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Wer bin ich wirklich?
von

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Prolog

Ich weiß nicht, ob das Leben irgendeine Zerstreuung für mich bereit hielt, die meinen Durst nach Wissen oder einfachen Beschäftigungen stillen konnte. Mein Geist und meine Seele waren alles andere, was man von einem normalen Mädchen erwartet hätte. Seichte, leichte Spuren von Angst und Zweifel spiegelten sich darauf wieder.

Das was ich erlebt hatte in meinem jungen Leben, wünschte ich keiner anderen Person, die ich kannte. Denn tägliche Schmerzen zu erleiden, welche sich tief in dein Befinden bohrten, waren Qualen der allerschlimmsten Sorte. Ich wünschte mir eigentlich nur eine heile Welt.

Doch zu wissen, dass diese nie eintreffen würde, zerbrach mir zusätzlich das Herz.

Nach den folgenden Begebenheiten veränderte sich am mein Leben vollständig.

Mein Leben endete und begann von Neuem.

Wer bin ich wirklich?

Ich weiß nicht mehr, was in den letzten Monaten passiert war. Mein Gedächtnis schien ausgelöscht geworden zu sein. Das Einzige an was ich mich erinnern konnte, als ich die Augen öffnete, war der beißend, stechende Geruch eines Krankenzimmers und die besorgt aussehenden Gesichter um mich herum. Ich schätzte so, dass es ungefähr drei Männer waren. Zwei standen in der hintersten Ecke des Zimmers und unterhielten sich angeregt über irgendetwas. Leider konnte ich nicht verstehen worüber. Meine Sinne schienen noch nicht wirklich wieder zu funktionieren. Ständig fielen automatisch meine Lider von der gewohnten Müdigkeit zu. Aufeinmal wurde es hell. Jemand hielt mir eine Taschenlampe ins Gesicht und öffnete leicht meine Augen. Dann trat er wieder zurück und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett.

Er schien Arzt zu sein. Sein weißer Mantel blendete mich, da die Lichter im Raum, nach meiner Einschätzung, zu hell eingeschaltet waren. Als er bemerkte, dass ich langsam meine Augen öffnete und mich bewegte, stand er auf und kam auf mich zu. Seine Stimme war klar und ruhig. Nichts bedrohlich lag darin. Dennoch schien er etwas nervös zu sein.

„Hallo...Miss...können sie mich hören?...Nicken sie einfach, wenn sie mich verstehen.“, sprach er langsam und vorsichtig, damit ich auch jedes einzelne Wort verstand.

Obwohl ich noch benommen war, sah ich zaghaft in sein Gesicht und schaute mich leicht um. „Wo...bin ich?“, fragte ich schwach.

Meine Stimmbänder schienen eingeschlafen zu sein. Anscheinend hatte ich sehr lange geschlafen. „Wie lange bin...ich schon hier?“

Der Arzt lächelte gütig, aber dennoch mit einer Distanz in seinem Blick:

„Sie sind im Wellford – Klinikum in Richmond.“ Er machte eine kurze Pause, als ob er die letzten Worte zu schnell erwähnt hatte. Er fasste sich wieder, strich sich kurz über seine linke Schläfe und setzte erneut an: „Wie geht es ihnen? Sie haben sehr lange im Koma gelegen...!“

Seine Stimmung schwankte in eine eher trübe und zugleich traurige. Er wendete seinen Körper in Richtung der anderen Männer, welche ihre Unterredung eingestellt hatten. Während die eine den Raum geschwind verließ, nickte die andere. Die Augen zum Boden gerichtet. Dem Arzt schien diese Entscheidung nicht zu gefallen. Er reagierte mit einer Abwehrhaltung und verschränkte die Arme vor seinem Körper. Anscheinend war das irgendein Vorgesetzter. Der Arzt begann wieder zu reden.

Ich verstand nur sehr wenig, was er sagte.

Ziemlich viel Fremdsprache war darin enthalten, glaubte ich zumindest. Es hörte sich an, als ob er mir meine Rechte vorlas. Ich fühlte mich, wie eine Angeklagte vor Gericht. Nicht wie eine Schwerverletzte im Krankenhaus. Er holte bei seinen letzten Worten tief Luft und stellte seine letzte Frage, auf welche ich nicht vorbereitet war.

„Wissen Sie noch was passiert, bevor sie zu uns gekommen sind?“

In diesem Moment fing mein Gehirn an zu arbeiten. Doch irgendwie schienen wichtige Fakten auszubleiben. Ich versuchte mich zu konzentrieren.

Alles war weg.

Mein Atem stockte und mein Herz fing unwillkürlich schnell an zu schlagen. Ich suchte in meinen Erinnerungen nach der richtigen Antwort, doch konnte keine finden.

Mein Kopf war leer...sprichwörtlich leer.

„Ich weiß...!“, fing ich an, musste aber dann feststellen, dass ich nicht weiter sprachen konnte. Mir fiel nicht mal mein Name ein.

„Ich...!“, begann ich von vorn, aber dennoch ich wusste nichts mehr. Wer war ich?

Wo ist meine Familie? Wenn ich eine hatte. Und wo wohne ich?...Tausend Fragen hätte ich mir stellen können, doch keine konnte ich beantworten.

Tränen flossen meine Wange hinunter. Um diese Schmach nicht als Angst zu präsentieren, wollte ich mich zur Seite drehen, jedoch hielt mich etwas davon ab.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich an mehreren Schläuchen angeschlossen war. Meine Handgelenke waren mit Fesseln bestückt, welche mich ans Bett pressten. Ich wurde nervös und krampfte. Ich wälzte mich und verzog mein Gesicht bei den Schmerzen, welche auslöst wurden, weil sich die Schläuche sich abrupt bewegten. Ich schrie auf.

Der Arzt fuhr nun auf: „Beruhigen sie sich...! Alles in Ordnung!“ Er betonte das letzte Wort extra scharf und versuchte dennoch ruhig zu bleiben. Ich, jedoch konnte mich nicht darauf konzentrieren. Ich wollte einfach hier raus. Die Angst in seiner Stimme stieg an. Ich war drauf und dran mich von meinen Fesseln zu lösen. Ich schrie und protestierte gegen diesen Zustand, doch der Arzt versuchte die Ruhe zu behalten, welche er langsam nach und nach verlor. Keines seiner beruhigenden Worte erreichte mich.

