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Winternachtstraum

Ryoki
von

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Der schon wieder...

Der Abend könnte so schön sein.

Sie könnte vor ihrer Playstation sitzen, Fernsehen oder DVD gucken, oder – wenn es unbedingt sein musste – sich von Juri am Telefon zuquatschen lassen. Aber nein... Sie saß hier und starrte missmutig auf eine SMS hinab.

„Sorry Schatz, ich komme später, hab die U-Bahn verpasst.“ Immer wieder las sie diese Worte und wurde jedes Mal wütender. Was fiel dem eigentlich ein?

Sie war ja wirklich nicht pingelig, aber eine Viertestunde Verspätung waren im herbstlichen Nieselregen nicht gerade ein Kavaliersdelikt. Idiot.

Männer.

Immer dasselbe mit ihnen.

Nur Ärger.

Da der Regen jetzt auch noch stärker wurde, steckte sie ihr Handy ein und drehte sich schwungvoll um, um nach Hause zu fahren.

Nur um direkt in jemandem hineinzulaufen und allein wegen der rasch zugreifenden Hand nicht Bekanntschaft mit dem nassen Boden zu machen. „Kannst du nicht aufpassen?“, fauchte sie, die Tatsache ignorierend, dass sie es gewesen war, die nicht aufgepasst hatte und funkelte den Typen wütend an. Ihre Laune wurde direkt noch um ein paar Grade schlechter, als sie erkannte, wer es war, der sie da gerade festhielt.

„Sorry... aber wer sollte denn auch ahnen, dass du dich so plötzlich umdrehst...“ Er schien nicht sonderlich beeindruckt. Wäre ja auch zu schön gewesen.

„Du hättest mir ja nicht so auf die Pelle rücken brauchen!“ Die lockere Stimme des jungen Mannes trieb sie fast zur Weißglut. Was war denn heute los, dass sich die Männerwelt gegen sie verschworen hatte?

„Kein Grund, gleich so zickig zu werden. Wurdest du von deinem Date versetzt?“ Die Frage kam so schnell und so direkt, dass Ruki für eine Sekunde verblüfft schwieg. „Das geht dich gar nichts an!“, brauste sie dann auf.

„Also ja.“ Musste der Kerl bei diesen Worten so breit grinsen?

„Zieh Leine!“, war das Einzige, was ihr einfiel.

Irgendwie war heute kein guter Tag...

Erst kam ihre Mutter – oh wie überraschend – mit der Nachricht um die Ecke, dass sie sich verliebt hätte und – das war ja noch viel überraschender – es diesmal wirklich die große Liebe wäre. Wers glaubt wird selig. In ein paar Wochen sitzt sie wieder heulend im Wohnzimmer.

Der Abend hätte den Tag eigentlich retten sollen aber nein... Jetzt machte er ihn zu einer totalen Katastrophe. Sie hätte es eher wissen müssen.

„Du hast dich kein Stück verändert, kein Wunder, dass dein Date nicht kommt.“

Es juckte Ruki in den Fingern diesem Großmaul eine reinzuhauen und zwar richtig. Was fiel dem eigentlich ein? Tickte der noch richtig? „Gehts noch? Was geht dich meine Laune an? Die hast du übrigens versaut.“ Das musste einfach mal klargestellt werden.

„Du hast aber schon vorher reichlich angepisst ausgesehen.“

Wer würde das nicht, wenn der Freund zu spät kam, aber irgendwie hatte Ruki das Gefühl, dass ihr Gegenüber dieses Argument nicht besonders ernst nehmen würde.

„Was denkst du, was du bist? Der Frauenversteher schlechthin?“, giftete sie also.

„Naja...“

Oh bitte! War der von diesem Trip immer noch nicht runter? Da sie leider an ihm vorbeimusste, wenn sie nach Hause wollte, schob sie ihn kurzerhand zur Seite.

„Hey, wenn dein Date eh nicht kommt, können wir ja etwas trinken gehen“, hatte der Idiot ernsthaft die Nerven, vorzuschlagen.

„Vergiss es.“

„Ach, sei doch nicht so... nur einen Kaffee...“

Kalt sah sie ihn an. „Such dir für eine dämliche Masche jemand anderes. Es gibt sicher genug dumme Weiber, die sich von dir flachlegen lassen wollen.“

„Denkst du wirklich, ich...“ Den Rest tat Ruki sich nicht mehr an, sie drängelte sich durch eine Gruppe plappernder Mittelschülerinnen hindurch und machte sich auf den Heimeg.

Kiro konnte was erleben, wenn sie ihn morgen nach der Schule sah, das stand sowas von fest...

Dummerweise musste selbst sie zugeben, dass Ryo Akiyama inzwischen verdammt gut aussah.

Auf manche Überraschungen kann man gut verzichten

Nach recht langer Wartezeit kommt endlich das erste Kapitel. Vielen, vielen Dank an die Kommentarschreiber zum Prolog und alle, die diese ff jetzt schon favorisiert haben, ich war wirklich baff!
 

Viel Spaß mit diesem Kapitel!
 

~*~
 

Eine ziemlich wütende SMS und eine Nacht später war für Ruki die Welt wieder so weit in Ordnung wie sie es nunmal sein konnte. Die Begegnung mit Ryo hatte sie bereits wieder aus ihrem Gedächtnis gestrichen, mehr oder weniger.

Nachdem ihr Wecker sie auf gewohnt radikale Art aus dem Bett geworfen hatte, trottete sie gähnend in die Küche, wo – also das war jetzt mal wirklich eine Überraschung – eine äußert gut gelaunte Rumiko an ihrem lebensnotwendigen Kaffee schlürfte und ihrer einzigen Tochter entgegenstrahlte. „Guten morgen! Hast du gut geschlafen?“

Stumm nickte Ruki. Die Standartantwort. Bei Rumiko war es immer besser, zu sagen, dass alles gut war. Sonst war sie nämlich spätestens nach der Rückkehr aus der Schule zwei Hobbypsychologinnen ausgesetzt, die genau den Grund analysieren wollten, warum das so war. Das hatte Ruki einmal mitgemacht und es hatte einen Wutanfall ihrerseits gebraucht, der die beiden wissend hatte nicken lassen – was auch immer sie zu wissen glaubten – um wieder ihre Ruhe zu haben.

„Du warst gestern so einfach verschwunden...“

„Ich hab dir gesagt, dass ich verabredet war.“

„Stimmt ja...“

Was sollte das bitte werden? Wollte Rumiko wieder eines ihrer hochpsychologischen Gespräch führen? Schnell warf Ruki einen Blick auf die Uhr, die bei viertel vor acht stand. Gut, sie musste bald zum Bus. Zehn Minuten würde sie wohl rumkriegen.

„Was hältst du davon, wenn wir Takashi mal zum Essen einladen?“

„Mach doch, was du willst.“

„Ich möchte aber, dass du dabei bist.“

„Warum? Es ist doch eh bald wieder Schluss.“ Würde Ruki sich wirlich die Mühe machen, alle ‚Beziehungen‘ ihrer Mutter kennenzulernen, hätte sie praktisch keine Freizeit mehr und die Namen merkte sie sich schon nicht mehr, seit ihre Mutter beschlossen hatte, dass ihre Tochter alt genug war, zu verkraften, dass der schon lange abwesende Vater durch einen anderen ersetzt wurde. Also als sie 13 war. Als ob sie das nicht schon vorher bemerkt hätte... Für wie blöd hielt Rumiko sie eigentlich?

„Diesmal ist es anders.“

„Genau so wie bei den letzten Zehn, ist klar.“

„Wir wollen zusammenziehen.“

Das war jetzt wirklich neu. Eine Sekunde starrte Ruki ihre Mutter nur fassungslos an. Die strahlte. „Ist das nicht wunderbar? Er zieht aus Osaka hierher, um mit mir zusammensein zu können.“

„Das ist jetzt nicht dein Enst.“ Also wirklich... Ruki kannte die fixen Ideen ihrer Mutter inzwischen recht gut – zumindest hatte sie das angenommen – aber das ging nun wirklich zu weit.

„Doch, wir haben uns das gut überlegt, keine Sorge.“

Sorgen? Sie machte sich keine Sorgen. Sie stellte nur Tatsachen fest. Bevor sie das klarstellen konnte, redete ihre Mutter schon weiter: „Er hat übrigens eine Tochter. Sie ist im dritten Jahr der High School. Du wirst dich bestimmt gut mit ihr verstehen.“

„Was interessiert mich irgendeine Tussi?“

„Takashi sagte, sie wäre dir sehr ähnlich.“

Oha, wenn es schon mit „Takashi sagt...“ losging war das kein gutes Zeichen.

„Hast du auch eine eigene Meinung über sie?“

„Ich habe sie noch nicht kennengelernt.“

„Na was für eine Überraschung. Dann kann er dir wer-weiß-was erzählen. Wäre nicht das erste Mal.“

„Er ist anders, als die anderen.“

„Weil du ja so wahnsinnig gut darin bist, Männer einzuschätzen, klar.“

Man musste kein übermäßiges Einfühlungsvermögen besitzen, um zu merken, dass diese Worte Rumiko verletzt hatten. Ruki war das in diesem Moment aber egal. Ihre Mutter war schließlich selber Schuld. Sie sollte doch eigentlich wissen, dass sie am frühen Morgen noch bissiger war als sonst. Als das Schweigen ihrer Mutter allerdings andauerte – und die üblichen Vorwürfe auf sich warten ließen - meldete sich doch ein schlechtes Gewissen. „Dann lad ihn doch ein...“, murmelte sie und machte das sie wegkam. Dieses Zugeständnis musste ihrer Mutter nun wirklich reichen.

Der Nachteil an der Sache war, dass sie nun zu früh an der Bushaltestelle stand und das Gekicher der dummen Weiber ertragen musste, die über irgendeinen Star redeten und dann zu den süßen Jungen in ihrer Klasse wechselten – begleitet von Gekicher und Gequietsche. Da hatte es doch gewisse Vorteile auf einer Mädchenschule zu sein, wenigstens dort blieb sie von so hirnlosem Quatsch verschont. Der Haken war, dass sie mit den meisten ihrer Schulkameradinnen nicht klarkamen. Das lag nicht an den anderen Mädchen, die himmelten sie aus irgendeinem Grund an, sondern vielmehr an ihr selbst. Sie konnte mit den üblichen Mädchenthemen einfach nichts anfangen. Sie seufzte.

Was war heute nur los mit ihr?

Erst gab sie ihrer Mutter nach – was wirklich rot im Kalender angestrichen werden sollte – und jetzt hing sie auch noch solchen Gedanken nach. Sie musste sich eine Grippe eingefangen haben. Anders konnte sie sich das nicht erklären.

„Und Kaori! Wie sie sich an Lee ranschmeißt! Das ist ja sowas von billig!“

Ruki horchte auf. Das Jenrya Mittelpunkt der Gespräche war, war zwar nicht gerade selten, aber normalerweise schwärmten sie eher für ihn. Das es jetzt anders war konnte daran liegen, dass er seit einer Woche eine Freundin hatte. Die Kaori hieß und laut Juri sehr nett war. Aber dass die dummen Hühner kein gutes Haar an ihr lassen würden, überrascht Ruki wirklich nicht. Zum Glück gehörte der Bus zur pünktlichen Sorte und bog gerade um die Ecke. So konnte sie es bei einem vernichtenden Blick belassen, der die drei Mädchen auf der Stelle zum Schweigen brachte. Das konnte natürlich auch an ihrem immer noch nicht gänzlich verschwundenen Ruf als Digimon-Queen liegen. Auch wenn sie, seit die Digimon wieder in ihre Welt zurückgekehrt waren, die Karten nie wieder auch nur angesehen hatte.

Das es im Bus direkt wieder losging konnte ihr reichlich egal sein, sie musste ohnehin nur 10 Minuten durchhalten, bis sie die U-Bahn-Station erreichten, wo sie umsteigen musste, um noch eine Dreiviertelstunde in einer überfüllten Bahn zu verbringen. Immerhin stieg sie an einer Station ein, wo die Bahn noch relativ leer war, was bedeutete, dass ihre Chancen auf einen Sitzplatz sehr gut waren. Dieses Mal hatte sie sogar das Glück, dass sie sich nicht neben einen Geschäftmann quetschen musste, sondern – noch – eine Bank für sich hatte. Das änderte sich bereits zwei Stationen später aber eine Grundschülerin war eine relativ angenehme Gesellschaft. Sie sah das kleine Mädchen nicht zum ersten Mal, und es kam öfter vor, dass sie schnell neben Ruki huschte, wenn der Platz frei war.

Musste daran liegen, dass sie einmal einen Mittelschüler ausgeschimpft hatte, der die Kleine geärgert hatte. Manchmal hatte sie einfach ihre sozialen Tage... Wenigstens hielt sie die Klappe. Bis auf das gestammelte „Danke“ und ihr „Kein Ding“ hatten sie kein Wort miteinander gewechselt. Was ihr auch ganz Recht so war. Schlimm genug, dass Rumiko eine Quasselstrippe war.
 

Es wurde bereits dunkel, als sie sich von den anderen Mädchen der Informatik-AG verabschiedete und im Laufschritt zur U-Bahn-Station lief. Warum hatte sie auch nur ihren Schirm vergessen? Es war doch klar gewesen, dass es heute wieder regnete. Und der Mantel schützte eher unzureichend. Dämlichen Schuluniformen. Dieser November war wirklich ein absoluter Reinfall. Wie war das noch mit dem Klimawandel? Nasser wurde es allemal.

In der U-Bahn-Station tummelten sich bereits einige Mädchen in den grauen Blazer und blauem Rock ihrer Schule und unterhielte sich über die Unwichtigkeiten der Welt. Einige sahen sie kurz an und nicht wenige trauten sich sogar, sie anzulächeln, was sie nur mit einem Nicken quittierte. Dummen Hühner.

Da die Bahn, die sie nehmen musste, noch zehn Minuten auf sich warten lassen würde, lehnte sie sich möglichst abseits von den anderen an die Wand und kramte das Buch, das sie für die langen Fahrten immer dabei hatte, aus ihrer Tasche und schaltete ihren iPod an. Etwas besseres um die Welt um sich herum auszublenden gab es nicht.

Nun ja... es würde zumindest funktionieren, wäre nicht jemand so lebensmüde, ihr einfach das Buch aus der Hand zu nehmen. Wütend sah sie auf und direkt in das Gesicht ihres Freundes. Oder Noch-Freundes, wenn Kiro so weitermachte.

„Warum bist du nach Hause gefahren? Ich bin extra eher aus der Paukschule weg.“ Der hatte noch die Nerven ihr die Vorwürfe zu machen? Da war er aber bei ihr an der falschen Adresse. „Weil ich schon eine Viertelstunde im Regen stand und du nochmal eine Viertelstunde gebraucht hättest, darum!“ Sie war zwar nicht aus Zucker, aber irgendwann war es wirklilch genug.

