird!" Tristan schüttelt entschieden den Kopf.
 

"Wird es, Tristan. Ganz sicher." erwidert Yugi ruhig. "Du hast die Beiden heute morgen doch auch gesehen, oder?"
 

Tristan erwidert nichts.
 

"Oh ja, das war echt... süß." Tea seufzt bewegt.
 

"Heute Morgen hättest du unsere Wette schon fast verloren, Tristan." erinnert Duke den Freund grinsend.
 

Wieder erwidert Tristan nichts.
 

"Ich sage euch, noch bevor der Tag um ist, werden die Beiden sich küssen!" garantiert Duke der Runde zuversichtlich.
 

Tea nickt. "Schade nur, dass wir das nicht miterleben werden. Ich würde es zu gerne sehen..."
 

Tristan brummt und schüttelt wieder den Kopf.
 

"Ich hoffe nur, dass Kaiba küssen kann." bemerkt Duke nachdenklich.
 

"Kaiba ist auf allen Gebieten ein Naturtalent. Ich wette, er kann auch das auf Anhieb wie ein Meister." sagt Tea ernsthaft und alle starren sie an. Sekunden später ist das Gesicht des Mädchens rot wie eine Tomate. Sie zuckt leicht verlegen mit den Schultern. "Naja... ich meine ja nur."
 

"Ach, ist ja auch egal. Joey hat ja auch nicht gerade Erfahrung auf dem Gebiet."
 

Er hat ein Herz, so gesund und ganz wie eine Glocke, und seine Zunge ist der Klöpfel, denn was sein Herz denkt, spricht seine Zunge aus.

Antonius und ...

Vierter Aufzug
 

6. Szene
 

Es treten auf: Joey, Seto und Yugi
 

"Wir teilen uns ein Zimmer." sage ich ruhig und sehe wie er sich augenblicklich verkrampft. Erst weicht alle Farbe aus seinem Gesicht, dann erscheint zarte Röte auf seinen Wangen.
 

Mittlerweile bedauere ich doch, dass ich mich von Mokuba zu diesem Ausflug habe überreden lassen. Die Fahrt in die Herberge war schon grausam, die Tatsache, dass ich mir nun auch noch das Zimmer mit jemandem teilen muss und nicht meine Privatsphäre habe, ist noch schlimmer.
 

Natürlich habe ich direkt protestiert, aber Fräulein Aino ließ sich nicht erweichen und auch nicht einschüchtern. Sie ging sogar so weit zu sagen, dass diese Übung, gut für mein Sozialverhalten wäre. Nach dieser impertinenten Äußerung wollte ich gerade dazu ansetzen ihr zu sagen, dass sie davon ausgehen darf, dass ihre Position an unserer Schule durch diese Aktion hier nicht nur ins Wanken geraten ist, sondern dass ich dafür sorgen werde, dass sie sich nach einer neuen umsehen muss. Doch dazu kam ich erst gar nicht, denn die Frau redete einfach ohne Punkt und Komma und zu meiner Verwunderung auch ohne klare Anzeichen von Aktivitäten der Atemwege weiter und obgleich ich mir keine Mühe machte, ihr zu folgen, drang die Grundaussage ihres Monologes doch zu mir durch.
 

"Joey und du habt so gut zusammen gearbeitet, deshalb habe ich euch gemeinsam für ein Zimmer eingeteilt. Ihr werdet sicher Spaß haben, Seto."
 

In dem Augenblick bin ich wohl leichenblass geworden. Jede Erwiderung, die mir auf der Zunge lag, wurde im Keim erstickt und ich stand einfach nur da. Sie deutete mein Schweigen wohl als Zustimmung, denn mit einem Lächeln ließ die Frau mich tatsächlich stehen.
 

Meine erste Reaktion war, abzureisen. Ich wollte schon zu meinem Handy greifen und Roland anrufen, als ich die Blicke meiner Mitschüler auf mir spürte. Wahrscheinlich hatten sie mich die ganze Zeit angestarrt und folglich auch diese kleine Episode beobachtet.
 

Die aufdringlichen Blicke sind es aber keineswegs gewesen, die mich dazu bewogen haben, meine Meinung zu ändern. Ehrlich gesagt weiß ich nach wie vor nicht, warum ich diesem ersten Impuls nicht gefolgt bin, aber in dem Moment hörte ich Wheelers dröhnende Stimme und augenblicklich kam mir der Gedanke, dass er es wohl als neue Beleidigung meinerseits auffassen könne, wenn ich mich weigern würde, mit ihm ein Zimmer zu teilen.
 

Unter normalen Umständen wäre es mir mehr als egal was Wheeler denken würde oder wie er meine Handlungsweise interpretiert, aber in Hinblick auf seine emotionale Gemütslage, halte ich es für besser ihn nicht negativ zu provozieren. Nicht, dass das Hündchen tatsächlich auf dumme Ideen kommt und schließlich bin ich mitgefahren um ihn im Auge zu behalten.
 

Was ich nun ja auch sehr gut werde tun können.
 

Mit seiner Reaktion auf meine Offenbarung habe ich allerdings nicht gerechnet. Mir war zwar klar, dass er keine Freudensprünge machen würde, aber dass ihn der Gedanke mit mir in einem Zimmer so sein so dermaßen aus der Fassung bringt, hätte ich auch nicht erwartet.
 

Noch immer sieht er mich an und seine Gesichtsfarbe hat sich keinen Deut verbessert. Ich weiß nicht wirklich was ich sagen soll, seltsamerweise verspüre ich aber das Bedürfnis ihn zu beruhigen und ihm zu versichern, dass er die Nacht überleben wird. Ein wenig unsicher wandern meine Blicke zu Muto und ich hoffe, dass er irgendetwas von sich gibt, dass dieser Situation die Spannung nimmt.
 

Zum Glück enttäuscht der Zwerg mich nicht.
 

"Welches Zimmer habt ihr denn?" will er von mir wissen. Ich muss nicht auf den Schlüssel blicken, den man mir in die Hand gedrückt hat. "103" erwidere ich knapp. Er nickt. "Bakura und ich haben 97." meint der Punk und sieht mich an als würde mich diese Information interessieren.
 

Unschlüssig stehe ich da und blicke nach wie vor zu Wheeler. Er hat die Lippen fest aufeinander gepresst und den Blick gesenkt. Ich verdrehe leicht die Augen und beschließe, erst einmal meine Unterkunft für heute Nacht aufzusuche.
 

"Ich werde jetzt nach oben gehen." teile ich ihm daher mit und warte gar nicht erst ob er etwas erwidert. Ich wende mich ab, nehme meinen Koffer und sehe mich nach dem Fahrstuhl um, der nicht vorhanden ist. Genervt seufze ich. Wer zur Hölle hat diese Unterkunft gebucht? Scheinbar darf ich meinen Koffer selbst nach oben tragen. Meine Motivation für diesen Ausflug sinkt unaufhörlich. Doch da alles nichts hilft, setze ich mich in Bewegung.
 

Ich bin nicht wirklich überrascht als ich bemerke, dass Wheeler mir folgt. Er trottet mir schweigend nach, seine Reisetasche lässig über die Schulter geworfen und für einen surrealen Moment frage ich mich ob er mir auf den Hintern starrt.
 

Ich schaffe es zum Glück diesen Gedanken rasch zu verwerfen, bin aber dennoch froh als wir vor unserer Zimmertür stehen. Ich schließe langsam auf und gebe der Tür einen Stoß. Schnell analysiere ich die Gegebenheiten in dem kleinen Raum und Wheeler tut es mir scheinbar gleich. Ich stöhne missbilligend auf und er klopft mir plötzlich auf die Schulter.
 

"Könnte schlimmer sein, Kaiba, wenigstens keine Stockbetten." sagt er und klingt für einen Moment wieder ganz nach dem alten Wheeler. Ich schlucke unwillkürlich und werde mir seiner Nähe bewusst. Wir lehnen beide in der Tür, nur zwei, drei Zentimeter zwischen uns und die Stelle wo seine Hand mich berührt hat, beginnt seltsam zu prickeln. Ich nicke nur und betrete den kleinen Raum. Er folgt mir und wirft seine Tasche auf das Bett an der linken Wand. Ich zögere, dann stelle ich meinen Koffer auf das freie Bett und lasse mich auf die Matratze sinken.
 

Ich fasse nicht, dass ich hier bin. In einer drittklassigen Herberge, zusammen mit Joey Wheeler. Eigentlich müsste das mein Alptraum sein. Komischerweise fühlt es sich nicht ganz so schrecklich an, auch wenn ich ein leichtes Unbehagen in der Magengegend nicht vollkommen auszublenden vermag. Wheeler wirft einen Blick aus dem Fenster, öffnet dann den baufälligen Schrank und wirft sich schließlich auf das Bett. Während ich aufrecht sitze und wie immer auf meine Haltung achte, lümmelt er sich bereits auf der Matratze. Ohne es zu wollen muss ich lächeln. Er ist und bleibt ein Chaot.
 

"Wenigstens sind die Matratzen nicht so übel." befindet er und wirft mir einen scheuen Blick zu. Ich zucke mit den Schultern. "Fräulein Aino scheint uns als das neue Dream-Team zu betrachten." Wieder färben sich seine Wangen rot und meine tun es auch.
 

"Die Frau ist vollkommen unfähig." sage ich nur.
 

Wahrscheinlich wäre es ihm lieber er wäre mit Muto, Devlin oder Taylor in einem Zimmer. Ich mustere ihn unwillkürlich. Er wirkt genauso angespannt wie ich und aufgrund seiner Gefühle, muss dies tatsächlich die Hölle für ihn sein. Ausgerechnet er und ich.
 

Wheeler und Kaiba.
 

Seto
 

Wieder höre ich ihn meinen Namen flüstern und wäre ich nicht sicher, dass er den Mund gerade nicht geöffnet hat, ich würde glauben, er habe es wieder getan. Ein Schauder läuft mir über den Rücken. Genau wie in dem Moment als er meinen Vornamen ausgesprochen hat.
 

Wie kam er nur dazu?
 

Mit einem Ruck richtet er sich wieder auf und setzt sich im Schneidersitz auf sein Bett und so verharren wir schweigend eine Weile bis ich die Spannung nicht mehr ertrage und mich erhebe. Wortlos öffne ich meinen Koffer und gerade als ich anfangen will, meine Sachen auszupacken, höre ich ihn knurren.
 

"Dieser verfluchte Duke!"
 

Augenblicklich erinnere ich mich an den Streit der Beiden im Foyer. Worum es gegangen ist, konnte ich nicht hören, aber dass es eine Auseinandersetzung war, war offensichtlich. Im Grunde interessiert es mich auch nicht, aber dennoch habe ich den Kopf leicht in Wheelers Richtung gedreht. Er hat das Kissen in der Hand und ist gerade dabei ihm einen Boxhieb zu verpassen. Es bedarf wohl kaum eines brillianten psychologischen Gespürs, um zu erkennen, dass das Kissen gerade stellvertretend für Devlin leiden muss. Meine Mundwinkel zucken leicht und er bemerkt, dass ich ihn beobachte. Ein schiefes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht und er kratzt sich am Kopf. "Ähm.." Scheinbar hat er das Gefühl mir was erklären zu müssen.
 

"Stress mit dem Kindergarten?" frage ich und weiß nicht einmal warum. Wieder klingt meine Stimme merkwürdig dabei.
 

Er schüttelt den Kopf, dann nickt und ich bin überrascht, dass keine harsche Zurechtweisung folgt, seine Freunde nicht so zu bezeichnen. Und er scheint ebenso überrascht darüber, dass ich ihn scheinbar erwartungsvoll ansehe, anstatt mich wieder meinem Koffer zu zu wenden.
 

"Sei froh, dass du nen Bruder hast." meint Wheeler und seine Augen funkeln wütend.
 

Die Aussage überrascht mich und diese Überraschung scheint mir auch im Gesicht zu stehen, denn er fährt fort: "So musst du dich wenigstens nie mit den Verehrern einer Schwester herumschlagen."
 

Ach, daher weht der Wind. Ich verstehe sofort. Devlin hat scheinbar Interesse an Wheelers Schwester. Ich kann verstehen, dass ihm das nicht passt. Hätte ich eine Schwester, ich würde auch nicht zu lassen, dass Devlin die Hand an sie legt.
 

Ich weiß selbst nicht warum, wahrscheinlich weil mein Hirn augenblicklich zu wenig Sauerstoff bekommt oder diese ganze Situation mein Zentralnervensystem einfach überfordert, aber aus irgendeinem absurden Grund frage ich tatsächlich: "Was gedenkst du in der Angelegenheit zu unternehmen?"
 

Das Hündchen wirkt plötzlich wie ein begossener Pudel. Und wieder verspüre ich dieses seltsame, undefinierbare Gefühl ihm gegenüber, von dem ich immer noch nicht weiß wie ich es katalogisieren soll, geschweige denn wie ich mit ihm umgehen kann.

So geht es schon seit Tagen.

Ich kann Wheeler einfach nicht mehr so betrachten wie früher. Gleichgültig wie sehr ich mich darum bemühe, in ihm wieder den Köter zu erkennen, es gelingt mir nicht. Immer wieder kommen mir diese großen, traurigen, braunen Augen in den Sinn und dann ist der laute, polternde, nervtötende Wheeler verschwunden. Insgeheim frage ich mich ob ich ihn je wieder so werde sehen können.
 

Er zuckt schließlich mit den Schultern. "Ich hab ihm gedroht, aber das hat nichts gebracht." Ich verdrehe unwillkürlich die Augen. Typisch Wheeler. Dass diese Strategie zu nichts führen würde, hätte ich ihm auch sagen können. In Anbetracht seiner Lage, verkneife ich mir diesen Kommentar. Er hat aber augenblicklich auch eine Menge Sorgen, das arme Hündchen. "Also hab ich Dukes dämlichen Vorschlag angenommen, aber das hilft auch nichts. Da kann Yugi noch so sehr sagen ich soll an das Herz der Karten glauben." spricht er weiter und ich bin nicht sicher ob er tatsächlich mit mir redet oder ein Selbstgespräch führt. Augenblicklich traue ich ihm beides zu.
 

Das Herz der Karten. Ich seufze genervt. Wie oft hat mir der kleine Freak schon damit in den Ohren gelegen? Fast so oft wie mit seiner Schicksalsgeschichte. Beides ist so ermüdend, dass es mich bereits nach einer Minute langweilt, leider kennt der Zwerg bei seinen Vorträgen keine Gnade und ist er erstmal in Fahrt, hält er seinen Monolog bis zum bitteren Ende. Allerdings erstaunt es mich etwas, dass Wheeler nun so missbilligend über Mutos kleine Weisheit redet. Bislang teilte er diese Ansicht doch immer. Und was hat das überhaupt mit Devlin zu tun? Scheinbar sieht er, dass ich ihn ratlos ansehe, denn er lächelt entschuldigend.
 

"Duke hat vorgeschlagen, dass wir uns um Serenity duellieren." erklärt er und ich hebe augenblicklich eine Augenbraue.
 

Dass Devlin nicht gerade mit Intelligenz gesegnet ist, war ja schon immer offensichtlich, aber dieser Vorschlag zeugt von solcher Dummheit, dass es alle Grenzen sprengt. Sich wegen einem Mädchen zu duellieren? Oder um ein Mädchen? Und mir unterstellen diese Kinder, dass ich mich asozial verhalte. Grundgütiger.
 

"Ich muss dir wohl nicht sagen, dass dieser Vorschlag..." hebe ich an, doch er unterbricht mich sofort. "Natürlich ist er bescheuert. Musst du mir nicht sagen." entgegenet er. "Aber es ist wohl der einzige Weg Duke von Serenity fernzuhalten." Nun kann ich nicht anders, ich klappe meinen Koffer wieder zu und setze mich ihm gegenüber. "Wäre es nicht einfacher, mit deiner Schwester zu reden?" frage ich und bemühe mich den sarkastischen Unterton zu reduzieren. Er seufzt. "Die, die darf ich nicht fragen. Sie will ja mit Duke ausgehen, aber nur weil sie nicht weiß was er für ein Typ ist." entgegnet er sichtlich sauer. "Frauen."
 

Die Situation ist so aberwitzig, dass ich mir ein Lächeln nicht verkneifen kann.
 

Herrgott, ich sitze hier mit Joey Wheeler, unterhalte mich mit ihm über seine Probleme oder besser gesagt die vermeintlichen Probleme seiner Schwester und verspüre dabei weder den Wunsch seine Ausdrucksweise zu bemängeln noch ihm irgendeinen deformierenden Kosenamen zu verpassen. Das ist verrückt!
 

"Hm." mache ich leise, denn ich habe keine Ahnung was ich sagen soll, aber schließlich frage ich doch. "Das ist die brilliante Lösung für euer Problem?"
 

Er seufzt. "Er meint, wenn ich ihn bei einem Duell in vier Zügen schlage, wird er sich zukünftig von Serenity fernhalten."
 

"Aha." Ich dachte mir schon, dass es irgendein solcher idtiotischer Plan sein muss. Ich bin tatsächlich im Kindergarten gelandet. Warum interessiere ich mich überhaupt für diesen Unsinn? Ich sollte meinen Laptop ausklappen und meine Mails abrufen, selbst die Aktienkurse erneut durchzugehen wäre sinnvoller als dieses Gespräch.
 

"Ich weiß selbst, dass ich ihn nicht in vier Zügen schlagen kann." sagt er plötzlich und blickt mir direkt in die Augen. Ich zucke unwillkürlich ein wenig zurück. "Falls es dir entgangen sein sollte, ich habe überhaupt nichts dazu gesagt." erwidere ich ein wenig irritiert und er senkt wieder den Blick. "Aber ich kann mir denken, was..." Er beißt sich auf die Unterlippe und beendet den Satz nicht.
 

Drittklassiger Duellant!
 

Roland wird jetzt die Regeln erklären. Ich hab ihn extra gebeten für dich langsam zu sprechen.
 

Wieso suchst du nicht mal jemanden den du in einem Duell schlagen kannst? Wie zum Beispiel ein Baby oder einen Affen?
 

Schlagartig kommen mir meine eigenen Worte in den Sinn.
 

Eine Weile starre ich ihn einfach nur an. Ich weiß nicht, was gerade mit mir passiert, ich will es auch nicht wirklich wissen. Irgendwie fühle ich mich...
 

"Denkst du wirklich, dass du Devlin nicht schlagen kannst?" frage ich schließlich.
 

"Schlagen ja, aber nicht in vier Zügen." erwidert er niedergeschlagen.
 

Ich nicke.

Unabhängig von meiner eigenen Meinung über seine Duellkünste, die Wahrscheinlichkeit, dass er mit seinem Deck Devlin in vier Zügen schlagen würde, ist so gering, dass keiner darauf wetten würde. Und Devlin weiß das sicher genauso gut wie Wheeler selbst.
 

Wieder herrscht Schweigen und ich betrachte ihn eingehend. Das blonde Haar fällt ihm wirr ins Gesicht und seine Schultern hängen seltsam resignierend. Eine Pose, die ich von ihm nicht wirklich kenne. Selbst nach den Duellen mit mir hat er sich nie so hängen lassen. Schlagartig habe ich wieder einige seiner besten Konter-Highlights im Ohr:
 

"Dich mach' ich so fertig, Kaiba, das du nicht mehr weißt, ob du Männchen oder Weibchen bist!"
 

"Wir werden ja sehen, wer hier wessen Herrchen ist!"
 

Und ich muss daran denken, wie wichtig ihm seine Schwester ist. Sie nimmt bei ihm den gleichen Rang ein wie Mokuba bei mir.
 

"Was hat Muto dazu gesagt?" frage ich schließlich.
 

Er seufzt. "Dass ich auf das Herz der Karten vertrauen soll."
 

Ich weiß nicht ob es dieser Satz ist, der mein Denken lahm legt oder der Ausdruck seiner Augen in diesem Moment. Irgendetwas bringt mein Denken jedenfalls zum Stillstand. Anders kann ich mir das Folgende auch nicht erklären.
 

Ich erhebe mich wie in Zeitlupe und richte mich kerzengerade auf. Plötzlich ist da wieder das gleiche absonderliche Gefühl, dass ich heute morgen schon hatte als wir uns gegenüberstanden. Mein Nervensystem spielt eindeutig verrückt, es empfängt unerklärliche Impulse und gibt zugleich noch fragwürdigere weiter.
 

Wieder sieht mich Wheeler mit dieser Mischung aus Überraschung, Nervösität und Erwartung an. Ich seufze.
 

"Ich kann Devlin in vier Zügen schlagen." sage ich klar und deutlich und mit der mir eigenen unerschütterlichen Gewissheit.
 

Er erwidert nichts, sieht mich nur an und Sekunden vergehen in denen wir dem anderen nur in die Augen sehen.
 

"Ich weiß." entgegnet er leise und seine Stimme ist genauso fremd wie meine.
 

"Hast du die Herausforderung schon angenommen?" will ich wissen.
 

Er nickt nur.
 

Ich schlucke, den meine Kehle ist plötzlich unsagbar trocken. "Die Richtlinien besagen, dass man, nachdem man eine Herausforderung angenommen hat, auch einen anderen ernennen kann, der das Duell bestreitet." erkläre ich ihm ruhig. Ich bezweifle, dass Wheeler mit dem Regelwerk vertraut ist. An seinem Blick kann ich ablesen, dass er nicht versteht was ich ihm zu sagen versuche.
 

"Wann soll das Duell stattfinden?" frage ich anstatt ihm eine nähere Erklärung zu liefern.
 

"Morgen." entgegnet er. Ich nicke. "Dann wirst du Devlin morgen sagen, dass ich das Duell für dich bestreite."
 

Ich sage es ruhig und nüchtern und doch schlägt mir das Herz gerade bis zum Hals. Wheeler starrt mich entgeistert an. Ich zucke nicht mit der Wimper, halte seinem Blick kühl stand und schließlich presst er ungläubig hervor: "Was?" Ich antworte nicht. Ich denke, er hat meine Worte verstanden. "Was?" wiederholt er und erhebt sich nun auch. "Warum?" fragt er ungläubig.
 

Ich zucke mit den Schultern. Als ob ich wüsste, was ich gerade hier tue.
 

"Ich kann ihn in vier Zügen besiegen." sage ich noch einmal als würde das meine Handlung gerade erklären.
 

Noch immer sieht er mich ungläubig, ja vollkommen fassungslos an und ich verliere die Geduld.
 

"Verdammt, ich bin Seto Kaiba, ich brauche mich nicht zu rechtfertigen, wenn ich ein Duell für dich bestreiten will." sprudelt es wütend aus mir hervor. "Betrachte es einfach als Zeichen meiner... "
 

Ich komme nicht dazu den Satz zu beenden, denn Wheeler stürzt sich plötzlich auf mich und ehe ich weiß was passiert oder mich für diesen Angriff wappnen kann, packt er meinen Kragen und zieht mich ein Stück zu sich runter und dann... dann liegen seine Lippen auf meinen und ich realisiere gerade noch, dass das Hündchen mich küsst.
 

Eine Sekunde starre ich fassungslos auf sein Gesicht, dann senken sich meine Lider und ich fühle nur noch.
 

Ihr unterbracht mich eben zur guten Stunde, ich war im Begriff zu beteuern, ich liebte euch.

... Cleopatra

Vierter Aufzug
 

7. Szene
 

Es treten auf: Joey, Tea, Seto und Fräulein Aino
 

"Verdammt, ich bin Seto Kaiba, ich brauche mich nicht zu rechtfertigen, wenn ich ein Duell für dich bestreiten will."
 

Ich höre seine Worte, nehme wahr, dass sie seinen Mund tatsächlich verlassen und ich verstehe auch ihre Bedeutung.
 

"Betrachte es einfach als Zeichen meiner... "
 

Ja, ich weiß sogar, dass es kein Traum ist. Es ist real. Es passiert in Echtzeit.
 

Er hat das gerade wirklich gesagt.

Mein Verstand schreit "Warum?"
 

Aber etwas anderes lässt mich handeln.

Meine Hände schnellen hervor und packen den Kragen seiner Schuluniform, die natürlich bis zum letzten Knopf geschlossen ist. Meine Finger berühren den steifen Stoff und ich ziehe ihn ruckartig zu mir runter.
 

Dann geht alles ganz schnell.
 

Ich presse meine Lippen auf seine.

Einfach so.
 

So erschreckend selbstverständlich als würde ich ihm meine Faust ins Gesicht rammen. Ich weiß nicht wie oft ich mir vorgestellt habe, ihm eine reinzuhauen. 100 Mal? 1000 Mal? Keine Ahnung. Es war immer eine sehr befriedigende Vorstellung - meine Faust trifft sein Gesicht, bricht ihm die makellose Nase.
 

Aber jetzt, hier, in der Realität, treffen meine Lippen auf seine.

Einfach so.
 

Es ist kein sanfter Kuss. Kein Filmkuss. Es kommen weder romatische Gefühle in mir auf, noch höre ich irgendwo Geigen spielen. Ich presse meine Lippen einfach hart auf seine und... Es ist ein Schock für meine Sinne. Mein Mund trifft keineswegs auf scharfe Kälte. Seine Lippen sind warm, weich und ich spüre wie mein Körper darauf reagiert.
 

Ich habe die Augen geschlossen, weil ich glaube, dass man nur mit geschlossenen Augen küssen sollte.
 

Gott.
 

Ich küsse Kaiba.

Wie abscheulich ist das denn?
 

Schlimmer noch, ich will Kaiba küssen. Ich tue es freiwillig. Keiner zwingt mich. Es ist allein meine Idee.
 

Ich bin ja so abartig.
 

Dennoch genieße ich es. Den Kuss. Ich wollte ihn, jetzt habe ich ihn. Und ich will nicht damit aufhören. Ich spüre wie ein Ruck durch seinen Körper geht. Er verkrampft sich, aber sein Mund, seine Lippen reagieren auf meine. Sie passen sich mir an. Und sie sind so warm.
 

Seto Kaibas Lippen sind warm. Echt.
 

Mein Herz hämmert hart gegen meine Brust und ich nehme auch das Pochen seines Herzens wahr.
 

Kaibas Herz.
 

Ich fühle es. Es schlägt schnell. Viel zu schnell.
 

Gott, was tue ich denn hier?
 

Ich küsse Kaiba.

Und es ist...

Es verändert alles. Ich weiß es. Nach diesem Kuss wird nichts mehr sein wie zuvor.

Und er wird nie wieder einfach nur Kaiba für mich sein.
 

Es ändert alles.

Aber ich will nicht aufhören. Ich will...
 

Ich spüre seine Hände auf meinen Schultern. Wie kommen sie dahin? Egal. Ich spüre sie einfach. Sie sind da und seine Finger klammern sich in den Stoff meines T-Shirts.
 

Die Zeit scheint still zu stehen und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mich selbst beobachte während ich ihn küsse. Und da ist dieses Prickeln... Eigentlich ist es schon die ganze Zeit da gewesen, aber jetzt - jetzt - beherrscht es alles. Es erfüllt mich total. Ich fühle mich trunken, berauscht... vollkommen krass. Adrenalin pur.
 

Widerwillig und entsetzt zugleich löse ich meine Lippen von seinen, entferne mein Gesicht für Zentimeter und nur ein Atemzug trennt uns. Ich halte ihn immer noch fest und er mich ebenso. Er keucht und seine Augen öffnen sich langsam wieder. Ich sehe direkt in dieses unergründliche blau seiner Augen. Seine Pupillen sind verdammt groß. Meine auch? Keuchend stehen wir da und sehen einander in die Augen.
 

Seto

Joey
 

Seto und Joey
 

Gott, was habe ich getan?
 

Fluchtartig verlasse ich das Zimmer. Ich spüre immer noch das Prickeln, dass seine Lippen auf meinen hinterlassen haben und dieses andere Prickeln in meinem Körper. Ich sprinnte über den Flur, haste die Treppe hinunter und renne fast Fräulein Aino über den Haufen.
 

"Joey?" ruft sie entgeistert aus, aber ich reagiere nicht. Ich renne einfach. Als wäre der Teufel hinter mir her.

Oder Kaiba.
 

Ich habe ihn geküsst.

Ich habe Seto Kaiba geküsst.

Seto.
 

Warum habe ich das getan? Warum hat er das zugelassen?
 

Gott, mir wird schlecht.

Ich übergebe mich in den nächsten Busch direkt vor der Herberge und höre wieder seine Worte in meinem Kopf.
 

"Verdammt, ich bin Seto Kaiba, ich brauche mich nicht zu rechtfertigen, wenn ich ein Duell für dich bestreiten will. Betrachte es einfach als Zeichen meiner... "
 

Als Zeichen seiner... was? Kann das wirklich sein? Hat er das gemeint? Wollte er mir das sagen? Hat er...? Habe ich...?

Ich wische mir den Mund ab, den Mund mit dem ich gerade Kaiba geküsst habe. Oh Mann. Ich glaube ich drehe durch.
 

Ich bin erbärmlich. Ich küsse ihn und dann laufe ich weg und übergebe mich. Mein Magen rebelliert, er fühlt sich vollkommen komisch an. Als wäre ich gerade Achterbahn gefahren und hätte vorher nen Milchshake runtergekippt.
 

Gott, was wird er jetzt von mir denken? Was hatte das zu bedeuten? Warum habe ich das getan? Ich verstehe die Welt nicht mehr und mich selbst noch viel weniger. Ich lasse mich auf dem Boden nieder und starre auf die Steine vor mir.
 

Verdammt. Was habe ich mir dabei gedacht? Gar nichts, wenn ich ehrlich bin.
 

Joey, du musst dich sammeln! Echt jetzt. Ich muss mich zusammen reißen! Leichter gesagt als getan, wenn man gerade Kaiba geküsst hat. Oh Mann. Ich muss die Sache noch einmal durchgehen, logisch und objektiv. Ich muss nachdenken was da gerade passiert ist und eine Erklärung für mein Verhalten finden.
 

Also, ich habe Kaiba von meinem Stress mit Duke erzählt. Gut, nicht unbedingt normal, aber wir gehen in der letzten Zeit ja auch nicht mehr normal mit einander um. Naja, eigentlich gehen wir zum ersten Mal normal mitNinander um, wobei aber das Normale für uns unnormal ist. Mann, mir tut jetzt schon der Kopf weh. Ich habe also normal mit Kaiba geredet und er hat mir erklärt, dass er mir bei meinem Problem helfen will. Ja, das trifft den Punkt der Sache. Kaiba hat mir seine Hilfe angeboten. Absonderlich, verrückt und absolut bizarr, aber er hat es getan. Ähm, naja,... genau genommen hat er gesagt, dass er es tun wird, mir heflen. Einfach so. So wie Kaiba Dinge eben entscheidet, ohne dass irgendwer ein Vetorecht hat.
 

