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Kore kara...von hier an blind.

raku ni suru - erleichtern.
von

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Shukufuku [Blessing]

Es war ein kühler, nebeliger Morgen, an dem ShuUs Wecker ihn mit ‚Blitzkrieg Bob – Ramones’ aufweckte. Er mochte zwar westliche Musik, aber nicht diese Art. Er zog sich die Decke hoch, bis über Nase, und starrte an die weiße Rausfasertapete an der Decke, die lediglich sein ganzes Zimmer auskleidete. Genervt wanderte seine Hand unter der Decke hervor zum Wecker, um ihn auf Stand By zu stellen. Er wendete seinen Kopf nach rechts an die Wand, um auf das leicht vergilbte Zifferblatt seiner anderen Uhr zu sehen. „Halbe Stunde noch...“, stellte er fest und wendete seinen Kopf wieder der Decke zu. Seit 2 Jahren war er nun Mitglied der Band ‚Girugämesh’, als Bassist. Ebenso Satoshi als Sänger, der kleine Ryo als Schlagzeuger und ihr Gitarrist Nii.

Heute hatten sie, mal wieder, die Chance darauf einen Plattenvertrag, bei einer vielversprechenden neuen Produzentin, zu bekommen. Er seufzte. Seine Hand wanderte zurück unter die baumwollne Decke und ohne Umwege in seine Boxershorts. Er begann, seine fast alltägliche, Morgenlatte langsam zu massieren. Ein kleines Keuchen entfuhr ihm, kurz bevor die Tür aufging und Satoshi mit einem etwas entnervten Gesichtsausdruck im Türrahmen stand. „ShuU! Wäre es nicht möglich gewesen, mir diesen Anblick zu ersparen?! Ich wusste ja schon immer, dass du notgeil bist, jemand wie du kriegt ja auch keine ab...Wie dem auch sei, komm runter, wir wollen frühstücken!“ Kopfschüttelnd nahm er den rechten Arm vom Türrahmen und zog mit der linken Hand die Tür hinter sich zu. Die Schaniere quietschten. ‚Jemand wie du...’ hatte er gesagt. Was meinte er damit? Der Bassist konnte sich darauf keinen Reim machen. Satoshi und er hatten sich bisher nie sonderlich verstanden. Es war nicht so, dass sie sich ständig stritten, aber von Satoshis Seite kriselte es immer etwas, was ShuU auch spürte. Während Satoshi, mit den Händen in den Taschen seines Anzugers, die Treppe in dem kleinen Tōkyōter Apartment hinab ging, stieg ShuU in seinem Zimmer unter der warmen Decke, die Röte ins Gesicht. Hatte Satoshi ihn gerade dabei erwischt, wie er versucht hatte, die Anzeichen seines anzüglichen Traums zu beseitigen? Es schien so. ShuU seufzte erneut und setzte sich vorsichtig auf. Er streckte die Beine über den Bettrand und setzte die Füße auf das kalte Laminat, welches nur ein roter Polyester –Teppich zierte, und sah aus dem Fenster. Immer noch hing der Nebel schwer in den Bäumen und Sträuchern auf der Straße vor seinem Zimmer. Die Kirschblüten ließen feucht vom Tau, die Köpfchen hängen. Die Luftfeuchtigkeit war über die Nacht um einiges gestiegen, weshalb der Bassist schlecht geschalfen hatte, und es machte ihm einige Mühe, an einem derartigen Tag aufzustehen und sich fertig zu machen. Zwei oder drei Atemzüge vergingen, in denen er auf den Teppich zu seiner Linken starrte. Nun stand er auf, ging zwei Schritte auf seinen Schrank zu. Er war den Tag zuvor sehr spät ins Bett gegangen was er (im Angesicht der Tatsache, dass er zusätzlich dazu, dass er schlecht geschlafen hatte, auch noch wenig geschlafen hatte) nun bereute. Dementsprechend hatte er auch spät geduscht. Seine Haare waren nur noch leich feucht, logisch bei dünnem Haar. Er zog seine Shorts aus und warf sie unachtsam in einen Zwischenraum bei seinem ungemachten Futon und dem hübschen Nachtschränkchen aus Kirschholz.

Nackt wie er nun war, stellte er sich vor seinen Kleiderschrank. „Satoshi hat einen Anzug an...also...ziehe ich auch einen an“, sagte er zu sich selbst und beugte sich zu erst runter zu einer der vier Schubladen seines Schrankes, um eine neue Shorts heraus zu holen. Er öffnete mit der einen Hand die Schublade und griff einfach mit der anderen nach dem Objekt, was er als Erstes zu fassen bekam. „Na toll...das zieh ich garantiert heute nicht an!“, nuschelte er und stopfte den String mit Leopardenmuster zurück in die unendlichen Weiten der Schublade. Er zog ein weiteres Mal eine Shorts heraus, zog eben diese an und richtete sich wieder auf. Er seufzte mal wieder. Es war immer noch kalt im Zimmer. Er ging zum Fenster und stützte sich mit den Ellenbogen auf die kühle, steinerne Fensterbank und versenkte das Kinn in den Händen. Er schaute raus auf die Straße, die schon sehr befahren war, obwohl es erst halb sechs war und immer noch konnte man oberhalb des Asphalts nichts außer Nebel sehen, der sich die alten, leicht verkommenen Hauswände des Stadtteils Asakusa des Bezirks Taito hochzog.

Er blickte noch etwas länger durch das Fenster, das eben jetzt anfing zu beschlagen, wendete sich dann dem Kleiderschrank zu und öffnete eine seiner Türen. Er nahm den leicht knubbeligen Anzug heraus und legte ihn aufs Bett. Er zog zu erst sein frisch gewaschenes, aber knubbeliges, weißes Hemd an. Anschließend stülpte er er die schwarze Hose über die Beine, zog sie hoch und machte den Knopf und den Reißverschluss zu. Er nahm den Pyramidennietengürtel und steckte ihn durch die engen Schlaufen der Hose und band sich die Krawatte um. Danach nahm er seine Anzugjacke vom Bügel und legte sie auf das Futon. Er setzte sich auf den Boden und zog das Paar weißer Socken über die Füße, um darauf die schwarzen, legeren Schuhe anzuziehen und zu zuschnüren. ShuU packte mit der einen Hand die Jacke und kämmte sich währenddessen mit einem rosa Kamm durch seinen Ponny. Er musterte sich noch ein weiteres Mal im Spiegel am Schrank, packte Handy und Portemonnaie ein und machte sich auf den Weg nach unten, mit einem leicht bedröppelten Ausdruck auf seinem Gesicht. Als er unten ankam, fand er in der Küche, die man durch das Übergangzimmer zu seiner Rechten (Wohnzimmer zur Küche) sehen konnte, bereits einen gedeckten Tisch vor. Es war nun sechs Uhr, wie der Bassist auf der schwarz-goldenen Digitaluhr, an der Wand in der Küche, erkennen konnte. „Herrgott, ShuU!! Wie siehst du denn aus!?“, kam es entsetzt von Ryo, der gerade in die Küche gekommen war. Nii war noch nicht da, nur Satoshi, dessen Blick er bis gerade gemieden hatte, saß in einem der drei schwarzen Ohrensessel und starrte ihn an. „Den Anzug muss man noch bügeln!“, meinte Ryo bestimmend. „Ich geh und hol’ das Bügeleisen und das Bügelbrett. Satoshi, sorg dafür, dass ich ShuUs Sachen gleich bügeln kann.“, quiekte er und schob sich durch die Tür zum Flur im Erdgeschoss. Der Bassist schaute der Tür dabei zu, wie sie zu fiel. Sogleich spürte er, wie sich zwei Hände von hinten auf seine Rippen legten und begannen, seine Jacke zu öffnen. „Los, zieh dich aus, sonst ist Ryo gleich voll genervt.“, kam es von Satoshi hinter ihm. ShuU streifte unachtsam die Jacke ab, die nun zu Boden fiel. Satoshis Hände zogen sich jedoch nicht zurück, sondern wanderten unter ShuUs Hemd. „Davon hat Ryo aber nichts gesagt...“, meinte der leise. Satoshi stoppte, Zwischen ihnen war kein Centimeter mehr an Platz. Während ShuU über ihr heutiges Meeting nachdachte, hatte Satoshi Gürtel, Knopf und Reißverschluss der Hose des Bassisten geöffnet und sie herunter gezogen. `Satoshi war eigenartig´, dachte sich ShuU. Mal war Satoshi total unhöflich und unfreundlich und mal war er sehr zurückhaltend. ShuU stand regungslos da, weil er gerade realisierte, was Satoshi tat und im selben Moment spürte er, wie sich etwas hartes von hinten an seine Shorts drückte und Satoshis rechte Hand vorne in eben diese hinein rutschte. An seinem Ohr hörte er ein vemeintliches Keuchen des Sängers, bis er sich blitzschnell umdrehte, dessen Hand wegschlug und Satoshi etwas entsetzt ansah. „Was zur Hölle war das!? Das hatte ich echt nicht von dir erwartet, gereade von dir! Geh mir bloß weg mit deinem Ständer, du Schwein!“, entfuhr es ShuU, auch wenn er es nicht hatte so sagen wollen. Der Sänger stand nun dem Bassisten gegenüber und sah ihm tief in die Augen. Er guckte sehr ernst, huschte dann an ShuU vorbei, griff sich noch eine Flasche grünen Tees und flitzte zur Haustür. Geschminkt war er ja. „Ich will nichts essen, ich warte draußen...“, brummte Satoshi und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. Nun kamen Nii und Ryo rein. ShuU stand immer noch perplex im Wohnzimmer und wurde nun von den beiden Anderen begutachtet. Nii hatte geholfen das Bügelbrett zu tragen. „Wo ist Satoshi?“, fragte Ryo, der gerade das Bügeleisen einstöpselte. „Draußen. Er wollte nichts essen.“, sagte ShuU knapp. „Hattet ihr irgendwie Beef (ugs. Streit), oder so?“, fragte Nii neckend, während er das Bügelbrett aufstellte. „Ach was...Ich hab nichts gemacht...“, antwortete der Bassist und hob seine Jacke und die anderen Kleidungsstücke vom Boden auf, legte sie auf das alte Bügelbrett und setzte sich in Shorts und Hemd an den Tisch. Er zog es jedoch aus, weil er fand, dass es doof aussieht, wenn man in Unterwäsche am Tisch sitzt, aber dabei ein Hemd anhatte. Während Ryo seine Sachen bügelte, ging er noch einmal in das Badezimmer im Erdgeschoss und schminkte sich. Er malte sich seinen typischen schwarzen Balken in sein Gesicht und benutzte etwas Puder. Er ging zurück ins Wohnzimmer, wo nun Nii bügelte (worüber er sich wunderte), seufzte und setzte sich zurück an den Frühstückstisch. Ryo hatte bereits gegessen und Nii hatte auch bereits zugegriffen. Nun hatte der Bassist auch keinen Hunger mehr. „Komm, iss doch was, wird ein antrengender Tag, denke ich!“, sagte Ryo und legte seine linke Hand auf ShuUs Bein. „Nein...danke.“, lehnte der Bassist ab während er sich wieder erhob, um seinen Anzug , der nun fertig gebügelt war, wieder anzuziehen. Zum Schluss stopfte er das Hemd in die Hose und machte seine Jacke zu. Die anderen Beiden hatten ebenfalls ihre Anzüge angezogen, also hatte er sich richtig an Satoshi orientiert. „Danke für das Bügeln, ihr Beiden!“, bedankte er sich bei dem Schlagzeuger und dem Gitarristen, die nur nickten und grinsten. „Ist doch kein Problem!“, meinte der Gitarrist, während er sein morgendliches Glas Sake leerte.

