Ein neues Abenteuer beginnt
Es war noch dunkel in Alabastia, doch hinter den weit entfernten Bergen konnte man schon die ersten Umrisse der bald aufgehenden Sonne wahrnehmen. Es war noch beinahe totenstill, lediglich die Rufe einiger Tausbis aus der Umgebung waren zu hören, die mit ihrem zwitschern den neuen Tag begrüßten.
Der Schwarzhaarige blinzelte, als er das aufgeregte Rumtapsen seines Pokemons auf seinem Bauch spürte. „Pickachu, was ist denn los..?“, murrte er etwas verschlafen und richtete sich auf.
Sechs Uhr. Eindeutig noch zu früh, doch wenn sie vor hatten, den Vertania Wald in den nächsten zwei Tagen zu durchqueren, mussten sie früh aufbrechen. Unverzüglich nahm Ash den Duft von frischem Kaffee wahr und schlüpfte in seine Hose und sein T-Shirt. „Du bist wohl auch aufgeregt, was Pickachu?“, sagte er grinsend und kämmte sich das zerzauste Haar.
In der Küche stand bereits Rocko, der eine Kanne des schwarzen Gebräus aufgesetzt hatte und eine Schale seines selbstgemachten Pokemonfutters für Pikachu bereitgestellt hatte.
„Morgen Ash, ich habe schon alles eingepackt und uns ein paar Sandwiches für heute Mittag gemacht, deine Mutter lässt dich grüßen und schickt dir eine Umarmung, sie musste heute früh ins Restaurant, wegen irgendeiner Lieferung..“, sagte der Braunhaarige, der sich, wie gewohnt, wieder einmal um die Verpflegung der kleinen Reisetruppe gekümmert hatte.
„Ist klar, danke..“, murmelte Ash, während er sich ein Stück Toast in den Mund stopfte.
Heute war es also so weit. Sie würden aufbrechen. Vielleicht zum letzten Mal? Immerhin hatten sie unzählige Reisen bestritten, viele Freunde kennengelernt, sich verändert. Ja, man könnte sagen, sie waren erwachsen geworden. Als Ash seinen Kaffee ausgetrunken hatte und auf den Boden der Tasse blickte, schien er für einen Moment in Gedanken zu versinken. Es war so viel geschehen, in all den Jahren. Wie oft hatte sich ihre muntere Truppe verändert. Viele waren gekommen, wieder gegangen, doch kein Abschied fiel ihm so schwer und schien so schmerzlich wie der von seiner besten Freundin Misty. Seit gut zwei Jahren hatte er sie nun nichtmehr gesehen. Wieso? Vielleicht fehlte ihm die Zeit, oder vielleicht hatte er auch einfach nur Angst, dass sich in der Zeit ihrer Trennung zu viel verändert hatte. Soviel er wusste, lebte Misty noch immer in Azuria City, um dort ihre Schwestern in der Arena zu unterstützen.
„Ist alles in Ordnung mit dir?“, kam es von seinem braunhaarigen Freund, der gerade damit beschäftigt war, einige Leckereien in seinem Rucksack zu verstauen.
Der Trainer blickte erschrocken auf und nickte hastig. „Jaja, natürlich.. Ich muss noch ein paar Sachen packen gehen..“, kam es in einem schnellen, unsicheren Ton und schon war Ash in seinem Zimmer verschwunden.
Das kleine gelbe Pokemon, welchem das seltsame Verhalten seines Trainers schon seit längerer Zeit aufgefallen war, tapste ihm so schnell es konnte nach und hopste auf das weiche Bett.
„Ach Pikachu..“, murmelte der Schwarzhaarige vor sich hin und packte einige zusammengefaltete Shirts in seinen grünen Rucksack. Sein Blick fiel von seinem Gepäck zu seinem Nachttisch, auf dem ein altes Foto stand, dessen Bilderrahmen schon verstaubt schien. Vorsichtig wischte er ihn ab und blickte in drei lächelnde Gesichter. Wie viele Jahre war das her gewesen? Fünf? Sechs? Das Bild zeigte Ash, Misty und Rocko vor dem alten Geisterturm in Lavandia. Er musste schmunzeln. Soweit er informiert war, stand dieser Turm längst nicht mehr.
„Hat sich wohl einiges verändert, was Pikachu?“, meinte er etwas melancholisch und stellte das Foto behutsam auf seinen Platz zurück.
„Kommst du Ash? Sonst schaffen wir‘s nie bis morgen Abend nach Vertania City!“, drängte der angehende Pokemonzüchter aus dem Vorzimmer.
