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Kirschsaft

von

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Verdächtige?

Kirschsaft

von Chibi_Isa
 

Kapitel 1: Verdächtige?
 

Hangengs POV
 

Wieder ein neuer Mord, wieder zwei Einstiche am Hals und wieder ist die Leiche blutleer. Keine DNA-Spuren, keine Kampfspuren und wieder war das Opfer ein Kleinkrimineller. „Gibt es Zeugen?“, frage ich den Polizeibeamten, der als erstes am Tatort war.

„Nein, wieder keine Zeugen“, antwortet er.

„Wie bei den ersten drei Opfern. Der Vampir hat wieder zugeschlagen“, seufzt Siwon, mein Partner.

„Könntest du aufhören ihm solche Namen zu geben? Es gibt keine Vampire“, gebe ich zurück. Ich hasse so was. Morde sind menschlich, man muss sie keinem übernatürlichen Wesen zuschreiben.

„Ich weiß. Komm, wir hören uns um. Vielleicht gab es trotzdem irgendwo jemanden, der etwas gesehen hat“, schlägt er vor und wir machen uns auf die Suche.
 

Doch egal wo wir fragen, niemand konnte etwas beobachten. Gut, der Mord hat in einer Gasse stattgefunden, aber trotzdem hatte ich gehofft einen Schritt weiter zu kommen.

Seit Wochen laufen wir in diesem Fall auf der Stelle.

Es gibt immer wieder neue Morde, aber nie Zeugen oder sonst irgendwas mit dem wir was anfangen könnten.

Es ist nur immer wieder dasselbe.

Das Opfer war auf dem Heimweg von einer Bar und wurde dann in einer Gasse tot aufgefunden. Es ist aber nie zweimal dieselbe Bar oder Gasse. Ganz im Gegenteil, die Tatorte liegen ziemlich weit auseinander.
 

„Es ist zum Verrücktwerden“, finde ich, als wir abends in unserer Wohnung ankommen und ich mich in den Sessel fallen lasse. Missmutig zünde ich mir eine Zigarette an.

„Das wird schon noch. Irgendwann müssen wir ja mal einen Hinweis finden“, entgegnet Siwon.

„Und wann? Beim 37. Opfer? Das muss endlich aufhören, selbst wenn die Opfer Kriminelle sind“, erwidere ich, während er in der Küche werkelt.

„Was sollen wir denn noch machen? Es gibt keine Zeugen, wir haben die Bars durchsucht und auch dort nachgefragt. Andere Hinweise haben wir auch nicht, also Hannie, was sollen wir tun?“, gibt er zurück.
 

„Ach, ich weiß doch auch nicht. Ich will nur, dass es aufhört“, entgegne ich hilflos und ziehe an der Zigarette.

Ich könnte mich ohrfeigen dafür. Eigentlich hatte ich aufgehört, aber dieser verdammte Fall macht mich so fertig, dass ich das ab und an mal brauche.
 

„Können wir es nicht heute einfach mal lassen? Morgen früh hast du so und so wieder damit zu tun“, erwidert Siwon.

„Ja, schon gut, ich bin jetzt still“, stimme ich zu.

„Okay, Nudeln oder Reis?“, fragt er dann.

„Reis. Ich geh duschen“, rufe ich noch zurück, mache die Zigarette aus und ziehe mich zurück.
 

„Hannie, auf geht’s. Es gibt eine neue Leiche“, teilt mir Siwon am nächsten Morgen mit, als er auflegt.

„Schon wieder? Die Abstände werden kürzer“, bemerke ich sofort. Wie kann das auch sein? Sonst lag mindestens eine Woche zwischen den Opfern und jetzt ein Tag? Wenn das so weitergeht, werde ich wirklich noch wahnsinnig.

„Wieder in einer Gasse?“, will ich wissen, als wir hinfahren.

„Ja und wieder war er in einer Bar. Wieder ist es ein Krimineller und wieder dieselbe Vorgehensweise“, entgegnet er.

„Verdammt!“, fluche ich. Dann ist es wirklich so. Zwei Opfer in zwei Tagen.

„Diesmal gibt’s aber so was wie einen Zeugen“, informiert mich Siwon.
 

„Wirklich? Dann wird er leichtsinnig. Hoffentlich haben wir so endlich eine Spur“, hoffe ich das Beste, als wir beim Tatort ankommen. Die Leiche ist wie bei den anderen Morden. Zwei Einstiche, der Körper blutleer und keine sonstigen Verletzungen.

Noch nicht mal Kampfspuren. Dabei muss man sich doch eigentlich wehren, wenn jemanden einem das Blut entnimmt.
 

„DNA-Spuren kann ich erst durch eine genaue Untersuchung feststellen. Der ungefähre Todeszeitpunkt müsste heute Morgen zwischen drei und vier Uhr gewesen sein“, klärt uns der Gerichtsmediziner auf.

„Hm, danke für die Info. Komm, wir sehen uns die Bar mal an“, bin ich voller Tatendrang. Wenn es schon mal eine klitzekleine Spur gibt, muss ich das auch ausnutzen.
 

„So, könnten Sie uns bitte sagen, was sie gesehen haben“, verlange ich vom Barbesitzer, als wir dann da sind.

„Es war so ein kleiner schmächtiger Typ mit schwarzen Haaren“, antwortet er. Na toll, was soll ich jetzt damit anfangen.

„Und? Was hat der gemacht?“, will ich ungeduldig wissen und Siwon schenkt mir einen Blick, der mir sagt, dass ich mich zügeln sollte.

„Hier herum gelungert und die Leute beobachtet. Als Jeffrey dann raus is, is er hinter her“, erzählt der Typ.

„Und weiter? Ist das alles?“, ist es mir viel zu wenig. Ich dachte, es ist sonst was vorgefallen oder er hat den Mord beobachtet.

Wer weiß, ob wir ihm überhaupt glauben können. Es kann genauso gut sein, dass er sich hier nur wichtig machen will.
 

„Ja, ich hab nicht mehr zu sagen“, erklärt er und ich seufze auf.

„Danke für die Infos. Hier ist unsere Karte. Wenn Ihnen noch was einfällt, rufen Sie uns an“, kümmert sich Siwon um den Rest, während ich schon enttäuscht hinaus stapfe.

Totaler Reinfall, so könnte man das wohl bezeichnen.

Ein kleiner, schmächtiger Typ mit schwarzen Haaren, der nach dem Opfer die Bar verlassen hat?

Daran ist so viel verdächtig wie an nem Japaner, der Sushi isst.
 

Mann, ey, was denken sich die Leute eigentlich?

„Hannie, jetzt warte doch mal. Was hast du denn erwartet? Eine detailreiche Täterbeschreibung, am Besten noch mit Lebenslauf? Wir sind hier nicht bei „Wünsch dir was““, macht mich Siwon leicht zur Schnecke.

„Ein bisschen genauer hätte er sich schon ausdrücken können. Ein schmächtiger Typ mit schwarzen Haaren. Da gibt’s Millionen“, bemerke ich, als wir wieder zurück zum Auto laufen. „Und? Da kann der Kerl auch nichts für“, erwidert er.

„Hat sich schon jemand in der Nachbarschaft umgehört?“, will ich dann wissen und Siwon schüttelt den Kopf.
 

„Gut, dann machen wir das jetzt“, bestimme ich und der Vormittag vergeht mit absolut langweiligen Befragungen, die uns wieder mal keinen Schritt weiter bringen.

Nachmittags sind wir dann zurück im Polizeirevier. Ich schaue mir alle Fakten nochmals an.
 

Jedes Opfer, ein Kleinkrimineller, blutleer, zwei Einstiche am Hals, aufgefunden in einer kleinen, unbelebten Gasse und davor waren sie Gast in einer Bar. Keine Zeugen und niemand hat je etwas gemerkt.

Verdammt, wenn es nicht wirklich so auf Vampire hinweisen würde.
 

Aber das ist nicht möglich. Es gibt sie nicht, es sind nur Fabelwesen. Oh Mann, wenn wir nur endlich mal nen Hinweis hätten.

„Komm, lass uns Schluss machen. Die Pressemeldung mit der Täterbeschreibung ist raus und mehr können wir heute auch nicht mehr machen“, findet Siwon, als es schon Abend ist. Seufzend lege ich meine Dokumente und Aufzeichnungen weg. Er hat ja Recht, aber es ist so frustrierend.
 

„Lass uns irgendwo was trinken gehen. Das brauch ich nach so nem Tag“, erkläre ich, als wir auf dem Nachhause weg sind.

Siwon stimmt zu und nachdem wir daheim geduscht haben, sitzen wir nun in einer Bar.

„Und? Schon Pläne fürs Wochenende?“, will mein Kollege und Freund wissen.

„Ja, sicher. Ich hab auch so viel Nerven auszugehen“, entgegne ich.

„Hannie, jetzt sieh die Sache doch mal nich so negativ. Wir haben ne kleine Spur“, erinnert er mich.

„Ja, die absolut wertlos ist“, resigniere ich und leere meine Glas.

Keinen Moment später bestelle ich mir einen neuen Drink. Wenn das so weiter geht, hab ich bald schon zu viel.
 

„Wir finden schon noch was heraus. Die Beschreibung ist doch auch schon draußen, es wird, glaub mir“, versichert er.

Ich hab echt keine Ahnung, woher er diesen Optimismus nimmt. Es ist aussichtslos, völlig aussichtslos, dass wir je einen Täter finden. Es wird nur immer neue Opfer geben.
 

„Musst du schon wieder? Das schadet dir nur“, bemerkt Siwon sofort, als ich mir eine Zigarette anzünde.

„Is ja nich deine Sache“, erwidere ich genervt.

„Doch, mir schadet es auch“, beschwert er sich.

„Mann, Siwon, in dem Schuppen hier rauchen noch mehr Leute“, rege ich mich auf. Was will er denn so plötzlich?

„Und? Deshalb musst du es nich nachmachen. Du hattest aufgehört, schon vergessen?“, will er wissen. Nein, natürlich nicht. Aber seit diesem Fall hab ichs eben nötig. Er macht mich völlig fertig.

„Dann kann man auch wieder anfangen und jetzt lass es einfach. Wenns dir nicht passt, dann geh doch nach Hause“, schnauze ich ihn ein bisschen an. Er sieht mich zwar schief an, sagt aber nichts dazu.
 

„Einen Bloody Mary, bitte“, bestellt plötzlich jemand neben mir und ich schaue zu der Stimme. Ein schmächtiger Typ mit schwarzen Haaren… nein, der sieht viel zu unschuldig aus, um einen Mord zu begehen.

Außerdem gibt es noch Millionen andere die so aussehen.
 

„Hi“, grinst mich der Kerl an, als er meinen Blick wohl bemerkt hat.

„Hi“, murmele ich nur, als ein weiterer Mann dazu kommt. Er ist größer als der andere und hat eine stärkere Statur, jedoch dieselben dunklen Haare.

Ich weiß nicht, was es ist, aber die Beiden umgibt irgendwie eine mystische Aura. Sie wirken so… anziehend.
 

„Musst du wieder dein Gesöff trinken?“, will er von dem Kleineren wissen.

„Das is kein Gesöff, du Ignorant. Es schmeckt lecker“, erklärt der andere und nimmt seinen Drink entgegen.

„Komm, gehen wir. Sonst guckt sich der Kerl da noch die Augen aus“, ist dem Stärkeren mein Blick nicht verwehrt geblieben.

Jetzt zieht er den anderen mit. Ich sehe ihnen nach, wie sie sich einen Tisch in der hintersten Ecke suchen und dort Platz nehmen.
 

„Hast du ne Eroberung gefunden?“, will Siwon wissen, der meinem Blick gefolgt ist.

„Nein… aber… die Beschreibung. Klein, schmächtig, schwarze Haare…“, bemerke ich.

„Was? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass der… Hannie, schau ihn dir doch mal an. Er könnte keiner Fliege was zu Leide tun“, ist sich Siwon sicher. Na ja, er vielleicht nicht, aber…

„Was ist mit dem anderen? Was, wenn der Kleine nur die Opfer anlockt und der große Typ erledigt den Rest?“, habe ich eine Vermutung.

Siwon schaut noch einmal zu den Beiden. Der Kleine hat sich mittlerweile an den anderen gekuschelt und sie reden aufgeregt miteinander.

Ich weiß nicht warum, aber dieses Bild versetzt mir irgendwie einen Stich.
 

„Könnte sein, aber der andere wirkt auch nicht wie ein Serienkiller, der seinen Opfern das Blut aussaugt“, erwidert Siwon.

Gut, das stimmt, aber man kann sich auch in Menschen täuschen. Wer weiß?

„Hey, kennst du die Beiden dahinten?“, wende ich mich an den Barmann. Er wirft einen kurzen Blick zu dem Tisch in der Ecke.

„Nee, die sind zum ersten Mal hier“, antwortet er. Würde wieder passen, eine neue Bar, ein neues Opfer. Siegessicher schaue ich Siwon an.
 

„Wir sind auch zum ersten Mal hier“, bemerkt er.

„Aber wir verhalten uns nich verdächtig“, entgegne ich.

„Tun sie doch auch nicht. Sie trinken was, genau wie wir“, gibt er zurück.

„Ja, aber…“, fange ich an.