Yaju [Beast]

„Wenn jetzt jemand reinkommen würde, würde er sicherlich denken, du hättest für uns gestrippt!!“, lachte Nii herzhaft. `Für euch mache ich sowas aber nicht...´, dachte sich der Bandleader und starrte auf den Boden kurz vor seinen Füßen. „Sag mal ShuU, ist irgendwas? Ich meine, wenn was nicht stimmt, dann kannst du gerne mit mir reden, wenn du willst!“, meinte der Schlagzeuger, als er ShuUs Blick einfing und versuchte ihn zu deuten. „Zu mir kannst du auch kommen!!“, redete Nii dazwischen, der auch unbedingt etwas hatte sagen wollen. „Ach was! Alles in Ordnung. Danke...“, der Bassist wendete sich zum Gehen, bis er sich im letzten Moment umentschied, weil er wusste, dass Satoshi draußen war und er im Moment keine Lust hatte, noch einmal mit ihm alleine zu sein. „Uhm...seid ihr dann fertig?“, nuschelte er etwas nervös und nahm den Kopf hoch. „Ich bin so weit fertig, meine Gitarre hab ich hier!“, meinte Nii und nickte neben seinen Stuhl, wo seine Gitarre, gut versrtaut im Gitarrenkoffer, stand. „Nya, diese Produzentin meinte am Telefon, wir sollen unsere Instrumente, wenn möglich, mitbringen, aber ich gehe mal stark davon aus, dass sie ein Schlagzeug da haben werden, wenn in dem Haus noch zeitweise andere Bands von anderen Labels untergebracht sind.“, sagte Ryo mehr zu sich selbst, als zu den anderen beiden Anwesenden, die gar nicht zugehört hatten. Er schaute sich nachdenklich den braunen, klebrigen Kaffeesatz in seiner Tasse an und schwieg für das Erste. Nii stand auf und begann den Tisch abzuräumen, während ShuU ihre Jacken aus dem Windfang holte und auch gleich die Autoschlüssen für Ryo mitbrachte. Nervös, mit den Schlüsseln in der einen Hand klirrend und den Jacken auf dem linken Arm, stand er da und sah zu, wie seine Freunde den Tisch abräumten und grob die Reste von den Tellern wuschen. Sein rechtes Bein trippelte gleichmäßig auf und ab und er betrachtete abwechselnd den Boden vor seinen Früßen und den Frühstückstisch, der sich langsam, aber sicher, leerte. „Was ist los? Du wirkst so nervös...“, musterte ihn Nii nach einiger Zeit, der zu ihm ging und ihm seine Jacke abnahm. „Ach...ich will nur schnell fahren, wir müssen echt bald einen neuen Vertrag klar machen, denn mit diesen ganzen Aushilfsjobs, die wir die ganze Zeit machen, kommen wir irgendwann nicht mehr weit. Als ich Einkommen und Ausgaben vom letzten Monat verrechnet habe, fiel mir auf, dass es echt knapp ist; mal davon abgesehen, dass Satoshi letzten Monat nicht gearbeitet hat, weil er keine Lust hatte. Der meint, er könnte sich alles erlauben, dabei sind Ryo und ich die übrigen Gründungsmitglieder dieser Band; nichts gegen dich, Nii!“, ließ ShuU Dampf ab. Nii und Ryo nickten verständnisvoll. „Bist heute irgendwie komisch...“, bemerkte Nii, der gerade seine Gitarre geholt hatte und ShuUs Bass auch gleich aus der Ecke zwischen dem Mülleimer und der vertrockneten Yukkaplame zerrte. „Das macht sicher die Aufregung!“, grinste der Schlagzeuger und legte ShuU die Hand auf die Schulter, der ihn darauf hin anlächelte. ShuU nahm seinen Bass an und deutete mit einer Kopfbewegung zu Satoshis Jacke, die er hatte absichtlich hängen lassen. Immer noch hielt er die Autoschlüssel in der freien Hand und wartete darauf, dass Ryo, der seine und auch die Jacke des Sängers trug, sie ihm abnahm. „Jetzt aber los!?“, rief Nii aus dem Windfang. Es war nun halb sieben morgens, als sie endlich das Haus verlassen wollten. Der kleine Schlagzeuger öffnete die Tür, tat einen Schritt und drohte zu fallen, weil Satoshi genau vor seinen Füßen gesessen hatte, gegen welchen er gelaufen war. Im letzten Moment hielten ihn der Bassist und Satoshi gleichzeitig fest, wobei sich ihre Hände berührten, weil sie beide nach seinem Arm gegriffen hatten. Erschrocken ließ ShuU los und nun war es an dem Sänger den Kleinsten von ihnen fest zu halten.