Der Gerufene besann sich schnell wieder und schnallte sich seinen Rucksack um. „Komm Pikachu, es wird Zeit für ein neues Abenteuer.“, meinte er in seiner alten, so bekannten Euphorie und schloss die Zimmertüre hinter sich.
„Bist du dir wirklich sicher, dass das eine gute Idee ist? Was, wenn du sie verpasst?“
„Wir brauchen dich doch hier..“
„Ich weiß schon was ich tue, ich lasse euch Starmie, Jugong und Sterndu hier, ihr schafft das schon, außerdem bin ich ja nicht lange weg, keine Sorge..“, kam es etwas pampig zurück.
Die anfangs etwas ungute Stimmung schwang ziemlich schnell um. Die zwei älteren Frauen lachten. „Du hast ja recht, kleine.. Wie hätte es auch anders sein sollen, du lässt dir ja sowieso nie etwas vorschreiben.“
„Außerdem vergisst du immer, die Liebe ist stärker als jedes andere Gefühl!“
Zisch. Schon flog ein Hausschuh nach der Älteren.
„Red nicht so einen Schwachsinn! Ich will einfach ein bisschen auf Reisen gehen und zu dritt reist es sich bekanntlich besser, als alleine! Und überhaupt ist nichts Verwerfliches daran, seine alten Freunde wiedersehen zu wollen!“, kam es aufbrausend von der Orangehaarigen. Sie warf sich den Rucksack über die Schulter und stapfte erzürnt aus der Arena. „Solche blöden..“, grummelte sie und bemerkte dabei gar nicht, dass ihr Gesicht eine vornehme Röte angenommen hatte. Sie hatte doch schon lange keinen Kontakt mehr mit ihm gehabt. Wie auch? Sie hatte viel zu tun gehabt. Die Arenakämpfe waren härter denn je, denn viele Jungspunde hatten sich vorgenommen, die Pokemonliga zu erobern. Wie einst er.. So ein Blödsinn! Er hatte sich ja auch so gut wie nie gemeldet. Als Misty vor einer Woche eine Nachricht von Rocko bekommen hatte, freute sie sich wahnsinnig.
Mit ihm hatte sie regelmäßig Kontakt. Manchmal bekam sie sogar Päckchen mit extra angefertigtem Pokemonfutter für ihre Schützlinge von ihm geschickt. Dafür war sie ihm stets sehr dankbar, denn wenn jemand Ahnung von solchen Dingen hatte, dann er. Zu Anfang war sie sich nicht sicher, ob sie Rockos Einladung folgen sollte, doch als sie hörte, dass sich wohl auch Ash ziemlich freuen würde, wenn sie mitkommen würde, entschloss sie sich doch, ein letztes Mal mit ihren alten Freunden auf Reisen zu gehen. Was sie zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht wusste, war, dass der Schwarzhaarige nicht die geringste Ahnung von diesem famosen Plan hatte.
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So :) das war erstmal ein kurzer Prolog, ich hoffe er macht euch ein wenig neugierig, wie es bald weitergeht! Das nächste Kapitel wird dann auch um einiges länger, da es sich, wie bereits erwähnt, hierbei nur um einen Prolog handelt! Ihr könnt euch auf jeden Fall auf eine gehörige Portion Spannung und Romantik freuen!Bis bald!
Cubone
Nächtliche Störung
Unbekannt
Dunkelheit. Völlige Dunkelheit und Schmerz. Die junge Frau spürte, wie ihre Gliedmaßen schmerzten. Jeder noch so kleine Kieselstein bohrte sich wie eine Messerklinge in ihre dünne, zarte Haut und hinterließ brennende Schrammen und Schnitte. Wie war sie da nur rein geraten? Wer war sie überhaupt und wo befand sie sich hier? Sie vernahm ein weitentferntes Flügelflattern, jemand verfolgte sie und holte den zuvor gewonnenen Abstand immer schneller auf.
Vertania Wald
„Na, was denkst du Pikachu, finden wir ein paar neue Mitglieder für unser Team?“, fragte der Pokémontrainer sein kleines Mauspokemon. „Pi!“ Prompt kam die Antwort, gekoppelt mit einem zuversichtlichen Nicken. „Es ist ganz schön lange her, dass wir hier waren, nicht?“ Meinte er und kraulte sein geliebtes Pokémon hinter seinen langen Ohren.
