Zum Inhalt der Seite

K.O.M.A.

Komm ohne mich aus
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Schwach schlug das Herz gegen die Brust. Das leise Atmen der Anderen ignorierte er. Die Worte, die sie sagten, Worte des Trostes, der Zuversicht, prallten an ihm ab, wie Wasser, das auf Stein traf. Ja, sie würden ihn formen, diese Worte, doch nur langsam und stetig. Sein eigener ruhiger, leiser Atem, wurde langsamer. Tiefer. Ja, es war seine Schuld, und das wusste er. Immer öfter hatten sie Streit gehabt. Hatten Punkte an dem Anderen gefunden, die zum Streit führten. Wie bei einem Ehepaar. Doch sie waren Freunde. Beide hatten eine Person, die sie liebten. Und dennoch hatten sie sich gestritten. Wegen diesen Personen. Wegen der Angst, nicht mehr wichtig zu sein. Dem Allein sein. Er lachte innerlich auf. Ja, sie hatten beide diese Ängste gehabt. Und beide wollten es nicht war haben, dass sie sich damit verletzten. Viel zu sehr. Und dann war da dieser Streit, gestern Abend. Wo er weg lief, und er hinterher. Sie waren gerannt beide. Sie hatten sich beide unmögliche Sachen an den Kopf geworfen. Als es Morgen wurden, waren sie erschöpft gewesen und hatten sich getrennt. Und dann, als er zu Hause war, geduscht hatte, dieser Anruf. Ein Unfall. Ein Gott verdammter Unfall, an dem er Schuld war. Er war vor ein Auto gelaufen. Oder das Auto gegen ihn. Und nun saß er hier und betete, dass die Ärzte, das leben seines besten Freundes retteten.
 

„Herr Bonk?“ Der junge Mann mit den schwarzbraunen Haaren sah auf. „Ja?“ Eine ältere Frau stand vor ihm. „Er lebt. Sie können zu ihm, aber sie sollten eines Wissen.“ Seine Freunde waren aufgestanden. „Wie geht es Timo? Wird er…?“ Sie schüttelte den Kopf. David musterte sie um sich abzulenken. Sie war fast so groß wie er, ungeschminkt und hatte kurzes, blond graues Haar. Sie mochte auf die 60 zu gehen. Vielleicht hatte sie sie schon geschafft. „Herr Sonnenschein lebt. Wir konnten ihn reanimieren und alles retten. Er wird gehen können, wenn er aufwachen sollte.“ „Was soll das heißen?“
 

Bubum.
 

Es schlug schneller gegen seine Brust. Das schwache Herz.
 

Bubum. Bubum.
 

„Herr Sonnenschein liegt im Wachkoma. Tut mir Leid.“
 

Bubum. Bubum. Bubum.
 

„Heißt dass, das er vielleicht nie wieder aufwacht?“
 

Bubum. Bubum. Bubum. Bubum.
 

„Die Chancen stehen sehr schlecht Wir haben unser bestes Gegeben.“
 

Bubum. Bubum. Bubum. Bubum. Bubum.
 

Immer schneller schlug es. Bis...
 

„DAVID!“
 

PIIIIIIEEEEEEEIPPPPP
 

Er in Ohnmacht fiel und sein Herz aussetzte.

Ein halbes Jahr zum Sterben

Leise, leise atmete er.
 

„Herr Bonk?“
 

Langsam öffnete er die Augen. Schläuche waren mit seinem Körper verbunden. Die Frau in dem weißen Kittel sah ihn besorgt an.
 

„Wie geht es Ihnen, Herr Bonk? Sie hatten einen kurzzeitigen Herzstillstand.“
 

Die Augen sahen sich im Raum um. Weiß, alles weiß. Ein weißer Raum. Krankenhaus. Es roch nach Krankenhaus. Ein stetiges Piepen neben ihm, sagte ihm, dass er wohl noch lebte. Wieso war das eigentlich passiert?
 

Die Geräte sahen groß und leblos aus, sie wirkten falsch und kalt. Doch, sie hatten ihm wohl das Leben gerettet.
 

„Herr Bonk? Ich untersuche Sie jetzt noch mal kurz, und dann würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten. Fühlen Sie sich stark genug dafür?“ Er öffnete seine spröden Lippen. „….ja…“ Seine Stimme war ein krächzen. Doch sie war da.
 

Timo? Wie ging es Timo? Fremde Hände, warm und weich, berührten ihn. Hörten sein Herz ab, und überprüften die Schläuche und Maschinen.
 

Timo. Ob er schon aufgewacht war? Ob er je wieder aufwachen würde? Alles seine Schuld. Alles seine Schuld.
 

„Herr Bonk?“ Die Ärztin setzte sich. Sie sah ernst aus. Ein Teil der Geräte waren nun ausgeschaltet. Sie seufzte. „Herr Bonk, durch ihren Herzstillstand konnten wir einiges feststellen. Sie haben einen schwerwiegenden Herzfehler. Ihr Herz ist schwach und sie sollten größere Anstrengungen vermeiden. Ich habe sie auf die Liste für Herztransplantationen gesetzt. Wenn wir innerhalb der nächsten paar Monate keinen geeigneten Spender für sie finden, sehe ich leider keine Hoffnung mehr für sie.“
 

„Wie lang genau?“ Komisch, wie fest und klar, Stimmen plötzlich werden können, sobald es um das eigene Leben geht. Wieso machte ihm sein Leben nicht so viel Sorgen, wie Timos? Wieso war er so egoistisch, dachte aber nun daran, das er ein Arschloch war, das er sich nie bei Timo entschuldigen konnte. „Ich würde sagen ein knappes halbes Jahr.“
 

Beatmungsgerät. Flüssignahrung. Immer wieder die selbe Decke angucken. „Vielleicht sollten wir ihm was erzählen?“ Stille und Schweigen. Eine Angenehme Ruhe breitete sich aus. „Wer weiß schon, wie viel Wachkomapatienten mitkriegen. Das kommt drauf an.“ Weiß. Und immer wieder dieses weiß. Man konnte, wenn man lange genug drauf schaute Farben und Formen erkennen. Geschichten lesen. „Wir sollten es trotzdem machen, Chris.“ Es war bestimmt komisch, nur mit sich selber reden zu können. Ob man wohl verrückt wurde?
 

„Also Timo…wo fange ich an? Mhh, wohl am Besten bei David.“ Jan holte Luft. Wie interessant es war, wenn man nur noch hörte. Man hörte genauer hin. Man hörte die Untertöne heraus, was derjenige einem wirklich sagen wollte. „David ist Zusammengebrochen, hier im Krankenhaus, als er von dir erfahren hat. Das war was, sag ich dir. Wie professionell Ärzte sein können. Die Ärztin hat sich sofort um ihn gekümmert. Er liegt ein Zimmer weiter, aber noch darf keiner zu ihn. Er schläft noch. Seine Eltern sind auch hier. Deine konnten wir leider immer noch nicht erreichen, aber Frank und Juri fahren rum und suchen sie.“ Eine kurze Atempause. Durch atmen. Tief ein und aus. Spüre, wie die Luft in deine Lunge kommt und wie sie wieder entweicht. „Sieht wohl so aus, als hätte David irgendwas, jedenfalls meinte die Ärztin, dass er wohl etwas länger hier bleiben müsste. Einer von uns geht gleich noch mal rüber und guckt, dass er was raus finden kann. Ja und sonst…?“ Wohl wurden hilflose Blicke ausgetauscht. „Sonst…also ja, unsere Fans wissen noch nichts. Wir gucken, dass sie es auch nicht erfahren, aber ich vermute, dass das nicht lange brauchen wird, bis das hier durchgesickert ist. Wir werden so oft wie möglich kommen, aber ich denke mal, dass wohl David bald die meiste Zeit hier sein wird. Immerhin, wenn er länger im Krankenhaus bleiben muss…“ „Chris?“ „Ja?“ Ein schnauben folgte. „Manchmal bist du echt sensibel.“ Aber alles war normal geblieben. Bis auf die weiße Decke, die ihn einzufangen schien.
 

Stell dir vor, du hast nur noch ein halbes Jahr zu leben. Und die Hoffnung, dass es vielleicht doch länger wird, schwindet von Tag zu Tag. Wie würdest du reagieren? Oder anders gesagt:
 

Was würdest du tun?
 

Die Stille im Raum schien ihn zu erdrücken. Seine Eltern waren wieder weg. Konnten sie es nicht ertragen, ihn so zu sehen? Zu wissen, dass er vielleicht das nächste Weihnachten nicht erleben würde? Das er nie alt und klapprig an einem Rollstuhlrennen teilnehmen würde? Oder wollten sie stark für ihn sein?
 

Die Geräte waren fast alle aus. Er würde Medikamente nehmen müssen, ein paar am Tag. Morgens. Mittags, Abends. Nachts. Keine Anstrengungen mehr. Wegen einem dummen Herzfehler, der ihn früher auch nicht gestört hatte. Warum sollte er jetzt auf einmal aufpassen? Weil er sich bei Timo entschuldigen wollte. Krank.

Er war so krank. Ein Vogel zwitscherte und die Sonne schien in den Raum. Wie sollte er Timo jemals verstehen?

Die Türe quietschte als sie aufging und tapsige Füße hörte er. Langsam setzte er sich auf. „Onkel David?“ Er lächelte, als er sein Patenkind sah. „Hallo Mirelle. Wie geht es dir?“ Ja, er konnte er Alte sein, wenn er wollte. Doch, wollte er das? Sie versuchte aufs Bett zu klettern und er half ihr, so gut es ging. Sanfte Kinderhände umarmten ihn vorsichtig. „Wirst du bald wieder mit mir spielen, wenn du gesund bist?“ Er lächelte sanft. „Klar. Ganz oft.“ Sie strahlte. „Mit Timo, ja? Wie früher“? „Ja, wie früher.“ Lügen, nichts als lügen. Und doch machten diese Lügen Menschen glücklich. Würde er je wieder dieses Zimmer verlassen? Oder hier sterben, wo es nichts gab, was er liebt. Er seufzte. Und lächelte. Wie stark Menschen doch sein können, wenn sie nicht wollen, dass andere sich Sorgen machen. Ob er wohl mal zu Timo gehen konnte? Vielleicht würde es ihm dann besser gehen. Zumindest dem Egoistischen Teil in ihm.
 

„Wenn triste Gedanken dein Denken bestimmen, kann man leicht depressiv werden. Man fällt in einen Tunnel, aus dem man nicht so leicht wieder entkommt. Manche schaffen es, tragisch, dass sie es tun, aber leider nicht änderbar. Doch die meisten, entkommen nie. Wirst du entkommen, David Lauden Bonk? Oder wirst du leiden, bis du dir den Tod wünscht. Bis du dir mich wünscht.“
 

Erschrocken öffnete er die Augen. Es war nachts. Mirelle war nach einer Stunde abgeholt worden und seine Tante hatte sich nach seinem Befinden erkundigt. Danach war die Ärztin hier gewesen, mit der Nachricht, dass er morgen aufstehen dürfe. Sie hatte ihm das ekelhafte Abendessen und die ersten Tabletten mitgebracht. Große grüne Tabletten. Er war froh gewesen, als er einschlafen dürfte. Und nun das. Ein Alptraum mit dem Tod persönlich. Er seufzte und dann schwang er die Beide aus dem Bett. Sein Blick auf die Uhr sagte, dass es vier Uhr morgens war. Und der Blick in den Spiegel, dass er diese hässliche Krankenhauskluft an hatte. Schlimm, diese Dinger.