Als dann Ryo wieder fest stand, gab er Satoshi seine Jacke und bedankte sich, dass er ihn festgehalten hatte. Satoshi saß noch immer auf den steinernen Treppenstufen, direkt vor dem Apartement. Er hatte die Straße betrachtet, die Bäume, und geraucht hatte er. „Du solltest echt eine Entzugstherapie machen!!“, staunte Nii über die Zigarrettenkippen, die der Wind gerade über den Bürgersteig wehte. Satoshi brummte nur und schnippte seine gerade erst angezündete Zigarrette weg. Er hatte innerhalb einer halben Stunde bestimmt zwei Dutzend Zigarretten geraucht, nachdem er hinaus gegangen war. „Kommt ihr jetzt!?“, quiekte Ryo, der schon im kleinen schwarzen Toyota vor dem Haus, in einer Parklücke zwischen zwei großen Bäumen wartete. Die beiden Saiteninstrumentspieler luden die Gitarre und den Bass in den Kofferraum ein. Satoshi hatte sich bereits mit seiner Jacke auf den linken Platz der Rückbank gesetzt, als auch Nii vorne rechts einstieg und ShuU sich als Letzter hinten rechts niederließ. Ryo startete das Auto, parkte rückwärts aus und fuhr auf die Straße, Richtung Itabashi. Keiner im Auto sagte etwas, während sie an dem Bäumen und Häusern des Satdtbezirks vorbei fuhren. „Was ist los? Ihr seid so ruhig!“, sagte schließlich Nii nach geschätzten zehn Minuten und sah nach hinten, auf die Rückbank, wo Satoshi und ShuU jeweils zu ihrem Seitenfenster hinaus schauten und schwiegen. Nii runzelte die Stirn und richtete seinen Blick wieder nach vorne, um kurz darauf im Handschuhfach nach Musik zu kramen. „Duu, Satoshi?! Willst du ‚Children of Bodom’ hören?“, fragte der Gitarrist, der mit ratlosem Blick auf das Cover der CD-Hülle guckte. Er war nun halb in dem Fach verschwunden und laß weiter Covers, als endlich von hinten eine Antwort kam. „Klar, hau rein!! Darauf hab ich grad voll Lust!!“, meinte Satoshi, der nun hellauf begeistert von seiner Fensterscheibe aufsah. „Jungs! Muss das wirklich jetzt sein!? Könnt ihr nicht bis zur Autobahn warten?“, fragte Ryo, der mit der dicken Brille, die er zum Autofahren immer trug, äußerst gebildet aussah. „Ach, bitte, Ryo-chaaan~!!“, nörgelten Satoshi und Nii fast zeitgleich. „Was ist mit ShuU? Den schon mal gefragt, was er will?“, versuchte der Schlagzeuger abzulenken. „Interesssiert doch eh keinen, was der will...“, meinte Satoshi kaltherzig, ohne auch nur einmal rüberzusehen. Hätte er das getan, hätte er vielleicht gesehen, wie verletzt ShuU gerade geguckt hatte. Ryo jedoch hatte es im Rückspiegel gesehen und verlangte nun eine Entschuldigung seitens Satoshi. „Wofür soll ich micht entschuldigen? Ich sag nur die Wahrheit!“, meinte dieser und begann zum Takt der Musik mit dem Bein zu wippen. Ryo schüttelte ungläubig und verständnislos, für sein Verhalten, den Kopf. ‚Kann ja wohl nicht wahr sein...der arme ShuU...Hoffentlich legt sich diese Stimmung, bis wir da sind, wieder...’, dachte sich der Kleine und fuhr auf die Ausfahrt. Etwa zwanzig Minuten vergingen, bis der eh schon gereizte Ryo, entgültig platzte, weil Nii noch eine CD einlegen wollte. „Jetzt reichts aber!!“, er kramte vorsichtig mit der einen Hand am Steuer und der anderem im Handschuhfach nach etwas. Endlich bekam er einen MP3-Player zu fassen, warf ihn auf die Rückbank und machte das Fach zu. Satoshi nahm das Gerät und sah Nii irritiert an, der ihn fragend musterte. „Hör gefälligst damit weiter, dann habe ich meine Ruhe!“, meinte Ryo bestimmend, brummelte noch etwas vor sich hin und passierte schließlich das Bezirksausgangsschild von Kita. Satoshi steckte die Stöpsel in die Ohren und starrte nach vorne. Er sah zwar, dass sich Niis Lippen bewegten, aber was er sagte, wusste er nicht. Vielleicht war das ja auch ganz gut so, es hätte ihn nur aufgeregt. Der Gitarrist und der Schlagzeuger hatten begonnen, darüber zu diskutieren, wie Satoshi sich verhielt und fingen an ernsthafte Argumente gegen ihn auszusprechen. Dann schaltete sich ShuU ein, als Nii gerade mit dem Vorschlag kam, einen neuen Sänger zu suchen: „Das könnt ihr doch nicht ernsthaft wollen! Wo soll denn Sato-san dann hin!?“, quiekte er und wurde leicht rosé im Gesicht. „Oh je, du setzt dich also für Satoshi ein!?“, wunderte sich Nii und neckte ihn damit. „Was denn!? Ich bin schließlich Bandleader, ich mach mir halt Sorgen um die Zukunft der Gruppe!!“, verteidigte sich der Bassist und schaute gernervt in Satoshis Richtung, der nur da saß und Musik hörte. Er wünschte sich eigentlich, dass er hörte, wie sich ShuU für ihn einsetzte. Sein Blick wanderte zurück zu Nii, den er nun eisig fixierte. „Gib doch einfach zu, dass du ihn magst! Wo liegt denn das Problem? Das wäre einfacher für dich!“, diesen Gesprächsfetzen hatte Satoshi, dessen MP3-Playerakku gerade jetzt leer gehen musste, aufgeschnappte und hörte nun interessiert zu. Die Stöpsel in den Ohren waren die perfekte Tarnung. „Das ist doch überhaupt nicht wahr! Nur, weil ich keine Freundin habe, heißt das nicht, dass ich auf Kerle stehe und vorallem nicht auf so X-Beliebige!!“, fauchte er dem Gitarristen entgegen. „Wie auch immer...Aber stell dir doch mal folgende Situation vor!! Du sitzt alleine im Wohnzimmer, er kommt rein. Er geht auf dich zu, sein Hemd ist halb offen und seine Haare sind noch nass vom Duschen. Er will dir eigentlich etwas vorsingen, aber seine Stimme hat sich, wie schon so oft nach einem Gig, erst mal für ein paar Tage verabschiedet. Stattdessen setzt er sich auf deinen Schoß und schaut dir ganz tief in die Augen, was fühlst du?“, Nii, der nun ganz glänzende Augen bekommen hatte und dahin schwelgte, wartete auf eine Reaktion seitens ShuU, die auch nicht lange auf sich warten ließ. Nii hatte, unglücklicher Weise, ShuUs Geschmack an Schnulze exakt getroffen und ihn dazu gebracht, gegen die Röte in seinem Gesicht und seine aufkommende Erektion anzukämpfen. Erst jetzt hatte Satoshi geschnallt, dass sie von ihm redeten und wurde selber etwas rot und drehte sogleich den Kopf weg. Innerlich musste er sich wirklich dazu zwingen, jetzt nichts zu sagen, schließlich wollte er nicht auffliegen. „Ich sag ja, du hast was für ihn über!!“, kicherte Nii und hibbelte auf seinem Sitz hin- und her. ShuU starrte ihn finster an und drehte sich nach rechts weg. Er nahm einen Manga aus der Seitentür, schlug ihn auf und hielt ihn sich vor die Nase. Satoshi war jetzt noch mehr gestört, als vorher schon und nahm endlich die Stöpsel heraus, als Zeichen für die Anderen, dass er jetzt vermeintlich wieder zuhörte. ShuU hatte immer noch seine Hand im Schritt und den Manga vorm Gesicht, während der Fahrer Ryo am Bezirkseingangsschild von Itabashi vorbei fuhr. „Schluss jetzt mit dem Kinderkram, wir sind gleich da!“, kam es von ihm.

Kokoro [Soul]

Sie fuhren gerade über eine enge Bergstraße, etwa zwei Kilometer fern ab der nächsten Häuser, die von einem wunderschönen Waldstück eingegrenzt wurde. Die hübschen Kirschbäume ragten am Straßenrand hoch über die Fahrbahn. Dahinter folgte das Waldstück zu beiden Seiten, mit seiner saftigen, grünen Farbe. Leider würden die Blätter bald welken, aber stattdessen durch eine wilde Farbenpracht ersetzt werde, denn der Herbst rückte näher, kein Wunder im September. Darum war es morgens auch öfters nebelig und die Pflanzen wiegten sich leicht im Wind, schwer vom Morgentau. Das Gras auf den Wiesen, das stellenweise aus den Wäldchen schimmerten, rauschte bei jeder Briese, ja, man konnte es fast wachsen hören. Es war wahrlich eine wunderschöne Gegend, in der die junge Produzentin ihr Lager aufgeschlagen und Fuß gefasst hatte. ShuU, den diese Natur wirklich beeindruckte, schaute hecktisch von Fenster zu Fenster. Immer und immer wieder riss er den Kopf herum. ShuU erblickte ebenfalls einen Nadelwald. Am Ende der Straße (sie waren etwa 150 Meter höher, als die nächsten Häuser) stand ein großes, altes Haus. Es war schön gearbeitet, mit vielen Schnörkeln und Einbuchtungen, ausgefallenen Mustern. Das Haus war aus massivem Holz gebaut. Es hatte zudem einen Wintergarten und hinter dem Haus war ein riesiger Garten, der etwas an einem Hang gelegen war. Dort standen einige schöne Bäume, Hecken und eine Terrasse aus verschiedenem Stein war auch gebaut worden. Der raue Stein lag rüstig im Boden und ab und zu flog etwas rieseliger Staub, in der beigen Farbe des Steins durch die Luft und wurde weit über die Landschaft getragen. Es war ein schöner Platz, ähnlich den Alpen, nur mit mehr Wald und anderer Fauna. Ryo fuhr an den Straßenrand und hielt an. Auf den beiden Einfahrten standen ein schwarzer BMW und ein großer schwarzer Bus, wahrscheinlich für Touren. Die vier stiegen behaglich aus und Satoshi blickte zum Himmel. Es hatte sich zu gezogen und drohte zu regnen. „Beeilt euch!“, schreckte Ryo auf, als es ganz plötzlich, aus heiterem Himmel, schrecklich zu gießen anfing. Die vier Musiker teilten sich auf: ShuU und Nii holten die Instrumente, Satoshi kurbelte die Fensterscheiben hoch und schließlich schloss Ryo das Auto ab. Die Wolken hangen tief und grau über der Region und es begann allmählich windig zu werden. Die Vier sprinteten über den grauen Asphalt, während um sie herum der Regen hart auf den Boden platschte. Die eben noch so geraden Blumen, des Vorgartens vom dem alten Haus mit den hübschen Fenstern, neigten die Köpfe, schwer vom Regen. Einige Vögel sausten, aufgeschreckt vom plötzlichen Guss, eilig über die Landschaft und einige, größere Insekten huschten surrend durch das Buschwerk. Nii hielt sich seinen Gitarrenkoffer über den Kopf und ShuU tat es ihm gleich. Es waren nur noch fünf Meter bis zum Haus. Endlich satnden sie nun unter einem kleinen, hölzernen Abdach. Rechts war eine Klingel an der Wand. Ein kleiner, runder Knopf, eingefasst in eine alte, kupferne Scheibe, die mit einigen krummen Nägeln in die Wand geschlagen war. Vor ihnen war eine große Eingangstür, die mit etwas Stuck versehen war, mit einem bräunlichen Türknauf in Form eines aisatischen Löwenkopfes. Links führte ein Gang, der noch zu der Terrasse gehörte, zwischem der Holzfassade und einem kleinen Zaun, direkt in den Garten.

