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Adventszauber

[Adventskalender 2009]
von  Autorentraining

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Kapitel 1: 1. Türchen - Jeanne, die Kamikaze-Diebin

1. Türchen von Chimi-mimi



Gedankenverloren blickte Marron in die hell leuchtende Flamme der Kerze, die auf ihrem Küchentisch stand. Erster Advent, doch von der allgemeinen Weihnachtsstimmung, die vorherrschte, konnte man in ihrem Apartment nichts erkennen, allenfalls die vier roten Kerzen, die in Reih und Glied auf der hölzernen Tischplatte standen.
Seufzend legte die Brünette ihren Kopf auf die Arme und schloss die Augen. Sie mochte die Weihnachtszeit nicht. Fynn war zusammen mit Access in den Himmel zurückgekehrt, Chiaki hatte eines seiner Pflichtessen bei seinem Vater und Miyako feierte mit ihrer Familie, nur sie blieb, mal wieder, alleine zurück.
Sie fragte sich, warum sie überhaupt die Kerzen aufgestellt hatte, denn dieses Jahr hatte sie sich dazu entschieden, auf Weihnachten zu verzichten. Allerdings, das hatte sie schon feststellen müssen, war es schwerer als gedacht, vor allem bei dem Trubel, den die Menschen veranstalteten. Zugegebenermaßen liebte sie die Weihnachtsbeleuchtung und betrachtete sie gerne von ihrem Fenster aus, und auch die Kekse waren toll, so toll, dass sie welche gebacken hatte, nur um sich an ihr Vorhaben zu erinnern und dann alle wieder zu verschenken.
Der Gedanke an die Kekse erinnerte Marron daran, wie gut diese gerochen hatten, und brachte ihren Magen zum Knurren. Mühsam und schlecht gelaunt hob sie ihren Kopf, betrachtete kurz die flackernde Kerze und pustete diese dann aus.
Ein Blick in den Kühlschrank frustrierte die Brünette noch mehr, denn er war, bis auf ein angefangenes Glas Gürkchen und einen verschimmelten Butterrest, leer. Mit einem leisen Wutschrei öffnete sie sämtliche Küchenschränke und durchsuchte sie so lange, bis sie etwas noch halbwegs Essbares fand: Cornflakes.
Ohne Milch war das nicht gerade das, was sie unter einem Festmahl an einem Adventssonntag verstand, aber eigentlich war es ja doch nur ein vollkommen normaler Sonntag für sie, kein Feiertag, keine besondere Bedeutung, und da konnte man auch mit trockenen, alten Cornflakes leben, Hauptsache etwas zu Essen.
Mühsam, wirklich mühsam schlang sie ein paar Löffel runter, bevor sie sich entschied, dass ein knurrender Magen eigentlich doch das kleinere Übel war, und die Schüssel schnell zur Seite schob. Natürlich hätte sie schnell in den 24-Stunden-Supermarkt laufen können, um einzukaufen, aber dann wäre sie wieder mit den ganzen weihnachtlichen Dingen konfrontiert worden und danach war Marron gerade wirklich nicht.
Sie wollte jetzt weder die Wohnung verlassen noch Fernsehen oder gar Radio hören, eigentlich wollte sie nur drinnen sitzen und… ja, gut, sie wollte sich selbst bemitleiden, das gab sie ja zu, aber es war nun mal die beste Beschäftigung, die ihr in dieser Jahreszeit blieb. Auf der Couch rumfläzen, in Erinnerungen schwelgen und sich selbst zu bemitleiden, ein toller Plan für die Weihnachtszeit. Das Einzige, was sie noch erledigen musste, waren die Weihnachtsgeschenke, die sie für ihre Freunde noch besorgen musste, denn auch wenn sie sich dagegen entschieden hatte, das Fest zu feiern, die anderen taten es ja dennoch.
Vielleicht wäre jetzt die richtige Gelegenheit darüber nachzudenken, was sie ihnen schenken wollte, auch um sich von ihrem knurrenden Magen abzulenken.
Die Brünette nickte entschlossen und setzte sich dann einen Topf mit Wasser auf. Ein Tee war immer das Richtige zum Nachdenken.
Doch bevor sie richtig damit anfangen konnte, hörte sie die Türklingel und ein lautes „Marron!“ ertönte.
„Miyako?“, fragte sie sich selbst leicht verwirrt und öffnete dann die Tür einen Spalt. „Miyako, was ist denn?“
Die resolute junge Frau drückte die Tür vollends auf und schlängelte sich dann an ihrer Freundin vorbei, in der Hand einen riesigen Picknickkorb.
„Was ist los? Willst du picknicken gehen?“
„So etwas in der Art.“ Kopfschüttelnd sah Miyako sich um und betrachtete das schmucklose Apartment. Dann schob sie ihre Freundin in ihr Badezimmer und wies sie an, dort zu warten.
Marron jedoch ließ sich nicht so einfach abschütteln und folgte ihr zurück in den Wohnbereich.
„Was hast du denn vor?“
„Lass dich einfach überraschen.“
„Überrasch mich doch in deinem Zimmer, das hier ist meine Wohnung.“
„Marron, setz dich ins Bad und warte dort, okay?“
„Nein. Ich will jetzt wissen, was das soll. Du dringst hier ein, schickst mich ins Bad, dann dieser Korb…“
„Ich…“ Miyakos Antwort wurde durch die Türklingel, die erneut ertönte unterbrochen. Mit einem erfreuten „Na endlich!“ stürmte sie an der überrumpelten Brünetten vorbei und öffnete die Tür.
„Da bist du ja.“
„Bin ich zu spät?“ Der blauhaarige junge Mann, der in diesem Moment das Zimmer betrat, sah verlegen aus und versteckte einen weiteren Korb hinter seinem Rücken.
„Chiaki?“ Nun war Marron vollkommen verwirrt. „Kann mir das jetzt bitte mal einer erklären?“
Mit in die Hüfte gestemmten Armen sah sie ihren Freund und ihre beste Freundin energisch an.
„Ich höre?“
„Also…“ Verlegen trat Chiaki einen Schritt vor und hauchte der Brünetten einen sanften Kuss auf die Lippen.
„Wir dachten, dass wir dir eine Freude machen. Sozusagen ein Adventsgeschenk…“, murmelte er dann leise.
„Was er sagen will, ist, dass wir dir Weihnachten bringen wollten.“ Miyako hielt ihr den geöffneten Korb mit jeder Menge weihnachtlicher Dekoration, Essen und Kekse hin.
„Ihr wisst doch, dass ich dieses Jahr nicht feiern werde.“ Sie sah die beiden aus ihren großen haselnussbraunen Augen streng an.
„Setz dich einfach hin und sieh zu.“ Chiaki ergriff ihre Hand und führte sie zu ihrer Couch, auf der er sie dann platzierte. Marron wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte, das war doch alles verrückt. Letztes Jahr hatte sie so viel dekoriert, sich so viel Mühe gegeben und war doch allein gewesen, dieses Jahr wollte sie nicht feiern und was machten diese beiden Chaoten da? Sie dekorierten ihre Wohnung. Eigentlich wollte sie sich weiter wehren, zumindest sagte ihr Verstand das, doch ihr Herz und auch ihr Körper verweigerten das und so blieb sie einfach nur stumm sitzen und beobachtete die beiden, wie sie streitend Stück für Stück Weihnachten in das Apartment brachten.
Es verwunderte sie auch nicht mehr, als die Türklingel erneut läutete und Miyakos Eltern mit einem kleinen Tannenbaum hereinkamen.
„Fertig!“, rief ihre beste Freundin dann lautstark und betrachtete ihr Werk mit glänzenden Augen. „Sieht doch gut aus, oder?“
Marron sah sich um, doch viel konnte sie nicht sehen, denn es verschwamm alles vor ihren Augen. Trotzdem nahm sie die vielen funkelnden Lichter, die roten Kugeln und das rote Lametta immer noch wahr und es freute sie. Sie konnte es nicht anders beschreiben, denn es war einfach nur Freude, die sie in diesem Moment empfand.
Dankbar sah sie die Menschen an, die im Laufe der Zeit zu ihrer Familie geworden waren. Weihnachten war wirklich nicht so schlecht…
„Aber wisst ihr was, jetzt habe ich richtig Hunger.“ Wieder war es Miyako, die das Wort ergriff und die Stille durchbrach.
„Oh, da habe ich genau das Richtige.“ Ihre Mutter packte den Rest aus dem Korb aus und deckte den Tisch in Windeseile. „Ein richtiges Adventsessen.“
„Da bekommt man ja richtig Hunger.“ Chiaki hatte sich neben seine Freundin gesetzt und lehnte nun an ihr, um ihr leise ein paar Worte ins Ohr flüstern zu können: „Lass uns jedes Jahr so feiern.“
Nun liefen Marron die Tränen endgültig die Wangen runter und sie nickte mit einem erstickten „Danke“ auf den Lippen heftig.
„Hör auf zu heulen, komm schon, das Essen wird ja noch kalt!“
Kapitel 2: 2. Türchen - Final Fantasy XII

2. Türchen von Ixana



Die Sache mit der Dekoration

Woher die wahrlich gigantische Menge an Tannenzweigen kam, die nun fleißig von Palastdienern überall im Schloss zu Dekorationszwecken aufgehängt wurden, wusste nicht einmal mehr die Königin selbst. Es war Ashe tatsächlich ein einziges Rätsel, wie dieses seltsame Gestrüpp, das es in ihren Augen darstellte, unbemerkt in die Haupthalle gelangen konnte. Wollte ihr dort irgendjemand einen Streich spielen oder etwa einen Anreiz dazu geben, doch eine Pause zu machen und die nun vor ihr liegende Zeit zu genießen, anstatt sich in ihren königlichen Pflichten zu vergraben, als ginge am nächsten Tag die Welt unter?
Nun, vielleicht tat Ashe das tatsächlich, wollte anscheinend nur nicht wahrnehmen, welche Ausmaße ihre Arbeitswut und der eigene innere Drang zur Pflichterfüllung bereits angenommen hatten. Sicher gab sie sich nach außen hin ausgeglichen, doch konnte jeder normale Mensch, der sich in die königlichen Gemächer verirrte, auch einmal einen Blick hinter diese Maske werfen.
Doch momentan war das alles unwichtig, zumindest in den Augen der Königin von Dalmasca, doch sie war so mit ihren Gedanken beschäftigt gewesen, dass sie nicht mehr so wirklich registrierte, wohin sich ihre Beine eigentlich bewegten.

„Majestät!“ Deswegen war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Angesprochene zuerst nur aufschreckte und dann wie hypnotisiert in Richtung desjenigen starrte, der sie gerade sehr ungestüm aus ihren Gedanken gerissen hatte.
Nein. Das war nicht die Realität und dort kam gerade keiner der Diener auf sie - die Königin - zugelaufen. Nein nein nein, sie wollte mit diesen Dekorationsangelegenheiten, um die es vermutlich gehen würde, nicht mehr zu schaffen haben als unbedingt notwendig. Und genau deshalb ignorierte Ashelia den Bediensteten, der nun vor ihr Halt gemacht und sich doch noch auf seinen Respekt ihr gegenüber besonnen und verneigt hatte. Normalerweise nahm sich die Königin gern Zeit für die Belange ihres Volkes und auch ihrer Dienerschaft, aber es gab eben Zeitpunkte, die man ungünstiger nicht hätte wählen können.
So auch jetzt, da ihre Majestät nicht zu reagieren gewillt war und stattdessen einfach auf dem Absatz kehrtmachte und davonging. „Majestät? So wartet doch; es geht doch nur darum, ob wir-“
Doch weiter kam der Diener nicht mit seinen Worten, denn die Angesprochene schnitt ihm diese mit einem einfachen „Macht, wie es euch beliebt.“ ab und ging weiter, ohne sich auch nur nach dem Bediensteten umzudrehen, der nun reichlich verdattert dastand und nicht so recht wusste, was er nun wirklich tun sollte, bis auch ihm endlich das Licht aufging, das es gebraucht hatte, und er eilte davon.


~Stunden später~

Was innerhalb der letzten Stunden passiert war, konnte man als relativ uninteressant einstufen, da Ashe lediglich in ihr Amtszimmer zurückkehrte und dort weiter arbeitete, bis es dunkel geworden war und Lampen angezündet werden mussten. Doch selbst in dieser relativ heimeligen Stimmung, da außer besagten Lampen nichts mehr den Raum erhellte, dachte die Königin nicht daran, sich etwas freie Zeit zu gönnen – zumindest solange nicht, bis sie wieder einmal von einem ihrer Bediensteten gestört wurde.

„Verzeiht mir die Störung, Majestät, aber es bittet jemand um eine Audienz in Eurem Studierzimmer.“
Es hörte sich irgendwie suspekt an, dass um diese Uhrzeit und ausgerechnet an diesem Ort jemand um eine Audienz bat, doch trotzdem bohrte die Angesprochene in dieser Hinsicht nicht weiter nach, sondern legte ihre Dokumente beiseite, stand auf und folgte ihrem Diener einfach diverse - ebenfalls geschmückte - Korridore entlang und musste sich zusammenreißen, beim Anblick dieses Schmuckes aus gebundenen grünen Tannengirlanden und roten und goldenen Kugeln nicht einfach stehenzubleiben und vor sich hinzuträumen.
Der Anblick war wahrlich eine Augenweide und selbst Ashe musste einsehen, dass ihre Bediensteten in diesem Punkt ganze Arbeit geleistet hatten. Aber für Lobeshymnen war es jetzt noch zu früh, denn sie kamen nun beim Studierzimmer an. Der Diener öffnete die Türe zu dem Raum und wies die Königin mit einer Verbeugung an, doch bitte hineinzugehen, und Ashe tat wie geheißen. Doch da war niemand, nur ein Feuer prasselte im großen Kamin munter vor sich hin und erhellte zusammen mit einigen Lampen den Raum. Und jetzt sah die in letzter Zeit relativ gestresste Ashelia, weshalb man sie wirklich hierhin gebracht hatte. Dieser Raum hier war ebenfalls geschmückt worden und wie es schien, hatte man sich hier besonders viel Mühe gegeben, etwas Besonderes zu zaubern.

Nun sah auch die Königin ob des Schmucks aus scheinbar zufällig verteilten Tannenzweigen, kleinen Engelsfigürchen und allerlei anderen auf diese Zeit abgestimmten Dekorationsgegenständen ein, dass man nicht immer nur arbeiten musste, um sich selbst zufrieden zu stellen. Es reichte auch einfach, in einem Sessel am Kamin des Studierzimmers Platz zu nehmen und sich im Anblick der Dekoration zu verlieren, anstatt einfach irgendwann über ihrer Arbeit einzuschlafen.
Das hier war eine wesentlich bessere Art, zu entspannen als zu versuchen, sich mit Hilfe von Arbeit zu entspannen, denn das dauernde Arbeiten - so Ashes Gedankengang - führte eher in genau die entgegengesetzte Richtung zu dem, was sie hier gerade tat.
Kapitel 3: 3. Türchen - Pokémon

3. Türchen von SailorTerra



Die Schneeprinzessin

Die Tage wurden viel zu schnell immer kürzer. Mittlerweile war es schon um 5 Uhr stockdunkel. Eine Sache, die der Winter so an sich hatte. Mit ihm kam die Kälte und auch die ruhigen Monate für eine Arenaleiterin. Die wenigsten Trainer reisten in den kalten Monaten und so hatte sie heute gerade mal einen Herausforderer gehabt. Mit einem wohligen Seufzen ließ Misty sich auf der Couch zurücksinken. Ihre Schwestern, die seit 2 Monaten von ihrer Weltreise wieder zurück waren, hatten vor einer knappen Stunde beschlossen, shoppen zu gehen, und Misty somit endlich mal wieder etwas Ruhe zu gönnen.
Gedankenverloren blies sie den Dampf von ihrer heißen Schokolade beiseite.
„Misty!“
Vor Schreck zuckte die Angesprochene zusammen, um sich kurz darauf wutentbrannt umzudrehen. „Erschreck mich nie wieder so!“, schrie sie ihre älteste Schwester an.
„Stell dich nicht so an.“
„Ich hätte mir fast den heißen Kakao über die Klamotten gekippt!“
Daisy machte eine wegwerfende Handbewegung: „Ist doch nichts passiert.“
Misty biss die Zähne zusammen und drehte sich einfach wieder um. Als Strafe würde sie ihr jetzt nicht zuhören... was für sie aus Prinzip das gesündeste war.
„Ich hatte eine wundervolle Idee und bin deswegen sofort zurückgekommen.“
Das plappernde Wesen, welches sich neben sie setzte, ignorierend, nippte Misty an ihrem Kakao. Wundervolle Ideen bedeuteten für Misty meist schlaflose Nächte, oder etwas anderes, auf das sie gut verzichten konnte.
„Bald ist doch Weihnachten.“
„Blitzmerkerin“, murmelte Misty vor sich hin und überlegte, ob sie nicht lieber den Raum verlassen sollte.
„Und wir haben schon so lange keine Aufführung mehr gemacht.“
„Und Tschüss“, Misty stand auf und war schon auf Höhe der Tür.
„Was hältst du von einem neuen Stück. Wir verwandeln die Arena in eine Schnee und Eis Landschaft und...“
„Lass gut sein Daisy...“ Mit diesen Worten begab sich Misty außer Hörweite.

Lilly und Violet sahen Misty gerade das Wohnzimmer verlassen und kurz darauf Daisy im Türrahmen stehen.
„Sie war wohl nicht so angetan von deiner Idee“, bemerkte Violet.
„Aber interessiert das irgendwen?“, fragte Daisy zurück.
„NEIN!“, antworteten die drei im Chor.

Auch wenn es ihr allein in der Arena zu still gewesen war, vermisste Misty regelmäßig die Ruhe. Ihre Schwestern hatten ein unheimliches Talent dazu jede Tat im Chaos enden zu lassen. Doch die letzten drei Tage seitdem Daisy ihr irgendeinen dämlichen Vorschlag für ein neues Theaterstück gemacht hatte, waren ihre Schwestern verdächtig leise. Hoffentlich hatten sie nicht vergessen, wer nun die Arenaleiterin war... und wer somit auch das letzte Wort hatte.
Im tiefsten Innern wusste Misty allerdings, dass ihre Schwestern das nicht im geringsten scheren würde.
„Was sagen Sie? Eine Woche?“
Misty kam gerade an Lillys Zimmer vorbei und konnte nicht anders als zu Lauschen.
„Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen.“
Oh, ja, dass würden sie wohl. Egal was ihre Schwestern planten, es sollten ihnen so viele Steine wie möglich in den Weg gelegt werden.
„Ja, dass sollte gehen... Aber an dem Preis müssen wir noch was machen.“
Eine kurze Pause trat ein. Warum konnte Lilly nicht etwas genauer auf das eingehen, was „gehen“ sollte?
„Wie wäre es mit Freikarten?“
Misty ballte die Hand zur Faust und riss ohne Vorwarnung die Tür auf.
„Für was denn Freikarten?“
Lilly ließ vor Schreck den Hörer fallen, fing sich aber sofort wieder und legte mit einem „ich ruf sie später noch mal an“ auf.
„Hast du schon mal was von anklopfen gehört?“
Misty ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen: „Was für Freikarten?“
„Für das Pokémon-Rennen Anfang nächsten Jahres in Safronia City, Nerven-Zwerg.“
„Oh“, sie tat betroffen, auch wenn sie sich sicher war, dass ihre Schwester log, „dann lass dich nicht weiter stören.“
Mit einem entschuldigenden Lächeln zog sie die Tür wieder hinter sich zu. Das mit dem Pokémon-Rennen musste sie nicht nachprüfen, es fand bereits seit 5 Jahren statt. Aber die Antwort war viel zu schnell gekommen, als dass sie der Wahrheit entsprechen konnte. Wäre es Daisy gewesen, hätte sie nicht mal eine Antwort bekommen, weil sie die Dreistigkeit gehabt hätte, einfach so in ihre Zimmer zu kommen, aber bei Lilly war es nicht schon eine Lüge, weil sie es ihr erzählt hatte.
Überlegend was Lilly wohl ausheckte, schlurfte Misty in ihren roten Pantoffeln weiter durch den Wohntrakt der Arena. Vielleicht würde sie Violet dazu bekommen ihr etwas zu erzählen. Mit ihr verstand sie sich von Ihren Schwestern noch am Besten.

Violet saß gerade über einem Manuskript und strich mit einem roten Stift darin rum, als Misty sie in der Küche fand.
„Was machst du da?“
„Daisys neues Stück korrigieren“, antwortete sie ohne wirklich darauf zu achten, mit wem sie da redete.
Misty ließ sich ihr gegenüber auf einen Stuhl sinken: „Sie hat also ein neues geschrieben?“
In dem Moment zuckte Violet zusammen. „Ja“, sie schaute Misty an und suchte nach einer brauchbaren Ausrede, „halt für den Fall, dass du doch mal wieder Lust darauf hättest, die Arenakasse mit einer Aufführung aufzubessern.“
Misty seufzte entnervt.
„Hast du dir die Bücher angeschaut, so rosig sieht es im Winter nicht aus.“
„Sieht es aber kein Jahr“, entgegnete Misty.
„Aber...“, Violet machte eine Pause und schaute noch mal auf das Manuskript, „... es ist wirklich gut.“
Eigentlich wollte sie es nicht, allein schon weil ihre Schwestern die Idee hatten, aber wenn Violet sagte es wäre gut... und die Arenakasse quoll in letzter Zeit wirklich nicht über...
Mit einem schweren Seufzen fuhr sie sich durch die Haare: „Zeig mal her.“
Die Blauhaarige hielt das Deckblatt hoch, so dass Misty es lesen konnte: „Die Tränen der Schneeprinzessin.“


„Und?“ Daisy beugte sich über die Rückenlehne und legte den Kopf schief.
Was sollte sie sagen? Natürlich war das Stück gut. Es würde Besucher anlocken... aber der Gedanke die Arena in eine Schneelandschaft zu verwandeln bereitete ihr Kopfschmerzen.
„Wir müssten den Arenabetrieb einstellen.“
„Im Dezember ist doch sowieso nichts los.“
Mistys Augen wanderten wieder zu dem Skript zurück. Sie hatte recht. Aber da gab es noch ein anderes Problem: „Es gibt mehr als vier Darsteller, die auf einmal im Bühnenbild zu sehen sind.“
„Wirklich?“ In Daisys Gesicht war gespieltes Entsetzen zu sehen, „lass das mal meine Sorge sein.“

Daisys Sorge... Misty beobachtete gerade wie drei Männer eine riesige Schneemaschine in die Arena schoben. Worauf hatte sie sich nur eingelassen?
Hätte Kunstschnee nicht auch gereicht? Gerade war sie doch wieder froh darüber, dass sie einen Kimono mit 5 Lagen tragen würde. So sah die verlassene Geliebte nun mal aus in Daisys Vorstellung, also tat Misty ihr den Gefallen.
Die Schneemaschine sprang mit lautem Getöse an und fing an, die weiße Masse in der Arena zu verteilen. Immerhin das klappte... was nämlich bislang nicht geklappt hatte, waren Proben. Daisy versicherte ihr zwar jeden Tag, dass die anderen Darsteller bald da sein würden, aber die Prämiere sollte bereits in drei Tagen sein.
Mit einem Seufzen lehnte sie sich gegen die Wand und beobachtete, wie die Masse an weißen Flocken wieder erstarb. Der kleine Berg, der nun vor der Schneemaschine lag würde sich bis Morgen wieder in Wasser verwandelt haben... wenn sie daran dachte, dass ihre Arena nach dem Schnee überschwemmt sein würde, wurde ihr übel, aber wie sagte Daisy die letzten Tage immer, wenn sie Zweifel äußerte: „Lass das mal meine Sorge sein.“
„Misty!“
Die rothaarige blickte auf. Lilly stand am anderen Ende der Arena und winkte ihr zu: „Die anderen Darsteller sind gekommen!“
Es gibt doch noch Zeichen und Wunder, dachte Misty, während sie sich in Bewegung setzte.
In der Eingangshalle standen an die zehn Menschen, die sie nicht kannte. Daisy stand in der Mitte und teilte Aufgaben und Zimmer zu. Zum Glück war die Arena für solche Menschenmassen ausgelegt.
Die meisten der Anwesenden kannte sie nicht, vermutlich Menschen, die ihre Schwestern auf ihren Reisen kennen gelernt hatten. Aber am Rande der Menge stand jemand, ein junger Mann mir schwarzen zerzausten Haaren.
„Ash?“, sie konnte und wollte ihren Augen nicht trauen, bis sie direkt neben ihm stand.
„Ash?“, fragte sie noch mal.
Der bis eben noch auf Daisy ruhende Blick wanderte zu dem Mädchen neben sich. „Hi... deine Schwestern haben scheinbar was größeres vor?“
„Was machst du...?“ Den Satz konnte sie nicht zu ende aussprechen, da Daisy plötzlich vor Ash auftauchte.
„Freut mich, dass du es auch so pünktlich geschafft hast.“
„Du hast ihn eingeladen?“, fragte Misty.
Daisy setzte eine Unschuldsmiene auf: „Wir brauchen ja schließlich unseren männlichen Helden.“ Mit diesen Worten drehte sie sich wieder den anderen Anwesenden zu.
Misty schaute Ash etwas zweifelnd an: „Du bist also auch hier, um bei dem Stück mitzuspielen?“
„Sie hat mich angerufen und gefragt ob ich Zeit habe. Und da ich gerade mal wieder in Alabastia war, dachte ich mir, ich nutze die Gelegenheit, meine kleine Arenaleiterin zu besuchen.“
„Von wegen klein...“
Er hielt ihr die Hand über den Kopf und zog sie gerade zurück, so das seine Handfläche vor seiner Nase zum stehen kam: „Also auf jeden Fall kleiner als ich.“
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. Warum sollte er auch nicht größer sein als sie? Sah ja auch besser aus, wenn... „Hab ich Daisy gerade richtig verstanden... du spielst den Helden?“
„Sie sagte, sie hätte niemanden dafür.“
„Ja sicher...“, murmelte die rothaarige vor sich hin.
„Wie bitte?“
„Dann ist eine der wichtigsten Szenen wohl eine zwischen uns beiden...“
Ashs Wangen schienen eine Nuance röter zu werden: „Du spielst also die verlassene Geliebte?“

„Nein, nicht so!“, Daisy schrie seit einer halben Stunde nur noch, zumindest empfand Misty das so. Vielleicht lag es auch wirklich nur daran, dass es unmöglich war mit Ash so zu tun, als wären sie ein Liebespaar.
Im nach hinein war sie Daisy irgendwie dankbar, dass es keine Kussszene gab, sondern nur jene, wo sie sich im Schnee verabschiedeten.
„Noch mal das ganze. Und denkt dran. Ihr seid ein Liebespaar, dass sich nie wieder sieht!“
Ash guckte sie etwas verzweifelt an und Misty versuchte noch mal ihre Stimme so zu verstellen, dass es glaubwürdig klang.


Ihr Kimono war schwer, aber sie war froh, dass sie fünf Lagen trug. Der Schnee war kalt und ihre große Szene kam gerade noch.
„Geh nicht!“
Bei der Probe hatte ihre Stimme immer aufgesetzt geklungen, jetzt erinnerte es ihn schmerzhaft an etwas. Mit einer Hand umklammerte er das Schwert: „Ich muss gehen.“
Ihre blauen Augen nahmen einen Ausdruck von Schmerz an. Nach den vielen vergeigten Proben hatte er nie gedacht, in solch perfekte Schauspielkunst zu blicken.
Er durfte nicht gehen, er sollte nicht gehen. Also sagte sie ihm das, was sie ihm vor Jahren hätte sagen sollen. „Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren.“
Eigentlich wollte er sie in den Arm nehmen, sie trösten, dass alles wieder gut werden würde, aber so war das Stück nicht geschrieben worden: „Ich werde wiederkehren. Weine nicht, meine Liebste.“
Dies waren die Worte, die er sprechen musste, kurz bevor er in der Schlacht sterben würde.

Misty sah von Bühneneingang aus zu. Ihre Rolle war nicht lang... ihr Auftritt war nur der, der verlassenen Geliebten. Sie diente nur dazu, die Zuschauer emotional zu erfassen. Aber nicht nur die Zuschauer waren den Tränen nah, als sie den jungen Helden sterben sahen, mit seinem letzten Atemzug den Namen seiner Geliebten flüsternd.
Irgendwo in ihrem Hinterkopf dachte sie daran, wie sie sich damals von ihm verabschiedet hatte. Was hätte sie getan, hätte er ein Ende gefunden?
Aber jetzt blieb keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Daisy erzählte als Schneeprinzessin das traurige Ende und dann gingen die Lichter aus, was bedeutete, dass alle Schauspieler vorm Applaus raus mussten.
Das Licht blendete sie so sehr, dass sie kaum Ash erkannte, der ihre Hand nahm, während sie sich verbeugten.
„Du hast gut gespielt“, sagte er zu ihr, aber schaffte es kaum den Applaus zu übertönen.
„Weißt du“, sie sah ihn an und hoffte irgendwie inständig er würde sie nicht hören, „ich habe nicht gespielt.“
Kapitel 4: 4. Türchen - Bleach

4. Türchen von abgemeldet



Die Kälte war beißend. Beide waren in dicke Jacken gehüllt und sie trug zudem noch wärmende Handschuhe, er dagegen hatte seine Hände in der Tasche stecken. Schweigend gingen sie nebeneinander her, wobei sie ihm immer wieder kurze Blicke zuwarf. Ab und zu seufzte die Kleinere, sprach dann aber doch nicht. Ihr war kalt, der Wind blies stark und trocknete ihre Kehle aus. Sie konnte nicht sprechen und somit nicht sagen, was sie sagen wollte. Nervosität bekam die Oberhand und sie biss sich immer abwechselnd auf Zunge und Lippen.

Es war schon fast gänzlich dunkel und das obwohl erst halb fünf war. Die Straßenlichter waren schon angemacht worden und gerade jetzt leuchteten die Lichterketten an den Häusern besonders schön. Obwohl es ihr zweites Weihnachten auf der Erde war, war Rukia wieder von der Schönheit fasziniert. In der Soul Society gab es so etwas wie Weihnachten nicht, immerhin gab es kein Christentum dort. Schnee war ebenfalls etwas gewesen, das sie im letzten Jahr zum ersten Mal gesehen hatte und dann begeistert mit Ichigos kleinen Schwestern im Garten gespielt hatte. Er hatte sie überredet über Weihnachten bei ihm zu bleiben, ein Geschenk hatte er ihr geschenkt. Nichts Großes, ein Zeichenblock und Stifte, damit sie ihren Zeichenstil verbessern konnte. Er war sich unheimlich komisch dabei vorgekommen und war davon ausgegangen, dass sie ihn schlagen würde oder das Geschenk in eine Ecke werfen und es nicht auch nur eines Blickes würdigen. Aber all das geschah nicht. Rukia hatte niemals etwas geschenkt bekommen. Sie hütete den Block seit einem Jahr und benutzte nur Blätter von ihm, wenn sie etwas Wichtiges niederschrieb oder tatsächlich zeichnete.

Doch dieses Jahr hatte sie sich anders entschieden. Immer wenn sie einige Wochen bei Ichigo war, wurde ihr wieder klar, dass sie nie wirklich eine Familie gehabt hatte. Es machte sie so glücklich, nun von einer wirklich aufgenommen worden zu sein, nämlich von den Kurosaki's, aber sie behielt immer im Hinterkopf, dass sie möglicherweise irgendwann nicht mehr zurück kommen konnte und dann würde sie alle schrecklich vermissen. Deshalb versuchte sie sich schon jetzt von ihnen zu entfernen. Sie hatte dem Jungen ihre Entscheidung noch nicht mitgeteilt. ‚Warte auf den richtigen Zeitpunkt’, hatte sie sich immer wieder gesagt und nun blieb nur noch eine Stunde bis zu ihrer Abreise.

„Ähm.. ich muss dir was beichten“, sie blieb stehen und er tat es ihr gleich. Ichigo drehte sich zu ihr um und fragte verwirrt: „Beichten?“
„Ich.. also.. ich.. werde über Weihnachten zurück in die Soul Society gehen. Ich werde nicht mit dir und deiner Familie feiern.“
Stille trat ein. Dem Jungen schien es die Sprache verschlagen zu haben. Er ging einen Schritt zurück und sah Rukia von oben herab an. „Dein Ernst?“, fragte er und sie konnte die Enttäuschung in seiner Stimme hören. Er suchte Augenkontakt mit ihr, doch sie fand ihren Mantel tausendmal interessanter.
„Und warum so plötzlich? Ich dachte, du bist gerne hier bei uns.“ Sie biss sich schon wieder auf ihre Unterlippe. „Ja natürlich. Ich bin gerne dort. Es war auch keine leichte Entscheidung, glaub mir das! Aber du hast gesagt, Weihnachten soll man mit seiner Familie verbringen und die ist eben nicht hier...“

Ichigo zuckte kurz mit den Schultern und zog dann eine Augenbraue hoch: „Du feierst also lieber Weihnachten mit dem gefühlskalten Byakuya anstatt mit uns? Anstatt mit... mir?“, fragte er vorwurfsvoll. Da sie der Antwort schuldig blieb und nur den Kopf noch weiter senkte, trat erneut Stille ein. Es hatte wieder zu schneien begonnen und sie raffte ihren Mantel an sich, damit sie nicht frieren musste.
„Ich würde sehr gerne mit dir feiern, aber…“, versuchte Rukia sich zu erklären, doch der Junge unterbrach sie: „ Dann tu's doch auch. Weihnachten ist das Fest der Liebe, nicht wahr?“ Ehe sie sich versah, war er einen Schritt vorgetreten, hatte sie sanft in ihre Arme gezogen und einen Kuss auf die Lippen gelegt. Schnell, sanft und schön.

„Warum bleibst du dann nicht bei mir?“, beendete er seinen Satz und legte seinen Kopf auf den ihren. Ungläubig fuhr sie sich mit dem Finger über die Lippen und bemerkte, dass sie rot angelaufen war. „Ich weiß nicht... Ich hab Angst mich zu sehr an euch zu binden, dass ich es für mich zu schwer wäre, zurück zu gehen. Ich kann nicht Teil eurer Familie sein, Ichigo. Ich gehöre nicht hier her.“ Er strich ihr mit der Hand über den Kopf und lächelte leise: „Ich hab gesagt, du sollst bei mir bleiben. Dann feiern wir halt nicht mit meiner Familie, ehrlich gesagt, kann ich da auch einmal drauf verzichten. Feiern wir doch allein.“

Als sie zu ihm aufsah, bemerkte sie, dass auch er rot angelaufen war und mit starrem Blick den Fall der Schneeflocken betrachtete. Sie unterdrückte ein Lachen. Eben noch hatte sie in einem kurzen Gedanken gedacht, wie mutig er doch war, dies alles auszusprechen, wo er doch sonst so gefühlsblind war. Dieser Ausbruch der Gefühle ging wohl auch nicht unbeschadet an einem toughen Kerl wie Ichigo vorbei. „Und wohin möchtest du gehen?“
„Soweit hab ich gar nicht gedacht, um ehrlich zu sein. Ich dacht', ich schlag's mal vor“, antwortete er und schenkte ihr ein von ihr so geliebtes Lachen. Sie grinste zurück, dann packte sie ihn am Arm, schwang sich auf seinen Rücken und befahl lachend: „Ich hab eine Idee. Los, hopp! Da lang!“ Sie deutete geradeaus vor sich. Er lief los, natürlich nicht ohne ein bisschen darüber zu murren, dass er sie zu tragen hatte.

Zusammen kletterten sie auf das Dach der Schule, wobei dies nicht einfach, da alles vom Schnee feucht und damit rutschig war. Oben auf dem Dach sammelte Rukia Schnee, um kurz darauf eine Schneeballschlacht anzuzetteln. Sie bewarfen sich so lange bis das Mädchen nach Atem ringend in den Schnee sank.

Er setzte sich neben sie und blickte hoch zum sternenklaren Himmel. Der starke Wind hatte zwar aufgehört, aber die Nacht war immer noch bitterkalt. Nichts desto trotz fror er nicht. Er neigte leicht den Kopf und betrachtete das Mädchen von der Seite. Wie sie da saß und lachend versuchte wieder zu ruhigem Atem zu kommen. Ihre Wangen waren von der Kälte leicht errötet und ihre Augen hatte sie im Lachen geschlossen, während sie sich die Hände auf den Bauch presste. Jedes Mal, wenn sie wieder zu einigermaßen normalem Atem kam, begann sie erneut zu lachen und musste danach erneut nach Atem ringen.

