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This aint'a Lovestory

Wer einen anderen Menschen kennenlernt, der lernt sogleich sich selbst kennen. |SasuxSaku ♥| -> Weblog beachten!
von

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The beginning is half of the whole

Der Anfang ist die Hälfte des Ganzen
 


 

Dicker, grauer Rauch kam unter der Tür durch, die nach draußen führte.
 

Feuer.
 

Wir waren eingesperrt.

Das alte, trockene Holz der Tür entzündete sich und die Flammen züngelten sich sofort am Balken entlang, hoch zur Decke über uns. Die schönen, getäfelten Holzwände fingen ebenfalls augenblicklich Feuer.

Dunkler, öliger Rauch schwängerte die Luft, brannte in meiner Lunge und brachte mich zum Husten.

Die Menschen um mich herum schrien entsetzt und voller Angst um ihr Leben, einige suchten einen Ausweg.
 

„Wir müssen hier raus, bevor die Decke runterkommt.“

Er hatte Recht. Einzelne Trümmer der Decke landeten bereits unten und es würde nicht mehr lange dauern, bis das gesamte Haus einstürzte.

Ich nahm seine Hand, konnte aber einen weiteren Hustanfall nicht unterdrücken.
 

Er zog mich sanft, aber bestimmt, in eine Richtung, wo ein Fenster war. Einige Jugendliche standen bereits davor und stritten sich, mit Stimmen voller Panik und Angst, wie sie es zerbrechen können. Einer ging plötzlich um etwas zu holen und ich fing wieder an zu Husten.

Er öffnete den Knoten seines Halstuches und band es mir darum. Es roch nach ihm.
 

Irgendwo explodierte etwas. Menschen schrien sofort auf und ein großer Teil der Decke kam runter.

Ich drückte mich, voller Angst, an ihn und wollte, dass es aufhört. Ich wollte hier raus, lebend.

Durch den Aschenebel suchte ich verzweifelt seinen Blick. Er versuchte mir mit seinem Blick soviel wie ‚Es wird wieder alles gut’ zu sagen, jedoch glaubte ich nicht daran und als ich den Angstschimmer in seinen Augen sah, wusste ich, dass auch er zweifelte.
 

Der Junge, der etwas holen sollte um das Fenster zu zertrümmern, kam wieder mit einer kleinen, antiken Statue. Die warf er sofort gegen die Glasscheibe, die, wie erhofft, zerbrach. Jetzt müssten wir uns beeilen, denn alle wollten so schnell wie möglich raus. Auch weil es nun gefährlicher wurde, da das Feuer extra noch Sauerstoffzufuhr bekam.

Er drängte mich zum Fenster und hob mich hoch aufs Fensterbrett. Ich hielt ihm meine Hand hin, damit ich ihm hoch helfen konnte, nur er wurde weggedrängt.
 

Ich rief verzweifelt nach ihm, bis ich ihn hören konnte.

„Geh du schon raus und bring dich in Sicherheit! Ich komm gleich nach! Wir treffen uns draußen!“

Ich wollte mich weigern. Doch der Feuersturm tobte so heiß, dass er meine Haut versengte. Die anderen Jugendlichen, die flüchten wollten, schuppten mich beiseite, sodass ich fast die Balance verlor. Ich konnte nicht warten, sondern musste raus.
 

Kaum war ich draußen hörte ich wieder etwas explodieren.

Nein!

Die Decke brach und das Haus stürzte ein.

Und er war noch drin.

Ich merkte, wie Leute mich packten, auf mich einredeten und versuchten mir zu helfen. Doch ich war wie versteinert.

Mein bester Freund hatte mir das Leben gerettet und ist meinetwegen gestorben.
 

Vor Schreck wachte ich auf.

Meine Klamotten klebten nass an mir, wie eine zweite Haut, und mein Atem ging unregelmäßig. Ich träumte fast immer von diesem Abend, sah jedes Mal aufs Neue, wie mein bester Freund sein Leben opferte um meines zu retten.

Ich fing an zu zittern und beschloss eine kalte Dusche zu nehmen, um die Albträume abzuschütteln. Jetzt schlief ich also schon am Tag ein und bekam sie.
 

Draußen donnerte es. Ich schluckte. Das hatte mir gerade noch gefehlt.
 


 


 


 

Aujourd'hui, c'est le mauvais temps. Oder sagen wir einfach, dass draußen so ein scheiß Wetter war, dass ich in meinem langweiligen Zimmer hockte, um genau zu sein auf der Fensterbank, und über mein Leben nachdachte, was ich sonst nie machte.
 

Von unten hörte ich Gelächter.

Mein Stiefvater hatte Besuch von meiner Mutter ihrem Bruder Charles, einer meiner Onkel aus Frankreich. Ich musste ganz schön meinen vorlauten Mund halten, damit mir nicht irgendein peinlicher Satz rausrutschte als ich ihn sah.

Seit Weihnachten hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Mein Onkel hatte jetzt Glatze. Gut, er hatte vorher schon nicht viele Haare. Aber wieso macht er sich gleich Glatze?

Statt seinen eigentlichen vierzig Jahren sah er aus wie Ende siebzig. Naja, wenigstens hatte ich jetzt einen schönen Spitznamen für ihn.
 

Um meine Laune noch weiter gen Nullpunkt sinken zu lassen, fiel mir ein, dass ich noch meine Sachen packen musste.

Heute war der letzte Ferientag und morgen ging es wieder in die Anstalt zu dem Haufen sadistischer Lehrer. Zu allem Übel durfte ich dann auch wieder Monja, die arrogante Schulzicke ertragen. Zum Glück muss ich mir mit ihr kein Zimmer mehr teilen. Das war die Hölle!
 

Mir reicht es schon, wenn sie in den Pausen immer versucht, sich an irgendwelche Jungs ran zu machen, auf ihre ganz eigenen Weise.

Sie tut in seiner Gegenwart so, als würde sie fallen, in der Hoffnung, er fängt sie auf. Sind anscheinend Störungen in ihrem Oberstübchen, die sie da hat, oder Gleichgewichtsstörungen. Ich denke aber eher erstens trifft zu.
 

Doch ich freute mich auch auf die Schule, also abgesehen vom Unterricht und Monja. Ich sah meine besten Freundinnen wieder. Und ich hatte ein Zimmer, wo nicht die ganze Zeit der Stiefvater oder die eigene Mutter rein kamen um mich mit sinnlosem Zeug zu zutexten.

Da viel mir etwas ein und schnurstracks sprang ich von der Fensterbank auf und lief nach unten ins Wohnzimmer.
 

Dort bemerkte ich sofort die Blicke von meinem Onkel Glatzkopf und meinem Stiefvater auf mir.

„Was?“, entfuhr es mir sofort genervt. Ich hasste es wenn man mich anstarrte und ich wusste, dass ich heute scheiße aussah.

Mein Onkel Glatzkopf grinste breit bevor er sagte: „Du siehst aus wie eine gefüllte Olive.“.

Mein Stiefvater brach in schallendes Gelächter aus und mein Onkel stimmte ein.

Ich sah an mir runter und runzelte die Stirn.

„Ich weiß ja, dass ihr nicht viel von Mode versteht, aber dieses dunkelgrüne Oberteil ist total in. Und wenn das mit der gefüllten Olive heißen soll, dass ich zu dick bin, dann werd ich magersüchtig, nur dass ihrs wisst.“, sagte ich und schaute beide abwechselnd böse an. Mich als dick bezeichnen, soweit kommt’s noch!

Beide verstummten sofort.
 

Ich seufzte. „Ich wollte eigentlich nur unsere Diskussion von gestern Abend fortsetzen.“

„Was für eine Diskussion?“, fragte Onkel Glatzkopf zugleich.

„Ob ich ein Schloss für mein Zimmer kriege oder nicht. Mir geht es nämlich total gegen den Strich, dass jeder der will einfach in mein Zimmer spazieren kann.“

„Du bekommst keins“, legte mein Stiefvater sofort fest, „dir könnte was passieren.“

„Was soll mir denn bitte in meinem Zimmer passieren?“

„Naja, du könntest ohnmächtig werden.“

„Oder“, fing mein Onkel Glatzkopf an und ich wusste, dass dabei nichts Gutes rauskommen konnte, „du könntest dein Bett anzünden und würdest in den Rauchschwaden ersticken.“

Beide fingen wieder an zu lachen und ich ging genervt wieder hoch. Bin ich froh wenn ich aus diesem Zirkus morgen raus bin! Je veux sortir!
 


 


 


 

Ich bin wieder da!“, rief ich laut und mein eigenes Echo antwortete mir.

Kurze Zeit später hörte ich von oben polternde Geräusche und schon tauchte der Haarschopf meiner Mutter auf.

„Schätzchen, da bist du ja! Wir haben uns alle solche Sorgen gemacht, dass dir was passiert ist!“. Während sie das vor Freude rief umarmte sie mich stürmisch.

Ich hingegen verdrehte genervt die Augen. „Keine Sorge Mum, mir geht’s glänzend.“.

„Bist du sicher?“, fragte sie und schaute mich eindringlich an.

Ich nickte. Dann ließ sie mich los.
 

„Ich hab dein Lieblingsessen gemacht.“, eröffnete sie mir sofort, als ich ihr in die Küche folgte.

„Wow.“, antwortete ich nur. Ist ja nichts Neues für sie. Immer wenn ich zum Spaß Basketball spiele, oder irgendeine andere Sportart, macht sie sich total Sorgen um mich.

Na gut. Kann ich ihr nicht verübeln, aber irgendwann kann man es auch übertreiben und darin war sie die Weltmeisterin.

Aber heute ging es mir wirklich prima.
 

„Du solltest nicht so viel Extremsport machen, sondern dich schonen.“, sagte sie zu mir während sie die Teller aus dem Schrank holte und sie auf den Tisch stellte. Ich half ihr derweil beim Besteck.

„Mum, du weist doch das ich nicht lange still sitzen kann. Und ich weiß auch selber, wo meine Grenzen liegen und wo nicht.“

„Ja, du hast recht. Entschuldigung.“

Sie stellt das Essen auf den Tisch und ich ging hoch um den Rest meiner Familie zu holen.
 

Eine halbe Stunde nach dem Essen war ich ihn meinem Zimmer und packte fleißig Sachen zusammen.

Dann dachte ich daran, wie ich meiner Mutter vorhin eiskalt ins Gesicht gelogen habe, ja und sogar mir selber.

Heute beim Basketball war eben nicht alles in Ordnung.

Als ich den Ball gerade im Korb versenken wollte, merkte ich, dass es wehtat und kurz aussetzte. Zum Glück setzte es gleich wieder ein, scharf drauf zu sterben war ich nicht.

Ich hasste meine Krankheit und wollte einfach nur genauso Spaß am Leben haben wie der Rest, aber das wird vielleicht unmöglich sein.
 


 


 


 

Meine Schwester verließ gerade mein Zimmer, weil unser Vater sie gerufen hatte und mit ihr reden wollte.

Ja, sie war jetzt eine von den Großen und würde das gleiche Eliteinternat besuchen dürfen wie ich. Ich hoffte mal nur, dass sie den Druck stand halten kann.
 

Ich stand von meinem Schreibtischstuhl auf und ging zum Fenster. Na super, es regnete noch stärker als vorher und nun hörte ich es auch donnern, was mir sogleich ein Seufzen entlockte.

Den Spaziergang konnte ich also heute vergessen. Obwohl ich auch nicht ganz so scharf darauf war.
 

Gestern war ich joggen, wie ich es in den Ferien fast jeden Morgen tat. Meine Route war eigentlich immer die gleiche: von unserem Haus quer durch die Siedlung, mitten in die Stadt, dann kurze Rast bei McDonalds, zurück durch den Stadtpark und noch ein kleines Stück durch den Wald, zurück zur Siedlung.

Nur den Morgen sollte ich nicht mal bis zu McDonalds kommen. Denn in der Stadt, nahe der Kirche und dem Stadtbrunnen wurde ich aufgehalten, von Tenten.

Die war mal meine beste Freundin, seit dem Kindergarten an. Bis sie sich dann mit den falschen Leuten abgegeben hat. Dann war sie nur noch cool wenn sie geraucht und krumme Dinger gedreht hatte. Mein Vater hat mir jeglichen Umgang mit ihr verboten, sogar ich selber wollte nicht mehr wirklich etwas mit ihr zu tun haben.

Sie hielt mich also unfreiwillig auf.
 

Begin Flashback
 

„Hey!“, rief sie und zerrte mich an meinem Arm herum, sodass ich fast hinfiel.

Ich starrte sie an, bis ich endlich herausbekam das da vor mir Tenten stand. Sie hatte sich ihre schönen, braunen Haare kupferfarbig gefärbt, was ihr überhaupt nicht stande. Ihr Kleidungsstil war auch schon mal besser, sie sah aus wie eine billige Nutte. Mir war diese ganze Situation im Moment mehr als unangenehm.

„Wa- Was willst du denn von mir?“. Das schlimme war, immer wenn mir etwas äußert unangenehm war, fing ich an zu stottern.

„Dir mal wieder ‚Hallo’ sagen.“, antwortete sie mir und musterte mich, „du schaust mich ja nicht mehr mit dem Arsch an. Dein Alter kann mich wohl immer noch nicht ab?“.

„Äh, nein. Mein Vater möchte das nicht.“. »Und ich bin auch nicht scharf drauf.«, fügte ich in Gedanken hinzu.

Sie fasste mich fester am Arm an. „Jetzt pass mal auf: Wenn ich will krieg ich alles und ich finde einen Grund, dass wir wieder Zeit miteinander verbringen. Gepeilt?“. Schon leicht böse schaute sie mich dabei an.

Ich nickte flüchtig und dann ließ sie mich los und ging. Erleichtert, dass sie weg war, atmete ich auf.
 

End Flashback
 

Auf so ein weiteres Zusammentreffen kann ich gut und gerne verzichten. Ich habe mittlerweile zwei Freundinnen gefunden, mit denen ich durch dick und dünn gehen kann. Da brauch ich Tenten nicht.

Ich hoffe mal nur, sie meint das nicht ernst, was sie gesagt hat. Weil das macht mir schon etwas Angst.

An arrival & walking

Ein Kommen und Gehen
 


 

Sakura
 


 

Die orange-gelbe Morgensonne brachte die vielen großen und kleinen Pfützen auf der Straße zum glitzern. Auf dem Gras und den Büschen lag eine leichte Nässe.

Gestern Nachmittag hatte es stark gewittert, es war wirklich ein ziemliches Unwetter. Aber es tat der Natur gut nach der langen Trockenperiode.

Ich hatte totale Angst vor Gewittern, fast nichts anderes konnte mir mehr Angst einjagen.

Fast.
 

Ich öffnete den Reißverschluss meines Ruchsackes, der neben mir stand, und wühlte darin rum, auf der Suche nach meiner Sonnenbrille.

Als ich sie nach gefühlten fünf Minuten endlich gefunden hatte, setze ich sie mir auf und schaute weiter gelangweilt aus dem Fenster.
 

„Sakura, hör schon auf so ein Gesicht zu ziehen. Es ist das Beste für dich.“

„Meinst du nicht, dass ich langsam alt genug dafür bin, selber zu entscheiden, was gut für mich ist und was nicht? Oder wenigstens mit entscheiden zu dürfen, wie es mit meinem Leben weitergeht?“.

Meine Mutter fing immerzu damit an. Sie und mein Vater hatten beschlossen, mich auf ein Eliteinternat in Miami zu schicken, damit ich einen Neuanfang machen kann. Warum ich mir das gefallen ließ? Keine Ahnung.
 

Zu allem Verdruss war heute auch noch der erste Schultag, womit nun schon mein elftes Schuljahr anfing. Jedoch war es mein erstes Schuljahr an einer neuen Schule, weit weg von meiner Kindheit und alten Erinnerungen, die ich lieber vergessen würde. Aber ich bezweifelte, dass genau das die richtige Lösung der Probleme ist.
 

„Sind wir nicht bald mal in diesem verkackten Internat?“

Ich sah, wie meine Mutter im Rückspiegel die Stirn runzelte. „In einer Stunde sind wir in dem Internat. Solang musst du dich noch gedulden.“

Seufzend schaute ich wieder aus dem Fenster. Solange wie wir mittlerweile schon unterwegs waren, konnte ich unmöglich noch den Unterricht besuchen. Von Jacksonville bis nach Miami fährt man, wenn man gut durchkommt, sechs Stunden. Wir waren seit zweiundzwanzig Uhr unterwegs und mittlerweile war es schon sechs Uhr früh.
 

„Muss ich dann wirklich noch in den Unterricht?“, fragte ich meine Mutter nach ein paar Minuten der Stille.

„Ich hatte dir doch gesagt, dass heute nicht wirklich Unterricht ist, sondern eher ein Tag zum Eingewöhnen für alle. Und bis dieser Tag vorbei ist sind wir fünfmal da. Außerdem du kannst dich so mit deinen neuen Mitbewohnerinnen bekannt machen.“ Wieder seufzte ich.

Mir blieb also noch genau eine Chance davonzulaufen und das war während der Besichtigung des Internats. Nur fehlten mir dazu ein ‚Überleben- in- der- Wildnis’ -Paket, genug Bargeld um mir ein Flugticket nach Honolulu zu kaufen oder ein Freund mit einem schicken Fluchtauto.

Genauso wenig besaß ich einen Plan, wohin ich dann sollte und vor allem wie ich entkommen sollte. Aber das spielte alles keine Rolle. Auf keinen Fall würde ich dort bleiben.
 


 

Hinata
 


 

Ich freute mich tierisch, als ich erfuhr, dass ich dieses Jahr mein Zimmer mit meiner Freundin Ino teilen würde. Temari hatte es leider gar nicht gut erwischt, sie musste mit einer Neuen und Monja, der Schulzicke, zusammen ziehen. Aber wie ich sie kenne, findet sie das noch witzig, da sie jemanden zum ärgern hat.
 

Ich ging gerade den langen Korridor entlang, zu den Wohnräumen der Mädchen. Hier im Internat waren die Wohnungen der Jungs und Mädchen strikt getrennt in zwei verschiedenen Flügeln untergebracht. Dieses anmutige Gebäude beeindruckte mich immer wieder aufs Neue.

Es war zeitlos und brachte den Touch zum Wohlfühlen mit. An den Wänden des Korridors hingen Lampen und Bilder aus vergangenen Schuljahren. Da es das Internat schon seit Jahrhunderten gab, wie ich wusste, gab es genug Bilder um die zwei Unterrichtsgebäude, ein Wohngebäude, das Haupthaus und die Sporthalle zu beschmücken.
 

„Hanabi, ich glaube, das Zimmer hier ist dir.“, sagte ich zu meiner kleinen Schwester, die das erste Mal hier war, und blieb vor einer Holztür stehen.

Hanabi schaute kurz auf ihren Zettel, den sie vorhin von der Sekretärin bekommen hatte, und nickte. „Ja, das ist meins.“.

Sie nahm den Zimmerschlüssel und öffnete die Tür. Diese schwang leise auf. Ich nahm ihre Tasche und trug sie rein und stellte sie auf das Bett ab, dass nah an der Balkontür stand.

„Wow, wenn schon die Zimmer so klasse aussehen, freue ich mich schon, den Rest zu sehen.“

Ich lächelte. Ja, hier war es wirklich schön.
 

Jedes Zimmer bestand aus zwei bis drei Betten, genauso vielen Schränken und Schreibtischen, einem großen Balkon und einem kleinem Bad. Außerdem besaß es noch eine Hifi- Anlage, ein Bücherregal und einem Fernseher mit Couchoase.

Die Wände waren in einem Pastellton gestrichen, nur eine Wand besaß eine kräftige Farbe. In Hanabis Zimmer war es die Farbe Orange.

Das Internatsgelände war riesig. Es bestand aus den Häusern, einem kleinen Wäldchen, einem See, ein paar Sportplätzen und sogar einem kleinen Strandabschnitt. Hier konnte man sich einfach nur wohl fühlen.
 

Ich verabschiedete mich dann von meiner Schwester und machte mich auf zu meinem Zimmer, um erstmal meine Taschen loszuwerden.

Danach ging ich zu unserem Stammplatz, der auf einem, etwas erhöhten, Platz war, wo man eine wunderbare Aussicht auf einen Teil der Stadt hatte. Ein paar große Steine, wo man drauf sitzen konnte, befanden sich ebenfalls hier.

Auf so einen Stein setzte ich mich und schaute auf die Stadt hinab.
 

Doch lange sollte ich nicht allein bleiben.

Ich erschreckte mich als jemand vor mir landete, einen blonden Haarschopf konnte ich erkennen. „Mensch Naruto, hör auf Hinata zu erschrecken!“.

Kiba kam kurz danach ebenfalls auf den Hügel und half dem Blonden wieder hoch, wobei er einen Lachanfall hatte.

„Sorry, Hina, ich wollte dich nicht erschrecken.“, fing er an bevor der Inuzuka ihn unterbrach. „Er hat nur Gleichgewichtsstörungen oder wollte sich dir zu Füßen werfen.“

Darauf wurde er angeknufft vom Uzumaki.
 

Die zwei Neuankömmlinge setzen sich auf die verbliebenen Steine.

„Und, wie waren deine Ferien, Hinata?“ Fragend schaute mich der Braunhaarige an, während Naruto sich immer noch den Kopf rieb.

„Nicht sehr ereignisreich.“, antwortete ich wahrheitsgemäß, beließ es aber auch dabei. Ich würde mein lustiges zusammentreffen mit Tenten erstmal nicht erwähnen.

Naruto schaute mich dann bedächtig an und ich wendete meinen Blick zu Boden. Ich hatte schon immer ein Auge auf den Uzumaki geworfen, es jedoch nie zugegeben. Ino und Temari wussten davon und zogen mich öfters damit auf oder drängten mich dazu, es ihm zu sagen. Nur ich konnte und wollte es nicht.

„Deine Schwester ist doch jetzt auch hier, oder?“

Ich schaute wieder auf, zu Kiba, der mich gefragt hatte. „Ja, Hana ist jetzt auch hier. Sie freut sich ziemlich.“ Ich lächelte beim Gedanken daran, wie aufgeregt sie die ganzen Ferien über gewesen war.
 

Plötzlich vibrierte es in meiner Hosentasche und ich zog mein Handy raus. Ein kleines Nachrichtensymbol zeigte an, dass ich eine SMS bekommen hatte. Sie war von Ino.

Auf den Text musste ich schmunzeln:
 

Bambi, komm mal zum Schultor und hilf mir meine Koffer hochzubringen. Ich schaff die ganzen Sachen nicht allein. <3
 

Grinsend schaute ich auf. Ja, Bambi war mein Spitzname bei Ino und Temari, da ich, laut den beiden, genauso unschuldig und süß sei, wie ein Rehkitz.

„Jungs, es gibt Arbeit für euch.“

Die beiden Freunde, die sich gerade noch über irgendeine Fernsehserie unterhalten hatten, schauten sie misstrauisch an. „Nur damit du es weist, wir spielen kein Versuchskaninchen für Ino wieder. Diesmal kann sie ihre Schminke an jemand anderem ausprobieren.“

Ich lachte. „Nein, sie braucht nur Hilfe bei ihrem Gepäck.“

Die beiden tauschten kurz Blicke, bis Kiba nickte und Naruto sagte: „Na gut, dass machen wir. Aber nur, weil du uns darum bittest.“

Ich nickte, dann standen wir auf und gingen in Richtung Schultor.
 


 

Ino
 


 

Mère typique!“ Setzt mich meine Erzeugerin also einfach mitten auf dem Schulgelände ab und fährt einfach davon ohne mir meine fünf Koffer hoch zutragen! Das sieht ihr doch mal wieder so verdammt ähnlich.

Also hab ich kurzerhand meinem Bambi, eigentlicher Name Hinata, geschrieben, dass sie mir doch bitte helfen soll.

Gelangweilt und ungeduldig saß ich also nun auf einen meiner Koffer und wartete auf meine Freundin.

Die Sonne war schon aufgegangen und der Himmel wolkenlos. Wenn man bedenkt, was am Vortag noch für ein schlimmes Unwetter gewütet hatte, war der glockenklare Himmel dagegen purer Luxus.
 

Ich bemerkte, wie ein weiteres Auto das Schultor passierte. Es trug das Kennzeichen von Jacksonville. Ich runzelte die Stirn. Wieso sollten Eltern ihr Kind auf ein Internat in Miami stecken, wenn es so viele andere Möglichkeiten gab? Mehr als abschieben wollte mir abrupt nicht einfallen.

Durch meine schwarz getönte Sonnenbrille, mit der ich jeden beobachten konnte ohne dabei gesehen zu werden, folgte mein Blick dem Auto.

Schließlich parkte es und eine ältere Frau mit hellblonden Haaren stieg aus. Sie ging zum Kofferraum, öffnete diesen und hievte zwei größere Taschen heraus.

„Sakura, steig endlich aus und setz ein freundlicheres Gesicht auf.“, hörte ich sie mit der Person im Auto reden, bevor sie den Kofferraum wieder zuschlug.

Dann öffnete sich eine der hinteren Türen und ein Mädchen, sicher in meinem Alter, stieg aus. Zunächst fand ich an ihr nichts ungewöhnlich, bis ich ihre Haare sah. Diese hatten verschiedene Pinktöne angenommen und waren total auffällig. Sie trug ebenfalls eine Sonnenbrille und man sah deutlich, dass sie hier nicht sein wollte.

„Nimm deinen Rucksack, damit wir rein können.“, sagte die Frau, vermutlich ihre Mutter, zu dem Mädchen. Dieses seufzte und nahm seinen Rucksack. Dann schien sie mich zu bemerken und ich denke, dass sie ebenfalls zu mir geschaut hatte, bevor sie von ihrer Mutter nach drinnen gescheucht wurde.

Ein komisches Mädchen. Wer hat denn bitte heutzutage pinke Haare? Ich schüttelte meinen Kopf und bemerkte jemanden hinter mir.
 

„Hi Bambi.“, sagte ich, ziemlich gechillt zu ihr und nickte den beiden Packeseln links und rechts von ihr kurz zu. Dann stand ich auf.

„So, Jungs. Die Sachen müssen in unser Zimmer.“

„Oh Gott, Ino! Du schläfst in einem Zimmer? Ich dachte glatt du schläfst im Wald auf einem Hochsitz.“ Grinsend schaute der Inuzuka mich an und ich zog nur einer meiner Augenbrauen hoch und beleidigte ihn einfach auf französisch, was er natürlich nicht verstand. Sowas freute mich immer.

Dann herrschte Hinata die beiden dazu, meine Koffer zu nehmen und wir folgten ihnen nach drin.
 

Auf dem Weg erzählte ich Hinata kurz von dem neuen Mädchen. Sie tippte ebenfalls auf Abschiebung oder von ihr wurde so viel verlangt, wie von unserem lieben Freund Uchiha, mit dem ich mich immer noch nicht anfreunden kann. So einen Kotzbrocken gibt’s echt nur einmal und ein Sasuke Uchiha reicht für die ganze Weltbevölkerung.

Bei ihm war es damals ja so ähnlich. Naruto hatte gesagt, dass von ihm total viel erwartet wurde und er deswegen her musste, was nicht hieß, dass es anfangs auf freiwilliger Basis verlief oder er hier sein wollte. Mittlerweile hatte er sich ganz gut eingelebt und gehört zu unserer kleinen Clique. Auch wenn das meine Meinung ihm gegenüber nicht änderte.
 

„Meinst du, dass Temari schon da ist?“, fragte mich Hinata und blickte fragend zu mir. Ich zuckte mit den Schultern. War ich etwa Temari?

„Wenn sie da ist, hat sie sich sicherlich irgendwohin nach draußen verzogen um zu chillen. Hab ich doch letztes Jahr auch immer so gemacht, wo ich Monja in einem Zimmer hatte.“

„Sie tut mir Leid.“ Hinata schaute richtig mitleidig, was mich mal wieder an ein Reh erinnerte.

„Mir auch, Bambi. Aber jeder ist mal dran. Und dieses Jahr ist es eben Temari. Außerdem…“, sagte ich, öffnete aber vorher die Zimmertür und ging hinein, „wohnt sie ja nicht alleine mit ihr in einem Zimmer, sondern noch mit einer Neuen. Wenn sie Glück hat, ist sie ganz in Ordnung.“

Hinata nickte und folgte mir nach drin.
 

Naruto und Kiba waren schon da und lagen, nach Luft ringend, auf dem Fußboden. Meine Koffer standen daneben.

„Danke, Jungs.“, sagte ich lächelnd.

„Du schuldest uns was Yamanaka. Mindestens ein Eis.“

Ich grinste. „Ich schulde euch gar nichts sa douce“. Ich zwinkerte den beiden zu, die mich nur verständnislos anschauten, was mich wiederrum zum Lachen brachte. Ja, ich liebte es, andere mit meinem Französisch zu ärgern.

„Bambi und ich wollen dann auspacken. Es wäre nett, wenn ihr vielleicht gehen würdet, damit Hinata ihre ganze heiße Unterwäsche auspacken kann.“ Ich konnte wirklich gemein sein, aber ich liebte es.

Hinata lief auf meine Worte rot an und schaute zu Boden. Naruto und Kiba sahen sehr neugierig aus auf meine Worte, aber ich schmiss sie kurzerhand raus und lachte. Ich liebte es wieder hier zu sein.
 


 

Sakura
 


 

Meine Mutter und ich waren gerade auf den Weg in mein neues Zimmer, das ich, wie ich gerade erfahren hatte, mir mit zwei anderen Mädchen teilen musste. Na bravo. Das heißt, einen auf Einzelgänger zu machen, kann sich als ziemlich schwierig gestalten, genauso wie mein Flutversuch, welchen ich heute noch durchziehen werde.

„So, hier wären wir.“

Meine Mutter stellte meine beiden Taschen ab und sperrte die Tür auf.

Anschließend folgte ich ihr hinein. Sie stellte die beiden Taschen bei dem Bett ab, was auf einer Erhöhung stand.

„So, Sakura. Mach keine Dummheiten und versuch dich einzugewöhnen. Ich ruf dich ab und zu an, ja?“

„Hm.“, sagte ich nur, nahm meine Sonnenbrille ab und schaute mich im Zimmer um. Schlecht eingerichtet war es nicht, im Gegenteil. Aber der ganze Schnick Schnack würde meinen Entschluss, von hier zu verduften, nicht ändern.
 

Nachdem meine Mutter gegangen war und nachdem sie mir noch eine zehn minütige Predigt gehalten hatte, erkundete ich das Zimmer genauer, genauso wie das Bad und den angrenzenden Balkon. Auspacken würde ich nicht, wenn ich heute wieder abhaue, wäre das schon etwas dämlich.

Als ich gerade auf dem Balkon stand, hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde. Ich machte mir nicht die Mühe, zu schauen, wer denn komme. Schon aus Prinzip war mir das egal. Vielleicht war es eins der Mädchen, was hier schon Quartier bezogen hatte, weil deren Sachen schon da waren.

Auch das Mädchen sagte nichts, entweder wollte sie nicht oder sie schien mich nicht zu bemerken. Als ich einen kurzen Blick nach drin riskierte sah ich, wie ein blondhaariges Mädchen, mit dunklem Unterhaar, auf ihrem Bett lag und Musik hörte.

Ich wendete mich wieder dem Anblick zu. Von dem Stock, wo das Zimmer war, konnte man den Strand sehen, der anscheinend zum Gelände dazugehörte. Das Wasser sah ziemlich schön aus. Aber das hatte mich ja nicht zu interessieren. Ich wollte weg hier, mehr als alles andere.
 

Wieder öffnete sich die Tür. Man hörte Absätze klacken. Keines der beiden Mädchen sagte etwas zueinander. Ich beschloss, wieder nach drinnen zu gehen, weil ich nicht ewig hier draußen bleiben konnte. Das andere Mädchen war groß, blond und angezogen wie Barbie persönlich. Halt, vielleicht war sie Barbie persönlich. Noch kürzer und noch pinker ging es nicht mehr. Auch meine Haare waren dagegen blassrosa.

Sie bemerkte mich und musterte mich von oben bis unten. Einmal. Zweimal. Dreimal. Ich zog eine Augenbraue hoch, was man trotz Sonnenbrille sehen konnte.

„Bist du in den Farbtopf gefallen oder wieso sind deine Haare pink?“, fragte sie mich höhnisch.

Ich konterte mit einer gelassenen Gegenfrage. „Bist du gerade vom Strich gekommen oder warum bist du so knapp angezogen, Barbie?“. Ich ließ mir doch die Stirn nicht von Barbie bieten. Der Ken dazu tat mir jetzt schon leid.

Sie war sichtlich verärgert über meinen Kommentar, da sie mich wütend anstarrte.

Das andere Mädchen schien davon wenig Notiz zu nehmen, da sie ja Musik hörte, trotzdem grinste sie.

„Wenigstens seh ich nicht so gestört aus wie du, Pinki.“ Sichtlich dachte sie, dass mich das tief im Inneren verletzen würde. Fehlanzeige.

„Stimmt. Du siehst viel gestörter aus als ich. Dein Freier hat dir wohl gerade frei gegeben, weil du hier bist?“ Das andere Mädchen grinste breit und musste sich sichtlich ein Lachen verkneifen. Barbie schaute mich noch bösartiger an als vorher.

„Pass auf, nicht das du platzt. So eng, wie deine Klamotten schon sind, passiert das schnell“, sagte ich zu ihr, ohne mit der Wimper zu zucken und ging dann an ihr vorbei zu meinen Sachen.

Barbies Blick folgte mir. „Pass auf, mit wem du dich hier anlegst, Pinki. Das ganze wird ungemütlich für dich werden.“ Dann rauschte sie aus dem Zimmer.
 

„Meine Knie zittern schon vor Angst.“, sagte ich noch. Egal ob sie mich hörte oder nicht.

Das blonde Mädchen nahm die Kopfhörer von ihren Ohren.

„Du hast dich mit der Richtigen angelegt. Monja ist die Zicke der Schule und kann sowas gar nicht leiden.“

„Ich dachte, sie heißt Barbie, so wie sie aussieht.“

„Unter uns gesagt, denk ich das auch.“

Ich lächelte leicht. Das Mädchen hatte den gleichen Humor wie ich.

„Ich bin Temari.“, sagte sie und schaute mich abwartend an.

„Sakura.“ Ich drehte mich zu ihr um, um sie ebenfalls anzuschauen.

„Vielleicht wird das ganze hier doch nicht so schlimm, wenn du da bist. Monja hat jetzt schon die Schnauze voll. Find ich gut.“

Ich nickte. Lange würde ich ja nicht da bleiben, aber das würde ich niemanden sagen, auch nicht Temari.
 

„Hast du schon das Schulgelände gesehen?“, fragte sie mich und setzte sich in Schneidersitz.

Ich schüttelte den Kopf, worauf sie mich fragte, ob sie mich rumführen sollte.

„Nein, ich glaube ich schau das mir allein an. Ist nicht böse gemeint, aber ich erkunde gern neue Gegenden.“ Das war nicht mal gelogen. Nur ich konnte wirklich niemanden dabei gebrauchen, wenn ich abhauen würde.

„Ist gut. Falls du es dir trotzdem anders überlegst, sag bescheid. Ich werd erstmal selber verschwinden.“

Und damit ging sie ebenfalls davon.
 

Also, langsam wurde es Zeit für mich ebenfalls zu gehen, weg von diesem verkackten Gebäude.

Ich trat zum Spiegel und band meine langen pinken Haare achtlos im Nacken zu einem Knoten zusammen und zog mir wieder meine Schuhe an.

Als ich in den Spiegel blickte fiel mir etwas auf dem tiefen Dach auf. Dort starrte mich ein steinerner Wasserspeier an. Die riesigen Reißzähne vervollständigten seinen, zur Grimasse, verzogenen Mund. Ich streckte dem Ungeheuer die Zunge raus.

„Vielleicht hast du ja Lust, in der Festung der Verdammten herumzuhängen. Nur zu.“

Ziemlich krank so einen Ding aufs Dach eines Internates zu setzen, aber noch kränker war, dass ich mich damit unterhielt. Leicht schüttelte ich meinen Kopf.

Ohne weitere Gedanken an irgendwas zu verschwenden nahm ich mir meine Jacke, meine Handtasche, worin ich einige wichtige Dinge wie Handy, Geld und sowas verstaute, und ging ebenfalls.
 


 

Zuerst schaute ich mich bei den einzelnen Gebäuden um. Da gab es ja das Wohngebäude, wo ich zum Glück gerade so herausfand. Nachdem ich fast in den Jungenflügel gelaufen wäre, was verboten ist, hab ich dann irgendwie nach draußen gefunden.

Anscheinend leben die hier wirklich noch im Mittelalter. Schön und gut, dass das ganze hier eine Eliteschule war, aber Jungen und Mädchen so diskret voneinander zu trennen und dann noch Verbote, die anderen Korridore zu betreten, ist echt Quatsch. Naja, lange bleib ich ja eh nicht hier.

Da ich das Haupthaus ebenfalls schon kannte, ließ ich dieses gekonnt aus und ging zu den beiden riesigen Unterrichtsgebäuden hinüber. Natürlich waren diese verschlossen; rein wollte ich ja auch gar nicht. Man hatte mir im Sekretariat erklärt, dass im einen Gebäude ausschließlich die siebten bis neunten Klassen unterrichtet worden und im anderen die zehnten bis zwölften.

Nicht unweit der beiden Gebäude entfernt war die Sporthalle mit dem anschließenden Schwimmbad. Man konnte hier alles machen, soviel ich weiß. Es gab einen Basketballplatz, einen Fußballplatz, Tennisplätze, Volleyballfelder, verschiedene Anlagen für, zum Beispiel, Speerwerfen und so weiter. Man konnte am Strand auch surfen, schnorcheln und tauchen. Das einzige, was es wirklich nicht gab, waren eine Golfanlage und ein Skaterpark. Ansonsten glich das Gelände einem riesigen Sportpark.
 

Nachdem ich mit dem Sportgelände fertig war, entschloss ich mich Richtung Wald zu laufen. Den Strand zu besichtigen wäre mit Sicherheit Schwachsinn. Ich meine, ein Strand. Da gab es Sand, Meer und Liegen. Vielleicht gab es auch durch den Wald einen Weg hinaus.