„Ich würde sagen, wir schlagen unser Lager hier auf, das ist ein guter Platz!“, meinte Rocko, der sobald der Satz zu Ende gesprochen hatte, seinen Rucksack auf den Boden stellte. Er holte seinen PokéCom aus der Jackentasche und klappte ihn auf. Nachdem er ein paar Zeilen getippt hatte, klappte er ihn wieder zu und verstaute ihn.
„Wem schreibst du?“, fragte Ash, der gerade seinen Schlafsack ausgerollt hatte, neugierig.
„Einem Züchterfreund, er bat mich nur darum, ihm ein wenig von meiner Pokémonnahrung zu schicken, sobald wir das nächste Pokémoncenter erreicht haben.“
Natürlich, Rocko war unter Züchtern mit der Zeit für seine hervorragende, qualitativ hochwertige Nahrung bekannt geworden, doch dies war für den Moment gewiss bloß eine Ausrede gewesen, Ash nichts von seinem heimlichen Plan preis zu geben.
„Ich mach uns dann mal etwas zu Essen, Ash würdest du bitte ein paar Äste für das Feuer zusammensuchen?“, bat der Braunhaarige und holte einige Zutaten aus seinem Reisegepäck.
Marmoria City
- Sind im Vertania Wald und haben dort unser Nachtlager aufgeschlagen. Wir sehen uns morgen Abend im Pokémoncenter in Vertania City.
Rocko -
Also würde es wohl nicht mehr lange dauern. Morgen Abend schon. Misty, die in dem Gästezimmer von Rockos Familie übernachten durfte, war inzwischen in Mamoria City angekommen.
„Vielen Dank, dass ich hier übernachten darf.“, sagte sie höflich und begrüßte Rockos jüngeren Bruder. Auch er schien in zwischen zu einem jungen Mann von sechzehn Jahren herangereift.
„Ist doch klar, Freunde von Rocko sind auch meine Freunde!“, meinte er fröhlich und verschwand in der Küche. Er hatte wohl nicht nur das Aussehen von seinem großen Bruder geerbt, sondern auch offensichtlich die Leidenschaft für das Kochen.
Misty stellte ihren Rucksack neben das weiche, gemütliche Bett und ließ sich darauf fallen. „Was meinst du Azurill, wird sich Ash freuen, wenn er uns sieht?“
Gedankenverloren blickte sie aus dem Fenster und starrte in den sternenklaren Himmel.
Natürlich, sie hätte genauso gut in ihrer Heimatstadt auf das Eintreffen ihrer Freunde warten können, doch die Pläne der jungen Truppe schienen anders. Von Vertania City aus wollten sie mit dem Bus nach Orania City reisen, wo ein Bekannter von Rocko lebte, den er vor hatte, zu besuchen. Außerdem berichtete man sich im Fernsehen seit Tagen von seltsamen Sichtungen in der Hafenstadt Kantos, die für Aufregung und Aufsehen sorgten und somit auch das Interesse der beiden Trainer geweckt hatten.
„Es gibt Abendbrot!“, kam es schließlich aus dem Nebenraum. Die Orangehaarige schwang sich hoch und tapste mit knurrendem Magen und ihrem geliebten, kleinen Azurill ins Esszimmer.
Vertania Wald
„Ach Pikachu, alter Freund, jetzt sind wir wieder hier, genauso wie vor sieben Jahren, weißt du noch?“, erinnerte sich Ash und musste bei dem Gedanken schmunzeln. „Pika Pika!“, kam es sofort zurück, denn auch sein kleiner Partner erinnerte sich noch genau an die ersten Tage mit seinem geliebten Trainer. „Komm her, es ist kalt.“, meinte Ash fürsorglich und nahm seine kleine gelbe Elektromaus zu sich in den Schlafsack. „Wir sollten uns ausruhen, morgen haben wir einen anstrengenden Tag vor uns, aber am Abend können wir uns auf ein richtig schönes, weiches Bett freuen..“ Ash gähnte. Der kräfteraubende Fußmarsch hatte ihn müde gemacht. Seine Augenlider wurden schwer wie Blei, ehe sie dem Druck nachgaben und zufielen.
