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OUT-NUMBER-ED

Eine Wunde, die ein Freund schlägt, heilt nicht...
von

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[Prolog - Nahende Träne] What I Am; What I Wanted To Be

Es regnete so heftig, dass man den Eindruck gewann, Wellen würden sich an den Wänden der zahlreichen Häuser brechen und donnernd über die Dächer hinweg schwappen, die die gewaltigen Wassermassen schließlich auf den Asphalt treffen ließen.

Langsam hob ich die Waffe, die mir immer ein getreuer Partner gewesen war, mit meiner rechten Hand an meinen Arm.

Die Klinge des Katar blitzte kurz auf, als das Licht sich in den auf ihm liegengebliebenen Regentropfen brach und mir in allen möglichen Farben entgegen schillerte.

Doch all dies bekam ich unter meinem verschleierten, durch Tränen verschwommenen Blick nur halb mit.

Hier stand ich also, ungeschützt im heftigen, strömenden Regen, während sich die Tränen des Himmels mit meinen eigenen vermischten, die unaufhaltsam meine Wangen hinab liefen, sobald sie sich in den Winkeln meiner vertränten Augen nicht mehr halten konnten.

Alles, was ich gewesen war, was ich jetzt in diesem Moment war und je sein hatte wollen, all dies war in diesem Moment nichtig, unbedeutend, uninteressant, sekundär, ein einziger Witz.

Ich hatte gelebt dafür, was ich war.

Es war mein Lebensinhalt gewesen und ich hatte mich damit zufrieden gegeben, es hatte mir gefallen so wie es gewesen war.

Und dann hatte ich das alles zunichte gemacht.

Hätte ich meine Gefühle nicht in Zaum halten können, mich nur dieses eine Mal beherrschen können, auch, wenn ich es sonst nie getan hatte?

Er hatte mein Leben, meine Welt, mein gesamtes Selbst zerstört, alles, an was ich geglaubt hatte, war in Bruchstücke der früheren Grundfesten zerbrochen und es war unmöglich, all diese Splitter wieder zu einem intakten Ganzen zusammenzufügen.

Doch es war mir im Moment ohnehin nicht wichtig, mein Leben war vorbei, zerstört, zerbrochen, nur noch ein einziges Martyrium, und ich würde es beenden.

Hier.

Jetzt.

Immer näher wanderte das Katar an mein linkes Handgelenk, zitternd aufgrund meiner anderen Hand, die es umklammert hielt.

Ich zuckte kurz unter der Berührung des kühlen Metalls auf meiner Haut zusammen, zwang mich aber, die Klinge dort verweilen zu lassen, wo sie sich gerade befand.

In meinen Gedanken malte ich mir bereits aus, wie es wohl so sein würde, zu sterben, und nach den vielen Morden, die ich begangen hatte, war ich mir sicher, mir ein ziemlich gutes Bild davon machen zu können, wie es war, wenn die Haut mithilfe einer Klinge aufgeschlitzt wurde.

Das Gefühl, das man bekam, während man langsam in die andere Welt überging, konnte ich mir dagegen nicht vorstellen.

War es angenehm, ein befreiendes Gefühl der Erleichterung, endlich mit seinen Leben abgeschlossen zu haben und keine irdischen Sorgen mehr durchleben zu müssen?

Oder würde ich den letzten Moment, den ich als lebender Mensch auf Erden haben würde, damit verbringen, meinen Entschluss zu bereuen, würde ich Schmerzen haben und mich selbst für meine Willensschwäche verfluchen?

Doch darauf kam es letztendlich gar nicht an, denn auch wenn mein Körper in einigen Momenten vor Schmerz explodieren würde...es war immer noch besser als mein sinnloses Leben nur eine Sekunde lang unnötig weiterzuleben.

Aber...sinnlos?

Meine bewaffnete Hand verharrte in der Position, in der sie sich gerade befand, nachdem die Klinge mir bereits an einer kleinen Stelle ins Fleisch geschnitten hatte und dort einen rötlichen Schimmer besaß.

Gab es denn keinen Grund für mein Leben?

Mein Leben war...mein Leben war Kronos, eine Number zu sein war mein Leben, und mich selbst zu eliminieren kam letztlich einem Verrat gleich.

Wollte ich dies wegen ihm einfach wegwerfen?

Waren diese Gedanken wirklich...meine?

War das wirklich Riley Barrett, Number III der Kronos Numbers, Mitglied der dreizehn Ausnahmekämpfer einer weltweit etablierten Organisation?

...Ja.

Ja, auf eine skurrile, eigenartige Weise war ich dies, wenn auch erst seit kurzer Zeit, ich war ein anderer Mensch geworden als der, der ich früher gewesen war.

Wegen ihm.

Mein Stolz als Number sollte es mir im Grunde verbieten, so etwas wie meinen Selbstmord zu planen, mein Leben und somit meine Dienste beenden zu wollen...doch meine Finger schlossen sich nun nur noch fester um das Heft meiner Waffe und ich legte sie erneut an ihre Ausgangsposition neben meinen Pulsadern.

Kronos war mir jetzt, entgegen allem, von dem ich früher überzeugt gewesen war, zu dem ich erzogen worden war, gleichgültig.

Denn...meine Gefühle würden mich doch ohnehin früher oder später innerlich zermürben und so lange weitermachen, bis sie mein Wesen komplett vernichtet hatten...da konnte ich es doch genauso gut selbst tun.

Ein letzter Gedanke, eine letzte Nummer huschte durch meine Gedanken, bevor ich die Augen schloss.

Seine Nummer...
 


 


 


 

O U T - N U M B E R - E D

by Schattenwind

INOFFIZIELLER Soundtrack: 'Frozen' by Within Temptation http://www.youtube.com/watch?v=fxS-2XSAuhM

Disclaimer: Black Cat, sowie seine Charaktere, Organisationen und Geschichte, gehört nicht mir, sondern ist Eigentum von Kentaro Yabuki.

Sämtliche OriginalCharacters so wie deren Namen, Persönlichkeit und Vergangenheit gehören jedoch mir.

Altersempfehlung: P14-P16

Genre: Drama, Sad Romance, Abuse...und manchmal ein Hauch Witz (denke ich mal).

Kapitelzahl: Etwa 15-20 Kapitel, plus-minus ein oder zwei.

Kommentar der Autorin: Diese FanFiction unterscheidet sich grundlegend von meinen anderen, da ich hier ein eher etwas realitätsnäheres Thema anspreche und auch keine übernatürlichen Kräfte (a.k.a. Tao) oder Ähnliches vorkommen lassen werde. Wieso ich Riley zur Number III gemacht habe, hat einen guten Grund - da die 'echte' Number III im Manga nicht auftaucht und dies nur im Anime tut (und aus dem Grund, da er noch ziemlich jung ist) habe ich mir einfach mal erlaubt, Riley seine Vorgängerin sein zu lassen...ich hoffe das ist halbwegs logisch nachvollziehbar.

[Erste Träne] The First Time I Saw You I Made Up My Opinion About You

Während ich mit hinter dem Rücken verschränkten Armen dastand, ließ ich meinen Blick durch den hohen und weiten Raum schweifen, der etwa die Größe eines Ballsaales entsprach.

Doch anstelle von tanzenden Gästen, einem Orchester, einem Bankett und Parkettboden, besaß dieser Raum kühlen Marmor als Untergrund, und bis auf einige runde Säulen, die in regelmäßigem Abstand zueinander angeordnet aus Boden und Decke ragten, befand sich ansonsten nichts mehr darin.

Außer natürlich den dreizehn in schwarzen Anzügen – oder in meinem Fall in tiefschwarzer Jeans und ebenso gleichdunkler Bluse – gekleideten Personen, zu denen ich mich selbst zählte, und die sich in zwei Gruppen zu ungleicher Größe aufgespalten hatten.

Die Reihe, in der ich mich befand, bestand aus elf der Anwesenden – außer mir alle Männer, ich war die einzige junge Frau von 18 Jahren in dieser Gruppe – und wir standen einige Meter entfernt von den anderen beiden, einem Mann und der zweiten Frau in unserer Gesamtgruppe.

Die Frau stand mit der Vorderseite ihres Körpers in unsere Richtung gewandt da, sie befand sich etwa in der Mitte des dritten Jahrzehntes ihres Lebens, ihre hellblonden Haare, die ihr bis kurz unter die Schultern fielen, waren im Einklang mit ihrer sanften, hellen Haut.

In ihrem Gesicht stachen die wasserblauen Augen hervor, durch die man bei den ersten Malen, in denen man sie sah, bis in die Tiefe ihrer Seelen zu sehen glaubte, und die schwarze, tätowierte römische I in der Mitte ihrer Stirn.

Sie trug einen langen, violetten Mantel, der ihr bis zu den Füßen reichte, an den Rändern gelb und von ihrer Brust bis zu ihrem Becken zugeknöpft war, sodass von ihrer übrigen Kleidung nur ein kleiner, oberer Teil eines roten Hemdes und eine weiße Krawatte, und am Ende ihres Körper eine eng anliegende, schwarze Hose erkennbar waren.

In ihren Händen, die sie leicht angewinkelt vor sich hatte, ruhte eine schwarze Schatulle, die mit goldenen Ornamenten verziert und offensichtlich verschlossen war.

Jeder von uns anderen im Raum kannte sie.

Saphiria Arks, die Number I und Kommandantin der Kronos Numbers und unsere unbestrittene Anführerin, der keiner von uns im Kampf und auch im Geiste gewachsen war – oder zumindest war niemand so verrückt, sie herauszufordern und es auszuprobieren.

