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Serenity

Eine Prinzessin auf Abwegen
von

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Wer ist Serenity?

Es war vor sehr langer Zeit, da gab es ein wunderschönes Königreich auf dem Mond. Alle Bewohner, die dort geboren wurden, waren unsterblich. In der Blüte ihrer Schönheit und Kraft hörten sie auf zu altern und von da an lebten sie mit diesem Körper. Alle Einwohner waren dadurch von außergewöhnlicher Schönheit. Doch keiner war so schön, anmutig und vor allem freundlich wie die Prinzessin dieses Reiches. Serenity. Ein Juwel. Sie war gerade 15 Jahre alt geworden und anlässlich dieses Tages gab ihre Mutter, die Königin über das Mondreich und ebenfalls Serenity hieß, einen großen Ball.

Viele Prinzen und Prinzessinnen kamen aus allen Teilen des Sonnensystems. Es gab viele Gerüchte, ob Serenity denn wirklich so schön sei, wie es überall gesagt wurde und die jungen Leute wurden nicht enttäuscht. Sobald sie den Ballsaal betrat, wanden sich alle Köpfe um und es wurde hinter ihrem Rücken getuschelt.

„Ist sie das?“ „Sie gleicht einem Engel, der vom Himmel herunter gestiegen ist!“ „Nein, eher der Mondgöttin persönlich!“

Und in der Tat glich sie einem vom Himmel gesandten Engel. Sie hatte eine sehr zierliche Figur, welche vom dem weißen Kleid noch betont wurde. Es lag im Bereich ihres Oberkörpers sehr eng an und war ohne Ärmel, sodass ihre Schultern freilagen. Vorne war es mit dazu passenden Perlen bestickt, die ringförmige Muster um ihre Brust bildeten. Dann lief das Kleid in sanften Wellen bis zum Boden hinunter. Der Stoff an dieser Stelle bestand aus mehrere Lagen durchsichtiger Seide, die ihre wunderschönen und perfekten Proportionen nur spärlich verhüllten. Lange wallende goldblonde Haare zu zwei Zöpfen geformt, fielen ebenfalls bis zum Boden und rahmten eine sehr edel geformtes Gesicht mit hohen Wangenknochen und sinnlich geschwungenen Lippen ein. Doch am markantesten waren wohl Serenity´s Augen. Strahlend hellblaue Augen, gesprenkelt von dunkelblauen Zacken, die einem, wenn er in Genuss kam von ihr angeschaut zu werden, bis in die Seele hineinzublicken schienen und wirklich das Innerste ihres Gegenübers zu sehen. Klar und deutlich wie diese Person wirklich war.

Doch die junge Prinzessin bemerkte die Aufregung um ihre Person nicht. Von kindlicher Unschuld beseelt unterhielt sie sich mit jedem freundlich, der das Wort an sie richtete. Nahm die Komplimente der Prinzen verwundert entgegen und verstand die eifersüchtigen Blicke der anwesenden Prinzessinnen nicht. Tatsächlich war dies so, denn obwohl Serenity vom Aussehen her die schönste Frau im Raum war, so hatte sie sich innerlich die Reinheit und Unschuld eines Kindes bewahrt. Ihrem Liebreiz konnte keiner lange wiederstehen und so waren bald alle Anwesenden sehr angetan und genossen das herrlich Fest, selbst die eifersüchtigen Prinzessinnen. Dies war auch eine besondere Gabe von Serenity. Sie konnte andere nur durch ihre bloße Präsenz glücklich machen. Jedoch war sie sich auch dieses Umstandes nicht bewusst.

Fröhlich und zufrieden bemerkte die Königin wie alle ihre Tochter musterten und welche Bewunderung für ihre Schönheit sie von allen entgegengebracht bekam. Also hatte sie doch recht damit getan noch zu warten, bis sie Serenity in die Gesellschaft einführte. Ein Jahr hatte die Prinzessin von einem Mädchen körperlich zu einer erblühenden jungen Frau reifen lassen. Aber nur körperlich, wie die Königin sich wiederstrebend eingestand. Denn Serenity nahm die Annäherungsversuche der Prinzen überhaupt nicht zur Kenntnis. Für sie war es lediglich ein Vergnügen.

Doch für die Königin diente es einem viel größeren Anlass, als nur aus Spaß. Sie hegte die Hoffnung, dass ihre Tochter hier oder bei einem späteren Ball einen würdigen Ehemann finden würde, der dem Mondreich ein starker König sein würde. Denn dunkle Zeiten brachen an. Auf der Erde, dem Planeten, welchen es durch das Mondreich zu beschützen galt und auch dafür Sorge zu tragen, dass dort Frieden herrschte, gab es viele Unruhen. Man munkelte auch, dass es dort bald zu kriegerischen Ausschreitungen kommen würde.

Deshalb hatte die Königin beschlossen Serenity an ihrem 15. Geburtstag in die Gesellschaft einzuführen. Somit konnte nun jeder Prinz um die Hand der Kronerbin und zukünftigen Königin über Silbermilenium, wie das Mondreich auch genannt wird, anhalten. Aber sie wollte Serenity auch die Wahl lassen. Sie hätte nun drei Jahre Zeit, sich für einen Prinzen ihrer Wahl zu entscheiden. Denn mit dem Erreichen ihrer Volljährigkeit würde sie den Thron besteigen und Herrscherin sein. Aber all dies wollte die Königin ihrer noch jungen unschuldigen Tochter erst morgen sagen, denn jetzt sollte diese einen unbeschwerten und schönen Abend verleben.

Von den Plänen ihrer Mutter nichts ahnend, tat Serenity auch genau das. Sie tanzte mit vielen Prinzen und hatte schon bald wunde Füße. Sie wollte sich eine Weile ausruhen aber die Scharr der jungen Männer, die mit ihr tanzen wollten, schien einfach kein Ende zu nehmen.

Da hatte sie die zündende Idee. Sie würde einfach eine Ohnmacht vortäuschen und hätte dann sicherlich eine Weile ihre Ruhe, hatte es doch bei der letzen Tanzstunde auch so wunderbar geklappt. Ihre strenge und überaus gemeine Tanzlehrerin wie sie fand, hatte sie wieder mal wegen ihrer Unaufmerksamkeit gescholten. Dabei war gerade an dem Fenster ein Schwarm voller bildhübscher schneeweißer Schwäne vorbei geflogen und sie hatte sie doch nur an ihrem Anblick erfreut. Und danach hatte sie sich vorgestellt, wie es wäre auf solchen wunderschönen Geschöpfen zu reiten. Da vergaß sie die Worte der Lehrerin einfach. Und indem Augenblick, als sie die erklärenden Worte nicht in Tanzschritte umsetzen konnte, bekam Fr. Haruna einen solchen Wutanfall, das sich sogar ihre Gesichtsfarbe verändert hatte. Dann sah sie immer aus wie ein roter Luftballon, jedoch wusste die Prinzessin aus Erfahrung, dass bei diesem Anblick nicht gut Kirschen essen mit ihrer sonst sehr geduldigen Lehrerin war. Also hatte sie aus reiner Not natürlich einen Ohnmachtsanfall vorgetäuscht. Und es war zuerst wunderbar gewesen, denn sofort war die Wut über ihre Unaufmerksamkeit vergessen gewesen und tiefe Sorge hatte sie im Gesicht von Fr. Haruna gelesen. Es wurde ein Arzt gerufen, der ihr einen Tag Bettruhe verordnete und sie hatte nichts weiter tun müssen, als zu schlafen und zu träumen. Zwei ihrer Lieblingsbeschäftigungen nach dem Essen. Doch ihr war auch die Sorge der Tanzlehrerin, Diener und aller anderen nicht entgangen. Selbst ihre Mutter war vor Entsetzen und Sorge an das Bett ihrer angeblich kranken Tochter geeilt. Jetzt viel ihr auch wieder das schlechte Gewissen ein, welches sie danach gehabt hatte. Schließlich hatte sie es sogar ihrer Mutter gebeichtet. Die Königin war darüber sehr enttäuscht gewesen. Also hatte Serenity versucht es wieder gut zu machen, indem sie sich öffentlich beim ganzen Mondvolk, welches um die plötzliche Schwäche der jungen Kronerbin ebenfalls sehr besorgt war, und allen anderen entschuldigt hatte und ihre Tat offenbarte.

Diese Ehrlichkeit und der Mut noch dazu sich vor das versammelte Volk zu stellen, hatte nicht nur der Königin, sondern allen sehr imponiert. Zeigte es doch die innere Stärke des Charakters von Serenity und ihre Fähigkeit, Fehler einzusehen und daraus zu lernen.

Also kam diese Idee ganz bestimmt nicht mehr in Frage. Also beschloss sie es einfach mit der Wahrheit zu probieren. Sie stellte sich der Scharr ihrer Verehrer entgegen und räusperte sich um Gehör bei ihnen zu finden.

„Liebe Prinzen, ich genieße die Tänze mit ihnen wirklich in vollen Zügen, aber auch meine Ausdauer hat irgendwann ihre Grenzen. Ich tanze nun schon den ganzen Abend und kann sagen, dass ihre Tanzkünste mich wirklich sehr erstaunt haben, aber leider muss ich nun eine kleine Pause machen, damit ich in Kürze wieder in den Genuss ihrer Kunst kommen kann. Bitte seien sie mir nicht böse und wenn doch, dann verzeihen sie mir hoffentlich schnell wieder!“ sprach die Prinzessin mit ihrem hin reißendsten Lächeln und verschwand auf einem privaten Balkon, der nur der königlichen Familie zugänglich war.

Tatsächlich war kein einziger Prinz, dem sie gerade abgesagt hatte sauer oder gar beleidigt. Denn die Prinzessin war sich ihrer Ausstrahlung wie gesagt nicht bewusst. Bei dem Klang ihrer Stimme waren im ganzen Raum die Gespräche verstummt und alle hatten ihr gelauscht. Auch hatte sie unbewusst die richtigen Worte gewählt um ihr kurzes Aussetzen vom Tanz zu erklären. Selbst ihre Mutter fand, sie hätte es nicht diplomatischer machen können, wäre sie in dieser Situation gewesen. Schwer seufzte die Königin, die während des ganzen bisherigen Balls auf ihrem erhöhten Thron gesessen hatte. Langsam wurde ihre kleine Tochter erwachsen.

Währenddessen hatte Serenity es sich auf einer steinerden Marmorbank bequem gemacht und schaute sich nun wieder die Erde an. Der Planet, welches ihre Aufgabe war ihn eines Tages zu beschützen und den Frieden dort zu wahren. Wie schön er war! Manchmal sehnte sie sich nach ihm. Nach dem Wind, nach Blumen und nach dem Rauschen von Ozeanwellen. Zu gern würde sie einmal all das noch soviel mehr erleben. Aber als Mondprinzessin würde sie es wahrscheinlich niemals dürfen. Ihre Mutter hatte ihr einmal erklärt, warum sie sich keiner Gefahr aussetzen dürfe. Sie erinnerte sich noch genau an dieses Gespräch.

„Du weißt, dass wir, also das Mondvolk unsterblich sind. Wir können ewig leben, es sei denn wir werden getötet. Denn das ist möglich. Wir haben zwar eine unendliche Lebensspanne, aber unsere Körper bestehen auch nur aus Fleisch und Blut. Und es gibt etwas, das wir nicht können, so wie die Erdenbewohner oder anderen Bewohner der Planeten. Uns ist zwar als einzigem Volk im Sonnensystem Unsterblichkeit gegeben, aber wir können nur ein einziges Kind bekommen. Nur eins und nicht mehr. Das heißt Serenity, wenn dir etwas zustößt, dann wird Silbermilenium ohne Führung sein.“

„Aber Mutter“, hatte die damals 14-jährige Serenity gefragt, „ was ist denn mit dir? Auch wenn ich sterben sollte, bist du doch noch da um das Mondreich weiter zu regieren. Schließlich bist du doch auch unsterblich.“

„Ja, mein Schatz theoretisch hast du recht, aber ich werde dann all meine Kraft verloren haben. Weißt du, Serenity, warum wir in der Lage sind, den Frieden zu gewehrleisten.“ Die kleine Prinzessin hatte nur den Kopf geschüttelt. „Weil wir, die Königsfamilie, über eine mächtige und sehr gefährliche Waffe gebieten. Den heiligen Silberkristall. Mit seiner Macht können wir sogar, wenn wir wollten, das ganze Sonnensystem zerstören. Jede Königin und es hat immer nur Königinnen gegeben, weil Männer ihn nur missbraucht hätten, gibt die Macht über diesen Kristall an ihre Tochter weiter. Wenn du 18 Jahre alt wirst, dann verliere ich meine Macht über ihn und sie geht auf dich über. Deshalb darf dir nichts zustoßen, denn nur du wirst ihn später einsetzen und damit herrschen können.“ Die kleine Serenity war völlig entsetzt gewesen über ihre spätere Macht.

„Aber wie soll ich denn entscheiden, wann ich ihn einsetzen soll und wann nicht. Und woher soll ich wissen, wie man seine Macht freisetzt und …. Und …und !“ Serenity war damals den Tränen nahe gewesen, doch hatte auf einmal sie eine unglaublich warme Aura gespürt und ihre Stirn hatte sich plötzlich angenehm warm angefühlt. Was ist das, dachte sie und schaute wieder ihre Mutter an.

Sie war in ein warmes und weißes Licht getaucht und auf ihrer Stirn leuchtete ein goldener Halbmond genau in der Mitte oberhalb der Augenbauen. In den Händen hielt sie eine sich drehende Kristallblume, von der die warme und beruhigende Aura ausging.

„Serenity, meine Tochter, dies ist der Silberkristall und du spürst seine Wärme. Niemals wirst du ihn für etwas Böses einsetzen, da bin ich mir ganz sicher. Denn alle Königinnen, die vor dir und mir gelebt haben, werden alle ihre Erfahrungen an dich weitergeben durch diesen Halbmond.“ Damit deutete die Mondkönigin nach oben auf ihre Stirn. „Auch deine Stirn leuchtet, mein Schatz!“, bemerkte ihre Mutter lächelnd und Serenity fasste sich nun an ihre Stirn und erkannte, dass sie recht hatte. „ Dies ist das Zeichen für die Mitglieder der königlichen Familie. Nur weibliche Nachkommen tragen dieses Zeichen und nur sie können, wie gesagt, den Silberkristall kontrollieren. Die Könige, die sich die Königinnen erwählten, haben ihn nie getragen. Denn unsere Göttin, Selene, nach der du und ich benannt sind Serenity, wurde von ihrem Gemahl schändlich verraten. Deswegen hat sie, als sie den Planeten leben einhauchte eine ihrer Töchter die Macht gegeben über dieses Leben zu wachen und es zu beschützen. Keinem ihrer Söhne. Und so wurde diese Macht immer nur an die Frauen weitervererbt. Aber auch diese machten Fehler und waren nicht ohne Makel. Deswegen schupf die Selene dieses Zeichen!“, damit deutete sie wieder auf den entstandenen goldschimmerten Halbmond von sich und auf den von Serenity. „Durch dieses Zeichen erhielt fortan jede junge Königin mit dem Besteigen des Thrones an ihrem 18. Geburtstag alle Erfahrungen und Weisheiten der Vorangegangenen. Deshalb glaube ich, dass auch du eine wunderschöne und vor allem gütige Königin sein wirst.“

„Gut Mutter, ich glaube da hast du recht!“, sagte die kleine Serenity. „ Aber eine Frage habe ich noch, wieso sind alle diese Königinnen nicht hier, wo wir doch unsterblich sind!“

Da lächelte die Königin wissend, dass auch sie einmal vor sehr vielen Jahrhunderten die gleiche Frage gestellt hatte an ihre Mutter. „Wenn man ein unsterbliches Leben hat Serenity, dann hat man irgendwann alles gesehen und miterlebt. Da habe ich mich, wie viele Frauen unserer Familie vor mir, entschieden, das es an der Zeit ist ein Kind zu bekommen.“ An dieser Stelle strich sie Serenity liebevoll über den Kopf. „Nun sehe ich wie du heran wächst und das ist bisher meine schönste Freude in meinem ganzen Leben. Aber bald wirst du erwachsen sein und mich nicht mehr brauchen.“ Bei diesen Worten erstarrte die junge Prinzessin und drängte sich ganz nah an ihre Mutter, die mittlerweile den Silberkristall hatte verschwinden lassen an einen geheimen Ort.

„Nein Mama, du darfst mich nicht alleine lassen mit dieser schweren Bürde. Ich will, dass du immer bei mir bleibst.“ Die Königin umarmte und drückte ihre Tochter noch fester an sich bei der Erwähnung des Wortes Mama. Die Etikette erlaubte ab einem gewissen Alter dieses Wort nicht mehr und es sprach für die Tiefe der Gefühle von Serenity, dass sie dieses benutzte.

„Hab keine Angst, Serenity. Ich werde erst gehen, wenn du mich nicht mehr brauchst!“, beruhigte sie ihre Tochter. Anschließend hatten sie noch eine Weile beieinander gesessen. Später hatte Serenity sehr lange und intensiv über all das Gesagte nach gedacht. Doch hatte sie bis jetzt immer gehofft, das alles so bleiben würde wie es war. Das sie immer ein Kind bleiben würde und ihre Mutter immer bei ihr sein würde. Doch nun, als sie auf dem Balkon saß und die Erde betrachtete, wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie nur drei Jahre Zeit hatte, bis sie Königin werden würde. Ihr Geburtstag war der beste Beweis wie schnell die Zeit verging.

Wenn sie die Erde noch irgendwann sehen und ihre Schönheiten erleben wollte, musste sie es vor ihrem 18. Geburtstag tun. Ansonsten würde sich keine weitere Gelegenheit dazu bieten.

Die Gestalt aus Licht

Hi, dankeschön für den Kommentar! ich hoffe das dir hier ihre wesenszüge auch gefallen, wie ich sie hier beschrieben habe^^
 

Sie dachte sehr intensiv nach und doch wollte es ihr irgendwie nicht so recht gelingen, sich einen Plan auszudenken. Sie bemerkte auch nicht wie schnell die Zeit vergangen war. Der Ball näherte sich langsam seinem Ende zu und die Prinzenscharr wartete noch immer sehnsüchtig auf die Prinzessin. Schließlich war auch die Königin der Meinung, Serenity hätte nun genug Zeit auf dem Balkon verbracht, denn schließlich war dieses Fest zu Ehren ihres Geburtstages und ein noch längeres Fernbleiben wäre für die vielen angereisten Gäste eine große Beleidigung gewesen. Die Königin rekapitulierte ihre Gedanken bezüglich der Reife ihrer Tochter.
 

Sie winkte einen Diener herbei, welcher überall im Saal mit Getränken und kleinen Appetithäppchen herum liefen und befahl dem Angesprochenem ihre Tochter vom Balkon zu holen. Sogleich eilte dieser um dem Befehl folge zu leisten. Doch als er gerade die Tür aufmachte um sie zu rufen, stockte ihm der Atem. Serenity saß dort in der Dunkelheit der Nacht, aber um sie herum war es nicht dunkel. Sie strahlte eine warme Aura aus und ihr Körper war sanft von weißem Licht umhüllt, dass wie das des Vollmondes aussah. Rein und Hell. Ihre Augen schienen etwas zu sehen, was für andere unsichtbar war und ihren Mund umspielte ein leichtes Lächeln. Auf ihrer Stirn war ein Halbmond erschienen.
 

Völlig perplex stolperte der Diener zurück zum Thron der Königin und brachte nur gestammelte Worte hervor. Königin Serenity machte sich Sorgen ihrer Tochter könnte irgendetwas passiert sein und so lief fast rannte sie nun selbst zum Balkon. Doch was sie dort sah, hatte sie nicht erwartet. Wie konnte das sein?, fragte sie sich. Die junge Prinzessin war dabei als Königin zu erwachen. Aber sie war doch noch gar nicht volljährig! Was ging hier vor? Sie wusste, dass das in der Geschichte des Mondreiches noch nie vorgekommen war. Also warum erwachte ihre Tochter!
 

Die Unruhe der Königin und das Fernbleiben der Thronerbin entgingen den Menschen im Raum nicht. Es lag eine große Spannung in der Luft. Die Gäste waren zusehends verwirrter. Schließlich ries sich die Königin vom Anblick ihrer Tochter los und wandte sich wieder den Leuten zu. Sie trat wieder zurück zum Thron.
 

„Nun liebe junge Prinzen und Prinzessinnen der Baal neigt sie jetzt dem Ende zu und ich danke ihnen und ihren Eltern für ihr Erscheinen. Es war uns eine große Ehre. Doch meine Tochter kann den Baal leider nicht offiziell beenden, da sie unpässlich ist. Ich hoffe trotzdem, dass es ihnen großen Spaß gemacht hat und wir sie hoffentlich bald wieder einmal hier begrüßen dürfen. Ich wünsche ihnen noch eine angenehme Nachtruhe.“
 

Nach diesen Worten hastete Königin ohne sich noch weiter um die Anwesenden zu schären zurück zu ihrer Serenity. Einige Prinzen waren sehr enttäuscht, dass sie mit der wunderschönen Serenity nicht noch einmal tanzen konnten. Aber die Ansprache der Königin war eindeutig gewesen. Der Baal war zu Ende und man würde Serenity erst morgen bei der offiziellen Verabschiedung noch einmal zu Gesicht bekommen. So wurde der Festsaal langsam leerer und leerer und die Diener fingen an aufzuräumen. Aber die Meisten waren mit ihren Gedanken bei der Prinzessin. Was sie wohl hatte? Warum ging es ihrer lieben und schönen Prinzessin schlecht?, fragten sich viele der Bediensteten. Die Sorge und Angst um das Wohlergehen der jungen Kronerbin hatte sich schon bald im ganzen Mondreich trotz der späten Stunde herum gesprochen. Das Volk des Mondes liebte Serenity sehr, denn sie wussten, dass sie etwas ganz besonderes war. Schließlich fanden sich hunderte Menschen vor den Toren des Palastes ein und sie waren bereit solange zuwarten bis sie Auskunft über ihren Zustand hatten. Die Wachen vor dem Palast ebenfalls wie einfache Kaufleute oder Handwerker. Selbst die Geladenen Gäste befanden sich zwar in denen ihnen zugedachten Gemächern, aber auch sie hatten ihre Zopfen und Pagen ausgeschickt um sich nach der Gesundheit des Geburtstagskindes zu erkundigen.
 

Währenddessen war die Königin mit dem Diener, den sie vorher geschickt hatte, wieder zurück bei ihrer Tochter angelangt. Serenity saß noch genauso da, wie sie sie verlassen hatten. Ihre Augen sahen anscheinend Dinge, die sie nicht wahrnehmen konnte. Sie versuchte sich ihrer Tochter bis auf Armeslänge zu nähern, doch je weiter sie auf sie zutrat, desto stärker und intensiver wurde das Licht, welches Serenity umgab. Also gab sie es schließlich auf, aus Frucht sie könnte ihr irgendwie damit schaden. Aber was sollte sie nur tun? Sie musste sich eingestehen, dass sie zwar die Königin über den Mond war und die Macht über eine gefährliche Waffe hatte, aber in die Situation absolut nichts ausrichten konnte. So ließ sich die die Mutter der Prinzessin in einiger Entfernung nieder und wartete darauf, dass ihre Tochter wieder zu sich kam.
 

Nach ungefähr 20 Minuten regte sich Serenity und das pulsierende weiße Licht begann sich in ihren Körper zurück zu ziehen, aber der Halbmond auf ihrer Stirn blieb. Der Diener hatte in dieser Zeit geistesgegenwärtig dafür gesorgt, dass Mutter und Tochter ungestört auf dem Balkon blieben. Er hatte sich vor die Eingangstür zum Balkon postiert und bewachte diesen.
 

„Wo bin ich? Was ist passiert?“, fragte die jüngere der Beiden Frauen völlig verwirrt. „Keine Angst mein Schatz, du bist auf dem königlichen Balkon und warst in eine Art Trancezustand! Sag, wie geht es dir und was hast du gesehen?“
 

Neugierig blickte Königin Serenity ihrer Tochter entgegen. Sie hatte sich ihr bis auf wenige Zentimeter genähert, sodass sie nun eine goldblonde Strähne beruhigend aus dem Gesicht streichen konnte.
 

„Ich weiß nicht wie es mir geht. Ich fühl mich so seltsam. Und ich habe viele Bilder gesehen aus längst vergangenen Zeiten. Mutter!“, sagte die Mondprinzessin aufgeregt, „ich glaube, ich habe die Stimme der Göttin gehört. Sie sprach zu mir!“ Völlig erstaunt über diese Äußerung, betrachtete die erfahrende und über viele Jahrhunderte alte Königin das junge Mädchen vor ihr. Hatte tatsächlich die Göttin Selene selbst zu ihr gesprochen! Was das überhaupt möglich. Noch in ihre Überlegungen vertieft, bemerkte die ältere Frau nicht wie sich in einiger Entfernung langsam eine Lichtgestalt materialisierte. Doch auf einmal nahm die Mondkönigin eine starke Aura in ihrer Nähe war und wandte sich erschrocken um. Wo hingegen ihre Tochter nicht einmal mit der Wimper zuckte. Im Gegenteil es schien so, als hätte die Blondine genau dies erwartet. Ruhig und gelassen trat die Jüngere zur Älteren, beruhigte sie mit einigen beschwichtigenden Worten und zusammen schenkten sie der wartenden Fremden aus Licht ihre Aufmerksamkeit.
 

Weise und gütig lächelnd sprach diese: „Nun, Königin des Mondes, verzeih, wenn ich dich mit meinem Erscheinen erschreckt haben sollte, aber es ist mir nicht möglich, anders mit mehreren Personen gleichzeitig zu sprechen.“ Königin Serenity brachte nur ein abgehacktes Nicken zu Stande. Zu tief saß anscheinend noch der Schock.
 

Nun stahl sich eindeutig ein amüsierter Ausdruck auf das Gesicht der Lichtfrau. „Gut, also ich denke mir zwar du weißt, wer ich bin, aber nur um sicher zu gehen, stelle ich mich noch einmal vor. Ich bin Selene, Göttin des Mondes, Schöpferin des Lebens auf den Planeten und die Mutter der allerersten Königin über den Mond, welche meine Tochter gewesen ist. Ich schaffe Leben und ich nehme es wieder, so wie auch mein Gemahl. Endymion, der Schöpfer der Planeten selbst.“ Bei der langen Erklärung der Göttin über ihre vielen Titel, hatte Serenity ein Gähnen nur mit Mühe unterdrücken können.
 

„Ich habe zuvor schon deiner Tochter wichtige Dinge über die Vergangenheit und auch die Zukunft in einer Vision gezeigt. Diese Informationen werden, wenn ich es für angebracht halte, wieder in deinem Gedächtnis auftauchen, Serenity. Doch jetzt ist noch nicht der rechte Augenblick, deshalb hast du bereits einen Großteil dessen, was ich dir zuvor gezeigt habe, wieder vergessen. Dies ist eine Zeit großer Veränderungen und es wird an dir sein, ob der Frieden weiter bestehen wird oder nicht, junge Prinzessin! Daher habe ich dich früher erweckt, als es normalerweise der Fall ist. Du besitzt jetzt bereits die Macht einer Königin des Mondes, aber sie wird noch viel weiter wachsen. Sie unterscheidet sich von der deiner Vorgängerinnen. Denn du wirst Verbündete haben, welche deine Macht stärken werden. So etwas hat es noch nie gegeben. Du wirst ein Bündnis mit allen Planeten dieses Sonnensystem eingehen und gemeinsam werdet ihr hoffentlich in der Lage sein, den Frieden zu erhalten.“ Erstaunt über diese Neuigkeiten blickte die reifere Serenity ihre Tochter an. Aber die Göttin sprach schon weiter.
 

Nun richtete die Göttin ihre Augen, die vorher nur auf Serenity verweilt hatten, auf die jetzige Königin. „Die Macht, die ich Serenity verliehen habe, unterscheidet sich wie gesagt, sehr stakt von der deinigen. Serenity hat zwar die Macht einer Mondkönigin, aber sie ist zu Zeit noch versiegelt in ihrem Körper, so wie der Silberkristall in deinem Körper sicher verwahrt ist!“ Bei dieser Offenbarung betrachtete Serenity interessiert ihre Mutter. Dahin war also der Silberkristall verschwunden. Sie hatte sich schon gefragt, wo er sein könnte. „Es gibt in diesem Augenblick zwei Silberkristalle, aber nur du kannst deinen einsetzen. Der zweite schlummert und wird nur bei Gefahr erwachen. Wenn Serenity dann 18 wird und deine Macht auf sie übergeht, werden sich beide Silberkristalle vereinen und einen noch viel mächtigeren zusammen erschaffen. Jedoch wird sich die Macht wieder aufteilen. Wie, das ist noch nicht von belang für euch. Später vielleicht einmal werde ich dieses Geheimnis preis geben.“ Gerade als die Lichtgestalt weiter fortfahren wollte, ertönte ein Schrei durch die finstere Nacht.

Sorge um Serenity

hi, hier ist das nächste, ich hoffe, dass euch meine rechtschreibfehler und so weiter nicht als zu sehr stören, gebe mein bestes um sie vermeiden, aber mein schreibprogramm hat eine macke. es findet keine fehler mehr, so genug gequatscht, viel spaß mit dem kapitel und ich hoffe, es gefällt euch! wenn ja könnt ihr das ja in einem kleinen kommentar äußern^^
 

Plötzlich wanden sich alle drei um und schauten vom Balkon hinab in den angrenzenden Blumengarten, welcher von nur auf dem Mond existierenden Blumen, Sträuchern und Bäumen gesäumt war. Eine junge Schwarzhaarige rannte dort unten um ihr Leben. Sie war anscheinend eine der geladenen Prinzessinnen und trug noch ihr wunderschönes rotes Abendkleid, das nun in Fetzen hing. Hinter ihr bewegte sich eine dunkle Masse auf sie zu. Erneut ertönte ein verzweifelter Schrei aus ihrer Kehle, als sie über eine Wurzel stolperte und zu Boden ging.
 

„Schnell, hilf ihr!“, befahl Selene der Königin. Aber diese war viel zu schockiert und regelrecht erstarrt. Im Gegensatz zu Serenity, welche der Aufforderung sofort Folge leistete. Der immer noch auf ihrer Stirn erkennbare Halbmond begann zu leuchten und eine genaue Kopie des Silberkristalls ihrer Mutter erschien in ihren Händen. Jedoch war diese Aura viel stärker. Die junge Prinzessin konzentrierte ihre Gedanken und ein heller Strahl gebündelter gleißender Energie fand seinen Weg direkt zum Feind. Die dunkle Masse löste sich augenblicklich auf und die junge Unbekannte war gerettet. Immer noch am Boden liegend wurde sie ohnmächtig und blieb an Ort und Stelle.
 

Serenity schaute überrascht auf ihre Finger, die immer noch ihren Silberkristall, der eigentlich in ihrem Körper versiegelt sein sollte, berührten. Nun, da die Gefahr gebannt war, verblasste der Kristall wieder. Sie hatte instinktiv reagiert, jetzt erst wurde ihr klar, was sie gerade geleistet hatte. Sie hatte eine gefährliche Macht eingesetzt und es doch auf der Stelle richtige gemacht. Denn ein Fehler, davon war sie überzeugt, hätte tödlich enden können. Wer weiß, bestimmt nicht nur für sie!
 

Die Bestätigung ihres Verdachtes erhielt sie von der Göttin, welche strafend und enttäuscht die ältere Ausgabe von Serenity musterte, bevor sie Serenity anerkennend zunickte. „Das war sehr gefährlich, was du eben getan hast. Eigentlich solltest dazu noch gar nicht in der Lage sein.“ Nachdenklich musterte die Lichtgestalt beide Frauen. „Aber“, und bei diesem Wort breitete sich ein Lächeln auf dem edelgeschnittenen und zeitlosen Gesicht von Selene aus, „du hast diesem Mädchen eben das Leben gerettet! Das war sehr mutig von dir und es überzeugt mich endgültig davon, dass ich richtig gehandelt habe, dich schon zu erwecken, doch während wir hier reden, sollte sich doch jemand um die Verletzte kümmern.“
 

Bei diesem Worten sah sie den Diener an, der zuvor unscheinbar am Rande des Geschehens gestanden hatte. Er war innerlich sehr erschrocken. Vor nicht einmal zwei Minuten hatte er noch den Eingang zum Balkon bewacht, damit niemand seine Königin und die Mondprinzessin störte. Plötzlich hörte er einen markerschütternden Schrei und stürzte ängstlich und von Sorge geplagt an diesen Ort. Und war fand er vor, eine leibhaftige Göttin im Zwiegespräch mit den Hoheiten. Doch um der Sache die gewisse Würze noch zu verleihen, rettete die kleine Serenity die zuvor Schreiende mit Kräften, die eigentlich nur die Königin selbst besitzen sollte. Er war nicht nur erschrocken, sondern auch vollkommen verwirrt.

Womit er aber offensichtlich nicht der Einzige war. Keiner der drei Menschen hatte sie bisher von Stelle gerührt. Zu seltsam und unwirklich war diese ganze Situation. Nach einigen Minuten räusperte sich die Göttin und wiederholte ihr Anliegen bezüglich des Mädchens Betreffens.
 

Nur mit Mühe unterdrückte Selene das laute Losprosten, was ihr auf der Zunge lag. Menschen, sie waren einfach zu köstlich.
 

Schließlich erwachte der Diener aus seiner Starre und verlegen wandte er sich an die Königin. Diese, erschrocken plötzlich eine Stimme zu hören, ordnete nun an, dass man die Verwundete auf der Stelle in ihre Gemächer bringen und gleich den Arzt verständigen sollte. Der Diener tat wie geheißen und war froh dieser bizarren Situation entkommen zu können. Außerdem konnte er es immer noch nicht glauben. Die vom Volk überalles geliebte Prinzessin war bereits als Königin erwacht und konnte auch schon mit dem Silberkristall umgehen. Alle Mondbewohner wussten selbstverständlich um die geheime Waffe, womit die Regenten von Silber Millennium den Frieden der Erde bewahrten. Das Volk des Mondes stand deswegen immer voll und ganz hinter der jeweiligen reagierenden Majestät.
 

Der Bedienstete kam seiner Pflicht nach und veranlasste, dass das verletzte Mädchen in ihre Gemächer gebracht wurde. Er selbst trug es in ihr Zimmer, damit nicht unnötig die Aufmerksamkeit auf diesen Vorfall gelenkt wurde. Wenig später kam der herbeigerufene Arzt. Er bescheinigte seiner Patientin, dass ihr bis auf ein paar oberflächlichen Schürfwunden nichts Ernsthaftes fehlte. Trotzdem wachte sie nicht aus ihrer Ohnmacht auf, worüber der Arzt sowie der Diener verwundert waren.
 

„Was ist mit ihr geschehen?“, fragte der Arzt neugierig. Der Diener, namens Rafael, schwieg. Er dürfte die Wahrheit nicht sagen, aber anlügen wollte er den netten Arzt auch nicht. So verließ der Mediziner schließlich mit einem Achselzucken das Gemach und ging seiner Wege. Vorher ordnete er jedoch an, dass, sollte die junge Verletzte nicht innerhalb einer Stunde erwacht sein, man ihn sofort rufen solle. Besorgt wachte Rafael fortan an der Seite des Mädchens über ihren Schlaf.
 

Währenddessen wurde das untergebrochene Gespräch fortgeführt.

„Nun ist unsere Zeit sehr begrenzt, eigentlich wollte ich noch mit euch über sehr wichtige Angelegenheiten reden. Aber wie ich sehe, seit sowohl ihr Königin, als auch eure Tochter sehr müde und ihr habt auch einiges zu bedenken. So schlage ich vor, dass wir uns morgen hier bei Sonnenuntergang erneut treffen.“ Die Göttin schaute etwas besorgt auf ihre zwei kleinen Nachfahrerinnen. Die Königin schien noch immer zutiefst verwirrt, während Serenity dagegen äußerst gefasst wirkte, ja schon fast unnatürlich ruhig. Doch das wiedersprach vollkommen dem Charakter und dem Wesen der Thronerbin. Hatte Selene jedoch vom Augenblick der Geburt bis zu diesem Moment über die sie gewacht. Die Göttin kannte ihren Schützling ganz genau und wusste, dass etwas nicht in Ordnung war. Ihre Intuition erwies sich als zutreffend.
 

Serenity war innerlich wie gelähmt, so nickte sie der Lichtgestalt zum Abschied nur kurz zu und verschwand sofort auf direktem Wege in ihr Zimmer. Auch die Königin verneigte sich noch einmal und ging dann ihrer Tochter hinterher. Sie wollte mit ihr reden und machte sich große Sorgen um sie. Diese ganze Situation war äußerst kompliziert und ihre kleine Serenity schien anscheinend der Mittelpunkt dieses ganzen Chaos ´ zu sein. Aber als sie an der Tür zum Gemach ihrer Tochter ankam, fand sie diese verschlossen vor. Resigniert und traurig machte sie sich zu ihren eigenen Gemächern auf.
 

Wurde aber dann von Rafael aufgehalten. Mit schnellen und nervösen Worten klärte er sie über den Gesundheitszustand der Verletzten und über die Volksmenge, welche vor den Toren des Palastes ausharrte, auf. Der Bedienstete hatte selbst erst vor wenigen Minuten von einem seiner Kollegen von den wartenden Menschen erfahren. Auf der Stelle hatte er sich auf die Suche nach der amtierenden Hoheit begeben. Dabei war er ihr dann zufällig über den Weg laufen.

Ergeben seufzte die Königin. Zuerst würde sie sich der Leute annehmen und dann der Verwundeten. Entschlossenen Schrittes ging sie durch den Palast, bis sie schließlich vor die Masse aus Menschen gelangt war.

Gespannt und voller Sorge warteten diese, was ihre Majestät zu verkünden habe. Alle hofften inständig, dass mit der Mondprinzessin alles ok war.

„Liebe Leute, ich danke euch vielmals für eure aufrichtige Sorge um meine Tochter, wegendessen ihr alle hier versammelt seid. Euer Erscheinen beweist die Liebe, die ihr für sie empfindet. Von Herzen danke ich euch dafür!“ Kurz musste die Königin sich zusammen nehmen, damit sie nicht in Tränen ausbrach. Diese Menschen liebten ihren kleinen Schatz genauso sehr wie sie es tat und darüber war sie wirklich zutiefst berührt. Sie und Serenity hatten sehr viel Glück, ein solch wunderbares Volk regieren zu dürfen. Auch die Menschen hatten, wie jeder, der Serenity kennenlernte, sie ins Herz geschlossen. Ihre Warmherzigkeit und naive Unschuld bezauberten einfach jeden. „Doch nun möchte ich euch diese Angst um das Wohlergehen der Prinzessin nehmen, denn ihr geht es gut und morgen, wenn wir die Gäste verabschieden und ihr wieder zu gegen sein werdet, dann wird sie selbst sich noch einmal für eure Sorge bedanken. Aber nun geht nach Hause, es ist spät und morgen wird ein langer Tag für uns alle. Ich wünsche euch eine erholsame und geruhsame Nacht und noch einmal danke.“ Dann wandte sie sich um und wollte sich nun des Zweiten Problems annehmen.
 

Das Volk des Mondes war über diese Mitteilung sehr erleichtert und es hatten sogar einige gejubelt, als klar war, dass mit ihrer geliebten Serenity alles in Ordnung war. Die Masse zerstreute sich und der Platz vor den Toren des Palastes, welcher eigentlich für Kundgebungen an das Volk gedacht war, leerte sich mehr und mehr. Schließlich war keine einzige Menschenseele mehr zu sehen.

Serenity und Mars

Währenddessen hatte sich die Prinzessin in ihrem Zimmer verbarrikadiert. Sie wollte allein sein und über all das Nachdenken, was in letzten Stunden passiert war. Es kam ihr alles so unwirklich und surreal vor. Es war einfach soviel, worüber sie sich Gedanken machen musste. Erst hatte sie diese merkwürdige Vision, wovon sie wirklich, wie die Göttin gesagt hatte, nur noch wenig wusste. Dann erschien auf einmal ihre Ahnin persönlich und erklärte ihr aus heiterem Himmel, von ihr hinge der zukünftige Frieden ab. Zum Schluss rettete sie noch ein ihr fremdes Mädchen vor einem schwarzen Etwas mit der Kraft des Silberkristalls, der eigentlich noch in ihrem Körper versiegelt sein sollte. Sie raufte sich die Haare und ein verzweifelter Schluchzer entfuhr ihr. Plötzlich glitt sie einfach zu Boden und wurde von Weinkrämpfen geschüttelt.

Was geschah nur mit ihr? Vor kurzem war noch alles in Ordnung gewesen. Jedenfalls halbwegs! Sie hatte akzeptiert, dass sie mit ihrer Volljährigkeit Königin sein und die Pflichten ihrer Mutter übernehmen würde. Doch nun tauchte Selene auf und alles geriet aus den Fugen.

Wie sollte sie denn den Frieden waren und warum hatte sie ohne zu überlegen den Silberkristall zur Rettung dieses Mädchens einsetzten können? Was war dieses Bündnis der Planeten? Wieso bekam sie bereits jetzt die Macht einiger Königin über das Mondreich? Warum ausgerechnet sie? Sie wollte das alles nicht. Sie sehnte sich in die schützenden Arme ihrer Mutter. Doch auch sie konnte Serenity nicht helfen. Hatte sie doch gerade miterlebt, dass die Herrscherin über Silber Millennium auch nur ein Mensch war. Nicht ihre Mutter hatte die Schwarzhaarige gerettet, sondern sie selbst war es gewesen.

„Serenity!“ Eine warme und tröstende Stimme schob sich in ihre Gedanken und plötzlich war sie von Wärme und sehr viel Liebe umgeben. „Es ist gut! Weine ruhig, dazu hast du jedes Recht, aber verzweifle nicht! Ich bin da und werde es immer sein, auch in der dunkelsten Stunde, wenn kein Licht mehr durch die Dunkelheit zu dringen scheint. Du bist nicht allein!“ Die junge Mondprinzessin machte ihre Augen auf und fand sich in dem Armen der Göttin wieder, die sich sanft wie ein neugeborenes Baby hin und her wiegte. Sofort fühlte sie sich besser.
 

Nach einer Weile gab Selene ihren kleinen Schützling aus ihren Armen frei und blickte auf sie herab. Die arme Kleine! Zum Glück war sie ihrem Instinkt gefolgt und hatte noch einmal nach Serenity gesehen. Und da fand sie dieses kleine Häufchen Elend vor. Das war doch alles ganz schön viel gewesen, aber Selene war sehr Stolz auf die zukünftige Mondkönigin. Wie sie den Kristall intuitiv eingesetzt hatte, war bemerkenswert!
 

Nun blickte die Prinzessin die Göttin nachdenklich an. Viele Fragen hatte sie, aber es wäre gegenüber ihrer Mutter nicht fair schon vorher Antworten zu bekommen.

Stattdessen stellte sie eine andere ihr auf dem Herzen lastende Frage. „Wie geht es dem Mädchen, dass vorhin von diesem komischen Ding angegriffen wurde?“
 

Positiv überrascht, hatte die Lichtgestalt doch eine Frage erwartet bezüglich das Schicksal Serenity selbst betreffend, aber dies zeigte nur erneut die Reinheit ihres Herzens, antwortete sie: „Dem Mädchen geht es den Umständen entsprechend gut, der Arzt war schon bei ihr und hat die oberflächlichen Schnittwunden behandelt, aber was die seelischen Wunden betrifft, wird sie wohl noch sehr lange brauchen bis sie das verarbeitet hat. Deswegen wacht die Verletzte wahrscheinlich auch nicht auf!“
 

Schockiert über diese Neuigkeiten entgegnete Serenity wie man die Genesung der Schwarzhaarigen sowohl der körperlichen als auch die seelischen Wunden beschleunigen könnte. Irgendwie fühlte sich Serenity für diesen schrecklichen Vorfall verantwortlich, war diese junge Adlige doch zum Fest ihres Geburtstages hier gewesen.
 

„Es gibt eine Möglichkeit, wie du dem Mädchen helfen kannst.“ Gespannt wartete Serenity, dass die Göttin fortfuhr. „Du kannst deinen Silberkristall nicht nur als Waffe einsetzten, wie es die anderen Königinnen zuvor gemacht haben. Sondern man ist auch in der Lage mit ihm zu heilen, aber das kostet dich sehr viel Energie und du musst ihre Schmerzen und ihr seelisches Leid in dich aufnehmen. Das heißt du musst sie selber ertragen, aber das dauert nur ein Bruchteil der Zeit, den sie brauchen würde um sich natürlich davon zu erholen. Dennoch wird es für dich nicht sehr angenehm sein, möchtest du es trotzdem tun?“
 

Ohne lange zu überlegen, willigte die Mondprinzessin ein. „Es gibt noch etwas, dass du wissen musst!“ Die Göttin wollte gerade fortfahren zu erklären, da wurde sie von Serenity rüde unterbrochen. „Das ist jetzt nicht wichtig. In der Zeit, die wir hier reden, leidet das Mädchen. Es ist egal, ich werde das schon aushalten.“
 

Die Göttin war erstaunt und sehr gerührt, dies ließ sie sich aber nicht anmerken. Noch nie, in all der Zeit, hatte es ein Mensch gewagt, sie zu unterbrechen. Dieses Mädchen war schon etwas ganz besonderes! Aber in ihrem Gesicht lass man nichts von diesen Gedanken, stattdessen zeigte sich darauf Strenge.
 

„Serenity!“ Die Betonung des Wortes war sehr scharf und die Göttin hatte nun nichts gütiges mehr an sich, fand die Prinzessin. Sie hatte zwar keine Angst vor ihr, aber eine gesunde Portion Respekt, doch wurde ihr schlagartig ihr ungeheuerlicher Fehler klar. Man unterbrach keiner Götter, egal weswegen und dürfte sich nicht anmaßen, zu wissen, ob das Gesagte einer Gottheit wichtig oder unwichtig ist!

Erneut unterbrach Serenity die Göttin. „Es tut mir leid! Ich wollte nicht anmaßend sein, bitte sprich weiter, wo ich dich vorhin unterbrochen habe!“

Die Thronerbin überraschte sie nun schon wieder. Das Mädchen bemerkt ihre Fehler wirklich sehr schnell. Diese Ereignisse des heutigen Tages müssen Serenity sehr schnell haben reifen lassen. Denn so verhielt sich kein Kind!

Besänftigt fuhr sie fort. „Du wirst auch während der Heilung durch den Kristall geistig mit der Verwundeten in Verbindung stehen und Erinnerungen sowie auch Gefühle von ihr wahr nehmen. Auch dies wird nicht sehr angenehm sein. Desweiteren wird sie sich, wenn du den ersten Kontakt mit ihr aufnimmst dagegen wehren. Denn schließlich kennt sie dich nicht und ist immer ziemlich stark traumatisiert!“
 

„Gut, dennoch möchte ich es tun. Wenn das Mädchen durch meine Hilfe nicht unnötig leiden muss, nehme ich das gerne in Kauf. Aber“, nun wirkte Serenity doch etwas ängstlich, „ du bleibst doch bei mir und hilfst mir, schließlich habe ich das noch nie gemacht!“
 

„Natürlich!“, erwiderte Selene. Ihr Gesichtsausdruck war nun wieder gütig. „Ich werde dich in Gedanken führen, aber die Schmerzen musst du allein aushalten! Nun komm, ich bringe dich schnell in die Gemächer des Mädchens. Wir haben auch nicht viel Zeit, denn deine Mutter wird schon sehr bald nach ihr sehen. Bis dahin muss es erledigt sein.“ Gerade als Serenity -warum sie sich beeilen mussten?- fragen wollte, wurde sie von einem weißen Licht wie zuvor auf dem Balkon eingehüllt und schon standen sie und die Lichtgestalt im einem fremden Zimmer. Auf einem riesigen Himmelbett lag klein und zerbrechlich aussehend die Schwarzhaarige.
 