Verflixt, die ganze Nummer ist unnormal. Alles! Einfach alles stimmt gerade nicht mehr. Weder mit ihm, noch mit mir.
 

Warum hat er das gesagt?

Hm... die zutreffende Antwort, wenn auch nicht gerade die Logischste, ist, dass er mir helfen will, weil er eben Gefühle für mich hat. Deshalb benimmt er sich auch so unnormal. Ok, das kann ich akzeptieren, auch wenn ich´s nicht ganz verstehe. Aber, er hat eben Gefühle für mich. Das sind die Fakten. Deshalb hat er den Kuss auch erwidert, oder? Ich meine, wenn er Gefühle für mich hat, dann wünscht er es sich doch auch sicher mich zu küssen, nicht wahr? Verliebtsein und Küsse gehören irgendwie zusammen. Denk ich mal. Soweit so unklar.
 

Aber die Frage ist, warum habe ich ihn geküsst?
 

Hätte er das gemacht, naja, das wäre in Hinblick auf die Gesamtsituation ja irgendwie logisch. Bizarr, aber logisch. Doch ich kann´s drehen und wenden wie ich will, ich habe ihn geküsst. Das lässt sich nicht leugnen. Also - wieso? Das ist die Frage.
 

Hm.
 

Weil ich es wollte.

Also in dem Moment.

Irgendwie erschien mir das... angebracht.
 

Oh Mann.
 

Was er wohl jetzt denkt? Dass ich auch auf ihn stehe? Dass ich verrückt geworden bin? Dass ich ihn verarsche?

Verdammter Mist, wenn Kaiba denkt, dass ich ihn verarsche, mit seinen Gefühlen spiele, dann bringt er mich um. Todsicher. Verflixt, wie soll ich ihm denn erklären, dass ich es wollte? Ihn küssen, meine ich.
 

"Warum wollte ich ihn küssen?" frage ich mich selbst und versetze mich widerwillig wieder in die Situation zurück. Ich sehe es noch einmal vor mir wie ein Film: Kaiba steht vor mir, seine Augen funkeln und sein ganzer Körper ist angespannt. Er presst die Worte hervor und... Irgendwas in mir hat in dem Augenblick klick gemacht. Keine Ahnung was, aber es lag an ihm. Seinetwegen kam es dazu. Er hat irgendwas ausgelöst, dass ich nicht erklären kann. Als habe er einen Schalter betätigt. Mein Unterbewusstsein hat auf Kaiba reagiert und meine Handlung ausgelöst.
 

Was bedeutet das nun?
 

Ich kaue unruhig auf meiner Unterlippe und suche nach einer Antwort auf die Frage. Tue ich das wirklich? Will ich eine Antwort? Nun, Kaiba werde ich früher oder später eine geben müssen, oder?
 

"Joey?"

Tea! Ich erkenne ihre Stimme sofort. Ich blicke auf und sie steht vor mir. "Joey, was ist denn..." Sie bricht ab und mustert mich. Ich straffe die Schultern und erhebe mich langsam. In meinem Kopf herrscht immer noch Chaos. "Hat Kaiba dich aus dem Zimmer geworfen oder warum sitzt du hier draußen?" will sie schließlich wissen. Ich zucke unwillkürlich bei der Erwähnung seines Namens zusammen.
 

Seto
 

Tea sieht mich weiterhin an. Sie runzelt leicht die Stirn, was sie streng aussehen lässt. Ich versuche mich zu sammeln. Verlegen kratze ich mich am Kopf. "Ähm... nein, ich wollte nur..." Ich zucke mit den Schultern und hoffe, dass sie nicht weiter nachfragt. Zum Glück tut sie das auch nicht. Sie sieht mich nur etwas skeptisch an. "Geht es dir gut?" will sie wissen. Ich nicke automatisch. "Ich bin nur ein bisschen durch den Wind, glaube ich." Ich grinse schief, aber das scheint sie nicht unbedingt zu beruhigen. Ihre Haltung drückt weiterhin Sorge aus.
 

"In einer halben Stunde sollen wir uns alle in der Halle einfinden, dann fahren wir zum Tempel." erklärt sie mir und ich nicke. Ach ja, das Besichtigungsprogramm. Ich hatte es ganz vergessen. Meine Motivation ist gerade auch vernichtend gering. "Geht´s dir wirklich gut, du warst heute morgen schon so komisch?" fragt sie noch einmal. "Oder machst du dir Sorgen wegen dem Duell gegen Duke? Yugi hat mir davon erzählt." Ich schüttele den Kopf, sage jedoch nichts, aber sie redet glücklicherweise auch schon weiter. "Also, ich kann verstehen, dass du deine Schwester beschützen willst, aber du wirst nicht alle Verehrer von ihr fern halten können." Sie lächelt mich nachsichtig an. "Spätestens, wenn Serenity sich verliebt, bist du sowieso machtlos."
 

Ich schlucke.
 

Verliebt. Das klingt gerade wie ein obskures Fremdwort.
 

Unwillkürlich mustere ich Tea. "Da hast du sicher Recht, aber es muss ja nicht Duke sein." sage ich und wieder kommt mir meine Stimme seltsam vor. Sie seufzt. "Sag mal, Tea..." hebe ich vorsichtig an. "Ja, Joey?" Ich zögere. "Wie merkt man eigentlich, dass man verliebt ist?" frage ich schließlich. Falls meine Frage sie überraschen sollte, lässt sie sich nichts anmerken. Sie grinst nur. "Das fühlt man einfach." meint sie und zuckt mit den Schultern. "Dann ist da dieses wohlige Prickeln, dass immer stärker wird, wenn man den geliebten Menschen sieht." Ich sehe sie nachdenklich an.
 

"Meinst du Serenity ist in Duke verliebt?" fragt sie nach ein paar Sekunden. Ich zucke mit den Schultern. "Keine Ahnung." erwidere ich gleichgültig.
 

...wohliges Prickeln, dass immer stärker wird, wenn...
 

Wenn ich in Kaibas Nähe bin.
 

Freilich, das alles kündigt eine tragische Geschichte an: Summa summarum, er ist verliebt.

Der verliebte Pilger

Fünfter Aufzug
 

1. Szene
 

Es treten auf: Yugi, Bakura, Tea, Duke und Tristan
 

"Joey war vorhin ganz schön durch den Wind." bemerkt Yugi nachdenklich. "Er hat mir überhaupt nicht zugehört und schien die ganze Zeit in Gedanken ganz wo anders zu sein."
 

Tea nickt. "Ich habe ihn vor der Herberge getroffen, kurz bevor wir zum Tempel aufgebrochen sind. Da wirkte er auch schon komisch."
 

Duke sieht sie fragend an. "Was meinst du woran das liegen mag?"
 

Sie lächelt den Schwarzhaarigen an. "Ich würde sagen, unser Vorhaben trägt die ersten Früchte."
 

Yugi und Duke sehen das Mädchen an und Tea grinst nun vielsagend. "Er hat mich gefragt, woran man merkt, dass man verliebt sei." erzählt sie triumphierend. "Er war so süß... richtig verlegen und unsicher, wie ein tapsiger kleiner Welpe."
 

"Was?" Über Yugis Gesicht huscht zarte Röte. Tea nickt. "Ich glaube, unser Plan geht langsam auf."
 

Duke pfeift. "Na, das läuft ja dann genau wie erwartet. Perfekt!"
 

"Ich frage mich nur, warum Kaiba nicht an dem Ausflug teil genommen hat..." überlegt Bakura ernst. Duke zuckt mit den Schultern. "Ach, der hatte sicher keine Lust auf ne Tempelbesichtigung." meint der Schwarzhaarige gelassen.
 

"Wahrscheinlich hast du Recht." stimmt Yugi zu. "Meinst ihr, Joey hat ihm schon von dem Duell erzählt?"
 

"Schwer zu sagen, Yugi." erwidert Tea. "Das werden wir wohl erst morgen sehen."
 

Tristan seufzt. "Ich glaub nicht, dass Kaiba sich auf die Nummer einlassen wird. Warum sollte er sich für Joey auch duellieren? Also die Logik bleibt da voll auf der Strecke, Leute."
 

Aber Yugi schüttelt den Kopf. "Ich bin mir sicher - und Atemu ist es auch, dass Kaiba Joey helfen wird. Kaibas Verhalten bisher spricht doch auch dafür, oder?" Tea nickt.
 

"Das sehe ich auch so. Kaiba hätte die ganze Zeit auch anders reagieren können, aber er verhält sich Joey gegenüber echt nett - für seine Verhältnisse. Ich bin sicher, dass er das Duell morgen für ihn bestreiten wird."
 

Tristan zuckt mit den Schultern. "Und wenn schon, das heißt doch noch lange nicht, dass er..." Er verzieht den Mund und schüttelt leicht den Kopf.
 

"Die Beiden betrachten sich mit anderen Augen, soviel steht mal fest!" entgegnet Bakura und Yugi nickt. "Und wenn Joey jetzt auch schon danach fragt, wie man merkt, ob man verliebt ist..." Bakura lächelt zaghaft und Duke grinst.
 

"So wie die Beiden sich heute morgen angesehen haben, das war eindeutig... Die sind auf dem besten Wege!" meint Duke entschieden.
 

"Ja, das finde ich auch. Ich glaube sogar, dass Joey vorhin etwas verlegen wurde als ich ihn nach Kaiba gefragt habe." fügt Tea hinzu.
 

Duke nickt. "Dann müssen wir nur hoffen, dass einer von den Beiden den nächsten Schritt macht."
 

"Was meinst du damit, Duke?" will Yugi wissen. Der Schwarzhaarige grinst. "Na, in die Offensive gehen, Yugi." Er zwinkert dem Kleinen zu. "Oh... Ähm... ja." Yugi lächelt verlegen.
 

"Was denkt ihr wer den ersten Schritt macht?" fragt Duke die Runde. Tristan stöhnt genervt.
 

"Hm..." Bakura überlegt. "Ich tippe auf Kaiba. Fragt mich nicht wieso, aber so planvoll und zielgerichtet wie der immer vor geht, bin ich sicher, dass er den Anfang machen wird."
 

Tea zögert. "Ich weiß nicht... Klar, Kaiba ist pragmatisch, aber was Gefühle anbelangt da tut er sich verdammt schwer. Ich setze eher auf Joey."
 

Duke nickt. "Ich setze auch auf Joey!" stimmt er zu. "So impulsiv wie unser Kleiner ist, wird er Kaiba wahrscheinlich überrumpeln und dann..." Duke grinst vielsagend.
 

"Oh Mann, verschont mich." Tristan schneidet der Runde eine Grimase.
 

"Na, für dich ist es ja auch egal wer den Anfang macht, Tristan." Duke grinst den Freund an. "Unsere Wette verlierst du so oder so."
 

Tristan verschränkt die Arme vor der Brust und funkelt sein Gegenüber giftig an. "Abwarten, Duke, abwarten." erwidert er trotzig. "Zu diesem Kuss wird es nie kommen. Du kannst doch wohl nicht ernsthaft glauben, dass die Beiden sich vor unseren Augen küssen würden! Das ist Irrsinn pur, echt! So bescheuert kannst nicht mal du sein."
 

"Na, wir werden sehen..." meint Duke gelassen. "Ich verlass mich da ganz auf unseren Joey. Der kriegt Kaiba schon rum."
 

Tea lacht. "Das denk ich auch. Wenn jemand den Eisklotz zum schmelzen bringen kann, dann unser Joey."
 

"Und wie sollen wir uns verhalten, wenn Kaiba tatsächlich morgen das Duell für ihn bestreitet?" will Bakura wissen.
 

"Wir dürfen uns auf keinen Fall was anmerken lassen." meint Tea. Yugi nickt. "Ja, das dürfen wir auf keinen Fall. Atemu hat übrigens auch noch eine Idee, wie wir Joey und Kaiba noch ein bischen mehr zusammen schweißen können." Der Kleine lächelt vielsagend.
 

"Ach? Und woran denkt der Pharao?" fragt Tea neugierig. "Das wird er euch später noch genau erläutern... Wird vielleicht ein bischen unfair, Joey gegenüber, aber der Zweck heiligt die Mittel. Das meint zumindest Atemu."
 

Duke lacht. "Der Pharao hat wirklich die richtige Einstellung."
 

"Na, bei eurem ganzen Unsinn hier, kommt es auf mehr ohnehin nicht mehr an." meint Tristan bissig. "Joey und Kaiba hätten jetzt schon genug Gründe, um euch platt zu machen und das werden sie auch!"
 

"Verdammt, Tristan, deine Kommentare sich alles andere als hilfreich!" Tea rollt genervt mit den Augen.
 

Tristan seufzt. "Ich will euch ja auch nicht helfen. Ich hänge nämlich sehr an meinem Leben."
 

"Ich wüsste zu gerne, was jetzt gerade im Zimmer der Beiden abgeht." sagt Bakura mit gespannter Miene. "Na, ich hoffe, dass Joey in die Offensive geht." Duke lacht.
 

"Ihr seid unmöglich." Tristan stöhnt wieder.
 

"Vielleicht hat die Offensive ja schon begonnen..." spekuliert Tea. "So wie Joey heute Mittag aussgesehen hat..."
 

"Auf wen tippst du nun, Yugi?" will Duke wissen.
 

Der Kleine zuckt unschlüssig mit den Schultern. "Ich weiß nicht..." Er zögert. "Ich denke auch Joey."
 

Duke nickt. "Dann stehen die Quoten drei zu eins für unseren Blondschopf." fasst er grinsend zusammen. "Naja, der weibliche Part agiert auch für gewöhnlich schneller in solchen Fällen."
 

"Du hast es echt gepackt, Devlin!" bemerkt Tristan trocken.
 

Wenn Verstand und Leidenschaft miteinander kämpfen, so haben wir zehn Beispiele für eins, dass die Leidenschaft den Sieg davon trägt.

Sein oder nicht sein...

Fünfter Aufzug
 

2. Szene
 

Es treten auf: Joey, Seto und Fräulein Aino
 

Noch Minuten nachdem er fluchtartig das Zimmer verlassen hat, sitze ich da und starre ihm nach. Ich kann noch immer nicht begreifen was gerade passiert ist.
 

Er hat mich geküsst.

Joey Wheeler hat mich geküsst.
 

Aber diese Erkenntnis ist nicht das Einzige was gerade an den Grundfesten meiner Welt rüttelt.
 

Absolut nichts was vor fünf, zehn Minuten passiert ist, ist normal oder gar logisch nachvollziehbar.

Allein der Umstand, dass ich gerade in einem schäbigen Zimmer einer drittklassigen Herberge sitze, welches ich mir dazu noch mit Wheeler teile, entspricht ganz und gar nicht meinem Weltbild. Von seiner impulsiven und verrückten, ja, wahnsinnigen Aktion gerade ganz zu schweigen.
 

Er hat mich tatsächlich geküsst.

Einfach so.
 

Und dann wagt er es auch noch, mich einfach stehen zu lassen.
 

Ich begreife gar nichts mehr.

Nicht einmal mich selbst.
 

Abgesehen davon, dass ich mich seinem Angriff nicht entzogen habe, ich habe seinen Kuss auch noch erwidert. Wieso?
 

Dass ich Wheelers Verhalten nicht zu berechnen vermag, ist eine Tatsache an die ich mich fast schon gewöhnt habe, aber dass ich mein eigenes Verhalten nicht mehr kontrollieren kann, das ist neu.
 

Grundgütiger. Ich habe ihn geküsst. Er hat angefangen, mich auf heimtückische und unberechenbare Weise zu überfallen, aber ich habe mich nicht gewehrt und mehr noch... ich ließ es geschehen. Nein, ich habe sogar darauf reagiert.
 

WIESO?
 

Unwillkürlich wandern meine Finger zu meinen Lippen, streichen zaghaft darüber und fahren die Konturen nach. Die Lippen, auf denen gerade eben noch seine lagen und die immer noch vom sanften Druck seines Mundes prickeln. Wie eigentlich alles an mir, in mir. Selbst mein Herzschlag ist nicht wieder normal. Noch immer pocht mein Herz viel zu schnell und meine Gliedmaßen fühlen sich seltsam taub an.
 

Was zur Hölle hat ihn dazu gebracht, das zu tun? Wie ist er nur auf die Idee gekommen? Habe ich irgendwas getan, dass diese Handlung hervorgerufen haben könnte? War es eine Reaktion auf mein Verhalten?
 

Ich habe ihm doch lediglich erklärt, dass ich...
 

Ich stutze.
 

Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm bei seinem Problem helfen werde. Ja, das habe ich gesagt. Ich habe ihm meine Hilfe nicht angeboten, ich habe entschieden, dass ich sie ihm geben werde.
 

Auch das passt ganz und gar nicht in unseren üblichen Modus. Aber unser Wheeler-Kaiba-Modus ist ohnehin nicht mehr der Gleiche. Wir sind nicht mehr die Gleichen. Ich kann ihn einfach nicht mehr so sehen wie früher, nicht jetzt wo ich weiß, dass er mich liebt.
 

Hat er mich deshalb geküsst? Weil er seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle halten konnte?
 

Verdammt und jetzt ist der Idiot einfach weggelaufen. Er wird doch keinen Unsinn machen... Vielleicht sollte ich nach ihm suchen.

Aber was soll ich ihm dann sagen? Augenblicklich weiß ich ja nicht einmal wie ich ihm in die Augen sehen soll.
 

Warum habe ich diesen Kuss nur erwidert? Warum habe ich Wheeler nicht einfach von mir gestossen und... Es ging alles so schnell, ich wusste gar nicht was passiert bevor es zu spät war und dann, als ich die Situation realisierte, da...
 

Da konnte ich mich der Wirkung nicht entziehen. Es ging einfach nicht. Mein Verstand war ausgeschaltet und es war als gäbe es nur Wheeler und mich und dieses Gefühl... dieses merkwürdige, abstrakte Gefühl, dass von seinen Lippen ausging und mich ganz einhüllte, was war das nur?
 

Wie soll ich ihm nur je wieder in die Augen sehen?
 

Unwillkürlich muss ich lächeln. Er denkt vermutlich das Gleiche. Und er ist in einer Position, in welcher er sein Handeln rechtfertigen muss. Das wird selbst Wheeler begriffen haben. Er war die treibende Kraft hinter dieser Aktion. Ich habe lediglich reagiert... zugegeben, anders als man es vermutlich erwartet hätte, aber...
 

Ich seufze und lehne mich langsam an die Wand, weil ich das Gefühl habe, irgendeinen Halt zu brauchen. Mir wird schlagartig klar, dass wir niemals mehr normal miteinander werden umgehen könnten. Dieser Kuss hat alles verändert. Für ihn und auch für mich. Unser Modus ist vollkommen dahin und es bedarf eines Neuen. Aber welchem? Verflucht, warum musste er auch seine Gefühle für mich entdecken? Ausgerechnet für mich? Das ist doch sogar für seine Verhältnisse paradox. Wie kann er mich lieben, wo ich ihm das Leben doch immer nur schwer gemacht habe? Das Hündchen muss total übergeschnappt sein.
 

Und vermutlich hat er wesentlich mehr Angst davor mir wieder unter die Augen zu treten als ich mich davor fürchte ihn zu sehen.
 

Ich muss mir irgendetwas überlegen. Wer wenn nicht ich, soll eine Lösung aus dieser obskuren Situation finden? Er wird es sicher nicht, eher begeht er irgendeine Dummheit. Ich seufze wieder und erinnere mich an Teas besorgte Worte.
 

Er wollte lieber sterben als mir ein Zeichen seiner Neigung zu geben... Nun, er hat mir seine Neigung für mich gerade sehr deutlich demonstriert. So deutlich, dass ich es noch immer fühle. Seine Lippen auf meinen. Ich spüre wie sich alles in mir zusammen zieht.
 

Schlagartig wird mir bewusst, dass dies mein erster Kuss war. Ich habe nie zuvor jemanden geküsst und ich wurde auch noch nie geküsst und nun, nun verdanke ich meine erste Erfahrung auf diesem Gebiet, dass mich im Grunde bislang nie großartig tangiert hat und nur eine periphere Rolle in meinem Leben gespielt hat, keinem anderen als Joseph Jay Wheeler. Dem Köter, dem Streuner, dem chaotischen Hündchen.
 

Das ist so skurril, dass man fast darüber lachen könnte.
 

Natürlich ist mir nicht zum lachen zumute. Ich kann meinen Zustand augenblicklich nicht einmal klar definieren. Fakt ist, dass ich seinen Kuss erwidert habe, auch wenn ich keineswegs weiß warum. In diesem Moment konnte ich nicht anders. Ich war nicht länger Herr meiner Selbst und dieses Gefühl...
 

Hm.
 

Mit Entsetzen begreifen ich, dass es ein gutes Gefühl war. Ja, es war ein positiv zu wertendes Gefühl, Joey Wheeler zu küssen bzw. von ihm geküsst zu werden und selbst jetzt, bei nüchterner Betrachtung...
 

Aber was denke ich da?
 

Ich muss mich zusammen reißen, sofort!
 

Ich zucke unwillkürlich zusammen als es an der Tür klopft. Ich muss mich zweimal räuspern bis ich in der Lage bin mit einem "Herein" zu antworten, dass halbwegs nach mir klingt, auch wenn meine übliche Selbstsicherheit augenblicklich auf der Strecke bleibt. Ich richte mich schnell auf, ehe die Tür geöffnet wird und hoffe, dass ich ein souveräneres Bild abgebe als ich befürchte.
 

Es ist Fräulein Aino, die nun das Zimmer betritt. Ich schlucke und bin nicht in der Lage ihr in die Augen zu sehen.
 

"Wir fahren in zwanzig Minuten zum Tempel." erklärt sie mir und ich starre sie an. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, was sie mir damit zu sagen versucht. Die Frau lächelt mich nachsichtig an und scheint meinem Gesichtsausdruck meine Unkenntnis über die Sachlage zu entnehmen. "Die Besichtigung, Seto." erinnert sie mich und vage erinnere ich mich an irgendein Kulturprogramm, dass während des Unterrichts mal besprochen wurde. Ich nicke kaum merklich und ihre Augen bekommen einen besorgten Blick. "Geht es dir nicht gut?" will sie wissen und tritt unwillkürlich ein paar Schritte näher. Ich schüttele den Kopf, dann nicke ich.
 

"Ja... nein..." Gott, ich habe keine Ahnung was ich sagen soll. Joey Wheelers Kuss hat meine rhetorischen Fähigkeiten auf Null reduziert. "Ich habe Kopfschmerzen." Was natürlich eine Lüge ist, aber unwohl fühle ich mich tatsächlich, auch wenn dieses Gefühl nicht von meinem Kopf ausgeht. "Oh..." sagt sie und in ihrem Blick liegt nun etwas widerwärtig mitfühlendes. "Möchtest du lieber hier bleiben?" will sie wissen und ich danke der Frau, dass sie wenigstens einmal eine intelligente Frage stellt. Ich nicke. "Ich glaube, es wäre besser, wenn ich mich hinlege." erwidere ich und meine Stimme klingt nun auch so schwach und mitgenommen wie ich mich wirklich auch fühle. Sie nickt. "Dann tu das, Seto." sagt sie. "Ich hoffe es geht dir bald besser." Ich verziehe leicht meine Mundwinkel, was sie wohl als tapferes Lächeln interpretiert und zwei Sekunden später bin ich wieder alleine.
 

Immerhin entgehe ich so diesem albernen Ausflug, der mich ohnehin nicht interessiert. Ich hoffe nur, dass Wheeler bei seinen Freunden ist und...
 

Wheeler.
 

Ich schlucke wieder.
 

Joey.
 

Ich habe ja schon einiges mit dem Hündchen erlebt, aber noch nie hat er mich so aus der Fassung gebracht und mein Denken lahm gelegt.
 

Ich lehne mich wieder zurück an die Wand und versuche von neuem die Situation zu analysieren. Ja, ich muss eine logische Struktur in die Geschehnisse bringen, irgendeinen roten Faden, und ich brauche Antworten auf die Fragen, die mir gerade durch den Kopf gehen. Ich bezweifle nur, dass ich welche finden werde. Jetzt fängt mein Kopf tatsächlich an zu schmerzen. Ironie!
 

Ich zögere noch einen Moment, dann strecke ich mich auf dem kleinen Bett aus und starre an die Decke.
 

Der Kuss...
 

Immer wieder wandern meine Gedanken zu diesem Kuss und wieder verspüre ich dieses seltsame Prickeln. Selbst jetzt reagiert mein Körper noch. Schon der Gedanke an Wheelers Lippen genügt um...
 

Realistisch betrachtet hätte ich mich wehren können. Nachdem ich begriffen hatte, worauf hin Wheelers Vorhaben abzielte, wäre ich durchaus in der Lage gewesen, ihn von mir zu stoßen oder mich seiner Attake zu entziehen. Es wäre wohl auch die logischste Reaktion meinerseits gewesen. Aber ich habe es nicht getan. Stattdessen habe ich seinen Kuss hingenommen, ja, ihn, dass muss ich eingestehen, erwidert. Und das ist und bleibt die einzige Komponente in dem Geschehen, die ich mir nicht erkären kann.

Dass Wheeler von seinen Gefühlen für mich übermannt wurde und sich nicht mehr kontrollieren konnte, nun, dass mag in Anbetracht seiner Gefühlslage verständlich, vielleicht sogar auch vorhersehaber sein, aber dass ich darauf so reagiert habe, wie ich es nun einmal tat, das lässt sich nicht erklären. Und dieser Umstand ist für einen Seto Kaiba mehr als unlogisch.
 

Verdammt.
 

"Es ist doch ganz leicht, Seto." vernehme ich plötzlich eine kleine Stimme in meinem Kopf. "Du wolltest ihn küssen."
 

Ja, so betrachtet ist es tatsächlich leicht!
 

MOMENT!
 

Ich wollte Wheeler küssen?
 

Ich blinzele fassungslos als mich der Gedanke durchzuckt und einen Moment lang bin ich wie erstarrt. Doch...
 

Ja, ich wollte es. Mehr noch... ich habe es genossen. Diese Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag, aber sie erscheint mir nicht nur logisch, sie ist logisch. Weil sie der Wahrheit entspricht.
 

Ich schlucke unwillkürlich.
 

Ich wollte Wheeler küssen. Genauso sehr wie er mich küssen wollte. Also habe ich ihn geküsst. Und da hast du nun deine Antwort, Seto. So sieht es aus. Nur bringt mich das überhaupt nicht weiter... Im Gegenteil. Es wirft nur neue Fragen auf und...
 

Meine Gedanken wandern wieder zu Wheeler. Ich schließe die Augen und sehe ihn vor mir. Joey Wheeler, meine persönliche Nemesis, der Chaot vom Dienst, die Plage auf zwei Beinen... und seine unglaublich warmen braunen Augen, die immerzu lebhaft funkeln. Warme Augen und warme Lippen. Joey ist warm. Im Gegensatz zu mir. Joey ist im Grunde mein vollkommenes Gegenstück. Mein Antagonist. In jeder Beziehung. Seltsam, das wird mir gerade zum ersten Mal wirklich bewusst.
 

Er ist mein Gegenpart und... Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Ist dem wirklich so? Fühlt er sich deshalb zu mir hingezogen? Nun, sicher tut er es nicht, weil ich eine liebenswürdige Art an den Tag lege.
 

Seto
 

Joey Wheelers Stimme in meinem Kopf. Joey Wheelers Lippen auf meinen. Joey Wheeler, der nicht mehr der nervige Köter ist, sondern...
 

Das Hündchen.
 

Ich seufze.
 

Als ich wieder die Augen öffne, weiß ich im ersten Moment gar nicht wo ich bin. Ich brauche einen Moment, um mich zu erinneren. Ach ja, die Jugendherberge. Das Zimmer. Ich muss eingeschlafen sein. Langsam richte ich mich auf und neben mir sitzt Wheeler auf seinem Bett. Er zuckt unwillkürlich zusammen als mein Blick ihn trifft. Ich habe gar nicht gehört, dass er zurück gekommen ist. Ich setze mich ruckartig auf und da ist es wieder, dieses merkwürdige Gefühl... Meine Lippen prickeln schon wieder. Er hat den Blick gesenkt und ich nehme deutlich wahr, dass seine Schultern beben. Kaum merklich, aber doch genug, um mir ins Auge zu fallen.
 

Einen Moment sitzen wir wortlos da. Er auf seinem Bett, ich auf meinem. Dann hebt er den Kopf und diese warmen Augen sehen direkt in meine.
 

"Geht es dir besser?" will er leise wissen.
 

Die Frage überrascht mich und ich kann nur nicken. Seine Mundwinkel zucken leicht und der Anflug eines Lächeln ist auf seinem angespannten Gesicht zu sehen.
 

"Ich... ähm... wegen vorhin..." stammelt er unbeholfen los. "Also... ich... naja... es..." Ich sehe ihm an wie schwer ihm das Reden fällt. Normalerweise kann er mit Worten nur so um sich werfen, ob sie Sinn ergeben oder nicht, er plappert einfach munter drauf los, doch jetzt ist er alles andere als munter und das Sprechen scheint gerade eine Last. Ich weiß natürlich warum.
 

Ich seufze und ein Ruck geht durch seinen Körper. Vage nehme ich wahr, dass er seine Finger in die Bettdecke krallt. Sein Körper bebt tatsächlich. Wahrscheinlich rechnet er damit, dass ich ihm gleich an die Gurgel gehe oder ihn auf andere Weise niedermache, was ich wohl auch unter anderen Umständen tun würde.
 

"Vergiss es, Wheeler." höre ich mich sagen und er starrt mich fassungslos an. Ich mache eine wegwerfende Handbewegung und versuche doch tatsächlich zu lächeln. "Wechseln wir einfach das Thema."
 

Immernoch starrt er mich an. Ungläubig, fassungslos und jetzt erst wird mir bewusst, dass mein Körper genauso bebt. Weil es mir ähnlich geht wie ihm. Ich bin nicht weniger unsicher als er es gerade ist und genau wie Wheeler, weiß ich nicht was ich zu dieser Sache, die vorhin zwischen uns passiert ist sagen soll.
 

Er erwidert nichts und ich schaffe es langsam meine Fassung wieder zu erlangen.
 

"Wie war die Besichtigung?" frage ich ihn ruhig. Wheeler starrt immer noch. Dann blinzelt er ungläubig. "Ähm... du hast nichts verpasst." antwortet er nach kurzem Zögern. Ich nicke. "Das war vorhersehbar." sage ich gelassen. Immer noch ruht sein Blick auf mir. Er fixiert mich geradezu, scheint nicht zu wissen, was er von meinem Verhalten halten soll. Ich kann es ihm nicht verdenken. Ich habe allerdings eine gute Vorstellung, was er von mir erwartet hat.
 

