Zum Inhalt der Seite

The fabulous life of a Superhero

Something like a diary of Day'n Man
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Disclaimer:

Alle Figuren die in dieser Fanfic auftauchen gehören mir, oder meinen Mitstreiterinnen im RPG Jedi Academy. Jegliche Übereinstimmung mit lebenden Personen oder Orten ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.
 

Kennt ihr diese Tage, an denen ihr erst zehn Meter durch ein Glasdach fallt nur um danach mit einem Stöckelschuh im Gesicht aufzuwachen? Nein? Dann willkommen in meiner Welt.

Nicht das dieser Stöckelschuh im Gesicht nicht schon schlimm genug wäre, nein, diese Frau will euch auch noch umbringen. Wieso? Nun ja, ich bin der Held der Geschichte und sie ist ein Bösewicht. Denk ihr jetzt etwa, man muss der mies sein um gegen eine Frau zu verlieren?! Ja?! Ihr habt keine Ahnung!

Habt ihr denn noch nie festgestellt, dass Frauen die besseren Bösewichte sind? Nein? Oh man, was muss ich euch eigentlich noch alles erklären während ich einen Stöckelschuh im Gesicht habe…Frauen sind einfach skrupelloser, glaubt mir, ich habe Erfahrung, ich kann das einschätzen. Wie auch immer…Wollt ihr wissen, wie es zu dieser Stöckelschuh Sache gekommen ist? Ich warne euch, es wird euch verwirren und ihr werdet euch fragen „what the f***?!“, ist euch egal? Okay then let’s bring it on…

Als ich fünfzehn war lebte ich alleine mit meinem Vater in einem dieser typischen Mietshäuser, an dieser typischen Hauptverkehrsstraße. Meine Mutter war mit meinem älteren Zwillingsbruder einfach vor drei Jahren abgehauen und ich und mein Vater waren nun allein. Es war ein typischer Männerhaushalt. Na ja, eigentlich war mein Vater ein guter Haushälter und die Wohnung sah immer aus wie geleckt, aber mit fünfzehn ist man rebellisch und will sich austesten, ich glaube mein Vater hat da seine ersten grauen Haare bekommen, nicht, dass mir das leidtun würde.

Mein Vater ist ein echt geduldiger und netter Mann, ich verstehe bis heute nicht, warum er immer noch keine neue Freundin hat. Na ja, wie jeder junge Mann hätte man lieber einen coolen Vater und keinen verständigen und liebevollen, so ging es auch mir. In diesem alter schrie ich ihn oft an, warum weiß ich heute nicht mehr, aber es war bestimmt belangloses Zeug. Auch in diesem alter bemerkte ich meine „Begabung“ wie es mein Vater liebevoll nannte, ehrlich gesagt finde ich, es ist eine ziemlich nervige „Begabung“, vor allem wenn man noch nicht weiß, wie man das ganze kontrollieren kann. Wie? Ihr versteht nicht…? Oh, sorry, davon wisst ihr ja noch nichts. Also meine Begabung ist, dass ich Dinge durch die Gegend schweben lassen kann und nein das ist keine! Telekinese! Mein Problem war nur, dass ich das als fünfzehnjähriger Pimpf unbeabsichtigt machte, weswegen mehr als einmal eine alte Frau mit dem Finger auf mich zeigte und schrie: „Verflucht! Verflucht!“ Das war nicht sehr lustig, so hat man nämlich keine Chancen bei den Mädels, die glauben, dass das dann nämlich auch noch in geistiger Umnachtung, aber man lernt irgendwie damit zu leben und wenn man es wegtrainiert dann hat mein keine Probleme mehr mit Frauen, aber erzählt das mal einem fünfzehnjährigen, mein Vater hat es oft genug versucht. Wo wir gerade bei Frauen sind, noch etwas was ich mit fünfzehn erleben durfte war meine erste große Schwärmerei für eine Frau, die viel zu alt für mich war, nicht dass das ein Hindernis für meine verqueren Gedanken gewesen wäre, um genau zu sein trennten uns ganze neun Jahre. Nicht viel denkt ihr? Ihr vergesst, das ich fünfzehn war und sie vierundzwanzig, das ist gewaltig in dem Alter. Sie zog kurz vor meinem sechzehnten Geburtstag über uns in die Leere Wohnung, Notiz nahm ich davon eigentlich nur, weil mein Vater erwähnte, dass eine junge, hübsche, sympathische, hochschwangere Frau heute Morgen über uns eingezogen war und er ihr beim Kisten tragen behilflich gewesen sein. Ihr stört euch an dem hochschwanger? Ich dachte eigentlich auch, dass sie mich alleine wegen diesem Fakt nicht interessieren würde, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt und das ist wirklich ein scheiß Spruch!

Das erste Mal bekam ich sie an einem morgen zu Gesicht, als ich auf den Fahrstuhl wartete. Ich stand also mit meiner roten Sonnenbrille, meinem Mp3-Player in der Hand, meine Tasche über der Schulter und der Musik so laut, dass jeder im Umkreis von zehn Metern mithören konnte, kurz gesagt, gewollt aber nicht gerade sehr gekonnt cool, vor dem Fahrstuhl und wartete, das dieser endlich in den siebten Stock kam, der Fahrstuhl war nicht gerade der neuste und es konnte schon mal dauern, bis er endlich oben war. Ich wartete und wartete also und trat aus Ungedult gegen die geschlossene Fahrstuhltür, wie gesagt, ich wollte „cool“ wirken, als mir erst ein und dann ganz viele Äpfel gegen den Fuß rollten, es kam mir vor wie eine Apfelarmada, die es natürlich nicht war. Verwirrt und ein wenig genervt schaute ich also in die Richtung, aus der die Äpfel gekommen waren und sah eine völlig verzweifelte, nach Äpfeln haschende, hochschwangere junge Frau. Und bei mir machte es nur BAM, sogar meine Kopfhörer fielen wie auf Kommando aus meinen Ohren. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube sogar mein Mund stand offen, hey, ich war fünfzehn, da darf man das…Ich glaube es hat ne Minuten gedauert bis die Information von meinem Gehirn, der armen Frau doch die Äpfel aufzuheben, in meinem Gliedmaßen ankam. Hektisch und dabei fast umfallend zog ich meine Jacke aus und begann die Äpfel in diese hineinzusammeln, als ich alle hatte bis auf den, nach dem sie auf einer Treppenstufe angelte, ging ich mit den Äpfeln im Arm auf sie zu und wollte den anderen auch noch aufheben, natürlich gab es diesen Klischee-Moment und wir erreichten den Apfel beide gleichzeitig und dann starrte sie mir tief in die Augen und was fiel wieder runter? Genau, die ganzen Äpfel. Mein Gesichtsausdruck muss wohl wirklich zum Lachen gewesen sein, denn sie begann ziemlich laut und heftig zu lachen und wer kam sich wie ein Idiot vor? Ich. Mit hochrotem Kopf sammelte ich schnell die Äpfel wieder ein, wickelte sie in die Jacke, drückte sie ihr wortlos in die Hand und verschwand dann schnell im Aufzug, der endlich im siebten Stock angekommen war.

Die drei Erkenntnisse, die ich aus dieser Begegnung zog waren also Erstens: So cool wie ich sein wollte war nicht überhaupt nicht. Zweitens: Äpfel waren des Teufels Werk. Und Drittens: Die Frau die über uns eingezogen war, war vielleicht schwanger, aber sie war klein und zierlich, hatte lange schwarz Haare, asiatisches Aussehen, wunderschöne Augen und ich war bis über beide Ohren in sie Verliebt.

Könnt ihr euch vorstellen, wie fanatisch ein Kerl werden kann, wenn er auf eine Frau steht? Ich denke das könnt ihr. Ich zum Beispiel stand stundenlang vor unserem Türspion, natürlich nur, wenn ich wusste, dass mein Vater nicht zuhause war, und habe darauf gewartet, dass sie an unserer Tür vorbei geht, anscheinend, hatte ich ganz vergessen, dass sie den Aufzug nehmen sollte, wenn sie schwanger war.

Ich war wie ein Wolf, der Beute gewittert hatte, allerdings wusste ich, ich wäre der Beute nicht gewachsen, abhalten konnte es mich von meinen wilden Fantasien aber nicht. Diese gingen soweit, dass ich sie sogar Träumte und mein Vater sich wunderte, was für Albträume ich wohl haben möge, bei den Geräuschen die ich nachts von mir gab, natürlich stritt ich diese Geräusche wehemend ab. Einmal spielte meine Fantasie so verrückt, dass ich mir einbildete meine uralte englisch Lehrerin wäre sie, das dumme an der Sache war, dass sie mich gerade abfragte und mich das mehr als nur ein wenig irritierte, hätte mich mein bester Freund nicht angestupst, ich hätte bestimmt was blödes gesagt. Bester Freund…ich mag diesen Ausdruck nicht, denn genau genommen verbindet uns so etwas wie eine Hassliebe, wir können nicht wirklich mit aber auch nicht ohne einander und uns gegenseitig fertig machen ist eine Art Hobby von uns. Mein Hass-Freund, er ist sogar mein einziger Freund und eigentlich müsste ich netter zu ihm sein, hört auf den Namen Tray. Schon allein sein Name gibt mir den Ansatz zu jeder neuen spitzen Bemerkung, ganz im Ernst, wieso nannte ihn seine Mutter auch Tablett? Selbst Tasse wäre besser. Na ja, wie gesagt mein einziger Freund rette mir an diesem Tag das Leben, allerdings konnte ich mir die ganze Zeit seine dummen Sprüche anhören, wie „Was ist? Schläfst du in deiner Fantasie jetzt schon mit der Lehrerin?“ oder „Ich wusste gar nicht, das du auf ältere Frauen stehst“, mein Gott er wusste ja nicht wie recht er hatte, nur das es nicht die alte Schachtel von Lehrerin war, sondern eine schwangere asiatische Göttin und das konnte ich ihm auch nicht erzählen, irgendwie hatte ich angst, er würde sich in sie verlieben, ich war ganz schön bescheuert.

Und so schön ich mir das ausgemalt hatte mit dem „ich will nicht, dass er davon Notiz nimmt“ natürlich eines schönen Tages, als wir nachhause gingen, sein Weg lag irgendwie angeblich auf meinem, Stand sie auf der Treppe zum Hauseingang, wenigstens bemerkte sie uns für den Moment nicht, denn das einzige was von Tray kam war „Geeeeeeez, aus welchem Hochglanzmagazin ist die denn rausgesprungen?“, ganz eindeutig, war das eingetroffen was ich vermutet hatte, er fand sie anziehend, damn. Und meine einzige Reaktion war, dass ich ihm vors Schienbein trat, er laut auffluchte und sie uns natürlich genau in dem Moment bemerkte, na prima. Nun schaute sie uns erwartungsvoll an, anscheinend war sie der festen Überzeugung wir kämen die Treppe hoch, damit sie mit uns reden konnte, genau das mussten wir jetzt natürlich auch tun, und ich musste Tray auch noch mitnehmen, echt nicht mein Tag. Ich bestieg also die Treppe so, dass ich mit ihr aus Augenhöhe stand, denn sie war kleiner als ich. „Hi“, sagte sie fröhlich. „Danke für deine Hilfe neulich, ich wollte mich ja noch bedanken, aber du warst so schnell weg.“ Oh Gott, dieses Lächeln sollte mich doch um den Verstand bringen, oder? Ich gab nur ein kurzes „hm“ von mir und versuchte überall hin zu sehen nur nicht zu ihr. „Ich hab deine Jacke noch oben, wenn du mitkommst, dann geb ich sie dir direkt wieder.“ Wieder nur ein „hm“ und ich konnte das Grinsen von Tray deutlich in meinem Rücken spüren, zu gerne hätte ich ihm ja eine reingehauen, aber doch nicht vor ihr, aber ich würde es nachholen.

Unsere kleine Gruppe machte sich also auf dem Weg in den viel zu engen Fahrstuhl und quetschte sich rein, um in den achten Stock zu gelangen, in dem ich meine Jacke wieder bekommen sollte. Im achten Stock angekommen verschwand sie hinter ihrer Wohnungstür nur um einige Momente später mit meiner Jacke im Arm wieder bei uns zu erscheinen. Freudestrahlend hielt sie mir meine Jacke wieder hin. „Ich bin übrigens Cary und du?“ Yes! Endlich hatte sie mir ihren Namen gesagt, nicht dass ich ihn nicht schon vorher auf ihrem Briefkasten nachgelesen hätte. „Xore O’Reilley“, nuschelte ich schnell. „Oh, dann vielen Dank Xore.“ Und dann tat sie etwas was mir zum einen Spott von Tray einbrachte und mich zum anderen in den siebten Himmel beförderte, sie gab mir einen Kuss auf die Wange, zu meiner Verteidigung, vergesst nicht, ich war fünfzehn. Ich stand immer noch wie versteinert da, als sie längst wieder hinter ihrer Tür verschwunden war, in die Realität holte mich eigentlich nur Tray losprusten, worauf er einen sehr giftigen Blick von mir erntete und wir dann runter in den siebten Stock gingen. „Ich glaub’s nicht, sag bloß du stehst auf die Alte“, witzelte Tray rum. Ich ignorierte ihn, und er schien zu bemerken, dass ich wirklich auf sie stand. „Mensch, die ist viel älter als du und schwanger! Vergiss das lieber wieder ganz schnell.“ Doch vergessen, dass konnte ich nicht. Daher verpasste ich ihm vor meiner Tür eine blutige Nase.

Ich glaube Tray ist heute noch sauer auf mich deswegen, obwohl ich ihm öfters mal eine blutige Nase verpasst hatte. Aber er hatte es verdient, ich bin mir nämlich ziemlich sicher, Cary hat das alles mitbekommen, oh man das war dann aber peinlich. Na ja weiter im Text.

Dieses Erlebnis war wohl eins derjenigen die mich geprägt haben, aber das tut die erste Schwärmerei ja eigentlich immer, oder? Ich erinnere mich noch genau was ich an dem Abend noch getan habe, erstmal habe ich die Jacke an einem sicher Ort versteckt, an dem sie mein Vater nicht finden konnte und nicht auf die Idee kam, sie zu waschen. Die Jacke blieb ganze vier Jahre ungewaschen, weil ich sie zwischenzeitlich total vergessen hatte. Sie war mein Schatz, auch wenn ich mir vermutlich nur einbildete, sie würde nach ihr riechen, aber wie man als Teenager eben so ist, tut man Kopflose Dinge.

Meine Stimmung, die eigentlich in letzter Zeit ziemlich mies war hellte sich in diesen Wochen dermaßen auf, dass mein Vater meine Schränke nach Drogen durchsuchte, was natürlich völlig erfolglos blieb, denn ich nahm ja keine. Meines Vaters Blicke wurden mit jedem Tag irgendwie angstvoller, aber was sollte ich nehmen, wenn ich keine Drogen nahm? Paranoia. Aber wenn er meinte, das brachte mir zumindest zwei Wochen jeden Tag meine Leibgerichte und ich hätte ihm bestimmt nicht gesagt was los war, das wäre mir zu peinlich gewesen, außerdem ging ihn das meiner Meinung nach nichts an.

Eines Tages an irgendeinem Werktag dieser Wochen kam ich im strömenden Regen nach hause, vor der Eingangtür stehend kramte ich wild in meiner Tasche auf der Suche nach meinem Schlüssel, der mir dazu verhelfen sollte, mich endlich aus diesen nassen Klamotten und unter die warme dusche zu bringen, doch wo war dieses scheiß Ding. Ich hörte auf zu kramen, als ich schon die Hälfte des Inhalts meiner Tasche auf dem Boden verteilt hatte. Genervt und wissend, ich hatte meinen Schlüssel in unsere Wohnung vergessen, kniete ich mich hin um meine Tasche wieder mit dem völlig nassen Inhalt zu befüllen, als ich merkte das jemand hinter mir stand, in der Annahme, es sei mein Vater, drehte ich den Kopf über die Schulter hinweg und erblickte, natürlich, nicht meinen Vater. „Hi, hast du deinen Schlüssel vergessen? Warte ich mache auf.“ Schon beugte sich über mich und schloss die Tür auf, nur um dann darauf zu warten, dass ich aufstand und rein ging, so dass sie nachkommen konnte. Nur dauert das alles durch mein Starren ein wenig länger, ich trat mir dafür im nach hinein selbst in den Hintern, das war alles zu offensichtlich, selbst wenn sie Tomaten auf den Augen gehabt hätte. Im Hausflur angekommen murmelte ich ein kurzes „Danke“ und wollte direkt wieder verschwinden, doch ein Schlag ging durch meinen Körper, sie hielt mich am Arm fest…verdammt, schlimmer konnte es kaum werden…Ich drehte meinen Kopf also wieder zu ihr und sie strahlte mich an. „Du hast doch den Schlüssel zu eurer Wohnung bestimmt auch vergessen.“ F***, ja das hatte ich vergessen, ich hatte ja nur einfach schnell weggewollt, und nun stand ich ein bisschen bedröppelt vor ihr. „Das hab ich mir gedacht, wenn du willst dann kannst du mit zu mir kommen.“ Und wirklich das einzige, was mein krankes Hirn dachte war „yes, I’m all in“. Dumm, wie ich feststellen musste, sehr dumm.