Leise, leise, auf Sohlen, in seinen Kuschelhausschuhen, schlich er sich aus seinem Zimmer und schlüpfte in Timos. Die Vorhänge waren nicht zugezogen und der Mond schien herein. Konnte der Andere bei dem Licht schlafen? Schlief man überhaupt, wenn man im Wachkoma lag? Oder war man dauerhaft wach. Egal! Er brauchte jemanden zum reden, oder besser gesagt zu zuhören. Der Hocker neben Timos Bett sah weniger einladend aus, als das Bett selbst. Außerdem war es leicht kühl in dem Raum und so legte er sich kurzerhand zu seinem wohl noch hoffentlich besten Freund unter die Decke. „Hey Timo. Ich darf? Wenn nicht musste es mir sagen, wenn du wieder reden kannst….sorry, das war blöd.“ Er seufzte. Schon lange nicht mehr, hatte er diese Vertrautheit gespürt. Und immerhin konnte der Ältere jetzt nicht widersprechen. Das musste man ausnutzen! „Ich hatte einen Alptraum. Weißt du, ich habe einen Herzfehler. Die Ärzte haben ihn hier festgestellt, als ich wegen dir zusammengebrochen bin.“ Er brach ab. Der egoistische Teil kontrollierte ihn. Timo ging es nicht viel besser, doch anstatt ihm zu ermutigen, erzählte er von seinem Schicksal. Er war genialer, als er gedacht hatte, er war ein Arschloch. Doch er schwieg und schluckte die Tränen runter. Atmete tief ein und aus. Dann sprach er weiter.

„Jedenfalls, das wird schon wieder mit mir, aber ich hatte einen Alptraum. Und der Tod kam darin vor…jedenfalls glaube ich, dass es der Tod war. Eine Frau war es. Weißt du, ich war in einem dunklen Raum und saß auf einem Stuhl ich konnte mich nicht bewegen. Und dann hat sie mir ihre Worte ins Ohr gehaucht. Etwas über Gedanken und Depressionen und einem Strudel. Und dass man sich nach ihr sehnt. Was glaubst du bedeutet er?!“ Ruhe, Schweigen. Maschinen, die Arbeiteten. David seufzte und kuschelte sich unter die Decke. „Manchmal wünschte ich mir, dass du wieder so wirst wie früher, Timo.“ Er schloss die Augen. „Manchmal wünschte ich mir, dass ich wieder wie früher werden könnte....“ Und er schlief ein.
 

Manchmal wünscht man sich, dass es wieder wie früher werden kann. Doch die Zeit manipulieren wird der Mensch nie können. Niemals.

Ein halbes Jahr zum Leben

Wo war er? Es war warm, weich und jemand lag neben ihm. Kein Licht blendete seine Augen. War es noch Nacht? Oder war der Raum, wo er war, noch dunkel?
 

Langsam regte sich mehr, in seinem Bewusstsein.
 

Krankenhaus.
 

Timo.
 

Autounfall.
 

Herzstillstand.
 

Herzfehler.
 

Herzsuche.
 

Herztod.
 

Tod.
 

Er schlug die Augen auf. Tief ein und ausatmen. Wie die Person neben ihm. Wie Timo. Nur, dass der anders atmete, als er. David schloss die Augen und hörte dem regelmäßigen Atem des Anderen. Es hätte so schön ruhig sein können, wäre es nicht von einer Maschine gekommen.

Nach ein paar Minuten sagte ihm ein Blick auf die Uhr, dass er zwar nur zwei Stunden, aber ohne Traum, geschlafen hatte. Es war wie früher, dass, egal, was zwischen Timo und ihm auch vorgefallen war, er bei ihm ruhig wurde und nachdenken konnte. Würde er sich mit 90 auch an Timos Grab hocken und dort denken? Wenn er bis dahin ein neues Herz hatte. Er schloss die Augen.

„Hätte ich nicht einfach in ruhe sterben können, ohne diese quälende Gewissheit, dass der Tod näher ist, als ich dachte?“ Er flüsterte, mehr zu sich selbst, als zu dem Anderen. Die Türe ging auf. „Guten Morgen Herr Sonnenschein und Herr Bonk.“ Eine fröhliche, junge Krankenschwester betrat den Raum und der Gitarrist stöhnte innerlich.

So viel Glück und Freundlichkeit am Morgen konnte er nicht ertrag. Langsam erhob er sich und tapste zur Tür. „Warte Sie, Herr Bonk, ich helfe Ihnen. Ich bin so wie so für Sie zuständig, ebenso wie für Herrn Sonnenschein hier. Frau Dr. Melkow sagte mir, dass Sie, wenn Sie auf die Medikamente eingestellt sind, das Krankenhaus verlassen können. Sie müssen nur einmal pro Woche zu einer Routineuntersuchung kommen, damit wir wissen, wie lange Ihr Herz noch ungefähr durchhält. Aber ich bin mir sicher, Herr Bonk, dass wir uns noch sehr oft sehen werden.“ Irgendwie war Sterben gerade doch nicht so schlecht. Im gleichen Moment hätte er sich für diesen Gedanken selbst töten können. Denn das konnte er keinem der Personen antun, die ihn liebten. Nicht so.
 

„Damit wir wissen, wie lange Ihr Herz noch durchhält.“ Äffte er sie nach. Gäbe es einen Preis für idiotisches und unsensibles Verhalten im Krankenhaus, hätte diese Krankenschwester wohl gewonnen. David merkte sich nicht ihren Namen. Das war es nicht wert. Er würde diese blöden Medikamente nehmen und heute schon gehen. Auf eigene Gefahr entlassen. Das hörte sich doch toll an. Und war bestimmt besser, als hier rum zu hocken, sich zu langweilen und so einer blöden Krankenschwester beim fröhlichen herumlaufen zuzusehen.
 

Ein paar Stunden später hatte der Gitarrist seine etwas Meinung geändert. Seine Familie war bei Ihm, die Medikamente vertrug er bis jetzt gut und sie hatten ihm alles möglich mitgebracht. Über Süßigkeiten, Überraschungseier, zu einer kleinen Akustikgitarre bis hin zu einem Spiel. Vielleicht war es doch nicht so unangenehm noch eine weiter Nacht im Krankenhaus zu bleiben und sich morgen abholen zu lassen und verwöhnt zu werden. Zugegeben, er genoss es. David wusste, dass es nicht wirklich fair gegenüber seiner Familie war, die nicht wusste, wie es ihm ging. Die besorgt hier saß und sich dachte, dass es ihm schlecht ging, weil Timo im Wachkoma lag.

Timo Sonnenschein. Die Gedanken des jungen Mannes schweiften ab. Wann war es so weit gekommen, dass sie sich so auseinander gelebt hatten, dass so etwas passierte? Einerseits war es gut, denn so hatte man ja seinen Herzfehler festgestellt. Was genau hatte er eigentlich für einen? Das musste er die Ärzte oder noch besser, die Krankenschwester mal genauer fragen. Er konnte hier in seinem Zimmer ja schlecht den medizinischen Fachbegriff bei Google eingeben.

Sie erzählten. Über das Leben, wie es ihnen so gut. Untereinander. Aber keinem mit ihm genau. Vermutlich war sein jetziger Krankenhaus Aufenthalt genauso ein Familienaustauschtreffen, wie Feiern, Geburtstage und große Feste. Man tat auf Lieb, nett und höflich und lästerte untereinander übereinander. Und dieses Mal, was er derjenige, der die Geschenke bekam, der, wegen dem alle angeblich hier waren. Sicher, sie waren wegen ihm hier. Aber sie verheilten sich nicht so.
 

Am Abend war er endlich wieder alleine. Ein paar Freunde waren noch vorbei gekommen und erst seine Mutter, hatte alle heraus geschmissen, als es ihm zu viel wurde. Sie selbst war mit seinem Stiefvater gegangen und hatte dafür gesorgt, dass er morgen in vollkommener Ruhe nach Hause kam. Denn genau das brauchte er – Ruhe. Die Ärztin hatte ihm am Nachmittag kurz besucht und ihm genauer erklärt, war er nun hatte. Er hatte wohl einen leichten angeborenen Herzfehler, der sich, durch Stress und nicht zuletzt besonders durch seinen Herzstillstand drastisch verschlechtert hatte. So schlimm, dass sie seinem Herzen nicht mehr lang gab. ‚Wenn Sie Glück haben, Herr Bonk, helfen Ihnen die Medikamente. Doch dies ist nur in 0,01 % der Fälle so. Deswegen will ich Ihnen keine große Hoffnung machen.‘ Vielleicht war er ja einer der 0,01 % Fälle. Vielleicht war der Schaden auch nicht so groß, wie sie ihn beschrieb. Vielleicht bestand doch noch Hoffnung für ihn. Und für Timo. Wenn für ihn schon noch Hoffnung bestand, dann sicherlich auch für Timo.
 

Langsam aber sicherer als heute Morgen ging ist gemütlich er gemütlich im Park des Krankenhauses spazieren. Er war alleine und dachte über das Leben nach. Wie es halt so ist, wenn man gerade mal 22 Jahre alt ist und gesagt bekommt, dass man wohl das Jahr nicht überleben wird. David hatte keinem erzählt, wann genau er entlassen wurde. Er wollte Ruhe. Eine Ruhe, die ein kleiner Vorgeschmack sein könnte, für das, was noch folgte, wenn er erstmal fort war. Wie Sterben wohl war? Schloss man einfach die Augen und ‚schlief‘ ein? So ähnlich wie einschlafen? Spürte man seine letzten Momente? Merkte man, was passierte? War da ein Licht? Sonnenstrahlen schienen durch die Blätter und er zog die Jacke enger. War es nicht egal, wie es passierte? Zählte nicht, dass es passierte? Irgendwann musste er so wie so sterben. Ob jetzt ein bisschen früher oder später, konnte ihm ja egal sein. Doch es war ihm nicht egal. Tränen liefen über seine Wangen. Leben. Er wollte leben. Die Vorstellung nicht mehr da zu sein bereitete ihm weniger Angst, als die Tatsache, dass alle, die er liebte und die ihn liebten traurig sein würden. So unendlich traurig. Und wenn er jetzt bald sterben würde, konnte er sich nicht bei Timo entschuldigen. Klar, er könnte ihm einen Brief schreiben, aber er würde schon gerne wissen, warum Timo nach ihrem Streit weggelaufen war. Das warum quälte ihn. Welchen Fehler er gegangen hatte. Vielleicht wachte Timo nie wieder auf. Vielleicht würde er aufwachen, wenn er schon längst Tod war? Er seufzte, als er Richtung Parkplatz ging und Jan eine SMS schrieb, ob er ihn abholen könnte. Seine Eltern konnten nicht, diese mussten Arbeiten. Er beobachtete die Vögel, die Schmetterlinge und das Leben um ihn herum. Jan antwortete, dass er gleich kommen würde, und er beobachtete einen Vogel, wie er zum Nest flog und seine jungen fütterte. Er wollte immer Kinder haben, er hatte sogar einen Menschen gefunden, mit dem er sie haben wollte. Und nun sollte er sie nicht aufwachsen sehen? Das Leben war unfair. So unfair, dass es schon Zufall war, was wem passierte. Aber Zufall? Konnte Zufalle wirklich das Schicksal bestimmen? Vielleicht ergänzten sie sich, oder sie waren ein und die selbe Personen. Oder gar verheiratet oder eine Partnerschaft eingegangen. Der Gitarrist schüttelt den Kopf. Schwachsinnige Gedanken. Aber dennoch dachte er sie. Als das Auto von Jan kam, war er immer noch in Gedanken, an einen Braunhaarigen Jungen, der in diesem Krankenhaus lag. Und über ihre Freundschaft.
 