„Ach, es ist toll hier“, seufzte sie und lächelte leise. Es war gut gewesen, dass sie nicht gegangen war. Sie lehnte sich zurück und an seiner Schulter an, blickte hinauf zu den Sternen und seufzte erneut. „Obwohl es mir das hier auch nicht gerade leichter macht, zurück in die Soul Society zu gehen. Na ja .. ist es mir wert. Da fällt mir ein, ich hab noch ein Geschenk für dich.“ Sie zog ein kleines Stück Papier aus ihrer Hosentasche und übergab es ihm. Er faltete es auf und verzog für eine Minute das Gesicht. Drauf zu sehen war ein, deutlich männlicher Hase (grauenvoll gezeichnet, wie er wieder bemerkte), neben dem Hasen lag etwas, dass an ein Schwert erinnerte und wohl das seine darstellen sollte. Auffällig waren auch die viel zu orangefarbenen Ohre des Hasen. Drunter hatte sie geschrieben: „Frohe Weihnachten Ichigo! Ps: Das auf dem Bild bist du!“
„Bin ich das? Ich dachte du verbesserst deinen Zeichenstil mit Hilfe des Blocks… und nicht verschlechtern“, lachte er und sie zwickte ihn in die Nase. „Ich weiß eben nicht, was ich dir schenken soll.“

Erwartungsvoll drehte sie ihm den Kopf zu und er zog ihn leicht zurück: „Ach so ähm.. mein Geschenk also.. na ja mein Geschenk hab ich dir.. eigentlich schon gegeben...“ Sie lächelte ihn an und strich ihm mit der Hand sanft über die Wange: „Hab ich mir schon fast gedacht.“ Dann drehte sie sich vollständig zu ihm um und küsste ihn sanft.
„Ausgleichende Gerechtigkeit“, lachte Rukia, als sie wieder zum Sprechen kam. Er zog sie zu sich und beide sahen auf zum Sternenhimmel. Welch romantische Szene, dachte das Mädchen.
„Das wird sicher mein allerschönstes Weihnachten für alle Zeit sein...“, dachte sie und kuschelte sich an ihn.
Kapitel 5: 5. Türchen - Naruto

5. Türchen von abgemeldet



Ein melodisches Piepen hallte seit Stunden in meinen Ohren, doch ich blendete es aus. Es interessierte mich nicht.
Seltsam, das ich mich in diesem Teil des Krankenhauses so unwohl fühlte, obwohl ich für gewöhnlich die angenehm kühle Atmosphäre eher genoss.
Doch dieser Raum hatte eine erdrückende, verstörende Wirkung auf mich. Meine Brust wurde enger, wenn ich auch nur den Fuß über die Schwelle setzte, trotz des hellgoldenen Lichtes, dass das Zimmer im Moment durchflutete.
Jeden Tag war ich hier, so lange, wie es mir bei diesen neuen Arbeitszeiten noch möglich war. Jedes Mal war mir übel, jedes Mal war ich müde.

Sie lag da wie aus Stein gemeißelt, das Gesicht schweigend, der Körper starr. Ihre Augen waren geschlossen. Trotz der ungesunden Blässe und den deutlicher hervortretenden Knochen dachte ich wie andere nicht an eine Leiche sondern an eine Schlafende. Selbst jetzt strahlte sie eine stille Präsenz aus, die mich ruhiger werden ließ.
Der Sessel stand noch immer dort, wo ich ihn gestern zurückgelassen hatte.

Ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster und betrachtete den Winterhimmel. Das tat ich jeden Tag. Die Farbe, die Wolken, die Konsistenz … Jeder Morgen sah von hier aus anders aus, mal bunt, mal trist, manchmal kühl und manchmal warm, trotz den winterlichen Temperaturen.
Die kahlen Äste der Zedern ragten dunkel und entfert in das Bild hinein, wie schwere, dürre Arme, die nach der Sonne griffen.

„Ich gehe nachher mit Genma und Raido aus“, meinte ich, ohne den Blick abzuwenden. Mit der Fingerkuppe strich ich dabei über ihren Handrücken, zwischen Daumen und Zeigefinger. Ganz langsam malte ich wirre Muster auf die sanfte, blasse Haut.
„Ich soll ihnen helfen, ein Geschenk für Iwashi zu finden. Sie konnten das beide wohl nie sonderlich gut. Aber wenigstens ist ihnen das früh genug eingefallen“
Es entfloh mir ein halbherziges, schiefes Lächeln.Wenn es um solche Kleinigkeiten ging, war auf einmal alles Frauensache.
Der Anblick eines niedergeschlagenen Raidos und eines hin-und hergerissenen Genmas, der nicht wusste, ob er mich wirklich um Hilfe bitten konnte, war so lustig gewesen, dass ich noch immer darüber schmunzelte. Ich senkte den Kopf und musterte die Fließen.

„Du müsstest die Straßen sehen. Alle freuen sich schon jetzt auf nächstes Jahr. Nun ja, so gut es eben geht … Das du uns im Moment nicht helfen kannst schmerzt allen. Das Volk vermisst dich. Es würde ihnen Hoffnung geben, wenn du aufwachen würdest. Danzos Regierung ist genauso kaltblütig und hoffnungslos wie er selbst. Es wird später nicht leicht werden, ihn von deinem Platz zu stoßen. Aber die Menschen stehen hinter dir ...“ Meine Stimme wurde immer leiser. Mit Sicherheit hatte er Spitzel unter dem Personal positioniert. Ich hätte gerne an einem anderen Ort mit ihr gesprochen, doch das war ausgeschlossen. Ich beschränkte mich auf ein Flüstern.

„Kakashi, Naruto und Yamato sind nicht da, Danzo ist beim großen Treffen der Kagen. Ich mache mir Sorgen, dass er irgendetwas Dummes tut. Aber das würde ihm wohl ähnlich sehen.“
Mit bitterer Miene sehe ich wieder aus dem Fenster. Die Muster auf ihrer Hand werden immer wilder und komplexer, doch ich zeichne sanft, wie in Zeitlupe, ohne Hast, ohne Elan.
„Er berichtet ausschließlich seinen untergebenen Gefolgsleuten von allen Ereignissen. Uns sagt man nur das nötigste. Genma hat sich schon fast mit ihm angelegt ...“

Ich weiß nicht, wie lange ich mit ihr sprach. Vielleicht ein paar Minuten oder auch ein paar Stunden. Ich hörte erst auf, als die Tür aufging.
„Genma?“, meinte ich verwundert und sah zu ihm auf. Er kaute an seinem Senbon herum und blickte ebenso zu mir herab, wie ich dort auf dem Stuhl kauerte, ihre Hand hielt und mich immer mehr in Belanglosigkeiten verstrickte, was meine Berichte anging. Hauptsache ich konnte mit ihr sprechen. Selbst, wenn sie mir nicht zeigen konnte, ob sie mich überhaupt wahrnahm.
„Shizune, komm schon. Du bist jetzt seit fünf Stunden hier und hast dich nicht einmal bewegt. Bald kannst du dich gar nicht mehr rühren“, meinte er mit hochgezogenen Brauen.
Es stimmte. Meine Beine waren taub, weil ich ununterbrochen im Schneidersitz auf dem Stuhl gesessen hatte. Vom Fleck gerührt hatte ich mich auch nicht.
Hatte er mich die ganze Zeit beobachtet, um mir das jetzt vorzuwerfen? Es würde ihm ähnlich sehen. Genma war ein Mensch, der immer handfeste Fakten zur Hand hatte, um mich zu überzeugen. Aber die brauchte er garnicht.
Genma zog mich auf die Füße und schob den Stuhl zur Seite. Er warf ihr noch einen langen, intensiven Blick zu, bevor er mich am Ellenbogen vor sich her aus dem Zimmer schob.
Ich murmelte ein tonloses „Wiedersehen“ und zuckte zusammen, als die Tür hinter mir ins Schloss fiel.

Raito stand vor dem Krankenhaus, die Hände in den Taschen an einen kahlen Baum gelehnt und den Eingang beobachtend. Er wirkte unerschütterlich, wie er dort stand, fest, standhaft.
Plötzlich wünschte ich mir eben diese Standhaftigkeit. Diese Ruhe.
Ich konnte schon lange meine Zeit nicht mehr genießen. Ständig gab es irgendetwas, das mich aus der Bahn warf.
Doch vielleicht war heute ein Tag, der mir irgendwie ein wenig Hoffnung schenken konnte.
Wenn irgendjemand das momentan vollbringen konnten, dann Genma und Raito.

Die Straßen waren voll. Alles pulsierte in den Geschäftsstraßen. Händler priesen ihre Waren an wie auf dem Basar, Zivilisten und Shinobis, Alte und Junge schoben sich gleichermaßen durch die engen Gassen, beladen mit Päckchen, Tüten und Beuteln.
„Ich hasse Weihnachten“ Ich lächelte, ohne Genma anzusehen, der an seinem Senbon kauend neben mir herschritt.
„Warum denn? Das hier ist doch wundervoll“, entgegnete ich und konnte mich noch immer nicht satt sehen an den Farben und Menschen. Meine schlechte Stimmung schien wie verflogen. Der Glanz der ganzen Atmosphäre hatte eine erfrischende Wirkung auf mich.
Er gab ein undurchsichtiges Geräusch von sich und zuckte mit den Achseln, erwiederte aber auf einen intensiven Blick von Raito, den ich eigentlich kaum wahrnahm, nichts mehr.

„Was habt ihr euch für Iwashi denn so vorgestellt?“, fragte ich die beiden und sah sie abwechselnd an. „Ich weiß nicht ...“, meinte Raito gedehnt. „Eigentlich ...“
„...dachten wir, dir fällt etwas ein“ Mir fiel wieder auf, wie angenehm ehrlich Genma sein konnte.
Es war nichts anderes von den beiden zu erwarten gewesen. Genaugenommen war es wie jedes Jahr, nur dass das letzte um einiges ereignisreicher und zurückwerfender gewesen war, als wir uns das wohl gewünscht hätten.

Wieder Erwarten war es der erste schöne Abend, den ich seit langem verbracht hatte. Nach einer halben Ewigkeit hatten wir endlich alle etwas passendes für unseren Teamkollegen gefunden und waren danach durchgefrohren, erschöpft und stolz in ein kleines Restaurant gegangen.
Raito und Genma berichteten von ihrer letzten Mission und dann begegneten uns Anko, Kurenai und Maito Gai.
So viel gelacht hatte ich schon ewig nicht mehr.




Raito verabschiedete sich grinsend von uns, warf Genma einen Siehst-du,-es-hat-funktioniert-Blick zu und verschwand an der nächsten Straßenecke. Ich schritt weiter und musterte Genma von der Seite, der, die Hände in den Taschen vergraben und undurchsichtig lächelnd in den Himmel blickte. Erst jetzt kam ich darauf.
Mitten auf der Straße blieb ich stehen und sah ihn entgeistert an.
„Du …“ Ich stockte und starrte ihn an. Er sah mich nicht einmal an. Hielt es nicht für nötig. Lächelte weiter und sah in den Himmel.
„Das war alles geplant, oder? Die Ahnungslosigkeit für Iwashi's Geschenk, die Einkaufstour, Anko, Kurenai …“, platze ich heraus und wusste nicht ob ich wütend auf die Verschwörung oder glücklich über den Abend seien sollte.

„Ich wollte dein Lächeln mal wieder antreffen. Und was eignet sich da besser als Einkaufen?“
Dreist wie eh und je. Genma legte mir die Hand auf die Schulter und deutete mit der anderen in Richtung Himmel. Ich legte den Kopf in den Nacken und folgte seinem Blick.
Er lächelte, zufrieden mit sich, mich endlich ruhig gestellt zu haben, während ich wie gebannt in den dunkelen, wolkenverhangenen Abendhimmel starrte, unfähig dieser Schöhnheit etwas hinzuzufügen.
„Komm schon, Shizune. Ich bring dich nach Hause. Schönheiten wie du haben nachts nichts allein auf der Straße verloren. “. Genma lächelte, seinen Senbon im Mundwinkel und streckte den Arm nach mir aus. Ich löste meine Starre, schenkte ihm ein entwaffnetes Lachen, das das erste wahre seit Wochen war, und folgte ihm.
Der Schnee hinter mir fiel lautlos auf das Pflaster und zerfloss schneller, als das er auf die Erde gefallen war.
Irgendwie würde ich das schon hinbekommen.
Kapitel 6: 6. Türchen - Eigene Serie

6. Türchen von ChasingCars


Die morgendlichen Nachrichten reißen mich unsanft aus dem Schlaf.
Mist! Gestern habe ich vergessen, den Wecker auszuschalten! Ich wusste doch, dass da was war! Aber nein, Madames Gedächtnis gleicht ja einem Schweizerkäse, und nun muss ich mit den Folgen leben.
Seufzend drehe ich mich auf den Bauch, wobei die Decke aus dem Bett fällt. Klasse, jetzt ist mir auch noch kalt. Besser kann der zweite Advent ja gar nicht beginnen.
Hilflos bleibe ich liegen und lausche dem Tagesgeschehen, während sich eine Gänsehaut auf meinen Beinen ausbreitet.
Die Nachrichten sind wirklich kein guter Einstieg in den Tag. Überall Gewalt und Zerstörung. Und da wundert man sich, wieso die Arbeitskollegen immer so schlecht gelaunt sind.
Ein Selbstmordattentat in Kabul. Neue Truppen werden nach Afghanistan geschickt. Wie soll man da auch mit einem Lächeln in den Tag starten?
Ein Politiker, von dem ich noch nie gehört habe, wurde von seinen Parteikollegen stark kritisiert. Ohne diese Information wäre ich jetzt wirklich dumm gestorben. Mit Politik konnte ich noch nie etwas anfangen. Klar, ich habe es versucht. Durch die zehnte Klasse hätte ich es schließlich nicht geschafft, ohne die Begriffe Parlamentarismus und Überhangmandat erklären zu können. Und ab und zu gebrauche ich auch mein Wahlrecht. Aber mehr als nötig muss ich da nun wirklich nicht Bescheid wissen.
Im Westen Frankreichs ersaufen ganze Städte in den Regenfluten der letzten Tage. Kein Wunder, denn ich erwarte auch schon jeden Morgen aufs Neue, meine Gummistiefel aus der hintersten Ecke des Schranks kramen zu müssen. Seit Tagen nur Regen, ich halte das kaum noch aus. Doch was tut man nicht alles, um sich nicht mitten in Winterdepressionen wiederzufinden? Vorgestern habe ich meine verstaubte O.C. California-DVD-Sammlung hervorgeholt – Alle vier Staffeln! Damit schaffe ich es noch durch ein paar regnerische Tage.
Und nun das Wetter – Regen, Regen, Regen. Jetzt reicht es mir. Ich ziehe den Stecker neben meinem Kopfkissen, bevor der Radiowecker mir noch mehr die Laune vermiesen kann. Und weil ich mir bloß eine Erkältung einhandle, wenn ich noch länger so liegen bleibe, kann ich mich endlich dazu überwinden, aufzustehen.
Ich werfe mir den geblümten Bademantel über, den ich zum vierundzwanzigsten Geburtstag von meiner Mutter geschenkt bekommen habe. Er sieht wirklich furchtbar aus, aber wenigstens ist er warm.
Ich gehe in die Küche, wo ich unschlüssig die Schränke anstarre. Müsli oder Toast? Tee oder Kaffee? Am Tisch oder vor dem Fernseher, begleitet von Ryan Atwood, der sich mit Bad-Boy-Blick durch Newports High-Society prügelt? So viele Entscheidungen am frühen Morgen!
Letztendlich fische ich mir eine Banane aus dem Obstkorb und setze mich auf die Theke, um mir noch etwas Bedenkzeit zu geben.
Meine Füße baumeln in der Luft und ich entdecke den Rest knallroten Nagellack, der bestimmt schon monatelang auf meinen Zehen überlebt hat. Sollte ich unbedingt abmachen. Bei meinen Fingernägeln bin ich den Tränen nahe, wenn mir einer abbricht, doch meine Zehennägel erfreuen sich großzügiger Ignoranz.
Da fällt mein Blick auf den Adventskranz auf dem Küchentisch (made by Mama). Und weil ich gerade sowieso nichts anzufangen weiß, schnappe ich mir das Feuerzeug, das daneben liegt, und zünde zuerst die schon etwas heruntergebrannte Kerze an, dann die jungfräuliche daneben.

Seufzend setze ich mich auf einen Stuhl und starre gedankenverloren in die Flammen.
Der zweite Advent. Meine Mutter hat, als wir noch alle zu Hause gewohnt haben, jeden Sonntag im Dezember für jeden von uns einen Bratapfel gemacht. Mit ganz viel Zimt und noch mehr Vanillesauce. Wenn ich so daran zurückdenke, vermisse ich das.
„Im Advent nimmt man sich Zeit für seine Liebsten und verwöhnt sie ein bisschen“, hat sie immer gesagt und dabei meinen Vater wie frisch verliebt angelächelt. Ich glaube, die Bratäpfel waren so was wie eine Wiedergutmachung für all die Male, die sie nicht für uns da sein konnte. Manchmal habe ich gedacht, die Arbeit im Restaurant wäre ihr wichtiger als ihre Familie. Aber in der Weihnachtszeit, da hat sie all das wieder aufgeholt. Aber diese Zeiten sind wohl vorbei.
Vielleicht ist es jetzt an mir, meine eigenen Liebsten zu verwöhnen. Insgeheim würde ich gerne jemandem selbstgemachte Bratäpfel servieren, wenn ich mich daran erinnere, wie sehr ich mich als Kind immer darüber gefreut hab. Auch wenn ich keine Ahnung habe, wie man Bratäpfel macht. Und wem sollte ich schon welche machen? Ich bin vierundzwanzig, gerade mit der Uni fertig und kann mit der neuen Selbständigkeit nicht umgehen. Keine Kinder, kein fester Freund, nicht mal eine Lieblingscousine.
Wobei das mit dem festen Freund schon komisch ist. Noch kein einziges Mal in meinem ganzen, kümmerlichen Leben habe ich Weihnachten zu zweit verbracht. Noch nie! Das ist wirklich deprimierend. Anscheinend sind meine Verflossenen immer der Meinung gewesen, es sei Zeit, mit mir Schluss zu machen, bevor der Dezember anbricht. Vielleicht wollten sie das Fest der Liebe nicht mit mir, einem absoluten Weihnachts-Junky, verbringen. Die meisten Männer stehen eher weniger auf Adventskränze, Zimtsterne und Kassetten von Rolf Zuckowski. Das kann ich zwar niemandem verübeln, aber ich würde meinen Drang nach Adventsromantik auch zurückstellen für einen heißen Blonden mit treuen blauen Augen… Meinetwegen auch für einen nicht ganz so heißen. Auf die blonden Haare würde ich auch verzichten und die Augenfarbe ist bei wahrer Liebe sowieso nicht so wichtig. Eigentlich würde ich fast jeden nehmen (die Betonung liegt auf fast!), um Weihnachten nicht allein verbringen zu müssen – Aber am liebsten wäre mir natürlich…

Ich halte inne. Wurde da nicht gerade eine Tür zugezogen? Und das sind eindeutig Schritte im Hausflur – Frauenschritte! Die Absätze müssen wirklich halsbrecherisch sein, so laut, wie es im Flur schallt.
Sofort springe ich auf, sprinte in den Flur und drücke das Gesicht gegen die Tür, sodass ich durch den Türspion schauen kann. Nichts. Die Unbekannte hat sich aus meinem Sichtfeld verdrückt.
Im gleichen Moment komme ich mir furchtbar lächerlich vor. Genauso schnell wie ich zum Spion gesprungen bin, entferne ich mich jetzt wieder. Das ist doch wirklich peinlich. So langsam werde ich paranoid. Nein, nicht paranoid – Ich bin eifersüchtig.
Ich gehe ins Wohnzimmer und werfe mich auf die Couch. Per Fernbedienung starte ich Folge 15 der ersten Staffel. Ich brauche jetzt Ablenkung. Hoffentlich wird in dieser Folge nicht zu viel herumgeknutscht. Doch eigentlich schaue ich gar nicht richtig hin, sondern vergrabe mich in meinen Gedanken.
Es fällt mir schwer, mir das einzugestehen, aber ja, ich bin eifersüchtig. Auf jede Frau, die seine Wohnung verlässt. Und das sind leider nicht wenige. Ich kenne ihn ja gar nicht, deshalb sollte ich keine Besitzansprüche erheben. Aber ich kann nichts dagegen tun.
Ich mache mir keine Hoffnungen und rechne mir nicht den Hauch einer Chance bei ihm aus. Trotzdem hasse ich es, wenn er mir mal wieder vor Augen führt, was er für ein Leben führt und wie meins dagegen aussieht – Auch wenn er das nicht mit Absicht macht. Ich weiß, er ist für mich unerreichbar. Und niemals im Leben würde er sich für mich interessieren. Aber man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Da trifft mich die Erinnerung wie ein Blitz – Verdammte Sch…
Fluchend springe ich auf und laufe wie vom Teufel gehetzt zurück zur Tür. Ein Blick durch den Spion und – Puh! Der Stiefel steht noch an Ort und Stelle, etwas rechts von seiner Wohnungstür. Dieses Weib hat nichts mitgehen lassen. Ist auch ihr Glück!
Erleichtert rutsche ich an der Tür hinunter, sodass ich auf dem zugegeben kalten Boden sitze.
Es ist albern. Und würde ich länger darüber nachdenken, käme ich zu dem Schluss, dass ich schleunigst in den Hausflur laufen und den Stiefel wegnehmen sollte, bevor er ihn findet. Doch ich habe mir hundertmal eingebläut, dass ich das durchziehe. Nur dieses eine Mal will ich mutig sein.

Gestern Nacht habe ich mich so lange mit Staffel Nummer eins wach gehalten, bis ich endlich Schritte im Hausflur gehört habe. Jetzt, wo ich so daran zurückdenke, ist mir gar nicht aufgefallen, dass es Schritte von vier und nicht von zwei Füßen waren. Ist ja auch egal, ich muss es gut sein lassen!
Seth Cohen, der Gott des Sarkasmus, hätte es nicht eine Sekunde länger geschafft, mich vom Schlafen abzuhalten. Es war so spät, dass es schon wieder früh war. Doch dann hörte ich die Schritte. Ich wartete noch ein paar Minuten, dann nahm ich den linken Part – links passt eindeutig besser zu ihm als rechts – meiner Lieblingsstiefel und schlich mich in den Hausflur. Mein Herz pochte so laut, dass ich Angst hatte, es würde mich verraten. Ich schaffte es unbeobachtet, den Stiefel vor seiner Tür abzustellen und schnell wieder in meiner Wohnung zu verschwinden. Das wäre mehr als peinlich geworden, hätte er mich gesehen, wie ich Nikolaus spiele. Die ganze Sache ist schon so ziemlich peinlich.

Ich benehme mich sowieso grundsätzlich wie ein kleines, verknalltes Schulmädchen, wenn ich ihm im Flur begegne. Da fällt mir sogar direkt ein Beispiel ein. Es war das erste Mal, dass ich ihn traf. Er war erst ein paar Tage zuvor eingezogen.
Ich hatte gerade Wäsche aus dem Trockner im Keller geholt und hatte den Wäschekorb unter dem Arm, als ich mich schnaufend die Treppen zum zweiten Stock hinaufquälte. Die Hand hatte ich mir gerade noch am Trockner geklemmt und den Kopf an der niedrigen Kellerdecke gestoßen, bisher war es wirklich nicht mein Tag gewesen.
Und er stand vor seiner Wohnungstür und schien nach seinem Schlüssel zu suchen. Als er mich hörte (wie ein Nashorn habe ich geschnauft!), drehte er sich um und lächelte. Das schönste und ehrlichste Lächeln, das ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Das war wohlgemerkt auch eins der wenigen Male, dass ich ihn so habe lächeln sehen.
„Oh, hi, ich bin der neue Nachbar“, stellte er sich verschmitzt vor, ohne mir die Hand zu geben. Kein Name, kein nichts. Erst bei einem späteren Hausflur-Treffen erfuhr ich, dass er Milan heißt.
Verzweifelt versuchte ich, den Wäschekorb hinter meinem Rücken verschwinden zu lassen. Er sollte meine uninteressante, verwaschene Unterwäsche nicht sehen. Das war vielleicht lächerlich, aber es war mein erster Gedanke.
„Hi“, erwiderte ich perplex und bestimmt starrte ich ihn an wie einen Außerirdischen. „Ich bin… ich wohne… nebenan.“ Hilflos fuchtelte ich mit dem Finger in der Luft herum, um ihm zu zeigen, dass ich in der Wohnung direkt neben ihm wohne.
„Gut zu wissen“, zwinkerte er und ließ sich von meiner Stammelei gar nicht beirren. „Wenn ich mal Eier oder Mehl brauche, weiß ich jetzt, wen ich fragen kann.“
Ich musste lachen. Er war witzig und schien verdammt gut gelaunt. Dass das nicht immer der Fall ist, ist mir im Laufe der Zeit immer mehr klar geworden. Manchmal ist er genau so wie bei diesem ersten Treffen – Fröhlich, witzig, charmant… Doch oft ist er genau das Gegenteil. Dann stampft er mit gesenktem Kopf in seine Wohnung, die Hände in den Jackentaschen vergraben, die Tür schmeißt er geräuschvoll hinter sich ins Schloss. Und dieser Zustand liegt in der Häufigkeitsskala eindeutig vorne. Meistens spreche ich ihn an oder grüße ihn wenigstens freundlich, obwohl seine Körpersprache eindeutig Lass mich bloß in Ruhe! sagt. Doch ich weiß aus Erfahrung, dass man genau in solchen Momenten durch kleine Gesten aufgemuntert werden kann. Auch wenn ich natürlich nicht beurteilen kann, ob ich ihn aufmuntere oder eher verärgere. Ich würde alles dafür geben, zu wissen, was in ihm vorgeht.
„Obwohl es sehr unwahrscheinlich ist, dass ich deshalb mal anklopfe“, fügte er hinzu. „Kochen gehört nämlich nicht gerade zu meinen Talenten.“
„Zu meinen auch nicht“, gab ich zu. „Aber ich bemühe mich.“
„Meine Versuche würden in einem Küchenbrand enden, ganz sicher!“, grinste er. „Und ich will mich ja nicht gleich unbeliebt im Haus machen.“
„Bei mir könnten Sie sich nie unbeliebt machen“, rutschte es mir heraus. Die Erinnerung lässt mir jedes Mal wieder das Blut in den Kopf schießen. Im nächsten Augenblick verfluchte ich mich schon dafür. „Ähm, ich meine…“
Doch er lachte nur. Wahrscheinlich lachte er mich aus. Vielleicht aber auch nicht.

Denn dieser Unterhaltung folgten noch einige weitere. Ich habe jede einzelne davon in meinem Kopf abgespeichert, sodass ich sie nie wieder vergessen kann. Manchmal trifft man sich im Keller, bei den Waschmaschinen. Einmal stand er ratlos vor dem Trockner und studierte die kleinen Knöpfe und Rädchen. Als ich ihn so da stehen sah, musste ich laut anfangen zu lachen. Doch er lachte mit.
Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber ich glaube, irgendwo gibt es da eine Synthese zwischen uns. Wenn auch nur eine verdammt kleine, schwache.
Auf den ersten Blick sind wir einfach von Grund auf verschieden – Ich arbeite in der Verwaltung eines Instituts, das Qualitätskontrollen von Lebensmitteln durchführt, trage Kordhosen, Poloshirts und fliederfarbene Flanellpullunder. Wenn ich mal eine Mütze trage, ist das schon ein Modehighlight. Meine Abende verbringe ich mit guten Freunden in unserem Lieblingscafé oder ich schmachte Ryan Atwood oder seine Hollywoodkollegen vor dem Fernseher an. Einmal in der Woche kommen meine Eltern zu Besuch und werfen mir an den Kopf, dass ich keinen Haushalt führen kann. Jeden zweiten Tag telefoniere ich mit meiner Schwester, die sich mit ihrem Mann nach Kanada verdrückt hat. Als vor ein paar Monaten mein Kater Watson gestorben ist, war meine kleine, sichere Welt gleich auf den Kopf gestellt. Ich mag mein Leben, aber ich glaube, niemand würde gern mit mir tauschen.
Man betrachte dagegen Milan – Dunkelbraunes Out-Of-Bed-Haar (Das muss doch Absicht sein! Oder kann ein Mensch wirklich keine Bürste haben?), Jeans mit Löchern am Knie, lässige T-Shirts mit wirrem Aufdruck. Er scheint ein echter Chaot zu sein, kümmert sich um nichts und niemanden und nervt niemals Fremde oder Nachbarn mit seinen Sorgen oder seinem Missfallen am aktuellen Geschehen. Jedes Wochenende findet eine Andere nach einem langen, bestimmt ausgelassenen Abend den Weg in sein Bett. Er ist Musiker. Zumindest glaube ich das. Einmal hat er erwähnt, dass er zur Arbeit ins Studio fährt. Und in seinem Kofferraum stapeln sich die Gitarrenkästen. Manchmal, wenn es ganz still in meiner Wohnung ist, höre ich ihn spielen. Wenn er schlecht drauf ist, schmeißt er die Wohnungstür zu und wenige Sekunden später höre ich ohrenbetäubenden Rock’n’Roll durch die Wand. Wenn er gut gelaunt ist, ist es eher Jazz, würde ich sagen. Ich kenne mich da nicht so gut aus. Ich weiß, dass er oft auf Konzerte geht. Manchmal schreibt er Artikel darüber für eine Szene-Zeitschrift, hat er mal erwähnt.
Doch sonst weiß ich eigentlich kaum etwas über ihn. Außer dass er mir verdammt noch mal gefällt. Schade, dass ich ihm niemals gefallen werde. Zumindest nicht so.

Seufzend rappele ich mich wieder auf und gehe in die Küche. Entscheidungen sind da, um getroffen zu werden. Toast, Kaffee, vor dem Fernseher. Perfekt.
Ich stecke den letzten Toast in den Toaster und will die leere Plastikverpackung in den Mülleimer befördern. Doch der ist voll. Schon wieder. Hab ich den nicht erst vor … Na ja, gut. Ich ziehe die Mülltüte aus dem Eimer und knote sie oben zusammen. Schon als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe, fand ich Müll rauszubringen mit Abstand am schlimmsten von allen Hausarbeiten. Aber was muss, das muss.
Prüfend trete ich vor den Spiegel im Flur. So kann ich nicht rausgehen. Meine Haare hängen mir fettig vom Kopf, meine Stirn ist pickelig wie nie (Blöde Hormone! Ich dachte immer, nach der Pubertät wäre das endlich vorbei!), Augenringe schmücken mein Gesicht. Nicht zu vergessen mein knapper Pyjama mit dem geblümten Bademantel. Andererseits habe ich auch keine Lust, mich vorher noch umzuziehen. Eigentlich ist der Plan, den ganzen Sonntag im Bademantel auf der Couch zu verbringen. Und die Mülltonnen sind nur einen Katzensprung von der Haustür entfernt… Vielleicht habe ich Glück und niemand sieht mich. Und wenn doch, erkennt man mich wahrscheinlich sowieso nicht.
Also, was soll’s!
Ich schlüpfe in die hässlichsten Schuhe, die ich finden kann, und reiße die Tür auf. In Gedanken stoppe ich die Zeit. Ich will lossprinten, doch der erste Schritt trifft gleich auf Widerstand…

Verdutzt schaue ich auf den schwarzen Converse-Schuh mit neongrünen Schnürsenkeln, den ich im Eifer meiner Aufgabe umgestoßen habe. Was macht dieser Schuh vor meiner Wohnungstür?
Mein erster Gedanke ist, dass ihn jemand verloren hat. Aber wer verliert schon seine Schuhe im Treppenhaus und lässt sie dann herumliegen? Mir würde es auffallen, wenn ich nur noch mit einem Schuh meinen Weg fortsetze.
Der zweite Gedanke klingt schon logischer – Es ist Milans Schuh (Könnte ich mir sehr gut an einem Fuß vorstellen, auch wenn die Schnürsenkel etwas klischeelastig wirken.), der vielleicht zu weit in meine Richtung geflogen ist. Doch vor seiner Tür steht nichts außer meinem Lieblingsstiefel.
Schon fast bedächtig hebe ich den Schuh auf. Er ist … schwer. Ich falle fast in Ohnmacht, als ich sehe, dass der Schuh gefüllt ist.
Mit pochendem Herzen greife ich hinein. Ein Notizzettel ist das Erste, was mir in die Finger kommt.
Hatte keinen Stiefel, tut mir Leid! Hoffe, dieser Schuh tut’s auch! Milan
Das kann doch nicht sein Ernst sein! Ich hätte den Weltuntergang eher erwartet als das hier! Dann hat er sich also wirklich daran erinnert, dass ich ihm erzählt habe, wie sehr ich Weihnachten und all die kleinen Bräuche drumherum liebe? Dass ich den Nikolaustag feiere und die Sache mit dem Stiefel vor der Haustür wirklich vermisse? Dass ich finde, dass das eine schöne Geste ist?
Dabei hatte ich den Eindruck, er hat mir gar nicht richtig zugehört. Er hat mir erzählt, dass er Weihnachten nichts abgewinnen kann und dieser ganze Kommerz ihm auf die Nerven gehe. Und den Nikolaustag kannte er doch gar nicht! Er hatte noch nie etwas von dem Brauch mit dem Stiefel vor der Tür, der über Nacht gefüllt wird, gehört! Warum um alles in der Welt steht jetzt sein abgelaufener Turnschuh vor meiner Haustür, gefüllt mit einer kleinen Tüte Zimtsternen (Habe ich wirklich gesagt, dass ich die so liebe?) und einer Kassette? Ich betrachte letzteres näher. Auf der Hülle steht in der gleichen Schrift wie auf dem Notizzettel Silent Night. Silent Night? Stille Nacht, heilige Nacht?
Ich brenne vor Neugierde, was auf der Kassette ist. Der Müll ist schon lange vergessen und mit entrücktem Lächeln stehe ich in der Tür und starre den Schuh wie das achte Weltwunder an. Nicht zu fassen, aber ich bin nicht allein mit meiner peinlichen Idee mit dem Nikolausstiefel gewesen. Wann hat er den Schuh bloß vor meine Tür gestellt?
Plötzlich spüre ich ein aufgeregtes Kribbeln in den Fingern. Ich muss sofort meine Mutter anrufen und sie nach dem Rezept für ihre Bratäpfel fragen!
Vielleicht ist noch nicht alle Hoffnung verloren. Vielleicht bin ich doch nicht dazu verdammt, an Weihnachten allein zu sein. Vielleicht kann ich Milan mal Bratäpfel mit Zimt und Vanillesauce machen. Vielleicht nicht dieses Jahr, aber wer weiß, vielleicht nächstes?
Kapitel 7: 7. Türchen - Star Trek

7. Türchen von Aya_Q



Viscum Album

„Spock, Sie wissen, dass ich Sie, als mein erster Offizier und auch als mein Freund, sehr schätze, nicht wahr?“
Spocks Augenbrauen zuckten in die Höhe und er blickte seinen Captain an. Entweder wollte er, dass er die Nacht durcharbeitete, weil Kirk mit seinem Papierkram schon wieder zu spät dran war (und das kurz vor der Abrechnung am Jahresende), oder es sollte irgendeinen ebenso langwierigen wie langweiligen Planeten erforschen, weil der Captain selbst keine Lust hatte.

„Was soll ich tun, Captain?“, schlussfolgerte der Vulkanier in einem Tonfall, den man bei einem Menschen als resigniert bezeichnen hätte können.
„Nun“, der Captain druckste ein bisschen herum, „Wissen Sie, es wäre wohl besser für alle Beteiligten, also für Sie und auch für mich, wenn Sie einen Schritt zur Seite gehen würden.“

„Warum?“, fragte Spock, und zog die Augenbrauen in der für ihn typischen Nein-ich-habe-keine-Gefühle-bin-aber-doch-überrascht Art und Weise hoch, „Ich sehe keine Logik darin, meinen Standort zu wechseln.“
Kirk war mit seinem Latein und seiner Logik am Ende und griff nun auf seine Autorität zurück, denn er war noch immer Captain dieses Schiffes. Er stemmte die Hände in die Hüften.

„Das ist ein Befehl, erster Offizier, treten sie zur Seite!“

„Ich bin nicht gewillt, Befehlen zu gehorchen, die ich nicht nachvollziehen kann“, antwortete Spock ruhig; natürlich wiederspach er direkten Befehlen für gewöhnlich nicht, aber der Captain verhielt sich so seltsam, dass er es für angebracht hielt, zuerst einmal den Anlass dieses Befehls zu erfahren.
„Zur Seite, Spock!“, zischte der Captain, und Panik flackerte in seinen Augen auf, als er den leeren Gang der Enterprise hinauf- und hinunterblickte, „Machen Sie schon, schnell, bevor...“

In diesem Moment kam McCoy um die Ecke, sah Spock mit dem nervösen Kirk auf dem Gang stehen, und hatte mit einem Blick die Situation erfasst.
Ein gemeines Grinsen schlich sich auf seine Lippen.

