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Splitter

von

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Splitter
 

Er kroch über den Boden.

Blut lief über seine Finger, vermischte sich mit den Splittern auf dem Boden.

Seine Fingerspitzen waren so zerschunden, das es ihm immer schwerer fiel, die kleinen Teile aufzuheben.

Verzweifelt versuchte er auch die kleinsten aufzufischen.

Seine Knie schmerzten vom herumkriechen auf dem kalten Steinboden.

Ihm war kalt, aber er merkte es gar nicht.

Genauso wie er den Schmerz nicht bemerkte.

All sein Denken war ausschließlich auf die kleinen Splitter gerichtet.

Er musste sie unbedingt alle finden.

Jedes noch so kleine Teil.

Wenn er sie nur alle finden könnte.

Wenn er sie alle finden würde, dann könnte er für seine Schuld sühnen.
 

Das Dunkel der Nacht verwandelte sich in das Grau des herannahendes Tages und schließlich flutete Sonnenlicht das kleine Turmzimmer.
 

Er kniete auf den Steinfliesen,

in seinen gewölbten Händen lagen tausende winziger Splitter,

rot und silbern glänzend.

Vorsichtig legte er sie auf ein Tuch,

sorgfältig, behutsam.

Sobald sie in Sicherheit waren, ließ er sich fallen.

Die Kälte, die Müdigkeit, die Verzweifelung und die Anstrengung forderten ihren Tribut und Draco wurde ohnmächtig.
 

************************************
 

Etwa zwölf Stunden später fand Severus Snape seinen Patensohn.

Verschlossen, wie das Haus Slytherin nun mal war, hatten nur der Hauslehrer und einige Schüler nach dem Eisprinzen gesucht, als dieser nicht zum Unterricht erschienen war,

der Schulleiter und die anderen Schüler hatten nichts erfahren.
 

Severus eilte auf seinen Patensohn zu, erschrocken tastete er nach dem Puls des jungen Mannes.

Überall war Blut.

Auf dem Boden, auf Dracos Kleidung.

Der Zaubertränkelehrer war erleichtert als er den leisen und unstetigen Puls seines Patensohnes fühlen konnte.

Dracos Atem ging röchelnd und er war ganz heiss, Schweiß stand auf seiner Stirn.

Verwundert hob Severus Dracos Hände an, sie waren vollkommen zerschunden.

Was hatte Draco hier getan?

Wie kam all das Blut hier auf den Boden?

Sein Blick fiel auf ein Tuch mit einem kleinen Haufen Splitter.

Hatte Draco diese am Boden zusammengesucht?

Warum hatte er keinen Zauber gewirkt?
 

Nachdenklich ließ Severus eine Bahre erscheinen und Draco darauf schweben.

Die Bahre folgte ihm als er in die Krankenstation eilte.

Mrs. Pomfrey kam ihnen entgegen, wies den Professor und seinen Patienten in ein Einzelzimmer.

Während die Krankenschwester davonlief, um einige Tränke zu holen,

begann Severus vorsichtig Dracos Hände zu waschen.
 

Draco erwachte, jedenfalls so weit er es schaffte.

Er versuchte die verschwollenen Augen zu öffnen, warf sich hin und her, versuchte Worte zu bilden.

Severus streichelte über seinen Kopf, versuchte ihn leise murmelnd zu beruhigen.

Draco riss mit Gewalt die Augen auf, versuchte sie auf Severus zu fokussieren.

"Wo sind sie? Ich habe so lange gesucht, hab sie alle gefunden, sie sind alle da! Wo sind sie, wo..."

Seine Stimme war heiser und kaum zu verstehen, aber so viel Verzweiflung lag darin, das Snape ihn zu unterbrechen und zu beruhigen versuchte.

Aber Draco wurde nicht ruhiger, ganz im Gegenteil, er machte Anstalten, aus dem Bett springen zu wollen.

Snape musste ihn schließlich fixieren, damit er sich nicht selbst gefährdete.

Endlich kam Madame Pomfrey zurück, flösste dem Slytherin verschiedene Tränke ein und dieser fiel in tiefen Schlaf.
 

Der Zaubertränkelehrer trat hinaus auf den Gang und traf auch gleich einige Erstklässler aus seinem Haus.

Er forderte einen der Jungen auf, sofort in das kleine Turmzimmer zu laufen und vorsichtig die Splitter zu ihm zu bringen.

Er ermahnte ihn, ihm auch wirklich alle zu bringen.
 

Snape setzte sich wieder an das Krankenbett des Sohnes seines besten Freundes.

Trotz der Tränke hatte der junge Mann die Stirn in tiefe Furchen gelegt, er bewegte sich unruhig, immer wieder tasteten seine Hände über die Zudecke, schienen nach etwas zu suchen.
 

Endlich klopfte es und der kleine Erstklässler trug vorsichtig das gefaltete Tuch mit den Splittern herein, es sorgfältig in beiden Händen balancierend.

Snape verschloss die Splitter in einen zuvor transformierten Behälter, damit sie nicht verloren gingen.

Dann brachte er die kleine Dose zu seinem Patensohn.

Flüsternd erklärte er, das die Splitter hier wären, in Sicherheit, hier in dieser Dose.

Die Hand des Jungen schoss hervor, griff gierig danach, krampfte seine Finger darum.

Seine Miene entspannte sich, er glitt in tiefen Schlaf.
 

********************************************
 

Zwei Tage später, am frühen Abend, warf Severus Snape Flohpulver in den Kamin in der Krankenstation und rief: Malfoy Manor.

Der Kopf seines besten Freundes tauchte aus den Flammen auf.

In knappen Worten schilderte Severus was geschehen war und nur Sekunden später stand Lucius am Bett seines Sohnes.

Draco war leichenblass und sein Gesicht wirkte eingefallen,

Schweißtropfen standen auf seiner Stirn.

Er hatte irgendetwas so fest in der Hand das seine Knöchel weiß hervortraten.

Lucius griff nach der Hand seines Jungen, wurde aber von Severus aufgehalten.

"Versuch nicht, es ihm wegzunehmen. Poppy hat das einmal versucht und es hatte schlimme Auswirkungen."

Der Aristokrat zog fragend die Augenbrauchen hoch.

"Was ist denn das?"
 

"Es sind Splitter. Kleine rote und silberne Splitter und Reste einer Kette, in winzigkleine Einzelteile aufgelöst. Zusammengesetzt würde es wohl eine Kette mit Anhänger ergeben. Draco hat die Splitter anscheinend auf Knien wieder zusammengesucht, seine Finger waren vollkommen zerschnitten. Es muss Stunden gedauert haben und er hat sich schließlich eine schwere Lungenentzündung eingehandelt."

Severus fuhr seinem Patensohn mit einem kühlen Lappen über die Stirn.

"Eigentlich müsste mittlerweile eine Besserung eingetreten sein, aber anscheinend liegt das Problem nicht in seiner körperlichen sondern in seiner mentalen Gesundheit."
 

Lucius nahm seinem langjährigen Freund den Lappen aus der Hand und fuhr selbst fort, seinem Sohn sanft den Schweiß von der Stirn zu wischen.

Draco murmelte etwas.

"Was sagt er?"

Lucius hatte sich nah zu dem Kranken hinuntergebeugt,

konnte ihn aber nicht verstehen.
 

"Er sagt immer wieder das gleiche, wieder und wieder: Es tut mir leid."
 

Lucius runzelte die Stirn.

Er hatte seinen Sohn genauso hart und gnadenlos erzogen, wie er selbst auch erzogen worden war.

Ein Malfoy verbeugt sich vor niemandem, ein Malfoy entschuldigt sich nicht.

Zwei von unzähligen Regeln die ihr Leben bestimmt hatten, bevor Tom Riddle wieder in Lucius Leben getreten war.

Danach hatte er vieles überdenken müssen und war schließlich, genau wie sein bester Freund, Spion für Dumbledore geworden.

Um ihre Familie zu schützen, hatten Lucius und Narzissa genauso weiter gelebt wie sie es immer getan hatten, das hatte auch die strenge Erziehung Dracos eingeschlossen.

Dieser hatte niemals erfahren, das sein Vater ein Spion gegen Voldemort war.

Seine Eltern hatten einfach nicht gewusst, ob und wie sie es ihm hätten erklären können.
 

Sie waren zutiefst erschrocken, wie sehr Draco begann,

dem Bild seines Vaters zu ähneln, das dieser nur für Voldemort und die Öffentlichkeit geschaffen hatte.

Kalt, arrogant und gnadenlos, was hatten sie ihrem Sohn angetan?

Ihre Spionagetätigkeit hatte vermutlich tausende Leben gerettet,

aber was hatte sie aus Draco werden lassen?

In einem weitläufigen Raum im Südflügel Malfoy Manors

standen zwei Heiler in einer Ecke und diskutierten leise mit Severus Snape.

Lucius und Narzissa saßen, beziehungsweise standen neben dem Krankenbett ihres Sohnes und betrachteten ihn besorgt.

Noch immer keine Besserung.
 

Nur einige wenige Male war Draco innerhalb des vergangenen Monats aufgewacht,

hatte unbeweglich an die Decke gestarrt und war dann wieder in unruhigen Schlaf gefallen.

Aber dieser Schlaf brachte keine Linderung,

denn noch immer tat Draco unaufhörlich Buße, entschuldigte sich wieder und wieder.

Auch der kleine Behälter mit den Splittern befand sich noch immer jede Minute in seiner Hand, niemals ließ er ihn los.
 

Schließlich traten Severus und die Heiler auf das Bett zu.

Severus, als langjähriger Freund der Familie, ergriff das Wort.

„Wir sind uns einig, dass Dracos Krankheit zu großen Teilen von seinen Schuldgefühlen herrührt. Es gibt nichts, was wir tun könnten, jedenfalls nicht mit medizinischen Mitteln.

Die einzige Möglichkeit, da er nicht spricht, ist die, in seine Erinnerungen zu sehen und herausfinden, was geschehen ist.“

Lucius und Narzissa sahen sich kurz an, nickten dann.

Die Heiler verabschiedeten sich. Alles Weitere war eine Familienangelegenheit.
 

Stumm bedeutete Lucius Severus das er es tun solle,

er war der beste Geistmagier unter ihnen.

Vorsichtig begab sich Severus in die Gedanken und Erinnerungen Dracos und schon bald füllte ein silberner Strahl das bereitgestellte Denkarium.

Die drei alten Freunde sahen einander an und tauchten dann ein,

in die Erinnerung Draco Malfoys.
 

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Ein kleines, staubiges Zimmer.

Draco lehnte am Fenster und rauchte eine Zigarette.

Er wirkte, als wäre er mit seinen Gedanken ganz weit weg.
 

Als die Tür knarrte, drehte er sich nicht um.

Die Tür wurde geschlossen, leise Schritte erklangen.

Jemand legte seine Hände auf Dracos Hüften, hauchte ihm einen sanften Kuss in den Nacken.

Er drehte sich ruckartig herum, verzog seine Lippen zu einem bösartigen Lächeln.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du nach der Sache mit der kleinen Gryffindor noch kommst. Du bist wirklich jämmerlich!“

Der Andere senkte den Kopf, aber seine Stimme war fest als er antwortete.

„Es war schließlich nicht das erste Mal. Irgendwann gewöhnt man sich an alles.“

Draco schüttelte den Kopf und schob den Dunkelhaarigen grob von sich.

„Pervers! Hast du es genossen uns zuzusehen?“
 

„Ihr wart direkt auf meinem Bett, Draco. Es war also nicht gerade so als hätte ich gespannt.“
 

Draco kicherte gehässig.

„Stimmt. Tja, sie war von der Idee ganz angetan. Du hattest mal was mit ihr, nicht? Ist sie nicht die kleine Schwester vom Wiesel?“
 

Harry klang müde.

„Als ob du das nicht wüsstest.“
 

Draco lachte. Er ging zu dem Anderen, küsste ihn grob, genoss es, wie der andere Mann sofort nachgab und den Kuss leidenschaftlich erwiderte.
 

„Du bist so abartig! Was muss ich denn noch alles tun, damit du mich endlich in Ruhe lässt?“ fauchte Draco, plötzlich wütend, und stieß den Gryffindor von sich.

Der dunkelhaarige junge Mann wischte sich über das Gesicht, als würde er ihren Kuss fortwischen und holte dann etwas aus seiner Tasche.

„Ich habe etwas für dich, Draco. Nach Voldemorts Tod habe ich es bei ihm gefunden, er hatte es wohl als Erinnerung behalten. Ich wusste erst nicht was es bedeutet, aber Ron hat es mir dann erklärt.“

Er öffnete die Hand und eine silberne Kette entrollte sich, ein roter Anhänger war zu sehen.