Nii machte eine bedeutende Kopfbewegung. Daraufhin stellte ShuU seinen Bass vor sich ab und drückte mit einem Finger die alte Klingel. Sie machte einen dunklen Glockenton.

Die Gruppe wartete ab. Ein, zwei Momente. Bis sich hinter der Tür etwas zu regen schien. Der Löwenkopfknauf, in dessen Maul man den Haustürschlüssel stecken musste, drehte sich und die Tür schwenkte langsam nach innen auf. Vor ihnen stand ein junges Mädchen, geschätze siebzehn oder achtzehn Jahre alt, mit langen schwarzen Haaren. Sie hatte ein hübsches weißes Gothic-Lolita Kleid an und trug eine schwarze Strupfhose und hohe Lolita Schuhe dazu. Sie war hübsch geschminkt, trug aber keinen Lippenstift. Sie lächelte und schaute die Jungs mit einem etwas eisigen Blick an. „Tretet ruhig ein, ihr müsst die Band sein, die heute den Vertragstermin hat, richtig?“, sie gestikulierte mit dem einen Arm herum. Die Band trat ein und alle putzten sich nacheinander die Schuhe ab, die sie darauf hin sowieso auszogen. „Wartet einen Moment, ich bin sofort wieder da, ich muss noch eine Besprechung zu ende führen. Ihr könnt aber schon einmal hoch gehen. Gerade aus die Treppe hoch, dann den Gang nach links ganz durch gehen und noch einmal die Treppe nach oben nehmen. Auf der linken Seite, zum Garten hin, ist mein Arbeitszimmer. Bitte nehmt dort doch schon einmal Platz!“, sagte sie höflich und verschwand. Sie ging hinter der großen Treppe, die zum Gang der Schlafräume führte, eine weitere Treppe hinunter, die in eine Art Keller führte. Ryo und ShuU vermuteten ein Studio, oder Ähnliches. Vor ihnen lag ein Wohnzimmer. Es war ähnlich aufgebaut, wie in ihrem Apartement. Das Wohnzimmer war zwar größer, als das ihre, aber direkt daran grenzte links eine Küche. Im Wohnzimmer standen zwei rote Couchen, einige Sessel um einen Eichentisch mit Ablage unter der Tischplatte. Ehr am Rand stand ein wirklich normal großer Fernseher auf einem kleinen Schränkchen, neben dem eine Musikanlage stand. Der Fernseher stand ganz rechts an der Wand. Gerade aus war die breite Treppe, auf der sie sich wohl alle neben einander hätten stellen können. Recht davon vor ein Fenster, ein Terrassenfenster zum Garten. Links neben der Treppe war eine Tür, bei der sie spekulierten, dass da eventuell ein Bad oder ein Raum für Instrumente, ein Abstellraum und die Tür zum Wintergarten waren. Sie sahen sich eine Weile um. Guckten sich die Wände mit den vielen Gemälden an, die scheinbar auch von ihr waren, und stockten immer wieder und konnten sich gar nicht losreißen, hochzugehen. ShuU stand vor einer kleinen Vitrine, in der ein sehr altrer Bass stand. Die anderen sahen sich gerade vom Fenster aus den Garten an. Er drehte also einen kleinen, silbernen Schlüssel in dem Schloss an der Seite der Vitrine herum, als dann die Glastür, die in einen Holzrahmen gefasst war von allein aufging. Die Vitrine schien nicht ganz gerade zu stehen, ShuU bemerkte auch, dass der eine Fuß durch einen Stapel von Spielkarten ersetzt worden war. Er wollte gerade den alten Bass aus dem gläsernen Kasten heben, als Satoshi sah, dass er das Hab und Gut der Produzentin anfassen wollte. „Lass das! Was ist, wenn sie das mertk!?“, schnaubte er und ging mit schnellem Schritt auf ShuU zu, der sich umgedreht hatte und jetzt zurück wich. Dabei kam leider in einem ungünstigen Winkel an die Vitrine, die nun zu kippen drohte. Im letzten Moment wich der Bassist dem Glaskasten aus und Satoshi versuchte eben diesen aufzufangen, was ihm auch gelang. Jedoch rutschte nun der ohnehin schon verschrammte Bass heraus und krachte mit dem lautest möglichen Ton zu Boden.

Keiken [Experience]

Satoshi erschrack sich so sehr, dass ihm ebenso die Vitrine aus den Fingerspitzen glitt und direkt hinterher fiel und auf dem dunklen Laminat zerbarst. Die vielen Glassplitter verteilten sich über den ganzen Fußboden und Satoshi stand da und fluchte und schrie ShuU an. „Du Vollidiot! Du bist so dämlich, das war doch so abzusehen! Das war’s jetzt bestimmt mit dem Vertrag, klasse gemacht!“, rief er. Satoshi stand einerseits wütend und andererseits schweißgebadet vor Angst neben dem Desaster. Hinter der großen Treppe hörte man schon von unten Absätze auf den Treppenstufen kalppern, als dann direkt das junge Mädchen um die Ecke sauste und geschockt vor Satoshi und ShuU stehen blieb. „Was zum Geier habt ihr gemacht!? Das war mein erster Bass!!“, sie guckte traurig und erbost zugleich, ging zu der Unfallstelle und kniete sich hin. Liebevoll nahm sie den Bass, dessen Griffbrett in zwei Teile gebrochen und nur noch durch eine der vier Saiten gehalten wurde. Die anderen drei Saiten waren an verschiedenen Stellen brutal durchgerissen und hingen links und rechts hinunter. Der Basskörper hatte einige weitere Schrammen abbekommen und einer der Abnehmer hatte einen dicken Riss an der Seite. Der Bass sah nun noch verkommener aus, als vorher und gab ein recht mildes Bild ab. „Wie habt ihr das hibekommen?? Ist jemand gegen die Vitrine gelaufen? Mein Gott...jetzt muss ich erst mal den Staubsauger holen...“, seufte sie und stand, samt Bass, auf. Sie hielt das ledierte Instrument vorsichtig in den Händen, ging zur Couch und legte es da ab. Sie schien nicht wütend zu sein, jedoch etwas traurig über ShuUs Missgeschick. Das Mädchen ging durch die Tür, hinter der ein Abstellraum vermutet worden war und kam daraf mit einem rubusten Staubsauger wieder. Der Stecker wurde von ihr in die nächste Steckdose gesteckt, der Power-Knopf gedrückt, worauf sie dann begann durch den gesamten Raum zu saugen. ShuU, der immer noch peinlich berührt an der Stelle stand, wo der Gläskasten vorher gewesen war, wagte es weder sich zu bewegen, noch etwas zu sagen. Satoshi hatte sich bereits zu den anderen Beiden gestellt und schaute auch etwas beschämt zu Boden. Er murmelte etwas von ShuU und dass er ja so dumm sei. Als die Produzentin den Staubsauger wieder weg gebracht hatte, lief direkt Ryo auf sie zu: „Sie dürfen uns jetzt nicht weg schicken, wir brauchen diesen Vertrag, bitte lassen sie uns wenigstens die Chance uns vorzustellen!!“, er hörte sich wirklich nach betteln an und ging schon fast auf die Knie. Das Mädchen schaute ihn etwas perplex an und legte den Kopf schief. „Ach was, es hat mich schon getroffen, dass das passiert ist, klar...Aber ich cancel nicht einfach Termine. Wisst ihr, mir bedeutet dieser Bass wirklich sehr viel, weil es mein ersters und ältestes Gerät ist und ich schon seit acht Jahren darauf spielte, bis ich ihn Anfang letzten Jahres in diese Vitrine gestellt habe, um ihn zu ehren. Naja, man kann das Geschehene nicht ändern, aber vielleicht ist es ja nicht so schlimm, was er abbekommen hat, das kann man sicherlich reparieren.“, sie seufzte ein weiteres Mal. Sie stützte die Hände in die Hüften und schaute die vier Musiker der Reihe nach an. Ryo, der flehend guckte, Nii, der die Hände in den Taschen hatte und ratlos guckte, Satoshi, der etwas wütend zu dem Bassisten guckte, und ShuU, der wirklich erschrocken, peinlich berührt und eingeschüchtert zugleich guckte und ganz rot im Gesicht war.

