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Das Gesetz Der Straße

Nur der Stärkere überlebt
von

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Akt 1. - Champagnerregen


 

Akt 1. - Champagnerregen
 

Er zischt, wie unsere Feinde zischen,

Wenn uns die freie Göttin winkt,

Und aus dem Quell, dem immerfrischen,

Begeisterung die Seele trinkt.

O blühend, blühend Zauberreich!
 

In einem tiefen blau erstreckte sich der Himmel bis nach hinten an den Horizont, wo die Sonne vor einigen Stunden untergegangen war und hunderte von kleinen Sternen prangten am Himmelszelt um dem Schein des Mondes beiwohnen zu können. Unter dem Himmelszelt wuchsen Hochhäuser in die Höhe. Die einen beherbergten Familien, in den anderen verdienten in Anzüge gekleidete Menschen einiges an Geld. In manchen dieser Häuser brannte noch Licht, hauptsächlich in den höher gelegenen Stockwerken. Weiter unten fuhren hin und wieder Autos durch die Straßen und in Jacken gehüllte Personen huschten schnell wie Schatten an den Häusern antlang um an ihrem Ziel anzukommen. Doch die ersten grauen Wolken begannen aufzuziehen um das Bild der Eintracht zu stören. Schon bald würde kalter Regen auf die Dächer plätschern, den Asphalt zum Glitzern bringen und das Wasser im Hafen in die Höhe schießen lassen. In einem pulsierendem Rhythmus würden die Wasserperlen auf die Fensterscheibe treffen und wie feine Blutrinnsaale an ihr hinunterfließen.

Ich wendete mich von dem Fenster ab und nahm das gefüllte Glas, welches auf der Fensterbank geruht hatte, am Stiel. Durch das schwache Licht, welches von einer einzigen Stehlampe in der anderen Ecke des Raumes ausging, erschien die Flüssigkeit im Glas fast schwarz. So schwarz wie meine Augen, die das hin und her schwappende Getränk begutachteten.

Billigwein, wie man ihn an der Raststätte für 2Euro bekam. Und zu allem Übel war er auch noch viel zu süß. Aber ich sollte nicht meckern. Immerhin hatte ich bereits zwei dieser Flaschen geleert und das letzte Mal gab es nur Mineralwasser und einen Tritt in meine Eier. - Um es mal salopp zu formulieren.

Meine Lippen setzten am Glas an, ehe ich mir einen Schluck des Getränks gönnte. Wie klebriger Honig floss mir das Elixier die Kehle hinunter und hinterlies einen süßlichen Nachgeschmack. Unangenehm aber ertragbar.

,,Lashmn mihm mei", mit einem stummen seufzen, stellte ich das Glas wieder auf dem Fensterbrett ab. Draußen hatte es bereits angefangen zu regnen und die Regentropfen donnerten wie Nadeln gegen die Scheibe.

Platsch. Platsch. Platsch.

,,Du kannst es wohl nicht abwarten, oder?!", ich sah in die Mitte des Raumes und entdeckte einen jungen Mann. Er war sehr nicht viel älter als ich. Vielleicht zwanzig oder einundzwanzig. Ich hatte es vergessen. Seine Haut war fast so blass wie die meine, doch seine Augen strahlten in einem so hellen grün, dass es schon beinahe wehtat ihm direkt in die Augen zu blicken.

Zu genüge gefesselt saß der Braunhaarige auf dem Sofa, welches vor etwa einer Stunde noch an der Wand gestanden und ich imporvisatorisch direkt in die Mitte des Raumes geschoben hatte. Es hatte etwas gedauert, da ich nebenbei aufpassen musste, dass der junge Kerl nicht abhaute oder mir eine überzog. Aber dank der Fesseln an Händen und Füßen war dies nun keinen weiteren Gedanken meinerseits wert.

Ich ging auf den jungen Mann zu. Er wirkte weder ängstlich noch verstört. Nicht so wie die meisten, die ich in einer solchen Situation beobachten durfte.

Wie viele Tränen hatte ich schon gesehen?

Wie viele flehenden Laute und Bitten gehört?

Doch der Wille dieses Jungen war eisern. Ziemlich bewundernswert, wenn es nicht fehl am Platz wäre. Denn egal ob weinend oder lachend, lief alles auf das Selbe hinaus.
 


 

An dem Tag, an dem ich meinen ersten Mord beging, regnete es. Die Wolken türmten sich übereinander auf und wirkten am Horizont fast schwarz, während die nassen Tropfen wie tausende, durchsichtige Perlen auf den Asphalt prasselten und an den unebenen Stellen der Straßen Pfützen bildeten.

Das war gut so, denn es ersparte mir die lästige Putzerei danach. Ich gebe zu; ich hatte Angst. Aber die Neugier trieb mich immer weiter an. Ich wollte einfach wissen, wie es ist jemanden zu töten und ich wollte FORCE beweisen, dass ich kein kleines Kind mehr war. Sie sollten wissen, dass man auf mich zählen konnte und nicht rücksicht auf mich nehmen musste, weil ich noch ein Kind war, dass von allen beschüzt werden musste. Aber vor allem wollte ich meinen großen Bruder Itachi beeindrucken und ihm zeigen, dass ich soweit war ein Mitglied der FORCE zu werden.

Mein Opfer war ein Mann – nicht weil ich einen Hass auf ihn hegte oder grundsätzlich jeden verachte, der einen Schwanz zwischen den Beinen baumeln hatte – nein, er war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und noch dazu allein. Allein in einer der unzähligen Straßen dieser Stadt; flackernde Laternen am Straßenrand als einzige Lichtquelle und Hundegebell, welches sich in der Ferne verlor. Für mich gab es keine besseren Vorraussetzungen für meinen ersten Mord.

Der Mann auf den ich es abgesehen hatte, trug einen beigen Trenchcoat und seine teuren italienischen Lederschuhe waren von oben bis unten vom kalten Regenwasser durchweicht.

Er hatte keinen Schirm und genau das faszinierte mich an ihm, denn der Regen an diesem Tag war wirklich heftig. Wie spitze Nadeln fielen die Tropfen vom Himmel und trafen mit solch einer Wucht auf, dass man fast glauben konnte, dass sie alles und jeden durchstoßen wollten. Genauso wie ich es vorhatte. Nur würde mein Versuch mit Erfolg gekrönt werden.

Ich beobachtete noch immer den blässlichen Mann; studierte seine groben Bewegungen; das deutlich erkennbare Heben und Senken seines Brustkorbes bei jedem seiner Atemzüge. Seine braunen Haare hingen schlaff an seinem eckigen Gesicht herab und klebten ihm stellenweise auf der Stirn; verdeckten seine enger liegenden Augen und die zusammengewachsenen Brauen darüber.

Mein Gesicht wurde jedoch fast zur Gänze von einem dunklen Schatten verborgen, denn meine Mutter hatte mich aufgrund des Wetters gezwungen den alten Regenmantel meines Vaters anzuziehen, dessen Kapuze mir trotz meiner 15 Jahre ein wenig zu groß war.

Der Mann überquerte die Straße und ich sah, wie sein Blick über mich glitt – aber in seinen blauen Augen glühte nicht dieselbe Mordlust wie in meinen.

Er maß mir nur so viel Bedeutung bei, wie dem räudigen Köter, der ihm vor die Füße lief und wieder in einer der Gassen verschwand.

Ich folgte dem Mann, der nur einige Meter vor mir lief. Meine Präsenz schien er vollkommen vergessen zu haben oder aber er erachtete sie als nicht weiter wichtig. Dementsprechend waren seine Schritte. Langsam und träge. Und jedes Mal wenn einer seiner Füße den von dem Regen glizernden Asphalt berührte, platschte es in seinen Schuhen. Ich folgte dem Mann -ich schätzte ihn auf Mitte 30- eine Weile, die Hände in den Taschen der dunkelblauen Regenjacke vergraben, das Gesicht immer durch den Schatten der Kapuze verdeckt und nur ein paar meiner bläulich-schwarzen Haare waren zu erkennen.

Ich fühlte die Anspannung, die meinen Körper durchflutete und dafür sorgte, dass mir der kalte Regen nichts ausmachte, der langsam durch die Jacke sickerte.

Ich fühlte die Erwartung, wie es sich wohl anfühlen würde jemandem auf brutale Art und Weise das Leben zu nehmen.

Ich fühlte die Sorge, dass ich den Mann nicht bei meinem ersten Versuch tötete und er mir den Gar-Aus machte.

Ich fühlte den kalten Griff des Messers, welches von meiner Hand fest umschlossen in der Tasche meiner Regenjacke ruhte. Es pulsierte unter meinen Fingern; schien in immer kürzer werdenden Abständen kleine Blitze durch meinen Körper fahren zu lassen um auf sich aufmerksam zu machen. Ich wusste, dass es da war. War es doch eines der entscheidenen Faktoren für meine Tat. Denn allein durch Muskelkraft würde ich den Muskelprotz nicht überwältigen können. Für jemanden wie mich -schmächtig und klein- war vor allem der Überraschungseffekt von unglaublichem Nutzen. Kaum steckte das Messer im Körper der Zielperson, schon war sie tot ohne realisiert zu haben, was gerade geschehen war. - Vorrausgesetzt der Täter rammte das Messer in die Richtige Stelle des Körpers. Der Handrücken wäre die denkbar schlechteste Zielscheibe.

Der Regen wurde stärker, die Schritte des Mannes vor mir, schneller. Ich musste anfangen zu joggen um mit ihm mithalten zu können. Aber selbst in diesem auffälligen Schritttempo, maß mir der Braunhaarige keinerlei Beachtung bei. Es war schon fast zu einfach.

Doch plötzlich geschah es.

Der Mann bog in eine dunkle Gasse ein und ich ergriff diese Chance mit beiden Händen und stürzte mich von hinten auf ihn. Er war zwar um einiges größer -und schwerer- als ich, aber ich würde mir diese Möglichkeit nicht entgehen lassen!

Schnell zog ich das silberne Messer aus der Tasche und rammte es in den Nacken des Mannes - auch wenn ich mich dafür etwas strecken musste und anfangs dachte ihn womöglich zu verfehlen. Aber es ging leichter als erwartet, denn das Küchenmesser, welches ich mir einzig für diesen Zweck aus der Küche meiner Eltern geklaut hatte, war unfassbar scharf und durchtrennte sein Fleisch wie weiche Butter.

Wie ich geahnt -und auch gehofft- hatte, kam der Mann nicht einmal mehr zu einem Laut des Protestes oder des Schocks, sondern war auf der Stelle tot. Hätte er noch einen Ton von sich gegeben, hätte es durchaus unangeheme Folgen für mich haben können. Aber so kippte der leblose Körper einfach nach vorne und landete mit einem lauten Platscher in einer Pfütze.

Ich beobachtete, wie das Blut aus der tiefen Wunde in seinem Nacken herauslief, seinen Hals hinabwanderte und sich mit dem Wasser der Pfütze vermischte. Anfangs war das rot des Blutes fast gar nicht zu erkennen. Doch schon nach wenigen Augenblicken schien es so, als würde diese Ansammlung aus Flüssigkeit nur noch aus Blut bestehen.

Ich stand noch einige Momente so da; ließ das befriedigende Gefühl meiner Tat auf mich wirken. Die Anspannung, die zuvor meinen Körper gepackt hatte, lies nach und ich fühlte, wie sich die Nässe -trotz Regenjacke- langsam durch meine Kleider zog. Erst jetzt fiel mir auf, wie kalt es eigentlich war. Mein Atem bildete kleine Wölcken, die sich schnell wieder verflüchtigten.

Ich trat neben den Kopf der Leiche und ging in die Hocke, um mit einer Hand den Griff des Messers zu packen, welches immer noch im Nacken des Mannes steckte. Jetzt jedoch erstrahlte die Klinge in einem dunklen Rot. Meine Finger umschlossen das kühle Metall und mit einem Ruck hatte ich das Messer aus dem toten Fleisch gezogen. Ich beobachtete, wie aus der nun offenen Wunde das Blut anfing schneller den Körper zu verlassen. Unter meinen gelben Gummistiefeln bildete sich bereits eine Lache, die nur langsam vom Regen davongespült wurde.

Ich wusste nicht genau auf was ich wartete. -Vielleicht erwartete ich ein unbändiges Ekelgefühl oder Reue für meiner Tat. Aber nichts dergleichen geschah. Nur der Regen prickelte auf meiner Zunge, als bestünde er aus Champagner.
 

Ich öffnete meinen Mund und lies meine Zunge hinauswandern. Der Champagner, den ich bei meinem ersten Mord geschmeckt hatte, prickelte noch immer auf meiner Zunge. Doch lange nicht so intensiv; trübte der Wein noch meine Sinne; betäubte meine Geschmackssinne aufs äußerste.

Meine Zunge wanderte wieder in meinen Mund zurück während ich die Türe hinter mir mit einem leisen ,KLACK' schloss. Es war vollbracht und der Champagnerregen fiel auf mich herab um diesen Anlass gebührend zu feiern.
 

Nun gibt es keinen Herrscher mehr!

Nun blüht die weite Welt umher!

Und Alles, Alles, was ihr wollt!

(Champagnerlied; Adolf Glaßbrenner)

1.2


 

1.2 - Karma

Ditthadhamma-vedaniya-kamma

,
 


 

Also es ist so: Manchmal – manchmal

treffen selbst die Besten von uns

unbedachte Entscheidungen.

Schlechte Entscheidungen.

Entscheidungen, von denen wir genau

wissen, dass wir sie bereuen

werden, und zwar in dem Augenblick,

in der Minute ... Na ja, vielleicht

nicht bereuen im eigentlich Sinn,

denn zumindest, zumindest haben wir

etwas versucht – aber trotzdem.
 

Es regnete noch immer. In Strömen rieselte die Flüssigkeit vom dunklen Himmel herab und durchnässte meine Haare, die bereits schlaff an meinem Gesicht hinunterhingen. Nur an meiner schwarzen Lederjacke perlten sie ab um anschließend an ihr hinunter zu laufen. Es kam mir ganz gelegen, denn durch das Wasser wurde die Erde auf meiner Jacke davongespült.

Ich begann mich von dem Haus zu entfernen. Denn wenn mich hier die falschen Personen entdeckten, war ich dran und mein Kopf ab. Es wäre wirklich nicht von Vorteil, wenn ich jetzt das zeitliche Segnen würde. So viel war noch zu erledigen; noch so viele Menschen zu töten und deren Widerstand zu brechen. Obwohl.

Ich erhob meinen rechten Arm und streifte den Ärmel meiner Lederjacke nach oben um einen Blick auf meine Uhr werfen zu können. In einem gleichmäßigen Rhythmus wanderte der dünnste der Zeiger im Uhrzeigersinn im Kreis. Der kleinere, dickere Zeiger zeigte auf die Neun. Der schmale, dünne Zeiger auf die Eins. Es war also 22:05 Uhr. Wenn alles nach Plan lief, waren jetzt noch zwei Frauen und ein Mann vom Anlitz dieser Welt verschwunden. Auf ewig unauffindbar für diejenigen, die nicht ganz genau wussten, wo sich der oder die Vermisste befand. In meinem Fall hatte ich die Leiche in seinem eigenen Garten unter einem Apfelbaum verschwarrt – dessen Früchte übrigens einen ganz delikaten Kuchen ergaben.

Meine Schritte führten mich zu einer kleineren Gasse. Sie war so unscheinbar wie viele andere in Greenwich Village auch; Regenpfützen bildeten sich an den Seiten; Katzen und räudige Köter hatten ihre Duftmarken hinterlassen. Doch in Mitten der scheinbar unendlichen Dunkelheit stand mein Motorrad und wartete nur darauf, dass ich es bestieg und losfuhr.

Es war eine Spezialanfertigung von Sasori, dem Mechaniker unserer Truppe. Egal was kaputt war, er und Karin, sein rothaariger Lehrling, wussten es zu reparieren. Nur in den seltesten Fällen bekamen sie etwas nicht hin. Und dann konnte man davon ausgehen, dass das zu reparierende Teil wirklich schrottreif war.

Orientiert war mein Motorrad an dem ES1, dem schnellsten Motorrad der Welt. Allerdings war mein Mottorad etwas höher und ein paar Kilo schwerer, weshalb es etwas schwieriger zu steuern war und ich bei jeder Kurve mein ganzes Gewicht gegen die Maschiene richten musste um nicht runter zu fallen. Trotzdem war mein Motorrad eines der schnellsten -wenn nicht sogar das schnellste- bei FORCE. Denn die schnittige Bauweise machte das höhere Gewicht wieder wett. Ansonsten fiel mein Motorrad mit seiner dunkelblauen Farbe so gut wie gar nicht auf. Nur das für Sasori typische S und das FE für FORCE prankten in silber auf dem Tank.

Ich setzte den schwarzen Motorradhelm auf meinen Kopf, der die ganze Zeit über auf dem Sitz meiner Maschiene gelegen hatte. Das Visir war mit kleinen Wassertropfen übersäht, aber das war nicht weiter schlimm. Mein rechtes Bei wanderte über den schwarzen Sitz des Motorrads während mein linker Fuß die stählerne Stütze an der Seite zurückschob.

Auf Zehenspitzen stehend kramte ich aus meiner Jeans die Schlüssel, die ich nun in das dazugehörige Schloss schob. Es dauerte zwar etwas bis ich das Loch gefunden hatte, da die Sicht durch das Visir nicht ganz optimal war, aber schlussendlich drehte ich die Zündung und der Motor lief.
 

Der Verkehr in dieser regnerischen Nacht war, wie immer, nicht so flüssig, wie ich es gerne hätte. Immer wieder stand ich an einer Ampel, die genau dann auf rot geschaltet hatte, als ich drüber fahren wollte. Mit der Zeit wurde das wirklich lästig und mein Hintern begann schon einzuschlafen. Ganz zu schweigen von meiner Jeans, die durch den Regen wie eine zweite Haut an meinen Schenkeln klebte und meine Bewegungen die eines Robotors ähneln lies.

Die Ampel schaltete auf grün und ich setzte mein Motorrad wieder in Bewegung. Es war nicht mehr weit bis zu meinem Ziel. Vielleicht 500 Meter. Aber dank des zähflüssigen Verkehrs dürfte ich trotzdem noch gute zehn Minuten bis dorthin brauchen. Denn mein Motorrad rollte eher, als das es wirklich fuhr. Manchmal kam mir der Gedanke, dass ein einfacher Roller es auch getan hätte. Ich meine wofür hatte man ein Motorrad, dass auf Schnelligkeit getrimpt war, wenn man nicht schnell damit fuhr?

Die Regentropfen donnerten gegen mein Visir, dass ich mir vor die Augen gezogen hatte, und das Taxi vor mir schien heute den Tag der langsamen Schnecke zu haben. Ich musste sogar stellenweise stehen bleiben um dem Fahrer nicht hinten drauf zu fahren. Wenn derjenige wissen würde, dass hinter ihm ein Massenmörder auf einem Motorrad saß und langsam wütend wurde, würde ich jetzt wahrscheinlich nicht vor mich hin rollen sondern freie Bahn haben.

Das Taxi vor mir rollte weiter und in meiner Hosentasche fing etwas an zu vibrieren. Mein Handy. Es war jetzt wirklich denkbar unpassend, aber ich musste rangehen. Zu meinem Glück blieb das gelbe Auto vor mir wegen einer roten Ampel stehen. Also fischte ich mein Handy aus meiner Tasche, setzte meinen Helm ab, hing ihn an den rechten Lenker und sah auf dem Display meines Mobilgerätes, dass Suigetsu mich anrief.

Mit einem seuftzen hob ich ab.

,,Was ist?", fragte ich direkt und achtete auf die Ampel, die immer noch auf rot geschaltet hatte.

,,Mann Sasuke wo bist du? Wir warten alle nur auf dich!", hörte ich Suigetsu aufgebracht sagen.

,,Ich stecke im Stau. So wie es aussieht bin ich erst in zehn Minuten da", sagte ich ruhig und versuchte den kalten Regen zu ignorieren. Genauso wie die Motorengeräusche der Autos und die Musik der unzähligen Clubs.

