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Light & Hope

Hikari + Takeru
von

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Sehnsucht

Light and Hope
 

An diesem Tag sollte die Schule wieder beginnen.

Nach diesen langen Sommerferien, die sie mit ihrer Familie, weit weg von ihren Freunden, am Meer verbracht hatte, freute sie sich auf ihre Weise darauf.

Die Sonne schien in ihr Zimmer und sie drehte sich noch einmal in ihrem Bett um. Ein leises murren kam aus Hikaris Kehle hervor, als die Sonnenstrahlen ihr in die Augen schienen. Nur widerwillig strampelte sie ihre Decke von sich runter und setzte sich auf. Ihre braunen Haare die ihr jetzt bis zur Schulter gingen hingen ihr unkontrolliert im Gesicht. Etwas verschlafen stieg sie aus dem Bett und ging ins Badezimmer, um zu duschen und sich umzuziehen. Schon seit Wochen verzichtete sie auf das sonst so leckere Frühstück ihrer Mutter, sowie auch heute.

Schnell schnappte sie ihre Schultasche, sodass ihre Mutter sie nicht mehr belehren konnte und verschwand aus der Haustür. Sie wusste, dass ihre Mutter jetzt wieder Taichi auf sie ansetzen würde, um heraus zufinden, was mit ihr los sei. Doch dass wusste Hikari selbst nicht. Schon seit einiger Zeit hatte sie keinen richtigen Hunger mehr und war noch verträumter als sonst. Nun ja vielleicht ist das in dem Alter aber auch schon wieder normal, sie wusste es einfach nicht.

Draußen war es heiß und das braunhaarige Mädchen hasste an solchen Tagen die grüne Schulkleidung, die sie ständig tragen musste. Mit leichten Schritten tapste sie durch die Straßen zu ihrer Schule, die sie seit Wochen nicht mehr gesehen hatte. Hier gingen damals schon alle ihre Freunde hin, doch seit diesem Jahr waren Daisuke, Iori, Takeru und sie die letzten, die hier zur Schule gingen. Mit einem großen Lächeln blieb Hikari vor der Schule stehen.
 

Er war gerade um die Ecke der entgegengesetzten Richtung gebogen, als er seine beste Freundin am Schultor stehen sah.

Ihre braunen Haare glänzten im frühen Sonnenlicht, das von ihnen reflektiert wurde. Sie strich sich gerade eine Strähne aus dem Gesicht und schien sehr glücklich zu sein. Ihr Lächeln konnte gegen das Strahlen der Sonne nichts ausrichten, es schien heller zu Leuchten, als diese es je vermochte.

Mit langsamen Schritten ging er auf sie zu, setzte ein breites Grinsen auf und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, auf dem vor Schulbeginn noch seine weiße Anglermütze ihren angestammten Platz fand. Takeru trug seine Schultasche in der linken Hand. Die Tasche schlug sanft bei jedem Schritt den er machte gegen seinen Rücken.

"Gute Laune an einem so heißen Tag... Noch dazu fängt die Schule wieder an.", stellte er fest und sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. "Meine Liebe, ich glaube du solltest besser nach Hause gehen, denn ich habe den Verdacht, dass du krank bist!", begrüßte er sie und blieb anschließend vor ihr stehen. „Lange nicht gesehen, hattest du schöne Ferien?“, setzte er seine vorlaute Begrüßung in leichtem Plauderton fort. „Man hat ja kaum was von dir gehört in den Ferien, dachte schon du hättest das Land verlassen!“

Er wusste genau, dass sie mit ihrer Familie bei ihrer Oma am Meer war. Takeru hatte seine eigene Großmutter ja auch wie jedes Jahr besucht. Zusammen mit Yamato, der jedoch zwischendurch des Öfteren nach Hause fahren musste, da er mit seiner Band ein Konzert gab. Die Band seines Bruders war inzwischen noch viel erfolgreicher geworden, sie produzierten bereits bei einer Plattenfirma ihre CDs und verkauften sie nicht mehr nach ihren kleinen Auftritten bei Festen, sondern in einem richtigen CD-Laden. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auf Welttournee gehen würden, da war er sich sicher.