Zunächst kam ich an einem Teich vorbei, hübsch angelegt, wie ein kleiner Park. Viele verschiedene Blumen waren dort und einige blühten noch trotz der Hitze der letzten Wochen. Viele Bänke standen um den doch größeren Teich herum und strahlten eine ansehnliche Idylle aus. Eine riesige Grasfläche zum Liegen und Grillen war ebenfalls vorhanden.

Manche denken jetzt sicher, wieso gehen? Es ist doch wunderschön hier! Klar, ist es das. Das bezweifle ich ja überhaupt nicht, aber ich will hier nicht sein. Ich will mein altes Leben haben, am besten das, vor dem Brand.
 

Im Wald selber verfiel ich automatisch in einen schnelleren Laufschritt. Der Wald war dunkler als ich dachte, sodass ich meine Sonnenbrille absetzen musste, um überhaupt was zu sehen.

Während ich durchs Unterholz ging knackten abgefallene Kiefernzweige unter meinen Füßen. Es war schon recht unheimlich hier. Freu ich mich jetzt schon, wenn ich aus diesem Wald draußen bin.

Ich war vielleicht erst hundert Meter in diesem Wald, und das wusste ich auch, aber mir kam es bereits vor, als wären es mehrere Kilometer und das beängstigte mich. Ich hatte das Gefühl, der Waldrand war viel weiter weg, als er eigentlich war.

Da es trotzdem noch früh am Morgen war, lag noch ein dicker Nebel tief am Waldboden, dass dem ganzen einen horrorfilmähnlichen Flair verlieh. Ich musste doch schon tiefer im Wald sein, als ich dachte. Am besten denke ich darüber gar nicht mehr nach, denn so konnte ich mir selber keine Angst machen.
 

Sobald man mein Verschwinden bemerkt werden Mum und Dad endlich einsehen, dass ich es nicht aushalten kann und das sie mich nicht zwingen können. Sie werden mich suchen kommen und, na gut, sie werden sauer sein, auch weil ich meiner Mum versprochen hab, keine Dummheiten zu machen und weil ich ihnen damit einen gewaltigen Schrecken eingejagt habe, doch sie werden es schon verstehen.

Am Ende sehen sie es doch immer ein, oder? Und am Ende werden sie mich wieder mit nach Hause nehmen, zurück in mein altes Leben.
 

Mein Herz schlug schneller. Mit jedem Schritt, mit dem ich dem Internat weiter zurückließ, bekam ich es mehr mit der Angst zu tun anstatt weniger.

Als ich den Plan geschmiedet hatte, was mir kurzfristig doch noch gelungen war, war es mir wie eine absolut blendende Idee vorgekommen. Ich dachte, dabei könnte überhaupt nichts schief gehen.

Jetzt, wo ich ihn in die Tat umsetzte und allein im Wald war, um von hier aus in die Freiheit aufzubrechen, in der ich mich nicht sonderlich auskannte, war ich mir plötzlich gar nicht mehr so sicher. Klar, war dies der einzige Weg um von hier wegzukommen, aber war er richtig? Vielleicht war alles total sinnlos.
 

Ich fing an zu rennen, Richtung Osten und versuchte, eine möglichst große Entfernung zwischen mich und das Internat zu bringen. Ich wusste, dass ich das Gelände durch den Wald irgendwann verlassen würde, da es keinen Zaun gab, die Frage ist nur, wann und wie groß der Wald überhaupt ist. Was ist, wenn ich nie mehr raus fand und hier sterben müsste? Und schon wieder machte ich mir selber Angst.

Ich atmete schwer und warf einen Blick zurück, um zu sehen, wie weit ich gekommen war…

Und da sah ich ihn.

Einen Mann, im Wald, halb verborgen vom Nebel, vielleicht fünfzig Meter von mir entfernt, mit einem langen, schwarzen Mantel bekleidet.

Im gleichen Moment, als ich ihn erblickte, setzte er sich in Bewegung und rannte mir hinterher.
 


 

To be continued.

Meetings

Begegnungen, die die Seele berühren, hinterlassen Spuren, die nie ganz verwehen.
 


 

Sakura
 


 

Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht gewusst, was wirkliche Angst war. Kaltes Entsetzen erfüllte mich wie eisiges Wasser und ich stellte fest, wie schnell ich tatsächlich rennen konnte. Natürlich wusste ich, dass ich schnell war. Früher war ich im Leichtathletikteam, bevor der schlimmste Abend meines Lebens stattfand. Danach hab ich mich dort nie wieder blicken lassen. Und doch merkte ich jetzt, dass ich nichts von meiner Schnelligkeit in den Jahren eingebüßt hatte.

Ich war in den Wald geflüchtet, damit mich niemand finden würde, was fast das Dümmste war, was ich je getan hatte. Auch schrie ich nicht, denn es war sinnlos. Niemand war hier weit und breit.

Selbst mein Handy würde mir in diesem Augenblick nicht viel nützen. Der Wald war so dicht, dass ich mit Sicherheit kein Netz haben würde. Es würde keine Hilfe kommen, also musste ich einfach rennen wie verrückt.
 

Ich konnte seine Schritte hören, brechende Zweige, knisternde Blätter. Er kam näher. O Gott, er war schnell. Viel schneller als ich.

Mein Gehirn war ausgeschalten; ich konnte nicht nachdenken. Zweige rissen an den Ärmeln meiner Jacke und zerrten an den pinken Haarsträhnen, die sich aus dem Knoten gelöst hatten. Ich stolperte über einen Stein und biss mir auf die Zunge, aber ich durfte nicht langsamer werden.

Er war jetzt näher bei mir, viel zu nah. Irgendwie musste ich wieder einen Vorsprung bekommen. Aber ich konnte nicht noch schneller rennen. Ich war schon an meiner Grenze angelangt.
 

„Ah!“, stieß ich erstickt aus, als er mich zu fassen bekam, und gemeinsam fielen wir hin. Ich schlug mit dem Rücken auf, sein Gewicht presste mich auf den Boden, und seine Beine umschlangen meine. Er legte mir eine Hand über den Mund, und dann riss ich einen Arm frei.

Ich wollte ihm gerade mit den Finger in die Augen stechen, als der Kerl flüsterte: „Wieso rennst du wie eine Angestochene in den Wald hinein? War jemand hinter dir her oder ist es Paranoia?“

Einige Sekunden lang starrte ich ihn einfach nur an. Dabei viel mir auf, wie gutaussehend er war. Er hatte rabenschwarzes Haar, und genauso dunkle Augen. Beides hob sich von seiner hellen Haut ab und bildete einen krassen Kontrast. Es stand ihm aber. Als ich mich endlich besann, bemerkte ich, dass er seine Hand von meinem Mund gelöst hatte, damit ich antworten konnte. Sein Körper lag schwer auf meinem, und die Welt schien sich zu drehen, als ich ihm immer noch in die schwarzen, unergründlichen Augen sah.
 

Endlich schaffte ich es, den Blick abzuwenden und sagte: „Ich bin erst wie eine Angestochene gerannt als du mich verfolgt hast. Du warst doch hinter mir her!“

„Ich war nicht hinter dir her. Du bist doch vor jemandem davongelaufen.“

„Ich bin einfach nur gerannt. Es war niemand außer dir hinter mir her.“

Er stand geschmeidig, aber schnell, von mir auf, sodass ich frei war. „Ich dachte du wärst in Schwierigkeiten. Ich hab dich sicherlich zu Tode erschreckt.“

Seine Worte machten die Sache nicht besser. Mir wurde immer schwindeliger. Ich brauchte Luft und meine Ruhe, und an beides war nicht zu denken, während er so dicht vor mir stand. Ich fuchtelte mit dem Finger in seine Richtung und sagte resigniert: „Halt doch einfach den Mund!“
 

Sein Blick, der gerade eben noch etwas Interesse und einen Funken Besorgnis gezeugt hatte, wurde düster und kalt. So kalt, dass es mich fast fröstelte.

„Schön. Wie du willst. Ich dachte, du bist in Schwierigkeiten. Falls du versuchen willst abzuhauen, nimm die Straße. Ist für kleine Mädchen wie dich sicherer.“ Damit kehrte er mir den Rücken zu und verschwand im immer noch dichten Nebel.

Als er weg war ließ ich meinen Kopf mit einem Seufzer auf den Boden sinken. Ich legte die Handflächen auf meine Augenlider und drückte so fest, dass ich rote Flecken vor den Augen sah. Mein Mund schmeckte nach Blut, und mein Herz hämmerte so laut, dass es meinen Brustkorb zu sprengen drohte. Ich zwang mich dazu, tief ein- und auszuatmen, bis ich mich wieder kräftig genug fühlte, um mich aufzusetzen.
 

Langsam stand ich auf und schaute mich um. Der Kerl, der mich verfolgt hatte, war weg. In Gedanken seufzte ich laut. „Wie soll ich denn bitte jetzt hier rausfinden?“

Vage erinnerte ich mich an die Richtung, aus der ich gerannt kam. Ich war mir absolut nicht sicher, welche Richtung ich einschlagen sollte. Dieser Typ hatte vielleicht nerven! Erst erschreckt er mich fast zu Tode und dann lässt er mich einfach hier im Wald stehen! Wenn der mir einmal über den Weg läuft, kann er was erleben, vorausgesetzt ich finde jemals hier raus.
 


 

Temari
 


 

Ich kam gerade wieder in meinem Zimmer an. Meine Mutter wollte unbedingt, dass ich sie anrufe, nachdem ich ausgepackt hatte. Manchmal übertreibt sie mit ihrer Fürsorge gewaltig.

Mittlerweile war es neun Uhr und in einer geschlagenen Stunde, begann der Eingewöhnungstag. Ich hasste Schule. Sie stresst mich viel zu sehr, was nicht gut für mich ist und ganz so gut bin ich auch nicht. Letztes Jahr hatte ich ziemliches Glück. Ich wäre fast sitzen geblieben. Nur durch die Barmherzigkeit meines Deutschlehrers bin ich eine Klasse weitergekommen.

Für dieses Jahr hatte ich mir vorgenommen, mich anzustrengen. Da zählt allein schon mein Sitznachbar und den hatte ich mir schon ausgesucht. Auch wenn ich nicht groß etwas für Streber übrig hatte, Shikamaru Nara war ziemlich schlau und er half mir, in diesem Schuljahr über die Runden zu kommen. All zu gut kannte ich ihn noch gar nicht. Das einzige, was ich wusste, war, dass er im Unterricht nie aufpasst, aber ständig alles weiß. Und genau aus diesem Grund soll er mir auch helfen.
 

Das Zimmer war leer. Weder die Zimtzicke Barbie war da noch die Neue mit den pinken Haaren und dem Namen Sakura. Ich zuckte mit den Schultern. Wer weiß, wo die beiden abgeblieben sind. Ich ging ins Bad und machte mich erstmal frisch. Anschließend zog ich mich um und kämmte mir meine Haare durch. Dann schnappte ich mir meinen Rucksack und packte ein paar Dinge für den Unterricht ein und ging aus dem Zimmer.

An Hinatas und Inos Zimmer angekommen klopfte ich und öffnete wenig später die Tür, um einzutreten. Das, was ich sah, war nicht zu übertreffen. Überall im Zimmer verstreut lagen Klamotten. Lange Hosen, kurze Hosen, Shirts, Tops, Kleider und viel zu viele Schuhe.

„Ist bei euch ’ne Klamottenbombe eingeschlagen oder was ist hier los?“ Im Zimmer war niemand aufzufinden. Als ich auf den Balkon ging, unterwegs über verschiedene Sachen stolpernd, sah ich auch niemanden. „Mädls?“ Zögerlich öffnete sich die Badtür und Hinata kam raus, mit bedachten, leisen Schritten. „Wütet Ino noch?“

Ich runzelte die Stirn. „Ähm, nein. Hier sieht es aus wie nach dem zweiten Weltkrieg. Was ist passiert, Bambi?“

Die Schwarzhaarige räumte ein paar Klamotten von einem Hocker und ließ sich darauf nieder. „Unsere liebe Ino hat nichts zum Anziehen gefunden für nachher. Deswegen hat sie ihre Koffer ausgeräumt und die Klamotten stehen und liegen gelassen, wo sie gerade war. Jedenfalls hat sie nichts gefunden und als dann noch Naruto und Kiba reingeplatzt sind als sie nur in Unterwäsche dastand ist sie ausgerastet und hat sie auf Französisch beleidigt. Dann hat sie sich was angezogen und ist den beiden hinterher. Seitdem ist sie weg.“
 

Als würde man vom Teufel persönlich sprechen betrat in diesem Moment eine wütende Blondine das Zimmer. Natürlich entpuppte die sich sofort als Ino, die immer noch ziemlich sauer aussah. „Inochen, alles im grünen Bereich?“

Sofort warf sie mir einen ’Frag-nicht-so-doof-du-siehst-es-doch’ Blick zu. Schließlich seufzte sie und ließ sich auf den Boden sinken. „Ich hab immer noch keine Ahnung, was ich anziehen soll…“

„Mein Gott, Yamanaka! Du siehst doch gut aus in dem, was du jetzt anhast. Kämm dir nur noch mal die Haare und dann räumen wir hier auf, bevor Bambi in deinen Klamotten ertrinkt. Und dann müssen wir bestimmt schon zum Unterricht.“
 

Ich behielt auch Recht. Ino ließ ihre Sachen an, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass es ihr stand. Eigentlich tun das ihre ganzen Klamotten aber sie wäre nicht Ino Yamanaka wenn sie sowas nicht tun würde.

Nachdem wir das Chaos beseitigt hatten gingen wir zum Unterrichtsgebäude und schlenderten zu unserem Klassenraum. Unterwegs erzählte ich ihr von meiner neuen Mitbewohnerin Sakura und Ino schien sie auch schon gesehen zu haben, denn ihr gefiel ihre grelle Haarfarbe nicht.
 

Im Klassenraum setzten wir uns in die vorletzte Reihe an einen vierer Tisch, Ino an die Wand, Hinata daneben und ich nahm dann neben Hinata Platz. Eigentlich waren wir sonst in der letzten Reihe zu Hause nur da waren Naruto und Kiba schneller als wir und hielten noch für Sasuke frei.

Ino konnte es nicht lassen den beiden Jungs böse Blicke zuzuwerfen.

„Ach Mensch, Ino. Sei doch nicht böse. Woher hätten wir das wissen sollen?“, fragte Kiba sie und sprang über seinen Tisch, sodass er genau vor ihr stand. Kein Zentimeter trennte die beiden mehr, worüber die Yamanaka im ersten Moment sehr erschrocken war und ihn, als sie aus ihrer kleinen Starre erwachte, endlich etwas zurückschubste.

„Schon mal was von Klopfen gehört? Das wurde wirklich schon erfunden.“ Da war sie wieder, die zickige Blondine. Komischerweise liebte ich die Seite an ihr.

„Tut mir ja leid, Ino. Aber wenigstens weiß ich jetzt, dass du einen sehr hübschen Körper hast.“ Mit den Worten drehte sich Kiba um und flüchtete regelrecht aus dem Klassenraum.
 

Wir waren alle drei ziemlich verdutzt über Kibas Worte und Reaktion. Am besten war Inos Gesicht. Das werde ich in meinem Leben nie vergessen. Naruto hatte das ganze natürlich nicht mitgeschnitten, da er Musik hörte und dabei die Augen geschlossen hatte.

Ich hatte einen Plan. Ich ging lässig zu Naruto hinter und nahm Hand an am Stuhl, auf dem er saß. Dann zog ich ihn ruckartig weg und Naruto plumpste auf den Fußboden. Wir drei Mädchen mussten tierisch lachen und nachdem Naruto sich von seinem Schreck erholt hatte, fiel er mit ein.
 

Nach ein paar Minuten, auf denen Ino, Hinata und ich auf unserem Tisch saßen bemerkte ich, wie jemand seinen Rucksack auf dem Stuhl neben mir abstellte. Ich wollte die Person schon unfreundlich anpflaumen, als ich sah, um wen es sich handelte.

„Schaust du jetzt immer so, wenn du mich siehst?“

„Nein. Aber du hast dich ziemlich verändert in den Ferien, Shikamaru.“

„Kann sein.“ Er setzte sich auch auf die Tischplatte. „Da helf ich also dir dieses Jahr durchzukommen. Du weißt schon, dass das ziemlich viel Zeit in Anspruch nehmen wird, die du mit mir Langweiler verbringen musst.“

Langweiler. So hatte ich ihn mal genannt, im letzten Jahr. Aber da war ich auch noch nicht auf seine Hilfe angewiesen und wenn ich das packen will brauch ich nun mal den Besten.
 


 

Hinata
 


 

Als Shikamaru sich zu uns gesellte, kapselte sich Temari etwas ab und unterhielt sich mit ihm. Was mich mit Ino allein ließ und auch, mit ihrer Fragerei.

„Was nun? Hattest du nun einen Urlaubsflirt oder nicht?“

Mit dieser einen Frage unterhielt sie mich schon die letzten zwei Stunden. „Nein, Ino. Wie oft denn nur noch? Was muss ich tun, dass du mir endlich glaubst?“

Ino grinste, und ich wusste, dass das nichts Gutes zu bedeuten hatte. Sie ging zu meinem Ohr und flüsterte: „Sag Naruto endlich das du ihn liebst, Bambi. Das ist für mich Beweis genug.“ Frech lächelnd schaute sie mich an.

„Das werd und kann ich nicht, Ino. Du verlangst zu viel von mir.“

„Bei was denn?“ O Nein. Genau derjenige musste sich einmischen, um den es ging. Ino grinste schon wieder und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als ein Schwarzhaariger reingerauscht kam. Oh ja, Sasuke Uchiha hatte mal wieder blendende Laune. Naruto verlor, zu meinem Glück, sofort jegliches Interesse an mir und der Yamanaka.

„Hey Sasuke, Alles okay mit dir oder ist dir Barbie über den Weg gelaufen?“, fragte Naruto auch sofort seinen besten Freund, der sich auf den freien Platz neben Naruto sinken ließ und weiterhin kalt schaute. „Barbie sitzt eine Reihe weiter vor uns auf dem Tisch.“, sagte dieser nur und ich hielt die Luft an und schielte zu Ino hinüber. Die zog nur eine Augenbraue hoch, murmelte etwas auf Französisch und setzte sich richtig hin. Ich machte es ihr nach.
 

Doch ich war neugierig und lauschte den Jungs weiter, auch wenn Sasuke jetzt erheblich leiser sprach als vorher verstand ich seine Worte sehr gut.

„Ich war joggen im Wald, wie eigentlich jeden früh. Ich bin ja schon seit gestern hier. Jedenfalls hab ich ein pinkhaariges Mädchen wie eine Angestochene durch den Wald rennen sehen. Ich dachte sie wird verfolgt von diesen brutalen Typen aus der Nähe und wollte ihr helfen – dabei wollte sie nur abhauen. Jedenfalls war sie total unfreundlich, diese dumme Göre.“

Pinkhaariges Mädchen. Also kann es sich nur um diese Sakura handeln. Aber wieso wollte sie abhauen? Sie ist doch heute erst angekommen? Vielleicht will sie, wie vermutet nicht hier sein.

Als Sasuke weiter sprach, konzentrierte ich mich wieder auf ihn. „Ich hab ihr geraten die Straße zum Weglaufen zu nehmen, damit ich sie wirklich nicht wiedersehen muss. Oder ich hoffe, sie verläuft sich im Wald und findet nicht mehr heraus. Mir egal, welche der beiden Möglichkeiten eintrifft. Hauptsache eine tut es.“

„Aber Sasuke“, hörte ich Naruto sagen, „wegen sowas hast du schlechte Laune? Sie hat bestimmt Grund gehabt, so zu reagieren.“

„Nein, nicht wirklich.“

Ich hörte nicht mehr zu, da die beiden jetzt das Thema wechselten und über andere Dinge redeten.
 

Einige Minuten später betrat unser Klassenlehrer den Raum, und mit ihm eine Person, die ich sehr gut kannte, aber meiden wollte, wie die Pest. Nur es sah nicht so aus, als würde ich die Möglichkeit dazu bekommen.

Ino bemerkte das und schaute mich besorgt an. Ich winkte ab, sie muss nicht alles wissen.

„So, meine Damen und Herren. Wir bekommen dieses Jahr gleich zweimal Zuwachs, jedoch ist bis jetzt nur einer aufgetaucht. Das ist Tenten und sie wird von nun an mit uns lernen.“ Dann wies er Tenten auf ihren Platz in der zweiten Reihe.

Ich starrte auf irgendeinen Punkt hinter meinem Lehrer, der gerade anfing, die Internatsordnung zu erläutern, wie jedes Jahr. Dann bemerkte ich aus meiner Starre, dass Tenten sich umgedreht hatte und mir leicht fies zugrinste.

Ich hatte Angst vor ihr, ohne Witz. Tenten war unberechenbar geworden.
 


 

Sakura
 


 

Nach dem ich nach gefühlten fünf Tagen aus dem Wald rausgefunden hatte, schaute ich auf mein Handy und bemerkte, dass der Einführungsunterricht schon längst angefangen hatte. Weglaufen, nachdem das gerade eben so offensichtlich in die Hose gegangen war, war im Moment keine gute Idee. Also beeilte ich mich zum Unterrichtsgebäude und irrte umher bis ich den richtigen Raum fand.

Schwer atmend öffnete ich die Tür und entschuldigte mich sogleich für das zu spät kommen und für das reinplatzen. Der Lehrer nahm es ziemlich gelassen. Er war nur etwas sauer, dass mich keiner geführt hatte aber ich versicherte ihm, dass das nicht wieder vorkommen würde.

Dann richtete er sich an die Klasse. „Zuhören, meine Damen und Herren. Auch unser zweiter Neuzugang ist eben eingetroffen nachdem er sich verlaufen hatte. Ihr Name ist Sakura und sie wird von nun an ebenfalls mit uns lernen.“

Dann schien er nach einem Platz zu suchen und zeigte mir einen. Genau neben dem schwarzhaarigen Kerl, der mich im Wald so erschreckt hatte. Ich suchte verzweifelt nach einem weiteren freien Platz, aber der war nicht mehr vorfanden. Ich hatte keine andere Wahl. Ein leises Seufzen entglitt mir.
 

Dann ging ich selbstsicher auf den Weg nach hinten, wobei mir meine Zimmerbewohnerin auffiel. Sie saß die Reihe vor mir. Nur irgendwie hatte ich ihren Namen vergessen. Naja, im Moment egal.

Der Schwarzhaarige machte keine Anstalten seinen Rucksack vom Stuhl zu nehmen und würdigte mich keines Blickes.

„Könntest du vielleicht deinen Rucksack runter nehmen?“, fragte ich leise und höflich.

Er blickte mich aus kalten, schwarzen Augen an und sagte ziemlich laut und unhöflich. „Wieso sollte ich? Soweit ich weiß, willst du doch nicht hier sein? Lauf doch endlich weg, so wie du es vorhin machen wolltest, Pinki.“
 


 

To be continued.

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Von lustigen Ideen zum Kennenlernen
 


 

Sakura
 


 

Plötzlich war es in der Klasse wie auf einem Friedhof. Die Stille war erdrückend und alle Augenpaare waren auf die letzte Reihe gerichtet, die, wie sollte es anders sein, auch mir gehörte.

Der Schwarzhaarige schaute mich immer noch so kalt an, dass einem das Blut in den Adern gefrieren konnte – aber so nicht bei mir. Ich war taff genug, mich wegen so einem Arsch nicht vor der ganzen Klasse zu blamieren. Also nahm ich einfach seinen Rucksack vom Stuhl, schmiss ihn auf den Boden und setzte mich an den Tisch. Danach tat ich so, als würde ich die Blicke meiner Klassenkameraden nicht mitkriegen, und vor allem nicht die meines wütenden Nachbars.
 

Schließlich hatte sich auch der Lehrer wieder gefasst und erkläre weiter, wo er aufgehört hatte. Nach und nach wichen auch die Blicke wieder nach vorne. Nur das böse Starren meines Nachbarn wollte einfach nicht weggehen.

„Was?“, fragte ich ihn, nach weiteren fünf Minuten, etwas genervt. „Verträgst du es nicht, dass jemand so mit dir umgeht?“

„Vielleicht. Vielleicht kann ich aber auch einfach nur dich und deine pinken Haare nicht sehen. Du bist ’ne richtige Nervensäge.“

„Schön, dass du mich bereits so gut kennst. Besser als ich mich selber kenne.“ Ich schlug meine Beine übereinander. „Ich bin richtig beeindruckt.“

Genervt wandte er sich von mir ab und würdigte mich keines Blickes mehr. Gut so, ich bestand nicht auf seine Gesellschaft.
 

Als es zur kleinen Pause klingelte drehten sich die drei Mädchen vor mir, darunter auch meine eine Zimmergenossin, deren Name mir immer noch nicht einfallen wollte, um. Das eine Mädchen hatte schwarze, längere Haare und blickte mich mit ihren grauen Augen warmherzig an. Das andere, blonde Mädchen, hatte ich heute früh auf ihren Koffern sitzen sehen. Ihr Blick war kaum zu deuten.

„Hallo Sakura. Mein Name ist Ino und das kleine Bambi hier“, dabei deutete sie auf die Schwarzhaarige, die dabei gespielt die Augen verdrehte, „ist Hinata. Wir sind Freunde von Temari.“ Dabei warf sie meiner Mitbewohnerin einen kurzen Seitenblick zu und ich schlug mir innerlich vor die Stirn. Warum bin ich nicht auf diesen Namen gekommen?

Ich nickte zur Bestätigung und dann redete die Blondine auch schon weiter: „Wir wollten dich fragen, ob du morgen Nachmittag vielleicht mit uns in ein Café in der Innenstadt willst? Wir würden dich nämlich gern etwas kennenlernen.“

„Und, wieso?“

Jetzt meldete sich die Schwarzhaarige zu Wort. „Nun ja, du wirkst nett. Und Temari würde ebenfalls gern mehr über ihre Mitbewohnerin wissen.“

„Wir drei sind ja, wie Ino sagte, sehr gute Freunde. Da bietet sich das an.“, meinte nun auch die letzte der Drei.

Ich zögerte. Eigentlich wollte ich ja nicht hier sein, geschweige denn Freundschaften schließen, falls das überhaupt möglich war für mich. Aber nach einem missglückten Fluchtversuch, von dem dank diesem schwarzhaarigen Arsch neben mir nun alle wußten, konnte ich nicht schon wieder einen wagen. Ich sollte ein paar Wochen ins Land gehen lassen vor dem nächsten.

„Also, was sagst du nun?“, fragte mich Temari und drei gespannte Augenpaare ruhten auf mir.

Resigniert seufzte ich. „Meinetwegen.“
 


 

Ino
 


 

Très bien! Dieses hellhäutige Mädchen mit den quietschpinken Haaren und dem Namen Sakura ging mit uns wirklich ins Café.

Mein erster Gedanke war, dass sie Ablehnen würde und mein zweiter, dass sie uns erst den Kopf abriss, ihn in Spiritus einlegte und dann anzündete, bevor sie ablehnte. Mit Tor Nummer drei hätte ich niemals gerechnet. Aber naja, was ist schon berechenbar heutzutage?
 

Mittlerweile saßen Bambi, Temari und ich in unserem Zimmer und überlegten, was wir die Neue alles fragen könnten. Nebenbei spielten wir eine Runde „Mensch, ärger dich nicht“.

Bambi war gerade dran mit Würfeln. „Ich glaube, wir sollten sie erstmal so allgemeine Sachen Fragen. Über ihre Familie, wo sie genau herkommt, ihre Freunde, wieso sie hier ist… normale Dinge eben.“ Temari nickte zustimmend.

Nur ich war damit noch nicht zufrieden. „Meint ihr nicht wir sollten auch wissen, wie sie ihre Unterwäsche sortiert, ob nach Farbe, Muster, Form oder Stoff, welche Schuhgröße sie hat und welches Kartoffelgericht sie am liebsten isst?“

Sowohl Hinata als auch Temari starrten mich beide an, als hätte ich Dinge der Unmöglichkeit gesagt.

„Was?“, fuhr ich sie deswegen an.

„Ino, mal ganz ehrlich: Wen interessiert das?“

„Mich?“

Temari seufzte darauf und Bambi konnte sich ein süßes Kichern nicht verkneifen. Ich verschränkte die Arme vor meinem Körper. Was die nur wieder hatten?
 

„Ich meine, ich weiß die drei Dinge bei euch auch.“

Temari, die gerade einen Schluck ihrer Limo genommen hatte verschluckte sich erstmal gehörig und Hinata leistete Erste Hilfe. Als sich die Sabakuno soweit beruhigt hatte, schaute sie mich mit tödlichen Blicken an. „Wieso denn bitte? Und woher?“

Ich winkte ab. Alles mussten sie auch wieder nicht wissen. „Ich hab eben meine Kontakte. Mehr will ich zu diesem Thema nicht sagen.“

Beide meiner Freundinnen schüttelten ihre Köpfe.
 

Nach der Partie „Mensch, ärger dich nicht“, die natürlich ich verloren hatte, wie sollte es auch anders sein, kam mir eine glorreiche Idee und sofort war meine schlechte Laune wie weggeblasen.

„Ich hab die Idee, Mädls!“ Am Ende stieß ich aus versehen dieses quietschende Geräusch aus, was Temari so hasste und mich darauf sofort wieder tödlich anblickte.

„Was denn diesmal, Ino? Sollen wir uns wieder als Obst verkleiden und an den nächsten Supermarkt stellen, in der Hoffnung, das süße Typen uns anquatschen? Also diesmal kann die Banane ohne die Orange gehen.“

Ich verdrehte die Augen. „Nein, etwas viel besseres.“

Bambis Interesse war geweckt. „Was denn?“

Auch meine skeptische blondierte Freundin schaute mich neugierig an, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Nicht einmal wenn es um das Leben ihrer Brüder ging. Okay, da erst Recht nicht.

„Diesmal sind wir Gemüse. Ich bin die schicke, schlanke Möhre, Bambi ist eine Zwiebel und du, Temari, wirst ein neongrünes Salatblatt sein.“

Temari und Hinata wechselten einen Blick. Dann noch einen zweiten. Und einen dritten. Schließlich brachen sie in schallendes Gelächter aus und kugelten sich förmlich auf den Boden. Ich musste ebenfalls Lachen.

„Man ihr Nüsse, das war sowieso nur ein Scherz!“
 

Nach minutenlangem Lachen hatten wir uns alle soweit beruhigt, dass ich ihnen meine eigentliche Idee mitteilen konnte.

„Die Idee ist echt gut, Ino.“, lobte mich Temari und lächelte mir zu.

Auch Bambi schien die Idee zu gefallen, jedoch hatte sie bedenken. „Aber ich kann nicht tanzen. Dann blamier ich mich doch total.“ Ich sah, förmlich in dem von schwarzen Haaren umrandeten Gesicht, die Verzweiflung und eine kleine Denkwolke über dem Kopf.

„Ach, red nicht so einen Mist. Das will ich doch nicht gleich machen. Erst in eins, zwei Monaten. Und bis dahin kann dir ja jemand tanzen beibringen.“ Ich zwinkerte meiner Freundin aufmunternd zu. „Das wird Bambi, wir helfen dir.“

„Ja, werden wir.“

„Danke ihr beiden.“ Hinata umarmte uns beide. Wir waren eben doch richtige Freundinnen fürs Leben.
 


 

Am nächsten Nachmittag stand also das Treffen mit unserer vielleicht bald Freundin an. Bambi und ich waren schon früher los, weil Temari ihr noch ein paar wichtige Dinge erklären wollte, wie sie in die Stadt kommt, welches Verkehrsmittel am günstigsten ist und all sowas. Langweiliges Zeug eben.

Die Straßenbahnfahrt hatte mir mal wieder mehr denn je Angst eingejagt. Ich meine, ist das echt so normal, dass sie bei jeder kleinen Kurve ins Unendliche quietscht und bei der kleinsten Beschleunigung rattert als würde sie gleich zerfallen?

Bambi erging es nicht viel besser. Jedoch hatte sie keine Angst vor dem Straßenbahn fahren. Ihr Problem war dieser heiße Typ der sich neben sie gesetzt hatte und sie, ab und zu, anschaute. Da meine schwarzhaarige Freundin ja so schüchtern ist, hat ihr das natürlich gar nicht gepasst.

Meine Güte, wenn dieser Typ mir so heiße Blicke zugeworfen hätte, hätte ich mich auf seinen Schoß getackert.
 

Nachdem wir ausgestiegen waren liefen wir das Stück durch den Park bis zu unserem Lieblingscafé. Der Tag war richtig schön. Die Sonne schien angenehm, nicht zu heiß, sondern angenehm warm. Vögel zwitscherten, einige Blumen blühten oder erblühten und der Pfau, der diesen Park bewohnte, schlug sogar ein Rad.

Im Café angekommen bestellte ich mir erstmal einen Eiskaffee und Hinata einen Capuccino.

Dann war das große Warten angesagt. Et attendre.
 


 

Sakura
 


 

Das Café, wo Temari mich hinführte war ein kleines Café mitten in einem riesigen, schön angelegten Park. An diesem schönen Tag war dieser ziemlich gut besucht mit jungen Familien und Liebespaaren, die Decken ausgebreitet hatten und einfach nur die Sonne genossen.

„So, da wären wir.“, meinte die Blondine und blieb vor der Tür stehen. Abwartend schaute sie zu mir, wahrscheinlich um meine Reaktion zu bemerken.

Das Café war äußerlich in einem achtziger Stil gehalten und passte sehr gut zur Idylle dieses Parks. Es war rostrot gestrichen und hatte hellgraue Akzente. Innerlich fand ich dieses Café total schön, aber äußerlich ließ ich mir natürlich nichts anmerken.

Ich nickte Temari nur zu. Diese setzte einen verwirrten Blick auf, ehe sie ihn verschwinden ließ und mich ins Café zog.
 

Wir gingen zu einem Tisch der ziemlich abseits der anderen stand. Es war eine schöne, gemütliche Ecke und dort saßen schon Ino und Hinata, die auf uns warteten.

„Hey Mädls“, begrüßte die Blondine ihre Freundinnen und gab ihnen links und rechts ein Küsschen. Ich begrüßte die beiden kurz und setzte mich auf einen der Stühle.

Temari nahm dann ebenfalls Platz. Sie bestellte dann einen Kaffee und ich einen Kiba. Gesündere Sachen mochte ich lieber als irgendwas mit Coffein, wo ich vielleicht noch von süchtig werde.

Ino rührte in ihrem Eiskaffee herum, bevor sie anfing mich mit Fragen zu löchern: „Erstmal ist es schön, dass du unserer Einladung wirklich nachgekommen bist. –“

„Ja, da hat Ino total recht.“, fiel Temari ihr ins Wort und erntete dafür einen, nicht gerade netten, Seitenblick von Ino. Doch die Unterbrecherin zuckte nur mit den Schultern und schüttete den Zucker in ihren Kaffee.

„Was uns natürlich interessiert“, redete Ino nun doch weiter, „sind ganz einfache Sachen über dich. Deine Familie, deine Heimat, deine Freunde und den Grund, wieso du hier bist. Also, leg los.“

Ich geriet kurz ins Zögern. Normale Dinge konnte ich ihnen erzählen, dagegen sprach nichts. Was jedoch meine persönlichen Albträume angeht, dass müssen sie wirklich nicht wissen.

„Nun, ich bin ein Einzelkind. Meine Eltern kennen sich noch aus ihrer Schulzeit und lieben sich auch seitdem. Ursprünglich bin ich aus Texas, weil ich dort geboren bin. Aber wir sind schon sehr früh nach Jacksonville gezogen und dort bin ich auch aufgewachsen. Zu meinen Freunden. Nun, ich hatte nicht viele. Ich war, und bin, eher eine Einzelgängerin gewesen, deswegen ist dieses Thema wenig erwähnenswert. Und wieso ich hier bin? Meine Eltern denken, dass es das Beste wäre.“

„Das heißt, du willst nicht hier sein?“, vermutete Hinata und nahm dann einen Schluck ihres Capuccinos.

„Richtig. Deswegen auch der Fluchtversuch, den ich wirklich begangen hatte.“

Die drei nickten, als würden sie mich verstehen. Absurd.
 

„Aber wieso bist du lieber allein? Braucht nicht jeder Mensch Freunde, mit denen er reden kann?“ Diese Ino war einfach zu neugierig für meinen Geschmack. Was interessierte es sie denn bitte, wie ich mein Leben lebe?

„Ich will nicht darüber reden, okay?!“, fuhr ich sie unfreundlich an.

„Ist ja gut, Chérie. Reg dich ab.“ Leicht kopfschüttelnd leerte sie ihren Eiskaffee. Auch Hinata wich meinem Blick aus und war mit dem Reißverschluss ihrer Jacke beschäftigt.

Ich seufzte. „Entschuldigt. Es ist einfach nur zu persönlich und ich möchte einfach nicht darüber reden. Akzeptiert das bitte einfach.“

„Tun wir doch. Keine Sorge, Sakura. Wenn du nicht willst, dass wir es wissen, respektieren wir das. Stimmt’s Ino?“ Temari besah sie mit einem deutlichen Blick und diese stimmte auch zu.
 

„Du wirst dich hier eingewöhnen, auch wenn du anfangs nicht hier sein willst. War mit Sasuke genauso.“

„Sasuke?“, fragte ich neugierig und Hinata schaute mich ungläubig an.

„Der, neben dem du sitzt. Ihr ’liebt’ euch doch jetzt schon total.“

„Dieses Arschloch?“, kam es aus mir heraus und Ino grinste darauf breit. „Ja, genau dieses Arschloch. Schön noch jemanden auf meiner Seite zu haben.“

„Aber Ino, du weist selbst, wie schwer es Sasuke hat. Nur deswegen ist er doch so drauf“, nahm die sonst so schüchterne Hinata ihn eifrig in Schutz.