„Ach, Hannie, du bist einfach viel zu verbissen an dem Fall dran. Relax mal. Ich geh nach Hause, kommst du mit?“, fragt er.

„Nein, ich bleib noch ein bisschen hier“, lehne ich ab. Ich muss einfach sehen, was die Beiden noch machen.

„Gut, aber stress dich nich so rein“, rät er mir und will seine Sachen bezahlen.
 

„Mach ich nich und lass das. Ich lad dich ein, weil du meinen Zigarettenrauch ertragen musstest“, erkläre ich.

„Okay, dann bis Morgen“, verabschiedet er sich und verlässt das Lokal. Ich beobachte das Pärchen weiter.

Sie verhalten sich zwar ganz normal, trotzdem finde ich sie irgendwie verdächtig. Ich weiß auch nicht warum, aber es ist nun mal so.

Der Schmerz in meiner Brust lässt auch nicht nach, warum müssen die auch so dermaßen rummachen?

Am Anfang war es nur Kuscheln, aber mittlerweile… geht es echt heiß her. Verdammt.
 

„Noch einen“, bestelle ich, als mein Glas wieder mal leer ist und drehe mich kurz zum Barmann um. Doch als ich wieder zu den Beiden schaue, sind sie weg. Nein, das gibt’s doch gar nich.

„Lassen Sie das. Hier, stimmt so“, lege ich ihm Geld hin, schnappe mir meine Jacke und eile hinaus. Draußen in der Straße sind sie auch nicht zu sehen.

Na toll und jetzt? Rechts oder links? Verzweifelt entscheide ich mich für eine Richtung und schaue dort in jede noch so kleine Gasse. Irgendwo müssen sie doch sein, das ist unmöglich.
 

„KANNIE, hey, nich so schnell. Ich hab kürzere Beine“, höre ich plötzlich wieder seine Stimme und schaue mich um. Die Beiden kommen aus einer Bank.

Nein, das kann nicht sein. Sie sind die Täter. Ich war mir so sicher. Was haben die jetzt in der Bank gemacht?

„Mann, Chulie, mach doch mal hin. Ich will heut noch nach Hause kommen“, erklärt der andere und wartet auf seinen Freund, um seine Hand zu nehmen. Als sie an mir vorbeilaufen wirft mir der Kleine wieder ein Grinsen zu.
 

„Gute Nacht“, wünscht er mir und lässt sich mitziehen, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden sind.

Verdammt, was ist das? Mich lässt einfach das Gefühl nicht los, dass sie es sind. Aber wie soll ich das jemanden erklären?

Oder beweisen?

Es ist nur ein Gefühl.

Seufzend mache ich mich nun auch auf den Heimweg.

Kim Heechul

Kirschsaft

von Chibi_Isa
 

Kapitel 2: Kim Heechul
 

Hangengs POV
 

„Hannie, los, raus aus den Federn. Du hast Besuch“, werde ich am nächsten Morgen unsanft geweckt. Mein Kopf, oh scheiße, er hämmert so dermaßen, dass ich denke er platzt im nächsten Moment.

„Was?!“, frage ich völlig durch den Wind.

„Yesung und Ryeowook sind hier. Komm langsam in die Gänge, sonst gehen sie wieder“, erwidert Siwon. Yesung? Ryeowook? Oh Mann, was wollen die jetzt hier? Sie könnten sich ja wenigstens mal vorher anmelden.

Jetzt muss ich auch noch aufstehen. Auch wenn sie meine besten Freunde sind, ich hab doch auch nicht immer Zeit. Besonders nicht an einem Samstagmorgen. Da schlafe ich für gewöhnlich. Gequält schäle ich mich aus meiner Bettdecke. Warum musste ich auch so viel trinken? Nur weil ich diese beiden Idioten beobachtet habe.

Für was? Für nichts und wieder nichts. Mit pochendem Kopf ziehe ich mich an und schlürfe dann aus dem Zimmer in die Küche.
 

„Morgen“, murmele ich und setze mich auf den Stuhl neben Yesung.

„Morgen, Hannie“, geben er und Ryeowook zurück. „Mal so nebenbei. Du siehst scheiße aus“

„Danke für die Info“, entgegne ich und reibe meinen Kopf. Siwon stellt mir ein Glas Wasser hin und legt eine Tablette daneben. Wie automatisch nehme ich sie und trinke das Glas leer. Hoffentlich wirkt das Ding, sonst werde ich noch wahnsinnig.

„Was hast du gestern getrieben? Muss ja ein erfüllter Abend gewesen sein“, bemerkt Ryeowook dann.
 

„Ich hab gearbeitet und es is später geworden“, erkläre ich.

„Gearbeitet? In der Nacht? Komm, verarsch uns halt“, gibt Yesung sofort zurück.

„Ich hab einen Typen gesehen, der auf die Täterbeschreibung von diesem Serienkiller passt. Den hab ich dann beobachtet“, kläre ich die Beiden auf.

„Und? Hat er was gemacht?“, will Siwon wissen.

„Nein, er is mit seinem Freund gegangen. Was die daheim gemacht haben, kann ich mir ja denken“, erwidere ich resigniert.

Einerseits weil er überhaupt nichts mit den Morden zu tun hatte und andererseits, weil er mit diesem Typen weggegangen ist.
 

„Wolltest du mit ihm nach Hause gehen?“, neckt Yesung mich.

„Ja, sicher“, antworte ich. „Haben wir noch Kaffee?“

„Hier, Hannielein. Schon blöd, wenn man den Alkohol nicht verträgt“, stellt Siwon mir dann auch noch ne Tasse und die Kaffeekanne hin. Ich bedenke ihn mit einem bösen Blick, ehe ich mir was einschenke.

„Was macht ihr beiden überhaupt hier?“, frage ich dann.

„Dich besuchen vielleicht? Oder ist das neuerdings verboten?“, will Ryeowook wissen.

„Nein, aber solche Besuche sind meistens mit einer Forderung verbunden. Braucht ihr Geld? Oder hat jemand von euch wieder was angestellt, was ich vertuschen soll?“, erkundige ich mich. Solche Dinger haben die Beiden schon öfter gedreht. Gut, es war nie irgendwas Schlimmes und sie sind meine Freunde, aber langsam wird es nervig.
 

„Nein, eigentlich wollten wir dich einladen“, erzählt Yesung vor Freude strahlend.

„Einladen? Was wird denn gefeiert? Eure Hochzeit?“, vermute ich grinsend und sofort werden beide rot. Meinem Kopf geht es eindeutig besser. Er ist schon wieder zu Scherzen fähig, also es geht echt aufwärts.

Gut, die Zwei sind eh schon zusammen, aber heiraten würden sie nie. Das würde überhaupt nicht passen.
 

„Ha, ha, lustig. Eigentlich wollte ich dich dazu einladen, aber wenn du keine Lust hast“, legt er mir eine Eintrittskarte hin. Ahhh, er tritt mit seiner Band auf. Nächstes Wochenende… und… meine Lieblingsband spielt auch. Natürlich will ich dahin.

„Und ob ich will“, entgegne ich und pinne die Karte gleich an den Kühlschrank.

„Er ist schon leicht zufrieden zu stellen“, bemerkt Ryeowook leicht abfällig.

„Du brauchst auch nur Yesung und dann ist alles in Ordnung“, erwidere ich grinsend und er wird wieder rot. Auch Siwon und Yesung grinsen.
 

„Was essen wir heute?“, will ich am Mittag wissen, als Yesung und Ryeowook wieder gegangen sind. Angeblich, weil sie noch einkaufen müssen. Pfff, diese Ausreden immer.

„Es sin noch Nudeln da und Nudeln und Nudeln. Wie wärs mit Nudelsuppe?“, fragt Siwon. „Ja, einverstanden“, antworte ich und wir machen uns ans Kochen. Darüber vergesse ich sogar mal diesen dummen Fall.
 

„Und jetzt erzähl mal. Was war gestern noch mit den Beiden?“, erkundigt sich Siwon als wir essen.

„Nichts, hab ich doch schon gesagt. Sie haben rum gemacht, dann sind sie raus und in ne Bank und von da dann nach Hause. Aber ich sag dir, die haben irgendwas damit zu tun. Vielleicht sind sie nicht die Täter, aber sie wissen was“, erwidere ich.
 

„Hast du irgendwelche Beweise dafür?“, will er wissen.

„Nein, es is nur so ein Gefühl, aber es ist unglaublich stark“, kläre ich ihn auf.

„Ein Gefühl? Das wird dir wirklich sehr viel bei den Ermittlungen nützen“, amüsiert er sich darüber.

„Kann es sein, dass sich das Gefühl nur auf den Kleinen bezieht?“
 

Verärgert schaue ich ihn an. Was soll denn das jetzt heißen? Nur weil der Kleine süß ist, muss ich ihn gleich mögen? So ein Unsinn und meinen Instinkt trübt er sicher nicht. Er hat irgendwas mit der Sache zu tun, ich weiß nur noch nicht was.

„Selbst, wenn du sie beobachtet hast. Es war schon fast ein Starren und dein Blick war nich nur so, als wäre es aus reinem Interesse an dem Fall“, bemerkt Siwon.

„Du redest Schwachsinn“, gebe ich zurück.

„Ach ja? Und warum bist du so rot?“, erkundigt er sich grinsend und meine Hand wandert an meine Wange. Sie ist tatsächlich warm. Warum bist du jetzt rot? Die Frage könnte ich mir selber stellen. Ich hab keine Ahnung warum. „Hier drin is es zu heiß“, murmele ich nur und esse zu Ende.
 

„Siwon, los, wir haben einen neuen Toten“, erkläre ich, als ich am nächsten Freitag ein Gespräch mit einem Polizisten geführt habe. Siwon schlürft seine Kaffeetasse leer und folgt mir dann zum Auto. Die ganze Woche über war es ruhig. Keine Morde, nichts und jetzt fängt es wieder an.

„Die üblichen Anzeichen?“, fragt er, als wir fahren.

„Ja, alles so wie immer. Diesmal wieder keine Zeugen“, antworte ich. Irgendwie hoffe ich ja darauf, den Kleinen wieder zusehen, aber ich glaube kaum, dass er am Tatort rum lungert, wenn er was mit dem Fall zu tun hat.
 

Andererseits kommen Täter auch oft zum Tatort zurück. Als wir dort ankommen, untersucht der Gerichtsmediziner gerade die Leiche.

Er bestätigt, die üblichen Merkmale, blutleer und zwei Einstiche am Hals. Dann reden wir mit dem Obdachlosen, der das Opfer gefunden hat. Wie ich mir schon gedacht habe, ist er nicht sehr gesprächig, erst nachdem wir ein bisschen was haben springen lassen, hat er uns erzählt, wie er die Leiche gefunden hat.

Es ist nichts Neues, aber es musste ja sein. Auch, als wir uns in der Straße umhören, bekommen wir keine weiteren Informationen. Es ist wieder mal so frustrierend.
 

„Wollen wir für heute Schluss machen?“, will Siwon wissen, als uns eine Befragung mal wieder völlig ins Leere geführt hat.

„Müssen wir ja wohl“, seufze ich und wir laufen zum Auto zurück. Gerade als ich einsteigen will, fällt mir ein Mann auf, er kommt gerade am Auto vorbei und es ist der Kleine vom letzten Freitag.

„Wollen wir auf dem…“, fängt Siwon an, aber ich kann das jetzt einfach nicht auf sich beruhen lassen.
 

„Warte mal kurz“, lasse ich ihn stehen und laufe dem Mann hinter her.

„Hey, Sie… warten Sie bitte“, rufe ich ihm zu und komme dann bei ihm an. Wow, er is ja bepackt bis oben hin. Was hat er denn vor?

„Ähhhm, ja, was möchten Sie?“, fragt er schließlich und schaut mich genauer an. „Ach, Sie kenn ich doch vom letzten Wochenende“

„Ja, ich bin von der Mordkommission. Hier in der Nähe wurde eine Leiche gefunden. Wo waren Sie gestern Nacht zwischen drei und vier Uhr?“, will ich wissen.
 

„Na in meinem Bett“, gibt er sofort zurück.

„Kann das irgendjemand bestätigen?“, erwidere ich.

„Hm, mein Freund, aber der hat auch geschlafen. Also hab ich wahrscheinlich kein Alibi, aber wenn Sie es genau wissen wollen.

Ich wohne am anderen Ende der Stadt und nachts aufzustehen um jemanden umzubringen. Dazu hab ich bestimmt keinen Bock“, macht er mich mit einer einzigen Antwort fast unfähig. Natürlich hat er so kein Alibi, aber nachts fahren keine Busse mehr hier in dieses Viertel und zu Fuß würde er über drei Stunden. Das würde doch keiner auf sich nehmen.
 

„Wenn Sie am anderen Ende der Stadt wohnen, was wollen Sie dann hier mit diesen ganzen Sachen?“, fällt mir dann seine Riesentüte auf, die er immer noch in den Armen hält.

„Mein Opa wohnt hier und da er nich mehr so fit ist, nehme ich ihm die Einkäufe ab. Oder ist das polizeilich verboten?“, erkundigt er sich. Ich muss wirklich aufpassen, dass ich mitbekomme was er sagt, denn ich kann mich kaum darauf konzentrieren.

Er ist einfach so süß. Seine Augen, seine knuffigen Wangen und dann auch noch dieses Grinsen.