Das kleine Elektropokèmon rümpfte die Nase. Es blinzelte etwas verschlafen und hob seinen Kopf. „Pi..?“ Wie vom Donner gerührt sprang es aus dem Schlafsack seines Trainers und stellte die Ohren aufmerksam auf. „Pika!“, kam es nun lauter von dem gelben Tier. Diese Laute weckten nun auch Ash, der etwas mürrisch schmatzte. „Pikachu, es ist noch mitten in der Nacht, wir können noch ein paar Stunden schlafen..“ „Pika Pikachu!“, antwortete es nun energischer und versuchte dem Schwarzhaarigen die Dringlichkeit dieser kleinen Schlafstörung zu vermitteln. „Was ist denn lo..“, wollte auch der gerade erwachte Rocko zum Besten geben, als sein Satz von einem gleißenden Lichtblitz am Himmel unterbrochen wurde. Kaum eine Sekunde später wurde es wieder stockfinster. Stille. Urplötzlich wurde der schwarze Himmel von einem blauen Lichtstrahl durchbrochen.
„Pika Pika!“
„Was zum Teufel ist das?!“
Wieder Stille. Dann ein heftiger Ruck. Dunkelheit.
„Mh..“
Die Sonnenstrahlen blendeten den schlafenden Ash unangenehm im Gesicht.
„Mein Kopf..“ Etwas gekrümmt richteten sich die beiden jungen Männer auf und rieben sich den Schädel.
„Geht’s dir gut Pikachu?“
„Pi pi..“, murmelte es leise und blickte seinen Trainer etwas verstört an. Auch Pikachu hatte die Ereignisse der letzten Nacht nicht vergessen.
„Was war das letzte Nacht?“, fragte Ash verwirrt und merkte, dass er wohl die restliche Nacht mit dem Gesicht voran auf der Erde neben seinem Schlafsack genächtigt hatte.
„Ein Wetterphänomen?“, schlug er vor und strich seinem Pikachu etwas besorgt über den Kopf und versuchte, es zu beruhigen.
„Nie im Leben, sowas hab ich noch nie gesehen, das war auf keinen Fall etwas natürliches..“, entgegnete Rocko und klopfte sich sein T-Shirt ab.
„Vielleicht ein seltenes Pokémon?“, riet Ash weiter und stand langsam auf, um seinen Schlafsack zusammenzurollen. Offensichtlich hatten sie einiges an Zeit verloren, denn die Sonne stand schon hoch am Himmel, früh am Morgen konnte es also auf keinen Fall sein.
„Das glaube ich nicht, wieso sollte es uns dann angegriffen haben? Ohne jeglichen Grund zur Angst oder Aggression sind Pokémon friedliebende Wesen.. zu mindestens die Meisten von ihnen.“
„Irgendetwas ist hier faul, wenn du mich fragst. Ob das mit den seltsamen Sichtungen in Orania City zu tun hat, von denen uns dein Freund erzählt hat?“
„Vielleicht, aber hier im Vertania Wald? Das ist äußerst beunruhigend.“, sagte der Braunhaarige nachdenklich und blickte auf seinen PokéCom. „Ach du meine Güte, es ist schon viertel zwölf! Was auch immer das letzte Nacht war, es hat uns ganz schön lange außer Gefecht gesetzt! Wir sollten aufbrechen, wenn wir heute Abend in Vertania City ankommen wollen!“
Rocko schnallte sich seinen Rucksack um und blickte Ash ernst an.
„Wir können doch nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen!“, meinte dieser etwas empört.
„Natürlich nicht, aber jetzt im Moment können wir nichts tun. Wenn wir im Pokémoncenter angekommen sind, rufe ich meinen Bekannten an und du Professor Eich, vielleicht gibt es irgendwelche interessanten Neuigkeiten, die mit unserem kleinen Knock-Out in Verbindung gebracht werden könnten..“, schlug der ältere gewohnt gelassen vor und bewies damit erneut seine Reife und Kontrolle in jeder Situation. Zumindest so lange keine hübsche Frau in der Nähe war.
Grenze Marmoria City – Vertania City
Misty war schon einige Stunden auf den Beinen, immerhin wollte sie den mit Rocko vereinbarten Treffpunkt rechtzeitig erreichen. Sie hatte in der letzten Nacht etwas unruhig geschlafen, vielleicht vor Aufregung, vielleicht aber auch, weil sie der Gedanke nicht losließ, dass das Ganze auch nach Hinten losgehen könnte. Was, wenn Ash nun so ganz anders war als früher? Wenn er sich verändert hatte, nicht nur ein bisschen, sondern sehr. Wenn er nichtmehr der naive, lustige Junge war, den sie einst kennen und schätzen gelernt hatte. „Hey Azurill, wir sind bald da.“, meinte sie schließlich und strich ihrem kleinen Begleiter über den blauen Kopf. „Azu!“, antwortete dieses prompt in gewohnt glücklichem Ton. „Wenn wir im Pokémoncenter sind, kannst du mit den anderen Pokémon dort spielen und Rockos fantastisches Futter essen!“ Sie lächelte. Es würde schon alles gutgehen.