Auf rotem Grund ein silbernes P, kunstvoll und wunderschön verziert.
 

Draco starrte unbeweglich darauf.

„Das Potterwappen.“ Sagte er dann. „Voldemort hatte es genommen?“

Harry nickte.

„Du willst es mir geben?“ fragte Draco weiter.

Wieder nickte Harry, hielt dem Anderen die Kette hin.

„Das Wiesel hat dir erklärt was das bedeutet?“
 

Harrys erneutes stummes Nicken ließ heiße Wut durch den Slytherin rinnen, seine Sicht verschwamm. Er riss die Kette an sich, fauchte einige Worte und Kette und Anhänger zersprangen in unzählige Splitter.
 

Der Gryffindor betrachtete stumm und unbeweglich den Splitterregen.
 

Als das Prasseln verstummte, wollte Draco erneut etwas sagen, wollte Harry anschreien, ihn fertig machen, ihn auslachen, aber kein Wort verließ seine Lippen.
 

Der Gryffindor stand unbeweglich da, den Kopf gesenkt.

Er hatte eine Hand vorgestreckt,

als habe er den Fall der Splitter aufhalten wollen.

Er sah nicht auf.
 

Sieh mich an, sieh mich an. Es hämmerte in Dracos Gedanken. Schrei mich an, wehr dich.

Harry war stark. Er senkte niemals den Kopf.
 

Der Gryffindor ballte die vorgestreckte Hand, zog sie zurück.

Ohne den Kopf zu heben drehte er sich um.

Er verließ mit langsamen Schritten den Raum.

Leise schloss sich die Tür hinter ihm.
 

Draco blieb lange an der gleichen Stelle stehen.

Sein Gesicht und sein Körper ohne Regung.
 

Irgendwann begab er sich auf die Knie und begann die Splitter aufzusammeln.

Das Ehepaar Malfoy und Severus Snape hatten die Erinnerungen Dracos verlassen und saßen nun nachdenklich zusammen.

Sie alle mussten das Erlebte erst einmal verdauen.

Harry Potter und Draco Malfoy.

Eine merkwürdige und selbstzerstörerische Beziehung, soweit sie hatten sehen können.
 

Aber Harry Potter hatte Draco sein Familienwappen geben wollen

und Dieser hatte es zerstört.
 

Eine klare, wenn auch sehr ausgefallene, Antwort auf eine uralte Frage.

Aber warum reagierte Draco nun auf diese Art und Weise?

Warum entschuldigte er sich wieder und wieder?
 

Narzissa schlug die Hände vor das Gesicht.

Sie begann leise zu weinen.

Lucius legte einen Arm um seine Frau und küsste sie zärtlich auf die Stirn.

„Es ist unsere Schuld!“ flüsterte sie, verzweifelt zu ihrem Mann aufblickend.

„Wir haben ihn zu dem gemacht was er jetzt ist.“

Lucius schloss sie noch fester in seine Arme.

Er wusste dass sie Recht hatte.
 

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In der Schule für Zauberei gab es Abendessen.

An den vier Haustischen wurde angeregt geplaudert.

Alle schauten überrascht auf, als sich die schwere Eingangstür mit einem Knall öffnete.

Herein trat Severus Snape, das Gesicht wie immer ernst,

sein schwarzer Umhang wallte hinter ihm auf.

Hinter dem Lehrer für Zaubertränke schritten die Malfoys.

Elegant gekleidet wie immer folgten sie Severus Snape majestätisch.
 

Ein Raunen ging durch die Schülerschar, als alle bemerkten,

dass Severus Snape auf den Tisch der Gryffindors zuhielt.
 

Harry Potter, der erstarrt war sobald die Malfoys den Saal betreten hatten,

versuchte ruhig zu atmen.

Unter dem Tisch krallte er die Fingernägel in das Holz.

War Draco etwas geschehen?

Seit mehr als einem Monat war der Malfoyspross nicht mehr in Hogwarts gewesen.

Seit dem Tag als Draco ihn, Harry, zurückgewiesen hatte.
 

Die kleine Delegation hatte ihr Ziel erreicht.

„Mr. Potter, sie kennen Mrs. und Mr. Malfoy?“

Snape machte eine vorstellende Handbewegung.

Harry nickte verwirrt, die Malfoys senkten grüßend die Köpfe.
 

Stille herrschte in der großen Halle.

Niemand wollte auch nur ein Wort verpassen.

Lucius Malfoy trat vor.

Er legte eine Hand flach auf seine Brust und beugte sich leicht vor.

So blieb er während er sprach.
 

„Als Vertreter der Familie Malfoy, als Ehemann von Narzissa Malfoy, Vater von Draco Malfoy, bin ich hier, um für die Beleidigung ihrer Familie um Vergebung zu bitten.

Ich komme als Bittsteller und als Eltern und Pate Desjenigen, der die Beleidigung aussprach, möchten wir jede Sanktion annehmen, die sie gegen uns vorsehen.“
 

Mit diesen Worten sank Lucius auf die Knie.

Direkt vor dem Tisch der Gryffindors, auf den steinernen Boden der Großen Halle.

Hinter ihm sanken auch Narzissa und Severus zu Boden.
 

Harry, der sich auf der Sitzbank herumgedreht hatte, um die Malfoys ansehen zu können, starrte verwundert auf die Knieenden.

„Und um was bitten sie?“ fragte er leise.
 

Lucius hob den Kopf.

„Vergib ihm. Es geht ihm nicht gut. Er leidet. Vergib unserem Sohn.“
 

Lucius hatte nicht einmal ausgesprochen,

als Harry schon aufgesprungen war und aus der Halle rannte.

Narzissa beobachtete den jungen Mann,

der am Bett ihres Sohnes stand und ihn betrachtete.

Er war nach Malfoy Manor appariert,

so schnell und zielsicher,

das sie ihm kaum hatten folgen können.

Auch das Zimmer ihres Sohnes hatte er ohne Probleme gefunden.

Er schien schon einmal hier gewesen zu sein.

Nun stand Harry Potter da, direkt am Bett, sagte nichts, bewegte sich nicht.

Narzissa setzte sich leise auf einen kleinen Sessel,

der in der Nähe stand.

Mehrmals hob der junge Gryffindor die Hand, machte Anstalten Draco zu berühren,

ließ sie dann aber immer wieder sinken.
 

Draco sah fürchterlich aus.

Er war totenblass und ein glänzender Film lag auf seinem Gesicht,

selbst im Schlaf wirkte er angestrengt und verzweifelt.

Harry wusste nicht so recht, was er tun sollte,

sein Körper hatte reagiert, ehe sich sein Kopf eingeschaltet hatte.

Nun stand er hier, betrachtete Draco und war sich der Anwesenheit von dessen Mutter nur allzu bewusst.

Was dachte die kühle und schöne Frau?

Sie wussten von der Beleidigung seiner Familie, also hatten sie wohl in Dracos Erinnerungen geschaut und dort gesehen, welcher Art ihre Beziehung war.

Wenn man dabei überhaupt von Beziehung sprechen konnte.

Wie viel hatten sie wohl gesehen?

Seine Gedanken schwirrten und rasten, während er seinen Blick nicht von Dracos Gesicht nahm.

Sorgenvoll registrierte er, wie krank und schwach der Slytherin wirkte,

ein krasser Gegensatz zu seinem sonstigen kühlen und immer gepflegten Äußeren.
 

Er zuckte zusammen, als plötzlich die leise Stimme von Dracos Mutter hinter ihm erklang.

„Mr. Potter, entschuldigen sie meine Neugier, aber warum sind sie hier?“

Harry riss erschrocken die Augen auf, war dass ein Rauswurf?

„Ich will sagen, ich habe gesehen, wie mein Sohn sie behandelt hat und ich verstehe nicht ganz, warum sie nun sofort zu ihm geeilt sind. Ich bin ihnen natürlich sehr dankbar, bitte verstehen sie mich nicht falsch.“

Harry blickte die Frau an.

Sie war sehr schön und perfekt zurecht gemacht,

auch wenn Sorge in ihren Augen stand, ihre Haltung war stolz und anmutig wie immer.

Als er nicht antwortete, versuchte Narzissa es erneut.

„Es scheint mir, sie lieben meinen Sohn trotz allem, Mr. Potter. Und auch, wenn auch ich meinen Sohn liebe, so kann ich doch nicht wirklich verstehen, wie sie noch immer so für ihn empfinden können, nachdem… nach…“

Sie brach ab, wusste nicht weiter.
 

Harry drehte sich nun vollkommen zu Mrs. Malfoy um,

sah sie kurz an, ehe er den Kopf senkte.

„Es war oft sehr schwer.“ Sagte er leise. „Und ich war oft verzweifelt, aber es gibt da etwas, das hat mich trotz allem immer gehalten, hat mich hoffen lassen.“

Er sah wieder zu Draco, strich mit einer Hand über das Laken,

wandte sich dann wieder an Narzissa.

„Es ist ziemlich intim. Aber ich könnte es ihnen vielleicht zeigen?“

Narzissa war sich bewusst, das dies mehr war, als die Frage vermuten ließ.

Es war die Frage, ob sie Harry Potter akzeptierte.

Ob sie die Beziehung, die zwischen ihm und ihrem Sohn war, akzeptierte.

Bilder ihres Sohnes zogen vor ihren Augen vorbei.

Der fröhliche kleine Junge, der kühle und reservierte junge Mann.

Sie wollte nichts als sein Glück.
 

„Wenn es ihnen nicht unangenehm ist, Mr. Potter. Ich würde meinen Sohn gern verstehen.“
 

Harry nickte.

Ihre Abmachung war besiegelt.
 

Narzissa beobachtete, wie der junge Potter seine Schuhe auszog.

Er war leicht rot, als er sie kurz entschuldigend anblickte und

dann neben Draco ins Bett schlüpfte.

Er rutschte nah an den Anderen heran, schob vorsichtig seinen Arm in dessen Nacken,

bettete seinen Kopf in seiner Halsbeuge.

Eine Weile lang geschah überhaupt nichts.

Narzissa betrachtete die beiden jungen Männer.

Draco lag wie eine Puppe hindrapiert, steif und unbeweglich.

Harry hatte sich dem anderen Mann zugewandt, hielt ihn vorsichtig im Arm.

Als Dracos Mutter gerade sagen wollte, das Draco sich seit Tagen kaum gerührt hatte

und noch seltener aufwachte,

registrierte sie plötzlich eine leichte Bewegung.

Ihr Sohn hatte sich auf den Anderen zu bewegt.

Er hatte seine Nase in die Halsbeuge Harrys gedrückt und eine Hand in das Hemd des Anderen verkrallt.

Die Beiden schmiegten sich fest aneinander.
 

Dracos Stimme klang rau und belegt, trotzdem freute sich Narzissa,

nach so langer Zeit endlich wieder andere Worte von ihm zu hören,

als seine ständigen Entschuldigungen.

„Harry.“ Sagte er. „Harry!“

Der Schwarzhaarige strich dem Anderen vorsichtig einige verschwitzte Strähnen aus dem Gesicht und murmelte leise Worte, die Narzissa nicht verstand.

„Harry, ich habe dich so vermisst, Harry. Es tut mir so leid, bitte verzeih! Ich liebe dich.“

Dracos Stimme war sehr leise und klang angestrengt,

aber Narzissa hörte deutlich die Verzweiflung heraus.

„Schhh.“ Machte Harry. „Alles ist gut, Draco, mach dir keine Sorgen. Alles in Ordnung.“

Er streichelte den Kranken vorsichtig, summte leise.

„Ich liebe dich, Harry. Ich liebe dich.“

„Ich weiß, Draco, ich liebe dich auch. Jetzt schlaf, ruh dich aus. Alles ist gut.“

Langsam entspannte sich der junge Slytherin,

wurde wieder ruhig, sank in tiefen Schlaf, Harrys Hemd hielt er dabei allerdings noch immer fest.
 

Harry bettete Draco vorsichtig bequemer und wandte sich dann leise an Narzissa.

„Das hat er von Anfang an gemacht. Er hat mir zuerst gesagt, dass er mich liebt, auch wenn er es im Schlaf getan hat und niemals wenn er wach war. Er scheint, wenn er wach ist, ein vollkommen anderer Mensch zu sein. Erst dachte ich, er simuliert das nur, aber er schläft tatsächlich. Das macht es mir so schwer, ihn zu verlassen. Auch wenn er mich so sehr verletzt, wenn er schläft, dann sagt er mir Dinge, die mir doch wieder Hoffnung geben. Ich dachte, wenn ich ihm zeige, wie ernst es mir ist, dann würde er mir vertrauen und vielleicht…“

Harry brach ab.

Es war seine letzte Idee gewesen, sein letzter Versuch.