Die Panik, welche sich nach und nach ausgebreitet hatte, schien ihren Höhepunkt zu erreichen. Angelockt durch die Schreie kamen Menschen hinein gestürmt, um nach dem Rechten zusehen. Der Arzt und sein Vorgesetzter schicken sie wieder weg.

„Alles unter Kontrolle. Wenden sie sich wieder ihren Aufgaben zu.“, entgegnete einer der Beiden der Masse. In kurzen Ruhephasen linste ich zu den Menschen. Ihre verschreckten Gesichter sprachen Bände. Ich sah wahrscheinlich wie eine Irre aus. Als dann der Arzt auf mich zu kam und wieder auf mich einredete, ignorierte ich ihn ganz und versuchte mich zu befreien.

Er raufte sich die Haare und machte einen wütenden Eindruck. Schließlich entgegnete er mir etwas in schriller Stimme und rannte davon. Er diskutierte mit dem anderen Mann am Ende des Raums. Anscheinend wollte er ihn dafür gewinnen zu bleiben. Der Arzt zeigte mit gestreckten Zeigefinger auf den zweiten Mann. Es<sah aus, als ob er ihn ermahnte. Der Zweite sagte daraufhin leise etwas und der Arzt verließ empört den Raum. Wenn ihr mich fragt, hatten sie gerade entschieden ob ich eingeschläfert werden oder doch lieber für alle Zeit eingesperrt werden sollte.

Der Mann in schwarz bekam anscheinend den Zuspruch und trat nun geschmeidig auf mich zu. „Also...!“, begann er, während er eine Hand in seine Tasche streckte.

„...und was machen wir nun mit dir?“ Seine samtweiche Stimme ließ mich gleich zurückfahren. Meine Wut schien verraucht und mein Gemütszustand verbesserte sich, obwohl ich nicht wusste, was eigentlich los war.

Mein Gesicht weichte leicht auf und entkrampfte sich, die Anspannung verließ meinen Körper. Solch ein Gefühl hatte ich nie vorher gespürt. Eine innere Ruhe trat ein.

Er lehnte sich an mein Bett. Endlich konnte ich sein Gesicht erkennen. Es war jung und dennoch hart geschnitten, wie das eines reiferen Mannes. Es glich eher jemanden aus dem Fernsehen. Diese härteren Züge wichen jedoch aus seinem Gesicht, als er begann zu lächeln.

Er bemerkte meinen erstaunten Blick und sein Lächeln verbreiterte sich. „Na...was ist denn jetzt? Hat mein Auftritt sie so verschreckt, dass sie vergessen haben weiter zu schreien?" Sein Blick wurde weicher und meiner betrübter, dennoch konnte ich mich nicht mehr gegen meine Gefangenhaltung währen. Seine Persönlichkeit strahlte etwas friedliches aus, was mich gleich wieder entspannen ließ, sofern ich verkrampfte.

„Ich empfinde es als unhöflich sich nicht vorzustellen...! Mein Name ist Kalidan Levi. Ich entschuldige mich nochmals für das Auftreten meines Chefarztes! Ich hoffe sie können ihm verzeihen?“, fragte er mit solch einer klangvollen Stimme, dass ich nur still nicken konnte. Diese Worte waren warm und gewählt gesprochen. Sie klangen wie aus einem anderen Jahrhundert.

Nachdem er sich kurz abgewendet hatte, fasste ich mich und fragte zaghaft: „Warum...bin ich hier?“ Er drehte sich mir zu und berührte leicht meine linke Hand. Ein Stich durchzuckte meinen Körper. Seine heißen Finger fühlten sich, wie Nadelstiche auf meiner kalten Haut an. Meine Augen beobachteten das Geschehen. Er bemerkte dies und zog sie wieder zurück, der leichte Schmerz verschwand. Er schaute auf und erwiderte meinen verwunderten Blick. Ein Lächeln umspielte seinen Mund, welches in ein Grinsen überging und sprach scherzhaft: „Das könnten wir sie genauso gut fragen!“ Mein Gesicht wurde steifer. Jetzt konnte sogar seine Anwesenheit mich nicht mehr beruhigen. Die Angespanntheit nahm wieder zu. Bei dem Gedanken, ich könnte wieder etwas nicht beantworten, stockte mir der Atem.

„Warum sind sie hier?“, wiederholte er meine Frage. „Nun...!“ Er fasste sich am Nacken und durchstrich leicht sein Haar, als ich ihm nicht antwortete. Ich sah ihn fragend an. „...um ehrlich zu sein, wir wissen es auch nicht. Niemand weiß woher sie kommen, deswegen sind auch alle so besorgt, dass sie gefährlich sein könnten. Ich hoffe sie verstehen das.“

Jetzt wusste ich, warum ich festgeschnallt war, aber warum im Namen Gottes, sollte ich jemand etwas antun? Er setzte in der kurzen Pause wieder an und sprach langsam weiter, damit ich alles verstand: „Wir wissen nicht wer sie sind woher sie kommen...! Und ebenso wenig, warum sie blutüberströmt mit den verschiedensten Wunden vor unseren Krankenhaus lagen. Hätte ein Pfleger sie draußen nicht gefunden, wären sie wohl draußen im Regen verblutet.“ Ein Schock setzte sich in meinem Gesicht ab. Nicht, dass ich mich nicht mehr erinnern konnte, wer ich war, oder was ich anscheinend getan hatte. Viel mehr der Gedanke daran fast gestorben zu sein, bereitete mir Kopfschmerzen. Ich ging nicht davon aus, dass ich jemanden umgebracht hatte. Nach meinen Ermessen konnte ich keine Fliege etwas zu leide tun. Also stand das schon mal außer Frage. Doch wer hatte mich so zugerichtet? Wer war hinter mir her?

Ich sah Mr. Levi verstört an. Ich konnte nicht verstehen, warum und weshalb. Mr. Levi nahm wieder meine Hand. Doch ich merkte ihm an, dass er das widerwillig tat, mit solch einer Distanz, sodass ich mich nicht bedrängt fühlte. Anscheinend glaubte er die Wärme und Nähe seiner Hände würden mich wieder beruhigen. Auch seine samtweiche Stimme konnte nichts ausrichten und mein Körper spannte sich an.

Sämtliche Muskeln meines Körpers verkampften und meine Augen schienen sich zu drehen. Mir wurde so schwindelig, dass mein Magen flau wurde und ich kurz vor dem erbrechen stand. Ich spürte nur noch, dass jemand panisch rief: „Holt einen Arzt!“

Ich glaubte es sei Mr. Levi, jedoch war ich mir da nicht so sicher. Diese Stimme hörte sich alles andere als harmonisch an. Sie war rauh und aufgebracht. Sie glich die eines Rockers. Jedenfalls stellte ich mir so einen vor.