"Wheeler, ich würde es begrüßen, wenn du mich nicht so eindringlich anstarren würdest." sage ich und senkt verlegen den Blick. "´tschuldige, Kaiba." murmelt er. Ich nicke nur.
 

Kaiba.
 

Heute morgen war ich noch Seto für ihn.

Warum versetzt mir der Gedanke gerade einen Stich?
 

"Was ist der nächste Programmpunkt für heute?" will ich wissen. Er zuckt mit den Schultern und ich verdrehe die Augen. Natürlich habe ich keine Antwort erwartet. Wheeler ist gerade vollkommen durch den Wind. Ich seufze und erhebe mich endlich.
 

"Komm mit." sage ich und wende mich der Tür zu. "Wohin?" fragt er mit tonloser Stimme. Ich zucke mit den Schultern.
 

"Ich brauche nen Drink und ich schätze, du kannst auch einen vertragen." erwidere ich nur und öffne die Tür ohne abzuwarten ob er sich erhebt. Ich weiß, dass er das tun wird. Er wird mir folgen. Und er tut es auch.

Nein, heute werde ich nicht mit ihm über diese Sache reden. Ich will es nicht. Nicht bevor ich weiß, was es wirklich zu bedeuten hat - für mich. Warum ich ihn geküsst habe und ob ich es vielleicht wieder tuen will. Von mir aus.
 

Gott, Seto, was denkst du da nur?
 

Nun, ich bin nie einer Konfrontation aus dem Weg gegangen, auch habe ich nie bewusst gelogen. Es liegt nicht in meiner Natur. Ich bin Realist. Und als solcher muss ich die Dinge so betrachten, wie sie augenblicklich liegen.

Und objektiv betrachtet, kann ich nicht umhin mir einzugestehen, dass er etwas in mir auslöst. Was? Das weiß ich nicht. Ich bin nicht einmal sicher ob ich es wissen will. Aber es lässt sich nun einmal nicht leugnen.
 

Eines steht jedenfalls fest und das weiß ich mit unerschütterlicher Sicherheit: Ich verspüre augenblicklich nicht die geringste Lust, mit Wheeler einen verbalen Schlagabtausch zu führen. Nein, augenblicklich liegt es mir sogar fern, ihn niederzumachen. Selbst wenn ich es mit Leichtigkeit könnte.
 

So seltsam als etwas von dem ich nichts weiß. Es wäre ebenso möglich, zu sagen, ich liebte nichts auf der Welt so sehr wie euch, doch glaubt mir nicht - und doch lüg ich nicht, ich bekenne nichts und leugne nichts.

... das ist hier die Frage!

Fünfter Aufzug
 

3. Szene
 

Es treten auf: Joey, Seto
 

Es hat mich nicht überrascht, dass Kaiba an der Besichtigung nicht teilnahm. Alles andere hätte mich überrascht. Einen Moment habe ich mit dem Gedanken gespielt mir auch eine Ausrede einfallen zu lassen, aber wozu? Um zu ihm zu gehen und dann...
 

Ja, was?
 

Zur Konfrontation würde es noch früh genug kommen und außerdem waren da die andern. Also bin ich mitgefahren, aber meine Gedanken, nun... die sind in der Herberge geblieben. Genauer gesagt in unserem Zimmer.
 

Unser Zimmer.

Uns.

Komisch so über Kaiba und mich zu denken. Als ein abstraktes Uns.
 

Meine Knie sind verdammt weich als ich auf besagtes Zimmer zusteuere. Fräulein Aino hat mich gebeten nach Kaiba zu sehen und da ich ja ohnehin auf´s Zimmer will...
 

Ich zögere kurz vor der Tür. Ob er da ist? Ein Teil von mir hofft, dass dem nicht der Fall ist. Es kostet mich wirklich Kraft die Klinke zu betätigen und den Raum zu betreten.
 

Er ist da.

Er liegt auf dem Bett und schläft.
 

Ich fasse es nicht!
 

Während ich mir einen Kopf mache und in Gedanken schon kurz vor dem Durchdrehen bin, pennt dieser Kerl seelenruhig. Verdammter Kaiba, echt. Was denkt er sich dabei??
 

Ich trete unsicher näher und betrachte den schlafenden Kaiba.
 

Irgendwie ist es ein seltsames Bild, dass sich mir bietet. Keine Ahnung warum. Er tut schließlich was normales, auch wenn es in der Situation vielleicht etwas merkwürdig ist, aber schlafen an sich ist normal, vollkommen natürlich. Trotzdem irritiert es mich.

Ok, ich weiß natürlich, dass auch Kaiba mal schlafen muss, aber es dann tatsächlich zu sehen... ihn zu sehen, wie er da liegt und tatsächlich mal entspannt ist...
 

Naja, ganz so entspannt wirkt er zwar nicht, aber doch lockerer als sonst. Echt, ein seltsames Bild. Ich betrachte ihn fasziniert und stelle fest, dass er eigentlich unglaublich feine Züge hat. Und lange Wimpern. Fürchterlich lange sogar für einen Kerl. Es ist merkwürdig ihn so zu sehen, echt. Er strahlt überhaupt nichts von seiner üblichen ihm eigenen Kälte und Unnahbarkeit aus. Er wirkt fast schon friedlich.
 

Mokuba hatte gesagt, dass er in der letzten Zeit kaum schläft und ich erinnere mich daran, dass er an den letzten Tagen tatsächlich übermüdet gewirkt hatte. Wie ich Kaiba einschätze, mutet er sich tatsächlich viel zu viel zu. So ist er eben. Ein Perfektionist.
 

Und wie ein solcher sieht er eigentlich auch aus. Ich meine, alles an dem Kerl ist perfekt, so bei näherer Betrachtung. Ich lasse mich auf meinem Bett nieder und beobachte ihn weiterhin fasziniert. Ich komme mir fast vor wie ein Wissenschaftler, der eine neue Spezies entdeckt hat.
 

So gesehen habe ich das auch.

Ja, so kann man es tatsächlich ausdrücken.
 

Ich habe die Kaiba-Spezies entdeckt. Ein einmaliges, hochgradig verwirrendes Exemplar. Zumindest bei näherer Betrachtung.
 

Oh Mann, ich hab echt einen Sprung in der Schüssel.
 

Trotzdem...
 

Innerhalb der letzten Tage musste ich mein Bild, dass ich von Seto Kaiba hatte, revidieren. Und das was er heute getan hat, dass passte auch nicht zu dem Bild, dass ich bislang hatte. Ich meine, dieser egozentrische, egoistische Eisklotz hat mir seine Hilfe zugesagt. Einfach so. Wenn das nicht kaiba-untypisch ist, dann weiß ich auch nicht. Aber scheinbar ist nichts mehr kaiba-typisch, wenn es um mich geht. Ja, ich denke, so kann man das echt ausdrücken.
 

Ein Kaiba, der Gefühle für einen Wheeler hat, ist anders. Es ist als würde aus der schmierigen, schleimigen Larve ein Schmetterling werden.
 

Fuck, was denk ich da für einen Blödsinn? Echt jetzt, das ist doch krank.
 

Aber ich bin ja auch krank. Immerhin hab ich ihn geküsst. Und es hat mir gefallen. Das gibt mir nach wie vor zu denken. Genau wie die Tatsache, dass ich ihn eigentlich gar nicht hasse. Also, nicht mehr. Hab ich ihn denn je gehasst? Hm... Ich weiß es nicht.

Bislang war unsere Beziehung... naja, sie war eine geregelte, beständige Feindschaft. Darauf war Verlass. Wir haben uns nichts geschenkt. Nie. Das hatte schon was... beruhigendes. Und jetzt? Jetzt schaffe ich, Joey Wheeler, es doch tatsächlich, dass dieser kalte, großkotzige Firmenboss sich in einen emotionalen Jugendlichen verwandelt. Ich bringe Kaiba aus der Fassung.
 

"Aber er dich genauso." erinnert mich eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf.
 

Ähm, ja. Das lässt sich nicht von der Hand weisen.
 

Verflucht, wie konnte es nur dazu kommen? Kaiba und ich, meine ich. Dass wir so sind - so... Ach, ich weiß es auch nicht.
 

Aber ich glaube, ich hasse ihn echt nicht.
 

Und wenn ich ihn so da liegen sehe, naja, dann... da ist eindeutig dieses Prickeln. Ist es das was Tea meinte? Das Prickeln, das man hat, wenn man verliebt ist? Aber das heißt dann ja, dass ich...
 

Nein, nein, daran will ich nicht denken!! Never ever.
 

Ich schlucke unwillkürlich und erkenne entsetzt, dass er die Augen geöffnet hat. Zielsicher trifft mich sein Blick und ich zucke unwillkürlich zusammen. Verdammt, muss er jetzt wach werden? Ich kann nicht anders, ich senke schnell den Blick, nehme aber gerade noch wahr, dass er sich langsam aufrichtet.
 

Oh Gott, jetzt geht´s los...

Er wird sicher wissen wollen, warum ich das getan habe. Mann, was mache ich jetzt? Was soll ich denn sagen? Ich merke wie mir der Schweiß ausbricht. Meine Hände fühlen sich an wie tote Fische. Zaghaft hebe ich wieder den Kopf und sehe ich an. Er erwidert meinen Blick vollkommen ruhig und es ist unmöglich irgendwas an seiner Mimik abzulesen. Ist er sauer? Wütend? Ich habe keinen blassen Schlimmer. Nicht mal ne kleine Ahnung. Verflixt.

Und warum sagt er nichts?
 

Ich lasse ein paar Sekunden verstreichen, dann öffne ich den Mund. Diese Stille ist nicht zu ertragen und ich will es einfach hinter mich bringen.
 

"Geht es dir besser?" frage ich und könnte mir im nächsten Moment an den Kopf schlagen. Was für ne blöde Frage, absolut unwichtig. Verdammt! Ich bin so dämlich. Er nickt kaum merklich, sagt aber nichts. Sein Blick hält meinen noch immer fest und seine Augen... es müsste verboten werden solche Augen zu haben und mich so anzusehen.
 

"Ich... ähm... wegen vorhin..." stammele ich unbeholfen los. "Also... ich... naja... es..." Ich breche ab und habe keine Ahnung was ich machen soll. Ich schätze, dass ich ihm mein Verhalten erklären muss, aber wie? Bestimmt hält er mich für irre.
 

"Vergiss es, Wheeler." höre ich ihn sagen und ich starrte ihn fassungslos an. Er macht eine wegwerfende Handbewegung und versucht doch tatsächlich zu lächeln. "Wechseln wir einfach das Thema."
 

HÄ? Ähm... Was?
 

Hab ich gerade richtig gehört?
 

Ich glaube, ich glotze ihn gerade ziemlich bescheuert an. Heißt das, er will nicht darüber reden? Er will gar nicht wissen wieso und weshalb und überhaupt...? Das soll mal jemand verstehen. Da überrascht mich der Kerl doch schon wieder. Wird scheinbar eine neue Angewohnheit von ihm. Unglaublich, wie kann er nur?
 

"Wie war die Besichtigung?" fragt er mich ruhig. Ich glotze noch immer und blinzele dann ungläubig. "Ähm... du hast nichts verpasst." antwortete ich nach kurzem Zögern. Er wechselt echt das Thema! Unfassbar! Er nickt. "Das war vorhersehbar." sagt er so gelassen, dass ich fast das Gefühl habe, gleich kommt jemand mit der versteckten Kamera an. Also, dass unsere Zusammentreffen in der letzten Zeit echt mal merkwürdig ablaufen, hab ich ja gecheckt, aber das hier? Naja, heute Nachmittag war noch merkwürdiger.
 

"Wheeler, ich würde es begrüßen, wenn du mich nicht so eindringlich anstarren würdest." sagt er und ich senke verlegen den Blick. "´tschuldige, Kaiba." murmele ich.
 

Wheeler.
 

Heute morgen war ich noch Joey.
 

Ich muss in einem Paralleluniversum gelandet sein. Das ist doch alles absurd, oder?
 

Dann fällt plötzlich der Groschen.
 

Vermutlich will er das Thema vermeiden, weil er dann auch erklären müsste, warum er sich so verhalten hat. Immerhin haben wir uns beide a-typisch verhalten. Er hat den Kuss ja erwidert und das hätte er nicht tun müssen, normalerweise hätte er es auch nicht, aber neuerdings ist er ja in mich verliebt, was ich ja nicht weiß offiziell und wenn´s nach ihm geht auch nie wissen soll. Also will er einfach alles totschweigen.
 

Naja, vielleicht die beste Lösung.
 

"Was ist der nächste Programmpunkt für heute?" will er wissen. Ich zucke mit den Schultern. Keine Ahnung. Ist mir gerade auch egal. Es gibt ohnehin nichts auf das ich mich konzentrieren könnte, mal abgesehen von Kaiba. Und Kaiba erhebt sich langsam. Ich blicke unsicher zu ihm auf.
 

"Komm mit." sagt er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldet. "Wohin?" erwidere ich nur und er zuckt mit den Schultern.
 

"Ich brauche nen Drink und ich schätze, du kannst auch einen vertragen." erwidert er und wendet mir den Rücken zu.
 

Oh Mann.
 

Er wartet gar nicht ab ob ich reagiere. Zwei Schritte und er ist an der Tür. Ich springe auf und folge ihm. Ich trotte ihm nach. Der Hund folgt seinem Herrn. Ich mag den Gedanken nicht, aber er passt komischerweise gerade.
 

"Ähm... dir ist schon klar, dass wir eigentlich..." hebe ich an, aber eine lapidare Handbewegung seinerseits lässt mich verstummen. "Lass das meine Sorge sein." erwidert er schlicht. Nun denn, das mache ich. Soll sich der große Seto Kaiba um eventuelle Schwierigkeiten kümmern, falls Fräulein Aino nach uns suchen sollte. Mir ist auch das gerade egal. Mehr noch, es juckt mich nicht im Mindesten.
 

Ich glaube, augenblicklich gibt es wichtigeres.

Und ich glaube auch, dass es besser ist, wenn ich ihn nicht allein lasse. Einmal abgesehen davon, dass ich auch nicht allein sein will. Ok, ich könnte natürlich zu den anderen gehen, aber... ganz ehrlich, ich habe das Gefühl, dass ich dieses Mysterium, das gerade abläuft, ergründen muss. Ich weiß zwar nicht ob es mir gelingen wird und ob ich es überhaupt tun sollte, aber ich kann nicht anders.
 

Irgendwas ist hier im Gange, dass ich nicht verstehe.
 

"Kaiba?"
 

"Was?"
 

"Ähm... hast du das mit dem Duell ernst gemeint?"
 

Er bleibt weder stehen, noch wirft er mir einen Blick zu. Er geht einfach weiter und ich folge ihm.
 

"Ja." ist die schlichte und klare Antwort. Ok, ich habe mich also nicht verhört. Er will das tatsächlich machen - für mich. Krass. Echt krass.
 

Wortlos verlassen wir die Herberge, keiner bemerkt uns dabei. Und wortlos schlendern wir die Straße entlang. Ich frage mich was sein Ziel ist, ob er es selbst weiß oder wir planlos drauf los laufen. Naja, im Grunde spielt es keine Rolle.
 

"Warum?" frage ich nach einer Weile. Ich kann´s mir nicht verkneifen. Ich weiß, es ist dämlich und ich sollte es nicht fragen, aber ich muss. Es juckt zu sehr, auch wenn ich weiß, dass er mir keine ehrliche Antwort geben wird.
 

Betrachte es einfach als Zeichen meiner...
 

Ich schaudere unwillkürlich als ich wieder seine Worte in meinem Kopf höre.
 

Zeichen seiner.... Zuneigung? Liebe...
 

Er seufzt und bleibt plötzlich stehen. Ohne mich anzusehen und vollkommen ruhig gibt er mir schließlich die Antwort auf meine Frage.
 

"Vielleicht habe ich neuerdings eine Schwäche für Hunde." Er lacht und geht ungerührt weiter, wartet nicht einmal ab ob ich etwas dazu sage. Ich trotte ihm schweigen nach. Was sollte ich sonst auch tun? Seine Worte hinterlassen allerdings Spuren. Deutliche Spuren, die sich nicht leugnen lassen. Es prickelt schon wieder oder immernoch?
 

Fünf Minuten später haben wir sein Ziel erreicht. Es ist ein kleiner Pub. Ich frage mich woher er davon wusste. Zielsicher betritt er das Lokal und ich folge ihm ebenso unsicher. Ich glaube kaum, dass wir hier rein dürfen, aber ihn scheint das nicht zu kümmern. Entschlossen geht er zur Bar und der Typ dahinter blickt uns skeptisch an. Ich kratze mir verlegen am Kopf. "Zwei Whisky, pur." höre ich Kaiba sagen und starre ihn wieder an. Das mit dem Drink war echt sein Ernst. Mann, Mann... Aber vielleicht hat er Recht. Vielleicht brauche ich wirklich einen. Der Typ hinter der Bar reagiert nicht und Kaiba zieht ungeduldig eine Braue hoch. Sein Blick ist wieder eiskalt und hat auf sein Gegenüber auch die gewünschte Wirkung. "Seid ihr dafür schon alt genug?" will er dennoch wissen. Kaiba verzieht spöttisch den schönen Mund und zieht mit einer grazilen Bewegung ein Bündel Geldscheine aus seiner Tasche. Er legt sie wortlos auf den Tresen und der Wirt prüft die Scheine ebenso schweigend. Dann macht er sich an die Arbeit. Es dauert nicht lange und zwei Gläser werden vor uns abgestellt. Kaiba nimmt eins und sieht sich in dem kleinen Raum um. Schließlich setzt er sich wieder in Bewegung. Ich schnappe mir das zweite Glas und folge ihm.
 

Mit einer geschmeidigen Bewegung lässt er sich auf einer der Sitzbänke in einer Ecke nieder und ich setze mich ihm gegenüber. Er sieht mich nicht an und ich glaube, dass er nachdenkt. Derweil mustere ich das Glas vor mir. Ich habe noch nie Alkohol getrunken. Die Flüssigkeit riecht penetrant. Ich verziehe unwillkürlich das Gesicht und Kaiba grinst. Es ist kein spöttisches Grinsen, es wirkt vielmehr amüsiert. Langsam hebt er sein Glass und lächelt mich süffisant an. Oh Mann, ich verstehe echt gar nichts mehr.
 

Jetzt sitze ich tatsächlich mit Seto Kaiba in einer Kneipe.
 

"Wheeler?"
 

Unsicher hebe ich den Kopf. "Ähm... ja?"
 

"Entspann dich. Ich habe keineswegs vor dich zu töten."
 

Wieder starre ich ihn an. Verflucht. Kaiba lacht. Wo ist die Welt, die ich kannte?
 

"Ähm... klar." erwidere ich und fühle mich dämlich. Saudämlich.
 

Und er sieht mich an... mit diesen Augen. Fuck, das ist so ein Blick von dem man weiche Knie bekommt. Kein typischer Ich-bin-der-Beste-und-du-nur-ein-erbärmlicher-Köter-Blick, da ist was anderes... und es irritiert mich. Genau wie es mich irritiert, dass ich wieder an den Kuss denken muss. Kann er nicht die Lippen wieder zusammen pressen oder sie missbilligend verziehen? Muss er sie so unverschämt voll und versuchend präsentieren?
 

"Wir sollten auf etwas trinken." meint er schließlich und das bringt mich erneut aus dem Konzept. Hab ich überhaupt eins? Ich bezweifle es.
 

Ich hebe automatisch mein Glas und sehe ihn erwartungsvoll an.
 

Er seufzt und wirkt plötzlich so... keine Ahnung, irgendwie jünger... ja, jünger, menschlicher, sogar ein wenig verletztlich.
 

"Wer A sagt, muss nicht B sagen. Man kann auch erkennen, dass A falsch war." sagt er und ich verstehe nur Bahnhof und ich habe fast den Eindruck, dass er das mehr zu sich selbst sagt als zu mir. "Ja, Joey, lass uns darauf trinken!"
 

Ich nicke und mein Glas stößt an seins. Sofort prickelt wieder alles in mir. Die sonst so eiskalten Augen ruhen unergründlich auf mir.
 

"Seto." hauche ich und dieses Mal tue ich es bewusst. Ja, ich hauche es und bin mir im Klaren darüber. Und der Rest... nun, ist Schweigen.
 

Schweigen ist der beste Herold der Freude, ich wäre nur wenig glücklich, wenn ich sagen könnte wie sehr ich´s bin.

Sonette

Fünfter Aufzug
 

3. Szene
 

Es treten auf: Bakura, Yugi, Tea, Duke und Tristan
 

"Ratet mal, wer gerade bei mir war." Duke grinst die Runde herausfordernd an.
 

"Joey?" fragt Yugi vorsichtig.
 

Duke verzieht unwillkürlich das Gesicht. "Woher weißt du das?"
 

Yugi zuckt mit den Schultern. "Ich hab nur geraten."
 

Duke seufzt. "Ja, Joey war gerade bei mir und hat mir erklärt, dass Kaiba das Duell für ihn übernehmen wird."
 

Teas Augen leuchten auf. "Wirklich? Das ist ja super. Dann läuft ja alles genauso wie wir wollten!" Yugi nickt.
 

"Wie hat er dir das gesagt?" will Bakura lächelnd wissen.
 

Duke grinst wieder. "Er hat rumgestammelt... und wie! Selbst für Joeys Verhältnisse war das... Sagen wir, der alte Kaiba hätte die Augen verdreht und einen sarkastischen Kommentar abgegeben."
 

Tea und Bakura lachen. Yugi lächelt nur zaghaft.
 

"Hast du ihn gefragt, wie es dazu kommt?" will Tea wissen und zwinkert. Duke nickt. "Natürlich! Musste ich ja auch." Der Schwarzhaarige richtet sich unwillkürlich ein wenig auf. "Ich muss schon sagen, meine Schauspielleistung gerade war oscarreif."
 

Tristan schnaubt. "Als ob es darauf angekommen wäre, Joey ist so neben der Spur, dass er ohnehin nichts mitbekommt."
 

Duke wirft dem Brünetten einen missbilligenden Blick zu, sagt jedoch nichts.
 

"Ich hab Joey gefragt ob er mich verarschen will." nimmt er seine Erzählung wieder auf und es ist ihm sichtlich anzusehen wie zufrieden er mit seiner Handlungsweise ist.
 

Tea lacht. "Wirklich zu schade, dass wir solche Augenblicke immer verpassen müssen." seufzt sie.
 

Duke zuckt unbekümmert mit den Schultern. "Joey wurde so rot, das könnt ihr euch nicht vorstellen und fast hätte ich gedacht, dass er jeden Moment umkippt." Wieder lacht der Schwarzhaarige. "Er stammelte dann was davon, dass Kaiba selbst es ihm angeboten hätte."
 

"Worauf du natürlich gefragt hast, wie es dazu kommt." meint Bakura grinsend. Duke nickt. "Klar. Ich musste mich doch normal verhalten."
 

"Und, wie hat er es dir erklärt?" fragt nun auch Yugi interessiert.
 

"Eigentlich hat er gar nichts erzählt. Er stotterte bloß rum und redete dann was von Regeln und Satzungen und dass es gehen würde, dass jemand das Duell für ihn übernimmt. Dabei hat er es augenscheinlich vermieden Kaibas Namen zu erwähnen, aber wir können uns ja denken von wem er diese Infos hat."
 

Tea nickt. "Er wurde gestern schon rot als ich Kaiba kurz erwähnt habe."
 

"Ich hab ihn dann gefragt, was das neuerdings wäre zwischen ihm und Kaiba und da wäre er tatsächlich fast umgekippt. Er hat richtig geschwankt und es hat ne Weile gedauert bis er gemeint hat, dass da gar nichts wäre und ich mich um meinen Kram kümmern sollte." Duke lacht wieder. "Es war echt zu komisch."
 

"Ich hoffe, du hast dich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt." bemerkt Yugi ernst. Duke schüttelt den Kopf. "Keine Sorge, ich hab es dann bei sich bewenden lassen und ihm gesagt, dass ich einverstanden wäre." Yugi nickt zufrieden.
 

"Und wann findet das Duell nun statt?" will Bakura wissen.
 

"Wenn wir zurück in Domino sind. Ich schätze mal, dass wir´s in Kaibas Arena hinter uns bringen." erklärt Duke.
 

Bakura nickt. "Dann wird Mokuba sicher dabei sein."
 

"Bin gespannt, was der Kleine von den jüngsten Entwicklungen hält." sagt Tea grinsend.
 

"Dann haben wir noch genug Zeit, die Vorgehensweise von Atemu zu besprechen." fügt Yugi hinzu. Duke nickt. "Ach, das kriegen wir hin. Freie Improvisation." erwidert der Schwarzhaarige vergnügt.
 

"Ich verstehe immer noch nicht wozu das gut sein soll!" mischt Tristan sich plötzlich ein.
 

"Da du sowieso dagegen bist, braucht es dich auch nicht zu kümmern." entgegnet Tea entschieden und der Brünette funkelt sie wütend an. Dann zuckt er mit den Schultern. "Na, macht ihr nur. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt!"
 

"Wisst ihr eigentlich, dass die Beiden gestern Abend zusammen weg waren?" meint Bakura und die Runde sieht ihn überrascht an. "Echt? Woher weißt du das? Ich dachte, sie wären nur auf dem Zimmer gewesen." Erstaunt sieht Tea den Grauhaarigen an.
 

Bakura schüttelt den Kopf. "Minako hat mir erzählt, dass sie gesehen hat, dass Kaiba und Joey zusammen aus der Herberge raus sind." erzählt er der Runde. "Fräulein Aino war deshalb ziemlich sauer, aber Kaiba hat ihr später gesagt, dass sie sich um ihren eigenen Kram kümmern solle." Der Grauhaarige lacht. "Ich kann mir gut vorstellen, wie Kaiba sich ausgedrückt hat."
 

Tea nickt. "Ich auch." Sie legt den Kopf schief und überlegt. "Aber wo waren die Beiden denn?"
 

Bakura zuckt mit den Schultern. "Keine Ahnung. Das weiß keiner."
 

"Hm." Yugi hat die Stirn in Falten gelegt. "Was das wohl bedeutet?"
 

"Na, vielleicht hatte sie ihr erstes Date!" meint Duke lässig.
 

Tristan stöhnt. "Klar, was auch sonst?"
 

"Kaibas Fanclub ist jedenfalls schon etwas beunruhigt über diese Entwicklung." erzählt Bakura weiter. "Minako hat gesagt, dass keiner versteht, warum Kaiba sich plötzlich mit Joey abgibt. Scheint als wären einige Mädchen schon eifersüchtig."
 

Yugi sieht ihn erstaunt an. "Wirklich? Wow..." Der Kleine scheint sichtlich beeindruckt.
 

"Ist doch klar." meint Tea erklärend. "Die ganze Zeit über ignoriert Kaiba alles und jeden und jetzt verbringt er plötzlich Zeit mit Joey." Duke nickt. "Solange die verrückten Hühner nicht auf die Idee kommen unserem Joey was zu tun." Yugi starrt den Schwarzhaarigen fragend an. "Bei Frauen weiß man nie." Duke zuckt leicht mit den Schultern. "Da sind einige dabei, die richtige Fangirlies sind, wenn es um Kaiba geht. Warum auch immer."
 

"Naja, er hat ja auch was..." räumt Tea ein und alle starren sie an. "Frauen stehen oft auf unnahbare Typen oder Fieslinge. Da passt Kaiba schon recht gut, oder? Und er sieht ja auch nicht schlecht aus."
 

"Darüber lässt sich streiten." wirft Duke mürrisch ein und auch Tristan verschränkt die Arme widerwillig vor der Brust.
 

"Ist ja auch egal." meint Bakura beschlichtigend. "Wir passen schon auf, dass Joey nichts passiert."
 

"Ihr solltet lieber aufpassen, dass euch nichts passiert." gibt Tristan zu bedenken.
 

"Tristan!" Tea funkelt ihn wieder an. Er zuckt nur gelassen mit den Schultern.
 

"Du solltest dir lieber Sorgen darum machen, dass es nicht zu kalt ist, wenn du nackt über den Schulhof laufen musst." Duke zwinkert.
 

Tristan lacht trocken auf. "Alter, da bin ich unbesorgt. Kaiba verliert eher freiwillig ein Duell als Joey zu küssen."
 

Duke seufzt. "Du hast ja keine Ahnung, Tristan."
 

"Leute, kommen wir wieder zum Wesentlichen." erinnert Tea die Runde und ihr Blick wandert zu Yugi. "Meinst du wirklich, dass wir uns so verhalten sollen, wie der Pharao gemeint hat?"
 

Yugi lächelt. "Ja, ich glaube, er hat vollkommen Recht. Aber natürlich können wir das nicht alle machen. Das würden Kaiba und Joey uns auch nicht abkaufen."
 

Tea nickt. "Ich glaube, ich weiß was du meinst." erwidert sie.
 

"Könnt ihr mich mal bitte aufklären?" mischt sich Bakura ein. "Ich habe zwar am Rande mitbekommen, was Atemu gemeint hat, aber so ganz verstehe ich es doch nicht."
 

"Nun, die Sache ist folgende. Wir haben erreicht, dass Kaiba und Joey sich mit anderen Augen betrachten. Wahrscheinlich setzt den Zwei diese Erkenntnis gerade auch sehr zu. Immerhin waren sie bislang nicht nur Rivalen. Weiterhin ist es uns gelungen, dass sie zusammen arbeiten. Ich schätze, dass wird beide auch ganz schön überraschen. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass sie ihren neuen Gefühlen ins Gesicht sehen." erklärt Yugi sachlich nüchtern.
 

Bakura nickt. "Und das bekommen wir hin in dem wir Joey gegenüber gegen Kaiba hetzen?" Ein zweifelnder Unterton schwingt in seiner Stimme mit.
 

Yugi nickt. "Atemu meint, dass Joey ihn dann ganz sicher verteidigen wird. Immerhin hat er Kaiba inzwischen auf einer anderen Ebene kennengelernt." erwidert der Kleine ernst.
 

"Hm..." Tea grübelt wieder. "Das leuchtet schon irgendwo ein. Und ich verstehe auch, dass wir nicht alle den Part spielen können." Ihr Blick wandert zu Yugi. "Du hast oft gesagt, dass Kaiba gar nicht ein solcher Fiesling ist. Wenn du plötzlich deine Meinung ändern würdest, dann würde Joey das nicht glauben."
 

Yugi nickt wieder. "Deshalb dachte ich auch eher daran, dass Duke und Tristan diesen Part übernehmen sollten."
 