,,Sei froh, dass du der Bruder vom Boss bist. Ansonsten wärst du schon längst-"

,,Tot. Ja ich weiß es. Sag Itachi, dass er mit der Besprechung anfangen soll. Es würde nichts bringen auf mich zu warten", unterbrach ich Suigetsu , der mit seiner Äußerung mehr als nur Recht hatte. Wenn ich nicht der Bruder von Itachi wäre, wäre ich schon längst ein vermodernder Körper ohne jegliches Leben. So viel wie ich mir erlaubt hatte, war es ein Wunder, dass Itachi noch nicht ausgeflippt war. Denn er wusste, dass ich die Leute, die ich zugeteilt bekam, nicht so umbrachte, wie er es sich vorstellte. Denn anstatt sie von hinten nieder zu stechen -wie es bei meinem ersten Mord der Fall war-, unterhielt ich mich noch gerne mit ihnen und sah mich in ihrer Wohnung um -oder bereitete mir einen leckeren Apfelkuchen zu. Es war manchmal wirklich unterhaltsam. Manche schimpften mich deswegen einen Psychopathen. Aber mir machte dies herzlich wenig aus. Denn nur der wahrhaft wahnsinnige kann Genialität zeigen.

Einen Psychopathen nannte mich auch eines meiner Opfer, als ich in ihrer Küche saß und genüsslich einen Tee schlürfte während sie gefesselt auf einem Stuhl saß.

Ich hatte es nicht für nötig befunden sie zu knebeln, denn sie wohnte sehr abgelegen – einerseits eine unverzeihliche Dummheit in meinen Augen, andererseits durchaus von Vorteil.

Für mich.

Während sie mich wüst beschimpfte und ich an meinem Pfefferminztee nippte sinnierte ich über die Vor- und Nachteile des Mordens an sich.

Es war befreiend, schüttete Endorphine aus ohne dickzumachen wie Schokolade und verschaffte mir einen gesunden Adrenalin-Kick. Mal abgesehen davon, dass es meine Aufgabe bei FORCE war die Leute umzulegen, die uns in die Quere kamen. Und die blonde Schönheit hätte uns durchaus gefährlich werden können. Denn unser Spion Tobi hatte herausgefunden, dass sie geheime Informationen der FORCE an die SaW weiterleitete. Wenn es eine Gruppierung wie die YeLlows gewesen wäre, wäre das kein großes Thema gewesen, da sie nicht über die Mittel verfügten uns gefährlich werden zu können. Natürlich hätte die Blondine auch dann sterben müssen, gar keine Frage. Aber die SaW war eine der einflussreichsten Organisationen in ganz New York, was die Sache schon schwerwiegender machte. Denn sie hatten sehr wohl die Mittel die FORCE auszulöschen. Vor allem mit geheimen Informationen wie die Lage unseres Hauptquartiers. Einige Mitglieder, so munkelte man, arbeiteten sogar bei der Polizei und liesen Spuren, die die anderen bei einem Mord oder ähnlichem hinterlassen hatten, unter den Tisch fallen.

Wie schon gesagt: Die Blondine, ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr an ihren Namen erinnern, war auf mir unbekannte Weise an wichtige Informationen der FORCE gekommen. -Und ohne, dass wir etwas bemerkt hatten. Die einzige Verbindung, die wir zu ihr hatten, war die Drogenszene, in der die FORCE ebenfalls aktiv war. Immerhin mussten wir auch irgendwie an Geld kommen, obwohl wir es hauptsächlich von schwächeren Organisationen eintrieben und ihnen im Gegenzug versprachen sie nicht auszuschalten.

Ich zerbrach mir wirklich den Kopf darüber, wie die junge Frau an solch wichtige Unterlagen gekommen war. Hinterliestiges, kleines Stück.

Eine Problematik stellte jedoch die effektive Beseitigung meiner „Hinterlassenschaften“ dar. Jedes Mal musste ich mir etwas anderes einfallen lassen -sonst würde es ja langweilig werden. Und wie schnell verfällt man doch einem Muster?!

In diesem Fall hatte ich meinem Opfer alle Gliedmaßen mit einer Axt abgehackt und dann immer weiter zerstückelt, sodass ich sie in ihrem Mixer pürieren und anschließend ihrem Hund zum Fraß vorsetzen konnte. Natürlich hatte ich dabei eine ordentliche Sauerei hinterlassen, aber der braune Labrador hatte das Blut seines Frauchens brav aufgeleckt, sodass ich nicht hatte putzen müssen.

,,Gut. Aber beeil dich trotzdem. Ach und Sasuke-", riss mich Suigetsu aus meinen Erinnerungen.

,,Mh?", machte ich nur und bemerkte, dass die Ampel auf grün schaltete und das Taxi vor mir davon brauste. Mir hingegen blieb aber nichts anderes übrig als stehen zu bleiben und den Regen hinzunehmen. Denn telefonieren und Motorrad fahren ging nun wirklich nicht.

,,Pass auf dich auf, ja?! Du solltest die Leute wirklich nicht quälen, die du zugewiesen bekommst. Ich meine, ich finde es cool was du abziehst und würde es auch gerne machen. Aber es ist auch genauso dumm. Du hinterlässt überall Spuren. Sei froh, dass die Bullen sich nicht für solche Schmarotzer wie uns interessieren", versuchte mich Suigetsu zu bekehren. Aber dafür war es schon längst zu spät.

,,HEY IDIOT FAHR WEITER ODER ICH NIETE DICH UM", brüllte der Taxifahrer hinter mir.

,,Bis dann Suigetsu. Wir sehen uns", sagte ich knapp angebunden ins Telefon und legte auf während ich meinen Kopf in Richtung Taxifahrer wendete.

Er hatte das Fenster seiner Tür runtergekurbelt, sodass er seinen beleibten Oberkörper nach draußen strecken konnte. Der Regen durchnässte sein rotes Shirt in wenigen Sekunden, damit es ekelerregend eng an seinem Körper anlag und seine speckige Haut ungewollt zur Geltung brachte. Auch seine dunkelbraunen Locken auf seinem Kopf, die bis zu seinen Ohren reichten, wurden immer mehr durchnässt und sein Drei-Tage-Bart fing einige der Regentropfen ab, die in seinem gebräunten Gesicht landeten und seine Wangen hinunterliefen. Seine Augen fixierten mich mit einem aufgebrachten Blick und seine ausgestreckte Hand zeigte auf mich während er wüste Bemerkungen über meine Fahrkünste machte und verlangte, dass ich endlich weiterfuhr.

,,NA LOS", brüllte er mir entgegen. Die einzige Reaktion, die dies bei mir hervorrief war ein verächtliches Schulterzucken.- Auch wenn ich zugeben musste, dass ich dem Kerl liebend gerne die Fresse poliert hätte. Denn ich lies mich nicht gerne herumschubsen oder beleidigen. Das lies sich wirklich sehr schlecht mit meinem Ego vereinbaren, welches Hand in Hand mit meinem eigenen Untergang ging. Das wusste ich schon zu diesem Zeitpunkt. Beängstigend, nicht wahr?! Aber es gab noch etwas. Das Karma.

Das Karma spielt im Hinduismus, Buddhismus und Jainismus eine tragende Rolle und ist für jeden Menschen wichtig - vor allem nach dessen Tod. Man kann es gut mit einem Bankkonto vergleichen. Für jede gute Tat, die man vollbringt, bekommt man 100 Euro. Für schlechte Taten, Abzüge. Wenn der Mensch stirbt, wird das ,,Geld" zusammengezählt und das Endergebnis entscheidet darüber, ob ein Mensch in seinem nächsten Leben auf- oder absteigt. So steigt ein durchschnittlicher Bürger, der sich sein ganzes Leben lang für andere eingesetzt hat, auf und wird in seinem nächsten Leben Millionär. Ein Millionär hingegen, der nur schlechtes in die Welt gebracht hat, steigt ab. Dieser Kreislauf wiederholt sich immer und immer wieder; hat niemals ein Ende.

Ob ich aufsteige? Wohl eher nicht. In meinem nächsten Leben -wenn es soetwas überhaupt geben sollte- werde ich mich als Straßenköter irgendwo in den dunklen Gassen New Yorks wiederfinden.

,,Ja ja", murmelte ich beherrscht und angelte nach meinem Helm, der immer noch am Lenker baumelte und so dessen gepolsterter Innenraum feucht wurde. Ich hatte mir wirklich vorgenommen einfach stillschweigend über die Ampel zu fahren und den fetten Taxifahrer in Ruhe zu lassen. Ich war schon spät genug dran und jede Minute, die ich jetzt noch verlor, könnte die Minute sein, in der mein Bruder seine Fassung verlieren könnte. Zwar mochte Itachi unerschütterlich wie ein Fels in der Brandung wirken, aber hinter dieser Fassade steckte ein unzähmbarer Massenmörder, welchen ich wirklich nicht entfesseln wollte. In diesem Zustand konnte er selbst mir Angst einjagen.

Der Motor meines Motorrades lief noch und so musste ich nur mit meiner Hand am Lenker drehen, damit meine Maschine davonbretterte.
 

Wie erwartet saß ich noch einige Minuten in dem stockenden Verkehr aus hupenden Autos fest. Es war wirklich lästig und so gerne ich mein Motorrad auf den Bürgersteig manövriert hätte und dort die letzten hundert Meter gefahren wäre; es wäre zu auffälilig gewesen. Selbst für die erschreckenden Verhältnisse von New York City. Doch die Sache hatte auch etwas Gutes. Der Regen hatte endlich nachgelassen und nur noch feine Wassertröpfchen fielen auf mich herab.

Der Wagen vor mir setzte sich in Bewegung und ich fuhr hinterher; hoffend, dass ich es bis zur nächsten Seitenstraße schaffen würde. Und siehe da, Der-Da-Oben schien wirklich auf meiner Seite zu sein, denn mit einem schlenker nach Rechts konnte ich mein Motorrad in die schmale Seitenstraße lenken. Ab jetzt musste ich mich durch immer schmaler werdende Gassen kämpfen, aber ich machte dies nicht zum ersten Mal und saß dementsprechend sicher auf meinem fahrbaren Untersatz, welches ohne zu Murren durch die seichten Pfützen fuhr.

Die Gassen wurden mit der Zeit verwinkelter und durch den geringen Lichteinfall sah ich mich gezwungen die Lichter meines Motorrades anzuschalten, welche dafür sorgten, dass das Wasser auf dem Asphalt schimmerte.

Nach ein paar Abzweigungen befand ich mich in einer stockdunklen Sackgasse. Nur die Lichter meines Motorrades durchbrachen das Meer der Dunkelheit und das brummende Motorengeräusch schien unnatürlich laut in meinen Ohren zu klingen.

Wie so ziemlich alles hier in dieser Gegend, gehörten die meisten Häuser hier abgerissen. Die Fassaden fingen an zu bröckeln und vor dem nassen Regen schützten die Dächer schon lange nicht mehr, da die Dachziegel vor Jahren die Segel gestrichen hatten. Man konnte sich vielleicht schon denken, dass hier niemand wohnte -mal ausgenommen von den Kötern, die hier ab und an herumstreunerten und ihre Geschäfte verrichteten oder den Junkies, die zugedröhnt in einem der Häuser lagen und vor sich hin sangen- und die mit Holzbrettern zugenagelten Fenster sprachen für sich. Freiwillig verirrte sich wirklich niemand hier her.

Ich schaltete den Motor meines Motorrades aus und sofort war wieder alles still - und dunkel.

Geschickt schwang ich mein Bein über den Ledersitz, lies dabei aber niemals die beiden Griffe des Lenkers aus den Händen. Anschließend schob ich mein an die Dunkelheit angepasstes Motorrad ein Stück weit die Gasse entlang. Ich musste nicht sonderlich aufpassen, dass ich mich nicht verlief - schließlich war das hier eine Sackgasse. Also musste ich nichts weiter tun als zu schieben und den Geräuschen meiner Schritte andächtig zu lauschen. Und schon nach wenigen Minuten -so kam es mir jedenfalls vor- hatte ich mein Ziel erreicht.

Es handelte sich um eines der Häuser, deren Fenster mit Holzbrettern zugenagelt worden waren und dere Fassade langsam aber sicher schwand. Dennoch war dieses Hochhaus bewohnt und steckte voller unverhofftem Leben. Oder vielleicht passte auch das Wort ,,unerwartet".

Mit der Fußspitze schob ich die stählerne Stütze des Motorrads hervor und stellte es vor der Türe ab um diese dann mit einem leisen Quietschen zu öffnen. Ich betrat den dunklen Raum und schloss hinter mir die Tür. Ich hatte nicht erwartet, dass hier Licht brennen würde. Schließlich saßen jetzt alle in der Besprechung fest und hörten sich entweder Itachis Kritik oder Shikamarus Pläne an. In beiden Fällen war es relativ langweilig und da die Besprechung schon angefangen hatte, wollte ich nicht hineinplatzen.

Trotz des fehlenden Lichtes konnte ich die Umrisse meiner Umgebung verhältnismäßig gut erkennen. - Es könnte auch damit zusammenhängen, dass ich mich schon seit Jahren in diesem Haus aufhielt und auch wohnte, wie so ziemlich jedes Mitglied der FORCE.

Das gesamte Erdgeschoss bestand aus einem einzigen Raum, da wir die gesamten Trennwände abgerissen hatten. Zwar sah ich es nicht, aber ich wusste, dass die Wände in einem neutralen weiß gehalten waren und die drei abgesessenen Couchen, die in der Mitte des Raumes zu einem U gestellt standen, in einem dunklen grün erstrahlten. Hier und da standen ein paar Kartons herum, in denen entweder Bauteile von Sasori lagen, die er sich besorgt hatte, oder ein Teil der Drogen, die wir nebenher vertickten. Rechts von mir standen in einigen Metern Entfernung aneinandergereite Tische, an denen exakt elf Stühle standen. Für jedes Mitglied der Organisation einer -manchmal geriet ich aber in Streitigkeiten um ein zwölftes Mitglied, aber das schiebe ich mal bei Seite. Man konnte auch jeden Stuhl auf den ersten Blick zuordnen.

Der einzige Stuhl, der heil war, war Itachis. Dieser stand am Kopf der Tischreihe.

Der Stuhl auf dem dutzende Bücher gestapelt worden waren, gehörte Kakashi. Er stand rechts von Itachis Stuhl.

Der Stuhl links von Itachi gehörte mir. Das dunkle Holz der Sitzgelegenheit war versehen mit eingerizten Strichen. Für jeden Mord, den ich begangen hatte, einer. Ich musste noch daran denken, dass ich heute noch einen weiteren Strich hinzufügen durfte.

Der Stuhl neber dem meinen war beschmiert mit Motoröl und lies nur den Schluss zu, dass dieser Sasori gehörte. Der Stuhl ihm gegenüber war ganz zerkratzt und wies tiefe Bissspuren auf - er gehörte Kiba und dessen launischem Hund Akamaru -das ,,zwölfte Mitglied". Daneben saßen Shikamaru, Hinata und Karin. Neben Sasori saßen hingegen Hidan und Suigetsu zusammen mit Tobi, der mir ziemlich suspekt erschien. Oder wie würdet ihr es finden, wenn jemand die ganze Zeit über mit einer orangefarbenen Maske herumlaufen würde, die nur ein Loch für eines der Augen auswies. Der Spinner zog sie nicht einmal zum Schlafen aus, sodass niemand wusste wie er aussah, von seinem Alter ganz zu Schweigen. Denn das wusste auch keiner. Genauso wenig wie seinen Nachnamen. Ich frage mich, warum Itachi diesem Kerl vertraute.

Dort wo die aneinandergestellten Tische standen, prankte auch eine Küchenzeile aus hellem Holz. Zwar sah sie schon ziemlich mitgenommen aus -die Kochkünste der FORCE beschränkten sich auf Spiegeleier und die praktischen Fünf-Minuten-Terinen- doch sie war noch immer in Takt und das war die Hauptsache.

Natürlich besaßen wir auch einen Kühlschrank. Nein. Sogar Kühlschränke. Der größte stand in der Ecke, wo auch die Küchenzeile stand und beherbergte Essen, welches wir vorwiegend aus den Kühlschränken unserer Opfer klauten oder legal von unserem Geld, dass wir hauptsächlich von den schwächeren Organisationen eintrieben, kauften. Ein kleinerer Kühlschrank stand bei den Chouchen und in ihm war vorwiegend Bier zu finden. Die restlichen Kühlschränke waren auf die verschiedenen Stockwerke verteilt. Immerhin besaßen die Mitglieder der FORCE den Luxus eine eigene Wohnung zu besitzen. Nun ja fast. Aber ein oder zwei Mitbewohner mehr machten den Kohl auch nicht fett.

Man mochte es vielleicht von außen nicht vermuten, aber dieses Haus war doch recht modern.-Nachdem wir es auf Vordermann gebracht hatten.

Meine Hand wanderte an der Wand neben der Haustür entlang und tastete nach dem Lichtschalter. Schon nach wenigen Sekunden hatte ich den schmalen Schalter gefunden und drückte ihn nach unten, sodass alles in ein gedämmtes Licht getaucht wurde. Die Wände erschienen mehr orange statt weiß und die grünen Chouchen in der Mitte wirkten ungewohnt dreckig.

Mit polternden Schritten, die meine nassen Motorradstiefel verursachten, ging ich auf die grünen Chouchen zu und öffnete den kleinen silbernen Kühlschrank, der neben den Sitzgelegenheiten stand um mir ein Bier zu gönnen. Denn er süße Geschmack des Weins brannte noch immer auf meiner Zunge. Widerlich.

Die grüne Flasche war kalt und lies meine Finger langsam ihr Gefühl verlieren. Mit meiner freien Hand schloss ich den surrenden Kühlschrank wieder und lies mich auf einem der grünen Sitzgelegenheiten nieder. Automatisch wanderten meine Füße auf die Holzkiste in der Mitte des U's während ich aus meiner Hosentasche ein Feuerzeug fischte und damit die Bierflasche öffnete. Meine Lippen setzten an der Flasche an und schon flossen die ersten ml meine Speiseröhre hinab und hinterliesen ein angenehmes Gefühl von Befriedigung.

Mit einem genießerischen:,,Ah", entwich die Luft aus meiner Lunge, als ich die grüne Flasche von meinen Lippen entfernte. Hinter mir hörte ich bereits, wie der von blauen Draht geschützte Lastenaufzug in das Erdgeschoss polterte. Mein Erscheinen schien wohl nicht unbemerkt geblieben zu sein. Und gerade jetzt, wo ich es mir so schön gemütlich gemacht hatte. Andererseits wäre es besser für meine Existenz, wenn ich die Bierflasche versteckte und so tat, als wäre ich gerade auf dem Weg in den Keller -bzw. Garage, Labor, Besprechungsraum und Werkstatt- gewesen.

Mit unüberhörbarem Geratter kam der Lastenaufzug, der sich etwa fünf bis sieben Meter hinter den Couchen und somit mitten im Raum befand, im Erdgeschoss zum Stehen. Die blauen Drahtzäune, die wir zum Schutz angebracht hatten, wurden weggeschoben und fast zeitgleich riefen zwei Personen:,,SASUKE"

Die eine Stimme sagte es aufgebracht; die andere zuckersüß. Beides nicht sonderlich angenehm. Aber wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich mich für die aufgebrachte Stimme entschieden. Definitiv.

,,Ja ich bin da", sagte ich knapp und stellte die Bierflasche auf die Holzkiste. Das war es dann wohl mit der Ruhe.

Ich erhob mich von der Chouch und drehte mich zu den beiden Personen hinter mir.

Einer von ihnen war Suigetsu. Er hatte bläulich-weiße Haare, die ihm bis zu den schmalen Schultern fielen und sein blasses Gesicht hob sich kaum von seiner Haarfarbe ab. Nur seine lilafarbenen Kontaktlinsen stachen einem wortwörtlich ins Auge. Sie hatten etwas exotisches und durchaus anziehendes - wenn man auf sowas stand natürlich. Seine Statur hingegen erinnerte mich etwas an ein Supermodel. Relativ lange Beine, kleiner Arsch und ein durchtrainierter Körper. Die graue Hose und sich das darüber befindende lilafarbene, ärmellose Oberteil verstärkten diesen Eindruck nur noch. Nur das Tattoo eines Delfins auf seinem rechten Unterarm wirkte nicht Supermodel-Like.

Neben Suigetsu stand Karin. Sie hatte feuerrote Haare, die ihr bis zum Hintern hingen und ich mich fragte, wann sie vorhatte sich ihre Mähne zu kürzen. Genauso wie ihre Haare waren auch ihre Augen von einem flammenden rot und mich wunderte es, warum hier jeder Kontaktlinsen trug. Aber dank dieser musste Karin ihre dämliche Brille nicht mehr tragen, die ihr auf Missionen dauernt von der Nase gerutscht war. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was das immer für ein Drama gewesen war.