Alles war mir in diesem Augenblick egal, auch das ich als Verbrecher haftet und in Gefängnis kommen könnte. Ich hatte ja nach dem Blut zu urteilen, jemanden vielleicht auf dem Gewissen gehabt. Außerdem ist es nicht normal einfach im Regen, auf dem härtesten Asphalt zu liegen und vor mich hin zu sterben.

Während meiner Auseinandersetzung in meinem Kopf, protestierte mein Körper immer noch gegen die seelischen Schmerzen. Meine Augen schlossen sich automatisch und blinzelten nur noch leicht, um gegen diese an zu treten. Die Gedanken traten gegen den Körper an. Ich jedoch empfand, dass mein Körper die Oberhand behielt. Das Letzte, was ich meinen Gedanken entnehmen konnte, bevor ich vollkommen wegsackte war: „Warum musste grad mir das alles passieren!“

3 Tage später.

Ich hielt die Augen geschlossen.

Es war eindeutig. Ich lag schon zu lange im Bett. Anscheinend waren die Tage im Nu verflogen. Ich merkte nicht, dass ich einfach mal so drei Tage durchgeschlafen hatte. Ich musste ganz schon fertig gewesen sein – richtig fertig.

Mein Kopf schmerzte noch mehr als zuvor. >Autsch< Ein lautes Pochen hämmerte gegen meine Augen. Ob es mein Herzschlag war oder die Schmerzen konnte ich nicht unterscheiden. Ich fühlte mich matt, unbeholfen. Eine Hand wanderte zum Kopf, presste leicht an meine linke Schläfe und verweilte kurz dort. Oh. Ich bemerkte, dass ich meine Hand frei bewegen konnte. Ich öffnete sachte meine Augen, so vorsichtig, wie es mir möglich war. Ich hielt schützend eine Handfläche vor mein Gesicht, um das zu grelle Licht abzufangen. Weißes Licht durchflutete den Raum: zu stechend für meine bisher Nacht gewöhnten Augen. Keine Fesseln banden mich ans Bett. Ich betrachtete meine Gelenke genau, welche immer noch rote Spuren des Drucks aufwiesen. Leichte Kratzer waren auch vorhanden, was mir aber nicht weiter beschäftigte. Sie waren da. Mir war es eigentlich egal. Ich war so glücklich, endlich frei zu sein. Naja sofern man das als Freiheit bezeichnen konnte.

Das änderte sich als ich einen Blick zu Seite wagte. Es ähnelte alles sehr einer Gummizelle. Da stieg auch schon wieder das Gefühl hoch, dass ich jetzt doch die Fesseln noch besser. „Man das war´s wohl mit meiner Freiheit.“, fluchte ich leicht enttäuscht und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen. Ich nahm mich zusammen und schaute mich wieder um. Alles weiß – kein bisschen individuell.

Die eintönige Einrichtung wurde garantiert nicht durch die abgerundeten Ecken aufgepeppt. Alles fein säuberlich bearbeitet, damit ich nicht in die Versuchung kommen konnte mir etwas anzutun.

In der Ecke stand ein kleiner Tisch mit einem Stuhl. Beide wurden säuberlich am Boden befestigt. Hätte ich versucht sie rauszureißen, hätte ich mir sicher einen Bruch gehoben. Außerdem sah ich keine Möglichkeit das 5 cm Panzerglas mit meiner minimierten Kraft zu durchbrechen und fliehen zu können. Ich gab mich geschlagen.

Geschlagen von einen Irrenhaus, wo ich momentan sehr gut wahrscheinlich reinpasste. Ich hatte schließlich mein Gedächtnis und somit mein Leben verloren. Was scherte es mich hier überhaupt rauszukommen?

Bei diesen Betrachtungen schauderte ich. Ich wusste sehr wohl, dass ich niemals aufgeben würde wieder frei zu sein. Ich musste einfach herausfinden wer ich war und warum das alles passierte. Mein Leben war mir nicht so egal, wie ich es mir versuchte einzugestehen.

Ich wollte sofort aufstehen und hier weg. Meine Taktik war zunächst meine Beine so auf dem Boden zu positionieren, damit mein geschwächter Körper nicht in einem Moment der Unachtsamkeit stürzte. Der Boden war so kalt, dass sich die Kälte an meinen Beinen nach oben zog, obwohl sie im Moment noch schwebten. Sogar auf meinen Rücken spürte ich ein leichtes Stechen, welches nach ein paar Minuten abschwächte. Ich versuchte meinen Körper zu stabilisieren und stützte mich am Rand des Bettes ab. Ich zitterte leicht, als ich vorsichtig Druck auf meine Beine aufbaute. Anscheinend war der Schock noch nicht ganz abgeklungen. „Los...macht schon!“, befahl ich mit leiser Stimme mir selbst. Schmerzen zogen sich von den Fußspitzen bis in meine Brust. >AH!< Ein kurzer Aufschrei. Das versuchte Aufstehen gestaltete sich schwieriger als gedacht. Meine Beine wollten nicht so wie ich wollte. Sie sackten weg und ich landete wieder auf der Bettkante. „Was für ein Erfolg!“, dachte ich spöttisch.

Doch lange konnte ich nicht darüber „lachen“. Der Schmerz kehrt unaufhörlich zurück und wurde auch noch stärker. Ich verzerrte das Gesicht. Als ich einen stabilen Sitz gefunden hatte, welcher grad noch so für mich erträglich war, zog ich langsam und vorsichtig das lange weiße Kleid zurück, welches geradlinig nach unten glitt. Um mir einen weiteren Halt zu liefern, klammerte ich mich mit einer Hand fieberhaft am Geländer fest.

Ersetzen machte sich in meinem Gesicht breit. Ich entdeckte zwei große Verbände auf jeder Innenseite meiner Beine. Während ich behutsam über diese Strich, um die Größe festzustellen, schossen mir Gedanken in meinen Kopf, was sich wohl darunter verbarg.

Nach einigen Überlegen löste ich nach und nach den Verband meines rechten Beines. Ich hatte sie wieder zu mir heran gezogen und sie vor mir unter Schmerzen ausgebreitet. Mein Verlangen danach zu sehen, was mir angetan wurde, verlosch, als ich die ersten roten Striche wahrnahm. Weiteres Entfernen ziepte entsetzlich und um so weiter ich nach unten gelangte, stach es wie wild und pochte auf eine entsetzliche Weise. Ich wollte es hinter mich bringen, entfernte es vollständig und erschrak.