Serenity hatte das Mädchen nur vom weitem gesehen. Erst jetzt sah sie es zum ersten Mal aus der Nähe. Sie hatte langes rabenschwarzes Haar und sah sehr blass aus. An dem sichtbaren Teil des Körpers, der nicht von der Decke verborgen war, sah man überall kleine Verbände. Doch sie war trotz all der Blessuren eine Schönheit. Um ihren zartrosa Mund sah man einen entschlossenen Zug. Sie hatte Durchsetzungskraft!

Serenity ließ sich auf einem Stuhl nieder, der vor dem Bett stand, wo noch vor nicht langer Zeit Rafael, der junge Diener, gesessen hatte.
 

„Was muss ich jetzt tun?“, fragte die Prinzessin.

„Nimm ihre Hand, du brauchst Körperkontakt und dann rufe den Silberkristall. Dies wird nicht so einfach wie das letzte Mal, denn diesmal musst du ihn bewusst rufen. Konzentriere dich dazu auf dein Innerstes und versuche ihn zu erspüren.“ Serenity tat wie geheißen und nach ein paar Sekunden fühlte sie den Kristall. Vorsichtig rief sie seine Macht. Doch plötzlich drohte sie die Kontrolle darüber zu verlieren, aber dann hörte sie Selene erneut. „Hab keine Angst, du kannst das. Ganz ruhig, es ist dir bestimmt diese Macht zu nutzen. Also tu es!“ Von Mut beseelt, erlangte sie die Kontrolle wieder zurück.

„Nun strecke deinen Geist nach dem Mädchen aus. Aber vorsichtig! Versuche ihren Schild, den jedes lebende Wesen hat und es so vor geistigen Eindringlingen schützt, nicht mit Gewalt zu durchdringen. Zeige immer, wenn du diese Form der Heilung anwendest, dein wahres Wesen. Versuche nicht dich zu verschleiern. Das brauchst du nicht, denn dein Bewusstsein ist strahlend hell, warm und freundlich.“ So setzte Serenity die Worte in die Tat um. Tatsächlich spürte sie einen sehr starken Wiederstand. Das musste wohl der Schild sein. Sie legte ihr Innerstes offen und somit erhielt sie die Erlaubnis, in das geistige Bewusstsein der Schwarzhaarigen einzutauchen.

Sie wurde von Erinnerungen und Gefühlen der Verwundeten geradezu überschwemmt. Sie spürte ihre wahnsinnige Angst und die enorme Frucht der Verwundeten wieder angegriffen zu werden von dieser Schwarzen Masse. Denn es hatte ihre schlimmsten Erinnerung ans Tageslicht gebracht und sich an ihrem Elend geweidet. Aber noch schlimmer war, es ihr eingeflüstert habe, sie hätte dies verdient und es sei ihre Schuld. Nun kannte Serenity auch die Identität des Mädchens.
 

Vor ihr lag die Prinzessin des Planeten Mars. Dies war auch ihr Name. Mars. Aber sie wurde von allen nur Maru gerufen. Es war ihr Spitzname seid sie denken konnte. Warum sie den hatte, wusste sie nicht mehr.
 

„Serenity! Du sollst ihr helfen und nicht in ihrem Erinnerungen rumschnüffeln!“, ermahnte die gedankliche Stimme von Selene. „Verzeih, aber diese Erinnerungen sind einfach so auf mich eingestürzt. Dieses Monster, was sie angegriffen hat, ist absolut verabscheuungswürdig! Es hat sie an den Tod ihrer Eltern erinnert und wollte ihr gar weismachen, dass es ihre Schuld sei. Es hat sich an ihrem Kummer und ihr Trauer ergötzt. Wie gemein und ekelhaft!“ Serenity konnte ihre Wut darüber nicht in Worte fassen und Maru, für sie war Mars bereits eine Freundin, tat ihr unendlich leid. Denn nach dem Tod ihrer Eltern war sie ganz allein gewesen. Niemand hatte sich um sie gekümmert. Die Regierungsgeschäfte wurden von Beratern übernommen und das trauerende Kind wurde abgeschoben. Keiner bemerkte, wie sehr das kleine Mädchen litt. So wurde sie auf ihre zukünftige Rolle als Herrscherin vorbereitet, aber Liebe, das Wichtigste, was man zu Regieren brauchte, wurde ihr nicht beigebracht.

„Ja, aber du sollst ihr nur helfen! Denke daran, sie hätte das bestimmt niemals freiwillig erzählt und nun hat sie es, ohne es zu wollen, preisgegeben. Denn dieses Mädchen kennt nur die Liebe seine Eltern und das ist sehr lange her. Sie vertraut nur auf sich selbst. Deswegen musst nach der Heilung so tun, als wüsstest du von nichts!“

„Das kann ich nicht! Und ich werde das auch nicht tun, dann wäre sie wieder allein und das hat sie nicht verdient. Ich werde ehrlich zu ihr sein, denn ihr zu verschweigen, was ich weiß und in ihr gesehen habe, das hieße sie anzulügen. Genau das würde sie erneut verletzten und sie würde nie mehr jemandem vertrauen. Ich werde ihre Freundin sein und mich ihres Vertrauens als würdig erweisen. Denn genau das hat sie getan. Sie hat mir diese Gefühle, Bilder und Erinnerungen gezeigt, weil sie nicht mehr allein sein will. Ihr Unterbewusstsein zumindest nicht!“, räumte Serenity ein.
 

Selene war erstaunt über das Einfühlungsvermögen der Prinzessin. „Gut, wenn das für richtig hältst, dann werde ich deine Entscheidung akzeptieren.“ Serenity nickte im Geist entschieden, dass sie ihre Meinung darüber nicht enden würde. „Dann lass uns weitermachen, da wir das geklärt hätten. Nimm alle ihre Schmerzen, die du finden kannst und bündele sie. Danach zieh sie heraus und nehme sie in dich auf. Aber sei vorsichtig. Dabei kannst du ihr leicht auch schmerzvoller Erinnerungen nehmen. Doch diese machen sie zudem, was sie heute ist. Also darf das auf keinen Fall passieren. Wenn du die Schmerzen gebündelt hast, kontrolliere, ob auch keine Erinnerungen dabei sind!“

Serenity bemühte sich den Anweisungen genau Folge zu leisten und tatsächlich gelang es ihr auf anhieb.
 

Währenddessen spürte Mars eine warme und herzliche Aura in ihrem Bewusstsein. Sie war angenehm und auf einmal fühlte sie sich nicht mehr einsam. Der verschlossene Teil von ihr, der sich nach Liebe, Vertrauen, Aufmerksamkeit und Freundschaft sehnte, zeigte dieser Person alle ihre schlimmen Erinnerungen. Doch diesmal war jemand an ihrer Seite, der mitlitt – und fühlte. Sie war nicht allein! Wie ein helles Licht in der Dunkelheit strahlte die fremde Präsenz Geborgenheit aus, in die sie sich einfach fallen lassen konnte, ohne Angst zu haben. Plötzlich spürte sie wie alle ihre Schmerzen verschwanden. Einfach weg! Auch nahm sie ihre körperliche Genesung war. Ihre Wunden heilten. Die Haut regenerierte sich wie von Zauberhand und es blieben keine körperlichen Narben zurück. Sie war frei von Angst und Furcht. Denn diese sanfte und warme Aura war immer noch an ihrer Seite.
 

Serenity indessen durchlebte die Schmerzen und die Angst, aber sie dachte die ganze Zeit dabei an ihre neugewonnene Freundin. Nach kurzer Zeit ebbte es ab und sie fühlte sich wieder gut, nur das sie auf einmal unglaublich müde war.

„Mit der Zeit wird es leichter und nicht mehr so schlimm, dann wirst du gelernt haben, das in einem separaten Teil deines Gehirnes stattfinden zu lassen. Willst du bei deiner neuen Freundin bleiben oder soll ich dich wieder in dein eigenes Gemach bringen? Wenn nicht, dann darfst du jetzt aber nicht einschlafen und musst deiner Mutter erklären wie du Mars geheilt hast!“ sprach Selene sanft.

Serenity, die immer noch geistig mit Maru verbunden war, weil sie spürte, dass das Mädchen nicht wieder alleine sein wollte, zuckte in Gedanken mit den Achseln. Sie war müde und hatte keine Lust ihrer Mutter jetzt alles zu erklären, war es doch selber für sie schon kompliziert und anstrengend genug. Trotzdem wollte sie bei ihrer Freundin sein.
 

Die Göttin nahm ihr die Entscheidung ab. „Ich spüre, dass du an der Seite von Mars bleiben möchtest, jedoch zu erschöpft bist, um der Königin jetzt Rede und Antwort zu stehen. Deshalb werde ich so tun, als ob ich sie geheilt hätte und du nur hier bist, weil du dir Sorgen um die Verletzte gemacht hast. Daher brachte ich dich auch hier her. Einverstanden?“

Die müde Prinzessin öffnete träge die Augen und nickte nur. Der Silberkristall war inzwischen wieder sicher im Körper der Prinzessin. Aber der Halbmond auf ihrer Stirn war immer noch sichtbar.

„Es ist mir sowieso lieber, wenn du Königin noch nicht ahnt, wozu du mit dem Silberkristall in der Lage bist. Also halten wir das erstmal geheim.“ Sie zwinkerte verschwörerisch.

„Doch nun musst du die Verbindung zu Mars lösen, denn inzwischen hast du viel Energie verbraucht und musst dich wieder erholen. Ich werde dir ein wenig von meiner übertragen, denn Maru“, absichtlich gebrauchte die Göttin den Namen der Freundin, damit Serenity den Vorschlag annahm, „wird gleich erwachen und deine Mutter kommt ebenfalls gleich mit diesem lustigen kleinen Diener herein geschneit! Daher darfst du nicht zu erschöpft aussehen! Und keine Sorge, du musst nichts zu deiner Mutter sagen, ich werde das Reden übernehmen und sie bitten, dich bis morgen Abend bei unserer Zusammenkunft in Ruhe zu lassen. Aber um das Mädchen musst du dich selbst kümmern!“

Dann wurde die Tür jäh geöffnet und die Mondkönigin trat mit Rafael an ihrer Seite ein. Völlig überrascht über das Hiersein ihrer Tochter sog sie scharf die Luft ein. Während Rafael kein Ton rausbrachte. Die Mondprinzessin sah so ausgelaugt aus, noch schlimmer als vorhin! Was war nur passiert in der Zeit, wo er nach ihrer Majestät gesucht hatte und diese die Menschenmenge über das Wohlergehen der geliebten Prinzessin informiert hatte. Denn jetzt sah es wirklich so aus, als sei die Prinzessin wie das Mädchen, das neben ihr im Bett lag, ernsthaft krank. Ganz durchscheinend war ihre Haut, sodass man fast den Verlauf ihrer Adern mit dem Finger nachziehen konnte. Erst nach der kurzen Musterung von Serenity nahm der Diener die Lichtgestalt, welche er vorher auf dem Balkon gesehen hatte, war. Eine Hand der Göttin lag auf Serenity´s Schulter und mit jeder Sekunde, die verging, schien sich die Prinzessin ein wenig mehr zu erholen.

Nun blickte er wieder auf die Prinzessin selbst und sah, dass ihre beiden Hände mit der der Verletzten ineinander verhakt waren. Und bei näherer Betrachtung nahm er auch war, dass das nicht die verwundete Schwarzhaarige war, die er zurück gelassen hatte. Sie hatte einen gesunden rosigen Schimmer und schien vollkommen genesen zu sein. Wie war so etwas möglich? Höchstens vor einer Stunde hatte er das Zimmer verlassen!
 

Auch die Königin machte dieselben Beobachtungen wie Rafael. Und stellte sich haargenau die gleiche Frage!

Kennenlernen

Die Göttin war etwas in Zeitnot geraten. Sie hatte nicht gewollt, dass die Mondkönigin und dieser Diener Serenity so erschöpft sahen. Doch schnell ließ sie durch Körperkontakt, wie Serenity es zuvor bei Mars gemacht hatte, ihre Energie in den der Blondine fließen. Kurze Zeit später bekam die junge Prinzessin langsam wieder Farbe ins Gesicht.

Aber die Königin fragte nicht wie die Göttin vermutet hatte nach, warum Serenity so mitgenommen aussah, sondern sprach ein ganz anderes Thema an. „Wieso sieht das verletzte Mädchen so gesund aus? Ich habe sie zwar nur von weitem gesehen. Aber dennoch bin mir sicher, dass das nicht normal ist!“, herausfordernd blickte die Königin zu ihrer Ahnin. Auch der Bedienstete, Rafael, konnte die Neugier nicht aus seinem Gesicht verbannen. Zu kurios war das Ganze einfach!

„Ich habe das Mädchen geheilt, doch zuvor besuchte ich Serenity, da ich mir Sorgen gemacht habe. Als ich ihr dann mitteilte, dass ich beabsichtige der Verwundeten zu helfen, hat sich mich gebeten, ob sich mich begleiten dürfte und ich habe zu gestimmt!“, antwortete Selene knapp, denn es stand der Königin nicht zu, so mit ihr zu reden. Von ihrem Schützling ließ sie sich das Gefallen, da Serenity nicht über soviel Erfahrung im Umgang mit Göttern verfügte, ihre Mutter aber dagegen schon mehrere Jahrhunderte alt war.

Doch die Königin wollte nicht klein beigeben. Irgendwie gab sie ihr die Schuld daran, was heute alles passiert war! Vorher war doch alles in Ordnung gewesen und ihre kleine Tochter zufrieden und glücklich! Doch nun hatte die Göttin das getan, was sie eigentlich hatte tun wollen. Sie hatte Serenity irgendwie getröstet, denn der Gesichtsausdruck von ihr war zwar müde, aber nicht mehr so verwirrt wie er es vorhin noch gewesen war, als sie sich in ihr Zimmer eingeschlossen hatte.

Was Selene wohl zu ihr gesagt hatte? Das würde sie wahrscheinlich eh nie erfahren.

„Und warum hieltet ihr es für nötig nach meiner Tochter zu sehen?“, fragte sie erneut im gleichen Ton.
 

„Mama, bitte hör auf so respektlos mit Selene zu reden. Sie hat mir geholfen und mehr nicht. Du solltest lieber dankbar sein, dass sie überhaupt nach mir gesehen hat. Denn das machen Götter bestimmt normalerweise nicht! Es tut mir leid, wenn ich dir unnötig Sorgen bereitet habe, doch dies rechtfertigt nicht deinen anmaßenden Ton ihr gegenüber!“, wies die Tochter die Mutter zurecht!
 

Nicht nur Rafael war erstaunt, auch die beiden Frauen, Königin wie Göttin. Ein paar Sekunden sagte keiner ein Wort, dann hörte man ein glockenklares Lachen und niemand anders als Selene persönlich hielt sich den Bauch.

Zu köstlich, dachte sie, da verteidigte Serenity sie, obwohl sie vor nicht mal einer Stunde einen ähnlichen Fehler gemacht hatte. Und dann ausgerechnet noch vor einem Dienstboten musste die Prinzessin die Königin zurechtweisen. Das würde bestimmt sehr viel Klatsch geben, es sei denn dieser Rafael war verschwiegen genug. Es wäre gut möglich, denn schließlich hatte sich noch nichts von dem Angriff, den die Mondprinzessin persönlich vereitelt hatte, beim Volk oder bei den anderen Bediensteten des Palastes herum gesprochen! Das hätte sie sofort bemerkt, schließlich war sie eine Göttin und dies brachte ihr auch bestimmte Vorteile. Beispielsweise konnte sie alle Gedanken der sich im Palast befindlichen Personen hören. Ausgeschlossen die, der königlichen Familie, da sie von ihr abstammten und daher einen besonderen geistigen Schild hatten. Nur wenn Selene persönlich Körperkontakt mit ihnen hatte, konnte sie diese Gedanken hören.

Das brachte ihr vor Augen, dass Serenity immer noch geistig mit Mars verbunden war. Gerade wollte sie Serenity empfehlen, den Kontakt doch jetzt abzubrechen, als sich die Prinzessin des roten Planeten anfing zu regen. Die Anwesenden im Gemach bemerkten dies ebenfalls.

Vergessen war Auseinandersetzung zwischen den beiden älteren Frauen.

Serenity wandte ihre Aufmerksamkeit nun ganz ihrer Freundin zu, Selene dagegen, befahl Rafael rauszugehen, da zu viele Menschen das Mädchen leicht verängstigen könnten.
 

Mars hatte Stimmen gehört, doch noch immer war sie mit dieser hellen und überaus freundlichen Aura verbunden. Deshalb geriet sie nicht in Panik. Langsam zuckten ihre Lieder und nach ein paar Sekunden setzen sich die Schemen zu richtigen Konturen zusammen. Ein wunderschönes blondes Mädchen saß an ihrer Seite und verwundert bemerkte sie, dass es eine ihrer Hände mit ihren beiden umschlossen hielt. Hinter dem Mädchen sah sie eine Art Lichtgestalt. Weiter reichte ihr Blickfeld nicht. Mars wusste, dass sie in die Augen ihrer Retterin und Heilerin sah. Einfühlsame und vertrauenserweckende meerblaue Augen, die gerade große Sorge wiederspiegelten. Um wen machte sich diese Schönheit wohl sorgen? Schlagartig erkannte sie, dass sie es war. Jemand machte sich tatsächlich um sie sorgen.
 

Selene zog sich langsam von dem Bett und Serenity zurück. Hier würde sie jetzt nur stören. Gedanklich schickte sie der Mondkönigin noch eine Nachricht. Sie versuchte ja nicht in ihr Bewusstsein einzudringen, deswegen war diese Art der Kommunikation möglich.

„Ich werde mich jetzt zurück ziehen und das solltest du auch machen, Königin!“ Die Göttin sah, wie sie gerade zu einer heftigen Entgegnung ansetzen wollte, da sprach Selene auch schon weiter.

„Das ist ein gutgemeinter Rat, kein Befehl, aber das Mädchen hat bereits sehr viel durch gemacht und du weißt um Eine von Serenity´s besonderen Gaben. Jeder fühlt sich in ihrer Nähe wohl. Wir würden das Mädchen jetzt nur unnötig verwirren. Wir werden morgen Abend, wie abgesprochen, über alles Reden.“ Damit verschwand die Göttin, blieb aber unsichtbar weiter im Raum. Dies jedoch bemerkte die Königin nicht. Sie trat kurz zu ihrer Tochter strich ihr liebevoll über den Kopf und verließ ebenfalls das Zimmer. Es war schon spät in der Nacht und sie war sehr müde. Sie hoffte bloß, dass ihre Tochter auch ein bisschen Schlaf finden würde in dieser seltsamen Zeit, wo soviel passiert war.

Draußen sah sie wie Rafael zusammengesunken an der gegenüberliegenden Wand saß und friedlich schlief. Der Arme, es war wohl ziemlich anstrengend für ihn gewesen. Die Königin befahl einer Wache auf dem Weg zu ihrem Gemach den jungen Diener in seine Kammer zu bringen.
 

Serenity bemerkte wie sich ihre Mutter und die Göttin zurückzogen. Das war gut, dann würde sie Zeit haben Mars alles zu erklären. Sie war nicht dumm. Nun wusste sie, was mit einem Bündnis der Planeten gemeint war. Aber sollte sie ihrer Freundin das schon mitteilen. Sie entschied sich dagegen. Plötzlich spürte sie eine sanfte Bewegung, die über ihr Haar glitt. Serenity blickte ihrer Mutter kurz lächelnd hinter her. Sie würde sich bei ihr für ihre Zurechtweisung später entschuldigen.

Nun wandte Serenity ihrer Freundin wieder ihre volle Aufmerksamkeit zu. Maru schien sie zu mustern und nichts vom dem Verlassen des Gemaches der vorher Anwesenden mitgekriegt zu haben.

Unsicher wie sie beginnen sollte, lächelte Serenity ihr zu.
 

Auch Mars erging es nicht besser, aber sie erwiderte dieses und es kam zum ersten Mal seit langem vom Herzen. Nicht dieses Gekünstelte, was sie immer bei Festen und Bällen aufsetzte und wie eine Maske, wo alle ihre Gefühle dahinter verborgen waren, vor sich hertrug.

„Du hast mich gerettet und du hast mich geheilt!“ Es war keine Frage, sondern eine Tatsache, die sie aussprach im vollen Bewusstsein, das es stimmte. Serenity nickte nur und schließlich unterbrach sie den geistigen Kontakt zwischen ihnen, denn es war wirklich sehr anstrengend, trotzdem sie zusätzliche Energie von der Göttin bekommen hatte. Für sie war eine Wohltat nicht mehr ständig von fremden Gefühlen und Erinnerungen überschwemmt zu werden. Aber genau das Gegenteil war es für Maru. Auf einmal war sie wieder so allein. Sie zitterte, doch drückte Serenity ihre Hand ganz fest. Dann strich sie mit der Anderen sanft über die Wange der Schwarzhaarigen.

„Du bist nicht allein! Ich bin da und möchte gerne deine Freundin sein!“ Serenity hatte die Gedanken von Mars deutlich auf ihrem Gesicht ablesen können.

„Danke!“, schluchzte diese und fing an zu weinen. Serenity nahm sie in den Armen und strich ihr beruhigend über den Kopf. Sonst sagte sie nichts. Es war wichtig, das die junge Prinzessin des roten und feurigen Planeten einfach mal alles raus lassen konnte, was sie solange unterdrückt hatte. Lange saßen die Mädchen so da, bis letztendlich keine Tränen mehr kamen.

„Geht es dir jetzt besser?“

„Ja, danke noch mal!“ Maru fühlte sich zwar irgendwie sehr müde, aber nicht mehr schlecht. Die Leere, den der Verlust ihrer Eltern hinterlassen hatte, war gewichen. Anstelle davon war nun Vertrauen zu diesem Engel getreten. Sie schwor sich in diesem Moment, sie würde immer und wirklich immer dieses Mädchen beschützen und wenn es ihr Leben kosten würde.

Denn diese hatte ihr die Liebe zurückgegeben und hatte, ohne an sich selbst zu denken, sie geheilt und ihre Schmerzen klaglos übernommen. Sie wusste dies einfach, sie hatte gespürt wie ihre Leiden praktisch aus ihr herausgezogen wurden. Außerdem hatte diese, sie wusste immer noch nicht den Namen ihrer Retterin, Mars wortlos in den Arm genommen. Für sie war dies wahrscheinlich etwas ganz Verständliches, aber sie ließ sich nicht gerne von Anderen berühren. Nicht bei Tänzen oder ähnlichen Anlässen, auch nicht von ihren Zofen. Seit dem verfrühten Tod ihrer Eltern war sie höchstens von einem Arzt berührt worden, ansonsten hatte sie sich immer alleine angezogen und keine Hilfe geduldet. Wurde sie dann doch zufällig berührt, war sie zurück gezuckt, als ob sie sich verbrannt hätte. Deswegen war sie auch im Garten gewesen. Sie hatte mit niemanden tanzen wollen und war regelrecht vor dem Fest geflohen.

Aber wenn dieses Mädchen sie berührte, fühlte es sich nicht schrecklich an. Bei ihr war das Unsagbare etwas ganz natürliches.

„Soll ich dir vielleicht etwas zu essen holen oder möchtest du etwas trinken?“ Mars schüttelte den Kopf. Serenity war ein bisschen enttäuscht, hatte sie doch ein Bärenhunger, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Mars dagegen beschäftigten jedoch ganz andere Gedanken, als ihr Magen. Erstmal wollte sie die Identität ihrer Freundin – dieses Wort! – erfahren.

„Oh!“, überrascht antwortete Serenity mit einem Schmunzeln. „Gestatten das mich vorstelle ich bin Serenity, die Prinzessin des Mondes und zukünftige Königin über Silber Millennium und es ist mir eine Ehre die wunderschöne Prinzessin des mächtigen Planeten Mars kennen zu lernen!“ Huldvoll war sie aufgesprungen und verbeugte sich nun ganz der Etikette entsprechend vor Mars.

Erschrocken zog Maru die Luft ein. Die leibhaftige Mondprinzessin hatte sie gerettet. Dieses noch halbe Kind, welches sie auf dem Ball nur vom weitem gesehen hatte. Die persönliche Gratulation, welche bei solchen Festen immer am Anfang stattfand und so auch gleich die Vorstellung der jeweiligen Herrschaften erledigt wurde, hatte einer der Berater überbracht. Das war immer so, hätte sich doch bei diesem Zeremoniell Berührungen ertragen müssen.
 

„Alles in Ordnung, Maru?“ Dieses Wort holte Mars aus ihren Grübeleien zurück.

„Ja, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass meine Retterin die Mondprinzessin ist, über deren Schönheit im ganzen Sonnensystem gemunkelt wird und wie hast du mich gerettet. Ich habe bloß noch einen hellen Lichtstrahl aus Energie gesehen und dann habe ich dich gespürt!“

„Emm emm…“, druckste die Prinzessin herum. „Das ist nicht so einfach zu erklären, außerdem ist dies ein gutgehütetes Geheimnis, welches nur das Mondvolk weiß. Aber weißt du was!“, sagte sie mit einem kecken Augenzwinkern, „du bist meine Freundin und daher kommst du morgen oder wohl eher heute Abend bei Sonnenuntergang mit mir zu einer Zusammenkunft. Dort werden alle deine Fragen beantwortet, ok?“
 

„Ja, das ist gut!“, sagte Mars trocken, musste sie doch wieder aufkommende Tränen zurückdrängen. Serenity schenkte ihr auch Vertrauen, so selbstverständlich, als wäre es Luft zum Atmen. Und das schien ihr noch nicht einmal bewusst zu sein. Auch jetzt ihre Ausstrahlung. So warm und freundlich. Kein Wunder, dass es solche Gerüchte über sie gab.

„Sag, was hast du eigentlich gemeint, als du sagtest, über meine Schönheit wird im ganzen Sonnensystem gemunkelt! Bin ich denn so sonderbar, dass man darüber reden muss!“

Mars schnappte nach Luft. Sie wusste gar nicht, wie schön sie war und hielt sich für sonderbar! Allein schon dieses Wort! Es müsste eher wunderbar heißen. Doch bei genauerem Mustern von Serenity´s Geschichtszügen zeigt sich, dass sie das wirklich ernst meinte.

Ein herzhaftes Lachen entglitt der Kehle von Mars.

Beleidigt über den Lachanfall ihrer Freundin stand Serenity auf, um sich ihrem Unmut Luft zu verschaffen. Sie stampft wie ein kleines Kind mit dem Fuß auf.

„Wieso lachst du, das ist nicht komisch!“, drang ihre eingeschnappte Stimme hervor.

Doch nun musste Mars erst recht loslachen. Wie sie da stand! Ein kleines Kind, das kurz davor war, die Beherrschung zu verlieren. Noch immer sich den Bauch haltend, versuchte sie aufzuhören. Aber es wollte ihr nicht gelingen.

Plötzlich hörte sie ein glockenhelles Lachen. Erstaunt sah sie Serenity an, die nun ebenfalls lachte.

„Ich weiß nicht warum du lachst, aber deines ist sehr ansteckend und es ist schön dich mal lachen zu sehen! Es ist wunderschön!“ Überrascht von diesem Kompliment wurde Mars feuerrot wie schon seit Jahren nicht mehr.

Jetzt war es an Serenity laut los zu lachen. Schließlich kicherten sie beide herzhaft.

„So das reicht, ich bin ziemlich müde und wie steht es mit dir? Ich glaube, ich gehe jetzt ins Bett!“ Serenity war nun fix und fertig. Aber der Tag war auch sehr anstrengend gewesen. Nun wollte sie nur noch in ihr kuscheliges Himmelbett aus Federn und für ein paar Stunden in schönen Träumen versinken, ohne sich Gedanken um die Welt machen zu müssen.

Da erst bemerkte Serenity, wie still es im Zimmer geworden war. Man hätte einen Stecknadelkopf auf dem Boden treffend gehört. Mars saß ganz ruhig und in sich gekehrt in dem großen Bett. Sie wirkte fast verloren darin.

„Weißt du was, ich schlafe einfach hier. Ich bin eh zu müde, um mich noch in mein so weit entferntes Zimmer zu quälen.“ Mit einem demonstrativen Gähnen reckte sie sich. „Das Himmelbett sieht doch ziemlich groß, meinst du findest da noch Platz für eine gute Freundin!“

Unendlich dankbar nickte Mars zustimmend und rückte sogleich zur Seite. Serenity zog sich ihr Ballkleid aus und nur mit einem dünnen Unterhemd, welches durchsichtig war, kroch sie zu Maru unter die Bettdecke. Beide lagen sich gegenüber und guckten sich an.

Serenity bemerkte zum ersten Mal, das die Augen ihrer Freundin braun waren. Es kam dem von ihrer Lieblingsspeise sehr nahe. Schokolade! Bei diesem Gedanken, begann ihr Magen herzzerreißend an zu knurren. Wieder kicherten die beiden, doch allmählich wurden sie müde und schliefen schließlich ein.

Mars hatte keinen Alptraum. Fühlte sie doch die Nähe einer guten Freundin.

Serenity indessen träumte von einer Wiese voller Leckereien, die sie sich gut schmecken ließ.

Ein anstrengender Tag!

Serenity wurde von einem lauten Gebrüll geweckt. Warum war es den so laut, sie wollte schließlich noch schlafen! Was fiel denen ein, am frühen morgen schon so einen Radau zu machen!

Serenity schaute hinüber zu Mars, die nichts von alledem mitbekam und friedlich den Schlaf der Gerechten schlief. Sie sah ruhig und entspannt aus! Wie ein schlummerndes süßes Baby, fand Serenity.

Vorsichtig kroch sie aus dem großen Bett und zog ihr Ballkleid wieder an. Noch einmal warf sie einen Blick auf die Freundin. Ob sie sie allein lassen konnte oder sollte sie Mars lieber wach machen! Die Frage erübrigte sich. Denn plötzlich saß Maru kerzengerade im Bett und warf einen gehetzten Blick in die Umgebung. Kaum gewahrte Serenity verschwand der Ausdruck aus ihrem Gesicht und Lächeln zierte es.

„Na gut geschlafen?“ Serenity tat so, als hätte sie den kurzen Ausbruch von Panik nicht bemerkt und überging diesen.

Dankbar, nicht darauf angesprochen zu werden, antwortete Mars. „Ja wie ein Murmeltier, obwohl du ganz schön geschnarcht hast , Seri!“

„Ich schnarche nie, damit du es nur weißt!“ Wütend stapfte sie zu Tür. Blickte dann aber nochmals zurück. „Kommst du mal endlich aus dem Bett raus. Ich habe einen Bärenhunger und will was frühstücken gehen. Außerdem möchte ich heraus finden, warum die Leute da draußen so einen Krach machen am frühen Morgen!“

Schnell tat Mars es ihrer Freundin gleich und schluffte geschickt in ein rotes schlichtes Kleid, was ihr aber ausgezeichnet stand und ihre Figur sehr vorteilhaft betonnte.

Mit einem versöhnlichen Grinsen hakte sie Mars bei Serenity ein und die beiden verließen das Zimmer.

Doch sofort wurden sie von einer Wache aufgehalten.

„Ich hab sie gefunden! Ihr könnt aufhören zu suchen.“ Verwundert blickte Serenity den Gardisten an.

„Habt ihr mich etwa gesucht?“, fragte sie naiv wie sie war.

Die Wache konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Ja, das war typisch für ihre Prinzessin. Erst verschwand sie einfach auf ihrem Fest und der ganze Palast sowie das gesamte Volk waren in heller Aufregung deswegen, machten sich Sorgen ihretwegen, doch kaum wurden sie von der Königin beruhigt, da passierte das nächste Unglück. Die Leibdienerin der Prinzessin war aufgelöst zur Königin gestürmt, hatte sie ihr doch berichten müssen, dass Serenity nicht in ihrem Gemach war. Nun suchten sie alle nach der Verschwundenen und da tauchte sie quitschviedee wieder auf, ohne sich Gedanken gemacht zu haben. Sogar noch mit einer neuen Freundin im Schlepptau.

„Ja euer Hoheit!“, wobei er das letzte Wort ironisch betonte.

„Oh, das tut mir schrecklich leid. Ich werde sofort zu Mutter gehen. Danke, dass sie und alle anderen sich so um mich gesorgt und mich gesucht haben.“ Ihre Augen strahlten förmlich vor Wärme und sie gab dem Gardisten noch einen Kuss auf die Wange. Der wiederum war ganz perplex und schwebte bereits auf Wolke Sieben, als die Prinzessinnen zum Audienzsaal eilten.

Ein Wangenkuss von der Prinzessin. Das würde ihm niemand glauben. Das könnte er noch seinem Enkelkind erzählen.

Mars schüttelte nur den Kopf über die Herzlichkeit ihrer Freundin. Da hatte sie diesen schwerbewaffneten Mann doch einfach geküsst und ihn wehrlos wie einen Jungen gemacht. Der könnte heute garantiert keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen! Man könnte Serenity glatt als Waffe gegen ganze Armeen einsetzten, mutmaßte sie. Die Soldaten würden sie einfach von ihrem Liebreiz einwickeln lassen und das Kämpfen glatt vergessen. Die ultimative Waffe!
 

Serenity ahnte nichts von den Gedankengängen ihrer Freundin und hastete mit ihr die Flure zum Arbeitszimmer ihrer Mutter entlang. Dort angekommen klopfe sie einmal, wartete aber das Herein gar nicht ab.

Überrascht über soviel Dreistigkeit schaute die Königin auf den Eindringling, der niemand anderes als ihre Tochter war! Mit einem Anhängsel wie ihr mit einem Seitenblick auffiel.

Serenity sah ganz zerzaust aus. Ihre wunderschöne Frisur vom gestrigem Abend war für immer dahin und ihr Ballkleid ganz zerknittert. Die Schwarzhaarige neben ihr hatte sich offenbar noch die Zeit genommen, sich ordentlich herzurichten, wie es sich für eine Adlige geziemte. Mit ein wenig Verspätung erkannte die Königin die Verletzte wieder. Unglaublich, was die Kräfte der Göttin bewirkt hatten. Nicht ein Kratzer war noch zu erkennen.
 

Mars musterte die Königin ebenso interessiert wie diese sie. Serenity, die amtierende Königin strahlte Macht, aber auch Güte aus. Die Mondprinzessin sah ihrer Mutter sehr ähnlich, bis auf die Augen. Waren die von Serenity blau, hatte die Königin grüne, welche wie Smaragde glitzerten.

„Guten morgen, Mama!“, versuchte Serenity sich mit einem hinreißenden Lächeln aus der Affäre zu ziehen.

„Guten morgen!“, gab die Königin frostig zurück. „Ich hoffe du hattest eine erholsame Nacht, ach apropos Nacht, wo warst du diese eigentlich die ganze Zeit über?“ In Wirklichkeit war sie ihrer Tochter überhaupt nicht böse, sondern nur froh, dass es ihr gut ging. Aber als zukünftige Königin hatte sie sich bei bestimmten Leuten abzumelden, wo sie sein würde und das stets und ständig. Sie musste sich einfach daran gewöhnen. Deswegen gab sie sich äußerlich streng.

„Nun, dass kann ich erklären, Majestät!“ Damit trat Mars vor Serenity wie um sie zu beschützen und machte eine formvollendete Verbeugung. „Sie verbrachte die Nacht in meinem Zimmer, da sie sehr müde war und weil es schon so spät war, wollte sie keinen mehr unnötig wecken, um Bescheid zu geben. Es tut uns beiden schrecklich leid!“ Dann verbeugte sie sich erneut und zwang Serenity mit der Hand es ihr gleich zu tun.

„Nun gut, dann will ich es dabei bewenden lassen.“ Die Königin mochte das Mädchen. Sie setzte sich für ihre Tochter ein und hatte das auf ihre Kappe genommen. Dies imponierte ihr sehr.

„Serenity, du kannst erst nach der Verabschiedung der Gäste etwas warmes Essen. Wir müssen jetzt nämlich los. Du musst dich mit belegten Broten vorerst begnügen!“

„Aber Mama, ich hab doch jetzt schon so einen Hunger!“, jammerte die Mondprinzessin.

„Tja, dann hättest du früher aufstehen müssen! Komm jetzt und deine neue Freundin kann uns begleiten. Ich hoffe doch, dass du noch länger hier bleibst.“

Kurze erfasste Schrecken die Schwarzhaarige, wenn sie daran dachte, sich jetzt von ihrer einzigen Freundin verabschieden zu müssen. Doch sie nahm die Einladung der Königin liebend gerne an. Inzwischen hasteten die drei Frauen wieder durch die Gänge und Flure um rechtzeitig zum Beginn da zu sein. Währenddessen informierte die Königin Serenity über die weiteren Vorkommnisse von gestern. Serenity die sich dabei ein belegtes Brot nach dem Anderen gierig in Rachen gestopft hatte, verschluckte sich bei der letzten Neuigkeit. Mars schlug ihr deswegen einmal kräftig auf dem Rücken und der Übeltäter flog im weitem Bogen gegen die nächste Ritterrüstung, die überall an Wänden in wenigen Metern Abständen platziert waren. Es schepperte kurz. Serenity lachte kurz auf, aber die mahnenden Blicke ihrer Mutter, brachten sie zu Räson.

Aber das war doch wirklich sehr komisch gewesen, dachte Serenity!

Aber die Königin fand das nur peinlich. Nicht witzig. Versuchte sie sich zumindest einzureden. Schließlich konnte Serenity sich das Lachen einfach nicht mehr verkneifen. Es musste raus! Und zu ihrer Freude stimmten alle, die den Vorfall gesehen hatten, mit ein. Die Königin, Mars, vorbeilaufende Diener und die wachestehenden Gardisten.

Fünf Minuten lang hörte man das laute Kichern vieler Personen. Aber das schönste kam eindeutig von der Mondprinzessin. Sie hatte schon immer über sich lachen können. War sie doch ein kleiner Teupatsch gewesen, aber das hatte sich mit der Zeit geändert. Heute bewegte sie sich mit einer natürlichen Anmut und Grazie, worum sie viele Frauen beneideten. Mit ihren 15 Jahren war sie eine junge Frau, die aber viel mehr zu bieten hatte, als nur ihre Schönheit.
 

Letztendlich verklang das Gelächter aber wieder und die drei Adligen machten sie auf den Weg zum Platz vor dem Palast, wo alles nur noch auf sie wartete. Nach strengem Zeremoniell liefen nun die weiteren Stunden ab, wo Serenity galant jeden ihrer Gäste verabschiedete. Viele wunderten sich über das schlampige Aussehen des ehemaligen Geburtstagskindes, aber trotzdem war sie noch immer wunderschön.

Doch wohl am meisten Aufmerksamkeit erregte die lange Schwarzhaarige. Denn alle ohne Ausnahme wussten sofort, wer neben den Hoheiten über Silber Millennium stand. Es war die Prinzessin des Mars, welche einen fast so legendären Ruf im Sonnensystem genoss wie Serenity, aber im negativen Sinne. Wo Serenity´s Herzlichkeit bekannt war, war es bei Maru ihre Abneigung gegen Menschen.

Jedoch Mars kümmerten die seltsamen Blicke der Leute nicht. Sie hatte Serenity an ihrer Seite und diese scherte es nicht, was andere dachten.

Endlich waren alle verabschiedet, aber Serenity hatte das Mondvolk nicht vergessen.

Sie wandte sich nun den wartenden Menschen auf dem Platz um und jeder in der Menge hätte schwören können die Prinzessin würde ihn direkt angucken. Geduldig hatte das Volk bisher ausgeharrt, nur um anschließend den Worten der Thronerbin zu lauschen.

„Guten morgen!“, begrüßte Serenity das Mondvolk noch einmal persönlich. Viele riefen zurück und wünschten der Prinzessin ebenfalls einen Guten Morgen.

„Erst einmal danke ich euch, dass ihr solange gewartet habt. Ich weiß, dass das lange Stehen ziemlich anstrengend ist. Aus persönlicher Erfahrung!“, fügte sie lächelnd hinzu. „Aber nun könnt ihr bald nach Hause gehen und die Füße hochlegen! Das würde ich zumindest an eurer Stelle tun.“ Überall auf dem Platz konnte man Leute Gekicher hören. Schon ein paar Mal hatte Serenity Ansprachen gehalten und jedesmal waren sie noch Wochen danach Gesprächsthema Nummer eins.

„Aber nun zum einem etwas Ernsterem Punkt. Meine Mutter hat mir heute Morgen erzählt, dass heute Nacht sich viele Menschen auf diesem Platz versammelt hatten, aus Sorge um mich. Und ihr habt solange gewartet, bis ihr von der Königin erfahren hattet, dass es mir gut geht. Dafür möchte ich euch danken. Jedem Einzelnen von euch. Solche Leute gibt es nur einmal.“ Und dann tat Serenity etwas, wovon die Menschen noch lange sprachen.

Sie stieg noch höher auf das Podium, sodass jeder sie sehen konnte. Dann verbeugte sich die Mondprinzessin vor ihrem Volk und verharrte so eine Minute lang. Als sie sich wieder aufrichtete brach ein großer Jubelstorm los. Die Königin weinte vor Stolz auf ihre Tochter, wischte sich die Tränen jedoch schnell wieder weg.

Serenity machte eine Handbewegung und schlagartig herrschte wieder Stille. „Noch einmal ein riesen großes Dankeschön!“ Damit trat sie wieder an die Seite ihrer Mutter, aber die Mondprinzessin überstrahlte diese regelrecht. Die Königin drückte ihre Tochter kurz an sich und herzte sie. Dann wurde die Zeremonie der Verabschiedung der Gäste offiziell aufgelöst und beendet.

Die Gesandtschaft des Planeten Mars war inzwischen ohne ihre Prinzessin abgereist. Es herrschten große Spekulationen im Sonnensystem, was dies zu bedeuten habe.
 

Serenity saß im Moment mit ihrer Freundin und der Königin in einem der vielen Esszimmer, die es im Palast gab und ließ sich ein verspätetes Mittagessen ordentlich schmecken. Obwohl die Zeremonie vorbei gewesen war, hatte das Volk noch einmal die Stimme ihrer Prinzessin hören wollen. Serenity war darüber entzückt gewesen und war dem Wunsch gerne nachgekommen. Doch schließlich hatten sie sich loseisen können.

Mars schüttelte nur den Kopf, als Serenity aufstand, um sich ihren vierten Nachschlag zu holen.

Wie konnte nur soviel in so einen zierlichen Körper hinein passen, fragte sie sich. Das lag bestimmt an ihrem Alter. Maru war schon zwei Jahre älter und wenn sich so reinhauen würde wie die Mondprinzessin, wäre sie bestimmt auseinander gegangen wie ein Hefekuchen.

Bald war das Mahl zu Ende und auch Serenity lehnte sich zu Frieden mit sich und der Welt im Stuhl zurück. Es ging doch nichts über ein gutes Essen!

Doch plötzlich fiel ihr siedentheiß wieder ein, dass sie Mars mit eingeladen hatte, bei dem Treffen mit der Göttin dabei zu sein. Aber sie hatte weder ihre Mutter noch die Selene selbst gefragt.

Dies holte sie nun nach und warf dabei einen entschuldigenden Blick auf Mars, welche überrascht und dann verärgert eine Augenbraue hochgezogen hatte.

Ihre Majestät verbiss sich ein Schmunzeln. Typisch Serenity, kommentierte sie. „Ja, Mars kann heute Abend dabei sein.“

Erleichtert seufzte Serenity auf und zwinkerte Maru zu. Diese jedoch schüttelte nur vielsagend den Kopf. Also wirklich, dachte sich die Schwarzhaarige. Da hatte sie sie einfach so mir nichts, dir nichts zu einer Zusammenkunft eingeladen ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.

Doch sie musste innerlich auch darüber grinsen. Lernte sie Seri dadurch besser kennen. Und diese Eigenschaft war schon irgendwie liebenswert, fand sie.

„So ihr habt jetzt noch zwei Stunden Zeit bis Sonnenuntergang, mein Schatz, daher würde ich vorschlagen, dass du unserem Gast ja ein bisschen das Schlossgelände zeigen kannst.“

„Au ja, komm Maru!“ und damit zog Serenity die Freundin übermütig aus dem Raum.

„Was möchtest du sehen?“, fragte Serenity, die begeistern davon war, noch etwas Zeit mit Mars zu verbringen, anstatt wie sonst speziellen Unterricht machen zu müssen. Das war tausendmal besser, als Manieren zu lernen oder Geschichte oder Debattieren über ganz langweilige Sachen wie Steuern und Handel. Das fand sie langweilig.

„Ich weiß nicht, was gibt es hier den alles?“

„Oh!“ Da musste sie kurz überlegen. „Wir könnten in den Blumengarten gehen oder!“ Bei diesen Worten fiel Serenity ein, dass Mars genau dort angegriffen worden war. Kurze Stille herrschte zwischen den Mädchen.

„Tut mir leid, ich hatte irgendwie vergessen, was dir dort wiederfahren ist. Wirklich ehrlich, manchmal bin ich so ein Dummkopf!“, schimpfte die Blondine mit sich selbst.

„Naja, ist nicht so schlimm!“, versuchte Maru sie zu trösten. „Wir müssen ja nicht dahin gehen, schließlich gibt es doch bestimmt noch sehr viel mehr hier!“, bestärkte sie ihre Aussage mit den Armen.

Plötzlich hatte Serenity die Idee. Geheimnisvoll führte sie Mars in den Stall, wo zwei Pferde gesattelt wurden und dann ritten sie aus. Schnell verschwand das Schlossgelände mit der umliegenden Stadt. Sie kamen durch ein Dorf, wo Serenity kurz abstieg und sich mit dessen Bewohnern unterhielt. Erfreut über den Besuch ihrer Prinzessin war sie bald umringt von vielen Leuten. Doch behielt sie Mars die ganze Zeit an ihrer Seite und stellte sie den Menschen als ihre Freundin vor. Eine leichte Röte überzog die Wange der Schwarzhaarigen. Darüber mussten alle Lachen und Mars, die sich in der Nähe von so vielen Menschen unwohl gefühlt hatte, begann aufzutauen. Mit Serenity bei sich, war es gar nicht schwer auch mit Anderen zusammen zu sein.

Schließlich verabschiedeten sie sich herzlich von den Dorfbewohnern und setzten ihren Weg fort.

Nach einer Weile war Maru doch schließlich ziemlich neugierig. „Wo führst du uns eigentlich hin?“

„Verrate ich nicht! Das ist eine Überraschung!“ Schon glitt sie mit ihrem Pferd vorbei. Sie veranstalteten ein Wettrennen. Die Schwarzhaarige gewann knapp. Dann hielt Serenity vor einem See an und stieg ab.

Sie ließen die Pferde auf der umliegenden Wiese grasen und setzten sich ans Ufer des glasklaren Sees. „Hier ist es aber schön!“, bewunderte Mars ihre Umgebung. Ganz anders als bei ihr zu Hause. Dort gab es viele Berge und Täler, kaum Wiesen. Stundenlang war sie manchmal mit ihrem Lieblingshengst ausgeritten und hatte diese erforscht. Dann hatte sie für einige Stunden vergessen können, war passiert ist.

„Ja ist es und das ist einer meiner Lieblingsplätze. Normalerweise komme ich immer allein hier her, aber jetzt bin ich glücklich, dass ich mit dir zusammen hier bin!“ Breit lächelnd guckte Serenity über den See hinaus in die Ferne.

Mars war gerührt, versuchte aber sich nichts anmerken zu lassen. „Und was machst du hier, wenn du herkommst?“

„Ich denke nach.“, antwortete Serenity schlicht.

Darauf konnte Mars nichts erwidern. Seltsam, fand sie das. Serenity kam an einen Ort um nach zu denken. Sie war doch meistens immer so fröhlich und kindlich! Doch halt, sie dürfte nicht vergessen, dass Serenity auch andere Seiten hatte. Beispielsweise hatte sie sie geheilt oder sie beschützt.