Was es zu meiner eigenen Person zu sagen gab, war, dass es nur Saphiria erlaubt war, ihren violetten Mantel zu tragen und ich mich zwischen Bluse und komplettem Anzug entscheiden hatte dürfen – natürlich hatte ich Ersteres gewählt.

Den junge Mann, der vor ihr und somit mit dem Rücken zu uns anderen stand, konnte ich in meinen Gedanken nur äußerlich beschreiben, da ich ihn erst vor einigen Minuten zum ersten Mal gesehen hatte.

Seine Kleidung war schlicht, er hatte wohl ebenso wie die anderen männlichen Personen im Raum einen Anzug getragen, bis er dessen Jackett gegen einen langen, schwarzen Mantel eingetauscht und die formelle Kleiderordnung damit etwas abgeändert hatte.

Seine strubbligen, schwarz-braunen Haare standen nach allen Seiten ab und ich hatte die Vorahnung, dass es ihm wohl entweder massiv am Arsch vorbei ging, wie sie aussahen, oder er es schlicht und einfach aufgegeben hatte, sie zu kämmen.

Vermutlich war beides korrekt.

Vorhin hatte ich sein Gesicht gesehen, und in der kurzen Zeitspanne, in der ich die Gelegenheit gehabt hatte, es zu mustern, war mir vor allem eines im Gedächtnis geblieben:

Seine Augen waren golden.

Ach, und natürlich das Wichtigste, er war –

„Number XIII. Train Heartnet“, hallte Saphirias Stimme durch den Raum noch bevor ich den Gedanken zu Ende denken konnte, holte mich allerdings auch aus meinen restlichen Überlegungen wieder in die Wirklichkeit zurück.

Es war nicht der Tonfall, in dem sie Befehle und Anordnungen preisgab, sondern der, mit dem sie bei Versammlungen und ähnlichen Anlässen sämtliche Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer gewann.

Ich hatte diese Ansprachen-Stimme erst ein einziges Mal persönlich zu Ohren bekommen, und zwar bei meiner eigenen Aufnahme zu den Kronos Numbers vor einem halben Jahr, diesen Tag hatte ich noch so frisch im Gedächtnis, als wäre er gestern gewesen – ihre Stimmlage war damals genau dieselbe, aber natürlich sprach sie meinen Namen und meine Nummer, die III.

Train Heartnet erwiderte Saphiria nichts, so wie ich es damals getan hatte.

Er zeigt kein einziges Anzeichen von Aufregung, Stolz oder auch jedwedem anderen menschlichen Gefühl, das in diesem Augenblick angebracht gewesen wäre.

Nicht, dass es mich verwundert hätte, in aller Bescheidenheit – so etwas hatte ich mir schon gedacht.

Das kam daher, dass ich mir vor einigen Minuten, als wir alle zusammen noch draußen auf dem Gang gewartet hatten, vorgenommen hatte, kurz mit ihm zu reden und ihm so vielleicht etwas von der Aufregung und Nervosität zu nehmen, die er meiner Meinung nach bestimmt gefühlt hatte.

In Anbetracht der Tatsache, dass meine Ernennung auch nicht gerade lang her war, hatte ich mir eingebildet, seine Gefühlswelt in diesem Moment gekannt zu haben...allerdings hatte ich da auf Granit gebissen.

Ich war vorhin einfach auf ihn zugegangen, da ich erkannt hatte, dass er etwa in meinem Alter war und somit endlich einen Gesprächspartner unter den Numbers abgeben würde, der meine Interessen einigermaßen so verstand wie ich, war aber nicht näher als einige Schritte weit herangegangen und hatte kehrt gemacht.

Er hatte mich zwar nicht direkt angesehen sondern abwesend aus dem Fenster geblickt, aber trotzdem hatte ich in seinen Augen einen Ausdruck von Kälte ausmachen können, aus dem ich schloss, dass er wohl keinen besonders guten Gesprächspartner abgeben würde und hatte es gar nicht erst weiter versucht.

Vermutlich war er in diesem Moment, in dem Saphiria ihm gegenüberstand, etwa so aufgeregt wie vorhin, und da war er schon alles andere als das gewesen.

Ich frage mich, wie er das macht... Ich hab mich zwei Stunden danach immer noch aufgeregt gefühlt...

Doch bevor ich meine Gedanken weiter ausführen konnte, fuhr Saphiria mit ihrer Ansprache fort und unterbrach damit meinen Erinnerungsfluss.

Während ich in meine Überlegungen vertieft gewesen war hatte sie die Schatulle in ihren Händen auf etwa Hüfthöhe gehoben, eine Hand auf ihren Deckel gelegt und sie etwas in die Richtung ihres Gegenübers geneigt.

„Als Zeichen deiner Zugehörigkeit zu den Kronos Numbers überreiche ich dir –“

In der nun entstandenen Pause öffnete sie die Schatulle mit einer schnellen Handbewegung, indem sie den goldenen Clip-Verschluss an der unteren Hälfte hinunter drückte und den schwarzen Deckel danach bedächtig hochhob.

Ich konnte von meiner entfernten Standpunkt aus nicht alle Details erkennen, allerdings erkannte ich eine schwarz-goldene Pistole, die zwar eigenartig geformt, aber dennoch als Schusswaffe zu erkennen war, und eine weitere, kleinere Schatulle, in der vermutlich die dazugehörigen Patronen enthalten waren.

Eine Pistole. Nein, wie originell.

Beide Gegenstände waren in roten Samt gebettet, in exakt für sie geformte Mulden gelegt und die Waffe, auf der, wie ich jetzt erkannte, die römische XIII eingraviert war, so wie an der Klinge über der Parierstange meiner Waffe die III, war sogar auf Hochglanz poliert worden.

Unwillkürlich ließ ich meine Hand einige Zentimeter weiter von ihrer derzeitigen Position nach hinten wandern, wo sie auf die Scheide meines Dreiklingen-Katar traf, die ich an einer für mich speziell angefertigten Halterung an meinem rechten Oberschenkel festgemacht hatte. Ich war stolz auf meine ungewöhnliche Waffe, eine erweiterte und leicht abgeänderte Version eines Katar, wie ihn vor allem indische Soldaten getragen hatten.

Neben der Hauptklinge hatte er noch zwei weitere kleinere Nebenklingen, die normal auf die Hauptklinge standen und sich rechts und links von der Parierstange befanden, weswegen sie über den Rand der Scheide hinausstanden, was ich in der ersten Woche als ich ihn trug immer wieder vergessen und beinahe ein Loch in meine Hand gestochen hätte.

Auch ich hatte meine Waffe aus Oliharkon, dem härtesten Metall der Welt, an dem Tag meiner Aufnahme zu den Numbers von Saphiria verliehen bekommen und seitdem war ‚Crabro‘ meine treue Begleiterin auf allen meinen Missionen und auch im alltäglichen Leben gewesen.

Mit den neugierigen und manchmal etwas peinlichen Blicken der Leute hatte ich mich nach etwa zwei Monaten abgefunden.

„– die gravierte Pistole ‚Hades‘!“

Mit einem kurzen Aufschrecken bemerkte ich, dass ich schon wieder abgedriftet war und zwang meine gesamte Konzentration wieder auf das Geschehen vor mir.

Zwar konnte ich nachdenken und mich gleichzeitig auf etwas konzentrieren, allerdings befand ich dieses Ereignis als zu wichtig, um ihm nur die Hälfte meiner Aufmerksamkeit zu widmen – immerhin war dies die Ernennung eines weiteren Ausnahmekämpfers, der mit uns anderen Numbers nun auf gleicher Stufe stand und uns ebenfalls ein ernstzunehmender Gegner sein könnte.

Wobei ich Letzteres so gut wie möglich vermeiden wollte.

Nachdem ich mich erneut dafür gescholten hatte, beinahe wieder in meine Gedanken versunken zu sein, hatte der junge Mann nach der Hades gegriffen und sie einige Momente lang gehalten, wohl um zu überprüfen, ob sie möglichst gut in der Hand lag, bevor er sie mit einem kaum bemerkbaren, zufriedenen Nicken wieder in die Schatulle zurücklegte und diese von Saphiria entgegennahm.

„Auf dass ihr gemeinsam erfolgreich kämpft, für Kronos und für die Sicherheit in der Welt!“

Mit diesen Worten ließ Saphiria die Schatulle, die sie immer noch umfasst gehalten hatte, endgültig los, so dass ihr Gegenüber sie nun alleinig in Händen hielt und vermittelte ihm somit, dass die Waffe nun ganz sein Eigen war.

Ich war neugierig darauf, wie sein Gesicht im Moment aussah und musste mich auch nur noch einen kleinen Moment gedulden, bevor die neue Number XIII sich zu uns übrigen Numbers umdrehte.

Leicht enttäuscht erkannte ich, dass sein kalter Blick immer noch derselbe war wie der, der mich dazu bewegt hatte, meinen Gesprächsversuch wieder abzublasen.

Da ich ihn vorhin auf dem Gang nur von der rechten Seite gesehen hatte, stach mir besonders die tätowierte XIII auf seiner linken Brusthälfte – links von ihm aus gesehen – ins Auge und sofort hatte ich wieder etwas, über das ich mir Gedanken machen konnte.

Bis jetzt hatten von zwölf Numbers nur die Hälfte – Saphiria, Belzé, Naizaa, Ash, Kranz und Anubis (was eigentlich nicht zählte, da er ein riesiger und intelligenter schwarzer Hund war und somit beinahe keine Stellen hatte, an denen sie nicht sichtbar gewesen wäre) – ihre Tätowierung so offensichtlich getragen, die andere Hälfte begnügte sich mit weniger auffallenden Stellen.

Ich selbst trug die römische III auf meinem rechten Oberarm nahe der Schulter, und ich hatte schon immer so gut wie nie ärmellos getragen, selbst im Sommer nicht.