SCHOCK!

Riesige, rote Narben zogen sich entlang meiner Waden. Einige Tränen sammelten sich und tropften nach und nach hinunter und landeten auf der Wunde. Durch das Jod gut abgeschirmt, merkte ich nicht, wie das Salzwasser sich in die Wunde fraß.

Ich zog entsetzt, ohne jeglichen Bedacht auf die Schmerzen den zweiten Verband ab. Auch hier spiegelte sich eine riesige Pranke wieder. Einem Wolf oder einem Bären hätte ich solch eine Tat zu getraut. Jedoch auf keinem Fall einem Menschen. Nie hätte ich solch eine Wunde mit einem Menschen verbunden. Vielleicht hatte ich ein Tier irgendwie erschreckt und es so in die Enge getrieben. Das musste es sein. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Wahrscheinlich streifte so eine Pranke meine Beine und verursachte mir solch ein Grauen.

Die Außenränder waren schon leicht abgeheilt. Die eigentliche Wunde aber klaffte ziemlich stark. Da ich den Verbund gelöst hatte, wurde auch wieder ein Stück der schon verheilten Haut mit abgezogen. Etwas Blut überschwemmte die Verletzung und floß in kleinen Tropfen hinunter auf die weiße Decke des Bettes. Mein Magen wurde flau und alles drehte sich. Ich konnte wohl Blut nicht so gut vertragen. Dennoch kam mir der eisenhaltige Geruch bekannt vor. Ich wollte aber meinen Magen nicht weiter über strapazieren und verdeckte die Wunden wieder mit den Verbänden. Doch auch die Abdeckung verhinderte nicht, dass diese noch leicht rosa hindurch schienen. Ein Stich durchzuckte mich. Erst jetzt realisierte ich, dass meine Beine halbwegs verstümmelt waren. Ob ich jemals wieder ohne Schmerzen laufen konnte?

„Warum passierte mir nur so etwas?“, fragte ich mich verzweifelt von Neuem. Und wieder stiegen Tränen hinauf. Ich stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Ich legte mein Gesicht in die Handbeuge meines rechten Arms und versuchte so meine Schmerzen zu ersticken. „Wer bin ich und wer hatte mir das angetan?“, schluchzte ich und wiederholte meine Worte mehrmals hintereinander. Wer bin ich wirklich?

Kapitel 2: Schwierige Tage

Plötzlich klopfte es an der eisernen Tür. Mr. Levi schaute freundlich, jedoch mit harten Gesicht durch das kleine Fenster, welches als einziges eine normale Lichtzufuhr zuließ. Er drückte die Klinke von außen hinunter, schob langsam die Tür auf und betrat mit Vorsicht den Raum, wohl wissend, dass ich mich jetzt frei bewegen konnte.

Warum sollte ich ihn auch nicht einfach an die Gurgel springen und erwürgen, damit ich endlich aus diesen Irrenhaus verschwinden konnte. Schließlich war ich vielleicht ein Mörder, was ich aber so schon ausschloss. Ob ein oder zwei Morde. Mehr als lebenslänglich würde ich eh nicht bekommen. Jedoch ließ ich diese Möglichkeit schnell fallen und konzentrierte mich darauf Mr. Levi nicht aus den Augen zu lassen.

Der wiederum grinste mich immer noch an und begann langsam näher zu zukommen. Entweder wurde es im leid bei der Tür zu stehen und auf eine mündliche Einladung zu warten oder sah nicht im geringsten in mir eine Gefahr. Trotzdem hielt er neutral seine Hände vor seine Brust, um mir zu symbolisieren, dass er nichts tun würde.

Dennoch empfand ich das etwas zu gewagt und rief: „Stop! Kommen sie nicht näher!“

Instinktiv wusste ich, dass ich wesentlich sicherer war, wenn er mindestens einen Abstand von 2 Meter zwischen mir und sich haben würde. Meine Worte hörten sich etwas panisch an, sodass er etwas zusammenzuckte. „Na, na...wer wird denn gleich so aufbrausend sein?“, sagte er beschwichtigend. Er nutzte es aus und trat wieder einen Schritt heran. „Ich warne Sie!“, stieß ich hervor. „Ich...bin nicht mehr gefesselt!“

Dieser Ausspruch klang sogar für mich einfach nur dämlich. Das hätte ich mir auch sparen können. Mir fiel aber nichts anderes ein, was wirklich bedrohlich wirken konnte. Er lachte leise. Amüsiert über mein Auftreten. Wut stieg mir ins Gesicht, da er anscheinend mich nicht ernst nahm. Ich schaute ihn mir genau an, um mir sein Gesicht einzuprägen und entdeckte ein Gerät, welches sehr einem Revolver ähnelte.

Die Wut entwich und Angst nahm ihre Stelle ein. Ich legte eine Hand auf das Gerüst des Bettes und hielt mich krampfhaft daran fest. Bereit mir dem schlimmsten zu rechnen. Sein Gesicht war jedoch zu weich und freundlich, als er mir etwas antun wollte. In diesem Moment hallte ein helles Lachen wieder. Es glich dem eines Engels.

„Sie müssten sich mal sehen. Als ob sie einen Geist gesehen hätten.“

Sein Lachen verstummte nicht, als er das revolverartige Gerät heraus nahm und es mir präsentierte. „Das ist nur ein Elektroschocker. Falls irgend jemand unsere Gastfreundschaft nicht mehr schätzt, mit der wir sie täglich beglücken!“