Er hatte sich fest vorgenommen, Draco aufzugeben, sollte dieser Nein sagen.

Und er hatte ziemlich deutlich Nein gesagt.

Aber nun war er doch wieder hier, hielt Draco im Arm und es fühlte sich so schön an.

Harry hatte Angst, was geschehen würde, wenn Draco wieder erwachen würde.

Harry rutschte auf seinem Stuhl hin und her.

Er fühlte sich unwohl.

Heute Morgen war er neben Draco aufgewacht,

der noch immer in tiefem Schlaf lag.

Jemand hatte das Bett breiter gezaubert und ihn in einen Schlafanzug,

wahrscheinlich Mrs. Malfoy.

Es war ihm überaus peinlich gewesen.
 

Und nun saß er am Frühstückstisch,

gemeinsam mit Mr. und Mrs. Malfoy.

Ein Hauself hatte ihm vor wenigen Minuten Bescheid gegeben,

das die Herrschaften ihn erwarten würden und er hatte sich mit einem klammen Gefühl in der Magengrube in den Frühstücksraum aufgemacht.

Er hatte leise einen Guten Morgen gewünscht und sich dann an den bereits eingedeckten Tisch gesetzt.

Nun traute er sich nicht wirklich, aufzusehen, sondern wünschte sich einfach zurück in Dracos Zimmer.
 

„Nun, Mr. Potter.“ sagte der Hausherr und legte seine Zeitung zur Seite.

„Bitte nehmen sie sich Kaffee und essen sie etwas mit uns. Wir haben sie gestern Abend unhöflicher weise vom Abendessen abgehalten.“

„Nein, nein.“ Murmelte Harry. „Ich hatte schon zu Abend gegessen und ich bin sehr froh, dass sie mich Draco besuchen lassen, vielen Dank.“

Hastig griff er nach der Kaffeekanne, verschüttete in seinem Eifer beinah alles.

„Sie müssen uns nicht danken, Mr. Potter. Wir sind diejenigen die sich bedanken müssen. Wir sind sehr froh, das sie bereit waren hierher zu kommen und nach unserem Sohn zu sehen.“

warf Mrs. Malfoy ein.

Lucius Malfoy griff nach der Hand seiner Frau.

„Wir sind uns sehr wohl dessen bewusst, das wir zu großen Teilen die Schuld daran tragen, wie die Dinge zwischen ihnen und unserem Sohn stehen.“ Sagte er.

Harry sah überrascht auf.

Das hatte er wirklich nicht erwartet.

Er hatte eher mit Vorwürfen und Ekel wegen der Beziehung zwischen ihm und Draco gerechnet, jedenfalls von Mr. Malfoy.

Narzissa hatte am gestrigen Abend nicht abgestoßen gewirkt.
 

„Wie meinen sie das, Mr. Malfoy?“ fragte er.

Der ältere Mann faltete seine Serviette, nachdem er sich den Mund abgetupft hatte und senkte dann überlegend den Kopf.

„Sie sind anders aufgewachsen als es für Zauberer aus reinblütigen Familien üblich ist, Mr. Potter, daher ist das, was ich nun sage, vielleicht fremd und schwer nachvollziehbar für sie.

Die alten Zaubererfamilien sind ein kleiner, eng verbundener Kreis. Es gibt viele Regeln und Traditionen, Gepflogenheiten, von denen einige sehr schön und wieder andere verstaubt und teilweise sogar grausam sind. Trotzdem werden sie von Generation zu Generation weitergegeben und es ist sehr schwer sich daraus zu lösen. Ansehen und gesellschaftlicher Erfolg hängen oft davon ab, wie man sich in diesen Kreis einfügt oder eben nicht.

Das äußere Ansehen einer Familie ist sehr wichtig, Gefühle, Dramen, Skandale und jede Art von Andersartigkeit sind dagegen verpönt. Kinder, die in eine solche Familie hineingeboren werden, werden sehr streng erzogen. Als Voldemort an Macht gewann, war es dieser Kreis, der ihn von Anfang an weitestgehend unterstützte, weil er viele ihrer Ansichten teilte.

Trotzdem er immer grausamer agierte und immer wahnsinniger wurde, waren viele der alten Familien schon längst viel zu tief in seine Machenschaften verstrickt, als das sie sich noch von ihm trennen konnten.“

Mr. Malfoy trank einen Schluck von seinem Kaffee.

Harry stand der Mund offen vor Staunen.

Solch ehrliche, klare Worte hatte er noch nie gehört, obwohl er der Held der Zauberwelt war und Voldemort besiegt hatte, war er noch immer Derjenige, der eigentlich am wenigsten wusste.
 

Mr. Malfoy fuhr fort.

„Obwohl Viele mit Voldemorts Tun längst nicht mehr einverstanden waren, waren es nur Wenige, die sich gegen ihn auflehnten. Und sie wurden grausam bestraft.

Das war der Grund, warum Narzissa und ich uns gegen den offenen Widerstand entschieden.“

Lucius beobachtete Harrys Gesicht während er sprach.

Der junge Mann wirkte vollkommen verblüfft.

Er hatte es nicht gewusst.
 

„Wir wurden Spione für Dumbledore, genau wie Severus. Da unsere Familie schon immer eine der Mächtigsten war und unsere Eltern immer fest auf der Seite Voldemorts standen, hatten wir sein volles Vertrauen. Wir gaben alle Informationen an Severus weiter und dieser wiederum an Dumbledore. Aber unserem Sohn haben wir es nie gesagt, wir wollten ihn schützen und ihn auf keinen Fall weiter mit hinein ziehen. Er hat es bis heute nicht erfahren. Er kennt seine Eltern gar nicht wirklich. Er hat immer nur die Masken gesehen, die wir für Voldemort und für die Öffentlichkeit geschaffen haben.“
 

Mrs. Malfoy begann leise zu weinen.

Mr. Malfoy erhob sich sofort und beugte sich über sie,

umarmte sie zärtlich, murmelte leise Worte in ihr Haar.

Harry schluckte.

Dies hier hätte er niemals erwartet. Er konnte die Worte Mr. Malfoys kaum fassen.

Jetzt verstand er, warum die Malfoys nach dem Tod von Voldemort und Dumbledore ohne Probleme von jedem Verdacht freigesprochen worden waren.

Ihre Verhandlung hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden und für großes Aufsehen gesorgt, alle waren sich sicher gewesen das sie in Askaban landen würden und waren entsetzt, als sie von jedem Vorwurf freigesprochen worden waren.
 

Harry erhob sich zögerlich.

Er trat auf das Paar zu und berührte Mrs. Malfoy vorsichtig am Arm.

„Sie…“ er stockte unsicher. „Sie müssen sich keine Vorwürfe machen. Der Draco, den sie gestern gehört haben, ich glaube, das ist der echte Draco. Und ich denke, er braucht nur etwas Zeit um zu ihnen zurückzukommen. Sie haben ihn nur schützen wollen.“

Narzissa starrte den jungen Mann aus großen Augen an.

Dann schluchzte sie noch mal leise, sprang auf und nahm ihn fest in den Arm.

Später gingen die Malfoys und Harry zusammen zu Draco.

Dieser schlief noch immer tief.

Lucius und Narzissa, wie Harry die beiden nun nennen durfte,

setzen sich auf Sessel in der Nähe des Bettes, während Harry unschlüssig neben dem Bett stehen blieb.
 

„Nehmen sie ihn ruhig in den Arm, Harry.“ sagte Narzissa.

„Sie müssen sich nicht schämen.“

Harry wurde wieder rot und warf einen schnellen Blick zu Lucius, der ihn anlächelte.

„Wir möchten, dass unser Sohn glücklich ist, Harry, und wenn er mit ihnen glücklich ist, dann werden wir dem sicher nicht im Wege stehen.“
 

Harry war sich trotz der netten Worte unsicher.

Es war, als würde er etwas sehr intimes vor fast Fremden tun, obwohl er die beiden Älteren jetzt besser zu kennen glaubte.

Schließlich überwand er sich und legte sich wieder neben Draco,

zog ihn vorsichtig in seine Arme.

„Ich glaube, das Fieber ist gesunken.“ Sagte er leise. „Er scheint nicht mehr ganz so heiß zu sein.“

Narzissa trat zum Bett und murmelte einen leisen Spruch, dann nickte sie bestätigend und lächelte Harry zu.

„Gut, dass sie da sind, Harry. Es geht ihm schon besser.“

Sie sprach noch einige Zauber, Draco bekam einen neuen Schlafanzug und die Bettwäsche änderte sich ebenfalls, dann setzte sie sich wieder.
 

Harry fuhr Draco sanft durch die frisch sauber gezauberten Haare und schmiegte sich eng an ihn. Er verschob die Gewissheit, dass Dracos Eltern ihm zusahen in den hintersten Teil seines Bewusstseins und begann leise zu summen.

Es dauerte nicht lange, dann bewegte sich Draco Harry entgegen.

Er legte ein Bein über Harrys Beine und schlang die Arme um ihn.

Harry streichelte weiter durch die Haare des Anderen und hauchte ihm dann einen sanften Kuss auf die Stirn.

Die beiden jungen Männer schmiegten sich eng aneinander.

Plötzlich fühlte Harry etwas an seinem Rücken und hob Dracos Arm und zog seine Hand zu sich. Draco umklammerte irgendetwas fest in der rechten Hand,

wollte die Finger nicht öffnen.

Zwischen Dracos Augenbrauen entstand eine steile Falte, als Harry versuchte seine Finger aufzubiegen, er begann sich unruhig zu regen.

Sofort unterließ Harry seine Versuche und sah fragend zu den Malfoys.
 

„Es sind die Splitter der Kette, in einem kleinen Behälter.“ erklärte Lucius. „Er lässt das Ding einfach nicht los.“

Ein Lächeln legte sich über Harrys Gesicht.

Hoffnung erwachte in seinem Herzen, auch wenn er versuchte es zu unterdrücken und auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben.

Er legte beide Hände um Dracos Hand, die sich um den kleinen Behälter klammerte, schloss die Augen und dachte einige Worte.

Warmes Licht leuchtet zwischen den Fingern der beiden jungen Männer hervor,

als der Zauber sich entfaltete.

Dann schlossen sich Dracos Finger fest um die Kette, an der das Wappen der Familie Potter hing.

„Jetzt ist sie wieder heile, Draco.“ Flüsterte Harry. „Wenn du wieder wach bist, kannst du sie ja dann wieder kaputtmachen, wenn du willst.“

Er lachte leise, wurde aber sofort wieder ernst,

als Dracos Stimme scharf die Stille durchschnitt.

„Nein!“

Er umklammerte das Wappen so fest, das es schmerzhaft sein musste,

wachte aber noch immer nicht auf.

„Sie gehört mir! Mir!!“

Erschrocken begann Harry Draco wieder zu streicheln, murmelte leise Worte, versuchte ihn zu beruhigen. Er ärgerte sich das er so etwas Dummes gesagt hatte, Draco war wirklich nicht in der Verfassung für kleine Spitzen.
 

Aber Draco wurde schon bald wieder ruhiger,

hielt Harry noch immer fest umarmt und sank bald wieder in tiefen Schlaf.

Seine Gesichtsfarbe sah schon viel besser aus und sein Atem ging nicht mehr so rasselnd wie in den ersten Wochen, registrierten die Malfoys erleichtert.

Schließlich erhob sich Lucius.

„Ich werde Severus benachrichtigen, das sie hier bei uns bleiben, Harry, wenn ihnen das Recht ist. In drei Tagen beginnen sowieso die Weihnachtsferien, sie dürften also nicht allzu viel verpassen. Während der Feiertage werden sie dann wohl zu ihrer Familie wollen?“
 

Harry lächelte. „Nein, ich wäre sowieso in der Schule geblieben, ich fahre über Weihnachten nie nach Hause. Ich habe kein allzu gutes Verhältnis zu meinen Verwandten, sie halten mich für einen Freak.“
 

Erstaunt sahen sich die Malfoys an. Sie waren, genau wie der Rest der Zauberwelt, davon überzeugt gewesen, das Harry wie ein kleiner Prinz aufgewachsen war,

bei liebenden Verwandten, gehätschelt und verwöhnt.

Dass es anders zu sein schien, verwunderte sie.
 

„Nun, dann möchten wir sie herzlich einladen, die Ferien bei uns zu verbringen, Harry, wir würden uns sehr freuen. Zu Weihnachten werden wir eine kleine Feier veranstalten, ansonsten wird es aber sehr ruhig sein.“
 

Harry nickte sofort. Er wollte unbedingt bei Draco bleiben und bisher war es nicht unangenehm, mit den Malfoys Zeit zu verbringen, ganz im Gegenteil, es war überraschend interessant. Beide waren vollkommen anders als er erwartet hatte.

