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Beyblade Guardian - Staffel 2

Last Angels Promise
von

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letzte Worte

Zerstörung... Leid... Schmerz und Tod. Das alles hat dieser Kampf zurückgelassen. Überall stapelten sich die Leichenberge, überall Gesichter, jener die mir nahe waren. Aber sie suchte ich nicht.

Voller Schmerz gequälte ich mich durch die zerstörten Straßen. Mein Haar, nass und schwer von Blut. Ich hatte Fiebergefühle, alles wirkte verschwommen. Ich wusste, lange würde ich nicht mehr leben. Es war ein Wunder, dass ich noch am Leben war. Hätte ich nicht schon längst tot sein sollen?

Doch zum Denken war keine Zeit. Ich musste weiter vorwärts kommen. Lange hielt ich nicht mehr durch. Meine Strafe musste bald kommen. Oh bitte Herr, waren sie noch am Leben. Bitte, die Dämonen dürfen sie nicht geholt haben.

Gabriel... Michael... Raphael... Meine Freunde... Uriel... Uriel, mein liebes Kind.

Die Kraft in meinen Beinen verließ mich, ich fiel zu Boden, der Schmerz wurde immer schlimmer. Aber ich durfte nicht aufgeben. Ich biss auf die Lippen und versuchte zu kriechen. Ich musste vorwärts kommen. Irgendwie. Ich musste sie finden, vorher durfte ich einfach nicht sterben!

„Haniel...“

Und da war sie. Gabriel. Sie war wacklig auf den Beinen, einer ihrer beiden Zöpfe, die sie immer trug hatte sich gelöst. Ihre blauen Augen waren ganz aufgeweicht.

„RAPHAEL!!! MICHAEL, ICH HAB SIE GEFUNDEN!!!“, schrie sie, fiel als sie zu mir kommen wollte. Ihre Hände berührten mein Gesicht. Sie zitterte.

„Haniel... Haniel, geht es dir gut..?“ „Nicht.. so wirklich...“ „Gabriel, wo seit ihr?“ „Hier!“, rief mein Freundin. Wenig später waren sie auch da. Raphael entdeckte uns als erstes und blieb bei unserem Anblick geschrocken stehn. Michael war direkt hinter ihm, dieser aber blieb nicht stehn, sondern beugte sich zu uns hinunter. Seine Hände waren voller Blut gewesen und als er mich berührte, blieben Blutflecken an meiner Kleidung.

„Haniel? Du... Du lebst?" „Es... scheint so...“, sagte ich zu ihm, versuchte unter den Schmerzen auf die Knie zu kommen. Doch der Schmerz war unerträglich, meine Wunde schien aufzureißen und ich übergab mich fast. Ich konnte mich zurückhalten, aber Blut tropfte aus meinen Mund auf den Boden.

„Beweg dich nicht, Haniel“, sagte Raphael zu mir. „Ich... muss... muss zu.. Uriel. Ich... muss sie sehen... Ich muss sie sehen!“ „Beruhige dich doch!“, sagte meine Freundin überaus hysterisch. Als ich mich schließlich nicht beruhigte und sie mich ohrfeigte, fing ich an zu weinen.

„Ich hab... hab nicht aufgepasst. Ich war so blöd... Wieso habe ich nicht... auf euch gehört? Verzeiht mir... Ihr hattet Recht... Ihr hattet so Recht...“ „Es ist passiert. Man kann es nicht ändern“, redete Michael auf mich ein und schüttelte mich an den Schultern. Schwer richtete ich meinen Kopf auf und sah das junge Mädchen in unsere Richtung laufen, auch wenn sie uns noch nicht gesehen hatte. Es war Uriel! Endlich hatte ich sie gefunden.

Uriel, wie sie durch die Trümmern schritt, ihr Gesicht blass wurde, bei den Anblick der Leichen. Gesichter, die sie kannte, mit denen sie aufgewachsen war.

„Haniel... Haniel, bleib sitzen!“, schrie Raphael, als ich mich langsam aufrichtete. „Verzeiht mir... Ich... mache es wieder gut. Ich komme zurück... Dann sind wir alle wieder zusammen.“

Ich tat einen schweren Schritt nach vorne, merkte wie Raphael mich noch packen wollte. Doch konnte er meine Hand nicht mehr ergreifen. Ich wollte laufen, doch fiel erschöpft nach vorne und sah nur noch, wie Uriel den Mund aufriss und ihr Tränen über das Gesicht rangen, während sie schrie.

„MUTTER!!!“

Und dann, spürte ich gar nichts mehr...
 

Ich fiel in die unendliche Schwärze und Kälte, direkt in den Schlund des Hades. Es roch nach Wasser... Styx? War ich im Fluss der Toten? Sollte ich hier auf meine Wiedergeburt warten...? Das ich irgendwann wieder bei meinen Freunden sein könnte?

Ich hoffte, ich würde nicht lange warten müssen. Ich wollte mein Versprechen halten. Ich wollte wieder bei ihnen sein... Ich wollte wieder mit ihnen leben... Ja, bald würde ich wieder bei ihnen sein. Dann würde alles wieder gut werden. Dann sind Erde, Feuer, Wasser und Luft wieder vereint...
 

5000 Jahre später...
 

Schon lange hatte das Landesmuseum in Berlin geschlossen, aber dennoch hallten die Schritte zweiter Personen in den Gängen des Gemäuers, in Gängen, in denen ein durchschnittlicher Bürger keinen Zutritt hatte.

„Sind sie mit ihren Nachforschungen weitergekommen, Werner?“

Stanley Dickenson starrte seinen langzeitigen Arbeitskollegen gespannt an und war plötzlich überrascht darüber, wie alt er auf einmal aussah. Es war keine drei Monate her, dass sie sich gesehen hatten, aber da wirkte er noch jünger. Aber Mr. Dickenson kannte ja die genaueren Umstände und für seinen Kollegen waren diese sicher nicht leicht gewesen. Aber er hatte ja noch...

„Ein wenig, aber die Arbeit kommt nur schleichend voran und die Ergebnisse sind gering. Auch nach der Kooperation mit dem Sophienorden und der Nebensektion des Vatikan gab es nichts, was uns auf Dauer helfen können.“ „Also werden wir in den sauren Apfel beißen müssen?“ „Das auf jeden Fall. Stanley, dachten Sie wirklich, durch Ihr kleines Beyblader-Projekt hätten sie dieses Problem aus der Welt schaffen können?“ „Es war einen Versuch wert gewesen und immerhin haben wir Voltaire aufhalten können.“ „Ob das wirklich so gut war? Ich hab auch Nachforschungen über ihn beauftragen lassen und wenn dass stimmt, was ich über ihn gelesen habe wundert mich sein Verhalten kein bisschen. Vielleicht war er auch eher ein Verbündeter, als ein Feind.“ „Darüber nachzudenken ist so oder so zu spät“, sagte Mr. Dickenson überraschend ernst. „Wir müssen uns auf die Zukunft vorbereiten. Wo ist eigentlich die schöne, altmodische Lektüre, die ich Ihnen hab zukommen lassen, Werner?“ „Oh, das Tagebuch“, lachte dieser und strich sich dabei über das Gesicht. Die leichten Bartstoppel kratzten seine Hand ein wenig.

„Ich bin ehrlich, ich weiß nicht, wo ich es habe. Sie wissen doch, ich war nie besonders ordentlich. Meine Enkelin weiß sicher, wo ich dies aufbewahre. Vielleicht hat sie es sich auch mal wieder ausgeliehen.“ „Sie lassen sie einfach das Tagebuch lesen?“, meinte Mr. Dickenson überrascht und auch sehr schockiert. „Nun, sie hatte es vor einiger Zeit schon entdeckt. Ich behauptete, es sei ein alter Roman und es wäre verdächtig, wenn ich es ihr ohne vernünftigen Grund verbieten würde. Ich bin für sie ein sehr netter Kerl, der alles durchlässt, ein Sinneswandel wäre verdächtig. Außerdem mangelt es ihr an theologischen Wissen, um die Dinge zu verstehen, die »die Höllenkönigin« einst schrieb.“ „Wie geht es ihr eigentlich? Steht sie noch immer unter Schock?“

Mr. Dickenson´s Kollegen entwich ein Brummen, sein sonst etwas strenger Ausdruck würde besorgniserregend.

„Ein wenig... Ich kann mir diesen plötzlich Tod nicht erklären... Hatte ich zumindest behauptet“, seufzte er kläglich. „Alles sah nach der Tat des Leibhaftigen aus.“ „Aber weder ihr Sohn noch seine Frau wussten doch von ihren geheimen Aktivitäten.“ „Eben. Das macht mich ja so stutzig. Und... Natürlich bin ich froh, dass meine Enkelin noch lebt, aber auch dies verstehe ich nicht.“ „Ich weiß, was Sie meinen“, meinte Mr. Dickenson nur zustimmend und sein Kollege fuhr fort. „Es muss einen guten Grund haben, warum sie sterben mussten. So ein Sadist er sein mag, laut unseren Forschungen hat er nie ohne Grund gemordet. Und wenn er es tat, dann ordentlich. Keine Überlebenden, keine Zeugen. Aber meine Enkeltochter saß mitten in diesem Blutmeer, ohne eine Schramme. Es widerspricht meinen Forschungen in allen Punkten.“ „Vielleicht hatte Gott seine Hand über sie gelegt und beschützt?“ „Die Vorstellung ist fast zu schön um wahr zu sein.“

Beide lachten wieder auf, auch wenn es eher erzwungen war um die Situation etwas zu lockern. Die harte Arbeit und die Sorgen die die Zeit gebracht hatte, hatte beiden schwer zu schaffen gemacht.

Nicht weit vom Museum befand sich das Haus samt kleinen Vorgarten, dass Werner zu dieser Zeit mit seiner Enkelin gewohnte. Dass es dunkel war im Haus störte ihn erst nicht, er tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie einfach in ihrem Zimmer war und bereits schlief. Doch als er laut gegen die weisse Zimmertür klopfte, wurde er doch stutzig. Ob sie weg war? Nein, ausgeschlossen, er hatte sie darum gebeten zu Hause zu bleiben und sie tat immer, was er sagte.

„Liebes, ich bin´s, Opa. Kann ich kurz reinkommen? Ich suche mal wieder diesen steinalten Roman mit den Tagebucheinträgen.“

Keine Antwort. Mr. Dickenson schreckte plötzlich auf und versuchte die Tür aufzubekommen, als ihm der Geruch von etwas abgebrannten in die Nase stieg. Doch die Tür war abgeschlossen und den beiden Herren blieb keine andere Wahl, als sich dagegen zu werfen um sie aufzubrechen, was mit einem kräftigen Schubs schon gelang.

Zu ihrem Glück hatte nichts gebrannt, nur der Geruch von verbrauchten Kerzen lag noch in der Luft. Dafür hatten sie einen anderen Fund gemacht, der für kurzes Entsetzen sorgte. Vielleicht waren es auch die glühenden Augen der, sowohl weiblich als auch männlichen Bockstatue, die sie erstarren ließ wie ein Zauber. Fakt allerdings war, dass diese Statue eines Dämonenbockes, der im Haus eines angesehenen Forschers für Theologie und schon langer Verbündeter der Kinder der Erzengel stand, mehr als eine Frechheit war.

„Das... Das ist doch ein heidnischer Schrein!“ „Das darf doch nicht... Wieso steht hier ein Abbild Baphomets?! Was geht hier vor? Mathilda?! MATHILDA!!!“

Werner Alster rannte den Raum hinauf und herab und als er anfing unter Tisch und Bett zu suchen, riss er diese beim Umwurf zu Boden, unter den undefinierbaren Blicken Mr. Dickensons. Er wusste nicht was er nun tun sollte und wollte am liebsten den Raum wieder verlassen. Er kam sich unbrauchbar und störend vor.

Unter seinem Schuh klebe ein Stück Papier, merkte es allerdings erst, als er schon ein paar Schritte gegangen war und es zu knittern angefangen hatte. Erst überrascht blickte er es an und entzifferte schließlich die typische, schöngeschwungene Mädchenschrift darauf.

Es tut mir Leid, Opa.

die Frau ohne Namen

Zum Thema: Tach.

Endlich... Endlich hab ich die zweite anfangen können... Ich bin so happy, dass es endlich so weit ist (aber wahrscheinlich denk ich in zwei Monaten anders darüber). Und natürlich fängt es gleich wieder mit einem neuen Charakter an. Na ja, was sein muss, muss sein.

Über Miguel und Mathilda haben sich sehr viele gewundert. Nun ja, ihre Rollen sollten erst OCs haben, doch dass war mir zu doof. Ich brauche zwei Mädchen und einen Jungen, da es aber kein einziges Beybladeteam mit so einer Aufstellung gibt, hab ich einfach mal meine Lieblingscharas genommen :D

Und: Who the Fuck is Isa? Wer Kingdom Hearts kennt, versteht den Witz (Zufälle gibt´s, die gibt´s nicht. Danke Nomura, echt, jetzt muss ich immer daran denken!).
 

Act 1 – die Frau ohne Namen
 

Erde...
 

Ich träume. Ich saß in ein einem schwarzen Raum. Oder war es ein Raum? Ich wusste es net. Vor mir flackerte es, es rauschte, wie bei einem Fernseher, der kein Programm empfang. Schwarze und weisse Punkte flimmerten vor meinen Augen. Ab und zu doch kamen unscharfe Bilder auf den Bildschirm.

- Ich grüße Sie, Erzengel H-

Die Sätze waren abgehackt, mittendrin, wenn die Leute sprachen, verzerrten die schwarzen und weissen Punkte das Bild, der Empfang wurde gestört. Noch irgendwann kamen neue Bilder, rätselhaft und abgehackt wie die Bilder zuvor.

- Ah, welch ein liebe Kind. Sicherlich wird sie uns irgendwann ebenso f- n wie Sera- Meint ihr, es geht gut mit ihr? Blut ist schließlich dicker als Wasser. – Bestimmt wird sie irgendwann genauso wie e-

Heuchler... Sie hatten von Anfang an gelogen, aus Angst. Sie sind eben auch nur Narren, was unterschied sie von Menschen? Aber vielleicht, war Blut wirklich dicker als Wasser. Doch wessen Blut? Wem sollte ich denn so ähnlich sein?

- Der Himmel! Die dämonischen Truppen sin- Hab keine Angst, kleines Prinzeschen...Ich schenke dir auch einen ganz süßen Tod-

...

Wiederherstellung bei 8%

Entriegelung wird eingeleitet. Siegel 1 und 2 wurden geöffnet...

...
 

„KISAAAA!!! HEY DU FUNSEL, RAUS AUS DEM BETT!!!“, schrie jemand von unten und mit nem lauten Schrei fiel ich von der Bettkante auf den harten Boden. Zwar wusste ich, wer in etwa mich aus den Bett gerufen hatte, doch trat ich selbst ans Fenster, um derjenigen ins Gesicht zu blicken.

„Mensch, Kazue! Geht das auch etwas zivilisierter?!“, rief ich zu ihr herunter, als mein Kopf aus dem Fenster ragte und sie mich auslachte.

Es war nun über ein halbes Jahr her, dass mich meine sogenannten besten Freude zurückgelassen hatten. Seither hatten sie sich nie wirklich gemeldet, nur Brief geschickt. Entweder geschrieben von allen zusammen oder Kai schickte heimlich eigene weg. Also schien sich von den Jungs niemand geändert zu haben. Doch seit einigen Wochen gab es keine Lebenszeichen von ihnen. Normalerweise fand ich alle paar Tage Umschläge im Briefkasten. Aber nun war Funkstille. Ohne wirklichen Grund und ich machte mir Sorgen, wenn meine Wut auch mein Gefühlsleben dominierte. Denn ich bekam auch Mr. Dickenson nicht mehr an die Strippe, seine Sekretärin wimmelte mich jedes Mal ab, wenn ich anrief. Irgendwas war im Busch, ich wusste allerdings nicht was. Und mittlerweile war es mir auch egal, sie würden sich sicherlich melden... Irgendwann... Was dachte ich da, ich vermisste sie und der Anblick des leeren Briefkastens brachte mich fast zum weinen.

Doch Kazue, Rika und Yochel trösteten mich indem sie mich genauso verhätschelten und runterzogen wie eh uns je.

Ja, abgesehen von dem plötzlichen Kontaktabbruch der Jungs hatte sich bei uns nichts geändert... Wirklich gar nichts.

„Guten Morgen“, trällerte ich, langsam nüchtern, als ich die Küche betrat, wo schon mein Cousin und mein Onkel an Tisch saßen, während meine Ayako ihnen Kaffee einschenkte. Da Teru damit beschäftigt schien, sein Frühstück in einem eher verschlafenen Zustand zu zerkauen und runterzuschlucken, schaute ich meinem Onkel über die Schultern.

„Was machst du da?“, fragte ich ihn schließlich, er erschrak dabei und die Blätter fielen ihm aus der Hand. Schließlich sah er mich vorwurfsvoll, ich selbst grinste verlegen.

„Tut mir Leid...“ „Du sollst mich doch nicht erschrecken, ich hätte fast nen Herzinfarkt bekommen.“ „Jetzt sag schon, was ist das?“ „Unterlagen, siehst du das nicht?“, sagte Teru sehr schlecht gelaunt und ließ seinen Pony ins Gesicht fallen, um so Blickkontakt zu vermeiden. In letzter Zeit schien er öfters schlechter Laune zu sein, wahrscheinlich, da auch er den Kontakt zu den Jungs vermisste.

Aber wie so oft ignorierte ich ihn gekonnt und fixierte mich auf meinen Onkel.

„Er hat recht, es sind Unterlagen. ZU viele Unterlagen. Wir suchen nach einer Frau Mitte 20. Jemand aus einer Nervenheilanstalt hat sie gemeldet, sie sei abgehauen, sie gilt allerdings als gefährlich und kriminell. Wir haben schon ganz Tokio abgesucht und sind etwas ratlos. Ich schieb deswegen öfters schon Überstunden.“

Onkel Sato seufzte laut und ließ den Kopf auf den Stapel Papiere fallen, den Kaffee ignorierend, den Ayako gerade neben ihn gestellt hatte. Ich sah mir derweil ein Bild der gesuchten Person an. Für Mitte 20 sah sie doch etwas jünger aus, braunes, lockiges Haar und braune Augen. Nicht ungewöhnlich, dennoch fiel es mir schwer ernsthaft zu glauben, diese Frau sei psychischkrank oder kriminell. Sie sah so unschuldig und rein aus.

„Können wir was für dich tun, Paps?“, fragte ihn Teru. „Nein, ich bin einfach glücklich wenn ihr zur Schule geht. Ich werde später auch zur Arbeit gehn und dann... Geht einfach.“

Wir konnten uns alle denken, was in etwa er sagen wollte. Tante Miyako war immer noch nicht aus ihrem Koma erwacht. Mein Onkel besucht sie täglich, meist allein. Ich war einmal mitgegangen, war aber gleich wieder fort, der Anblick meines tränennahen Onkels war zu viel gewesen. Manchmal fragte ich mich, ob er immer noch hoffte, dass sie aufwachen würde, oder ob er die Hoffnung schon aufgegeben hatte. Und wie groß sein Hass auf die Engel nun schon war.

Von Ayako ganz zu schweigen. Ich selbst wollte es nicht ganz wahrhaben, aber ich hatte immer noch die Befürchtung, dass sie sich Vorwürfe machte. Es war nicht ihre Schuld, davon war ich überzeugt, aber sie schien nicht auf mich zu hören. Sie war mit der Zeit immer stiller geworden und auch ihr Körper hatte sich in der Zeit nicht verändert, sie sah noch immer aus wie ein Kind, obwohl sie nun vierzehn – wie ihr Zwillingsbruder eben auch - war.

„Sagt mal, wird das noch was?!“, konnte man Kazue von draußen brüllen hören, gleichzeitig schaute Ayako auf die Uhr und erschrak.

„Ach Herrje, wir müssen los. Bis heut Abend, Papa.“ „Ciao Paps!“, sagten die Zwillinge und stürmten raus, ich versuchte noch nen Toast runterzuwürgen, ehe ich ihnen hinterher ging. Noch mit dem halben Essen im Mund sagte ich zu Kazue guten Morgen, ebenso Yochel, der in letzter Zeit die Angewohnheit hatte mit ihr den Schulweg zu gehen und öffnete den Briefkasten. Leer...

Meine Freunde beobachteten mich, wie ich ihn deprimiert wieder zu machte, sagten aber kein Wort. Nachzufragen hatte keinen Sinn mehr für sie, der Kasten war ja eh immer leer. Doch sie wären nicht meine Freunde, wenn sie nicht etwas Mitleid dabei empfinden würden. Außerdem waren da noch so andere Dinge, über die ich mir den Kopf zerbrach... Meine Träume waren nur eine von vielen, wenn sie auch die meiste Zeit beanspruchten.

„Ah, guten Morgen alle miteinander“, rief Seiji begeistert auf, als wir ihn an einer Ampel trafen und wir ihm, anders wie vor einem halben Jahr grüßten wir lächelnd. Seiji ging mittlerweile auf dieselbe Schule wie wir und... sagen wir duldete ich ihn. Aber nein, ich war nicht mehr als zu skeptisch ihm gegenüber. Ich konnte mich gut mit ihm unterhalten und lachen. Yochel schien auch einen Narren an ihm gefressen zu haben, er war richtig von ihm begeistert. Doch da war eine Sache...

„Na, altes Haus? Mann, hab ich deine Wuschelfrisur vermisst“, grinste Yochel und fuhr, wie so jeden Morgen Seiji durchs schwarze Haare, zog an den Strähnen und verteilte es in alle Richtungen, egal wie sehr er sich auch wehrte. „Neeeeeiiiin! Hör auf, ich hab ne halbe Stunde gebraucht, bis sie richtig saßen!“ „Dann lass es. Du weißt doch, dass ich dich immer noch gern etwas verschönere.“ „DAS SOLLST DU DOCH GERADE LASSEN!!“ „Eins A Spielzeug für ihn...“, seufzte Kazue, obwohl sie wie Teru auch nur den armen Kerl auslachte. „Mir kann´s Recht sein, dann lässt er wenigstens meine Haarpracht in Ruhe.“ „Oh Teru, du bist total gemein! Hab etwas Mitleid“, nörgelte Ayako ihren Zwillingsbruder an und zog Seiji von Yochel weg. „Alles in Ordnung?“ „Ja, alles bestens“, lachte er zu seiner Antwort, was sie teilweise beruhigte. Ayako schien ebenso einen Narren an ihm gefressen zu haben, einer, der mir nicht gefiel. Rika meinte, es sei nur Paranoia, weil ich Seiji immer noch nicht ganz vertraute und Ayako wüsste doch, was sie tat. Aber auch daran zweifelte ich.

„Och Menno, ihr seit voll die Spießer und Spielverderber. Suzuki, sag doch auch was, du weißt, dass ich das nicht verdient hab!“ „Nein, du hättest nur viel schlimmeres verdient“, sagte sie und erntete von uns allen nur missbillige Blicke. Nur Yochel konnte darüber noch amüsiert grinsen und legte seinen Arm um ihre Schultern, was ihr auch nicht ganz passte. Ich glaubte, in Wirklichkeit war Kazue das Spielzeug und Seiji der Zeitvertreib für zwischendurch und irgendwie war dieser Gedanke auch nicht sonderlich geschmackvoller.

Was die Jungs wohl dazugesagt hätten? Nun, da ich mich wieder mit Kazue vertragen hatte, war ich davon ausgegangen, dass wir alle nun gut miteinander auskommen würden, wenn es auch etwas naiv klang. Ich hätte es ihnen gern in einem Brief geschrieben, aber Scheiße, wohin damit?

Auf den Briefen stand weder die Anschrift des Absenders noch war ein Poststempel drauf. Sie schrieben mir auch nie, wohin ich die Briefe hätte schicken können. Zuerst dachte ich einfach daran, sie bei Mr. Dickensons Sekretärin abzugeben, doch die konnte damit auch nicht wirklich was anfangen und schickte sie immer wieder an mich zurück. Auch telefonisch erreichte ich niemanden. Es blieb immer nur bei Briefen, die sie mir schickten. Und auch wenn mein Schulalltag eher schnöde und mein Engel-Mischlings-Dasein bekannt war, hätte ich es ihnen doch gerne erzählt.

Und ein Wiedersehen? Das schien Lichtjahre entfernt, bisher hatte niemand von ihnen es in ihren Briefen erwähnt. Weder in den gemeinsamen Briefen, noch in den heimlichen, kleinen Extrabriefen von Kai. Und nun, da sämtlichen Kirschbäume ihr rosa Kleid verloren hatten, wurde mir nun doch langsam bewusst, wie lange ich schon auf ihre Rückkehr wartete.

Ich sah lange aus den Fenstern der Klassenräume und hoffte, sie würden irgendwo herausspringen und mir heimlich zuwinken. Oft dachte ich sie zu sehn oder zu spüren, dass sie in einer Ecke oder toten Winkel standen, wo zwar ich sie nicht, aber sie mich dafür sehen konnten und Witze rissen, was für Augen ich machen würde, wenn sie am Nachmittag vor dem Eingang stehen würde und mein Gesicht erst.

Doch an diesem Tag hatte ich es ganz deutlich gespürt.

Ich spürte Blicke auf mir ruhen, jemand schien mich aus der Ferne zu beobachten. Die Jungs? Waren sie nun doch gekommen?

Ich blickte heimlich hinaus uns sah tatsächlich jemanden dort stehen, allerdings niemanden der Bladebreakers. Die Statur hatte zu niemanden der fünf gepasst. Aber derjenige blickte mich genau an, auch wenn er weit weg von mir stand, ich sah es dennoch.

Aber wer? Es hätte ein Engel sein können, auch wenn sie sich die letzten Wochen und Monate kaum zu uns gewagt hatten, von Sacré abgesehen.

Wenn allerdings ein Dämon dastand, hatte ich ein Problem. Rausspringen konnte ich nicht einfach. Nicht hier zu dieser Zeit. Und sie sah aus wie die von dem Foto, dass mein Onkel mir gezeigt hatte...

„MISAKI!!!“

Der Aufschrei meines Lehrers versetzte mir einen gewaltigen Schreck und hatte zur Folge, dass ich mit einem lauten Knall, samt Stuhl rückwärts auf den Boden fiel... Und mir mein Lehrer natürlich Nachsitzen erteilte.

Dennoch nahm ich es hin, ohne jede Form der Widersprache. So konnte ich zumindest länger hier bleiben, in Sicherheit. Wenn ich diese Frau wirklich gesehen haben sollte. Vielleicht hatte ich schon Halluzinationen, aber dennoch war ich froh darüber. Verdammt froh! Denn als ich ging, war ihre Präsenz nirgendwo mehr zu spüren.

„Es ist nett, dass du auf mich gewartet hast“, bedankte ich mich abermals bei Ayako auf dem Heimweg und lief mit ihr weiter durch die eher ruhigen Straßen des Viertels. Wir sahen die Hauptstraße von weiten und hörten den Lärm, der von dort kam. Lauter Sirenen...

„Ich kann dich doch nicht alleine da lassen, O-nee-chan. Vor allem, da diese Frau hier rumlaufen soll, von der Papa erzählt hat.“ „Ayako, wir verkloppen Dämonen und andere Wesen der Unterwelt, seit wir zehn sind. Und du machst ernsthaft so eine Panik wegen einer normalen, sterblichen Frau?! Ich bitte dich!“ „Aber du hast Papa gehört. Sie soll im Kopf nicht ganz richtig sein, da sollte man immer Bedenken haben. Und da sie sterblich ist, dürfen wir sie nicht ernsthaft verletzen.“ „Ach komm, Notwehr darf man doch noch verzeihen“, seufzte ich und blickte wieder auf die Straße, als wir eine dubiose Gestalt vor uns stehen sahen. In dieser lilafarbenen Uniform und dem Helm mit roten Gläsern erinnerte er an einen Soldaten aus Science-Fiction-Filmen und er stand genau vor uns und sah uns direkt an.

„Entschuldigung... Können wir helfen?“, fragte Ayako vorsichtig, doch kam keine Gegenreaktion. Er stand da als sei er aus Stein. Noch einmal fragte Ayako nach, dann lief er plötzlich los. Wir sahen ihm erst nur überrascht nach, wie er in eine Seitengasse abbog.

„Hey, warte!“, riefen wir ihm hinterher und rannten ihm schließlich auch nach. Die ganze Zeit hatten wir ihn gut sehen können und glaubten sogar ihn fangen zu können. Doch unser Weg führte uns direkt auf den Schrottplatz und in wir verloren seine Spur.

„Mist, wo ist er hin?“ „Warum sind wir ihm überhaupt gefolgt? Wir kennen ihn doch überhaupt nicht.“ „Hey, zeig mir etwas was verdächtiger ist, als ein Typ in Uniform und Helm, die dich anstarrt und dann davon rennt?“, sagte ich zu ihr und trat frustriert gegen eine Dose, die im hohen Bogen über den Haufen Schrott flog. Es gab ein lautes Scheppern, was allerdings nicht von der weggekickten Dose kam, nicht einmal aus der Richtung. Irgendetwas bewegte sich in dem Haufen auf altem Blech und Papier und wir erkannten schließlich jemanden, der aus dem Haufen Schrott taumelte und dabei fast noch hinfiel. Eine Frau mit braunen Locken, etwa Mitte Zwanzig...

„Oh... Scheiße...“, fluchte ich mit piepssicher und schluckte, als wir die gesuchte Kriminelle erkannten, hinter der mein Onkel her war. „O-nee-chan, was jetzt? Du weißt, was Papa gesagt hat.“ „Keine Ahnung... Aber am besten wir versuchen uns irgendwie unauffällig zu verstecken“, flüsterte ich Ayako zu. Wir beide schritten etwas zurück, bis eine von uns beiden auf irgendetwas trat, dass ein lautes Knacksen von sich gab. Und natürlich hatte es diese Frau gehört, trotz recht weiter Distanz. Als sie uns ansah, lief es uns eiskalt den Rücken runter und wir malten uns schon diverse Horrorvisionen aus, besonders als sie auch noch auf uns zurannte. Wir waren wie erstarrt, als sie mit ausgebreiteten Armen auf uns zurannte, einen Satz machte und mich plötzlich und aus unerklärlichen Gründen in ihre Umarmung schloss.

„´ISA-SAMAAAAAAA!!!“, quietschte sie mit einer viel zu hellen Stimme für eine Erwachsene und riss mich mit sich zu Boden. Ayako blickte auf uns beide hinab, entsetzt und fassungslos, ebenso wie ich, die von einer angeblichen geistesgestörten Kriminellen umarmt und geknuddelt wurde.

„´Isa-sama! Ami ´at Sie so ve´misst, ´Isa-sama!“ „Ich heiße aber nicht Isa, dass ist en Rotzbengel aus nem Spiel! Ich heiße Kisa! Und geh runter von mir!“

Zu meiner Überraschung gehorcht sie aufs Wort, stand auf uns half sogar mir noch auf die Beine. Doch zog ich meine Hand schnell von ihrer weg und wisch mit Ayako einige Schritte zurück, verwundert darüber, dass sie uns immer noch nur anlächelte.

„Stimmt etwas nich´? ´Isa-sama? Aya´o-sama?“ „Sag, woher kennst du unsere Namen?“, sagte ich zu ihr und versuchte dabei bedrohlich zu wirken. Doch wieder kam nur ein Lächeln.

„Ami ´at euch ´esucht. Ami ´at so lan´e auf Euch ´ewa´tet.“ „Auf... uns?“, wiederholte Ayako nicht ganz verständlich und auch ich schüttelte nur den Kopf, bis Ayako den Finger hob.

„Kisa, schau mal!“, rief sie auf, während sie auf einen Jungdämon zeigte, der über die Berge von Müll kroch. „So ein Mist, grad jetzt!“, fluchte ich als ich erneut zwei weitere von der Sorte erblickte. An und für sich waren sie noch kleine Fische, aber ohne unsere Fähigkeiten bekamen wir sie nicht klein. Und vor dieser Frau konnten wir sie nun einmal nicht einsetzen, dass war gegen das Gesetz des Himmels und würde jede Menge Ärger bedeuten, auch wenn sie wohlmöglich nicht richtig im Kopf war.

Also blieb uns nichts anderes als nur auszuweichen, was uns beiden schwer fiel. Jungdämonen waren schnell und immer wieder schafften sie uns an den Wangen zu streifen oder unsere Kleider zu zerfetzen.

„Ayako, wir müssen was machen, die lassen uns nicht gehen. Wenn stärkere kommen.“ „Aber wir bekommen sonst Ärger, so lange diese Frau dabei ist!“, redete Ayako auf mich ein, wo ich schon kurz davor war meine Kräfte doch zu benutzen. Erneut kam einen auf uns zu und rammte seinen Kopf in Ayako´s Bauch, woraufhin sie augenblicklich zu Boden sackte.

„AYAKO!“, rief ich entsetzt auf und kniete mich zu ihr runter. Sie ächzte, als sie aufblickte auf den Dämonen, der erst sie gerammt hatte und nun auf uns sprang. Meine Cousine kniff die Augen fest zusammen und ich drückte sie an mich, um zumindest vorsichtig meine Kräfte einsetzen zu können, ohne dass diese Flüchtige es merkte.

Doch der Dämon löste sich plötzlich auf bevor ich etwas tun konnte und vor mir stand schließlich nur noch diese Frau. In ihrer Hand hielt sie nun einen langen Stab der schimmerte wie weisser Quarz, genau wie die Flügel, die sich hinter ihrem Rücken erstreckten.

„Sie ist ein Engel?!“, rief Ayako auf und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Erst in diesem Moment waren mir auch ihre rotdurchzogenen Augen aufgefallen. Dass hatten natürlich nur Engel, für Menschen oder auf nem Foto sahen diese natürlich ganz gewöhnlich aus.

Von den Dämonen war keine Spur mehr. Waren sie geflohen. Oder hatte etwa diese Frau sie alle selbst beseitigt?

„Aber... Wieso? Ich kapier das nicht“, stammelte ich perplex, den Blick fest auf diese Frau gerichtet, die soeben Dämonen platt gemacht hatte und bis über beide Ohren lächelte. Sie kam auf uns zu und bückte sie nach vorn.

„Seit Ihr zuf´ie´en, ´Isa-sama?“ „Öhm... Ja?“, antwortete ich nüchtern, meine Reaktion war irgendwo zwischen Begeisterung und Schock verloren gegangen. Wieso war ein Engel hier...?

„Sollen wir nicht lieber Sacré rufen? Wenn sie ein Engel ist, wird sie bestimmt schon vermisst.“ „Sicher, dass sie einer ist?“ „Zweifelst du ernsthaft daran?“, fragte sie empört und zeigte auf dieses Frau, die eine Miene zog, als würde sie kein Wort davon verstehen, von dem was wir da von uns gaben. Wahrscheinlich war´s auch so.

Sirenen erklangen aus der Ferne und rotes Licht strahlte zwischen den Dickichten auf. Ayako und ich waren erst geblendet, doch die Unbekannte wurde plötzlich nervös. Ihr fröhlicher Ausdruck war dahin. Sie packte uns an den Armen und rannte einfach mit uns davon, weg von dem Lärm.

„Hey, wo bringst du uns hin?“, schrie Ayako ihr nach, doch als es zu keiner Antwort kam und wir ununterbrochen weiterrannten, warf sie mir verzweifelte Blicke zu.

„Was jetzt?“ „Was weiß ich, laufen wir einfach!“...

altes Spiel

Zum Thema: Nostalgie

Mal ehrlich: Wer kennt die Psykicks noch? Niemand?... lD Auch nicht ihre Chefs, Dr. K und Dr. B? Immer noch keiner?... Nun, da ich, wie erwähnt, die Storyline der zweiten Staffel komplett über den Haufen schmeiße (da ich sie unsinnig und langweilig fand), dachte ich allerdings, ein paar bekannte Elemente auftauchen zu lassen, um das Deja-vu-Gefühl am Leben zu Erhalten.

Die Psykicks und Dr. K haben hier ganz andere Rollen, aber lasst euch überraschen.
 

Act 2 – altes Spiel
 

Wasser...
 

Zögerlich drückte ich auf die Klingel, über der das Schild mit dem Namen »Ikebaki« hing, da ich wusste, dass ich jeden Moment lügen würde und ich so etwas gar nicht gern tat. Aber auf die schnelle war O-nee-chan und mir nichts eingefallen und die Wahrheit wäre fatal. Notlügen waren ja okay.

Ich drückte noch ei zweites Mal, prompt ging schon die Tür auf und Rika´s Mutter stand vor mir. Sie trug eine Schürze, wahrscheinlich war sie gerade am kochen und mein Blick fiel erst auf ihr langes, bestimmt scharfes Küchenmesser.

„Oh, Hallo Ayako. Schön dich hier zu sehen.“ „Guten Tag, ist Rika da? Ich hab mir Bücher von ihr geliehen und wollte sie ihr in der Schule wiedergeben, hab´s aber vergessen“, erklärte ich nun einmal notgedrungen und ich fühlte mich so gar nicht wohl dabei. „Ja, sie ist da. Rika! Ayako ist da!“

Augenblicklich hörten wir auch schon, wie sie eilig die Treppen hinunter lief und auf den letzten paar Stufen stehen blieb.

„Ayako?“ „Ja, Hallo, Rika. Ich habe deine Bücher wieder dabei.“ „Was? Aber ich hab dir doch kei...“ „Ach, keine Sorge, ich trage sie für dich hoch. Kann ja nicht erwarten, dass du diese ganzen Wälzer alleine schleppst“, lachte ich sie an und schob sie die Treppe hoch, während ihre skeptischen Blicke uns hinterher sahen. Aber zu meinem Glück machte sie sich nichts daraus.

„Also von welchen Büchern redest du? Ich kann mich gerade nicht daran erinnern, dass du noch welche von mir hättest. Ich vermisse keins.“ „Tut mir Leid, war eine Notlüge.“ „Notlüge?“, wiederholte sie und sah fragend drein, als ich die Tür abschloss und das Fenster öffnete. Direkt unter mir stand O-nee-chan und sie schaute hoch, als ich nach ihr rief.

„Du kannst hochkommen, O-nee-chan, die Luft ist rein“, rief ich zu ihr hinunter und die Efeuranke kroch durch ihre Kräfte an der Wand entlang. Rika´s Augen weiteten sich, als sie sah wie die dicken Ranken sich um das Fensterbrett klammerten und schließlich O-nee-chan in ihr Zimmer kletterte.

„Kisa? Aber wieso kommst du durch das Fenster?“ „Das hat einen guten Grund, Rika. Wir erklären dir alles, aber bitte erschreck nicht“, sagte sie gleich zu ihr, ehe sie ihre Hand noch einmal aus den Fenster streckte und somit auch die junge Frau ins Zimmer zog, die wir vorhin aufgegabelt hatten. Meine Freundin erkannte sie sofort (schließlich war sie die Einzige in unserer Gruppe, die sich überhaupt mal die Zeit nahm mal in eine Zeitung reinzuschauen) und klatschte die Hände vor den Mund, bevor sie schreien konnte.

„Aber... Das ist doch...“, stotterte sie und wechselte Blick zwischen mir und O-nee-chan aus, schließlich blieb sie bei O-nee-chan hängen. „Ihr habt eine Verbrecherin aufgegabelt?“ „Also bitte! Schau sie dir an! Kann so jemand eine Verbrecherin sein?“, argumentierte sie und zeigte auf diese Frau, die mit großen Augen Rika´s Zimmer begutachtete, ehe sie schließlich Rika selbst ansah. Und wie zu erwarten, lachte sie auch sie an.

„Ri´a! Ri´a!“ „Versucht sie »Rika« zu sagen?... Sie kennt mich?“, stellte sie überrascht fest. „Ein paar Wörter und Buchstaben spricht sie nun mal sehr schwer aus... Mich und Ayako kennt sie auch beim Namen. Aber wir sie nicht.“ „Habt ihr mal gefragt, wer sie ist?“

Stumm sahen O-nee-chan und ich uns an. Wir hatten nicht einmal daran gedacht, wir waren zu sehr im Stress gewesen. Ich ging zu dieser Frau hin und ging vor ihr auf die Knie, sie starrte mich immer noch erfreut an.

„Tut mir Leid, dass das erst jetzt kommt. Aber wie heißt du eigentlich?“ „A...“, sprach sie ganz leise, dann aber blieben ihre Worte aus. Wahrscheinlich konnte sie wegen ihres Sprachfehlers ihren Namen gar nicht richtig aussprechen. Nun setzten sich auch Rika und O-nee-chan zu mir und diese spornte sie weiter an.

„Komm, versuch´s weiter. Wie heißt du?“ „A... Ami... Ami!” „Ami? Amerikaner?” „Ami!“, wiederholte noch einmal eifern, doch keiner von uns verstand genau, was sie uns sagen wollte. „Vielleicht sollten wir es anders versuchen...“, schlug Rika vor und erntete von uns beiden schweigende Zustimmung. „Also, nun gut. Und... Woher kommst du?“

Wieder kam erst nichts von ihr, was aber nicht daran lag, dass sie die Buchstaben verschluckte. Sie senkte den Kopf und schien nachzudenken. Und während sie nachdachte und auf ihren Nägeln rumkaute, bildeten sich schließlich Tränen in ihren Augen und sie fing prompt an loszuweinen.

„Oh Gott!“ „O-nee-chan, mach was!“, schrie ich sie ganz hysterisch an und versuchte erst selbst mal darauf zu kommen, wie man sie denn beruhigen konnte. Rika ergriff schließlich die Initiative und legte die Hände behutsam um ihre Schultern, was zumindest etwas Erfolg zeigte. Vermutlich hatte diese Frage sie ganz aufgewühlt. Vielleicht hatte sie eine Amnesie und weil ihr nichts einfiel, brach sie in Tränen aus.

„Also... Gehen wir einfach mal davon aus, das sie keine Ahnung hat, wer sie ist“, begann Rika zu erklären. „Zumindest nicht ganz. Und das was sie uns sagen will, ist nur ein Teil ihres Namens.“ „Könnte sein...“, meinte O-nee-chan nur schulterzuckend. „Aber sie brauch trotzdem einen Namen, sonst weiß ich nicht, wie ich sie rufen soll.“ „Du sagst das, als sei sie ein Haustier“, sagte ich zu ihr, wenn ihre Idee auch nicht ganz falsch war. „Aber Recht hast du schon... Nun ja, sie sagst ja immer »Ami«. Also nennen wir sie doch einfach Amy, bis wir wissen wer du bist. Ist das gut?“ „A… Amy…”, wiederholte sie sehr sachte und senkte den Blick auf den Boden. Dann sagte sie lange nichts, bis ihr Kopf wieder hochschreckte und sie wieder lächelte.

„Amy!“ „Er gefällt ihr“, sagte ich zufrieden und war auch froh, sie nun wieder lachen zu sehen. „Amy! Mein Name is´Amy. Dan´e, Aya´o-sama. ´Isa-sama. Ri´a. Amy ´at euch lieb.“ „Das hast du nett gesagt, Amy“, antwortete ich, schmunzelte aber über ihre Ausprache. Sie klang auch von der Wortwahl eher wie ein Kind. Aber Papa sagte ja, dass sie psychischkrank sein sollte, ob dieser Sprachfehler und ihre Amnesie damit zusammenhing.

Während ich überlegte, hatte sie meine Hand schon losgelassen und sich wieder voll und ganz auf O-nee-chan konzentriert, die es aber nicht so sehr gefiel.

„Un´ Amy ´at ´Isa-sama sehr lieb…“ „Scheint, als hättest du eine neue Verehrerin, O-nee-chan”, scherzte ich, meinte es auch nicht einmal sarkastisch, doch lustig fand sie es dennoch nicht. „Das nervt...“ „Aber sie scheint dir zu vertrauen, dass ist doch gut.“ „GUT?!“, wiederholte O-nee-chan Rika´s Antwort in einem patzigen Ton. „Ich hab keinen Schimmer wer sie ist und sie flirtet mit mir rum, ich bitte dich! Außerdem sucht jeder Bulle Tokios nach ihr, einschließlich mein Onkel.“

O-nee-chan schnaufte laut und fuhr sich die Haare aus dem Gesicht (außer denen, die ihr rechtes Auge verdeckten). Während wir sie ansahen, gab Amy ein Jauchzen von sich und wollte sich an sie lehnen, doch O-nee-chan schubste sie, zumindest leicht von sich, was Amy schockierte und erst nicht begriff.

„Ich würde euch ja gerne helfen“, sagte Rika schließlich etwas schuldbewusst. „Aber ich kann sie wirklich nicht hier behalten. Wenn Mama das mitbekommt.“ „Rika, wir können sie auch nicht nehmen. Wenn Onkel Sato sie findet ist die Hölle los. Quatsch, dagegen ist die Hölle en Nichts. Und eins versprech ich, in meinem Bett schläft sie nicht“, sagte sie und leider hatte sie mit ihrer Aussage nicht Unrecht. Papa war nun einmal Polizist und es war sein Job sie zu finden und zurück in die Nervenheilanstalt zu bringen. Auch wenn sie anscheinend ein Engel war, wenn es rauskommen würde und wir konnten Amy schließlich nicht auch noch wie ein Haustier behandeln und sie im Haus einsperren.

„Wisst ihr was, ich rufe Teru mal an und erkläre ihm die Situation, vielleicht weiß er einen Rat.“ „Warum rufst du immer Teru an, wenn wir solche Probleme haben? Das machst du ziemlich oft“, fragte O-nee-chan skeptisch. „Dass war das Erste, was mir eben einfiel. Teru hat auch gute Ratschläge, du musst ihm nur eine Chance geben“, erklärte Rika ihr, wenn ich auch den wahren Grund kannte. Sie hatte es mir nie ganz direkt gesagt, aber es war zu offensichtlich gewesen, Rika war nie besonders geschickt darin gewesen sich zu verstellen. Aber ihn direkt ansprechen würde sie auch nicht, eher würde sie vor Nervosität sterben. O-nee-chan schien das irgendwie nicht zu erkennen, dafür ich aber um so mehr. Schließlich war ich auch verliebt.

„Oh, dann ruf ihn an! Mach´s mit meinem Handy und ruf ihm auf seinem an. Wenn er meine Nummer sieht, denkt er nicht mal dran es zu ignorieren“, antwortete sie mürrisch und warf Rika ihr Handy zu. Während O-nee-chan ihr zusah, wie sie versuchte meinen Bruder zu erreichen, fiel mein Blick zu Amy. Sie hatte sich zögerlich dem Fenster genährt und starrte hinaus in den Abendhimmel. Langsam gesellte ich mich zu ihr und sah in ihre Augen, die für einen Moment komplett leer zu sein schienen.

„Amy? Stimmt etwas nicht mit dir?“ „Nein... Alles ´ut“, antwortete sie ganz leise, doch als ich mich wieder setzen wollte, blickte sie auf. „Ich ´abe sie ´espürt...“ „Gespürt? Wen?“ „Meine Freun´e...“

Ihre Antwort war diesmal deutlicher, so das auch O-nee-chan und Rika sie hören konnten. O-nee-chan stellte sich neben Amy während Rika ihr Handy zur Seite legte.

„Deine Freunde? Wo denn?“ „Fo´t... Ich ´ab sie ve´lo´en... Abe´...“ „Was?“, fragte Rika Amy noch einmal und berührte sie sacht am Arm. Amy´s Gesicht wurde plötzlich ganz fahl und meine Freundin zog plötzlich ihre Hand zurück.

„Amy! Amy, sag, was ist los?“, sagte O-nee-chan zu ihr, doch dann fing sie an zu schreien. „AAAAAAHHH!!! SIE SIN´ ´IER! SIE ´OLEN MICH!!!! NEEEEEIIIIIN!!!“ „WARTE! AMYYYY!!!“

Doch niemand von uns konnte etwas tun, nur zusehen wie Amy aus dem Fenster sprang und schließlich davon rannte. Wir vergeudeten aber keine Zeit und rannten aus dem Zimmer, wo wir Rika´s Mutter fast über den Haufen rannten.

„Huch! Kisa, seit wann bist du hier? Wo wollt ihr überhaupt hin?!“ „Wir müssen kurz weg, Mama“, rief Rika ihr noch nach und schlug die Tür hinter sich zu. O-nee-chan und ich hatten schon einen mächtigen Vorsprung, blickten immer wieder in die Straßen, doch scheinbar hatten wir Amy verloren. Erst als wir die Stimme meines Bruders hörten, blieben wir stehen und so konnte uns auch schließlich Rika einholen.

„Schön, dass du auch endlich kommst“, sagte O-nee-chan patzig. „Ihr hättet ja mal warten können. Was ist hier überhaupt los?“ „Amy ist weg“, antwortete Rika Teru und schnappte noch einmal nach Luft. „Wer oder was ist Amy?“ „Das erklären wir dir unterwegs. Mach hinne, irgendwas hat sie verschreckt.“

Wieder rannten wir los und obwohl wir keine Ahnung hatten wo sie waren, schienen wir doch zu wissen, wo wir hinmussten. Zumindest O-nee-chan schien zu wissen wo sie war, ohne wirklich darüber nachzudenken. Vielleicht war es zu früh das zu denken, doch wahrscheinlich hatte es einen Grund, warum Amy sich gerade zu ihr am meisten hingezogen fühlte.

„Kisa, warte mal, wo führst du uns überhaupt hin?“, rief Rika ihr schließlich nach. Wir waren schon durch den halben Park gerannt und standen zwischen ein paar dunklen Bäumen, als wir stoppten. „Woher willst du wissen, dass Amy hier ist.“ „Ich weiß es einfach, Rika. Ich weiß es, warum auch immer, aber ich tu es.“ „Könntet ihr mir jetzt bitte mal sagen, was hier los ist?“, fragte Teru und biss sich dabei auf die Zähne, was jeder von uns sehen konnte. „Amy ist ein Engel, denn wir unterwegs getroffen haben“, begann ich zu erklären. „Die Frau auf dem Foto, was uns Papa heute Morgen gezeigt hat.“ „BITTE?!“ „Sie ist nicht gefährlich. Aber sie scheint sich an nichts zu erinnern, aber scheint uns zu kennen. Und irgendwas hat sie verschreckt.“ „Und was macht ein Engel hier, der dazu noch gesucht wird?“ „Das wollen wir doch herausfinden, aber wir müssen sie erst einmal wiederfinden“, sagte Rika zu ihm und blickte besorgt in die Runde, wir ebenso. Doch man erkannte in der Dunkelheit, die langsam über die Gegend gekommen war nicht viel und ich hatte das Gefühl, dass noch etwas hier lauerte.

„He, seht mal, ist das eure Freundin?“, rief Teru und streckte den Finger nach etwas aus. Als wir in die Richtung blickten, in die er zeigte konnten wir schon von weitem Amy erkennen und liefen auf sie zu.

„Amy! Amy, warte auf uns.“ „Nein!“, rief sie uns zu und fiel plötzlich auf den Boden, wen wir auch nicht sahen, was sie umgeworfen hatte. Schließlich aber stoppten wir, als eine Ranke aus den Boden stieg und vor uns emporragte wie eine Schlange.

„W-Wo kommt dass den her?“, stotterte Rika und ging einen Schritt zurück. Mein Bruder blieb unbeeindruckt, er schnipste einmal mit den Fingern, schon fing die Ranke Feuer und fiel zu Boden, so das wir vorbei rennen und zu Amy konnten.

„Amy, alles okay bei dir? Sag was?“ „Ja... Aya´o-sama...“, stöhnte sie. Ihre Locken wirbelten hin und her, als sie den Kopf schüttelte, dadurch wurde sie aber anscheinend wieder klarer im Kopf.

„Amy, warum bist du weggelaufen?“ „Wahrscheinlich wegen mir...“

Rika zuckte augenblicklich zusammen und mein Herz blieb kurz stehen, als wir die weibliche Stimme hörten und die Gestalt, die plötzlich aus dem Schatten trat. Keine Ahnung wer es war, alles war mit einer schwarzen Kutte verhüllt, selbst das Gesicht.

„Hört zu, ich will Streit vermeiden, also geht zur Seite und gebt sie mir.“ „Sag erst, was du von Amy willst. Warum ist sie so verängstigt?!“, schrie O-nee-chan ihr entgegen. „Amy? Oh je, da komme ich wohl zu spät, ihr habt schon Gefühle für sie entwickelt. Aber ich muss meinen Job erledigen und sie wieder mitnehmen.“ „Nein! Amy bleibt bei uns!“, schrie nun auch ich ihr entgegen, während Rika Amy demonstrativ am Arm festhielt. „Die Aufgabe kann ich euch leider nicht überlassen. Ich mein es nur gut. Ansonsten muss ich mich doch dazu überwinden uns mir mit Gewalt zurückholen.“ „Uh, Dangerous... Ich krieg Angst. Wie willst du das machen?“ „Abwarten!“, antwortete sie und augenblicklich wurde Teru und O-nee-chan von den Füßen gerissen. Wieder von aus den Boden steigenden Ranken. Also hatte sie die gerufen.

Noch während die beiden auf den Boden lagen rannte sie auf uns zu und streckte ihre Hand nach Amy aus, die sich weiter an Rika klammerte. Dabei rannte sie auch mich fast um, allerdings packte ich ihre Kapuze und riss sie ihr mehr oder weniger versehendlich vom Kopf. Sie blieb stehen und sah mich schließlich an. Ich hatte mit allem gerechnet, wirklich, aber nicht damit, dass ich in ein paar verängstigte, pinkfarbene Augen blicken würde.

„Hö?! Du bist ja kaum älter als ich“, schrie ich fast schon auf vor Entsetzen, das Mädchen mit den rosa Haaren riss sich dabei von mir los und machte einen Satz, um Abstand von mir zu gewinnen. Ich war immer noch so überrascht. Ich dachte, jemand der mit den Dämonen arbeitet wäre älter. Und so wie Cherry, so grob und zickig. Aber sie sah so verunsichert aus und war wie ich noch ein halbes Kind.

„HÄÄÄ?! Unfassbar, en Mädchen. Die ist ja kaum älter als wir. Was macht die denn bei den Dämonen?“, sagte Teru ebenso überrascht. „D-Das sag ich euch garantiert nicht! Hättet ihr wohl gern.“ „Ist die goldig...“, seufzte O-nee-chan neben mir und kicherte. „Macht ihr euch über mich lustig?! Hört auf zu lachen“, protestierte sie doch aus irgendeinem Grund nahmen wir sie nicht ganz ernst. Doch verging uns das Kichern, als noch ein Kuttenträger aus dem Schatten trat und sich vor das Mädchen stellte. Größer als sie und von der Stimme her eindeutig ein Junge.

„Idiotische Elohim, ihr habt doch keine Ahnung. Wenn ihr die Wahrheit wüsstet, würdet ihr uns nicht so einfach auslachen.“ „Wie meinen? Elohim? Sorry, sagt uns nichts, du musst uns verwechseln“, antwortete Teru kopfschüttelnd, auch ich verstand nichts von dem, was er sagte. „Oh Mann, ihr wisst es wirklich nicht. Dabei dachte ich, unser Boss nimmt uns auf den Arm. Unter den Umständen wird das ja richtig einfach.“ „Euer Boss?“, wiederholte Rika und hob dabei eine Augenbraue. Schließlich kam auch ein Dritter dazu. Wieder ein Mädchen.

„Der Typ, gegen den ihr kämpft, er ist unser Boss.“ „Also das leibhaftige Böse?“ „Er-ra-ten!“, trällerte sie und wirbelte mit dem Finger in der Luft herum. „Ihr seit ihm im Weg“, erklärte der weiter, der sich vor das Mädchen gestellt hatte. „Und er hat uns geholt, weil er die Schnauze voll von euch hat. Und die Dame da von euch zurückzuholen, die uns entwicht ist.“ „Ihr habt Amy bei der Polizei gemeldet?“, kam es wutentbrannt aus mir heraus. „Ein notwendiges Übel. Würde sie nicht immer abhauen, hätten wir uns das sparen können. Komm jetzt mit, Schluss mit diesem Katz und Maus Spiel.“ „Nein!“, antwortete Amy trotzig, wieder mit dem Charme eines Kleinkinder und versteckte sich hinter O-nee-chan, was nicht viel brachte, da Amy größer war als sie und zudem albern aussah.

„Langsam wird´s mir zu blöd! Komm jetzt!“ „NEIN, Amy bleibt bei uns!“, schrie ich dem umhüllten Mädchen zu, als sie auf uns zukam. Sie lief direkt auf uns zu, ich stellte mich ihr zwar in den Weg, doch wurde ich von etwas zur Seite gestoßen. Ich lag plötzlich, vollkommen überraschend in einer Pfütze, meine Klamotten waren von oben bis unten durchnässt. Und am Hals des unbekannten Mädchens hing irgendetwas, das im blauem Licht erstrahlte. Auch Teru, Rika und O-nee-chan hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte und wischen mit Amy von ihr weg.

„Was... seit ihr?“ „Denk mal scharf nach“, entgegnete sie mir überaus sarkastisch und zog langsam die Kapuze über den Kopf. Ich hatte schon ihre türkisfarbenen Augen erkennen können, doch sie zog die Kapuze wieder ins Gesicht, als plötzlich Schritte aus der Ferne traten. Mehrere Schritte, die mit einer enormen Geschwindigkeit näher kamen und plötzlich waren wir umzingelt. Es waren vier Leute und sie trugen eine lilane Uniform und einen Helm mit rötlichen Gläsern. Sekunde, einer davon hatten O-nee-chan doch erst gesehen, bevor wir Amy begegnet waren.

„Oh nee, nicht die schon wieder!“ „Verziehen wir uns! Mathilda, komm!“

Das Mädchen schreckte auf, zog die Kapuze über den Kopf und rannte mit den anderen beiden davon, ebenso schnell, wie sie gekommen waren. Wir sahen ihnen erst überrascht nach, bis wir die Situation schließlich realisierten.

„Hey! Stehn bleiben, ihr entkommt uns nicht!“, rief schließlich Teru auf, doch waren es nur O-nee-chan und ich, die ihnen hinterher rannten, auch einer der Typen in den Uniformen. Als die drei Gestalten aus dem Blickfeld waren und der uniformierte Typ uns fast überrannte, blieben auch wir stehen. O-nee-chan legte plötzlich so einen ernsten und nachdenklichen Blick auf. Sie wollte etwas sagen, doch dann schüttelte sie den Kopf.

„Geh zur Seite, dass hier ist unser Job!“, keifte sie, aber er ging nicht zur Seite, sondern zog etwas aus seiner Tasche. „Ein Beyblade?“, sagte ich und sah auf den Starter, den er direkt auf uns richtete. Dann drehte ich mich zu O-nee-chan, als ich sah, wie auch sie ihren Beyblade aus ihrer Tasche holte.

„Dann halt eben so!“ „Kisa, lass sein. Ohne Dramania hast du schlechte Karten.“ „Halt die Klappe, du hast doch eh keine Ahnung von dem Sport! Ich krieg es auch ohne Drami hin!“, keifte O-nee-chan zurück und schoss ihren roten Blade vom Starter. Ich selbst hatte ebenso kaum Ahnung vom Beybladen, aber wenn ich es so ansah, musste ich wohl Teru Recht geben. Die Bewegungen des anderen Beyblades waren flüssiger und wechselten immer wieder Geschwindigkeit und Position, während die von O-nee-chan nur einem bestimmten Muster folgten. Doch zu unser aller Überraschung hielt sie den mächtigen Angriffen ihres Gegners stand.

„Na, hast du wohl nicht erwartet, wie?“, lachte O-nee-chan siegessicher. „Tz, verzweifelte Liebesmühen. Wird Zeit diesem albernen Spiel ein Ende zu setzen.“ „WIE?!“

Was dann geschah, geschah für unsere Augen fiel zu schnell und niemand von uns nahm genau wahr, was da passierte. Das Licht, was von seinem Beyblade ausging war zu grell, als das wir hätten etwas deutlich sehen können. Keine Ahnung, was in dem Moment mit dem Beyblade geschah, doch die Attacke dieses Typen waren zu stark gewesen, dass die entstandenen Flammen nun auf O-nee-chan zielten, was sie selbst aber nicht bemerkte.

„NEIN!“ „KISA, PASS AUF!“ „´ISA-SAMA!“, rief Amy und sprang vor O-nee-chan, um den Angriff mit ihrem Stab abzublocken, was auch gelang, wenn Amy auch zu Boden geworfen wurde, samt dem Beyblade. Wir rannten zu Amy hin und sahen zu ihr hinunter.

„Amy! Alles klar bei dir?“ „Ja-a!“, lachte sie laut und strahlte uns an, wir seufzten allerdings nur. Ich hob inzwischen O-nee-chans Beyblade auf, da sie nun auf den Boden starrte, die Fäuste ballte und erst wieder aufschaute, als dieser Typ anfing zu lachen.

„Komm, war das alles? Bei deinem letzten Kampf warst du besser“, spottete dieser und O-nee-chan schreckte zurück. Letzter Kampf? Ein Beyblader also, den O-nee-chan kannte? Aber wieso hatte sie dann nur den Kopf darüber schütteln können?

Plötzlich hielt ein PKW nicht weit von uns und das Seitenfenster der Fahrerseite fuhr runter. Eine Frau mit langen, schwarzen Haaren ragte ihren Kopf heraus, ihr Gesicht sahen wir wegen der großen, getönten Brille nur schlecht.

„Einsteigen, schnell!“ „Aber Dr. K...“ „Na los, steigt ein, wir müssen ihnen nach! Die sind wichtiger als sie.“

Die vier Gestalten warfen noch einmal einen Blick zu uns und rannten schließlich zu dem Wagen hin. Die Tür des Anhängers sprang auf und alle vier verschwanden darin, bis sie sich wieder schloss und der Wagen in die Richtung verschwand, in der auch die drei Kuttenträger verschwunden waren. Mein Bruder lief dem Wagen ein paar Schritte hinterher, bis er stoppte und ihm wie wir nur noch hinterher sah. Als der Wind ihm ins Gesicht blies drehte er sich wieder zu uns, mit dem Rücken gegen den Luftzug, sah erst mich, Rika und dann O-nee-chan an. Und schließlich auch auf Amy, die ihre Hand umklammerte und ihren Kopf auf ihre Schulter ablegte, was O-nee-chan aber noch immer nicht so zufrieden stimmte.

„Und?“ „Ich bleib immer noch dabei, im meinem Bett schläft sie nicht.“...

nur Ärger

Zum Thema: Perspektive

Vielleicht verwirrt es anfangs dass ich aus mehreren Sichten schreibe (es erinnert mich so erschreckend an Twilight), aber ich möchte nicht immer Kisa erzählen lassen, da es für den zukünftigen Verlauf der Staffeln auch so gar nicht mehr funktionieren kann. Zumal der Zusammenhang zwischen Engeln, Gott und den Bitbeasts langsam deutlicher wird. Ich versuche jedem von ihnen einen eigenen Schreibstil zu geben, was aber nicht so einfach ist. Ich habe zumindest das Glück, dass jeder von den vieren einen anderen Charakter und Sichtweise hat. Könnte lustig werden.

Das mit dem lila Shirt basiert übrigens auf einer wahren Geschichte. Ein Kumpel von mir kam einmal mit einem lila Shirt zur Schule... Und prompt war er bei den Mädchen beliebt, denn sie hielten ihn alle für gay... Wirklich seltsam...
 

– nur Ärger
 

Feuer...
 

„Noch Tee, Te´u-sama?“ „Nun... so sieht unsere Situation also aus“, erklärte ich meinem Kumpel und hielt Amy kommentarlos die Teetasse entgegen, die sich gleich bis zum Rand füllte und dass, wo sie ebenso Gast war wie wir. Auf Drängen meiner Schwester und meiner Cousine hatte ich mich doch dazu weich klopfen lassen, Amy nach Hause zu schleifen, wenn ich auch erst total dagegen war. Zu unserem Glück hatte Paps ja Nachtschicht, also merkte niemand was. Doch waren wir schon in aller Frühe aus dem Haus geschlichen und hatten sie zu Seiji geschleppt. Wir hatten keinen Plan wo wir sie sonst hätten hinbringen sollen. Rika hatte schon schweren Herzens ablehnen müssen und Kisa´s Freundeskreis, die Einzigen, die noch von unserer Lage wussten, wollte ich da garantiert nicht um Hilfe bieten. Kazue würde ich so etwas bei ihrem chaotischen Familienleben so oder so nicht zumuten und Mizawar... Nein, daran wollte ich nicht denken, auch wenn er en netter Kerl war.

„Ich verstehe ja, dass ihr sie dann zu mir schickt, einen andere Option scheint ihr nicht zu haben. Allerdings... Wieso seit ihr jetzt eigentlich ALLE mitgekommen?“, fragte Seiji noch ein wenig beherrscht und Blicke um den Raum, in dem sich ich, Ayako, Kisa, Rika, Kazue und sogar Mizawar versammelt hatten. Ich wusste nicht ob ich Amy mitzählen sollte, sie rannte schließlich immer wieder in die Küche um Getränke und Knabberzeug zu holen, hauptsächlich für mich. Zwar hatte sie niemand darum gebeten, aber wir waren nun mal ihre „sama“s und wir konnten sie nicht davon abhalten.

„Weil uns das alle interessiert“, antwortete Mizawar und lachte auf. „Auch wenn wir nicht so hohe Tiere sind wie ihr, haben wir auch en gewisses Mitspracherecht.“ „Seit wann?“, fragte ich und unterdrückte noch ein spöttisches Lachen, wofür ich auch gleich ziemlich angefressene Blicke von Kazu erntete. „Seit wir ein paar Infos haben, die euch sicher helfen. Über die Kuttenträger habe ich zwar nichts gefunden, aber das hier ist doch auch ganz interessant“, erklärte sie und hielt uns eine Zeitung vor die Nase und gleich auf der Titelseite sahen wir das Bild mit den vier Helmtypen, die wir am selben Abend trafen wie diese drei anderen Spinner. „Es würde sich für euch lohnen, wenn ihr mal Nachrichten schauen würdet. Bei den Vieren handelt es sich um ein Newcomer-Team im Beybladen. Sie nennen sich »Psykicks« und waren schon auf mehreren Turnieren weltweit und haben immer gewonnen, doch keiner weiß, wer sie nun wirklich sind. Ziemlich zwielichtige Typen.“ „Komm Kazu, mach nicht auf intelligent. Den Namen hast du eben abgelesen und wenn man Helme trägt, kann man auch nicht anders sein.“ „Du kannst es auch nicht lassen“, zischte sie, doch Rika zeigte ihr mit einer Geste, dass sie sich zusammenreißen sollte, was Kazu auch tat. Hach, Musik in meinen Ohren.

„Aber Unrecht habe ich trotzdem nicht. Mit den Typen stimmt was nicht.“ „Glaub ich, die lila Uniformen sprechen für sich“, meinte Mizawar und plötzlich waren unser alle Blick auf ihn gerichtet. „He, ich bin einmal in einem lila Shirt rumgelaufen. Nie. Wieder! Das sag ich euch.“ „Jedenfalls schien er O-nee-chan zu kennen“, sagte schließlich Ayako. „Ist dir eingefallen, wer es hätte sein können?“ „Du fragst Sachen. Was glaubst du, wie viele Blader ich kenne?“ „Aber er schien nicht gut auf dich zu sprechen, so wie ich das mitbekommen habe“, sagte ich zu ihr und trank mit einem Zug den Tee weg, den Amy erst eingeschenkt hatte. „Ich meine, du scheinst in der Vergangenheit mal ein Match mit dem Kerl gehabt zu haben und auch wenn du vor deinem Beitritt ins Team der Bladebreakers eine Hinterhofbladerin warst, gab es dennoch genug Kerle die du, da du ein Bitbeast hattest, eiskalt fertig gemacht hast und dir nun zu gern eins reinwürgen wollen. Also, wer kommt da in Frage?“ „Nun...“

Kisa blickte nachdenklich auf die Tischplatte und kräuselte die Lippen beim Nachdenken. Sie überlegte und überlegte... und überlegte, ohne auch nur ansatzweise zu antworten.

„Hast du´s bald mal?“, fragte ich schließlich total genervt. „Ich überschlage noch!“ „Vergesst das doch einfach mal, unser Hauptstreitpunkt ist immer noch Amy. Wir wissen nicht wer sie ist, woher sie kommt und was wir mit ihr machen sollen“, appellierte Seiji und haute beide Hände auf den Tisch. „Habt jemand schon Sacré Bescheid gesagt?“ „Vergiss den. Ich hab ihn schon en paar Mal gerufen und er kommt nicht, das ist schon seit Wochen so. Und Tsubasa hat sich seit damals, als Cherry sie angegriffen hat auch nicht mehr blicken lassen. Weiß Gott, was die da oben machen.“

Kisa schnaufte und stützt beide Ellenbogen auf den Tisch ab. Vielleicht wusste sie es nicht, aber seit sie keine Briefe mehr bekam, war sie ziemlich mies drauf. Ich verstand sie ja, aber musste sie deswegen so oft ihre Laune raushängen lassen? Und warum ließ sie es immer an mir aus?

„Ist doch egal, Amy kann so lange bei uns bleiben“, sagte Seiji´s Vater, der aus der Küche kam und Amy davon abhielt, noch mehr aus der Küche zu räumen. „Hier ist sie für´s erste sicher. Außerdem hab ich mir schon immer ein Hausmädchen gewünscht.“ „Dad...“, jammerte Seiji kopfschüttelnd. „Es ist nur eine Tatsache und Amy ist bei uns eben am besten aufgehoben. Sato kann ich dass nicht zumuten, immerhin ist es sein Job sie einzufangen. Die Entscheidung erspar ich ihm.“ „Aber wenn er die Wahrheit wüsste, würde er doch auch alles tun, damit ihr nichts geschieht, oder?“, fragte Rika und ihre Antwort wurde erst mit einem Kopfschütteln beantwortet. „Ich denke, seine momentane Situation beeinträchtigt sein Entscheidungsvermögen. Ich kenne Sato schon lange – gut nicht so lange wie Miyako ihn kennt, aber wenn er Probleme hat, macht er oft Dinge, die er nie tun würde. Aber man kann es ihm nicht übel nehmen. Sato ist eben auch nur überfordert.“

Ayako wirkte plötzlich niedergeschlagen und schaute auf ihre Hände. Ich hatte zwar nie viel Taktgefühl besäßen – da musste ich Kisa Recht geben – aber es war nicht zu übersehen, dass sie sich noch Vorwürfe wegen unserer Ma machte. Es war nicht ihre Schuld, Megami hatte sie in die Tiefe geworfen. Aber so oft wir es Ayako sagten, sie glaubte uns nicht und sie war immer noch keinen Tag weitergewachsen.

„Und des geht wirklich in Ordnung, Akira?!“ „Aber klaro“, antwortete er Kisa. „Sie ist doch richtig hinreißend, so jemanden kann ich doch nicht seinem Schicksal überlassen. Außerdem braucht unsere Wohnung einen weiblichen Touch, nicht wahr, Junge?“ „Dad, du bist peinlich“, antwortete Seiji trocken und warf seinem Vater einen abfälligen Blick zu, als dieser grinsend seine Schultern berührt hatte. Akira sah, ohne dass wir es wirklich nachvollziehen konnten so entgeistert und erschüttert aus, schritt von seinem Sohn weg und ging unter Amy´s besorgten Blicken die Treppe hinauf.

„Mein eigener Sohn findet mich peinlich... OH GOTT, WIESO??!!“, schrie er auf und Amy fuhr dabei zusammen. Ich glaube, sie wollte sogar nach ihm sehen, doch als sie zu Seiji sah und dieser nur den Kopf schüttelte ließ sie es bleiben. Nur Mizawar schien immer noch geplättet, er kannte Akira ja noch nicht so gut.

„Dein alter Herr ist schon etwas strange, Seiji.“ „Er arbeitete im Moment an einem neuen Buch und ist etwas durch den Wind. Das ist sozusagen seine Form von Stressabbau.“ „Aha...“ „Sagt er, aber ich weiß ja, dass er immer so drauf ist.“ „Also doch strange“, lachte er auf, dabei fiel fast seine Zigarette von den Lippen und Seiji sah mich ernsten Blickes an. „Und ihr seid sicher, dass ihr Amy hier lassen wollt? Noch könnt ihr es euch überlegen.“ „Wie du schon sagtest, ne andere Option haben wir nicht. Sobald wir Sacré an die Strippe gekriegt haben, sehn wir weiter“, erklärte ich und sah zu Amy. „Also Amy, du hast gehört was wir gesagt haben? Du bleibst für´s erste bei Seiji-sama, okay?“ „O...“, stöhnte sie, das Wort nur halb ausgesprochen, dann sah sie zu Kisa. „Genau, Amy. Du bleibst eine Weile bei Seiji und Akira, bis wir ne andere Lösung haben.“ „´ay. O´ay“, antwortete sie und nickte eifrig mit dem Kopf, bevor sie sich an Kisa klammerte. Sie hatte sich immer noch nicht an diese stürmischen Umarmungen gewöhnt und war verzweifelt, was ich lustig fand. Tyson und ich hatte öfters Witze darüber gerissen, dass sie lesbisch sei, einfach weil sie sich immer wahnsinnig darüber aufregte und gerade dass das Schöne daran war. Und nun da Amy so fixiert auf sie war, hatte ich nen Grund mehr, sie damit aufzuziehen.

„Ich werde mich dann auch mal auf den Weg machen.“ „Wo willst du hin?“, rief ich ihr schockiert nach, als Kisa sich zu Kazue flüchtete. Amy schien anfangs ziemlich traurig, dass Kisa sie einfach zur Seite geschoben hatte, aber sie strahlte schließlich. Was war das bloß für ne Frau?

„Nicht ohne mich gehen, Kazue! Also bis dann!“, lachte meine Cousine und knallte die Haustür mit voller Wucht zu und dennoch konnte man hören, wie sie eilig davonrannte. Amy stand neben mir und winkte ihrer „´Isa-sama“ nach, da sie nicht checkte, dass Kisa nur drauf gewartet hatte endlich die Flatter machen zu können und somit weg von ihr war. Da sollte sie noch einmal behaupten, ich wär rücksichtslos!

„Wir sollten auch gehen, wir haben glaube ich schon genug gestört“, sagte Ayako plötzlich und stand auf, aber Seiji konnte sie zu meinem Glück noch ein wenig zurückhalten. „Ach, bleib doch noch, mir macht das nichts aus.“ „Aber dein Vater muss doch auch an seinem Buch arbeiten. Und nun da Amy da ist.“ „Ach Quatsch“, lachte er künstlich, doch meine Schwester beäugte ihn nur skeptisch. Sie ahnte nicht, dass Seiji und ich einen Komplott gegen sie ausgeheckt haben. Ayako brauchte Ablenkung, zu Hause dachte sie zu viel nach und wenn ich eins nicht ab konnte, dann das meine Schwester sich in ihr Zimmer einsperrt und vor sich hin weinte und als ihre bessere Hälfte konnte ich das nicht so hinnehmen.

Und Seiji machte seinen Job ganz gut, Ayako ließ sich auf ihn ein. Sie lachte, es war die Chance für mich, Mizawar und Rika die Flatter zu machen.

„Irgendwie… Ist das auch nicht richtig. Ayako einfach hier zu lassen, ich weiß nicht…“ „Das tu ihr gut“, antwortete ich Rika, die nachdenklich zu Boden schaute, obwohl wir die Wohnung schon längst hinter uns gelassen hatten. „Ayako denkt zu sehr über Ma und ihren Unfall nach. Und da Kisa im Moment mit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist, ist Seiji der Einzige, der sie etwas aufheitern kann.“ „Wieso machst du das eigentlich nicht?“, fragte Mizawar, schnipste seine aufgebrauchte Kippe weg, um sich gleich wieder ne neue anzuzünden. „Damit ich auch noch depressiv werde, du spinnst wohl!“ „Du bist so charmant, echt. Ich geh Heim und hau mich aufs Ohr, hab die Schnauze voll.“ „Machst du auch was anderes außer schlafen?“, rief ich ihm nach, „Ja, ich esse, dusche und atme auch zwischendurch mal.“ „Wow, sag bloß“, sagte ich und verdrehte die Augen, obwohl ich eigentlich darüber lachen wollte. „Dabei will ich, dass du mitkommst, ich hab was vor!“ „Mach das allein, bin ich dein Babysitter?“ „Ähm, Teru...“, unterbrach uns Rika schließlich. Ich sah sie an, doch sie antwortete erst nicht sondern blickte zu Boden.

„Was genau suchst du eigentlich? Vielleicht kann ich helfen, wenn Yoyo nicht will.“ „Oh doch, der will, er weiß es nur nicht“ „Du spinnst ja!“, antwortete Mizawar, aber auch sein Wutausbruch wirkte künstlich. Er war eigentlich immer ein lockerer Mensch und ich hatte noch nie erlebt, dass er mal richtig sauer geworden war. „Gib lieber mal der Lady ne Antwort, wir wissen nämlich beide immer noch nicht, was du willst.“ „Genau, sag schon, was willst du wissen, Teru?“ „Nichts Besonderes. Mich interessiert der Begriff »Elohim«. Du hast doch mitbekommen, wie sie uns genannt haben.“ „Doch natürlich.“

Es war aber nicht nur das, es war die Sache mit der Ungewissenheit. Dass Sacré und Tsubasa, sogar Cherry mehr wussten als wir war in Ordnung, aber mich machte es langsam krank. Die Engel haben uns nie alles erzählt, es gab jede Menge Dinge, die sie uns verheimlichten, die Sefirot-Bäume waren nur die Spitze des Eisberges. Über die Weltmeisterschaft, bei der Kisa mit ihrem Team teilgenommen hatte, habe ich erfahren müssen, wie wenig wir eigentlich über unsere eigene Abstammung wussten und ich wollte diese Lücke füllen. Schon als uns Mr. Dickenson die Story mit den gefallenen Bitbeasts erzählt hatte, hab ich mich an den PC gesetzt

Und Seiji ging es nicht anders. Da unsere Väter alle unter der Fittiche der Engel standen und sich ohne deren Erlaubnis wahrscheinlich nicht mal die Nase putzen durften, waren wir die einzigen brauchbaren Männer in unserer Familie.

Doch da war auch meine Schwester, die ich in Seiji´s Obhut gab, da ich selbst nicht zu ihr durchdringen konnte. Ich dachte wieder an Kisa, als sie damals von Megami zurückkam und wie sie war. Zurückgezogen, depressiv und eigentlich war Kisa ne recht starke Persönlichkeit. Aber Ayako war sehr sensibel und ich hatte Grund zur Sorge. Ich hatte Angst, dass sie genauso endet, wenn nicht sogar schlimmer.