„Um nun zum eigentlichen Thema zurückzukommen“, unterbrach Temari die beiden einfach, bevor Ino kontern konnte, „einige wollten nicht hierher und können nicht mehr ohne dieses Internat und andere sind froh, dass ihnen sowas überhaupt ermöglicht wurde.“

„Viele sind auch hier, weil sie zu Hause Probleme haben. Man kann so davor flüchten und einfach man selbst sein, ohne das die Seele darunter leidet.“ Ino schaute mich dabei durchdringlich an. Mir kam sie auf einmal furchtbar wissend vor, so als könnte sie tief in meine Seele blicken. „Auch wenn wiederrum viele dies als feige abstempeln.“

„Naruto, zum Beispiel, hat seine Eltern verloren als er sechs Jahre alt war. Er wohnt bei seiner Tante. Aber der Schmerz, den er jedes Mal hat, wenn er glückliche Familien sieht, ist groß. Mit seiner Art versucht er das zu überspielen. Aber wir kennen ihn schon zu gut, um zu sehen, dass das nur Fassade ist.“, erzählte Temari und ich nickte. Der Blonde tat mir schon ziemlich Leid

„Ich hab meine Mutter verloren, als ich gerade mal sieben war. Sie ist an Leukämie gestorben. Ich vermisse sie heute noch, aber immer wenn ich hier bin, dann lebe ich. Weil mich meine Freundinnen ablenken.“, erzählte Hinata und, so verblüfft wie die beiden Blondinen schauten, musste sie einiges an Mut zusammengesammelt haben, um mir das zu erzählen.

„Das tut mir Leid für dich.“, sagte ich ehrlich zu ihr und schaute sie warm an. Jedenfalls versuchte ich es. Als ich ihr Lächeln auffing wusste ich, dass es mir gelungen war.

Auch die beiden Blondinen links und rechts von mir lächelten darauf und irgendwie hatte ich das Gefühl dazuzugehören.
 


 

Hinata
 


 

Ich sah Sakura nun also zum ersten Mal lächeln und stellte fest, dass es ihr stand. Sie lächelte viel zu wenig. Wie sie vorhin gesagt hatte, sie besaß also einen Grund.

Dass ich ihr von meiner Mutter erzählt habe, hat mich selbst überrascht. Aber bevor ich nachdenken konnte, kamen die Worte schon aus mir heraus. Ich war ein momentlang machtlos über meinen Verstand und mein Körper hat einfach gehandelt.

Schon als ich der Pinkhaarigen Narutos Kindheit kurz geschildert hatte, hatte mich das selbst überrascht. Vielleicht wurde ich doch langsam mutiger.
 

Ich trank meinen Capuccino aus, währenddessen Temari und Ino mit Sakura weiterredeten. Als ich meinen Geldbeutel suchte, bemerkte ich Inos Blick auf mir.„Bambi, was hast du vor?“

Ich zog ihn auch aus der Tasche und suchte das Geld für den Capuccino. „Ich muss noch in die Stadt. Ich wollte mir etwas kaufen und, bevor die Läden zumachen, wollte ich das erledigen.“ Ich reichte Ino das Geld. „Wir treffen uns dann in unserem Zimmer.“

„Bis später, Bambi. Und viel Spaß beim kaufen von was auch immer.“ Auch Temari und Sakura verabschiedeten sich von mir, während ich mir meine Jacke anzog und das Café verließ.
 

Da es schon langsam später Nachmittag wurde, hatten die meisten Autofahrer schon Feierabend. Dementsprechende voll waren auch die Straßen. Als ich nach einem Umweg, der mich nicht über die befahrenen Hauptstraßen führte, im Kaufhaus war, steuerte ich eine Drogerie an.

Ich wollte endlich mal auf Inos Rat hören und mir etwas Schminke zulegen. Vielleicht, aber nur vielleicht, hatte sie Recht, und ich würde dadurch selbstbewusster werden. Vielleicht schaffte ich es dann auch endlich, Naruto von meinen Gefühlen für ihn zu erzählen.

Aber vielleicht war das ganze auch Schwachsinn und mir stand Schminke überhaupt nicht.

Da waren wieder mal meine pessimistischen Gedanken, die mich auslachten. Aber diesmal würde ich mich nicht von ihnen abbringen lassen.
 

Als ich am gewünschten Regal angekommen bin, schaute ich mich um. Dass es viel gab, wusste ich. Aber dass es gleich soviel gab, damit hätte ich nicht gerechnet.

Sehr vertieft in die verschiedenen Artikel bemerkte ich gar nicht, dass sich jemand zu mir gesellte. Erst als ich die Stimme hörte, bemerkte ich sie, zweitens erschrak ich mich tierisch und konnte ein Zusammenzucken nicht verhindern und drittens nervten mich meine pessimistischen Gedanken damit, dass ich doch jemand hätte mitnehmen sollen. Aber wer sollte schon damit rechnen?

„Schön, dich hier zufällig zu treffen, Hinata.“
 


 

To be continued.

Panic, Fear, Sorrow

Panik, Angst, Trauer
 


 

Hinata
 


 

Ich drehte mich zu der Person, die mit mir sprach, und sah das Grauen in Person vor mir stehen. Sie grinste mich an und als sie dann sprach, sah man ihren Zungenpiercing: „Was meinst du, ist das nicht schön endlich in Ruhe mal reden zu können, ohne das andere stören?“

Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Tenten zu treffen, war nie schön. Ich wünschte mich gerade ganz weit weg, nur um von einem Gespräch mit ihr wegzukommen, aber ganz so einfach war das nicht. Und sie würde mich sicher auch nicht gehen lassen, bevor sie das bekam, was sie wollte. Was auch immer das war.

„Was willst du von mir, Tenten?“

Sie grinste wieder. Langsam machte sie mir echt Angst. „Mich nett mit meiner alten Freundin unterhalten.“ Sie legte den Arm um meine Schulter.

Ich schüttelte ihn ab und wich von ihr zurück. „Ich möchte das nicht. Was soll das außerdem?“
 

Sie stemmte die Hände in die Seiten. „Sei keine Spielverderberin, Hinata. Früher hattest du auch nichts dagegen.“

„Früher waren wir befreundet. Jetzt möchte ich das nicht mehr.“

Tenten seufzte. „Nur weil dein Alter mich nicht mag?“

„Nein, auch weil ich mit dir nichts mehr zu tun haben will. Entschuldige mich jetzt, ich möchte gern zahlen.“

Sie zerrte an meiner Jacke und schleuderte mich mit einer Wucht, die sie irgendwoher nahm, gegen eins der Regale. Dann hielt sie mir ihre Hand zur Faust geballt vors Gesicht. Kalter Schweiß lief meinen Rücken runter. Was hatte sie vor mit mir? Was wollte sie? Konnte sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?

„Hör mir genau zu, Hinata“, zischte sie mit einem bösartigen Unterton, der mich zusammenzucken ließ. „Du machst das was ich sage, sonst wird es deiner Schwester an den Kragen gehen. Haben wir uns verstanden?“

Ich nickte sehr leicht. Sie grinste, als sie meine Angst und aufsteigende Panik spürte. Dann ging sie mit ihrem Mund zu meinem Ohr: „Ich will, dass wir wieder befreundet sind. Das du meine Komplizin bist und alles machst, was ich verlange. Kein Wort zu irgendjemanden von deinen komischen Freundinnen, sonst würdest du dir wünschen, dass deine Schwester nur einen gebrochenen Arm hat.“
 

„Bi-Bitte tu ihr ni-nichts“, stotterte ich vor lauter Panik und Aufregung, nicht wissend, was sie damit bezwecken wollte, „i-ich mache das, was du sagst… Ver-Versprochen!“

Sie grinste sehr breit. Dieses Mädchen war echt unheimlich. Ich hoffte sehr, dass ich bald hier verschwinden konnte. Weit weg von ihr.

„Sehr gut. Dann bist du für heute erst einmal entlassen.“ Sie drehte sich um und wollte davon spazieren, bis ihr etwas einfiel und sie schnell zu mir zurückkam.

„Ach, an deiner Stelle solltest du dich dann mal nach deiner Schwester erkunden. Ich denke, ihr ist was nicht sehr schönes widerfahren. Für den Fall, dass du mich nicht ernst nimmst, hab ich vorgesorgt. Und das wird nur der Anfang sein, wenn du dich gegen mich wehrst.“ Dann warf sie mir einen Luftkuss zu und verschwand.
 

Nackte Panik erfasste mich. Hanabi. Was hatte sie mit meiner kleinen Schwester gemacht?

Ich sollte auf sie aufpassen und jetzt bin ausgerechnet ich daran Schuld, dass ihr was passiert ist. Schnell rannte ich zur Kasse, wobei fast eine alte Oma zu Boden ging, bezahlte die Dinge, die ich kaufen wollte, und lief eilig zum Bus.

Schwer atmend warf ich einen Blick auf den Fahrplan. Der nächste Bus würde erst in 20 Minuten kommen! Und dann würde er noch eine halbe Stunde brauchen, bis zum Internat. Das war zu lange.

Ungeduldig lief ich an der Bushaltestelle auf und ab. Ich musste einfach wissen, wie es Hanabi ging, so schnell wie möglich.
 

Dann kam mir eine Idee und ich sprintete zur Hauptstraße. Vielleicht hatte ich ja mehr Erfolg per Anhalter. Schon stand ich da und versuchte mein Glück.

Die Autos fuhren einfach an mir vorbei, ohne Notiz von mir zu nehmen. Nach zwanzig Autos reichte es mir und ich stellte mich auf die Straße. Der dunkelblaue Mercedes hielt mit einem Ruck an und ich sprintete zur Beifahrertür. Am Steuer saß eine ältere Frau, vielleicht Ende vierzig und starrte mich perplex an.

„Entschuldigen Sie, aber würde es Ihnen etwas ausmachen, mich zum Internat zu fahren? Es ist sehr wichtig. Meine kleine Schwester hat sich schwer verletzt.“

„Oh Himmel! Mädchen, steig ein. Ich fahr dich schnell hin.“ Gesagt getan. Ich sprang auf den Beifahrersitz, knallte die Tür zu und ehe ich mich angeschnallt hatte, fuhr die Frau in einem Affenzahn los.
 

Die Fahrt über wechselte ich mit ihr einige Worte, was meine Schwester denn hätte und was passiert sei. Ich erfand irgendeine Geschichte und verkaufte sie ihr glaubwürdig. Ich hatte ja selber nicht einmal eine Idee, was sein könnte.

Am Internat verabschiedete ich mich freundlich und dankbar von ihr und sprintete zum Eingang. Kurze Zeit später war ich auch schon am Hauptgebäude angekommen und eilte auf die Krankenstation.

Ich hatte mich vorher schnell erkundet, wo meine Schwester denn sei und riss wenig später die Tür ihres Zimmers auf.

„Hinata!“

Ich stürmte rein und umarmte sie, freudig zu sehen, dass es ihr soweit gut ginge. „Süße…ich bin so froh, dich so zu sehen.“

„Soll ich mir jetzt immer den Arm brechen?“ Schmollend schob sie ihre Unterlippe vor, so wie sie es als ganz kleines Mädchen schon immer gemacht hatte.

Ich lächelte erleichtert, aber sogleich mitleidig. „Nein, sollst du nicht. Ich hatte nur viel Schlimmeres erwartet. Wie ist das passiert?“

Meine kleine Schwester zuckte mit den Achseln. „Mich hat jemand die Treppe runtergeschubst und dabei ist das passiert.“

Mein Herz raste. Hanabi wurde die Treppe runtergeschubst. Sie hätte sich dabei auch das Genick brechen können. Vor allem auf diesen gefährlichen Steintreppen. Zum Glück war ihr nichts Schlimmeres passiert. Jedoch…

„Hast du gesehen, wer das war?“

Sie schüttelte den Kopf und meine Hoffnung schwand. Niemand hatte Tenten also gesehen. Ich nahm stark an, dass sie dafür verantwortlich war. Es gab keinen Zweifel. Das schrie förmlich nach einem Gespräch mit ihr.
 


 

Temari
 


 

Drecksding! Komm endlich raus und stell dich mir!“, rief ich und durchwühlte meinen Rucksack weiterhin. Zum Glück war gerade niemand im Zimmer. Wo Barbie und Sakura waren wusste ich nicht. Aber eigentlich war mir das gleich. Was mir jedoch nicht egal war, war, dass ich schon zehn Minuten zu spät zu meiner Verabredung kam wegen einem Taschenrechner!

Shikamaru und ich wollten uns nämlich zum Lernen treffen, da wir in zwei Tagen eine Arbeit über Berechnungen im rechtwinkligen Dreieck schreiben würden und ich den Mist einfach nicht verstand. Okay, vielleicht liegt es auch daran, dass ich im Matheunterricht so gut wie nie aufpasse, aber es gibt auch wichtigeres als das. Oder?

Jedenfalls kam mir Mathe mehr als spanisch vor und da Shikamaru mich durch das Jahr bringen sollte, half er mir. Jetzt lag es nur noch an meinem Taschenrechner und ich würde endlich los können.
 

Genervt nahm ich meinen Rucksack und schüttelte ihn über dem Boden aus. Einiges schepperte heraus und zuletzt, man höre und staune, kam auch mein Taschenrechner zum Vorschein.

Schnell schmiss ich die rausgefallenen Sachen wieder in die Tasche, schnappte mir das Hightechgerät und sprintete mit meinen Unterlagen in einen der Aufenthaltsräume, wo ich mit Shikamaru verabredet war.
 

Als ich ankam saß er auch da und hörte Musik. Seine Miene konnte ich nicht deuten, deswegen kam ich näher zu ihm und zog ihm die Stöpsel aus den Ohren.

„Sorry, dass ich so spät bin. Aber ich hab meinen kleinen Freund hier nicht gefunden.“ Als diese Worte meinen Mund verließen winke ich mit dem Taschenrechner und nahm neben dem Schwarzhaarigen Platz.

„Schon okay. Solange musste ich ja nun auch wieder nicht warten. Was verstehst du nun nicht?“

„Alles.“

„Wie, alles?“ Ungläubig blickte er mich von der Seite an.

„Naja, alles. Ich hab nie aufgepasst.“

Er seufzte. „Dann lass uns lieber gleich anfangen damit.“
 

Nach ungefähr einer halben Stunde war ich zu Tode gelangweilt. Der ganze Kram interessierte mich kein Stück und trotzdem musste ich es verstehen. Dazu kam, dass mir schlecht war, sehr schlecht, und ich das Bedürfnis hatte mich einfach über meinen Matheaufgaben zu übergeben. Ich hoffte sehr, dass es nicht von meiner Krankheit kam.

Ich schmiss meinen Stift in die nächste Ecke und hob die Hände. „Ist ja gut, ich ergebe mich. Mathe hat mich geschlagen.“

„Sicher, dass du jetzt aufgeben willst?“

„Bitte. Ich bin eben ein hoffnungsloser Fall, was?“ Schief grinste ich ihn an, auch um meinen Zustand zu überspielen.

„Nein, das nicht. Ich denke, du kannst es, wenn du willst. Dich interessiert es einfach nicht und da strengst du dich nicht an.“

Überrascht blickte ich ihn an. „Wow. Du hast mich durchschaut.“

Shikamaru grinste. „Tja, soll vorkommen.“

Ich rang mir ein kleines Lächeln ab. „Erklär mir nur noch schnell, was ich machen muss, wenn ich den Winkel rauskriegen will.“

„Das ist leicht. Du gibst deine Aufgabe wie gewohnt in den Taschenrechner ein, und am Ende shiffst du einfach.“

„Was?! Ich soll hier hinmachen?!“

Der Nara musste lachen und das ziemlich doll. Ich kann mir leicht verarscht vor und fing an zu schmollen. Als er sich langsam beruhigte, presste er hervor: „Oh nein, Temari. Du sollst einfach auf diese Taste drücken.“ Dabei zeigte er auf die Shifttaste, die ganz oben links auf meinem kleinen Freund war.

„Ah, alles klar. Du, ich geh jetzt. Mir ist nicht so gut und ich wollte mich hinlegen. Danke für deine versuchte Hilfe.“ Dann schnappte ich mir meine Sachen und verschwand, nachdem er sich noch verabschiedet hatte.
 

Zusammen mit meinen Mathesachen ging ich nach draußen. Kalter Wind schlug mir entgegen sowie der Anbruch der herannahenden Nacht.

Ich seufzte glücklich und ging ein paar Schritte. Mir war immer noch zum Kotzen zumute und ich musste mich stark zusammenreißen, nicht mitten auf den Weg zu brechen.

Plötzlich wurde mir schwindlig, mitten im Laufen, und vor meinen Augen tanzten Sterne. Ich ließ meine Mathesachen fallen und stützte mich schwer atmend an der alten Steinwand des Gebäudes ab, doch es half nichts.

Wenige Sekunden später wurde es mir schwarz vor Augen und ich brach zusammen.
 


 

Sakura
 


 

Das Meer schlug kleine Wellen gegen die Sandbänke und es rauschte beruhigend. Ich saß am Strand und war allein. Ich musste einfach raus und etwas nachdenken.

In solchen Momenten wünschte ich mir mein altes Leben, wo er noch da war, lange vor diesem schrecklichen Vorfall der mein und vor allem sein Leben zerstört hatte.

Ich vermisste ihn immer noch schrecklich. Mindestens genauso groß wie meine Trauer, die ich immer noch hatte, waren meine Schuldgefühle. Nur weil ich ihm wichtig war, hatte er mir zuerst rausgeholfen und nur deswegen hatte er sein Todesurteil unterschrieben. Weil ich ihm was bedeutete.
 

Er hieß Nikolaj. Seine Familie war mit ihm und seinem kleinen Bruder von Moskau nach Jacksonville gezogen. Sie waren seit dato unsere Nachbarn.

Ich hatte damals an dem Tag, wo sie herzogen, meinen siebten Geburtstag - er war bereits zehn. Viele Jahre später hat Niko immer gemeint, dass er mein Geburtstagsgeschenk an diesem Tag war und es unser Schicksal war. Ich weiß aber, dass sein Schicksal nicht war, zu dieser Party, wo wir zusammen waren, zu sterben.

Er war so gutmütig und wollte es jedem Recht machen. Mit seiner lockeren Art und seinem guten Aussehen war er der Schwarm vieler Mädchen, aber er war immer nur an mir interessiert. Damals, zu der Party, waren wir zusammengekommen, da auch ich seinem Charme nicht widerstehen konnte. Damals dachte ich noch, dass dies der glücklichste Tag meines Lebens wäre, aber es wurde zu einem schrecklichen Albtraum.

Mein eigener Freund hatte sich für mich geopfert. Er war tot, ich lebte.

Seitdem ging es bergab mit mir. Ich wollte mit niemanden mehr reden und war jeden Tag mehrere Stunden auf dem Friedhof, an seinem Grab. Ich kam in die Untergrundszene, nahm Drogen und versuchte alles so zu vergessen. Meine Eltern hatten sich damals die Monate nach seinem Tod sehr viele Sorgen um mich gemacht. Mittlerweile, nach zwei Jahren, fanden sie es unnütz. Ich sollte Nikolaj doch endlich vergessen. Für sie war ich kindisch. Doch ich konnte, und wollte, ihn nicht vergessen und mir meine Schuld immer vor Augen halten. Die Schuld an seinem Tod. Nikolajs Tod.
 

Ich bemerkte, dass mir die Tränen schon wieder kamen und auch liefen. Ein Schluchzen musste ich ebenfalls unterdrücken.

Wenn ich nicht gewesen wäre, dann würde er Leben, mit irgendjemandem glücklich sein. Wenn ich damals nicht so allein gewesen wäre, als er kam, hätte ich mich nie mit ihm angefreundet, ihn nie geliebt und hätte ihn nicht in den Tod geschickt.

Er würde Leben.

Diesmal konnte ich mein Schluchzen nicht unterdrücken.

„Sakura?“ Eine männliche Stimme erschreckte mich und ich fuhr herum.
 


 

To be continued.

Every cloud has a silver lining

Auf jeden Regen folgt auch Sonnenschein
 


 

Sakura
 


 

Er stand dort. Die Hände verbarg er lässig in den Hosentaschen und unter seinem blonden Haarschopf schauten mich seine aquamarinblauen Augen an.

„Naruto…“

Was machte er hier? Hatte er mir nachspioniert? Hatte er alles mitbekommen? Hatte er mein Geweine wirklich mitbekommen?

Er kam zu mir und setzte sich neben mich. Ich wich augenblicklich von ihm zurück. Ich wollte nicht, dass mich irgendjemand bemitleidete, ausfragte oder einfach nur tröstete. Ich wollte keinen Kontakt mehr zu anderen Menschen seit Nikolajs Tod.

„Was hast du?“ Er beobachtete mich genauestens und versuchte so rauszubekommen, was ich habe. Aber ich würde, was Nikolaj anging, Schweigen wie ein Grab.

„Lass mich und verschwinde“, sagte ich als ich mir die Tränen wegwischte, die immer noch unaufhaltsam liefen und einfach nicht mehr aufhören wollten. Wie ein Wasserfall traten Sturzbäche aus meinen grünen Augen. Ich verfluchte mich innerlich.

„Du hast doch aber was. Und es ist nicht meine Art Leute, die Kummer haben einfach zu ignorieren und wegzuschauen. Du kannst es mir erzählen.“

„Ich will aber nicht. Und jetzt verpiss dich endlich!“ Aus Verzweiflung schrie ich ihn an. Ich wollte einfach alleine sein, allein mit meiner Trauer und meinen Schuldgefühlen. Wieso kapierte er das nur nicht?

„Lass mich dir doch helfen.“ Unfassbar! Er ignorierte einfach mein Geschrei. Wer nicht hören will muss fühlen.
 

„Sakura?“

Ich fing an wie eine Blöde auf ihn einzuhauen. Ich wusste nicht, ob ich traf, aber meine Verzweiflung war mittlerweile schon so groß, dass ich nicht einmal realisierte, was ich da tat. Normal war es nicht meine Art, Dinge so zu regeln.

Als er jedoch meine Hände festhielt und mich einfach in eine Umarmung zog wurde ich wachgerüttelt und hörte schlagartig auf. Er erinnerte mich an jemanden. Mit seinen Taten erinnerte er mich an ihn.

Nikolaj…

„Pscht… beruhige dich, Sakura.“ Ich wusste nicht wieso, aber ich hörte auf ihn. Die Erkenntnis, dass er Nikolaj mehr ähnelte, als mir lieb war, hatte mich einfach zu sehr aus der Bahn geworfen.

Naruto löste sich aus der Umarmung und lächelte mich leicht an. „So, und jetzt erzähl mir, was du hast. Ich verspreche dir auch, ich werde es für mich behalten und niemand wird hier von erfahren. Du hast mein Versprechen.“

„Ich…“ Ich hob meinen Blick und sah, dass er mich anschaute. Seine Augen strahlten die Wärme und das Vertrauen aus, nachdem ich zwei lange Jahre gesucht hatte.

Ich nahm all meinen Mut zusammen. „Ich bin schuld daran, dass mein bester Freund tot ist…“

Er starrte mich einige Zeit lang an. „Erzähl mir, warum du das denkst.“

Ich erzählte es ihm. Ich erzählte ihm alles, was ich jahrelang für mich behalten hatte. Ich redete mir meinen Frust, meine Trauer und meine Schuld von der Seele. Und ich hatte das Gefühl, als ob er mich verstand. Als ob er wie Nikolaj wäre. Nein, als wäre der echte Nikolaj vor mir und ich könnte mich so bei ihm entschuldigen.

„Es tut mir so leid, was ich ihm angetan habe… ich wünschte ich wäre an seiner Stelle gestorben.“

„Es ist nicht deine Schuld, Sakura. Es war Pech. Er wollte dir helfen und hat es getan. Er hat dein Leben gerettet und er hätte seines gerettet, nur die Zeit war zu knapp. Nur weil du ihm wichtig warst und er dir deswegen geholfen hat, bist du noch lange nicht schuld an seinem Tod. Und ich bin sicher, er würde nicht wollen, dass du hier sitzt, weinst und dir die Schuld gibst.“
 

„Bist du sicher?“

Ich schien ihn hoffnungsvoll anzuschauen, weil er sofort energisch nickte. „Ja. Du bist niemals schuld an seinem Tod, glaub mir.“

„Wieso hörst du mir zu?“

„Du bist nicht verkehrt und hast mir leid getan. Ich wollte dir helfen. Hat es geklappt?“

Ich nickte und lächelte traurig. „Ja hat es. Du bist der erste, dem ich das erzählt habe.“

„Wow. Jetzt fühl ich mich aber geehrt.“ Verschmitzt grinste er.

Mein Blick glitt aufs Meer.
 

Eine Weile saßen wir einfach nur schweigend nebeneinander und jede Sekunde fühlte ich mich freier. Mit jedem Augenblick, der verstrich, fiel ein Stück der Schuld ab. Ich hatte endlich begriffen, dass ich keine Schuld hatte, an Nikolajs Tod. Sondern der Brandstifter, der vor knapp vier Monaten zur Rechenschaft gezogen wurde. Die Schuld hatte mich verlassen, aber die Trauer um ihn blieb. Vielleicht würde ich irgendwann hinwegkommen, aber ich werde ihn nie vergessen. So war ich Sakura Haruno heiße.

„Naruto?“

„Hm?“ Fragend schaute er zu mir. Anscheinend war er selbst in Gedanken versunken gewesen.

„Danke…“

Etwas verwirrt schaute er mich an. „Gern, aber wofür?“

„Das du mir zugehört hast. Das bedeutet mir viel…“

Der Blonde fing an zu grinsen. „Kein Problem. Weißt du, ich mag dich. Und ich denke, dass wenn dich einer aus deinem Schneckenhaus holen kann, ich das bin.“

Ich knuffte ihm in die Seite. „Das war ganz schön eingebildet.“

„Hey! Ich hab es doch geschafft. Du bist nicht mehr traurig und weinst.“

Leicht belustigt schaute ich ihn an.
 

„Komm“, sagte er plötzlich. „Es ist dunkel und ich finde den Weg nie zurück wenn alles rabenschwarz um mich herum ist. Außerdem, ich will gegen dich eine Runde Billard spielen. Lust?“

Ich wusste, dass er mich damit ablenken wollte. Aber ich nahm sein Angebot an und nickte. „Gern. Nikolaj konnte sehr gut Billard spielen. Er hat es mir damals beigebracht weil ich eine echte Niete war. Aber gegen dich verlier ich nicht.“

„Ha! Das wollen wir doch mal sehen.“ Sofort war der Blonde auf den Beinen und zog mich gleich hinterher. „Komm schon. Oder hast du Angst du könntest verlieren?“

„Pah!“

Eilig gingen wir den Weg zurück zur Schule, als ich plötzlich etwas bemerkte. „Warte mal kurz…“

Er blieb stehen. „Stimmt was nicht?“

Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und las die SMS, die ich gerade bekommen hatte. Sie war von Ino.
 

Hey Sakura. Ich wollte dir nur sagen, dass Temari auf der Krankenstation liegt. Vielleicht könntest du dazukommen. Immerhin gehörst du jetzt zu uns. <3 Ino
 

Temari lag auf der Krankenstation? Ich dachte sie wollte mit Shikamaru Mathe lernen? Was war passiert? Neugierig und etwas vor Sorge schaute ich Naruto an.

„Entschuldige, aber ich kann doch nicht. Temari liegt auf der Krankenstation und Ino hat mich gebeten vorbei zu kommen. Wie wär‘s mit Morgen?“

Er nickte. „Morgen ist auch okay. Richte ihr von mir gute Besserung aus. Was auch immer sie hat. Wir sehen uns dann morgen früh im Unterricht.“

Dann ging er und ich machte mich in die entgegengesetzte Richtung auf. Richtung Krankenstation.
 


 

Ino
 


 

Les deux messages envoyés. Ich hoffte sehr, dass Hinata und Sakura so schnell wie möglich kamen. Wäre mir auch Recht, wenn es nur eine der beiden wäre. Aber ich konnte nicht weiter allein hier, auf dem braunen Plastikstuhl vor Temaris Krankenzimmer, sitzen und warten. Mal abgesehen davon, dass ich das Warten hasste. Sogar mehr als billige französische Schminke und das sollte schon was heißen.

Aber vor allem überwog die Sorge um meine Freundin. Ich wusste nicht, was sie hatte. Ich hatte Temari gefunden, draußen und ohnmächtig. Ich konnte also nicht feststellen, was sie hatte. Ich war auch kein Arzt, der sich damit auskannte.

Und von diesem dummen Arzt und seinen Angestellten bekam ich keine Auskunft. Ich hatte mindestens schon vier Mal gefragt, ob sie was wussten oder ob es Temari besser geht. Man hat mich permanent ignoriert und ich hasse Ignoranz. In diesem Fall auch mehr als Warten.

Ein Seufzen entrang meiner Kehle. Ich wollte wissen, was Temari hatte und hören, dass sie wieder gesund wird. Am besten sah ich sie gleich wieder wohlauf, ansonsten würde ich das schwer glauben. Sie war vorhin so blass gewesen, wie eine Leiche.
 

Dass sich jemand neben mich setzte bemerkte ich erst, als ich angesprochen wurde.

„Ino?“

„Hm? Oh…hey Kiba.“

„Alles okay?“ Seine haselnussbraunen Augen blickten mir besorgt entgegen.

„Nein, nichts ist okay. Temari ist da drin und ich weiß nicht was sie hat. Oder ob sie wieder gesund wird.“ Wieder seufzte ich, diesmal traurig.

Kiba fing an sanft meinem Arm entlang zu streicheln. Mich störte es nicht. Ich hatte Kiba schon von Anfang an vertraut. Als ich vor drei Jahren neu in die Klasse kam, frisch aus Frankreich, war er derjenige, der mich, nach Hinata und Temari aufgenommen hatte, wie eine Schwester. In vielen Dingen waren wir uns ähnlich. Aber ich neckte ihn auch furchtbar gerne, so wie er mich. Manchmal zu gern.

Neuerdings verhielt er sich des Öfteren merkwürdig zu mir. Wie diese Aktion letztens im Klassenraum. Ich meine, ich wusste auch so, dass ich einen tollen Körper hatte, aber es passte nicht zu ihm sowas zu mir zu sagen.

„Ino? Bist du noch anwesend?“

Ups. Da war ich also mal wieder abgedriftet. „Entschuldige. Hattest du was gesagt?“

„Hat nachher noch niemand dir etwas gesagt?“

Ich schüttelte langsam den Kopf. „Die reden nicht mit mir. Eingebildetes Ärztepack.“ Ich fühlte mich traurig, und genauso musste ich auch aussehen, denn Kiba rückte näher zu mir und zog mich in eine Umarmung, in der er mir tröstend über den Rücken streichelte.

„Sie wird wieder gesund.“

Ich nickte leicht.
 

Dann endlich kam der Arzt des Internats raus. Auf seinem silbernen Schildchen stand der Name ’Travis’.

„Seid ihr Freunde von Temari Sabakuno?“

Kiba löste die Umarmung und bejahte dies.

„Nun. Ihr geht’s schon besser. Sie hatte einen Schwächeanfall wegen ihrer Krankheit. Wenn ihr Zustand in ein paar Tagen nicht normal wird dann muss sie ins Krankenhaus, genauso wie wenn es noch einmal vorkommt. Ansonsten kann sie gehen, sobald sie wohlauf ist.“

Von was für einer Krankheit redete er? Konzentrationsschwäche? Verrücktheit? Gewalttätigkeit gegenüber ihren Brüdern? Was meinte er nur? Temari war nicht krank. Sie war kerngesund. Zumindest hatte sie nie irgendwas erwähnt. Und das würde sie als Freundin doch machen…?

Jedenfalls hörte sich das ganze ziemlich ernst an.

Krankenhaus. Es war so schlimm, dass sie eventuell ins Krankenhaus musste. Ich verstand das zu diesem Zeitpunkt noch nicht und nickte einfach nur brav.
 

„Können wir vielleicht zu ihr?“

Dr. Travis nahm das Klemmbrett unter seinen Arm hervor und schaute drauf. Typisch Ärzte. Die können sich nichts von zwölf Uhr bis Mittags merken.

„Nein, das ist bis jetzt ausgeschlossen. Sobald wir nicht sicher sind, dass sie 100%ig auf dem Weg der Besserung ist kann ich das nur Familienmitgliedern genehmigen. Und das seid ihr ja nicht.“

Ich wusste schon wieso ich Ärzte nicht ausstehen konnte. Man! Merkte dieser Mann nicht, dass ich mir tierische Sorgen um sie machte? Aber denen war anscheinend alles egal.

Kiba schien meine Gedanken lesen zu können als er fragte: „Können Sie nicht einmal eine Ausnahme machen, bitte?“

Hoffnung keimte in mir auf. Wie eine kleine Blume. Aber dieser Travis zertrampelte sie gleich wieder mit seinem Klummfuß als er antwortete: „Nein, das geht nicht und das müsst ihr verstehen. In ihrem Zustand könnte sie sich leicht mit Viren anstecken oder-„

Dann hörte ich nicht mehr zu. Ich stand auf und ging zum Fenster, von wo man Temari liegen sehen konnte. Sie war immer noch bleich wie eine Kalkwand. Was meine Sorgen um sie nicht gerade verminderte.
 

Ich merkte das jemand zu mir trat, aber dieser jemand war nicht Kiba, da dieser noch mit dem tollen Arzt Travis diskutierte. Es war Shikamaru.

Wütend fuhr ich herum. „Was hast du mit ihr gemacht, Bastard?!“

„Ruhig Blondchen. Ich habe gar nichts mit ihr gemacht.“ Gedankenverloren richtete er seinen Blick durch das Fenster auf Temari. Ich musste mich regelrecht zusammenreißen ihn für das ’Blondchen’ keine zu knallen, aber bei dem nächsten Satz war das vergessen: „Sie ging früher weil ihr nicht so gut war. Ich hatte doch keine Ahnung, dass es ihr so schlecht ging, dass sie zusammenbricht. Und als ich jetzt nach ihr schauen wollte, ihr aber nirgendwo wart, hab ich mir Sorgen gemacht.“

Er hatte sich Sorgen gemacht. Wow, wie süß. „Und da bist du gleich hierher?“

„Na ja, nicht ganz. Auf dem Weg kam mir Hinata entgegen, die sagte, dass sie hier sei. Sie kommt übrigens auch gleich, zusammen mit Sakura.“

Er hatte nicht einmal seinen Blick vom Fenster abgewandt. „Was hat sie?“

„Keine Ahnung. Travis redet von irgendeiner Krankheit durch die sie einen Schwächeanfall hatte, aber ich weiß von keiner Krankheit. Er irrt sich.“

„Hm…“
 

Wenige Minuten später kamen dann auch Hinata und Sakura. Ich erklärte ihnen die Sachlage und stellte fest, dass auch Hinata keine Ahnung hatte, ob Temari eine Krankheit hatte oder nicht. Und da mir Oberschlauarzt Travis unsympathisch war, legte ich einfach fest, dass er sich irrte. Aber irgendwo hoffte ich es auch.

S'il vous plaît, Dieu.
 


 

Hinata
 


 

Nachdem uns Dr. Travis weggeschickt hatte und uns versprochen hatte, dass es Temari schon am folgenden Tag wieder besser gehen würde, musste ich mich selbst von Ino und Sakura verabschieden.

Ich würde sonst zu spät kommen zur Verabredung mit dem Teufel in Person – Tenten. Sie wollte mich heute sehen. Und ich wollte versuchen, ihr meine Meinung zu sagen.

Versuchen ist gut.

So verschreckt wie ich war, wegen Temari, dachte Tenten am Ende noch, dass es wegen ihr sei. Aber mir tat meine blonde Freundin unendlich leid. Ich machte mir solche Sorgen um sie. Das konnte man einfach nicht beschreiben. Ich hatte diese Angst schon einmal, damals bei meiner Mutter. Und jetzt wieder. Hoffentlich wird sie wieder ganz gesund.
 

Ich verließ das Gebäude und machte mich auf den Weg zum See, wo sie mich treffen wollte.

„Hey Hinata. Wo willst du denn noch hin?“

Ich zuckte zusammen, vor Schreck. Narutos blonder Haarschopf tauchte vor mir auf.

„Oh, hallo Naruto.“ Ich senkte meinen Blick gen Boden.

„Wieso bist du denn nicht bei Temari? Ich dachte, sie liegt auf der Krankenstation?“

Überrascht schaute ich auf. „Woher weist du das denn?“

„Sakura hat es mir erzählt. Wir wollten vorhin Billard spielen, aber dann bekam sie diese SMS von Ino und musste gehen.“

Billard spielen? Er und Sakura? Das passte aber gar nicht zusammen.

„Ach so… na ja, ich war schon dort. Ich bin jetzt auf dem Weg, um jemanden zu treffen.“

„Ah, na dann. Darf man fragen wen?“

Ich schüttelte energisch den Kopf. „Kennst du sowieso nicht.“

„Achso.“ Er musterte mich genauer. „Du bist ziemlich verschreckt, kann das sein?“

Ich nickte leicht und schaute wieder auf den Boden. Bis mein Kinn plötzlich angehoben wurde und ich in zwei tiefblaue Meere blickte. Mein Gesicht wurde augenblicklich rot.

„Etwas…“ Naruto nahm seine Hand wieder weg, sodass ich mich wieder fangen konnte. „Meine Schwester hat sich heute auch verletzt. Ihr Arm ist gebrochen als sie die Treppe runtergeschubst wurde. Und jetzt liegt noch Temari auf der Krankenstation. Das ist zu viel auf einmal.“

„Hmm…versteh ich. Aber, wenn du jemanden zum Reden brauchst, ich hör dir gern zu.“

Als ich nickte fing er an mit einer Haarsträhne von mir zu spielen. „Es wird schon wieder gut werden. Sowohl deine Schwester, als auch Temari werden wieder gesund. Verlass dich darauf.“

Plötzlich beugte er sich zu mir vor. Ich wusste nicht, was kam deswegen wich ich zurück, entschuldigte mich und ließ ihn einfach stehen.
 