Verdammt, Hangeng, beruhig dich!
 

„Nein, natürlich nicht. Sicher, dass Sie gestern daheim geschlafen habe und nicht bei ihrem Großvater?“, habe ich eine weitere Idee. Wenn er bei seinem Opa übernachtet hätte, wäre es gar nicht weit bis zum Tatort.

„Ja, sicher. Sie können gerne meinen Opa und meinen Freund befragen. Wollen Sie gleich mitkommen?“, bietet er an, aber irgendwie glaube ich ihm dass er bei seinem Freund war. Ich weiß auch nicht warum. Es ist wieder ein Gefühl.

„Nein, nicht nötig. Falls Ihnen doch was einfällt. Hier ist meine Karte“, gebe ich sie ihm, drehe mich um und will zurück zum Auto.
 

„Herr Han?“, fragt er auf einmal und zieht mich an meinem Arm. Als ich wieder in sein Gesicht sehe, ist er mir viel zu nahe und viel zu schnell liegen seine Lippen auf meinen.

„Falls Sie mich wieder sehen wollen. Ich bin heute wieder in der Bar“, erklärt er, grinst mich an und läuft dann einfach weiter. Hilfe, was war das denn?!?!?!?!?! Jetzt hat er mich einfach geküsst?

Ich glaub, ich dreh durch. Es war so schnell und kurz, dass ich noch nicht mal irgendwie reagieren konnte. Warum hat er das auch gemacht? Jetzt bin ich noch mehr durcheinander, als ich es eh schon bin.
 

„Was war das denn?“, will Siwon wissen, als ich wieder beim Auto angekommen bin.

„Kein Kommentar“, entgegne ich nur, steige ein und lasse den Motor an.

„Er hat dich doch geküsst. Komm schon, über was habt ihr geredet?“, muss er unbedingt bohren, während wir zum Polizeipräsidium zurückfahren.

„Kein Kommentar“, wiederhole ich.

„Hanniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiie, los raus mit der Sprache“, fordert er.

„Ich hab ihn zum Mord befragt“, antworte ich schließlich.

„Ja, und da hat er dich eben mal geküsst“, bemerkt er.

„Ja, hat er und? Du tust grade so, als wäre das was Außergewöhnliches“, gebe ich zurück. Als würde mich niemand küssen, was soll denn die Scheiße jetzt?

„Na ja… deine letzten Dates sind schon ne Weile her“, muss er mich weiter necken. Ich antworte nicht mehr. Gut, es stimmt, ich hatte schon längere Zeit keine Beziehung oder so, aber wie auch? Ich hab ja kaum Zeit dafür.
 

„Hast du wenigstens aufgeschrieben wie er heißt? Oder wo er wohnt?“, möchte Siwon dann wissen. Verdammt… das hab ich vergessen. Wie konnte ich? Ich ermittle doch schon länger. „Hast du nicht, oder? Mann, Hannie, so was lernt man doch schon im Streifendienst“, regt er sich auf.

„Ja, Mann, aber er macht mich so durcheinander… außerdem, treffen wir uns wieder. Heute in der Bar vom letzten Freitag“, erinnere ich mich wieder an seine Information. Eigentlich hatte ich ja nicht vor hin zu gehen, aber jetzt? Ich brauche unbedingt seinen Namen, sowohl für die Ermittlungen, als auch für mich.

„Oh, ein Date? Jetzt gehst du aber ran“, ist der Ärger über die fehlende Information sofort verflogen.

„Es ist kein Date. Er meinte nur, dass er heute wieder da wäre“, kläre ich ihn auf, als wir beim Präsidium sind.

„Trifft sich ja gut, dass du die Angaben vergessen hast“, bemerkt er und ich würde ihm am Liebsten eine scheuern. Ich bin weder in den Kleinen verliebt noch sonst irgendwas. Er ist süß, aber das ist auch schon alles. Genervt packe ich im Büro meine Sachen.
 

„Bist du jetzt sauer oder was?“, will Siwon wissen und setzt sich auf meinen Schreibtisch. Ich sage nichts und packe weiter.

„Hannie, jetzt sei doch nich so eingeschnappt. War doch nich so gemeint. Wenn du den Kleinen nicht sehen willst, dann geh ich dahin“, bietet er an.

„Nein, auf keinen Fall“, rede ich sofort dagegen und er grinst mich an.

„Das hat nichts zu sagen“, bemerke ich sofort.

„Glaub ich nich. Kann es nich sein, dass du dich ein klein bisschen verknallt hast?“, fragt er und ich schweige wieder. Nein, ich bin nicht verknallt oder so. Ganz sicher nicht. Er ist nur irgendwie so anziehend und ich werde das Gefühl immer noch nicht los, dass er etwas mit den Morden zu tun hat.
 

„Gut, dann eben nicht, aber bitte sei nicht mehr sauer auf mich“, bittet er und schaut mich hoffnungsvoll an. Pfff, als wäre ich ihm irgendwann mal länger als zwei Minuten böse gewesen.

„Komm, du Idiot, wir gehen nach Hause“, erwidere ich lächelnd und wir fahren zu unserer Wohnung.
 

Ein paar Stunden und Bier später sitzen wir in der Bar und warten. Er meinte, doch dass er kommen wird. Warum ist er noch nicht da? Es ist schon fast zwölf. Etwas früher hätte er schon antanzen können.

„Sicher, dass er diese Bar gemeint hat?“, will Siwon wissen.

„Wir waren noch nich in einer anderen. Also, was soll er sonst gemeint haben?“, gebe ich zurück.

„Ja, schon… hat sich grad erledigt. Schau mal, wer da ist“, macht er mich dann auf den Eingang aufmerksam. Er kommt gerade herein… und er ist leider nicht allein. Der Typ vom letzten Mal ist auch wieder dabei.

Doch anstatt sich zu mir zu setzen, setzt er sich wieder mit seinem Freund in die Ecke. Das einzige, was er macht, ist mir ein Grinsen zu zuwerfen.
 

„Was macht der schon wieder mit hier?“, frage ich mehr mich selbst, als Siwon.

„Das könnte sich der Kleine auch wegen mir fragen“, gibt er zurück und ich bin mir so sicher, dass er sich das nicht fragt. Er sieht so selbstsicher aus, er weiß genau was er will, Siwon würde ihn nie stören.

„Warum gehst du nicht einfach mal hin?“

„Weil er gerade her kommt“, entgegne ich, als ich ihm eigentlich nur einen kurzen Blick zu werfen wollte. Mist, was mach ich denn jetzt?
 

„Einen Bloody Mary“, bestellt er wieder dasselbe. „Na, Herr Han, bin ich immer noch verdächtig?“

„Hier“, schiebe ich ihm einen Zettel und einen Stift hin. Er schaut mich erst verwirrt an, ehe er grinst.

„Wenn Sie meine Nummer wollen, kann ich Ihnen sie auch so geben“, erwidert er und Siwon kichert.

„Ich brauche Ihren Namen und Adresse für die Ermittlungen“, erkläre ich und er grinst weiter. Dann schreibt er was auf den Zettel, nimmt seinen Drink und lässt mich wieder alleine.

„Kim, Heechul. Die Adresse gibt’s beim nächsten Mal“, lese ich und lasse sofort den Kopf hängen. Was soll das alles? Will er mich ärgern?
 

Kapi 2 Ende

Der riesengroße Zufall

Kapitel 3: Der riesengroße Zufall
 

Hangengs POV
 

„Da macht jemand ganz schön auf geheimnisvoll“, bemerkt Siwon.

„Das nervt total“, beschwere ich mich. Hätte er mir nich ganz einfach seine Adresse geben können? Jetzt muss ich noch länger hier sitzen und zu sehen, wie die Beiden sich da hinten in ihrer Ecke fast auffressen.

Warum hat er mich eigentlich vorhin geküsst, wenn er mit diesem Typen zusammen ist?

„Ach, Hannie, das erhöht nur die Spannung“, findet Siwon und klopft mir auf die Schulter. Spannung? Brauch ich nich und ertrag ich auch nich.

Grummelnd bestelle ich mir noch ein Bier und warte. Ab und zu werfe ich einen Blick zu ihm, aber sein Freund hat ihn schon wieder fest in seinen Händen. Gemeinheit, echt jetzt. Hergekommen is er auch nich mehr.

Wie kann man nur so lange einen Cocktail trinken? Gut, er is auch andauernd beschäftigt, aber ich hab auch nich ewig Zeit und keine Lust hier zu warten.
 

„Ich sags ja ungern noch mal, aber geh doch einfach mal hin“, schlägt Siwon wieder vor. Er hat die ganze Zeit mit dem Barkeeper geredet und ich war total abgemeldet. Doppelte Gemeinheit.

„Du siehst doch, dass er beschäftigt ist“, bemerke ich.

„Ach, Hannie, Mann. Die Beiden machen vielleicht ein klein bisschen rum. Das heißt doch noch lange nich, dass du sie nich stören darfst. Sonst bist du doch auch nich so schüchtern“, erwidert er.

„Ja, aber er… er hat so ne Aura“, antworte ich und er kichert.

„Gehst du jetzt unter die Spirituellen? Los, auf jetzt“, zieht er mich einfach von dem Hocker und schubst mich in Richtung des Tisches der Beiden.

Super, jetzt steh ich in der Gegend rum wie bestellt und nicht abgeholt. Unschlüssig schaue ich zu dem Tisch. Soll ich jetzt hingehen oder nich?

Ahhhhh, ich dreh gleich durch. Was hindert mich nur daran ihn anzusprechen? All meinen Mut zusammen nehmend gehe ich schließlich hin.
 

„Herr Han, welch seltener Besuch. Setzen Sie sich doch“, fordert er mich auf, noch ehe ich etwas gesagt habe.

„Ich… ähhhh… ich bräuchte noch Ihre Adresse“, bemerke ich ohne auf sein Angebot einzugehen.

„Dein Herr Han ist ganz schön unhöflich. So ein Angebot weist man doch nicht zurück“, bemerkt sein Freund sofort und ich sehe zu ihm. Verdammt, er hat auch so eine Aura. Es ist fast so, als würde er mich mit seinem Blick auffressen und gleichzeitig unheimlich anziehen. Was sind das nur für Leute?

„Er is nur schüchtern“, erklärt Heechul einfach und zieht mich auf den dritten Stuhl am Tisch. Schüchtern? Stimmt doch gar nicht, normalerweise jedenfalls nicht.

„Ich möchte euch nur nicht stören. Also kann ich bitte Ihre Adresse haben?“, reiße ich mich zusammen.

„Lassen Sie uns doch erstmal noch was trinken. Sie mögen Bier, stimmts?“, wartet er jedoch meine Antwort nicht ab, sondern geht zur Bar.

Na super, jetzt sitz ich mit seinem Freund alleine hier.
 

„Wie lange arbeiten Sie schon an dem Fall?“, will er wissen.

„Ein paar Wochen“, entgegne ich und könnte mich gleich darauf ohrfeigen. Warum rede ich jetzt mit ihm über den Fall? Das ist und bleibt Polizeiangelegenheit.

„Und schon einen Verdacht?“, forscht er weiter und ich schüttle mit dem Kopf. Hallooooo? Was mach ich denn? Warum sag ich ihm nicht einfach, dass ich darüber nich mit ihm reden darf?

„Heechul war es nicht, falls Sie das denken“, stellt er dann klar.

„Woher wollen Sie wissen, was ich denke?“, frage ich.

„Kommen Sie. Sie haben uns letzte Woche schon mit Blicken gelöchert und dann auch noch verfolgt. Jetzt treffen sie Chulie in der Nähe eines Tatortes und dann is doch für euch Polizisten alles klar“, erwidert er.

Chulie? Oh, der Spitzname is soooo süß. Stopp, zurück zu dem Typen. Ich sollte mich hier nich ablenken lassen.
 

„Das war eine reine Routinebefragung. Ihr Freund steht unter keinerlei Verdacht“, erkläre ich, doch im Hinterkopf habe ich immer noch, dass er etwas damit zu tun haben muss.

„Ja, wers glaubt. Hören Sie gut zu. Die Morde werden bald vorüber sein“, versichert er und ich stutze. Was hat dass den zu bedeuten?

Ist er es etwa, der die Menschen tötet? Nein, das würde er mir doch sonst nicht mitten ins Gesicht sagen. Aber was soll das dann?

„Warum sagen Sie mir das?“, will ich wissen.

„Weil Chulie Sie mag“, antwortet er und steht auf, als sein Freund mit den Getränken wieder kommt.
 

„Oh, wir gehen schon? Aber Kangin, ich…“, fängt er an.

„Wir gehen, sorry“, unterbricht ihn der Andere. Kangin heißt er also. Der Name kommt mir überhaupt nicht bekannt vor.

Er ist auf jeden Fall niemand von den Kleinkriminellen, die wir kennen.

„Na gut“, trinkt Heechul in Lichtgeschwindigkeit seinen Cocktail und stellt mir mein Bier hin. „Wiedersehen, Herr Han“, beugt er sich tatsächlich zu mir herunter und küsst mich auf die Wange.

Sofort wird sie warm und meine Hand wandert dorthin. Verdammt, was macht er nur mit mir? Seit wann, werde ich bei so was rot? Völlig durch den Wind schaue ich den Beiden nach und widme mich dann meinem Bier, als ich sehe, dass eine kleine Karte auf dem Tisch liegt.