„Mehr nicht?“ „Nein. Klingt wenig, aber für mich ist es eine große Sache. Irgendjemand muss sich ja darum kümmern.“ „Holla! Wo ist denn das aufgedrehte Gemüse hin, dass immer so fies zu den kleinen Mädchen war?“, lachte Mizawar wieder, doch er bekam kein lachen von mir. „Das aufgedrehte Gemüse wurde gefressen. Ich bin jetzt ein Mann! Und zu Mädchen bin ich auch nicht fies.“ „Zu Kisa bist du aber nicht nett“, bemerkte Rika skeptisch. „Kisa ist ja auch kein Mädchen. Schon mal ne Faust von ihr abbekommen? Nee, die ist kein Mädchen. Keine Ahnung wie Kai sie rumkriegt, aber es stimmt trotzdem.“ „Ahr, der… Kai…“ „Du kannst Kai auch nicht leiden, nicht wahr, Mizawar?“, rief ich ihm zu und er schluckte. Ich wusste zwar, dass er wegen diesem Thema mal ein ziemliches Geschrei von Kazue anhören musste, aber dass ihm das so unangenehm schien.

„Wie kommst du drauf?“ „Offensichtlich. Kannst du alle Bladebreakers nicht ab?“ „Ah, I wo. Die Knilche sind ne unbesonnener Haufen, das ist lustig. Aber ich bin Hiwatari gegenüber skeptisch und dass ist kein gutes Zeichen. Ich merk´s, wenn bei nem Kerl was faul ist. Das mag Misaki zwar nicht schmecken, aber es ist die Wahrheit.“ „Dasselbe hat Kazue schon zu mir gesagt“, seufzte ich, wenn ich sie auch ein kleinwenig verstehen konnte. Als wir noch zur Grundschule gingen hab ich Kai sehr gemocht, ich war immer froh, wenn Kisa ihn nach der Schule mit zu uns nahm. Aber seit der Sache mit Russland hatte sich etwas in ihm verändert. Vielleicht dachte ich nun doch zu viel, denn nicht nur Kisa, die halsüberkopf in ihn verknallt war, sondern auch Ayako und Seiji merkten davon gar nichts. War ich nun doch irre geworden?

Wir liefen schon eine Weile und seitdem wir auf Kai gekommen waren, hatte ich nichts mehr gesagt, nur Rika und Mizawar unterhielten sich. Ich war in meinen Gedanken versunken, obwohl ich es hasste, mir über so etwas Sorgen zu machen. Letztendlich war nun auch die Frage, wie es nun weiter gehen sollte, nun da wir Amy bei uns hatten, aber ohne die Bladebreakers und nur mit der Hälfte unserer Elternteile dastanden. Ich kam mir irgendwie ziemlich alleine vor und das war auch nicht Rika´s oder Mizawar´s Schuld. Ihnen konnte ich das nicht zumuten.

Ich versuchte meinen Blick nach vorne zu richten und selbstbewusst zu wirken und glaubte erst gar nicht was ich zehn Meter von mir entfernt sah. Oder wen.

Vielleicht war es einfach eine Verwechslung, aber ich war mir sicher, diesen Hut und das freundliche, alte Gesicht konnte man nicht verwechseln.

„He, ist das nicht der Dickens, oder wie der heißt?“ „Du meinst Mr. Dickenson? Doch, dass könnte er wirklich sein“, antwortete Rika verblüfft, als sie ebenso den Mann sah, der aus einem Taxi gestiegen war und die Straße hinunterlief. „Aber ich dachte, er sei mit den Bladbreakers unterwegs.“ „Na, wenn er hier ist, dürften die anderen Nasen ja auch nicht weit weg sein. He, Mr. Dickenson!“

Ich rief wie wild und winkte mir beinah den Arm ab, doch er reagierte lange Zeit nicht auf meine Aufmerksamkeitsversuche. Doch als er sich umdrehte, geschah etwas Sonderbares – Sein Tempo beschleunigte sich, wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte man meinen können, er würde vor uns wegrennen.

„He du Rübengesicht, sicher, dass das keine Verwechslung ist?“ „Zweifelst du etwa an meiner Intelligenz?“ „Nun, wenn du so fragst…“, nuschelte Mizawar vor sich hin, die Zigarette fest zwischen die Lippen gepresst, um beim Anblick meines empörten Gesichtsausdrucks nicht loszulachen. „Du bist so en Saftsack!“ „Entschuldigt, könnt ihr das später regeln? Mr. Dickenson! Warten sie doch!“ „Rika!“ „Ikebaki!“, riefen wir zwei ihr nach, doch obwohl sie uns deutlich hörte, schien sich nicht einmal ansatzweise langsamer zu werden. Ich seufzte.

„Weiber, müssen allem und jedem hinterherrennen.“ „Und wir rennen ihnen auch noch nach. Wir sind echt bescheuert“, seufzte ich und rannten Rika schließlich doch nach, die einen beeindruckenden Vorsprung hatte. Als wir sie einholten, war sie schon stehn geblieben und schaute sich ein anderes Szenario an, dass sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite abspielte und auch sie schien genauso wenig begeistert wie ich.

„Oh Gott… Nein…“, seufzte ich kopfschüttelnd, nicht wirklich darüber, dass uns unser Wettlauf direkt vor den Hauptsitz der BBA gebracht hatte, ehe deswegen, was sich genau am Eingang abspielte.

„HEY, LASSEN SIE UNS LOS!! WAS FÄLLT IHNEN EIN!!!“, brüllte Kazue über die Straße, während sie von einem Arbeiter rausgezogen wurde. Kisa wurde bereits rausgeworfen und lag noch immer überrascht und sauer auf dem Gehweg. Irgendwas Unschönes brüllte Kisa dem Arbeiter noch nach, doch der schlug einfach die Eingangstür zu und ich fragte ich, was sie nun wieder angestellt hatte, dass sogar die BBA sie nicht mehr haben wollte.

„Kisa, Kazue. Ist alles in Ordnung bei euch?“ „Rika? Ähm, ja, alles in Ordnung“, antwortete Kazue, Kisa klopfte sich dabei den Dreck von ihren Klamotten und wirkte immer noch beleidigt.

„Hey Misaki. Was schaust du so? Warum hat man dich rausgeschmissen?“ „Warum…“, knurrte sie und holte aus ihrer Tasche die Zeitung vom Vormittag hervor und wieder sprang uns das Bild der Psykicks direkt ins Gesicht. „Wegen diesem blöden Wisch. Kazue hat es mir vorhin noch einmal erzählt, als wir weg waren. Die Typen werden von der BBA gesponsert.“ „Was?!“, platzte es aus mir heraus und entriss ihr die Zeitung. Ich lass noch einmal den Bericht und wirklich – in einem kleinen, beiläufigen stand, dass sie zur Seit die BBA vertraten, nicht die Bladebreakers.

„Aber die Bladebreakers vertreten doch die BBA.“ „Das weiß ich selbst. Ich wollte mit jemanden darüber sprechen, aber die Sekretärin hat uns rausgeschmissen.“ „Falsch, sie hat dich rausgeschmissen“, verbesserte Kazue sie in einem sehr kritischen Ton. „Genau deswegen wollte ich es dir erst nicht sagen, weil ich wusste, dass du so ein Theater veranstaltest.“ „Tschuldige mal, dass kann man ja wohl verstehen. Was denkt sich die BBA sich dabei? Und Mr. Dickenson, angeblich hat er es genehmigt. Was soll das? Schickt die Jungs weg und setzt neue Kerle dran. Am Ende lande ich noch mit denen in einem Team.“ „Vielleicht findest du ja einen netten Kai-Ersatz“, sagte ich sarkastisch und grinste über beide Ohren, auch als Kisa mich abfällig ansah. Ob ich ihr sagen sollte, dass ich Mr. Dickenson erst vor wenigen Minuten gesehen hatte? Aber ob das so einen gute Idee war?

„Wenn einer von denen versucht mich anzubaggern schrei ich.“ „´ISA-SAMA!“

Den Schrei hörte man über die ganze Straße und das Gesicht, dass Kisa plötzlich zog drückte alles andere als Freude aus, als sie Amy auf uns zu rennen sah. Prompt umarmt sie meine Cousine, die immer noch nicht glücklicher aussah.

„Oh, Amy...“, stöhnte sie und ließ den Kopf hängen. Sie ließ Kisa allerdings los, als Rika ihre Aufmerksamkeit durch ein Schulterklopfen weckte.

„Wie kommst du hierher, Amy?“ „Aus ´em Fenster ´esprungen“, erzählte sie und lachte darüber, während ich mich nun auch langsam ärgerte. Da versucht man sie zu beschützen und dann so was. Meiner Schwester konnte ich ja verzeihen, aber hatten die beiden anderen Vögel keine Augen im Kopf? Unfassbar, wirklich…

„Amy wie´er bei ´Isa-sama!“ „Gott, dass wird immer schlimmer…“, jammerte Kisa und versteckte sich hinter Mizawar, mit festen Blicken auf Amy. „´Isa-sama?“ „Komm mir ja nicht zu nah!“ „O´ay!“ „Kisa, das ist nicht fair. Amy mag dich doch einfach“, sagte Rika enttäuscht, was Kisa aber nicht störte. „Sie rückt mir zu sehr auf die Pelle, ich mag das bei Fremden nicht.“ „Als ob du das bei Fremden nicht machst!“, kritisierte Kazue sie, doch Kisa streckte ihr nur die Zunge raus. Genervt von ihnen schaute ich auf den Boden und sah irgendetwas Schwarzes, dass sich unter Amy´s Füßen befand. Ich wollte sie warnen und sie davon wegziehen, doch plötzlich versank sie darin wie in einem Loch.

„AMY“, schrieen wir auf, aber mehr wie zusehen konnten wir nicht mehr und das Loch verschwand samt Amy darin. Wir standen im Kreis und schauten noch immer auf die Stelle, wo das Loch war, als ob es zurückkommen würde.

„A… Amy?“ „´ISA-SAMA, TE´U-SAMA!!“, rief sie, allerdings nicht aus dem Boden, die Stimme kam von oben. Wir blickten auf und sahen Amy, die sich auf dem Dach eines Hochhauses in dem Griff eines Dämons befand. Sie versucht sich verzweifelt loszureißen, aber anscheinend half es nicht.

„Lass Amy gehen!!“, rief Rika zu dem Dämon hinauf, mit ein klein wenig Selbstbewusstsein. „Kommt heute Nacht um 23 Uhr zum Hafen, dort steht ein Frachtschiff, auf dem wir euch erwarten werden.“ „Hey, du sollst Amy gehn lassen, du blödes Vieh!“, rief ich ebenfalls hinauf, doch stattdessen verschwand er im Nebel zusammen mit Amy, die uns noch verzweifelt hinterher geschrien hatte. „Amy...!“, seufzte Kisa ein wenig bedauerlich und vermutlich tat ihr Verhalten, dass sie vor wenigen Minuten noch an den Tag gelegt hatte leid. Ich sah in die Runde und wie geknickt alle schienen, somit war das Einzige, was ich tun konnte mein Handy aus der Hosentasche zu holen.

„Ahr, ich wusste, dass sie uns nur Ärger macht. Holen wir sie uns eben wieder.“ „Und wie, Teru?“ „Indem ich etwas mache, dass ich nie wieder tun werde. Die Polizei rufen.“

Wellenbruch

Zum Thema: Nostalgie 2

Die Sache mit dem Schiff müsste auch vielen bekannt vor. In der zweiten Staffel wurden Hilary und Kenny entführt und Tyson musste nach und ihnen helfen. Damals waren die Psykicks die Entführer (oder zumindest die, die für sie gearbeitet haben), diesmal darf Cherry wieder die Böse spielen <3

Und es gibt ein Wiedersehen. Irgendwie schade, dass es so schnell kam, aber was soll´s?
 

– Wellenbruch
 

Luft…
 

Als Teru bei mir anrief und sagte, dass Amy von einem Dämon mitgenommen worden sei, war ich heilfroh, dass er mich zwar anmeckerte, weil ich nicht auf sie geachtet hatte, aber nicht nachfragte, wie es dazu kam. Es gab einen guten Grund, ja, aber das entschuldigte es nicht und da ich ein ehrlicher Kerl war, hätte ich vermutlich die Wahrheit gesagt, mit dem Risiko, dass erst Teru und vermutlich sogar Kisa mich umbringen würden.

Als jedenfalls der Anruf von Teru kam und sagte, dass er bereits seinen Vater verständigt hatte machten Ayako und ich uns ebenso mit meinem Dad auf zum Hafen. Er parkte direkt vor dem Eingangstor, den Rest des Weges schlichen wir uns an den Lagerhäusern durch. Es war merkwürdig ruhig hier und der Nebel, der vom Meer aufs Land kam hatte was gespenstisches an sich.

„Seid ihr sicher, dass sie hier in der Nähe sind?", fragte Ayako ratlos, ich kratzte mich am Hinterkopf. „Du hast gar nicht so unrecht. Dass ist viel zu ruhig hier, zumindest Teru hätte man schon vom weitem hören müssen." „Teru und O-nee-chan stecken bestimmt wieder in Schwierigkeiten." „Ja, käme hin", antwortete ich Ayako und war kurz davor loszulachen, oder zumindest zu kichern. Teru und Kisa hatten Schwierigkeiten, aber da waren sie offensichtlich selbst Schuld. Sato war schon vor uns hier eingetroffen und bei den Gesichtern, die die beiden zogen hatte er ihnen eine ordentliche Standpauke verpasst, sei es nun, weil sie eine gesuchte, angeblich kriminelle Frau aufgegabelt hatten oder weil sie sich überschätzt hatten, mit dem Resultat, dass Amy nun entführt wurde und wir uns einen Spaziergang im Mondschein geben mussten.

„Nun Sato, fertig mit der Gardinenpredigt?", scherzte Dad, wenn Sato dass nicht so amüsant fand. Ich hatte ihn immer für so lustig gehalten, aber in seiner momentanen Lage, scheint er dafür keine Lust zu haben.

„Wie man´s nimmt", antwortete er, sein Blick fiel auf Kisa und Teru, die wieder die Köpfe senkten, nachdem sie sich erst getraut hatten wieder aufzuschauen. „Ich werde mich mit den beiden noch später unterhalten, zuerst müssen wir diese Frau retten." „Sie heißt Amy, Papa", korrigierte Ayako ihn. „Wie dem auch sei, ob sie nun Engel ist oder eine Geistesgestörte, helfen müssen wir ihr... In diesem Fall", betonte Sato ganz deutlich, Teru und Kisa nickten stumm. Die mussten sich wohl wirklich viel anhören, ansonsten wären sie nie so ruhig gewesen.

„Und auf diesem Schiff sollen wir sie treffen?", fragte er und sah - alles anderes als angetan - auf das Schiff, dass direkt neben uns vor Anker gegangen war und alles andere als einladend war. „Sieht nicht sehr freundlich aus." „Ach, I wo. Wenn man ihm einen neuen Strich geben würde, würde es sicher mit dem Traumschiff mithalten können", meinte mein Vater. „Aber gehen wir trotzdem mal rein." „JA!", jubelten Kisa und Teru, ihre Furcht vor Sato schien plötzlich verflogen und die beiden wollten schon losstürmen, doch ich hielt sie fest. „Jetzt wartet doch mal, wir können da nicht einfach rein." „Wieso nicht?", fragte Teru verständnislos, Kisa hob ungeduldig eine Augenbraue. „Denkt mal nach. Ein verlassenes Schiff, ein leerer Hafen, unheimlicher Nebel… Klingelt es bei euch da nicht irgendwo?“ „Ähm… Nein“, sagten beiden synchron und selbstbewusst und beraten das Schiff. Ich dachte eigentlich, dass sie etwas merken würden, so viele Horrorfilme wie die beiden sahen müssten sie doch anhand der Atmosphäre erkennen, dass dies alles nichts Gutes verhieß und regelrecht nach einer Falle roch. Aber vielleicht wussten sie es doch und es war ihnen egal. Ich konnte es jedenfalls nicht nachvollziehen, warum sie dann dennoch ohne jeden Plan einfach hineingingen.

Da kein Eingang zu sehen war, ließ Kisa Wasserpflanzen aus dem Wasser sprießen, an der wir schließlich aufs Deck klettern konnten. Als ich schließlich, als Letzter der Truppe aufgestiegen war gab es einen mächtigen Ruck, der uns fast alle zu Boden riss. Das verdammte Schiff bewegte sich!

Wir liefen an die Reling und sahen erst nur stumm zu, wie wir uns mit jeder Sekunde weiter vom Hafen entfernten. Fast schon lächelnd sah ich Kisa an, der sämtliche Farbe aus dem Gesicht gewichen war.

„Bist du immer noch der Meinung, dass das alles nicht an einen Horrorfilm erinnert?" „Vielleicht ist es einfach so losgefahren", meinte Sato scherzend. „Klar, so aus reiner Laune heraus fährt es einfach weg." „He, wer weiß schon, was das Schiff denkt."

Diesmal erntete Dad ein paar leise Lacher von mir, Teru, sogar von Sato, wenn sie auch sehr nüchtern waren. Kisa und Ayako starrten nur sehnsüchtig zum Hafen und zumindest schien Kisa für diesen einen, kurzen Augenblick an ihrer Entscheidung zu zweifeln. Aber sie wollte ja nicht hören, wollte keiner.

Aber was zählte war nun mal Amy und dass wir sie fanden.

Fast im Schneckentempo bewegten wir uns durch den Rumpf des Schiffes, die Hände fuhren über die Stahlwände, einerseits zur Orientierung, anderseits um so einen Lichtschalter in diesem Ding zu finden.

„Es ist ziemlich dunkel in diesem Kahn." „Stimmt, man sieht die Hand vor Augen gar nicht. Können wir nicht mal ein Licht anmachen?" „Kisa, wir haben gesagt, dass wir das nicht machen, sonst sehen uns die Dämonen noch. Also seid schön leise und versucht euch mal blind fortzubewegen. Auch eine nette Erfahrung", erklärte Sato doch weder seine Nichte noch sein Sohn schienen erfreut, die ließen enttäuschte und genervte Seufzer los. Die Dunkelheit war gerade noch zu ertragen, aber es war lästig, da stimmte ich ihnen zu. Ayako lief direkt vor mir, sehr schleichend und mit ausgestreckten Armen, um nicht wogegen zu laufen. Scheinbar war sie eingeängstigt.

Da ich sicher war, dass niemand hinter mir war, trat ich einen Schritt näher an sie heran, doch ließ erst einen undefinierbaren, hellen Laut los, als ich sie berührte.

„Hast du Angst?" „Ja... Etwas", antwortete sie flüsternd und ich umklammerte ihre Hand. „rauchst du nicht, ich pass auf ich auf." „Ich weiß. Danke, Seiji..."

Auch hielt meine Hand fest, aber ließ sie auch sofort wieder los, als plötzlich irgendwo ein Licht anging. Wir waren überrascht, wussten erst gar nicht woher dass Licht kam. Aber ich sah wie Kisa ihre ersten, vorwurfsvollen Blicke zu Teru warf.

„Teru!" „Was?! Warum schaust du mich so an, ich halte mich an den Plan!" „Oh Nein, schaut!", rief Ayako und zeigte auf eine Glaswand, die vielleicht ein paar Meter vor uns stand. Dahin sahen wir, nun durch den Scheinwerfer deutlicher die junge, braunhaarige Frau, die dahinter saß und zu uns blickte. Amy!

„AMY!", riefen wir alle los und augenblicklich rannten wir auf sie zu, aber stoppten gleich wieder, als überall die Scheinwerfer ansprangen und dass auch noch direkt in unsere Augen. Aber nun sahen wir, dass Amy nicht alleine hier war.

Amy saß hinter einer Glasscheibe und blickte traurig zu uns hinüber, über ihr saß Cherry auf ein paar aufgestapelten Kisten. Allerdings war Cherry ebenfalls mit Begleitung unterwegs.

Die Vampirin war eigentlich eine Einzelgängerin im Kampf, sie schien nicht einmal wirklich mit den Dämonen kämpfen zu wollen. Um so überraschter war ich über ihre drei Begleiter, die im selben Alter waren wie ich. Zwei Mädchen und ein Junge. Und zudem schienen Teru, Kisa und Ayako sie zu kennen.

„Hey, dass ist ja das süße Mädchen von neulich", quietschte Kisa laut, als sie das rosahaarige Mädchen sah, die auf eine der Kisten saß wie Cherry. Diese wurde nicht nur rot im Gesicht, auch Sato und mein Dad warfen ihr zweideutige, unverständliche Blicke zu, die Kisa aber bemerkte.

„Was, sie ist doch goldig!" „Hör auf das zu sagen!", rief diese zu ihn hinunter, klang allerdings nicht wirklich schlagfertig und überzeugend. Das andere Mädchen erhob sich und wir sahen zu ihr hoch.

„Wir haben auch Namen, merkt euch das gefälligst. Wir sind die neuen Elitekämpfer, Miguel, Mathilda und mich, Mariam.“ „Elitekämpfer?! Tz“, lachte Teru ziemlich spöttisch, sein Vater blickte ihn zornig an. Mariam ebenso und als sie uns so ansah, überkam mich das Gefühl von eisiger Kälte.

Kaum einen Moment später fegte kalter Wind und Schnee um unsere Ohren, Wasser spritzte in mein Gesicht und nahm mir die Sicht. Hatte SIE etwa diesen Sturm gerufen?

„Ihr haltet euch wohl für ganz toll, na? Aber seit euch sicher, wir sind eine Nummer zu hoch für euch!“, rief Miguel und ich konnte trotz des Sturms sehen, wie er die Hand hob. Keine Ahnung was er vorhatte, er wurde an seinem Tun gehindert, als ein Beyblade seinen Arm traf. Während Mathilda auf ihn zuging und den Arm untersuchte und der Sturm damit auch schlagartig verschwand, kehrte der Blade zu seinem Besitzer zurück, der eben eingetreten war. Samt seinen Kameraden.

Es waren die Psykicks, oder wie immer sie nun hießen, zusammen mit einer hochgewachsenen Frau und Cherry fing an zu lachen.

„Na, das hat ja perfekt geklappt, alle Spinner auf einen Haufen. Jetzt müssen wir nur noch das einsammeln, was wir brauchen und dann können wir das Massaker starten. Hab ich nicht gesagt, dass sie dumm genug sind um in die Falle zu tappen, Mariam?!“ „Reines Glück“, antwortete sie und rümpfte die Nase. Doch die Blicke der vier komischen Beyblader ruhte weiterhin auf uns. Fragend schaute ich Kisa an, die vor Verwirrung die Augenbrauen hob.

„Die Psykicks? Hier?" „Was wollt ihr hier? Dass geht euch nichts an", maulte Teru sie an. „Nun... Sie ist der Grund", antwortete die schwarzhaarige Frau und deutete dabei auf Amy. „Was? Amy? Verdammt, was wollt ihr alle von ihr?", schrie Kisa sie an, ihre Augen schienen für einen Augenblick an vor Zorn zu funkeln. Und dabei dachte ich, Kisa könnte sie nicht leiden.

Die schwarzhaarige Frau setzte ihre getönte Brille zurecht und lache auf.

„Keine Sorge, wir wollen ihr nicht schaden. Nur hier wegbringen." „Und wer behauptet, dass wir uns dass so einfach gefallen lassen? Hallo?", rief Cherry hinunter, mittlerweile sehr ungeduldig und sie schlug ein Bein übers andere. „Ich versuche seit Wochen dieses Ding einzufangen und dann glaubt ihr ernsthaft, ich geb sie so einfach wieder her?" „Wenn du es nicht freiwillig tust, dann eben mit Gewalt", sagte die Frau und die Typen hinter hier hoben alle ihre Starter. „Nun gut, ihr wollt es so lösen. Das können wir machen. Mariam, Miguel, Mathilda, euer Auftritt!" „Jawohl!"

Auch die drei schossen ihre Beyblades hinunter, um sich den Kampf gegen die Psykicks zu stellen und irgendwie kamen wir uns Fehl am Platz vor. Nun, sollte uns Recht sein, so hatten wir die Zeit, Amy zu befreien und abzuhauen. Wir nährten uns der Glaswand, hinter der sie saß, doch dann stellten uns Miguel und Mathilda in den Weg.

„Geht zur Seite! Ihr wollt doch nicht, dass jemand wie ich zum Kinderschänder werde?", drohte Sato und klang zu unserer Überraschung ziemlich ernst. „Ach wirklich? Nun, dass soll nur mein Problem sein. Oder Euers."

Er lachte in sich rein und warf ganz lässig in die Luft, um es wieder aufzufangen. Irgendetwas glitzerndes und ich hatte es erkannt, wir alle hatten das.

„Ist das... Du hast einen Soul?", fragte Ayako schockiert. „Denkt ihr, ihr seid die Einzigen, die den »Strom« beeinflussen können? Jeder hat eine Kehrseite, auch ihr Elohim…“ „Diese Rolle bekamen schließlich wir!“, ergänzte Mariam den Satz. „Wir sind die, die von Gott verlassen wurden, während ihr seine ganze Gunst genießt. Was er wohl für Augen machen wird, wenn wir mit euren Köpfen in Atziluth einmarschieren?!“

Mariam zog an der Reißleine, ihr Beyblade stürzte sich regelrecht auf uns. Mein Vater und Sato stießen uns alle noch rechtzeitig zur Seite, ehe er uns erwischen konnte. Ein entsetzlicher Schrei kam aus dessen inneren, er fing zu leuchten an und vor unseren Augen erschien ein monströser Hai.

„S-Sie hat ein Bitbeast?" „Shark Crash, Attacke!"

Es war ein schrecklicher, verzerrter Laut der von diesem Bitbeast ausging, genauso wie diese Ausstrahlung. Es war ähnlich wie bei den Bitbeasts der Demolition Boys damals. Nein, dieses Bitbeast hatte eine noch viel größere und eine viel schrecklichere Sünde auf dessen Schultern lasten und für einen Augenblick dachte ich wirklich, es würde mich zerfleischen und auch wenn mein Element die Luft war, spürte ich deutlich wie die elementare Schwingung des Wassers vollkommen verrückt spielte.

Das Schiff schwankte stark und wir hörten deutlich das Meer tosen und es auf uns zu kam.

Doch dann geriet es ins schwanken, den Grund dafür sah ich erst, als ich wieder auf den Boden blickte. Ein anderer Beyblade, einer der zu den Psykicks gehörte, hatte ihn getroffen und gegen die Wand befördert. Die Schockwelle die dabei entstand pflegte uns weg, die Glasscheibe, hinter der Amy steckte zersprang.

Ich saß auf den Boden und rieb mir den Kopf. Ich dachte, ich hätte ein Brüllen gehört. Dass eines großen Tieres. Komisch... Mir war, als wär es Drigger gewesen.

„Amy, alle in Ordnung bei dir?“, fragte Dad sie und reichte ihr die Hand um ihr auf die Beine zu helfen. Sie strahlte ihn an, kicherte sogar, aber eher machte sie sich übe die Miguel und die beiden Mädchen lustig, die von dreien der Psykicks nun hingehalten wurden. Aber wo war der vier…

„AAAAAAHHHR!!!", schrie Kisa plötzlich und erst in diesem Moment hatte ich bemerkt, dass sie in unserer Gruppe fehlte. Einer der Psykicks hatte sie sich geschnappt und hatte sie sich über die Schultern geworfen.

„HILFE!!! ICH WERDE BEGRAPSCHT!!!", schrie sie wie am Spieß und schlug dem Typen auf den Rücken, was nichts half. Und als ich sie so sah, hatte ich für eine Sekunde wirklich lachen müssen.

„Paps, tu doch was! Der begrabscht sie wirklich." „Ich will sie aber nicht verletzen... Außerdem ist er ein Mensch, ich darf nicht." „Aber…“, sagte Ayako zögerlich und sah mit besorgten Blicken auf ihre Cousine, die versuchte dem Kerl mit der Faust den Helm kaputtzuschlagen. Ob sie da unsere Hilfe wirklich brauchte, scheinbar kam sie ja ganz gut zurecht.

„Gut, ich helf ihr!", sagte Dad übereifrig und rannte auf den Jungen zu. Keine Ahnung genau was er vor hatte, vermutlich wollte er ihn irgendwie niederbrennen und dabei Kisa zu sich holen, aber es gelang ihm nicht. Die schwarzhaarige Frau stellte sich dazwischen und riss ihn mit einen Tritt in den Bauch von den Beinen.

„DAD!“, rief ich ganz spontan auf und knöpfte mir schließlich den Typen vor, auch wenn Ayako mich zurückhalten wollte. Mensch hin oder her, ich hätte ihn auch so geschlagen. Doch er hielt Kisa so ungünstig vor sich, dass ich einfach keine Gelegenheit dazu bekam und fast absichtlich daneben schlug, bis es sich eine Chance auftat.

Ich stoppte doch, als mich das Licht, dass sein Helm reflektierte blendete. Ich hörte noch Ayako nach mir rufen, doch hatte mich dieses türkisfarbene Licht vollkommen benebelt.

Das Licht von Mariam´s Bitbeast! Der Psykick-Kerl griff nach meinem Arm und schob mich regelrecht an seine Seite, dann zog er selbst am Starter seines Beyblades.

„Fire Arrow!“, rief er dabei, sein Beyblade sprühte Flammen und Funken wie eine Wunderkerze, als er Shark Crash attackierte und gegen die Wand warf, wodurch schließlich eine gewaltige Staubwolke entstand. Durch ein paar Lücken konnte ich etwas undeutlich erkennen, die der Hai wieder in dem Beyblade verschwand, ehe dieser ziemlich ramponiert umfiel.

Mariam hob ihn auf, sie schein ganz neben sich und blass. Dann aber sah sie wieder wütend drein.

„Oh, dass macht keinen Spaß. Cherry, wir gehn!" „Vergiss es, Mariam, der Job ist noch nicht erledigt." „Ist uns doch egal.“ „Genau, Miguel! Die haben meinen Beyblade geschrotet und ohne Shark Crash kämpfe ich nicht. Wir verschwinden, dein Plan bringt sowieso nichts, wie immer." „WA... MIGUEL!!! MARIAM!!!", brüllte Cherry los, aber die beiden ignorierten sie scheinbar gänzlich. Von der eher ruhigen Mathilda hörte man wie erwartet nichts, aber scheinbar war sie ebenso verschwunden. Sehr sonderbare Typen wie es schien.

„Ahr, unnützes Pack. Ich hab dem Boss gesagt, er soll besseres Personal anschaffen. Die Jugend von heute bringt es einfach nicht mehr. Greife ich eben auf Plan B über!"

Ich hörte nur noch, wie sie mit ihren Stiefeln auf den Boden stampfte und schließlich verschwand, zumindest hörte es sich so an, gesehen hatte ich es nicht. Als ich der Staub legte, sah ich Cherry nicht mehr, nur wieder Kisa, die noch immer auf diesen Psykick-Typen einschlug und lauthals fluchte.

„LASS MICH LOS, ARSCHLOCH!!! HÄNDE WEG ODER ICH MACH DICH KALT, DAS SCHWÖR ICH DIR!!!“ „Tz. Begrüßt man so seinen verschollenen Freund? Hätte ich das gewusst, wär ich nicht zurückgekommen.“

Kisa hielt schließlich inne. Langsam senkte sie die Fäuste, mit denen sie noch auf ihn eingeschlagen hatte, ihre Augen waren weit aufgerissen.

„Das... ist nicht wahr, oder?“, stammelte ich überrascht und starrte den Typ an, der immer noch Kisa in den Armen hielt, aber mehr wie mein Spiegelbild erkannte ich in dem Schutzglas seines Helmes nicht. Ich konnte ihn lachen hören und schließlich nahm er den Helm ab. Die ungewöhnliche Haarfarbe stach mir ins Augen und sowohl mir als auch Kisa stand der Mund weit offen.

„Und, Kisa? Gibt´s wenigstens nen Entschuldigungskuss dazu?“ „K-KAI?!“, schrie sie auf und ihre Augen fingen an zu strahlen. Erschrocken hielt sie die Hände vor den Mund.

„Bis du´s wirklich?" „Ich hab doch gesagt, dass ich zurückkomme. Denkst du, ich halte meine Versprechen nicht?" „Aber... Wenn du zu den Psykicks gehörst... Dann..." „Ja, du bist auf dem richtigen Weg, Seiji", lachte ein weitere Mitglied der Psykicks. Nein, ein Mitglied der Bladebreakers. Wieder ertönte ein Lachen und Tyson´s breites Lächeln strahlte mir entgegen, als dieser ebenfalls seinen Helm abnahm.

„Jetzt schau nicht so, Alter. Ich bin doch kein Alien.“ „Ja.. Aber…“, schotterte Teru, der das nun auch gesehen hatte. „Wir dachten, ihr seid weg.“ „Waren wir ja auch“, antwortete ihm Max, der neben ihn getreten war, zusammen mit Ray. „Und jetzt sind wir wieder da. So leicht bekommt ihr uns nun doch nicht los“, achte nun auch Ray, schaute dabei speziell zu Kisa. Sie weinte noch immer und schien nicht damit aufzuhören, vor lauter Freude über das Wiedersehen.

„Oh Gott... Jungs... Ihr... Ihr seid endlich wieder da, ich glaub´s kaum." „Wie wir´s versprochen haben." „Aber... Ich versteh das nicht ganz." „Da gibt´s auch nicht viel zu verstehen, Bruder", lachte die Frau Sato an und unter der schwarzen Perücke erschien ihre blonde Mähne. Als auch die getönte Brille weg war, sahen wir, dass es Serenity war. Kisa löste sich sogar von Kai und sah - wie wir alle - ihre Mutter schockiert an, die Bladebreakers grinsten zufrieden ich sich rein. Sato war der erste, der wieder etwas sagte nach dem Schock.

„Se... Serenity?! Du bist am Leben?“ „Na, Klaro, was hast du denn gedacht?“ „Ich ahnte schon, dass sie es war“, lachte Dad leicht. „Der Tritt war nicht besonders hart, aber man erkennt Serenity´s groben Stil sofort. Aber es ist erfreut dich wiederzusehen. Geht es dir gut?" „He, Unkraut vergeht nicht, dass müsstest du wissen. Und meine Tochter weiß das auch." „Ach, Mum... Mum..."

Kisa liefen Tränen aus den Augen und heulend warf sie sich um den Hals ihrer Mutter, ohne mit ihrer Heulerei aufzuhören. Sie schien überglücklich, obwohl mir Teru und Ayako erzählt hatten, dass sie mit ihrer Mutter lange Zeit nicht auskam. Aber das war nun wohl passé.

Vielleicht war es ja komisch, aber ich hatte plötzlich ein vertrautes Gefühl in mir…

Es tut mir Leid, mein Junge, ich habe das nicht gewollt. Bitte, bitte, verzeih deinem dummen Papa noch einmal…

„Tut mir Leid, dass ich so lange weg war. Als ich mit Cherry aneinander geriet und sie sich teleportierte, gerieten wir beide in eine Raumverzerrung der Dimension. Wir trieben beide lange in der Zwischenwelt herum, bis uns ein Sog hinausbeförderte. Ich landete wieder in dieser Welt, aber mitten im Meer. Die Bladebreakers haben mich zusammen mit den Majestics gerettet und ich bin mit ihnen gegangen.“

Also Robert und seine Freunde hatten ihr also das Leben gerettet. Schon komisch, wenn ich an ihr sonst so unsoziales Verhalten dachte. Ich konnte sie kaum dazu bewegen.

„Nochmals… Es tut mir Leid, ich wollte euch keine Angst machen, niemanden von euch.“ „Ist doch egal. Solange… Solange es dir gut geht…“, hauchte Sato erleichtert. Ich denke, er wollte irgendetwas anderes sagen, solange sie nicht tot war oder etwas Ähnliches.

Eine Erschütterung riss und plötzlich von den Füßen.

„W-Was war das?“, rief Ayako auf und wieder bebte das ganze Schiff. „Vermutlich Cherry´s Plan B“, meinte Ray und schaute sich im Raum um. Er schreckte schließlich zurück, als er auf seine Füße starrte, die langsam unter dem aufsteigenden Wasser verschwanden. „Mist, das Schiff sinkt! Alle raus hier!!“, rief mein Vater und alle stürmten ohne zu zögern los. Nur Kisa, ich und Kai hielten noch einmal inne und warfen unsere Blicke zurück zu Amy, die wie erstarrt auf das Wasser blickte.

„Komm, Amy!", rief ich ihr zu und sie ergriff meine und Kisa´s Hand, die wir ihr entgegenstreckten. Sie legte auch gleich an Geschwindigkeit zu, sie war sogar so schnell, dass sie mich und Kisa zog, statt wir sie. Das Deck war nur noch teils über Wasser, doch es sank viel zu schnell. Ohne groß zu überlegen sprangen wir ins offene Meer und schwammen vom Schiff weg, um nicht in den Sog zu geraten, der entstand, als das letzte Stück schließlich im Wasser verschwand.

Noch etwas verdutzt sahen wir auf den Punkt, wo es noch gestanden hatte, einige schauten sich hektisch um. Kein Land in Sicht.

„Und wohin nun?“, fragte Max, es kamen nur ratlose Seufzer als Antwort, bis ein Motorgeräusch immer näher kam. Ein Schnellboot kam uns entgegen.

„Hey, hat jemand ein Taxi bestellt?“ „Kenny!“, riefen wir alle auf, als uns der kleine Junge entgegengrinste. „Psykicks, Dr. K, seit ihr in Ordnung?“ „Boah, nenn uns nie wieder so, Kenny! Ich bin froh, dass das um ist!“, meckerte Tyson und schwamm mit uns auf das Boot zu. Noch bevor die Sonne aufging, hatten wir dass sichere Land erreicht.

angehäufte Arbeit

Zum Thema: Nostalgie 3

Hilary war zwar nie ein Charakter, den ich besonders gemocht habe, dennoch ist sie der einzige Faktor der zweiten Staffel, der ihn mit der dritten verbindet und ist als halber Hauptcharakter nun einmal notwendig. Ich habe Hilary nicht so gemocht, weil sie in der Serie einfach total unnötig war. Vielleicht wird sie mir ja im Laufe der FF sympathisch, da sie hier ne wichtigere Rolle bekommt xD

Ich weiß, Tyson, Kenny und Hilary haben keine Schuluniformen, aber ich hatte so ein Verlangen danach. Da ich mir für die Schule von Kisa, Teru etc. ne Blazer-Uniform vorgestellt habe, bekommen Tyson und Hilary eine im Matrosen-Stil ^,^ (Ja, ich hab einen Uniformen-Fetisch. Na uuuuuuuuund ;.;)
 

- angehäufte Arbeit
 

Erde…
 

„Jetzt sagt schon, wie war eure Reise? Sagt, sagt, sagt!!“ „Jetzt macht doch mal langsam!“, lachte Tyson, auch wenn es dabei nicht viel zu lachen gab und klopfte mir auf die Schultern. Ich hatte sie regelrecht mit Fragen überhäuft. Wir waren mitten in der Nacht nach Hause gekommen, Tyson und Max kassierten sofort ´ne Standpauke, warum sie sich so lange nicht gemeldet hatten und wie unverantwortlich es war, sie waren in Sorge. Und so erschöpft wie sie schienen - und wie sehnsüchtig sie die Betten angestarrt hatten - ließ ich sie schlafen um sie gleich am Morgen mit Fragen zu bombardieren. Ich hatte extra meine Mum gebeten zu gehn, sie wollte etwas wegen den Jungs klären, aber ich hatte sie doch rumgekommen.

„Hey, ihr sitzt hier schon ´ne Ewigkeit und ihr habt mir immer noch nicht erzählt, wie es war! Kommt schon, erzählt!“ „Ja, ja, okay…“, grinste Max mich an, dann begann Ray zu erzählen. „Wir sind anfangs nur durch Asien gereist und haben gegen viele starke Beyblade gekämpft, sei es Straßenkinder gewesen oder gesponserte Beybladeteams. Hauptsächlich aber haben wir in der Wildnis trainiert, wir sind in den Bergen oder im tiefsten Wald gewesen.“ „Und Europa erst, ein Traum. Wir waren in der Mittelmeerregion, die Küsten waren der perfekte Trainingsraum, da hast du die Elemente richtig gespürt.“ „Ja, und dann haben uns die Dämonen fortgejagt“, ergänzte Kenny, die Jungs fingen an laut zu seufzen. „Verfolgt?“ „Zwar schon in Asien, aber als wir in Italien ankamen wurde es richtig schlimm“, erklärte Kenny und wurde dann von Tyson unterbrochen. „Sie haben uns zu jeder verdammten Tages- und Nachtzeit verfolgt. Wir konnten nicht einmal mehr in Ruhe schlafen, keine Ahnung, was die plötzlich für Probleme hatten. Erst als wir in Deutschland bei Robert untergetaucht sind, hatten wir etwas Ruhe.“ „Ihr seid extra zu Robert? Ihr hättet doch zu Enrico gehn können, dass wär viel näher gewesen.“ „Schon, aber er wollte Miete für den Aufenthalt haben…“ „Ah, verstehe…“, seufzte nun ich. Enrico war wohl immer noch so ein Womanizer… Was wohl passiert wäre, wenn ich dabei gewesen… Nein, dass stellte ich mir lieber nicht vor.

„Bei Robert schließlich erhielten wir einen Brief von Mr. Dickenson“, erzählte Ray weiter. „Er schrieb, dass die Dämonen uns ganz bewusst verfolgten, die ganze Legion samt Cherry an der Spitze war hinter uns her. Zusammen mit ein paar ominösen Bladern. Wir sollten uns versteckt halten. Als wir über See reisten, um zu Johnny zu kommen, fand wir deine Mutter im Meer treiben. Der Vorschlag mit den Psykicks war ihre Idee, Robert und die anderen Majestics haben uns dabei unterstützt, ebenso wie Mr. Dickenson von der BBA aus.“ „Erklärt, warum in der Zeitung stand, dass die Psykicks die BBA aktuell vertreten würden“, sagte ich, aber eher zu mir selbst. Befriedigend war das alles aber noch nicht ganz.

„Aber von Mr. Dickenson habt ihr auch nichts genaueres gehört?“ „Nein…“, sagte Max traurig. „Wir dachten, du hättest Kontakt mit ihm.“ „Ich? Nee! Teru, Rika und Yochel haben ihn nur kurz auf der Straße gesehen, aber scheinbar war er vor ihnen geflohen. Mehr weiß ich nicht.“ „Sehr dubios“, grummelte Tyson, seine Augenbrauen zogen sich dabei eng zusammen, dass ihm trotz seinem ernsten Blick lustig erscheinen ließ.

„Ob wir mal bei der BBA fragen sollten?“ „Vergiss es, da geh ich nie wieder hin!“, fing ich bei Max´ Vorschlag an zu mosern. „Das Personal ist scheißunfreundlich, als ich nachgefragt habe haben sie mich gleich wieder rausgeschmissen!“ „Deine sogenannte »Nachfrage« kann ich mir gut vorstellen“, sagte Kai, deutlich zynisch und mich leicht angehobenen Mundwinkeln. Anfangs kapierte ich den Witz nicht wirklich, erst als alle Jungs zu lachen anfingen, checkte ich es.

„Hey, findet ihr das komisch?! Danke Kai, wirklich!“ „Gib doch zu, dass ich Recht habe“, grinste er mich unverschämt an, beschämt sah ich von ihm weg. „Und wenn schon!“, antwortete ich daraufhin patzig. „…Okay, vielleicht habe ich mit der eingetretenen Tür doch etwas übertrieben… Ich hab mich aber einfach sehr verarscht gefühlt. Wenn ihr mir keine Briefe schreibt und nicht Bescheid sagt, kann ich auch nichts dafür!“ „Keine Briefe? Wir haben dir immer welche geschickt, der Letzte ging vor zwei Wochen raus.“ „Gar nicht wahr, ich hab seit Monaten keinen mehr von euch bekommen.“

Eine erdrückende Stille erfasste plötzlich den Raum, jeder starrte jeden an. Und jeder von uns merkte, dass da irgendwas richtig falsch gelaufen war. Die Briefe hätten einfach verloren gegangen sein können, aber dass schien uns nicht in den Sinn zu kommen. Hatten die Dämonen wohlmöglich…

„TYSON!!!“

Der Schrei ging durch sämtliche Knochen und Glieder und rüttelte jeden von uns wach. Verwirrung war in unseren Gesichtern und nur Tyson und Kenny schienen das Unheil zu erahnen, dass sich da anbraute, in Form eines jungen Mädchens, die die Haustür aufschlug und im Flur stand, als wir zum Nachsehen die Küche verließen. Ihre Uniform im Matrosen-Stil ließ mich vermuten, dass sie direkt nach der Schule hierhergekommen war. Als sie schnaufte, fingen wir erst an Tyson´s merkwürdiges Verhalten zu bemerken. Ich glaubte es kaum, aber es schien echt so, als ob er Angst hätte.

„Hilary, Hallo… Ha, ha… Was für ´ne Überraschung dich hier zu sehn. Wie kommt es?”, fragte er mit einem ziemlich unnatürlichen Lächeln. Fing er etwa an zu schwitzen?

„Wie? Sag mal hast du überhaupt eine Ahnung, wie lange du nicht mehr in der Schule warst?! Zu deiner Information, wir haben Juni und seit November warst du spurlos verschwunden, hast du dir das mal ausgerechnet?” „Nein, bitte kein Mathe!” fing Tyson an zu jammern, doch das Mädchen wurde immer grober und packte ihm am Ohr. „Seit über einem halben Jahr schleppe ich deine Hausaufgaben und Bücher nach Hause und gerade hat mir dein Opa gesagt, du wärst seit gestern wieder zu Hause!” „Gar nicht wahr, ich kam heute Nacht erst Heim!“ „Und du Idiot kommst nicht einmal auf die Idee, dich mal wieder in der Schule blicken zu lassen?! Das erste Halbjahr ist schon fast rum und du Trottel machst einfach weiter Urlaub!“ „Was heißt hier Urlaub, ich war auf einer wichtigen Mission! Lass mein Ohr los, verdammt!“, keifte Tyson sie an, die allerdings nur fester dran zog. Es war zwar nicht nett von uns, aber wir fingen an zu kichern, was Tyson mitbekam.

„Ihr seid beschissene Freunde, wisst ihr das? Ich werde von dieser Seeschlange fast getötet und ihr lacht auch noch, vielen herzlichen Dank!“ „Wen nennst du hier eine Seeschlange?!“, keifte sie und zog noch fester daran. Tyson verkniff sich einen Aufschrei und langsam wurde auch sein Ohr rötlich.

„Ähm, Verziehung wenn ich mich einmische, aber würdest du uns dieses Mädchen mal vorstellen, Tyson?“, mischte sich Ray ein. Tyson reagiert darauf zwar nicht, doch das Mädchen ließ ihn dafür los und zu unser Überraschung lächelte sie uns nett an und verbeugte sich leicht.

„Entschuldigung, das war unhöflich. Ich heiße Hilary Tachibana, ich bin vierzehn und gehe mit Tyson und Kenny in die neunte Klasse.“ „Mensch Tyson, ich frag mich, was dein Problem ist. Ich finde sie nett“, sagte Max begeistert und reichte Hilary die Hand, die sie freundlich annahm. „Pah, die tut nur so. Ich schwör´s dir, sie ist der Teufel!“ „Ich bin vielmehr dein Retter, ohne mich würdest du kaum den ganzen Stoff nachholen können, den du in der Zeit verpasst hast. Sei dankbar!“ „Und warum hab ich dann noch nichts von deiner sogenannten Hilfe gesehen?“ „Ich denke, dass kann ich erklären“, rief Tyson´s Opa auf der klammheimlich in den Raum getreten war und jeden von uns einen Schreck versetzte. „Mensch Opa, muss du uns so erschrecken?“ „Dieses fürsorgliche Mädchen hat die letzten Wochen und Monate jeden Nachmittag die Hausaufgaben für Tyson hergebracht.“ „Siehst du?!“, sagte sie triumphierend und streckte Tyson die Zunge entgegen, als dieser die Nase rümpfte. „Allerdings wurde es mit der Zeit so viel, dass im Zimmer kein Platz mehr war, also musste ich es anderweitig verstauen.“ „Was soll das heißen?“

Die Antwort hierbei kam nicht in Worten.

Kaum eine Minute nach dieser Frage standen wir alle in Tyson´s Zimmer, dass sich in einem Topzustand befand, abgesehen von dem ungemachten Bett und dem Schrank, aus dessen Spalten einige Blätter rausragten. Langsam machte Tyson die Schiebtür auf und erblickte das Chaos, in Form von losen Blättern, Heften und Büchern, ehe dies zusammenfiel.

„OH GOTT!!!“, schrie Tyson dabei auf und wurde von dieser Papierlawine regelrecht begraben. „Alles in Ordnung?“ „Ja, ja, keine Panik!“, moserte er rum, obwohl Kenny ihm nur helfen wollte. Aber er nahm es ihm nicht krumm, Tyson schien einfach schlecht gelaunt und ein wenig überfordert, als er nur wenige der Arbeitsblätter in die Hand nahm und nichts weiter darauf sah als Zahlen.

„Daran werde ich ja noch bis zur Uni sitzen. Das sind keine Hausaufgaben, dass ist Sklaverei.“ „Wenn du jetzt anfängst schaffst du es vielleicht noch bis zu deinem High School Abschluss“, lachte Hilary schadenfroh. „Du hast gut reden, Streberin! Hey, Max, Kisa, könnt ihr nicht wenigstens meine Englischhausaufgaben übernehmen? Oder mich zumindest etwas unterstützen?“ „Ach, weißt du, wir sind nicht so gut in Englisch…“, meinte Max und warf einen kurzen Blick zu mir, dabei zwinkerte er und ich nickte. „Ja, wir haben keine Ahnung, wir kennen die Sprache nicht einmal wirklich.“ „WOLLT IHR ZWEI MICH VERARSCHEN?! Englisch ist eure Muttersprache, diese Story könnt ihr wem anders erzählen! Tolle Freude seid ihr.“ „Jetzt sei nicht gleich eingeschnappt. Aber da musst du nun mal durch“, erklärte Ray, aber sein Lachen konnte er sich ebenso wenig verkneifen, woraufhin Tyson nur schnaufte und zu brummen begann. Doch hörte er sofort damit auf, als Amy den Raum betrat, vermutlich angelockt von seinem Schrei.

„Ty-sama? Alles gu´?“ „Ach Amy… Wenigstens du hältst zu mir und beschützt mich vor der Boshaftigkeit dieser Leute.“ „Jetzt übertreibst du aber“, meinte nur Kenny, während Amy Tyson fragend ansah, während er ihre Hände nahm. Auf meiner Schulter spürte ich, wie Kai mich vorsichtig antippte. Ich sah ihn an und er deutete mit einer Kopfbewegung zu Hilary, die mit sehr interessierten Augen Amy anstarrte.

„Entschuldigen Sie wenn ich frage, aber… Haben wir uns nicht einmal gesehen? Sie kommen mir so bekannt vor.“ „Ah?“, quietschte Amy regelrecht und blickte zu mir. Ich war zur Salzsäule erstarrt. Ich hatte ganz vergessen, dass Amy gesucht wurde. Und wenn Hilary das rausbekommen würde…

„Na?“, hackte Hilary noch einmal nach, Amy lachte sie aber nur weiter an und Max zog sie schließlich weg. „Weißt du, Hilary, Amy kann nicht so gut japanisch. Sie ist meine Großcousine aus Australien.“ „Ach so, deswegen hat sie mir nicht geantwortet. Aber englisch kann sie doch?“ „Schon, aber weißt du… Sie hat ziemlich viel mitgemacht, musst du wissen. Ihre Mutter hat während der Schwangerschaft getrunken und ihre Kindheit war nicht sehr rosig, deswegen ist sie im Kopf etwas… durcheinander. Sie benimmt sich gern wie ein kleines Kind und sitzt in ihrer Fantasiewelt fest. Die Ärzte nennen das Intelligenzminderung.“ „Oh je, die Arme…“ sagte Hilary betrübt und sah mitleidig zu Amy, die nur grinste. Sie glaubte es also. Oder zumindest teilweise und mir tat es etwas Leid, als sie kurz davor war zu weinen.

„Aber wenn sie aus Australien ist, warum kommt sie mir so bekannt vor?“ „Ist doch unwichtig! Du gehst jetzt, wir haben viel zutun und du stehst nur im Weg!“ „Hey, aber…“ „Und Danke für die Hausaufgaben“, rief ihr Tyson noch zu. Den ganzen Weg zur Tür hatte er sie hinter sich her geschleift und nun die Haustür vor der Nase zugeknallt. Man konnte sie nur noch fluchen hören und wie sich ihre Schritte leiser wurden. Sie ging.

„Boah, Schwein gehabt.“ „Vielleicht nur etwas länger und sie hätte Amy wiedererkannt“, seufzte Ray, als er in Amy´s Gesicht blickte uns sie immer noch grinste. „Aber ob das immer so gut geht. Diesmal hatten wir vielleicht Glück, aber wenn jemand anders Amy sieht, haben wir hier bald die Polizei vor der Tür stehen“, meinte Kai ernst und ich konnte ihm nur zustimmen. „Schon… Bis du sicher, dass du Amy hierbehalten willst, Tyson? Seiji wär jederzeit bereit, sie wieder auszunehmen.“ „Quatsch, sie kann ruhig bleiben. Das Problem lös ich schon.“ „Wenn einer von diesen Beamten es wagen sollte sie mitzunehmen, bekommt er es mit mir zutun!“, grölte Tyson´s Opa hinter uns und wedelte mit seinem Bambusschwert herum. „Opa, du weißt, wer Amy ist?“ „Selbstverständlich, es stand in jeder Zeitung. Aber wenn ihr sie beschützen wollt, hat das sicher einen guten Grund. Ich habe meinen Enkel schließlich nicht zu einem Dummkopf erzogen.“ „Nein, aber zu einem Sturkopf“, lachte Kenny und Tyson knurrte ihn an.

„Außerdem fehlt der weibliche Glanz im Haus. Eine tüchtige Hausfrau ist dass A und O für ein sicheres Heim.“ „Ah, daher weht also der Wind…“, sagte Ray, wir andere nickten stumm. Was Amy anging, keine Ahnung ob sie das verstand, was Tyson´s Opa sagte, aber sie ließ einen enthusiastischen Laut los und fing an mit ´nem Lappen den Boden zu putzen. Ich würde ja etwas sagen, aber es schien ihr nichts auszumachen. Sie summte ja dabei auch noch. Sollte sie ihren Spaß haben.

„Seht ihr, sie freut sich.“ „Aber gemein ist das schon…“, meinte Kenny. „Aber was sollen wir sonst machen? Dann lieber ordentlich ausnutzen, als sie ihrem Schicksal zu überlassen.“ „Wohl war…“, meinte ich geknickt. „Mr. Dickenson erreichen wir ja nicht. Er wüsste vielleicht was…“ „Aber… Hey, vielleicht weiß jemand von der BBA, wie man ihn erreichen kann“, sagte Max und schlug mit seiner Faust in die andere Hand. „Sie stehen doch immer mit ihm in Verbindung und Mr. Dickenson muss sie doch auch irgendwie leiten. Irgendwas müssen die Arbeiter da doch wissen.“ „Also sollen wir denen mal ´nen Besuch abstatten?“ „Besser wie nichts zutun“, sagte Ray. „Oder, Kisa?“ „Solange ihr dabei seit. ich habe keine Lust wieder rausgewofen zu werden.“ „Aus gutem Grund, aber diesmal sind wir dabei. Und was sagst du, Kai?“, fragte Ray ihn. Kai schaute ihn zwar nicht an, antwortete aber zumindest.

„Was fragt ihr mich, ihr tut doch immer dass, was ihr wollt.“ „Also damit ist das geklärt. Beeilen wir uns!“, rief Tyson enthusiastisch und rannte aus dem Raum, direkt zur Haustür, wir folgten ihm. „Na dann, viel Erfolg, Kinder. Du kannst in der Zeit den Keller aufräumen, Amy. Klingt das nicht großartig?“ „´Urra!“

Während Amy also weiterhin die Rolle des Hausmädchens der Kinomiyas übernahm, machten wir uns auf dem Weg zum BBA Hauptsitz, allerdings zu Fuß. Wir waren so erpicht auf Antworten, dass wir nur so schnell wie möglich weg von unseren Standpunkt kommen wollten, alles andere wie Bus oder Bahn wäre uns so langwidrig vorgekommen.

Doch schneller wie jeder erwartet hatte standen wir vor dem hohen Gebäude und schritten in einem normalen Tempo auf den Eingang zu. Doch wir hatten nicht einmal richtig zu Atem gekommen, schon stellten sich zwei Wachposten, in schwarzen Anzügen und Sonnenbrillen uns in den Weg.

„Was soll das, lassen Sie uns durch!“ „Tut uns Leid, aber Unbefugte haben keinen Zutritt“, erklärte einer der beiden mit seriöser Stimme und streckte einfach den Arm aus, um uns zum Stillstand zu bringen. „Unbefugte? Putzen sie mal ihre Brillengläser, haben sie überhaupt ´ne Ahnung wer hier vor Ihnen steht?!“ „Was ist denn hier wieder los?“, fragte ein dritte Person, die sich, zu unserem Erstaunen um Mariam handelte. Für einen Augenblick war es still und Max fiel regelrecht die Kinnlade runter, ehe er Worte dafür finden konnte.

„Mariam…?“ „He, was will die denn hier?“ „Selbiges könnte ich euch genauso fragen“, sagte sie und fixierte jeden von uns, was Tyson gar nicht passte und deutlich zeigte. „Na hör mal! Wir, die Bladebreakers vertreten die BBA schließlich.“ „Und weiter?“ „Was »und weiter«?! Wir gehören zur BBA und wir haben das Recht hier reinzuspazieren, wann es uns passt.“ „Tja, Sorry, aber der neue Chef sieht das etwas anders.“ „Was? Neuer Chef?“

Als Ray den Satz wiederholte hoben sich seine Augenbrauen. Er warf einen Blick auf Kai, der nur die Schultern hob, genauso wie ich. Wir schauten wieder zu Mariam, die gelangweilt eine Haarsträhne um den Finger wickelte.

„Er konnte es überhaupt nicht gutheißen, dass die berühmten Bladebreakers einfach verschwunden sind, ohne dass sich je einer von ihnen gemeldet hat und hat ihnen daher den Vertrag gekündigt, wegen Unzuverlässigkeit und Unanwesenheit.“ „IHR HABT WAS??!“, schrie ich los und ging einen großen Schritt auf sie zu. „Was heißt hier »Unzuverlässigkeit« und »Unanwesenheit«. Ich bin die ganze Zeit hier gewesen!“ „Du hast kein Bitbeast und daher keine sinnvolle Funktion im Team, du zählst also nicht“, erklärte sie, beabsichtigt darauf mich zur Weißglut zu treiben. Zu gern wär ich auf sie losgegangen, aber packte mich Kai am Arm und hielt mich zurück.

„Lass es, so bringst du dich nur mehr in Schwierigkeiten.“ „Ahr, na schön…“

Gepasst hatte es mir dennoch nicht. Ich hätte ihr wenigstens ´ne Ohrfeige für diese Frechheit verpassen können, verdient hätte sie es.

„Das war nicht unsere Schuld“, versuchte Kenny nun zu erklären. „Wir waren Undercover unterwegs, Mr. Dickenson kann das beglaubigen, er hat uns bis vor zwei Monaten noch begleitet.“ „Nun, beweis das mal ohne ihn. Er hat sich bis heute nicht bei der BBA gemeldet und gilt als vermisst.“ „Wieso vermisst? Teru und Yochel haben in erst gestern gesehen!“, rief ich Mariam noch einmal dazwischen, sie lachte aber nur wieder. „Erzähl das jemanden, den das interessiert. Ihr seid hier in der BBA nicht mehr erwünscht und wenn ihr euch nicht sofort verzieht ruf ich den Sicherheitsdienst. Einen schönen Tag noch.“

Erhobenen Hauptes drehte sie sich von uns weg und ging mit den zwei Wachmännern zurück in das Gebäude, während wir, wie bestellt und nicht abgeholt dastanden. Normalerweise hätten wir reinstürmen und das klarstellen müssen, aber unsere Intuition hielt uns davon ab, wohlmöglich etwas Unkluges zutun.

„Scheiße… Was machen wir jetzt?“, fluchte Tyson verzweifelt und sah jeden von uns an. Niemand sagte etwas.

„Na toll, jetzt sind wir richtig am Arsch…“

klare Sicht

Zum Thema: Migräne

Irgendwie wirkt das alles klischeehaft. Der Bösewicht, der hinter der göttlichen Macht her ist um danach alles zu beherrschen. Aber ehrlich, wie ich den Baum des Lebens hätte anders einbringen sollen, da hatte ich echt keine Ahnung. Oder das mit den Bitbeasts, ich dachte, ich sterbe. Aber nur so kann man das Christentum genial mit dem Feng Shui verbinden. Wie Awesome. Wenn man sich etwas im Feng Shui auskennt, weiß man, dass es fünf heilige Tiere gibt, in der Mitte nämlich steht noch die Schlange und ist für die Erde. In diesem Fall ist keine Schlange da, dafür aber die vier Tiere der Prophten, die alle das Element Erde haben.

Määääh, wieder Migräne.... Und auch, wenn Sacré viele erklärt, ist vieles, sehr vieles verdammt unklar und zweideutig und manches führt eventuell auf die falsche Spur. Und dass die Menschen selbst einige dieser göttlichen Eigenschaften besitzen, ist laut der Kabbala-Lehre nicht einmal gelogen. Migräääääneeee...
 

- klare Sichten
 

Feuer…
 

„Na warte, Kisa, wenn ich dich in die Finger kriege…“, brummte ich leise und zornig vor mich hin in Anwesenheit meiner Freunde und Verwandten. „Lassen wir die Jungs erst mal zur Ruhe kommen, nach der Schule gehen wir alle zusammen zu ihnen! Das hat sie wortwörtlich gesagt! Und jetzt? Jetzt stehen wir hier und erfahren, dass sie sich krankgemeldet hat! Krankgemeldet, wie primitiv!“ „Verüble es dir doch nicht“, sagte Rika zu mir, ein verzweifelter Beruhigungsversuch. „Sie hat die Jungs vermisst und natürlich konnte sie nicht ruhig dasitzen.“ „Dann soll sie uns aber nicht so dreist anlügen!“ „Außerdem hätte sie es wohl noch ein paar Stunden ohne Kai ausgehalten“, meinte Kazue eingeschnappt und verdrehte die Augen, als sie diesen Namen aussprach. Gott, konnte sie Kai etwa immer noch nicht leiden? Mizawar verstand ich ja noch, aber Kazue benahm sich ziemlich kindisch.

„Auf was warten wir dann noch? Vermutlich werden sie bei Tyson zu Hause sein. Schließlich ist dort ja auch Amy, nehme ich zumindest an“, schlug Seiji vor, wir antworteten alle mit einem Nicken. Na ja, zumindest fast alle.

„Ihr könnt ruhig ohne mich gehen. Sagt O-nee-chan und den Anderen einen schönen Gruß“, winkte Ayako ab. „Jetzt hör doch auf. Komm doch mit“, rief ich ihr hinterher, doch so einfach wie sie sich umgedreht hatte, ging sie auch. Wütend schnaufte ich, Seiji rannte ihr nach. Die beiden unterhielten sich kurz, Seiji hielt dabei ihre Hand - was ich überaus verdächtig fand - Ayako schüttelte aber den Kopf und ließ ihn stehen. Ob sie ins Krankenhaus ging? Wohlmöglich. Kurz blieb sie noch einmal stehen und winkte uns allen, Seiji nickte sie noch zu. Vielleicht war es reine Paranoia… Aber ich würde behaupten, da lief etwas zwischen den beiden. Aber das… Nein, das konnte nicht sein!

„Hmpf, wenn Ayako so einfach gehen kann, mach ich auch die Fliege.“ „Kazue! Sei doch nicht so“, sagte Rika sichtlich enttäuscht. „Ihr könnt ja gehen, aber ich hab kein Verlangen, diese Knilche zu sehen. Ich hab andere, wichtigere Dinge. Also Bye!“, antwortete sie ziemlich zickig und ging erhobenen Hauptes in die andere Richtung. „Mizawar, mach was!“ „Ich?“, fragte er verblüfft, als ich ihn ansprach, die Kippe fiel ihm dabei fast aus dem Mund. „Warum machst du Karottenkopf das nicht?“ „Weil sie mich noch weniger leiden kann als dich. Ich leg mich mit ihr nicht an. Lass deinen Charme spielen, Alter.“ „Meinen Charme spielen lassen… Klingt lustig! Okay, mal sehen, was sich machen lässt.“ „Mach einfach was!“, seufzte ich genervt. Mizawar klopfte mir fest gegen den Rücken und zerzauste mir die Haare, dann lief er Kazue nach. Rika blickte traurig zu Boden.

„Tolle Freunde sind wir. Manche haben Sorgen, aber sagen nichts und andere besitzen keinen Funken Toleranz.“ „Sieh das nicht so schwer, die kriegen sich bestimmt wieder ein“, tröstete Seiji sie, aber ihre Mundwinkel hoben sich nicht. „Ich weiß nicht… Ich kann Ayako nicht helfen, sie redet sich immer raus. Und von Kazu bin ich enttäuscht. Ich mag Kai auch nicht so, ich habe Angst vor ihm. Aber man kann es Kisa doch etwas gönnen.“

Seiji und ich hielten inne und sahen uns entsetzt an. Rika hatte auch etwas gegen Kai? Langsam kam es mir doch spanisch vor. Ich dachte, dass wäre nur bei Kazue und Mizawar der Fall. Sie kannten Kisa schließlich länger und waren vielleicht eifersüchtig. Aber Rika war zu gutmütig und naiv für so ´ne Art von Gedanke…

„Komm Rika, sieh´s locker!“, lachte ich zur Ablenkung. „Sollen sie halt alle machen, was sie wollen. An Andere zu denken ist auch nicht immer einfach. Wir sind alle einfach ziemlich Egoisten, ha, ha.“ „F-Finde ich nicht. Ich finde nicht, dass du egoistisch bist, Teru. Du denkst sehr oft an Andere…“, sagte Rika leicht lächelnd und in meinem Hals hatte sich ein Kloß gebildet. Ich war überrascht… War das etwa ´n Kompliment?

„Kommt jetzt, sonst schlagen wir noch Wurzeln“, sagte Seiji und zerrte mich mit sich und ich sah, wie er mich innerlich auslachte. „Lach nicht so blöd!“, zischte ich ihn an, aber leise. „Du bist rot geworden.“ „Ach, Halts Maul!“

Etwas verdutzt lief Rika hinterher und zu dritt liefen wir zu Tyson. Es dauerte keine halbe Stunde, da fanden wir alle Bladebreakers im Garten des Dojos. Allerdings war ihr Anblick ´n regelrechtes Trauerbild. Sie saßen alle nebeneinander und mit hängenden Köpfen, während Amy ratlos auf und ab lief. Amy lief ein merkwürdiges Quietschen von sich, als sie mich, Seiji und Rika sah, dabei blickten auch die Jungs und Kisa auf.

„Hallo“, grüßte Rika, freundlich aber etwas zurückhaltend. Keiner von ihnen grüßte zurück und ließen wieder die Köpfe hängen.

„He, was ist dass denn für ´n Empfang? Ist jemand gestorben, oder was?“ „Könnte beinah hinkommen“, sagte Kenny trübselig, gleich nach ihm hob Max den Kopf. „Wir waren eben im BBA Hauptquartier und wurden gekündigt.“ „Gekündigt?“, sprachen wir drei fassungslos nach, dann stand Ray auf zu einer genaueren Erklärung. „Erinnerst du dich noch an die drei Beyblader auf dem Schiff? Sie hat uns am Eingang abgefangen und gesagt, der neue Chef hätte unseren Vertrag gekündigt, weil wir uns seit Monaten nicht gemeldet haben. Und da wir Mr. Dickenson nicht finden und er vermisst wird, können wir auch nichts machen.“ „Neuer Chef?“ „Bestimmt der Leibhaftige, der sich reingeschlichen hat. Blöder Sack!“, brummte Kisa ziemlich wütend. „Woher willst du wissen, dass es das leibhaftige Böse ist?“, fragte Tyson sie und Kisa sprang sofort auf. „Nenn mir jemand anders, der uns so ein reinwürgen will?! Er will uns jede Unterstützung nehmen. Außerdem ist diese Mariam offensichtlich eine seiner Gevolksleute. Also, passt doch!“ „Was für ´en Sinn hat es aber, uns eins auszuwischen, wenn er euch haben will?“ „Weil…“, fing Kisa an, als Kai sie ansprach, doch den Satz beendete sie nicht. Sie blieb still und mit jedem Augenblick verstand ihre Überzeugung.

„… Ich hab keine Ahnung, was das bringen soll.“ „Kisa, deine Familie kämpft seit Jahrtausenden gegen den, ihr müsst doch ein wenig Ahnung haben.“ „Ich weiß ja nicht einmal genau, warum er uns auslöschen will.“ „WAS!?!“, schrieen die Jungs, Kisa schreckte dabei auf und sprang Amy in die Arme. „Das ist nicht dein Ernst.“ „Tut mir Leid, Kai. Aber ich weiß nicht viel über die Gründe… Teru? Seiji?“ „Ähm…“, stöhnte ich. Ich war mit der Frage genauso überfordert. Ich dachte immer, unsere Eltern wüssten das. Seiji sah eher aus, als hätte er etwas Ahnung. „Also… Das leibhaftige Böse gehört zu den Dämonen, die schon immer gegen Gott gekämpft haben und für den Tod der Erzengel verantwortlich waren, die sich in Babylon niederließen. Und weil wir die Kinder der Erzengel sind, will man uns auch töten.“ „Nur weil die Erzengel zu Gott gehören?“, hackte Tyson ein wenig misstraurig nach. „Mehr hat man uns nicht beigebracht.“ „Bitte?! Was ist denn der Himmel für ein Saftladen, wenn er nicht einmal euch einen vernünftigen Grund für so einen wichtigen Kampf nennen kann?!“ „Tyson hat nicht Unrecht…“, stimmte ihm Ray kopfnickend zu, Amy, die neben ihm stand und Kisa immer noch festhielt ahmte ihm nach. „Natürlich steht es außer Frage, dass man hinter uns her ist… Aber wie sollen wir da vorgehen, wenn ihr nicht einmal den Grund für dass alles wissen. Das passiert doch nicht, weil jemand Langeweile hatte und sich deswegen einfach mal dachte, er könnte sich mit Gott anlegen. Da muss doch noch mehr sein, ein klares Ziel!“ „Luzifer…“

Die leise Stimme glich mehr einem lauen Lüftchen, wir hatten sie erst gar nicht wahrgenommen. Doch ein flüchtiger Blick zur Seite reichte und wir sahen die beiden Engel, Sacré und sogar Tsubasa neben uns stehen.

„Tsubasa!“, rief wir erfreut auf. Wie lange hatten wir die Kleine schon nicht mehr gesehen? Seit Cherry sie vermöbelt hatte, hatte sie sich schon lange nicht mehr bei uns sehen lassen.

„Tsubasa, dir geht es wieder gut!“, sagte Rika hoch erfreut. „Ja… Ich wurde in eine Art Heilkur geschickt, damit ich wieder auf die Beine komme. Seit gestern bin ich wieder im Dienst. Nicht wahr, Sacré?“ „Und stärker wie eh und je“, sagte er und tätschelte ihr über den Kopf. „Wir sind mehr als erleichtert. Wir haben uns alle Sorgen gemacht. Aber… was hast du noch einmal gesagt, Tsubasa?“, fragte Max vorsichtig und ging vor ihr in die Hocke, Tsubasa blickte ihn dabei ein wenig schüchtern an, dann sprach sie wieder. „Luzifer´s Auferstehung… Das ist sein Ziel. Der Engel, der Gott verriet, die Dämonen erschuf und schließlich nach dem Krieg in Babylon vor dem höchsten Gericht landete. Den Gott selbst war sein Richter, etwas, was nie einer zuvor oder danach widerfuhr. Das leibhaftige Böse war einer seiner engsten Kämpfer und versucht alles, um seinen Meister zurückzuholen.“ „Luzi… fer? Der Morgenstern?“, wiederholte Rika erstaunt. Wenigstens eine, die das verstand. Ich hatte diesen Namen noch nie gehört.

„Das habe ich herausgefunden, als ich zum Tor der Todesschatten ging, eins der sieben Gebiete der Hölle, durch das der Totenfluss Lethe fließt. Bevor eine Seele wiedergeboren wird, muss sie durch diesen Fluss, um die Erinnerungen an das alte Leben zu verlieren. Manche bleiben dabei in der Hölle zurück und setzen sich in Steinen, Pflanzen und in der Erde fest. Ich habe nach alten Erinnerungen von verstorbenen Engeln gesucht, um Informationen zu bekommen. Dummerweise hat Cherry mich erwicht.“ „Tsubasa, wieso tust du das auch? Das ist doch gefährlich für so ein kleines Mädchen.“ „Tut mir Leid. Ich wollte nur helfen…“, sagte die Kleine bekümmert, als Ray sie darauf ansprach. Tsubasa war kurz vorm Flennen, doch Ray munterte sie wieder etwas auf, doch sein Blick wechselte schnell zu Sacré. Dieser vermutete scheinbar schon, was gleich kam.

„Sacré… Mal ganz ehrlich. Warum ist alles und jeder hinter unseren Bitbeasts her? Ich verstehe, dass man die Wächter auslöschen will. Aber warum wir? Megami sagte, wir stehen um den Thron Gottes. Wir sind doch nur Menschen… Oder..?“ „Komm, spuck´s schon aus!“, forderte ich ihn auf, genervt kratzte er sich dabei am Hinterkopf. „Nun… Nachdem ich dass von Tsubasa gehört habe, habe ich den hohen Rat damit konfrontiert und Antworten gefordert. Normalerweise ist alles, was mit Luzifer zutun hat ein Tabuthema im ganzen Himmel, aber diesmal waren alle zwölf Cherubim, samt Seraphim Megami doch sehr gesprächig. Über eure Bitbeasts haben sie auch etwas gesagt.“ „Und? Na komm, lass hören!“, sagte noch Max ganz aufgeregt. Im Halbkreis standen wir nun um die beiden Engel und jeder von uns blickte nur auf sie.

„Eure Bitbeasts haben einen viel höheren Stand als die der anderen Beyblader auf dieser Welt. Zur Zeit, als die Erzengel noch lebten gab es zwei Gruppen von Bitbeasts, die die himmlischen Pforten um den Himmel herum beschützten. Der »äußere Kreis« und der »innere Kreis«, alle beide bestanden aus dem Bund von jeweils vier Bitbeasts. Dem Chaioth ha Qadesh. Der äußere Kreis schloss sich um den ganzen Himmelsreich, der Innere nur um den höchsten Himmel, Atziluth. Eure Bitbeasts, Dragoon, Dranzer, Drigger und Dracil sind die vier Bitbeasts des äußeren Kreises. Dramania hingegen aus dem inneren Kreis.“ „Also waren unsere Bitbeasts Schutzengel und verwalteten die Tore?“ „Aber ist das nicht die Aufgabe der Throne?“, unterbrach Kisa, aber Sacré schüttelte stark mit dem Kopf. „Die Throne haben eine ganz andere Funktion. Diese Bunde waren sozusagen ein Schlüssel. Sie konnten alles öffnen, jede Welt, jede Dimension, jedes Tor zu einem anderen Raum oder einer anderen Zeit. Und wenn man beide hat, kann man die versiegelte Tür zu unserem Herrn öffnen, was sonst nur Engeln vom Rang der Seraphim oder Cherubim erlaubt ist.“ „Ooooooh!“, stöhnte Max und Tyson begeistert auf und ihre Augen strahlten regelrecht dabei. Sacré blickte sie abfällig an und sprach weiter.

„Die Bitbeasts beschützen den Himmel und stehen in direkter Verbindung mit den Elementarengeln. Vermutlich war dies der Grund, warum Kisa auch zu euch fand, um die Verbindung dieser beiden Kräfte wieder zu ermöglichen. Dass ist das, was der Leibhaftige haben will. Er will eure Bitbeasts um nach Atziluth zu kommen und durch den Tod der vier Elemente unseren Herrn mit Luzifer endgültig auszulöschen.“ „Aber…“, murmelte Kenny nachdenklich und zu laut, denn alle hatten es gehört, obwohl dass nach seinem drauffolgenden Blick nicht beabsichtigt war. „Ähm, ich meine… Wenn wir der äußere Kreis sind, brauch er nicht noch die des Inneren?“ „Nein, dass hat sich erledigt. Diese Bitbeasts sind alle längst Geschichte.“ „WAS?!“, schrieen wir alle abrupt auf. Zu meinem Erstaunen auch Amy. Ihre Hände faltete sie vor der Brust und ihr ganz blass gewordenes Gesicht blickte zu Boden. Sie wusste was, garantiert.

„Der Leibhaftige hat sie ausgelöscht. Astarte, Behemort, Chronos und Dramania. Sie waren einst die Bitbeasts der vier Propheten, die ihr aus dem neuen Testament kennt. Mathäus, Markus, Lukas und Johannes.“ „Ja richtig…“, meldete sich Kisa. „In Abbildungen werden sie immer mit einem heiligen Tier dargestellt. Ich erinnere mich noch an ein Bild von Mathäus. An seiner Seite war ein Engel abgebildet. Oder zumindest eine menschenähnliche Gestalt.“ „Das war Astarte, der Gargoyle, sein Bitbeast, dass ihn beschützte. Sie war auch die Erste, die getötet wurde, von ihrem Bruder Astaroth, der später ein Erzdämon wurde. Behemort, der Stier wurde von seinem langjährigen Freund Leviathan, mit dem er sich die Regentschaft von Land und Meer teilte in die Tiefen gezogen. Leviathan war zu der Zeit bereits ein Erzdämon. Dramania, der Löwe überlebte die Attentate damals irgendwie, aber nun ist auch sie nicht mehr.“ „Und Chronos? Du hast kein Wort von ihm erwähnt“, hakte noch einmal Seiji nach, doch Sacré sagte für einige Momente gar nichts und kräuselte die Lippen. „Die Geschichte mit Chronos, dem Adler ist auch etwas konfus. Er wurde auch von Dämonen vernichtet, allerdings sei er erst beim zweiten Mal gestorben. Mein Meister Zaphikel erzählte mir von der Geschichte. Chronos soll nach seiner ersten Vernichtung als Engel zurückgekommen sein.“ „Das geht?“, wiederholte ich ein wenig überrascht. Nun, logisch wäre es vielleicht, Engel wurden ja auch wiedergeboren. Allerdings nur ihre Seele. Aber das hier klang irgendwie utopisch.