Blitzschnell rannte ich den Weg zum See entlang. Als ich dort war wurde ich langsamer. Tenten stand bereits da. „Du bist zu spät.“

„Entschuldige. Ich wurde aufgehalten.“

Tenten zog an einer Zigarette, wie ich jetzt erst bemerkte. „Also, ich mach’s kurz, damit ich wieder verschwinden kann. Du –“

„Warte. Ich möchte vorher dich um was bitten.“

Ungeduldig blickte sie mich an. „Spuck’s aus.“

Ich nahm all meinen Mut zusammen, um ihr es zu sagen. Aber es fiel anders aus, als ich es mir in Gedanken ausgemalt hatte. Ich war zu schüchtern. „Ich finde es nicht ganz in Ordnung, was du mit meiner Schwester gemacht hast. Ich habe bis jetzt nichts Falsches gemacht…“

Sie grinste. „Das war nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn du dich nicht nach mir richtest. Und jetzt, lass uns zum Punkt kommen. Solange du das machst, was ich will, kommt das nicht wieder vor.“

Ich nickte leicht.

„Okay, ich will, dass du dir eine Entschuldigung ausdenkst, wieso du in zwei Tagen abends weg musst. Und zwar eine gute. Dann beginnt deine erste Aufgabe.“

Tenten grinste teuflisch und zog an ihrer Zigarette. Mir schauderte es jetzt bereits davor.
 


 

To be continued.

Ups & downs of life

Höhen & Tiefen des Lebens
 


 

Sakura
 


 

Der starke Herbstwind blies erneut durch das dichte Blattwerk und einige bunt gefärbte Blätter landeten vor meinen Stiefelspitzen. Ungeduldig trat ich einen Schritt nach vorn und hielt Ausschau. Anschließend flog mein Blick auf die Uhr an meinem Handgelenk.

Er ist, mal wieder, zu spät.

Ein genervtes Seufzen entglitt mir. Er kam zu Verabredungen generell zu spät. Er hatte meines Erachtens eine innere Uhr wie ein Tunesier, die kamen auch immer auf die Sekunde genau eine halbe Stunde später als verabredet.

Vor ein paar Tagen hatte ich ihn deswegen schon mal angesprochen und er hatte gemeint, dass er kleine Verspätungen schick findet. Fallen dreißig Minuten noch unter „kleine“ Verspätungen?

Ich zog mein Handy aus der Handtasche und schaute darauf. Nichts. Keine Absage. Kein verpasster Anruf. Keine Nachricht. Wo blieb er also?
 

Lustlos ließ ich mich wieder auf die Bank nieder. Seit der Aussprache am Strand vor ein paar Wochen waren wir fast unzertrennlich gewesen. Es fühlte sich fast so an wie mit Niko. Das Leck in meinem Herzen schien auf wundersame Weise langsam an zu heilen.

Auch wenn Naruto niemals Nikolaj ersetzen könnte. Denn lieben könnte ich ihn niemals. Dafür war er mir wiederrum zu kindisch und chaotisch. Er ähnelte Niko, auf eine gewisse Art und Weise, aber die beiden waren trotzdem so unterschiedlich…

Ich zuckte zusammen, als kalte Hände meine Sicht verdunkelten.

„Wer bin ich?“

„Hm…“ Gespielt überlegte ich. Sehr lange. So lange, dass er die Geduld verlor.

„Man, rate doch wenigstens, Kura.“

„Der Weihnachtsmann?“

„Ist es nicht noch zu früh für den?“

Ich tat wieder so, als würde ich überlegen. „Sasuke?“

Beleidigt nahm er die Hände weg. „Also wirklich. Bin ich so ein Eisklotz?“

Ich musste darauf nur lachen und er stimmte augenblicklich mit ein.
 

„Wo warst du diesmal so lange?“, fragte ich ihn ein paar Augenblicke später, als er sich neben mich auf die Bank gesetzt hatte.

„Ich wurde wegen was Wichtigem aufgehalten.“ Als er meinen fragenden Blick bemerkte, winkte er ab. „Das siehst du dann, Kura.“

Skeptisch schaute ich ihn an. „Wollen wir nun heute Abend ins Kino oder nicht?“

„Klar. Ich bin dabei.“ Er grinste wieder. „Die ’Überraschung’ auch.“
 

Als es langsam anfing zu dämmern gingen wir in Richtung Kino. Den ganzen Tag über waren wir in der Stadt unterwegs gewesen – waren in Parks, Shops und in zahlreichen Cafés, um uns die Zeit irgendwie zu vertreiben. Naruto hatte auch eine Umfrage beim Radio mitgemacht, wo er sagen musste, welche Marke sein Lieblingsparfum war und warum, und seitdem trug er ein Basecap mit sich rum, wo das Logo vom Radio draufgestickt war.

Am Kino angekommen sah ich eine kleine Menschenmenge stehen. Wir hatten uns für eine Liebeskomödie mit Mord und Todschlag entschieden und ich hoffte, dass wir noch Tickets bekamen.

„Mach dir keinen Kopf, Kura.“, sagte der Blonde zu mir, als mein Blick meine Gedanken verriet. „Karten haben wir auf jedenfall schon.“

„Ach? Woher denn?“

Er grinste, wie so oft heute. „Die ’Überraschung’ hat sie schon geholt.“

Jetzt war ich vollends verwirrt. Bis eine Person auf uns zulief, die ich sehr gut kannte.
 

„Was macht der denn hier?!“, zischte ich Naruto von der Seite bösartig an – wie eine Kobra kurz vor dem Angriff.

Naruto fing meinen mies gelaunten Blick auf und schaute wehleidig. „Man, Kura. Weist du, wie schwer es immer für mich ist, zwischen euch beiden entscheiden zu müssen? Ihr seid beide meine Freunde und ihr kennt euch eigentlich gar nicht genug um euch nicht leiden zu können.“

Oh ich hatte niemals im Leben vor ihn soweit kennenzulernen.

Sasuke blieb vor mir stehen. „Hallo, Pinki. Überrascht?“

„In der Tat“, knurrte ich durch meine zusammengebissenen Zähne hervor.

Ich wandte mich sofort wieder an Naruto. „Sorry, Naruto. Aber so haben wir nicht gewettet. Ich geh lieber. Habt ihr euren Spaß.“

Ich schulterte meine Tasche und wollte schon hastig gehen, als mich jemand am Arm festhielt. „Mein Gott, mach nicht so ein Theater. Denkst du, ich bin darüber begeistert, dass du dabei bist? Wohl kaum. Aber ich tu den Gefallen Naruto und vielleicht solltest du von deiner Egoschiene runterkommen und das gleiche tun.“

Wow. So weiße Worte von einem Sasuke Uchiha hätte ich nie im Leben erwartet. Aber leider musste ich mir eingestehen, dass er Recht hatte – auf eine gewisse Weise. Weil auf einer Egoschiene fuhr ich niemals. Eher er selbst.

Genervt und ergeben zugleich seufzte ich. „Lass mich los und ich bleibe.“ Doch gleich hob ich meinen Finger. „Einzige Bedingung ist noch, dass ich nicht neben ihm sitzen muss.“

Sasuke ließ mich los und Naruto versicherte mir, dass ich nicht neben dem Schwarzhaarigen sitzen müsse. Mit diesem Versprechen gingen wir rein ins Kinogebäude.
 

Nachdem wir uns mit ausreichend Popcorn, Nachos und Cola ausgerüstet hatten nahmen wir unsere Plätze im Kinosaal ein. Wir hatten gute Plätze, leider dank Sasuke.

Aber irgendwann an diesem Abend musste ich feststellen, dass Sasuke ja doch gar nicht soo übel ist, wie ich immer dachte. Sicher, unser erstes Zusammentreffen und auch das zweite verliefen unglücklich und wir hatten beide vorschnell geurteilt. Dabei kannte ich ihn gar nicht – und er mich nicht. Wie’s aussah hatte er das sogar vor mir begriffen.

Der erste Eindruck kann eben oft ein falsches Bild vermitteln und meistens traf es dann gar nicht mehr zu, wenn man hinter die Fassade blickt. Ob jedoch das Bild, was ich zuerst von Sasuke hatte, nun zutraf oder nicht, würde die Zeit wohl zeigen. Denn dadurch, dass Naruto Nikolaj so sehr ähnelte und ich mich geborgen fühlte, so wie früher, hatte ich keinen großen Gedanken mehr daran verloren von hier wegzulaufen.

Ich fing wieder an zu leben. Für Nikolaj.
 


 

Hinata
 


 

Man sieht sich dann später, Hinata.“

Nachdem sie diese Worte gesagt hatte flüchtete ich aus dem Auto und knallte danach die Tür zu. Den Weg zum Wohngebäude rannte ich, doch sobald ich in Flur angekommen war verlangsamte ich meine Schritte und blieb schließlich stehen.

Die Haarsträhnen, die mir ins Gesicht gefallen waren, schob ich mit zittrigen Händen hinter meine Ohren. Dann lehnte ich mich an die Wand hinter mir und sank, wie ein Stein, daran hinunter.

Ich weiß nicht genau, wie lange ich dort saß. Vielleicht nur ein paar wenige Minuten, vielleicht auch länger.

Als ich mich wieder beruhigt hatte, stand ich langsam auf. Seit ein paar Wochen log ich, für Tenten. Seitdem nahm sie mich immer mit, zu ihren krummen Freunden in einen heruntergekommenen Club mitten in Miami und jedes Mal, wenn es vorbei war, ging es mir so. Ich wollte gar nicht wissen, wo sie das Auto heute schon wieder her hatte, und erst recht nicht, ob sie mit oder ohne Führerschein fuhr. Ich wollte einfach nur, dass es vorbei war.

Aber dann würde Hanabi wieder leiden.

Und das wollte ich auf keinen Fall. Sie hatte erst seit ein paar Tagen ihren Verband vom Arm runter und konnte ihn fast wieder richtig bewegen.
 

Ohne es gewusst zu haben hatten sich meine Beine ganz von allein bewegt. Sie waren auf dem Weg zum Zimmer von Temari. Ino hatte gesagt, bevor ich gegangen bin, dass der Sabakuno schwindlig sei und sie deswegen den Tag über das Bett hüten solle.

Ich klopfte an und trat ein. Monja war ebenfalls da. „Was willst du denn auch noch hier? Ist eine nicht genug?“

„Zisch endlich ab, Barbie. Sonst übergebe ich mich heute Nacht auf dich.“ Temari betonte jedes einzelne Wort höhnisch.

„Freaks“, murmelte Monja, schob mich beiseite und stolzierte aus dem Zimmer.

„Komm ruhig her, Bambi. Temari hatte mit dem Brechreiz nur Spaß gemacht.“

„Oh nein. Bei Monja ist alles immer totaler ernst.“

Ich kam auch zu den beiden und setzte mich auf die Bettkante. „Wie geht’s dir, Temari?“

„Schon viel besser, bei so guter Ablenkung und Umsorgung.“ Sie zwinkerte Ino zu.

Diese grinste. „Eigentlich kommst du uns gerade ziemlich gelegen, Bambi.“

„Wieso denn?“

„Weist du noch von meiner Idee, die ich vor einiger Zeit mal hatte?“

„Ähm…“

„Du weißt schon, der Maskenball vor den Winterferien.“

Ich stutze. „Das hattest du erst gemeint?“

„Also echt mal. Ich meine alles ernst, was ich sage. Und genehmigt wurde es auch schon.“ Stolz schaute die Yamanaka mich an. „Das war die beste Idee, die ich in meinem Leben je hatte!“

„Aber Ino“, warf ich ein um sie von ihren hohen Ross runterzuholen, „ich kann immer noch nicht tanzen.“ Das gab ich nur kleinlaut zu.

„Ach, darum habe ich mich schon gekümmert. Keine Sorge, Bambi.“

Temari runzelte die Stirn. „Wie du hast dich darum gekümmert?“

„Na ja, ich hab Bambi einen Tanzpartner besorgt, der ihr das Wichtigste beibringt.“

Einen Tanzpartner? Ich sollte mit einem Kerl Tanzen lernen, denn ich womöglich nicht einmal kenne oder gar nicht mag? Wieso fragt sie mich da nicht vorher? Vielleicht will ich das ja gar nicht.

„Und, wer ist dieser Tanzpartner?“, fragte Temari an meiner Stelle.

„Naruto.“ Ino grinste selbstsicher und Temari musste lachen. „Wow, wirklich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.“

Ich war geschockt. Das ganze war eine Katastrophe! Ich könnte doch niemals Naruto so nah sein!

„Aber –“

„Kein aber, Bambi. Naruto hat sich ganz freiwillig gemeldet.“

Freiwillig? Wieso sollte er das tun? Und seit wann konnte er überhaupt tanzen?

„Du hast jetzt noch genau drei Monate Zeit, um das Wichtigste zu lernen. Dürfte zu schaffen sein.“, spekulierte Temari.

Ino sah meinen, noch immer, geschockten Gesichtsausdruck. „Hab dich nicht so, Bambi. Irgendwann müsst ihr doch mal vorwärts kommen.“

„Aber wenn ich nicht will?“

„Du bist nur zu schüchtern.“

Die Diskussion begann.
 


 

Temari
 


 

Und da diskutierten sie. Diskussionen waren sowieso meist sinnlos und einfach nur nervend. Zeitverschwendung. Obwohl Bambi schon Recht hatte, so ganz richtig war es wirklich nicht, was Ino gemacht hatte. Andererseits sollte sich Hinata nicht so haben. Naruto würde ihr nichts zu Leide tun.

„Bambi, es ist sowieso schon beschlossene Sache, also diskutier nicht. So einen wie Naruto findest du nicht noch mal.“

„Ja, deswegen. Ich verkraule ihn doch nur, wenn ich mit ihm tanzen soll.“

Ich seufzte laut und klopfte Ino auf die Schulter. „Lass gut sein. Ihr werdet euch doch sowieso nicht einig.“

Als ob sie mich nicht gehört hätte diskutiere sie weiter mit der Schwarzhaarigen.
 

Ich schlug meine Decke zurück und schwang meine Beine aus dem Bett.

„Was wird das denn jetzt?“, bekam ich sogleich von Ino zu hören, die versuchte, meine Beine wieder ins Bett zu bewegen.

„Ino, lass das. Erstens kann ich nicht den ganzen Tag still im Bett rumhängen und zweitens muss ich wirklich dringend auf Toilette. Ich könnte natürlich auch liegen bleiben, aber nur, wenn du es dann wegmachst.“

Sofort ließ sie meine Beine los. „Geh nur. Aber sei trotzdem vorsichtig und mach langsam.“

„Ja, Mama.“ Dann stand ich triumphierend auf und tapste zum Bad.
 

Ich öffnete die Tür und schaltete das Licht ein. Nachdem ich drin war, zog ich die Tür zu und schloss ab.

Mein Schwindelgefühl hatte nachgelassen. Aber ich wusste, dass es nicht vollständig verschwunden war. Ich merkte es an dem komischen Gefühl, was ich trotzdem verspürte. Es lauerte versteckt, darauf bedacht dann zurückzukommen, wenn ich es nicht erwarte oder es am unpassendsten war.

Ich klappte den Klodeckel hoch und bemerkte, wie ich die Kontrolle über meine rechte Hand verlor. Sie zitterte. Ziemlich stark sogar. Erschrocken krallte ich mich mit beiden Händen am Waschbecken fest, was neben mir stand. War das ein Zeichen dafür, dass es schlimmer geworden war? Ging es mit mir endgültig berg ab?

Und jetzt, im unpassendsten Moment überhaupt (!) kam mein Schwindelgefühl zurück und überrollte mich wie ein ICE. Keinen Augenblick später trat die Schwärze vor meine Augen. Ich fiel. Auf den kalten gefliesten Boden.

Und durch die Unregelmäßigkeiten bemerkte mein noch intaktes Unterbewusstsein, dass dieser Schwächeanfall der bisher stärkste war.

Ich werde sterben…, war mein letzter Gedanke, bevor ich in den dunklen Abgrund fiel.
 


 

Ino
 


 

Quelle poisse!

Mitten in der Diskussion mit Bambi, wo es um Recht ging und ich hatte erstens immer Recht, egal worum es ging, und zweitens viele Rechte, die mir erlaubt hatten, mich an Naruto zu wenden, klingelte ihr verfluchtes Handy. Eine, von einem Mann gesungene, gecoverte Version von „Bulletproof“ ertönte. Bambi sah mich mit ihren unschuldigen Augen an, nachdem sie einen Blick auf den Display geworfen hatte.

Ich war verwirrt. „Ähm…willst du nicht rangehen?“; fragte ich dann doch sicherheitshalber nach.

„Es ist Naruto.“

Ich grinste. „Schön, dann klär das jetzt mit ihm anstatt mit mir. Solltest du sowieso tun. Sag ihm, was du denkst.“ Ich zwinkerte ihr zu und – großen Applaus bitte – sie nahm wirklich ab! Dieses Erfolgserlebnis musste ich mir gleich im Kalender neongelb markieren und jedes Jahr aufs Neue feiern. Hinata redete echt mit Naruto, auf meinen Ratschlag hin!

„…ach ihr ward im Kino. Wir hatten sie schon vermisst.“, sprach Bambi gerade in ihr Handy & ich beschloss, sie allein zu lassen. Ohne meine Anwesenheit wird sie sich eher trauen zu reden.
 

Mein Blick viel auf die Wanduhr, die unaufhörlich tickte. Temari war schon über zehn Minuten im Bad. Etwas Sorge überkam mich. Vielleicht sollte ich nach ihr schauen?

Ich ging zur Badezimmertür. Stille. „Temari?“ Keine Antwort kam. Ich drückte die Türklinke runter. Abgeschlossen.

„Temari?“, versuchte ich es lauter und klopfte gegen die Tür. „Alles okay bei dir?“ Immer noch keine Antwort.

Das Gefühl, dass etwas passiert war, ließ mich nicht los. Richtige Angst um meine Freundin überkam mich. Seitdem ich sie vor ein paar Wochen ohnmächtig und leichenblass gefunden hatte, machte ich mir sowieso zu viele Sorgen um sie. Aber vielleicht war es wirklich nötig?

Mit schnellen Schritten lief ich in den Flur und kramte den Ersatzschlüssel für das Bad aus einer Schublade der Kommode. Glücklicherweise war der Schlüssel in jeder Wohnung an derselben Stelle zu finden.

Meine Hände zitterten leicht, vor Anspannung, als ich den Schlüssel ins Loch schob und den anderen raus fallen hörte. Dann schloss ich auf und öffnete die Tür.
 

Meine schlimmsten Befürchtungen wurden war.

„Oh Gott, Temari!“ Ich ging neben ihr auf die Knie und fühlte ihren Puls. Sie war bleich, wie eine Kalkwand und lag auf dem Fliesenboden. Ich wusste sofort, dass es zuviel für sie war. Ihr Puls schlug noch, wenn auch schwach.

„Hinata!“, rief ich panisch nach der Hyuga, die im Gegensatz zu mir einen Kurs in Erste-Hilfe abgelegt hatte. Temari und ich hatten damals beim Tanzkurs teil genommen und sie eben bei den Notärzten.

Hinata kam kurz nachdem ich sie gerufen hatte und war entsetzt über den Anblick, der ihr geboten wurde.

„Los, versuch ihr zu helfen! Ich ruf den Notarzt an.“

Bambi tat was ich ihr gesagt hatte während ich ihr Handy, was auf dem Bett lag, nahm und die Nummer des Notrufs wählte. Ein paar Sekunden vergingen bis jemand abnahm. „Zuständige Notrufzentrale der Stadt Miami“, ertönte es von einer tiefen Männerstimme.

„Sie müssen sofort ins Internat kommen! Meine Freundin ist im Bad umgekippt und ohnmächtig. Ihr Puls ist nur ganz schwach zu spüren. Ihr geht es überhaupt nicht gut!“

„Beruhigen Sie sich. Versuchen Sie Erste-Hilfe bis wir da sind und schicken Sie jemanden, der der Schulleitung bescheid gibt und uns zu Ihrem Zimmer bringt.“
 

Zwanzig Minuten später wurde Temari an ein dutzend Geräte angeschlossen und in den Krankenwagen verfrachtet. Einige Lehrer und auch Schüler waren zu uns gestoßen, inklusive Naruto, Sakura, Shikamaru und Kiba. Sasuke ließ sich, wie immer, nicht blicken.

„Können sie uns schon sagen, wann es ihr wieder besser geht?“ Meine Stimme klang sehr besorgt, was ich sogar selbst bemerkte und irgendjemand nahm meine Hand und streichelte über meinen Handrücken, um mich zu beruhigen. Ich spürte schon anhand der Berührung, dass es Kiba war. Als kleines Danke drückte ich seine Hand sanft.

„Tut mir leid, aber wir müssen sie erst einigen Tests unterziehen, bevor wir weitere Aussagen treffen können. Vielleicht wissen wir in zwei oder drei Stunden bereits mehr.“

Ich nickte zaghaft. Der Notarzt schlug die Tür zu und kurze Zeit später fuhren sie davon.

„Da heute Freitag ist fahr ich euch nachher ins Krankenhaus, damit ihr sie besuchen könnt.“

„Danke“, sagte Shikamaru und wir gingen rein um die Stunden Ungewissheit irgendwie rumzukriegen.
 

Nach zwei Stunden warten und ungefähr dreißig Minuten Fahrt betraten wir das Krankenhaus und kamen sofort zur Notfallstation. Hinata, Kiba und Shikamaru waren mitgekommen und zusammen suchten wir den Chefarzt. Doch er fand uns zuvor.

„Seid ihr Freunde von Miss Sabakuno?“

Wir nickten. „Wie geht es ihr?“

„Nun, sie ist stabil. In der nächsten Stunde wird sie wieder aufwachen.“ Hinata und ich schauten uns an und lächelten. Zum Glück ging es ihr bald wieder besser. Auch Kiba freute sich. Allein Shikamaru blieb skeptisch. „Was führt zu diesem Zusammenbrüchen? Konnten sie das feststellen?“

„Allerdings. Wir haben einen EKG-Test gemacht. Dabei sind uns unregelmäßige Schläge ihres Herzens aufgefallen. Ein Ultraschall hat unsere Vermutung bestätigt. Ihre Freundin hat einen Herzfehler.“
 


 

To be continued.

The first time

Das erste Mal
 


 

Ino
 


 

Une erreur cœur?

Wieso hatte Temari einen Herzfehler? Und wieso wussten wir nichts davon? Sie hatte uns nie irgendetwas gesagt. Ich kam mir so unendlich verraten vor – und das von einer meiner besten Freundinnen. Dachte sie etwa, uns würde das nicht interessieren?

Ich war erschrocken, und verletzt – fühlte mich hintergangen. Und das sah man mir an. Ich merkte es an Kibas Blick, den er mir zuwarf. Er war traurig und voller Mitleid.

Ich griff nach seiner Hand. Ich brauchte einfach seine Nähe und er spürte dies, und gab sie mir.

Auch Hinata war erschrocken und ihr Blick war voller Angst um Temari.

Shikamaru war derjenige, der sie versuchte zu beruhigen. Und er war derjenige von uns, der als einziges noch Worte über seine Lippen bringen konnte: „Wie lange hat sie den schon?“

Der Chefarzt warf einen Blick auf sein Klemmbrett. „In der Akte, die uns ihr Arzt vorhin geschickt hat, steht, dass sie ihn seit ihrer Geburt hat. Ein Loch in der linken Herzplatte.“
 

Ein Loch in der linken Herzplatte.

„Wie kann sowas entstehen?“, fragte ich. Dabei zitterte meine Stimme. Ich wollte das alles nicht wahr haben!

„Nun, dafür kann es viele Gründe geben. Es muss aber nicht. Der Embryo könnte sich womöglich in der Gebärmutter nicht richtig entwickelt haben. Sowas kann vorkommen. Von den meisten Herzfehler konnte bisher kein Grund festgestellt werden, deswegen kann man nur Vermutungen anstellen.“

Von Geburt an ist sie also schon krank. Sechzehn Jahre. Und in diesen sechzehn Jahren hat sie es nicht hingekriegt uns irgendwas zu sagen. Wenn wir es gewusst hätten, vielleicht hätten wir ihr bei ihren Zusammenbrüchen helfen können. Apropos.

„Wegen den Zusammenbrüchen…gibt es da Sachen, die Temari nicht machen darf? Oder wo wir sie schonen sollten? Was führt dazu?“

Der Chefarzt rückte seine Brille zurecht. „Nun, Miss Sabakuno darf eigentlich alles machen. Solange sie keine Beschwerden im physischen und psychischen Bereich hat. Schonen müsst ihr sie ebenfalls nicht.“ Er machte eine Kunstpause. „Das Loch in der Herzplatte wird jedoch ihren Tod bedeuten, irgendwann. Es kann in fünf Minuten, oder fünf Monaten, fünf Jahren oder auch erst in fünfzig passieren. Fakt ist, Miss Sabakuno könnte immer, egal wann, einfach tot umkippen. Meist zeigt sich das durch das Zittern der Hände, dass ein Zusammenbruch bevorsteht. Helfen kann ihr, wenn es soweit ist, niemand. Es tut mir Leid, euch das so sagen zu müssen. Aber es ist die Wahrheit.“
 

Es war wie ein Schlag ins Gesicht.

Er hatte uns gerade eröffnet, dass Temari irgendwann sterben würde. Jede Sekunde könnte es passieren. Und wir wussten es bis jetzt nicht.

Noch nie hatte ich mich schlechter gefühlt.
 


 

Temari
 


 

Ich wachte aus einem traumlosen, schier endlich langen Schlaf, auf. Meine Augen hielt ich jedoch erstmal geschlossen. Ich wusste, dass ich nicht allein im Zimmer war.

Neben dem nervigen Gepiepse irgendeiner Maschine, an der ich wahrscheinlich angeschlossen war, konnte ich Stimmen hören.

„Meint ihr, sie wird wieder?“, flüsterte eine weiche Stimme rechts von meinem Ohr.

„Hoffe ich doch“, antwortete eine andere von vorn, etwas lauter. „Immerhin brauchen wir sie.“

Eine andere, leicht aufgebrachte, Stimme kam links von meinem Ohr. „Nachdem uns die Ärzte angelogen haben. >In ein paar Stunden wacht sie auf.< Jetzt ist sie schon drei Tage ohnmächtig. Ich weiß schon, warum ich keinem dieser Außerirdischen über den Weg traue.“

„Ino, wir wissen, dass du dir Sorgen machst, aber auch Ärzte irren sich mal.“

„Bambi, die haben uns verarscht, seh es ein.“

Irgendjemand seufzte.
 

Ich beschloss für mich selbst, mich bemerkbar zu machen und öffnete langsam meine Augen. Sofort musste ich blinzeln, bei dem grellen Licht, was mir genau in die Augen schien.

„Temari!“ Bambi, die rechts von mir gesessen hatte, umarmte mich sogleich freudig und auch Ino und Sakura kamen näher um mich zu umarmen.

„Mädls… ihr erdrückt mich.“ Sie ließen sofort los und ich schnappte nach Luft.

„Wie geht’s dir?“, fragte mich sogleich Sakura, die eine besorgte Miene an den Tag legte.

Ich zuckte die Schultern. „Nicht anders als sonst auch.“

„Oh Mary, wieso hast du uns nichts gesagt?“ Ino schaute mich mitleidig und vorwurfsvoll an und genau da wusste ich, dass sie es wussten. Sie wussten von meiner Krankheit.

„Ich wollte kein Mitleid.“

Hinata beugte sich vor. „Wir würden dich nicht bemitleiden, Temari. Wir würden dich unterstützen. Das weist du doch?“

Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch. „Ja, dass weiß ich. Aber ich wollte es einfach für mich behalten. Es ist schon schwer genug damit zu leben. Da wollte ich euch nicht noch damit belasten.“

„Tust du nicht“, sagten alle drei unisono.

Darauf musste ich lächeln und die drei lachen.
 

Nach einiger Zeit gingen sie, doch mein nächster Besuch ließ nicht lang auf sich warten.

„Ja?“, bat ich herein, als es an der Tür klopfte.

Die Tür öffnete sich und herein trat derjenige, den ich nie erwartet hätte. „Shikamaru… - was machst du denn hier?“

„Dich besuchen, was sonst?“ Mit großen Schritten kam er zu mir herüber und setzte sich auf den Stuhl neben meinemm Krankenbett.

„Das ist… nett.“ Zaghaft lächelte ich, bis mein Blick auf die Narzisse in seiner Hand fiel. „Wofür die Narzisse?“

Jetzt war es Shikamaru, der zaghaft lächelte. „Die ist für dich. Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass das deine Lieblingsblume ist.“

„Ja. Danke“, sagte ich und lächelte freudig. Dann fiel mir noch etwas ins Auge, was mich ins Grübeln brachte. „Wozu der Rucksack?“

Shikamaru kratzte sich am Hinterkopf und schien mit sich selbst zu ringen, ob er mir die Wahrheit sagen sollte, oder nicht. Eine Vorahnung überkam mich. „Na ja, ich darf die Nacht im Krankenhaus bleiben. Die Ärzte denken ich bin dein Freund, so oft wie ich hier war.“

„Du warst oft hier?“, rutschte es mir sofort heraus.

„Ja, ziemlich oft. Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Wie fühlst du dich eigentlich?“

„Ganz gut.“ Ich runzelte die Stirn. „Aber wieso du hier übernachtest versteh ich trotzdem nicht.“

„Ich hab mir wie gesagt sehr viele Sorgen um dich gemacht. Es tut mir leid für dich und –“

Irgendeine Sicherung in meinem Gehirn brannte augenblicklich durch. „Ich brauche kein Mitleid von dir! Ich brauche überhaupt kein Mitleid!“

Er hob abwehrend die Hände. Die Narzisse fiel auf den Boden. „Sorry, ich wollte dir nicht zu nah treten.“

„Aber das hast du gerade getan! Versteh es, ich will und brauche kein Mitleid! Erst recht nicht von dir!“ Wütend blickte ich in seine Augen.
 

Ich weiß, ich reagierte vielleicht über, aber ich wusste, wie es ist, nur wegen einer Krankheit bevorzugt zu werden. In meiner Kindheit wurde ich das oft genug, ob von meiner Familie, in der Schule oder von meinen Freunden. Deswegen wollte ich auch, dass es jetzt niemand wusste.

Aber die Ärzte haben alles kaputt gemacht und nun mögen mich alle wieder, weil sie Mitleid mit mir haben und ich ja jeden Moment sterben könnte. Idioten.

„Geh einfach, Shikamaru! Ich will dich im Moment nicht sehen und dein Mitleid – heb es dir für Leute auf, die es brauchen.“

Damit war für mich die Diskussion beendet und ich drehte mich trotzig von ihm weg. Ich hörte wie er aufstand, seinen Rucksack nahm und zur Tür ging. Es dauerte einige Augenblicke bis die Tür ins Schloss fiel, aber die Tränen bahnten sich schon ihren Weg über meine Wangen.
 


 

Zwei Tage später wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen. Ino und Sakura hatten mich abgeholt und wir hatten uns danach ausgemacht, zum Strand zu gehen. Es war zwar schon tiefster Herbst, aber trotz dessen war es immer noch sehr warm.

Nun saßen wir also am Strand und ich ließ mir gerade sämtliche Sachen aufzählen, die ich verpasst hatte. Ino lag in ihrem schwarzen Bikini auf ihrem Handtuch und sonnte sich.

„Meine Güte. Ist ja ganz schön viel passiert. Aber na ja, kann man nichts machen.“

Mein Blick viel auf etwas in Inos Tasche. „Sag mal, Ino?“

„Hm?“ Sie machte sich gar nicht die Mühe aufzuschauen.

„Hat irgendjemand Geburtstag oder wieso schleppst du ein Geschenk mit dir rum?“

Jetzt hatte ich doch ihre Aufmerksamkeit. Sie setzte sich auf. „Wie?“

„In deiner Tasche ist ein Geschenk“, meinte jetzt auch Sakura, die es ebenfalls bemerkt zu haben schien.

Ino nahm ihre Tasche auf ihr Handtuch und zog das Geschenk raus. „Das ist nicht von mir. Wie kommt das da rein?“ Sie drehte es um. „Das ist für mich...“

Sakura setzte sich mit zu ihr, auf das Handtuch, und warf einen Blick drauf. „Schau mal, da ist ein Zettel dran.“

Jetzt war ich auch neugierig. „Was steht drauf?“

Ino nahm den Zettel zwischen ihre Finger und las vor: „Für dich, meine Schönheit. Ich hoffe es gefällt dir. Dein heimlicher Verehrer.“

„Oh, wie süß ist das denn?“ Irgendwie fand ich das total fluffig. Auf so eine Idee muss man erstmal kommen. Wer wohl ihr heimlicher Verehrer war?

Ino machte ihr Geschenk auf und zum Vorschein kam ein total edles, und teures Parfüm, und eine wunderschöne Halskette, die genau Inos Stil hatte. „Wow.“
 

„Zeig mir auch mal.“ Ich stand auf und ging zu den beiden rüber. Als ich die Hand nach den Sachen ausstreckte hielt ich angespannt die Luft an. Meine Hände zitterten. Das war kein gutes Zeichen.

Auch Sakura bemerkte es. „Scheiße. Temari, leg dich hin.“

Ich hörte auch auf sie während Ino meine Mutter anrief. Super. Das konnte ja was werden.
 


 

Hinata
 


 

Ich konnte nicht mit ins Krankenhaus um Temari abzuholen. Ich war verhindert.

Meine erste Tanzstunde mit Naruto stand an. Ich war total aufgeregt, hatte mich schon fünfmal umgezogen und meine Haare zigmal zusammengenommen und den Zopf wieder aufgemacht, weil ich mir im nächsten Moment nicht mehr gefiel.

Nachdem ich meine Haare doch wiedermal zusammengenommen hatte zog ich meine Schuhe an und machte mich auf den Weg zur Sporthalle. Die Schule hatte sie uns wöchentlich für zwei Stunden zur Verfügung gestellt.

Naruto wartete davor schon auf mich. „Hey Hinata.“ Er lächelte und ich erwiderte es leicht.

„Wartest du schon lange?“

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Aber lass uns reingehen, damit wir so viel Zeit wie möglich nutzen können.“

Ich nickte und dann gingen wir rein.
 

„Darf ich dich was fragen?“

Er schaute mich an und seine aquamarinblauen Augen strahlten Lebendigkeit aus. „Klar.“

„Woher kannst du tanzen?“

Er grinste. „Na ja, meine Tante wollte das ich mal was anderes mache außer Fußball spielen und zu Hause rumhocken. Und sie hat gemeint, dass ich das später mal brauchen würde. Also war ich als ich fünfzehn war beim Tanzunterricht. Aber es war gar nicht so übel, wie ich anfangs dachte. Außer das unser Tanzlehrer schwul war.“

Ich musste lachen. Ja, das war Naruto. Und zu gerne würde ich sagen, dass es mein Naruto war. Aber das würde wohl nie wahr werden.
 

Naruto stellte das silberne Radio ab, schloss es an und ließ Musik laufen. Dann legte er eine Hand an meine Hüfte und die andere nahm er sanft in meine. Ich platzierte meine auf seiner Schulter – das wusste ich sogar ohne Tanzunterricht. Ich schaute sehr gern romantische Filme und in einigen wurde auch, ab und zu mal, auf einem Ball oder ähnlichem getanzt.

Ein Kribbeln ging durch meinen Bauch. So lange hatte ich von diesen Berührungen geträumt. Nur ich dachte nicht, dass es beim Tanzen passiert. Leider wusste ich auch, dass das nichts zu bedeuten hat. Es war notwendig zum Tanzen.

„Pass auf, wir fangen mit was ganz einfachem an. Dem Cha-Cha-Cha“, riss mich Naruto aus meinen wirren Gedanken.

Ich schluckte. Das hörte sich für mich hochkompliziert an.

„Du tepst mit dem rechten Fuß nach vorn, und dann wieder zurück. Und dann kommt ein Cha-Cha-Cha nach rechts.“ Während er erklärte zeigte er mir das ganze mit den Füßen. Und so ging es eine ganze Zeit.

Als wir es schließlich mit Musik probierten konnte ich es überhaupt nicht. Und das verunsicherte mich total. Ich war nervös und trat Naruto mehr als einmal zuviel auf die Füße.
 

„Das macht einfach keinen Sinn. Ich lerne das nie“, sagte ich nach einer halben Stunde mutlos und schaute Naruto entschuldigend an. „Ich trete dir die ganze Zeit nur auf den Füßen rum.“

„Das macht mir wirklich nichts aus, Hinata.“ Er versuchte mich aufzumuntern. Aber es funktionierte nicht. Es verschlimmerte eher alles nur noch.

„Mir aber. Lass uns aufhören. Es bringt einfach nichts. Ich bin ein hoffnungsloser Fall.“ Ich setzte mich auf den Boden und seufzte.

Naruto nahm neben mir Platz. „Wenn du so schon an die Sache rangehst kann es nichts werden, Hinata.“ Er legte seine Hand auf meine und es kribbelte wieder in meinem Bauch. Ich wurde rot und starrte auf unsere Hände. „Komm, versuch es noch mal. Für mich.“

Zaghaft nickte ich. Diese Bitte konnte ich ihm einfach nicht abschlagen, sogar wenn ich gewollt hätte. Er stand auf, half mir hoch und wir machten weiter.
 


 

Sakura
 


 

» Liebe Sakura, hier in der Kur ist es ziemlich langweilig. Hier sind nur merkwürdige Leute, und nicht so coole Mädls, wie ihr es seid. Aber ich weiß, dass es gut für mich ist und ich zieh das durch. Trotzdem hoffe ich bald wieder bei euch zu sein. Richte Shikamaru bitte auch liebe Grüße aus. Ich war nicht ganz fair zu ihm. XOXO Temari. «

Lächelnd legte ich die Postkarte weg. Temari war seit zwei Wochen nun schon in der Kur. Und ich hatte gerade ihre Postkarte in die Hände bekommen.

Ich hatte mich ziemlich gefreut, dass gerade ich ihre Karte bekommen habe und nicht ihre beiden Freundinnen, die sie schon viel länger kannte als mich. Irgendwann hatte ich mich hier eingewöhnt und ich war aufgeblüht.

Mein einziges Problem, dass ich hatte hieß Sasuke Uchiha. Mit ihm konnte ich immer noch nicht umgehen, auch wenn es zwischen uns schon besser geworden ist, aber ich mag ihn trotzdem nicht sonderlich.
 