Das Lachen verschwand aus seinem Gesicht „Aber seien wir mal ehrlich. Wir wissen beide, dass sie mir nichts tun können, geschweige denn mich umbringen!“ Er grinste verschmitzt. Oh ja ich hätte ihm jetzt am liebsten da getreten, wo es ihm weh tat. Leider waren ja meine Beine so demoliert, dass nichts unternehmen konnte. Deswegen entschied ich mich ihn einfach verächtlich an zu lächeln und dann mit nicht Achtung zu strafen. „Ich denken wohl sie wären der Größte nicht?“ Mein Blick richtete sich mit gehobenen Hauptes nach vorn. Ich sah ihn nicht mehr an. Ich dachte nur ein arroganter A...... Jetzt jedoch gefrierte sein Gesicht auf meine Reaktion und mein Gesicht wendete sich kurzerhand ihm wieder zu. Als ich seinen Blick wahr nahm, fühlte ich, wie langsam ein kalter Schauer meinen Rücken hinunter lief. Sein wunderschönes Gesicht sah eher tot als lebendig aus. Keine Bewegung zeichnete sich ab. Ein Moment später begann er wieder zu sprechen. Sein Mund bewegte sich, seine Augen jedoch blieben eisig. Seine Stimme klang sehr periodisch ohne jegliche Gefühlsregungen. Auf einer Seite machte mir das ein wenig Angst und ich klammerte meine Hand noch fester ans Gerüst, als ob er mich so nicht mit sich reißen könnte. „Wissen sie..., ich mache mir keine Sorgen darüber, wie sie es angestellt haben, blutverschmiert gefunden zu werden oder ob sie einen Menschen auf dem Gewissen haben.“ Es klang so eisig, dass ich dachte ich konnte meinen Atmen gefrieren sehen. Er betrachtete dabei den Elektroschocker und steckte ihn dann geschickt wieder in sein Jackett. Er strich eine lange Strähne aus seinem Gesicht und funkelte mich verheißungsvoll an.

„Ich decke nur, sie sind eine außergewöhnliche Frau.“ Ich verzog mein Gesicht und schaute ihn hinter fragend an. Warum machte er mir auf einmal Komplimente. Da war doch etwas nicht ganz sauber an der Sache. Ich vertraute dem nicht, kein Stück.

Er trat noch etwas an mein Bett heran, so dass ich sein Gesicht vollkommen überfliegen konnte. Die vorigen Schatten des Zimmers und seine lange gepflegten Haare, versteckten seine Augen, welche so einzig artig waren, dass ich so etwas noch nie gesehen hatte. Sie hatten eine ganz ungewöhnliche Färbung. Lila schimmernde Augen betrachten vorsichtig mein Gesicht und ruhten in meinen. Außen waren sie sehr dunkel und nach Innen wurden immer heller. Ein weißer Ring umschloss seine Pupille. Dieser Anblick kam mir überhaupt nicht unnormal vor, so dass ich Angst haben musste. Er setzte wieder sein betörendes Lächeln auf, was mich bei der ersten Begegnung so faszinierend fand und setzte sich behutsam an meine linke Seite, damit ich keine Angst verspürte. Anstatt zu protestieren ließ ich ihn gewähren und seine leuchtenden violetten Augen meine erforschen. Ich konnte diesen Blick jedoch nicht lange aufrecht erhalten und sah verlegen weg, was er bemerkte und leise in sich hinein lachte. Er wusste wohl ganz genau, wie er in dem Moment auf mich wirkte. Er war einfach geheimnisvoll und seine Augen schienen mich zu hypnotisieren. „Geht es ihnen gut?“, fragte er erstaunlich behutsam. „Sie sehen so aus als bräuchten sie eine Pause.“ Ich schüttelte etwas empört den Kopf und antwortete um ihm Parole zu bieten und ihn von seinen hohen Roß zu holen: „Es ist nichts. Es sind nur die Schmerzen meiner Beine, welche manchmal die Überhand gewinnen.“ Er schaute überlegen zur Seite und lächelte amüsiert. Er wusste das er es war, der mich etwas aus der Fassung brachte. Ich sah wieder in sein Gesicht. Es war eigentlich makellos. Er konnte nach diesem noch gar nicht so alt sein. Keine einzige Falte zerstörte sein wunderschönes Antlitz. „Sind sie sich da sicher?“ Sein Blick auf mich gerichtet. „Meine Liebe, ihre Blicke schmeicheln mir, dennoch, es ist nicht so wie sie denken. Ich bin garantiert älter, wie sie mich schätzen.“ Ich erschrak etwas. Waren meine Gedanken so leicht von meinem Gesicht abzulesen? Wieder zuckte ich etwas zusammen, als ich bemerkte, das seine Hand in meine Richtung wanderte. Anstatt mein Gesicht seiner Berührung zu entziehen, ließ ich ihn gewähren. Er strich sanft über meine Wange und griff eine Strähne, welche mir ins Gesicht gefallen war. Mein hellbraunes Haar sah in seiner Hand so farbenfroh aus. Es war als ob sich alles Farben dort drin wiederfanden. Ich wendete mein Gesicht zur Seite, damit er mein Haar wieder los ließ. Doch er griff mit seiner anderen Hand nach meinen Gesicht und drehte es vorsichtig wieder zu sich. Seinen Hände strahlten solch eine Wärme aus, dass ich mich wohl fühlte. Doch ließ ich mich davon nicht ablenken und fasste meine Gedanken.

Ich sprach ruhig. Ich wusste ja nicht, was er solch einen Moment, wo sein Gesicht meinen so Nahe war passieren konnte. „Bitte verstehen sie mich nicht falsch, aber warum glauben sie ich könnte ich falsch einschätzen?“ Ich ging nicht auf seine Augen ein, dass wäre in diesem Augenblick zu intim gewesen.

„Mein Alter würde sie sicher verschrecken. Da bin ich mir gewiss. Ich werde es ihnen ein anderes Mal beichten.“ Ich schüttelte leicht den Kopf, um ihm so meine Meinung darzulegen. „Du glaubst mir wohl nicht. Ich aber meine es ernst.“ Auf einmal zeichneten sich in seinem Gesicht zwei große Augenränder ab. Ich schreckte zurück und er ließ mich los. „Entschuldigen sie!“, bat er, als er durch die Reflexion in meinen Augen sein Gesicht wahr nahm. „In letzter Zeit geht es mir nicht so gut! Meine Gesundheit ist im Moment sehr geschwächt.“ Er hielt schützend seine Hände vor sein Gesicht, damit ich ihm nicht mehr ausgesetzt war. Er stand auf und lief vor meinen Bett hin und her. Dann geschah es. Er verkrampfte sich so stark, dass er zu Boden sackte und auf seinen Knien auf kam. Ich hatte Angst und verspürte Mitleid. Auch mit dem Hinterwissen, dass er mich hier gefangen hielt. Das eben hatte etwas besonderes.