„Ich hatte schon Angst, dass ich dich gar nicht mehr erkennen würde, wenn wir uns wiedersehen. "Seid ihr nicht schon seit einer Woche zu Hause?“ Er hoffte, dass sie wie so oft zwischen den Zeilen lesen könne, was er eigentlich meinte und war auf eine gute Erklärung gespannt, weshalb sie sich nicht bei ihm gemeldet hatte. Schließlich waren und sind sie schon seit langer Zeit beste Freunde und normalerweise war so etwas bei ihnen üblich.

Irgendwann wurde sie unsanft aus ihren Tagträumen herausgeholt und drehte sich mit einer sanften Bewegung um. Tatsächlich, da stand er, ihr bester Freund Takeru, der wie immer eine gute Laune hatte. Und zurecht, denn er war nicht nur super gut in der Schule, nein, er war auch noch super sportlich und noch ganz so nebenbei hatte er eine Fangemeinde, die jetzt schon größer war, als die seines Bruders Yamato - und der war immerhin in einer Band deren CD sie besaß.

"Nein du musst dich irren, mir gehts sogar so gut, dass ich heute locker einen super langen Schultag überstehen könnte!" gab sie ihm als Antwort und musste gestehen, dass es gut tat, ihn wieder zu sehen. Sie mochte keine Ferien, denn dann hieß es für einige Wochen ‚Goodbye Takeru’.

Hikari stemmte ihre Fäuste in die Hüften und sah ihn grinsend an. "Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe, aber ich war noch die andere Woche unterwegs. Weißt du, seit Tai den Aushilfstrainer bei Davis Fußballmannschaft macht, sind wir ständig unterwegs...", gab sie zu und sah auf einmal niedergeschlagen aus. "Aber erzähl mal, wie war es bei deiner Oma denn so? Ist es immer noch so... ähm na ja langweilig?" wollte sie das Thema wechseln.

Sie wusste, dass TK es nicht mochte, wenn sie von Daisuke sprach, und dass sie sich deswegen nicht bei ihm meldete, oh je. "Die CD deines Bruders ist wirklich cool ...", lächelte sie wieder.

"Danke, ich werde es ihm ausrichten", behauptete er kühl nach ihrer Lobeshymne auf Yamato und senkte seine Arme. Sein Grinsen war schlagartig etwas eingefroren und er hoffte, dass sie es nicht bemerken würde. Sie hatte die letzte Ferienwoche also lieber mit ihrem Bruder Tai verbracht und dazu noch mit Davis. Ein Nadelstich der Eifersucht krampfte ihm sein Herz ein wenig zusammen. Er konnte es nicht leiden, übergangen zu werden. Zwar hatte er keinerlei Besitzansprüche auf Kari, aber es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie ihn wenigstens gefragt hätte, ob er vielleicht mitwolle. Nach den anstrengenden Wochen bei seiner Oma wäre es eine richtige Erholung für ihn gewesen, ein wenig Zeit mit seinen Freunden zu verbringen und noch RICHTIG auszuspannen. Um sie nicht zu lange warten zu lassen antwortete er ihr nun kurz angebunden: "Na ja, war auch nicht schlimmer als die letzten paar Jahre. Die Zeit, in der Yamato bei seinen Konzerten war, hatte es in sich. Normalerweise kann ich die Langeweile brüderlich mit ihm aufteilen und wir machen ab und an etwas, das sie erträglicher macht, aber wenn er weg ist, bekomme ich die volle Ladung ab. Meine Oma ist auch nicht besser, sie ist inzwischen so taub, dass man keine normale Unterhaltung mehr mit ihr führen kann.", er seufzte einmal kurz und hob die Schultern.

Schnell sah sie, dass sein Gesicht sich veränderte. Sein Lächeln, das sonst so viel Lebensfreude ausstrahlte, verstummte und seine Augen leuchteten auch nicht mehr so wie eben. "Ich hab es gemerkt, dass deine Oma richtig taub war. Sie meinte zwar, sie hätte alles verstanden was ich zu ihr sagte, aber anscheinend war das nicht der Fall. Deswegen hast du mich auch wahrscheinlich nicht zurück gerufen!" meinte sie und sah etwas erleichtert aus. Die ganzen restlichen Ferien hatte sie sich schon Sorgen gemacht, ob er sie vielleicht nicht mehr leiden könne, oder vielleicht eine andere Beschäftigung gefunden habe. Doch jetzt konnte sie hoffen, dass es wegen seiner Oma war. Nun ja sie hatte richtig Angst gehabt, dass er vielleicht auch ein Mädchen ... ‚Nein, Hikari!’, ermahnte sie sich selbst. ‚Hör auf wieder so was zu denken, er ist dein bester Freund, mehr nicht.’
 