 

Ein paar Stunden später machte ich einen Spaziergang über das Schulgelände. Der Herbst in Miami war so anders als in Jacksonville. Aber er war mindestens genauso schön.

Träumend lief ich den Steinweg zum See entlang, bis ich gegen was stieß. Oder eher, gegen jemanden.

Und auch noch genau die Person, die ich gerade am aller wenigsten sehen wollte.

„Willst du mal wieder abhauen?“, fragte die kühle Stimme mich sehr nah an meinem Ohr.

Ich stutzte. „Äh, nein. Eher nicht. Ich gehe spazieren, wenn du das nicht siehst. Tomaten auf den Augen?“

Er grinste kalt. „Lieber Gurken. Die schmecken besser.“

Ich seufzte genervt. „Kannst du nicht jemanden anderen nerven, Sasuke?“

„Entschuldige mal, aber du bist gegen mich gerannt.“

Ich musste mich sehr zusammenreißen nicht laut loszuschreien, so sehr trieb mich dieser Kerl zur Weißglut. „Warum? Warum, Sasuke Uchiha, musst du mich immer wieder so ärgern?“ Vorwurfsvoll blickte ich in seine tiefschwarzen Augen.

„Es macht mir Spaß.“ Ehrlichkeit lag in seinen Augen.

Wieder seufzte ich. „Können wir nicht einfach Frieden schließen?

Ja, ich hatte das gerade wirklich gesagt. Selber glauben tat ich es noch nicht so ganz. Aber mich nervte es wirklich, wie er mit mir umging und ich war kein Mensch, der ständig mit Streit und Stress leben konnte.
 

Sasuke runzelte die Stirn und schnaubte abwertend.

„Was? Ist dieser Gedanke für dich so unmöglich?“

„Nein.“ Er fing meinen Blick endlich auf und ich konnte ihm tief in die Augen schauen. „Aber solange du mir nicht sagst, was für Probleme du hast und wieso du weglaufen wolltest am Anfang des Schuljahres, werde ich mich auf so etwas nicht einlassen.“

Ich wollte schon zur Antwort ansetzen, aber er unterbrach mich. „Ich wollte dir von Anfang an nur helfen, Sakura. Und auch, wenn wir jetzt immer so hässlich zueinander waren, ich will dir immer noch helfen. Das ist mir letztens klargeworden, als ich Zeit zum Nachdenken hatte. Aber solange du dir nicht helfen lassen willst, ist es egal.“

„Ach, jetzt bin ich es nur, die Fehler macht? Also, werter Herr Uchiha, ich habe eine Information an Sie. Ich bin zu stolz dazu, Ihnen meine Probleme zu beichten.“ Eine Notlüge hatte noch nie geschadet. So wie er mich gerade eben auf die Palme gebracht hatte konnte ich einfach nicht mehr normal mit ihm reden. Nicht jetzt und nicht heute.

Sasukes Blick wurde wieder richtig gefühllos. Bevor er zu einer Antwort ansetzen konnte, kam jemand dazu.
 

„Sakura! Sasuke! Was macht ihr schon wieder? Könnt ihr euch nicht einmal vertragen?“ Der Blonde rannte auf uns zu und blieb genau zwischen uns stehen. Welch Zufall. Sofort redete er auf Sasuke ein, der eine desinteressierte Miene zur Schau legte.

In meiner Tasche vibrierte es plötzlich. Ich zog mein Handy heraus und las die SMS:
 

Ich hab schon wieder ein Geschenk gefunden. Komm vorbei, damit ich es aufmachen kann. War schließlich dein Befehl. <3
 

Das war so süß! Inos heimlicher Verehrer hat also wieder zugeschlagen. Und er verschenkte so richtig teure Sachen. Sie war zu beneiden. Und das ganze passierte genau im richtigen Moment, denn ich wollte hier nur noch weg.

„So Jungs, ich muss los. Viel Spaß noch mit dem schwarzhaarigen Streithahn, Naruto.“

Ohne auf ihre Antwort abzuwarten lief ich mit schnellen Schritten zum Internat zurück.
 


 

To be continued.

Times change

Zeiten ändern sich
 


 

Ino
 


 

Die Gassen der Einkaufsstraße waren kahl und irgendwie kalt. Auch wenn wir in Miami waren, der Winter machte sich auch hier bemerkbar und da es bereits dämmerte waren die Temperaturen auf zwanzig Grad Celsius gesunken. Jede einzelne Boutique war schon weihnachtlich geschmückt und an diesem, eher verregneten Tag, strahlten die vielen bunten Lichter hinter den Schaufenstern heller als sonst.

Sakura und ich waren nach der Schule ins Zentrum gefahren um die letzten Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Also, für mich waren es jedenfalls die letzten. Ich fing meist schon Anfang August damit an, für alle Weihnachtsgeschenke zu besorgen. Ich habe sie lieber eher als zu spät.

„Meine Beine werden langsam müde.“ Die Haruno schaute mich an und ich grinste nur. „Wir sind noch lange nicht fertig, Kura.“

Sie seufzte und zog den Riemen ihrer Tasche wieder nach oben. Mein Blick ruhte auf ihr, was sie dann bemerkte. „Was ist?“

„Was hat dich dazu bewegt dich hier einzugewöhnen?“

Ihre Augen weiteten sich. „Wie?“

„Du hast mich schon verstanden und ich wüsste gern den Grund.“

„Na ja“, begann sie und richtete ihren Blick stur geradeaus, „Naruto erinnert mich sehr an eine Person, die ich mal gekannt habe. Vielleicht deswegen. Oder weil ihr drei so nett zu mir ward von Anfang an. Ich weiß es nicht genau. Spielt das eine große Rolle?“

Ich lächelte. „Nein. Mich freut es nur.“

„Oh.“
 

Nach einigen weiteren Schritten setzten wir uns auf eine freie Bank und stellten die Taschen auf den Boden ab. „Also kommst du mit den anderen auch gut klar?“

Sakura schaute sie direkt an. „Ja, also mit fast allen.“ Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. „Aus Sasuke werde ich weder schlau noch werde ich mit ihm warm.“

„Keine Sorge, Schätzchen. Das geht mir immer noch so. Der Uchiha ist und bleibt ein Rätsel für uns.“

„Sieht wohl so aus.“

Ich bemerkte, dass Sakura anfing zu frösteln. „Ist irgendwie kalt geworden auf einmal.“

„Mh... wie wär’s mit einer heißen Schokolade in unserem Lieblingscafè?“

Meine Stimmung hob sich bei diesem Gedanken an die köstlich-warme Schokolade und die idyllische Atmosphäre im Café. „Sehr gute Idee, Kura. Könnte glatt von mir stammen.“

Sie lachte leise und nahm ihre Taschen – ich tat es ihr gleich.
 

Das Café war heute gut besucht. Wir fanden einen Platz – auch wenn es nicht unser Lieblingsplatz war – und ließen uns in die weichen Sitze zurücksinken. Die Taschen wurden auf der Eckbank verstaut, auf der Sakura Platz genommen hatte und kurz danach nahmen wir schon die Bestellung auf.

Als wir unser Getränk hatten nahm ich einen großen Schluck und seufzte zufrieden. Ich schloss sogar die Augen.

Jemand schmunzelte, und es war nicht Sakura, weil es aus einer komplett anderen Richtung kam. Ich öffnete die Lider wieder. „Hast du das auch gehört?“

Sakura lächelte amüsiert. „Ich seh sogar die Quelle des Bösen.“

Stirnrunzelnd drehte ich mich um und blinzelte erschrocken einige Male. Genau hinter mir stand ein Mann und ich konnte nichts anderes als die schwarze Farbe seines Shirts sehen. Mein Blick wanderte nach oben. „Kiba.“

„Der einzig wahre.“ Er zog einen Stuhl vom Nachbartisch heran und setzte sich rittlings darauf. Seine Ellenbogen stützen sich auf der Rückenlehne ab. „Überrascht mich zu sehen?“

„Wie man’s nimmt.“ Ich nahm wieder meine Tasse. „Lach mich bloß nicht wieder aus. Sonst lach ich dich aus.“

Er lachte leise und auch Sakura konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Das ist überhaupt nicht lustig.“ Schmollend stellte ich die Tasse ab und verschränkte die Arme vor der Brust wie ein kleines Kind.

Aber ich erstarrte augenblicklich, als Kiba mit seinen Finger einige meiner Haare hinter mein Ohr schoben. Seine Finger waren warm und sanft auf meiner Haut. Ich fing seinen Blick auf. „Mir gefallen deine Ohrringe“, sagte er schließlich. „Wo hast du die her?“

Ich fing verträumt an zu lächeln. „Die Ohrringe hat mir jemand geschenkt.“

„Wer denn?“

„Das weiß ich nicht.“ Sanft strich ich über die Ohrringe. „Ein Verehrer macht mir seit etlichen Wochen Geschenke – meistens teure – und ich weiß nicht, wer es ist.“

„Sie ist schwer verliebt in Mr. Unbekannt musst du wissen.“ Sakura fand es anscheinend super lustig Kiba das auf die Nase zu binden. Aber irgendwann würde sie ihre Strafe schon noch bekommen. Sie waren doch nur alle neidisch auf mich. Deswegen streckte ich ihr die Zunge raus und blickte weiter verträumt.

Dabei entging mir Kibas zufriedener Gesichtsausdruck sowie Sakuras wachsamen Blick.
 

„So, Leute. Zur Feier des Tages werde ich jetzt einmal auf die Toilette gehen“, sagte ich ein paar Minuten später und erhob mich. Dann ging ich davon – unwissend, was am Tisch vorging:
 

„Sag mal, Kiba?“

„Mh?“

„Du bist der Verehrer, hab ich Recht?“

„Wie kommst du darauf?“

„Dein Blick verrät dich.“

„Schon gut, du hast mich überführt. Aber sag es ihr nicht.“

„Ich schweige, wie ein Grab.“
 


 

Hinata
 


 

Der Platz lag schon im dunklen. Ich folgte den beiden Straßenlaternen und hoffte, nicht vor irgendwas zu knallen. Aber ich kam heil an. Sie wartete schon.

„Da bist du ja endlich, Hinata. Das nächste Mal bist du lieber pünktlich.“

Ich nickte. „Was wollen wir an einem Autohaus?“

Sie winkte ab. „Nicht an. Eher in.“

Mir stockte der Atem. „In? Aber es hat doch schon zu.“

Ein genervtes Seufzen entglitt ihr. „Hinata, du musst noch viel lernen. Natürlich hat es schon zu, aber nicht mehr lange.“

Tenten grinste. Ich ahnte schlimmes. „Du willst da einsteigen?“

„Klar. Und dann klauen wir uns ein schönes Cabrio.“

Ich schluckte und mein Herz klopfte laut. Tenten machte keine Witze, dass hatte sie mehr als einmal schon bewiesen. Und als sie jetzt den Dietrich aus ihrer Tasche fischte, wusste ich, dass sie es todernst meinte.

Ich bekam Panik. „Und was ist mit den Alarmanlagen? Vom Gebäude und von den Autos vor allem?“

Tenten schaute mich gelangweilt an. „Schätzchen, die vom Autohaus hab ich schon lange abgestellt und bei den Karren ist das ganz leicht. Hör endlich auf zu kneifen.“

Die hatte mal wieder gut reden. Sie lebte für die Dinge, die sie tat. Ich wurde gezwungen sie zu vollführen.
 

Plötzlich hielt sie mir den Dietrich hin. „Du wirst das machen.“

Erschrocken blickte ich sie an. „Ich?!“

„Ja, siehst du sonst noch wen hier? Mach einfach. Und kneifen kannst du nicht.“ Ein kaltes Grinsen strahlte mir von dem leicht beschienen Gesicht entgegen.

Mit zitternden Händen nahm ich den Dietrich entgegen und nach weiterem Zögern schob ich ihn ins Schlüsselloch. Schon bald war ein Klicken zu hören.

„Komm, mir nach.“ Tenten schlich sich an mir vorbei ins Autohaus und kurze Zeit später sah ich einen Taschenlampenstrahl. Ich drehte mich um und ließ meinen Blick umherschweifen. Es fuhr kein Auto vorbei und auch sonst war alles dunkel, außer dem Licht der paar Straßenlampen, welches zu mir herüber schien. Kein Laut drang durch die Dunkelheit zu mir heran. Als ich mir sicher war, dass ich nicht beobachtet wurde folgte ich Tenten hinein.

Sie war nicht weit ins Gebäude vorgedrungen, da sie ein Cabrio gleich ziemlich am Eingang gefunden hatte. „So, dieses Baby wird gleich uns gehören.“

Sie zog einen weiteren Dietrich aus ihrer Tasche und öffnete mit dem die Tür des Autos. Dann knackte sie noch den kleinen Tresor im Auto und zog daraus die Autoschlüssel.

„Steig endlich ein, wir haben noch Termine.“

Termine? O Gott, ich wollte gar nicht wissen, was sie noch vorhatte.
 

Nachdem ich endlich eingestiegen war hatte Tenten auch die Garagentür geknackt und kam zum Wagen zurück. Sie stieg ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Schließlich ließ sie den Motor an, der leise aufbrummte.

„Dann wollen wir mal Spaß haben.“

Eher nur du. Sie gab Gas und fuhr aus der Garage raus. Der kalte Wind blies mir um die Ohren und mittlerweile war es stockdunkel.

Schließlich bog sie auf die Straße ein und trat das Gaspedal runter. Ich krallte mich im Sitz fest. Mein Herz hörte ich in meinen Ohren schlagen.

Sie rast wie eine Irre. Wenn sie so weiterfährt wird sie uns noch umbringen. Panisch fuhr mein Blick zu ihr herüber. „Willst du dich nicht anschnallen?“, brachte ich nach einem weiteren Schock heraus.

„Nö, wozu auch? Der Gurt ist doch sowieso nur lästig.“

Sie war wirklich vollkommen irre.

Wir rasten aus Miami raus. Sie missachtete Ampeln und jegliche andere Verkehrsregeln. Falls sie einen Führerschein hatte, woran ich stark zweifelte, so würde sie ihn bald loswerden. Aber leider war nirgends Polizei, die diesen Höllenritt beenden könnte.

In Gedanken betete ich öfter, als wir fast einen Unfall gebaut hätten. Ich hoffte, dass alles gut ging und wir bald da wären. Wo auch immer das war.
 

Irgendwann hielten wir an, in einer Gegend, die ich nicht kannte. Mein Herzschlag beruhigte sich sehr langsam, aber insgeheim war ich erstmal froh, dass wir standen. Ich schaute mir das Gebäude an und versuchte rauszukriegen, was darin vor sich ging. Schließlich fiel mir ein Schild in die Augen.

„Ein Frisör?“ Was zum Teufel wollte Tenten mit mir beim Frisör?

„Jap. Überraschung Hinata. Ich finde deine Haare zu langweilig und deswegen wirst du dir sie färben lassen.“

In Gedanken seufzte ich auf. Ich hatte fiel schlimmeres erwartet aber eine andere Haarfarbe war dagegen noch sehr harmlos.

Tenten grinste amüsiert. „Komm endlich. Sie wird nicht extra für dich länger arbeiten. Auch wenn ich sie dafür bezahle.“

Ich nickte und zusammen betraten wir den Salon.
 

Drinnen wurden wir von einer blonden Schönheit begrüßt, die sich als Hayley vorstellte. Sie schien nicht aus dem gleichen Eisen geschmiedet zu sein wie Tenten, aber trotzdem kannten sie sich gut. Irgendwie schien sie aber zu wissen, was los war und warf mir mitleidige Blicke zu, die mich verwirrten.

Tenten verzog sich irgendwann ins Hinterzimmer – wer weiß, was sie da trieb.

„Sie wollen nicht wirklich hier sein und sich die Haare färben lassen?“, fragte sie als sie irgendeine Farbe auf meine Haare schmierte. Davor hatte sie sie gewaschen und etwas geschnitten.

„Nein, nicht wirklich. Aber was tut man nicht alles für seine Freunde.“ Nach diesen Worten war mir zum Kotzen zu mute.

Nachdenklich blickte sie mich an, was ich im Spiegel wahrnehmen konnte. „Sie und Tenten sind keine Freunde, das sieht man. Anscheinend zieht sie eine ihrer krummen Dinger mit Ihnen ab. Es tut mir aufrichtig leid, wenn es so sein sollte.“

Ich schwieg erst einmal. „Woher wissen sie davon?“ Sie wusch sich bereits die Farbe von ihren Händen als ich dies fragte und sie blickte zu mir auf. „Meine Schwester gehört zu ihren Freunden. Seitdem sie mit Tenten rumhängt hat sie sich total verändert. Ich erkenne sie nicht wieder. Und ihr bester Freund hat mir schon einiges erzählt. Versuchen Sie da bloß wieder rauszukommen. Sie fängt an, sie zu zerstören.“

Mit diesen Worten verschwand Hayley ebenfalls im Hinterzimmer und ich hatte viel Zeit, um über ihre Worte nachzudenken.
 

Als meine Haare gewaschen und geföhnt hatten zog Hayley mich vor einen großen Spiegel. Denn seitdem auswaschen der Farben hat Tenten angeordnet gehabt, mich von den Spiegeln wegzusetzen. Schien anscheinend eine große Sache zu werden. Ich war gespannt, wie sehr sie mich entstellt hatte.

„Du kannst die Augen öffnen.“ Ich tat, was die Blondine sagte und starrte meine Erscheinung an. Ich erkannte mich überhaupt nicht wieder. Ich blinzelte ein paar Mal, weil ich nicht glauben wollte, was ich da sah. Mein oberes Haar war komplett kobaltblau und mein Unterhaar rabenschwarz. Das Pony viel mir locker ins Gesicht und eine pinkfarbene Strähne war inmitten des blauen Haares zu entdecken. Mein Haarschnitt war komplett anders – weniger brav und mehr rüpelhaft.

Ich sah nicht mehr aus, wie das Mädchen, das ich war. Ich sah aus, wie Tenten mich haben wollte. Wie eine von ihr. Wie ein Rüpel. Mir schossen Tränen in die Augen, die ich trotz allem versuchte zu unterdrücken.

Zeige nie Schwäche, Hinata. Wer weiß, was sonst passiert.

Ich konnte, und wollte, gar nichts sagen. Tentens triumphierendes Grinsen sah ich sofort. „Das ist fabelhaft geworden, Hayley. Dafür gibt’s einen Extrabonus.“ Die beiden gingen nach vorn um das geschäftliche zu klären.

Ich starrte immer noch auf mein Spiegelbild. Das war nicht mehr ich… was wohl die anderen dazu sagen? Und mein Vater erst? Er wird einen Herzinfarkt bekommen.

Leise schluchzte ich. Wann hörte es endlich auf?
 

Als wir den Laden verließen schwieg ich immer noch. Ich wollte nichts mehr sagen. Ich wollte einfach nur noch nach Hause.

„Fang!“, rief Tenten plötzlich und warf den Autoschlüssel nach mir.

Ich fing ihn gerade so auf. „Wozu ist der jetzt?“

Sie verdrehte die Augen. „Zum Autofahren vielleicht? Man bist du nur so doof? Ich will jetzt, dass du fährst. Schließlich sollst du doch auch Spaß haben.“

„Aber ich kann nicht Auto fahren“, ließ ich kleinlaut von mir hören.

„Poor, kannst du überhaupt was? Das ist ehrlich ganz leicht. Keine Widerrede.“

„Aber –“

Sie fuhr herum. „Kein aber! Hör auf zu diskutieren.“

Ich zuckte leicht zusammen.

„Ach, und bevor ich’s vergesse. Ich will, dass du dich von deinen Freunden fernhältst. Sie funken uns nur dazwischen.“

Erschrocken blickte ich zu ihr auf. Das war zu viel. „Ich soll ihnen die Freundschaft kündigen.“

„Jap. Du hast es richtig verstanden.“

Ich fasste einen Entschluss. „Das werde ich nicht tun.“

Sie grinste. „Oh doch, das wirst du. Außer du willst, dass deine Schwester schon bald das zeitliche segnet.“

Die Worte verließen schneller meinen Mund, als ich sie zurückhalten konnte. „Ich zeig dich an.“

Tenten lachte. Es war ein überlegendes, unheimliches Lachen. Ein kalter Schauer lief über meinen Rücken. „Schätzchen, dir wird niemand glauben. Und falls doch, falls dir jemand glauben sollte von der Polizei machen dir meine Freunde das Leben zur Hölle. Ich bin dir weit überlegen, Kleine. Und falls dein Vater davon erfährt, wie es um das kleine Prinzesschen hier steht wird er dich nicht wieder aus dem Haus lassen.“ Sie grinste kalt. „Ich weiß doch, wie dein Vater tickt. Also lass es, du schadest dir eher selber – in jeder Hinsicht.“

Mit allen Punkten, die sie sagte, hatte sie recht. Sie hatte gewonnen.
 


 

Temari
 


 

Der Kurort, in dem ich festsaß, war so ziemlich der langweiligste Ort auf der ganzen Welt. Hier war nichts los – rein gar nichts. Es war ein Wunder, wenn mal eine Kuh starb und das ist ungelogen die Wahrheit. Dieses Kaff liegt mitten in der tiefsten Pampa. Nach Norden, Osten, Süden und Westen war nichts als Wald und die nächste Großstadt war unglaubliche 60km entfernt. Es gab zwar fließend Wasser und auch Strom, aber im ganzen Dorf nur eine Internetverbindung und wenn man Glück hatte, hatte man Handynetz.

In etwa so, wie ich es jetzt hatte. Denn überraschenderweise klingelte mein Handy. Freudig nahm ich ab, als ich den Namen las.

„Sakura! Schön deine Stimme zu hören.“

Sie lachte. „Hey Mary. Wie geht’s dir? Und wieso erreich ich dich nicht?“

Ich setzte mich auf die Fensterbank und sah aus dem Fenster. „Hier gibt es fast nie Netz. Das war gerade Zufall, dass ich welches habe. Ebenso wenig gibt es Internetanschluss oder irgendetwas anderes. Das ist echt das letzte hier.“ Ich seufzte.

„Meine Arme.“

„Was ist bei euch so los? Alles okay?“

Und dann schilderte mir Sakura, was es neues gab. Es war schön, von ihnen zu hören aber es tat weh, nicht selbst dabei zu sein. Aber es war mein bestes. Und laut meinem Arzt hier war es schon besser mit meiner Krankheit geworden. Ich hatte mich besser unter Kontrolle. Bei diesem Gedanken lächelte ich. Es ging endlich mal bergauf.

„Ich bin bald wieder bei euch, hat mein Arzt gesagt. Es geht mir schon erheblich besser.“

„Das ist super! Wir freuen uns.“

Ich kicherte. „Spätestens zum Maskenball bin ich wieder da.“

„Maskenball?“ Ups. Da ist mir doch glatt ein Missgeschick unterlaufen.

„Ähm, ja. Ino plant ihn schon fleißig… hat sie dir nichts gesagt?“

„Nein, bisher nicht.“ Schweigen. „Aber das wird sicher lustig.“

Ich lachte leicht. „Oh ja, das wird es.“

Das wird es werden, weil es mir bis dahin besser ging. Ich hoffte nur, dass Shikamaru mir verzeihen würde.
 


 

To be continued.

For you - because I love you.

Für dich – weil ich dich liebe.
 


 

Ino
 


 

„Und ansonsten ist alles gut, Chérie?“

„Ja, Mum. Alles bestens.“ Ich schwieg kurz. Sollte ich ihr davon erzählen oder nicht?

„Was bedrückt dich, Chérie?“ Und schon hatte mir meine Mutter, vor der man einfach nichts geheim halten konnte, die Entscheidung abgenommen.

„Na ja, da gibt es einen Jungen, der –“

Sie quiekte freudig auf. Ich hielt mein Handy ein Stück von meinem Ohr weg. Das hat höllisch wehgetan! Mein armes Trommelfell. „Mein Inoleinchen ist verliebt!“

Ich grinste und der Schalk saß in meiner Stimme. „Nein, nicht direkt.“

„Was macht der Junge dann?“

„Ich weiß nicht, wer es ist, Mum, aber ständig bekomme ich teure Geschenke. Das ist total süß! Ich hab nur leider wirklich keine Ahnung, von wem.“

„Ach Süße, früher oder später gibt er sich schon zu erkennen. Sonst wäre er ja nicht sehr schlau.“

„Bestimmt hast du recht. Ich hoffe aber mal, es ist früher. Die Neugier zerfrisst mich noch.“

Leise lachte meine Mutter. „Sei nicht so ungeduldig, Chérie.“

Nach ein paar weiteren Floskeln beendete ich mein Telefonat nach Hause.
 

In letzter Zeit litt meine Freizeit sehr. Der Maskenball stand unmittelbar bevor und ich dumme Gans hatte damals dem Schulleiter allen ernstes gesagt, dass ich das 'Bisschen' doch locker allein vorbereiten könnte. Ha-ha. Wie immer hatte ich mich sehr damit übernommen.

Ich war seit einigen Tagen im Dauerstress, führte tausende Telefonate und das ohne wirkliche Erfolge zu verzeichnen und brauchte einfach mal ne Auszeit. Nur leider konnte ich mir die nicht leisten.

Ein Seufzen entglitt mir. Ich ging die Papiere durch die vor mir lagen. Leider sah ich nur noch Buchstaben und Zahlen auf Papier ohne jeglichen Sinn darin zu sehen. Na super.

Ich lehnte mich zurück und rieb mir die Augen. So kann das eindeutig nicht weitergehen. Das bringt mich irgendwann noch mal um.

Das schlimmste war ja, dass dieser ganze Stress noch nicht einmal der Gipfel des Eisberges war. Ich machte mir tierische Sorgen um Hinata. Sie hat sich so dermaßen verändert und wir hatten keine Ahnung, wieso. Sakura hatte die Vermutung gestellt, dass sie vielleicht einfach aus der schüchternen Schiene raus wollte – das wäre ein Grund für ihre äußeren Veränderungen. Sie hatte sich ernsthaft kobaltblaue Haare färben lassen und ihre Kleidung war alles andere als schüchtern. Aber am meisten Sorgen machte mir ihre neue Verhaltensweise. Bambi ignorierte mich und Sakura, ging uns aus den Weg und wir wussten nicht, warum. Wir kamen einfach nicht an sie heran. Das machte mich wütend und traurig zu gleich.

Was ist nur mit dir los, Hinata?
 

Ich hörte, wie die Tür aufging und drehte meinen Kopf herum. Bambi kam rein. Sie zog ihre Stiefel und ihre Lederjacke aus – beides hatte sie neu gekauft. Und würde meine alte Freundin nie tragen. Genauso wenig wie die anderen Sachen, die etwas prostituierten-like waren. Als wäre eine ganz andere Person vor mir. Oder als hätte sie eine Gehirnwäsche bekommen.

„Hey Bambi.“

Keine Reaktion.

„Wo kommst du jetzt schon her?“

Wieder keine Reaktion. Sie ignorierte mich einfach. Wütend schaute ich sie an. „Man Hinata, was zum Teufel ist los mit dir?!“

„Ich hab keine Ahnung, was du meinst.“ Ich erschrak heftig. Hinatas Stimme hatte einen kalten und arroganten Unterton angenommen.

„Du bist nicht mehr du selbst! Was ist passiert?!“

Sie blickte mich an und ich erkannte kein Stück meiner Hinata wieder in diesem Blick. Dann wendet sie ihn wieder ab, zog sich an und verließ das Zimmer.

„Verdammt!“ Wütend schlug ich auf den Tisch ein und raufte mir die Haare. Das durfte nicht wahr sein! Was war nur passiert das sie mir nichts mehr sagen wollte. Das war nicht Hinata. Auf keinen Fall. Meine beste Freundin existiert nicht mehr.

Ich schluchzte und wählte eine Nummer auf meinem Handy. Nehm endlich ab, verdammt! Ich biss mir ungeduldig auf die Unterlippe. Endlich nahm er ab. „Ino?“

„Kiba! Ich – hast du Zeit? Bitte, ich brauch Gesellschaft.“

„Ähm, ja klar… was ist denn passiert?“

„Bitte komm einfach her…“

Er stellte keine weiteren Fragen. Dafür war ich ihm dankbar. Sowie für alles andere, was er bisher für mich getan hatte.
 

Und Hinata? Ich hoffte, ihr helfen zu können. Für sie würde ich durchs Feuer gehen. Weil ich sie liebte - als beste Freundin.
 


 

Hinata
 


 

Ich wusste, dass es falsch war, was ich tat. Aber es führte kein Weg heraus. Ich sah schwarz für eine ruhige Zukunft ohne meine Freunde zu verlieren. Falls ich sie nicht schon verloren hatte.

Vor allem tat mir Ino leid. Sie machte sich fürchterlich fertig, dass sah ich ihr an. Dafür kannte ich sie so gut. Und so, wie sie eben ausgerastet war… es tat mir weh. Und ich hasste sie. Hasste Tenten dafür, dass sie mein Leben zerstört hat. Mal wieder. Anscheinend machte es ihr großen Spaß anderen Leuten ins Leben zu pfuschen.

Ich seufzte leise auf. Wie gern würde ich Ino, Sakura, ja sogar Naruto sagen, was mit mir los ist. Was Tenten mit mir macht. Um was es geht. Aber ich will nichts riskieren. Mittlerweile traute ich Tenten alles zu. Und Hanabi sollte nichts passieren. Niemals sollte meiner kleinen Schwester etwas passieren durch diese Furie.
 

Ich stand auf und verließ die Cafeteria. Wenn ich richtig lag dann musste ich zu meinem Tanzunterricht mit Naruto. Sogar demjenigen, der mir am meisten bedeutete, musste ich ins Gesicht lügen und hässlich zu ihm sein. Für meine Schwester – weil ich sie liebte.
 


 

Ich betrat die Halle und fand Naruto, auf einem Hocker sitzend. Er schien schon ungeduldig gewartet zu haben. Er schaute auf, als er mich bemerkte. Sein Gesicht heiterte sich etwas auf, aber ich sah den Zweifel in seinen Augen. Wahrscheinlich wegen meiner krassen Veränderung.

Meine Jacke schmiss ich auf die nächstbeste Bank und ging zu ihm.

„Du bist fast zwanzig Minuten zu spät“, begann er. „Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.“

Fast gleichgültig zuckte ich die Schultern. Und es tat weh. Es tat weh ihn so zu sehen und ihm auch noch was vorspielen zu müssen.

„Können wir endlich anfangen? Ich hab noch wichtigere Dinge vor.“ Die kalte Schiene hatte ich mittlerweile bestens drauf. Na ja, ich hatte auch die beste Lehrerin dafür. Und wieder tat es weh.

Narutos Blick verfinsterte sich etwas, aber er stand auf und überwand die letzten paar Meter. Er legte mir nicht wie gewohnt die Hand an die Taille, nein, diesmal nahm er meine beiden Hände und stellte sich mir gegenüber. „Ich dachte, ich bring dir heute Salsa bei.“

„Mach.“ Wieder tat es weh, als er etwas zusammenzuckte.
 

Nachdem er mir die Schritte erklärt und wir es ein paar Mal versucht hatten ließ er mich los. „Pause“, sagte er schlicht und ging zu seiner Tasche um eine Wasserflasche hervorzukramen.

Leider hatte ich mein Trinken vergessen, aber ich wollte ihn nicht fragen, ob er mir etwas von seinem gab. Tenten hatte klar und deutlich gesagt, ich durfte nicht nett sein. Aber ich war nun mal nett. Und mich dazu zu überwinden, ihn das zu fragen, würde zu einem netten Gespräch führen. Mit Sicherheit.

„Hinata“, hörte ich plötzlich die Stimme des Blonden und schaute zu ihm. Seine blauen Augen blickten genau in meine und ich hatte das Gefühl, als ob sie mich durchbohren wollten. Als ob sie in mir lesen wollten. „Was ist passiert?“

Ich tat so als wüsste ich nicht, was er meint. „Drück dich ein bisschen deutlicher aus.“

Er stand vom Boden auf und schraubte den Deckel auf die Flasche. „Deine Haare, deine Klamotten, dein Verhalten deinen Freundinnen gegenüber – mir gegenüber. Wieso ist das anders? Was hat dich so krass verändert?“

Für diesen Fall hatte ich mir eine Ausrede einfallen lassen. „Es war einfach Zeit für etwas Neues.“

Seine Augen verengten sich. „Das soll ich dir nicht ernsthaft glauben. Du hasst Veränderungen. Und du warst perfekt, Hinata… jedenfalls für mich warst du das.“ Er schluckte. „Ich will die alte Hinata wieder.“

Seine Worte brachten mich aus der Fassung. Die Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten. Er findet mich perfekt. Nein, er fand mich perfekt. Bis Tenten mich verändert hat. O Gott. Es tat wieder weh.

„Die alte Hinata ist gestorben. Kapier das endlich!“, fuhr ich ihn an. Ich schnappte mir meine Jacke und rannte einfach raus ohne auf eine Reaktion zu warten. Er rief mir nach, aber ich reagierte nicht.

Erst als ich die kalte Winterluft in der Lunge spürte ließ ich die unterdrückten Tränen heraus. Sie hatte mir alles versaut, alles. Mein komplettes Leben. Und ich kam aus diesem Teufelskreis nicht heraus ohne Opfer zu bringen. Und das wollte ich nicht. Weil das Opfer meine Schwester wäre. Weil ich sie liebe, konnte ich es nicht.
 


 

Nachdem Hinata ihn angeschrien und raus gerannt war, war er geschockt.

Das ist sie nicht mehr. Das ist nicht meine Hinata. Ironisch schnaubte er. Sie war es nie und würde es nun nie sein.

Er verspürte Wut in sich. Er war wütend. Wütend auf sich selbst, wütend auf seine Freunde, wütend auf die ganze Welt. Aber nicht wütend auf das Mädchen, auf das er eigentlich wütend sein sollte. Nein, das konnte er nicht. Weil er sie liebte.

Die Wasserflasche, die er bis eben noch in den Händen gehalten hatte, klatschte gegen die Wand und das Glas zersplitterte. Es war ihm egal.
 


 

Sakura
 


 

”Meinst du sie kommt bald?” Ungeduldig wippte ich auf meinen Absätzen hin und her. Er wollte anscheinend nicht antworten, deswegen hob ich einen kleinen Stein auf und warf ihn damit auf den Kopf.

Er zuckte zusammen und drehte sich um. „Was?“

Ich grinste. „Ich hab dich gefragt, ob du denkst, dass sie bald kommt?“

„Ich hoffe es für sie. Ich frier mir hier doch nicht für umsonst meinen Arsch ab.“

Shikamaru und ich standen bestimmt schon eine Stunde am Schultor und warteten auf das Auto einer Lehrerin, denn in diesem Auto würde Temari sitzen. Ihre Kur war vorbei und endlich kam sie nach Hause. Also zurück aufs Internat.

„Hat’s eigentlich weh getan?“

Er schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Du hast anscheinend keine Kraft.“

Ich seufzte grinsend. „Mal ganz ehrlich, ich hätte mir auch schönere Gesellschaft vorgestellt als ein Typ, der ständig am mir rummeckert.“

Er schnaubte. Schien ihn anscheinend zu amüsieren, was ich hier von mir ließ.
 

„Hast du ihr eigentlich verziehen?“

„Mh… hab ich. Ich versteh sie auch. Keine Ahnung, wie ich in der Situation reagiert hätte.“

Da hatte er recht. Ich hatte mir auch so meine Gedanken darüber gemacht, wie ich reagieren würde, an Temaris Stelle. Wenn ich erfahre, dass alle meine Freunde davon wissen, obwohl sie es nicht wissen sollten. Ich wäre sicher auch ausgeflippt.

Sie tat mir immer noch leid. Ich bin beeindruckt von ihr, wie sie das ganze doch schon ihr Leben lang weggesteckt hat. Wie sie Spaß am Leben hat, obwohl es jede Minute vorbei sein könnte.

Ich hatte für mich selbst festgelegt, dass ich ihr helfen und sie unterstützen würde. Sie musste das nicht allein durchstehen. Sie sollte wissen, dass ich für sie da bin. Weil ich sie liebte – als eine Freundin, die ich lange gesucht hatte.
 

„Schau mal, da.“ Shikamaru riss mich aus meinen Gedanken. Der blaue Peugeot passierte das Tor und Temari winkte uns freudig zu. Wir liefen dem Auto eilig hinterher und als es stand riss ich die Wagentür auf und fiel Temari in die Arme.

Sie lachte unbeschwert. „Nicht so stürmisch, Kura.“

Wir stiegen dann aus und Temari umarmte Shikamaru. „Schön dich wieder zu sehen“, sagte sie zu ihm und er lächelte und sagte: „Gleichfalls.“

Ich schaute mir meine blonde Freundin genau an. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Man sieht, dass du erholt bist. Es geht dir besser.“

Sie zog eine Augenbraue hoch. „Na, dass hab ich dir doch erzählt.“ Lachend fielen wir uns noch mal in die Arme.

Ich war froh, sie heil und erholt wieder zu haben. Und ich hoffte, sie so zu behalten.

„Hast du auch brav ein Kleid und eine Maske für den Ball morgen gekauft?“, fragte sie mich und ihr Blick und ihre Stimmlage erinnerten mich irgendwie an meine Mutter.

„Klar, schon vor ein paar Wochen, zusammen mit Ino.“

Sie lächelte. „Braves Mädchen.“

Shikamaru neben uns seufzte. „Was nur an diesem Ball so besonders sein soll? Wieso macht ihr da so ein Drama draus?“

Wir beiden schauten ihn an, als würde er vom Mond kommen, statt Ohren hätte er Antennen und seine Haut würde giftgrün sein. Das fiel ihm auch auf. „Was?“

„Für jedes Mädchen ist das wichtig. Aber du bist ja keins.“

Temari grinste. „Zum Glück.“

Shikamaru runzelte die Stirn aber Temari suchte das weite.
 

Ich nahm ihre Taschen. „Tja, vielleicht kriegst du’s irgendwann raus.“ Ich zwinkerte ihm keck zu und folgte Temari mit ihren Taschen und ließ Shikamaru verdattert stehen.

Ich war echt froh, meine bessere Hälfte wieder zu haben. Und der Ball am nächsten Tag würde spitze werden – das hatte ich im Gefühl.

