Die Kirchturmuhr schlug nun zum elften Mal. Ich ging die düstere, kleine Straße entlang. Tausende Fragen wirbelten durch meinen Kopf:
Warum hatten sie das getan?
Warum bin ich weggelaufen?
Meine Zehen schmerzten vor Kälte, doch sie trugen mich immer weiter. Wo bringen sie mich hin?
Weiter, immer weiter. Um die nächste Ecke, wo ein Café stand, oder war es doch eine Bar?
Ich blieb stehen...
Was tat ich hier? Ich musste weiter. Doch ich konnte nicht. Aber warum nur? Während ich die Bar betrachtete merkte ich wie ich ruhiger wurde, wie das gehetzte von mir abfiel. Ich glaubte nicht, dass die Menschen mich sahen, aber ich sah sie. Ein weißhaariger Mann bewirtete die 3 Personen.
Es waren zwei Männer und eine Frau.
Die einen schienen ein Pärchen zu sein. Der andere Mann las gerade eine Zeitung, ob mein Gesicht wohl in dieser Zeitung war? Schließlich wurde ich jetzt schon seid 5 Tagen erfolglos gesucht. Ich, eine 17-jährige die angeblich ihre gesamte Familie auf dem Gewissen hat.
Doch ich habe das nicht getan!!!
Mein Atem wurde zu weißem, kalten Rauch vor meinem Gesicht. Ich fing an zu zittern.
Mir war so kalt. Ich wollte nach Hause. Doch für mich gab es dieses Zuhause nicht mehr. Denn Zuhause würde mir keiner glauben.
Ich sah auf die Menschen, sah sie Lachen. So unbeschwert. Mir fielen die Gesichter meiner Familie ein. Früher haben auch sie ganz oft gelacht. Das kleine, runde Gesicht meines Bruders. Und die meiner Eltern. Tränen füllten meine Augen. Wie der erschienen die Bilder, doch es waren die Bilder vor denen ich mich fürchtete. Der Tod lag in den Augen, die mich vorher so glücklich angesehen hatten. Jetzt flossen die Tränen mein Gesicht herunter und ich kämpfte nicht gegen sie an.
Plötzlich blickte die Frau in dem rosa Kleid auf und sah mir direkt in die Augen.
Sie sagte etwas dem Mann neben ihr und auch er sah irritiert zu mir. Plötzlich sprang er wild gestikulierend auf und deutete auf mich. Panik erfüllte meinen ganzen Körper und gab mir neue Kraft.
Ich rannte los.
Ohne nachzudenken, ohne meine Füße zu spüren jagte ich fort, so schnell ich konnte. Ich hörte noch die leiser werdenden Menschen hinter mir:
„Katrin, Katrin!“
Woher kannten die meinen Namen? Aus der Zeitung? Hatten sie mich etwa erkannt?
Es war mir egal. Ich rannte fort aus dieser Stadt und erst weit außerhalb hielt ich an. Ich taumelte. Schmerz und Erschöpfung brachen über mir zusammen. Schließlich merkte ich nur noch wie alles um mich schwarz wurde.
Ich brach zusammen.
Ob ich gefunden werde, weiß ich nicht.
Ob ich sterbe, weiß ich nicht.
Ob ich überlebe, weiß ich nicht.
Nur eins weiß ich,...
...das es vorbei war.
Ich
.
.
.
gab
.
.
.
auf.