„Worüber denkst du nach?“

„Unterschiedlich. Mal über meine Rolle als zukünftige Königin, dann mal nur über ganz alltägliche Sachen. Ich sehe die Sorgen, die meine Mutter sich macht, wenn sie aus Konferenzen mit Botschaftern der verschiedenen Planeten heraus kommt. Oder auch ihre Angst vor der Zukunft. Weißt du, ich bin nicht blind. Ich weiß, dass es schlecht um den Frieden bestellt ist. Dann versuche ich mich von diesen düsteren Gedanken abzulenken, indem ich mich in meine Welt zurück ziehe. Dort gibt es keine Kriege, keinen Hunger, keinen Tod. Da habe ich keine Angst vor der Zukunft so wie meine Mutter. Es sind einfach alle glücklich und alles ist gut!“

„Serenity!“ Die Blondine wandte sich nun zu ihrer Freundin um und Mars sah, dass Tränen in den großen unschuldigen blauen Augen schimmerten. Sanft legte die Schwarzhaarige einen Arm um sie.

„Danke!“, sagte Serenity im traurigen Ton. So saßen die beiden eine Weile da.

„Weißt du, ich würde so gerne nur ein ganz normales Mädchen sein. Dann könnte ich zu Erde reisen und vielleicht sogar dort leben.“, sinnierte die Mondprinzessin.

„Aber du bist kein gewöhnliches Mädchen, Seri. Selbst wenn du keine Prinzessin sein würdest, wärst du nie normal. Denn du bist etwas ganz besonderes. Deine Warmherzigkeit rührt jedes Herz, du machst selbst die Traurigsten wieder glücklich. Außerdem liebst du die Menschen. Das sieht und spürt man. Du willst, dass alle und nicht nur dein Volk glücklich sind. Wenn du keine Prinzessin wärst, könntest du dich für dieses Ziel nicht einsetzen.“ Die Schwarzhaarige verstand Serenity´s Wunsch, aber sie war sich sicher. Ihr Königreich brauchte sie und umgedreht ging es der Blondine genauso. Sie konnte nicht zu sehen wie andere leiden und würde immer versuchen ihnen zu helfen. Als Mondprinzessin konnte sie dies noch viel besser tun.

Serenity gestand sich ein, dass ihre Freundin recht hatte.

„Warum eigentlich ausgerechnet die Erde!“

„Ich weiß nicht! Mir gefällt dieser Planet einfach. Er ist wunderschön und irgendwie, ich weiß das klingt komisch, aber er zieht mich magisch an.“ Serenity hatte einen verträumten Gesichtsausdruck, als schwebte sie auf Wolken.

Mars ließ die Prinzessin in Ruhe vor sich hin träumen und musterte nun ein bisschen genauer ihre Umgebung.

Plötzlich nahm sie aus dem Augenwinkel eine Bewegung war. Beschützend stellte sich die Schwarzhaarige vor die Freundin. Aber dann stockte ihr der Atem.
 

Eine weiße Stute war auf der anderen Seite des Seeufers. Ihr Fell schien zu strahlen und auf ihrer Stirn thronte ein weißes Horn. Uralt und weise blickten ihre regenbogenfarbenen Augen herüber. Serenity kam hinter ihrer Beschützerin hervor und stand dann neben der Freundin.

„Deswegen ist das auch mein Lieblingsplatz!“, flüsterte die Mondprinzessin ihr zu. „Immer wenn ich traurig zu diesem See ging, dann erschien sie und tröstete mich. Sie ist nach dir meine engste und längste Freundin. Sie hat mich nämlich an diesen Ort geführt, nachdem ich mich in dieser Gegend als fünfjähriges Kind verlaufen hatte. Sie ist jetzt unser Geheimnis!“

Während Serenity sprach, schritt das Einhorn langsam auf sie zu und blieb schließlich in einigen Metern Entfernung stehen. Die Mondprinzessin rannte zu dem Fabelwesen und umarmte seinen Hals. Diese wiederum senkte ihren Kopf und stupste Serenity vertraut an.

„Das ist Maru oder vielmehr die Prinzessin des Planeten Mars.“, stellte die Blondine sie vor.

„Schön dich kennenzulernen. Du musst Serenity sehr viel bedeuten, dass sich dich mitnimmt an diesen Ort!“, sprach die Stute.

„Du kannst reden!“, fragte das angesprochene Mädchen verdattert.

Jetzt lachten beide. Serenity und das Einhorn.

„Warum sollte ich nicht reden können!“, erwiderte diese amüsiert.

„Keine Ahnung! Aber ich bin schon überrascht, dass es Einhörner wirklich gibt!“ Damit ließ sich die Schwarzhaarige einfach ins weiche Gras fallen. Wow, dachte sie nur.

Besorgt eilte Serenity auf die Freundin zu. „Alles in Ordnung? Ich wollte dich nicht erschrecken. Es sollte eine Überraschung werden.“

„Mir geht’s gut. Ich bin auch ziemlich überrascht!“

Das Fabelwesen war näher heran getreten, sodass sie direkt neben der Mondprinzessin stand.

„Wie gesagt, es freut mich wirklich dich kennenzulernen und ich hoffe du passt gut auf Serenity auf!“

Serenity schaute das Pferd verwundert an. „Wieso soll Maru denn auf mich aufpassen. Das kann ich doch ganz gut allein. Außerdem hast du mal gesagt, dass du immer auf mich aufpassen wirst.“

Traurig blickte die Stute das Mädchen vor ihr an. „Ich werde jetzt woanders gebraucht und du hast jetzt eine sehr gute Freundin. Sie wird dich beschützen, weil du wichtig bist. Sogar unersetzlich. Deshalb bin ich auch vor 10 Jahren zu dir gekommen. Du weißt noch, was ich dich gelehrt habe!“

Aufgelöst nickte die junge Prinzessin. „Bitte geh nicht!“, flehte sie. Mars war inzwischen aufgestanden und hatte erneut tröstend einen Arm um sie gelegt. Sie wusste nicht, warum dieses Lebewesen nicht bleiben konnte, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass es nicht anders ging. So wie er ihr auch gesagt, dass sie Serenity vertrauen könne, deswegen hatte sie ihr die Bilder des Verlustes ihrer Eltern gezeigt.

Das Einhorn trat ein letztes Mal auf Serenity zu. Sanft berührte sie mit ihren Nüstern die Wange der Blondine. Dann schaute sie Mars an, welche ihre Freundin immer noch stürzte.

Kaum merklich neigte die Schwarzhaarige den Kopf. Sie hatte der Stute versprochen, gut auf die Weinende in ihren Armen acht zu geben. Sie würde es halten.

Dann wandte das Pferd sich um und galoppierte davon. Seine weiße Mähne bewegte sich mit den kräftigen und weitaushollenden Bewegungen des Tieres. Schnell war es verschwunden, genauso wie es aus dem Nichts aufgetaucht war.

„Auf wiedersehen!“, hauchte Serenity in den plötzlich aufgekommenen Wind.

Tränen rannen der Prinzessin wie Regentropfen aus den Augen. Mars fiel erst jetzt auf wie zart ihr Körper war. Als reiche schon eine kräftige Böe um ihn zu verletzten.

„Komm es gut. Wir müssen bald los, sonst lassen wir eine Göttin warten und ich weiß nicht, ob uns das gut bekommt. Außerdem werden sich alle schon große Sorgen machen, wo du nun wieder abgeblieben bist.“

Doch Serenity weinte einfach weiter. „Bitte, hör auf, Seri, ich kann dich nicht weinen sehen!“ Die Stimme der sonst so gefassten Maru hatte voller Schmerz geklungen.

Aufgeschreckt von diesem Ton, beruhigte sich die Blondine augenblicklich. Sie wollte nicht, dass andere wegen ihr litten. Und wenn das hieß, dass aufhören musste zu weinen, dann würde sie es tun.

Schweigend umarmten sich die Mädchen noch einmal kurz und spendeten sich so gegenseitig Kraft.

Mars war überglücklich, dass Serenity keine salzigen Tränen mehr die Wange runter liefen.

Schnell machten sie sich auf den Rückweg. Die Pferde, froh über die günstige Gelegenheit mal wieder bis an ihre Kräfte zu gehen, flogen förmlich über den Boden. Bald war die Stadt mit dem darüber thronenden Schloss wieder in Sicht.

Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang kamen sie bei der Königin im Arbeitszimmer an. Zusammen gingen die Drei auf den Balkon, wo gestern die Göttin zum ersten Mal erschienen war.

Gespräch mit der Selene

Die letzen Strahlen der untergehenden Sonne verschwanden gerade hinter dem Horizont. Da erschien die Göttin. Diesmal nicht nur als Lichtgestalt, sondern mit der ganzen Pracht ihres Wesens, als realer Körper. Man konnte diesen Anblick nicht beschreiben. Überirdische Schönheit gepaart mit unendlicher Weisheit, die nicht in diese ewigjungbleibenden Züge passen wollte.

Selene schmunzelte über die drei Frauen, die ihr Gegenüber standen und vor Ehrfurcht kein Wort heraus brachten. Menschen!

Schließlich fanden alle ihre Fassung wieder und verbeugten sich respektvoll als Begrüßung vor ihr.

Geht doch!, dachte Selene.

„Nun wir sollten uns setzen, da dies ein langes und ich denke recht kompliziertes Gespräch werden wird.“ Die Göttin ließ sich allein auf einer der vielen Steinbänke, die den Balkon säumten, nieder und die Anderen auf einer direkt Benachbarten platz nahmen.

„Wo wollen wir beginnen?“, fragte sie. „Soll ich zuerst eure Fragen beantworten?“, schlug sie vor.

„Ja, das wär mit persönlich lieber, aber wie steht es mit euch!“ Dabei schaute die Königin zu den zwei Jüngsten in der Runde. Beide nickten zustimmend.

„Warum wurde meine Tochter jetzt schon als Königin erweckt? Das verstehe ich immer noch nicht! Du hast gestern gesagt, weil es eine Zeit großer Veränderungen geben wird und sie dafür sorgen kann, dass der Frieden bestehend bleibt. Aber das kann doch nicht der einzige Grund sein. Oder?“ Man merkte der Königin beim Sprechen dieser Worte an, welche Sorgen sie sich um ihre Tochter machte und das ihr das alles nicht gefiel. Sie wollte nicht, dass Serenity schon so früh in einen solchen Konflikt mit hinein gezogen wurde und dazu noch eine entscheidende Rolle spielen sollte.

„Nein, die Mondprinzessin ist etwas Besonderes. Das haben du und ebenso alle anderen, die ihre Kindheit miterlebt haben, gesehen. Wo sie war, gab es Glück und Fröhlichkeit. Hatte sich jemand in ihrer Gegenwart verletzt, spürte sie es und half. Derjenige hat es zwar nicht bemerkt, aber die Schmerzen ließen plötzlich nach. Sie vertrieb alle negativen Gefühle wie Hass und Trauer. Schon bei ihrer Geburt war dir klar, dass sie kein gewöhnliches Kind ist.“ Bei dieser Aussage schaute Serenity verwundert ihre Mutter an. Davon hatte sie ihr noch nie erzählt. Was war denn bei ihrer Geburt passiert? Die Antwort folgte auf dem Fuße.
 

Rückblick
 

Es war Vollmond. Doch kein gewöhnlicher. Alle Planeten standen in dieser Nacht in einer Reihe. Mars, Venus, Merkur, Jupiter, Uranus, Neptun, Pluto, Saturn und die Erde mit dem Mond. So etwas kam nur alle 5000 Jahre vor.

Die Mondkönigin lag in den Wehen. Diese hatten bereits am Morgen angefangen und nun versagten langsam ihre Kräfte. Zu lange dauerte die Geburt schon und beide, Mutter wie Kind, drohten zu sterben. Die Ärzte wie die zwei anwesenden Hebammen waren verzweifelt. Sie hatten alles versucht, aber nichts hatte geholfen. Sie würden sie verlieren.

Da erschien plötzlich eine Lichtgestalt am Bett der sich vor schmerzenden windenden Königin. „Bitte lasst uns allein. Ich werde ihr und dem Baby helfen.“ Sanft und volltönend hatte die liebliche Stimme gesprochen. Sofort verließen alle das Gemach.

Serenity, die Königin über Silber Millennium, hatte furchtbare Angst. Sie war zwar schon mehrere Jahrhunderte alt, sie hatte viele Erfahrungen gesammelt und immer versucht Weise zu regieren zum Wohle ihres Volkes. Doch dies war etwas Neues und Einzigartiges. Aber es tat so weh!

Dann spürte sie Geborgenheit und Wärme. Sie hatte keine Schmerzen mehr. Langsam hob sie ihre Augenlieder und blickte in ein wunderschönes Gesicht aus Licht.

„Es ist jetzt besser, ich habe dir den Schmerz genommen.“, sagte die Fremde. „Du und deine Tochter, ihr dürft nicht sterben, deswegen habe ich eingegriffen. Nun schenke ihr das Leben.“

Serenity sammelte noch ein letztes Mal ihre ganze Kraft und presste. Sie fühlte wie ein kleines Etwas aus ihr hinaus glitt. Dann war es vorbei.

Die Lichtgestalt nahm den Säugling, nabelte ihn ab, säuberte ihn kurz und wickelte ihn in ein Tuch. Anschließend übergab sie ihn in die wartenden Arme seiner Mutter. Serenity schaute auf ihr Baby hinab und ein unerwartetes Gefühl nahm von ihr Besitz. Sie hatte ihr Kind, das sich noch in ihrem Leib befand, schon damals geliebt, aber was sie jetzt spürte, war unbeschreiblich. Fast zehn Monate hatte sie es beherbergt, beschützt und ernährt und nun lag dieses vollkommende Kind in ihren Armen.

Eine Tochter, hatte die Lichtgestalt gesagt. Sie hatte eine perfekte hübsche Tochter. Das Baby sah ruhig und aufmerksam zu seiner Mutter. Es schrie weder, noch zappelte es herum.

Serenity war ein bisschen beunruhigt. Warum war das Mädchen so still und schaute sie mit derart wissenden Augen an. Das war unnormal.

„Keine Sorge! Sie ist etwas Besonderes. Deswegen kannst du sie nicht mit Anderen vergleichen.“, sprach die Lichtgestalt. Verwundert wandte sich Serenity der Fremden zu.

„Wieso ist sie etwas Besonderes. Hast du etwas mit ihr gemacht?“ Beschützend drückte die Mutter ihr Kind an ihre Brust und funkelte die Frau wütend an.

Diese schmunzelte. „Nein, ich habe nichts mit deiner Tochter gemacht. Es war ihr bestimmt, etwas Einzigartiges zu werden, deshalb gib gut auf sie acht. Ich werde wiederkommen, wenn die Zeit gekommen ist.“ Dann berührte die Lichtgestalt mit dem Zeigefinger die Stirn des Babies und ein Halbmond erschien kurz, doch sogleich verschwand er wieder.

Das Kind, in den Armen seiner Mutter, war während der ganzen Prozedur noch genauso still wie am Anfang. „Warum weint sie nicht? Ich meine ansonsten weinen die Kinder doch immer!“

„Die Kleinen weinen, weil sie Angst haben. Sie werden von einem Moment auf den Anderen in eine völlig fremde Umgebung befördert. Doch deine Tochter hat keine Angst, deshalb weint sie nicht. Sie fühlt sich sicher bei dir.“, erklärte die Göttin.

Glücklich über diese Tatsache herzte Serenity ihr Töchterchen. Diese fing daraufhin an zu glucksen.

„Ich werde nun gehen. Aber denke daran, zur rechten Zeit werde ich wieder kommen.“

„Wer bist du eigentlich?“, fragte die Königin.

Lachend antworte die bereits sich auflösende Lichtgestalt. „Ich bin Selene!“
 

Rückblick Ende
 

Nun verstand Serenity auch den immensen Schock ihrer Mutter von gestern. Selene hatte Wort gehalten und war wieder gekommen. Vielleicht war ihre Mutter deswegen auch so unhöflich gewesen.

Mars fand das alles ziemlich aufregend. Was für ein Glück, dass sie Serenity getroffen hatte.
 

„Bereits als Kind hatte Serenity besondere Gaben, die sich mit ihrem Wachstum noch verstärkt haben. Doch nun ist es an der Zeit, dass Serenity ihre volle Macht entfalten kann. Aus diesem Grund habe ich sie erweckt. Wir brauchen ihre ganze Stärke und sie muss lernen damit umzugehen, denn wenn der entscheidende Moment kommt, muss sie es können. Jetzt hat sie noch die Zeit es zu lernen. Später wird es dazu keine Gelegenheit mehr geben.“

Bei den letzten Worten bekam Serenity angst.

Selene spürte die Gefühle der Mondprinzessin, aber Mars reagierte schneller als sie. Tröstend legte sie einen Arm um die Freundin und nickte ihr aufmunternd zu. Serenity lächelte dankbar zurück.

Die Königin indessen stellte schon die nächste Frage. „Wieso ist der Halbmond, der bei mir nur erscheint, wenn ich den Silberkristall einsetze, immer noch auf Serenity´s Stirn sichtbar?“

„Weil sich eure Mächte unterscheiden. Dies wird damit angezeigt. Ihre Macht ist viel größer als deine Macht und sie wächst noch. Aber soviel Macht kann Serenity´s Körper nicht aufnehmen. Deswegen fungiert dieser Halbmond sozusagen als Kanal, womit ständig ein geringer Teil ihrer Energie abgegeben wird an ihre Umwelt. Ansonsten hätte sich irgendwann soviel Macht und Energie in ihrem Körper angestaut, dass sie sie nicht hätte kontrollieren können. Damit wird dies verhindert.“ Ein kleiner Aufschrei entfuhr der Königin. So gefährlich war die neue Macht ihrer Tochter! Die Göttin überging diesen Zwischenfall und fuhr fort. „Zusätzlich zeigt es ihre Stellung als Mondprinzessin und zukünftige Königin an. Dieser Halbmond ist mein Symbol und immer wenn die Mondköniginnen den Silberkristall eingesetzt haben, erschien es. Aber jetzt wird es ständig sichtbar sein bei Serenity um ihre Herkunft und Macht klar zu machen.“

„Warum muss meine Macht und Herkunft denn klar sein?“ Bekümmert hatte die Prinzessin diese Frage gestellt. Sie wollte sich nicht so stark von den anderen Menschen unterscheiden. Nun würde man sie jedoch immer erkennen. Sie war ein Außenseiter! Sie hatte sich immer mit allen gut verstanden und wusste auch um die Liebe, die ihr Volk, ihre Mutter und alle anderen ihr entgegen brachten. Aber sie hatte sich trotzdem einsam gefühlt. Nur ihr Einhorn war in all dieser Zeit wirklich da gewesen. Bei diesem Gedanken zog sich etwas in ihrem Inneren zusammen. Sie wollte nichts besonderes sein!

Mars spürte den Konflikt, der in ihrer Freundin statt fand. Nochmals drückte sie Serenity an sich.

Serenity schaute Maru an. Sie war nicht allein. Und sie hatte sehr viel Glück, wurde auf einmal klar. Sie wurde aufrichtig geliebt von allen und erwiderte diese auch.

Die Königin hatte auch am Klang von Serenity´s Stimme gemerkt, was in ihrer Tochter vorging. Doch ihre Freundin Mars half ihr bereits. Froh darüber, dass die Blondine eine solch gute Freundin hatte, wartete sie wie die Göttin darauf, dass sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Gegenwart zu wandte.

Als dies der Fall war, ging es weiter.

Die Göttin blickte nun Mars an, die erste Verbündete des Sonnensystems. „Nun Serenity, du weißt um das Bündnis der Planeten. Aber deine Freundin nicht. Deswegen werde ich sie zuerst darüber aufklären, bevor ich deine Frage beantworten werde.“ Nun war es an Mars erschrocken zu sein. Was hatte die Göttin da eben gesagt. Bündnis der Planeten.

„Also es wird ein Bündnis zwischen allen Planeten des Sonnensystems geben. Du, Prinzessin des Mars, gehörst dazu. Ihr werdet zusammen mit Serenity den Frieden bewahren und die Macht des Mondes mit der eurer Planeten vereinen. Dazu habe ich euch bereits wie bei der Geburt von Serenity besondere Macht verliehen. Diese wird, wenn alle Vertreter des Bündnisses vereint sind, erwachen. Außerdem ist es eure Aufgabe die Mondprinzessin zu beschützen. Denn sie stellt den Mittelpunkt eurer Macht da, sollte sie nicht mehr existieren, wird sie erlöschen und alles wird in Dunkelheit versinken. Deswegen müsst ihr nun so schnell wie möglich zu den anderen Planeten reisen und die Mitglieder des Bündnisses zusammen bringen.“

Erstaunt schaute Mars ihre Freundin an. Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Sie wurde für etwas gebraucht, war nicht unwichtig. Und sie dürfte mit Serenity zusammen die Reise machen. Den Grund dafür verdrängte sie erstmal.

„Warum hängt die Macht des Bündnisses von Serenity ab?“ Die Königin war über diese Neuigkeiten sehr schockiert.

„Darauf weißt du doch die Antwort. Euch allein, habe ich von all den Völkern, die ich geschaffen habe, Unsterblichkeit verliehen. Ihr allein besitzt die Kraft über den Silberkristall. Aber diese Macht reicht nicht mehr aus. Aber ihr habt von allen nun einmal die größte Kraft. Außerdem kann Serenity durch die Reinheit ihres Herzens etwas tun, wozu die anderen noch nicht in der Lage sind. Serenity kann jeden lieben, ohne Einschränkungen. Diese Fähigkeit wird es hoffentlich sein, die uns alle rettet. Deshalb bildet sie den Mittelpunkt dieser Macht zusammen mit dem Silberkristall. Ich habe dir bereits auch gesagt, dass ihrer anders ist, als deiner. Dessen Stärke hängt direkt mit ihr zusammen. Mit ihrem Herzen. Dieser Silberkristall ist ein Teil von ihr und wird immer zu ihr gehören. Er hat sich, seit ihrer Geburt zusammen mit ihr entwickelt. Du hast dich doch bestimmt gefragt, warum schon bei ihr als Baby das Halbmondzeichen erschien, als ich sie berührte. Damals habe ich in ihr Herz einen neuen Silberkristall eingepflanzt. Wahrscheinlich kann sie deswegen auch mit ihm umgehen. Doch vorsichtshalber habe ich sie auch deshalb schon als Königin erweckt, damit die Erfahrungen aller Vorhergegangenen auf sie übergehen. Dies war ein weiterer Grund.“

Alle drei hingen nun ihren Gedanken nach. Viel hatten sie heute erfahren.

Aber Selene war noch nicht fertig.

„Hört mir zu, eines muss ich euch noch sagen.“ Mars, Serenity und die Königin blicken die Göttin abwartend und gespannt an. „Die Reise zu den Planeten müssen Serenity und Mars morgen antreten. Es ist wichtig, dass sie so schnell wie möglich die Mitglieder des Bündnisses komplett sind. Ich werde euch zwei treue Diener von mir zur Seite stellen.“ Die Göttin bewegte ihre Arme und zwei Lichtkugeln kamen herbei. Aus diesen schlüpften zwei Katzen. Eine war schwarz, hatte einen Halbmond wie die andere auf der Stirn und blaue Augen. Die Andere war ein weißer Kater mit braunen Augen. Beide tapsten mit der Eleganz, die nur diese Tiere besitzen, an die Seite von Selene. „Das sind Luna und Artemis. Sie werden euch begleiten und euch mit ihrem Rat unterstützen. Auch ich werde ab und zu sehen, ob ich euch helfen kann. Aber nur Serenity und Mars werden zu dieser Reise aufbrechen. Sonst wird euch keiner begleiten. Außerdem dürft ihr die Erde erst zum Schluss besuchen.“

Serenity hatte sich nun an die Freundin geklammert. Wie sollten sie das schaffen. Angst. Angst, durchströmte sie erneut. Diesmal konnte Mars sie nicht trösten. Auch ihre Mutter nicht, die nun eine ihrer Hände ergriffen hatte. Völlig bewegungslos saß die Mondprinzessin da. Keine der Zwei drang zu ihr durch.

„Da siehst du, was du angerichtet hast. Serenity ist nicht reif genug für eine solche Aufgabe. Sie ist noch ein unschuldiges Kind und du willst, dass sie die Welt rettet.“ Tränen waren der Königin des Mondes in die Augen getreten. Wütend starte sie die Göttin an. Wieso meines, ausgerechnet mein Kind, dachte sie. Wieso?

Die Gedanken der Königin standen ihr ins Gesicht geschrieben. „Weil es ihre Bestimmung ist und sie ist nicht allein. Mars steht treu an ihrer Seite, genauso wie es die Anderen tun werden. Außerdem ermögliche ich ihr etwas, was sie sonst nie hätte tun können. Sie wird fremde Planeten kennenlernen können. Sie wird neue Erfahrungen machen, die in all den Jahrhunderten, die dieses Reich besteht, keine Königin vor ihr machen konnte. Und sie sehnt sich nach diesen Erfahrungen. Sie will reisen. Es wird sie stärker machen und ihr andere Perspektiven eröffnen. Etwas, was dir verwehrt blieb. Jetzt ist es einzig und allein der Schock, der sie lähmt.“ Die Göttin hatte voller Überzeugung gesprochen und schaute dann hinüber zu Serenity, welche sich tatsächlich schon wieder zu regen begann.

Mars hielt sie immer noch tröstend in den Armen, aber Serenity befreite sich sanft daraus sowie aus der verkrampfen Hand, mit der ihre Mutter ihre Hand umschlungen hatte.

Aufrecht und stolz stand sie nun da. Ihre Augen strahlten vor der ihr innewohnenden Kraft.

„Es tut mir leid, wenn ich euch Sorgen bereitet habe. Mutter, Maru. Es geht mir gut, die Göttin hatte recht, es war wirklich nur der Schock.“ Nun richtete sie sich an Göttin. „Ich will versuchen der Aufgabe für die ich bestimmt bin, mit all meiner Kraft gerecht zu werden. Ich möchte nicht, dass es den Völkern dieses Sonnensystems schlecht geht, deshalb will ich versuchen, den Frieden zusammen“, dabei nahm sie Mars Hand, „mit den anderen Planeten zu beschützen und zu bewahren.“

Die Göttin lächelte. „Und ich werde versuchen euch dabei zu helfen, sofern es in meiner Macht steht. Artemis, Luna!“ Die Katzen reckten die Köpfe nach oben. „Hört auf die Befehle der Prinzessin und gebt euer Bestes. Ich vertraue euch und dir“, da guckte Selene Serenity mit warmen Augen an, „auf das der Frieden der Welt erhalten bleibe! Nun geht, macht euch für die morgige Reise fertig und verabschiede dich Serenity von allen. Luna und Artemis werden dir fortan überall hin folgen, nicht damit du dich wunderst.

Mars dir vertraue ich natürlich genauso, also gib gut acht, dass deiner Freundin nichts passiert!“ Erneut gab Mars das Versprechen.

„Eine angenehme und friedliche Nacht wünsche ich euch.“ Damit schickte Selene die beiden Jüngsten weg. Beide schauten neugierig zurück, als sie in gingen. Die Katzen folgten Serenity wie stille Schatten. Aber die Göttin wartete, bis sie verschwunden waren und sie Mars Gedanken nur noch schwach wahrnehmen konnte.

„Ich weiß, dass es schwer ist. Das ausgerechnet deine Tochter dafür bestimmt wurde. Mir geht es doch ähnlich wie dir, sie ist immerhin mein Schützling. Nun werde ich dir Königin etwas verraten, was Serenity auf keinen Fall jetzt erfahren darf.“ Die Königin nickte, ihrer Stimme traute sie nicht.

Enthüllungen

„Es gab damals weder Licht, noch Dunkelheit, weder Leben, noch den Tod. Da herrschte das Chaos über das Universum. Es ließ das alles nicht zu. Niemals sollte Leben existieren oder Licht. Niemals sollte es einen ewigen Kreislauf des Kommens und des Gehens geben. Niemals. Das Chaos wollte für immer über dieses endlose Nichts, namens Universum, herrschen.

Aber wie bei allem, was je existiert hat, gab es noch eine andere Macht. Das genaue Gegenteil. Sie, die oberste von uns Göttern, die Erste, die es gab und die uns selbst schuf mit ihrer Lebenskraft, kämpfte gegen das Chaos. Für uns, ihre Kinder, wollte sie ein Universum, wo leben möglich war und Veränderung.

Es war ein harter Kampf und oft sah es so aus, als würde sie verlieren. Doch jedesmal schaute sie uns an, ihre Kinder, und neue Kraft durchströmte sie, gepaart mit neuem Mut. Schließlich gewann sie die Oberhand, aber sie zerstörte das Chaos nicht.

Sie liebte alles, während das Chaos alles verabscheute. Sie konnte es nicht zerstören. Dann hätte sie ihrer Natur zu wieder gehandelt. So verbannte sie es in einen weit entfernten Teil des Universums.

Doch nun wo sie es geschafft hatte, war sie unsagbar müde. Lange hatte sie gekämpft. Sie wollte Frieden und so verließ sie das Antlitz der Welt und überließ sie uns. Sie vertraute uns.

Aber wir, die nicht ihre Weisheit hatten, entzweiten uns. Vielen Göttern hatte sie das Leben geschenkt, aber sie hat uns nicht geleert, wie wir mit der Welt- dem Universum-, die sie uns hinterließ, umgehen sollten. Wir bekriegten uns und bald drohten wir das zu zerstören, was sie so mühsam erkämpft hatte.

Das Chaos nutzte unsere Schwäche und kam hervor. Wir waren nicht stark genug um ihn Einhalt zu gebieten. Als wir fast besiegt waren, erschien sie erneut. Damit hatte Chaos nicht gerechnet und wiederum wurde es geschlagen.

Wir schämten uns für unsere Schwäche und baten sie um Verzeihung. Doch sie lächelte nur nachsichtig. Kein Tadel war zu hören. Stattdessen zeigte sie Verständnis und lehrte uns.

Wie man liebt.

Wie man verzeiht.

Wie man vertraut.

Wie wir aus unseren Fehlern selbstständig lernen können. Und sie gab uns freien Willen.

Sie war unser Vorbild, unser Ideal. Solche Götter wollten wir werden. Aber wir waren nicht makellos. Nicht fehlerlos.

Sie sagte zu uns: „Keiner ist ohne Fehler, ohne Makel. Es gibt niemanden, der perfekt ist. Aber wir können versuchen, aus unseren Fehlern zu lernen und wir sollten nie aufhören, danach zu streben, besser zu werden. Außerdem sollten wir stets versuchen Liebe, Vertrauen, Gerechtigkeit, Mut, Mitgefühl, Sorge und das Gute in uns selbst zu sehen, es zu teilen und niemals zu verlieren. Ich selbst habe auch Fehler.“

Bei diesem letzten Satz schaute sie uns traurig an. Wir verstanden damals nicht, was dies zu bedeuten hatte.

Kurze Zeit später wussten wir es. Erneut hatte sie uns verlassen, aber diesmal hatte sie uns vieles gelehrt und so geschah es nicht noch einmal. Die Fehler unserer Vergangenheit wiederholten wir nicht.

Stattdessen schufen nun wir selbst anderes Leben und versuchten nach ihrem Vorbild zu handeln. Wir schufen die Planeten und ihre Völker. Aber auch wir selbst untereinander zeugten Kinder. Jedoch nimmt das Leben seinen Lauf und Kinder und Völker wollen ihren eigenen Fehler machen. Dies konnten und wollten wir auch gar nicht verhindern. Denn wir selbst machten ja auch immer noch Fehler. Wir stritten und vergaben, wir verliebten und hassten uns, wir verziehen und rächten uns. Aber so schlimm wie beim ersten Mal wurde es nie wieder.

Jedoch bevor sie uns verließ, sagte sie: „Wenn das Chaos erneut droht die Welt zu vernichten, dann werde ich wieder kommen.“

Ich glaube, Königin des Mondes, dass deine Tochter sie ist. Cosmos, die Erste, die existiert hat. Ihre Reinkarnation. Denn als du in den Wehen lagst, und ihr beide drohtet zu sterben, da ging ein Aufschrei durch das gesamte Universum. Daraufhin erschien ich als erste, aber alle anderen Götter, waren zu gegen. Ich half dir, sie, unsere Mutter, zu gebären.“
 

Die Mondkönigin war ganz durcheinander. Ihre Tochter sollte die Reinkarnation der – Wie sollte sie sie nennen- Allmutter sein sollte. Cosmos!
 

„Wieso erzählst du mir das?“

„Damit du mich verstehst und mich nicht hintergehst, denn das Chaos breitet sich bereits auf der Erde aus, deshalb soll Serenity auch ganz zum Schluss erst dorthin. Es kann sich in die Herzen der Menschen einschleichen. So auch in deines. Deswegen warne ich dich davor.“

„Gut, ich werde Acht geben, aber bitte, gib du auch acht, auf meine Serenity bzw. wenn das stimmt, auf deine Mutter.“

„Das werde ich, sie hat alles für uns getan und nun können wir uns hoffentlich revanchieren. Aber wir dürfen nur in einem begrenzten Masse eingreifen. Ansonsten würde der natürliche Gang der Dinge zu gestört werden. Denn es gibt für alles ein Gleichgewicht. So nun geh schlafen, du siehst müde aus. Ich werde über alles wachen, also keine Sorge!“

Die Königin des Mondes stimmte dem zu und machte sich, nach einer Verbeugung, auf den Weg in ihre Gemächer.

Währenddessen hielt Selene Wort.

Aber ein schlechtes Gewissen plagte sie. Sie hatte einen wichtigen Teil der Geschichte ausgelassen.

Abschied

hiermit möchte ich mich noch ganz doll bei mitzekatze bedanken für all die lieben kommentare^^ riesen großes dankeschön
 

Währenddessen liefen die zwei Mädchen zu ihren Gemächern. An der Stelle, wo der Gang sich teilte, verabschiedeten sie sich und gingen in ihre Zimmer.

Mars war einfach todmüde und fiel in einen traumlosen Schlaf.

Aber Serenity hatte indessen Mühe überhaupt mal eine Minute ruhig sitzen zu bleiben. Es gab sovieles, über das sie nachdenken musste. Sie war also etwas Besonderes. Das hörte sich so seltsam an in ihren Ohren.

Aber sie konnte jetzt nichts mehr daran ändern. Vielleicht würde sie irgendwann in einer fremden Zukunft einfach nur ein ganz normales Mädchen sein können. Wer weiß das schon?

Plötzlich nahm sie die Anwesenheit der Katzen war. Die Schwarze mit dem Namen Luna war ihr auf den Schoss gesprungen. Nun wurde sie von blauen Augen gemustert. „Du solltest dich bald schlafen legen, junge Prinzessin. Es ist schon spät und ihr werdet sehr früh aufbrechen!“, erinnerte die Katze Serenity.

„Ja, danke, dass du mir das ins Gedächtnis gerufen hast!“ Die Blondine stand nun auf und machte sich bettfertig. Währenddessen war die Katze von ihrem Schoss gesprungen und wartete mit dem Kater darauf, dass die Prinzessin ihrer Bitte nachkam.

Sogleich war die Prinzessin in dem großen Himmelbett verschwunden. „Wollt ihr auf dem Boden schlafen oder kommt ihr her, hier ist es gemütlich.“ Einladend und sanft hörten die Katzen ihre Stimme. Unsicher sprangen sie hinein, wo die Blondine bereits neugierig in aufrechter Position an ein Kissen gelehnt saß.

Langsam hob sie ihre Hände und fuhr bei beiden Katzen über das Fell. Ein Schnurren war als Belohnung von Artemis, aber auch von Luna zu vernehmen. Ein glockenhelles Lachen ertönte im Zimmer.

„Ihr seid ja zwei richtige Schmusekatzen was?“, fragte Serenity im Scherz. Empört über diesen Vergleich wich die Schwarze zurück, während der Kater nur seufzte.

„Wir sind keine Schmusekatzen, sondern die treuen Diener von Selene.“, sagte Luna aufgebracht. Ein Gähnen kam nun als Antwort von Serenity, worüber sich die Katze noch mehr ärgerte.

„Es tut mir leid, falls ich dich verletzt haben sollte. Das war nur ein Witz und nicht ernst gemeint.“ Besänftigt von dieser Aussage kam die Schwarze wieder näher. Schließlich schlief die junge Prinzessin ein. An ihre Seite geschmiegt, eine weiße und eine schwarze Katze.
 

Am nächsten Morgen erwachte die Prinzessin bei Sonnenaufgang. Dann war es jetzt erst fünf Uhr morgens. Beide Katzen schliefen noch. Sie hatten sich zu kleinen Fellknöllchen zusammen gerollt, was wirklich unglaublich süß aussah, fand Serenity. Sie konnte nicht wiederstehen und strich der Schwarzen über den Kopf. Ein hingebungsvolles Schnurren war die Antwort.

Serenity musste sich ein lautes Aufprusten verkneifen. Aber ein breites Grinsen zierte ihren Mund. Nun schaute sie sich in ihrem Zimmer um. Alles hier war ihr vertraut und das würde sie für eine lange Zeit nicht sehen. Die Blondine verkniff sich die Tränen, die ihre Wangen runter laufen wollten. Stattdessen ging sie ins angrenzende Bad und wusch sich. Ihre Zopfe, die ihr sonst half, lag genauso wie der Rest des Schlosses, noch im friedlichen Schlummer.

Schnell hatte sich Serenity angezogen und fertig gemacht. Sie hatte sich für ein schlichtes weißes Kleid entschieden. Ihre Lieblingsfarbe war nämlich eben diese. Gekonnt drehte sie sich einmal vor dem großen Spiegel im Badezimmer. Ja, dieses Kleid war irgendwie passend, dachte sie sich. Ihre Haare hatte sie heute offen gelassen. Lang und geschmeidig reichten sie fast bis zum Boden. Vorsichtshalber hatte Serenity zwei Zopfhalter um ihren Arm geschlungen. Anschließend packte sie so leise wie möglich ein paar Sachen zusammen, die ihr viel bedeuteten. Wichtige Dinge und Vorkehrungen für die Reise wurden vom Personal getroffen und gepackt.

Serenity besah sich die ihre kleinen Schätze. Zum einem war es Kinderbuch, welches ihre Mutter ihr immer vorgelesen hatte. Dann lag danach ein sternenförmiges Medaillon. Dieses war eine Spieluhr. Die Melodie war wunderschön und hatte ihr jedesmal, wenn sie es geöffnet hatte, Freude geschenkt und schöne Träume.

Der Prinz der Erde hatte es ihr geschenkt, als sie noch ein Baby gewesen war. Alle wichtigen Königshäuser waren erschienen, um die Geburt der Mondprinzessin zu feiern. War es doch schon einige Jahrhunderte her gewesen, dass man ein solches Ereignis begangen hatte.

Die Königin hatte gesagt, dass der fünf jährige kleine Prinz gar nicht mitkommen wollte aber, ihn seine Mutter dazu bestochen hatte.
 

Rückblick

Endymion fand es total öde hier auf diesem Fest. Nur Erwachsene und dieses kleine Ding in der Wiege. Nun standen er und seine Eltern schon fast eine Stunde an, um der Prinzessin dieses Medaillon zu geben. Dies sollte er tun. Er musste ein gelangweiltes Gähnen unterdrücken. Aber seine ganze Körperhaltung drückte seine Stimmung aus.

Er wollte nicht hier sein. Aber seine Mutter hatte ihn mit einem Pferd bestochen. Nun müsste er nicht mehr auf einem Pony reiten müssen, sondern könnte endlich auf seinem eigenen Hengst ausreiten.

Bevor sie aufgebrochen waren, hatte er sich ein schwarzes Fohlen ausgesucht. Es war sehr temperamentvoll und überaus Stolz. Dies würde einmal ein superschnelles Pferd werden. Er konnte es kaum erwarten, bald nach Hause zu kommen. Denn er dürfte selbst bei der Aufzucht helfen und es eigenständig pflegen. Das war so toll! Ein kindliches begeistertes Grinsen stahl sich auf sein Gesicht.

Jetzt waren sie angekommen bei der Wiege. Wie schnell die Zeit verfliegt, wenn man an etwas schönes denkt!

Zuerst verbeugten sie sich vor der Mondkönigin. Dann ging Endymion zu der kleinen Wiege hin. Und dort lag das schönste Wesen, was er je gesehen hatte.

Sie hatte ihre meerblauen Augen geöffnet und schaute ihn an, als ob in ihn hinein sehen konnte. Endymion schluckte heftig. Hastig holte er das Medaillon hervor. Ganz behutsam ließ er es in die kleinen ausgestreckten Patschhändchen gleiten. Das Baby gluckste vergnügt auf. Dann sah es ihn wieder mit diesen einzigartigen Augen an.

Instinktiv beugte sich der kleine schwarzhaarige Junge hinunter und hob das Baby vorsichtig aus der Wiege. Die kleine Prinzessin gluckste erneut.

Entsetzt über das Verhalten ihres Sohnes eilten die Hoheiten zu ihm, auch die Mondkönigin folgte auf dem Fuße. Aber ihre Angst war unbegründet.

Endymion schaukelte die Kleine ganz sanft vor und zurück. Selig lächelten sowohl er, als auch das Baby vor sich hin. Keiner der Anwesenden wollte dieses Bild der Harmonie stören.

Auch nicht die besorgten Eltern der Beiden.

Endymion hatte indessen die Welt völlig ausgeblendet. Für ihn gab es nur noch dieses winzige Wesen in seinen Armen. Das kleine Prinzesschen hatte immer noch die Spieluhr in der Hand. Endymion griff sanft danach und öffnete sie. Seine Lieblingsmelodie wurde gespielt und auch dem Baby schien es zu gefallen. Langsam schlossen sich die zarten Augenlieder der Prinzessin und spürte er die regelmäßigen Atemzüge des kleinen Körpers.

Nun betrachtete er sie noch einmal eingehend. Denn er wusste, er musste sie gleich wieder zurück in die Wiege legen und wer weiß, wann sie sich das nächste Mal sahen. Das kleine Gesichtchen war eingerahmt von blonden goldenen Ringellöckchen, ihre Augen, die sich inzwischen geschlossen hatte, umgeben von langen Wimpern, die nicht zu einem Baby passen wollten, eine zarte Stupsnase in der Mitte und volle süße Bäckchen. Der Mund war selbst im Schlaf noch zu diesem hinreißenden Lächeln verzogen.

Schließlich spürte er wie die Mondkönigin sie ihm sanft aus den Armen nahm und sie wieder in die Wiege legte. Sehnsüchtig blickte er zurück, als Endymion mit seinen Eltern Platz für die Nächsten machten. Er würde sie wiedersehen, dass schwor er sich.

Rückblickende
 

Diese Geschichte fand Serenity sehr interessant. Bald würde sie ja auch diesen ominösen Prinzen kennenlernen. Wenn sie richtig verstanden hatte, denn war auch er ein Mitglied des Bündnisses.

Nun packte sie noch eine kleine abgewetzte Puppe hinein. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wer sie ihr geschenkt hatte, aber sie nahm sie als Glücksbringer mit. Sie hatte komische Steine als Augen, welche den Eindruck vermittelten von innen heraus zu Strahlen.

Alle drei Gegenstände packte sie in eine kleine braune Tasche, die bequem in den großen Rucksack passen würde.

Serenity rekelte sich noch einmal, dann machte sie die Katzen wach. Sie flüsterte Selene sanft in jedes Ohrenpaar und augenblicklich waren die Katzen wach.

Verwundert blickte Luna auf die schon fertige Prinzessin. Aber sie sagte nichts. Gemeinsam traten die Drei auf den Gang hinaus. Niemand war zu sehen. Serenity schaute aus dem Fenster hinaus. Am Stand der Sonne konnte sie erkennen, dass erst eine halbe Stunde vergangen war.

„Wohin jetzt?“, fragte der weiße Kater.

„Keine Ahnung!“ Serenity zuckte zur Verstärkung noch die Achseln.

„Wir können zu Mars gehen und gucken, ob sie schon wach ist!“, schlug die Blondine vor. Beide Katzen stimmten zu.

Im Nu waren sie bei dem Gemach der Marsprinzessin angekommen. Leise klopfte Serenity an die Tür, welche sofort aufgerissen wurde.

Eine abreisefertige Mars schaute sie erstaunt an. „Wie kommt es denn, dass du schon wach bist und nicht mehr im Land der Träume weilst?“ Frech grinste die Freundin sie an.

„Dasselbe könnte ich dich fragen!“, entgegnete die Blondine ebenso. Beide fingen leise an zu lachen. Schließlich ging Serenity mit ihren beiden Begleitern hinein.

„Und was nimmst du noch zusätzlich mit, außer dem, was die Diener für uns einpacken?“, fragte sie Maru neugierig.

„Nur dieses bestickte Tuch. Das war ein Hochzeitstaggeschenk meiner Mutter für meinen Vater. Das bringt mir hoffentlich Glück. Ansonsten nichts. Und du?“

Serenity zeigte der Freundin ihre kleinen Habseligkeiten, die sie mit auf die Reise begleiten würden. Dann diskutierten die Mädchen noch eine Weile angeregt, wie es wohl auf den anderen Planeten aussehen würde und wie die Anderen wohl sein würden.

„Vielleicht solltet ihr jetzt langsam zur Königin gehen!“, schlug die Artemis warnend vor. Denn es war schon ziemlich viel Zeit vergangen. Bald müssten sie los.

Schnell eilten die Vier zum Arbeitszimmer der Königin. Dort wurden sie bereits erwartet.

Mit neuen Augen besah sich die Mutter ihre Tochter. Aber schnell überging sie dies. Sie nahm Serenity wie Mars kurz in die Arme dann führte sie sie in ein schon vorbereitetes Esszimmer. Alle ließen es sich besonders schmecken. Serenity langte kräftig zu. Würde sie doch lange nicht mehr in den Genuss heimatlichen Essens kommen.

Luna schüttelte nur den Kopf. So ein Vielfraß! Und das sollte die Hoffnung für den Frieden sein. Sicher, die Blondine strahlte eine ungewöhnliche Aura von Wärme aus, aber trotzdem. Luna war sehr skeptisch. Sie warf einen vielsagenden Blick zu ihrem Partner Artemis. Diese lächelte nachsichtig als Antwort zu der Prinzessin rüber. Gib ihr Zeit, noch kennen wir sie doch gar nicht richtig, sagte sein Blick.

Aber Luna wollte ihr keine Zeit geben, sie wollte überhaupt nicht hier sein! Sie war immer noch ein wenig böse mit Selene, dass diese sie so einfach hier her geschickt hatte. Aber Befehl, war Befehl!

Sie seufzte. „Alles in Ordnung, Luna?“ Serenity sprach mit vollem Mund, dennoch war ihre Frage ernst gemeint.

„Ja, natürlich Prinzessin.“ Luna war ein wenig über das Feinfühligkeit von ihr überrascht. Nachdem Serenity runter geschluckt hatte, grinste sie die Katze einmal an. Und ohne zu Fragen nahm sie sie auf ihren Schoss, fing an sie zu kraulen und die Schwarze genoss diese Zuwendung viel zu sehr um sich dagegen zu wehren. Vielleicht war Serenity doch gar nicht so übel!

Indessen gab die Königin den Beiden noch einige Tipps mit auf dem Weg, im Umgang mit Prinzessinnen. Sie würden auch als offizielle Gesandte ihrer Planeten reisen. Das heißt, jeder, der ihnen auf dem Weg begegnete, würde wissen, wer sie waren. Zumal die Mondprinzessinnen noch nie ihr Reich verlassen hatten. Das würde für viel Aufsehen sorgen.

Langsam näherte sich das Frühstück dem Ende entgegen. Wehmütig erinnerte sich die Königin an die Tage zurück, wo Serenity noch auf ihrem Schoss gesessen hatte und fröhlich von einem Ohr zum andern gestrahlt hatte. Aber diese Zeiten würden nicht wieder kommen.