„Ich war auch überrascht. Wie genau das ging weiß ich auch nicht, angeblich könnten bestimmte Engel diese beschwören und scheinbar geht das wirklich. Chronos kam als Engel zurück, seine Kräfte behielt er und beschützte die Menschen, die in der Region lebten, aus der sein Herr Lukas kam. Sein Herz band sich an diesen Ort und versuchte seiner Aufgabe weiter treu zu bleiben. Der Leibhaftige bekam das aber vor uns raus und tötete Chronos schließlich. Allerdings merkt er dann auch, dass seine Mühen umsonst waren.“ „Umsonst?“

Diesmal war ich es gewesen, der Sacré bei seiner Erklärung unterbrochen hatte. Sein schadenfrohes Grinsen konnte er dabei aber nicht verbergen.

„Um die Tür nach Atziluth zu öffnen, benötigte man den Schlüssel des äußeren Kreises. Der Innere stand Gott zwar nähe, doch waren sie nur ein zusätzliches Schloss. Nur die äußeren Bitbeasts zusammen mit der Macht eines Bitbeasts des Inneren waren der Schlüssel zu Atziluth und das Licht Gottes. Sie hatten schon einst die Menschen vor den Dämonen bewahrt. Sie errichteten hier in Japan, in Kyoto eine neue Schutzstädte der Menschen. Es war kein Babylon, aber etwas, was die Menschen lange Zeit vor den Dämonen schützte. Dies war auch die erste Stadt, in der die Wächter wieder mit den Menschen heimisch wurden. Zu Andenken dessen tragt ihr, egal in welches Länder ihr auch später auswanderte immer noch euren japanischen Nachnamen.“

Ein langes Zweigen trat ein und jeder senkte nachdenklich den Kopf. Langsam schien allen ein Licht aufzugehen, zumindest in manchen Dingen. Und die Bladebreakers… Sacré hatte vermutlich Recht, dass Kisa´s Einstieg in ihr Team mehr war, als Zufall oder ein Befehl.

„Also sind unsere Bitbeasts… Mit ihnen gelangt man also zu Gott persönlich…“, murmelte Tyson fassungslos. „Erkannt. Das leibhaftige Böse will Luzifer zurückholen und ihm schließlich mit euren Bitbeasts zu Gott zu gelangen, um ihn zu vernichten. Er suchte schon lange nach ihnen, nachdem sie Kyoto verlassen hatten, aber ohne Erfolg. Doch Boris und Voltaire hatten Erfolg, sie wussten wo diese Bitbeasts waren. Ich weiß nicht wieso Voltaire die Dämonenarmee verriet, fest steht aber, dass er hinter dem Rücken des Leibhaftigen mit Hilfe der Bitbeasts den Himmel stürzen und nach Atziluth wollte. Zu Gott und zum Baum des Lebens, der einem unglaubliche Kräfte versprach und mit Gott gleichstellte.“ „Geht das nicht auch mit den anderen neun Bäumen?“ „Nein“, erklärte nun Tsubasa. „Die neun Bäume vertreten immer nur ein Sefirot, eine göttliche Eigenschaft. Der Baum des Lebens hingegen vereint alle, zusammen mit dem »Kether«, dem Sefirot der Göttlichkeit.“ „War Luzifer auch hinter diesem Baum her?“, fragte Rika, Tsubasa zuckte aber nur mit den Schultern. „Vermutlich. Niemand kennt seine genauen Pläne und wie dass alles mit eurer Situation zusammenhängt… Aber es wäre logisch. Menschen besitzen sieben der zehn Sefirots, Engel neun. »Kether« ist die, die nur Gott besitzt und die ihm erlaubt den Ätherstrom, aus dem unsere Welt besteht zu beeinflussen. Kaum vorstellbar was passieren könnte, wenn jemand wie Voltaire oder Luzifer so etwas könnten. Mit so einer Kraft könnte man das ganze Universum verändern. Voraussetzung, man tötet Gott.“ „Töten…?“

Ich senkte überaus nachdenklich den Kopf. Doch so wie mir erging es jedem von uns, niemand wagte etwas zu sagen. Überraschenderweise stellte Tsubasa die nächste Frage.

„Warum will Luzifer Gott eigentlich auslöschen, Sacré? Luzifer war doch auch ein Engel, wieso verrät er ihn dann. Er war doch einer von uns.“ „Als ob ich das wüsste… Luzifer war ein Irrer, aber selbst gekannt hatte ich ihn nie. Er wurde vor 5000 Jahren verurteilt, lange vor meiner Zeit. Megami-sama ist der einzige Engel von damals, der heute noch existiert, aber sie erwähnt ihn nie. Sie war auch damals anwesend, als der Erzengel Haniel starb.“ „Wie? Haniel?“, sprach Kisa, sie wirkte ganz aufgeregt. Und nervös, Sacré schien dass aber nicht ganz zu merken.

„D-Du kennst Haniel, Sacré?“ „Ich habe nur von ihr gehört. Sie war der ursprüngliche Erzengel der Erde und gebar Uriel, die nach ihrem Tod den Posten übernahm. Warum Haniel die Einzige war, die einen Engel und keinen »Mischling« in die Welt brachte ist mir unklar, aber es war so. Luzifer tötete sie während der Schlacht in Babylon. Aber soviel ich hörte, war sie selbst daran schuld.“ „Wieso?“, fragte Max noch einmal und der Engel schnaufte kurz. „Ihr Name bedeutet nicht umsonst »Gottes Gnade«. Haniel war eine Friedensvernatickerin. Sie hatte damals versucht den Konflikt zwischen Luzifer und dem Himmel zu schlichten. Nahm Luzifer in Schutz, warum auch immer. Er dankte ihr es, indem er sie vor den Augen der himmlischen Armee, unserer Königin und den anderen Erzengeln erstach. Nun heißt es, ihre Seele würde im Styx, in einem der drei Totenflüsse rumirren, statt wiedergeboren zu werden wie üblich, weil sie wieder mit ihren Freunden zusammen sein will. Da kann sie aber ewig warten. Die Erzengel sind alle tot, sie wird für immer im Styx rumschwimmen.“ „Bist du dir da auch ganz sicher?“, fragte Kisa erneut, wir drehten allesamt den Kopf in ihrer Richtung und weg von der beleidigten Miene, die Sacré zog. „Wieso? Zweifelst du etwa an meiner Glaubwürdigkeit?“ „Nee, nur… Als ich fünf war, bin ich dem Leibhaftigen mal begegnet. Er sagte, er sei Schuld an meinem Tod und nannte mich Haniel. Sacré, bist du sicher, dass ihre Seele im Styx ist?!“ „Wie soll es sonst sein?“ „Das ist nicht meine Frage. Ja oder Nein, Sacré! Bist du sicher, dass ihre Seele im Styx ist?“ „Ganz sicher…“

Kisa glaubte ihm nicht. Sie war ein naiver Typ, sie glaubte eigentlich fast alles. Aber diesmal blieb sie skeptisch.

„Kisa?!“ „Also gut… Ist in Ordnung, ich glaube dir“, sagte sie nicht ganz überzeugt. Sie schreckte allerdings auf, als sie zu blicken sollte, aber feststellte, dass dieser sich ein wenig von der Gruppe entfernt hatte.

„He, Kai du Außenseiter! Hast du hierzu nicht auch etwas zu sagen?“, rief Tyson ihm zu, obwohl er gar nicht so weit weg war. „Kein Interesse.“ „Ka…“, rief auch Kisa nach ihm, doch sie verstummte gleich wieder, als ich auf ihn zuging. „He, ich lass mich das mal regeln. Komm schon, was ist dir plötzlich über die Leber gelaufen?“, fragte ich ihn, breit grinsend und zerrte ihn ein ganzes Stück weiter von den anderen Weg, dabei hielt ich ihm in Schwitzkasten. Nach einigen Schritte stieß er mich schließlich von sich weg.

„Bis du bescheuert, was soll das?“ „Sorry, dass ich mich für meine Mitmenschen auf diesen Planeten interessiere. Außerdem kann nicht immer meine Cousine dein seelischer Müllereimer sein. Also Kumpel, was bedrückt dich. Ich lausche.“ „Nenn mir einen Grund, warum ich das tun sollte?“ „… Du hast keine andere Wahl?“, war mein einziger Einfall, doch das Ergebnis war nur ein finsterer Blick. Vergiss es!“ „Komm sag ruhig. Ich erzähl´s auch nicht weiter“, grinste ich ihn an, Kai verdrehte aber erst nur genervt die Augen. „Du bist fast so schlimm wie Tyson. Außerdem hab ich keine Sorgen. Ich finde dieses Geschwätz nur nicht sonderlich logisch…“ „Du glaubst ihnen nicht?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue. Im Augenwinkel sah ich, wie Kisa, Tyson und Max auf uns zukommen wollten, aber ich winkte ihnen ab.

„Ich glaube ja, was Sacré uns erzählt hat… Nach alldem, was ich gesehen hab, würde ich fast alles glauben. Aber die Theorie mit meinem Großvater, da bin ich skeptisch.“ „Du meinst, er ist gar nicht so ein Verbrecher, wie Sacré ihn hinstellt?“ „Doch, das glaube ich diesem Wellensittich sofort. Nur, dass mein Großvater hinter Atziluth und dem Baum des Lebens her sei… Das passt nicht zu dem, was er zu mir gesagt hat.“ „Und was war das?“ „…Er sagte: »Gott liebt dich nicht. Er ist nicht da«.“

Ich schluckte schwer und traute mich kaum noch etwas zu sagen. Für mich klang das irgendwie hart. Ich kam schließlich aus einer religiösen Familie. Dass Gott uns alle liebt ist eins der Dinge, die man mir als allererstes beigebracht hatte, noch bevor ich laufen oder sprechen konnte. Auch wenn es in meinem Falle nicht so stark ausgeprägt war wie bei Kisa… Ich verstand so ´ne Einstellung trotzdem überhaupt nicht.

„Moment, weiß Kisa davon?“ „Kisa weiß, dass mein Großvater meinen Glauben an »Gott« zerstört hat. Großvater meinte immer, dass Gott mich nicht liebt, da es ihn und seine »Liebe« nicht gibt. Gott wär eine Illusion. Und nun will mir ein halber Vogel weismachen, dass er hinter Gottes Macht her sei. Das passt nicht! Ich befürchte, mein Großvater hat ein Geheimnis über sich und mich, dass er nicht preisgibt. Ich bin sogar überzeugt, dass Kisa es weiß, oder zumindest erahnt.“ „Kisa doch nicht. Gut, sie ist kein Dummchen, echt nicht, aber für Leute mit dunklen Geheimnissen hat sie nicht wirklich ein Auge.“ „Trotzdem… Ist spüre, dass sie mir etwas verheimlicht…“

Ob ich ihm sagen sollte, dass Kisa sich in den letzten Monaten viele Bücher über Schizophrenie, gespaltene Persönlichkeit und andere Psychosen besorgt hatte? Konnte sein, dass sie einfach Interesse daran hatte, aber ich glaubte nicht daran. Vermutlich hing es mit Voltaire zusammen, das ging schließlich erst, seit Kisa mal die Nacht bei Kai verbracht hatte und sie von Voltaire runtergeputzt wurde. Den Grund oder um was es dabei ging wusste ich nicht, aber ich befürchtete ebenso, dass Kisa mehr über ihn wusste, als sie zugab. Ungewöhnlich für sie. Sie suchte bei solch problematischen Situationen meist Rat. Nicht wirklich Hilfe, aber immer eine zweite Meinung. Aber warum in diesem Fall nicht, wenn es denn so wäre?

„Ach, tu mir noch einen Gefallen!“, sagte in einem groben Ton und packte mich unsanft an der Schulter. „Sag keinem etwas von meiner Vermutung, oder dass ich mir Gedanken darum mache. Vor allem Kisa nicht. Ich kenne sie zu gut, sie würde sich zu viele Gedanken machen, hektisch werden und ehe man sich versieht fliegt sie in die Luft.“ „Ich versteh, was du meinst. Sie meint es zwar gut, es muss aber nicht sein. Ich sag gar nichts. Und wenn ich was rausbekomme, informiere ich dich sofort.“ „…Also schön. Ich vertraue dir. Ausnahmsweise mal. Wir haben beide schließlich dasselbe Element.“

Mit einem leichten Grinsen drehte Kai sich um und ging wieder zu der Gruppe und damit zu Kisa, die überaus neugierig zu uns hinübergeschaut hatte.

Dasselbe Element? Ach ja, Dranzer, er beherrscht ja auch das Feuer. Aber ich wusste nicht, ob mich dass freuen sollte, weil er einen Grund hatte mir zu vertrauen, oder sauer, weil dies scheinbar der einzige, mickrige Grund war. Was auch immer. Aber so blöd, wie Kazu immer sagte kam er gar nicht rüber. Er schien sich viele Gedanken um die Leute in seinem Umfeld zu machen. Ich verstand ihre Begründung für ihre Abneigung in dem Moment überhaupt nicht, ebenso wenig, was Mizawar und Rika für Probleme hatten.

„Salut, Neffe! Was stehst du denn hier so rum und starrst Löcher in die Luft?”, lachte die bekannte Stimme von Tante Serenity und kaum einen Augenblick darauf, schlang sie den Arm um mich. Alle sahen sie überrascht an, Sacré allerdings wirkt irgendwie angewidert und nahm die kleine Tsubasa an die Hand.

„He Amigo, wohin des Weges?“, rief sie ihm noch nach und Sacré blieb plötzlich stehen. „Seit der Sache mit den Sefirot-Früchten gehst du mir aus dem Weg. Sag mal, meidest du mich irgendwie, mein Freund?“ „Warum sollte ich dich meiden? Nur, weil ich immer in eine andere Richtung gehe, wenn du mir entgegen kommst? Und den Raum verlasse, wenn du ihn betrittst? Und ich nicht zuhöre, wenn du redest? Das hat doch nichts mit meiden zutun. Komm Tsubasa, wir haben zutun!“ „Tschüss“, sagte die Kleine noch ganz leise, Amy winkte ihr traurig hinterher. Ray, Kenny und Tyson starrten verdutzt auf die Stelle, wo Sacré noch gestanden hatte, ehe er sich einfach wegteleportiert hatte. Gott, was hatte der wieder für Probleme?

„Hallo, Tantchen. Und wo warst du den ganzen Tag?“, fragte ich Serenity. „Ich habe etwas gemacht, was ich aus tiefsten Herzen verabscheue. Ich habe den ganzen Tag telefoniert, weil ich Mr. Dickenson erreichen wollte, aber die Sekretärin drückt mich andauernd weg.“ „Mum, Mr. Dickenson wird vermisst. Wusstest du das?“, erklärte Kisa ihrer daraufhin erstaunten Mutter und die Jungs ließen wieder mit einem tiefen Seufzen die Köpfe hängen. „Bitte? Dann war das alles für die Katz? Scheiße! Aber kann man auch nicht mehr ändern… Ich kam gerade von Krankenhaus, ich war mit Sato dort. Und nachdem Ayako gekommen war, konnte ich beruhigt gehen.“ „Um uns schließlich wegen Mr. Dickenson auszufragen. Tja, wieder was für die Katz“, lachte Max ein wenig, wenn es auch eher nach Selbstmitleid klang. „Ach, eigentlich hatte ich einen anderen Grund. Ich bin wegen Amy hier.“ „Hö?“, stöhnte Amy überrascht und ging gleich auf Serenity zu, die sie nett anlächelte. „Wisst ihr, Amy sieht meiner Schwägerin sehr ähnlich. Sie ähnelt Leticia, Yuto´s Schwester.“ „Papa´s Schwester?“, fragte Kisa und beobachtete Serenity dabei, wie sie in ihrer Jackentasche rumkramte. „Ich habe gestern ein paar alte Fotos rausgekramt, die dein Vater immer gut versteckt hielt. Er hatte ziemliche Probleme in der Familie, sein Vater schien ein Ekel gewesen zu sein, so wie er es mir erzählt hatte. Yuto hatte sechs Schwestern, Leticia war die Zweitälteste. Sie kam bei einem Unfall mit ihrem Freund ums Leben.“ „Tschuldige, wie viele Schwestern?“, fragte Tyson, seine Augen waren weit aufgerissen. Serenity antwortete ihm nicht, sondern hielt Kisa das Foto hin. Auf dem alten Bild war tatsächlich Onkel Yuto abgebildet, mit zwölf, höchstens vierzehn Jahren. Und er hatte wirklich sechs Schwestern, Drei, die offensichtlich jünger waren als er und drei ältere. Serenity zeigte auf das vielleicht achtzehnjährige Mädchen neben Yuto, die recht groß und auch braune Locken hatte. Dass war also Leticia, von der Kisa ihren Zweitnamen hatte. Und sie sah Amy wirklich ähnlich.

„Stimmt, Amy sieht ihr schon ähnlich“, Rika ganz erstaunt. „Was sagst du Tyson.“ „Doch, doch, wirklich, sie könnten Zwillinge sein. „Finde ich nicht unbedingt“, meinte Ray und bekam von Tyson einen abfälligen Blick zugeworfen. „Hast du Tomaten auf den Augen? Amy sieht aus wie Leticia!“ „Die Haare und die Statur vielleicht. Aber das Gesicht… Also ich finde, sie sieht Serenity ähnlicher.“ „Wirklich? Findest du?“, fragte Serenity und drückte Amy an sich, ihre Gesicht berührten sich dabei. „Hm, nun, da Ray das sagt…“, murmelte Max nachdenklich und auch Kai schien seiner Meinung zu sein. „Eine auffallende Ähnlichkeit in den Gesichtszügen ist da schon.“ „Klar, mit ´ner Menge Fantasie geht alles. Also Amy sieht aus wie Leticia, Punkt um. Kisa, lass mal die Nummer von deinem Dad rüberwachsen, wir rufen ihn an und fragen, was der meint.“ „Tyson, mein Vater ist tot“, antwortete Kisa trocken und er wurde ein wenig blass. „Oh… Sorry, wusste ich nicht…“ „Wie denn auch, ich hab´s ja nicht erzählt. Konntest du doch gar nicht wissen, haha.“

Seltsam, Kisa hatte ziemlich gelassen reagiert und sogar noch halbwegs gelacht. Wenn ich an das Jahr davor dachte, wo sie immer versuchte, nicht an Onkel Yuto zu denken und jedes Mal, wenn das Thema dann doch auf ihn fiel aussah, als bildete sich ein mächtiger Kloß im Hals, denn sie am liebsten ausbrechen würde… Die Jungs schienen ihr doch ganz gut getan zu haben. Und ich denke, besonders auch Kai. Vielleicht hatte ich ja mit meine Vermutung über ihn gar nicht so unrecht.

„AHA! Hier steckt ihr also!“, brüllte eine Mädchenstimme und siehe da, nicht weit von uns weg stand sogar ein Mädchen. Und scheinbar, so wie Kisa und die anderen Bladebreakers schauten, war sie keine Unbekannte.

„Ahr, nicht du schon wieder, Hilary! Du nervst, langsam!“ „Komm mir nicht damit! Ihr Mistkerle habt mich angelogen!“, schrie sie weiter und schubste Tyson von sich, der ihr entgegengekommen war. „Wie hast du mich genannt?! Was erlaubst du dir überhaupt, hier einfach reinzuschneien du uns so was zu unterstellen!“ „Ist das… eine Freundin von euch?“ „Wohl eher ein kleineres Übel“, antwortete Kai Serenity und beobachteten weiter, wie zwischen Tyson und dem Mädchen die Fetzen flogen, bis diese plötzlich eine Zeitung rausholte - mit einem Bild von Amy drauf. „Von wegen, Cousine aus Australien! Amy ist die entflohene Kriminelle aus der Nervenheilanstalt, ich hab die Zeitungen von letzter Woche durchsucht, deswegen kam sie mir auch so bekannt vor.“ „Hilary, jetzt beruhige dich doch“, mischte sich Kenny ein, aber es zeigte keinerlei Wirkung. „Ihr könnt doch nicht einfach jemanden versteckt halten, der gesucht wird und psychisch krank ist! Sie ist gefährlich!“ „Rede nicht so einen Scheiß, Amy ist in Ordnung, sie ist unschuldig. Dass ist alles nur eine Intrige!“ „Und dass soll ich euch glauben, nachdem ihr so schamlos gelogen habt?! Ich will sofort eine vernünftige Erklärungen, sonst ruf ich dir Polizei!“

Na großartig, dass hatte noch gefehlt. Wir hatten Problem, aber was für eins. Auch als Ray sich dazustellte und auf sie einredet, es half absolut gar nichts, diese Hilary blieb hysterisch. Verdammt, wenn die das mit Amy rumerzählt waren wir dran!

„HEY, ihr Loser!“, unterbrach jemand die Streiterei und verwirrt schauten wir uns um. Seiji zeigte schließlich auf das Dach des Dojos und wir sahen deutlich Cherry dort stehen, mit einem Kanonengewehr auf den Schultern.

„CHERRY!“ „Wer?“ „Sagt schön gute Nacht!“

Ihre irre Lache hörten wir kaum, der Knall, als sie mit ihrer Kanone abfeuerte übertraf alles. Zu unserer Überraschung gab es keine Explosion, sondern alles wurde binnen weniger Sekunden in dichten Nebel umhüllt. Wir fingen an zu husten, doch es wurde immer schwächer. Reihenweise fielen wir ohnmächtig zu Boden und auch ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Dann war alles schwarz…

die Insel der vergessenen Stadt - Teil 1

Zum Thema: zehn Irre und ein Obstkorb

Ich hab mich auf dieses Kapitel gefreut wie blöd, aus einem ganz bestimmten Grund. Nämlich die vier Idioten, die hier auftauchen. An sich hab ich lange und auch wirklich lange überlegt, wie das alles in diesem Bizarroparalleluniversum funktioniert soll.

Das mit Sodom und Gomorrah ist natürlich Bullshit, das hat nichts mit Babylon zutun. Es… bot sich einfach an. Sodom und Gomorrah sind ja bekannt dafür, dass die Leute mit alles und jedem geschlafen haben. Ich weiß, dass ist keine Entschuldigung.

Als ich mich über Etemenanki informierte, hieß es, er sei 91 Meter hoch… Ich weiß nicht, aber auf mich wirkt das etwas wenig. O_o Ich weiß nicht, warum.

Zum Schluss noch etwas musikalische Untermahlung:

http://www.youtube.com/watch?v=CtPzScXRxhE

(Und - ab dem nächsten Kapitel werde ich statt dem Vorwort kleine Erklärungen zu den Erzengeln schreiben. Gabriel wird die Erste sein.)
 

- Die Insel der vergessenen Stadt – Teil 1
 

Luft…
 

Wunderschönes Paradies. So rein warst du einst, doch ziehen nun die Schatten der Dämonen durch deine schönen Straßen. Ihr Menschen, ihr seid so dumm, so unwissend und neugierig. Geht über eure Moralen, sprengt Gottes Grenzen. Öffnet die Türen der Fleischeslust, hört die Worte des Teufel Belial und nehmt teil an unsrem Sabbat. Trinkt vom Wein der Erbsünde, lasst dunkle Triebe euren Tag bestimmen.

Der Mann mit dem Mann, die Frau mit der Frau, der Mann mit der fremden Ehefrau, der Bruder mit der Schwester, der Vater mit der Tochter, der Greis mit dem Kind, der Mensch mit dem Tier, der Lebende mit dem Toten. Begehrt euch, zerreizt euch, wascht eure Körper mit Blut und pflastert eure Wege mit Knochen. Zerstört Gottes liebste Stadt...
 

Die Erzengel… Unsere liebsten Engel, sie konnten uns nicht retten…

Wir mussten sterben… die ganze Stadt ist gestorben…

Wo waren sie?

Warum kamen sie nicht?

Wieso ließen sie uns in diesen Schrecken zu?

Sie kamen nicht… Sie haben uns verlassen…

Wie konnten sie nur?

Sie sollen büßen dafür! Sie haben die Stadt sterben lassen!

Sie sollen sterben! Sie sollen alle in der Hölle schmoren!
 

Wiederherstellung bei 23%…
 

Kisa's plötzlicher Aufschrei weckte mich und in wenigen Sekunden saß ich wieder aufrecht, nachdem ich erst auf den Boden gelegen hatte. Ich rieb den Dreck aus den Augen und spuckte die Erde aus dem Mund, dann konnte ich langsam die anderen erkennen, die nacheinander wieder auf die Beine kamen.

Tyson rieb sich den Kopf und nahm von Max seine Mütze an, die er kurzzeitig verloren hatte. Ray stand zwischen Teru und Hilary und weckte sie, Rika sah ihn dabei ratlos über die Schultern. Kisa, die zuvor geschrien hatte wurde von Kai wieder auf ihre zitternden Beine gezogen. Und Amy, sie saß vor mir und blickte nach oben, wo außer dichten Blätterwerk nichts war.

„He, jemand verletzt?“, rief Kai, bekam aber als Antwort von uns allen erst nur ein Stöhnen. „Ich glaub nicht. Wir sind alle noch an einem Stück“, antwortete ihm Ray. „Aber wo sind wir?“ „Weiß nicht“, sagte Max ganz erschauend und blickte hoch zu den Baumkronen. „Sind wir überhaupt noch in Japan? Sieht nämlich nicht danach aus.“ „Eher wie der Urwald“, sagte ich und fuhr mir durchs Haar. Wie wir wohl hierhergekommen waren? Ich erinnerte mich nur noch an Cherry.

„Oh Gott! Mum! Wo ist Mum?! MUM?!“, schrie Kisa plötzlich und klatschte sich beide Hände ins Gesicht. „Bleib ruhig, ihr ist sicher nichts passiert.“ „Das sagst du so leicht, Kai! Ich weiß ja nicht mal wo wir sind.“ „Ich hab was gefunden“, ertönte Tyson‘s Stimme und er kam aus einem Dickicht gekrochen. „Hast du einen Anhaltspunkt gefunden?“ „Nö, aber unser Frühstück“, sagte er stolz - Kisa wirkte eher enttäuscht - und er hielt uns allen eine Ast entgegen, an dem mehrere purpurne Beeren hingen. Seine Geste war aber nicht ungelogen, alle hatten Hunger schnell hatten wir uns etwas davon genommen und verputzt. Nur Hilary war etwas sauer.

„Du bist unmöglich, Tyson. Wir sind in einem unheimlichen, unbekannten Dschungel und du denkst ans Essen?“ „Ich hatte Hunger, dass ist ein vollkommen normales, menschliches Bedürfnis. Und mit leeren Magen kann ich mich nicht konzentrieren. Willst du welche?“ „Bleib mir bloß weg damit“, sagte Hilary beleidigt, wir anderen hingegen bedienten uns weiterhin reichlich. Sie hatten zwar kaum Geschmack, aber es war besser als gar nichts und Hilary beobachtete uns nur steif.

„Wir sollten uns trotzdem erst genauer umsehen und nicht einfach losstürmen. Was ist wenn hier irgendwelche gefährlichen Tiere sind? Du hättest angefallen werden können.“ „Aber Unrecht hat Tyson nicht, mit leeren Magen kann man nicht in Ruhe überlegen“, erläuterte Max und warf grinsend eine weitere Beere in den Mund. Ihn schien der geringe Geschmack nicht zu stören. Oder sein Hunger war einfach stärker.

Dennoch hatte es Hilary nicht wirklich überzeugt, also fasste sich Kisa ein Herz, ging auf sie zu und hielt ihr die Hand entgegen.

„Die Jungs sind eben etwas albern, das darfst du nicht so verbissen sehen. Wir müssen einfach positiv denken, Panik zu machen hilft niemanden. Und wenn Gott gnädig ist, finden wir hier auch bald raus.“ „Na, dann fängt es schon an. So naiv bin ich nicht, dass ich mein Überleben in etwas lege, dass man »Gott« nennt. Religion ist doch Blödsinn.“

Ich konnte nicht genau erklären was in Kisa vorging, als sie das hörte, aber ich hatte eine leise Ahnung. Sato hatte mich gewarnt, ihr Glaube war ihr wichtig. Und auch wenn sie es nicht zeigte, stieg in ihr eine unbeschreibliche Wut auf. Ob es der Frust war, dass sie nicht die Wahrheit sagen konnte oder weil es einfach beleidigend war, dass war nicht klar. Ich war überrascht, dass sie es dennoch - mit Müh und Not - schaffte nicht loszuschreien, sondern nur mit einem sehr gestellten Lächeln von ihr wich und wieder eine der Beeren entgegen nahm, die Tyson gefunden hatte.

„Kommen wir zu den wichtigeren Dingen des Lebens zurück. Wir wissen immer noch nicht, wo wir sind.“ „So wie es aussieht im Regenwald, wenn die Luftfeuchtigkeit auch zu gering dafür ist“, meinte Kenny zu Ray und aß seine letzte Beere auf. Ich sah, dass Kenny´s Blick auf Amy fiel, die nicht mehr nach oben sondern nun starr zur Seite schaute.

„Amy? Alles in Ordnung?“, fragte Rika sie, aber Amy antwortete nicht. Rika dachte, sie hätte sie vielleicht nicht gehört und wollte ihre Schultern berühren, dann setzte sich Amy plötzlich Bewegung und rannte durch das dichte Gestrüpp.

„A-AMY!“ „Warte auf uns!“, riefen wir ihr alle und rannte ihr hinterher. Wir konnten ihr kaum folgen, immer wieder klatschten uns große Blätter und Äste ins Gesicht. Erst als der Urwald aufhörte fanden wir uns wieder an einem Abhang wieder. Aber Amy war weg.

„Amy? Amy, wo bist du?“, rief ich nach ihr, aber nichts geschah. „Was sollte denn das jetzt? Und wo ist sie?“, schimpfte Ray mit ihr und sah erst dann in die Richtung, in die sie blickte. Sein Atem stockte.

„Was… Ist das?“ „Seht euch das mal an! So was habe ich ja noch nie gesehen“, rief Max begeistert auf. Vor uns war eine Stadt. Und was für eine!

„Eine Stadt mitten im Urwald?“ „Lasst uns runtergehen, wir brauchen sicher nicht lange. Bestimmt finden wir da jemanden, der uns hilft. Vielleicht ist Amy auch dort“, schlug Teru vor und rannte voraus, deren Starre sich scheinbar gelöst hatte.

Und Teru hatte Recht, die Stadt war nicht weit weg, wir mussten gerade einmal den Berg hinunterlaufen, schon standen wir vor den Stadttor.

Das erste Wort was mir einfiel war „überwältigend“. Die Metropole war riesig, verteilt über verschiedenen Erhebungen und Hügel. Doch wusste niemand von uns, in welche Zeit man es einteilen sollte, die Bauart kam mir nicht bekannt vor. Einerseits waren die Häuser einfache Würfel in der Landschaft, andererseits waren da auch welche, die etwas an Muscheln erinnerten. Nicht zu vergessen der riesige Turm, der sich im Tal hinter den Erhebungen erstreckte, wo auch die Häuser näher beieinander standen, wie in einer Großstadt. Doch alles miteinander war leer und verwahrlost.

Als wir uns dazu entschlossen hatten uns die Stadt näher anzusehen und über die Steinbrücke liefen, fiel jeden von uns auf, im welchen Zustand sie war. Die Steine fielen ab, der Weg war voller Moos und das Flussbett unter uns war höchstens noch voll mit Matsch.

Und auch die Stadt machte keinen besseren Eindruck, so beeindruckend sie auch war. Die Block- und Muschelhäuser, wie ich sie nannte, hatten allesamt Löcher und Risse, einige waren sogar komplett eingestürzt. Der Pflasterweg war unter Gras verschwunden, die wenigen tempelähnlichen Bauten waren ebenfalls nur noch Ruinen.

„Wie alt das hier wohl sein mag...“, fragte Max sich selbst, während er auf dem Boden kniete und versuchte die Muster in dem Pflasterboden zu erkennen, doch waren sie zu verdreckt. Ob wir auf einer Art Platz waren, keine Ahnung, es war eine große Fläche mit Pflastersteinen und Säulen. Auffällig waren auch die halbzerstörten Statuen, die an Menschen erinnerten, die irgendwas auf den Rücken trugen, dass wie Flügel aussah. Engelstatuen?

„Keine Ahnung. Ich kenne keine Zeitepoche mit so einer Bauart“, meinte Kenny nachdenklich. „Einige Häuser sehen sehr einfach aus, aber dann sind wieder welche, die wie Muscheln oder Iglus aussehen. Auch die Säulen sind eigenartig. Die Muster sind eingeritzt.“

Kenny fuhr mit der Hand über eine der Säulen und wir sahen auf die Muster, die er dabei berührte. Vielleicht waren es Schriftzeichen oder Bilder, dass wusste glaub ich niemand von uns so wirklich.

„Wer das wohl gebaut hat? Dieser Ort wirkt irgendwie traurig“, sagte Kisa merkwürdig betrübt und sah zum Himmel hinauf, der durch das Gelb und Grau genauso krank und tot wirkte wie die Stadt. Eigentlich wirkte alles hier ziemlich tot. Selbst die Pflanzen, die sich genauso Gelb gefärbt hatten und leicht nach Fäule rochen.

„Mich würde interessieren, wie wir hier gelandet sind und wo wir genau sind. Und wo Amy wieder hin ist“, seufzte Kai genervt. „Sehen wir uns einfach mal um, vielleicht finden wir ja Anhaltspunkte“, schlug Tyson spontan vor und rannte auf eins der Muschelhäuser zu, ehe jemand von uns näher auf diese Idee eingehen konnte. „Tyson, warte doch mal. Oh, es ist nicht zum aushalten!“, schimpfte Hilary und rannte ihm nach. Keine Sekunde später teilten wir uns alle auf. Ich selbst entschloss mich spontan Tyson zu folgen und betrat das Haus.

Ähnlich wie bei einer Wendeltreppe war der Boden gebaut, es ging immer spiralförmig und nur ganz oben und unter der Spitze schien ein Wohnbereich zu sein. Ich sah einen Teppich aus Stroh und Körbe, die durch Seile an den Wand hingen, sogar eine kleine Feuerstelle befand ich in der Mitte. Hilary stand vor einem der Körbe und durchsuchte den Inhalt.

„Etwas gefunden?“ „Mehr oder weniger. Scheinen Handarbeiten zu sein“, sagte sie und hielt mir etwas entgegen, dass wie ein Traumfänger aussah. „Ansonsten einfaches Werkzeug aus geschliffenen Steinen, etwas, das wie ein Löffel aussieht, Schüsseln...“ „Also einfache Bauern?“ „Wäre möglich...“ „Hey, kommt mal hoch, hier gibt es was zu sehen“, rief Tyson von der Spitze herunter und sofort liefen wir zu ihm hoch, wenn wir auch durch den Wendelgang einen leichten Drehwurm bekam. Auch der obere Bereich schien erst nicht anders zu sein wie unten, allerhöchstens lagen hier mehr Scherben herum, genauso wie auf den Straßen.

„Also, was ist?“ „Nörgle nicht rum und übersetz das mal, ich will wissen was da steht“, antwortete Tyson und warf Hilary ein Buch zu, dass er wahrscheinlich gefunden hatte. Sie schlug es schnell auf und bestaunte mit großen Augen die alten Seiten, die voll waren mit komischen Mustern und Schriftzeichen, die aber weder sie noch ich deuten konnten.

„Tut mir Leid, ich weiß nicht was da steht.“ „Sag bloß. Du weißt doch sonst immer alles“, lachte Tyson auf. „Ich weiß es aber in diesem Fall wirklich nicht. Keine Ahnung, was das für eine Sprache ist.“ „Aber sieht dieses Bild nicht aus wie dieser Traumfänger, den du mir gezeigt hast?“, fragte ich und zeigte auf die Zeichnung im Buch. „Doch...“ „Was für ein Traumfänger?“, fragte Tyson, doch Hilary gab keine Antwort, sondern verglich den Traumfänger mit dem im Bild. „Es ist vielleicht nur eine Vermutung, aber vielleicht ist das ein Buch für Heilkünste.“ „Heilkünste?“ „Warum nicht, ich habe auch Bilder mit Kräutern gesehen. In diesem Traumfänger sind Edelsteine eingebunden, die Heilkräfte haben. Das Buch soll bestimmt erklären, wie man es macht und welche Steine für welches Problem am besten geeignet sind.“ „Du hältst religiöse Leute für naiv, aber sagst das Steine Heilkräfte haben?“, lachte Tyson und Hilary verengte ihre Augen, was sie anscheinend immer tat, wenn sie beleidigt war. „Esoterik ist auch eine Wissenschaft, anders wie Religion. Hast du noch so etwas in der Art hier gefunden?“ „Klar, ich habe noch ein paar deiner tollen Heilsteine gefunden, getrocknete Kräuter, sogar kleine Dinge aus Metall.“ „Hm, also doch keine einfachen Bauern...“, murmelte ich nachdenklich. Mein Blick fiel plötzlich auf ein Kruzifix, dass an der Wand hing. Allerdings nicht in der Form wie man es kannte, es war zwar ein Kreuz, aber es hing kein Jesus daran, sondern war das Kreuz an einem weiteren befestigt, dass aus Metall, vielleicht sogar aus Silber war und es aussehen ließ wie ein Stern.

„He, Tyson! Wo seid ihr?“ „Max?“, sprach Tyson und streckte seinen Kopf durch eins der Löcher in der Wand. „Hey, habt ihr was gefunden?“ „Wir haben anscheinend eine Karte von der Stadt gefunden, das solltet ihr euch mal ansehen“, hörte ich Max zurufen und wir verließen sofort das Haus. Ray, Kenny und Teru standen schon vor uns und hielten uns die Karte entgegen.

„Wir haben sie in einem der Iglu-Häuser gefunden. Dizzy hat sich das auch noch einmal angesehen“, fing Ray an zu erklären und Kenny öffnete seinen Laptop. „Ich verstehe es so, dass der große Kreis hier in der Mitte das Tal ist. Das Gebäude mitten in diesem Kreis ist wahrscheinlich dieser riesige Turm. Von ihm geht eine Menge Kraft aus, der größte Teil davon besteht aus Äther, das andere kann ich nicht deuten. Das Tal ist von lauter Hügel umgeben und an allen vier Richtungen scheinen Platten mit den veralteten Zeichen zu sein.“ „Wozu?“ „Als Orientierung“, antwortete Rika, die gerade mit Kisa und Kai zu uns kam. „Wir haben uns mal die Pflastersteine dort mal genauer angesehen“, erklärte Kisa. „Wir haben zwar keine Ahnung was da steht, aber scheinbar wurden die Standpunkte der Sterne darin vermerkt.“ „Und auch wenn sie vermutlich veraltet ist, aber scheinbar hat man es früher zur Zeitmessung benutzt“, erklärte Dizzy weiter. „Und da es scheinbar Vierstück davon gibt, haben sie eine Karte für jede Himmelsrichtung.“ „Hm, also so einfach das alles hier wirkt, die Leute scheinen für ihre Zeit ziemlich gebildet gewesen zu sein. Bücher, Esoterik, Sternkarten...“, murmelte Hilary nachdenklich. „Und religiös“, fügte ich noch hinzu. „Hö?“ „Nun, als wir hierher gelaufen sind, habe ich viele Statuen gesehen, die Engel darstellen sollten.“ „Stimmt, bei der Sternkarte waren ziemlich viele...“, erläuterte Kisa. „Und auch in dem Haus hing ein Kruzifix. Max, ihr wart doch in den Häusern.“ „Ja, wir haben uns drei Stück angesehen und in jedem hing eins. Du meinst doch die, die fast so aussehen wie ein Stern?“ „Genau die.“ „Das klärt aber immer noch nicht, warum dass hier nun so aussieht“, unterbrach schließlich Tyson. „So eine große Stadt endet doch nicht einfach so als Geisterstadt und wird einfach vergessen. Ich mein, die ist so groß, die sieht man bestimmt vom Weltraum aus.“ „Jetzt übertreib nicht...“ „Du weißt was ich mein, Kenny. Eine riesige Stadt, von der keiner was weiß, keine Menschenseele ist hier. Was ist zum Beispiel mit den Leuten passiert?“ „Ich weiß nicht, ob dass so ganz stimmt.“ „Was meinst du, Kai?“

Doch er sagte gar nichts mehr und schaute mit strengen Blicken zu den Häusern, die plötzlich etwas Unheimliches an sich hatten. Wir alle spitzen die Ohren, rechneten mit allen und fuhren letztendlich verschreckt zusammen, als wir etwas knacksen hörten. Was wir aber sahen, wollten wir erst nicht ganz glauben.

Wir hatten erst Hoffnung, da wir menschliche Konturen erkannten und dachten, wir hätten somit Hilfe gefunden, oder sogar Amy. Doch wir erkannten schnell, wie dürr die Arme und Beine waren und nichts weiter als nur Knochen waren - im wahrsten Sinne.

Es war ein Skelett. Ein menschliches Skelett, dass schwankend und stöhnen durch die Häuser torkelte.

„Sagt mal, da läuft doch grade ein Skelett rum, oder?“, fragte Teru fassungslos. „Ich schätze schon. Und was sagst du dazu, Hilary?“ „Ich glaube immer noch, dass ich das alles nur träume“, antwortete sie Tyson trocken, doch dann schrie sie auf. Binnen weniger Sekunden war das Skelett auf uns zugelaufen. Von ein auf die andere Sekunde, hatte es, ohne dass wir es wirklich gesehen hatten eine Entfernung von vielleicht zehn Metern zurückgelegt, und stand direkt vor uns.

Wir sprangen alle zurück vor Schreck, aber die Schreierei unter den Mädchen hörte fast gar nicht mehr auf. Aus allen Ecken kamen die Knochengestalten gekrochen. Wo kamen die denn alle her? Die waren doch erst nicht hier gewesen und bei der Anzahl, dass hätten wir doch gemerkt.

„Engel… Es sind Engel…“ „Engel… Engel…“ „Die Erzengel…“

Mit langsamen, aber großen Schritten kamen sie uns näher und stöhnten immer wieder das Wort »Engel«. Einer hatte sich hinter Ray geschlichen und seinen Arm gepackt, doch er schlug den Knochenarm gleich von sich. Zu fest, denn er fiel vom Rest des Skelettes ab und blieb auf dem Boden liegen. Ihr klägliches Stöhnen verstummte und alle sahen auf den Arm. Doch dann sahen sie wieder zu uns und der Ausdruck, der in mir erst Mitleid geweckt hatte, spiegelte nun puren Zorn wieder.

„Wieso habt ihr uns das angetan?!“ „Lügner! Lügner!“, riefen sie immer wieder und bei jedem mal streckten sie die Arme immer weiter nach uns aus. Wir standen alle Rücken an Rücken und sahen zu, wie sie immer näher kamen und immer mehr von ihnen aus den Schatten der Häuser traten.

„Gott, sind die widerlich. Ich dachte, so das gibt´s nur in Filmen“, sagte Kisa angewidert, zögerte aber nicht ihren Stein zu nehmen - und dass, obwohl Hilary dabei war, auch wenn sie das alles für einen schlechten Tagtraum hielt - und mit einem Kampfstab auf eins der Skelett loszugehen. Sie holte aus, doch der Untote wich einfach zur Seite.

„Was?!“

Ihr Erstaunen würde größer, als das Skelett ihr auch noch den Stab wegriss. Spontan versuchte sie ihn mit ihrem Element anzugreifen, doch wurden die Angriffe durch ihren eigenen Stab abgewehrt und das Skelett schlug Kisa schließlich selbst zu Boden. Bevor er sie aber ein weiteres Mal traf, entnahm Kai dem Skelett die Waffe wieder und schlug ihn zur Seite.

„Alles okay bei dir, Kisa?“ „Ja, geht schon… Die sind stärker als erwartet.“ „Und unsere Elemente beeindrucken die wohl überhaupt nicht“, stellte ich nervös fest. Wenn unsere Elemente die nicht beeindruckten, dann die Bitbeasts der Jungs vermutlich auch nicht. Was waren das für Dinger?!

„WIESO HABT IHR UNS STERBEN LASSEN?!“

Rika schrie laut und klammerte sich an Teru, als eins der Skelette auf uns zu sprang. Ich sah nur noch wie alle die Augen zukniffen und Hilary sogar jegliche Farbe im Gesicht verlor, bis das aus diesem Ungetüm Staub wurde. Es zerfiel regelrecht in der Luft und der Staub verteilte sich auf dem Boden. Ein Schwert hatte das Skelett halbiert und damit vernichtet.

Vor uns stand auch derjenige, dem das Schwert gehörte, Mund, Nase und der Kopf waren mit Stoff umwickelt, also erkannte ich sein Gesicht kaum, obwohl ich vom Körperbau doch sagen konnte, dass es ein Mann war. Als zu ihm noch eine offensichtliche weibliche Person trat mit einem langen Stab in der Hand, wischen die Untoten zurück.

Ob die Beiden Bewohner dieser Stadt waren? Es war vermutlich schwer zu sagen, ich selbst habe sie erst für Engel gehalten, wieso auch immer.

„Los, verzieht euch! Es ist noch viel zu früh!“, zischte die Frau und zu meinen Erstaunen gehorchten die Untoten und ging ihres Weges. Verblüfft sahen wir ihnen nach. So einfach ging das?

Nun trat der Mann zu uns und nahm das Tuch von seinen Gesicht und dem Kopf. Seine Haare waren braun und standen in alle Richtungen ab. Die Augen waren rotorange und vollkommen durchzogen. Also waren die beiden wirklich Engel. Scheinbar hatte der Himmel einen Suchtrupp geschickt, wenn ich auch zumindest mit Sacré‘s Anwesenheit gerechnet hätte. Die beiden kannte ich nicht und zu meiner aller Überraschung - Sie uns auch nicht.

„Michael, wer sind die?“, fragte die Frau, die sich eher als Mädchen mit blonden Haaren herausstellte (äußerlich gesehen war sie nicht einmal achtzehn), als auch sie den Stoff von ihrem Kopf zog. Ihre eher magentafarbenen Augen sahen jeden von uns genau an, ihr Begleiter ging auf uns zu. Er sagte gar nichts und ergriff Kisa's Gelenk. Die Haltung war dabei komisch. Sah nicht aus, als würde er sie packen wollen, eher als wollte er ihren Puls messen.

„Das gibt´s ja nicht…“, sagte er belustigt und warf den Kopf zurück. „He, Gabi, Ralph, zieht euch das mal rein. Diese komischen Figuren leben noch!“ „Wen nennst du hier komische Figuren?!“, brüllten Kisa, Teru und Tyson ihn an. Überrascht blickten sie, so wie wir anderen auf die zwei weiteren Personen, die hinter ein paar Häusern auftauchten, wieder ein Mann und eine Frau. Der Mann war richtig groß, dunkle Haare, aber sehr blass und die gelben Augen ließen ihn noch unheimlicher wirken. Ebenso wie dieser komische Kauz, der uns untersucht hatte, hielt er ein Schwert in der Hand, seine Klinge aber war nicht so breit. Mein Blick ruhte lange auf ihm, er merkte es und lächelte mir nett zu. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber ich dachte an Dad, wenn ich ihn sah.

Die Frau war sehr zierlich und die orangenen Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr über die Schultern hingen. Den Bogen, den sie in der Hand hielt ließ sie verschwinden, ihre blauen Augen riss sie weit auf.

„Du hast tatsächlich Recht, Michael. Das sind keine Bewohner Babylons.“ „Und verirrte Seelen aus Lethe sind das auch nicht“, erläuterte wieder das blonde Mädchen. „Von ihnen allen geht Energie aus. Die sind nicht tot.“ „Und wo kommen die dann her?“, fragte wieder dieser Michael und die Vier rückten nachdenklich die Köpfe zusammen. Währenddessen kam Ray ein Schritt näher zu mir.

„Sag mal, kann vermutlich sein, dass ich mich irre… Aber dieser große Kerl, der sieht dir doch etwas ähnlich, oder nicht? Zumindest das Gesicht ist gleich.“ „Dasselbe hab ich eben auch gedacht. Nur, dass ich eher an meinem Vater gedacht habe. Das Gesicht ist wirklich das Gleiche.“ „Und der Kerl, den sie Michael nennen“, mischte sich Rika noch ein. Mittlerweile hatten wir uns genauso zusammengestellt wie die anderen Vier.

„Als ich ihn sah, hielt ich ihn erst für Teru.“ „Quatsch, ich seh dem nicht ähnlich“, rief dieser nur dazwischen und sagte das vermutlich nur aus Trotz, denn er sah ihm wirklich verdammt ähnlich. „Aber… Ich finde, er ähnelt Paps. Und die mit den Zöpfen sieht aus wie Ma und Ayako, ohne Zweifel. Und die Blonde…“ „Sieht aus wie Mum und ich…“, fügte Kisa noch ganz nachdenklich zu. Vielsagende Blicke wurden unter uns allen ausgetauscht. Konnte es denn wirklich sein…?

„Sagt mal…“, rief Max den Vieren kurz zu und fast gleichzeitig hoben sie den Kopf. „Eure Namen. Wie heißt ihr überhaupt?“ „Oh, wie unhöflich“, kicherte die Frau mit den Zöpfen. „Ich heiße Gabriel.“ „Ich bin Raphael und sie heißt Uriel“, sagte nun der dunkelhaarige Mann und zeigte dann auf das blonde Mädchen, das uns anlächelte. „Und dass er Michael heißt, habt ihr ja mitbekommen.“ „Also doch…“, sagte ich leise zu mir selbst, Teru nickte zustimmend. Irritiert sahen uns die Vier an und trauten sich erst gar nicht, nach unserer Identität zu fragen, bis Uriel ihren Mut zusammennahm und unsere kritischen Blicke ignorierte.

„Dürften wir jetzt auch erfahren, wer ihr seid?“ „Also…“, begann zwar Kisa, sah aber gleich zu mir, damit ich ihre Aufgabe übernehmen sollte. Vermutlich glaubte sie, ich könnte das besser erklären. Was für Fantasien dieses Mädchen hatte, ich musste das ja erst selbst die Tatsache verdauen, dass die vier Erzengel vor uns standen, von denen wir abstammten und ja eigentlich tot sein sollten.

„Wir sind Wächter und… Und eure Nachkommen, die ihr 5000 Jahre später habt.“ „Bitte was?“, sagte Uriel und zog die Augenbrauen bis zum Anschlag hoch, als ich ihr antwortete. Ihre Begleiter sahen sich alle nacheinander an und dann fixierten sich ihre Blicke auf uns. Sie schienen sofort zu erkennen, wer mit wem verwandt war. Lange, wirklich sehr lange sagte niemand von ihnen etwas dazu, ich befürchtete schon, sie glaubten uns nicht. Ihr plötzlich Freudenschrei war daher eine Erleichterung für mich. Aber auch etwas überraschend.

„Wir haben wirklich Nachkommen, ich fass es nicht!“ „Wir sind doch noch nicht ausgestorben! Und sie sehen uns so ähnlich!“ „Die sind so niedlich! Ich fass es einfach nicht“, seufzten sie alle und kamen uns unangenehm nahe. Ihre Augen leuchteten, wie die kleiner Kinder am Weihnachtsabend. Teru und ich waren eng aneinandergedrückt und zerquetschten dabei fast Ray und Max, während Michael und Raphael uns hellbegeistert von oben bis unten bestaunten, als wären wir ihre eigenen Söhne.

„Ich habe eine Urenkelin… Gott, was für ein sagenhafter Moment. Ich komme mir das erste Mal in meinem Leben und Nicht-Leben wirklich erwachsen vor“, seufzte Uriel erleichtert, als sie Kisa ansah und deren Hände ergriff und irgendwo keimte sogar Verständnis auf, als ich sie das sagen hörte. Von allen Vieren wirkte sie am jüngsten. Und vermutlich wurde sie auch so behandelt.

Neben Uriel stand schließlich Gabriel, die ganz aufgeregt zu Rika und dann zu Hilary sah.

„Und welche von euch beiden ist mit mir verwandt?“ „Ähm, eigentlich keine von uns“, sagte Rika, Gabriel reagierte darauf traurig und etwas enttäuscht, bis Teru kam und einen Arm um Rika legte. „Sorry, aber meine Zwillingsschwester hat es leider verpasst mitzukommen, deswegen sind nur drei von vier Wächtern anwesend.“ „Deine… SCHWESTER??! MICHAEL!!!“, brüllte sie los und schlug mit ihrer Faust besagten Engel ins Gesicht. „Einer deiner verkorksten Nachkommen hat sich an eins meiner lieben Kinderchen vergriffen! DU ELENDER MISTKERL!!! Ich hasse dich!“ „WAS KANN ICH DENN JETZT DAFÜR?!?“, schrie er zurück. Fassungslos beobachteten wir, wie stilvoll Gabriel ihren Kollegen und Artgenossen zusammentrat. Dabei hatte ich sie als vernünftig und ruhig eingestuft, ein bisschen wie Ayako.

Ayako… Wie es ihr wohl ging? Vermutlich war sie in Sorge. Aber sie hatte Glück im Unglück, sonst wäre sie auch noch hier gelandet. Ich wüsste nicht einmal, ob sie in ihrer momentanen Psyche zum Kämpfen in der Lage wäre. Sie wäre ein leichtes Opfer gewesen, auch wenn ich geschworen hab sie zu beschützen. Wenn es so weiter ging, könnte auch ich irgendwann nichts mehr für sie tun. Auch meine Gefühle nicht…

„Wer seid ihr eigentlich?“, fragte Uriel wieder und blickte interessiert die Bladebreakers an, und wieder wurde ihr Interesse zur Skepsis. „Ich spüre zwar Äther und die Elemente, aber ihr seid keine Engel.“ „Klaro, wir sind ja auch die berühmten Bladebreakers!“, antwortete Tyson, stolz wie Oskar, wenn die Erzengel ihn auch nicht sofort verstanden, eigentlich überhaupt nicht. Kai verdrehte die Augen etwas und ging einen Schritt auf sie zu, um so ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen.

„Um es deutlicher zu erklären. Wir sind die vier Schutzpatronen um den Thron Gottes. Unsere Bitbeasts sind die Schutztiere des äußeren Kreises des Himmels, dem Chaioth ha Qadesh.“ „Ah, ich erinnere mich. Das waren doch die Tierchen, die wir damals aufgegabelt haben. Gott hat einigen doch den Schlüssel zu Atziluth gegeben“, fiel es Michael ein und nickte Gabriel zu, die es ebenso verstanden hatte. „Das erklärt natürlich vieles. Und es erklärt womöglich auch, wieso ihr hier seid. Oh je, oh je…“ „Was ist das hier überhaupt für ein Ort?“, fragte Hilary und blickte dabei noch einmal zum Himmel hinauf, der farblich gesehen eher wie ein Tümpel aussah, wenn nicht die schwarzen Wolken wären.

Erst im Nachhinein fiel mir ein, als ich ebenfalls nach oben schaute, dass ich noch kein einziges Tier gesehen hatte. Am Himmel war nicht ein Vogel gewesen und auch im Wald war ich nicht einmal einer nervtötenden Fliege begegnet.

Gabriel begann schließlich zu erklären.

„Ihr befindet euch in einer Art Raum-Zeit-Verschiebung, der Limbus, der zwischen der Welt der Toten Hades und der Welt der Dämonen Gehenna, der Hölle liegt. Alles was ihr hier seht gehört zur legendären Stadt Babylon, die vor tausenden von Jahren fiel und zerstört wurde. Unsere Heimat…“ „Das… ist Babylon?“, rief Kenny begeistert und drehte sich einmal um die eigene Achse, um so noch einen Blick über sein ganzes Umfeld zu bekommen, dann schaute er auf seinen Laptop, zu Dizzy. „Das erklärt natürlich, warum ich so ein nostalgisches Gefühl in mir hatte. Und warum hier alles von Äther überschwämmt ist, schließlich ist es die Seelensubstanz. Aber ich hätte nie gedacht Babylon einmal wiederzusehen.“ „Zumindest das, was wie Babylon aussieht“, hängte Raphael theatralisch an. „Wir und alles hier sind verfluchte Seelen. Wir haben nach unserem Tod nie wieder Ruhe gefunden und hatten keine Chance auf Wiedergeburt. Mit allen anderen Bewohnern Babylons sitzen wir hier, seit 5000 Jahren.“ „Aber Engel werden doch wiedergeboren, habe ich gedacht“, sagte Rika und schaute dann Kisa an, die zuckte aber nur mit den Achseln. „Tja, aber nicht, wenn man von hochrangigen Dämonen getötet wird“, lachte Michael auf. „Warum es so ist wissen wir nicht, aber wird man von so einem getötet, findet die Seele eben keinen Frieden. Man landet hier und erlebt seinen Tod immer, und immer, und immer wieder. Aber das erlebt ihr auch noch bald.“ „Wie dürfen wir das verstehen?“, fragte Rika sachte, aber sie konnte es sich denken. „That´s easy, Liebes. Wenn nämlich der Tag vorbei ist, beginnen eure Erinnerungen zu zerfallen. Somit seid ihr dann tot, automatisch ein Teil dieser Welt und müsstest für immer hier festsitzen.“ „WAS?!“, schrieen wir alle, das Entsetzen hatte die ganze Gruppe erfasst. Selbst Kai's sonst eisige Miene hatte sich verzogen, als er das hörte, was ich nie geglaubte hätte und blickte schockiert seine Freundin an, während Tyson einen Wutausbruch bekam.

„Aaaahr, deswegen hat Cherry uns hierher geschickt. Weil sie zu feige sind uns direkt anzugreifen, schicken sie uns hierher!“ „Nun hör aber auf. Es kann doch nicht sein, dass man einfach so wegstirbt, nur weil der Tag zu Ende geht“, kommentierte Hilary und wurde von Gabriel schief angesehen. „Das sind die Regeln hier… Wer hier stirbt wird ein Teil der Welt. Am Ende des Tages stirbt hier automatisch alles, um in der nächsten Sekunde wieder aufzustehen. Die Körper sind alle schon lange tot, doch die Seelen erleben ihren Schmerz immer wieder.“ „Aber… Wir müssen hier weg! Ich hab keine Lust so früh zu sterben und garantiert nicht auf so ´ne Art!“, schrie Tyson wieder ganz außer sich und schlug die Hände über den Kopf zusammen. „Gibt es nicht ´nen Notausgang oder was?“ „Nicht das wir wüssten“, seufzte Raphael nur schwer und ließ den Kopf hängen, bis Uriel plötzlich aufsprang. „Ich hab eine Idee, die klappen könnte! Wieso holen wir nicht Charon?“

Ihr Vorschlag erzeugte nur wenig Begeisterung unter den Erzengeln. Während wir dastanden und keine Ahnung hatten, um was oder um wen es ging, sahen Gabriel, Michael und Raphael sie sehr ernst an.

„Sharon… Du willst ernsthaft Sharon holen?!“ „Er heißt Charon, Michael! Und ja, ich mein das ernst! Er verwaltet doch den Totenfluss und kennt jeden Winkel von Hades und Gehenna. Sicher weiß er, wie sie hier auskommen. Immerhin sind sie nicht tot, so wie wir und solange sie noch am Leben sind haben sie die Möglichkeit zu entkommen.“ „Charon zu rufen ist eine Sache, wir müssen ja nur nach Etemenanki… Dorthin zu kommen wird schwer“, sagte Raphael bedenklich und sah zu uns. „Besonders für sie.“ „He, das packen wir schon! Sind immerhin unsere Kinder und die Hüter um Gottes Thron. Etwas mehr Tatendrang, wenn ich bitten dürfte.“ „Deine Laune hätte ich zu gern, Michael“, brummte Gabriel und lief los, breit grinsend ging Michael ihr nach. Erst als Uriel sich auch in Bewegung setzte, sah Raphael zu uns.

„Nun kommt, wir bringen euch zum Turm. Wenn wir Charon getroffen haben, wissen wir gleich mehr und finden sicher einen Weg für euch hieraus.“ „Sollen wir?“, fragte Kisa und zwar alle, aber sie schaute nur Kai dabei ein, der zuckte aber nur mit den Achseln. „Wir haben keine andere Wahl. Scheinbar sind sie die einzigen Wesen hier die aus mehr, als nur Knochen bestehen.“ „Und Amy?“ „Die finden wir auch schon, weg kann sie ja nicht sein. Bleiben wir erst mal bei den vier Spinnern.“ „Also, Marsch, Marsch“, rief Max los, wenn auch wenige enthusiastisch, wie er eigentlich vor hatte. Die Gruppe lachte darüber herzlichst, es wurde gespottet und auf Schultern geklopft, ehe sie den vier Engel hinterhergingen, die schon ungeduldig warteten.

Wie sie alles unverblümt sagen konnten und sich sogar selbst auf den Arm nahmen… Ich wär mir albern vorgekommen und unsicher. Ich weiß nicht, irgendwie kam ich nicht hinter ihr denken. Ich dachte ja erst, dass wär nur bei einigen Leuten so, aus denen ich nicht schlau wurde. Kisa, Kai, Teru, sogar Tyson, ihr Verhalten wollte mir nicht ganz in den Sinn. Aber wenn ich drüber nachdachte, ging es mir bei allen so.

Aber was soll´s, ich musste es ja auch nicht unbedingt verstehen. Sie mussten ja auch nicht alles von mir wissen und wenn ich ehrlich war, wollte ich sie auch nicht verstehen. Wirkte vielleicht etwas komisch, aber mich störte es nicht. Hatte es nie, um so besser, wenn es so blieb.

„Warum sagst du nicht einfach, dass du Angst vor Bindungen hast, weil deine Mutter bei deiner Geburt gestorben ist?“

Mein Herz klopfte und ich sah mich wild um. Woher… woher wusste jemand was von meiner Mutter?!

Obwohl mir die Stimme bekannt vorkam, kam ich anfangs nicht drauf von wem sie war, bis ich denjenigen sah. Es war Kisa, die unmittelbar neben mir stand, aber ich merkte gleich, dass sie es nicht sein konnte. Kisa lief zwischen Rika, mit der sie sich eifrig unterhielt und Kai, von dem sie scheinbar hoffte, dass er auch an der Unterhaltung teilnahm. Ich sah es ganz deutlich, genauso wie ich zwei von ihrer Sorte sah.

Aber Nein, dass vor mir konnte nicht Kisa sein. Sie wusste zudem doch gar nichts von meiner Mutter. Ich hatte mal eine Andeutung gemacht, aber genaueres habe ich nie ausgesprochen. Nie!

„So etwas ist doch keine Schande. Angst vor etwas hat doch jeder und jeder hat Gründe dafür.“ „Woher weißt du das überhaupt?“, fragte ich sie vorsichtig und ließ sie nicht aus den Augen, wagte es nicht einmal zu blinzeln, so warmherzig sie auch lächelte. Doch kurz schweifte ihr Blick ab, sie wirkte plötzlich so verträumt.

„Du bist Raphael sehr ähnlich. Er hatte selten Kummer, aber wenn, hat er es immer für sich behalten. Er ist auch sehr schwierig und tut, als sei er die Ruhe selbst. Aber eigentlich ist er sehr sensibel. Du erinnerst mich sehr an ihn. Ich hoffe, ich treffe Raphael… Ich treffe sie alle eines Tages wieder.“

Sie lächelte überglücklich, ihre Hände legte sie zusammenfaltet an ihr Herz und schloss die Augen. Aber irgendetwas stimmte nicht… Und plötzlich überkam es mich, dieses Gefühl tödlicher Kälte…

Warum tust du das?

Hör auf, hör auf damit!

Er ist ein Verbrecher!

Ihn zu verteidigen ist sinnlos!

ER. BRINGT. DICH. UM.

Aus ihrem Mund tropfte Blut und lief langsam zu ihrem Kinn hinunter. Ebenso wie ich blickte sie auf die lange Klinge, die von hinten durch ihren Körper gerammt wurde und vor ihr, unterhalb der Brüste rausragte. Ihr entsetzter Ausdruck blieb im Gesicht, auch als man die Klinge aus ihrem Körper zog und sie erst auf die Knie, dann aber ihr ganzer Körper zu Boden sackte.

Ich wollte schreien, mein Mund war weit geöffnet, aber ich brache keinen einzigen Laut heraus, bis ich erkannte, wer die blutverschmierte Klinge in der Hand hielt. Es war das leibhaftige Böse gewesen, der nun auf ihren leblosen Körper sah.

„D-Du?“ „Sie war nutzlos… Ein fehlgeschlagenes Experiment… Sei´s drum…“

Er drehte sich langsam von mir weg du als sein Rücken komplett zu mir gedreht war, verschwand er einfach wieder, wie er aufgetaucht war. Dann sah ich wieder auf die vermeintlich Tote vor mir und wollte auf sie zulaufen, doch…

„Seiji, Mann, komm doch endlich!“, rief Kisa's Stimme. Als ich hinter mich sah, stand sie keine fünf Meter von mir entfernt und sah sehr ungeduldig aus.

„Komm schon, wir wollen heute noch nach Etemenanki.“ „Aber…“, sagte ich zu ihr, aber ich brachte nichts mehr heraus. Sah sie denn nicht ihre Doppelgängerin, die genau vor mir blutverschmiert auf den Boden lag? Vermutlich wirklich nicht.

„… Gut, ich komme.“ „Na, also“, sagte sie zufrieden und rannte vor, um gleich wieder bei ihren Freunden zu sein. Sehr dubios alles…

„Destati…“, hörte ich jemanden rufen, es war eindeutig die zweite Kisa gewesen. Als ich mich aber umdrehte war auch sie verschwunden.

Nach einem kurzen Lauf hatte ich die Gruppe wieder eingeholt. Die vier Erzengel liefen immer noch an der Spitze und Gabriel wirbelte mit der Hand umher, während sie uns diverse Kleinigkeiten erzählte.

„Die Menschen waren früher Nomaden, dass heißt, sie sind von einem Ort zum nächsten gereist. Doch als die Dämonen immer aktiver wurden, wurden die Menschen sesshaft und bauten ihre Häuser nach dem, was sie während ihrer Reise sahen, wie Muscheln von Einsiedlerkrebsen oder Tiernester. Sie fingen an den Ort als ihre »Heimat« anzusehen und diese auch zu beschützen und indem sie Steinmauern bauten, versuchten sie Familien vom Kampf fernzuhalten.“ „Und so hat sich also die erste kulturelle Metropole der Menschheit entwickelt. Sagenhaft“, schwärmte Rika und Uriel lachte sie ein wenig aus. „So sagenhaft wie in eurer Zeit vermutlich nicht. Und als die Dämonen schließlich hier einmarschierten war dies alles eh passé. Adieu, du schöner Glanz Babylons.“ „Aber wie ist Babylon überhaupt hierhergekommen?“

Uriel schwieg, die anderen drei Engel stoppten. Traurig sah sie zum Himmel hinauf.

„Der Krieg war vorüber, doch die Stadt wurde nie mehr, wie sie war. Auch war Luzifer verurteilt und eingesperrt... Doch die Dämonen blieben. Ihr Schatten lag über den Herzen der Menschen. Und irgendwann war Babylon nur noch eine blasse Erinnerung. Durch Unzucht und Mutation wurden neue Wesen geboren, Dämonen in Menschengestalt.“ „So sind doch damals die Vampire entstanden“, stellte Kisa fest. „Ah, so nennt ihr sie heute also... Wir fanden damals keine Worte für jene Wesen, die durch die Straßen zogen. Die meisten Menschen, jene die eben nicht geflohen waren, teilten sich auf in diese Ausgeburten oder Verrückte. Und wie sich die Menschen teilten, teilte sich auch die Stadt. Babylon gehörte der Geschichte an und etwas neues trat an seinen Platz. Sie tauften die Städte...“ „Sodom und Gomorrah...“, flüsterte Rika und schluckte. „Du weißt davon?“, fragte ich beeindruckt. „Wer nicht? Die Geschichte ist bekannter als ihr denkt. Man erzählt dass Sodom und Gomorrah die Brutstätten der Todsünden wären... Hauptsächlich der ungebändigten Wollust. Homosexualität, Inzucht, Ehebruch, Prostitution, Pädophilie, Nekrophilie und Sodomie standen an der Tagesordnung. Die Leute dort sind ihren Trieben nachgegangen wie es ihnen gerade gepasst hatte. Unheimlich dieser Gedanke...“ „Und was ist aus den Städten jetzt genau geworden?“, fragte Tyson. „So wie es hier aussieht sicher nichts Gutes...“, sagte Kenny und schaute nervös in die Runde. „Gott hat die Stadt dem Erdboden gleich gemacht“, erklärte Gabriel weiter. „Für die Stadt gab es keine Hoffnung mehr, die Todsünden hatten sich auch schon außerhalb der Städte breitgemacht. Wir und die letzten Menschen, die nicht der Sünde verfielen flohen, während Feuer und Pech vom Himmel fielen. All jene, die zurück sahen, erstarrten wegen des Schocks zu Stein. Und was blieb war Asche...“ „Was ihr hier seht ist das letzte Bild der Stadt, ehe das Feuer alles niederbrannte“, fasste Raphael zusammen. „Und diese Gestalten sind nur Überreste der Bewohner, deren Seelen ebenso keine Ruhe finden und den Erinnerungen der Stadt.“ „Die Stadt hat Erinnerungen?“, fragte Kai etwas ungäubig, Raphael entgegnete ihm aber mit einem netten Lächeln. „In gewisser Hinsicht schon. Die Erinnerungen der Bewohner sind die Erinnerungen Babylons. Auch die Tage die wir immer und immer wieder erleben sind Erinnerungen, an die wir uns klammern, um uns nicht vollständig zu vergessen. Eure Kräfte haben verborgenen Erinnerungen wieder ausgelöst, deswegen sind die Toten hier vermutlich auch so aggressiv.“

Erinnerungen dieser Stadt… Ob diese zweite Kisa auch eine Erinnerung war, die ich nur mit ihr verbunden habe? Anders schien es nicht zu funktionieren, Kisa existierte vor 5000 Jahren schließlich noch nicht. Und das was ich sah war sie nicht, sicher nicht.

„Oder sie halten den Äther, den ihr verströmt für unseren. Seit der Sache mit Haniel sind sie doch alle sauer auf uns.“ „Gabriel, verschon uns bitte mit den alten Kamellen“, winkte Michael plötzlich so genervt und gereizt ab. „Bist du immer noch sauer auf sie?“ „Ich war nie sauer auf Haniel. Ich habe sie nie verstanden und war verdammt angefressen, mag sein… Aber letzten Endes hat man sie auch nur verarscht. Wenn ich dran denke, könnte ich mich übergeben!“, sagte er trotzig und verschränkte wütend die Arme vor sich. Ich sah, wie Kisa den Mund aufmachte, um sie etwas zu fragen, aber sie ließ es Angesichts Michael's Reaktion sein.

„Dieser Kerl hat es ausgenutzt, dass sie so naiv war und ihm helfen wollte. Sie hat an ihn geglaubt und was tat er?! Von hinten überfallen und aufgespießt hat er sie! Vor unseren Augen hat er ihr sein Schwert durch den Körper gerammt, obwohl sie ihn Sekunden zuvor noch verteidigt hatte! Ich hasse diesen Dreckskerl!“ „Michael…“, sagte Gabriel bedrohlich und schnappte tief nach Luft. „Haniel war nicht ganz unschuldig. Sie hat ihm vertraut, obwohl sie genau gewusst hat, wie er ist.“ „Sie hat aber nicht meine Frau getötet und meinen Sohn die Stimme geraubt! Der Leibhaftige ist es gewesen, er hat sie so zugerichtet, weil es ihm Freude gemacht hat! Haniel hat gemeint mit ihrer Friedengarde Erfolg zu haben und hat ihm Schutz gegeben, doch dass sie ebenso von ihn getötet wird, dass musste doch nicht sein!“ „Könntet ihr BITTE aufhören in meiner Anwesenheit von Mutter zu reden? Ich wär euch sehr dankbar“, keifte Uriel noch und schon schien die Stimmung im Keller zu sein. Noch nie hatte ich mir so sehr gewünscht an einem anderen Ort zu sein. Obwohl, doch einmal… Aber diese Situation konnte man mit der hier nicht vergleichen.

„Ähm, Leute… Guckt mal…“, stotterte Kenny und zeigte zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Zwar hatte ich damit gerechnet, was der Grund dafür war, erschrak aber trotzdem, als ich in die leeren Augenhöhlen eines Schädels schaute.

„Ahr, nicht die schon wieder!“, sagte Kisa angeekelt, fing aber bei dem Anblick wieder an zu zittern. Diesmal aber rannten wir gleich zu den Erzengeln hin, schließlich schienen sie mehr ausrichten zu können. Doch erst standen sie nur trübselig dar.

„Oh je, ist es schon so weit?“ „Es scheint so, Gabriel…“, seufzte Uriel. „Hallo, ich will ja nicht hetzen - ABER HÄTTEST IHR DIE FREUNDLICHKEIT MAL WAS ZU UNTERNEHMEN?!?!“, brüllte Tyson die beiden an und wich einem Skelett aus, dass nach ihm die Hand ausstreckte. Ehe diese ihn berührte, wurde sie von einer Wasserpeitsche weggeschlagen. Alle Skelette sahen zu Gabriel auf.

„Hey, habt ihr vergessen wie spät es ist? Na los, holt mich!“

Und wie aufs Stichwort wurden wir für die Untoten uninteressant. Sie fixierten sich nur auf Gabriel und als sie wegrannte, liefen sie ihr nach. Und zwar die ganze Schar. Das packte sie doch allein nicht, auch wenn sie stark war. Und die anderen drei sahen ihr einfach nur nach und taten gar nichts?

„Oh Nein, Gabriel!“, seufzte Rika besorgt und sah ihr nach. Sie sah uns alle nacheinander an, verständnisvoll nickten wir schließlich.

„Na los, wir helfen ihr“, rief Tyson und dann rannten wir alle los. „NEIN, BLEIBT HIER, IHR TROTTEL!!!“, rief Michael und hinterher, aber wir waren schon zu weit fort und sahen Gabriel nach kurzer Zeit auch schon wieder. Die Skelette hatten sie an einen Abhang gedrängt, wo nur noch die Überreste einer Steinbrücke war, die über den Fluss (der aber nur noch einem Tümpel glich) führte.

Kisa, Teru und ich wurden schneller und mit Ranken, Feuer und Blitzen drängten wir einige der Knochengestalten von ihr weg.

„Ihr seid ja immer noch hier!“, rief Gabriel entsetzt auf, als Rika und Hilary sich neben sie stellten und die Bladebreakers sich schützend vor sie. „Wir helfen dir, Gabriel!“ „Ihr Idioten, ihr hättet fliehen sollen“, meckerte sie uns an. Entsetzt sahen wir in ihr wütendes Gesicht.

„Das ist alles Teil dieser Welt! Die Toten holen immer einen von uns, zur selben Zeit in der Reihenfolge, in der wir auch damals gestorben sind. Ich muss sterben, sonst gehen sie auf euch los!“

Schockiert von ihren Worten sahen wir Gabriel an und rührten uns nicht, selbst als eins der Skelette hinter ihr auftauchte und ein Seil um ihren Hals legte. Vom weiten sah ich, dass das andere Ende an einem Fels zusammengebunden war.

„Gabriel!“ „Passt auf, hinter euch!“, rief sie und feuerte einen Wasserpfeil ab, der sofort ein Skelett, dass auf uns losgehen wollte zu Staub verwandelte. Zwei weitere konnte ich noch mit einer Windböe fortwehen, aber nicht zerstören. Sie kamen auf die Beine, blieben aber stehen. Einige Felsen hielten sie am Boden fest und schließlich wurden sie von Michael und Raphael und ihren Schwertern zerstückelt.

„Haben wir euch nicht gesagt, ihr sollt hier bleiben?“, rief Uriel verärgert, scheinbar hatte sie die Felsen beschwören. „Wir wollten doch nur Gabriel helfen. Wir wussten nicht dass“, begann Ray zu erklären, aber bei Gabriel‘s Namen sah er wieder zurück. Sie war fort und die Skelette bewegten sich nicht mehr. Stumm sahen sie zu den Erzengeln und gingen, zu unser aller Unverständnis plötzlich fort. Das Seil, dass an den Felsen gebunden war hing in die Schlucht hinunter.

Deswegen gingen sie wohl. Ihre Arbeit war getan.

„Scheiße! Gabriel!“, riefen die drei Engel und rannten zum Abhang. Eilig zog Raphael das Seil hoch und legte Gabriel auf den Boden. Neugierig traten wir näher, während sie sie untersuchten.

„Und?“, fragte Max, als Antwort bekam er aber nur ein Kopfschütteln von Raphael. Wütend schlug Michael die Faust in den Sand und stand auf.

„Kommt, wir müssen weiter. Vor heut Mittag werden sie nicht wieder auftauchen. Zumindest nicht in so großer Zahl“, sagte Michael und warf noch einen letzten Blick auf Gabriel's Leichnam, ehe er sich mit den anderen Erzengeln in Bewegung setzte. Hilary sah im nur entsetzt nach, wechselte zwischen Gabriel und ihnen, bis sie zu schreien anfing.

„Hey du Großkotz, willst du sie hier einfach liegen lassen? Hast du keine Gefühle?!“ „Hilary!“, rief Tyson dazwischen, doch Michael stand schon vor ihr und umklammerte den Griff seines Schwertes. Ich denke nicht, dass er ihr ernsthaft schaden wollte, aber bei diesem Blick den er hatte und dem Anblick seiner zitternden Hand, die jeden Moment zuschlagen könnte, konnte man meinem Gedanken nur schwer zustimmen. Wir waren erleichtert, als Raphael zu ihm kam, um ihn zurückzuhalten. Dennoch schien die Sache nicht gegessen.

„Hör zu, Kleine, du verlierst hier einiges mehr, als nur deine Erinnerungen. Denkst du, du bist noch fähig richtig zu fühlen, wenn du jeden Tag siehst wie deine Freunde umgebracht werden? Immer und immer wieder?! Für uns ist das selbstverständlich geworden. Punkt Mitternacht ist sie eh wieder am Leben… Was ich nicht von euch behaupten kann.“ „Komm jetzt, Michael“, ermahnte ihn Raphael noch einmal und zog ihn mit aller Gewalt fort. Uriel, die erst auch dazwischen gehen wollte, aber von Raphael zurückgewiesen wurde, trat nun zu uns, vor allem zu der verschreckten Hilary, die zitternd und kreidebleich näher zu Rika und Kisa gerückt war.

„Bitte, verzeiht Michael. Er verkraftet es auch nur schwer.“ „Ist schon in Ordnung, Uriel. Hilary ist ja nicht unschuldig, oder so…“ „Ich habe nur meine Meinung gesagt“, keifte sie Tyson an, klang aber relativ ruhig dabei. Uriel sah noch einmal zu ihren beiden Freunden, ehe sie weiter sprach.

„Ihr müsst wissen, er ist sehr kinderlieb gewesen und für ihn war es ein Schock, als er die verstümmelten Kinderleichen sah… Er hat seinen Sohn im letzten Moment von Luzifer retten können, aber er blieb für immer stumm. Sein Groll auf ihn sitzt deswegen tief, vermutlich tiefer, als bei uns allen Anderen… Er ist oft deswegen gereizt und schlecht gelaunt, immer wenn sein Todeszeitpunkt näher rückt, aber er meint es nicht so.“ „Uriel… Es… Es tut mir Leid“, sagte Hilary gequält und sah demütig auf den Boden. Scheinbar hielt sie es langsam auch nicht für einen Traum.