„Spock, Sie scheinen bei Ihrer Studie der menschlichen Sitten und Bräuche etwas sehr wichtiges übersehen zu haben.“ McCoy versuchte, so ernst zu klingen wie möglich, doch man merkte ihm an, dass er innerlich laut lachte.
„Ach ja?“, fragte Spock, der seine Studien doch für vollständig hielt.
McCoy zeigte über ihre Köpfe.
„Schlagen sie am besten unter 'Viscum Album' nach“, schlug er vor, dann drehte er auf dem Absatz um und verschwand aus der selben Richtung, aus der er gekommen war.
Spock glaubte, noch ein ersticktes Lachen zu hören.

„Wissen Sie, warum sich Doktor McCoy auch für seinen Maßstab so überaus seltsam benommen hat?“, wandte er sich an den Captain, der so aussah, als würde er am liebsten auf der Stelle im Boden versinken wollen, und seine Frage eiskalt ignorierte.

„Bitte, Spock, was immer jetzt auch passiert, nehmen Sie nichts davon persönlich, in Ordnung? Aber ich kann mich nun mal nicht gegen unsere Tradition wehren, Sie versehen?“

„Natürlich, Captain, aber was...?“ Kirk ließ seinen ersten Offizier nicht ausreden, schloss die Augen, redete sich noch ein letztes Mal Mut ein - er wäre ein Feigling gewesen, hätte er sich gedrückt – stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn.

Ein klizekleinesbisschen verwirrt blieb Spock einfach stehen, ohne sich zu rühren, bis Kirk wieder von ihm abließ; diese menschliche Sitte war dem Vulkanier wohlbekannt. Allerdings war sie ihm hier ein wenig aus dem Kontext gerissen. Er wollte irgendetwas Logisches erwidern, doch außer „Faszinierend“ fiel ihm partout nichts ein.

„Entschuldigen Sie, Spock, aber Sie haben es ja nicht anders gewollt“, sagte Kirk ein wenig atemlos und versuchte, so zu wirken, als würde er über der Situation stehen, ergriff dann aber wenig heldenhaft die Flucht.
An der Ecke drehte er sich noch einmal um und zeigte auf den Zweig, der von der Decke des Gangs herabhing.

„Und – Spock, versuchen Sie das mit dem Nachschlagen besser bei 'M' wie 'Mistelzweig'.“
Kapitel 8: 8. Türchen - Herr der Ringe

8. Türchen von kyalayah



Der Wintertroll

Das Auenland ist ein ruhiges Plätzchen an dem alle Dinge ihren Lauf nehmen, genau so wie sie sollen. Die Bewohner
des Auenlandes, die Halblinge, waren daran gewöhnt, dass Sachen genau so funktionierten wie sie eben funktionierten
und wenn etwas anders kam, dann war das immer wieder ein willkommener Grund zu großer Aufregung.
Auch dieses Jahr war vergangen wie jedes Jahr vergehen musste. Erst Frühling, Sommer, dann Ernte. Der Herbst
schickte die bunten Blätter zur Erde und es war Zeit für den kalten weißen Winter. Der aber kam nicht. Die Erwachsenen
diskutierten das Thema im Gasthaus, doch die Kleinsten waren in hellster Aufregung.
Der Winter wurde erwartet. Immer vor den ersten Flocken konnte man einen Klang wie von leisen Glöckchen hören, die
der nächtliche Wind tief ins Auenland trug. Leise Melodien, wie wenn Eiskristalle aneinander klirrten. Oder Wintergeister
die Schneekristalle buken, mutmaßten die kleinen Mädchen, während die Jungen glaubten zu hören, wie der Winter und
der Herbst Schwerterklirrend um die Herrschaft fochten.
In diesem Jahr war nichts zu hören. Der Wind blieb bei seinen alten Geschichten von Blätterrascheln und
Baumkronengesängen.
„Und wenn er nun nie wieder kommt?“ fragte die kleine Rosie Cotton bedrückt.
Frodo Beutlin saß bei den anderen Hobbitkinder unter dem herbstlich-goldenen Blätterdach eines großen Baumes im
Gras und grübelte, warum der Winter nicht kommen wollte.
„Vielleicht ist der Herbst zu stark!“ meinte Peregrin Took und zerrupfte einen Grasbüschel.
„Das ist nur, weil du deine Kartoffeln nicht aufgegessen hast“, schimpfte Samwise Gamgee pauschal in die Runde.
„Vielleicht ist er in ein Loch gefallen, und kommt nicht mehr heraus“, mutmaßte Meriadoc Brandybock.
Betreten sah einer zum anderen.
„Er wird schon kommen“, warf Frodo ein, den das Spiel zu langweilen begann.
„Woher willst du das denn wissen?“ Merry war in einer späten Trotzphase.
„Ich weiß es eben“, sagte Frodo und reckte seine Brust heraus.
„Und wann kommt er?“
„Übermorgen!“ prahlte Frodo.
„Dann treffen wir uns übermorgen“, grinste Merry ‚“...und sehen ob du wirklich so viel weißt.“
Hinter den herbstbunten Bäumen versank die Sonne in den Hügeln des Auenlandes und die Kinder liefen auseinander,
nach Haus, wo das Abendessen wartete, froh das Problem vorerst gelöst zu haben. Nur Frodo war gar nicht froh. Er
hetzte nach Hause, grub ein paar Nüsse aus seiner Kiste für besonders schöne Dinge und legte sie auf das Fensterbrett
und sich selbst auf die Lauer. Alles was kam war ein dreistes Eichhörnchen, das die Nüsse klaute. Er schrieb auf einen
Zettel: »Komm lieber Winter, dann bekommst du heiße Schokolade!« Den Zettel trug der Wind davon. Es war Nacht
geworden und wieder Morgen, als Frodo ein Säckchen ‚Alter Tobi‘ stahl und sich damit an der Kreuzung vor der Brücke
auf die Lauer legte. Die Hobbits, die kamen liefen achtlos daran vorbei, der Winter kam nicht. Nur Bilbo Beutlin. Der
bückte sich nach dem Päckchen und schob es fröhlich in seine weite Westentasche und ging weiter. Frodo stürzte aus
seinem Versteck: „Das kannst du nicht nehmen.“ - „Aber ich habe es doch auf der Straße gefunden.“ Bilbo klopfte
zufrieden auf die Tasche. „Es gehört dem Winter“ - „Was soll der Winter denn mit Pfeifenkraut?“ wunderte sich Bilbo
und Frodo, hochrot, gestand ihm mitten auf der Straße was er den anderen Kindern versprochen hatte.
Da nahm Bilbo ihn bei der Hand und sagte: „Wir suchen den Winter jetzt zusammen. Vier Augen sehen mehr als zwei.“
Doch wo sie auch hinkamen war überall nur Herbst. Das Gras war noch grün in der goldenen Sonne und die Blätter
leuchteten wie die Feuerzungen im Kamin. Frodo hatte keine Augen dafür. An Bilbos Hand wanderte er weit hinaus,
weiter als er in seinem Leben jemals gelaufen war, bis an die große Straße und zur Brandywein Brücke. Doch selbst hier
war der Winter nicht. Außer dem Knirschen des Weges unter ihren Schuhen war nichts zu hören. Gar nichts. Keine
Winterglöckchen, kein klingendes Eis. Wie konnte das sein? Als der Abend kam begann Frodo zu weinen.
„Nicht doch. Nicht doch. Wir bringen ihnen schon den Winter.“
In Bilbos Augen blitzte es. Frodo sah auch das nicht. Er versuchte herauszufinden ob nicht doch unter dem Stein am
Wegesrand ein wenig Winter war. Kein Winter. Einzig der Stein fiel ihm aus den Händen und landete auf seinem Fuß.
Bilbo zog ihn weiter. Frodo trat wütend den Stein.
Bilbo führte Frodo zu einem nahegelegenen Gehöft, klopfte höflich an die Tür und als diese sich öffnete, drängelte er
sich hinein, ehe man sie fortschicken konnte. Und noch während die Bäuerin Frodo mit heißer Schokolade versorgte
traf Bilbo, unter Zuhilfenahme seiner Geldbörse mit dem Bauer eine Vereinbarung.
„Was tust du, Bilbo?“ - „Ich hole den Winter, Junge.“
Nach einer Weile kam Bilbo aus dem Stall zurück und hieß Frodo die Augen schließen und sich ans Fenster zu stellen.
Da hörte Frodo den Winter und riss in freudiger Erwartung die Augen auf. Große Enttäuschung. Draußen führte Bilbo ein
Pony, es ging ihm kaum bis zur Schulter, auf und ab. In seine Mähne hatte er Glöckchen gebunden (die er zuvor von
einem Pferdepfluggeschirr geschnitten hatte) und um seine Schultern hatte er einen weißen Mantel, der einstmals ein
Betttuch gewesen sein musste. „Das ist nicht der Winter“, schimpfte Frodo. Bilbo verschränkte die Arme. „Du hast es
gerade noch geglaubt.“ Das Pony ging grasen. Die Glöckchen störten wohl gewaltig. Es schüttelte die Mähne in der
Hoffnung die Krachmacher loszuwerden. Ohrenbetäubendes Glockengeläut. „Aber die anderen glauben es nicht, wenn
sie das sehen.“ Frodo starrte das zottelige Pony an und ein Tränchen rollte in seine nicht mehr heiße Schokolade. Bilbo
schüttelte nur den Kopf. „Sie sollen es ja auch nicht sehen.“
Als die Nacht zurück ins Auenland kroch, stiegen Bilbo und Frodo, gehüllt in Bettlakenkapuzenmäntel, auf das Pony
und ritten, abseits der Wege und durch die Schatten zurück zu dem Treffpunkt, wo die Kinder schon wieder im Begriff
waren zurück in die hell erleuchteten Hobbithöhlen zu gehen.
„Der Winter, der Winter“, rief Rosie als sie die Glöckchen hörte. Fleck, das Pony, trabte brav durch die Schatten.
„Morgen können wir Eisblumen pflücken.“ Samwise verzichtete darauf ihr zu erklären, dass Eisblumen keine echten
Blumen waren.
Die anderen Kinder lauschten und staunten, bis Pippin mit seinem Finger in die Dunkelheit stach und brüllte. „Da ist
er!!“ Merry schrie: „Wir fangen den Winter!!“
Die Kinder stürmten los. „Aber sie dürfen uns doch nicht sehen!“, jaulte Frodo auf. Bilbo trat dem Pony in die Seiten,
doch Fleck wollte lieber Grasen. Frodo ruckten an den Zügeln, nichts. Die Kindern waren schon sehr nahe. Als das
Pony dem Kinderlärmen endlich Beachtung schenkte stürzte es Hals über Kopf los, sodass es seine Reiter beinahe
verloren hätte. Juchzend und johlend rannten die Kinder hinter dem Pony her, das nun mit seinen kurzen Beinen durch
das Auenland sprengte als sei eine Orcarmee hinter ihm her, Bilbo und Frodo mit wehenden Mänteln auf seinem
Rücken. Brrrr, brrrrr, machte Frodo, doch Fleck blieb nicht stehen. In seiner Verzweiflung riss Frodo ein Glöckchen aus
der Mähne des Tieres und warf es nach Merry, damit sie endlich alle stehen blieben, und noch eines nach Pippin und
noch eines nach Sam. Er traf nicht. Mit keinem. Als Merry schon gefährlich nahe war, blieb Rosie stehen. Sie hatte ein
glänzendes Glöckchen im Gras entdeckt und bückte sich danach. Pippin und Sam, von der spontanen Aktion
überrascht, fielen über die Kleine und lagen langgestreckt im Gras. Nur Merry rannte weiter. Da machte Fleck einen Satz
über ein Gatter und schlug einen scharfen Haken. Die beiden Hobbits stürzten und Fleck, der sich nun unheimlich leicht
und befreit fühlte, stürmte in die Dunkelheit. Bilbo und Frodo konnten nur noch hinter eine Hecke kriechen. Merry war
ganz nah. Frodo vergrub das Gesicht in seinen Händen, dann im Gras und hielt den Atem an. Wenn Merry ihn fand,
würde er ihm die Geschichte noch Jahre vorhalten. Frodo hörte das Rascheln von Füßen im Gras. Ganz nah. Merry
musste nur noch über die Hecke sehen... Da rief Pippin nach ihm und winkte mit einem besonders großen Glöckchen.
Die Schritte entfernten sich. Langsam. Hinter der Hecke drückte Frodo noch immer sein Gesicht ins Gras und hätte
noch viel länger die Luft angehalten, hätte Bilbo ihn nicht gepackt und auf die Beine gestellt. „Da haben sie ihren
Winter“, flüsterte er und rieb sich die Tasche mit dem Pfeifenkraut. Die Kinder verschwanden, mit den Glöckchen
klingelnd zurück in die Wärme ihrer Hobbithöhlen. Sie hatten ihren Eltern viel vom Winter zu erzählen.
Bilbo nahm Frodo und viele blaue Flecken mit nach Beutelsend und fiel in einen seligen Schlaf.
Am nächsten Morgen erwachten beide von einem wütenden Pochen und Rappeln an der Tür.
„Mach auf du Halunke! Ich will mein Pony zurück! Wo versteckst du es? Komm raus!“
Bilbo beschloss, nicht zu Hause zu sein und ging sich einen Tee machen. Frodo aber hatte nur Augen für die kleinen
runden Fenster. Im Morgenlicht schien die Welt hinter ihnen verzaubert. Durch Eisblumen sah Frodo das Auenland in
eine samtweiche Schneedecke gehüllt. Eiskristalle glitzerten in den Bäumen. Der Winter war da.
Noch Tage später hörte man Gerüchte von einem Pony, das nachts die Fenster zu den Speisekammern aufstieß und
sich durchfraß.
Bilbo war für eine lange lange Zeit ‚nicht zu Hause‘.
Die Kunde verbreitete sich schnell im Auenland. Ein zotteliger Troll brachte den Winter. Große Aufregung. Kinder hatten
das Geheimnis gelüftet. Unmöglich! Der Wintertroll hatte ihnen Winterglöckchen geschenkt. Also nein!
Insgeheim jedoch fand die Geschichte ihren Weg in die Hobbitherzen und von diesem Tag an legten Hobbiteltern ihren
Kindern Jahr für Jahr nachts ein Glöckchen vor die Betten, wenn der Winter begann. Und manchmal war sogar ein
wenig Schokolade oder ein paar Nüsse dabei und alle behaupteten vom Winter beschenkt worden zu sein.
Nur Frodo musste immer herzlich lachen wenn Bilbo ihm noch Jahre später zum Winteranfang ein Glöckchen reichte
Kapitel 9: 9. Türchen - Inuyasha

9. Türchen von Arianrhod-

In der Halle roch es nach Metall, Alter und Staub. Kagura war der Geruch so vertraut, dass sie ihn kaum noch wahrnehmen konnte. Große Kisten aus Holz oder (seltener) Metall waren in Regalen oder einfach übereinander gestapelt worden, so dass man teilweise nur durch schmale Gänge hindurchgehen musste.
Das Hallentor stand offen, so dass man auf den Hinterhof des Museums blicken konnte, der teilweise bedeckt war von bereits schmutziggrauem Schnee. Die Wintersonne erhellte mit ihren blassen Strahlen alles, was sie erreichen konnte, und war ein willkommener Zusatz zu den grellen Neonleuchten an der Decke.
Die Kisten, die die Arbeiter heute abgeladen hatten, standen auf der freien Fläche direkt am dem Tor. Die meisten waren geöffnet, so dass man den Inhalt betrachten konnte, oder was davon unter der Füllung zu sehen war.
Kagura hielt ein Klemmbrett auf dem Arm und ging die Formulare durch, die man mitgeliefert hatte. Es musste jedes Mal überprüft werden, ob alles angekommen war, wenn sie wieder ein paar neue Ausstellungsstücke bekamen. Es wäre eine Katastrophe, wenn etwas davon verloren ginge oder gestohlen wurde. Die meisten Stücke waren für Laien wertlos – Keramik vor allem. Allerdings waren sie alle unersetzbar; 3ooo Jahre alte Funde wuchsen nicht einfach auf Bäumen und derartig gut erhaltene schon gar nicht. Doch diesmal waren einige wirklich wertvolle Dinge dabei aus dem neu entdeckten Grab in der Nähe des Tals der Könige; Schmuck, Münzen, der Sarkophag mitsamt der Mumie einer bisher unbekannten Königin.
Vorsichtig stellte Kagura die Vase wieder in die Box zurück und machte einen Haken auf ihrer Liste. Später konnte man alles noch genauer ansehen, im Moment ging es vor allem um die Vollständigkeit. Auch wenn es ihr momentan in den Fingern brannte, jedes einzelne Teil in die Hände zu nehmen, die Zeichnungen eingehend zu betrachten und die Finger über die feinen Schmuckstücke gleiten zu lassen.
Die hohen Absätze ihrer eleganten Stiefel klapperten auf dem Betonboden, als sie zur nächsten Kiste ging. Sie legte das Klemmbrett auf einen Hocker und hob den Deckel der Box an. Der Inhalt war in weitere, kleinere Kisten gepackt, also nahm sie den gesamten Deckel ab um ihn gegen die Kiste zu lehnen.
„Kagura! Bist du immer noch hier?“ Die weibliche Stimme ließ sie innehalten und sich umdrehen. Eine junge Frau stand im Hallentor und blickte sie an. „Ich dachte, du wärst längst nach Hause gegangen. Heute ist Samstag, hast du da nicht schon um zwölf aus?“ Die andere kam näher und baute sich ein paar Meter vor Kagura auf, die Hände in die Hüften gestemmt. Sie hatte halblanges, blauschwarzes Haar, blaue Augen und eine zierliche Statur.
„Doch, aber wir haben heute die Sachen gekriegt und ich wollte schauen, ob alles da ist. Kagome, du weißt genau, wie der Direktor reagieren kann, wenn hierbei etwas schief läuft.“
„Trotzdem – wir haben gleich vier! Ist das nicht ein bisschen zu viel des Guten?“
„Schon so spät?“ Etwas verdutzt schob Kagura den Ärmel ihrer Kostümjacke nach oben, damit sie auf ihre Uhr schauen konnte. Tatsächlich, Kagome hatte recht. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie lang sie sich schon in dieser Halle befand! Und auch nicht, wie kalt es hier eigentlich war. Jetzt, aus der Konzentration gerissen, begann sie wieder die äußerlichen Einflüsse zu spüren.
Wie die Kälte und die Tatsache, dass sie nur ein seriöses Kostüm trug und keinen Mantel. Und die Uhrzeit kombiniert mit dem Fakt, dass sie durchgängig seit halb sechs auf den Beinen war. Oder die Tatsache, dass sie seit Stunden auf hochhakigen Schuhen herumstelzte.
„Du hättest dir zumindest deinen Mantel anziehen sollen oder so.“, knurrte Kagome. „Du holst dir noch den Tod in dieser Kälte. Dir ist schon aufgefallen, dass wir Winter haben, ja?“
„Ja, Kagome, ist mir. Und hör auf, in diesem Ton mit mir zu sprechen. Wer ist hier die Assistentin?“
„Ich und darum gehört es zu meinen Pflichten, dich an solche Dinge zu erinnern.“, kam die schlagfertige Antwort. „Ich hol dir gleich deinen Mantel. Oder nein, warte, wie wäre es, wenn du das Zeug einfach weglegst und nach Hause gehst? Deine Katze wartet sicher schon auf dich.“
„Nein, ich will das hier noch beenden.“ Damit hob Kagura die erste Box aus der großen Kiste, ein länglicher Kasten. Darin konnte sich eines der Schwerter befinden, die auf der Liste standen…
„Was machst du eigentlich noch hier…?“, wollte sie dann von ihrer Assistentin wissen, als ihr der Gedanke kam. „Du bist doch sicher nicht mehr an der Arbeit…“
Kagome winkte ab. „Oh, ich hab nur was vergessen. Und dann hab ich gemerkt, dass du noch nicht abgeschlossen hast… Da wollte ich nach dir sehen und dir Beine machen, dass du mal hier rauskommst. Deine Mumien laufen dir nicht weg.“
Kagura verdrehte die Augen. Sie hatte keine Ahnung, wie Kagome auf der einen Seite so begeistert und eifrig für ihr gewähltes Studium sein, und auf der anderen derartig darüber reden konnte.
Mit dem Fuß zog sie sich eine kleine Trittleiter heran, um die Box darauf abzustellen. „Du solltest dir einen Mann angeln oder so! Ich hab gehört, diese Jahreszeit eignet sich besonders dafür.“ Kagome lächelte hoffnungsvoll, wobei sich ihr gesamtes Gesicht aufhellte.
„Das hast du im Frühling auch gesagt.“, antwortete Kagura abwesend und tippte auf den kleinen Aufkleber am Rand der Box, auf dem eine Zahl zu sehen war. Die junge Archäologin langte nach ihrem Klemmbrett, aber Kagome schnappte es ihr vor der Nase weg. „Hörst du mir eigentlich zu?“
„Natürlich und jetzt gib mir das Ding zurück, ich hab hier noch etwas zu tun.“
Das entlockte der anderen Frau ein Seufzen und widerstrebend überreichte sie ihr den gewünschten Gegenstand. „Du solltest wirklich mal ausgehen und aus der Arbeit herauskommen. Schön und gut, dass du für deinen Job so viel Leidenschaft aufbringst, aber das kann doch nicht alles sein, oder?“
Kagura blickte erstaunt auf. „Warum denn nicht? Ich fühle mich ziemlich wohl mit meiner momentanen Situation.“
„Weil es einfach so ist!“ Kagome schwenkte die Arme. „Was machst du abends? Allein mit Feather vor dem Fernseher hocken und dir endlose Wiederholungen irgendwelcher amerikanischer Serien reinziehen?“
Die Andere blinzelte und runzelte die Stirn. „Mir macht das Spaß.“
„Aber es ist nicht wirklich ausfüllend, oder? Wie wäre es, wenn du heute mit Sango, Ayame und mir kommst? Wir machen Mädchenabend und ziehen um den Block oder gehen in die Stadt oder so was. Ich will auch noch Kikyou überreden, das wird sicher lustig!“
Kagura warf ihr einen skeptischen Blick zu. „Und du bist sicher, dass du deine Schwester dazu überredet bekommst?“
Kagome streckte ihr die Zunge heraus. „Du wärst erstaunt, zu was ich alles fähig bin! Und? Kommst du nun mit? Bitte! Zumindest Sango würde sich freuen, dich mal wieder zu sehen.“
Die Angesprochene seufzte. „Ich denke darüber nach.“ Und sei es nur, damit die Jüngere endlich mal still war mit ihren Dauervorwürfen. Das war nicht das erste Mal, dass sich eine solche Szene abspielte.
Kagome blickte misstrauisch drein, entspannte sich dann jedoch. „In Ordnung. Ruf mich vor sechs an, dann sag ich dir, wann wir dich abholen, okay?“
„Gut. Würdest du mich jetzt allein lassen oder mir helfen? Ich will zumindest doch diese Kiste machen.“ Kagura öffnete die Verschlüsse des Kastens, schon wieder ganz ihrer Arbeit zugewandt.
Ihre Assistentin seufzte und gab es auf. „Okay. Mach aber nicht mehr zu lange, ja? So was soll schlecht für die Gesundheit sein. Ich bring dir gleich noch deinen Mantel vorbei.“
„Danke.“, antwortete Kagura abwesend. Sie hörte noch Kagomes Schritte, die sich entfernten, achtete aber nicht mehr darauf, völlig vertieft in den Anblick eines alten Schwertes.

Das vertraute Klackern ihrer Absätze begleitete sie auf ihrem Weg die Straße hinunter. Die Menschen, die ihr entgegenkamen, wichen ihr instinktiv aus. Wahrscheinlich wollte im Moment niemand ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen; sie war fertig und dementsprechend genervt. Mit der selbstauferlegten Aufgabe hatte sie doch länger gebraucht, als eigentlich gedacht, und inzwischen war es dunkel und fast sechs.
Geschäftige Menschen eilten durch die Straßen. Manche kamen wie Kagura direkt von der Arbeit und hatten jetzt ihren Feierabend mit einem freien Tag in Aussicht. Andere waren mit der Familie oder Freunden auf einer Shoppingtour. Je nachdem hatte man einen Blick übrig für die Schaufenster und die kitschigen, unangebrachten Weihnachtsdekorationen darin.
Jedes Mal, wenn der Rummel um dieses Fest wieder begann, verdrehte Kagura die Augen und vergrub sich in ihre Arbeit. Sie hasste diese Zeit des Jahres. Sie tat es so völlig irrational wie leidenschaftlich, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte, auch wenn sie genau wusste, warum.
Es lag in ihrer Kindheit, an ihrer Familie, ihren Eltern. Die hatten sich schon immer gestritten und gehasst. Nur in der Weihnachtszeit… In der Weihnachtszeit nicht. Da taten sie so, als wären sie eine große, glückliche, zufriedene, liebende, erfolgreiche Familie. Das einzige, was daran stimmte, war das erste. Irgendwann war das Ganze jedoch umgekippt und aus der vorgetäuschten Weihnachtsharmonie war mehr als Streit geworden, was dazu geführt hatte, dass ihr Vater seine Frau und die beiden Töchter halb tot geprügelt hatte, und schließlich war es zur Scheidung gekommen.
Inzwischen war ihre Familie völlig zerbrochen, die vielköpfige Geschwisterschar in alle Welt verstreut, ihre Mutter tot und ihr Vater… Diesen Gedanken führte sie nie zu Ende. Ihn hasste Kagura ebenfalls. Sie riss sich von ihren düsteren Gedanken los und richtete ihre Energien darauf zu planen, was sie jetzt mit dem angefangenen Tag tun sollte.
Sie hatte Kagome bereits angerufen und ihre Assistentin sehr schnell wieder abgewürgt, als die ihre Absage nicht einfach so hinnehmen würde. Dafür hatte die Ägyptologin jetzt einfach keine Nerven mehr. Stattdessen würde sie im English Dreams gehen, einem Café, das auf ihrem Heimweg lag.
Sie wohnte nur zehn Minuten zu Fuß von dem Museum entfernt und hatte dabei auch noch den beliebten Stadtpark zu durchqueren, in dessen Mitte das English Deams lag. Kagura liebte das kleine Café heiß und innig und sie konnte sich dort entspannen wie sonst nirgendwo. Das war genau das, was sie an einem solch stressigen Tag nach einer solch stressigen Woche brauchte.
Es war in einem hübschen, kleinen Gebäude untergebracht, das weiß getüncht und mit roten Ziegeln bedeckt war. In den großen Fenstern konnte man sich spiegeln, so sauber waren sie, und das Innere war gemütlich eingerichtet mit einem Wirrwarr von Tischen, Stühlen und Pflanzen. Das Mädchen hinter dem Tresen, der sich direkt gegenüber der Eingangstür befand, nickte ihr lächelnd zu, als sie eintrat. Kagura war hier bereits bekannt.
Sie grüßte zurück und steuerte einen Tisch an, der sich etwas abseits befand. Es war einer der wenigen Tische, die nicht besetzt waren. Anscheinend hatte die halbe Stadt entschlossen, den späten Samstagnachmittag hier zu verbringen. Dementsprechend laut war es, lachende Kinderstimmen und das Gemurmel von Gesprächen mischten sich zu einem undefinierbaren Brei aus Geräuschen zusammen und irgendwo schrie ein Kleinkind wie am Spieß.
Kagura fragte sich, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, hierherzukommen. Wahrscheinlich würde sie noch gestresster sein, wenn sie endlich nach Hause kommen würde. Selbst wenn Rin mit ihrer Nanny hier war und wie immer plötzlich aus den Untiefen des Cafés auftauchen würde. Allerdings wollte sie jetzt auch nicht mehr aufstehen, wenn sie schon mal da war.
„Nein!“ Der Ausruf direkt hinter ihr ließ sie heftig zusammenfahren. „Ich werde nicht gestatten, dass Sie…“
Der Sprecher wurde von einer kühlen, kultivierten Stimme unterbrochen: „Ich glaube kaum, dass Sie in der Position sind, etwas zu gestatten. Vor allem nicht, wenn es mich betrifft. Und schreien Sie nicht so herum.“
Kagura verdrehte die Augen und unterdrücke den Impuls, sich nach den beiden Männern umzudrehen. Doch sie hatte keinen Zweifel, dass das noch so weitergehen würde. Gerade dachte sie daran, doch zu gehen, als eine der gestressten Kellnerinnen zu ihr an den Tisch trat. Mit einem etwas abgehetzten Lächeln bemerkte sie: „Tut mir leid, heute ist etwas viel los, Kagura. Was kann ich dir bringen? Wie immer?“
„Bitte.“, antwortete die Ägyptologin und beschloss, dass die Situation doch nicht so schlimm war. „Und ein Stück von der Käsesahnetorte.“
„Kommt sofort.“ Damit kehrte die Frau wieder an den Tresen zurück. Es dauerte auch nicht lange, da brachte sie die Torte und das ‚Übliche‘, einen Pott Kaffee, schwarz, mit Zucker. Genüsslich roch Kagura an dem aromatischen Duft, der mit dem Dampf von der Tasse aufstieg. Sie liebte dieses Getränk. An manchen Tagen lebte sie davon. Richtigen Kaffee zu machen war das erste, das Kagome gelernt hatte, nachdem Kagura sie als Assistentin genommen hatte.
Vielleicht war diese kluge Voraussicht auch der Grund, warum sie diesen Job so lange behalten hatte – normalerweise hatte sie einen regen Verschleiß an Assistenten. Entweder sie selbst warf sie hinaus, weil sie ihre Geduld zu sehr strapazierten, oder sie gingen von selbst, weil sie nicht mir ihr arbeiten konnten.
Kagura nahm einen Schluck und seufzte zufrieden auf. Der Kaffee hatte es geschafft, dass die Gespräche um sie herum und selbst das Kindergeschrei in den Hintergrund rückten. Langsam begann sie, sich etwas zu entspannen. Vielleicht wurde das ja doch noch ein netter Abend. Etwas stieß mit einem lauten Krachen gegen ihren Stuhl und versetzte ihr einen so heftigen Stoß, dass sie fast gegen die Tischkante knallte.
Das heiße Getränk in ihrer Tasse ergoss sich über ihre Bluse, ihren Rock, ihren Kuchen und die weiße Tischdecke. Mit einem erschrockenen Aufschrei ließ sie die Tasse fallen und sprang auf. Das Geschirr zerschellte am Boden und riss auch noch die Aufmerksamkeit der letzten Person im Raum auf sie. Der Abend war wohl doch nicht so nett, wie sie sich das vorgestellt hatte.
Beinahe verwundert starrte sie an sich herunter – noch spürte sie den Schmerz nicht, der darauf folgen würde, heißen Kaffee über die Brust bekommen zu haben. „Oh mein Gott, Kagura!“ Der Ruf kam von einer der Kellnerinnen, die auf die junge Ägyptologin zugeeilt kam.
„Verzeihung, das tut mir echt schrecklich leid, das lag nicht in meiner Absicht, ich…“ Kagura drehte sich zu dem älteren Mann um, der sich so eilfertig entschuldigte.
Jetzt bemerkte sie auch, was ihr diesen Schlag versetzt hatte: er war so heftig aufgestanden, dass seine Stuhllehne mit heftiger Wucht an ihre gekracht war. Auf der anderen Seite seines Tisches stand ein hochgewachsener, aristokratisch wirkender Mann mit schneeweißem Haar und schönem, beherrschtem Gesicht. Trotzdem konnte er kaum über Dreißig sein.
Kagura ignorierte ihn und fauchte den Unglücksraben an, dem sie die Kaffeedusche zu verdanken hatte. „Können Sie nicht aufpassen, Sie Idiot? Schauen Sie sich das an! Meine Bluse ist ruiniert! Und…“ Er setzte noch einmal zu einer Entschuldigung an, aber sie dachte nicht daran, ihn zu Wort kommen zu lassen. „…mein Abend ebenfalls! Und das, nachdem ich mir den ganzen Tag den Arsch aufgerissen habe!“
Dann erreichte die Kellnerin sie. Sie bekam ein Geschirrtuch in die Hand gedrückt, mit dem sie sich den Kaffee abtupfen konnte. Es nutzte nicht viel – was sie brauchte war frische Kleidung. Ihre Bluse war völlig durchtränkt von der Flüssigkeit. „Kagura, komm mit, wir haben sicher ein paar frische Sachen für dich.“, murmelte die Kellnerin, die eine Szene eindeutig vermeiden wollte, vor allem heute, weil das Café aus alle Nähten platzte.
„Aber…“
„Bitte, Kagura, das ist sicher unangenehm.“ Beinahe widerwillig ließ sie sich in die Hinterräume des Englisch Dreams führen, wo man ihr einen frischen Lappen und ein T-Shirt besorgte, über das sie ihre Kostümjacke ziehen konnte. Sie hätte den Mann gern noch etwas zur Schnecke gemacht. Wenn er klug war, würde er jetzt verschwinden, aber so oder so, sie wäre nicht mehr derartig wütend über den Vorfall.
Als sie fünfzehn Minuten später wieder zurückkehrte, war der Mann tatsächlich weg. Sein weißhaariger Begleiter war allerdings noch da. Er erhob sich, als sie sich ihrem Tisch näherte, und ließ sie nicht aus dem kühlen Blick seiner goldenen Augen. Auf dem Tisch vor seinem Platz stand eine Tasse Kaffee, ihm gegenüber das, was Kagura sich bestellt hatte, aber nun wahrscheinlich im Müll gelandet war. Eine Kellnerin war eifrig dabei, die letzten Kaffeereste vom Boden zu wischen.
Der Mann nickte ihr zu. „Bitte verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten, die verursacht wurden.“ Die Entschuldigung kam ihm leicht von den Lippen, aber vermutlich nur, weil er sie für jemand anderen abgab und nicht für sich selbst. „Erlauben Sie mir, Sie zu Kaffee und Kuchen einzuladen.“
Für einen Moment spielte Kagura mit dem Gedanken, ihn einfach stehen zu lassen. Aber die Torten im Englisch Dreams waren zu gut, sie so einfach zu ignorieren, und zumindest dieser Mann schien eine angenehme Gesellschaft zu sein. Also dankte sie mit einem kühlen Lächeln und glitt auf den Stuhl, der offensichtlich ihr vorbehalten war. „Und wie kommen Sie darauf, Sie hätten etwas damit zu tun? Es war immerhin so, dass er nicht aufgepasst hat.“
„Im Grunde ist es meine Schuld.“, antwortete er kühl.
„Ist er Ihr Geschäftspartner? Sie sehen nicht gerade wie Freunde aus.“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffe und beobachtete ihn genau.
Der Gedanke, er könne mit dem Rüpel befreundet sein, schien ihn zu pikieren. Aber es war schwer, in seinem Mimik und Gestik zu lesen, da er sich so absolut unter Kontrolle hatte, dass er sicher selten etwas tat, das er nicht auch tun wollte. „Er … sollte etwas für meine Firma tun, hat aber höchst ungenügende Arbeit geleistet.“ Anscheinend wollte er nicht weiter darüber sprechen – Firmengeheimnisse? – darum wechselte Kagura (sehr unelegant, wie sie zugeben musste) das Thema.
„Sie kommen mir bekannt vor – sollte ich Sie kennen?“
„Ich bin Sesshoumaru Taisho.“
Sie riss die Augen auf. „Wie in Taisho Cooperation?“
Ein kurzes Nicken folgte auf die Aussage. Kein Wunder, dass er ihr so bekannt vorkam – die Taisho Cooperation war eine der führenden Computerfirmen der Welt und ihr Boss war Sesshoumaru. Da stellte sich einem die Frage, was ein Milliardär wie er im einem Café wie das English Dreams zu suchen hatte. Es war zwar gut, aber so gut nun auch wieder nicht.
Sie verkniff sich die Frage und stellte sich stattdessen selbst vor: „Ich bin Kagura Kazebara. Ich arbeite drüben im Historischen Museum.“ Er zog eine Augenbraue hoch und wirkte, als würde er nicht viel davon halten. „Ich bin Ägyptologin und leite die Abteilung für das Alte Ägypten.“, bemerkte sie spitz. Sie hasste es, wenn man auf ihre Arbeit hinuntersah. Das war einfach nicht angemessen.
„Ich … bin kein großer Fan der Archäologie.“, erklärte er und sein Ton machte deutlich, dass er gar nichts davon hielt.
„Zum Glück sind andere Leute anderer Meinung.“, antwortete sie eisig und schob sich endlich einen Bissen von ihrem Kuchen in den Mund. Ah… Himmlisch! Sie verdrehte vor Wonne die Augen und seufzte genießerisch auf. „Sie sollten auch ein Stück von den Torten hier probieren; die sind köstlich!“
Er starrte sie unbeeindruckt an. Nur eines seiner Augenlider zuckte kurz. „Ich bin kein großer Fan von Süßigkeiten.“ Es war fast derselbe Satz, den er vorhin gesagt hatte.
Sie konnte es sich nicht verkneifen, die Frage zu stellen: „Sind Sie denn ein großer Fan von irgendetwas?“
Diesmal bekam sie eisiges Schweigen als Antwort. Anscheinend mochte er Fragen über seine eigene Person nicht sonderlich. „Meine Tochter ist ein großer Fan von den Kuchen hier.“, erklärte er dann, beinahe spöttisch.
„Ihre Tochter?“
Er nickte und machte eine Handbewegung, die den gesamten Raum einschloss. „Sie dürfte hier irgendwo sein.“
„Wahrscheinlich in der Kinderecke da hinten. Kommt sie denn öfter hierher? Sie tun es offensichtlich nicht.“
„Dafür hat sie ihre Nanny.“
„Verstehe…“, murmelte seine Gesprächspartnerin um ein Stück Kuchen herum. Sie wollte noch etwas sagen, als jemand an ihren Tisch trat.
„Sesshoumru-sama, wir sollten jetzt…“ Er brach auf der Stelle ab, als der Weißhaarige die Hand hob. „Jetzt nicht, Jaken.“
Es war ein winziger, runzliger alter Mann, der sich schwer auf einen Stock stützte. Anscheinend war er Sesshoumarus Assistent oder ähnliches. Wobei Kagura ziemlich froh war, dass ihre Assistentin jünger und lebendiger war. Aber irgendetwas musste an Jaken dran sein. Sesshoumaru könnte sich wahrscheinlich fast jeden für diese Stelle nehmen.
„Sesshoumaru-sama!“ Die Stimme gehörte einem etwa zehnjährigen Mädchen mit wirrem, dunklem Haar und riesigen Rehaugen, die wie ein Irrwisch auf den Tisch zugeflitzt kam. Kagura erkannte sie sofort. Das war Rin. War sie etwa die Tochter, von der Sesshoumaru vorhin gesprochen hatte?! Die Welt war klein…
Kagura hatte das aufgeweckte Mädchen kennen gelernt, als es mit seiner Klasse in das Museum gekommen war und sie mit Fragen gelöchert hatte. Als Rin sie zwei Tage später in eben diesem Café entdeckte, ging die lebhafte Fragerei einfach weiter. Auf eine gewisse Weise erinnerte das Kind sie an ihre kleine Schwester, Kanna, die still und ruhig gewesen war, aber ebenfalls wissbegierig und klug.
Rin hielt ein Blatt Papier in der Hand, auf den sie einen riesigen Hund gezeichnet hatte. „Schau!, Sesshoumaru-sama!“ Kagura traute ihren Augen nicht, als sich dessen Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen.
„Sehr schön, Rin.“, sagte Jaken, klang aber eher so, als hätte er das Gegenteil gesagt. Er bekam einen bitterbösen Blick geschenkt.
Sesshoumaru unterbrach die zwei. „Willst du einen Kuchen, Rin?“
Das Mädchen warf die Arme hoch. „Au ja!“ Dann bemerkte sie Kagura und ein strahlendes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus. „Kagura-san! Was machen Sie denn hier?!“
Die Angesprochene lächelte. „Ich esse ein Stück Torte, das mir dein Vater spendiert hat.“
Rin nickte, als wäre es das natürlichste auf der Welt, die beiden an einem Tisch zu sehen. Dann legte sie das Blatt vorsichtig auf die Tischplatte und zerrte Jaken zur Kuchentheke.
Kagura nahm das Blatt auf und blickte dann mit fragend hochgezogener Augenbraue ihren weißhaarigen Gegenüber an.
„Sie wünscht sich einen Hund.“
„Warum bekommt sie keinen?“
„Weil ihr die Verantwortung fehlt, auf Dauer für ihn zu sorgen.“
Das … hatte etwas realistisches. Sie legte das Blatt wieder weg. „Warum nennt sie Sie ‚-sama‘?“ Das war doch etwas Ungewöhnliches.
„Das hat sie aus dem Waisenhaus mitgebracht.“ Also hatte er sie adoptiert. Wenn sie recht darüber nachdachte, gab es auch keinerlei Ähnlichkeit zwischen den beiden, darum erschien das nur logisch. Sie fragte nicht weiter, sondern wandte sich wieder ihrem Kuchen zu.
„Wieso kennen Sie sie?“ Diesmal war es an ihm, eine Frage zu stellen und sein Blick dabei war undurchdringlich.
„Sie war mit ihrer Klasse im Museum; ich habe die Führung gemacht. Dann sind wir uns hier wieder begegnet und sie konnte nicht aufhören, seltsame Dinge zu fragen.“
Er nickte; anscheinend war das für das Mädchen völlig normal. Dann überraschte er sie, indem er sagte: „Sie mag Sie.“ Der Satz klang, als wäre ihm das wichtig.
Kagura lächelte verschmitzt. „Das habe ich mir schon gedacht. Sie sollten ihr wirklich den Hund kaufen.“
Er kam nicht mehr dazu zu antworten, denn Rin kehrte mit einem riesigen Stück Schokoladenkuchen an den Tisch zurück.
Den Rest des Gespräches redeten sie über völlig belanglose Dinge, an die Kagura sich einen Tag später nicht mehr erinnern konnte. Aber darum ging es auch nicht. Sie bekam das Gefühl nicht los, dass er mit ihr flirtete. Es war seltsam mit ihm, da alles, was er in dieser Richtung tat, so subtil war, dass sie es kaum erkannte. Aber sie flirtete heftig zurück. Jaken warf ihnen missgelaunte Blicke zu – er bemerkte genau, was hier abging – während Rin sich glücklich um ihren Kuchen kümmerte – das ganze ging über ihren Kopf.
Dennoch stand Sesshoumaru auf, als Rin den letzten Krümel vom Teller geleckt hatte. Die Rechnung hatte er anscheinend schon bezahlt – oder war es vielleicht Jaken gewesen? – denn keine der Kellnerinnen kam zu ihnen herüber. Er zog eine Karte aus der Tasche und reichte sie ihr. „Falls Sie einmal Hilfe brauchen, rufen Sie an, Miss Kagura Kazebara.“
Völlig überrumpelt nahm sie die Karte entgegen. Sie wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als er sich schon an Rin wandte. „Sag ‚Auf Wiedersehen‘.“, meinte er kühl. „Wir müssen jetzt gehen.“
Das Mädchen rutschte vom Stuhl und schüttelte den Kopf.
„Rin?“
Sie hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und starrte zu ihrem Adoptivvater hoch. „Ich muss Kagura-san noch etwas sagen. Frauengespräche.“, antwortete sie ernst.
Sesshoumaru schwieg einen Moment, dann nickte er. „Aber macht schnell.“ Er drehte sich um und ging davon. „Jaken!“ Der alte Mann folgte sofort auf den Ruf hin.
Rin wartete, bis sie fast an der Tür waren, dann winkte sie Kagura zu sich herunter. Diese folgte der Aufforderung. „Sesshoumaru-sama maaaaaaaaaaag Sie.“, trällerte das Mädchen leise, wobei sie das mittlere Wort in die Länge zog. „Sie sollten ihn wirklich anrufen.“
Kagura lächelte. „Vielleicht tu ich das.“
Für einen Moment blickte Rin sie skeptisch an, dann nickte und grinste sie. „Ich werd es ihm nicht sagen. Auf Wiedersehen, Kagura-san!“ Damit drehte sie sich um und rannte davon. Kagura blickte ihr nach, bis sie verschwunden war und nahm dann die Karte auf, die Sesshoumaru ihr gegeben hatte. Sein Name und eine Telefonnummer waren in eleganter Schrift darauf gedruckt, sonst war sie leer. Das war sicher nicht seine Geschäftskarte.
Lächelnd schob Kagura die Karte in ihre Tasche, dann trank sie ihren Kaffee leer. Schließlich nahm sie ihren Mantel und verließ das English Dreams ebenfalls. Vielleicht hatte Kagome recht und diese Jahreszeit eignete sich tatsächlich, um Männer kennen zu lernen.
Kapitel 10: 10. Türchen - Fairy Tail