„Jetzt stell dich nicht so an. Wir sehen uns schon so selten.“

„Ist das meine Schuld?“ Er hatte doch immer irgendwelche Nachhilfestunden oder musste zu seinem blöden Kendo oder was mit seinen Kumpels unternehmen – was für ihren Geschmack viel zu häufig vorkam. Und dann glaubte er noch, sie sollte vor Freude tanzen, nur weil er einmal die Woche daran dachte, dass er noch eine Freundin hatte. Und beschwerte sich, wenn sie sich nicht überreden ließ, die Nacht bei ihm verbringen.

„Also ich wars nicht, der gestern einfach abgehauen ist.“

„Nein, du bist gar nicht erst gekommen.“

„Ich war da!“, ereiferte er sich. „Du weißt, dass ich einen langen Weg habe.“

„Ach, und ich nicht?“

„Du gehst nicht zur Paukschule.“

„Na und?“ Sie war nunmal gut in der Schule, ganz im Gegensatz zu ihm. Warum sollte sie dann ihre Zeit in einer privaten Nachhilfeschule verschwenden?

„Für mich ist das wichtig.“

Ruki verdrehte die Augen. Es war nicht so, als hätte sie da kein Verständis für, aber er war nicht halb so ein fleißiger Schüler, wie er ihr weismachen wollte. Dafür verbrachte er zu viele Abende mit seinen idiotischen Freunden. Am Anfang hatte sie sich überreden lassen, zu diesen Treffen mitzukommen aber schon beim zweiten Mal hatte sie genug davon gehabt, sich wie eine Trophäe vorzeigen zu lassen und war einfach gegangen. „Klar. Total wichtig. Dann betrink dich weniger mit Kazuo und den anderen, dann wären deine Noten nicht so mies.“

Einen Moment blitzten Kiros Augen wütend auf, dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. „Überleg dir besser, was du sagst.“

„Willst du mir drohen?“ Manchmal fragte sie sich wirklich, warum sie sich in ihn verliebt hatte. Oder warum sie überhaupt noch mit ihm zusammen war. Der Reiz seiner rebellischen Aura hatte sich jedenfalls längst verflüchtigt.

„Dazu gibst du mir besser keinen Grund.“ Rukis Augen weiteten sich. Kiros Stimme ließ keinen Zweifel, dass er seine Worte sehr ernst meinte. Ihr verblüfftes Schweigen offenbar als Zustimmung verstehend, sagte er: „Ich hole dich morgen vom Unterricht ab. Kazuo und die anderen wollen sich mit uns zum Karaoke treffen.“

„Die können mich mal.“

Mit einem Mal schlossen sich Kiros Hände fest um ihre Schultern und drückten sie gegen die Wand. „Du wirst mitkommen, verlass dich drauf.“ Ebenso schnell wie er zugepackt hatte, ließ er sie wieder los. „Deine Bahn kommt. Wir sehen uns morgen.“

Vollkommen überrumpelt ließ Ruki sich zur einfahrenden Bahn schieben und stieg ein. Was sollte das? Hatte Kiro vollkommen den Verstand verloren? Nachdenklich lehnte sie sich an die Wand und sah durch das Fenster hinaus in die Dunkelheit des U-Bahn-Schachtes.

„Was ist dir denn nun schon wieder für eine Laus über die Leber gelaufen?“

Diese Stimme... verdammt, die kannte sie doch! Wütend fuhr sie herum. „Du! Was machst DU denn hier?“ Lief der ihr hinterher oder was sollte das? Tokyo war doch wirklich groß genug, dass sie ihn nie wiedersehen musste. Aber nein, er saß direkt vor ihr – und hatte dummerweise den einzigen freien Platz dieses Wagens neben sich. Ryos Augen blitzten belustigt auf, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Ich bin kein Stalker, wenn du das meinst.“

„Fällt mir schwer, das zu glauben. Verzieh dich!“

„Was für eine Wortwahl. Deine Lehrer wären schockiert.“

„Meine Lehrer können mich mal!“ Hatten sich auf einmal alle Männer der Welt gegen sie verschworen? Genervt wandte sie sich wieder ab.

„Hätte ich mir auch denken können...“

„Warum fragst du dann so blöd?“

Immer noch sah sie ihn nicht an, aber eine Bewegung am Rande ihres Blickfeldes verriet ihr, dass er den Kopf schüttelte. „Du machst es einem wirklich nicht einfach.“

„Was?“ Nun sah sie ihn doch wieder an, was er mit einem Grinsen quittierte.

„Um deine Frage zu beantworten: Ich fahre zweimal die Woche mit dieser Bahn. Meine Uni ist in der Nähe.“ Das Grinsen wurde zu einem Lächeln. „Es ist aber das erste Mal, dass du in denselben Wagen einsteigst wie ich.“

Ruki blinzelte verblüfft. Seit wann wohnte der Idiot hier? Und warum zur Hölle hatten die anderen sie nicht gewarnt? Sie wussten doch, dass sie Ryo nie wieder sehen wollte. Auch wenn sie den Grund nicht begriffen. Sie begriffen nicht, warum sie mit allem, was mit der Digiwelt zu tun hatte, nichts mehr zu tun haben wollte.

Vielleicht hatten sie es ihr auch gerade deswegen nicht erzählt.

„Sag mal, willst du unbedingt den ganzen Weg stehen bleiben, oder dich setzen?“

„Danke, ich stehe lieber.“ Das wäre ja noch schöner! Ryo zuckte nur die Schultern. „Stur wie immer. Aber beschwer dich nicht, wenn es voll wird.“

„Halts Maul.“

„Also wirklich, an deiner Wortwahl solltest du dringend arbeiten. Und jetzt setz dich endlich hin, ich verrenke mir hier noch den Nacken.“

„Zwingt dich keiner, mit mir zu reden. Lass mich los!“ Der hatte allen Ernstes die Nerven, aufzustehen, zu ihr zu kommen und auf den Fensterplatz zu schieben. „Ich muss eher aussteigen als du. Und könntest du aufhören, so zu tun, als wollte ich dir an die Wäsche? Dein Fanclub lyncht mich sonst.“

„Das ist nicht mein Fanclub.“

„Die sehen aber so aus.“ Ruki folgte Ryos Blick. Die fünf Mädchen, die weiter vorne standen, wirkten wirklich, als trauten sie der Sache nicht. „Das sind nur ein paar dumme Hühner, nichts weiter.“

„Sie spielen mit Digimon-Karten...“ So genau hatte Ruki nicht hingesehen, aber jetzt bemerkte auch sie das vertraute Deck in der Hand eines der Mädchen. Schnell blickte sie wieder weg. Sie wollte nicht mehr daran denken. „Na und?“

„Dann spielst du also wirklich nicht mehr...“ Irrte sie sich, oder klang er besorgt?

„Das ist doch Kinderkram.“

„Findest du?“

„Sie haben keine Ahnung... keine Ahnung...“, murmelte sie und sah wieder zu den spieldenen und kichernden Mädchen. „Für sie ist es nur ein Spiel. Immer wieder wollen sie Tipps von mir haben. Dabei verstehen sie nicht wie...“ Sie brach ab. Was war nur in sie gefahren? Das war Ryo! Er war so ziemlich der letzte, den es etwas anging, warum sie um alles, was mit den Digimon zu tun hatte, einen Bogen machte.

Aber er vollende ihren Satz fast wehmütig: „Sie verstehen nicht, wie ernst es für uns war. Aber wie sollten sie auch? Sie sind keine Tamer.“

„Ja“, stimmte sie ihm fast gegen ihren Willen zu. Natürlich musste er begreifen, wie sie fühlte. Er war ein Tamer. Er hatte gekämpft, wie sie. Er hatte mehr erlebt als sie. Nachdenklich sah sie ihn an und musste festellen, dass er sie genau musterte. Automatisch schaltete sie wieder auf Abwehr. „Was starrst du mich so an?!“

„Doch... du hast dich verändert“, sagte er nur und sah sie weiter an.

„Was? Was meinst du!?“ Die alte Wut kam wieder auf. Aber er schüttelte nur den Kopf. „Vergiss es. Ich muss gleich aussteigen...“

Ruki sah aus dem Fenster und stellte fest, dass die Bahn wieder in eine Station einfuhr. Inzwischen war es wesentlich voller geworden, es musste mehr Zeit vergangen sein, als sie gedacht hatte.

„Bis dann.“ Er stand auf, drehte sich aber noch mal zu ihr um. „Das Angebot von gestern steht übrigens noch.“

„Welches...“ Dann erinnerte sie sich. Verdammt, wollte er sie etwa anmachen? Bevor sie ihm das aber an den Kopf werfen konnte öffneten sich die Türen und er stieg aus.

Schneller als sie sich hätte beschweren können, schob sich eine ihrer Schulkameradinnen neben sie auf die Bank. „War das Akiyama?“, fragte sie aufgeregt. Wieso kapierten diese Weiber nicht endlich, dass sie nicht mit ihnen reden wollte! Und schon gar nicht über solche Themen! Da es aber keine Chance gab, dass sie das Mädchen so schnell wieder loswerden würde, bis Shinjuku dauerte es noch eine Weile und sie fuhr weiter als Ruki, antwortete sie knapp: „Ja.“

„Cool! Die Digimon-Queen und der Digimon-King!“

„Träum weiter.“

„Ach komm schon. Er sieht soo toll aus.“

Da leugnen eine glatte Lüge wäre, schwieg Ruki. Aber sie würde Ryo dafür umbringen, dass sie spätestens morgen als das neue Traumpaar des Jahres gelten würden.

Wie ein bescheuerter Tag noch schlimmer weitergeht

Entschuldigt die lange Wartezeit! *verbeug* Ich versuche wirklich mich zu beeilen, aber mein Real Live hat mich leider voll im Griff.

Danke, danke, danke an alle, die mir trotzdem treu bleiben, ihr seid großartig!
 

Ein besonderer Dank geht natürlich an abgemeldet, Bunny94, abgemeldet (der Arschtritt war nötig, du bis eingeladen, es zu wiederholen, wenn ich wieder trödle ^.~) und Momo für ihre Kommentare!
 

Und jetzt: viel Spaß beim Lesen!
 


 

Erstmal stellten sich bei ihr aber ganz andere Probleme ein. Kaum war sie zu Hause hatte sie ihre Mutter am Hals. „Musst du heute nicht arbeiten?“ Vorzugsweise bis in die Nacht.

„Nein, ich habe mich extra beeilt. Takeshi und Yui kommen am Samstagabend zum Essen.“

„Großartig.“

„Und dafür müssen wir einkaufen gehen. Du brauchst dringend neue Klamotten.“

„Spinnst du?“ Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Gerade Rumiko sollte es langsam besser wissen.

„Morgen nach der Schule hole ich dich ab und dann...“

„Morgen kann ich nicht.“ Ob das nun gut oder schlecht war, wusste Ruki nicht so recht, aber vermutlich war Karaoke mit Kiro und seinen idiotischen Freunden die bessere Alternative. Die brachten nur sexistische Sprüche, gegen die sie sich zur Not handfest wehren konnte.

„Warum?“

„Geht dich nichts an.“

Sie ließ Rumiko stehen und ging in ihr Zimmer, wo sie sich als allererstes ihrer Schuluniform entledigte. Sie war jedes Mal froh, wenn sie die Klamotten gegen eine Jeans und einen bequemen Pulli eintauschen konnte. Samstag also... Hoffentlich war diese Yui keine hirnlose Tussi.

Aber erstmal musste sie sich um etwas anderes kümmern. Oder: jemand anderes.

Zu ihrem eigenen Glück war Juri sogar zu Hause, aber zu dieser Uhrzeit hatte Ruki eigentlich auch nichts anderes erwartet. Sie durfte erst dann wieder weg, wenn sie ihre Hausaufgaben erledigt hatte – Dinge die Rumiko glücklicherweise nicht im Geringsten interessierten. Nicht das es etwas ausgemacht hätte, wäre es anders.

„Ah, hallo Ruki“, begrüßte die Freundin sie gut gelaunt. Ruki hatte keine Lust, sich mit Smalltalk aufzuhalten und fragte sofort unverblümt: „Wann hattest du vor mir zu sagen, dass Ryo in der Stadt ist?“

Eine ganze Weile herrschte Schweigen, dann murmelte Juri: „Ich hätte es wissen müssen, dass Takato oder Kazu irgendwann etwas herausrutscht...“

„Diese Idioten hätten sich das doch nie getraut.“ Auch wenn sie hohl genug wären. „Ich hab ihn getroffen.“

„Getroffen?“ Das war defintiv etwas, womit Juri offenbar nicht gerechnet hatte.

„Ja. Getroffen. Gestern in der Stadt. Und heute in der U-Bahn.“

„So ein Zufall, ich dachte...“

„Was auch immer du dachtest, es war falsch. Er sagte, er fährt öfter mit derselben Bahn wie ich.“

„Oh... Ich dachte, ihr würdet euch eh nicht über den Weg laufen, Tokyo ist schließlich so groß. Und darum wollte ich dich nicht unnötig aufregen...“

„WAS?“ Unwillkürlich wurde Rukis Stimme lauter.

„Genau das hab ich befürchtet.“

Vom resignierenden Tonfall ihre Freundin wieder ein wenig zur Räson gebracht atmete sie ein paar Mal tief durch. „Okay, okay. Jetzt mal Klartext. Wie lange wohnt der Kerl schon hier?“

„Drei Monate...“

„Er studiert jetzt hier?“

„Ja...“

Das bedeutete also, sie würde ihn wohl noch öfter am Hals haben. Verdammt.

Moment mal! Er musste jetzt 20 sein... und er hatte gerade angefangen zu studieren? „Er hat aber spät angefangen.“

„Er hatte in der Schule viel verpasst, weil er ja so lange in der Digiwelt war.“

Das ergab sogar Sinn. Irgendwie war es beruhigend, dass auch jemand wie Ryo mit alltäglichen Dingen wie Schule Probleme hatte. Verdammt, das war ein Grund weniger, ihn zu hassen.

„Seht ihr ihn oft?“ Juri sollte bloß nicht denken, dass das Verhör schon beendet war.

„Nein. Jedenfalls ich nicht. Aber ich glaube, Takato und die anderen treffen sich häufiger mit ihm. Sie... reden nicht so viel mit mir darüber.“

„Dann haben sie ja doch Taktgefühl“, murrte Ruki und Juri kicherte am anderen Ende der Leitung.

„Schwer zu glauben, was? Aber... es ist nicht mehr so schlimm an Leomon zu denken... und Ryo hat die Digiwelt mit keinem Wort erwähnt. Ich glaube... er versteht besser als die anderen, warum wir... naja...“

„Ich weiß, was du meinst...“ In der U-Bahn war doch auch diese merkwürdige Übereinstimmung mit ihm gewesen... Neben seiner nervtötenden Art natürlich. Sie sollte jetzt bloß nicht anfangen, ihn irgendwie sympathisch zu finden, das wäre ja noch schöner!

„Er mag dich immer noch sehr gerne...“

„Wie bitte?“ Jetzt schlugs aber Dreizehn! Moment mal. „Wieso 'immer noch'?“ Hatte sie irgendwas verpasst? Als ob der sie jemals... ach, verdammt! Ruki bekam langsam aber sicher Kopfschmerzen. Das war alles Ryos Schuld!