Der Tisch wurde abgeräumt und kurz darauf verließen sie zusammen das Zimmer, um vor den Palast zu treten.

Mars hatte genau wie alle ebenfalls das Essen genossen, hatte aber die ganze Zeit nur an die bevorstehende Reise gedacht. Sie hatte nie wieder wirklich nach dem Tod ihrer Eltern ein Zuhause gekannt. Es war daher für sich einfacher Abschied zu nehmen, als für ihre Freundin.

Serenity liefen jetzt schon in regelrechten Sturzbächen die Tränen im Gesicht hinunter. Doch dies machte sie nicht hässlich, sondern im Gegenteil nur noch schöner.

Vor den Palast angekommen, erwartete die Prinzessin eine große Überraschung. Das gesamte Mondvolk stand erneut zusammen um diesmal ihre geliebte Serenity zu verabschieden. Auch viele Leute in der Menge, wie auch die Königin weinten.

Serenity war überwältigt von der Liebe, die das Volk für sie empfand. „Danke, Vielmahls, das ihr heute alle noch einmal erschienen seid. Das bedeutet mir wirklich viel. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!“ Die Prinzessin rang um Worte. Sichtlich bewegt kamen noch mehr Tränen hervor.

Mars bewunderte Serenity. Sie wurde wahrhaftig von ihrem Volk geliebt und der Prinzessin empfand das gleiche für diese Menschen, die dort standen. Das war so anders als bei ihr und ihrem Volk. Sie wurde respektiert, aber nicht geliebt. Aber das war ok. Hatte sie sich doch nie darum geschert.

Die Königin legte ihrer Tochter einen Arm um die Schultern, aber anstatt sich zu beruhigen, schluchzte die Blondine nur noch heftiger. Ihre Majestät konnte auch nicht mehr an sich halten und da lagen sie sich in den Armen.

Das Mondvolk ließ diese Szene natürlich nicht kalt und viele jubelten angesichts dessen, dass die Hoheiten sich gehen ließen und nicht der Etikette entsprachen. Nach einer kleinen Weile löste sich Serenity sanft aus den Armen ihre Mutter.

Noch ein letztes Mal richtete sie sich an ihr Volk. „Ich danke euch wirklich von Herzen, dass ihr gekommen seid, um mich zu verabschieden. Ich verspreche euch, dass ich wiederkommen werde so schnell ich kann. Bis dahin hoffe ich, dass ihr mich nicht vergesst und treu zu meiner Mutter stehen werdet, sollte es die Situation erfordern. Bitte, egal war passiert, glaubt an mich und an unser Reich.“

Das Mondvolk war ein bisschen irritiert über ihre Worte, aber sie vertrauten ihrer Prinzessin. Warum konnte niemand so recht sagen. Aber es war, schon seit es sie geboren, als ob dieses kleine zarte Wesen in der Lage wäre, sie vor allem Unheil zu beschützen.

Seit die Mondprinzessin auf der Welt war, ging es den Mondbewohnern erstaunlich gut. Seitdem war niemand mehr eines gewaltsamen Todes gestorben und es gab mehr Kinder den je unter den Menschen.

Serenity beschloss ihrem Volk spontan etwas zu schenken. Licht, dass in ihren Herzen Einzug finden würde. Sie rief ihren Silberkristall. Ihr Halbmond leuchtete auf ihrer Stirn und eine warme Aura umgab sie. Warmer Wind kam auf und strich fast liebkosend, sanft über ihre Wange, als ob er seine Zustimmung geben würde.

Die Kristallblume schmiegte sich vertraut in ihre Hände und pulsierte synchron mit ihrem Herzen. Energie in Form von Licht verteilte sich über alle Menschen. Jeder auf dem Planeten empfing das Geschenk der Prinzessin. Es war ein Gefühl unsagbarer Liebe und Geborgenheit und ohne es zu wissen, schütze Serenity so den gesamten Planeten vor dem Zugriff des Chaos.

Erst sollte sie fallen, könnte sich das Chaos in die Herzen dieser Leute schleichen.

Als das Spektakel vorbei war, brach erneut großer Jubel aus. Serenity umarmte ihre Mutter, gab ihr einen Kuss, dann wandte sie sich zusammen mit Mars und ihren stillen Begleitern ihrem Gefährt zu.

Um von einem Planeten zum anderen zu Reisen gab es spezielle Kutschen. Sie waren hermetisch abgeschottet und erhielten ein System, welches selbst für Atemluft sorgte. Jede war mit einem kleinen Garten ausgestattet, falls man strandete, konnte man sich auf diese Weise selbst für Wochen am Leben erhalten. Auch Wasser synthetisierte das Gefährt selbst. Gezogen wurde es von Weltraumdrachen. Ihre natürliche Heimat war die Weite des Alls.

Aber der Mensch hatte sie gefangen und zu Nutztieren abgerichtet. So konnten die Völker der Planeten durch das Universum reisen.

Mars traute diesen Viechern nicht, misstrauisch wurde diese ebenfalls von ihnen gemustert. Aber Serenity fand diese Wesen schon immer faszinierend und hatte oft ganze Tage in ihren Stellen zu gebracht. Serenity schien auch eine natürliche Begabung im Umgang mit Tieren aller Art zu besitzen. Es war als könnte sie sie verstehen.

Die beiden Drachen beschlossen schließlich, dass die Schwarzhaarige keiner weiteren Beachtung mehr wert war und richteten ihre Aufmerksamkeit lieber auf Serenity.

Diese stellte zu ihrer Freude fest, dass es ihre zwei Lieblinge waren, die sie auf diese Reise begleiten würden. Ein silbernes Weibchen, namens Aurora und ihre Partner, das goldene Männchen Titan.

Kurz begrüßte Serenity die beiden, dann machten sie sich auf den Weg. Das Gefährt war mit 10 Kojen ausgestattet. Es gab noch ein kleines Bad, eine Miniküche, den Garten und einen Gemeinschaftsraum.

Serenity übernahm die Zügel und setzte sich mit dem nur ausglasüberdachten Sitz, der sie vor der Kälte des Weltraums schützte. Mars und Serenity winkten, dann erhob sich das Gefährt in die Luft und die Gestalten wurden immer kleiner.

Weltraumdrachen und eingeschnappte Katzen

Schon seit zwei Stunden waren sie unterwegs und Serenity konnte sich immer noch nicht satt sehen an der Schönheit des Universums. Überall schwebten kleine Brocken umher, die von der Sonne angestrahlt wurden. So wirkte es, als ob sie in Silber getaucht worden wären.

Luna saß neben ihr während Mars sich etwas hingelegt hatte. Irgendwie war die Aufregung der letzten Tage ein bisschen viel gewesen. So nutzte sie die friedliche Atmosphäre für ein kleines Nickerchen.

Artemis hatte inzwischen das Gefährt erkundet. Nun kannte er jeden Winkel. Das konnte sich später noch als Vorteil erweisen.

Serenity merkte, dass die beiden Drachen eine Verschnaufpause vertragen konnten. So lenkte sie sie auf einen großen freischwebenden Asteroiden zu. Schnell schaute sie nach ihrer Freundin. Sie musste Grinsen, als sie Maru schlafend vorfand. Sie sah richtig hübsch aus wie Serenity nicht zum ersten Mal feststellte. Sie besaß im Gegensatz zu ihr, wie sie fand, eine gewisse Reife, die sich auch in ihrem Gesicht wiederspiegelte.

Die Blondine zog sich schnell einen Schutzanzug an und ging dann nach draußen. Die Drachen freuten sich, Serenity zu sehen. Titan kam vertrauensvoll auf sie zu und ließ sich an der Flanke streicheln. Eifersüchtig auf die Streicheleinheiten wollte auch Aurora geliebkost werden.

Serenity verbrachte eine gute Stunde draußen bei den Tieren. Sie streichelt sie, redete ihnen gut zu und es war ihr, als könnten die beiden Drachen sie verstehen. Sie hatten genau die gleichen Augen wie ihr Einhorn: Regenbogenfarben und man sah darin die gleiche uralte Weisheit.

Vielleicht können sie mich doch verstehen.

Serenity erinnerte sich daran, was das Einhorn ihr beigebracht hatte.

Jedes Lebewesen besaß wie auch die Menschen einen geistigen Schutzschild. Es war aber einfacher bei diesen, ihn zu überwinden. Durch Vertrauen beispielswiese gelang es schon nach relativ kurzer Zeit.

Die Blondine sandte vorsichtig ihren Geist aus und berührte den der Drachen. Titan schnaubte unruhig, aber er hatte keine Angst genauso wie seine Partnerin.

Serenity machte eine interessante Entdeckung. Die beiden Gedanken der Weltraumdrachen waren mit einander verbunden. Vielschichtig und Wunderschön und vollkommen anders als alles, was die Mondprinzessin kannte.

Diese Wesen waren nicht dumm. Sie nahmen ihre Umgebung nicht wie die Menschen durch Augen, Nase, Ohren oder die anderen Sinne wahr. Sondern auf einer höheren Ebene, durch die des Geistes. Serenity fühlte das, was sie sahen.

Es war unglaublich und wundervoll zugleich. Die Drachen waren niemals einsam. Wenn sie ihren Lebenspartner gefunden hatten, blieben sie für immer zusammen. Außerdem wusste keiner wie alt diese Wesen werden konnten.

Titan und Aurora teilten gern ihren Geist mit der Prinzessin. Es war tröstend und versprach Geborgenheit. Das Drachenpaar war nämlich sehr lange sehr traurig gewesen. Sie hatten gespürt, wie eines ihrer Kinder gestorben war. Aurora legte alle 100 Jahre ein einziges Ei. Dieses musste dann weitere 50 Jahre ausbebrütet werden. Das Junge, welches dann schlüpfte, wurde schnell erwachsen. Nach 5 Jahren verließ es seine Eltern.

Aurora und Titan hatten einige Kinder und auch zu ihnen hatten sie, egal um welche Entfernung es sich handelte, einen geistigen Kontakt.

Lange hatten die beiden getrauert und sich von niemanden berühren lassen. Bis ein kleines blondes Mädchen sich ausversehen zu ihnen in einen separaten Teil des Stahles verirrt hatte. Sofort hatten die beiden die seltsame Aura dieses Kindes erahnt. Immer öfter kam es, als fühlte sie den Schmerz der Beiden und wollte ihnen helfen. Tatsächlich war dies der Fall. Er wurde erträglich und sie fingen an dieses Mädchen zu lieben und ihr zu vertrauen. Seitdem ließen sie sich nur von Serenity oder Menschen, denen der Geruch von ihr anhaftete, berühren.

Serenity bedankte sich bei den ihnen nach Drachenart. Ihr Kopf strich sanft über jede Stirn entlang und sie summte eine Melodie, die sie sich selbst ausgedacht hatte. Titan und Aurora taten es ihr gleich. Ihre Melodien waren um vieles schönes, als ihre eigene, fand Serenity.

Aber sie mussten weiter. So spannte sie sie wieder an und ging in die Kutsche hinein. Ungeduldig hatten dort bereits die Katzen gewartet. „Warum hast du denn solange gebraucht?“, fragte Luna empört. „Wir müssen uns beeilen oder hast du die Worte von Selene schon wieder vergessen!“ Nun war ihr ton vorwurfsvoll.

Die Mondprinzessin ließ sich nicht beirren und sortierte weiter das Geschirr, womit sie Drachen lenken konnte. Zusätzlich beinhaltete es eine kleine Flöte. Alle Drachen kommunizierten mit verschiedenen Tönen. So konnte Serenity noch als weitere Sicherungsmaßnahme die gewünschte Richtung angeben.

Nun war Luna sehr wütend. Da wurde sie doch von dieser Göre von Prinzessin einfach ignoriert.

„Ich rede mit dir!“, brauste die Schwarze nun auf.

„Ja und jetzt, wo ich fertig bin, werde ich dir auch gerne antworten. Nein ich habe die Worte der Göttin nicht vergessen.“ Die erste Frage ließ sie bewusst unbeantwortet.

„Du bist wirklich eine Trantüte, Seri.“ Die Mondprinzessin war beleidigt.

„Dann lenk doch selbst!“, blaffte sie zurück. Dann hatte sie plötzlich bemerkt mit welchen Namen die Katze sie angesprochen hatte. Auch Luna hatte es mit Schrecken mitbekommen. Warum hatte sie sie eben so genannt?

Es war nicht schwer, die Gedanken der Katze zu erraten. „Weil ihr Freunde geworden seid.“ Artemis lächelte Luna sanft an. „Du hast sie schon jetzt ins Herz geschlossen, denn nicht mal von Selene hast du dich kraulen lassen, Luna!“

Serenity hatte dem Dialog der Katzen neugierig gelauscht. Die Blondine freute sich über die Worte des weißen Katers.

Luna dagegen war über diese Worte gar nicht erfreut. „Du spinnst ja!“ Damit verzog sie sich in einen anderen Teil des Gefährtes.

„Warum ist sie jetzt gegangen?“

„Weil sie weiß, dass ich recht habe und das mag sie nicht! Wollen wir jetzt weiter?“ Serenity nickte nur und nahm dann die Zügel in die Hand. Artemis sprang neben sie. Sanft forderte sie die Drachen zu weiterfahren auf.

„Was ist unser erstes Ziel?“

„Der Planet Merkur. Dort soll es sehr viele Seen geben.“

„Ja, aber der Planet hat keine Meere, aber dafür sehr viele Seen. Die Prinzessin dort soll sehr schlau sein und keine Bälle sowie Feste mögen. Außerdem ist sie die beste Schwimmerin des Planeten.“

„Und woher weißt du das alles?“ Serenity fand es ein bisschen seltsam, dass Artemis so genau bescheid zu wissen schien.

Wenn Katzen hätten rot werden können, wäre es der weiße Kater bestimmt geworden. Aber man konnte aus einem Katzengesicht eben schwerer lesen, als aus einem Menschlichen. „Nun, ich habe meine Quellen.“ Mehr gab er nicht preis.

Serenity ließ die Sache auf sich beruhen, ohnehin musste sie sich jetzt konzentrieren, denn ein Meteoritenhagel kam auf sie zu. Geschickt längte sie die Drachen an ihm vorbei.

So verging fast der ganze Tag gemächlich dahin. Alle paar Stunden machte Serenity Pause und gönnte den einzigartigen Lebewesen, die das Gefährt zogen, ein wenig Ruhe. Zwischendurch war Mars wieder aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht und hatte sich als Köchin versucht mit mäßigem Erfolg. Doch die Mondprinzessin war viel zu hungrig um an ihren Kochkünsten rumzumäkeln. Sie verlangte sogar noch einen Nachschlag. Die Katzen bekamen Fisch, der in einer Kühltruhe vorrätig gelagert war. Luna war immer noch eingeschnappt und verzog sich gleich nach dem Essen wieder in den Unweiten der Kutsche.

Die Drachen jagten am Abend, als Serenity sie frei ließ für sich selbst. Sie würden am Morgen wieder da sein. Mars hatte darüber ihre Zweifel bekundet, aber die Blondine hatte ihr vehement widersprochen. Mars hatte dann nur mit den Achseln gezuckt. Serenity war die Drachenexperten nicht sie.

Serenity hatte sich die Koje über Mars ausgesucht. Nun lagen die beiden in ihren Betten. Die Mondprinzessin schlief schon, ehe sie kaum die Matratze berührte. Artemis hatte sich an sie gekuschelt. Auch Luna kam später, als die beiden schon schliefen und schmiegte sich ebenfalls an den weichen Körper von Serenity.

Mars hatte die schwarze Katze dabei beobachtet, wie diese sich nach allen seitenumsehend angeschlichen hatte. Nur sehr schwer hatte sie sich ein lautes Auflachen verkneifen können. Nun hörte sie den regelmäßigen Atem der Drei.

Am nächsten Tag würden sie den Merkur erreichen. Wie würde die Planetenprinzessin wohl sein?

Das würden sie bald erfahren.

Ankunft auf dem Merkur

Um die Mittagszeit konnten sie schließlich einen Planeten ausmachen, der nur Merkur sein konnte. Serenity ließ die Drachen anhalten. Und wo ist der Palast, indem die Prinzessin lebt? Sie konnte schließlich nicht den ganzen Planeten danach absuchen!

„Ich werde dir Richtung weisen!“

Serenity blickte zur Seite und da saß der weiße Kater mit selbstsicherer Miene. „Gut!“ Kurz und knapp hatte sie geantwortet. Sie lenkte das Gefährt nach Artemis Anweisungen, währenddessen stießen Mars und Luna auch dazu. Neugierig blickten sie alle durch die Glasfront.

Sie durchbrachen die Atmosphäre des Planeten und überall sah man blaue Seen aufschimmern in der Sonne. Wie ein Flickenteppich bestehend aus den Farben grün und braun. Erde und Wasser, aber dazu kamen noch die erstaunlichsten Pflanzenarten, die in schillernden Tönen zu leuchten schienen. Es gab sogar welche in der Luft. Diese Pflanze hieß Balonea. Wie ein Ballon schwebte sie durch den Himmel und produzierte ihre eigenen Mineralstoffe, womit sie Fotosynthese betrieb. Ihre Blütenblätter ließen sich mit einem Regenbogen vergleichen.

Erstaunt von der Schönheit dieses Planeten hielt die Kutsche kurz an. Herrlich, dachten alle gemeinsam.

Nach ausgiebiger Betrachtung fuhren sie weiter. Bald kamen kleine Ortschaften in Sicht, über die sie hinweg flogen. Dann sahen sie den Palast. Er schmiegte sich an einen angrenzenden See und einige Distrikte verliefen direkt über ihn.

Wie war das möglich?, fragte sich Mars, die die ganze Zeit still gewesen war. Das Gestein des Palastes sah äußerst massiv aus und dennoch standen Teile dessen auf diesem Gewässer. Abgelenkt wurde die Schwarzhaarige aber, als sie zur Ladung ansetzten.

Serenity ließ die Drachen direkt vor dem Palast halten. Eilig liefen Bedienstete herbei, um die Gäste zu empfangen.

„Werden wir eigentlich erwartet?“, fragte Mars.

„Nein, aber an dem Emblem auf der Kutsche werden sie erkennen, um wen es sich bei diesem unangekündigtem Besuch handelt!“, antwortete Luna.

Aha, dass kann ja heiter werden!, schlussfolgerte die Schwarzhaarige. Serenity machte sich indessen keine Gedanken darüber. Eilig lief sie hinaus, als sie beobachtete, dass der Stallmeister versuchte sich den Zugtieren zu nähern.

Die Drachen fauchten natürlich wild und gefährlich, aber davon ließ sich der erfahrene Mann nicht abhalten. Hunde die bellen, beißen nicht, doch kennte er nicht wissen, dass das hier nicht zutraf.

„Nicht!“, rief Serenity noch. Vergebens. Offensichtlich schwer verletzt lag er am Boden. Entsetzen spiegelte sich in allen Gesichtern wieder. Auch Mars, die inzwischen die Kutsche ebenfalls verlassen hatte, erstarrte.

Serenity rannte zu dem noch immer wild umher fauchenden Titan, der nur seine Partnerin hatte beschützen wollen. Mehrmals hatte er warnend gefaucht, doch dieser dumme Mensch war trotzdem immer näher gekommen.

„Ruhig, alles ist gut! Niemand wird Aurora etwas tun, Titan. Es ist sicher!“ Die Blondine streichelte über den schuppigen Kopf des Drachen, auch seine Partnerin hatte sich an ihn und Serenity gedrängt. Sie hatte angst. Alles war so fremd und ungewohnt.

Unterdessen waren einige Leute zu dem Verwundeten geeilt. „Ein Arzt, schnell! Er liegt im Sterben!“ Jeder, der auf dem Hof weilte, hörte diese Worte.

Oh nein, dachte Mars entsetzt. Wie kam das denn an! Wenn sie Glück hätten, würde Merkur dem Mond vielleicht nicht den Krieg erklären. Da tauchten sie ohne Vorankündigung auf und ein hilfsbereiter Diener wurde schwer verletzt!

In ähnlichen Bahnen richteten sich auch die Gedanken der beiden Katzen, die bei Mars geblieben waren. Zusammen erreichten die den Verletzten.

Serenity hatte diese Aussage auch erschrocken vernommen. Was sollte sie nur tun! Plötzlich spürte sie die Anwesenheit der Göttin und die Blondine fühlte einen leichten Druck auf der Schulter. „Ganz einfach!“, sprach sie in ihre Gedanken, „du heilst diesen Mann, wie du es bei deiner Freundin getan hast!“

„Aber was ist mit den Drachen! Und dieser Mann liegt im Sterben, dass war bei Maru nicht der Fall gewesen und….!“ Ihr Bewusstsein war voller Angst und Zweifel! War es ihre Schuld, dass dieser Mensch verletzt wurde? Hätte sie schneller sein müssen?

Alle Leute waren so abgelenkt, dass niemand das laute Umhergerede mitbekam.

„Nein, ist nicht deine Schuld und du kannst ihm helfen. Ich werde in der Zeit auf die Drachen aufpassen. Vertraue dir, Serenity, so wie ich und alle anderen es tun. Hab keine Frucht!“ Selene versuchte ihren Schützling aufzubauen. Es blieb nicht viel Zeit, um dieses Menschenleben zu retten.

„Beeil dich!“

Schnell trugen ihre Füße sie zum Unfallort. Sie musste sich durch die Menge, die sich gebildet hatte, durchkämpfen. Der Mann blutete aus einer starken Kopfwunde und hatte sich beim Aufschlag auf dem Boden das Bein verdreht, welches somit gebrochen war. Mars kniete mit einer jungen blauhaarigen Frau an dessen Seite.

Tränen liefen ihr über die Wange. „Nein, bitte nicht! Du darfst nicht sterben.“, flüsterte sie.

Behände ließ sich die Mondprinzessin auf der anderen Seite nieder. Ich schaffe das!, machte sie sich selbst Mut.

„Bitte, lasst seine Hände los und tretet zurück!“

Voller Hass in den Augen blickte die Blauhaarige nun zu Serenity herüber. „Wie könnt ihr es wagen, so etwas zu sagen. Es ist eure Schuld, dass er hier liegt!“

Aber Serenity war schon viel zu sehr in ihre Konzentration vertieft. Sie hatte die Worte nicht gehört. Aber dafür sehr wohl Mars. „Bitte, sprecht nicht so mit ihr. Das war ein Unfall. Keiner hat Schuld und nun solltet ihr tun, worum sie euch gebeten hat. Sie wird ihn heilen und dabei wären wir nur störend, da sie sich konzentrieren muss!“

„Genau, sie muss sich konzentrieren!“, bestätigte Luna und Artemis nickte bekräftigend.

Erstaunt schaute die Fremde sie an. Konnte dieses zarte blonde Mädchen mit den meerblauen sanften großen Augen ihrem Ersatzvater wirklich helfen! Sie fügte sich und ging mit den anderen einen Schritt zurück.

Serenity nahm ihre Umwelt nicht mehr wahr. Für sie gab es jetzt nur die geistliche Ebene. Langsam arbeitete sie sich vor, bis sie die Macht des Silberkristalls spürte und griff nach dieser. Diesmal dürfte sie nicht die Kontrolle verlieren, ansonsten wäre es hier um alle geschehen. Vorsichtig zapfte sie sie an und dann legte sie behutsam beide Hände auf den Bauch des Verletzten.

Sein geistiger Schild öffnete sich sofort bereitwillig, als er diese warme Aura spürte. Was war das?, fragte er sich. Auch seine Schmerzen waren nun erträglicher.

Serenity begann sogleich mit der Heilung. Alle Schmerzen, die sie in ihm fand, bündelte sie, untersuchte, ob sich darin Erinnerungen befanden und anschließend zog sie ihn in sich selbst hinein. Auch diesmal dauerte es nur ein paar Sekunden, die sie seine Schmerzen ertragen musste, aber es war viel schlimmer. Scharf zog Serenity mehrmals die Luft ein. Endlich war er verebbt. Besorgt wandte sie sich nun wieder mental dem Opfer zu.

Er schien ihm gut zu gehen. Bei der Rettung hatte Serenity erneut Erinnerungen bzw. Teile von ihm und aus seinem Leben gesehen. Aber sie hatte das bewusst ignoriert. Nur eine hatte sie doch genauer betrachtet. Es erklärte, wieso das blauhaarige Mädchen sie so angeschrien hatte. Dieser Mann war für es so etwas wie ein Vater. Beide hatten zusammen in einer alten Bibliothek, welche voller Bücher war, gesessen und gelacht.

Die Mondprinzessin spürte, dass der Mann zaghaft versuchte zu ergründen, wer sie war, indem er den geistigen Kontakt vertiefte. Aber ehe das geschehen konnte, löste Serenity die Verbindung sanft, dennoch bestimmt auf.

Sie öffnete ihre Augen wieder und besah sich den Verwundeten. Kein Kratzer war zurückgeblieben. Nur noch das getrocknete Blut zeigte, wie schwer er verletzt gewesen war.

Die Menschen, die diese ungewöhnliche Rettung beobachtet hatten, wichen vor Ehrfurcht zurück, als sich die Blondine grazil erhob. Nie hatten sie etwas Vergleichbareres gesehen. Ein Licht war plötzlich aufgeflammt und hatte die beiden umgeben. Nun erhob sich diese eigenartige Schönheit und der vorher noch im Sterben liegende Mann sah wieder völlig gesund aus. Die Verletzungen hatten sich wie durch Zauberhand geschlossen. Und das so unglaublich schnell!

„Dem Stallmeister geht es gut!“ Das hatte sie auch aus seinen Gedanken erfahren. „Trotzdem sollte er sich heute noch ausruhen.“

Die Blauhaarige stürzte sofort wieder an Seite des Mannes, der immer noch benommen auf dem Boden lag. „Dankeschön!“, sagte sie mit erstickter Stimme zu Serenity.

Diese verneigte sich vor dem knieenden Mädchen. „Das habe ich gern gemacht, außerdem war es das Mindeste, nachdem er durch unsere Drachen verletzt wurde, ……….Hoheit!“

Überrascht musterte die Merkurprinzessin ihr Gegenüber. Woher hat sie das gewusst!

Aber nicht nur Merkur war überrascht, sondern auch die Begleiter von Serenity. Sie hatte es aus, wie zuvor auch, den Gedanken ihres Patienten gelesen.

Serenity wandte ihre Aufmerksamkeit währenddessen wieder ihren tierischen Freunden zu, die von der Göttin immer noch im Zaum gehalten wurden. Vorsichtig und langsam trat sie erneut auf die Beiden zu. Jedoch waren die Fabelwesen vollkommen ruhig. Es schien ihnen gut zu gehen. Erleichtert übernahm Serenity wieder die Halfter von Titan und Aurora. „Danke!“, gab sie nun wie vorher Merkur an Selene weiter. Aber die Göttin war schon wieder verschwunden.

Das war ja Aufregung pur!, frohlockte Mars. Sie hatte inzwischen dem Mann aufgeholfen und gestützt von der Blauhaarigen wurde er in den Palast gebracht. Da drehte sich das Mädchen noch einmal zu Maru um. „Wir werden in 1. Stunde zusammen kommen und über euer Anliegen reden!“ Das war keine Bitte, sondern ein Befehl gewesen im sehr scharfen Ton.

Warum ist sie denn plötzlich so streng? Das ging allen bis auf Serenity durch den Kopf. Die Angesprochene hatte das Drachenpaar nun im Stall untergebracht. Alle jungen Stallburschen, die im Stall arbeiteten, hatten ihr im größtmöglichen Sicherheitsabstand einen Platz für ihre schuppigen Freunde gezeigt. Zu vollster Zufriedenheit rollten sich nun Titan und Aurora zusammen, um sich ausreichend zu erholen von der anstrengenden Reise hierher.

Auch Serenity hätte nach all den Strapazen eine gute Mütze voll Schlaf gebrauchen können. Jedoch war der Tag noch lange nicht vorbei. Suchend guckte sie nach ihren Freunden. Diese warteten oben am Eingang zum Palast. Die Blondine stöhnte. Zwischen ihr und ihnen lagen bestimmt Tausend Treppenstufen! Oder vielleicht auch nur Hundert, aber es waren dennoch zu viele. Sie hatte hunger und war müde durch den Energieverlust der Heilung und jetzt hatte sie eindeutig sehr schlechte Laune. Außerdem sehnte sie sich nach ihrem Zuhause. Dort war die Welt noch so schön einfach gewesen. Kein Silberkristall, keine Gefahr! Doch dann hätte sie nie Maru, Luna und Artemis kennen gelernt. Und sie hätte nie reisen können.

Schlagartig verbesserte sich ihr Gemütszustand ein wenig, trotzdem schleppte sie sich eher mürrisch die Treppen hinauf. Oben angekommen entfuhr ihr ein langgestreckter Seufzer der Anstrengung.

„Na, hast du es auch endlich geschafft, du Trantüte!“, zog Mars sie auf.

Wütend erwiderte die Blondine: „Nenn mich nicht immer Trantüte, Maru, das ist so gemein!“ Jetzt hatte ihre Stimme einen weinerlichen Ton angenommen. Zusammen betraten sie schließlich den Palast. Die ganze Zeit schimpfte Serenity im Stillen vor sich hin. Ein Diener wies ihnen den Weg zu ihren Gemächern, damit sie sich dem Hofzeremoniell entsprechend zu Recht machen konnten, wenn sie Merkur trafen.

Die Mondprinzessin hatte sich noch nie groß um die Etikette geschert, aber ihre Freundin schon. Weil Mars um diese Schwäche wusste, machten sie sich beide in dem Zimmer, welches der Blondine zugewiesen worden war, fertig. Es war ihr schon auf dem Mond aufgefallen, dass Serenity einen ganzen Tag in ihrem zerknitterten Ballkleid herum gelaufen war.

„Und? Was hast du über unsere Mitstreiterin vom Merkur erfahren?“ Die Schwarzhaarige war ja selbst schon von Serenity geheilt worden, daher wusste sie aus Erfahrung, dass die Mondprinzessin etwas aus den Erinnerungen des Mannes über die Blauhaarige gesehen hatte.

„Maru! Das ist privat und ich werde es nicht mitteilen, wenn du neugierig bist, dann frage Merkur selbst.“, ermahnte sie.

Mars fragte nicht mehr nach und half Serenity stattdessen sich ihres Berges von goldenen Haaren anzunehmen. Ein paar geschickte Handgriffe später war der es in zwei schönen Zöpfen gebändigt.

„Dankeschön!“ Die Prinzessin mochte ihre langen Haare zwar, aber es war schon sehr umständlich und sie behinderten sie oft.

Nun betrachteten sich die Mädchen im Spiegel. Man sah zwei Schönheiten, die Eine blond und blauäugig, die Andere schwarz und braunäugig. Sie trugen schlichte Kleider, beide in der Farbe weiß.

„Ihr seht einfach toll aus!“, lobte Luna ihr Aussehen und ihre Wangen überzog eine leichte Röte. Artemis, der vorher diskret das Gemach verlassen hatte und kurz vorher wieder eingetreten war, konnte dem absolut nur zustimmen. Jeder Mann würde seinen Kopf nach ihnen umdrehen, besonders nach der unschuldigen Mondprinzessin.

„Kommt wir müssen los!“ Artemis wollte auf keinen Fall, dass sie zu spät kamen.

Auf dem Gang erwartete sie bereits ein Diener, der ihnen den Weg in diesen fremden Hallen weisen würde.

Auf geht’s!, dachte Serenity und hakte sich bei ihrer Freundin unter. Sie war sehr nervös. Hoffentlich würde alles glatt gehen und Merkur zustimmen, sie zu begleiten auf ihrer Reise.

Eine kindliche Serenity, die in Gefahr schwebt

Merkur wartete ungeduldig auf die Fremden. Sie klopfte nervös mit ihren Fingern auf die Lehne des Thrones, auf dem sie saß. Nun beobachtete sie die Fische, die am Grunde des Sees schwammen, denn der Audienzsaal befand sich dort unten. Das beruhigte sie immer am meisten. Die Lebewesen des Wassers bei ihren anmutigen Bewegungen durch das kühle Nass zu betrachten.

Endlich erschienen ihre ungewöhnlichen Gäste im Saal. Die Prinzessinnen des Mars und des Mondes blickten sich erstaunt um. Sie waren tatsächlich unter Wasser. Wow! Sie konnten sogar den Boden des Gewässers ausmachen.

Merkur musste schmunzeln. Hatten doch tatsächlich alle drei Mädchen dieselbe Farbe als Kleid an. Auch den anderen fiel es auf und sie mussten alle gleichzeitig anfangen zulachen.

Die Katzen wiederum verstanden gar nicht, wieso auf einmal so ein Gekicher los ging.

Wenige Momente später war das Eis gebrochen. Merkur fragte neugierig, was die Mondprinzessin auf ihrem Planeten wollte. So schilderten Mars und Serenity die Geschehnisse auf dem Mond und den Zweck ihrer Mission. Merkur hörte aufmerksam zu. Schließlich hatten sie geendet.

„Und das soll ich euch glauben? Ihr meint also, ihr taucht so mir nichts, dir nichts hier auf, erzählt mir eine Lügengeschichte und daraufhin springe ich denn, verlasse meinen Heimatplaneten, komme mit euch und helfe dabei die Welt zu retten!“ Ihre Stimme war immer lauter geworden, zum Schluss schrie sie sogar.

Verängstigst von dieser Reaktion drückte sich Serenity enger an ihre Freundin. Mars legte besänftigend einen Arm um die junge Blondine. Dann richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Blauhaarige.

„Das ist keine Lügengeschichte oder glaubst du, die Mondprinzessin, die noch nie vorher ihren Planeten verlassen hat, kommt den ganzen Weg hier her um dich reinzulegen. Es ist die Wahrheit!“ Ruhig sprach die Schwarzhaarige zu der aufgebrachten Merkur.

„Natürlich und Schweine können fliegen!“ Sie war völlig außer sich. Denn was die beiden ihr berichtet hatten, klang wirklich nicht danach, als ob sie scherzen würden. Aber sie konnte hier nicht weg. Ihre Eltern waren zu Besuch auf dem Jupiter und hatten mal wieder alles ihrer überaus verantwortungsvollen Tochter überlassen, dies war auch der Grund, warum sie nicht zum Geburtstag der Mondprinzessin erschienen war.

Dabei fühlte sie sich doch nicht reif, die königliche Aufsicht über einen ganzen Planeten zu führen. Doch sie konnte jetzt auch nicht einfach, auch wenn angeblich der Frieden der Welt davon abhing, den Merkur, dessen Namen sie auch trug, verlassen. Andere könnten versuchen ihn zu erobern oder noch schlimmeres. Was sollte sie nur tun? Es war zum Verzweifeln!

Da erschien Selene mitten im Saal. Die Türen schlossen sich wie durch Zauberhand und ihre gleisende Präsenz war im ganzen Raum spürbar.

Merkur hielt vor Schreck die Luft an. Wer war das? Oder vielmehr war sie es? Die leibhaftige Selene! Sie bekam Angst. Was wollte sie hier? Aber im Grunde ihres Herzens wusste es die Blauhaarige schon.

Doch nicht nur Merkur war überrascht, auch die anderen beiden Mädchen sowie die Katzen trauten ebenfalls kaum ihren Augen.

„Ich freue mich euch wieder zu sehen!“ Damit waren Serenity, Mars und ihre ehemaligen Diener angesprochen. „Nun seid ihr zur Dritt!“ Da bin wohl ich mit gemeint, dachte sich Merkur. „Aber eilt euch, das Chaos hat schon sehr viele Anhänger auf der Welt gefunden. Ihr müsst noch heute weiterreisen!“

„Hm Entschuldigung!“, meldete sich die Blauhaarige zaghaft zur Wort. „Aber….!“ Weiter kam sie nicht.

„Es ist keine Zeit um zu Zweifeln, Merkur!“ Die Göttin wusste um die Probleme der Angesprochenen, dennoch konnte sie darauf keine Rücksicht mehr nehmen. Das Bündnis musste so schnell wie möglich komplett werden. Aus diesem Grunde hatte sich auch schon in der Zwischenzeit, wo die Kutsche noch auf dem Weg zum diesem Planeten gewesen war, die anderen Mitglieder, außer der Erde, verständigt. Sie würden alle auf dem Jupiter auf diese Drei warten.

Wenn sie sich an die Reaktionen der Mädchen erinnerte. Einige total überrascht und andere sogar aus dem Häuschen, dass endlich mal etwas spannendes passierte in ihrem sonst so behüteten Prinzessinnendasein.

„Aber…!“, setzte Merkur nochmals an.

Serenity verstand die Reaktion des Mädchens, war sie doch selbst von dem so plötzlichen Erscheinen der Göttin überrumpelt.

„Hört zu!“ Damit wurde sie erneut unterbrochen. „Ich weiß Merkur, dass du deinen Planeten nicht verlassen willst, aber es ist notwendig. Tief in dir spürst du doch die Wahrheit! Also habe Vertrauen in deinen Planeten. Darauf, dass er sich selbst beschützen kann und vertraue auf die Mondprinzessin!“ Nun waren alle, besonders die soeben Erwähnte überrascht. Warum sollte Merkur denn auch auf sie vertrauen?

Selene bemerkte die Reaktionen auf ihre letzte Aussage und schmunzelte leicht. Also wirklich, dachte sie, ich habe ihr doch gesagt, dass sie die Kraftquelle des Bündnisses bildet. Sie ging nicht auf die fragenden Gesichter ein. Es fehlte ihnen wirklich an Zeit. Sie machte sich sorgen, dass es vielleicht schon zu spät sein könnte! Vielleicht befand er sich auch schon in der Gewalt des Chaos. Sie betete innerlich, dass dem nicht so war.

„Eilt euch jetzt und wenn es dich beruhigt“, die Göttin blickte dabei auf die Blauhaarige, „dann kann ich Serenity dabei helfen den Merkur und seine Bewohner genauso zu schützen wie den Mond!“

Verwirrt schaute die Angesprochene die Blondine an, welche sich immer noch eng an ihre Freundin gedrückt hatte. Wie sollte denn dieses zarte Wesen ihren ganzen Planeten schützen! Serenity sah in diesem Moment sehr zerbrechlich aus. Ihre goldenen Haare fielen ihr offen über die Schultern und betonten noch die zierliche Gestalt. Das weiße Kleid ließ sie unschuldig und fast kindlich wirken. Aber schaute man in ihre allesdurchdringenden Augen, so sah die Person eine innere Kraft und Stärke, die Berge versetzen konnte.

Selene erklärte: „Die Mondprinzessin hat beim Verlassen ihres Planeten unbewusst dafür gesorgt, dass er geschützt ist vor dem Einfluss des Chaos. Durch das reine Licht ihrer Seele und des Silberkristalls hat sie eine Art!“, kurz überlegte die Göttin, wie sie es am besten formulieren sollte, damit diese Menschen es auch richtig verstanden, „hm eine Art Bahnkreis geschaffen. Die böse Macht kann ihn nicht durchdringen.“

„Und das soll ich gemacht haben?“, fragte die Blondine unschuldig. „Ganz sicher, dass ich das getan habe!“

Selene musste einfach lachen. Dieses Kind war einfach zu komisch. Sie wusste nicht, welche Kraft sie besaß und es war ihr ebenfalls nicht bewusst, dass sie regelrechte Wunder vollbringen konnte!

Mars boxte leicht in die Rippengegend. „Das ist echt peinlich, weißt du das. So eine dämliche Frage kann auch nur von dir kommen!“ Die Schwarzhaarige seufzte theatralisch. Aber in Wirklichkeit war sie erstaunt über das Ausmaß der Fähigkeiten ihrer Freundin und war auch sehr froh, dass Serenity trotz der ganzen Macht immer noch die alte war, auch wenn sie sie erst ein paar Tage kannte.

„Ich bin nicht dämlich!“, jammerte die Mondprinzessin. „Du bist so gemein, Maru!“ Serenity schniefte und war den Tränen nah.

Da hörte man plötzlich noch ein Lachen, außer dem der Göttin.

„Dieses Mädchen soll in der Lage sein, meinen Planeten zu beschützen vor den Zugriffen des Chaos! Na da bin ich jetzt gespannt!“ Merkur hörte auf zu kichern und konnte es nicht recht fassen. Aber sie hatte schon seit die beiden Prinzessinnen den Raum betreten hatten, eine sehr mächtige Aura gespürt und es war nicht die von Selene, sondern sie kam von der Mondprinzessin. Die Blauhaarige konnte es sich nicht recht erklären, aber sie vertraute diesem noch halben Kind. Schließlich hatte sie ihrem treuesten Berater und wichtigsten Vertrauen das Leben gerettet und trotzdem war dieser junge Mensch noch ganz unschuldig.

Serenity war nun wirklich ernsthaft sauer. Warum lachten denn alle über sie, selbst die Katzen Luna und Artemis kugelten sich mittlerweile auf dem Boden herum. Vor Wut rannen ihre nun wahrhaftig einige Tränen die Wangen hinunter! Schlagartig wurde es ruhig im Raum.

Mars legte wieder sanft einen Arm um ihre Schulter, Luna und Artemis schmiegten sich an ihre Beine, Merkur kam auf sie zu und tätschelte ihren Rücken und Selene schaute sie nun mit einem warmen Lächeln an.

„Ach jetzt wo ich weine, hat es euch die Sprache verschlagen oder was! Aber vorher noch wie Hyänen über mich lachen.“ Doch Serenity war nicht sauer auf ihre Freunde, wusste sie doch schon aus zahlreichen Erfahrungen mit den Leuten aus dem Mondpalast, dass sie sich sehr kindlich benahm und dies die Anderen zum Lachen reizte. Ihre Tränen versiegten und nochmals wurde sie von allen geherzt.

„Es tut mir leid, Seri!“, sagte Luna und alle anderen nickten bekräftigend. „Wir wollten dich nicht mit unserem Verhalten verletzen. Aber du bist wirklich lustig, wenn du deine kindlichen Anwandlungen hast!“ Erneut hörte man Gelächter aus dem Audienzsaal, aber diesmal setzte auch das schönste Lachen mit ein.

„So nun haben wir genug gelacht, Serenity wir müssen uns jetzt wirklich sputen.“ Mit diesen Worten erinnerte Selene noch an die Aufgabe, welche Serenity hier zu erledigen hatte. Mars, Merkur, Luna und Artemis entfernten sich von dem Mädchen. Am anderen Ende des Raumes warteten sie gespannt, was jetzt passieren würde, besonders die Blauhaarige war aufgeregt, schließlich betraf es ihren Planeten.

Die Göttin hatte nun ihre durchscheinende und lichtausstrahlende Hand auf den Arm der Prinzessin gelegt. Sofort war die geistige Verbinndung zwischen ihnen hergestellt, denn es war für die beiden schon ein sehr vertrauter Ablauf dieser Kontaktaufnahme.

Serenity konzentrierte sich auf ihr Innerstes und fand den Silberkristall auf anhieb. Selene war überrascht, wie selbstverständlich die Thronerbin des Mondes diese Macht schon kontrollieren konnte. Sie lernt wirklich schnell, dachte sie erstaunt.

„Was muss ich jetzt tun?“

„Du musst dich auf deinen Willen besinnen und was du von dem Silberkristall möchtest. Aber erzwinge es nicht, dass kann sehr schlimme Folgen haben. Vergiss nicht, der Kristall ist ein Teil von dir und ist mir dir gewachsen und gereift an den Erfahrungen und Erinnerungen, die du gemacht hast!“

Serenity versuchte das in die Tat umzusetzen. Die Blondine versuchte diesem noch recht unbekannten Teil ihrer selbst mitzuteilen, was sie wollte und es gelang. Der Silberkristall schien sie zu verstehen und die Mondprinzessin tauchte in den Strom dieser Kraft ein und formte ihn nach ihrem Willen. Es war so selbstverständlich und so angenehm. Sie brauchte die Hilfe der Göttin nicht.

Selene hatte sich auch zurückgehalten. Nur im Notfall des Kontrollverlustes hätte sie eingegriffen, aber dies war völlig unnötig.

Währenddessen beobachteten die Anwesenden im Raum, was nun geschah. Serenity strahlte auf einmal eine unglaubliche Energie aus, die rein und warm war. Der Sichelmond auf ihrer Stirn leuchtete am hellsten. Sie sah wahrhaftig wie eine echte Göttin aus, noch schönes als die echte, welche an ihrer Seite war. Ehrfurcht vor diesem Anblick sah man allen ins Gesicht geschrieben.

Das Licht breitete sich aus, durchdrang alles, ob Mauer, Türen. Es war überall. Es hüllte den gesamten Planeten ein. Viele Menschen erschraken zuerst, aber als diese Aura der Energie sie erreicht hatte, fühlten sie sich geborgen und sicher wie noch in ihrem Leben zuvor, selbst nicht in dem Armen ihrer Mutter.

Aber das Licht wanderte weiter, als es den Merkur eingehüllt hatte. Es hielt direkten Kurs auf einen roten Planeten, welcher die Heimat von Mars war. Auch dieser wurde wie schon zuvor der Mond und der blaue Planet eingehüllt und beschützt.

Von Serenity´s Tat bekamen die Majestäten und die Katzen nichts mit. Einzig die Göttin sah dies. Sofort half sie der Blondine mit ihrer Energie aus. Denn dies überstieg ihre Kräfte. Entsetzen erfüllte Selene, als sie sah wie ihr Schützling immer schwächer wurde. Nein!, dass darf nicht passieren. Sie darf nicht sterben. Selene war wütend, warum hatte sie den Mars auch gleich schützen wollen! Wieso hatte sie nicht warten können.

Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Dieses Mädchen wollte den Planeten ihrer Freundin den gleichen Schutz zu kommen lassen wie den anderen Beiden. Niemand der ihrer Freundin in ihrer Heimat wichtig war, sollte leiden. Serenity wollte einfach nicht, dass unschuldige Menschen leiden sollten. Deswegen hatte sie auch sofort versucht den Mars mit einzubeziehen.

Selene bekam angst, was wenn sie dem Licht auch befohlen hatte, alle Planeten des Sonnensystems einzuhüllen. Dann würde es erst aufhören, wenn die Aufgabe erfüllt war oder die Energie der Prinzessin nicht mehr ausreichen würde. Dieses dumme Kind!

Selenes Befürchtung bewahrheitete sich. Das Licht wanderte weiter zum Jupiter. Wenn dieser Planet auch geschützt wäre, würde dies Serenity´s Tod bedeuten, denn auch die Göttin konnte ihr nicht ihre ganze Energie geben, sonst würde das Leben, dass sie erschaffen hatte, vergehen und sterben.

Mars, Merkur und die Katzen bekamen mit, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. Ihre Freundin wurde immer schwächer und ihre Aura verblasste immer mehr. Aber sie konnten nichts tun, außer auf sie vertrauen und hoffen, dass sie es schaffte, dass sie nicht aufgab.

Selene konnte nur zusehen, wie das Mädchen, welches sie alle beschützen wollte, in ihren Armen immer schwächer wurde. „Bitte, stirb nicht! Bitte, du darfst nicht sterben,………………….Mutter!“, flehte Selene nun. Goldene Tränen aus Licht rannen aus ihren uralten mit Weisheit gefüllten Augen. Sie hatte die Worte nur geflüstert, sodass die Anwesenden im Raum es nicht gehört hatten.

Aber dafür spürten die anderen Götter, dass ihre Mutter, der sie alle ihr Leben verdankten, im Sterben lag. Das reinste Wesen im Universum war im Begriff wieder von dieser Welt zu verschwinden. Doch auch die mächtigen Unsterblichen waren machtlos, angesichts dieser Situation.

Plötzlich fühlten sie die Präsenz einer eben so mächtigen Aura, die der Reinkarnation Cosmos gleichkam. Ein Raunen ging durch die Reihen der Götter.

Er war erwacht.

Er, der mit ihr gekämpft hatte.

Er, ihr Vater, der Vater aller Götter.

Er, ihre zweite Hälfte, der sie ganz machte.

Er, der mit ihr eins war und ist, sein und wird.