10. Türchen von Wintersoldier



Lucy stand vor dem Brett mit anstehenden Missionen im Hauptquartier von Fairy Tail und besah sich die einzelnen Zettel interessiert auf der Suche nach einem einfachen, aber Gewinn bringenden Unterfangen. Einiges schien durchaus vielversprechend, aber Lucy sah lieber zweimal hin, ehe sie sich endlich für etwas entscheiden konnte, was sie als ansprechend genug erachtete – nicht allzu gefährlich, aber dennoch gut bezahlt.
„Hey Lu-chan“, begrüßte Levi ihre Freundin fröhlich, als diese gerade dabei war, den Missionszettel von der Wand zu nehmen. „Auf der Suche nach einer neuen Aufgabe?“
„Ich denke, ich habe wohl gerade eine gefunden.“ Lucy hielt ihr glücklich das Blatt Papier hin.
Levi las es sich kurz durch, ehe sie stutzte. „Ach, und Natsu ist damit einverstanden?“
„Der wird wohl eher nicht mitkommen“, antwortete Lucy gelassen, „aber nach all dem Trubel brauche ich wirklich mal etwas Entspannendes - ohne große Kämpfe oder lebensbedrohende Gefahren.“
„Ohne ist es doch langweilig.“ Gazille war hinter Levi getreten und hatte sich den Zettel ebenfalls durchgelesen, welchen Lucy noch hochhielt. Eine seiner Augenbrauen zog sich nach oben. „Hilfe für das Winterfest in Harujion gesucht!... etwas Unspektakuläres hättest du dir auch nicht aussuchen können?“
Lucy strafte Gazille mit einem eindeutigen Blick. „Einfach verdientes Geld sollte man sich nicht entgehen lassen.“
„Übernehmt euch bloß nicht beim Schleppen der Holzbalken“, winkte Gazille jedoch daraufhin nur desinteressiert ab und war bereits wieder am Gehen.
Lucy und Levi sahen ihm kurz hinterher, ehe die Siebzehnjährige sich wieder an die Blondine wendete. „Lass dich bloß nicht von ihm ärgern.“
„Von ihm ganz sicher nicht.“ Damit drehte Lucy sich zum Gehen und winkte ihrer Freundin noch. „Ich muss dann mal, damit ich morgen meine Bahn nicht verpasse. Wiedersehen, Levi!“
„Wiedersehen Lu-chan! Und viel Spaß morgen!“


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„Und? Was ist unsere nächste Mission?“, hakte Natsu interessiert nach, kaum dass Lucy ihre Wohnung betreten hatte und noch ehe sie überhaupt die Möglichkeit bekam, irgendwas zu sagen.
„Was machst du schon wieder in meiner Wohnung?!“, schimpfte diese ihn jedoch auch sogleich aus, ehe sie sich seiner Frage widmete: „Und meine nächste Mission führt mich nach Harujion.“
„Und wann geht es los?“
„Morgen früh.“
„Morgen früh also.“ Natsu schien kurz zu überlegen. „Und was sollen wir machen?“
Wir machen gar nichts, sondern ich“, stellte Lucy augenblicklich klar. Nicht, dass sie nicht gerne mit Natsu auf Mission war, aber wenn sie schon einmal die Option hatte, alleine ein wenig Geld zu machen, dann würde sie das sicher nicht teilen. Irgendwer musste schließlich die Miete bezahlen – obwohl sie langsam aber sicher der festen Überzeugung war, dass Natsu einen Teil davon übernehmen sollte, so häufig wie er in ihrer Wohnung vorzufinden war (Gray und Erza übrigens auch, aber das war ein anderes Thema).
„Vergiss es, wir sind ein Team, wir machen das gemeinsam“, grinste der Dragon Slayer jeodch nur unberührt und Lucy ahnte bereits, dass sich ihr schöner Gewinn wohl doch halbieren würde. So leicht gab sie jedoch nicht auf.
„Aber die Aufgabe interessiert dich nicht einmal.“
„Ich kenne sie doch noch gar nicht.“
Lucy atmete einmal tief durch, ehe sie zu einer Antwort ansetzte. „Ich helfe bei den Vorbereitungen für das Winterfest in Harujion, welches immer beim ersten Schneefall in der Stadt stattfindet. Dieses Jahr sind sie etwas im Verzug, erwarten aber den ersten Schnee bereits in den nächsten Tagen.“
„Macht doch sicher Spaß“, erwiderte Natsu wie aus der Pistole geschossen und Lucy wusste, dass es vergebens war. Scheinbar wurde sie ihn einfach nicht los, ganz gleich, was sie machte. Und wahrscheinlich wäre er auf jede noch so uninteressante Mission mitgekommen in der Hoffnung, dabei doch noch etwas Spannendes zu erleben – schließlich hatten sie es bisher immer geschafft, sich noch irgendwie in Schwierigkeiten zu bringen.
„Aber es wird keine Kämpfe geben, also überlege dir gut, ob du nicht lieber auf eine andere Mission willst“, war Lucys letzter verzweifelter Versuch, ihr Geld nicht teilen zu müssen, welcher jedoch auch erfolglos blieb. Wenigstens waren sie diesmal nur zu dritt – bezog man Happy mit ein, der selbstverständlich zu Vervollständigung des Trios nicht fehlen durfte.


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„Warum mussten wir mit der Bahn fahren?“ Vor Natsus Augen drehte sich alles, während der Zug langsam vorwärts tuckerte. Lucy hatte sich ans Fenster gesetzt, ihren Kopf auf die Hand gestützt, und sah hinaus, wie die Langschaft an ihnen vorbeizog, immerhin kannte sie Natsus Reisekrankheit bereits zur Genüge, so dass sie sich inzwischen angewöhnt hatte, sie so gut es eben ging zu ignorieren. Leider war das einfacher, wenn sie nicht mit Happy und ihm alleine unterwegs war, sondern Erza und Gray noch anwesend waren, mit denen sie sich während der Fahrt unterhalten konnte – aber das war ja nun leider nicht der Fall.
„Du hättest ja nicht mitkommen müssen.“
„Vergiss es, Lucy“, widersprach ihr dieses Mal jedoch Happy, „uns wirst du nicht so einfach los.“
„Sag mal, Happy“, fiel der Blondine wieder ein, was sie Mirajane eigentlich noch hatte fragen wollen, ehe sie losgefahren sind, so dass sie einfach das Thema wechselte, „wo sind eigentlich Erza und Gray?“
„Was Erza gerade macht, weiß ich nicht.“ Happy dachte kurz nach. „Aber Gray ist momentan in Isuban unterwegs. Lluvia ist mit ihm gegangen.“
„Achso.“ Die beiden schwiegen einen Moment, während Natsu wieder über seine Übelkeit klagte, ehe Lucy noch etwas anfügte: „Kein Wunder, dass Natsu nicht alleine zurückbleiben wollte, wenn alle weg sind.“


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„Langweilig!“
Natsu war dabei, Holzpfähle zu ihren Plätzen zu tragen, damit dort kleine Stände errichtet werden konnten, während Lucy bei der Dekoration half. Und jedes Mal – aber auch wirklich jedes Mal – wenn ihre Wege sich dabei kreuzten, hörte sie von Natsu einen derartigen Kommentar, denn offensichtlich schien ihm seine Aufgabe nicht wirklich zuzusagen.
„Ich hab dir gesagt, dass es dir keinen Spaß machen wird“, pflegte Lucy ihm hinterher zu rufen, immerhin war es seine eigene Schuld, dass ihm nun langweilig war, da sollte er sich nicht bei ihr beschweren.
Es war ungefähr der dreiundzwanzigste Schlagabtausch dieser Art, bei dem Natsu jedoch plötzlich stehen blieb, sich zu Lucy drehte und das Gespräch überraschenderweise scheinbar fortführen wollte. „Dir doch auch nicht.“
„Wie?“, brachte die Blondine nur perplex hervor, hatte sie doch nicht mit einer weiteren Antwort gerechnet.
„Dir macht es doch auch keinen Spaß“, wiederholte Natsu. Und natürlich hatte er Recht damit – was sie ihm selbstverständlich nicht eingestehen würde. Auch sie konnte sich Schöneres vorstellen, als Girlanden und Lichterketten anzubringen, aber es war immer noch besser als einer dieser weiteren Kämpfe um Leben und Tod. Gerade vor dem Jahreswechsel brauchte sie sowas nicht noch einmal, denn davon hatte sie dieses Jahr definitiv genug gehabt.
„Wir können ja Gray fragen, ob er auch helfen will, dann könnt ihr wieder einen eurer kleinen Wettstreite ausführen“, versuchte Lucy das Thema zu wechseln und scheinbar gelang es.
„Bis der hier wäre, bin ich dreimal fertig.“
„Wenn du weiterhin so langsam arbeitest, wohl eher nicht.“ Lucy grinste ihn frech an. „Immerhin müssen wir vor dem ersten Schneefall fertig werden.“
„Es ist noch viel zu warm für Schnee.“
„Wenn du davon überzeugt bist, dann kannst du dir ja Zeit lassen.“
Natsu überlegte kurz, bevor er anfing zu Grinsen. Scheinbar hatte er eine Idee. „Sollte es anfangen zu schneien, bevor wir fertig sind, bekommst du die gesamte Belohnung für den Auftrag.“
„Wirklich?“ Lucys Augen fingen an zu Glitzern, doch auf eine Antwort musste sie verzichten, da Natsu sich bereits wieder an die Arbeit gemacht hatte.


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Natsu verzichtete im weiteren Verlauf des Tages auf Kommentare, dass ihm langweilig sei, und so kamen sie gut voran, dass am frühen Abend bereits fast alles aufgebaut war. Lucys Laune sank. Generell würde sie sich darüber freuen, wenn ein Auftrag sich dem Ende neigte und somit ihr Geld in greifbare Nähe rückte, doch leider war immer noch kein Schnee gefallen, dabei hatte sie es sich noch nie so sehr gewünscht. Kalt genug war es durchaus – sogar ihr Atem kondensierte vor ihrem Mund -, einzig der Schnee fehlte.
Die Sonne verschwand gerade hinterm Horizont, als Natsu grinsend zu ihr kam und Lucy wusste nur zu genau, was das wohl zu bedeuten hatte. Sie hatte gerade den Mund geöffnet, um Natsu zu gratulieren, dass er es wohl rechtzeitig geschafft hatte, als etwas auf ihrer Nase landete.
Klein, nass, weiß und kalt - eine Schneeflocke.
Ihr Blick ging sofort in den Himmel und nun fing die Blondine an zu grinsen, denn es fing tatsächlich an zu schneien, wenn auch nur sehr schwach, aber es war Schnee.
„Es schneit“, brachte sie glücklich hervor, während Natsu vor ihr zum Stehen kam und ebenfalls in den Himmel sah.
„Und wir sind fertig.“
„Ja, fast rechtzeitig.“
„Rechtzeitig“, korrigierte Natsu sie.
„Quatsch, es hat vorher angefangen zu schneien“, brachte Lucy trotzig hervor und ihr wurde langsam kalt, jetzt wo sie nicht mehr arbeitete, so dass sie ihre Arme um ihren Körper schlang. „Schließlich brauchen die Flocken auch ein wenig Zeit, um auf die Erde zu fallen.“
Natsu überlegte kurz, ehe er überzeugt antwortete: „Das zählt nicht. Also gehört die gesamte Belohnung mir und Happy.“
„Was?! Wie kommst du jetzt darauf?“ Lucy sah wie gebannt auf Natsu. Sie zitterte ein wenig, hatte sie doch Schal, Mütze und Handschuhe in ihrer Tasche gelassen, da es mittags im Sonnenschein noch zu warm dafür war. Doch jetzt ohne wärmende Sonne im Nacken und ohne viel Bewegung wurde ihr schnell kälter.
„Wir sind rechtzeitig fertig geworden, also gehört das Geld uns.“
Die Blondine war kurz aus dem Konzept gebracht. „Davon war nie die Rede.“
„Ach“, setzte der Dragon Slayer wieder an und ignorierte dabei Lucys Einwand vollkommen, „und die nächste Mission suchen wir auch aus. Wir hatten da schon eine ins Auge gefasst. Wird bestimmt lustig.“
„Natsu, vergiss es!“, versuchte Lucy ihn zu überzeugen, doch wieder ging ihr Widerspruch einfach unter.
„Gray ist zwar noch länger unterwegs, aber vielleicht begleitet Erza uns ja, wenn sie wieder da ist. Aber zu dritt sind wir sonst auch unschlagbar.“
„Natsu“, versuchte sie ein weiteres Mal ihn zu stoppen, diesmal leiser, aber dennoch hörte er auf zu reden, löste seinen Blick endlich vom Himmel und sah sie an, wie sie zitternd vor ihm stand.
„Hier.“ Er wickelte ihr fürsorglich seinen Schal – den Schal – um den Hals, damit sie nicht mehr so fror. „Du sollst schließlich nicht noch krank werden, bevor wir aufbrechen. So kannst du dich nämlich sicher nicht drücken.“
Und obwohl es eigentlich nur eine kleine Geste war, war Lucy sprachlos, denn sie bedeutete so viel mehr.
Kapitel 11: 11. Türchen - Psyren

11. Türchen von Chimi-mimi

Die Villa lag im Dunkeln, nur der Schnee, der sie umgab, schimmerte sanft im Mondlicht. Es war ruhig, zumindest fast ganz ruhig. Aus dem großen alten Gebäude drang leises Flüstern nach draußen und man konnte Gestalten hören, die durch die langen Flure schlichen.
Mit einem Mal ging ein Licht an und das Fenster zu dem großen Wohnraum war hell erleuchtet.

„Seid leise, sonst hören uns die Kleinen“, mahnte Amamiya die beiden Jungs und schielte in den dunklen Flur.
„Sag das Asaga, der ist hier der Trampel“, erwiderte einer der beiden, während er mit dem großen Tannenbaum kämpfte.
„Das sagt grad der Richtige.“ Der Letzte im Bunde ließ den Weihnachtsbaum fallen, so dass der mit einem dumpfen Laut auf Ageha fiel. Der Blauhaarige kämpfte sich mühsam unter den ausladenden Ästen hervor und wollte Asaga schon anfallen, als die junge Frau ihn mit einem kleinen Dolch aufhielt.
„Einen Mucks, Ageha, einen Piep und du bist erledigt.“
Einen Moment standen beide da, einer stocksteif und immer auf das Messer schielend, die andere entspannt und abwartend, doch dann wandte sie sich ab, sie hatten noch so viel zu tun.
„Stellt jetzt den Baum auf.“
„Und was machst du in der Zwischenzeit?“ Der Blauhaarige hatte seine Stimme wieder gefunden und sah seine Klassenkameradin ärgerlich an.
„Na was wohl? Geschenke für unseren Weihnachtsmann verpacken.“ Bei diesen Worten grinste sie den schweigenden Asaga breit an.

Eine Stunde später stand der Baum und auch die Lichterkette, die Ageha in den Wahnsinn getrieben hatte, war befestigt.
Zufrieden betrachtete Amamiya ihr Werk und nickte dann.
„Es sieht richtig weihnachtlich aus. Die Kleinen werden sich freuen.“ Sie klopfte den beiden jungen Männern freundschaftlich auf den Rücken. „Das war wirklich eine gute Idee, Ageha.“
„Ach, nicht weiter der Rede wert.“ Der Blauhaarige hatte den Gedanken aufgebracht, dass man den Waisen von Elmore Wood nach all dem, was in letzter Zeit geschehen war, mal eine Abwechslung bieten sollte. Noch dazu hatten die Kinder trotz allen Bemühungen von Elmore Tenjuin noch nie ein großes Weihnachtsfest gefeiert.
„Sie hat aber Recht.“ Asaga sah seinen alten Klassenkameraden an. „Es war wirklich eine gute Idee.“
„Gut, genug geredet, Jungs, es ist fast Morgen.“
„Genau und Asaga muss sich noch umziehen. Ho ho ho, sag ich da nur“, grinste Ageha den Hünen an. Aufgrund seiner Größe und den breiten Schultern waren sie sich schnell einig geworden, dass er den Weihnachtsmann spielen sollte.
„Richtig und wir gehen auf unsere Zimmer. Wir sollten uns alle beeilen, Marie und Shao sind Frühaufsteher.“ Amamiya stand schon halb in der Tür.
„Bin schon da. Viel Glück, Asaga.“ Zusammen mit der jungen Frau eilte Ageha den Flur entlang zu ihren Zimmern, um sich dort „bettfertig“ zu machen.

Es dauerte eine halbe Stunde, als sie ein erstauntes und lautes „Oh!“ aus dem Wohnzimmer vernahmen, auf das dann ein aufgeregtes „Frederica! Van! Kyle!“ folgte.
Ageha grinste leise vor sich hin und freute sich insgeheim auf die Gesichter der Kinder. Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, um sie noch mehr zu verstrubbeln, damit es so wirkte, als würde er frisch aus dem Bett kommen. Dann folgte er den Rufen, zu denen sich auch noch Fredericas genervte Stimme mischte, weil sie so früh geweckt worden war. Doch der Unmut hielt nicht lange an und die Feuerprinzessin verstummte, vermutlich als sie den geschmückten Wohnraum betrat.
Als auch der Blauhaarige zu den Kindern und Elmore Tenjuin, die ebenfalls schon anwesend war, stieß, sah er große, strahlende Augen, die den Tannenbaum bewunderten.
„Ageha! Ageha!“, rief Kyle ihm zu und grinste ihn breit an. „Sieh dir das an, ist das nicht supercool?“
„Was soll denn der Krach am frühen Morgen?“ Amamiya, eine gute Schauspielerin, kam genervt hinein und ließ dann ebenfalls ein verblüfftes „Oh…“ verlauten.
Van hatte sich als Erstes die Kekse beschlagnahmt, die Asaga nachts gebacken hatte. Marie bewunderte die strahlenden Lichter des Tannenbaums, während Frederica eher unten drunter nach Geschenken suchte. Kyle sprang durch das Zimmer, nahm überall etwas in die Hand und bewunderte es staunend. Selbst Shao lächelte leicht, etwas, dass Ageha nicht von ihm kannte.
„Gut gemacht.“ Erstaunt sah er zu Elmore Tenjuin, die neben ihm stand und war sich nicht sicher, ob sie das gerade wirklich gesagt hatte. Doch es blieb ihm nicht lange Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn ein wichtiger Teil ihrer Überraschung stand den Kindern ja noch bevor.
„Der Weihnachtsmann!“, rief Kyle laut aus und deutete nach draußen, wo Asaga in seinem roten Kostüm durch den Park lief. Während die Kinder sich an dem Fenster drängte und den Weihnachtsmann riefen, holten Amamiya und Ageha die Geschenke aus ihren Verstecken und legten sie schnell unter den Baum. Als Asaga endgültig verschwunden war, standen sie wieder mit harmlosen Gesichtern an einem der Fenster, so als ob sie nichts getan hätten.
„Geschenke!“ Dieses Mal war es Van, der die Überraschung entdeckte. „Das ist meins.“
Mit kindlicher Freude stürzten die Waisen sich auf die Geschenke, auch Shao konnte seine Neugier nicht zügeln.
Elmore Tenjuin zwinkerte den dreien, auch Asaga war in der Zwischenzeit dazu gestoßen, dankbar zu und wandte sich dann an ihre Zöglinge: „Frohe Weihnachten, Kinder.“
Kapitel 12: 12. Türchen - Biss

12. Türchen von Tintenfeder007



Bis(s) zur Weihnachtsstunde

„Edward, bitte...“
„Nein, ich verrate dir nicht, was du bekommst. Und du musst Alice gar nicht fragen, ich habe mich nämlich noch nicht entschieden.“
Er kannte mich einfach zu gut. Eigentlich bin ich ja wirklich nicht der Weihnachtstyp, aber Edward macht es so furchtbar spannend, dass ich nicht widerstehen kann, immer wieder zu versuchen, herauszufinden, was er mir schenken will.
Aber eigentlich könne ich es auch lassen. Ich weiß, ich habe keine Chance, es herauszufinden, aber vielleicht kann ich ihn doch noch weich klopfen.
Das Schlimme ist, dass Charlie zu wissen scheint, was es ist und erstaunlicherweise ist er auch immer noch standhaft und sagt keinen Mucks, wenn es um mein Geschenk geht.
Das ist zum verrückt werden!
Anscheinend steht mir auf die Stirn geschrieben, was ich denke, denn Edward lacht sein wunderbares schiefes Lächeln und zieht mich an seine Brust.
Er ist kalt und hart, aber ich schmiege mich trotzdem an ihn und lege meinen Kopf auf seine Brust. Würde sein Herz noch schlagen, ich könnte es jetzt hören.
„Du erfährst schon noch, was es ist...“, sagte er zärtlich und streicht mir übers Haar.
Ich grummle nur und schließe die Augen. Es ist mitten in der Nacht und eigentlich bin ich ziemlich müde, aber ich will jetzt nicht schlafen, ich will wach bleiben und wissen, dass er bei mir ist!
Aber ich bin wohl doch eingeschlafen, denn als ich meine Augen wieder öffne, ist es furchtbar hell und Edward sitzt wieder in meinem Schaukelstuhl und beobachtet mich.
Natürlich springe ich auf und setzte mich auf seinen Schoß.
„Guten Morgen mein Engel. Hast du gut geschlafen?“
„Hmm... Ich habe geträumt, du überhäufst mich mit Geschenken... Das war ein bisschen beängstigend, aber sonst habe ich ganz wunderbar geschlafen.“
Er gab mir einen leichten Kuss und lächelte dann versonnen.
Seine Bernsteinaugen waren aus dem Fenster gerichtet und so folgte ich seinem Blick.
Es hatte geschneit und jetzt sah alles aus, als wäre es mit dicker Zuckerglasur überzogen.
Wenn man bei so einem Wetter nicht zur Schule musste, konnte man es wirklich schön finden und da Weihnachtsferien waren, fand ich es auch wirklich schön.
„Morgen ist Weihnachten und dann noch so ein Schnee, wie passend“, sagte Edward und grinste mich wieder an.
Schon war sie wieder da, die Neugierde.
Aber ich wollte jetzt gar nicht darüber nachdenken... also überwand ich mich und stand auf, lief ins Bad und duschte erst einmal.
Dann gesellte ich mich zu Charlie hinunter. Das ganze Haus war mit Lichterketten und allem möglichen Weihnachtskitsch dekoriert. Das war Alices Werk, aber sie hatte Dad so oder so um den Finger gewickelt, also hatte er natürlich keine Einwände.
„Morgen.“
„Morgen. Gut geschlafen?“
„Ja, und du Dad?“
„Ja, ganz gut...“
„Morgen Abend gehst du dann zu den Cullens“, sagte er und ging schon Richtung Wohnzimmer. „Wie? Du erlaubst mir...“
„Ja das tue ich... Aber es ist eine einmalige Ausnahme!“, nuschelte er und warf sich jetzt tatsächlich vor den Fernseher.
Ich stand erstmal fassungslos rum und konnte mein Glück kaum begreifen.
Seit drei Tagen weigerte er sich standhaft, dass ich den Weihnachtsabend bei ihm verbringen würde und jetzt plötzlich durfte ich doch?
Ich sauste die Treppe hoch und sah schon Edwards Lächeln.
„Ich wusste, er würde noch zustimmen...“
Mein Lächeln war ebenso breit wie seines und so verging der Tag in einer glücklichen Traumwolke, zusammen mit Edward an meiner Seite.
Am vierundzwanzigsten Dezember saßen wir dann endlich in seinem Volvo auf dem Weg zu den restlichen Cullens.
Ich war ganz furchtbar aufgeregt und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Was Edward wiederum seine Hände fester um das Lenkrad greifen ließ.
Ich wollte jetzt wirklich unbedingt wissen, was ich bekam und konnte es kaum noch erwarten.
Als wir die Einfahrt zum Haus empor kamen, glänzten und glitzerten tausende Lichter aus den von Schnee bedeckten Bäumen und überall hingen rote Schleifen.
Alice hatte ganze Arbeit geleistet...
Wir standen jetzt vor der Haustür und er ergriff meine Hand.
Schon öffnete Alice die Tür, sie hatte sicherlich schon längst gewusst, dass wir da waren, aber wollte uns taktvoll erst einmal zur Tür kommen lassen.
„Schnell, ich will sehen, was du dazu sagst...“, schon zog sie mich hinein und plötzlich stand ich vor einem riesigen Weihnachtsbaum.
Hunderte rote und goldene Kugeln glänzten an ihm, lange schillernde Girlanden waren um ihn herum gezogen, Zuckerstangen, Lebkuchenmännchen, kleine Engelsfiguren und an seiner Spitze thronte ein großer goldener Stern.
Es war das Beeindruckenste, was ich je gesehen hatte und so schön.
„Es gefällt dir...“, stellte Alice stolz fest.
Ich konnte nur nicken und nicht widerstehen, zum Baum hinzugehen und ihn mir näher zu betrachten.
Einige Geschenke lagen darunter und auch sie schillerten in schönem Geschenkpapier.
Jetzt kam auch Esme und umarmte mich zur Begrüßung. Carlisle hielt sich ein wenig im Hintergrund und Rosalie, Jasper und Emmett standen noch ein bisschen mehr abseits, aber das kümmerte mich jetzt nicht.
Es war so wunderschön hier, dass ich alle Probleme der letzten Wochen vergessen konnte.
Nur für mich gab es einen Weihnachtsbraten, doch ich aß nicht viel. Beim Essen ganz allein zu zuschlagen war nicht besonders schön.
„Gut, dann kommen wir jetzt zu den Geschenken!“, flötete Alice und wieder wurde ich ins Wohnzimmer gezogen.
Zuerst gab es die Geschenke von allen anderen - außer dem von Edward für mich.
Einen Sammelband von Jane Austen Romanen von Esme und Carlisle, eine CD meiner Lieblingsband von Rosalie und Emmet und einige neue Kleider von Alice und Jasper, die ich wahrscheinlich nie im Leben tragen werde.
„Dann bist du jetzt dran...“, meinte Esme und lächelte sanft.
Er lächelte und ich war zum zerreißen gespannt.
Eine schwarze Schachtel, mit schwarzem samt überzogen lag plötzlich in seiner Hand und als ich sie öffnete funkelte mir eine Schneeflocke aus Kristall – zumindest hoffe ich, dass es nur Kristall ist – entgegen.
Sie hing an einer silbernen Kette und war wirklich wunderschön.
Wieder fiel mir nichts ein, aber ich versuchte mit meinen Augen das auszudrücken, was ich fühlte.
Er küsste mich unverhofft und legt dann seine kühle Stirn an meine.
Es ist ein fantastischer Abend geworden und ich werde ihn immer in meinen Gedanken behalten...
Kapitel 13: 13. Türchen - Eigene Serie

13. Türchen von DoctorMcCoy


Der singende Weihnachtsmann



„Guten Morgen, ihr Schlafmützen. Es ist mal wieder ein neuer Tag und es gibt viele gute Gründe, um aufzustehen. Es ist ein herrlicher Tag, leider jedoch immer noch kein Schnee zu sehen. Dafür ist heute der dritte Advent. Weihnachten rückt immer näher. Höchste Zeit die letzten Geschenke zu besorgen, denn heute ist verkaufsoffener Sonntag in der Stadt. Also steht auf und habt einen schönen Tag. Und zum Schluss noch die Weisheit des Tages. Heute lautet sie: Folgt dem singenden Weihnachtsmann!“
Tina schaute verschlafen auf. Es war gerade mal halb acht. Viel zu früh, um an einem Sonntagmorgen schon wach zu sein. Aber das hatte sie ihrer eigenen Dummheit zu verdanken, da sie vergessen hatte, den Wecker auszuschalten.
Als sie sich gewahr war, wo sie sich gerade befand, drückte sie hastig auf den Knopf, um die lästig fröhlichen Stimmen aus dem Radio auszuschalten. Sie diskutierten gerade über die offenen Läden und über singende Weihnachtsmänner, was Tina nicht so ganz verstand. Sie war zwar schon häufig skurillen Weihnachtsmännern begegnet, doch keiner davon hatte je gesungen.
Tina hatte sich gerade aus ihrem Bett geschält, als ihr Handy anfing zu klingeln. Bela B.’s tiefe beruhigende Stimme hallte ihr entgegen, während sie überlegte, wer sie zu so früher Stunde anrief. Bevor sie bereits die heiteren Vorschläge ihrer Freundin Jessica am anderen Ende vernahm, konnte sie bereits erahnen, warum sie sich meldete. Jessica liebte die Weihnachtszeit. Doch in ganz anderer Hinsicht, als Tina es tat. Jessica liebte den Rummel. Sie konnte stundenlang über Weihnachtsmärkte gehen und durch die Geschäfte laufen. Vermutlich gefiel es ihr nur so gut, weil sie jede Menge Sachen kaufen konnte und keiner sie dabei schief anschaute. Immerhin konnte sie sich immer noch rausreden, dass es ein Geschenk für einen guten Freund war. Meist waren es jedoch nur Sachen für sie selbst. Sie liebte es, sich selbst zu verwöhnen.
Tina hingegen hasste den ganzen Rummel um Weihnachten herum. Sie war ein ruhiger Mensch und meidete meist große Menschenansammlungen. Es regte sie immer auf, was die Menschen aus Weihnachten machten. Denn sie mochte Weihnachten eigentlich sehr. Jedoch das traditionelle, ruhige Weihnachten, das noch eine Botschaft hatte. Nicht das Weihnachten, das von Konsum und Geschenken regiert wurde. Kirchenchöre, die besinnliche Lieder sangen, Schnee, der langsam vom Himmel rieselte und ein geschmückter Tannenbaum, der die ganze Familie erfreute. Das war das Weihnachten, was Tina strahlen ließ. Jedoch waren die Wochen davor meist nur eine Qual für sie.
„Und was hältst du davon? Du brauchst doch sicher auch noch ein paar Geschenke, oder?“, hakte Jessica noch einmal nach. Und bevor Tina sich versah, stand sie eingepackt in ihre lila Winterjacke, mit Mütze und Schal, mitten in der Stadt. Umzingelt von lauter Menschen, die hektisch von einem Geschäft zum nächsten rannten.