Ich nahm ihr Angebot also an, stieg mit ihr in den Fahrstuhl und wir fuhren in den achten Stock. Im Fahrstuhl bemerkte ich erst, dass sie genauso Nass war wie ich und vor Kälte schon blaue Lippen hatte, da bemerkt man mal wie egoistisch man ist, wenn man etwas will und ehrlich gesagt, fand ich es eher sexy, als dass ich Mitleid hatte. Als sie bemerkte wie ich sie anstarrte schien sie zu überlegen ob es wirklich eine so gut Idee war, mich mit in ihre Wohnung zu nehmen, verübeln konnte ich ihr diese Gedanken ja nicht, ich musste aussehen, wie einer dieser Verrückten, klitschnass und starrend, aber sie sagte nur das: „Ich hab auch meinen Regenschirm heute morgen vergessen.“ Nur ich hatte meinen nicht vergessen, so etwas wie ein Regenschirm war doch als Kerl total uncool. Kennt ihr dieses Gefühl, wenn zwei nasse Menschen auf engen Raum zusammenkommen? Nein? Wenn zwei Menschen nass neben einander stehen auf engen Raum, dann baut sich explosionsartig diese Stimmung auf diese „gleich schlafen wir miteinander“-Stimmung und dann auch noch im Fahrstuhl, und der Geruch der nassen Kleidung, damn, ihr könnt es euch vorstellen, oder? In dem Moment ist es eigentlich fast egal, wie die zwei Menschen aussehen, es kommt nur auf die Anziehung an und zumindest ich war verdammt angezogen. Das mag aber vielleicht auch daran gelegen haben, dass ich keine Vorbelastung in sexueller Hinsicht hatte und meine Hormone einfach durchdrehten, gut das es geregnet hatte, so lernte man an sich völlig neue Dinge kennen. Fahrstuhl + Nass = Böse. Ich dachte nur noch wenn wir nicht bald aus diesem Fahrstuhl kommen dann…und in dem Moment machte es „Ping“ und die Fahrstuhltür ging auf, endlich der achte Stock...Moment...ich sollte doch mit in ihre Wohnung gehen, oder?!

Wohnung. Woooooohnung…WOHNUNG?! In meinem Kopf ratterten so viele Ausreden wie noch nie und ehe ich mich versah, stand ich aber schon in ihrer Wohnung. Alle Alarmglocken in meinem Körper signalisierten mir, ich müsse weg, aber bewegen konnte ich mich nicht. Was würde sie von mir denken wenn ich sie anfallen würde? Verdammt, verdammt, verdammt…nicht auszudenken die Schlagzeile in der Zeitung: „Teenager fällt über schwangere Frau her“ Das war echt zu niveaulos, aber versucht das mal dem eigenen Körper zu sagen. Ich bemerkte noch, wie sie den Flur ihrer Wohnung in ein Zimmer verließ und kurz darauf wieder kam, mit einem Handtuch in den Haaren und mir eins hinhaltend, ich bin sicher sie sagte danach „ich geh schnell duschen“ aber gehört habe ich es nicht. Gut sie ging duschen, Zeit für mich, mich abzuregen, so weit wie möglich…

Ich verließ den Flur und gelangte in ein Zimmer, dass ich einfach als Wohnzimmer identifizierte, denn viele Möbel standen hier noch nicht, dabei wohnte sie schon länger hier. Ein Terrarium an einer Wand des Zimmers erregte meine Neugier, es war ziemlich groß, nicht zu vergleichen mit dem Goldfischglas von Tray, das war echt arm. Ich ging also hin und drückte mir wirklich die Nase platt, nichts passierte. Minutenlang. Und als ich meinen Kopf schon wieder wegdrehen wollte sprang plötzlich etwas Grünes an die Scheibe, genau „auf“ meine Nase. Ich erschrak so sehr, dass ich rückwärts umfiel und mir danach, vom Aufprall auf ein Rohr, einen gewaltigen blauen Fleck holte. Ein ziemlich lautes „Fuck“ kam über meine Lippen, das hatte richtig weh getan...Murrend und fluchend stand ich wieder auf und sah mich genauer in der Wohnung um, dabei ertappte ich mich, dass ich genau auf das Geräusch der Dusche hörte, ich muss in diesem Alter echt ein Perverser gewesen sein, obwohl ich das heute noch zu hören bekomme.

Ich musste feststellen, dass die Wohnung nicht nur im Wohnzimmer, sondern auch in den meisten anderen Zimmern kaum Möbel aufwies, was doch ein ganz klein wenig merkwürdig war, wenn man wusste, dass man ein Kind erwartet. Wenigstens im Schlafzimmer stand ein normales Bett, das war auch wichtig. Ich muss jetzt ja nicht aufführen warum ich das dachte, oder? Ihr versteht mittlerweile meine kranken Gedankengänge, oder? Wie auch immer ich stand also gerade in ihrem Schlafzimmer, als ein munteres „Ziemlich leer, nicht?“ hinter mir ertönte, schlagartig drehte ich mich ertappt um und riss sie dabei fast von ihren Füßen, weil sie so dicht hinter mir stand. Aus Reflex griff ich natürlich direkt nach ihr, damit sie nicht umfiel. Sie sah mich mit großen Augen an und fing dann an zu lachen, und auch ich musste lachen, das war einfach alles so absurd. „Das ist viel besser, ich dachte schon du kannst nur „hm“ sagen, aber lachen kannst du anscheinend auch.“ Vermutlich kam es nur mir so vor, aber ich hätte schwören können, sie hätte das besonders melodisch gesagt. „Du solltest auch duschen gehen, du siehst nämlich aus wie ein Pudel.“ Sie zog an meinen nassen, blond gefärbten Haaren. „Im Bad liegen irgendwo noch Klamotten, die dir passen könnten, deine steck ich dann später in den Trockner.“ Ich tat einfach wie mir geheißen, dann konnte ich keine wilden Spekulationen mehr anstellen.

Die Dusche war eine wahre Befreiung und dabei hatte ich vorher gar nicht gemerkt, wie kalt mir eigentlich gewesen war. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber wenn einem kalt ist fühlt sich heißes Wasser immer wie Nadelstiche auf der Haut an, ich kann mir nicht helfen, aber ich mag dieses Gefühl. Ich glaube ich stand mindestens zwanzig Minuten unter der Dusche bis ich das Wasser endlich abdrehte und aus der Duschkabine stieg. Mein nächstes Abenteuer wurde nun die Handtücher zu finden. Ich glaube ich habe das halbe Bad abgerissen, bis ich sie fand. Wirklich. Erst kam mir der Spiegel entgegen, dadurch diverse Frauen Utensilien, dann fiel ich über die Toilette und rutschte auf dem Teppich aus und dann fand ich ein Handtuch…Von der Größe eines Kopfkissens. Ich bin mir nicht sicher wie ich mich damit abgetrocknet habe, aber es ging. Zum Glück fand ich die angedeuteten Klamotten ziemlich schnell, zusammen mit einem BH, was mich dann wieder zu meinen abstrusen Gedankengängen führte. Die Klamotten waren in Ordnung, bis, auf dass mir die Hose ziemlich zu kurz war, so dreißig Zentimeter, oder sollte das etwa so sein?

Ich verließ das Bad, spähte aber vorher um die Ecke wie ein verfolgter, und folgte dann dem Klappern von Geschirr um in der Miniküche zu landen, in der mir eine gut gelaunte vierundzwanzig-jährige eine große Tasse heiße Schokolade hinhielt. „Hier, tut mir leid, aber Kaffee zu trinken habe ich mir abgewöhnt.“ Ohne es zu wissen hatte sie genau ins Schwarze getroffen, ich liebe heiße Schokolade und ziehe sie Kaffee tausend Mal vor. „Weißt du wann dein Vater nach hause kommt?“ Ich schüttelte leicht den Kopf woraufhin sie in ihrer Hosentasche kramte und ihr Handy zum Vorschein brachte. Mit einem Lächeln hielt sie es mir direkt vor die Nase. „Hier, du solltest ihn anrufen, damit wir wissen wann er wieder heim kommt.“ Ehrlich gesagt wollte ich das gar nicht, mir war egal wann er wieder kam, ich wollte sowieso hier bleiben, aber das konnte ich ja schlecht sagen, dann wäre ich vermutlich in hohem Bogen aus dem Fenster geflogen. Ich nahm also das Handy und rief meinen Vater an und dieser Tag artete zu meinem Glückstag aus, denn mein Vater kam an diesem Tag gar nicht nach hause, nachdem ich das in Erfahrung gebracht hatte hielt ich ihr das Handy hin, damit sie mit meinem Vater sprechen konnte. Das Gespräch zwischen den beiden dauerte nicht sehr lange und am Ende durfte ich die Nacht über bei ihr bleiben, des einen Freud, des anderen Leid, wie man so schön sagt. Man konnte ihr ansehen, dass sie damit nicht hundertprozentig zufrieden war, wie auch, ich war ein Eindringling in ihre Privatsphäre, die im Moment anscheinend ein wenig chaotisch verlief. Seufzend steckte sie ihr Handy wieder ein. „Es scheint, als hätten wir bis morgen früh noch das Vergnügen miteinander.“

Kapitel 5
 

Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite, wirklich. Hätte ich mich nicht so zusammenreißen können, ich glaube ich hätte wie ein Verrückter die ganze Zeit nur gelächelt. Wir gingen ins Wohnzimmer und sie bot mir einen der zwei Sessel an, von einem Sofa war keine Spur. Ich schaute mich übertrieben neugierig um, ich war ja nicht dumm, aber ich wollte nicht fragen und so kriegt man einen Menschen am besten zum Reden, ohne das er merkt, dass man diese Reaktion hervorrufen wollte. „Ich hab leider noch nicht sonderlich viele Möbel, tut mir leid.“ Sie lächelte wieder und langsam beschlich mich das Gefühl, das mit diesem Lächeln irgendwas nicht stimmte, in meinem pubertären Wahn allerdings, wurde dieses Gefühl schnell von anderen Gefühlen überspielt. Ich deute auf das Terrarium. „Ihre Echse wollte mich glaube ich fressen.“ „Deine“, sagte sie schnell korrigierend, bis ich erst einmal gerafft hatte, was sie mir damit sagen wollte, sie wollte geduzt wer den, oh man. Ich konnte spüren wie verwirrt ich drein gesehen habe, so etwas ist mir danach nie wieder passiert. „Sie tun immer so, als hätten sie nie im Leben etwas zu fressen bekommen, aber ich hab sie erst gefüttert.“ Sie mummelte sich tief in einer Decke ein, die Hände um die Tasse Schokolade geschlossen und ihre Haare hingen wild in ihrem Gesicht, das einzige was fehlte war ein Kamin, dann wären wir in einem besseren Porno Szenario gelandet. Bei diesem Gedanken verschluckte ich mich doch direkt an meinem Kakao, noch schlimmer wurde dieser Hustanfall, nachdem ich hinter ihrem Kopf was schweben sah. Scheiße. Nicht schon wieder. Wieso tauchte diese Fähigkeit immer dann auf, wenn ich sie nicht gebrauchen konnte. Verzweifelt versuchte ich den schwebenden Blumentopf wieder auf den Boden zu bekommen, leider ziemlich erfolglos.

„Wie alt bist du den Xore?“ Ich bemerkte ihre Frage erst ziemlich verzögert doch dann antwortete ich überstürzt: „Fünfzehn, aber nächste Woche Freitag werde ich sechzehn.“ Sie nickte. „Sechzehn ist ein tolles alter, dann darf man endlich Auto fahren. Und bekommst du eins?“ Ich verneinte und erklärte, dass wir uns das nicht leisten könnten, immer noch auf den Blumentopf fixiert. Verwirrt drehte sie sich um, um zu sehen auf was ich starrte, kurz davor stand der Blumentopf aber schon wieder. Sie drehte sich wieder um, und fragte mich nach der Beschäftigung meines Vaters. Als ich ihr antwortete er sei Streifenpolizist fing sie an wie ein Honigkuchenpferd zu lächeln. „Wirklich? Ich auch, ich wurde gerade versetzt, dann ist dein Papa ja vielleicht einer meiner neuen Kollegen.“ Wieder einmal klappte mir der Mund auf. „So sehen sie aber gar nicht aus, sind sie nicht zu klein?!“ „Du“, kam es wieder korrigierend. „Und nein ich bin nicht zu klein!“ Sie schien ein wenig beleidigt. Ich wagte mich die erste persönliche Frage zu stellen. „Und wieso wechseln sie hier her?“ Sie sah mich einige Minuten an, sie schien zu überlegen, wie sie antworten konnte, ohne zuviel von sich preis zu geben. „Ich hatte dort ein paar Probleme, allerdings nicht mit meinen Kollegen.“ Sie schien traurig, und ich schloss einfach, dass es was mit dem Vater des Kindes zu tun hatte. „Es tut mir leid für dich.“ War die ehrliche Antwort, die ich ihr geben konnte, und allein das brachte sie wieder zum Lächeln. „Nicht alles im Leben kann funktionieren, nicht?“ Sie nahm einen schluck von ihrem Kakao und ich nickte. Ja nicht alles im Leben kann funktionieren, diese Lektion würde ich noch lernen müssen. „Du kannst heute Nacht auf der Gästematratze schlafen.“ Den Rest des Abends, bis sie ins Bett ging saßen wir schweigen voreinander und ich kam mir so vor, als wäre wir ein Pärchen, das sich gerade trennte, dieses Gefühl mochte ich kein bisschen und ich war sogar ein wenig erleichtert, als sie ins Bett ging, doch diese Nacht verbrachte ich ziemlich schlaflos und als ich endlich eingeschlafen war, platzte so ein Vollidiot mit den Worten: „Wer zum Teufel bist du denn?!“ mitten ins Wohnzimmer.

Vollidiot, das ist noch eine zu nette Bezeichnung für diesen Typen. Während ich diesen Typen mit meinen Blicken zu töten versuchte kam Cary im Nachthemd ins Wohnzimmer geschlurft. „Was soll denn dieser Krach?“ Sie war noch halb am schlafen. Und das erste was dieser Scheißkerl machte war, Cary einen Kuss auf die Stirn zu geben und ihr einen Gotten morgen zu wünschen. Sofort sprang ich wie ein etwas cholerischer Freund von meiner Schlafstätte auf, ich hatte wohlgemerkt nur Boxers an. Der Typ musterte mich kurz. „Wo hast du denn den Vogel von der Straße aufgelesen?!“ Zu viel war zu viel und hätte Cary ihm in dem Moment nicht eine Kopfnuss gegeben, ich wäre vermutlich im jugendlichen Leichtsinn auf ihn losgegangen. „AJ, benimm dich, das ist der Sohn meines Nachbars, der auch Streifenpolizist ist.“ Er bekam vor meinen Augen eine Rüge, und zur Hölle, ich fand es war angebracht. „Hat er keine Klamotten? So schlecht werden wir jetzt auch nicht bezahlt.“ Verdammt, ich wusste ich hatte was vergessen. Hochrot schnappte ich mir meine Klamotten und verschwand im Bad. Während ich mich anzog konnte ich ihr Gespräch hören, nichts Spannendes bis diese Stelle kam. „Habt ihr ihn gefunden?“ Ihr Tonfall geht mir bis heute nicht aus dem Kopf, ich kann ihn auch nicht beschreiben, ich hatte so einen Tonfall noch nie zuvor vernommen. Ich konnte nicht hören was er Antwortete, vielleicht wollte ich das auch nicht, in meinem Kopf schien alles so verschwommen. Ich verließ das Bad, so dass sie es hören konnten, ich wollte, dass sie aufhörten über etwas so persönliches zu sprechen. Ich stellte mich vor AJ. „Xore O’Reilley, angenehm.“ Natürlich war es gar nicht angenehm, ich mag diesen Kerl bis heute noch nicht. „AJ K.N.“ Er war und ist auch nicht sehr von mir begeistert. „Ich bin Carys Ex-Partner, nun habt eine der besten Polizistinnen abgestaubt die es gibt, herzlichen Glückwunsch.“ Das war keines Falls ironisch, er hatte so eine hohe Meinung von ihr, keine Frage. Ich bedankte mich noch bei Cary und verließ dann die Wohnung, mit der Begründung, mein Vater sein nun wohl wieder zu hause. Eine Lüge, aber ich musste aus irgendeinem Grund schnellstens hier raus.

Zu diesem Zeitpunkt hätte ich nie gedacht, dass diese Frau etwas in Bewegung setzten würde, wofür ich heute mit meinem Leben einstehe, diese Frau hat mich zu dem Gemacht was ich heute bin, ein Held, der des Öfteren mal einen Schuh im Gesicht, äh natürlich meine ich nur einen Helden, sonst nichts.