„Na ja... er sagte letztens, dass er dich immer gerne hatte...“ Juri schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob sie nicht doch etwas Falsches sagte.

„Der spinnt doch!“

„Ja, das sagte Kazu auch.“ Sie konnte Juris Grinsen richtig hören. Jetzt wo sie offenbar keinen Wutausbruch mehr befürchten musste, fand sie das alles wohl wirklich lustig. Zu dumm, dass Ruki ihre Meinung nicht teilen konnte.

„Kaum zu glauben, dass ich einmal einer Meinung mit diesem Deppen sein würde...“

„Ich werds ihm ausrichten, dann nimmt er's bestimmt sofort zurück.“

„Dann köpfe ich ihn.“

„Ist es denn wirklich so schlimm, wenn Ryo dich mag?“

„JA! Ich kann ihn nicht ausstehen!“

Jetzt begann Juri allen Ernstes zu lachen. „Okay... okay. Du, ich muss jetzt auflegen, Papa guckt schon so. Und ich muss noch Hausaufgaben machen.“

„Okay...“

„Halt mich auf dem Laufenden, ja?“ Immer noch kicherte sie. Ruki knurrte ein halbherziges „Ja klar“, und legte auf. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Hatte Juri ihr da wirklich gerade verklickern wollen, dass Ryo in sie verliebt war?

Das war doch Quatsch! Verarschen konnte sie sich auch alleine.
 

„Stimmt es?“ „War das wirklich Akiyama?“ „Seid ihr zusammen?“ „Red keinen Unsinn, Makino-san hat doch einen Freund.“

Sie hatte es gewusst. Sie hatte es verdammt noch mal gewusst. Diese blöden Weiber hatten direkt brühwarm weitergetratscht, dass sie sich mit Ryo unterhalten hatte und dabei natürlich gnadenlos übertrieben. Und jetzt saß sie in der Mittagspause und wurde von ihrem Faclub belagert – wie Ryo sie so treffend bezeichnet hatte.

„Lasst mich in Ruhe!“

„Ach komm schon! Erzähl doch! Seid ihr nun zusammen?“

„Nein! Und das werden wir auch nie sein!“ So weit kams noch! Nicht mal wenn er der letzte Mann der Welt wäre.

„Aber er sieht doch so toll aus!“

Wie konnte man nur so oberflächlich sein. „Sein Charakter lässt dafür stark zu wünschen übrig.“ Oh bitte, konnten die nicht endlich Ruhe geben?

„Wieso?“

„Darum. Und jetzt verschwindet, ich will in Ruhe essen.“

Das wirkte endlich. Eingesschüchtert wirkten sie zwar leider nicht, aber immerhin gingen sie. Man musste auch mit dem Wenigen zufrieden sein, das man bekam.

Zum Glück waren diese Mädchen die Einzigen, die sie wirklich dauerhaft nervten, alle anderen waren schlau genug, ihr aus dem Weg zu gehen und nur das Nötigste mit ihr zu sprechen. So wie sie es gerne hatte. Einfach in Ruhe gelassen werden. Wie könnte sie auch mit einem dieser normalen Mädchen eine Freundschaft schließen...

Der restliche Schultag schien sich ewig hinzuziehen, auch wenn die Nervensägen sich jetzt darauf beschränkten, sie heimlich zu beobachten – was fast so schlimm war wie die nervigen Fragereien. Aber so konnte sie wenigstens ihr bestes tun, sie zu ignorieren. Was dank jahrelanger Übung ganz hervorragend gelang.

Endlich läutete die Schulglocke und hunderte erleichterter Mädchen strömte aus dem altehrwürdigen Gebäude. Endlich frei.

Ha!

Ruki durfte sich jetzt Karaoke mit einem Haufen hirnloser Kerle und wenns ganz schlimm lief auch noch deren tussigen Freundinnen antun. Vielleicht war shoppen gehen mit Rumiko doch eine bessere Alternative. Schwierig bei dieser miesen Auswahl. Jetzt war es aber zu spät, um sich vor Karaoke zu drücken. Sie musste da durch.
 

Also fand sie sich eine gefühlte Ewigkeit von einer halben Stunde später am Empfang einer Karaoke-Bar wieder und konnte nur den Kopf über die dummen Hühner schütteln, die zwei von Kiros beschränkten Kumpels angeschleppt hatten. Hübsch und dumm. Genauso wie diese Kerle es gerne hatten.

„Sag mal Ruki-chan... hast du auch schon das neue Album von Ayumi Hamasaki?“

„Seh ich so aus, als würde ich diesen Schrott hören?“ Wenns unbedingt eine Sängerin sein musste, dann eher Anna Tsuchiya. Das ging die Weiber aber nun wirklich nichts an.

„Womit färbst du dir deine Haare?“, wagte eine andere zu fragen. Keiner hatte sich die Mühe gemacht, Ruki und die Mädchen einander vorzustellen, und sie sah wirklich keinen Grund, nach den Namen zu fragen. Wenns nach ihr ginge, würde sie sie nie wieder sehen. Auch wenns jetzt gerade reizvoll wurde, wenn auch nur um ihr einen Voodoo-Fluch auf den Hals zu jagen. Brauchte man dafür überhaupt einen Namen?

„Mein Schatz muss sich nicht Haare färben, an ihr ist alles echt.“ Kiros Namen hatte sie... konnte ihr jemand ein Death Note ausleihen? Als er auch noch einen Arm um ihre Taille legte und sie auf eine besitzergreifende Art an sich zog, die sie nur ankotzte, hatte sie genug. „Lass deine Finger von mir!“

Nicht dass er zu der Sorte Mann gehörte, die sich so etwas von einem Mädchen sagen ließen. Wäre ja auch zu schön gewesen. „Ich liebe es, wenn du dich so zierst...“

„Und ich hasse es, wenn du ein Nein nicht mal dann erkennst, wenn es dir nackt ins Gesicht springt!“

Aus irgendeinem Grund – den Ruki ganz eindeutig bei dem zu tief liegenden Gehirn der Kerle ansiedelte – löste das lautes Gelächter aus. Männer. Warum war sie nochmal mit Kiro zusammen?

Es schien wirklich an der Zeit, an diesem Zustand etwas zu ändern. Aber wohl besser nicht vor den anderen... sie kannte seinen Stolz. Er war schlimmer als ihr eigener und das wollte etwas heißen.

„Ich hab genug, ich gehe.“ Sie hatte sich bereits umgedreht, um ihre Worte in die Tat umzusetzen, als er sie festhielt.

„Nein.“

„Doch. Lass mich los. Ich werde es nicht wiederholen.“ Wie sie es jetzt noch schaffte, so ruhig zu klingen, war ihr ein Rätsel. Vermutlich war das eine einmalige Sache.

„Du wirst nicht gehen.“

„Ich wüsste nicht, welches Recht du hast mir das zu verbieten“, zischte sie. So viel zu ihrer Ruhe, die verflüchtigte sich gerade in Rekordgeschwindigkeit.

„Du bist meine Freundin.“

„Jetzt nicht mehr.“

Eine der anderen Tussis schnappte nach Luft. Auf die Idee ihr zu helfen kamen die hohlen Weiber natürlich nicht. Na gut, sie kam auch alleine klar.

„Was?“ Kiro schien seinen begriffsstutzigen Tag zu haben.

„Ich hab gerade Schluss gemacht. Oder bist du zu blöd, dass zu kapieren?“

Sofort merkte sie, dass dieser Kommentar eine sehr dumme Idee gewesen war. Sie konnte gar nicht so schnell reagieren – und ihre Reflexe waren sehr schnell – wie er ausholte und ihr ins Gesicht schlug. Vollkommen überrumpelt stolperte sie gegen eines der Mädchen, das sie wohl mehr instinktiv als bewusst stützte.

„Ruki-chan, ist alles in Ordnung?“

„Ja.“

„Du solltest ihn nicht so wütend machen...“

„Jetzt tut nicht so, als wäre das meine Schuld. Habt ihr dummen Hühner gar keinen Stolz? Und du brauchst dich nicht mehr in meiner Nähe blicken zu lassen, oder ich schwöre dir, ich vergesse mich.“ Sie befreite sich aus dem helfenden Griff der Tussi und marschierte nach draußen. Der hatte sie doch nicht mehr alle! Was fiel ihm ein, sie zu schlagen?

Nach ein paar hundert Metern verrauchte ihre Wut langsam und wich dem Schock.

Mit bösartigen oder einfach nur aggressiven Digimon konnte sie umgehen. Aber wenn ein anderer Mensch plötzlich die Hand gegen sie erhob, war das etwas anderes. Ihre ganze linke Gesichtshälfte schien zu brennen, aber es ließ bereits nach. Hoffentlich sah sie nicht zu schlimm aus, sonst würden sich ihre Mutter und ihrer Großmutter nur Sorgen machen...

Ach Renamon...

Seufzend ließ sie sich gegen eine Mauer sinken. Damals war alles viel einfacher gewesen.

„Mama, hat sich das Mädchen gehauen?“ Rukis Kopf flog in die Höhe und begegnete dem Blick einer jungen Frau, die mit zwei kleinen Kindern unterwegs war. Eines sah sie fasziniert an.

„Man starrt andere Leute nicht an“, wies sie den Jungen zurecht und zog die Kinder weg.

Verdammt. Man sah es doch! Hastig löste sie ihren Pferdeschwanz und ließ sich die langen Haare ins Gesicht fallen. Dann würde es wenigstens nicht mehr auf den ersten Blick auffallen. Sie sollte nach Hause gehen... sich verkriechen und ein wenig selbst bemitleiden, bevor sie sich wieder anderen Menschen stellte. Aber dort war ihre Mutter und lauerte sicherlich nur darauf, sie zum Einkaufen schleppen zu können. Und Ruki machte sich nichts vor, es würde Rumiko sofort auffallen, das sie geschlagen worden war. Als Model und Mutter hatte sie einen Blick für so etwas. Besser, sie schob das noch ein wenig auf. Aber was sollte sie sonst tun?

Da es nicht viele Möglichkeiten gab, nahm sie ihr Handy und rief Juri an. Die müsste jetzt eigentlich Zeit haben... Bei ihr zu Hause meldete sich niemand, also versuchte sie es auf der Handynummer nochmal. Dort meldete sie sich bereits nach dem dritten Klingeln.

„Hi Ruki! So eine Überraschung, ich hab schon versucht, dich zu Hause zu erreichen, aber Seiko-san sagte, du wärst mit Kiro unterwegs.“

„War ich auch.“

„Warst?“ Juri klang alarmiert. Das konnte daran liegen, dass ihre Stimme plötzlich bedenklich zitterte. Was sollte das? Sie war doch keine dieser dämlichen Heulsusen, die wegen jedem Scheiß aus der Fassung gerieten!

„Ich hab Schluss gemacht.“

„Oh. Warte einen Moment, ich geh eben raus, hier ist es etwas laut.“

„Wo bist du denn?“

„Mit Takato in einem Café...“ Das klang zwar alles andere als ehrlich, aber Ruki war im Moment geneigt, das zu akzeptieren.

„So, jetzt können wir reden. Was ist passiert?“

„Das übliche. Er hat sich aufgespielt und mich behandelt, als würde ich ihm gehören.“

„Oje... und dann hast du Schluss gemacht?“

„Ja.“

„Wie hat er reagiert?“

„Wie wohl? Nicht gut. Vor allem, weil ichs vor seinen tollen Kumpels gemacht habe.“

„Oh Ruki...“ Juri klang, als wären gerade ihre schlimmsten Befürchtungen wahr geworden. „Wo bist du?“

„Shibuya. Warum?“

„Wo genau?“

Sie sah sich um und sagte es ihr. Was hatte Juri vor?

„Gut. Rühr dich nicht vom Fleck, ich komme.“

„Spinnst du? Ich will dir doch nicht dein Date verderben!“

„Aber du bist meine beste Freundin. Takato wird das verstehen.“

„Du spinnst wirklich.“

„Eine halbe Stunde.“

„Ich hab besseres zu tun, als hier auf der Straße rumzustehen!“ Wenn Juri jetzt hier antanzte und sah, dass sie verletzt war, wäre auf jeden Fall der Teufel los, da machte Ruki sich keine Illusionen. Juri war ein wirklich liebes Mädchen aber sie neigte dazu, zu übertreiben.

„Okay, okay... ist ein Cafe in der Nähe?“

„Jaaa...“ Ein Stückchen die Straße runter gab es eines. Aber was...

„Wie heißt es? Wir treffen uns da drinnen.“

„Wenns denn sein muss.“ Wenn sie Juri schon nicht abwimmeln konnte. Als sie den Namen des Cafes nannte wirkte Juri sehr zufrieden. „Das kenne ich. Die haben tollen Schokokuchen. Bis gleich.“ Mit den Worten legte sie auf und Ruki konnte nur kopfschüttelnd auf ihr Handy schauen. Da war wieder der Beweis. Juri übertrieb es gerne.

Aber wenn es sie glücklich machte... außerdem war ein Schokokuchen jetzt vielleicht keine schlechte Idee. Genug Mädchen schworen schließlich darauf, um Stress abzubauen. Was wenig sinnvoll war, wenn sie sich danach darüber aufregten, dass sie – Gott wie schlimm – einen Kilo zugenommen hatten.
 

Sie hatte dann doch keinen Kuchen bestellt, sondern nur einen Kaffee. Der konnte hier ja noch so gut sein, die Preise waren alles andere als Schülerfreundlich und für so einen Mädchenkram würde sie ihr Taschengeld sicher nicht zum Fenster herauswerfen. Die versprochene halbe Stunde war inzwischen vergangen und es war immer noch keine Juri in Sicht. Ruki störte es nicht besonders, sie vertrieb sich die Zeit mit den Hausaufgaben. So hatte sie diesen Kram wenigstens fertig, wenn sie nach Hause kam und musste es nicht mehr in der Bahn machen oder noch am Abend.

Sie sah gar nicht erst auf, als sie hörte, wie der Stuhl ihr gegenüber zurückgezogen wurde. Juri würden schon etwas sagen, wenn sie was wollte. Als aber nichts kam, wurde sie ein wenig unruhig. Hatte vielleicht Kiro beschlossen, ihr hier noch eine Szene zu machen?

So dämlich die Vorstellung auch war, es machte sie nervös und brachte sie dazu, den Kopf zu heben.

Im selben Moment wünschte sie sich fast, es wäre Kiro.
 

*Faltern Kekse hinstell*

Können die sich nicht um ihren eigenen Kram kümmern?

Hallo, ihr Lieben!

Die lange Wartezeit tut mir ehrlich Leid, aber Ruki wollte partout nicht so wie ich – und hat mich dann davon überzeugt, dass ihr Weg der richtige ist. XD Ich hoffe, dieses Kapitel entschädigt euch ein wenig.