"Zurückgerufen?", wiederholte er mit fragendem Gesichtsausdruck. Er sah ehrlich gesagt ziemlich überrumpelt aus, wenn nicht sogar total überfahren. An so etwas hatte er in seiner Eifersuchtsattacke gar nicht gedacht. Die Möglichkeit, dass sie ihm doch irgendwie eine Nachricht zukommen lassen wollte und seine durch ihr Alter eingeschränkte Großmutter sie nicht weitergeleitet hatte, hatte er noch gar nicht in Betracht gezogen. Klingelte nicht sogar einmal das Telefon, als er gerade tropfnass im Badezimmer stand und sich nach einem angenehmen Bad abtrocknete? Sein Gesicht wurde schuldbewusst als er sich erinnerte, wie er sogar nachgefragt hatte und seine Großmutter ihm etwas von einer "Akari" erzählt hatte, die irgendetwas mit einem Pferd zu tun hatte. Er konnte mit dieser Information nichts anfangen und hatte es schon bald wieder vergessen. Weshalb war ihm nicht in den Sinn gekommen, dass die Geschichte seiner Oma irgendwie unglaubwürdig klang und sie mal wieder etwas falsch verstanden hatte? Immerhin meinte sie, dass diese Akari in Tokio sei- und in der Hauptstadt gab es ganz sicher keine Pferde mehr.

"Mhh ja ..." meinte sie nickend und sah ihn fragend an. Sicherlich versuchte er sich jetzt daran zu erinnern, was alles in den Ferien merkwürdig gewesen war und sicherlich würde er bald darauf kommen. "Dein Handy funktioniert bei deiner Oma ja nicht so richtig, deswegen hab ich bei ihr angerufen. Eigentlich hatte ich gehofft, dass du mal dran gehst, aber naja. Tai meinte, dass er mit deiner Oma schon mal solch einen Stress gegeben hat ...", sagte sie kichernd und erinnerte sich an einen Digimonkampf, der damals im Internet stattfand, als Yamato und Takeru bei ihrer Oma waren. Nun ja, sie war halt älter und man konnte ihr ja nicht böse sein. Als unsere Unterhaltung gerade wieder besser war, hörten sie eine Stimme, die Hikari unter 1000000 Stimmen wieder erkennen würde, Daisuke. Er kam schon angerannt und sie wusste, dass er gleich TK unter die Nase reiben würde, dass er fast eine ganze Woche mit ihr verbringen durfte. Na toll. Hikari mochte Davis, keine Frage, aber in der Hinsicht war er etwas zu ... naja aufdringlich.

Gerade, als sich Takerus Laune wieder etwas zu bessern schien, wurde sein Trommelfell von einem störenden Geräusch erreicht, das laut plärrend nach Karis Aufmerksamkeit verlangte. Mit einem Mal war die Stimmung unter dem Gefrierpunkt. Seine Miene verzog sich für einen Augenblick zu einer furchtbaren Grimasse. Er dauerte jedoch kurz genug, um Hikari nicht aufzufallen, denn schon hatte er wieder sein künstliches Lächeln heraufbeschworen.

"Hallo Davis...", sagte er zur Begrüßung, bevor dieser auch nur ein Wort sagen konnte. Als er nach Luft schnappte, um etwas zu sagen, kam Takeru ihm wieder zuvor: "Kari, ich glaube es klingelt gleich. Wir sollten langsam mal sehen, in welcher Klasse wir sind, damit wir nicht zu spät kommen.", er wusste, dass er mit dieser "Ausrede" nicht weit kommen würde, denn Davis Art war es einfach, im unpassendsten Moment dazwischenzuplatzen und nicht zu merken, dass er störte. Der Junge würde sich nicht von so einem fadenscheinigen Argument davon abhalten lassen, die Beiden zu begleiten und zuzutexten. Mit Sicherheit wollte er mal wieder vor Kari protzen und sie in ein Gespräch über die Sommerferien verwickeln. Darauf konnte Takeru gut verzichten. Jungs wie Davis waren genau die Sorte, die er aufs Übelste verabscheute und mit denen er Kari nicht zusammen sehen konnte. Zwar mochte er Davis als einen Kumpel, doch seine Art ging ihm oftmals total auf die Nerven. Eine richtige Konkurrenz sah er in ihm zwar nicht, so wie auch bei anderen Jungs, die Kari bedrängten, doch er konnte es aufs Blut nicht leiden, wenn er versuchte mit ihr zu Flirten.