Seit langer Zeit würde ich mal wieder Spaß haben – feiern gehen. Mit meinen Freunden. Und das nur für ihn. Weil ich ihn liebte.
 


 

To be continued.

The Masquerade Ball I

Der Maskenball I
 


 

Ino
 


 

Heute Abend war es endlich soweit. Der von mir lang geplante Maskenball stand unmittelbar vor der Tür und die letzten Vorbereitungen hatte ich am Tag zuvor abgeschlossen. Als ich heute Morgen aufgestanden war wusste ich, dass das heute etwas ganz besonderes werden würde. Und ich würde recht behalten.

Im Großen und Ganzen fing das alles eher weniger schön an.
 

Ich stand gerade im Bad und versuchte meine blonde Mähne in einen ordentlichen Zopf zu quetschen. Am Ende sollte ein hoher Zopf herauskommen, dessen Haarsträhnen ich mittels Lockenstab bearbeiten wollte. Leider haperte es schon allein am Zopf. Meine Haare waren einfach zu dick.

Ich unterdrückte einen wütenden Schrei und begann von neuem. Da ich mein Kleid nicht über den Kopf ziehen musste, stand ich nur in Unterwäsche vor dem Spiegel.

Plötzlich ging die Tür auf und ich erschrak. Aber herein schlüpfte nur Hinata. Immerhin teilten wir uns ein Badezimmer.

„Hey Bambi“, versuchte ich es trotz allem bei ihr, bekam aber nur einen kurzen kalten Blick. Sie stellte sich neben mich und kämmte ihre kobaltblauen Haare durch. Dabei blickte sie starr in den Spiegel vor sich, der neben meinem war.

Ich biss mir auf die Unterlippe und kümmerte mich weiter um mein persönliches Haarproblem. Ich hätte mir doch eigentlich denken können, dass sie auch heute nicht aufhören würde zu versuchen, jemand zu sein, der sie einfach nicht war. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben. „Freust du dich schon?“

Wieder keine Antwort, nicht mal ein kurzer Blick. Ich schaute sie aus den Augenwinkeln an. Sie trug so viel Schminke, wie noch nie. In Gedanken schrie ich vor Wut darüber, was aus ihr geworden war. Aber kein Ton verließ meinen Mund.

Nachdem Hinata das Bad wieder verlassen hatte, gelang mir mein Zopf und ich machte mich fertig. Bald konnte es losgehen, auch wenn meine Laune jetzt schon etwas verdorben war.
 


 

Unser Schulgelände war wirklich fantastisch. Für den Maskenball wurden uns so viele Sachen zur Verfügung gestellt, sodass es nirgends überfüllt sein konnte. Ich hatte das Gemeinschaftshaus als Tanzsaal bekommen und ihn auch so prunkvoll wie es mir möglich war hergerichtet. An es grenzten ein Stück des Waldes und eine Seite des riesigen Sees. Etwas weiter abseits des Hauses hatte ich den Pavillon aus Holz ebenfalls geschmückt – vielleicht für ein Pärchen, was eine ruhige Minute zu zweit haben wollte. Immerhin sollte man alles zur Verfügung haben als Gastgeberin und ich wollte die perfekte Gastgeberin sein. Auf der Wiese, die sich zwischen dem Tanzsaal und dem Pavillon erstreckte würde ein Lagerfeuer stattfinden.

Insgesamt hatte alles viel Arbeit gemacht, aber ich fand es perfekt. Ohne Kibas Hilfe hätte ich das ganze wahrscheinlich nie hinbekommen. Genauso wenig ohne Sakuras Tipps in Bezug eines DJs und anderen Sachen. Beide hatten einen riesigen Pluspunkt bei mir.
 

Nachdem ich mich überall umgesehen hatte, ob alles so war, wie ich wollte, musste ich wieder an Hinata denken. Meiner Hinata hätte das ganze sicher Spaß gemacht. Wenn sie wirklich sie selbst wäre.

Ich seufzte und ließ mich auf einen der Barhocker sinken. Wahrscheinlich würde ich heute ungefähr so viel Spaß haben wie auf der Beerdigung meiner Uroma. Obwohl ich zugeben musste, dass ich sogar gelacht hatte. Aber nur weil mein Großcousin ausgerutscht und sich hingelegt hatte.

Ich ließ meinen Blick über die Menge schweifen. Sakura und Temari hatte ich noch nicht erblickt. Also musste ich wohl oder übel allein Spaß haben. Schwerer getan als gedacht. Vor allem da mir immer wieder Hinata im Kopf rumspukte.

Ha-ha, Spaß haben ohne Freunde. Die beste Idee, die du jemals hattest, Ino.

„Kaito? Mach mir bitte irgendwas Alkoholisches.“

Der junge Mann hinter der Bar schaute mich an. „Bist du sicher?“

„Ja, verdammt!“, knurrte ich. „Irgendwie muss ich doch zu meinem Spaß kommen.“ Um ehrlich zu sein hasste ich Alkohol, und genauso viel würde ich mich hassen, wenn ich jetzt welchen trank. Selbst wenn ich dann auf Sakura und Temari traf, so würde ich ihnen nicht vor die Augen treten.
 

Wie ich dann erst beim dritten Glas feststellte, machte mir Kaito Gin Tonic. Die Lehrer hatten mir zwar verboten, alkoholische Getränke zu führen aber wer hielt sich da schon dran? Der Maskenball war nur für die Oberklassenschüler, also die sechzehn bis neunzehn Jährigen. Ich bezweifle, dass man sich darüber dann noch Gedanken machen muss. Immerhin mussten sie es nicht rauskriegen und so wie es gerade aussah war es gut gewesen, Kaito herzubestellen.

Jemand trat an mich heran. „Hast du Lust zu tanzen?“

Ich blickte mich nicht einmal um. „Nein. Den ganzen Abend nicht. Zisch ab.“ Ich weiß, ich weiß, nicht gerade ladylike. Aber meine Laune war sowas von im Keller, da blieb für Männer einfach kein Platz. Außerdem hatte ich den, den ich sehen wollte, noch nicht erblickt. Oder ich war viel zu blind dazu. Beides wäre möglich gewesen.
 

Nachdem fünf weitere Kerle mich zum tanzen aufgefordert hatten, reichte es mir. Ich nahm meinen Gin Tonic und verschwand aus dem Tanzsaal. Ich wollte allein sein. So wie den ganzen Abend schon. Vielleicht den 'sehr gelungenen' Abend in Alkohol ertrinken – mal sehen.

Ich überlegte gerade, wo ich hingehen könnte, als mir ein Feuer ins Auge stach. Das Lagerfeuer. Schnurstracks lief ich dorthin und stellte fest, dass gerade niemand dort war. Achselzuckend ließ ich mich nieder.

Trotz der Wärme des Feuers begann ich zu frieren. „Sehr toll, Ino. Natürlich dachtest du, dass du heute Abend keine Jacke brauchen wirst. Und jetzt rede ich schon mit mir selbst! Muss wohl der Alkohol sein, den ich einfach nicht vertrage.“

Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas. „Was für ein erbärmliches Leben ich doch führe. Keine anständige intakte Familie, eine beste Freundin, die auf die falsche Bahn geraten ist, ohne dass ich sie davor retten konnte, mittelmäßige Schulleistungen, einen verdammten Verehrer, der sich einfach nicht zu erkennen gibt und einen Shoppinggutschein, der mittlerweile abgelaufen ist nur weil ich unbedingt diesen Ball vorbereiten wollte!“ Trüb starrte ich auf das Feuer. Es tat gut, einmal den ganzen aufgestauten Frust herauszuschreien. Mir war es egal, ob mich jemand gehört hatte. Sollten sie doch alle denken, was sie wollten.
 

Jetzt war es also soweit: ich saß in meinem trägerlosen, gerüschten, pinkfarbenen Kleid auf einem Baumstamm an einem Lagerfeuer und trank Gin Tonic. Hatte dabei nichts Besseres zu tun, als über mein erbärmliches Leben nachzudenken und gab mich einfach den Depressionen hin. Auf diesen Augenblick hatte ich schon mein ganzes Leben lang gewartet.

„Welch Ironie des Schicksals“, murmelte ich.

Jetzt erst merkte ich, dass die schwarze Stickerei an der Oberweite meines Kleides nass war. „Toll, jetzt hab ich mir auch noch mein neues Kleid eingesaut.“

Aus den Augenwinkeln nahm ich eine Bewegung war. Jemand setzte sich neben mich. „Heute so schlechte Laune?“

Kiba.

Ich schaute nicht zu ihm auf als ich antwortete: „Alles ist scheiße, Kiba.“

„Ach quatsch, Süße. Es ist doch heute dein Tag. Das alles hast du geschaffen.“

Ich schnaubte undamenhaft. „Auch nur mit deiner Hilfe.“

„Schau mich an, Prinzessin.“

Widerwillig blickte ich zu ihm auf. Und prompt sprang mir etwas förmlich ins Gesicht. „Wo ist deine Maske, Kiba?“

„Äh…“

„Was äh?! Das ist ein Maskenball!“

Er zuckte mit den Achseln. „Hab ich wohl vergessen. Tut mir leid, Ino.“ Er fuhr sich durch die Haare. „Ist das jetzt so ein Problem für dich?“

Ich schwieg. Das ganze hier hieß zwar 'Maskenball' aber es gab nirgendwo Vorschriften, wie man sich kleiden musste. Und nicht jeder musste sich dem Motto anpassen. Aber ich dumme Kuh fuhr natürlich den einzigen Menschen an, der freiwillig in diesem Zustand zu mir gekommen war. Und mir lag eine Menge an Kiba und unseren tiefen Freundschaft.

„Ich bin so ein egoistisches Miststück…“
 

Im nächsten Moment spürte ich, wie ich angehoben wurde und fand mich nur wenige Sekunden später auf Kibas Schoß wieder. „Du redest totalen Unsinn, Prinzessin.“ Er legte die Arme um mich, womit er mich wärmte und mir gleichzeitig Trost spendete.

Ich legte meinen Kopf an seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. Dann erwiderte ich: „Nein, ich sage nur die Wahrheit. Ich bin eine Versagerin, Kiba. Eine drei Minus auf der Skala von eins bis zehn. Ich hab es doch nicht einmal geschafft, meine beste Freundin vor sich selbst zu retten. Der Ball ist auch nicht das wahre und meine Familie…“ Ein Schluchzer entglitt mir.

Kiba streichelte mir sanft über den Rücken. „Sch… Ich sag doch, du redest Unsinn. Du bist ein wundervolles Mädchen. Du bist hübsch, klug und für deine Freunde würdest du alles tun. Der Ball ist spitze, alle amüsieren sich. Und bei Hinata hast du auch nicht versagt. Wenn dann haben wir das alle.“

Ich brachte ein knappes Nicken zustande und genoss einfach seine Nähe. Seine Arme um meinen Körper, seine Hand, die meinen Rücken auf und ab streichelte, seinen Geruch, den ich nie vergessen würde – einfach alles. Ich kuschelte mich an ihn. „Danke, Kiba.“

Seine Lippen legten sich auf meine Wange. „Gern geschehen.“

Wir schauten beide eine ganze zeitlang in das Feuer und ich genoss seine Nähe. Ich war mir ziemlich sicher, dass er das gleiche tat.

„Ich bin froh, dich zu haben“, flüsterte ich leise, aber er hatte es gehört. „Ich dich auch.“
 


 

Hinata
 


 

Sie hatte ein ebenso schwarzes Kleid an wie ich. Dennoch war ihres freizügiger als meins. Na ja, zu ihr passte es spitze. Ich fühlte mich doch schon etwas unwohl.

Mein Kleid war trägerlos, an der Hüfte gebunden und zwischen den Spitzenschichten des Kleides waren feine Strasssteinchen eingearbeitet. Es war nicht hässlich, nur ich hätte es vermutlich so nie angezogen. Wenn dann nur mit Leggins. Aber das durfte ich nicht. Was ich hingegen wieder sehr mochte, war meine Maske, mit den wunderschönen Federn an der Seite.

Aber das stand jetzt nicht zur Debatte. Sie hatte mich extra herbestellt.

„Da bist du ja endlich, Hinata. Ich hab doch nicht ewig Zeit.“

„Was wolltest du denn von mir?“

Tenten verlagerte ihr Gewicht auf den anderen Fuß. „Ich wollte dich nur darauf hinweisen, nicht zuviel Spaß heute Abend zu haben. Vor allem nicht mit deinen Freundinnen. Deiner Schwester würde das gar nicht gut tun.“

Ich nickte knapp. Der Abend hörte sich nicht gerade vielversprechend an.
 


 

Ich betrat den Tanzsaal und spürte sofort dutzende Blicke auf mir. Zum Glück hatte ich eine Maske auf. So sah man nicht ganz so stark, wie rot ich dadurch geworden war. Ich hasste zuviel Aufmerksamkeit und stand nicht sehr gern im Mittelpunkt. Leider tat es Tenten gern und da sie mich zu einem zweiten Zombie von sich ummodelte musste ich ebenfalls so tun, als würde mir das gefallen.

Ich versuchte selbstsicher zur Bar zu gehen und ließ mich dort auf einen Hocker fallen.

„Hallo, hübsche Frau. Wie wär’s mit einem Drink?“, sagte ein Junge aus dem zwölften Jahrgang, der auf dem Hocker neben mir saß.

„Nein, danke“, erwiderte ich nur und er zog beleidigt ab.

„Er ist anscheinend keine Körbe gewöhnt“, sagte nun der Mann hinter dem Tresen, auf dessen Schild ich den Namen 'Kaito' lesen konnte. Ino hatte ihn bestimmt eingestellt.

Ino. Vor ein paar Stunden waren wir gemeinsam im Bad gewesen und sie hatte mir leid getan. Es tat mir ja selbst weh, wie ich zu ihr sein musste, aber diese Gedankengänge hatte ich alle fünfzehn Minuten und im Moment war mir nicht danach, mich in Selbstmitleid zu suhlen.

Ich pflichtete Kaito knapp bei. Er musterte mich zweimal mehr als nötig und ging dann seiner Arbeit weiter nach. Wenigstens würde er mir keine weiteren Fragen stellen.
 

„Hinata?“, ertönte eine, mir sehr bekannte, Stimme hinter mir. „Du bist es doch?“

Ich drehte mich nicht um. Mein Herzschlag hatte sich verdoppelt. Seit meinem Ausraster in der Sporthalle hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Und jetzt stand er hinter mir und sprach mich an.

„Was?“, antwortete ich ihm, eine Spur zu unfreundlich.

Er setzte sich auf den Hocker neben mich und ließ seinen Blick über mich schweifen. Dann frage er: „Tanzt du mit mir?“

Jetzt schaute ich ihn doch an. „Wie bitte?“

„Na ja, ich habe dir einige Tänze beigebracht, wäre doch nur fair wenn du dafür zuerst mit mir tanzen würdest. Hab ich recht?“

Ich biss mir auf die Unterlippe. Naruto brachte mich schon aus der Verfassung, wenn er nur neben mir saß und mit mir redete. Ich hatte zwar schon oft mit ihm getanzt aber nie wieder seit meinem Ausraster.

Ich holte tief Luft. „Ich hab keine Lust dazu.“

„Bitte, Hinata.“

Er hatte seine Maske runtergenommen, sodass ich direkt in seine blauen Augen und das, für mich, perfekte Gesicht schauen konnte.

„Na gut.“
 

Er nahm meine Hand und ging mit mir auf die Tanzfläche. Nach der Musik zu urteilen konnten wir Discofox tanzen. Das taten wir wenig später auch.

Ich starrte auf Narutos Brust. Ich konnte nicht daran denken, ihm ins Gesicht zu blicken. Das fühlte sich irgendwie falsch an.

„Und, hattest du bis jetzt einen schönen Abend?“ Ich spürte seinen warmen Atem auf der Stirn. Er schaute zu mir herunter. Aber ich musste wieder Distanz gewinnen, wenn es schon körperlich nicht ging, dann wenigstens geistlich. Für Hanabi.

Ich antwortete ihm nicht und er versuchte es wieder. „Ich jedenfalls noch nicht. Ich warte noch auf etwas Schönes. Du auch?“

Wieder schwieg ich.

„Man, Hinata. Weist du eigentlich, wie verzweifelt ich langsam bin? Ich weiß nicht, was ich noch machen kann, damit du wieder die Alte bist. Die Hinata, die alle gemocht haben, weil sie sie selbst war. Ich hatte dich geliebt, Hinata. Verstehst du? Aber so… das bist nicht du. Mit der Hinata will ich nichts zu tun haben.“

Es fühlte sich an, als würde mein Herz einen Schlag aussetzen. Mein Mund war plötzlich staubtrocken und mir war es, als bekäme ich viel schlechter Luft als vorher. Naruto hatte mir gerade seine Seele zu Füßen gelegt. Hatte mir seine Gefühle gestanden. Seine Liebe. Er hatte mich geliebt…

Es war ganz allein meine Schuld. Ich tat ihm weh und er hatte es gerade mehr als je zuvor bewiesen, dass er wegen mir litt. O Gott, ich war zu einem Monster mutiert. Ein Monster, wie Tenten es immer haben wollte. Ich hatte nie vor Naruto zu verletzen. Aber ich hab es getan.

Ich bemerkte nicht, wie er versuchte, zu mir durchzukommen. Zu tief war ich in meinen Schuldgefühlen gefangen. Erst, als ich eine Hand auf meiner Wange spürte, kam ich langsam wieder an die Oberfläche.

Naruto streichelte über meine Wange. Als ich zu ihm aufsah ruhte sein Blick auf mir. „Hinata?“

„Es tut mir leid… aber ich kann dir nicht den Grund sagen, wieso ich so bin, auch wenn ich gern würde...ich wollte dir niemals weh tun.“ Die letzten Worte murmelte ich.
 

Ich wollte gerade meine Hände von seinen lösen und das weite suchen als er seine Lippen auf meine legte. Einfach so. Er küsste mich sanft mit seinen weichen Lippen. Bevor ich reagieren konnte löste er sich von mir und streichelte weiter meine Wange. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinen Lippen. „Hinata, du kannst mir vertrauen.“

Er würde nicht aufgeben, das wurde mir im nächsten Moment klar. Ich schüttelte stumm den Kopf, wobei ich den Blickkontakt abbrach, weil ich nicht den Schmerz in seinen Augen sehen wollte. Dann riss ich mich los und rannte weg.

Ich hörte, wie er mir folgte, meinen Namen rief, aber ich rannte weiter. Ich wollte ihn auf keinen Fall noch mehr verletzten.
 

Als ich schon ein Stück in den Wald gerannt war, lauschte ich. Ich hörte keine Rufe und keine Schritte, die mir folgten. Auf meine Augen konnte ich mich nicht mehr verlassen, da es stockdunkel war. Keine Ahnung wie ich unbeschadet in den Wald rennen konnte, ohne gegen einen Baum zu knallen, aber das war eine meiner kleinsten Sorgen.

Ich sank auf die Knie und weinte. Weinte einfach meinen ganzen Frust, den ganzen Schmerz heraus. Der optimale Beweis war da: Tenten hatte mein Leben zerstört. Und ich hatte dadurch den Menschen verletzt, der mein Herz besitzt.

Ich befand mich wahrhaftig in einer Zwickmühle, aus der ich nicht herauskam. Vielleicht nie mehr.

Ich saß lange im Wald und weinte. Wie lange genau, wusste ich nicht. Aber nicht lange genug, um meine Fehler wieder gutzumachen.
 


 

To be continued.

The Masquerade Ball II

Der Maskenball II
 


 

Temari
 


 

„Gibst du mir mal bitte den Mascara, Kura?“

Kurz darauf wurde ich mit mehreren Schminkartikeln beworfen. „Hey! Ich wollte doch nur den Mascara!“

Als ich zu meiner pinkhaarigen Freundin blickte, grinste diese. „Ja, im Moment. Aber bevor du noch mal fragst, gebe ich dir lieber gleich den Rest mit.“

„Was für ein schlaues Mädchen du doch bist.“

„Ich stecke eben voller Überraschungen.“ Sie bürstete sich die Haare und ich tuschte meine Wimpern.

Wir machten uns gerade fertig für den Maskenball, der heute anstand. Deswegen waren wir beide bester Laune und alberten so ziemlich die ganze Zeit schon rum.

„Ich freu mich irgendwie total“, meinte Sakura plötzlich. „Ich war schon sehr lange nicht mehr richtig Party machen. Sicher einige Jahre.“

Ich schaute zu ihr. „Ernsthaft?“

Sie nickte. „Ich hatte weder einen Grund, noch jemanden, der mit mir gehen würde. Und die Lust dazu hat mir außerdem gefehlt.“

„Jesus Christus, Mädchen! Dann hast du ja Jahre deines Lebens weggeworfen. Dafür machen wir heute so richtig einen drauf.“ Ich zwinkerte ihr zu und sie lächelte.
 

Monja war, zu unserem Glück, schon weg. Wahrscheinlich irgendwelche Kerle aufreißen – bei ihrem Kleid dürfte ihr das nicht schwerfallen.

Sakura schlüpfte dann in ihr Kleid und ich schnürte ihr das pinke Band zu und machte vorne eine hübsche Schleife. Woher ich das konnte? Schien ein Talent zu sein. Deswegen hatte ich mir ein Kleid gekauft, mit einer Schleife und in meiner Lieblingsfarbe – Blau.

„Also, wenn wir damit niemanden aufreißen, dann weis ich auch nicht weiter“, meinte ich, als wir uns im Spiegel betrachteten. Ich hatte meine Haarspitzen in großen Locken frisiert, die sich wundervoll an das blaue Kleid rahmten, was am Rock etwas gerafft wirkte. Und Sakura hatte ihre Haare geglättet. Es passte jedoch total zu ihrem Look und wirkte alles andere als langweilig. Ihr Kleid, mit dem Leopardenmuster gefiel mir total und die pinke Schleife peppten es noch einmal extra auf.

„Wollen wir dann?“

„Ja. Achtung: Wir kommen!“
 


 

Als wir ankamen, waren wir zunächst überwältigt. Ino hatte ein Meisterwerk geschaffen. Alles war perfekt. Und wie es aussah, kamen wir reichlich zu spät, da schon sehr viele Leute da waren. Aber wie heißt es so schön? Das Beste kommt nun mal zum Schluss.

„Komm, wir holen uns erstmal was zu trinken.“ Ohne auf Sakuras Antwort zu warten zog ich sie mit zur Bar, hinter deren Tresen ein junger Mann eifrig Getränke ausschenkte.

Wir ließen uns auf zwei Barhockern nieder und ich konnte auf dem Schild des Mannes den Namen 'Kaito' lesen.

„Hier, Kaito. Wir hätten gern etwas Alkoholisches, aber für den Einstieg. Die harten Sachen holen wir uns später.“ Ich zwinkerte ihm keck zu und er bereitete sofort zwei Cocktails für uns vor. Wenige Augenblicke später reichte er sie uns. „Bitte, für euch zwei hübschen Ladys.“

„Danke.“ Ich lächelte, nahm den Drink, genauso wie Sakura, und schaute mich um.

„Ich hab Ino noch nirgendwo gesehen. Ist schließlich ihr Ball.“

Auf Sakuras Worte hin, schaute ich mich ebenfalls im Saal um. Aber auch ich konnte unsere blonde Freundin nirgendwo entdecken. „Wer weiß, vielleicht ist sie draußen.“

„Mh…hey, da ist Hinata!“

Ich folgte Sakuras Blick und sah tatsächlich unsere Hinata. Sie tanzte gerade mit Naruto, der auf sie einredete.

„Er tut mir so schrecklich leid. Ich weiß, wie er leidet. Nur ich kann ihm nicht helfen.“ Ach ja stimmt, Sakura war ja so gut mit Naruto befreundet.
 

Plötzlich fiel mir jemand ins Auge. „Da ist Monja. In ihrem Nuttenkleid.“

Sakura folgte meinem Blick und ihr Gesicht verfinsterte sich. „Sie geht auf Sasuke zu.“

Ich schaute sie verwirrt an. „Ach, und das macht dir was aus?“

Viel zu schnell wendete sie ihren Blick ab. „Niemals.“ Hörte sich für mich glatt gelogen an. Das konnte man schon an ihrer Tonlage erkennen.

„Ernsthaft, Sakura, du kannst mir vertrauen. Also?“

Sie seufzte und schaute mir in die Augen. „Ja man, ich bin eifersüchtig. Zufrieden?“

„Ja.“ Ich grinste. Schön, dass ich das noch erleben durfte. Die Streithähne schienen sich so vielleicht bald zu vertragen.

„Boar! Wie die ihn schon wieder anschmachtet! Ich könnte kotzen!“, schimpfte die Pinkhaarige neben mir.

Ich grinste weiter. „Aber wenn dann bitte auf ihr Kleid.“

„Komm, wir gehen tanzen. Ich kann das nicht mehr sehen.“ Sie stand auf und zog mich mit.
 

Wenige Augenblicke später rauschte Monja an uns vorbei. Sasuke hatte sie also abblitzen lassen.

„Ha, hat sie davon.“ Sakuras Eifersucht war niedlich und jetzt tat ich etwas, was ich vielleicht diese Nacht noch bereuen würde, aber das war es mir wert. Sasuke stand unweit von uns und ich schubste Sakura gegen ihn.

Er drehte sich zu ihr um. „Wieso heute so stürmisch?“

Sakuras Blick war tödlich – und auf mich gerichtet. Upsi.

Ich lächelte sehr brav. „Also, Sakura, wenn du schon gegen ihn rennst, musst du als Entschuldigung wenigstens mit ihm tanzen.“

Sakura wollte schon zu einer bissigen Antwort ansetzen, als Sasuke ihr zuvorkam. „Stimmt, das bist du mir schuldig. Also, dürfte ich dich um einen Tanz bitten?“

Ich konnte bis hierher sein charmantes Lächeln und Sakuras verwunderten Blick sehen. „Ähm…meinetwegen.“

Ha! Ich hatte gewonnen. Sie tanzten wirklich.

Sehr zufrieden über meinen Erfolg verließ ich den Saal und ging nach draußen zum See. Das Wasser lag still und der Mond spiegelte sich in ihm wieder. Es sah aus, wie in einem Märchen.
 

Jemand trat neben mich. „Schöner Anblick, oder?“

Ich drehte mich zu ihm um. „Ja.“

Shikamaru lächelte. „Du siehst wunderschön aus.“

Leicht gerührt drehte ich mich wieder dem Wasser zu. „Danke. Wie geht es dir so?“

„Ganz gut. Und dir? Alles besser nach der Kur?“

„Ja. Ich hab keine Beschwerden mehr.“ Hoffentlich blieb das auch so. Mir gefiel mein Leben gerade so, wie es war und ich genoss es. Da hatte ich keine Einwände, eine Besserung meiner Krankheit zu bemerken.

Einige Augenblicke schwiegen wir. Es war kein unangenehmes Schweigen. Doch ich konnte nicht lange meinen Mund halten. „Es sieht im Moment hier richtig schön aus.“

„Ja, weil du das ganze perfektionierst.“

Ich drehte mich überrascht zu ihm um, als ich meine Augen aufriss. Er stand direkt hinter mir. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und blickte zu ihm auf. „Wie meinst du das?“

Er legte seine Hand an meine Wange. Sie war warm und ohne es zu bemerken, schmiegte ich meine Wange an seine Handfläche. „Du bist für mich heute Abend der allerschönste Anblick.“ Dann beugte er sich vor. Oh Gott, ich glaubte, er versuchte mich allen ernstes zu küssen! Aber so einfach würde ich ihm das schon mal gar nicht machen.
 

Ruckartig riss ich seinen Arm hoch und schlüpfte unter ihm hindurch und rannte ein Stück weg. Als ich mich im Laufen umdrehte, stand Shikamaru noch verdattert an der Stelle, wo ich kurz zuvor ebenfalls gestanden hatte. „Fang mich doch! Wenn du dich traust!“ Selbstsicher grinste ich und er erwiderte es und rannte mir nach. Also war es Zeit wieder nach vorne zu schauen. Zum Glück war er nicht sauer geworden. Aber ich würde es niemanden so leicht machen. Ansonsten solle mein Name nicht länger Temari Sabakuno sein.

Ich rannte, ohne zu wissen wohin genau, in den Wald. Etliche Minuten – so kam es mir jedenfalls vor – rannte ich, ohne das er mich einholen konnte.

Als ich mich einmal kurz umdrehte, um zu schauen, wie viel Abstand zwischen uns war, stolperte ich über einen Ast – einen blöden Ast! – und fiel. Bis mich jemand am Arm packte und hochzog. Direkt gegen seine Brust.

„So stürmisch auf einmal?“ Ich spürte sein Grinsen ohne hinzuschauen.

„Ha-ha.“ Ich schmollte. Und das tat ich verdammt gern. „Ähm…jedenfalls Danke. Fürs Auffangen.“

„Schon gut.“
 

Unsere beiden Atem gingen in kleinen Abständen und sie kamen mir sehr laut vor. Plötzlich ließ er sich auch noch nach hinten fallen und zog mich mit. Ich landete auf ihm und schaute ihn entgeistert an.

Er lachte nur leise. „Was denn? Der Waldboden ist doch weich. Außerdem habe ich dich gefangen, und dich gehalten. Krieg ich dafür nicht eine Belohnung?“

Ich musste erst lachen und er stimmte dann mit mir ein. Wir lachten einige Augenblicke und dann blickten wir uns tief in die Augen. Ich suchte den Grund in seinen schwarzen Seen, aber konnte ihn einfach nicht entdecken. Dann legte ich meine Lippen sanft auf seine. Ich gab ihm keine Zeit, den Kuss zu erwidern, denn ich hatte mich schon vom ihm gelöst. „Dafür, dass du mich gefangen hast.“ Dann stand ich auf und rannte davon.

„Hey! Und was krieg ich dafür, dass ich dich aufgefangen habe?!“, hörte ich Shikamaru noch rufen, aber ich antwortete nicht. Mir machte dieses Spiel im Moment einfach zu viel Spaß.

Obwohl ich überhaupt keine Ahnung hatte, wieso ich ihn geküsst hatte.
 


 

Sakura
 


 

Dank Temari – meiner nebenbei sehr hinterlistigen Freundin – musste ich also mit Sasuke tanzen. Und das, nachdem ich mir die Eifersucht so offen anmerken lassen habe. Dann dachte ich, na gut, ein Tanz wird dich nicht gleich umbringen. Wenn es nur dabei geblieben wäre.

Mittlerweile spielten sie schon das vierte Lied. Also war das mein vierter Tanz mit dem Eisklotz. Und das Beste kam ja noch: wir schwiegen uns an. Kein Wort hatte meine Lippen verlassen. Und seine auch nicht.

„Warst du eifersüchtig?“, fragte er plötzlich nah und leise an meinem Ohr. Sein warmer Atem strich an meinem Nacken entlang und sofort wünschte ich mir wieder, das Schweigen hätte angehalten.

Ich beschloss ihm, rein aus Prinzip, nicht zu antworten. Sollte er sich doch selbst irgendwas zusammenreimen. Mir war es egal. Hoffentlich.
 

Dann bemerkte ich, dass er breit grinste. Und so abrupt wie sich die Musik änderte und langsamer wurde, so rasch änderte er unseren Tanzstil. Wir kamen von einem sehr anstrengenden Jive in einen langsamen Walzer. Und der machte seinem Namen alle Ehre.

„Darf ich dich fragen, wieso du ausgerechnet heute so nett zu mir bist?“

Er grinste weiter. „Natürlich darfst du. Die anderen Frage ist, ob ich dir auch antworte.“

Bösartig blickte ich ihn an – aber Sasuke grinste unbeirrt weiter. „Sagen wir es so: Naruto hat mich negativ beeinflusst. Sehr negativ.“

Ich schnaubte undamenhaft. Naruto jemanden negativ beeinflusst, das ich nicht lache. Obwohl, Sasuke war ja der Eisprinz schlechthin. Vielleicht war es in seinem Sinne negativ. Ach, wieso zerbrach ich mir eigentlich den Kopf über sowas? Es war mir ja eigentlich egal.

„Du kannst gut tanzen“, versuchte ich das Thema zu wechseln. Aber ich bekam keine Reaktion. Schön, wenn er dachte, er müsse sowas abziehen, dann bitte. Ich kannte dieses Spiel und hatte es perfektioniert.
 

Doch auf das was folgte, war ich nicht vorbereitet. Eigentlich verstieß das sogar gegen meine Spielregeln. Sasuke beugte sich zu mir vor – um genau zu sein zu meinem Ohr – und ich spürte wieder seinen heißen Atem auf meiner Haut. Prompt bekam ich eine Gänsehaut. Dann flüsterte er: „Komm mit. Ich möchte dir etwas zeigen.“

Ich bemerkte, wie meine Wangen sich rot färbten. Meine Kehle war trocken. So bekam ich nur ein knappes Nicken zustande.

Er zog mich von der Tanzfläche und raus aus dem Saal. Sofort schlug mir kühle Luft entgegen. Mir war auf der Stelle kalt. Dass wir raus gingen, konnte ich ja nicht ahnen. Deswegen war meine Jacke noch an der Garderobe. Oh, wie gern ich sie jetzt an hätte.

„Du frierst“, stellte er schlicht fest.

„In der Tat, Blitzmerker. Es sind nicht gerade fünfundzwanzig Grad Celsius und Strandwetter.“

Ohne ein Wort reichte er mir seine Jacke und ich schaute ihn verwirrt an. „Damit du mir nicht erfrierst. Reine Höflichkeit.“

Dankend nahm ich die Jacke an und murmelte: „Du und Höflichkeit.“ Aber ich war froh, jetzt wenigstens eine Jacke zu haben, auch wenn es nicht meine war. Dafür roch die von Sasuke besser und unweigerlich kuschelte ich mich in sie hinein.

„Komm.“

Ich folgte ihm auch über die Wiese, am See entlang. Wir liefen ein ganzes Stück und ich wusste, ewig nicht, wohin er wollte. Auch konnte ich nichts erkennen oder erahnen. Also musste ich ihm vertrauen. Leichter gedacht, als getan. Sasuke Uchiha genoss nicht gerade mein Vertrauen, aber ich musste es jetzt einfach tun. Einmal.
 

Und tatsächlich, es lohnte sich.

Auf einmal tauchten, nicht weit weg von uns, Lichter auf. Sie kamen von den Laternen, die an den dezent geschmückten Holzbalken hingen und leicht im Wind umherflatterten.

„Was ist das?“, fragte ich. Meine Neugier war einfach zu groß.

Sasuke blieb stehen, kurz vor den Stufen, die hinaufführten. „Das ist der Pavillon. Wundert mich nicht, dass du ihn noch nicht entdeckt hast. Nicht viele kommen hierher.“

Er schritt die wenigen Holzstufen empor und hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie und er half mir hoch. Es war sehr gentlemanlike und nett von ihm. Ja, schon fast charmant.

Als ich auf den Holzdielen stand blieb mir die Sprache weg. Der Pavillon war sehr riesig. Er wurde an der Seeseite von geschnitztem Geländer umgeben und war wirklich wunderschön geschmückt. Als ich an die Brüstung ging, erwartete mich ein anderer Anblick. Glühwürmchen tanzten über der Wasseroberfläche des Sees. Seerosen schwammen still auf dem Wasser und die Grillen zirpten leise ihr Lied.

Alles war – „…perfekt“, flüsterte ich und mein Blick haftete weiter auf dem wundervollen Anblick, der sich mir bot.

Sasuke stand die ganze Zeit neben mir und sein Blick war ebenfalls auf das Wasser gerichtet.

Ich sah zu ihm auf. „Danke. Danke, dass du das hier mit mir geteilt hast.“

Er lächelte amüsiert. „Bitte.“

Ich wusste nicht, was mich zu dem Gedanken bewegte, aber Sasuke schien doch gar nicht so schlecht zu sein. Wahrscheinlich hatte ich mich so richtig stark in ihm getäuscht. Wenn das so weiter ging dann – ja, was dann? Würde ich ihn gern haben können? Oder mehr?
 

„Sasuke!“

Ein schriller Schrei durchbrach die wundervolle Stille, die sich zwischen uns gelegt hatte. Überrascht zuckte ich zusammen, nur um darauf total genervt zu sein. Es war natürlich niemand anderes als Monja. Na super! Gerade jetzt.

„Komm, schnell“, raunte Sasuke mir zu und zog mich in eine Ecke des Pavillons, die ganz im tiefsten Schatten lag.

Er stand vor mir, bedeckte mit seiner Körpergröße meine pinke Haarfarbe und die auffällige Schleife meines Kleides. Vielleicht ganz gut, so würden wir nicht gefunden werden. Was mich aber wunderte, dass er sich mit mir verstecken wollte. Er schien mich heute nur zu überraschen. War das also der richtige Sasuke? Sein wahres Ich?

Erst jetzt bemerkte ich, wie nah wir uns waren. Sein Körper war an meinen gepresst und hinter mir war die Holzwand des Pavillons. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Haar und seine Arme neben meinem Körper. Es schien fast, als könnte ich sein Herz schlagen hören.

Ich fing mich rechtzeitig wieder. „Ist sie weg?“, flüsterte ich schließlich und versuchte, an ihm vorbeizuschauen. „Scheint so“, bekam ich als Antwort, aber er rückte keinen Millimeter von mir ab.
 

„Es ist kalt geworden“, meinte er plötzlich. „Wir sollten wieder rein gehen.“

„Deine Jacke hält mich warm.“ Und deine Körpernähe auch.

Sasuke begann zu grinsen. „Ja, aber sie hält mich nicht warm.“

Oh, das hatte ich ganz vergessen. Aber ich wollte noch nicht gehen. Nicht jetzt. „Warte nur noch ein bisschen.“ Und dann sagte ich etwas, was ich nicht geglaubt hätte, wenn es mir jemand vorhergesagt hätte: „Wir können uns doch gegenseitig wärmen.“

„Tja, wenn das so ist…“ Sasuke zog mich sanft aus den Schatten, zurück zur Brüstung, an der wir zuvor gestanden hatten. Ich bemerkte jetzt zum ersten Mal den wunderschönen Sternenhimmel, der sich uns bot. Und bei genauerem hinsehen den Efeu, der an den Holzbalken des Pavillons entlang kletterte.