Es ist meine Visitenkarte, die ich ihm gegeben habe. Verwundert nehme ich sie und drehe sie um. Seine Adresse, ich hab sie. Er hat sie mir aufgeschrieben. Perfekt.
 

„Den hast du aber schnell verjagt“, schrecke ich fürchterlich zusammen, als Siwon sich zu mir setzt.

„Musst du dich so anschleichen?“, frage ich wütend.

„Wenn du wie hypnotisiert auf deine eigene Visitenkarte schaust, dann „ja““, antwortet er. „Er hat mir seine Adresse aufgeschrieben“, grinse ich ihn an und halte ihm die Karte hin. „Siehst du. Ich wusste, es ist gut, wenn du zu ihm gehst“, lobt Siwon sich wieder mal selbst. „Er scheint echt nett zu sein“ Häh? Woher will er denn das wissen.

„Hast du mit ihm gesprochen?“, möchte ich wissen.

„Na ja, er hat mich angesprochen, als er die Getränke für euch geholt hat. Wie lange wir schon zusammen ermitteln und ob wir gute Freunde sind und so weiter und sofort. Ich glaube, er war ein klein bisschen eifersüchtig auf mich“, berichtet Siwon grinsend.

„Weißt du, was der andere zu mir gesagt hat?“, fällt es mir wieder ein. Mein Freund schüttelt den Kopf.

„Er meinte, dass die Morde bald aufhören würden und dass Heechul nicht der Mörder wäre“, erzähle ich und Siwon schaut mich irritiert an. Wahrscheinlich geht in seinem Kopf gerade dasselbe vor, wie in meinem.

„Was meinst du dazu?“
 

„Ich weiß nich. Dass die Beiden die Leute ermorden glaube ich nicht. Heechuls Art passt nicht zu der eines Mörders. Dem anderen würde ich es zwar noch eher zu trauen, aber es passt auch nicht wirklich. Und wenn dieser Fall was ganz Großes ist und die beiden irgendwelche Regierungsbeamten sind?“, hat er noch eine Idee.

Regierungsbeamte? In ner Mordfallserie? Gut, in einer außergewöhnlichen Mordfallserie, aber trotzdem. Regierungsbeamte kümmert doch so was gar nicht.

„Ist zwar ne Theorie, aber irgendwie ziemlich abgedreht. Denkst du wirklich, dass Regierungsbeamte sich für unseren Fall interessieren?“, erkundige ich mich.

„Nein, nich wirklich. Wie du schon sagst, es is nur ne Theorie“, antwortet er und ich seufze. Jetzt hab ich zwar seine Adresse, aber sehr viel weiter bin ich auch noch nicht.
 

„Hannie, bist fertig? Wir müssen los“, erklärt Siwon am nächsten Tag. Heute ist Yesungs Konzert.

„Ja, sofort“, gebe ich zurück und schaue noch ein letztes Mal in den Spiegel, ehe wir die Wohnung verlassen.

„Kommt Heechul auch, weil du dich so hübsch gemacht hast?“, will mein Kollege wissen. Hübsch gemacht? Es is doch alles so wie immer.

„Ich weiß nich, was du meinst“, gebe ich zurück.

„Ach, komm. Du warst insgesamt drei Stunden im Bad“, gibt er zurück. Oh, war es trotzdem so lang? Gut, ich muss ja zu geben, ich hoffe ja darauf, dass er auch da ist. Aber das wird wahrscheinlich auch nur ne Hoffnung bleiben.

Es wäre schon ein riesengroßer Zufall, wenn er auch da wäre.
 

„Hab ich gar nich mitbekommen“, antworte ich leicht verlegen.

„Er hat dir deinen Kopf doch ganz schön verdreht“, bemerkt Siwon und meine Wangen werden wieder warm. Verdammt sogar, wenn man so was sagt, reagiert mein Körper darauf. „Vielleicht“, murmele ich und er kichert.

„Soll ich den anderen Typen für dich abmurksen, damit du freie Bahn hast?“, bietet er dann an und ich muss lachen.

„Ja, na klar“, entgegne ich.

„Wir könnten ihn ja als Opfer vom Vampirkiller abhacken“, schlägt er vor.

„Nee, jetzt mal ernsthaft. Ich glaub, er is gar nich so schlimm, wie wir denken. Heechul scheint ihn zu mögen“, antworte ich, als wir bei der Halle sind, wo Yesungs Konzert stattfindet.
 

„Hannie, Siwon, hier sind wir!!!“, winkt Yesung uns sofort zu sich. Es is so toll, dass wir mit ihm befreundet sind. So bekommen wir die Karten umsonst und müssen auch nich lange in der Schlange stehen.

„Und? Gibt’s Neuigkeiten von deinem Verdächtigen?“, fragt Yesung sofort, als wir dann in der Halle hinter der Bühne sind.

„Ja… na ja… ich weiß jetzt, dass er Heechul Kim heißt“, antworte ich. „Und er is nich verdächtig“

„Aber du magst ihn“, bemerkt Ryeowook sofort.

„… warte mal… hast du Heechul gesagt?“, will Yesung dann wissen.

„Ja, warum?“, erkundige ich mich. Er kennt ihn doch nicht etwa. Das wärs ja jetzt.

„Meinst du, eventuell, den da drüben?“, zeigt er hinter mich. Ich drehe mich um und fühle mich wie vom Blitz getroffen.

Er steht wirklich da, Kangin ist auch da und noch drei andere Typen. Aber warum? Was tut er hier?

Heechuls Band

Kapitel 4: Heechuls Band
 

Hangengs POV
 

„Da hat sich das Hübschmachen ja gelohnt“, bemerkt Siwon sofort.

„Ja… wieso is er hier?“, frage ich dann.

„Er und seine Band sind gerade der aufgehende Stern in der Szene“, klärt Yesung mich auf. Was? Ist das wirklich wahr? Er is in ner Band?

„Und? Was spielt er?“, will Siwon unterdessen wissen.

„Nichts, er ist ein ausgezeichneter Sänger. Soll ich ihn mal holen gehen? Wir haben uns vorhin schon ein bisschen unterhalten“, erzählt mein Freund.

„Nein, hol ihn nich. Aber kennst du auch den anderen? Kangin?“, frage ich. Wenn Heechul jetzt auch noch herkommen würde, das wäre zu viel für mich. Eigentlich bin ich ja hier um zu entspannen, aber das ist jetzt völlig unmöglich.
 

„Ja, die beiden hängen dauernd zusammen, aber er is auch nett. Etwas ruppig vielleicht, aber nett“, versichert Yesung.

„Soll ich ihn wirklich nicht holen gehen?“

„Nein“, entgegne ich und schaue noch mal hinter mich. Just in diesem Moment schaut Heechul auch zu mir und unsere Blicke treffen sich. Sofort grinst er mir zu und setzt sich dann in Bewegung. Na, super, warum musste ich jetzt hinsehen?

„Herr Han, Sie haben mir ja gar nicht gesagt, dass Sie auch in ner Band sind“, begrüßt er mich dann und meine Freunde kichern sofort.

„Er is nich in ner Band. Is auch besser so. So einen unmusikalischen Holzklotz hat man noch nie gesehen“, macht Siwon mich ganz schön runter.

„Na, vielen Dank“, gebe ich zurück.
 

„Ach, was, lassen Sie sich doch nich ärgern. Ich bin mir sicher, Sie können auch irgendwas. Vielleicht tanzen oder so“, muntert Heechul mich auf, doch die anderen kichern wieder. „Kannst du auch abhacken. Er hat beim Abschlussball seiner Partnerin die Füße blau getreten“, muss Ryeowook dann auch noch das peinliche Ding ausgraben.

„Kein Wunder, wenn’s ne Frau war. Die können überhaupt nich tanzen“, verteidigt Heechul mich.

„Schön, dass wenigstens einer zu mir hält“, bemerke ich, während die anderen immer noch kichern. Ich sollte sie nie mit dabei haben, wenn ich mit einem potenziellen Date spreche. Sie tun meiner Coolness überhaupt nicht gut.
 

„CHULIE, wir müssen auf die Bühne. Los komm“, wird Heechul dann von Kangin gerufen und verabschiedet sich mit einem Kuss auf meine Wange. Natürlich wird sie wieder rot und die anderen haben einen neuen Grund mich aufzuziehen.

„Ihr seid süß zusammen. Wie weit bist du mit ihm?“, will Yesung wissen, als wir dann vor der Bühne sind und Ryeowook und Siwon uns was zu trinken holen. Heechuls Band müsste gleich anfangen zu spielen.

„Da läuft nichts. Wir hatten ja noch nicht mal ein Date“, entgegne ich.

„Dann frag ihn doch“, antwortet er. Oh Mann, wer hat die alle mit ihren Ratschlägen bestellt? „Geht nich. Er hat so ne Aura“, erkläre ich.

„Ach ja, die Aura! Siwon hat schon vorhin am Telefon davon gesprochen. Soll ich Heechul mal fragen?“, bietet er an. Ja, sicher, dann komme ich mir vor, wie ein kleiner Teenager, der noch nie ein Date hatte.

Ich schüttle nur mit dem Kopf.
 

„Wie geht es in deinem Fall voran?“, will er dann wissen.

„Nicht gut, aber davon lass ich mich heute nich runterziehen. Schließlich hast du heute deinen großen Auftritt“, erwidere ich grinsend.

„Es is schon lange her, dass du mal zu nem Konzert gekommen bist“, bemerkt Yesung leicht traurig.

„Ich weiß, tut mir Leid, aber ich hatte immer so viel zu tun“, gebe ich schuldbewusst zurück. „Es war immer so langweilig ohne dich und ich… dacht schon, ich hätte dich irgendwie verloren“, antwortet er und schaue ihn erstaunt an.

„Hey, du verlierst mich doch nich. Wir sind seit der ersten Klasse befreundet und das bleibt auch immer so“, versichere ich und streiche über seine Wange.

„Finger weg!!!“, wird meine Hand sofort weg geschlagen. Ryeowook ist wieder da.

„Er gehört mir!“
 

„Reicht dir Heechul denn nich? Jetzt musst du auch noch die Freunde anderer Leute an graben“, witzelt Siwon und gibt mir mein Bier.

„Hannie darf das“, erklärt Yesung sofort und Ryeowook wirft ihm und mir einen bösen Blick zu.

„Ich hab ihn schon nich angefasst“, versichere ich.

„Will ich dir auch geraten haben“, erwidert Ryeowook noch leicht giftig, ehe ich mich seufzend zur Bühne umdrehe. Heechul sieht so toll und sein Outfit ist eh der Oberhammer. Aber als er dann anfängt zu singen is alles gelaufen. Mann, es hört sich noch besser an, als Yesung und das Lied an sich ist so schon toll.

„Das hätte ich ihm gar nicht zu getraut. Er macht euch ja ernsthaft Konkurrenz“, bemerkt Siwon sofort.

„Sag ich doch. Seine Band ist echt super. Die Zusammenstellung ist auch perfekt. Sie harmonieren so gut“, schwärmt Yesung sofort.
 

„Ihr harmoniert auch, also mach dich nich so runter“, verteidigt Ryeowook sofort die Band seines Freundes.

„Ja, aber nich so. Es ist fast so, als würden sie sich blind verstehen und immer genau wissen…“, fängt Yesung an.

„… was der andere tut oder tun will“, beende ich den Satz so selbstverständlich. Aber es ist wahr. Sie machen den Eindruck, als wären ihre Gedanken fest miteinander verwoben. Was ist das nur?

„Genau, das mein ich“, bestätigt Yesung.

„Seit wann gibt es sie schon?“, möchte ich dann wissen.

„Puhhhh, ein paar Wochen. Vielleicht fünf oder sechs“, antwortet er und ich ziehe sofort eine Parallele. Genau da haben die Morde angefangen.
 

„Kanntest du sie vorher schon?“, frage ich weiter.

„Nein, sie sind wie aus dem Nichts aufgetaucht“, entgegnet Yesung.

„Was arbeiten sie unter der Woche?“, weiß wohl auch Siwon was ich gerade denke.

„Hm, ihr fragt Sachen. Kangin is glaub ich Sekretär, Sungmin, das is der Gitarrist, der arbeitet in ner Computerfirma, Leeteuk, das is der Bassist hält sich mit Modeljobs über Wasser, Kyuhyun, das is der zweite Sänger, is Musiklehrer und Heechul arbeitet in nem Klamottenladen“, klärt Yesung mich auf.

„Also denk ich zumindest. Sicher bin ich mir nich wirklich“
 

In nem Klamottenladen, hm, ich möchte ja zu gerne mal von ihm bedient werden.

„Hört sich ziemlich unverdächtig an“, bemerkt Siwon unterdessen.

„Ja, schon, aber vielleicht ist es genau das. Jetzt denken wir sie sind nicht verdächtig und in Wirklichkeit sind sie es trotzdem“, drücke ich mich vielleicht etwas unglücklich aus, aber ich glaube, er hats verstanden.

„Wir sollten die beiden also im Auge behalten“

„Na, toll, dass du mit dem einen so gut wie zusammen bist“, gibt Siwon zurück.

„Bin ich gar nich“, wehre ich mich sofort wieder. Was sollen diese Sprüche immer?
 