Wer die erste Version dieser Fanfic kennt, stolpert unter Umständen über alte Bekannte. kizuna16 hat mich auf die Idee gebracht, sie wenigstens wieder vorkommen zu lassen. Allerdings kann der Charakter durchaus abweichen, da ich froh war, dass ich die Namen noch wusste. XD
 

Anfänglich wollte ich mich bei den Kommentarschreibern immer per ens bedanken, aber da ich bei diesem Vorgehen immer welche vergesse (weil ich zu faul bin, es direkt zu machen, wenn ich sie sehe *hust*), mache ich das ab jetzt am Anfang eines jeden Kapitels.
 

@Bunny94: Danke! >_< Tut mir Leid, dass es trotzdem wieder so lange gedauert hat... ._.
 

@abgemeldet: Ich würde gerne Besserung geloben, aber da ich mich kenne... lasse ich das lieber. >_< Danke für deinen Kommentar. XD Auch weiterhin gilt: Arschtritte? Her damit.
 

@abgemeldet: Ich denke, ich spoiler nicht, wenn ich sage: Aber sicher doch. XD Und Kiro bekommt auf jeden Fall noch die Quittung, mit dem bin ich noch nicht fertig. Ich hoffe, deine Prüfung hat gut geklappt. >_<
 

@Sayo_chae: Echt? Wow! Da freue ich mich gleich doppelt und hoffe, du bleibst auch weiterhin dabei. ^.~
 

@kizuna16: Noch eine alte Leserin! *o* Super, dass du dich hierherverirrt hast! Und deinen Kritikpunkt hab ich direkt aufgegriffen, ein kleines Wiedersehen gibt es also.
 

Und natürlich auch ein großes Dankeschön an alle, die diese Fanfic auf ihrer Favoritenliste haben! Ich liebe euch alle! >_<
 

„Was machst du denn hier?“, platzte es aus ihr heraus, nachdem sie Ryo endlose Sekunden nur angestarrt hatte. Warum zur Hölle war der hier?

Sie würde Juri sowas von den Hals umdrehen, das stand fest. Direkt wenn sie den Fehler machte, ihr wieder über den Weg zu laufen.

„Darauf warten, dass ich mir einen Kaffee bestellen kann.“

„Wo ist Juri!?“ Ryo war im Moment wirklich der Allerletzte, den sie sehen wollte. Wie war das noch? Beste Freundin? Und dann schickte sie diesen Idioten vor?

„Sie meinte, dass du vielleicht in Schwierigkeiten steckst...“

„So ein Quatsch“, schnaubte sie, großzügig ignorierend, dass sie sich eben noch Sorgen gemacht hatte, Kiro könnte ihr doch noch gefolgt sein. In letzter Sekunde konnte sie den Impuls unterdrücken, sich die lästigen Haare aus dem Gesicht zu streichen. So weit kams noch, dass er den beginnenden Bluterguss auf ihrem Wangenknochen sah.

Er bemerkte natürlich trotzdem, dass etwas nicht stimmte, manchmal war der Kerl einfach ein viel zu guter Beobachter. Vielleicht kannte er sie auch zu gut, denn er fragte gar nicht erst, sondern stand auf, beugte sich über den Tisch und schob die Haare aus dem Gesicht.

„Wer war das?“ Seine Stimme klang fast beängstigend kalt – würde Ruki sich von so etwas beeindrucken lassen. Eher trotzig als wütend schlug sie die Hand, die fast unerhört sanft die schmerzende Stelle berührte, zur Seite. „Was geht dich das an?“

„Eine ganze Menge. Wer hat das getan?“

Sie schwieg.

Er auch.

Aber er sah sie an, auf eine Art und Weise, die sie irgendwie gefangen nahm.

Was war los mit ihr?

Vor nicht einmal einer Stunde hatte sie mit ihrem Arschloch von Freund Schluss gemacht, als Dankeschön würde sie für ein bis zwei Wochen mit einem netten Bluterguss herumlaufen und jetzt stellte sie fest, dass Ryos Augen sehr faszinierend waren.

Irgendwann tauchte ein Kellner auf und Ryos Bestellung auf, was Ruki Gelegenheit gab, sich wieder ein wenig zu fangen. Umständlicher als notwendig packte sie ihre Schulsachen wieder ein. „Kiro“, sagte sie, als sie sich wieder aufrichtete.

„Dein Ex?“ Überrascht klang er nicht, aber diese beängstigende Kälte hatte sich wieder in seine Stimme geschlichen.

„Ich bring Juri um.“ Die konnte wirklich was erleben.

„Sie hats nur mir gesagt. Die anderen wissen es nicht. Aber was...“

„Die anderen?“, unterbrach Ruki ihn scharf. Hielt Juri es nicht mehr für nötig, ihr die Wahrheit zu sagen? Und verfluchte Scheiße, warum erzählte sie es ausgerechnet Ryo?

„Takato, Kazu und Kenta.“ Immerhin er hatte den Anstand verlegen auszusehen. Und auf der Hut. Klar, unter normalen Umständen wäre sie ausgerastet, aber jetzt hatte sie nicht mehr die Nerven dafür.

„Was?“, fragte sie ungehalten, als er sie forschend ansah.

„Dir geht’s echt nicht gut.“

„Wie kommst du denn auf die behämmerte Idee?“ Die auch noch stimmte. Mist.

„Du bleibst so ruhig.“

„Seit wann ist das ein Grund?“

Ryo antwortete nicht. Das war auch gar nicht nötig, Ruki wusste es auch so. Verdammter Kerl.

„Mama wird ausrasten, wenn sie das mitkriegt“, seufzte sie. Es war viel einfacher, sich über die Gefühle anderer Gedanken zu machen, als über die eigenen. Sehr viel einfacher.

„Zu Recht.“

„Oh bitte, mach da kein Drama draus.“

„Du verstehst es nicht, oder?“ Er klang fast resigniert.

„Was verstehe ich nicht?“ Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass das eine sehr dumme Frage war. Und das frustrierte sie. Es frustrierte sie sogar sehr. „Ich gehe besser...“ Sonst würde sie nur wieder ausrasten, sie sah es schon kommen. Sie wollte schon den Kellner herwinken um zu bezahlen, als Ryo ihr die Hand auf den Arm legte. „Warte.“

„Warum? Willst du unbedingt, dass ich wieder ausflippe?“

Stand der etwa drauf? Wundern würde es sie nicht, er war einfach dämlich.

„Wenns dir hilft...“

„Du spinnst doch.“

„Ich bin doch schon daran gewöhnt. Also... kein Problem.“

„Du spinnst wirklich.“

„Kann sein.“

Immerhin stand er dazu. Sollte Einsicht nicht der erste Schritt zur Besserung sein? Bei ihm hatte sie gewisse Zweifel.

„Und jetzt sag schon.“

„Was?“

„Was passiert ist.“

„Nein!“

„Du bist wirklich stur.“

„Was für eine grandiose Feststellung.“

„Will nicht in deinen Dickschädel rein, dass ich dir nur helfen will?“

„Und kapierst du nicht, dass ich keine Hilfe will?“

Ryo murmelte etwas das wie ein genervtes „Frauen“, klang, was Ruki als Zeichen nahm, dass sie fürs erste gewonnen hatte.

„Ich muss wirklich nach Hause, Mama wird ohnehin ausflippen, wenn sie das hier sieht“, sie hob für einen Moment ihre Haare aus dem Gesicht.

„Alleine?“

„Natürlich alleine. Was denkst du denn?“

Er blieb die Antwort schuldig, was defintiv am Sichersten für ihn war. Ruki hatte jetzt schon nicht übel Lust, ihm eine reinzuhauen. Dämlicher Kerl.

Umso überraschter war sie, als er ebenfalls bezahlte und ihr nach draußen folgte. „Was soll das werden?“

„Wonach siehts denn aus?“

„Ich versuche, diese Möglichkeit nicht in Betracht zu ziehen“, giftete Ruki zurück.

„Das wirst du müssen, ich lasse dich nämlich nicht alleine nach Hause gehen.“

„Ich brauche keinen Babysitter!“

„Natürlich nicht.“ Trotzdem machte er keine Anstalten zu gehen. Was hatte sie auch sonst erwartet? Sie redete schließlich mit Ryo!

„Oh man, wenns dich glücklich macht, komm mit.“ Sie musste schließlich nicht mit ihm reden.
 

Zum Glück hielt er ebenfalls die Klappe, als sie nebeneinander in der U-Bahn saßen, was ihn aber nicht davon abhielt, sie immer wieder anzusehen. Auf eine prüfende Art und Weise, die sie fast wahnsinnig machte. Und sie war sich sicher, dass er das ganz genau wusste.

Das Einzige darauf hinzuweisen, dass sie damit noch nicht aus dem Schneider war, was sein dämliches Angebot anging. Man konnte nicht alles haben. Leider.

„Heute hieß es in der Schule, wir wären ein Paar“, platzte es plötzlich aus ihr heraus. Im selben Moment hätte sie sich am Liebsten auf die Zunge gebissen. Was ging es den an, was die dummen Hühner in der Schule redeten?

Ryo schien sich eher geschmeichelt zu fühlen. Klar. Sowas gefiel seinem Ego.

Dämlicher Idiot.

„Wie kommen die denn darauf?“ Das schien ihn allen Ernstes zu interessieren!

„Keine Ahnung. Muss wohl daran liegen, dass du mich gestern zugetextest hast.“

„Und schon brodelt die Gerüchteküche... Hat dein Ex“, irrte sie sich, oder machte es ihm Spaß, Kiro so zu nennen?, „dich deswegen geschlagen?“

„Das hättest du wohl gerne!“ Der Kerl wusste doch nicht einmal, dass Akiyama Ryo existierte! Glaubte sie zumindest.

„Nein.“ Er verschränkte die Arme und vermied es, sie anzusehen. Sah sie in der Spiegelung der Fensterscheibe. Sie beschloss, das erstmal so hinzunehmen.

„Warum willst du nichts mehr mit Digimon zu tun haben?“

Diese Frage hatte ihr gerade noch gefehlt! „Kannst du dir das nicht denken?“

„Schon. Aber das muss ja nicht stimmen.“

„Dir kann das doch egal sein. Außerdem...“, sie sah ihn an, „haben dir die anderen doch bestimmt brühwarm erzählt, was los ist.“

„Meinst du Kazu und Kenta? Die haben doch viel zu große Angst vor dir. Takato und Jenrya respektieren es und Juri gegenüber erwähnt man die Digiwelt besser nicht.“

„Klug von ihnen.“ Auf Juris Gemütslage ging sie lieber nicht ein, das kam ihren eigenen Gefühlen viel zu nahe. Bevor Ryo da in irgendeiner Weise drauf eingehen konnte, sah sie wieder zum Fenster. Der sollte sie einfach nur in Ruhe lassen.
 

Wider Erwarten hielt er bis sie vor Rukis Haus standen wirklich die Klappe. Wie es aussah, war er doch lernfähig. Sie musste zugeben, sie war überrascht. Als er sich dann auch noch verabschiedete, ohne dass sie ihn daran erinnern musste, dass sie nicht um seine Gesellschaft gebeten hatte und schon gar nicht wollte, dass ihre Mutter auf dumme Ideen kam, begann ihr Weltbild endgültig zu schwanken. Aber sie sagte nichts dazu, auch wenn Ryo darauf zu warten schien. Sonst hätte sie nämlich heute gar nicht mehr ihre Ruhe.

Jetzt musste sie nur noch irgendwie verhindern, dass Rumiko oder Seiko den Bluterguss sahen. Erstmal wollte sie selbst wissen, wie schlimm es aussah. Und ob man es unter Umständen irgendwie überschminken konnte.

Glücklicherweise waren beide im Wohnzimmer und Seiko begnügte sich mit einem „Wenn du Hunger hast, es ist noch etwas vom Abendessen in der Küche.“

„Ich esse später was“, rief sie nur und ging direkt ins Bad, wo sie sicherheitshalber abschloss, bevor sie einen genaueren Blick in den Spiegel warf.

Weniger schlimm als erwartet... auch wenn es nach wie vor wehtat. Ihre Wange sah leicht geschwollen aus, aber das würde wohl bald wieder weggehen. Hoffte sie jedenfalls. Problematischer war da der Bluterguss auf ihrem Jochbein. Er war zwar nicht besonders groß und würde sich von ihren Haaren wohl verdecken lassen – nebst Make-Up – aber ihrer Mutter würde er trotzdem auffallen. Irgendwas würde sie sich da einfallen lassen müssen. So wahnsinnig, die Wahrheit zu erzählen war sie jedenfalls nicht. Allein, weil sie keinen Bock auf das „Ich habe es dir doch gesagt“-Gesicht Rumikos hatte. Besser sie versteckte es so lange wie möglich.

„Ruki-chan?“ Wenn man vom Teufel sprach...

„Ja?“ Demonstrativ stellte sie die Dusche an.

„Denkst du daran, dass wir morgen einkaufen gehen?“ Rumikos Stimme war nun kaum noch zu verstehen. Einkaufen?

„Scheiße...“, murmelte sie, als sie sich daran erinnerte, dass der neue Typ ihrer Mutter samt Tochter anrücken würde. Geniales Timing.

„JA!“, brüllte sie aber nur, um den Duschstrahl zu übertönen und ihre Mutter schien zufriedengestellt zu sein. Wenigstens etwas.

„Soll ich dich dann direkt von der Schule abholen?“ Oder auch nicht. Warum wollten sie im Moment alle abholen? Aber besser, als Ryo doch noch in der U-Bahn zu begegnen – oder von Kiro abgefangen zu werden – war es allemal.

„Okay.“ Die Schuluniform lag inzwischen mehr oder weniger ordentlich auf dem Boden und sie trat unter die Dusche. Wenn ihre Mutter jetzt noch irgendwas wollte, hatte sie eben Pech gehabt.
 

Manchmal war es wirklich von Vorteil, wenn man keine engen Freunde hatte. Wenn sich jemand darüber wunderte, dass sie ihre Haare nun offen trug, traute er sich nicht, sie darauf anzusprechen. Und dank des Make-Ups, dass ihre Mutter immer im Bad herumstehen hatte – und das Ruki normalerweise mied wie der Teufel das Weihwasser – waren auf den ersten Blick auch keine Zeichen des vergangenen Tages zu sehen.

Bis zum Chemieunterricht. Eigentlich mochte Ruki Naturwissenschaften. Die waren logisch und ein Ergebnis veränderte sich nicht einfach. Man konnte sich darauf verlassen und sich nicht rausreden. Der Haken aber war, dass vor allem bei Chemie auch Experimente an der Tagesordnung waren. Und man die natürlich nicht alleine machen konnte. Wenigstens war es diesmal nur Partnerarbeit, was es ein wenig erträglicher machte.

Würde es sich bei ihrer Partnerin nicht um eine Quasselstrippe namens Kirika handeln. Ruki kam im Grunde gut mit ihr klar. Sie waren sich recht ähnlich. Abgesehen eben von der Tatsache, dass Kirika gerne redete und nicht so schnell locker ließ.