Ich spürte Sasukes Arm um meinen Körper und legte meinen Kopf an seine starke Schulter. Ich wusste nicht, wie es soweit kommen konnte, aber ich konnte auch nicht sagen, dass es mir missfiel. Ich genoss es – in vollen Zügen. Für den Moment war ich glücklich. Ich spürte einen tiefen Frieden in mir und in meiner geschundenen Seele, in der ich die Erinnerung an Nikolaj behielt.
 

Ich schloss die Augen und schmiegte mein Gesicht in seine Halsbeuge.

„Du weißt, dass ich heute Nacht nur nach dir Ausschau gehalten habe, oder?“, kam es plötzlich von Sasuke und ich war überrascht. Bevor ich zu einer Antwort ansetzen konnte, spürte ich seine Lippen, die über meine Stirn strichen.

Ich schwieg, schob meine Arme um seine Taille und genoss einfach die wunderschönen Augenblicke zwischen uns.

Dann hob er mein Kinn an und mein Gesicht war seinem, verdammt, nah. Wir waren uns so nah, dass meine Wimpern sein Kinn streiften, und ich konnte die Hitze unserer Körper in der kurzen Distanz zwischen unseren Mündern spüren.

Ich wusste, auf was das ganze hinauslaufen würde, und die Frage, wieso ich das tat, schwirrte mir im Kopf herum. Aber ich verdrängte sie und konzentrierte mich auf das Hier und Jetzt. Auf Sasuke. Und mein schnell schlagendes Herz.

Sasuke berührte meine Wange, dann berührten seine Lippe die meinen. Im ersten Moment verschlug es mir den Atem. Doch dann fing ich mich. Ich küsste ihn und wusste, wie ich ihn berühren musste.

Sasuke presste mich so hart an seine Brust, dass ich kaum Luft bekam. Wir küssten uns tief und langsam, hart und weich, auf tausend verschiedene Arten und Weisen. Und jede einzelne davon war richtig.
 

Seine Jacke rutschte mir von den Schultern, sodass meine Arme und mein Rücken der kalten Nachtluft ausgesetzt waren. Seine Hände glitten empor, um mich zu bedecken, und ich konnte seine Handflächen auf meinen Schulterblättern und seine Fingerspitzen auf meinem Rückgrat spüren. Das Gefühl seiner Haut auf meiner war wunderschön, sodass ich meinen Kopf zurückfallen ließ und vor Wohligkeit seufzte.

Sasuke küsste meinen Mund, meine Wangen, mein Ohr, meine Kehle.

„Sakura.“ Sein Flüstern war weich auf meiner Haut. Sasukes Lippen liebkosten die Senke an meiner Kehle. „Wir sollten aufhören.“

„Du musst nicht aufhören.“ Denn ich wollte es nicht. Ich wollte, dass er mich weiterhin so berührte. Ich küsste zur Bestätigung sein Haar und seine Stirn.

Als sich unsere Lippen erneut fanden, war der Kuss anders, drängender, beinahe verzweifelt. Sasuke und ich atmeten schneller und konnten nicht mehr sprechen. Nichts in der Welt existierte mehr. Außer ihm und ich selbst.

Seine Finger strichen über den schmalen Träger meines Kleides, bis dieser an meiner Schulter hinabrutschte und meinen BH um ein Stückchen freilegte. Als Sasuke anschließend die Linie von meinem Ohr bis zu meiner Schulter mit dem Daumen nachfuhr, zog ich die Handbremse an.
 

Ich befreite mich von ihm und zog den Träger meines Kleides empor. Außerdem brannte mein Gesicht. Ich war sicher rot wie eine Tomate. Sasuke schaute mich stumm an.

„Was soll das?“, brachte ich schließlich hervor, als mein Atem sich etwas beruhigt hatte,

Er ließ seinen Blick weiter auf mir ruhen, als er antwortete: „Das wollte ich schon immer mal machen.“

Entsetzt starrte ich in seine Augen. Nichts als die Wahrheit lag darin. Und ein kleines Flackern, was mir nur bei genauerem hinsehen auffiel. Reue?

„Und, wie geht’s jetzt weiter?“, traute ich mich schließlich zu fragen.

Eiskalt kam die Antwort: „Gar nicht.“

Mein Herz setzte einen Moment aus. War das alles nur seine Masche gewesen um mich rumzukriegen? Machte er das mit jedem Mädchen oder nur mit jedem zweiten?

„So gut warst du auch wieder nicht im Küssen.“ Seine Worte waren wie eine Ohrfeige für mich. Wie konnte ein Mensch in einem Moment so zärtlich und im anderen so abartig sein?

„Wieso, Sasuke?“ Meine Stimme klang für meine eigenen Ohren schon schrill und ich bemerkte, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Aber ich hielt sie zurück. Ich würde ihm keine Schwäche zeigen. Erst recht wollte ich ihm nicht zeigen, wie sehr er mich gerade verletzte.

„Ich will nichts von dir, Sakura. Du bist hübsch, ja. Aber ich hab keine Gefühle. Und du warst wie gesagt eben nicht die Beste. Ich wollte dich mal testen. Ich dachte, heute wäre der perfekte Moment dafür.“

Ich war geschockt. Das Versuchskaninchen. Ein Test. Mehr war ich nicht gewesen. Ich konnte von Glück reden, rechtzeitig die Notbremse gezogen zu haben. Ich bereute das Rumgeknutsche ja schon. Wie konnte ich mich nur so von ihm täuschen lassen?

Bastard bleibt eben Bastard. Ich sollte es endlich lernen.

„Weist du was, Sasuke Uchiha?! Wenn du mich damit verletzen wolltest, hat es nicht geklappt! Versuch das nie wieder oder ich räche mich an dir! Fick dich einfach und zieh das mit jemand anderem ab!“

Dann flüchtete ich aus dem Pavillon und rannte weg.
 

Alles war gelogen. Er hatte mich zutiefst verletzt. Ich hatte angefangen, für ihn etwas zu fühlen. Und er hatte mir mein Herz gestohlen, darauf rumgetrampelt und sich auch noch gefreut.

Und ich blöde Kuh hatte mir Hoffnungen gemacht. Das er es wirklich ernst meinte. Ich wollte nicht, dass es so schlimm weh tat, aber ich konnte nichts dagegen machen.

Ich war auf ihn reingefallen.

Und das würde mir nicht noch einmal passieren, schwur ich mir, als heiße Tränen über meine Wangen flossen.
 


 

To be continued.

The line between good and bad luck is narrow

Der Grat zwischen Glück und Pech ist schmal
 


 

Sakura
 


 

Schon über drei Wochen war es her.

Und noch immer tat der Gedanke an die Enttäuschung weh. Sasuke hatte mich richtig schön hintergangen und benutzt. Nie wieder würde ich auf ihn reinfallen.

Nie wieder.

Wenigstens hatte er einen Funken Anstand gehabt und war ehrlich zu mir gewesen bevor wir noch weitergegangen wären. Aber das war auch schon das einzige, was ich ihm positiv ankreidete. Alles andere an ihm war ein negatives, egoistisches, selbstverliebtes, arrogantes Arschloch, dass nicht an die Gefühle anderer denkt sondern nur an sich selbst.

Ein Schnauben entglitt mir.

Gefühle.

Seit wann konnte ich von Gefühlen reden? Ich denke, jedes Mädchen wäre weich geworden, wenn ein trotz allem heißer Junge so sanft und romantisch zu ihr gewesen wäre. Aber auch jedes Mädchen hätte seine Masche durchschaut – nur ich wieder nicht.
 

Ungeduldig wippte ich mit den Füßen auf und ab und schaute dabei über den still gelegenen See, gegenüber der Seite, an der ich hintergangen wurde.

Man, Sakura! Deine Gedanken kreisen wirklich nur noch darum! Jetzt reiß dich zusammen! Er ist es nicht wert!

Vielleicht sollte ich einfach auf meine innere Stimme hören. Für meinen Verstand sagte sie genau das richtige und er befahl mir regelrecht, dies zu befolgen. Aber mein Herz weigerte sich.

Im Moment wartete ich, wie so oft, auf Naruto. Denn seit dem Maskenball hatte ich ihn nicht wieder gesehen und in den drei Wochen Ferien hatten wir auch nicht telefoniert, gechattet, gesimst oder uns getroffen.

Und nun wartete ich – wie sollte es auch anders sein – eine geschlagene halbe Stunde auf den blonden Chaoten, der, wie immer, zu spät kam. Kein Anruf, keine Nachricht und beides keine Ausnahme.
 

Mein Abend von dem Maskenball war, falls es irgendjemanden interessieren sollte, nicht weiter erwähnenswert gelaufen.

Nach der bitteren Enttäuschung von der Seite von Sasuke bin ich weder zurück zur Party, noch hab ich mich sonst irgendwo blicken lassen. Ich bin zurück zum Wohngebäude, in unser Zimmer, hab mich umgezogen und ins Bett fallen lassen. Ja, sehr langweilig, ich weiß.

Bis zum nächsten Mittag, wo meine Mum mich abgeholt hat, hatte ich mit niemanden ein Wort gewechselt.

Auch nicht mit Temari, die mich ziemlich von der Seite zugetextet hatte.

Naruto würde also der erste sein, mit dem ich über meinen total missratenen Abend reden würde.
 

Dann, nach gefühlten drei Stunden tauchte er plötzlich auf. Sein blonder Haarschopf verriet ihn und ganz außer Atem kam er vor mir zum stehen.

„Sorry“, meinte er atemlos und schnappte nach Luft. „Ich hab es total verpennt und gerade eben erst mitbekommen, dass ich zu spät bin. Wartest du schon sehr lange?“

„Mh, nun ja, sicher ne Stunde.“

Als er wieder den Mund öffnete, um darauf zu antworten, hob ich die Hand und brachte ihn so zum Schweigen. „Ist ja schon gut. Ich bin’s gewohnt, auf dich zu warten.“

Er lächelte. „Tut mir trotzdem leid, Kura.“ Dann zog er mich mit auf die Bank, die nicht unweit von uns stand.
 

Anschließend fackelte er nicht lange und berichtete mir von seinem Abend. Naruto war auch nicht gerade darum zu beneiden, wie ich während seiner Erzählung feststellen musste.

Er hatte mit Hinata getanzt, versucht aus ihr rauszukriegen was los war, aber ihr war es egal gewesen.

Er hatte ihr gestanden, wie verzweifelt er ist und wie gern er die richtige Hinata wieder hätte.

Er hatte ihr seine Gefühle gestanden – und sie hatte ihm darauf nur gebeichtet, dass sie ihm nicht sagen konnte, was mit ihr los war. Keine Antwort in Bezug auf seine Liebe kam zur Sprache.

Er hatte sie geküsst und ihr Vertrauen geschworen. Aber sie sei einfach geflüchtet. Ohne weitere Worte oder Reaktionen. Weggelaufen vor Angst oder weil sie nicht reagieren wollte.

Naruto wusste es nicht und ich hatte auch keine Antwort darauf. Aber eins wusste ich: „Das tut mir leid. Wenn ich dir helfen könnte, dann würde ich es sofort tun, Naruto. Aber sie redet ja mit uns allen nicht.“

„Schon okay. Ich weiß das doch, Kura.“ Er seufzte. „Und ich versuch, mich langsam damit abzufinden, dass sie nie wieder die Alte sein wird und uns auch keine Gründe liefern wird. Auch wenn es weh tut…“

Mitleidig blickte ich zu ihm. Schon an Narutos leicht brüchiger Stimme am Ende des Satzes bemerkte jeder, der ihn nur ein wenig kannte, wie sehr ihm das ganze zusetzte.

Er liebte Hinata mit ganzem Herzen.
 

„Erzähl mir jetzt von deinem Abend“, sagte er plötzlich und ich erstarrte. Ich dachte, ich könnte das ganze noch etwas hinauszögern, aber so schien es nicht zu sein.

„Ich weiß nicht, ob ich dir das wirklich erzählen soll…“

Er schaute mir in die Augen. „Wieso? Ich denke, dass war überhaupt der Sinn an diesem Treffen, dass wir darüber reden können.“

Meine eben noch vertretene Meinung geriet ins Wanken. „Du hast ja Recht.“ Dann entglitt mir ein Seufzen. Und ich fing an ihm alles zu erzählen. Angefangen mit dem kleinen Schubser von Temari, den Tänzen mit Sasuke, die wundervolle Überraschung bis zu den schönen Momenten am See unter dem Pavillon.

Und dann über den Umschwung – die Verletzung, die Enttäuschung, der Schmerz und die anschließende Wut, die noch immer in mir brodelte. Ich erzählte mir alles von der Seele, was ich bisher in mich reingefressen hatte.

Als ich geendet hatte stieg ein Schweigen zwischen uns empor. „Das hat sicher Gründe, Kura. Er würde so etwas nie grundlos tun.“

„Er hatte doch einen Grund. Er wollte doch bloß mal testen.“

Er schüttelte ungläubig seinen Kopf. „Nein, das würde selbst Sasuke nicht tun. Sicherlich gibt es da einen Haken.“ Er überlegte kurz. „Rede mit ihm.“

Abwehrend hob ich die Hände. „Oh nein, vergiss es! Niemals! Ich werde mit ihm kein vernünftiges Wort mehr wechseln!“

Eine Erkenntnis flackerte in seinen blauen Augen auf. „Du hast gewisse Gefühle für ihn und – lass mich bloß ausreden! – es hat dich genau deswegen so verletzt. Und deswegen bist du jetzt auch so unglücklich.“

Ich antwortete: „Ach, red keinen Scheiß“, aber gedacht hatte ich: Er scheint Recht zu haben. Denn mit einer emotionalen Bindung, egal wie klein sie auch sein mag, würde jeder so reagieren wie ich oder wenigstens ähnlich. Aber wann hatte ich angefangen Gefühle für so jemanden zu entwickeln?

Gefühle für Sasuke?
 

Ich seufzte, als Naruto jedoch seinen Hals reckte und unerwartet sagte: „Wenn man vom Teufel spricht.“

Auf seine Worte hin blickte ich in die gleiche Richtung wie er und weitete geschockt die Augen. Sasuke stand wenige Meter von uns entfernt und sein emotionsloser Blick lag auf mir. Ich schluckte und wendete den Blick ab. Hey, hätte ja nicht besser laufen können. Blödes Schicksal.

„Ich geh dann, Naruto.“

Sein blonder Haarschopf schwenkte zu mir herüber. „Wieso? Nur weil er aufgetaucht ist?“

Ich stand auf. „Er ist Sasuke und ich möchte ihn gerade nicht sehen.“ Mit diesen Worten verschwand ich.

Ohne jedoch zu wissen, was dann geschah.
 


 

~*~
 


 

„Wieso bist du so zu ihr gewesen?“

Er trat zu seinem Freund heran. Sein Blick veränderte sich kein bisschen. „Ich weiß nicht, was du meinst.“

„Ach komm schon, Sasuke. Sie ist völlig fertig!“ Sein Gesicht hatte einen verärgerten Ausdruck angenommen, was nicht sehr häufig bei ihm vorkam.

Der Schwarzhaarige schwieg und starrte seinen blonden Freund an. „Wieso, Sasuke?“

Ein Seufzen entglitt ihm. „Es geht nicht. Es liegt nicht an ihr, sondern an mir.“

„Also, wolltest du sie gar nicht ausnutzen? Oder verletzen?“

„Ehrlich? Nein. Ich musste. Du weißt, wie mein Vater ist.“

„Und das fällt dir einfach plötzlich mittendrin ein?“

Er strich sich durch seinen schwarzen Haarschopf. „Nein, mir war es die ganze Zeit bewusst. Nur wenn wir weiter gemacht hätten dann wäre es zu spät gewesen und ich hätte ihr nicht mehr widerstehen können. Deswegen hab ich sie verletzt um wieder Distanz zwischen uns zu bringen. Es ist besser so.“

Naruto schüttelte den Kopf. „Nein, es ist offensichtlich besser so. Aber ihr tut euch damit beide keinen Gefallen. Du bist mindestens genauso unglücklich wie sie.“

„Es geht nun mal nicht anders. Ich bin dabei mich damit abzufinden. Hoffentlich klappt es.“

„Wird es niemals. Niemand kann sich gegen Gefühle wehren.“

Die Aussage seines Freundes sollte Sasuke noch tagelang im Kopf herumschwirren.
 


 

Ino
 


 

Behutsam strich ich den weißen Lack auf meinen Nagel als es plötzlich klopfte. Vor Schreck rutschte ich ab und meine halbe Fingerkuppe war weiß. „Na super.“

Genervt wischte ich mir meinen Finger an dem feuchten Tuch ab, stand von meinem Stuhl am Schreibtisch auf und ging zur Tür. Entnervt zog ich sie auf, aber niemand stand dort. „Das soll wohl jetzt ein schlechter Scherz sein.“

Als ich mich ein Stück vorbeugte um links und rechts den Gang entlang zu schauen, stieß ich mit dem Schienbein gegen etwas Hartes am Boden. Als ich den Blick nach unten wendete sah ich ein türkis eingepacktes Päckchen.

Ich ging in die Hocke und besah mir das Schild, was an der Schleife hing. Darauf stand in schöner Schrift Für meine Prinzessin, Ino.

Ein warmes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Das Packet war wirklich für mich! Anscheinend hatte es mein heimlicher Verehrer gerade hier abgestellt – für mich. Hastig hob ich es auf und nahm es mit rein.

Als ich mich auf mein Bett sinken ließ starrte ich es noch ein wenig verträumt an, bevor ich anfing, behutsam das Papier zu öffnen. Ganz vorsichtig, damit es bloß keinen Riss bekam.
 

Als dies geschafft war hob ich den Deckel ab. Oben auf lag ein Brief, den ich aber erst einmal beiseite legte, um mir die anderen Sachen anzuschauen. Als nächstes kam ein Kleid zum Vorschein. Ich zog es heraus und staunte nicht schlecht. Es war komplett mit Pailletten besetzt. Die Grundfarbe war schwarz und darauf war, ebenfalls aus glitzernden Pailletten, eine rote exotische Blume. Dünne Träger zierten es und mit absoluter Sicherheit war es ziemlich kurz. Auch jetzt erkannte ich den Designer – es war ein Bekannter aus Paris, dessen Kleider ich liebte.

Als ich staunend weiter schaute stieß ich auf ein wunderschöne, mit Strasssteinen besetzte, Halskette und farblich dazu passende silberne Schuhe mit ein wenig Absatz.

So neugierig wie ich durch die Sachen geworden war schnappte ich mir den Brief und riss ihn auf. Weg war die ganze Sorgfalt, mit der ich das gesamte Paket aufgemacht hatte.

Schließlich faltete ich das Papier auf, auf dem, schön geschrieben, die Überschrift An meine Angebetete stand. Dann las ich weiter:
 


 

Ich mache dir wirklich sehr gern Geschenke, die du einfach verdienst.

Aber ich würde jetzt auch gern meine Identität preisgeben. Was nicht heißen soll, dass ich dich nicht weiter verwöhnen will, Prinzessin. Ich möchte lediglich, dass du weißt, wer dir solche Geschenke macht.

Deswegen würde ich mich gern mit dir fünf Tagen 'Huibaise long' – deinem Lieblingsrestaurant – treffen. Falls du Interesse hast komm dort um 19 Uhr hin.

Ich freue mich auf dich.
 


 

Lächelnd drückte ich den Brief an meine Brust. Natürlich würde ich hingehen. Ich konnte es kaum erwarten zu sehen, wer mein Verehrer war. Das würde so toll werden.

Dann fiel mir etwas ein. Mir musste jemand beim Aufhübschen helfen. Nur wer? Hinata fiel weg. Sie würde das, so wie sie sich geändert hatte, nie im Leben machen. Und Sakura zog sich in letzter Zeit sehr in sich zurück. Wer blieb da übrig? Ah natürlich, Temari!

Ich packte das Päckchen schnell zusammen, schob es unter mein Bett und verließ fluchtartig das Zimmer.
 

Zum Glück wusste ich, wo ich Temari finden würde, und so kam ich wenige Minuten später im Gemeinschaftsraum an. Dieser war fast leer, außer meine Freundin und ihre Schulsachen. Shikamaru, der ihr eigentlich helfen sollte, war nirgendwo zu sehen. Aber na ja, es gab wichtigeres als Schule. Meine Zukunft!

„Temari!“

Sie schaute genervt von ihrem Papier auf. „Was denn?“

„Ich hab ein Date mit meinem heimlichen Verehrer.“

Sie runzelte die Stirn. „Hä? Wie kann er dich kontaktieren, wenn er dein heimlicher Verehrer ist?“

Und sofort sprudelte alles aus mir heraus. Die Blondine hörte aufmerksam zu, bis ich geendet hatte. „Und? Was sagst du?“

„Ich raff Bio nicht.“

Ich seufzte nervös. „Nein! Zu der Sache.“

„Ja, sehr toll, Ino. Ich versteh trotzdem Bio nicht und muss morgen nachschreiben.“

„Ach, das ist doch unwichtig.“ Ich setzte mich neben sie. „Was musst du überhaupt nachschreiben?“

„Wie man ein reinerbiges, schwarzes Meerschweinchen mit einem reinerbigen, weißen Meerschweinchen kreuzt, wobei das schwarze dominant ist.“

Ich winkte ab. „Das ist doch kinderleicht.“

Temari lachte gekünstelt. „Ha-ha. Es ist mir scheiß egal, was da rauskommt. Meinetwegen können es auch brennende Meerschweinchen oder braun-gescheckte Kälber sein. Hauptsache ich versteh es.“
 

Ich schaute mit auf ihre Notizen, konnte aber einfach nicht still sitzen. Ich war jetzt schon zu aufgeregt, dabei waren es noch fünf ganze Tage bis zum Date.

„Man, Ino! Hör auf so hibbelig zu sein! Ich versuch das zu lernen!“, schrie Temari plötzlich herum und ich zuckte zusammen. Dann antwortete ich empört: „Entschuldigung, dass ich geboren bin, ey.“

Meine Freundin seufzte und dann kam mir der Einfall des Jahrtausends. „Temari, du kannst doch Bio nicht, richtig?“

„Wow, das hast du jetzt aber sehr gut erkannt, Blondi. Nachdem ich das gefühlte 100 Mal gesagt hatte.“

Ich streckte ihr als Antwort die Zunge raus. „Wie wär’s, wenn ich dir die Kreuzung erkläre und du mir dafür in fünf Tagen beim Aufbrezeln hilfst?“

Sie lächelte als Antwort. „Sehr schlau. Okay, abgemacht. Aber auch nur, wenn ich dann Erfolg in der Arbeit habe.“

„Einverstanden.“

Der erste Schritt zum Date war getan. Vielleicht auch der erste Schritt zum Freund? Oh, ich hoffe doch, dass es kein Ekelpaket ist sonder ein so süßer Junge, wie ich ihn mir in meinen Träumen vorstellte.

Einen Vorteil hatte das ganze auf jedenfall schon mal – ich wusste, was ich anziehen soll.

Grinsend schlug ich Temaris Biobuch auf und fing an, ihr die Mendelschen Gesetze näher zu bringen. Aber in Gedanken rätselte ich nur weiter, wen ich treffen würde.
 


 

To be continued.

White picket fence

Weißer Palisadenzaun
 


 

Hinata
 


 

Hanabi klappte ihr Englischbuch zu. „So, genug gelernt, Schwesterchen.“ Gelangweilt warf sie es auf die Bettdecke. „Ich konnte es doch. War das ganze vielleicht nur ein Vorwand?“

Ich schaute sie an. „Wie kommst du auf sowas?“

„Na ja, die anderen haben mich gefragt, was mit dir los ist. Angeblich bist du zu ihnen anders. Ich meine, dein Aussehen“, dabei deutete sie mit der Hand auf meine Gestalt, „hat sich wirklich geändert –das kann sogar ich sehen. Aber dein Verhalten doch nicht. Zu mir bist du doch wie immer!“

Hanabi hatte recht. Ich liebte meine kleine Schwester zu sehr um ihr das anzutun. Deswegen war ich in ihrer Gegenwart einfach nur ich selbst. Vorausgesetzt wir waren allein, aber dafür sorgte ich meist schon und falls wir es nicht seien sollten, sagte ich unsere Treffen ab.

„Muss ich mir Sorgen machen, Hinata?“

Oh nein, genau das wollte ich nicht. Sie sollte nicht auch noch damit anfangen. „Nein, mir geht’s bestens. Nur weil ich mich anders kleide denken gleich alle ihr müsst euch Sorgen machen. Darf ich das denn nicht?“

„Doch, doch. Ich mein ja nur. Wenn was wäre, würdest du es mir aber sagen.“

„Natürlich.“ Ich musste sie anlügen. Es ging nicht anders.
 

Die Situation hatte sich bisher nicht geändert. Tenten missbrauchte mich immer noch für ihre dreckigen Spielchen und ich wartete seit dem Ende der Ferien nur auf ihr Auftauchen.

Öfters hatte ich mich gefragt, ob es keine Möglichkeit gibt, dem ganzen zu entkommen. Ich könnte doch einfach zur Polizei gehen und der alles sagen – die würde mich schon beschützen. Oder Hanabi könnte einfach die Schule wechseln.

Ja, wenn es doch nur so einfach wäre.

Tenten hatte mir gedroht, dass sie mir das Leben zur Hölle machen würde, wenn ich sie an die Polizei verraten würde. Sie hatte genügend Freunde, die sich für sie einsetzen würden und keine Skrupel kennen. Auch die Polizei könnte mir nicht bei so vielen Gegnern helfen, die ich nicht einmal kannte.

Dazu kam meine Angst. Ja, ich war ein elender Angsthase. Manchmal würde ich das gern ändern, aber das funktionierte eben nicht so leicht.

Und Hanabi – die könnte schon von der Schule gehen. Aber sie hatte seitdem sie fünf war den Wunsch genau dieses Internat zu besuchen. Ich konnte ihr diesen Traum einfach nicht kaputt machen. Es ging nicht. Lieber litt ich anstatt das meine Schwester hier weg müsste.

Wieder einmal ein Teufelskreis.
 

„Also, muss ich mir echt keine Gedanken machen?“, fragte sie noch einmal und riss mich wieder ins Hier und Jetzt.

„Keinen einzigen Gedanken, Hana.“

Wieder glatt gelogen. Sie machte sich genauso viele Sorgen, wie meine Freunde, auch wenn sie es nicht zugeben wollte und mich das fragte.

Aber sie machte sich nicht so viele Sorgen wie Naruto, schoss es mir durch den Kopf.

Naruto.

Viel zu oft musste ich an seine Worte denken. Seinen Kuss. Seine Verzweiflung. Seinen Schmerz.

Und wer dafür schuldig war – ich.

Verständlicherweise hatte er mich seitdem nicht mehr angesehen und distanzierte sich von mir. Kein Wort kam über seine Lippen über diesen Abend - und auch sonst keines.

Es schien, als würde ich für ihn nicht mehr existieren. Wollte ich das nicht? Hatte ich mir das nicht insgeheim gewünscht, damit er mir keine Fragen mehr stellte?
 

Nein.
 

Das hatte ich nicht. Es fühlte sich einfach schrecklich an. Aber dagegen tun konnte ich nichts.

Ich würde ihm zu gern die Wahrheit sagen, mir von ihm helfen lassen. Ihm dann meine Gefühle gestehen und glücklich werden. Wieder Ich selbst sein.

Aber ich war nicht mutig genug. Das war ich noch nie. Ich konnte ihm nicht von der Erpressung erzählen und schon gar nicht von meinen tiefen Gefühlen für ihn. Niemals würde ich das können.
 

Mein Handy klingelte mich aus meiner Gedankenwelt. Ich merkte, wie ich zusammenzuckte und es aus meiner Tasche zog. Dabei fiel es mir fast runter, aber ich konnte es gerade noch auffangen.

Ich hatte eine SMS bekommen – vom Teufel höchstpersönlich.
 


 

Wir treffen uns in zehn Minuten am See.

Es gibt wichtige Termine, Püppchen, die wir besprechen müssen.

Halte dir den Abend in drei Tagen schon einmal frei. Alles andere erfährst du gleich.
 


 

Püppchen nannte mich nur eine. Und die nannte sich Tenten.

Zerplatzt wie eine Seifenblase war die Hoffnung, sie würde mich endlich in Ruhe lassen. Aus der Traum vom weißen Gartenzaun.

Jetzt fang ich schon an zu dichten, dachte ich und zog vor mir selbst eine Grimasse.

Der weiße Gartenzaun. Der Traum eines jeden Mädchens. Mit dem Mann ihrer Träume in ein selbstgebautes Haus ziehen. Erfolg in dem Beruf, den man schon immer machen wollte. Freunde, die zu einem hielten. Familie, die hinter einem stand. Und Kinder, die einem das Herz wärmten. Und alles sicher hinter einem weißen Palisadenzaun.

Könnte ich das jemals haben?

Und wenn ja, könnte ich es mit ihm haben? Dem jungen Mann, dem mein Herz gehört?

Könnte ich das alles mit Naruto haben?
 


 

Temari
 


 

Hier stand ich also. Mit meinem blonden Modepüppchen im Badezimmer. In den Händen – Föhn und Haarbürste. Am Handgelenk - ein Haargummi. Griffbereit – Haarspangen. Bereit, die Frisur des Jahrtausends zu zaubern.

„Agentin 007 begibt sich auf gefährliche Mission in die blonde Haarpracht des Modepüppchens. Ob sie es lebend schaffen wird ist noch ungewiss. Aber sie wird ihr bestes geben“, murmelte ich und toupierte ihr Deckhaar weiter.

Ino konnte nicht anders und musste lachen. „Agentin 007? Was hast du mit mir vor? Hast du auch die Lizenz zum Töten?“

Ich grinste nur. „Vielleicht.“

„Oh, Moment mal…wenn du es versaust, darf ja ich dich umbringen. Vielleicht zerstörst du mit der Frisur meine Zukunft!“

Ich verdrehte die Augen und zog an einer Haarsträhne. „Werd jetzt nicht melodramatisch, Prinzessin.“

Sie schlug nach meiner Hand. „Wenn du meinen Traum mit dem weißen Gartenzaun zerstörst bist du fällig, Temari.“

„Weißer Gartenzaun? Egal was du nimmst, nehm bitte weniger, Ino.“

Sie schnaubte. „Du hast doch keine Ahnung.“ Doch dann klang ihre Stimme sanft. „Vielleicht treff ich ja in zwei Stunden meinen Traummann, mit dem ich Kinder will, ein Haus. Glücklich sein eben. Verstehst du? Weißer Gartenzaun, halt.“

„Alles klar.“
 

Für Inos Hirngespinste nahm ich mir nie wirklich Zeit. Aber irgendwie brachte es mich diesmal zum Nachdenken.

Ich meine, ich war krank. Das ist unwiderruflich so. Auch wenn es mir zurzeit total gut ging und ich keine Beschwerden hatte. Ich war noch immer krank. Und solange ich kein Spenderherz bekam stand der Tod auf meiner Liste ganz oben.

Der kann jederzeit kommen. Und ich würde nie einen Mann finden, jemanden lieben. Keine Kinder bekommen. Ein Haus bauen.

„Keinen weißen Gartenzaun haben…“, murmelte ich.

„Was?“

„Ach nichts.“

Fünf besorgte Blicke später hatte ich ihr eingeredet, dass es keine Probleme Schrägstrich Beschwerden gab. Die gab es ja wirklich nicht. Ich war so gesund wie noch nie! Aber mein Kopf spann, wenn ich versuchte, an meine Zukunft zu denken. So wie gerade eben.

Vielleicht sollte ich mir das Motto »Lebe jeden Tag, als wäre es dein Letzter.« mehr zu Herzen nehmen. Auf mich traf es haargenau zu.
 

Aber genug negative Gedanken geschoben.

Es ging mir eindeutig besser. Keine zittrigen Finger, keine Atembeschwerden, keine Herzstolperer. Es könnte für mich nicht besser laufen.

Und das gab mir Hoffnung. Hoffnung auf Heilung und ein Leben ohne die Angst, dass jeder Moment mein letzter sein könnte. Welch Ironie des Schicksals, dass dieses Zitat so genau auf mich passte, als wäre es für mich gemacht.
 

„So, ich bin dann jetzt fertig mit deiner Haarpracht.“

Das war ich wirklich. Ich hatte Inos Deckhaar toupiert und hinter ihrem linken Ohr zu einem Zopf zusammengefasst, den ich mit Haarklemmen gekreuzt habe. So entstand ein seitlicher Halbmondzopf, der vor allem Inos hübsche Gesichtszüge betonte. Ihr Gesicht selbst hatte ich dezent geschminkt und das Kleid sowie der Schmuck und die Schuhe waren nur zu beneiden und passten wundervoll dazu.

„Ich denke, du bist bereit für deinen Traumprinzen, Püppie.“

Als sie sich zu mir umdrehte, konnte ich ihr deutlich die Nervösität ansehen. „Sicher?“

„Süße, du siehst wundervoll aus. Niemand könnte dich so versetzen. Also heb dein Selbstbewusstsein, so wie sonst auch immer, in den Vordergrund und schnapp ihn dir.“

Sie lächelte und nickte energisch. „Ja, du hast vollkommen recht, Temari.“ Dann küsste sie mich auf die Wange. „Danke.“

„Ach, immer wieder gern. Viel Glück.“

Nach einer Umarmung und einem weiteren Küsschen verschwand sie eilig.
 

Und ich?

Ich würde mich jetzt um meine eigene Zukunft kümmern. Meinen eigenen weißen Palisadenzaun.

Denn ich traf mich jetzt mit Shikamaru.

Um zu lernen oder nur so, vielleicht auch als Date. – das wollte ich an dieser Stelle (noch) nicht verraten.
 


 

Ino
 


 

In einem sanften Blauton leuchtete das Schild des Restaurants mir entgegen. In geschwungener Schrift standen die Worte Huibaise-long darauf. Alles wirkte wie immer.

Nur ich fühlte mich so aufgetakelt und nervös ein wenig fehl am Platz. Nervösität passte sowas von gar nicht zu mir, aber heute war ich es mehr denn je. Anscheinend musste ich an diesem Abend die fehlende Nervösität meines ganzen bisherigen Lebens nachholen. Juchu.

„Mensch Ino, jetzt hab dich nicht so. Geb dir einen Ruck und geh rein.“ Monologe mit mir selbst führen war mein neues Hobby geworden. Wirklich, ich tat das in letzter Zeit ziemlich oft. Laut den Nachrichten, die ich heute früh gesehen hatte, weist dies aber auf einen gesunden Menschenverstand hin. Also konnte ich damit ruhig weitermachen.

Ich ließ meinen Blick durch die Fensterfront schweifen. Exotische Pflanzen standen auf den steinernen Fensterbänken. Meine Lieblingsblumen. Ebenfalls ein Grund, wieso sich dieses Restaurant mein Favorit nannte.

Zurück glitt mein Blick zur Tür, deren Griff ein goldener Drache war und an deren Seite zwei chinesische Löwen standen. Die Tür selbst war komplett aus Glas, aber in ihr was das Bild einer Geisha.

„Los jetzt. Du bist doch sonst nicht so feige.“

Trotzdem wippte ich noch einmal von einen Fuß auf den anderen. Und ein zweites Mal. Ein drittes Mal.

Dann schaute ich auf meine Uhr. 19.15 Uhr.

„Langsam sollte ich mich doch aufraffen und rein gehen. Schon eine Viertelstunde zu spät. Ewig wird er nicht warten und falls ich ihn verpasse rasier ich mir Glatze.“

Nach diesem Versprechen ergriff ich den Türgriff, riss die Tür regelrecht auf und ging hinein.
 

Ein angenehmer Duft flog mir sogleich entgegen, den ich hier dran eben so liebte.

Die chinesischen Lampions, die an den Decken und über den Tischen hingen, leuchteten sanft.

Der kleine Teich am Eingang plätscherte fröhlich vor sich hin.

In der Decke aus Marmor konnte man sich spiegeln und die Wände, sowie vieles andere waren mit Gold verziert.

Glasvitrinen waren mit Kolibris und anderen Naturbildern verzieht und an den Wänden hingen gewebte Bilder hinter goldenen Bilderrahmen.

Leise dudelte chinesische Musik im Hintergrund. Die Stimmung war perfekt.

Einer der Kellner erblickte mich sogleich und kam zu mir herüber. „Miss Yamanaka, Sie werden bereits erwartet.“

Er nahm mir meine Jacke ab und bedeutete mir, ihm zu folgen. An unzähligen Tischen führte er mich vorbei und ich versuchte fieberhaft zu ergründen, welcher meiner war und vor allem, an welchem mein Date saß.

Schließlich blieb er stehen und ich rannte gegen ihn. „Da wären wir, Miss.“

Als ich an ihm vorbeischaute erstarrte ich. Mein Herz schlug schneller vor Unglauben und meine Hand verkrampfte sich an dem Riemen meiner Handtasche.

„Du...? Aber…“

Er lächelte, stand auf und zog meinen Stuhl zurück.

Geschockt ließ ich mich darauf plumpsen und starrte ihn an.

Er setzte sich wieder mir gegenüber. „Ich dachte schon du kommst nicht mehr.“

Schweigend sah ich ihn immer noch an. Dann fand ich endlich meine Stimme wieder. „Kiba, wieso tust du das alles?“

Er fuhr sich durchs Haar und lehnte sich zurück. Seine Hände faltete er zusammen und schaute mir in die Augen. Erst jetzt fiel mir sein penibler Anzug auf. Er stand ihm sehr gut und unterstrich die Farbe seiner Augen. Nicht einmal zum Maskenball hatte ich ihn so gesehen. Er sah so unglaublich gut aus.

Dann sprach er plötzlich: „Wieso ich das alles tue, fragst du mich? Ernsthaft?“

Auf mein leichtes Nicken hin fuhr er fort. „Ino. Ich liebe dich. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll, damit du es bemerkst.“
 

Wie gebannt schaute ich in seine Augen.

Er liebte mich?

Kiba, der, der immer für mich da war? Für mich zu jederzeit alles getan hat?

Und ich hatte es nicht bemerkt.

Ich hatte nicht mal meine eigenen Gefühle bemerkt, die gerade für ihn aufkeimten.