Wie immer, wenn ich in der Nähe war, hatte Karin ein charmantes Lächeln aufgesetzt und ihre nackten Beine, die nur von einer knappen schwarzen Hot Pan umhüllt wurden, versuchten meine Aufmerksamkeit zu erregen, indem sie die aufreizesten Bewegungen vollführten.

,,Die Besprechung hat schon angefangen. Aber wenn ich du wäre, würde ich jetzt mitkommen. Immerhin musstest du den Kopf der Bande umlegen und Itachi will alles wissen. Aber wie hieß der Anführer dieser Plagen nochmal?", fragte Suigetsu und bedeutete mir gleichzeitig mitzukommen.

,,Shiro Haruno", antwortete ich und betrat den Lastenaufzug als Erster. Dann folgten Karin und Suigetsu. Erstere stellte sich ganz dicht an meine rechte Seite während Suigetsu mir gegenüber am Drahtzaun lehnte und seinen Blick zwischen Karin und mir wandern lies; ein neckisches Grinsen auf den Lippen tragend.

Es war ja nicht so, dass ich Suigetsu hassen würde -mit ihm verstand ich mich genau genommen am Besten bei FORCE und inzwischen waren wir sowas wie Freunde- aber dieses Grinsen und vor allem diese Blicke nervten mich wahnsinnig. Allem vorran, weil sie so scharmlos auf mich geworfen wurden, sobald Karin in der Nähe war und mich angrub.

Natürlich fühlte ich mich irgendwo geschmeichelt und es puschte mein Ego noch etwas, wenn ich solche offensichtliche Liebesbekundungen bekam. Immerhin war ich auch nur ein Mann und Karin sah nun wirklich nicht schlecht aus. Und ich musste es wissen, denn ich hatte sie schon ohne Kleidung gesehen. Aber zu meinem Leidwesen verstand sie den Unterschied zwischen einer ernsten Beziehung und einem One-Night-Stand nicht. Letzteres war nämlich unsere Zweisamkeit vor einigen Monaten gewesen. Doch Karin schien in die ganze Sache mehr hineininterpretiert zu haben, denn seit diesem Abend wich sie mir nicht mehr von der Seite und behandelte mich wie ihr Schoßhündchen. Suigetsu zog mich deswegen gerne mal auf oder pisakte Karin mit taktlosen Sprüchen wie:,,Lass deinem Freund doch mehr Freiraum. Allein wenn ich schon sehe, wie du dich an ihn drängst, bekomme ich Platzangst." Das schlimmste an seinen Sprüchen war jedoch, dass sie meistens wahr waren. Dadurch kam ich mir wirklich verarscht vor. Denn zu jedem anderen Kerl war Karin normal. Sie war sogar so normal und diszipliniert, dass ich sie mögen würde, wenn sie auch in meiner Gegenwart so wäre. Aber so war es nicht und so würde es auch nie werden.

,,Sasuuuke", ich spürte sogar durch die Lederjacke, dass ein Finger meinen Oberarm auf und ab wanderte und ein nackter Oberschenkel an meiner intimsten Stelle rieben. Karin konnte ja sein wie sie wollte, aber sie verstand es, einen Mann anzutörnen - körperlich.

Mein Blick schweifte zu Karin, die mich aus ihren roten Augen liebevoll ansah. Hatte ich schon erwähnt, dass ich es hasste, wenn sie mich so ansah? Das lang gezogene -u- in meinem Namen machte mir im Vergleich dazu gar nichts aus.

,,Was ist Karin?", fragte ich zurück und sah sie immer noch an. Doch aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, dass sich Suigetsu auf die Unterlippe biss um nicht anzufangen zu lachen.

,,Wir beide haben schon sooo lange nichts mehr zusammen gemacht. Hättest du vielleicht Lust heute Abend bei mir zu schlafen? Ich habe Hinata schon gesagt, dass sie bei Shikamaru und Kiba schlafen kann. Immerhin sind die drei doch befreundet. Also, was sagst du?"

Suigetsu hielt sich inzwischen die mit Ringen beschmückte Hand vor den Mund um sich dazu zu zwingen die Klappe zu halten. Doch ein leises grunzen konnte er beim besten Willen nicht unterdrücken, sodass es für wenige Sekunden die Stille nach Karins Frage füllte.

,,Sag mal geht's noch, du charakterschwacher Flachwichser?", augenblicklich drehte schenkte Karin Suigetsu ihre vollkommene Aufmerksamkeit und wendete ihren Kopf zu ihm. Suigetsu hingegen liefen schon die ersten Lachtränen aus den leicht geröteten Augen. Gleich würde es aus ihm herausplatzen und ich konnte es ihm nichteinmal übel nehmen. Ich hatte seinen Lachanfall schon viel früher erwartet.

,,Entschuldigung", nuschelte Suigetsu in seine Hand, die er noch immer gegen seinen Mund hielt. Hatte er etwa den ,Flachwichser' nicht gehört? Denn seit wann entschuldigte sich der Hacker der FORCE?

,,Moment...HAST DU MICH GERADE FLACHWICHSER GENANNT?", damit war meine Frage wohl beantwortet.

Wutentbrannt wischte sich Suigetsu die Lachtränen weg und entfernte die Hand vor seinem Mund. Die Röte des Zorns verfärbte schon langsam sein Gesicht, welches sich zu Karins senkte, welches nicht minder wütend dreinblickte. Ich sollte vielleicht anmerken, dass sie zierliche 1.60m groß war und somit die Kleinste unserer Truppe war. Aber in solchen Situationen entpuppte sie sich als Tasmanischer Teufel.

,,Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Du solltest lernen besser hinzuhören, oder wirst du etwa schon alt und rostig? Sollen wir für den Opa einen Rollstuhl kaufen?", wie schon gesagt: Karin zeigte erst im Streit mit Suigetsu ihre Teufelsfratze.

,,Ein Rollstuhl wäre praktisch. Nur werde ich nicht in ihm sitzen", konterte der Weißhaarige und drückte seine Stirn gegen die von Karin.

,,Soll das eine Drohung sein?", fragte Karin ärgerlich und ihre Hände wanderten auf den Kopf von Suigetsu, wo sich ihre Finger in dessen Haarpracht wühlten. Doch mein Freund verzog keine Miene.

,,Nein. Es ist sogar ein Versprechen", sagte Suigetsu und mit einem wackeln kam der Lastenaufzug, in dem wir uns immer noch befanden zum Stehen. Doch weder Karin noch Suigetsu schien es zu interessieren, dass neun -zehn- Augenpaare auf uns gerichtet waren.
 

Irgendetwas in uns hat beschlossen

etwas verrücktes zu machen. Etwas,

das sich gegen uns wenden wird.

Tja, aber leider tun wir es

trotzdem.

Was ich sagen will ist, dass wir

ernten, was wir sähen. Irgendwann

kommt alles auf den Tisch. Das

nennt man Karma. Und egal, wie

man es auch sieht ... Karma ist scheiße.

1.3


 

1.3 - Rot sei Gott
 

Rot sei Gott und sein Fleisch sei wild

aus zerfetzten Häuten hervorquellend

seien seine gelben saugenden Augen

Tränenkugeln in denen schwimmend

seien die Gestirne einschließlich der Erde.
 

„Schön, dass du auch da bist Sasuke. Setz dich. Suigetsu; Karin auf eure Plätze", die vertraute Stimme meines Bruders lies die beiden Streithähne sofort verstummen und der Aufforderung nachkommen. Als erste verliesen sie den Lastenaufzug, während ich noch einen Moment auf der Schwelle stehen blieb.

Der Keller war relativ groß; schließlich beinhaltete dieses Geschoss auch Sasoris Werkstatt, wie man unschwer an den Schraubenschlüsseln und den Bohrern erkennen konnte, die in der rechten Ecke zusammen mit zu reparierenden Motorrädern herumstanden und Staub ansetzten, während der Meister am Tisch in der Mitte saß. Dieser Tisch war in etwa genauso groß, wie die aneinandergereiten Tische im Erdgeschoss zusammen. Der einzige Unterschied bestand darin, dass dieses Gestell aus dunklerem Holz gefertigt und in seiner Form rund war. Wie bei der Tafelrunde.

In einer anderen Ecke hingegen war eine art Minilabor aufgebaut. Mit Mikroskop, 3 angekokelten Bunsenbrennern, in Bechergläser gefüllte Mixuren und Schläuche. Natürlich fehlten weder die durchsichte Schutzbrille mit dem roten Gestell, noch der weiße Kittel, den der Rothaarige eigentlich so gut wie immer trug. Ja das war Sasoris Minilabor, in welchem er neue Mixturen ausprobierte und so die Wirkung und den Preis jeder Droge, die wir vertickten, nocheinmal puschen konnte. Aber auch für Nervengifte hatte der 24 jährige ein geübtes Händchen. Man sollte also darauf achten, dass Sasori dem Essen nicht zu nahe kam. Ansonsten konnte es durchaus sein, dass er etwas unter die Lebensmittel mischte um seine neuen Kreationen zu testen.

„Jetzt beweg deinen Arsch hierher du verdam-"

„Kannst du nicht einmal deine Klappe halten Hidan? Deine Stimme nervt", Shikamaru hatte Hidan mitten in seiner Beleidigung gestoppt und rieb sich genervt die Nase zwischen Zeigefinger und Daumen. Er konnte es nicht haben, wenn in seiner Gegenwart geschrien -oder gebellt- wurde. Oder besser gesagt: Er hatte gegen so ziemlich alles etwas, was lauter als das Surren eines Kühlschranks war.

Mit geschlossenen Augen verebbten die Bewegungen seiner Finger und er stützte seine Ellbogen auf dem Tisch ab, die Hände ineinandergefaltet und sein Kinn darauf gebettet. Den Kopf hatte er zu Hidan gewendet, der ihm schräg gegenüber saß. Seine Augen waren aber immer noch geschlossen. Auf eine erschreckende Art und Weise wirkte er sogar tot. Nur das regelmäßige heben und senken seines Brustkorbes, welcher sich gegen den weißen Stoff seines Rüschenhemdes und der dunkelbraunen Weste, die er offen trug, spannte bewies das Gegenteil. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber ich wusste, dass Shikamarus Hose im selben braun wie seine Weste gehalten war und ihn wie eine Figur aus einer längst vergangegen Zeit wirken lies.

„Willst du dich mit mir anlegen, Nara?", fragte Hidan jedoch angesäuert zurück und lies seine zu einer Faust geballten Hand auf den Tisch knallen. Es war nicht schwer zu erraten, dass er -ähnlich wie Suigetsu- leicht zu reizen war und mit dem Kopf vorran durch Wände ging. Darum wunderte es mich auch nicht, dass der Weißhaarige schon 3 Jahre wegen schwerer Körperverletzung und Nötigung im Knast verbracht hatte.

„Nein will ich nicht. Ich möchte nur, dass du still bist, weil ich tierische Kopfschmerzen habe", antwortete Shikamaru noch genervter als zuvor und strich eine braune Haarsträhne, die sich aus seinem strengen Zopf gelöst hatte, hinter sein Ohr; streifte dabei mit seinem Finger sein ringförmiges Piercing oben am Ohr. Dabei hatte er die Augen immer noch geschlossen. Hidan hingegen, der dem Braunhaarigen schräg gegenüber saß -sofern dies an einem runden Tisch überhaupt möglich war- knirschte nur mit den Zähnen. Zumindest hörte es sich für mich so an. Ich konnte nämlich nichts weiteres tun, als Vermutungen anzustellen, da Hidan mit dem Rücken zu mir saß und mir seinen mit schwarzem Stoff bedeckten Rücken presentierte.

„Jetzt beruhigt euch Leute", schaltete sich nun auch Kiba, der neben Shikamaru saß, ein. Er hatte zerzottelte, braune Haare -die mich übrigens an seine Töle erinnerten- und gebräunte Haut, die wie frische Kacke aussah. Einzig seine beiden roten Tattoos auf den Wangen, die zwei Zähne eines Hundes darstellen sollten, waren wirklich auffallend am ihm. Seine Kleidung hingegen war relativ normal. Enttäuschend normal, würde ich sagen. Denn bei so ungewöhnlichen Tattoos hätte ich auch auf ungewöhnliche Klamotten geschlossen. Stattdessen hüllte sich der Inuzuka in eine bläulich-graue Jacke mit braunem Fell an Kapuze und Saum, sowie einer ausgewaschenen Jeans.

„Tobi ist ein guter Junge", oh nein. Den gab es ja auch noch. Tobi, der, der niemals seine dämliche Maske abnahm, meinte nun auch seinen Senf zu der Sache beitragen zu müssen. Komischerweise schien er aber nur diese Kindergartensprache drauf zu haben. Und vor allem dieser Satz ,Tobi ist ein guter Junge', fiel ziemlich häufig. Ihr könnt euch wahrscheinlich denken, dass mir das gewaltig auf die Eier ging.

„HALT DIE KLAPPE TOBI", Pardon; er ging allen damit auf den Zeiger.

Und während gestritten wurde, setzte ich mich in Bewegung und nahm am runden Tisch zwischen Itachi und Sasori platz. Dabei öffnete ich den Verschluss der schwarzen Lederjacke und zog sie von meinen Schultern, um sie über die Stuhllehne zu legen. Dadurch erkannte nun jeder meinen dunkelblauen Kapuzenpulli mit tiefem V Ausschnitt, sodass man das weiße Hemd unter dem dicken Pulli sehen konnte, dessen Kragen übrigens etwas durchnässt war, da die Lederjacke nicht alle Regentropfen hatte abfangen können.

„Also Nara. Wir können das hier und jetzt klären", fing Hidan wieder an und eine Wutader pochte auf seiner blassen Stirn und eine leichte Röte stieg ihm bereits ins Gesicht, sodass sich seine Hautfarbe von seinem zurückgegelten Haar abhob. Seine magentaroten Augen funkelten bedrohlich auf den altmodischwirkenden Shikamaru.

„Ruhe."

Itachi hatte dieses Wort nicht laut gesagt. Ich selbst hatte es nur mit Mühe verstehen können, weil die anderen ziemlich laut gewesen waren, aber sofort war es leichenstill. So still, dass ich das Surren des Beamers hörte, der in der Mitte des Tisches stand und ein Bild an die Wand hinter Itachis Rücken projezierte.

„Also..", setzte Itachi an und sah kurz zu Hinata, deren Augen nun auf den Monitor des Laptops vor ihr geheftet waren und deren Finger eifrig in die Tasten hauten.

„Ich habe euch bereits über diese kleinere Konstellation von Rebellen informiert und Aufträge zur Beseitigung dieser gegeben. Ich denke, dass das kein Problem für euch gewesen war", Itachi machte eine kurze Pause und blickte mit seinen schwarzen Augen in die Runde. Jeden einzelnen sah er für wenige Sekunden an, ehe er bei Suigetsu stoppte, der zwischen Hidan und Tobi saß. Der Weißhaarige räusperte sich und streckte seine Brust raus.

„Irkua Umino und Anko Mitarashi sind tot", sagte er dann mit einem stolzen Grinsen im Gesicht. Es tat seinem Ego wirklich gut, dass er an einem Abend gleich zwei Personen umgebracht hatte. Sonst wurden ihm nur einzelne Personen zugeteilt.

Itachi nickte und sah dann zu Suigetsus Nachbarn Hidan. Dieser zuckte unberührt mit den Schultern und sagte:„Temari Sabakuno ist tot."

Wieder nickte Itachi. Dann blickte er zu mir.

„Shiro Haruno; 21; Tod"

Abermals nickte Itachi. Dann fuhr er fort:„Sehr gut. Da nun die tragenden Personen dieser entarteten Rebellion tot sind, droht uns keine Gefahr mehr", die Gesichtszüge meines älteren Bruders entspannten sich und liesen die tiefen Augenringe, die wie dunkle Schatten unter seinen Augen ruhten, für eine Weile vergessen. Diese Sache hatte ihn wirklich ziemlich mitgenommen. Die ganzen Nächte, die er durchgemacht hatte und zusammen mit Kakashi und Shikamaru an Plänen getüftelt hatte, hatten sich nun endlich ausgezahlt. Aber vielleicht sollte ich euch die Sache etwas näher erläutern.

Vor etwa zwei Monaten rafften sich einige kleinere Gangs zusammen. Sie hatten die Schnauze voll von uns, der FORCE, herumgeschubst zu werden, als seien sie willenlose Marionetten, denen man ihr Geld abknöpfen konnte. Sie schienen aber vergessen zu haben, dass sie im Tausch gegen ihr Geld unserem Schutz unterstanden. Trotzdem hatten sie es tatsächlich geschafft eine Bedrohung für uns zu werden. Und zwar stachelten sie andere, ruhigere Organisationen wie die YeLlows, an und brachten sie dazu sich gegen uns zu stellen. Schon nach wenigen Wochen hatten wir einen haufen Feinde und eine leere Kasse, da uns die Einnahmen der schwächeren Gruppierungen fehlte. Ab diesem Zeitpunkt arbeitete Itachi Tag und Nacht; verdonnerte Hinata dazu sich in die Computer der Gegner zu hecken, schickte Tobi und Kiba auf Spionagegänge und holte von überall Informationen. Mit Müh und Not hatten wir die YeLlows, die unter der Führung von Naruto Uzumaki stand, wieder auf unserer Seite. Genauso wie einige andere. Wir mussten ihnen aber versprechen, ihnen nicht mehr so viel Geld abzuknöpfen. Leider konnten wir nicht alle Gruppen davon überzeugen abzuziehen, sodass wir uns gezwungen sahen sie nach und nach abzumurksen. Und da sie weit in der Unterzahl waren, ging dieser Akt ziemlich schnell von statten. Der letzte Schritt fand diese Nacht statt. Shiro Haruno war der Kopf dieser Rebellion gewesen. Temari Sabakuno, Iruka Umino und Anko Mitarashi waren seine engsten Vertrauten und Mitstreiter. Nun waren die letzten Schachfiguren gefallen. Hoch lebe der König!
 

Zwei Tage waren nun schon seit diesem Abend vergangen. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Lang, trist und ohne jegliche Ereignisse. Ich sollte mich freuen, denn die Tristlosigkeit war besser als die Verdamnis. Aber das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen.

„Oh Mann tut das gut", ich warf einen Blick auf die Person neben mir. Wie ich saß sie auf dem Dach eines Hotels; die schulterlangen Haare waren durch den starken Wind hier oben verknotet und der Bruskorb des Älteren senkte sich, da er lauthals ausatmete.

„Ja da hast du recht, Suigetsu", sagte ich und beobachtete Suigetsu dabei, wie er an der Zigarette zog und dann den Qualm der untergehenden Sonne entgegenblies. Dieses Spiel wiederholte sich einige Male, ehe ich meinen Blick nach unten richtete. Genau unter mir gingen dutzende Passanten entlang, die ahnungslos ihr Leben lebten und nicht den Ansatz einer Vorstellung hatten, wie es wirklich in New York zuging. Für sie war es eine Stadt, in der Träume in Erfüllung gingen für Leute wie mich war New York der Ort, an dem sich jeder selbst der Nächste war und jede Gang um ihr Überleben kämpfte.

„Diesen freien Tag haben wir uns wirklich verdient", sagte Suigetsu entspannt und lies seinen Glimstängel aus seinem Mund fallen, sodass er auf dem Asphalt hundert Meter tiefer aufkam.

„Ich hätte nichts dagegen wieder jemanden zu beseitigen. Aber hier oben zu sitzen ist deutlich bequemer", sagte ich und spürte die harte Mauer des Hotels an meiner Verse.

„Und der Ausblick ist besser", lachte Suigetsu und schlug mir freundschaftlich auf die Schulter, während die Sonne ihre letzten Sonnenstrahlen auf die Erde schickte. In einer halben Stunde würde es hier stock dunkel und die Beleuchtungen der Stadt würden meilenweit zu sehen sein.

„Sicher", ich lachte zurück. Es war entspannend hier oben mit Suigetsu zu sitzen. Hier an unserem Platz. Es mag vielleicht seltsam klingen, aber dieser Ort war Suigetsus und mein Heiligtum. Immer wenn es etwas zu feiern gab oder wir entspannen wollten, kamen wir hierher. Keiner der anderen FORCE-Mitglieder wusste davon.-Und es sollte auch so bleiben.