Eine weiße Decke. Eine weiße Decke, die Geschichten erzählte. Selbst dann noch, wenn die nervige Krankenschwester rein kam. David war entlassen worden. Und er hatte sich nicht verabschiedet. Warum? Was war eigentlich los mit ihm? Dass er gelogen hatte, war klar. Das konnte man an der Stimme hören. Schon immer. Und wohl solange er lebte. Doch, was gelogen war, dass wusste er nicht. Und die Decke konnte es ihm auch nicht erzählen. Was war das Geheimnis, dass er hatte? Wann er zu ihm ins Bett gekommen war, wusste er nicht. Er war mitten in der Nacht wach geworden und hatte Davids Geruch gerochen und seinen Körper gespürt. Wann er am Morgen gegangen war, wusste er auch nicht. Aber er wusste, dass David ihn nicht hasste. Und das war schon mal etwas wert. Vielleicht hatte David sich entschuldigt und er hatte geschlafen. Vielleicht hatte David ihn auch fertig gemacht und war hier eingeschlafen. Allerdings war David wegen ihm zusammen gebrochen, laut Jan und Chris. Also, was wollte David hier? Was hatte er hier gewollt? Wie ging es ihm wirklich? Hätte er seufzten können, hätte er geseufzt. Aber er konnte nicht. Sollte er den ganzen Tag grübeln?

Was würdest du tun

Stetiges Monotones Piepen erfüllt den Raum und spielt seine ganze eigene Melodie. Individuell kommen die Töne, in Höhen und tiefen, mal kurz, mal lang. Welches Lied die Decke ihm vorgaukelt, kann er nicht sagen, aber er ist dankbar für die Veränderung, auch, wenn sie nur vorgestellt ist. Ja, immer und immer wieder das gleiche. Er würde nicht mal wissen, welcher Tag es ist, würde es ihm nicht immer irgendwer sagen, wenn er wach auch. Auch, wenn sie nicht wussten, dass er wach war. Keiner wusste, wo er war, oder wie es war. Es war warm und weich, dunkel und hell, und ebenso rau und kalt. War er auf einer Reise in sich selbst? Zumindest konnte er so in Ruhe nachdenken. Über sich. Seine Situationen. Über seine Freunde und seinem Familie. Über seine Freundin, mit der er noch nicht solang zusammen war. Über seine Fans. Über alle, die er kannte.

Hätte er seufzen können, so hätte er geseufzt. Hätte er sich bewegen können, so hätte er sich bewegt. Ja, er bekam etwas von außen mit. Er hörte Stimmen und sah die Decke. Und wenn sich jemand vor die Decke schlich, wurde es dunkel.

Locked-in-Syndrom. Davon hatte er mal gelesen. Vielleicht lag er ja nicht im Wachkoma, wie die Ärzte immer behaupteten, sondern war nur in seinem Körper gefangen. Was war eigentlich der unterschied zwischen Wachkoma und Locked-in-Syndrom? Vielleicht, weil er ohne Geräte Atmen konnte. Weil er den Kopf drehen konnte, wenn er wollte. Doch, er tat es nicht. Viel lieber blieb er in dieser Welt, wo alles besser war. Wie im Mutterleib.

Es war schwarz und warm. Kuschelig. Und er war mit all denen zusammen, die er liebte. Seine Familie und seine Freunde. Und David. Er war wieder der kleine fast fünfjährige Junge, der den damals vierjährigen im Kindergarten ausversehen umgerannt hatte und sich tausendmal entschuldigt hatte. Und dann hatten sie zusammen gespielt und auf ihre Mütter gewartet. So war dass dann ein paar Wochen bis zu seinem fünften Geburtstag gegangen. Und sie waren Freunde geworden. Sie wurden älter und hatten allerhand ausprobiert. Und ihre Geheimnisse hatten sie bewahrt. Sie lernten Jan und Chris kennen, Frank und Juri. Ihre Freundinnen. Und ihre Freunde. Sie verletzten und wurden verletzt. Und doch, war ihm der kleine vierjährige David von damals so im Gedächtnis geblieben, wie, als hätte er ihn erst gestern kennen gelernt. Sie hatten sich früher nie gestritten. Niemals…
 

Ein ruheloser Schlaf hatte ihn gefangen genommen. Ruhelos und voller Alpträume. Unheimlicher, gefährlicher Alpträume. Was genau drin vorkam konnte er nicht sage, nur, dass sie immer gleich ausgingen. Entweder Timo oder er starben. Wie oft er in dieser Nacht schweiß gebadet aufgewacht war, konnte David hinterher nicht mehr sagen. Zu oft jedenfalls. Die erste Nacht wieder zu Hause und schon voller Alpträume. Vielleicht sollte er sein Bett verstellen, vielleicht sollte er auch gleich einen Geisterjäger holen. Oder er sollte sich bei Timo entschuldigen, zumindest per Brief und diesen ihm vorlesen. Denn immer starb einer im Traum, ohne dass er sich entschuldigen konnte. Obwohl er genug Gelegenheiten hatte. Viele. Die ungenutzt verstrichen.

Er legte eine Hand an seine Stirn und er fühlte sich heiß an. Vielleicht wurde er krank oder er vertrug die Medikamente doch nicht so gut, wie er gedacht hatte. Oder vielleicht hätte er doch noch eine Nacht bleiben sollten. Es war erst vier Uhr morgens. Vier Uhr und er war um Zehn Uhr todmüde ins Bett gefallen.

David seufzte und stand auf. Das Schlafshirt, das er trug, hatte einst Timo gehört. Überhaupt erinnerte ihn vieles hier, an seinen besten, oder ehemaligen besten, Freund. Duschen. Eine gute Idee. Vielleicht eine der wenigen, die er noch hatte, in letzter Zeit. Ja, er wusste, dass er sich verändert hatte. Aber auch Timo hatte sich verändert. Warum das so war? Vielleicht wegen all dem, was sie erlebt hatten. Vielleicht wegen ihren Freundinnen. Vielleicht aber auch nur, weil jeder sich veränderte, immer und kontinuierlich. Vielleicht aber auch, wie sie nicht still stehe wollten. Hatten sie sich wirklich in so unterschiedliche Richtungen entwickelt, dass sie sich schon wegen eines T-Shirts stritten? Ja, es war verletzend gewesen, als sie beide sich getroffen hatten, dasselbe an hatten und dann sich deswegen gezofft hatten. Eigentlich hätten sie darüber lachen müssen und hätten Scherze gemacht, dass sie nicht wie Freunde, sondern eher wie Zwillinge sind. Und doch, hatten sie sich angezickt und gestritten. Und dann hatten sie sich getrennt und das nächste Mal, dass er Timos Namen hörte war, als Jan ihn anrief und ihn zum Krankenhaus bestellte.

Wie schnell er plötzlich rennen konnte und wie weit dieses Krankenhaus plötzlich entfernt lag. Wie weit Wege sein konnten, wenn es um Leben und Tod ging. Um Freundschaft. Um jemanden, den man liebte. Timo war einfach ein Teil seiner Familie geworden. Wie ein großer Bruder, der auf einen aufzupassen versuchte, obwohl man selber auf ihn viel mehr aufpachte und acht gab. Ja, sie hatten schon eine besondere Beziehung. Das Grinsen, dass sich auf das Gesicht des Gitarristen schlich, als die ersten Wassertropfen auf seinen Oberkörper vielen, war entspannt und genießerisch.

Er liebte da Wasser so, wie Timo das Feuer faszinierte. Er wusch seine Haare, seifte seinen Körper ein und spülte ihn ab. Dann stieg er aus der Dusche.
 

Kein unnatürliches Geräusch störte die Stille, als die Sonne über dem See aufging. Die Vögel sangen ihr Morgenlied, die Tiere tranken noch in der Dämmerung und ein kleines Rehkitz wagte sich sogar bis fast an die Person heran, die dort am Ufer saß und still nachdachte. Es war schön hier, und alles, was schlecht war, war einfach weg. Die Umwelt war einfach wunderbar. Und die Decke des Himmels zeigte ihm täglich neue Wunder. Wie lange er schon hier war, wusste er nicht. Es war aber schön hier. Kein laut drang über seine Lippen, als sich ein Vogel auf seinem Kopf niederließ und sich putze. Eine perfekte Welt, mit perfekten Menschen. Eine Welt zum Glücklich sein. Zum Frieden finden.

Er hatte alles, was er sich je gewünscht hatte. Erfolg, wahre Freunde, eine liebe Familie. Eine Frau, die ihn liebte, wie er war. Die Luft war frisch und das klare Wasser bezaubernd. Wieso sollte er hier weg wollen? „Timo? Kommst du rein? Mama macht Frühstück.“ David rannte auf ihn zu, während das Rehkitz erschrocken zu seiner Mutter rannte. Ja, David war sein kleiner Bruder. Ein bisschen jünger als er, aber lieb. Und er passte auf ihn auf. Oder besser gesagt, sie passten gegenseitig auf sich auf. „Nicht so laut, du erschreckst die armen Tiere.“ Entschuldigend wandte sich der Jüngere an den Älteren „Tut mir Leid. Kommst du?“ Ein Lachen erfüllte den kleinen Wald, als die Brüder nach Hause gingen.
 

So ein mist. Was man alles wegen diesen Medikamenten beachten musste. Der Pianist verzog das Gesicht. Schweinerei war das. Keine Schokolade, keinen Kakao. Erst wieder in einer Woche. Seine Eltern waren übervorsichtig geworden. Aber wer konnte es ihnen verübeln?

Er sicherlich nicht. Seufzend trank er sein Wasser. Trotzdem war das eine Gemeinheit. Und die Gitarre hatten sie auch erstmal weggeschlossen. ‚Zu deiner eigenen Sicherheit‘. Pah. Aber den Flügel konnten sie ihm nicht nehmen. Nein, sie ermutigten ihn sogar zu spielen. Schöne, ruhige Lieder. Wobei lieber ruhig als schön hier die Devise war. Wieso hatte er auch diesen dummen Herzfehler bekommen? War der von Anfang an da? Lag es daran, dass er einen Herzstillstand gehabt hatte? Oder gar an etwas ganz anderen?! Wer wusste das schon, wenn nicht mal Ärzte das genau sagen konnten. Allerdings so genau hatte er nicht nachgefragt. Vielleicht hätte er das tun sollen. Vielleicht aber auch nicht. Und was sollte er heute machen, wo seine Zeit nur noch so knapp bemessen war, voraussichtlich? Das komische an dieser Situation war, dass er es nicht wusste.

Was wollte er tun? Was Timo tun würde, wusste er. Aber er selber? Gitarre spielen? Lieder komponieren? Spazieren gehen? Den Brief an Timo schreiben, wo er sich entschuldigte? Wenn er es gewusst wie hätte, hätte er es gemacht. So aber ließ er wertvolle Zeit verstreichen. Wie schon so oft, in seinem Leben. Er schloss die Augen und genoss die vermeidliche Stille um in. Die Ruhe, die nun seinen Atem bestimmte.

Ja, was sollte er tun? Darüber hatten sie schon einen Song veröffentlicht. Und trotzdem hatte er keine Antwort darauf. Zu viel, was er wollte und zu wenig Zeit, die da war. ‚Was würdest du tun?‘ „Nichts.“, flüsterte er. „Einfach nichts.“
 

Nichts tun – war das nicht auch etwas? Geb es so was sie ‚Nichts tun‘ überhaupt? Oder nicht? Die berühmten Sprüche, die einen zum grübeln bringen fangen meistens mit ‚was wäre wenn‘ an und die Überlegungen führen zu nichts. Doch warum überlegt man dann? Warum dachte man daran ewig leben zu können, wenn man genau wusste, dass man es nicht konnte. Nicht, dass es langweilig werden würde, aber der Schmerz und die Gefühle, würden einen irgendwann zerreißen. Man könnte seelisch nicht mehr. Und deshalb müssen Menschen sterben. Um sie zu schützen. Um sie zu bereinigen von allem Leid. Und dann, dann sind sie bereit für neues Leben. Wenn es so etwas geben sollte. Dennoch: „Wer ewig Leben will, will auch Sterblich sein. Denn der Ewige wünscht sich weg von dem Schmerz und dem Pein, während der Sterbliche alles erleben will. Und Wünsche bleiben niemals still.“

Was willst du tun?