Das Erlebnis, was mich zu dem macht was ich bin, hatte ich an meinem sechzehnten Geburtstag. Mein Vater hatte schicht, und ich feierte alleine, nicht das man das feiern nennen könnte. Es regnete an diesem Tag in strömen und ich starrte die meiste Zeit auf dem Fenster, ich finde regen wirklich faszinierend. Ab und an lies ich etwas durch die Gegend fliegen, ich wollte nicht noch einmal in die Situation geraten in der ich bei ihr gewesen war. Seit diesem Tag hatte ich sie auch nicht mehr gesehen, es schien, als hätte sie sich in ihrer Wohnung eingeschlossen, was sicherlich nicht der Fall war, denn ich ging morgens zur Schule, ich war sicher sie stand einfach nicht so früh auf und kam auch nicht zur selben Zeit wieder ins Haus als ich. Ich war wirklich sauer auf meinem Vater, denn eigentlich hatte er frei, er musste aber dann doch arbeiten, weil ein Kollege ausgefallen war und sie sowieso schon unterbesetzt waren, nicht ideal bei Polizisten. Allein sein ist scheiße. Man kann nichts mit sich alleine machen, nicht mal streiten ist möglich. Plötzlich tat sich ein schlag in der Wohnung über uns, erst einmal dachte ich nicht weiter darüber nach, bis ich einen zweiten und einen dritten Schlag hörte, das machte mich stutzig und dann fiel mir auf, dass ja Cary über uns wohnte und diese Geräusche nicht vom Möbelrücken kommen konnten. Ich schnappte mir meinen Schlüssel und verlies unsere Wohnung. Ich erklomm die Stufen in den achten Stock. Ich konnte mir es nicht erklären, doch Carys Wohnungstür stand einen Spaltbreit offen. Ich ging also zur Tür und schob sie zur Seite. „Cary?“ In der Wohnung war es dunkel, da hätte es mir schon auffallen müssen, irgendetwas konnte nicht stimmen. Ich bekam keine Antwort, und auch sonst war es in der Wohnung still, Totenstill. Ich betrat die Wohnung also und rief des Öfteren nach ihr, nie bekam ich eine Antwort. Als ich das Wohnzimmer erreichte konnte ich nichts sehen, es war Stockdunkel und ich wusste nicht wo der Lichtschalter war, aber zum ersten Mal hörte ich etwas rascheln. „Cary?“ Erneut bekam ich keine Antwort, blieb aber aus irgendeinem Grund stehen, dann hörte ich nur ein Klicken, und im nächsten Moment brach das Mondlicht durch das Fenster. Ich war wie versteinert. Am Boden mit einer Platzwunde an der Schläfe saß Cary und mir gegenüber eine Waffe auf mich richtend stand ein Kerl, so groß wie ich, dunkles kurzes Haar und einen Blick wie jemand, der schon häufig getötet hatte. Das nächste was passierte kam mir vor wie in Minuten, aber es waren nur wenige Sekunden in denen sich ein Szenario ereignete, von dem ich hoffe, dass es nie wieder so passiert. Cary, dieses kleine Kugelrunde Persönchen, trat diesem Kerl mit aller Gewalt in die Kniekehlen, woraufhin er einknickte, griff nach seinem Arm und versuchte diesem die Waffe zu entwenden. BLAMM. Alles was ich sah war das Mündungsfeuer und dann wie der Körper von Cary nach hinten wegkippte. Alles was nun von mir kam war die Reaktion meiner Wut, die zum ersten mal meine Fähigkeit zu etwas wirksamen umwandelte, von einem auf den anderen Moment flog dieser Scheißkerl quer durch den Raum an die nächstgelegene Wand. Von der Wucht dieser Kraft war ich erst einmal völlig überrascht, hechtete aber im nächsten Moment zur Waffe, die er fallen gelassen hatte, denn K.O. war er noch nicht. Während er sich noch aufrappelte zielte ich schon auf ihn. „Liegen bleiben.“ Mein Vater, ich danke ihm hierfür noch einmal, hatte mich glücklicherweise mit zum Schießstand genommen, allerdings wäre es mir nie im Traum eingefallen, dass mich das mal retten würde. Ein verächtliches Zischen kam aus der Richtung meines Gegners. „Ich glaube nicht, dass du auf mich schießt.“ Er hatte recht, ich zog es vor auf ihn zu zugehen und ihn mit der Waffe K.O. zu schlagen, im Nachhinein war das echt cool von mir. Cary war anscheinend in der Zwischenzeit anscheinend wieder bei Bewusstsein, welches sie anscheinend verloren hatte, nach dem Schuss, ich natürlich hatte angenommen, er hätte sie erschossen. „Fessel ihn mit den Kabelbindern in der zweiten Kiste links von dir.“ Es war ein schmerzvolles hauchen, dass sie hervorbrachte, nicht mehr nicht weniger. Erleichtert, dass sie überhaupt noch lebte starrte ich sie erst einmal eine Weile an, bis sie „nun mach schon“ fauchte. Wieder in die Realität geholt tat ich was sie mir sagte, als ich den Scheißkerl gut verschnürt hatte rief ich den Notruf an und schilderte die Situation, erst dann wagte ich den Lichtschalter zu suchen und Cary so weit es geht so helfen, allerdings schien ich anscheinend ziemlich Kopflos und laberte ziemlichen Mist. „Ist nur ein glatter Durchschuss, beruhige dich.“ Sie biss anscheinend die Zähne zusammen, doch sie hatte recht, der Schuss ging gerade durch ihre linke Schulter, keine besonders schwere Verletzung, aber in so einer Situation ist man eben Kopflos, ich tat alles um zu großen Blutverlust zu vermeiden. Doch auf einmal schrie sie laut auf. Ich hörte sofort mit dem auf was ich tat, da ich annahm das wäre meine Schuld gewesen. Doch das einzige was sie murmelte war nur „das Baby, das Baby“. Erst nach fünf Minuten begriff ich, dass ihre Fruchtblase geplatzt war. Shit…Der Notarzt und die Polizei kam kurz darauf, natürlich war es zufällig mein Vater der herkam, und wie ein verrücktes Huhn um mich rumschwirrte. Der Kerl, der Vater von Carys Kind wie ich später erfuhr, wurde abgeführt und Cary in den Krankenwagen getragen, ich verlies die ganze Nacht erst ihre Seite, als sie ihre Tochter gebar und auch da nur, weil ich so nervös war, dass mich die Schwestern rauszerrten. Ihre Tochter wurde noch am selben Tag geboren und sie war unglaublich süß, sehen durfte ich sie aber erst als sie mit ihrer Mutter auf ein normales Zimmer verlegt wurde. Cary winkte mich zu sich heran. „Ich hab ja noch etwas völlig vergessen…“ Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. „Happy Birthday und danke.“ Danach schlief sie völlig am Ende ein. Am nächsten morgen bekam das kleine Glückskind dann den Namen „Lile“. Das ist der Grund, warum ich zum Helden geworden bin.

Kapitel 7
 

Das ganze ist jetzt drei Jahre und einen Tag her. Heute bin ich neunzehn, Student der Philosophie, Geschichte und Soziologie und im Nebenfach Musik und Held der Nachts die Stadt beschützt, meine Secret Identity ist Day’nMan so wie Day and Man, aber das ist nicht der Grund wieso es so heißt. Probleme mit den Mädels habe ich schon lange nicht mehr, fast jeden Tag habe ich eine andere, kein Kavaliersdelikt, ich weiß, aber hey, man lebt ja nur einmal, nicht? Ich bin der Partykönig meiner Uni und verdammt, ich bin der beliebteste Student, den es je gegeben hat. Kurz, jede Frau wäre froh mich als Bettwärmer zu haben. Die Sonnenbrille mit den roten Gläsern benutze ich immer noch, denn ehrlich gesagt bin ich Brillenträger, aber das kann man so perfekt kaschieren. Ich bin zuhause ausgezogen, allerdings nur in eine Wohnung ein Stockwerk über uns und gegenüber von Carys Wohnung. Wir sind nun gute Freunde und Lile ist mein Patenkind. Mein Studium finanziere ich zum einen damit, dass ich Babysitte, bei Lile, denn Cary arbeitet wieder als Polizistin, natürlich glauben alle anderen ich wäre ein Host, ist ja auch viel cooler, sollen sie es ruhig glauben, zum anderen führe ich Hausmeisterarbeiten in unserem Haus durch, es reicht zu Leben, vor allem, wenn man eine Nachbarin hat, die systematisch zu viel kocht. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Aber zurück zu der eigentlichen Situation…

Der Stöckelschuh in meinem Gesicht tat langsam echt weh und diese Kuh wurde mir langsam zu überheblich. Wer dachte die eigentlich wer sie war? Wonder Woman. Er reichte. Mit einem Mal und voller Kraft beförderte ich mich wieder nach oben, dadurch machte sie einige Schritte zurück. Ich wischte mir den Dreck ihres Schuhs aus dem Gesicht. „Welcher Lakai von Genesis bist du nun schon wieder?“ Genesis, das ist der Boss aller bösen Mutanten in dieser Stadt, kein angenehmer Zeitgenosse, ich hatte bis jetzt nur einmal das Vergnügen mit ihm, und das hatte ich gerade so überlebt. Es war eigentlich üblich, dass eine Frau genau das mit mir machte, was diese komische Tussi da mit mir machte, aber eigentlich war das CC, die hier war mir völlig neu und unsympathisch war sie mir auch, nicht das CC mir sehr sympathischer gewesen wäre, aber ich weis nicht sie war einfach mehr mein Typ ich bin sicher die hier ist eigentlich auch total heiß, aber nicht mein Typ. Ihr grinsen war wirklich das Musterbeispiel eines Bösewichtgrinsens. Schön und zugleich dermaßen fies, dass sich mir fast die Fußnägel hoch rollten. „Jackal“, sagte sie nur. Okay, das schien ihr Name, aber was sollte der mir sagen? Das sie Michael Jackson Fan war? Keine Ahnung. Auf jeden Fall war ich „pissed on“, eigentlich war heute mein selbst erklärter freier Tag, und dann renne ich in diesen Banküberfall, springe in eine Telefonzelle, ziehe mich um, falle zehn Meter nach unten und bin nun hier, ganz großes Kino. Freizeit gib es als Held eben nicht.

„Hör zu…“, fing ich an. „Wenn du das Geld zurückgibst, dann lasse ich dich gehen ohne, dass dir was passiert.“ Alles was ich erntete war ein amüsiertes Lachen. War ja klar, nie nahm mich einer von diesem Haufen ernst. „Du bist ja noch niedlicher als CC gesagt hat.“ Jackpot, jetzt war ich schon süß, ich bin nicht süß sondern hot verdammt! Diese Begegnung endete damit, dass ich einen Teil des Geldes retten konnte, leider nicht alles, denn sie zog vor den Rest abzufackeln. Was war das denn bitte für eine Fähigkeit?! Sie hätte mich fast mit abgefackelt! Zum Glück fing es dann an zu regnen und Miss „Lebende Fackel“ zog den Schwanz ein und verschwand mit mindestens einer gebrochenen Rippe. Das geniale an der ganzen Sache war dann, dass mich der Bankdirektor anschrie, wieso ich nicht alles Geld gerettet hätte. Wer glaubte ich wer ich bin? Ich schrie ihn einfach zurück an, dass er ohne mich gar kein Geld mehr hätte und verschwand dann stinksauer. Mein freier Tag war im Eimer und schlechte Presse gab das für mich bestimmt auch…

Als ich wieder in meinem normalen Outfit pitschnass durch die Straßen meiner Stadt zu meiner Wohnung lief studierte ich meine Anrufe in Abwesenheit. Unwichtig, unwichtig, unwichtig, die Tussi von gestern Nacht, Dad, unwichtig, Cécile, un…CÉCILE? Zur Erklärung, Cécile ist die Freundin von Tray und sie wird sauer, wenn man sie nicht zurückruft ich wählte also ihre Nummer und genau in dem Moment ging mein Handy aus. Akku leer. Verdammt, ich würde sie direkt vom Festnetz aus anrufen, es ging bestimmt die geplante Reise zum Springbreak nächstes Jahr. Ich wollte ja nicht verschlagen werden, weil ich schon wieder einen Anruf von ihr ignoriert hatte.

Vor unserem Haus angekommen schloss ich die Eingangstür auf und fuhr mit dem Fahrstuhl in den achten Stock. Mal wieder klitschnass, langsam schien das echt zur Gewohnheit zu werden, das siebte Mal in einem Monat. Vor meiner Wohnungstür angekommen suchte ich an meinem Schlüsselbund nach meinem Wohnungsschlüssel. Er war nicht mehr da…Das konnte nicht sein, ich schaute noch mal und noch mal. Nicht da…

„Ach Fuck!“ Ich trat gegen die Tür. Alle hatten sich gegen mich verschworen, er musste abgefallen sein. Langsam aber sicher wurde mir kalt und von meinen Haaren tropfte es. Während ich innerlich alles verfluchte ging die Tür hinter mir auf und Cary kam raus. „Xore…was machst du denn da?“ Ich drehte mich um, sie war in voller Ausgehmontur, hatte wohl auch ihren freien Tag heute. „Hab’ meinen Schlüssel verloren“, sagte ich nur knapp und sofort wurde ich in die gegenüberliegende Wohnung gezogen.

Kapitel 8
 

„Cary, Cary….Cary! Hör auf, du reißt mir den Arm ab, außerdem wolltest du doch gerade weggehen.“ Protestierte ich lautstark. „Ich kann dich nicht so nass da stehen lassen, du erkältest dich noch und ich brauch dich doch! Zum Babysitten!“ Na danke, das war wirklich äußerst direkt. Im Laufen zog sie ihre Schuhe aus so fünfzehn Zentimeter Hacken und stellte mich dann tropfend ins Wohnzimmer. Sie holte ein Handtuch und fing dann an meine Haare zu trocknen, ich kam mir vor, als wäre ich wieder ein Kind, dass von seiner Mutter, in meinem Fall Vater, die Haare getrocknet bekommt, nur das die Frau die es tat nicht meine Mutter war und auch nicht mein Vater. „Du bist ja durch und durch nass, nimm endlich mal einen Regenschirm mit“, schimpfte sie mit mir. „Cary, dass ist doch nicht cool.“ „Meinst du nicht du strahlst soviel Coolness aus wie ein ganzes Coolnesswerk?“ Das war das erste mal, dass ich so was von ihr zu hören bekam und obwohl ich dachte ich wäre über all diese Gefühle hinweg, doch da war noch etwas. „Wenn ich nicht auf dich aufpassen würde, dann wärst du schon längst krank oder verhungert.“ Recht hatte sie, dass wäre Tatsächlich der Fall. Auf einmal lies sie das Handtuch los und griff nach den Enden meines Shirt. „Woho, was machst du da?!“ „Ich will, dass du deine nassen Klamotten ausziehst. Jetzt tu nicht so als hätte ich nicht schon einmal so was wie einen nackten Kerl gesehen! Ich hab eine Tochter, falls du das vergessen hast.“ Jetzt zog sie energischer. Das hatte ich nicht vergessen. „Wo ist Lile überhaupt?“, fragte ich, natürlich nur um sie davon abzubringen mich weiter auszuziehen. „Sie ist bei einer Freundin und jetzt Arme hoch!“ Das klang wie eine Drohung, sofort nahm ich die Arme hoch, und sie zog mir mit Schwung das Shirt vom Oberkörper. Sie starrte mich an, ich kam mir vor, als hätte sie noch nie einen nackten Kerl gesehen, doch sie starrte nur die blauen Flecken an, die ich von meiner Auseinandersetzungen mitgenommen hatte. Um sie genauer zu betrachten fasste sie sie an. Erst berührten nur ihre Fingerspitzen meine Haut, dann ihre Hände und verdammt, die brannten wie Feuer auf meiner eiskalten Haut. Ich zog die Luft scharf ein, sie nahm vermutlich an weil es wehtat, aber das war Nebensache. Mein Kopf überlegte sich die ganze Zeit wie ich es schaffen würde dieser Situation zu widerstehen. „Wo hast du die denn her?“ Sie schlug einen weichen Tonfall an, vermutlich weil sie mitleid mit mir hatte. „Kneipenschlägerei.“ Das war die beste Ausrede die mir einfiel, ich konnte ihr ja schlecht sagen, der Schläger wäre eine Frau und die Kneipe eine Bank gewesen, das hätte sie eh nicht geglaubt. „Du sollst doch besser auf dich aufpassen“, seufzte sie. Ich sah sie an. „Wolltest du nicht weggehen?“ Sie schien zu überlegen bevor sie antwortete: „Ich bleibe lieber hier, sonst bringst du dich noch um.“ Sie hatte ihre Hände immer noch nicht weggenommen.

Ich hatte so gehofft, sie würde einfach gehen, verflucht noch mal. „Cary, deine Hände…“ Ich wollte ihr doch aufzeigen, dass das ein wenig merkwürdig war, doch zu spät, diese Frau hatte schon am Handtuch gezogen und mich geküsst. Ich brauchte einige Momente, bevor ich überhaupt realisierte, was da gerade abging, da hatte sie sich auch schon wieder von mir gelöst und sah mich verstört an. „Ich…tut mir leid…das war…“ Sinnlos, mein Kopf war schon ausgeschaltet, ein Zurück war nicht mehr drin. Ich zog sie mit einem Ruck fester an mich und küsste sie. Es dauerte keine fünf Sekunden, da hatte sie auch schon ihre Arme um mich geschlungen, Gott ich hätte nie gedacht, das die Fantasie eines Fünfzehnjährigen mal Realität werden würde und was passiert eigentlich wenn die Fantasie Realität wird? Es vergingen bestimmt zehn Minuten, eher wir uns voneinander erneut trennten, hätten wir wenn es nach mir gegangen wäre auch nicht gemusst, es ging von ihr aus. „Du bist eiskalt.“ Ihre Stimme war außergewöhnlich leise. Auf was sollte sich das beziehen? Vermutlich auf meine Körpertemperatur. Ich ging nicht weiter darauf ein, sondern zog ihr das Shirt aus. Wenn ich jemals gesagt hätte sie wäre nicht heiß, jetzt würde ich es revidieren. Wir küssten uns erneut und stolperten so zur nächsten Wand, na ja wohl eher weil ich zu fordernd war und sie zurückdrängte. Die Wand diente als Halt, den wir beide brauchten, bei unserem wilden Rumgeknutschte. Ich versuchte ihr blind endlich diese Hose, Leggings was auch immer auszuziehen, was einige Minuten dauerte, weil ich zu abgelenkt war, aber ich schaffte es irgendwann. Ich hob sie danach hoch und sie schlang die Beine um meine Hüfte, verdammt noch mal, wie in einem dieser Filme. Ich küsste ihr Schlüsselbein und dann die Stelle an der sie angeschossen wurde, die Narbe würde niemals verschwinden. Ich hörte ein leises „Fuck!“ und wie ihr Kopf gegen die Wand dotzte. Ich dachte eigentlich, dass sie solche Wörter gar nicht kannte.