Tina hatte sich mehr oder weniger von ihrer Freundin mitschleifen lassen. Sie waren bereits in hundert Klamottenläden gewesen, so kam es ihr zumindest vor. Einige Bücher und Krimkamsläden waren auch dabei gewesen. Manchmal fragte sich Tina wirklich, wie viel Sachen Jessica wohl brauchte, um glücklich zu sein.
Tina hatte ihre Weihnachtsgeschäfte bereits erledigt und fragte sich ein weiteres Mal, warum sie ihre Freundin überhaupt begleitete. Zu Hause hätte sie eine Menge toller und vor allem ruhiger Sachen machen können. Das alles war nur eine Qual für sie. Doch gleichzeitig wollte sie auch nicht, dass Jessica böse auf sie war. Sie konnte einen recht überzeugenden Schmollmund ziehen. Außerdem flüsterte Jess ihr die ganze Zeit zu, dass sie ihr unbedingt noch etwas zeigen müsse, was ihr riesig gefallen würde. Tina war gespannt, vor allem, ob es wirklich etwas war, was ihr gefiel oder ob Jessica sich das nur eingebildet hatte.
Gerade waren sie in einem Elektronikgeschäft. Jessica hatte sich einige CD’s geholt, die sich Tina nicht einmal angehört hätte. Sie waren wirklich unterschiedliche Menschen. Sie standen in einer langen Schlange vor der Kasse. Das konnte wohl noch ewig dauern. Und dann sah Tina ihn. Den singenden Weihnachtsmann!
Doch es war kein verkleideter Mensch, der für die Leute ein Ständchen sang. Nein, es war eine kleine Figur, die „Jingle Bells“ in quitschend hohen Tönen von sich gab. Tina betrachtete ihn genauer. Es war kaum auszuhalten. Immer, wenn er gerade aufgehört hatte, fing er wieder an, weil irgendein Dummkopf in der Nähe der Figur klatschte. Wie es schien reagierte die Figur auf Geräusche, genau wie diese alten Coca Cola-Dosen. Doch das war noch nicht das Schlimmste. Dieser Weihnachtsmann saß auf einem Motorrad. Ein Motorrad!
Welcher hirnverbrannte Idiot hat sich das denn ausgedacht, dachte Tina. Wie sollen die kleinen Kinder denn noch an Weihnachten glauben, wenn es hier schon nervige Weihnachtsmänner mit Sonnenbrille auf einem Motorrad zu kaufen gab. Tina schüttelte den Kopf über soviel Irrsinn.
Plötzlich fiel ihr die Weisheit des Tages wieder ein. Folge dem singenden Weihnachtsmann. Tina schaute noch einmal skeptisch auf die Figur. Konnten sie wirklich dieses Ding damit gemeint haben? Tina bezweifelte es einfach, doch es war zu offentsichtlich, als dass sie es ignorieren konnte. Immerhin hatte sie noch nie einen verkleideten Weihnachtsmann gesehen, der gesungen hatte. Sie gaben immer nur ihr einstudiertes „Ho, ho, ho“ von sich.
Gerade wollte Tina sich die Sache aus dem Kopf schlagen und nachsehen, wie lange die Schlange noch war, als sie bemerkte, dass die Person an der Kasse einen von diesen Figur gekauft hatte. Tina überlegte nicht lange und lief los. Sie drehte sich noch kurz zu Jessica um und rief ihr zu: „Tut mir leid, Jess, aber ich muss jetzt ganz dringend los.“
Ich quetschte mich an der langen Schlange vorbei. Zum Glück habe ich nichts gekauft, schoss es Tina durch den Kopf.
„Warte doch, Tina, ich muss dir doch noch etwas zeigen“, rief ihr Jessica hinterher. Sie konnte sich nicht an der Schlange vorbeischlängeln, denn sie hatte was zu bezahlen.
Tina wäre schon längst über alle Berge, wenn Jessica den Laden verlassen hatte.

Während Tina den Mann mittleren Alters verfolgte, fragte sie sich mehrere Male, warum sie dies eigentlich tat. Nur wegen dieser blöden Weisheit des Tages aus dem Radio lief sie einem völlig Unbekannten hinterher. Sie folgte ihm aus der Stadtmitte hinaus in eine etwas ruhigere Straße. Es war eine sehr schöne Gegend, wo Tina jedoch noch nicht so häufig gewesen war, weil sie sehr weit von ihrem Haus entfernt war.
Irgendwann betrat der Mann ein leicht geschmücktes Haus und Tina blieb alleine auf der leeren Straße zurück. Es war bereits dunkel geworden. Tina schalte sich selbst, dass sie eine solche Dummheit überhaupt begangen hatte. Nun stand sie hier in einer Gegend, wo sie sich kaum auskannte und fragte sich, wie sie nach Hause kommen sollte. Sie hätte natürlich ihre Mutter anrufen können, jedoch hätte sie dann erklären müssen, weshalb sie sich am Abend und ganz alleine in dieser Gegend aufhielt. Und dafür war ihr das viel zu peinlich. Deshalb entschied Tina sich, den Rückweg alleine anzutreten. Irgendwie würde sie schon nach Hause finden.
Nach geschlagenen zehn Minuten war Tina bereits so verzweifelt, dass sie schon ihr Handy aus ihrer Tasche kramte. Es war ihr egal, was ihre Mutter sagen würde. Hauptsache, sie kam nach Hause. Dass sie auch so einen schlechten Orientierungssinn haben musste. Doch dann sah sie etwas, was sie von ihrem Handy aufblicken ließ. Vor ihr auf der Straße ging ein etwas älterer Mann an ihr vorbei. Er war etwas dicklich, oder besser gesagt, hatte eine ziemlich große Wampe und sein Gesicht zierte ein weißer, wunderbarer Bart. Jedoch war es keiner von diesen verkleideten Weihnachtsmännern. Dieser Mann trug ganz normale Klamotten. Und was Tina am Meisten faszinierte, war die Tatsache, dass er leise vor sich hin summte.
Jeder normale Mensch hätte behauptet, dass Tina verrückt war, doch sie folgte diesem Mann. Wer sollte es denn sein, als der richtige und wahre Weihnachtsmann?

Und sie bereute es nicht, denn sie kam in einem kleinen Park an. Tina hatte überhaupt nicht gewusst, dass in ihrer Stadt so ein herrlicher Ort existierte. Doch nicht alleine der Park ließ sie staunen. Dieser Park war wunderbar geschmückt. Mit einfachen, weißen Lichterketten, die elegant um die Bäume gesponnen waren. In der Mitte des Parks gab es einen kleinen Platz. Dort stand ein riesiger, bunt geschmückter Weihnachtsbaum. Tina konnte sich gar nicht mehr von dem Anblick lösen. Er sah einfach überwältigend aus. Dazu kam noch, dass daneben ein Chor stand, der leise und melidiös Lieder von sich gab.
Es war der perfekte Ort für weihnachtliche Gefühle.
„Da läufst du mir einfach weg und dann findest du es ganz von alleine, was ich dir zeigen wollte.“
Tina schaute nach rechts, wo die Stimme herkam. Jessica stellte sich neben ihre Freundin und schaute auf die große Tanne.
„Es ist wunderschön“, konnte Tina nur sagen. „Danke!“
Und zum Abschluss fing es noch an zu schneien. Endlich war Tina in Weihnachtsstimmung.
Kapitel 14: 14. Türchen - Harry Potter

14. Türchen von abgemeldet



Weihnachten auf Muggelart

Lucius Malfoy starrte nachdenklich in das Feuer des Kamins in seinem Salon. Es war gespenstisch still, wie jedes Jahr, wenn es Winter wurde. Seine Frau mochte es nicht das Zimmer zu verlassen oder war bei ihrer Schwester, während Draco in der Schule war. Weihnachten näherten sich Stück für Stück und er konnte sich bildlich vorstellen, wie die Muggel auf der Straße herumliefen, Geschenke kauften, um ihre Liebsten zu beschenken. Es war das Fest der Liebe, ein Fest der Muggel, das in der Welt eines Zauberers, vor allem eines reinblütigen Zauberers, keinen Stellenwert hatte. Er brauchte es noch nicht einmal zu kennen, doch er tat es, denn auch wenn sein Sohn und seine Frau nichts davon spürten, hatte er einmal Weihnachten so gefeiert, wie es Muggel taten. Es war ein Geheimnis, das mit ihrem Tod untergegangen war und von dem niemand mehr wusste. Es war ihr gemeinsames Geheimnis und das würde er ewig in Erinnerung halten.

Seine Eltern hatten sich gerade von ihm verabschiedet, da sie heute auf Geschäftsreise gehen würde. Sie wollten ihn erst nicht aus Hogwarts holen, da er auch dort weiterlernen konnte, doch er hatte sie überreden können, diese Winterferien bei sich daheim zu verbringen. Und dies war das erste Mal, dass er sich wirklich darauf freute, denn er würde diese Ferien nicht alleine verbringen.
Er hatte für sich und seine Freundin, von der seine Eltern nichts wussten, da sie eine muggelgeborene Hexe war, in der Nähe des Tropfenden Kessels ein Zimmer gemietet und hatte daher seine Sachen gestern Abend, als er daheim angekommen war, gar nicht erst ausgepackt. Schnell griff er nach seinem Koffer und machte sich auf zu dem Zimmer in der Welt der Muggel.


Er trank einen Schluck des heißen Tees, der bei ihm auf dem Tisch stand und genoss, wie die heiße Flüssigkeit seinen Rachen hinabfloss, während er in Erinnerungen schwelgte. Er erinnerte sich noch gut daran, wie aufgeregt er war, als er in den „Fahrenden Ritter“ eingestiegen war, um so schnell wie möglich dorthin zu kommen. Die Fahrt war nicht wirklich angenehm gewesen, aber die Aufregung und die Vorfreude, sie wieder in die Arme zu schließen und zu küssen, reichte ihm, um diese Qual zu ertragen.

Er war froh, als er dort angekommen war und bewunderte die weihnachtlich geschmückten Läden links und rechts neben sich, als er vor dem Hotel stand, wo er einige Wochen mit ihr verbringen würde, um Weihnachten zu feiern, was er gar nicht kannte. Aber die Erzählungen aus ihrem Mund und die Freude, die in ihren Augen geglänzt hatte, hatten ihm ausgereicht, um zuzusagen. So stand er nun, mit seinen 16 Jahren und einem Koffer bepackt, am Eingang des Hotels und wartete einfach ab, in der Hoffnung, dass sie bald kommen würde.
Und sie kam. Er erkannte sie sofort in der Menge der Leute, die sich an ihm vorbeischoben, mit ihrem feuerroten, gelockten Haar und der roten Mütze auf dem Kopf. Ihre smaragdgrünen Augen leuchteten ihn direkt an und nur wenige Sekunden später, hatte er sie in den Armen.
Sanft spürte er ihre Lippen auf den Seinigen, als er sie endlich in den Armen hielt und er erwiderte den sanften Kuss zu gerne. Er genoss es, sie so nahe an sich zu halten, und die Liebe, die sie miteinander teilten. „Ich habe dich vermisst, Luc“, sagte sie zu ihm, als sie Hand in Hand ins Hotel gingen. Ihre Koffer zogen sie hinter sich her. Und auch wenn er nichts geantwortet hatte, sagten seine Augen so viel mehr aus, als Worte es vermögten.


Er erinnerte sich jetzt immer noch an den Duft nach Bittermandeln und Schokolade, als er sie das erste Mal sah und in den Armen hielt. Es war ein schwerer Anfang gewesen, sie davon zu überzeugen, dass er mehr war, als die meisten Slytherins von ihm behaupteten. Er war nicht der gefühlslose Malfoy, sondern ein Mensch, dessen höchstes Gut die Familie war. So war es heute noch und auch wenn er Narzissa nie so lieben würde, wie er sie geliebt hatte, waren sie und Draco seine Familie.
Aber Narzissa hatte im Gegensatz zu ihr nicht die Gabe gehabt, zu wissen, was er gedacht hatte, wenn er es nicht aussprach. Sie war in der Lage gewesen, aus seinen Augen zu lesen, was Narzissa nicht konnte. Und das war auch ein Grund, wieso seine Liebe zu seiner Ehefrau nie so tief sein würde, wie sie damals zu Lily gewesen war.

Es hatte eine Weile gedauert, bis sie ihr Zimmer bezogen hatten, denn Lucius war einfach glücklich bei ihr zu sein. Er liebte sie von seinem ganzen Herzen, denn sie war so ein herzensguter Mensch mit unterschiedlichen Facetten, dass es ihn immer wieder überraschte. Die spielenden Neckereien, die sie ausgetauscht hatten, bevor Lily ihn weitergezogen hatte. Hinaus in die Muggelwelt.

Sie hatten damals bestimmt Stunden in den verschiedenen Geschäften verbracht. Er hatte sich erklären lassen, was ein Weihnachtsbaum, eine Weihnachtskugel, ein Weihnachtsstern und Lametta war. Die endlose bunte Vielfalt war erschreckend gewesen, doch gemeinsam hatten sie das Richtige gefunden, um ihr Zimmer in den Farben grün und rot. Slytherin und Gryffindor zu dekorieren. Es war wunderschön gewesen und er war damals erstaunt gewesen, mit wie viel Liebe sie das eingerichtet hatte.

Während er beobachtete, wie sie in dem Zimmer herumwirbelte, um es zu schmücken, hatte er ihr Gepäck ausgepackt und in den Schrank verfrachtet. Sein Geschenk lag verborgen in seinem Koffer und er wollte es noch nicht herausholen, da er heimlich nachgelesen hatte, wann es der Zeitpunkt war, um die Geschenke zu verteilen und das würde es erst morgen früh sein. Aber das war kein Problem, denn er freute sich schon auf ihr Gesicht, wenn sie das Geschenk in den Händen halten würde.

Er war glücklich damals gewesen, doch er wusste, dass ihre Liebe keine lange Zukunft gehabt hätte. Sein Vater hätte einer Hochzeit nie zugestimmt, denn das wäre das Einzige gewesen, was für ihn in Frage gekommen wäre. Er wollte seinen Vater, den er wirklich geliebt hatte, nicht mit so etwas konfrontieren. Sie hatten sich beide in das Schicksal gefügt und einfach die kurze Zeit genossen, einander zu lieben, dessen Höhepunkt dieses Weihnachtsfest war.

Es war eigentlich ein ganz normaler Morgen, als er über die Schultern der schmalen Gestalt neben sich strich, die sich an seinen warmen Körper drückte. Er genoss es, sie beim Schlafen zu beobachten und er versuchte jede Regung ihres Körpers während des Schlafes in sich aufzunehmen. Wer wusste schon, wie oft er noch die Möglichkeit bekommen würde, jedes Detail ihres Körpers in sich aufnehmen zu können.
Sant setzte er ein Kuss in ihren Nacken, aber das Gefühl, dass es bald zu Ende sein würde, stieg stetig an, aber er verdrängte es so gut er konnte. Sie drehte sich etwas in seinen Armen, scheinbar nicht gewillt aufzustehen, worüber er lächeln musste. Das war wieder so typisch Lily. Er wanderte mit seinen Küssen weiter ihren wunderschönen Körper entlang, was sie schließlich dann aufwachen ließ. Er küsste sie sanft auf ihre Lippen und spürte, wie sich ihre Lippenpolster gegen seine schmiegten. Es war perfekt, doch er wusste, dass er den Moment zerstören musste, indem er etwas aus seinem Koffer holte und ihr reichte. Es war ein Geschenk für sie, etwas, was er ihr von Herzen schenkte, was nur sehr selten der Fall bei ihm war.
Er spürte ihren neugierigen Blick, während sich nach und nach eine goldene Kette mit grünen Augen entblößte, die einen Löwen darstellte. Auf der Rückseite der Kette stand „In Liebe gegeben“. Er hatte es beim Kauf als falsch empfunden, einen Namen dabei zu schreiben. Wieso war ihm nicht klar, aber das war auch egal. Die Freude in ihren grünen Augen reichte ihm, während er ihr sanft die Kette umlegte. „Damit du dich an mich erinnerst und das was uns verbindest, egal was kommt“, sagte er zu ihr und küsste sie erneut auf die Lippen. Ein freudiges Lächeln entglitt ihren Lippen, während ein langer Kuss folgte und sie ihr Geschenk dann hervorholte.
Langsam, fast bedächtig, öffnete er ihr Geschenk und die Liebe in ihren Augen reichte aus, um der Gewissheit zu erliegen, dass egal, was er in den Händen hielt, es etwas Wunderschönes war. Er packte vorsichtig das Geschenk aus und bewunderte dieses kleine silberne Medaillon, was ihre filigranen Finger öffneten. Es enthielt ein Foto von ihr und ihm, das magisch verzaubert war und nur sie beide sehen konnten.


Der blonde Familienvater packte sich an die Kette, die er immer noch bei sich trug. Die Meisten hielten es nur für ein Schmuckstück, doch er wusste und fühlte immer noch, dass es so viel mehr war. Doch niemand kannte die Wahrheit außer ihm noch und er wusste immer noch nicht, ob er jemanden von dieser Liebe erzählen sollte, die immer noch irgendwie tief in ihm verborgen war. Ob vielleicht ihr Sohn irgendwann die Wahrheit über die Mutter erfahren sollte, die er nie hatte, war fragwürdig, aber vielleicht würde er es ihm irgendwann erzählen oder schreiben, wie wunderbar und rein Lily Evans‘ Liebe war und jeder, der sie bekommen hatte, konnte sich glücklich schätzen. Und er war froh, dass er einer dieser Personen war.
Kapitel 15: 15. Türchen - Kaito Kid

15. Türchen von ChasingCars

„Kaitooo! Bald ist Weihnachten!“, rief Aoko begeistert und zog ihm die Zeitung vor der Nase weg.
„Schön“, zischte Kaito und versuchte vergeblich, seine Zeitung zurückzuerobern. Aoko konnte ganz schön hartnäckig sein.
„Hast du schon was vor?“
„Wann?“
„Na, an Weihnachten!“
„Wann ist das?“
„Also, Kaito!“, fuhr sie ihn an und zog eine beleidigte Miene. „Am 25. natürlich! Stell dich doch nicht so blöd!“
Seufzend gab Kaito es auf, nach der Zeitung zu greifen. Es hatte ja doch keinen Sinn. Außerdem gab es sowieso nichts Interessantes zu lesen, das wusste Kaito auch ohne hineinzusehen. Und mit interessant waren natürlich Neuigkeiten in Bezug auf den berüchtigten Meisterdieb 1412 gemeint. In letzter Zeit waren Schlagzeilen über ihn eher rar gewesen. Doch das sollte sich am nächsten Tag ändern. Noch vor der Schule hatte Kaito einen Umschlag ohne Absender an die Redaktion der Tageszeitung geschickt. Die Nachricht würde sich wie ein Lauffeuer verbreiten.
„Und?“, riss Aoko ihn aus seinen Gedanken.
Perplex blickte er sie an. „Was?“
„Ob du schon was vor hast!“
„Ähm, naja, genau genommen… ja, eigentlich schon“, stammelte Kaito sich zusammen. Und wie er etwas vorhatte! Er würde in die Villa eines reichen Firmenmanagers am Stadtrand einsteigen, sich dessen rubinroten Klunker unter den Nagel reißen, seine Fans beglücken, die Polizei austricksen und danach gemütlich auf der Couch das Abendprogramm verfolgen. Wenn das kein perfekter Plan war.
Doch Aoko ließ sich mit so einer Antwort nicht abspeisen. „Ach, und was machst du?“
„Ich… ähm… äähh…“ Musste Aoko denn diesen Todesblick aufsetzen? Das machte ihn nur nervös!
„Willst du es mir nicht sagen?“, fragte sie und kam ihm bedrohlich nah. „Ist es etwa ein Geheimnis?“ Ihre Stimme wurde merklich lauter. „Gehst du etwa mit einem Mädchen aus? Du kannst es mir ruhig sagen!“ Nach einem netten Angebot hörte sich das nicht gerade an. Aoko war kurz vor dem Ausbruch.
„Nein, nein!“, stritt Kaito sofort ab. „Ich geh mit niemandem aus!“
„Guuuut…“, machte Aoko, doch betrachtete ihn trotzdem misstrauisch. „Dann kommst du doch bestimmt zu meiner Weihnachts-Karaoke-Party?“
Kaito sah sie ungläubig an. „Karaoke?“
„Ja, das wird lustig!“, flötete Aoko. Dass sie gerade noch kurz vor einem Wutanfall gewesen war, merkte man ihr nicht mehr an. „Um sechs, hörst du? Und komm bloß nicht zu spät!“
Fröhlich grinsend lief sie schon zu ihrem nächsten Opfer. Und Kaito blieb verzweifelt zurück. Was nun? Er konnte sich doch nicht zweiteilen! Die Frage war – Kaito Kid oder Aoko?

Auf diese Frage schien es keine Ja- oder Nein-Antwort zu geben, das merkte Kaito schnell. Als er sich auf den Weg nach Hause machte, suchte er immer noch angestrengt nach einer Lösung für das Problem.
Nie, wirklich absolut niemals konnte Kaito Kid einfach nicht auftauchen! Das stand völlig außer Frage! No way! Kaito Kid hielt sich an seine Termine. Wenn er sich ankündigte, erschien er auch. Wäre das einmal nicht so, wäre sein Ruf, sein ganzes Image, ruiniert!
Andererseits wäre Aoko zutiefst enttäuscht von ihm, käme Kaito nicht zu ihrer Karaokeparty… Warum musste das bloß so schwer sein?
Seufzend bog er in seine Straße ein.
Weihnachten hatte er noch nie sonderlich gemocht. So ein albernes Fest. Doch Aoko liebte Weihnachten einfach abgöttisch. Bisher hatte sie ihm jedes Jahr etwas geschenkt, obwohl Kaito nie etwas für sie hatte. Wenn er dieses Jahr nicht zu ihrer Weihnachtsparty kommen würde, bekäme er mit Sicherheit nie wieder ein Geschenk von ihr. Und das wollte er auf keinen Fall riskieren.

Zuhause setzte er sich sofort an die Hausaufgaben, mit denen die Lehrer natürlich nicht gerade gegeizt hatten. Einfach nicht mehr an das ungelöste Problem denken.
Leider klappte das nicht ganz wie geplant. Immer wieder drifteten seine Gedanken ab. Als es einfach keinen Sinn mehr machte, das Mathebuch anzustarren, stieß er sich vom Schreibtisch ab und lehnte sich zurück.
Eine Entscheidung konnte er sowieso nicht treffen. Da fiel ihm nur eins ein – Er würde einfach beides schaffen. Auf zwei Hochzeiten tanzen sozusagen. Noch kein einziges Mal hatte er von jemandem gehört, dem das gelungen war, doch wer weiß, vielleicht würde Kaito der Erste sein.


Am nächsten Tag in der Schule musste Kaito feststellen, dass das Problem eine ungeahnte Wendung genommen hatte.
Als er die Klasse betrat, bemerkte er sofort, dass etwas nicht in Ordnung war. Aoko stand mitten in der Klasse, umringt von einigen Mitschülern. Sie schaute die anderen hilflos und verständnislos an.
Neugierig kam Kaito näher.
„Aber Aoko, das musst du doch verstehen! Ich muss ihn einfach sehen! Wie oft bekommt man schonmal die Gelegenheit?“
Viel mehr bekam er nicht mit von der Unterhaltung, denn genau in diesem Moment betrat der Lehrer die Klasse.

Direkt nach der Stunde ging Kaito zu seiner Sandkastenfreundin und sah sie fragend an.
Ohne Vorwarnung fuhr sie ihn an: „Jetzt sag du mir nicht auch noch, dass du nicht zu meiner Party kommst!“
„Wieso auch noch?“
„Hast du es noch nicht mitbekommen?“ Ihre Stimme schwankte bedrohlich. „Kaito Kid hat sich für Weihnachten angekündigt! Und jeder, wirklich jeder hat mir abgesagt, bloß um diesen Schuft beim Angeben zuzuschauen!“
Jetzt konnte Kaito ganz genau Tränen in ihren Augen sehen. Sie tat ihm plötzlich so leid, dass er es nicht einmal übers Herz brachte, ihr zu widersprechen.
„Denen ist dieser bescheuerte Dieb wichtiger als ich!“
„Ach, nein, bestimmt nicht…“, versuchte er, sie zu beruhigen.
„Und warum kommen sie dann nicht zu meiner Party?“, fauchte Aoko. „Dieser verdammte Kid muss immer alles kaputt machen!“
Kaito sagte nichts dazu, sondern senkte den Kopf. Er schämte sich. Am liebsten hätte er sich bei Aoko entschuldigt. Das letzte Mal hatte er sie so aufgelöst gesehen, als … Nein, eigentlich hatte er sie noch nie so gesehen. Verzweifelt versuchte sie durch wütende Hassreden auf Kaito Kid, den Tränen nicht nachzugeben. Es brach ihm das Herz.
Das hatte er nicht gewollt.

Noch am gleichen Abend erreichte ein Brief ohne Absender die Redaktion von Nichiuri TV. Die kleine Zeichnung unter dem kurzen Text verriet den Verfasser – Schon die zweite Nachricht von Kaito Kid in nur zwei Tagen. Die Angestellten waren mehr als verwundert.
Der Inhalt des Briefs kam ebenfalls überraschend.

[Ich ziehe meine Ankündigung für den 25. Dezember hiermit zurück.
Weihnachten sollte auch ein Meisterdieb nicht stehlen.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Kaito Kid

Kapitel 16: 16. Türchen - Sailor Moon

16. Türchen von Chimi-mimi:

Mit einem kleinen Seufzer betrachtete Bunny das Bild, das auf ihrem Schreibtisch stand, und war nur noch zu einem Gedanken fähig. Mamoru. Mamoru, Mamoru, Mamoru.
Vergessen waren die Hausaufgaben, die vor ihr lagen, vergessen war auch ihr Versprechen an ihn, immer fleißig zu lernen. Aber wie sollte sie sich auf dieses dämliche Mathe-Zeug konzentrieren, wenn sie wusste, dass sie dieses Jahr auch wieder alleine Weihnachten feiern musste.
„Ach Mamo-chan, ich wünschte mir, du wärst hier.“ Eine einsame Träne kullerte ihr die Wange herunter und tropfte auf eines ihre Matheübungsblätter.
„Usa-chan?“ Ein schwarzhaariges Mädchen steckte seinen Kopf zur Tür herein und trat dann hinter die Blondine, um ihr tröstend eine Hand auf die Schulter zu legen. „Vermisst du ihn so sehr?“
„Ja“, antwortete Bunny aus tiefstem Herzen, „Ja, Rei, ich vermisse ihn, mehr als alles andere auf der Welt. Ich wünschte mir, er wäre hier.“
„Ich weiß.“
„Aber in seinem letzten Brief, da hat er geschrieben, dass er nicht kommen kann, wegen Klausuren und Prüfungen. Ich hasse diese blöde Universität.“ Die Blondine setzte ihren besten Schmollmund auf und verschränkte trotzig die Arme.
Währenddessen setzte ihre Freundin sich leise lachend auf die Tischkante und sah sie eindringlich an.
„Wirklich?“
„Na ja, ich hasse nur, dass sie mir meinen Mamo-chan wegnimmt.“
„Also gut, aber jetzt komm schon, du Trauerkloß. Mamoru hin, Mamoru her, wir wollten doch heute bei mir feiern. Vorweihnachten und so.“
Bunny drückte einen sanften Kuss auf die Glasscheibe des Bilderrahmens und klappte dann entschlossen ihre Bücher zu. Zum Einen hatte sie wirklich keine Lust mehr zu lernen, zum Anderen wollte sie ihren Freundinnen, die sie von ihrem Kummer ablenken wollten, nicht enttäuschen, aber die Unlust zu lernen war eindeutig der größere Grund.

Dick eingemummelt spazierten die beiden Freundinnen durch den verschneiten Park, der sich an den Tempel anschloss. Weißer Dampf bildete sich bei jedem Atemzug und Bunny betrachtete fasziniert die glänzenden Eiszapfen, die wie ewige Tränen an den Träumen hingen. Da beide schwiegen und in Gedanken versunken waren, hörte man nichts als das Knacken der Bäume und ihre knisternden Schritte auf dem Schnee. Doch je näher sie dem Schrein kamen, umso deutlicher vernahm man auch die Stimmen ihrer Freundinnen und ein besonderes Wort ließ die Blondine aufhorchen.
„Es gibt Kekse?“, fragte sie begeistert und lief dann schneller. Mit Essen konnte man sie immer anlocken.
Im Schrein angekommen kannte Bunny nur ein Ziel: Den großen Teller mit lecker duftenden Weihnachtsgebäck, den Makoto in diesem Moment auf den Tisch stellte. Amüsiert folgte ihr Rei und beobachtete den Kampf der beiden Blondinen, die sich gerade um einen besonders großen Keks stritten.
„Wie geht es ihr?“
„Nicht so gut, sie vermisst ihn. Aber deine Kekse helfen sicher ein bisschen darüber hinweg.“ Die Schwarzhaarige grinste die große Brünette an.
„Die Frage ist nur wie lange.“
„Das stimmt, Ami.“
„Gibst du ihr es heute?“
„Ja“, erwiderte Rei auf die Frage der fünften im Bunde schlicht. „Möglichst bald, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Du machst das schon.“
„Was macht sie schon?“, fragte Bunny, die mit dem großen Keks in der Hand urplötzlich neben der Schwarzhaarigen stand.
„Na… ähm… ein… ein Gebet. Ja, ein Gebet.“
„Wie langweilig! Können wir nicht was Spannenderes machen?“ Die Blondine verdrehte die Augen und knabberte an ihrem Keks.
„Wie wär’s mit Lernen?“, schlug die blauhaarige Ami schüchtern vor und hob ein Buch in die Höhe.
„Nein!“ Nicht nur Bunny, sondern auch Minako und Makoto hatten den Wunsch ihrer Freundin entschieden ausgeschlagen.
„Ist ja gut.“
Gelangweilt aß Bunny nun auch den Rest des Riesenkeks und angelte sich währenddessen schon einen Neuen, doch dann klärte sich ihr Blick auf und sie warf ein strahlendes Lächeln in die Runde.
„Ich hab euch etwas mitgebracht!“ Mit hochrotem Kopf kramte sie in ihrer großen Tasche und zog allerhand Krimskrams heraus, bevor sie mit einem triumphierenden „Ha!“ vier kleine Päckchen hochhielt. „Da sind sie ja. Für jeden von euch eins.“
„Danke, Bunny…“ Vorsichtig betrachtete Rei ihr Geschenk und öffnete dann langsam die Schnur.
„Sind das…“, Minako hatte die Verpackung schon längst aufgerissen und hob jetzt ein buntes Band in die Höhe.
„Freundschaftsbänder!“ Bunny strahlte die anderen breit an und hielt dann ihr Armgelenk, an dem ebenfalls ein Armband baumelte, zur Demonstration hoch. „Sie sind nicht so gut geworden, aber sie sollen uns daran erinnern, dass wir immer Freunde bleiben, egal, wo wir sind!“
Wie abgesprochen fielen die vier ihr um den Hals und umarmten sie dankbar.
„Wir haben aber auch etwas für dich“, flüsterte Rei leise, als sie sich wieder voneinander lösten.
„Ein Geschenk?“ Kindliche Vorfreude blitzte in den blauen Augen auf.
„Nein, zwei Geschenke.“ Minako grinste sie an und lehnte sich an die Wand.
„Zwei Geschenke?“
„Na ja, nicht direkt zwei Geschenke von uns“, mischte sich auch Makoto ein und zog ein kleines Päckchen hervor.
„Bunny, das hier ist von Mamoru. Er hat uns gebeten, dir das zu unserer Weihnachtsfeier zu geben.“
„Von… von Mamo-chan?“ Starr vor Schreck betrachtete die Blondine das Paket.
„Jetzt nimm schon, Heulsuse.“ Ungeduldig drückte Rei ihr es in die Hand. „Mach auf, wir wollen doch auch wissen, was drinnen ist.“
„Oh, okay…“ Unsicher nestelte Bunny an den Bändern rum, bevor sie sich dafür entschied, mit Gewalt vorzugehen. „Oh mein Gott…“
Staunend hielt sie ihr Geschenk hoch und betrachtete es ehrfürchtig.
Minako war die Erste, die die Stille durchbrach: „Wunderschön.“
„Ein Mond… Und wie er glänzt.“ Die Augen der tollpatschigen Blondine strahlten mit dem Mondkristall um die Wette.
„Komm her, ich lege ihn dir an.“ Sanft ergriff Rei Bunny Hand und nahm ihr die Kette ab, um sie ihr um den Hals zu legen. „Sie ist perfekt.“
„Ja, das ist sie, denn Mamo-chan hat sie ausgesucht.“
„Na, ich glaube, wir können das übertreffen.“
„Was?“
„Na, unser Geschenk.“ Minako verpasste Bunny einen sanften Schlag auf den Kopf. „Etwa schon vergessen?“
„Oh, nein, natürlich nicht.“
„Hier, bitte sehr.“ Ami reichte ihr einen Briefumschlag.
„Ihr seid wahnsinnig.“ Die Blondine starrte abwechselnd ihre Freunde und dann das Geschenk in ihren Händen an. „Ihr seid wahnsinnig.“
„Bitte, gern geschehen“, erwiderte Rei mit einem deutlichen ironischen Unterton.
„Danke, danke, danke.“ Bunny umarmte jede Einzelne von ihnen so fest, dass ihre Freundinnen kaum Luft bekamen. „Aber warum?“
„Du warst immer so traurig und das hat uns Sorgen gemacht.“
„Und dann habt ihr mir das hier geschenkt?“ Immer noch ungläubig wedelte die Blondine mit ihrem Geschenk herum. „Ein Flugticket zu Mamo-chan. Das ist unglaublich und ihr seid wirklich die besten Freundinnen, die man sich wünschen kann.
Kapitel 17: 17. Türchen - Yu-Gi-Oh!