„Das ist wohl alles doch zu viel für mich.“ „Mach dir keine Vorwürfe. Los, beeilen wir uns. Etemenanki wartet.“…

die Insel der vergessenen Stadt - Teil 2

Erzengel Gabriel, Gottes Stärke und die „Lilie der Reinheit“

Gabriel ist wohl neben Michael der bekannteste Engel, da sie die einzigen beiden Engel sind, die namentlich in der Luther-Bibel erwähnt werden. Gabriel ist ein Verkündungsengel, denn er prophezeite Zacharias, dass er bald einen Sohn haben wird, den er Johannes nennen soll (denn er wird später Johannes der Täufer) und verkündete Maria, dass sie den Sohn Gottes gebären wird, ebenso erzählte er den Hirten von der Geburt Christi. Gabriel wird in der Kunst sehr zierlich dargestellt, oft auch weiblich, zusammen mit einem Bogen als Waffe oder einer Lilie, daher steht Gabriel auch für Reinheit und Fruchtbarkeit. Doch soll Gabriel auch Sodom und Gomorrah seinen Untergang verkündet haben, ebenso soll er die zehnte Plage über Ägypten verbreitet haben, die alle erstgeborenen Ägypter tötete.

In Angel Sanctuary kam Gabriel – bekannt als Jibril, wie er im hebräischem heißt – nicht direkt vor, dafür im Film „Constantin“. In beiden Fällen ist Gabriel weiblich.
 

- die Insel der vergessenen Stadt - Teil 2
 

Erde…
 

Nachdem er bereits seine Katze in der verfluchten Erde des Indianerfriedhofs begraben hatte, um sie wieder zum Leben zu erwecken, fasste Louis Creed den Entschluss so etwas nie wieder zutun. Doch als er den toten Körper seines kleinen Sohnes sah, der auf so tragische Weise ums Leben kam, ließ er seine Moralen schweifen und vergrub ihn ebenso, mit dem Wissen, dass er als ein Monster zurückkommen würde.

Manchmal ist es besser, die Toten ruhen zu lassen. Tot zu sein ist oft besser.

Doch wenn sie nicht einmal dort ihre Ruhe finden, in ihren schönen Särgen liegend, sondern sich nach Rache sehen an jenen, die für ihren Tod verantwortlich sind?
 

Can you see…?

Can you feel…?

Can you hear…?

CAN. YOU. HEAR. THE. CRY. OF. OUR. FATHER?!
 

Wiederherstellung bei 38%
 

„Kisa?“

Mein apathisches Zittern verschwand und panisch schnappte ich nach der Hand, ie meine Schultern berührt hatte. Noch etwas benebelt sah ich in Kai‘s Gesicht. Schon seit wir hier aufgewacht waren hatte ich `en sehr komisches Gefühl. Der Ort war mir nicht geheuer und nun, da wir endlich in Etemenanki waren, wurde das Gefühl noch schlimmer.

Ich konnte das Gefühl nicht beschreiben. Es war nichts, was mich ängstigte oder etwas nostalgisches. Aber ich fühlte mich hier einfach nicht wohl. Und Kai merkte deutlich, dass mit mir etwas nicht stimmte.

„Entschuldige, ich war in Gedanken versunken. War was?“ „Irgendetwas geht dir durch den Kopf, ich krieg nur nicht raus was.“ „Deine Äußerung klingt, als hätte ich nur Blödsinn im Kopf.“ „Das sowieso“, sagte er belanglos, mich ärgerte es aber für einen Moment. Kai blicke zu der Gruppe zurück, die etwas erschöpft den drei Erzengeln hinterherlief.

Den Weg, den wir zurückgelegt hatten um überhaupt die Hälfte des Weges zu erklimmen war lang und anstrengend gewesen. Wer in seinen Büchern geschrieben hatte, er sei nur 90 Meter hoch hatte keine Ahnung. Das Ding war riesig!

An den Wänden befanden sich dieselben Symbole wie an den Sternplatten zuvor und wieder Engelsstatuen. Einige Ebenen waren eingerichtet wie Tempel oder Kirchen.

„Und du bist sicher, dass alles in Ordnung ist? Ich habe so meine Zweifel. Du siehst aus, als müsstest du dich jeden Moment übergeben.“ „Nein, nein, mir geht es gut. Ich will nur hier weg, dass ist alles“, belächelte ich ihn zur Beruhigung, was Kai nur teilweise glaubte. Aber er widersprach nicht und ließ es bleiben. Nein, nicht ganz.

„Seit wir hier sind habe ich ein seltsames Gefühl. Und ich denke, dir geht es dabei noch schlechter. Man kann es regelrecht von deinem Gesicht ablesen. Ich mache mir wirklich ernsthafte Sorgen um dich.“ „Wirklich? Tust du?“, fragte ich und kicherte. „Hört endlich auf zu flirten und macht hinne! Gottverdammt“, brüllte Teru zu uns hinüber und augenblicklich ging wir zu ihnen.

Nicht weit von uns lief Uriel immer wieder im Raum auf und ab und schien langsam ihre Geduld zu verlieren.

„Charon! Charon! Oh Mann, jetzt komm endlich, ich weiß, dass du uns hörst!“ „Ich hab doch gesagt, der faule Sack kommt nicht. Der kommt nie, wenn man ihn braucht.“ „Er kommt schon, Michael. CHARON!!“, rief sie noch einmal und das dabei entstandene Echo tat in unseren Ohren weh. Skeptisch blickte Raphael auf ein paar Steine, die in dem Moment von der Decke fielen.

„Soll ich mal?“ „Das bringt nichts, dass wisst ihr. Ihr seid Kerle!“, antwortete Uriel ihm und seufzte. Rika warf mir fragende Blicke zu. Mann, dieser Charon musste anscheinend ´en gewaltiger Weiberheld sein.

Michael stöhnte und lehnte sich gegen eine Säule, die den Boden mit der Decke verband.

„Das faule Stück wird bestimmt irgendwo rumgammeln und sich den Bauch vollschlagen.“ „Das »faule« Stück habe ich jetzt überhört, Michael-sama.“

Der Angesprochene sprang sofort schreiend von der Säule weg und nun sahen wir auch, wie sich zwischen den Steinen ein Loch bildete. Neugierig starrten wir es an, bis eine Hand hinauskam.

„AAAAAAAAHH, WAS IST DAS??!“, schrie Kenny und sprang mit uns allen einen Satz zurück. Zusätzlich zu der Hand kam noch eine Kuttengestalt aus der Wand. Tatsächlich sah man eben wegen besagter Kutte nichts von der Person, die sich darunter verbarg. Nur ein paar rote Augen funkelten uns entgegen. In der linken Hand hielt er einen krummen Stab aus altem, dunklen Holz.

„MANN, muss du immer so einen Pseudo-Gruselauftritt hinlegen?! Ich hätte fast einen Herzinfarkt gekriegt, verdammt!“ „Wenn du so schreckhaft bist! Guten Tag, Uriel. Ich habe lange nichts mehr von euch Elementarengeln gehört“, sagte der Kuttenkerl nun überraschend ehrfürchtig und verbeugte sich vor dem blonden Engel. Raphael lächelte ihn nett an.

„Schön, dass du noch ab und zu an uns denkst. Wie geht es dir?“ „Ach, immer das Selbe im Hades. Da unten herrscht eine Laune, als sei jemand gestorben“, fing er an zu lachen, jedoch lachte keiner der Engel mit. „Zudem die typischen Streitereien, Diskussionen und die Ungerechtigkeit mir gegenüber.“ „Oh, du Armer.“ „Sei nicht traurig, Uriel. Euch zu sehen erfreut mich sehr immer wieder aufs Neue, wenn ihr auch nur Schatten eurer Selbst seid. Jedoch… Fehlt da nicht jemand? Ist es denn schon so spät?“ „Allerdings…“, schnaufte Raphael ein wenig. Der schien ja wirklich genervt, dabei hatte ich ihn als vernünftig eingestuft.

Langsam gingen wir wieder einen Schritt zurück, als der Kuttenmann zu uns starrte.

„Wer sind denn die?“ „Oh, stell dir vor, dass sind unsere Nachkommen“, lachte Uriel wieder. „Eure… Ah, also müssen dass die Wächter sein, von denen jeder Engel spricht und sich beklagt“, lachte er und Teru und ich sahen uns darauf an. Die konnte ja nur von uns Sturköpfen geredet haben.

„Und das bei ihnen sind sicher die Hüter des Schlüssels und dem Thron Gottes… Interessant, interessant.“ „Wie wär es, wenn du dich vorstellst, wie es sich gehört“, bestand Ray, was er gleich in die Tat umsetzte, indem er sich vor uns verbeugte. „Wie unhöflich von mir. Ich bin Charon. Ich bin ein Bewohner des Hades und stehe im Dienste der Existenzengel, als leibeigener Bootsfahrer, der die Seelen nach Acheron und Styx bringt, ehe sie ins Jenseits kommen, oder wiedergeboren werden.“ „Ach, der Totenführer Charon. Aber ist er nicht aus der griechischen Mythologie?“ „Kenny, wie kannst du hier noch ernsthafte Fragen stellen, nachdem was wir schon alles gesehen und gehört haben?“, sagte Tyson todernst zu ihm, womit für Kenny die Frage sofort beantwortet war. Charon lachte und wirbelte mit der Hand umher.

„Ach, griechisch, christlich, idiotisch, ist eh alles das Gleiche. Das alles ist mehr verknüpft, als ihr denkt. Aber von so einer Gruppe erwarte ich nichts anderes. Nur Männer hier…“

Er seufzte schwer und alle Jungs unserer Gruppe zogen verärgert die Augenbrauen hoch.

„Charon, sei nicht so oberflächlich“, meckerte Raphael ihn an. „Na stimmt doch, lauter Männer hier. Und nur drei Mädchen… Drei äußerst hübsche Mädchen…“

Er ging ein paar Schritte auf uns zu und schubste dabei ganz elegant die Jungs ausnahmslos zur Seite, um so direkt von mir, Rika und Hilary zu stehen, legte einen vielsagenden Blick auf und ergriff mit seiner Hand die Hände von jeder von uns. Scheinbar hatte ich Recht, doch so ein Weiberheld.

Nur die Hände waren… groß… dunkel und eher klauenartig.

„Obwohl in allen von euch Menschenblut fließt, euer Antlitz könnte es durchaus mit der Schönheit der hochrangigen Engel aufnehmen. So schöne Blumen, die hier in dieser Einöde gefangen sind. Allein dass Gabriel und Uriel hier festsitzen, zwei der schönsten Engel die ich jemals sah, zerreißt mir immer wieder mein nicht vorhandenes Herz.“ „Hey, und was ist mit uns?“, beschwerte sich Michael lautstark, Raphael kräuselte beleidigt die Lippen. „Wen interessiert das? Ihr Barbaren könnt ja kämpfen und im Dreck rumwühlen. Aber solch bildhübsche Mädchen sollten sich nicht an so etwas die Hände schmutzig machen, sondern auf Armen getragen werden.“ „Hör mal, Perversling!“, schnaubte Kai Charon an, packte ihm am Kragen und zog ihn unsanft von uns weg. „Wir haben dich nicht gerufen, damit du hier Mädchen belästigen kannst. Wir gehören nicht hierher und wollen auf den schnellsten Weg nach Hause, ehe wir auch noch draufgehen. Also sorge dafür, dass wir hier wegkommen oder du kannst was erleben.“ „Kai ist ei-fer-süch-tiiiiig…“, trällerte Teru leicht amüsiert und lachte. Ich konnte ihm aber nur zustimmen. So finster hatte ich Kai noch nie schauen sehen, als wollte er versuchen allein mit seinem Blicken Charon aufzuspießen.

„Und Charon? Kannst du etwas tun?“, fragte Raphael, ohne weiter auf Kai zu achten, der ihn aber aus reiner Lustlosigkeit losließ. Er war offensichtlich immer noch eingeschnappt.

„Sicherlich kann ich etwas tun“, sagte er und klopfte sich den Staub von der Kutte und sah noch einmal verächtlich zu Kai. Hilary tippte mir schließlich zögernd auf die Schultern.

„Verzeihung, aber sollten wir ihm wirklich trauen?“ „Aber sicher doch“, antwortete Charon statt meiner und skeptisch sah ich zu Rika. „Was sagst du?“ „Ich finde ihn ganz vertrauenswürdig. Findest du nicht, dass er sich etwas wie Yoyo verhält, Kisa?“ „Quatsch. Yochel hat mehr Stil und redet nicht so geschwollen.“ „Das tat in meinem Inneren sehr weh… Aber trotz dieser Beleidigung, meine Verehrung bleibt. Euch jungen Damen hier helfe ich sicherlich gerne. Die Typen müssen zahlen.“ „Bitte? Auch noch Geld kassieren?! Elender Hund!“, keiften Teru und Tyson und stemmten die Fäuste dabei in die Hüften, doch Charon winkte sie nur ab. „Zur Zeit der Griechen hat man den Toten noch zumindest ein Goldstück gegeben, um meine Hilfe zu finanzieren. Und was die Ägypter erst ausgegeben haben für einen guten Platz im Jenseits… Aber die goldenen Zeiten sind passé. Ich muss sehen, wie ich an mein Geld komme.“ „Ach komm, dass ist ein Notfall. Und Geld haben wir keins“, redete Max auf ihn ein. „Tja, euer Problem…“ „Och bitte, Charon“, seufzte ich ihn an, um ihn so rumzukriegen. Wenn er schon auf uns stand, sollte man das auch nutzen.

Rika zögerte zwar, aber nachdem ich sie ganz unauffällig anstieß, sprang sie doch über ihren Schatten.

„Das sind Auserwählte Gottes. Und unsere Freunde. Wir… Wir wären todunglücklich, wenn sie hier verenden müssen.“ „Bitte Charon… Tu uns diesen Gefallen“, sagte auch noch Hilary ganz wehleidig. „Wir bitten dich. Sonst kann uns niemand helfen.“ „Hach, solch zuckersüße Worte. Aber ohne eine kleine Gegenleistung geht das nicht.“ „Und die wäre? Wir tun alles“, sagten wir zu ihm und er überlegte. Es dauerte nicht lang, bis ihm etwas einfiel und nahm wieder - wenn auch überraschenderweise nur - meine Hand.

„Wisst ihr, für ein kleines Date tu ich euch den Gefallen ge…“

Den Satz sprach er nicht mehr zu Ende, denn ein großer Stein, flog ihm ins Gesicht und riss ihn zu Boden. Während Uriel zu ihm ging um ihn wieder auf die Beine zu helfen, bemerkte ich Kai, der sich äußerst zufrieden die Hände abklopfte. Wohl immer noch eifersüchtig. Wie süß!

„Charon, alles okay bei dir?“ „Ja, ja, nur keine Sorge. Mit geht es blendend!“, lachte er wieder, wenn auch etwas übertrieben und merkte offensichtlich gar nicht, das seine Kapuze vom Kopf gerutscht war und uns allen ermöglichte sein Gesicht sehen zu können. Doch wir hielten den Atem an vor Schreck. Rote Augen, violette Haut, verzogene Mimik…

„EIN DÄMON!!!“, schrieen wir. Charon sah uns erst verwirkt an, merkte aber dann, dass seine Kutte verrutscht war. Doch diesmal wichen wir nicht, sondern gingen naher auf ihn zu. Teru, Seiji und ich hielten schon unsere Souls, in Form von Schwertern und Stab in unseren Händen.

„Hey, Hey, beruhigt euch. Ich bin ein Dämon, ja, aber ich stehe im Dienste der Engel, seit Luzifer's Fall.“ „Und das sollen wir glauben?“, sagte Kai ungläubig und zuckte mit den anderen Bladebreakers schon die Beyblades aus den Hosen- und Jackentaschen. „Nun hört aber auf, würde ich hier dann bei den Erzengel stehen und rumquatschen?“, fragte er direkt und wir begannen zu zögern. Unrecht hatte er nicht. Wäre es nicht so, hätten die Erzengel ihn schon gelyncht. Und Uriel stand auch noch schützend vor ihm.

„Ihr könnt ihm ruhig glauben. Charon hat damals seinen Dienst verweigert. Unter seinen Artgenossen ist er eine Ausnahme, denn irgendwie scheint er richtige Gefühle zu haben.“ „Genau deswegen verstehen Uri und ich uns so gut“, lachte Charon und drückte Uriel an sich, die zu quietschen begann und mit ihm rumalberte. Etwas abstrakt sah dieser Anblick schon aus, doch Raphael lachte über unser Entsetzen.

„Uriel hatte schon immer eine Neigung zu absonderlichen Geschöpfen. Aber Charon ist immer noch ihre größte Errungenschaft.“ „Trottel, Charon fliegt nur auf sie, weil sie Brüste hat und das findet sie auch noch lustig“, meinte Michael nur forsch, was dieser mitbekam. Er sah verlegen aus und sah wieder zu uns.

„Also, darf ich euch jetzt helfen oder nicht?“ „Nun… Gerne. Wenn du weißt wie“, sprach Ray für uns alle. „Oh, dass »Wie« ist kein Problem. Ich kenne tatsächlich eine Strömung, die von hier raus, den Fluss Acheron und Styx entlang und wieder nach Assiah führt.“ „ECHT?!“, riefen wir begeistert. Wir hatten einen Hoffnungsschimmer auch wenn vermutlich ein Haken an der Sache war, so wie Charon schaute.

Er zog sich die Kapuze wieder über den Kopf.

„Ihr müsst aber vor Mitternacht… Also noch bevor Uriel stirbt an der Bucht am Rande der Insel sein.“ „Vor Mitternacht? Hat das etwas mit dem zutun, was Gabriel uns sagte?“, fragte Rika, ihr Blick schweifte zu Raphael, der auch gleich vortrat und erklärte. „Richtig. Dieser Ort ist außerhalb von Zeit und Raum. Der Tag wird durch uns bestimmt. Gabriel sagte euch doch, dass sie sterben musste. Die Toten geben keine Ruhe, ehe der Engel, den sie suchen tot ist. Erst dann läuft die Zeit weiter. Und zu jeder Tageszeit holen sie einen von uns. Gabriel morgens, Michael am Mittag, mich am Abend und Uriel schließlich um Mitternacht. Scheinbar glauben die Toten, dass wenn der Tag um ist, auch ihr Schmerz vorbei sei, deswegen jagen sie uns. Sie verbinden uns mit ihrem Elend, was anderes ist in ihrem Köpfen nicht mehr drin.“ „Dabei wiederholt sich ihr Schmerz mit dem unseren, immer und immer wieder…“, seufzte Uriel und ließ nachdenklich den Kopf hängen. Michael sah seine beiden Kameraden traurig an und warf sich plötzlich Charon um den Hals, und versuchte das Thema zu wechseln.

„Aber auf Charon könnt ihr euch verlassen. Er ist der beste Seefahrer, den es zwischen den Welten gibt. Wenn er euch nicht raus bringt, dann keiner.“ „Wenn du das sagst…“, sagte Kenny nur zögerlich. „Hast du immer noch Angst, Kurzer? Mach dir keine Gedanken, er tut euch echt nichts, denn er ist sehr loyal. Außerdem ist Charon schwächlich und feige, im Notfall könnt ihr also locker besiegen.“ „Wenigstens bin ich noch am Leben“, konterte der Dämon und sorgte dafür, dass Michael traurig das Gesicht verzog. Doch dann schreckte er mit uns allen zusammen auf, als gegen die Holztür des Raumes gehämmert wurde.

„Was ist das?“ „Das sind vermutlich unsere toten Freunde. Sie wollen den nächsten Engel holen!“, sagte Raphael überzeugt, woraufhin Michael zu schreien anfing. „Was? Es ist viel zu früh!“ „Interessiert sie scheinbar nicht.“ „Och Mann, ich will aber noch nicht“, quengelte er und trat beleidigt einen Stein weg, der in Hilary‘s Richtung kullerte. Sie stand direkt vor der Felswand und tastete sie ab. Fragend sahen wir ihr dabei zu, bis Tyson auf sie zuging.

„Hilary, was machst du da? Wir haben keine Zeit.“ „Sei mal leise, ich höre einen Luftzug“, sagte sie und hielt ihr Ohr dicht an den kalten Stein. „Irgendwo hier ist eine Tür, oder zumindest die Wand locker… Da können wir raus.“ „Und selbst wenn, weißt du wie hoch das hier ist? Wir brechen uns noch alles“, meinte er, doch Hilary hörte ihn nicht wirklich zu. Ihre Augen weiteten sich, sie hatte wohl mit ihrer Theorie Recht. Sie stand auf und

stemmte die Hände gegen die Wand.

„Das müssen wir wohl riskieren. Steh nicht rum und hilf mir die Wand wegzuschieben.“ „Aber…“ „Sie hat Recht, Tyson“, sagte Max und drückte mit Hilary gegen die Wand. „Besser die Chance zu Entkommen, als von denen abgemurkst zu werden.“ „Auch wahr.“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren gingen wir zu ihnen und legten unsere Hände gegen die Wand.

„Los, alle Mann schieben!“, rief Seiji und wir legten unsere ganze Kraft in die Arme. Man merkte, dass die Steine sich bewegten, aber mehr auch nicht. Wir legten eine kurze Atempause ein und drückten noch einmal dagegen, doch diesmal tat sich nichts, auch nicht, als Raphael, Michael und Uriel mithalfen.

Dann sprang die Tür mit einem lauten Knall auf und der Windstoß der dabei entstand riss uns fast von den Beinen. Jeder uns schnappte nach Luft und mein Herz stand für einen Augenblick still als wir sahen, dass über den Skeletten, die den Raum betraten das leibhaftige Böse schwebte.

„Guten Tag, meine Freunde. Wie ich sehe, lebt die kleine Rasselbande immer noch.“ „Oh Fuck! Was macht das leibhaftige Böse hier?!“ „Frag nicht, schieb, Kisa!“, maulte Teru und lehnte sie nun mit dem ganzen Körper gegen die Wand. Nervös schaute ich zur Tür, durch die immer mehr Untote kamen, mit Schwertern und Schildern und uns fixierten.

Dann plötzlich trat Michael von uns weg und stellte sich vor uns, mit seinem Schwert in der Hand.

„Haut ab, ich lenke sie ab.“ „Aber Michael…“, seufzte Uriel schwer, doch er winkte sie ab. „Hey, im Laufe des Mittags geh ich eh drauf. Man sieht sich also Morgen wieder, ja?“, lachte er ganz lässig und sah nun zu Charon, der einen der Untoten mit seinem Stab in die Ecke beförderte. „Charon, geh und hol das Boot! Warte in der Bucht auf sie, du weißt wo. Und vergesse nicht deinen Vorgesetzten zu sagen, dass sie die Tore auf machen sollen!“ „Jawohl!“, salutierte der Kuttenmann und verschwand, ehe ein weiteres Skelett sich auf ihn stürzen konnte. Mit seinem Schwert und seinem Feuerelement hielt er die Untoten von uns weg, während wir uns weiter gegen die Wand stemmten.

„Oh Mann, das bringt überhaupt nichts“, fluchte Ray. „Die rührt sich keinen Millimeter.“ „Lass uns mal!“, sagte Uriel und sah daraufhin mich an. „Los Liebes, wofür haben wir unsere Fähigkeiten. Auf drei, ja?“ „Okay“, nickte ich ihr zu und legte genau wie sie, die Hände leicht aneinander liegend gegen die Wand. Und nur mit einem Ruck unserer elementaren Kräfte verschonen sich die Steine und die Wand ließ nach.

„Sie bewegt sich“, rief Rika, aber die Freude war bei uns allen von kurzer Dauer. Die Wand kippte um, mit uns allen drauf und stürzte auch mit uns in Tiefe. Wir krallten uns an den Steinen fest, wenn es auch nicht viel brachte da die Wand während des Sturzes in sich zusammenfiel und schrieen, während der Gegenwind uns ins Gesicht peitschte und der Boden immer näher kam.

„RAPHAEL, TU WAS!!!“, rief Uriel ihm nach. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie er mit seinen Hände eine einzige Bewegung vorführte und kurz darauf der Gegenwind nachließ. Wir waren von einer leichten Windböe umgeben die uns fast schon in Zeitlupe hinunter brachte und auf dem nun sicheren Boden absetzte.

„Da haben wir aber echt Schwein gehabt“, seufzte Seiji noch ganz aufgeregt. „Aber wir sind raus. Hab ich nicht gesagt, dass wir es so schaffen.“ „Du hättest uns fast umgebracht, Hilary!“, protestierte Tyson, doch wurde abgelenkt. Weiter oben war es zu einer Explosion gekommen, Teile der Turmwände stürzten auf uns hinunter. Schnell rannten wir weg und hatten die Steinbrücke, der von Wasser umgeben war, zur Hälfte hinter uns gelassen, da folgte eine weitere Explosion.

Aus einem der Wandlöcher kam der Leibhaftige rausgeflogen und hielt dabei Michael am Kragen. An diesem hatten sich einige der Untoten Skelette festgekrallt, kratzten und bissen ihn.

„MICHAEL!“, riefen Raphael und Uriel aufgebracht, aber Michael hörte sie nicht, obwohl er nicht mal so weit von uns weg schwebte. Angewidert funkelten er das leibhaftige Böse an.

„Weißt du, Michael, dich konnte ich noch nie leiden.“ „Gleichfalls, du aufgeblasener Spinner. Aber weißt du was? Solange ich weiß, dass du eine genauso verdammte Seele bist wie wir, ist mir alles Recht. Ich weiß nicht mehr was für eine dämliche Visage sich unter der Kutter verbirgt, aber eins weiß ich, dass du nämlich von uns allen immer noch die größte Arschkarte gezogen hast. Das nennt man Pech, Wichser!“

Sein übertrieben großes Schwert erschien in seiner Hand und er holte zum Schlag aus. Er riss dabei aber nur ein Teil des Umhangs vom Körper, ehe er, samt den skelettierten Bewohnern in die Tiefe stürzte. Wir rannten, seinen Namen schreiend, an den Rand der Brücke, doch sahen wir nur noch die aufsteigende Fontäne, die durch sein Untertauchen verursacht wurde. Besorgt sahen wir alle nach unten, aber er kam nicht mehr hoch, nur vereinzelte Knochen, die von der schwachen Strömung schließlich mitgerissen wurden.

„Michael…“, flüsterte Max niedergeschlagen und wandte langsam den Blick ab. Wir anderen schauten noch eine Weile hinunter, ob er noch auftauchen würde. Doch vermutlich war er schon längst dabei zu ertrinken, wie jeden Tag in dieser Welt.

Neben uns schwebte das leibhaftige Böse langsam zu Boden und schaute ebenso hinunter, dabei wurde er von Raphael und Uriel böse angewidert gemustert.

„Eine gewagte Kamikaze Aktion. Er hat wohl nun auch eingesehen, dass wehren nichts mehr bringt. Egal, solang er nun weg ist. Und ihr zwei, habt ihr Angst gekriegt? Wird langsam knapp mit der Zeit. Ob ihr das noch vor Mitternacht hinbekommt? Was sagst du, kleine Uriel?“ „Du…. ELENDER MÖRDER!!!“, schrie Uriel los und war dabei auf ihn zu stürzen, doch Raphael hielt sie zurück. „ERST MEINE MUTTER UND JETZT UNSERE NACHKOMMEN!!! Verrecke doch endlich!“ „Den Wunsch kann ich dir leider nicht erfüllen, mein Kind. Bevor ich Gott nicht getötet und das »Kether« an mich gerissen habe, werde ich nicht von dieser Welt verschwinden. Und wenn ich Luzifer erweckt habe, wird dies alles nur eine Frage der Zeit sein. Und ihr komischen Gestalten, ihr könnt ja versuchen abzuhauen! Selbst wenn ihr es schafft… Das Schicksal wird sich dadurch auch nicht mehr ändern. Oder was sagst du, Kai?“

Gespannt blickten wir zu Kai, der selbst etwas überrascht schaute. Aber auch irgendwie ertappt und blass. Teru wagte einen Schritt auf ihn zu, doch Kai zeigte nur die kalte Schulter.

„Na gut, es zwingt dich niemand etwas zu sagen. Aber vermutlich habt ihr alle auch bald nichts mehr zu sagen. Schaut mal!“, lachte der Leibhaftige und zeigte zum Turm, aus deren Eingangstor erneut die Untoten zu uns schritten.

„Hört das denn gar nicht auf? Wieso verfolgen sie uns, Michael ist tot!“ „Renn einfach!“, rief Raphael und sofort folgten wir ihn alle. Durch die Stadt, durch jeden einzelnen Winkel, um so die Untoten in die Irre zu führen und aufzupassen, dass wir uns selbst nicht aus den Augen verloren.

Als wir den Wald erreichten, waren wir alle am Schnaufen. Meine Lunge brannte und ich konnte kaum noch stehen, geschweige denn laufen. Doch erst, als wir tiefer drin waren fühlten wir uns sicher und nahm uns Zeit für eine Pause.

„Ich.. Kapier gar nichts… Habt ihr nicht gesagt, sie gehen, wenn sie den richtigen Engel zur richtigen Zeit geholt haben?“ „Ist ja auch so…“, sagte Uriel zu Seiji, doch schnappte sie so sehr nach Luft, dass man sie kaum verstand. „Ich versteh doch auch nicht, was hier plötzlich vor sich geht.“ „Vermutlich weil sie hier sind…“, meinte Raphael und atmete noch einmal ganz tief ein. „Die Untoten merken, dass mehr wie vier Engel hier sind. Dass bringt wohl alles bei ihnen durcheinander und sorgt dafür, dass die Zeit schneller voranschreitet.“ „Toll, wenn sie sich auch nicht mehr an die Zeit halten, geht der Tag ja noch schneller rum. Furchtbar…“

Niedergeschlagene setzte sich Uriel auf einen Stein und warf den Kopf zurück.

Vermutlich hatte sie auch nicht unrecht. Der Himmel sah zwar immer gleich aus mit seinen ätzenden, grauen Wolken, aber ich behauptete, er hatte einen

leichten Rotschimmer angenommen. Abenddämmerung.

„Und nun?“, fragte Kenny unsicher durch die Runde. „Wie geht es weiter?“ „Wir müssen zur Bucht“, sagte Uriel nach langer Pause wieder.

„Babylon befindet sich auf einer Insel, rund herum Wasser aus den Totenflüssen. Die Insel ist umgeben von Klippen, aber es gibt eine Bucht. Dort wird vermutlich Charon auf euch warten.“ „Und wo ist das?“ „Im Südwesten der Insel“, sagte sie und zeigte nach oben, aber dennoch in die entsprechende Richtung. In dem Moment, als sie hinauf zeigte, flog auch etwas kaum Erkennbares über uns weg, sehr nah, aber scheinbar hatte es uns nicht gesehen. Ich hatte keine Ahnung was es war, hatte aber von den Silhouetten her eine Art großer Vogel sein können.

„Was war denn das?“ „Ein Flugdämon“, antwortete Raphael ein wenig trocken. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich ihn an und dann wieder zum Himmel.

„Flugdämon? Die Sorte kenne ich gar nicht.“ „Dämonen entstanden aus dem Wasser des Lethe und der Erde Gehennas. Und nicht alle Dämonen vertragen die Luft und das Klima in Assiah. Manche können in jeder Welt leben, andere so wie diese können bis zu den Grenzen des Hades vordringen. Doch die meisten Dämonen verlassen die Hölle nicht, sie würden sofort zerfallen.“ „Was nur gut für uns ist“, schnaufte Max und sah nun auch nach oben, zusammen mit Uriel, wenn sie auch mehr am Überlegen war. „Ich frage mich aber, wo der hin will. Meines Wissens sind Flugdämonen immer nur in Gruppen unterwegs.“ „Nicht, wenn ihr Nest ganz in der Nähe ist“, erklärte Raphael wieder, dann begann aber auch er zu rätseln. „Aber warum hier, so weit von der Hölle weg?“ „Vielleicht haben sie etwas gefunden, dass sie nicht so leicht in die Hölle bringen können.“

Nachdenklich rückten sie ihre Köpfe zusammen und sagten gar nichts mehr. Viel zu sagen hatten wir dabei nicht oder zu denken. Doch Rika sah aus, als hätte sie eine Idee, wenn sie sich auch erst nicht traute es auszusprechen.

Anscheinend hielt sie ihren Gedanken für absurd, warum auch immer. Sie war eben unsicher.

Erst als ich ihr sicher zunickte und auch Teru, als sie diesen ansah wagte sie es doch anzusprechen.

„Ähm, vielleicht… Es ist nur eine Vermutung, aber vielleicht wäre dieses Etwas ja Amy“, sprach sie schüchtern aus und weckte damit das Interesse der beiden Erzengel, so auch unseres. Amy! Natürlich, sie war ja immer noch weg.

„Sie ist immerhin schon lange verschwunden.“ „Da gibt‘s nur eine Lösung - Hingehen und nachsehen. Dann hätten wir zumindest ein Problem schon gelöst.“ „HE, W-WARTET MAL!!!“, riefen Uriel und Raphael uns nach, aber wir waren schon losgelaufen, in die Richtung, in die der Dämon geflogen war.

Vorsichtig tasteten wir uns durch das Gestrüpp, versuchten dabei leise zu sein, um zu vermeiden von jemanden oder etwas entdeckt zu werden. Ray, der vor uns allen lief, blieb plötzlich stehen und wurden dabei fast von Teru über den Haufen getreten worden. Als mein Cousin fluchen wollte, hielt Ray ihm den Mund zu und kniete sich mit ihm auf den Boden. Wir taten es ihm gleich und krochen zu ihnen hinter einen Busch.

Und genau vor uns, keine fünf Meter weg saß Amy, mit Seilen gefesselt und von vier dieser fliegenden Dämonen bewacht wurde.

„Amy…“, seufzte Rika verzweifelt und bedrückt, beim Amy‘s total aufgelösten Anblick. „Gehört sie auch zu euch?“, fragte Uriel, als diese und Raphael uns endlich eingeholt haben und versetzte uns damit erst einmal einen Schreck, doch Max belächelte sie. „Ja, Amy ist ´ne Freundin von uns.“ „Und kriminell…“, murmelte Hilary und Tyson warf ihr sofort giftige Blicke zu. „Zum letzten Mal, Amy gehört zu den Guten!“ „Könnt ihr das später ausdiskutieren? BITTE?!“, mault Seiji sehr gereizt und sah hochkonzentriert zu den Dämonen. Genauso wie alle Dämonen lag ihre Grundfarbe irgendwo zwischen Schwarz und Lila und die Augen waren rot, wobei diese Exemplare nur ein großes auf ihren Bauch hatten. Von der Statur hatten sie etwas von einem Falken, der Kopf ähnelte aber mehr der einer Krähe. Die Kralle waren lang und, OH GOTT, sie hatten dieselbe furchtbar schrille Stimme wie ihre eher humanen Artgenossen.

„Da haben wir einen wirklich tollen Fund gemacht. Nicht nur die Wächter und die Schutzpatronen sind hier, auch sie haben wir uns holen können. Das war ja schon fast zu einfach.“ „Wenn wir dafür keine Belohnung kriegen…“, lachten sie und fixierten Amy erneut, die dabei zurückschreckte und leise jammerte. Tz, Belohnung, dass konnten sie sich abschminken!

„Und wenn diese vier Spinner mit den Bitbeasts erst »tot« sind, können wir uns diese auch ganz leicht schnappen.“ „Hö, hö, der Boss wird hocherfreut sein.“ „DENKT IHR!!!“, schrieen wir los und stürmten ungeplant auf die vier Dämonen zu. Zwei wurden sofort von unseren Kräften und den Beyblades der Jungs vernichtet. Die anderen beiden hatten sich im letzten Moment noch Amy geschnappt und flogen mit ihr weg.

„He, hiergeblieben!“, rief ich ihnen nach und wir rannten ihnen letztlich doch hinterher. Doch vor uns tauchte wieder eine Armee aus Skeletten auf, die uns den Weg versperrten, ebenso wieder mit dem leibhaftigen Bösen an ihrer Seite.

„Na, dass ist doch mal ein schnelles Wiedersehen. Um so besser, ich hatte euch schon vermisst.“ „Wir dich aber nicht!“, brummte Seiji genervt, doch der Leibhaftige belächelte unseren drohenden Blicke nur. Dann sah er zu den zwei Flugdämonen mit Amy im Schlepptau.

„Bringt das Weib nach Gehenna!“ „Jawohl!“, riefen sie und jeder der beiden packte Amy am Arm, um sie so, zehn Meter über den Boden schwebend wegzubringen. Wir sprinteten ihr nach, obwohl uns der Leibhaftige immer noch im Weg stand. Er holte zu einer Attacke aus, doch er hielt inne, als die Klinge von Raphael‘s Schwert seine Kehle berührte und Uriel sich vor uns stellte.

„Ich an deiner Stelle würde deine voreilige Bewegung mehr wagen. Ich bin zwar tot, aber meine Kräfte funktionieren genauso wie vor 5000 Jahren.“ „Denkst du ernsthaft, das beeindruckt mich, Raphael?“, lachte er hämisch und befreite sich spielend aus dessen Griff. Unter ihnen versammelten sich einige der Untoten, die ihre Hände empor streckten und sogar in die Luft sprangen, nur um Raphael zu erwischen. Doch anders wie uns interessierte es diesem eher wenig.

„Außerdem bin ich kein Freund von Gewaltdrohungen. Was sollte denn das? Mal ehrlich - Warum hasst ihr mich eigentlich? Was hab ich dir getan, Raphael? Komm, sag!“, forderte er den Engel auf. Doch Raphael ließ ganz fassungslos seine Waffe sinken und starrte zu Boden.

„Du weißt es nicht mehr, oder? Ihr Erzengel seid erbärmlich. Jeden Tag kämpft ihr ums überleben, windet euch in eurem Hass… Und wisst nicht einmal warum. Ich selbst besitze all meine Erinnerungen, obwohl wir fast dasselbe Schicksal teilen. Lächerliches Pack. Und ihr wollt noch an Gottes Schutz glauben?“

Gespannt sahen wir zu Raphael hinauf, der aber nur den Kopf hingen ließ. Auch

Uriel war ganz blass geworden.

„Ja… Vielleicht… Vielleicht habe ich wirklich vergessen, für was ich gekämpft habe. Ich erinnere mich an keinen Liebsten mehr, für den ich immer wieder in den Krieg zog. Aber…“

Je länger er schwieg, um so mehr sank er zurück zu Boden. Irgendwann war er tief genug und die Untoten ergriffen ihn an den Knöcheln, um ihn endgültig hinunterzuziehen.

„Ich weiß, wofür ich heute kämpfe. Für das Letzte, was noch von meiner Familie übrig ist.“ „R… RAPHAEL!“, rief Uriel nach ihm und wollte auf ihn zustürmen, aber ein heftiger Windstoß seinerseits fegte uns davon, durch die Bäume. Nur schemenhaft sahen wir noch, wie die Untoten Raphael zu sich zogen und mit den Schwertern auf ihn einschlugen. Das Lachen des Leibhaftigen hörten wir noch lange Zeit danach.

Vielleicht hunderte Meter weiter wurde der Windstoß schwächer und zwischen Moos und Stöcken landeten wir wieder auf den Boden. Einige ächzten von uns bei den eher leichten Schmerzen, die wir bei der Landung empfanden.

Uriel kniete neben uns auf den Boden und schlug wütend mit den Fäusten auf den Boden.

„Raphael, dieser Idiot! Wieso hat er sich auf dieses Psychospielchen eingelassen? Ich weiß ja, man darf sich nicht einmischen, er war eh dran gewesen… Aber das? Gott, jetzt bleibt alles an mir hängen. Gerade an mir!“ „Uriel, beruhige dich“, sagte Max sanft und Tyson begann ihr auf die Schultern zu klopfen. „Du musst positiv bleiben und irgendwie kriegen wir dass schon hin. Und wenn wir in Sicherheit sind, kannst du vor den anderen dreien damit prahlen, wie du das alleine geschafft hast!“ „Wenn… du meinst…“, lachte sie zurückhaltend, aber sie meinte es damit ehrlich. „Genau, irgendwie schaffe wir das“, seufzte ich und nahm ihre Hand, um ihr wieder auf die Beine zu helfen. Doch sie ließ meine Hand gar nicht mehr los, sondern sah mich ganz durchdringend und abwesend an. „Ähm… Stimmt etwas nicht?“ „Nein. Nur… Mir… Mir ist gar nicht aufgefallen, wie ähnlich du ihr siehst…“ „Wem sehe ich ähnlich?“ „Ich… Ich…“, stotterte Uriel, doch sie brach ab und fasste sich an den Kopf. „Komisch. Eben wusste ich es noch… Meine Erinnerungen scheinen wohl auch nun schneller zu zerfallen, wie ich dachte. He, he…“ „Scheinbar…“, murmelte ich und ließ ihre Hand langsam wieder los. Ich konnte mir denken, wen Uriel meinte. Seit Sacrè alles erzählt hatte, hatte ich schon länger eine gewisse Befürchtung…

„´ISA-SAMA!“

Der Schrei ging jedem von uns durch Mark und Bein und sahen hinauf. Fast genau über unseren Köpfen zappelte Amy herum, immer noch gefangen in den Klauen der beiden Flugdämonen.

„Amy, keine Angst, wir helfen dir!“, rief Kenny zu ihr rauf, wenn er auch nicht genau wusste wie. Schließlich zog Ray seinen Beyblade heraus. „Überlasst das nur mir! LOS, DRIGGER, RETTE AMY!!!“, rief Ray und zog an der Reißleine des Starters. Sein Beyblade flog kerzengrade hinauf, Blitze und grünes Licht wirbelten um ihn herum und traf die beiden Dämonen schließlich frontal. Amy ließen sie bei dem Angriff los und schreiend fiel sie in die Baumkronen hinein. Wenig später landete sie vor uns auf dem Boden und lachte sofort wieder, als sei gar nichts passiert, obwohl die Wangen von Ästen zerkratzt waren und Blätter in ihren braunen Locken hingen.

„Na los, verschwindet endlich!“, rief Uriel zu den Dämonen hoch, als diese auf uns herabstürzten. Blütenblätter stiegen auf und flogen empor, doch einer der beiden Dämonen ließ sie verbrennen, als er den schwarzen, gekrümmten Schnabel öffnete und bläuliche Flammen herauskamen. Einige der Funken trafen auch die Bäume, die langsam anfingen zu brennen.

Die Dämonen waren inzwischen tief genug und rammten ihre Köpfe in Uriel‘s Magen. Der Aufschlag riss sie mit und sie flog dabei gegen Amy.

„Gut, dann eben Feuer mit Feuer!“

Teru zielte auf die beiden Dämonen und schoss tatsächlich einen der beiden Vögel ab, als er einen Feuerstrahl abfeuerte. Doch der andere Dämon war ausgewichen und statt Feuer flog eine Blitzkugel gegen ihn. Mit voller Wucht knallte er dabei gegen einen Baum und rührte sich für den ersten Moment nicht mehr.

„TERU!!“, schrieen wir ihm nach und Rika stürmte gleich zu ihm hin. Teru, bist du okay?“ „Mein… Mein Arm… Gott, tut das weh!“, jammerte er, biss sich aber tapfer auf die Lippen. Scheinbar war der Arm gebrochen oder irgendwas anderes war damit, so komisch gekrümmt wie Teru ihn hielt.

„Ihr seid die Nächsten!“, krächzte er und schoss drei Blitzkugeln auf einmal ab. Zwar traf sie keinen von uns direkt, doch der Gegendruck, der uns durch die Gegend warf war Schaden genug. Ich wurde von einer kleineren Blitzkugel getroffen, als ich angreifen wollte und schilderte den Boden entlang.

Ich spuckte die Erde aus dem Mund, während ich noch auf dem Boden lag und der Flugdämon vor mich trat, sein rotes Augen direkt auf mich blickend. Er öffnete schon den Schnabel zu einem erneuten Angriff, doch auf seinen Kopf knallte und zersprang plötzlich ein großes Stück Holz. Der Dämon fing an kurz zu taumeln und blickte wutentbrannt hinter sich. Und da stand Hilary, mit dem Restholz in der Hand und obwohl sie zitterte, versuchte sie sich ihnen weiter mutig in den Weg zu stellen.

„L-Lasst sie in Ruhe…!“ „Tz, du dummes Menschenmädchen. Wer sich auf die Seite der Engel stellt, ist des Todes“, lachten sie und gingen nun auf Hilary zu. Sie holte wieder mit dem Holzstück aus, doch ein einziger Flügelschlag der Dämonen riss es ihr aus den Händen.

„Scheiße… Hilary, renn weg!“, rief ich ihr zu, fiel aber wieder auf die Knie bevor ich überhaupt zum stehen kann. Hilary wurde von den beiden Dämonen immer weiter in die Ecke gedrängt.

„Hilary, Mensch, dass ist kein Traum! Die sind wirklich gefährlich, jetzt hau ab!“, schrie Tyson sie an, aber sie schien ihn nicht zu hören. Und so wurde Tyson, der es in diesem Moment nur schaffte auf dem Boden zu kriechen immer lauter.

„Hilary!“ „IST JA GUT!!“, schrie sie dann plötzlich los. „ICH GLAUBE EUCH!!! ICH GLAUBE EUCH ALLES!!! ICH GLAUBE AN BITBEASTS, ICH GLAUBE AN ENGEL UND DÄMONEN UND AN DEN HIMMEL UND DIE HÖLLE UND AN GOOOOOOTT!!!“ „HILARYYYYY!!!“

Noch ehe der Dämon zuschlug, drehten wir unsere Köpfe weg und kniffen die Augen zu, um nicht hinsehen zu müssen. Hilary‘s Angstschrei war kaum zu überhören und dann herrschte Stille. Eine merkwürdige Stille und wir wagten einen Blick.

Hilary war unversehrt, nur der Dämon, der sie angegriffen hatte, fiel zurück und wurde noch im Fall zu Asche. Und schließlich sahen wir, dass vor Hilary ihr Schutzengel stand, der Uriel‘s Stab in der Hand hielt.

„Amy?!“, riefen wir überrascht und sahen erstaunt zu ihr. Sie hatte Hilary gerettet.

Zufrieden lächelnd drehte sie sich zu der noch verstörten Hilary um, die etwas zusammenzuckte, als Amy sie ansprach. Doch sie ließ sich nicht abschrecken und reichte ihr, immer noch lächelnd die Hand.

„Alles in O´dnung, ´Ila´y-sama?“ „Ja… Ja, alle in Ordnung. Danke, dass du mich gerettet hast, obwohl ich so gemein war. Ich danke dir von ganzen Herzen, Amy“, sagte Hilary ergreifend und umarmte sie stürmisch und begann zu weinen. Amy schien erst gar nicht zu verstehen, warum sie weinte und klopfte ihr auf den Rücken, wohl als eine Art Beruhigungsversuch. Ein herzzerreißender Anblick, der von einem unheimlichen Rascheln, dass aus allen Richtungen kam, gestört wurde.

„Los, die Untoten kommen!“, rief Uriel und zerrte jeden von uns wieder auf die Beine, Amy drückte ihr ihren Stab wieder in die Hand. „Und du? Uriel!“ „Ich halte sie in Schach, bis ihr weg seid. GEHT ENDLICH!!!“, schrie sie und drängte uns zu ein paar Schritten, dann sprangen schon die ersten Skelette aus den immer stärker brennenden Büschen, die Uriel mit ihren Stab von uns zurückhielt. Traurig sahen wir ihr noch lange nach und rannten los ins Ungewisse, durch Dornenhecken und dichtes Blätterwerk, verfolgt von den heißen Flammen, bis wir ganz unerwartet aus dem Wald hinausfanden.

Es war bereits dunkel geworden, doch durch das Feuer schien alles lichterloh.

Wir standen genau vor der Bucht und nicht weit auch ein kleines, dunkles Boot. Darin saß auch Charon, der uns ganz aufgeregt mit seinem Stock zu sich winkte.

„Steigt ein, schnell!“, befahl Charon uns und einer nach dem andere sprang in die kleine Nussschale, in der wir aber alle überraschenderweise Platz fanden. Kai und Ray schoben das Boot noch ein Stück weiter ins Wasser, ehe sie aufsprangen, Seiji schoss Windkugeln, um uns durch den Gegendruck schneller wegzubringen.

An einem Abhang sahen wir noch einmal Uriel stehen. Sie war außer Atem, die Kleidung war zerrissen. Aber trotzdem schien sie zu lachen.

„Beeilt euch und schaut nicht zurück. Sobald ihr im Nebel seid, habt ihr es geschafft! Also, lebt wohl! Ich bin glücklich, einmal meine Kinder sehen durfte“, rief Uriel und fand noch einen Moment, um uns zum Abschied zuzuwinken. Als auch wir unsere Arme hoben und nach ihr riefen wie glücklich wir erst waren, sie kennenlernen zu dürfen, kamen schließlich auch die Untoten aus dem Wald. Und ohne dass Uriel es merkte, packten sie sie und zogen sie mit aller Kraft zurück in das Flammenmeer.

„URIEL!!!“

Aber unser Schrei erreichte sie nicht mehr, nur ihren gequälten Ruf erklang unüberhörbar für uns alle, während das Feuer die Bäume hinaufstieg und schwarzer Rauch gen Himmel stieg.

Fassungslos saßen wir in dem kleinen Boot und starrten gebannt zur Insel, wenn dass Licht des Feuers auch unerträglich in unseren Augen brannte. „Drei, Zwei, Eins…“, zählte Charon und schaute dann zur Insel zurück.

Das Feuer war weg und alles wieder ruhig, die Insel nur noch ein verlassenes, verfluchtes Stück Erde, außerhalb von Raum und Zeit. So wie sie im Meer stand glaubte man kaum, welches Unheil sich dort verbarg und wie viele verfluchte Seelen sich dort sammelten.

Kaum nach ein paar Sekunden hatte uns der Nebel die Sicht genommen. Die Insel der vergessenen Stadt schien in weite Ferne gerückt. Um uns herum nur Nebel und Wasser, dass in einem satten Grün unheimlich schimmerte. Was sich da wohl verbarg? Ich wollte es so genau eigentlich gar nicht wissen.

„Wir haben Acheron nun hinter uns gelassen, nun sind wir im Styx. Es dauert nicht mehr lange, dann seid ihr wieder zu Hause.“ „Na Gott sei Dank“, seufzte Max erleichtert und ließ den Kopf hängen. Zu Hause… Ein herrlicher Gedanke.

„Destati…“

Zuerst dachte ich, ich hätte das geträumt, dieser zarte Gesang einer Frau. Doch immer mehr von uns streckten Köpfe nach oben und hielten Ausschau. Erneut hörten wir die Stimme, zart wie ein Windhauch.

„Charon, was war das? Das klingt, als singt jemand.“ „Kommt gut hin. Dass ist der Klagegesang des Erzengel Haniel. »Destati« bedeutet Erwachen. Sie will wieder nach Assiah, um ihre Freunde zu sehen. Doch nach so vielen Jahren scheint auch sie langsam zu vergessen. Nur dass sie erwachen will, das weißt sie noch. Ansonsten ist nichts mehr von ihrer kümmerlichen Seele übrig…“

Nachdenklich blickte ich zurück und hörte noch einige Male die traurige Stimme, die ihr trauriges Lied sang, bis die Entfernung so groß wurde, dass man sie nicht mehr hören konnte. Also stimmte es, was Sacré sagte. Haniel war immer noch in Styx… Sie hatte nichts mit mir zutun, oder kaum… Ich hatte mir umsonst Sorgen gemacht.

„So wir haben es geschafft. Wir sind wieder in eurer Welt“, rief Charon begeistert auf, wobei wir keinen Unterschied erkennen konnten. Wir waren noch immer von Nebel umhüllt. „Bis du sicher? Ich sehe keinen Unterschied zu dem davor“, fragte Seiji skeptisch, doch Charon hatte sich vor unseren Augen aufgelöst. Wir riefen nach ihm, doch krallten uns schließlich an das Schiff. Wellen schaukelten das Schiff hin und her und drohte umzukippen.

„Haltet euch fest!“ „Was denkst du, was wir tun?“, beschwerte sich Hilary und schrie, als sie fast von einer welle mitgerissen wurden. Immer wieder klatschte uns Wasser ins Gesicht. Langsam ließen die Wellen nach, aber wir froren und hatten immer noch Todesangst.

„O-nee-chaaaaaaaaan!“, erklang eine Stimme in weiter Ferne. Zuerst hielt ich es für den Wind und achtete nicht darauf. Aber auch die Anderen schienen es gehört zu haben und streckten ihre Köpfe in allne Richtungen.

„Teruuuuu! Seiiiijiiiii“ „Kisa! wo seid ihr?!“ „MUUUUUUM!!!“ „Serenity, hier sind wir!“, riefen wir zurück in die Richtung, in der wir die Küste vermuteten, Teru ließ in seiner Hand eine Flamme entstehen, um ihnen so die genaue Position zu zeigen. Erneut fing das Boot an zu wanken, wenn auch nicht mehr ganz so stark. Und es dauerte auch nicht lange, da sahen wir eine Felsenstraße im Meer sahen, die bis zur Küste reichte. Meine Mum sahen wir zuerst, die immer lauter wurden und mit den Armen wirbelten. Ayako und Akira standen hinter ihr und bewegten die Arme immer wieder nach vorn und zurück, um so Wasser und Wind beeinflussen zu können.

Das Boot stieß hart gegen die Felsen, die scheinbar meine Mutter aus dem Meer hatte steigen lassen und riss uns zu Boden. Mum und Akira streckten die Hände nach Seiji und mir aus, als wir beinah ins Wasser fielen und zogen uns zu sich.

„Ist alles in Ordnung bei euch?“, fragte meine Mutter erleichtert und gab mir eine Decke zum Wärmen, Akira zog währenddessen die Jungs aus dem Boot und Ayako hielt mit ihren Kräften die Wellen von uns fern. „Woher… Wusstet ihr wo wir sein würden?“ „Das glaubt ihr uns nie“, lachte Akira leicht und zog nun seinen Sohn und Ray mit einen Ruck aus dem Boot. „Ein afroamerikanischer Mann ist zu uns gekommen und hat uns erzählt, dass ihr von Cherry entführt wurdet. Aber wir sollen uns keine Sorgen machen und nur hierherkommen.“ „Ein afroamerikanischer Mann?“, wiederholte ich. „Trug er einen schwarzen Mantel? Oder eher nur schwarz?“ „Ja… Er sagte, er hieße Letum“, antwortete Ayako etwas zurückhaltend. Stumm und entsetzt tauchten wir alle Blicke aus, insbesondere Kai und ich. Vermutlich dieselben Typen, die wir schon in der Abtei und in Kyoto gesehen hatten.

Uns würde egelrecht schlecht, als uns dieser Gedanke kam.

„Kennt ihr die?“ „Nicht wirklich… Aber scheinbar sie uns sehr gut.“ „Wer auch immer die sind, sie helfen uns scheinbar ziemlich oft“, sagte Ray nachdenklich. „Gerade das macht die Sache so merkwürdig.“

Die beiden hatten viel mehr mit der Sache zutun, wie es aussah. Waren das vielleicht Charon‘s Vorgesetzten? Niemand sonst wusste, dass wir dort waren und Charon uns zurückbringen würde. Zum Leibhaftigen gehörten sie definitiv nicht. Und zu den Engeln bestimmt auch nicht.

Und mich beschlich einer weiterer, vager Gedanke. Was war, wenn unser Besuch in Babylon einen anderen Grund hatte, als unseren Tod?…

Destati…

Glaubenssache

Zum Thema: Erzengel Michael, Gottes Stellvertreter goes to Superstar!

Michael, mein Namensvetter ist wie Gabriel bekannt wie ein bunter Hund. Oft wird er strahlend dargestellt und muskulös, schließlich besiegte er laut der Offenbarung Satan und dessen Dämonenarmee und stieß allesamt den Schlund der Hölle hinunter, dessen Szenario man auf vielerlei Gemälden bewundern. Auch trägt er oft ein Schwert in seiner Hand, den er gilt auch als geborener Anführer und Kriegsengel.

Er steht zudem oft im Gegensatz zu Gabriel. Dieser ist zierlich, sein Element ist Wasser und steht im Zeichen des Mondes, wogegen Michael Stärke ausstrahlt, das Element Feuer symbolisiert und im Zeichen der Sonne steht. Samael, der Engel der die Schlange in Eden kontrollierte soll lange sein Partner gewesen sein, sie beide waren die Schutzengel von Essau und Jakob.

Die einzige Michael-Illustration habe ich bei Angel Sanctuary gesehen. Dabei wurde seine Farbe sehr betont und ebenso sein feuriger Charakter, der er haben soll.
 

- Glaubenssache
 

Erde…
 

Mein Vater kam ursprünglich aus Hokkaido, dass hatte er mir einmal ganz beiläufig erzählt. Und obwohl er sechs Schwestern, einen Vater und eine Mutter dort hatte, hatte ich diese nie kennengelernt. Papa hatte sein Elternhaus gehasst.

Doch einmal waren wir nach Hokkaido gefahren, ich, Mum und Papa um, wie er es sagte Tante Leticia zu besuchen. Es war bitterkalt gewesen auf dem Friedhof, auf dem sie lag. Ihr Grab war wunderschön, doch er Anblick war so traurig, dass ich sofort zu weinen anfing. Ich sagte, dass es unfair wäre.

Doch Papa hatte gelacht und nahm mich auf seine Arme.

„Weißt du, kleine Kitty, ich hab Leticia auch ganz gern gehabt. Ich hab auch viel geweint, als sie ging und war sauer auf Gott. Warum gerade Leticia?

Ich verstehe die Wege Gottes nicht und werde es nie können. Aber vielleicht hatte ihr Tod einen Sinn. Ich bin mir sogar sicher. Wäre sie nicht gestorben, hätte ich nie den Mut gefasst wegzulaufen. Wäre ich nicht weggelaufen und nach Tokio gegangen, wäre ich nie deiner Mutter begegnet oder hätte dich bekommen. Und wenn ich euch nicht hätte, wäre ich niemals so glücklich geworden“…
 

„Ich will sterbeeeeeen…“, stöhnte Tyson tief und riss mich damit unsanft aus meinem Tagtraum. Mit einem krummen Rücken saß er zwischen Max und Kenny und ließ sich in der selben Sekunden wieder in seinen Futon fallen.

„Hat irgendjemand ‘nen Eimer für mich? Ich muss mich glaub ich schon wieder übergeben.“ „Nicht hier… Geh woanders hin“, maulte Ray und zog Decke über den Kopf. „Kann irgendjemand wenigstens diese Hitze abstellen? Es ist nicht zum aushalten.“ „Wem sagst du das?“, jammerte ich, während ich mit ausgestreckten Armen auf dem Futon lag.

Es war wie verflucht. Kaum waren wir wieder an Land gegangen und waren uns einig, getrennter Wege wieder nach Hause zu laufen drehte es uns allen Wort wörtlich den Magen um. Unsere ganze Gesichtsfarbe ging mit einem Schlag dahin, ein paar von uns rannten hinter die Büsche und kotzten uns regelrecht die Seele aus den Leib.

Weiter wie bis zu Tyson waren wir nicht gekommen und so übernachten wir alle bei ihm. Teru, Seiji und Rika ging es eine zeitlang auch gut, doch kaum dass sie zu Hause waren rebellierten auch ihre Mägen, wobei es Teru durch seinen zusätzlich gebrochenen Arm noch schlechter ging.

Unsere Eltern waren ratlos und wischen die ganze Nacht nicht von unserer Seite und hätten noch die Arbeit geschwänzt, hätten wir sie nicht rechtzeitig davongejagt. Aber wenn ich ehrlich war ging es weniger u ihre Arbeit, als darum dass sie uns total auf den Wecker ging und den Tee, den sie uns literweise kochten nicht mehr sehn konnten.

„Wie kann es sein, dass wir alle krank sind? Oh Gott, mein Magen. Wenn das so weiter geht, springt er noch aus meinem Bauch“, fing Max wieder an zu quengeln und drehte sich hin und her, trat dabei sogar die Decke weg. Schweißperlen liefen über seine Stirn, aber um sie wegzuwischen fehlte ihn die Kraft und die Lust.

Diese Magenverstimmung war ja schlimm genug… Aber nun war Juli und die Hitze einfach unerträglich.

„Erinnert ihr euch noch an die Beeren, die wir in dieser verrückten Welt gegessen haben? Vielleicht haben wir uns wegen denen eine Magenvergiftung oder so etwas eingefangen“, murmelte Kenny nachdenklich und ich glaubte zur Zustimmung genickt zu haben. „Die Erzengel sagten ja schließlich, in dieser Welt wäre alles tot. Und somit waren die Beeren…“ „Oh Kenny, sprich es nicht aus!“, jammerte ich los und mein Magen krampfte sich zusammen, als ich das hörte. Eine widerwärtige Vorstellung…

Amy tollte inzwischen immer wieder hin und her, ihre Gemüter wechselten immer zwischen Freude für ihre Tätigkeit als »Krankenschwester« und Sorge wegen unserer Gesundheit. Ihren Job erledigte sie mehr oder weniger befriedigend. Tyson zum Beispiel hatte sie statt was zu Trinken eine Zahnbürste gebracht.

„Die unbesiegbaren Bladebreakers werden von einer Magenverstimmung in die Knie gezwungen, was ‘ne Schlagzeile“, stöhnte Tyson in sein Kissen. „Wenn es nicht so heiß wäre... Dann wär das noch einigermaßen zu ertragen.“ „Ich dachte, Wächter bekommen keine banale Grippe.“ „Von einer Magen-Darm-Grippe oder Verstimmung war nie die Rede“, maulte ich, doch ein unerträglicher Schmerz im Bauch zwang mich wieder in die Knie. „Außerdem sind wir nicht alle krank. Amy ist ja recht fit“, bemerkte Ray zusätzlich und beobachtete besagte Person, wie sie Handtücher in eine Schüssel kaltes Wasser legte und diese dann auf unsere Stirn warf, auch bei ihm. „Amy zählt nicht. Die würde noch fröhlich rumspringen, selbst wenn ihre Beine gebrochen wären. Außerdem hat sie diese scheiß Beeren nicht gegessen.“ „Aber wir haben noch jemand, der gesund von dieser blöden Insel zurückkam.“ „Ob das wirklich gut ist...?“

Fraglich… Einerseits war es gut, dass wir noch jemanden hatten, der uns half. Aber wenn man das Geschick der Person in Betracht zog, war unsere Situation eher zu bemitleiden.

„Suppe ist fertig“, trällerte Hilary glücklich und betrat den Raum, mit einem Tablett in der Hand. Darauf wiederum sechs Schüsseln Suppe. Etwas misstraurig lagen wir in unseren Futons und sahen zu ihr auf. Ich musste ein paar Stunden zurückdenken, als sie uns schon ihren ominösen „Virenkiller“-Tee serviert hatte. Weiß Gott, was sie da zusammengebraut hatte.

Wir hatten uns, trotz unseres Zustandes die Mühe gemacht Hilary alles zu erklären. Mit den Wächtern, mit den Bitbeasts, den Engeln, en Dämonen… Und seitdem war sie richtig euphorisch. Der Besuch in Babylon hatte auch viel in ihr bewegt, ganz klar.

Und ich wusste, sie meinte es nur gut und es war auch nett dass sie sich anscheinend dazu entschlossen hatte uns zu unterstützen, aber das würde uns nur weiter K.O. hauen, als uns wieder fit zu bekommen.

„Ui, toll…“, sagte Max und lachte gezwungen. Er sah aus, als würde er gleich das Weite suchen, kam aber wohl nicht auf die Beine. Die klare Brühe, die sie und Amy schließlich servierten sah ganz essbar aus. Das war beim Tee aber genauso gewesen…

„Was ist, habt ihr keinen Hunger? Brühe ist gut über den Magen“, erklärte Hilary, aber niemand wagte sich einen Löffel davon zu kosten. Die Erfahrungen mit dem Tee waren zu traumatisch gewesen.

Überrascht starrten wir daher Kai an, als er seinen Löffeln in die Suppe tauchte.

„Kai, du willst doch nicht ernsthaft…“, begann Kenny, doch ehe er den Satz zu Ende sprechen konnte, hatte er den Löffel im Mund. „Und? Kann man es essen?“, fragte Tyson, doch es kam keine Antwort. „Kai? Alter, sag was.“

Immer noch keine Reaktion. Dafür schien seine Gesichtsfarbe immer blasser zu werden. Kai hatte an sich schon einen sehr hellen Hauttyp… Aber nun war er weiss wie eine Wand. Aber er wagte sich etwas zu sagen und aß tatsächlich alles auf, zur Strafe allerdings fiel er sofort wieder ins Kissen zurück und bewegte sich keinen Millimeter mehr. Hilary allerdings schien zufrieden und strahlte.

„Seht ihr, Kai hat‘s geschmeckt.“ „Ja, das sieht man“, meinte Ray, in seinem Blick lag etwas Mitleid. „Kai, Mensch, wieso hast du auch davon gegessen?“, fragte ich ihn flüsternd. „In der Not isst der Teufel Fliegen… Ich hatte Hunger. Und man will ja nicht undankbar sein.“ „Du bist unverbesserlich...“

Nacheinander rafften wir uns aber alle dazu auf die Suppe zu essen, aber jeder von uns konnte nur das Gesicht verziehen. Pures Salz. Dazu die bitteren Kräuter… Allerdings schienen wir alle den Geschmack besser zu vertragen als Kai.

„Seht ihr. So schlecht war es gar nicht. Jetzt könnt ihr bestimmt besser schlafen. Ich schau ob ich Zwieback finde und koche euch noch eine Kanne Tee.“ „Bloß nicht“, stöhnte Tyson ernervt. Zu seinem Glück hatte Hilary es nicht gehört, sie war schon gutgelaunt mit Amy aus dem Trainingsraum des Dojos gegangen.

„Wie lange soll das noch weitergehen? So sehr Hilary uns auch helfen will, ihre Kochkünste vertrag ich nicht.“ „Ich finde es nur halb so schlimm“, schnaufte Max und schloss die Augen. „Es tut gut, wieder etwas im Magen zu haben, dass nicht gleich wieder hochkommt. Ich kam mir vor, als hätte ich ‘en riesiges Loch im Bauch.“ „Vielleicht können wir uns dann auch endlich entspannen und schlafen. Und zu mehr kommen wir bei dieser Hitze auch nicht.“

Wie aufs Stichwort legten sich die Jungs hin, zogen die Decke übern Kopf und versuchten zu schlafen. Wortlos schaute ich zu ihnen und dann noch mal zu Kai, der scheinbar auch schlief.

Nun ja, Unrecht hatten sie nicht. Uns tat alles weh und in dieser Hitzen würden wir umfallen wie die Fliegen. Schlafen, ja, schlafen klang gut, wenn ich auch in keinen totalen Tiefschlaf fiel. Einige Geräusche wie das Rascheln der Blätter und das Zwitschern der Vögel nahm ich noch wahr. Es war entspannend und ab und an streifte ein kalter Luftzug meinen Kopf. Kaum Leute und Auto waren zu hören, Tyson wohnte ja auch in einem ruhigen Stadtteil du ich war drauf und dran schließlich doch einzuschlafen, bis mich das laute Knarren des Holzbodens störte. Ich wollte es ignorieren, aber es ging nicht. Zwar wurde mir leicht schwindlig, als ich den Kopf hob, aber schließlich sah ich woher dieses nervtötende Geräusch kam.

„Ach, Hilary, du bist‘s nur“, sagte ich ziemlich leise, aber überrascht. Sie hielt ihre Taschen in der Hand, während Amy nicht weit von mir lag und auf dem Boden schlief. Der Himmel leuchtete in einem leichten Orangestich. Verdammt, wie spät war es?

„Ja. Tut mir Leid, hab ich dich geweckt? Ich wollte nur noch einmal nach euch sehen. Ich muss ja bald nach Hause“, erklärte sie, während sie unter dem Rahmen der Schiebetür stand. Scheinbar war es wohl spät am Abend, wenn sie gehen musste.

Ich schüttelte den Kopf.

„Ach, nein, ich hab eh nicht so gut geschlafen. Aber nett, dass du nach uns schaust, obwohl wir nicht darum gebeten haben.“ „Es ist das Mindeste. Ihr habt mein Leben gerettet“, sagte sie lächelnd, doch wirkte sie gleich darauf wieder so betrübt. „Ich war richtig gemein, verzeih mir.“ „Es ist okay. Du hast nur an deinen Vorstellungen festgehalten. Ich bin nicht anders“, lachte ich gezwungen. Gott, mir war immer noch schwindlig.

„Merkt man. Als ich das mit den Religionen angesprochen habe, schienst du ziemlich beleidigt.“ „War ich auch… Aber so reagiere ich immer“, meinte ich zu meinem Leidwesen. Ich weiß, ich sollte bei diesem Thema nicht mehr so bissig reagieren. Aber es ging nicht. Mein Glaube war und blieb mir wichtig, so wie es für Papa war. Und natürlich wurde ich da sofort eingeschnappt.

Hilary nahm ganz plötzlich meine Hände und strahlte eine Menge Enthusiasmus aus.

„Aber mach dir keine Gedanke mehr, ab jetzt werde ich auch gläubig, genau wie ihr alle. Ich lerne alle Hintergründe und Sitten der Religionen auswendig und dann…“ „Stopp, Stopp, Stopp! Hilary, Glaube lernt man nicht oder besteht aus irgendeinem Wissen oder Ritualen. Glaube lebt man aus, nach seinen eignen Prinzipien, ohne immer darüber denken zu müssen. Man kann sich auch nicht dazu zwingen, entweder man tut es oder nicht.“ „Ach… so?“, sprach sie, aber verstehen tat sie es nicht wirklich. Na ja, vielleicht erklärte ich es auch nicht richtig. Aber wie sollte ich das machen? Ich konnte auch nur das sagen, was man mir beigebracht hatte. Entweder man glaubte oder man glaubte nicht, eine Meinung mit allen Mitteln zu ändern ging nicht.

„Das lernst du auch noch. Schlaf einfach mal drüber.“ „Okay…“

Die Antworte reichte ihr zwar nicht, aber ich war auch am Ende mit meinem Latein. Mein Schädel tat mir weh. Zum Denken hatte ich keine Lust mehr, ich wollte mich einfach wieder hinlegen und schlafen.

„Ach… Danke, Kisa“, rief Hilary mir noch einmal zu, als sie den Raum schon fast verlassen hatte. „Für was?“ „Einfach so…“, lächelte sie schüchtern und ging. Hm, eigentlich war sie doch sehr nett. Etwas stürmisch, aber noch nett, wenn man sie besser kannte. Hilary erinnerte mich sehr an Kazue… Wo sie bloß war? Ich hatte ihr zweimal auf die Mailbox gesprochen, aber bisher kam keine Antwort. Sie fing wieder an sich so selten zu melden. Vielleicht hing bei ihr auch der Haussegen wieder schief. Ich machte mir Sorgen.

Noch einmal sah ich mich im Raum um, doch die Jungs schienen alle noch zu schlafen. Nur Kai‘s Platz war leer, aber er blieb nicht verschwunden, man musste nur ‘nen Blick nach Draußen werfen. Er saß im Garten neben dem Teich und starrte Gedanken versunken ins Wasser.

„Na, du Schlafmütze, wieder auf dem Dampfer?“, rief ich und er fuhr zusammen. „Erschreck mich nicht so…“, meckerte er. Ich grinste ihn zwar zu, aber er sah mich nicht an. Sein Blick schien ans Wasser gefesselt, während er da saß.

„Sag mal, was machst du hier, Kai?“ „Nachdenken…“ „Worüber?“ „Wenn ist das genau wüsste… Kisa, was verheimlichst du mir?“, fragte er plötzlich und schließlich zuckte ich zusammen. Die Frage hatte mich überrascht und ich traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Ich wusste, was er meinte.

„Bitte? I-I-Ich verheimliche doch nichts.“ „Hör auf zu lügen, du kannst das eh nicht.“ „Ich lüge aber nicht!“, beteuerte ich ein weiteres Mal, doch statt dass er mir glaubte, funkelte er mich wütend an. „Ich glaub dir nicht. Und du weißt, ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich an der Nase herumführt.“ „Das weiß ich… Aber würdest du mir ‘ne Frage erlauben?“ „Kommt drauf an…“

Vielleicht sollte ich ihn nicht fragen, aber es war nun einmal das Thema, dass mich am meisten beschäftigte und das Einzige, was ich Kai bei aller Gewalt verheimlichen wollte. Die Sache mit seinem Großvater… und Felizia.

„Kennst du jemanden mit dem Namen Felizia?“ „Felizia? Meine Großmutter hieß so. Die ist aber schon vor langer Zeit gestorben, meine Mutter war damals noch ein Kind.“ „Was?“

Das… Aber… Da stimmte doch was nicht. Felizia war doch die Freundin von Voltaire, die jemand anderen aus Zwang geheiratet hatte. Ich dachte, Voltaire wär frustriert gewesen, weil Felizia ihn verlassen musste. Das stand doch so in dem dämlichen Brief! Und jetzt war es doch nicht so?

Wie konnte das denn jetzt sein? Ein Zufall? Nee, das wäre zu arg. »Felizia« war kein sehr häufiger Name… Meine ganzen Theorien, die ich mir aufgebaut hatte waren zerschlagen.

„Was interessiert dich meine Großmutter?“ „Ach, gar nicht…“, antwortete ich betrübt und niedergeschlagen. Ich war wieder bei Null angelangt. Damit konnte ich doch Kai nicht konfrontieren, zumal ich ihm zutrauen würde, dass er seinen Großvater aufspüren und bedrohen würde, bis er auspackte.

Außerdem schien das leibhaftige Böse bei dieser Sache auch mit drin zu stecken… Mein Schweigen diente nur seinem Schutz. Solange ich nicht alles genau wusste, könnte das Konsequenzen haben. Für Kai und für Voltaire… Dass Voltaire nicht selbst auspackte hatte garantiert ‘nen guten Grund. Und den wollte ich bewahren.

„Für wie blöd hältst du mich eigentlich? Sag zumindest um was es geht. Um deine Freunde, um die Engel? Über Amy? Und was sollte das mit meiner Großmutter? Was verdammt?“ „Kai…“, seufzte ich schwer und presste die Lippen zusammen, um zu verhindern, dass mir doch etwas raus kam.

Zitternd ergriff ich seine Hände und hielt sie fest, als ich wieder den Mut fasste ihn anzusehen.

„Glaub mir, ich kann dir nichts sagen. Ich verstehe es selbst noch nicht so genau. Und solange ich nicht hundertprozentig sicher bin, kann ich es auch nicht sagen. Aber glaub mir, sobald ich alles weiß, wenn ich genaue Antworten habe, wirst du der Erste sein, der davon erfährt. Ich will nicht, dass du dir über Halbwahrheiten Sorgen machst.“

Kai sagte gar nichts dazu… Aber dass er Verständnis dafür hatte sah ich ihm an, wenn dies vielleicht auch nicht sofort der Fall war. Sauer war er allemal darüber, aber nicht nachtragend.

Als meine Hände seine losließen, tätschelte er mir über den Kopf.

„Gutes Mädchen. Scheinbar hast du wirklich dazu gelernt.“ „Was soll dass denn jetzt heißen?“, schnauzte ich ihn an und vergas dabei, wie elendig ich mich gefühlt habe. Und er lachte darüber… Hm, Nein, er lachte nicht wirklich. Ein etwas verkrampftes Schmunzeln vielleicht. Aber was auch immer er da auch versuchte zu zeigen, er schien belustigt und brachte auch mich zu einem Lächeln, als er mich auf den Mundwinkel küsste.

„Hach, junge Liebe ist etwas Schönes“, seufzte die Stimme meiner Mutter ganz verträumt, als ich Kai‘s Kuss erwidern wollte und schreckte von ihm weg. Mum war auch nicht allein, Yochel stand neben ihr und lachte sich kaputt.

„Lach nicht so blöd! Was machst du überhaupt hier?“, fragte ich ihn eingeschnappt. „Ach weißte, Serenity hat mich so lange vollgeheult, bis ich losgefahren bin. Mütter halt.“ „Wir sind sehr egoistische und launische Geschöpfe, wenn es um die Fürsorge unserer Kinder geht“, trällerte sie heiter. „Ich kann doch mein armes, krankes Kind nicht alleine lassen. Wer soll dir denn die Flasche geben?“ „Genau! Und wer soll dir ein gute Nachtlied singen? Ich glaub nicht, dass Kai den richtigen Ton trifft.“ „Ihr seid doch krank…“, stöhnte Kai genervt, meine Mutter und Yochel fielen vor Lachen beinahe auf die Knie.

Weiter lachend gingen sie in den Raum, in dem die vier Jungs lagen. Yochel platzierte sich neben Tyson, trat ihn einmal leicht und grinste ihn ins Gesicht, als dieser die Augen öffnete.

„Na, auch wach?“ „Oh Gott, nicht du! Alles nur das nicht.“ „Aufstehen, ihr Transusen. Ihr könnt nicht den ganzen Tag rumliegen. Fieber muss man wegschwitzen! Also los, ich will 20 Runden sehen.“ „Schieb dir die sonst wo hin!“, keifte Tyson zurück und zog sich beim Hinlegen die Decke wieder über den Kopf, nur seine Füße konnte man am anderen Ende sehen. Auch Ray und Max schienen nicht begeistert, nur Kenny war der Einzige, der aufrecht saß.

„Übel wäre das nicht. Dann hätten wir zumindest Ablenkung von der Übelkeit.“ „Ich lauf trotzdem keine 20 Runden“, rief Tyson, seine Stimme klang durch die Decke ziemlich gedämmt. „Nein, aber ich kann eure Beyblades etwas aufpolieren. Ich habe ein paar neue Abwehrringe entwickelt, die will ich unbedingt testen. Max, kannst du mir Dracil geben?“ „Moment“, sagte Max, nicht gerade voller Tatendrang, rang sich aber dazu in seine Tasche zu greifen, die neben ihn lag. Einige Zeit kramte er darin rum, bis sich sei Gesicht immer weiter verzog.

„Max, was ist?“ „Komisch. Ich kann meinen Beyblade nicht finden. Dabei bin ich sicher ihn in meine Tasche gesteckt zu haben.“ „Du findest ihn bestimmt. Fange ich eben bei dir an, Ra…“, sagte Kenny, doch hielt er sich zurück, als er auch sah wie Ray seine Tasche ausräumte. „Sag nicht…“ „Doch ich finde ihn auch nicht.“

Mit diesem Satz geritten auch, wie als sei es ein sechster Sinn oder eine Vision gewesen Tyson und Kai in Aufruhr und schauten ebenfalls in ihre Taschen, beziehungsweise in ihre Jacken. Doch keiner von beiden wurde fündig.