Lang du jemals im Gras und hast einfach nur nachgedacht? Hast du jemals die Ruhe wirklich genossen? Wann hast du erkannt, das schlafen einsam ist? Und das Menschen immer einsam sein werden? Wann bist du auf den Gedanken gekommen, dass das Leben eine verarsche ist? Wann hast du aufgehört zu glauben. Tief in dir drin, hofft du und diese und weißt du, dass die Hoffnung niemals raus kommt. Du lebst dein Leben und wichtige Dinge sind unwichtig. Und Unwichtige Dinge sind wichtig. Du hörst alles anders und sieht Details, die dir sonst verborgen geblieben sind. Und doch, du lebst wie vorher. Wie vorher nur, mit dem gewissen, dass da eine bestimmte Zeitspanne ist, die dir noch bleibt. Und alles, was du dir vorgenommen hast, noch zu machen, erscheinen dir so unwichtig und gleichgültig. Und dann machst du sie nicht. Obwohl du dir es ganz fest vorgenommen hast. Du denkst einfach auch ein Stück weit anders. Und alle, die es wissen, erinnern dich zusätzlich dran. Was für ein restliches Leben. Was für ein trostloses Leben. Würdest du so leben wollen? Gehe einmal in dich und überlege – was würdest du tun? Welche Dinge fallen dir spontan ein? Und dann gehe nochmal in dich und übelege – würdest du sie wirklich tun? Wie denkst du in ein paar Jahren? Frage dich – was willst du wirklich vom Leben?
 

Lange dunkle Wolken hingen am Himmel, als die Füße des Gitarristen sich in Richtung des Friedhofs bewegten. Er war lange nicht mehr hier gewesen. Früher war er gerne spazieren gegangen, hier und hatte die Grabsteine bewundert. Ja, er hatte sich hier wohl gefühlt. So wohl, wie man sich auf einem Friedhof fühlen kann. Ab und zu war Timo mitgekommen, aber er konnte sich für diese Sache nicht ganz begeistern. Musste er ja auch nicht, solange es David gut tat, war er glücklich gewesen. Und das wusste David. Ein lächeln schlich sich auf das Gesicht des Mannes, der er nun war. Ja, er war erwachsen geworden und doch zog es ihn immer wieder an die Orte zurück, wo er als Kind glücklich war. Erkenntnis traf einen dabei schlagartig und unerwartet. Jetzt war er es nicht mehr, wenn er hier war. Der Friedhof war für ihn längst ein Ort für Leid, Tod und Trauer geworden. Was hatte er als Kind hieran zu faszinierend gefunden? War es die Stille gewesen? Das er hier immer noch mit Leuten reden konnte, die eigentlich nicht antworten konnten? Das liebe lächeln verzog sich zu einem traurigen. Ja, was hatte er an diesem Ort geliebt? Irgendwann musste er sterben, dass wusste er. Aber so schnell? Warum? Warum war das Leben so, wie es war? Weil es sonst langweilig war? Vielleicht. Dennoch.

Er setzte sich auf eine der vielen Bänke. Leise fingen die Tropfen an mehr zu werden und berührten ihn und seine Welt. Sein Haar, sie Hände, seinen Körper. Sein Herz. Ein seufzen entfuhr ihm. Immer und immer wieder. Ja, was sollte er machen? Konnte er nicht gleich sofort sterben? Anstatt diese Ungewissheit zu haben? Wann? Wann verdammt sollte sterben? Klar, das musste jeder mal – aber die Gewissheit, dass es bald soweit sein würde...das war das Schlimme. Das Ungewisse. Wer konnte schon damit umgehen? Vielleicht Kinder, die von Anfang an damit Leben müssen? Nein. Sicherlich nicht. Jedenfalls konnte er sich das nicht vorstellen. Regen konnte so schön sei, doch heute erschien er ihm so grausam. Wie ein böses Omen. Dabei war Regen eigentlich nichts schlechtes. Eigentlich. Ein kleines Wort, mit einer großen Bedeutung. Ein Aber. Ja, Regen stand für Trauer und schlechtes Wetter. Noch so ein kleines Wort, was nichts für seine Bedeutung kann. Schlecht. Ebenso wie böse oder hass. Und das obwohl das jeder für sich selber definiert. Manchmal, kommt es eben doch anders als man denkt. Manchmal ist noch nicht Tod zu sein, das schrecklichste Gefühl auf Erden, nach der Unwissenheit.
 

Stumme Schritte, hörte er schon. So fein waren seine Ohren. Stumme Schreie konnte er noch nicht vernehmen, doch er war sich sicher, dass er es tun würde. Sicherlich. Immerhin, je länger er in diesem Zustand war, desto besser wurde er darin. Wieso konnte er nicht einfach wieder in seine Traumwelt, wo alles so war, wie es sein sollte? Wieso musste er ausgerechnet jetz hier aufwachen? Warum konnte er nicht einfach wieder zurück, in die Welt, in der alles gut war. Warum konnte er seinen Körper nicht bewegen und war warum befand er sich in einem Dämmerzustand? Er wollte wieder in diese Welt, wo alles gut war. Wo David sein Bruder war und sie sich nicht mehr stritten. Wo er eine heile Familie hatte. Heile. Konnte man eine verletzte Seele heilen? Konnte man, Streits einfach so ignorieren? Nein, aber man konnte vergeben. Niemand kann wirklich vergessen, aber viele können vergeben. Konnte er es? Konnte er vergeben? Ihm? Seinem eigenen vielleicht doch noch besten Freund? Wenn er hätte seufzen können, so hätte er es getan. Doch er konnte nicht. Das Gefühl sich nicht bewegen zu können, war schrecklich.
 

Stell dir vor du liegt in deinem Bett und kannst dich nicht rühren. Hast du schon mal seinen arm zwischen der Wand und deinem Körper eingeklemmt? Stell dich am die wand und drücke deinen Körper gegen deinen arm, der gegen die Wand drückt. Wenn du es richtig machst wird dein arm, ohne dein zu tun hochgehen, sobald du dich von der wand löst. Versuche ihn währenddessen runter zu bekommen, die hoch Bewegung zu stoppen. Es wird nicht gehen. Und dieses Gefühl, dass es nicht geht, hatte der Rapper. Am ganzen Körper. Die ganze Zeit. So lange er schon in diesem Bett liegt. Er weiß noch genau, wie es ist, wenn man geht. Oder wie man läuft. Alleine, ohne Maschinelle Hilfe atmet. Und doch kann er es nicht. Und jetzt, frage ich dich – ist das leben? Würdest du in so einer Situation weiter leben wollen? Hast du so viel Angst vor dem Tod? Oder bist du so zufrieden mit deinem Leben, dass du sagst, dass es okay ist, wenn sie dich gehen lassen. Lüge nicht den Tod an. Er weiß genau, was du denkst.
 

Ihm war wieder schlecht. Na wunderbar, sollte das jetzt für den Rest seines erbärmlichen mickrigen Lebens so sein? Das letzte halbe Jahr lang? Sollte es jetzt für immer so sein? Tränen bahnten sich über sein Gesicht und er fühlte sich so hilflos. So alleine. Zittern saß er auf der Band, umschlang sich selbst mit den Armen. Wieso gerade er? Wieso? Konnte das Leben nicht einfach normal verlaufen? Musste es ausgerechnet er sein? Was hatte er den großartig böses getan? David schrie. Und die Sonne schien. Wie passend wäre jetzt Regen gewesen, aber da das Leben nun mal kein Film ist, schien sie Sonne. Pervers, fand er. So richtig Salz auf eine offene Wunde. Warum. Konnte es sein, dass es Zufall war? Oder Schicksal? War er vielleicht die Reinkarnation von einem bösen Menschen? Waren nicht irgendwie alle Menschen böse? Gemein? Was bedeutet schon gut sein? Lieb? Nein, er lachte bitter auf. Nein, lieb und gut, das war er nicht. Er war böse und gemein, auch, wenn er liebte. Wenn er Timo so sehr liebte konnte er sich doch nicht entschuldigen. Was hinderte ihn daran? Angst? Schmerz? Das „böse“ in ihm? Der Teufel? Erneut lachte er auf, während er immer noch weinte und sich einfach den Tod wünschte. Das war wohl einer der tiefsten Punkte seines Lebens. Leben. Ein Wort. Mit einer so großen Bedeutung. Wie Liebe. Oder Tod. Wer besang in, wenn er nicht mehr da war? Ja, er war ein Mensch, er wollte Aufmerksamkeit, er wollte Ruhm und macht. Er war menschlich. Es war normal. Konnte er sich deswegen nicht bei Timo entschuldigen? Ging das nicht? Oder war er einfach nur zu Stur? Zu Egoistisch? Gab es Menschen, die Egoismus erst mühsam erlernen mussten? Oder wurde man damit geboren? Erneut schluchze er auf. Unaufhörlich liefen ihm Tränen über seine Wangen. Und die Sonne schien. Pervers. Aber real. Und genau das, das es so real war, das tat ihm weh. Wurde er jetzt wahnsinnig? Konnten solche Gedanken einsam wahnsinnig machen? Oder war er es selbst, er ihn dazu machte? Wenn doch nur endlich dieser Regen kommen würde, dann, weil dann wäre es nicht mehr so real. Dann wäre es halt irreal und dann könnte er immer noch hoffen, dass es ein Traum war. Ein gott verdammter Traum. Vielleicht von einer dämlichen FF, die seine Fans ja schreiben. Schreinen. Irgendwie befreiend. Doch, wieso brachte ihm das dann doch keine Befriedigung?
 

Es wurde dunkler, der Tag ging zur neige. Timo Sonnenschein lag immer noch in seinem Zimmer im Krankenhaus und war wieder in seiner heilen Traumwelt. Sein bester Freund David Bonk saß immer noch auf der Band im Friedhof und war so in der Realität, wie man sein konnte. Pervers. Das Leben ist Pervers. Oder, sollte es doch einen Gott geben, oder mehrere und dieser oder diese greifen in unser Schicksal sein, so waren diese eben pervers.

Menschen sind Egoisten

Kraftvoll schlug ein Herz im Takt. Es schläft, als ob es kein morgen mehr geben könnte. Vielleicht ist das ja der letzte Abend dieses Herzens. Vielleicht ist es auch gerade mal der erste. Das Leben kann grausam sein, grausamer, als man denkt. So grausam, dass es wohl fast als perverses Vergnügungsspiel der Götter durchgehen könnte. Und nein, fair ist es zu keinem. Zumindest nicht so, dass wir es sehen. Rein theoretisch leidet jeder gleich viel und an der gleichen Menge, ebenso wie er Glück erlebt. Nur verteilt es sich anders. Denk mal an ein armes Waisenkind, dem man etwas schenkt, was wertvoll ist. Es ist glücklich. Gebt dieses Geschenk einem reichen Kind. Es ist unglücklich. Ein banales, kleines, unbedeutendes Beispiel. Doch, jeder kennt gerade solche Beispiele, wie das Leben spielt.
 

David war nach einer gefühlten Ewigkeit aufgestanden und nach Hause gelaufen. Seine Mutter hatte ihn entsetzt angesehen und direkt umsorgt. Er war müde ins Bett gefallen und hatte geschlafen. Zwischendurch wurde er kurz geweckt um seine Medikamente zu nehmen. Doch wofür der ganze Aufwand? Sollte er doch eh sterben. Mussten sie das nicht alle? Musste nicht wirklich jeder dran glauben? War das Leben nicht eine Verarsche hoch 3? Hoffnungslos – was sollte es bewirken. Wieso sollte man überhaupt leben, wo ist der Sinn? Sich Fortpflanzen? Das kann nicht der Hauptgrund des Lebens sein. Einen Gott verehren? Das noch viel weniger. Sein Schlaf war unruhig.
 