17. Türchen von Arianrhod-



Der Wind blies eine Wolke Pulverschnee wie weiße Asche mit ins Haus, als Anzu die Tür öffnete. Rasch schlüpfte sie hinein und schob den Riegel wieder vor, um somit die Kälte, den Wind und den Schnee effektiv auszusperren und jede unbefugte Person ebenfalls. Letzteres war eigentlich nicht nötig – eher würde man die Vordertür aufbrechen, als über die hohen Mauern in den Garten klettern, der sich hinter der Villa befand. Joey riss ständig Witze darüber, dass bei ihnen eigentlich die Hühner und Ziegen am besten geschützt waren.
Anzu kickte die schweren Holzschuhe von den Füßen (sie waren ihr viel zu groß – jeder hier benutzte sie für einen kurzen Trip in den Hinterhof) und schüttelte sich den Schnee aus den Haaren, ehe sie den kahlen Gang hinunterging. Vorsichtig balancierte sie den Korb mit den Eiern in der einen und den Kübel mit der Ziegenmilch in der anderen Hand. Es wäre eine halbe Katastrophe, wenn sie etwas verschüttete oder die Eier zu Bruch gingen. Dies war teilweise ihr Frühstück und den Rest würde Serenity und wer auch immer ihr half später zum Backen brauchen. Etwas anderes konnten sie sich nicht leisten, das hier war eigentlich schon Luxus für Leute von ihrem Stand.
Eigentlich mussten sie froh sein, dass sie überhaupt etwas hatten. Alle hatten gelacht, als Yami, Bakura und Joey damals mit den Tieren angekommen waren (wofür würden sie, ein paar ehemalige Straßenkinder, die sich in einer verlassenen Villa einquartiert hatten, sie brauchen?), aber schnell hatten sie sich alle an den Luxus gewöhnt, den sie mit sich brachten. Wo die Jungs das Vieh her hatten, hatten sie niemandem verraten, aber es war ganz gewiss nicht auf legalem Wege passiert. Bei solchen Sachen galt immer: je weniger davon wussten desto besser. Vorausgesetzt, es würde die Gruppe nicht in Gefahr bringen.
Anzu schob die Tür zur Küche mit dem Hintern auf und sie schwang wieder ins Schloss zurück, kaum dass das Mädchen hindurchgetreten war. Der Raum war hell und freundlich und eigentlich zu groß. Von den ursprünglichen Besitzern war er einzig und allein zum Kochen verwendet worden, aber nachdem Yami beschlossen hatte, dass sie in dieses Gebäude ziehen würden, hatten sie den Raum sehr schnell umfunktioniert. Sie lebten praktisch hier; es war fast unmöglich, die Küche leer vorzufinden, außer in der tiefsten Nacht und manchmal nicht mal dann.
Sie verwendeten sowieso die meisten Räume nun zu einem anderen Zweck als ursprünglich vorgesehen – das lag teilweise daran, dass sie einfach nicht so viel Platz brauchten, und teilweise daran, dass die Zimmer durch Verfall unbewohnbar geworden war, worunter im Grunde der gesamte Westflügel und große Teile des südlichen Gebäudeparts fielen.
Warum die Villa aufgegeben war, wusste niemand von ihnen – die ehemaligen Besitzer hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, alle Möbel mitzunehmen und der Dachboden war noch immer voll mit Kisten, in denen sich aller möglicher Kram befand. Die meisten losen Gegenstände – Kleidung, Geschirr, Dekorationen, Spielzeug und was reiche Leute sich noch so alles leisten konnten – waren allerdings nicht mehr vorhanden. (Was aber auch einfach gestohlen worden sein konnte, ehe Yami sie das Haus in eine kleine Festung hatte verwandeln lassen. Immerhin hatte das Gebäude einige Zeit leer gestanden und die Gegend mochte früher vielleicht einmal respektabel gewesen sein, aber inzwischen war sie zu einem Sumpf des Verbrechens geworden.) Allerdings war das kein Problem für sie – einige Sachen hatten sie mitgebracht, der Rest war nicht unbedingt nötig (und war dennoch im Laufe der Zeit dazugekommen.)
‚Sie‘, das war eine Gruppe von ehemaligen Straßenkindern, die sich früher in Gassen durchgeschlagen hatten, mit Betteleien, Taschendiebstählen und ähnlichen Aktivitäten, die eher selten auf der richtigen Seite des Gesetzes stattfanden. Yami war es gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass sie sich von allen anderen Straßenbanden unterschieden; Yami mit seinem kühlen Verstand, seinem Wissen, seinem Stolz und seinen Visionen und Träumen von etwas Besserem. Allen anderen (außer Malik, vielleicht) hätte es schon gereicht zu wissen, dass sie über den nächsten Winter kommen würden. Yami nicht. Yami hatte dafür gesorgt, dass sie sich jetzt hier befanden und es ihnen besser ging als allen anderen Leuten ihres Standes.
Und vielleicht waren es auch ihre eigenen Schicksale, die sie von den anderen abhoben – keiner von ihnen stammte aus dieser Stadt, was schon sehr ungewöhnlich war, und jeder von ihnen hatte sein eigenes Kreuz zu tragen.
So wie Anzus das Feuer war, schwarzer Ruß und vor allem die weiße Asche, die zwischen den Fingern zerfiel, als wäre sie nichts…
Aber das änderte nichts daran, dass sie alle noch jung waren und oft genug Dinge taten, die einfach nur als verrückt zu bezeichnen waren. So wie gerade jetzt – Anzu erstarrte mitten im Schritt und starrte mit aufgerissenen Augen in den großen Raum. Es war keine halbe Stunde her, dass sie ihn verlassen hatte. Nur Yugi war zu diesem Zeitpunkt anwesend gewesen.
Jetzt hatten sich auch Joey, Tristan, Ryou und Rebecca hier versammelt. Sie hatten dunklen Stoff mit gebracht. Jede Menge dicken, festen Stoff, der sich auf dem langen Tisch und den rustikalen Bänken türmte und auf dem Boden ausbreitete.
„Wa…“, begann Anzu, aber weiter kam sie nicht, denn mehrere Stimmen schallten ihr entgegen, die sie alle begrüßten, wenn auch nur Ryou sich ihr zuwandte. „Jah…“, antwortete sie, noch immer sprachlos und völlig überrumpelt. „Was ist das?“, fragte sie dann.
„Das, meine liebe Anzu, ist Stoff.“, erklärte Rebecca besserwisserisch, während Tristan und Joey sich gar nicht mehr um sie kümmerten, sondern ihre Aufmerksamkeit wieder dem Tuch widmeten. Sie zogen, zerrten und zupften daran herum, als wäre es etwas Besonderes.
Anzu stellte Eier und Milch auf einer Schneidefläche ab und trat zu den anderen. Yugi und Ryou sahen ebenso überwältigt aus wie sie, darum nahm sie an, dass sie ebenfalls nichts von dieser Sache gewusst hatten. Die anderen drei aber wirkten höchst zufrieden mit sich selbst, vor allem Rebecca. Das legte die Vermutung nahe, dass sie es waren, die denn Stoff … ‚besorgt‘ hatten – ganz sicher auf nicht sonderlich legale Art und Weise. Sie fragte sich, wer den Verlust zu tragen hatte. Klein war er sicher nicht.
„Segeltuch, wenn du es genau wissen willst.“, erklärte Rebecca weiter und langsam dämmerte Anzu, zu welchem Zweck das neueste Diebesgut dienen sollte. „Oh.“, machte sie und erntete ein spöttisches Grinsen von dem viel jüngeren Mädchen.
Yugi tätschelte sie am Arm. „Keine Sorge – wir haben auch so dumm aus der Wäsche geschaut.“
Ryou nickte und die Angesprochene hob die Schultern. „Dich hat sie aber sicher nicht so angemacht…“, murmelte sie.
Yugi war Yamis kleiner Bruder und einer der freundlichsten, gütigsten Menschen, die Anzu je getroffen hatte. Sie hatten drei Geschwisterpaare hier, die sich (seltsamerweise) alle aus einem dominanten, älteren Bruder und einem jüngeren, eher zurückhaltenden Part zusammensetzten. Yugi, Ryou und Serenity waren auch meist die, die zurückblieben und auf ihr Zuhause aufpassten, wenn die anderen die eine oder andere Sache erledigten.
Das brünette Mädchen wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Stoff zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was macht ihr mit dem Zeug? Wo habt ihr das überhaupt her?“
„Geklaut. Die hatten so viel davon!“, antwortete Joey abgelenkt. „Unten bei der…“ Er verstummte und hob dann die Schultern. „Na, egal. Sie werden jedenfalls nicht merken, dass wir das waren. Und?“ Auffordernd blickte er sie an.
„Was, und?“
„Kannst du was damit anfangen?“
Anzu wusste genau, worauf das hinauslaufen würde. Aber es wäre doch wenigstens nett gewesen, wenn man sie vorher gefragt hätte, ob sie die Arbeit übernehmen würde… Und sowieso, man schien hier allgemein zu erwarten, dass sie sich sofort hinsetzte und anging. An dem Tag vor Yule! Dem Tag vor dem größten Fest im Jahr!
Und so kurz vor den Toten Tagen, der Zeit zwischen dem Yulfest und Neujahr, an denen sie sich seit fünf Jahren immer in ihrem Zimmer verkroch und gar nichts tun wollte…
Sie konnte schon jetzt den Schmerz spüren und die Trauer, die sie sich bis zum Ende des Wintersonnenfestes immer verbot. Und die wollten ihr jetzt die Sache mit dem Segel aufdrängen?! Was dachten die sich eigentlich?!
„Wie kommst du ausgerechnet auf mich?“, schnappte sie, zu viel Wut in der Stimme um zu verbergen, dass sie fast anfangen würde zu heulen, und legte auffordernd den Kopf schief.
Einen Moment war Joey still, dann starrte er sie an. „Aber… aber wir dachten… du machst doch das Segel, oder?!“
„Wie wäre es, wenn ihr mich vorher fragen würdet, ehe ihr etwas annehmt?! Das da ist ein gutes Stück Arbeit. Und wie kommt ihr gerade jetzt darauf, das Zeug zu stehlen?! Hat das nicht Zeit bis nächstes Jahr?!“ Sie verstummte und holte tief Luft, ehe sie hastig weitersprach: „Wie auch immer – war Yami noch nicht da?“ Sie wollte jetzt nicht reden oder streiten.
„Er ist schon wieder weg.“, erklärte Yugi treuherzig und deutete auf die Tür. Vielleicht hatte er sich erinnert. Oder schon die ganze Zeit daran gedacht. So wie sie selbst, die sie die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekam, von Feuer und Ruß und weißer Asche…
„Danke.“ Sie beeilte sich hinaus zu rauschen, ehe Joey oder Tristan das Wort an sie richten konnten. Natürlich würde sie das Segel machen, mit der Hilfe der anderen. Sie war immerhin die beste Näherin hier. Aber die konnten ruhig etwas schmoren für die Art, wie sie es an sie herangetragen hatten.
Rasch eilte sie den Gang entlang, eine schmale Stiege nach oben (sie musste früher von der Dienerschaft verwendet worden sein) und kurz darauf erreichte sie das Zimmer, das sie mit Yami teilte. Er befand sich tatsächlich hier. Als sie eintrat, blickte er auf von der großen Truhe, über die er gerade gebeugt war, und lächelte sie an.
Der Mittelpunkt des Raumes war das große Himmelbett; es hatte sich noch hier befunden, als sie eingezogen waren und Anzu hatte es sofort in Beschlag genommen – sie hatte sich schon immer so ein Bett gewünscht. Unter dem Fenster stand ein Schreibtisch, auf dem einige Bücher lagen und die metallene Box mit Anzus Nähzeug, mit drei Stühlen und in der Ecke erhob sich ein riesiger Ohrensessel. Drei Kohleschüsseln waren im Raum verteilt und spendeten Wärme. (Kohleschüsseln waren das, was sie hier im Überfluss gefunden hatten, also hatte sich jeder ein paar für den Winter ins Zimmer stellen können.)
„Guten Morgen, Anzu. Warum sehe ich dich erst jetzt?“, wollte Yami wissen, erhob sich und trat zu ihr, um sie in den Arm zu nehmen und zu küssen. Sie erwiderte seinen Kuss und sein Lächeln und versuchte zuzulassen, dass seine Nähe und die Wärme seines starken Körpers ihre Gedanken vertrieb, jene an Feuer und Ruß und weiße Asche. Aber aus irgendeinem Grund klappte es heute nicht so wie sonst.
Es war kalt gewesen an jenem Toten Tag, trotz des riesigen Scheiterhaufens für die Wald- und Windhexe, dessen Hitze Anzus Gesicht berührt hatte. Aber sie hatte es nicht gespürt. Auch nicht den kalten Wind. Das einzige, was sie gefühlt hatte, war, wie etwas in ihr zerbrach und starb und Kälte hinterließ, die niemals mehr gänzlich verschwand.
„Das kannst du dich selbst fragen – warum bist du nicht bei den anderen?“ Sie ließ sich auf das Bett fallen. Die Matratze war zu hart und nicht die, die eigentlich hineingehörte. Die hatten die Motten und die Ratten zerfressen.
Yami hob die Schultern und fuhr sich mit einer Hand durch sein wirres, dreifarbiges Haar, das in alle Richtungen abstand – er hatte es noch nie bändigen können. „Mir ist etwas eingefallen…“ Er blickte zum Tisch, auf dem einige Karten ausgerollt und ein Stapel Notizblätter lagen.
Sie zog eine Augenbraue hoch und blickte hinüber. Sie wusste genau, was es war: Yamis Planungen für den Einbruch. Den Einbruch drüben im Villenviertel (dem richtigen Villenviertel, in dem es noch reiche Leute gab), der sie für die nächsten paar Monate über Wasser halten sollte. Sie hatten Neujahr festgesetzt und wenn alles nach Plan ging, würden sie zwischen drei und fünf Häusern besuchen. Außerdem würde nur Rebecca zurückbleiben, die das Haus hüten sollte, was an sich neu war. Rebecca war sonst, obwohl sie mit Abstand die Jüngste war, immer dabei.
Anzu sah ihren Freund an. „Aber selbst Bakura hat gesagt, dein Plan wäre gut.“, sagte sie. „Lass die Arbeit doch mal sein.“
Yami lachte leise. „Was du ‚Arbeit‘ nennst, würden andere mit dem Tod bestraften, meine Liebe.“
„Du weißt, was ich meine.“ Sie runzelte die Stirn.
Yami setzte sich neben sie; ihre Schenkel berührten sich. „Mach dir keine Sorgen. Du weißt, was für Pläne dabei rauskommen, wenn Bakura und ich doch mal zusammenarbeiten.“
Bakura und Yami, das waren zwei gegensätzliche Kräfte. Sie mochten zusammen unter einem Dach leben, sie mochten sich als Kameraden sehen und alles tun, um zu sorgen, dass der jeweils in Sicherheit war. Das hieß jedoch noch lange nicht, dass sie sich auf irgendeine Weise mögen mussten. Darum arbeiteten sie eher selten zusammen. Bakura beschränkte sich meist darauf nur mit Ryou und Malik zu arbeiten, auch wenn er auf Yami hörte, wenn es sein musste.
„Natürlich, aber du weißt auch, dass es immer Faktoren gibt, die nicht einmal ihr einberechnen könnt.“ Sie lehnte sich an ihn. „…Und ich will dich nicht auch noch verlieren.“ Ihre Stimme war leise und sie hatte den Blick aus dem Fenster gerichtet.
Viel konnte sie nicht sehen – nur kahle Bäume und Mauerkronen und Dächer, auf denen alter Schnee lag, der grau und weiß war und auf den schwarzen Dachziegeln aussaß wie weiße Asche auf Pflastersteinen, die mit Ruß beschmutzt waren. Sie presste die Augenlider zusammen und wollte es nicht sehen. Im Moment erinnerte sie einfach alles an jenen Tag, egal, wie sehr sie versuchte, es in den Hintergrund zu drängen.
Er schlang einen Arm um ihre Schulter. „Hör auf, den Teufel an die Wand zu malen. Wir wissen alle, dass dieser Coup anders ist, aber denkst du, das würden wir nicht bedenken?“ Er hatte nicht gemerkt, dass sie schon lange nicht mehr über den Einbruch nachdachte, dass sie es nie getan hatte. Manchmal war er wirklich langsam mit solchen Dingen.
Sie antwortete nicht, sondern rückte enger an ihn. Eine Weile saß er nur da und hielt sie. Sie spürte, wie ihre Gedanken sich wieder beruhigten, wie sie es schaffte, die innere Mauer wieder zu errichten, die sie während den Rest des Jahres zwischen sich und diese Erinnerungen an jenen Tag stellte, der ihr gesamtes Leben so sehr verändert hatte.
„Du hast das gar nicht gemeint, oder?“, fragte Yami dann, leise, halb amüsiert, halb verärgert mit sich selbst.
„Nein.“ Sie weigerte sich noch immer, die Augen zu öffnen, aus Angst, etwas zu sehen, was sie nicht sehen wollte, etwas, das sie zurückdenken ließ. Jedes Jahr war es dasselbe, wenn auch diesmal schlimmer. Vielleich, weil es genau fünf Jahre her war? Und fünf war eine heilige Zahl.
Anfang Dezember begann ihre innere Mauer zu bröckeln, doch sie schaffte es jedes Mal besser, sie aufrecht zu halten. Ihre Mutter hatte immer gesagt, Zeit würde die Wunden vielleicht nicht alle heilen, aber es leichter machen, den Schmerz zu vergessen. Sie hatte Recht gehabt.
Selbst wenn es noch jetzt, fünf Jahre später, so unbeschreiblich weh tat, dass Anzu manchmal einfach nur weinend zusammenbrechen wollte. Sie tat es nicht. Sie tat es nie. Sie hatte es einmal getan, ganz am Anfang, drei Tage nach jenem Ereignis, und es hatte alles nur noch schlimmer gemacht.
Ryou und Bakura waren es gewesen, die sie gerettet hatten, durch Zufall und Glück und die Verletzungen, die sie gehabt hatten und bei denen Anzu helfen konnte.
Ihre Mutter hatte ihr alles beigebracht. Wie man Wind machte und Regen brachte, wie man Fleischwunden nähte, Knochen richtete und Fieber senkte, wie man Frauen fruchtbar machte und wie man Babys abtrieb oder ihre Entstehung verhinderte, wie man Tiere herbeilockte und wie man die richtigen Pflanzen zur richtigen Zeit fand.
Ihre Mutter war eine Wind- und Waldhexe gewesen und Anzu war es ebenfalls. Es war der Grund, warum damals alles so fürchterlich schief gegangen war, warum sich alles so verändert hatte und so dunkel und bitter geworden war. Warum sie von Ruß und Asche träumte, die an den Toten Tagen weiß und flockig wie Schnee vom Himmel fiel und die Pflastersteine des Dorfplatzes bedeckte.
„Tut mir Leid.“, flüsterte Yami und zog sie enger an sich. Anzu ließ es einfach zu. Er hatte ihr schon immer Trost gespendet und seine Nähe Kraft – von Anfang an, als er zu ihrer kleinen Gruppe gestoßen war, die sich mehr schlecht und recht auf der Straße durchschlug und ihr Überleben nur Bakura zu verdanken hatte. Selbst damals, als sie noch lange kein Paar gewesen waren.
Im Winter wandelte Anzu stets einen schmalen Grad zwischen Verzweiflung und Frohsinn. Sie liebte diese Zeit, die Vorfreude auf das viertägige Yulfest, der Geruch von Gebäck, das sich scheinbar in der ganzen Stadt ausbreitete, das heitere Gefühl, das nahezu jeden erfasste, das Fest zur Wiedergeburt der Sonne selbst. Sie liebte es, glücklich zu sein und sei es nur, weil es ein Fest der Glückseligkeit war, etwas Gutes, Positives und wenn nachher alles wieder in den Alltag zurückkehrte, dann war das eben so. Lag das nicht in der Natur eines Festes? Was war so schlecht daran, glücklich zu sein und sei es nur vorrübergehend? Glück hielt niemals lang oder gar ewig.
Das hatte sie gelernt, eine bittere Erfahrung, eine, die ihr das Herz gebrochen hatte. Und der Grund ihrer Verzweiflung, ihres Schmerzes – damals vor fünf Jahren, als die Inquisitoren mit den Toten Tagen gekommen waren und ihr Mutter und Vater genommen hatten. Sie träumte noch immer davon, von Feuer und Ruß und weißer Asche, so lebendig als würde es gerade eben geschehen. Sie dachte noch immer daran, die Erinnerung so klar wie eine große Glasscherbe und ebenso zerbrechlich und scharf.
Aber sie träumte niemals von dem Wasser, in dem man ihren Vater ertränkt hatte, weil er selbst kein Hexer war, aber mit einer Hexe gemeinsame Sache gemacht hatte, von der klaren Kühle oder dem blassen Sonnenlicht, das davon reflektiert wurde. Vielleicht lag es daran, dass sie mit ihrer Mutter eine so enge Bindung gehabt hatte. Oder es lag daran, dass sie bei ihm nicht dabei gewesen war.
Ihre Mutter aber… Ihre Mutter hatte sie brennen sehen.
Sie hatte auf dem Platz gestanden mit all den anderen Leuten, die stumm zusahen oder jubelnd schrieen, weil die Hexe den Flammen übergeben worden war. Vergessen die guten, helfenden Taten, die ihre Mutter und Anzu selbst für die Dorfbewohner getan hatten. Man hatte nur gehört, was man hören wollte, aus Angst oder Neid oder einfach aus Dummheit und Ignoranz. Die Wahrheit hatte nichts daran geändert. Sie würde nie etwas ändern.
Anzu wusste nicht, wie sie den Tag überstanden hatte ohne sich zu verraten. Sie erinnerte sich nur noch an die Flammen und den Gestank von brennendem Fleisch und wie die Haut ihrer Mutter Blasen geschlagen hatte in der Hitze und sie gar nicht mehr so hübsch und lebendig wie im Dasein gewesen war.
Und dann erinnerte sie sich so genau daran, wie das Feuer niedergebrannt und gestorben war, wie die Glut verglommen und der Ruß so schwarz war. An die weiße Asche, die der Wind über den Platz getragen hatte. Und die Kälte, die Kälte, die ihr im Körper steckte und nicht mehr ging, und die nichts mit dem beißenden Wind und den niedrigen Temperaturen der Toten Tage zu tun hatte.
Yami war der erste gewesen, der diese Kälte wieder zurückgehen ließ und der ihr etwas Wärme spendete. So wie auch jetzt, einfach nur, weil er bei ihr war und sie hielt. Vorsichtig löste sie sich von ihm und richtete sich auf.
„Tut mir leid.“, murmelte sie. Sie wollte nicht schwach sein, wollte ihm nicht zur Last fallen. Und doch war er der einzige, der sie weinen sah. Für die anderen war sie die große Schwester. Der Mutterersatz. Die, die immer stark war und standhaft. Man kam zu ihr um sich auszuheulen. (Selbst Bakura hatte es ein, zwei Mal getan, auch wenn er es nie zugeben würde.) Aber sie weinte niemals selbst.
Yami riss sie aus den Gedanken, indem er ihr mit dem Daumen über die Wange strich und die Spuren der Tränen, von denen sie nicht gemerkt hatte, dass sie sie weinte, einfach davon wischte. „Besser?“ Seine Stimme war so leise wie der Flügelschlag des Zaunkönigs, der früher in ihrem Garten gelebt hatte, und vibrierte trotzdem durch ihren gesamten Körper wie ein Donnerschlag.
Sie nickte, versuchte zu lächeln und wandte den Blick ab. „Sieh nur! Es schneit schon wieder!“ Hastig eilte Anzu ans Fenster. Ihre Stimmung war vollkommen umgeschlagen, nachdem die Tränen ihr geholfen hatten und ihr Wille wieder stark genug war, die Mauer zu errichten.
Manchmal hasste sie den Schnee.
Manchmal liebte sie ihn.
Es war ihr unbegreiflich, warum es so war.
Manchmal erinnerte der Schnee sie an die Asche.
Manchmal erinnerte sie er sie daran, dass sie noch träumen konnte.
Die Mutter ihrer Mutter hatte ihr früher immer Geschichten erzählt, zusammen mit den ersten Lektionen über Hexerei und Heilkunde.
Geschichten von jungen Mädchen, die tanzten und damit berühmt werden wollten, die sich dem Wind übergaben, weil sie mit ihm fliegen wollten, die Federn und Blättern gleich durch die Lüfte gleiten wollten und es schließlich auch taten – als Schneeflocken, hatte ihre Großmutter gesagt, kamen sie alle wieder zur Erde, nur um zum Himmel zurückzukehren und wieder zu Boden zu tanzen.
Früher hatte Anzu immer ein solches Mädchen sein wollen. Jetzt war sie nur noch eine kleine Hexe, die nicht wusste, wann sie an ihre Mutter dachte und wann an tanzende Mädchen. Sie war in ihrem Zimmer, das warm und gemütlich war, und blickte auf die wirbelnden Flocken hinaus, die dick und scheinbar flauschig vom Himmel fielen. Sie sahen aus wie Daunenfedern oder zerfasernde Wattebällchen. Schon immer war sie von diesem Schauspiel fasziniert gewesen.
Von dem Fenster hatte man einen Blick über den von der hohen Mauer umgebenen Garten der Villa, der größtenteils verwildert war. Nahe der Tür befand sich Mihos Garten und etwas weiter weg die Ställe des Viehs. Die beiden von Tristan und Joey zusammengezimmerten Tiergehege waren leer – die Ziegen und Hühner würden vermutlich erst wieder einen Schritt hinaustun, wenn man sie dazu zwingen würde, was man ihnen auch kaum verübeln konnte.
Jetzt begann sich langsam, eine weiße Decke über den Boden zu legen, über den Dreck und den schmutzigen Schnee von gestern, und das Schwarz, das sie so an Ruß erinnerte, und der alte Schnee, der war wie weiße Asche.
Sie bemerkte kaum, wie Yami hinter sie trat, aber als er die Arme um ihre Hüfte schlang und sie an sich zog, ließ sie sich gegen ihn sinken, dass der Raum zwischen ihnen zu nichts zerschmolz. Er legte das Kinn auf ihre Schulter und folgte ihrem Blick. „Ich werde nie verstehen, was dich daran so fasziniert.“, erklärte er und runzelte die Stirn.
Sie lächelte, gedankenverloren, und wusste, dass er es nie tun würde, selbst wenn sie versuchte, es zu erklären. Yami war viel zu weltlich. Er würde es nie verstehen. Aber das war in Ordnung. Solange er nur bei ihr und gewillt war, ihr weiterhin Kraft und Wärme zu spenden. Solange er bleiben und nicht ohne sie gehen würde und dies tat, weil er sie liebte. Solange er nur verstand, dass und wie sehr sie ihn brauchte.
„Aber ich liebe es, diesen Ausdruck in deinem Gesicht zu sehen.“, flüsterte er und seine Stimme klang rau und voll von einem Gefühl, das sie vor Freude weinen lassen wollte und ihr das Herz brach und es gleichzeitig heilte.
Kapitel 18: 18. Türchen - One Piece

18. Türchen von abgemeldet

Gedankenverloren lehnte Prinzessin Vivi am Fenster ihres Zimmers und betrachtete die Hauptstadt des Landes, das sie in nicht mehr allzu weit entfernter Zukunft leiten sollte. Selbst jetzt, im tiefsten Winter, war weit und breit nur Sand zu sehen und die Sonne schien warm vom Himmel. Sie hatte nichts anderes erwartet, schließlich lag Arbana in einem Gebiet, das aus einer Wüste bestand, natürlich konnte es hier nicht schneien oder kalt werden und doch hatte sie es gehofft. Als kleines Mädchen hatte sie ihren Vater oft angefleht den Sand so weiß zu machen, dass er wie Schnee aussah. So wie sie es in anderen Ländern gesehen hatte. Dann würde sie auch in Weihnachtsstimmung kommen. Erst dann.

Irgendwie war sie dann doch immer in Weihnachtsstimmung gekommen, was teilweise natürlich auch an den Geschenken lag, die sie von ihrem Vater und ganz früher auch ihrer Mutter bekommen hatte. Auch war das große Festessen immer ein Highlight für sie gewesen. Als sie in der Baroque Firma gewesen war, hatte sie sich jedes Weihnachtsfest auf das Erste wieder zu Hause gefreut. Obwohl es in Whiskey Peak immer sehr lustig und auch angenehm zugegangen war, hatte sie ihren Vater natürlich sehr vermisst. Zu ihrer eigenen Überraschung war die Euphorie Weihnachten wieder zu Hause zu feiern nicht allzu groß.

Die Prinzessin vermisste ihre Freunde, die Strohhutpiratenbande, mehr, als sie zugeben wollte. Oft lenkte sie sich davon ab, versuchte nicht an jene zu denken und versuchte auch nicht sich selbst dafür zu verfluchen, nicht mit ihnen gegangen zu sein. Auch einer Prinzessin war es nicht möglich sich in zwei Hälften zu teilen und beide Wege zu gehen. Ihre Entscheidung war für Alabasta und gegen ihre Freunde gefallen. Selbst wenn sie diese Entscheidung manchmal bereute, war sie richtig gewesen. Gerade jetzt zur Weihnachtszeit vermisste sie diese noch um einiges mehr. Die letzte Nachricht hatte sie von Nami bekommen, dies war schon einige Wochen her, oder war es doch schon einen Monat her? Jedenfalls hatte es sich angehört, als wäre alles okay und alle wären glücklich. Die Tage danach machte eine Schlagzeile die Runde „Admiräle beenden das Schaulaufen der Piratenrookies“, in der hatte auch gestanden, dass die Strohhutbande besiegt worden war; doch Vivi war nicht beunruhigt gewesen, denn ihre Freunde konnten sich schon aus brenzligen Situationen retten und Luffy würde niemals zulassen, dass seine Bande aufgelöst werden würde. Eine leichte Unruhe machte sich jedoch in ihr breit, als sie von der Exekution Portgas D. Ace’ las. Luffys großer Bruder war durch einen Hinterhalt gefasst worden und sollte als Kriegserklärung an die Piraten öffentlich exekutiert werden. Das Mädchen konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Strohhut so etwas zulassen würde.

„Es wird ihnen schon nichts passiert sein.“ Vivi schreckte zusammen, als Corsa den Raum betrat und sie freundlich anlächelte. Karuh stimmte ihm quakend zu. Auf ihren verwirrten Blick hin legte der junge Mann den Kopf leicht schräg und fragte zögernd: „Du hast doch über die Piraten nachgedacht... oder etwa nicht?“ Sie nickte: „Doch, du hast Recht. Ich wünschte, sie könnten heute zur Feier hier sein. Ich wünschte, ich wüsste, was sie gerade tun.“ Sie hob ihre Hand und fuhr sich durch die zu einem Zopf zusammengebundenen Haare. Corsa trat an ihre Seite und zwickte sie in diese. „Hey, glaubst du etwa, ihnen ist etwas zugestoßen? Die Zeitungen berichten immer übertrieben. Na komm schon, wahrscheinlich sitzen sie irgendwo auf irgendeiner Winterinsel und feiern im Schnee Weihnachten, ganz sorgenfrei“, versuchte er sie aufzuheitern.

Die Prinzessin begann zu kichern: „Die Vorstellung ist einfach zu witzig. Luffy würde sicher allen das Festessen wegschnappen, direkt vor der Nase, sodass man sich fragt‚ wo ist jetzt mein Fleisch hin? Oder Zoro, der trinkt sicher literweise Sake oder Bier um den Tag gebührend zu feiern. Chopper wäre natürlich total hingerissen von allen Dingen, die viel Zucker enthalten oder rosa sind. Ich glaube, ich hätte ihm eine große Portion Zuckerwatte zu Weihnachten geschenkt. Nami…, Nami hätte wohl auch an Weihnachten ihr Geld gezählt, ob auch wirklich alles da ist, trotzdem hätte sie genossen, wie die Anderen ausgelassen feiern. Usopp würde jedem etwas ‚Nützliches’ zu Weihnachten erfinden. Wahrscheinlich funktioniert sowieso nur die Hälfte davon. Und Sanji? Sanji kocht für alle, oder umschwärmt Nami und die Neue in der Mannschaft, du kennst sie noch. Miss Bloody Sunday, Nico Robin. Wie gern wäre ich bei ihnen!“

Der Mann strich ihr mit der Hand über die Schulter und lächelte sie an: „Gehen wir runter zum Essen, Prinzessin. Die Anderen warten. Immer Kopf hoch und daran denken, dass du vielleicht nächstes Jahr wieder mit ihnen zusammen feiern kannst.“ Das Mädchen nickte und folgte ihm aus ihrem Zimmer hinaus in den Festsaal, wo sie mit lautem Hallo empfangen wurde. Sie setzte sich an ihren angestammten Platz, lauschte der Rede ihres Vaters und begann dann zu essen. Immer wieder tauchten Bilder vor ihren Augen auf, auf denen ihre Freunde ebenfalls zu dieser Stunde ihr Weihnachtsessen genossen.

„Vivi? Vivi? Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Die Stimme ihres Vaters hörte sie wie aus weiter Ferne und sie kehrte zurück ins Diesseits, um festzustellen, dass sie mit offenem Mund und einer Gabel, die nur halb in die Luft gehoben war, mit offenen Augen eingenickt war. „Entschuldige, ich dachte gerade über... etwas nach.“
Er kam zu ihr herüber und streichelte ihr mit der Hand über die Wange: „Für dein diesjähriges Geschenk musst du ein bisschen reisen. Folgst du mir auf unser Schiff?“

Verwirrt tat das Mädchen wie ihr geheißen. Im Unterbewussten hoffte sie schon, dahin gebracht zu werden, wo sich die Strohhüte gerade aufhielten, aber ihr Verstand sagte ihr, dass dies nicht möglich war. Waren ihre Freunde doch viel zu weit weg. Während das Schiff die Segel setzte, fragte sie sich, wohin die Reise wohl gehen würde, wenn nicht zu ihren Freunden.
„Vater? Wo fahren wir hin?“, fragte sie neugierig. Er lächelte nur und zuckte mit den Schultern, wofür sie ihn in die Seite zwickte.
Nach und nach nahm die Hitze ab und nach ungefähr 2 Stunden Fahrt, begann die Prinzessin zu frieren.
„Vivi, schau! Da vorne! Hier haben wir den richtigen Ort unseres Weihnachtsfests und gleichzeitig dein Weihnachtsgeschenk! Eine Winterinsel, nur für dich allein!“

Unwillkürlich musste sie lachen und begann ihren Vater stürmisch zu umarmen. Eine Winterinsel. Weihnachten im Schnee. Schnee so weit das Auge reicht. Ein Kindheitstraum war in Erfüllung gegangen.
Hier würde sie das nächste Weihnachten auch mit ihren Freunden feiern.
Kapitel 19: 19. Türchen - Beyblade