„So, jetzt aber hoch mit euch, den Weg habe ich ja bereits erklärt...“, sie starrte eisern ShuU an. Ryo, Nii und Satoshi gingen bereits hoch, Nii hatte seine Gitarre mirgenommen. „ShuU ist so ein Idiot...“, schnaubte der Sänger , während sie den langen Gang runter gingen, auf dem scheinbar Schlafzimmer lagen. „Es war doch überhaupt keine Absicht, er hat sich erschrocken!“, verteidigte der Schlagzeuger ShuU. „Warum sollte er sich vor mir erschrecken?“, dachte Satoshi laut nach und schlurfte weiter. Nii ging still hinter den Beiden her, er wollte sich da nicht einmischen, die Sache war ihm zu heiß. Er wusste, dass Satoshi im Moment des öfteres Stimmungsschwankungen hatte und das meistens an ShuU ausließ, wenn Ryo nicht da war. „Wo ist eigentlich unser Tollpatsch?“, fragte Ryo. „Hoffentlich entschuldigt er sich!“, hoffte Satoshi darauf laut. Unten verbeugte sich gerade der Bandleader vor der Produzentin und bat innigst um Entschuldigung. „Nun geht endlich! Ich habe doch nichts gesagt. Geh hoch und setz dich zu deinen Freunden, vergiss deinen Bass nicht.“, meinte sie etwas genervt und der Bassist stand auf, holte sein Instrument und tappte ebenfalls durch den langen Gang. An den Wänden, die schön mit dunklem Holz verkleidet waren, hingen einige bronzene, eine silberne und zwei goldene Schallplatten. ShuU wusste, dass auf den Platten nie der Song oder das Album war, welches ausgezeichnet worden war. Er grinste, bei dem Gedanken daran, dass auf den Tonträgern irgendwelche Schlager sein könnten. Ein roter Teppich, dessen Enden an den Wänden schon ausgefranst waren, zog sich entlang des Ganges. Als ShuU am Ende angelangt war, stand er kurz vor einem kleinen Fenster, bis er dann nach rechts die schmale Wendeltreppe hinauf stieg. Von hinten hörte er bereits Absätze des Mädchens. Oben angelangt stand er wieder auf einem Gang, dessen Boden jedoch nicht mit Teppich bespannt war, sondern sich ganz kahl und kalt vor ihm erstreckte. Etwa auf der Mitte befanden sich jeweils, nach rechts und nach links, Türen. Er ging zur Linken und drückte die alte, rostige Klinke herunter. Die Tür knarrte beim Aufschwingen, der Bassist trat ein. Geradeaus, vor zwei großen Fenstern mit Kreuzbögen, stand ein älterer, schwarzer Kiefern Schreibtisch. Seine drei Bandkollegen hatten bereits auf drei, der insgesamt sechs Holzstühle, platz genommen. Ryo und Nii wandten sich neugierig um, und bartem ihm Zeichen auf, die ihn fragen sollten, ob er sich entschuldigt hatte (wenn auch für etwas Unabsichtliches). ShuU verstand nicht, zog nur fragend eine Augenbraue hoch und guckte etwas durcheinander. Er ging den kurzen Weg zum nächsten Stuhl, links neben Staoshi, der wiederum entnervt aussah, und setzte sich. Das Holz knarrte, wie die Tür, unter seinen Füßen. Er legte die Hände auf die Oberschenkel, hob das Kreuz und zog die Beine an, sodass er kerzengerade saß. Er hatte mal gelesen, dass entsprechende Haltung bei einem Bewerbungsgespräch überzeugender wirkte, von daher...Warum nicht alles ausprobieren? Das Zimmer war mit stilvollem, altem Holz vertäfelt, wie jeder Raum, den sie bisher gesehen gesehen hatten. Zu ihrer Rechten stand ein ziemlich großes Schlagzeug für Fortgeschrittene und Profis, die einfach mehr Spielrausm brauchten. Shinya Terachi und Yoshiki Hayashi würden wohl auf einem derartigem spielen. Daneben lehnten zwei Gitarren und ein Bass an der Wand, wirklich schöne Modelle. Ebenfalls war ein Mikroständer aufgestellt, nicht eingesteckt und das Mikro hing an seinem Kabel über der Halterung. Außen standen zwei kleine Verstärker. Zu ihrer Linken war ein großes, staubiges und überfülltes Bücherregal mit Büchern in diversen Sprachen, Größen und mit den verschiedensten Themen in der Wand integiert. Davor stapelten sich ebenfalls Bücherberge, Bibliothek ähnlich, fand ShuU. Die Bretter brogen sich bereits unter dem gewaltigen Gewicht der teilweise sehr dicken Wälzer. Rechts neben dem Regal, welches bald die halbe Wand einnahm, waren einige Schubladen in der Wand, teilweise mit Beschriftungen wie: Veträge, Gigs, Bestellungen. ShuUs Blick schweifte zurück über die Wand über die langen, violetten Vorhänge mit ihren Kordeln über den Schreibtisch, wo sich das schwarzhaarige Mädchen niedergelassen hatte, zu Satoshi. Er sah den Sänger verlegen an, der seinen Blickkontakt erwiderte und säuerlich guckte. „Was ist!?“, zischte er böswillig. „N-Nichts...“, antwortete der Bassist unsicher. Die Musiker hatten ihre Instrumente an ihre Stühle gehangen, saßen nun da und schwiegen. Die Produzentin schob einige Aktenberge, auf ihren Schreibtisch, von Seite zu Seite und sagte schließlich: „Also, ihr habt es tatsächlich geschafft mein Haus zu finden!“, sie lachte leicht.

Ninshiki [Insight]

Es war nun halb zehn, wie ShuU mit einem Blick auf sein Handy feststellte. „Ich denke, ich sollte mich erst einmal vorstellen: Ich heiße Lykaya Mamato, bin achtzehn Jahre jung und arbeite als Produzentin mit dem Label GanShin zusammen. Mein Vorname ist ein Künstlername, der Nachname nicht. Den Anfang hat mir mein Vater geebnet, er schickte mich früh zur Musikschule und ließ mich immer dabei sitzen, wenn er arbeitete. Als er starb vermachte er mir dieses Haus und die Hälfte seines Geldes, mit dem ich, laut seines Testamentes seine Arbeit weiterführen solle. Die andere Hälfte des Geldes bekam mein Bruder Makoto. Er und ich haben nicht mehr viel Kontakt, aber ich weiß, dass das Geld in Aktien gesteckt hat. Mein Traum ist es, irgendwann ein eigenes Label zu gründen, aber das wird dauern, da ich meiner Meinung nach, noch nicht genug Erfahrung habe.“, Lykaya verbeugte sich und lächelte freundlich. ShuU sprang auf, er verbeugte sich ebenfalls und begann: „Wir sind Girugämesh. Wir sind eine relativ junge Band, wir haben uns 2004 gefunden. Wir hatten bereits einen Gitarristen- und Sängerwechsel im Jahre 2005. Ich bin der Bassist ShuU, 24 Jahre alt. Das sind Satoshi, unser Sänger, ebenfalls 24 Jahre alt, unser Schlagzeuger Ryo, mit süßen 22 Jahren und unser Gitarrist Nii, auch 24 Jahre alt. Zusammen haben wir schon zwei Alben, 13th Reborn und Girugämesh, aufgenommen, aber unser Vertrag lief aus und sie wollten uns nicht mehr nehmen. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass wir auf einem guten Weg waren, berühmt und bekannt zu werden!“, ratterte er diese Sätze herunter, die klangen, als hätte er sie abgelesen oder vor dem Spiegel geübt. Er seufzte und setze sich wieder, schaute zu Boden. Lykaya setze sich ebenfalls, zog ein Blatt Papier aus einem der extrem wackeligen Stapel und legte es vor sich hin. Sie nahm einen Kugelschreiber und schrieb sich scheinbar Notizen auf. Nun erhob sie sich und lief eilig zu den Schubladen neben dem Regal. Die Köpfe der vier Musiker folgten ihren Schritten. Das Mädchen öffnete die Schublade „Bewerbungen“ und begann zu husten. Staub kam ihr entgegen, scheinbar hatte sie es nicht so damit Bewerbungen von jungen Bands zu lesen und ließ sie einfach in der Lade verstauben. Sie zog die Mappe heraus, die Ryo, der die Band koordinierte, wenn ShuU nicht mehr konnte, vor über drei Monaten abgeschickt hatte. Sie schlug sie auf und nickte bedeutend, kam zurück. Das Dokument wurde neben die Notizen gelegt, zwischen die Aktenberge. „So, so..“, säuselte