Für viele Leute wäre dieses Detail unwichtig für ihre Überlegungen gewesen, mich allerdings brachte es zu einer interessanten Schlussfolgerung.

Am Ende dieser Schlussfolgerung kam ich, in Kombination mit dem kalten Ausdruck seines Gesichtes, zu diesem Satz, der ihn meiner Meinung nach gut beschrieb:

„Es ist mir egal, was die Welt über mich denkt, und sie hat es auch gefälligst nicht zu interessieren, was ich über sie denke.“

Eine schnelle Handbewegung von Saphiria gab uns allen zu verstehen, dass wir entlassen waren und ich verließ den Raum gemeinsam mit den anderen Numbers in gewöhnlicher Geschwindigkeit, bevor ich auf dem Gang mein Tempo anhob und durch den Gang huschte.
 

Ein leichter Wind blies durch die Straßen und Gassen während die Sonne sich langsam über den Horizont senkte.

Es war Stoßzeit auf den Straßen der nicht zu verachtend großen Stadt, da die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung vor einigen Minuten Dienstschluss gehabt – oder gefeiert, je nachdem – hatten und nun natürlich so schnell wie möglich in ihre eigenen Wohnräume zurückkehren wollten, was zur Folge hatte, dass die Verkehrswege hoffnungslos überfüllt waren.

Eine Weile lang waren brüllende, wütende Stimmen, die sich gegenseitig ankeiften, man solle doch schneller fahren, allein zu hören, was noch erträglich war, doch als dann schließlich doch das Hupkonzert von allen Seiten her ausbrach und sich immer weiter ausbreitete, schloss ich schließlich mit einem Ruck die Seite des Fensters, die ich geöffnet hatte, um meine empfindlichen Ohren von dem schmerzenden Dröhnen zu erlösen.

Einen Moment lang befürchtete ich schon, das Glas würde keinen so großen Unterschied in der Lautstärke der störenden Geräusche erzielen, wie ich erst gehofft hatte, seufzte einen Moment später allerdings zufrieden, als der Lärm auf weniger als die Hälfte reduziert worden war.

Jedoch fand nun auch die leichte Brise, die mit meine Haar gespielt hatte, keinen Zugang in den Teil des Gebäudes, in dem ich mich befand, so dass mir die glatten, rostbraunen Strähnen unbewegt den Rücken und die Schultern hinab fielen.

Ach Mensch... Jetzt beeil dich schon...

Ich seufzte abermals, dieses Mal ein ungeduldiges Seufzen, bevor ich mich mit dem Kopf nach hinten lehnte, um auf den Widerstand des kühlen Fensterglases zu stoßen, das sich angenehm an meiner warmen Kopfhaut anfühlte, und meinen Hals entspannen zu können.

Es war jetzt drei Minuten her, seit ich mich hierher gesetzt hatte – ich spekulierte auf die sehr hohe Möglichkeit, dass Number XIII, wie die anderen Numbers vor ihm, ebenfalls hier entlangkommen würde, allerdings nicht gemeinsam mit ihnen.

Denn ich wusste nur zu gut, wie einschüchternd sie auf den ersten Blick wirken konnten, andernfalls hätten sie wohl den Beruf verfehlt.

Auch, wenn die Theorie des Eingeschüchtert seins für ihn vermutlich nicht galt.

Der Grund, weshalb ich den Neuen abfangen wollte, hatte eine schlichte, wenn auch nicht minder interessante – für mich – Erklärung:

Er faszinierte mich.

Seit vorhin schon hatte ich irgendwie gespürt, dass er anders war als gewöhnliche Numbers – sofern es so etwas überhaupt gab – und auch seine ungewöhnlichen Reaktionen auf die Situationen, in denen jeder, den ich hätte aufzählen können, anders reagiert hätte, weckten mein Interesse daran, ihn näher kennen zu lernen.

Allerdings waren wir Numbers bei den meisten Missionen eher Einzelgänger, da sich unsere Kampfstile meist nicht gut miteinander verstanden, bis auf die eingespielter Teams, versteht sich, so dass ich wohl diese Gelegenheit der Zusammenkunft für das kleine ‚Projekt‘ nutzen musste.

Eine Sekunde nach diesen Gedanken stahl sich in zufriedenes Lächeln auf mein Gesicht, als sich mein geduldiges Warten nun endlich bezahlt gemacht hatte, denn wie erwartet bog Train Heartnet in diesem Moment um die Ecke.

Na endlich!

Ich versuchte, direkten Kontakt mit seinen Augen weitestgehend zu vermeiden, da ich mich zwar schon einigermaßen damit abgefunden hatte, dass sie einen undefinierbaren Ausdruck hatten, allerdings nicht unbedingt hineinsehen wollte.

Er trug die Waffe, die er vorhin verliehen bekommen hatte, nun ebenso wie ich an seinem rechten Oberschenkel, nur dass es bei mir eine Katarscheide und bei ihm ein Pistolenhalfter war und seine Waffe außer dem schwarzen Oliharkon und den weißen Einsätzen noch mit goldenen Ornamenten verziert worden war und zwei rote, kleine Seile an der Seite hängen hatte.

Unnötig, in meinen Augen.

Mir gefiel das schlichte Schwarz-Weiß Design meines Katar besser.

Leichtfüßig sprang ich von der Fensterbank, die sich etwa einen Meter über dem Boden befand und begann mit dem wohl hoffentlich informationsträchtigen Gespräch, in das ich ihn zu verwickeln intentiert hatte.

„Du hast ganz schön auf dich warten lassen“, spottete ich in einem unernsten Tonfall während ich mich ihm gegenüber aufstellte, um erst einmal den Boden für eine ungezwungenere Unterhaltung zu ebnen.

Steife Konversation zwischen zwei Arbeitskollegen würde mir nicht die Ergebnisse liefern, die ich mir erhoffte.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, dich gebeten zu haben, auf mich zu warten“, kam die Antwort auf meine scherzhaft gemeinte Bemerkung, die genauso steif war wie die, die ich genau nicht haben wollte, während er mit einigen weiteren Schritten nun weniger als einen Meter vor mir stand.

Erst als ich nur ein klein wenig zu ihm aufsehen musste, bemerkte ich, dass er nicht viel größer war als ich, vielleicht fünf oder sechs Zentimeter.

„Ach komm, du weißt wie ich es gemeint habe!“, versuchte ich erneut, einfach drauf los zu plappern, erntete für meine nun schon gespielte Unbefangenheit allerdings immer noch Desinteresse.

„Nein. Weiß ich nicht.“

Während er sprach zog er eine Augenbraue hoch, wohl um mir zu verdeutlichen, dass er mein Verhalten nicht nachvollziehen konnte...

Ich seufzte.

„Hör mal, du bist ab heute gewissermaßen einer meiner engsten Kollegen. Ist ein bisschen Smalltalk wirklich zuviel verlangt?“

„Ja.“

Nun hob ich ebenfalls eine Augenbraue, allerdings wich mein Gesichtsausdruck keinem Verständnislosen, sondern einem Empörten.

Und um den Ausdruck noch zu vervollständigen, rümpfte ich zusätzlich die Nase.

„Oh, sind wir heute etwa Mister Ich-Bin-Viel-Zu-Gut-Um-Mit-Dir-Zu-Reden? Dann habe ich Neuigkeiten für dich: wir sind beide im wahrsten Sinne des Wortes Gleichgestellte, da wir beide Numbers sind! Und da ich schon länger als du dabei bin heißt das, dass du mir wenigstens etwas Respekt entgegenzubringen hast, klar?“

Er seufzte, was mich zu dem Schluss kommen ließ, dass ihm das, worauf ich da versuchte, ihn aufmerksam zu machen, so wenig interessierte wie ihn interessieren würde, wenn neben ihm jemand tot umfiel.

Also gleich null.
 

Schnaubend stapfte ich die dunklen Straßen entlang und versuchte, mich selbst so gut wie möglich wieder unter Kontrolle zu bringen, da ich mich doch besser zuhause aufregte als hier mitten auf offener Straße, wo mir möglichst viele Leute dabei zusehen...oder mich wegen Lärmbelästigung verklagen konnten.

Das Gespräch hatte sich nach dem miserablen Start nicht gerade zum Besseren gewendet, nein, es war sogar noch miserabler geworden.

Dieser verdammte Heartnet!

Gäbe es da nicht diese bescheuerte Regel bei Kronos, die Kämpfe unter den Numbers verbot...ich wäre diesem vorlauten Mistkerl schon längst an die Gurgel gegangen.

Ich schaffte es, den Rest des Weges noch halbwegs bei Sinnen zu bleiben, konnte auf den letzten paar Metern allerdings nicht mehr verhindern, dass meine wuchtigen und kraftvollen Schritte dort, wo sie aufkamen, kleine Risse in den Boden verursachten.

Es war mit meiner Selbstbeherrschung dann auch schon vorbei, nachdem ich die drei Stockwerke á zwei Treppen zu meiner Wohnung regelrecht hochgeflogen und die Tür hinter mir zugeknallt hatte.

Ich ließ meine Faust mit einem wütenden Schnauben gegen die unschuldige Wand knallen, woraufhin eine faustgroße Delle diese zierte – das würde ich vom Haushaltsgeld abziehen müssen.

„ICH HALT’S IM KOPF NICHT AUS!“

Meine Schritte führten mich, einem stampfenden und wutschnaubenden Monster von drei Metern Größe gleich, ins Wohnzimmer, wo mich ein gewisser Mitbewohner bereits erwartete – mein Schrei war wohl nicht zu überhören gewesen und mich beschlich die leise Ahnung, dass wieder einmal die Nachbarn bei uns läuten würden.