Innerlich verdrehte er die Augen und wandte sich zur Schule um. Der Tag, der für ihn mit strahlendem Sonnenschein begonnen hatte, schien sich total mit Wolken zugezogen zu haben.

Ein leiser Gedanke schob sich in sein Gehirn. Konkurrenz? Weshalb Konkurrenz? Das klang schon fast als sei er selbst hinter Kari her, dabei war sie ihm nur als seine beste Freundin äußerst wichtig... oder?

Was ihn jedoch stutzig machte war, dass er auf Taichi enorm eifersüchtig zu sein schien. Vielleicht weil er ihr ebenso nahe stand, wie TK selbst?
 

Wie froh sie war, als Takeru sie daran erinnerte, weshalb sie überhaupt hier waren. Hikari wusste, dass Davis vor der Schule noch etwas mit den anderen Jungs Fußball spielen wollte. "Stimmt, nicht dass wir noch zu spät kommen. Das sieht nicht besonders gut aus am ersten Tag!", lächelte sie und merkte, dass Takeru nur so tat als ob. Er war ihr bester Freund und auch wenn er es versuchte, so konnte er die Flunkerei nicht vor ihr verstecken. "Wir sehen uns später!", meinte Hikari dann zu Davis, winkte ihm noch einmal zu, bevor sie an ihm vorbei ging, Takeru an der Hand nahm und mitzog. "Na los ...", lächelte sie ihn an und sah kurz zurück. Ihre Haare wehten kurz im Wind und sie war froh, ihren besten Freund zurück zu haben. Allerdings bekam sie die bösen Blicke mit, die ihre Mitschülerinnen ihr zuwarfen, aber wieso sahen sie eigentlich so böse aus?
 

Ihre Haare kitzelten sein Gesicht, als sie an ihm vorbeilief und ihn sanft aber bestimmt bei der Hand packte. Sein gutes Herz ließ ihm eine Weile ein schlechtes Gewissen zu, weshalb er Davis einen entschuldigenden Blick zuwarf und sich dann von ihm abwandte, um mit Kari ins Schulgebäude zu gehen. Kaum hatte er sich umgedreht, umspielte ein schelmhaftes Grinsen seinen Mund. Daisuke stand wie ein begossener Pudel vor dem Tor, diesen Anblick würde er sich trotz allem in sein Gedächtnis einbrennen.

Im Gegensatz zu Hikari entgingen ihm die Blicke der Mädchen und er ließ sich glücksselig von seiner besten Freundin zum schwarzen Brett ziehen. Als sein Auge auf den dort ausgehängten Zettel fiel, hätte er Kari am liebsten herumgewirbelt. Doch er unterdrückte diesen Impuls der Freude und hüpfte innerlich auf und ab. Die beiden waren in einer Klasse und Davis konnte sich nun zu seinen Fußballkumpanen in die E-Klasse gesellen. Wenigstens im Unterricht und während der kleinen Pausen würde er nun dessen Gesicht nicht mehr sehen müssen, denn die Klasse war in einem anderen Stockwerk untergebracht.
 

Sie war total gespannt, denn auch Hikari wollte unbedingt wissen, mit wem sie dieses Jahr in einer Klasse sein würde. Die ganze Zeit über hielt sie Takerus Hand fest in ihrer, was sie eigentlich nie tat, aber dieses Mal fiel es ihr nicht auf.

Als sie dann ankamen, suchte sie schnell ihren Namen und fand ihn auch recht schnell. Dann glitt ihr Blick weiter nach unten und sah Davis Namen nicht, was sie jetzt allerdings etwas schade fand, denn sie wusste, wie enttäuscht er jetzt sein würde. Doch sie ließ ihren Blick weiter wandern und als sie Takerus Namen las, drückte sie seine Hand etwas fester und strahlte richtig über beide Ohren. Wer heute an ihnen vorbeilief, musste bestimmt denken, dass sie beide etwas miteinander hatten, was ihr allerdings immer noch nicht bewusst war. "Super, wir sind wieder in einer Klasse!" meinte sie super gut gelaunt, verschwieg jedoch ihre Gedanken wegen Daisuke.