„Sagt mal, ihr glaubt doch nich ernsthaft, dass Heechul und Kangin etwas mit den Morden zu tun haben“, mischt Yesung sich dann ein.

„Irgendwie schon“, murmele ich.

„Ach, Unsinn. Ihr wisst, dass ich ne gute Menschenkenntnis habe und die Beiden könnten keiner Fliege was zu Leide tun“, ist er sich so sicher. Bin ich mir ja auch irgendwie, aber das Gefühl, dass sie trotz allem etwas mit dem Fall zu tun haben, das lässt mich einfach nicht los. „Ich muss jetzt mal nach hinten. Wir sehen uns später noch mal“, verlässt er uns dann, nachdem er noch ausgiebig mit Ryeowook geknutscht hat.
 

„Was meinst du dazu?“, will ich von Siwon wissen.

„Na ja, es stimmt schon. Yesung kann die Menschen meistens richtig einschätzen, aber was ist wenn sie gar keine Menschen sind?“, fragt er und ich verdrehe die Augen.

„Fängst du jetzt wieder mit deinen Vampiren an?“, gebe ich zurück.

„Ja, aber denk doch mal nach. Sie wissen über die Morde Bescheid. Wir treffen sie meistens nachts. Er trinkt immer einen Bloody Mary. Sie haben so eine Aura und besonders viel Farbe hat ihre Haut auch nich“, zählt er ein paar Punkte auf.

„Es gibt noch hundert andere Leute auf das, das auch zu trifft und sie sind auch keine Vampire. Außerdem gibt es so was gar nicht“, erkläre ich sofort.

„Wenn du meinst“, murmelt er nur.
 

„Ach, vergesst doch diesen dummen Fall mal für einen Abend und genießt die Bands“, bittet Ryeowook und wir stimmen lächelnd zu. Er hat ja Recht, wir sollten nicht schon wieder nur an die Arbeit denken und einfach mal relaxen.

Trotzdem ist es leichter gesagt, als getan, wenn hier potenzielle Verdächtige rumlaufen. Aber na ja, ich sollte es wohl erstmal versuchen.
 

„Na, Herr Han, ist Yesung ihr Freund?“, schrecke ich furchtbar zusammen, als Heechul mich plötzlich anspricht. Seine Band ist mittlerweile fertig und Yesungs Band auftritt.

„Ähhhm, ja, aber Ihre Band ist auch wirklich gut“, bemerke ich.

„Danke, aber sagen Sie doch Heechul, sonst fühl ich mich so alt“, klärt er mich auf. „In Ordnung. Wie alt bist du eigentlich?“, will ich dann wissen.

Der Dritte im Bund

Kapitel 5: Der Dritte im Bund
 

Heechuls POV
 

„25“, plus 275, rechne ich im Kopf noch dazu.

„Und du… ähhhh Sie“

„„Du“ ist auch okay“, versichert er und ich grinse. Endlich. Seit ich diesen Menschen kennen gelernt hab, war er immer so steif und spießig und einfach nur viel zu verkrampft.

Ich hatte, immer das Gefühl, dass er Angst vor mir hat, aber ich hab auch furchtbar gern damit gespielt.

„Cool, ich darf auch „Du“ sagen. Wie wärs dann noch mit „Hannie“?“, will ich hoffnungsvoll wissen.

„Wenn du willst“, stimmt er nochmals zu.

„Mensch, was is denn mit dir los? Hast du irgendwas genommen, was ich nicht mitbekommen habe?“, wundert Siwon anscheinend über diese Offenheit.

„Was is denn jetzt schon wieder? Dir passt auch gar nichts“, beschwert Hannie sich.

„Also ich find es echt toll“, teile ich ihm nochmals mit und küsse ihn auf die Wange. Ach, es is so süß, wie verlegen er da immer wird.

Er wirkt dann immer so, als würde das zum ersten Mal überhaupt passieren. Immer?

Wie lange kenne ich ihn jetzt? Zwei Wochen? Ja, da hab ich ihn zum ersten Mal gesehen. Es war so süß, wie er mich gemustert hat. Da wusste ich zwar noch nicht, dass er mich für verdächtig hält, aber es war trotzdem süß.
 

„Du stellst dich ja grad an, als wärst du ein kleiner Teenager“, bemerkt Siwon grinsend.

„Gar nich wahr“, findet Hannie. Wahhhh, was ist denn jetzt los? Plötzlich zieht mich einfach jemand von ihnen weg.

„Kangin, was willst du denn jetzt?“, frage ich leicht sauer. Ich will doch bei Hannie bleiben. „Wir müssen los. Er ist wieder unterwegs“, erklärt er.

„Ja, aber… ich konnte mich gar nich verabschieden“, beschwere ich mich, während er mich immer noch durch die Menge zieht.

„Is doch jetzt egal. Was is wichtiger? Dein Stecher oder die Arbeit?“, erkundigt Kangin sich. „ER IS NICH MEIN STECHER!“, erwidere ich giftig.

„Trotzdem is die Arbeit wichtiger“, murmele ich noch verbissen. Warum muss das auch ausgerechnet jetzt passieren? Schließlich sind wir draußen und laufen in eine Nebengasse.

„So und jetzt mal richtig“, verkündet Kangin, als er anfängt an den jeweils gegenüberliegenden Hauswänden hochzuspringen. Ich stimme ihm dermaßen zu. Es ist zwar schön, als Mensch zu leben, aber seine Vampirkräfte, dann nicht nutzen zu dürfen ist verdammt schwer.
 

„Warte auf mich“, mache ich es ihm nach und schließlich rennen wir über die Dächer der Stadt.

„Woher weißt du überhaupt wo er ist?“, will ich wissen.

„Donghae hat angerufen. Er verfolgt ihn im Westviertel“, klärt Kangin mich auf. Donghae, das ist unser anderer Kollege.

„Gut, dann sind wir ja bald da“, bemerke ich noch, ehe wir unser Tempo noch beschleunigen und schließlich im Viertel sind. Ich schnuppere sofort.

„Blut… Menschenblut… viel Menschenblut“, erkläre ich.

„Ich weiß, folgen wir dem Geruch“, schlägt Kangin vor und wir beginnen wieder zu laufen. Der Geruch wird immer stärker und schließlich kommen wir wieder mal in einer kleinen Gasse an.

Wie oft waren wir in letzter Zeit in so was? Immer nur weil sich so ein blöder, idiotischer, wilder Vampir nicht beherrschen konnte.
 

„Anscheinend hat er schon zugeschlagen“, bemerkt Kangin traurig, als er neben einem Menschenkörper kniet.

„Ja, aber wo is er? Und wo ist Donghae?“, will ich wissen. Gerade als Kangin ansetzen will, klingelt sein Handy.

Ungeduldig warte ich die wenigen Worte ab, die er sagt.

„Komm, er is in nem anderen Stadtteil. Donghae hat ihn soweit dingfest gemacht. Heute ist es endlich vorbei“, freut Kannie sich und wir setzen uns erneut in Bewegung.

Die Leiche bleibt liegen, wie immer, das gehört nicht mit zu unserer Arbeit. Wir sind schon fast bei unserem Treffpunkt mit Donghae, als mir jemand auf dem Gehsteig auffällt und ich bemerke in welchen Viertel wir uns nun wieder befinden.

Es ist das, wo auch die Halle steht, in der wir aufgetreten sind.

„Kangin, stopp“, halte ich ihn fest.

„WAS?!?!?!?!“, will er leicht wütend wissen. Ich kann ja seine Vorfreude verstehen, aber das andere ist genauso wichtig.

„Hannie is da unten und Siwon auch“, erkläre ich und wir gehen zum Dachsims.
 

„Verdammt, die denken immer noch wir sind die Mörder“, bemerkt er sofort.

„Und? Was machen wir jetzt?“, will ich wissen. Wir waren noch nie so nachsichtig, dass uns jemand verfolgt oder gar verdächtigt hätte. Was haben wir diesmal nur falsch gemacht?

„Um die Beiden kümmern wir uns später. Erst müssen wir den Typen endlich beseitigen“, findet Kangin und wir laufen leise weiter über die restlichen Dächer bis zu Donghae. Der Vampir liegt am Boden.

Gefesselt mit einem geweihten Seil.

„Wo ward ihr so lange? Ihr wisst ganz genau, dass ich überhaupt Glück hatte ihn so fertig zu machen“, schimpft er sogleich los.

Schon klar, er ist kein Vampir, aber ein starker Mensch.

„Erzählen wir dir später. Beenden wir das Ganze jetzt einfach“, erwidert Kangin und nimmt sich aus Donghaes Tasche einen Pflock und einen Hammer. Dann geht alles sehr schnell. Ich halte den unbekannten Vampir fest, der sich mit Händen und Füßen dagegen wehrt, doch bald ist es vorbei.

Der Pflock bohrt sich in sein Herz und er zerfällt ganz unspektakulär zu Asche.
 

„Die Gasse noch, dann gehen wir wieder zurück“, höre ich dann Hannies Stimme, ehe wir noch irgendwie über das Ereignis reden können.

„Los, wir müssen weg“, schnappt Kangin sich Donghae, während ich die Tasche mit den Utensilien nehme.

„Hier sind sie auch nich. Vielleicht sollten wir es einfach lassen. Yesung hat wahrscheinlich Recht. Sie sind gar keine Mörder“, spricht Siwon einen Moment später.

„Aber wo sind sie dann? Niemand kann sich so schnell davon machen. Wir sind gleich nach ihnen raus“, ist Hannie immer noch skeptisch. Verdammt, kann der sich nich einfach mal damit zufrieden geben, was sein Kollege ihm sagt.

„Am Besten wir gehen zum Konzert zurück und denken uns irgendeine Ausrede aus“, schlägt Kangin flüsternd vor.

„Wer sind die Typen?“, will Donghae wissen.

„Polizisten. Sie ermitteln in den Morden“, kläre ich ihn auf, als Hannie und Siwon sich aus der Gasse entfernen.
 

„Was?! Ihr habt Polizisten am Hals? Seid ihr wahnsinnig? Was macht ihr denn?“, ist er sofort auf 180. Toll, vielen Dank für diese Hilfe. Was macht er uns jetzt hier Vorwürfe? Ihm hätte es genauso passieren können.

„Wir haben gar nichts gemacht. Sie sind einfach gut“, erklärt Kangin.

„Aber ich hab ne Idee. Du spielst unser Alibi. Wir sagen, wir mussten dich abholen“, habe ich tatsächlich mal nen brauchbaren Vorschlag. Normalerweise kümmert sich ja Kannie immer um so was.

„Mensch, das hört sich ja sogar mal gut an“, bemerkt Kangin sofort.

„Ich bring das schnell nach Hause“, verschwindet er dann rasend schnell mit der Tasche.
 

„So, und jetzt erzähl von Anfang an. Wie haben die Typen euch gefunden?“, quetscht Donghae mich dann aus.

„Keine Ahnung. Ich hab Opa besucht, kurz nachdem er wieder zu geschlagen hatte. Hannie, also der eine Polizist hat mich gesehen und hielt mich wohl irgendwie für verdächtig. Wir dachten eigentlich, wir hätten diesen Verdacht beseitigt, aber is wohl nich so“, kürze ich das Ganze auf die Knackpunkte.

„Und warum nennst du ihn Hannie?“, will er dann wissen.

„Tja, weil sich unser Jungchen wohl ein bisschen verguckt hat“, steht Kangin dann plötzlich wieder neben uns.

Verdammt, der könnte sich wenigstens mal anmelden oder nicht gar so leise ankommen.
 

„WAS?!?!?!? Ist das dein Ernst?“, kann Donghae das Ganze nicht fassen.

„Ja, er redet die ganze Zeit von niemand anderem mehr“, erklärt Kangin. Stimmt ja gar nicht… okay, vielleicht doch, aber trotzdem muss er es hier nich so ausbreiten.

„Sitz jetzt erstmal auf. Wir müssen bald mal wieder beim Konzert sein“, fügt Kannie dann noch hinzu und Donghae klettert auf seinen Rücken.

So laufen wir zur Halle zurück und kommen tatsächlich zusammen mit Siwon und Hannie dort an.
 

„Hallo, ihr“, begrüße ich die beiden sofort.

„Heechul, du bist ja noch da. Wir dachten, er hätte dich entführt“, erklärt Hannie zum ersten Mal locker drauf.

Was ist denn jetzt los? Ich dachte, er ist wieder so verkrampft und steif wie immer.

„Quatsch, wir haben ihn hier abgeholt. Das ist Donghae, ein guter Freund von uns und das sind Hannie und Siwon“, stelle ich sie untereinander vor.

„Abgeholt? Wo denn?“, will Siwon wissen, nachdem er Donghae kurz zugenickt hat. Verdammt, daran habe ich nicht gedacht. Hilflos schaue ich zu Kangin.

„Na von zu Hause. Ich laufe nicht gerne alleine nachts durch die Stadt“, hilft uns Donghae aus der Patsche.

„Ja, er hat da irgendwie ein kleines Trauma“, bestätige ich. Siwon und Hannie schauen zwar ein bisschen blöd aus der Wäsche, aber sie geben keinen Kommentar dazu ab.

Schließlich gehen wir wieder nach drinnen.
 