Tristan schüttelt entschieden den Kopf. "Alter, ich hab dir gesagt, dass ich da nicht mitmachen!" erinnert er den Kleinen entschlossen. "Ich will mit der Nummer hier nichts zu tun haben."
 

"Ein Mitwisser bist du so oder so." mischt sich Duke ein.
 

Tristan stöhnt. "Ich werde jede Beteiligung an dieser Sache bis zum letzten Atemzug leugnen!"
 

Tea lacht. "Ach und du denkst, dass Kaiba und Joey dir das glauben würden?"
 

Für einen Moment scheint Tristan zu erstarren.
 

"Genau, Tea." sagt Duke hinterhältig grinsend. "Wir könnten den Beiden dann ja auch sagen, dass alles deine Idee war."
 

Tristan funkelt ihn böse an. "Du hast wohl nen Knall!" fährt er den Schwarzhaarigen an. "Ihr habt euch die Suppe eingelöffelt! Ich hab euch die ganze Zeit gewarnt!!"
 

"Und wer soll den Part übernehmen, wenn Tristan es nicht machen will?" versucht Bakura das Thema zu wechseln. "Soll ich?
 

Yugi überlegt. "Ja, eigentlich bleibst auch nur noch du, Bakura." meint der Kleine. "Tea ist für die Entwirrung des Gefühlschaos zuständig, nicht wahr?" Er zwinkert Tea zu und sie nickt lächelnd. "Keine Sorge, meine Rolle habe ich drauf." Sie strahlt die Runde an.
 

"Oh Mann, ich will gar nicht wissen, was du dir für unseren Joey ausgedacht hast. Echt, Tea. Dein Grinsen macht mir gerade Angst." Duke lacht.
 

"Wir sollten Mokuba noch vor dem Duell einweihen." bemerkt Bakura plötzlich. Yugi nickt. "Stimmt und wir müssen ihm die Instruktionen des Pharaos weitergeben."
 

"Und wenn das alles so gut verläuft wie bisher, haben wir unser Ziel fast erreicht." meint Duke vergnügt.
 

Yugi und Tea nicken.
 

Gott Amor droben kennt meinen Sinn und weiß aus vielen Proben wie schwach ich bin

Ist dies schon Tollheit...

Fünfter Aufzug
 

4. Szene
 

Es treten auf: Joey und Seto
 

Nun steht es fest.

Mit unerschütterlicher, nicht zu leugnender Sicherheit. Die Welt, wie ich sie bisher kannte, ist aus den Fugen. Nach dem gestrigen Tag wird nichts mehr so sein wie es einmal wahr und ich muss mich dieser Gewissheit nun stellen.
 

Nicht nur, dass Joey Wheeler mich gestern geküsst hat und ich diesen Kuss erwidert habe, weil ich ihn tatsächlich und allen Ernstes erwidern wollte, nein, ich habe gestern auch einen angenehmen Abend mit eben diesem Hündchen verbracht und diese Fakten sind nicht vom Tisch zu weißen.
 

Wie gesagt, ich bin Realist und als solcher muss ich den Tatsachen ins Auge sehen.
 

Verflucht, wie konnte es nur so weit kommen?
 

Gefühle ändern alles. Bislang hielt ich das nur für eine leere Phrase. Vergleichbar mit Mutos Pseudoweisheiten über Freundschaft und Schicksal. Aber die Aussage stimmt. Gefühle ändern alles, denn ein verliebter Joey Wheeler ist ein anderer als ich bislang kannte und ich kann nicht umhin mir einzugestehen, dass diese neue Version von Wheeler nicht nur erträglich ist, sondern...
 

Nun gut.
 

Rekaptitulieren wir die Sachlage.
 

Ich bin nicht mehr in der Lage Wheeler als erbärmlichen, nichtsnutzigen Köter anzusehen. Doch was heißt das? In welchem Modus befinden wir uns nun? Die beständige Feindschaft ist zwar nicht vom Tisch, aber sie hat keine Bedeutung mehr, wenn ich ehrlich bin. Sicher, Wheeler ist nach wie vor ein drittklassiger Duellant, daran wird sich auch nichts ändern, doch abgesehen davon, muss ich ihm doch inzwischen einige positive Züge zugestehen. Mehr noch, es hat etwas faszinierendes an sich, ihn von einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
 

Wheeler ist ein Kämpfernatur. Das muss ich anerkennen. Er gibt tatsächlich nie auf. In der Hinsicht sind wir uns sogar ähnlich, oder? Ja, und ich muss zugeben, dass ich diese Eigenschaft an ihm tatsächlich schätze.
 

"Kaiba?"
 

Seine Stimme reißt mich schlagartig aus meinen Gedanken. Ich blicke auf und sehe direkt in seine Augen. Warme braune Augen. Ich schlucke unwillkürlich.
 

"Ja?" Er grinst mich verlegen an und kratzt sich unsicher am Kopf. "Ich... ähm... war gerade bei Duke." sagt er. Ich nicke nur. "Er ist einverstanden." Wieder nicke ich und frage mich insgeheim, wie Wheeler Devlin die Sachlage erläutert hat. Aber nein, vermutlich ist es besser, wenn ich es nicht weiß. Und ich will auch nicht wissen, was Devlin über diese Entwicklung denkt. Ich muss mich für meine Handlungsweise schließlich nicht rechtfertigen. "Gut." sage ich nur und richte mich auf. Irgendetwas zwingt mich Wheelers Blick auszuweichen.
 

Ja, die Dinge liegen nun tatsächlich anders.
 

"Wer A sagt, muss nicht B sagen. Man kann auch erkennen, dass A falsch war."
 

Meine eigenen Worte kommen mir wieder in den Sinn.
 

Was habe ich damit gemeint? Ich spüre wie sich etwas in mir zusammen zieht. A steht für meine bisherige Haltung Wheeler gegenüber und ich muss sie revidieren. So wie die Dinge nun liegen, war A falsch. Nicht grundlegend, aber größtenteils. Ich schlucke wieder.
 

"Ich erwarte euch heute Nachmittag." sage ich und nehme wahr, dass Wheeler nickt.
 

Noch immer haben wir nicht über die Sache gesprochen. Ich weiß auch nach wie vor nicht was ich dazu sagen sollte. Er ebenso wenig.
 

Unwillkürlich frage ich mich was ihn wohl dazu gebracht hat, sich in mich zu verlieben. Was hat seine Gefühle mir gegenüber verändert? Für einen winzigen Augenblick verspüre ich den Wunsch ihn das zu fragen. Hier und jetzt. Aber ich tue es natürlich nicht.
 

Dennoch... was war es wohl?
 

Vielleicht spielt das aber auch keine Rolle.
 

Ich wende mich meinem Koffer zu und lasse dann meinen Blick durch das kleine Zimmer schweifen. Habe ich alles eingepackt? Zum Glück brechen wir gleich wieder auf. Ich kann es kaum erwarten wieder in Domino zu sein. Dieser Ort hier irritiert mich genau wie Wheelers Nähe.
 

"Ähm... Kaiba." hebt er zaghaft an. Ich spüre wie ich mich wieder etwas verspanne. "Wheeler?" Meine Stimme klingt nach wie vor anders, wenn ich mit ihm rede. Selbst ihm dürfte dieser Umstand nicht entgehen. "Ich... ähm... also..." Er stottert wieder und ich seufze. "Sag schon." erwidere ich ungeduldig und fürchte mich zugleich vor dem was er sagen könnte.
 

"Ich... Also, ich hätte nie gedacht, dass du... ähm... so was tun würdest. Für mich, meine ich." Er lacht verlegen auf und ich muss unwillkürlich lächeln. Nun, dann sind wir schon zu zweit. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich Wheeler einmal freiwillig helfen würde. "Ich zucke mit den Schultern. "Vergiss es, Wheeler." sage ich nur und versuche wie der Alte zu klingen, was mir eindeutig misslingt.
 

"Naja..." Joey steht immer noch unschlüssig da und nun muss ich ihn ansehen. "Weißt du..." hebt er von neuem an. "Das gestern... also... der Abend... das war echt... ähm... nett." Er grinst verlegen und ich muss mir eingestehen, dass er augenblicklich ein wirklich niedliches Bild abgibt. Ja, anders lässt es sich nicht beschreiben. Er wirkt wie ein unschuldiger, unbeholfener Welpe und ich seufze erneut. "Da gehen wir ausnahmsweise einmal Konsens." erwidere ich und er blickt mich verständnislos an. Vermutlich weil er keine Ahnung hat, was ich damit sagen will. Ich kann nicht verhindern kurz aufzulachen. "Ich bin deiner Meinung." erkläre ich ihm ruhig und er macht nur "Oh."
 

Eindeutig Neuland.

So fühle ich mich auch. Ich glaube, so unsicher war mir noch nie zumute.
 

Erstaunlich... ausgerechnet Joey Wheeler vermag es an meiner unerschütterlichen Selbstsicherheit zu rütteln. Was nicht einmal die mächtigsten Männer Japans geschafft haben, gelingt diesem Hündchen mit einer solchen Leichtigkeit, dass es ihm wahrscheinlich gar nicht bewusst ist. Joey Wheeler ist tatsächlich eine Nummer für sich.
 

Wieder stehen wir uns schweigend gegenüber und keiner von uns weiß scheinbar wie er mit der ungewohnten und eigentlich unnatürlichen Situation umgehen soll. Absurd... Doch ich muss zugeben, langsam aber sicher finde ich es amüsant.
 

"Na, was meinst du, Kaiba, sollen wir´s den Typen zeigen?"
 

Meine Gedanken wandern wieder zu dem gestrigen Abend. Er war tatsächlich... nett. Und es war wohl das erste Mal, dass ich solch einen Abend verbracht habe. Wheeler und ich in einer Bar. Wer hätte gedacht, dass es einmal dazu kommen würde? Wheeler und ich friedlich vereint beim Billardspiel. Wahrscheinlich würde uns das kein Mensch glauben. Genauso wenig wie den Umstand, dass Wheeler und ich als Team gegen irgendwelche obskuren Subjekte gespielt haben. Billard. Natürlich haben wir gesiegt. Was nicht anders zu erwarten war bei meinem Talent. Allerdings muss ich Wheelers Fähigkeiten auf diesem Gebiet anerkennen.
 

Ist das wirklich geschehen? Ja, ist es. Und wie gesagt, es war... nett. Mit ihm.
 

Unwillkürlich verspüre ich wieder dieses absonderliche Prickeln.
 

"Wir sollten nach unten gehen." höre ich mich sagen und er nickt. Dennoch rührt sich keiner von uns. Wir sehen uns immer noch an. Ja, wir betrachten uns wohl beide in diesem Augenblick mit anderen Augen.
 

Gott, wohin soll das nur führen?
 

Es herrscht eindeutig Waffenstillstand zwischen uns. Das lässt sich nicht leugnen. Doch was heißt das für die Zukunft?
 

Nein, ich will es gar nicht wissen.
 

Aber er scheint es sich dieses Frage ebenfalls zu stellen. Nur, dass er sie ausspricht.
 

"Ähm... Kaiba?" fragt er unsicher. Ich rühre mich nicht. "Was ist das gerade... zwischen uns?"
 

Wenn ich das wüsste. Wieder denke ich an Gardners Worte. An die Gefühle, die er für mich hat und die ihn scheinbar quälen. Und ich denke daran, dass seine Freunde befürchten, dass ich ihm, sofern ich es je erfahren sollte, den Todesstoß versetzen werde.
 

"Ihr unterschätzt Kaiba." höre ich Gardner wieder sagen.
 

Zum ersten Mal hat das Mädchen Recht. Kein Todesstoß. Keine verbalen Attakten. Und ich weiß längst, wie es um ihn steht und nach wie vor liegt es mir fern ihn zu verletzen. Dabei wäre es so leicht zu triumphieren. Zu leicht.
 

Er sieht mich weiterhin erwartungsvoll an und ich weiß nicht was ich antworten soll. Ich kenne die Antwort nicht. Ich habe zwar die halbe Nacht wach gelegen, um sie zu finden, aber die Erkenntnis ist ausgeblieben. Nach wie vor. Vielleicht auch besser so, ich weiß es nicht. Seltsamerweise habe ich das Gefühl, dass etwas hoffendes, flehendes in seinen Augen liegt. Vielleicht hofft er, dass ich... Ich schlucke unwillkürlich. Er ist verliebt und er hofft, dass seine Gefühle erwidert werden. Ja, so verhält es sich doch mit Gefühlen, oder? Man hofft, dass sie erwidert werden.
 

Also, was ist das gerade zwischen uns? Wo stehen wir? Wo stehe ich?
 

"Weißt du das immer noch nicht?" fragt eine Stimme in meinem Kopf.
 

"Ich denke, unser Modus hat sich geändert." erwidere ich schließlich und ich befürchte, dass meine Stimme seltsam brüchig klingt. Ja, unser Modus hat sich eindeutig verändert. Mein Blick huscht über sein Gesicht und wandert langsam zu seinen Lippen. Die Lippen, die mich geküsst haben. Ich spüre, wie die Erinnerung daran, das Gefühl wieder in mir aufleben lässt. Verflucht, ich hoffe nur, dass ich nicht rot werde.
 

Er aber wird es. "Ich finde..." beginnt er unsicher zu sprechen. "Das ist... irgendwie gut." Unwillkürlich senkt er den Blick und ich tue es auch.

Etwas in mir verspürt den Wunsch, ihm zu sagen, dass es mir ähnlich geht. Aber ich spreche es nicht aus. Doch ich fühle es. Ja, eindeutig. Auch das lässt sich nicht leugnen.
 

Was, wenn sich nicht nur sein Modus mir gegenüber geändert hat? Führt nicht die Änderung einer Position unweigerlich auch zu der Änderung der anderen? Wenn A falsch ist...
 

Ich schlucke.
 

Oh Gott!
 

Ich verspüre gerade den Wunsch, Joey Wheeler zu küssen.
 

Nichts als böse Reden und demzufolge lass mich dich küssen!

... hat es doch Methode!

Fünfter Aufzug
 

5. Szene
 

Es treten auf: Joey und Tea
 

"Joey??" Tea sieht mich fragend und auch ein wenig ungeduldig an.
 

"Ähm... ja?" frage ich.
 

Ihr Blick bekommt etwas skeptisches. "Hast du mir überhaupt zugehört?" will sie wissen.
 

Verdammt! Das habe ich nicht. Verlegen schüttele ich den Kopf.
 

Tea und ich sind gerade auf dem Weg zu Kaiba. Das Duell steht nämlich an. Yugi und die anderen warten sicher schon auf uns. Aber ich bin in Gedanken ohnehin wo anders. Genau genommen sind meine Gedanken nach wie vor bei heute morgen. Also, bei Kaiba, um ehrlich zu sein.
 

Was augenblicklich verdammt oft vorkommt.
 

Tea seufzt. "Alles ok bei dir?" fragt sie.
 

Tolle Frage. Echt. Tea hat ein verdammt gutes Timing für solche Fragen. Naja, die Frage ist ja nicht schlimm. Nur lässt sie sich momentan nicht wirklich so einfach beantworten.
 

Im Grunde müsste ich sagen: Nein, Tea, ganz und gar nichts ist ok. Warum? Nun, weil ich verwirrt bin. Kaiba hat mich heute morgen nämlich geküsst. Ja, der Kaiba. Aber hey, das geht schon klar. Immerhin habe ich ihn gestern auch geküsst und naja, es ist gar nicht mal so schlecht. Ihn zu küssen. Um ehrlich zu sein, es ist sogar... gut.
 

Oh Mann.
 

Tea sieht mich immer noch erwartungsvoll an und ich beiße mir automatisch auf die Lippen, weil ich die Angst verspüre, dass ich diese Worte tatsächlich aussprechen könnte. Und das wäre...
 

Mindestens so verrückt wie die Wahrheit an sich.
 

Es ist nämlich die Wahrheit.
 

Kaiba hat mich tatsächlich geküsst. Heute Morgen. Nachdem wir festgestellt haben, dass sich unser Modus geändert hat. Was auch immer das heißt. Und ja, es war gut. Ihn zu küssen. Irritierend, aber gut. Und genau wie bei unserem ersten Kuss haben wir nicht darüber gesprochen. Nachdem er dieses Mal die Initiative ergriffen hat und ich mich ebenso wenig gewehrt habe wie er bei meinem Überfall gestern, sind wir wortlos auseinander. Naja... erst habe ich den Kuss erwidert. Genau wie er es getan hat. Und dann... dann standen wir da. Dieses Mal hat allerdings keiner die Flucht ergriffen. Er ist nicht aus dem Zimmer gestürmt wie ich es getan habe, aber er war ebenso fassungslos und ich war es auch. Tja, da standen wir also und sahen uns ungläubig an und ich weiß nicht was passiert wäre, wenn Yugi in dem Moment nicht an die Tür geklopft hätte. Jedenfalls hat das Erscheinen des Kleinen verhindert, dass wir darüber reden mussten. Ich hätte ohnehin nicht gewusst was ich dazu hätte sagen sollen und ich schätze, Kaiba ging es genauso.
 

Im Bus haben wir dann so getan als wäre nichts passiert. Genau wie am Tag zuvor.
 

Aber mal ehrlich... so was lässt sich doch nicht leugnen. Einmal vielleicht, ok, aber zweimal?
 

Oh Mann.
 

Innerhalb von 24 Stunden haben wir uns zweimal geküsst. Kaiba und ich.
 

Folglich ist gar nichts ok.
 

"Joey???" Tea hat mich am Arm gepackt. Herrje, was soll ich denn sagen? Ich zucke also nur mit den Schultern.
 

"Machst du dir Sorgen wegen dem Duell?" will sie wissen. Nö, also was das anbelangt ist alles vollkommen lässig. Kaiba wird Duke für mich platt machen und dann...
 

Ich schüttele den Kopf, aber Teas Gesichtsausdruck bleibt ein großes Fragzeichen. Ich kann nicht anders, ich muss ihrem Blick ausweichen. Zum Glück lässt sie mich los. Wir sollten uns allerdings auch beeilen. Kaiba hasst Unpünktlichkeit und ich muss doch anwesend sein.
 

Eine Weile gehen wir schweigend neben einander her. Dann seufzt sie plötzlich. "Also, wenn ich ehrlich bin..." höre ich sie sagen. "Als Duke uns vorhin erzählt hat, dass Kaiba für dich dieses Duell bestreiten will, da dachte ich, dass er uns verarschen will." Sie lacht und wartet keine Erwiderung meinerseits ab. "Ich meine, das ist doch schon verrückt, dass ausgerechnet Kaiba..." Sie schüttelt lachend den Kopf.
 

Jepp, ist es. Definitiv. Aber was noch verrückter ist, tja, das ist die Tatsache, dass Kaiba und ich uns geküsst haben. Nicht einmal, sondern zweimal. Innerhalb von nicht einmal 24 Stunden. DAS ist verrückt. Doch der Modus hat sich eben geändert, was soll man machen?
 

Oh Mann, Joey, reiß dich zusammen.
 

"Wie hast du ihn nur dazu gebracht?" will Tea wissen. Ich seufze. Gute Frage. Eigentlich musste ich ihn ja nicht dazu bringen. Er hat es selbst angeboten, nein, beschlossen. Nach typischer Kaiba-Manier. Aber die Antwort kann ich ihr natürlich nicht geben, denn dann würde sie nur weiterfragen und auf die nächste Frage hätte ich keine Antwort. Naja, doch...
 

Weil Kaiba sich in mich verliebt hat.
 

Das ist der springende Punkt und auch der Grund warum sich unser Modus eben verändert hat. Also alles total logisch. Ein verliebter Kaiba ist nämlich ein menschlicher Kaiba und ein menschlicher Kaiba ist... sexy
 

Oh Gott, nicht schon wieder.
 

Ich erwidere immer noch nichts, aber Tea redet auch schon weiter. "Yugi hat es ja schon immer gesagt, Kaiba ist gar nicht eine solche Plage..." höre ich sie reden. "Ich glaube, wenn man erst einmal seine ganzen Schutzmauern durchbrochen hat, dann ist er..."
 

Nett? Ähm, ja. Kann man so sagen. Sexy? Ja... irgendwie schon.
 

Verdammt, Joey, du klingst schon wie eines von Setos Fangirlies.
 

Seto
 

Ich schlucke unwillkürlich.
 

Gott, ich werde noch verrückt. Das alles ist einfach too much für mich und ich habe nicht die geringste Ahnung wie ich mit dieser neuen Situation umgehen soll. Ich meine, ich weiß weder wie ich mit einem verliebten Kaiba umgehen sollte, noch weiß ich wie ich meine konfusen Gefühle gerade handhaben könnte. Doch diese widersinnigen und abstrusen Gefühle lassen sich nicht von der Hand weisen. Ich hab nämlich wieder dieses komische Prickeln gespürt als er mich geküsst hat. Und das sehr, sehr eindeutig. Also von Kopf bis Fuß. Und auch wenn ich eher sterben würde als es zu zugeben - es hat mir gefallen, ihn zu küssen.
 

Schande über mein Haupt und ja, ich sollte mich schämen, nicht nur für die Tat sondern auch für die Gedanken, aber es ist so. Kaiba löst ein Prickeln bei mir aus. Ich hoffe nur, dass es nicht das Prickeln ist, dass Tea meinte.
 

"Du hörst mir gar nicht zu." bemerkt Tea korrekterweise.
 

"´tschuldige, Tea." Ich lächele sie verlegen an und sie schenkt mir ein amüsiertes Lächeln. "Was ist denn los mit dir, Joey? Du bist heute ja vollkommen durch den Wind." Kluges Mädchen, Tea. Aber nicht nur heute. Ich zucke kaum merklich mit den Schultern. "Willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt?" fragt sie und ihre Augen nehmen diesen gutmütigen Ausdruck an. Einen Moment spiele ich tatsächlich mit dem Gedanken, mich ihr anzuvertrauen. Vielleicht würde es ja helfen mit jemandem darüber zu reden? Aber ich verwerfe diesen Geistesblitz schnell wieder. Sie würde mich für verrückt erklären und zudem weiß ich ja nicht einmal was ich sagen sollte.
 

Diese Situation ist aber auch so was von verzwickt.
 

Warum musste ich auch dieses Gespräch belauschen? Damit hat schließlich alles angefangen. Wenn ich nie erfahren hätte, dass Kaiba sich in mich verliebt hat, dann wäre all das andere gar nicht passiert. Ich könnte ihn immer noch verachten wie vorher und die Welt wäre in Ordnung.
 

Hm.
 

Ist dem tatsächlich so? Wäre dann alles so leicht? Naja, Kaiba zu verachten war bisher leicht. Er hat sich ja auch alle Mühe gegeben sich meine Verachtung zu verdienen. Aber Tea hat Recht, wenn man erst einmal hinter die Fassade blickt, dann sehen die Dinge anders aus. Warum habe ich mir nicht füher die Mühe gemacht? Der neue Kaiba ist nämlich wirklich in Ordnung. Mehr noch... Mit dem neuen Kaiba komme ich sogar gut aus. Was der gestrige Abend bewiesen hat.
 

Wer A sagt, muss nicht B sagen. Man kann auch erkennen, dass A falsch war.
 

Noch immer bin ich nicht sicher, was diese Worte bedeuten. Ich hab die halbe Nacht darüber nachgedacht. Darüber und warum ich dieses komische Gefühl habe, wenn ich neuerdings an ihn denke und mit ihm zusammen bin. Ein Gefühl, das eindeutig kein Widerwille ist und auch keine Abscheu. Ob er mir mit diesen Worten etwas sagen wollte? Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass dem so ist. Ja ja, glorreiche Erkenntnis, ich weiß. Aber ernsthaft, vielleicht wollte er mir damit sagen, dass er gar nicht so ein Arsch ist, auch wenn er sich immer die größte Mühe gibt eins zu sein. Und wenn dem so ist, dann stimmt das auch, denn in den letzten Tagen ist er echt alles andere als ein Arsch. Weil er eben verliebt ist und das sogar ihn verändert. Und er hat ja auch eingestanden, dass er eine Schwäche für Hunde hat, also für mich... Oh Gott, was denke ich da schon wieder?
 

Nein, den neuen Kaiba zu verachten, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Besonders wenn er mich ansieht wie er mich inzwischen ansieht und wenn ich ihn so sehe wie gestern als er geschlafen hat.
 

Verdammt, was heißt das nun? Was bedeutet es für uns, dass sich der Modus geändert hat? Wir sind keine Feinde mehr, schon klar, aber was sind wir jetzt?
 

Teas nächste Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht.
 

"Sag mal, Joey, bist du verliebt?" höre ich sie fragen. Ich bleibe ruckartig stehen und starre sie an. Leider habe ich das Gefühl, dass meine Gesichtsfarbe ihr verrät, dass sie ins...
 

Nicht daran denken, Joey!! Never ever. Das ist Unsinn. Absoluter Unsinn. Du bist nur neben der Spur, dass ist alles und in Anbetracht der neuen Lage ist das ja wohl auch verständlich.
 

"Wie kommst du darauf?" frage ich sie und spüre wie sich alles in mir verknotet. Sie zuckt fröhlich mit den Schultern. "Naja... weil du so unaufmerksam bist und in Gedanken wo anders..." erklärt sie mir seelenruhig. "Und weil du mich gestern gefragt hast, wie man..."
 

Shit. Ich erinnere mich. Klar, dass sie von dieser Frage und meinem Verhalten auf so was schließen muss. Sie ist ja ein Mädchen und in ihrer Zeitschrift standen diese Dinge ja auch so beschrieben. Hilfe, meine Gedanken überschlagen sich gerade. Ich glaube, es ist keine gute Idee dieses Thema zu vertiefen. Nein, wirklich nicht. Das führt nur zu noch mehr Chaos und das kann ich gerade nicht gebrauchen. Ich muss zu Kaiba und... Aber Tea hat es geschafft. Jetzt ist dieser Gedanke in meinem Kopf und ich kann ihn nicht abschütteln. Hier läuft was vollkommen falsch. Nicht ich bin verliebt, Kaiba ist verliebt.
 

"Ich..." Joey, sag irgendwas!!!
 

Tea lächelt noch immer. "Ist schon ok, wenn du es nicht sagen willst." Sie zwinkert mir tatsächlich zu und geht einfach weiter. Als wäre nichts gewesen. Frauen! Echt!! Ich fasse es nicht.
 

Ich brauche einen Moment, um mich wieder rühren zu können. An Fassung ist gar nicht zu denken. Verdammte Tea. Warum muss sie mir mit ihrem romantisch verklärten Verstand auch so was unterstellen?? Nur weil ich ein bisschen durcheinander bin. Das heißt ja nicht gleich, dass ich...
 

"Aber prickelt es denn nicht, wenn du an ihn denkst?" fragt die fiese kleine Stimme in meinem Kopf.
 

Ich glaube mir wird gerade schwindlig. Ich sollte mich setzen. "Kommst du?" ruft sie mir zu. Ich blicke sie entgeistert an. Ich befürchte, der Modus hat sich mehr als geändert. Ja, ich hege ernsthaft die Befürchtung, dass ich dabei bin verrückt zu werden. Vollkommen wahnsinnig.
 

Keine Ahnung wie ich es schaffe mich wieder in Bewegung zu setzen. Mein Körper folgt Tea automatisch wie mir scheint. Ansonsten funktioniert aber nichts mehr wie normal. Meine Gedanken sind ein konfuses Wirrwarr und mein Herz schlägt wieder viel zu schnell. Es ist als würde ich mich in Zeitlupe bewegen.
 

Oh Mann. Kann das tatsächlich sein?
 

Du und ich sind zu vernünftig, um uns friedlich zu umwerben

Die Liebe ist wie ein Turnier

Sechster Aufzug
 

1. Szene
 

Es treten auf: Bakura, Tristan, Duke, Yugi und Mokuba
 

"Keine Sorge, Kaiba zu ärgern wird mir nicht schwer fallen. Und für Joey habe ich mir auch schon ein paar deftige Provokationen überlegt." Duke grinst.
 

"Gut, dann läuten wir damit den Anfang der Endphase unseres Projektes ein." meint Yugi. "Denn ich bin mir sicher, dass wir mehr als nur auf einem guten Weg sind." Der Kleine lächelt geheimnisvoll.
 

Mokuba sieht ihn fragend an. "Meinst du, Yugi?" Die Augen des Kleinen leuchten hoffnungsvoll. Yugi nickt.
 

"Als ich heute morgen zu den Beiden auf´s Zimmer bin, um sie zu rufen, hatte ich den Eindruck, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis sie schwach werden." erwidert Yugi vielsagend.
 

"Wieso?" will Bakura wissen.
 

"Naja..." Verlegene Röte erfüllt das Gesicht des Kleinen. "Die Beiden wirkten irgendwie als hätte ich sie ertappt. Ich kann euch nicht sagen, warum ich diesen Eindruck habe, aber so wie sie sich ansahen..."
 

Duke grinst. "Na, vielleicht hast du sie ja auch bei etwas gestört."
 

Tristan stöhnt. "Klar, beim Knutschen. Träum weiter, Devlin."
 

Yugi zuckt mit den Schultern. "Ich weiß es nicht... sie waren jedenfalls beide echt verlegen."
 

"Wer weiß, was die Zwei letzte Nacht gemacht haben." Duke zwinkert und Tristan verdreht die Augen.
 

"Also, wenn Seto gestern tatsächlich mit Joey unterwegs war, dann heißt das schon ne ganze Menge! Seto würde so was nicht tun, wenn er keinen Grund dafür hätte." meint Mokuba ernst.
 

Yugi nickt. "Das sehe ich auch so." stimmt er dem Jüngeren zu. "Kaiba hätte genauso gut alleine los ziehen können, aber er hat Joey mitgenommen."
 

"Das heißt aber nicht, dass die Beiden geknutscht haben!" wirft Tristan ein.
 

"Ach, du hast nur Angst, unsere Wette zu verlieren!" erwidert Duke gelassen.
 

Tristan schüttelt den Kopf. "Ich brauch gar keine Angst zu haben, Duke!" zischt er den Schwarzhaarigen an. "Und überhaupt... wie willst du je in Erfahrung bringen ob sie es getan haben? Ich bezweifle, dass einer der Zwei es euch auf die Nase binden würde, wenn es überhaupt je dazu kommt, was ich nach wie vor bezweifle."
 

Duke lächelt. "Höre ich da etwas Unsicherheit in deiner Stimme, Tris?"
 

"Unsinn!" erwidert der Brünette unwirsch. "Ich meine ja nur. Immerhin bedarf es eines Beweises!"
 

"Den kriegen wir schon." meint Duke lässig.
 

Tristan lacht höhnisch auf. "Ja, klar." entgegnet er spöttisch. "Ich glaub´s erst, wenn ich´s mit eigenen Augen sehe!"
 