sie eintönig und sah sie alle der Reihe nach an. Ihr Blick blieb an Satoshi hängen. „Man spürt, dass du nicht von Anfang an dabei warst...du scheinst dich nicht zu integrieren...“, meinte sie eiskalt, worauf Satoshi äußerst ungläubig guckte. Sie wendete den Blick ab und zog ein weiteres, blaues Papier aus einem wiederum anderen Stapel und legte es auf die Notizen. Oben, auf die dafür vorgesehenen Striche, schrieb sie das Datum 2008.09.18 und den Namen der Band. Sie spielte mit dem Kugelschreiber zwischen Zeige- und Mittelfinger und setzte den Ellenbogen auf den Tisch. Sie strich sie die Haare aus dem Gesicht und ihre Augen wanderten ziellos durch den Raum. Sie schien zu überlegen. „Ich würde sagen, ihr spielt etwas für mich. Ryo, kannst du auf dem Schlagzeug da spielen?“, sie nickte mit dem Kopf zu dem prunkvollen Instrument in der anderen Hälfte des Zimmers. „Ich denke, das wird gehen. Ihr habt eure Instrumente, oder? Dann müssen wir nur noch das Mikrofon einstecken.“, kicherte Ryo, voller Vorfreunde, auf so einem Schlagzeug spielen zu dürfen.

„Nein, nein. Zu erst möchte ich euch ohne Gesang hören und sehen.“, pflichtete sich Ryos Aussage bei und setze sich auf den Tisch. „Baut bitte eure Instrumente selber auf, ich kenne sie nicht, ich will sie nicht beschädigen.“, sie betonte das letzte Wort, um an die Aktion vor einer viertel Stunde zu erinnern. Satoshi brummte etwas in sich hinein, während die anderen Drei sich erhoben und begannen, sich bereit zu machen. Sie nahmen ihre Instrumente und packten sie aus, steckten sie ein. Sie machten einen kurzen Test, ob sie den Bass oder die Gitarre noch stimmen mussten und Ryo stellte einige der Becken tiefer. ShuUs Bass raunte und Niis Gitarre quietschte kurz auf, während ihr Schlagzeuger sich einspielte. „Wir müssen aber einen Song vom ersten oder zweiten Album spielen, weil die neuen Songs mit meinen Mixen zusammen laufen...“, merkte der Kleinste von ihnen an. ShuU guckte Satoshi rüber, der etwas säuerlich auf seinem Stuhl saß, schlecht gelaunt, weil er noch nicht singen sollte. Nii schlug vor ‚patchwork’ zu spielen, Ryo jedoch sagte, dass ‚stupid’ besser geeignet war. „ShuU? Meinst du, wir sollen ‚stupid’ spielen?“, fragte Nii, worauf der Bassist nur trocken nickte. Er wurde nervös. Was würde die Produzentin sagen, wenn er sich verspielte? Was würde Satoshi sagen? Er würde ihn bestimmt schrecklich niedermachen, so wie sonst auch immer. Früher hatten sie mehr Spaß zusammen gehabt, sie hatten sich alle irgendwie verändert – Naja, zu mindest Satoshi...Und er selbst vielleicht auch? Lykaya kippelte in ihrem Stuhl und Satoshi guckte stur zu seinen Bandkollegen. Ryo begann das Becken anzustoßen und sie spielten. Nii wackelte durch die Gegend, wobei er aufpassen musste, dass er nicht das Kabel von dem Verstärker aus seiner Gitarre zog, oder auf sein Effektbrett trat. Ihr Schlagzeuger grinste fröhlich vor sich hin und ShuU spielte äußerst konzentriert und sah immer mal wieder zu ihrem Sänger, der dies aber nicht erwiderte. Das Mädchen machte sich weiterhin Notizen und lächelte. Als Nii den letzten Akkord gespielt hatte, stellte ShuU seinen Bass auf den Boden und hielt ihn an dem langen Griffbrett fest. Er war äußerst nervös, zu erkennen daran, dass er an seinem Augenbrauenpiercing, über dem rechten Auge, herumspielte. Lykaya klatschte. „Bravo. Sehr schön! Jetzt möchte ich bitte den selben Song noch einmal mit Gesang hören.“, meinte sie. Wahrscheinlich ging es ihr darum, die Koordination zwischen ihnen allen zu testen. Der Sänger steckte das Mikro ein, er machte einen kurzen Test, als gleich Ryo wieder den Einsatz vorgab. Draußen regnete es immer noch kräftig, während die vier ihre Darbietung brachten. Leider gab es kein zweites Mikrofon, so musste ShuU bei seinen Einsätzen der Background-Vocals, eben so in Satoshis Mikro schreien. Er tänzelte etwas hin- und her. Dann kam er dem Sänger ganz nah, ihre Gesichter berührten sich und Beide wurden etwas rot. Der Frontmann guckte abwertend wie immer, ShuU jedoch etwas beschämt. Als sie dann auch diesen Durchgang zu Ende gespielt hatten, ließen sie ihre Instrumente, auf Anweisung des Mädchens, erst stehen und ließen sich wieder auf ihren Plätzen nieder. „ Das war wirklich eine gute Leistung.“, lobte sie die Vier, als ihr Handy klingelte, welches zwischen den vielen Haufen von Papier irgendwo vibrierte und gleichzeitig sehr nervig klingelte. Sie bekam es jedoch schnell zu fassen und ging ran. „Hallo? Ach hey! …Ach ehrlich? Oh je, da sollte ich Zero vielleicht Bescheid sagen. Er und Karyu wollten heute noch raus und nach einer Location für ein anstehendes Shooting suchen. Klar. Ja, hör mal, ich habe hier gerade ein Gespräch mit einer Band, die sich berworben hat. Danke für die Information, bis dann!“, sie drückte auf auflegen und klappte das Handy zu.

Namida [Tear]

„Das war ein befreundeter Fotograf, der mich immer auf dem Laufenden hält, wenn es um Wetter und gute Locations geht. Er sagt, dass ein richtig übeles Gewitter auf Itabashi und Kita zu zieht. Er meinte, es hätte in Shinjuku und Shibuya schon duzende Bäume entwurzelt und es wäre zu vermeiden jetzt mit dem Auto herumzufahren oder gar zu Fuß heraus zu gehen. Tut mir leid, aber ich sehe es als meine Pflicht an, euch hier zu behalten, so lange das Unwetter wütet, denn ich möchte nicht, dass sich jemand verletzt oder gar zu Tode kommt.“, fasste Lykaya den Inhalt des Handygespräches kurz zusammen und öffnete eine Schublade an ihrem Tisch. „Wir sollen hier bleiben? Solche Gewitter können Stunden, manchmal sogar Tage dauern! Was sollen wir denn machen, wenn das morgen immer noch so schlimm ist und alles verwüstet? Wo sollen wir denn unterkommen?“, sagte der Sänger sehr garstig. „Immer mit der Ruhe, Sato-san!“, besänftigte ihn der Schlagzeuger und sah die Produzentin fragend an, denn das, was Satoshi gesagt hatte, stimmte schließlich auch irgendwie. „Nun ja, ich habe drei Matratzen auf dem Dachboden, mehr nicht. Dann müssten sich Zwei Eine teilen, anders geht es nicht.“, überlegte das junge Mädchen. Nachdenklich sah sie ihre eigenen Fingernägel an und kippelte wieder mit ihrem Stuhl. „Ich werde mir garantiert keine Matratze teilen! Kann ich nicht auf dem Sofa schlafen, oder etwas in der Art?“, Satoshi klang äußerst entrüstet, bei dem Gedanken daran, mit Ryo oder gar mit ShuU oder Nii auf einer Matratze schlafen zu müssen. „Nein, auf dem Sofa lasse ich grundsätzlich niemanden schlafen. Dafür ist das Mobiliar zu empfindlich. Außerdem seid ihr hier unter meinem Dach, hier wird nicht gemosert und gebettelt. Ich würde sagen, dass ihr jetzt erst mal euer Auto in die Garage stellt, nicht, dass nacher ein Baum darauf fällt.“, beendete sie den Vortrag und erhob sich. „Ryo, gehen wir zusammen runter?“, fragte Satoshi, der anscheinend endlich aus dieser nervigen Situation fliehen wollte und schon an der Tür stand. „Ja, klar. Wo ist denn die Garage?“, fragte er in den Raum. Das Mädchen hatte sich an das Fenster gestellt und sah hinaus. „Rechts neben dem Haus. Stellt einen Schuh, oder so etwas zwischen Tür und Rahmen, damit sie euch nicht zuschlägt und ihr nicht wieder herein kommt, ich muss jetzt noch Zero anrufen und ihm Bescheid geben, dass sie schnell zurück kommen sollen, sie sind scheinbar schon weg.“, meinte sie und zückte ein weiteres Mal ihr rotes Handy. Sie beschrieb Nii und ShuU, dass sie bitte hinunter gehen mögen, um sich in das große Wohnzimmer zu setzen. Ryo und Satoshi stiefelten derweil schon die große Treppe zum eben genannten Raum herunter und durchquerten ihn. „ShuU ist komisch, im Moment...“,begann der Frontmann. „Inwiefern?“, fragte der Schlagzeuger nach. „Naja, er kommt mir zu nahe, finde ich. Außerdem kommt er mir so verschüchtert rüber, wenn er mit mir reden muss, oder mich ansehen muss. Das ist doch komisch, oder etwa nicht?“, druckste Satoshi herum. „Macht bestimmt nur die Aufregung. Schließlich geht es heute um etwas ganz Großes!“, antwortete Ryo und hielt Satoshi die Tür auf. Er stellte eine robuste, beige Blumenvase zwischen die Tür und ihren Rahmen, die mochte wohl nicht so schnell kaputt gehen, dachte er und folgte dem Sänger raus.