Mittlerweile spielt die dritte Band. Ich find sie ganz okay, aber wir und die von Yesung is viel besser, meiner Meinung nach jedenfalls.

„Yesung wird dich jetzt erstmal total vernichten, das is dir klar“, bemerkt Siwon.

„Ach, was… der versteht das…“, fängt Hannie an.

„SAG MAL, HAST DU SIE NOCH ALLE?!?!?!?! EINFACH ZU VERSCHWINDEN, WENN ICH SINGE!?!?!?!?!?!?!“, hat er sich wohl ganz schön geschnitten. Yesung dreht fast durch.

„Na ja… mir wars so schlecht und da meinte Siwon, es wäre besser, wenn wir ne Weile an die frische Luft gehen würden“, erfindet er total schnell eine Ausrede. Ey, wir sollten ihn in unser Team aufnehmen.

Er wäre dann immer für die Ausreden zuständig.

„Ja, super. Ich trete nich mehr auf. Das haste jetzt davon“, ist Yesung sofort eingeschnappt. „Ach, Yesung. Ich kann doch nichts dafür. Mir gings wirklich nich gut“, beteuert Hannie.

„Ja, sicher, deshalb kommst du auch mit Heechul zurück. Gibs doch wenigstens zu, wenn du mit ihm beschäftigt warst“, erwidert sein Freund und ich muss unweigerlich grinsen. Mal schauen, was Herr Han jetzt darauf antwortet.

„So ein Unsinn. Ich war wirklich draußen. Heechul, jetzt sag doch du auch mal was dazu“, wendet er sich Hilfe suchend an mich.

„Also, Yesung, ich muss sagen, er küsst echt gut“, lasse ich es mir nich nehmen, ihn aufzuziehen.
 

„Du bist so ein Arschloch. Während ich auftrete, vergnügst du dich mit ihm. Das ich dir noch mal ne Freikarte besorge, kannst du dir abschminken“, droht Yesung nun und Hannie tötet mich fast mit seinem Blick.

„Er lügt. Ich hab gar nichts mit ihm gemacht. Siwon, hilf mir“, ist nun sein Kollege an der Reihe.

„Wobei denn? Ich werde bestimmt nich für dich lügen“, muss ich sofort grinsen, als der tatsächlich mitmacht.

„Ihr seid so hundsgemein. Jetzt sagt doch endlich die Wahrheit“, fällt Hannie nun fast vor uns auf die Knie.

„Tun wir doch oder glaubst du, wir bilden uns das ein?“, gibt Siwon zurück und bei dem gequälten Ausdruck von Hannie kann ich mein Kichern nun nich mehr zurückhalten.

„Du bist so süß, wenn man dich verarscht“, finde ich und er wird knallrot. Ohhhh, jetzt is er noch viel süßer. Als würde das wirklich jemand zum ersten Mal sagen.
 

„Moment mal, dann stimmt das gar nich? Hannie war gar nich bei dir?“, kapiert Yesung es dann auch.

„Du hast es erfasst“, bestätigt Siwon. „Er war wirklich mit mir draußen“

„OH MANN, ihr seid so hundsgemein“, findet Yesung.

„Allerdings, er hätte mich fast auseinander genommen. Tja, dann wärt ihr schuld gewesen“, erklärt Hangeng.

„Das hätten wir schon verkraftet, keine Sorge“, versichere ich grinsend.

„Gut, zu wissen, dass ich euch so wichtig bin“, meckert Hannie und fängt an zu schmollen. „Also mir bist du ganz sehr wichtig“, bemerke ich, schlinge meine Arme von hinten um ihn und lege völlig zufrieden meinen Kopf auf seinen Rücken. Sofort merke ich, wie er sich verkrampft.

Was hat er denn? Er ist mir nun mal wichtig.
 

Obwohl wir uns eigentlich noch nich wirklich lange kennen, hab ich das Gefühl irgendwie mit ihm verbunden zu sein.

„Mann, Chulie, musst du wieder so schnulzig sein“, mault Kannie dann.

„Ich bin nich schnulzig. Ich mag ihn eben“, gebe ich zurück, lasse Hannie wieder los und küsse ihn noch auf die Wange.

Ich glaube, damit hab ich ihn ganz und gar verschreckt. Er steht da, gerade so, als hätte man ihn eingefroren. Sein Gesicht ist wirklich knallrot und völlig ausdruckslos. Vielleicht war ich ein bisschen zu direkt.

Heechuls Erkenntnis?!

Kapitel 6: Heechuls Erkenntnis?!
 

„Komm mal mit“, zieht Yesung ihn schließlich einfach mit sich mit.

„Das ging ja mal gründlich nach hinten los“, bemerkt Donghae grinsend. Schön, dass er sich so für mich freut.

„Ach, was, Hangeng is da nur ein bisschen… schüchtern. Er fühlt sich wahrscheinlich nur ein bisschen überfahren von deiner Art“, erklärt Ryeowook. Von ihm höre ich zum ersten Mal etwas über mich und Hannie.

Ich habe ja immer so das Gefühl, dass er mich überhaupt nicht leiden kann, weil ich mich blendend mit Yesung verstehe und er deshalb einfach nur rasend eifersüchtig ist. Jetzt, wo ich Hannie habe, ist das wohl vorbei.
 

„Kein Wunder nach so einer Aktion. Ihr kennt euch grad mal ein paar Wochen und ein paar Tage richtig. Schon klar, dass ihm das alles furchtbar peinlich ist“, macht mich Kangin dann auch noch runter. Ja, macht mich doch alle fertig.

„Danke für diese Unterstützung. Mit so viel hatte ich gar nicht gerechnet“, erkläre ich.

„Ach, mach dir nichts draus. Ich verrat dir mal was. Hangeng mag dich total. Er findet nur, dass du so ne „Aura“ hast, die ihn irgendwie abschreckt“, verrät Siwon mir dann und ich fluche leise.

Das ist wohl der einzige Nachteil am Vampirleben. Zwar sehen wir aus wie Menschen, aber einige, sehr sensible Personen merken trotzdem irgendwie nen Unterschied.

Warum muss das ausgerechnet er merken?

Er hat uns eh schon auf dem Kieker. Verdammt, verdammt, verdammt!

Es hätte einmal alles nur schön sein können. Nein, natürlich kommen mir wieder diese anderen idiotischen Vampire in die Quere, die sich nicht beherrschen können. Wie viele Menschen, die mir was bedeutet haben, habe ich deshalb schon verloren? Zu viele.

Vielleicht sollte ich das mit Hannie einfach lassen. Wäre das nich viel schlauer?

Kein neuer Schmerz, keine neue Traurigkeit, ich könnte so weiter machen wie bisher. Mit Kannie auf die Jagd gehen, ab und zu andere, intime Tätigkeiten mit ihm ausführen und zusammen wohnen. Eigentlich wäre das das Beste.
 

„Jetzt hör doch auf damit. War doch nich so gemeint. Wir wissen doch, wie du bist“, bemerkt Kangin plötzlich und ich verstehe überhaupt nicht was er meint. Was mach ich denn?

„Chulie, komm schon. Du willst uns doch hier nicht blamieren“, dreht mich Donghae kurzerhand von den anderen weg und streicht über meine Wangen.

Ich weine… ich weine tatsächlich… das hab ich das letzte Mal gemacht, als ich noch ein Mensch war.

Oh mein Gott, ist das wundervoll. Aber was bedeutet es? Dass Hannie mir schon so wichtig ist, das ich bei dem puren Gedanken daran, ihn zu aufzugeben anfange zu heulen?

„Sorry… ich glaub, ich geh nach Hause“, wische auch ich noch mal über mein Gesicht. „Dann kommen wir mit. So gehst du nich alleine. Wer weiß, was du anstellst“, ist Kannie sofort da.

Ich nicke nur. Mir is es eigentlich egal, ob sie jetzt mitkommen oder nicht. Zu Hause werde ich mich eh in meinem Zimmer einschließen.

Wir verabschieden uns von Siwon und Ryewook.
 

„Ihr geht schon?“, hören wir Yesungs Stimme, als wir schon fast am Ausgang sind. Hannie ist bei ihm. Er sieht mich völlig fragend an.

„Ja, Heechul geht’s nicht gut“, erklärt Kangin.

„Ach, so… hm, schade. Aber in zwei Wochen seid ihr doch auch wieder dabei?“, will Yesung wissen. In zwei Wochen… da is unser nächster Auftritt.

„Na sicher. Also bis dann“, gibt Kannie zurück.

„Ciao, Heechul“, ist Hannie Stimme in meinen Ohren, als wir schon viel zu weit weg sind, als das es ein menschliches Gehör bemerken könnte.

Traurig schaue ich zurück. Ist das jetzt mein Abschied für immer? Einerseits hoffe ich nicht, andererseits schreit jegliche Vernunft in mir danach.
 

„So und jetzt erzähl mal. Was war gestern los? War es wirklich, weil wir dich ein bisschen angegriffen haben?“, fragt Donghae vorsichtig am nächsten Morgen beim Frühstück.

Obwohl Menschennahrung uns nicht satt mache, liebe ich es trotzdem sie zu essen. Sie bietet viel mehr unterschiedliche Geschmacksrichtungen, als Blut.

„Nein… ich… ich hab daran gedacht, dass… meint ihr nicht, es wäre besser, wenn ich das mit Hangeng aus sich beruhen lassen würde?“, möchte ich wissen und die beiden schauen mich völlig von der Rolle an.

„Du meinst das echt ernst oder?“, kann Kannie gar nicht fassen, dass so etwas aus meinem Mund kommt.

Eigentlich hol ich mir immer das was ich haben will, besonders wenn es mich auch haben will. „Ja… weil… schaut doch mal. Er is ein Mensch… irgendwann… na ja… da… da…“, bekomme ich das Wort „stirbt“ einfach nicht über meine Lippen. Wenn ich daran denke, dass er tot vor mir liegt, dreht sich mir sofort der Magen um.

„Also bei mir stört euch das auch nich“, bemerkt Donghae.

„Das is ja auch was anderes. Du wirst irgendwann dein ewiges Leben bekommen. Heechuls Freund stirbt so oder so, außer er verwandelt ihn“, entgegnet Kangin. Ja, Donghae bekommt ewiges Leben, für den Dienst, den er unserer Vampirgemeinschaft erwiesen hat.

Er bekommt die Gestalt, die er sich wünscht, ob jetzt Kind, Jugendlicher oder Erwachsener. Er wird ewig bei uns bleiben, aber Hannie?

Ich?

Ihn verwandeln?

Ich kann noch nicht mal einen Menschen beißen. Kannie muss mir Blutkonserven aus dem Krankenhaus, wo er arbeitet, mitbringen.

Er hingegen geht noch selbst jagen. Ihm macht es irgendwie… Spaß. Gut, das sollte es mir eigentlich auch machen. Alle Vampire haben Spaß am Jagen… bis auf mich wahrscheinlich.
 

„Heechul kann doch keinen verwandeln. Er kann noch nich mal fremde Menschen beißen. Wie soll er es dann bei dem schaffen, den er liebt?“, erwidert Donghae.

„Und außerdem bleibt immer noch zu klären, ob Hangeng es überhaupt will. Du kannst ihn zu nichts zwingen“

„Er wird mich so und so für ein Monster halten, wenn ich ihm die Wahrheit irgendwann erzählen sollte“, gebe ich zurück. Stimmt doch. Er hat jetzt schon Panik oder zumindest Respekt, wegen der „Aura“.

Wie soll es werden, wenn er alles weiß?

„Unsinn. Wenn er dich liebt, wird er es akzeptieren. Außerdem bist du ein total schlechter Vampir, der sich von Blutkonserven ernähren muss.

Noch dazu bist du total schwach. Das einzige was du gut kannst, ist Rennen. So viel Angst muss er dann auch nich vor dir haben“, ist Kangin mal wieder sehr aufbauend.

Gut, seine Aussagen stimmen alle, aber sie ändern nichts daran, dass ich ein Vampir bin. Die Tatsache alleine, ist schon zu viel.

„Du bist echt blöd. Das hat ihn bestimmt total bestärkt“, bemerkt Donghae ironisch. „Heechul, hör mal lieber mir zu. Wenn dein Freund dich wirklich mag, dann wird ihm diese Tatsache nichts ausmachen. Also gib ihn bitte nicht auf“

Wuhaaaaaa, was ist das denn jetzt? Eigentlich hält er sich doch aus solchen Angelegenheiten immer raus. Doch seine Worte sind wirklich… schön und sie tun mir gut.
 

„Bist du unter die Beziehungsberater gegangen?“, will Kannie grinsend wissen.

„Nein, ich hab nur Feingefühl, im Gegensatz zu dir“, erwidert Donghae und schlagartig ist alles so wie immer.

Sie kabbeln sich ewig, während ich mein Frühstück zu Ende esse. Seufzend lasse ich mich danach in meinem Zimmer aufs Bett fallen. Was soll ich nur machen?

Die Vernunft sagt mir, dass ich ihn aufgeben muss. Unsere Beziehung hätte überhaupt keinen Sinn, aber mein Herz will sie. Es schreit mit jeder Faser danach. Bei ihm könnte ich mich einfach nur fallen lassen und jegliche Probleme vergessen.

Ich horche auf, draußen hat es geklingelt, aber da sollen Kannie oder Donghae hin. Ich will im Moment niemanden sehen.
 