Duke verzieht den Mund. "Selig sind die, die glauben ohne zu sehen!" sagt er und seufzt. Tristan funkelt ihn wütend an. "Wer ist jetzt unsicher, Duke?" zischt er den Schwarzhaarigen an. "Keiner von euch kann so blöd sein, zu glauben, dass die sich vor unseren Augen küssen. Der einzige Körperkontakt zwischen den Beiden wird darin bestehen, dass Kaiba Joey den Hals umdreht. Und das hat nichts mit Küssen zu tun, falls du das noch nicht weißt."
 

"Abwarten, Tristan, abwarten..." Duke grinst. "Ich bleibe dabei... ich bin überzeugt, dass das Eis längst gebrochen ist."
 

"Wie kommst du darauf?" will Mokuba wissen. Duke blickt den Kleinen mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen an. "Erfahrungssache, Kleiner." erwidert er geduldig. "So wie unsere zwei Liebenden heute morgen ausgesehen haben, gehe ich davon aus, dass der erste Schritt längst passiert ist."
 

"Meinst du wirklich?" fragt nun auch Bakura. Duke nickt.

"Habt ihr nicht gesehen wie verlegen die Beiden drauf waren? Kaiba war nicht einmal in der Lage einen halbwegs spöttischen Kommentar von sich zu geben. Er sich nicht einmal dagegen gewehrt, mit auf´s Klassenfoto zu kommen."
 

Yugi nickt nachdenklich. "Stimmt, er war schon irgendwie anders."
 

"Joey auch." fährt Duke fort. "Die Zwei konnten sich nicht einmal in die Augen sehen."
 

"Und so verhält man sich, wenn man sich geküsst hat?" fragt Mokuba skeptisch.
 

Duke lacht. "Naja, normalerweise vielleicht nicht. Aber unsere zwei Hübschen würden sich ganz sicher so verhalten." befindet er.
 

"Zugegeben, da ist was dran..." sinniert Bakura laut.
 

Duke nickt. "Glaubt mir, die Beiden haben es längst getan." verkündet er mit gelassener Selbstsicherheit.
 

"Na, wenn dem so ist, dann hilft es unserer Sache ja nur weiter." meint Yugi verlegen und sichtlich darum bemüht das Thema zu wecheln. "Dann ist für das Duell gleich alles klar?" Er blickt die Runde fragend an.
 

Duke nickt. "Ich weiß was ich zu tun habe und ich werd sogar meinen Spaß dabei haben."
 

"Und Kaiba wird seine Freude haben mit dir den Boden zu wischen." bemerkt Tristan gehässig. "Wenigstens wird das Duell nicht lange dauern."
 

"Bakura?" fragt Yugi und ignoriert Tristans Kommentar damit vollenst.
 

Der Grauhaarige nickt. "Ich werde Duke nach besten Kräften unterstützen, auch wenn es mir schon ein wenig schwer fällt Joey zu ärgern."
 

"Das muss es nicht, Bakura." meint Yugi. "Joey kommt damit schon klar, er ist hart im Nehmen und wenn es der Sache dienlich ist, du weißt schon..." Der Kleine zwinkert verschwörerisch und Bakura nickt. "Klar, Yugi. Alles für den guten Zweck."
 

"Und was soll ich machen?" will Mokuba wissen.
 

"Du wirst deinen Bruder subtil daran erinnern, dass Joey eigentlich doch ein netter Kerl ist." erklärt Yugi und der Kleine strahlt ihn an. "Das ist kein Problem." entgegnet er. "Du musst einfach ein wenig Partei für Joey ergreifen und dafür sorgen, dass Kaiba die Sticheleien nicht entgehen, aber ich glaube, das werden sie sowieso nicht. Aber sicher ist sicher, nicht wahr?"
 

Mokuba nickt. "Keine Sorge, ich weiß schon wie ich Seto beeinflussen kann." Der Kleine zwinkert.
 

"Dann wäre das auch geklärt." Yugi lächelt zufrieden.
 

"Ich nehme an, Tea ist schon am Werk?" fragt Duke grinsend. Yugi nickt. "Ja, sie ist dabei Joey ein wenig auf die Sprünge zu helfen."
 

"Ich wette, das bekommt sie spielend hin." meint Duke. "So wie sie über Kaiba geredet hat... Da hätte man fast meinen können, dass sie selbst langsam ne Schwäche für den Eisklotz entwickelt." Yugis Augen verdunkeln sich für einen Moment. "Kein Grund zur Sorge, Kleiner." beruhigt ihn Duke, dem der Blick keineswegs entgeht. "Kaiba ist für Joey gepachtet."
 

Bakura lacht. "Alles andere wäre auch zuviel des Guten."
 

"Stimmt." Duke zwinkert. "Um Tea kümmern wir uns beim nächsten Projekt."
 

"Leute, ihr habt echt nen Schaden." brummt Tristan.
 

Duke blickt ihn amüsiert an. "Hab dich nicht so." erwidert der Schwarzhaarige. "Vielleicht bist du auch mal auf unsere Hilfe angewiesen."
 

Entrüstet sieht der Brünette in an. "Auf eure Hilfe verzichte ich! Er weiß mit wem ihr mich dann zu verkuppeln versucht."
 

"Oh, ich habe da schon diverse Ideen..." erwidert Duke und seine Augen funkeln diabolisch. "Und Bakura hat ja das gesammelte Werk von Shakespeare."
 

... denn der Mensch ist ein schwindlicht Geschöpf und damit ists gut.

Ich bin nicht ...

Sechster Aufzug
 

2. Szene
 

Es treten auf: Bakura, Tristan, Duke, Yugi, Joey, Tea, Mokuba, Seto und Roland
 

"Master Kaiba, ihre Gäste sind eingetroffen." teilt Roland mir mit und ich nicke.
 

Es geht also los. Ich schließe kurz die Augen und versuche mich zu sammeln. Heute morgen dachte ich noch, die Welt wäre aus den Fugen. Jetzt weiß ich es mit solch unerschütterlicher Sicherheit. Nein, an diesem Punkt ist kein Entrinnen mehr möglich.
 

Nicht, nachdem ich Joey Wheeler geküsst habe. Zum zweiten Mal.
 

Ich stöhne auf und es kostet mich Kraft aufzustehen. Das Duell. Ich muss mich auf das Duell gegen Devlin konzentrieren, auch wenn es natürlich keiner Konzentration bedarf. Devlin in vier Zügen zu schlagen ist so leicht wie einem Kind einen Lutscher zu stehlen. Nein, eigentlich ist es sogar noch leichter. Was allerdings keineswegs so einfach wird, ist Joey gegenüber zu treten.
 

"Seto!" ruft mich nun Mokuba und ich stöhne erneut auf. "Ich komme." erwidere ich in scharfem Ton und mein kleiner Bruder sieht mich fragend an. "Was ist mit dir, Seto?" will er wissen. Ich mache ein unwirsche Handbewegung und schreite an ihm vorbei. "Bringen wir es hinter uns." sage ich nur und der Kleine folgt mir. "Hab ich dir schon gesagt, dass ich es echt toll von dir finde, dass du Joey hilfst." Mokuba strahlt mich an. Ich presse die Lippen aufeinander und sage nichts. Aber Mokuba redet auch schon weiter. "Ich find es toll, dass ihr euch jetzt so gut versteht."
 

Ich muss all meine Selbstkontrolle aufbringen, um nicht laut aufzuschreien.
 

"Wo ist der Kindergarten?" frage ich stattdessen. Mokuba grinst. "Roland hat sie gerade in die Arena geführt." ist die schlichte Antwort. Ich nicke und mache mich auf dem Weg. Mein kleiner Bruder folgt mir auf den Fersen. "Für dich ist es ein Kinderspiel Duke in vier Zügen zu schlagen." höre ich ihn sagen und in seiner kindlichen Stimme schwingt wieder diese unerschütterliche Heldenverehrung mit. Ich lächele unwillkürlich, auch wenn es bei dieser Sache nun wirklich keines hervorragenden Talentes bedarf. Gegen Devlin benötige ich nicht einmal eine Strategie. Der Typ ist ein...
 

Drittklassiger Duellant?
 

Mitnichten. Er hat nicht einmal Wheelers Potential.
 

Bei dem Gedanken muss ich hart schlucken. Wheeler. Wheelers Potential. Wheelers Küsse. Verflucht, daran darf ich nicht denken. Aber bedauerlicherweise gelingt es mir nicht, diesen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen. Wie sollte es mir auch gelingen nach dem was ich heute morgen getan habe? Ich habe ihn geküsst. Ich, Seto Kaiba. Ich bin einem Impuls gefolgt, was ich ansonsten nie tue. Was hat mich nur dazu veranlasst?
 

Ach ja, ich erinnere mich. Da war dieses starke, unendlich brennende Bedürfnis gewesen es zu tun. Ihn zu küssen. Und bevor ich überhaupt wusste was ich tat, hatte ich es schon getan. Grundgütiger! Für diesen Akt der Spontanität gibt es keine Erklärung. Zumindest keine rationale und die abstrakte Antwort auf die Frage des "Warums" gefällt mir ganz und gar nicht. Nur lässt sie sich nicht von der Hand weisen. Und dieses Mal lässt sich diese Handlungsweise auch nicht totschweigen. Ironie, dass ausgerechnet Muto mich aus dieser pikanten Situation erlöst hat.
 

"Hey Leute!" höre ich Mokuba rufen und seinem freudigen Blick folgend sehe ich den ganzen Kindergarten neben meinem Assistenten stehen. Ich stöhne erneut genervt auf und während mein Bruder fröhlich auf den Dumpfbackenverein los stürmt, streift mein Blick den von Wheeler. Wir werden beide schlagartig rot. Ich sehe die Röte auf seinen Wangen und spüre sie gleichzeitig auf meinen. Verflucht! Ich muss mich wieder unter Kontrolle bekommen.
 

"Ich hätte wohl damit rechnen müssen, dass euer ganzer Verein hier aufkreuzt." sage ich spöttisch und wenigstens klinge ich wieder einigermaßen wie der Alte. Reicht schließlich, dass ich selbst weiß, dass ich es nicht mehr bin.
 

"Freut uns auch dich wiederzusehen, Kaiba." erwidert Gardner ironisch und ich hebe instinktiv eine Augenbraue. Dieses Mädchen ist so... Ach, wen interessiert sie eigentlich? Muto, ich vergass.
 

"Ich hoffe du bist bereit, Devlin." Mein Blick mustert den Schwarzhaarigen kühl. Erst jetzt bemerke ich, dass Wheeler etwas abseits von seinen Freunden steht oder bilde ich mir das gerade nur ein? Und er wirkt... hm, schwer zu beschreiben. Verstört. Ja, er wirkt verstört. Aber darüber sollte ich nun keinesfalls näher nachdenken.
 

"Sind die Vorbereitungen für das Duell abgeschlossen, Roland?" frage ich meinen Assistenten und dieser nickt. "Ja, Sir."
 

Ich wende mich von der Runde ab und gehe zu dem Schaltpult. Als ich meine DuelDisk ergreife, verspüre ich für einen Augenblick wieder diese altbekannte Sicherheit und Ruhe. Ich fühle wie ich mich entspanne und für einen Moment bin ich an einem anderen Ort. Dann reißt Devlins Stimme mich jäh zurück in die Realität.
 

"Los, Kaiba, fangen wir an." drängt er mich. Ich wende mich um und schenke ihm ein kaltes Lächeln. "Du kannst es wohl kaum erwarten." entgegne ich. Er hält meinem Blick gelassen stand und zuckt mit den Schultern. "Die Nummer hier war nicht meine Idee..." sagt er plötzlich und sein Mund verzieht sich zu einem Grinsen. "Wie hätte ich auch ahnen sollen, dass Wheeler wegen so einer Sache bei dir angekrochen kommen würde." Ich brauche den Bruchteil einer Sekunde, um die Bedeutung seiner Worte zu verstehen, doch bevor ich etwas erwidern kann, vernehme ich Wheelers wütende Stimme. "Ich bin nirgendwo hingekrochen, Alter!" zischt er Devlin sichtlich erbost an. Devlin lächelt nur. "Ich muss dir echt ein Dorn im Auge sein, Joey, wenn du dich meinetwegen schon mit Kaiba verbündest." erwidert Devlin bissig. Wheelers Augen schleudern Blitze. "Na, alleine hättest du aber auch keine Chance gehabt." Devlin lacht und ich habe die Befürchtung, dass Wheeler jeden Moment explodiert. Er reckt seine Faust schon bedrohlich in die Höhe. "Können wir anfangen?" unterbreche ich diese lächerliche Darbietung kühl.
 

Devlin grinst mich an. "Hör lieber auf dein neues Herrchen, Joey." Sein Blick wandert von mir zu Wheeler und ich habe den Eindruck, dass wir beide instinktiv etwas zusammen zucken.
 

"Meine Motivation mich mit dir zu duellieren war bislang in Hinblick auf deine Fähigkeiten, sehr gering." bemerke ich sarkastisch. "Aber deine erbärmliche Erscheinung erhöht sie gerade doch etwas, wie ich zugeben muss."
 

Mokuba lacht und Wheeler... Ja, auch Wheeler grinst.
 

"Nehmen sie bitte ihre Positionen ein." sagt Roland mit sachlich-nüchterner Stimme. Ich schreite kerzengerade zu meiner Plattform und bemühe mich dabei Wheeler nicht anzusehen. Etwas, dass mir zum ersten Mal unsagbar schwer fällt. Mokuba folgt mir und auch der Kindergarten setzt sich in Bewegung. Ich aktiviere meine DuelDisk und erstarre als ich sehe wie Wheeler in meine Richtung schlendert.
 

Ich brauche einen Moment, um die Situation zu begreifen. Er kommt auf meine Seite. Wieso? Ach ja, natürlich... in dem Fall ist er ja auf meiner Seite oder ich vielmehr auf seiner. Ich muss nicht betonen wie ungewohnt sich das anfühlt. Zum ersten Mal steht nicht nur Mokuba hinter mir sondern auch das Hündchen während die andern hinter Devlin Position beziehen. Ich fasse mich jedoch schnell wieder und versuche den Umstand zu ignorieren. Er spielt ja auch keine Rolle. Das ist hier ist ein normales Duell und...
 

"Wem willst du etwas vormachen, Seto?" fragt die kleine Stimme in meinem Kopf. "Nichts - absolut gar nichts - hier ist normal und das weißt du auch."
 

Ich beiße mir unwillkürlich auf die Unterlippe. Nun gut, ich kann mich der Illusion nicht hingeben. Das hier ist kein normales Duell und auch ansonsten ist nichts mehr normal. Zum Glück habe ich diese Nummer in wenigen Minuten hinter mir.
 

"Was mich echt mal interessieren würde..." vernehme ich Devlins nervige Stimme und wie immer nimmt er eine so aufgesetzt lässige Position ein, dass ich die Augen verdrehen muss. "Was musstest du Kaiba für seinen Einsatz hier geben?" Er grinst Joey spöttisch an und ich brauche das Hündchen nicht anzusehen, um zu bemerken, dass seine Wut wieder zuflackern beginnt. Er ist wie ein Streichholz bei solchen Dingen. Sofort Feuer und Flamme. Allerdings lässt mich Devlins Tonfall gerade auch nicht kalt. Ich weiß nicht woran es liegt, vielleicht weil ich eine Anzüglichkeit in seine Worte hineininterpretiere, die überhaupt nicht vorhanden ist, aber der Tonfall macht mich wütend.
 

"Um dich von meiner Schwester fernzuhalten ist mir jedes Mittel recht, Duke!" zischt Wheeler neben mir.
 

Duke lacht, aber es ist Bakura, der antwortet. "Das sieht man, Joey. Hätte ich echt nicht von dir gedacht." meint der Grauhaarige und schüttelt den Kopf. "Ausgerechnet Kaiba... Yugi hättest du auch fragen können!!"
 

Ich seufze. "Auch wenn es nichts zur Sache tut, es war meine Idee dieses Duell zu übernehmen." höre ich mich selbst sagen und alle starren mich an. Sogar Wheeler. Verdammt, ich habe mich keineswegs unter Kontrolle. Nicht einmal mit der DuelDisk am Arm. Ich könnte mich selbst ohrfeigen für diese Aussage. "Zudem bin ich der Beste." füge ich hinzu. "Auch wenn selbst ein Kind dich in vier Zügen schlagen könnte, Devlin." Ich hoffe, meine Stimme klingt einigermaßen kalt und gleichgültig.
 

"Jaja... in deinen Träumen, Kaiba." erwidert Duke. "Und seit wann leidest du unter Gedächnisschwund? Oder verdrängst du nach wie vor deine Niederlage gegen Yugi?"
 

Danke, dass du mich daran erinnerst. Ein Grund mehr mit dir den Boden zu wischen, Devlin.
 

Ich presse die Lippen fest aufeinander und ordne meine Karten. Was auch immer dieser alberne Möchtegernduellant mit seinen Provokationen bezwecken will, es wird ihm nicht gelingen mich aus der Ruhe zu bringen. Nein, dazu bedarf es schon anderer Geschütze. Und eins davon steht an meiner Seite. Verflucht, warum denke ich schon wieder daran - an ihn?
 

Und die kleine Stimme in meinem Kopf beantwortet mir die Frage hämisch: "Warum wohl? Weil er etwas in dir geweckt hast, dass du nicht für möglich gehalten hast."
 

Ich erstarre augenblicklich. Fast befürchte ich, dass mir die Karten aus der Hand gleiten. Ist dem so? Hat er das? Aber er ist doch derjenige, der sich verliebt hat, was hat das mit meinen Gefühlen zu tun? Ich schere mich nicht um Gefühle, ich ignoriere sie. Es sei denn es geht um Mokuba. Aber in dem Moment begreife ich schlagartig, dass meine Gefühle auch bei Wheeler nicht ignorieren kann.
 

Niemand außer ihm hat mich je so provozieren können. Selbst Muto gegenüber kannte ich nie solche Wut wie bei den Aufeinandertreffen mit diesem Köter. Muto mag meinen Ehrgeiz herausgefordert haben, aber Wheeler... Wheeler hat es immer geschafft, dass ich die Kontrolle verliere und mich zu albernen verbalen Wortgefechten hinreißen ließ. So war es immer gewesen. Vom ersten Moment an. Bei den Duellen mit Muto war es um die Sache gegangen. Sieg oder Niederlage, aber bei Wheeler, nein, da hatten die Dinge immer anders gelegen. Es war mir nie möglich gewesen ihn zu ignorieren wie Gardner, Taylor oder einen der andern. Ihn habe ich immer wahr genommen, ob ich wollte oder nicht. Keinem anderen von diesem Verein habe ich so viele Kosenamen verpasst und dabei würde es mir nicht an Kreativität fehlen.
 

Wieso?
 

Weil mich schon immer ein Gefühl mit dem Hündchen verbunden hatte?
 

Ich schlucke hart und versuche diese Gedanken abzuschütteln.
 

Roland hat das Duell bereits eröffnet. Devlin macht seinen ersten Zug. Ich muss mich konzentrieren. Es ist irrelevant darüber nachzudenken. Es führt zu nichts.
 

"Die Erkenntnis der selektiven Funktionsweise der Sinne schenkt uns eine wesentliche Einsicht: Wenn wir denken, dann sehen wir nicht! Wenn wir bewußt sehen, dann denken wir nicht!
 

Oh Mann.
 

Ich sollte damit aufhören, Mäeutik bei mir selbst anzuwenden. Böser Fehler. Und nun ist es zu spät. Eindeutig zu spät.
 

"Dein Zug, Kaiba." vernehme ich Devlins Stimme von ganz weit weg.
 

Könnte man von Einfällen beschmutz werden, wer hätte dann noch einen sauberen Fleck?

... was ich bin

Sechster Aufzug
 

3. Szene
 

Es treten auf: Yugi, Tea, Mokuba, Roland, Joey, Seto, Duke, Bakura und Tristan
 

Das Duell hat begonnen und Kaiba wirkt wieder wie ein eisgekühltes, präzise funktionierendes Computerprogramm. Wüsste ich es nicht besser, ich würde ihn tatsächlich für ein solches halten. Aber ich habe inzwischen einen Blick in das System geworfen oder besser gesagt, ich schaffe es, das System lahm zu legen.
 

"Na, Joey, willst du dein Herrchen nicht anfeuern?" feixt Duke und ich verspüre den Wunsch sein Gesicht mit meiner Faust bekannt zu machen. Dieser Typ ist unmöglich. Seit er hier ist, hat er nichts besseres zu tun als mich zu ärgern. Keine Ahnung was das soll, es nervt allerdings langsam und es macht mich wahnsinnig stinkig. Wahrscheinlich ist das eine alberne Retourkutsche, weil ich Kaiba das Duell überlassen habe und er deshalb ganz sicher verlieren wird.
 

Trotzdem... Er wird noch eine Abreibung bekommen.
 

"Du kannst mich mal, Duke!" Ich zeige ihm den Mittelfinger, aber er lacht nur.
 

Verflucht, warum bleibt Kaiba dabei so ruhig? Ihn geht das doch auch was an, oder? Ich meine, es betrifft ihn doch auch irgendwie. Aber er ist wieder hochkonzentriert. Typisch. Dabei würde er Duke sicher mit verbundenen Augen schlagen.
 

"Ich kann dich echt nicht verstehen, Joey." vernehme ich nun Bakuras zaghafte Stimme. "Wie kannst du dich nur mit diesem arroganten, hinterhältigen Eisklotz einlassen?"
 

"Bakura!" Yugi sieht den Freund entrüstet an.
 

"Ist doch wahr, Yugi." verteidigt sich der Grauhaarige. "Das ist doch schon irgendwie... Verrat!"
 

Was? Ich glaub mein Schwein pfeift! Spinnt der??? Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, glotze nur über das Spielfeld zu meinen sogenannten Freunden rüber. Echt, was soll der Scheiß!
 

"Also, so würde ich das nicht nennen..." höre ich Yugi sagen. Immerhin. Wenigstens der Kleine dreht nicht am Rad. Aber Bakura seufzt. "Wir reden hier von Kaiba, Yugi. Deinem Erzfeind! Dem Eisberg der Nation!!" Yugi erwidert nichts und Kaiba, sofern er das Gespräch hören kann, reagiert auch nicht. Unsicher blicke ich zu ihm rüber. Er zuckt nicht mit der Wimper, spielt ruhig und routiniert seine Karten aus. 2. Zug für Duke.
 

"Los, Seto. Zeig ihm wer der Beste ist!" ruft Mokuba neben mir und hüpft auf und ab. "Verteidige die Unschuld von Joeys Schwester."
 

Huch! Hab ich richtig gehört? Ich glaube, mein Kopf geht gerade in Flammen auf. Dieser kleine Knirps... unglaublich. Ich kann nicht umhin zu grinsen. Kaiba als Verteidiger von Serenitys Unschuld. Das wird ja immer besser. Oh Mann, das Universum muss in eine andere Dimension gerutscht sein.
 

"Leicht werde ich es dir nicht machen, Kaiba." Duke lacht und allein der Klang seiner Stimme macht mich gerade wieder sauer.
 

"Ich bitte dich, Devlin." erwidert Kaiba kühl und irgendwie... naja... Ich kann es nicht beschreiben, aber irgendwie ist es jetzt anders ihn so reden zu hören. Vielleicht weil ich dieses Mal auf der anderen Seite stehe. Hm, ich weiß es nicht. Aber bei näherer Betrachtung... Kaiba wirkt wie immer imposant. Und nein, es liegt keineswegs an dem Mantel. Es liegt an seiner ganze Art. Dieses Ruhige, Überlegte... die feingliedrigen Finger, welche die Karten halten und heute morgen noch durch mein Haar strichen.
 

Ich huste unwillkürlich auf. Oh Mann.
 

"Lass dich nicht runtermachen, Duke! Er will dich doch nur verunsichern." sagt Bakura und ich muss daran denken, dass ich normalerweise immer auf der Seite von Kaibas Gegenern stehe, naja, zumindest wenn es um meine Freunde geht. Schon ne strange Stituation und seltsamerweise verspüre ich gerade den Wunsch es Mokuba gleich zu tun und Kaiba...
 

Aber ich kann Kaiba doch nicht anfeuern, oder? Das wäre dann wohl wirklich verrat. Doch ich will doch schließlich, dass er gewinnt, oder? Ich meine, er duelliert sich doch für mich. Also, das alles übersteigt gerade eindeutig meinen Horizont.
 

"Sag mal, Joey, bist du verliebt?"
 

Verdammt, warum fallen mir schon wieder Teas Worte ein? Ich habe sie gerade so erfolgreich verdrängt. Genau wie dieses Gefühl. Aber jetzt ist alles schlagartig wieder da und es ist fast so als würde ich wieder Kaibas Lippen auf meinen spüren.
 

Da soll mal einer nicht verrückt werden.
 

Kann es tatsächlich sein? Entwickele ich eine Schwäche für... Kaiba?Seto? Ich wage es nicht ihn anzusehen. Am liebsten würde ich gerade im Erdboden versinken. Mein letztes bisschen Verstand schnappt gerade über.
 

"Ja, Joey, das tust du... genau genommen hast du es bereits." lacht die Stimme in meinem Kopf vergnügt und mir wird schlecht.
 

Aber...
 

"Wahnsinn, Seto!" ruft Mokuba neben mir begeistert aus und ein Blick auf das Spielfeld zeigt, dass Kaibas Crush Card aktiviert wurde und Duke kein Monster mehr auf dem Feld hat. Ich halte den Atem an.
 

"Hast du nicht gesagt, du wolltest es mir nicht leicht machen, Devlin?" Kaibas Mundwinkel zucken amüsiert.
 

Dukes Augen blitzen gefährlich. "Du eingebildeter Egomane! Das Duell ist noch nicht vorbei." erwidert er, aber ich sehe ihm deutlich an, dass er sich längst bewusst ist, dass es für ihn gelaufen ist. Yugi sagt etwas zu Duke, aber ich verstehe es nicht. Es interessiert mich gerade auch herzlich wenig. Dafür höre ich was Bakura zu Tea sagt. "Kaiba ist und bleibt der gleiche Großkotz."
 

Ist dem so? Nein. Nicht im Mindesten. Sonst würde er sich auch nicht für mich duellieren. Alles was recht ist, aber heute kann man Kaiba diese Dinge nicht unterstellen. Sie treffen einfach nicht zu. Gut, er ist so sarkastisch wie immer, aber Duke ist auch nicht gerade nett, also ist das doch nur fair, oder?
 

"Mach deinen letzten Zug, Devlin." vernehme ich Kaibas gleichgültige Stimme und es trifft mich wie ein Schlag, nein, noch heftiger. Die Wahrheit prallt mit einer solchen Wucht gegen meinen Verstand, dass ich befürchte, ich kippe um. Ich suche Halt an der Wand und muss mich tatsächlich abstützen. Kann es sein...? Ist es tatsächlich so, dass ich...? Wie? Ich meine, warum? Ich verstehe gerade gar nichts mehr. Doch ich glaube, ich verstehe das Gefühl, das mich gerade durchströmt. Es ist unlogisch, widersinnig, verrückt... aber vorhanden. Eindeutig. Und ich verdanke es ganz eindeutig Kaiba. Die Erkenntnis lässt sich nicht leugnen. Es prickelt. Unweigerlich. Unbarmherzig. Und es prickelt sogar noch mehr als Kaiba seinen weißen Drachen aufruft. Ja, es prickelt so sehr, dass ich glaube, es explodiert gleich was in mir. Aus der Perspektive habe ich den Drachen noch nie gesehen, wird mir schlagartig bewusst.
 

Ich schließe unwillkürlich die Augen als Kaiba das Duell beendet. Wie er es vorhergesagt hat. In vier Zügen. Aus der Ferne dringt Rolands Stimme zu mir durch. Roland, der verkündet, dass Kaiba gewonnen hat. Mokuba ruft Setos Namen. Und ich... ich flüstere ihn. Seinen Namen und etwas in meiner Brust hämmert so sehr, dass es nicht gesundheitsfördernd sein kann.
 

"Du wirst mir doch jetzt nicht ohnmächtig werden?" Ich blinzele und blicke direkt in Kaibas Augen. Fuck, sind die blau. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. "Ich... ähm..." Ich bin nicht in der Lage etwas zu sagen, geschweige denn mich zu rühren. Ich stehe einfach da, naja, ich hänge mehr oder weniger in der Luft und sehe in Kaibas Augen. Und da ist er wieder... dieser schöne Mund, diese weichen, warmen Lippen. So nah, zwei Atemzüge trennen uns vielleicht.
 

"Also schön, Joey, du hast gewonnen. Oder besser gesagt, dein Eisklotz von einem Herrchen."
 

Es ist Duke, der redet und resignierend seufzt. Ich nehme es kaum wahr.
 

"Hör auf ihn aufzuziehen, Duke." ermahnt Tea Duke mit ruhiger Stimme. "Joey hat doch nur..."
 

Ich brauche einen Moment, um mich wieder zu fassen. Ich glaube Kaiba geht es genauso. Nur langsam entfernt er sich von mir und ich kann sehen wie er die Maske wieder aufrichtet. Faszinierend beobachte ich wie seine Züge und auch seine Augen wieder diesen gleichgültigen Ausdruck bekommen. Mein Herz schlägt immer noch viel zu schnell.
 

"Glückwunsch, euch beiden." Yugi tritt zu uns und lächelt sowohl mich als auch Kaiba an. Ich spüre wie meine Wangen wieder zu brennen beginnen. "Ähm... danke, Yugi." Verlegen kratze ich mir am Kopf. Kaiba erwidert nichts. Habe ich allerdings auch nicht erwartet.
 

"Du bleibst trotzdem ein eingebildeter Egomane." Duke grinst und ich weiß, dass es eigentlich nur Spaß ist, aber ich fasse es in dem Moment nicht als solchen auf. Mein Denken hat ausgesetzt, zugegeben, keine große Kunst bei mir, jedenfalls ist plötzlich alles weg und es kommt mir fast vor als hätte mein Geist meinen Körper verlassen und würde das Folgende was geschieht als unbeteiligter Beobachter betrachten.
 

Ich sehe mich selbst, ja... wie ich die Faust in die Höhe reiße und Duke anzische. "Verdammt, Duke, lass ihn endlich in Ruhe!" zische ich meinen Freund an und sehe wie sich seine Miene kaum merklich verändert. Meine Faust ist seinem Gesicht so nahe und fast spüre ich sie schon auf seiner Haut. Vage nehme ich wahr, dass Bakura Duke ein wenig zurück zieht und zugleich wird mein Arm unsanft gepackt. Schraubstockartig schließen sich Kaibas Finger um mein Handgelenk und dumpfer Schmerz durchzuckt mich. Als ich meinen Blick zu ihm hebe, ist sein Blick ruhig und sicher, aber auch... Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich nahe dran war, Duke eine reinzuhauen. Entgeistert starre ich Kaiba an und in dem Moment weiß ich es... Ich vermute es nicht nur, es wird mir plötzlich so klar als stünde es vor mir geschrieben.
 