Doch plötzlich fing mein Handy an zu vibrieren. Was war denn jetzt los? Ich hatte meinen freien Tag. Zwar war dieser nicht mehr lang, aber ich hatte vor die letzten Stunden zu genießen. In Ruhe.

„Was ist?", Suigetsu sah mich mit seinen stechenden Augen fragend an und zog skeptisch eine Augenbraue hoch, als er meinen genervten Blick erfasste.

„Mein Handy", nuschelte ich und kramte aus den Untiefen meiner dunklen Jeans das Mobilteil. Ein Blick auf den Display verriet mir, dass Itachi mich anrief. Ich hob ab.

„Was ist los? Ich hab' heute meinen freien Tag", fragte ich während Suigetsu sein Ohr an das Handy legte und dabei meine dazwischenliegende Hand in mitleidenschaft zog. Aber den Weißhaarigen schien das nicht weiter zu stören.

„Wir haben ein Problem", kam es düster von meinem Bruder. Sofort war ich voll konzentriert. Denn wenn es ein Problem gab, handelte es sich bestimmt um etwas ernstes.

„Und?", hakte ich nach und spürte, wie Suigetsu auf seinem Arsch hin und her rutschte während seine Beine in der Luft hangen. Er wurde nervös.

„Dieser Shiro Haruno....Sein Vater ist Polizist und hat es sich zur Aufgabe gemacht seinen Mörder zu töten. Du weißt was das bedeutet, oder?! Er wird deine Fingerabdrücke schon haben. Gott weiß, ob er deinen Namen schon herausgefunden hat", die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. In mir fing alles an zu toben. Wut, Ärger, Verzweiflung, Panik. Die Emotionen schienen wie eine riesige Welle über mir hinein zu brechen, um mich zu überwältigen. Meine Hände fingen an zu schwitzen, meine Füße zuckten und meine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, während sich mein Magen umdrehte und mein Herz mir in die Hose rutschte.

So fühlte sich also die Todesangst an. Interessant.

Man könnte vielleicht meinen, dass ich nach all den Jahren bei der FORCE abgehärtet sei und den Tod als meinen Gefährten sehen würde, aber so war es nicht. Sicher, ich hatte viele Menschen auf dem Gewissen und trieb sich auf die unterschiedlichsten Arten in die Ewigkeit. Aber in keinem einzigen Moment schwebte ich wirklich in Lebensgefahr. Nichteinmal bei der Rebellion dieses Harunos. Schließlich war dieser Angriff auf die FORCE im Allgemeinen gerichtet. Nun stand ich alleine da.

Aber ganz ehrlich: Dieses Gefühl gefiel mir nicht. Ich kam mir dabei so winzig und schwach vor. Wie eine Ameise.

„Was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun?", fragte ich betont ruhig, obwohl ich am liebsten geschrien hätte. Dieser Polizist hatte meine Fingerabdrücke. So viele Spuren, die ich hinterlassen hatte, wäre es ein Wunder, wenn nicht. Wenn ich mich noch recht daran erinnerte, stand noch das Weinglas zusammen mit der Flasche auf dem Fensterbrett.

Ich Idiot!

„Komm ersteinmal ins Hauptquartier. Dort besprechen wir alles weitere."

„Gut. Bis gleich", damit legte ich auf und erhob mich von der Dachkante. Suigetsu lehnte sich von mir weg, ehe er ebenfalls aufstand und mich besorgt, aber auch besserwisserisch ansah. Seine Augen versprühten den Satz ,Ich hab's dir doch gesagt, du Depp' nur allzu deutlich.
 

Die Sonne war schon untergegangen, als Suigetsu und ich das Hauptquartier betraten. Das gesamte Erdgeschoss war hell erleuchtet. Auf einem der Sofen hatte es sich Kiba gemütlich gemacht während sein Hund Akamaru zu seinen Füßen lag und hin und wieder leise kläffte. Hidan versuchte derweil Tobi mit einem Küchenmesser zu erdolchen, da er seine Nerven zu stark strapaziert hatte. Wie ein Mädchen kreischte der Maskenträger und versuchte über nichts und niemanden zu stolpern während er immer wieder sagte -oder vielmehr kreischte:„Tobi ist ein guter Junge."

„Tobi ist ein toter Junge", schrie Hidan jedoch dicht hinter ihm; das Küchenmesser hoch erhoben und einer pochenden Wutader auf seiner Stirn. Es war keine gute Idee, die Küchengeräte für jeden zugänglich zu machen. Ganz besonders für Leute wie Hidan sollte die Küche eine Tabuzone sein. Aber ich hatte das nicht zu entscheiden. Doch spätestens nach Tobis frühzeitigem Ableben würde dies ein Thema sein.

Suigetsu und ich drängelten uns durch den Raum, bis wir uns endlich im Lastenaufzug befanden, der uns in den dritten Stock beförderte. Die Luft in diesem Stockwerk miefte etwas. Aber nicht so schlimm wie im zweiten Stockwerk. Denn die FORCE sah sich nicht als Putzfrauen, die alles in Ordnung halten mussten. Nur das nötigste wurde -vor allem in den eigenen Wohnungen- weggeräumt, damit nicht das totale Chaos ausbrach und wir keine Vergiftung durch die rumliegenden und faulenden Sachen erlitten. Außerdem war das hier zum größten Teil ein Männerhaushalt. Mehr muss ich dazu nicht sagen, oder?!

Im dritten Stockwerk angekommen, stiegen Suigetsu und ich aus dem Lastenaufzug aus und fanden uns in einem Gang wieder. Die Wände waren ursprünglich weiß gestrichen, aber da in diesem Stockwerk unter anderem Hidan lebte, wunderte es also nicht, dass ettliche Fußabdrücke und getrocknetes Blut an den Wänden haftete.

Der Gang war etwa fünf bis sieben Meter lang, ehe er nach rechts abknickte. Genauso wie auf der anderes Seite, sodass sich durch einen vierten Gang ein Quadrat ergab.

„Komm schon oder willst du hier Wurzeln schlagen?", hörte ich Suigetsu sagen, der bereits vorgegangen war.
 

Gase seien die seinen Mundlöchern

entströmte Botschaft,

von Haifischgebissen sei durchsetzt

der Klumpen seines Leibes.

Ein sich in sich speiendes sei Gott,

eine sich selber fressende Blutfontäne,

ein im eigenen Hirn stecken gebliebenes

Zeugungslied.

1.4


 

1.4 - Sieben Leben
 

Ich such nach dem, was mich vergessen lässt,

dass es in meinem Leben dunkel ist,

und dass die Nacht den Tag besetzt

und mir keinen Funken Licht mehr lässt.
 

Ich blickte in zwei schwarze Augen; sie schienen unendlich tief zu sein und strahlten etwas unheilvolles, gefährliches aus. Doch am stärksten waren diese Augen von der Kälte geprägt, die sie schleichend einnahm. Umgeben waren die dunklen Augen von stechend blasser Haut, die der Zeit zum Trotz handelte und nicht älter zu werden schien. Doch irgendwann würde der Tag kommen, an dem sich die Sterblichkeit bemerkbar machen würde. Nur noch sieben, acht Jahre, dann würden sich die ersten kleinen Falten in die Stirn graben und um die Augen würden dunkle Schatten liegen. Die schwarzen Haare wären um einiges kürzer als jetzt, da die Haarpracht langsam flöten gehen würde.

Ich erhob meine rechte Hand und beobachtete sie im Spiegel dabei, wie sie durch meine noch feuchten Haare fuhr. Sie waren mit der Zeit länger geworden. Die vorderen Strähnen hingen mir tief im Gesicht, sodass sie meine Stirn komplett verdeckten, wo sie hingegen am Hinterkopf abstanden. Vielleicht sollte ich zum Friseur gehen. Und bei mir hieß zum Friseur gehen, irgendjemanden hier im Haus darum zu bitten mir die Haare zu schneiden. In den meisten Fällen, machte ich es dann aber doch selbst. Ich traute den Jungs hier nicht genug über den Weg, als dass sie mich verunstalten durften. Denn das konnte ich auch selber.

„Sasuke, bist du fertig? Wir müssen los", drang es durch die hölzerne Tür zu mir ins Bad. Ich würde diese Stimme unter tausend anderen wiederekennen. So genervt konnte nur Shikamaru klingen. Ich konnte mir fast bildlich vorstellen, wir er im Wohnzimmer unserer -das hieß Hidans und Suigetsus- Wohnung im dritten Stock stand und sich wieder seine Nase zwischen Daumen und Zeigefinger rieb. Ich vermutete ja, dass er durch seine Intelligenz so schnell von allem genervt war, aber ich wusste es nicht. Vielleicht war es auch besser so.

„Gleich", sagte ich kurz angebunden und betrachtete wieder mein Spiegelbild, in dem zersprungenen Spiegel mir gegenüber. Der Sprung, der sich von der oberen linken zur unteren rechte Ecke zog, lies meine Nase dicker und meine Stirn kleiner wirken als sie tatsächlich waren. Mein entstelltes Ich hatte etwas von einem Monster, dass sich Nachts in den Schränken von Kindern vesteckte. Konnte es vielleicht sein, dass ich gerade mein wahres Selbst im Spiegel sah und nicht die fleischliche Hülle?

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf - ich wusste selbst nicht wieso. Vielleicht war es eine Reaktion auf meine aussichtslose Lage, die ich mir auszureden gedachte und nebensächliches in den Vordergrund schob. Aber vielleicht lag diesem Kopfschütteln etwas ganz anderes zu Grunde. Wer konnte das schon wissen?

Ich drehte den Wasserhahn ab. Das weiße Becken, in welches das kühle Nass bis eben geprasselt war, reichte mir gerade so bis zur Hüfte. Ich fühlte die stechende Kälte des Porzellans selbst durch den Stoff des weißen Handtuchs, das ich um die Hüfte trug und nur das nötigste verbarg.

Ich wendete mich vom beschlagenen Spiegel ab und ging in Richtung Tür. Meine nackten Füße verursachten jedes Mal, wenn sie auf die hellen Fliesen trafen, ein leises Platschen.

Ich erreichte die Tür und öffnete sie um fest zu stellen, dass Shikamaru nicht im Wohnzimmer stand -wie ich es erwartet hatte- sondern direkt vor mir. Mit halb geschlossenen Augen sah er mir entgegen. Seine Gesichtszüge hatten in diesem Moment etwas träges jedoch auch etwas herrisches und bestimmendes. Ich wusste nicht so recht, wie ich ihn einschätzen sollte. Zwar guckte er gerade etwas gelangweilt, das musste aber noch lange nicht heißen, dass der Braunhaarige das auch wirklich war. Von allen Mitgliedern der FORCE -ausgenommen meinen Bruder und Sasori- gab mir Shikamaru das größte Rätsel auf. Wo hingegen Leute wie der impulsive Hidan oder die anzügliche Karin ziemlich leicht zu durchschauen waren. Ich möchte das hier nicht als Nachteil darstellen, aber mir fiel es leichter mit Menschen umzugehen, wenn ich ihre Hemmschwelle, ihre Macken, ihre Launen und Schwächen kannte. Deswegen beschränkte sich das Verhältnis zwischen Shikamaru und mir auf unser ,berufliches' Zusammenleben. Mir persönlich machte dies relativ wenig aus. Ich war nicht der Typ Mensch, der viele Leute um sich herum brauchte um vollends glücklich zu sein. Im Grunde genommen brauchte ich nur eine einzige Person, die mir nahe stand. -Und ich hatte sogar zwei. Meinen Bruder und Suigetsu -auch wenn es manchmal vielleicht nicht so aussah. Ich glaube für ihn würde ich jeden umbringen. Selbst wenn ich dabei draufgehen würde.

„Zieh dir schnell was an. Hidan und Suigetsu sind schon fertig und warten unten auf uns", sagte Shikamaru während er mich von oben bis untern musterte. Seine Lider öffneten sich dabei ein Stückchen weiter und sein Kopf neigte sich leicht seitlich.

Ich musste mir ein verschlagenes Lächeln verkneifen. Denn gerade in diesem einen Moment war Shikamaru Nara so leicht zu durchschauen. Die Art wie er seine Augen immer wieder, wie durch Zufall auf meine Lendengegend richtete und dann seine gierigen Blicke meinen Oberkörper entlangwandern lies und er dabei jeden meiner Muskeln in Augenschein nahm. Ich hingegen richtete mein Augenmerk auf den gebräunten Hals des Anderen. Jedes Mal, wenn er schluckte, erklang ein dumpfes Geräusch, welches mich jedes Mal, wenn es erklang, dazu zwang, mir ein Auflachen zu verkneifen.

Es war wirklich kinderleicht Shikamarus Begehren in Worte zu fassen. Vor allem, wenn man um seine sexuelle Orientierung wusste. Viele werden nun sicher denken, dass Shikamaru schwul sei, oder?! Ich kann jedoch jeden beruhigen, der diese Annahme vertritt. Shikamaru war gewiss nicht schwul -dafür hatte er einfach schon zu viele Frauen im Bett gehabt. Und wer Eins und Eins zusammenzählen kann, kommt zu dem Schluss, dass der Braunhaarige bi war. Und nach meinem aktuellen Wissenstand, war ich auch der Einzige, der es mit Sicherheit wusste. Alle anderen hatten entweder überhaupt keine Ahnung, so wie Tobi, oder der Gedankenfetzen hatte bereits im hintersten Winkel ihres Gehirns Staub angesetzt. Und eine gewisse Mitschuld daran trug Shikamaru selbst. Denn er achtete peinlich genau darauf, dass es niemand erfuhr...Wenn er wüsste, dass ich um sein kleines Geheimnis wusste, würde er bestimmt an seiner interlektuellen Überlegenheit uns gegenüber zweifeln. Und das wollte ich um jeden Preis vermeiden. Schließlich war Shikamaru der schlaue Kopf der FORCE. Wenn er versagte, konnten wir eigentlich auch schon einpacken. Allein deswegen sprach ich Shikamaru wegen seiner sexuellen Orientierung nicht an. Aus Egoismus. Welch ein verwerflicher Grund. Wenn ich es könnte, würde ich mich jetzt schämen.

„Mach ich", antwortete ich und unterbrach somit Shikamarus intensive Blicke, die mir doch etwas unangenehm geworden waren. Denn ich war durch und durch hetero und auf diese Weise von einem Kerl angesehen zu werden, war ziemlich seltsam. Selbst für meine Verhältnisse.

Shikamaru hatte wieder seine genervte Miene aufgesetzt und trat einen Schritt zur Seite, sodass ich den sperrigen Flur betreten konnte und in meinem Zimmer verschwinden konnte. Aber es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich die Blicke, die mir Shikamaru nachwarf, nicht gespürt hätte.

Das Zimmer war nicht wirklich groß. Aber ich sollte mich nicht beschweren. Denn wenigstens hatte ich ein eigenes Zimmer und musste es mir nicht teilen. Die Wände des Raumes waren in einem mit der Zeit verdreckten hellblau gehalten und nur ein einziges Fenster, unter welchem mein Bett in Form eines eigens zusammengehämmerten Gestells aus Holz stand, versorgte den kargen Raum mit Licht. Zumindest am Tag. Nachts war es hier stock dunkel, sodass ich die Kerzen anzünden musste, die hier überall auf dem Boden verteilt standen. Denn durch die Rebellion dieses kleinen Haruno's hatte die FORCE immer noch nicht genügend Geld, um so zu leben wir vor einigen Monaten. Ich konnte von Glück reden, dass es wieder fließendes Wasser gab. Der Strom hingegen lies zu wünschen übrig. Denn nur die Kühlschränke und Sasoris PiPaPo wurden mit Energie versorgt.

Im Moment benötigte ich aber keine Kerzen, auch wenn es bereits dämmerte und die Sonne am Horizont verschwand. Unwillkürlich musste ich an den gestrigen Abend und das damit verbundene Gespräch mit Itachi denken. Es war seltsam, denn ich war kein Mensch, der über die Worte anderer nachdachte. Ich beschäftigte mich dafür aber intensiver mit mir. Aber das war immer so gewesen - war ich doch schon im Kindesalter ein kleiner Egoist gewesen. Keiner durfte meine Schaufel nehmen und erst recht durfte niemand im Sandkasten spielen, wenn ich dort gerade eine Sandburg baute.

Während mir Itachis Worte:,,Dieser Shiro Haruno....Sein Vater ist Polizist und hat es sich zur Aufgabe gemacht seinen Mörder zu töten. Du weißt was das bedeutet, oder?! Er wird deine Fingerabdrücke schon haben. Gott weiß, ob er deinen Namen schon herausgefunden hat", durch den Kopf spuckten suchte ich mir die passenden Sachen für diesen Abend zusammen. Ich brauchte nicht lange dafür, weswegen ich schnell das gräuliche, figurbetonende Shirt über meinen Kopf gestülpt hatte und sich das Handtuch auf dem Boden wiederfand. Meine Hand fischte nach einer Boxershort, danach griff ich nach einer schwarzen Jeans. Und schon war ich fertig.

Ich hob das Handtuch vom Boden auf und warf es auf mein Bett, damit es wenigstens nicht im Weg rumlag. Bei der nächsten Gelegenheit würde ich es in den Wäschekorb im Badezimmer werfen.-Wann immer das auch sein möge. Anschließend wanderte mein Blick zu der kleinen Kommode an der Wand, direkt neben der Tür. Sie war aus dunklem Holz gefertigt worden, ähnlich wie mein Bett, und die verschnörkelten Griffe der drei schmalen Schubladen waren aus unechtem Gold. Das war es aber nicht, was meinen Blick fesselte. Denn auf der Ablage der Kommode lag mein Handy, daneben zwei Gegenstände, ohne die ich nur ungern das Haus verließ.

Kaum drei Zentimeter neben meinem Handy lag ein Dolch, dessen Griff mit schwarzem Leder umsäumt war. Zwar wirkte er durch seine gelblich-rote Klinge etwas altertümlich, aber er hatte mir schon mehr als einmal gute Dienste erwiesen. Deswegen sah ich es auch nicht ein mir ein ,moderneres' Messer zuzulegen. So lange die Klinge meines Dolches nicht rostete oder stumpf wurde, wurden damit Menschenleben auf qualvolle Weise beendet.

Neben dem Dolch lag meine Schusswaffe. Eine Desert Eagle Gold. Mein kleines Schätzchen, nebenbei erwähnt. Vielleicht deswegen, weil sie ein Geschenk meines Bruders gewesen war. Für einige klingt das jetzt wahrscheinlich komisch, dass mir mein Bruder eine Knarre geschenkt hatte; wies das doch auf eine gestörte Phsyche hin, aber dem war gewiss nicht so. Denn nach meinem ersten Mord überreichte sie mir Itachi als Symbol für meine Mitgliedschaft bei FOCRE. Allein deswegen bedeutete mir die Waffe ziemlich viel.

Ich betrachtete die Pistole noch eine Weile, bemerkte, dass ich deren Lauf nicht richtig gesäubert hatte und das bereits getrocknete Blut des Haruno's noch an ihm haftete. Aber wie schon gesagt; hier war niemand ein wirklicher Putzteufel.

„Du wirst sie heute Nacht nicht brauchen. Nur deinen charme", hörte ich plötzlich Shikamaru sagen, der nun im Türrahmen stand; direkt neben der Kommode, die er abschätzend ansah; danach mich.

„Komm jetzt", sagte er genervt und wendete sich ab. Kurz darauf hörte ich Schritte vom Flur her.

Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, schnappte ich mir beim Verlassen meines Zimmers mein Handy.-Zumindest das durfte ich heute Abend bei mir führen, auch wenn es nicht mein ungutes Gefühl in meiner Magengegend vertrieb. Ich hatte immer entweder meinen Dolch oder meine Desert Eagel Gold dabei, schließlich konnte man ja nie wissen, wem man begegnete. Und jetzt ohne jegliche Waffe das Haus zu verlassen, sorgte bei mir nicht gerade für ein Gefühl der Sicherheit.

Ich hatte Shikamaru eingeholt, der jetzt die Tür der Wohnung öffnete und wir uns in einem der vier Gänge des dritten Stocks befanden. Ich schloss die Tür hinter mir.

„Also gehen wir den Plan nochmal durch", sagte Shikamaru routinemäßig während wir uns dem Lastenaufzug näherten.