Der Name dieses gewissen Mitbewohners war Edward und er war etwa zwei Jahre älter als ich, also um die Zwanzig, seinen Geburtstag hatte er mir allerdings nie aufs Datum genau verraten, obwohl wir uns bereits seit fünf Jahren kannten...er wollte wohl verhindern, dass ich ihm ein Geschenk kaufen, eine Party schmeißen oder einen ähnlichen Aufstand betreiben konnte.

Mein Blick war beim Betreten des Zimmers sofort auf das Sofa gerichtet und ich bemerkte, übertrieben aufgebracht, da ich immer noch gereizt war, dass er es in seiner liegenden Position komplett beanspruchte und für mich somit kein Platz mehr frei war, was mich in meiner geladenen Stimmung mehr als nötig aufregte.

„Wehe dir, wenn das Sofa nicht frei ist, wenn ich wiederkomme!“, zischte ich ihm entgegen und sah gerade noch aus den Augenwinkeln, wie er sich hastig aufsetzte, bevor ich in die Küche abrauschte und die Tür des Kühlschranks aufriss.

Ich verzog das Gesicht als ich erkannte, dass Edward sich wohl schon wieder vorm Einkaufen gedrückt hatte, da sich nur noch eine Packung Orangensaft, eine Hälfte der Butter, zwei Joghurts und eine Gurke in den Fächern des Kühlelements befanden.

Übertrieben fest schlug ich die Tür wieder zu und machte mich daran, die Notration Chips aus der dritten unteren Schublade links zu holen, wo ich sie vor Edward versteckt hatte.

Ich stürmte ins Wohnzimmer zurück, wo Edward sich gerade auf die nächstbeste Sitzgelegenheit – also den leicht gepolsterten Armstuhl – niederließ, was ich sehr begrüßte und mich auf das nun freie Sofa fallen ließ.

Mit einem kräftigen Ruck riss ich die Plastiktüte auf und schob mir erste Ladung knuspriger, goldgelber Chips in den Mund.

Edward sah mich augenscheinlich verwundert an, war aber schlau genug, mich nicht nach dem Grund für meine schlechte Laune zu fragen – das hätte auch nicht zu seiner Gesundheit beigetragen und das wusste er.

Also saß er einfach nur da und sah mir beim Frustfressen zu, während ich versuchte, mich zu beruhigen, um Heartnet nicht beim nächsten Treffen gleich in der ersten Sekunden in Stücke zu hacken und sie danach zu verbrennen, um mich nicht mehr über ihn aufregen zu müssen.
 

-Tagebucheintrag vom 13.3.1995-

Heute war das erste Mal, dass ich die Ernennung einer Number wirklich mit meiner ganzen Aufmerksamkeit mit verfolgen konnte, weil ich ja bei meiner eigenen viel zu nervös dafür gewesen bin.

Die neue Number XIII, Train Heartnet, war allerdings dem Anschein nach alles andere als das gewesen, ich habe es gemerkt, als ich ihm in die Augen gesehen habe...

Achja, und ich kann ihn nicht leiden.

Ich weiß auch nicht, irgendetwas an seiner Art regt mich einfach auf!

Bah...

...aber ich glaub, dass ich dann doch ein bisschen überreagiert hab.

Ich werde morgen versuchen, die Sache noch einmal nüchtern anzugehen und ihn vernünftig kennen zu lernen – auch wenn es mich Überwindung kosten wird.
 

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Crabro = lat. für Hornisse^^

Rileys Waffe brauchte doch wie die der anderen Numbers einen Namen, und da man mit einem Katar (übrigens, wenn ihr euch nach meiner behelfsmäßigen Erklärung immer noch nichts darunter vorstellen könnt: http://de.wikipedia.org/wiki/Dreiklingen-Katar Wikipedia weiß alles xD) blitzschnell zustechen kann, ebenso wie eine Hornisse...tja, Nomen est Omen x)

Erstes Kapitel, das erstmal den Hauptcharakter und seine Mitcharaktere vorstellt: CLEAR!

Wenn ihr besonders aufmerksam wart, dann könnt ihr mir nach diesem Kapitel sogar Rileys Körpergröße sagen!

Zu dem Datum des Tagebucheintrags: meines Wissens wurde der erste Band von Black Cat 2000 veröffentlicht, was für mich bedeutet, dass die Geschichte auch in diesem Jahr spielt – ergo, wenn Train gerade erst zu den Number kommt, muss ich fünf Jahre wegrechnen, da er damals 18 war...das ist eine Tatsache, guckt doch in Band 9 nach, wenn ihr mir nicht glaubt xD

So, erst nochmal für alle, die meine Notiz in ‚Astray‘ nicht gelesen haben:

Ich werde in dieser Story zwar nicht so oft hochladen, allerdings werden die Kapitel dann auch meistens entsprechend länger sein als bei meinen anderen Storys.

(Ich sage meistens, weil es vermutlich auch einige Kapitel geben wird, die vielleicht kürzer sind als mein Standard.)

Setze mir nämlich sonst immer eine Länge von etwa 3.000 voraus...halt um diesen Bereich herum.

Achja...ich habe gerade meine Kapitel-Planung hinter mich gebracht.

Wenn ich mich daran halten kann, dann wird es zusammen mit Prolog und Epilog 16 Kapitel geben^^

Aber nur WENN.

Und muss euch mitteilen, dass in den ersten drei Kapiteln das Genre wohl noch nicht so ganz deutlich wird, da ich diese brauchen werden, um erst einmal die Grundsteine zu legen.

Danach allerdings werden sich die Ereignisse häufen o_O

Ich habe bereits einige mündliche Bemerkungen erhalten, mit denen mir die Leute vorgeworfen haben (man kann es kaum fassen), ich habe Edwards Namen aus Twilight kopiert.

Und sie meinen, damit auch noch Recht zu haben und ich sei unwürdig, Twilight zu lesen...ähem:

ARSCHLECKEN VERDAMMT!

Das ist ein ganz gewöhnlicher englischer Name und ich habe jedes Recht, ihn für einen meiner Charaktere zu verwenden!

Und das würde ich bitte gerne tun, ohne dass ich bezichtigt werde, von anderen Autoren zu klauen, nur weil ein Charakter aus einer derzeit erfolgreichen Buchreihe ebenfalls diesen Namen trägt.

Nun...ich bin dankbar für jedwedes Review, sei es nun Lob oder Kritik, aber kommt mir nicht mit sowas, sonst werde ich stinkig!

Tschau von eurer etwas angepissten Schattenwind.

[Zweite Träne] Makin' This A Whole Lot Better

Am nächsten Morgen stand die Sonne gerade im Zenit, als ich durch die Tür von Kronos‘ Zentrale in dieser Stadt schritt und mich in dem gewaltigen Gebäude umsah.

Ich hatte für heute noch keinerlei Verständigung für einen Auftrag oder etwas Ähnliches mitgeteilt bekommen, und um sich auf einzelne Missionen besser vorbereiten zu können, wurde man entweder morgens in die Zentrale gerufen oder direkt auf der Straße von jemandem erwartet, der einem den Umschlag mit den näheren Informationen aushändigte.

Anbei lagen meist der Tagesablauf der Zielperson, Informationen über eben diese und, wenn möglich, ein Bauplan des Gebäudes, das die betreffende Person besaß, wenn es am einfachsten war, den Mord im Inneren des Hauses zu begehen.

Ich ließ meinen Blick durch die große Empfangshalle schweifen, die nicht anders aussah als die vielen Anderen diverser Geschäfte und Firmen – das musste sie auch, um so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen.

Sonst hätte man ja gleich ein Aushängeschild an der Eingangstür befestigen können, auf dem stand:

Achtung, geheime Organisation. Nicht betreten oder der Polizei Bescheid geben.

Mit meinen beiden braunen Augen befand ich mich auf der Suche nach Heartnet – ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen, ihn beim Vornamen zu nennen...wie er sich entschieden hatte, ob er mich nun Riley, Barrett oder einfach Number III nannte, wusste ich nicht, da er mir gegenüber noch keine direkte Anrede gebraucht hatte und ich mir seine Wahl auch beim besten Willen nicht vorstellen konnte.

Vermutlich würde er mich von sich aus in absehbarer Zeit ohnehin nicht direkt ansprechen, also hatte es eigentlich gar keinen Sinn, auch noch darüber nachzudenken, weswegen ich die Gedanken aus meinem Kopf verbannte.

Mein Blick wanderte nach rechts als ich Schritte ausmachte, die die Treppe hinabstiegen, und stellte zufrieden fest, dass es Heartnet war, da ich kurz darauf seine Stimme hören konnte.

Es meinte zwar auch, dass er mit jemandem sprach, allerdings war mir das ziemlich egal – zur Not würde ich ihn in die Besenkammer mitschleifen, um Privatsphäre zu haben – und ich ging zielsicher auf das Ende der Treppe zu, das ich ausmachen konnte, bevor die restlichen Stufen hinter einen weißen Mauer verschwanden.

Nach einigen Schritten blieb ich jedoch sofort dort stehen wo ich im Moment war, als ich bemerkte, dass es Saphiria war mit der er sich unterhielt und die mit ihm gemeinsam die letzten paar Stufen nahm.

Einen Moment später schalt ich mich selbst einen Thor, da ich ja ebenso wie sie eine Number war – ich musste endlich damit aufhören, abrupt in Ehrfurcht zu erstarren wenn ich die Kommandantin mit jemandem sprechen sah, um nichts zu hören, von dem ich nichts wissen durfte.

Als Number war ich eine der wichtigsten und somit auch autorisiertesten Personen der Organisation, ich durfte so gut wie alles wissen.

Eine Ausnahme bildeten hochvertrauliche Informationen, über die nur die Ältesten und die Numbers I und II Bescheid wissen durften.