Ich schlucke.
 

Scheiße, Tea hat Recht.

Ich bin verliebt.
 

Ich schwör es bei Amors stärkstem Bogen, bei seinem besten, goldgespitzten Pfeil

Bereit sein ist alles!

Sechster Aufzug
 

4. Szene
 

Es treten auf: Bakura, Tristan, Yugi, Tea, Duke, Mokuba und Roland
 

"Ich würde sagen - Volltreffer." Duke grinst.
 

Tea nickt. "Ich muss zugeben, ich hatte meine Zweifel, was diese Idee anbelangt, aber es hat tatsächlich so funktioniert wie Atemu es voraus gesagt hat."
 

"Ihr habt eure Rollen aber auch gut gespielt." meint Yugi an Duke und Bakura gewandt.
 

Duke lacht. "Was ja nicht unbedingt eine große Schwierigkeit war... Kaiba ist schließlich ein eingebildeter Egomane, dabei bleibe ich auch."
 

Bakura lächelt verlegen. "Naja, ich kam mir schon etwas gemein vor... Vor allem als ich Joey als Verräter beschimpft habe."
 

Tea legt ihm freundschaftlich die Hand auf den Arm. "Ach, ich glaube, dass hat unser Joey längst vergessen. So wie er Kaiba vorhin angesehen hat, glaube ich, dass er im Moment andere Dinge im Kopf hat."
 

"Wie meinst du das, Tea?" will Yugi erstaunt wissen.
 

"Ach, Yugi." Das Mädchen bedenkt ihn mit einem gutmütigen Blick. "Bei Joey hat es eben Klick gemacht."
 

"Klick?" Der Kleine sieht sie fragend an. Duke lacht kurz auf. "Was Tea sagen will, Joey hat gecheckt, dass er verliebt ist." klärt Duke ihn auf. "Ach so." Yugi lächelt verlegen.
 

"Jetzt müssen wir nur noch hoffen, dass es bei Kaiba auch so ist und dass einer der Beiden es schafft den ersten Schritt zu tun, sofern er noch nicht getan wurde." Duke sieht die Runde siegessicher an.
 

"Nachdem Eindruck, den die Beiden vorhin gemacht haben, würde ich dir Recht geben was den Kuss anbelangt. Ich glaube auch, dass sie den Punkt schon hinter sich haben." meint Tea und Duke strahlt.
 

"Also, Seto verhält sich schon ziemlich komisch seit ihr zurück seid." Mokuba kichert. "Und wie er vorhin Joey angesehen hat..."
 

Kaibas Assistent nickt. "Dem stimme ich zu. Und wenn ich hinzufügen darf, die Tatsache, dass Joey Wheeler augenblicklich noch bei Master Kaiba ist, spricht für sich."
 

Tea nickt. "Wie konntest du dich eigentlich loseisen, Mokuba?"
 

Der Kleine grinst. "Offiziell habe ich gerade Basketballtraining." erklärt Kaiba junior mit einem fast schon diabolischen Grinsen auf seinem sonst so unschuldigen Gesicht.
 

"Verstehe." Tea zwinktert ihm zu. "Dann sind Joey und Kaiba jetzt also alleine."
 

"Na, dann drücken wir mal die Daumen, dass sie was daraus machen." meint Duke lässig.
 

Tristan stöhnt genervt und Bakura grinst. "Ich schätze, sie müssen erstmal damit klar kommen, dass sie verliebt sind." sagt der Grauhaarige und sein Blick wird nachdenklich. "So gesehen ist das ja schon ein ziemlicher Hammer - für alle beide. Wobei ich glaube, dass es Kaiba noch ärger trifft. Allein die Erkenntnis, dass er sich verlieben kann, müsste ihn aus der Bahn reißen und dann auch noch in Joey..."
 

Duke zuckt mit den Schultern. "Hauptsache er checkt es." befindet der Schwarzhaarige. "Und was den Rest anbelangt, da setze ich mein Vertrauen ganz in Joey. Er ist ohnehin der Extrovertiertere von beiden."
 

Tea kichtert. "Ich wäre jetzt zu gern dabei... Ehrlich, Jungs. Es ist bestimmt total süß, wenn sie sich jetzt gegenüberstehen und nicht nur denken, dass der andere verliebt ist, sondern auch selbst verliebt sind."
 

"Bakura, wie müsste es jetzt laufen, wenn es nach deiner Geschichte geht?" will Duke wissen.
 

Bakura lächelt. "Dann sind die Beiden jetzt an dem Punkt wo sie sich ihre Liebe gestehen." antwortet der Junge.
 

Yugi seuftz. "Leider können wir das ja nicht miterleben."
 

Tea nickt. "Wirklich zu schade." Das Mädchen lächelt.
 

"Solange sie es tun, können wir zufrieden sein." meint Yugi.
 

"Finde ich auch. Wir erfahren es schon noch früh genug." stimmt Mokuba fröhlich zu. "Oh Mann, ich bin gespannt, wie Seto nachher gelaunt ist, wenn ich zurückkomme."
 

Abgesehen von Tristan lacht die Runde.
 

"Dann können wir im Moment also nur abwarten." Yugi nickt. "Ja, jetzt liegt es allein an den Beiden. Die Vorarbeit ist geleistet."
 

"Ich hoffe nur, dass Kaiba sich seine Gefühle eingestehen kann." Tea seufzt. "Joey kann es, da bin ich sicher. Ich glaube sogar, dass er heute nachmittag nahe dran war, sich mir anzuvertrauen."
 

"Was?" Duke sieht das Mädchen erstaunt an. Sie nickt. "Ja, ich hab ihn gefragt, was mit ihm los sei und er hat rumgedruckst, also wollte ich wissen ob er vielleicht verliebt ist..." Tea zwinkert. "Gesagt hat er nichts, aber es war ihm deutlich anzusehen, dass er in dem Moment darüber nachdachte und wohl auch zu einem Schluss kam."
 

Yugi wendet sich an Mokuba. "Welchen Eindruck hattest du von deinem Bruder bevor wir gekommen sind?"
 

Mokuba legt den Kopf schief. "Naja, er war schon irgendwie angespannt. Anders als sonst und das lag nicht an dem Duell. Ich hab versucht, ihn ein wenig über den Ausflug auszufragen, doch er wollte nichts erzählen." berichtet Mokuba. "Als ihr eingetroffen seid, war er jedenfalls sehr in Gedanken."
 

"Und wenn ich hinzufügen darf," meldet sich Roland zu Wort. "Ich hatte während dem Duell den Eindruck, dass er sich gar nicht richtig konzentrieren konnte. Die Gegenwart von Joey Wheeler schien ihn aus der Fassung zu bringen, doch natürlich lässt Master Kaiba sich so etwas nur sehr schwer anmerken."
 

Mokuba nickt. "Ich weiß, dass er Joey im Grunde mag, auch wenn er immer so tut als wäre es nicht so. Er schätzt seinen Kampfgeist, deshalb kann er ihn auch nie ignorieren. So wie er es bei euch macht."
 

"Deshalb passen die Beiden ja auch so perfekt zueinander." Yugi lächelt.
 

Tristan stöhnt. "Mal abgesehen davon, dass sie beide Männer sind..."
 

"Ach, Tristan, sei doch nicht so prüde. Das ist doch vollkommen egal." meint Tea. Duke nickt. "Wo die Liebe hinfällt, Alter."
 

Tristan verdreht die Augen. "Von Hinfallen kann hier ja keine Rede sein, oder?"
 

Duke grinst. "Manche Leute brauchen eben Hilfe." erwidert er gelassen und Tristan schnaubt verächtlich, sagt aber nichts dazu.
 

"Wie dem auch sei, sie haben es jetzt erkannt, jetzt müssen wir einfach darauf vertrauen, dass sie was damit anfangen können." sagt Bakura ernst. Yugi nickt wieder. "Das sehe ich auch so. Es ist jetzt allein an den Beiden." stimmt er dem Freund zu.
 

"Und falls sie es nicht hinbekommen, tja, dann müssen wir eben drastische Maßnahmen ergreifen." befindet Duke. Tea sieht ihn fragend an. "Und die wären?" will sie wissen.
 

Der Schwarzhaarige lacht. "Wir täuschen Joeys Entführung vor, dann wird Kaiba sicherlich reagieren. In solchen Situationen hat er seine Emotionen doch nicht unter Kontrolle, oder?" Mokuba nickt. "Ja, wenn es um einen geliebten Menschen geht, dann kann Seto nicht an sich halten."
 

"Dann hoffen wir mal, dass sie es auch ohne so eine Aktion hinbekommen." meint Tea zuversichtlich. Yugi nickt.
 

Tristan seufzt. "Falls es noch keiner von euch bemerkt haben sollte, in eurer hübschen Geschichte bekommen die Streithähne raus, dass sie verarscht worden sind." Er grinst die Freunde hämisch an.
 

Bakura nickt. "Ja, aber dann ist es zu spät und sie fügen sich." erwidert er ruhig. Tristan zuckt mit den Schultern. "Tja, mag sein, aber wir befinden uns immer noch in der Realität. Und ich glaube nicht, dass Kaiba sich fügen wird, wenn er herausfindet, dass er manipuliert worden ist."
 

Duke macht eine wegwerfende Geste. "Die Zwei werden es nie erfahren."
 

"Wer´s glaubt..." Tristan seufzt wieder. "Leute, ihr seid am Arsch."
 

"Denkt ihr denn, sie würden uns überhaupt erzählen, wenn es... naja, passiert ist?" fragt Tea plötzlich. Yugi überlegt. "Schwer zu sagen..."
 

"Mir wird Seto das ganz sicher sagen. Wir haben keine Geheimnisse voreinander." meint Mokuba entschieden.
 

"So was können die nicht für sich behalten!" mischt Duke sich wieder ein. "Ok, Kaiba vielleicht, aber Joey - niemals."
 

Tea lacht. "Nein, Joey würde das nicht für sich behalten können."
 

"Wisst ihr was, Leute?" fragt Bakura und die anderen sehen ihn erwartungsvoll an. "Ich freue mich zum ersten Mal wahnsinnig auf die Schule morgen."
 

Duke nickt. "Stimmt, ich kann es auch nicht erwarten die Beiden dann zu sehen."
 

Yugi blickt die anderen nachdenklich an. "Ich bezweifle, dass wir ihnen morgen viel ansehen werden. Ich denke, die Beiden werden ein wenig Zeit brauchen das zu verdauen bevor sie jemand anderen daran Teil haben lassen."
 

"Aber die ersten Zeichen der Leidenschaft werden wir ganz sicher erspähen." Duke lacht vergnügt. "Schade nur, dass wir für unseren Dienst wahrscheinlich nie gewürdigt werden."
 

Tristan verdreht erneut die Augen. "Kaiba hat Recht - wovon träumst du, Duke?"
 

Der Schwarzhaarige zuckt unbekümmert mit den Schultern.
 

So ist der Mensch; heute bringt er die zarten Blätter der Hoffnung hervor, morgen ihre Blüten.

Ein tiefer Fall führt ...

Sechster Aufzug
 

5. Szene
 

Es treten auf: Roland, Seto und Joey
 

Roland sieht mich erwartungsvoll an und ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass er auf eine Antwort wartet.

Ich schüttele den Kopf. "Danke, ich brauche nichts mehr." sage ich abwesend und er nickt.
 

"Dann werde ich Master Mokuba nun zu seinem Training fahren, Sir." sagt er und ich nicke.
 

Als die Tür hinter meinem Assistenten ins Schloss fällt, bin ich mit Wheeler allein. Die Show ist vorbei und der Kindergarten abgezogen, aber Wheeler sitzt auf meiner Couch und macht einen vollkommen verstörten Eindruck. Dabei sollte er sich eigentlich freuen. Immerhin habe ich das Duell für ihn gewonnen und die Unschuld seiner Schwester verteidigt, wie Mokuba es ausgedrückt hat. Unglaublich. Ich habe tatsächlich gerade nicht nur ein Duell für Wheeler geführt, sondern auch für die Ehre von Serenity gekämpft. Meine Nerven. Wie tief bin ich nur gesunken? Wo ist meine Würde geblieben? Ach ja, die habe ich scheinbar aufgegeben als ich mich...
 

Ich massiere mir unwillkürlich die Schläfen und versuche wieder ruhig und gleichmäßig zu atmen. Wheelers Gegenwart macht mich allerdings nervös. Besonders nach meiner jüngsten Erkenntnis.
 

So schwer es mir auch fällt mir das einzugestehen, ich habe tatsächlich Gefühle für das Hündchen. Gefühle, die ich eigentlich nicht näher spezifizieren will und auch nicht sollte, die allerdings nicht zu leugnen sind und die ich sicherlich nicht innerhalb der nächsten 24 Stunden wieder los werden kann, besonders wenn besagtes Hündchen weiterhin auf meiner Couch sitzt.
 

Ich seufze und er hebt langsam den Kopf.
 

"Wheeler." Seine Braunen Augen sehen mich unschlüssig an. Irgendwas in seinem Blick irritiert mich vollkommen. Ich stutze einen Moment und bin unfähig weiter zu reden. Es dauert einen Augenblick bis ich mich wieder gefasst habe und meine Aussage treffen kann.
 

"Es geht mich sicherlich nichts an, aber müssest du nicht vor Freude einen deiner obligatorischen Luftsprünge vollführen anstatt wie ein begossener Pudel auf meiner Couch zu sitzen und den Kopf hängen zu lassen?" Meine Stimme klingt wieder einmal so fremd und zittrig, dass ich es kaum ertrage mich selbst reden zu hören.
 

Er schluckt. Dann zuckt er leicht mit den Schultern und ich schließe unwillkürlich die Augen. Dieser Junge treibt mich noch in den Wahnsinn. Was hat er jetzt schon wieder? Er müsste doch glücklich und zufrieden sein. Aber nein. Verflucht, was ist denn los? Dann fällt bei mir der Groschen.
 

"Machst du dir Gedanken wegen den unqualifizierten Kommentaren, die diese Dumpfbackenpatrouille von sich gegeben hat?" will ich wissen.
 

Herrgott, er wird doch nicht ernsthaft über den Unsinn nachgrübeln, den diese Kinder gesagt haben? Wobei ich schon zugeben muss, dass mich einige der Bemerkungen etwas irritiert haben. Von wegen Herrchen. Das passt eigentlich gar nicht zu diesem Kindergarten. Und Wheeler nur wegen seiner Zusammenarbeit mit mir als Verräter zu bezeichnen... Aber ich habe es ihm ja stets gesagt, dieser Versagerhaufen ist und bleibt erbärmlich.
 

Er sagt immer noch nicht und langsam verliere ich die Geduld.
 

"Wheeler." presse ich hervor und spüre wie mein Pulsschlag sich langsam beschleunigt. "Wenn du mir nicht sofort sagst, was mit dir los ist, dann..." Ich breche ab als ich etwas in seinen Augen aufflackern sehe. Er ist leicht zusammen gezuckt und dabei habe ich nun wirklich nichts schlimmes gesagt. Ja, ich habe mich bemüht mich zu beherrschen, aber ein ruhiger Wheeler ist so dermaßen verwirrend und verstörend, dass ich einfach nicht weiß wie ich mit ihm umgehen soll. Darüber hinaus habe ich ohnehin augenblicklich keine Ahnung wie ich mich in seiner Nähe verhalten soll. Jetzt wo ich dieses Gefühl mit ihm in Verbindung bringe.
 

Grundgütiger. Wie und wann ist das nur passiert? Dass ich mich verliebe, ist schon ein schwerer Schlag, aber dass es ausgerechnet Wheeler treffen muss... Warum Wheeler bei allen Göttern?
 

Und er wagt es tatsächlich immer noch zu schweigen.
 

"Ich warte." Ich atme schwer und er schluckt. "Es hat nichts mit den anderen zu tun." sagt er schließlich. Na endlich. Ein Lebenzeichen. Ich atme erleichtert auf und sehe ihn erwartungsvoll an. Er hat den Blick wieder gesenkt und ich glaube, seine Hände zittern. Wieso zittert der Kerl? Was hat er denn nur? Ich verhalte mich doch wahrhaftig human.
 

"Kaiba." vernehme ich nach einigen Minuten seine unsichere Stimme und ich spüre wie sich etwas in mir zusammen zieht. Ich mag es nicht, wenn er so klingt. Das passt einfach nicht zu ihm. Er soll fröhlich sein, wegen mir auch aufbrausend... ja, wenn es sein muss, soll er auch mit niveaulosen Ausdrücken um sich schmeißen, aber diese zittrige Stimme, das ist zu viel. Es verunsichert mich, wenn er so ist und dann klingt meine Stimme auch fremd und zittrig, wenn ich ihm antworte und so sind wir einfach nicht. Das passt nicht zu uns.
 

Aber was zum Teufel sind wir eigentlich?
 

"Na, Joey, willst du dein Herrchen nicht anfeuern?"
 

Devlins Stimme hallt in meinem Kopf wider. Bin ich das? Sein Herrchen? Sieht er mich so?
 

"Ja?" Gott, wie unsicher ich klinge. Selbst ihm entgeht es nicht. Vorsichtig hebt er den Blick. Er kaut auf seiner Unterlippe und scheint zu überlegen. Für einen Moment wünschte ich mir, dass Mokuba hier wäre. Oder Roland. Ja, sogar irgendeiner dieser kleinen Freaks.
 

"Kaiba." sagt er noch einmal und jetzt atmet er schwer. Ich spüre wie mich erneut dieses Prickeln erfüllt. Mein Herz schlägt mir wieder bis zum Hals. Ich taumele einen Schritt zurück bis ich mit dem Rücken an meinen Schreibtisch stoße. Erleichtert stütze ich meine Hände auf den Tisch und bin froh ein wenig Halt hinter mir zu haben.
 

Er schluckt wieder. "Ich..." hebt er zaghaft an. "Ich wollte Duke vorhin eine reinhauen. Echt jetzt." Ich nicke unwillkürlich. Das weiß ich doch längst, ich war schließlich dabei. Was zur Hölle versucht er mir zu sagen?
 

"Offensichtlich." erwidere ich mit belegter Stimme. "Und bei Devlins heutigem Verhalten kann ich das auch nur allzu gut nachvollziehen." Er seufzt und seine Schultern sinken ein kleines Stückchen. Warum kann mein Herz nicht normal schlagen? Ist das zuviel verlangt? Normal funktionierende Körperfunktionen? Wenn mein Verstand schon nicht mehr richtig arbeitet, dann könnte doch das wenigstens funktionieren, oder?
 

Seine nächsten Worte treffen mich vollkommen unvorbereitet und wieder einmal schafft es Wheeler mich meiner Fassung zu berauben. Ich müsste mich wirklich langsam daran gewöhnt haben.
 

"Deinetwegen." höre ich ihn sagen und starre ihn ungläubig an. Ich verstehe kein Wort, habe keinerlei Ahnung auf was er hinaus will. Bevor ich etwas erwidern kann, trifft mich sein Blick. Seine braunen Augen funkeln gefährlich und ich verspüre den Wunsch zurück zu weichen, aber der Schreibtisch nimmt mir jede Rückzugsmöglichkeit. Sein Blick schleudert förmlich Blitze und es dauert einen Moment bis ich begreife, dass es Verzweiflung ist, die in seinen Augen liegt. Doch die Erkenntnis verwirrt mich nur noch mehr. Ich presse die Lippen aufeinander und sehe ihn wortlos an. "Ich wollte ihm deinetwegen eine verpassen." erklärt er mir wütend. Ich starre ihn nur an. Meine Gedanken überschlagen sich.
 

Ich verstehe nicht, was ich mit seiner Wut auf Devlin zu tun habe. Die inpertinenten Kommentare dieses Subjekts haben mich nicht berührt. Warum sollten sie auch? Mir ist es gleichgültig was dieser Typ von mir denkt.
 

"Was musstest du Kaiba für seinen Einsatz hier geben?"
 

Ich blinzele.
 

Wheeler hat sich wieder ein wenig aufgerichtet. "Willst du nicht wissen warum?" fragt er mich.
 

Ich seufze und tue ihm den Gefallen. "Nun gut, warum?" Er lacht und es ist kein typisches Joey-Wheeler-Lachen. Nein, dafür ist es zu bitter. Es versetzt mir einen dumpfen Stich. Er atemt tief durch und schließt kurz die Augen. Immer noch sehe ich ihn unschlüssig an. Alles, wirklich alles, was hier gerade passiert irrtiert mich zunehmend und dieses Gefühl, dass sich schleichend meiner bemächtigt und dass ich nicht auszublenden vermag, liegt mir wie ein Stein im Magen. Zumindest habe ich diesen Eindruck.
 

"Weil..." hebt er mit bebender Stimme an. "Weil ich mich verliebt habe." Mein Herzschlag setzt für den Bruchteil einer Sekunde aus und genau in diesem Bruchteil öffnet er die Augen und sieht mich an. "In dich, Kaiba." Immer noch liegt Verzweiflung in seinen Augen und nun verstehe ich auch. Er ist am Abgrund. Waren es nun Devlins provozierende Worte oder sonst irgendetwas, das passiert ist, er steht am Abgrund und er kann nichts anderes tun als ich hinein zu stürzen.
 

Und ich... ich bin sein Abgrund. Das wird mir schlagartig klar, als ich das Häufchen Elend auf meiner Couch mustere. Er mag sich vorgenommen haben, mir nicht zu sagen was er fühlt, aber scheinbar ist ihm das doch nicht möglich und sich mir zu offenbaren, ist wohl sicher das Schwerste, was er je getan hat. Weil er damit rechnet, dass ich ausraste. Weil er davon überzeugt ist, dass ich ihn niedermachen werde. Unwillkürlich muss ich lächeln.
 

Dieses alberne Hündchen.
 

"Ich weiß." erwidere ich ruhig und er starrt mich ungläubig an.
 

Ich seufze und löse mich von meinem Schreibtisch. Ein, zwei Schritte und ich bin bei ihm. Ängstlich und verwirrt zugleich blickt er zu mir hoch.
 

"Du bist ein albernes Hündchen, Wheeler." sage ich und wie von selbst streifen meine Finger ihm eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. "Wir sind beide albern." füge ich hinzu. Er blinzelt. Ich reiche ihm die Hand und er betrachet sie einen Moment lang unschlüssig. Schließlich legt er seine hinein und ich ziehe ihn auf die Beine. Ich glaube, in einer solchen Situation ist die gleiche Augenhöhe angebracht, aber deshalb werde ich natürlich nicht in die Knie gehen. Sein Blick ist immer noch unsicher und meine Knie sind seltsam weich. Ich befürchte, dass ich auch gleich anfange zu zittern. Es ist aber auch wirklich verstörend. Noch vor ein paar Tagen hätte ich ihm am Liebsten den Hals umgedreht und jetzt?
 

"Wir sind beide albern, Joey." sage ich leise. "Ja?" fragt er sichtlich irritiert nach. Ich seufze. "Ich befürchte, unser Modus hat sich radikal verändert." Für einen Moment scheint er über meine Worte nachzudenken. Dann gibt er ein kaum hörbares "Oh" von sich und ich kann nicht anders, ich küsse ihn. Zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Stunden, nur dass ich mir dieses Mal im Klaren darüber bin was ich tue. Zugegeben, ich verstehe es nach wie vor nicht ganz, aber augenblicklich tut es nichts zur Sache. Unser Modus hat sich eben geändert. Warum auch immer. Die bisherigen Regeln der Feindschaft bestehen nicht mehr. Aber Regeln sind auch da, um gebrochen zu werden. Das habe ich Mokuba schon oft gesagt. Zudem... für einen Seto Kaiba gibt es keine unumstößlichen Regeln.
 

Nun gut, ich bin also verliebt. In Joey Wheeler. Ich habe schon viel überlebt, also werde ich auch das überstehen. Und als das Hündchen meinen Kuss unsicher erwidert, weiß ich zwar, dass diese Situation eklatant, kurios und definitiv abnormal ist, aber auch, dass es sich verdammt gut anfühlt.
 

Als ich sagte, ich wolle als Junggeselle sterben, dacht ich es nicht zu erleben, daß ich noch...

... oft zu höherm Glück.

Sechster Aufzug
 

6. Szene
 

Es treten auf: Seto und Joey
 

Die Worte sprudeln aus mir raus ohne, dass ich weiß was gerade passiert. Ich weiß nur, dass ich sie sagen muss. Nicht, weil er eine Erklärung für mein Verhalten erwartet. Also soweit sind wir noch nicht, dass ich die Erwartungen von Kaiba schlagartig erfüllen will, aber naja, ich habe einfach das Gefühl, dass die Worte raus müssen und da wir gerade allein sind...
 

"In dich, Kaiba."
 

Ich schlucke und wage es nicht ihn anzusehen.
 

Es zu fühlen, ist strange. Es zu sagen, ist noch stranger. Aber ihn dabei anzusehen, nein, das bringe ich nicht.
 

"Ich weiß." erwidert er schließlich und ich zucke kaum merklich zusammen.
 

Hm? Er weiß es? Woher weiß er das denn? Aber gut, Kaiba weiß ja bekanntlich alles. Für einen Moment kommt mir der Gedanke, ihm zu sagen, dass ich weiß, dass er schon vorher verliebt war - in mich, aber ich verkneife es mir und es erscheint mir nach so einer Offenbarung auch irgendwie... unangebracht. Also halte ich die Klappe und warte. Ich überlasse ihm den nächsten Zug. Ja, soll sich doch Mr. Ich-kann-alles-und-dass-besser-als-jeder-andere um die nächsten Schritte kümmern. Ich habe ohnehin keinen Plan, wie ich mit dem ganzen Umgehen soll.
 

Ich meine... Kaiba, echt? Dass ich verliebt bin, ist ja schon was neues für mich. Ich war nämlich noch nie wirklich verliebt. Gut, ich habe ein paar Mädchen hinterher gesehen und auch vielleicht ein bisschen für Mai geschwärmt, aber jetzt bin ich verliebt. Das ist was ganz anderes. Viel größer und so. Mit Prickeln und rebellierendem Magen. Ein ganz anderer Fall. Und es ist nicht so einfach damit umzugehen. Echt jetzt. Zumal ich mich in Kaiba verliebt habe.
 

Warum ausgerechnet Kaiba?
 

Die Erkenntnis verkraften zu müssen, steht auf einem ganz anderen Blatt. Verliebt in meinen Erzfeind. Das klingt wie aus einer dämlichen Tv-Schnulze.
 

Und naja, die Tatsache, dass Kaiba ein Kerl ist und ich somit scheinbar auf Männer stehe ist auch irgendwie komisch. Gut, ich habe mir noch nie groß Gedanken darüber gemacht, welches Geschlecht ich bevorzuge, aber hey, ich bin davon ausgegangen, dass Joey Wheeler Frauen bevorzugt. Wie das normal auch so ist. Aber was ist schon normal? Es ist sicher vollkommen bizarr auf Kaiba zu stehen. Gott, ich kann mir schon vorstellen was die andern dazu sagen! Unwillkürlich muss ich an Tristan denken. Der wird das nie verkraften, dass ich jetzt... schwul bin. Oh Mann. Ich bin tatsächlich schwul. Und schlimmer noch, ich stehe auf Kaiba.
 

WIESO?
 

Sekunden lang passiert nichts. Dann nehme ich deutlich seine Schritte und dann steht er vor mir. Unsicher blicke ich zu ihm auf und schlucke schon wieder.
 

Ok, ok, langsam checke ich wieso. Der Kerl hat einfach ne Ausstrahlung, die zum niederknien ist. Das liegt an diesen verdammten Augen. Und irgendwie war ich doch immer schon etwas masochistisch veranlagt, oder?
 

"Du bist ein albernes Hündchen, Wheeler." meint er leise und seine Finger streichen mir zaghaft eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Dann reicht er mir seine Hand und einen Moment starre ich auf die feingliedrigen, weißen Finger. Perfekt manikürt natürlich. Und eine Haut wie Marmor. Dann lege ich meine Hand in seine und eine Sekunde später stehe ich auf den Beinen. Etwas verblüfft sehe ich ihn an. Ich hätte ihm solche Kraft gar nicht zugetraut, aber gut. In seinen Augen funkelt es amüsiert. ""Wir sind beide albern, Joey." sagt er und ich spüre seinen warmen Atem auf meiner Haut. "Ja?" frage ich ziemlich dämlich. Er seufzt. "Ich befürchte, unser Modus hat sich radikal verändert." höre ich ihn sagen und einen Moment lang hallen die Worte in meinem Kopf wieder.
 

Ja, so kann man es wohl ausdrücken. Radikal, das trifft es voll. Aber zwischen uns waren die Dinge immer schon radikal. Also kann es auch nur radikale Veränderungen geben. So sind wir eben. Feuer und Wasser, ähm, Eis. Zwei Kehrseiten einer Medaille. Und doch... in dem Moment sind wir wohl gar nicht so verschieden. Ich meine, er fühlt doch genauso, oder? Aber wir haben doch eigentlich immer gleich getickt. Schließlich hat er sich auch mit keinem lieber gestritten als mit mir. Vielleicht verlagern sich unsere Wortgefechte nur auf eine andere Ebene?
 

Ich weiß nicht so recht was ich sagen soll, also mache ich nur "Oh." Er lächelt und dann... dann beugt er sich zu mir, schiebt mein Kinn mit seiner freien Hand etwas hoch und tja, er küsst mich. Kaiba küsst mich. Schon wieder. Und es ist immer noch gut. Also, er kann es tatsächlich. Es löst natürlich schlagartig dieses Prickeln aus. Einfach nur wow und ich glaube, es ist so wie es sich die Hühner in der Schule vorstellen, wenn sie an Küsse von ihm denken. Ok, keine Geigen, keine Musik, aber es prickelt ganz schön und ich bekomme weiche Knie.
 

Keine Ahnung wie lang der Kuss insgesamt dauert, mein Zeitgefühl bleibt auf der Strecke. Mir kommt es lange vor, aber das heißt ja nichts. Als er sich von mir löst, öffne ich langsam wieder meine Augen und sehe direkt in seine. Ich schlucke unwillkürlich und stelle fest, dass er noch immer meine Hand hält. Er bemerkt meine Irritation und meint lakonisch: "Damit du nicht wieder die Flucht ergreifst." Als ob ich das vorhätte! Ich könnte nicht mal, wenn ich wollte. Meine Beine sind Butter. BUTTER. Ich glaube, ich grinse ihn an. "Also, es ist nicht so als würde man einen Kühlschrank küssen." bemerke ich und sehe wie seine Brauen sich irritiert zusammen ziehen. Jetzt bin ich sicher, dass ich grinse. "Wollt ich nur anmerken." sage ich leise. "Beruhigend." erwidert er und seine Stimme ist ein wenig heiser, was mich unweigerlich an den Gedanken erinnert, dass Kaiba sexy ist.
 