Kennt ihr das Gefühl, dass etwas total falsch ist? Das hier gehörte definitiv in diese Riege, aber in dem Moment war es vollkommen egal, falsch sollte es erst werden. Ich verschwand mit ihr im Schlafzimmer und schmiss sie dort regelrecht auf das Bett, ich wette, die Erregung sah man nicht nur ihr an, was das ganze noch viel heißer machte. Ich zog meine Hose aus, bevor ich mich wieder zu ihr begab. Ihre Fingernägel gruben sich in meinen Rücken. Das hier war so verdammt falsch…

Als ich aufwachte musste ich erst einmal realisieren wo genau ich war, es schien als hätte mein Kopf alles verdrängt, was vor wenigen Stunden passiert war und ich fühlte mich, als hätte ich einen Kater. Ich drehte meinen Kopf über meine linke Schulter um zu sehen, was oder wer auf der anderen Seite des Bettes war, das hier war keineswegs eine neuer Erfahrung für mich. Ich war gelinde gesagt geschockt und wäre fast aus dem Bett gefallen, das konnte ich aber auf den letzten Metern gerade noch vermeiden. Wie war es möglich, dass ich das verdrängt hatte? Cary lag seelenruhig auf der anderen Seite des Bettes, in die Decke eingewickelt, sie schlief noch. Fuck. Was zum Henker hatte ich da angefangen?! Mein inneres ich verwickelte mich in eine Schlägerei, das war das Dümmste, was mir je passiert war. Die Konsequenzen, die das ganze hier hinter sich zog, hatte ich einfach ausgeblendet, als es passierte, das hier war definitiv kein Stück gut, es war eher total beschissen, und sonst nichts. Was sollten wir jetzt tun oder eher, was sollte ich jetzt tun. Diese Situation…wie soll ich es ausdrücken, sie war einfach Mist, wie hatte ich das nur tun können, das hier machte so ziemlich alles kaputt, nur um mir zu sagen, dass ich NICHT Herr meiner Gefühle war. Diese Frau ist fast neune Jahre Älter als du. Immer wieder sagte ich mir das die letzten Jahre, nie hatte ich Hoffnung auf das hier gehegt, nie hatte ich mir Gedanken gemacht, was dann passieren würde und nie hatte ich gedacht, würde ich das tun was ich nun tat, aber ich war so aufgewühlt, dass ich nichts auf die Reihe bekam. Ich schlug die Decke zur Seite, „raus hier!“ war der einzige Gedanke der mir kam. Meistens tat ich das, aber das war bei Frauen die ich nicht kannte, ihnen war es am nächsten morgen genauso egal, wie mir. Während ich erst meine Hose anzog, die ja im Schlafzimmer lag, schaute ich immer wieder paranoid über meine Schulter, aufwachen sollte sie nicht, das würde nur alles noch schlimmer machen, als es schon war, auf Zehenspitzen schlich ich ins Wohnzimmer um mein Shirt wieder anziehen zu können, dann ging ich Richtung Ausgang, ich blieb vor der Tür des Schlafzimmers stehen, ich warf noch etwa eine Minute einen Blick auf sie, dann verschwand ich durch die Haustür und verdammt ich fühlte mich mies, auch wenn dass jetzt keiner glaubt.

In meine Wohnung konnte ich nicht, ich hatte ja keinen Schlüssel, als musste ich wohl oder übel zu meinem Vater, auch wenn mir das nicht ganz passte. Ich ging also die Treppe runter in den siebten Stock und betätigte die Klingel meines Vaters. Es dauerte einige Sekunden, bis mein Vater mir endlich die Tür öffnete. „Xore, wie siehst du denn aus? Hast du deinen Schlüssel verloren?“ Direkt erfasst, das war ich von meinem Vater gewöhnt. „Das auch, Dad, das auch.“ Er trat beiseite um mich rein zu lassen. Ich ging an ihm vorbei und nahm den Geruch von frischer Wäsche auf, in meiner Wohnung ein recht seltener Geruch, da roch es meistens nach allem, nur nicht nach frischer Wäschen und dabei mag ich diesen Geruch. Ich ging in Richtung Wohnzimmer und lies mich dort auf die Couch fallen. „Hast du mal wieder die ganze Nacht durchgefeiert?“ Ja das kannte mein Vater von mir, trotzdem verletzte mich seine Annahme. „Nein!“, raunte ich gereizt. Dad starrte mich ganz sicher ziemlich eindringlich an, aber ich konnte ihn nicht sehen, ich lehnte mit dem Kopf auf der Rückenlehne der Couch und betrachtete die Decke. Ich hörte wie mein Vater sich bewegte, er war mit Sicherheit besorgt, eigentlich war er das fast immer, irgendwie war ich immer noch sein Küken und er die Henne. „Du musst mir nicht sagen, was passiert ist, aber es würde helfen…“ Ich weiß nicht mehr wie lange ich auf dieser Couch saß, aber ich merkte wie mein Vater mehrmals aus dem und ins Wohnzimmer ging, hörte wie er abspülte, hörte ihn telefonieren, hörte ihm am PC tippen, es musste also eine kleine Ewigkeit gewesen sein, als mein Vater dich dann mit seinem Morgenkaffee mir gegenüber auf den Sessel setzte musste ich es ihm endlich sagen, ich fand es musste sein. „Ich hab’ mit Cary geschlafen.“ Das war’s, ich sagte das nicht mal in einem besonderen Tonfall, noch sah ich meinen Vater dabei an, ich sah lieber die Decke an und hoffte all das wäre nicht passiert, war es aber. Ich hörte wie mein Vater erst seinen Kaffee ausspeite und dann schwer hustete, erst jetzt konnte ich ihn ansehen. Er hatte wirklich so einen gewaltigen Hustanfall, dass ich aufstand um ihm auf den Rücken zu klopfen. Nach circa zwei Minuten war der Anfall vorbei und er stelle die Tasse auf den Wohnzimmertisch ab. Er sah mich eindringlich an. „Darüber macht man keine Scherze.“ „Dad ich wünschte ich würde scherzen, hast du mich jemals über so etwas scherzen hören?!“, ich klag verzweifelt, selbst ich sah das ein. Er sah mich total ungläubig an und dann kam der Satz den ich bis dato noch nie von meinem Vater gehört hatte. „Was hast du nur getan?“ Vater sprach aus, was ich dachte. „Und was machst du dann überhaupt hier?“ Nachdem ich meinem Vater erzählte, dass ich abgehauen sei wurde er wütend. Und knallte mir Bezeichnungen wie, Idiot, Kind und Adjektive wie herzlos und dumm an den Kopf, da realisierte ich erst, was ich da verbockt hatte, shit.

Mein Verstand setzte für mehrere Minuten aus, denn ich hörte gar nicht wie mein Vater mir Vorwürfe machte. War ich wirklich so Hormon gesteuert? War ich wirklich so ein Arsch? Verdammt noch mal ja. Und was mein Vater dann sagte riss mich wieder aus den gedanken. „Hast du wenigstens daran gedacht?“ Ich sah ich ihn fragend an: „Woran hab’ ich gedacht?“ „Na an das, an das man denken sollte!“, er wurde immer eindringlicher. „Dad, ich versteh kein Wort!“ „Na an das Kondom!“…fuck…

Wenn ich jemals innerhalb dieser Geschichte gesagt haben sollte irgendetwas sei mein dümmster Fehler gewesen, dann revidiere ich das. DAS war eindeutig mein dümmster Fehler gewesen. Wie konnte sich bei einem Kerl nur das Hirn dermaßen ausschalten, es gibt Tage an denen wäre ich viel lieber eine Frau, aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben. Was tut man also, wenn man einen riesigen Fehler gemacht hat? Man geht zu der Wohnung der Person mit der man Sex hatte und fragt ob sie aufgepasst hat. Im Ernst wer von euch glaubt wirklich, das wäre so einfach? Keiner oder?

Ich stand also vor ihrer Tür, ich starrte die Klingel in tiefster Verachtung an, oder eher sie mich. Ich glaube ich stand hier schon eine halbe Stunde und wollte einfach nicht klingeln. Was sollte ich auch sagen? „Hallo, ich wollte nur mal wissen ob du an die Verhütung gedacht hast, nur weil ich dazu zu dumm war und zu jung für ein Kind?“ Oh man, dass härte sich so bescheuert an, selbst ich würde mir dafür eine reinhauen. Gerde als ich Klingeln wollte ging mit Schwung die Tür von selbst auf. Nein natürlich tat sie das nicht, Cary hatte sie aufgerissen und stand in kompletter Polizeiuniform samt Waffe im Hohlster vor mir, ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie groß meine angst war, dass sie mich gleich abknallte, ich war doch zu schön zum sterben. Bevor ich allerdings etwas sagen konnte rauschte sie mit den Worten „keine Zeit, bin schon zu spät“ an mir vorbei und polterte die Treppe runter. Ich stand noch fünf Minuten vor der Tür, ehe ich mich umdrehte und wieder zurück zu meinem Vater ging, ich hatte ja immer noch keinen Schlüssel für meine Wohnung…

Am Nachmittag schien ich immer noch so verwirrt und fertig von der ganzen Situation, dass ich mehrmals Cécile, kurz Cecy, ihr wisst schon Trays Freundin, nicht zuhörte. Ich war mit ihr und Tray in einem Café. Ich habe vergessen was der eigentliche Grund gewesen war, aber auf einmal fragte sie genau das: „Was ist? Hast du letzte Nacht dein Hirn rausgevögelt oder was?!“ Sie war wütend, und das einzige was ich tat war meinen Kopf auf die Tischplatte zu schlagen, worauf sie ein verwirrtes „nee oder?“ von sich gab und, oh Wunder, auf einmal beteiligte sich Tray wieder an dem Gespräch, er hatte die ganze Zeit geschwiegen: „Was? War’s ein Professor? Oder ne alte Schachtel? Wie dicht warst du denn?“ Ich konnte sein blödes Grinsen förmlich hören, am liebsten hätte ich ihm eine Verpasst, aber das wäre unklug gewesen, Cecy hatte mich dann sicher verprügelt und dass das wehtat wusste ich mittlerweile. Ich richtete meinen Kopf also wieder auf. „Nein. Nicht ganz…“, fauchte ich sehr aggressiv, natürlich, in meiner Situation sicher verständlich. „Oh dann tippe ich auf deinen Jugend-Crush!“ Ich hasse meinen „Freund“, total, aus tiefstem Herzen und in dem Moment musste ich ihm einfach gegen das Schienbein treten. Von ihm kam ein lautes „AU!“ und Cecy starrte mich an. Ja sie wusste es nun, ich wusste nur nicht ob das so gut war…Tray sah zwischen ihr und mir immer wieder hin und her, und irgendwann machte es dann klick. „Fuck, nicht im Er…“ Bevor er zu Ende sprechen konnte drückte Cécile seinen Kopf auf den Tisch. „Der Kuchen spricht“, kam es nur kurz zur Erklärung. Sie sah mich noch ungefähr eine Minute lang abschätzend an. „Wo genau ist jetzt dein Problem? Tut mir leid, wenn ich das falsch einschätze, aber du siehst nicht sehr glücklich darüber aus.“ Wirklich gut erkannt Mr. Holmes. Glücklich war ich nicht,, wirklich nicht. „Es war einfach nur furchtbar“, kam es plötzlich von mir. „Was? Der Sex?“ Tray war also noch da…und bevor ich ihn schlagen konnte tat Cecy es. Sie nickte mir zu. „Erzähl nur.“ Also erzählte ich ihr die ganze Geschichte, mit dem Resultat, dass sie ziemlich sauer wurde und so laut herumschrie, dass wir aus dem Café geschmissen wurden und sie sich erst im Nahe gelegenen Park wieder abgeregt hatte. „Was hast du dir dabei gedacht?!“ Sie war anklagend und sie hatte recht. „Schatz, ich bin sicher er hat nicht Gedacht, zumindest nicht mit dem Kopf, du weißt ja.“ Und so ungern ich das sagen muss, da hatte Tray recht. „Sagt mir lieber was ich jetzt tun soll, mein Vater hat mir schon Vorwürfe gemacht und ich mache mir sie auch, ich brauche also nicht noch mehr davon.“ Sie starrten mich an und fingen beide anscheinend auf einmal an angestrengt nachzudenken, prima, ich hatte angenommen das hätten sie schon getan. Nach einigen Minuten bekam ich eine Antwort von Cécile. „Ich kann dir nur das selbe raten, was du schon versucht hast, rede mit ihr, wenn sie heute morgen zur Arbeit ist, dann ist sie heute Abend sicher zu hause, ich weiß das klingt blöd, aber an deiner Stelle würde ich das unbedingt machen, ich bin mir sicher, dass sie das auch geklärt haben will. Und wenn sie dich schlägt, du hast es verdient, du bist ja danach einfach weggerannt, ich würde an deiner Stelle nur zusehen, dass sie ihre Waffe weit weg von sich hat.“ Ja, das wäre wirklich besser für mich, man konnte ja nie wissen. „Und noch was Xore, tu so was nie wieder, wenn’s möglich ist.“ Ich giftete sie an: „Das hatte ich nicht vor, das war einfach eine aneinander Reihung von Umständen! Nicht mehr! Diese Frau bedeutet genauso wenig wie alle anderen vor ihr.“ Ich betete das sich diese Aussage meinerseits als wahr erwies und fuck, wenn nicht war ich am Arsch…

Auf das Anraten von Freunden und Vater und meinem eigenen Gewissen versuchte ich also erneut Cary auf zu suchen, diesmal konnte ich mich übrigens nach der halben Stunde auch zum Klingeln durchringen. Ich hörte ein Poltern hinter der Tür, und wie Cary rief: „Komme!“ Und im nächsten Moment ging die Tür mit einem Ruck auf und Cary stand vor mir, mit Lile auf dem Arm. „Xore!“, kam es sofort völlig erfreut von Lile. Cary sah mich nur kurz an und ließ mich dann reinkommen. „Xore, Mama will das ich ins Bett gehe, aber ich will noch nicht.“ Ich war anscheinend Liles letzte Möglichkeit ein wenig später ins Bett zu gehen, aber ich konnte und wollte ihr nicht helfen, ich wollte reden, mit ihrer Mutter und sie sollte ehrlich gesagt nicht dabei sein. „Tut mir leid kleines, aber was Mamas sagen, das ist Gesetzt.“ Ich konnte mir ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Och schade. Na gut.“ Cary sah mich kurz an. „Ich bring sie eben ins Bett, du kannst schon mal ins Wohnzimmer gehen.“ Oh ja, sie klang auch nicht gerade sehr glücklich, Problem war nur weswegen? Meine Optionen waren: 1. Sie wollte diese ganze Aktion gestern eigentlich auch nicht.

2. Sie wollte es und war sauer, dass ich gegangen war.

3. Sie wollte es und war sauer, dass ich gegangen war und ihr war klar geworden, dass wir da was vergessen hatten.

4. Noch etwas ganz anderes.

Natürlich hoffte ich auf 1., aber mir war bewusst, dass das nicht sehr wahrscheinlich war, allerdings waren 2. und 3. auch nicht so wahrscheinlich und 4. … na ja ich wusste ja nicht was 4. war. Ich ging ins Wohnzimmer und setzte mich auf den Sessel und in dem Moment hatte ich natürlich einen Flashback, holy shit, hatten wir das wirklich getan?

Es dauerte eine Weile bis Cray ins Wohnzimmer kam, Lile wollte anscheinend wirklich nicht schlafen. Sie setzte sich mir gegenüber auf die Couch und seufzte, ein Punkt für 1., dann sah sie mich an. „Es wäre mir lieb wenn wir flüstern würden, sonst wacht Lile nur wieder auf.“ Klar kein Problem, immerhin besser als sich anzuschreien, nur wofür war das jetzt ein Punkt? 1.? 2.? 3.? Ich entschloss mich 4. einen Punkt zu geben. Sie sah mich gefühlte zehn Minuten an, bevor sie noch einmal etwas sagte. „Das war ein Fehler, ich hätte das nicht tun dürfen, du bist noch ein Kind.“ Okay, das kratzte gewaltig am Ego. „Ich bin neunzehn!“, knirschte ich erbost. „Ich bin kein Kind, das nicht weiß was es getan hat. Ich bin mir MEINER Tat durch aus bewusst. Du tust gerade so als würde ich außerordentlich auf dich stehen und es wäre nicht nur Zufall gewesen.“ Innerlich schlug ich mir die Hand vor den Mund, heilige Scheiße! Wiese hatte ich das gesagt, wieso hatte sie das gesagt? Argh, warum lies das Universum es zu das wir so was sagten?!

Sie sah mich wirklich ein wenig schockiert an, und ihr Mund stand offen. Ha! So eine Standpauke hatte sie wohl nicht erwartet. „Wow, das war zugegeben etwas hart, zumal ICH es dir einfach machen wollte…“ Fuck, ich wusste es, ich war hier der Bösewicht…Damn ich und meine große Klappe… „Cary warum vergessen wir das nicht einfach?“ Okay, wieso sagte ich das, ich wollte das nicht vergessen, blödes, blödes Kleinhirn. Ihr Blick wurde starr. „Die Wahrheit ist, ich habe dich mit Jemandem verwechselt…“ „Ach so…“ Es herrschte einige Minuten stille, ehe ich in Gedanken empört aufschrie: „Wie bitte, wie kann sie mich denn mit wem anderes Verwechseln, ich bin einzigartig, mich gibt es nur einmal, außer…“ Ich wagte nicht weiter über das „außer“ nachzudenken, das war zu absurd…und im nächsten Moment klingelte es an der Haustür, das riss mich aus diesem absurdem Gedanken, Gott sei Dank. „Warte hier einen Moment…“ Sie stand auf und ging zu Tür, ich konnte förmlich ihren schweren Atemzug hören. Wer zum Henker war das denn jetzt?! Wehe es war A.J., den würde ich eigenhändig wieder aus der Wohnung werfen, doch dann hörte ich Carys wispern. „Was machst du denn hier?!“ Hm? Und die Stimme die ich dann hörte lies mich aus meinem Sessel fallen. „Ich habe gestern Nacht sieben Mal versucht dich anzurufen, du bist nicht an dein Handy rangegangen, also dachte ich, ich komme vorbei, einfach oder.“ Und wie ein totaler Kotzbrocken stolzierte der Typ rein, der mir wirklich wie ein Spiegelbild glich. Mein „großer“ verschollener Bruder. Die einzige Emotion, die er zeigte als er mich da auf dem Boden sah, war ein Grinsen, so als würde er mir sagen wollen ‚hallo mein bescheuert aussehender kleiner Bruder, der anscheinend was mit meiner Freundin hat’, falls sie seine Freundin war und er das dachte. Am liebsten wäre ich durch den Boden in die nächst unterliegende Wohnung gefallen. „Hallo Bruder…“, knirschte ich und die Luft fing an zu brennen, ich wollte ihn anscheinend genauso schnell loswerden wie er mich. Das konnte er vergessen ich würde nicht gehen ehe Cary mich raus schmiss, unglücklicher Weise tat sie das eine Minute nach diesem Gedanken. Völlig frustriert fand ich mich vor meine Schlafzimmertür wieder die ich aus den Angeln trat, wollte ich Cary nicht noch irgendwas fragen? Konnte ja nicht so wichtig gewesen sein.