„Deine Haare sehen toll aus. Du solltest sie öfter so tragen.“

„Dann stören sie nur.“

„Und warum hast du sie dann heute offen?“

„Was geht dich das an?“

„Du weißt doch, ich bin neugierig. Stimmt das eigentlich mit diesem... ähm...“

„Akiyama!“, half das Mädchen vom Nebentisch nach.

„Genau! Also?“ Kirikas Gesicht kam näher und dem breiten Grinsen nach zu urteilen, hatte sie sich ihr Urteil bereits gebildet.

„Nein, es stimmt nicht! Wir sind nur...“ Was waren sie eigentlich? Freunde? Wohl kaum.

„Wir kennen uns einfach nur“, schloss sie schließlich lahm.

„Aaaaha.“ Irgendwas in ihrem Blick ließ Ruki misstrauisch werden. Dummerweise gehörte das Mädchen nämlich auch noch zu den scharfen Beobachterinnen. Aber erstmal sagte sie nichts, sondern konzentrierte sich wieder auf das Experiment.

Nur um sie in der Pause in eine halbwegs ruhig Ecke zu ziehen und fragte: „Hast du dich mit deinem Freund gestritten?“

Und die richtigen Schlüsse zog sie auch noch. „Ja.“

„Und das hat er nicht verkraftet.“

„Ist das so offensichtlich?“

„Nein. Aber ich hab gute Augen. 100% Sehschärfe.“

„Gratulation.“

Die Ironie in Rukis Stimme schien Kirika dummerweise nicht zu stören. „Hoffentlich hast du ihn in den Wind geschossen.“

„Auch wenns dich nichts angeht: Ja.“ Sie würde es wenigstens nicht sofort weitertratschen. Hoffte Ruki jedenfalls.

„Gut. Hat er auch scho das Gerede über A.. ähm... Akiyama?“ Als Ruki ungehalten nickte, furh sie fort: „Also über Akiyama und dich gehört?“

„Nein. Warum glauben das alle?“, platzte sie genervt raus.

„Alle?“

Das war das falsche Stichwort gewesen.

„Juri.“ Das war zwar eine Lüge, aber die hatte sicherlich auch schon denselben Gedanken gehabt. Oder so. Das letzte, was sie jetzt tun würde war, zuzugeben, dass sie gestern noch mit Ryo geredet und er sie sogar nach Hause gebracht hatte! Dann könnte sie ja direkt die Verlobung bekannt geben!

„Aha.“ Natürlich kannte Kirika Juri nicht, was auch ganz gut so war.

„Wenn du mich jetzt entschuldigst...“ Weitere Gespräche waren so ziemlich das letzte, worauf sie jetzt noch Lust hatte. Zum Glück hatte Kirika noch andere Leute, denen sie auf die Nerven fallen konnte. Yuki war eine von ihnen und genau sie kam auf sie zu und gab Ruki so den perfekten Grund, sich zu verabschieden.

Dummerweise würde sie den ganzen Nachmittag die größte Nervensäge von allen am Hals haben.

Und die wartete nach Schulschluss schon mit ihrem schicken, roten Sportwagen – was fand alle Welt an roten Sportwagen so toll? Rukis bevorzugte Farbe wäre es nicht gewesen – auf dem Parkplatz. Immerhin fiel sie hier nicht übermäßig auf, da diese Schule alles andere als billig war und es entsprechen schon mal vorkam, dass Schülerinnen von ihren Vätern mit einem Porsche, Ferrari oder ganz bescheiden dem neuesten Mercedes oder Audi TT abgeholt wurden.

Jedenfalls fand sie sich eine Stunde später in einer Boutique wieder, die Ruki unter normalen Umständen niemals freiwillig betreten hätte. Wenigstens hatte sie herausgehandelt, dass sie kein Kleid anziehen würde. Rumiko hoffte natürlich auf einen Rock, Ruki dagegen sah sich bei den Hosen um und ignorierte die aufgetakelte Verkäuferin, die auf sie einschwatzte gekonnt.

„Ruki-chan, ist dieser Rock nicht süß?“ Rumiko war weniger einfach zu ignorieren.

„Er hat pinke Punkte.“

„Genau.“

„Pink steht mir nicht.“

„Zieh ihn doch wenigstens mal an.“

„Nie im Leben.“ Damit drehte sie sich wieder zu den Hosen um.

Dieses Spielchen wiederholte sich noch mindestens fünf Mal, bis Rumiko aufgab und sie den Laden verließen.

„Wie wäre es denn mit einem Kimono?“

„Ich habe schon einen. Und einen Yukata. Reicht das nicht?“

„Mama hat zehn.“

„Oma ist ja auch... alt.“

„Kimono sind gar nicht so out, wie du glaubst.“

„Ich find ich nur unpraktisch.“

„Ich sehe dich aber so gerne in einem, sie stehen dir.“

Hörte Rumiko ihr überhaupt zu? Aber gut... spätestens wenn Neujahr näher rückte – also in mindestens zwei bis drei Monaten – würde das Thema wieder aufkommen. „Von mir aus...“

„Du bist ein Schatz! Dann werde ich mir auch direkt einen neuen kaufen.“

Für einen Kerl einen neuen – sicherlich sünhaft teuren – Kimono? Das musste ernster sein, als sie dachte.

Es dauerte nochmal zwei Stunden, bis sie jede mit einer schweren Tragetasche ein Restaurant ansteuerten um etwas zu essen. Ruki hatte so einen Hunger, dass selbst die Aussicht auf noch mehr Zeit mit ihrer Mutter sie nicht mehr schockieren konnte. Was man alles bereit war zu ertragen, nur um den Magen zu füllen...

„Ruki?“ Sie hatte schon reingehen wollen, als ihre Mutter sie ungewohnt vorsichtig festielt. Als fürchtete sie, schroff abgewiesen zu werden. Eine Befürchtung, die gar nicht mal so abwegig war.

„Was ist?“

„Wenn du Probleme hast, sagst du es mir doch, oder?“ Dabei sah sie so besorgt aus, dass Ruki nicht anders konnte als zu sagen: „Ja... natürlich.“

Sie hatte es also doch bemerkt. „Mach dir keine Sorgen Mama... es ist alles in Ordnung. Ich glaub nicht, dass Kiro mir nochmal zu nahe kommt.“ Außer, er wollte sich wirklich blamieren.

„Gut. Sei aber vorsichtig, ja? Mir zuliebe. Und bedank dich richtig bei Ryo-kun, dafür dass er dich gestern nach Hause gebracht hat.“

Es hätte schlimmer sein können

Und wieder hab ich euch ewig warten lassen, sorry! >_< *verbeug* Aber ich hatte ziemlich viel um die Ohren und bevor ich Schrott hochlade... Mit diesem Kapitel bin ich sogar recht zufrieden, auch wenn Ruki und Ryo sich vollkommen selbstständig gemacht haben. o_o;;;

Vielen, vielen Dank an meine großartigen Kommentarschreiber! Ich seid toll! <3
 

@Kore

Sie haben sicherlich neugierige Nachbarn. Oder so. XD
 

@abgemeldet

Ich nehme es mir jedes Mal wieder vor, schnell weiterzuposten. ._. Auch dieses Mal, aber versprechen will ich lieber nichts, tut mir Leid. Unizeug und Real Live geht einfach vor.
 

@Bunny94

Dankeschön! Ich versuche mich in Zukunft besser ranzuhalten, aber wie gesagt... ich verspreche lieber nichts. ^^°
 

@ DarkDragon

Hehe, Digimon-Ticks sind immer gut. ^-^ Und dafür bin ich gerne verantwortlich. ^.~
 

@kizuna16

Nein, ich habe die alte Version leider nicht mehr (oder zum Glück *hust*), ich habe einen neuen Laptop und die nicht draufgezogen. Ich war im Nachhinein noch weniger zufrieden mit ihr als ohnehin schon und das will was heißen.
 

Und jetzt: Viel Spaß!
 

Spätestens am Samstagvormittag wusste Ruki, dass der Kimono eine bescheuerte Idee gewesen war. Also eine wirklich bescheuerte Idee. Es brauchte eine dreiviertelstunde und die Hilfe ihrer Großmutter, bis sie in das verdammte Ding reingekommen war und alles genauso saß, wie es sollte. Wieso hatte sie sich noch mal breitschlagen lassen?

Ach ja, weil es die stressfreieste Methode gewesen war. Und Rumiko einfach... Rumiko war. Ihre Mutter. Und von irgendwoher ja ihr eigener Dickschädel kommen musste.

Endlich, endlich hatte sie das Teil aber an und versuchte ins Bad zu kommen ohne sich direkt auf die Nase zu legen.

Als ihr Handy klingelte. Das sie nicht in den Obi gesteckt hatte, wie es ihre Großmutter so gerne tat. Sollte sie sich vielleicht auch angewöhnen. Sollte sie irgendwie Gefahr laufen, sich das Tragen eines Kimono zur Gewohnheit zu machen. Erstmal drehte sie aber mit einem genervten Laut um und versuchte so schnell wie möglich ihr Bett zu erreichen, wo irgendwo zwischen den Decken ihr Handy liegen musste.

Sie fand es in genau dem Moment, wo es aufhörte zu klingeln. Vermutlich war ihre Mailbox drangegangen.

Neugierig klappte sie das Handy auf und stellte fest, dass sie die Nummer nicht kannte. Was einen gewissen Verdacht in ihr weckte. Die Nachricht, dass sie eine neue Nachricht auf ihrer Mailbox hatte, ignorierend, wählte sie Juris Nummer, die sehr schnell etwas verlegen dranging.

„Hallo Ruki...“

„Hast du Ryo meine Nummer gegeben?“

„Woher weißt du...“

„Also ja! Du hättest mich ja wenigstens vorher fragen können!“

„Ach, dann hätte es dir gar nichts ausgemacht?“

Ruki schwieg verblüfft, bis sie bemerkte, wie ihre Worte von eben bei einem Mädchen wie Juri sicherlich angekommen waren. Dann verfluchte sie sich selbst.

„Das hab ich nicht gesagt!“

„Ruki-chan?“ Rumiko. Vermutlich, um ihre Haare zu machen. Als würden sie zu einer dieser dämlichen Modenschauen oder Empfänge gehen, und nicht zu Hause bleiben um mit dem neuen Typen und dessen Tochter zu essen.

Was Seiko übrigens kochte. Wenn die nicht gerade ihrer Enkelin in die Klamotten half. Rumiko hatte für alles, was mit Haushalt zusammenhing nicht besonders viel Talent. Ruki fragte sich, ob dieser Takashi das eigentlich schon wusste.

„Ich muss Schluss machen, Mama will was. Wir sprechen uns deswegen aber noch!“

„In Ordnung. Bis dann.“ Unverschämt gut gelaunt klingend legte Juri auf und Ruki bekam den leisen Verdacht, dass Ryo direkt neben ihr gestanden hatte.

„Noch fünf Minuten!“, brüllte sie also und wählte die Nummer ihrer Mailbox. Nachdem sie sich durch das Menü gedrückt hatte (als ob man bei einer Mailbox etwas anderes tun wollte als seine Nachrichten abzuhören), hörte sie wie erwartet Ryos Stimme. „Hi, Ruki. Hier ist Ryo. Ich wollte eigentlich nur hören, wie es dir geht und ob... ähm... ruf mich bitte zurück. Meine Nummer hast du ja jetzt. Ciao.“

Sie legte auf. Ohne die Nachricht zu löschen. Das wollte sie sich später gerne nochmal in Ruhe anhören. Hatte sie Wahnvorstellungen oder war Ryo gerade drauf und dran gewesen, sie nach einem Date zu fragen? Oder so?

Wohl wissen, dass Rumiko gerade immer ungeduldiger wurde, speicherte sie die Nummer unter Ryos Namen und drückte die Anruf-Taste. Ryo musste wirklich auf den Rückruf gewartet haben, denn er ging nach maximal einer Sekunde dran.

„Ruki?“

„Wer sonst?“ Er hatte ihre Nummer ja. Und wer sollte bitte sonst von ihrem Handy aus anrufen.

„Ähm... hast du meine Nachricht abgehört?“

„Ja.“

„Und?“

„Was 'und'? Ich sollte zurückrufen. Und sag Juri neben dir, dass sie nicht so grinsen soll.“

„Woher... ach, verdammt.“

„Ich wusste es!“ Die waren so leicht zu auszutricksen.

„Bleib ruhig, ja? Ich habe sie überredet, sie kann nichts dafür. Kazu und Kenta haben deine Nummer ja nicht.“

„Ja, weil ich die beide Idioten kenne. Die würden mich ja nie in Ruhe lassen.“

Er lachte leise. „Ja, da hast du wohl Recht.“

„Ich hab nicht viel Zeit. Warum hast du angerufen?“

Jetzt schwieg er erstmal. Ruki wartete. Dann: „Ich wollte nur wissen, ob du heute schon was vorhast.“

„Ja.“

„Oh...“ Er klang so enttäuscht, dass sie seufzend hinzufügte: „Mama hat nen neuen Freund und der hat sich samt Tochter zum Essen angesagt. Ich muss dabei sein.“

„Wann?“

„Um fünf kommt er. Sechs solls Essen geben. Und Mama verzeiht es mir nicht, wenn ich mich drücke.“

„Mist. Dann morgen?“

Hartnäckig...

„Ich muss eigentlich...“

„Jetzt sag schon ja!“, war Juris Stimme klar und deutlich im Hintergrund zu hören. Verdammtes Biest!

„Wer von den anderen ist noch da?“

„Keiner.“

„Okay.“

„Okay was?“

„Morgen nachmittag. Halb drei bei Hachikô. Sei bloß nicht zu spät!“

„RUKI!“

„Was war das?“

„Meine Mutter.“

„Du lässt sie besser nicht warten.“

„Du mich morgen auch nicht.“ Sie legte auf und schob ihr Handy nun doch in den Obi. In der Hoffnung, dass es sich nicht mehr melden würde. Nebenbei fragte sie sich, was sie geritten hatte, ausgerechnet diese dämliche Hundestatue, Treffpunkt Nummer eins von Shinjuku und Shibuya zu wählen. Vermutlich würde sie Ryo dort nicht mal finden. Oder er sie nicht. Das würde ihr immerhin einiges ersparen.

Wieso hatte sie überhaupt zugestimmt?

„Na endlich!“, begrüßte eine merklich angenervte Rumiko sie, als sie endlich im Bad erschien, um sich die Haare machen zu lassen. Geschminkt hatte sie sich schon selbst. Auch wenn sie es nicht übermäßig gerne tat, als Tochter eines Models kam man kaum drumherum es zu lernen. Zumindest wenn man vermeiden wollte, dass die Mutter einen vollkommen verunstaltete.

„Wir haben noch ein paar Stunden Zeit, bis dein Typ kommt. Warum machst du jetzt schon so einen Stress?“ Wehe, sie fing morgen auch so an, wenn das Treffen mit Ryo näher rückte. Sie weigerte sich strikt, es auch nur in Gedanken als ein Date zu bezeichnen. Das ging nun wirklich zu weit. Auch wenn sie schon überlegte, was sie am besten anziehen sollte.