Es gibt drei berühmte Fragen. Wer sind wir, wo kommen wir her und wo gehen wir hin. Aber niemand fragt, was wir gerade hier machen. Alles dreht sich um die Zukunft und die Vergangenheit. Nur, weil die Gegenwart gerade mal sieben Sekunden andauert? Wieso teilt der Mensch überhaupt Zeit ein. Warum muss sich alles in Normen und regeln befinden? Wo ist das platz für das übernatürliche, da mystische? Es gibt Dinge, auf dieser Welt, Die kann man nicht erklären und wird es nie können. Nie wissenschaftlich. Und nie religiös. Sie sind einfach, nur wenige Menschen haben oder entwickeln ein Verständnis für diese Dinge, die es gibt. Und doch nehmen sie alle irgendwie war. Wieso gab es diese religiösen Menschen, die einem einen glauben aufzwingen wollen, nur, weil sie einen erlösen wollen? Wo ist dann die Freiheit?
 

Wieder lag er ruhig im Gras und dachte nach .Still und leise hatte sich der Tag verabschiedet und die ersten Sterne zeichneten sich am Himmel ab. Der Mond schien hell und die Lichtung, auf der er lag, war ruhig. Ein Reh hatte sich an seine Seite gekuschelt und an der anderen schlief sein kleiner Bruder seelenruhig tief und fest. Es war so schön ruhig und friedlich das er es fast für einen Traum gehalten hätte, doch er wusste, dass es wahr war. Kein Leid würde ihm hier wieder fahren, oder David. Hier waren sie nie im Streit, ja, sie diskutierten, aber Streit gab es nie. Dieser Welt war perfekt. Still und perfekt. Timo wollte, dass alles hier so für immer blieb, das er hier für immer leben konnte. In dieser kleinen, stillen, für ihn perfekten Welt. Er seufzte und begann gedankenlos David durch das Haar zu streicheln. Sein Bruder hatte wunderbares weiches Haar. Manchmal beneidete er ihn darum und David wusste das. Aber auch nur für ihn, hatte er sich die Haare wachsen lassen, wodurch er weiblich wirkte, obgleich er eigentlich sehr männlich war. Doch er würde immer sein kleiner lieber Bruder bleiben. Für ihn, versteht sich. Für die Frauenwelt war er schon jetzt ein kleiner Herzensbrecher, wenn auch unabsichtlich. David verliebte sich einfach nicht. Wirklich was dafür konnte er zwar nicht, aber es tat ihm auch schon irgendwo weh, ständig seinen Verehrerinnen einen Korb zu geben. Meistens ging er ihnen aus dem Weg. Timo überlegte kurz, ob es sich lohnte nach Hause zu gehen, doch sie hatten schon oft im Wald geschlafen und nie war etwas passiert. „Gute Nacht, David.“, flüsterte er sanft. Dann schlief er ein.
 

Das Piepen erfüllte den Raum, wie jeden Tag. Immer und immer wieder ertönte es. Monoton. Einsam und allein. Wo war die Person, für die dieses Piepen Leben anzeigte? War sie noch hier, unter ihnen? Oder innerlich schon längst Tod? Nun lag er erst seit kurzen in diesem Zustand und schon hatte sich der Alltag eingestellt. Als ob es weiter gehen musste, ohne ihn. Musste es das? Konnten sie das? Wollten sie das? Sie machten es einfach. Ohne nachzufragen.
 

„Was würdest du tun“ hatten sie in einem Lied gefragt. Er hatte selbst mitgeschrieben und nun wusste er selbst keine Antwort auf diese Frage. War das nicht Ironie des Schicksals? Was das nicht Krank? Verräterisch? Was sie verlangten von denen, die sie erreichen wollten, schaffte er selber nicht. Nicht jetzt. Nicht so plötzlich. Ja, er hatte Pläne gehabt und er wollte sie umsetzten. Doch so wie man plante, würde es nie werden. Timo war nicht dabei. Timo, der wegen ihm im Koma lag und ihn nicht aufbauen konnte. Timo, der wegen ihm weggelaufen war, weil er ihn wieder verletzt hatte. Ja, das hatte er und nun schämte er sich dafür. Aber war das nicht menschlich, das was er da machte? War das nicht in diesem Sinne normal?
 

Was ist eigentlich das, was alle als normal definieren. Definiert das nicht jeder anders? Oder ist es allgemein gleich? Weil, rein theoretisch gesehen, ist nichts normal und nichts ich gleich. Nichts und unnormal und nichts ist verschieden. – oder?
 

Timo, dem es wegen ihm schlecht ging, würde ihm wohl auch noch mit einem lächeln verzeihen, wenn er sich entschuldigen würde. Wenn er es jemals könnte. Er schlug mit der Faust gegen die Wand und es gab ein dumpfes Geräusch. Gleich würde jemand nachgucken kommen, wie es ihm ging, ob er nicht gefallen war. Er würde lächeln und sagen, dass die Person sich verhört haben musste. War er nicht erbärmlich? Das er so log? Das er so litt, obwohl es anderen viel schlechter ging? War das nicht total verdammt erbärmlich, wie sehr er sich im Selbstmitleid suhlte? Und wenn er an alle dinge dachte, die er Timo geraten hatten, kamen ihn viele nun so falsch vor. So falsch und kalt. Egoistisch. Wegen ihm hatte Timo nichts mehr in der Liebe riskiert. Da war diese junge Frau gewesen und er war sich sicher, dass sie die Richtige für Timo gewesen wäre .Doch aus puren Neid und Egoismus hatte er Timo abgeraten und nun? Nun lag Timo im Koma und würde wohl nie wirklich glücklich werden. War er nun zum Unglück wegen ihm verdammt? Konnte er es vielleicht doch noch retten? Er hätte Timo damals seinen Weg gehen lassen sollen, dann wäre so vieles nicht passiert. Zumal es nicht viele Wege gab Timo glücklich zu machen. Und er mauerte sie nach einander einfach zu. Unerbittlich und nur an sich selbst denkend. Was war er nur für ein bester Freund. Konnte er diesen Titel überhaupt noch behalten? Er war erbärmlich. So schrecklich erbärmlich. Wie hatte er noch über Leute gelästert, die im Angesichts des Todes alles bereuten und erst dann Fehler sein sehen – und nun war er genau so? Er hatte sich für gut und lieb gehalten, nur um jetzt fest zustellen, dass er sich perfekt selbst belügen konnte. Selbst jetzt noch, war er egoistisch genug um zu sagen, dass er etwas wollte. Wie sollte sein Leben noch weiter gehen? Sollte er sich die restlichen Monate im Selbstmitleid baden? Sollte er aufgeben? Oder sollte er kämpfen, mit dem festen Vorbehalt sich zu ändern, obwohl er wusste, dass er es nicht schaffen würde. Dafür war er einfach zu schwach. David wusste, war er Timo nichts gönnen wollte. Weil Timo ein so starker und schöner Mensch war, während er klein und hässlich war. Wahre Schönheit zeigt sich über den Charakter und den Umgang mit anderen. Timo hatte sich als wunderschön bewiesen, wohin gegen er wohl überhässlich war. Und das schlimmste war, dass er zu schwach war sich zu ändern. Wo ist jett die Person, die zu einem hinging und sagte, dass das alles nicht stimmte, was man dachte, dass man schön war? Seine lag im Koma. Egoistisch. Menschen sind Egoismen und Einzelgänger. Sie belügen sich selbst. David fing wieder an zu weinen. Er war wohl endgültig am Ende. Und dieses Mal würde kein Timo kommen um ihn aufzubauen.

Menschen sind (Un)berechenbar

„Verdammt Timo, wach gefälligst auf, ich muss dir was sagen.“ seit Tagen schon, lang der Rapper im Koma. Seit Tagen schon wusste der Gitarrist, dass er wohl nur noch ein halbes Jahr zu leben hätte. Nun hatte er praktisch die Gewissheit bekommen. Es gab eine Operationsmöglichkeit, doch diese war Riskant und lebensgefährlich. Der Termin stand schon fest. Und derjenige, der ihn hätte aufbauen sollen, lag immer noch im Koma. Er seufzte. Hatte er nicht gerade eben sein Schicksal akzeptiert? Oder hatte er es wieder geschafft sich selbst so zu belügen, dass er dies glaubte. Den Tod akzeptieren? Niemals. Er lachte trocken auf, während er an dem Bett von Timo saß. Akzeptieren konnte man das, diesen Tod? So einfach. Nein, niemand konnte das, da war er sich relativ sicher. Einfach so akzeptieren, aus der Welt zu verschwinden und nichts, rein gar nichts mehr tun zu können. Einfach aufhören zu existieren? Nein, das wollte niemand. Er nahm Timos Hand in seine und bettete seinen Kopf mit der Stirn auf das Bett. „Warum, Timo. Warum sind wir so geworden. Warum bin ich so geworden. So verletzend und so gemein. Selbst zu dir.“ Seufzen. „Ich wollte das doch nicht. Ich wollte das nie und doch habe ich dir weh getan. Es tut mir Leid.“ nur ein flüstern waren seine Worte. Nur ein leises, kleines Flüstern. Kaum zu vernehmen, wenn man nicht genau hörte. Vielleicht hatte der Ältere es ja vernommen.
 

Was muss man tun, wenn man jemanden liebt, aber nicht weiß, wie man es ihm sagen soll. Was wäre, wenn man sich entschuldigen will, die Worte aber einfach nicht über die Lippen kommen? Was ist wenn du weißt, dass du Sterben wirst und du Angst hast, dass du nicht nicht aussöhnen kannst? Was würdest du tun? Wenn du Worte sagst, die du nicht so gemeint hast, und sie dann doch nicht zurück nehmen kannst?
 

Die schlimmste Waffe des Menschen ist keine, die einen töten. Nein, das ist die, die einen Menschen seelisch so verletzt, dass er sich fragt, warum man ihn nicht direkt töten. Wir wissen nicht, on Timo Davids Worte als solche empfunden hat, aber wann läuft ein Mensch im Streit weg? Warum verstehen wir uns so wenig, warum reden wir teilweise aneinander vorbei? Warum werden wir missverstanden? Weil wir denken können? Weil wir Egoisten sind? Weil wir einfach nur Menschen sind? Denken wird zurück, denken wir an die Vergangenheit? Was wissen wir über die Lebensweise z. B. Im Frankreich vor und nach der Französischen Revolution? Oder im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation? Was wissen wir, was glauben wir zu wissen? War damals wirklich alles besser? Ist immer alles besser, was früher war? Oder ist das eine Frage der Ansicht? Können wir uns an neues schnell gewöhnen? Oder brauchen wir ein paar Generationen, bis wir soweit sind? Was ist Leben eigentlich und wo ist der Sinn? Das wir uns Fortpflanzen? Das wir forschen und herausfinden? Oder einfach, dass wir diesen Planten bevölkern? Menschliche abnorme Fragen – warum nicht das Leben genießen und sich alles leicht machen? Weil wir dann richtig dumm wären. Wo wäre dann die stolze Rasse Mensch, die besser ist als alles andere? Wieso sind wir zu fast 100 % genetisch mit Affen und Mäusen verwandt und missbrauchen sie so? Antworten? Wir werden die alles wissen. Weil dann würde es sich nicht lohnen zu leben.
 