„Bist du dir da so sicher? Und was ist, wenn da jetzt noch mehr hinter steckt? Darauf habe ich echt keine Lust!“, schnaubte er, während sie schnell durch den Platzregen zum Auto liefen und Ryo hastig einstieg um es zur Garage zu fahren. Satoshi hievte das alte, rostige Garagentor auf, welches erbärmlich quietschte und äußerst mitgenommen aussah, mit seinem abgeblättertem gräulichen Lack, und hielt es, sodass Ryo den Toyota hinein fahren konnte. Der Motor des kleinen Autos brummte kurz, bis Ryo den Zündschlüssel zurück drehte und heraus zog. Der kleine Schlagzeuger stieg aus und knallte die Tür zu, schloss ab. „Ach was, du machst dir zu viele Gedanken. Was soll da schon sein? Denkst du etwa ShuU steht vom einen auf den anderen Tag auf Männer? Das glaubst du doch wohl selber nicht!“, erfasste er Satoshis Bedenken und zeigte ihm dem Vogel. Er kicherte, als er sah, wie der Sänger ihn etwas verzweifelt ansah. „Schon gut...Ich sagte ja, ich hätte da allen Ernstes keine Lust drauf! Außerdem können wir doch nicht wissen, was den von Zeit zu Zeit so interessiert. Ich meine, das ist ja nicht erst seit heute so.“, sie standen sich in der dreckigen Garage gegenüber. „Wie? Ich verstehe nicht worauf du hinaus willst.“, meinte der Kleinere. „Man, bist du dumm, oder so etwas? Ich hab einfach das Gefühl, dass er was von mir will, weil es dafür greifende Beweise gibt! Ich meine, ich hab das Gespräch im Auto mitbekommen, allein das war ja schon eigenartig. Aber heute morgen wollte ich testen, ob er mich wegstößt, wenn ich mich vermeintlich an in heranschmeiße, aber: Nichts! Er hat mich einfach gewähren lassen, ich hätte ganz einfach in seine Shorts greifen dürfen. Das ist für mich kein Vertrauen unter Freunden mehr, sondern ehr ein ‚komm schon, mach mich an, ich brauch das jetzt’! Ryo, sei ehrlich, das ist doch eigenartig oder nicht?“, Satoshis Blick wanderte von verzweifelt zu verärgert. Er kam kaum mehr zu Wort, als ihn Ryo abwürgte:“ Hey, da sind Zero und Karyu!“, er eilte davon durch den währenden Regen gen Haustür, um die beiden Musiker zu begrüßen. Er kannte sie von früheren Gigs bereits und freute sich sichtlich bekannte Gesichter wiederzusehen. Murrend stapfte der Frontmann seinem Bandkollegen hinterher, wobei er nicht minder sein Schritttempo nach jedem Meter erhöhte, da er beschlossen hatte, dass er doch nicht all zu nass werden wollte. „Guten Morgen! Lange nicht gesehen!“, platzte die kleine Quasselbacke los, während Karyu die Blumenvase, die Ryo zuvor in den Türspalt gestellt hatte, mit dem Fuß aus dem Weg schob und seinen Haustürschlüssel in der Hosentasche verschwinden ließ. Vermeintlich hatte er gedacht, dass die Tür abgeschlossen sein mochte, doch da dies nicht der Fall war, war der Schlüssel an dieser Stelle natürlich überflüssig geworden. „Ah, guten Morgen ihr Beiden. Was macht ihr denn hier?“, fragte der Bassist der anderen Band äußerst überrascht. „Wir sind so zu sagen zu einem Vorstellungsgespräch hier!“, krähte Satoshi, der gerade unter das kurze Abdach gestolpert kam. „Ach so ist das. Dann dürfen wir also bald neue Arbeitskollegen hier begrüßen, hm?“, erkundigte sich Karyu neugierig, der bereits Drinnen war. „Hm...wer weiß, wir haben schon am Anfang Minuspunkte gesammelt, weil ShuU den ältesten Bass der Produzentin beschädigt hat, aber ich bin doch recht zuversichtlich.“, antwortete der junge Sänger platt mit einem immer noch leicht verärgerten Unterton. „Oh je, na da wünschen wir euch natürlich noch viel Glück! Wir gehen uns jetzt erst mal trocknen, wir sehen ja aus, als wären wir bekleidet in ein Schwimmbecken gesprungen!“, lachte Zero scharf und deutete dem Gitarristen zum Gehen. Daraufhin verschwanden er und sein Bandkollege auf der Treppe zum ersten Geschoss, auf den Flur mit den vielen Zimmern. Ryo sah ihnen noch hinterher, während Satoshi bereits bemerkt hatte, dass ShuU und Nii wie paralysiert vor dem Fernseher im Wohnzimmer saßen und eine total sinnlose Spielshow guckten, bei der es darum ging, durch eine Styroporwand mit ausgelassenen Formen hindurch zu kommen, ohne dass die Wand beschädigt wurde.

Satoshi fühlte sich überhaupt nicht wohl. Im Moment begann er einfach ShuU total zu hassen, er wusste nicht, was er tun sollte, er wusste nicht, ob er ShuU fragen sollte, was seine vermeintlichen Anmachversuche sollte, er wusste nicht, ob er es doch lieber lassen sollte den Bassisten darauf anzusprechen. Sein Kopf hämmerte und das abstoßende Gefühl in seinem Magen verstärkte sich mit jeder Minute. Der Schlagzeuger fand das alles recht unübersichtlich, aber er wollte dennoch zwischen den Beiden vermitteln, falls es nötig werden sollte. ShuU hingegen schien zu leiden, wie ein Straßenhund, dachte sich Ryo. Er saß die letzten Wochen so oft einfach nur da und starrte in die Leere, da hatte er heute Morgen versucht Satoshi näher zu kommen und dann sowas. Er konnte verstehen, dass es ihm nicht gut damit ging.

Ai [Love]