„Hast du gerade telefoniert?“, fragte Rumiko, während sie mit einem Kamm durch Rukis langes Haar ging. Überflüssigerweise, wie diese fand, aber sie wurde ja nicht gefragt.

„Juri.“ Was eigentlich nicht mal gelogen war. Sie hatte auch mit Juri geredet. Ryo ließ sie lieber aus dem Spiel. Zu riskant.

„Und was wollte sie?“

„Sich morgen mit mir treffen.“ Die Lüge kam ihr leicht über die Lippen.

„Oh...“ Irrte sie sich, oder klang ihre Mutter enttäuscht? Mit den nächsten Worten wurde dieser Verdacht bestätigt: „Ich habe gedacht, dass es vielleicht Ryo-kun gewesen sein könnte...“

Ruki sagte da lieber nichts zu. Entweder war Rumiko wirklich einfach gestrickt oder schlauer als sie gedacht hatte. Wie dem auch sei, es war gerade ein höchst unangenehmes Thema.

„Warum sollte ausgerechnet der mich anrufen?“ Abgesehen um... nun ja. Ein Date auszumachen.

„Weil er dich mag?“ Rumiko war fertig mit kämmen und begann, die Haare mit Massen an Klammern hochzustecken. Ruki hasste Hochsteckfrisuren. Aber sie wurde nicht gefragt. Mal wieder.
 

Eine Stunde und zig Fehlversuche später hatte Ruki die Nase fast voll. „Mama... wenn du diese Frisur wieder scheiße findest, gehe ich!“

„Aber Ruki-chan! Du hast so schöne Haare, die muss ich doch richtig zur Geltung bringen!“

„Die bringt man nicht zur Geltung, indem man sie alle in einem Knoten versteckt.“

„Doch, natürlich.“ Rumiko zog hier und da ein paar Strähnchen aus der Frisur heraus und Ruki fühlte sich immer mehr wie ein Versuchskaninchen. Aber immerhin schien ihre Mutter die Warnung ernst genommen zu haben, denn sie murmelte: „Ja... so geht es“, obwohl sie alles andere als zufrieden aussah. Das könnte Ruki aber kaum egaler sein. „Das wurde auch mal Zeit.“

Sie stand auf, ohne auf Rumikos Protest zu achten. Die sollte sich lieber glücklich schätzen, dass sie diesen Scheiß überhaupt so lange mitgemacht hatte. So schnell sie konnte – was in diesen Klamotten wirklich nicht allzu schnell war – ging sie in ihr Zimmer und schob die Tür zu.

Endlich Ruhe. Dann konnte sie jetzt ihre Hausaufgaben machen. Oder so.

Besser Hausaufgaben. Dann hatte sie es hinter sich und Mathe und Literatur würden genug Zeit und Aufmerksamkeit brauchen, um sie erstmal beschäftigt zu halten.

Mehr oder weniger.

Es wäre einfacher, würde Ryo sich nicht immer wieder in ihre Gedanken schleichen.

Hatte sie nicht eigentlich beschlossen, die Nase voll von Typen zu haben?

Kaum tauchte Ryo auf und schien nichts besseres zu tun haben als sie zu nerven, war dieser Vorsatz null und nichtig. Klasse.

Das Ende vom Lied war, dass sie Mathe zwar fertigbekam, aber für Literatur wirklich keine Konzentration mehr aufbringen konnte. Das hatte noch nie zu ihren Lieblingsfächern gehört, aber heute war es besonders schlimm. Immer wieder schweiften ihre Gedanken ab.

So war sie beinahe erleichtert, als es an der Tür klingelte, und ihre Mutter irgendeinen lächerlichen kleinen Freudenschrei von sich gab, bevor sie nach Ruki rief.

Nach einem tiefen Durchatmen (oder wenigstens versuchtem, der Obi war doch etwas eng) trat sie auf den Flur und kam gerade rechtzeitig zur Tür um zu sehen, wie Rumiko und ein recht groß gewachsener Mann mit dichtem, perfekt frisiertem schwarzen Haar sich küssten. Sehr ausgiebig. Hinter Takashi stand ein Mädchen, das ein kleines Stück größer war als Ruki und deren langes, schwarzes Haar keine stundenlange Tortur mitmachen hatte müssen. Zumindest hing es einfach glatt herunter.

Und neben den Jeans plus Bluse fühlte Ruki sich einfach nur hoffnungslos overdressed. Verdammte Rumiko.

Das Begrüßungsprozedere verlief nach Standartprogramm. Ruki wurde vorgestellt, Takashi wurde vorgestellt und Yui... auch.

Ruki wusste nicht so recht, was sie von ihr halten sollte und offensichtlich erging das Yui genauso. Jedenfalls war ihr Blick recht skeptisch. Das konnte Ruki aber kaum egaler sein, sie hatte nicht vor, eine engere Freundschaft mit ihr aufzubauen. Sie hatte die anderen Tamer und das reichte vollkommen.

Entsprechend schweigsam verhielt sie sich beim Abendessen, was aber nicht besonders auffiel, da Rumiko genug für alle anderen redete. Ausnahmsweise war Ruki mal dankbar dafür. Bis... die Geschichten über sie losgingen. Wobei ihre Mutter dankenswerterweise den Abschnitt mit den Digimonkarten im Allgemeinen und D-Reaper im Speziellen ausließ. Das war wirklich kein Thema, über das Ruki gerne reden wollte.

Bis... „Stimmt es, dass du bei diesem Digimonvorfall dabei warst?“, fragte Takashi, als Rumiko einmal kurz die Klappe hielt, um doch mal etwas zu essen. Ruki verfluchte ihr verdammtes Pech, nickte aber. „Ja.“

„Ich habe mich ja gewundert, dass man Kinder wie euch einfach gegen dieses Ding kämpfen gelassen hat.“

„Es ist ja nicht so, als hätte Ruki-chan mir eine große Wahl gelassen“, lächelte Rumiko verlegen. Am liebsten hätte Ruki gar nichts dazu gesagt, aber Seiko sah sie beinahe bittend an. Daher murmelte sie: „Unsere Partner waren ja dabei. Außerdem waren wir die einzigen, die etwas tun konnten.“ Dabei sah sie konzentriert auf ihren fast leeren Teller. Hoffentlich wurden keine weiteren Fragen gestellt. Sie wollte nicht darüber reden. Wirklich nicht.

Sie hörte aber schon, wie Takashi Luft holte um etwas zu sagen, aber Seiko war schneller: „Wer hat Lust auf Nachtisch?“

„Jetzt schon, Mama? Sollten wir nicht noch etwas warten?“

„Also ich hätte schon Lust auf ein selbstgemachtes Grünteeeis. Ruki-chan, hilfst du mir?“

Sofort sprang Ruki auf und nickte. „Ja, klar.“

In der Küche gab es für Ruki wenig zu tun, Seiko kam mit dem Eis wunderbar alleine klar und auch Rukis Befürchtung, ihrer Großmutter einige unangenehme Fragen beantworten zu müssen bestätigte sich nicht. Netterweise.

„Rumiko hat noch nicht erwähnt, dass Yui-san und Takashi-san heute nacht hier bleiben?“

„Nein.“ Aber irgendwie war das klar. „Bekommen sie das Gästezimmer?“

„Ja, Yui. Takashi-san... wird wohl bei Rumiko schlafen.“

Das war irgendwie klar gewesen.

„Okay, damit kann ich leben.“ Immerhin würde sie die beiden wohl bald länger ertragen müssen. Da gewöhnte sie sich besser daran.

Sie sollte ihre Mutter vielleicht mal fragen, wo sie Takashi eigentlich kennengelernt hatte. Bisher hatte sie das vermieden, weil Rumiko einfach nicht zurechnungsfähig war, wenn es um ihre Kerle ging. So langsam könnte es aber trotzdem ganz interessant werden, da es nicht so aussah, als ob das so schnell in die Brüche gehen würde. Und irgendwie gönnte sie es ihrer Mutter auch.

„Nimmst du die Schüsseln hier schon mit?“ Seiko reichte Ruki zwei Schüsselchen mit dem Eis und Ruki nickte. „Klar.“

Sie stellte sie Takashi Yui hin und setzte sich selbst wieder hin. „Oma kommt gleich.“

Da Takashi schon wieder so aussah, als wollte er das Digimon-Thema wieder anschneiden, sah sie ihre Mutter an und fragte: „Du hast mir noch gar nicht erzählt, wie ihr euch kennengelernt habt.“

„Hab ich nicht?“ Rumiko wirkte ehrlich überrascht. Kein Wunder. Aber Ruki war ihr ja auch erfolgreich ausgewichen.

„Nein“, sagte Ruki also nur und es kam, wie sie befürchtet hatte: „Es war wunderbar... ich hatte ein Fotoshooting und Takashi hat das Catering überwacht. Da wurde nur das Beste vom Besten gemacht. Er ist ein echter Sternekoch. Nicht wahr, Schatz? Du musst unbedingt mal für uns kochen.“ Sie sah ihn verliebt an und er lächelte: „Dabei ist es gar nicht so einfach, dich zufriedenzustellen, Hasi.“

Ruki starrte. Yui auch. Dann sahen sie sich gegenseitig an. Ganz offensichtlich war ihre Stiefschwester in spe genauso schockiert wie sie selbst. Beruhigend. Vielleicht würden sie doch ganz gut miteinander auskommen.

„Ach, nenn mich doch nicht so“, kicherte Rumiko und Ruki wünschte sich sehnlichst, dass sie adoptiert worden war. Wirklich. Aber während Seiko mit dem restlichen Eis auftauchte, fuhr ihre Mutter schon fort: „Er hat ein Restaurant in Osaka. Ein sehr berühmtes. Und er wollte schon lange eins hier in Tokyo aufmachen. Jetzt setzt er es endlich in die Tat um.“

„Ganz genau. Ich habe sogar schon ein Restaurant im Auge, das der Besitzer verkaufen möchte. Es hat eine perfekte Lage und wird bestimmt ein großer Erfolg werden. Mein Partner behält dann das Restaurant in Osaka und ich baue es hier auf.“

„Aha.“ Sollte sie begeistert klingen? Wenn sie sich Yui so ansah, wohl nicht. Die verdrehte nämlich genervt die Augen. Offenbar noch jemand, der für den Karrierewahn des jeweiligen Elternteils wenig Verständnis aufbringen konnte.

Ja, vielleicht würden sie doch gut miteinander auskommen.

„Wann zieht ihr her?“ Die Frage war eher an Yui gewandt, die schulterzuckend sagte: „Das ist noch nicht ganz sicher. Aber Papa will, dass ich hier so früh wie möglich zur Schule gehe. Also... mal sehen. Mir ist es egal. Wenn ich ohne ihn erstmal herkommen soll, ist das okay. Er sagte, deine Schule wäre ziemlich gut. Aber es ist eine reine Mädchenschule, oder?“

„Ja. Das kann ziemlich ätzend sein. Die meisten sind ziemlich dumme Hühner.“

„Das waren sie bei mir auch. Ich kam immer mit den Jungs besser klar.“

„Die meisten die ich kenne, sind ziemliche Idioten.“ Vor allem zwei spezielle. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Rumiko in sich hineingrinste. Warum auch immer.

„Wie alt bist du? Papa sagte, etwas jünger als ich...“

„16.“

„Ach, dann ändert sich das noch. Jungs bleiben nicht immer doof.“

Ruki hatte das Gefühl, Yui verwechselte sie mit einer 11jährigen. Oder schätzte sie vollkommen falsch ein. Was... daran liegen konnte, dass sie dank ihrer Mutter ziemlich aufgetakelt war. Tussig.

„Einige werden sich nie ändern.“ Kazu und Kenta war auf jeden Fall nicht mehr zu helfen. Ebensowenig wie Ryo. Und der war immerhin 20. Oder so. Sie wusste es nicht ganz genau. Älter jedenfalls nicht. Auch wenn das natürlich vollkommen egal war.

„Die beiden sind ganz schön peinlich“, meinte Yui, mit Blick auf Takashi und Rumiko. Immerhin war sie halbwegs taktvoll. Das war gut.

„Sollen wir die beiden mal alleine lassen und unser Eis woanders essen?“, schlug Ruki vor, weil sie eigentlich nicht neben diesen beiden Erwachsenen sitzen wollte, die sich aufführten wie Teenager.

„Da wär ich total für.“

„Ich hab ne PS 3. Und ein paar ganz coole Rennspiele...“ Abwartend sah sie Yui an. Die grinste. „Perfekt.“

Irgendwie... war das anders geplant

Nein, ihr träumt nicht, es geht schon weiter. XD Ich bin selber ganz überrascht von mir. Mal sehen... ob ich das beibehalten kann *hust*

Falls sich jemand erinnert: Am Anfang hab ich gesagt, dass ich die Filme nicht gesehen habe und die Handlung daher ignoriere. Inzwischen hat sich das geändert, aber es bleibt dabei. Keine Digimon, ich werde die Fanfic nicht entsprechend anpassen. Seht mir das bitte nach. ^^
 

Und jetzt wieder das obligatorische Dankeschön an alle, die diese Fanfic lesen! Besonderer Dankk geht diesmal an Idris für Plothilfe und motivieren, du rockst!

Des weiteren:

@Bunny94: Hey, diesmal hats sogar geklappt mit schnell weiterschreiben. XD Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar!

@ DarkDragon: Schön, dass dir Yui gefällt, ich habe mir wegen ihr schon Sorgen gemacht. Ich hoffe, dieses Kapitel trifft wieder deinen Geschmack. ^.~

@Exile: Du machst mich ganz verlegen. >////< Vor allem, weil ich weiß, dass du mit Tamers eigentlich nicht so viel anfangen kannst. Danke!

@Idris: Awww, danke! Ich bin richtig erleichtert, dass Yui so gut ankommt, ich mag sie auch sehr gerne. Keine Sorge, in diesem Kapitel taucht Ryo wieder auf. ^.~
 

Vielen, vielen Dank auch an die Leute, die diese Fanfic auf ihrer Favoritenliste haben, ihr haut mich echt um! *-*

Jetzt aber: Viel Spaß beim lesen!
 

Ruki hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass der Abend noch so lustig enden würde. Es hatte sich herausgestellt, dass Yui eine ernst zu nehmende Gegnerin war, auch wenn sie irgendwann etwas zu sehr über die Autos fachsimpelte. Wo Ruki nicht mehr wirklich mitreden konnte. Und es eigentlich auch gar nicht wollte. Was Yui zwar etwas spät bemerkte, aber immerhin. Sie bemerkte es. Das galt sicherlich nicht für jeden.

Als sie also später im Bett lag, stellte sie fest, dass es wirklich schlimmer hätte laufen können. Selbst wenn ihr Takashi ein wenig auf die Nerven ging.

Was er am nächsten Morgen beim Frühstück – das ohne Yui stattfand, weil diese noch schlief – auch noch tat.