„Als erstes gehen wir ins Negrito Príncipe und tarnen uns als ganz normale Gäste. Und während ihr nach Leuten, die uns gefährlich werden könnten, ausschau haltet, suche ich die Schwester von Shiro Haruno...wie hieß sie nochmal?", „Sakura Haruno. Sie ist 19, studiert Jura und wohnt noch bei ihren Eltern. Sie ist die kleine Schwester von Shiro und folglich auch das jüngste Kind von Chief Haruno, der dir auf den Versen ist", half mir Shikamaru auf die Sprünge, auch wenn ich nur den Namen des Mädchens wissen wollte. Das andere hätte er sich ruhig sparen können, denn das wusste ich nach dem gestrigen Gespräch mit Itachi auch selbst.

„Ich suche also nach Sakura, die diesen Freitagabend zusammen mit ihrer besten Freundin Ino Yamanaka in der Disko ist", fuhr ich fort.

Einige werden sich jetzt vermutlich fragen woher ich das alles wusste. Aber keine Sorge, ich war ganz bestimmt kein Stalker. Zwar war ich etwas...nun ja krank im Kopf, aber soweit würde es bestimmt nicht kommen. Aber dank unserer großartigen Hackerin Hinata Hyuga hatten wir den Computer der Studentin ziemlich schnell geknackt und die wichtigsten Informationen herausgefiltert, sodass das Stalken überflüssig gewesen wäre. Deswegen wussten wir auch, dass Sakura an diesem Abend mit einer Freundin im ,Negrito Príncipe', einem angesagten Nachtclub in New York, war. Aber auch über ihr Aussehen wussten wir bescheid. Sakura hatte rosane, schulterlange Haare und meistens trug sie einen Haarreif um ihre Mähne zu bendigen. Ihre Augen waren groß und grün und erinnerten mich an die Frösche, die ich als kleines 8 jähriges Kind mit bloßen Händen in unserem Garten erwürgt hatte. Ihre Augen waren mit dem Druck meiner Hände immer größer geworden, manchmal platze sogar eines der Augen und das Fleisch bedudelte dann meine Klamotten oder mein kindliches Gesicht, wenn ich den Frosch während seines Todeskampfes vor dieses hielt. Meine Eltern hatten davon nichts mitbekommen und auch mein Bruder Itachi kam erst einige Jahre später hinter mein ,krankes' Verhalten. Denn schon damals war er der Anführer der FORCE gewesen und hatte dementsprechend viel um die Ohren gehabt. Vor allem musste er darauf achten, dass niemand etwas davon mitbekam. Erst als unser Vater bei einem Autounfall starb und unsere Mutter der Trinksucht verfiel und ich es nicht mehr für nötig hielt meine ,Tierattacken' dann zu starten, wenn alle weg waren, bemerkte Itachi die Seite an mir, die gerne Lebewesen quälte oder tötete.
 

Ich weiß nicht, wie alt ich damals gewesen war. Vielleicht vierzehn oder auch schon fünfzehn. Aber unser Kater Lord*, ein sturer Zeitgenosse mit hell und dunkelbraun getigertem Fell, hatte dennoch nichts in meinen Händen zu suchen; sein Fell zerzaust und rot vom Blut, dass aus der Wunde an seinem Bauch tropfte und bereits eine Lache zu meinen besockten Füßen bildete. Der schöne Küchenboden war ruiniert gewesen.

Ich hatte nicht wirklich vorgehabt den Fellball zu töten, ich hatte nur sehen wollen, wie viel Schmerz dieser Kater vertrug. Deswegen hatte ich ihm das Küchenmesser auch in den Bauch gerammt und nicht etwa in den Hals. Doch ich hatte nicht bedacht, dass der Main Coon Kater so viel Krach veranstalten würde -war er doch sonst ein durchaus ruhiges Tier, dass unheimlich stolz auf sein glänzendes Fell war und jeden in seiner Umgebung strikt ignorierte; zumindest so lange, bis es Futter gab. Dann mutierte selbst Lord zu einem verschmusten Katzenbaby.

Jetzt jedoch wand er sich laut protestierend in meinen Armen, da ich ihn zuvor hochgehoben hatte, damit er mir nicht weglief und so das ganze Haus mit Blut durchzog. Aber jeder, der Main Coon Kater kennt wird wissen, dass sie 10kg schwer werden können und ich war damals nicht gerade der kräftigste gewesen. Meine Mutter, die sich zu dem Zeitpunkt im Schlafzimmer aufhielt und ihren Rausch ausschlief -ich hatte dies vor meinem Tun kontrolliert- schrie von oben her etwas für mich unverständliches. Aber ich konnte mir denken, dass sie das aufgebrachte Mauzen von Lord als störend empfand. Wenn mir nicht bald etwas einfiel, würde sie hinunterkommen und den Schock ihres Lebens bekommen.

Mittlerweile hatte der dumme Kater seine Krallen ausgefahren und ich sah mich gezwungen ihm am Nackenfell zu packen, damit er mich nicht zerfleischte. Aber wie schon gesagt; Lord wog stattliche 10kg und ich konnte diese Last nicht lange halten. Aber loslassen wollte ich auch nicht, da der Kater mir sonst weglaufen und durch die Katzenklappe nach draußen verschwinden würde. Und ich denke, dass es nichts auffälligeres in einer ruhigen Nachbarschaft gab, als eine Katze, die kreischenden und mit einem Küchenmesser im Bauch die Straße entlang raste.

In diesem Moment stieg in mir so etwas wie Panik an. Mein Gehirn setzte aus und was ich dann tat, war ein natürlicher Reflex meines Körpers: Ich fing an Lord, immer noch am Nackenfell gepackt, zu schütteln. Wie eine Marionette schwang der behaarte Körper hin und her, das Messer flog aus dem Fleisch und landete in der dunkelroten Lache zu meinen Füßen. Das Tierblut spritzte überall hin. Auf die Fenster, die die Küche mit Licht überfluteten, den Kühlschrank, selbst die Decke war vor der Flüssigkeit nicht sicher. Auch ich bekam einiges an Blut ab. Mein Gesicht bestand sozusagen nur noch aus der Flüssigkeit, die sich warm über meine Haut ergoss. Ich spürte, wie die Gegenwehr Lords immer mehr verebbte und auch sein Mauzen war verklungen. Er war noch nicht Tod, das wusste ich. Aber ich ahnte, dass er kurz davor war. Doch ich konnte jetzt nicht aufhören, war ich schon an einem Punkt, an dem ich nicht mehr zurück konnte. Deswegen schüttelte ich den Kater weiter.

„W-was machst du da,...Sasuke?"

Mit einem Mal verebbten meine Rüttelbewegungen und der Katzenkörper bendelte von sich aus noch ein paar Mal hin und her. Es erinnerte ein bisschen an jene alten Uhren, wie sie früher bei vielen Leuten im Wohnzimmer gestanden hatten. Automatisch krallten sich meine Finger noch tiefer in das Nackenfell des bereits toten Tieres; vergessen war dessen imenses Gewicht.

Langsam bewegte ich meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Ich wollte wissen, wer mich auf frischer Tat ertappt hatte, auch wenn ich es eigentlich schon wusste. Es gab nur eine Person, die solch eine Stimme hatte.

„Itachi", flüsterte ich mehr zu mir selbst, als ich meinen Bruder im Türrahmen zur Küche stehen sah. Er war um einiges größer als ich. Einen Kopf mindestens und auch seine Muskelkraft überstieg die meinen um Längen. Seine Haare waren, im Gegensatz zu seiner blassen Haut, schwarz wie die Nacht und zu einem lockeren Zopf zusammengebunden. Seine dunklen Augen ruhten auf mir. Und nur dieses eine Mal blickten sie verwundert, geschockt oder gar verwirrt. Noch nie hatte ich ihn mich so mustern sehen; war ich doch für ihn immer der kleine Bruder, der keiner Fliege etwas zu leide tun konnte. Doch nun bot sich ihm ein ganz anderes Bild, was seine kleine Scheinwelt wie Glas zerspringen lies. Ich konnte die Scherben schon fast hören, wie sie klirrend auf den Boden fielen.

„Leg Lord auf den Boden", sagte Itachi jetzt ruhig und kam auf mich zu. Ich gehorchte meinem Bruder, der damals an die zwanzig gewesen sein musste. Er lebte nur noch bei uns, so hatte er mir einmal gesagt, weil er mich nicht mit unserer Mutter alleine wissen wollte. Denn sie konnte im Rausch ziemlich schnell handgreiflich werden.

Itachi stand nun vor mir und kniete sich zu dem Kater zu meinen Füßen. Er schien nachzudenken während er mit seiner Hand durch das Fell des Tieres strich. Ich jedoch spürte etwas nasses an meinen Zehen und wich automatisch einen Schritt zurück. Die Blutlache war größer geworden und hatte meine großen Zeh in Blut getränkt.

Nach einer Weile, in der niemand gesprochen hatte, erhob Itachi seinen Blick und sah mich fest an:,,Ist es das erste Mal, dass du ein Tier getötet hast?", ich schüttelte auf seine Frage hin den Kopf. Mein Bruder atmete tief durch.

„Warum hast du das getan?", fragte er weiter und hob Lord vom Boden auf, der nun schlaff in seinen Armen hing.

„Ich war neugierig", antwortete ich. Ich verschwieg aber, weswegen ich neugierig gewesen war. Denn ich wusste nicht, wie mein Bruder, der immer noch am Boden kniete, darauf reagieren würde.

Wieder herrschte Stille zwischen uns. Keiner sagte ein Wort und ich wagte es nicht zu laut zu atmen. Selbst das Ticken der Uhr schien in diesem Moment verstummt zu sein; als wäre die Zeit angehalten worden. Ich wusste nicht, wie lange ich dort stand und Itachi ansah, der sich mit Lord in den Armen erhoben hatte. Aber es kam mir vor wie eine nie enden wollende Ewigkeit.

„Sasuke..darf ich dich etwas fragen? Bitte antworte nicht zu voreilig, es könnte eventuell ein Fehler sein", ich verstand nicht so recht, was mein Bruder damit meinte. Aber ich schwieg und versuchte nachzudenken, wie ich auf die Frage antworten sollte. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich wahrscheinlich anders antworten, aber ich konnte ja nicht wissen, dass meine folgende Antwort endgültig war.

„Ja", sagte ich und bemerkte sehr wohl Itachis ernsten Blick, der auf mir ruhte. Langsam beugte er sich jetzt mit dem Oberkörper zu mir herunter, um auf meiner Augenhöhe zu sein. Sein Blick war immer noch fest und kalt. Seine Züge waren hart und unbeweglich und seine Aura versprühte den Tod selbst.

In diesem Moment hatte ich wirklich Angst vor meinem Bruder.

„Es ist die ultimative Frage, Sasuke. Also antworte ehrlich", raunte er und mich durchfuhr eine Gänsehaut, an die ich mich noch heute erinnern konnte. Ich nickte als Antwort.

„Hör gut zu Sasuke", sagte Itachi und legte sein Kinn auf meine Schulter, sodass sein Gesicht direkt neber dem meinen war. Ich spürte seinen heißen Atem, hörte sein Herz, wie es regelmäßig klopfte, fühlte den toten Leib von Lord, der Itachis und meinen Körper trennte.

„Könntest du...", fing Itachi an und sein Atem kitzelte mein Ohr.

„...einen Menschen töten?"
 

Das war Itachis ultimative Frage gewesen, die ich mit Ja beantwortet hatte. Als folge daraus musste ich, um zu beweisen, dass ich es wirklich konnte, einen Menschen umbringen. Ganz egal wen. So stieß ich auf den arroganten Kerl, der ohne Schirm durch den Regen rannte.
 

Mir fehlt nichts und doch fehlt mir viel,

ich bin zu schwach um noch mal aufzustehen

und zu stark um hier zu liegen.

1.5


 

1.5 - Cosmo
 


 

They say

I only think in the form of crunching numbers

In hotel rooms

Collecting page six lovers

Get me out of my mind

Get you out of those clothes

I'm a letter away

From getting you into the mood

Woah-oh
 

Eine Alarmanlage ertönte und durchbrach die Ruhe der Nachbarschaft. Ein paar Lichter gingen an, Personen traten an Fenster; wollten wissen, ob es ihr Auto war, welches gerade von einer Bande geklaut wurde. Nun ja. Klauen war vielleicht nicht das richtige Wort, für das, was Hidan da gerade mit dem schwarzen BMW machte, leihen traf es da schon eher. Schließlich hatten wir vor, das Autor seinem rechtmäßigen Besitzer zurück zu bringen.-Nach dieser Nacht.

„Steig ein und träum nicht rum, Mann. Sonst rufen die Alten da oben noch die Bullen und wir sind schneller im Knast, als du Entenarsch sagen kannst", schnauzte mich Suigetsu -eine Anspielung auf meine Frisur machend- an und schubste mich von hinten, damit ich mich Richtung Auto bewegte.

„Ja ja", murmelte ich und setzte mich auf den Beifahrersitz neben Hidan. Suigetsu und Shikamaru saßen auf der Rückbank. Der eine kurbelte das Fenster an der Tür hinunter um den Qualm seiner Zigarette hinaus blasen zu können, der andere guckte mich Finster an - ich konnte das durch den Rückspiegel super erkennen und das wusste Suigetsu auch, denn er streckte mir demonstrativ die Zunge raus, weil ich ihm den Platz weggeschnappt hatte.

„Na dann wollen wir mal", gröhlte Hidan und startete das Auto, dessen Fenster er hatte einschlagen müssen um sich zugang zu diesem zu verschaffen. Der Besitzer dieses Wagens würde sich sicherlich freuen. Aber das war mir jetzt herzlich egal. Ich hatte nämlich mein Leben zu retten. Und das möglichst bevor ein Mann den Lauf seiner Knarre auf mich gerichtet hat.

Ich hörte das Quietschen von Reifen, sah den Qualm, der durch die Hinterreifen erzeugt wurde, im Rückspiegel und keine fünf Sekunden später bretterte Hidan die Straße hinunter.
 

Das Negrito Príncipe war eine Nummer für sich. Nicht, dass es besonders auffällig oder glamurös gewesen wäre, aber trotzdem kamen die Gäste in Scharen. Ich wusste echt nicht, woran das liegen könnte. Denn außer den schwulen Bedinsteten an der Bar und den Mottoabenden, hatte die Disko wirklich nichts einmaliges. Ich meine unter den Vorraussetzungen könnte selbst ich eine Diskothek aufmachen; mit Shikamaru als Barkeeper, der auf Wunsch jeden befriedigte. Zweideutig gesprochen. Aber ich denke gerade zu viel.

Wir erreichten das Negrito Príncipe. Vor der Tür standen zwei Männer in schwarzen Anzügen; der eine trug eine getönte Sonnenbrille, der andere zog es vor keine zu tragen. Schließlich war es schon dunkel und es wirkte auf mich lächerlich jetzt noch eine Sonnenbrille zu tragen.

Vor den beiden braunhaarigen Wandschränken als Türsteher hatte sich eine beträchtliche Schlange gebildet. Alles Jugendliche im Alter von 16 bis 20. Ich mit meinen 19 Jahren gehörte dann wohl zu den älteren Besuchern. Wie schön. Aber ich sollte nicht meckern. Immerhin war Hidan schon 23 und somit merklich älter als die kleinen 16 jährigen Mädchen, die hier zu Hauf herumliefen, als seien sie schon 18.

„Scheiße Mann. Ich hab' echt keinen Bock mich jetzt noch anzustellen", schimpfte Hidan, der, zusammen mit Shikamaru, Suigetsu und mir, auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Diskothek stand.

„Was sollen wir denn bitteschön sonst machen? Unsere Knarren rausholen und blind daruf los ballern?", schnauzte Suigetsu zurück und schüttelte seine 2Liter Wasserflasche im Takt des Rhythmus', welcher aus dem Club drang.

„So hab' ich das nicht gemeint, du Arsch", meinte Hidan säuerlich und überprüfte im Seitenspiegel des Autos, ob seine Frisur noch saß. So ein eitler Pfau!

„Und wie denn?", fragte jetzt Shikamaru genervt und zog sich seine braune Weste gerade.

„Man kann einem ja auch mit Faustschlägen drohen", grinste Hidan und erhob seine zu Fäusten geballten Hände.

„So viel zum Thema: Nicht auffallen", murmelte Shikamaru und lies seine Zigarette auf den Boden fallen, wo er sie mit seinen Lederschuhen zerdrückte.

„Also heißt es wohl, dass wir uns anstellen müssen...", jammerte Suigetsu.

„Ja es heißt, dass ihr euch enstellen sollt", bestätigte Shikamaru beiläufig und blickte leicht besorgt die Straße hinunter.

„Ihr?", fragte Hidan und zog eine seiner gezupften -ja gezupften- Augenbrauen in die Höhe.

„Ich werde nicht in diesen Club gehen sondern das Gelände drumherum im Auge behalten. Um diese Zeit laufen hier einige Gestalten herum, die hier nicht sein sollten", sagte Shikamaru düster und lies seine Hand über den unteren Rand seiner Weste streichen - dort war seine Waffe verstaut.

Aber was der Braunhaarige eigentlich sagen wollte war, dass das Negrito Príncipe die Grenze unseres Gebiets darstellte und hier einige Gangs versuchten diese Grenze zu überschreiten. Die meisten von ihnen wogen sich in Sicherheit, weil sie wirklich glaubten, dass wir unsere Grenzen nicht bewachten und spielten so mit dem Feuer. Ich muss zwar zugeben, dass wir nicht immer patrullie fuhren, aber in regelmäßigen Abständen taten wir dies schon.

„Natürlich bekommst du wieder den entspannensten Part", jammerte Hidan schon wieder und sah wehleidig zu der immer länger werdenden Schlange.
 

Heiße Luft schlug mir entgegen, als ich die Disko betrat. Von der Decke her flimmerten bunte Lichter auf die zahlreichen, sich bewegenden Körper und aus den schwarzen Boxen, die zu beiden Seiten einer kleineren Bühne am anderen Ende des Raumes standen, dröhnte der Beat, der das Gebäude zu erschüttern schien. Ich konnte in der Mitte der Disko eine dicke Stahlstange erkennen, um die eine viereckige Bar gebaut worden war. Vor der Theke, die in einem hellen Materlial erstrahlte und von unten mit Neonröhren beleuchtet wurde, standen mit weißem Leder überzogene Barhocker. -Zu meinem Leidwesen waren sie jedoch alle restlos besetzt und um die Bar herum tanzten die Jugendliche wie Verrückte. Egal ob sie tanzen konnten, oder nicht; sie schwangen ihre bereits verschwitzten Körper hin und her, in der Hoffnung Spaß zu haben. Vor allem die jungen Mädchen fielen mit ihren einmaligen Bewegungen auf und versuchten dabei fast schon verzweifelt einen Typen, der ihnen optisch zusagte, auf sich aufmerksam zu machen.

„Na dann mal los", sagte Hidan euphorisch und stürtzte sich in die tanzende Meute aus Jugendlichen. Ein paar von ihnen, die die wussten, wer Hidan war, machten schon bereitwillig Platz und blickten fast schon ängstlich nach unten. Immerhin war es nicht so, dass die FORCE -oder irgendeine andere Gang- ihre Aktivitäten gänzlich vertuschte. Einige wussten von uns, doch keiner sagte etwas.

Während Hidan versuchte die Jugendlichen etwas zu beruhigen -schließlich sollten sich er und Suigetsu als normale Gäste tarnen um möglichst nicht aufzufallen- und selbst anfing das Tanzbein zu schwingen, hielt er immer nach Gesichtern ausschau, die hier ihr nicht hingehörten. Keine fünf Sekunden später hatte sich auch Suigetsu unter die Leute begeben. Aber nicht ohne noch vorher ein:„Viel Glück Romeo", loszuwerden.

Ich stand immer noch nah am Eingang und lies meinen Blick durch die Disko schweifen. Hinten rechts waren zwei weiße Türen angebracht. Das eine war die Damen- das andere die Herrentoiletten. Ich lies meinen Blick weiter wandern bis ich an einem rosafarbenen Schopf hängen blieb.

War das vielleicht Sakura?

Das Mädchen saß an der Bar. Alleine. Es war keine Freundin in sicht, mit der sie die Nacht durchfeiern wollte.

Ein Minuspunkt.

Aber das Mädchen hatte als einzige weit und breit rosafarbene Haare und dazu ein schwarzes Band im Haar.

Ein Pluspunkt.