Er, ihr Beschützer, ihr Geliebter, ihr Freund, ihr Gefährte für alle Ewigkeit.

Die zweite Hälfte meiner Seele

Er spürte wie das Leben aus seiner Liebsten entwich. Stück für Stück wurde sie schwächer. Ihr Licht drohte wieder zu erlöschen. Das durfte nicht passieren, nicht nachdem er so lange auf sie gewartet hatte. Nur einziges Mal hatte er sie in ihrer jetzigen Gestalt in den Armen gehalten. Damals war er selbst noch ein Kind gewesen und hatte nicht um die Bedeutung ihrer damaligen Begegnung gewusst. Doch nun erkannte er die zweite Hälfte seiner selbst in ihr wieder.

In dem Moment, wo er sie zu verlieren drohte, war er erwacht. Seine Macht, seine Erinnerungen, seine Kraft.

Er sehnte sich mit jeder Faser seiner nun menschlichen Hülle nach ihr. Nach der Einen. Nach Cosmos.
 

Serenity hatte angst. Fruchtbare Angst. Sie wollte nicht sterben und doch entwich ihre Lebenskraft ihrem Körper immer schneller. Sie spürte die warmen Hände der Göttin, die sie eng umschlungen festhielten, versuchten sie vielleicht so an das Leben zu binden.

„Bitte, stirb nicht! Bitte, du darfst nicht sterben,………………….Mutter!“ Diese Worte hörte die junge Blondine von Selene. Benommen fragte sie sich, warum sie denn von ihr Mutter genannt wurde! Das war wirklich seltsam.

Grausame Schmerzen ließen sie diesen Gedanken sofort wieder vergessen. Unerträglich tief gruben sie sich in ihren Körper. Fraßen sich regelrecht durch sie hindurch. Sie versuchte sie in sich aufzunehmen, wie sie es tat, wenn sie jemanden heilte. Aber diese Methode half nicht. Noch stärker wurde sie von ihnen gepeinigt. Es soll aufhören, bitte lass es aufhören!, flehte sie innerlich.
 

Er spürte, wie sehr litt und dieser Umstand versetzte ihn in tiefsten Kummer. Hatte sie denn nicht schon genug getan für diese Welt? Wieso brauchte man sie erneut? Warum konnten sie, er und sie, denn nicht einmal in Frieden leben. Aber es hatte anscheinend nicht sollen sein.

Wieder fühlte er eine neue Schmerzenswelle durch ihren Körper fegen. Selbst die Entfernung konnte ihr starkes Band, welches sie für alle Ewigkeiten verbünden würde, nicht schwächen.

Er war sie und sie war er. Eine Einheit, eine Seele, aufgespalten in zwei verschiedene Körper. Ihr Schmerz war sein Schmerz.

Aber etwas stimmte nicht. Sie schien sich nicht an ihn zu erinnern, so wie er an sie. Er konnte sie zwar spüren, aber sie ihn nicht. Doch er konnte sie nur retten, wenn auch sie wieder Bewusstsein erlangte über ihre Vergangenheit. Ihre Bestimmung.
 

Es soll aufhören, bitte lass es aufhören!
 

Er hörte ihr Flehen tausendfach in seinem Kopf wiederhallen. Er konnte sie nicht länger leiden lassen. Er musste schnell handeln, bevor er sie verlor.
 

Serenity wandte sich. Es tut so weh. Selene konnte nichts tun, um ihr zu helfen. Aber er konnte es! Plötzlich fing Serenity´s Körper wieder an zu strahlen. Das Licht wurde heller und heller, bis selbst die Augen der Göttin, sie nicht mehr ansehen konnten. Geblendet schloss sie wie alle anderen ihre Augenlieder.

Als sie sie öffnete war die Prinzessin verschwunden.

„Wo ist sie?“, fragte Mars aufgebracht und in Tränen aufgelöst! Auch Merkur, Luna und Artemis schauten die Göttin fragend und einen Antwort fordernd an.

„Ich weiß es nicht!“, gestand diese den besorgten Freunden.

„Wie, du weißt es nicht, du bist schließlich eine Göttin und warum ist Serenity´s Aura immer schwächer geworden! Irgendetwas ist doch schief gelaufen! Was ist passiert?“ Mars war völlig außer sich. Sorge und Angst um Serenity bestimmten einzig ihre Gedanken.

„Und warum weißt du nicht wo sie ist?“, setzte Merkur noch hinzu. Luna und Artemis sogen scharf die Luft ein. Wie redeten die Mädchen denn mit ihrer ehemaligen Herren.

Aber zu ihrer Überraschung reagierte Selene gar nicht auf das anmaßende Verhalten der beiden. Stattdessen schien sie auf irgendetwas zu horchen, was sie nicht hören konnten.
 

Er hatte sie zu sich geholt auf die Erde in sein Privatgemach. Nun wandte sich ihr vor Schmerzen gepeinigter Körper in seinen Armen. Es war wundervoll nach all der langen Zeit sie wieder bei sich zu haben. Ihren Körper zu fühlen. Ihren so vertrauten Duft zu riechen. Aber sie sah jetzt so anders aus. Dennoch war sie wunderschön. Ihr goldenes Haar, das offen wie Seide ihren so zierlichen Körper umspielte. Das weiße schlichte Kleid, welches ihre wohlgeformten Proportionen zeigte. Doch er wurde nun durch einen Schmerzenslaut ihrerseits an ihre Qualen erinnert. Er verband sich sogleich mental mit ihr.

„Wer bist du?“, fragte Serenity in Gedanken, als sie eine fremde und doch so bekannte Aura in sich fühlte.

„Ich bin Endymion.“ Schlicht, aber direkt!

„Warum habe ich keine Schmerzen mehr?“ Die junge Blondine war verwundert. Beinahe wäre sie vor Schmerzen fast gestorben und nun spürte sie sie gar nicht mehr.

„Ich übernehme in diesem Moment deine Schmerzen für dich.“

Serenity war überrascht. „Und wieso tust du das? Und wie kannst du dabei noch mit mir reden? Wie kannst du mit diesen Qualen überhaupt noch einen klaren Gedanken fassen und wo bin ich?“ Die Mondprinzessin hörte ein Lachen in ihrem Inneren wiederhallen.

„Welche deiner Fragen soll ich zuerst beantworten?“ Dann hörte das Mädchen plötzlich ein schmerzvolles Aufstöhnen.

„Was ist mir dir? Was hast du?“ Panisch hatte sie ihre Stimme erhoben!

„Nichts, nur bevor ich eine deiner Fragen beantworten kann, solltest du vielleicht zuerst deinen Willen rückgängig machen, alle Planeten des Sonnensystems auf einmal zu beschützen. Denn wenn du stirbst löst sich dieser sozusagen sowieso in Luft auf!“, erklärte Endymion. „Das wäre doch ziemlich schade!“

„Was? Das ich sterbe oder sich der Schutz auflöst?“

Langezeit folgte Schweigen, bis Serenity erneut ein Aufstöhnen wahrnahm.

Schnell konzentrierte sie sich auf den Silberkristall, aber nichts passierte. Verzweiflung drohte sie zu überwältigen.
 

War dieser Kommentar eben ernst gemeint von ihr, fragte er sich. Was für eine dumme Frage. Natürlich war sie das Wichtigste für ihn.

Eine neue Schmerzenswelle durchzog seinen Körper und er konnte ein qualvolles Seufzen nicht mehr unterdrücken.

Dann spürte er, wie sie versuchte dem Silberkristall ihren Willen aufzuzwingen, aufzuhören. Doch selbstverständlich klappte das nicht mit Gewalt.

Sanft erschien er mental an ihrer Seite, während er mit einem anderen Teil seines Bewusstseins ihre Schmerzen ertrug. Er führte sie noch einmal an den gewaltigen Strom ihrer Kraft heran und nun lenkten und formten sie ihn gemeinsam. Ihr Wunsch wurde akzeptiert und sofort in die Tat umgesetzt. Schlagartig hörten die Schmerzen auf.
 

Ein erleichtertes Aufatmen kam von ihnen, welches auch die Unsterblichen, die den Kampf mit verfolgt hatten, machten. Jetzt aber zogen sie sich diskret zurück, was Endymion, der sie alle gespürt hatte, besser gefiel. Er konnte ihre Sorge um ihre Mutter verstehen, aber schließlich war sie nun in Sicherheit und er wollte mir ihr allein sein.
 

Serenity spürte nur noch, dass sie es zusammen mit dem Fremden, der sich als Endymion vorgestellt hatte, geschafft hatte. Sie atmete ruhig und bemerkte starke und sehr musklolöse Arme, die sie schützend an eine sehr harte und männliche Brust drückten.

Irgendwie kam ihr das bekannt vor, aus einer längst vergangenen Zeit. Dieses Gefühl des Vertrauens und dieser Nähe! Nun begannen sanfte große Hände über ihr Haar zu streicheln. Ein wolliger Schauer jagte durch ihren Körper.

Dann öffnete sie die Augen und sah in zwei Blaue. Die Blondine wusste, dass ihre Augen meeresblau waren, aber diese Farbe ähnelte eher dem strahlend blauen Himmel, den sie auf Fotos von der Erde gesehen hatte. Unendlich behutsam näherte sich sein Gesicht dem ihren. Was hatte er vor?, fragte sie sich.

Instinktiv schloss sie ihre Lieder wieder und dann fühlte sie seine Lippen. Es war ihr erster Kuss und er war so, wie sich ihn immer vorgestellt hatte. Ein Glücksgefühl durchströmte sie, doch dann löste er, dieser Mann, ihr Retter, sich zärtlich wieder von ihr.

Plötzlich wurde sich Serenity bewusst, dass sie gerade von diesem wildfremden Menschen geküsst worden war. Er hatte ihr zwar geholfen, doch das erlaubte ihm noch lange nicht sie einfach zu küssen. Auch wenn es wirklich zugebender maßen sehr schön war, dennoch hatte er das nicht so tun dürfen.

Wütend befreite sie sich aus seiner Umarmung.
 

Irritiert blickte Endymion auf das zarte Wesen, welches sich gerade aus seinen Armen wandte und ihn dann wütend mit ihren wunderschönen Augen geradezu auf spisste. Hatte ihr der Kuss nicht gefallen? War er zu weit gegangen? Aber er hatte sich nicht mehr im Griff gehabt, als er sie endlich sicher bei sich gehabt hatte. Ihre zarten Lippen hatten so einladend gewirkt, als ob sie ihn hatten verführen wollen und nur allzu freudig war er dieser nachgekommen.

Trotzdem sagten ihre nächsten Worte eindeutig, was sie darüber dachte. „Was fällt ihnen eigentlich ein?“

Er konnte nichts dazu sagen. Sie hatte ja recht. Dennoch er hatte sie gerade gerettet und sie bedankte sich nicht einmal! Plötzlich wurde es ihm klar, wie hatte er ihr überhaupt helfen können? Offensichtlich erinnerte Serenity sich immer noch nicht an ihn und ihre Vergangenheit und doch hatten sie gemeinsam ihre Kräfte lenken können!

Er wurde wieder aus seinen Gedanken gerissen von dieser kleinen vorlauten Thronerbin.
 

„Hallo, ich rede mit ihnen?“ Was war denn mit ihm los? Minutenlang hatte er ihr keine Antwort gegeben. Zuerst schaute er verlegen, dann verärgert und jetzt schließlich total abwesend. War sie so langweilig und hässlich, dass sie seine Aufmerksamkeit nicht verdiente! Dieser aufgeblasene Gockel, dachte sich Serenity.

Nun blickte er sie völlig entgeistert an, sagte aber immer noch kein Wort! Die Blondine vermutete so langsam, dass er vielleicht stumm war oder taub. Aber er hatte doch mit ihr in ihrem Bewusstsein geredet, warum also jetzt nicht mehr?

Es war zum Haare raufen und nach geschlagenen fünf Minuten, wo immer noch Stille herrschte, machte sie es tatsächlich.
 

Endymion beobachtete nun interessiert ihr Gesicht. Das Mienenspiel darauf wechselte schnell und schließlich fuhr sie sich sichtlich verärgert durch ihre wunderschönen blonden Haare, die sich lockenhaft um sie und ihren Körper ringelten.

Sie sah einfach bezaubernd aus, wenn sie wütend war und das dies der Fall war, daran hatte er keine Zweifel. Allein schon ihre meerblauen Augen sprachen regelrecht Bände. Er konnte ein Kichern nicht mehr unterdrücken, welches dann in einen ausgewachsenen Lachanfall endete mit Tränen in den Augen.
 

Empört über dieses unangebrachte Verhalten wendete sich die Blondine von ihrem Retter ab und erkundete nun neugierig das Gemach, im welchen sie sich befand. Innerlich kochte sie aber. In Gedanken belegte sie dieses dumme männliche Wesen mit allen ihr bekannten Schimpfwörtern, die ihr einfielen und noch ein paar Ausgedachten dazu.

Ihn und sein nerv tötendes Gelächter ignorierend, wobei sie zugeben musste, dass seine Stimme überaus attraktiv, tief und männlich klang, erkundete sie die Umgebung.

Dieser Raum war sehr großzügig eingerichtet, folglich musste er ein Adliger sein. Da sah sie eine Tür, die hinaus auf einen Balkon führte. Zielsicher steuerte sie sie an und öffnete diese.

Ihr stockte der Atem. Direkt vor sich sah sie den Mond silbern vom Himmel leuchten. Das konnte nur eines heißen, sie befand sich wirklich auf der Erde! Ihren nun mittlerweile stummen Beobachter vergessend, jauchzte sie vor Freude und sprang wild umher wie ein kleines Kind.

Sie konnte es nicht fassen. Jahrelang hatte sie sich sehnlichst gewünscht auf die Erde gehen zu dürfen und jetzt war sie hier. Es war einfach überwältigend. So abgelenkt bemerkte sie nicht, wie sich Endymion von hinten an sie heran schlich.
 

Schnell hatte er sich wieder beruhigt und sah ihr nun dabei zu, wie sie das Zimmer einer Musterung unterzog, dann auf seinen Lieblingsplatz hinaus trat. Daraufhin, als sie den Ausblick betrachtete und den Mond sah, der nun silbern am Himmel der Nacht leuchtete, war sie völlig außer sich vor Freude. Die ganze Umgebung um Serenity herum schien auf einmal freundlicher und regelrecht, als ob eine Sonne gerade aufgehen würde, zu erstrahlen.

Ja!, dachte er sich, selbst in dieser Form war sie noch etwas ganz besonderes. Zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, fühlte er sich wirklich glücklich. Das allein hatte Endymion nur ihr, diesem wunderbaren und einzigartigen Wesen zu verdanken.

Er konnte nicht anders, er musste sie einfach von hinten umarmen. So gebot er der Blondine auch gleichzeitig Einhalt, weiter wild herum zu hüpfen. Dann vergrub er sein Gesicht in ihren goldschimmernden Haaren, die vorher bei jeder Bewegung ihrerseits sanft durch die Luft gewirbelt worden waren, und zog ihren Duft nach einem Sommergewitter tief atmend in sich hinein.

Der Prinz der Erde bemerkte jedoch bei seiner Berührung, wie sich das Mädchen in seinen Armen versteifte, aber anschließend nach wenigen Sekunden sich sogar noch an ihn schmiegte.

„Ich weiß nicht, wer du bist, dennoch habe ich das Gefühl, dich zu kennen und ich spüre, dass es richtig ist, in deinen Armen zu sein. Denn es fühlt sich gut an.“
 

Serenity wusste nicht, was mit ihr geschah. Es war alles so verwirrend und kompliziert. Zuerst wurde sie von diesem gutaussehenden Mann gerettet, dann geküsst und nun genoss sie auch noch seine intime Umarmung. Was war nur mit ihr los?

Sie hatte angst vor ihren Gefühlen. Sie verstand sich selbst einfach nicht mehr und es passierte soviel auf einmal. Vor nicht weniger als einer Woche war sie noch eine gewöhnliche Prinzessin gewesen und jetzt geriet ihr Leben immer mehr aus den Fugen.

Sie konnte nicht mehr. Es war zu viel! Die Blondine wollte vergessen, sie wollte nicht mehr für das Schicksal der Welt verantwortlich sein. Ich kann nicht mehr!

Und dann brach sie in seinen Armen zusammen. Schluchzend und wimmernd krallte sie sich an diesem Mann fest.
 

Endymion war völlig perplex. Warum weinte sein wunderschöner Engel? Was war los, dass sie sich so herzzerreißend an ihn klammerte wie an einen Fels in der Brandung.

Zärtlich und doch fest drückte er sie an seine Brust. Sie sollte wissen, dass sie nicht allein war.

Zaghaft baute er wieder eine mentale Verbindung zu ihr auf und erschrak. Sie litt! Dieses zarte Geschöpf litt unter der Verantwortung, die sie trug. Unter der ganzen Situation!

Er beschloss etwas gegen ihren Schmerz zu unternehmen. Endymion hüllte sie mit seinem Bewusstsein in eine schützende Hülle ähnlich einem Kokon. Dort befreite er sie von ihrem Kummer und schenkte ihr eine gemeinsame Erinnerung an ihr früheres Leben.

Die Prinzessin des Mondes lag nun friedlich schlafend in seinen Armen. Ein seliges Lächeln ließ ihr Gesicht erstrahlen, selbst im Schlaf.

Der junge Mann trug seine Liebste wieder zu seinem Bett und legte sie sanft darauf ab. Unendlich behutsam deckte er sie zu und setzte sich anschließend neben sie. Nun hieß es warten bis sie wieder erwacht war. Aber auch er war müde, denn für ihn war dieser Tag ebenfalls sehr anstrengend gewesen.

So legte er sich neben die zweite Hälfte seiner Seele und war daraufhin wenige Sekunden später ebenfalls eingeschlafen.

Jetzt träumten sie zusammen und durchlebten noch einmal gemeinsam diese Zeit.

Die Zeit, in der sie die mächtigsten Wesen im Universum waren.
 

Währenddessen hatte Selene den Freunden mitgeteilt, was mit Serenity passiert war und das es ihr gut ging. Erleichtertes Aufatmen war die Folge.

„Aber wie ist das möglich?“, fragte nun die wissbegierige Merkur nach. „Ich meine, dass der Prinz der Erde solch große Macht hat sie zu retten, obwohl nicht einmal du dazu in der Lage warst!“

Die Göttin seufzte ergeben. Ich muss es ihnen wohl erzählen, aber ich will nicht alles wiederholen müssen für die anderen Mitglieder des Bundes. Deshalb beschloss sie mit ihrer Macht die Freunde, samt den Drachen zu dem Planeten Jupiter zu teleportieren.

Der Jupiter und Familienverhältnisse

In einem Thronsaal auf dem Jupiter hörte man plötzlich das erschrockene Aufkeuchen vieler Stimmen, denn in der Mitte des prunkvollen Raumes war eine Gruppe junger Leute erschienen, bestehend aus zwei Mädchen, zwei Katzen und zwei Drachen, welche sich völlig verwirrt und verängstigt umsahen.

Nur die Lichtgestalt, welche sich ebenfalls in ihrer Mitte befand, strahlte Ruhe und Erhabenheit aus.

„Wer seid ihr?“ „Wo sind wir?“ „Was ist gerade passiert?“ Wildes Stimmengewirr flutete das Zimmer. Alle sahen sich völlig verwirrt um und verstanden die Welt nicht mehr.

„Ruhe!“, donnerte die melodische Stimme der Göttin durch die Halle. Schlagartig war es mucksmäuschenstill. Man hörte nur das nervöse Schaben von Krallen auf dem Marmorboden und das unruhige Schnauben der Drachen.

„Gut!“, sagte Selene selbstzufrieden. „Nun möchte ich euch erstmal einander vorstellen.“ Damit deutete sie auf die beiden in weiß gekleideten Schönheiten mit blauen und schwarzen Haaren. „Das sind Mars und Merkur, sie gehören auch zum Planetenbündnis so wie ihr!“

Mars starrte neugierig zu den anderen Personen, die sich nicht weit von ihr entfernt standen. Es waren 6 Mädchen im verschiedenen Alter und ein älterer Mann, der eine prachtvolle Krone trug.

Bei der Erwähnung der Namen der beiden und ihrer Zugehörigkeit wurden diese auch von anderen gemustert und erhielten ein knappes Nicken als Begrüßung.

Nun stellte Selene auch die 6. Mädchen vor. „Das sind Jupiter und Venus!“ Die Angesprochenen lächelten sie freundlich an. Venus hatte ein ähnliches Aussehen wie die Mondprinzessin mit dem Unterschied, dass ihre Haare ein dunkleres Sonnenblumenblond aufwiesen und sie grasgrüne Augen hatte. Desweitern war sie etwas größer als Serenity und ihre Haare trug sie stets offen. Nur ihr zulang geratender Pony wurde von einer roten Schleife, die sich am Hinterkopf befand, zurück gehalten. Jupiter stand neben ihr und hatte ihre dunkelbrauen Haare zum einem Zopf hochgesteckt, der sie noch größer wirken ließ, als sie schon war. Sie überragte die zierliche Venus um einen Kopf und ihre Augenfarbe glich ihrer Haarfarbe. Beide wirten offen.

„Diese zwei sind Uranus und Neptun!“ Die Göttin deutete auf zwei hochgewachsene Mädchen, die etwas abseits von den anderen standen. Sie wirkten reifer und erwachsener als die Vorherigen. Neptun hatte wie Merkur blaue schulterlange Haare, aber ihre hatten einen helleren Ton, der schon fast ins Türkise ging. Dagegen hatte sie schon fast schwarze Augen, die, wenn man genauer hinsah, dem blau eines im wilden Sturm tosenden Meeres glichen. Sie war etwas kleiner als Jupiter.

Betrachtete man Uranus, so war einem sofort klar, dass sie ein Dickkopf war, der sich immer durchsetzen wollte. Noch größer als Jupiter, kurzes karamellfarbenes Haar und eine äußerst athletische Figur verliehen ihr fast das Aussehen eines Mannes. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch dadurch, dass sie kein Kleid wie alle anderen Mädchen im Saal trug, sondern den Anzug eines Edelmannes, passend zu ihren Haaren. Doch auch dieser konnte kaum ihre trotz der Muskeln weibliche Gestalt kaschieren. Ihre Augen hatten die Farbe von Smaragden, die von der Sonne beschienen werden.

„Und nun die letzten, das sind Saturn und Pluto!“ Damit wies die Göttin auf ein noch sehr junges schwarzhaariges Mädchen und eine dunkelgrünhaarige Frau.

Saturn, welche noch ein halbes Kind von vielleicht elf Jahren war, hatte wirklich schwarze Augen. Aus diesen blickten einem jedoch nicht die Unschuld einer Kinderseele an, sondern die Reife einer Erwachsenen. Noch gegensätzlicher war ihre jugendliche Kinderfrisur dazu. Die schwarzen Haare fielen glatt bis zum Ende ihres Gesichtes herunter und streiften knapp ihre zarten Schultern.

Die wohl älteste des Bündnisses trug ihre Hüftlangen Haare vollkommen offen. Sie war so groß wie Neptun und ihre Augen hatten die Farbe einer erblühenden Sommerwiese. Beschützend hatte sie eine Hand auf den Kopf des ihr nebenstehenden Kindes gelegt.

„So nun kennt ihr euch alle und es fehlen nur noch die Mondprinzessin und das Mitglied von der Erde. Ich habe euch bereits hier zusammen treffen lassen, weil die Zeit knapper ist, als ich angenommen habe. Ihr müsst euch nun auf den schnellsten Weg zur Erde machen, wo sich die Thronerbin des Silberjahrreiches bereits befindet. Das Chaos, euer Feind, hat schon sehr viel Macht über die Erdbevölkerung erlangt.“ Die Göttin machte sich große Sorgen darüber, dass es vielleicht schon zu spät sein könnte. Hoffentlich nicht!, dachte sie.
 

Aber da hatte sie Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die jungen Frauen wussten zwar um die Wichtigkeit ihres frühzeitigen Aufbruchs, dennoch hatten sie noch einige Fragen, die noch immer unbeantwortet geblieben waren.

Sogleich wiederholte Merkur ihre.

Die Göttin seufzte schwer. Hatte Selene doch so sehr gehofft, es ihnen erst später erzählen zu müssen. „Euch ist die Legende von Cosmos bekannt, nehme ich an!“, fragend blickte das übernatürliche Wesen in die Runde und erhielt zustimmendes Nicken und Kommentare.

„Ja, aber was hat das mit der Macht von Endymion zu tun, die sogar die Deinige zu überragen scheint?“ Erwartungsvoll bohrte sich der Blick der Prinzessin des Merkurs in den der Göttin. Auch die anderen schien man ihre Neugier anzusehen.

„Nun es war nicht Cosmos allein, die dem Universum Leben durch uns Götter einhauchte. Sondern es waren zwei. Sein Name ist in Vergessenheit geraten über die Jahrtausende, aber dennoch haben sie zusammen das alles bewerkstelligt. Nur zusammen sind die beiden vollständig. Durch ihre Liebe konnten sie das Chaos dann ein zweites Mal besiegen. Aber sie bezahlten einen großen Preis dafür. ER hatte seine gesamte Macht eingebüßt und starb. Um sie, Cosmos und uns, ihre Kinder, zu retten. Sie ist über den Verlust nie hinweg gekommen und schließlich verschwand auch sie vom Antlitz dieser Welt. Doch nun, da das Chaos erneut erscheint und alles Leben in Gefahr bringt, wurden beide wieder geboren.“

Schweigen lastete auf der gesamten Atmosphäre des Thronsaals. Niemand traute sich etwas zu sagen bis schließlich die Jüngste das Wort erhob. „Aha und mit diesen Beiden sind dann wohl die Mondprinzessin und Erdenprinz Endymion gemeint!“, schlussfolgerte Saturn.

Selene nickte betrübt.

„Das kann nicht sein! Das ist ein Witz! Willst du uns ernsthaft weiß machen, dass meine unschuldige und gefräßige Freundin Sera die Wiedergeburt des mächtigsten Wesens im Universum ist.“ Man merkte Mars den Schock über diese Erkenntnis an. Auch Merkur war erstaunt über diese Neuigkeit, während die anderen, die Serenity noch nicht kannten, es still zur Kenntnis nahmen.

„Deswegen war Endymion in der Lage sie zu retten und du nicht. Weil er über mehr Macht verfügt.“

„Ja, das ist richtig, aber nun solltet ihr euch auf den Weg machen.“ Wiederholte die Göttin ihre Aufforderung nicht nur an Merkur, sondern an alle.

„Aber wenn die beiden so große Macht besitzen, wozu brauchen sie dann uns. Ich meine, dann könnten wir uns doch jetzt wieder auf den Nach Hause Weg machen?“, kam es einwendend von Uranus. Da dieses Mädchen offensichtlich doch auch ohne sie genügend Kraft besaß.

Neptun nickte ihrer Kameradin bestätigend zu, dass sie dasselbe dachte.

Selene seufzte schwer. Ihr blieb heute aber anscheinend wirklich gar nichts erspart. Früher hätten die Sterblichen es nie gewagt so mit ihr zu reden. Sie vermisste die alten Zeiten, wo Götter noch gefürchtet wurden. „Das werdet ihr erfahren, wenn ihr auf der Erde seid und nun macht euch Reise fertig, denn ihr müsst den Rest mit der Kuschte zurücklegen. Ich habe mich schon zu viel eingemischt und daher werdet ihr ohne meine Hilfe auf die Erde gelangen müssen. Also beeilt euch. Ihr habt zwei Stunden.“ Den letzen Satz unterlegte sie mit einem strengen Ton, der selbst der mutigen und stolzen Uranus eine Gänsehaut einjagte.

Langsam flimmerte die Erscheinung der Göttin und sie löste sich auf.

Wortlos wand sich die Jüngste der Gruppe wieder als Erste um und verließ den Saal um ihre Sachen zu packen. Dicht gefolgt wurde sie von Pluto.

Die Drachen standen inzwischen immer noch eng aneinander gedrängt und beäugten die restlichen Mädchen misstrauisch. Wo war bloß ihre geliebte Prinzessin und wieso waren sie an diesem komischen Ort. Titan stellte sich schützend vor seine Gefährtin und fauchte wütend.

Nun hatte er die Aufmerksamkeit von allen.

Uranus beäugte dieses Vieh misstrauisch und stellte sich dann schützend vor ihre Freundin.

Doch diese Maßnahme war unbegründet, denn der ältere Mann, welcher ebenfalls die ganze Zeit im Raum verweilt hatte, ging nun sehr langsam und betont vorsichtig direkt auf den wütenden fauchenden Drachen zu. Schließlich legte er ihm beruhigend seine linke Hand auf die Nüstern des großen Tieres. Zur Verwunderung aller, besonders Merkur und Mars, ließ sich der Drache bereitwillig diese Geste gefallen und schien sogar etwas entspannter.

„Keine Angst, dir und ihr wird nichts geschehen, komm, ich werde euch hinaus schaffen, wo ihr noch kurz ruhen könnt, bevor es losgeht! Ihr müsst nämlich schnell wie der Wind sein!“ Lächelnd sprach der Alte auf die beiden Drachen ein. Seine Stimme war sanft, aber doch ungemein kräftig. Man sah ihm an, dass er es gewohnt war, Befehle zu erteilen und schwierige Situationen zu meistern. Das wurde von einem König auch erwartet. Der Beschriebene führte die großen Fabelwesen an den noch immer stauenden Mädchen vorbei und anschließend hinaus auf den Vorhof des Palastes. Auf den Weg dorthin richteten diese mythischen Tiere einigen Schaden auf den engen Gängen an. Aber für den Herrscher des Jupiters war dies nicht wichtig. Hauptsache diese einzigartigen Lebewesen ging es gut. Denn er liebte diese Tiere überalles und war selbst ein leidenschaftlicher Züchter dieser Rasse. Sogleich hatte er erkannt, welch kostbaren Schatz diese Göttin da in seinen Thronsaal teleportiert hatte. Noch nie in seinem langen Leben hatte er solch wunderschöne Tiere gesehen. Er wusste auch um die Wichtigkeit der Beiden. Nur sie waren schnell und kräftig genug, damit seine Tochter und die anderen noch rechtzeitig an ihr gewünschtes Ziel ankommen würden.

Auf dem Vorhof wurden die Drachen von ihm höchst persönlich versorgt, da sich eh kein anderer diesen stolzen Geschöpfen nähern dürfte.

Titan mochte diesen Menschen irgendwie. Er schien ihm und seiner Gefährtin wohl gesonnen. Deswegen folgte er und ließ sich auch von ihm berühren. Das er dies zuließ, dass der Fremde auch seine Partnerin berühren dürfte, zeugte bereits von dem Vertrauen des Drachen, welches er dem König entgegen brachte.

Der ältere Mann hat eine große und respekteinflößende Erscheinung, welcher er auch an seine Tochter wie die Haarfarbe vererbt hatte. Anmutig und sicher war er im Umgang mit den Drachen. Bewundernd folgten die Stallburschen den Bewegungen ihres Königs. In ihren Augen war es sehr mutig, denn man sah dem männlichen Drachen seine Gefährlichkeit an und das ihn niemand ohne seine Erlaubnis berühren dürfte.
 

Währenddessen machten sich nun auch die übrigen Mädchen fertig. Uranus und Neptun verließen als erste den Raum, dicht gefolgt von den Vier anderen. Venus und Jupiter sorgten dafür, dass Merkur und Mars für die weitere Reise zur Erde alle nötigen Sachen erhielten. Selene war aufgebrochen, ohne dass die Mädchen hätten packen können.

Manchmal vergaßen die Götter anscheinend, dass einfache Sterblich andere Bedürfnisse hatten, als sie.

In dieser Zeit lernten sich die vier etwas besser kennen. Sie waren alle im selben Alter. 17. Venus war sehr quirlig und fragte Merkur sowie auch Mars neugierig über die Mondprinzessin aus. Wie sie aussah? Was für einen Charakter sie hatte? Ob sie nett wäre? Ausführlich mussten die beiden über Serenity berichten, wobei Maru natürlich mehr zu erzählen hatte, da sie die Wiedergeburt Cosmos am längsten kannte. So sprach sie über ihr Kennenlernen und die bisher gemeinsam erlebten Abenteuer. Auch Merkur, die ja bisher Serenity ebenfalls nur oberflächlich kannte, hörte gespannt zu und so bekamen die Drei ein Bild von der Blondine.

Aber nicht nur die zukünftige Herrscherin über den Mond bot reichlich Gesprächsstoff, sondern die jungen Prinzessinnen wollten genauso über sich wie auch die anderen mehr erfahren.

Jedoch beschlossen sie dieses Thema auf später zu vertagen, weil die zwei Stunden um und sie nun im bereits alle wieder versammelt waren im Thronsaal.

Jupiter stand neben ihrem Vater. Man sah, dass die beiden kein inniges Verhältnis zueinander hatten. Nachdem seine überalles geliebte Frau bei der Geburt des gemeinsamen Kindes gestorben war, hatte er sie Erzieherinnen und Lehren überlassen. Kein einziges Mal in den 17 Jahren, die die Braunhaarige nun schon auf der Welt war, hatte er sie Zuneigung seinerseits spüren lassen. Doch das Mädchen hatte sich davon nicht unter kriegen lassen und sich ihre eigene Familie gesucht. Gefunden hatte sie diese in dem Schlosspersonal. Alle vergötterten die junge Prinzessin aufgrund ihrer Freundlichkeit. Während der König seinem Hobby der Drachenzucht nachgegangen war, hatte sich das Baby zu einer wunderschönen Frau entwickelt, die besonders talentiert im Umgang mit Pflanzen war und zudem noch ausgezeichnet kochen konnte.

Merkur stand zwischen ihren Eltern, aber im Gegensatz zu Jupiter konnte man zumindest eine gewisse Zuneigung spüren. Die aber einseitig von den Eltern ausging. Merkur mochte das Herrscherpaar nicht, weil sie, seit die Blauhaarige klein war, immer nur Leitungen gefordert hatten. Nur wenn sie etwas gut gemacht hatte, kam sie in den Genuss der elterlichen Zuwendung.

Saturn und Pluto standen wieder dicht beieinander. Separat standen ebenfalls Neptun und Uranus, sowie eine weitere zweier Gruppe von Venus und Mars gebildet wurde. Wie es dem Hofzeremoniell entsprach wurden die Mädchen verabschiedet und anschließend auf den großen Vorhof des Palastes gebracht, wo schon eine große Weltraumkutsche bereit stand.

Die Drachen von Serenity waren vor ihr gespannt und alles war abfahrbereit. Nur stand die Frage, welches der Mädchen das Gefährt lenken sollte, da sie ja alleine weiter reisen sollten. Doch sie erübrigte sich. Die Jüngste schritt selbstbewusst auf die beiden gefährlichen Lebewesen zu und blieb direkt vor ihnen stehen. Zwei ganze Minuten lang schaute das Kind die riesigen Bestien an, bis beide Drachen sich ihr mit der Geste des Senkens der Köpfe sich ihr unterwarfen.

Ein Raunen ging durch die Menge, welche sich versammelt hatte, um die Hoheiten zu verabschieden. Bewunderung und Erstaunen zeigte sich auch deutlich in den Gesichtern ihrer Reisegefährten. Und so machten sich die restlichen Mitglieder des Bundes auf den Weg zur Erde, mit der Hoffnung, dass sie das Chaos besiegen würden.

Das Abkommen oder nur gemeinsam ist man stark!

Sie würden ungefähr eine Woche unterwegs sein. Das hieß, dass 8 fremde Mädchen auf engstem Raum gezwungen waren, zusammen zu leben. Außerdem konnten sie sich auch nicht zurückziehen, da das Gefährt wie das erste zuvor nur aus dem Zimmer mit den Schlafstätten in Form von Doppelstoppbetten, einer Küche, einem Garten, einem kleinen Bad und dem Aufenthaltsraum bestand. Nicht sehr viel Platz, wenn sich einige nicht verstanden. Man könnte also im wahrsten Sinne des Wortes sagen, dass ein Zickenkrieg vorprogrammiert war.

Und dies war eindeutig der Fall zwischen der sehr stolzen Uranus und der nicht minder stolzen Mars. Die beiden gingen sich aus dem Weg, wo sie nur konnten. Schon die ersten Stunden waren eine Tortur für alle, weil die Atmosphäre dadurch im ganzen Gefährt ziemlich angespannt war. Die Einzigen, die das nicht störten, waren die Drachen, da sie ja die Kutsche zogen und Saturn, welche dafür sorge, dass die Mädchen auch an ihren gewünschten Zielort kamen. So musste das Kind diese stummen Auseinandersetzungen nur während der gemeinsamen Mahlzeiten ertragen.

Die Katzen von Selene versuchten zwischen den schon fast regelrecht verfeindeten Parteien zu vermitteln, jedoch schlug dies oft fehl. Artemis und Luna vermissten die Prinzessin, welche mit ihrem umgänglichen Wesen die verzwickte Situation bestimmt allein mit ihrer Anwesenheit gelöst hätte.

So vergingen zwei Tage, in denen sich die 4 Gleichaltrigen noch etwas besser kennenlernten. Die meiste Zeit verbrachten sie zusammen im Garten, während sich die anderen im Aufenthaltsraum befanden. Ein gewisser Alltag hatte sich bereits nach diesen eingestellt. Jupiter war für das leibliche Wohl der Mädchen zuständig. Neptun und Pluto für den Haushalt. Uranus nutzte nachdem Essen den Aufenthaltsraum meistens für Trainingsübungen. Ab und zu fanden sich auch die anderen ein, um der Zweitgrößten interessiert bei ihren grazilen und anmutigen Bewegungen zu zusehen. Es war bei einer dieser Vorführungen ihres Könnens, als Uranus und Mars aneinander gerieten im Streit darüber wer die beste sei. Aber durch das beruhigende Zureden von Neptun und Merkur eskalierte die Situation nicht. Beide Blauhaarige hatten unbewusst eine gelassene Wirkung auf die Kontrahenten.

Mars, Merkur, Venus und Jupiter schienen einen besonders engen Draht zueinander haben. Als ob sie dazu bestimmt wären, sich näher zu stehen. Sie redeten über ihre Vergangenheit, Träume, Sehnsüchte, Hoffnungen und alles, was sie ausmachte.

Venus war von sehr liebevollen Eltern groß gezogen und als ihr ein zigstes Kind sehr verwöhnt worden. Aber trotzdem ist sie nie hochmütig oder eingebildet gewesen und hat stets Diener wie Adlige mit dem gleichen Respekt behandelt. Schön früh konnte sie, wie alle Mädchen an Bord der Kutsche, den wahren Charakter eines Menschen erkennen und so gelang es ihr meistens heuchlerischen Leuten und ihrer Nähe zu entgehen. Sie besaß außerdem das Talent Situationen schnell und richtig einschätzen zu können und dementsprechend zu handeln. Es war ihr sozusagen ein Leichtes, Personen ihren Willen zu unterwerfen, ohne das diese etwas davon mit bekamen. Dies stellte sie auch eindrucksvoll bei der Wahl des Essens für den Abend unter Beweis. War die Mehrheit für ein einfaches Mahl, bestand die Blondine hartnäckig am zweiten Abend auf ein Gängemenü mit Spezialitäten von der Venus. Geschickt hatte sie über den ganzen Tag wage Andeutungen gemacht, wie außergewöhnlich und köstlich diese seien. So hatte sie ihre 3. Altersgenossen und Saturn neugierig gemacht.

Jupiter hatte diesem Wunsch der Mehrheit entsprochen und dieses gekocht. Die Zubereitung war äußerst schwierig, aber am Ende hatte es allen geschmeckt, sogar der skeptischen Uranus.

Nach dem Festmahl wollten sich die Mädchen wie gewohnt in ihre Gruppen zurückziehen. Das hieß die 4 Gleichaltrigen, Neptun und Uranus und schließlich die kleine Saturn mit der mütterlichen Pluto. Aber dieser üblichen Freizeitgestaltung wurde entschieden durch Luna verhindert.

„Wo wollt ihr hin?“, fragte die schwarze Katze provokant.

„Ich würde gern noch etwas trainieren, wenn du nichts dagegen hast!“, schoss Uranus sogleich wütend zurück.

„Ja und ich wollte nochmals nach den Pflanzen sehen.“, gab Jupiter zur Antwort, welche mit zustimmenden Nicken der drei Anderen quittiert wurde, denn sie erklärte ihnen im Garten den Gebrauch mit Heilkräutern, womit sie bereits am ersten Abend angefangen hatte.

Saturn schwieg wie immer, wenn die Kleine schon ein Wort am Tage sagte, war das wie ein Wunder. Sie schien nicht sehr mitteilsam zu sein und bekundete beispielsweise, wenn ihr das Essen gut geschmeckt hatte, dies mit einem knappen Nicken. Meistens war es Pluto, die für sie sprach. Überhaupt schienen die Beiden ein sehr enges Verhältnis zueinander zu haben.

So war es jetzt ebenfalls die Grünhaarige, welche ihren Protest über diese absurde Aussage bekundete. „Nachdem Saturn den ganzen Tag die Kutsche geflogen hat, muss sie dringend schlafen, ansonsten können wir morgen nicht rechtzeitig weiter, was den ganzen Zeitplan gefährden würde oder nicht?“Man merkte die Sprecherin deutlich an, dass sie gereizt war und ihre gepflegte Gelassenheit, die sie die ganzen zwei Tage zur Schau getragen hatte, langsam Risse bekam. Auch bei ihr wie bei allen anderen zerrte diese Reise an ihren Nerven.

„Da magst du recht haben, aber wir müssen trotzdem jetzt mit euch allen reden, denn es ist sehr wichtig!“, unterstrich diesmal Artemis seine letzen Worte.

Genervt setzten sich 7 Mädchen wieder an den gemeinsamen Tisch. Nur die kleine Schwarzhaarige im Bunde wirkte sehr neugierig.

Das Katzenpaar gesellte sich an die Seite von Mars und Merkur, welche sie am längsten kannten und dem zu Folge auch am meisten Vertrauten. „Ihr wisst, dass ihr alle zusammen ein Bündnis bildet, gemeinsam mit den noch zwei fehlenden Mitgliedern“, setzte Luna an und bekam zustimmendes Nicken und Gemurmel aus der Runde, „aber ihr müsst auch dementsprechend nachher agieren können. Nur jetzt werdet ihr Zeit haben, eure Kammeraden besser kennen zu lernen. Deswegen ist es notwendig, dass jeder von euch sowohl die Schwächen, als auch die Stärken des Anderen kennt. Und so wie ihr bisher diese kostbare Zeit verschwendet habt mit kindischen Streitereien und Grüppchenbildung, werdet ihr keine Chance haben gegen das Chaos. Es wird euch spielend leicht besiegen und dies wird das Ende allen Lebens sein!“ Den letzen Satz hatte die Katze fast schon geschrien.

Betretende Stille hatte sich auf das Zimmer gelegt. Minutenlang gab niemand einen Ton von sich.

„Du hast recht!“, entgegnete zu allem Erstaunen die Jüngste. „Aber hast du dich auch je gefragt, wie wir uns dabei fühlen. Wir hatten nicht einmal die Wahl nein zusagen, geschweige, denn das man uns auf diese schwierige Situation auch nur irgendwie vorbereitet hätte. Wir wurden einfach aus unserem gewohnten Umfeld gerissen von Selene. Alle bemühen sich irgendwie damit klar zu kommen, das von uns und dieser Prinzessin, die wir nicht einmal kennen, das Schicksal aller abhängt. Jedoch wirst du mir zweifelsfrei zustimmen, dass das nicht einfach ist.“ Saturn hatte allen aus dem Herzen gesprochen, denn genau das war der Konflikt, mit dem sich alle innerlich beschäftigten.

Auch Luna hatte, genauso wie Artemis, wenn sie es zugab, nie darüber nachgedacht, was das für die Mädchen bedeutete. Sie schämte sich, sich nicht um ihre Gefühle gekümmert zu haben.

„Da stimme ich dir zu!“ Es war der Kater, welcher nun sprach um seine Gefährtin nicht die alleinige Schuld tragen zu lassen. „Dennoch müsst ihr ab jetzt jeden Augenblick dazu nutzen, euch besser kennenzulernen. Es geht leider nicht anders und es tut mir wirklich leid, dass wir eure Ansichten darüber nicht berücksichtigt haben. Trotzdem wir müssen jetzt das Beste daraus machen!“, versuchte Artemis wieder auf das eigentliche Thema zurück zukommen.

Wieder sprach die Jüngste aus der Runde: „Warum schließen wir nicht ein Abkommen!“, schlug sie vor.

„Was für ein Abkommen?“, kam es von Neptun. Die neben ihr sitzende Uranus wartete ebenso gespannt wie der Rest der Anwesenden.

„Ein Abkommen, ein Versprechen, dass wir alle in unserer Macht stehende tun, um das Leben zu beschützen. Das heißt auch gezwungenermaßen unsere Zeit miteinander zu verbringen. Ok?“ Etwas unsicher war die letzte Aufforderung herausgekommen, war es doch sonst nicht ihre Art, mit sovielen Leuten gleichzeitig zu reden und ihre Ansichten zu erläutern.

„Ich finde diese Idee ganz ausgezeichnet!“ Alle drehten sich etwas skeptisch zu der Wortführerin um. Ausgerechnet von Uranus, die sonst immer etwas auszusetzen hatte, gab als Erste ihren Fürspruch. Aber dies waren ja auch außergewöhnliche Umstände, in denen sie sich befanden.

Spontan redete Mars als erste: „Ich, die Prinzessin des Mars, verpflichte mich hiermit dem Bündnis der Planeten mit dem Ziel alles Leben in diesem Universum zu beschützen. Dies werde ich mit mir allen zur Verfügung stehenden Mitteln tun und wenn es heißt, dass ich meine eigene Lebenskraft dafür einsetzen muss, dann werde ich diese ohne Rücksicht auf mich selbst nutzen. Außerdem schwöre ich den Anführern dieses Bündnisses meine Treue und Loyalität und so wie ich das Leben beschützen möchte, so werde ich es auch mit allen Mitgliedern dieses Planetenbündnisses halten.“

Dieser Schwur kam ihr so selbstverständlich und flüssig aus dem Munde, als hätte sie ihn abgelesen. Nun folgten die anderen Mädchen ebenso ihrem Beispiel.
 

Als gerade das letzte Wort von Pluto gesprochen wurde, welche übrigens sehr stolz war auf ihren kleinen schwarzhaarigen Schützling über deren Mut, da erschien ein kleine glimmernde Kugel, darin war das Gesicht von Serenity zu sehen.

Mit warmen und angenehmen Ton vernahmen die Mädchen ihre Stimme aus diesem ominösen Ding, welches deutlich sehr runde Formen aufwies. „Ich danke euch allen für dieses Versprechen und an die, welche mich nicht kennen, möchte ich meine Achtung zum Ausdruck bringen, über das Vertrauen, welches ihr mit diesem Schwur in mich setzt.“

Positiv überrascht musterten die Anwesenden die Blondine. Mars hatte nicht übertrieben, dachte Venus etwas eifersüchtig, die Thronerbin des Silberjahrtausends war wahrlich eine Schönheit und eine überaus angenehme Aura ging von ihr aus. Ähnliche Gedanken hatten auch die Übrigen über ihre neue Anführerin.

Nun machte Serenity einem jungen Mann platz, der an ihre Seite trat und gleichzeitig besitzergreifend einen Arm um ihre zierliche Figur schlang. „Auch ich möchte mich dem Anschließen, was Sera gerade gesagt hat und überdies ist es mir eine Ehre mit euch an unserer Seite gegen unseren alten Feind zu kämpfen.“

Völlig verdattert wurde Endymion von der Mädchenschaar näher betrachtet und alle kamen ausnahmslos zu dem gleichen Ergebnis. Dies war ein überaus attraktiver Mann mit einer breiten Brust und einer schmalen Taille. Deutlich zeichneten sich die strammen Muskeln unter seiner Kleidung ab und er schien sogar noch wesentlich größer als Jupiter zu sein. Die Blondine wirkte in seiner Nähe noch zarter und zerbrechlicher. Aber trotz des immensen Höhenunterschiedes gaben sie zusammen ein vollkommenes Bild ab. Wo er kantig und männlich war, war sie weich und weiblich. Sie ergänzten sich perfekt und niemand der Mädchen zweifelte daran, dass Endymion ein sehr starker und fähiger Anführer sein würde.