„Heechul? Hm, da muss ich erst nachsehen“, höre ich Donghaes Stimme und einen Moment später kommt er in mein Zimmer.

„Hangeng ist da. Willst du mit ihm reden?“, fragt er leise, doch ich schüttle sofort den Kopf. Mein Kumpel nickt nur, ehe er wieder zur Wohnungstür geht.

„Sorry, aber er is nich hier. Ich kann ihm ja was ausrichten, wenn er wieder kommt oder du kommst später noch mal“, bietet er an.

„Gib ihm einfach das hier“, höre ich Hangeng sagen und dann schließt sich die Wohnungstür. „Was sollst du mir geben?“, bin ich sofort im Flur.

„Nen Zettel, hier“, drückt er ihn mir in die Hand.

„Meine Adresse und Telefonnummer. Ich dachte, jetzt wo ich deine habe, muss ich so gerecht sein und dir meine geben. Ruf an, wann immer du möchtest“, lese ich die Nachricht und muss sofort lächeln. Er is so süß und er macht es mir so verdammt schwer.
 

„Und? Was schreibt er?“, lehnt Donghae sich auf meine Schulter.

„Seine Adresse und Telefonnummer“, antworte ich.

„Uiuiuiuiuiui, dann kannst du ihn besuchen“, freut er sich für mich. Also wo er wohnt, hätte ich auch so rausbekommen und die Telefonnummer hätte ich auch von Yesung haben können, aber allein die Geste ist schon toll. „Und? Wirst du es auch tun?“

„Keine Ahnung, aber danke fürs Abwimmeln“, habe ich das fast vergessen.

„Keine Ursache. Ich geh mit Kannie zum Rat. Kommst du auch mit?“, fragt er dann. Ehhhhh, der Rat, der geht mir so was von auf die Nerven.

Alle paar Wochen müssen wir da Bericht erstatten und so. Die sollen froh sein, dass wir diese Drecksarbeit überhaupt machen.

Zum Glück muss immer nur einer von uns Vampiren mit.

„Nee, geht mal alleine. Ich übernehme dafür das Abendessen heute“, erkläre ich.

„Okay, dann bis nachher“, verabschiedet er sich und ich gehe wieder in mein Zimmer. Irgendwie fühle ich mich gerade wie ein Teenager.

Diese kleine Nachricht von Hannie macht mich so dermaßen glücklich. Doch noch immer nagt die Tatsache, dass er ein Mensch ist, an mir.

Warum muss es auch ausgerechnet er sein? Hätte es nicht ein toller Vampir sein können? Nein, natürlich nicht. Bei mir läuft ja eh nie irgendwas nach Plan.

Oh Mann, ist das alles bescheuert. Um die Zeit zu vertreiben und mich abzulenken, setze ich mich irgendwann vor die Playstation.

Kangins Rat

Kapitel 7: Kangins Rat
 

Hangengs POV
 

„Total tote Hose, seit dem Samstag auf dem Konzert“, bemerkt Siwon, drei Wochen nach dem wir Heechul und Kangin total unter Verdacht hatten.

Heechul hat sich seit dem nicht mehr gemeldet, er hat nicht auf meine Nachricht, die ihm sein Freund geben sollte, reagiert und auch sonst habe ich ihn weder gesehen, noch etwas von ihm gehört.

Dabei vermisse ich ihn so sehr. Aber irgendwie bin ich auch selbst schuld.

Ich hab ihn ja mit meiner Starre total abgewiesen, habe keinerlei Reaktion auf seine Handlungen gezeigt und ihm somit symbolisiert, dass ich es nicht will, obwohl genau das Gegenteil der Fall ist.

Ich möchte ihm so gerne nah sein, jetzt sofort am Besten, aber ich möchte, dass er sich meldet, wenn er so weit ist.

Mit meinem Besuch bei ihm, bin ich so weit auf ihn zugegangen wie ich konnte, der Rest muss wohl oder übel von ihm kommen.
 

„Ja, aber is doch auch mal schön“, finde ich. Wir hatten zwar auch Mordfälle, aber kleine und welche, die wir lösen konnten.

„Meinst du, Kangin hat trotzdem etwas damit zu tun?“, fragt mein Kollege dann. Eigentlich sollten wir dem nachgehen.

Er hat uns prophezeit, dass die Morde bald aufhören und das haben sie auch getan. Dass er jedoch etwas damit zu tun hat, dafür haben wir keinerlei Beweis und was nützt es jemanden aufgrund einer bloßen und vagen Vermutung zu befragen.

Unser Vorgesetzter würde uns auslachen.

„Nein, irgendwie nich. Er hat vielleicht nur geraten oder wollte sich wichtig machen“, gebe ich zurück.

„Schade, dass wir sie schon so lange nicht mehr gesehen haben“, entgegnet er und schaut aufmerksam zu mir. Ich seufze nur.

„Du weißt, wie ich dazu stehe. Heechul kann auf mich zu kommen, wenn er möchte, nicht wenn ich ihn dazu zwinge“, antworte ich.

„Und wenn das noch zehn Jahre dauert? Hannie, du kannst doch nicht einfach abwarten und Tee trinken“, findet er.

„Doch, kann ich klar“, antworte ich und koche innerlich.

Natürlich kann ich es nicht. Ich frage mich jeden Tag, wann er anruft, starre fast alle fünf Minuten auf mein Handy, aber es nützt alles nichts.

Bis jetzt kam nichts und es wird wohl auch nichts mehr kommen.
 

Ich hab mir das wahrscheinlich alles nur eingebildet, dass er mich auch mag und so. In Wirklichkeit vergnügt er sich bestimmt längst wieder mit Kangin.

„Komm schon, gib deinem Herz einen Ruck und geh heute mal zu ihm. Ich komm auch mit“, bietet er an. Was soll denn das jetzt? Ich soll meine Herzensangelegenheiten klären und er kommt mit? Da is doch was faul.

„Wen willst du haben? Donghae oder Kangin?“, vermute ich mal, dass das was mit Heechuls Freunden zu tun hat.

„Pfff, was willst du denn? Ich mach das nur, damit du nich alleine bist“, spielt er den gutmütigen Freund.

„Wen? Kangin oder Donghae?“, frage ich nochmals.

„Gar keinen. Was denkst du denn von mir?“, will er es immer noch nicht zu geben.

„Ich denke, dass du einen von den beiden haben willst. Also, wen?“, starte ich meinen dritten Versuche.

„Kangin“, murmelt er schließlich. Ha, ich kenn ihn einfach zu gut, als das ich falsch hätte liegen können.

„Und dann brauchst du mich? Sonst holst du dir doch auch was du willst“, bemerke ich.

„Ja… aber er… is so… irgendwie geheimnisvoll. Außerdem kann ich schlecht einfach bei ihm zu Hause aufkreuzen und sagen „hier bin ich, lass es uns tun““, erwidert er und ich muss grinsen.

„Nen Versuch wärs wert“, bemerke ich und stelle mir vor, was Kangin wohl machen würde. Hm, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass er ein bisschen auf Heechul steht, würde ich sagen, er lässt Siwon kurzzeitig zappeln und geht dann auf jeden Fall auf das Angebot ein.

„Ach, Hannie… außerdem… ich glaub, das is mehr… was ich da empfinde“, entgegnet er und ich pruste los.
 

„Du und verliebt? Den Tag kreis ich mir aber ganz dick rot in meinem Kalender ein“, bemerke ich immer noch kichernd. Siwon… er ist überhaupt nich der Mensch, der sich verliebt. Bekanntschaften und One-Night-Stands ja, aber ne feste Beziehung?

Hatte er überhaupt schon mal so was Ähnliches? Ich glaube nich.

„Danke, mit so viel Unterstützung hatte ich gar nicht gerechnet“, grummelt Siwon nun und widmet sich sauer seinem Bericht für den Chef.

„Ach, komm schon, du weißt selbst, wie komisch das auf einmal ist. Es wäre dasselbe wenn ich jetzt anfangen würde endlos in der Gegend rumzuvögeln“, erkläre ich.

„Mach ich doch gar nich… auf jeden Fall nich endlos…“, entgegnet er. „Aber jetzt mal ernsthaft. Kannst du nich heute mal zu ihm gehen?“

„Oh Mann, wenn’s sein muss“, seufze ich. Warum geht er nich einfach alleine? Diese blöde Ausrede nervt mich jetzt schon.

„Ach, Hannie, ich liebe dich“, erklärt er sofort und ich verdrehe nur die Augen. Er stellt sich grade an, wie ein kleines, dummes Mädchen.

Genervt widme ich mich weiter meinem Bericht. Wenn das nur nich so langweilig wäre.
 

Was Heechul wohl grade macht? Arbeitet er noch? Bestimmt. Ich muss ihn eh mal fragen, wo er arbeitet, damit ich „zufällig“ mal vorbei kommen kann.

Was er dann wohl machen würde? Wahrscheinlich ist er eh noch sauer auf mich, weil ich so blöd reagiert habe. Irgendwie kann ich ihm das Ganze auch gar nicht verübeln, aber ich bin nun mal kein Mensch, der sofort aus sich heraus kommt.

Mein Bericht beschäftigt mich noch bis Dienstende. Jetzt sind wir auf dem Weg zu Heechul. „Keiner da“, bemerke ich, nachdem wir schon zweimal geklingelt haben.

„Einmal noch“, antwortet Siwon und drückt noch mal auf den Klingelknopf, doch wieder kommt niemand an die Tür. Wir wollen gerade zur Treppe, als sie jemand hochkommt.

Es ist Donghae, Heechuls und Kangins Mitbewohner. Er schleppt zusammen mit einem weiteren Mann Einkaufstaschen.

„Oh… ihr seids. Wollt ihr zu Heechul?“, fragt Donghae sogleich.

„Ja, Hannie will ihn besuchen“, antwortet Siwon und ich funkle ihn böse an. Eigentlich bin ich nur wegen ihm mitgekommen.

„Hm… da habt ihr Pech. Die Beiden sind noch unterwegs. Soll ich was ausrichten?“, will er wissen, als er die Tür aufschließt.

„Ähhhh, nein, sag ihm am Besten auch gar nicht, dass wir da waren“, gebe ich zurück und gehe schon mal die Treppen runter.
 

„Sag ihm dass wir da waren und dass er sich mal bei Hannie melden soll“, höre ich Siwon sagen, ehe ich hinter mir seine Schritte höre.

„Was soll das? Sogar dir sollte langsam klar sein, dass er nichts von mir will, sonst hätte er doch schon längst angerufen“, bemerke ich, als er bei mir ankommt.

„Ach, was, er hat nur Anlaufschwierigkeiten. Ich bin mir sicher, dass er dich mag“, erwidert Siwon, als wir das Haus verlassen. Ich will gerade noch was erwidern, als ich Heechul und Kangin auf der anderen Straßenseite sehe.
 

Zwischen ihnen ein Typ, der nich gerade aussieht, als würde er freiwillig mit ihnen gehen.

„Komm mit“, ziehe ich Siwon mit mir über die Straße und wir folgen ihnen hoffentlich unauffällig.

„Was soll das denn? Die Beiden machen doch gar nichts“, findet Siwon, nachdem wir ihnen schon eine Weile nachlaufen.

„Sie werden was machen, da bin ich mir sicher“, antworte ich, als sie in eine schmale Gasse einbiegen. Das is ne Sackgasse. Perfekt. Schnell ziehe ich Siwon mit, doch als wir in die Gasse schauen ist da… niemand?

Wie geht das?

Sie sind doch ganz sicher hier rein gelaufen. Wie können die sich einfach in Luft auflösen. Stark an mir zweifelnd schaue ich mich um. Sie sind wirklich nicht mehr hier.

„Können wir jetzt nach Hause?“, fragt Siwon quengelnd.

„Aber Siwon… du hast sie doch auch gesehen. Sie sind einfach nicht mehr da“, antworte ich völlig durcheinander.

„Vielleicht sind sie einfach da hinten in die Tür. Mann, Hannie, sie hätten doch eh nichts angestellt, also komm jetzt“, ist er total ungeduldig und lässt mich einfach stehen.

Ich hole ihn nach einer Weile wieder ein, grüble immer noch darüber nach wie das möglich ist. Ob sie wirklich die Tür genommen haben?

Aber hätte man die dann nicht hören müssen? Oder hätte man es überhaupt in der kurzen Zeit so weit schaffen können?
 

„Jetzt denk doch nich so viel darüber nach. Sie haben die Tür genommen und fertig“, bemerkt Siwon, nachdem ich wahrscheinlich schon tausendmal, meine Nudeln am Stäbchen hatte und sie mir einfach wieder runter gefallen sind.

„Ja, aber…“, fange ich an.

„Nichts aber. Nur weil wir sie damals in Verdacht hatten, musst du sie nicht für alles verantwortlich machen“, findet er. Tu ich doch gar nicht. Ich finde nur, dass sie immer noch verdächtig aussahen und gehandelt habe.

Was haben sie mit dem Typ gemacht? Warum musste er mit ihnen gehen? Wie kamen sie so schnell zur Tür? Das sind nur ein paar Fragen, die mir durch den Kopf schießen.
 

Heechuls POV
 

„Er is uns also immer noch auf den Fersen“, bemerkt Kangin, als wir nach unserer Arbeit daheim ankommen.