Nach diesem furchtbaren Erlebnis, welches mein Ego dermaßen zerschmettert hatte, das ich zwei Wochen aussah wie ein Penner auf Drogenentzug, und das meine ich wirklich so, Augenringe, ungewaschene und ungebügelte Kleidung, zwei verschiedene Schuhe und so weiter, wurde es meinen Freunden zu viel. Cécile wurde so wütend in meiner Wohnung, dass sogar die Polizei wegen Ruhestörung vorbei kamen und sie behandelte die armen Beamten nicht gerade freundlich. Schrie sie an, ich wäre in einer verfrühten Midlifecrisis und müsste endlich mal wieder wach gerüttelt werden, damit ich endlich meinen Arsch bewege. Ich wette sie nahmen an, ich hätte mir einfach die Huke vollgesoffen und Cécile wäre meine arme cholerische Freundin, im Endeffekt tat sie mir richtig leid...Aber es war nichts zu machen, ich hatte gegen meine Zwillingsbruder verloren und war noch nicht bereit darüber sauer zu sein, sondern nur deprimiert. Dank Cécile und Tray allerdings zog ich mich in der dritten Woche nach dem Vorfall wieder ordentlich an und die Augenringe verschwanden auch langsam, es wurde auch wirklich Zeit. Die Uni lies ich in dieser Zeit auch ziemlich schleifen und für meinen Job war ich dauerkrank, zum Glück hatten sie mich nicht gefeuert.

Das seltsamste an der ganzen Sache war eigentlich, dass ich Cary in diesen drei Wochen nicht einmal irgendwo gesehen hatte, eigentlich dachte ich, ich versuchte es zu vermeiden sie zu treffen, aber ich glaube sie tat dasselbe und es war äußerst effektiv, wir liefen uns nicht mehr über den Weg. Und die Frage die so dringend hätte geklärt werde müssen, war völlig vergessen.

An einem Abend der dritten Woche verdonnerte mich Cécile dann endlich wieder auszugehen und natürlich, um aufzupassen ob ich das auch wirklich tat, kam sie mit Tray mit. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, dass nichts alleine machen darf, weil es, es sonst falsch macht. Wisst ihr wie eigennützig Frauen sein können? Nein? Dann passt mal auf. Cécile schleppte an diesem Abend reihenweise junge und äußerst hübsche Frauen an unseren Tisch und das einzige Ziel von ihr war, war es mich dazu zubringen mit einer dieser Frauen heute noch zu schlafen, damit sich meine Laune wieder besserte, ziemlich durchtrieben von hier, und wäre es eine normale Woche gewesen, ich hätte zu keiner nein gesagt und das meine ich so. Aber mir war nicht nach diesen Frauen, sie waren mit schlichtweg egal und so behandelte ich auch eine nach der andern und erhielt mehrere Backpfeifen dafür, na ja immerhin nichts was ich nicht kannte. Als wir die Bar verlassen hatten die Cécile für ihre „Erziehungsmethoden“ ausgesucht hatte, war die arme ziemlich nieder geschlagen und am Boden zerstört, ich glaube sie hätte nie gedacht, dass ich mal so konsequent ohne Frauen auskommen könnte, sie fragte mich sogar am Ende ob sie mir Tray überlassen sollte, für die eine Nacht, wofür sie von mir Gelächter und von Tray ein angeekeltes Gesicht erntete, aber ich glaube sie war wenigstens über mein Gelächter ein wenig erleichtert. Die zwei verabschiedeten sich so um 1 Uhr nachts von mir, und wir gingen alle unsere Wege, ich fühlte mich ein wenig erleichtert, solche guten Freunde zu haben, es war ein aufmunterndes Gefühl. Ich schlenderte also die nächtlichen Straßen meiner Stadt entlang mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, als ich eine ziemlich verdächtige Person bemerkte. Verdächtig deswegen, weil sie ohne Feuerzeug Feuer erzeugen konnte, im ernst, kein normaler Mensch kann das. Jackal. Was hatte die jetzt schon wieder vor? Und wieso hatte sie das heute vor, darauf hatte ich echt überhaupt keinen Bock! Machte die das etwa mit Absicht? Ja klar Xore, alle Bösewichte der Stadt existieren nur wegen dir. Um dir das Leben schwer zu machen. Verdammte innere Stimme! Aus der Entfernung konnte ich gar nicht richtig erkennen was sie da Tat. Verdammt ich musste unbedingt meine Kontaktlinsen in dem Chaos meiner Wohnung wiederfinden. Und dann gab es so einen gewaltigen Knall, das ich dachte ich werde Taub und für einige Sekunden war das tatsächlich so. In einem riesigen Feuer ging das nächste Auto hoch und das daneben und daneben, Zweck dieser Aktion war, das Panzerglas der Zentralbank zu zerstören, was auch einwandfrei funktionierte. Nicht zu fassen. Was wollte die nur mit dem ganzen Geld? Mein Blick wanderte sofort zu der nächsten Umziehmöglichkeit, zu meinem Bedauern war das nur ein großer Müllcontainer, na herrlich…Aber es half ja alles nichts, immerhin war es meine Aufgabe etwas zu tun, und die hatte ich trotz allem noch nicht vergessen. Als ich endlich in meiner üblichen Montur aus dem, nach faulen Eiern riechenden, Container raus kam, konnte ich schon die Blaulichter der Polizeiwagen am Ende des Blockes erkennen, super, dann konnte ja eigentlich nichts mehr schief gehen, immerhin schief Jackal allein zu sein. Vorsichtig folgte ich ihr in die Räume der Bank, sie schien schon zu den Tresoren aufgebrochen zu sein. Ich blickte mich einmal um, außer einem niedergeschlagenen Wachmann und mir waren keine anderen Personen in der Bank, umso besser, so konnte ich Jackel den Gar ausmachen, äh ich meine natürlich dingfest machen und der Held der Stadt werden, vielleicht würde das auch andere Personen beeinflussen…

Einer meiner größten Fehler ist, dass ich dazu neige meine Gegner zu unterschätzen, so auch Jackal. Während ich mich die Treppen zum Tresorraum runterschlich, erwartete sie mich schon, irgendwie musste sie mich erwartete haben, aber fragt mich bitte nicht wie? Telepathie oder so vermutlich. Als ich unten angekommen war bekam ich dermaßen etwas über den Schädel gezogen, das ich hätte schwören können ich würde einen Schädelbruch davon leiden. Fünf Minuten nach diesem heftigen, für Frauen ungewöhnlichen Schlag, wachte ich am Boden wieder auf, ich konnte Jackals Absatz ihres Schuhes zwischen zweien meiner Wirbel deutlich spüren. „Na na, wen haben wir denn da, unseren kleinen GayMan. Surprise, Surprise. Ich dachte dich gäb’ es schon gar nicht mehr, nachdem wir die letzten zwei Wochen so ein leichtes Spiel hatten. Na ja, im Unbemerkt bleiben bist du auf jedenfall sehr schlecht“, ich konnte ihr das hämische Grinsen quasi anhören, verdammtes Weibsbild. „Und du im Ankleiden, oder hat dir noch niemand gesagt, dass dein Outfit aussieht wie das von einer schlecht bezahlten Nutte?“, gab ich ihr belustigt als Antwort. Schlechte Idee. Sofort erhöhte sie den Druck auf meine Wirbelsäule. Ich musste schlucken, denn allein das tat schon tierisch weh, aber einen Laut von mir zu geben, den Gefallen wollte ich ihr absolut nicht tun. „Wie Vorlaut, wie vorlaut, hat dir deine Mama nicht gesagt man soll freundlich zu jungen Frauen sein?“ „Jung, im vergleich zu was? Metusalem?“ Ich machte sie wütend und das war schon eine große Dummheit von mir. Sie erhöhte den Druck noch etwas. „Schätzen es ist ein Leichtnis für mich dich jetzt zum Krüppel zu machen, und glaub mir damit habe ich keine Probleme Kleiner. Denn ich bin ja zum Glück keine von den Guten.“ Ehrlich gesagt es war mir ein wenig egal was sie mir antat, ich dachte das schlimmste hätte ich schon hinter mir, mein Bruder hat mir die Frau ausgespannt, geht es schlimmer? Ich glaube kaum. Deswegen kam auch von mir nur ein unbeeindrucktes „Tz“. „Wie du willst!“ Auf wieder sehen Fähigkeit zu Gehen, ich sah mich schon in einem Rollstuhl, konnte bestimmt auch ziemlich cool sein…

„Hey! Du da Hände hoch.“ Ich glaube Jackal war genauso überrascht wie ich und dann fiel mir ein, dass ich das Blaulicht ja schon gesehen hatte. Ganz schön peinlich von der Polizei gerettet zu werden, für einen Helden wie mich. Ich drehte meinen Kopf in Richtung Treppe, über die ich ja auch gekommen war. Beinahe hätte ich geschrien „was machst du denn hier?!“ aber ich konnte es mir gerade so noch verkneifen, denn niemand anderes als Cary stand da. Ich wollte vor Scham im Boden versinken, gerettet von der Frau die mich hat Ablitzen lassen, prima. „Wird’s bald?“ Jackal hatte sich noch keinen Zentimeter von mir weggerührt und Cary klang nicht gerade amüsiert. Jackal wollte gerade etwas erwidern, als man das „chacka“ von dem Schrotgewehr hörte, damit war wohl klar, Cary würde sie auch abknallen. Jackal schien da mit mir einer Meinung und stieg von meinem Rücken. Erleichterung, meine Wirbel und Muskeln dankten es ihr. Ich musste zugeben in dem Moment war Cary schon ziemlich cool, mit ihrer S.W.A.T. Jacke, ihrem Schrotgeweht und diesen ledernen schwarzen Handschuhen, gar nicht so wie man sie sonst kannte, und es war so als würde auf ihrer Stirn stehen „Don’t fuck with me, or I’ll kill ya!“. Kannte ich diese Frau überhaupt? „Und jetzt schön da an diese Wand.“ Sie deutete mit ihrem Gewehr nach links, Jackal allerdings schien wenig beeindruckt. Sie zuckte nur mit den Schultern, während ich mich aufrichtete und grinste. „Tut mir leid, den Gefallen werd ich niemandem tun.“ Und im nächsten Moment schmolz sie in gigantisches Loch in die Decke und verschwand nach oben, ich wusste gar nicht, dass sie so schnell so heißes Feuer aufbauen konnte. Cary lies nur ein genervtes „Che!“ von sich, und ich hätte schwören können, sie hätte so etwas wie „alte Angeberin“ gemurmelt. Ich war erleichtert, das Jackal so schnell aufgegeben hatte, aber aus irgendwelchen Gründen beschloss Cary von einem auf den nächsten Moment ihr Gewehr, das ich eben noch cool fand, auf mich zu richten. „Woh, woh, ist gehöre nicht zu ihr! Ich bin einer von den Guten. Einer von euch! Oder meinst du sie hätte mich sonst verkrüppeln wollen?!“, ich war ehrlich gesagt leicht entsetzt, kaum war Jackal weg, wollte mich die nächste Frau verunstalten, was war nur mit dieser Welt los? Zum Glück schien sie mir zu glauben und nahm das Gewehr runter, nahm ihr Funkgerät und funkte so was wie „alles in Ordnung“, dann wandte sie sich wieder an mich: „Das hier ist Polizeiarbeit und kein Kinderspielplatz, Kleiner. Du hättest tot sein können. Und verdammt ich hasse es so was den Familien zu erzählen.“ Ich dachte mir würde das Kinn auf den Boden fallen. Was war nur mit der total freundlichen keiner Fliege etwas zu Leid tuenden, schimpwörterfremden Cary passiert? War die etwa unter der S.W.A.T. Jacke völlig verloren gegangen? Oh man, nicht zu fassen, wie anders der Mensch in seiner Arbeitsumgebung sein konnte, ich war wirklich ein bisschen geschockt. „Dein Ausweis“, forderte sie auf einmal. „Wie bitte?“ jetzt war ich endgültig total verwirrt. „Dein Ausweis, damit ich deine Personalien aufnehmen kann um deinen Eltern zu erzählen was für eine Scheiße du nachts treibst.“ WIE BITTE?! Jetzt wollte sie mich aber verarschen, allerdings wollte ich es mir nicht geben, dass sie mich durchsuchte und tat es Jackal gleich, ich verschwand durch die Decke.

Wisst ihr wie schwer es ist von einem Tatort ungesehen wegzukommen wenn die Polizei schon da ist? Ja. Dann könnt ihr euch sicher vorstellen, wie schwer es dann ist, sich vor der „Flucht“ noch einmal in einem Müllcontainer umzuziehen, ohne gesehen zu werden. Ich weiß nicht genau wie, aber das Glück war mit mir, zum Glück, ich schaffte es ungesehen wieder zu verschwinden, gerade so.

Als ich weit genug von der ganzen Szene weg war, atmete ich erleichtert auf. Oh man, Cary war hart drauf als Polizistin, das wollte ich nicht noch mal erleben. Und mal wieder wurde mir klar, ich musste mehr trainieren, für Jackal war ich bis jetzt immer noch nur ein Hindernis und kein Gegner, das musste ich ändern, irgendjemand musste sie ja aus dem Verkehr ziehen, und das sollte ich sein. Immerhin konnte ich ein Gegner für ihre Fähigkeiten sein und nur ich, einen anderen Held gab es hier nicht, nicht in meiner Stadt.

Kurz bevor ich zuhause ankam fing es an in Strömen zu schütten, wie ich regen hasste, der kam doch immer dann, wenn ich ihn nicht gebrauchen konnte. Völlig entnervt ging ich sogar noch langsamer! Ha, das hast du davon Regen. Man ich musste ja bescheuert sein, jetzt wollte ich den Regen schon herausfordern und ich verlor haushoch, als ich endlich im Hausflur war regnete es draußen noch schlimmer als vorher. Die ganze Welt hatte mich auf dem Kicker! Ich drückte den Knopf für den Fahrstuhl, der brauchte mal wieder ewig und mir war arschkal.Verdammte Technik. Nach gefühlten zwei Stunden, vermutlich waren es höchsten zwei Minuten, war der Aufzug dann endlich da und ich betrat selbigen ziemlich genervt und drückte die römische acht, in der Hoffnung mich bald in meinem warmen Bett aufwärmen zu können. Langsam aber sicher ging die Fahrstuhltür zu, noch ein Stücken, noch ein Stückchen! Und dann klemmte jemand den Fuß in die Tür, mit tausend Flüchen verfluchte ich diese Person. Und die Tür ging strafend langsam wieder auf, wer war der Idi…Cary. Moment. Ich dachte, sie versucht mich nicht zu treffen?! Zielstrebig kam sie in den Aufzug, eigentlich schenkte sie mir nicht mal besondere Beachtung, stellte sich aber ziemlich dreist neben mich. Was hatte diese Frau vor? Ich muss sie wohl ziemlich genervt angeguckt haben, denn als wir den dritten Stock passiert hatten schlug sie ziemlich heftig auf diesen Knopf, der den Fahrstuhl einfach anhält, wie heißt der noch gleich? „Gehst du mir irgendwie aus dem Weg?“, fragte sie ebenfalls genervt. Was zum Teufel? Tat sie etwa nicht dasselbe?! Ich sah sie ziemlich entgeistert an. „Nicht? Oh, okay.“ Sie drückte wieder auf diesen Knopf und wir fuhren weiter. Im sechsten Stock konnte ich mich allerdings nicht mehr zurückhalten und drückte ebenfalls auf diesen Knopf. „Was glaubst du denn?!“, flaumte ich sie an. Sie sah mich ein bisschen erstaunt an, aber ehe sie was sagen konnte fing ich wieder an. „Du hast mir gesagt, du hättest mich mit wem verwechselt und es wäre ein Fehler gewesen“! Und dann verwechselst du mich auch noch mit meinem bescheuerten Zwilling! Natürlich gehe ich dir dann aus dem Weg! Ich dachte du tust dasselbe! Was soll ich denn auch sonst tun?!“ Den letzten Satz schrie ich förmlich. Sie zuckte zusammen, immer noch in der S.W.A.T. Montur und ebenso durchnässt wie ich. „Wäre es dir lieber gewesen ich hätte dich mit irgendwem verwechselt? Das wäre doch ziemlich armselig gewesen, findest du nicht?“ Eigentlich hatte sie recht, aber das konnte ich ja jetzt nicht zugeben. „Hast du es ihm gesagt?“, fragte ich gereizt. Ich erntete einen völlig perplexen Blick von Cary, der mich selbst ein wenig verwirrte. Anscheinend machte es dann in Carys Kopf klick. „Du glaubst…? Oh…dann würde ich mir auch aus dem Weg gehen…“ Ich verstand nur noch absoluten Bahnhof. „Was „oh“?“, fragte ich noch gereizter als vorher. Sie sah mich direkt an. „Camui ist nicht mein Freund, oder so. Ich schulde ihm nur einen Gefallen.“ Kinn – Boden. „Okay, okay, wieso war es dann so schlimm das du mich mit ihm verwechselt hast?“ Das war total komisch! „Jedes mal wenn ich ihn jetzt sehe muss ich daran denken, dass finde ich nicht gerade lustig.“ Sie zuckte mit den Schultern. BAM, meine linke Hand landete neben ihrem Kopf. „Und wieso war das alles dann ein Fehler?!“ War das ein neues sadistischen Spielchen, dass ich noch nicht kannte, oder was? Sie zuckte erneut zusammen und sah zu Boden. „Ich bin soviel älter als du und ich hab ein Kind und du studierst noch und…“ Weiter kam sie nicht. Ich schlug wieder auf den Knopf und wir fuhren weiter, keiner von uns sagte mehr etwas, Cary vermutlich weil ich sie irgendwie eingeschüchtert hatte und ich weil ich wirklich sauer war. Im achten Stock angekommen packte ich sie bei der Hand und zog sie hinter mir her, zu meiner Wohnungstür. Ich kramte kurz in meiner Hosentasche und holte den Schlüssel hervor und Schloss die Tür auf, zog sie in die Wohnung, knallte die Tür hinter ihr zu und drückte sie dann gegen die selbige. Ich starrte sie immer noch ziemlich wütend an und dann küsste ich sie ziemlich schroff, ich war einfach zu wütend um es anders zu tun. Zu meinem Erstaunen erwiderte sie sofort. Ich sah sie nach dem Kuss eindringlich an. „Und immer noch Probleme mit dem Altersunterschied?“ Sie grinste schief und zog mich am Kragen zu sich runter. „Nein…“ Dann küsste sie mich schroff zurück. Ich konnte mir nicht helfen, aber das lief doch gerade echt gut für mich. Während wir uns so intensiv und erregt küssten zog ich sie mit mir in mein Schlafzimmer, schließlich war das Geküsse hier ja auch nur der erste Teil. Ich ließ mich im Dunkeln und sie setzte sich breitbeinig auf meinen Schoß von da an flogen die Klamotten nur so durch das Zimmer. Durch unser beider Körper zuckte die Erregung gerade nur so. Und da soll bitte noch einmal einer sagen das wäre falsch. Dreieinhalb Wochen schienen für uns beide eine zulange Zeit…Fuck, viel zulange! Das hier war so verdammt nötig…

Das einzige was mich am nächsten Morgen aus dem wohlverdienten Schlaf reißen konnte war meine verdammte Haustürklingel. Völlig entnervt öffnete ich die Augen und war erstmal blind, denn ich starrte in ein Licht, dass mich die Augen wieder schließen lies. Die Sonne stand genauso, dass sie mir in die Augen scheinen konnte. Ich setzte mich auf um ihr zu entgehen und öffnete dann noch einmal gähnend die Augen. Erst jetzt bemerkte ich, wie unmöglich selbst mein Schlafzimmer aussah, das war nicht gut. Dann sah ich neben mich. Cary schien das Sturmgeklingel gar nicht weiter zu stören, sie schlief einfach seelenruhig weiter, beneidenswert.