Sie lagen nebeneinander. Einfach so still und leise. Timo freute sich, dass sie so viel Zeit miteinander verbrachten. Zwar taten sie das schon immer, aber er hatte das Gefühl gehabt, dass dem in letzter Zeit nicht so gewesen war. Und doch waren sie beieinander gewesen, außer die paar mal, wo er alleine sich weggeschlichen hatte, weil er die Stille genießen wollte. Keiner sagte ein Wort. Ruhe. Angenehme Ruhe. Er drohte einzuschlafen. Dann hörte er leise, fast wie aus dem Himmel David stimme. Verwirrt sah er neben ich während er den Worten lauschte. David schlief. Und doch, doch redete er mit ihm.
 

„Warum, Timo. Warum sind wir so geworden. Warum bin ich so geworden. So verletzend und so gemein. Selbst zu dir. Ich wollte das doch nicht. Ich wollte das nie und doch habe ich dir weh getan. Es tut mir Leid.“
 

Und dieses „Es tut mir Leid“ hallte in seinem Kopf wieder. Einbildung? Das musste es sein. Aber es war so real gewesen? Verwirrt fasste er sich an den Kopf. Nein, er war nicht krank. Wann war er überhaupt das letzte Mal krank gewesen? War er jemals krank gewesen? Wie war es eigentlich krank zu sein. „Worüber denkst du nach, Timo?“ David. Doch diese Stimme, die Betonung war anders. Jünger. Fröhlicher und doch, sie passte nicht zu ihm. Nicht so, wie sie hätte passen sollen. „Wie es ist krank zu sein?“ Erstaunt schauten ihn die Augen des Jüngeren an. „Wieso das?“ Der Ältere zuckte mit den Schultern. Er wusste keine Antwort. Er war ich sicher, dass er David nichts von der Stimme erzählen wollte. Noch nicht. Erstmal musste er sich darüber im klaren werden, was das gewesen war. Und wie es hatte sein können. „Du solltest darüber nicht nachdenken. Denk lieber über mich nach. Oder die Blumen. Oder den Himmel.“ „Den Himmel...“ murmelte er, während er nach oben schaute und durch die Blätter den strahlend blauen Himmel sah. Ohne Wolken. Wann hatte er das letzte Mal Wolken gesehen? Überhaupt, war es nicht gerade Winter? Wieso war hier Sommer? Oder war es Sommer? Frustriert legte er den Kopf auf die Knie, welche er an sich gezogen hatte. David umarmte ihn. „Du solltest nicht zu viel darüber nachdenken, dass tut dir nicht gut. Und wir wollen doch nicht, dass du Unglücklich wirst, Timo. Na komm, lass uns nach Hause gehen. Rennen wir? Wetten ich schlage dich?“ Er nickte und setzt ein grinsen auf. David bemerkte nicht, dass es gespielt war. Sie rannten los. Und trotzdem fragte er sich immer noch, was an dieser Welt falsch war. Irgendetwas stimmte hier nicht. Das wusste er. Spätestens seit er David so andere Stimme gehört hatte. Ob Einbildung oder nicht. Sein Gefühl sagte ihm, dass hier etwas fehlte.
 

Seufzend stand der Gitarrist auf dem Krankenhausdach. Wie erwartet hatte Timo nicht geantwortet und er lehnte sich an das Geländer. Schon Krank in einem Krankenhaus nur ein Geländer auf dem Dach zu haben. Was wäre, wenn ein suizidgefährdeter sich hier hinunter stürzen würde? Was wäre, wenn er sich hier hinunter stürzen würde? Würde man das überleben? Vorsichtig ging sein Blick hinunter. Er schätzte 20 bis 30 Meter tief waren es locker. Im würde Übel. Und dieses Mal lag es nicht an den Medikamenten. Da war er sich relativ sicher. Zittern und immer noch die Augen auf den Abgrund geheftet holte er sein Handy hervor. „...kannst du mich abholen?....ja, in Krankenhaus auf dem Dach....nein ich will nicht springen, nur...ich komm hier nicht mehr weg! Bitte.....Danke Linke!“ Keine zwanzig Minuten später hatte Linke ihn vorsichtig am Arm genommen und ihn von dem Geländer und dem Abgrund weggezogen. Nicht grob, sonder langsam und mit ruhigen Worten. Sobald er wieder unten war, hatte er sich einigermaßen wieder gefangen. „Danke nochmal. Ich weiß nicht, was in mich gefahren war.“ Der Ältere winkte ab. „Keine Ursache, ich wollte so wie so noch nach Timo sehen...wie geht es dir sonst so?“ Der Jüngere verzog das Gesicht. „Ich hasse die Medikamente jetzt schon, aber sonst gut. Also jedenfalls nicht schlechter.“ Das Bassist nickte und lächelte, ehe er sich erneut in das Krankenhaus begab. Der Andere jedoch setzte sich auf eine Bank und konnte erst eine halbe Stunde später aufstehen und nach Hause gehen. Zu tief saß in ihm der Schock über sich selbst. Weil einen kurzen Augenblick dran hatte er doch tatsächlich gedacht zu springen und so seinen Qualen ein Ende zu setzten. Und das konnte er sich selber wohl nie verzeihen. Niemals.
 

Manchmal ist es besser, wenn man nicht das Negative sieht. Manchmal ist es besser, wenn man Positive sieht. Das kommt auf den Menschen an. Ob nun Pessimist, Optimist, oder wie viele Pessimisten ja so schön sagen Realist. Egal was – man muss seine Sichtweise eben manchmal ändern können.
 

Kennst du dass Gefühl, wenn du weinen willst, doch es geht nicht?

Erkenntnisse kommen meistens zu spät

Langsam schritt er voran. Alleine, obwohl jemand neben ihm ging. Er spürte Davids Anwesenheit nicht. Als ob er nicht da wäre – zu tief hing er seinen Gedanken nach. Viel zu tief, als für ihn normal war. Vielleicht war das der Anfang von Ende gewesen, was ihn dazu veranlasst hatte, wieder in diese kalte Welt zu gehen. Eine Welt, die so kalt war, dass nicht mal der Sonnenschein die erwärmen konnte. Er erreichte kaum denjenigen, den er auf eine besondere Art liebte. Nein, retten konnte er ihn nicht. Vielleicht hätte er es gekonnt. Oder er wollte sich etwas einreden. Warum dann nicht hier bleiben, in dieser perfekten Welt, wo alles so warm und schön war? Warum musste er sich lösen, von hier, um wieder er selbst zu werden? Verleugnete er sich? Oder machte er sich so selbst kaputt?!
 

Langsam schritt er den Weg ab, den vielleicht schon bald andere gehen würden, wenn sie ihn zu Grabe tragen würden. Er hatte mit seinen Eltern nicht darüber gesprochen, sie hatten es einfach gemacht. Ja, er wollte hier begraben werden, wenn es wirklich sobald sein sollte. Hier war es schön ruhig und idyllisch. David lächelte. Hier würde sein Grabstein wunderbar rein passen. Ein Notenschlüssel. Ja, so einen Grabsein wollte er. Und einen Spruch, den er selbst ausgesucht hatte, sollte drauf stehen. Nur welchen, da war er sich noch nicht sicher. Eigentlich hätte Timo den Spruch aussuchen sollen. Obwohl er sich wohl geweigert hätte, bis er wirklich Tod war. Oder kurz davor. Die ersten Tropfen vielen und nun fand der Gitarrist sie unpassend. Konnte das Wetter sich nicht seiner Stimmung anpassen? Gerade, wo er etwas fröhlich war, kam der Regen. Er seufzte, nein, das Wetter passte sich ihm wirklich nicht an. Regen fällt einfach. Ohne wirklichen Grund. So ist der lauf der Singe. Ebenso wie das Sterben und das Leben. Vielleicht gibt es ja so etwas wie Reinkarnationen? Wer weiß das schon. Klar, es gab natürlich fälle, wo kleiner Kinder sich an ein früheres Leben erinnerten – aber stimmten diese? Vielleicht würde er ja auch wieder geboren werden. Wegen Timo – oder war er ihm durch ihre Streits so egal geworden. Ja, es tat weh und David fragte sich, wie er die letzten Wochen überstanden hatte. Sie lagen dunkel in seiner Erinnerung. So dunkel, als wären sie das pure Gift für seine Seele gewesen. Und er selbst hatte es sich gegeben. Langsam passte er sich dem Wetter an. Wehe der Regen würde jetzt aufhören. Er hatte noch so viel vor, was er gar nicht mehr schaffen konnte – er wollte Kinder. Und die Frau dazu kannte er wohl noch nicht einmal. Warum? „Warum?“ Warum gerade er? „Warum gerade ich?“ Warum ausgerechnet er? „Ausgerechnet ich?“ Wieso war das Leben nicht fair? „Wieso? Wieso ist das Leben nicht fair?“ Seine Stimme wurde lauter. Mit jedem Wort, was er sagte, schrie er mehr. Mit jedem Wort, der Verzweiflung, tötete er sich selbst ein bisschen. „WARUM?“ Ja, warum – fragen sich das nicht alle? Warum gibt es Leute, die sich den Tod wünschen und welche, die ihn kriegen, ohne zu fragen? Sitz da jemand mit einer Liste und holt sie nach einander ? Oder streicht er munter durch? Einfach so, wie es ihm beliebt? Warum gerade er? Konnte es nicht jemand anderes sein? „Warum nicht Timo...?“ Er erschrak selber über den Gedanken, dass er seinem besten Freund so den Tod wünscht – oder sich so das Leben? Er hatte das bestimmt nur gedacht, weil Timo so wie so nie wieder aufwachen würde. Oder doch? Dieser verdammte Egoismus. Alles, alles würde er für das weiter Leben geben – doch würde er sich ändern, wenn er weiter leben würde? Konnte er sich ändern? Oder war er unverbesserlich? Das Gewitter tobte über ihm, und er? Er brach zusammen. Weinte und schämte sich. Für seine schlechten, egoistischen Gedanken. Eigentlich war er irgendwo froh, dass er sterben würde, er hatte es leicht. Zu stehen, wie jemand, der einem Nahe stehen weiß, dass er sterben wird, fand er schrecklicher, weil er sich dann viel hilfloser fühlen würde. Er war ein Egoist. Daran konnte er nichts ändern. Gute Seiten hatte er wohl auch, aber wie viele Menschen sahen schon ihre guten, ohne eingebildet oder überheblich zu wirken? Ohne daraus eiskalt ihren Vorteil zu ziehen? Ja, er tat es. Wenn er wollte, konnte er eiskalt alles zu seinem Vorteil machen. Er machte es öfters. Bisher hatte er gedacht, dass es menschlich wäre. Das alle das so machten. Das alle es extra machten. Und doch, wenn er an Timo dachte – nutze er seine Vorteile, seine Stärken extra für seinen Vorteil? Nein, er war natürlich. Er machte es unterbewusst. Wie die meisten Menschen. Was genau war er? Ein nichts. Hatte er das Leben überhaupt noch verdient? Oder hatte der Tod ihn gerechter Weise ausgesucht? Wenigstens regnete es, so dass seine Tränen nicht zu sehen waren. Ja, er war schwach. Und doch stark. Wieso? Es wurde trocken, hatte der Regen aufgehört? Nein, er hörte immer noch das trommelnde stakkato und die Melodie, die das Wetter erzeugte. Seit wann hockte er auf den Boden? „Komm, David, steh auf.“ Jan. Wie war Jan hier her gekommen? Wieso war er hier? Wieso kam er noch zu ihm, einem Scheusal der Menschheit? Er ließ sich verwirrt hochziehen und sich den Schirm in die Hand drücken. Der kleinere hackte sich unter. „So, und wir gehen jetzt etwas spazieren und du erzählst mir irgendwas, ja? Und wenns über Blümchen ist, David.“ Okay, was war das? Versuchte er ihn auf zu mustern? Dafür war Jan eigentlich nicht der Typ, jedenfalls keiner, der es so versuchte. Wollte er ihm zum reden bringen? Oder einfach damit sagen, wenn du reden willst, ich bin da? Der Ältere wusste es nicht. Er wusste nur, dass er schon wieder am weinen war und der Schirm seinen Weg in den Schlamm fand. Und sein Körper den Weg in Jans arme. Und der Regen vermischte sich mit Tränen, die Melodie des Wetters mit seiner Stimme, als er einfach drauf los schrie. Als er alles raus ließ. Auf eine Weise, wie sie bisher nur Timo kannte von ihm. Doch Timo, war leider nicht da.
 