19. Türchen von Chimi-mimi



„Hey Leute!“ Fröhlich winkend stürzte der blonde Junge zu seinen beiden Freunden und fiel ihnen um den Hals.
„Maxie“, erwiderte der Schwarzhaarige lächelnd.
„Ray, Kai, es ist wirklich ewig her, oder?“
„Hmpf.“ Wie immer stand der Russe mit verschränkten Armen da und enthielt sich jeder längeren Aussage.
„Schon klar, Kai, ich freue mich auch.“ Grinsend verdrehte Max seine Augen und hob dann seine achtlos auf den Boden gefallene Tasche auf. „Hat euch auch Hilary angerufen?“
„Ja. Sie meinte irgendetwas völlig Zusammenhangloses von wegen Tyson und sterben und möglichst schnell kommen.“ Ray zog sein Oberteil wieder zurecht und zog dann die Augenbraue hoch. „Es klang überhaupt nicht nach Hilary.“
„Stimmt. Darum bin ich auch möglichst schnell in New York in den nächsten Flieger gestiegen, um herzukommen.“
„Wahrscheinlich steigert sie sich nur in etwas rein.“
„Und warum bist du dann hier, Kai?“ Ray konnte sein Grinsen kaum unterdrücken.
Der ehemalige Teamleader erwiderte nichts darauf, sondern vergrub sich nur noch tiefer in seinen Schal, wobei er seine beiden Freunde gekonnt ignorierte.
„Egal, was es ist, wir finden es nicht raus, wenn wir nicht zum Dojo fahren.“
Auf Rays Worte hin machten die weltbekannten Beyblader sich auf dem Weg zu ihrem Freund. Nach einer kurzen Fahrtzeit im Taxi, die von Max mit verschiedenen Geschichten aus Amerika angefüllt worden war, erreichten sie das Dojo.
„Ah, sieh mal einer an, die Bladebreakers.“ Schweißüberströmt, mit seinem Kendo-Schwert in der Hand, trat Tysons Großvater hervor. „Hallo Jungs. Wollt ihr zum Grünschnabel?“
„Hallo, schön Sie wiederzusehen. Wo ist Tyson denn gerade?“
„Ist gut, dass ihr da seid, der Junge lässt sich wirklich gehen. Schaut mal, ob ihr ihn wieder hinkriegt.“ Ohne ihnen genau Auskunft zu geben war der quirlige Rentner schon wieder in der Trainingshalle verschwunden, von wo sie nur noch einzelne Schreie, die seine Schläge begleiteten, hören konnten.
„Na das war ja mal eine Begrüßung“, ließ Ray belustigt verlauten und sah sich um. „Er wird wohl in seinem Zimmer sein, oder?“
„Ich den…“ Weiter kam der blonde Amerikaner nicht, denn eine ziemlich wütende und entnervte Brünette kam schlitternd vor ihnen zu stehen.
„Endlich seid ihr da. Ich hab schon gedacht, ihr kommt nicht mehr.“ Die großen braunen Augen blitzten jeden Einzelnen von ihnen an.
„Ähm, dir auch hallo, Hilary, und danke, wir hatten einen guten Flug.“ Max war sich der Konsequenzen, die auf diesen Kommentar folgen würden, nicht bewusst.
Mit in die Hüften gestemmten Händen richtete sich die junge Frau zu ihrer vollen Größe auf.
„Für so Förmlichkeiten haben wir später noch genug Zeit. Unternehmt etwas, sonst wird ich Tyson noch killen, das ist mein Ernst.“ Sie schien schon Funken zu sprühen, so dass Ray ihr besänftigend eine Hand auf den Arm legte.
„Wo ist er?“, knurrte Kai leise, die Arme verschränkt.
„In seinem Zimmer. Macht euch am besten selbst ein Bild.“
„Na dann, schauen wir mal am Besten nach Tyson, hm?“ Max, gut gelaunt wie immer, führte die kleine Kolonne an, er musste auch nicht fragen, wo das Zimmer lag, er hätte den Weg blind gefunden. Mit einem lauten „Hey, Kumpel!“ stürmte er in den Raum und bremste abrupt ab.
„Was zur…“ Ray, der auf seinen blonden Freund gelaufen war, blieben die Worte im Halse stecken.
„Gott im Himmel, Tyson, was soll das hier?“ In der vollkommenen Dunkelheit des Raumes, das nur durch den schwachen Lichtschein des Flurs erleuchtet wurde, tastete Max sich zum Fenster hin und riss die Vorhänge auf. „Du solltest dringend mal wieder lüften, Tyson. Wirklich dringend.“
Ray betrachtete die Kugel aus Bettlaken und Decken, die sich in eine Ecke des großen Bettes verkrochen hatte, misstrauisch. Er warf Hilary einen fragenden Blick zu, die nur verzweifelt mit den Schultern zuckte, dann setzte er sich auf den Bettrand.
„Tyson? Bist du da drin?“ Vorsichtig legte er eine Hand auf das Knäuel, das sich daraufhin raschelnd bewegte. „Möchtest du nicht rauskommen?“
„Das bringt doch nichts, der Feigling hat sich verkrochen.“
„Daichi! Wie lange bist du schon hier?“, fragte Max vom nun offenen Fenster erstaunt.
„Glaub mir, der kommt da nicht raus, nicht für alles Geld der Welt. Nicht mal für Dragoon.“ Mit einem Nicken deutete der Rothaarige auf das Blade, das verstaubt auf einer Kommode lag.
„Wie lange ist Tyson schon… so?“
„Seit einer Woche. Wir haben alles versucht, aber er verkriecht sich immer wieder.“ Die Brünette seufzte resigniert.
„Kai, versuch du es mal, vielleicht hast du ja Glück?“
„Ts, bei dem Idiot sind doch Hopfen und Malz verloren.“ Der Russe verließ sichtlich genervt den Raum.
„Hey, Kumpel, komm schon raus.“ Max zerrte an einem Fuß, den er unter großer Anstrengung unter den Decken hervor gezogen hatte, doch es war erfolglos. „Hey, deinetwegen verpasste ich Weihnachten bei meiner Mom. Also komm jetzt raus.“
„Weih… Weih… Weihna… Weihnachten?“ Die Stimme, die aus den Tiefen der Decke kam, war kratzig, heiser, man merkte, dass sie in den letzten Wochen kaum benutzt worden war.
„Ja, Weihnachten. Was denkst du denn?“
„Ist schon Weihnachten?“, grummelte die Decke weiter und regte sich vorsichtig.
„Man, was habe ich denn gerade gesagt, und jetzt komm da raus!“
Eine blaue Haarsträhne lugte raus, worauf auch zwei trübe Augen folgten. Vor Schreck fiel Max nach hinten, so dass er seinen Freund vom Boden aus verblüfft anstarrte.
„Du siehst furchtbar aus!“
„Tyson, was ist denn bitte los?“, fügte Ray, der vom Anblick des Weltmeisters auch nicht gerade beruhigt war, hinzu.
„Wie ist das Wetter?“ Allmählich wurde seine Stimme wieder geschmeidiger.
„Willst du jetzt etwas Smalltalk machen?“ Hilary lachte schrill. „Wochenlang versteckst du dich und jetzt fragst du nach dem Wetter. Unglaublich.“
„Wie ist das Wetter?“, wiederholte Tyson beharrlich, während er einen Punkt an der Wand fixierte.
„Na ja, wolkig, kalt… Ein bisschen windig. Ein paar zugefrorene Pfützen.“
„Oh…“ Langsam zog sich das Gesicht in seinen Schutz zurück.
„Was soll denn das, Alter?“ Max krabbelte zu ihm, um ihn aufzuhalten.
„Hmpf.“
„Du klingst schon genauso wie Kai.“ Ray gelang es ein kleines Lächeln aufzusetzen.
„Hmpf…“
„Da hat unser chinesischer Freund wirklich recht.“
„Pah, ich klinge nicht wie Kai.“
„Wenn du meinst…“
Wieder raschelten die Decken und der zerzauste Kopf kam ganz zum Vorschein, gefolgt von einem Körper in einem zerknitterten Schlafanzug. „Ich klinge nicht wie Kai.“
„Gut, du klingst nicht wie er, aber du benimmst dich wie er.“ In der Hoffnung, dass fruchten würde, spielte Ray sein Ass aus.
„Tue ich nicht.“ Wütende Furchen zogen sich über Tysons Stirn.
„Dann sag uns, was los ist“, knüpfte Max an die Vorgabe an, erntete jedoch nur einen wütenden Blick.
„Als ob ich wie Kai wäre…“
„Komm schon, sag uns, was los ist… Kai!“
„Kai, Kai, Kai, Kai, Kai!“ Außer sich vor Freude und Spaß hüpfte Daichi um das Bett herum.
„Hört auf!“ Mit einem relativ lauten Rascheln fiel die Decke zu Boden und Tyson stand auf der Matratze.
„Oh Leute, seht mal, es schneit!“ Hilary, die noch immer im Türrahmen stand, hatte zufälligerweise einen Blick nach draußen erhascht.
„Schnee?“ Wie ein geölter Blick stand der blauhaarige Blader am Fenster und während er die weißen Flocken betrachtete, breitete sich ein glückliches Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Endlich!“
Völlig verwirrt warfen Ray und Max sich einen Blick zu.
„Ähm, Tyson?“ Hilarys Stimme war betont freundlich und ruhig. „Hast du dich vielleicht so verkrochen, weil… weil es nicht geschneit hat?“
„Na ja, ich hab da so eine Wette am Laufen. Schnee zu Weihnachten, aber es hat einfach nicht geschneit.“ Der Weltmeister merkte die Wellen der Wut, die ihn von hinten mit voller Wucht trafen, nicht. „Aber ich habe gewonnen! Yeah!“
„Tysooooooooooooooon!“ Mit diesem Schrei warf die Brünette sich auf ihn und verpasste ihm mehrere Schläge auf den Kopf. „Du bist ein…“
„… Idiot“, beendeten Max und Ray ihren Satz synchron und mit einem leisen Lachen in der Stimme.
„Aber so was von.“
„Tyson, du bleibst wirklich eine Nummer.“ Max klopfte seinem besten Freund auf die Schulter. „Frohe Weihnachten, Mann, frohe Weihnachten.“
Der Blauhaarige drehte sich um und verkündete mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen „Frohe Weihnachten, Leute, ich freue mich, dass ihr hier seid.“
Kapitel 20: 20. Türchen - Eigene Serie

20. Türchen von abgemeldet



„Schinken oder Käse?“
Ich zuckte zusammen, schlug verwundert blinzelnd die Augen auf und wuschelte mir eher unbewusst durch die Haare. Es dauerte eine gefühlte Stunde bis ich mich wieder zurecht fand und der Frau mit dem bald gefrorenen Lächeln, die sich zu mir herab beugte, ein genuscheltes „Wie bitte?“ entgegenbringen konnte.
„Schinken oder Käse?“, wiederholte sie, nun etwas eindringlicher. Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf, bevor ich sie wieder ansah. „Jetzt nichts, danke“, gab ich schließlich zurück. Als sie sich umdrehte erhaschte ich einen Blick auf ihre entnervte Miene, doch sie interessierte mich nicht weiter.
Ich lehnte den Kopf an die Scheibe und sah aus dem Fenster.
Ich wusste nicht warum, aber ich flog nicht gerne. Schon gar nicht im Winter. Draußen klatschte ein dreckiger, ungemütlicher Schneeregen auf den Asphalt und drinnen schubsten sich die Leute nur so hin und her, um auch ja vor dem Start ihren angestammten Sitzplatz, der ihnen sonst ganz bestimmt weggenommen werden würde, zu erreichen.
Dazu die überhetzten Stewardessen, das widerliche Essen und der Sitznachbar vor einem, der alle zwei Minuten die „Wunder der Technik“, nämlich die Rückenlehne seines Sitzes ausprobieren musste.
Vielleicht war ich durch meinen Beruf auch einfach nur verwöhnt, denn es gab zugegeben wenige Menschen, die es so fertig machte, in der zweiten Reihe der First-Class zu sitzen und die sich permanent still über etwas aufzuregen, als mich.
Ich kam gerade von einer Tour und war auf dem Weg zurück nach London. Dementsprechend war ich ziemlich fertig, meine Energiereserven waren vollständig aufgebraucht und eigentlich wollte ich nur noch schlafen.
Allein bei dem Gedanken daran fielen mir die Augen zu. Die Scheibe kühlte meine Stirn und ich nickte erneut halb ein.
Als ich nach zehn Minuten wieder die Augen aufschlug, saß bereits jemand neben mir, eine junge, blonde Frau. Sie war damit beschäftigt ihr Gepäck zu verstauen, bevor sie sich neben mir niederließ und die Kopfhörer aus den Ohren zog. Sie schenkte mir ein flüchtiges Lächeln und wandte sich von mir ab.

„Entschuldigen Sie“ Allein die Tatsache des überdemonstrativen Räusperns und des gekeiften Tonfalls verhalf meiner Beziehung zu der beleibten, knapp fünfzigjährigen Frau, die, die Hände an die Hüften gestützt, inzwischen vor unserer Sitzreihe stand, nicht gerade zu einem guten Start.
„Ja?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und lehnte mich ein Stück vor, weil ich, höflich wie ich ja auf Hinraten meines Managers immer sein sollte, ihr ganzes Gesicht sehen wollte. Doch meine Bemühungen um Freundlichkeit ignorierte sich vollkommen.
„Sie doch nicht!“, schnautze sie, erschüttert darüber, wie ich es nur hatte wagen können, mich selbst für das Objekt ihrer Aufmerksamkeit zu halten, und deutete stattdessen mit dem Finger auf meine Sitznachbarin. Diese legte den Kopf ein wenig schief, sagte aber nichts.
„Sie sitzen auf meinem Platz!“
Ich ließ mich in meinen Sitz zurück sinken und blickte uninteressiert aus dem Fenster, während ich das Gespräch dennoch aufmerksam mit den Ohren verfolgte.
„Tut mir Leid sollte man Sie nicht informiert haben, Ms. Unsere Plätze wurden aus organisatorischen Gründen getauscht. Sie sitzen jetzt in Reihe 5 am Fenster“, meinte die junge Frau mit charmantem Tonfall neben mir. „Der Platz ist im Übrigen deutlich schöner!“, fügte sie noch hinzu und ich konnte mir das breite Lächeln von ihr vorstellen, obwohl ich immer noch den Schnee, oder besser den Matsch, auf den Grasflächen um das Terminal begutachtete.
Die korpulente Dame schüttelte missbilligend den Kopf und begab sich murrend zu ihrem Platz, wobei sie irgendetwas von den „jungen Idioten ...“ und „verfluchte Fluggesellschaft...“ murmelte.
„Seit wann gibt es den organisatorische Probleme bei der Sitzverteilung?“, fragte ich, als ich mich wieder umdrehte.
Mein Gegenüber schmunzelte und schob ihre Tasche mit dem Fuß unter ihren Sitz. „Ich kann nicht am Fenster sitzen.“
„Kann man sich die Sitzplätze bei der Buchung nicht aussuchen?“
Sie warf mir einen belustigten Blick zu, was sich wohl auf meine besserwisserische Ader zurückführen ließ. „Ich bin froh, dass ich überhaupt noch ein Ticket bekommen habe“
Ich gab mich geschlagen und ließ den Blick über den Gang wandern, als ich eine altbekannte Gestalt entdeckte. Die Stewardess schob energisch ihren Wagen zurück ans uns vorbei, hielt inne, blieb einen Moment stehen, wie um sich Mut zuzusprechen und drehte sich noch einmal zu uns um. „Nun etwas zu Essen, der Herr?“, fragte sie an mich gerichtet. Obwohl sie lächelte wirkte sie noch immer ziemlich Entnerven, weil ich ihr zwei Minuten wertvolle Zeit gestohlen hatte.
„Er nimmt Käse.“
Sowohl ich als auch die Stewardess schienen ziemlich verwirrt, doch sie fasste sich eher, hantierte kurz an ihrem Wagen herum und drückte mir ein Sandwich und eine Serviette in die Hand und machte sich aus dem Staub.
„Eigentlich wollte ich nichts“, meinte ich überrascht, doch meine Sitznachbarin lächelte mich nur freundlich an. „Hätten Sie Käse genommen, wenn Sie hätten wählen müssen?“
Ich nickte leicht verwirrt. „Schon, aber ...“
„Gut, ein Punkt für mich“ Sie fiel mir ins Wort und griff nach dem Sandwich in meiner Hand. „Sie wollen nicht doch noch, oder?“ Ich schüttelte den Kopf.
Ich beobachtete sie dabei, wie sie die Papierhülle abwickelte und mit geschlossenen Augen in das Zeug hinein biss, als sei es das Produkt einer Fünf-Sterne-Gourmetküche.
„Schmeckt?“, fragte ich mit leicht ironischem Unterton. Sie drehte sich zu mir um und schaute mich schon fast vorwurfsvoll an. „Ich habe seit acht Stunden nichts gegessen!“, gab sie zurück und biss erneut ab. Ich lächelte kopfschüttelnd und drückte ihr schweigend die Serviette in die Hand.
„Na dann, Guten Appetit“

Als sie aufgegessen hatte, sah sie mich fragend an. Ich erwiderte den Blick und hob die Augenbrauen. „Wofür kriegen Sie eigentlich „einen Punkt“?“, fragte ich plötzlich, als mir ihre Bemerkung von vorhin wieder einfiel.
Sie lächelte wissend. „Dafür das ich wusste, was Sie lieber essen.“
„Schinken oder Käse?“, fragte ich verwundert. „Schinken oder Käse“, wiederholte sie zustimmend. „Wenn Sie Lust haben, rate ich weiter. Flüge sind immer so ermüdend und Sie scheinen ja auch nichts besseres zu tun zu haben, oder?“
Ich schüttelte ein wenig überrumpelt den Kopf. Es passierte mir selten auf Flügen, dass ich mit jemandem auf diese Art ins Gespräch kam. „Na gut... Warum nicht“

Wir beschäftigten uns wirklich eine halbe Stunde damit, Belanglosigkeiten meiner Charakterzüge, Vorlieben und Abneigungen aus zu knobeln. Und noch immer fielen meiner namenlosen Sitznachbarin irgendwelche Fragen ein.
„Der Name ihrer Freundin ...“ „Zwecklos“, gab ich zurück, wobei ich das nicht weiter aufführte. Erst nach einem Moment wurde mir bewusst, wie hinterhältig sie war, doch ich kam gar nicht dazu, sie auf diese wirklich gemeine Frage hinzuweisen.
„Hm, okay, dann Ihr eigener Name.“
„Gut, versuchen Sie's“, murmelte ich, legte den Kopf halb in den Nacken und schloss die Augen.
Nach drei Minuten voll Schweigen sah ich sie doch an. „Was ist denn?“, fragte ich. Sie erwiderte meinen Blick, während sie zerknirscht auf ihrer Unterlippe herum kaute. „Anfangsbuchstabe?“
Ich rollte gespielt theatralisch mit den Augen. „Ausnahmsweise: J“
„J...J...hm... Jason?“
„Nein“
„Jacob?“
„Falsch“
„Jayden?“
„Auch falsch“
„James?“
Ich musste grinsen und schüttelte den Kopf. „Ebenfalls falsch“
„Joseph?“ „Sie kommen nicht drauf!“, meinte ich schlicht.
„Okay, helfen Sie mir auf die Sprünge!“
„Jamie.“ Sie guckte mich mit runden braunen Augen an, eine Mischung aus Verwunderung und Belustigung im Blick. „Was?“, fragte ich.
„Nichts … nur“ Sie drehte sich von mir weg, was mich nicht daran hinderte ihr Grinsen genau zu sehen.
„Nur was?“, hakte ich nach. Nun wurde ich doch neugierig.
„Meine beste Freundin in der Grundschule hieß auch Jamie!“, gab sie schließlich zu und versuchte, mich nicht anzusehen. Ich stöhnte und ließ mich in in den Sitz sinken.
„Das Problem haben Sie wohl öfters, oder?“, fragte sie nach einer Weile. Ich nickte matt. „Häufiger kommt nur noch: „Jamie? Warum muss man sein Kind nur so einen verniedlichenden Namen geben. Richard hätte viel besser zu ihm gepasst!“...“
Sie lachte.
„Ich hätte Mitleid erwartet ...“, meinte ich vorwurfsvoll, was sie nur noch mehr zum Lachen brachte. Das „Entschuldige“ kam nach knapp fünf Minuten, als sie sich endlich wieder beruhigt hatte.

„Was soll's. Ich hab's überlebt. Meine Kindheit war trotzdem nicht dramatisch, auch wenn meine erste Klassenlehrerin ziemlich verwundert war, weil sie dachte, es wäre ein Mädchenname.“
Ich fuhr mir durch die zerzausten Haare und zuckte die Achseln.
„Und Sie?“
„Was?“
„Ihr Name!“
„Ach so...“ Sie wickelte sich eine Haarsträhne um den Zeigefinger und begutachtete sie eingehend, ohne auch nur im geringsten den Anschein zu erwecken, sie wolle mir antworten.
„Also...?“
„Sie sind ziemlich neugierig, nicht wahr?“
„Gut erkannt“, antwortete ich zähneknirschend und sie unterdrückte ein Grinsen. „Und Sie lachen gerne, oder?“
Sie nickte bewundernd. „Was für eine Auffassungsgabe! Beachtlich ...“
Ich gab ein gönnerhaftes „Pff“ von mir und wir mussten beide lachen.
„Ich heiße Jane“, meinte sie schließlich und streckte mir die Hand entgegen. „Freut mich“, meinte ich und schüttelte sie.
„Erzählen Sie was über sich. Sie sind mir was schuldig!“, meinte ich und streckte mich ein wenig aus. „Etwas schuldig?“ „Sie haben mich die ganze Zeit mit ihren Fragen gelöchert und danach allen Ernstes behauptet, ich wäre neugierig!“
Sie lachte und ich stellte fest, wie gut ihr Name zu ihr passte. Ihr Augen waren hellbraun, ihre Haut ziemlich blass, ihre Haare ein dunkles Mischblond und ihre Kleidung, eine Jeans und ein türkises T-Shirt, angenehm schlicht.
Ich musste unweigerlich an Jane Austen denken und wie gut diese Jane doch in die Romane passen würde.
„Na gut.“ Sie faltete die Hände im Schoss und blickte die Rückenlehne ihres Vordermannes an.
„Ich bin 29, bin in Kanada aufgewachsen, habe Medizin in London studiert und arbeite jetzt in Glasgow im städtischen Krankenhaus. Ich habe eine Drei-Zimmer-Wohnung mit meinem Freund Louis. Unsere Heizung ist im Moment kaputt und das Licht im Flur geht nicht. Ich habe einen älteren Bruder, Brian, und eine kleine Schwester, Lizz. Ich bin auf dem Weg zu meiner Familie um Weihnachten zu feiern. Das erste Weihnachten ohne meinen Vater, meine Eltern sind seit neun Monaten geschieden. Ich lese gerne, gehe gerne Joggen, liebe Basketball und gehe mit meinen Freunden auf Konzerte. Ich habe eine Allergie gegen Nüsse und ich esse keinen Fisch. Ich bin vorlaut, frech, ungemütlich und nervtötend. Ich möchte später mindestens drei Kinder und eine Katze. Ich hasse Hunde … “

Ich brauchte einen Moment um die Fülle an Informationen zu verdauen und nach Möglichkeit abzuspeichern, doch die Zeit gab Jane mir nicht. „Und jetzt Sie. Keine Widerrede!“, meinte sie drohend, als ich etwas erwidern wollte, und schob sich einige wellige Haarsträhnen hinters Ohr.
„Okay“, murmelte ich, atmete tief durch und begann ebenfalls.
„Ich bin 31, ich hatte vor zwei Wochen Geburtstag. Ich bin in Reading aufgewachsen. Studiert habe ich in Cardiff, Musik. Seit ich acht bin spiele ich Gitarre, als ich zehn war habe ich mit Klavier angefangen.
Inzwischen bin ich von Beruf aus Pianist und Sänger. Ich habe knapp die Hälfte meines Lebens in Bars und Kneipen verbracht, wo ich zahllose kleine Auftritte hatte. Verdient habe ich damit kaum etwas, deswegen habe ich nebenbei gejobbt.
Jetzt wohne ich in London alleine in meinem Haus. Ich habe ein Zimmer allein für meinen Flügel, meine Klaviere und meine Gitarren. Inzwischen habe ich eine Plattenfirma gefunden und arbeite gerade an meinem vierten Album.
Ich höre und spiele am liebsten Rock, Pop und Jazz. Meine Wohnzimmerwand ist mit vollen CD-Schränken gepflastert.
In meiner Kindheit habe ich am meisten unter meinem Namen und meiner Größe gelitten. Inzwischen bin ich 1.69 groß … Ich bin Einzelkind, mein Vater hat uns sitzen lassen und meine Mutter arbeitet in einer Apotheke.“
Ich ratterte die Informationen vollkommen zusammenhanglos herunter, ohne auf Sinn oder Wichtigkeit zu achten.
Jane runzelte die Stirn. „Pianist?“ Ich zuckte mit den Achseln.
Sie nagte wieder an ihrer Unterlippe und sah angestrengt an mir vorbei nach draußen, als würde sie verzweifelt nach einer ihr entfallenen Erinnerung suchen, sie aber nicht finden.
„Ich habe mir Pianisten immer anders vorgestellt“
„Wie denn?“, fragte ich, ehrlich interessiert. Ich bekam immerhin selten mit, wie sich andere Menschen einen typischen Musiker vorstellten.
„Ich weiß nicht so recht, älter, mit penibel glatt gekämmten Haar, Anzug und Lackschuhen...“
„Und nicht wie ein Dreißigjähriger mit extrem zerzausten, dunklen Haaren, Jeans, T-Shirt und Turnschuhen ...“, schloss ich. Jane nickte.
„Weißt du, bei Auftritten sehe ich auch so aus wie ein „typischer Pianist“. Aber bei solchen Gelegenheiten haben meine Stylisten und ich keine Zeit, mich so heraus zu putzen!“, meinte ich aufrichtig.
Ihre Augen weiteten sich ein Stück vor Überraschung. „Wirklich“
Ich grinste. „Blödsinn. Ich spiele meine Konzerte immer in Turnschuhen. Oder in Socken, je nachdem wie gut das Publikum gelaunt ist …“
Ihre Augen wurden noch größer, mein Grinsen wurde breiter. „Ab und an jage ich auch Klaviere auf der Bühne in die Luft“, fügte ich noch hinzu, was die reine Wahrheit war. Wenn auch nicht häufig.

Ein dumpfer Aufprall ließ uns beide zusammenfahren und ich blickte das erste Mal seit einer Ewigkeit aus dem Fenster. Sie hatte es doch tatsächlich geschafft, sich zwei Stunden mit mir zu unterhalten und mich davon abzubringen, auf Abflug, Durchsagen, Personen oder unsere Umgebung zu achten.
„Wir sind da“, meinte ich, doch es kam mir schon deplatziert vor, was Jane selbstverständlich noch einmal unterstreichen musste.
„Ach. Wirklich?“

Es dauerte eine halbe Ewigkeit bis ich endlich aus der Blechkiste herauskam. Ich streckte mich ein wenig und schlenderte zur Gepäckrückgabe. Jane ging ein paar Meter vor mir und hing an ihrem Handy. Irgendwann klappte sie es wütend zu und ließ es zurück in die Jackentasche gleiten.
Am Fließband gesellte sie sich wieder zu mir. Ich holte zuerst meine und dann ihre Tasche herunter und reichte ihr sie.
Irgendwann standen wir ein wenig verloren in der Eingangshalle. Sie lächelte mich an. „Danke für den tollen Flug“, meinte sie. „Das kann ich nur zurück geben“, antwortete ich.
Ich wollte gerade etwas sagen, als uns jemand sehr unschön unterbrach.
„Oh mein Gott!!! Guck mal, Ann! Das ist er!!! Jamie! Jaaamie!!“
Ich schloss die Augen und seufzte schwer. Jane vor mir lachte ungläubig. „Wir haben noch 30 Sekunden!“, meinte sie mit einem abschätzenden Blick über meine Schulter. „Du hast mich also nicht angelogen. Du bist ja richtig berühmt... Na da hab ich beim Weihnachtsessen ja wenigstens einmal etwas zu erzählen.“, gluckste sie.
„Auf Wiedersehen“, meinte ich mit einem ehrlichen Lächeln, das jedoch bald in ein gequältes überging, als die schreienden zwei Mädchen zu mir schlitterten.
„Bekommen wir ein Autogramm?“, haspelte die Größere atemlos und streckte mir einen Kugelschreiber und ein Notizbuch entgegen. Ich nahm es wortlos und krizelte ihr meinen Vornamen auf die erste Seite.
Ich überlegte einen Moment, bevor ich es ihr zurück gab. „Hey Mädels“, meinte ich beschwörend und beugte mich ein wenig zu ihnen herunter. „Könnt ihr mir vielleicht einen Gefallen tun?“

„Hey! Hey, Sie!“ Jane drehte sich stirnrunzelnd um. Als die zwei sie erreichten.
„Sie haben gerade etwas verloren, Miss“, meinte die Größere, drückte ihr etwas in die Hand und verschwand ohne ein weiteres Wort mit ihrer Freundin.
Jane öffnete die Hand und musste lachen. Das Papier war ein abgerissenes Stück irgendeines Prospektes, mit einem Stück Tesafilm auf die Rückseite eines dicken Papierstücks geklebt. Es zeigte ein lebendig gewordenes Käsesandwich. Irgendjemand hatte mit Kugelschreiber
eine „Frohe Weihnachten“-Sprechblase hinzugefügt.
Sie hob den Kopf, doch die Halle war inzwischen leer. Kopfschüttelnd ließ sie das Papier in ihre Tasche gleiten, zog ihre Handschuhe über und verließ den Flughafen.
Kapitel 21: 21. Türchen - Digimon (Adventure)

21. Türchen von Wintersoldier



Das Fest der Liebe

Sora Takenouchi und Mimi Tachikawa saßen im Auto und fuhren zu dem Ferienhaus, welches sich die Digiritter und Freunde über Weihnachten gemietet hatten, um gemeinsam zu feiern. Vor ihnen zog sich in Schlangenlinien die Straße und es schneite noch ein wenig, wenngleich schon lange nicht mehr so stark wie noch am Morgen.
Sora hatte ihre Freundin gerade erst vom Narita International Airport abgeholt, wo sie vor kurzem gelandet war. Durch die Verspätung des Fliegers, der eigentlich eine gute halbe Stunde vorher hätte landen sollten, waren sie auch schon spät dran und hatten daher nicht viel Zeit mit der Begrüßung verschwendet, sondern waren gleich ins Auto gestiegen und losgefahren – Reden konnte man schließlich während der Fahrt.
„Und wie war dein Flug?“, begann die Ältere der beiden das Gespräch.
„Lang“, stöhnte Mimi auch gleich auf. „Aber sag lieber: wo ist denn Yamato? Ich dachte, er holt mich auch mit ab?“
Sora konzentrierte sich weiter auf die Fahrbahn vor sich, während sie antwortete. „Yamato ist mit Takeru und den Anderen schon zum Haus gefahren.“
Mimi zögerte kurz. „Wolltet ihr beide nicht zusammen fahren?“
„Weißt du...“, setzte die Neunzehnjährige zögerlich an, kam jedoch nicht weit.
„Was ist passiert?“, hakte Mimi, welche der Tonfall von Sora stutzig gemacht hatte, nach, ehe sie scherzhaft anfügte: „Habt ihr euch etwa getrennt?“
Sora öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schwieg dann aber doch lieber und Mimi wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, sonst hätte ihre Freundin ihr schon längst widersprochen, doch es dauerte einen Moment, ehe eine der beiden wieder etwas sagte.
„Wieso hast du nichts erzählt?“, stellte Mimi die nächste Frage, ihr Blick nun auf ihrer Freundin ruhend, welche immer noch die Straße vor sich fixierte.
„Ich wollte es ja“, fing Sora an, „aber irgendwie hat es sich nicht ergeben.“
Nicht ergeben?“ Mimi sah sie verwundert an. „Wie lange seid ihr denn schon nicht mehr zusammen?“
Sora zögerte einen Moment. „Fünf Wochen.“
„Fünf Wochen?!“, platzte es aus der Achtzehnjährigen heraus. „Und dann erfahre ich erst jetzt davon?“
„Die Anderen wissen es auch noch nicht“, versuchte die Orangehaarige ihre Freundin zu beruhigen. „Dass heißt, jetzt wissen sie es wahrscheinlich schon.“
Dies schien die Brünette zu beschwichtigen, ihr Blick ging wieder zur Straße und einen Augenblick lang herrschte Stille, ehe Mimi diese ein weiteres Mal brach. „Wie geht es dir denn damit?“
„Gut.“
Mimi bedachte sie mit einem skeptischen Blick von der Seite. „Lüg' mich nicht an.“
„Doch, wirklich“, versicherte ihr Sora. „Schließlich ging es von uns beiden aus, dass wir eine Pause brauchten und es so nicht weitergehen konnte.“
„Sora...“, fing die Brünette ruhig an. „Ich kenne dich jetzt schon seit acht Jahren, ich bin mit deine beste Freundin und wir haben schon so viel gemeinsam erlebt. Ich weiß einfach, dass du das nicht einfach wegsteckst, als sei nichts gewesen... und... du weißt, dass du mit mir darüber reden kannst?“
„Ich weiß“, antwortete die Neunzehnjährige ihrer Freundin und Mimi war sich sicher, dass Sora sich stärker gab als sie in dieser Situation tatsächlich war. „Aber ich wüsste nicht, was ich sagen sollte.“
„Du weißt, ich bin immer für dich da.“
„Ich weiß.“ Sora parkte den Wagen vor dem Haus, welches sie gerade erreicht hatten und sah nun endlich zu ihrer Freundin und schenkte ihr ein Lächeln. „Und danke.“
Der Platz vor dem Haus war schneebedeckt, ebenso die Bäume, welche es umgaben, und auch das Hausdach zierte eine weiße Schicht, welche im Schein der untergehenden Sonne leicht glitzerte.
Die beiden Freundinnen holten ihre Tauschen aus dem Kofferraum und machten sich auf den Weg zur Tür, welche, kaum waren sie nur noch wenige Schritte von der Tür entfernt, auch prompt geöffnet wurde – allem Anschein nach hatte man das kommende Auto bereits gehört.
„Ihr habt euch aber Zeit gelassen“, begrüßte Taichi die beiden Neuankömmlinge fröhlich.
„Mein Flieger hatte Verspätung“, entschuldigte sich Mimi sofort strahlend, glücklich, ihre Freunde endlich mal wiederzusehen.
„Solange du heil angekommen bist“, grinste Taichi sie an und nahm ihr gleich eine ihrer Taschen ab, sobald sie in Reichweite war. „Kommt erst einmal rein, die Anderen warten schon.“
Kaum hatten Sora und Mimi das Wohnzimmer des Hauses betreten, wurden sie auch schon fröhlich von Miyako begrüßt, die ihnen erst einmal um den Hals fiel, während Taichi nach ihnen das Zimmer betrat und mit auf einem der Sofas Platz nahm. „Schön, dass ihr endlich hier seid.“
Auch Kōshirō, Jō, Ken und Iori schlossen sich der Begrüßung an, während Daisuke weiterhin deprimiert auf dem Sofa saß. Vom Hikari, Takeru und Yamato fehlte jede Spur, aber Sora und Mimi vermuteten die drei in der Küche, zumindest roch es so, als würde dort jemand kochen.
„Was ist denn mit Daisuke los?“, hakte die Orangehaarige nach der Begrüßung interessiert nach, nachdem diesen offensichtlich etwas bedrückte.
Miyako sah einmal zum Sofa und schließlich wieder zu Sora und Mimi, die selbstverständlich auch ganz Ohr war. „Der hat vorhin versucht, Hikari unter einen Mistelzweig zu bekommen, was jedoch ziemlich schief gegangen ist.“
„Aha“, kam es von Mimi. „Und was ist passiert?“
„Stattdessen sind Takeru und Hikaru gemeinsam darunter gelandet, was für ihn natürlich einen herben Rückschlag bedeutet.“
Mimi und Sora sahen einander kurz an, versucht, die Beherrschung zu behalten, konnten sich ein Lachen dann aber doch nicht verkneifen.


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.
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Einige Stunden später fand sich Sora alleine auf der Terrasse des Hauses wieder, welche man durch eine Glastür im Wohnzimmer erreichte. Es war erneut ein wenig mehr Schnee gefallen, als wolle die Natur dafür sorgen, dass auch immer eine unberührte Schneedecke die Landschaft überzog.
Die Luft war kühl, aber angenehm und Sora atmete sie tief ein und genoss die Frische und die Ruhe. Trotz der geringen Temperaturen hatte sie darauf verzichtet, eine Jacke anzuziehen, als sie das Wohnzimmer verlassen hatte, aber die Kälte störte sie nur wenig.
„Vor den Anderen geflohen?“, durchbrach nach einem Moment Taichis Stimme die Stille und Sora drehte sich zur ihrem besten Freund um, der nun auch die Terrasse betrat.
„Könnte man so sagen“, lächelte die den Brünetten an.
„Oder eher vor Yamato geflohen?“ Ihr Lächeln erstarb wieder und sie drehte sich weg und stütze sich auf das Geländer welches am Rand der Terrasse entlang lief.
Nach einem Moment antwortete sie ihm doch noch, wenngleich nicht direkt auf seine Frage. „Ich kann das nicht.“
„Was?“
„Das alles. Hier sein - mit ihm und den Anderen - und so tun als sei nichts.“ Sora seufzte. „Ich kann nicht so tun, als seien wir Freunde. Ich hab es versucht, Taichi, aber es geht nicht.“
„Glaub' mir, für ihn ist es auch nicht einfach.“
„Davon merk ich aber nichts“, warf die Neunzehnjährige ein. „Er sieht so glücklich aus.“
Taichi ging die paar Schritte auf sie zu und legte seine Hand auf ihre Schulter. „Er ist es aber nicht. Genauso wenig wie du, obwohl ihr beide so tut, als würde es euch gut gehen.“
„Woher willst du das wissen?“, hakte Sora leise nach.
„Was wäre ich für ein Freund, wenn ich es nicht wissen würde?“ Taichi lächelte. „Außerdem hat mir Mimi erzählt, dass sie sich Sorgen um dich macht.“
Sora seufzte resignierend. „Und ich hatte gehofft, sie würde es gut sein lassen.“
„Du müsstest sie besser kennen.“
„Ich hatte es auch nur gehofft, nicht erwartet“, konterte Sora und ein kleines Lächeln zierte ihre Lippen.
„Yamato war außerdem auch nicht so erfreut, als ich mit ihm darüber gesprochen habe.“
„Du hast mit ihm über uns gesprochen?“
„Von alleine kommt ja keiner von euch auf die Idee, mit mir zu reden.“
„Als könntest du das Problem lösen.“ Soras Blick glitt nachdenklich über die Landschaft.
Taichi schüttelte seinen Kopf und nahm wieder seine Hand von Soras Schulter. „Solange ich nicht weiß, was das Problem ist, definitiv nicht.“
„Wenn ich das so genau wüsste, würde ich es selber lösen.“ Die Orangehaarige drehte ihren Kopf so, dass sie Taichi von der Seite sehen konnte. „Aber momentan passen wir wohl einfach nicht zusammen und wollen zu unterschiedliche Dinge.“
„Das denke ich nicht.“ Taichi drehte seinen Kopf, dass sie einander in die Augen sehen konnten. „Und ich glaube, ihr werdet schon noch merken, dass ihr auch momentan gar nicht so verschiedene Dinge vom Leben wollt.“
Sora schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass das passieren wird.“
„Ach, Sora. Wir nähern uns dem Fest der Liebe, da weiß man nie, was alles passiert. Und schließlich ist das dein Fest“, lächelte Taichi sie aufmunternd an. „Aber lass uns lieber wieder rein gehen, langsam wird es kalt.“
Kapitel 22: 22. Türchen - Fullmetal Alchemist

22. Türchen von Ditsch



„Hey, Fullmetal!“
Edward schreckte hoch.
„Was tust du hier, Mustang?“, fragte er missmutig und legte das Buch beiseite, in dem er bis zu dem Moment gelesen hatte. Der Blick des Colonels, der gerade die Bibliothek betreten hatte, wanderte kurz zum Buchtitel, dann sah er den jungen Alchemisten an.
„Ich habe von Sheska erfahren, dass ihr beide hier seid“, erklärte Roy kurz.
„Haben Sie uns gesucht?“, fragte Alphonse, Edwards jüngerer Bruder, dessen Körper nur aus einer Rüstung bestand, erstaunt.
Roy bedeutete sie mit einer leichten Bewegung seines Kopfes, aus dem Fenster zu schauen. Die Sonne war schon untergegangen und da die Straße nur mit wenigen Laternen ausgestattet war, hoben sich nur die Schneeflocken, die im Wind sanft hin- und herschaukelten, vor dem schwarzen Hintergrund ab.
„Oh! Es schneit!“, rief Alphonse begeistert. Die beiden Brüder waren so in ihre Recherchearbeit versunken gewesen, dass sie nicht bemerkt hatten, dass die ersten Flocken schon vor mehrern Stunden gefallen waren.
Dennoch zeigte Edward sich unbeeindruckt und fragte Roy grummelnd: „Was soll damit sein?“
Roy sah ihn nur schweigend an, so als wäre es offensichtlich, was er meinte. Als er keine Anstalten machte, zu antworten, und der Blonde schon den Mund öffnete, um sich über sein Verhalten zu beschweren, erklärte Riza, Roys äußerst loyale Untergebene, die gerade von allen unbemerkt neben den Colonel getreten war: „Übermorgen ist Weihnachten. Möchtet ihr nicht nach Hause fahren? Pinako-san würde sich sicher freuen. Und Winry-chan auch!“
Als die Sprache auf die blonde Kindheitsfreundin von Ed und Al kam, blickte ersterer schnell in eine andere Richtung, denn er spürte, wie er errötete. Sie hatten sich tatsächlich schon lange nicht mehr bei ihr gemeldet...
„Sheska sagte, ihr wärt schon den ganzen Tag hier. Wollt ihr sie etwa noch länger belästigen?“, fragte Roy und sah die Jungen streng an. Dann drehte er sich auf einmal um und ging mit großen Schritten auf die Tür zu.
„Nun gut, ich habe zu tun.“
Riza sah ihm mit einem missbilligenden Blick hinterher und schüttelte den Kopf. „Das ist so typisch“, sagte sie, als er aus dem Raum war. „Um andere kümmert er sich, auch wenn er es nicht zugeben will, aber sich selbst gönnt er keine ruhige Minute.“
Edward stand auf. „Sagen Sie ihm, dass wir noch heute Abend nach Resembool aufbrechen werden.“
Dies brachte ihm überraschte Blicke sowohl von Riza als auch von Al ein. Dennoch nickte sie und sagte: „Ich werde es ihm ausrichten. Entspannt euch und grüßt Winry-chan von mir!“
Edward salutierte grinsend. „Zu Befehl, Lieutenant Hawkeye!“

„Na, das ist aber eine Überraschung!“, rief Pinako mit einem breiten Lächeln im Gesicht aus, als sie Ed und Al die Haustür öffnete.
„Wir dachten, wir kommen mal vorbei“, sagte Alphonse.
„Das ist ja nett von euch. Kommt rein!“
Das ließen die beiden sich nicht zweimal sagen, auch wenn es hier längst nicht so kalt war wie in der Hauptstadt. Denn die Kälte kroch Ed trotzdem unter den dünnen Mantel, und selbst Al fühlte sich nicht wohl, da sein Körper bei diesem Wetter immer so schwerfällig wurde.
„Ich mache eben einen Kakao warm. Winry kommt sicher auch gleich, sie ist kurz ins Dorf gegangen, um ein paar Weihnachtseinkäufe zu tätigen.“
Einen glücklichen Seufzer ausstoßend ließ Edward sich auf einen der Stühle im Esszimmer fallen. Er hatte ganz vergessen, wie entspannend es doch war, zu Hause zu sein. Wenn sie unterwegs waren, mussten sie ständig auf der Hut sein, durften sich keine Pause erlauben, keinen Hinweis, wie sie vielleicht ihre Körper zurückbekommen konnte, unerforscht lassen.
Erst jetzt fiel dem jungen Alchemisten auf, wie erschöpft er eigentlich war. In den letzten Tagen hatte er kaum geschlafen, weil er einer interessanten neuen Idee auf der Spur gewesen war. Nun fielen ihm fast die Augen zu und er musste sich konzentrieren, um nicht vom Stuhl zu fallen.
„Geht es dir gut?“, fragte Alphonse, der natürlich sofort bemerkt hatte, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
„Bin ein bisschen müde, kein Grund zur Sorge“, murmelte Ed. Als Pinako ihn nun auch ansah und den Mund öffnete, um etwas zu sagen, stand er - ein wenig genervt von dem ganzen Mitgefühl - schnell auf und sagte: „Ich leg mich eine Weile hin.“
Sie fragte noch etwas, doch das nahm er gar nicht mehr wahr, da er vor Müdigkeit bereits in einen tranceartigen Zustand verfallen war.