„Hm“, murmele ich nur. Drei Wochen is es her, dass ich meinen Entschluss gefasst habe. Ich werde nichts mit Hangeng anfangen, es würde so und so wieder kaputt gehen.

Es war zwar schwer sich daran zu halten, aber ich habs geschafft. Gut, Kangin hat mich auch Tag für Tag mit Extravampirarbeit eingespannt.

Ich hatte kaum Gelegenheit an Hannie zu denken, doch trotzdem hab ich ihn nicht vergessen. „Ach, da seid ihr ja. Ging alles klar?“, will Donghae wissen, nachdem wir die Küche betreten habe. Wenigstens hat er schon mit Eunhyuk gekocht.

Er ist Donghaes Freund und auch ein Vampir und sitzt schon hungrig am Essenstisch.

„Ja, der Auftrag is erledigt. Waren unsere beiden Schnüffler auch hier?“, fragt Kangin.

„Ja, Hangeng wollte zu dir, Heechul“, wendet Donghae sich an mich. Was? Warum das denn? Er meinte doch, ich soll mich melden.

„Was wollte er denn?“, will ich wissen.

„Keine Ahnung. Ich sollte dir auch eigentlich gar nicht sagen, dass er da war“, erzählt Donghae. „Habt ihr sie wohl noch gesehen?“

„Ja, sie haben uns wieder verfolgt, aber wir haben sie abgehängt“, entgegnet Kangin, während ich mich auf den Stuhl neben Eunhyuk fallen lasse.

„Warum probierst du es nicht einfach mal mit diesem Polizisten. Er sah echt nett aus“, bemerkt er sofort, während Donghae und Kangin sich mittlerweile um die Schärfe des Essens streiten.

„Er is auch echt nett und süß und heiß und ach… einfach supergenialtoll, aber er is eben nur ein Mensch“, antworte ich bedrückt.

„Donghae is auch nur ein Mensch und bei uns klappt es wunderbar“, bemerkt Eunhyuk. „Donghae is kein einfacher Mensch. Er is Jäger und du weißt genau, was das bedeutet“, erwidere ich. Donghae is mit Vampiren, Geistern und Dämonen aufgewachsen.
 

Hangeng hat keinen Plan davon, was ihn alles noch umgibt und wer manchmal für seine Mordopfer verantwortlich ist.

„Trotzdem kannst du es versuchen. Wenn er dann nichts mehr mit dir zu tun haben will, dann hast du wenigstens Gewissheit und musst nicht ewig rum grübeln, was wäre wenn ihr zusammen wärt“, antwortet Eunhyuk.

Gewissheit? Vielleicht ist es genau das. wovor ich mich fürchte. Wenn ich dann weiß, dass Hannie mich hassen wird, is es noch viel schlimmer wie jetzt.

„Hm“, murmele ich nur.

„Gib einfach auf, Eunhyuk. Ich versuch den Sturkopf schon seit drei Wochen zu überzeugen“, mischt Donghae sich ein, als er das Essen auf den Tisch stellt. Ich funkle ihn böse an.

Er sollte mich einfach mal in Ruhe lassen. Ich weiß schon, was ich tue, denke ich jedenfalls.
 

„Wenn Blicke töten könnten“, bemerkt Kangin grinsend. Ha, ha, wirklich lustig. Ich hau mich weg.

„Aber jetzt mal ernsthaft, ruf ihn doch einfach mal an. Er sah schon ein bisschen mitgenommen aus“, erklärt Donghae dann noch.

Mitgenommen? Wegen mir? Is er dann jetzt ganz ernsthaft in mich verliebt? Aber dann kann ich ihn doch nicht einfach so ablehnen. Ich kann ihn nich verletzen. Das würde mich mindestens genauso traurig machen wie ihn.

„Genau, Heechul, klär den Typen endlich auf, was Sache is und sag ihm auch gleich, dass wir nich die Bösen sind“, fügt Kangin noch hinzu.

Wie toll sie mir alle Ratschläge erteilen, aber selber macht keiner was.

„Wisst ihr was? Macht euren Mist doch alleine!“, nehme ich mir mein Essen, lasse die drei sitzen und gehe in mein Zimmer.

Is ja schön, dass sie sich alle so viele Gedanken um mich machen, aber davon wird die Situation auch nicht besser.

Die Beziehung zu Hannie wird nie einen Sinn haben, deshalb brauch ich sie erst gar nicht anzufangen. Ich habs kapiert und das sollten die anderen langsam auch. Kannie ist doch eh froh darüber, weil der dann auch Hannies Schnüfflereien los is.
 

Seufzend widme ich mich meinem Essen. Mann… alleine macht noch nicht mal essen Spaß. Verärgert lasse ich meine Stäbchen fallen.

So einen blöden Abend hatte ich schon lange nicht mehr. Warum musste Hannie heute vorbei kommen? Es wäre super gewesen, wenn es so geblieben wäre wie immer. Wir hätten nebeneinander her gelebt und jeder wäre zufrieden gewesen.

Niedergeschlagen trage ich meinen Teller in die Küche zurück und hole mir eine Blutkonserve aus dem Kühlschrank.

Die anderen essen noch, aber keiner schenkt mir Aufmerksamkeit. Schließlich verziehe ich mich mit meinem Getränk wieder in mein Zimmer und setze mich dort an mein Keyboard. Früher habe ich Klavier gespielt, aber das passt nicht in unsere Wohnung.

Ich stimme eine traurige Melodie an. Ich hab sie komponiert, nachdem mich Kangin in einen Vampir verwandelt hat. Ich war damals so fertig und ich hatte keine Lust.
 

Damals wollte ich sterben, aber Kannie hat es nicht zu gelassen. Er hielt mich für den perfekten Gefährten und hat mich verwandelt.

Ich war so sauer auf ihn. Ich hasste das Vampirleben und tue es teilweise immer noch. Seit wir diesen Detektivjob haben, ist es zwar besser geworden, aber schon beim bloßen Gedanken einen Menschen oder ein Tier zu beißen dreht sich mir der Magen um.

„Bist du wirklich so fertig wie damals, dass du das Lied wieder spielen musst?“, schrecke ich fürchterlich zusammen, als ich Kangins Stimme höre. Warum muss er sich immer so anschleichen?

„Du weißt es?“, frage ich überrascht. Ich hab das Lied immer heimlich gespielt, weil ich sein Klavier eigentlich nie anfassen durfte.

Er kann zwar nicht spielen, aber es sollte das Herrenhaus zieren, in dem wir gelebt haben. Zu der Zeit hab ich mich immer heimlich,

während er geschlafen hat zum Klavier geschlichen.

Wahrscheinlich war ich so laut, dass er es auch mitbekommen hat.

„Leise zu sein war nie deine Stärke“, bemerkt Kangin grinsend und setzt sich neben mich auf Klavierhocker. Das war das einzige Stück, was ich mitnehmen konnte.
 

„Aber jetzt sag mal. Ist es wirklich wieder so schlimm? Wenn du willst, arbeite ich morgen alleine und du kannst entspannen“, bietet er mir an. Ich schaue zu ihm, doch nach einem kurzen Moment löse ich meinen Blick wieder und schaue bedrückt zu Boden.

„Das ist es nich Kannie… die Arbeit gefällt mir… aber…“, fange ich an und kann einfach nicht mehr weiter reden.

Seufzend lege ich meinen Kopf an seine Schulter. Es ist so selten, dass mir die Worte fehlen, aber gerade jetzt ist das der Fall. Ich möchte ihm das alles erklären, mit Hangeng und meinem Entschluss, doch irgendwie gelingt es mir nicht.

Sanft streicht Kangin mir über die Haare.

„Es is wegen Hangeng, richtig?“, fragt er schließlich.

„Ja… ich… ich hab mich entschieden, nichts mit ihm anzufangen. Ich wollte so weiter machen, wie bisher. Aber es geht nich.

Ich hab mich in verliebt und es hört nicht mehr auf. Aber es wäre doch viel vernünftiger, wenn wir nie was miteinander anfangen würden. Er wird eh sterben und dann bin ich wieder alleine“, klage ich ihm dann trotzdem mein Leid.

„Chulie, aber wenn du nie auf irgendwas eingehst, bist du immer und ewig allein. Und wenn du so in ihn verliebt bist, dann kannst du das nicht einfach so abstellen.

Willst du meinen Rat hören?“, fragt er dann und ich nicke, mein Kopf immer noch auf seiner Schulter ruhend.
 

„Geh zu ihm und sag wie es um deine Gefühle bestellt ist. Ich bin mir sicher, er teilt sie. Auch wenn ich nicht gut heiße, dass er ein Mensch ist, ich sehe doch wie fertig dich diese Situation macht. So geht es auf jeden Fall nicht weiter“, versichert er und ich linse zu ihm hoch.

So ernst ist er selten. Sonst kabbeln wir uns viel, er macht ununterbrochen Scherze und ist einfach heiter.

„Hab ich was im Gesicht?“, will Kangin plötzlich wissen und ich muss grinsen.

„Nein, du warst nur grad so anders, als sonst“, entgegne ich.

„Tja, manchmal, hab ich auch so meine lichten Momente“, erklärt er und wuschelt mir durch die Haare. „Spielst du mir noch was Schönes?“

„Klar, gerne“, entgegne ich und beginne ein anderes Lied anzustimmen.

Morgen gehe ich zu Hannie und sag ihm alles und dann, dann wird alles super werden, da bin ich mir sicher.
 

Kapitel 7 Ende



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von:  Shikajin
2011-03-07T22:34:44+00:00 07.03.2011 23:34
sooooooooo XD
hab das jetzt alles mit einmal gelesen!
und ich msus sagen ich hab mich bei manchen stellen sooo weg gehaun wegen siwon *immer noch lacht*

ich würde dich bitten wirklich weiter zu schreiben O___O
die ist nehmig echt super!!

LG
Shika-kun

Von:  Vik
2010-11-29T05:51:45+00:00 29.11.2010 06:51
ja!!!! wiedermal ein knuffiger teil *hach* ^^ bitte schnell weiterschreiben :D
Von:  Mikomii-chan
2010-11-16T19:57:11+00:00 16.11.2010 20:57
heyho
hast du toll geschrieben wirklich
freu mich darauf das es bald weitergeht
liebe grûße deine miko alias jrockrulez
Von:  Vik
2010-08-18T04:55:25+00:00 18.08.2010 06:55
so, ich lass jetzt unbedingt mal nen kurzen kommi da, so geht das nicht :P!

die story an sich ist endlich mal ganz was anderes mit suju! :D was mir natürlich seeeehr gut gefällt ;)
deine rollenverteilung hätte auch nicht besser sein können *schmacht* hangeng als ermittler und heechul als der mysteriöse verdächtige :P
und dein schreibstil nicht zu vergessen, gefällt mir auch sehr gut, da fällt es einem nicht schwer es sich bildlich vorstellen zu können. weiter so!

also ich bin schon gespannt auf die fortsetztung!!! schnell weiter schreiben ;)

lg wiki

Von:  Ryou_chan
2010-08-11T19:28:14+00:00 11.08.2010 21:28
Och nein wie süüüß ist denn bitte der Schluss *___* Ich muss mir das bildlich vorstellen, wie er ihn von hinten umarmt und seinen Kopf auf seinen Rücken legt zuuu knuffig. Ich bin schon ziemlich gespannt, wie es weiter geht und ich freu mich schon auf das nächste Kappi :)

LG Ryou_chan <3
Von:  Tusik
2010-07-07T18:56:03+00:00 07.07.2010 20:56
So hallöchen hat ja jetzt ne ganze ewigkeit gedauert bis ich das neue Kapitel endlich ma gelesen hab, bin irgendwie einfach nicht dazu gekommen in letzter zeit aber jetzt ist es ja soweit ^^
ich find das kapitel super toll es ist so spannend und ich male mir schon aus wies weiter geht also lass dir nicht so viel zeit mit weiter schreiben :P
Von:  Mikomii-chan
2010-06-23T21:18:31+00:00 23.06.2010 23:18
SO du ich hab dir jah ein Kommi versprochen ^^
Auch wenn ich sehr unkreativ bin was das betrifft XD

Also dein Kapi hat mir natürlich wieder gefallen
und das Heechul toll ist muss ich dir jah nicht mehr sagen!
Ich hoffe die beiden kommen sich iwann mal noch näher :D
Ich wünsch mir das du ganz schnell weiter schreibst weißt jah das ich ein riesen fan von dir bin *Fähnchen schwenk*

Von:  Tusik
2010-06-02T18:15:28+00:00 02.06.2010 20:15
Die Story ist voll toll <3
und die beiden sind mal wieder soooo knuffig schreib fleißig weiter bin schon ganz schön gespannt bitte schick mir ne ens wenn ein neues kapitel raus ist ja? das wär voll lieb *freu*
Von:  Mikomii-chan
2010-06-02T13:08:15+00:00 02.06.2010 15:08
Wahhhhh ><
Kapi ist tollig süüße~
Ich werde immer fleißig weiterlesen.
Schreib bitte ganz schnell weiter du...
Ich Liebe heechul und hannie das gibt es nicht sind so toll.

Von:  hAppY_CaKe
2010-05-30T17:07:42+00:00 30.05.2010 19:07
die story ist ürgent wie süß ^^


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