Ich seufzte. Es würde wohl kein Weg daran vorbeiführen, zu dem Mädchen hinzugehen und mich davon zu überzeugen, ob sie nun meine Zielperson war, oder eben nicht. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie verlockend es für mich war, mich durch die alkoholisierten Deppen zu kämpfen. An meiner Wortwahl kann man vielleicht schon heraushören, dass ich nicht viel von Alkohol hielt. Natürlich gönnte ich mir ab und an ein Bier, aber ich war noch nie richtig zu gewesen. Das brauchte ich auch nicht. Aber ich glaube, dass es mit meiner Mutter zu tun hatte. Denn sie hatte nach dem Tod meines Vaters hemmungslos angefangen zu trinken und wurde dadurch auch handgreiflich.

„Hey Süßer", ich hatte es doch gewusst! Ein Mädchen mit braunen, gelockten Haaren hatte mich angequatscht und bewegte ihren Körper zum Takt der Musik. Ihre schmale Hüfte schwang hin und her; streifte dabei hauch zart meine Lendengegend, während ihr Oberkörper sich aufreizend zu mir hin bewegte. Man sah ihr an, dass sie wusste was sie tat und eine absolute Flasche im Tanzen war sie auch nicht. Ihre Augen nahmen mich immer wieder kurz ins Visir, verloren sich jedoch bald darauf im Raum. Wahrscheinlich wollte sie nicht noch aufdringlicher werden; ihr scheues Lächeln auf den roséfarbenen Lippen belegte meine Vermutung.

Ich spürte, wie sich etwas in meiner unteren Region regte; das Blut fing sich an zu stauen. Dieses Mädchen hatte durchaus etwas reizendes. Ihre gebräunte Haut, die dunkelbraunen Haare und der zierliche Körper mit großem Vorbau. Wenn ich hier zum Spaß wäre, hätte ich diese Unterhaltung sicherlich fortgeführt -vor allem, weil das Mädchen nicht so wirkte, als sei sie Angetrunken- aber so musste ich der Brünetten im silbernen Paillettenkleid einen Korb geben. Schade eigentlich.

„Vielleicht später, Kleine. Ich habe noch etwas wichtiges zu erledigen", ich zwinkerte ihr beiläufig zu und sah wie ihre braunen Augen freudig aufblitzten. Wahrscheinlich interpretierte sie in diesen kurzen Satz mehr, als gut für sie war. Aber sollte sie tun, was sie nicht lassen konnte. Ich würde nicht derjenige sein, der nachher alleine nach Hause gehen würde.

Ich kämpfte mich weiter durch die Menschenmenge. Wurde des öfteren von Mädchen angequatscht und einmal wurde mir sogar an den Arsch gefasst. Diejenige konnte von Glück reden, dass ich sie nicht auf frischer Tat ertabt hatte. Obwohl. Hier gab es auch genügend Schwule.

Bei dem Gedanken fasste ich mir unwillkürlich an mein Hinterteil. Bloß schnell an die Bar, dachte ich und legte einen Gang zu.

Ich erreichte die Bar. Wie vor wenigen Augenblicken waren alle Hocker besetzt und es sah nicht danach aus, als würde sich das bald ändern. Aber wer wäre ich, wenn ich mich von so einer Kleinigkeit davon abhalten lassen würde, mein Ziel zu erreichen?

Das Mädchen mit den rosafarbenen Haaren saß mit dem Rücken zu mir und hielt ein Glas in der Hand; was allerdings in dem Glas war, vermochte ich nicht zu sehen. Ich steckte meine linke Hand in die Hosentasche meiner schwarzen Jeans. Das gräuliche Hemd war durch die Hitze in der Disko schon leicht verschwitzt und klebte so noch mehr an meinem Oberkörper. Aber dank der Trainingsstunden mit Suigetsu hatte ich einiges an Muskelmasse zugelegt, sodass ich mich für nichts schämen müsste.

So normal wie möglich ging ich an dem Mädchen vorbei und tat so, als würde ich nach einem freien Platz suchen. Dabei versuchten meine Augen das Gesicht der Rosahaarigen zu fixieren, deren Körper ein schwarzes Kleid umhüllte. Ihre langen, dünnen Beine, die im Takt der Musik leicht zuckten, hatte sie in schwarze, halterlose Perlonstrümpfe gesteckt, die ihr bis kurz über die Knie gingen. Doch egal wie sehr mich ihr Körper anzog, ich musste auf ihr Gesicht achten.

Ich hatte sie passiert, wendete meinen Kopf in ihre Richtung; in der Hoffnung ihr Profil zu erkennen. Doch gerade in diesem Moment wendete sie ihr Gesicht in die entgegengesetzte Richtung, sodass ich nur ihren Hinterkopf sah.

Verdammt!, dachte ich und mir war klar, dass ich jetzt nicht nocheinmal an dem Mädchen vorbeigehen konnte. Zumindest nicht ohne aufzufallen. Ein anderer Plan musste her.

Ohne groß zu überlegen wendete ich mich an einen schmächtigen Jungen; auch er saß mit dem Rücken zu mir an der Bar. Er hatte schwarze Haare, die nicht länger waren als ein oder zwei Zentimeter. Dadurch konnte man schemenhaft seine Kopfhaut erkennen und eine sich darauf befindende Narbe am Hinterkopf. Sie war nicht sonderlich groß. Vielleicht halb so lang wie mein kleiner Finger.

Die Haut des Jungens war relativ hell, obwohl ich das in dem Licht nicht sonderlich gut bewerten konnte. Seine Schultern waren spitz und seine gesamte Erscheinung eher lachhaft. Es müsste nur ein etwas heftigerer Windstoß kommen und er würde, wie ein Blatt, mitgeweht werden.

Ich tippte dem Jungen auf die Schulter. Erschrocken drehte er seinen Kopf zu mir herum und ich sah in zwei hellblaue Augen, die mir verunsichert entgegenblickten.

„Ja?", fragte der Junge und musste lauter sprechen als üblich, da einige Verstärker oben an der Metallstange hingen und so ein irre Sound die Bar durchflutete. Es kam mir schon fast so vor, als würde mir gleich mein Trommelfell von dem ganzen ,,He a-a-ate my heart", platzen.

„Du sitzt auf meinem Platz", sagte ich kühl und lies meine Mimik erstarren, sodass ich auf meinen Gegenüber grusliger wirkte während ich mit meinem Finger auf den Hocker zeigte. Sichtlich verwirrt besah sich der Junge -ich schätzte ihn auf 17 Jahre- den mit weißem Leder überzogenen Barhocker von oben und blickte mich dann wieder mit seinen blauen Augen an. Diesmal noch verwirrter.

„Ich wiederhole mich nicht gerne", sagte ich während ich den Schwarzhaarigen dabei beobachtete, wie er sich auf dem Barhocker gänzlich zu mir drehte. Ich sah ihm an, dass er nicht wusste, was er jetzt tun sollte. Anscheinend war er noch nie in eine solche Situation gekommen. Aber es gab immer ein erstes Mal. Für alles.

„Was ist? Verziehst du dich endlich, oder muss ich dich dazu zwingen?", ich verengte meine Augen zu schmalen Schlitzen und lies meine Finger knacken um meiner Aussage einen gewissen Nachdruck zu verleihen.

„Ich ähm.. i-ich...Es tut mir leid, d-dass ich auf d-d-deinem Platz gese-gesessen habe", stammelte er und sprang förmlich vom Barhocker um in der Menschenmenge zu verschwinden.

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Es geht doch.

Ich setzte mich auf den Hocker und stellte fest, dass das rosahaarige Mädchen zwei Plätze von mir entfernt saß. So unauffällig wie möglich sah ich nach rechts; konnte jedoch nicht das ganze Gesicht des Mädchens erkennen. Aber irgendwann würde sie sich zu mir drehen müssen.

„Möchtest du etwas trinken?", ich schenkte meine Aufmerksamkeit dem Mann, der hinter der Theke stand. Er hatte blonde, kurze Haare und braune Augen, die mich musterten. Durch seinen 3-Tage-Bart wirkte er etwas erschöpft, aber er wirkte auf mich äußerst euphorisch. Wie jeder Barkeeper hier, trug er ein weißes Hemd, zusammen mit einer schwarzen Hose. So wie er aussah, hatte er wohl auch noch sein Gute-Laune-Deo aufgetragen.

„Ein Bier. Egal welches", sagte ich und beobachtete den Blonden dabei, wie er davon huschte um mir mein Bier zu holen. Während der Wartezeit wanderte mein Blick wieder nach rechts. Diesmal konnte ich das Profil des Mädchens erkennen. Sie hatte blasse Haut und soweit ich es erkennen konnte leicht gerötete Wangen. In der Hand hielt sie immer noch ein Glas mit langem Stiel, welches sie jetzt auf die Theke knallte und der braunhaarigen Barkeeperin etwas sagte. Wahrscheinlich wollte sie noch etwas trinken.

Die Frau nickte und schnappte sich das leere Glas um es in die Spüle unter der Theke zu stellen. Danach schnappte sie sich einige alkoholhaltige Getränke, schüttete sie in einen silbernen Shaker und fing an zu schütteln. Und schon nach kurzer Zeit hatte sie ein frisches Glas mit einer roten Flüssigkeit vor das rosahaarige Mädchen gestellt, die sofort das Getränk in Empfang nahm.

„Wenn du so interessiert an ihr bist, dann spendier ihr doch was zu trinken. Denn seit zwei Stunden macht sie nichts anderes mehr. Immer wieder schüttet sie den Cosmo ihren Hals hinunter. Armes Ding. Hat vor kurzem ihren Bruder verloren...wenn du dich jetzt fragst, woher ich das weiß: Sie ist im alkoholisierten Zustand recht gesprächig und hat es mir prompt erzählt", der blonde Barkeeper hatte mein Bier vor mir hingestellt und sah zu dem Mädchen, für das ich mich interessierte.

Moment.

Meine Augen weiteten sich etwas. Außenstehende hätten diese Veränderung als ein Hirngespinst halten können, doch ich spürte, wie meine Kinnlade immer schwerer wurde und drohte aufzuklappen. Dieses Mädchen war Sakura Haruno. Rosane Haare und ein kürzlich dahingeschiedener Bruder. Alles deutete unweigerlich darauf hin. Aber ich beschloss trotzdem ihr Gesicht zu sehen, bevor ich sie ansprach. Sicher war sicher und ich hatte wirklich keine Lust ein Mädchen, von dem ich nichts wollte, den ganzen Abend an der Backe kleben zu haben.

„Warum nicht?", sagte ich deswegen zu dem blonden Barkeeper -der im Ürbigen überhaupt nicht so schwul wirkte, wie sein schwarzhaariger Kollege, der ebenfalls hinter der Theke herum rannte und Drinks zubreitete- und sah, wie dieser mir verschwörerisch zuzwinkerte.

„Geht klar", sagte er dann und drehte mir den Rücken zu, um das nächst beste Getränk zuzubereiten, dass ihm gerade einfiel. Vielleicht machte er ihr wieder einen Cosmo. Ich meine, wenn sie schon seid Stunden nichts anderes trank...

Mein Blick wanderte zu meinem Bier. V+ Lemon. Zugegeben, es war nicht gerade mein Lieblingsbier, aber man konnte es trinken. Meine rechte Hand umschloss das kalte Getränk und lies meine Fingerkuppen langsam ertauben während der Rest meines Körpers die Hitze der Disko ertragen musste.

„So ich bin fertig. Soll ich der Dame auch noch etwas ausrichten? Vielleicht sowas wie ,Das von deinem heimlichen Verehrer?'", der Barkeeper hielt ein relativ großes Glas in der Hand, welches mit einer orange-gelben Flüssigkeit gefüllt war. Im unteren Bereich des Getränks, welcher dunkler als der obere Bereich war, schwammen Eiswürfel vor sich hin und ein schwarzer Strohhalm sollte das Trinken erleichtern.

„Besser nicht. Stell es ihr einfach hin, ja? Sie wird schon fragen, von wem es kommt", sagte ich und setzte an meinem Bier an. Ich gönnte mir zwei kräftige Züge während ich aus dem Augenwinkel Hidan sah, der sich in der Nähe der Bar aufhielt und einige Mädchen antanzte -mit mäßigem Erfolg. Vielleicht lag es ja an seinem hellblauen Shirt mit der Aufschrift ,,Blas mir einen"

Ich stellte die Flasche wieder auf die Theke und blickte unauffällig zu dem blonden Barkeeper, der dem rosahaarigen Mädchen den Campari-O hinstellte. Überrascht blickte sie auf und stellte ihren Cosmopolitan, von dem sie bis eben noch getrunken hatte, hin. Mit einem Lächeln im Gesicht beugte sich der Barkeeper zu dem Mädchen und flüsterte ihr irgendetwas zu. Sie lächelte und blickte zu mir. Als sich unsere Augen trafen wendete sie peinlich berührt ihren Blick weg und starrte stattdessen auf den Campari-O vor sich. Ich unterdessen nahm meine Bierflasche in die Hand und trank den Rest auf Ex leer. Die Kälte des Getränks lies meine Speiseröhre ertauben und mit einem genießerischen ,,Ah", stellte ich die Flasche wieder auf die Theke. Ein siegessicheres Grinsen umspielte meine Lippen.

Das ist also Sakura Haruno...interessant.

1.6


 

1.6 - Wiedergeburt
 


 

An Obstler sollte man nicht nippen

das ist doch Schnaps, den muß man kippen

Drum -Heissa- in den Kopf hinein

bis man voll ist wie ein Schwein.
 

Und wie heiter wird die Sache

nach dem Verlust der Muttersprache:

„Das is' mir wirklich scheißegaal !

mama Bier - verdammt nommal !"
 

Noch immer dröhnte die Musik in meinen Ohren und ich spürte die Schweißperlen, wie sie meine Stirn hinunterliefen. Ich wollte gar nicht wissen, wie ich gerade roch. Bestimmt nach Alkohol, Rauch und Schweiß. Eine widerwertige Kombination.

„D-danke nochm-mal für den Campari-O", die Rosahaarige nahm das Glas mit dem Getränk in die Hand und zog an dem schwarzen Strohhalm. Ihre Augen liesen jedoch keinen Moment von mir ab. Zwar wirkten die grünen Augen etwas abwesend und benebelt durch den vielen Alkohol, den sie unbestritten zu sich genommen hatte, doch wie ich bereits auf einem Foto hatte sehen können, erweckten sie in mir das Bild eines sterbenden Frosches.

„Keine Ursache. Wie heißt du eigentlich?", fragte ich und versuchte möglichst interessiert zu klingen. Denn eigentlich kannte ich ihren Namen bereits. Wenn sie nur wüsste, dass sie ihr Schicksal in dem Moment, als sie mich zu sich gewunken hatte, besiegelt hatte?

Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.

„Saku-ku-ura Ha-aruno, du?", Sakura hatte sich mit ihrem Barhocker zu mir gedreht; und ich mich mit meinem -nachdem ich einen etwas kräftigeren Mann davon vertrieben hatte- zu ihr. So saßen wir uns genau gegenüber; der blonde Barkeeper lächelte verschlagen. Er hatte seine Arbeit getan. Und wie er ihn getan hatte. Er hatte ein junges Mädchen geradewegs in ihr Verderben gestoßen-direkt in meine ausgebreiteten Arme.

„Sakura? Das ist ein wirklich schöner Name. Ich heiße Ichigo...Ichigo Tanaka", log ich. Denn ich hatte nicht vor meine wahre Identität so schnell preis zu geben. Immerhin war die Kleine die Tochter eines Polizisten. Wer weiß, in wie weit sie ihrem alten Heern glich. Und ganz ehrlich: Ich wollte es nicht darauf ankommen lassen.

„Ichigo? So heißt auch mein Hund", Sakura fing an zu lachen und pustete ihre Atemluft durch den Strohhalm auf direktem Wege in das Glas. Dort blubberten bereits die ersten Blasen und die Flüssigkeit begann kleine Wellen zu schlagen. Ich hingegen fand nichts witziges daran, dass ich angeblich wie ihr dämlicher Hund hieß. Es gab so viele Namen auf der Erde, warum musste die Töle ausgerechnet Ichigo heißen?

„Zufälle. Die können ein ganzes Leben bestimmen", sagte ich ungerührt und sah Sakura dabei zu, wie sie sich langsam wieder beruhigte. Ihre Wangen jedoch glühten noch immer in einem satten rot. So schnell würde sie nicht wieder nüchtern sein. Deswegen bezweifelte ich auch stark, dass sie meine unterschwellige Anspielung verstand.

„J-ja. Letzten Winter war ich auf einer Sch-schlitt-schlittschuhbahn und b-bin gera-a-adewe-egs in jemanden rein-ge-ge-reingefa-ahren. Die P-perso-o-o-on war eine a-alte Kl-kla-assenkamerad-i-in von mi-i-ir. H-hatten uns J-jahre ni-i-icht ge-ge-gesehen. Sie sch-schuldete mir no-o-och G-g-geld", so wie es aussah bewirkte der Alkohol bei Sakura, dass sie hemungslos anfing zu stottern. Recht nervig -Shikamaru würde einen Nervenzusammenbruch bekommen- doch ich musste mich wohl oder übel damit anfreunden. Zumindest wenn ich mein Leben retten wollte. Und das wollte ich.

Ich lächelte schwach. Sie hatte meine Anspielung wirklich nicht verstanden.

„Hey Sakura", auf einmal schob sich ein weiteres Mädchen in mein Blickfeld. Sie hatte blonde Haare, die sie sich zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Ihre Augen waren von einem hellen blau, fast schon durchscheinend. Wie ihr weißes, bauchfreies Top. Ich wollte nicht wirklich wissen, warum es so nass war.

„He-ey Ino", lallte Sakura leicht neben der Spur.

„Oh, wie ich sehe hast du jemand Nettes kennengelernt", lächelte die Blondine ihre Freundin an, legte eine Hand auf ihre Schulter und sah mich dann freundlich an. Ihre Schminke war dezend, nicht zu aufreizend. Dafür sprangen mir ihre Brüste durch den tiefen V-Ausschnitt praktisch in die Hände. Ein Bauchnabelpiercing funkelte in den Lichtern der Disko.

„D-as i-i-ist Ichi-g-g-go. Ichigo da-as ist I-ino", stellte mich Sakura ihrer Freundin vor, dir mir einen betörenden Augenaufschlag schenkte und dann ihrer Freundin etwas ins Ohr flüsterte. Diese nickte ab und an, schielte zu einer Person, in der tanzenden Menge, die ich nicht identifizieren konnte, und sah schlussendlich mich an.

Ich stützte derweil meinen linken Ellbogen auf die Theke, legte meine Wange in meine Hand. Mädchen beim Tuscheln zuzusehen konnte so ermüdend sein! Trotzdem interessierte es mich, über das die beiden redeten. Auch wenn Sakuras wandernde Augen schon einiges verrieten. Es hatte wohl etwas mit mir und einer Person zu tun haben, die sich noch auf der Tanzfläche befand.

„Also ich mach' mich mal vom Acker. Wir sehen uns am Montag Sakura, ja? Ansonsten wünsche ich euch beiden noch eine gute Nacht", Ino zwinkerte Sakura genauso verschwörerisch zu, wie der Barkeeper mich angelächelt hatte, gab ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange, lächelte mir zum Abschied zu und verschwand.
 

4 Stunden später
 

Ich hatte wirklich schon schönere Abende verlebt. Aber was tat man nicht alles um sein Leben zu retten?

In meinem Fall war ich sogar dazu bereit, ein sturtz betrunkenes Mädchen nach Hause zu begleiten, da ihre Freundin mit einem anderen Kerl mitgegangen war. Mitten in der Nacht und ohne meine Destert Eagle Gold oder meinen Dolch. Wenn uns also jemand überfiel, stand ich mit bloßen Händen da. Die betrunkene Sakura konnte man entweder als Klotz am Bein oder durchaus effektive Waffe bezeichnen. Denn durch ihre immer wieder hochkommenden Innereien legte sie 1A Rutschfallen, die jeden Dieb in Kotze schwimmen liesen.

„Wo müssen wir jetzt lang?", fragte ich und stützte Sakura, indem ich ihren rechten Arm um meine Schultern und meinen linken Arm um ihre Hüfte gelegt hatte. Doch nach guten 15 Minuten Marsch, konnte ihr Gewicht jedoch zur Last werden. Denn die Gute lies sich zur Hälfte von mir tragen - in den schwarzen Pumps lief es sich eben nicht so gut. Vor allem in einem alkoholisierten Zustand.