„Großer Bruder, schau nur!“
„Hmm?“, grummelte der nur, als er von Als freudigem Ruf geweckt wurde.
„Guck doch mal raus!“
Widerwillig hob er seinen Kopf - und musste erstmal die Augen zusammenkneifen, so sehr wurde er von der weißen Welt vor dem Fenster geblendet.
Seufzend blickte Al hinaus. „So viel Schnee hatten wir schon lange nicht mehr, nicht wahr?“
„Was weiß ich...“, murmelte Ed und drehte sich zur Wand. Doch auch wenn er desinteressiert tat, musste selbst er zugeben, dass das verschneite Dorf einen wunderschönen Anblick bot. Während sie auf Reisen gewesen waren, hatten sie keine Zeit gehabt, sich solchen schönen Dingen zu widmen, so beschäftigt waren sie gewesen... Vielleicht sollte er einmal nicht den starken Mann spielen und die Tage der Ruhe genießen.
Er war gerade dabei, sich aus seiner dicken Daunendecke zu schälen, als er aus dem Nachbarzimmer ein leises Hämmern hörte. Anscheinend war Winry auch schon wach - oder sie hatte die Nacht durchgearbeitet, wie sie es öfter tat, wenn sie vollkommen in ihre Tätigkeit versunken war.
Ed sprang aus dem Bett, warf sich schnell seine Kleidung über, derer er sich am Vorabend wohl noch irgendwie entledigt hatte, und verließ dann das Zimmer, um sogleich an die Tür zu Winrys Werkstatt zu klopfen.
Ohne auf eine Antwort zu warten, trat er ein, und fand eine völlig auf ihre Arbeit konzentrierte Blondine vor.
„Guten Morgen!“, sagte er laut, um ihre Aufmerksamkeit zu wecken, da sie ihn anscheinend noch nicht bemerkt hatte.
„Guten Morgen, Winry-chan!“, sagte auch Al, der ihm gefolgt war.
Das Mädchen zuckte zusammen und drehte sich zu ihnen um. Als sie den blonden Alchemisten sah, zog sich ein breites Grinsen über ihr ganzes Gesicht. „Da ist ja unsere Schlafmütze“, lachte sie.
„Ja, ja“, murmelte Ed, dem es ein bisschen peinlich war, dass er am Vorabend eingeschlafen war, ohne auf ihre Rückkehr zu warten.
„Wollen wir ein bisschen rausgehen?“, fragte Al.
Die beiden anderen stimmten zu. Nachdem Winry noch ein oder zwei Handgriffe getätigt hatte, zogen sie und Ed sich ihre dicken Jacken an, sagten Pinako bescheid und traten hinaus in die weiße Winterlandschaft.
„Haa, ist das toll!“, rief Winry und drehte sich im Kreis. „Es hat hier lange nicht mehr so geschneit!“
Al nickte. „Das letzte Mal waren wir alle noch klein!“
Seine Stimme klang melancholisch, als er sich an die Zeit erinnerte, als er noch ein ganz normaler Junge gewesen war. Ed, der das ebenfalls bemerkt hatte, warf ihm schnell einen Schneeball an den Kopf.
„Sag nicht klein!“, rief er beleidigt.
„Hey!“, rief Al zurück und formte ebenfalls einen Schneeball, den Ed allerdings abwehren konnte, indem er seine Automail zu einem Schutzschild umformte.
„Hey, das ist unfair!“, rief Winry und schleuderte ihm von hinten ein Geschoss gegen den Rücken.
„Genau!“, stimmte Al ihr zu, während er mit seinen großen Händen einen riesigen Ball formte, den er auf Winry schleuderte.
„Das aber auch!“, beschwerte sie sich, konnte aber ein Kichern nicht unterdrücken, als ein bisschen Schnee ihre Nase herunterrutschte.
„Selber unfair“, grummelte Ed, dem der Schnee kalt den Rücken runterrutschte und warf ihr einen Ball direkt ins Gesicht.

„Puuh!“, stieß Winry aus und ließ sich in den Schnee fallen, die Arme ausgebreitet.
Auch Ed atmete schwer, nachdem sie über eine Stunde im Schnee rumgetobt hatten. Seine Glieder waren schwer, doch sein Geist fühlte sich so leicht wie lange nicht mehr.
Er ließ sich neben Winry fallen und starrte in den wolkenverhangenen Himmel hinauf, aus dem nun gerade wieder Schneeflocken zu fallen begannen.
„Ganz schön kalt, wenn man sich nicht bewegt“, murmelte Winry, blieb aber dennoch liegen.
„Wollen wir reingehen?“, fragte Al.
„Geh doch schonmal vor, ich komme gleich“, sagte sie.
Al sah erst sie und dann Ed an, dann nickte er und ging ins Haus zurück.
Winry drehte ihren Kopf in Richtung ihres Kindheitsfreundes, der sie gedankenverloren musterte.
„Was ist los?“, fragte sie leise.
Er lächelte. „Ich bin froh, hier zu sein. Wir sollten öfter vorbeikommen.“
„Finde ich auch“, flüsterte sie. „Manchmal, wenn ich wochenlang nichts von euch höre, kann ich kaum noch schlafen vor Sorge...“
Besorgt stellte Edward fest, dass ihre Augen schon wieder zu glänzen begannen. Zögerlich griff er nach ihrer Hand. Dankbar schloss sie ihre kalten Finger um seine vom Schnee durchnässten Handschuhe.
Plötzlich hörten sie ein fröhliches Hecheln, das immer lauter wurde. Überrascht drehte Ed seinen Kopf und sah Den, den schwarzen Hund der Familie Rockbell, durch den Schnee auf sich zustürmen. Mit wedelndem Schwanz bremste er ab - wobei er Edwards Gesicht und das von Winry mit einer hochwirbelnden Ladung des kalten, weißen Puders bestreute.
„Hey, Den“, sagte Winry leise und wischte sich schnell mit dem Handrücken über die Augen. Leise fiepend legte der Rüde sich zwischen die beiden und sah sie abwechselnd mit einem auffordernden Blick an.
Beide mussten lachen und hoben sofort eine Hand, um ihn zu streicheln. Winry wollte auch ihre andere Hand, die jetzt unter Dens warmem Körper lag, hervorziehen, doch mit einem leichten Druck seiner Finger gab Ed ihr zu verstehen, dass er sie noch ein wenig länger halten wollte.
Wenigstens jetzt wollte er nicht daran denken, dass er bald schon wieder fortgehen musste und dass es vielleicht das letzte Mal war, dass sie so friedlich und sorglos zusammen sein konnten.
Kapitel 23: 23. Türchen - Ranma 1/2

23. Türchen von animegirl8



Mistletoe Kiss

Leise spielte das wohl bekannteste, aber auch das nervtötenste Weihnachtslied durch den Tendo-Dojo.
Leise summte Akane mit, während sie auf der Leiter stehend, Girlanden weiter oben an der Wand anbrachte. Denn auch dieses Jahr gab es bei den Tendo's eine Weihnachtsfeier.

„ Bleib gefälligst stehen du widerlicher, kleiner Lüstling!“ Die Dojo-Tür sprang auf und ein lachender Happosai hüpfte hinein. Dicht dahinter eine stinkwütende, halbnackte Ranma-chan.
„Niemals!“, rief Happosai und lachte wie ein Wahnsinniger.
Da dies schon die tägliche Prozedur war, kümmerte Akane sich einfach nicht darum, zu dem wollte sie die Dekoration endlich fertig kriegen. In der Zeit wo sich die Streithähne verfolgten, machte sie weiterhin die Girlanden fest. Im Hintergrund spielte weiterhin Weihnachtsmusik, zu der Akane, trotz der Schreie, fröhlich mitsummte.
„Wie oft muss ich dir eigentlich noch sagen, dass du aufhören sollst mich zu begrabschen, du Gnom?!“
„Aber Ranma!“ Happosai schaute die momentane Sie mit weinerlichen Augen an. „Ich will doch bloß, dass du diesen BH anziehst.“ Wie aus dem nichts zog er einen rosa Spitzen-BH hervor.
„Jetzt ist das Maß aber voll!“ Mit einem lauten Kampfschrei griff Ranma-chan, Happosai an. Dieser weichte jedem Angriff aus und binnen weniger Sekunden waren beide in einem heftigem Schlagabtausch verwickelt. Sie waren so mit ihrem Kampf beschäftigt, dass sie nicht einmal mitbekamen, als sie an die Leiter stießen.
Akane hingegen kriegte das sehr wohl mit. Sie schwankte und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Vergebens! Die Leiter fiel um und Akane klammerte sich an die Girlanden.
„RANMA, DU MISTKERL!“, schrie Akane während sie immer noch an den Girlanden hing. Doch zu spät, Ranma und Happosai waren längst aus dem Dojo.
Ping.
Ein Nagel fiel und die Girlanden lösten sich.
Ping.
Ein zweiter Nagel fiel.
Ping.
Der dritte Nagel fiel und mit ihm Akane.
Stöhnend richtete sie sich wieder auf und rieb sich das schmerzende Hinterteil.
Wütend stapfte die jüngste der Tendo's aus dem Dojo, auf der Suche nach ihrem Verlobten.
Dieser hatte sich währenddessen in seine normale Form zurück verwandelt. Und Happosai? Der wurde, nachdem Ranma ihn verprügelt hatte, gefesselt, in einen Sack gesteckt und im Wandschrank eingeschlossen.
„So schon mal ein Problem weniger wären da nur noch... OUCH! Akane, spinnst du?!“, schrie Ranma seine Verlobte an und rieb sich die Beule, die sein Kopf nun hatte.
„Das war dafür, dass du mich einfach im Dojo hast hängen lassen! Und jetzt komm!“, sagte Akane mit gereizter Stimme.
„Was?! Aber wohin denn?“
„Ins Dojo. Da ich deinetwegen mit den Girlanden immer noch nicht fertig bin, wirst du mir jetzt helfen und zwar indem du den Weihnachtsbaum schmückst.“ Ohne irgendwelche Wiederworte abzuwarten, zog Akane Ranma am Zopf Richtung Dojo.
Dort angekommen ließ sie ihn wieder los.
„Weißt du, ich kann auch alleine gehen.“, kommentierte er ihr Verhalten mit einem Unterton aus Trotz.
„Ja, aber wahrscheinlich in die falsche Richtung.“
„Für wen hältst du mich? Ryoga?“
„Jetzt schmück endlich den Baum.“, sagte sie ungeduldig, während sie die Leiter wieder hinstellte und hoch kletterte.
„Ist ja...“ Ranma stockte mitten im Satz, denn als er zu Akane sah, merkte er, dass er ihr aus der Position, in der sie gerade war, sehr gut unter den Rock sehen konnte. Mit einem Rotschimmer wendete er seinen Blick von Akane ab. //Schwarze Spitzenunterwäsche. Ich wusste nicht mal, dass sie so etwas besitzt. Naja woher auch?// Er wendete seinen Blick noch einmal kurz auf Akanes Unterwäsche und besah sich dann die Kiste mit dem Schmuck für den Weihnachtsbaum. //Stehen tut es ihr alle mal.// Sein Kopf nahm noch etwas an Farbe zu. Danach machte er sich daran den Baum zu schmücken. Hin und wieder sah er verstohlen zu Akane hinüber, doch die bemerkte das gar nicht. Aber weitestgehend waren beide mit ihrer Arbeit beschäftigt.
Es verging fast eine Stunde ohne das einer der beiden ein Wort verlor. Schlussendlich brach Ranma das Schweigen: „Akane? Kannst du mir mal helfen?“ Akane war schon fertig und hatte Ranma und sich einen Tee geholt, den sie gerade dabei war zu trinken.
„Klar.“ Sie stellte ihre Tasse auf einem der bereits aufgebauten Tische ab und ging zu Ranma und dem Weihnachtsbaum. „Was kann ich für dich tun?“
Sie hatte sich mit der Zeit wieder beruhigt und war wieder freundlich geworden. „Der Baum ist leider, muss ich zu meiner Schande zugeben, zu hoch für mich um die Spitze anzubringen.“
„Moment ich hol die Leiter.“ Gesagt, getan. „Halt die Leiter mal fest!“, kaum hatte sie das ausgesprochen, kletterte sie die Sprossen hoch. Wie aus Reflex schaute Ranma hoch und wie auch schon vorhin hatte er eine wunderbare Aussicht auf Akanes Unterwäsche. Er lief erneut hochrot an und schaute weg. //Ich muss unbedingt damit aufhören! Ich bin schließlich nicht Happosai!//
„So fertig!“, verkündete Akane und kletterte wieder von der Leiter. Sie stellte sich neben Ranma und besah sich den Weihnachtsbaum. Ihre Augen begannen zu glitzern. „Er sieht so schön aus.“, seufzte sie.
Bunte Lichter spiegelten sich in den roten und goldenen Kugeln wieder. Lametta verzierte ebenfalls den Baum und oben auf der Spitze prangte nun ein goldener Stern.
Ranma sah den Baum und dann Akane an. Er war gerade im Begriff seinen Arm um sie zu legen und sie zu sich zu ziehen als...
„NIHAO, AIREN!“
... die Tür aufsprang und Shampoo plötzlich an Ranmas Hals hing. Akane sah ihn und Shampoo mit einem abfälligen Blick an und ging dann aus dem Dojo. Ranma wollte sie aufhalten, doch Shampoo hinderte ihn daran in dem sie sich noch enger an ihn schmiegte. Er versuchte verzweifelt sich von ihr loszureißen, was ihm schlussendlich auch gelangte.
„Du bist ein wenig früh da, findest du nicht?“, fragte Ranma mit einem leicht gereiztem Unterton, da er wusste, dass Akane nun wieder sauer auf ihn war und Shampoo die Stimmung, die gerade noch zwischen ihr und ihm geherrscht hatte, komplett zerstört hatte.
„Shampoo wollte nur so schnell wie möglich bei Ranma sein“, lächelte sie ihn an und drückte sich noch fester an ihn.
„SAOTOME, DU WIDERLICHER FRAUENSCHÄNDER!“, schrie eine wohl bekannte Stimme. Ranma sprang zur Seite und ein Messer flog haarscharf an seinem Kopf vorbei. „Mousse! Bist du bescheuert?“, schrie Ranma ihn an. Ranmas Worte völlig ignorierend fuhr Mousse fort: „Wie kannst du es wagen, meine Shampoo anzurühren? Das wirst du büßen!“ Ohne weiteres zögern griff er Ranma an. Dieser wich jedoch aus und schlug ihn mit einem gezielten Schlag K.O.
„Shampoo?“
„Ja Airen?“, sie sah ihn mit glitzernden Augen an.
„Würdest du Mousse bitte ins Gästezimmer bringen und dich dort um ihn kümmern.“
„Aber Airen!“
„Bitte tu mir den Gefallen, Shampoo“, sagte er und lächelte sie dabei an in dem Wissen, dass sie diesem nicht widerstehen konnte. Sie wurde etwas rot und nickte nur.
„Und nochmal zwei weniger“, sprach er leise zu sich selbst, als er aus dem Dojo ging, um Akane zu suchen. Was sich jedoch als ziemlich einfach heraus stellte, da er gerade eine kleine Explosion aus der Küche vernahm. Zweifelsohne ein weiterer gescheiterter Versuch Akanes zu kochen.
Mit schnellen Schritten näherte Ranma sich der Küche und trat in diese ein. Doch es ähnelte mehr einem Schlachtfeld als einer Küche. Überall lagen Töpfe, Schüsseln, Zutaten sowie Teile der explodierten Mikrowelle und mittendrin stand eine völlig verzweifelte Akane, die über und über mit Sachen bekleckert war, von denen Ranma besser nicht wissen wollte, was es war.
„Akane? Alles in Ordnung?“, fragte er vorsichtig. Sie sah ihn mit traurigen Augen an und schüttelte den Kopf. „Was ist denn los?“ Er kam ein Stück näher.
„Da fragst du noch? Ich hab die halbe Küche in die Luft gejagt! Ich glaube, du hattest doch Recht. Ich bin wirklich zu nichts nutze.“ Die Tränen unterdrückend schaute sie auf dem Boden.
Plötzlich spürte sie wie sich zwei Arme um sie legten.
Ranma umarmte sie. Leicht geschockt riss sie die Augen etwas auf.
„Sag so was nicht, Akane! Du weißt ganz genau, dass das nicht stimmt.“ Er drückte sie noch etwas enger an sich. Zögerlich erwiderte sie die Umarmung. Eine ganze Weile standen die beiden einfach nur so da und sagten nichts.
Auch diesmal war es Ranma, der das Schweigen brach: „Komm mit. Wir waschen dir jetzt erstmal das Zeug aus dem Gesicht und besser auch aus den Haaren.“ Er hatte sie ein wenig von sich weggedrückt, um ihr in die Augen sehen zu können. Akane nickte nur und lächelte, was Ranma wieder eine leichte Röte ins Gesicht zauberte. //Sie hat wirklich das schönste Lächeln, was ich je gesehen habe.// Sie gingen ins Badezimmer, wo Akane sich das unidentifizierbare Zeug aus dem Gesicht wusch. Danach wusch Ranma ihr die Haare, um auch sicher zu gehen dass auch alles raus war.
Als sie damit fertig waren wollte Akane sich noch kurz in ihrem Zimmer umziehen und Ranma wollte ihr dann helfen, die Küche wieder betretbar zu machen.
Sie blieben noch kurz im Flur stehen und Akane bemerkte etwas, was Ranma anscheinend noch nicht gesehen hatte. Ein Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
„Ich werd...“ Doch weiter kam Ranma nicht, denn Akane hatte ihn schon zu sich herunter gezogen und ihre Lippen zart auf seine gelegt. Geschockt riss er die Augen auf und versuchte zu realisieren, was da gerade geschah. Doch schlussendlich kam er zu der Erkenntnis, dass es ihn nicht interessierte und schloss die Augen. Er legte seine Arme um ihre Hüfte und zog sie noch etwas näher zu sich. Beide waren in den Kuss versunken, bis Akane sich von Ranma löste.
„War...“, auch diesmal kam er nicht weiter, da Akane ihm den Zeigefinger auf die Lippen legte und nach oben zeigte.
//Ein Mistelzweig!//
Sie beugte sich kurz zu seinem Ohr vor und hauchte ein „Danke.“ Danach ging sie leise kichernd die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf.
Zurück blieb ein hochroter Ranma, der aber ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen trug.
„Versteh einer die Frauen.“
Kapitel 24: 24. Türchen - Detektiv Conan

24. Türchen von Varlet

Geschirr und Besteck flog an die Wand. Es klirrt. Immer und immer wieder. Die Geräusche wurden nicht weniger.
Kogoro duckte sich. „Hast du sie nicht mehr alle?“, kreischte er, als auch eine Flasche mit Sake die Wand erreichte. „Der teure Sake“, meckerte Mori.
„Es geht dir immer wieder nur um den Alkohol“, keifte Eri herum.
„Wenigstens verlässt er mich nicht so wie du“, gab Kogoro zurück. Er hätte es lieber nicht sagen sollen. Im nächsten Moment warf Eri einen Topf nach ihm, den Suppentopf um genau zu sein. Der Inhalt war auch noch da und ein großer Fleck zierte nun die Wand, an die dieser einschlug.
„Spinnst du?“, wollte der Detektiv murrend wissen.
Eri aber reagierte nicht mehr. Sie nahm ihre Sachen und ging zur Tür. Dabei blickte sie noch auf Ran und Shinichi, die sich ein wenig distanziert hatten, um nicht selber in die Schussbahn zu geraten.
„Ran, vielen Dank für die Einladung“, bedankte sich die Frau. Sie sah zu Shinichi. „Auf wiedersehen, Kudo“, damit winkte sie kurz und verschwand.
„Mama, warte doch“, rief Ran ihr nach. Aufhalten konnte man Eri aber nicht mehr. Wütend, sehr wütend, blickte Ran auf ihren Vater. Sie wollte fast auf diesen los gehen, hätte Shinichi sie nicht festgehalten.
„Shinichi lass los“, rief Ran.
„Das ist nicht der richtige Zeitpunkt“, meinte Kudo. Er seufzte. Warum war es auch immer so schwer gewesen, Ran zu bändigen? Sie hatte ihren eigenen Kopf, ihren eigenen Willen und hatte sie sich was in den Kopf gesetzt, konnte man sie nicht mehr aufhalten.
„Los lassen“, doch langsam verließ sie die Kraft. Unter Tränen sank sie in Shinichis Armen zusammen. „Warum streiten sie sich immer nur?“, wimmerte sie leise.

Mori, der noch da stand, blickte auf die, nun nicht mehr so kahle Wand. Er seufzte. Anstatt irgendwas zu machen, seiner Tochter zu helfen, nahm er sich aus dem Kühlschrank ein Bier und ging nach unten in die Detektei.
Sofort setzte sich Kogoro in seinen Stuhl. Er wippte ein wenig auf und ab, sah die Bierflasche an und ließ diese auf seinem Schreibtisch entlang rollen. Mit einem verzogenen Gesicht drehte sich der Stuhl um, wobei Mori nun freie Sicht nach draußen hatte. Die großen Fenster waren manchmal genau richtig dafür gewesen. Wieder und wieder ging ihm durch den Kopf, was seine Frau, Ex-Frau, sagte. Manchmal hatte sie Recht, aber stolz wie er war, gab er dies nicht zu.
Natürlich liebte er sie, er liebte sie auch, wenn er sich an fremde Frauen ran machte, die noch die Jugend ausstrahlten. Und auch wenn er so tat, als sei Eri ihm egal, sie war doch seine große Liebe, die Frau, die er wieder haben wollte. Wäre er bloß nicht so stur. Seufzend hörte er das Klirren der Bierflasche, die so eben zu Boden fiel. Was würde Eri nun sagen?
Sicherlich würde sie schimpfen. Das konnte er sich schon so gut vorstellen. Und obwohl bald Weihnachten war, würde sie ihm gehörig die Meinung sagen. Irgendwie vermisste er das. Wahrscheinlich war es auch der Grund, warum Mori immer die Streitigkeiten provozierte. Aber konnte das eine gute Basis für eine Beziehung sein? Innerlich schüttelte er den Kopf. Sein Blick blieb weiter an draußen haften.
Schneeflocken erreichten den Boden. Sie kamen von oben und blieben dort liegen. Kogoro schmunzelte ein wenig. Wie sehr ihn das doch auch an Eri erinnerte. Immer wenn es schneite, freute sich seine Frau wie ein kleines Kind. Der erste Schnee war was besonderes, hatte sie immer erzählt.
„Sie würde sich freuen“, murmelte der Detektiv leise. Er war sich sicher, dass sich Eri in diesem Moment darüber freute, wenn der Schnee auf ihren Kopf nieder fiel. Natürlich würde sie sich freuen. Da war er sich nun ganz sicher.
„Ach Eri“, seufzte er.

Mit einem unguten Gefühl machte sich Eri auf den Weg nach Hause. Warum musste ihr Mann immer nur so sein? Kaum sahen sie sich fing der erste Streit an und dann folgte noch einer und kurz darauf der nächste. Immer wieder ließ sie sich so leicht von ihm provozieren. Meistens fing es mit dem Essen an, und dann schaukelte sich alles hoch. Aber warum? Warum immer das Essen? War sie es nicht schon gewohnt gewesen, dass er sich darüber beschwerte? Aber jedes Mal tat es wieder so weh...genau so weh, wie an dem Abend, wo sie sich entschied zu gehen...ihn zu verlassen. Ein Fehler, den sie immer noch bereute, auch wenn sie eine erfolgreiche Anwältin war und ihr Mann auch hin und wieder berufliche Erfolge verbuchen konnte. War es das Wert gewesen? Eri seufzte auf, sie sah nach oben. Der Himmel war leicht bewölkt. Normal für den Dezember, sagte sie sich. Eri streckte ihre Hand aus. Langsam sah sie, wie die ersten Schneeflocken nieder prasselten. Ein sofortiges Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, die Anspannung und Wut waren verflogen. „Schnee“, wisperte sie leise hauchend, wobei sich ihr Atem in Dampf verwandelte, der nach oben stieg. Die Kälte war in ihr Gesicht geschrieben, doch ihr Herz war erwärmt.

„Wieso sagst du ihr nicht, was sie dir bedeutet?“, wollte Shinichi wissen. Er stand an der Tür der Detektei und sah zu Mori.
„Wie lange bist du schon da?“, wollte der Angesprochene wissen.
„Lange genug, um zu merken, was du für sie fühlst“, entgegnete der Jüngere. „Sag es ihr doch.“
„Ich bin der große Meisterdetektiv...wenn dann muss sie es mir sagen.“
Shinichi seufzte. „Dir ist wirklich nicht mehr zu helfen“, murmelte er.
„Wie war das?“, Mori knurrte.
„Das hatte auch Ran gesagt...du würdest nie den ersten Schritt auf Eri zu machen“, fügte Kudo an.
„Ran?“, Kogoro seufzte. Nicht einmal seine Tochter glaubte daran, dass es sich wieder einrenken würde. Keiner glaubte mehr daran. Aber wie auch? Es waren viel zu viele Jahre vergangen. Immer wieder waren sie aneinander geraten, doch es hatte nie in Liebe geendet.
„Hast du mir noch was zu sagen?“, wollte Shinichi wissen.
„Nein“, antwortete Mori hastig. Hilfe wollte er auch nicht haben und schon gar nicht von einem kleinen Detektiven.
„Du musst das wissen“, meinte Kudo. Er drehte sich wieder um und ging. Doch ehe er ganz verschwunden war, blieb er stehen. „Vergiss nicht, in einer Woche ist das Weihnachtsessen“, sprach er.
„Weihnachtsessen“, wiederholte Mori. Er machte keine Anstalten Shinichi nachzugehen oder weitere Fragen zu stellen. Er dachte nun an das jährliche Weihnachtsessen, welches sie im engsten Kreis der Familie veranstalteten.

24. Dezember. Weihnachten.
Aus wenigen Schneeflocken wurden mehr. Immer mehr. Bald bedeckte der ganze Schnee das Gebiet in und um Tokyo. Alles war weiß. Weiß und kalt. So war Weihnachten, so stellte man es sich vor. Der warme Duft von Marzipan, von warmen Tee, der Geruch von Süßem stieg einem sofort in die Nase. Weihnachten war immer was Besonderes.

„Meinst du, Mama kommt auch?“, Ran stand in der Küche. Dort schnitt sie alles mögliche zusammen, damit sie bald mit dem Essen beginnen konnten. Außerdem war es eine Ablenkung um nicht ins Zimmer zu müssen, wo ihr Vater saß und sie immer wieder fragte, ob sie auch alles richtig machte.
„Ich weiß nicht...Wir haben sie eingeladen“, antwortete Shinichi. „Sie wird sich selber entscheiden, aber ich glaube nicht, dass sie Weihnachten ohne ihre Familie verbringen wird“, fügte er an. Und kaum hatte er dies gesagt, klingelte es auch schon an der Tür. Freudig lief Ran zu dieser. Als sie sie öffnete und ihre Mutter da stand, nahm sie sie in den Arm. „Ich bin so froh, dass du da bis“, meinte das Mädchen. Die ganze Woche über stand es in den Sternen geschrieben, ob sie kommen würde oder nicht.
„Das Weihnachtsessen lass ich mir doch nicht entgehen“, lächelte Eri.
„Dann komm mit. Paps wartet auch schon“, nickte Ran. Sie zog ihre Mutter am Arm in die Wohnung und brachte sie in das Wohnzimmer.
Eri wusste schon, was nun kommen würde. Mori würde sicherlich irgendwas sagen, was sie wieder wütend machte, doch heute nahm sie sich vor, es nicht so sehr an sich heranzulassen.
„Schön das du da bist“, meinte Kogoro. Mehr hatte er nicht dazu gesagt. Für alle Anwesenden eine Überraschung. Bisher hatte sich der Detektiv nie so...normal verhalten.
„Mich freut es auch“, nickte Eri, die immer noch versuchte die richtigen Worte zu finden, sowie den Grund, warum ihr Mann so war.
„Da wir alle hier zusammen sind, können wir ja Essen“, schlug Ran nach wenigen Sekunden vor.
„Das ist eine gute Idee“, stimmte Shinichi zu. Er setzte sich an den Tisch und blickte alle Anwesenden an. Das Familienessen der Moris, es war immer ganz nett gewesen, wenn er mal dabei sein konnte.

„Das war lecker“, gab Mori zu. Nach dem Essen lehnte er sich nach hinten und sah auf seinen Bauch. Er hatte eine kleine Wölbung, aber es war nichts, was er unbedingt verstecken musste.
„Ran, es war wirklich vorzüglich“, nickte Eri. Du kannst wirklich sehr gut kochen, ich bin stolz auf dich.“
„Sag das doch nicht“, sofort wurde Ran rot im Gesicht. So viel Komplimente, die ihr zu viel waren.
„Deine Mutter hat Recht“, warf Kogoro ein.
„Du gibst mir Recht?“, es erstaunte die ältere Frau.
„Aber natürlich“, nickte er. „Ich kann auch sagen, dass es nicht stimmt“, fügte er gleich an.
„Ach lass nur so, das passt schon“, lächelte Eri. Sie war erstaunt. Erstaunt traf es nur halbwegs. Auch war sie gerührt, verwirrt und glücklich. Heute würde doch noch ein Tag ohne Streitigkeiten sein.
„Musst du nachher noch in die Kanzlei?“, wollte Ran wissen.
„Leider ja...aber ich will nicht arbeiten, ich muss nur nach dem Rechten sehen und die Akten holen, die ich vergessen hab“, fügte sie an.
„Ich dachte, du würdest heute ein wenig länger bleiben“, meinte Ran leise.
„Tut mir Leid, das geht leider nicht. Aber ich komm morgen wieder hier her. Dann Essen wir schön zusammen und sehen uns einen Film an“, schlug sie vor.
„Morgen geht das leider nicht“, entgegnete Shinichi. „Da müssen Ran und ich zum Essen meiner Eltern.“
„Dann machen wir das übermorgen“, sagte Eri.
„Ist gut“, nickte die junge Schülerin. Jedes Jahr hatte sie versucht ihre Mutter zu überreden, länger hier zu sein und jedes Jahr waren ihre Bemühungen umsonst gewesen.

„Tut mir Leid...ich muss dann langsam“, fing Eri eine Stunde später an.
„Ich fahr dich“, Kogoro erhob sich.
„Du hast doch gar kein Auto“, warf die Frau ein.
„Ich hab eins über die Festtage gemietet“, entgegnete er.
„Du hast was?“, das konnte sie gar nicht glauben.
„Zieh dich an und rede nicht so viel drum herum“, meinte der Detektiv. Es behagten ihm nicht, dass er seiner Frau wirklich was Gutes tun wollte.
„Wir sehen uns bald, Ran“, meinte Eri. Sie umarmte ihre Tochter und lächelte...

Zusammen mit Kogoro machte sie sich auf den Weg nach draußen. Sie stieg in den Wagen und auf der ganzen Fahrt sprachen die zwei kein einziges Wort miteinander, bis Mori an der Ausfahrt zum Büro falsch abbog.
„Kogoro, wir hätten da abbiegen müssen“, grummelte sie.
„Ich weiß.“
„Und warum tust du es dann nicht?“, wieder war sie ein wenig verwirrt. Sein Verhalten war alles andere als typisch gewesen. Man erkannte ihn nicht mehr wieder.
„Das wirst du noch sehen“, antwortete der Meisterdetektiv. „Lass das nur den großen Mori machen“, lachte er dann. Sofort fiel er in das alte Muster zurück, fasste sich dann aber auch schnell.
„Nun sag schon“, sagte Eri wieder.
Mori seufzte. „Warum machst du das immer?“, wollte er wissen.
„Was mache ich?“, fragte sie.
„Du machst mich manchmal absichtlich wütend.“
„Absichtlich nun bestimmt nicht“, warf Eri ein.
„Und was ist das nun? Ich sagte dir, dass du sehen wirst, wo wir hin fahren und du fragst weiter nach“, fügte er an.
„Weil ich ins Büro muss“, fing Eri an zu sprechen.
„Lass mich nur machen“, sagte Mori. Er trat ein wenig auf das Gas und pendelte sich in die nächste Spur ein. Schon bald waren sie auf einer kleinen Anhöhe, wo er den Wagen parkte. „Aussteigen, wir sind da.“

Eri tat, was er von ihr verlangte. Als sie die Umgebung sah, setzte sich ein Strahlen auf ihre Lippen. „Aber das ist doch“, murmelte sie leise.
„Ja genau“, nickte der Mann. „Dein Weihnachtsgeschenk.“
„Och Kogi“, sie fiel ihm in die Arme und lächelte. Sie standen genau an dem Ort, an dem sie sich das erste Mal vor vielen vielen Jahren ihre Liebe einst gestanden hatten, sowie jener Ort, wo Kogoro um ihre Hand anhielt. Es war, wie schon heute, ein langer, kalter Wintertag des 24. Dezembers.


~*~*~*~*~*~*~*~*~*~

Das Autorentraining wünscht euch allen fröhliche Weihnachten!


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