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So liebe Leute, das war das erste Kapitel von DESTINY! Ich hoffe ich konnte euch ein bisschen anheizen und der Geschichte ein wenig mehr Spannung verleihen!
Ich möchte mich an dieser Stelle für die lieben und wertvollen Kommentare des letzten Kapitels bedanken und hoffe, auch weiter solch konstruktive Kritik von euch zu bekommen :) Wie ihr hoffentlich sehen bzw. lesen könnt, versuche ich soviel wie möglich davon zu verarbeiten!
So steht bei jedem Pokémon jetzt ein é, außerdem habe ich, ganz nach RayOfHopes Beispiel ein paar genauere Informationen zum jeweiligen Handlungsort geliefert. So steht bei jedem Szenenwechsel nun der neue Ort über dem Text! Ich hoffe das hilft, die Fanfic lesbarer zu gestalten!
Ich bemühe mich, sobald wie möglich das neue Kapitel hochzuladen!
Bis bald!
Cubone
Wiedersehen mit Misty
Pokémoncenter Vertania City
Misty blickte abwesend aus dem Fenster des ihr zugewiesenen Zimmers. Ihr kleines Azurill schlief seelenruhig auf ihrem Kopfkissen, ihr Rucksack stand auf einem kleinen Stuhl. Es dämmerte schon, doch von Ash, Pikachu und Rocko war immer noch nichts zu sehen. „Vielleicht brauchen sie ja etwas länger..“, murmelte sie geistesabwesend. Seit gestern hatte sich Rocko nichtmehr gemeldet. Vielleicht war ihnen etwas zugestoßen? Ach Blödsinn. Ash und Rocko waren alt genug und hatten zahlreiche Abenteuer bestanden, sie machte sich wohl einfach zu viele Sorgen.
Die Orangehaarige ließ sich auf das bequeme Bett fallen und blickte zu ihrem blauen Pokémon. „Ach Azurill..“
irgendwo in Vertania City
Rocko konnte nicht aufhören, über die Vorfälle der letzten Nacht nachzugrübeln. Dieses Ereignis hatte ihn mehr als beunruhigt, denn obwohl er bereits viel von der Welt gesehen hatte, auf zahlreichen Reisen war und unzählige Bücher über Pokémon gewälzt hatte, so etwas hatte er noch nie gesehen. Auch Ash schien ziemlich schweigsam, sein Blick war starr zu Boden gerichtet. „Pika?“, kam es etwas besorgt von seinem kleinen, gelben Pokémon, welches auf seiner Schulter saß und sanft an einer seiner Haarsträhnen zog. „Was ist denn Pikachu?“, antwortete er, wie aus den Wolken geschüttelt. „Pi..“ Die Elektromaus klang etwas traurig, ja sein Freund machte sich sorgen um ihn. Seit heute Morgen hatte der Schwarzhaarige nicht sonderlich viel gesagt, wirkte nachdenklich. „Hey, ist ja schon in Ordnung, ich bin nur noch etwas.. K.O. von heute Nacht..“, meinte er aufmunternd und grinste.
„Wir müssen dringend Professor Eich anrufen, vielleicht kann er uns weiterhelfen.“, erinnerte Rocko seinen Mitreisenden und erblickte am Ende der Straße bereits das Pokémoncenter von Vertania City.
„Endlich! Ich hab schon wahnsinnigen Hunger!“, murrte Ash, dessen Magen sich schon seit Stunden stetig zu Wort meldete. „Pika Pikachu!“, rief sein kleiner Freund, denn auch das Pokémon schien schon ziemlich hungrig zu sein.
„Na dann los!“ Die letzten Meter ging Ash im Schnellmarsch, er konnte es kaum erwarten. Abendessen. Duschen. Ein weiches Bett.
„Guten Abend Schwester Joy!“, sagte er freundlich, als er durch die Türe kam.
„Guten Abend.“, entgegnete sie gewohnt höflich.
Rocko, der Ash nicht so schnell nachgeeifert war kam nun auch endlich in das lange erwartete Versorgungs- und Medizingebäude.
Kaum war der Braunhaarige über die Türschwelle getreten, fiel er in altbekannte Muster zurück.
„Schwester Joy! Welch Freude sie zu sehen!“, zwitscherte er vergnügt und ergriff sofort die Hand der rosahaarigen Schwester. Diese schien etwas überfordert zu sein und wurde leicht rot um die Nase, wahrscheinlich aus Verlegenheit.