Nun führte Serenity wieder das Wort. „Auch wir bekunden hiermit das gleiche Versprechen zu den gleichen Bedingungen, wie ihr es gerade eben alle getan habt. Doch nun müssen wir uns wieder verabschieden. Diese Art der Kommunikation ist sehr kräftezerrend. Wir werden uns auf der Erde widersehen!“ Sie blickte jeden in dieser Runde nochmals an und schenkte ihnen abschließend ein bezauberndes Lächeln, womit sie auch schon die Herzen des Mondvolkes im Sturm erobert hatte.
 

„Das war also Serenity!“, schlussfolgerte Pluto.

„Ja, das war meine Sera!“, schloss sich Mars enthusiastisch an.

Von nun an, hielten die Mädchen zusammen. Sie aßen gemeinsam ihre Mahlzeiten und verbrachten den Vormittag immer noch in ihren üblichen Grüppchen. Nachdem Mittagessen erzählten sie sich gegenseitig von sich und ihren prägenden Erlebnissen. Zum Abend hin, brachte Uranus ihnen den Nahkampf bei und Mars verschiedene Verteidigungstechniken mit Gegenständen aus ihrer unmittelbaren Umgebung. Beide Stile ergänzten sich in ihrer Ausführung.

Endymion

Serenity träumte von einer wunderschönen Landschaft aus Meeren und Himmeln, aus Luft und Erde, aus Wasser und Feuer. Diese Welt schien so fantastisch, dass sie sich jeder möglichen Art von Beschreibung entzog. Sie wirkte mit ihrer verwirrenden Perfektion doch schon wieder fehlerhaft und war trotz alldem vollkommen. Sie war ideal, zumindest dieser kleiner Teil.

Viele Wesen gab es nicht in ihr. Aber dafür kannte sie jedes einzelne von ihnen, waren es doch ihre Kinder, die sie persönlich genährt und aufgezogen hatte. Jedes war besonders auf ganz unterschiedliche Weise und der Teil in ihr, welcher die stolze Mutter war, konnte sich nicht satt sehen an ihrer Schönheit und ihrer süßen Unschuld. Einige hatten noch nicht ihre volle Körpergröße erreicht und pflegten einen noch sehr verspielten Umgang untereinander, während die Älteren sich gegenseitig in Kraft und ihrer Klugheit maßen und trotz ihrer Reife manchmal noch die elterliche Anerkennung suchten und ihn auch brauchten.

Ihre Jüngste hatte gerade der Vater dieser Kinderscharr auf dem Arm. Selene sah ihr von allen ihren zahlreichen Töchtern am ähnlichsten. Sie brabbelte gerade in ihrer Babysprache irgendetwas vor sich hin und schien überaus zufrieden damit zu sein, von ihrem Erzeuger gehalten zu werden. War er doch sonst zu seinen älteren Kindern äußerst streng und herzte diese eher selten. Aber solange sie klein waren, tat er alles, was sie wollten. Besonders bei ihren gemeinsamen Töchtern. Keine Mühe wurde gescheut, nur damit die kleinen Fratze ihn glücklich anstrahlten.

Ja, hier gehörte sie hin. Das war ihre Familie, ihr Zuhause, ihre Welt. Sie bedeuteten ihr alles und niemals würde sie es zulassen, dass man ihnen, ihren Kindern, willentlich schaden zufügte. Doch wenn sie an die Zukunft dachte, bekam sie angst und Sorgen plagten dann des Öfteren ihr sonst immer fröhliches Gesicht und tiefe Falten gruben sich in dieses ein.

Jedoch forderte nun einer ihrer Söhne die Aufmerksamkeit von ihr.

„Mutter?“, versuchte Eros sie aus ihren Gedanken zu reißen.

„Ja, was ist?“, gab sie gespannt zurück, denn normalerweise war Eros sonst immer auf Entdeckungstour durch ihre Welt mit seinen Brüdern und hatte gar keine Zeit, um mit seiner Mutter zu reden, bzw. nahm sich diese eher selten.

„Ich habe eine Frage.“

„Gut, dann stelle sie und ich will versuchen, sie dir zu beantworten.“

„Wieso verändert sich diese Welt nicht und wieso sind wir immer nur hier. Ich meine, du sagtest einmal, dass dies nur ein kleiner Teil von etwas noch viel größerem sei und ihr uns eines Tages alles zeigen würdet.“

Sie wusste worauf er anspielte und gleichzeitig wollte sie diese Frage ignorieren und nie beantworten. Denn das hieße, sie müssten kämpfen. Kämpfen gegen ihn! Nochmals schaute sie ihren Sohn direkt an und stellte betrübt fest, dass er schon lange dem Kindsein entwachsen war. Vor ihr stand ein Ebenbild ihres Mannes. Wo war die Zeit geblieben?, dachte sie sich.
 

Die Mondprinzessin spürte, dass nun etwas kam, an was sie sich keinesfalls erinnern wollte. Es war etwas Schreckliches nach diesen Worten geschehen, was eine Kettenreaktion ausgelöst hatte. Etwas, dass ihr eine enorm für sie wichtige Person genommen hatte. Dies wollte sie nicht nochmals durchleben. Mit aller ihr zur Verfügung stehenden Kraft wehrte sie sich gegen weitere Bilder, welche aus ihrem anscheinend früheren Leben stammten. Schließlich erwachte sie in einem ihr unbekannten Bett.

Verwirrt schaute sie sich um, nur um feststellen, dass das Gemach ihr ebenso fremd war. Dann machte sie plötzlich neben sich Atemgeräusche aus. Verwundert drehte Serenity sich zur Seite und da sie den Mann aus ihrem Traum. Der, welche Selene auf dem Arm gehalten hatte. Erschrocken zuckte sie leicht zusammen, was den Schlafenden aber nicht zu stören schien. Seelig schlummerte er weiter und hatte sogar ein glückliches Lächeln auf den Lippen.

Mit einiger Verspätung fiel der Prinzessin auch nun wieder ein, wo sie sich befand und wie sie hier her gekommen war. Schlagartig wurde ihr mit aller Deutlichkeit bewusst, dass sie soeben bis jetzt mit einem Mann ein Bett geteilt hatte, ohne mit ihm auch nur verheiratet zu sein.

Ihr Atem stockte leicht über diese ungehörige Tatsache und eine tiefe Röte legte sich über ihr ganzes Gesicht, bis ihr aufging, dass sie für diesen Umstand gar nichts konnte. Endymion, wenn sie sich richtig an seinen Namen erinnerte, musste sie in sein Bett gelegt haben, nachdem er auf ihr unbekannte weise dafür gesorgt hatte, dass sie eingeschlafen war. Was fiel ihm ein! Sie war wirklich aufgebraucht. Doch dann betrachtete sie wieder sein friedlich schlafendes Gesicht und ihre Wut verpuffte so schnell wie sie aufgekommen war.

Aber was sollte sie jetzt tun? Sie konnte ja wohl schlecht mitten in der Nacht aus dem königlichen Gemach des Prinzen spazieren, zur der nächsten Wache gehen und darauf bestehen, dass man ihr ihrem Stand gemäß ein eigenes Zimmer herrichtete. Obwohl, dachte sie etwas eingehender nach. Damit würde sie hier zwar auf der Erde für einen Skandal sorgen, aber sie würde diesem eingebildeten Prinzen, welcher hier so einfach mit ihr in diesem Bett geschlafen hatte, auch einen ganz schönen Denkzettel verpassen. Sie malte sich aus, was wohl seine Eltern dazu sagen würden, doch dabei dachte sie auch an ihre eigene Mutter und eine kleine Träne entfloh ihren wunderschönen Augen. Sie vermisste sie schrecklich und sehnte sich nach ihr. Wie es ihr gerade ging? Was sie in diesem Moment tat?

Doch diese Fragen konnte sie jetzt nicht beantworten und sie würden sie nur trauriger machen. Serenity sehnte sich nach ein bisschen Vertrautheit, nach etwas, dass ihr Sicherheit gab, beispielsweise nach der Spieluhr mit dieser wunderschönen Melodie. Aber ihr Rucksack mit ihren Habseligkeiten befand sich noch auf dem Merkur.

Suchend, um sich abzulenken, da sie wusste, sie würde nun eh nicht mehr schlafen können, erkundete sie diesmal genauer das Zimmer ihres Retters. Hatte sie es doch beim ersten Mal nur einer kurzen Musterung unterzogen, bis sie den Mondschein durch die Balkontür gesehen hatte. Das Zimmer wurde von mehren Kerzen im Raum beleuchtet, sodass man es gut einsehen konnte.

Der Prinz schien ein sehr ordnungsliebender Mensch zu sein, denn alles hatte akkurat seinen Platz und nichts war in Unordnung oder er hatte einen Diener, welcher ihm ständig hinterher räumte. Aber irgendwie bezweifelte sie dies stark. Interessiert musterte sie die vielen Waffen, welche auch teilweise die Wand reich schmückten. Alle möglichen Arten waren vertreten, auch von verschiedenen Planeten hatte der Prinz einzelne Exemplare.

Etwas angewidert von dieser Seite Endymions verzog sie das Gesicht. Sie konnte Gewalt absolut nicht ausstehen und verabscheute diese. Waren doch immer nur Leid, Schmerz und Verlust die Folge von solchen Gefechten. Serenity rief sich nun seine Hände in ihr Gedächtnis zurück und erinnerte sich nun auch an die Schwielen auf ihnen, die auf einen täglichen Waffengebrauch hinwiesen.

Auch kam die Blondine nicht ohne hin festzustellen, dass der Prinz ein äußerst gebildeter Mann sein musste. Denn Außer den Waffen an der Wand gab es sonst nur überall Regale mit Bergen von Büchern. Serenity wurde bei dessen Anblick schon ganz schwindelig. Wie konnte ein Mensch nur so viel lesen! Sie hasste diese Beschäftigung und ging stattdessen lieber raus ins Freie.

Nun durchforstete sie weiter sein Gemach auf leisen Sohlen, damit sein Besitzer auch ja nicht erwachte. Dabei entdeckte sie auch in einer Ecke ein paar Reitstiefel und darüber ein Gemälde eines schwarzen stolzen Hengstes. Sie besah sich dieses Bild sehr genau an und stellte fest, dass dies wirklich ein wunderschönes Pferd war. Es ging leider zwischen den massiven Regalen unter.

Doch auch das konnte sie nicht lange von ihrer Erkundung abhalten. Nun war sie bei seinem Schreibtisch angelangt auf dem allerlei wichtige Papiere lagen, welche Serenity aber nicht die Bohne interessierten. Nur eines stach ihr wirklich ins Auge. In der Mitte von diesem wahren Koloss aus edlem Holz eines Tisches stand eine mit roten samtbezogene kleine Truhe, die die junge Thronerbin an ein Schmuckkästchen erinnerte. Zaghaft streckte die Blondine eine Hand nach dieser Schatulle aus und ging mit dieser zusammen an dem großen Bett vorbei, wo Endymion immer noch nicht mitgekriegt hatte, dass er in diesem mittlerweile alleine schlief, hinüber zum Balkon.

Ihre weibliche Intuition hatte ihr geraten, das Schmuckstück nicht in seiner Hörweite aufzumachen. Als sie die Tür vorsichtig und leise wider geschlossen hatte und sich auf einem dort sehr gemütlich aussehenden Sessel niedergelassen hatte, öffnete sie es. Aber statt einer erwartenden Kette oder Ähnlichem kam eine ihr sehr bekannte Melodie heraus. Es war die gleiche Melodie, welche die kleine sternenförmige Spieluhr machte, welche ihr der Prinz, als sie noch ein Baby gewesen war, geschenkt hatte.

Über glücklich etwas gefunden zu haben, dass dem Verlust diesem gleichkam, hörte sie einfach nur zu wie die Spieluhr immer wieder die gleiche Melodie von vorne spielte. Dabei betrachtete sie vom Balkon aus wie eine neuer Tag auf der Erde begann.

Siedend heiß fiel ihr bei den wunderschönen Rottönen der aufgehenden Sonne wieder ihr Traum ein. Er hatte von ihr gehandelt und sie hatte viele Kinder gehabt. Plötzlich wurde die Prinzessin blass. Auch Endymion war in ihn vorgekommen und er…………..

OH MEIN GOTT!, dachte Serenity schockiert. Er war der Vater dieser Kinder gewesen! Das hieß, wurde ihr klar, sie hatte, sie hatte. NEIN!, das wollte sie ja nicht mal denken! Aber es musste so gewesen sein und dann wurde ihr noch etwas klar. Ihre Jüngste Tochter hatte wie die Göttin Selene denselben Namen getragen. Sie wusste, dass das kein Zufall war. Instinktiv war sie sich der Tatsache bewusst, dass diese beiden ein und dieselbe Person waren, nur zu verschiedenen Zeiten.

Die Blondine schob ganz bewusst diese Wahrheit erstmal in den hintersten Winkel ihres Verstandes. Später, dachte sie nur etwas erschöpft! Jetzt noch nicht, später!

Um sich abzulenken, betrachtete sie erneut den Himmel und die Sonne, die schon mittlerweile am Firmament aufgegangen war und die Erde in der Pracht ihres Lichtes bei Tag erstrahlte. Wunderschön und von diesem Anblick gebannt, bekam sie nicht mit, dass der Erdenprinz nun auch erwacht war.
 

Endymion fühlte sich wie neu geboren. Endlich war seine Liebste wieder bei ihm und er war nicht mehr einsam. Mit einem Guten Morgen wandte er sich zu der Langersehnten um, nur um festzustellen, dass diese Stelle leer war. Panisch blickte er durch den Raum und konnte sie nirgendwo entdecken. So schnell wie wohl noch nie in seinem Leben zuvor sprang er aus dem Bett, nur um sich in seiner Hast in die Decke einzuwickeln und der Länge nach auf den harten Marmorboden zufallen. Schmerzhaft rieb er sich seinen Arm als er sich erhob und gleich darauf entdeckte er seinen persönlichen Engel auf dem Balkon sitzend und friedlich auf den Himmel starrend. Sie wirkte so anmutig, allein wie sie dasaß und der Wind durch ihre Haare wehte.

Glück durchströmte Endymion bei diesem Anblick. Auf Zehenspitzen um sie auch wirklich nicht zu erschrecken begab er sich zu ihr nach draußen auf den Balkon, wo er von einer Sommerbrise begrüßt wurde. Vorsichtig näherte er sich ihr. Dennoch wurde seine nahende Ankunft mit dem Rascheln seiner Kleidung verraten.

Sie drehte sie um und blinzelte ein paar Mal, da das Sonnenlicht von den Scheiben der Balkonfenster reflektiert wurde. Die Zeit, die sie benötigte, um wieder klar zu sehen, hatte er schon genutzt um sie in seine starken muskulösen Arme zu ziehen. Als er ihren warmen und weichen Körper an seinem spürte, konnte er auf einmal freier Atmen und er fühlte sich eins, eins mit ihr und heil. Nach all den langen Jahren spürte er keinen Verlust mehr, der ihn an jedem Morgen seines Lebens erwartet hatte und nie hatte er gewusst, wonach er sich sehnte, bis vor einem Monat.

Da hatte er angefangen, von seiner und ihrer Vergangenheit zu träumen. Ein ganzes unendliches Leben hatte er in seinen Träumen nochmals durchlebt mit allen Höhen und Tiefen.

Doch jetzt in diesem Moment war alles gut. Sie war hier bei ihm und nirgendwo anders. Seit dieser Zeit war er fast verrückt geworden vor Sehnsucht nach ihr. Als sie dann gestern fast gestorben wäre, da waren auch seine übermenschlichen Kräfte erwacht um sie zu beschützen. So wie er es all die Zeit getan hatte und auch immer tun würde.

Er legte sein Gesicht auf ihrem Kopf und anschließend vergrub er es in ihrer goldenen Haarpracht, die immer noch etwas wirr vom Schlafen an ihr offen herab hing. Tief atmete er wieder ihren Geruch ein und Frieden erfüllte ihn. Dieser Moment könnte seiner Meinung nach ewig dauern, aber Serenity wurde langsam unruhig in seinen Armen.
 

Die Mondprinzessin fühlte sich wirklich langsam etwas unwohl so nah und so dicht bei ihm. Das Gefühl in seinen Armen zu sein, war zwar schön, aber immer noch ungewohnt und als Endymion dann auch noch an ihr roch, wie an einer Blume, war es ihr unangenehm und so wand sie sich sanft aber bestimmt aus dieser doch sehr überraschenden Umarmung.

Doch der Gute ließ sich davon anscheinend nicht beirren und schon hatte er sie wieder an sich gedrückt. Vor Schreck über diesen erneut engen Körperkontakt ließ Serenity die Spieluhr fallen, aber bevor das gute Stück auf dem Boden aufschlug, hatte Endymion es sicher aufgefangen.

Irritiert über die übermenschlich schnelle Reaktion seinerseits hob sie eine Augenbraue und kleidete ihre Gedanken in Worte. „Wie hast du so schnell die die Spieluhr auffangen können?“
 

Amüsiert blickte der Erdenprinz auf sie hinunter. Noch nie war ihm seine Körpergröße von fast zwei Metern so aufgefallen wie bei dem Umgang mit ihr. Denn Serenity war nicht nur für eine Mondbewohnerin äußerst zierlich, sondern auch relativ klein mit gerade mal knapp 150 cm.

„Ganz einfach, meine Schöne“ und bei diesen Worten beugte er sich wieder blitz schnell hinunter und stahl ihr einen Kuss, „so und nicht anders! Außerdem“, hauchte er nun mit seiner sehr tiefen Stimme verführerisch an ihr Ohr, „braucht man nur den richtigen Anlass um schnell zu sein.“

Damit ließ er eine vollkommen verstörte Serenity auf dem Balkon zurück und ging mit langsamen Schritten wieder in sein Gemach, um die Spieluhr sicher auf seinem Schreibtisch wieder an ihren alten Platz zurück zu stellen.

Die Mondprinzessin ahnte es zwar nicht, aber diese Spieluhr war für Endymion enorm wichtig und nur er dürfte sie berühren. Wagte es doch einer von Ihnen mal, dann hatte der Prinz sogar nicht davor zurück geschreckt, dem Diener selbst ordentlich die Leviten zu lesen. Deshalb traute sich auch niemand mehr diese anzufassen. Aber bei ihr war das etwas anderes. Sie dürfte alles mit ihm machen und er würde sie immer noch lieben. Dennoch musste sie das trotzdem nicht sofort heraus kriegen, denn ansonsten würde sie das sicher gewaltig ausnutzen, da war er sich ziemlich sicher.
 

Währenddessen stand Serenity immer noch wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Balkon und versuchte zu ergründen, was gerade eben passiert war.

Dieser dumme, ungehobelte, eingebildete, süßeste Kloß von einem Mann hatte sie eben tatsächlich ohne ihr Einverständnis gerade geküsst. Das würde er ihr büßen, beschloss sie mit einem gefährlich sanften Lächeln. Niemand und wirklich niemand küsste sie ohne, sie vorher zu fragen. Sie ärgerte sich darüber, dass sie das überhaupt zugelassen hatte. Na warte, mein Freund! Du wirst noch dein blaues Wunder erleben!

Zum erstem Mal in ihrem Leben überlegte sie Serenity, wie sie bewusst einen Menschen ärgern und in Schwierigkeiten bringen konnte und ihre Kreativität in dieser Sache war sehr originell.

Langsam folge sie Endymion zurück in sein Gemach und traf ihn dabei an, wie ihr intensiv auf die kleine Spieluhr starrte. Da fielen ihr die Worte ihrer Mutter wieder ein, was das männliche Geschlecht betraf und die Tuscheleien der Dienstboten bezüglich Männer und ihre Vorlieben. Sie grinste fies und setzte sogleich auch diesen Einfall in die Tat um.

Mit einem zuckersüßen Lächeln und innerlich sich amüsierend tippte sie dem Schwarzhaarigen auf die Schulter oder eher gesagt, am Arm, da sie eindeutig zu klein war um diese zu erreichen.
 

Erschrocken fuhr Endymion herum und sah vor sich wieder sie, seinen Engel.

Die Einzige, die ihm noch etwas bedeutete auf dieser Welt. Nachdem seine Mutter bei einem tragischen Unfall an seinem 6. Geburtstag gestorben war, hatte sein Vater sich immens verändert und war nie wieder derselbe. Nur wenige Wochen nach der Beerdigung hatte er wieder neu geheiratet. Aber die neue Frau an der Seite seines Vaters war das genaue Gegenteil von seiner Mutter. Kalt und undendlich grausam wie auch sein Vater nach nur wenigen Ehejahren mit ihr wurde. Von Endymion hatte er sich damals gänzlig abgewandt und das Kind war mehr oder weniger sich selbst überlassen gewesen.

So wurde Endymion sehr schnell Erwachsen und hatte um sich eine harte Schale aufgebaut, sodass ihn nie wieder jemand verletzten konnte, genauso hatte er seitdem Bindungen gemieden und allen nur die kalte Schulter gezeigt. Bei dem Personal und der Dienerschaft galt er als extrem launisch, kalt und enorm zurückgezogen.

Fragend schaute er auf sie hinunter.
 

„Darf ich bei dir ein Bad nehmen und könntest du bitte dafür sorgen, dass ich ein frisches Kleid bekomme?“, äußerste Serenity ihren Wunsch und erwartete gespannt seine Reaktion. Die auch sogleich folgte. Denn Endymion wurde zuerst etwas rot und aber dann schlich sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht.

„Natürlich darfst du bei mir ein Bad nehmen, wenn ich denn mit drin sitzen darf?“, fragte er keck.

Serenity, die mit einer solchen Gegenfrage gerechnet hatte, erwiderte prompt darauf: „Wenn du möchtest!“ und zwinkerte verführerisch mit ihren langen Wimpern.

Endymion schaute sie mehr als nur überrascht an. Denn um es deutlich zu sagen, stand ihm der Mund offen vor erstaunen und dieser Ausdruck reichte um nun Serenity ihrerseits sich vor Lachen auf den Boden Rumkugeln zu lassen. Sie bekam sogar nach einer Weile Bauchschmerzen von dem vielen Gekicher.

„Du solltest mal dein Gesicht sehen! Hast du wirklich geglaubt, das war eben ernst gemeint gewesen!“ Immer noch grinsend hielt sie ihm ihre Hand entgegen, damit er ihr vom Boden aufhalf. Selbstverständlich ergriff dieser sofort die ihre und mit einem kräftigen, aber sanften Ruck stand sie wieder neben ihm.
 

Endymion musste den Kopf schütteln, denn sie hatte ihn eben wirklich überrascht, wobei die Vorstellung mit ihr zusammen ein Bad zu nehmen äußerst anregend war. Um nicht zu sagen, zu anregend, wie er jetzt feststellte, als sich sein kleiner Freund zu regen begann.

Er musste an all die anderen zahlreichen Frauen denken, mit denen er nur zum Vergnügen geschlafen hatte. Keine von ihnen hatte ihn je so erregt wie Serenity es in diesem Augenblick allein schon durch ein bloßes Geplänkel geschafft hatte und ihre Anwesenheit.

Aber er musste sich wieder ins Gedächtnis rufen, dass sie erst 15 Jahre alt war und sich bisher wohl kaum näher mit dem männlichen Geschlecht befasst hatte, wobei dieser Scherz ihrerseits bewies, dass sie nicht ganz so unschuldig ist, wie er bisher geglaubt hatte. Trotzdem musste er sanft mit ihr umgehen und sie mit dem nötigen Respekt behandeln, den sie verdiente. Denn sie war etwas ganz besonderes. Die Zweite Hälfte seiner Seele.

Ein Tag zu Zweit

Endymion musterte sie noch kurz um auch wirklich sicher zu gehen, dass sie sich bei ihrem kleinen Lachanfall nicht unnötig weh getan hatte. Dann ergriff er wortlos ihre Hand und führte diese an sein Gesicht, wobei er sich zu ihr etwas herunter beugen musste. Anschließend hauchte er ganz wie ein Gentleman ein Kuss auf die zierliche und liebliche Rechte von Serenity.

Zum sich wiederholten Male am diesem kurzem Morgen durchzog das Gesicht der Prinzessin eine tiefrötliche Farbe und schüchtern wie ein scheues Reh schaute sie ihn mit ihren meerblauen Augen an. Dieser Moment kam dem Himmel gleich, dachte der Erdenprinz. Er könnte den ganzen Tag noch hier mit ihr stehen und einfach nur in diesen Blick schwelgen.

Aber er räusperte sich und durchbrach so den Bann, der sie beide wie gefangen gehalten hatte.

„So, ich werde nun gehen und erstmal etwas zum Frühstück besorgen, ok?“ Serenity nickte immer noch etwas abwesend, was sich bei dem Wort Frühstück allerdings schlagartig änderte. Ihre Augen begannen regelrecht zu funkeln und man sah der Blondine an, dass sie einen Bärenhunger hatte.

„Bis ich zurück bin, bleib bitte hier und gehe nicht hinaus in den Flur, wo dich andere sehen könnten, denn es muss ja nicht der ganze Palast am frühen Morgen erfahren, dass die Mondprinzessin hier ist!“ Die letzten Worte hatte er verführerisch wieder an ihr Ohr gehaucht, sodass ihr angenehme Schauer über den Rücken jagten.

Dann drehte er sich um und ging langsam zu der Tür, die wohl auf diesen besagten Flur führte. Noch einmal drehte er sich zu ihr um, bevor er leise die Tür seines Gemaches schloss. Dieser Blick war voller Liebe und warnte sie aber gleichzeitig seiner Bitte auch nachzukommen.
 

Endymion blieb einen Moment mit dem Rücken gelehnt an der geschlossenen Tür seines Zimmers stehen und atmete tief durch. So recht konnte er es immer noch nicht fassen, dass sie wirklich und wahrhaftig in seinem Gemach war. Tiefe Freude erfüllte sein sonst so kaltes Herz und zauberte ein Lächeln in die ehemaligen sehr strengen Züge der jungen Prinzen.

So schnell ihn seine Füße trugen, ging er in die Küche, welche sich in der Nähe des Schlosshofes befand und stellte alles für ein schönes Frühstück zusammen.

Die Diener und Mägde des Palastes waren ganz verwundert über das Verhalten seiner Hoheit. Er bedankte sich und war höfflich. Einmal hatte er sogar eine Magd freundlich angeguckt, ohne das diese den Wunsch verspürt hatte, sofort vor ihm das weite zu suchen. Neugierig wurde bereits nach kürzester Zeit getuschelt, was oder wer diese Veränderung bewirkt haben könnte. Denn es schien eine Person zu sein, da es gegen die Gewohnheit des Thronfolgers war, etwas am frühen Morgen in seinem Gemach zu essen.

Der Genannte bekam vom neugierigen Getuschel nicht viel mit, da er bereits auf Wolke Sieben schwebte und nur noch an die wunderschöne Blondine in seinem Zimmer dachte. Als alles zu seiner Zufrieden auf einem Tablett arrangiert war, brachte er dieses wieder zurück. Vorsichtig um auch gar keine der Köstlichkeiten zu verlieren balancierte er es bis direkt vor die Tür und klopfte dann mit der Schulter an diese, damit sie von Serenity geöffnet werden konnte.

Das Mädchen kam dieser Aufforderung auch wenige Sekunden später nach und gab somit den hier im Flur befindlichen Gardisten einen Anblick, den sie wohl ihren Lebtag nicht vergessen würden. Eine Frau von der Schönheit einer Göttin gleichkommend, öffnete die Tür, welche in das Gemach ihres eher unbeliebten Herren führte und strahlte wie die aufgehende Sonne.

Und selbst Endymion, der wusste, was ihn erwartete, war nicht gefeilt gegen diesen Anblick, aber Gott sei Dank besaß er den Scharfsinn, sobald die Tür offen stand, seinen kostbaren Schatz mit seinem breiten Rücken vor weiteren neugierigen und schmachteten Blicken zu verbergen, weil sie vielleicht sonst jede Etikette vergessen hätten und sich vor Serenity auf den Boden geworfen hätten, nur damit sie ihnen einen ihrer warmherzigen Lächeln schenkte.
 

Die Mondprinzessin indes hatte nicht viel von dem Spektakel um ihre Person gerade eben mitbekommen. Ihre Aufmerksamkeit galt allein dem Tablett mit Essen, welches Endymion immer noch trug und gerade zum Schreibtisch brachte, um es dort abzustellen. Wie hypnotisiert war sie ihm bzw. dem gutriechenden Köstlichkeiten gefolgt. Himmlisch, dachte sie und auch ihr Magen verkündete lautstark sein Wohlwollen zudem hier.

Kaum stand das Essen auf dem Tisch, hatte sich die Prinzessin auch schon das erste belegte Brot mit Honigglasur in den Mund gestopft und so ging es weiter, was natürlich gar nicht ladylike war.
 

Währenddessen staunte der Gastgeber nicht schlecht, was so alles in diese zierliche Person reinpasste. Ein Fass ohne Boden, dachte sich der Prinz mit einem Grinsen auf dem Gesicht, bevor auch er eher zaghaft und darauf bedacht keinen seiner kostbaren Finger zu verlieren, sich etwas zu Essen nahm. Er hatte eigentlich mit ihr auf dem Balkon bei strahlendem Sonnenschein romantisch mit ihr frühstücken wollen, aber da hatte wohl der große Hunger der Blondine dem einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Trotzdem gefiel es Endymion sehr gut, dass Serenity ordentlich zu langte und sich anscheinend keine Sorgen über ihre Figur machte, was sie nebenbei bemerkt auch absolut nicht nötig hatte. Auf ihren 150 cm war sie einfach perfekt proportioniert. So empfand es zumindest ihr Bewunderer, der sich nicht satt sehen konnte, wie die blonde Schönheit vor ihm jetzt nach Strich und Faden vor sich hin schlemmte und das auf eine sehr sinnliche Art und Weise, wie er zu seinem Leidwesen feststellen musste.

Eine halbe Stunde später war das Tablett leer bis auf wenige Krümel, die nun auch genussvoll mit den Fingern der Mondprinzessin an ihren Mund geführt wurden um auch gar nicht ein kostbares leckeres Stückchen dieser Mahlzeit zu verschwenden.
 

Nun fühlte sich Serenity zum ersten Mal an diesem Tag wirklich zu frieden. Jetzt konnte es weiter gehen, nachdem sie sich ausreichend gestärkt hatte. Vorsichtig linste sie zu ihrem Bewunderer herüber, der sie immer noch wie gebannt anstarrte. Peinlich von sich selbst über ihr Essverhalten berührt, senkte die Blondine ihren Kopf. Was er jetzt wohl von ihr dachte? Ob er sie nun abstoßend finden würde? Entsetzen machte sich bei ihr über diese Gedanken breit.

Doch dann fragte sie sich plötzlich selbst, warum es ihr etwas ausmachen sollte, wenn er sie nicht mehr mochte. Schließlich waren sie nur wegen des Bündnisses der Planeten zusammen hier auf der Erde. Dabei erinnerte sie sich auch an ihre Freundinnen und sie fragte sich, wie es ihnen wohl ging. Aber auch diese Gedanken schob sie erstmal von sich fort.

Neugierig sah sie wieder zu ihm auf, nur um festzustellen, dass der Prinz sie immer noch so gebannt anstarrte, als wäre sie das Wichtigste und Interessanteste auf der Welt. Ging es ihm noch gut oder was war mit diesem Mann los? Serenity zuckte innerlich mit den Schultern und beschloss ihn wieder aus seiner Traumwelt zu holen. Mit einer geschickten und grazilen Bewegung schnippte sie mit den Fingern direkt vor seinen Augen um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen.

„Hallo, ich weiß ja, dass es fruchtbar interessant ist, mich so anzuglotzen“, meinte die Blondine sarkastisch, „aber ich möchte mich gerne heute nochmal frisch machen und ein anderes Kleid anziehen. Außerdem will ich nicht die ganze Zeit hier in dem Zimmer sein, also, was machst du denn sonst um diese Uhrzeit so?“

Völlig verdattert, dass Endymion aus seinen Tagträumen geholt wurde, blickte er sie an, nur um dann erneut ins Reich der Fantasie bei ihrer Erscheinung abzugleiten.

Genervt von seinem Verhalten ging Serenity dann Schnurrstracks ins angrenzende Bad und verschloss die Tür hinter sich. In aller Seelenruhe machte sie sich fertig und zu Recht und zog in Ermangelung eines anderen Kleidungsstückes eines von des Prinzen Hemden an mit einer dazu passenden Hose an. Gekonnt drehte sie sich vor dem riesigem Spiegel im Badezimmer und betrachtete sich eingehend in diesem, nur um festzustellen, dass sie in diesen Klamotten wie ein Zwerg aussah, der die Sachen eines Riesen trug. Aber sie hatte nun einmal nichts anderes gefunden. Suchend schaute sie sich noch im Bad um, bis sie entdeckt hatte, was wollte. Ein farblich passender Gürtel zu dem weißen Kragenhemd und der schwarzen Hose rundete ihr zusammengewürfeltes Outfit ab. Ihre Haare band sie locker zu einem Pferdeschwanz zusammen. Komplett wurde es durch ein strahlend weißes Band, welches sie um ihre Stirn gebunden hatte, damit man ihren Halbmond nicht sah. So verließ sie das Zimmer wieder um sich dem Urteil Endymions zu stellen, ob sie so sein Gemach verlassen konnte.

Als sie sich so mit der zurückgekrempelten Hose fortbewegte, war sie doch ziemlich neidisch auf die Beinfreiheit der Männer. Nicht, dass sie ihre wunderschönen und prachtvollen Kleider nicht mochte, aber es war eben doch ein gewaltiger Unterschied! In ihren Gedanken machte sie sich eine Notiz davon, auch mal zu Hause in ihrer Freizeit darauf zu bestehen, solche Sachen zu tragen.
 

So trat sie schließlich vor die neugierigen Augen des Thronerben. Diesem blieb mal wieder bei ihrer naturgegebenen Schönheit die Luft weg. Fast schon ungläubig besah er sich die Prinzessin. Wie konnte ein Mensch nur so hübsch sein? Unheimlich, dachte er sich. Aber er verfluchte gleichzeitig auch diesen Wesenszug von ihr. Sie machte ihn zu einem wandelnden Idioten auf Zwei Beinen, dies musste er sich leider eingestehen.

Er bestätigte ihr mit einem knappen Nicken, dass sie vorzeigbar aussah.

„Gut und was machen wir jetzt?“ Auf diese Frage wusste Endymion leider keine Antwort, denn er wollte nicht, dass auch nur ein männliches Wesen in den Genuss ihres Anblickes kam. Er wollte sie für sich ganz allein haben und niemand sollte es wagen, ihr zu Nahe zu kommen. Fieberhaft überlegte er, wie er sie am besten von anderen Männern fernhalten konnte und dass, ohne das sie etwas davon bemerkte. Unbewusst fuhr er sich nachdenklich mit seinen Fingern durch seine schwarze Mähne.

Außerdem wäre es wohl besser, wenn seinem Vater nicht bekannt war, dass sich die Mondprinzessin hier auf der Erde aufhielt. Denn Endymion wusste bereits, dass sein Erzeuger schon unter dem Einfluss des Chaos war, genauso wie seine Gemahlin. Also musste er sie vor seinem Vater beschützen und dafür Sorge tragen, dass er nicht an sie rankommen konnte, bis die Anderen Mitglieder des Planetenbündnisses die Erde erreicht hatten.

Jedoch stelle wohl das größte Problem er selbst dar, da er sich nicht vorstellen konnte, wie er es ertragen sollte, wenn auch nur einer männlichen Geschlechts seiner Geliebten zu Nahe kam. Allein schon bei der Vorstellung wurde er rasend vor Eifersucht und wünschte jedem möglichen Konkurrenten die Pest an dem Hals. Sie sollten qualvoll zu Grunde gehen, wenn sie auch nur wagen würden sie schief oder gar verlangend anzusehen.

„Alles in Ordnung mit dir? Du guckst, als hättest du eine saure Zitrone verschluckt!“

Gezwungen lächelte Endymion. „Ja alles ist gut! Komm ich zeige dir unsere Stallungen für die Weltraumdrachen. Du magst doch diese Tiere, oder?“ Erfreut anscheinend endlich aus dem Zimmer rauszukommen hakte sich das junge Mädchen wie selbstverständlich in seinen Arm ein und schleifte ihn regelrecht zur Tür.

Auch der Schwarzhaarige selbst war von dieser spontanen Aktion überrascht, aber sehr im positiven Sinne, wie er sich gerne eingestand. Sie schien ihn vielleicht noch nicht als ihren früheren Geliebten zu erkennen, aber unterbewusst sah die Sache ganz anders aus.

Er ahnte ja nicht wie viel die Prinzessin schon in Wirklichkeit wusste.

Ganz der Kavalier öffnete er die Tür und trat mit ihr an seiner Seite hinaus auf den Flur. Zwei Gardisten, die bis eben sich noch über irgendetwas unterhalten hatten, verstummten sofort bei ihrem Erscheinen. Endymion starrte sie beide mit einem so furchterregenden Blick an, dass sie beide sofort stramm standen und sich nicht mehr rührten, bis das Paar an ihnen vorbei gelaufen war. So erging es auch allen Anderen, die ihnen auf dem Weg zum Stall über den Weg liefen. Wagte es einer Serenity auch nur kurz anzuschmachten, hatte dieser nichts mehr zu lachen.

Die Blondine bekam von alldem nicht viel mit. Stattdessen prägte sie sich ihre Umgebung ein und bewunderte mit leuchtenden Augen die Schönheiten, welcher dieser Planet zu bieten hatte.

Sichtlich froh erreichten sie die Ställe und Endymion musste sich bemühen, damit der kleine Wildfang nicht schon, als man sie sah, losrannte um ihre Neugierde zu stillen.

Schließlich hielten sie vor einer Box, wo gerade eine Drachin dabei war, ihr Junges mit einer nahrhaften Mahlzeit zu versorgen, inne. Häppchenweise zerriss sie einen großen Fleischklumpen um ihn dem Kleinen portionsweise zu präsentieren, was dieser auch immer so gleich herunter schlang und fordernd um mehr mit einem süßen Fiepen seinerseits bat. Fasziniert schauten die meeresblauen Augen von Serenity dieser alltäglichen Zeremonie zu. Sie vermisste Titan und Aurora und ihr Leben auf dem Mond mit einer Heftigkeit, die ihr die Tränen über ihr zartes Gesicht laufen ließen.

Endymion bemerkte ihren Gemütsumschwung und stellte sich hinter sie. Seine starken Arme umschlossen sie fest um gaben ihr wieder Sicherheit. Sein Kopf wanderte zu ihrer Schulter und er flüsterte ihr Worte des Trostes in ihr rechtes Ohr.

„Es wird alles wieder gut, du wirst sehen und wenn das Chaos besiegt ist, dann werde ich mit dir eine kleine Reise machen. Nur wir beide und der Wind, der uns frei und ungehindert begleiten wird, ja?“

„Ja, das wäre schön!“, antwortete sie schlicht. „Danke!“, hauchte sie noch ein wenig später. So standen sie bestimmt eine Stunde und beobachteten die beiden Drachen.
 

Die Stallburschen, welche das ungleiche Gespann heimlich sahen, waren sehr erstaunt über das Verhalten ihres Prinzen. So hatten sie ihn noch nie gesehen. So sanft und freundlich war er im Umgang mit diesem einzigartigen Mädchen. Sie musste ihm unglaublich viel bedeuten, da er sich in kürzester Zeit wegen ihr sehr zum Positiven verändert hatte.

Sie hatte etwas zu Wege gebracht, woran schon die meisten Menschen nicht mehr geglaubt hatten. Sie hatte die eiskalte und gleichgültige Maske Endymions durchbrochen und ihn wieder zu einem fühlenden Wesen mit einem Herzen gemacht, ohne dass sie sich dessen überhaupt bewusst war.
 

Serenity drehte sich dann zu ihm um und suchte mit ihren Augen die seinen. „Wollen wir noch ein bisschen außerhalb des Palastes spazieren gehen, ich mag noch nicht wieder zurück.“ Endymion, der die Situation bis eben noch sehr genossen hatte, stimmte ihr zu, indem diesmal er ihren Arm ergriff und sie durch einen geheimen Gang durch die Schlossmauer vom Hof direkt in einen angrenzenden Wald führte.

Er war so dicht, dass die Strahlen der Sonne kaum den mit Moosen und Farnen bewachsenen Boden berührten. Die Luft war merklich kühler und die Blondine drängte sich wärmesuchend noch näher an ihren Führer heran, was dieser nur wohlwollend zur Kenntnis nahm.

Stundenlang wanderten sie durch die wilde Natur und Endymion zeigte ihr viele für sie ungekannte Pflanzen und Tiere. Ausführlich machte er sie mit der Flora und Fauna des Waldes vertraut und das Mädchen sog diese Informationen wie ein Schwamm auf. Sie speicherte alles um sich auch später wieder daran erinnern zu können, wenn sie wieder zu Hause war.

Auch umgekehrt fragte der Schwarzhaarige sie über ihren Planeten aus und so bemerkten die Beiden gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Bedauernd blickte Serenity zurück auf die grünen Bäume, als sie wieder in den engen Mauern des Palastes zu seinem Gemach wanderten.

Doch bevor sie dort ankamen, meldete sich der hungrige Magen der Prinzessin zur Wort und verlangte protestierend die fehlenden Mahlzeit, welcher sie durch den Ausflug ins Grüne verpasst hatten.

„Warte wieder im Zimmer auf mich. Ich hole uns in der Zwischenzeit etwas zu essen.“ Das war mehr ein Befehl gewesen, als eine nett gemeinte Bitte, doch dies fiel Endymion nicht auf. War er es doch gewöhnt, dass man diese ohne zu fragen, ausführte. Aber da hatte er die Rechnung ohne Serenity gemacht, die sich noch nie gerne untergeordnet hatte.

„Nein, ich möchte gerne mitkommen. In deinem Zimmer ist es langweilig. Außerdem möchte gerne einmal mehr vom Palast sehen, als deine 4. Wände und die Flure, die dort hinführen.“

Überrumpelt von diesem Kommentar konnte Endymion gar nicht so schnell reagieren, wie sie einfach weiter marschiert war in Richtung Schlossküche. Jedoch hatte er sich schnell gefasst und rannte ihr hinterher. Sanft griff er sie am Arm, um ihr Einhalt zu gebieten.

„Aber es ist nicht unbedingt von Vorteil für uns, wenn sehr viele Leute wissen, dass du hier bist. Bitte warte in meinem Gemach auf mich. Zu deiner eigenen Sicherheit.“, ermahnte er sie.

Missmutig ließ sich das Mädchen zurück führen.

Keine 10 Minuten später war Endymion wieder da und hatte reichlich Essen dabei. Diesmal verlief die Mahlzeit still und nach gesitteteren Maßstäben, als das Frühstück. Trotzdem fand Endymion es noch immer unglaublich, welche Unmengen von Nahrung der kleine Körper der Prinzessin verdrückte. Wie ein schwarzes Loch, schoss es ihm durch den Kopf.

Nun saßen die beiden ruhig voreinander und hingen ihren Gedanken nach.

Serenity dachte an ihre Freunde, an ihr Zuhause und auch über ihren Traum nach und welche Bedeutung dies für die Situation hatte. Endymion hingegen war einfach mal wieder in ihr Mienenspiel vertieft, was sich zeigte, wenn sie nach dachte und in ihrer eigenen kleinen Welt versunken war.

Schließlich aber fand er, dass es ein langer Tag gewesen war und so deutete er an, dass es Zeit war, zu Bett zu gehen.

Die Mondprinzessin stimmte ihm zu. „Aber wo soll ich denn schlafen?“ Der Erdenprinz grinste daraufhin schellmisch. „Na bei mir!“, gab es selbstbewusst preis.

Die Thronerbin von Silbermillenium schaute ihn missbilligend an. „Wir sind weder verheiratet, noch bist du ein Mädchen, noch kenne ich dich länger, als zwei Tage und außerdem, ehe ich noch einmal mit dir in einem Bett schlafe, wobei ich anmerken möchte, dass ich das nicht freiwillig getan habe, schlafe ich lieber auf dem Boden.“, nannte die Blondine aufgebracht ihre Gründe und ohne einmal dabei Luft zu holen.

Verdutzt über ihre Ansichten herrschte kurze Stille in Raum, ehe auch der Prinz nicht minder erregt antwortete: „Also erstens das mit dem Heiraten wird meiner Meinung nach überbewertet, aber das lässt sich klären, zweitens ich weiß, dass ich kein Mädchen bin!“, diese Äußerung hatte ihn in seinem männlichen Stolz nun doch arg zu gesetzt, „was mir auch sehr recht ist, wie ich sagen muss, drittens wir kennen uns länger, als die ältesten Lebewesen überhaupt existieren und viertens wirst du nur über meine Leiche auf dem Boden schlafen, wenn es in diesem Zimmer ein funktionierendes Bett gibt, welches groß genug für uns beide ist, sogar ohne das wir uns berühren würden.“, beendete er seine Rede.

Das junge Mädchen starrte ihn wütend an und wurde von ihrem Gegenüber genauso gemustert. Beide gaben in ihren Ansichten keinen Deut nach, wobei es schon beeindruckend aussah, wie das um Körpergröße wesentlich unterlegendere Fräulein ihm Paroli bot.
 

Endymion verfluchte ihren Dickkopf innerlich und kam nicht ohne hin zu bemerken, wie anziehend sie durch ihre Wut auf ihn war. Sie sah verboten verführerisch aus mit ihren vor Zorn funkelnden Augen, dem halb geöffneten vollen Lippen mit einem eigentümlichen Glanz bei dieser Tageszeit und sich ihrer in kurzen Abständen heftig hoch und tief senkenden Brust.

Die Knöpfe seines Hemdes waren nicht ganz bis oben hin zu geknöpft, sodass er durch seine Höhe direkt auf ihren Ansatz ihrer Brüste starren konnte, was ihn doch ungewollt zu einem Spanner machte. Er war wie gefangen von ihrem Anblick und konnte einfach nicht anders handeln. Blitzschnell hatte er die Entfernung zwischen ihren Körpern überwunden und seine Lippen auf ihren Mund gepresst. Leidenschaftlich küsste er dieses wunderbare Mädchen, dessen weiblicher Körper sich so weich an seinen schmiegte und als ob er dafür geschaffen worden wäre, in seine Arme zu passen.

Dieser Kuss war überhaupt nicht unschuldig, so wie Serenity es aber immer noch war, wie sich jetzt mit einiger Verspätung sein Hirn wieder einschaltete und ihn daran erinnerte. Schlagartig löste er diesen wieder auf und beide standen schwer atmend wieder so, wie vor nicht mal einer Minute zuvor gestanden hatten.
 

Die Blondine fragte sich, was das gerade gewesen war. Und er hatte sie schon wieder so einfach mir nichts, dir nichts geküsst und mal wieder, oh was für eine Überraschung, ohne sie überhaupt um Erlaubnis zu fragen, dachte das Mädchen erbost. Aber irgendetwas machte dieser Mann mit, denn normalerweise wurde sie nicht so wütend, wenn sie es sich eingestand, war es das erste Mal, das sie es in diesem Ausmaße gewesen war.

Er brachte eine Seite bei ihr zum Vorschein, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie da war. Eine leidenschaftliche, verspielte, ja man könnte sagen äußerst erwachsene Seite und so konnte noch nicht beurteilen, ob sie das mochte oder nicht.