"Meinst du wir schaffen es dieses Jahr, nicht auseinander gesetzt zu werden?", fragte er sie schelmisch von der Seite. "Es wäre total peinlich, wenn ich wieder gezwungen wäre, dir Zettelchen zu schreiben und wieder eines abgefangen wird, in dem ich dir zum Beispiel erzähle, dass Davis und Veemon am Vortag in der Digiwelt ein paar Numemon verärgert haben und von ihnen bis in die Spielzeugstadt verfolgt wurden. Weißt du noch? Damals dachte die ganze Klasse, dass ich einen an der Waffel hätte..." Bei der Erinnerung daran grinste er noch breiter. "Wobei, es war total lustig, wie DU vor Scham rot angelaufen bist!" Jetzt lachte er herzhaft. Während er versuchte, seinen Lachkrampf zu unterbrechen, zog er sie an seiner Hand Richtung Klassenzimmer. Ihm war es gar nicht richtig aufgefallen, dass die beiden seit geraumer Zeit händchenhaltend durch die Schule spaziert waren. Irgendwie war ihm das Gefühl so vertraut, als wäre es nichts Besonderes, sondern selbstverständlich, obgleich es doch etwas Besonderes war. Dass ihn eine seiner Mitschülerinnen ansprach, während sie verwirrt auf den Körperkontakt der Beiden starrte, bemerkte er auch diesmal nicht.

"Ich wette mit dir, dass wir in den nächsten zwei Wochen wieder auseinander sitzen werden, und den Einsatz darfst du bestimmen!" erwiderte sie daraufhin grinsend und musste lachen. Ja, die Erinnerung war noch vollkommen da -und wie. Damals hatten sich die Leute gefragt ob die Beiden eine Art Geheimsprache entwickelt hätten, aber na ja, so war das nun mal unter Digirittern.

"Ja ja, lach du nur. Deine Gesichtsfarbe war nicht gerade viel besser als meine und das Nachsitzen nach der Stunde war auch nicht gerade das beste, was ich erlebt hatte.", gab sie sich mit Absicht beleidigt, lächelte ihn jedoch schon bald wieder an. Sicherlich war ihr aufgefallen, dass sie beide angestarrt wurden, aber sie konnte sich nicht erklären wieso. "Du Takeru?", seit Neustem hatte sie sich angewöhnt, seinen vollen Namen zu nennen. "Wieso starren uns denn alle so an?", meinte sie leise und hatte sich etwas zu ihm gelehnt.
 

"Na gut, du hast es so gewollt... Also mein Wetteinsatz: Wenn du Recht hast, was ganz gewiss nicht eintreffen wird, dann tanze ich in "Homeroom" in einem Kleid auf dem Lehrerpult. Falls ICH Recht habe, gilt das Selbe für dich, jedoch wird das Kleid gegen ein Hula-Kostüm eingetauscht.", ihr die Hand zum Einschlagen reichend, sah er sie herausfordernd an. Nachdem sie eingeschlagen hatte, sah er sich um, denn nach Karis Bemerkung, war ihm nun auch endlich aufgefallen, dass sämtliche Klassenkameraden und vor allem Kameradinnen die Beiden anstarrten. "Das kann ich dir auch nicht sagen, Hikari-chan!", stellte er verwundert fest und sah sich aufmerksam um. Er hatte mit Absicht eine Verniedlichung ihres Namens angehängt, um sie ein wenig zu ärgern. Ihm gefiel es, dass sie ihn seit Ende der Ferien -also heute, mit Takeru ansprach. Er hasste es, wenn ihn die Leute nur T.K. nannten. Er wusste auch nicht, woher dieses Kürzel überhaupt kommen sollte. Immerhin hieß er nicht Takeru Kamiya oder so.

"Die Wette wirst du haushoch verlieren mein Freund!" grinste sie frech und kicherte dann. Natürlich würde sie nicht verlieren denn dafür würde sie schon sorgen. "Hab ich irgendwas an mir, das merkwürdig aussieht oder rieche ich schlecht?", meinte sie und blieb stehen, sodass er auch stehen bleiben musste. Eigentlich machte es ihr nichts aus, was die Leute so über sie dachten, doch heute störte es sie richtig. Dann, nachdem sie stehen geblieben waren, kam ein Mädchen auf TK zu, gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange und drückte ihm einen Brief in die Hand.