„Weißt du, Timo, David wollte sich umbringen. Wir wissen nicht, was er hat. Ja schon, er könnte sterben, aber die OP-Methode, die die Ärzte ihm vorgeschlagen haben ist eine der sichersten. Leider hat er erst in zwei Wochen einen Termin. Ich hoffe, dass sein Herz noch solange durch hält. Er strapaziert es einfach zu sehr. Nun gut, er war niemals eine Person, die ihren Körper geschont hat. Inzwischen müssen wir ihn schon zum essen zwingen, wenn er mit uns isst. Und manchmal frage ich mich, ob er nicht heimlich aufs die Toilette geht und sich den Finger in den Hals steckt. Ich mache mir Sorgen.Aber auch um dich. Es wäre schön, wenn du einfach wieder aufwachen könntest. Andererseits ist es vielleicht besser, das du nicht mitbekommt, wie sehr David leidet .ich glaube, dass dir dass das Herz brechen würde. Aber ke...“ Irritiert öffnete der Rapper seine Augen. Er lag in seinem Bett, in das er sich hineingelegt hatte, weil es ihm nicht so gut ging. Wer hatte da gesprochen? Er kannte diese Frau, doch er wollte ich einfach nicht daran erinnern, wer das war. Sie hatte irgendwas mit David zu tun. Und mit ihm. Seine Mutter konnte es ja nicht sein, zumal David ja sein Bruder war. Er war doch sein Bruder oder? Seit er diese veränderte Stimme von David gehört hatte, hörte er öfters leise Stimmen, wenn er angestrengt horchte. Außer nachts. Doch, diese war über deutlich gewesen. Was war das hier? Wo er war hier? Das Gefühl hier falsch zu sein, wuchs von Minute zu Minute.
 

Kennst du das Gefühl, wenn du schreien willst, doch es geht nicht?

Einsicht ist der erste Weg zur Besserung...

Manchmal ist es besser, wenn man mit keinem über etwas reden, was einem weh tut. Nicht, weil derjenige es nicht versteht oder falsch aufnimmt, einfach dann, weil man sich zu beobachtet und umsorgt fühlt. Manchmal behält man seine innersten Gedanken lieber für sich. So lange, bis man sich sicher ist, dass es vorbei ist. Das man darüber reden kann. Vielleicht wäre es in David Fall besser gewesen, er hätte nicht so mit Jan geredet. Denn dieses Privileg gehört nur Timo. Und doch, hatte er es weiter gegeben, ohne mit der Wimper zu zucken. War er nun ein schlechter Mensch? Er hat mehr als nur ein Geheimnis. Und alle die er hat, weiß nur er selber. Nicht mal sein bester Freund kennt sie. Vielleicht ist es an seiner Zeit, dass er damit raus rückt, oder sie noch tiefer vergräbt. Den, sollte er sterben, wird alles gegeneinander abgewogen, laut Gott. Oder glaubt ihr immer noch, dass Gott Sünden vergibt? Nein, wie sollte er dann sie schlechten bestrafen? Oder warum gibt es den die Hölle? Ist sie ein Vorort zum Himmel? Wenn ja – welchen Preis müssen wir zahlen, wenn wir sterben. Was werden wir geben müssen, damit wir leben können. Welches Preis zahlen wir? Und welchen wir David zahlen? Gibt es einen Gott? Wenn ja, muss er grausam sein – gibt es einen Teufel? Wenn ja ist er gnädig.
 

Langsam schritt er den Weg entlang. Den Weg, den wohl bald alle anderen gehen würden, wenn sie ihn besuchen wollten. Vor einigen Tagen war er hier zusammen gebrochen, im Regen und hatte sich Jan anvertraut. Seit diesem Tag, fühlte er sich noch schlechter. Jan tat nichts, was dies bewirkte – es war David Gewissen, was ihn plagte. Er hatte Timo verraten, auf eine Art und Weise, die ihm so weh tat, dass es ihm egal war, dass er sterben würde. Hauptsache Timo verzeih ihm. Ob er es je vergessen würde, wusste er nicht. Seit diesem Tag, war er nicht mehr im Krankenhaus gewesen, während Jan jeden Tag da gewesen war, wie er von Linke gehört hatte. Ja, sie alle besuchten den Rapper regelmäßig, nur er nicht. Er konnte einfach nicht. Warum? Das wusste der Gitarrist nicht. Lag es am den schlechten Gewissen? Oder daran, dass er Krankenhäuser nicht leider konnte? Oder lag es an seiner Angst davor, dass Timo wach werden könnte und von all seinen Untaten erfahren konnte? Trocken lachte er auf- Timo würde ihm sicher verzeihen. Jedenfalls tat er das normalerweise. Ja, das tat er. Timo war wirklich ein Mensch, den er bewunderte. Heimlich. Still. Leise. So leise, dass er nie ein Wort der Lobes für ihn übrigen hatte. Wann hatte er sich zuletzt bei ihm bedankt? Wann war es gewesen? Als sie noch Kinder waren? Vermutlich. Er seufzte und setzte sich auf eine der Bänke, wollte nicht mehr weiter gehen. Generell war er müde. Ja, aber wohl noch nicht müde genug, um sich das Leben eigenhändig zu nehmen. Er hatte so viel machen wollen – und im Endeffekt hatte er nichts gemacht. Nichts. Ja, wow, er hatte ein Testament geschrieben, worin er seine Familie und Freunde und besonders Timo bedachte. Ja, Timo. Würde er ihm jemals verzeihen? Könnte er Timo verzeihen, wenn er das gemacht hätte, was er gemacht hätte? Jemanden von einer Liebe weghalten, die ihn komplett glücklich gemacht hätte – würde er das verzeihen? Nein, würde er nicht. Aber er würde ihn auch nicht hassen. Timo wäre ihm schlichtweg egal. Vielleicht würde er in ein paar Jahren dann wieder mit ihm reden, aber nie wäre es so wie früher. Er wollte weinen, aber er konnte es nicht. Jetzt ließ ihn schon sein eigener Körper im Stich, aber das hatte er eh schon getan. Keiner der Fans wusste was. Er wollte noch nicht sterben. Er wollte Leben. Für immer am Liebsten – doch, dass konnte keiner. Oder doch? Vielleicht. Er war nun mal ein Egoist. Damit würde sich David niemals abfinden können. Von akzeptieren ganz zu schweigen. Aber er konnte es zumindest annehmen für einen gewissen Zeitraum. Weil alle so waren. Weil jeder so war. Außer Timo. Jedenfalls in seinen Augen.
 

Ist es nicht immer so, dass man selbst lügt, aber das von anderen nicht erwartet? Das man nur sein eigenes schlechtes sieht und denkt, dass die anderen Menschen Engel wäre, oder Heilige, die nie Fehler machen? Darum werden wir sauer, weil wir das von ihnen erwarten, was sie von uns erwarten – und was im Endeffekt keiner erfüllen kann. Niemand kann das – zeige mir einen Menschen, der nicht lügt und ich beweise euch das Gegenteil. Selbst Kinder können lügen, obwohl diese noch die ehrlichsten unter uns sind. Wollen wir nicht alle wieder Kind sein? Wollen wir nicht alle David in den Arm nehmen und sagen, dass es okay ist, wenn er so denkt? Oder hat und sie Gesellschaft schon Gefühls kalt gemacht? Sind wir schon innerlich Tod? Ist es uns egal, was wir machen, mit dem, was uns gegeben ist? Sind wir Monster? Oder waren die Menschen schon immer so?! Wir sind die Generation, die jetzt jung ist und die mit den folgen zu Leben hat – wie wären wir mit 80? Oder in Davids Situation – wie würden wir reagieren? Gleich? Oder doch ganz anders? Ja, wir sagen, dass wir etwas verändern wollen, dass wir die Mächtigen verachten – doch wie wären wir, wenn wir die Macht hätten? Würden wir immer noch für unsere Ziele kämpfen? Oder würden wir dann erst sehen, wie schwierig es alles ist – wenn es schwierig sein sollte? Was würden wir tun?
 

Ein Vogel zwitscherte, während er alleine auf der Wiese lag und lauschte. Er hörte nun immer öfters Stimmen und letztens hatte es sogar geregnet. Aber einen Regen, wie er ihn noch nie gesehen hatte und wie er ihn doch kannte. Das wusste er. Linke hatte mit ihm gesprochen. Er kannte keinen Linke. Klar, Timo wusste, was links und rechts war, aber einen Linke? Oder einen Jan? Nein, den einzigen Menschen, den er hier wirklich hatte, war David. Und dieser kam ihm von Tag zu Tag fremder vor, so, als ob er etwas vor ihm verbergen würde. Wenn er nachdachte, hatte er tatsächlich noch keinen Menschen außer David hier gesehen. Gab es überhaupt noch andere Menschen hier? Irgendwas war hier falsch. Und zwar komplett. Er schloss die Augen und lauschte. Keine Stimme. Vielleicht war heute die falsche Zeit, oder es gab nichts zu erzählen. Vielleicht waren diese Stimmen auch Götter, aber er hatte noch nie wirklich an einen Gott geglaubt. „Was würdest du tun?“ Flüsterte er von selber. Und fragte sich im nächsten Moment, wieso er sich diese Frage stellte. Das konnte eigentlich nur daran liegen, dass dieser Jan behauptet hatte, dass David krank war und vielleicht sterben würde. Aber David war ja hier. Ihm konnte nichts passieren. Er passte ja auf ihn auf. Selbst, wenn er nicht bei ihm war, passte er auf ihn auf. David war doch sein kleiner Bruder. Und doch sagte sein Herz etwas anderes. Ja, er liebte David wie einen Bruder und würde ihm alles verzeihen, aber sein Herz sagte ihm über deutlich, dass David eben nicht sein Bruder war. Sondern eher was wie sein bester Freund. Wieso belog ihn sein Herz so – oder belog er sein Herz mit der Annahme, dass David sein Bruder war?