„Bei euch auch nichts?“ „Nein. Dragoon ist weg!“ „Dranzer auch… Amy, hast du etwas bemerkt?“, rief Kai ihr zu, doch sie lag immer noch auf den Boden und schlief tief und fest. Wohl ein klares Nein.

„Aber das kann doch nicht wahr sein. Wenn jemand hier gewesen wäre und unsere Beyblades mitgenommen hätte, das hätten wir doch gemerkt.“ „So fest wie du geschlafen hast?“, lachte Kenny etwas zynisch und pachte Tyson damit nur mehr auf die Palme. „Jetzt hört auf auf mir rumzuhacken, dass ist nun wirklich der falsche Zeitpunkt.“ „Meint ihr, die Dämonen wären gekommen und hätten sie mitgenommen?“ „Unsinn“, verneinte Mum und zerschlug Ray‘s Behauptung „Dämonen haben nicht die Intelligenz dafür und das ist die Wahrheit.“ „Aber haste ‘ne bessere Idee?“, fragte Yochel sie, aber nur schwer konnte sie den Kopf schütteln. „Ich…“, begann ich zu murmeln, als mir ein vertrautes Bild vor Augen kam, dass ich nur schwer deuten konnte, oder auch erst gar nicht deuten wollte. Aber eine andere, logischere Erklärung gab es nicht wirklich.

„Ich hab da ‘ne Theorie. Als wir alle geschlafen haben gab es nur eine Person, die unbemerkt hier rumgelaufen ist.“ „Du… Du meinst aber jetzt nicht Hilary, oder?“, stotterte Max überrascht und nickte. „Ich wüsste niemand anderen. Und als sie gegangen ist, war sie ganz komisch.“ „Dann… Dann hat Hilary unsere Bitbeasts geklaut?!“, schrie Tyson vollkommen fassungslos und man sah genau, wie die Wut in ihm aufstieg.

Ohne auf eine Reaktion auf uns zu warten sprang er auf und rannte quer durch den Garten zum Eingang des Dojos.

„TYSON!“ „Na warte, DIE SCHNAPP ICH MIR!!!“…
 

Wasser…
 

Wenig mit Mitleid erfüllt schaute ich Teru und Seiji an, wie sie sich neben die Wand lehnten und sich selbst bemitleideten. Genauso wie O-nee-chan und die Bladebreakers hatte sich in ihnen eine Magen-Darm-Grippe bemerkbar gemacht, die sie sich bei ihrem letzten Abenteuer eingefangen hatten. Seiji schaffte es nicht einmal mehr Heim, wegen des hohen Fiebers, Teru‘s Arm war zusätzlich gebrochen.

Rika hatte auch schon angerufen, weil sie nach den Hausaufgaben fragen wollte. Der Lehrer hatte sie mir zwar für sie mitgegeben, ich hatte ihr aber den Gedanken ausgetrieben. In diesem Zustand fiel einem das Denken schwer, sie sollte sich schonen. Warum sie aber nicht Kazue angerufen hatte, sie waren doch in einer Klasse.

„Ayako, Schwesterchen, bringst du uns noch was zu trinken?“, fragte, nein, bettelte mein Bruder regelrecht und hielt mir seine Tasse entgegen. Ich nahm sie zwar an, blieb aber noch vor ihnen stehen. Natürlich ging es ihnen nicht gut und in dieser Hinsicht taten sie mir auch Leid.

Es war etwas anderes, dass ich ärgerte.

„Ihr habt mich nicht mitgenommen… Das finde ich ziemlich mies.“ „Ayako, wir sind nicht weg, wir sind entführt worden. ENTFÜHRT! Weißte was das heißt?“, quengelte Teru. Er konnte gut reden. Zwar waren sie knapp der ewigen Verdammnis entkommen, trotzdem hatten sie die Gelegenheit gehabt unsere Wurzeln kennen lernen zu dürfen. Sie konnten Babylon sehen, sie konnten die Erzengel sehen und kennen lernen. Nur ich nicht und ja, es machte mich wütend.

Unsere Familie war schon immer klein, keiner von uns hatte Großeltern und nichts mehr wollte ich, wie mehr über unsere Vorfahren zu wissen, da die Engel uns sonst nie etwas erzählten. Und da bot sich eine Gelegenheit - eine gewagte, die auch leicht hätte zur Verhängnis werden können - und ich war nicht dabei.

Zählten die Dämonen nicht mehr als Wächter, war ich zu schwach für sie, dass sie sich bei mir nicht mehr die Mühe machten? So zumindest fühlte es sich an.

„Wisst ihr, vergesst es, ich ärgere mich nicht mehr.“ „Oh doch, tust du“, sprach mir Seiji ins Wort. „Du kannst dich auch ruhig ärgern. Ich bin sicher, du hättest Gabriel und die anderen Erzengel sich auch gern kennen gelernt.“ „Schon…“, gab ich ungelogen zu. „Sei froh, Schwesterchen, so toll war der Trip auch wieder nicht. Von Zombies verfolgt werden, was ‘en Horror! Bitte Ayako, wir sind doch schon so arm dran. Hab Erbarmen mit uns.“ „Lass es Teru, dein Anblick ist ekelerregend“, beschwerte sich Seiji über die übertriebene Miene meines Bruders, wenn er auch sehr wehleidig aussah. Sie konnten einem wirklich Leid tun.

„Ich sehe, ob ich euch vielleicht etwas leichtes kochen kann, aber erst muss ich einkaufen gehen.“ „Bitte, mach schnell…“, quengelten sie nun beide, als ich den Raum verlies. O-nee-chan hatte Recht, Jungs sind solche Babys. Einkaufen wollte ich eigentlich nicht, Papa wollte das zwar tun, aber…

Ich packte die nötigsten Sachen ein und machte mich auf den Weg, dann hatte ich auch etwas Ruhe von den beiden. Aber wäre ihnen nur fünf Minuten früher eingefallen, dass es ihnen schlecht ginge würden sie nun wie O-nee-chan bei Tyson zu Hause rumliegen und dort jammern.

„Hey, schau an. Machst du auch ‘ne Abendtour?“, lachte jemand hinter mir und blickte in das Gesicht von Kazue. „Guten Abend. Was führt dich denn hierher, Kazue? Dein Stadtteil ist doch ziemlich weit weg, oder?“ „Schon. Aber ich hab mal nach Rika und Kisa gesehen, die hat‘s ja richtig übel erwischt“, lachte sie, aber diesmal merkte ich, dass sie etwas vormachte. Rika‘s Anruf war noch gar nicht solange her und von Kazue hatte sie nichts gesagt. Und wo Kisa war, war nun auch mal Kai in diesem Falle und dass sie ihn nicht mochte merkte man. Sie wollte nur weit weg von ihm.

Ihre Wange fiel mir auf. Sie war mit Schminke überdeckt, aber man sah es trotzdem, wie rot sie war und dass sie an den Handgelenken blaue Flecken hatte. Ob ihr Vater eine aggressive Phase hatte und trank? Als Kazue noch in den Kindergarten ging, mit O-nee-chan, Teru und mir sah sie oft so aus. Deswegen war sie früher wohl auch so gemein.

„Ja, Teru und Seiji auch, sie flennen mir schon den ganze Tag die Ohren voll. Und Papa ist arbeiten, er kann mir nicht helfen.“ „Tz, Waschlappen. Fieber muss ausgeschwitzt werden. So 20 Runden laufen täte ihnen ganz gut“, lachte sie sarkastisch und hatte es sich scheinbar schon bildlich vorgestellt. Ihr Lachen klang dabei schon fast zu munter.

Hinter Kazue konnte ich jemanden die Straße hoch laufen, oder nein, er rannte vielmehr nun da ich noch einmal richtig hinsah. Erst erkannte ich nur schulterlange, braune Haare. Doch als sie an uns vorbei lief erkannte ich auch ihr Gesicht und auch die Person.

„Das ist doch…“, seufzte ich nachdenklich und meine Finger berührten meine Lippen dabei, während sie, immer wieder nach links und rechts blickend weiterlief. War sie es? Ich war mir nicht ganz sicher, ich kannte sie schließlich nicht so gut. Aber ja, dass war doch Hilary.

„Kennst du die, Ayako?“ „Nicht direkt. Aber sie war bei O-nee-chan und den Jungs, als diese wieder aus der Zwischenwelt zurückkamen.“ „Zwischenwelt… Nein, ich frag nicht“, seufzte sie und blickte zu Hilary, die gerade hinter der nächsten Abzweigung verschwand. „Die scheint es aber sehr eilig zu haben. Verdächtig…“ „Wie kommst du darauf?“, fragte ich sie neugierig und Kazue schaute ernst. „Ihre Bewegungen und ihr Blick. Sie schleicht sich irgendwohin. Irgendwas stimmt nicht…“ „Sollen wir ihr folgen?“ „Warum nicht?“ „Aber Teru und Seiji…“ „Ach, die sterben schon nicht“, sagte sie schulterzuckend und wir beide schlichen Hilary nach. Aber mit ihr schien wirklich etwas nicht zu stimmen, sie schien nervös, dennoch hochkonzentriert. Der Abstand zwischen ihr und uns war nicht groß, ich hätte erwartet, dass sie mehrmals zurückblicken würde, weil sie sich verfolgt fühlte. Doch sie bemerkte uns nicht.

Der Abstand wurde größer, als Hilary im park war, vom Weg abkam und sich durch ein paar Bäume und Büsche quetschte. Kazue und ich zögerten erst. Nun war es praktisch sicher, dass sie etwas verbarg, was sollte sie sonst in den Bäumen?

Anders wie sie aber krochen wir über den Boden und sahen sie an einer Stelle wieder stehen, wo die Bäume nicht mehr so eng beieinander standen. Doch allein war sie nicht.

„Moment mal… Die kenne ich“, stellte ich überrascht fest, als ich die zwei Mädchen und den Jungen bei ihr sah. Die waren doch damals mit Cherry auf dem Schiff.

„Echt?“ „Ja, Mariam, Mathilda und Miguel heiße sie, glaube ich.“ „Was ist mit denen?“, fragte Kazue und beobachtete sie weiter. „Sie sind mit den Dämonen auf uns losgegangen.“ „Ist wohl nicht so gut.“ „Bestimmt nicht. Sie beherrschen auch die Elemente und haben Bitbeasts…“ „Apropos Bitbeasts, guck mal…“

Gespannt sah ich zu den vier und verstand sofort, was Kazue meinte. Hilary holte etwas aus ihrer Tasche heraus, dass wie Beyblades aussahen. Zwei in Weiss, ein Grüner und ein Blauer… Vielleicht Zufall…

„Weißt du, Kazue… Ich glaube, dass sind die Beyblades von den Jungs.“ „Meinste?“ „Es könnte hinkommen und würde erklären, wieso Hilary so angespannt schien. Aber ich kann das von hier nicht sagen.“ „Soll ich mal schauen?“, grinste Kazue frech, aber ehe ich etwas sagen konnte, sprang sie auf und ging aus unserem Versteck. Natürlich hatten die vier das gleich bemerkt, was wohl Kazue‘s volle Absicht war.

„Hey, guten Abend. Verzeiht die Störung, aber hat jemand von euch Feuer für mich?“ „W-Wer bist du?“, stotterte Mathilda, sie hatte Kazue als erste bemerkt. Ihre zwei Begleiter und Hilary warfen verwirrt den Kopf in ihre Richtung und Kazue ging immer weiter auf sie zu. Ihr Blick fiel auch sofort auf die Beyblades, die nun Mariam in der Hand hielt.

„Oh, Beyblades. Machen Mädchen auch so was? Ich dachte immer, dass wär ein Spiel für unreife Jungs“, sagte sie begeistert und versuchte ihnen die Beyblades aus der Hand zu nehmen, ignorierend wie Miguel und Mariam beleidigt dreinschauten. Oh Gott, das würde bestimmt nicht gut enden…

„Zeigt doch mal her, ich hab noch nie so ein Teil aus der Nähe gesehen. Was soll an denen so cool sein?“ „Finger weg!“, schrie Mariam Kazue schließlich an und stieß sie mit aller Kraft zu Boden. „KAZUE!“, rief ich zu ihr und rannte, dummerweise aus meinem Versteck. „Du bist viel zu taktlos vorgegangen.“ „Ich hätte sie aber fast gehabt“, sagte sie überzeugt, als ich neben ihr auf dem Boden kniete. „Ach, sie ist also eine Freundin der Wächter? Interessant“, sagte Miguel ganz erstaunt und sah uns interessiert an. Mariam schien darüber aber erfreut.

„Super, dann gibt es heute Abend ja noch etwas Unterhaltung. Ich war schon dabei mich zu Langweilen.“ „Aber Mariam. Miguel“, protestierte Mathilda und hielt die beiden an ihren Ärmeln fest. „Ihr könnt nicht beide angreifen, eine von ihnen ist doch sterblich.“ „Du vergisst, dass wir keine Elohim sind, Mathilda“, erklärte Mariam und sah mich und Kazue scharf an. „Unschuldige Sterbliche damit reinzuziehen gehört in unseren Alltag.“ „Na kommt nur, vor euch Wichtigtuern hab ich keine Angst“, provozierte Kazue sie und hob ihr den Mittelfinger entgegen. Da sie aber nun einmal im Nachteil war und zudem in der Unterzahl formte ich per Gedanken meinen Stein in einen Bogen und stellte mich kampfbereit neben sie.

„Sekunde, wir hatten eine Abmachung“, rief Hilary plötzlich dazwischen und stellte sich zwischen uns und das Trio. „Ihr habt versprochen ihr tut ihnen nichts.“ „Korrigiere, wir haben dir versprochen den Bladebreakers nichts mehr zu tun. Von den Wächtern und ihrem Fanclub haben wir nichts gesagt“, erklärte ihr Miguel, seine Worte trieben ihr die Farbe aus dem Gesicht. „Das könnt ihr nicht machen!“ „Und ob, pass nur auf!“, keifte Mariam und warf sie dabei zur Seite. Verstört blieb sie auf dem Boden sitzen und sah zitternd zu ihnen auf.

Wir alle hielten plötzlich inne, als wir ein seltsames Geräusch hörten, dass die Gegend in totale Unruhe versetzte. Und es schien immer näher zu kommen.

Ehe wir aber darauf kamen was es war, kam plötzlich ein Auto angefahren und hielt mit einer Vollbremsung neben uns. Da das Dach untergeklappt war erkannte wir sofort - und zu Kazue‘s Bedauern - dass Yoyo der Fahrer war und Tante Serenity neben ihn saß.

Überraschend waren allerdings die Mitfahrer, die sich alle auf die hinteren Plätze gequetscht hatten und wütend kamen alle Bladebreakers einzeln zum Vorschein.

„Keine Bewegung!“, schrie Tyson und deutete mit dem Finger auf das Trio, sein Gesicht glühte knallrot. Von O-nee-chan, die ebenso wütend schien wurde er schließlich zur Seite geschoben.

„Rückt die Beyblades raus, oder wir drehten euch in den Hintern.“ „Den Schlüssel für Atziluth wieder hergeben? Bist du verrückt? Wie sollen wir dann Luzifer wieder in diese Welt holen?“, fragte Mariam sarkastisch, mich schüttelte es bei dem Namen. Hatte sie Luzifer gesagt? Und mit den Bitbeasts konnte ihn man zurückholen? Deswegen war sie also hinter den Jungs her. Es ging weniger um den Baum des Lebens, als um Luzifer von seiner Strafe zu erlösen.

„Und außerdem, das willst du WIE schaffen, bei deinem Zustand? Ihr seht aus wie ein Stück Käse“, bemerkte Miguel unbeeindruckt. Einen gesunden Eindruck machten sie wirklich nicht. Seiji und Teru hatten schon nicht gut ausgesehen, aber O-nee-chan und die Bladebreakers sahen um Längen kränklicher aus.

Nun wurde O-nee-chan von Ray beiseite gedrückt, seine Augen funkelten böse auf.

„Und selbst wenn wir komplett aus Käse wären, ungestraft lassen wir euch nicht davonkommen!“ „Das wollen wir mal sehen.“

Mariam fing an zu lachen, sie hob den Arm und Wasserpfeile erschienen vor ihr, auch Miguel ließ eine starke Windböe aufsteigen, die er aber auf mich und Kazue richtete. Steine bröckelten dabei vom Boden und knallten damit gegen uns.

Tante Serenity, die blitzschnell aus Yoyo‘s Wagen sprang zog uns mit einigen Ranken zu sich und ließ eine großen Fels aus der Erde wachsen, der uns alle vor Mariam‘s Angriff schützte. Zwar zerfiel der Fels, doch auch die Wasserpfeile hatten sich verflüchtigt.

„Jetzt erklärt endlich genau, wer ihr seid! Raus mit der Sprache. Seid ihr auch Wächter, oder was seid ihr?“, schrie Tante Serenity ihnen entgegen, die Hände hielt sie weiterhin oben, um bei einen weiteren, überraschenden Angriff kontern zu können.

Miguel sah erst zu Mathilda und dann zu Mariam. Während die Kleinere nur ratlos zu ihm aufblickte, hob Mariam die Schultern, erst dann sah er zu meiner Tante.

„Immer noch nicht alleine drauf gekommen? Und Nein, Wächter sind wir nicht. Aber nah dran. Wir sind uns ähnlich, aber nicht in allem. Ihr kämpft für Gott, wir für den Teufel. Eure Vorfahren waren die Erzengel, unsere die apokalyptischen Reiter. Ihr seid die Wächter, die Elohim und wir die Jäger, die Nephilim.“

Verstört und fragend sahen wir uns alle untereinander an. Jäger? Nie hatte jemand uns etwas davon erzählt. Das musste ein Scherz oder eine Falle sein. Nur die vier Erzengel konnten die Elemente beherrschen und deren Nachkommen waren wir und wir hatten immer für Gottes Seite gekämpft.

„Lügner! Das habt ihr euch ausgedacht!“, rief O-nee-chan ihnen entgegen. Doch Mariam lächelte nur müde.

„Was immer du sagst. Erfinde dir eben einen anderen Grund, warum wir ebenfalls die Elemente beherrschen, ich bleibe bei meiner Geschichte.“ „Trotzdem habt ihr kein Recht unsere Bitbeasts zu holen. Also rück sie raus!“, schrie Ray und ging einige Schritte auf das Trio zu. Als wir anderen ihn folgten, packte Mariam die verstörte Hilary am Arm, zog sie hoch und hielt sie vor sich. In ihrer Hand erschien ein großer und vor allem spitzer Eiszapfen, den sie Hilary an den Hals hielt.

„Keinen Schritt weiter, wenn ihr nicht wollt, dass ich ihr etwas antue.“ „Mariam, lass es. Du übertreibst“, maulte Miguel sie an. „Du hast unseren Boss gehört, wir sollen die Bitbeasts holen und die Wächter fertig machen, wie wir das machen steht uns frei.“ „Wie mies! Unschuldige Mädchen mit reinziehen, habt ihr dein Rückgrad?“, fluchte Yoyo von seinem Wagen aus. „Ich hatte schon erwartet, dass ihr nicht fair spielt, aber dass du so hinterhältig bist hätte ich nicht geglaubt“, sagte Max zu ihr mit einem unerschrockenen Selbstbewusstsein, dass selbst Mariam erstaunte. Erst sah sie wütend aus, fing aber dann an zu lachen.

„Eigentlich sollte ich ja beleidigt sein, aber wenn jemand so süß aussieht wie ein Teddybär, bringe ich es einfach nicht übers Herz. Ha, ha, ha! So süße, runde Augen… Als man mir sagte, dass du ein Junge wärst habe ich es kaum geglaubt, ha, ha…“

Ihre Antwort und ihr gemeines Lachen brachte mich dazu zu schlucken, um mir einen Schrei zu unterdrücken. Wie gemein, armer Max…

Max selbst schien die Bemerkung zu hoch, konnte aber auch an seinem kränklichen Zustand liegen, dass es ihm erst nicht ganz klar wurde.

„Sag mal, Tyson, wen meint die damit?“ „Ich schätze, die Beleidigung war an dich gerichtet, Max“, erklärte dieser seinem besten Freunde, schwankte allerdings ob er darüber ebenfalls sauer sein oder einen Lacher wagen sollte. Max dafür schien es alles andere als komisch aufzufassen, er starrte Mariam zornig an. Jeder von uns verschreckte bei seinem ungewohnten Gesichtsausdruck.

„Na warte, du…“ „Ah, ah, ah, schon vergessen“, sagte Mariam und ihr Griff um Hilary wurde fester, als Max schließlich den Anschein machte auf sie loszugehen. O-nee-chan knirschte wütend mit den Zähnen, Ray, Kai und Tyson suchten in ihren Gedanken eine Lösung. Auch Yoyo schien auf etwas zu warten, er macht den Anschein jeden Moment aus dem Wagen zu springen.

Mir fiel nicht ein, was ich tun konnte, angreifen war sinnlos. Hilary würde meine Attacken abbekommen.

„Was ist? Ihr seid plötzlich so zweisam“, lachte Mariam überheblich. Hilary ließ ihren Blick über die Runde wandern und blieb plötzlich bei Yoyo hängen. Er zeigte ihr irgendeine kleine Geste, die ich aber nicht erkennen konnte, Mariam oder die andere beiden dafür auch nicht.

Ich sah das braunhaarige Mädchen nicken, dann plötzlich hob sie den Arm und rammte ihren Ellenbogen in Mariam‘s Bauch. Fluchend ließ sie Hilary los, noch in selben Sekunde sprang Yoyo aus seinem Wagen, rannte und warf sich gegen Mariam, dabei gegen Miguel und Mathilda flog und alle drei blieben sie auf den Boden liegen. Die Beyblades, die sie dabei verloren hatte sammelte Hilary schnell ein, dann kam sie zu uns gerannt.

„Hey, klasse gemacht, ihr beiden.“ „Guter Schlag übrigens, Hilary“, lobten Serenity und Kazue sie, Hilary erwiderte nur mit einem zurückhaltenden Nicken, Yoyo hingegen grinste. Zustimmend nickte meine Tante und griff die drei mit Ranken an. Mathilda stellte sich daraufhin vor ihre zwei Freunde und versuchte sie ebenfalls mit einem Fels zu schützen, wie meine Tante zuvor uns.

Doch schien sie viel schwächer zu sein, die Ranken gingen durch den Stein wie Papier, trafen Mathilda frontal und warfen sie mit aller Kraft gegen einen dicken Baum.

„MATHILDA!“, schrieen Mariam und Miguel und rannten zu ihr. Sie war mit den Rücken den Baum runter auf den Boden gerutscht und ließ benommen den Kopf hängen.

„Mathilda? Mathilda, geht es dir gut?“, fragten sie beide. Mathilda antwortete nicht, ihr schien schwindlig zu sein. Mit einem letzten verachtenden Blick zu uns verschwanden die drei.

Tante Serenity stöhnte genervt, schien aber erleichtert darüber und Hilary erst. Ich berührte sie an ihren Schultern, um sie dazu zu bringen mich anzusehen.

„Bist du in Ordnung, Hilary?“ „Ja. Wie habt ihr mich gefunden?“ „Wir haben dich rumschleichen sehn. Kam uns gleich spanisch vor“, erklärte Kazue, was Hilary auch sofort einleuchtete. Plötzlich aber wurde sie zur Seite gerissen, von Tyson, so dass Hilary ihn direkt in sein wütendes Gesicht sehen konnte. Hinter ihn standen auch noch Max, Ray, Kai und O-nee-chan, die auch alles andere als glücklich aussahen.

„Kannst du uns mal erklären, WAS DU DIR DABEI GEDACHT HAST, VERDAMMT!!? ERST SCHLEIMST DU DICH BEI UNS EIN UND DANN KLAUST DU UNSERE BITBEASTS!!!“, brüllte er ihr mitten ins Gesicht. „Tyson, ich kann das erklären…“ „Was, dass du unseren Feinden die Arbeit erleichterst?!“, sagte Max eingeschnappt. „Wir haben dir vertraut, alles erzählt über uns und unsere Bitbeasts und dann tust du so was?!“, schnaubte auch O-nee-chan. Bei ihr zupfte ich an ihrem Ärmel und schüttelte den Kopf, um ihr so zu vermitteln, dass sie nicht so ein sollte.

„Aber…“ „Erspar uns deine Ausreden, wir haben die Schnauze voll. Du brauchst gar nicht mehr bei uns aufzutauchen und deine Entschuldigungen nehmen wir nicht an.“ „MÜSST IHR AUCH NICHT, ABER LASS MICH AUCH MAL WAS SAGEN!!!“, brüllte sie Tyson mitten ins Gesicht, er sprang daraufhin einen Satz von ihr weg. Sein Gesichtsausdruck entspannte sich, als er sie genauer ansah. Wir alle erschraken etwas, als sie zitternd und verkrampft da stand und wir die Tränen in ihren Augen sahen.

„Ich weiß, es war nicht richtig gewesen. Aber nachdem was in Babylon passiert war hatte ich einfach Angst, dass es hier weitergeht. Ich hab euch gern und ich wollte nur, dass ihr mich auch gern habt. Und… Und dann kam Mariam und versprach mir, wenn ich ihr die Bitbeasts bringe, lassen sie euch in Ruhe… Ich wusste doch nicht, was sie damit vorhaben.“ „Du Idiot, die gehören doch zu den Bösen und denen traut man nicht so einfach!“, keifte Tyson sie an, wenn auch ruhiger. Doch Hilary weinte immer lauter, sie schlug die Hände vors Gesicht und langsam tat es ihm schließlich Leid. Jedem schien es plötzlich Leid zutun, dass sie vor einigen Minuten noch so schlecht von ihr gedacht hatten.

Sämtliche Bladebreakers ging einen Schritt auf das weinende Mädchen zu und als sie aufsah, sah sie nur eine Reihe lächelnder Gesichter. Unverständlich sah sie drein und zuckte zusammen, als Ray behutsam ihre Schultern berührte.

„Ach, Hilary, ist doch schon gut… Du hast es nett gemeint.“ „Wir sind nicht mehr böse auf dich“, fügte O-nee-chan strahlend hinzu. Hilary blieb stumm, ihr Mund stand offen und ehe sie sprach, wischt sie sich eine Träne weg.

„Ihr… Ihr vergebt mir? Ihr vergebt mir wirklich?“ „Na ja, mehr oder weniger… Wir sind zu fertig um uns überhaupt auf den Beinen halten zu können…“

Und wie aufs Stichwort ließen sie sich alle auf die nie fallen, stöhnten und jammerten über ihre Schmerzen und ihre Übelkeit. Furchtbar. Wenn O-nee-chan sich wenigstens zusammenreißen würde…

„Tja, sieht aus, als sollten wir uns vom Acker machen, ehe es Tote gibt“, lachte Yoyo schadenfroh, als er auf die Gruppe blickte. Tyson und Max zog mit einem Ruck wieder auf die Beine und schleifte sie zu seinem Wagen. O-nee-chan wurden von Kazue hoch geholfen und mit einer heftigen Umarmung bedanke sie sich bei ihrer besten Freundin. Kai lief neben ihnen her, doch er und Kazue warfen sich immer mal wieder giftige Blicke zu.

Ich half Kenny und Ray wieder hoch, folgte ihnen aber nicht, etwas anderes hatte mich abgelenkt.

„Ayako!“

Hinter einem Busch hatte ich tatsächlich Tsubasa entdeckt.

„Tsubasa?“ „Ayako, komm mal her!“, rief sie, wenn aber auch sehr leise. Warum sie auch immer nicht entdeckt werden wollte, ich tat ihr den Gefallen und ging unauffällig zu ihr hin.

„Ayako, ich habe alles mitbekommen.“ „Dann hast du auch das mit den Jägern und den apokalyptischen Reitern auch gehört? Tsubasa, wieso erzählt ihr uns nichts?“ „Ich darf darüber eine Auskunft geben. Megami-sama wird sonst böse. Aber ich kenne jemanden, an den du dich wenden kannst.“ „An wen?“, fragte ich sie ganz gespannt, sah aber noch einmal über die Schultern, um zu sehen, ob die anderen uns auch nicht beobachteten.

„Weißt du, eigentlich dürfte ich es auch gar nicht sagen, aber die Situation verlangt es einfach.“ „Nun was denn, Tsubasa?“, fragte ich sie eilig, Yoyo rief schon nach mir, er wollte endlich fahren. Als ich Tsubasa aber wieder ansah, schaffte sie es doch zu reden.

„Es… Es gibt noch eine Wächterin, von der ihr aber nichts wisst. Ihr Name ist Kathleen Misaki und sie ist schon über 150 Jahre alt. Und ich weiß, wo sie sich befindet.“…

die Abgründe des Wassers

Erzengel Raphael, Gottes Heiler und seine Chöre

Raphael ist ein Engel mit sonnigem Gemüt, der laut Bibel einen Jungen namens Tobias das Leben rettete und ihm half, den Dämon Asmodeus zur Strecke zu bringen. Ebenso setzt er sich für Blinde und Leute die an Pest leiden ein, Apotheker, Ärzte und auch Reisende stehen unter seinem Schutz. Er leitet angeblich auch die Chöre, die vor Gott singen und teilt mit Michael das Zeichen der Sonne. Über seine Farbe lässt sich streiten, in einigen Überlieferungen heißt es sie sei Grün, in anderen Violett. Gelb wird selten genannt.

Raphael gilt in den Illustrationen als typischer Heiler und intelligenter Arzt, in Angel Sanctuary war er zusätzlich ein Weiberheld.
 

- die Abgründe des Wassers
 

Wasser…
 

Die erste Alice war eine sehr mutige Frau.

Mit dem Schwert in der Hand,

zog sie durchs Wunderland.

Sie schlug alles nieder was ihr im Wege stand,

und hinterließ eine Spur aus Blut im Sand.
 

Diese Alice lief zu tief in den Wald.

Eingesperrt als Sünderin, für ihre Gewalt.

Denn das hölzerne Seelensgrab,

wollte nicht das jemand weiß, dass es sie mal gab…
 

„Was summst du denn da, Ayako?“

Ray‘s Stimme verpasste mir einen ungeheuren Schreck und ich hätte fast geschrien. Also ob mein Herz nicht schon genug rasen würde. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich eine Verwandte von mir treffen würde. Eine Verwandte, die schon so lange lebte und sogar den Putsch überlebt hatte, der angeblich jeden Wächter, den es auf der Welt gab getötet hatte. Ich war so aufgeregt.

Wie sie wohl war? Tsubasa konnte mir nicht viel sagen, nur dass sie die Schwester meiner Großgroßgroßgroßgroßgroßmutter Katherin war. Also musste sie theoretisch eine Wasserwächterin sein. Aber Halbgeschwister waren nicht selten zu damaligen Zeiten, eine Erdwächterin war daher auch nicht auszuschließen.

„Ayako?“ „Oh, eh, tut mir Leid, ich war in Gedanken versunken“, lächelte ich Kenny an, der mich als zweites rief und auch Ray. Ich hatte sie gebeten mit mir zu kommen. Seiji hatte ich auch davon erzählt, der hielt aber Teru und O-nee-chan in Schacht. Ich weiß nicht, wieso ich ihnen erst nichts gesagt hatte, aber ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, wären sie mitgekommen.

Doch Ray und Kenny vertraute ich und sie waren vernünftig.

„Du hast immer noch nicht gesagt, was das für ein Lied war.“ „Kennst du das Lied »die Opfer der Alice«? Ich summe es manchmal, wenn ich nervös bin. Papa hat uns das mal vorgesungen, er kennt viele bizarre Lieder und Geschichten“, erklärte ich den beiden und überlegte kurz. Die Melodie war einfach, jedoch fiel mir der Text nicht mehr ein. Ich kannte nur noch die erste Strophe.

„Ich kenne das Lied. Aber geht es da nicht um drei Personen und ein Zwillingspärchen, die verrückt wurden und grausam sterben?“, fragte Kenny und ich nickte ihm zu. „Ja, schon. Aber ich finde die Melodie entspannend.“ „So, hier sind wir“, sagte die Pflegekraft und blieb vor einer weissen Tür stehen. Hier war nun einer der Gründe, warum ich nicht alleine kommen wollte. Denn Kathleen Misaki soll schon seit 90 Jahren in diesem Sanatorium leben. Was die genaue Psychose war wusste Tsubasa allerdings auch nicht.

„Seid so gut Kinder und haltet einen gewissen Abstand, Frau Misaki mag es nicht, wenn Fremde sich ihr einfach nähern. Scharfe und spitze Gegenstände sind verboten. Habt ihr welche dabei? Messer, Kugelschreiber, etwas aus Glas, Schlüssel?“, fragte die Schwester in ruhiger Stimme, doch wir alle schüttelten den Kopf. Schließlich öffnete sie die Tür, indem sie mehrmals den Schlüssel umdrehte. Der Raum war ziemlich leer, keine persönlichen Gegenstände, in dem Zimmer war nicht mehr als ein Schrank, ein kleiner runder Tisch und ein Bett.

Und auf diesem saß sie. Ihr Kopf war gesenkt und ihre Hände waren auf ihrem Schoss zusammengefaltet. Ihr Arm war so blass, beinahe so weiss wie die Tür oder ihre Kleidung, eine weisse Hose und ein weisses Hemd.

„Frau Misaki, Sie haben Besuch. Das Mädchen sagte, sie ist ihre Nichte“, sprach die Schwester ruhig und als sie mich erwähnte, rührte sie sich endlich. Ich erschrak, ihre Augen waren wie Eis. Eisblaue Augen... Und weinrotes Haar, dass ihr in das bleiche Gesicht hing. Rot, nicht blond und blaue Augen. Also war sie eine Tochter Gabriels. Sie war tatsächlich eine Wasserwächterin.

„Ich lass euch alleine. Wenn ihr gehen wollt, betätigt einfach den Knopf hier neben der Tür, dann komme ich wieder. Bis dann.“

Die Schwester verließ den Raum und schoss die Tür hinter uns. Kathleen hatte die ganze Zeit nichts gesagt, nicht einmal auf die Worte der Schwester hatte sie reagiert. Ray und Kenny schien die Sache ein wenig mulmig. Mir ging es nicht anders, war ich aber dennoch hin und hergerissen.

„Es freut mich so dich kennen zu lernen, Kathleen. Oh mein Gott, ich hätte nie gedacht mal jemanden von meiner todgeglaubten Familie zu treffen.“ „Verzeihung… Aber normalerweise stellen sie die Leute vor, wenn sie mit mir reden“, antwortete sie kühl, ihre dunkle Stimme schreckte uns drei etwas zurück. Sie schien nicht besonders offenherzig zu sein.

„Ähm, Entschuldigung. Also ich bin Ayako Misaki. Ich bin eine Nachfahrin Ihrer Schwester Katherin. Ich bin auch eine Wasserwächterin. Und das ist Kenny und das hier ist Ray, er ist der Hüter Driggers, der einst das westliche Tor des Himmels beschützt hat.“

Kathleen hob eine Augenbraue, sie hatte eine aufrechte Haltung angenommen. Mir fiel erst in diesem Augenblick auf, wie dürr sie war. Wasserwächter waren immer etwas zierlich… Aber sie war wirklich sehr dünn. Dünn und blass. Ihre Haarspitzen waren ganz grade geschnitten und ließ sie sehr streng aussehen.

„Eine Elohim… Und ein Mensch, der zum Chaioth ha Qadesh gehört…“, sagte sie nachdenklich, stand auf und ging einen Schritt auf uns zu. Ihr Blick untersuchte jeden von uns erneut.

„Und was wollt ihr von mir? Und wie habt ihr von mir erfahren? Haben Zaphikel und Sariel sich verplappert?“ „Von einem Zaphikel weiß ich nichts... Aber Sacré hat sich nicht verplappert, im Gegenteil. Tsubasa, seine Schülerin hat mir von dir erzählt“, erklärte ich ihr. Sie schien plötzlich ganz überrascht und fing augenblicklich an zu lachen.

„Sariel? Sariel hat eine Schülerin bekommen?! Dieser Holzkopf, der sich nicht mal allein nachts hinausgetraut hatte?! Ha, haha, ich glaub‘s nicht.“ „Ähm, warum wir hier sind…“, begann Kenny, aber Kathleen hörte ihm nicht zu, sondern lachte weiter. Sie kannte wohl eine uns unbekannte Seite von Sacré. Das könnte erklären, warum Tsubasa solche Gewissensbisse hatte.

„Entschuldigung, aber es gibt einen Grund, warum wir hier sind“, sagte Ray und sie hörte sofort auf zu lachen. „Und der wäre?“ „Wir brauchen Hilfe. Und wir wissen nicht, an wen wir uns wenden sollen.“ „Dann sucht euch jemand anderen“, antworte sie schnippisch und drehte uns den Rücken zu. Entsetzt sahen wir sie an.

„Ja, aber…“ „Kein aber, Kleiner“, unterbrach sie Kenny und setzte sich wieder auf ihr Bett. „Ich habe mich vor 90 Jahren entschieden mich nie wieder in die Angelegenheiten meiner Familie oder der der Engel einzumischen. Deswegen ließ ich mich selbst hier einsperren. Für die Welt da draußen bin ich tot. Und so soll es bleiben.“ „Aber wir wissen nicht, an wen wir uns wenden sollen“, sagte Ray zu ihr. „Man versucht uns unsere Bitbeasts wegzunehmen und die Jäger versuchen…“ „Jäger?“, unterbrach Kathleen ihn. Für einen Moment schien sie überrascht, dann aber lachte sie wieder.

„Dieses feige Pack… Hat aber lang gedauert, bis die sich mal rausgetraut haben. Auch wenn sie weniger sind, etwas mehr Rückgrad hätte ich erwartet. Aber so sind sie alle.“ „Also kennst du dich doch gut aus“, stellte Kenny schüchtern fest. „In der Tat. Aber es ändert meine Meinung nicht. Ich werde hierbleiben.“ „Aber... Kathleen!“ „Lass gut sein, Ayako.“

Ray berührte meine Schultern, was mich dazu brachte zu ihm zu schauen. Er schüttelte nur den Kopf. Nun… Vermutlich hatte er Recht. Ich konnte sie nicht zwingen, so sehr ich auch nicht verstand, warum sie hier saß.

Die Tür wurde schließlich von einer anderen Pflegekraft wieder geöffnet, Kenny hatte schon den Knopf betätigt und ein letztes Mal sah jeder von uns zu Kathleen, ehe er den Raum verließ.

„Und nun?“, seufzte Kenny. Wir hatten uns in der Gartenanlage des Sanatoriums niedergelassen, unter dem Schatten eines großen Baumes.

„Ich weiß nicht. Kathleen war eigentlich eine große Hoffnung für mich gewesen“, meinte ich bedrückt. „Sie ist 150 Jahre alt, sie hat ein gewaltiges Ausmaß an Wissen, dass über die Jahre verloren gegangen ist. Und wen jemand noch etwas über die Jäger weiß, dann sie. Die Engel wollen ja weiterhin schweigen.“ „Du hast versucht was du konntest, ärgere dich nicht“, munterte Ray mich wieder auf und mir wurde wieder klar, warum ich ihn und Kenny, statt Teru und O-nee-chan um Begleitung bat. Als hätte ich gewusst, dass Kathleen so reagieren würde, wusste ich ebenso welch Diskussion dies gegeben hätte bei zwei solchen Dickköpfen.

„Lass wir es gut sein und gehen.“ „Hey, Moment mal!“, rief jemand nach uns, als wir schon im Begriff waren das Geländer zu verlassen. Überrascht starrten wir Kathleen an, die auf uns zugelaufen kam du nun, da sie normale Klamotten trug in Form einer engen Jeans und einer dunklen Jacke, sah sie weniger starr und bleich aus wie vor einigen Minuten noch.

„Ich hättet ruhig fünf Minuten warten können.“ „Ich dachte, sie wollten hier bleiben.“ „Ich bleibe auch hier“, lachte sie Ray an und warf ihre langen Haare in den Nacken. „Ich hab allerdings Ausgangs- und Besuchsrecht. Also los, bringen wir es hinter uns.“ „Na gut…“

Überrascht sah ich jeden von ihnen noch einmal an, wenn ich gleichzeitig auch glücklich darüber war. Die genauen Umstände würden mir ein Rätsel bleiben, aber Hauptsache, sie kam mit.

„Wo bringt ihr mich überhaupt hin?“, fragte Kathleen auf dem Weg zu Tyson. Sie lief zwar dicht neben uns her, dennoch wirkte es, als würde nicht zu unsere Gruppe gehören. Als würde sie nur zufällig in unsere Richtung laufen.

„Zu Freunden“, antwortete ich und schaute über ihre Schultern. „Aha. Ich dachte, wir gingen zu den anderen Wächtern.“ „Die sind auch dort. Zumindest ein paar. Mein Bruder, meine Cousine und…“

Ich schwieg verlegen.

„Ein sehr, sehr guter Freund. Er ist entfernt mit uns verwandt. Unsere Eltern sind alle arbeiten.“ „Aber sie werden dann auch zu Tyson nach Hause kommen. Er, Max und Kai gehören auch zum Chaioth ha Qadesh“, erklärte Ray höflich, sie nickte nur als Antwort. Sie schien generell nicht viel zu reden. Aber vielleicht könnte man das ändern.

„Hey, Hallo Ayako!“, rief mein Vater von der andere Straßenseite. Er war gerade aus dem Streifenwagen gestiegen und wirbelte mit den Armen. Als wir ihn alle bemerkten und zurückwinkten, rannte er schnell über die Straßenseite. Erneut begrüßte er uns und entdeckte zum ersten Mal auch Kathleen.

„Oh, wen habt ihr denn da aufgegabelt?“ „Das ist Kathleen Misaki, Papa. Sie ist auch eine Wasserwächterin und will uns helfen.“ „A ha. Sehr angenehm. Ich bin Sato Misaki“, lächelte mein Vater und reichte ihr die Hand. Statt diese aber entgegen zu nehmen, starrte Kathleen nur darauf, als würde sie nicht verstehen warum sie dies tun sollte.

„Hm, männlich, rote Haare, stechend grüne Augen… Sie sind sicher ein Sohn Michaels, korrekt?“ „Gut erkannt, meine Dame“, lächelte Papa sie vorsichtig an, ich fand dieses Verhaltung merkwürdig. Papa war immer selbstbewusst, doch in diesem Falle wirkte er irgendwie angespannt. Doch angesichts Kathleens Charakters vielleicht verständlich, hatte ich zu diesem Zeitpunkt, anders als Papa anscheinend keine Ahnung, wie sie war. Ich blieb optimistisch.

„Wo geht ihr überhaupt mit ihr hin?“ „Zu Tyson, dort sind alle anderen auch“, antwortete Ray. „Ah verstehe. Wenn ihr wollt kann ich euch gerne dorthinfahr…“ „NEIN!“, schrieen Ray, Kenny und ich gleichzeitig, Papa erschrak. Es tat weh, ging es dennoch nicht. Bei Tyson war immer noch Amy und wenn Papa sie dort finden würde, wäre die Hölle los.

Nach diesem Vorfall im Schiff hatte und O-nee-chan und Teru den größten Ärger bekamen, schworren sie Amy irgendwo hinbrachten, wo sie sicher war, am besten ebenfalls in ein Sanatorium, wie die Polizei es anstrebte.

Doch hinterhältig wie die beiden wren hatten sie Amy einfach zu Tyson gebracht. Nicht auszudenken was los sein würde, würde er erfahren, dass Amy immer noch bei uns war.

„Na… gut… Dann eben nicht. Aber es stört euch hoffentlich nicht, wenn ich wieder arbeiten gehe? Bis heute Abend“, lächelte Papa uns eingeschüchtert zu, stieg wieder in den Streifenwagen und winkte noch, ehe er losfuhr und hinter der nächsten Ecke verschwand.

„Dein Vater, ein Feuerwächter… Deine Mutter muss logischerweise eine Wasserwächterin sein. Also sind beide Elternteile Abkömmlinge der Erzengel?“ „Äh, ja, ja“, antwortete ich ihr und nickte heftig mit den Kopf. Kathleen sah mich dabei nicht an und blickte stur die Straße hinunter.

„Mein Vater war sterblich, nur meine Mutter war ein Wächter… Ich und meine Schwester ebenso. Auch mein späterer Mann war sterblich.“ „Oh, du warst verheiratet?“, jauchzte ich begeistert, doch Ray ließ meine gute Stimmung trüben, indem er mich ernst ansah. Zu Recht. Kathleen‘s Blick verriet, dass sich nicht gerne daran denken und erinnert werden wollte. Dabei sah sie nicht einmal traurig aus, eher verärgert.

Wir gingen ohne Vorwarnung weiter, Kathleen setzte sich von selbst wieder in Bewegung. Als wir vor dem Dojo der Kinomiyas standen zögerte sie allerdings etwas. Sie blickte die Mauern entlang und wagte einen schüchternen Blick in den Innenhof, ehe sie ihn betrat. Sah fast schon albern aus, hätte sie ihre elegante Haltung nicht bewahrt.

„Aya‘o-sama, Ray-sama, ‘Enny-sama“, rief die fröhlich aufgebrachte Stimme Amys. Mit offenen Armen stürzte sie sich auf uns und nahm mich, Ray und Kenny auf einmal in ihre Umarmung.

„Amy, nicht so stürmisch! Wo sind überhaupt die anderen?“, fragte Ray und zwängte sich aus ihre Umarmung. Sie nuschelte etwas von »da hinten« und hüpfte beinahe in den hinteren Garten wie ein junges Reh. Voller Skepsis ging Kathleen uns nach, konzentrierte sich aber hauptsächlich auf die Bepflanzung und Tyson‘s Opa, der vor der Haustür trainierte, aber so darin vertieft schien, dass er unser Kommen gar nicht bemerkte.

Auch die anderen waren voll und ganz mit ihrem Training beschäftigt. Tyson, Max und O-nee-chan lieferten sich einen Übungskampf, Seiji, Teru, Kai und Hilary sahen dabei zu. Mein Bruder erklärte Hilary einige Regeln und Kleinigkeiten, was genau das war ging in dem Geschrei der drei kämpfenden Beyblader unter. Tyson wirkte besonders motiviert, O-nee-chan tat es sich eher schwer, schließlich hatte sie den Nachteil, kein Bitbeast zu haben. Max wiederum so euphorisch, dass eine seiner offensiven Attacken daneben gingen und den Beyblade von selbst aus der Arena warfen, statt die seiner Gegner und dann noch direkt auf uns.

„SHIT! Geht in Deckung!!“, rief er uns noch zu und schlugen schon die Hände über die Köpfe, bis uns Kathleen zur Seite warf. Sie hob beide Arme und mit ihnen jeder einzelne Grashalm des Grundstückes. Wasser stieg aus ihnen auf und sammelte sich vor ihr zu einer kleinen Mauer, die erfror, als sie die Arme nach vorne streckte. Dies geschah so schnell, dass man es kaum wahr nahm und der Beyblade selbst blieb bei dem Zusammenprall in der Eiswand stecken.

Ganz verblüffet sahen wir wieder auf, wenn meine Aufmerksamkeit sich auch wieder zum Garten wand, dessen Boden Braun auf Braun verlief. Das Gras und all die Blumen waren verdorrt.

„Hey, die Blumen gehörten meiner Mutter!“, maulte Tyson sofort und nahm eine der verdorrten Blumen in die Hand. Sie zerfiel, kaum dass er sie berührte.

„Alle hin…“ „Mach dir keinen Kopf. Lass mich einfach machen“, entgegnete ihm O-nee-chan. Sie kniete sich neben Tyson, ließ ihre Hände ein paar Zentimeter über den verdorrten Pflanzen schweben und durch das sachte Licht, dass ihre Hände glühen ließ regeneriert sie sich.

„Dann passt in Zukunft besser auf“, meinte Kathleen unberührt, als hätte sie nicht getan. Sie hob die Hände über den Kopf und die Eiswand wurde zu Dampf, der windeeilig hochstieg.

„Ich habe mich nur verteidigt. Es ist eure Schuld, wenn ihr eure… Dinger nicht unter Kontrolle habt.“

Ihre Worte machten Tyson nur wütender, aber er konnte sich noch beherrschen. Max hob seine Beyblade, der beim Verschwinden der Eiswand zu Boden gefallen war, behielt Kathleen dabei aber fest im Auge.

„Du hättest wenigstens die Blumen in Ruhe lassen können!“ „Ein notwendiges Opfer“, verteidigte sie sich weiter, ich sah nachdenklich O-nee-chan weiter dabei zu, wie sie durch ihre Kräfte die Pflanzen heilte.

„Also bei mir passiert so was nie…“, murmelte ich nachdenklich. „Kein Wunder. Was denkst du eigentlich, woher das Wasser kommt, dass du kontrollierst? Einmal aus der Luft und deinem eigenem Körper, dass ist meistens so. Das ist aber ein großer Fehler, weil du dich so nur selbst austrocknest. Ich habe daher gelernt aus anderen Dingen Wasser zu ziehen.“ „Pflanzen sind aber keine Dinger!“, maulte O-nee-chan und heilte dabei das letzte bisschen Gras, dass von Kathleen ausgesaugt wurde. Aber diese schenkte dieser Bemerkung wenig Beachtung, sie machte sich nichts draus und das Augenlied O-nee-chans begann vor Ärger zu zucken.

„Ähm, wenn ich euch bekannt machen darf“, sagte ich etwas hektisch. „Das ist Kathleen Misaki, meine Tante siebten Grades.“ „Ah, deswegen das mit dem Wasser. Sie ist auch eine Wasserwächterin, richtig?“, fragte Hilary beeindruckt, ich nickte ihr zu. „Und wo kam sie auf einmal her? Ich dachte, alle Wächter seien tot“, bemerkte Kai scharfsinnig, Kathleen entgegnete ihm mit einem unterkühlen Lächeln und fuhr mit ihrer Hand durch das glatte Haar. „Den Dämonen war meine Verbannung nicht bekannt. Sie dachten, ich wäre damals ebenso draufgegangen. Ich hielt mich versteckt, auch Wunsch der Königin. Nun hat mich die Tochter meiner Schwester und eure beiden Freunde mich aufgespürt und mich um Hilfe gebeten.“ „WAS IM NAMEN GOTTES…!“

Der Schrei brachte die ganze Gegend ins Schwingen und riss uns fast zu Boden. Hinter Kathleen, mir, Ray und Kenny stand keine fünf Meter weg Sacré, mit weitaufgerissenen Augen wie Mund. Tsubasa stand neben ihn, weniger überrascht als nervös.

„Nein… NEIN, NEIN, VERDAMMT NEIN!!! WIE KOMMT DIESE ELENDE HEXE HIERHER?!?!“, schrie er immer lauter und schlug die Hände über den Kopf zusammen, beinahe sah es aus als wollte er sich die Haare rausreißen, die Augen waren so weit aufgerissen, dass das man meinen könnte die Augäpfel würden jeden Augenblick herausfallen.

Kathleen schien sich darüber lustig zu machen, sie kicherte.

„Grüß Gott, Sariel. Habe gehört du hättest Karriere gemacht.“ „Und du... bist immer noch so blass und biestig wie damals bei deiner Verhandlung.“ „Wieso beschleicht mich das Gefühl, als hätten wir etwas Dummes getan?“, flüsterte Ray in meine und Kenny‘s Richtung, wir beide konnten nur nicken.

„Oh, das war aber nicht nett. Komm mal her, alter Freund, dann erzähl mir mal, was du die letzten Jahre so alles gemacht hast“, lächelte sie ihm an, doch dahinter war nichts freundschaftliches und als sie den Arm um den Engel schlang und ihn mit sich zog, sah Sacré eher aus als würde er seinen Weg zum Galgen antreten. Und wahrscheinlich war es auch so, wenn die Auswirkungen auch anders waren.

In mir, Ray und Kenny stiegen Schuldgefühle auf.

Sacré ließ sich steif auf den Boden fallen, im Trainingsraum des Dojos, in dessen Ecken die Futons verstaut waren, in denen die Bladebreakers schliefen. Kathleen ließ sich weitaus entspannter nieder.

Wir selbst rätselten, ob wir uns dazugesellten sollen, entschieden uns aber zumindest dazu, sich zwar in den Raum stellen und Sicherheitsabstand zu bewahren.

„Tee?“, fragte Amy zuvorkommend und reichte ihnen zwei Tassen, in denen sich das heiße Getränk befand. Keine Ahnung wer ihr das beigebracht hatte, aber Kathleen nahm sie an, Sacré verzichtete. Tsubasa nahm sie für ihn und ließ sich von dem Duft berauschen, als wolle sie damit, wie bei einer Droge, diese peinliche Situation vergessen.

„Ach, lange ist es her. Ich habe erst gestern an dich denken müssen.“ „Mach Sachen“, antwortete Sacré total desinteressiert, wir alle starrten zu ihm. „Und sonst, was machst du gerade?“ „Ich bin der Schutzengel dieser Kinder, aber dass sollte sogar dir aufgefallen sein. Zudem bin ich kein einfacher Engel mehr, sondern nun ein Fürstentümer. Allerdings steht einer weiteren Beförderung zu den Gewalten bald bevor. Ist das nicht lustig? Der Anfänger steigt immer weiter auf… Und du, eine der stärksten Wächter aller Zeiten, du kannst nicht mehr sinken. Du bist schon am Boden. Welch Ironie.“

Steif saßen sie sich gegenüber, Sacré blickte sie verachtend an, hingegen Kathleen selbstzufrieden grinste. Die Beleidigung schien an ihr abgeprahlt zu sein.

„Hängst du also nicht mehr an Zaphikel‘s Rockzipfel? Schade, ihr wart en hinreißendes Pärchen.“ „Meister Zaphikel ist vor über 40 Jahren verstorben, aber dass dürfte eine Hexe wie dich kaum berühren.“

Wieder schauten wir zu Kathleen. Sie trank, immer noch grinsend, ihren Tee und zuckte mit den Achseln.

„Nicht im geringsten. Zaphikel war ein störrischer, engstirniger Kerl, der alles zu ernst nahm. Der ewige Ruhestand tut ihm sicherlich gut, wenn ich auch zu gern wüsste, in wen er wiedergeboren wurde.“ „Man munkelt, bei seiner Wiedergeburt würde es sich um den jüngsten Sohn des Skorpions handeln.“ „Barbiel? Eine der Cherubim? Nicht schlecht... Wer war das noch, die in Grün, die auch so ernst dreingeschaut hatte? Ist auch egal, ich hab diese Pappnasen seit meiner Verhandlung nicht mehr gesehen und bin froh darüber. Einer so furchtbar wie der Andere.“ „Du könntest etwas respektvoller sein, dass hätte dir bei deiner Verhandlung auch gut getan. Außerdem ist Cherub Barbiel violett.“ „Deine altklugen Bemerkungen kannst du dir schenken“, fuhr Kathleen ihn an und wieder sahen wir zu ihr, nachdem wir erst nur Sacré pausenlos angestarrt hatten. „Andererseits… Lass deine Haare wachsen, färbe sie dunkelblau und wir können dich Zaphikel nennen, charakterlich haut es wirklich gut hin.“ „Hach, du bist so reizend und lieblich wie ein Kaktus. Wirklich. Und du hast mir immer noch nicht erklärt was du hier machst. Du hast eine Vereinbahrung mit dem hohen Rat getroffen.“ „Als ob ich das nicht wüsste, ich bin schließlich nicht dumm. Aber sie hier hat anscheinend von mir erfahren und bat mich um Hilfe. Sie ist Katherin‘s Großnichte, soll ich Nein sagen? So herzlos um das nicht zu verstehen bist nicht einmal du.“ „Interessant… Du wusstest von Kathleen, Ayako?“, fragte Sacré, irgendwie etwas heimtückisch und fixierte mich scharf, als wollte er mich jeden Moment erschießen. „Eh, ja. Ich habe von ihr gehört.“ „Wirklich beeindruckend. Ich frage mich, welches Vöglein dir das zugezwitschert hat.“

Eine sarkastische Frage, natürlich wusste er, wer es mir verraten hatte. Tsubasa schluckte schon nervös und versuchte unauffällig die Distanz zwischen ihr und Sacré zu vergrößern.

„Aber wenn wir schon dabei sind“, holte Kathleen aus und wie Sacré sah sie mich, wie auch Kenny und Ray an. „Wieso habt ihr mich eigentlich hierher bestellt?“ „Nun, wir bräuchten ganz dringend einen Crash-Kurs was unser Wissen angeht“, lächelte ich sie schüchtern an, aber sie verstand es immer noch nicht. „Und was wollt ihr nun alles so genau wissen? Ich wüsste nicht, wie ich euch genau helfen könnte.“ „Du könntest uns zu Anfang einmal erklären, was ein Elohim ist“, schoss es O-nee-chan aus dem Mund. Kathleen‘s Mimik veränderte sich daraufhin komplett. Zuerst dachte ich, die Frage hätte sie überrumpelt. Oder vielleicht hatte sie sie auch, nur anders, als gedacht.

„Ihr… Nehmt mich auf den Arm, oder? Ihr wisst das nicht?“ „Nö“, entgegnete O-nee-chan ihr, als sei es ganz selbstverständlich. „Und Jäger. Was hat es eigentlich mit den Jägern auf sich?“, fügte Max noch an, als Kathleen nicht antwortete. Sie sagte, noch rührte sie sich. Nur ihr linkes Augenlid zuckte, ihre Fingernägel fuhren immer wieder dem Hosenbein ihrer Jeans entlang.

Schließlich stand sie auf und ihr Gesicht glühte rot - vor Wut.

„Sagt mal wisst ihr eigentlich ÜBERHAUPT WAS!??! Meine Güte, so viel Blödheit ist mir schon lange nicht mehr unter die Augen gekommen“, brüllte sie uns mitten ins Gesicht und sprang auf. Gänzlich überrumpelt standen wir da und brachte keinen Ton mehr raus. Amy hatte sich vor lauter Schreck hinter O-nee-chan verkrochen.

Kathleen schnaufte ehe sie fortfuhr, aber dieser Beruhigungsversuch brachte nichts, wie schrie einfach weiter.

„Was ihr braucht ist kein Crash-Kurs, ihr braucht eine Rundum-Erneuerung. Kein Wunder, dass ihr so im Dunkel tappt und man nach mir verlangt. So viele hoffnungslose Fälle sind mir schon lange nicht mehr untergekommen. Wissen nicht einmal die einfachsten Dinge! Und dann auch noch von Wächtern, die Eltern haben. Tz, bestimmt wissen die dass alles auch nicht einmal. Ich könnte ausrasten!“ „Tut sie das nicht schon?“, murmelte Teru vollkommen genervt, bewegte aber die Lippen kaum, so dass fast nur genuschelte Worte herauskam.

Untereinander sahen wir uns kommentarlos an und dann ahnungslos zu Kathleen zurück. Sie schnaufte heftig und drehte sich plötzlich um.

„Kathleen, wohin gehst du?“, rief ich ihr nach und ging dabei ein paar Schritte auf sie zu. „Ich muss wieder zurück, ich kann nicht ewig hier rumlaufen und will auch gar nicht ewig hierbleiben. Ich werde morgen wiederkommen, dann lernt ihr was Anständiges und nicht nur immer Halbwahrheiten.“

Während sie das sagte, sah sie mit sehr ernsten Blicken zu Sacrè, der warf aber nur den Kopf zur Seite und zeigte ihr die kalte Schulter.

„Die ist ganz schön eingebildet, findet ihr nicht?“ „Sie benimmt sich wie ein weiblicher Kai“, nuschelten Teru und Tyson, wobei sich dieser nicht sonderlich Mühe gab leise zu sein und damit finstere Blick von Kai kassierte.

„Kathleen…“ „Bis Morgen“, rief sie noch und machte nun endgültig den Ansatz zu verschwinden. Aufgehalten wurde sie aber plötzlich von Tyson‘s Opa. Wir sahen den alten Mann überrascht an, als dieser im Raum stand und in seinen Händen und auf dem Kopf Schüsseln balancierte, die bis zum überlaufen mit Reis und Soße gefüllt waren. Nach dem Geruch zu urteilen anscheinend Curry mit sehrstarken Gewürzen, denn trotz großer Distanz brannten meine Augen.

„Da seid ihr ja, ihr habt genau zur richtigen Zeit eine Pause gemacht. Ich habe mein weltberühmtes Curry gemacht, das wird euch die Ohren weghauen.“ „Lass gut sein Opa, aber wir haben schon gegessen“, winkte Tyson seinen Opa ab, mit einer sehr verzogenen Miene. Sie hatten vorher alle nichts gegessen, aber scheinbar war das Curry oder generell seine Kochkünste nur bedingt verträglich. Von Teru und O-nee-chan wusste ich dass sie gerne scharf essen, sie hätten sich das nicht entgehen lassen.

Tyson‘s Opa schien unübersehbar empört.

„Bitte? Ich stelle mich extra an den Herd und so dankt ihr das? Und die arme Amy? Sie ist früh morgens losgegangen um die besten und frischesten Zutaten zu bekommen, also zollt ihr etwas Respekt.“ „Ich nehme gern einen Happen“, unterbrach ihn Kathleen und griff nach der Schüssel, die Opa Kinomiya auf seinem Kopf balancierte ohne ihm überhaupt die Gelegenheit zu lassen auf sie zu reagieren. Stattdessen ließ setzte sie sich wieder, im Schneidersitz und fing an zu essen.

Aber konnte man das „essen“ nennen, bei dem Tempo, dass sie an den Tag legte? Kaute sie überhaupt richtig? Ich wusste es nicht, ich wusste nur dass ich bisher niemanden so schnell habe essen sehen. Es sah beinahe schon albern aus, wie sie den Reis in den Mund stopfte, als würde es um ihr Leben gehen. Nach nicht einmal 30 Sekunden war die Schüssel leer und ich, Nein, wir alle waren fassungslos.

„Nachschlag, bitte.“ „Aber immer gern“, sagte Tyson‘s Opa und drückte ihr den zweiten Teller Curry entgegen. Sie lächelte nicht wirklich, dennoch schillerte ihr Gesicht voller Glückseeligkeit. Ich konnte mir nicht helfen, aber im Vergleich zu ihrem bisherigen Verhalten und ihrer dürren Figur passte das nun so gar nicht.

„Dass mit »ein weiblicher Kai« solltest du zurücknehmen, Tyson. Sie schlingt ja mehr als du runter.“ „Das tut sie wirklich“, stöhnte Kai und verzog, fast schon angeekelt das Gesicht. Sie hatte den zweiten Teller ebenfalls verputzt und ließ sich nicht nur noch eine dritte Portion reichen, sondern fragte nach weiteren Nachschub, worauf sich Tyson‘s Opa auch noch einließ und breit grinsend und mit Amy im Schlepptau wieder Richtung Küche machte.

Sacrè, der nur im Schatten gestanden hatte, aus Angst entdeckt zu werden schien diese Szene auch noch schwer verstehen zu können.

„Ich kann mich nicht erinnern, dass du jemals so viel gegessen hast. Es gab Tage, da hast du locker gar nichts gegessen“, bemerkte er und sah auf die leeren Schüsseln. „Mag sein, aber seit ich im Sanatorium lebe hat sich mein Stoffwechsel verändert. Ich könnte als gar nicht damit aufhören“, erklärte sie mit halbvollem Mund und vollkommen fasziniert sahen wir ihr dabei zu, wie einen Teller nach dem anderen verschlang.

Vielleicht war das alles doch keine so gute Idee gewesen…
 

Feuer…
 

Ein tiefes und erleichtertes Seufzen rang aus meiner Kehle, als Kathleen endlich weg war, nachdem sie geschätzte sechs Portionen verdrückte hatte. Ihre Meckerei hatte in mir schon höllische Kopfschmerzen entfacht, ihre Fressattacke und damit plötzlicher Sinneswandel hatte mich gedanklich überfordert. Sacré hatte sich hierbei als ziemlich intelligent bewiesen und hatte das Weite gesucht, ehe es jemand gemerkt hatte (gemeiner Weise hatte er die arme Tsubasa aber hiergelassen).

Nun war sie aber fort und wir alle zufrieden. Wenn die Kopfschmerzen nicht wären.

„Es tut mir Leid“, seufzte meine Schwester wehleidig. Es reagierte darauf aber nicht wirklich jemand und allen brummte der Schädel nach dieser Standpauke. Oder vielleicht eher wegen dem was Kathleen sagte. Wir Wächter hat seit Geburt an mit Dämonen zutun, die Bladebreakers waren was Wissen und Kraft anging mit uns auf einer Stufe. Aber nachdem hier fühlten wir uns alle plötzlich wieder wie unerfahrene, kleine Kinder.

„Ach Ayako, es ist doch gut. Du kannst überhaupt nichts dafür“, stöhnte Kisa fast schon genervt, da Ayako sich schon zum fünften Mal entschuldigt hatte. „Aber echt, Mann. Woher solltest du wissen, dass sie so drauf ist?“, erläuterte Tyson genauer und er richtete sich voll und ganz Tsubasa. Schließlich kam das alles ja von ihr.

„Ich weiß, ihr Charakter mag nicht der Beste sein“, erläuterte Tsubasa. Auch sie schien sich bereits gewaltige Vorwürfe zu machen.

„Aber Kathleen ist eine der stärksten Wächter aller Zeiten. Sie beherrschte das Wasser in jeder erdenklichen Form, sie konnte Meeresströmungen verändern, Wolken und Wetter beeinflussen und hatte sogar gelernt, dass Wasser in Lebewesen zu kontrollieren, so konnte sie auch Pflanzen herrschen, dass ja bekanntlich nur Erdwächter könnten. Selbst bei größter Hitze hat die Dämonen in Eisblöcke verwandelt.

Kathleen ist wirklich sehr talentiert und auch Megami-sama hatte sie sehr geschätzt… Bis zu ihrer Verhandlung.“ „Was hat sie denn ausgefressen?“, fragte Tyson ganz belustigt, Tsubasa legte nachdenklich den Finger auf ihr Kinn. „Ich müsste Sacré fragen, ich kann es nämlich schwer glauben. Aber man sagte mir, sie hätte Menschen getötet.“

Mir blieb die Spucke weg als dieser Satz fiel und ich begann zu Husten. Menschen getötet? Diese Jungfer Neunmalklug, die alles so viel besser kann und weiß?

„Was? Dass ist doch für ‘en Wächter ein totales No-Go.“ „Deswegen glaube ich es auch kaum, Teru. Zudem da in solch einem Fall eine Hinrichtung fast unausweichlich ist. Mord ist die größte Sünde die man begehen kann, es ist eine Lästerung des Lebens. Jemanden das Höchste zu nehmen was er hat ist unverzeihlich, besonders als Engel. Töten man jemanden aus Selbstjustiz, Habgier oder dergleichen, soll Gott sich angeblich von einem abwenden. Damit ist man schon so gut wie ein gefallener Engel und ein Verräter. Etwas, was im Himmel nicht geduldet wird.“

Ihr Blick senkte sich, ihr Kopf schien voller Gedanken und Theorien zu sein. Meiner ebenso.

Gerade die? Sie war ja noch kleinlicher wie Sacré und strenger als Megami. Und dann so was?

Ich konnte es mir schwer vorstellen. Wobei mir ebenfalles auffiel, dass ich an ihr keinen Soul gesehen hatte. Keine Kette, kein Armband, kein Ring wo er hätte befestigt sein können. Und einfach in die Tasche gesteckt, Nein, dass wär irgendwie zu unvorsichtig und diese Dinger waren nun einmal wichtig, wenn ich mich auch manchmal fragte, aus was die genau bestanden. Aber wenn das stimmt, dass sie aus der Nabelschnur gemacht wurden, wollte ich es dann doch nicht so genau wissen.

„Und wieso lebt sie dann noch?“, fragte Max an meiner Stelle, als ob er genau gewusst hätte, was ich dachte. „Das weiß ich doch nicht. Aber gerade weil sie lebt, traue ich diesem Gerücht wenig. Wobei es auch einiges erklären könnte.“ „Wer hat dir eigentlich davon erzählt, Tsubasa?“, fragte Seiji direkt, aber unerwarteter Weise hatte sie keine Antwort parat. Eher versuchte sie uns auszuweichen.

„Tsubasaaaa… Komm, spuck es aus.“ „Ich darf nicht. Sonst bekomme ich Ärger. Außerdem ist das auch total unwichtig, wer mir das gesagt hat.“ „Also ich finde es wichtig. Also“, stachelte Kisa sie weiter an, aber die Kleine wirbelte ihren Kopf immer wieder noch links nach rechts. „Nein, nein, nein! Seid doch einfach froh, dass ich euch überhaupt was gesagt habe, wo solltet ihr sonst Hilfe erwarten.“ „Sie hat Recht“, stimmte ihr Kai zu. Wir alle warfen den Kopf in seine Richtung.

„Diese drei Gestalten scheinen nicht ungefährlich zu sein. Im Beybladen können wir vielleicht mit ihnen mithalten, solange sie fair kämpfen. Aber ihr Wissen verschafft ihnen Vorteile und so tappen wir leicht in ihre Fallen. Sie sind auf einem höheren Level als wir und wir müssen diese Wissenslücken füllen, wenn wir mit ihnen mithalten wollen. Und wenn wir das haben, schaffen wir es vielleicht sogar herauszubekommen, wie sie Luzifer erwecken wollen.“ „Das wär das Vernünftigste. Anders bringen wir uns nur selbst in Gefahr“, stimmte Ray Kai damit zu und ihre Worte fanden bei jedem von uns Verständnis. „Und vergesst nicht, uns fehlt immer noch Mr. Dickenson.“ „Mr. Wer?“, fragte Hilary in die Runde, Kisa sah zu ihr um ihr gleich antworten zu können. „Er ist der Leiter der BBA und hat die Bladebreakers zusammengeführt. Zudem gehört er zu einem Art Verbund oder was das ist, der von der Existenz der Wächter weiß und sie unterstützt.“ „Nicht ganz richtig. Mr. Dickenson WAR der Leiter der BBA“, jammerte Kenny, alle ließen daraufhin den Kopf hängen. „Ohne seine Unterstützung sehen wir ziemlich alt aus. Wenn wir wenigstens wüssten, wer jetzt die BBA leitet. Außerdem hätte man das doch mitbekommen.“ „Ich kann vielleicht in alte Zeitungen und im Internet nachschauen. Irgendwelche Informationen muss es geben“, meinte Hilary wieder, überzeugt von ihrem Plan sprang sie auf. „Ich werde mich sofort an die Arbeit machen.“ „Tu was du nicht lassen kannst“, winkte Tyson sie ab und höchst motiviert verabschiedete sie sich von ihnen und rannte zu ihrem Fahrrad, dass vor dem Eingangstor stand. Ich, Ayako und Seiji gingen ihr nach, auch für uns wurde es spät, meine Schwester und ich mussten zusehen, dass wir vor Paps wieder zu Hause waren. In seiner momentanen Verfassung machte er sich wenigen jeder Kleinigkeit sofort Sorgen.

Wir liefen Hilary hinterher, wobei sie immer darauf bedacht war mit uns Schritttempo zu halten.

„Und du meinst echt, dass du was findest?“ „Ich bin überzeugt“, antwortete sie, immer noch strotzte sie vor Selbstbewusstsein. „Meine Mutter ist immerhin Journalistin für Sportartikel und alles was dazugehört. Garantiert wird sich mit ihrer Hilfe was finden.“ „Also ich würde Beybladen nicht als Sport bezeichnen“, meinte Seiji belustigt und vertritt voll und ganz meine Meinung. „Ich eigentlich auch nicht, aber ich kann es mir nicht raussuchen“, lachte sie auch noch. „Wenigstens hast du wieder gute Laune. Wegen Kathleen ist sie total im Keller. Hey, Ayako, ich dachte ich mach mir en netten Abend vorm TV, wenn du willst kannst du mitfaulenzen.“ „Ähm… Ist es okay, wenn ich bei Seiji übernachte?“, fragte sie sehr, wirklich sehr zurückhaltend und schüchtern, wenn ihre Blick mich auch regelrecht um Erlaubnis anbettelten.

„Na ja…“ „Keine Sorge, ich pass auf sie auf. Und mein Vater ist ja auch zu Hause“, versicherte mir Seiji mit einem vertrauenswürdigen Lächeln, wenn er doch genauso drum bettelte. Ich konnte es kaum glauben, dass sie mich das fragten, ich war doch von uns immer noch der Jüngste.

„Ach, wieso nicht? Hab ich endlich meine Ruhe.“ „Dankeschön, Bruderherz.“

Strahlend lachte sie mir entgegen und zufrieden sah sie zu Seiji auf. Sie beiden nebeneinander sahen so glücklich aus. Natürlich, ich wusste ja auch was da lief.

Ich sah schon von weiten, dass Ayako Gefühle für Seiji entwickelt hatte. Schon von Anfang an hatte ich gemerkt, dass sie ihn sehr mochte und dass sie anfangen würde für ihn zu schwärmen war für mich nur ‘ne Frage der Zeit gewesen. Wie Seiji dazu stand konnte ich schwer sagen, er machte es weniger offensichtlich. Die Einzige die natürlich nicht merkte, was zwischen den beiden lief war Kisa. Okay, sie hatte ihre eigene Beziehung und es war besser, wenn sie das nicht mitbekommen würde, denn weiß Gott, was sie dann mit Seiji machen würde.

„Psst, Teru. Schau mal“, rief Hilary, aber ganz sachte und winkte uns zu sich her. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie weit sie schon vorausgefahren war.

Mit großen Schritten liefen wir zu ihr hin und schauten um die Ecke, an der sie stand.

Dort standen sie wieder, zwei unserer drei mysteriösen Freunde, Mariam, an die Mauer gelehnt und mit ‘ner Tüte Pommes in der Hand und vor ihr Miguel, ohne Essen, dafür aber mit einem sehr ernsten Blick.

„Ich lasse mich aber nicht mehr von ihm rumschubsen!“ „Mensch Miguel, komm wieder runter“, entgegnete sie ihm und aß die Pommes komplett auf, ehe sie sich eine neue in den Mund steckte. Der Geruch drang bis zu uns durch und löste in mir Hungerkrämpfe aus. Ich hätte doch von dem Curry essen sollen, auch wenn Tyson mich vor den Kochkünsten seines Opas gewarnt hatte. Hoffentlich hörten die meinen knurrenden Magen nicht.

„Ich verstehe langsam überhaupt nicht was eigentlich mit dir los ist. Du gehst mir noch mehr auf den Keks als Cherry und du weißt, was das bedeutet. Überleg dir also was du sagst.“ „Mariam, ich… Langsam bin ich am zweifeln, ob das richtig war.“ „Versuche jetzt mir nicht etwas wie Reue aufzutischen.“ „Ach, und das Mädchen zu bedrohen war natürlich total in Ordnung“, fauchte er, verbarg aber keinen Moment lang den Sarkasmus in dieser Aussage. Mariam schien langsam der Geduldsfaden zu reißen.

„Ich hätte ihr nichts getan. Sie war nur ein Druckmittel.“ „Man muss schon sehr rücksichtslos und unberechenbar sein, um so weit zu sinken.“ „Ach wirklich? So weit ich aber weiß gehörst du auch zu uns und würdest nicht anders handeln.“ „Vielleicht, aber nicht aus demselben Grund wie du. Ich bin nur noch wegen Mathilda da. Wir beide haben nichts mehr zu verlieren, anders wie sie.“ „Rede nicht so ein dummes Zeug daher. Gerade du müsstest diese Situation doch am besten verstehen. Wir haben eine Bestimmung, die Chance auf Verewigung. Ich dachte, als Waisenkind wärst du dem nicht abgeneigt.“ „War ich auch nicht… Allerdings hat unser Boss uns verschwiegen, dass die Wächter und das Chaioth ha Qadesh auch normale Jugendliche sind wie wir. Das ist Mord.“ „Wir sind nicht wie die und normal sind wir auch nicht. Selbst die vier Jungs sind nicht normal und sie wurden als Menschen geboren. Deine Predigten nerven langsam, Miguel. Und deine Reue ist nur die Angst zu Versagen.“

Kein Wort fiel mehr, sie funkelten sich nur gegenseitig an und schienen der Streit per Telepathie weiterzuführen. Sollten sie, so konnten wir uns wieder verziehen.

Nur trat irgendeiner von uns gegen etwas, klang wie etwas aus Blech, ‚ne Dose wahrscheinlich. Natürlich hatten sie uns auch gleich gesehen, als sie den Kopf in unsere Richtung drehten.

„Die schon wieder!“, fluchte Miguel daraufhin. „Ihr könnt uns wohl auch nicht in Frieden lassen.“ „Keineswegs. Also los, klären wir das gleich hier. Was habt ihr vor und wer hat sich die BBA an den Nagel gerissen?!“, fragte Seiji sie, aber keiner von beiden schien einen Ansatz für eine Antwort zu machen. Mariam ging einen Schritt auf uns zu, fast panisch nahm jeder von uns, sogar Hilary ihre Kampfstellung ein.

„Lasst uns einfach in Ruhe, wir haben keine Lust auf einen Kampf.“ „Aber wir, wenn ihr uns keine Antworten gibt!“, schrie ich ihr entgegen, bereits mit einem Feuerball in der Hand. „Na gut, wir haben euch gewarnt.“

Was daraufhin geschah ging viel zu schnell. Wir hielten nicht einmal unsere Waffen in der Hand, als ein Blitz, bei klaren blauen Himmel hinuntersauste und direkt vor uns einschlug. Verletzte wurde keiner, nur der Staub und der Nebel der gleich danach aufstieg nahm uns jede Sicht. Außer Gehuste nahm ich gar nichts mehr war. Und dann hörte ich Schritte. Sie hauten ab!

Ich wollte ihnen nach, wusste aber nicht wohin. Dann stieß mich etwas zur Seite und nur ganz knapp konnte ich schwarze Haare erkennen.

„SEIJI! Hey Alter, warte“, rief ich aus dem Nebel heraus. Hatte er mich überhaupt gehört und rief ich eigentlich in die richtige Richtung? Ahr, Scheiß Nebel!

Als dieser endlich verzogen war, war weder von Miguel und Mariam, noch von Seiji eine Spur zu finden. Ayako rotierte regelrecht auf den Punkt, auf dem sie stand und hielt nach ihm Ausschau. Hilary schaute immer nur in eine Richtung, während sie auf ihrem Fahrrad saß, in der Hoffnung er würde umkehren und zurückkommen, aber das würde er nicht. Er würde sich so lange an ihre Fersen heften, bis er sie geschnappt hätte.

Ich seufzte verärgert.

„Weg… Dieser Idiot! Er hätte ruhig mit mir teilen können.“ „Und nun, Teru?“, fragte meine Schwester traurig, ich klopfte ihr aufmunternd auf die Schultern. „Ach, mach dir keinen Kopf. Seiji ist zäh, der kommt wieder.“

Hoffe ich…

Wissensdrang

Erzengel Uriel, Gottes Licht und sein Henker

Uriel wird – anders wie hier in Guardian – oftmals als recht maskuliner, großer Mann dargestellt. Anders wie sein Element ist seine Farbe Rot, denn er regiert über das Sternenfirmament.