Was machst du nur mit mir? Genau dieselbe Frage stellte sich auch Endymion, denn noch nie hatte er so die Kontrolle über sich und seine Gefühle verloren. Aber bei ihr brach seine Selbstbeherrschung und er handelte nur noch aus Instinkt und nach seinen Gefühlen, nicht wie sonst, kühl und überlegt mit seinen Verstand.

Beide guckten sich wieder an. Wie soll das nun weiter gehen?, fragte sich Serenity. Sie konnten ja schlecht die ganze Nacht hier herum stehen und sich weiter anstarren.

„Wollen wir es mit einem Kompromiss probieren?“, schlug sie vor. Er nickte und sie hatte seine volle Aufmerksamkeit.

„Gut, also ich möchte auch ehrlich gesagt nicht auf den Boden schlafen und wenn du mal zur Abwechslung fragen würdest, bevor du mich leidenschaftlich küsst, dann wäre ich bereit auch mit dir zusammen“, und nun schluckte sie eine großen Kloß hinunter, „mit dir in diesem Bett“, damit zeigte sie auf die einzige Schlafstätte im Zimmer, „da zu schlafen, ok?“

Endymion betrachtete sie misstrauisch über diese plötzliche Sinneswandlung und stimmte dann aber erneut mit einem lächelnden Nicken zu, denn er hatte diese Auseinandersetzung aus seiner Sicht eindeutig gewonnen. Selbstzufrieden vernahm Serenity seine Stimme. „Gut, einverstanden, aber dann geh endlich und mach dich fertig, ich bin müde und möchte dich doch in meinen Armen halten, wenn ich einschlafe und ins süße Land der Träume wandere.“ Die letzen Worte hatte er mal wieder mit sehr selbstzufriedener Miene in ihr Ohr gehaucht.

Doch die Mondprinzessin schnaubte nur verärgert über seine freche Äußerung und machte sich auf den Weg ins Bad. Nicht einmal zwei Minuten später stand sie nur noch mit seinem Hemd bekleidet wieder vor ihm.

Ihm stockte der Atem, bei der vielen Haut, welche das Hemd freigab. Sichtlich unwohl fühlend hüpfte sie nervös von einem Fuß auf den Anderen. Sein Herz schlug bei ihrem Anblick schneller und sein Mund fühlte sich plötzlich sehr trocken an.

Schnell schlüpfte sie an ihm vorbei unter die Bettdecke um nicht mehr länger ihren doch sichtlich entblößten Körper seinen schmachtenden Blicken auszusetzen.

Währenddessen verschwand der junge Mann schon fast fluchtartig aus seinem Gemach ins Bad. Wie sollte er nur diese Nacht überleben, fragte er sich ernsthaft, ohne sie anzufassen oder sie gar unsittlich zu berühren. Er versuchte sich einen Schlachtplan zu Recht zu legen, aber er zweifelte wirklich, ob das genügen würde, geschweige denn funktionierte.

Sich noch einmal Mut zusprechend verließ er es schließlich wieder und machte sich nur mit einer Stoffhose bekleidet zu ihr auf. Sie lag im Bett und hatte es sich sichtlich gemütlich gemacht in diesem. Sie betrachtete versonnen die Sterne, welche funkelnd und strahlend vom Himmel durch das Fenster des Balkons schienen.

Sie bekam gar nicht mit, wie Endymion langsam, um sie nicht zu stören, zu ihr ins Bett kletterte. Doch plötzlich, als sie seine Nähe spürte, versteifte sie sich kurz. Nur um sich dann im Gegenteil noch enger an ihn zu schmiegen. Er legte beide Arme um sie und bettete ihren Kopf mit dem offenen goldenen Haar auf seine muskulöse Brust. Nun schauten sie gemeinsam auf den Sternenhimmel und den silbern leuchteten Mond.

„Hast du angst?“, fragte sie ihn nach einer Weile.

„Wovor sollte ich angst haben?“, stellte er die Gegenfrage.

„Keine Ahnung. Ich war nur neugierig. Das ist alles. Ich habe angst.“, gestand sie.

„Wovor?“ Seine Stimme klang sanft.

„Davor zu versagen. Davor, dass ich die Hoffnungen, die in mich gesetzt werden, nicht erfüllen kann. Davor, dass das Ende bedeuten könnte. Aber vor allem habe ich angst, dass ich zusehen muss, wie alle, die mir etwas bedeuten, sterben und ich dabei zusehen muss, in dem Wissen, dass ich nichts machen kann.“

„Gehöre ich auch zu diesen Menschen?“ Sie schwieg. Niedergeschlagen wollte er sie schon etwas anderes fragen, aber dann sprach sie.

„Ja, du bist sogar der Wichtigste.“

Daraufhin drückte er sie noch fester an sich. „Du bist die einzige Person, die Einzige, die mir wirklich etwas bedeutet. Das Wichtigste in meinem Leben.“

Sie wendete ihr Gesicht dem seinen zu. Langsam näherte sie sich seinen Lippen und dann vereinigten sie sich zu einem sanften Kuss, der aber voller Gefühl und Sehnsucht war. Anschließend lehnte sie sich wieder an ihn.

„Wir schaffen das zusammen. Du bist nicht allein. Gemeinsam werden wir stark sein und das Chaos besiegen.“, versuchte er ihr Mut zu machen.

„Aber du musst mir etwas versprechen?“, entgegnete sie fest.

„Alles!“

„Du darfst mich nicht wieder alleine lassen. Nie wieder und wenn, dann sterben wir zusammen. Ich schaffe es nicht noch einmal allein auf dieser Welt zu sein. Nicht jetzt, nachdem wir uns endlich gefunden haben.“ Gequält entfuhr ihr ein lautloser Schluchzer. „Bitte nie wieder!“

Endymion spürte wie ihre Tränen auf seine nackte Brust fielen. Aber er war erstarrt. Sie konnte sich also doch erinnern. Seit wann, fragte er sich.

Doch es waren gerade mal ein Paar Sekunden, die sie es wusste. Das war es wohl gewesen, woran sie sich heute Morgen in ihren Träumen nicht hatte erinnern wollen. Dies hatte sie mit aller ihrer zur Verfügung stehenden Macht zurück gedrängt. Doch jetzt war es wieder da.

„Cosmos!“, er sprach diesen Namen in dem vollen Bewusstsein aus, dass es sie ablenken würde. Tatsächlich versiegten die Wasserströme aus ihren Augen. „Ich schwöre es dir, ich werde dich nicht verlassen! Egal, was auch passiert. Nichts wird mich davon abhalten, je zu dir zurück zu kommen. Nicht einmal der Tod!“

Wieder küssten sie sich, nur dass diesmal von ihm die Initiative ausging.

„Ich liebe dich.“

Beide hielten sich nun einander wieder in den Armen.

„Seit wann weißt du, was wir in unserem vorherigen Leben waren?“ Man hörte deutlich die Neugierde heraus.

„Ich hatte heute Morgen einen Traum, wo ich uns und unsere Kinder sah. Außerdem ist mir gerade ein Bild vor Augen gekommen, wo ich dich sah in meinem Armen und du tatest deinen letzten Atemzug. Danach war ich solange allein.“ Sie vergrub ihr Gesicht an seiner Halsbeuge.

„Ich gehe nicht wieder weg. Da müsste ich ja ein schöner Idiot sein, wenn ich doch nochmal allein lasse!“ Sie lachte etwas matt darüber, aber er war froh, dass sie nicht wieder angefangen hatte, zu weinen.

„Sie haben sich großartig gemacht, findest du nicht?“, startete er ein weiteres Ablenkungsmanöver.

„Wer?“

Er kicherte. „Kannst du dir denn nicht denken, wenn ich meine?“

„Nein, sonst würde ich ja nicht fragen!“, gab sie etwas patzig zur Antwort.

„Unsere Kinder. Sie haben all dieses Leben erschaffen, ganz ohne unsere Hilfe. Ich wusste immer, das sie nach dir kommen!“

Bei der Erwähnung, dass sie in ihren früheren Leben, Eltern gewesen waren, stieg ihr das Blut in ihre Wangen. „Ja, ich bin sehr stolz auf sie. Aber dennoch sind wir in diesem Leben nur einfache Menschen.“, gab sie zu bedenken.

„Das stimmt nicht und das weißt du auch! Wir sind mehr, wie sonst war ich in der Lage, dich zu retten!“ Sie blieb still. Was sollte sie auch dazu sagen.

„Aber du wünscht dir, wir wären ganz normal, nicht wahr?“

„Ja, doch es ändert trotzdem nichts daran, dass wir es nicht sind.“

„Mag sein, vielleicht im nächsten Leben!“, mutmaßte er.

Vielleicht, dachte sie nur.

So schliefen sie schließlich ein. Eng aneinander gekuschelt, bei dem anderen Trost und Halt suchend.

Einige heiße Stunden und das Donnerwetter

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ein grausamer Traum und die übrigen Geschichten

Sie war im weißen Nebel gefangen, der nicht die geringsten Konturen freigab. Wie sollte sie hier je wieder heraus kommen? Würde sie auf ewig in diesem weißen durchsichtigem Gefängnis verweilen müssen? Sie bekam angst. Dieses Gefühl schnitt ihr geradezu die Luft ab.

Plötzlich lichtete sich die durchscheinende Wand und eine Frauengestalt war zu erkennen. Langsam näherte sich diese und wurde immer deutlicher erkennbar.

Serenity fragte sich, wer das war und was sie von ihr wollte! Denn es war offensichtlich, dass sie es dieser Person zu verdanken hatte hier zu sein. Neugierig, aber auch mit einer gesunden Portion Respekt besah sie sich das Näherkommen der Fremden. Vorsichtig tastete sie im Geiste nach der Macht ihres Silberkristalls. Zu ihrer Erleichterung durchströmte sie sofort seine Kraft und gab ihr die Sicherheit, dass sie sich zur Not zur Wehr setzten konnte. Sie war nicht völlig schutzlos diesem Wesen ausgeliefert.

„Wer bist du?“, hörte man das Echo von der Stimme der Mondprinzessin tausendfach in diese unendlich undurchdringbare Stille widerhallen. Stille folgte auf diese Aussage, stattdessen kam die Gestalt immer näher. Ihre Silhouette zeichnete sich immer deutlicher ab, je mehr Zeit verstrich.

„Ich bin die, die sein wird, die, die erst noch geboren wird in ferner Zukunft. Die, die deine Macht erben wird.“ Die Frau stand nun vor ihr und die Blondine erlitt einen regelrechten Schock bei ihrem Anblick.

Der Geist glich ihr in unheimlicher Weise vom Aussehen, Größe und selbst von der Stimme her. Auch das königliche Zeichen ihrer Familie zierte die Stirn des Fremden. Sie schien fast genauso alt zu sein, wie die Thronerbin des SilberMillenniums selbst und doch gab es wahrnehmbare Unterschiede.

Ihr Haar fiel ihr ebenfalls lang und gelockt bis zum Boden hinab. Die Kaskaden des dunklen Blonden umrahmten ein äußerst identisches Gesicht wie es Serenity selbst hatte. Aber die Augen glichen nicht dem Meer, sondern dem Blau des Himmels auf der Erde. Sie kannte diese Augen, hatte sie sich doch in den letzten zwei Tagen so daran gewöhnt von diesen allzu begierig gemustert zu werden.

Erschrocken hielt sich das Mädchen die Hand vor dem Mund, um einen Entsetzensschrei zu verhindern. Wie war das möglich? Das konnte nicht sein! Dies war nicht real, aber zu Bestätigung, dass es doch so war, wehte plötzlich eine eiskalte Brise über das zarte Gesicht der Mondprinzessin. Sie wusste, dass dies kein normaler Traum war. Sie befand sich in einer anderen Ebene des Seins. Ihr Geist war vermutlich vom ihrem Körper getrennt und befand sich nun in dieser Sphäre.

Ihre fast gleiche Doppelgängerin musterte sie ebenso neugierig, mit dem wesentlichen Unterschied, dass sie weder überrascht, noch zutiefst erschrocken war.

Als sie sich zaghaft ein paar Schritte auf die verwirrte Blondine zu ging, wich Serenity augenblicklich zurück. Sie hatte zwar keine angst, zweifelte aber nun ernsthaft an ihrem Verstand und zog es einfach nicht in Betracht, dass dies Wirklichkeit sein könnte. Dies war zu surreal.

Etwas enttäuscht von dieser Geste blieb die andere stehen und versuchte einen netten Eindruck von sich zu geben, indem sie sie beruhigend anlächelte. Serenity erwiderte es, konnte es dennoch immer noch nicht glauben, dass dies wirklich geschah in diesem Moment.

Wieder startete die Dunkelblonde einen Versuch und diesmal gelangen es ihr, die Hand von der zutiefst Verstörten zu ergreifen. Ohne Widerstand zu leisten, ließ sich die Reinkarnation Cosmos von der Fremden in eine für sie unbestimmte Richtung führen.

Der Kontakt mit ihrer Haut war für beide sehr angenehm und schaffte schon ein zartes Band der Zuneigung füreinander. Jedoch sprach keine von ihnen ein Wort bis sie anscheinend den Zielort erreicht hatten. Es war eine Waldlichtung an einem See. Aber immer noch lag es hinter einer dicken Nebelschicht verborgen. Nur ansatzweise konnte man etwas besser erkennen, wenn man sich genau darauf konzentrierte. Unheimlich war die untypische Stille, welche die fehlende Geräuschkulisse des Waldes nur noch bewusster machte.

Die Gedanken der anderen erratend, antwortete die Dunkelblonde: „Wir sind hier einem sicheren Ort, der außerhalb der Zeit liegt. Nur an diesem Platz ist es mir möglich mit dir zu sprechen.“

„Aha!“, war alles, was der Blondine daraufhin einfiel.

Kurz seufzte ihr Gegenüber, bis sie sich wieder unter Kontrolle hatte. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben, ich tue dir nichts. Außerdem wäre es schon ziemlich dumm von mir, meine eigene zukünftige Mutter umzubringen. Meinst du nicht?“ Spitzbübisch zierte ein Grinsen das Gesicht der vermeintlichen Tochter, während besagte Mutter nun wieder sehr schockiert war.

„Das kann nicht sein! Ich meine, ich habe ja schon Kinder aus meinem vorherigen Leben gesehen und eines kennengelernt, aber eines, dass noch nicht geboren wurde. Das ist unmöglich!“ Serenity hatte das meiste nur stotternd heraus gebracht vor Überraschung.

„Nun, wie ich bereits sagte, befinden wir uns an einem Ort, der außerhalb der Zeit liegt, deshalb ist es möglich, dass wir uns begegnen. Nicht einmal die Götter können ohne Bewilligung hier her kommen. Nur dem Herrscher der Zeit selbst ist es erlaubt und mir ausnahmsweise. “

Das Mädchen konnte erstmal nichts mehr sagen und versuchte diesen Schock zu verarbeiten. Nach einer Weile war sie zumindest soweit, dass sie wieder reden konnte.

„Und was möchtest du von mir? Denn wenn ich richtig annehme, bist du doch dafür verantwortlich, dass ich hier bin!“ Man hörte eine leichte Gereiztheit heraus.

Schmunzelnd über die offensichtliche Verärgerung ihrer zukünftigen Mutter, dann jedoch mit äußerst ernster Miene legte die Dunkelblonde ihr Anliegen dar. „Schlimmes Leid und viel Schmerz werden dich in den nächsten Tagen erwarten.“

Eine Träne entfloh den ausdrucksstarken Augen der Prinzessin des weißen Mondes. „Wird dein Vater sterben?“ Bei dieser Frage schnürten sich ihre Lungen zu vor lauter Angst und Trauer. Selbstverständlich hatte sie auch an der Farbe des Himmels erkannt, dass vor ihr ihre gemeinsame Tochter mit Endymion stand. Überall hätte sie es widererkannt.

Ihre fast identische Doppelgängerin nickte traurig. „Nicht nur er, sondern auch ich werden sterben.“

Suchend fasste sich die Mondprinzessin an ihren Leib. „Du meinst, du bist……und du………!“

Bestätigend legte ihr Gegenüber eine Hand auf die ihre, welche bereits dort lag. „Ja, ich bin bereits in dir. Aber ich werde dennoch nicht jetzt geboren werden.“

Nun rollten kleine Wasserperlen die Wangen der Mondprinzessin hinab. Erst musste sie erfahren, dass sie schwanger war und gleichdarauf, dass sie alle sterben würden. Doch plötzlich wurde ihr etwas klar. Etwas, dass sehr positiv war.

„Wenn du mit mir zusammen bei diesem Kampf stirbst, wie kannst du dann hier vor mir stehen und mit mir reden! Das heißt, irgendwie kann schlimmeres verhindert werden. Oder?“ Hoffend schaute Serenity das Mädchen vor ihr an, welches ihr so unglaublich glich.

Traurig lächelnd schüttelte die Dunkelblonde den Kopf. „Nein, wir müssen alle bei diesem Kampf sterben. Es ist unser Schicksal.“

„Nein!“ Dieses eine Wort war so voller Verzweiflung, Schmerz und Trauer, dass sich einem die Nackenhaare aufstellten.

Die Tränen schienen nun kein Ende mehr zu nehmen und topften eine nach der anderen auf den noch immer nebligen Boden. Tröstend nahm die zukünftige Tochter die werdende Mutter in den Arm. Lange verweilten die beiden Frauen so. Sie gaben sich gegenseitig Trost und Halt in dieser grausamen Situation.

Doch schließlich beruhigte sich Serenity wider, denn was blieb ihr auch anderes übrig. „Aber wie kannst du dann trotzdem hier sein?“ Ihre Stimme klang sehr belegt und man hörte deutlich den Kummer heraus.

„Du wirst wieder reinkarniert werden!“

Diese Offenbarung war für das Mädchen, welche schon jetzt am Ende war, fast zu viel, aber sie hielt durch und wartete auf das Folgende, denn sie wusste, es würde noch mehr kommen.

„Bei dieser Schlacht gegen das Chaos wird alles Leben auf den ganzen Planeten unserem Sonnensystem ausgelöscht werden, bis auf das der Erde. Du wirst mit deinem Silberkristall die Seelen aller Verstorbenen auf die Erde transferieren und dort werden sie in 1000 Jahren widergeboren werden.

Ich erzähle dir das, damit du im entscheidenden Moment die Kraft findest, dies zu bewerkstelligen. Nur du wirst mit mir als letztes übrig bleiben.“

Serenity ließ sich Mut- und kraftlos auf den kalten Boden sinken. Blicklos starrte sie in die weiße Nebelwand, aber dann umfingen sie zwei zierliche Arme tröstend. Auch die andere weinte über die Ausweglosigkeit, welche diese Situation geschaffen hatte.

„Ich weiß, dass das für dich grausam klingen mag, aber nur, wenn du das hinkriegst, nur dann wird alles gut werden. Bitte, du darfst nicht aufgeben.“ Nun war es die jüngere Mutter, welche die erwachsene Tochter in ihren Armen wiegte und ihr Worte des Trostes zusprach.

„Ich verspreche dir, ich schaffe das. Du brauchst keine Angst zu haben. Mama ist da und passt auf dich auf. Keine Angst, alles wird gut, so wie du vorher eben gesagt hast!“ Die Instinkte einer Mutter waren geweckt und jetzt setzte sie diese ein. Besänftigend schaukelte Serenity sich selbst und ihre zukünftige Tochter vor und zurück, immer im gleichen Takt bleibend.

Schließlich kamen beide zu Ruhe. „Wie heißt du eigentlich?“

Perplex wandte sich die Angesprochene aus den Armen ihrer Mutter.

„Willst du das jetzt wirklich wissen?“

Liebevoll lächelnd strich die Mondprinzessin ihr eine dunkelblonde Strähne aus dem Gesicht. Sie hatte diese Frau schon in ihrem Unterbewusstsein erkannt, als sie sie das erste Mal richtig gesehen hatte. Ihre Tochter. „Natürlich, möchte ich es wissen!“

Erneut mit durch einen Tränenschleier verhüllter Stimme antwortete sie. „Serenity!“

Nun kicherten und weinten beide zugleich. „Wie ich sehe, wird dieser Name wohl noch lange bei unserer Familie erhalten bleiben.“

Plötzlich fiel der Blondine noch etwas ein. „Werden auch alle Götter sterben?“ Immerhin war sie im ihrem vorherigem Leben auch deren Mutter gewesen. Da war es nur natürlich, dass sie auch nach ihren Kindern als Cosmos erkundigte.

„Nein, du wirst sie vorher in einen langen Schlaf versetzen, der endet, wenn du als Königin der Erde den Thron besteigst. Denn durch ihre fehlende Schöpfungsenergie können die Erde und auch alle anderen noch belebten Planeten im Universum nur ca. tausend Jahre überleben, bevor auch sie in einen langen Schlummer fallen.“

Die neuen Informationen verwirrten die Blondine etwas. Aber sie hakte nicht weiter nach, da es eh nichts bringen würde. Zuerst musste sie diese Schlacht überstehen.
 

Währenddessen spürten die Unsterblichen, dass etwas Unerhörtes vor sich ging. Etwas, dass noch nie solange sie existierten, geschehen war. Ein fremdes Wesen hatte sich zu dem Ort, wo die Zeit keine Rolle spielte, begeben und unterhielt sich mit ihrer Mutter.

Denn alle kannten die zweite Energiesignatur, welche von dort ausging. Einige versuchten sich gewaltsam Zutritt zu dieser Sphäre zu verschaffen, doch es schlug auf ganzer Linie fehl. Nur Kronos, Herrscher über die Zeit und der erste Sohn von Cosmos und dem, dessen Name in Vergessenheit geraten war, nur er, konnte dafür sorgen, dass die Götter hätten dorthin gelangen könnten. Aber dies war nicht in seinem Interesse.

Er kannte die Zeit und wusste um die Notwenigkeit, welcher dieser Moment für sie alle hatte. Er war die Vorrausetzung dafür, dass sie alle überleben würden, wenn auch nicht jetzt. So ließ er sich weder von seinen Geschwistern noch von seinen eigenen Kindern zu einer erklärenden Auskunft verleiten.
 

Währenddessen ging dieses unerhörte Treffen seinem Ende entgegen. Beide verabschiedeten sich voneinander in dem Wissen, dass sie sich eines Tages als Mutter und Tochter gegenüber stehen würden.

Serenity erwachte augenblicklich aus diesem schrecklichen Traum. Zitternd drehte sie sich zu Endymion um, welcher immer noch schlief. Aber er hatte beschützend einen Arm um sie gelegt. Doch auch dieser hatte nicht verhindern können, dass sie nun wusste wie der Kampf ausgehen würde.

Eine große Last hatte die Fünfzehenjährige nun zu tragen mit dem zusätzlichen Wissen, dass die Frucht ihrer Liebe von Endymion und ihr niemals in diesem Leben das Licht der Welt erblicken würde.

Halt suchend schmiegte sich der weibliche Körper von Serenity an die zweite Hälfte ihrer Seele. Dieser umschlang sie selbst im Schlaf auf die Bedürfnisse seiner ewigen Gefährtin eingehend mit seinen ganzen Körper, sowie seinem Gewicht den ihren und verhüllte sie vor dem Antlitz der Welt.

Zärtlich durchfuhr er mit seinen Fingern ihre Mähne goldenen Haares und gab ihr für diesen Moment Frieden und einen traumlosen Schlaf.
 

Auch die 8. Mädchen in der Kutsche lagen in ihren Betten.

Nur ein kleines schwarzhaariges Kind von 11 Jahren irrte ziellos durch das Innere der Kutsche. Sie war schon immer äußerst feinfühlig gewesen und so hatte sie auf die unsichtbaren Klänge des Universums geachtet und eine große Anomalie festgestellt. Die Enge des Gefährtes machte sich schier wahnsinnig und so begab sie sich in einem Schutzanzug nach Draußen zu den mythischen Fabelwesen. Auch sie hatten die Ungleichmäßigkeit wahrgenommen und registriert.

Ihre Melodien waren traurig, denn sie wussten bereits unterschwellig, dass das Ende nah war. Das Kind empfand ähnlich wie ihre schuppigen Freunde. Etwas unglaublich schlimmes würde passieren.

Sie hatte angst und die sensiblen Tiere nahmen die Gefühle der Kleinen war. Wie sie es bei einem ihrer Jungen tun würden, schlängelten sie sich beschützend um den zierlichen Körper des Kindes. So sorgen sie dafür, dass nun auch Saturn etwas Ruhe in einem traumlosen Schlaf fand. Würde sie doch ihre Energie für die nächsten Tage brauchen.

Am nächsten Morgen sah sich Pluto suchend um und fand das Bett über ihr leer vor. Sie war immer die Erste, die aufstand um Saturn zu wecken, damit sie noch vor dem Frühstück einen gewissen Weg zur Erde zurücklegen konnten. Aber heute war Saturn wie vom Erdboden verschluckt.

Panisch suchte die Älteste das gesamte Gefährt ab und fand sie schließlich draußen von den Drachen umgeben schlafend vor. Schnell zog sie sich ebenfalls einen Schutzanzug gegen die unglaublich häufig wechselnden Temperaturen im All an.

Die Drachen bemerkten den Eindringling und verstanden aber das Anliegen dieser Person und so zogen sie sich von dem Kind zurück. Etwas verwundert über das entgegenkommende Verhalten dieser Wesen nahm sie Saturn an sich und brachte sie in die Kutsche.

Die Jüngste erwachte, als die Grünhaarige ihr gerade den Anzug auszog. Etwas verwundert schaute sie sich ihre Umgebung an, in der sich bis vor wenigen Minuten noch nicht aufgehalten hatte. Tadelnd blickte Pluto auf ihren Schützling hinab, dennoch war sie gleichzeitig unglaublich erleichtert darüber, dass ihr nichts ernsthaftes zu gestoßen war.

Schuldbewusst starrte das Kind auf dem Boden, indem Wissen, dass sie hätte Bescheid geben müssen, bevor sie sich nach draußen begeben hatte.

Pluto sah das Gefühl der Kleinen und berührte sanft ihr Haar. „Hauptsache du bist ok und hast aus deinem Fehler gelernt.“

Glücklich über diese Aussage umarmte die Kleine die Ältere fest um ihre Taille. „Danke!“, mehr sagte sie nicht.

Inzwischen war auch Jupiter aus ihrem Schlaf erwacht und nach einem kurzen Aufenthalt im Bad, machte sie sich an die Vorbereitungen für das Frühstück. Routiniert war alles schnell erledigt und die Anderen ließen nicht lange auf sich warten. Auch Pluto und Saturn erschienen am Tisch.

Es wurden die nächsten Tagesabläufe abgesprochen und über die weiteren Aufgaben im Gefährt entschieden.

Der kleine Ausflug von Saturn war keinem, außer Pluto aufgefallen und so blieb er unerwähnt. Die folgenden Tage gestalten sich als sehr aufregend. Mehr als einmal gerieten Mars und Uranus mal wieder beim Kampftraining aneinander. Sie ließen es aber nie ausartend werdend und unterrichteten gemeinsam die Anderen. Jupiter baute das Wissen der anderen über Heilpflanzen weiter aus und erklärte immer wieder, wie wichtig es sei, über deren genaue Wirkungs- und Anwendungsweise Bescheid zu wissen.

Auch Venus, Pluto und Neptun sowie Merkur brachten ihre Teamkameradinnen einige wertvolle Dinge bei. Unteranderem wie man eine Situation genau analysierte und dementsprechend darauf reagierte. Sie gingen theoretische Angriffe durch und wie sich gegenseitig Deckung geben konnten. Praktisch wurden diese Einsätze im All geübt, da die Kutsche nicht genügend Platz dafür bot.

Auch weiterhin befanden es Luna und Artemis als die Pflicht aller, genau über einander Bescheid zu wissen. Sie achteten auf die Anderen und standen ihnen mit Hilfreichen Ratschlägen in allen Angelegenheit zu Seite.

In manchen Situationen war es den Mädchen schon fast unheimlich wie gut die Katzen ausgebildet waren und über alles Mögliche im Bilde zu sein schienen.

Am 5. Tag kamen sie dann abends auf die Geschichte von Uranus und Neptun zu sprechen. Alle saßen gespannt und erwartungsvoll an dem runden Tisch und musterten die Beiden.

Neptun hatte tröstend die Hand ihrer Freundin ergriffen um ihr still Mut zu geben, da sie entschieden hatten, dass Uranos diese Aufgabe übernehmen würde.

„Unsere Planeten waren schon immer Verbündete und es war üblich, dass ein Prinz und eine Prinzessin jeweils aus unseren Reichen miteinander verheiratet wurden. Aber Neptun und ich sind die einzigen Kinder unserer Eltern. Meine bekamen angst, da keine Hochzeit stattfinden konnte, die das Abkommen erneuert hätte. So wurde ich, als Frau, dazu erzogen, wie ein Mann zu herrschen. Das Königspaar des Uranos verbarg man wahres Geschlecht von der Außenwelt und ich genoss die Erziehung eines Prinzen. Sie wollten mich dann unter der Identität des männlichen Geschlechtes auf den Neptun schicken und mich mit der Kronprinzessin verheiraten unter falschen Voraussetzungen. Aber sie erkannte mich unter meiner Maskerade.“ Uranus streichelte liebevoll die Hand von der Türkishaarigen. Beide schauten sich einen Moment innig an, bis sie fortfuhr, zu erzählen. „Es gab einen großen Skandal und beinahe wäre ein Krieg zischen unseren Planeten ausgebrochen.“ Die Stille und die atmosphärisch geladene Spannung konnte man fast im Raum greifen. „Aber wir beide konnten dies verhindern, indem wie wir als königliche Vertreter bereit waren einander die ewige Treue zu schwören, egal ob wir nun beide Frauen seien oder nicht. Damals waren wir knapp 16 Jahre alt und sind seitdem zusammen. Vielleicht sind wir nicht wie normale Paare, aber wir lieben uns und das ist doch das Wichtigste. Seitdem sind wir immer zusammen. Neptun und ich hatten nie ein gutes Verhältnis zu unseren Eltern. Doch nun, da wir einander gehören, sind wir nie mehr einsam gewesen und in den 4. Jahren, die wir nun bisher mit einander geteilt haben.“

Ergriffen von dieser doch ungewöhnlichen Liebesgeschichte musterten die anderen 6. Mädchen das Paar. Ja, sie waren einzigartig, doch warum sollte man sie für ihre Gefühle verurteilen.

Nun klärten sich auch einige merkwürdige Situationen auf, in denen Uranos wegen ihrer Eifersucht sich öfter mal mit den anderen in die Haare gekriegt hatte und die heimlichen besorgten Blicke, die Neptun ihrer Partnerin zugeworfen hatte, wenn diese für ihrem Geschmack schon zu nahe mit einem der Mädchen trainiert hatte. Doch jetzt konnte man mit ihnen besser umgehen und so kamen solche Momente nicht mehr vor.

Am letzten Abend kurz vor ihrer Ankunft auf der Erde war es an der Zeit, die Geheimnisse der Jüngsten und der Ältesten in ihrem Kreise zu lüften. Leer blicken die Augen der Schwarzhaarigen die anderen an. Kein Gefühl konnte man ihnen finden. Unheimlich, ging es allen gleichzeitig durch den Kopf.

Tröstend hatte sich Pluto das Kind auf den Schoß gesetzt, denn für sie waren Saturns Augen nicht emotionslos, sondern sie hatte angst und deshalb vergrub sie ihre Gefühle unter einer Maske, einem Schutzwall.

„Muss das wirklich sein?“, hoffend schaute die Grünhaarige in die Runde. Doch ein kollektives Nicken war die Antwort.

Schwer seufzend fuhr die Älteste der Kleinen sanft über ihren Kopf. „Saturn konnte schon immer Dinge tun und wahrnehmen, die Andere nicht konnten. Einmal bei einem öffentlichen Bankett ihres Vaters, ihre Mutter ist früh gestorben“, fügte sie erläuternd hinzu, „hat sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gezogen, indem sie vorher sagte, dass es ein schweres Erdbeben am nächsten Tag geben sollte. Sie schien in eine Art Trancezustand zu sein, als sie ihre Prophezeiung aussprach. So habe ich es zumindest empfunden. Ich war als Repräsentantin meines Planteten als Gast dort eingeladen.“ Pluto machte eine kurze Pause, ehe sie weiter erzählte. „Am nächsten Morgen geschah, was das Kind, im zarten Alter von 4. Jahren vorhergesagt hatte. Es gab entsetzlich viele Tote und Verletze. Die Bevölkerung und auch ihr Vater selbst hielten dieses Unglück für ihr Werk. Sie wurde von dem Planeten verband.“

Schockiert beobachteten die Anderen, wie Saturn beim letzten Satz ihr Gesicht und die grüne Haarflut von Pluto vergrub, als wolle sie sich verstecken, als schäme sie sich. Dabei hatte sie gar keinen Grund, denn es war nicht ihre Schuld gewesen.

„Ich habe sie dann mit auf meinen Planeten genommen und seitdem für sie gesorgt. Sie ist für mich wie eine kleine Schwester. Ich beschütze sie und passe auf sie auf. Sie ist ein Teil von mir, den ich nicht missen möchte.“ Eine kleine Träne entschlüpfte ihren Augen und wurde von einer viel kleineren Hand weggewischt.

„Ich habe dich auch lieb!“

Nun wurde das kleine Mädchen von allen einmal geherzt und gedrückt und so fasste das Kind wieder vertrauen zu den Menschen, besonders zu den Mitgliedern des Bundes.

„Morgen werden wir die Erde erreichen!“, verkündete Artemis.

Morgen schon würden die Mitglieder des Bundes vereint sein.

5. Tage voller Spannung und Liebe

Endymion erwachte. Heute war der letzte Tag, der ihnen noch blieb, bevor die übrigen Mädchen kommen würden. Er erinnerte sich gerne an die letzten 4. Tage zurück. Sie waren wie ein Traum gewesen, obwohl der Mondprinzessin etwas auf der Seele zu lasten schien. Gott sei dank hatte ihn sein Vater während dieser Zeit nicht belästigt.

Am dritten Tag hatten sie erneut den angrenzenden Wald erkundet und anschließend hatten sie sich auf dem feuchten Waldboden geliebt. Es war wunderschön gewesen und Serenity schien zum ersten Mal in den vergangenen Stunden wirklich glücklich. Der Schwarzhaarige hatte, trotz der Versuche der Prinzessin ihn zu täuschen sofort bemerkt, dass etwas nicht mir ihr in Ordnung war. Doch hatte sie immer abgeblockt, wenn er gefragt habe, was denn mir ihr los sei.

In der Mitte der Woche hatte er ihr zum ersten Mal ein Dorf der Erde gezeigt. Frühmorgens waren sie zu Fuß aufgebrochen.
 

Rückblick
 

Endymion blickte sich um, nur um auch wirklich sicher zu gehen, dass seine Liebste direkt hinter ihm lief. Vorsicht, so hatte er schmerzvoll gelernt, war besser als Nachsicht.

Die Thronerbin des SilberMillenniums war mit ihren Gedanken so weit entfernt, dass es ihr gar nicht auffiel, wo sie lang ging. Prompt büßte sie diese Unaufmerksamkeit, indem sie fast mit dem feuchten und harten Boden Bekanntschaft gemacht hätte. Jedoch wurde sie gerade noch rechtzeitig von ihrem Prinzen aufgefangen.

„Huch, sei vorsichtig, Liebste. Sonst muss ich dich noch die ganze Strecke tragen, damit ich auch sicher gehen kann, dass du dir nicht ernsthaft weh tust.“

Serenity schaute ihn nur dankbar an und wollte dann ihren Weg vorsetzen. Aber Endymion musste endlich wissen, was mit ihr los war. Er machte sie große Sorgen um sie und hoffte innerlich, sie würde nun endlich mit der Sprache herausrücken. Doch auch diesmal konnte er sie nicht dazu bewegen, ihm zu erzählen, was sie so bedrückte.

Dieser Dickkopf, dachte sich der Erdenprinz bloß. Stur wie ein bockiger Esel, was er aber nicht wusste, war, dass ihre Verbindung mittlerweile so intensiv war, sodass sie sich nicht einmal mehr bewusst miteinander mental vernetzen mussten. Es geschah schon ganz automatisch und dieser sehr unschmeichelhafte Vergleich ihrer Person betreffend, war nicht gerade förderlich für ihr Wohlbefinden.

Sie redete kein Wort mehr mit ihm und ignorierte ihn völlig, bis sie das Dorf nach halbstündiger Wanderung erreicht hatten. Doch ihre Wut war noch nicht vergessen. Im Gegenteil, sie hatte sich sogar noch, während sie dahin gestapft war im Wald, verdoppelt.

Da versuchte sie ihr bestes, um diesen Traum wieder zu vergessen und er hatte nichts Besseres zu tun, als sie mit derart netten Tieren zu vergleichen! Man sah an ihrer Miene deutlich ihren Gemütszustand. Auch der Anblick des friedlichen Dorfes konnte daran nicht viel ändern. Trotzdem musste sie sich zusammen reißen, ansonsten würde ihr Geliebter, auch wenn sie ihn jetzt gerade zum Teufel wünschte, noch darauf bestehen, dass sie ihm Rede und Antwort stand wegen ihrem Verhalten.

Plötzlich hörte sie das liebliche Lachen von fröhlichen Kinderstimmen. Sie beobachtete, wie diese ausgelassen auf dem Dorfplatz in der Mitte herum tollten und sich einen Spaß daraus machten die Hühner, welche überall herumliefen und nach etwas fressbarem suchten, aufschreckten und umher jagten. Das wütende Gegacker ertönte von ihnen bis zu ihrem Standort am Waldrand, von wo sie beide nicht zu sehen waren.

Die Frauen, welche verschiedenen Aufgaben nachgingen wie dem Waschen der Wäsche am Brunnen an der Seite oder dem Flicken von kaputten Kleidungsstücken, schauten still lächelnd ihrem übereifrigem Nachwuchs zu, was dieser für allerlei Unsinn anstellte. Nur einmal mussten sie mahnend eingreifen, weil sich eines der Kleinen doch an die Küken einer Henne heran schlich und dies garantiert weder für das Kind, noch für die das Huhn positiv ausgegangen wäre.

Die Mondprinzessin fasste sich unbewusst an ihren Unterleib. Dort wuchs noch sicher und beschützt ihr Eigenes heran, aber es würde in diesem Leben nie die Chance haben, das Licht der Welt zu erblicken. Tränen benetzen die zarten Wangen der Blondine, aber sie wischte sie nicht weg. Sie fielen auf ihr unscheinbares braunes Kleid mit weißer Schürzte, welche sie als Tarnung trug wie Endymion die einfache Tracht eines normalen Bauern an hatte.

Bestürzt über diese Reaktion nahm der unwissende Vater des Ungeborenen sie in seine starken und haltversprechenden Arme. Zärtlich wiegte er sie hin und her und ließ sich dann in das weiche Grün des Grases nieder. So saßen sie eine Weile und Serenity trauerte mit schmerzerfülltem Gesicht über den nicht abwendbaren Ausgang des Kampfes.

Der Schwarzhaarige fühlte sich völlig hilflos angesichts des großen Schmerzes und der großen Trauer, die er durch die Verbindung zu ihr fühlte. Es war geradezu erdrückend.
 

Doch nicht nur der Erdenprinz nahm die schiere Verzweiflung von Serenity war, auch die Unsterblichen nahmen ihn wahr. Ratlosigkeit herrschte unter ihnen, wussten sie doch nichts von dem Inhalt des Gespräches, was die Reinkarnation von Cosmos mit ihrer zukünftigen Tochter geführt hatte. Nur Kronos kannte den genauen Wortlaut und er schwieg trotzdem beharrlich weiter. Jedoch spürte er wie alle anderen die Gefühle seiner Mutter, welche sie innerlich fast zu zerreißen drohten.

So beschloss er sie aufzusuchen.
 

Serenity blickte verwirrt um sich. Kein Geräusch war mehr zu hören, weder das Lärmen vom nicht weit entfernten Dorf, noch die des Waldes und auch nicht die kräftigen und beruhigenden Atemgeräusche von Endymion. Sie wand sich aus seinen Armen und erlebte eine Überraschung. Er schien fest gefroren zu sein. Erstarrt.

„Guten Tag, Mutter.“

Schnell suchte die Blondine nach der Quelle dieser sanften Stimme und fand sie. Ein Mann, der ständig seine Gestalt zu verändern schien, war der Urheber. In einem Moment war er ein junger dynamischer Mann und im nächsten ein alter und weiser Greis.

Die Mondprinzessin erinnerte sich, wer da vor ihr stand. Er war ihr erstes Kind gewesen und sie hatte ihn als Zuverlässigstem ihrer Söhne die Zeit selbst anvertraut, über die vorher sie persönlich gewacht hatte.

Vor Freude über dieses unverhoffte Wiedersehen sprang die gerade einmal 150 cm große Blondine regelrecht auf und stürmte energisch auf ihn zu.

„Es so schön dich wieder zu sehen!“, murmelte sie in sein überirdisch weißes Gewand hinein. Ganz fest hatte sie ihre zierlichen Arme um den großen Gott geschlungen.

Freudig überrascht antwortete Kronos: „Ja, das finde ich auch.“

Nach kurzer Zeit schaute Serenity auf, um ihn genauer zu mustern. Er hatte sich äußerlich kein bisschen verändert, so wie es bei unsterblichen Wesen gesetzmäßig der Fall war. Dennoch strahlte er nach den langen Jahrtausenden, die er schon existierte, eine Würde und für seine gemeißelten jungen Züge verbotene Reife aus. Nur seine Augen zeugten von der langen Zeit, die vergangen war. „Wieso bist du hier?“, fragte sie, nachdem sie ihn betrachtet hatte.

„Wegen dir!“ Sofort verschloss sich ihre Miene und ihr Gesicht wurde ausdruckslos.

Kronos lächelte nur nachsichtig. Sie mag sich zwar wieder an ihr früheres Leben erinnern können, aber nicht an alle Details, sonst hätte sie gewusst, dass sie an diesem speziellem Ort, wo sie die Zukunft erfahren hatte, nicht ohne seine Zustimmung hingelangt wäre.

„Ich weiß es!“, gab er schlicht sein Wissen preis.

Die emotionslose Maske bröckelte und fiel langsam von ihr ab. Unendlicher Schmerz spiegelte sich in ihr wieder. „Wie soll ich das schaffen!“, flüsterte sie mit gebrochener Stimme. „Wie?“

Kronos konnte ihr darauf keine Antwort geben, denn diese würde sie nur tief in sich selbst finden. Aber er konnte ihr eine Pause davon verschaffen, so tun zu müssen, als wäre alles in Ordnung und sie glaube an ihren Sieg über das Chaos.

Stunden vergingen, ohne das auch nur eine kostbare Sekunde der Zeit verschwendet wurde. Er blieb an ihrer Seite und ließ sie mit dieser Bürde nicht allein. Trotzdem konnte er nur durch seine Anwesenheit für sie da sein. Alles andere musste sie selbst schaffen, denn von ihr hing es ab, ob es trotz der Niederlage weiterhin Hoffnung geben oder der Feind endgültig gewinnen würde.

Die Thronerbin von SilberMillennium war so dankbar für diese kurze Ruhe. Sie suchte gedanklich nach ihrer Macht über den Silberkristall und seine Gegenwart war genauso tröstlich wie die ihres ältesten Sohnes. Kein Wort sagte er mehr und es war auch nicht nötig.

Serenity versetzte sich in eine Art Trance, um so mit ihrem Herz und der Kristallblume im Einklang zu kommen und ein Gleichgewicht zwischen diesen Komponenten herzustellen. Die Luft füllte in regelmäßigen Abständen ihre Lungen und so perfektionierte sie diesen Zustand.

Ob Stunden, Tage oder sogar Jahre vergingen wusste das Mädchen nicht, aber sie nutzte diesen Augenblick um all ihre Verzweiflung durch Zuversicht zu ersetzen und ihren Schmerz mit wunderbaren und wertvollen Erinnerungen zum Verstummen zu bringen. Es gelang ihr.

Schließlich öffnete sie die Augen und in ihnen konnte man nur noch inneren Frieden lesen. Sie hatte ihr Schicksal für dieses Leben akzeptiert, hoffte aber gleichzeitig auf eine bessere und sichere Zukunft für sie alle.

Mit Stolz erfüllter Brust, besah sich Kronos die Reinkarnation Cosmos. Sie hatte etwas vollbracht, wozu andere ihr ganzes Leben lang nicht in der Lage waren.

Noch einmal ging er auf sie zu und zog sie in seine Arme. „Du wirst es schaffen, ich glaube an dich. Du wirst uns alle retten, so wie du es schon einmal getan hast, Mutter.“

„Ich danke dir!“

Noch ehe die Prinzessin es sich versah, lief die Zeit weiter und ein vollkommen panischer Endymion sah sich nach allen Seiten suchend nach seiner Liebsten um, die einfach so aus seinen Armen entschwunden war.

Sie schien in den Augen des Erdenprinzen wie ausgewechselt zu sein, war soeben noch zutiefst verstört und voller Traurigkeit, so strahlte sie jetzt stattdessen Ruhe und innere Zufriedenheit aus. Sie wirkte, wie so da so stand, wunderschön und auf eine Art Weise, die nicht ihrem zarten Alter entsprach.

Er ging langsam auf sie zu und konnte diesen extremen Umschwung in ihrem Gemüt immer noch nicht richtig fassen. Er hob einen Arm und strich ihr eine verirrte Strähne ihrer goldblonden Mähne zurück hinter ihr Ohr. Diese Frau, denn das war sie für ihn mittlerweile, war für ihn ein komplettes Rätzel, was er wohl nie ganz ergründen würde.

„Was war vorhin mit dir los?“ Er wollte dies wirklich wissen, denn sie hatte ihm einen großen Schrecken eingejagt, als sie einfach angefangen hatte zu weinen ohne ersichtlichen Grund und sie sich auch nicht mehr beruhigen ließ. Ihr zarter Körper hatte Wellen des Schmerzes in sein Bewusstsein gelenkt, die dann auch durch den seinen gezogen waren und Schaden hinterlassen hatten.

„Es hat keine Bedeutung mehr und bitte frage mich nicht mehr danach, denn ich möchte dich nicht anlügen müssen.“ Über diese mysteriöse Auskunft machte sich Endymion seine Gedanken, dennoch akzeptierte er ihre Bitte, weil er ihr vertraute und sie aus ganzem Herzen liebte.
 

Rückblickende
 

Der Tag wurde dann doch noch sehr schön. Wie immer hatte die Mondprinzessin alle mit ihrem Liebreiz und ihrer warmen Ausstrahlung in den Bann gezogen. Die Dorfbewohner waren ihr von Anfang verfallen. Als sie sich genähert hatten, hatte schlagartig jede Bewegung aufgehört und alle hatten das ungleiche Paar angestarrt.

Die Hauptaufmerksamkeit hatte allerdings seine wundervolle Gefährtin gehabt. Sie war von ihnen umgarnt und bewundert worden. Zu seinem Leidwesen hatte mal wieder besonders das männliche Geschlecht nicht die Finger von ihr lassen können. Dies allerdings wurde durch die furchterregenden Blicke Endymions unterbunden.

Nach ein paar Stunden hatten sie sich schließlich auf den Weg zurück ins Schloss gemacht. Unbemerkt waren sie in sein Gemach geschlüpft und nach einer kleinen Mahlzeit waren sie beide direkt ins Land der Träume entschwunden.

Der nächste Tag verlief ähnlich wie der vorherige mit dem Unterschied, dass Serenity diesmal frei von Tränen blieb. Sie besuchten dasselbe Dorf und wieder hatte eine regelrechte Verzückung über die Ankunft des Paares geherrscht.

Am vorletzten zogen sie es beide vor, ihn im Bett zu verbringen. Sie genossen ihre traute Zweisamkeit und verwöhnten sich gegenseitig. Für die Mondprinzessin war dieser Tag äußerst wichtig, denn die körperliche Nähe zu ihrem Seelenverwandten half ihr dabei, auch weiterhin ihre innere Balance zu halten. Aber auch dieser ging zu Ende.