„D-da", Sakura hob ihren freien Arm und zeigte auf eines der Häuser, in der ruhigen Straße. Jede der Straßenlaternen, die am Straßenrand standen, leuchtete hell und lockte unzählige Motten an, die sich wie dunkle Regenwolken vor die Sonne schoben. Und die dunklen Schatten der Laubbäume legten sich wie eine nahtlose Decke über die gepfasterte Straße und liesen diese wie einen Tunnel wirken.

„Ahhaha-A", ich spürte, wie Sakura neben mir ins staucheln kam und drohte nach vorne zu kippen. Mein Griff um ihre Hüfte verstärkte sich und ich drückte sie fest an meine Seite, sodass ich sie schon beinahe trug.

„Du solltest wirklich nicht so viel trinken", sagte ich streng, doch mein Ratschlag stieß auf taube Ohren, denn Sakura versuchte sich wieder aus meinem Griff zu lösen um selber zu laufen. Dabei entwich ihr ein sich überschlagendes Lachen. Sie machte auf mich den Eindruck einer Verrückten, die in eine Irrenanstalt gehörte. Vielleicht passte die Kleine doch besser zu mir, als ich anfänglich dachte.

Ihre Augen schlossen sich gänzlich, als ich meinen Griff um ihre Hüfte löste und ihren Arm von meinen Schultern nahm. Wenn sie unbedingt selber laufen wollte, bitte. Ich würde sie nicht daran hindern.

Ungerührt ging ich einige Schritte vorraus, blieb aber nach einigen Metern stehen um zu sehen, wo Sakura abgeblieben war. Ich verdrehte genervt die Augen, als ich sah, dass sie sich lachend um ihre eigene Achse drehte; ihre Arme ausgestreckt und ihr schwarzes Kleid flatterte im Wind wie eine Scheibe um ihre Beine. Ihre Pumps jedoch klackerten im Takt ihrer eigenen Melodie, die mir jedoch vorenthalten werden sollte. Ihr Gesicht mit den geröteten Wangen hatte sie gen Himmel entgegen gestreckt, sodass ich befürchtete, dass ihr schneller schwindelig wurde, als mir lieb war. Außerdem guckte das junge Paar auf der gegenüberliegenden Straßenseite schon ganz verstört zu uns herüber. Ich hatte jetzt wirklich keinen Nerv dafür sie zu verscheuchen oder noch weitere Personen auf uns aufmerksam zu machen. Vor allem, weil ich unbewaffnet war. Himmel. Ich fühlte mich gerade richtig hilflos.

„Komm schon", sagte ich deswegen drängend und ging die paar Meter zur ihr zurück und packte sie grob am nackten Arm. Überrascht über meine Reaktion hörte Sakura sofort auf zu lachen und blieb aprubt stehen; der Klang der aufdotzenden Pumpabsätze verklang ebenso endgültig und hinterlies eine eiserne Stille. Mit weit aufgerissenen Augen sah mich die Jüngere an.
 

Ihre Augen waren groß und grün und erinnerten mich an die Frösche, die ich als kleines 8 jähriges Kind mit bloßen Händen in unserem Garten erwürgt hatte.
 

„Weißt du eigentlich, was du da gerade machst? Du solltest dich am besten hin-", meine gezischte Moralpredigt wurde je durch einen unüberhörbaren Würgelaut unterbrochen, auf den ein Schwall zähflüssiger Innereien folgte.
 

Ihre Augen waren mit dem Druck meiner Hände immer größer geworden, manchmal platze sogar eines der Augen und das Fleisch bedudelte dann meine Klamotten [...].
 

Reflexartig lies ich Sakura los, die sich nicht einmal die Mühe machte sich von mir weg zu drehen. Stattdessen beugte sie sich einfach etwas nach vorne, während die Kotze ihren Mund verlies.

Ich spürte, wie etwas Flüssiges wie eine Bombe auf mein grauses Oberteil klatschte und quälend langsam dieses hinunterlief. Der Geruch von Alkohol stieg mir in die Nase, genauso wie die ätzende Säure des Magens, in dem der Alkohol zuvor noch geschwommen war. Die restlichen Gerüche vermochte ich jedoch nicht genau identifizieren zu können. Schließlich war ich kein dämlicher Hund...Welch tröstlicher Gedanke.

Durch den ätzenden Geruch angewiedert, kniete ich mich Sakura gegenüber, die mittlerweile in die Hocke gegangen war um sich auf der Straße zu entleeren. Ihre rosafarbenen Haare hingen ihr mitten im Gesicht und wurden ebenfalls mit der stinkenen Flüssigkeit durchtränkt.

„Was habe ich dir gesagt?", warf ich ihr wütend vor und sah, wie das Paar auf der gegenüberliegenden Seite geschockt zu uns sah und schnellen Schrittes verschwand. Musste sich Sakura unbedingt jetzt übergeben? Hätte sie sich nicht noch fünf Minuten beherrschen können, um in ihr heimisches Klo kotzen zu können, wo keiner mit einer Knarre auf mich lauern konnte? Diese ganze Situation stank bis zum Himmel. Es musste nur eine falsche Person vorbeikommen und ich war geliefert. Ich hätte meine Desert Eagle Gold mitnehmen sollen. Aber nein. Shikamaru wusste natürlich wieder alles besser. Zumindest wusste ich, wem ich es zu verdanken hatte, wenn ich jetzt auf offener Straße abgeknallt werden würde, nur weil sich die Haruno nicht zusammen nehmen konnte und sich das Hirn weg soff.

Beruhige dich Sasuke. Es wird schon keiner von den YeLlows kommen. Und selbst wenn, sie würden dir nichts tun, versuchte ich mir einzureden. Denn seit geraumer Zeit befand ich mich nicht mehr auf heimischem Boden. Das hier war das Terretorium der YeLlows. Aber momentan dürften sie noch auf unserer Seite sein. Ich kannte Naruto. Er würde es jetzt nicht riskieren sich gegen die FORCE zu stellen. Nicht kurz nachdem wir eine ganze Rebellion ausgeschaltet hatten.

Unnatürlich laut drangen die Würggeräusche von Sakura an meine Ohren. Das Drehen schien ihr nicht sonderlich gut bekommen zu haben. Wenn sie so weiter machte, dann konnte man ihr Erbrochenes in 5 Liter Kanister füllen und als Dünger verkaufen.

„Mir ist so schlecht", jammerte Sakura zwischen zwei Würgern. Allein bei dem Geräusch wurde mir schon schlecht.

„Motz nicht rum! Das hast du dir selber zuzuschreiben", sagte ich gereizt und packte das rosafarbene Haar, um es Sakura aus dem Gesicht zu halten. Ich hielt es aber nicht für nötig das schwarze Haarband, dass sich aus ihrer Mähne gelöst hatte, aus dem Erbrochenen zu fischen. So schön sah es nun auch wieder nicht aus. Außerdem wurde die bräunliche Lache zu meinen Füßen immer größer und ich musste aufpassen nicht von ihr eingeholt zu werden.

„Es tut so-", durch einen neuen Schub Innereien unterbrach sich Sakura selbst und beförderte ihren Mageninhalt auf den Bürgersteig. Ihr Körper bebte und die Würggeräusche übertöten fast das kehlige krächzen eines Raben, der in einem der Bäume saß, die zusammen mit den Laternen die Straße säumten.

Zuerst kam eine Laterne, dann ein Baum. Dann eine weitere Laterne, dann noch ein Laubbaum.

Die Minuten vergingen und Sakura beruhigte sich allmählich. Mich wunderte es, dass sie überhaupt soviel ausgebrochen hatte. Ich hätte ihr nichteinmal halb so viel zugetraut.

„Komm steh auf", sagte ich und lies die rosafarbenen Haare los, als Sakura aufstand. Sie strich sich ihr schwarzes Kleid glatt, welches im Brustbereich jedoch von einem grauem Stoff war und unterhalb ihrer Oberweite hatte sie sich ein schwarzes Band umgebunden. Vielleicht wollte sie somit ihren Vorbau etwas vergrößern.

Immer noch etwas betröppelt wischte sich Sakura über ihren verschmierten Mund, stieg dann über ihr Erbrochenes und stolperte an mir vorbei. Ich folgte ihr wortlos und versuchte den Gestank meines vollgekotzten Shirts zu ignorieren.

Wie ein kleines Kind, lief Sakura vor meinen Füßen hin und her, blieb ab und an stehen um sich zu vergewissern, dass ich noch da war. Als sie sich dessen sicher war, lachte sie lauthals und redete frohlockend etwas vor sich hin, was ich nicht ganz verstand. Aber um ehrlich zu sein, wollte ich es auch nicht verstehen.

„W-wir si-i-ind dahaa", flötete Sakura und blieb vor einem der Häuser stehen. Es war ein schlichtes Einfamilienhaus, dass in einem gelblich-weißen Farbton gehalten war. Eine Steintreppe führte hinauf zum Eingang, zu dem auf beiden Seiten Blumentöpfe standen, in denen Pflanzen heranwuchsen. Alles wirkte freundlich und warm.

Sakura wartete nicht auf mich, sondern erklomm sofort die erste Stufe. Voller übermut wollte sie auch die zweite Stufe nehmen, als sie jedoch mit ihrem rechten Pump am Treppenabsatz hängen blieb. Wie ein Vogel breitete sie ihre Arme aus und wedelte mit ihnen herum, um ihr Gleichgewicht wieder zu finden. Hilflos und schreiend schauckelte sie vor und zurück, versuchte dabei mit einer Hand das Geländer seitlich der Treppe zu fassen zu bekommen. Doch ich wusste, dass ihr jämmerlicher Versuch nicht hinzufallen, zum Scheitern verurteilt war. Denn sie hatte einfach zu viel Alkohol intus, als dass sie sich hätte auf ihren Beinen halten können.

Mir stellte sich jedoch die Frage, ob ich Sakura helfen sollte. Ich meine, sie würde nicht sterben, wenn sie jetzt auf die Stufen der Steintreppe fallen würde. Außerdem hatte sie mein Shirt ruiniert und irgendwo musste ich ja mit ihr abrechnen.

Ich schüttelte genervt von mir und meiner Situation den Kopf. Ich konnte manchmal wirklich kindisch und kleinkarriert sein.

Schnellen Schrittes eilte ich zur Treppe. Sakura war immer noch am Wanken und versuchte fast schon verzweifelt ihr Gleichwicht wieder zu finden oder das Geländer zur erwischen. ,,Bleib ruhig", sagte ich schneident, weil mir die Sache wirklich mächtig auf den Wecker ging. Außerdem war es jetzt relativ egal, wie ich jetzt mit Sakura umging. Denn am kommenden Morgen würde sie wahrscheinlich alles vergessen haben. Ich ging sogar davon aus, dass sie mich vergessen haben würde. Nur mein Deckname ,Ichigo' würde laut bellend durch das Haus rennen und einen Hinweis auf meine Existenz geben.

„Ich fa~lle", schrie Sakura gegen meinen Willen und kippte nach hinten, während sie immer noch wie wild mit ihren Armen ruderte. Ich hingegen streckte ihr in der Zeit meine Arme entgegen, um sie aufzufangen.

Wie ein Sack Mehl plumbste mir Sakura in die Arme, die ich jetzt um sie schloss und ihr Gewicht lies mich überrascht aufstöhnen. Sie war wirklich schwerer, als sie aussah. Aber immerhin hatte ich an diesem Abend schlimmeres vermeiden können. Das gab bestimmt ein paar Punkte auf meinem Karma-Konto.

„Sakura?", fragte ich möglichst ruhig, um mich zu vergewissern, dass es der Rosahaarigen gut ging. Denn es gehörte nicht zu meinem Plan, sie jetzt sterben zu lassen. Doch ich bekam keine Antwort. Nur ein leieses Schnarchen verlies die Lippen der Jüngeren.

„Na toll", sagte ich resigniert zu mir selbst und überlegte was ich jetzt tun sollte. Eine Möglichkeit wäre es, Sakura einfach vor die Haustür zu legen. Irgendwann würde sie schließlich jemand finden und es würde sich keiner Gedanken um diese groteske Situation machen, weil die Rosahaarige abgefüllt bis oben hin war. Jeder würde denken, dass sie den Haustürschlüssel nicht gefunden hatte.

Aber ich könnte auch bei ihr zu Hause klingeln und hoffen, dass jemand da war, der mir den Kotzbrocken abnahm. Blöd wäre nur, wenn mir ihr Vater aufmachen würde.

Ich presste bei dem Gedanken meine Zähne so fest es ging aufeinander. Ich konnte es nicht riskieren einfach so vor die Flinte des Jägers zu laufen ohne zu wissen, ob das Todesgerät geladen war. Aber früher oder später musste ich es wagen das Haus der Haruno zu betreten. Zumindest, wenn mein -oder besser gesagt Shikamarus- Plan aufgehen sollte.

Und ich hatte da schon eine Idee.
 

Nach weitren 6 bis 7 Lagen

die Beine können ihn nicht mehr tragen

die Augen nicht mehr grade sehn

es wär nu´ Zeit, nach Haus zu gehen.

Akt 2 - Das Märchen der Illusionen

Anmerkung Um Verwirrung vorzubeugen sage ich, dass im zweiten Akt nur aus der Sichtweise von Sakura geschrieben wird, damit etwas Spannung erhalten bleibt. Ich meine es wäre doch langweilig, wenn ihr von Anfang an wüsstet, was Sasuke geplant hat, oder?!

Außerdem möchte ich mich bei meinen lieben Reviewern bedanken :)
 

Akt 2. - Das Märchen der Illusionen
 

„Es war einmal...und sie lebten

glücklich bis an ihr Lebensende.“

Die Geschichten, die wir erleben

sind der Stoff aus dem die Träume

sind.
 

Mein Kopf pochte unaufhörlich und ich hörte das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren. Wie ein reissender Fluss schoss die Flüssigkeit durch meinen Körper und hinterlies überall ein bleiernes Gefühl.

Ich spürte weder meine Arme, noch meine Finger, Beine oder Zehen. Das einzige, was ich wirklich mit voller Intensität spürte, war mein Kopf, über den gerade ein Zug zu fahren schien.

Ein Stöhnen verlies meine Lippen und ich versuchte meine Augen zu öffnen. Doch es schien so, als würden Gewichte auf meinen Lidern liegen und nur mühsam gelang es mir meine Augen einen Spalt breit zu öffnen.

Grelles Licht schien mir entgegen und reflexartig schloss ich wieder meine Augen, die die Helligkeit noch nicht gewöhnt waren; herrschte doch bis eben noch die Dunkelheit.

Wieder stöhnte ich ergeben und versuchte nochmals meine Augen zu öffnen. Diesmal noch langsamer als vor wenigen Augenblicken. Wieder empfing mich ein stechendes Licht, gegen welches ich mühsam anblinzeln musste, ehe ich die Zimmerdecke über mir wirklich sah und nicht nur vermutete.

Mein Körper fühlte sich immer noch taub an, sodass das Pochen in meinem Kopf noch unerträglicher wurde. Was hatte ich bloß angestellt, dass ich mich so elend fühlte?

Ich versuchte mich an die gestrige Nacht zu erinnern, um vielleicht Rückschlüsse auf mein jetztiges Befinden schließen zu können. Schließlich kamen solche Kopfschmerzen nicht einfach mal so.

Doch alles, was ich sah, als ich versuchte mich an den gestrigen Tag zu erinnern, war nichts. Gar nichts. Ich konnte mich an kein einziges Detail erinnern. Es kam mir so vor, als hätte ich den ganzen gestrigen Tag durchgeschlafen, wie ein Murmeltier. Aber ich musste doch irgendetwas gemacht haben. Es war doch unmöglich, dass ich einen ganzen Tag durchgeschlafen hatte.

„Ah. Mein Kopf", nuschelte ich und legte meine Hand auf meine Stirn, gegen die etwas von Innen zu hämmern schien. Zu viel denken tat mir im Moment nicht sonderlich gut. Aber so wie es aussah, hatte ich einen vollkommenen Blackout. Meine erste Assoziation dazu war:„Alkohol...jede Menge Alkohol."

Ich spürte, wie langsam wieder leben in meine Glieder kam. Meine Hände und Füße waren plötzlich wieder da und liesen sich, wenn auch dürftig, bewegen. Es war wie das Erwachen aus einem langen Winterschlaf. Bloß mit Kopfschmerzen und einem mächtigen Ziehen in den Seiten, wie mir gerade nur allzu deutlich bewusst wurde.

Mühsam und vor allem langsam richtete ich mich auf, damit mir nicht schlecht wurde oder meine Kopfschmerzen noch unerträglicher wurden. Nun saß ich also aufrecht und stellte erleichtert fest, dass ich mich in meinem Zimmer im Dachgeschoss befand und nicht etwa in einer Toilette auf einer Raststette, besudelt mit meiner eigenen Kotze.

Zur Kontrolle sah ich an mir herunter. Nein, keine Kotze, obwohl ich das jetzt schwer beurteilen konnte, da noch die lilafarbene Bettdecke alles ab der Hüfte bedeckte. Aber immerhin war ich nicht vollkommen besudelt und das beruhigte mich ungemein. Auch wenn ich nicht ganz nachvollziehen konnte, warum ich nur in Unterwäsche geschlafen hatte. Normalerweise trug ich ein altes Shirt und eine Hot Pan zum Schlafen. Warum saß ich also mit meinem schwarzen BH und gleichfarbigen Tanga in meinem Bett, die Jalousien zugezogen, sodass nur wenige Sonnenstrahlen in das Zimmer fielen? Aber das war nicht das Einzige, was mich nachdenklich stimmte.

Ich sog den Geruch, der zu mir drang, tief ein. Es war der vertraute Duft, der mich jeden Sonntag weckte und nach unten lockte. Aufbackbrötchen, Kaffee und Tee. Aber heute war doch nicht Sonntag...oder doch?

„Ah", wieder fasste ich mir an den Kopf, da dieser immer noch höllisch schmerzte. Das klärt sich alles noch auf, dachte ich und schob die Bettdecke von meinen nackten Beinen.

Bedacht stetzte ich zuerst den rechten Fuß und dann den linken Fuß auf den hellen Dielenboden und stand auf. Nun ja. Zumindest versuchte ich es, denn kaum hatte ich mein volles Gewicht auf meine beiden Füße geladen, fing ich an zu schwanken und stolperte, etwas neben der Spur und mit dem Oberkörper nach vorne gebeugt, ein paar Schritte nach vorne. Direkt gegen meinen Kleiderschrank.

BUMM.

„Scheiße", fluchte ich und fiel durch die Wucht des Aufpralls Kopf gegen Schrank rückwärts auf meinen Po. Mit einem schmerzverzerrten Gesicht rieb ich mir meinen Kopf und ärgerte mich über meine schlechte Koordination, die mir eine extra Portion Kopfschmerzen beschert hatte.

„Ich trinke nie wieder Alkohol", sagte ich zu mir selbst und bemerkte, dass ich gar nicht auf dem harten Dielenboden gefallen war, sondern auf einen schwarzen Stoff. Ich hob mein Becken ein Stück an und zog das Kleidungsstück sofort weg, um es vor mein Gesicht zu halten.

Es handelte sich um eines meiner Lieblingskleider. Im Brustbereich war es grau und durch die Knöpfe konnte ich bestimmen, wie viel von meinem Ausschnitt ich zeigen wollte. Dann folgte ein schwarzes Band, dass den Bereich zwischen dem grauen Brustbereich und dem schwarzen Bereich darunter trennte.

„Hatte ich das gestern etwa an?", fragte ich mich laut und begutachtete das Kleid genauer.

„Nein. Das ist jetzt nicht wahr", jammerte ich, als ich Erbrochenes am Saum des Kleides sah. Super. Wirklich super. Ich hatte also gebrochen, was meine Vermutung des abnormen Genusses von Alkohol nur noch bestätigte. Aber irgendjemand musste mich ausgezogen haben. Denn ich bezweifelte stark, dass ich es selbst getan hatte. Ich denke, dazu war ich zu betrunken gewesen.

Verwirrt lies ich das Kleid wieder auf den Boden fallen und rappelte mich auf. Wackelig auf den Beinen ging ich, die Wand als Stütze nutzend, zur Tür. Ich brauchte Antworten. Sofort. Ansonsten würde ich hier noch durchdrehen.