„Das ist ja wiedermal Typisch!“, kam es vom nahegelegenen Flur. Ash, der sich gerade auf einer bequemen Bank im Sitz- und Essbereich niedergelassen hatte, bekam von all dem erst nichts mit.
„Anscheinend hast du dich nicht sonderlich verändert.“, merkte Misty nun an, die Rocko entgegen kam. Sie musste schmunzeln. Ja, so kannte sie ihren alten Freund. Vernünftig, ja. War jedoch eine Frau im Spiel, war Rocko völlig von der Rolle.
„Misty!“ Jetzt wurde auch der angehende Züchter wieder halbwegs klar im Kopf. „Schön dich zu sehen!“
„Azu!“, mischte sich nun auch das kleine Pokémon der Orangehaarigen ein. „Wow, Azurill sieht ja prächtig aus, es ist gut gewachsen!“
„Ja, dank deiner hervorragenden Nahrung, vielen Dank Rocko.“
„Pi..?“
Das Mauspokémon streckte die Nase in die Luft und schnupperte. Diesen Geruch kannte es doch genau. „Pika!“, rief es freudig aus, sprang von der kleinen Bank und lief ums Eck in den Vorraum, wo genau die Person war, deren Duft er schon so lange nichtmehr vernommen hatte. „Pikaaa!“
Und schon sprang Pikachu auf den Tresen und von dort aus auf Misty’s Schulter. „Hey, Pikachu!“, sagte diese erfreut und streichelte dem kleinen gelben Ding über den Kopf. „Azu!“, quietschte auch ihr kleiner Begleiter erfreut und strampelte mit seinen kleinen Beinchen.
„Pikachu, wo bist du, was soll das?“, rief Ash seinen langjährigen Freund verwundert und bog schließlich auch ums Eck.
Schock. Sie hier?
„Misty?!“, stieß er verwundert und in leicht aufgebrachtem Ton aus.
Die Orangehaarige versteifte sich im selben Augenblick, als sie den Schwarzhaarigen sah.
Sie schluckte, doch versuchte sie, sich zu fassen.
„Hey Ash!“, entgegnete sie ihm freundlich.
„Ich warte schon seit ein paar Stunden hier, endlich seid ihr da.“
In diesem Moment war sie einfach nur froh, ihre alten Freunde wiederzusehen.
„Pi!“
„Du wartest hier? Was soll das heißen? Was machst du hier?“
In diesem Moment fühlte sich Misty, als würde ihr jemand einen Dolch ins Herz stechen. Diese Reaktion hätte sie sich wohl am wenigsten erwartet. Wie lange hatte sie sich auf diesen Tag gewartet, ihm entgegengefiebert und dann eine solche Reaktion?
Nun meldete sich auch Rocko wieder zu Wort.
„Ich hab wohl vergessen dir zu sagen, dass uns Misty begleiten wird..“, flunkerte Rocko ungeschickt und fühlte sich in dieser Situation sichtlich unwohl.
Misty biss sich auf die Unterlippe. Sie kämpfte gegen die Tränen an, doch zuzugeben, wie sehr Ash sie mit diesen Worten gekränkt hatte, kam für sie nicht in Frage.
Die Orangehaarige drehte auf dem Absatz um, was zwangsweise dazu führte, dass Pikachu von ihrer Schulter sprang und mit seinen Pfoten gekonnt auf dem Fußboden landete. „Pika!“
Mit schnellen Schritten eilte sie zurück in ihr Gästezimmer und schlug die Tür hinter sich zu.
Ash blickte mehr als verdutzt drein. Er war überfordert. Was war denn nun passiert? So erwachsen wie er auch geworden war, manchmal fehlte es ihm doch eindeutig an Feingefühl.
Er blickte verwirrt zu Rocko der sich die Hand auf die Stirn schlug.
„Ash du Idiot..“, meinte er Kopfschüttelnd und seufzte.
„Ich wusste, wie lange ihr zwei nichtmehr miteinander gesprochen habt, deswegen und um der alten Zeiten willen, habe ich mir gedacht, es wäre schön, sie bei unserer letzten Reise dabei zu haben. Außerdem kann ich dir sagen, als Arenaleiter kommt einem ein Tapetenwechsel wie eine willkommene Abwechslung vor!“
„Pika Pika!“, murrte die kleine Elektromaus und zupfte an Ash’s Hose. Damit gab es ihm unmissverständlich zu verstehen, dass Ash einen Fehler begangen hatte und sich völlig daneben benommen hatte.