Sie waren ehrlich besorgt um ihren Sohn, zeigten Gefühle und hatten anscheinend für Dumbledore spioniert, was, soweit er wusste, eine sehr mutige und tapfere Entscheidung war, vor allem wenn man sich damit gegen alles stellte, was man von Kindsbeinen an kannte.

„Vielen Dank für die Einladung, Narzissa, Lucius, ich freue mich Weihnachten bei ihnen verbringen zu dürfen.“ Bedankte er sich artig.
 

Lucius nickte, gab dann erst seiner Frau und dann seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn und verließ das Zimmer.

Narzissa prüfte nochmals Dracos Werte und wandte sich dann an Harry.

„Vielleicht möchten sie kurz nach Hogwarts apparieren um ihre persönlichen Sachen und ihre Schulunterlagen zu holen? Wir könnten auch eine Hauselfe senden, aber wahrscheinlich geht es schneller und leichter, da sie selbst ihre benötigten Dinge ja am besten kennen.“

Sie lächelte.

Dann, sowohl für Harry als auch für sie selbst überraschend, fuhr sie ihm mit den Fingerspitzen über die Wange.

„Ich bin wirklich froh, das Draco sie hat, Harry.“
 

Harry lächelte unsicher. „Na ja, ich weiß nicht, ob er mich überhaupt will.“ Murmelte er leise.

Narzissa lächelte leise,

dazu konnte sie leider nichts sagen, sie wollte dem jungen Mann nicht Hoffnung machen, die sich dann nicht erfüllen würde, aber sie hoffte es sehr.

Sie hatte diesen ruhigen und höflichen jungen Mann bereits in ihr Herz geschlossen.

Harry küsste Draco sanft auf die Wange und rutschte dann aus dem Bett,

schlüpfte in seine Schuhe und griff nach seinem Umhang.

Narzissa brachte ihn in die Halle und von dort aus apparierte er nach Hogsmead.
 

Er wanderte zur Schule hinauf und kam, da alle Schüler sich im Unterricht befanden, ungesehen in seinem Schlafsaal.

Darüber war er froh, denn er hätte keine Lust gehabt, seinen Mitschülern zu erklären, was die Malfoys von ihm gewollt hatten.

Sicher summte die ganze Schule von Gerüchten und Vermutungen, von denen die eine weiter hergeholt war als die andere.

Harry packte seine Sachen zusammen, langsam, Teil für Teil, legte er alles in seinen großen Koffer. Er fühlte sich unwohl. Er kam sich vor, als würde er sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen bei den Malfoys einschleichen.

Sie waren so nett zu ihm, beinah als wäre er Dracos Freund.

Aber das war er nicht.

Der Gedanke, zu Weihnachten nicht ganz allein sein zu müssen und auch nicht bei den Dursleys ungewollter Zaungast zu sein, dieser Gedanke war so verlockend gewesen, das er einfach verdrängt hatte, was passieren würde, wenn Draco aufwachen würde.

Wenn er sehen würde, das Harry versucht hatte, sich in seine Familie zu drängen.

Er würde so wütend sein.

Harry schloss die Augen und versuchte nicht daran zu denken,

das er Malfoy Manor dann für immer würde verlassen müssen.

Malfoy Manor und Draco.

Als Harry wieder in Malfoy Manor ankam,

wusste er sofort, dass etwas nicht in Ordnung war.

Hauselfen wuselten aufgeregt in der Halle umher,

laute Stimmen drangen aus den oberen Räumen bis in die Halle hinab.
 

Harry ließ seinen Koffer fallen und stürmte die Treppe hinauf,

immer zwei Stufen auf einmal nehmend.

Als er keuchend in Dracos Zimmer stürmte,

blieb er abrupt stehen, als er die Szene erfasste,

die sich seinen Augen bot.

Draco saß im Bett, die Augen weit aufgerissen und wehrte sich mit aller Kraft

gegen seine Eltern und einen Heiler,

die ihn zu beruhigen versuchten.

Der Heiler hatte einen Trank in der Hand, konnte ihn dem sich windenden Draco aber unmöglich einflössen.

Narzissa liefen Tränen die Wangen hinunter, während Lucius kalkweiß war und die Lippen fest zusammengepresst hatte.

Draco gab unheimliche, verzweifelte Geräusche von sich, wie ein eingesperrtes Tier.

Seine blonden Haare klebten in feuchten Strähnen in seinem Gesicht und er schien sich verletzt zu haben, denn da war Blut auf seiner Schläfe und an seiner Wange.
 

Als Narzissa Harry in der Tür stehen sah, seufzte sie erleichtert auf.

„Harry! Merlin sei Dank das sie wieder da sind! Kommen sie schnell her!“

Harry schüttelte kurz den Kopf, um sich von seinen Gedanken zu befreien.

Das erste was ihm in den Sinn gekommen war,

als er Dracos offene Augen gesehen hatte war,

das es nun vorbei war.

Draco war wach.

Er würde seinen Koffer gar nicht erst auspacken und Malfoy Manor sofort wieder verlassen müssen.

Er schalt sich gedanklich für seine selbstsüchtigen Gedanken und trat schnell an das Bett.
 

„Was ist denn nur passiert?“
 

„Sobald sie fort waren, ist er panisch geworden, zuerst hat er immer wieder nach ihnen gerufen und wir konnten ihn nicht beruhigen. Dann haben wir einen Heiler gerufen und plötzlich hat er versucht, das Bett zu verlassen. Ich glaube, er wollte sie suchen! Er ist zu entkräftet um zu stehen, daher ist er gefallen und hat sich verletzt.“ Narzissa schluchzte mehr als das sie sprach.
 

Harry schimpfte sich selbst einen Idioten.

Wie hatte er Draco einfach verlassen können, in diesem Zustand!

Er hätte einfach eine Hauselfe schicken sollen.
 

Vorsichtig näherte er sich dem tobenden Draco.

„Draco. Liebling, ich bin wieder da. Alles ist gut. Bitte reg dich nicht auf.“

Er sprach sanft und leise.

Dracos Kopf ruckte in seine Richtung, seine Augen fokussierten sich allerdings nicht richtig auf ihn, als würde er schlecht sehen.

„Harry?“

Seine Stimme klang wie die eines kleinen Jungen, ungläubig, weinerlich.
 

„Ja, ich bin hier. Ich bin da. Tut mir leid das ich weg war.“
 

„Verlass mich nicht, Harry, bitte verlass mich nicht!“
 

„Das tue ich nicht, Draco. Leg dich wieder hin. Ich komme zu dir ins Bett.“
 

Widerstandslos ließ sich Draco von Harry wieder zurück in seine Kissen betten.

Er schloss allerdings seine Finger fest um Harrys Hand und ließ ihn nicht los,

so das dieser sich ziemlich verrenken musste,

um seinen Umhang abzulegen und seine Schuhe auszuziehen,

ehe er sich zu dem Kranken ins Bett legte.

Er schloss den Slytherin in seine Arme, der sich sofort eng an ihn schmiegte, seine Nase in seine Halsbeuge grub und ihn immer wieder bat, ihn nicht zu verlassen.

Beruhigend streichelte Harry dem Anderen über den Kopf,

murmelte ihm leise Worte ins Ohr.

Schließlich hatte sich Draco einigermaßen beruhigt und atmete gleichmäßig, die Augen hatte er geschlossen.
 

Der Heiler versorgte vorsichtig Dracos Wunde,

ohne ihn dabei direkt zu berühren.

Er checkte ihn auch noch kurz durch und trat danach mit Lucius vor die Tür, um seine Erkenntnisse mit ihm zu besprechen.

Narzissa wechselte erneut per Zauber die Bettwäsche und Dracos Schlafanzug,

dann ließ sie sich erschöpft in einen Sessel sinken.

Dracos plötzlicher Anfall hatte sie sehr erschreckt.

Nach den langen Wochen der unheimlichen Ruhe, nur unterbrochen von der immerwährenden Entschuldigungslitanei, hatten Dracos Schreie besonders laut und unwirklich in ihren Ohren gehallt.

Sie sah zum Bett und ihr Blick traf auf grüne Augen die sie beinah verzweifelt vor Verlegenheit ansahen, Harry war hochrot.

Bevor sie ihre Augenbrauen vor Verwunderung zusammenziehen konnte,

hatte sie schon sein Dilemma erkannt, wurde ebenfalls ein bisschen rot

und verließ dann mit schnellen Schritten den Raum,

schloss leise die Tür hinter sich.
 

Als sich die Tür schloss, traute sich Harry, seine Augen wieder zu öffnen,

die er vor lauter Peinlichkeit geschlossen hatte.

Er war froh, das Narzissa so schnell verstanden und reagiert hatte.
 

Draco schien zu schlafen, aber andererseits auch wieder nicht.

Seine Nase war noch immer in Harrys Halsbeuge, allerdings jetzt auch seine Lippen und seine Zunge, mit denen er sanft die weiche Haut dort erkundete.

Dracos Hände hatten irgendwie den Weg unter Harrys Pullover gefunden und ließen sich auch von dessen abwehrenden Gesten nicht abschrecken, während er gleichzeitig ein Bein um Harry geschlungen hatte und mit absolut eindeutigem Vorsatz seinen Unterleib an Harrys rieb.

Harrys Gesicht brannte, als er daran dachte, das Narzissa sie so gesehen hatte.

Das war eindeutig nichts, was man vor der Familie seines Freundes tun sollte.

Sanft versuchte er Draco von seinen Annährungsversuchen abzuhalten,

aber Dieser erwies sich als sehr zielstrebig…

…und ließ sich nicht so leicht abwehren.

Harry versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken, als Dracos Finger zart über seinen Bauch fuhren und ihm eine Gänsehaut bescherten.

Er rief sich selbst zur Ordnung.

„Draco, Liebling, nicht jetzt, du bist krank.“ Flüsterte er dem Anderen zu und zog dessen Hände unter seinem Pullover vor.

Draco gab ein grummelndes Geräusch von sich und versuchte angestrengt, seine Hände aus Harrys Griff zu befreien und wieder unter den Pullover zu kommen.

Er drängte sich enger an den Gryffindor, rieb seinen gesamten Körper an den des Anderen, genoss seine Nähe.

Harry küsste Draco sanft auf die Stirn und versuchte dann, Abstand zwischen ihre Körper zu bekommen, allerdings rutschte der Slytherin ihm sofort nach und irgendwann konnte er nicht weiter fort, weil er sonst aus dem Bett fallen würde.

Er überlegte, aus dem Bett zu klettern, war sich aber unsicher, ob Draco dann nicht wieder in einen Schockzustand fallen würde, was er auf keinen Fall wollte.

Allerdings konnte er auch nicht zulassen, das Draco etwas tat, was er im wachen Zustand vielleicht nicht wollen würde.

Immerhin schien er nicht ganz er selbst zu sein, wenn Harry auch hoffte, das der schlafende Draco der wahre Draco war, sicher konnte er sich dessen nicht sein.
 

Er betrachtete den Slytherin, der die Augen noch immer geschlossen hatte und noch immer versuchte, seine Hände wieder auf Harrys Haut zu bringen.

Plötzlich öffnete Draco die Augen und sah Harry direkt an.
 

„Ich liebe dich.“ sagte er, die Stimme klar und sicher.
 

Unwillkürlich lächelte Harry und beugte sich näher zu Draco, küsste ihn kurz auf die Lippen.

„Ich liebe dich auch.“
 

Dracos Finger geisterten über Harrys Lippen,

streichelten sie zärtlich,

fuhren dann die Konturen seines Gesichts nach,

während Draco ihn versonnen betrachtete, die Augen weit offen, allerdings etwas verschleiert, als wäre er sehr müde.

„Ich liebe dich so sehr! Du bist so schön, tapfer und stark aber trotzdem sanft. Nur bei dir fühle ich mich vollständig.“ murmelte der Slytherin, während seine Finger sanft über Harrys Kinn fuhren.

„Ich bin so froh dass du hier bei mir bist. Auch wenn es nur ein Traum ist, ich bin so froh!“
 

Verwundert fuhr Harry auf. „Ein Traum? Draco, das hier ist kein Traum, ich…“
 

Draco kicherte leise und legte seine Lippen auf Harrys, küsste ihn kurz.

„Ich wusste, dass du widersprechen würdest, es ist auch so real, beinah könnte ich es glauben. Aber ich weiß natürlich dass du nicht wirklich hier sein kannst. Bei mir. Du hast mich verlassen.“
 

Erschrocken schüttelte Harry heftig den Kopf.