Eifersucht

Hikari stand da und wusste nicht, was sie hier noch sollte. Hatte sie was verpasst? Ihre Augen waren weit aufgerissen und ihr Gesicht war blass. Was sollte das denn? Wieso küsste sie ihren Takeru einfach so? Moment mal, was dachte sie denn jetzt schon wieder? Ihr Takeru? Hatte sie jetzt vollkommend den Verstand verloren? Ihr Atem ging schnell und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Dann sah sie böse zu dem Mädchen, das gerade an ihr vorbeilief. Sie hasste es richtig für das, was es gerade getan hatte, doch in ihrem Gesicht spiegelte sich nur Trauer und keine Wut.
 

"Woher willst du das denn wissen!?", fragte er sie jetzt misstrauisch. "Wehe du SORGST dafür, dass wir auseinander gesetzt werden, das ist gegen die Regeln!", die Arme beleidigt verschränkend sah er sie an. Dabei löste er natürlich auch die Verbindung zwischen ihm und Kari, die sowieso gerade stehen geblieben war. Auf Karis Frage hin, beugte er sich jedoch einen Moment zu ihr rüber und schnupperte an ihrem Hals. Sein Atem strich ihr sanft über den Hals. "Also nur um dich zu beruhigen," sagte er und lehnte sich lässig zurück. "Schlecht riechen tust du nicht, im Gegenteil," er sog die Luft noch einmal genüsslich ein. "Du riechst heute irgendwie verdammt gut! Allerdings solltest du dir mal Gedanken über deine Haare machen..." Mit einem prüfenden Blick sah er sie an. Verlegen grinste er. "Sorry das sollte nur ein Scherz sein..." In diesem Moment schob sich Maki zwischen Kari und ihn. Sie war schon im letzten Schuljahr mit den beiden in einer Klasse gewesen und ein nettes Mädchen und er verstand sich ziemlich gut mit ihr. Jedes seiner Basketballspiele besuchte sie nur, um ihn anzufeuern, doch er hatte sich bisher nichts dabei gedacht. Plötzlich spürte er, wie sie ihm etwas in die Hand drückte, es fühlte sich an wie Papier. Dann hauchte auch schon etwas über seine Wange und ein fremdes Parfüm wehte ihm ins Gesicht, als Maki sich umdrehte und mit hochrotem Kopf davonging. Es verdrängte den wohligen Duft von Kari, den Takeru immer noch in der Nase hatte. Verdutzt blickte er auf das Etwas in seiner Hand. Es war ein Brief. Mit fragendem Blick schaute er auf und traf Karis Augen. In ihnen schien sich Trauer zu spiegeln. Verwirrt überlegte er, was er jetzt tun sollte. Im Moment hatte die Neugier ihn in seinen Bann gezogen. Er würde Kari später auf ihre Reaktion ansprechen. Immer noch total begriffsstutzig, was der Brief zu bedeuten haben könnte, öffnete er ihn und holte ihn heraus. Als er zu lesen begann, grinste er zuerst verlegen, doch je mehr Zeilen er überflog, desto mehr runzelte er die Stirn. "Oh nein..."
 

Wieso fühlte sich das denn so seltsam an? In diesem Moment hätte sie gerne das berühmte Loch im Boden gehabt, aber Hikari bekam schließlich keines. Es war ihr unangenehm, ihn so zu sehen. Dennoch freute er sich über das, was in diesem Brief drin stand und es traf sie umso mehr. Hikari konnte nicht länger hier stehen bleiben, doch wenn sie jetzt ginge würde TK sie später fragen, was los war und das war das, was sie nicht gebrauchen konnte. Wieso war sie nur so traurig? Wieso mochte sie jetzt diese Maki nicht mehr, obwohl sie ein recht nettes Mädchen war? Wieso hätte Hikari jetzt heulen können? Sie wusste keine Antwort auf diese Fragen. Wieso wollte sie selbst diejenige sein, die jetzt gerne an Makis Stelle gewesen wäre? Dieses Gefühl hatte sie noch nie gefühlt und konnte sich keinen Reim daraus machen. Sie musste mit jemanden darüber reden und entschloss sich, eine Nachricht an Sora zu schreiben, was sie auch tat, während TK seinen Brief las. Darin beschrieb sie die Situation und wie es ihr gerade ging. Sora und Hikari waren immer noch gut befreundet, auch wenn sie und Taichi Probleme hatten. Hikari hoffte, dass sie ihr bald eine Antwort geben würde.
 