„Dieser Vollidiot!“ Misty konnte es kaum fassen. Hätte sie gewusst, wie das alles hier laufen würde, wäre sie in Azuria City geblieben. Nun konnte sie die Tränen nichtmehr zurückhalten. Ungehindert liefen sie über ihre zarten Wangen und tropften zu Boden. „Azu..“, murmelte ihr kleiner Freund und versuchte sie zu trösten. „Schon gut Azurill..“, murmelte sie gespielt fröhlich und setzte das kleine Tier auf ihr Bett. Die Orangehaarige stellte sich ans Fenster und blickte in den mittlerweile dunkel gewordenen Himmel. Dieselben Sterne, in die sie gestern gesehen hatte, doch das Gefühl war ein anderes.
Wie sehr hatte sie sich gefreut. Sie war so nervös gewesen, hatte sich so oft überlegt, was sie sagen sollte, wie sie es sagen sollte, wie sie sich benehmen sollte.. Und jetzt? Alles für die Katz!
Misty biss die Zähne zusammen. Es schmerzte so sehr. Sie hätte auf ihre Schwestern hören und in Azuria City bleiben sollen, weit weg von all diesem Mist.
Es klopfte. Misty schniefte und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Was gibt’s?“, antwortete sie versucht heiter auf die Pochgeräusche.
Die Türe öffnete sich. Als erstes tapste das kleine, gelbe Pikachu ins Zimmer und gesellte sich zu Azurill aufs Bett.
„Hey Misty..“, murmelte Ash und schloss die Türe hinter sich.
„Was willst du?!“, murrte sie und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ich.. es tut mir leid. Ich war nur so.. überrascht dich hier anzutreffen..“
„Na so hat es sich auch angehört.“
Misty’s Traurigkeit mischte sich mit Wut. Dieser blöde kleine..
Der Schwarzhaarige ging auf seine alte Freundin zu und stoppte kurz vor ihr.
„Jetzt sei doch nicht so sauer..“
Wieder ein Fehler.
„Nicht sauer? Nicht .. sauer!? Jahre lang hast du es nicht für Wichtig genug gehalten, mir auch nur eine kleine Nachricht zu senden, oder mich zu besuchen! Und ich dachte wir wären Freunde! Und dann deine Reaktion, als wäre ich ein Bibor!“
Misty’s Kopf wurde hochrot.
Ash blickte beschämt zu Boden.
„Das tut mir ja auch leid.. Aber.. Wenn dir das alles so wichtig gewesen wäre.. wieso hast du dich dann nie gemeldet?“
Schach Matt.
Aus der Zornesröte der Orangehaarigen wurde mit einem Mal Schamesröte. Er hatte Recht. Auch sie hatte ihm nie geschrieben, ihn nie besucht. Sie war genauso schuld gewesen wie er.
„Ich..“
Ihre Stimme wurde wieder traurig.
„Schon in Ordnung, so war das ja nicht gemeint..“, entschuldigte sich der Schwarzhaarige prompt und strich Misty zärtlich über den Kopf.
Damit hatte sie nun sogar nicht gerechnet. Sie blickte ihren alten Freund verlegen an und brachte kein weiteres Wort über die Lippen.
Stille. Auch Ash konnte nichts mehr sagen. Seine Hand wanderte von Misty’s orangefarbigem Haarschopf zu ihrer Wange. Er hatte sie so lange nicht gesehen.
Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr sie sich verändert hatte. Sie war ein Stückchen größer geworden, weiblicher, ja, beinahe noch hübscher als früher.
Auch Misty musterte ihr Gegenüber.
Ash, der früher nicht viel größer war als sie, überragte sie nun gut um einen ganzen Kopf. Er wirkte muskulöser, seine Stimme war tiefer geworden.
„Ash ich..“
„Hey Misty, hast du Ash gesehen?“, platzte Rocko plötzlich zur Tür herein.
Augenblicklich fuhr der Gesuchte herum und wandte sich dem Braunhaarigen zu. „Klar, ich bin hier, ich wollte nur..“ , doch Rocko schien hektisch und ließ seinen Freund kaum ausreden.
„Ich habe Professor Eich am Telefon, komm schnell, was er zu sagen hat, dürfte dich interessieren!“
Rocko klang ungewohnt aufgekratzt und besorgt.
Die drei Freunde gingen im Eilschritt ins Kommunikationszimmer, wo einige Telefone mit Bildschirmen standen.
„Professor Eich, schön sie zu sehen!“, grüßte Misty freundlich.