„Hör zu, Draco, ich hab dich nicht verlassen, ich bin hier, hier bei dir. Dies ist kein Traum!“
 

Draco lächelte zärtlich und tupfte Küsse auf Harrys Hals,

beginnend beim Ohr bis hinunter zum Schlüsselbein.

„Du kannst nicht hier sein. Nicht nach dem was ich getan habe. Du hast mich verlassen, mein letzte, meine endgültige Strafe. Ich wusste, das es irgendwann so weit sein würde, aber ich wusste nicht, wie weh es wirklich tun würde.“
 

„Strafe? Draco, ich verstehe nicht, was für eine Strafe meinst du? Niemand bestraft dich.“
 

„Du bestrafst mich, Du weißt es nicht, dafür bist du ein viel zu guter Mensch, aber du bestrafst mich jedes Mal. Und jedes Mal wird es schlimmer.“

Draco sprach, als spräche er Offensichtlichkeiten aus, die dem Anderen vollkommen klar sein müssten. Er lächelte dabei und hörte nicht auf, Harry sanft zu liebkosen, als hätte er mit dem Gesprochen gar nicht wirklich etwas zu tun.
 

„Ich wollte dich nie bestrafen, Draco, warum glaubst du das ich dich bestrafen will?“ fragte Harry verzweifelt, war er schuld an dem Zustand des Anderen?
 

„Als ich dich zum ersten Mal verletzt habe, hast du meine Hand gehalten. Wir waren erst seit kurzem zusammen und du hast mich so liebevoll behandelt, als wäre ich wirklich dein Freund, obwohl ich immer so kalt zu dir war. Wir waren auf dem Weg in das Turmzimmer und trafen Blaise und die Anderen aus meinem Haus. Ich habe deine Hand sofort losgelassen und mich dann über dich lustig gemacht, hab dich mein Sexspielzeug genannt und alle haben über dich gelacht. Du hast dagestanden und alle haben gelästert und gelacht, aber du hast die Hände zu Fäusten geballt und hast es durch gestanden. Ohne ein Wort zu sagen.“

Dracos Lächeln hatte sich während er sprach zu einer Grimasse verzogen, er streichelte aber weiterhin Harrys Gesicht.

„Wir sind trotzdem in das Turmzimmer gegangen. Du bist trotzdem bei mir geblieben. Aber du hast nie wieder meine Hand gehalten. Ich habe ständig dafür gesorgt, dass wir zusammen in das Turmzimmer gingen, habe meine Hand nah an deine gehalten, aber du hast es niemals wieder getan. Nicht ein einziges Mal.“
 

Harry schluckte. Er hatte Draco nicht bestrafen wollen. Er hatte nicht einmal darüber nachgedacht, er hatte nie geglaubt, das Draco auf diese Geste überhaupt Wert gelegt hatte.

Noch in der gleichen Nacht, nachdem er eingeschlafen war, hatte Draco sich bei ihm entschuldigt, hatte ihn gebeten, ihn nicht zu verlassen und er hatte es versprochen.

Vergessen konnte er die Demütigung aber nicht so leicht, auch wenn er es versucht hatte.

Es hatte so wehgetan, wie Draco mit seinen Freunden über ihn gelacht und seine Gefühle mit den Füssen getreten hatte.
 

Draco klang gequält als er weiter sprach.

„Nach und nach habe ich alles verloren. Und ich wollte es! Ich wollte, das du aufhörst, diese Gefühle für mich zu haben, ich wollte das du aufhörst diese Gefühle in mir auszulösen, ich wollte das du nicht mehr da bist, aber warum tat es nur so weh? Es tat so weh!“
 

Schnell nahm Harry Draco in den Arm, streichelte ihn.

Er wusste nicht wirklich was er sagen sollte.

Es war schwer sich zu entscheiden. War es vielleicht besser, wenn er Draco in Ruhe lassen würde? War er vielleicht der Grund für Dracos Krankheit?

Bedrängte er den Slytherin einfach zu sehr?
 

„Das zweite Mal war eigentlich ein Versehen. Du hast so fröhlich gelacht. Dieses Mädchen, diese Ravenclaw hatte schon die ganze Zeit an mir gehangen und ich hatte sie abgewehrt, dann presste sie plötzlich die Lippen auf meine. In der gleichen Sekunde kamst du in die Bibliothek, mit deinen Freunden, so fröhlich lachend. Anstatt sie abzuwehren, habe ich sie geküsst und du hast aufgehört zu lachen. Und ich war froh dass du damit aufgehört hast! Aber du hast für immer aufgehört. Vorher warst du so fröhlich und ich hab dafür gesorgt, das es nicht mehr so war, aber warum wollte ich es plötzlich unbedingt wieder hören, dein fröhliches Lachen?“
 

Harry war froh zu hören, das Draco mit dem Ravenclawmädchen nicht wirklich etwas gehabt hatte und zwang sich im nächsten Moment, solche Gedanken jetzt beiseite zu lassen,

das war ja wohl erstmal unwichtig!

Draco sollte sich nicht so aufregen, dafür war er zu krank,

er sollte ihn dringend beruhigen!

„Draco, lass uns da ganz in Ruhe drüber sprechen, wenn es dir besser geht, ja? Ich bin da, hier bei dir und ich werde da sein, so lange du mich willst.“ sagte er.
 

Draco schien ihn allerdings gar nicht zu hören, er sprach einfach weiter.

„Je mehr es schmerzte, desto mehr wollte ich dass es aufhört. Aber es wurde nur noch schlimmer. Was tat am meisten weh?“ Draco stockte und schien angestrengt nachzudenken.

„Als du aufgehört hast, mich deinen Drachen zu nennen? Als du mich nicht mehr geküsst hast? Als du aufgehört hast, mich zu bitten mit dir auszugehen? Als wir gar nicht mehr sprachen? Als du angefangen hast, gleich danach deine Sachen anzuziehen und zu gehen, genau wie ich es immer getan hatte?“

Draco fuhr sich über die Augen.

„Es tat so weh dich nach und nach zu verlieren, aber ich konnte es weder beschleunigen noch aufhalten. Ich habe nur zugesehen.“
 

Harry schwieg vollkommen überfordert, aber Draco sprach auch schon weiter.

„Aber ich habe einen Weg gefunden, damit du immer bei mir bist. In meinen Träumen sind wir perfekt. Ich sage dir alles, was ich dir immer sagen wollte und du bist genau wie früher. Du lächelst und küsst mich und hältst meine Hand.“

Draco strahlte, während Harry erschrocken zusammenzuckte.
 

„Aber du musst aufwachen, Draco, du träumst nicht, ich bin hier!“
 

Vehement schüttelte Draco den Kopf.

„Du kannst nicht hier sein! Dies ist ein Traum. Aber ich werde dich für immer bei mir behalten, ich werde einfach immer weiter träumen.“

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Harry schloss kurz die Augen, sammelte alle Kraft und allen Mut zusammen und antwortete:

„Nein, dies ist kein Traum, Draco. Du bist, nachdem du mich abgewiesen hast, krank geworden. Professor Snape hat schließlich deine Eltern geholt und die haben dich mit nach Hause genommen. Das ist jetzt etwas über einen Monat her. Du warst die ganze Zeit mehr oder weniger bewusstlos, dann haben deine Eltern in deine Erinnerungen geschaut und…“

Harry schluckte und versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Sie haben… sie haben uns gefunden. Also, das, was in dem Zimmer passiert ist, bevor du krank geworden bist. Ob sie noch mehr gesehen haben, weiß ich nicht. Jedenfalls wissen sie von uns.“

Ängstlich betrachtete er den Anderen.

Er würde sicher ausrasten. Dass seine Eltern von seiner Interesse für das männliche Geschlecht im Allgemeinen und Harry Potter im Besonderen, erfahren hatten, würde Draco so wütend machen.
 

Aber Draco betrachtete ihn nur weiterhin, als würde er eine fremde Sprache sprechen.

„Sie haben mich dann hergeholt, weil es dir einfach nicht besser ging, sie haben angenommen, dass ich dir vielleicht helfen könnte.“

Wieder ein forschender Blick, aber Draco blieb stumm.

„Es war nie ein Traum, Draco. Immer wenn du gedacht hast, dass du geträumt hast, hast du in so einer Art Wachzustand wirklich mit mir gesprochen, das erste Mal in unserer ersten Nacht. Du hast gesagt, dass du mich liebst. Das ist der Grund, warum ich immer bei dir geblieben bin, egal, was du im wachen Zustand getan hast. Ich hab den wachen Draco ertragen, um mit dem schlafenden Draco zusammen sein zu können. Ich dachte, vielleicht gäbe es eine Chance, das das der wahre Draco ist.“

Harrys Finger spielten nervös mit der Bettdecke.

Er wünschte, sie würden dieses Gespräch nicht gerade jetzt und gerade hier führen, nackt, noch verschwitzt von dem, was sie gerade miteinander getan hatten.

Er fühlte sich noch nackter als er sowieso schon war.
 

Draco starrte ihn an, wortlos, ausdruckslos.

Angst umklammerte Harrys Herz, ließ seinen Atem kurz stocken.

„Vielleicht…“ begann er leise. „Vielleicht sollte ich jetzt besser gehen?“

Unsicher sah er Draco an.

Keine Antwort.

Harry schloss die Augen, um die Tränen zurück zu drängen,

die hinter seinen Augenlidern brannten.

Er fuhr sich hastig mit einer Hand über die Augen und schwang dann die Beine aus dem Bett.

Blind tastete er nach seiner Kleidung, die auf dem Boden verstreut lag.

Er konnte vor lauter Tränen nichts sehen.

Er verhedderte sich in seiner Hose, als er versuchte sie anzuziehen und

landete schließlich auf dem Boden.

Das gab den letzten Ausschlag.

Er begann heftig zu schluchzen.

Er verbarg sein Gesicht in den Händen, schamerfüllt und weinte und weinte.

Dies war also das Ende.

Nun war es tatsächlich vorbei.
 

Er hatte geglaubt, dass er in diesem letzten Monat, als er bereits geglaubt hatte,

das alles vorbei war, gelitten hatte,

aber dies war noch tausend Mal schlimmer.

Nun war auch seine letzte Hoffnung gestorben.

Ob schlafend oder wach, Draco wollte ihn nicht.

Sein Traum von einem anderen Draco, einem wahren, liebevollen, zärtlichen Draco,

war zerplatzt wie eine Seifenblase.

Schluchzend versuchte er, seine Hose über seine Beine zu zerren,

während ihm die Tränen über das Gesicht liefen und auf seine nackte Brust tropften.

Er wollte nur weg.

Sofort weg von hier.
 

Plötzlich hörte er, wie Draco sich hinter ihm bewegte und verdoppelte seine Anstrengungen, in seine Kleidung zu kommen.

Fast panisch zerrte er an den Hosenbeinen,

machte in seiner Hast alles nur noch schlimmer.

Er konnte hören, wie Draco sich aus dem Bett gleiten ließ und dann langsam zu ihm kam.

Der Slytherin ließ sich hinter ihm auf den Boden sinken.

Harry verkrallte seine Finger in seine Hose und wartete.

Wartete auf die spöttischen und verletzenden Worte, die nun folgen würden.

Wartete auf die letzte, die ultimative Vernichtung seiner Gefühle.
 

Schmale Finger umfassten seine Oberarme, fuhren um seine Brust.

Er wurde nach hinten gezogen,

gegen den Anderen.

Draco umfing ihn, streichelte ihn.

Er machte leise, beruhigende Geräusche.

Harry entfuhr ein zittriger Seufzer.

Was würde nun geschehen?

„Draco?“ fragte er unsicher.

Dieser sagte nichts, aber er schob sich um Harry herum und setzte sich auf seine Beine,

umschlang Harry nun von vorn, nahm ihn fest in den Arm.

Harry konnte nicht anders, auch er schlang nun seine Arme um den anderen Mann,

hielt sich an ihm fest wie ein Ertrinkender.

„Draco?“ fragte er dann nochmals.

Er wollte wissen, was der Andere dachte, was der Andere fühlte,

er wollte endlich Klarheit haben.
 

Langsam ließ der Slytherin sich zurücksinken und sah Harry ins Gesicht,

seine Arme noch immer um die Schultern des Gryffindors geschlungen.

Harrys Kinnlade klappte verwundert herunter.

Auch Draco weinte.
 

Verwirrt begann Harry Dracos Gesicht zu streicheln,

ihm zärtlich die Tränen abzuwischen, während Draco das Gleiche bei ihm tat.

Sie sahen einander an.

Dann senkte Draco den Kopf und küsste Harry.

Sanft, langsam, zärtlich.

Als sie sich voneinander lösten,

war Harry so heillos verwirrt, das er keinen klaren Gedanken fassen konnte.