Ich für meinen Teil konnte es nicht weiter ignorieren und nach langer Überlegung stand ich auf und zog mir eine Hose an, ehe ich über das ganze Chaos stolpernd zur Tür ging und diese öffnete. Ich war leicht überrascht als ich eine recht wütende Cécile an der Tür vorfand. „Was hast du so lange gemacht? Ich klingele schon seit einer halben Stunde! Und wie siehst du denn schon wieder aus?“ Ich sah an mir runter, sah ich so schlimm aus? „Cécile, ich komm gerade erst aus dem Bett, ich hab das Klingeln nicht gehört.“ Sie sah mich überrascht an und zog dann eine Augenbraue hoch. „Wir haben 13 Uhr, was hast du so lange im Bett gemacht? Tray dachte schon du hättest dich erhängt“, gab sie mir theatralisch zur Antwort. Ich seufzte schwer, denn Tray hatte das bestimmt nicht gesagt. „Ich hatte eine lange Nacht…“, gab ich ihr kurz zur Antwort, und schon zog sie die andere Augenbraue auch noch mit hoch. „Du hast doch gestern mit uns zusammen die Bar verlassen, und so spät war es da nicht, dass du bis um 13 Uhr durchschlafen könntest.“ Man konnte den fragenden Unterton deutlich hören und ich wollte sie nicht weiter auf die Folter spannen. „Cecy, ich hab Besuch und es ist ein Wunder, dass der nicht von dem Geklingel wach geworden ist.“ Nun schaute sie neugierig über meine Schultern, anscheinend hoffte sie einen Blick auf den Besuch erhaschen zu können. „Ah ja, hast du nicht gestern alle bildhübschen Frauen die ich dir andrehen wollte abgelehnt?“, stichelte sie ein bisschen. „Wer ist es denn, die das Chaos in deiner Wohnung aushält?“ Ich lächelte sie offen an, nicht mit diesem Aufreißerlächeln, sondern meinem normalen, und deutete auf die Wohnungstür meiner direkt gegenüber. Und die Freundin meines Freundes bekam gigantische Augen, nachdem sie meinem Finger gefolgt war. „Is’ nich war! Und wieso warst du dann bitte so gefrustet?!“, zischte sie und schlug mir kräftig gegen den Oberkörper. „Missverständnis…“, nuschelte ich, Céciles Schläge konnten echt weh tun. Jetzt hatte ich Cecy wirklich wütend gemacht. „Gib mir meine an dich vergeudete Zeit wieder Giggolo!“ Und noch ein Schlag. „Wenn du so weiter machst muss ich die Polizei rufen, und die schläft einen Katzensprung von hier entfernt. Wenn es dir nichts ausmacht, ich möchte bitte zurück ins Bett, ich bin nämlich total am Ende“, wisperte ich mit einem Augenzwinkern. Cécile verstand sofort und faucht nur. „Meinetwegen könnt ihr noch den ganzen Tag rumvögeln, aber wenn sie dich dann wieder fallen lässt, komm ja nicht zu mir oder Tray!“ Und mit diesen Worten stapfte sie wütend davon. Ich würde ihr mehr als ein Essen ausgeben müssen, damit sie nicht mehr sauer auf mich sein würde. Ich schloss die Tür und ich ging ja wirklich unter im Chaos, ich hätte es wegräumen können, aber ich war noch zu schlaftrunken und wollte unbedingt wieder zurück ins Bett, als ich wieder im Schlafzimmer angekommen war, blinzelten mich ein paar braune Augen an, also war sie doch wach geworden. Demonstrativ hob sie die Bettdecke an, die Geste war eindeutig und brauchte mir nicht zweimal gezeigt zu werden, also huschte ich schnell wieder ins Bett. Cary legte den Kopf auf meine Brust und schloss wieder die Augen. „Du solltest echt mehr auf Ordnung achten“, nuschelte sie leise. „Weiß ich“, gab ich ihr zur Antwort und legte einen Arm um sie. „Deine Haare riechen gut.“ „Kann gar nicht sein, ich komme von einem S.W.A.T. Einsatz und war klitsch nass, vermutlich riechen sie nach Pudel oder so.“

Cary war die einzige Frau, bei der ich beim zweiten Mal geblieben bin.

Normalerweise bin ich der Typ, der sich am Morgen aus dem Staub macht, na ja war ja auch meine Wohnung, allerdings war sie auch die erste mit der ich in meiner Wohnung geschlafen hatte. Ich fragte mich, ob sich das einfach nur so ergeben hatte, oder ob das von Anfang an meine Absicht gewesen war. Auf jeden Fall fühlte es sich gut an, eine Person bei sich zu haben, die seelenruhig auf einem Schlafen konnte und deren Berührung sich nicht wie eine Last anfühlte, auch wenn diese Person eigentlich zu alt für mich war und ich viel zu jung für sie. Ich hoffte der Tag würde sich nie dem Ende neigen und wir würden für den Rest unseres Lebens hier einfach so liegen bleiben können, eine ziemlich selbstsüchtige Vorstellung, wo sich das Universum doch nicht um mich drehte. Aber diese innere Ruhe, die Cary jetzt in mir auslöste, nur in dem sie schlief hatte ich noch nie empfunden und war mir sicher, ich wollte sie von nun an nie wieder missen…

Als ich an diesem Tag das zweite Mal aufwachte war Cary verschwunden und ich musste unweigerlich an Céciles Worte von vorher denken, bis ich ein Gerappel in meiner Küche, wie ich vermutete vernahm. Es war logisch, dass der Mensch irgendwann Hunger bekam, egal wie lange er geschlafen hatte. Ich stand also erneut ziemlich veschlafen auf und viel fast über eins meiner Unibücher, die quer im Raum verteilt lagen, anstatt zu fallen tat ich mir aber lediglich den großen Zeh an diesem verdammten Buch weh und lies einen Fluch los. Aufräumen, das war das nächste was ich tun würde. Als ich wieder aufblickte stand Cary in der Tür, in einem T-Shirt, das ich als mein letztes sauberes im Schrank identifizierte und einem Stück Marmeladentoast zwischen den Zähnen. Sie lächelte als ich mir so meinen Zeh hielt, was ich ehrlich gesagt nicht sehr lustig fand, daher lies ich meinen Zeh los und bewegte mich in ihre Richtung. Bei ihr angekommen nahm ich ihr das Stück Toast weg und aß es demonstrativ selbst. Sie sah mich ein wenig entgeistert an ehe sie überhaupt reagieren konnte. „Hey! Das war mein Toast!“ Ihr Tonfall war eindeutig schockiert. „Gib es mir wieder!“ Nun sah ich sie ein wenig verwirrt an. „Zu spät, ich hab’s schon runtergeschluckt, nichts mehr zu machen“, erwiderte ich mit einem Schulterzucken. Und von diesem auf den nächsten Moment setzte Cary einen perfekt ausgeklügelten Schmollmund auf, worüber ich herzhaft lachen musste. „Wer ist jetzt hier ein Kind?“ Doch sie ignorierte das einfach und stolzierte zurück in die Küche, um meinen Toast weiter zu plündern und ich folgte ihr amüsiert. Sie benahm sich gerade wirklich wie ein beleidigtes Kind und das war irgendwie äußerst niedlich.

Einer Viertelstunde später erst begann sie dann wieder mit mir zu reden. „Ist hier eigentlich ein Bombe eingeschlagen, oder wieso sieht es hier so aus?“ Oh verdammt, wie sollte ich das jetzt erklären, ohne mich total zu blamieren, oder ihr damit zu sagen dass sie einfach ein wichtiger Teil meines Lebens war, um den sich einige Dinge drehten? Ich saß in der Klemme und meine lange Pause schien sie stutzig zu mach, denn sie zog eine Augenbraue hoch. „Ich hab im Moment fürchterlich viel in der Uni zu tun, deswegen lass ich alles andere ein wenig schleifen…“, erwiderte ich und kratze mich am Kopf. Es war mehr als offensichtlich, dass sie mir das nicht abnahm, aber sie sagte dazu weiter nichts und lies es auf sich beruhen, sie war anscheinend doch noch die freundliche Cary die ich kannte. Und dann musste ich eine Frage stellen, die mir schon seit gestern Abend schon auf der Zunge brannte: „Wenn du mir nicht aus dem Weg gehen wolltest, wie kam es dann dazu das ich dich die ganzen letzten drei Wochen nie zu Gesicht bekommen habe?“ Sie schien ebenfalls kurz zu überlegen, ehe sie mir antwortete: „Das kam bestimmt daher, dass ich in letzter Zeit nur Nachtschicht hatte, dadurch konnten wir uns gar nicht über den Weg laufen, bis eben gestern Abend, da war ich zugegeben aber auch ein bisschen überrascht.“ Sie lächelte mich an und ich wollte meinen Kopf am liebsten auf die Tischkante knallen, das hätte mir ja auch noch einfallen können, jetzt kam ich mir gehörig bescheuert vor. „Oh man, wie dämlich!“, gab ich dann ein wenig deprimiert zu und dann sagte Cary etwas, was für mich eine peinliche Stille von zehn Minuten einbrachte. „Du scheinst mich ja wirklich, wirklich, wirklich sehr zu mögen.“ Cary grinste dabei noch hämisch. Fuck, voll ins Schwarze. Ich wusste nicht was ich erwidern sollte um aus dieser Situation wieder herauszukommen, deswegen auch diese lange Stille, die auch nur durch Cary wieder gebrochen wurde. „Ich kann dich auch gut leiden.“ Gut leiden?! Was war das denn für ein Ausdruck? Der gab mir doch ungefähr überhaupt keine Information über irgendwas. Mit Sicherheit konnte sie Camui auch gut leiden! Und diesen AJ! Das war keine verwertbare Information, und das machte mich ein wenig sauer. Nun war ich es der ein wenig beleidigt zu ihr sah. „Du weißt schon, dass diese Information jetzt gerade keinerlei Wert hatte, weil du vermutlich ziemlich viele Personen „gut leiden“ kannst, mit denen du nicht schläfst.“ Wieder einige Minuten Stille, anscheinend war es ihr nicht möglich irgendetwas anderes zu dieser Situation zu sagen. „Schon in Ordnung, vergiss es einfach“, sagte ich dann knapp, woraufhin Cary mich ein wenig enttäuscht an sah. Hey, sie war hier das Problem nicht ich, also hatte sie auch kein Recht mich so anzusehen. „Ich mag dich wirklich, aber denkst du nicht, für andere Leute sieht das komisch aus?“ Wieso dachte sie in die Beziehung gesellschaftskritisch?! Immerhin hatten wir jetzt schon zwei Mal miteinander geschlafen, zu ändern war das eh nicht mehr. Sie zuppelte ein wenig an dem T-Shirt das sie anhatte. „Wenn mich interessieren würde, was andere über mich denken, dann wäre nie etwas zwischen uns passiert und außerdem hast du damit angefangen, hättest du das nicht, wäre vielleicht noch alles so wie vorher“, gab ich ihr ein wenig patzig zur Antwort. „Wir sollten anfangen auszugehen, damit du nicht ständig auf irgendwelche dummen Gedanken wie diese kommst und ich dachte ich wäre hier noch das halbe Kind.“ Sie sah mich groß an. „Du willst mit mir ausgehen?“, fragte sie ungläubig. „Wirklich?“ Jetzt war ich verwirrt. „Eigentlich tut man das so bevor man mit irgendwem schläft.“ „Hast du das denn vorher schon mal gemacht?“ Was sollte jetzt die Frage schon wieder? Moment, eigentlich hatte ich das wirklich noch nie gemacht, das war bis jetzt nicht nötig gewesen. Und dann kam das was mich aus den Socken schmiss. „Ich war noch nie mit jemandem aus…“ Moment, Moment! Hatte diese Frau nicht ein Kind? Wie konnte es sein das sie mit achtundzwanzig Jahren plus Kind noch nicht ein Date hatte? Aber so ernsthaft wie sie das sagte musste ich ihr das einfach glauben…

Ich glaube ich habe sie noch fünf Minuten angestarrt, ehe ich etwas sagen konnte. „Okay, dann gehen wir morgen aus…“, kam es ziemlich lahm von mir. „Wenn du Zeit hast.“ Mein Tonfall wurde immer lahmer. Und wieder wurde ich mit großen Augen angestarrt, ehe sie heftig anfing zu Nicken. „Ich hab’ frei und Lile ist bei ihrer Oma diese Woche.“ Wie leicht man diese Frau dazu bringen konnte sich zu freuen wie ein Schneekönig. „Wo gehen wir denn hin?“ Ihre Vorfreude war mir ehrlich gesagt schon ein wenig zu viel, aber es war furchtbar niedlich, ich weiß natürlich, dass man das besser nicht zu erwachsenen Frauen sagt. „Du suchst aus“, erwiderte ich mit einem Lächeln und Carys Augen wurden immer größer, ich wollte gar nicht wissen, was mich da erwarten würde…„Okay, dann geh ich jetzt. Du holst mich morgen um 10.30 Uhr ab.“ Jetzt verstand ich nur noch Bahnhof. „Wieso willst du jetzt gehen?!“ Sie zwinkerte mir zu. „Das ist unser erstes Date, im Normalfall hat man vor diesem noch nicht miteinander geschlafen, also tu ich jetzt so als wäre es noch nicht passiert, also 10.30 Uhr!“ Und mit diesen Worten war sie auch schon verschwunden. Was sollte das heißen sie tat so, als wäre noch nichts passiert?! Ich war nicht so schlecht, oder? Ganz im Ernst Leute, so was geht einem Kerl an die Substanz, tut das bitte nie einem Kerl an, ja? Aber anstatt in meinen Selbstzweifeln, die nur existierten, weil Cary sich unglücklich ausgedrückt hatte, zu ertrinken, begann ich etwas sinnvolles zu tun; meine Wohnung verdiente endlich eine Generalüberholung, oder Cary würde vielleicht nicht nur so tun als wäre nie etwas passiert…

Als ich Cary dann am nächsten morgen von ihrer Tür abholte war sie immer noch am Grinsen wie ein Honigkuchenpferd auf LSD, dass war mir schon ein bisschen unheimlich, aber sie war einfach so gut gelaunt, dass mich das ein wenig ansteckte. Wir schlenderten die Straße entlang Richtung U-Bahn Station, Cary blieb hier und da mal an einem Schaufenster stehen, mit der aberwitzigen Begründung, Mädchen würden das so machen, worauf hin ich ihr erklärte das sie kein Mädchen mehr wäre, diesen Kommentar jedoch schien sie gekonnt zu ignorieren. Als wir in der Station ankamen zog Cary mich hinter ihr her in einen Bahn, die raus aus der Stadt führte und immer noch hatte ich keinen blassen Schimmer, wo sie eigentlich hinwollte. Die Bahn war zum Glück relativ leer und wir konnten uns hinsetzten, ich stand nämlich gar nicht auf überfüllte Züge. Nach circa zehn Minuten fing Cary an, während sie aus dem Fenster starrte, zu summen, wirklich wie ein kleines Kind. Ich sah sie einige zeitlang an worauf sie mir den Kopf zu drehte und lächelte, ich hatte ihr anscheinend mit was auch immer eine riesige Freude gemacht. Wir fuhren so noch etwa eine halbe Stunde weiter, ehe ich das übel erfuhr, in welches mich dieses Date gebracht hatte. Wir standen vor einem gigantischen Tor und ich starrte Cary aus den Augenwinkeln an. „Das ist der Ort, an dem du dein erstes Date verbringen willst?“ Mein ungläubiger Tonfall war meilenweit zu hören, ebenso wie die Kinder die links und rechts an uns vorbei liefen. Doch von Cary kam nur ein äußerst seliges „Jaaaaaaaaa~.“ Ich musste resignieren, immerhin hatte ich gesagt „du suchst aus“ und Cary hatte einen Vergnügungspark ausgesucht, wofür wir beide eigentlich viel zu alt waren, ich konnte schon die argwöhnischen Blicke der dreizehnjährigen Rotznasen auf mir spüren, die sich wohl die Frage stellten, warum ein neunzehnjähriger für sich und seine Begleitung Karten für den Vergnügungspark Karten kaufte, ohne auch nur ein Kind dabei zu haben, na ja damit musste ich heute leben, immerhin schien Cary sich wirklich hierauf zu freuen. Als wir durch das Drehkreuz des Einganges gelangt waren, spürte ich wie Cary sich an meinen linken Arm hing und zufrieden grinste. Ich seufzte leise. „Und wo gehen wir jetzt zuerst hin?“ Cary zeigte in Richtung einer Achterbahn, bei der ich ins Schlucken kam. Datete ich hier etwa einen Adrenalin Junkie ohne es zu wissen? Ich war mir sicher, dass war die höchste Achterbahn in diesem Park, wieso hatte ich auch nur heute morgen gefrühstückt, das würde mir bestimmt wieder begegnen. Und Cary machte ihr Vorhaben war, zielstrebig ging sie mit mir zu dieser Achterbahn, und erschreckender Weise war die Schlange auch noch so klein, dass wir relativ zügig dran kamen, heute musste mein Pechtag sein, absolut, wenn ich dafür keine Entschädigung bekam, war ich stink sauer.