Wenn auch eher, weil er und ihre Mutter so dermaßen am Herumturteln waren, dass es beinahe abstoßend war. Aber vermutlich sollte sie es von der positiven Seite aus sehen. Er war zu beschäftigt, um ihr weitere Fragen über die D-Reaper-Sache zu stellen. Oder über Digimon. Vielleicht, wenn sie ganz viel Glück hatte, hatte ihre Oma ein oder zwei Wörtchen mit ihm geredet und er nahm es sich zu Herzen. Das würde sie sich jedenfalls wünschen.

Aber wenn sie ehrlich war, hatte sie an diesem Vormittag ganz andere Sorgen. Ryo zum Beispiel. Was hatte sie geritten, dass sie dieser behämmerten Verabredung zustimmte? Irgendwie musste sie in dem Moment nicht ganz zurechnungsfähig gewesen sein. Und jetzt hatte sie den Salat.

Was, wenn sie einfach eine sms schrieb, dass sie krank war? Das würde er ihr aber wohl kaum abkaufen. Vollkommen zu Recht übrigens. Man konnte einiges von Ryo sagen – dass er dumm war gehörte eindeutig nicht dazu. Und vermutlich würde Juri ihr bei der Angelegenheit auch noch in den Rücken fallen und alles auffliegen lassen. Sie sollte noch mal überdenken, warum ausgerechnet sie ihre beste Freundin war.

Irgendetwas war da falsch gelaufen, wenn sie es recht bedachte. Sollte die beste Freundin nicht eigentlich auf ihrer Seite stehen? Und sich nicht mit dem größten Idioten von allen verbünden? Um... was-auch-immer zu erreichen. So ganz blickte sie da noch nicht durch.

Im Grunde war es ihr auch egal. Sie hatte im Moment ganz andere Probleme.

Was sollte sie anziehen?

Jeans?

Nun gut, das war einfach, sie hatte eigentlich nur Jeans. Wenn man das Zeug ignorierte, das ihre Mutter ihr immer wieder unterjubeln wollte. Also diese Entscheidung war schnell getroffen. Das Problem war eher das Oberteil. Draußen wurde es langsam kühler, auch wenn es noch erträglich war. Und es regnete nicht. Das erweiterte die Auswahl. Leider.

Nachdenklich wickelte sie eine noch von der Dusche leicht feuchte Strähne um den Zeigefinger und betrachtete das Chaos in ihrem Kleiderschrank. Bis ihr auffiel, was das für ein mädchenhaftes Verhalten war. Wütend über sich selber band sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, erinnerte sich an den verblassenden Bluterguss und zog das Haargummi wieder heraus. Dann nahm sie einfach das erstbeste Shirt heraus und schob die Schranktür zu. Ryo sollte bloß nicht denken, dass sie sich wegen ihm größere Mühe machte als nötig.

Als sie angezogen war, warf sie ihren liegengebliebenen Hausaufgaben einen missmutigen Blick zu und beschloss, dass sie noch einen Moment ohne ihre Aufmerksamkeit zurecht kommen würden. Also verließ sie ihr Zimmer, um zu sehen, ob sie sich irgendwie nützlich machen konnte. Dabei lief sie Yui über den Weg, die in einem etwas verrutschten Yukata und mit zerzaustem Haar Richtung Badezimmer schlich. Wie es aussah, war da jemand ein ganz gewaltiger Morgenmuffel. Ruki selbst hatte kein großes Problem damit, früh aufzustehen, auch wenn sie sich auch nicht beschwerte, wenn sie mal mehr Zeit im Bett verbringen konnte. Heute hätte sie das zwar auch gekonnt, aber es gab da einen gewissen Faktor, der ihr das verdorben hatte. Je weiter der Vormittag fortschritt, desto weniger konnte sie nachvollziehen, was sie geritten hatte, diesem verdammten Date zuzustimmen und ihre Nerven begannen ein wenig zu flattern. Natürlich nicht, weil sie nervös oder sowas war. Gegen etwas Beschäftigungstherapie hatte sie trotzdem nichts einzuwenden

In der Küche fand sie ihre Großmutter vor, die bereits damit begonnen hatte, das Mittagessen vorzubereiten. Dort mithelfen wollte sie aber eigentlich nicht, also zog sie sich so schnell und unauffällig wie es ging wieder zurück. Im Wohnzimmer turtelten ihre Mutter und Takashi miteinander herum als gäbe es kein Morgen. Konnte denen mal jemand sagen, dass sie 32 und... so um die 40 waren? Das war doch nicht mehr normal!

Im Grunde blieben ihr also nur die Hausaufgaben um die letzten fast drei Stunden rumzukriegen bis sie los musste. Der Vorteil war wohl, dass sie es dann hinter sich hätte. Auch nicht zu verachten.

Pünktlich zum Mittagessen hatte sie sich durch Literatur durchgequält und auch wenn sie mit ihrer Textanalyse nicht besonders zufrieden war, dem Lehrer würde es reichen. Und das war es doch, was zählte. Blieben noch die Übungen für die Informatik-AG. Lachhaft einfach. Ein Grund, warum sie sich die bis zum Ende aufgehoben hatte. Das Mittagessen lenkte sie aber erstmal ein wenig davon ab, Yui war nämlich inzwischen halbwegs wach und schien den Tag zu planen. Es brauchte nicht viel um zu wissen, was gleich kommen würde...

„Ruki-chan, warum zeigst du Yui-chan nicht ein bisschen was von Tokyo?“ Rumiko schien das frür eine hervorragende Idee zu halten. Der Meinung war Ruki allerdings nicht im Geringsten. Zumindest nicht heute. Unter normalen Umständen hätte sie das nämlich wohl freiwillig gemacht aber: „Kann nicht, bin schon verabredet.“ Erst dann fiel ihr ein, dass ihr gerade die perfekte Gelegenheit geboten worden war, sich vor dem Treffen mit Ryo zu drücken. Und sie hatte diese Gelegenheit einfach sausen lassen. Sie war so ein Idiot...

„Ach ja, mit Juri-chan. Aber du siehst sie doch so oft, einmal kannst du doch auch absagen.“

Neue Chance. Aber Seiko war schneller. Mit einem wissenden Lächeln sagte sie: „Juri hat im Moment auch viel für die Schule zu tun, gönn den beiden doch ein paar Stunden nur für sich.“

Und vermutlich dachte sie auch noch, sie würde Ruki einen Gefallen tun! Wenn die wüsste...

Rumiko jedenfalls war vollkommen überzeugt. „Da hast du auch wieder Recht. Mädchentage müsse auch mal sein. Wie wärs also, wenn wir etwas zu dritt machen?“, wandte Rumiko sich wieder an Takashi und Yui. Ruki wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern stand auf um ihren leeren Teller in die Küche zu bringen. Ihre Großmutter folgte ihr.

„Warum sagst du Rumiko nicht, dass du mit Ryo-kun verabredet bist?“ Woher wusste die denn das schon wieder? Aber leugnen war wohl zwecklos.

„Weil sie ausflippen und mich nicht mehr in Ruhe lassen würde, darum. Woher weißt du das eigentlich?“

„Juri hat mich gestern nachmittag angerufen“, Elende Verräterin! „und gebeten dafür zu sorgen, dass du auch wirklich hingehst.“ Das wurde ja immer besser! Verschwörung! Was kam als nächstes? „Jetzt schau nicht so wütend. Du hast doch darüber nachgedacht, dich zu drücken.“

Das stimmte leider. „Keine Panik, ich werd hingehen. Aber meine Angelegenheiten gehen dich trotzdem nichts an.“ Das musste wenigstens mal klargestellt werden. Seiko lächelte nur. „Ich weiß. Ich möchte nur nicht, dass du dich später über die verpasste Chance ärgerst. Ich weiß doch, wie oft du dir selbst im Weg stehst.“

Ruki starrte. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Aber sie sagte nichts. Gegen ihre Großmutter hatte sie keine Chance, das wusste sie selbst.

„Der Kimono stand dir gestern übrigens wirklich gut. Ich wünschte, du würdest so etwas öfter tragen.“ Ruki öffnete schon den Mund um zu widersprechen, aber Seiko war schneller. „Ich weiß, dass ihr jungen Leute dafür nicht mehr viel übrig habt. Aber vielleicht machst du deiner alten Großmutter eine Freude und ziehst ihn nochmal an, wenn mit mir zu dem Schreinfest nächsten Monat gehst.“ Sie lächelte und ließ Ruki alleine in der Küche stehen. Alte Leute konnten so schrecklich manipulativ sein, das gehörte doch verboten!

Sie ging nicht mehr in die Küche zurück, die Tagesplanung der anderen interessierte sie nicht sonderlich. Ihre Gedanken befanden sich eher bei dem Treffen in zwei Stunden. In ungefähr einer Stunde müsste sie los... Und sie wollte immer weniger hingehen. Als ob sie aber eine andere Wahl hätte. Außerdem war da der verdrängte Teil von ihr, der sich wie blöde darauf freute. Als ob Ryo es wert wäre, sich darauf zu freuen ihn zu sehen! Sie war doch keines seiner dummen Fangirls. Digimon-King. Pah! Lächerlich. Sie könnte ihn jederzeit mit den Karten schlagen.

Beinahe ohne ihr eigenes Zutun ging sie zu ihrem Regal und holte eine verstaubte Holzschachtel vom obersten Brett. Beinahe liebevoll öffnete sie sie und holte ihr D-Power heraus, das neben ihrem Deck lag. Kurz, für einen wunderbaren Moment hatten die anderen Tamer und sie geglaubt, ihre Partner wiedersehen zu können. Aber kaum hatte Hypnos von dem Tor in Guilsmons Höhle Wind bekommen, hatten sie es geschlossen. Zu gefährlich, war die Begründung gewesen. Ruki war nicht die Einzige gewesen, die ihnen das sehr übel genommen hatte. Seufzend legte sie das D-Power wieder zurück, schloss die Schachtel und wischte den Staub von dem bemalten Deckel.

Die guten alten Zeiten waren vorbei. Sie sollte ihre Hausaufgaben machen.
 

Sie war gerade bei der letzten Aufgabe angekommen, die ein wenig kniffliger war als der Rest, als es an der Tür läutete. Was Ruki ignorierte. Vermutlich war es eine der Nachbarinnen, die einen Schwatz mit Seiko halten wollte. Umso überraschter war sie, als Yui vor der Tür ihren Namen rief, nach ihrer Aufforderung die Schiebetür öffnete und sie verwirrt ansah. „Da ist ein Ryo...“

„Was?!“ Was fiel dem Kerl ein, hier aufzutauchen? Wenn ihre Mutter das rausbekam... ach was, sie würde es rausbekommen. „Ich komme.“ Sie bemerkte nicht mal den merkwürdigen Blick den Yui ihr zuwarf, klappte ihren Laptop zu und sprang auf, um Ryo vor Rumiko zu retten. Oder... so.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie ihn, sobald sie den Eingangsbereich erreicht hatte. Von Rumiko war keine Spur zu sehen. Gut.

„Ich dachte, ich hole dich ab.“

Oh, sie ahnte warum. Etwas mehr Vertrauen wäre wirklich nett.

„Das wäre nicht nötig gewesen“, antwortete sie schnippisch aber er grinste nur. „Ich weiß. Aber so sparen wir uns das Suchen bei Hachikô.“

Er war tot. Er war sowas von tot! Der hatte gar keine Ahnung, wie tot er war!

Aber gut, jetzt war er schon mal da, also musste sie sehen, dass sie beide so schnell wie möglich hier wegkamen. Bevor Rumiko auftauchte. „Du hast Glück, dass ich eh fertig bin“, murrte sie und nahm ihre Jacke vom Haken. Die Schuhe waren schnell angezogen und mit einem gerufenen „Bin dann weg!“, schob sie Ryo nach draußen und schlug die Tür zu. Am besten ließ sie sich Zeit, bis sie wieder nach Hause kam. Oder auch nicht... Rumiko würde es bringen und wer-weiß-was da reininterpretieren.

„Wie bist du eigentlich hierher gekommen?“, fragte sie, als sie das Grundstück verließen und somit außer Sichtweite von Rumiko waren. Was auch immer das heißen mochte. Sie hatte ja gemerkt, wie wenig diese Mauer taugte. Nämlich gar nichts.

Verdammten Nachbarn.

Ryo grinste nur und deutete auf ein kleines, dunkelblaues Auto. „Damit.“

Irgendwie hatte sie etwas größeres bei ihm erwartet, Student hin oder her. Aber wenigstens sah die Karre fahrtüchtig und nicht nach einer totalen Schrottmühle aus. Immerhin etwas.

„Ich wusste gar nicht, dass du ein Auto hast...“ Es klang weniger schnippisch als sie es gerne gehabt hätte.

„Habe ich auch nicht“, antwortete Ryo schulterzuckend und öffnete den Wagen per Knopfdruck. Angeber. „Das gehört meinem Mitbewohner. Und da er heute den ganzen Tag für eine Prüfung lernt ist er 1. froh wenn er seine Ruhe hat“ Das konnte Ruki sehr gut nachvollziehen, „und 2. nicht in Versuchung kommt, irgendwas zu unternehmen.“

„Aha.“ Sah sie aus, als würde sie das interessieren? Aber sie stieg immerhin ein, das sollte doch erstmal reichen. Fand sie jedenfalls. Was Ryo dachte... nun ja. Es gab wirklich Dinge, die sie mehr interessierten.

Er nahm auf dem Fahrersitz platz und sah sie an. „Also? Wo solls hingehen?“

„Mir egal.“ Als Ryo sie weiter ansah, seufzte sie. „Wenn wir schon die Möglichkeit haben, nicht Shunjuku oder Shibuya.“ Dummerweise war Tokyo zu groß um einfach mal rauszufahren. Schade eigentlich. Auch wenn das Wetter nicht so schön war, einfach mal rauszukommen war auch eine nette Vorstellung.

„In der Nähe meiner Uni ist ein gutes Bistro. Wir gehen da öfter hin, wenn uns das Mensaessen nicht passt.“

„Meinetwegen.“

„War das ein Ja?“

„Ja.“ Wie deutlich brauchte der Typ es denn bitte noch? Das war ja nicht mehr zum Aushalten.

„Sorry, ich wollte nur sichergehen.“

Ruki beschloss, nicht mehr darauf zu antworten. Irgendwann war es wirklich genug. Eindeutig. Warum hatte sie sich nur darauf eingelassen?

Eine Weile herrschte Schweigen, aber an einer besonders langen Schlange vor der Ampel sah er sie wieder an und fragte: „Wer war eigentlich das Mädchen?“

„Welches...“ Dann dämmerte es ihr. Yui musste ihr wohl gefolgt sein. Sie hatte sie nicht einmal bemerkt. „Das war Yui. Die Tochter von Mamas neuem Typen.“

„Sieht ernster aus, wenn er sogar mit seiner Tochter bei euch übernachtet.“

„Sie ziehen bald ein. Takashi ist irgendein toller Koch und will in Tokyo ein Restaurant aufmachen. Mama redet es sich ein, dass er wegen ihr herzieht.“ Sie zuckte die Schultern und fragte sich, warum sie das Ryo eigentlich erzählte. Als ob ihn das irgendetwas anginge.