Ich öffnete die Tür und blickte eine Holztreppe hinunter. Links und rechts von mir erstreckte sich jeweils eine Wand. Ich betete zu Gott, dass ich diese Treppe jetzt nicht hinunterfallen würde. Denn ich hatte heute schon genug Kopfschmerzen, um damit ein ganzes Jahrzehnt lang darauf verzichten zu können.

„Das schaffst du Sakura", sprach ich mir selber Mut zu und klammerte mich mit einer Hand am Treppengeländer fest. Sicher war sicher. Und ich wollte mir jetzt wirklich nichts brechen. Vorsichtig nahm ich die erste Stufe und kaum hatte ich auch die zweite bewältigt, fing ich an alles doppelt und dreifach zu sehen. Die Treppenstufen verschwammen und ich begann wieder gefährlich zu wanken. Meine Hand krallte sich noch fester um das Geländer und mein anfänglicher Schwindel verebbte langsam.

Ich hatte die restlichen Treppenstufen ohne weitere Probleme gemeistert, worauf ich persönlich ziemlich stolz war. Aber ich hatte trotzdem noch eine Treppe zu meistern. Nämlich die zum Erdgeschoss, von wo der köstliche Geruch von frischen Brötchen herkam.

Doch jetzt kam mir noch ein anderer Gedanke. Wenn heute wirklich Sonntag war, dann würde Shiro in seinem Zimmer liegen. Denn seit er ausgezogen war, kam er so gut wie jeden Samstag her und übernachtete auch bei uns.

„Vielleicht weiß er ja bescheid", sagte ich zu mir und fand die Idee ziemlich gut, meinen großen Bruder zu fragen, was ich so schlimmes getrieben hatte, sodass ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Denn ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie eine Unterhaltung mit meinen Eltern ausgehen würde. Sicher, ich würde diese Unterhaltung nicht vermeiden können, aber ich wollte wenigstens bescheid wissen, warum ich zu Hausarest verdonnert wurde.

Immer noch Unterwäsche tragend schlich ich durch den Flur der ersten Etage. Alles war ruhig. Nur das Rauschen von Wasser drang vom Badezimmer her an meine Ohren. Wahrscheinlich duschte sich gerade mein Vater. Sonntags war nämlich sein einziger freier Tag in der Woche, weswegen er auch später als sonst aufstand und ich ihn auch mal zu Gesicht bekam.

Ich huschte am Bad vorbei und blieb an der nächsten Tür stehen. Das war Shiros Zimmer. Auch wenn er es nicht mehr so oft aufsuchte, da er nun in einer eigenen Wohung lebte. Ohne anzuklopfen öffnete ich die Tür, immerhin war ich Shiros Schwester, ich durfte das. Doch alles was ich vorfand, war ein leeres Zimmer. Die Jalousien waren zugezogen und so gut wie gar kein Licht drang in das Zimmer. Nur das Licht, dass vom Flur her kam, gab mir die Chance außer der Dunkelheit noch etwas anderes zu sehen. Das Bett, dass mitten im Raum stand, war gemacht und die Bettdecke wies keine einzige Falte auf. Auf dem Boden standen ein paar Boxen, die eigentlich in das Regal neben das Fenster gehörten und die Luft im Raum war stickig und schwer. Hier sollte dirngend mal gelüftet werden!

„Seltsam", murmelte ich und nahm wieder das Rauschen von Wasser war. Vielleicht duschte sich Shiro gerade. Etwas anderes kam ja wohl nicht in Frage. Außer, es war gar nicht Sonntag, sondern Samstag. Dann wäre es wahrscheinlich meine Mutter, die sich gerade duschte.

Wie ein Wink des Schicksals kroch ein neuer Schub des wohligen Geruchs von frischen Brötchen in meine Nase. Es war Sonntag. Etwas anderes kam gar nicht in Frage.

Mit diesem Gedanken umschloss ich mit meiner Hand den Türgriff und öffnete schwungvoll die Tür.

Sofort schlug mir heiße Luft und der Geruch von Duschgel in die Nase, was meinen Kopf Achterbahn fahren lies. Doch ich riss mich zusammen und betrat vollends das Badezimmer.

Mein Bruder jedoch schien mich nicht bemerkt zu haben, denn er grüßte mich nicht oder machte sonst irgendwelche Anstalten dies zu tun. Obwohl ich Letzteres nicht wirklich beurteilen konnte, da das Glas, was die Dusche umgab, beschlagen vom heißen Dampf war und ich meinen Bruder dahinter dadurch nur schemenhaft erkennen konnte. Was auch gut so war. Denn ich konnte mir nichts peinlicheres vorstellen, als die Badezimmertür zu öffnen und einem nackten Shiro gegenüber zu stehen. Aber so trennte uns noch die beschlagene Scheibe.

Ich schloss die Tür hinter mir und lies meinen Blick durch das geräumige Bad schweifen. Vor der Dusche lag ein kleineres Handtuch auf dem Boden und auf dem Klodeckel lag, zusammengefaltet, ein weiteres, dass später zum Abtrocknen dienen sollte. Meine grünen Augen wanderten weiter während ich mich gegen die Tür lehnte, da ich noch immer etwas unsicher auf meinen Beinen stand. Schließlich blieb mein Blick am Waschbecken haften. Nicht, dass das Waschbecken merkwürdig wäre, viel mehr das was darin schwamm. Denn so wie es aussah, hatte mein Bruder das Waschbecken mit Wasser gefüllt und eines seiner Oberteile dort hinein geworfen. Wie ein dreckiger Lumpen schwamm es an der Wasseroberfläche und schrie förmlich danach von mir ausgewringt zu werden.

„Hey Shiro", machte ich meinen Bruder auf mich aufmerksam und bemerkte, wie die schemenhafte Gestalt meines Bruders kurz zusammenzuckte. Keine fünf Sekunden später streckte er die Hand aus, um den Wasserhahn zuzudrehen; der Wasserfluss stoppte. Die Schiebetür der Dusche wurde nur einen kleinen Spalt breit geöffnet, danach wanderte eine Hand aus der Dusche, die nach dem Handtuch auf dem Klodeckel fischte.

„Werde ich jetzt etwa nicht mehr begrüßt?", fragte ich leicht eingeschnappt und konnte erkennen, dass sich mein Bruder hinter der Dusche das Handtuch um die Hüften band.

„Hallo?!", sagte ich jetzt doch etwas wütend, da ich es nicht gewohnt war von meinem eigenen Bruder ignoriert zu werden. Auf welchem Tripp war er denn?

Eine Hand schob die Schiebetür auf und ich setzte schon zu einem neuen Satz an, als mir plötzlich meine Worte im Halse stecken blieben. Meine Augen weiteten sich, sodass es sich für mich so anfühlte, als würden sie gleich aus den Höhlen fallen und auf den Boden kullern. Mir wurde auf einmal unglaublich heiß, und das lag gewiss nicht an der Raumtemperatur von mindestens 38°C.

Nein. Ganz bestimmt nicht.

Vor mir stand nämlich nicht mein Bruder.

Auch nicht mein Vater.

Und ganz gewiss nicht meine Mutter. Außer sie hatte eine Geschlechtsumwandlung hinter sich, von der ich nichts wusste.

Aber um ehrlich zu sein, wusste ich auch gar nicht, wer dieser Adonis vor mir genau war. Aber auf jeden Fall kannte ich ihn nicht und das war Grund genug peinlich berührt zu sein!

Scheiße!

„Ähm..also. Entschuldigung", nuschelte ich und sah betreten auf den gekachelten Boden. Etwa einen Meter vor mir erkannte ich bleiche Zehen, auf denen noch einige Wasserperlen schimmerten. Doch lange konnte ich meinen Blick nicht auf dem Boden halten. Dafür war ich einfach viel zu neugierig.

Leicht errötet erhob ich meinen Blick und besah mir die Person vor mir. Schwarze Haare, die an einem blassen Gesicht herabhingen; die vorderen Strähnen verdeckten fast das komplette Gesicht, sodass ich die Augen des Fremden nicht sehen konnte.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, erhob der Größere seine Hand und strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Wie seine Haare, waren auch seine Augen schwarz wie die Nacht. Ich glaube, solch dunkle Augen hatte ich noch nie gesehen. Mein Blick glitt abwärts; breite Schultern, angedeutete Muskeln am Bauch, starke Arme und tausende kleine Wassertropfen, die auf der hellen Haut schimmerten.

Ja. Das war der Stoff, aus dem Mädchenträume waren.

Langsam begann sich jedoch mein Gehrin wieder in Gang zu setzten. Die ersten Arbeitsvorgänge starteten und man konnte es förmlich rattern hören. Für den Rauch, der aus meinen Ohren stieg, musste man jedoch eine buntere Fantasie haben, als ich sie hatte.

„Das ist schon in Ordnung...würde es dir etwas ausmachen, nach draußen zu gehen? Ich würde mich gerne umziehen", die raue Stimme riss mich aus meinen Gedankengängen, die noch im Aufwärm-Modus liefen und lenkte somit meine volle Aufmerksamkeit auf ihn.

„Ja, klar", ich drehte mich schon auf dem Absatz um, sodass ich direkt vor der Tür stand, als mir ein Gedankenblitz kam.

Wie ein Wirbelwind drehte ich mich wieder um; streckte dem Fremden meinen Arm entgegen und deutete mit dem Zeigefinger auf ihn:„ Wer zum Teufel bist du?", fragte ich schon fast panisch. Mein Gegenüber zog nur überrascht eine Augenbraue hoch.

„Bist du ein Einbrecher? Bist du ein Mörder? Oh mein Gott,...willst du mich etwa umbringen?", der Fremde hörte meiner Aufzählung stillschweigend zu; bei meiner letzten Äußerung zuckten jedoch seine Mundwinkel für den Bruchteil einer Sekunde, ehe er den Kopf schüttelte.

„Ich will dich bestimmt nicht umbringen, Sakura", sagte der Schwarzhaarige und ich deutete immer noch mit dem Zeigefinger auf ihn, wie ein kleines Kind, dass seiner Mutter das teure Spielzeug im Schaufenster zeigte, dass es sich zu Weihnachten wünschte.

„Ich bin übrigens Ichigo Tanaka. Erinnerst du dich etwa nicht an mich? Gestern in der Disko?", fragte er nach und ich senkte meinen Arm, den ich jetzt wie ein Pendel schlaff neben meinem Körper hängen lies. Ich versuchte meine Gedanken, meine Erinnerungen und Eindrücke zu ordnen- sofern sie überhaupt vorhanden waren, natürlich. Doch außer einem großen schwarzen Fleck, der den gesamten gestrigen Tag abzudecken schien, war da nichts nennenswertes. Noch beängstigender jedoch war, dass Ichigo, der komischerweise wie mein Hund hieß, meinen Namen kannte. Also musste doch irgendetwas passiert sein, an das ich mich beim besten Willen nicht erinnern konnte!

Verdammt!

„Entschuldige, aber ich kann mich an nichts erinnern...trotzdem wüsste ich gerne, was du hier zu suchen hast! Ich kenne dich nicht und wenn du nicht sofort verschwindest, dann rufe ich die Polizei", drohte ich und trat demonstrativ mit meinem Fuß so fest auf, wie ich konnte -und es nicht zur Folge hatte, dass sich meine Kopfschmerzen verschlimmerten.

Abwehrend hob Ichigo seine Hände um mir zu zeigen, dass er keine Schuld trug, an dem, was hier gerade vor sich ging. Aber ich wollte dem Kerl nicht so ganz glauben. Jemand, der so gut aussah, konnte nicht die Wahrheit sagen. Er war bestimmt einer dieser Weiberhelden, der am Montag die Blondine mit dem großen Vorbau beglückte, am Dienstag die verspielte Brünette und am Mittwoch die schüchterne Schwarzhaarige.

„Ich erkläre dir alles, wenn wir uns beide angezogen haben", versprach er mir und die Informationen sickerten in mein Gehrin, bis sie schließlich verarbeitet wurden.

KLICK.

„Wir beide ?", hakte ich nach und bemerkte, wie Ichigo ein schwaches Lächeln über sein Gesicht huschte. Es war eines dieser Lächeln, die jedes Mädchenherz höher schlugen und die Beine weich wie Butter werden liesen. Meine Güte! Es sollte verboten werden so gut auszusehen.

„Du stehst hier in Unterwäsche und ich trage nur ein Handtuch um die Hüften."
 


 

Märchen werden nicht wahr.

Die Realität ist viel stürmischer,

viel undurchsichtiger, viel

beängstigender. Die Realität ist

viel interessanter als „...und sie

lebten glücklich bis an ihr

Lebensende“.



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  mangacrack
2011-03-21T16:22:30+00:00 21.03.2011 17:22
Ich mag die Idee der Geschichte und Aufmachung. Man sieht sofort um wen es sich handelt und um wen es geht. Einige Steckbriefinformationen sind aus meiner Sicht überflüssig, weil man sich fragt „Was nützt mir das?“, aber da alle wichtigen Veränderungen betreffend des Originals genannt werden, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Schade sind die sporadischen Kapiteltitel, das sollte einheitlich bleiben, aber auch hier ist dies Geschmackssache. Am Anfang des Kapitels fallen sie nicht sonderlich auf, besonders wenn sie zentriert stehen. Mehr irritiert mich dann das Gedicht am Anfang, es den Einstieg erschwert, da man mehr über die Bedeutung nachsinnt als weiter zu lesen. Jedoch werte ich das als Versuch Originalität in den Aufbau zu bringen, was die definitiv gelungen ist.

Der Lesefluss war für etwas schwer zu finden, doch sobald ich merkte, dass Sasukes fragwürdiger Charakterzug – das Morden – nicht nur eine Einstiegsleserfliegenfalle war, sondern er sich weiter wirklich damit beschäftigt und nicht nur zum Messer greift, wenn er gerade Lust dazu hat und sich um das für und wieder Gedanken macht, hat mich wirklich begeistert. Selten bekommt man die Sichtweise eines Mörders geliefert, schon gar nicht als Komponente in einer Fanfiction. Hinzukommen die gut platzierten Flashbacks, wie es eigentlich zu Sasukes Wesensart gekommen ist.

Insgesamt gefällt mir die Storyline und die weitere Handlung von der Fanfiction sehr gut. Zwar ist der Punkt der unerwiderte Liebe noch nicht erreicht, aber es lässt sich erahnen, dass Sasuke nicht zu einem verliebten Trottel wird, sondern seinem Wesen treu bleibt. Einziger Minuspunkt sind die hin und wieder fehlenden Leerzeilen. Ein deutlicherer Absatz wäre hin und wieder schön und würde das Lesen vereinfachen.

Trotz dessen hat die Geschichte ihre Platzierung mehr als nur verdient.

mangacrack
Von:  HaiFraeulein
2010-12-22T23:23:51+00:00 23.12.2010 00:23
Ahhh!! Das hat sich viel zu schnell lesen lassen!
Manno, da gibt es endlich ein neues Kapitel und dann ist es so kurz XD
Aber richtig klasse, wie Sakura erstmal halbnackt durch die Wohnung rennt..
Ich mache so etwas nie, wenn meine Eltern da sind! Echten mumm hat se x'D
Und nun begegnen sich Sasuke und Sakura richtig.. *_* Im besoffenen Zustand kann man das Treffen nicht gelten lassen..
Doch jetzt gehts endlich los!! *rumfreu*
Hoffentlich schreibst du schnell weiter <3

Liebe Grüße~
Von:  HaiFraeulein
2010-11-22T19:52:59+00:00 22.11.2010 20:52
So! Endlich konnte ichs weiterlesen *_*
Scheiß Schule >_<
Hach, aber dafür ist meine Lohne nun besser.
Ich liebe deine ganzen Wortwitze und Vergleiche, das ist einfach zu herrlich xD Wie das mit den Fröschen...
Und ich frage mich ernsthaft, wieviel sie getrunken hat, um so viel kotzen zu können...
Jedenfalls ein schöner, erster gemeinsamer Abend, an den man später zusammen zurückdenken kann.. *hust* x'D
Hoffentlich gehts bald weiter <3
Von:  ShadowBlaze
2010-11-15T19:04:02+00:00 15.11.2010 20:04
Sakura sturz betrunken ^^
Armer Sasuke, da wird er auch noch vollgekotzt ....
na mal sehen wie Sasuke ins Haus reinkommen will, will die Idee auch wissen....
Von:  ShadowBlaze
2010-10-21T08:26:31+00:00 21.10.2010 10:26
Super sie treffen sich ... ^^
Mal sehen wies so weiter geht zwischen den beiden... Sakura ist ja schon halb betrunken ^^
Vielleicht sollte sich Hidan ein anderes T-Shirt anziehen ....... dann könnte das auch klappen XD
Von:  HaiFraeulein
2010-10-20T11:03:05+00:00 20.10.2010 13:03
Jaaaa endlich treffen sie sich *3* XDDD
Und sie ist sturzbesoffen.. naja nicht ganz, aber egal!
Das wird sicher noch lustig..
Und am Anfang musste ich wieder herrlich lachen, mit dem Entenschwanz.. xD mir ist es noch nie aufgefallen aber es stimmt wirklich, dass Sasukes Haare so aussehen am Hinterkopf lol
Hachja ich bin schon gespannt wies weitergeht :D
Von:  HaiFraeulein
2010-10-14T14:32:12+00:00 14.10.2010 16:32
"Keiner durfte meine Schaufel nehmen und erst recht durfte niemand im Sandkasten spielen, wenn ich dort gerade eine Sandburg baute."
<-- LOL!!
Was ich an der Stelle gelacht habe.. Sasuke das kleine Egoistenschwein.
Und das mit den Fröschen, alter.. was für ein gestörtes Kind xDDDD
Meine Güte, du hast echt ne Fantasie! Sehr geil!
Das Kapitel war wirklich hammer, was da alles durch Sasukes Kopf geht und wie krank er eigentlich ist. Interessant ihn mal aus einer so gestörten Perspektive zu sehen.
Wahrscheinlich wird seine erste Begegnung mit Sakura auch so sein, dass er sofort Ideen hat, wie man sie am kreativsten töten könnte... So eine unnormale Haarfarbe deutet ja drauf hin, dass der Mensch auch eine Sonderbehandlung braucht xD
Aber nee das wäre nicht so gut..
Hach bin schon gespannt! Freu mich aufs nächste Kapitel! <3
Von:  Billy
2010-10-12T21:15:16+00:00 12.10.2010 23:15
yay! endlich kommt sakura ins spiel!
ich bin schon total gespannt wie die sache zwischen den beiden laufen wird *hohoho!*

sasuke ist... ziemlich brutal xD der arme kater! und itachi erst.. O.o
hätte mein kleiner bruder meine katze gekillt.. dem hätt ich die eier amputiert xD

super kapitel! ich freu mich schon rießig auf´s nächste!
weiter so!

lg Billy
Von:  ShadowBlaze
2010-10-11T07:46:23+00:00 11.10.2010 09:46
Also ich muss sagen das mir deine Fanfic sehr gut gefällt
Die Beschreibungen sind echt klasse, dein Stil ist auch super ... du bringst richtig gut die Gefühle rüber.
Ich bin jetzt richtig gespannt wie Sasuke der Polizei entkommen wird und wann sakura dazu kommt.
Von:  HaiFraeulein
2010-10-10T21:18:51+00:00 10.10.2010 23:18
Was zum Teufel?!
Wieso gibt es hier noch keine Kommentare?! O_O"
Ich find die Fanfic SO klasse... und abwechslungsreich!
Also ich hab so etwas in der Art noch nicht gefunden. Zu mal ja Sasuke wirklich total der kranke Psychopath ist...
Die Schreibweise, die Beschreibungen und alles.. richtig klasse. Die Stimmungen und die Atmosphäre der einzelnen Szenen wird super rübergebracht.
Das Einzige, das mich etwas stört, ist ein Logikfehler bezüglich Sasuke: wie kann es sein, dass er noch nicht geschnappt wurde, trotz seiner Spuren ständig? Schließlich arbeitet die Polizei ja immer gründlich und bei der Beschreibung hätte man schon viel früher auf seine Spur kommen können.
Naja, jedenfalls bin ich gespannt was weiter passiert und wann Sakura ins Spiel kommt. Ich hoffe nur, dass sie nicht sone Heulsuse sein wird und auch etwas im Kopf bzw. in den Armen hat. >_<"

Bitte ENS schicken, wenns weiter geht! :D
Liebe Grüße


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