Ich könnte schwören, nach dieser ersten Höllentour wäre ich grün um die Nase gewesen, da Cary aber nichts bemerkte, versuchte ich den Drang mich übergeben zu wollen zu unterdrücken, ziemlich schwer, wenn es an allen Ecken und Kanten nach Essen riecht, fettlastigem Essen. Ich konnte nur hoffen, es ging nicht den ganzen Tag so weiter und Cary würde sich entschließen auch harmlose Dinge zu fahren, wie zum Beispiel Kinderkarussells, oder ähnlich harmloses, allerdings nahm ich fest an, das würde der schlimmste Tag meines Lebens werden, hoffentlich behielt ich nicht recht damit. Vergessen war dieser Gedanke, als Cary mir plötzlich einen Eskimokuss gab. Womit wollte sie mich hier abspeisen?! Ich war doch keine zehn mehr! Entschlossen einen richtigen Kuss zu ergattern hielt ich sie an der Hand fest, als sie gerade wieder zu der nächsten Attraktion gehen wollte, allerdings war das einzige was ich bekam, ihre Hand in meinem Gesicht, was weiß ich wie das passiert war, aber sie entschuldigte sich mindestens zwanzig mal dafür, bis ich abwank und in die Richtung weiter ging in die sie gehen hatten wollen. Absoluter scheiß Tag…

Ich hatte das Gefühl gleich käme jemand hinter einem Busch hervorgesprungen und würde rufen „Versteckte Kamera!“, leider war dem nicht so. Ich sah anscheinend ziemlich genervt aus, denn Cary sah mich ziemlich besorgt an, also versuchte ich zu lächeln, was mir irgendwie schwer fiel, mit den ganzen Knirpsen, die tuschelnd auf mich deuten, wir hätten Lile mitnehmen müssen, dann wäre das ein ganz gewöhnlicher Tag in einem Vergnügungspark, aber wir waren nur zu zweit und schienen anscheinend sehr deutlich keine dreizehn mehr zu sein. Ich musste schwer seufzen, mein Schicksal machte das mit purer Absicht, erneut ein kritischer Blick von Cary, ach verdammt! Was sollte ich tun, damit sie mir nicht anmerkte, dass das nicht mein absoluter Lieblings Tag werden würde? Cary lächelte mich kurz an und drückte mir einen Crép in die Hand ehe sie auf das Riesenrad deutete. „Lass uns dahin als nächstes gehen, ja?“

Auf dem Weg zum Riesenrad aßen wir unsere Créps und blieben still, ich hoffte ich würde keinen Zuckerschock bekommen, denn mein Insulin hatte ich vollkommen zuhause vergessen. Kurz bevor wie das Riesenrad erreichten nahm Cary plötzlich meine Hand. Leicht erstaunt sah ich zu ihr, doch das ignorierte sie und zog mich einfach weiter mit zum Riesenrad. Natürlich fand ich es auf irgendeine Art und Weise süß, was sie da tat. Aber sie war achtundzwanzig Jahre alt, diese Charakterzüge hatte ich nicht von ihr erwartet. Wir standen einige Zeit in der Schlange zu Riesenrad und um uns lauter pubertierende Pärchen, die uns schräg von der Seite ansahen, Cary für ihren Teil schien das keineswegs zu stören, während ich mich in dieser Situation unwohl fühlte. Im Riesenrad setzte ich mich ihr gegenüber, es war eins mit geschlossenen Gondeln, auf der hälfte der Strecke nach oben, bei der immer wieder angehalten wurde, musste ich dann endlich diese Frage loswerden, die mir schon seit Realisation, dass es ein Vergnügungspark ist, auf der Zunge brannte. „Cary, warum ein Vergnügungspark? Bist du nicht mit deinen Eltern in den Vergnügungspark gegangen? Normalerweise ist das nicht die erste Dateauswahl eines Mädchens.“ Cary die vorher aus dem Fenster gesehen hatte sah mich mit einem nicht definierbaren Ausdruck an. „Ich war noch nie in einem Vergnügungspark…“ Ihre Antwort war simpel, doch ich verstand nicht wieso nicht, bis sie ihren Satz fortführte. „…mein Vater und meine Mutter konnten nie mit mir hier hingehen.“ Sie sah wieder aus dem Fenster und sprach dann weiter: „Mein Vater musst du wissen, starb noch bevor er überhaupt wusste das meine Mutter schwanger war, meine Mutter starb dann bevor ich vier wurde. Sie wurden umgebracht. Meine Verwandten hatten keine Zeit für ein kleines Kind wie mich, daher nahm sich der beste Freund meines Vaters meiner an. Mein Vater und er waren eine Art Mönch, daher wuchs ich in einem Kloster auf, die Mönche dort halten nicht sehr viel von Vergnügungsparks, aber sie erzogen mich wirklich liebevoll. Mönche haben nicht die leiseste Ahnung von den Gefühlen eines jungen Mädchens, daher lernte ich es nicht was es heißt mit Jemanden auf andere Art als freundschaftlich zusammen sein zu wollen, ich hatte nie einen Freund, hatte daher aber immer Zeit um zu lernen, nur deswegen konnte ich auf die Polizeischule gehen, eigentlich bin ich auch ganz froh drum.“ Ich musste zugeben ich war ein wenig geschockt, aber dann kam noch eine Frage auf: „Und Lile?“ Ich wusste ich wollte das eigentlich gar nicht wissen. „Das wird sich jetzt bestimmt ein bisschen gemein anhören, aber eigentlich war Lile ein Unfall. Als ich gerade mit der Polizeischule fertig war, kam jemanden aus den Headquarters zu mir und fragte mich ob ich nicht bei einer Ermittlung teil nehmen wollte, natürlich stimmte ich zu und befand mich im nächsten Moment, ohne es zu realisieren, als verdeckte Ermittlerin direkt unter der Mafia. Ich sollte mich dort mit jemandem Anfreunden, erinnerst du dich noch an den Typen vor Liles Geburt, das war er, sein Mafia Name war Nox, und ich freundete mich mit ihm an, auf mehrer weisen, er ist Liles Vater.“ Mein Kopf schien zu explodieren, dieser total durchgeknallte Typ war Liles Vater? Na amen. „Ich habe ihn nicht geliebt, falls das deine nächste Frage sein sollte.“ Cary lächelte mich wieder an. Verdammt ich war hier das total Arschloch, wie sollte ich das jetzt wieder hinkriegen?! „Jetzt sieh mich nicht an wie ein begossener Pudel! Wir sitzen in einem Riesenrad und sind fast oben, du weißt doch wohl was die Tradition von Riesenrädern ist.“ Und mit einem Mal musste ich grinsen, das war mein Stichwort, denn ich konnte sehen wer in der Glasgondel unter uns saß, eines dieser dämlichen Teeniepärchen, die mich vorhin ausgelacht hatten. Ja, ja Zeit denen zu zeigen, dass es sich nicht lohnte mich auszulachen, immerhin schien Cary die ganze Sache mit ihrer Vergangenheit nicht so mitzunehmen, wieso hatte sie mir das eigentlich erzählt…? Dazu hatte es keinen Grund gegeben, diese Frau schien ein einzelnes Rätsel zu sein. Als wir endlich, nach gefühlten drei Tagen an der Spitze des Riesenrades, jeder der so was romantisch oder toll findet, hat wohl vergessen wie langweilig so ein Fahrt ist, ankamen musste ich natürlich diesen Teenies, wobei ich sagen muss, technisch gesehen war ich auch einer, zeigen wo der Hammer hängt, Folge war einer der beeindruckensten Frech Kisses, die ich in meinem ganzen Leben je gegeben habe, nicht falsch verstehen, ich bin noch kein alter Knacker, nur weil hier was erzähle, ja?! Ich bin in der Blüte meiner Jahre, jeder darf nun selbst entscheiden, welches alter das ist. Allerdings hatte ich anscheinend so übertrieben, dass Cary mich wie ein Fisch danach anstarrte, und ich peinlich berührt auf die Gondel hinter uns zeigte, sie lachte den ganzen Weg bis unten. Ich war eindeutig zu kindisch, zum Glück war das kein Grund für sie, alles hinfällig werden zu lassen, sie selbst ist übrigens ein größeres Kind als ich, nur um es mal erwähnt zu haben…

Die Dame die uns am Boden des Riesenrades in empfang nahm, schaute mich wirklich mitleidig an, als sie sah wie Cary weinend vor lachen aus der Gondel ausstieg. Hey! Ich hatte keinen Korb bekommen, okay?! Es war alles in bester Ordnung, mal davon abgesehen, dass Cary demnächst ersticken würde, wenn sie nicht bald aufhören würde zu lachen. Immer noch ein wenig peinlich berührt ging ich hinter ihr her, super, nun war ich schon wieder das Gespött der Leute, wiese musste ich mich auch immer so dämlich anstellen. Wenigstens hatte uns noch keiner für Geschwister gehalten, dass hätte mir den Rest gegeben.

Unser Tag im Vergnügungspark endete mit einer dieser Akrobatikshows, die in jedem Vergnügungspark zu bestaunen sind. Mittlerweile war es 19 Uhr geworden und alle Menschen drängelten sich zum Ausgang und zu den Zügen, als wir am Bahnhof angekommen waren, wollte Cary aber keineswegs direkt in einen Zug steigen, im Gegenteil, sie setzte sich auf eine der Bänke dir für wartende Fahrgäste gedacht waren und schaute zu wie die Passagiere aus- oder einstigen und Züge ankamen und wegfuhren. Nach einiger Zeit setzte ich mich neben sie und schaute mit ihr nach den Zügen, irgendwie war das eine sehr beruhigende Beschäftigung. Es muss circa eine halbe Stunde vergangen sein, als Cary sich zu mir beugte, eine Hand auf meiner linken Schulter, denn ich saß links von ihr und mich halb auf die linke Wange, halb auf den Mund küsste, die einzige Bewegung die von mir kam, war das meine Augen nach links schielten. Danach stand Cary auf. „Lass uns nach hause fahren.“ Mit diesen Worten stellte sie sich ans Gleis und wartete auf den nächsten Zug. Ich tat es ihr gleich, und als unser Zug im Bahnhof einfuhr nahm ich ihre Hand und stieg mit ihr in den Zug, als hätte ich nie etwas anderes gemacht.

Schon komisch in dieser kurzen Zeit, die wir brauchten um wieder in unserem Apartmenthaus anzukommen, kam es mir vor, als wäre ich zehn, wenn nicht zwanzig Jahre gealtert, natürlich war dem nicht so, aber ich konnte dieses Gefühl nicht mehr vergessen. Es ängstigte mich, aber gleichzeitig verlieh es mir eine Art von Frieden. Wie es wohl ist, wenn man mit Jemanden an der Seite alt wird? In meiner Familie war das ja nicht der Fall, also hatte ich dafür kein Beispiel. Aber ich stellte mir vor, es wäre großartig. Mein Gott, ich hatte Gedanken wie ein alter Knacker. Ich schüttelte mich, worauf ich einen merkwürdigen Blick von Cary erntete, na ja, sie war ja auch nicht normal, und sie schenkte dem auch keine weiter Beachtung.

Diesmal war es wieder ihre Wohnung in der wir landeten, nein nicht so wie ihr denkt! Es kann doch nicht in jedem drittel Kapitel Sex geben, nicht, dass ich etwas dagegen gehabt hätte, aber sie war ja doch etwas älter als ich. „Was möchtest du essen?“ Ich starrte sie mindestens fünf Sekunden an ehe ich zu einem „Was hast du gesagt“ ansetzte, welches ich mitten im Satz unterbrach, weil ich sie letzten Endes doch verstanden hatte, und mit einem „…was essbares wäre gut“ den angefangenen Satz beendete. Worauf sie eine Augenbraue hochzog und mir so zu verstehen gab, dass essbar ein ziemlich weiter Begriff war. Da mich diesen Blick irgendwie nervös machte, war meine zweite Antwort auf ihre Frage, dass sie etwas machen sollte worauf sie gerade Lust hatte und wofür sie auch die Zutaten im Haus hatte. Während sie also anfing zu kochen verschwand ich unter der Dusche, um mir den Angstschweiß vom Achterbahn fahren endlich von der Haut zu spülen. Memo an Hirn: Keine Vergnügungspark-Dates mehr. Oder ich würde all meinen männlichen Stolz noch verlieren. Und wie ihr ja wisst, mein Ego ist nicht gerade klein und es war heute schon geschrumpft, zum Glück hatte ich es so gut überspielt, dass Cary davon keinen Wind bekommen hatte, zumindest hoffte ich dass mehr als alles andere, irgendwo war ich doch noch ein Kind…

Als ich aus der Dusche stieg bemerkte ich wie sehr es sich hier doch seit meinem letzten Duschbesuch verändert hatte. Eine kleine Zahnbürste mit Bärchen stand in einem kleinen Becher mit Elefanten auf dem Waschbecken, unter welchem ein kleiner Hocker stand mit Hündchen darauf. Neben dem Waschbecken links hing ein kleines Badetuch, an welchem plüschige Hasenohren emporragten. Ein sehr deutliches Grinsen konnte ich mir bei dem Anblick von so Mädchentypischen Dingen dann nicht verkneifen, und zu sehen war dieses Grinsen dann im Spiegel auf welchen lauter Saugnapftiere befestigt waren. Ich fragte mich ob das Liles oder doch eher Carys Geschmack war, dass war selbst für ein kleines Mädchen ein wenig „too much“. Ich beschloss, dass das Badezimmer auch zu der Date Auswahl passte und vermutete daher eher, dass Cary hier ihrem Dekodrang nachgekommen war. Nicht, dass die restliche Wohnung so ausgesehen hätte, dass hier war vermutlich ihr kleines Dekowunder.

Als ich aus dem Badezimmer wieder herauskam, und nein es waren keine Stunden vergangen, so eitel bin ich auch wieder nicht, duftete es schon nach „essbaren“. Es roch zwar gut, aber irgendwie wusste ich nicht so ganz was mir da serviert werden würde. Ich bewegte mich also auf nackten Füßen zur Küche, während ich mir mit der linken Hand die Haare mit einem Handtuch trocken rubbelte. Verstohlen warf ich einen Blick in die Küche, aber identifizieren konnte ich dass „essbare“ immer noch nicht. Daher beschloss ich mich weiter ins Wohnzimmer zu begeben um dort einem meiner Hobbys nachzugehen; dem Echsenärgern. Welches ich soweit perfektioniert hatte, dass man es zur olympischen Disziplin hätte ausrufen können. Und als gerade Carys Echsen, Zack und Vader, fast zur Weißglut gebracht hatte, kam Cary mit dem Essen rein und scheuchte mich wie von der Tarantel gestochen von dem Terrarium weg, sie schlug sogar mit einem Küchenhandtuch nach mir, welchem ich gekonnt und lachend auswich um mir danach anhören zu dürfen, dass ich es auch nicht lustig finden würde, würde mich ein gigantisches Lebewesen ärgern. Ende vom Lied war, dass ich mich bei den Echsen entschuldigen musste, was ich ein glitze kleines bisschen übertrieben empfand, aber wenn Cary es wieder milde Stimmte bitte, tut mir leid Echschen. Zumindest durfte ich danach endlich essen, was für mich gekocht wurde, nachdem ich aufgeklärt wurde, dass es Reisomelette gab. Und hey es schmeckte gar nicht schlecht, zwar nicht ganz mein Geschmack, aber Mann kann ja auch nicht alles an einem Tag haben.