„Ist alles in Ordnung mit ihnen?“, fragte ich mit besorgter Stimme. Erst antwortete er mir nicht, doch als plötzlich seine Zuckungen nach ließen, antwortete er mit entatmeter Stimme: „Mir geht es gut, es gibt nur...!“ Er brach zusammen und schlug mit einen heftigen Geräusch auf dem Boden auf. „Mr. Levi...!“, rief ich panisch und verzeifelt, bevor ich Versuchte ihm zu Hilfe zu eilen. Nacheinander nahm ich ein verletztes Bein, zog es vom Bett und versuchte sie am Boden zu fixieren. Die Schmerzen waren unerträglich. Meine Beine fühlten sich an, als ob sie jede Sekunde auseinander reißen würden. Meine Bewegung war nicht flüssig und gleichmäßig, dennoch ging ich so schnell ich konnte zu dem leblosen Körper. Auf den letzten Metern fiel ich und zog mich mir mit meinen Händen an ihn heran. Ich drehte ihn mir zu, da er auf einem Arm verschränkt lag. Nach meiner Ansicht atmete er nicht mehr. Ich legte mein Ohr auf seine Brust. Sein Herz schlug ziemlich schnell. Ich war einen Moment beruhigt, doch als ich sein Gesicht genauer betrachtete, fielen mir die tiefen Schwielen in seiner Wange auf. Sie erinnerten mich eher an die Falten eines älteren Menschen, dennoch sah Mr. Levi jung aus. Woher hatte er solche Abzeichnungen. Das war eindeutig nicht normal! „Mr. Levi....wachen sie auf! Bitte...!“ Ich rüttelte zaghaft an seinem leblosen Körper. Meine Beine verschränkte ich so, dass sie etwas verkrüppelt aussahen.

Ich rüttelte etwas stärker. Doch er bewegte sich immer noch nicht. Meine Angst stieg. Ich befürchtete, wenn er wirklich tot wäre, würde alles mir zu geschoben werden.

Ein Mann stirbt in der Zelle einer Psychopatin

Eine neue Schlagzeile für die Boulevardpressen.

„Gestörtes Mädchen tötet Krankenhauschef!“, sagte ich unvermittelt und leise zu mir selbst. Nein das durfte jetzt auf keinen Fall passieren. Meine Idee ich zu töten war aus Jucks. Das hatte ich nicht gewollt. „Oh...nein!“ Ich verzweifelte. Ich hielt meine Hände vor mein Gesicht und drückte es tief hinein, so dass ich mich beruhigen konnte.

„Ganz ruhig! Beruhige dich! Du musst ihm helfen!“ Ich nahm all meinen Mut zusammen, lehnte mich nach vorne und hielt mein Gesicht vor seinen Mund. Wenn er nicht mehr atmete, musste ich ihm sofort erste Hilfe leisten und ihn beatmen. Seine Brust hob sich nicht mehr. Meine Hand, die ich auf seinen Oberkörper gelegt hatte, um seinen Puls zu kontrollieren, spürte das diese schnell schwächer wurde. Ich entschied mich schnell, doch ich hatte eine Abscheu davor meine Lippen auf seine zu legen. Langsam näherte ich mich ihm. Doch ich wich immer kurz zurück um Stück für Stück ein bisschen näher zu kommen. Ein Moment trennte mich noch von ihm. Ich wollte gerade ihn berühren, als plötzlich seine Augen aufschlugen und seine violette Iris auftauchte, blieb ich einen Augenblick starr vor Angst.

Er atmete trotzdem schnell und gleichmäßig aus und ein. Mein Gesicht vor Seinem? Das konnte er nur falsch verstehen. Dabei wollte ich gerade sein Leben retten. Oh je.

Er sah mich an und lächelte schalkhaft. Jetzt wich ich ruckartig zurück. Sein Oberkörper kam mir entgegen. Er stützte sich mit Hilfe seiner Arme ab, damit er nicht gleich wieder das Gleichgewicht verlor. Alle Schmerzen der letzten Minuten schienen aus seinem Gesicht verschwunden zu sein. Nicht mal die tiefen Augenringe waren mehr vorhanden. Er sah makellos aus. Es überraschte mich zunehmend. Wie konnte das nur sein? Eben sah es noch so aus, als ob er gleich sterben würde. Ich sah verlegen zur Seite. Die nutzte er aus und fragte etwas unverschämt:

„Sie hatten wohl Angst um mich?“ Seine wunderschönen violetten Augen funkelten mich verheißungsvoll an. Er bildete sich zu viel auf meine Reaktion ein. Dann grinste er sich eins, stand gewandt mit einer gleitenden Bewegung auf und reichte mir seine Hand. Ich sah ihn wütend an. Schließlich hatte er mich zu Tode erschreckt. Was gut zum Geschehen gerade passte. Kurzzeitig es würde mir sein Tod zu gesprochen werden und jetzt stand er wieder voller Energie vor mir. Dieser Mann hatte echt etwas unheimliches an sich. Und jetzt will er das ich seine Hand greife und alles ist gut?

„Vergiss es!“, dachte ich mir. „Sie glauben wohl ganz toll zu sein, oder? Ich haben sie nicht mehr alle!“ Ich schlug seine Hand weg und stand wackelig auf und stellte mich ihm gegenüber. Mein Blick war tötend: Jetzt könnte er ruhig zusammen brechen. Ich würde ihn nicht daran hindern. Er sah mich neugierig an und wartete anscheinend auf etwas. Ich wünschte mir ich könnte Gedanken lesen. Sein Gesichtsausdruck gefiel mir nicht. Seine Augen beobachteten mich ganz genau. Keine Bewegung blieb unbemerkt. Es lag etwas überlegendes und zugleich unangenehmes darin. Er inspizierte mich von oben bis unten. Ich bemerkte das sofort und stakte so schnell ich konnte zurück zum Bett. Ich beachtete die Schmerzen nicht. Die Wut war in dem Moment größer.

„Was war das eben? Ich sind einfach so umgekippt! Sie sahen so aus als wären sie tot!“, schrie ich ihn fast an. „Sie wissen genau das ich mir Sorgen gemacht habe!“

Ich legte mich ins Bett und deckte meine Beine mit der blutbefleckten Decke zu.

Sein Gesicht veränderte sich. Seine Züge wurden härter. „Das passiert mir öfters.“, sagte er, wobei etwas Schmerz mit schwang. „Es ist wie eine Familienkrankheit!“ Er schaute etwas aggressiv zur Seite. Er hätte wissen müssen, das diese Frage nach seinem Auftritt folgen würde. Er zog die Augenbrauen hoch. Sein Gesicht wurde bitter. Nach und nach wanderten seine lila gefärbten Augen zu mir. Sie waren jetzt noch kräftiger als vorher. „Entschuldigen sie, falls ich einen wunden Punkt angesprochen habe, doch so eine Vorstellung ist auch noch nicht vorgekommen!“

Einen Augenblick war es still. Doch dann lachte er laut – das Engelslachen von vorhin.