Ich liebte ihn.

Meine Seele hatte es schon immer gewusst. Mein Herz auch. Nur mein Kopf nicht.

Doch jetzt, hatte er es endlich verstanden.

Ich liebte Kiba Inuzuka – meinen besten Freund.

Der, der für mich immer wie ein Bruder war.

Ich hatte ihn schon die ganze Zeit geliebt.
 

Ich stand auf, wobei der Stuhl, auf dem ich eben noch gesessen hatte, umgestoßen wurde.

„Ino, bitte bleib doch…“, hörte ich Kiba sagen, aber er wusste ja nicht, was ich vor hatte. Ich wusste es ja selbst nicht einmal. Alles geschah automatisch. Aber das war vielleicht ganz gut so.

Ich ging zu ihm hinüber und hob sein Kinn an. Dann beugte ich mich zu ihm hinunter und legte meine Lippen auf seine. In meinen Kuss versuchte ich meine ganzen Gefühle für ihn zu legen. Er erwiderte den Kuss sanft und dann schaute er mir in die Augen.

„Ich liebe dich auch, Kiba. Danke, dass du mir das klar gemacht hast.“ Mein sanftes Lächeln brachte ihn ebenfalls zum Lächeln.
 


 

Nach dem Essen gingen wir Hand in Hand nach Hause.

Ich konnte es immer noch nicht fassen. Kiba und ich waren ein Paar. Die ganze Zeit kannte ich meinen heimlichen Verehrer, wusste es aber dennoch nicht.

Es war alles von ihm geplant gewesen. Und ich fand es unglaublich süß.

Plötzlich blieb er stehen.

„Was ist denn jetzt?“

Er lächelte mich an. „Komm mit, ich will dir noch etwas zeigen.“

Überrascht folgte ich ihm schnurstracks in einen kleinen Park. Dort führte er mich in eine abgelegene Ecke und dann sah ich es. Frisch eingepflanzt - ein Herz aus Rosen.

„Wow…“, brachte ich gerade so heraus und küsste ihn dankbar und liebevoll. „Du bist mein Traumprinz, Kiba.“

Er lächelte, strich mir eine Strähne hinters Ohr und schaute mit mir zusammen auf das Herz.
 

Ich weiß nicht, wie lange wir dort nebeneinander standen und auf die Blumen herunterblickten. Aber ich war sehr froh, ihn zu haben.

Ihn jetzt als meinen Freund zu besitzen.

Ich könnte mir mit ihm sogar meinen Traum vom weißen Gartenzaun vorstellen. Aber lieber später als früher.

Im Moment war ich froh über die Situation, so wie sie ist.

Und ich würde es genießen. Jede einzelne Sekunde. Denn jeder Tag war kostbar.

Zusammen.
 


 

To be continued.

Unearth the truth

Die Wahrheit kommt ans Licht
 


 

Sakura
 


 

Es war mittlerweile schon Spätwinter. Der Winter sollte immer von Schnee und klirrender Kälte zeugen. Aber nicht so in Florida. In Miami war es Ende Februar angenehm warm.

So warm, dass Naruto und ich schon den ganzen Samstag am Strand saßen und den Tag zusammen verbrachten. Wir konnten uns gegenseitig zum Lachen bringen und über alles reden. Unsere tiefe Freundschaft machte sich in dieser schwierigen Zeit besonders bezahlt.

Wir waren froh einander zu haben. Es war fast, als wären wir Bruder und Schwester. Jedenfalls seelisch gesehen.
 

„Wusstest du, dass Ino jetzt mit Kiba zusammen ist?“, fragte ich, während ich mit den Fingern in den Sand malte. Das hatte ich schon als kleines Kind immer geliebt und deswegen war ich schon den halben Tag damit beschäftigt.

„Jap, wusste ich.“ Der Blonde trank seine Coladose leer. „Rat doch mal, woher Kiba zum teil die ganzen Ideen hatte?“

Auf meinen skeptischen Blick hin musste er lachen. Dann schüttelte ich grinsend den Kopf.

Es war schön zu sehen, dass er wieder lachen konnte, trotz der Sache mit Hinata. Und ich war erstaunt über mich selbst, dass ich, trotz der Sache mit Sasuke, wieder so sonderlich gut gelaunt war.

Aber vielleicht lag es nur an den positiven Wellen von Naruto, die er wieder ausstrahlte und jeden damit anzustecken drohte.
 

Der Wind wehte leicht durch meine Haare und ich genoss die Sonnenstrahlen auf meiner Haut.

Solange bis Naruto ein heikles Thema ansprach: „Ich weiß, wieso Sasuke so zu dir war und, glaub mir, er wollte dir nicht weh tun.“

Ein gekünsteltes Lachen entglitt mir. „Ja genau, das hab ich gesehen.“ Ich seufzte. „Er versucht sich doch nur rauszureden. Ich glaub ihm wirklich kein Wort mehr.“

„Selbst wenn er es ernst meinen würde?“

Ich schaute ihn an. „Wenn, dann soll er gefälligst selbst versuchen, mit mir zu reden. Spiel nicht den Vermittler, Naruto.“

„Ich will euch doch nur helfen.“ Dann murmelte er leise, aber trotzdem noch verständlich: „Allein scheint ihrs ja nicht hinzukriegen.“

„Will ich gar nicht mehr.“ Glatte Lüge. Aber Naruto schien das nicht zu bemerken.

Er schaute lieber wieder aufs Meer hinaus. „Sasukes Vater ist schwierig, Kura. Er erlaubt ihm fast gar nichts und er hat ihn hierher abgeschoben.“ Dann sah er wieder zu mir. „Er ist der Grund, wieso Sasuke so gehandelt hat.“

Erstaunt blickte ich ihn an. „Du willst mir das jetzt nicht ernsthaft weis machen und ich soll’s dir auch noch abkaufen?“

„Es ist die Wahrheit.“

Aus zusammengekniffenen Augen sah ich Naruto an. „Blah. Blah. Blah.“

Er seufzte nur und schwieg. Ich ebenfalls. Es gab für mich zu diesem Thema einfach nichts mehr zu sagen. Egal, was Naruto tat oder sagte – alles was ursprünglich aus Sasukes Mund kam war für mich eine Lüge.
 

„Du bist manchmal echt schwierig, weist du das?“

Stirnrunzelnd sah ich zu ihm. „Inwiefern?“

Naruto stand auf und klopfte sich den Sand von der Hose. „Ich versuch dir hier die Wahrheit zu verklickern und du tust es als Lügen ab. Sasuke war es nicht von Anfang an bewusst was er tat und ihm fiel fast zu spät ein, Distanz zu wahren.“ Mit einem mitleidigen Blick besah er mich. „Ihr macht euch so nur beide gegenseitig unglücklich.“

Schweigend schaute ich auf das rauschende Meer hinaus und dachte über seine Worte nach.

„Du verstehst das einfach nicht, Naruto“, sagte ich schließlich. „Ich fühl mich in meiner Ehre gekränkt und ich möchte einfach nicht mit ihm reden. Wenn dann soll er den ersten Schritt tun.“

„Das wird er nicht, glaub mir“, waren seine abschließenden Worte womit er ging. Er musste nun zur Sport-AG, was ich wusste, aber unsere Verabschiedung fiel noch nie so dürftig aus.

Ich blieb noch eine ganze Weile am Strand sitzen und dachte nach. Irgendwann fing es an zu dämmern, aber weiterhin stand ich nicht auf.

Als es dunkel war räumte ich meine Sachen zusammen und ging in mein Zimmer. Doch die wirren Gedanken nahm ich alle mit.
 


 

Temari
 


 

Endlich konnte ich wieder an der Sport-AG teilnehmen. So lange hatte ich darauf gewartet, dass es mir besser ging. Und der Tag war wirklich gekommen.

So wie ich von Ino erfahren hatte, die seit wenigen Wochen ebenfalls die AG besuchte – durch Kiba, wie ich wusste – hatten wir gerade das Stoffgebiet Basketball und würden für einen Wettkampf in zwei Monaten schon fleißig trainieren.

Ich liebte Basketball.

Wenn ich einmal den Ball hatte, ließ ich mir ihn vom Gegner nicht so schnell wieder abnehmen und preschte meist zum gegnerischen Korb vor, um zu werfen. Meistens klappte dies auch und wir machten Punkte.

Nennt mich egoistisch, aber auch bei einer Mannschaftssportart gab ich nur sehr ungern den Ball ab.
 

Wir hatten uns in Teams aufgeteilt. Ich war mit einem mir unbekannten Jungen unserer Parallelklasse und Naruto in einem Team. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. Wenn Naruto und ich in einem Team waren, hatten wir schon so gut wie gewonnen.

Auch er wusste das und ärgerte Kiba damit.

Der stand grinsend neben Ino und blockte Narutos Sticheleien so gut wie es ging ab. Die beiden waren ebenfalls zusammen in einem Team mit einem anderen Mädchen. Sie konnten also nur verlieren.

Als unser Spiel schließlich angepfiffen wurde, schnappte Naruto sich den Ball und spielte ihn zu mir. Sofort benutzte ich meine Technik und dribbelte blitzschnell zum Korb der anderen. Aber Ino tauchte plötzlich an meiner Seite auf und schlug mir den Ball mitten im Dribbling weg. Dann passte sie ihn gleich zu Kiba der gemächlich zu unserem Korb lief.

Ino einen bösen Blick zuwerfend machte ich mich daran, sie gut zu decken.

Was sich dann auch bezahlt machte. Denn als Kiba zu ihr passte schnappte ich ihr den Ball weg und rannte zum, jetzt freien gegnerischen Korb, um einen Korbleger zu absolvieren.
 

Als ich absprang durchfuhr mich ein plötzlicher, stechender Schmerz und ich musste mich am Boden abfangen. Dann legte ich meine Hand an die Stelle wo es weh tat. Es war mein Herz.

Nein, bitte nicht schon wieder.

Tränen schossen mir unerwartet in die Augen. Es war enttäuschend und erschreckend. Ich hatte so gehofft, endlich wieder normal leben zu können, wenigstens für längere Zeit und jetzt musste ich schon nach wenigen Monaten einen Rückschlag einstecken.

Das Leben war einfach nicht fair.

Ino kam sofort zu mir gerannt und der Rest folgte ihr. „Temari?! Alles okay?“

Ich nickte knapp. „Ich muss mich etwas ausruhen, denke ich.“

Ino half mir hoch und stützte mich etwas beim Gehen ab, bis zu einer Bank. Ich setzte mich und dann würde sie wieder aufs Spielfeld zitiert.

Traurig sah ich ihnen beim Spielen zu und wünschte mir so sehr die Besserung oder ein neues, funktionierendes, gesundes Herz.

Hoffentlich bekam ich eines der beiden bald ehe es vielleicht zu spät war.
 


 

Hinata
 


 

Sobald die Nachtruhe um zweiundzwanzig Uhr eingetreten war und ich sicher war, dass Ino schlief, stand ich auf. Ich war noch angezogen, da ich heute Nacht zusammen mit Tenten 'Spaß haben würde' – wie sie es bezeichnet hat. Aber ich verstand sicherlich etwas ganz anderes unter Spaß als sie.

Ich zog mir meine Turnschuhe an, schnappte mir meine Jacke und verließ leise das Zimmer.

Nachdem ich mich aus dem Wohnhaus geschlichen hatte lief ich langsam den Weg zum Tor. Am Ausgang stand Tenten und wartete auf mich. „Na, Kleines. Schon bereit auf 'ne Menge Spaß?“

Ich nickte, aber ich war es nicht wirklich.

Sie kletterte über das Tor und kam auf der anderen Seite elegant auf. Dann sah sie abwartend zu mir. Ich war nicht gerade die Sportlichste, deswegen quälte ich mich schier minutenlang über das Tor, kam aber schließlich doch drüben an.

Ein Auto wartete schon auf uns. War sicherlich Tentens Clique, mit der wir unterwegs sein würden.

Und ich sollte auch recht behalten.

Es waren alles Leute, die mir Angst einjagten. Drei Kerle und ein weiteres Mädchen. Aber sympathisch kamen sie mir alle nicht gerade rüber.
 

Tenten fuhr, immer noch ohne Führerschein, mit einem geklauten Wagen, in Richtung Stadt. Aber nicht, wie ich dachte ins Zentrum, nein, sondern in eines der äußeren Bezirke. Genauer gesagt, zu einem der Bahnhöfe.

Dort hielt sie und ließ uns aussteigen.

„Was wollen wir hier?“, fragte ich, weil ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte.

„Schätzchen“, begann einer der Jungs und grinste, „hat dir das denn niemand gesagt?“

Ich schüttelte den Kopf und Tenten öffnete den Kofferraum. Darin lagen Mengen von Spraydosen in x-beliebigen Farben. Ich musste noch immer ratlos aussehen, denn derselbe Junge lachte. „Noch nie was von sprayen gehört?“

Sie wollten hier sprayen?

„Ist das nicht verboten?“

Jetzt mussten alle lachen und ich kam mir dumm vor. Natürlich würden sie keine legalen Sachen tun. Wie hätte ich nur auf so eine Idee kommen können, wenn wir schon ohne Führerschein mit einem gestohlenen Auto durch die Stadt rasen?

Tenten warf mir ein paar der Dosen zu und schlug, als alle verteilt waren, den Kofferraum zu.

„Los, Abmarsch!“
 

Sie gingen los zu dem Bahnhofsgebäude und widerwillig folgte ich ihnen.

Gleich am Eingang blieben sie stehen. Die dortige Wand sah frisch überstrichen aus. „Hier, die Stelle ist bestens geeignet.“

Tenten sprühte ein einfaches Scheiß Politiker an die Wand und alle mussten lachen. Dann forderte sie uns allesamt dazu auf, etwas zu kreieren.

Ratlos stand ich vor meinem Stück Wand und weigerte mich, daran zu sprühen.

„Hinata, jetzt mach schon“, wies mich Tenten neben mir an.

„Ich weiß nicht was ich sprayen könnte“, versuchte ich abzulenken. Vielleicht ließ sie ja Gnade walten.

Aber Fehlanzeige. „Irgendetwas, was dir gerade einfällt. Und wenn es nur eine Blume ist.“

Ihre drängenden Blicke entgingen mir nicht und so nahm ich einen der Deckel ab und fing vorsichtig an eine Linie an die Wand zu sprühen. Die Farbe stank fürchterlich und trieb mir Tränen in die Augen, weswegen ich einen Schritt Abstand von der Wand nahm.

Aber auf einen skeptischen Blick des anderen Mädchens hin sprühte ich weiter und mit der Zeit entstand eine schöne Blume. Ich konnte schon immer gut Blumen zeichnen, aber ich hatte das Gefühl, als wäre diese besonders schön geworden.

„Du musst noch deine Initialen einarbeiten“, sagte einer der Jungs zu mir und, trotz meinem Willen, der mich innerlich anschrie, ich sollte es lassen, tat ich es und sprayte ein doppeltes H daneben.
 

„Sehr schön, Püppchen“, lobte mich Tenten und ich musste ehrlich zu geben, ich war etwas stolz auf die Blume. Natürlich war es vollkommen falsch, was wir hier taten, aber andererseits – Nein, ich würde doch wohl nicht wie sie werden! Das durfte nicht passieren!

„Hinata?!“ Ein Rufen schreckte mich aus meiner leichten Trance. Ich kannte diese Stimme, aber was machte er so spät hier?

„Los, wir hauen ab“, meinte Tenten und alle räumten eiligst zusammen. Nur ich nicht. Ich starrte geschockt auf die Person, die uns immer näher kam. Und die ich ganz genau kannte.

Naruto.

Als er durch einen Lichtschein der Lampen durchlief erkannte ich, dass er einen Rucksack trug und in seiner Hand… „… eine Spraydose“, flüsterte ich geschockt und Tentens Rufen, ich sollte mich beeilen, brachte meine Fassung sofort wieder zurück. Schnell hob ich die Dosen auf, obwohl meine Hände zitterten gelang es beim ersten Mal, und dann rannte ich den anderen hinterher.
 

Wie aus dem Nichts ertönten auf einen Schlag Polizeisirenen und nun war es höchste Eisenbahn das Weite zu suchen. Irgendein Nachbar schien uns entdeckt und direkt verpfiffen zu haben. Woher sollte es die Polizei sonst wissen? Obwohl ich mich mit dieser Frage im Moment weniger beschäftigen wollte und konnte.

Wir rannten aus dem Bahnhofsgebäude, zurück auf den Parkplatz, doch die Polizeiautos preschten schon die Straße entlang, auf der wir gekommen waren. Mit dem Auto jetzt noch wegzukommen war schier unmöglich.

„Kommt!“

Tenten rannte wieder zurück ins Bahnhofsgebäude und wir hinterher. Wo Naruto hin verschwunden war, wusste ich nicht. Aber er war eindeutig weg.

Wir rannten bis zu den Gleisen und die anderen flitzten einfach schnell darüber. Ich beeilte mich hinterher zukommen, obwohl ich große Angst hatte, einfach so über die Gleise zu rennen. Aber zum Zögern blieb keine Zeit, sonst würde die Polizei mich schnappen.

Auf der anderen Seite angekommen führte ein steiler Abhang durch Sträucher und Büsche. Die anderen rannten einfach blind rein und ich hinterher. An Dornen und Zweigen blieb ich hängen und stürzte auch einmal, wobei ich mir vermutlich Löcher in meiner Jeans einfing und, wenn ich Pech hatte, auch blutige Knie, aber die Hauptsache war nur noch wegzukommen.
 

Völlig außer Atem kamen wir schließlich unten an und blieben stehen. Der Schock saß noch immer tief in meinen Gliedern und meine Hände zitterten stärker als jemals zuvor. Erschöpft ließ ich mich auf den Asphalt sinken.

Plötzlich lachte Tenten und ich sah sie erstaunt hat. „War das ein Spaß. Hätten uns die scheiß Bullen doch fast erwischt.“

Geschockt sah ich sie an und stellte fest, dass sie es wirklich lustig fand. Auch die anderen begannen nun zu grinsen und zu lachen und ich kam mir wie in einem schlechten Film vor, oder als hätte ich irgendeinen Witz nicht verstanden.

Das ganze war nicht lustig. Überhaupt nicht.

Alles was sie taten, war nicht lustig.

Es war mir von Anfang an klar gewesen, dass es gefährlich werden würde, aber ich hatte die Sache unterschätzt und musste wieder einmal einsehen, dass ich hier nicht unbeschadet herauskommen würde.

Vor allem nicht, da Naruto mich gesehen hatte, und nun sicherlich Fragen stellen würde.

Ich war verloren.
 


 

To be continued.

Hope for life

Hoffnung auf Leben
 


 

Ino
 


 

Ich kam gerade von einem romantischen Strandspaziergang mit Kiba. Wir waren auf dem Schulgelände geblieben und hatten den Sonnenuntergang abgewartet. Kiba hatte eine kleine Flasche Sekt besorgt gehabt, die wir getrunken hatten. Es war, wie immer, perfekt mit ihm gewesen.

Als ich in das Zimmer von mir und Hinata ging, traute ich mich erst nicht, dass Licht anzuschalten. Doch ich tat es trotzdem, nachdem ich vor die Badtür und die Kommode gelaufen war.

Ich erwartete, dass Hinata meckern würde. Dann sah ich jedoch, dass sie nicht da war.

Stirnrunzelnd warf ich einen Blick auf die Uhr. Wieso war sie ein Uhr nachts noch nicht hier?

Natürlich fragt ihr euch, wieso ich erst jetzt in unserem Zimmer war. Nun ja, nach dem Sonnenuntergang saßen Kiba und ich noch am Strand bis es dunkel wurde und dann haben wir etwas rum gemacht und ja, wir hatten unseren Spaß. Lassen wir das so im Raum stehen.

Jedenfalls haben wir uns Zeit gelassen und sind dann langsam zurückgelaufen. Dementsprechend war ich auch todmüde. Aber wo Hinata war wusste ich, beim besten Willen, nicht.
 

Ich ging ins Bad und machte mich bettfertig. Als ich zurückkam durchsuchte ich das Zimmer nach einem Zettel. Natürlich fand ich nichts, und es wäre auch ein ziemliches Wunder gewesen, wenn es so gewesen wäre. Sie redete ja sowieso nicht mehr mit mir, wieso sollte sie mir also mitteilen, wohin sie ging?

Ich öffnete die Balkontür und setzte mich grübelnd auf mein Bett. Und wenn ihr nun etwas passiert war? Vielleicht war sie ja außerhalb unterwegs gewesen und dann war ihr irgendwas zugestoßen?

Ich kann schon Alpträume begrüßen, dachte ich und schnitt dabei, über mich selbst, eine Grimasse.

Dann sah ich wieder auf die Uhr und rechnete kurz ein paar Stunden weiter. Meine Mutter würde sicherlich schon wach sein. Von Miami mitten nach Paris waren es ungefähr sechs Stunden Zeitverschiebung und da es hier ein Uhr nachts war müsste es dort sieben Uhr morgens sein, also war sie wach, da sie acht Uhr zur Arbeit musste.
 

Ich griff zu meinem Handy und wählte die Nummer von Zuhause.

Nach einigem Tuten meldete sich eine liebliche Stimme: „Bonjour?

Salut, Mama. Ich bin’s.“

Ich konnte sie förmlich vor mir sehen, wie sie anfing zu lächeln. „Ino, meine Kleine. Das ist ja eine Überraschung. So spät bist du noch auf?“

„Ja, hat sich so ergeben. Ich wollte deine Stimme mal wieder hören.“

Sie lachte leise. „Das ist süß. Wie geht’s dir?“

Sollte ich es ihr jetzt sagen? Na ja, es würde nichts schaden. „Sehr gut, es könnte nicht besser sein.“ Ich machte eine Kunstpause, in der ich noch einmal tief Luft holte. „Ich hab einen Freund, seit ein paar Wochen.“

„Ehrlich? Das ist ja wundervoll. Ich freu mich für dich.“

Ich lächelte warm. „Danke. Mama, wenn du ihn kennen würdest, du würdest ihn lieben. Er ist so gut zu mir.“

„Man merkt wie glücklich du bist, Schatz. Wie heißt er denn?“

„Sein Name ist Kiba. Wir gehen schon ewig in die gleiche Klasse.“

Kurz schwieg sie. „Kiba…der Name sagt mir etwas. Aber es ist schön, dass ihr euch gefunden habt.“ Wieder eine kurze Pause. Auf einen Schlag wirkte sie anders. „Du Süße, tut mir leid, aber ich muss jetzt los. Deine Schwester muss auch in die Schule. Melde dich bald wieder, ja?“

Stirnrunzelnd antwortete ich: „Ist okay, Mama. Dann bis demnächst. Ich hab dich lieb.“

„Ich dich auch.“ Und schon hatte sie aufgelegt.

Ich drückte ebenfalls auf 'Auflegen' und starrte mein Handy an. Was war das denn? So hatte ich sie bisher nur selten erlebt und meistens würde das nichts Gutes bedeuten.

Gähnend zuckte ich mit den Schultern. Ich würde es früh genug erfahren. Vielleicht hatte sie ja irgendwas vergessen oder so.
 

Zu müde um noch einen klaren Gedanken zu fassen, legte ich das Handy auf meinen Nachtschrank nieder, rutschte unter meine Decke und löschte das Licht.

Die folgende Nacht träumte ich unruhig.

Von der Zukunft, die schon bald wahr werden würde.
 


 

Temari
 


 

Es war mal wieder einer der Tage, an denen alle in die Schule gehen konnten, nur ich wieder mal nicht.

Ich fühlte mich mies und Sakura hatte mich am Morgen gleich wieder ins Bett verbannt. Anscheinend sah man es mir an.

Jedenfalls hockte ich nun hier, allein, in unserem Zimmer fest. Die Langeweile war heute mein bester Freund, sie begleitete mich wirklich den ganzen Vormittag über und auch nach dem Mittag wollte sie mich nicht loslassen.

Ich zählte gerade die Regentropfen an der Balkontür, als es klopfte. Ruckartig setzte ich mich auf und spürte mein Herz schnell schlagen.

Ach, auf einmal kannst du problemlos funktionieren?!, dachte ich grimmig, als ich den Besucher herein bat.

Wer dann den Raum betrat, hätte ich mir im Leben nicht erträumen können. „Was machst du denn hier?“, brachte ich schließlich heraus und winkte ihn in den Raum. Dabei nahm ich einen wunderbaren Duft war, der mich zum schwärmen brachte.

Zögernd kam er herein. „Na ja, ich hab mich gewundert, wo du bist. Sakura hat mir gesagt, dass es dir nicht gut geht, und da dachte ich, ich schau mal nach dir.“ Er zog seinen Arm, den er hinter dem Rücken versteckt hielt, hervor. „Ich hab dir auch Blumen mitgebracht.“ Es war ein wunderschöner Strauß aus Jasmin.

Ein warmes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. „Danke, Shikamaru.“

Er schaute sich um. „Habt ihr vielleicht irgendwo 'ne Vase?“

„Hol am besten ein Glas aus dem Bad. Am Waschbecken. Und dann zieh deine Jacke aus, wenn du vorhast, länger zu bleiben.“
 

Er ging und als ich mir bewusst wurde, was ich überhaupt zu ihm gesagt hatte, wurde ich leicht rot. Länger bleiben. Wie hörte sich das denn bitte an?

Shikamaru kam dann wieder, mit dem Glas und den Blumen darin, und stellte sie auf meinen Nachtschrank. „Danke.“ Ich beugte mich etwas zum Nachtschrank, schnupperte und schloss die Augen.

Bis Shikamaru antwortete:„Ach, bedank dich nicht.“ Er ließ sich auf meiner Bettkante nieder. „Geht’s dir besser?“

Ich strich mir einige Haarsträhnen zurück, als ich mich wieder ins Kissen sinken ließ. „Ja, etwas. Ich bin froh, dass du hier bist. Mir ist sterbenslangweilig.“

Er grinste. „Na, das wollen wir ja nicht.“

Ich fing ebenfalls an zu grinsen.

Bevor ich irgendetwas sagen konnte beugte er sich zu mir hinunter und legte seine Lippen auf meine. Wir versanken in einen langen, sanften Kuss, dem weitere folgten.

Irgendwann lösten wir uns voneinander und sahen uns in die Augen. Wie viel Zeit vergangen war, konnte ich nur schlecht einschätzen. Deswegen ließ ich es auch und schaute lieber Shikamaru tief in seine Augen. Sie strahlten Wärme aus.

Für mich.

Schweigend blickten wir uns einfach nur eine zeitlang in die Augen.
 

Doch dann brach ich das Schweigen und räusperte mich. „Wieso hast du mich geküsst?“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Wieso hast du mitgemacht?“

Augenblicklich schoss Röte in mein Gesicht. Verdammt! Blöde Körperreaktionen! Und mein Herz pumpte natürlich weiter schnell, als würde es ihm gar nichts ausmachen. Verräter.

„Ähm…“

Er umfasste meine Hand mit seiner. „Schau mich an.“

Ich sah auch zu ihm auf.

„Temari, ich weiß nicht wies dir geht, aber ich werde langsam verrückt, wenn ich dir nicht langsam die Wahrheit sage: Ich liebe dich.“

Für einen kurzen Moment war ich sprachlos, doch dann zog ich ihn zu mir herunter und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss und wir ließen uns beide sinken. Unendlich viele Küsse tauschten wir aus, bis ich ihn weg schob, weil meine Luft knapp wurde.

„Ich liebe dich auch, Shikamaru.“ Ich musste lächeln und er auf meine Worte auch.
 

Für einen winzigen Augenblick war ich so glücklich, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Doch dann fiel mir etwas ein und Angst überfiel mich, legte sich wie ein Schatten um mich.

Ich konnte nicht länger in sein Gesicht schauen und bemerkte, wie ich anfing zu zittern.

Die Wahrheit war, ich konnte einfach nicht mit ihm zusammen sein. Jedenfalls nicht auf lange Zeit und genau das jagte mir eine Scheißangst ein.

„Temari?“ Ich spürte seine Hand an meiner Wange. „Was hast du auf einmal?“

Mit Tränen in den Augen sah ich ihn an. „Ich hab Angst…“

„Wovor?“ Er schien sichtlich verwirrt und rutschte ein Stück weiter auf mein Bett. „Rede mit mir.“

Ich holte tief Luft. Einmal. Zweimal. Dreimal.

Dann endlich hatte ich den Mut zum Reden: „Du weißt es nicht, aber letztens in der Sport-AG hat es wieder angefangen. Also, mein Herz macht mir wieder Probleme und seitdem ist es wieder öfter geworden… Ich habe Angst, Shikamaru.“

Als er mich erstaunt und gleichzeitig ungläubig ansah, hielt ich ihm meine Hand hin, die heftig zitterte, nicht nur durch meine Angst. „Schau. Ich will dich nicht so schnell wieder verlieren.“ Jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten.
 

Shikamaru zog mich in seine Arme und ich drückte mich gegen ihn, betete meine Wange an sein Shirt und weinte einfach meine ganzen Gefühle aus.

Er strich mir über den Rücken und hielt mich einfach nur fest. Dabei summte er eine beruhigende Melodie, die mich nach wenigen Augenblicken zur Ruhe kommen ließ. Die Tränen versiegten und ich konnte mich wieder fassen.

Dann hielt er mich ein Stück von sich weg, und strich mir über die Wangen, wo kurz vorher noch die Tränen entlang gekullert waren. „Bisher ist nichts verloren, Temari.“

Er schien zu überlegen, bevor er weiter sprach. „Kannst du laufen?“

Ich strich mir über die Wangen und nickte. „Wieso?“

„Weil wir jetzt zum Arzt gehen und gleich etwas tun. Okay? Dann brauchst du keine Angst mehr haben.“ Er küsste mich auf die Stirn und ich war einverstanden.

Es war das Beste, was wir im Moment tun konnten.
 


 

Als wir beim Arzt saßen wurde ich hibbelig.

Shikamaru drückte sanft meine Hand, beugte sich zu mir und flüsterte in mein Ohr: „Egal was raus kommt, wir werden die Zeit nutzen, okay?“

Ich nickte - trotzdem war ich weiterhin angespannt.

Die Untersuchung hatte ich bereits hinter mir und nun warteten wir schon geschlagene zehn Minuten darauf, dass der Arzt zurückkam.
 

Schließlich öffnete sich die Tür und er kam herein. „So, wir haben vorliegende Ergebnisse des Testes.“ Er setzte sich uns gegenüber und öffnete meine Akte.

„Miss Sabakuno, es war gut, dass Sie hergekommen sind. Anscheinend hat Ihre Kur nicht richtig angeschlagen gehabt. Deswegen haben Sie jetzt solche Probleme mit Ihrem Körper.“

„Kann man dagegen irgendwas machen?“ Shikamaru sprach, denn ich bekam kein Wort mehr aus meiner Kehle.

Der Arzt reichte eine Packung über den Tisch, die Shikamaru entgegen nahm. „Das sind Tabletten, die das Herz zum Schlagen anregen und sämtliche Nebenwirkungen vermindern. Außerdem hab ich sie auf die Spenderliste geschrieben. Wenn sie Glück haben, dann wird Ihr Leiden bald ein Ende haben.“

Die Hoffnung auf Besserung brachte mich leicht zum lächeln. „Meinen Sie ich habe eine Chance?“

„Ja, die haben Sie definitiv.“

„Ich danken Ihnen.“ Wirklich dankbar ergriff ich seine Hand und schüttelte sie.

Ein Lächeln lag auf seinen Lippen. „Ich hoffe, Sie nicht so bald wieder hier zu sehen und wünsche Ihnen gute Besserung.“

„Danke“, sagte diesmal Shikamaru, der die Packung Tabletten eingepackt und nun die Hand des Arztes ergriffen hatte, um sie zu schütteln.
 

Dann verließen wir den Behandlungsraum und ich fiel ihm erstmal in die Arme, dankbar darüber, dass er mich dazu überreden konnte, hierher zu kommen.

„Meinst du, es wird endlich alles gut?“

Er strich durch mein Haar. „Das hoffe ich. Aber ich bin sehr optimistisch. Du wirst leben, Temari.“

Lächelnd zog ich ihn zu mir runter und küsste ihn sanft, genoss den Moment und schloss die Augen.

Es würde alles endlich gut werden. Ich glaubte ihm.

Denn mit Shikamaru an meiner Seite würde ich alles schaffen können. Auch den Tod zu überlisten.
 


 

To be continued.



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Von:  dark_rose_princess
2011-10-06T11:50:10+00:00 06.10.2011 13:50
eine richtig geile fanfic!!! ^-^
schade das sie im moment pausiert...!
würde mich freuen wenn du mir bescheid sagen könntest wenns weiter geht!

lg dark rose
Von:  vanii
2011-04-15T18:23:18+00:00 15.04.2011 20:23
Wirklich ein schönes Kapi.
Das Shika Tema einfach mal eben so geküsst hat finde ich gut und dass die Beiden danach zum Arzt gegangen sind ist natürlich auch positiv. Vorallem weil der Arzt ja jetzt die helfenden Medis gegeben hat, die hoffen wir mal helfen werden.
Mal sehen was es mit der Mutter von Ino auf sich hat. Die war ja, nachdem sie den Namen Kiba gehört hatte, ziemlich merkwürdig.
Mhh, was sich wohl dahinter verbirgt? Ich lass mich überraschen.

Glg

vanii
Von: abgemeldet
2011-04-03T10:15:18+00:00 03.04.2011 12:15
Hallöchen ^^
wie ich schon abgekündigt habe ist Sonntag der Kommitag ^^ Also lege ich jetzt mal los^^
Es freut mich für Ino, dass sie mit Kiba so glücklich ist ^^, er trägt sie ja echt auf Händen. Das mit dem Sonnenuntergang war auch echt romantisch. Ihre Mutter hat ja mal echt komisch reagiert. Da ist bestimmt was im Busch.

Temaris Teil war auch sehr schön. Toll, dass Shika und sie sich ihre Liebe gestanden haben^^ und jetzt wird es ihr auch hoffentlich bald gesundheitlich besser gehen.
Ich hoffe das beste.

Bis dahin
LD <3
Von: abgemeldet
2011-04-01T19:01:13+00:00 01.04.2011 21:01
Hallöle.

Mal wieder schreibe ich dir, wenn ich sowieso schon mit dir schreibe. Fetzt.
Naja. Auf Prinzenessen habe ich nach wie vor keinen Bock, aber ich werde wenigstens was essen & dann verschwinden.
Passiert doch eh nichts...wie die vergangenen Jährchen auch.^^
Jetzt aber zu deinem Kapitel.^^

Jap. Ino lässt es einfach so im Raum stehen. Kenn ich ziemlich gut. xD
Ino ist sicherlich cool, hübsch, beliebt & knorke & hat vielleicht auch ne Kaktusplantage?!
Sorry. Höre das grad. Da wir es heute in Kunst hattten.^^
Nein. Also Inos Part hat mir echt gut gefallen. Ich finde es so schön, dass die beiden sich so toll ergänzen.
Tja. Ihre Mutter, gut das ich weiß, ob es nen Problem gibt, oder nicht. Heißt die auch Obi?

Oh wie toll. Die beiden sind endlich zusammen.
Das wusste ich mal nicht & habe mich ganz doll gefreut.^^
Auch schön, dass Shikamaru zusammen mit Temari zum Arzt gegangen ist.
Brauch Temari auch Lavendeltaschentücher??
Wäre doch geil.
Wie die brennenden Meerschweinchen.^^

Okay. Ich schreibe grad totalen Mist & meine Tastatur hängt total.
Also.
Man sieht sich morgen.
Bis denn.
ld
<3
Von:  nutellafan
2011-04-01T14:48:11+00:00 01.04.2011 16:48
Hallo. (:
Ach, nein... was für ein zuckersüßes Kapitel! (x
Ich musste dauernd lächeln, vor allem an den Stellen mit Shikamaru & Temari. Endlich, endlich sind die zwei zusammen.♫

Was Ino & Kiba angeht... ich fühle etwas schlechtes... :D
Ich bezweifle, dass das mit ihrer Mutter etwas Gutes auf sich hat. :/

Nun ja, war jedenfalls mal wieder schön zu lesen. (:
Ich freue mich schon auf dein nächstes Kapitel - wenn es dann auch mal mit Hinata & Naruto weitergeht. :P Darauf bin ich schon mal gespannt. (;

Also denn -
Alles Liebe,
nutellafan.♥
Von:  chrissy-chan91
2011-04-01T12:27:43+00:00 01.04.2011 14:27
sorry das ichb erst jetzt schreibe

aber das zwischen Temari und shika war wirklich richtig süß
ich freu mich schon aufs nächste kapi

lg chrissy
Von:  Hannes-Sama
2011-04-01T10:10:16+00:00 01.04.2011 12:10
oha o_O erst wirfst du fragen auf, aber dann gibst du grund zur hoffnung

zu inos teil:
ich bin ja gespannt, was mit ihrer mutter ist und warum sie so komisch am telefon war
und auch inos reaktion darauf, wenn hinata zurückkommt wird sicher interessant

zu temari:
irgendwie will ich nicht meckern, immerhin sind die zwei jetzt zusammen... auch wenn es mir ein klein wenig zu schnell ging ;) aber es war verschmerzbar. und es gibt jetzt ja auch hoffnung für ihr herzleiden ^^
Von:  The-Sunn
2011-03-31T19:08:31+00:00 31.03.2011 21:08
echt süßes kapitel

Von:  naruhina-chan
2011-03-31T18:13:05+00:00 31.03.2011 20:13
Schönes Kapitel!
Ich freue mich schon aufs nächste!
Ich hoffe auch dass es dort mit NaruHina weitergeht^^

LG naruhina-chan
Von:  mudblood
2011-03-30T19:52:47+00:00 30.03.2011 21:52
Ein schönes Kapi (:

Ino und Kiba sind echt Zucker xD Und er ist ja ein verdammter Chameur.
Nur ich stimme santos-w zu. Was hat Inos Mutter vor?

Temari und Shika. Einfacht toll. Endlich haben die Beiden es auch irgendwie geschafft.


Nun hoffe ich nur noch auf Hinata&Naruto und Sasuke&Sakura. Und natürlich ganz viel Herzschmerz xD

Bis zum nächsten mal.


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