Immer noch lag der Erdenprinz neben seiner Geliebten, während er sich die vergangenen Tage ins Gedächtnis zurück gerufen hatte und betrachtete ihr schlafendes Profil. Sie hatte sich in der Nacht wegen der angestauten Hitze des Sommers von ihm weggedreht. Nun lag seitlich und ihr Haar verteilte sich fächerartig um ihr ebenmäßiges elfenbeinfarbiges Gesicht. Sie wirkte gelöst und ihre Miene zierte sogar ein kleines glückliches Lächeln. Ihre verführerischen Lippen waren halb geöffnet und ihr Mund wurde einladend durch das hereinfallende Sonnenlicht des Fensterglases beschienen. Sie war unglaublich schön in diesem Moment und Endymion spürte mal wieder, wie sehr er dieses Wesen liebte, welches so rein in ihrem Charakter war und gleichzeitig so viel innerliche Stärke besaß. Diese Frau, die neben ihm lag, bedeutete ihn unendlich fiel. Für sie wäre er sogar bereit, noch einmal sein Leben zu geben.

„Ich liebe dich, kleiner blonder Engel!“ Diese Worte hauchte er ihr sanft zu. Serenity regte sich und dann veränderte sie ihre Haltung so, dass ihr Kopf auf seiner muskulösen nackten Brust wieder zur Ruhe kam. Jedoch erwachte sie nicht, sondern schlief nach dem Positionswechsel einfach weiter.

Der Schwarzhaarige war wunschlos glücklich. Er atmete auch ganz flach, aus angst ansonsten die kleine zierliche Blondine zu wecken.

Am Stand der Sonne bemerkte er schließlich, dass es schon die Mittagszeit war. Auch der Magen der Mondprinzessin kündete lautstark seinen Appetit an. Dennoch blieben die Augen des Fünfzehnjährigen weiterhin geschlossen und an ihrem regelmäßigem Hoch – und Absenken ihrer Brust erkannte er, dass sie noch träumte. Von was wohl?, fragte er sich.

Endymion erhob sich bald vorsichtig, um sie nicht unnötig aus ihrem Schlummer zu reißen. Denn er kannte mittlerweile seine Schlafmütze ganz genau. Wenn sie jetzt wach werden würde, ohne das er etwas zu Essen parat hätte, dann wäre hier wahrscheinlich die Höhle los gebrochen. Serenity konnte sehr launisch sein, wenn sie hunger hatte und er wollte sich dieser, so sehr er sie auch liebte und verehrte, doch nicht unbedingt aussetzen.

Zu seiner Erleichterung hatte er das Kunststück fertig gebracht. Auf leisen Sohlen schlich er sich ins Badezimmer und zog sich dort an. Fertig zu Recht gemacht, wie es sich für einen Mann von Adel ziemte, kehrte er in das Gemach zurück. Mit größter Sorgfalt bahnte er sich erneut einen Weg diesmal zur Tür, die hinaus zum Korridor führte. Geräuschlos schloss er sie dann.

Ein Seufzer der Erleichterung entrang sich seinem Mund. Er hatte es tatsächlich geschafft ohne seine Liebste zu wecken, sein Zimmer zu verlassen. Doch er wollte sein Glück nicht heraus fordern, denn wenn die Thronerbin von SilberMillennium erwachen würde und er wäre nicht da, dann konnte er nur auf einen schnellen und barmherzigen Tod durch sie hoffen. Also spurtete er durch die Flure bis zur Schlossküche und verlangte den dort dienenden Mägden und Köchen einiges ab. Aber innerhalb von zehn Minuten war alles zur vollsten Zufriedenheit des Prinzen erledigt. Schon nahm der den Rückweg in Angriff und hastete schnellstmöglich mit dem vollbeladenen Tablett die Gänge entlang.

Er öffnete die gekonnt ohne ein Quietschen die Tür und lugte in höchster Alarmbereitschaft auf das Bett. Aber die Glücksfee war ihm holt, denn die goldgelockte Schönheit hielt noch immer ihren Dornröschenschlaf.

Er durchquerte, nachdem er die Tür zu seinem Gemach wieder mit dem Ellenbogen geschlossen hatte, das Zimmer und stellte das schwere Essenstablett auf dem Schreibtisch ab. Nun musste er warten, denn er wollte nicht das Risiko eingehen, dass seine Geliebte doch noch einen Grund hatte, um ihn zur Schnecke zu machen.

In letzten Tagen hatte sie sehr starke Stimmungsschwankungen gehabt. Ständig war sie wegen Nichtigkeiten in seinen Augen, aber unverzeihliche Fehler in ihren, an die Decke gegangen. Jedoch hatte sie sich stets schnell wieder beruhigt und sich hinterher entschuldigt.

Aber eines war Endymion nicht entgangen. Von Tag zu Tag strahlte sie mehr und mehr. Ihre Aura war noch wärmer und außerdem fand er in ihren Augen immer noch den gleichen inneren Frieden, wie sie ihn seit ihrem Zusammenbruch vor dem Dorf am Waldrand hatte.

Natürlich machten ihre Launen ihm etwas angst, wenn er richtig zu gab, aber dennoch wirkte sie erhaben und reif, selbst noch in ihren Stimmungsschwankungen. Das brauchte wohl kein Mensch zu Stande außer ihr. Doch wenn er es recht bedachte, war sie, genau wie er, kein richtiger Mensch. Zusätzlich war das Volk des Mondes den Göttern ähnlicher, als den Menschen, so musste er sich widerwillig eingestehen.

Praktisch hieß das, dass sie ihm überlegen war. Trotzdem besaß auch er große Macht. Er war genauso wie sie in seinem früheren Leben ein mächtiges Wesen gewesen. So konnte er wohl dennoch mit ihrer Kraft mithalten.

Endymion wurde in seinen weiteren Überlegungen unterbrochen, als er das Rascheln der Bettdecke bemerkte. Interessiert schaute er sich zu der sich von der Matratze soeben erhebenden Mondprinzessin um. Völlig unbekleidet und ohne dass es sie auch nur in irgendeiner Weise kümmerte, stolzierte sie zum Schreibtisch.

Es war ein Ritual geworden, dass er vor ihr aufstand, um das Frühstück für sie zu besorgen und sie sich zuallererst dem Essen widmete. An zweiter Stelle schenkte sie dann ihm ihre Aufmerksamkeit, sobald ihr Magen ausreichend gefüllt war. Wie immer ließ sie sich nicht von ihm stören und langte ordentlich zu. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass es sogar von Tag zu Tag mehr wurde. Aber trotz all der Nahrung, die in dem kleinen Körper verschwand, blieb sie rank und schlank.

Serenity indessen begab sich anschließend, nachdem sie fertig war, zu Endymion. Sie setzte sich provokant auf seinen Schoss, was dem jungen Mann nur Recht war. Es faszinierte ihn ungemein in ihre meeresblauen Tiefen zu versinken, während er mit seinen großen und schwielenbesetzten Händen die Konturen ihres weiblichen Körpers nach fuhr.

Er bekam hunger, aber nicht auf gewöhnliche Nahrung, sondern nach seinem Schleckermäulchen. Dennoch beherrschte er sich und hielt sich zurück. Er wollte den letzten gemeinsamen Tag mit ihr nutzen und genießen, aber nicht in seinem Zimmer. So schob er sie dann sanft, aber bestimmt von seinen Beinen.

Verwirrt blickte die Blondine ihn an. Er grinste spitzbübisch. „Nun schau mich nicht so verwundert an, mein Schatz. Wenn du auch nur noch eine Minute länger auf meinen Schoss gesessen hättest, wären wir wieder im Bett gelandet und sicherlich nicht vor Sonnenaufgang wieder hinaus gekommen. Aber ich möchte dir heute noch etwas Besonderes zeigen, deswegen solltest du dich jetzt ins Bad begeben und dich anziehen. Wir wollen doch nicht, dass dir sämtliche Männer auf diesem Schloss hinterher laufen, weil sie wie magisch von deinem wunderschönen Körper angezogen werden. Außerdem würde es ihnen nicht willkommen, wenn sie dir nach steigen wie läufige Köter. Ich würde jedem einzelnen von ihnen die Augen ausstechen lassen müssen und ihnen die Zunge heraus schneiden lassen, damit sie nie wieder in den Genuss deines Anblickes kommen und auch nicht mit anderen Männern über dich und deine Schönheit reden können.“

Entsetzt von seinen barbarischen Worten betrachtete die Mondprinzessin ihren Geliebten genauer. Zu ihrer Erleichterung fand sie in seinen Augen ein schalkhaftes Funkeln, was die Sätze ein wenig entschärfte. Sichtlich mit ihrer Wirkung auf Endymion zu frieden, drehte sie sich um und schlenderte mit wiegenden Hüften zum Badezimmer. Mit voller Absicht brachte sie ihre Kehrseite sehr vorteilhaft zur Geltung, denn nicht nur er hatte Hunger auf ihren Körper, ihr ging es genauso. Sie wollte ihn jetzt. Sie wollte nicht warten und diese Überraschung hatte sie zwar neugierig gemacht, dennoch überwog ihr Verlangen nach ihm.

Der Schwarzhaarige konnte sie bei diesen verführerischen Wiegen des weiblichen Körpers von Serenity bei jedem Schritt auch nicht länger zurück halten. Blitzschnell war die minimale Entfernung überwunden. Er beugte sich hinunter und presste seine Lippen besitzergreifend auf ihre. Sie wehrte sich nicht im Geringsten. Im Gegenteil, sie kam ihm entgegen und seufzte wollig in diesen stürmischen Kuss hinein.

Noch während sie sich küssten, hob er sie hoch und trug sie zum Bett. Dort legte er sie sanft nieder. Schneller als Serenity schauen konnte, hatte er sich entkleidet und war schon wieder bei ihr. Fordernd drückte er sie mit dem Gewicht seines schweren Körpers in die Matratze.

Sie liebten sich diesmal wild und leidenschaftlich. Sie gaben sich vollkommen ihrer Lust hin.

Ihre goldenen Haare waren noch zerzauster als zuvor und aber sie fühlte sich großartig. Sie genoss diesen Moment in vollen Zügen. Sie hatte zwar ihr Schicksaal akzeptiert, dennoch war sie nicht glücklich darüber, deswegen genoss sie das Hier und Jetzt. Sie würde sich Gedanken um den Kampf machen, wenn er soweit war.

Die Blondine schmiegte sich noch näher an Endymions Körper und ließ sich von seiner warmen und starken Ausstrahlung einhüllen. Bei ihm war sie sicher. Sie und ihr Ungeborenes. Dass er sich auch gar keine Gedanken um Verhütung zu machen schien, verwunderte sie etwas.

Eigentlich müsste ihm schon sein gesunder Menschenverstand sagen, dass ihre körperlichen Vereinigungen nicht ohne Folgen sein würden. Aber dennoch war es besser, wenn er es nicht wüsste. Für sie beide. Sie wollte ihm nicht noch eine Last aufbürden.

Doch schließlich bestand Endymion darauf, ihr noch seine Überraschung zu zeigen. So zogen sie sich an. Der Erdenprinz trug wieder die höfischen Gewänder eines Prinzen, sowie auch Serenity diesmal ein Kleid einer Prinzessin würdig überstreifte. Die Kleidung kennzeichnete sie beide mit der weißen Farbe als Paar und das sie zusammengehörten.

Der unwissende Vater konnte sich nicht satt sehen an der Schönheit von seiner Gefährtin. Mit Stolz führte er seine Begleiterin durch die Gänge, nahm aber die schmachtenden Blicke mit sehr großem Widerwillen zu Kenntnis. Als er vorhin die Aussage über Serenitys Verehrer geäußert hatte, war dies kein Scherz gewesen. Er hatte dies ernst gemeint, aber er wusste um die sanfte und Gewalt verabscheuende Seite von ihr. Deshalb würde er das niemals tun. Er würde sich damit nur selber und vor allem ihr schaden.

Aber sie konnte ihn nicht davon abhalten wie immer jedes Wesen männlichen Geschlechtes mit totbringenden Blicken zu verscheuchen und sie vor Angst zittern zu lassen. Mit Genugtuung nahm er die Frucht seiner Rivalen wahr. Feiglinge!

Auch dieses Mal verdeckte ein blütenweißes Kopftuch das Insignium der königlichen Herrscherfamilie über den Mond.

Fast hatten sie ihr Ziel erreicht, als Endymion die vor Neugier Platzende zurückhielt. Missmutig erließ die junge Frau es über sich ergehen, dass er ihr mit einem Schal die Augen verband. Sie machte ihren Protest mit einem genervten Seufzer öffentlich. Trotzdem änderte das nicht das Geringste.

Vorsichtig führte er die Blondine durch den letzten Korridor und positionierte sie richtig, bevor er den Schal wieder entfernte.

Der Mondprinzessin stockte der Atem, als sie mit ihren meeresblauen Augen das malerische Bild vor ihr betrachtete.

Vor ihr war ein Garten. Überall waren Blumen zu sehen. Aber sie gehörten nur einer einzigen Gattung an. In allen Farben und Formen waren sie vertreten. Große und Kleine. Dicke und Dünne. Ja selbst Blüten von zarterem und kräftigerem Wuchs. Sie erstreckten sich über das gesamte Areal. Sie waren so verschieden wie die Wesen, die das Universum bevölkertem. Keine war identisch mit der anderen. Und doch hatten sie alle einen gemeinsamen Ursprung.

Endymion umfasste ihre Taille von hinten und hielt vor ihr direkt vor ihr Gesicht ein rotes Exemplar.

„Sie heißen Rosen und bei uns auf der Erde, schenkt man dem Menschen, den man liebt, eine Rote.“ Sachte und behutsam legte er sie in ihre Rechte. Aber ein Dorn durchschnitt dennoch ihre zarte Haut. Ein einzelner Tropfen des roten Lebenssaftes, genannt Blut, entrang sich der kleinen Schnittwunde. Verwundert beobachtete die Verletzte, wie sich der Tropfen seinen Weg hinab bahnte. Als er auf ihr Kleid aufzukommen drohte, nahm der Erdenprinz ihre Hand und führte sie an seinen Mund.

„Wie kann etwas so schönes Dornen haben?“

Der junge Mann lächelte nachsichtig. „Genau dieselbe Frage habe ich meiner Mutter gestellt, als ich 5 war und hier mit ihr einen Strauß pflügte, wobei ich mich selbst auch stach. Sie sagte, dass niemand perfekt ist und dass auch das Schöne seine Dornen hat. Weiß man aber, wie man mit ihr umgeht, so können einen die Dornen nicht mehr verletzten.“

Gerührt besah sich Serenity die rote Rose erneut. „Dankeschön, Endymion.“

Salzige Tränen bahnten sich nun wie zuvor der Blutstropfen ihren Weg über die Haut. Doch auch diesmal wischte sie ihr Gegenüber, jedoch nicht mit seinem Mund, ab.

„Warum weinst du eigentlich immer gleich?“, fragte der junge Mann an ihrer Seite sanft.

„Weil du mir ein so schönes Geschenk gemacht hast. Das sind Freudentränen.“

Endymion lächelte sie glücklich an. „Aber, wenn du jedes Mal weinst, wenn ich dir ein Geschenk mache, dann musste du ja es ab sofort jeden Tag tun, denn ich habe vor, dir jeden Morgen mit einer kleinen Aufmerksamkeit zu versüßen.“

Die Mondprinzessin ging auf sein Spiel ein. „Na da bin ich ja gespannt, ob du das auch schaffst.“ Sie alberten noch eine Weile herum, bis schließlich die Sonne unterging.

Es war ein Farbenspiel, wie sie es noch nie gesehen hatte. Die Strahlen des hellen Feuerballs ließen die Rosen in den verschiedensten Spektren leuchten. Es war wunderschön.

Aber auch dieser Moment ging zu Ende und so begab sich das Paar wieder in die Gemächer des Prinzen. Bald lagen sie wieder im Bett und jeder hing seinen Gedanken nach.

„Was meinst du, wann sie morgen ankommen werden?“

„Ich weiß nicht!“, sagte er schlicht.

„Ich denke sie sind so um die Mittagszeit da. Werden sie vom König ihrem Stand entsprechend empfangen werden?“ Das Mädchen wusste bereits, dass der Vater von Endymion durch das Chaos kontrolliert wurde. Sie hatte es durch ihre mentale Verbindung, genauso wie seine Vergangenheit heraus gefunden. Aber er konnte nicht so tief in sie hinein sehen, dafür hatte sie zusammen mit Kronos gesorgt.

„Ich werde dafür sorgen, immerhin sind die unsere Verbündeten. Außerdem werde ich auch dann deine wahre Identität preis geben. Ich bin gespannt, wie das Chaos darauf reagiert!“

„Ich bin dagegen. Vielleicht kommt es dann schon zu einem Kampf und wir hatten noch gar nicht die Gelegenheit, die anderen kennenzulernen. Wie wollen wir da mit ihnen zusammen kämpfen?“

Endymion war beschämt von sich selbst. Serenity hatte mit ihrer Aussage absolut Recht, obwohl sie die Jüngere von ihnen war und die bevorstehende Schlacht verabscheute, dachte sie logisch und kühn, wie sie am besten gewinnen konnten, dabei war er der ausgebildete Krieger und nicht sie.

„Du hast recht. Am besten wir lassen sie bei dem Dorf landen, dass wir besucht haben. Dort können wir uns die nächsten Tage besser kennenlernen und gemeinsam trainieren.“

So wurde es festgelegt. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend schlief die Prinzessin ein. Was der nächste Tag wohl bringen würde? War es bereits der Letzte für sie alle?

Streit zwischen den Liebenden

hi, frohe ostern euch allen, hier das nächste kapi^^
 

Sanft wurde die Prinzessin des weißen Mondes von einer beruhigenden Stimme aus dem Schlaf geweckt. Sie öffnete ihre Lieder und gewarte neben sich noch die gleichmäßigen Atemzüge Endymions, welche davon zeugten, dass der junge Prinz noch tief und fest schlummerte. Verwundert über die Ursache schaute sie sich vorsichtig um und erkannte eine bekannte Lichtgestalt, welche auf dem Balkon stand.

Silbern fiel das glitzernde Licht des Sichelmondes auf die Siloette von Selene herab. Die Göttin wartete in erhabener Stille auf ihren jungen Schützling. Lange hatte sie nicht mehr nach ihr gesehen und die Sorge hatte die Unsterbliche schließlich dazu veranlasst nach Serenity zu schauen. Überglücklich war sie gewesen, als sie das Mädchen in den Armen ihres Vaters, des Allgottes und genauso mächitg wie seine ewige Gefährtin, vorgefunden hatte. Noch größer war die Freude allerdings, als sie feststellte, dass bereits neues Leben in der Thronanwerterin von SilberMillennium heranwuchs.

Schwangerschaften von den Frauen des Mondvolkes verliefen in keinem einheitlichen Muster. Jede war individuel und einzigartig, aber gerade auch deswegen gefährlich, sowohl für die Mutter, als auch für das Ungeborene. Es war schwierig einen genauen Verlauf zu bestimmen und einen Termin für die Geburt festzulegen, wenn doch das Kind selbst dies bestimmte. Die längste dokumentierte Schwangerschaft hatte ganze 3. Jahre gedauert und die Kürzeste wiederum nur wenige Monate. Selene hoffte, dass dieses kleine unschuldige Wesen die Chance haben würde, überhaupt geboren zu werden.

Aber nicht die Schwangerschaft Serenitys und genauso wenig nur die Sorge hatte sie dazu veranlasst, diese aufzusuchen, sondern eine wichtige Information, die unerlässlich für den Sieg, wie sie hoffte, sein würde. Geduldig wartete sie, bis die Mondprinzessin es geschafft hatte, geräuschlos die gemeinsame Schlafstätte von ihr und Endymion zu verlassen. In Ermangelung eines Kleides umhüllte sie sich mit dem schwarzen Satinumhang des Erdenprinzen, um ihre Nacktheit zu kaschieren. Lautlos tapste sie auf Zehenspitzen zur Tür des Balkons, welche sich durch den Willen der Göttin von selbst öffnete.

Schließlich war sie vor der Unsterblichen angekommen. Diese deutete auf eine Bank, die am Rande eines Gelenders stand. Die beiden Frauen ließen sich auf ihr nieder und Weile herrschte Stille zwischen ihnen.

Aber die Mondprinzessin hasste es ewig lange zu warten und so ergriff sie dann das Wort. „Es ist schön dich wiederzusehen, aber deine Anwesenheit hier hat doch sicher einen Grund?“

Fragend sah die Blondine ihr Gegenüber an.

Sich ein Lächelnd verkeifend, setzte die Gottheit zu einer Antwort an, wobei sie sich überlegte, dass sich das Mädchen vor ihr zwar verändert hatte, aber sie hatte sich ihre Ungeduldigkeit anscheinend bewahrt. Was durchaus positv war, so fand Selene, da dies darauf hin deutete, dass die Fünfzehnjährige die Neuigkeiten der letzten Tage wohl doch recht gut verkraftete. Jedoch ahnte die Göttin nichts davon, was sie hatte wirklich durchmachen müssen.

„Du hast recht! Ich bin hier, weil ich dir noch etwas sagen muss, was den Kampf entscheidend verändern könnte.“

Serenity musste sich umgemein anstrengen, um nicht einfach wieder mal in Tränen auszubrechen. Es war so unfähr, aber sie dürfte sich nichts anmerken lassen. Stattdessen versuchte sie nun ihre Stimme gespannt klingen zu lassen. „Und warum sagst du mir das erst jetzt?“

Erklärend fuhr die Unsterbliche fort. „Nun, jetzt da du deine Erinnerungen an dein vorheriges Leben zurück gewonnen hast, kannst du erst die Wichtigkeit dessen verstehen, was ich dir mitzuteilen habe!“

Mit vorgetäuschter Spannung sah die Jüngere die Göttin aus ihren meerblauen Augen an.

„Wie ich bereits erwähnte, ist es eine Besonderheit, dass du zusammen mit Endymion den Machtmittelpunkt für das Planetenbündnis bildest. Aber jeder einzelne Person, die Mitglied ist, wonht die Kraft ihrer Heimat inne. Du besitzt den Silberkritstall, der sich gleichzeitig auch mit deinem Herzen im Einklang befindet. Aber er ist nicht nur mit deinem Herzen verbunden, sondern auch mit dem Planteten selbst. Der heilige Silberkristall symbolisiert auch den Mond und speist aus ihm einen Teil seiner Stärke. Auch die Anderen besitzen in ihrem Herzen so einen Kristall. Allerdings muss bei ihnen diese Macht erst noch erweckt werden, was du übernehmen wirst!“

Der jungen Prinzessin stand der Schock förmlich ins Gesicht geschrieben. Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Mit vielem hatte sie gerechnet, aber nicht dem.

Wut kroch plötzlich in ihr hoch und bemächtigte sich ihrer. Wut, darüber, dass sie, ausgerechnet sie diese Kräfte erwecken sollte. Wut, über diese ganze Situation. Unendliche Wut und Zorn wüteten in ihrem Inneren. Was würde dann mit ihren Freundinnen passieren, würden sie dann ebenfalls in der Lage sein, die gleichen Dinge zu tun wie sie und wie würde sich das auf ihre Seele auswirken? Konnten sie diese Macht überhaupt einsetzten? Im Kopf ging Serenity nocheinmal die Gesichter durch, welche sie in der Lichtkugel gesehen hatte. Sie waren so jung und unschuldig, selbst die Älteste unter ihnen.

Es war einfach ungerecht, zu verlangen, dass diese Mädchen kämpfen sollten. So ungerecht. Auch darüber war sie wütend. Und zum ersten Mal, seit sie existierte, seit sie wieder lebbte, drohte Hass in ihr zu Keimen, in ihr, dem reinsten Wesen des Universums, das selbst nicht dazu im Stande gewesen war, ihren Gegner zu töten, sondern lediglich zu verbannen.Hass, die Saat des Chaos, um seine Freinde zu schwächen und sie unter seine Kontrolle zu bringen.

Selene spürte die drohende Gefahr, aber sie war machtlos. Nur die Mondprinzessin selbst konnte verhindern, das dieses Übel in ihr fruchtete und seine Triebe durch ihre Seele schlug.

Aber die Göttin hatte nicht das Band zwischen Endymion und Serenity berücksichtigt. Dieser wachte nämlich im genau diesen Augbenblick auf und spürte das Unheil, welche gerade im Begriff war zu geschehen. Seine Geliebte befand sich in großer Gefahr!

Panisch sprang er aus dem Bett und hechete so schnell wie es ihm möglich war, auf dem Balkon hinaus. Er veschwendete keine kostbare Sekunde damit, sich über den Grund ihres Aufenthaltes auf ihm zu machen.

Endymion erkannte erschocken, wie das wichtigste Lebewesen auf der Welt für ihn zusammengesunken auf einer Bank saß und von einer nebeligen schwazren Masse eingehüllt wurde. Noch war sie schwach, aber sie gewann rasant an Gestalt und Form. Neben ihr verhaarte still und verzweifelt eine Göttin. Es interessierte ihn nicht im geringsten mit welcher Gottheit es es zu tun hatte, stattdessen eilte er an die Seite seiner Liebsten.

Schon als er sie berührte, fühlte er die Macht seines Feindes. Dunkle Energie versetzte ihm hinter einander mehrere Stromschläge, aber er ließ nicht ab von dem zierlichen Körper Serenitys. Im Gegenteil, noch enger zog er sie an seine starken Arme, hüllte ihre zarte Figur mit seiner Kräfigen ein und verband sich dann mental mit ihr. Erschocken musste er feststellen, wie weit das Chaos schon gekommen war. Der Prinz der Erde konnte nur Dunkelheit ausmachen. Nur tiefste Finsternis schien noch in den Gedanken seiner Sera vorhanden zu sein. Ihre warme und gütige Aura konnte fast nicht mehr wahrnehmen, nur winziger Hauch erreichte ihn eine sanfte Brise im Sommer.

„Serenity!“ Er rief diesen Namen immer und immer wieder, dennoch rührte sich nichts, er bekam keine Antwort. Sie schien schon zu weit enfernt zu sein. Zu tief in der Falle ihres Gegners zu stecken. „Cosmos, ich, dein ewiger Gefährte, dein Geliebter über Jahrtausende, die Zweite Hälfte deiner Seele, rufe und bitte dich, komm zurück zu mir und lass unseren Feind nicht die Oberhand gewinnen.“ Noch immer stille. Kein Zeichen von ihr, dass sie ihn gehört hatte.

Endymion war verzweifelt. Das dürfte einfach nicht geschehen sein. Nicht sie. Nicht jetzt.

Sie war doch reinste mit dem größten Herzen von allen und ausgerechnet Serenity sollte sich dem trügerischen Hass hingegeben haben. Er verstand es nicht, was hatte sie nur so aus Bahn werfen können, dass dies möglich war.

Noch ein letzter Mal, sammelte er all seine Macht und sannte einen Ruf nach ihr aus.

„Cosmos, bitte komm zurück, ich brauche dich, ich der Allgott, ich Allan, der erste unter den Göttern, flehe dich an, gib nicht auf und kehre zurück aus dieser Dunkelheit. Bitte!“ In seiner Stimme schwang ein so unendlich tiefer Schmerz mit, dass er sogar das Universum selbst erschütterte und das erste Mal seit die Götter durch diese Welt wandelten wurde sein Name laut ausgesprochen, dessen Klang so mächtig war, dass er von dem Falschen ausgesprochen zu einer töglichen Waffe werden konnte.

Das Wunder geschah. Ein strahlend weißes Licht erschien plötzlich im Inneren der Prinzessin und verdrängte die Schwärze. Es breitete sich sehr schnell aus und bald war der Prinz der Erde von diesem ebenfalls umgeben. Es fühlte die reine und lebensspendende Energie von Cosmos, die ihn nun warm und geborgenheit gebend einhüllte.

Der Feind war für den Moment zurück gedrängt, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder eingreifen würde.

Endymion spürte zwar die Anwesenheit ihrer Seele durch das Licht, aber sehen konnte er sie auf dieser geistigen Ebene nicht.

Serenity hatte sich an einen geschützen Ort in sich selbst zurück gezogen. Zu erschrocken war sie darüber, was soebend beinahe passiert wäre. Nur knapp war die Mondprinzessin dem dunklen Einfluss des Chaos entkommen, wenn ihr Geliebter sie nicht zurückgerufen und sie nicht seine Verzweiflung über den drohenden Verlüst gespürt hätte, der Hass hätte die Oberhand über sie gewonnen.

Wie konnte das nur geschehen?, fragte sie sich. War sie so schwach mittlerweile geworden, dass einfach Nachrichten ausreichten um sie in die Arme ihres Feindes zu treiben? Wie sollte sie dann in er Lage sein diesen zu besiegen? Angst, tiefe ureigene Angst nahm sie in Besitz.

Aber noch ehe dieses Gefühl sich wirklich in ihr ausbreiten konnte, hatte Endymion ihre Präsenz erahnt und war zu ihr gelangt. In der Welt des Geistes musste man sich nur auf den gewünschten Platz konzentrieren und schon war man an Ort und Stelle.

„Serenity, was ist mir dir?“ Seine Stimme war von tiefer Sorge gekenntzeichnet. „Was hast du?“

„Ich kann nicht!“ Das letzte Wort verstand er nicht mehr, als es ihnen tiefen Schluchzer überging. Sie drängte sich an ihn und suchte Halt bei ihm. Er war ihr Felz in der Brandung, wo die Meereswellen sie ohne Rücksicht auf Verluste hin und her warfen, wie es ihnen beliebte.

Endymion spürte ihren Schmerz, wie schon so oft in der kurzen Zeit, die sich jetzt wieder hatten. Aber diesmal war er größer, als alles vorangegangene.

„Serenity!“ Er wusste nicht, was er tun sollte, wie er ihr helfen konnte. Diesmal konnte ihr den Schmerz nicht abnehmen. Der Erdenprinz hielt sie an sich gepresst und doch war es nicht genug.

„Sera, rede mit mir! Was beschäftigt dich so, dass du so unfällig geworden bist!“ In seiner Ohnmacht der Hilflosigkeit war seine Stimme gröber, als er es gewollt hatte. Aber die Sorge um sie, brachte ihn fast um.

Doch statt zu antworten, schmiegte sie sich noch enger an ihn. Sie versuchte förmlich in ihn hinein zu kriechen, den dort war er sicher. Dort konnte sie sich verstecken, vor der Welt und ihren Verpflichtungen, vor der Grausamkeit dieser Sitaution und vor sich selbst.

Endymion war machtlos und dieses Wissen trieb ihn zu Weisglut. Aber er versuchte sich zu beruhigen und seine Gefühle für sie dieses Mal nicht die Oberhand gewinnen zu lassen, sondern die Lösung für dieses Problem mit seinem Verstand zu suchen.

Aber auch mit dieser Methode fand er keinen Ansatz, der ihm den Grund für ihre Verweiflung verriet. Der Schwarzhaarige kam einfach nicht dahinter. Er musste sie dazu bringen, zu reden.

Sanft strich er ihr über ihren zarten Rücken. Auch in der wirklichen Welt ahmte seine Hand diese Bewegung nach. Beide saßen sie dort auf den Boden und er hielt sie wie ein Baby fest an seine Brust gedückt.

Selene saß immer noch auf der Bank und hatte den Kampf um die Seele von ihrer Mutter als stille Zuschauerin beobachtet. Jedoch hatten auch alle anderen Unsterblichen diesen beigewohnt. Trotzdem wusste niemand wie er ausgegangen war. Allan, der Allgott, hatte einen undurchdringlichen Schild um sie beide und ihr Bewusstsein gelegt. Keiner, nicht einmal Kronos, der älteste und weisteste von ihnen, konnte ihn durch brechen. Es war unmöglich. Wie die Sterblichen, obwohl sie unglaubliche Kräfte besaßen und zu großen Wundern fähig waren, mussten sie ausharren und auf eine Antwort, die sie alle beschäftige, warten. Hatte er es geschafft oder war die Kampf gegen das Chaos schon verloren, bevor er überhaupt angefangen hatte!

Serenity hörte, wie er begann sanft auf sie einzureden. Sie spürte, sie konnte ihr Wissen nicht mehr länger vor ihm verheimlichen.

„Sera, willst du mir nicht endlich sagen, was dir auf dem Herzen liegt?“

Sie wusste nicht, wie er reagieren würde, aber sie konnte es einfach nicht mehr länger verbergen. Es zerstörte sie langsam von ihnen. Ihre Seelenruhe hatte sie nur vorgespielt, damit sich Kronos keine Sorgen mehr um sie machte, denn das war das Letzte, was sie wollte. Sie hatte gesehen, das auch er, der immer so weise war, ein Vorbild gesucht hatte, dass nicht aufgab und genau das hatte sie für ihn sein Wollen. Schließlich war sie doch seine Mutter, sie hatte die Pflicht, ihm zu helfen und nicht ihm noch eine zusätzliche Last zu sein.

Sie blickte in die himmelsblauen Augen von Endymion. Sie nickte. Die Blondine gab ihr Einverständnis dazu, ihm alle zu sagen. Er war ihr Seelenpartner, wenn er sie nicht verstand, dann konnte es niemand.

Sanft nahm sie seine Hand, die vorher immer wieder über ihr Gesicht gewandert war, um die Perlen aus Wasser von ihren Wangen fort zu wischen. Gemeinsam kam ihre Finger mit den Seinen über ihrer Bauch zur Ruhe und dort verhaarten sie.

Endymion verstand diese Geste nicht und als sie nichts weiter tat, außer ihm in die Augen zu schauen, wurde er immer verwirrter und auch wütdender.

Die Reinkarnation Cosmos fühlte den Umschwung in seinem Gemüt. Lächelnd drücke sie ihre Hände noch etwas dichter auf die Haut ihres Leibes. „Spürtst du sie denn nicht?“

Der Schwarzhaarige ahnte langsam, was seine Geliebte versuchte ihm zu sagen. Er betrachte nun genauer ihre zierliche Statue. Ja, jetzt wo er hinsah, konnte er es sehen. Die Hüften hatten sich etwas gerundet, die Brüste waren um eine Winzigkeit größer geworden, ihre Haut strahle regelrecht und ihr Bauch, eine kleine Rundung war zu erkennen. Dort ruhte sicher und geborgen die gemeinsame Frucht ihrer Liebe.

Er war nicht in der Lage, auch nur irgendwie zu reagieren. Er hielt sie immer noch in seinen Armen, aber dies war rein instinktiv, denn er wäre unterbewusst lieber gestorben, als das sie auch nur in seiner Anwesenheit eine schmerzliche Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte. Doch die Hände des Schwarzhaarigen bewegten sich nicht mehr. Schlaff ruhte seinen Finger auf ihrem Unterleib.

Er hatte nicht mit dieser Neuigkeit gerechtnet, obwohl ihm sein Verstand jetzt deutlich darauf hinwies, dass er auch von sich aus darauf hätte kommen können. Denn er war über diese Angelegenheiten ja ausreichend informiert worden und hatte für diesen Fall auch immer vorgesorgt, indem er die Frauen dazu vorher gebracht hatte eine verhütende Pflanze vor seinen Augen zu essen, ansonsten war er nicht mit ihnen intim geworden. Jedoch hatte er bei Serenity diese Möglichkeit nie in Betracht gezogen. Innerlich schallte er sich einen Narren.

Interessiert musterte die Mondprinzessinen die Veränderungen im Gesicht ihres Liebsten. Zuerst gewahrte sie einen großen Schock, dann las sie in seinen himmelblauen Augen, dass ihn diese Erkenntis eigenlich nicht hatte überraschen dürfen. Jedoch fragte sie sich, ob er sich auch freute. Die Blondine hoffte es.

Schließlich hollte Serenity ihn mit einer Frage wieder hinaus aus seinen Überlegungen. „Freust du dich?“

Endymion hörte ihre Worte, aber realisieren tat er sie erst nach ein paar Sekunden, in denen er nicht antwortete. Aus dieser Zeitspanne schloss die werdende Mutter, dass es ihm nicht recht war. Tränen kullerten wieder ihre Wangen hinab und sie versuchte sich aus seinen Armen zu befreien. Vergelbich, denn plötzlich drückte er sie so fest an sich, dass sie kaum Luft bekam.

Verwundert hatte der Prinz auf die weindende Prinzessin in seinen Armen geblickt, bis ihm der Grund für diesen Umstand auffiel. Schnell zog er Serenity noch fester an sich. „Ja, ich freue mich, du und dieser kleiner Wurm, ihr macht mich zum glücklichsten Mann, den es gibt!“, hauchte er in ihr Ohr, wobei er einige Strähnen ihres goldblonden Haares beiseite schob.

Er hielt sich noch eine Weile in seinen Armen, aber dann rückte er sie ein Stück von sich, damit er ihr wieder in ihr wunderschönes Gesicht sehen konnte. Prüfend betrachete er sie und er nahm immer noch diesen unendlichen Kummer war. „Aber das ist nicht der Grund, warum ich diesen Schmerz in dir fühle, der dich fast zerstört und dich zugrunde richtet!“ Wartend beobachtete er sein Gegenüber.

Sie Blondine biss sich auf die Lippen, was er als Zeichen dafür wertete, dass sie ihm noch immer etwas veschwieg und sie schaute ihm auch nicht mehr in die Augen. Sie staarte zu Boden.

Nach einer Weile erhielt er immer noch keine Auskunft. Er seufzte schwer. „Sera, wie soll ich dir helfen, diesen Schmerz zu ertragen, wenn du mir nicht seine Ursache sagst!“

Nun entwandte sich die Blondine wieder seinen festen Griff, aber auch diesmal ließ er es nicht zu. Mit sanfter Gewalt hielt er sie fest.

Ihr spärlich verhüllter Körper presste sich an seinen Männlichen und wieder einmal verluchte er ihre unglaubliche Anziehungskraft auf ihn. In dieser geistigen Ebene trug sie nur eine Art kurzes weißes Nachthemd und er nur eine kurze Stoffhose in schwarz. Sie befanden sich auf einer grünen Wiese, die sich bis zum Horizont erstreckte und der Himmel war in derselben Farbe seiner Augen. Warm und einladend war es in diesen Ort in Serenitys Seele.

„Endymion, glaub mir, ich würde es dir so gerne sagen, aber ich darf es nicht. Bitte versteh mich, es geht nicht!“, sie sprach flehend zu ihm in der Hoffnung, er würde es auch dieses Mal auf sich beruhen lassen. Aber sie hatte sich geirrt.

„Nein, Sera, ich will es nicht mehr verstehen. Was auch immer es ist, es zerstört dich von innen und macht dich angreifbar für das Chaos. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht weiß, was dich so verfolgt und dir solche Schmerzen bereitet!“ Er klang zornig und verstand seine Geliebte einfach nicht. Warum konnte sie ihn das nicht sagen?

„Bitte, Allan, vertraue mir, bitte! Ich darf es dir nicht sagen.“ Sein richtiger Name, ausgeprochen aus ihrem Munde, jagten ihm Schauer über den Rücken und weckten längst vergessene Erinnerungen. Dennoch verdrängte er sie wieder. Er musste jetzt standhaft bleiben, denn er war sich ziemlich sicher, dass sie es ihm dann verraten würde. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, was so schlimm war, dass Serenity es ihm nicht sagen wollte.

„Nein, Sera, diesmal nicht. Durch den Schweigen hast du dich und unser Kind“, dabei zeigte er anklagend mit dem Finger aus ihren Unterleib, „in Gefahr gebracht!“

Sie konnte ihn verstehen, aber sie konnte ihm doch nicht einfach erzählen, dass sie diesen Kampf nicht überleben würden. Das es ihrer aller Schicksal sein würde, dabei zu streben. Sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er sich diesem nicht beugen würde. Mit aller Macht würde er versuchen, einen Ausweg zu finden, besonders für ihre gemeinsames Kind. Aber in dieser Hinsicht gab es keinen, dass wusste sie und hatte es akzeptiert, auch wenn dieser Schmerz darüber sie fast umbrachte.

Der Erdenprinz sah, wie sie sich versteifte. Ihre Haltung ihm gegenüber, denn sie hatte es nun doch geschafft, Abstand zwischen sich zu bringen, wurde ablehend. „Es tut mir leid, Endymion, aber ich kann und werde es dir nicht sagen, das musst du akzeptieren.“, brachte sie mit ausdruckloser Stimme hervor. Nur noch ihre Augen verrieten, was es sie kostetet diese Worte auszusprechen.

„Und wenn nicht?“, fragte er bestimmend. „Wenn ich es nicht akzeptiere?“

Zum erstem Mal sah Endymion, welche Macht ihr innewohnte. Natürlich wusste er, wie viel Kraft sie besaß und sie hatte sie auch schon oft eingesetzt, aber in diesem Moment wurde ihm bewusst, wem er gegenüber stand.

Ihre Macht pulsierte wie ein lebender Wind um sie herum und ließ ihre Haare elegant um ihre Figur wehen. Trotzdem sie so viel kleiner und zarter war als er, wirkte sie erhaben und mächtig wie eine Kriegsgöttin. Bereit jeden Augenblick ihre Kraft zu entfesseln, damit ihr Wille geschehe.

„Dann ist dies das Todesurteil für alles Leben in diesem Universum. Denn ich werde nicht mit jemanden kämpfen , der mir nicht vertraut.“ Diesen Worte trafen ihn schwer. Sie hinterließen eine tiefe Narbe in seiner Seele.

„Und warum sollte ich dir vertrauen, wenn du mir nicht vertraust und nicht einfach den Grund nennst, weshalb du solche Schmerzen leidest. Ich will dir doch bloß helfen.“, sagte er traurig.

Die werdende Mutter erkannte, welche Schaden ihre Worte bei ihm angerichtet hatten und sie ging langsam auf ihn zu. Endymion bewegte sich nicht von der Stelle und schließlich erreichte sie ihr Gegenstück. Quallvoll sah er auf sie hinunter und war doch nicht fähig, seine Arme auszustrecken und diesen Körper, der ihm alles gab, was er brauchte, an sich zu ziehen. Zum erstem Mal hatten sie sich wirklich gestritten und es machte ihm angst, wie zerbrechlich anscheinend diese Beziehung war.

Die Mondprinzessin konnte seine Gedanken lesen.

„Allan, Endymion, ich habe nicht gesagt, dass ich mich von dir abwende, das würde und könnte ich nicht. Du bist der Mensch, oder das Wesen, es ist vollkommen egal, was du bist, der mich versteht und den ich am meisten auf dieser Welt liebe und ich danke dir vom ganzen Herzen für deine Sorge und deine Liebe. Nur durch sie bin ich stark genug, dies zu ertragen, aber bitte glaube mir, ich kann es dir nicht sagen.“

Er sah ihn in diese ozeanblauen Augen, die so geheimnisvoll wie das Meer schimmerten und konnte darin nur die reine Wahrheit finden. Er überwand den letzen Abstand zwichen ihnen und wieder lagen sie sich in den Armen.

„Ich vertraue dir, meine Schönheit, aber bitte pass in Zukunft besser auf. Ich könnte es nicht ertragen, euch beide zu verlieren.“ Dabei strich er über ihren leicht gerundeten Bauch und küsste sie gleichzeitig zärtlich auf den Mund.

Sie hatten alles geklärt, was es Endymions Ansicht nach zu erläutern gab und er löste den Schild mit seinem Willen wieder auf.

Ein erleichtes Seufzen entfleuchte vielen Kehlen. Endlich hatten sie die Gewissheit, dass es ihren Eltern gut ging. Besonders Selene war erleichtert, als sie sah, dass sich beide aus ihrer sitzenden Haltung erhoben.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  mieze-katze
2010-03-10T12:03:28+00:00 10.03.2010 13:03
Oh nein wie toll ^,^
ich hab gar nicht damit gerechnet das sich die beiden so früh begegnen
und ich finds ja sooooo schön *,*
Welche Erinnerung Serenity wohl sieht?
Und wie die anderen auf die Offenbahrung von selene reagieren?
Ich bin gespannt ^,^
Bis zum nächsten mal
Lg Miezie
Von:  mieze-katze
2010-03-10T11:49:28+00:00 10.03.2010 12:49
Oh man jetzt hast du mich aber echt erschreckt
damit hatte ich jetzt ganz und gar nicht gerechnet

jetzt will ich aber wissen wie es weiter geht ^,-
Sorry
Von:  mieze-katze
2010-03-10T11:36:47+00:00 10.03.2010 12:36
ich weiß langsam echt nicht mehr was ich schreiben soll
außer das es mal wieder ein wundervolles Kapitel war
ich bin auf die erklärung gespannt warum der Ersatz vater von Merkur der Stallmeister ist ^^

bis gleich *wink*
Von:  mieze-katze
2010-03-09T17:06:12+00:00 09.03.2010 18:06
Hört sich toll an
vorallem diese Kutschen find ich klasse ^^
und weil ich sooo gespannt bin muss ich leider morgen weiterlesen T,T
muss kindermädchen machen *würg*
würde viel lieber weiterlesen

Ach und übrigens vielen dank für diese Masse an Kapitel *g*
Bis morgen
Bye
Von:  mieze-katze
2010-03-09T16:56:09+00:00 09.03.2010 17:56
Oh nein sooo traurig -,-
und doch wieder schön ^,^
ich finde es toll wie Serenity ihren Silberkristall rein intuitiv einsetzt
*hände reib* auf zum nächsten Kapitel ^,-
Von:  mieze-katze
2010-03-08T13:08:42+00:00 08.03.2010 14:08
Wow o,o
eine tolle Geschichte zur "Allmutter" Cosmos
eine sehr schöne Idee wirklich
und was die reise zu den einzelnen Planeten angeht
ich bin begeistert absolut ^,^
ich freue mich darauf zu erfahren wie Serenity die anderen kennenlernt da sie auch nicht alle auf anhieb mitgehen wollen oder???
Jedenfalls bin ich mir sicher dass Sie alle überzeugt und darauf freue ich mich wie ein kleines Kind *ggg* ^,^

Naja jedenfalls bedanke ich mich bei dir für die schönen Kapitel und wünsche dir frohes schaffen
Bis bald *wink*
Von:  mieze-katze
2010-03-08T12:46:45+00:00 08.03.2010 13:46
also das mit dem Kuss war echt geil ^,^
ich konnte mir das verdattete Gesicht regelrecht vorstellen *g*
Den See mit dem Einhorn fand ich toll so richtig zum träumen
Ich würde ja schon gerne wissen wo es hin geht aber ich denke das du das später nochmal einbauen willst ^,-
so jetzt noch schnell das nächste Kapitel ^,^

Von:  mieze-katze
2010-03-08T12:21:59+00:00 08.03.2010 13:21
O,O
so ungefähr hab ich gekuckt als ich gesehen habe das du drei Kapitel auf einmal hochgeladen hast *g*
Jedenfalls bin ich sehr froh darüber ^,^
hab mich bald gekringelt vor lachen als die beiden anfingen
es war echt lustig
ich freue mich auf die Reaktion von Königin Serenity wenn Serenity Maru mit zu dem Gespräch am abend mitbringt ^,-

Ach übringens den spitznamen Maru find ich genial ^,^
Von:  mieze-katze
2010-03-07T22:11:01+00:00 07.03.2010 23:11
Nabend ^^
Wie ich es mir gedacht habe es ist mars *g*
Ich bin vollkommen begeistert ^,^
Ich freue mich darauf zu lesen wie die freundschaft der beiden wächst und gedeiht
Ach und die anderen kriegerinnen nicht zu vergessen
Ich bin echt gespannt ^,-

Ich wünsche dir wundervolle schreiblaune und viiiiiiele Ideen

*knuff*
Bye ^,^ *wink*
Von:  mieze-katze
2010-03-04T17:54:00+00:00 04.03.2010 18:54
ein schönes Kapitel
bin gespannt was der jungen prinzessin jetzt durch den Kopf gehen mag
und ich ahne vielleicht auch schon wer diese mysteriöse Prinzessin im roten kleid mit dunklen Haaren wohl sein könnte ^,-

Bis bald ^,^


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