Ich fragte mich, was ihn dazu veranlasst hatte. „Sie hätten ihr Gesicht sehen müssen. So ernst und vollkommen irritiert. Sie dachten wohl ich wäre ein Monster habe ich Recht?“ Ich überlegte einen Moment und antwortete ohne dass ich es wirklich vor hatte. „Nein eigentlich nicht! Aber ich glaube es macht ihnen Spaß Menschen irre zu führen, nicht?“ Er atmete weit aus. Sein Mund verformte sich zu einen unvermittelten Lächeln. „Das kann ich aber ihnen eigentlich nicht abnehmen.“ Er überging die zweite meiner Aussagen und sprach gelassen weiter. „Schließlich bin ich genau das Gegenteil des Normalen!“ Ich stutzte. Er sah sich selbst, als Ungeheuer, obwohl er von außen, auch mit den violetten Augen so perfekt war. „Ich versteh nicht...!“ „Ach sie verstehen nicht? Beantworten sie mir bitte eine Frage.“ Ich nickte zustimmend. „Warum sehen sie mich nicht so wie ich bin?“ Wieder wurde ich atemlos. Ich wollte antworten, konnte aber nicht. Mir fielen einfach nicht die richtigen Worte ein, um zu beschreiben, warum es so war. Mr. Levi merkte, dass ich nicht antworten konnte. Seine Augen durchforsteten dem Anschein nach meine Gedanken. So angestrengt sah er mich an.

„Warten sie auf etwas?“, fragte ich etwas eingenommen. Meine Verwirrtheit schien mitzuklingen. Er wartete eine Moment bis er begann seine Gedanken in Worte zu fassen.

„Ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass sie so taff sind. Ich erzähle ihnen sonst etwas und sie wundern sich nicht mal, warum sie nicht mehr im normalen Klinikum sind.“

Er griff in seine langen Haare und lachte leicht. „Ist noch nicht mal aufgefallen, dass sie in der Abteilung für seltene und unbekannte Phänomene sind?“ Er unterbrach seine Ansprache, um meine Reaktion abzuwarten. Ich jedoch blieb ruhig und versuchte jedes einzelne Wort zu verstehen. Wenn ich schon irgendwo gelandet war, ohne es zu wissen, sollte mich das wohl interessieren. Er nickte, grinste ein charmantes Lächeln und sprach unerbittlich weiter. „Sie wollen bestimmt wissen warum, nicht wahr? Nun...seit ihrem Anfall ist man sich nicht sicher, was man mit ihnen anfangen soll. Also haben sich das Institut und ich erbarmt, sie aufzunehmen! Sie müssen sich im Moment nicht bedanken. Ich habe nur eine Sonderstellung hier. Deswegen wenden sie sich da lieber an die Geschäftsleitung.“ Es folgte eine lange Rede über weitere Fakten, welche mich eher nicht interessierten. Zum Beispiel, wie ich mich erkenntlich zeigen konnte, oder wie ich mich hier zu verhalten hatte. Außerdem ging er darauf ein, dass es solch einen Fall, wie mich, schon lange nicht mehr gegeben hatte. Ich wurde hellhörig, als er näher auf die Angelegenheiten des Instituts zu sprechen kam. „Dieses bestimmte Gebäude kümmert sich um „Menschen“, welche nicht mehr in das eigentliche Gesellschaftsbild passen. Es sind Sonderfälle, um die sich die Regierung nicht kümmern will und kann. Deswegen wird alles privat finanziert. Wer unser Sponsor ist, bleibt geheim. Er wird sich aber gewiss demnächst melden, um sich nach seinen neuen Schützling zu erkunden.“ Es war etwas unangenehm, als die letzten Sätze besonders betonte und mich dabei konsequent ansah. Vorher hatte er immer kurz zum Boden oder an die Wand geblickt. Aber so wusste ich genau, dass ich mich mit „neuer Schützling“ meinte. „Ich erkläre ihnen nun kurz den Aufbau unseres Instituts. Es gibt drei Abteilungen! Nummer 1 befasst sich nicht Regelfällen. Ein paar Kleinverbrecher, die wieder auf den richtigen Weg geführt werden müssen. Nichts besonderes. Nummer 2 ist das schon etwas kniffliger. Hier werden Fälle mit erhöhten Risikoniveau behandelt. Das sind geistig Verwirrte und Wiederholungstäter. Diese müssen in bestimmte Einrichtungen und werden meistens sehr, sehr lange weggeschlossen.“

Ich guckte erstaunt und zugleich verschreckt. Ich dachte nur an 2 Quadratmeter Zellen mit künstlichen Licht. Er jedoch ging gleich darauf ein. „Nein, nein...nicht so wie sie glauben! Sie werden bei uns sehr gut versorgt. Es geht ihnen besser als einem Normalsterblichen!“ Den letzten Satz nuschelte er zu sich selbst. Ich wunderte mich nur über den Gebrauch des Wortes „Normalsterblich“. Allgemein verwendete er gar bizarre Wörter. Wie ich schon gesagt hatte. Es hörte sich an, als wäre er nicht in demselben Jahr, wie ich. „Und zu guter letzt die Nummer 3. Hier wird auf übernatürliche Phänomene eingegangen.“, sprach er und nickte mir zu. „Ich? Ein übernatürliches Phänomen? Was soll denn an mir übernatürlich sein?“, sprudelte es aus mir heraus. Er verdrehte nur die Augen und lachte über meine Äußerung. „Na dann denken ich mal scharf nach!“, entgegnete er mir und tippte leicht mit einem Finger auf meine Stirn. Ich war so gefesselt von seinen Worten, dass ich gar nicht gemerkt hatte, dass er sich mir wieder angenähert hatte. Ich hatte anderes zu tun, als ihn jetzt zurück zustoßen. Ich musste über seine Aussagen nach denken.