"Beim dritten Kuss noch rot zu werden, erscheint mir etwas übertrieben." stellt er nüchtern fest und ich befürchte, dass ich noch mehr anlaufe. "Kommt drauf an wen man küsst." kontere ich, was mir beim aussprechen allerdings nicht mehr ganz so schlagfertig erscheint. Er lächelt und ist immer noch nur einen Atemzug von meinem Gesicht entfernt. Und immer noch irritiert mich diese Nähe.
 

Wieder sehen wir uns schweigend an und ich habe den Eindruck, dass keiner von uns so recht weiß wie er mit der neuen Lage umgehen soll. Ok, wir sind albern. Das haben wir festgestellt, aber was heißt das jetzt genau? Tja, wenn ich das wüsste. Irgendwie hab ich so ne Ahnung, dass dieses ... und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. nicht so recht passt. Unwillkürlich muss ich lachen. Stirnrunzend und auch ein wenig skeptisch, wie es nun einmal seiner Natur entspricht, sieht er mich an. Ich fasse mich sofort wieder. Ich glaube kaum, dass es gut ist, wenn ich in der Situation weiterhin lache. In Teas Zeitschrift stand auch so was drin.
 

"Ähm... ja." stammle ich verlegen. "Was?" fragt er und auch wenn sein Tonfall keineswegs kühl ist, hat er doch wie immer etwas scharfes, schneidendes. Also verrate ich ihm meinen Gedanken etwas verlegen. Er verzieht spöttisch den schönen Mund. "Ihr habt wirklich einen Hang zu Märchen." stellt er fest. Ich zucke leicht mit den Schultern. "Und nun?" frage ich unschuldig, schließlich weiß ich, dass er keinen Plan hat. Im Grunde müsste er noch überforderter sein als ich. Immerhin ist er Seto Kaiba, der Typ, der keinerlei Ahnung von zwischenmenschlichen Beziehungen hat, es sei denn es handelt sich um geschwisterliche Bande und selbst da habe ich so meine Zweifel.
 

Aber er scheint ernsthaft zu überlegen. "Pattsituation." sagt er nach einer Weile und ich brauche einen Moment, um ihm folgen zu können. Ok, das kann man gelten lassen. Wir haben uns beide matt gesetzt, ist ja mal was neues. Kein Sieger, kein Verlierer. Damit kann ich leben.
 

"Du bist also verliebt." bemerkt er und ich habe das Gefühl, dass er mich amüsiert mustert. Ich grinse. "Du doch auch." erwidere ich und schaffe es tatsächlich, dass auch seine Wangen sich etwas röten. Immerhin. Mein Stolz ist gerettet, naja, das was davon übrig ist, wenn man Kaiba seine Gefühle gestanden hat. Er lächelt. "Warum?" fragt er doch tatsächlich. "Ich meine, in welche meiner vortrefflichen Eigenschaften hast du dich zuerst verliebt?" Typisch Kaiba. Der Kerl hat echt Nerven, das muss man ihm lassen. Ich schenke ihm ein zuckersüßes Lächeln. "Hm... lass mich überlegen." Ich lege den Kopf schief und er sieht mich abwartend an. "Ich würde sagen - in alle auf einmal. Immerhin ergeben sie zusammen eine perfekt strukturierte Ansammlung von Fehlern, dass deine schlechten Eigenschaften jegliches Erscheinen einer Guten hervorragend zu verhindern wissen." erwidere ich nach einer Weile, denn diese geniale Antwort bedurfte doch einiger Überlegung. "Und wie steht´s bei dir?" hake ich weiter nach. "Welche meiner bahnbrechenden Qualiäten lässt dich Gefühle für mich erdulden?"
 

Er seufzt. "Erdulden? Ja, das trifft es gut. Immerhin muss ich diese Gefühle für dich wider besseres Wissen und meinen Willen erdulden." Er lächelt sarkastisch und ich verspüre den Wunsch in in die Seite zu kneifen.
 

"Na, wenigstens werden wir nicht kitschig über dieser Sache." befinde ich fröhlich. "Ich bin nie... kitschig." erwidert er bissig. "Aber albern." kontere ich und er seufzt. "Das reicht auch beileibe." Ich nicke. Mir reicht es auch. Ist ja auch schon ne Menge, wenn man bedenkt, was es bedeutet.
 

"Ich hoffe, Wh- Joey, dir ist klar, dass ich keinerlei Strategie habe, wie wir bei dieser Angelegenheit am effektivsten verfahren sollen." Er macht eine Miene als würde er mir gerade eine äußerst dramatsiche Offenbarung machen. Ich bemühe mich einen ernsten Gesichtsausdruck beizubehalten, was in Anbetracht seiner Wortwahl doch etwas schwierig ist. "Nun ja..." Ich überlege ernsthaft, was ich dazu sagen soll. Natürlich habe ich nicht mit einer fertig ausgearbeiteten Taktik seinerseits gerechnet.
 

"Was?" fragt er und ich glaube, einen Anflug von Unsicherheit in seiner Stimme zu hören.
 

"Naja..." Ich sehe ihn ernst an und seine Züge verhärten sich wieder etwas. "Ich habe keineswegs damit gerechnet, dass du ne Strategie hast. Immerhin bist du Seto Kaiba."
 

Fassungslos starrt er mich an und ich grinse. Ja, mir gelingt es tatsächlich ihn aus der Fassung zu bringen. Unzählige Male habe ich das versucht, durch tausend verschiedene Ausdrücke und Sprüche. Wenn ich geahnt hätte, dass ich es auf dieser Ebene so spielend schaffen würde...
 

"Das Zwischenmenschliche ist nicht dein Ding. Wie solltest du also wissen, wie man mit diesen Gefühlen umgeht? Ich meine..." Mein Grinsen wird breiter. "Ich bin ja schon erstaunt genug darüber, dass du ein Herz hast."
 

Sekunde vergehen in denen er mich schweigend ansieht. Fast befürchte ich schon, dass ich den Bogen überspannt habe, doch dann seufzt er resignierend. "Mach dich nicht lächerlich. Natürlich habe ich ein Herz. Ich bin schließlich am leben. Folglich..." Ich lasse ihn nicht ausreden sondern ziehe gleich. Ist schließlich nur fair, immerhin führt er bislang und ich gedenke nicht es dabei zu lassen. Kurz fühle ich seine Überraschung, doch dann erwidert er den Kuss und wir werden wirklich besser. Dieses Mal zittern meine Hände auch nicht als ich meine Arme um seinen Nacken schlinge.
 

Oh, schwöre nicht und küsse nur ...

Geduld ist für Memmen

Siebter Aufzug
 

1. Szene
 

Es treten auf: Bakura, Tristan, Yugi, Tea, Duke, Mokuba, Roland, Seto und Joey
 

"Mokuba!" ruft Yugi erstaunt aus. "Was machst du den hier?"
 

Der Kleine grinst. "Ich hab nicht viel Zeit... Ich muss auch gleich zur Schule, aber ich wollte noch kurz mit euch reden."
 

"Ist etwas passiert?" will Tea besorgt wissen.
 

Das Grinsen des Kleinen wird noch breiter. "Passiert? Oh ja."
 

"Na, sag schon, Mokuba! Es geht um Joey und deinen Bruder, oder?" drängt Yugi. Mokua nickt und blickt sich verschwörerisch um. "Gut, Seto ist noch nicht da... Er fährt heut morgen selbst."
 

"Jetzt sag schon was los ist!" mischt sich nun auch Duke ein.
 

"Naja,..." beginnt der Kleine und macht eine dramatische Pause. "Du hast deine Wette gewonnen, Duke."
 

Einen Moment lang starren alle den Kleinen mit offenem Mund an. Tea blinzelt.
 

"Was?" fragt Yugi ungläubig. "Wie meinst du das, Mokuba?"
 

Kaiba junior strahlt ihn vergnügt an. "So wie ich es gesagt habe, Yugi. Duke hat gewonnen und Tristan muss nackt über den Schulhof flitzen."
 

Immer noch starren die Freunde Mokuba fassungslos an. Der Kleine zwinkert.
 

"Kannst du es vielleicht an einem Tag machen, wo ich schulfrei habe, Tristan? Oder vielleicht, wenn ich vor euch Schluss habe?" fragt er an den Brünetten gewandt, dessen Mund immer noch aufsteht.
 

"Ähm... was... also... ich...Hä?" stammelt Tristan.
 

Duke ist der Erste, der sich fasst. "Das heißt..." Er blickt grinsend von Tristan zu Mokuba. Der Kleine nickt. "Sie haben´s getan. Und du hattest Recht. Es war nicht das erste Mal. Ich hab´s genau gehört. Der Kuss gestern war der Dritte. Seto selbst hat es gesagt!"
 

"DU hast es GESEHEN?" fragt Tea nach und ihre Wangen färben sich rot. Mokuba nickt.
 

"Ja, ich hab´s gesehen und Seto hat ganz klar gesagt, dass es der dritte Kuss war." bestätigt Kaiba junior ernst.
 

"Wann?" will nun Duke wissen. "Wo? Wie? Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen."
 

Mokuba seufzt. "Ich bin direkt nach meinem Besuch bei euch nach Hause und Joey und Seto waren im Salon. Also hab ich mich auf die Terrasse geschlichen und die Beiden beobachtet." erklärt der Kleine und sein Blick wandert zu Tristan. "Ich hab´s genau gesehen. Sie haben sich geküsst. Und wenn du mir nicht glaubst, Roland hat es auch gesehen, nicht wahr, Roland?"
 

Kaibas Assistent nickt und hüstelt leicht verlegen. "Ja, ich kann Master Mokubas Aussage bestätigen." stimmt Roland mit nüchterner Stimme zu. "Nachdem wir auf der Terrasse unseren Posten bezogen hatten, konnten wir beobachten, wie sich Master Kaiba und Joey Wheeler unterhalten haben. Master Kaiba stand am Schreibtisch und sein Gast saß auf der Couch."
 

Mokuba nickt. "Und dann ging Seto zu Joey und hat ihn geküsst!"
 

"Kaiba hat Joey geküsst?" fragt Tea noch einmal nach. Mokuba grinst. "Ja, Seto hat ihn an sich gezogen und gesagt, dass sie beide albern wären und dann haben sie sich geküsst. Es war ein richtiger Kuss." bestätigt der Kleine ausführlich. "Nicht wahr, Roland?"
 

Der Assistent räuspert sich leicht. "Ja, Sir. Eindeutig ein richtiger Kuss."
 

Triumphierend sieht Mokuba die Freunde an. "Und dann hat Seto zu Joey gesagt: ´Beim dritten Kuss noch rot zu werden, erscheint mir etwas übertrieben.´und das heißt doch, dass sie sich schon vorher geküsst haben, aber das kann eben nicht gestern gewesen sein, also hat Duke Recht und Joey... oh Mann, der war echt total rot!!"
 

Yugi schluckt verlegen, denn auch sein Gesicht hat sich inzwischen gerötet.
 

"Und demnach hat Duke seine Wette gewonnen." verkündet Mokuba feierlich und sowohl er als auch der Schwarzhaarige grinsen Tristan vielsagend an.
 

"Ähm... Leute... also..." Tristan schluckt. "Genauso rot war Joey gestern." meint Mokuba und lacht.
 

"Dann hat unser Plan echt funktioniert." meldet sich Bakura zu Wort. Sowohl Roland als auch Mokuba nicken.
 

Der Assistent lächelt. "Der Plan ist vollenst aufgegangen, mein Dame, meine Herren. Die Situation gestern Abend war eindeutig und wenn ich hinzufügen darf..." Er blickt verlegen zu Mokuba und dieser nickt. "Master Kaibas Laune heute morgen war außerordentlich vergnügt."
 

"Verdammt, sind wir gut." pfeift Duke und Yugi nickt.
 

Tea seufzt. "Oh, das ist so romantisch... Dann haben sie sich gestern ihre Liebe gestanden und... Das hätte ich auch so gerne gesehen!"
 

"Wir sollten nun vielleicht lieber gehen, Master Mokuba." sagt Roland und Kaiba junior nickt. "Ja, bevor Seto kommt." Er grinst seine Freunde erneut an. "Ich musste euch das echt noch vor der Schule erzählen. Das war einfach zu süß gestern. Und Seto scheint richtig glücklich. So hab ich ihn schon lange nicht mehr gesehen. Das ist ja so toll."
 

Yugi nickt zustimmend. "Ja, das freut mich auch sehr und nicht nur, weil unser Plan Erfolg hatte." Tea nickt. "Joey ist sicher genauso glücklich." fügt sie hinzu.
 

"Und wir können jetzt alle Freunde werden." Mokuba strahlt. "Aber ich muss jetzt echt los, Leute. Bis später."
 

"Ja, bis später, Mokuba!" verabschiedet Yugi den Kleinen und dieser macht sich mit Roland auf den Weg. Dann aber dreht er sich noch einmal um.
 

"Denk dran, Tristan. Ich will auch dabei sein." Das sonst so unschuldige Grinsen des kleinen Kaiba gleicht nun dem diabolischen seines Bruders und Tristan stöhnt auf.
 

"Oh Mann..."
 

Duke wendet sich ihm nun wieder zu. "Tja, bin ich gut oder bin ich gut?" Tristan stöhnt ein zweites Mal. "Hast du ein Glück, dass für die nächsten Tage schönes Wetter gemeldet wurde." Der Schwarzhaarige grinst ihn vergnügt an.
 

"Du denkst doch wohl nicht, dass ich das wirklich mache?" fragt Tristan ungläubig.
 

"Wettschulden sind Ehrenschulden." belehrt ihn Tea und kann ein Kichern nicht unterdrücken.
 

Tristan verdreht die Augen. "Aber..." Nun grinst auch Yugi. "Du zweifelst doch nicht an Rolands und Mokubas Worten?" fragt der Kleine.
 

"Leute... das ist doch... Tea!" Flehend sieht er das Mädchen an. "Das hast du nun davon, dass du die ganze Zeit versucht hast unser glorreiches Projekt moralisch zu sabotieren!" meint Tea schlicht.
 

"Ihr seid verrückt!" befindet der Brünette fassungslos. "Ich werde nicht... ich meine... ich kann doch nicht... oh Mann.!
 

"Was kannst du nicht, Alter?" mischt sich nun eine weiter Stimme ein.
 

Köpfe wirbeln herum und Yugi ruft: "Joey!"
 

Der Blonde grinst die Runde an. "Hallo, Leute."
 

"Ähm... hallo, Joey." erwidert Tea etwas verlegen den Gruß.
 

"Was ist denn?" fragt der Blonde und wendet sich an Tristan. "Und was kannst du nicht?"
 

Tristan presst die Lippen aufeinander und sagt keinen Ton. Duke grinst. "Ach, Tristan hat ne Wette verloren..." erklärt der Schwarzhaarig. Joey grinst nun auch. "Tja, Alter, wohl Pech gehabt."
 

"Wie geht es dir, Joey?" will Yugi wissen und der Freund weicht seinem Blick etwas aus. "Ähm... mir? Bestens, echt. Also, alles Bombe!" erwidert er etwas verlegen und Tea mustert ihn zaghaft.
 

"Warst du gestern noch lange bei Kaiba?" will Bakura sachlich wissen.
 

Die Röte auf den Wangen des Blonden breitet sich aus.
 

"Also..." hebt der Blonde an, doch in dem Moment erklingt die Schulglocke und unterbricht seine Antwort.
 

"Du bist uns doch hoffenlich nicht böse, naja, wegen dem was wir gestern gesagt haben?" fragt Bakura vorsichtig nach. Joey schüttelt den Kopf und die kleine Runde setzt sich in Bewegung. "Quatsch." erwidert er. "Schon vergessen..." Bakura lächelt. "Dann ist ja gut."
 

"Ähm... Leute?" Joey ist stehen geblieben und seine Freunde tun es ihm gleich. Fragend sehen sie ihn an und er kratzt sich verlegen am Kopf. "Also... naja... ich schätze... ähm..." Er bricht ab.
 

"Was ist denn, Joey?" will Yugi wissen und sieht den Freund mit großen, fröhlichen Augen an. "Ach, nichts. Vergesst es." Joey lacht. "Ich erzähl´s euch später."
 

"Wie du willst." meint Tea. "Oh, da kommt Kaiba!" Joey schluckt schwer.
 

Yugi winkt dem Firmenboss freundlich zu. "Hallo, Kaiba."
 

Blaue Augen mustern skeptisch die kleine Runde. Kurz ruht sein Blick auf dem Kleinen. "Muto." Dann wandert er weiter zu Joey und die bleichen Wangen des Brünetten verfärben sich kaum merklich.
 

"Joey."
 

Wo Worte selten, haben sie Gewicht.

Und zum guten Schluss...

Siebter Aufzug
 

1. Szene
 

Es treten auf: Joey und Seto
 

"Ich sehe keinerlei Veranlassung diesem Kindergarten die Entwicklungen meines Privatlebens mitzuteilen." sage ich und es ist mein Ernst.
 

Wheeler verzieht missbilligend den Mund. "Aber dieser Kindergarten sind meine Freunde." vernehme ich seine trotzige Stimme und verdrehe unwillkürlich die Augen.
 

"Das ist mir bekannt." erwidere ich trocken. "Dennoch..."
 

"Gute Freunde erzählen sich alles." fällt er mir ins Wort und ich verdrehe abermals die Augen. Als wäre das wirklich ein Argument, dass ich gelten lassen würde. "Du wirst es Mokuba doch auch sagen, oder?" Er sieht mich fragend an.
 

"Mokuba ist etwas anderes." sage ich ernst und ahne schon, was als Nächstes kommen wird.
 

"Wieso ist er was anderes? Er ist dein Bruder gut, aber er ist auch dein bester Freund." entgegenet er und fügt hinzu: "Und dein Einziger, aber dafür kann ich ja nichts."
 

Ich seufze. "Ich habe keineswegs vor, diese Angelegenheit publik zu machen." beharre ich und er schüttelt den Kopf.
 

"Ich will ja auch keine Anzeige in der Zeitung aufgeben oder so... Schon klar, dass wir das nicht an die große Glocke hängen. Darauf bin ich auch nicht scharf! Ich hab auch nen Ruf zu verlieren." meint er und gestikuliert unkoordiniert mit seinen Händen vor mir rum.
 

"Welchen Ruf?" Ich kann mir die Gegenfrage nicht verkneifen, aber er ignoriert sie einfach und fährt mit seiner Rede fort: "Ich will es nur meinen Freunden sagen. Das ist alles. Ich meine, denen ist schon aufgefallen, dass ich die letzten Tage komisch war..." Er bricht ab und sieht mich erwartungsvoll an. Ich sage nichts, was ihn zu überraschen scheint. Aber dieses Bonmont wäre eindeutig zu leicht und in Anbetracht unserer neuen Lage, ist es vielleicht auch angebracht, mir solche Kommentare ab und an zu verkneifen.
 

Sein Blick behält noch kurz seine Skepsis und ich sehe ihn ruhig und geduldig an.
 

"Na, jedenfalls will ich es ihnen sagen und ich denke, das ist auch nur fair." meint er weiter und ich frage mich ernsthaft einen Moment, was genau daran fair sein soll, die Änderung unseres bisherigen Modus mit diesem Kindergarten zu erörtern. "Ich meine, wenn wir jetzt... also, wenn wir jetzt... das sind, dann werden wir ja wohl auch Zeit miteinander verbringen." Fragend sieht er mich an und gleicht wieder einem tapsigen, kleinen Welpen. Dieser Hundeblick ist einfach...
 

Ich seufze. "Grundsätzlich stimme ich dir zu." hebe ich an und ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. "Wir werden wohl zukünftig Zeit miteinander verbringen, aber..."
 

Er fällt mir erneut ins Wort. "Und dafür brauche ich doch eine Erklärung." sagt er. "Ich kann mich ja nicht immer her schleichen oder hast du dir das so gedacht?"
 

Wenn ich ehrlich bin, ich habe mir bislang noch gar nichts gedacht. Aber ich muss zugeben, dass er mit diesem Punkt etwas anspricht, dass es natürlich zu bedenken gilt. Diese veränderte Situation zwischen uns, wird ihre Konsequenzen haben, ergo wird sich das auf unseren Alltag auswirken.
 

"Also, ich will auf keinen Fall, dass wir so ein komisches Versteckspiel führen. Ich weiß nämlich genau wie das dann aussehen wird!" redet er schon weiter. "Ich werde derjenige sein, der sich in Schränken verstecken oder aus dem Fenster klettern muss..."
 

Er redet noch weiter, aber ich höre ihm nicht mehr zu. Ich verstehe augenblicklich nur Bahnhof und ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorgeht. Gut, das ist nichts neues und vermutlich auch besser, dass ich das nicht nachvollziehen kann, aber die Gedanken, die er sich gerade macht, irritieren mich doch außerordentlich.
 

"Wheeler." sage ich und er hält schlagartig inne. "Keiner von uns wird sich in Schränken verstecken oder aus Fenstern springen. Ich habe nicht die geringste Ahnung, von was du überhaupt redest."
 

Er hält in seinen Bewegungen inne und starrt mich an. Abschätzend und irgendwie auch... naja, fasziniert. Schlagartig bekomme ich ein unbehagliches Gefühl. Als wäre ich ein Insekt unter einem Mikroskop. Ich seufze.
 

"Ist es dir tatsächlich so wichtig, diese... Sache deinen sogenannten Freunden zu erzählen?" frage ich schließlich.
 

Er nickt.
 

"Damit wir uns richtig verstehen, dass sich unser Modus verändert hat, heißt nicht zwangsläufig, dass sich meine Einstellung gegenüber Muto und dem Rest der Bande geändert hat." Ich glaube, das sollte ich doch einmal ausdrücklich betonen. Nicht, dass er oder der Rest des Kindergartens noch auf den Gedanken verfällt ich würde mich nun ihrer Weltrettungsorganisation für Zwerge anschließen.
 

Ich mag mich zwar damit abgefunden habe, dass ich aus irgendeinem unerklärlichen und abnormen Grund eine Schwäche für dieses Hündchen habe, doch das heißt eben nicht, dass diese sich auch auf seine Zwergenbande erstreckt.
 

"Keine Sorge, das hätt ich auch nicht gedacht." Er grinst und ich seufze wieder. Gut, in der Hinsicht verstehen wir uns also. "Ich will auch gar nicht, dass du jetzt einen auf Friede-Freude-Eierkuchen machst. Das passt nämlich nicht zu dir und das wäre echt mal... merkwürdig und naja, das Ding zwischen uns ist schon merkwürdig genug."
 

Ich nicke. Auch hier gehen wir Konsens. Die Tatsache, dass ich Wheeler inzwischen lieber küssen möchte als ihm den Hals umzudrehen, verwirrt mich nämlich noch immer.
 

"Nun gut... " Er sieht mich erwartungsvoll an. "Wenn du es dem Kindergarten unbedingt mitteilen musst, dann tu es, aber sag ihnen auch gleich, dass ich keineswegs geneigt bin Gespräche - gleichgültig welcher Art - mit ihnen über dieses Thema zu führen!" erkläre ich entschieden. Ich kann mir schon vorstellen wie der Haufen reagieren wird, wenn sie den ersten Schock verdaut haben. Ich höre schon Gardners Stimme irgendetwas infantiles kreischen und sehe Mutos viel zu große, strahlende Augen.
 

Er lacht. "Spinnst du?" fragt er mich ernsthaft. "Hey, ich hab auch keinen Bock darauf, mit ihnen über dich zu reden. Das Ganze ist schon bizarr genug, da kann ich Teas romantische Anwandlungen echt nicht gebrauchen. Ich will mir jetzt schon nicht wirklich vorstellen wie Tristan reagieren wird und überhaupt..."
 

Ich beginne meine Schläfen zu massieren.
 

"Was hast du?" fragt er und sieht mich besorgt an. Ich mache eine wegwerfende Geste. "Mir wird gerade bewusst, dass diese Sache nicht ganz so simpel ist, wie es vielleicht erscheinen mag." erwidere ich und er grinst.
 

"Als wenn die Dinge zwischen uns jemals simpel sein könnten!" entgegenet er lässig. "Und diese Sache... also, dass läuft auf so was wie ne Beziehung raus, wenn wir am Ball bleiben."
 

Ich erstarre schlagartig.
 

Beziehung?
 

Oh Gott, es wird immer schlimmer.
 

"Hey, mir gefällt das Wort auch nicht in Verbindung mit dir, aber es klingt immerhin besser als diese Sache, oder?" meint er und seine braunen Augen funkeln. Bedauerlicherweise hat er Recht. Weder Sache, noch Beziehung klingen wirklich passend, aber mir fällt gerade auch keine andere Bezeichnung ein.
 

"Beziehung." wiederhole ich das Wort gedehnt und gehe in Gedanken mögliche Synonyme durch. "Hm."
 

Bekanntschaft, Verhältnis, Kontakt, Umgang, Verkehr, Band, Bindung, Problematik, Kuriosum, Affäre, Zwischenfall, Episode, Sachverhalt, Phänomen, Abenteuer, Umstand, Ding, Problem, Intermezzo, Zwischenspiel, Sensation, Gegenstand, Kasus
 

Kuriosum wäre wohl noch das Treffenste. "Wie wäre es mit Verhältnis?" frage ich unsicher und er legt den Kopf schief, um zu überlegen. Schließlich nickt er. "Ja, das klingt in Ordnung." sagt er und ich atme erleichtert auf. Immerhin dieser Punkt wäre damit geklärt. Vorerst.
 

"Und wie stellst du dir unser Verhältnis nun vor?" fragt er und ich kann nicht anders, ich zucke mit den Schultern. Aber ich habe auch nicht die leiseste Kenntnis darüber, wie ich mir so etwas vorstelle. Bis vor kurzem ging ich auch noch davon aus, dass ich mich nie mit solchen Dingen auseinander setzen müsse.
 

"Gut, dann sag ich dir, wie ich mir das vorstelle." Das habe ich befürchtet. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und atme tief durch.
 

Wheeler schickt sich bereits an seine Rede wieder aufzunehmen. "Als erstes sagen wir es den anderen. Dann werden die auch verstehen, wenn wir uns zukünftig anders verhalten."
 

Ich stöhne instinktiv auf. Habe ich richtig gehört? Wir sagen es den anderen? Wir? Ach ja, scheinbar gibt es jetzt dieses abstrakte Wir. Mein Magen zieht sich augenblicklich zusammen. "Und dann... naja, dann genießen wir einfach, würd ich sagen." Er zuckt mit den Schultern. "Ich meine, darum geht es doch bei nem Verhältnis. Dass man Spaß zusammen hat und so."
 

Ich schlucke. Woher soll ich das wissen?
 

Langsam, aber seltsam zielsicher kommt er auf mich und ehe ich mich versehe platziert er seinen Hintern auf meinem Schreibtisch. "Spaß werden wir schon haben, Seto." meint er vergnügt. Ich sehe ihn skeptisch an. Ich weiß nicht genau was er unter Spaß versteht, ich habe allerdings eine leise Vorstellung davon. Was mich anbelangt... Spaß war bislang keine meiner Prioritäten. Ich befürchte, auch daran wird sich zukünftig etwas ändern.
 

"Deal?" fragt er. Ich nicke. "Deal." brumme ich. "Dann kommst du mit zu Yugi und den andern?" fragt er noch einmal nach. Also hat er das Wir vorhin ernst gemeint. Ich verdrehe die Augen und stöhne. "Wenn´s sein muss." Er nickt entschieden und wuschelt mir dann spontan durch die Haare. Ich reiße die Augen auf und presse bissiges "Wheeler." hervor. Köter lag mir allerdings auf der Zunge. "Kaiba." entgegnet er feierlich und bevor ich noch etwas sagen kann, beugt sich das Hündchen zu mir und verschließt meine Lippen mit einem Kuss.
 

Somit steht es elf zu neun.
 

Ich werde bei nächster Gelegenheit nachziehen müssen. Gleichstand ist das Mindeste, was zwischen uns herrschen muss. Wobei... eigentlich müsste ich die Führung übernehmen. Das gedenke ich auch zu tun.
 

Sobald ich dieses peinliche Gespräch mit Muto und Co. hinter mir habe und der Spaß anfangen kann.

... Ende gut, alles gut!

Siebter Aufzug
 

2. Szene
 

Es treten auf: Joey, Yugi, Tea, Bakura, Duke und Seto
 

"Glaub mir, mir gehagt das echt genauso wenig wie dir." versichere ich ihm und prompt kommt die erwartete Gegenfrage.
 

"Warum tun wir es dann?" Sein Tonfall schwankt zwischen beherrschter Bissigkeit und Unsicherheit.
 

Ich seufze. "Weil es sein muss. Ich kann meine Freunde nicht belügen." erkläre ich ihm ruhig, dabei bin ich gerade alles andere als entspannt. Mit Yugi und den anderen zu reden, fällt mir auch nicht gerade leicht, aber sie sind eben meine Freunde und ich weiß, dass ich es ihnen sagen muss. Früher oder später würden sie ohnehin anfangen Fragen zu stellen und wie gesagt, ich will nicht lügen.
 

Er stöhnt auf und presst für einen Moment die Lippen aufeinander. "Und warum muss ich dieser Ansprache beiwohnen?" fragt er ernsthaft und ich stelle erneut fest, dass die Modusänderung bzw. unser Verhältnis, die Dinge zwischen uns nicht in allen Fällen leichter macht. Aber ich schätze, das wäre auch unmöglich. Wir sind eben Feuer und Eis. Nach wie vor.
 

"Weil es auch dich betrifft und..." Ich zögere einen Moment und er betrachtet mich aufmerksam mit seinen kühlen blauen Augen. "Weil ich dich dabei haben will."
 

Ich weiß, dass meine Argumentation keineswegs ausreichend ist für seine Begriffe, aber er lässt sie gelten. "Oh Mann, wenn ich mir ihre Gesichter vorstelle..." Ich grinse automatisch und er... Seine Mundwinkel zucken tatsächlich ein wenig.

"Ich hoffe nur, Gardner fällt nicht in Ohnmacht." bemerkt er trocken. Ich winke ab. "Tea? Nie im Leben. Dann eher Yugi." Ich lache bei der Vorstellung. Sie ist zu köstlich. Tristan macht mir allerdings etwas Sorgen. Yugi und Tea haben für alles Verständnis, aber Tristan... und an Duke will ich gar nicht denken. Ich kann mir schon sagen, was der Kerl sagen wird.
 