Uriel soll trotz seiner Erscheinung einen eher sensiblen Charakter haben (der ebenfalls in Angel Sanctuary gezeigt wurde), soll jedoch laut Überlieferung das Tor zur Hölle bewachen und die verdammten Seelen ins Jenseits geleiten und sogar über ihr Schicksal richtet, was ihn ebenso mit den Sensenmann und/oder dem Engel des Todes Azrael verbindet.

In einigen Überlieferungen reagiert er über das Sternzeichen Waage (das aber eigentlich dem Element Luft angehört O_o).
 

- Wissensdrang
 

Luft…
 

Der zweite Alice war ein braver junger Mann.

Sang den liebenlangen Tag,

hier im Wunderland.

Seine Gedanken mit nichts als mit seinen Liedern gefüllt,

erschuf er eine ganz und gar wahnsinnige Welt.
 

Diesen Alice traf eine Rose rot,

ein Mann der schielte schoss auf ihn, für das Ende ihrer Not.

So blühte diese Blume rot, nur an diesem Tag.

Alle Leuten liebten ihn, dafür dass er starb.
 

Was mich von klein auf immer antrieb war mein Wissensdurst. Ich wollte immer genau wissen wie alles war und funktionierte. Mein Opa in Deutschland hatte lange mit Maschinen gearbeitet, damit fing es an.

Meine Oma hatte sich ganz ihrer Obsternte gewidmet und kannte sich in der Natur aus.

Meine Tante, die große Schwester meiner Mutter arbeitete bei Gericht und kannte die Gesetze unseres Landes. Und immer kam von mir ein »Wieso?«, »Weshalb?«, »Warum?«.

Und als mein Vater mich über unsere Begabung aufklärte und unsere Aufgabe, folgte von mir auch wieder ein »Warum?«. Ich fing an meine Gegner genau zu studieren, schoss Fotos von Dämonen, um ihre Kampftechnik zu analysieren. Dazu gehörte aber immer eine gewisse Beharrlichkeit, also kein Wunder, dass ich Miguel und Mariam gefolgt war und sich dies überraschend schnell als Fehler herausstellte.

Lange überlegen musste man in diesem Fall nicht und ein »Warum?« war unnötig. Ich war einfach zu dämlich zu kapieren, dass man es nicht alleine mit einem beinahe unbekannten Gegner aufnehmen sollte. Dass ich so ihr Gefangener wurde war daher genauso wenig eine Überraschung.

„Lasst mich jetzt endlich gehen, verdammt noch mal!“ „Halt endlich deinen Mund oder ich stopf ihn dir!“, keifte Mariam, die Pommestüte, die sie nach mir warf traf mich direkt an der Stirn. Diese Typen hatten mich gefesselt in einen Raum geworfen, in dem sie nun alle auch saßen und an einem runden Tisch Karten spielten. Ich konnte nur vermuten wo ich war, diese Feiglinge hatten mich aus dem Hinterhalt überfallen und bewusstlos geschlagen, aber ich behauptete im Hauptsitz der BBA zu sein.

Nun saß ich mit ihnen in einem abgedunkelten Raum, zwischen Couch und Fernsehapparat, mit Fesseln an den Handgelenken und wartete darauf, dass sich etwas tun und somit die Möglichkeit eröffnen würde, dass ich hier wegkommen könnte.

Miguel‘s Mundwinkel waren weit nach unten gezogen, denn wie fünf Spiele zuvor war es erneut Mariam, die dabei war zu gewinnen. Für Mathilda schien die Runde ebenso schlecht zu laufen, hatte sie dabei allerdings bessere Laune.

„Und du, mach endlich deinen Zug, bevor ich noch einschlafe.“ „Ich muss mich konzentrieren!“, keifte Miguel sie an und starrte weiterhin auf sein Blatt. „Ich schlage dich heute noch, garantiert.“ „Du hast mich bisher nie geschlagen. Ich habe mehr Grips als du, finde dich damit ab.“ „Nur weil du schummelst!“

Das Sprachgefecht ging noch weiter, allerdings versuchte ich auf Durchzug zu schalten. Das hielt man ja nicht aus.

Doch zu sehen, dass sie ganz normal waren und mit anscheinend größeren Macken als wir erschien so merkwürdig ungewöhnlich. Ich hatte meine Gegner nie als Lebewesen gesehen, dieses Denken wurde nur von den Dämonen verstärkt, die bekanntlich weder einen eigenen Willen noch ein Herz und damit Emotionen besaßen. Sie waren nur hirnlose Puppen, genauso wie diese Vampirin Cherry, die alles taten was das leibhaftige Böse wollte.

Charon hatte mein Denken etwas ins schwanken gebracht, er war eindeutig die Ausnahme der Regel. Bekanntlich würden ja gerade diese die Regel bestätigen. Und nun diese drei…

„He, sagt nicht, ihr spielt schon wieder Romme!“, keifte die wütende Stimme Cherrys durch den Raum und daraufhin stand sie auch schon gleich neben mir. „Wir spielen nicht Romme, sondern Mau Mau.“ „Was auch immer. Aber warum lebt dieses Subjekt noch? Erklärt mir das!“, schrie sie weiter und zeigte auf mich. „Hatten noch keine Zeit.“ „Willst du ich verarschen, Mariam?! Wenn der auf die Idee kommt abzuhauen, hatten wir mal ‘nen Gefangenen.“ „Aber…“, meldete sich Mathilda ganz schüchtern und schwieg zuerst, als Cherry sie anfunkelte. Wie ängstlich sie war. Sie passte gar nicht zu ihren beiden rapiden Freunden, überhaupt nicht.

„… Aber vielleicht ist es besser, wenn wir ihn nicht gleich eliminieren. Seine Freunde würden sicher hier auftauchen um ihn zu befreien, dann könnten wir sie alle auf einmal besiegen.“ „Nette Idee, aber nicht richtig durchdacht“, meinte die Vampirin nur abfällig. „Wenn die hier alle aufkreuzen - die Wächter und diese widerwärtigen Menschen mit ihren Haustierchen sind wir total in der Unterzahl. Ich bin doch nicht bescheuert und lege mich mit ‘ner Truppe an, die doppelt so groß ist wie meine Eigene! Und wenn die Wächter noch anfangen nach Mami und Papi zu schreien sitzen wir richtig in der Scheiße.“

Enttäuscht ließ Mathilda den Kopf hängen und presste die Lippen zusammen. Auffällig waren die Reaktionen ihrer beiden Freunde, die demonstrativ mit ihren Stühlen näher zu ihr rückten, zum Trost wie scheinbar auch zum Schutz. Cherry schnaufte noch einmal und packte mich am Kragen.

„Aber wieder typisch, ihr denkt wie immer nicht richtig nach. Ihr seid unerfahren und lasch und dann ist es kein Wunder, wenn wir verlieren. Außerdem habe ich deutlich die Präsenz von dieser Hexe Kathleen wahrgenommen.“ „Lass mich los!“, schnauzte ich Cherry an, daraufhin ließ sie mich zwar los, verpasste mir aber einen heftigen Tritt ins Gesicht, der mich in die nächste Ecke warf.

Mariam, Miguel und Mathilda waren entsetzt von ihren Stühlen aufgesprungen die dabei auch gleich umfielen, trauten sich allerdings nicht Cherry in die Quere zu kommen. An ihrem Gürtel hing eine Pistole, die sie in die Hand nahm und deren Lauf direkt auf mich richtete.

„Dabei habe ich gedacht, sie wär zusammen mit ihrer dämlichen Schwester krepiert. Also sag schon, Wurm. War dieses Miststück bei euch?! Und wo hat sie sich die ganzen Jahrzehnte vor mir verkrochen?!“ „Geht dich nichts an!“, sagte ich nur patzig. Ich konnte nicht erklären, was mich daran hielt dicht zu halten. Aber scheinbar hatte Kathleen einige solche Überraschungen auf Lager und Cherry schien besonders versessen auf sie zu sein.

„Ich an deiner Stelle würde reden“, meinte sie sarkastisch lächelnd und ich hörte, wie sie ihre Waffe entschärfte. Kaum keine Sekunde später ertönte das Handy, dass sie in der Hosentasche verstaut hatte, mit der Titelmelodie von »der Exorzist« als Klingelton (oder war es doch die von Freddy Krueger gewesen? Ich kannte mich damit nicht aus, Kisa und Dad hätten es sofort gewusst).

Mit einem simplen »Ja?« nahm sie den Anruf entgegen, lauschte kurz und geriet plötzlich ins stammeln.

„Ich soll was?... Bitte? Warum?… Ahr, na schön, ist dann Ihr Problem“, sprach sie und legte gleich wieder auf, auch die Pistole packte sie wieder weg.

„Du hast Glück, Knilch. Der Chef will dich sehn.“ „Der Leibhaftige will mich sehen?“ „Nicht mein Boss, mein Chef. Das ist ‘en Unterschied.“

Das ich keinen Unterschied darin sah - und meine Kidnapper offensichtlich auch nicht - wagte ich nicht auszusprechen. Sie hatte schlechte Laune, so viel lieber hätte sie mir ein Loch in den Schädel gejagt. Ich wollte sie nicht unnötig provozieren und sie auf die Idee zu bringen, ihren Befehl zu missachten. Wer genau nun ihr Chef war interessierte mich relativ wenig, auch wenn ich Dank diesem fürs erste aus dem Schneider war.

Cherry schleifte mich regelrecht aus den Raum, erst draußen im Gang zog sie mich auf die Beine und schubste mich, um mich so zur Fortbewegung zu zwingen. Kein Personal kam uns entgegen, vermutlich waren einige Stockwerke abgesperrt, damit sich die Dämonen es sich heimisch machen konnten.

Das große Gebäude sah im Grunde sehr einladend aus, von außen wie innen, doch alles war umhüllt von einem dunklem, unheimlichen Schleier der Finsternis. Die Präsenz war deutlich zu spüren, hinter jeder Ecke und es fröstelte mich, obwohl es Sommer war und die Sonne, auch wenn es langsam Abend wurde immer noch die Gegend erwärmte.

„Mach hinne, Knilch, ich hab nicht den ganzen Tag Zeit“, keifte Cherry erneut und verpasst mir eine so kräftigen Schubs, der mich von den Beinen riss und aus den Fliesboden beförderte.

„Siehste, selbst Schuld. Hättest du gemacht, was ich dir gesagt hatte wärst du nicht hingefallen.“ „Na warte, das kriegst du zurück“, schrie ich sie an und sprang wieder hoch. Es war dämlich zu glauben, ich könnte es mit gefesselten Händen mit ihr aufnehmen, aber so weit kam ich letztendlich auch nicht mehr.

Aus dem Boden, genau zwischen ihr und mir schossen zwei Schatten empor und nahmen vor mir wieder Form an.

Dämonen! Dämonen, die ich in dieser Form noch nie gesehen hatte. Sie waren schmal, nicht dürr sondern einfach nur dünn mit einem langen, spitzen Gesicht. Metall legte sich um ihren Kopf wie ein Helm, ebenso wie an ihren, für Dämonen typischen Klauen.

Ich hatte von dieser Gattung noch nie gehört, vermutlich gehörte sie zu jener Sorte, die sich kaum aus der Hölle wagten. Und selbstverständlich wusste ich somit auch nicht, was für Fähigkeiten sie besaßen.

Steif stand ich da und Cherry amüsierte sich köstlichst über meine Lage. Wenn ich etwas unüberlegtes tue, könnte mir das leicht zum Verhängnis werden.

„Lasst unseren Gast erst einmal nach Luft schnappen. Kein Wunder, dass er euch angreift, so grob wie ihr euch verhaltet. Dämonen oder nicht, zeigt etwas Benehmen!“

Die beiden Dämonen sahen über meine Schultern den Gang runter, Cherry schnaufte. Kurz darauf traute auch ich mich hinter mich zu sehen und sah den großen Mann mittleren Alters hinter mir stehen. Die Haare lila, beide Hände in den Taschen seiner grünen Mantels verschanzt.

Das Gefühl eines Déjà-Vus überkam mich, aber ich musste lange überlegen, bis ich ihn wiedererkannte und ich fiel bei dieser Erkenntnis fast in Ohnmacht.

„Sie… Sie kenne ich doch. Ja genau, Sie sind doch dieser Boris. Sie haben die Demolition Boys trainiert und waren der Leiter der Balkov Abtei.” „Ah, vergessen habt ihr mich also nicht. Welch eine Freude. Ich scheine wohl bei euch allen einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Ich bin höchst erfreut.“

Lächelnd kam er uns näher, mein Körper fing kurz an zu zittern. Ohne Zweifel, es war wirklich dieser Boris von damals. Er war wieder da. Mist, was machte ich jetzt? Wenn er hier war, war der Leibhaftige sicher auch nicht weit.

„Wieso schaust du mich so an? Bist du nicht ebenso über dieses Wiedersehen erfreut?", lachte er mich an, aber ich schwieg mit reiner Verachtung im Gesicht. „Nicht? Ah, wegen deiner Entführung. Verzeihung, aber die drei sind noch etwas unbeholfen, sie haben es sicher nicht so gemeint. Und Cherry, nimm ihm die Fesseln ab, so etwas schickt sich nicht.“ „Tz, wenn Sie meinen“, sagte sie wenig begeistert, nahm sie mir aber ohne weitere Widerworte und mit einer einfachen Handbewegung ab. Giftig sah sie mich noch einmal an, dann verschwand sie mit den beiden anderen Dämonen im Schatten.

Geistesabwesend sah ich noch immer in die Richtung, in die sie verschwunden waren, wenn dort auch niemand mehr war und rieb dabei meine Handgelenke, auf denen immer noch der Druck der Fesseln lastete.

„Diese Dämonen sind übrigens Hume, wie die Dämonen mit denen ihr euch jeden Tag sonst rumärgert“, erklärte mir Boris mit seinem starken, russischen Akzent und ich fuhr zusammen. Ich hatte vollkommen vergessen, dass er immer noch hier war. Aber ich versuchte keine Scheu zu zeigen.

„Ihre Rüstungen stammen aus den Metallen und Mineralien, die sich in der Erde der Hölle befanden. Das macht sie gegen elementare Angriffe resistenter“, fuhr er fort und setzte sich in Bewegung. Er lief an mir vorbei und ein zwielichtiges Lächeln lag im Gesicht.

„Aber diese sind harmlos, ihre physischen Kräfte sind sehr beschränkt. Nicht einmal ihr Sprachzentrum hat sich richtig entwickelt.“ „Sprachzentrum? Dämonen haben so etwas?“, fragte ich überrascht, die Neugier ließ meine Glieder kribbeln und ich ging ihm nach, als der Abstand zwischen uns immer größer wurde. Boris blieb stehen und auch ich machte schließlich Halt.

„Denkst du Dämonen gestehen nur aus Erde und Wasser? Selbstverständlich besitzen sie einen Verstand. Er ist anders aufgebaut, aber man kann es als ihr Gehirn bezeichnen. Allerdings sind die meisten Gehirnzellen bereits abgestorben, ehe sie überhaupt beginnen sich weiterzuentwickeln. Deswegen ist es auch so einfach sie zu kontrollieren.“

Voller Begeisterung ließ ich mir seine Worte durch den Kopf gehen, neue Erkenntnisse und Theorien entwickelten sich in meinem Gedächtnis.

Doch dieses Gefühl verflog, als ich wieder unter vollen Bewusstsein in sein Gesicht starrte und mir wieder einfiel, wer dieser Mann denn eigentlich war.

„Es ist wirklich sehr aufmerksam, dass Sie Ihr Wissen mit mir teilen. Allerdings würde ich viel lieber wissen, warum Sie den Hauptsitz der BBA leiten. Und wo ist Mr. Dickenson?! Und wie sind sie an diese drei Jäger rangekommen?!“ „Du hast ziemlich viele Fragen. Zu viele, wie ich behaupte, die ich nicht alle beantworten kann. Ich muss mich schonen, ich bin leider auch nicht mehr der Jüngste.“ „Jetzt machen Sie mal halblang“, maulte ich, musste aber gestehen, dass ich beinah doch über diesen trockenen Witz lachen musste. Auch Boris verkniff sich das Grinsen nicht.

„Aber gut, ich werde antworten, soweit es mir möglich ist. Ich habe ein Versprechen abgegeben, dass ich nicht brechen kann. Wo euer Freund Mr. Dickenson ist kann ich nicht sagen, ich weiß es selbst nicht. Und die BBA habe ich mir ganz legal unter den Nagel gerissen.“ „Das soll ich glauben?“, fragte ich nun wieder skeptisch und zog die Augenbrauen hoch. Ich kannte Mr. Dickenson zwar nicht so gut wie die Bladebreakers, aber wenn er ein Freund unserer Familie war hätte er doch etwas gesagt. Nein, dass es wirklich legal war glaubte ich nicht.

Weiter lief ich neben ihn her, ohne zu wissen wohin und hörte mir weiter an, was er zu seiner Verteidigung zu sagen hatte.

„Du traust mir nicht? Das ist überaus ärgerlich. Wenn du mich schon etwas fragst, solltest du auch etwas entgegen kommen.“ „Sagen Sie mir warum ich ihnen trauen sollte?“ „Hast du eine Wahl? Oder gibt es noch eine Person, die dich über die gegebenen Umstände ausführlich informieren könnte? Man kann mir alles nachsagen, aber ich bin von Grund auf ein ehrlicher Mann.“ „Allein das war schon gelogen“, meinte ich, diesmal fing er an laut darüber zu lachen. Wenn ich ihn so lachen sah, fiel es mir doch irgendwie schwer zu glauben, dass er wirklich ein grausamer Diener des Leibhaftigen war. Er wirkte so… normal.

„Gut, ich gestehe, es ist vielleicht keinen guter Grund, warum du mir vertrauen solltest. Deine Skepsis ist verständlich. Aber ich bleibe eine ausgezeichnete Informationsquelle. Ich weiß auch alles über diese drei Jäger.“ „Wie… wie eigentlich?“

Er blieb stehen und dann merkte ich, wohin er mich geführt hatte. Neben uns waren Fenster, doch man konnte nicht hinaus ins Freie sehen, sondern hinunter zu einer Übungshalle der BBA. Dort sah ich als erstes Mathilda vor der Arena, gegenüber von ihr ein Junge. Miguel und Mariam saßen auf einer Bank am Rande.

Boris' Ausstrahlung hatte sich verändert. Er sah zu ihnen hinunter und wirklich etwas melancholisch. Nachdenklich.

„Nachdem ich von euch bloßgestellt und verhaftet wurde, gelang mir Dank der schützenden Hand, die der Leibhaftige über mich gelegt hatte die Flucht. Doch er war noch immer erzürnt durch mein Versagen, so wanderte ich, sei es zu Fuß oder per Anhalter durch Sibirien, um dort irgendwie einen Weg zu finden wieder in seinem Gunst zu stehen. Irgendwann kam ich in einem abgelegenen Teil Asiens an, mit nichts als kleinen, abergläubischen Dörfern. In einem würde ich gastfreundlich empfangen und man versorgte die Verletzungen, die ich mir über meine Reise hin zugezogen hatte. Und kaum das ich dort ankam, spürte ich es… Eine Erschütterung des Ätherstromes.“ „Der Ätherstrom? Sie spüren den Ätherstrom?“

Das Aufeinanderprallen der Beyblades erlangte kurz meine Aufmerksamkeit. Der Junge schien Schwierigkeiten zu haben, Mathilda schien für ihre Verhältnisse sehr selbstbewusst. Miguel und Mariam feuerten sie an, aber ich konnte ihre Worte nicht verstehen.

„Nicht so wie ein Wächter oder ein Jäger… Ihr merkt solch eine kleine Erschütterung nicht mehr, zu sehr habt ihr euch an die Strömungen und Unruhen im fünften Element gewöhnt, deswegen blieben die Jäger auch so lange unentdeckt. Ein einfacher Mensch, der eigentlich nichts von dem Ätherstrom merkt spürt es allerdings. Dieses Unbehagen, wie wenn es einem eiskalt den Rücken runter läuft. Ich habe dieses Gefühl bisher nur einmal erlebt… Vor zirka 20 Jahren und als ich es wieder spürte, nach so langer Zeit entdeckte ich Mariam. Ich nahm sie mit mir und wir reisten zurück nach Europa. Kurz darauf wieder und wieder und so kam ich zu Miguel und Mathilda. Ich informierte sie auch sofort über ihre besondere Abstammung.“ „Und machten sie zu willenlosen Marionetten, wie Tala und seine Freunde damals“, fügte ich schnippisch hinzu. Ich habe die genauen Umstände nicht gekannt, nur Kisa hatte es, mehr oder weniger zufällig mitbekommen. Doch von jemanden, der Dämonen befehligte, von diesem konnte man nur schlimmes denken. Schließlich wollte er unser Blut zu Forschungszwecken nutzen, mit ihnen als Versuchskaninchen.

Er lachte allerdings nur wieder über meine Äußerung.

„Willenlos war nie jemand von ihnen, weder damals noch heute. Sie sind mir alle aus freien Stücken gefolgt, sie wussten was sie erwarten würde. Sie alle kamen aus jämmerlichen Verhältnissen, ich habe ihnen nur eine Chance gegeben. Wie Tala und Bryan, deren Leben nur aus Armut, Diebstahl und dem Alkoholismus ihrer Eltern bestand. Spencer und Ian, die in der Einsamkeit, ohne die Wärme einer Mutter durch Russland streiften. Ich habe sie in bessere Verhältnisse geführt, in Verhältnisse mit strahlender Zukunft. Aber sie hielten dem allem nicht stand.“ „Wenn sie mir diese Bemerkung erlauben, aber Sie besitzen eine etwas abstrakte Form der Nächstenliebe.“

Der Beyblade des Jungen flog im hohen Bogen hinaus, Mathilda sprang voller Freude in die Luft. Ihre beiden Freunde klatschten wild in die Hände und verlegen legte sie die Arme hinter den Rücken und senkte den Kopf.

Ich fragte mich, was mit ihnen war, was für ein Leben sie eigentlich geführt hatten.

Dass Miguel ein Waisenkind war hatte ich mitbekommen. Und die beiden Mädchen, was hatte sie wohl dazu bewegt mit Boris mitzugehen? Ihre Abstammung allein konnte es nicht sein.

„Aber ich muss sagen, so etwas würde man ihnen nicht zutrauen. Ich tue es übrigens auch nicht. Dennoch bleibe ich beeindruckt.“ „Das solltest du auch und dies ist schließlich auch nur eine Form des Interesses. Sei gesagt, gerade jene Leute, von denen wir glauben sie genau zu kennen überraschen uns doch immer wieder.“ „Sie scheinen aus Erfahrung zu sprechen…“

Die Beyblader verließen die Halle und das Licht wurde ausgeschaltet. Nur das schwache orangene Licht der Abendsonne erhellte den Gegend noch und strahlte mir dabei ins Gesicht.

Um diesem Schmerz in den Augen zu entgehen schaute ich zu Boris, der mich mit einem neutralen, aber freundlichen Lächeln ansah, hinter dem sich aber vermutlich viele Hintergedanken verbargen.

Nur welche? Was dachte dieser Kerl eigentlich wirklich?

„Du bist ein sehr intelligenter Junge, Seiji. Du bist nicht wie die drei anderen oder die Bladebreakers. Ihr jugendlicher Elan sprengt alle Grenzen und lässt sie so Hindernisse überwältigen, doch sehen sie diese grausame Welt mit einer rosaroten Brille. Du hingegen scheinst der geistigen Reife eines Erwachsenen schon sehr nahe, wie ich es damals schon an Kai geschätzt habe. Wieso können wir uns nicht auf einen Waffenstillstand einigen?“ „Einen Waffenstillstand? Wozu?“ „Zur Stillung unserer… sagen wir Neugierde. Der Drang nach Wissen ist mein oberstes Privileg und ich behaupte, du bist nicht anders. Waffenstillstand und du hast immer wieder die Gelegenheit mich auszuhorchen.“

Ich hielt die Luft an und schluckte, ich kam mir so entblößt vor. Ich war nie sehr offen gewesen, aber er schien mich durchschaut zu haben. War es einfache Menschenkenntnis?

„Selbstverständlich kannst du auch zu deinen Freunden gehen und laut rum erzählen, dass der böse Boris wieder da sei um sich an ihnen zu rächen. Diese Entscheidung überlasse ich dir.“ „Sie scheinen doch nicht so intelligent zu sein. Wieso sollte ich einen Diener des Leibhaftigen meiner Familie vorziehen?“ „Das musst du wissen“, meinte er mit den Schultern zuckend und wieder fiel mir diese Normalität an ihm auf. So hatte ich ihn absolut nicht in Erinnerung. Spielte er mir vielleicht etwas vor? Zu welchen Zweck?

„Herr Balkov!“, riefen zwei BBA-Angestellte und kamen mit großen Schritten in unsere Richtung. „Dieser Junge gehört doch zu der Gruppe, die Hausverbot haben. Hat er Sie belästigt?“ „Sollen wir ihn abführen?“ „Nein, Nein, dies ist ein ganz besonderer Fall“, erklärte Boris den beiden und legte seine Hand beinah väterlich auf meiner Schulter ab. „Seiji hatte meine persönliche Erlaubnis, wir sind alte Bekannte. Dieses Verbot gilt für ihn übrigens nicht mehr. Der Junge darf kommen und gehen wann immer er möchte.“

Die beiden Angestellten schienen erst nicht wirklich zu verstehen und ich auch nicht. Vielleicht war er naiv, wieso sonst sollte er so etwas sagen. Ich könnte doch jederzeit hier auftauchen und ihn aufhalten. Könnte… Aber würde ich es auch tun?

„Aber es ist spät, also seid so gut und bringt ihn nach draußen.“ „Verstanden. Komm, Junge.“

Ich nickte und folgte ihnen, dabei sah ich noch einmal zu Boris. Er winkte mir lächelnd zu, ehe auch er sich umdrehte und ging. Draußen war es schon dunkel, als ich mich auf den Heimweg machte und noch immer hingen meine Gedanken an Boris. Ich war wütend auf ihn, was glaubte er, wer er war? Glaubte er ernsthaft, er könnte mich um den Finger wickeln?

Doch gleichzeitig machte er mir Angst. Unheimlich Angst.

„Seiji! Seiji!!“, rief Hilary mir zu und ich konnte schon sehen, wie sie mir von der anderen Richtung entgegen kam. Ihr Tempo beschleunigte sich und vor mir machte sie schließlich eine Vollbremsung. Ayako hatte sich irgendwie hinter Hilary auf das Fahrrad gequetscht und war scheinbar erleichtert, als sie endlich davon runter kam und mich sah.

„Da bist du ja. Geht es dir gut?“ „Ja, alles heil, nur deine Sorge.“ „Und? Hast du sie erwicht?“, fragte Hilary ganz gespannt. Ich wollte alles sagen, auch dass Boris hinter dem allem steckte, doch brachte ich kein Wort über die Lippen. Ich sah immer wieder vor Augen wie normal er auf mich gewirkt hatte und seinen traurigen Blick, als er Mariam, Miguel und Mathilda angesehen hatte. Meine Worte, die in mir Neugierde entfacht hatten bekam ich nicht aus meinem Kopf.

Ich konnte ihn nicht verraten!

„Nein… Sie sind mir nach halber Strecke entkommen und hab mich dabei etwas verlaufen. Ich kenne Tokyo wohl doch immer noch nicht so gut.“ „Na ja, macht nichts. Früher oder später kriegen wir sie garantiert!“, sagte Hilary voller Elan und mit geballten Fäusten und ihre Begeisterung schüchterte mich regelrecht ein. Sie war noch gar nicht so lange im unserem Bunde und dennoch hätte man meinen können, sie würde schon ewig bei uns mitmischen.

„Ist auch wirklich alles in Ordnung bei dir?“, fragte Ayako und sah mich so besorgt an, wie sie auch klang. Ich konnte ihr kaum in ihre blauen Augen sehen. Ihr, gerade ihr wollte ich doch nichts verheimlichen. Dennoch konnte ich es einfach nicht und log auch noch sie an.

„Ja, ja, mach dir darum keine Sorgen. Ich ärgere mich nur, dass ich sie nicht erwischt habe.“ „Brauchst du nicht. Du hast getan was du konntest“, munterte Ayako mich auf und umklammerte sanft meine Hand. Wenn sie wüsste, was ich noch alles tun könnte, aber nicht übers Herz brachte.

Und wieder war ich wütend auf diesen Mann. Ich hatte ihn tatsächlich vorgezogen. Ich sagte gar nichts, schwieg über dieses Ereignis. Als hätte er gewusst, dass ich es für mich behalten würde.

Er konnte das unmöglich gewusst haben. Aber vielleicht hatte er mit dem Wissensdurst und dessen Drang nicht so Unrecht gehabt…

Stunden der Geschichte

Erzengel Haniel, Gottes Liebe und die mysteriöse Fünf

Haniel ist ein eher unbekannter Engel, daher gibt es auch nicht viele Daten über ihn. Doch gilt er als einer der großen sieben Erzengel (keine Ahnung, dass steht überall anders, zudem besitzt Haniel einige verschiedenen Abteilungen ihres Namens [z.B. Anael, Phaniel, Hamael, etc.]) und wird in 99% der Fälle als Frau dargestellt. Ich nahm ihm als fünften Engel, da er aus merkwürdigen Gründen, die ich mir bis heute immer noch nicht erklären kann mit Uriel verbunden wurde und auch als Erzengel der Erde galt. Haniel – die in Angel Sanctuary als Anael bekannt war - soll irgendwie auch mit Luzifer in Verbindung stehn und gilt ebenso als Schutzengel der Steinböcke. Haniel gilt als großzügig und mütterlich und seine Aufgabe besteht zudem darin, Trost zu schenken und Menschen das Licht zu zeigen, wenn sie in der Dunkelheit verzweifeln.
 

- Stunden der Geschichte
 

Feuer…
 

Ich konnte es nicht mehr ertragen… Ihre Stimme ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Jedes einzelne ihrer Worte brannte sich in meinen Verstand, verfolgte mich Tag und Nacht und am nächsten Morgen stand sie wieder vor mir.

In hohen Stiefeln und dem Blick eines Feldwebels stand sie vor uns wie eine alte, penible Lehrerin aus einem superstrengen Mädcheninternat für feines Benehmen. Oder wie hieß die alte Schreckschraube aus den Heidi-Filmen noch gleich?

Keine Ahnung, jedenfalls gab Kathleen sich genauso wie die. Ich konnte nicht erklären was Ayako an ihr so dermaßen toll fand, ich jedenfalls bekam die Krise, wenn ich schon ihren Namen hörte.

Selbst Ray, schräg gegenüber von mir im Schneidersitz sah aus als wollte er sich am liebsten erschießen und gerade er war derjenige, von dem ich so etwas als letztes erwartet hätte, dicht gefolgt von Kenny, Kai und Seiji. Aber selbst die sahen schon so aus, als kreisten sich all ihre Gedanken nur noch darum, wie sie am schnellsten hier weggekommen würden.

„Aus diesem Grund ist Feuer das schwierigste Element. Erde, Wasser und Luft sind Moleküle die in unserer Welt zu genüge existieren und nur in die entsprechend Form gebracht werden müssen. Selbstverständlich hat jedes Element seine speziellen Schwierigkeiten, im Gesamtbild aber ist es doch das Feuer, da die Hitze selbst im Körper produziert werden muss, was sich dadurch ausgleicht, dass dieses Element nicht so umfangreich ist wie zum Beispiel Wasser, das allein schon drei verschiedene Erscheinungsformen besitzt.“

Ein dumpfer Schlag kam aus Max Richtung, als dieser seinen Kopf einfach auf den kleinen Tisch fallen und liegen ließ, die Kathleen von was weiß ich woher hatte. Es war wie in der Schule hier im Dojo der Kinomiyas… Nein, schlimmer.

Die ersten Tage ging es mehr in die Praxis, sprich, es wurde gekämpft. Wir Wächter kämpften gegen Kathleen, auf ihre eigene Anforderung und verloren, einer nach dem anderen. Nicht nur ich, der ja als Feuerwächter eh im Nachteil war, auch Ayako mit demselben Element und sogar Kisa und Seiji wurden von ihr in sekundenschnelle zu Boden gehauen.

Gegen unsere Eltern wollte sie erst gar nicht, sie hielt es nicht für nötig.

Und dann der Kampf mit den Bladebreakers. Ich wusste nicht wie sie das geschafft hatte, aber Kathleen hatte ihre Bitbeasts besiegt, obwohl sie selbst keinen Beyblade hatte. Ich werde dieses Bild wohl nie aus dem Kopf bekommen wie albern es aussah, dass sie sich mit einem Spielzeug anlegte, aber dann, als die Bitbeasts erschienen es dennoch fertig brachte diese zu attackieren. Und die Jungs gleich mit.

Sie erklärte, dass die Jungs aufhören mussten sich auf die Fähigkeiten dieses »Pappkreisels« zu verlassen, sondern anfangen sollten sich auf die Kräfte ihrer Bitbeasts zu konzentrieren.

Und so kamen wir schließlich zu dem Teil mit der Theorie… Sie hatte extra kleine Tische geholt, die nun im Trainingsraum des Dojos standen, sogar eine Tafel hatte sich diese Frau zugelegt und kritzelte sie immer wieder mit neuen Informationen voll. Manch einer kam mit dem Schreiben gar nicht nach und mir wussten uns ganz alleine auf unsere Ohren und unser Kurzzeitgedächtnis verlassen.

Die Theorie war allerdings trockener als die Wüste und wir hatten keine Lust mehr gehabt und wären auch nicht mehr hin, hätten unsere Eltern uns nicht dorthin geschleift.

Am diesem Morgen, über drei Wochen nach unserer ersten Lehrstunden waren sie sogar mit dabei um eine eventuelle Flucht zu verhindern. Aber so wie die aus der Wäsche schauten wünschten sie sich auch nichts sehnlicher als endlich abhauen zu können.

„Ein weiterer Nachteil des Feuers ist die beschränkte Heilfähigkeit“, erklärte sie weiter. Für einen Moment konnte ich mich dazu aufraffen zu ihr aufzusehen. Feuer und Heilkräfte, was ganz neues.

„Wärme ist an sich nur im Winter wirklich hilfreich, gegen Erfierung und Fieber, sogar noch gegen innere Schmerzen. Ansonsten allerdings haben die späteren Feuerwächter diese Gabe vergessen.“ „Wieso…?“, fragte mein Vater ganz kleinlaut, als schämte er sich zu fragen. Dabei war er nur wieder sauer, als er Amy vor der Haustür sah, obwohl Tyson und ich sie extra in den Keller gesperrt hatten. Dennoch stand sie da und putzte während unseres Unterrichts den Flur und ich ahnte schon, was mir und auch Kisa wieder blühen würde. Tante Serenity sah es lockerer, aber sie war auch keine Polizistin.

„Warum hat die Giraffe keinen kleinen Hals? Weil es nicht nötig war. Auch Luftwächter erbten von Erzengel Raphael die Fähigkeit des Heilens, aber es spezialisierte sich mehr auf das heilen von Krankheiten und Behinderungen. Was man zur Zeit der Verfolgung brauchte waren Kräfte die Wunden und Brüche schnell heilten, wie Wasser und Erde. Da aber die Kräfte von Erdwächtern effektiver schienen sind sie heutzutage die einzigen Wächter, die noch über Heilkräfte verfügen. Wie die Tiere über die Jahre haben sich auch die Wächter immer wieder entwickelt… Zum Vor- wie auch Nachteil.“ „Aha…“, stöhnte Tyson mit einem Kaugummi (auf dem er scheinbar schon seit zwei Stunden rumkaute) im Mund und blies ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, was aber keinen Erfolge zeigte, sie fielen immer wieder runter und verminderten seine Sicht. Welch eine Begeisterung und ein Interesse in dieser Gruppe bestand, wirklich. Merkte Kathleen nicht, dass ihr sogenannter Unterricht nur psychische Folter war?

Absolutes Schweigen beherrschte die Runde, nur Kenny konnte man ganz kurz husten hören. Er nahm zwar die Daten über seinen Laptop auf und wurden von Dizzi bearbeitet, aber selbst für ihn schien diese staubige Theorie harter Lernstoff zu sein, den man nicht unbedingt gleich verstand und nachvollziehen konnte.

„Hat jemand vielleicht eine Frage?“, sagte Kathleen, aber niemand antwortete, da sich keiner traute. Jeder hatte die Befürchtung eine auf die Rübe zu bekommen, sollte er es wagen zu fragen und damit zu offenbaren, dass er scheinbar nicht aufgepasst hatte.

„Ähm, ja doch, ich hätte da eine Frage, Frau Lehrerin“, meldete sich Tante Serenity, ihre hochgehobene Hand schwang sie immer wieder von links nach rechts und das »Frau Lehrerin« sprach sie, aus Spott unerträglich hoch aus. Ihr Tochter schnaufte und verkrampfte die Fingernägel, denn Fragen bedeuteten zudem, dass Kathleen sogar ganz von vorne mit ihrem Kram anfing und diesen Pseudo-Unterricht in die Länge zog. Serenity wusste das genau, aber um uns zu ärgern machte sie dies erstrecht.

„Das alles über unsere Kräfte ist ja alles ganz nett und interessant, allerdings verstehe ich nicht wieso diese Leute solche Kräfte haben und sich Jäger nennen. Wie kommt‘s eigentlich, dass sie auch elementare Kräfte haben? Wir sind die alleinigen Nachkommen der Erzengel und jetzt die? Das ist doch glatter Betrug!“ „Die Elohim sind die Nachkommen der Erzengel, korrekt“, antwortete sie, ihr Körper schien jedoch steif. Hätte sie nicht den Zeigestock immer wieder leicht in ihre offene Hand geschlagen, man hätte meinen können sie wäre erstarrt. Nicht, dass es schlimm gewesen wäre…

„Elohim ist der alte Name Unsereins, der Blüten des Lebensbaumes, wie man uns nannte. Eine alte Sage erzählt, dass Gott, als er den Himmel erschuf dem Baum des Lebens 44 Setzlinge entnahm. Diese »Setzlinge« waren die Seraphim, die Urengel.“ „Seraphim? Megami ist doch eine Seraphim, nicht?“, fragte mein Vater und er und seine Schwester starrten zu Akira, der nickte allerdings etwas zögerlich. Kathleen gab dieselbe Geste, aber selbstsicherer.

„Megami ist sogar die einzige Seraphim. Alle anderen 42 wurden von dem ersten Seraphim, dem Morgenstern Luzifer ermordet.“ „Wurde er deswegen aus dem Himmel verbannt?“, fragte Ray nun interessierter. Luzifer war aber auch interessanter wie das, dass Kathleen als »lebensnotwendiges Wissen« bezeichnete.

„Sagt man zumindest. Das Motiv für diese Tat ist unklar. Mit ihm gingen aber noch andere aus dem Himmel, die ihn bei seinen Grolltaten unterstützten. Sagt euch der Begriff Grigori etwas?“

Ein erneutes, peinliches Schweigen, dass sich niemand traute zu unterbrechen. Paps und Tante Serenity suchten wieder bei Akira Rat, der runzelte aber die Stirn und sah beide böse an und drückte damit ganz klar aus, dass sie nicht immer zu ihm gekrochen kommen sollten. Also wusste er es auch nicht und weil es damit wohl wirklich niemand von uns wusste, senkte Kathleen den Kopf und lachte leise vor sich hin, vor lauter Verzweiflung.

„Selbstverständlich sagt er euch nichts… Die Grigori waren die eigentlichen Elementarengel, doch sie verrieten mit Luzifer Gott. Sie legten ihr Amt nieder und wurden zu den Reitern der Apokalypse.“ „Tod, Krieg, Pest und Hunger…“, rief Kai schließlich in den Raum, obwohl Kathleen die vier Namen gerade an die Tafel schreiben wollte. „Die vier Übel die am jüngsten Tag über Assiah schreiten und das Ende der Welt verkünden.“ „Wenigstens einer der seine Hausaufgaben macht“, lobte sie ihn, Tyson konnte man dabei brummen hören. Sogar Kisa wirkte verärgert, als Kai seine Haltung lockerte und der Triumph, von dieser Zicke tatsächlich etwas wie Respekt geerntet zu haben war ihm praktisch ins Gesicht geschrieben.

„Du bist so ein Angeber.“ „Neid ist auch eine Form der Bewunderung“, lachte Kai sie an, sofort wurde sie, unverständlich für mich rot im Gesicht und schaute weg. Ich hatte sie nur etwas nuscheln, war zwar total unverständlich, aber sie grinste dann doch vor sich hin. Vermutlich war das »Angeber« auch eine Art Witz gewesen, die waren schließlich beide sarkastisch… Aber was weiß ich.

Liebespaare, ein furchtbares Volk, dass ich nie verstehen würde…

Kathleen dachte zumindest etwas wie ich, sie räusperte sich laut und gewann so wieder die volle Aufmerksamkeit der beiden.

„Diese Vier waren der Ursprung der Nephilim“, erzählte sie nun weiter, als wäre sie nie unterbrochen worden. „Bevor sie in Babylon einmarschierten zeugten sie, wie die Erzengel zuvor schon ebenfalls Kinder mit Menschen. Anders wie bei euch allerdings werden die Gene der Jäger rezessiv weitergegeben. Das heißt, das über Generationen alle Nachkommen Menschen sein können, die alle allerdings das Jäger-Gen in sich tragen, bis sie auf jemanden treffen, der dieses Gen auch besitzt.“ „Würde erklären, warum wir so wenig über sie wissen. Wahrscheinlich hatten die Vögel oben selbst nicht die geringste Peilung“, sagte ich, mein Hals tat weh, da ich in den letzten drei Stunden nur dagesessen und nichts von mir gegen hatte. Und so wie mich alle ansehen, überrascht, dass ich überhaupt mal was sagte. Hatten mich für tot gehalten, aber gut, ich wäre auch vermutlich fast an Langeweile gestorben. An dem und meinen eingeschlafenen Beinen.

„Ich selbst habe auch lange keine Jäger mehr gesehen, man hörte auch nie viel von ihnen. Der letzte Jäger allerdings der mir bekannt war, war ein gewisser Jonathan, er wurde 1961 in Boston erschossen. Mein Gott, dass ist auch schon 40 oder 41 Jahre her. Unglaublich wie schnell die Zeit an mir vorbeigegangen ist…“

Verträumt legte sie den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke hoch. Ich fragte mich an was sie wohl dachte, sie schien stark in diesen Gedanken versunken zu sein. Vielleicht hatte es auch etwas mit ihrer Psychose zutun, ich wusste immer noch nicht, warum sie in der Klapsmühle saß. Und Ayako auch nicht, dabei hatte sie sie doch angeschleppt!

Es hätte eigentlich nur noch gefehlt, dass Kathleen der Speichel aus dem Mund lief, aber sie fing sich wieder und erzählte wieder weiter, als hätte sie nie mit ihrer Plapperei aufgehört.

„Dieser Kerl soll ein richtiger Teufel gewesen sein. Ein paar Monate nach seinem Tod begann der Dämonen-Putsch, bei dem fast alle Wächter aufgesucht, gefunden und getötet wurden. Wahrscheinlich haben die unten in der Hölle alle Angst gekriegt und deswegen diesen Feldzug eingeleitet, weil ihnen die hirnlosen Diener ausgingen.“ „Und wieso hat man dich nicht gefunden?“, fragte ich sie, ein klein wenig unverständlich da meine Hand, die meinen Kopf stützte meinen Mund verdeckte. Und obwohl sie ganz genau wusste, dass ich es nicht nur so meinte, sondern auch meine zynischen Gedanken dabei im Hinterkopf hatte, sah Kathleen es mit Humor. Oder eher Arroganz.

„Ich habe so meine Tricks. Unter anderem habe ich gelernt keine Unruhen im Ätherstrom zu entfachen. Dämonen spüren das, ich allerdings kann es unterdrücken. Aber zu diesem Phänomen gehört noch etwas mehr.“ „Können eigentlich auch Menschen Erschütterungen im Ätherstrom spüren?“

Ich blinzelte ein paar mal, anfangs glaubte ich kaum Seiji‘s ausgestreckten Arm zu sehen. Zum einem weil er nie große Begeisterung oder Interesse an dem hier gezeigt hatte, zum anderem weil ich die Frage überhaupt nicht nachvollziehen konnte.

„Was ist denn das für ‘ne Frage?“ „Ich finde sie gut, denn ja“, unterbrach mich Kathleen und mir fiel die Kinnlade runter über diese neue Erkenntnis. „Man mag es nicht glauben, aber bei Menschen ist dieser Spürsinn viel ausgeprägter, besonders was Jäger betrifft. Da sie ihre Kräfte früher nie benutzten, da sie eben von jenen nichts wussten lösten sie nur selten und nur kleine Erschütterungen aus. So sensibel sind die Dämonen dafür wieder nicht und lassen sich wie Wächter von anderen Strömungen ablenken, anders wie Menschen.“ „Wenn ich das richtig verstanden habe wird das Äther, dass von den Jägern ausgeht von Stärkeren überdeckt?“, fasste Seiji‘s Vater zusammen. „Genau. Aber Menschen spüren diese stärkeren Strömungen nicht, dafür aber die sehr Schwachen die sonst niemand bemerkt. Eine sehr gute Frage. Wie kamst du darauf?“ „Es fiel mir gerade ein.“

Ich glaubte ihm nicht, kaum jemand von uns, wenn nicht sogar gar keiner.

Als Seiji damals Miguel und Mariam folgte war irgendwas passiert. Er wäre laut Hilary lange weggewesen und hatte sich, nachdem sie ihn fanden etwas komisch Verhalten. Man hatte zwar am nächsten Tag nichts mehr davon gemerkt, aber ich spürte dass ihn etwas beschäftigte. Sicher hatte es was mit seiner Frage zutun.

Warum machte er aber auch nicht den Mund auf? Er könnte es uns doch sagen, wir waren eine Familie und trotzdem schien mir, als vertraute er uns nicht.

„Hey, wieso haben wir eigentlich dann nichts mitbekommen?“, fragte Tyson plötzlich total eingeschnappt. „Vermutlich durch eure Bitbeasts. Ihr passt euch euren Bitbeasts mit der Zeit an, so zumindest war es auch damals mit den vier anderen Propheten, die zum inneren Kreis des Chaioth ha Qadesh gehörten. Und da eure Bitbeasts ähnliche Kräfte besitzen wie Wächter und Engel, ist es klar dass ihr zwar stärkere Ströme wahrnimmt, aber kleine überseht.“ „Wie blöd…“

Seufzend, und ohne dass ich wirklich verstand warum genau ließ Tyson seinen Kopf auf den Tisch fallen und schloss die Augen. Manch einer hätte meinen könne er wäre eingeschlafen, gegen diese Theorie sprach allerdings der Punkt, dass er diverse Flüche vor sich hin murmelte.

„Aber hattet ihr nicht mal fünf Bitbeasts? Ich spüre nur die Präsenz der vier Bitbeasts des äußeren Kreises. Und ich meinte zu wissen, dass einer von den Propheten-Bitbeasts zu euch gestoßen wäre.“ „Ja, Dramania war noch Teil unseres Kreises gewesen. Aber Kisa hat…“

Kenny hielt inne und verstummte schließlich ganz. Das nun zu erwähnen war auch echt bescheuert gewesen. Kisa sah geknickt aus, bei den Gedanken an ihr verlorenes Bitbeasts. Ich habe Dramania selbst nie gesehen, nur beim letzten Kampf in der Biovolt Abtei, aber ihre Bindung war dennoch stark.

Ganz gespannt auf die Erklärung trat Kathleen näher und ich sah etwas in dem Gesicht meiner Cousine, dass ich noch nie gesehen hatte - Sie war nervös. Sie traute sich überhaupt nicht Kathleen anzusehen, ihre Arme hatten sich verkrampft. Ein Anblick, der für mich so unglaublich fremd war.

„Dramania hab ich vor einem Jahr verloren.“ „Was? Wie passiert so etwas? Normalerweise weicht ein Bitbeast bis zum Tod seines Herren nicht von ihm.“ „Ich… Ich wurde krank. Mein Kräfteverlust, der Soulbreak-Fluch hätte mich fast dahin gerafft. Drami hatte sich geopfert, weil ich nur so geheilt werden konnte.“ „Selbst Schuld.“

Ihre überraschende Äußerung stieß bei uns allen auf Unverständnis, manch einer traute seinen Ohren kaum. Sie hatte zwar recht, aber musste man das so taktlos sagen?

Kisa saß da mit geöffneten Mund, immer noch an den Erinnerungen hängend und bekam überhaupt keine Gelegenheit sich zu rechtfertigen.

„Ich weiß ja nicht wieso es dich erwischt hat… Obwohl ich es mir denken kann…“

Ihr eisiger Blick wanderte kurz zu Kai, und als würde sie wirklich Kälte ausstrahlen, wisch Kai ein wenig von ihr, aber wirklich so wenig, dass man es kaum wahr nahm.

„Aber als Wächter, der mit Mensch lebt solltest du eigentlich etwas abgehärteter sein. Ich verlange keine vollkommene Gefühlskälte, aber selbst für dein junges Alter solltest du in der Lage sein deine Gefühle zu kontrollieren und auch mit Verlusten umgehen zu können…“ „DAS IST ‘NE FRECHHEIT!!!“, brüllte Kisa sie an und stand dabei aus. Innerlich feuerte ich sie an und klatschte.

Was Kathleen da von sich gab war doch absoluter Müll. Gefühle waren ja wohl normal. Fast kam es so rüber, als hätte sie Dramania ganz leichterfertig aufgegeben.

Aber Kisa würde ihr die Meinung sagen, davon war ich überzeugt. Sie zum Feind zu haben war lebensgefährlich, davon konnte ich ein Lied singen.

„Du stellst mich hier gerade hin, als wär ich total unfähig! Nur weil du anscheinend ein Herz aus Stein hast brauchst du das nicht auf andere zu schließen. Außerdem war ich wohl nicht die Einzige, die krank war. Es sind schon andere Wächter dabei gestorben!“ „Ach, aber auch alle?“, fragte sie schon ganz hämisch und ihr Gesicht trat näher an Kisa‘s. „Ich… verstehe nicht.“ „Ist dir nicht aufgefallen, dass ich keinen Soul trage? Oder siehst du an mir einen?“

Nicht nur meine Cousine, sondern wir alle fingen ganz unbewusst an nach ihrem Stein zu suchen. Und ich musste verstellen, dass sie Recht hatte. Kein blauer Stein. Noch an einem Schmuckstück, noch an der Kleidung oder sonst wo.

Hieß das vielleicht, er war wirklich… zerbrochen.

„Und wie lange hast du durchgehalten, bis du ohnmächtig geworden bist? Zwei, drei Tage? Ich sitze seit 90 Jahren in der Psychiatrie. Rechne dir mal den Unterschied zu dir aus.“

Es war totenstill. Ihre Worte kreisten lange in meinem Kopf. Bedeutete das etwa, sie war schon seit 90 Jahren krank?

Ich musste gestehen, ich war baff. Nachdem was man uns vor einem Jahr darüber erzählte, hielt ich schon Kisa‘s Überleben für ein Wunder. Aber Kathleen war wirklich erstaunlich, wenn ich auch nicht glauben konnte, dass sie das ohne Schäden aushielt.

Zudem noch die Frage kam, was bei Kathleen der Grund dafür war…

Kisa wirkte plötzlich ziemlich eingeschüchtert. Diesen Kampf hatte sie wohl eindeutig verloren und langsam ging sie ging sie wieder auf ihre Knie. Ich hatte noch nie erlebt, dass sie freiwillig den Kürzeren zog und den Mund hielt. Gerade sie, die ihre Klappe doch sonst nie zubekam.

Und als hätte es nicht gereicht fing Kathleen triumphierend zu kichern an.

So, das war zu viel! So konnte sie nicht mit Kisa umgehen.

Ich wollte aufspringen, vielleicht auf sie losgehen, doch ich bekam von Kai einen Bleistift an den Kopf geworfen. Wütend sah ich zu ihm und er schüttelte heftig mit dem Kopf. Mit willkürlichen Gesten, die mehr als albern aussahen wollte ich ihm zeigen, dass er nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte und schaute nach hinten zu Serenity.

Doch auch sie bewegte den Kopf hin und her. Wieso? Ihnen gefiel das doch auch nicht, warum tat niemand von ihnen was und sagte ihr mal die Meinung.

Ich verstand es nicht, dennoch Tat ich ihnen den Gefallen und blieb sitzen, wenn ich mich auch lieber eingemischt hätte. So konnte sie wirklich nicht mit Kisa umgehen und ich verstand Serenity und Kai absolut nicht, warum sie nichts sagten. Besonders die beiden nicht.

„Wir können das ja nächstes Mal weiter erläutern. Ich muss jedenfalls wieder gehen. Ich hoffe ihr wisst bis zum nächsten Treffen noch alles, vielleicht mach ich eine kleine Fragerunde. Schönen Abend noch.“ „Oh ja, werden wir haben…“, nuschelte ich, um es laut zu sagen fehlte mir ehrlich gesagt der Mut und die Lust ‘ne weitere Diskussion mit ihr anzufangen. Zudem war ich nicht ganz so schlagfertig wie Kisa, leicht hätte das in einer Schlägerei enden können. Sollte sie gehen, da hatten wir zumindest etwas Frieden, auch wenn ich es unhöflich fand, dass sie einfach davon flitzte und somit das Gefühl verstärkte, dass sie es mit uns nicht aushielt.

„Diese dumme Kuh! Was bildet die sich eigentlich ein?! So toll ist sie auch wieder nicht!“ „O-nee-chan…“, murmelte Ayako traurig, doch das hielt Kisa auch nicht davon ab, wutentbrannt in den Garten zu stürmen und dort ihrer Wut freien Lauf zu lassen, nachdem Kathleen wohl endgültig das Gelände verlassen hatte. Serenity eilte ihr nach, redete nett auf sie ein und das unter Beobachtung der erschütterten Amy.

„‘Isa-sama wüten‘?“, fragte sie arglos und dann auch noch meinen Vater. Er gab nur ein leise »Ja« von sich und versucht höflich zu sein, aber man sah, dass er eine gewisse Distanz behielt. Amy war ihm wohl immer noch nicht geheuer.

„Sollten wir nicht auch etwas machen um Kisa aufzumuntern?“ „Willst du das wirklich, Ray?“, fragte Max ihn ernst und alle beobachteten ihren Ausbruch, dann schüttelte der Chinese den Kopf. War vermutlich auch besser so.

Sie hielten Abstand und setzten sich noch einmal mit Kenny zusammen, der ja Kathleen‘s Vortrag mit aufgenommen hatte, nur Kai saß draußen, weit abseits und sah zu Kisa, die nun alleine war. Serenity hatte es aufgegeben sie zu beruhigen, nachdem sie zumindest einen kleinen Erfolg erzielt hatte. Nun saß sie zwischen meinem Vater und Akira, der wohl die Erklärungen Kathleen‘s durch eigene Erfahrungen erläuterte.

Für mich ein guter Zeit mir Kai vorzunehmen. Dass ich aufstand und zu ihm ging bekam niemand mit, genauso wie ich ihre Besprechung kaum verfolgt hatte.

Als mich Kai wahrnahm, hatte ich mich schon breitbeinig vor ihm aufgebaut.

„Du hättest sie ruhig verteidigen können, Kisa ist deine Freundin.“ „Gut erkannt, aber ich halte mich da raus.“ „Wie ignorant“, maulte ich und rümpfte die Nase. Kai lachte aber nur.

„Das ist keineswegs ignorant. Du weißt genau, wie Kisa ist. Denkst du wirklich ich soll immer den großen Beschützer spielen? Da würde sie sich nur jämmerlicher vorkommen. Aus demselben Grund hat Serenity sich auch nicht eingemischt. Kisa regelt so etwas selbst und dass ist auch gut so. Ich muss und soll sie auch nicht immer verteidigen, sie ist stark genug und kann sich auf ihre eigene Art behaupten. Ansonsten wäre ich nicht bei ihr.“

Ich war etwas neben mir, als er mir das sagte und ich spürte, wie mein Mund zu grinsen anfangen wollte, ich wollte es aber unterdrücken. Hatte Kai wirklich so etwas wie eine Schwärmerei losgelassen?

„Außerdem regt sie sich ein bisschen auf und dann ist sie wieder bei bester Laune… Hoffe ich zumindest.“

Voller Skepsis blickten wir wieder zu Kisa, die trotz allem was Kai behauptete nicht zur Ruhe kam, sondern immer wütender wurde. Auch ihre Mutter hatte schon einen gewissen Sicherheitsabstand eingenommen, während sie, komischerweise auf englisch fluchte.

„Aber zu Kisa war sie trotzdem nicht sehr nett, dass musst du zugeben, Kai.“ „Habe ich nie bestritten. Aber weißt du, falls noch einmal so etwas sein sollte könnte es passieren, dass die gute Kathleen einen kleinen Unfall haben könnte. Könnte, muss nicht, aber man kann ja nie wissen.“ „Ich habe dich schon verstanden“, lachte ich in mich hinein, Kai lachte allerdings nicht mit.

Kisa hatte endlich damit aufgehört sich im Kreis zu bewegen, war auf ihre Knie gegangen und hatte den Kopf hängen gelassen. Ihr Körper gab ungleichmäßige Zuckungen von sich. Weinte sie etwas doch?

Kai fackelte bei dem Anblick nicht lange, er gab einen undefinierbaren Seufzer von sich und ging zu ihr hin. Verstanden hatte ich kein Wort, von dem was sie da redeten, aber als Kai Kisa ansprach schüttelte sie wild mit dem Kopf. Man konnte sich dieses Gespräch wohl selbst zusammenreimen.

Ich wusste nicht, was Kai zu ihr sagte, da er nur wenig Gesten zu bieten hatte, aber er brachte sie tatsächlich dazu, dass sie offensichtlich und deutlich weinen musste. Nicht wirklich weinen, aber eine kleine Träne wisch aus ihrem Auge und sie lächelte tatsächlich dabei. Sanft nahm er sie in den Arm und plötzlich schien für Kisa die Welt wieder in Ordnung zu sein.

Ich verstand das nicht. Mein Verstand war überfordert. So einfach ging das? Bei so einem Vorfall…?

Die beiden waren echt merkwürdig.

„Sind sie nicht süüüüß?“, lachte Tyson neben mir in diesem total albernen Laut. Überrascht noch davon, wie plötzlich er hinter mir aufgetaucht war, warf ich noch einen kurzen Blick zu den beiden Turteltauben und blieb bei der Meinung, dass ihr Gehabe mehr peinlich als süß war.

„Ich wünschte mir, die würden das woanders machen. Hier sind noch andere Leute.“ „Lass ihnen doch den Spaß, tut Kai auch mal ganz gut, wenn er mal nicht ans Training denkst.“ „IHM tut das gut oder eher dir?“, fragte ich ihn und sein Lachen verriet gleich, dass ich ihn ertappt hatte. „Okay, okay, hast gewonnen. Bin ja froh darüber. Aber ich finde er ist von seiner Art erträglicher geworden, Kisa ist ein guter Umgang.“ „Klingt als wärst du seine Mutter.“ „Jaaaaah, vielleicht“, lachte Tyson geniert. Er sah mit mir wieder zu Kai und Kisa und scheinbar hatte sie sich wieder gefangen. Sie lachte ausgelassen, scheinbar hatte Kai irgendeinen derben Spruch losgelassen. Sie schubste ihn leicht und lachte weiter. Und ihn störte es nicht. Er wirkte zufrieden… und mehr.

„Weißt du, ein wenig bewundern tue ich Kai ja schon.“ „Bewundern? Du hast ihn doch besiegt und bist Weltmeister, wieso also bewunderst du ihn, Tyson?“ „Ich bin etwas naiv, gestehe ich und habe nicht viel Ahnung von der Welt. Aber Kai weiß und kann viel. Für mich ist das echt ein Traum, dass ich ihn besiegt habe, ich glaub es fast gar nicht“, schwärmte Tyson regelrecht, ich stand erst nur verdrossen daneben und wagte kaum weiter etwas zu sagen.

„Tyson… Bist du… vom anderem Ufer?“ „Was? Quatsch! Weißte, als ich Kai kennen lernte war er ein richtiger Großkotz. Bei unserem ersten Kampf hat er mich fertig gemacht. Aber ich habe Tag und Nacht trainiert, nur um ihn zu besiegen und als ich dies schaffte, war ich so glücklich. Doch auch wenn ich scheinbar der Bessere war, hat Kai mich nie eines Blickes gewürdigt. Ich muss auch gestehen, der Sieg war eher ein Zufall gewesen, ein richtiger Sieg war das nicht und das wissen wir beide. Also nehm ich mir vor so stark zu werden wie er, damit er mich irgendwann respektiert und ich ihm ein würdiger Gegner bin.“

Grinsend sah er mich an und schlug beide Arme hinter dem Kopf zusammen und ich konnte nicht wirklich glauben, was ich gehört hatte. War ich vielleicht zu unsensibel dafür um es zu kapieren?

„Also siehst du zu Kai auf?“ „Kann man sagen. Ich wünschte schon manchmal etwas wie er zu sein. Was hat er vorhin gesagt, Neid ist auch ‘ne Form der Bewunderung, und er hat Recht. Hast du nicht auch jemanden, zu dem du aufsiehst, Teru?“

Seine Frage war nicht ernst gemeint und mehr ein Scherz, aber ich schämte mich, dass ich keine Antwort hatte. Mein Vater, früher vielleicht, welcher Junge sah nicht zu seinem Vater auf? Aber er war auch nur ein Mann der von der Zeit gezeichnet war, trotz allem dass er noch jung war. Er tat alles für uns, egal wie unangenehm es war. Ich schätzte ihn dafür und würde ebenso alles dafür tun um ihm helfen zu können, aber war das wirklich Bewunderung?

Früher hatte ich zu Mizawar aufgesehen, aber je älter ich wurde, um so eher stellte ich fest, dass wir einfach zu unterschiedlich waren, als dass ich mich an ihm hätte orientieren können.

Und Kai? Kai wollte ich verstehen, aber so sein wie er wollte ich auch nicht und fragte mich, was Tyson so an ihn bewunderte.

Ich hatte lange darüber nachgedacht, den ganzen Abend und die ganze Nacht. Die Zeit raste regelrecht an mir vorbei und als die Sonne am Himmel aufging konnte ich es kaum glauben.

Sollte ich liegen bleiben und sagen, dass es mir schlecht ging? Nein, die Ausrede war zu ausgebrannt, Kisa hätte mich auch so rausgetreten, wenn sie gegen Mittag vorbeigekommen wäre (wohnte sie überhaupt noch bei uns, so oft sie bei Tyson übernachtete?). Und wenn ich ehrlich war hatte ich auch keine Lust im Bett liegen zu bleiben, wenn mir auch erst kein anderer Weg einfiel, wie ich mal Ruhe für mich haben könnte.

Daher tat ich etwas, was ich sonst nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Auf Zehnspitzen zog ich mir bequeme Kleidung über und ging aus dem Haus, obwohl noch nicht einmal sechs Uhr in der früh war. Niemand hatte etwas mitbekommen, alle schliefen noch, wie anscheinend jeder in der Stadt. Ein paar Frauen in Jogginganzug kamen mir mit ihren Hunden entgegen, ein paar Leute die sich auf den Weg zur Arbeit machten, aber das war im Grunde alles gewesen. Selbst in der Innenstadt war es relativ leer, alles schien angenehm friedlich in den hellen Strahlen der Morgensonne. Auch die Luft schmeckte und roch ganz anders und lenkte mich leicht von dem ab, dass mich die Nacht zuvor wach gehalten hatte.

„Guten Morgen“, rief eine fröhliche Stimme und eine Hand winkte mir zu, die jeweils beide Rika gehörten. So viel zu meiner Ruhe… Aber besser sie als jemand anders.

„Tach, Rika. Was machst du um die Uhrzeit hier?“ „Ich bin immer um diese Uhrzeit auf. Ich war bim Bäcker und hab Brot geholt“, erzählte sie mir ganz stolz und hielt mir ihre Tüte entgegen, in der offensichtlich mehr als nur Brot drin war. „Aber so früh, zum Bäcker kannst du doch auch später.“ „Aber Brot muss ganz frisch sein, dann schmeckt es besser. Außerdem muss ich später noch in den Supermarkt, ich habe viel zutun.“ „Und wieso macht deine Mutter das nicht? So wie ich das mitkriege bis du immer die, die einkaufen geht.“ „Mama… Mama hat keine Zeit, weißt du?“

Langsam nickte ich, sah mir das allerdings nur etwas arggewöhnlich an. Dass Rika‘s Mutter krank war, war unter uns bekannt. Ich wusste nicht was sie hatte, gut und leicht heilbar war es aber definitiv nicht. Ich wusste auch, dass ihre Mutter in einem Buchladen arbeitete, ich war immer automatisch daran vorbeigelaufen wenn ich zur Schule ging und wieder davon zurück und hatte sie immer dort gesehen. Aber die letzten Wochen war sie mir dort nicht mehr begegnet. Urlaub wär eine Antwort gewesen, aber ich denke, dass es was anderes war. Nämlich ihr Gesundheitszustand der schlechter wurde.

„Teru, wieso bist du eigentlich schon unterwegs?“ „Mir geht‘s nicht gut, hatte keine Lust mehr im Bett zu liegen. Und ehe mich Kisa rausschmeißt mach ich das dann doch lieber selber.“ „Und was tust dann?“ „Weiß nicht…“

Noch von leichter Müdigkeit benebelt blickte ich zur Sonne, ihre Strahlen taten mir in den Augen weh. Ich dachte wieder an Kathleen und Tyson… Ich musste ihr Geschwafel aus meinem Kopf kriegen.

„Weißte was, ich komm mit dir.“ „Was? Aber… Nein, Nein, dass musst du nicht machen, wirklich nicht.“ „Ich mach‘s aber. Die Sachen sind schwer und so unsensibel bin ich nicht, dass ich ein Mädchen schwere Sachen tragen lasse.“ „I-Ich hatte es schon geschafft, du musst doch wirklich nicht…“, stotterte sie ganz nervös, doch ich hatte ihr die Tüte schon entrissen. Mit aller Mühen versuchte sie mir diese zwar wieder abzunehmen, aber da ich ein ganzes Stück größer war als sie, erledigte sich dieses Problem fast schon von selbst. Irgendwann gab sie schließlich auf. Zu ihrem Glück.

„Was brauchst du überhaupt, Rika?“ „Mal sehen, Eier, Paprika, Reis…“, zählte sie auf, nahm sich aber noch einmal ihrer Einkaufsliste als Hilfe, um sich an alles zu erinnern. Das zweite Problem schließlich:

Den Supermarkt zu finden war ja ziemlich easy, keine Frage. Da diese Verkäufer aber anscheinend nichts zutun hatten, konnte man damit rechnen dass zum Beispiel das Brot plötzlich dort war, wo vor drei Wochen noch die Fertiggerichte standen. Dementsprechend hatte Rika somit auch keine Orientierung und sah mehrmals die Gänge hinauf und hinunter.

Eine große Hilfe war ich ihr dabei auch nicht. Erstens wurde ich langsam doch wieder müde und zweitens ging ich nie einkaufen, es sei denn der Senf war mal wieder leer.

„Und für was ist das alles?“ „Das sind Dosen, darin bewaren sie ihre Nahrung auf.“

Dieser merkwürdige Satz hatte die selbe Wirkungen auf mich wie Kaffee. Ich fühlte mich plötzlich unglaublich wach und drehte meinen Kopf in jede Richtung, um herauszufinden wer so was merkwürdiges von sich gegeben hatte.

„Können sie die nicht irgendwo hinstellen, wo man sie besser sieht? Ich finde das sieht nicht so schick aus.“ „Muss aber sein, sonst fault alles, nicht wie bei uns wo alles ewig hält.“ „Assiah ist echt merkwürdig…“

Assiah? Konnte das sein…?

Es gab nur eine Sorte, die diesen Ausdruck benutzten, nämlich Wesen aus der Hölle oder des Himmels. Da ich aber nicht daran glaubte, dass Dämonen im Supermarkt rumliefen, Engel sogar noch weniger versuchte ich auf die gegenüberliegende Seite zu schauen. Das Regel war nicht sehr hoch, dennoch konnte ich den Ansatz zweier Leute mit blonden Haaren sehen.

Zwischen den Dosen für Ramen und Tomatensuppe fand ich schließlich eine Lücke und konnte rüberschauen, in das Gesicht einer der beiden, der auch mich direkt ansah.

Die Augen waren normal und braun, die Strähnen fort, trotzdem, diese Visage würde ich überall wiedererkennen.

„EEEH?! Sacré?“, schrie ich aus mir heraus, allerdings war ich dabei nicht sehr laut. Panisch sprangen wir alle ein Stück von dem Regel weg, wobei Sacré allerdings fast hinfiel und von seiner Begleitung aufgefangen wurde. Von seiner WEIBLICHEN Begleitung, die hundertprozentig nicht Tsubasa war.

„Wa-Wa-Was macht ihr denn hier?!“ „Das könnte ich dich fragen“, rief ich ihm zu und rannte auf seine Seite. Rika folgte mir und war ebenso überrascht über Sacré Erscheinen.

„Ich dachte du könntest die Erde nicht ab und jetzt lungerst du in einem Supermarkt rum? Und wer ist das? Das ist doch nicht Tsubasa!“, sagte ich weiter aufgebracht, mit dem Finger auf diese Frau gerichtet. Sie war zwar genauso blond wie Sacré, besaß aber dunkelrote Strähnen, die wiederum in mehrere Strähnen geflochten waren und am unteren Ende mit kleinen Perlen zusammengehalten wurden. Offensichtlich war sie wie Sacré vom Erscheinungsbild um die Mitte 20, dennoch machten ihre großen Augen sie um einige Jahre jünger.

Aber sie schien freundlich zu sein, ich sah sie an und sie war mir auf Anhieb sympathisch.

Bevor mir aber einfiel wieso es so war drängte sich Sacré in meine Sicht.

„Äh, nicht von Bedeutung.“ „Dafür, dass es nicht von Bedeutung ist scheint ihr beide ja sehr vertraut.“ „Aber…“ „Sariel.“

Die warme und ruhige Stimme dieser Frau, die nun mit beiden Händen seinen Arm festhielt hatte mich verstummen lassen. Noch mehr aber die Tatsache, dass sie Sacré bei seinem richtigen Namen ansprach.

„Sariel, lass gut sein, wir können uns nicht mehr rausreden. Wir wurden auf frischer Tat ertappt.“ „Ja, leider…“, seufzte er mit runterhängenden Mundwinkeln, die junge Frau lachte schüchtern darüber. Mit einem eleganten Schritt, bei dem die Perlen in ihren Haaren zu klimpern anfingen nährte sie sich uns und reichte sowohl mir als auch Rika jeweils einen Hand.

„Wenn ich mich vorstellen darf, ich heiße Lunael und gehöre zu den Thronen.“ „Ah, Sie sind auch ein Engel?“, sagte Rika ganz aufgeregt und ebenso hibbelig nahm sie eine der Hände entgegen. Ihr Kopf wurde rot und wie wild schüttelte sie die Hand der jungen Frau. Ihrer Begleitung schien das allerdings nicht so zu passen.

„Ach so, ich dachte schon Sacré würde sich freiwillig mit Menschen abgeben. Wär was ganz Neues“, lachte ich und Lunael mit mir, dabei drehte sie sich zu Sacré um.

„Sacrè? Nennt man dich hier so auf Erden, Sariel?“ „Ich hab mir das nicht ausgesucht. Der Name ist eigentlich ein Witz eines Wächters gewesen, der einst in Frankreich lebte. Eigentlich dachte ich ja, dass er über die Jahre in Vergessenheit geraten würde, aber nun… Eh? Luna?“

Die Angesprochene hatte sich leider längst von Sacré‘s Seite entfernt. Sie hatte sich Rika geschnappt und ging mit ihr weiter fröhlich durch die Regale, während er leicht eingeschnappt und mit der Situation überfordert dastand.

„Du hast immer noch nicht gesagt, wieso du hier bist“, hackte ich weiter nach, auch wenn es ihn störte. Er brummte einmal, ehe Luft zum Antworten holte.

„Darf man mit seiner Kollegin nicht mal einen kleinen Ausflug unternehmen?“ „In der Menschenwelt?“ „Ich wollte Lunael etwas mit der Menschenwelt vertraut machen. Ich kenne ja schon alles, aber sie war so gut wie noch nie hier.“ „Ja und ich bin fasziniert. Ich kann zwar viele Dinge nicht nachvollziehen, aber genauso vieles ist einfach interessant und schön. Eine Kreativität und Schöpfungskraft, die fast nur der Herr selbst besitzt“, trällerte sie und drehte sich einmal um die eigene Achse. Kreativität? Ich konnte ihr wenig zustimmen, zumal ich einen Supermarkt nicht als kreativ bezeichnen würde. Sahen doch eh alle gleich aus. Aber wenn sie meinte.

Nachdem sie sich gedreht hatte beugte sie sich etwas nach vorn um Rika ganz direkt und fröhlich ansehen zu können.

„Und du bist ein Mensch, richtig?“ „Oh, ja, ja. Ich bin Rika.“ „Rikael, ein süßer Name.“ „Ähm, Nein, nur Rika… Wir Menschen haben kein »el« im Namen, zumindest einige nicht.“ „Wirklich nicht? Wieso denn das? Verstehe ich nicht.“

Daraufhin, obwohl sie selbst nicht wusste was sie darauf antworten sollte, begann Rika eifrig zu erzählen und erklären und Lunael hörte ihr aufmerksam zu, wie ein kleines Kind, nickte auch immer wieder mal. Scheinbar hatten sich zwei gefunden, sie machten den Anschein als mochten sie sich. Rika war ja auch immer nett und Lunael schien auch einen sehr freundlichen Eindruck zu machen, anders wie Sacré. Da fiel mir ein…

Sacré stand neben mir, schnaufte und verdeckte mit seiner Hand seine rechte Gesichtshälfte, dabei schüttelte er den Kopf.

„Sag mal, Sacré, ich will ja jetzt nicht aufdringlich sein, aber diese Frau… Ist das deine Geliebte, die du mal erwähnt hast?“ „Ja, sehr gut erkannt.“

Ungläubig wechselte mein Blick zwischen Sacré und Lunael hin und her. Ich glaubte ihm ja, aber wahrhaben wollte ich das nicht. Lunael war so freundlich und nett. Und Sacré war… ja, so ziemlich das Gegenteil davon. Wie bekam gerade der so eine hübsche Frau ab, die allein vom Verhalten die Bezeichnung »Engel« mehr verdient hatte als er?

„Es gibt Engel, die werden mit speziellen Fähigkeiten geboren und ihre Zukunft ist damit vorbestimmt. Throne werden nicht oft geboren, sie besitzen die spezielle Fähigkeit Tore zu anderen Welten und Dimensionen zu öffnen.“ „So ähnlich wie die Bitbeasts eigentlich. Zumindest die der Bladebreakers“, erklärte ich mir selbst. „Exakt, also kannst du dir denken, welchen Sonderstatus sie hat. Gerade deswegen leben die Throne eher abgeschottet vom Himmel. Der Kontakt zu uns anderen Engel ist flüchtig, die Dämonen dürfen nicht viel von ihnen erfahren. Throne besitzen geheime Informationen über alle Welten, die sonst nur Gott kennt. Einige kennen sogar den Ort der Sefirot-Bäume, so wie Lunael, die den Sefirot Geburah, also den Baum der Stärke beschützt. Wir hatten uns zufällig einmal getroffen, ich war gerade frisch befördert worden. Und, nun ja, es haben sich ziemlich schnell Gefühle zwischen uns entwickelt… Liebe auf den ersten Blick, eigentlich…“

Um die Nase wurde er etwas rot und er versuchte meinen Blicken auszuweichen. Ich wollte nicht ganz wahr haben, was ich da hörte. Gerade von Sacré hätte ich so ein Gesülze nicht erwartet.

„Aber weißt du, Throne dürfen keine Beziehungen eingehen, sicher hast du dies schon bemerkt. Deswegen haben Lunael und ich uns, als Menschen getarnt immer auf der Erde getroffen. Doch Cherry hatte uns erwischt und drohte unsere Beziehung zu verraten. Man hätte uns suspendiert und getrennt, also tat ich damals, was sie sagte.“ „Ich verstehe…“, murmelte ich, beachtete Sacré aber kaum. Zu sehr konzentrierte ich mich auf Lunael, die die Kühlfächer begutachtete, und Rika, die sie davor bewahren wollte noch hineinzufallen. Ich musste lachen, aber es verging mir, als mich Sacré am Genick packte. Es schmerzte, sein ganzes Gewicht schien auf mir zu lasten.

„Also gebe ich dir einen guten Tipp, Freundchen! Wag dich etwas deinen kleinen Freunden von uns zu erzählen, sie dürfen nichts genaueres über Lunael wissen. Wenn du also was ausplauderst mach ich dich fertig, kapiche?!“ „Ja, ja, ich hab kapiert, nur lass mich gehn!“, quengelte und schlug um mich, aber der hochgewachsene Engel ließ mich von alleine wieder los. Er schien dennoch nicht zufrieden und ließ den Kopf trübselig hängen.

„Ich bin aber auch selbst Schuld, ich müsste besser aufpassen. Selbst deine dämliche Tante hat uns schon erfahren.“ „Serenity hat euch erwischt?“

Das würde natürlich erklären, warum sie ihn in letzter Zeit so gern provozierte…

„Mehr oder weniger. Serenity fragte mich damals, wieso ich Cherry Sefirot-Früchte auslieferte, ansonsten würde sie mich an meine Bosse verpfeifen.“ „Und du hast gesungen, richtig?“, fragte ich, reinste dabei schadenfroh, was mir aber einen saftigen Schlag gegen den Arm brachte. „Ja und es ist peinlich. Ich habe Serenity immer beschimpft, wegen ihrer Liebe zu Yuto. Ich habe ihr oft vorgedichtet, dass sie ihn verlassen müsste und sich eine Ehe und eine feste Familie mit ihm aus dem Kopf schlagen sollte. Auch als Yuto starb habe ich nicht aufgehört und zu ihr gesagt »das hast du nun davon«. Jetzt bin ich selbst mit jemanden zusammen, mit dem ich eigentlich nicht zusammen sein sollte und sie quält und lacht über mich.“ „Du bist selbst Schuld.“ „Ich weiß…“, hauchte er und ich hörte etwas in seiner Stimme, dass ich nie gehört hatte. Reue.