Als er nach Hause, zu David, ging, sah er sich nicht um. Er wusste auch so, dass es ihm irgendwie falsch vor kam, was da war. Der Jüngere saß am Küchentisch und erst jetzt viel ihm auf, dass alles so unscharf wirkte. „Du weißt es, oder?“ Verwirrt sah er den anderen an. „Was soll ich wissen?“ Dieser lachte auf, obwohl er weinte. „Tu nicht so, Timo. Ich weiß, dass du die Stimmen hörst und dass du nachdenkst. Warum bleibst du nicht bei mir. Hier ist alles perfekt. Bitte, Timo. Für immer. Nur bei mir.“ Erschrocken sah der Rapper den anderen an, der nun vor ihm stand und die Arme ausgebreitet hatte. „Bleib bei mir. Wach nicht auf und geh in die grausame Wirklichkeit. Bleib hier. Im Traum. Bis du stirbst.“ Wie von selbst ging er einen Schritt zurück. „Bis ich sterbe... aber...was meinst du?!“ Doch, was sein Verstand so sorgfältig für ihn bewahren wollte, weil es seine Seele schützen wollte, löste die Sehnsucht seines Herzens auf. Und dann begann die Welt um ihn zu bröckeln und zu verblassen. Und er spürte, dass er wieder da war, wo ihm alles weg tat. Es stürzte auf ihn ein. Die Streits mit David, der Unfall, das Koma, David Entschuldigung. Und dann beschloss er zu kämpfen. Er wusste, dass er es konnte. Er spürte das Sonnenlicht und die Ironie in seiner Seele. Er konzentrierte sich und plötzlich hatte er die Kontrolle wieder über seinen Körper.- Er schlug die Augen auf. Und blickte in die Augen seiner Freunde und Familie. Die Ärzte und Schwester an Rand lächelten und er grinste in die Runde und suchte. Doch derjenige, den er haben wollte, der war nicht da. „Wo ist David?“ Seine Mutter brach in Tränen aus, als sie mitbekam, dass er wirklich wieder da war. Wieder lebte. „War klar, dass du nach ihm fragst. David ist im OP. Linke hat ihn auf dem Friedhof zusammengebrochen gefunden und die Ärzte operieren gerade sein Herz.“ Timo wollte sich aufsetzten, doch er merkte, dass er zu schwach war. „Und die Chance, dass er überlebt?“ Trocken war seine Kehle und er wurde müde. Es war ein harter Kampf gewesen. Schwiegen. „Wichtig ist erstmal, dass du wieder da bist.“ „Er wird sterben oder?“ „Nein, nein, das wird er schon nicht. Aber er hat mir das hier gegeben, wenn er dein aufwachen nicht mehr miterlebt.“ Zittern schaute er auf das Bild, was Davids Mutter ihm in die Hand gedrückt hatte und welches er nun mühevoll hoch hielt. David hatte ihm ein Bild gemalt. Wie früher. Nur sie beide. Und er malte noch genauso schrecklich wie damals. Dann waren plötzlich nur noch Krankenhauspersonal da und untersuchte ihn. Und er schlief ein. Mit den Wissen, dass er den Kampf vielleicht zu spät gewonnen hatte. Viel zu spät.
 

Kennst du das Gefühl, wenn du Sterben willst, doch es geht nicht?

...doch den zweiten Weg schafft keiner!

Ein isolierter, sauberer Raum. So sauber, wie er hätte sein sollen, konnte er nie sein. Denn so sauber, können Menschen gar nicht sein. Egal, wie sehr sie sich isolieren oder wie sie sich reinigen, sie können es nie so hinkriegen, dass es komplett sauber ist. Und deswegen sterben Menschen. Es wäre ja nicht so, dass sie niemals sterben würden, aber sie sterben. Entweder weil zu wenig – oder gar zu viel sauber ist. Hygiene wird so groß geschrieben, dass wir immer kranker dadurch werden. Wenn Kinder in Ruhe im Matsch spielen können und auch mal Schlammkuchen essen, dann stärkt das ihre Abwehr – so war es schon immer. Die über vorsichtigen Eltern, die ja nichts an ihre Kinder kommen lassen, was dreckig sein könnte, haben die krankesten. Weil diese keine Abwehrkräfte erschaffen können. Sie werden so leicht krank und sind schwach. Wir haben in den letzten Jahrzehnten so viele Allergien bekommen und sie vermehren sich- Alles an übertriebener Hygiene...aber reagiert wer? Wann kommt der Zeitpunkt, wo die Jugend sich gegen diesen Staat wehrt, der sich immer mehr Formiert? Wann werden die Nacktscanner an Schulen angebracht, damit man Amokläufe verhindert?
 

Alpträume – schlimmer als der Tod. So real wie der Wind, der unser Haar umspielt und so irreal, wie das Wasser, dass um unsere Beine fließt. Stell dir vor, du träumst und erlebst mit, wie eine Person stirbt, weil du dies im Traum träumst. Und dann wachst du auf und du hörst, dass diese Person wirklich gestorben ist. So hätte es Timo ergehen sollen, wäre da nicht die glückliche Fügung eines Versprechens gewesen, was David dazu brachte weiter zu Leben – doch zu welchem Preis?
 

~~~Davids Erinnerungen und Gedanken während der OP~~~
 

„Also Kinder, dass hier ist David, der ist neu in unserem Kindergarten, seit Lieb zu ihm!“ Keiner, keiner hat mich mit Interesse angesehen. Kinder können grausam sein, weil sie spüren, wenn du anders bist. Ich war anders, und deswegen wurde ich anders behandelt. Nicht böse oder gemein, nein sie brachten mir einen Respekt entgegen, mit dem ich nicht umgehen konnte. Die einzige Person, die nett zu mir waren und mich wie ein normales Kind behandelten, waren die Erzieherinnen. „Komm David, wir spielen Memory.“ Memory – ich hasse dieses Spiel immer noch. So sehr, dass ich bis heute nicht beim spielen zu sehen kann. 'Hochbegabtes Kind' nannten sie mich, weil ich mir viel merken konnte, weil ich besser war, als ich hätte sein sollen in meinem Alter. Ja, ich bin hoch intelligent und ja, ich bin begabt. Meine Eltern haben mich gefördert und ich bin ihnen dankbar. Und doch habe ich den Kindergarten gehasst, weil ich immer Memory spielen musste. Immer und immer wieder wurde mein Gedächtnis trainiert und geprüft. Ich habe den Gang gehasst, bis zu dem Tag, als Timo die Erzieherinnen zum ersten Mal fragte, warum sie mich alle eigentlich so besonders behandeln sollten. Diese hat dann nur gelächelt und ihm freundlich, aber distanziert ihre Antwort gesagt, während sie mit mir Memory gespielt hat. Mal wieder. „Der David ist was besonderes ist, deswegen sollt ihr das tun.“ Timo hat den Kopf schief gelegt und sie weiterhin fragend angeschaut. „Was ist den an ihm so besonderes? Das Spiel macht keinen Spaß mehr.“ Ich bin ihm bis heute dankbar, dass er das blöde Spiel mit seiner ewigen Fragerei unterbrochen hat. Wirklich. Weil sonst, hätte ich ihn nie kennen gelernt und wäre heute nicht der Mensch, der ich bin. Ich denke es war Schicksal, das, an diesem Tag. „Weißt du, Timo, du bist ja ziemlich neugierig. David ist besser als ihr anderen und muss deshalb auch besonders behandelt werden. Und nun geh wieder mit deinen Freunden spielen.“ „Aber ich will auch mal mit ihm spielen.“ Ich weiß noch, wie sehr ich mich gefreut habe, dass er das wollte und wie enttäuscht ich war, dass mir die Kindergärtnerin es verboten hat. „Nein, das geht nicht. David muss Memory spielen und da kannst du nicht mit ihm mithalten, geh wieder mit den Autos spielen.“ Als meine Mutter mich an diesem Tag abholte, war ich so traurig, dass ich nicht mal Schokolade haben wollte, zum aufmuntern. „Was ist denn los, Schatz?“ „Im Kindergarten ist ein Junge, der heißt Timo. Und der wollte heute wissen, warum sie mich alle so besonders behandeln sollen und die Kindergärtnerin hat ihm dann gesagt, dass ich besser wäre als er und das deswegen so ist. Und dann wollte er, dass ich mit ihm spiele und sie hats verboten. Ich müsse ja Memory spielen.“ Meine Mutter hat mich in den Arm genommen und noch am selben Abend sich bei der Kindergartenleitung beschwert. Sie wollte zwar, dass ich im Kindergarten gefördert werde, aber niemals, dass es so ausartet. Seit diesem Abend, war der Kindergarten immer schön, weil ich mit den anderen Kindern spielen dürfte. Besonders hat sich Timo gefreut und ich auch. Und seit diesem Tag, waren wir praktisch unzertrennlich. Natürlich musste ich weiterhin immer auch Memory spielen, aber nicht den ganzen Tag und nicht die ganze Zeit. Allerdings hätte es mir nicht mehr so viel ausgemacht, weil mein persönliches Maskottchen nun neben mir sitzen dürfte und mich anfeuerte. „Da David, du hast schon wieder fünf in einer Runde gefunden – also den Trick musst du mir beibringen!“ „Versprochen, Timo.“ „David?“ „Ja?“ „Wenn du sterben solltest und du warst nicht glücklich, dann will ich mein Leben lang auch nicht glücklich sein.“ „Wie kommst du darauf, Timo?“ „Du bist immer so oft krank.“ „Aber es ist Schwachsinn, dass du dann nicht glücklich werden willst.“ „Nein ist es nicht – eines Tages werden wir Blutsbrüder sein und Brüder teilen alles – auch das Glück.“ Ich hatte Tränen in den Augen, als er mir sagte, dass ich wie ein Bruder für ihn bin. „Okay, Timo, hiermit schwöre ich, dass solltest du vor mir sterben und nicht dein Glück gefunden haben, ich mein Leben lang nicht mein Glück finden werde.“ „Okay, David, hiermit schwöre ich, dass solltest du vor mir sterben und nicht dein Glück gefunden haben, ich mein Leben lang nicht mein Glück finden werde.“ Ich hoffe, er hat dieses Versprechen vergessen, aber ich weiß, dass er sich dran halten wird. Oh Timo, du dummer, dummer kleiner Junge.
 

~~~David Erinnerung und Gedanken während der OP Ende~~~
 

Und dann, nachdem die OP als geglückt alt, setzte Davids Herzschlag aus. Denn Gott hatte beschlossen, dass er sterben sollte. Timo sollte niemals glücklich werden.
 

Kennst du das Gefühl, wenn du Leben willst, doch es geht nicht?



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (10)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2010-01-08T17:43:17+00:00 08.01.2010 18:43
NEIN!!!!!!!!!!
Nicht David das geht nicht...
Das kannst du nicht machen...

Aber sehr schöne Story xD
Danke fürs schreiben XD
Von: abgemeldet
2010-01-07T14:00:34+00:00 07.01.2010 15:00
Timo ist aufgewacht... wie schön XD
jetzt müssen wir nur noch beten, dass für David alles gut wird...

mal sehen, was als nächtes passiert...
Von: abgemeldet
2010-01-06T19:39:06+00:00 06.01.2010 20:39
ich hoffe mal stark, dass David gesund wird und Timo wieder aufwacht... ansonsten wären das zwei starke Verluste in der Menschheit...
mal sehen, was als nächtes passiert...
Von: abgemeldet
2010-01-05T22:08:29+00:00 05.01.2010 23:08
das Krankhaus ist unverantwortlich...
was da nicht alles hätte passieren können...
mal sehen, was als nächtes passiert...
Von: abgemeldet
2010-01-05T21:55:13+00:00 05.01.2010 22:55
ich finde es richtig interesannt , wie du so tiegsinnige Gedankengänge so einfach in eine story einbaust...
gefällt mir richtig gut und nur weiter so
mal sehen was als nächtes passiert...
Von: abgemeldet
2010-01-04T13:20:10+00:00 04.01.2010 14:20
ja das Leben ist schon pervers... es fickt mich jeden Tag...
die Story ist richtig gut und treibt mich jedes mal mehr zum nachdenken an...
mal sehen, was als nächstes passiert...
Von: abgemeldet
2009-12-31T15:17:32+00:00 31.12.2009 16:17
was würdest du tun... wie oft habe ich über dieses Lied gegrübelt... schön, wie du es eingebracht hast...
gefällt mir mal wieder alles sehr gut!
mal sehen, was als nächstes passiert...
Von: abgemeldet
2009-12-30T16:44:24+00:00 30.12.2009 17:44
och man du schreibst immer so traurige Storys... aber sie sind gleichzeitig so unglaublich schön... mach nur weiter so!
mal sehen was als nächstes passiert...
Von: abgemeldet
2009-12-28T21:13:22+00:00 28.12.2009 22:13
oh man das ist so traurig...
du schreibst immer so wunderschöne Geschichten...
mach unbedingt weiter!
mal sehen was als nächstes passiert...
Von: abgemeldet
2009-12-28T17:08:35+00:00 28.12.2009 18:08
na das ängt ja schon mal sehr spannend an...
bitte schreib weiter!
mal sehen was als nächstes passiert...


Zurück