„Du hast nicht viel Vertrauen in diese Beziehung?“ Er sah sie nicht mehr an, sondern nach vorne auf die Autoschlange, die sich langsam in Bewegung setzte.

„Ich kenne nur meine Mutter. Sie ist oft verliebt. Es hält nie lange. Mit Männern kann sie einfach nicht.“

Ryo sagte nichts dazu. Sie war froh darüber. Wann hatte sie das letzte Mal etwas von ihrem Vater gehört? Das musste bei ihrem zwölften Geburtstag gewesen sein. Danach... kein Anruf, keine Karte... nichts. „Ich vertraue keinem Erwachsenen“, wisperte sie unhörbar und war froh, dass Ryo gerade vom Verkehr abgelenkt war. Nachdenklich beobachtete sie ihn aus den Augenwinkeln. Konnte sie ihm vertrauen?

Wollte sie das?

Die Ampel wurde wieder rot. Gleich würde Ryo sie wieder ansehen und-

Es gab einen Knall.

Ein Krachen.

Reifen quietschten.

Jemand schrie.

Sie wurde im Sicherheitsgurt nach vorne geschleudert und darin aufgehalten.

Es wurde still.

Nur das rasende Klopfen ihres Herzens und das Rauschen des Blutes in ihren Ohren.

Was war passiert?

Was zur Hölle war passiert?

Jemand öffnete die Beifahrertür.

„Hallo? Ist alles in Ordnung?“ Ruki hörte die Stimme wie durch einen dichten Nebel, der alles verschluckte.

Jemand berührte sie an der Schulter und holte sie so wenigstens halbwegs in die Wirklichkeit zurück. Verwirrt drehte sie den Kopf zur Seite und sah einen Mann mittleren Alters, der noch sein Handy in der Hand hielt. Hatte er die Polizei gerufen? Notarzt? Oder so?

War das wirklich nötig?

Ryo! „Ryo?“ Sein Name entkam ihr, bevor sie es verhindern konnte und drehte sich zu ihm um. Das erste, was sie feststellte war, dass er unverletzt schien. Aber erschrocken. Hatte wohl noch nicht so recht realisiert, was gerade passiert war.

Er sah sie an, der Schreck stand noch deutlich in seinen Augen geschrieben. „Ruki... ist alles in Ordnung?“

Sie nickte und schaffte es irgendwie mit zitternden Händen den Sicherheitsgurt zu lösen. Dann ließ sie ihren Stolz erstmal beiseite und ließ sich von dem Mann an der Autotür raushelfen. „Sie sollten sich erstmal hinsetzen. Ich hab schon die Polizei angerufen, ein Krankenwagen kommt auch.“ Jetzt, wo sie wieder etwas geradeaus denken konnte stellte sie fest, dass er auch ziemlich blass war. Kein Wunder. Die erneute Aufforderung, sich hinzusetzen ignorierte sie und sah sich um. Um sie herum waren die Autos stehengeblieben. Einige waren sitzen geblieben um zu starren, viele aber standen neben ihren Wagen. Kaum einer kam auf die Idee, dass unter Umständen Hilfe benötigt wurde.

Ein paar Teenager hatten ihre Handys erhoben, wohl um Fotos zu machen oder zu filmen.

Ruki ließ das im Moment erschreckend kalt.

Der Anblick des Autos allerdings nicht. Irgendjemand war ja offenbar zu blöd gewesen zu bremsen und das sah man auch. Das Heck des eigentlich ganz schicken Autos war ziemlich eingedellt und sie verspürte unendliche Erleichtertung, das dort niemand gesessen hatte. Zum Glück war der Verkehr ohnehin eher zäh geflossen, sonst hätte es wohl noch schlimmer ausgesehen. Der Fahrer des anderen Wagens stieg gerade aus eigener Kraft aus und begann zu schimpfen, wie man so bescheuert sein könnte, einfach zu bremsen. Farbenblind war der Typ offenbar auch noch.

Sie sagte aber nichts.

Wo war Ryo?

Gott, ihr wurde schlecht...

Es brauchte kein weiteres Drängen des Mannes mehr, damit sie sich auf den kalten Asphalt sinken ließ und versuchte, sich wieder zu sammeln. Von irgendwoher waren Sirenen zu hören. Sie waren aber nur Randgeräusche. Die ganze Welt schien wieder von ihr abzurücken.

Das Gemurmel um sie herum... war einfach nicht da. Betraf sie nicht.

„Ruki!“ Diese Stimme war klarer als der Rest.

Sie sah auf.

Da war er.

Hatte wieder etwas mehr Farbe im Gesicht, aber das bildete sie sich vielleicht auch nur ein...

„Dieser verdammte Vollidiot...“ Sie konnte sich nicht erinnern, ihn schon mal fluchen gehört zu haben. Aber es passte zum Anlass. Sie nickte. Worte wollten sich aus irgendeinem Grund im Moment nicht bilden.

Ryo hockte sich neben sie und berührte ihre Hand. Er fühlte sich warm an... oder lag das daran, dass ihr mit einem Mal furchtbar kalt war? „Ist alles okay? Bist du verletzt?“

Vermutlich sollte sie etwas sagen, allein um ihn zu beruhigen. Er sah so furchtbar besorgt aus. „Ich... ich glaube nicht.“ Na also. Ging doch.



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Kommentare zu dieser Fanfic (34)
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Von:  Rikachan_
2012-10-09T14:23:12+00:00 09.10.2012 16:23
Schade das du nicht weiterschreibst. Die Story ist echt gut =)

Von: abgemeldet
2012-04-06T17:57:12+00:00 06.04.2012 19:57
heyho!
also erstmal muss ich sagen, ich hab die FF durch zufall in meinen favoriten gefunden.. weiß nicht wie es dazu kam, aber jedenfalls habe ich sie dadurch gelesen weil ich grad auf nem totalen Ryoki trip bin :D und ich muss sagen bisher gefällt sie mir :D ich hatte zwar die alte version nicht gelesen aber die hier finde ich gut. ;) und ich hoffe es geht auch mal weiter, weil ich wirklich gerne wissen möchte was noch alles passiert! *__*
also hoffe ich, dass man bald wieder was von dir hört? bei dieser FF :D ?
Liebe Grüße,
TaKariFreak02
Von:  Wortfetzen
2011-07-03T17:09:59+00:00 03.07.2011 19:09
Liebe Luinaldawen,

zunächst einmal: Ich möchte unbedingt weiterlesen! Hoffentlich denkst du noch hin und wieder an diese wunderbare Geschichte. :)
Aber ich kenne und verstehe das, wenn sich monatelang nichts vorwärts bewegt. Bei mir muss man sich auch immer auf lange Wartezeiten einstellen, deswegen will ich dir noch einen kleinen Hinweis geben: Wir warten auf die Fortsetzung. ;)

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich deine alte Version auch schon gelesen habe. Zunächst dachte ich das ja und habe mich furchtbar gefreut, diese Geschichte wiedergefunden zu haben. Als sich dann herausstellt, dass aber nicht Ryo der Stiefbruder in spe, sondern es ein Mädchen ist, hab ich das wieder ganz schnell verworfen. Jedoch finde ich das auch nicht schade, diese Variante hat mehr Potential. Ryo wäre zu Klischeelike gewesen und mit Yui können sich noch echte Konflikte aufbauen. Jetzt brenne ich schon vor Eifersucht, wenn ich daran denke, dass Yui vielleicht ernsthaft eine Konkurrenz für Rika sein könnte ... -.-

Ich weiß sowieso noch nicht wirklich, was ich von ihr halten soll. Aber wahrscheinlich bin ich gleich schon zu Beginn so eisig ihr gegenüber, weil ich auch vermute, dass sie Rika in so ziemlich allen Punkten Konkurrenz machen könnte.

Mir gefällt der spitze Unterton, mit dem du Rika so herrlich erzählen lässt. Dass sie oft so schnell an die Decke geht, stört mich zwar ein wenig, aber das gehört einfach jetzt noch zu ihr (ich mag eher die Geschichten, in denen sie bereits älter ist). Ich denke aber auch, dass sie sie im Laufe der Geschichte reifer werden wird.

Der Unfall am Ende des letzten Kapitels kam wirklich überraschend. Ich habe wirklich gar nicht damit gerechnet. Eine ganze zeitlang hatte ich ja befürchtet, dass Yui wirklich mit zu Rikas Date mit Ryo kommen würde (und daher der Titel), so hast du wirklich eine kleine Überraschung miteingebaut. Und diese Überraschung wurde auch nicht zu dramatisch, was ich sehr gut finde. Man hätte ja jetzt weiß Gott was passieren lassen können und mehr Drama und Tamtamtam miteinbauen können, aber das gibt es auch bereits viel zu oft. So bleibt die Sache realistischer und ist besser zum Aushalten. :)

So, jetzt hoffe ich eigentlich nur darauf, dass es bald weitergehen wird. Denk einfach an die vielen armen Ryoki-Leser, die viel zu wenig gute Geschichten zu lesen haben. Wir brauchen mehr davon! :D

Außerdem hoffe ich auch, dass Rikas Exfreund noch weitere Auftritte bekommen wird. Für mich sieht es nicht so aus, als wäre das letzte Worte gesprochen. So wie er aufgetreten ist, hat es mich ohnehin überrascht, dass er Rika nicht direkt nach der Ohrfeige hinterhergerannt ist und sie aufgehalten hat. Da kann es wirklich auch noch mal schön zu einigen Konflikten kommen. *hihi*

Ich muss auch sagen, dass ich es sehr realistisch finde, dass ausgerechnet so ein Typ Rikas "erster Freund" wurde/war. (Ich nehme mal an, dass er das ist.) Du hast schön beschrieben, was sie an ihm so anziehend gefunden hat. Wenn man sie kennt, kann man gut nachvollziehen, dass ihr so was auf den ersten Blick gefallen könnte.

Bevor ich aber jetzt ende, habe ich noch eine kleine Bitte: Hiermit möchte ich offiziell für mehr Absätze kämpfen! :D
Gerade wenn man Linsen trägt, ist das einfach super schwer die ganze Zeit auf den Monitor zu starren, weil die Augen trocken werden. Absätze erleichtern das Lesen schon um einiges und meiner Meinung nach ist das Schriftbild auch rein optisch hübscher anzusehen. :)

Ich würde mich sehr freuen, wenn du vielleicht ein paar davon in deinen weiteren Kapitel einbauen könntest, weil, und das weiß ich, es ganz sicher weitergehen wird. ;)

Viele liebe Grüße
die Tanya
Von:  kizuna16
2011-02-07T17:56:29+00:00 07.02.2011 18:56
jaa endlich zeit gefunden!

ahh sehr geil...ich will weiter lesen!!!!!

yui ist toll, ich hoffe takashi verarscht rumiko nicht nur....naja zumindest soll es mit ner freundschaft zwischen ruki und yui klappen ^_^

der unfall ist ein toller turn gewesen, find's auch sehr gut das denen nichts passiert ist, das wär sonst zu viel des guten.

hach ich freu mich schon auf das nächste kapitel :D

schade, das du die alte nicht mehr hast....auch wenn die "schlecht" war die hatte nostalgie-wert XD

bis demnächst....ich versuch jetzt auch immer relativ pünktlich zu lesen und zu kommentieren, wir wollen ja das du und die geschichte sich weiter entwickeln ;)
Von: Exile
2011-01-29T10:09:16+00:00 29.01.2011 11:09
Gelesen!

Aaaalso... diesmal hab ich einen Kritikpunkt. Die Szene, wo Ruki und Seiko in der Küche sprechen. Da hast du dann geschrieben, dass Seiko, die Küche verlässt und anschließend, dass Ruki nicht in die Küche zurückgeht. >.< das fand ich sehr verwirrend.

Ansonsten *O* WOAH ey! Ich weiß, warum ich dich liebe und dein unangefochtener Fan Nummer 1 bin. Das ist soooooooooo toll. Auch das mit dem Unfall ist sehr realistisch. Jedenfalls (hatte ja selbst schon zwei hinter mir) konnte ich Rukis Gefühle sehr gut nachvollziehen. Irgendwas stimmt danach mit der Welt nicht mehr und das wird wohl noch eine Weile so bleiben.
Und Ryo ist auch toll. Ich wette, der hat Rukis kleine Aussage über das Vertrauen gegenüber Erwachsenen sehr wohl gehört, auch wenn er sich so auf die Straße konzentriert hat. Und der andere Autofahrer war wirklich ein Arsch - da darf sich auch mal Ryo aufregen.

Alles in allem bin ich wieder einmal fasziniert davon, wie schön du Situationen beschreiben kannst. Wie gut und lebhaft du die Gefühle der einzelnen Protagonisten rüberbringst, sodass man ein sehr genaues Bild über deren Handlungsweise gewinnt.
Du wirst da auch immer besser darin, obwohl du schon früher sehr sehr gut warst. Jetzt bist du noch ein bisschen besser.

Und natürlich werde ich dich weiter motivieren *mit einem Fanfähnchenhinsetz*

Liebe Grüße
Jenchan
Von: abgemeldet
2011-01-25T14:01:16+00:00 25.01.2011 15:01
Oh... kay. Bin echt gespannt wie's weitergeht ;)
Von: abgemeldet
2011-01-25T12:38:32+00:00 25.01.2011 13:38
Hi

sorry für den späten Kommentar. Hatte VIEL anderes im Kopf in letzter Zeit.
Schönes Kapitel, interessant geschrieben, mein Favorit: Das Wort "egaler". :)

So, jetzt les ich das nächste Kapitel...
Von:  Bunny94
2011-01-08T20:58:57+00:00 08.01.2011 21:58
hallo

allso iich hätte jetzt nicht gedacht das es echt sooo schnell weiter geht wenn man bedenkt wie lange die anderen gedauert haben echt super toll allso der schluss war echt nicht zu erwarten wirklich echt voll geiil genacht und wird bestimmt wieder nicht sooo lange dauern oder :D echt diese ff ist einer der besten die ich je gelesen habe und iih habe schon viele gelesen wirklich echt voll top freu miich schon total uf das nächste allso hau in die tasten

mfg bunny94♥
Von:  DarkDragon
2011-01-08T18:52:19+00:00 08.01.2011 19:52
Es gibt zwei sachen mit denen ich nicht gerechnet habe. 1. Das es so schnell weiter geht und 2. mit dem Unfall, welcher wirklich zum schluss spannung erzeugt.
Ich fand lustig das Juri Ruki´s Großmutter angerufen hatte.^^ Damit diese ja zu ihrem Date geht.
Bin gespannt wie (schnell) es weiter geht.^-^
lg
Von:  Idris
2011-01-07T14:31:44+00:00 07.01.2011 15:31
Ich mag Yui! ^__^
Du weißt ja, wie cool ich es finde, wenn weibliche Charas gut miteinander auskommen. <3 Das passiert viel zu selten.
Mir hat Ryo gefehlt in dem Kapitel - aber immerhin hat er angerufen. Und ein Date ausgemacht! Ich freu mich auf mehr. ^__^


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