Na gut ich gebe zu. Ich habe mich wohl im Krankenhaus sehr komisch benommen, die halbe Einrichtung zerstört und vielleicht das ganze Personal in Aufruhr gebracht. „Ich haben ja recht! Ich weiß schon warum ich hier bin.“, gestand ich ein. Er grinste breit und schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass sie das meinen, was sie denke! Solche Verkrampfungen kann auch eine ganz normale Person haben und solche Ausbrüche dazu! Pah...! Ich meinte doch schon zu Beginn, dass sie eine außergewöhnliche Frau sind.“ Hä? Ich verstand gar nichts mehr. Was war denn so außergewöhnlich an mir? Außerdem konnte es auch mal so vorkommen, dass jemand verletzt irgendwo rumlag und gefunden wurde. Anscheinend war noch etwas anderes passiert, was mir noch niemand erzählt hatte. „Sie irritieren mich. Sagen sie endlich warum ich hier bin!“, befahl ich halb. „Das habe ich ihnen doch schon gesagt. Sie sind etwas Besonderes! Demnächst werden sie auch bestimmt erfahren warum. Da kann ich ihnen auch nicht helfen!“, sagte er ruhig und sah mich unvermittelt an. Meine Hände krampften und krallten sich in die Bettdecke. Mein Gesicht sprach wohl Bände. Er lachte belustigt und sah mir meine Verwirrtheit an. „Ja, klar! Für sie ist wohl alles ganz normal oder? Versetzen sie sich doch in mich, die ohne einen richtigen Grund in der Klapse gelandet ist. Außerdem kommt da noch der Fakt zu, dass ich anders sein soll. Vielleicht sogar kein Mensch. Ich weiß es nicht! Kein Problem! Ich halt es ja aus! Ist ja nicht schon schlimm genug, dass ich nicht mehr weiß wer ich bin!“ Oh ja! Ich hoffte, dass das gesessen hatte und ihm endlich auch meine Lage klar machte. Doch den nächsten Augenblick bereute ich es schon so großkotzig gewesen zu sein.

„Sie sind echt erstaunlich! Wie ironisch sie sich darüber lustig machen...! Dennoch...ich meine immer alles ernst, was ich sage!“ Sein Gesicht wurde hart und gefror. Er zog seine Augenbrauen nach oben. Seine Augen sahen beängstigend aus. Das Violett strahlte nach außen, als ob es gleich ausbrechen würde. Ich versuchte seinem Blick auszuweichen. Wenn man ihn so betrachtete, war nicht ich die, die anders war. „Verstehen sie, was ich versuche ihnen zu sagen?“ Ich nickte nur eingeschüchtert, um ihn nicht noch weiter zu verärgern. Dennoch ließ ich den Gedanken ich fallen, dass er nur Blödsinn von sich gab. Er stand auf und verschränkte die Arme abwehrend vor seinen Körper. „Gut...so. Ich hoffe sie werden verstehen, warum wir demnächst Versuche und Untersuchungen durchführen werden. Ihre Gabe ist wohl durch den Vorfall verloren gegangen. Dennoch meine Liebe, wir werden finden wonach wir suchen. Ihnen einen schönen Tag noch! Ich empfehle mich.“, sprach er sehr gefühllos und verbeugte sich. „Warten sie!“, rief ich entsetzt und aufgewühlt. Er blieb stehen, als er fast die Tür erreicht hatte und drehte sich um. Seine Haltung sprühte vor Abneigung. „Was ist wirklich mit mir?“, fragte ich flehend. Er rollte seine Augen. „Sie werden alles zu einem günstigeren Zeitpunkt erfahren, dass verspreche ich ihnen!...Ach ja bevor ich es vergesse. Demnächst werden sie in eine andere Abteilung verlegt. Nicht in eine, wie sie denken. Also stellen sie sich schon mal darauf ein, dass ich ein Zimmer teilen müssen.“ Dann ging er, warf mir einen eher verärgerten Blick zu, nickte und verlaß mit betrübten Gesicht den Raum. Von weiten schallte von: „Versuchen sie es erst gar nicht auszubrechen!“

Ungefähr eine halbe Minute herrschte Ruhe. Dann brach es aus mir heraus.

>WAS!<, dachte ich. Sie halten mich hier fest, ohne mir den wahren Grund zu sagen, behandeln mich wie eine Psychopatin und dann wollen die noch, dass ich einfach so Experimente über mich ergehen lasse? Das reicht! ICH MUSS HIER RAUS!

„Dieser Levi hat doch nicht mehr allen Tassen im Schrank!“ Ich rannte so schnell ich konnte zur Tür uns suchte nach eine Klinke oder einen Knopf, um ins Freie zu gelangen. Doch Fehlanzeige. Alles war sauber abgeriegelt. Sogar mit Alarmanlage, falls man das dicke Panzerglas mit dem hervor rausgerissenen Stuhl zerstören konnte Natürlich! Ich habe ja garantiert die Kraft dazu. Ich sackte zusammen. Mein Puls wurde schneller unter der Anspannung und die Wut fand kein Ende. „Das ist noch viel schlimmer, als die Fesseln im Krankenhaus!“, sprach ich verzweifelt. Ich schlug mit der Faust gegen die Tür. Ich hasste diese Isolierung und diese sehr bedrückende Weise des Zimmers. Auch wenn ich nicht wusste, wer ich war, dass hier mochte ich ganz bestimmt nicht. Hätte ich nur mein Gedächtnis wiedergehabt, dann wäre ich hier bestimmt längst raus. Mein Zorn stachelte mich so sehr an, dass ein Gefühl eintrat, dass mich mein Körper beengen würde. Meine Adern pulsierten und schmerzten. Ich umklammerte mich selbst, weil ich dachte ich könnte so die Schmerzen lindern. Doch es half nichts. Ich strich über meine Arme und deckte eine Wunde, die mir vorher noch nicht aufgefallen war. Sie schien schon sehr lange verheilt zu sein. Doch jetzt pochte sie und strahlte unaufhörlich ein rotes Licht aus. Einzelne Risse verbanden sich zu einem Halbmond. „Au!“, rief ich, als ich sie leicht berührte. Der Schmerz wurde stärker. Nun presste ich so gut es ging meine linke Hand darauf. Dennoch wollte der Schmerz nicht weichen. Der Druck führte nur dazu, dass es sich nicht mehr so feurig anfühlte. Wieder begann mein Kopf zu pochen. Meine Gedanken gingen für mich in eine andere Ebene über, als ob ich nur noch einen Instinkt besaß, welcher mich ermutigte stark zu bleiben. Ich umklammerte erneut meinen Körper, welche vor Hitze brannte. Es war ein verzweifelter Versuch meinen Körper zusammen zuhalten. „Bitte nicht...!“, flehte ich mich selbst an. Doch alles half nichts. Ich spürte nur noch ein Reißen, bevor ich das Bewusstsein verlor und nichts mehr mit bekam.



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