Wünsche und Vermutungen schwirrten durch seinen Kopf, nur um gleich von beißender Hoffnungslosigkeit zerstört zu werden.
 

Draco betrachtete so eindringlich Harrys Gesicht, als hätte er es noch nie gesehen.

„Dies ist kein Traum!“ sagte er dann, immer noch Verwunderung in der Stimme.

Harry entfuhr ein zittriges Lachen.

„Ganz genau, dies ist kein Traum!“
 

„Du bist wirklich hier.“
 

„Ich bin wirklich hier.“
 

„Du hast mich Liebling genannt!“
 

Jetzt musste Harry wirklich lachen.

Was war das nur für eine abstruse Situation! Und was für ein merkwürdiges Gespräch.

Wieso fiel Draco gerade das auf? War das denn wirklich das Wichtigste, was in der letzten Zeit passiert war?

Er schüttelte den Kopf, noch immer lachend, wenn auch nicht wirklich fröhlich.
 

„Stimmt, das hab ich. Ich nenne dich gern so.“
 

„Bin ich das denn, Harry? Dein Liebling?“
 

Dracos silbergraue Augen bohrten sich in Harrys Grüne.

Harry versuchte angestrengt, zu verstehen was in Draco vorging.

Was diese Frage bedeuten sollte.

„Wenn du mich lässt, Draco, dann bist du das, ja.“
 

„Obwohl ich dir so weh getan habe?“
 

Harry schloss kurz die Augen und versuchte die richtigen Worte zu finden.

„Es war furchtbar und tat sehr weh. Ich konnte…ich kann so nicht mehr weitermachen. Das Wappen war mein letzter Versuch. Immer so weiterleben, immer darauf wartend das du mir schlafend ein paar liebe Worte sagst, nur damit du sie dann tagsüber wieder zunichte machst.

Ich möchte mit dir zusammen sein. Das möchte ich unbedingt. Aber nicht auf diese Art und Weise. Deshalb habe ich so sehr gehofft, das das, was du im Schlaf sagst, wenigstens zum Teil der Wahrheit entspricht.“
 

Draco nickte.

Er wirkte hochkonzentriert.

Er erhob sich langsam und ging zum Nachtschrank.

Dabei musste er sich am Bett festhalten und er setzte sehr langsam und vorsichtig einen Fuß vor den anderen.

Er ergriff das Potterwappen und kehrte damit zu Harry zurück.

Harry saß noch immer auf dem Boden und sah fragend zu dem Blonden auf,

der ihm auffordernd die Kette hinhielt.

Unsicher blickte er zwischen der Kette und Dracos silbernen Augen hin und her.

Draco lächelte.

Nicht so wie sonst.

Dieses Lächeln hatte Harry noch niemals gesehen.

Es war strahlend und voller Liebe.

Was wollte er nur?

Wollte er Harry die Kette zurückgeben?

War das eine erneute Zurückweisung?

Aber wieso lächelte er dann auf diese Weise?

„Das ist doch deine.“ murmelte Harry und griff nach der Kette.
 

„Stimmt genau!“ sagte Draco und lächelte wieder.
 

Ein Gedanke schoss Harry durch den Kopf.

Ein solch gewagter, solch abwegiger Gedanke, dass er ihn eigentlich sofort wieder verwerfen wollte.

Aber dann sah er auf Draco, der sich mittlerweile wieder auf den Boden hatte sinken lassen und ihn nun erwartungsvoll ansah.

Was hatte er schon noch zu verlieren?

Er räusperte sich.

„Draco…“ begann er unsicher. „Draco, dies ist das Wappen meiner Familie.“

Als ob der Andere das nicht wusste, schalt er sich dann gedanklich.

„Wie es…“ er musste sich wieder räuspern, die Worte wollten einfach nicht so recht kommen.

„Wie es der Brauch sagt, möchte ich es dir gern geben.“

Er sah in Dracos schöne graue Augen,

die ihn direkt ansahen.

„Ich möchte es dir geben und dich bitten ein Teil meiner Familie zu werden. Bitte heirate mich, Draco Malfoy.“
 

Er hatte den Kopf wieder gesenkt, traute sich nicht mehr, den Anderen anzusehen.

Er spürte wie Draco sich bewegte.

Seine warmen Finger umfassten sein Kinn und hoben es an,

so das er den Anderen wieder ansehen musste.

Draco lächelte.
 

„Als ich glaubte, dich verloren zu haben, Harry, da ist es mir klar geworden. Ohne dich glaubte ich verrückt zu werden, ohne dich war alles kalt und grau, es tat so weh dich nicht mehr berühren zu können, dich nicht mehr halten zu können.

Ich habe die ganze Zeit versucht, es zu verleugnen, wollte es nicht wahrhaben, obwohl ich es eigentlich die ganze Zeit wusste. Du bist ein wunderbarer Mann, Harry, schön, tapfer, mutig, intelligent, liebevoll, sexy. Ich wollte nicht schwul sein, wollte diese Gefühle nicht, die plötzlich so stark in mir waren, wollte nicht alles verraten, woran ich bis dahin geglaubt hatte. Aber ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Es wäre mir eine Ehre, dein Mann zu sein, Harry Potter, ich möchte gern ein Teil deiner Familie sein.“
 

Harry hatte die Luft angehalten, als er Draco die Frage laut gestellt hatte,

noch mal, nachdem er beim ersten Mal so verletzt worden war.

Er hatte damit gerechnet, noch mal den gleichen Schmerz zu durchleben.

Er war so sehr darauf vorbereitet gewesen,

das Dracos Worte ihm vollkommen unwirklich vorkamen.

Nur ganz langsam drang ihre Bedeutung in sein Gehirn vor.
 

Dracos Lächeln wurde unsicher, als Harry ihn weiterhin vollkommen stumm anstarrte.

„Ich… vielleicht könnten wir uns küssen oder so?“ fragte er schüchtern.
 

Noch einige Sekunden lang starrte Harry,

dann fiel auf einmal all sein Kummer von ihm ab.

Das Leiden und der Schmerz der letzten Monate verblassten.

Glück erfüllte ihn.

Sein Herz sang, plötzlich nicht mehr schwer, sondern voller Liebe.

Er lachte laut auf, dann packte er Draco,

sie fielen zusammen nach hinten und Harry küsste Draco.

Küsste ihn, bis sie beide keine Luft mehr bekamen.

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Als die Malfoys und Severus das Schlafzimmer Dracos betraten,

fanden sie ihn mehr als nur wach vor.

Er war knallrot im Gesicht und lamentierte aufgebracht über irgendein Quidditchspiel,

das er anscheinend verpasst hatte.

Sie begannen schallend zu lachen,

denn Draco war splitterfasernackt und kniete auf seinem Bett, während er wild gestikulierte und meckerte.
 

Peinlich berührt verschwand Draco bis zur Nasenspitze unter der Bettdecke, während

Harry verschmitzt lachte.

Narzissa eilte zum Bett und streichelte über den blonden Kopf, der gerade so noch unter der Decke hervorschaute.

Sie war erleichtert und froh, dass er endlich wieder wach war.

Gerade hatte sie sich mit ihrem Mann und Severus darüber unterhalten,

das sie Draco wohl ins St. Mungo würden bringen müssen, wenn er nicht bald aufwachen würde.

Aber nun hatte sich das, Merlin sei Dank, erledigt.

Vorsichtig zog die die Bettdecke nach unten und streichelte das Gesicht ihres Sohnes,

hauchte einen Kuss auf seine Stirn.

Nun trat auch Lucius an das Bett seines Sohnes und strich ihm durch die blonden Haare.

„Wir haben uns Sorgen gemacht, Junge.“ sagte er. Überrascht sah Draco seinen Vater an, einen solch sanften und liebevollen Ton hatte er von Diesem noch nie gehört.
 

„Tut mir leid, Vater.“ nuschelte er.
 

„Es war ja nicht deine Schuld.“ antwortete Lucius sanft.
 

„Na ja.“ mischte sich Narzissa ein. „Ein bisschen schon…“ sie warf einen bezeichnenden Blick zu Harry.

Lucius schmunzelte.

Narzissa hatte Harry sehr ins Herz geschlossen, natürlich musste sie einen Kommentar zu Dracos Benehmen abgeben.
 

Verwundert war Draco dem Blick seiner Mutter gefolgt.

Hatte sie sich tatsächlich gerade auf Harrys Seite gestellt?

„Harry hat mir verziehen.“ murmelte er.
 

„Nun.“ Sagte Narzissa. „Dann kannst du dich wirklich überaus glücklich schätzen. Mir wärst du nicht so leicht davongekommen!“

Um ihren Worten die Spitze zu nehmen, streichelte sie noch immer über Dracos Kopf.

„Ich bin froh, dass du wieder wach bist, Schatz.“ sagte sie leise.
 

Nun trat auch Severus zum Bett, er hatte sich bis jetzt im Hintergrund gehalten.

„Du hast uns ja ganz schön auf Trab gehalten, Draco.“ Sagte er in seinem üblichen unleidlichen Tonfall, aber auch er fuhr Draco über den Kopf und dann erschien sogar so was wie ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht.
 

Harry verschwand im Badezimmer, einerseits, um sich endlich etwas anzuziehen, andererseits, um der Familie etwas Zeit für sich zu geben.

Draco folgte ihm mit dem Blick, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte,

dann wandte er sich an seine Eltern.

„Ihr habt gesehen, was zwischen mir und Harry ist.“
 

Narzissa und Lucius wechselten einen Blick.

„Nun, wir haben deine Erinnerungen an den besagten Tag gesehen und wir haben gesehen, wie Harry sich um dich gekümmert hat.“
 

Draco nickte bestätigend. „Wir lieben einander. Ich liebe ihn über alles, schon lange. Aber ich konnte es mir einfach nicht eingestehen. Also habe ich ihn von mir gestoßen, immer wieder. Ich konnte einfach nicht fassen, dass ihn das gar nicht abzuschrecken schien, er blieb trotzdem bei mir. Als er mir dann sein Familienwappen geben wollte, bin ich irgendwie total ausgerastet und dann…“

Draco stockte, atmete tief durch.

„Dann hat er mich verlassen. Ich war irgendwie… ich weiß nicht, ich war wie gelähmt, konnte nicht richtig denken. Ich wollte unbedingt alle Splitter finden und die Kette wieder zusammensetzen, ich dachte…ich dachte, dann könnte er mir vielleicht verzeihen.“

Er sah auf die Badezimmertür, als könne er Harry dahinter sehen.

„Ich dachte, ich könnte ihn wenigstens in meinen Träumen halten.“
 

„Wie meinst du das?“ fragte Severus verwirrt.
 

„Ich habe ihn schon immer in meinen Träumen gesehen, da konnte ich immer ehrlich sein, zu meinen Gefühlen stehen. Es war perfekt. Also… wollte ich zurück dort hin.“
 

„Du hast also einfach immer weiter träumen wollen?“

Draco nickte bestätigend, leichtes Rot auf den Wangen.

So unverblümt hatte er noch niemals mit seinen Eltern gesprochen,

eigentlich hatte er noch mit niemandem so offen über Gefühle gesprochen,

bis auf die letzten Gespräche mit Harry.

Es fühlte sich gut an, so aufrichtig sprechen zu können,

auch wenn er sich unsicher war,

wie seine Eltern auf den neuen Draco reagieren würden.
 

Narzissa beugte sich zu Draco und küsste ihn nochmals auf die Stirn.

„Ich bin froh, dass du Jemanden gefunden hast, den du liebst und der dich liebt, Draco. Und Harry ist ein sehr netter junger Mann.“
 

Unsicher sah Draco zu seiner Mutter auf.

„Wir werden heiraten.“ sagte er leise und beobachtete, wie Narzissa die Augen aufriss und ihr Mund sich weit öffnete, bis sie beide Hände davor schlug.

Lucius griff nach den Oberarmen seiner Frau und zog sie an seine Brust.

Gerade rechtzeitig, dann begann sie zu weinen.

Ängstlich bohrte Draco seine Finger in die Bettdecke und wartete auf den Ausbruch seiner Eltern.

„Er hat…“ Narzissa schluchzte. „Er hat dich noch mal gebeten?“
 

„Ja.“
 

„Oh, das ist so romantisch, Schatz.“ Narzissa nestelte ein Taschentuch hervor und versuchte ihre Tränen zu trocknen, in diesem Moment öffnete sich die Badezimmertür und

Harry trat wieder in den Raum, sich die Haare mit einem Handtuch rubbelnd.

Er stoppte in seinen Bewegungen, als er sich plötzlich mit vier Augenpaaren konfrontiert sah, die ihn anstarrten.

„Was..?“
 

Dann ging Harry in einem wahren Malfoysturm unter.