„Wo ist Lykaya?“, fragte schließlich Ryo in den stillen Raum, als dann sich ShuU total erschrocken umdrehte, der die Beiden bis gerade gar nicht bemerkt hatte und zackig antwortete. „Die ist gerade unten im Studio. Sie sagte, sie will gucken, ob sie vielleicht unten noch eine Matratze hat, für die Leute, die Extrawürste wollen!“, er wurde etwas rosa um die Nase, als er Satoshi musterte, der ihn jedoch nicht beachtete. „Ah, danke für die Information...“, raunte Satoshi genervt, und ließ sich in einem der Sessel nieder. Nii und ShuU saßen auf dem Sofa, Ryo nahm neben dem Frontmann in dem anderen Sessel Platz. „So...Ach, die Herren sind auch wieder anwesend. Schön. Ich habe unten keine Matratze auftreiben können, so leid es mir tut!“, sie zuckte abweisend mit den Schultern und ihr Blick schweifte über die Szenerie. „Ach ja, ich wollte euch noch bescheid geben, dass ich unser Gespräch als sehr angenehm empfunden habe und mich dazu entschieden habe...“, Ryo sah sofort aufgeregt über die Rücklehne des Sessels und seine Augen begannen zu funkeln und auch ShuU und Nii, die bis gerade gänzlich vom Fernsehen eingenommen worden waren blickten auf. Der Einzige, den das alles kalt zu lassen schien, war Satoshi, der nur mit einem Ohr zuhörte und einen Blick hinaus, durch ein Fenster warf, und den immer noch bewölkten, stürmischen Himmel begutachtete. „Nun, ich werde euch einen Vertrag ausschreiben. Ich denke, ihr habt genug Potenzial um hier Fuß zu fassen.“, beendete sie den Satz, der durch einen Freundenschrei von Ryo und Nii und ein hektisches Herumwedeln von ShuU gekrönt wurde. Satoshi murrte gelangweilt, sein Behnehmen wirkte recht subjektiv für jemanden, dem gerade verkündet wurde, dass er nun Arbeit hatte und Geld verdienen konnte, mit etwas, dass ihm Spaß machte. „Nun, ich werde gleich morgen die Umzugshelfer anrufen und ihnen sagen, dass sie euer Apartement leer räumen sollen und den Inhalt her bringen sollen. Ist es ok, wenn ich ihnen mitteile, dass weder Küchen- noch Badeinrichtung benötigt wird?“, sie stand mit verschränkten Armen an der Wand neben der offnen Küche und wartete auf eine Reaktion, die nicht lange auf sich warten ließ. „Klar ist das ok! Wir haben Arbeit, den Tag müssen wir feiern!“, rief Nii, der wirklich außer sich war. Vielleicht freute er sich nur auf den Alkohol, der beim Feiern meistens für ihn heraussprang, aber das war nun wirklich nebensächlich. „In Ordnung. Ich habe oben auf dem Flur Schilder an die Türen gehängt. Es sind zwei gegenüberliegende Zimmer. Im einen liegen zwei Matratzen und in dem anderen die Eine. Auf den Schildern stehen die Namen, der jenigen, die im Zimmer für heute untergebracht werden. Ich muss jetzt noch einige Dokumente ausfüllen und Papierkram erledigen. Ich vertraue euch, ich dürft euch im Haus umsehen. Ich werde heute Abend gegen sechs oder sieben Uhr nach euch sehen, ob ihr noch lebt und dann könnt ihr etwas...feiern.“, sie nickte ab und ging ein weiteres Mal die Treppe hoch, über den Flur, zu ihrem Arbeitszimmer im zweiten Stock. „Das ist doch total klasse! Wir haben Arbeit, verdienen Geld und bekommen sogar eine tolle Bleibe!“, rief der Gitarrist kurz darauf und sprang in die Luft. „Ja genau! Das ist doch total klasse, oder Satoshi?“, machte ShuU mit, der das als Chance nahm, um Satoshi mit seinem liebevollen Blick zu fixieren. Es sah aus, als würde er träumen, er lächelte dem Sänger gefasst zu, der genervt aussah. „Pfft, ich hab mit nichts Anderem gerechnet!“, kam es von dem Sänger in dem großen Sessel zu Niis Linken. Mit seiner Laune machte er die ganze Stimmung kaputt, das ließ nun nicht einmal ShuU auf sich sitzen. „Mein Gott Satoshi, was ist dir heute nur für eine Laus über die Leber gelaufen? Bist du mit dem falschen Bein aufgestanden? Wenn nicht, dann hör auf, uns die Stimmung zu verderben!“, mit hochrotem Kopf stand der Bassist nun leicht verunsichert vor dem Sänger, den das anscheinend gar nicht juckte. „Welche Laus mir über die Leber gelaufen ist willst du wissen? Diese Laus heißt ShuU und geht mir schon seit mehreren Wochen mit seiner scheiß schwulen Art auf die Nerven, falls du es genau wissen willst! Was auch immer du willst und was auch immer du suchst, bei mir wirst du es garantiert nicht finden!“, schrie er dem Bandleader entgegen, der sichtlich verdutzt guckte und zurückwich. Eiskalt sah Satoshi zu ihm hoch, ihm, der den anderen Beiden nur die Stimmung hatte retten wollen, ihm, der nun wahrscheinlich als Sündenbock an den Pranger gestellt werden würde, weil die Laune nun wohl total zerstört sein mochte.

Satoshi stand wutentbrannt und ruckartig auf, schubste ShuU aus dem Weg und rannte ohne Jacke und Schlüssel hinaus in die Kälte. Anscheinend war er jetzt explodiert und hatte sich dazu entschlossen, ShuU die Meinung zu sagen. „Eh..ShuU? Alles in Ordnung? Hat er dir weh getan?“, Ryo eilte zu dem Leader, der rücklinks unfreiwillig auf einem Hocker Platz genommen hatte. „Nein...mir geht es gut.“, seufzte er und sah sehr betrübt zu Boden. „Also wirklich, was das nun wieder sollte, weiß ich auch nicht. Wenn Satoshi was los werden will, dann doch bitte nicht vor allen anderen. Außerdem hat er keinen Schlüssel, mein Gott draußen wüted ein Unwetter, was denkt der sich nur manchmal?“, der Schlagzeuger setzte sich auf ShuUs Schoß und streichelte ihm liebevoll über den Rücken. Der Bassist hingegen sah sehr abwesend aus. „ShuU? Weinst du etwa?“, Ryo drehte sein Gesicht mit der rechten Hand zu sich. Dieser Tag hätte so schön werden können, aber nun endete anscheinend alles in einem Desaster. Erst wirbelt Satoshi den armen ShuU bei seinem hinterhältigen Test durcheinander, dann bekommt er auch noch ihr Gespräch im Auto mit und jetzt war er explodiert, weil ShuU versucht hatte ihn anzusprechen, versucht hatte, normal mit ihm zu reden, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Ryo wusste, wie es um ihren Bandleader stand, doch wollte er das nicht besprechen, wenn auch noch Nii dabei war. Er strich dem Bassisten einzelne schimmernde Tränen aus seinem hübschen Gesicht. Er sah ihm mit seinen Knopfaugen leidend an und beschloss dann, dass sich etwas ändern musste. „Nii? ShuU und ich gehen Satoshi suchen, bleibst du bitte hier und wartest, bis wir wieder da sind? Wir haben schließlich keinen Schlüssel.“, er drehte sich zu ihrem Gitarristen um. „Hm? Klaro, mach ich. Aber beeilt euch, sieht draußen echt richtig mies aus, ich glaube das wird keine Stunde mehr dauern, bis das Unwetter hier ist. Ich kann mich so lange ja mal hier umsehen.“, bestätigte Nii und sah von der Couch aus zu ihnen herüber. ShuU guckte noch etwas verwirrt, als Ryo auch schon seine Hand nahm, mit der anderen nach Satoshis Jacke griff, dem draußen sicher bitter kalt war, und ihn schnurstraks zur Tür zog. Er nickte Nii noch einmal zu und schon standen sie draußen. Die Tür mit dem Löwenkopfknauf knallte hinter ihnen ungemütlich laut zu. „Los, komm! Ich will, dass ihr euch aussprecht.“, er zerrte am Anzug des Bassisten. „Ich aber nicht! Ich will nicht...“, unweigerlich begann er dem Schlagzeuger zu folgen, durch den Regen. „ShuU, erzähl mir doch erst mal, was überhaupt mit dir los ist, vielleicht finden wir dann eine Lösung. Also?“, der Kleine lächelte in an, während sie der langen Straße mit den alten Bäumen, die sich im Wind neigten, folgten.



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Kommentare zu dieser Fanfic (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  PinkParadiseMuffin
2010-11-20T20:27:12+00:00 20.11.2010 21:27
ahhhww...
Sooo niiedlich *_________________*

Aber wie fiies wie Satoshi ShuU so runtermacht .____.
Hoffe doch was wird noch besser..?! ;DD

Schreib schnell schnell weiter<3
Von:  Vik
2009-09-28T07:02:40+00:00 28.09.2009 09:02
hey deine ff ist total süß
bin schon gespannt was vll aus shuu und sato wird ^^ oder auch nicht *gg*
armer shuu XD
bitte schnell weiterschreiben!
Von:  Micawber
2009-09-21T20:38:31+00:00 21.09.2009 22:38
Uh das gibt ärger o_o"........
Na jetzt bin ich aber heftigst gespannt wie sie das wieder gerade bügeln >o<""
weiter *__*"
Von: abgemeldet
2009-09-20T20:55:28+00:00 20.09.2009 22:55
Awwww~ deine FF ist super!♥
Bloß, Shuu mag Limp Bizkit’!
XD
Von:  Micawber
2009-09-19T20:35:35+00:00 19.09.2009 22:35
omg weiter bitte!
das ist ja herrlich~.... ach das hat imch jetzt aufgemuntert!
Danke für die FF sie ist jetzt schon herrlich
Von:  Micawber
2009-09-19T13:58:12+00:00 19.09.2009 15:58
Gefällt mir gut~
Satoshis Rolle find ich echt interessant und auch dass du shuu so ausführlich beschrieben hast.
Nii beim bügeln...flasht mich total.
geniale vorstellung, ehrlich!


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