Ich schloss die Augen und atmete noch einmal tief durch, so wie ich es mir angewöhnt hatte um mich von Anspannung jeglicher Art zu lösen, bevor ich meinen eingeschlagenen Weg fortsetzen wollte, als ich bemerkte, dass sich Saphiria gerade anschickte, zu gehen.

Obwohl ich mir gerade gesagt hate, dass es keine Rolle spielte ob sie nun dabei war oder nicht, fiel mir vor Erleichterung ein Stein vom Herzen.

Nachdem ich noch einmal ein paar Schritte nach vorne getan hatte konnte ich ihre Stimme sogar soweit hören und aus ihren Worten deutlich vernehmen, dass sie sich gerade verabschiedete.

„Ich erwarte dich um acht Uhr im Japan-Restaurant Yamamoto. Wir müssen uns vor deiner ersten Mission noch einmal unterhalten.“

Ich sah Heartnet noch stumm nicken, bevor die blonde Frau sich nach rechts wandte und durch eine Tür in einen der unzähligen Gänge eintrat, die die Zentrale besaß.

Ein leichtes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als mir soeben klar wurde, was ich da vernommen hatte...und was für eine Möglichkeit es mir bot.

Gestern hatte ich noch nachgedacht und mir einige Sätze und Phrasen zurechtgelegt, die mir garantierten, dass die Unterhaltung nicht wieder einen so miserablen Verlauf nehmen würde wie am Vortag, allerdings würde ich sie dem Anschein nach gar nicht mehr brauchen, so wie sich die Situation entwickelte.

Mein Lächeln wurde zu einem Grinsen.

Jetzt gab es nur noch einen einzigen Satz, den ich Heartnet entgegenbringen würde, und er amüsierte mich in meiner Vorstellung jetzt schon.

Zufrieden mit der Richtung, die meine Gedanken eingeschlagen hatten, fing ich wieder an, Heartnet näherzukommen – in Hinsicht der Position, versteht sich – um auch sicherzustellen, dass er mich verstehen würde.

Kaum dass ich nur noch einige Meter von ihm entfernt war warf der junge Mann mir auch schon einen, wie immer, kühlen Blick zu, dem ich aber dank meines Hochgefühls ohne jegliche Nebenwirkung standhalten konnte.

„Wir sehen uns dann heute Abend“, brachte ich Heartnet entgegen als ich meinen Kurs leicht korrigierte, an ihm vorbei lief und die Treppe ansteuerte.

Ich konnte sein Gesicht nun zwar nicht mehr sehen, doch mir war mehr als nur klar, dass es einen verwunderten Ausdruck zeigen musste, während ich immer noch grinsend die Stufen emporstieg.
 

„Edward?“

Ich schloss die Tür hinter mir und stellte die Plastiktüten auf den Boden, die ich in meiner rechten Hand gehalten hatte.

Die in der Linken hielt ich weiter fest.

Mein Blick fiel auf die rot umrandete Wanduhr, die ich über der Tür zum Bad angebracht hatte – sie zeigte zehn vor sieben an.

„Küche!“, kam die gedämpfte Antwort, woraufhin ich seufzte und lächelnd die Augen verdrehte. Natürlich. Wo auch sonst.

Immerhin war es ja Zeit fürs Abendessen.

Ich konnte mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen, als ich durch das Wohnzimmer in die kleine Küche huschte und im Stillen dafür betete, dass Edward meinen geheimen Vorrat an Knabberzeug nicht entdeckt hatte und nun darüber herfiel.

Meine Sorge blieb unbegründet als ich den jungen Mann, der mir zur Begrüßung salutierte, gegen die Anrichte gelehnt auffand.

„Wozu bist du denn in der Küche, wenn ich erst mit den Einkäufen komme?“, meinte ich dann zu ihm, während ich ihn von seinem Platz wegdrängte, um die Einkaufstüten auf die Ablage neben dem Kühlschrank stellen zu können. „Sag mir jetzt nicht du hattest vor, das Zeug im Kühlschrank als Abendessen zu verwenden, nur weil du nichts anderes hattest und nicht auf mich warten konntest?“

Edward brummte erst etwas für mich Unverständliches, kramte in einer der Tüten herum bis er den Papierbeutel heraus hievte, in dem sich das Gebäck befand, riss ihn mit einem kurzen ‚Ratsch‘ auf und nahm sich eine Laugenstange, von der er einen großen Bissen nahm.

Eine Weile lang kaute er unter meinem grinsenden Blick daran, bevor er fest schluckte und mir antwortete.

„Nein. Aber ich dachte, wenn ich in der Küche warte, dann muss ich den Weg vom Wohnzimmer hierher nicht mehr zurücklegen und...“, er biss ein weiteres Mal ab und ließ mich auf den Rest seines Satzes einige Sekunden lang warten, „ Und krieg eher was zwischen die Zähne. Ich hab Hunger.“

„Tja, den wirst du heute vermutlich noch eine Weile haben, dein Abendessen musst du dir heute nämlich selbst machen.“

Er ließ beinahe die Laugenstange fallen, von der er, während ich gesprochen hatte, das dritte Mal abgebissen hatte und die aus diesem Grund nur noch zur Hälfte vorhanden war.

Vergnügt bemerkte ich den fassungslosen Ausdruck, der in seinen sonst so gefassten oder spitzbübischen, blauen Augen nur zu gut erkennbar war.

„Waff?!“

Ich hob eine Augenbraue, woraufhin er das Stück Laugenstange, das er immer noch im Mund gehabt hatte, schnell hinunterschluckte.

Aufgrund seines zu schnellen Schluckens musste ich danach erst einmal warten, bis er erfolgreich gegen seinen Hustenreiz angekämpft hatte, bevor er weitersprechen konnte.

„Was?!“, wiederholte er dann mit einer Aussprache, die allgemein verständlich war. „Das willst du mir doch nicht im Ernst antun! Komm schon Riley, du weißt, wie grottenschlecht ich vor dem Herd bin!“

Ich wusste es tatsächlich nur allzu gut, was mich allerdings nicht dazu brachte, meine Aussage für nichtig zu erklären und einem Edward, der mich, einem kleinen Welpen gleich, mit einem flehenden Blick ansah, doch etwas zu kochen.

Schließlich konnte ich nicht ewig Mama für ihn spielen – außerdem hatte ich heute noch etwas vor, das mit dem Inhalt der Plastiktüten zusammenhing, die ich neben der Tür stehen gelassen hatte, und ich konnte nicht zulassen, dass etwas so Banales wie Kochen mich daran hinderte.

„Ich kann es dir heute jedenfalls nicht machen, ob du Rohkost vorziehst oder in ein Lokal abrauschst ist mir egal. Heute Abend habe ich eine wichtige Verabredung, die ich nicht verpassen will...Moment, warte kurz hier.“

Mit diesen Worten setzte ich mich in Richtung des Flures in Bewegung, um meinem lieben Freund Edward etwas vorzuführen – nämlich das Kleid, dass sich in einer der Tüten befand und das ich in wenigen Stunden in der Öffentlichkeit tragen würde.

„Und wehe, du vergreifst dich an den Chips!“, rief ich noch zusätzlich hintendran während ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, nachdem ich die Tüten mitgenommen hatte, als ich ein leises Rascheln aus der Küche vernahm.

„A-aber nie doch!“, kam eine stotternde Antwort, die mir meinen Verdacht nur noch bestätigte – Edward konnte von Dingen, die ich eigentlich für mich kaufte, einfach nicht die Finger lassen.
 

„Na?“, fragte ich etwa zehn Minuten später, nachdem ich mich in das Kleid und einen dazu passenden Blazer geworfen und meine Haare schnell zu einem Pferdeschwanz hochgebunden hatte, und drehte mich in der kleinen Küche einmal um mich selbst, um mich von allen Seiten zu zeigen.

Als Antwort weitete Edward bloß die Augen und der Mund blieb ihm offen stehen, während er mich begutachtete.

Bei dem Kleid handelte es sich um ein mittellanges Kleid, das in einem wunderschönen Blau eine besonders gute Ergänzung zu meinem braunen Haar bildete, mit Spaghetti-Trägern und etwas aufgebauschten Falten am unteren Ende.

Dazu hatte ich mir einen mitternachtsschwarzen Blazer übergeworfen, dessen Ärmel von der Länge her genau perfekt für mich waren und dessen silberne Knöpfe aus meiner ansonsten eher dunkleren Kleidung wie kleine Sterne herausstachen.

Um meinen Hals trug ich die Kette mit schwarzen Diamanten, die meine Eltern mir zu meinem achtzehnten Geburtstag geschenkt hatten und die so genau passte, als wäre sie für mich gemacht.

„Kann ich mich so blicken lassen?“

Der junge Mann vor mir schreckte sichtlich kurz zusammen, als ich ihn ansprach, weswegen ich mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen konnte.

„K-kommt darauf an, wo“, stotterte er schließlich, sah aber immer noch nicht so aus, als hätte er sich vollständig gesammelt, was ich mir eigentlich gar nicht erklären konnte, da er mich doch schon öfter in einem Kleid gesehen hatte, wenn Missionen es erfordert hatten, dass ich mich zurechtmachte.

Edward war nicht daran interessiert, mit mir eine Liebesbeziehung einzugehen, wie er mir schon einige Male gesagt hatte – und als ich ihm immer und immer wieder nicht glauben wollte, hatte er sofort eine ernsthaftes Gespräch mit mir angefangen, von dem ich sehr überrascht gewesen war.

Er hatte mir klargemacht, dass er nichts von mir wollte, außer Freundschaft, und dass er mich sonst nicht einmal mit sich zusammen in derselben Wohnung schlafen lassen würde, wenn es denn so wäre.