Narzissa zog ihn in eine feste Umarmung, während Lucius ihm knochenbrechend auf die Schulter schlug. Severus hielt sich vornehm zurück,

er stand einfach da und hatte eine für ihn vollkommen untypische Miene:

Er lächelte fröhlich.
 

Harry wusste nicht so wirklich, wie er reagieren sollte, all dies erschien ihm so unwirklich und viel zu schnell zu geschehen.

Vor kurzer Zeit hatte er noch fest damit gerechnet, Draco zu verlieren,

war unglücklich und verzweifelt gewesen und nun stand er plötzlich hier, im prunkvollen Malfoy Manor, und die Malfoys, die er als seine Feinde angesehen hatte, die er als kalt und unnahbar kannte, hielten ihn in ihren Armen.

Ganz zu schweigen von Draco, der sagte, dass er ihn lieben und dass er ihn heiraten würde.

Langsam fragte sich Harry, ob er nicht derjenige war, der träumte.

Unsicher suchte er Dracos Blick.
 

Der Slytherin lag im Bett und betrachtete die Szene mit ebensolcher Skepsis, wie auch Harry sie in sich fühlte.

Auch er schien nicht wirklich zu wissen, wie er reagieren sollte.

Aber als er den Blick Harrys fühlte, sah er ihn an und lächelte liebevoll.

Sofort fühlte Harry sich sicherer.

Vorsichtig löste er sich aus Narzissas Umarmung und reichte ihr sein Handtuch,

auch wenn das vielleicht nicht den Anstandsregeln entsprach, sie nahm es und trocknete sich das Gesicht.

Nun legte Lucius den Arm um Harry und drückte ihn kurz.

„Lasst uns anstoßen!“ rief er. „Murry!“

Das charakteristische Ploppen ertönte und eine kleine Hauselfe in einem schicken Kleidchen tauchte auf.

„Bitte bring Champagner für alle, Murry!“ lachte Lucius.

„Sofort, Master.“ piepste die Kleine und verschwand wieder.
 

Etwas später standen alle Anwesenden um Dracos Bett herum und hatten Champagnergläser in der Hand.

Harry tastete nach Dracos Hand.

Er genoss, wie sich dessen Finger ohne Zögern um seine schlangen.
 

Lucius hob sein Glas, die Anderen taten es ihm nach,

auch Draco, der allerdings nur Saft bekommen hatte,

da er bis vor kurzem krank gewesen war.

„Lasst uns auf die Verbindung zweier Herzen anstoßen, die endlich zueinander gefunden haben. Lasst uns darauf anstoßen, dass unser Sohn unsere Familie verlässt, wir aber gleichzeitig einen Sohn dazubekommen. Auf Harry und Draco.“
 

„Auf Harry und Draco!“
 

Harry hob ihre ineinander verschlungenen Hände an und sah Draco in die Augen.

Langsam senkte er den Kopf und küsste Dracos Hand.

Draco schloss kurz die Augen, dann flüsterte er: „Ich liebe dich.“

„Und ich liebe dich.“ War die Antwort, die Dracos Herz umschließen zu schien, ihn sich ruhig und sicher fühlen ließ.

Er schloss wieder die Augen.

Obwohl er es nicht wollte, fühlte er, wie die Müdigkeit ihn übermannte.

Er konnte nicht ignorieren, dass er lange krank gewesen war und sich noch immer schwach fühlte.

Was heute geschehen war, war viel gewesen, zu viel für seinen geschwächten Körper.

Er fühlte noch, wie Harry ihm das Glas aus der Hand nahm und ihn sanft küsste, dann schlief er ein.

Als Draco erwachte, lag er allein in seinem Bett.

Erschrocken fuhr er hoch.

Harry!?

Er tastete sich aus dem Bett, zog sich schnell etwas über und ging dann langsam auf die Suche.

Er wusste, dass es irrational war, aber Panik wabberte in ihm.

Es war doch kein Traum gewesen?

Harry war doch bei ihm gewesen!

Und seine Eltern hatten mit ihnen angestoßen, weil sie heiraten würde.

Sicher, klang absolut logisch.
 

Als er in das Erdgeschoss kam, hörte er Stimmen aus dem Salon.

Es klang nach seinen Eltern und… Harry!

Erleichterung machte für einen Augenblick seine Knie ganz weich,

er musste sich an der Wand abstützen.
 

„Wir werden es ihm noch heute sagen, Harry. Du kannst dir sicher vorstellen, dass es gar nicht so leicht ist, die richtigen Worte zu finden, vor allem, wenn man lange Zeit nicht ehrlich miteinander gesprochen hat. Wir waren die ganze Nacht lang wach und haben unser Vorgehen geplant.“
 

„Lucius, ihr braucht keinen durchstrukturierten Plan, ihr müsst ihm einfach nur erklären, was ihr getan habt und warum, damit er endlich weiß, wer ihr wirklich seit. Ich bin sicher, das er es verstehen wird.“
 

Verwirrt zog Draco die Augenbrauen zusammen.

Sprach man dort gerade über ihn?

Was wollten seine Eltern ihm sagen?

Er betrat den Salon, Harry und seine Eltern saßen auf den zierlichen Sesseln und tranken Tee. Sie sahen auf, als er in den Raum trat.

Harry sprang sofort auf und kam ihm lächelnd entgegen.

„Da bist du ja, Liebling. Ich dachte, du würdest länger schlafen, sonst wäre ich bei dir gewesen.“ Er fasste Draco um die Hüfte und half ihm sanft zum Sofa, ließ ihn Platz nehmen.

Er reichte Draco eine Tasse Tee und einige kleine Sandwichs.

Draco begann zu essen und beobachtete seine Eltern,

die sich immer wieder Blicke zuwarfen und nervös wirkten.

„Okay.“ Sagte er schließlich. „Was ist los?“
 

„Nun…“ Lucius reagierte auf die auffordernden Blicke seiner Frau und ergriff das Wort.

„wir müssen etwas klarstellen, Draco. Wir sind uns dessen bewusst, das es wahrscheinlich deine ganze Welt auf den Kopf stellen wird, aber du musst es unbedingt wissen und zwar jetzt und nicht noch später. Wir haben einige unserer Erinnerungen vorbereitet, dadurch wird es dir leichter fallen zu verstehen.“

Lucius wies auf ein Denkarium, das auf einem kleinen Couchtisch an der Seite stand.

„Am besten schaust du sie dir einfach an und dann sprechen wir darüber.“
 

Vollkommen verwirrt nickte Draco.

Unsicher sah er zu Harry, der aufmunternd lächelte und dann zu seiner Mutter,

die ihm zunickte.

Er ging zum Denkarium und ließ sich in die Erinnerungen seiner Eltern mitnehmen.

Was er sah, verstörte ihn zutiefst.

Seine Mutter, die sich von den Regeln und Zwängen der Zauberergesellschaft eingeengt fühlte, sein Vater, der sich gezwungen sah, in die Fußstapfen seines Großvaters zu treten, um gegen seine eigenen Überzeugungen Todesser zu werden.

Seine Eltern, mittlerweile zusammen, verzweifelt über die Taten des größenwahnsinnigen Dunklen Lords und, schließlich, bereit etwas dagegen zu tun.

Er sah ihre Treffen mit Snape, unter immer größeren Gefahren.

Er sah ihre langen Gespräche, ihnen denen sie versuchten, sich darauf zu einigen, wie sie es ihm beibringen könnten, ohne ihm damit zu schaden und ohne sich selbst und ihn in Gefahr zu bringen.

Schließlich kamen sie zu einer Entscheidung und er konnte nun in kurzen Sequenzen seine Kindheit und Jugend sehen, die Masken die sich seine Eltern zulegten und die sie nur im Geheimen, voreinander, abnahmen.

Und er sah sich selbst, wie er ihnen nacheiferte, ihren Masken, seinen Eltern, die es gar nicht gab.

Er kannte seine Eltern gar nicht.
 

Als Draco sich aus den Erinnerungen zurückgezogen hatte,

ließ er sich vollkommen ermattet auf das Sofa fallen.

Die Gedanken schwirrten nur so in seinem Kopf.

Er war sich unsicher, ob er schreien wollte, oder weinen, oder vielleicht lachen.

Alles war eine Lüge gewesen.

Aber er konnte nicht wirklich wütend auf seine Eltern sein.

Sie hatten lange mit ihrer Entscheidung gerungen und hatten sich schließlich aus Liebe dafür entschieden, ihm etwas vorzuspielen.

Trotzdem kam er nicht umhin, das sie es gewesen waren, die ihn lange Zeit mit sich selbst hatten hadern lassen.

Sie waren es gewesen, an denen er sich gemessen hatte, zu denen er aufsah.

Erst als er Gefühle für Harry entwickelt hatte, hatte er ihre Lebensweise und damit seine Eigene in Frage gestellt.
 

Natürlich konnte er nicht sie allein dafür verantwortlich machen,

wie er sich benommen hatte.

Er war schließlich nicht seine Eltern, er war Draco.

Draco Malfoy.

Alt genug, sich für seine Taten selbst verantwortlich zu fühlen.

Er hob den Kopf und sah zu seinen Eltern.
 

Narzissa war blass, sie krampfte die Hand immer wieder um ihr Taschentuch, während Lucius stoisch immer wieder an seinem Tee nippte,

nur eine pulsierende Ader an seinem Hals zeigte, dass er nicht so ruhig war, wie er sich gab.

Dann blickte Draco zu Harry.

Sein Harry.

Beinah hätte er ihn verloren.

Er hatte geglaubt, dass seine Liebe zu ihm falsch wäre, dass sie niemals akzeptiert werden würde, dass er selbst sie nicht akzeptieren könne.

Aber jetzt waren sie zusammen.

Er hatte eine Chance, seine Fehler wieder gut zu machen.
 

Draco lächelte seinem Verlobten zu.

Dann wandte er sich wieder an seine Eltern.

„Es ist ziemlich viel auf einmal.“ sagte er leise. „Irgendwie ist alles so schnell gegangen. Aber ich bin nicht wütend auf euch. Eigentlich… eigentlich kann ich mich glücklich schätzen, das ihr nicht die seid, für die ich euch gehalten habe.“

Er senkte den Kopf und dachte einige Minuten über seine Worte nach.

„Ich liebe euch. Das habe ich immer getan. Aber ich hätte so nicht weiter mit euch leben können, weil Harry… Harry hat mich verändert. Meinen Blick auf mich selbst und mein Leben. Deswegen bin ich froh, das ihr genauso verändert seid.“
 

Lucius stellte seine Teetasse ab, die bereits seit geraumer Zeit leer war.

„Wir lieben dich auch, Junge. Wir sind froh, dass Harry dir geholfen hat. Wir… wir haben zu lange gewartet, es tut uns leid. Draco, es tut uns leid.“

Die letzten Worte flüsterte er.

Narzissa erhob sich hastig und trat zu ihrem Mann, schloss ihn in die Arme.

Draco zögerte nur kurz, dann stand er schnell auf und ging zu seinen Eltern,

nahm sie beide fest in den Arm.
 

Harry saß einen Moment etwas verloren da,

bis er sah, wie Draco, ohne sich aus der Umarmung zu lösen,

einen Arm nach ihm ausstreckte.

Langsam trat er an den Sessel heran, auf dem Lucius saß und von Narzissa und Draco umarmt wurde.

Er ergriff Dracos Arm und legte eine Hand auf Narzissas Schulter.

Dann wurde er fest in die Familienumarmung gezogen.

Er schloss die Augen.

Und lächelte glücklich.

Es war ein strahlender Sommertag.

Sonnenschein brach sich in den Fensterscheiben des Manors

und ließ die weißen Schirme erstrahlen, die über den Tischen aufgespannt waren,

die im Park verteilt standen.

Diener in dunkler Livree führten die Gäste an ihre Plätze und brachten ihnen Champagner.

Immer wieder tauchten elegant gekleidete Zauberer aus dem Nichts auf,

sie apparierten oder nutzen Portschlüssel,

die ihren Einladungskarten beigelegt gewesen waren.
 

Ron zerrte an seiner Krawatte, die sich unangenehm eng an seinen Hals schmiegte,

bis Hermine ihn davon abhielt und sie ihm neu band.

Dankbar lächelte er seine Freundin an,

dann schritten sie zu den für sie reservierten Plätzen.

Die anderen Mitglieder ihrer Familien saßen bereits dort, Hermines Eltern sahen sich neugierig um und tuschelten aufgeregt,

während die Weasleys sich immer wieder verstohlen gegenseitig auf Berühmtheiten aufmerksam machten.

Mrs. Weasley zwitscherte beinah vor Aufregung, als sie eine berühmte magische Sängerin sah, begleitet von einem bekannten Moderator des Zauberradios.