Nachdem ich schon fast mein ganzes Omelette in mich reingestopft hatte, ich hatte einen Bärenhunger, im Gegensatz zu Cary war ich nämlich nicht fähig gewesen nach den ganzen Achterbahnen noch ständig etwas zu essen, sah mich Cary ziemlich eindringlich an, worauf ich die Gabel mit meinem letzten Bissen kurz vor meinen Kauwerkzeugen abstopfte. Mein Blick wanderte mehrmals zur Gabel und dann zu Cary und zurück, doch die Frage musste ausgesprochen werden, war nämlich unangenehm so observiert zu werden. „Was ist?!“ Zwei Worte, ziemlich einfach verständlich und besser als ein stumpfes ‚hä?!’. Cary schaute kurz auf den Tisch. „Tut mir leid, dass ich mir so etwas kindisches als Date ausgesucht habe. Selbst ich habe gemerkt, dass es dir zuweilen ziemlich unangenehm war, ich kann’s ja auch verstehen, wir sind ja keine dreizehn mehr…“ Wieder starrte ich auf meine Gabel, damn, der letzte Bissen würde kalt werden. „Das zeigt nur wieder, dass ich doch nicht so ein guter Schauspieler bin wie ich dachte…außerdem habe ich mich selbst ziemlich zum Affen gemacht, also mach dir keinen Kopf, ich bin jung, ich überlebe das. Aber wenn du mich jemals noch mal auf so eine Höllenachterbahn schleifst, weiß ich nicht ob ich das überlebe. Im ernst so schlecht war mir das letzte mal nach einem Wetttrinken, welches ich bis heute schon wieder vergessen hatte“, erwiderte ich mit einem, meiner Meinung nach, schelmisches Grinsen. Cary klimperte dreimal übertrieben mit den Wimpern, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach, worauf ich schnell meinen letzten Bissen runterschlang, dass wäre dann auch geklärt. Nachdem wir nach dem Essen noch circa zwei Stunden miteinander rumgealbert hatten, und ich meine das wirklich so, ich glaube Cary musste danach mindestens ein Sofakissen ersetzen, verabschiedete ich mich, schließlich musste ich morgen wirklich mal wieder zur Uni und Cary hatte Schicht, und es fiel mir wirklich schwer Cary zu verlassen, vor allem nach dem „Gute Nacht Kuss“, der eindeutig mehr war als ein „Gute Nacht Kuss“, aber wenn ich geblieben wäre, hätte keiner von uns auch nur ein Auge zugetan von der Ausdauer die wir beide zutage legten konnten andere lediglich träumen…

Als ich am nächsten Tag gegen Mittag, nach mehr als einer tot langweiligen Vorlesung, also in dem Diner, in dem ich öfters meine Mittage verbrachte, erschien, saßen da schon mein bester Freund und seine Freundin, selig grinsend wie zwei Hippies auf Hasch. Ich überlegte mir mehr als dreimal, ob ich mir diese beiden heute antun wollte, aber wenn ich wieder gegangen wäre, dann hätten sie mich bestimmt wie zwei Stalker verfolgt, bis ich klein beigegeben hätte, also war sich mit ihnen auseinanderzusetzen die weniger peinliche Option. Gesagt getan, ich setzte mich also zu ihnen und wartete auf die erste neugierige Frage und war überrascht, dass die erst kam, als meine Pommes und mein Burger schon vor mir standen. „Uuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuund?“, kam es von Tray. „Was du sie „gefragt“.“ Ehrlich gesagt konnte ich mit der Frage nicht viel anfangen und zum Glück fiel mein fragender Blick wenigstens Cecy auf, die dann übersetze: „Er will wissen ob du das mit der Verhütung jetzt geklärt hast.“ Meine mir auf der Hand fallende Pommes schien ihr antwort genug zu sein. „Das ist jetzt aber nicht dein ernst, oder?! Mir scheint du hast dir wirklich die Birne rausgevögelt.“ Cecy schien sichtlich von mir genervt und ich musste ihr gedanklich leider zustimmen, ich hatte mir die Birne tatsächlich rausgevögelt. „Wir waren zu sehr „beschäftigt“ als dass ich das hätte fragen können…“, gab ich ziemlich lahm zur Antwort, worauf ich nur ein Kopfschütteln von Cécile erntete. Sie hatte ja recht, es war nicht die klügste Aktion die ich da gab hatte, aber hey, Mann ist nur einmal jung. „Ich kann kaum glauben, dass dich die Frau, in die du als fünfzehnjähriger bis über beide Ohren verknallt warst gevögelt hat…“, erwiderte Tray. „Hey, nur um eins klar zustellen, sie hat nicht mich gevögelt sondern ich sie. Ich bin ja nicht wie du.“ Ein Tod bringender Blick von Cécile war meine Strafe für den vulgären Kommentar, worauf von mir nur ein beleidigtes „Ich bin ja schon still…“ zu hören war. Was wollte sie denn, die zwei hatten sich ja schließlich dazu entschlossen mich auszufragen. Cécile seufzte nach einer Weile schwer. „Du solltest dich wirklich besser unter Kontrolle halten.“ Was sollte das denn jetzt?! Vorgestern wollte sie mir doch noch eine One Nightstand Partnerin andrehen, damit ich mich besser fühle und warum freute sich eigentlich keiner über meinen Erfolg?! Das war doch alles nicht gerade fair. „Wenn du wüsstest wie sie abgeht wenn man mal dabei ist.“ Beleidigt war ich ja immer noch. „Du versuchst mir also gerade zu sagen, dass alles was du von einer alleinerziehenden Mutter, die neun Jahre älter als du ist, willst guter Sex ist…“ Ich schwieg, ich würde mich hüten jetzt irgendetwas anderes zu sagen, dann würde sie mich nur noch mehr nerven, so schrie sie mich nur an und stempelte mich als Testosteron gesteuertes Schwein ab und verlies wütend das Diner. Bitte konnte sie gerne haben! Allerdings erntete ich darauf den ersten strafenden Blick von Tray. „Was denn?! Sie hat damit angefangen“, fauchte ich und deutete zur Tür. Doch Tray stand nur auf und nuschelte. „Werd doch mal ein bisschen erwachsener…“ What the fuck?! Halloooooooooohoooooooooo, Erde an Freunde, ihr habt doch angefangen. Ziemlich angepisst aß ich meine Pommes und meinen Burger auf bezahlte und gab nicht mal Trinkgeld. Freunde können einem den Tag gewaltig versauen, wenn sie mal mit so was angefangen haben. Die folge dieses Gespräches war also, dass ich die nächsten Stunden total angekratzt in meinen noch anstehenden Vorlesungen saß und mich mehr als ein Professor fragte ob bei mir alles in Ordnung wäre, hatten die eine Ahnung.

Normalerweise an solchen Campustagen, an denen auch noch strahlender Sonnenschein herrschte, würde ein Student mit einer Gruppe mit studierenden eine runde Basketball auf dem Platz spielen und die Studentin des Herzens würde zu sehen, beziehungsweise, man würde einfach die erst Semester fertig machen. Mir war absolut heute nicht danach, ich war viel zu angepisst von der ganzen Situation, und das Cecy mich an die Verhütungssache erinnert hatte, das half mir auch nicht wirklich. Ich schlenderte also missmutig über den Campus und ständig kam eine meiner früheren Onenightstands angelaufen und wollte mich zu einem Date überreden, ich strafte sie allen mit einem mörderischen Blick; Frauen konnten so nervtötend sein, vor allem die mit denen Mann mal im Bett war. In einer der Alleen blieb ich stehen und starrte in die Baumkronen, es war Sommer und alles war grün, ein schöner Anblick, der Anblick den ich hatte als ich wieder nach vorne sah war allerdings alles andere als erfreulich. Diese Stadt war so riesig und, dass Gesicht was ich jetzt sehen musste war ausgerechnet das vom verloren Sohn, alias meinem Zwillingsbruder, der irgendwie viel erwachsener aussah als ich…na super, was machte der hier eigentlich?! Zu meiner Überraschung schien er mich gar nicht zu bemerken, worauf hin ich entschied den Weg unter der Allee weiter zugehen, damit ich ihn nicht richtig treffen musste. Ja ich weiß wir waren Brüder die sich lange nicht gesehen hatten, aber die Begegnung mit ihm bei Cary störte mich immer noch und sein Fabel für dunkle Lederklamotten war irgendwie auch ein wenig creepy…Als wir auf einer Höhe waren schielte ich kurz zu ihm hoch, er sah alles andere als gut gelaunt aus, wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich gesagt er sähe traurig aus, aber alleine die Vorstellung war lächerlich, also ging ich einfach weiter Richtung Bibliothek, ich musste noch etwas für eine Vorlesung nacharbeiten und dann wollte ich mir gleich ein paar Bücher ausleihen.

Unsere Bibliothek war das älteste Gebäude der Universität mit ebenholzenen Regalen, Tischen, Stühlen, Computer waren hier Mangelware, und den besten hatte eh die Bibliothekarin, die sich fast weigerte mit dir ein Gespräch anzufangen, ich kann davon ein Lied singen, ich wollte sie mal flachlegen, erfolglos, wenn die Frau nicht mit dir spricht. Ich hielt mich also gar nicht länger mit ihr auf sondern legte ihr nur die Bücher die ich ausleihen wollte vor die Nase, das war der einfachste Weg mit ihr zurecht zukommen, und sie scannte sie ein und gab sie mir wieder, mit der Bemerkung diesmal nicht die Frist zu verschlafen. Da seht ihr, sie konnte schon sprechen, aber nur sporadisch. Als ich die Bibliothek also verließ war es schon dunkel geworden, ich hatte mich in einem meiner Bücher festgelesen, dass passierte mir ziemlich oft, ich war quasi ein verkappter Buchwurm, wenn keiner hinsah zumindest. Ich machte mich also gemütlich auf den Weg nachhause, als ich an der achtunddreißigsten wieder aus der U-Bahn stiegt und die Treppen nach oben erklommen hatte, wurde ich fast abgefackelt, zum Glück hatte ich mich blitzschnell auf den Boden geworfen. Was war denn jetzt schon wieder los?!

Was war denn jetzt schon wieder los?!

Ich rollte mich in eine Seitenstraße um weiteren Fallen entkommen zu können, dort angerollt stand ich auf und klopfte mir den Dreck von den Klamotten ehe ich mich an die Ecke begab um einen Blick auf die Situation zu erhasschen. Und da sah ich dann Miss Lebendefackel: Jackal. Na jehu, genannte Dame war gerade dabei mehrere Scheiben von Juweliergeschäften mit ihren Fallem zum Platzen zu bringen, als wäre es hier nicht schon warm genung gewesen, jetzt kam man hier so locker auf 50-60°C, wieso war mir das nicht schon beim hochkommen aufgefallen?! Ich sah mich um nach einer ungestörten Telefonzelle, oder ähnlichem, ich fand eine öffentliche Toilettenbox, ich schaute wieder zu Jackal und in einem unbemerkten Moment lies ich Bücher und ähnliches Fallen und stürmte zu besagter Toilette riss die Tür auf und verschwand drinnen, kurze Zeit später verließ ich die Toilette dann in meinem Day’n Man Outfit wieder und schlich unbemerkt auf Jackal zu, die gerade in der Luft schwebte und hysterisch lachte, mit einem ziemlich miesen Grinsen lies ich sie gegen die nächste Hauswand krachen, wer sagt Angriffe von hinten wären feige hat Null Ahung…sie rutsche von der Hauswand zu Boden und rappelte sich mit einem „Uhh“ wieder auf und drehte sich mit zu mir um. „Du schon wieder?! Hast du deine letzte Lektion noch nicht gelernt Kleiner?!“ Sie war sichtlich von mir genervt. „Welche Lektion, alte Schachtel?“ Ich verschränkte die Arme und zeigte mein Zahnarztgrinsen. Sie verzog einen Mundwinkel und ihre linke Augenbraue zuckte gefährlich, allerdings beeindruckte mich das nicht, letztes Mal hatte sie Glück, dass ich so fertig war, heute würde ich hier als Sieger hervorgehen, dessen war ich mich sicher, und schon wurde ich mit einer Feuerwand beschossen. Ich zog mir ein Auto zu meinem eigenen Schutz heran, aber die Temperaturen glichen der des Fegefeuers der Hölle, ich kam wirklich sehr ins Schwitzen und beschloss daher den Wagen nach Jackal zu werfen, dadurch hörte für einen Moment der permanente Feuersturm auf. Ich hörte sie laut fluchen während ich mir einen strategisch besseren Platz für meinen Konter suchte, allerdings blieb ich mitten auf dem Weg stehen, als SIE vor mir auftauchte, meine Erzfeindin, CC, der Grund warum ihr sie noch nicht kennt liegt daran, dass sie anscheinend bis jetzt Urlaub gemacht hat. Sie drehte den Kopf zu Jackal und sagte nur kühl. „Überlass den mir, kümmer du dich weiter um den Auftrag.“ Danach sah sie wieder zu mir. Das tückische an CC ist, ich weiß nie was sie denkt, äußerst gefährlich, zumal ich sie sogar ziemlich anziehend finde mit ihren langen schwarzen Haaren, den rehbraunen Augen die von einer Maske bedeckt sind und ihrem super Modelkörper der in einem Kimonoähnlichenaufzug steckte, mit so langen Ärmel, dass sie mich mehr als einmal damit fast erwürgt hätte. Sie grinste mich hämisch an, wieso wusste ich augenblicklich, das ich hier heute nicht ohne Schmerzen rauskommen würde?! Ist ist übrigens anzumerken, dass sie ähnliche Fähigkeiten wie ich besitzt, dass machte die Sache nicht gerade einfacher, Angriff ist hier die beste Verteidigung. Gedacht getan ich versuchte sie also genau wie Jackal vor ihr gegen die Wand zu werfen, er klappte auch einige Meter weit, aber die Wand erreichte sie nie, sie fing sich auf der Hälfte des Weges in der Luft durch ihre eigenen Fähigkeiten. „Na na, wie frech, das ist nicht die feine englische, denkst du nicht auch, Youngster?“ Hey, so jung bin ich auch nicht mehr, ich fürchtete das hier würde wie immer in Nahkampf ausarten und natürlich war dem auch so. Sie lies sich runter zu Boden und zog ihr elektronisches Rapier, dass ohne jegliche Stromquelle auszukommen schien, die Geschwindigkeit die sie beim Laufen zulegte würde mir heute Abend das Genickbrechen. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, wie sie vor mir angekommen war und mir mit rechts einem ziemlich harten Kinnhaken verpasst von dem ich zu Boden ging, war das wirklich eine Frau?! Aber mit dem Kinnhaken gab sie sich natürlich nicht zufrieden, sie schlang einen ihrer Megaärmel um meinen Hals und zog diesen zu. Um dieser Situation zu entkommen musste ich sie an den Haaren packen und über meine Schulter legen, ich hörte ihre Knochen durch die wucht quasi schon ächzen und sie blieb auch einige Sekunden liegen und ich triumphierte innerlich auch schon ein wenig, als sie mich zur Abwechslung mal gegen eine Wand krachen ließ, Fuck, dass tat mehr als nur ein wenig weh. Ich war benommen und sie war schon wieder bei mir, Solarplexus, ich ging zu Boden, tritt in die Magengegend, ich blieb auf dem Rücken liegen, hustend. Ich sah ein wenig benommen zu ihr, sie blutete aus dem Mundwinkel, ebenso wie ich, sie holte zum nächsten Schlag aus, ich zog ihr die Beine weg und rollte mich auf sie, schlag in die Rippen, angeknackste Rippe, dann schmiss die mich von ihr und ich ihr gleichzeitig einen Briefkasten mit voller Wucht gegen den Oberkörper, Bulls Eyes, sie fiel rückwärts zu Boden, nach Luft schnappend und Blut spuckend, jetzt waren wir erstmal quitt, ich war sicher ich hätte ihr auch zumindest was angeknackst. Ich rollte mich vom Rücken auf alle viere und atmete tief durch, scheiße. Und schon stand sie wieder neben mir, knock out schlag von links oben. Als ich wieder zu mir kam stand die halbe Straße in Flammen und Jackal und CC waren spurlos verschwunden. Mir tat jeder einzelne Knochen im Körper weh. Ich rollte mich erneut auf den Rücken um besser atmen zu können. Fuck! Fuck! Fuck! Wieso musste auch gerade CC hier heute auftauchen, NICHT FAIR! Ich fuhr mir mit den Hand an den Kopf, Platzwunde, aufgeplatzte Lippe, blaues Auge, wenigstens war meine Nase noch ganz. Ich atmete noch ein zweimal durch, dann hörte ich Sirenen, scheiße! Ich stand mehr als wacklig auf und humpelte Richtung Toilette und zog mich mit letzter Kraft erneut um, dann humpelte ich raus und lies mich auf dem Bürgersteig nieder. Die Polizei würde mich als Zivilist in ein Krankenhaus bringen, da wollte ich zwar nicht hin, aber nötig war es vermutlich. Ich sah mir bis die Polizei kam die totale Zerstörung dieser Straße an, ausgebrannte Autos, zersprungene Schaufenster, in Flammen stehende Bäume. Diesmal hatten sie es echt übertrieben, und dann kamen endlich die Sirenen näher…



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Indy
2011-02-26T18:49:26+00:00 26.02.2011 19:49
Ich erfahre neue Dinge über Fahrstühle... lerne 'neuen Seiten' kennen, sollte man sagen; für mich sind Fahrstühle einfach nur eng und stinken nach Urin. xD Aber ich hoffe doch mal, dass die drei in einem sauberen Apartementhaus leben.
Xore ist zwar in Jedi Academy nicht so schüchtern gewesen, als er in dem Alter war, aber ansonsten triffst du ihn ganz gut, denk ich mal. Den jungen Xore hab ich nicht mehr so gut im Kopf. >_<
Und das mit dem Regenschirm... jaja, darüber hab ich nie nachgedacht, aber es stimmt. xD' Es stimmt wirklich. Gut, dass ich ein Mädchen bin.

Der Schluss vom Kapitel ist mal wieder ziemlich gut gewählt, finde ich. Zuerst schön vom Thema abgelenkt durch Xores Gedanken und dann dieses "Juchu, geschafft.... ach nee, doch nicht, ejtzt wirds nur noch schlimmer, bis Gary zurück ist".
Von:  Indy
2011-02-26T18:41:19+00:00 26.02.2011 19:41
Hah, der letzte Satz ist das beste. >xD
Pech für Tray, er sollte doch wissen, dass Xore und er einfach.... ...nicht in Frieden nebeneinander existieren können.
Einziger Kritikpunkt ist, dass es mir manchmal echt schwer fällt, deinen Sätzen zu folgen, weil du viele Hauptsätze in einen packst, ohne Konjunktionen oder so und ich dann immer erstmal Mühe habe, zu kapieren, dass hier ein völlig neuer Gedanke anfängt. Und ein paar Tippfehler; die passieren aber jedem. ;)
Von:  Indy
2011-01-10T16:41:50+00:00 10.01.2011 17:41
Find es voll süß, wie Xore anfangs so nett über seinen Vater redet. Jaja, eigentlich hat er ihn ja doch lieb, er würde es ihm gegenüber bestimmt nur nie zugeben.....
Meinen Liebliigssatz kennst du ja schon, den ich auch ständig zitieren muss: "und nein das ist keine! Telekinese!" Der ist echt großartig. Ich kann mir das so schön vorstellen, wie Xore davon irgendwo erzählt und alle "Aaaah, so Telekinese und so?" und er immer genervter wird, weil er immer die selbe Reaktion kriegt. xD
Achja, und: "So cool wie ich sein wollte war nicht überhaupt nicht." STIMMT JA GAR NICHT!!! :PPPPP
Von:  Indy
2011-01-10T16:35:38+00:00 10.01.2011 17:35
So, ich fange jetzt nochmal von vorne an mit lesen. xD
Der Prolog ist schon sehr lustig, vor allem der Satz "Oh man, was muss ich euch eigentlich noch alles erklären während ich einen Stöckelschuh im Gesicht habe" ist schon beinahe episch.
Ich mag's. Vor allem nicht so ein übertrieben langer Prolog, wie gewisse andere Leute sie schreiben, sodass es schon fast ein Kapitel ist. >_> *Hust* *nein, ich doch nicht*
Von: abgemeldet
2010-10-06T20:25:27+00:00 06.10.2010 22:25
Schöne Geschichte, echt. ;)
Ich würde nur das "Dotzte" in der letzten Seite verändern. x'D


Zurück