Schließlich hatte ich es ihm geglaubt und er war nun mein bester Freund, dem ich jetzt gar nicht mehr zutrauen würde, jemals sexuell an mir interessiert zu sein.

„Na, bei meiner Verabredung, wo sonst?“

Einen Moment lang schien Edward zu brauchen, um seine Gedanken zu ordnen – ich fragte mich, ob er im Kopf wohl gerade unsere vorherige Unterhaltung durchging – bevor sich seine Augen mit einem Ruck noch weiter öffneten als zu dem Zeitpunkt, als ihm eröffnet wurde, es müsse selbst für sein Abendessen sorgen.

„DU hast ein DATE?“, fragte er mit ungläubiger Miene. „Kann nicht sein!“

„Wieso? Ist es so abwegig, das sich ein Junge für mich interessiert?“, fragte ich zurück und ich konnte deutlich spüren, wie er sich eine Bemerkung verkniff, die seiner Unversehrtheit nicht gerade geholfen hätte.

Seine anfängliche Beklommenheit war allerdings wieder verschwunden, worüber ich ziemlich froh war, denn so war er einfach nicht er selbst, und ich mochte ihn nun einmal so, wie er war.

Was mich allerdings ein klein wenig ärgerte war, dass er sichtlich überrascht von der Tatsache war, dass ich trotz meines Jobs und Verhaltens jemanden dazu veranlasst hatte, mit mir auszugehen.

Dass ich mich eher selbst eingeladen hatte, wir drei Personen waren und der männliche Part dieser billigen Schmierenkomödie noch nicht einmal von meinem Erscheinen in Kenntnis war, musste ich ja nicht zwangsläufig in diesem Moment erwähnen – theoretisch müsste ich das nie tun.

Saphiria würde über meine Ankunft wohl auch nicht Bescheid wissen, aber bei ihr würde sie wohl keinen Tiefflug der Stimmung bewirken, wie ich ihn von Heartnet erwartete, also war es ebenfalls nicht weiter erwähnenswert.

„Okay“, seufzte Edward einen Moment später, während all diese Gedanken wie im Schnelldurchlauf durch meinen Kopf gefegt waren, und während dieses Wortes hatte sich ein spitzbübisches Grinsen auf seinen Lippen breit gemacht. Ich akzeptiere es. Allerdings nur dann, wenn du mir jetzt und auch später alles erzählst, und damit MEINE ich alles! Dieses Recht als dein bester Freund lass ich mir auf keinen Fall nehmen! Also, wer ist der Kerl?“

Ich blinzelte kurz verwirrt, als er mich mit einem wissbegierigen Blick ansah und ich die Neugierde in seinen Augen aufblitzen sah, dann allerdings fing ich an, herzhaft über diese beiden Faktoren zu lachen.

Was sollte man machen?

Edward war und blieb eben Edward.
 

Meine Augen wurden groß und rund wie Suppenteller, als ich vor dem Gebäude Halt machte von dem ich mir sicher war, dass es das Richtige war, und es genau betrachtete.

Wow.

Das Japan-Restaurant Yamamoto war...groß.

Ich überlegte mir für einen Moment schon, lieber wieder umzukehren und die beiden doch nicht zu stören, riss mich dann aber doch wieder zusammen und zupfte leicht nervös an meinem frisch gewaschenen Haar herum, dass ich mir zu einem eleganten, französischen Zopf geflochten hatte.

Okay, Edward hatte ihn geflochten, aber ich kannte niemanden, der ihn selbst so perfekt hinbekam wie mein Mitbewohner ihn mir machte – außerdem hatte er seinen Spaß daran, und den wollte ich ihm nicht nehmen, da nun doch immer wieder schöne Frisuren für mich heraussprangen.

Außerdem hatte er meines Wissens eine Friseurlehre abgeschlossen, bevor er angefangen hatte, bei Kronos zu arbeiten.

Obwohl ich damit meine Aktion der letzten paar Stunden wiederholte, ließ ich meinen Blick auf das Ziffernblatt der Armbanduhr schweifen, die ich mir um das rechte Handgelenk gebunden, aber unter dem Ärmel des Blazers versteckt hatte.

Ich hatte mir einen etwas späteren Zeitpunkt für mein Erscheinen ausgesucht, um nicht bei dem wirklich wichtigen Teil des abendlichen Treffens zu stören, aber knapp zwanzig Minuten dürfte wohl mehr als genug gewesen sein.

Auch mit mir hatte Saphiria sich zum Essen verabredet, nachdem sie mich zu einer Number ernannt hatte, und wir hatten für das Gespräch vor dem Essen, in dem sie mich über die Gefahren in Kenntnis gesetzt hatte, die mit einem Dasein als eine der stärksten Killer einhergingen.

Allerdings waren wir in ein anderes Restaurant gegangen – das, wie mir gerade einfiel, ebenfalls ein Japan-Restaurant war...Saphiria mochte wohl die japanische Küche.

Schnell atmete ich noch ein paar Mal tief ein und aus, um mich so gut es ging zu beruhigen und schob noch einmal meine kleine, schwarze Handtasche so zu Recht, dass sie mir nicht von der Schulter rutschen würde, dann schritt ich durch die automatische Glastür, die den Haupteingang repräsentierte.

Wenn das Äußere des Restaurants mich schon beeindruckt hatte, dann warf das Innere mich regelrecht um.

Dutzende von diamantbesetzten Kronleuchtern hingen von der Decke herab und erhellten, gemeinsam mit denen, die an den Wänden befestigt waren, das Innere mit zahlreichen Lichtspiegelungen, beleuchteten die noblen Wände, die sogar goldene Zierleisten besaßen und brachten den Boden aus schwarzen und weißen Fliesen besonders in Geltung.

Das Lokal erstreckte sich über zwei kleinere ‚Stockwerke‘, da ein Teil der Tische auf einem etwas höher gelegenen Teil des Bodens befand, der durch einige kurze Treppen erreichbar war.

Das Geländer, das am Rand des höheren Teils und an den Seiten der Treppen angebracht war, hatte einen leicht barocken Touch, soweit ich mit meinem tollen Gesamtwissen diese Sache beurteilen konnte, und war mit einer goldenen Farbe bestrichen worden.

Ungewöhnlich große Fenster, die sich in regelmäßigen Abstand je vom Boden bis zur Decke erstreckten, wurden an beiden Seiten von edlen, roten Samtvorhängen begrenzt, die in der Mitte mit zwei goldenen Schnüren zur Seite gebunden waren und am unteren Ende etwa zehn Zentimeter lange Fransen besaßen.

Die Tische schienen für weniger als sechs Personen viel zu groß, einige von ihnen hatten Drehplatten in der Mitte, auf denen die Gäste die verschiedenen Gerichte immer wieder zu sich drehen konnten um sich nicht über die gesamte Tischlänge strecken zu müssen.

Über den Tischen, die eine solche Platte nicht besaßen, waren weiße Tischtücher ausgebreitet worden.

Das Ausmaß des einzigen Saales war überwältigend und für mich beinahe nicht erfassbar.

Ich war immer noch dabei, das gesamte Ambiente zu bestaunen, als mich eine Dame in einem roten Japan-Dress ansprach, das bis knapp zur Mitte ihrer Unterschenkel reichte, einen Schlitz bis zur Hüfte hatte und ärmellos war.

Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einer traditionellen Zwei-Knoten-Frisur gebunden, wie sie japanische Frauen früher beinahe immer getragen hatten.

In der linken Hand hielt sie ein leeres Tablett, das sie zwischen ihrem Unterarm und dem Bauch eingeklemmt hatte, damit ihr lockerer Griff ausreichte, um es zu halten, wie es Kellnerinnen für gewöhnlich taten.

„Herzlich Willkommen. Haben Sie eine Reservierung? Wenn nicht helfe ich Ihnen gerne, sich einen Tisch auszusuchen, da wir zurzeit einige haben, die noch frei sind.“

Ich zuckte aufgrund der Frage, die mich gewissermaßen aus dem Staunen gerissen hatte, kurz zusammen und musste meine Aufmerksamkeit, die sich über den ganzen Saal verstreut hatte, rasch wieder einsammeln, bevor ich endlich die Worte fand, die ich brauchte, um meine Antwort zu formen.

„Für mich wurde reserviert. Auf den Namen Arks“, sagte ich und hoffte, dass Saphiria die Reservierung, wie damals bei mir, nicht mittels eines falschen Namens vorgenommen hatte.

„Es tut mir sehr leid, doch Miss Arks und ihr Begleiter sind bereits eingetroffen“, entgegnete mir die Kellnerin höflich aber bestimmt, während sie eine Augenbraue hob, so als wäre sie empört über meine falsche Behauptung – womit sie ja auch eigentlich nicht falsch lag.

Augenscheinlich entgegen ihrer Erwartung schlich sich dank dieser Information ein erleichterter Ausdruck auf mein Gesicht, da ich mit dem Namen noch einmal Glück gehabt hatte.

Ich hätte nun wirklich keine Lust darauf gehabt, durch den gesamten Saal zu laufen, nur um Saphiria und Heartnet zu finden.

„Das weiß ich. Ich gehöre zu ihnen.“

Meine Antwort brachte mir zwar einen ungläubigen Blick ein, veranlasste die Frau mir gegenüber dann aber doch dazu, mich zu ‚meinem‘ Tisch zu führen.

Ich packte die Gelegenheit am Schopf um mir den Saal weiterhin anzusehen, da ich bestimmt noch nicht alle Details erfasst hatte, und achtete nur in den wenigen Situationen, in denen ich mich etwas mehr koordinieren musste als beim einfachen Laufen, wie beim Besteigen einer der kleinen Treppen, auf mein Handeln.