Mr. Weasley versuchte derweil seine Unruhe zu verbergen, er fühlte sich etwas unwohl, bisher war er ausschließlich aus eher unangenehmen Gründen auf Malfoy Manor gewesen

und nun war er geladener Gast, es war merkwürdig.
 

Hermine winkte Luna Lovegood und Neville Longbottom zu,

die etwas entfernt saßen, beide ebenfalls von ihren Familien begleitet.

Mrs. Longbottoms Hut war wirklich gigantisch, dachte Hermine schmunzelnd.
 

In einem kleinen Pavillon hatte eine Band ihre Instrumente aufgebaut und begann nun leise zu spielen.

Die Gäste setzten sich fröhlich plaudernd.

Alle Köpfe wandten sich nach vorn, als Lucius Malfoy aus dem Haus trat und über den Rasen schritt.

Er war sehr elegant gekleidet, selbst für seine Verhältnisse,

er trug einen langen Gehrock, der ihm ganz hervorragend stand.

Lucius nahm seinen Platz am Altar ein, strahlend lachte er in die Runde,

was alle Gäste verwundert schauen ließ, während das Herz der einen oder anderen Dame einen kleinen Sprung machte.
 

Kurz danach trat Narzissa Malfoy aus dem Haus, die kleine Schleppe ihres hellen Kleides in der Hand haltend.

Sie lächelte sanft, nickte verschiedenen Gästen zu,

bevor sie ihren Platz, gegenüber von Lucius, einnahm.
 

Suchend sahen Ron und Hermine sich um.

Seit dem Schulabschluss vor einigen Wochen hatten sie Harry nicht mehr gesehen.

In den letzten Wochen des Schuljahres hatten sie ihn sowieso kaum zu Gesicht bekommen.

Sie alle hatten hart an den Prüfungsvorbereitungen arbeiten müssen,

daher war die Überraschung, oder, besser gesagt, der Schock über die Beziehung und Verlobung etwas untergegangen.

Sie waren kaum dazu gekommen, mit Harry darüber zu sprechen.

Dieser war sowieso ständig fort gewesen, hatte gemeinsam mit Draco im Slytherinkerker gewohnt, da sie verlobt waren, hatten die Lehrer wenig dagegen tun können,

sie hatten allerdings auch nicht wirklich etwas dagegen gehabt.

Nachdenklich betrachtete Hermine die Malfoys.

Sie hatte staunend gehört, dass die Beiden Spione gewesen waren,

seit vielen Jahren auf der Seite des Guten.

Sie schienen sich um hundert Grad gewendet zu haben, gaben Harry die Familie, die er niemals gehabt hatte.

So glücklich hatte sie ihren besten Freund noch niemals gesehen,

selbst bei den Weasleys nicht.

Zuerst hatte sie Angst gehabt, dass die Malfoys es nicht ernst meinen würden,

auch Ron hatte diverse Vorbehalte gehabt,

aber dann hatten sie sie kennen gelernt, hatten sie im Umgang mit Draco und Harry erlebt und all ihre Sorgen hatten sich in Nichts aufgelöst.
 

Und Draco und Harry!

Hermine seufzte leise.

Eigentlich würde sie sich selbst nicht unbedingt als besonders gefühlsduselig bezeichnen,

aber diese Beiden brachten sie immer zum seufzen und schwärmen.

Wie sie miteinander umgingen!

So vorsichtig, so sanft, so verliebt.

Wie sie einander immer wieder berührten, sich ansahen, es war wunderbar, da zuzusehen.
 

Ein Raunen ging durch die Menge und Hermine reckte den Hals,

um besser sehen zu können.

Draco und Harry kamen auf den Altar zu,

der Eine aus dem Haus, der Andere über den Rasen, so das sie gleichzeitig von zwei Seiten aufeinander zutraten.

Sie trugen dunkle Anzüge, sahen mehr als elegant aus.

Und unendlich glücklich.

Ihre Hände fanden sich, sobald sie voreinander standen.

Ihr Lächeln, das sie tauschten, schloss alle Anderen aus, es war nur für sie Beide bestimmt.
 

Der Magische Zeremonienmeister klatschte in die Hände und erhob die Stimme.

„Liebe Gäste, Freunde und Verwandte, wir sind heute hier zusammengekommen, um eine neue Familie zu feiern. Wie sie alle wissen, ist Harry Potter der Letzte der Potterfamilie, nachdem seine Eltern, die unvergessenen James und Lily Potter, sich im Kampf gegen Voldemort geopfert haben. Heute jedoch, ist ein glücklicher Tag und ein Neubeginn, denn die Familie Potter wird ein neues Mitglied bekommen.

Nach alter Tradition trägt Draco Malfoy in seiner Hand das Wappen der Potters.“
 

Draco öffnete die rechte Hand, so dass der Anhänger zu sehen war.

Vereinzeltes Raunen wurde in der Menge laut,

man konnte das eine oder andere Schluchzen hören.

Niemand außer den engsten Freunden hatte gewusst, dass Harry Draco sein Familienwappen gegeben hatte.
 

Der Zeremonienmeister lächelte.

Selten durfte er in der heutigen Zeit noch solch alte, ehrwürdige Rituale ausführen.

Und selten tat er es so gern, wie bei diesem glücklich verliebten Paar.

„Mit diesem Wappen gibt Mr. Potter ihnen Eintritt in sein Herz, in seine Seele, macht sie zu einem Teil seiner Familie, sind sie sich der Ehre, des Vertrauens, der Liebe und Verantwortung bewusst, Mr. Malfoy?“
 

„Ja, das bin ich!“
 

„An dieser Stelle können die Verlobten ihre eigenen Worte sprechen.“
 

Draco wandte sich an Harry, das Wappen nun wieder fest in der Hand, er lächelte.

„Harry, ich liebe dich mehr als mein Leben, du hast mich gerettet, hast mich aufgefangen, du machst jeden Tag meines Lebens zu etwas Besonderem. Mit deiner Liebe und deinem Vertrauen hast du mich zu dem gemacht, was ich heute bin, dafür danke ich dir. Es ist mir eine Ehre, heute dein Mann zu werden und für immer an deiner Seite zu sein.“
 

Harry ergriff Dracos Hand, umschloss sie und das Wappen darin.

„Draco, damit, das du mein Familienwappen angenommen hast, machst du mich zum glücklichsten Mann auf Erden. Eine Familie mit dir zu gründen, erschien mir wie ein Traum und nun wird es Wirklichkeit. Ich liebe dich über alles und auch mir ist es eine Ehre, heute dein Mann zu werden, heute und für immer.“
 

Sie wandten sich an den Zeremonienmeister.

Dieser schwenkte seinen Zauberstab, sprach leise Worte,

ihre Hände waren von hellem Licht umschwebt, die Kette verschwand, Ringe mit dem Potterwappen erschienen an ihren Händen,

dann sagte er:

„Mit diesen Zaubern, diesen Worten und euren verbundenen Händen, seit ihr nun eine Familie. Harry und Draco Potter, ihr dürft euch jetzt küssen.“
 

Harry und Draco wandten sich einander zu,

sahen einander an, Harry fuhr sanft mit den Fingerspitzen über Dracos Wange, dann schloss er sein Gesicht in die Hände und zog ihn zu sich heran.

Ihre Lippen fanden sich.

Harry hatte das Gefühl, zu schweben, während sein Herz überquellen zu schien,

voller Liebe und Glück.

Draco lief eine Träne über das Gesicht, niemals hätte er geglaubt, das er jemals so glücklich, so unendlich zufrieden würde sein können.
 

Sie küssten sich.
 

Sie küssten sich, während die Gäste aufsprangen und jubelten,

sie küssten sich, während Lucius und Narzissa einander umarmten,

sie küssten sich, während überall im Land Eulen aufstiegen, um die Nachricht zu verkünden, dass die Hochzeit des Jahrtausends tatsächlich stattgefunden hatte.
 

Sie küssten sich.



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Kommentare zu dieser Fanfic (14)
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Von:  Andreana
2017-08-30T11:05:13+00:00 30.08.2017 13:05
So Romantisch
Von:  seiyerbunny20
2013-12-12T22:23:30+00:00 12.12.2013 23:23
Ich finde sie einfach super ich habe Angst gehabt um Draco aber auch um Harry hast du super gemacht und dann das mit den Eltern von Draco und Servus hast du super gemacht und wie doch Draco und Harry zusammen gekommen sind hast du super gemacht und dann die Horzeit mach wieder so und bin froh sie Gefunden zu haben und gelesen zu haben einfach super
Von:  xXxAma-terasuxXx
2011-07-24T12:32:38+00:00 24.07.2011 14:32
Keine AHnung warum du nur sooooooooooooooo wenige kommis bekommen hast aber meiner meinung nach hat diese ff um längen mehr kommentare verdient. Natürlich nur positive so wie meines ;)

Es war wirklich sehr schön deine ff zu lesen. Sie war spannend, dramatisch, romantisch und echt fesselnd. Hab sie in einem stück gelesen und war echt an manchen stellen am schlucken so ergriffen wie du es beschrieben hast....
Ich hab selten so eine schöne geschichte gelesen!!!!

lg Ema
Von: abgemeldet
2010-12-13T21:10:20+00:00 13.12.2010 22:10
Hallo,

ich muss den anderen recht geben, es ist wirklich schade und auch seltsam, dass diese Geschichte so wenig Kommentare hat.

Ich bin erst heute über diese ff gestolpert, hab sie in einem durch gelesen und war von Anfang bis Ende gefesselt!!

Wirklich sehr sehr schön!!

Ich denke eine etwas genauere Inhaltsangebe und die Geschichte wäre bekannter, sag ich jetzt einfach mal weiß nicht wieviele klicks sie hat. Da ich denke, dass die Mehrheit eben schon im voraus gerne grob weiß worum es gehen wird in der Geschichte.

Ich hab mich einfach mal ins kühle Wasser geschmissen und überraschen lassen und es hat sich gelohnt!

Also immer weiter so!!

Bis bald
Kosmashiiva
Von:  kokuchou
2010-12-02T10:35:58+00:00 02.12.2010 11:35
hallöchen

wirklich eine wunderschöne geschichte
*taschentuch zück*
es ist echt schade das sie nur so wenig kommentare hat
*ff zu den favos pack*

hatte sie in einem rutsch durch ;)
das ende war wohl etwas sehr kitschig
hat aber perfekt gepasst ^o^b

mach weiter so
lg ruha
Von:  Selkie
2010-05-15T19:22:13+00:00 15.05.2010 21:22
Saa~
*in Taschentuch schnüffel*
Ich finde deine Story von der Idee, dem Aufbau usw einfach schön~
Wie schon gesagt wurde, ist es wirklich ein bisschen kitschig, aber ich denke es passt in diesem Fall auch einfach.
Auch schön gemacht finde ich, dass Draco zuerst ständig glaubt und sich einredet, dass es ein Traum ist und allgemein seine Reaktionen..
Wirklich sehr schön! Hat Spaß gemacht und berührt sie zu lesen~

LG Yue-chan
Von:  koennte-sein
2009-11-30T17:21:38+00:00 30.11.2009 18:21
Hy =) -.-.-

also die Geschichte und die Ideen sind wunderbar. Das Ende ist zwar ein bisschen sehr kitschig aber...was solls..so solltes auch mal passieren. Im "wirklichem" ist das Ende ja noch heftiger ..Deins gefällt mir da sehr gut. Das andere ist dann doch aber wirklich ein bisschen arg schmalzig. Also..was ich eigenllich sagen wollte: Das git ein Platz auf meinen Favos *lach* <3 x-_-x
Von:  katsuja
2009-11-16T08:27:33+00:00 16.11.2009 09:27
Hallo werter Schreiber

Eine wunderschöne Geschichte ist jetzt leider zu Ende .

Ich bin der Meinung Sie hätte mehr Kommentare verdient , immer diese Schwarzleser .

Lass dich vom Schreiben nicht abhalten , vielleicht liest man mal wieder was von dir .

Also Kopf hoch und weiter.

Bis demnächst katsuja
Von:  LadyNymeria
2009-11-12T11:39:46+00:00 12.11.2009 12:39
Die beiden sind ausdauernd *hust*
^^
Aber die Story an sich finde ich schön
Anfangs hatte ich zwar mit einer thrillerähnlichen FF gerechnet, aber so ist es auch ganz schön

Dieses Kapitel fand ich besonders schön, weil die Stimmung zwischen Ihnen endlich wieder lockerer wurde.
Freu mich schon wenn Dracos Eltern zu ihnen kommen *gg*

glg DeansAngel
Von:  Caratinu
2009-11-09T21:13:07+00:00 09.11.2009 22:13
Bist du schnell im schreiben..
Das finde ich super
LG
cara


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