Unwillkürlich fallen mir seine Worte während des Duells wieder ein, aber ich schüttele leicht den Kopf und sie verschwinden so schlagartig wieder wie sie aufgetaucht sind.
 

"Bereit?" will ich wissen.
 

Er zuckt nur mit den Schultern. "Nicht wirklich, aber spielt das eine Rolle?" kontert er. Ich schüttele den Kopf. Nein, eigentlich spielt es keine Rolle. Ich bezweifle nämlich, dass einer von uns je wirklich bereit für das Folgende sein wird. "Dann los." Ich versuche ihn aufmunternd anzulächeln, aber seine Züge bleiben ausdruckslos. Also betätige ich die Klingel und wir warten. Ich behalte ihn dabei im Auge. Nicht, dass er mir im letzten Moment doch noch abhaut. Es war schon schwer genug ihn herzuschleifen.
 

Ich habe natürlich versucht, mit eine kleine Ansprache zurecht zu legen. Zugegeben, nicht gerade meine Stärke, aber ich wollte mich schon ein wenig vorbereiten. Leider habe ich gerade das Gefühl, dass mein Kopf vollkommen leer ist.
 

Mann, wovor habe ich denn eigentlich Angst? Ich weiß es auch nicht wirklich. Wahrscheinlich mache ich mich gerade grundlos verrückt.
 

Ich höre Schritte, die sich der Tür nähern und atme tief durch.
 

"Das Reden überlässt du mir." flüstere ich Kaiba schnell zu und er verdreht die Augen. Ihn die Sache regeln zu lassen kommt aber echt nicht in Frage. Ich kann mir nämlich jetzt schon vorstellen wie das ablaufen würde und vor allem wie er sich ausdrücken würde. Und das ist keine Option, wie er immer so schön sagt.
 

Endlich öffnet sich die Tür und Yugi steht vor mir. Er blickt mich mit seinen großen Augen an, dann fällt sein Blick auf Kaiba. Erstaunt weiten sich seine Augen noch mehr, dann aber lächelt er uns freundlich an.
 

"Joey, Kaiba... Hallo." sagt er und ich lächele etwas verlegen. "Hallo Yugi." erwidere ich. Kaiba sagt nichts. "Kommt rein." meint der Kleine und öffnet die Tür ein Stück weiter. "Die andern sind auch da." Ich nicke. Das hatte ich gehofft. Wir treten ein und ich habe das Gefühl, dass Kaiba wieder dabei ist zu erstarren. Yugi fragt nicht, was wir wollen, sondern sagt einfach: "Kommt mit." Er wendet sich um und wir folgen ihm. Im Wohnzimmer von Yugis Großvater sitzen Tristan, Tea, Duke und Bakura. Vor ihnen liegen ein Stapel Karten und Bakura scheint gerade eifrig mit Duke zu diskutieren. Als sie uns sehen, halten sie alle schlagartig in ihren Gesprächen inne und sehen uns fragend an.
 

"Hallo Leute." grüße ich die Runde und kratze mir verlegen am Kopf. In meinem Magen beginnt es zu unbehaglich zu rumoren. Ich schlucke. Kaiba steht neben mir und hat die Arme vor der Brust verschränkt. Seine Miene ist nach wie vor ausdruckslos und ich stöhne innerlich. Na, das kann ja heiter werden. Auf Bakuras und Dukes Gesicht ist deutlich Erstaunen zu erkennen, Tristan verzieht stattdessen leicht den Mund und Tea... sie lächelt genauso wie Yugi.
 

"Hey Joey." werde ich von Tea begrüßt, dann streift ihr Blick Kaiba. Sie nickt ihm leicht zu, aber er rührt sich nicht. Scheinbar hat er meine Anweisung, mir das Reden zu überlassen mehr als ernst genommen. Typisch. "Was gibt´s denn?" fragt nun Yugi und macht eine einladende Geste, die uns bittet doch Platz zu nehmen. Ich rühre mich nicht, bleibe wie angewurzelt stehen und Kaiba ebenso.
 

"Also..." hebe ich verlegen an und Scheiße, mein Kopf ist echt leer. Ich weiß eigentlich überhaupt nicht was ich sagen soll. Plötzlich kommt mir das Ganze hier vollkommen verrückt vor. Verrückter noch als alles andere. Mann, wie bin ich nur auf diese absurde Idee gekommen? Echt jetzt! Was mache ich hier eigentlich.
 

"Ähm... ja..." Ich komme mir gerade echt bescheuert vor und sie sehen mich auch alle an als wäre ich das tatsächlich. "Ja, Joey?" Yugi lächelt noch immer. Ich ateme wieder tief durch und werfe Kaiba einen flehenden Seitenblick zu. Der steht da wie eine Ölgötze, als ginge ihn das Ganze überhaupt nichts an. Klasse! Hätte ich ihm doch bloß nicht gesagt, er solle mir das Reden überlassen.
 

"Also, Leute, ich... ähm... wir... also, wir... wollten euch was sagen." bringe ich schließlich irgendwie hervor. Na, der erste Schritt ist somit getan. Immerhin. War allerdings auch der Leichteste, oder? Ich schlucke und meine Hände sind schon wieder schweißnass. Yugi sieht mich fragend an. Tristan starrt mich nur an und Tea lächelt mir aufmunternd zu. "Sag schon, Joey." Ich presse die Lippen aufeinander und würde am Liebsten im Erdboden versinken. Herrje, was denk ich mir eigentlich? Ich kann das doch nicht sagen. Er hatte Recht. Wieso wollte ich das überhaupt?
 

Kaiba stöhnt neben mir genervt auf. "Wir haben ein Verhältnis." sagt er mit dem gleichen Tonfall, mit dem er immer verkündet, dass er Yugi gleich im Duell platt machen wird. Vor meinen Augen beginnt sich alles zu drehen. Ich sehe wie Tristans Mund sich aufklappt und er wirkt wie ein Karpfen auf dem Trockenen. Bakura sieht uns fasziniert an und Duke grinst. Tea und Yugi lächeln noch immer. Einen Moment herrscht absolute Stille. Keiner im Raum rührt sich, ja, ich habe sogar den Eindruck, dass alle die Luft anhalten. Gott, fühl ich mir gerade komisch. Ich glaube, mir wird schon wieder schlecht.
 

"Ähm..." Ich habe das Gefühl etwas dazu sagen zu müssen, mich zu rechtfertigen, aber die Worte bleiben mir im Hals stecken. "Also... die Sache ist die... ich... ähm..." Ich breche ab und meine Kehle ist plötzlich wie zugeschnürt. Kaibas Worte hängen in der Luft und oh Mann, die Realität prallt gerade heftig auf mich ein. Ich Kaiba wirft mir einen amüsierten Blick zu. "Werde hier nicht ohnmächtig, Wheeler!" ermahnt er mich. "Deine Freunde wissen ohnehin längst von deinen Gefühlen für mich." Ich starre ihn fassungslos an und habe das Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben ist. Habe ich richtig gehört? Was sagt er da? Ist er komplett übergeschnappt?
 

Kaiba wendet sich wieder den anderen zu und sein Blick ruht auf Yugi und Tea. "Ich habe euer Gespräch gehört." erklärt er nüchtern und ich schätze, er hat echt den Eindruck, dass das alles sagen würde. Ich verstehe gerade nur Bahnhof und genauso sehe ich ihn auch an. Er seufzt. "Ich habe gehört, wie Tea dem Kindergarten von deinem Gespräch mit ihr erzählt hat." höre ich ihn sagen und die Worte ziehen sinnlos an mir vorbei. "Dass du ganz krank vor Liebe bist." Er lächelt und ich befürchte, dass ich gleich umfalle.
 

"Was??" frage ich ihn fassungslos. "Was redest du da? Ich habe nie mit Tea..."
 

Wovon redet der Kerl bitte? Ich - krank vor Liebe? Sorry, ich kann ihm nicht folgen. Ich starre ihn noch immer an und sein Lächeln verschwindet. Seine blauen Augen weiten sich und nun macht er auch einen verwirrten Eindruck. "Wenn überhaupt jemand hier krank vor Liebe ist, dann doch wohl du, Kaiba!" sage ich und erinnere mich an Mokubas Worte. So hat das Ganze doch angefangen... Ich meine, er war zuerst verliebt und ich...
 

"Ich?" Kaiba sieht mich ungläubig an. "Wie kommst du darauf?"
 

"Na, das hat Mokuba doch Yugi erzählt, nicht wahr, Yugi?" Hilflos blicke ich zu dem Kleinen, der nun verlegen den Blick senkt. "Was hat Mokuba damit zu tun?" presst Kaiba hervor und wieder sehen wir uns fragend an. Also irgendwie läuft hier alles falsch. "Naja..." Ich senke unsicher den Blick. Eigentlich hatte ich ja nicht vor, ihm zu verraten, dass ich Mokubas Gespräch mit Yugi belauscht hatte, es spielt ja auch keine Rolle im Grunde. Kaiba sieht mich erwartungsvoll an. "Rück schon raus mir der Sprache." Sein Ton ist schneidend und ich zucke unwillkürlich ein wenig zusammen. Wieder wandert mein Blick zu Yugi. Mist, jetzt ist ja auch raus, dass ich gelauscht habe.
 

"Mokuba hat gesagt, dass du mich liebst." sage ich schließlich und ich sehe Kaiba an, dass ihn diese Aussage sichtlich irritiert. Die Gleichgültigkeit ist vollkommen von ihm abgefallen und seine Wangenknochen zucken leicht. "Ach ja?" meint er sarkastisch nach ein paar Sekunden. "Tea meinte, du wärst drauf und dran dir etwas anzutun, so groß wären deine Gefühle für mich." Jetzt ist es an mir ihn anzuglotzen. "Ich und mir was antun? Deinetwegen?" Ich schüttele ungläubig den Kopf. "Hättest du wohl gern!"
 

Er hat die Arme immer noch vor der Brust verschränkt und seine Augen funkeln mich nun trotzig an. "Tja, dann haben sich deine kleinen Freunde wohl getäuscht." meint er trocken. "Sie schworen, dass du krank vor Liebe bist."
 

Ich schüttele wieder den Kopf. "Und Mokuba hat versichert, dass du halbtot aus Liebe wärst, Kaiba." Er lacht kurz auf. "Nichts davon." entgegnet er. "Ich habe keine Ahnung wie du auf so einen Unsinn kommst." Seine Miene finstert sich und ich habe keine Ahnung, was hier überhaupt los ist. Vergessen sind Yugi und die andern, ich sehe Kaiba nur an und verstehe die Welt nicht mehr. Was redet er da? Warum sollte ich mir seinetwegen etwas antun wollen? Sein Ego ist echt unglaublich.
 

"Dann liebst du mich nicht?" will er wissen. "Doch natürlich." erwidere ich wütend. "Das weißt du doch!" Und wieder funkeln wir uns feindselig an. "Und du liebst mich." Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Er stöhnt auf und verdreht die Augen. "Deshalb bin ich doch wohl hier, Wheeler, oder?" entgegnet er bissig. "Denkst du, ich verkünde aus purem Vergnügen, dass wir ein Verhältnis haben?" Ich grinse verlegen. "Ähm... nein." Er schüttelt den Kopf. Wieder herrscht Schweigen und meine Gedanken überschlagen sich. Naja, eigentlich weiß ich gar nicht was ich denken soll. Ich weiß noch nicht einmal mehr, warum ich eigentlich hier bin.
 

Dann unterbricht Yugis ruhige Stimme die Stille.
 

"Ihr hab also ein Verhältnis?" fragt der Kleine und sowohl Kaiba als auch ich wenden ihm den Blick zu. "Ja." zischt Kaiba ihn an und ich nicke. "Hat jemand ein Problem damit?" füge ich hinzu. Yugi zuckt ein klein wenig zurück und schüttelt den Kopf. "Nein... natürlich nicht..." stammelt er. Kaibas Blick mustert den Rest der Runde. Duke grinst noch immer und hebt leicht abwehrend die Hände. "Keinen Stress, Kaiba... wo die Liebe hinfällt." meint er und Kaiba zieht missbilligend eine Braue hoch. "Wenn es euch glücklich macht..." hebt nun Bakura an.
 

Oh Mann, irgendwie ist das Ganze hier gerade ziemlich strange. Aber habe ich was anderes erwartet? Ich meine, ich habe jetzt ein Verhältnis mit Kaiba. Das muss strange sein. Alles was daraus resultiert, ist dazu verdammt strange zu werden.
 

Trotzdem verspüre ich gerade wieder dieses Prickeln. Ja, es ist strange, aber es macht mich scheinbar tatsächlich glücklich. Dann soll es wohl auch so sein, oder? Ich verstehe nur nicht ganz, was er von dem Gespräch mit Tea gefasselt hat. Aber naja, wahrscheinlich spielt das auch keine Rolle. Augenblicklich interessiert es mich jedenfalls nicht. Vielleicht frage ich ihn später. Vielleicht auch nicht. Jetzt bin ich erst einmal froh, dass wir das hier hinter uns gebracht haben.
 

"Dann wäre die Angelegenheit ja geklärt." befindet Kaiba und richtet sich wieder gerade auf. Ich nicke. Meine Freunde blicken mich immer noch an und ich vermag es nicht in ihren Gesichtern zu lesen. Teas Wangen sind gerötet, Bakura und Yugi sehen mich verlegen an. Duke grinst anzüglich und Tristan... er ist leichenblass. Unwillkürlich muss ich grinsen. "Und was heißt das jetzt genau?" will Duke neugierig wissen. Kaiba stöhnt. "Das geht dich nichts an, Devlin!" harscht er ihn an und Duke hebt beschlichtigend die Hände. "Also ich freue mich für euch, dass ihr eure Gefühle für einander entdeckt habt." meint Tea fröhlich und so sehr ich mich gerade auch über ihre Worte freue, ich bin sicher, dass Kaiba kurz vorm explodieren steht.
 

"Können wir nun gehen, Wheeler?" fragt Kaiba ungeduldig und sieht mich auffordernd an. Ich nicke und er wendet sich zur Tür. Ich zögere noch einen Moment, sehe noch einmal rüber zu Yugi und meine: "Wir sehen uns dann morgen." Der Kleine nickt und ich trotte meinem Herrchen hinterher.
 

"Sag mal, Kaiba..." hebe ich an als wir in der Limousine sitzen. Er wirft mir einen scharfen Blick zu. "Was war das gerade?" will ich wissen. Er stöhnt auf. "Ich habe keine Ahnung." gesteht er seufzend. "Und ich will es auch nicht wissen." Ich nicke.
 

"Ähm...Kai- Seto?" Eigentlich weiß ich gar nicht was ich sagen will. Mein Kopf ist immer noch leer. "Was?" fragt er barsch. Ich schüttele den Kopf. "Ach, nichts." entgegne ich lächelnd. Einen Moment lang sieht er mich abschätzend an und ich habe den Eindruck, dass er überlegt, was er nun sagen soll.
 

"Joey." vernehme ich schließlich seine Stimme und er klingt jetzt wieder entspannter.
 

"Ja?"
 

"Tu mir so etwas nie wieder an!" Der Anflug eines Lächelns zuckt um seine Mundwinkel. Ich nicke. "Versprochen." entgegne ich so ernst ich kann und er atmet erleichtert auf. Ich grinse vergnügt. "Dann können wir uns jetzt dem Spaß widmen." befinde ich und mir entgeht keineswegs die Skepsis in seinem Blick. Ich schätze, es wird eine Herausforderung werden, Kaiba beizubringen, Spaß zu haben.
 

Na, wenn jemand diese Herausforderung bewältigen kann, dann ja wohl Joey Wheeler.
 

Ich spüre wie mein Grinsen breiter wird und sehe, dass Kaiba wieder eine Braue hochzieht.
 

"Wh- Joey, warum grinst du so?" will er wissen. "Ich glaube, wir sollten bei Kaiba und Wheeler bleiben." erwidere ich und er sieht mich erstaunt an. "Alles andere wäre bei unserem - Verhältnis - einfach zu... kitschig." Er gibt ein undefinierbares Geräusch von sich, nickt aber.
 

"Also?" hebt er nach ein paar Sekunden wieder an. Ach ja, ich habe seine Frage ja noch nicht beantwortet. Ich antworte auch jetzt nicht, sondern rutsche von meinem Platz zu ihm rüber und setze mich neben ihn. Einen Moment wirkt er irritiert. Meine Nähe verwirrt ihn also noch nach wie vor. Typisch Kaiba. Nun, er wird sich daran gewöhnen müssen. Er sieht mich weiterhin fragend an. "Also, ich glaube wir waren bei 16 zu 14." bemerke ich. Einen Moment lang scheint er nicht zu wissen, was ich meine, dann nickt er. "Ja, ich führe." erwidert er dann. "Ich weiß." entgegne ich. "Und das gedenke ich nun zu ändern."

Viel Lärm um Nichts

Siebter Aufzug
 

Letzte Szene
 

Es treten auf: Mokuba, Bakura, Duke, Tristan, Roland, Tea und Yugi
 

"Mann, Mann, für einen Moment hatte ich echt Angst, dass die Beiden heraus bekommen was gespielt wurde." meint Duke.
 

Yugi nickt. "Ich auch."
 

"Ich darf gar nicht daran denken." fügt Bakura hinzu. "Ich hatte wirklich Angst, dass Tristan mit seinen Prophezeiungen Recht haben könnte."
 

Tea nickt. "Zum Glück haben sie das Thema auf sich beruhen lassen." Sie blickt zu Mokuba. "Oder hat dein Bruder dich noch etwas dazu gefragt?" will sie wissen.
 

Er schüttelt den Kopf. "Nein, kein Wort. Aber der ist auch anderweitig beschäftigt, nicht wahr, Roland?" Der Kleine blickt zu Kaibas Assistenten auf. Der Mann nickt und verlegene Röte huscht für den Bruchteil einer Sekunde über sein sonst so nüchternes Gesicht.
 

"Da habt ihr aber echt Schwein gehabt!" meint Tristan. "Eure Verschwörung war nämlich nahe dran aufzufliegen."
 

"Nah ist kein Audruck." stimmt Yugi zu. "Ich hatte echt Muckensausen. Ich darf mir gar nicht vorstellen..."
 

Duke fällt ihm ins Wort. "Aber es ist nicht rausgekommen und jetzt kommt auch nichts mehr raus. Es sei denn, einer von uns verplappert sich!" Sein Blick wandert zu Tristan, der die Augen zu zwei Schlitzen verengt. "Hey, ich werde nicht petzen!" sagt er entschieden. "Will ich dir auch raten, Taylor!" entgegnet Duke.
 

"Sag mal, Mokuba, wie läuft es denn zwischen den Beiden so?" fragt Tea. Mokuba grinst. "Ich würde sagen, sie haben ne neue Art gefunden, sich zu duellieren."
 

Yugi sieht ihn fragend an. "Wie meinst du das?" will er wissen. Mokuba legt den Kopf schief. "Naja... das lässt sich schwer beschreiben." gibt der Kleine zu und wendet sich an Roland. "Wie würdest du das erklären?" Der Assistent überlegt.
 

"Nun," beginnt Roland vorsichtig und alle sehen ihn erwartungsvoll an. "Ich habe den Eindruck, dass Master Kaiba und Joey Wheeler eine Art Wettkampf führen, wer den führenden Part in ihrer Bezi- ... bei ihrem Verhältnis inne hat." Der Assistent räuspert sich.
 

Duke grinst. "Das kann ich mir gut vorstellen."
 

"Dann bezeichnen sie es immer noch so?" Tea sieht Mokuba ungläubig an. Der Kleine nickt. "Mit dem Thema Beziehung tuen sie sich nach wie vor schwer." Er lacht. "Sie stellen sich teilweise so kindisch an, das könnt ihr euch echt nicht vorstellen." erzählt der Kleine. "Und Seto wird immer noch rot, wenn Joey sagt, dass es Zeit wäre schlafen zu gehen." Mokuba zwinkert die Runde vielsagend an und sowohl Tea als auch Yugi ändern schlagartig ihre Gesichtsfarbe.
 

"Die Zwei denken echt, dass ich nicht wüsste was das heißt." Wieder zwinkert der Kleine.
 

"Ähm..." hebt Bakura vorsichtig an und Tea wirft ihm einen schnellen Blick zu. "Frag bloß nicht!" Der Grauhaarige grinst.
 

"Na, klingt doch, als hätten sie den Bogen doch schon recht gut raus, oder?" meint Duke lässig. Mokuba nickt.
 

"Aber sie reden sich immer noch mit ihrem Nachnamen an." bemerkt Yugi.
 

Duke zuckt mit den Schultern. "Wenn schon, das ist doch egal."
 

Mokuba lacht. "Joey hat gesagt, das diene dazu, das Verhältnis auf einer unkitschigen Ebene zu halten." erklärt der Kleine.
 

"Was?" fragt Tea entgeistert. Kaiba junior nickt. "Ich schätze, die Beiden stehen auf Rollenspiele."
 

Schlagartig starren alle den Kleinen an. Nur Roland bleibt ungerührt. Mokuba zuckt mit den Schultern. "Ist doch so, nicht wahr, Roland?"
 

Der Assistent nickt. "Man kann nicht umhin festzustellen, dass die Herren..."
 

"WOW!" fällt Tristan ihm ins Wort. "So genau will ich das gar nicht wissen!"
 

Duke lacht. "Na, Hauptsache, sie haben ihren Spaß." befindet er.
 

"Und sie kommen nie dahinter, was wir gemacht haben." fügt Bakura grinsend hinzu. Yugi nickt.
 

"Also, Seto ist jedenfalls wie ausgewechselt, wenn Joey bei uns ist." erzählt Mokuba fröhlich. "Er ist echt glücklich, aber Joey schafft es nach wie vor ihn aus dem Konzept zu bringen. Ihr müsstet ihn dann sehen... So süß."
 

"In der Schule wirkt er aber immer noch wie der alte Miesepeter." bemerkt Duke.
 

Yugi zuckt mit den Schultern. "Ach, das ist nicht so schlimm. Wenigstens streiten sich die Zwei nicht mehr und Kaiba gibt sich sogar Mühe, uns nicht ständig als Kindergarten zu bezeichnen, oder?"
 

Tea nickt. "Ja, da hält er sich echt zurück." meint das Mädchen. "Und solange er lieb zu Joey ist, soll mir der Rest egal sein." Bakura und Yugi nicken zustimmend.
 

"Hat Joey denn zu euch was gesagt über das Verhältnis?" will Bakura wissen. Yugi schüttelt den Kopf, aber Tea grinst wissend. "Gestern meinte er, er führe augenblicklich mit einem großen Vorsprung."
 

Die Freunde sehen sie fragend an, nur Mokubas Miene spiegelt keine Überraschung wieder.
 

"Na, das wird Seto sicher nicht lange auf sich sitzen lassen." erwidert er und zwinkert Tea wissend zu.
 

"Was bedeutet denn das?" fragt Yugi verwirrt. "Das bedeutet, dass es vielleicht eine Sache gibt, bei der unser Joey Kaiba schlagen kann." erklärt Tea, aber Mokuba schüttelt den Kopf. "Nein, da irrst du dich. Seto ist der Beste."
 

Das Mädchen und der Kleine fangen unwillkürlich an zu lachen und der Rest blickt sie fragend an. "Ich verstehe nur Bahnhof." bemerkt Bakura. Tea grinst. "Nicht so schlimm." erwidert sie und der Grauhaarige verzieht missbilligend den Mund.
 

"Apropos Schwein gehabt..." meint Duke plötzlich und blickt zu Tristan. Der zuckt leicht zusammen. "War da nicht noch eine Wettschuld, die es einzulösen gilt?" Er grinst den Freund herausfordernd an.
 

Tristan stöhnt. "Das ist doch nicht euer Ernst?" fragt er. Die Unsicherheit steht ihm ins Gesicht geschrieben.
 

"Doch, eigentlich schon. Deshalb sind wir doch heute hier, oder Mokuba?" Duke zwinkert dem Kleinen zu.
 

Mokuba nickt eifrig. "Seto sagt, dass man Wettschulden immer einlösen muss." sagt der Kleine entschieden.
 

"Ach ja?" Tristan stöhnt. "Aber so was würde er bestimmt nicht machen, oder?"
 

"Kaiba würde aber auch nie eine Wette annehmen, die er verlieren könnte." mischt sich Tea ein. Tristan seufzt. "Ihr verarscht mich doch, oder? Leute?" Unsicher mustert er seine Freunde. Keiner sagt etwas und sein Blick wandert zu Yugi. "Kumpel, das kannst du doch nicht zulassen!"
 

Yugi zuckt mit den Schultern. "Das kann ich doch nicht entscheiden, Tristan." erwidert der Kleine verlegen.
 

"Sieh´s ein, Tristan, um die Nummer kommst du nicht herum. Also bring es lieber hinter dich und sei froh, dass wir so gnädig sind und dich nicht während der Pause über den Schulhof jagen." meint Duke lässig.
 

"Gnädig???" Tristan verschränkt die Arme vor der Brust. "Leute, sagt mir, dass das nicht euer Ernst ist! Bitte!"
 

"Tristan, Mokuba ist extra hergekommen, um..." beginnt Tea und ein Aufschrei Tristans unterbricht ihre Rede.
 

Entrüstet blickt er die Runde an.
 

"Was ist jetzt, Tristan?" will Duke ungeduldig wissen. Tristan starrt ihn an.
 

"Können wir uns nicht auf was anderes einigen?" fragt der Brünette flehend. Duke seufzt und wendet sich an Yugi, Tea und Bakura. "Was meint ihr?"
 

Tea zuckt mit den Schultern. "Also, mir reicht es auch, wenn Tristan erklärt, dass er Unrecht hatte und Shakespeare der Größte ist." meint das Mädchen grinsend. "Was ist mit dir, Yugi?" Der Kleine lächelt verlegen. "Ich muss dich auch nicht unbedingt nackt sehen, Tristan." sagt der Kleine. "Aber es ist natürlich Dukes Wette."
 

Unsicher blickt Tristan den Schwarzhaarigen an. Duke hält dem Blick eine Weile stand, schließlich seufzt er.
 

"Hast du ein Glück, dass ich heute gut gelaunt bin." seufzt er und Tristan atmet erleichtert auf. "Also gut, gib deine Erklärung ab." fordert Duke ihn auf.
 

Tristan lächelt dankbar. "Ok, ok, Leute, ihr hattet Recht und ich hatte Unrecht." meint der Brünette und fügt resignierend hinzu: "Shakespeare ist der Größte." Tea strahlt. "Geht doch." sagt sie zufrieden und auch Yugi nickt. Nur Duke und Mokuba sind sichtlich enttäuscht.
 

"Master Kaiba, wir sollten vielleicht langsam aufbrechen." merkt Roland an und Mokuba nickt. "Wenn hier ohnehin nichts mehr passiert..." Der Kleine verzieht schmollend den Mund. "Na, dann macht´s mal gut, Freunde." meint der Kleine. "Du auch, Mokuba." erwidert Yugi.
 

Als der Kleine mit Roland verschwunden ist, seufzt Tea plötzlich. Die vier Jungs sehen sie fragend an. "Es ist schon irgendwie traurig, dass unser Projekt schon zu ende ist, oder?" fragt sie die Runde wehmütig. Tristan verdreht genervt die Augen. Yugi nickt. "Ich mache mich dann mal auf den Heimweg." meint Tea. "Kommst du mit, Yugi?" Der Kleine nickt. "Ich komm auch mit." sagt Tristan.
 

"Also bis später, ihr Zwei." Tea winkt Bakura und Duke noch einmal zu. "Ja, bis später." Bakura lächelt.
 

"Sag mal, Bakura, was hast du sonst noch so von Shakespeare gelesen?" will Duke wissen. Bakura sieht den Schwarzhaarigen überrascht an. "Wieso?" Duke zuckt mit den Schultern. "Naja, ich hätte da noch die eine oder andere Idee für ein Projekt." Er zwinkert dem Grauhaarigen vielsagend zu. Einen Moment sieht dieser ihn verständnislos an. Dann aber erhellen sich seine Züge und er nickt. "Ein Sommernachtstraum." erwidert Bakura und grinst. "Hm." gibt Duke von sich. "Ist da was brauchbares für Yugi und Tea dabei?"
 

fin



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Kommentare zu dieser Fanfic (97)
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Von:  sonoka
2013-03-27T10:02:25+00:00 27.03.2013 11:02
deine FF war echt toll gut gemacht :D
jetzt kommen sie zum nächsten paar denen ist echt nicht zu helfen ^^^mach weiter so
LG Sonoka
Von:  sonoka
2013-03-27T09:53:42+00:00 27.03.2013 10:53
also ich haätte ja nicht so ruhig da sitzen können hätte wahrscheinlich bis über beide ohren gegrinst XD hätte man mir angesehen das ich schon alles weiß.
da haben die anderen ja noch mal glück gehabt.
super kappi :D
Von:  sonoka
2013-03-27T09:27:48+00:00 27.03.2013 10:27
oh wie süß bin aber mal gespannt ob die beiden noch rausfinden wer dafür verantwortlich ist und wie sie dann reagieren ^^
Von:  sonoka
2013-03-27T09:20:56+00:00 27.03.2013 10:20
kawai ^^
Von:  sonoka
2013-03-26T16:44:09+00:00 26.03.2013 17:44
kawai... ist das schön XD
endlich ich bin sprachlos ^^
Von:  sonoka
2013-03-25T20:11:51+00:00 25.03.2013 21:11
ich bib echt gespannt was die sich einfallen lassen haben die können ja echt fasr fies sein ^^
Von:  sonoka
2013-03-24T21:34:53+00:00 24.03.2013 22:34
ich habe fast meinen lappi von der sofalehne geschupst weil ich mich so gefreut habe das seto sich duelliert und joey in dann auch noch küsst XD
einfach zu geil der hammer ich finds einfach toll :3
Von:  sonoka
2013-03-24T21:15:08+00:00 24.03.2013 22:15
na hoffentlich geht der plan auch auf bin schon gespannt ^^
Von:  sonoka
2013-03-24T19:46:14+00:00 24.03.2013 20:46
also wenn ich joey wäre und würde mitbekommen was die so aushecken dann hätte ich echt angst. war wieder ein super kappi:)
Von:  sonoka
2013-03-24T18:47:13+00:00 24.03.2013 19:47
Bringen sie mir irgendwas zu trinken für... meinen Gast......und die flasche cognac. zu geil musste wieder nur grinsen. hoffentlich bekommt unser seto kein alkohol problem wenn er so viel cognac trinkt XD


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