Seine Kopf, den er erst hängen gelassen hatte hob er wieder und er sah dabei direkt wieder zu Lunael. Sein Ausdruck in den Augen kam mir dabei bekannt vor. Es war derselbe Blick gewesen den Kai hatte, wenn er Kisa ansah.

„Aber ich konnte nicht anders. Ich hatte mich unsterblich verliebt und konnte dieses Gefühl einfach nicht verschwinden lassen. Es ging nicht, es war zu schön gewesen. Das habe ich damals allerdings nicht verstanden. Ich hoffe immer noch, dass Serenity mir irgendwann verzeiht. Solange will ich ihren zweideutigen Scherzen aus dem Weg gehen.“ „Sariel!“

Lunael stand schon am Ausgang des Supermarktes, zusammen mit Rika und ihren Einkäufen in den Händen. Sacré ging ihr sofort nach und erwähnte nichts mehr über dieses Thema. Ich wollte aber nicht weiter fragen oder mich beschweren, scheinbar hatte er genug Probleme.

Erst draußen konnte Sacré sich dazu begeistern, seiner Freundin einen Kuss zu geben, was auf mich einfach unreal wirkte, egal was ich Minuten zuvor von ihm gehört hatte.

Wenigstens ein Zimmer könnten die sich nehmen. Wenigstens DAS!

„Hast du dich amüsiert?“ „Oh ja, sehr sogar. Ich amüsiere mich immer, wenn wir zwei in Assiah sind. Und Rika hat mir viel gezeigt.“

Als Rika ihren Namen hörte wurde sie plötzlich ganz Rot im Gesicht. Irgendetwas wollte sich noch sagen, aber sie brachte vor Aufregung kein einziges Wort raus.

„Es war auch nett euch einmal zu treffen. Ich hoffe, ich sehe euch bald wieder einmal.“ „Oh, d-das Selbe hoffen wir auch“, stotterte Rika aufgeregt. Lunael amüsierte sich über ihre Reaktion, schüchtern aber doch sehr impulsiv und winkte mit ihrer einen Hand. Mit der anderen hielt sie Sacrè fest, der mich noch einmal finster und warnend anfunkelte, ehe die beiden um die Ecke bogen, um dahinter im Nichts zu verschwinden.

„Lunael ist so nett. Ich habe noch nie so einen Engel kennen lernen dürfen. Ich habe richtige Gänsehaut.“ „Ja, unglaublich dass die mit Sacré geht…“, lachte ich hämisch in mich rein. „Ah… Oh wirklich? Sacré und Lunael sind ein Paar? Wie süß!“ „Ist es NICHT!“, protestierte ich. Rika erschrak und verstand mich überhaupt nicht. Ihr verängstigter Ausdruck brachte mich schließlich dazu, meine Aussage doch noch mal zu überdenken.

„Äh, so meinte ich das nicht. Aber Sacré steckt in der Zwickmühle. Dass er mit Lunael zusammen ist dürfen seine Chefs nicht mitkriegen, sonst waren sie mal ein Paar. Und den Job sind dann beide auch noch los.“ „Oh… Ich verstehe…“

Wehleidig sah sie nun zu Boden und sie berührte mit ihren Fingern ihre Wange. Sie würde ihren gern helfen. Ich sah es ihr an.

„Die Armen…“ „Und genau deswegen dürfen wir keinem was sagen, GAR keinem! Das bleibt unser Geheimnis, okay?“

Irgendwie beherrschte die Situation eine gewisse Dramatik, während meine Hände Rikas umfassten, würde dies nicht von der alltäglichen Supermarkt-Atmosphäre zerstört werden. Rika war etwas überrumpelt, aber dann nickte sie einmal heftig und ich spürte, wie sich ihre Hände verkrampften. Ihr Gesicht strahlte vor Enthusiasmus.

„Ja, okay. Unser kleines Geheimnis.“…

kalte Schauer

Höllenfürst Luzifer, Gottes Lichtbringer und der Verräter

Luzifer, auch Morgenstern genannt, ist genauso bekannt wie Michael und in vielerlei Büchern, Filmen und Mangas zu finden. Er war der erste Engel, den Gott erschuf und wurde von diesem besonders geliebt. Über seinen berühmten Fall gibt es drei verschiedene Theorien. Die Bekannteste ist, dass er die Menschen verachtete und ihnen nicht dienen wollte. So entstand die Rivalität zwischen ihm und Gott und Luzifer wollte seinen Schöpfer vom Thron stürzen, um sich selbst zum Herrscher zu ernennen. Dies scheiterte jedoch.

Eine andere Theorie sagt, Gott brauchte jemanden, der die Menschen vor verschiedene Probleme im Leben stellte und bat Luzifer, diese Aufgabe zu übernehmen. Doch da Luzifer mit der Dunkelheit der Menschen im Herzen in Berührung kam, kam er selbst vom Weg ab.

Die Dritte ist genau wie die Zweite, nur dass Luzifer nicht verführt wurde, sondern immer noch seine göttliche Aufgabe erfüllt.
 

- kalte Schauer
 

Wasser…
 

„Du musst dir keine Sorgen machen, Ayako.“ „Wirklich nicht?“ „Natürlich, wenn ich es sage. Du musst dir keine Schuld geben. Du versucht einfach dein bestes, mehr kann niemand sonst von dir verlangen. Und wir passen doch auf dich da. Sato, Teru, Kisa… Und ich pass ja auch auf dich auf…“

Seine Worte hatten sich immer mehr zu einem Zauberspruch gewandelt, wie ein Gebet, dass er mir immer wieder zitierte, um mich aufzubauen. Selbstverständlich hatte es geholfen, weil ich Seiji vertraute. Teru und O-nee-chan hatten nicht mehr so viel Zeit und Seiji hatte sich bereiterklärt ein Auge auf mich zu werfen, wieso auch immer.

O-nee-chan mochte ihn nicht… Anders wie ich. Ich wusste damals schon, dass er ein sehr netter Kerl war. Und so schüchtern wie er tat war er schließlich auch nicht, wie ich herausfand. Ich… hatte mich in ihn verliebt. Und manchmal wüsste ich nicht, was ich ohne seine Wort betun sollte.

Wir wollten nur Kathleen aufsuchen, sie hatte sich schon lange nicht mehr gemeldet. Vielleicht tat es auch gut mal nur unter vier Augen mit ihr zu reden. Das sie O-nee-chan so behandelt hatte war einfach gemein gewesen.

Aber manchmal wurde ich einfach traurig… Mir war oft schlecht, dass konnte ich aber weder Teru oder Papa sagen. Sie damit auch noch zu nerven, dass ging einfach nicht.

„Du scheinst aber nicht so überzeugt von mir.“ „Doch, doch“, sagte ich, war aber aufgrund meiner traurigen Miene wenig überzeugend. Seufzend lehnte ich mich gegen eine Mauer. Mein Gott, der Eingang des Sanatoriums war nicht einmal drei Meter entfernt und ich kam keinen Schritt vorwärts. Vielleicht weil ich ahnte, dass Kathleen mich durch die Mangel nehmen würde.

Wie als wäre ich seekrank hing mein Kopf an meinem Hals und genauso, als ob ich seekrank wäre rieb mir Seiji behutsam über den Rücken.

„Du machst dir viel zu viele Gedanken über alles. Nicht nur wegen deiner Mutter. Ayako, du musst das vergessen.“ „Es geht aber nicht. Ich denke immer daran. Das Bild, wie sie unten am Boden lag geht nicht aus meinem Kopf.“ „Auch, wenn ich bei dir bin?“, fragte er mit dem Hauch eines Lächelns, dass auch mich für einen kurzen Moment zu einem leisen lachen ermuntern konnte. „Nein. Bei dir fühle ich mich immer wohl. Nur… heute…“

Ich rieb mir den Schweiß aus der Stirn. Diese Hitze raubte mir die Fähigkeit zum klaren Denken. Dabei war es so schrecklich bewölkt.

„Ich hab vorhin ‘nen Getränkeautomaten gesehen, ich hol uns was. Vielleicht hilft das.“ „Wie du meinst“, belächelte ich ihn und sah zu wie er losrannte. Vielleicht war es wirklich nur diese elende Hitze gewesen. Oder waren es meine inneren Schuldgefühle gewesen, die mich innerlich so austrockneten? Vermutlich.

„Hey, Ayako“, rief Ray‘s vertraut Stimme nach mir und sah ihn schon auf mich zulaufen, als ich den Kopf hob. „Oh, Hallo Ray. Wo kommst du denn her?“ „Vom Einkauf, heute war ich dran. Von dem und einem kleinen Einzeltraining. Tyson‘s Garten ist für uns alle doch etwas zu klein und Drigger braucht etwas Auslauf.“

Zufrieden hob er mir seinen Beyblade entgegen, an den Kanten leicht gerissen von dem intensiven Training. Unauffällig sah ich mich um, um zu sehen wo Seiji war. Wo blieb er bloß?

„Und selbst? Warst du bei deiner Mutter?“ „Ich? Nein, ich war nicht bei Mama. Ich und Seiji wollten Kathleen besuchen“, klärte ich ihn auf, Ray schien aber ungewöhnlich überrascht. „Wirklich? Ich dachte wirklich, du wärst bei ihr gewesen. Du wirkst geknickt.“ „Na ja… An sie gedacht habe ich. Du musst verstehen, ich mache mir eben Vorwürfe.“ „Du solltest dir aber keine machen. Du hast sie ja nicht vom Dach geworfen.“ „Aber Mama hat sich für mich eingesetzt. Fühlst du dich nicht elend, wenn es deinen Eltern nur schlecht geht, weil sie dir geholfen haben?“, fragte ich ihn ernst und wenn ich recht überlegte fand ich diese Frage doch etwas dämlich. Ray schien dennoch stark darüber nachzudenken und sich für seine folgende Antwort zu schämen.

„Die Verbindung zu meinen Eltern ist nicht sehr groß, Sorry.“ „Du musst dich nicht entschuldigen… Aber dürfte ich erfahren wieso?“ „Na ja, in unserem Dorf leben nur Kinder und alte Leute. Wir leben in den Bergen und die Erwachsenen im Tal, um auf den Feldern zu arbeiten. Da der Weg lange und umständlich ist, bleiben sie meist monatelang fort, während die Dorfältesten uns aufziehen.“

„Heißt dass, du kennst deine Eltern nicht?“, fragte ich schockiert und dachte schon ans Schlimmste, wie leer Ray sich fühlen musste, aber er schüttelte Hand und Kopf zur Verneinung. „Nein, Nein, natürlich kenne ich sie. Ab und an kommen sie ins Dorf zurück. Aber unser Verhältnis zueinander ist… kalt. Ich weiß, es sind meine Eltern, aber als meine Familie kann ich sie nicht sehen. Mein Team, die White Tigers, dass ist meine Familie.“ „Aber du hast sie verlassen“, deutete ich noch einmal an. Ich hatte davon durch einige Reportagen mitbekommen, als ich O-nee-chan‘s Wettkämpfe verfolgte.

Wehleidig kratzte er sich am Kopf und ließ sie in den Nacken sinken.

„Ja… Im nachhinein muss ich gestehen, einfach zu verschwinden war nicht richtig gewesen. Ich bin ja auch ihre Familie. Aber ich musste raus. Die Welt sehen und mich weiter entwickeln. Ich höre daher die Geschichte nicht gerne, was früher oder während der Weltmeisterschaft zwischen uns geschehen war. Ich geb zu, ich verdränge es gerne und bat auch die Anderen darum, dass aus ihrem Kopf zu streichen. Andererseits… Ich hab meinen Fehler eingesehen, dass meine Engstirnigkeit geliebten Menschen wehgetan hat. Genauso wie sie mit der Zeit eingesehen haben, dass ich nicht ewig in einer kleinen Welt gefesselt sein wollte.“

So hatte ich das noch nie gesehen. Ray schien nun auch nicht zu er Sorte zu gehören, der sich ewig an eine Sache bindet und die Welt sehen will. So gesehen war er O-nee-chan ähnlich, wenn sie sich auch ab und an in den Haaren hatten. Aber ich glaube, sie taten nur so. Ich denke es war wirklich so.

Nachvollziehen konnte ich es dennoch schwer. Für mich war die Familie einfach das Höchste, ich könnte sie nicht verlassen.

„Ayako, hier ich hab… Oh, Hallo Ray“, grüßte Seiji, der endlich wieder in unsere Runde kam und dabei mit den Getränkedosen, die er für uns geholt hatte jonglierte. „Hätte ich gewusst dass du hie reist, hätte ich dir was mitgebracht.“ „Ach, ist schon…“

Ray wurde von der plötzlich aufkommenden Unruhe unterbrochen. Das große Torgatter wurde geöffnet und mit lauten Sirenen brauste ein Krankenwagen an uns vorbei und schleunigst die Straße runter. Eine Pflegekraft lief noch einige Schritte hinterher und sah besorgt dem Fahrzeug nach.

„Entschuldigung, was ist denn hier los?“, fragte Ray sie und tippte ihr dabei auf die Schultern, doch sie erschrak dabei. Erst als sie mich sah schien sie ein wenig beruhigter.

„Ach, Sie sind Frau Misaki‘s Nichte. Wollten gerade bei Ihnen anrufen, Frau Misaki wird ins Krankenhaus gebracht.“ „Wie bitte?! Was ist denn passiert?“ „Sie hat wieder angefangen sich zu schneiden. Schon das zweite Mal diese Woche, furchtbar!“, jammerte die Schwester, dabei fuhr sie mit beiden Händen durch die Haare und erst gar nicht auffiel, wie verdutzt Ray, Seiji und ich uns ansahen.

Und was hieß »wieder«?

„Ich dachte Sie wüssten, dass Frau Misaki sich selbst verletzt.“ „Nein, woher?“, sagte ich weiter, immer noch fassungslos und dachte wieder an das Tempo, dass dieser Krankenwagen an den Tag gelegt hatte. Lieber Gott, wieso tat sie das?

„Normalerweise ist sie auch unauffällig und ruhig, Dank der Medikamente, aber nun scheinen die auch nicht mehr zu wirken. Kurz nach dem Mittagessen hatte sie sich mit dem Messer geschnitten, bestimmt hatte sie es unter dem Ärmeln versteckt. Sie trägt ja immer langärmlige Kleidung, egal wie heiß es draußen ist, deswegen haben wir nicht darauf geachtet.“ „Und nun?“, fragte ich ratlos die beiden Jungs. „Da ist nicht viel zu machen. Wenn mich der Grund dennoch stark interessiert. Ihr solltet sie besuchen und darauf eingehen. Wir können es uns nicht leisten sie zu verlieren“, schlug Ray vor und steckte uns zusätzlich Geld in die Taschen, damit wir uns ein Taxi leisten konnten, um ins Krankenhaus zu fahren. Er selbst fuhr nicht mit, als nach einer halben Stunde das telefonisch bestellte Taxi ankam.

Die Fahrt ins Krankenhaus selbst hatte nur halb solange gedauert.

Kathleen lag noch auf der Intensivstation, wenn ihr Zustand auch stabil und sie bei Bewusstsein war.

Das einzig Drastische war der schnelle Blutverlust, sie hatte die Hauptschlagader erwischt. Aber auch das schien laut dem Arzt, den ich angesprochen hatte nichts Neues von Kathleen zu sein.

„Lieber Gott. Seiji, wieso macht sie das…?“, schnaufte ich, nun endgültig mit dem Nerven am Ende, während wir vor der Tür zu Kathleen‘s Zimmer standen. „Das musst du Kathleen, nicht mich fragen.“ „Zumindest lebt sie noch. Es hätte auch… Das will ich mir gar nicht ausdenken.“

Ein paar Haare klebten an meiner nassen Stirn fest. Diese Hitze und die Aufregung hatte sehr an meinen Kräften und Nerven gezerrt.

„Und ganz ehrlich, ohne sie stehen wir schlecht da. Kathleen ist die Einzige die noch von unserer alte Kultur weiß.“ „Hm… vielleicht…“, flüsterte Seiji in sich hinein, die Finger auf seinem Kinn liegend und die Stirn in Falten gelegt.

„… Ich glaube, ich muss mit jemanden unter vier Augen reden.“ „Mit wem denn?“, fragte ich. Seiji schreckte daraufhin auf. Sein verkrampftes Lächeln verritt, dass er ganz vergessen hatte, dass ich neben ihm stand.

„Unwichtig. Ich erzähle es dir aber ein anderes Mal“, sagte er, mit einem aufgesetzten Lächeln und ich spürte den Hauch eines Kusses auf meiner linken Wange. „Ich ruf dich an!“ „Na gut…“

Ich winkte ihm nach, wenn ich auch nicht wusste ob ich mich freuen sollte. Sein Verhalten hatte etwas zwielichtiges an sich. Ich wusste nicht was Seiji verbarg, aber ich hatte es mir abgewöhnt zu fragen. Wenn er es nicht freiwillig tat, warum sollte ich ihn weiter belagern?

Im Nachhinein wurde mir langsam klar, wo ich mich überhaupt befand. Auf der Intensivstation. Ich hätte nur den eierschalenfarbenen Gang weiter laufen müssen und nach links…

Dort lag Mama.

Obwohl ich den Raum von meinen Standpunkt aus nicht sehen konnte, musste ich wegschauen. Auch wenn ich mit Papa sie oft besucht hatte… Alleine konnte ich nicht zu ihr. Dazu hatte ich kein Recht, nicht nachdem sie wegen mir so zugerichtet wurde.

Ich musste mich auf Kathleen konzentrieren.

Weder sachte, noch besonders grob schlug ich die Tür auf und sah sie bereits in ihrem Bett sitzen, an ihrem Arm waren dünne Schläuche befestigt, die sie mit Blutkonserven und Infusionen versorgten.

Ohne ein Hallo oder etwas dergleichen lief ich auf sie zu und als ich vor ihr stand, schlug ich beide Hände aufs Lacken, dabei fing das Bett leicht zu wackeln und das Metall zu scheppern an.

„Kathleen, warum hast du das gemacht?“ „Ich dachte du wüsstest, dass ich Borderliner bin.“ „Woher denn, niemand hat mir etwas gesagt. Du kannst dich aber doch nicht ritzen, du hättest verbluten können“, schimpfte ich weiter, wenn meine Ausstrahlung vielleicht auch wenig imposant war. Sie sah mich an, als hätte nichts von dem Verstand, was ich sagte.

„Du weißt nicht, was Borderliner ist, oder?“ „Nein, ist auch egal, was du machst ist trotzdem gefährlich!“, meckerte ich weiter und versuchte einen sehr strenge und furchteinflößenden Eindruck zu machen, den Kathleen aber nur mit gehobenen Augenbrauen geäugte. „Ich mach es ja nicht aus Spaß. Ich hatte diesen Zwang ja früher nicht. Was glaubst du, warum ich im Irrenhaus lebe?! Weil mit die Zimmerfarbe so gut gefällt?!“ „Ähm, Nein, dass dachte ich nicht“, stammelte ich eingeschüchtert., sie ging aber nicht drauf ein, sondern murmelte etwas, dass sich wie »Scheiß Tabletten« anhörte.

Als sie mich anschaute, wurde meine Haltung noch steifer, wie sie schon war, es tat regelrecht weh. Doch ihr Blick verweilte nur kurz auf mir und ich mein Körper wurde wieder lockerer.

„Du… erinnerst mich sehr an Katherin.“

Meine Erleichterung wurde unterbrochen und hörte neugierig auf dass, was Kathleen sagte. Und obwohl wir keinen Blickkontakt hatten, schien sie doch gemerkt zu haben, wie gespannt ich auf ihre weiteren Worte war.

Was auch immer sie verleitet hatte plötzlich auszupacken… Sie tat es. Doch schien sie wie in einem Trancezustand.

„Katherin und ich sind in einer adligen Familie aufgewachsen. Aber wie sagt man, nicht alles was glänzt ist Gold. Einige Verwandten waren in schmutzige Geschäfte verwickelt, Prostitution und Orgien waren normal. Als man herausfand, dass wir Halbengel waren war es hin mit der Familienliebe. Man wollte uns einsperren und teuer verkaufen.“ „Und ihr seid geflohen?“

So zumindest stellte ich es mir vor. Unsere Vorfahren waren immer geflohen und sind so in der ganzen Welt herumgekommen. Ohne Schule, ohne ein zu Hause, nichts blieb, nur der Schmerz in den Beinen, wenn nach tagelangem Rennen einen die Kräfte verließen.

Wir hingegen lebten im regelrechten Luxus.

„Wir hatten ja nur uns… Mein Mann und meine Kinder wurden von Dämonen getötet, ich war allein. Auch Katherin war Witwe, die Kinder bereits erwachsen und ausgewandert, so blieben wir beieinander. Ich war ihre Heldin, ihrer wunderbare und unfehlbare große Schwester. Ich war alles für sie, sie sah zu mir auf… Aber…“

Meine Gedanken waren kurz abgeschweift… Diese Bewunderung für die große Schwester… Kannte ich das nicht? Schließlich wollte ich schon seit dem Kindergarten wie O-nee-chan sein. Sie wurde nie von den Jungs geärgert und an den Haaren gezogen wie ich, sie hatte immer zurückgeschlagen (wenn sie deswegen auch immer Schwierigkeiten bekam). Ich habe jeher immer ein Vorbild in ich gesehen, auch zu der Zeit, als sie nach dem Vorfall mit Megami ein Wrack war. Weil ich ihre Stärke und ihren Enthusiasmus nie in Frage stellte. Meine Verehrung war regelrecht fanatisch.

Kathleen‘s unheimliches »Aber« weckte wieder meine Aufmerksamkeit.

„Reiche Pöbel haben sie entführt, um einen Engel in ihrer Sammlung halten zu können. Perverse Widerlinge. Cherritte hatte unser Versteck verraten… Diese Vampirin, die immer beim Leibhaftigen rumhängt.“ „Cherritte? Du meinst Cherry?“, fragte ich, die Antwort war erst nur ein müdes Lachen. „Wir beide hatten einige Auseinandersetzungen und sie hatte mir versucht es mit selber Miene heimzuzahlen. Mich hatte niemand erwischt, aber Katherin. Ich wollte ihr helfen. Ich wusste ja, wer sie mitgenommen hatte und wo sie immer ihrer geheimen Treffen hielten, damit niemand von ihren kleinen Spielchen etwas mitbekam.“

Ihr Blick wurde auf einmal trübe, die Finger krallten sich fest in ihr Lacken, bis die Knochen hervorragten.

„Kathleen… Was war…?“ „Es… war widerlich. Sie lag nackt auf einem Silberteller, gefesselt, einen Apfel im Mund steckend wie ein Spannferkel, dekoriert mit teuren und exotischen Früchten. Es sah aus wie ein Festdinner.“ „Kath… leen?“, fragte ich vorsichtig. Mein Hand, die ich nach ihr ausstrecken und tröstlich auf ihre Schulter legen wollte, zog sich wieder zu mir zurück.

„Dieser Anblick… Er hatte mich so rasend gemacht. Rasend vor Wut. Und wie sie um den Tisch saßen, lachten und ihren Wein tranken… Ich konnte nicht anders, mein Stein wurde zum Schwert…“

Als sie das Wort »Schwert« aussprach, war der Raum plötzlich von Kälte erfüllt, doch war die Luft unheimlich trocken. Das Wasser aus der Luft sammelte sich und ein Schwert aus Eis erschien in ihren verkrampften Händen, in dem sich ihr verzerrtes Gesicht und ihre erstarrten Augen spiegelte.

„Und ich schlug sie nieder. Einen nach den anderen. Das Blut spritzte regelrecht in alle Richtungen. Sie haben gebettelt und gefleht, aber ich habe weiter zugeschlagen!! Sie waren wie widerliche, niedere Tiere und wie niedere Tiere habe ich sie abgeschlachtet!! ALLE!!! Jedes einzelne ihrer Glieder habe ich ihnen abgeschlagen und sie schrieen dabei wie am Spieß! Selbst als sie sich nicht mehr rührten habe ich sie zerfetzt, dafür was sie meiner Schwester angetan haben!!“

Das Eis begann zu brechen.

Ihr Griff wurde so fest, dass bereits kleine Splitter abfielen. Sie machte den Anschein, als wolle sie mit dem Schwert ausholen, doch umklammerte ich mit meinen Händen ihre.

Der Druck verschwand und das Eis wieder zu Wasser. Ihre Hände hörten auf zu zittern.

„Als die Engel kamen war schon alles vorbei… Alle waren tot… Auch Katherin. Ihr kalter Körper lag in meinen besudelten Armen, die das Schwert gegen normale Sterbliche gehoben hatte. Alles war rot und roch nach Blut. Der Geruch liegt mir selbst heute noch in der Nase… Mein Stein war noch in meiner Hand zersprungen. Aber war zu nichts mehr nütze, Katherin hätte ich nicht mehr retten können. Die Verletzungen und die Brandmale, die man ihr verpasst hatte hatten ihr alle Kräfte geraubt.“ „Das…“, begann ich und hielt mir daraufhin gleich den Mund zu. Ich wollte sagen, dass das nicht sein konnte, dass ich ihr das nicht glaubte. Aber das was Tsubasa gesagt hatte war wahr, es stimmte. Kathleen hatte Menschen getötet… und damit das für uns höchste Gebot mit Füßen getreten.

„Sie nahmen mich mit… Und ich kam vor Gericht. Aber Muriel hatte nicht viel tun können und wäre ich nicht so talentiert, hätte Megami mich hingerichtet. Doch sie ließ mich leben… Scheinbar dachte sie, der Fluch würde mich irgendwann eh umbringen. Ich wurde verschont, musste aber versprechen für den Rest meiner Existenz abgeschottet von der Welt zu leben. Mein Dasein wurde aus der Geschichte gestrichen. So habe ich mich damals selbst ins Sanatorium einweisen lassen… Seitdem bin ich auch Borderliner. Diese Narben an meinen Armen sind die Zeichen meiner Sünde…“ „Kathleen… Wieso erzählst du mir das?“, fragte ich sie, den Tränen nahe von dieser Offenbarung. Schnell drehte sie sich wieder zu mit und ihre Hände umfassten meine Arme.

„Ich will dass euch was wird! Ihr sollt die stärkste Wächtergeneration seit Jahren werden! Ihr sollt unseren Feind endgültig vernichten! Ihr sollt nicht so enden wie Katherin…“

In ihrem Gesicht war nichts außer Wut, gemischt mit Trauer zu sehen. Verzweiflung.

Der Griff um meine Arme wurde fester, es schmerze bereits.

„Besonders du, Ayako! Ich weiß nicht wieso du im Körper eines Kindes feststeckst, aber ich sehe, dass du geistig einfach nicht die Reife besitzt wie die Anderen. Hör auf dich an deine Eltern, an deinen Bruder oder deine »O-nee-chan« zu klammern! Werde erwachsen, Herrgott! Du kannst dich nicht ewig hinter ihrem Rücken verstecken. Lass ihnen die Freiheit sich selbst verteidigen können… Ansonsten ist der nächste Angriff nicht nur dein Ende… Lass nicht zu, dass noch jemand so ein erbärmliches Ende nimmt…“

Langsam… begann ich zu verstehen. Hinter Kathleen‘s Verhalten steckte aufrichtige Besorgnis. Und hinter dem, was mich an meinen kindlichen Körper band einfache Untätigkeit… Ich schaffte es nicht selbst stark zu sein. So wie Katherin Kathleen verehrt hatte, habe ich immer O-nee-chan für ihren Enthusiasmus bewundert.

So sehr ich wollte, ich konnte Kathleen nicht böse sein. Ich konnte ihr keine Schuld geben, auch nicht für dies, dass sie vor fast 100 Jahren getan hatte. Sie wollte nur das Richtige, Nein, ALLES für jene tun, die sie liebte.

Ich musste lernen, genauso wie sie zu handeln.

„Das werde ich. Ich verspreche es, Kathleen. Ich strenge mich an und werde erwachsen. Für meine Eltern, für meinen Bruder und meine O-nee-chan… “

Und… für Seiji…
 

Erde…
 

Wiederherstellung bei 47%…
 

„Und, hat‘s geklappt?“

Vorsichtig nahm Tyson die Augenbinde ab und sah mit uns allen zu seinen Beyblade, der nun auf dem Boden lag und sich nicht mehr rührte. Dennoch schien Kenny mit diesem zufrieden.

„Ja, die Bewegungen werden langsam flüssiger. Aber du musst dich anstrengen.“ „Noch mehr? Mann, bei Kisa sah das so einfach aus“, seufzte er schwer, nahm die Kappe runter und wischte sich den Schweiß von der Stirn, ehe er sie sich wieder aufsetzte. „Ich bin ja auch mit der Erde verbunden, da ist das für mich einfacher. Meine elementaren Kräfte ersetzen die Augen“, erklärte ich stolz. Das meine bizarre Trainingsmethode so viel Anklang fand hatte ich nicht erwartet.

Da ich als Erdwächter die Vibrationen der Erde viel intensiver wahrnahm, dachte ich, ich könnte Anfangen mich einfach drauf zu verlassen, um so auch meine Kräfte zu verstärken. Hilary kam dann mit dem Vorschlag dass auch beim Beybladen umzusetzen und tatsächlich zeigte es Erfolg.

Nun versuchten die Jungs ebenfalls diese Methode für sich zu entdecken, wenn sie es auch dabei schwerer hatten.

Aber ihre Kräfte entwickelten sich, genauso wie meine. Wir waren in den wenigen Wochen und Tagen deutlich stärker geworden. Sollte Kathleen noch einmal behaupten, ich wäre schwach (auch wenn sie es nicht genau so wiedergegeben hatte), würde sie Augen machen. Die sollte sich noch umsehen. Und bei dem nächsten Übungskampf würde ich sie platt machen!

Wenn sie bad aus dem Krankenhaus kommen würde. Borderliner war sie… Ray hatte es vorige Woche erzählt, er war zufällig auf Ayako gestoßen. Aber umsonst im Sanatorium war sie auch nicht, sie musste ja irgendeine Psychose haben.

Da fiel mir ein… Ihn hatte ich auch schon lange nicht mehr gesehen...

„Nun jammere nicht rum, Tyson. Das klappt schon, es wird ja immer besser“, motivierte Hilary, wenn auch ein wenig nüchtern. Aber ich musste geschehen, sie legte sich wenn es um unser Training ging sehr ins Zeug. Auch dass sie auf die Trainingsmethode gekommen war hatte mich schwer überrascht. Sie lernte auch schnell, mit den Regeln und den Beyblades selbst hatte Kenny sie gut vertraut gemacht. Das wir ihr wegen damals verziehen hatten war also doch ‘ne gute Idee und wenn man sie besser kannte, war sie richtig nett.

Voraussetzung, man war nicht Tyson.

„Außerdem kann man nicht alles von Anfang an. Nur Übung macht den Meister.“ „Ich bin schon Weltmeister, zu deiner Information.“ „Dann mach schön weiter, wenn du es bleiben willst“, lächelte sie und klatschte ihm mit er offenen Hand leicht gegen die Backen. Wie ein altes Ehepaar die beiden, zu köstlich…

Auch Amy lachte aus der Ferne, wenn sie die Situation wohlmöglich kaum verstand, dabei hielt sie ein Tablett mit leeren Gläsern in der Hand. Tyson‘s Großvater hatte sie tatsächlich dazu abgerichtet uns Getränke zu servieren.

„Außerdem hast du gar kein Recht mich so rumzukommandieren, du hast gar keine Position im Team.“ „Vielleicht nicht offiziell. Aber ich unterstütze euch und habe aufgrund dessen auch Mitspracherecht.“ „Was bitte für eine Unterstützung?“, hakte Tyson weiter nach. Schlagartig kam mir wieder in die Erinnerung in den Kopf, dass Hilary in den vorigen Tagen viel im Internet rumgesurft hatte.

„Ich habe eine Theorie, wieso euch die BBA nicht mehr unterstützt. Ihr erinnert euch doch noch an Boris, oder?“ „Boris Balkov?“, wiederholte Max ziemlich schockiert. „Von dem haben wir ewig nichts gehört, seit er verhaftet worden ist.“ „Ja, aber er arbeitete doch für diesen Leibeigenen.“ „Leibhaftigen. Das allmächtige Böse, wie er sich nennt“, korrigierte ich ein wenig. „Dieser Wie-auch-immer könnte ihn ja befreit haben und jetzt hat Boris sich in die BBA eingeschlichen, um euch so einen Denkzettel zu verpassen. Meine Mutter hat den Bericht über das Final letztes Jahr für ein Sport-Magazin geschrieben, und hat sich auch mit diesem Mann beschäftigt. Er ist gefährlich und würde sicher alles für seine Rache tun.“ „Also…“, widersprach Ray, kam aber mit seiner Aussage nicht weiter. Tyson brachte es eher auf den Punkt.

„Du träumst, Hilary.“ „Könnte trotzdem sein.“ „Um das Hauptpunkt zu nennen - Boris ist beim Leibhaftigen unten durch. Zudem hasst dieser Menschen, also würde er keinen Finger krumm machen um Boris zu helfen. Zudem, wer von der BBA wäre so blöd und würde dem das Machtwort dafür überlassen?“

Hilary begann zu überlegen und setzte sich deprimiert auf den Boden. Ihre Theorie klang wirklich plausibel, hatte aber wenig Hand und Fuß.

Und wenn - die Engel hätten doch etwas gesagt. Boris war eine Bedrohung für sie, mit Schweigen würden sie sich nur selbst schaden.

„Mal etwas anderes“, fing Kenny an, tippte mir dabei auf die Schultern, dann zeigte er auf meinen ganzen Krempel, der hinter uns lag. Rucksäcke, Tüten, Taschen und alles gehörte mir.

„Was wird das, wenn es fertig ist?“ „Ich ziehe aus. Ich wohne ab morgen nicht mehr bei Onkel Sato.“ „Also ziehst du endlich wieder zu deiner Mutter?“, fragte Kai, lächelnd nickte ich ihm zu. „Ja, ich und Mum ziehen wieder in unser altes Haus. Ich war schon lange nicht mehr dort, wird sicher aufregend. Ich kann mich ja nicht immer bei Tyson durchschnorren.“ „Stimmt“, lachte der eben Erwähnte und sofort warf ich ihm finstere Blicke. „‘Isa-sama ge‘n?“, wiederholte Amy, daraufhin setzte sich sie traurig neben mich und schniefte sogar. Ums sie jedoch etwas zu trösten tätschelte ich ihr über den Kopf.

Stöhnend ließ sich Max auf den Rücken fallen und sah zum Himmel hoch, der an diesem Tag mehr bewölkt war wie die letzten Tage.

„Ich sollte auch bald wieder mal nach Hause. Ich bin schon so lange hier, Dad dachte schon ich komme gar nicht mehr.“ „Schade, mit euch allen zusammen war es richtig lustig“, trauerte Ray ein wenig, schmunzelte aber. Er war nun der Einzige, der noch bei Tyson wohnte, wir anderen hatten ja unsere Wohnungen. Das hieß, bis auf einen, bei dem wir uns nicht so ganz sicher waren, was Kenny in diesem Moment ebenfalls wieder in den Sinn kam.

„Und du, Kai? Willst du auch irgendwann wieder nach Hause gehen?“ „Ich bin ausgezogen.“

Unsere Köpfe wurde alle in Kai‘s Richtung gerissen, unsere Münder standen aber still. Wir mussten erst das verdauen, was er gesagt hatte, so unglaublich es auch klang.

„Ausgezogen? Wann?“ „Schon vor Wochen, ich hab meine eigene Wohnung.“ „Echt, wie cool! Wo denn?“ „Sag ich nicht“, lachte Kai nur hämisch über unsere Ahnungslosigkeit, unverständlich runzelte Ray die Stirn. „Wieso nicht? Wie finanzierst du das eigentlich?“ „Finanziere ich selbst.“ „Und wie?“, hackte Kenny weiter nach. Eine Antwort bekam er allerdings nicht. Kai schien die Lust vergangen zu sein und fing an von uns regelecht wegzulaufen.

„Mann, du bist echt blöde. Sag doch.“ „Damit du den ganzen Tag dann bei mir rumsitzt? Vergiss es!“, antwortete er Tyson, dessen Mundwinkel sich beleidigt nach unten zogen und setzte sich langsam im Bewegung. Scheinbar wollte er gehen und wir alle blinkten ihm dabei hinterher.

„Kai scheint nicht gut drauf zu sein.“ „Kai ist NIE gut drauf“, betonte Max Hilary gegenüber und sprang wieder auf die Beine. „Aber es ist besser als während unserer Trainingsreise. Da war er manchmal wirklich sehr seltsam.“ „Definiere »seltsam«“, forderte ich Max auf. „Nun… Das kann ich schwer erklären. Ray?“ „Was heißt seltsam… Kai war nie eine Plaudertasche, aber manchmal sprach er noch weniger wie sonst oder distanzierte sich vollkommen von uns.“ „Klingt eigentlich normal. Aber wenn ihr es sagt.“

Meine Finger berührten meine Lippen, während ich nachdachte. Ich hatte Kai lange nicht gesehen, ich konnte schlecht ein Urteil fällen.

Aber mir gegenüber war er offenherziger. Nicht viel mehr als zu seinen Freunden, aber ich war auf diese kleine bisschen stolz und das sollte man in so einem Fall nutzen.

„Dann nehme ich ihn mir eben vor. Wer doch gelacht, wenn ich nichts rausbekomme.“ „Sei lieber nicht zu optimistisch“, hieß es aus Kenny‘s Richtung, doch war es Dizzi, die ihren Kommentar dazu beigetragen hatte. „Kai‘s merkwürdiges Verhalten wirkt sich auch stark auf Dranzer aus. Seine Wellen sind unruhig. Er macht sich Sorgen.“ „Also scheint es etwas ernstes zu sein. Weiß du vielleicht was?“, fragte Hilary und ging vor dem Laptop, der sich auf Kenny‘s Schoß befand auf die Knie, wenn sie es wohl noch etwas gewöhnungsbedürftig fand, mit einem Computer zu reden. „Leider Nein. Aber das ist ja Kisa‘s Job das herauszufinden.“ „Danke. Ich mach mich dann auf den Weg.“ „Mach was du nicht lassen kannst“, meinte Tyson zwar, hielt mich aber am Arm fest, als ich an ihm vorbeilief, dann legte er den Arm um meine Schultern und grinste. „Und Kisalein… Sei so gut und quetsch ihn etwas aus, vielleicht kriegen wir so ja seine Adresse.“ „Geht‘s noch? Wenn ich die rauskriege zieh ich selber ein“, scherzte ich und sprang mit einem Satz die Mauer hoch, genauso schnell sprang ich auch wieder runter. Dass ich meine ganzen Sachen liegen gelassen hatte fiel mir erst in nachhinein ein, aber was soll‘s? Konnte ja warten.

Kai war gerade um die Ecke gegangen, als ich von der Mauer gesprungen war. Schnell lief ich ihm nach und hatte ihn sofort wieder eingeholt. Abrupt blieb er, auch etwas überrascht stehen, als er mich mit den Händen in den Hüften vor sich stehen sah.

„Also, wohin bist du gezogen?“ „Tja, rate mal, ich sage dir schon ob du richtig liegst“, meinte er, ein wenig sarkastisch wenn man mich fragte und lief an mir vorbei. „Och sag schon, mir kannst du es doch sagen. Ich sitzt bestimmt nicht den ganzen Tag bei dir rum. Und Miete? Bezahlt dein Großvater nichts davon?“ „Der bestimmt nicht. Niemals würde ich Geld von dem annehmen“, fauchte Kai und blickte ganz verachtend ein. Ich hätte das Thema nicht anschneiden sollen…

Ich legte größere Schritte zurück und nach wenigen Augenblicken hatte ich Kai eingeholt und blieb vor ihm stehen, um eine weitere Flucht seinerseits zu verhindern.

„Also jobbst du. Und wo?“ „Das verrate ich nicht. Aber Rika weiß es.“ „Rika? Und ich nicht? Wieso weiß sie es, ich will es auch wissen.“ „Hat sich so ergeben.“ „Och sag schon!!“, quengelte ich weiter und begann an seinem viel zu langem Schal zu ziehen. Um ihn aber nicht weiter zu würgen packte ich ihm anschließend am Kragen. Aber Kai grinste mich nur dabei frech an und ich tat es im gleich.

„Ist es was peinliches?“ „Vielleicht.“ „Ich lach auch nicht.“ „Bezweifle ich…“ „Tz, Tyson hat Recht, du bist blöd“, fing ich mit verschränkten Armen an zu schmollen. Mir verging es dennoch schnell wieder. Normalerweise lachte Kai immer über meine beleidigte Miene, doch dieses Mal schien er desinteressiert und abwesend.

Ruckartig kniff ich ihm ins Gesicht und zog die Mundwinkel etwas nach oben, was zusammen mit seinen wütenden Blick mehr gruslig als lustig aussah.

„Lasch lochs…“ „Du solltest öfter lachen, dass ist gut für die Gesundheit“, sagte ich zu ihm, klang diesmal allerdings ernst. „Kai… Geht es dir vielleicht nicht gut? Du siehst müde aus.“ „Nein, mit mir ist alles in Ordnung.“ „Meinst du wirklich? Du bist sehr blass und hast tiefe Augenringe“, bemerkte ich erneut und sah ihn mir noch einmal genauer an. Es gab Tage, wenn ich so darüber nachdachte, da sah er schlechter, mal besser aus. Eigentlich ging es an diesem Tag, dennoch waren die Augenringe kaum zu übersehen.

Sein Blick war lange gesenkt, als er mich aber wieder anschaute erstarrte ich daraufhin. Es machte mich nervös, so wie er ich ansah…

Er schnaufte tief und nachdem er eine Hand jeweils auf meine Schultern abgelegt hatte, legte er meinen Kopf auf meinen, so dass seine Stirn auch meine berührte.

„Vielleicht… Doch. Ich schlafe seit einigen Monaten nicht so gut.“ „Was? Warum denn?“, fragte ich aufgebracht, daraufhin schlug er leicht mit der offenen Hand gegen meine Stirn. „Jetzt mach dir keinen Kopf. Ich hab mir schon was verschreiben lassen. Du bist gleich immer so überbesorgt.“ „Ist ja wohl auch verständlich. Wenn es dir schlecht geht sagst du ja nichts. Ich komm mir ziemlich verarscht vor, weißte das?“ „Ich bin eben kein kleines Baby“, meinte er halb scherzhaft, halb ernst. Seine Finger berührten ein paar meiner blonden Strähnen und die Haut, die sich unter ihnen verbarg.

Nervös machte mich nur wie Kai mich ansah. Ich hatte es schon ein, zwei Mal bemerkt und wir war dabei doch etwas… komisch. Ich wusste was er und auch ich dachten, wir waren beide nicht dumm. Dennoch kam in mir ein leichtes Schamgefühl auf und verfluchte mich selbst dafür, dass ich Oberteile trug, mit denen immer noch der Blick auf meinen Rücken und meine Schulter frei war.

„Ich habe noch zutun. Wir sehen uns“, verabschiedete sich, aber es klang eher so dahingesagt. Ihn war dieser kurze Augenblick wohl auch zu peinlich gewesen. Mein Gesicht fühle sich glühendheiß an.

Das ich die ganze Zeit neben einer Bushaltestelle stand habe ich nicht bemerkt, auch der Fahrer, der mit seinen Bus neben mir hielt, da er glaubte, ich wollte mitfahren musste erst auf die Hupe drücken, damit ich ihn bemerkte. Ich stieg einfach, etwas verwirrt ein, wenn ich auch nicht wusste wohin. Zwar starrte ich aus dem Fenster, achtete aber nicht auf die Umgebung.

„Endstation!“, verkündete der Fahrer per Lautsprecher, kaum dass ich wieder zur Besinnung gekommen war. Die vertrauten Bilder der Wohnhäuser und einigen Ecken hatten mich wieder geweckt.

Ich war in dem Viertel, indem Kazue wohnte. Vielleicht traf ich sie zu Hause und konnte sie mir mal vorknöpfen. Eine ausgezeichnete Ablenkung.

Wieder etwas munterer übersprang ich die Treppen an der Bustüre und sah bereits ein bekanntes Gesicht, wenn es auch nicht das meiner Freundin war.

Yochel parkte auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig. Er hatte sich gegen die Motorhaube seines Wagens gelehnt und drehte sich eine Kippe, als er sah wie ich auf ihn zuging.

„Ah, Servus, Misaki.“ „Yochel? Was machst du hier?“ „Auf den richtigen Moment warten“, erklärte er nüchtern, verstanden hatte ich aber keines seiner Worte. Also sah ich keine andere Alternative dahinzuschauen, wohin er die ganze Zeit starrte. Überraschenderweise war es der Eingang zu dem Wohnhaus, indem eben Kazue mit ihrem Vater wohnte.

Interessant wurde diese Beobachtung aber erst, als Kazu selbst die schwarze Tür mit dem trüben Glas aufzog und hinausstampfte. Ihr Vater kam wenige Sekunden später ebenfalls aus der Tür, samt einer halbvolle Bierflasche in der Hand und für den Vormittag schon betrunken genug. Der konnte ja kaum stehen.

Sein Anblick war einfach bemitleidenswert, in Kazu entfachte er aber nur reine Wut.

„Du bist unmöglich! Elender Säufer!“ „Halt bloß dein Maul! Undankbare Göre, ich habe dich großgezogen, zeig gefälligst Anstand! Du bist ‘en elendes Flittchen, genau wie deine Mutter!“ „Geh doch sterben!“, schrie sie ihm nach. Mit einer kurzärmligen, mintgrünen Weste um ihren Körper gewickelt lief sie großen Schrittes die Straße hinunter. Ihr Vater schmiss wutentbrannt die Bierflasche auf den Boden, allerdings ging sie nicht kaputt.

Kazue‘s Vater war schon immer ein Alkoholiker gewesen, ich würde nie vergessen, wie er sie als Kind immer angeschrien hatte. Doch über die Jahre war er doch angeblich etwas gefasster gewesen. Dies sah allerdings nach ‘nem gravierenden Rückfall aus. Aber warum sagte sie nichts?

Hilfesuchend sah ich Yochel an.

„Yochel, wusstest du davon? Stehst du deswegen hier?“ „Unter anderem. Soll schon länger so ab gehen. Ich wollte sie daher was fragen, aber ich weiß nicht, ob dass jetzt so gut wär“, meinte er und rieb sich nachdenklich am Kinn. „Du könntest es wenigstens versuchen. Sie braucht uns doch.“ „Suzuki weiß schon, was sie macht und sie braucht manchmal etwas Distanz. Du kennst sie doch. Aber schön, lass sie uns etwas ablenken, dass ist auch wieder alles im grünen Bereich.“ „Ich hoff‘s…“

Besorgt blickte ich ihr nach. Mensch, Kazue… Sie hätte doch wirklich etwas sagen können. Oder war sie doch noch sauer wegen Kai?

Wie dem auch sei, als ihre beste Freundin musste ich sie auf andere Gedanken bringen. Ihr Vater sagte furchtbare Dinge, wenn er betrunken war. Ich wollte nicht wissen, wie es die vorigen Tage war.

„HEEEEEEEEE, KAAAAZUUUUUU!!!“, brüllte ich ihr nach, sogar Yochel neben mir bekam einen furchtbaren Schreck. Kazue hörte mich aber sofort, so abweisend sie auch gewirkt hatte und sah zu uns. Yochel und ich rannten ihr sofort nach.

„Was macht ihr beiden denn hier?“, fragte sie sofort, als wir vor ihr stehen blieben. „Wir haben jemanden schreien hören von weiten. War das dein alter Herr? Hat er wieder schlechte Laune?“ „Der hat nur wieder zu tief ins Glas gesehen, der alte Sack. Wär er nicht andauernd betrunken könnte die Bude ja selber aufräumen.“ „Dein Vater trinkt wieder?“ „Mein Alter trinkt immer! Soll er sich abreagieren, irgendwann pennt er ein. Aber seine Sauerei mach ich nicht weg“, sagte sie energisch. Angespannt lauschte wir weiter und während wir wartete, zündete Yochel sich eine Zigarette an. Er zog einmal kräftig dran und streckte sie dann Kazue entgegen.

„Bleib mir bloß weg damit. Ich hab keine Lust wie ein Aschenbecher zu stinken“, sagte sie verärgert, im selben Augenblick packte sie mich am Arm.

„Komm, wir gehen shoppen. Davon kriegt man bessere Laune“, meinte sie und zog mich provokativ in Yochel‘s Auto, um ihm so klarzumachen dass er mitzukommen hatte. Wehren würde er sich eh nicht, er konnte uns kaum etwas abschlagen, wenn das hier auch schon an Ausnutzug grenzte. Aber wenn Kazu davon wirklich bessere Laune bekam, sollte es eben so sein.

Sie hetzte auch eifrig, ohne Punkt und Komma. Ein gutes Zeichen. Das lenkte sie ab. Auch als Yochel an einer rotwerdenden Ampel hielt und sich darüber mächtig aufregte, waren wir doch zu sehr mit uns beiden beschäftigt, Yochel‘s Flüche über eine angebliche Verschwörung der Ampeln, da sie immer nur bei ihn Rot wurden wurde von uns gekonnt ignoriert.

Aber selbst uns beiden Labbertaschen fiel mit der Zeit auf, wie lange wir vor der Ampel standen. Genervt lehnte sich Kazu nach vorne, stellte zu ihrem Entsetzen fest dass die Ampel aber schon grün war und wir immer noch dastanden wie bestellt und nicht abgeholt.

„He, Mizawar, drück aufs Gas, die Ampel wird nicht grüner.“ „Würd ich ja gerne, aber da versperrt mir wer die Fahrbahn“, berichtete er genervt. Neugierig quetschte ich auch meinen Kopf über den Fahrersitz und sah, wer mitten auf der Straße stand. Mathilda.

„Das ist doch…“, schnaubte ich wütend und drückte auf die Hupe, um sie so davonzujagen und hoffte für sie, dass sie schleunigst den Weg räumen würde, wenn sie keinen Ärger haben wollt. Sie setzte sich zwar in Bewegung, winkte uns aber zu, als Zeichen dass wir ihr folgen sollten, erst dann ging sie wieder auf den Bürgersteig, in die Richtung einer Seitenstraßen. Ohne dabei auf eine Zustimmung zu warten fuhr Yochel ihr nach und parkte kaum 20 Meter weiter mitten auf der Straße. Es war zwar kaum Verkehr, richtig war es trotzdem nicht, aber ihn interessiert so etwas ja nie.

Mathilda stand erwartungsvoll an eine Hauswand gelehnt, rührte sich kaum, wurde aber nervös als ich aus dem Auto stieg und die Autotür hinter mir zuknallte.

„Unglaublich, jetzt belagert ihr uns schon auf offener Straße. Habt ihr kein Benehmen?! Aber schön, tragen wir das gleich hier und jetzt aus.“ „Nein, Nein, ich möchte nicht mit euch kämpfen, wirklich nicht. Ich kämpfe nicht so gerne…“, sagte sie unschuldig und wedelte wild mit den Händen. Ich glaubte ihr, in der Vergangenheit schien Mathilda von den dreien zumindest die eher Passive zu sein.

„Man könnte dieses Missverständnis anders lösen, oder findet ihr nicht?“ „Finden schon, allerdings wüsste ich gern, was für ein Missverständnis das sein sollte“, meinte ich mit dunkler Stimme, was sie scheinbar etwas einschüchterte, dass und mein Blick, den ich ihr zuwarf. „Ihr seid die Kinder der apokalyptischen Reiter, dient dem Leibhaftige und versucht uns loszuwerden. Ich wüsste nicht was da misszuverstehen wäre.“ „Ich weiß, es klingt absurd“, begann sie. Mit ihrer Hand fuhr sie nervös über die andere und sah uns kam an, während sie sprach.

„Aber nur weil wir auf der anderen Seite sind, heißt das nicht, dass wir böse wären. Miguel, Mariam und ich wir sind immerhin auch irgendwo noch Menschen, genau wie ihr. Wir haben nichts von unserer Abstammung gewusst. Ausgesucht haben wir uns dies bestimmt nicht.“ „Und wieso belagert ihr uns andauernd? Deine beiden Kameraden sehen nicht aus, als ob sie mit aller Kraft überzeugt werden müssen“, argumentierte ich eifern weiter und früher als gedacht gingen Mathilda langsam die Gegenargumente aus. Als letzte Möglichkeit wohl unser Vertrauen zu gewinnen senkte sie den Kopf und beugte sich leicht nach vorn.

„Ich verstehe, dass ihr mir nicht glaubt. Aber ich möchte es wenigstens versuchen, dass ihr versteht warum wir so sind. Auch wenn es sinnlos ist, dass bin ich Miguel und Mariam schuldig.“ „Mathilda! Sag nicht du zögerst wieder!!“

Cherry‘s wütende Stimme, die scheinbar aus dem Nichts kam entfachte in Mathilda ein unkontrollierbares Zittern und die Vampirin trat, mit unheimlich rotfunkelnden Augen aus dem Schatten des eingeschüchterten Mädchens. Als diese Cherry dann hinter sich stehen sah, begann sie noch mehr zu zittern wie sie es schon tat.

„Langsam solltest du wissen, dass man am besten kurzen Prozess mit denen macht.“ „Aber Cherry…“, widersprach Mathilda, so leise dass man es kaum hörte. Ihr Kopf schwang heftig zur Seite, als Cherry ihr ‘ne Ohrfeige verpasste.

Kazu, Yochel und ich hielten vor Schreck die Luft an.

„Kein Aber! Langsam hab ich die Schnauze voll von dir. Ich frag mich echt was mein Boss an dir findet. Nützlich bist du jedenfalls nicht, aber das solltest du ja bereits wissen.“ „Und du solltest wissen, das man keine Mädchen schlägt“, keifte Yochel Cherry an und war schon fast zwischen die beiden gegangen. Man konnte wirklich über ihn sagen was man wollte, aber nicht, dass er Gewalt befürworten würde. Gegenüber schwachen Mädchen schon gar nicht.

„Ach, sagt wer?“, meinte die Vampirin ganz spöttisch. Vor Yochel alleine hatte sie wenig Angst. Als Kazue und ich noch mit ins Spiel kamen, ging sie schließlich doch, mit einem grimmigen Gesicht einige Schritte zurück.

„Ihr nervt, wisst ihr das?! Das habt ihr euch sicher ausgezeichnet von Kathleen abgeschaut.“ „Was interessiert dich Kathleen?“ „Vieles.“

Um uns wurde es kälter und auch dunkler. Die Sonne war hinter den vielen Wolken am Himmel verschwunden und bot Cherry die Möglichkeit aus dem Schatten zu treten. Ihre entsicherte Waffe umklammerte sie bereits mit ihren Händen.

„Also, ich frage euch das nur einmal - Wo ist diese scheinheilige Hexe?“

Niemand antwortete ihr, dass machte sie natürlich wütender. Beide hatten die 100er-Marke im Altern überschritten, sicherlich kannten sie sich. Aber dennoch verblüffte mich diese Besessenheit. Und solange Kathleen ihre Aura unterdrückte, würde sie uns wohl weiter mit ihrer Frage belästigen.

Ein Lichtstrahl stach in meine Augen und brachte mich zum blinzeln. Erst dachte ich, dass die Sonne wieder herauskam, doch flog etwas durch die Luft. Es war eine kleine Flasche, die sie im Flug mehrmals überschlug.

Sie kam direkt auf uns zu und dann zersprang sie, genau auf Cherry‘s Kopf. Aussehen tat es wie Wasser und es war auch Wasser. Aber für Cherry in einer furchtbaren Form, die sie zum schreien brachte.

„Da… IIIÄÄÄÄH, WEIHWASSER!!!“, kreischte sie, versuchte es von sich abzuwischen, doch krümmte sie sich, als würde sie verbrennen. Ihre Haut begann bereits sich zu röten.

„DAS ZAHL ICH EUCH HEIM!!!“, rief sie uns noch nach du sprang in die Höhe. Als sie etwa über uns schwebte, löste sie sich auf. Ebenso leider auch Mathilda, die ihr, aus Angst vermutlich wieder Ärger zu bekommen gefolgt war.

„Da kam ich wohl genau richtig. Der Zeitpunkt war ideal. Cherry lässt sich auch immer so leicht ablenken. Gut dass ich so viel Weihwasser aus Rom mitgebracht habe.“

Augenblicklich fiel mir die Kinnlade runter. Nun, da die Sonne in diesem Augenblick wieder herauskam schien es mir weniger wie eine Täuschung, für ich den älteren Mann, mit Schnauzbart und Glatze hielt.

„Eh?! Ich glaub‘s nicht! Mr. Dickenson!“…

die Höllenkönigin - Teil 1

Höllenfürst Luzifer, Gottes Lichtbringer und der Verräter

Luzifer, auch Morgenstern genannt, ist genauso bekannt wie Michael und in vielerlei Büchern, Filmen und Mangas zu finden. Er war der erste Engel, den Gott erschuf und wurde von diesem besonders geliebt. Über seinen berühmten Fall gibt es drei verschiedene Theorien. Die Bekannteste ist, dass er die Menschen verachtete und ihnen nicht dienen wollte. So entstand die Rivalität zwischen ihm und Gott und Luzifer wollte seinen Schöpfer vom Thron stürzen, um sich selbst zum Herrscher zu ernennen. Dies scheiterte jedoch.

Eine andere Theorie sagt, Gott brauchte jemanden, der die Menschen vor verschiedene Problem im Leben stellte und bat Luzifer, diese Aufgabe zu übernehmen. Doch da Luzifer mit der Dunkelheit der Menschen im Herzen in Berührung kam, kam er selbst vom Weg ab.

Die Dritte ist genau wie die Zweite, nur dass Luzifer nicht verführt wurde, sondern immer noch seine göttliche Aufgabe erfüllt.
 

- die Höllenkönigin - Teil 1
 

Feuer…
 

Die dritte Alice war ein Mädchen engelsgleich.

Die schönste Gestalt, die man fand,

hier im Wunderland.

Verführte viele Leute, brachte sie um den Verstand,

ein komisches Reich entstand so durch ihre Hand.
 

Diese Alice war die Königin im Land,

besessen von dem Traum von Chaos der sie ganz verschlan‘.

In Angst davor dass ihr Körper schwand und alles zu verlier’n,

war sie nun gezwungen hier für immer zu regier’n.


 

„Also, noch mal ganz langsam.“

Tyson hob beiden Hände hoch und Mr. Dickenson entgegen, als sei er ein Stop-Schild und sah den älteren Mann dabei ernst an. Max, Kenny und Ray trauten sich kaum etwas zu sagen, sie waren immer noch zu schockiert davon gewesen, als Kisa, Kazue und Mizawar plötzlich mit ihm im Schlepptau ankamen. Das war schon einigen Stunden her und nun sahen wir im neuen-alten Haus meiner Tante. Die größeren Möbel waren mit Tüchern zugedeckt, Kartons lagen auf dem Boden, zusammen mit vereinzelten Good Bye Kitty Artikeln meiner Cousine, auf dem wir alle im Kreis saßen und die Luft war noch ein wenig stickig, da jahrelang niemand mehr hier gewohnt hatte. Beschweren wollte sich aber in Anwesenheit von Serenity niemand, zumal sie über das plötzliche Erscheinen Dickensons noch sehr geladen war. Sie lag irgendwo zwischen Freude und Wut.

„Wieso waren Sie verschwunden, Mr. Dickenson? Ganz verstanden haben wir das immer noch nicht“, fragte Rika sehr bescheiden. Sie war auch bei mir, als Ayako mich anrief uns sagte, dass Kathleen Borderliner war und wegen ihrer Selbstverletzungen im Krankenhaus lag. Auch die Geschichte, die Kathleen ihr offenbarte, dass sie die Mörder ihrer Schwester Katherin auf dem Gewissen hatte erzählte sie mir. Sacré, den ich daraufhin gerufen hatte bestätigte mir alles. Er selbst war als Schüler am Ort des Geschehens gewesen, auch bei Kathleen‘s Verhandlung, die im Himmel für viel Aufregung gesorgt hatte.

Seither waren Rika und ich immer mit Ayako ins Krankenhaus gegangen, um Kathleen zu Besuchen. Sacré kam erst, als es hieß dass Kisa auf Mr. Dickenson gestoßen sei, so ließen wir meine Schwester, auf ihren eigenen Wunsch im Krankenhaus und gingen mit ihm.

Als wir ankamen, waren bereits alle da gewesen. Kisa, Kazu, Mizawar, meine Tante, mein Vater, Akira und die Bladebreakers, die, aus Sicherheitsgründen Amy dabei hatten (und vermutlich auch, damit Tyson‘s Opa nicht wieder auf die Idee kam, dass sie den Keller putzen sollte).

Hilary war uns vor der Haustüre begegnet und saß neben Rika und Kisa, als uns Mr. Dickenson seine Geschichte erzählte.

„Ich habe mich Undercover nach Antworten und Hinweisen umgesehen. Dazu musste ich den Kontakt leider zu euch meiden, es war riskant. Als ich davon mitbekam, dass es wirklich noch aktive Jäger geben soll, habe ich mich auf die Suche nach ihnen gemacht. Leider waren die Dämonen schneller als ich“, lachte er in sich hinein und schmunzelte uns an, um so auf eine positive Reaktion zu hoffen. Doch niemand war wirklich zu lachen zu Mute. Auch Max schien überaus beleidigt und stemmte die Hände vor der Brust zusammen, was ihm ulkiger Weise wie Kai aussehen ließ, der ja auch so dasaß.

„Sie hätten sich trotzdem melden können. Wir waren krank vor Sorge.“ „Und dachte, sie mochten uns nicht mehr. Wir haben Sie nämlich gesehen“, redete ich noch dazwischen. Von Paps kam ein leises »Ach«, er hatte davon ja gar nicht gewusst und sah vorwurfvoll zu Mr. Dickenson.

„Ja, ich war wohl etwas unvorsichtig gewesen. Ich hätte mich bei meinen Treffen besser tarnen sollen. Aber euch scheint es dennoch gut zu gehen.“ „Gerade so“, meinte Mizawar aus Scherz, aber eingeschnappt wie sie waren gingen sie nicht darauf ein. Nur Serenity konnte sich zu einem nüchternen Lachen überreden, im Gegensatz zu Kazue, die ihm gleich dafür in die Rippen boxte.

„Erzählen sie doch einmal weiter, was Sie sagen wollten, Mr. Dickenson.“ „Oh, ja richtig. Also, als dieses Vorhaben scheiterte versuchte ich hinter ihren Plan zu kommen und erfuhr von den gefallenen Engel Luzifer und der waghalsigen Theorie, ihn wieder zurückzuholen, nachdem Gott ihn verbannt hatte.“ „Das haben wir auch schon gehört. Haben Sie noch mehr herausgefunden?“, meinte Ray daraufhin. Mr. Dickenson Miene wurde trüber und er fuhr nachdenklich mit seinen Fingern über seinen Schnurrbart.

„Sehr viel. Sogar zu viel. Ich hörte, er entführte und sezierte seinesgleichen, die Seraphim um den Ursprung der Engel zu erforschen und setzte sie grausamen Untersuchungen aus. Er lenkte den Ätherstrom in die Hölle, um Dämonen zu erschaffen. Als Gott diesen versiegelte nahm Luzifer sich dem Äther der Seelen an.“ „Der Seelen?“ „Wisst ihr denn, was mit jemanden passiert wenn er von Dämonen getötet wird?“, fragte er in Runden. Jeder sah dabei jeden an, doch es keiner so genau wusste, war klar. Zu Sacré schauten wir nur kurz Vorwurfsvoll hin, er verdrehte gleich darauf den Kopf. Also blieb die Antwort wie gehabt.

„Nicht… direkt.“ „Man landet in der Vorhölle, dem Limbus, selten auch Patrum genannt. Laut der biblischen Überlieferung ist der Limbus leer, seit Christus für die Sünden der Menschen starb und die verdammten Seelen zu sich in den Himmel leitete. Doch Seelen der Toten, die durch die Sünde der Dämonen befleckt wurde werden dort hineingesperrt, verfallen zu reinem Äther und versorgen damit die Hölle, damit ihre Erde weiter Dämonen erschaffen kann.“ „Mr. Dickenson, Ihr Wissen überrascht uns“, sagte Akira ganz begeistert. „Woher diese guten Quellen?“ „Wir haben lange gesucht und schließlich das Tagebuch der Höllenkönigin gefunden.“ „Höllenkönigin?“, wiederholte Serenity. „Noch nie gehört.“ „Es hätte mich auch schwer gewundert. Ihr gebürtiger Name lautet Beatrice Misaki.“ „Eine Wächterin?“

Nun war es Kisa gewesen, die ihn unterbrochen hatte. Ich war schon überrascht, dass sie die ganze Zeit nur dagesessen und geschwiegen hatte. Aber nun sah sie wirklich so aus, als würde sie wirklich zuhören.

„Eine Erdwächterin um genau zu sein. Eine jener, deren Existenz nur zu gerne aus den Geschichtsbüchern des Himmels gestrichen werden.“ „Nicht ohne Grund“, räusperte Sacré, jeder schenkte ihm daraufhin volle Beachtung.

„Beatrice war wie viele Wächter damals von den anderen Verwandten getrennt und lebte ein trauriges Dasein als Freudenmädchen am Rande von Paris.“

Ich begann zu schlucken. Ich war natürlich nicht ganz dämlich und konnte mir anhand der Situation damals auch die Entscheidung erklären… Dennoch, Hure blieb Hure und die Tatsache, mit einigen von ihnen verwandt zu sein hatte etwas beunruhigendes an sich.

„Die Legende besagt, dass sie eine der letzten gefallenen Engel war. Sie verriet uns, aus Hass auf die Engel und auf Gott und schaffte es, den Leibhaftigen zu verführen und seine Gemahlin zu werden. Daher ihr Beiname.“ „Sie hat… was?“, sprach Kisa langsam und ein wenig angeekelt, viel weniger wie sie es wirklich war. So sehr sie ihre Glaubensansichten manchmal zu rast nahm, so sehr hatte sie auch Recht.

Ein Wächter, ein Verräter und dann eine Herrin der Hölle. Sie war wohl wahrlich die Schande des Himmels. Und eventuell einer der Gründe, warum viele Engel so zu uns waren.

Sacré lehnte sich weiter zurück, stützte sich dabei mit seinen Armen ab und stöhnte einmal tief.

„Das ist schon Jahrhunderte er, und der Leibhaftige selbst soll sie schließlich wieder getötet haben.“ „Und was ist noch so besonders an ihr, abgesehen dass sie zur Hölle gefahren ist?“ „Nun… Das ist eine Vermutung, die ein Bekannter von mir in Deutschland hatte, als er sich an die Übersetzung des Tagebuchs machte. Scheinbar stehen darin entscheidende Fakten über Luzifer, Gott und über den Baum des Lebens darin. Auch Erzengel Haniel soll erwähnt werden, der eine enge Bindung zu Luzifer nachgesagt wird“, erzählte Mr. Dickenson lächelnd. Er strahlte schon fast. Und dann sah er zu Amy, die sich nur aufgeregt im Haus umsah, anstatt zuzuhören.

„Und es könnte uns auch vielleicht etwas über Amy erzählen.“ „Amy? Sie wissen von ihr?“ „Und woher wissen Sie, wie wir sie nennen?“, fragte Max, der Gesicht des älteren Mannes verkrampfte sich ungemein und sein Lächeln wirkt unheimlich künstlich. „Mr. Dickenson, spionieren Sie uns nach?“, fragte Ray, ernst und deutlich beleidigt. Mr. Dickenson fing laut zu lachen an und schien gar nicht mehr aufhören zu wollen, bis er abrupt damit aufhörte und den Kopf hängen ließ.

„Ja, habe ich. Bei allem was passiert ist, ich bin für euch verantwortlich und kann euch nicht vollkommen allein lassen, angesichts der aktuellen Lage, wenn es auch hieß, die BBA kurzzeitig verlassen und jemanden anderem überlassen zu müssen.“ „Dieser Jemand heißt nicht zufällig Boris Balkov, oder?“, fragte Hilary diskret. „Gut erkannt.“ „HA! Seht ihr, ich hatte Recht“, jubelte sie und klatschte die Hände zusammen. Die Bladebreakers waren weniger erfreut. Eigentlich gar nicht, wenn man ihre tellergroßen Augen so ansah. Boris war mir gut im Gedächtnis geblieben und ich selbst fand dass der Begriff, verrückte Spinnern zu nett für den Kerl war.

Er war verrückt, dass hatte vor einem Jahr klar sehen können. Aber am meisten schien Kai diese Erkenntnis getroffen zu haben, der Schauer der ihm überkam war ihm anzusehen.

„Aber Mr. Dickenson… wieso? Wieso gerade der?“, fragte Kenny noch gelähmt von der entsetzlichen Nachricht. „Ich weiß, es klingt absurd. Aber ich hatte keine Wahl. Ich habe Amy auch in Boris‘ Obhut überlassen, anstatt sie zu mir zu nehmen, in der Hoffnung, er würde mehr über sie herausfinden. Schließlich hatte er, so wie er mir in einem Brief schrieb sie in der Nähe des Baikalsees gefunden. Warum er mir allerdings von ihrer Existenz erzählte ist mir bis heute ein Rätsel und weshalb er sie so einfach entkommen lassen konnte. Ich habe Boris schon damals nicht verstanden, aber ich weiß, dass er ein ehrlicher Mann ist und ich dem, was er sagt vertrauen kann.“

Ich hatte die ganze Zeit zu Kai schauen müssen, während Mr. Dickenson das erzählt. Und er schien wütend. Sehr wütend. Kai kannte immerhin Boris und er konnte Mr. Dickenson einfach nicht zustimmen. Du dass dieser Kerl scheinbar weniger positive Eigenschaften hatte passt nicht in seine Weltvorstellung und gefiel ihm wohl gar nicht.

„Amy, kennst du einen Mann namens Boris?“, rief Kisa nach ihr und sofort kam sie angesprungen. Nachdenklich runzelte stark die Stirn und es dauerte, bis sie antwortete unter den erwartungsvollen Blicken aller.

„Hm… Weiß nich‘… Ich… erinne‘ mich an einen Mann… Ein dun‘ler Mann. ‘Ie Haut, ‘Ie Haare, ‘er Körpe‘, alles schwarz.“ „Klingt nicht gerade nach Boris“, kommentierte Kai. Doch mir schien, und auch Tyson schien es zu merken so wie er aussah, dass er jemand anderen im Kopf hatte, auf den diese Beschreibung passte.

Mr. Dickenson erzählte weiter.

„Aber Boris‘ Geschichte hatte mich auch zu folgender Theorie gebracht. Bevor das Tagebuch verschwand, stieß mein alter Freund auf den Begriff »Oraphim«. Im Himmel scheint man sie auch als „Engel der Herzen“ zu bezeichnen, die uns alle umgeben und jeder Einzelne von ihnen hat Einfluss auf unser Leben. Und das diese Engel einst das Bitbeast Lukas‘, den Adler Chronos zurückholten.“ „Chronos? Das Bitbeast, dass als Engel wiedergeboren wurde?“, fragte Kenny ganz aufgeregt. „Mhmm. Meine Theorie ist, dass Amy ein Oraphim ist und sie somit die Fähigkeit besitzt die Bitbeasts wieder zum Leben zu erwecken, wenn aber anscheinend nicht in ihrer ursprünglichen Form.“ „Deswegen also…“, murmelte Akira. Als ich seine Stimme hörte viel mir mit Schrecken ein, dass Seiji in der Runde fehlte. Eine SMS hatte ich ihm geschrieben, geantwortet hatte er nicht. Vielleicht hatte er sie nicht gelesen. Oder wieder geschrottet. Merkwürdig war es aber.

„Der Leibhaftige braucht alle vier Bitbeasts des äußeren Kreises und eines aus dem Inneren. Und mit Amy könnte er Dramania zurückholen und nach Atziluth kommen.“ „Richtig, Akira. Und damit wäre der Baum des Lebens in Gefahr. Und deswegen brauchen wir Beatrice‘s Tagebuch, um all die Geheimnisse aufzuklären, oder zumindest Teile davon die in all den Jahrtausende verlorengegangen waren.“ „Dann holen wir uns dieses Buch!“, sagte Tyson euphorisch und hob mit mir die geballten Fäuste. „Zusammen finden wir das Vermächtnis von Beatrice. Richtig, Sacrè? Du hilfst uns doch sicher“, sprach Kisa ihn an. Doch Sacré war aufgestanden, wirkte neben sich.

„Beatrice…“

Er setzte sich in Bewegung und lief zu der Tür, die hinaus in den Garten führte. Stumm sahen wir ihm alle nach. Was ging denn mit dem ab?

„Sollen wir mal nachschauen?“, sagte Rika zu mir, ich nickte und stand mit ihr auf. Auch Kisa wollte sich erheben, aber ich winkte sie ab. Stattdessen stand Tyson auf und folgte uns hinaus.

Sacré stand in einer Ecke des Gartens, seine Finger berührten sein Kinn, während er nachdachte.

„Was hat er nur? Jungs?“, fragte Rika voller Sorge, doch wir konnten nur stöhnen. „Keinen blassen Schimmer, was der wieder hat.“ „Vielleicht Probleme mit seiner Freundin?“

Mein Kopf drehte sich blitzschnell zu Tyson. Mal abgesehen davon, dass ich nicht verstand was Beatrice mit Luna, wie ich sie nun nannte, zutun hatte - Woher wusste er davon?!

„Es tut mir Leid, Teru. Tyson hat gemerkt, dass ich etwas verheimliche und solange gefragt, bis ich nachgegeben hatte“, jammerte Rika, während Betroffener selbstzufrieden grinste. Ahr, Mädchen!

Ich ging nicht weiter darauf ein, hatte auch keine Lust dazu gehabt und ließ meinen Blick kurz über den Garten wandern.

Ich war überrascht, dass der Garten im Gegensatz zur Wohnung schon wieder top aussah, als hätte man ihn nie alleine gelassen. Einzig ein paar Töpfe mit Lavendel standen auf dem frisch gemähten Rasen, die direkt neben den wenigen, weissen Rosensträuchern gepflanzt werden sollten.

Ich hab mich erst Jahre später darüber informiert, als es mir zufällig wieder einfiel. Vermutlich war der Lavendel eine neue Methode meiner Tante, um die Blattläuse loszuwerden, mit denen sie sich schon vor sieben Jahren rumgeärgert hatte.

Scheinbar hatte sie es in dem dicken Buch gelesen, dass neben den Pflanzen und direkt in unserer Nähe lag. Da Sacré weder meine, noch die Anwesenheit von Tyson oder Rika wahrgenommen hatte, hob ich es aus reiner Neugierde einfach mal auf. Tante Serenity konnte aber auch nie etwas wegräumen… Das hatte sie wohl mit Paps gemeinsam.

Schon auf der ersten Seite konnte ich den Namen des Eigentümers lesen, der zu meiner Überraschung nicht Serenity war und dann erst fiel mir auch auf, dass das Buch schon älter zu sein schien.

Auf der ersten Seite stand »Felizia«. Der Nachname Romanowa war wegradiert, man konnte ihn aber noch entziffern, sah man genauer hin und ignorierte das, was darübergeschrieben wurde. Ohne dies stand dort nur »Felizia Hiwatari«.

Der Drang es mir weiter anzusehen war mir augenblicklich vergangen.

Doch ehe ich es weglegte stellte ich mich direkt hinter Sacré und schlug das Buch mit so einer Kraft zusammen, dass der Engel aufschrie und ‘nen Satz dabei machte.

„Hey, Sacré, haste Beatrice noch gekannt?“ „Ja… Wieso?“, fragte er, noch beleidigt über den Schreck. Tyson kam daraufhin angesprungen und nahm mir die Frage regelrecht aus dem Mund.

„Na, wie war sie? Ich meine, als Wächter sich an den Feind ranzumachen, da muss man schon wenig Rückgrad haben. Und weiß deine Freundin auch von ihr?“

Rika verzog das Gesicht. ‘Ne schlecht formulierte Frage.

Er hatte es nicht so gemeint, wie er es gesagt hatte, sondern nur ein Witz gerissen, über den aber nur ich und er lachen konnten. Sacré sah hingegen aus, als würde er uns gleich an den Hals springen und schien dabei auch den Punkt zu übersehen, dass Tyson eigentlich nichts von Luna wissen sollte.

„Beatrice besaß jede Menge Rückgrad, trotz allem das sie eine Prostituierte war. Sie war hübsch und intelligent, sie wusste wie man Männer für sich gewann. Doch zu ihrer Tochter Mèline war sie herzallerliebst.“ „Klingt wie Schwärmerei, wenn du das sagst“, bemerkte ich. Sacré wirkte drüber aber nicht beleidigt. Eher, als hätte ich Recht gehabt.

„Nun… Beatrice war mein erster Schützling. Ich lernte sie kennen, kurz nachdem ich die Akademie abgeschlossen hatte. Ich war sehr jung und hatte mich zu ihr hingezogen gefühlt, auch wenn ich wusste, dass sie ein Biest war.“ „Du warst also in sie verliebt?“, fasste Rika kurz zusammen. Aber… Nein, das konnte nicht sein.

Vielleicht hatte ich das etwas missverstanden. Doch wir schienen Recht zu haben, wenn mir Sacré auch keine eindeutige Geste für eine Bestätigung gab.

„Verknallt wäre zu nett ausgedrückt, wenn es dies auch zutrifft. Sie benutzte mich, damit ich ihre Ausschweifungen nicht dem hohen Rat verriet. Unsere Beziehung blieb auf rein sexueller Basis. Wenn ich darüber nachdenke, ärgere ich mich heute noch, weil ich so nachsichtig war.“ „Und wie ist es nun mit Luna?…“, fragte ich, er schien allerdings schockiert, weil ich ihren Namen erwähnt hatte. Selbstverständlich hatte ich nie geglaubt, dass Lunael nur ein Zeitvertreib für ihn wäre, aber scheinbar kam es so rüber und er nahm es mir für den ersten Moment auch krumm.

„Lunael ist anders… Ich liebe sie aufrichtig. Beatrice bedeutet mit heute nichts mehr. Lunael ist alles für mich. Ansonsten… hätte ich nicht vor sie zu heiraten, wenn dieser Krieg endlich vorbei ist.“

Ich erstickt daraufhin fast an meinem eigenem Atemzug und konnte mich knapp am Tyson und Rika festhalten, um nicht umzukippen. Diese hingen bekam leuchtende Augen, als Sacré diese Worte aussprach.

Mein Schock verschwand, als Hilary plötzlich in den Garten trat.

„Sacré, komm schnell rein! Deine Schülerin ist eben hier aufgetaucht!“ „Was? Tsubasa?!“, fragte er aufgeregt und war schneller wieder im Hause als wir schauen konnten. Wir drei brauchten noch Zeit, bis wir unsere Beine dazu bringen konnten sich wieder in Bewegung zu setzen.