„Ah, Misty, du bist auch hier, schön schön..“
„Hey Professor!“, meldete sich auch Ash zu Wort.
„Ash.. gut dass ihr nun alle da seid.. Was ich Rocko bereits zuvor erklärte habe, sollt auch ihr erfahren.“
Die Miene des grauhaarigen Mannes war seltsam ernst, so kannte Ash ihn kaum, denn meist war der anerkannte Wissenschaftler gut drauf, eine Frohnatur.
„Rocko hat mir von eurer Sichtung von gestern Nacht berichtet..“
„Sichtung?“, warf Misty verwirrt ein.
„Ja, letzte Nacht haben wir einen seltsamen Lichtblitz gesehen, gefolgt von einem blauen Lichtstrahl am Himmel.“
Die Orangehaarige wirkte verdutzt.
„Solche Sichtungen gab es in dieser Nacht nur im Vertania Wald, rund um die Stadt. Wenige haben gesehen, was ihr gesehen habt, dennoch hat mir ein besorgter Kollege von einem geheimen Projekt erzählt.“
„Geheimes Projekt?“, fragte Ash neugierig. Irgendetwas stimmte hier nicht, das war offensichtlich.
„Ja. Er ist ihm gelungen und Ash, frag mich bitte nicht wie, an Unterlagen von Team Rocket zu kommen..“
„Team Rocket?!“, kam es beinahe Synchron von den drei Freunden. Die schon wieder?! Von diesem Gaunerverein hatten sie nun wirklich die Nase voll.
„Ja. Es scheint so als hätten sie ihre alten Forschungsarbeiten wieder aufgenommen und ein neues Labor auf einer uns noch unbekannten Insel errichtet. Wo sie genau liegt, ist uns noch nicht geläufig, doch es sind bereits einige Tauboga damit beschäftigt, Kanto nach ihr abzusuchen.“
Ash schluckte. Das hörte sich nun gar nicht gut an. Alte Forschungen. Wo Team Rocket seine Nase drin hatte, herrschte stets nur Chaos und Verwüstung.
„Nun, es scheint so als würden sie an einer Methode arbeiten, die Gene von Pokémon mit Menschlichen zu mischen und..“
„Soll das heißen sie wollen aus Pokémon Menschen machen?!“, warf Misty erschrocken ein.
„So ungefähr.. Wir sind uns noch nicht ganz sicher, was genau Team Rocket damit bezweckt, aber..“
„Auf jeden Fall nichts Gutes!“, beendete Ash Professor Eichs Satz.
Dieser nickte.
„Mein Kollege Professor Tulp, der ein Laboratorium in Orania City leitet, welches sich mit den dort lebenden Meerespokémon beschäftigt, ist an der Sache dran, er erwartet euch bereits. Mit dem Bus aus Vertania City braucht ihr gute sechs Stunden. Wenn ihr den Morgen um sechs Uhr morgens nehmt, seid ihr bis Mittag dort. Meldet euch dann bitte bei mir.“
Klick.
Ash schluckte. Wie furchtbar. Dieses Team Rocket war verabscheuungswürdig.
„Wir sollten nicht allzu lange aufbleiben, wir werden unsere Kräfte noch brauchen, fürchte ich..“, murmelte Rocko, der ebenfalls schockiert schien.
Der Hunger, den der Schwarzhaarige schon die ganze Zeit vernahm, war wie weggeblasen.
„Du hast Recht.. komm Pikachu..“, murmelte er. „Pika..“
Misty lag in ihrem Bett. Ihr kleines Azurill war längst im Land der Träume und schlief friedlich auf dem Kopfkissen. Ihr Kopf drohte zu explodieren, tausende Gedanken drehten sich wie ein bedrohlicher Strudel im Kreis. Die neuen Pläne von Team Rocket, furchtbarer als jeder zuvor und dann auch noch die Sache mit ihrem alten Freund Ash. Immer wieder schwirrten ihr die Bilder von ihrer vorherigen Begegnung im Kopf umher. Ein seltsam flaues Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit. Eines war ihr klar, diese Reise würde ganz anders verlaufen, als sie es erwartet hatte.
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So, schneller als erwartet kommt nun das zweite Kapitel von DESTINY :)
Diesmal geht es ein bisschen mehr zur Sache ;)
Bis Donnerstag wird es wohl noch ein Kapitel geben, dann erst wieder nach dem Wochenende :)
Ich freue mich auf Kommentare und Kritik/Wünsche!
Lg
eure Cubone