Allerdings behielt ich meine Aufmerksamkeit nach eben diesem, da wir nach einigen weiteren Schritten schon direkt an dem Tisch standen, an dem Saphiria und Heartnet standen.

Ich musste mir ein kurzes Grinsen verkneifen, als ich bemerkte, dass Saphiria zwar ihren violetten Mantel trug, Heartnet jedoch seinen schwarzen Mantel abgelegt und dafür ein Jackett samt Krawatte trug und außerdem seine Haare, so gut wie eben möglich, zurechtgemacht hatte und statt eines Mittelscheitels nun einen Seitenscheitel besaß.

Er sah so anders aus als bei seiner Ernennung, auch die feine Teetasse in seiner linken Hand trug zu diesem Bild bei, dass es schon fast lächerlich war, ihn so zu sehen.

„Entschuldigen Sie bitte“, wandte sich die junge Dame neben mir an Saphiria, die allerdings zuerst mich und dann erst die Kellnerin ansah. „Diese junge Dame hier behauptet, sie gehöre zu Ihnen.“

„Das stimmt“, erwiderte die Kommandantin ihr lächelnd, woraufhin sich die Frau ihr gegenüber verbeugte, bevor sie einen dritten Stuhl von einem nahegelegenen Tisch nahm und ihn neben mir an den Tisch schob.

Ich nickte ihr kurz zu und ließ mir danach den Stuhl von ihr zu Recht schieben, setzte mich und schenkte Saphiria ein höfliches Lächeln.

„Entschuldigt bitte die Verspätung, ich hatte nicht vor, euch beide warten zu lassen“, entschuldigte ich mich für etwas, das ich gar nicht getan hatte, während sich die Kellnerin entfernte, und musste meine Überraschung über Saphirias Worte unterdrücken.

Eigentlich hatte ich gedacht, sie erst mit einem entschuldigenden Blick einweihen zu müssen, allerdings hatte ich da wohl die Auffassungsgabe der Number I gehörig unterschätzt.

Ich war zu vertieft in seinen ungewohnten Anblick gewesen, als dass mich seine kalten Augen nicht erschreckt hätten, obwohl ich einen anderen Ausdruck als einen überraschten erwartet hatte – vermutlich war Überraschung aber besser als das, was ich mir vorstellte.

„Wir wollten gerade damit beginnen, zu essen“, unterbrach Saphiria meine Gedanken, immer noch in einem freundlichen Ton, den ich meiner Meinung nach gar nicht verdient hätte, der mich allerdings dazu brachte, den kleinen Rest an Anspannung, der trotz meiner Erleichterung von vorhin immer noch vorhanden gewesen war, aus meinem Körper zu verbannen.

Wenn die blonde Frau wütend auf mich gewesen wäre, dann hätte ich das in ihrem Gesichtsausdruck erkennen können, da wir Numbers die einzigen Menschen waren, die zumindest zu einem kleinen Teil durch Saphirias Masken blicken konnten, und da sie es nicht war, hatte ich keinen Grund, mich zu versteifen.

Ich atmete noch einmal tief durch, dann saß ich ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht da.

„Gut. Ich habe mir meinen Hunger nämlich aufgespart.“

Ich warf ihr, mit einem letzten Mal, in dem ich direkt in ihre Augen sah, einen dankbaren Blick zu, bevor sich die Kommandantin an die Kellnerin wandte, die immer noch hinter mir an unserem Tisch stand.

„Bitte bringen sie uns nun das Essen.“

Die schwarzhaarige Frau verbeugte sich mit einem kurzen „Wie Sie wünschen“ vor Saphiria, während ich meine Vorgesetzte überrascht anblickte.

Sie hatte nichts von einer zusätzlichen Bestellung erwähnt, obwohl ich unangekündigt zu ihnen gestoßen war und sie somit einen Teller zu wenig bestellt haben musste...hatte sie etwa mit meiner Ankunft gerechnet?

Im nächsten Moment musste ich ein Auflachen unterdrücken.

Natürlich hatte sie damit gerechnet, immerhin war sie doch Saphiria!

Einfach lächerlich, dass ich sie derartig unterschätzt hatte, wenngleich ich sie schon seit ich zurückdenken konnte in meiner unmittelbaren Nähe hatte, da meine Familie schon seit Generationen für Kronos arbeitete und ich somit ständigen Kontakt zu ihr hatte...genauer gesagt, wir waren als kleine Kinder sogar Freundinnen gewesen, bis sie mit achtzehn zur Number I gekürt wurde und derartig viele Dinge zu erledigen gehabt hatte, dass wir uns die vier Jahre bis zu meiner Ernennung kaum noch gesehen hatten, was unserer Beziehung zwar nicht sonderlich förderlich gewesen war, aber ich konnte damit leben.

Immerhin hatten wir nun ein viel freundschaftlicheres Umgehen miteinander als die anderen Numbers, und das war mir schon mehr als genug.

Shoppen gehen oder andere Sachen, die man nur mit weiblichen Freundinnen tun konnte, tun würde ich mit ihr allerdings nicht mehr können, das war der einzige Punkt daran, der mich doch etwas störte.

„Was ist so lustig?“

Ich schreckte hoch als Heartnets wortwörtliches Fauchen meine Gedanken wie ein eisiger Speer durchschnitt und sie in meinem Kopf so spaltete, dass ich komplett den Faden in meinen Erinnerungen verlor.

Er hatte den Augenblick genutzt, in dem Saphiria noch mit der Kellnerin sprach, um mich derartig anzusprechen, während ihrer vollsten Aufmerksamkeit hätte er es nie gewagt...

Mist, er musste bemerkt haben, wie ich mir das Lachen verkniffen hatte!

„Äh, nichts“, log ich und hoffte, dass Saphiria sich bald wieder zu uns wenden würde, damit er damit aufhörte, weiter zu bohren – was er mit seinen Augen wohl schon tat, dabei jedoch so passiv war, dass er es wohl selbst nicht bemerkte und ich es so ignorieren konnte.

Zu meinem Glück entfernte sich die Frau im Japan-Dress eine Sekunde später von uns, weswegen Saphiria ihre Aufmerksamkeit wieder uns schenkte und Heartnet keine weitere Gelegenheit hatte, mich nach meiner kurzen Unachtsamkeit zu fragen.

Eine Weile lang war es still am Tisch, da keiner von uns das Bedürfnis hatte, etwas zu sagen, vor allem ich nicht.

Ich erwartete, dass Saphiria nach dem Gespräch bis nach dem Hauptgang warten und danach wieder gehen würde, obwohl sie bei mir den ganzen Abend lang geblieben war – doch dies war wohl auf unsere frühere Freundschaft zurückzuführen, da ich Janus und Ash danach befragt hatte und diese mir ihr Essen mit der Number I so geschildert hatten.

Um uns herum vernahm ich die leisen Gespräche der anderen Gäste, obwohl am Tisch direkt neben uns niemand saß, so gut wie ich unseres vorhin gehört hatte, doch merket ich mir nichts von dem Gesprächsstoff – eine weitere Sache, die mit exzellentem Hören mit im Paket war, musste die Fähigkeit sein, Sinnvolles von Sinnlosem zu unterscheiden.

Auch als jedem von uns ein Teller mit einer Vorspeise, einer Miso-Suppe, gereicht wurde, verhielt sich unsere kleine Gruppe ruhig, und als die Kellnerin anbot, mir Wein einzuschenken, nahm ich ihn bloß mit einem stummen Nicken an.

Wir schwiegen ebenfalls während wir aßen, bei der Vorspeise wie beim Hauptgang, doch ich hatte das Gefühl, dass und Blicke genügten, um uns zu unterhalten, da wir sie uns immer wieder zuwarfen.

Als die Kellnerin gerade dabei war, die Teller und das Besteck des Hauptganges abzuräumen, erschreckte mich Saphiria beinahe, da sie sich plötzlich vom Tisch erhob.

Ich war bereits kurz davor, etwas zu sagen, besann mich dann aber nach kurzer Zeit darauf, dass es besser wäre, zu warten, ob sie ihr Verhalten selbst erklären wollte.

Was sie auch tat.

„Entschuldigt mich bitte. Ich habe noch eine weitere wichtige Angelegenheit zu klären und sie duldet keinerlei weiteren Aufschub, also muss ich euch leider frühzeitig verlassen. Denke gut über unsere Unterhaltung nach, Heartnet.“

Ich bekam gerade noch mit, wie Heartnet schnell nickte, bevor ich das realisierte, was meinem schlimmsten Alptraum gleichkam, obgleich ich eigentlich gedacht hatte, ich wäre darauf vorbereitet.

Ich...mit Heartnet...in einem feinen Restaurant...zum Abendessen...ALLEINE?!

„A-aber...!“, rief ich stotternd, bevor ich mich zurückhalten konnte, und stand mit einem schnellen Ruck auf, wobei ich meine Hände gegen den Tisch stemmte, um mich so abzustoßen.

Nach der wenigen Selbstkenntnis, die ich nun einmal besaß, war ich gerade bestimmt rot geworden.

Sicher war ich mir jedoch nicht.

Was ich jedoch mit Sicherheit sagen konnte war, dass mein Ausruf wohl etwas zu laut geraten war, da mir nun die Aufmerksamkeit aller Gäste, die in einem Umkreis von fünfzig Metern um uns herum saßen, zuteil wurde, und nun hegte ich keine Zweifel mehr an der Tatsache, rot im Gesicht zu sein.

Und nicht von Sonnenbrand oder vor Zorn, also konnte es, dem Ausschlussverfahren nach, nur noch einen Grund für die ungewöhnliche Farbe meines Gesichts geben – ich schämte mich.

Und zwar gewaltig.