Drinnen saß Tsubasa auf dem Boden. Sie schnaufte, schmitzte und hielt etwas ganz fest in ihren Armen. Sacré kniete neben ihr und hielt sie in seinen Armen.

„Tsubasa, wo kommst du denn her? Was ist passiert?“, fragte Sacré sie ganz aufgeregt, das kleine Ding kann ja nicht einmal dazu nach Luft zu schnappen. „Se… Seiji!“ „Was ist mit ihm? Wo ist er?“, fragte Akira ganz nervös. Er war so besorgt, dass Paps und Serenity ihn packen mussten, damit er nicht noch auf die Idee kam auf die Kleine loszugehen.

„Er wird von den Dämonen verfolgt und angegriffen. Das hat er mir noch in die Hand gedrückt.“

Erst jetzt sahen wir, was sie da unter ihren Arm geklammerte hatte. Scheinbar ein Buch. Ein sehr altes Buch, das man gar nicht erst anfassen wollte. Doch Mr. Dickenson schien so fasziniert von diesem bisschen Papier, dass er es Tsubasa sofort entnahm und zittrig die Seiten durchblätterte.

„Das… Das ist Beatrice‘s Tagebuch!“…
 

Luft…
 

„Ich wusste, dass du wieder kommen würdest.“

Ich wünschte, dass hätte ich auch von mir behaupten können, als ich vor einer Woche bereits bei Boris angerufen hatte, um mein Kommen zu melden.

Und nun saß ich vor ihm im Büro der BBA und wirkte von seiner steifen Haltung tatsächlich etwas eingeschüchtert. Das Einzige was sein Bild störte war der Pappbehälter mit chinesischen Nudeln, die Boris ab und an verspeiste.

„Ich wusste nicht wen ich sonst ausfragen könnte. Mit Kathleen hab ich meine Zweifel. Selbstverständlich besitzt sie unermessliche Fähigkeiten, doch halte ich sie nicht dafür geeignet uns etwas beizubringen“, meinte ich schnaufend. Ob Kathleen wieder fit war? Ihre Psychose hatte mich, trotz allem dass ich es geahnt hatte doch überrascht. Ich wollte nicht, dass Ayako Kathleen nun als Vorbild nahm. Nicht jemand, der im Geiste einfach keine Stabilität fand. Da konnte sie auch bei Kisa bleiben, wenn ich das auch nicht als gut empfand.

Ich musste selbst die Initiative ergreifen, ehe Kathleen vielleicht nicht mehr da wäre…. Dann würde wir erneut ohne eine Führungskraft im Dunklem stehen.

„Sie hat selbst Probleme, mit denen sie fertig werden muss.“ „Und daraufhin führte dich dein Weg direkt zu mir. Ich bin beinahe geschmeichelt“, lachte er, während er ein Stück Hühnerfleisch zerkaute. „Sie bilden sich viel darauf ein. Aber ich sag es Ihnen gleich, ich traue Ihnen noch immer nicht über den Weg.“ „Schade. Aber verständlich. Ich hingegen vertraue dir dafür. Schließlich habe ich euch allen auch eure sogenannte Amy überlassen.“ „Sie haben sie gefunden? Wie?“ „Das wüsste ich nur zu gerne. Als ich diese schwache Regung im Ätherstrom spürte. Ich dachte erst an einen Jäger, aber Amy war keiner von ihnen. Vielleicht war es auch gar nicht der Ätherstrom.“ „Sondern?“ „Gute Frage… Die Engel der Herzen vielleicht? Die Oraphim? Es wäre möglich, denn…“

Sein Blick wandte sich zur Seite, Richtung Wand, wenn er diese auch nicht ansah. Ich fragte mich, an was er dachte.

„Das leibhaftige Böse schien zu erahnen, was Amy war. Und welche Pläne er mit ihr verwirklichen könnte. Also ließ ich sie laufen, Mariam und Miguel gegenüber behauptete ich, sie hätte mich mit ihren Kräften überrumpelt. Zwei gute Freunde von mir sorgten schließlich dafür, dass Amy zu euch fand, dort war sie sicher. Und wie ich in dir sehe, scheine ich mit meiner Vermutung mehr als richtig gelegen zu haben.“

Ich konnte seine Worte nur mit höchster Vorsicht genießen, wenn er es auch ernst meinte. Vertrauen war meines Erachtens relativ. Es hätte auch heißen können, dass er mir darin vertraute, dass ich in meiner Naivität blindlings in seine Falle tappen würde.

„Und… wie komm es zu der Ehre?“ „Ich sagte dir bereits, du hast ein Potenzial, dass ich schätze. Warum also nicht die nötige Anerkennung zollen, wenn dies auch nicht auf Gegenseitigkeiten beruht. Ich habe auch etwas für dich. Siehe es als Zeichen meiner Wertschätzung.“

Nun zeigte er mir das dicke, scheinbar sehr alte Buch, dass er schon die ganze Zeit auf seinen Schoß liegen, ich aber kaum beachtet hatte. Als ich es in die Hand nahm drehte ich das Buch immer, um jede Seite betrachten zu können.

Ein wirklich sehr altes Buch, selbst sie Seiten sahen aus, als würden sie jeden Moment zu Staub zerfallen.

„Was ist das?“ „Das Tagebuch der Höllenkönigin. Ich weiß nicht, ob man dich über Beatrice aufgeklärt hatte, doch dürfte diese alte Lektüre einige Fragen klären, die euch beschäftigen. Mathilda hat es mir mitgebracht, ist das nicht lieb von ihr? Aber ich bin mit meinen Untersuchungen fertig, wenn die Ergebnisse für mich eher ernüchternd waren.“

Ich verstand kein Wort von dem was er sagte. Höllenkönigin? Beatrice?

Begriffe und Namen, die ich nie gehört habe und ich konnte von mir behaupten, dass ich einer der bestinformierten Wächter war.

Und ob dieses Ding wirklich so hilfreich war? Ich war skeptisch.

„Aber für euch, die immerzu noch im Dunklem tappen, ist dies sicher eine große Hilfe. Wenn du genau hinsiehst wirst du sehen, dass ein paar lose Blätter darin liegen. Ich war so frei einige interessante Einträge zu übersetzen.“ „Wieso helfen sie mir überhaupt? Was haben sie denn davon?“ „Meinen Spaß.“

Ich gestand, mir wäre beinah die Kinnlade zu Boden gefallen. Ich wollte nicht glauben, dass das sein Ernst sein sollte. Es wirkte alles so irreal.

„Aber… der Leibhaftige… Denke ich das nur, oder sabotieren Sie ihn wirklich mit voller Absicht?“ „Mit ihm habe ich schließlich nicht mehr so viel zutun. Aber dass muss er nicht wissen.“ „Also arbeiten Sie für Voltaire und…?“, sagte ich weiter, aber Boris hob die Hand und schüttelte leicht den Kopf, was schon reichte mich wieder zum Schweigen zu bringen. „Auch nicht. Ich bin ein unabhängiger Mann. Voltaire und ich waren einst Kameraden, aber unsere Wege haben sich auf tragische Weise getrennt.“ „Tragisch…? Sind Sie ihm nicht in den Rücken gefallen?“, hackte ich misstraurig nach. „Alles Teil seines Planes. Wäre ich an seiner Seite geblieben, wäre es unser beider Ende gewesen.“

Boris. Dieser Mistkerl scheint Verdacht zu schöpfen. Er merkt, dass wir andere Ziele verfolgen. Und wenn er Wind davon bekommt, dass wir die Kraft der Bitbeasts und des Baum des Lebens für uns alleine nutzen wollen, sind wir des Todes. Nicht einmal Fortuna oder Letum würden uns aus dieser Lage helfen können.

Mich würde er weiter quälen, aber allein wegen dieser Freude wird er mich vermutlich verschonen. Doch Ihnen, als einfacher Mensch wird er nicht so gnädig sein. Tun Sie alles, damit er weiter glaubt Sie seinen auf seiner Seite. Verraten Sie mich, verraten Sie ich ruhig all unsere Pläne, begraben Sie all unsere Arbeit unter Asche, solange er im Glauben bleibt, dass Sie sein gehorsamer Diener sind.

Ich lebe nur noch um Buße für meine schweren Sünden zu tun. Sie haben noch ein eigenes, sündenfreies Leben. Setzen Sie das nicht aufs Spiel, nur weil Sie Mitleid mit mir haben…

„Doch frage ich mich… Ist es noch ein eigenständiges Leben, wenn man alles versucht um einem alten, bedauernswerten Mann von seiner Schuld zu befreien?“

Ein Hauch von Mitgefühl war in seiner Antwort zu hören und in mir kam die Frage auf, wieso zwei scheinbar normale Menschen auf solch eine absurde Idee kamen. Doch wenn ich darüber nachdachte, wie viele Menschen hatten in der Geschichte von einem Imperium, einem Kaiser oder tausendjährigen Reich geträumt? Sie waren alle größenwahnsinnig. Aber was hieß schon »Größenwahn«?

„Sie sind und Voltaire befreundet gewesen?“ „Er ist und war für mich immer nur mein Chef, wir sind zwei erwachsene Männer mit sehr unterschiedlichem Charakter. Aber es gibt Dinge, die uns nun einmal verbinden. Und irgendwann keimte aus der anfänglichen Abscheu das Bedürfnis, ihm zumindest etwas Frieden im Leben zu schenken. Gerade die Menschen, die man glaubt in und auswendig zu kennen, sind schließlich jene, die uns immer wieder überraschen.“ „Ich… kapier es nicht“, gestand ich und schämte mich. Aber mit Vorsicht. Dieser Boris, der nun vor mir saß und Curryhühnchen aß war nicht derselbe Boris wie vor einem Jahr.

Aber dennoch musste ich mir die Frage stellen, wer von den beiden nun der echte, und welcher der gespielte war. Machte er mir etwas vor, um mein Mitgefühl zu erspielen oder trickste er mich gerade dadurch aus, weil er sein wahres Wesen zeigte? Kompliziert, kompliziert…

„Du musst es nicht verstehen. Ich habe vor der Abtei als Krankenpfleger gearbeitet, es ist normal für mich Leute zu umsorgen, die ich eigentlich nicht ausstehen kann und mich anwidern.“ „Krankenpfleger…?“ „Auf der geschlossenen Station eines Krankenhauses. Alles schwache Menschen, die nur den Freitod sahen, um sich von Alkohol und Drogen befreien zu können. Eines der vielen, widerwärtigen Völker, die in meinen Augen Gottes Gnade nicht verdient haben.“

Schwäche war des Menschen größter Feind… War das nicht die Philosophie, die in der Abtei gelehrt wurde?

War es nicht eigentlich normal mit Schwachen Mitleid zu haben, weil ihnen die Kraft fehlte? Und Menschen, die an Selbstmord denken, ist da nicht eigentlich der erste Gedanken, wie man ihnen helfen könnte? Wie sie es schaffen könnten, über ihren Schatten zu springen und ihre Angst zu bekämpfen?

Diese Kälte die Boris dabei jedoch ausstrahlte hatte etwas Unheimliches an sich, etwas anormales. Die Abscheu für solch schwache Menschen war deutlich zu fühlen. Und auch nicht unbedingt nachzuvollziehen.

Boris war ein Geist mit verworrenen Gedanken, ich habe ihn niemals ganz verstanden… Aber wenn man sich mit ihm auseinandersetzte, seine Worte immer wieder durch den Kopf gehen ließ, konnte man ihn in manchen Dingen verstehen, wenn es einem auch schwer fiel.

Ich wollte diesen Mann um alles in der Welt besser verstehen.

„Erzählen Sie mir, Boris. Wieso sind Sie dann Krankenpfleger geworden, wenn sie die Menschen nicht leiden konnten?“ „Ich hatte kaum Geld um mir eine bessere Ausbildung finanzieren zu können und ich besaß bereits die geeigneten Fertigkeiten. Meine M…“

Er verstummte, sein Kopf wirbelte zur Seite, die Augen erstarrte. Er spürte etwas, und ich auch. Der stechende Geruch brannte in meinen Augen und in meiner Nase. Etwas näherte sich.

„Ich befürchte, wir bekommen Besuch. Es riecht deutlich nach Schwefel.“ „Dämonen?“ „Vermutlich“, antwortete Boris knapp und warf beim Aufstehen den Pappbehälter in den nicht weitentfernten Mülleimer. Er ging zum Bücherschrank und schob ihn zur Seite, indem er sich mit aller Kraft mit dem Rücken dagegen lehnte. Ich verstand erst nicht was er tat, bis ich in der Wand eine rechteckige Vertiefung sah. Boris drückte mit der offenen Hand einmal dagegen und die Vertiefung stellte sich schnell als eine Tür heraus, die einen dunklen Weg freigab.

„Ein geheimer Notausgang?“ „Euer Freund Mr. Dickenson war nicht dumm. Er hat gründlich vorgesorgt“, erklärte er, packte mich dabei am Arm und zog mich mit sich. Um genau zu sein, vor den Eingang des Geheimganges, in den er mich schließlich rein schob.

„Lauf den Weg einfach weiter, dann kommst in den Heizungskeller, von dort kannst du aus dem Hintereingang fliehen. Aber verhalte dich trotzdem unauffällig.“ „Ja… Danke, Bo…“

Die Tür fiel zu, ohne dass ich meinen Satz zu Ende sprechen konnte und hörte nur das schlürfende Geräusch des Schrankes, als dieser zurückgeschoben wurde.

Gerade rechtzeitig. Ich hörte, wie jemand in das Büro kam.

„Ah, Hallo Cherry. Wie ich sehe hast du dir immer noch keine guten Manieren aneignen können.“ „Für dich sowieso nicht. Und sag mal, hattest du Besuch?“ „Ja, Letum war hier. Doch es war nichts weiter wichtiges. Ich wollte von ihm wissen, wie es unserem alten Voltaire geht, man hört nichts mehr von ihm. Scheinbar trauert er irgendwo still und heimlich seiner Tochter und der liebsten Felizia hinterher. Oder vielleicht gar den beiden Wächtern. Wer kann das schon wissen?“ „Nur Letum? Ich spüre etwas anderes… Ein Elementarengel war hier. Astralwellen von jemanden, der die Luft beherrscht.“ „Selbstverständlich. Miguel geht hier schließlich ein und aus. Wenn du so skeptisch zu mir bist, da du keinerlei Sympathie für mich hegst, kannst du es auch sagen, Cherritte.“

Ich beschleunigte mein Tempo, ehe Cherry mich doch noch wittern würde. Doch ich konnte kaum glauben, dass Boris sie wirklich angelogen hatte. Und gut gelogen. Für mich? Warum?

Dieser Mann wurde mit jeder Minuten komplizierter.

Es dauerte, bis ich den Ausgang fand, oder zumindest dachte dass er es war. Das Ende des Weges wurde von einem Container versteckt gehalten. Ich sah kaum etwas, viel zu dunkel. Ich tastete mich daher durch den Raum, berührte dabei verschiedene Apparaturen des Heizungskellers, achtete aber darauf, dass ich nichts ein oder ausschaltete. Wie schnell würden hier dann Dämonen stehen.

Irgendwann ergriff ich etwas, dass sich wie eine Türklinke anfühlte. Ich zog sie runter, die Tür öffnete sich und frische Luft kam mir entgegen. Hier kam ich raus.

Ich hatte die BBA sicher verlassen, selbst der Ausgang lag im Schatten des Gebäudes verborgen, in einer Seitengasse. Ich war unbemerkt geblieben. Gott sei Dank. Falsch, Boris sei Dank, wenn ich den Beweggrund dafür immer noch nicht verstand. Vielleicht bei meinem nächsten Besuch, der folgen würde, wenn sich wieder die Gelegenheit bot. Zu oft war auffällig. Die anderen würden das nicht verstehen.

Etwas raschelte unter mir, als ich wieder lief und klebte an meinen Schuhen. Dünnes, bräunliches Papier mit einem Logo.

„Hm? Eine Tüte vom Mc Donalds?“

Und dann ging mir ein Licht auf. Die Tüte und das schmatzende Geräusch direkt über mir.

„Schau mal an, wer sich da verlaufen hat.“ „Der hat bestimmt rumgeschnüffelt.“

Genau über mir, schwebten zwei Dämonen, die Tüte war noch von ihrem Mittagessen gewesen. Ich fluchte innerlich heftig und überwund so meine erst entstandene Starre.

„Zieht bloß Leine!“, drohte ich ihnen, in meinen Hände begannen sich schon Blitze zu formen, die sie beseitigen sollten. „Denkste.“

Sie schossen beide auf mich, mit Energiebällen. Zum Ausweichen reichte es nicht mehr, einer ging daneben und sein Druck warf mich um, der andere traf mich an der Seite. Der hatte auch schon gereicht.

Ich wurde gegen die Wand geworfen, dabei wurde mein ganzer Körper gegen meine Schulter und den Oberarm gepresst. Ich rutschte von der wand ab zu Boden, kam aber nicht mehr hoch. Mein Arm tat weh… Ich bekam ihn nicht mehr hoch. War er etwa gebrochen?

Wieder versuchte ich ihn zu bewegen, aber nichts ging. Nicht einmal die Finger rührten sich.

Scheiße! Ich konnte nur mit beiden Armen richtig kämpfen, ansonsten würde ich zu leicht die Kontrolle über die Böen verlieren. Aber versuchen musste ich es.

„Nimmt das!“

Mit meiner gesunden Hand zielt ich auf sie, der Wind, den ich aber auf sie feuerte wehte in alle Richtung und warf nicht nur sie, sondern auch mich in die Luft und dann unsanft zu Boden.

Doch ich war schneller als die beiden Gestalten. Mit Mühe sprang ich wieder auf und rannte in die erstbeste Richtung, meinen verletzten Arm du das Tagebuch dabei haltend.

„Na, warte, du kommt nicht weit!“ „Holen wir uns noch Verstärkung, dann wird‘s lustiger.“

Ich rannte schneller. Mit dem Arm konnte ich mich kaum wehren. Und mit den Dämonen im Nacken konnte ich nicht in die Innenstadt. Niemand wusste, wo ich war, mein Handy hatte ich schrottreif gemacht, als ich es nur schief angesehen hatte. Konnte es noch besser werden.

Vorsichtig war ich die Seitengassen entlang geschlichen, Ausschau haltend nach Menschen und Dämonen. Doch weder das eine noch das andere kam mir entgegen. Irgendwann stand ich plötzlich vor einem Drahtzaun, der die Straße vom Schrottplatz trennte. Nervös schaute ich nach links und rechts. Kein anderer Weg, den ich nehmen konnte, alle waren Sackgassen.

„Tja… Dann wohl ab durch die Mitte.“

Da ich nicht darüber klettern konnte, hatte ich nur die Möglichkeit mich selbst abzufeuern. Mit dem Rücken zum Schrottplatz gedreht, richtete ich meine Hand auf den Boden und schoss mich selbst mit einem kräftigen Windstoß in die Luft.

Im hohen Bogen gelang ich über den Zaun, landete aber unsanft in einem Müllberg aus alten Metall. Der Schmerz pochte in meinem Arm und ich konnte den Schrei im letzten Augenblick noch unterdrücken. Doch mein Winseln und Jammer nicht und die Tränen, die dabei aufstiegen.

Direkt neben mir landete schließlich das Tagebuch. Dämliches Ding.

„Seiji? Hey, bist du bei Bewusstsein?“, fragte mich eine Kinderstimme. Zwei hellblaue Augen sahen von oben auf mich herab, die ich gleich erkannte.

„Tsubasa? Wie hast du mich gefunden?“ „Ich hab deinen Schmerzenschrei durch den Ätherstrom widerhallen hören. So konnte ich dich schnell finden“, erklärte sie, als ich mich aufrichtete und dabei schaute sie auf meinen Arm, der schlapp dahin und das mein Blut mein Ärmel verdreckt hatte. „Lieber Gott, Seiji, was ist passiert?“ „Keine Zeit für Antworten. Nimm das und bring das zu den Anderen!“, sagte ich hektisch und drückte ihr das Tagebuch in die kleinen Hände, dabei stieß ich sie fast zur Seite. „Und du? Nimm meine Hand, ich nehm dich mit.“ „Nein, dass merken sie wenn du deine Kräfte benutzt und dann folgen sie uns. Sollen sie mich weiter jagen, sieh zu, dass du unbemerkt wegkommst und hol jemanden.“

Mitfühlend und unter ihren eigenen Zwang konnte sie es nur schaffen, sich vor mir aufzulösen und sich somit auf den Weg zu den anderen zu machen.

Die Dämonen wussten nicht, wo wir wohnten. Sie sahen nur Astralwellen, und die Häuser verbargen diese, egal von wem sie waren. Aber wenn Tsubasa mich mitnehmen würde, hätten die Dämonen die Witterung aufgenommen und dann wären sie alle bei uns zu Hause, vor unserer Haustüre, mitten in der Stadt. Zu riskant.

Sie war kaum verschwunden, als ich mich hinter eine Ecke verkroch, zwischen ein paar alte Mülltonnen schleppte, begleitet von dem Schmerz in meinem Arm.

Der Schwefelgeruch wurde immer stärker. Sie waren nah. Verdammt nahe.

„Und Chefin, wie sieht es aus? Sollen wir die Suche abbrechen?“ „Auf keinen Fall! Die halbe Portion kommt nicht weit. Den kriegen wir und dann reißen wir ihn in Stücke.“

Mariam‘s Stimme… Sicherlich waren Miguel und Mathilda auch in der Nähe. Mit drei Jägern hatte ich alleine schlechte Karten. Noch blieb ich unbemerkt und sie liefen an mir vorbei.

Ich hoffte, sie gaben auf. Aber sicherlich fanden sie mich bald. Mein Arm und mein Kopf tat weh, der Schmerz lähmte meinen Körper. Ich saß wohl fest.

Und wenn ich nicht weg kam, würden sie mich irgendwann finden.

Scheiße! Tsubasa, mach bitte schnell!

„Jetzt haben wir dich. Sohn Raphaels.“…

die Höllenkönigin - Teil 2

Zum Thema: Endlich darf ich auch mal wieder singen!

Manch einer wird das Lied, dass seit Kapitel 10 sein Unwesen treibt erkennt haben. Alice Human Sacrifice ist einer der bekanntesten Songs von Vocaloid und ich krieg jedes Mal Gänsehaut, da es wie ein derbes Kindermärchen wirkt.

Wo wir schon bei Märchen sind, Mèline, die hier erwähnt wird basiert teilweise der Märchenfigur auf der „Jungfrau Maleen“ in dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm (zudem heißt das Märchen im französischen Princesse Mèline). Maleen‘s Leidensweg im Turm habe ich für Mèline verwendet.

Der Turm allerdings, in dem Mèline eingesperrt wurde und die Geschichte ihres Erscheinens bei Nacht basiert auf einer Legende aus meiner eigenen Heimatstadt.

Interessant sind auch bestimmte Daten. Am 01.04. soll Luzifer angeblich in die Hölle verband worden sein. Auch zu beachten wäre der 18.11. An diesem Tag war der Buß- und Bettag.

Beatrice‘s Herrschaft in der Hölle betrug 40 Jahre, bis sie merkte, dass etwas nicht stimmte. Die 40 ist die Zahl des Todes.
 

- Die Höllenkönigin - Teil 2
 

Erde…
 

- 07.01.1663

Dieses Buch, das Hinterbleibsel eines meiner vielen Stammkunden. Ein naiver, dummer Wicht. Er glaubte, ich könnte ihm gehören. Meine Kunden wurden eifersüchtig auf ihn, sahen ihn als Bedrohung. Sie brachten sich alle gegenseitig um. Dumme Männer. Ich wäre niemals ihr Eigentum geworden.

Ich gehörte zum Gefolge Gottes, ich bin heilig, auf Ewigkeit. Auf verfluchte, ewige Ewigkeit. Ich habe Flügel, doch sind sie gebrochen. Ich kann nicht fliegen. Ich bin frei und dennoch gefangen. Mich bekam niemand hier weg.

Alle Besitztümer der Opfer wurden verkauft. Nur dieses leere Buch riss ich an mich. Er hatte mich eh nie bezahlt. Da war dies hier das Mindeste.
 

- 15.04.1663

Erfreut sehe ich mir die Goldstücke an, die von Tag zu Tag mehr wurden.

Ein Freudenmädchen zu sein war zwar widerwärtig, aber sicher. Ich hatte wichtige Kunden, Mitleidende und meinen Herrn, würde mir jemand zu nahe kommen, würde ich beschützt werden, solange ich dazu bereit bin, eine Gegenleistung zu bringen.

Doch hatte ich jede unnütze Moral abgelegt. Zum Überleben brauchte man keine Moral, hier in den Bordellen, verlassen von den sanften Lichtern Paris.

Schließlich war ich auch bereit, eine Frucht der verbotenen Bäume zu kosten.

Letum hatte mir diesen Gefallen getan. Er war ein Widerling der aus Angst den Boden küsste, über den der Allmächtige ging.

Ein stolzer Engel und heimtückischer Kämpfer war er, doch bei der Macht Gottes zitterten ihm die Knie. Das man seinen wahren Namen vergaß hatte er verdient.
 

Vielleicht hatte er es ja auch nur getan, um mich leiden zu sehen.

Jede Frucht eines Sefirot hatte seine Tücken. Adam und Eva mussten die des Baumes der Erkenntnis am eigenen Leib erfahren, ebenso wie ich die des Baumes der Schönheit, dem Baum Tifereth. Ja, die Frucht macht mich unbeschreiblich schön, die Männer verzerren nach mir. Sie alle wollten mich. Ihre Begierden bedeuteten für meine Herren Geld. Geld bedeutete für mich Überleben.

Ich bekam Schutz, ich bekam alles, so viel ich wollte. Doch wollen sie nur meinen Körper. Ich bin ein reines Lustobjekt.
 

- 18.06.1663

Mèline kam spät zurück, doch wieder hatte sie Blumen für ich mitgebracht. Sie hatte es den Leute in der Stadt geklaut, hier in der Umgebung fand man solche schönen Blumen nicht.

Mèline, Mèline ist alles was ich hatte, meine Sonne in dieser kalten, dunklen Welt. Wenn ich ihr doch nur hätte sagen können, wer ihr Vater war. Von wem sie ihr süßes Gesicht und ihre schönen Augen hatte.

In dieser Tätigkeit dem Ruf der Fortpflanzung zu folgen, war nicht schwer. Und wie viele meiner Vorfahren hatten sich schon verkauft, nur um für Nachkommen zu sorgen? War‘s du zufrieden darüber, dass wir uns verkauften, du heilige Königin und du, großer Vater?

Eine widerwärtige, aber notwendige Tat, wie Hamaliel immer gesagt hatte. Diese Narrin hatte doch keine Ahnung, sie konnte ja auf ihren Thron sitzen, bis sie verrotten würde, wie alle Engel. Sie ist immer noch zu dumm, um meine Situation zu verstehen. Warum sollte sie auch? Ich war nur eine Hure. Gott hatte kein Erbarmen mit mir.
 

- 21.12.1663

Mein Sohn war tot. Ich hatte ihn vor wenigen Stunden geboren, doch war es zum dritten Male nur ein Mensch. Ich hatte nie Gefühle für meine Söhne gehegt, doch der Trieb einer Mutter ihr Kind zu behüten konnte man nicht verdrängen, so sehr ich es wollte.

Doch nun war er tot. Dieses arme Bündel, dass nicht einmal die Welt sehen durfte, sein junges Leben sofort verlor, in den dunklen Schatten, außerhalb von Paris.

Erfroren auf dem eisigen Boden, und ich, ich konnte nur zusehen. Blut im Gesicht, die Arme an einen Baum gebunden, um mich herum die lachenden Dämonen die über mein Leid spotteten. In meinen Ohren immer das Geschrei meines kleinen Jungen, auch als es längst verstummte.

Erst als der Tag anbrach wurde ich von Reisenden gerettet. Für mein Kind war alles zu spät.
 

War das gerecht? Was konnte ein Kind dafür, ein unschuldiges, sündenfreies Kind? Es hatte doch nichts getan? Ist das etwa das Gesetz Gottes? Ist das die Nächstenliebe von der man immer predigte? Ist es das, was du willst, Gott? Ist es das?! Sieht so dein krankes Paradies aus?!
 

- 28.12.1663

Ich will sie alle nicht mehr sehen. Diese selbstverliebten Engel, die unser Leid nicht verstanden. Ich verkaufte mich, meine Würde ist gestorben. Mein Körper schwer und wund.

Die Engel verstanden uns nicht und unser Leid. Ich hasse sie.

Der heilige Vater, der mich und meine Leibesfrucht alleine ließ in der Dunkelheit von Paris und der Welt. ICH HASSE IHN!
 

- 24.03.1664

Ein neuer Kunde trat in unserer Runde, komplett umhüllt in schwarzen, edlen Stoffen. Er sprach nicht, sah niemanden an. Nur auf mich kam er zu und ergriff meine Hand. Eilig verschwand wir in meinem Zimmer, in dem ich schon mit so vielen Männern die Nacht verbracht hatte.

Doch mein schöner Körper beeindruckte ihn nicht. Er entblößte sein Gesicht und als ich seine schwarzen Augen sah, schwarz und tief wie die Nächte, wusste ich, wer er war.

Ich fürchtete mich, und doch war ich von ihm angezogen. Er sagte, er wolle mir helfen. Er verstünde mich. Ich traute ihm nicht. Doch ich versprach, ihn wieder treffen zu wollen. Seine Lippen küssten erst meine Hand, als wäre ich ein adliges Fräulein, dass diese Geste verdient hätte, und dann meine Lippen.

Ich ließ es mir gefallen. Und Sacré hatte alles gesehen.
 

-

Sariel, Sariel, du dummer Engel, die ganze Zeit hatte meine Schönheit dich verzaubert. Sacré. Heilig. Für mich warst du heilig, deswegen nannte ich dich auch so, auch wenn du es hasst.

Ich hatte ihn gern, auch wenn er dumm ist. Ich habe ihm Verstand und Unschuld geraubt und selbst dafür liebt er mich, dieser dumme Junge.

Doch das ich dem Leibhaftigen dienen wollte, verzieh er mir nicht. Er hatte mich an die hohen Engel verraten. Ich habe es verdient.
 

- 25.03.1664

Mèline ist verschwunden. Als ich in mein Zimmer kam war sie nicht mehr da und ich wurde fast ohnmächtig.

Die Engel hatten sie mitgenommen. Fortuna hatte mir alles gestanden. Hamaliel verriet mir nichts. Megami gab sie mir nicht wieder.

Es war zum Kampf gekommen. Viele wurde verletzt, die Elemente erfüllten die Luft. Ich verlor durch die Engel mein rechtes Auge. Ein Engel verlor durch mich zwei seiner Finger. Ich lachte ihn aus. Ich lachte sie alle aus.

Und schneller wie aus Heute Morgen wurde, waren meine unsichtbaren, nutzlosen Flügel schwarz geworden.

Ich verlies die Familie. Ich verlies den Weg Gottes.

Am Tor der Hölle hatte er auf mich gewartet, jener, der sich Leibhaftiger nannte, die Hölle regierte und mich zu seiner Gemahlin machen wollte.
 

- 01.04.1664

Die Hölle war schwarz. Meine Seele mit ihr. Gehenna war mein Reich. Dämonen, die mich einst jagten, gehorchten nun meinen Befehlen.

Gott hatte sich von mir abgewandt. Sollte er, ich wollte seinen Segen nicht. Meine Familie interessierte mich nicht, die Engel noch weniger. So viele die mir in den Weg kamen, verloren durch mich ihre Flügel und ertranken in ihrem eigenem Blut.

Sie erzitterten vor mir, vor mir, der Königin der Hölle. Der Name Beatrice Misaki geriet in Vergessenheit.

Sie alle bebten vor Angst. Wie sehr sie erst zittern würden, wenn ich Luzifer zurück holen könnte.
 

- 04.09.1704

Mein Gemahl verschweigt mir irgendwas. Er behauptet, unseren Plan Luzifer zurückzuholen könnten wir noch nicht umsetzen. Die Zeit erlaubte es noch nicht. Es war zu früh. Ich verstand es nicht.

Woher wusste er nur so viel über den Fürst der Hölle? War mein Gemahl nur sein Diener gewesen? Was geschah damals?

Er sagte nichts. Cherry sagte mir nichts. Letum, den einzigen Engel den ich jemals wieder sah schwieg vor Reu und Scham.

Ich werde weiter nachforschen.
 

- 05.09.1705

Noch immer war ich erfolglos und unwissend. Mein Gemahl verhielt sich ebenfalls merkwürdig.

Vor kurzer Zeit hatte er einen unbekannten Namen ausgesprochen.

Haniel. Ein Engel? Doch welcher Engel war sie?
 

- 12.10.1705

Meine Forschungen trugen endlich Früchte. Das Tor der Todesschatten, die Erinnerungen der toten Seraphim, die nach alten Mythen in der Erde Gehennas gefangen sein sollen, hatten mir alles eröffnet.

Als hätte ich selbst vom Baum der Erkenntnis gegessen öffneten sich meine Augen. Ich schien zum ersten Mal in meinem Leben an wirklich zu sehen, durch das Wissen, dass durch die Erde in mich geströmt war.

Ich wollte es vergessen.

Es war ein widerwärtiges Wissen, etwas was man eigentlich gar nicht wissen wollte.

Oh Herr, verzeiht mir.

Hätte ich doch nur gewusst, wie groß Eure Liebe zu uns ist, auf diese bedauernswerte Art. Oh Gott, habe Mitleid mit so einer Unwürdigen wie mir.

So konnte ich nicht nach Scheol zurück. So konnte ich meinem Gemahl nicht gegenübertreten.

Ich habe so große Angst.
 

- 20.10.1705

Mèline ist tot. Ich weiß es seit einigen Tag, aber mir wird immer noch schwindlig, wenn ich daran denke.

Ich hatte die Dämonen darüber tuscheln hören. Ich schämte mich für mich selbst, dass ich den Namen meines eigen Fleisch und Blut nicht sofort erkannt hatte.

Nun war sie fort. Für immer.

Mèline…
 

- 27.10.1705

Nach so vielen Jahren schien mir Assiah so fremd und unnatürlich. Doch ich wollte den Ort sehen, wo Mèline starb.

Sie war in Deutschland groß geworden, bei einer adligen Familie. Warum sie so ein grausames Schicksal ereilte war wohl eine Intrige der Dämonen gewesen. Ihr Geliebter wusste nichts, er ist mit dem gemeinsamen, heimlichen Kind durchgebrannt.

Ich wollte meinen Augen nicht trauen, als ich den Ort des Todes fand.

Ein alter Turm aus dicken Stein, ohne Fenster und ohne Tür. Man hatte sie eingesperrt, bis sie verhungerte und rund herum spielende Kinder, die unheilvoller Lieder sangen über das Schicksal der ehemaligen Gefangenen.

Kling, klang, kloria, wer sitt in dissen Toria?

Dar sitt en Engelsdochter in, die kann ik nich to seen krygn.

Die Dörfler sagten, es war ein Befehl des Landherrn gewesen, der glaubte, dass sie eine Hexe sei. Brennnesseln, die in den Turm hineingewachsen waren aß sie bis zu ihrem Tode.

Des Nachts sollte sogar noch ihr Geist auf der Spitze des Turmes stehen und um Hilfe flehen.

De Muer, de will nich bräken, de Steen, de will nich stechen.

Hänschen mit de bunte Jak, kumm unn folg my achterna

Die Dorfleute nahmen mich für wenige Tage bei sich auf, als ich nach ihrer Geschichte zusammenbrach.

Ich hätte es verhindern können… Wieso war ich nicht bei ihr? Wieso habe ich ihr nicht helfen können?

Mèline…
 

- 30.10.1705

Ich kehrte zurück nach Gehenna, behielt mein Abenteuer aber für mich. Ich weinte nur. Ich hörte Stimmen. Es war der Gesang der Kinder. Ich höre es überall, aus allen Wänden.

Sie waren überall! ÜBERALL!!!
 

-

Kling, klang, kloria, wer sitt in dissen Toria?

Dar sitt en Engelsdochter in, die kann ik nich to seen krygn.

De Muer, de will nich bräken, de Steen, de will nich stechen.

Hänschen mit de bunte Jak, kumm unn folg my achterna
 

-

Kling, klang, kloria,

wer sitt in dissen Toria?

Dar sitt en

Engelsdochter IN, DiE kaNN

ik nIch TO seEn krYgn.

De MuER, de

will nich brÄkEN, de StEEn, DE wILl

NIcH StECheN.

HÄnsCHen mIT dE

BuNTe JAK,

KUMM

UNN

FOLG

MY

ACHTERNA
 

-

… klang, kloria… …

… Toria…

… stechen..

… … … hier im Wunderland.

… … Alice war Königin im Land…

Alles zu verlier‘n…

… … für immer zu regier‘n.
 

- 14.11.1705

Ich hatte mich in mein Zimmer geschlossen, aus Angst vielleicht getötet zu werden. Ich hatte etwas schrecklich erfahren und fürchtete, mein Wissen würde nun mein Ende sein. Warum nur, warum war ich nur so neugierig gewesen? Und nun wusste ich alles, als ich meinen Gemahl belausche und Worte aus seinem Mund hörte, die nie für mich bestimmt waren.
 

Luzifer, ich weiß was mit Luzifer geschehen war. Er ist nicht in der Hölle, wie ich geglaubt habe. Er ist auf der Erde.

Und sie suchen den Schlüssel. Zwei Schlüssel. Der tote Engel und die fünf Tiere. Die fünf Tiere, die einst an oberster Stelle standen und den Schlüssel zu Atziluth hatten und die auf Erden nun Gottheiten waren.

Und Gott. Ich wusste wer Gott war. Und der Baum des Lebens. Und dass das legendäre Sefirot Kether nur eine Lüge war, vielleicht ein Traum, der nie Wirklichkeit werden würde.

Das Kether ist nur ein Fluch. Eine grausame, herzlose Existenz.

Der Gesang der Kinder wurde lauter, kling, klang, kloria.

Ich muss weg, ich muss weg!
 

- 15.11.1705

Ich habe Haniel gefunden. Ich habe sie im Styx gesehen, als ich floh. Sie war schön, eine traurige Schönheit.

Destati. Destati.

Nur das sang sie, zu mehr hatte sie keine Kraft mehr. Charon verriet mir was war. Und was Luzifer einst mit ihr tat, obwohl sie ihm so nah stand, näher wie jeder. Sie war doch… Nein, ich konnte das nicht aufschreiben, ich wollte es nicht glauben, wie furchtbar, wie man so etwas furchtbares tun konnte.

Kein Wunder, dass Megami uns Erdwächter hasste. Unsere Gesichter waren Uriel‘s Gesicht. Und Uriel‘s Gesicht war das Haniel‘s. Wie furchtbar es für sie war immer wieder in dieses Gesicht schauen zu müssen, wie sehr sich ihr von Wut getränktes Herz dabei verkrampfte. Wie sehr ich mich verkrampfte, als ich begriff, dass ich so wenig Ahnung hatte.
 

- 18.11.1705

Krank. Sie waren alle krank! Die Engel, die Dämonen, der Himmel und die Hölle, dieser ganze Krieg hatte uns alle vollkommen wahnsinnig werden lassen, sogar Gott selbst, nur für einen wahnsinnigen Traum aus dem niemand erwachen würde.

Destati, Destati.

Ich war nun ein Dämonen. Ich hatte getötet und mein Bedürfnis nach Freiheit, nach Größe, nach Anerkennung hatte mich zerfressen. Nein, das ist gelogen. Es ist eine Gier, eine Sucht, die mich dazu gebracht hat über Leichen zu gehen. Ich hab mich selbst zum Dämon gemacht. Oh Herr, vergib mir.

Meine Flügel sind nun schwarz, ich kann nicht mehr zurück.

Cherry weiß wo ich bin. Und er weiß es auch.

Unter meinen Rock habe ich einen Dolch, für den Fall, dass es zum Äußersten kommen sollte. Vor dem Tod habe ich allerdings keine Angst. Bin ich überhaupt noch am Leben?
 

Mèline, Mèline, bitte darf ich dich im Patrum wiedersehen.


 

„… SEIIIIJIIIIII!!!“

Ayako‘s Schrei durchbrach das Schweigen der Nacht und riss und ich verlor beinah den Halt, als ich spürte wie unruhig das klein bisschen Wasser in der Luft war. Die Luft roch nach Blut. Der dreckige Boden des Schrottplatzes rot. Ich weiß nicht, was passiert war, doch glich das Bild einem Massaker. Ich war froh, dass wir Rika, Kazu und Yochel bei mir zu Hause gelassen hatten, damit sie sich um die verletzte Tsubasa kümmern konnte. Das hätte ich ihnen zumuten sollen.

Ich wusste nicht, wie Ayako hiervon erfahren hatte, doch ich wünschte, das Schicksal hätte ihr diesen Anblick erspart.

Seiji lebte, wenn es auch ‘nem Wunder glich. Er war ohne Bewusstsein und sah aus, als wären wilde Tiere über ihn hergefallen und hätten ihn zerfleischt.

„Seiji… Bitte sag was.“

Ihre dünnen, blassen Arme hielten seinen Körper fest, der nur von zerfetzten Klamotten und getrocknetem Blut umhüllt war. Und direkt neben ihnen nur qualmende, kleine Krater und Mariam, die ein blutverschmiertes Katana in ihrer Hand hielt.

Ich hörte Hilary, wie sie nach Luft schnappte sich beide Hände gegen den Mund schlug. Auch bei ihr wäre es lieber gewesen, sie hätte das nicht gesehen.

„Was habt ihr mit ihm gemacht?“, schrie Ayako Mariam an, aber ihr Weinen dämpfte ihr schreien viel zu sehr. Fast Geistesabwesend, aber fest auf Ayako blickend, rümpfte sie die Nase und wisch sie kleine, rote Flecken aus dem Gesicht.

„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ „ELENDE LÜGNERIN!!“

Luftströme, die wie Bomben vom Himmel niederprasselten trafen Mariam vollkommen unerwartet. Der gesamte Dreck vom Boden hatte sich in der Luft verteilt. Mariam war durch die Kraft gegen einen Berg aus alten Blech geflogen, rappelte sich aber langsam wieder auf.

„AKIRA, SEI VERNÜNFTIG!“, hörte ich meine Mum schreien, die auch vor Akira stand. Onkel Sato stand hinter ihm und hielt ihn fest, indem er die Arme unter seine klammerte. Doch so wie Akira tobte und Mariam fixierte wie ein wildes Raubtier, kostete ihn das alle Mühen und Kraft. Meine Mutter übersah er dabei vollkommen.

„DU BIEST!!! Du behauptest so etwas Unverschämtes, obwohl das Blut meines Sohnes an deinem Schwert klebt!?“ „Er ist selbst Schuld!“, behauptete Mariam, ihre Worte waren voller Kaltherzigkeit und sie sah verachtend zu Seiji und Ayako, während sie das Katana mit einem Tuch abwischte.

„Ich weiß, dass er sich zu Boris schleicht und lieb tut, um ihn auszuhorchen. Er soll ja nicht vergessen, dass wir noch Feinde und keine Seelenkameraden sind, wie er Boris weismachen will. Oder vielleicht gar umgekehrt. Ich weiß ja nicht, was dieser Mann damit bezweckt, aber das Spiel hat langsam ein Ende.“

Ich ergriff abrupt Kai‘s Hand, als Boris‘ Name fiel. Seine Hand war ungewöhnlich kalt und erdrückte fast meine eigene. Was hatte denn Seiji mit Boris zu schaffen? Das musste ‘ne Lüge sein. Er wusste doch, wie Boris war. Egal was Mr. Dickenson uns erzählt hatte, Boris konnte und durfte man nicht trauen. Dass wusste Seiji doch. Er wusste es und dann so etwas?!

Hatte er sogar Boris etwas über uns erzählt? Haben sie etwas zusammen ausgeheckt, ohne unser aller Wissen?

„Einmal habe ich ihn entkommen lassen. Doch dies hier war einmal zu viel.“ „Denke nicht einmal im Traum daran!!“, keifte Akira wieder, dabei schlug er Sato den Ellenbogen ins Gesicht, Mum rannte er regelrecht über den Haufen.

Mariam holt bereits mit ihrem Angriff aus, Akira zum Kontern, doch eine Mutter fing ihn noch rechtzeitig ein, ehe er noch in die Klinge laufen würde. Auch Teru versperrte ihm den Weg, bis Sato wieder im Griff hatte.

Mariam‘s Katana-Klinge hing noch immer der Luft. Ihr hatte sich Max in de Weg gestellt. Verachtend sah sie ihm ins Gesicht, während er seinen Blade regelrecht unter die Nase hielt.

„Ich an deiner Stelle würde mich nicht bewegen.“ „Wag dich mir zu nah zu kommen, Prinzesschen“, fauchte sie Max an und richtete das Katana nun auf ihn. „Ich habe nie behauptet, dass ich euch verschone, nur weil ihr euch schön raushaltet. Ich bin unberechenbar, merk dir das.“ „Du bluffst nur, dass sehe ich dir an.“ „Willst du das Risiko eingehen?“ „Nur wenn du dich traust“, konterte Ray und mit Tyson, der sich noch neben Max stellte und, bewaffnet mit entschlossenen Blicken sich Mariam entgegenstellten. Vor ihr waren nur also alle Bladebreakers.

Hinter ihr merkte sich, wie wir Wächter uns versammelten und sich die Elemente in der Luft bewegten. Einzig Kenny und Hilary standen ein wenig eingeschüchtert und ratlos hinter Kai, zum ihm hatte Mariam den längsten Blickkontakt. Ich wusste nicht was sie dachten, doch während ich zwischen meiner Mutter und meinem Cousin stand, die beide versuchten Akira zurückzuhalten, hatte ich eine merkwürdige Ahnung in mir aufgebaut.

Irgendwas zwischen ihnen war… gleich. Die beiden könnten zwar unterschiedlicher nicht sein, abgesehen von dem Punkt, dass sie beide sehr grobherzig waren. Aber es war ein Gefühl, ähnlich wenn man zwei Personen sah, die zwar Zwillinge waren, aber so gar keine Ähnlichkeit besaßen und man es deswegen gar nicht glauben konnte und wollte.

Mariam begann zu kichern, als sie aufgehört hatte Kai anzufunkeln und widmete sich allein den Bladebreakers. Aus der Tasche ihres Kleides zog sie ihren eigenen Beyblade heraus und befestigte ihn an ihrem simplen Starter, der sich in der anderen Tasche befand.

„Ihr wollt mich fertig machen? Na gut, aber dann kämpfen wir auf selber Ebene. Shark Crash wird sich freuen, wenn er euch verschlingt.“ „Also gut!“, schnaubte Max herausfordernd. Alle Bladebreakers hoben die Starter.

Vier gegen eine. Dennoch schien Mariam dies kaum Sorge zu bereiten.

„Drei, Zwei, Ein…“ „NEIN, STOPP!!!“

Mariam schreckt bei dem kommend Laut zurück. Sie zog zwar an der Leine, doch ihr Beyblade drehte sich so langsam, dass er von dem erst fremden Beyblade, der sich in das Kampffeld einmischte ohne Mühen weggekickt wurde.

Vor ihr und uns erschien plötzlich Mathilda, sie war von einem der Schrottberge zu uns hinuntergesprungen und stand stramm da wie ein Zinnsoldat.

„Was?! Mathilda, lass das, ich kümmere mich um sie!“ „Du hast genug angerichtet, Mariam. Ich kläre das jetzt, auf faire Weise.“ „Aber…“

Etwas an Mariam‘s Hals blitzte auf wie ein Blitz und nahm wieder Form an. Dieser Blitz war reflektiertes Licht gewesen, zurückgeworfen von einer weiteren Katana-Klinge.

Vereinzelte kleine Haarsträhnchen ihres blauen Haares, das bei diesem Angriff angeschnitten wurde tänzelte unbemerkt hinunter zu ihren Füßen und Miguel, dessen Waffe es auch war drückte die Klinge näher an die Haut.

Mariam rührte sich kaum mehr, sie war erstarrt wie ein Beutetier im Angesicht des hungrigen Löwens.

„Lass Mathilda das machen. Du hast deinen Spaß gehabt.“ „Du weißt genau, dass ich das nicht aus Spaß mache, Miguel…“ „Miguel…“, wimmerte Mathilda leise. Sie nickte ihm unauffällig zu und mit leichten zögern verwandelte sich seine Waffe in den goldfarbenen Stein zurück, der er eigentlich war.

„Schön, dass du vernünftig bist… Und du Mathilda, verpass ihnen ‘ne ordentliche Lektion.“ „Geht klar.“

Entschlossen trat sie näher, doch selbst durch die Erde konnte ihr Angstzittern spüren.

Was für ein merkwürdiges Mädchen. Wie wollte nicht kämpfen, hatte auf Angst davor… Warum tat sie es dann doch? Das passte doch nicht zusammen. Irgendwem machte sie etwas vor. Die Frage war nur wem.

„Ihr wollt unbedingt kämpfen? Dann gut, kämpfen wir beide!“ „Bist du sicher?“, fragte ich Tyson, immer noch mit de Gedanken bei Mathilda hängend, als er schon ganz euphorisch seinen Beyblade in die Luft hielt. „Na klaro. Lasst mich ruhig machen, ich zeig ihnen wer hier das Sagen hat!“ „Logo! Du machst das sicher. Zeig‘s ihnen!“, feuerte Teru ihn eifrig an und voller Selbstbewusstsein. Auch ich war überzeugt, dass Tyson leichtes Spiel haben würde.

Ich war niemand der voreilige Schlüsse zog, doch wenn ich die wenigen Begegnungen verglich und mich an Mathilda erinnerte, kam ich zu der für mich deutlichen Tatsache, dass sie von ihnen die Schwächste war. Das sie auch nicht kämpfen wollte, so wie sie es Kazue, Yochel und mir erzählt hatte, machte die Sache eindeutiger. Ein Spaziergang, so wie Tyson dachte würde es nicht werden, aber ich sicher, dass der Sieg auf unserer Seite war.

Aber vielleicht war ihre vermutlich gespielte Entschlossenheit doch noch zu beachten.

„Drei, Zwo, Eins, Let it Rip!“

Die beiden Beyblades kamen exakt gleichzeitig auf und auch in der fast gleichen Geschwindigkeit rasten sie aufeinander zu. Doch knapp vor dem Aufeinanderprall wisch Mathilda weit zur Seite aus. Tyson knurrte verärgert über das Scheitern, wendete und traf sie. Doch der Angriff war nicht frontal gewesen und so kreiste ihr Beyblade weiter vor ihm davon.

Man sollte nicht sagen dass Tyson die Oberhand hatte, aber so gesehen sah es für ihn einfach besser aus. Er war schneller als Mathilda‘s Blade. Er traf sie an und an und war überzeugt, sie irgendwann doch zu erwischen.

Ray, Kai und ich standen beinah in einer geraden Reihe nebeneinander und beobachteten dass alles skeptisch.

„Kai… denkst du genauso wie ich?“, fragte Ray, hochkonzentriert auf den Kampf. „Ja. Das ist zu einfach…“ „Inwiefern »einfach«?“, fragte Hilary Kai, als sie auf uns zuging. „Wenn die drei wirklich zu Boris gehören ist garantiert zu erwarten, dass sie einen ähnlichen Kampfstil wie die Demolition Boys beherrschen.“ „Und das heißt?“, fragte sie uns weiter. Wie Kai und Ray hatte auch ich schon damit angefangen wie gefesselt auf das Specktakel zu schauen, anstatt auf meine Freude mit denen ich mich unterhielt. Dennoch sah ich das Bild genau vor mir wie Hilary abwechselt zu uns und Tyson sah, Ray auf seinem Daumen nagte und Kai, leicht gesorgt aber so ernst die Augen leicht zusammenkniff.

„Dass das für Tyson schnell zu Ende sein kann, wenn er nicht aufpasst.“ „Du bist gerne pessimistisch, oder?“, sagte ich zu Kai und lachte, obwohl mir gar nicht danach war. Aber es half mir, diese Situation etwas gelassener zu sehen.

Vielleicht behielt ich ja auch mit meiner Theorie Recht. Zumindest hoffte ich das. Tyson hätte mir, so selbstbewusst wie er wirkte sicher zugestimmt.

„Tz. War‘s das? Da war ja selbst das Zähne putzen anstrengender.“ „Dann steigern wir den Schwierigkeitsgrad eben etwas. Los, Pierce Hedgohog. Zeig ihm, dass wir uns nicht so einfach geschlagen geben.“

Wieder ausgewichen.

Und ein weiteres Mal. Rechts, Rechts, links, rechts, zurück… War das etwa ihre Strategie, einfach abwarten? Oder wollte sie Zeit schinden? Für was?

„O-nee-chan, fällt dir etwas auf?“, fragte Ayako mich plötzlich ganz ernst. „Hm?“ „Mathilda… Ihr Beyblade weicht nicht aus. Er verfolgt immer wieder dasselbe Muster, siehst du das“, erläuterte sie weiter. Wo sie es nun sagte, hatte sie Recht. Es gab bessere Ausweichwinkel und es warne immer die selben Bewegungen. Links, rechts, rechts, links, zurück, links, rechts…

„Scheiße! Tyson, dass ist eine Falle!“, rief ich ihm zu. Zu spät.

„Poision Neegle!“

Gleißendes Licht trat in diesem Augenblick aus ihrem Blade und wie Nadeln flogen sie auf Dragoon zu. Er geriet aber nur leicht ins schwanken. Eine eher schwache Attacke also.

Ich wollte schon erleichtert aufatmen, bis Tyson begann zu schreien. Mit beiden Händen verdeckte er sein Gesicht.

„Tyson, was ist los?“, rief Ayako, er nahm daraufhin die Hände vom Gesicht. Sie waren trüb und starr.

„Ich… ich seh nichts mehr! Verdammt, was hast du gemacht?“ „Blindheit galt schon immer als beliebte Strafe unter den Dämonen und Engeln, wie in Sagen und Märchen. Keine Sorge, sobald der Kampf vorbei ist können du und dein Bitbeast wieder sehen“, erklärte Mathilda, klang dabei tatsächlich etwas… Sie klang wirklich, als empfände sie Reue für ihre Tat.

„Aber was sein muss, muss einmal sein. Auf los geht‘s los, Pierce Hedgohog!“

Erneut trat gleißendes Licht hervor, diesmal aber nicht in Form von Stacheln oder Nadeln. Wie eine Welle breitete es sich aus und selbst dem dem momentan blinden Tyson schmerzte es in den Augen.

Und etwas stieg aus dem Blade, etwas, dass wie ein monströser Igel aussah.

„Kenny, was ist das?!“ „Mathilda‘s Bitbeast!“, brachte er heraus, bis ihn die entstandene Energiewelle kurz zum Schweigen brachte. „Es ist ziemlich stark. Ist es etwa…“ „Ja, es ist ein gefallenes Bitbeast!“, ertönte Dizzi‘s Stimme aus dem Laptop. „Aber es ist anders wie die Bitbeasts der Demolition Boys. Durch Mathilda‘s Äther erhält Pierce Hedgohog unheimliche Kraft. Das ist aber noch nicht alles.“ „Was denn noch, Dizzi?“, sagte Kenny und hielt dabei seinen Laptop vors Gesicht, um dieses stechende Licht aus dem Gesicht zu bekommen. „Ich erinnere mich, dass es sieben gefallene Bitbeasts gab, die an oberster Stelle standen und die Anschläge auf die Bitbeasts des Chaioth ha Qadesh ausübten. Mathilda‘s Bitbeasts ist definitiv eins davon, diese erdrückende Kraft würde ich immer wieder erkennen.“ „Und die von Mariam und Miguel gehören sicher auch zu diesen sieben. Garantiert“, meinte Kenny überzeugt. „Also gehören sie wirklich zu Boris. Nur er wusste, wo sich die gefallenen Bitbeasts befanden“, erläuterte Mr. Dickenson ganz nervös, sein Gehstock begann in seinen Händen zu zitterten. „Und das, wo sie auch noch so stark sind. Die Bitbeasts der Demolition Boys waren doch schon harte Brocken. Aber dann noch einer der sieben Gefährlichsten.“

Ayako legte besorgt die Hände ineinander und beobachtete mit uns wie schwer es Tyson hatte im Rennen zu bleiben, trotz allem dass er überhaupt nichts sah. Alle seine Angriffe gingen ins Leere, hingegen Mathilda ihn immer mehr an den Rand kickte.

Wir hatten alle keine guten Ideen, auch ich nicht. Just in diesem Moment der Nutzlosigkeit, die ich für mich empfand sah ich zu meiner Mutter, die grade den Mund für eine Antwort öffnete.

„Ich wüsste vielleicht, wie er sie doch besiegen könnte.“ „Du?“, fragte ich überrascht, der quietschender Ton, den ich dabei von mir ließ war mir beinah schon peinlich. „Du hast doch vom Beyblade keine Ahnung, Mum.“ „Sicher, aber dass heißt nicht, dass ich keine Lösung hätte. Überlege doch einmal wo deine Schwächen im Kampf sind, Kisa.“ „Ich? Hier geht‘s doch gar nicht um mich.“ „Aber Mathilda und du habt doch etwas gemeinsam, es ist ganz simpel.“ „… Moment mal!“

Natürlich, dass hatte ich vergessen. Mathilda war ja eine Jägerin. Und ihr Element war Erde. Und das hieße vielleicht…

„Tyson, bring Dragoon zum schweben!“, rief ich ihm mühevoll zu, er schwang den Kopf zu mir zurück. „Zum was? Dragoon ist kein fliegender Teppich!“ „Tyson, überlegt doch. Dramania hatte das Erd-Element, da ich eine Erdwächterin bin. Mathilda ist eine Erdjägerin, also hat ihr Bitbeasts vermutlich das gleiche Element.“ „Und weiter…“, fragte er weiter. Er kam wirklich nicht drauf, was Hilary schließlich zur Weißglut brachte.

„Mensch Tyson, dass ist doch ganz einfach! Erde und Luft sind wie Feuer und Wasser! Mathilda‘s Bodenangriffe funktionieren bei fliegenden Gegner nicht!“ „Ach so… Na klar! Wieso kommt mir so etwas einfaches nicht sofort? Flieg, Dragoon!“

Dragoon gehorchte, wenn er vermutlich auch nichts sehen konnte wie sein Blader. Der Blade drehte sich schneller und ähnlich wie ein Hubschrauber hob er ab, sogar bis zu drei Metern über den Boden schaffte er. Der entstandene Tornado hielt ihn weiterhin oben, auch als der Spin wieder nachließ.

„Ha, seht ihr. Nun kommt Mathilda nicht mehr an ihn heran.“ „Und… wie will er jetzt angreifen?“, fragte mein Onkel interessiert, während er Dragoon beim Schweben zusah. Mein erfreutes Grinsen verflog sich.

„…Oh Shit, daran habe ich gar nicht gedacht.“ „Sehr intelligente Idee, Blondie. Und dazu noch, dass er sich nicht ewig dort oben halten kann“, bemerkte Teru zynisch und sah mir vorwurfsvoll an. „Aber… Könnte er nicht beim hinunterfallen angreifen und…?“ „Zu riskant“, fiel mir Kenny ins Wort. „Er müsste Pierce Hedgohog im richtigen Moment im richtigen Winkel treffen. Könnte er sehen, wäre dass nur halb so wild. Aber blind… ist das alles hier sehr schlecht aus.“ „Ich sehe gut aus, die Analyse ist schlecht“, verteidigte sich Dizzi aus ihrem Laptop. „Aber irgendwas muss er doch tun, wenn sogar dieses Risiko eingehen, sonst besiegt Mathilda ihn doch.“ „Entspann dich, Max“, meinte Tyson ziemlich lässig. Ich konnte nur unverständlich die Augenbrauen heben und mich fragen, wo dieses Vertrauen in sich selbst kam.

„Ich treffe sie garantiert.“ „Wie?“, fragte der Angesprochene, dabei ging es ihm nicht um eine Antwort, sondern um das Verständnis. Ob er sie wirklich von der Höhe, bei totaler Blindheit erwischte? Fraglich.

Der Wind ließ nach, der Spin blieb konstant, also bisher sah es ganz in Ordnung aus.

Und dann kippte der Beyblade um. Erst nur leicht zur Seite und man hoffte, er würde wieder Halt finden, doch je mehr der Wind nachließ, fiel er immer weiter, bis er »kopfüber« wieder zu Boden fiel.

„AAAAAHR, TYSON WAS MACHST DU?!?!“, brüllte Teru neben mir los und schlug die Hände über den Kopf zusammen. Mein Atem und mein Herz standen still, Ayako schlug die Hände vor den Mund und im Hintergrund hörte man, wie Kenny mit den Fingern eifrig auf die Tasten des Laptops schlug.

„Wenn er so aufkommt hat er gleich verloren!“ „Ich kann nicht hinsehen!“ „Wartet!“

Ich war mir erst nicht sicher, ob Akira wirklich etwas gesagt hatte. Er hatte sehr leise gesprochen, als müsste er selbst noch einmal über den Gedanken, den er im Kopf hatte nachdenken. Er verengte die Augen, bis er sie plötzlich wieder aufriss.

„Haltet euch gut fest!“, rief er uns allen zu, wir verstanden ihn aber zu spät. Ehe Dragoon aufkam, schien er kurz in der Luft stehen geblieben zu sein. Ein schneller und gewaltiger Wind wehte uns um die Ohren und riss uns alle von den Beinen.

Akira, der den aufkommenden Wind gespürt zu haben schien konnte dies noch abwehren und damit auch Ayako und Seiji davor schützen umgeweht zu werden.

Stöhnend und noch verwirrt saßen wir auf den Boden, sahen wir Dragoon, wieder auf seiner Spitze kreiselnd, langsamer wurde und schließlich zum Stillstand kam.

Wie hatte er das geschafft? Und dieser Wind… Er hatte wirklich jeden umgehauen, selbst Mathilda hatte er davon gefegt - mitsamt ihrem Beyblade.

„Was… war das?“ „Meine Gewinnerstrategie, Kenny“, bejubelte Tyson sich selbst und hob den Beyblade wieder auf. Seine Augen schienen wieder klarer. Sein Sehvermögen war wohl zurückgekehrt.

„Ich brauchte den Kopf, um genug Luft nach unten zu ziehen und Dragoon‘s Power hat den entstandenen Gegendruck verstärkt. So war es egal, ob ich sie treffe oder nicht.“ „Deswegen ist Dragoon in der Luft wohl auch umgefallen. Wäre er mit der Spitze aufgekommen, hätte er keinen Wind mit sich nehmen können, den er für den Gegendruck gebraucht hätte.“ „Na, gar nicht mal so übel? Da guckt ihr, Kathleen‘s Vorträge haben tatsächlich was genützt“, jubelte er, wir eher weniger. Wollte er damit andeuten, dass wir nicht zugehört hätten?

Doch ihm verging das Jubeln, als er auf seine Gegnerin blickte. Niedergeschlagen kniete sie neben ihrem Blade und schlurzte und weinte leise Tränen vor sich hin.

„Hey, bist du in Ordnung?“, fragte Tyson nett und vorsichtig, in Angst dass sie ihn vielleicht anschreien würde. Doch nichts kam von ihr.

Als er seine Hand nach ihr ausstreckte um ihr aufzuhelfen, kam Miguel dazwischen gerannt und schlug sie weg.

„Nimm deine Finger von ihr. Du hast genug angerichtet.“ „Was?! Ich hab doch nur…“, rechtfertige Tyson sich, kam aber nicht dazu seinen Satz zu beenden. Mariam hatte Mathilda inzwischen wieder aufgeholfen.

„Wir brauchen dein Mitleid nicht. Du hast gewonnen und fertig. Mehr gibt es nicht zu bereden.“ „Lass endlich gut sein, Miguel“, rief Mariam nach ihm, um seine Aufmerksamkeit wiederzugewinnen. Tyson stand wieder bei uns und schien ein wenig eingeschüchtert von den zornigen Blicken, die man uns zuwarf.

„Ignorier sie einfach und denk lieber an Mathilda, das wäre sinnvoller. Lass uns einfach gehen.“ „M-Moment! Wartet.“

Die drei blieben stehen und sahen auf Mr. Dickenson, der die ganze Zeit nur hinter uns gestanden und beobachtet hatte. Seine Blässe im Gesicht, die Seiji‘s Zustand verursacht hatte war verschwunden, wenn er auch ein klein wenig klamm wirkte.

„Sag Mädchen, du heißt doch Alster mit Nachnamen, oder?“, fragte er Mathilda sehr freundlich. Sie antwortete nicht. Doch ihre geschockte Reaktion schien ihm recht zu geben.

„Du hast die Wochen, nachdem deine Eltern starben bei Werner Alster gewohnt, oder?“ „Sie… kennen Opa?“, fragte Mathilda und Mr. Dickenson nickte ihr lächelnd zu. „Selbstverständlich, Werner ist ein guter Bekannter von mir. Ich habe ihn an dem Tag besucht, als du mit Beatrice‘s Buch verschwandst. Er vermisst dich sehr und sorgt sich. Es vergeht kein Tag, an dem er sich nicht fragt, ob es dir gut geht.“ „O… pa…“, wiederholte sie leise, nachdenklich berührte sie mit ihren Fingern die zitternden Lippen. „Lassen Sie Mathilda mit solchen Geschichten in Ruhe. Sie wollen sie nur verwirren!“ „Miguel…“

Mathilda‘s Hand verkrampfte sich um Miguels Arm und als würde der Druck eine beruhigende Wirkung besitzen, blieb ihm die Stimme weg. Er starrte dafür, wie auch Mariam, auf die Tränen, die aus ihren pinkleuchtenden Augen auf den Boden fielen.

„Mathilda…?“ „Ich… ich kann nicht wieder zu Opa. Wenn er erfährt, dass ich eine Nephilim bin… Er ist doch so gläubig und hat die Wächter unterstützt… Wenn er weiß, was ich bin, wird er mich hassen. Er würde niemals akzeptieren, dass ich die Nachfahrin eines apokalyptischen Reiters bin.“ „Ach, meine Güte, nun mal nicht übertreiben.“

Jemand berührte Mathilda an den Schultern und brachte sie damit zum Aufschreien. Apathisch warf sie sich in die schützenden Arme von ihren beiden Freuden, als sie den dunkelhäutigen Mann neben sich stehen sah, der sie alle drei angrinste, wenn Mariam und Miguel über sein Erscheinen nicht sehr erfreut schienen.

„Ein Reiter der Apokalypse zu sein heißt nicht unbedingt der Teufel persönlich… Wobei der Zusammenhang nicht all zu weit entfernt ist. Und manches war doch ziemlich geschmacklos.“ „Wer hat dich gefragt?“, keifte Miguel ihn mit scharfen Blicken an. Scheinbar kannten sie ihn und auch ich habe ihn schon gesehen. Doch ich kam nicht gleich darauf…

„Und was willst du überhaupt darstellen?“, schnaufte Tyson ihn an und ging einen schritt auf die vierer Gruppe zu. Doch dann wurde er von Kai zur Seite geschoben.

„Kai?“, rief ich und packte ihn dabei am Arm. „Wir kennen den. Kisa, wir haben ihn in Kyoto getroffen.“ „Und das war auch der Kerl der uns sagte, wo wir euch finden, als ihr in Babylon wart“, erläuterte meine Mutter ernst, sie half dabei Akira, seinen bewusstlosen Sohn auf den Rücken zu heben.

„Wieso hilft du uns… Und denen?“, fragte mein Onkel sehr misstraurig „Ich bin halt unparteiisch, oh große Sohn Michaels. Mir ist egal wem ich helfen soll, ob Engel, Halbengel, Nephilim oder nicht, wen interessiert‘s?“, sagte er vollkommen locker und schulterzuckend. Er war ein komischer Kauz, vertrauenswürdig wirkte er auch nicht unbedingt. Dafür aber auch nicht, als sei er eine Bedrohung, wenn er trotz geringer Körpergröße doch ein wenig maskulin wirkte.

Er zwinkerte uns allen zu.

„Und Letum ist übrigens mein Name. Ich bin ein Grigori, Engel des Todes und Herrscher des Hades. Meinen Diener Charon und meine Schwester Fortuna habt ihr ja ebenfalls kennen gelernt. Wir werden uns auch noch öfters sehen. Und wir vier verschwinden lieber ganz schnell, bevor jemand euer Versagen bemerkt.“

Sie verschwand augenblicklich, kaum dass er die Schultern von Mariam und Miguel berührt hatte. Nur ein Hauch von schwarzen Nebel und Schwefelgeruch gab Hinweise darauf, dass sie vor wenigen Sekunden noch vor uns standen.

Mr. Dickenson ging, ganz neben sich auf die Stelle zu, an der sie eben noch standen.

Akira sah ihm zu, ebenso weggetreten aber mit dem Verständnis für Mr. Dickenson in den Augen, wie der ältere Mann nach dem schwarzen Nebel griff, aber auch wieder gleich verschwand.

„Fortuna‘s… Bruder? Letum? Mr. Dickenson, wussten Sie davon etwas?“ „Nein… Nicht das Geringste. Wie immer…“…



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Kommentare zu dieser Fanfic (33)
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Von:  Dradra-Trici
2011-01-21T11:14:48+00:00 21.01.2011 12:14
Kathleen Misaki... I-wie mögen wir sie, auch wenn sie am Anfang etwas unsympathisch auf uns gewirkt hat^^
Leider haben wir grad nicht viel Zeit zum Schreiben, aber auch das Kappi hat uns wieder sehr gut gefallen!
Hoffentlich passiert Seiji nichts, tze seine Ayako einfach so in Sorge zurück zulassen... Unerhört! xD

bis dann mal wieder i-wann ^_^
glg
knuff*
Von:  Dradra-Trici
2010-11-02T17:19:24+00:00 02.11.2010 18:19
Und auch wir lesen mal wieder^^

Also, was es mit dieser Magen und Darm-Grippe auf sich hat, ist wirklich sonderbar... ôo
Wir fanden's nett, wie Hilary sich um die alle gekümmert hat, trotz ihrer schrecklichen Kochkünste xD
Als sie mitten in der Nacht gegangen ist und du ihre Tasche erwähnt hattest, dachten wir schon fast, dass sie i-was geklaut hat, waren das zu dem Zeitpunkt die Blades, oder hat sie sich die wann anders gehoöt? ö.ö
Schön jedenfalls, dass alle ihr wieder verziehen haben^^

Das Gespräch zwischen Kisa und Kai hat uns sehr gut gefallen, war schon fies, als Yochel und Serenity da einfach dazwischen geplatzt sind... xD

Ach?
Kazue und Yochel sind beide auf die Idee mit den 20 Runden gekommen?
Interessant, interessant^^
Da hat wer ähnliche Gedankengänge :P

Wie Ayako und Kazue Hil erwischt haben, sowie die Auseinandersetzung zwischen Mariam, Miguel und Mathilda mit ihnen und den Bladebreakers hat uns auch gefallen^^
Kazues Spruch zum Bladen war genial x)

Mariams Bemerkung bzgl Max war wirklich fies, aber er hat's ja zum Glück (!?) nicht so ganz umrissen... Hach, also Mariam sollte wirklich ein bisschen besseres Verhalten an den Tag legen - wir reden hier immerhin von ihrem Max! xD

Joa, jetzt haben wir hoffentlich alles angesprochen, was wir sagen wollten^^
Bis zum nächsten Kappi ! ^_^
Von: abgemeldet
2010-10-30T17:21:16+00:00 30.10.2010 19:21
Yeah.
Zum Glueck hab ich mal geguckt^^
Und es war cool^^
Die Tagebuch Ausschnitte waren so ziemlich interessant.
Aber was hat es mit der Luege ueber Kether zu tun?
Ich hoffe mal das klaert sich im weiteren Verlauf.
Ich fand den Wutausbruch von Akira sehr... ach keine ahnung. mir faellt das wort nicht ein. Aber die reaktion muss ich sagen, war schon angemessen. genau wie die von ayako^^

mehr weiss ich auch nicht was ich schreiben kann. bin ja auch grad bei meiner tante und es is laut... da kann ich nicht wirklich konzentriert lesen und kommentieren. aber geschafft hab ichs trotzdem^^

lg, sunny
Von:  Dradra-Trici
2010-10-30T07:38:23+00:00 30.10.2010 09:38
Endlich kommen wir auch mal wieder dazu ein wenig weiter zu lesen, sorry, dass das so lange gedauert hat! ó.o

„Ach, immer das Selbe im Hades. Da unten herrscht eine Laune, als sei jemand gestorben“
*lol*
Ach nee, echt jetzt? xD
Charon ist witzig^^
*den mögen*
Wie er dann die Mädchen angegraben hat, war sehr unterhaltsam xD
Ach ja, und wie Kai eifersüchtig geworden ist und sogar anfängt mit Steinen um sich zu werfen, war auch gut xD

Es ist lustig, wenn man den Namen des Erzengels Michaels liest, aber i-wie gewöhnt ist Michael mit englischer Aussprache zu lesen wegen Michael von den All Stars xD
Jedenfalls tun uns die Erzengel auch leid :/

Aber was will denn das Leibhaftige Böse von Kai!? ôó

Die Szene wie Amy Hilary gerettet hat, fanden wir sehr berührend ö.ö
Schön auch, wie Hil jetzt endlich an all das Übersinnliche glaubt, was sie vorher so vehement abgestritten hat.

Nyo, es bleibt jedenfalls spannend^^v

Von: abgemeldet
2010-10-11T20:11:57+00:00 11.10.2010 22:11
Alice Human Sacrifice!

Das wird ja immer interessanter. Höllenkönigin = Erdwächterin... Boris verhält sich... ehm. Keine Ahnung wie ich ihn jetz beschreiben könnte. Auf jeden Fall super. Und als Sacré meinte, er wolle Luna heiraten... Ich dacht ich fall aus allen Wolken. geht das da bei denen im Himmel überhaupt? Nja, ich wünsch den beiden auf jeden Fall Glück, denn ich find die beiden einfach niedlich.
Armer Seji... Ich hoffe er wird net schlimm zugerichtet.
Dann die Dämonen... sind das McDoof-Suchtis? Aber die vorstellung is schon amüsant. dämonen spaziern ma schnell in McDoof rein XD

Ich freu mich schon auf die nächsten Kapitel^^

LG, sunny
Von: abgemeldet
2010-10-11T19:12:10+00:00 11.10.2010 21:12
Yeah...
Next Chapter^^
Ich war doch schon ein bissl net on? Ja... aber die Sims3 sind Schuld >.>
Das was Kathleen erzählt hat, is echt hart.
Da ich aber gelich das nächste Kapitel lese, wird dieses Kommi net so lang ausfallen (als ob meine Kommis je lang wären xD)
Aber... Eins spuckt mir im Kopf rum. Yochel & Kazue... Ich kanns mir einfach net aus dem Kopf schlagen.
Und Kai, was hat der für nen Job? Und wieso weiß Rika das? Die Umstände würden mich jetz auch interessieren.
Und Mr.D is ja aufgetaucht... Wieso war er in Rom? Und wieso hat der zum Teufel Weihwasser mitgebracht? ô.ó

LG, Sunny
Von:  psychokannickel
2010-10-10T17:29:34+00:00 10.10.2010 19:29
deine geschichten sind echt geil^^
würde mich sehr freuen wenn du schnell weiter schreibst
du hast echt ein talent dafür spannung aufzubauen und dann genau
an der richtigen stelle aufzuhören. ;D
respekt ^_^
Von:  Dradra-Trici
2010-09-11T16:15:30+00:00 11.09.2010 18:15
So, wir sind jetzt wohl die ersten, die das in einem Kommi sagen, aber wir finden Hilary in deiner Story langsam immer weniger nervig :)
Klar, i-wie ist sie schon ein wenig anstrengend, aber man merkt wie fehl am Platz sie sich eigentlich fühlt und dass sie da in eine Sache reingeraten ist, mit der sie eigentlich nichts zu tun haben will.

Insgesamt hat uns das Kappi jedenfalls gefallen ^_^
Das mit der Stadt im Dschungel und den Erzengel hast du dir gut ausgedacht und gut umgesetzt ^-^v

Oh, und sorry, dass wir jetzt schon wieder so langsam lesen und dir im GB ewig nicht antworten ^^'
Wir haben grad ein wenig Ferien-fast-vorbei-Stress, soll heißen wir versuchen so viel wie möglich an unseren Fanworks zu machen, bevor die Schule wieder anfängt...
Und erfreulicherweise haben wir's sogar geschafft noch ein Kappi von dir zu lesen ^__^

bis zum nächsten Mal! <3
*knuff*
Von: abgemeldet
2010-09-07T16:00:35+00:00 07.09.2010 18:00
Yeah new chapter^^

ich fand das kapitel sehr.... amüsant und zum ende hin süß^^ ach, ich kanns mir net verkneifen: sacré is so süß, wenn er die ganze sache mit luna erklärt. tja, jetz sitzt sacré teru wohl im nacken, oder teru steht unter beobachtung. aber luna und rika als BF... kann ich mir wirklich gut vorstellen^^ der unterricht is ganz interessant muss ich sagen. zuindest von meiner sciht aus, begeistert waren ja die kids net. aber wieso zwingen die erwachsenen sie dazu, sich dass alles anzuhören?
ach, mehr fragen und meinungen hab ich jetz gar nicht auf alger zu diesem kapitel, außer: kommt luna noch öfters vor?

lg, sunny
Von:  Dradra-Trici
2010-08-29T09:50:19+00:00 29.08.2010 11:50
Oh je, ob Cherry sich jetzt Amy krallt? Ô.o
*i-wie den Verdacht haben*
Wir hoffen zumindest, dass Hilary noch davon abgehalten werden kann die Polizei zu rufen! I-wie hat sie wirklich einen gewissen Nervfaktor xD

Ist schonmal interessant zu hören, dass Amy einerseits der Schwester von Kisas Vater ähnelt, andererseits ihrer Mutter... Oo Das klingt schon fast so, als ob sie auch ein Kind der beiden wäre - somit wäre sie allerdings Kisas Schwester...!?

Uns hat es auch ein wenig erstaunt, dass alle von Kisas alten Freunden Kai so überhaupt nicht leiden können. Erscheint uns ein wenig verdächtig, ein wenig zu verdächtig für gewöhnliche Eifersucht, dass Kisa so viel Zeit mit Kai verbringt... ôo

Und es freut uns, dass wir mit den Pairingandeutungen vom letzten mal scheinbar richtig lagen ^___^v xD

Es kommt uns auch ein wenig komisch vor, dass Sacré so vehement darauf beharrt, dass Haniels Seele in der Styx rumschwimmt und auf keinen Fall wieder geboren worden ist - obwohl Kisa doch ein schlagkräftiges Argument, welches dafür sprechen würde, gebracht hat... ôo Warum ist meidet Sacré Serenity eigentlich? Haben wir da was verpasst, oder ist das so 'ne neue Laune von ihm? Oo

Bis zum nächsten Kappi dann! ^_^



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