Doch obwohl ich wusste, dass ich komplett bescheuert aussehen musste, da sich mein hochroter Kopf mit dem Blau meines Kleides bestimmt stark schlug, hielt ich meinen Blick fest auf Saphiria gerichtet, da das Unglück doch ohnehin schon angerichtet war, konnte ich es auch gleich aufessen.

Guten Appetit, Idiotin!

Nach dieser Selbstbeschimpfung erklärte ich mich danach noch als Trottel, da Saphiria mich mit einer derart perfekten Maske der Überraschung ansah, dass ich beinahe vergaß, dass sie bestimmt schauspielte.

Wenn sie über mein Erscheinen Bescheid gewusst hatte, was sie den drei Portionen pro Gang nach bestimmt getan hatte, dann war sie auch von Anfang an über den Verlauf dieses Dinners im Bilde gewesen – folglich auch über meine Reaktion in dieser von ihr herbeigerufenen Situation.

Ich hätte ebenso gut eine von ihr kontrollierte Figur auf ihrem Spielbrett sein können, so perfekt, wie ich meine Rolle spielte.

„Ist irgendetwas nicht in Ordnung, Riley?“

Diese Frage hätte mich beinahe zu einem weiteren Heben meiner Stimme veranlasst, jedoch konnte ich mich im letzten Moment noch zügeln.

Ich hatte nun wirklich keine Lust mehr darauf, den folgsamen Spielstein darzustellen, und setzte mich langsam wieder, während ich versuchte, mich innerlich wieder unter Kontrolle zu bringen und zu beruhigen.

Oder verhielt ich mich – ihrem beinahe nicht zu erkennenden Anflug eines zufriedenen Lächelns nach – nur wieder ihren Überlegungen entsprechend?

„Nein, tut mir leid. Es ist nichts. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend”, sagte ich nach einigen Momenten des Sammelns in einer ruhigen Tonlage, die mich selbst beinahe überraschte – was zumindest veranlasste, dass nicht mehr sämtliche Aufmerksamkeit auf mir ruhte – und beschloss, mir über Saphirias Spielbrett später den Kopf zu zerbrechen, zumal ich wirklich wichtigere Dinge hatte, die meiner Aufmerksamkeit bedurften und auch dringender waren.

Saphiria brachte mir nun ein freundliches Lächeln entgegen, bevor sie ihren Stuhl unter den Tisch schob und uns in Richtung des Ausganges verließ.

Wenn die Stille am Tisch vorhin schon bedrückend gewesen war, dann wusste ich keine treffende Beschreibung für diese.

Heartnet und ich saßen beide stumm da und vermieden es so gut wie möglich, einander in die Augen zu blicken, während wir auf unser Dessert warteten.

Ich versuchte, so gut wie es eben ging, die Tatsache, dass ich mit einem Jungen meines Alters in einem feinen Restaurant zu Abend aß, weitestgehend zu ignorieren, doch als ich einmal unabsichtlich zu ihm aufsah, schien es sich als unmöglich zu gestalten, nichts mehr zu sagen.

„Also…h-hat dir das Essen bis jetzt geschmeckt?”, äußerte ich stotternd und mir wurde einen Moment später klar, dass ich wohl keine bescheuertere Frage hätte stellen können, da sie weder den Boden für eine Unterhaltung ebnete, noch mir irgendeinen Nutzen brachte.

„Es ging so.“

„Mhm, bei mir auch.“

Wieder verstummten wir, doch nun fühlte ich mich dabei noch unbehaglicher als vorhin, da wir immerhin bereits ganz kurz miteinander geredet hatten und ich mich bereits etwas beruhigter fühlte.

Ich atmete einmal tief aus, um meine innere Ruhe wiederzufinden, und beschloss, einfach ganz direkt zu sein und ihm die Frage zu stellen, die ich ihm schon die ganze Zeit entgegenbringen wollte.

„Heartnet? Warum kannst du mich nicht leiden?“

Seine Reaktion verwunderte mich wohl genauso wie ihn selbst, da ich alles von ihm erwartet hatte, außer, überrascht zu blinzeln.

„Wie kommst du darauf, dass ich dich nicht leiden könnte?“

„Naja, du bist immer so kalt und abweisend, wortkarg, gehst auf nichts ein was ich sage, scheinst so wenig wie möglich reden zu wollen und wirst immer gleich offensiv! Das macht man doch nur, wenn man jemanden nicht mag!“

„Tu ich das?“

Da ich gerade dabei gewesen war, die nächste Schimpftirade loszulassen und so meinen Dampf abzulassen, brachte mich diese Gegenfrage erstmal zum Schweigen, da ich wieder alles erwartet hatte, außer so etwas.

Perplex musterte ich seinen Gesichtsausdruck und bemerkte, dass er mich erwartend ansah, da er anscheinend eine Antwort auf seine Frage erwartete, die ich ihm auch prompt gab.

„Ja, klar! Weißt du das etwa nicht?“

„Nein. Ich verhalte mich allen Menschen gegenüber so, das geht nicht direkt gegen dich.“

„Oh.“

Das hatte mich in meinen Überzeugungen, die ich über ihn angestellt hatte, so erschüttert, dass mir erst einmal nichts mehr einfiel und ich einfach wieder zu dem Verhalten zurückkehrte, dass ich vorhin gutgeheißen hatte, und wartete schweigend auf unseren Nachtisch, der auch weniger als eine Minute später kam.

Obwohl ich mich im Moment nicht so fühlte, als würde ich viel essen können, nahm ich mein Besteck und probierte ein kleines Stück, doch als ich sah dass er nicht aß, hörte ich ebenfalls damit auf.

Eine Zeit lang verfielen wir wieder in die bedrückende Stille, in der ich meine Gedanken sammelte.

Er hasste mich also nicht.

Er verhielt sich einfach nur so, wie er sich allen Menschen gegenüber verhielt.

...Sollte mich das jetzt beruhigen oder nicht?

Ich konnte mir selbst keine Antwort mehr geben, da er sofort wieder meine ganze Aufmerksamkeit beanspruchte, als er die Augen schloss und einen kurzen Seufzer von sich gab.

Er saß nun mit einem Ellbogen auf dem Tisch und seinem Kinn in seine Handfläche gelegt da, als hätte er mich davor so gut wie möglich mustern wollen.

„Wieso ist es dir eigentlich so wichtig, zu wissen, ob ich dich leiden kann oder nicht?“, meinte er dann, und ich wollte ihm schon antworten, doch bemerkte dann, dass ich dazu nicht in der Lage war.

Zuerst hatte ich gedacht, ich wollte mich einfach nur mit ihm gutstellen, weil ich am Vortag so überreagiert und somit die Basis für ein freundliches Miteinander zerstört hatte, aber nun erkannte ich, dass es gar nicht vollständig der Grund war.

Aber auf der anderen Seite wusste ich auch nicht, was genau nun der andere Grund war.

„Schmeckt es dir nicht?“, riss mich seine Stimme da abermals aus meinen Gedanken und ich versuchte hastig, mir passende Worte zurechtzulegen.

„N-nein, ich hab bloß keinen Hunger mehr“, entgegnete ich ihm, wobei ich mich darüber wunderte, dass er mich über so etwas fragte, was eigentlich nicht seiner Feststellung von vorhin entsprach, dass er allen Menschen gegenüber kalt und abweisend war.

„Ich auch nicht. Dann können wir ja eigentlich mit dem Essen abschließen.“

„J-ja.“

Noch bevor ich überhaupt damit beginnen konnte, meine Brieftasche aus meiner Handtasche holen zu wollen, um zu zahlen, hatte Heartnet auch schon die Initiative ergriffen und die Kellnerin an unseren Tisch gerufen.

Er wechselte einige Worte mit ihr, die nicht zu vermeiden waren, drückte ihr einige Geldscheine in die Hand und stand dann ohne weitere Verzögerungen auf.

Ich konnte noch nicht einmal meinen Mund aufmachen, um mich von ihm zu verabschieden, kam er mri auch in dieser Hinsicht zuvor, auch wenn er es während des Gehens tat.

„Du kannst mich übrigens Train nennen...Riley.“

„O-okay!“, rief ich ihm etwas lauter als Zimmerlautstärke nach, doch ich bezweifelte, dass er mich noch hören konnte, da er einen Augenblick später bereits zur Türe hinaus schritt.

Erst dann wurde mir bewusst, dass er gerade für das gesamte Essen gezahlt hatte und aufgrund unseres kleinen Gesprächs meine Meinung über ihn mehr als nur geändert hatte.

Train Heartnet war seit diesem Abend für mich eine ganz andere Person.
 

-14.3.1995-

Oh.

Mein.

Gott.

Ich hab es wirklich getan, ich bin uneingeladen zu einem Essen gegangen, dass Saphiria eigentlich mit Train allein verbringen wollte.

Und nicht nur das, am Ende war ich auch noch mit ihm allein!

Ich hab ihn gefragt, wieso er sich mri gegenüber so abweisend verhalten hatte, und er hat mir erzählt, dass das sein reguläres Verhalten gegenüber anderen ist!

Ich kann es immer noch nicht fassen!

Eigentlich müsste ich ihn jetzt als kalten, menschenfeindlichen Typen sehen, ich weiß...

Aber irgendwie ist da etwas in mir aufgekommen, das ich nicht zuordnen kann, ich sehe ihn mit ganz anderen Augen...

Naja, ich bin müde.

Ich glaub, ich muss mir erst mal einen Gute-Nacht-Snack holen und darüber schlafen, um mir über alles im Klaren zu sein.

...Verdammt, Edward hat schon wieder meine Chips gefuttert!

Na warte, das kriegst du zurück, WO ist die verflixte Sahne?!



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