Um sicherzugehen, dass er wirklich das gelesen hatte, was in dem Brief stand, überflog er noch einmal die Zeilen. "Oh nein...", wiederholte er kurz darauf und überlegte, was er nun tun sollte. Einen Liebesbrief hatte der blonde Junge noch nie bekommen. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass sich ein Mädchen in ihn verliebt hatte. Jetzt wo er sich umsah, spürte er auch plötzlich die vielen Blicke der Mädchen die auf ihm ruhten. War das Einbildung oder war es immer schon so gewesen?

Am liebsten würde er Kari um Rat fragen, doch diese schien gerade mit einer E-Mail beschäftigt zu sein und er wollte sie nicht stören. Maki war also immer bei seinen Spielen gewesen, weil sie in ihn verliebt war. Jetzt überlegte Takeru, ob er auch Gefühle für sie hatte. Doch konnte er das sagen? Immerhin wusste er nicht einmal, ob er selbst überhaupt schon mal verliebt war. Hatte er jemals so starke Gefühle für ein Mädchen entwickelt, die über Freundschaft hinausgingen? Er musterte Kari. Doch, da gab es einen Menschen, der ihm mehr bedeutete als alles andere. Aber war das bereits Liebe? Ihm war nie aufgefallen, dass er in ihrer Nähe die berühmten Schmetterlinge im Bauch hatte... Inzwischen war ihm jedoch klar geworden, dass seine Gefühle für Maki nur auf freundschaftlicher Basis beruhten und war auch entschlossen, ihr das zu sagen, nur wusste er nicht wie...

Einen weiteren Blick zu Kari werfend stellte er fest, dass sie immer noch mit der E-Mail beschäftigt war. Ungeduldig starrte seine beste Freundin auf das Display, als würde sie es hypnotisieren. Wahrscheinlich wartete sie auf eine dringende Antwort. Plötzlich piepste das D-Terminal in ihrer Hand und sie schien hastig die Mail zu öffnen. Er konnte nicht wissen, was sie Sora geschrieben hatte und was diese antwortete.
 

Sie wollte gerade an einer Lesung in der Uni teilnehmen, als ihr Digi-Terminal eine neue Mail anzeigte. "Am Anfang des Semesters... das war ja mal wieder klar...", dachte sie und stellte ihre Tasche ab. Mit einer nervösen Hand öffnete sie die Mail und war darauf vorbereitet, dass es vielleicht wieder Ärger in der Digiwelt geben würde und ihre Hilfe endlich wieder gebraucht würde. Doch es kam ganz anders. Der Hilferuf von Kari hatte überhaupt nichts mit der Digiwelt zu tun. Was sie aus dem Kontext erschließen konnte hatte mit etwas anderem zu tun... mit... Liebe! Erstaunt zog sie eine Augenbraue hoch. Sie hatte es zwar schon immer geahnt und wusste, dass es früher oder später endlich soweit sein würde, doch der Moment der Erkenntnis traf sie jedoch trotzdem eher unerwartet. Mit einem Lächeln begann sie die Antwort auf Karis Mail zu tippen. Sie sprach ihr Mut zu und sagte ihr, dass das Gefühl bestimmt bald vorbeigehe. Sie solle noch einmal auf Takerus Reaktion achten. Vielleicht war er ja auch nur verlegen? Beziehungsweise eigentlich wusste Kari ja auch nicht zu 100%, dass es sich bei dem Brief wirklich um einen Liebesbrief handelte. Es konnte auch eine harmlose Einladung zu einer Party sein. An dieser Stelle fügte sie ein Zwinkern ein. Den Finger ans Kinn gelegt schaute sie auf. Was sollte sie ihrer Freundin noch raten?

"Am besten du überlegst noch einmal selbst, was du empfindest, wenn du Takeru mit einem Mädchen siehst. Vielleicht ist die Trauer mit einem Funken Eifersucht gemischt? Das kann zweierlei bedeuten... Entweder du hast Angst, dass er dich links liegen lässt oder ..."

An dieser Stelle hörte sie auf zu schreiben. Das sollte Kari eigentlich ganz allein herausfinden... Genau diesen Beschluss setzte sie noch mit einem lächelnden Gesicht zur Mail hinzu und schickte sie ab. Zufrieden lächelnd machte sie sich auf den Weg zu ihrer Lesung. Sie war gespannt, wie die Geschichte nun weiter ging...
 

Hikari hoffte sehr, dass Sora nicht als zu lange für die Antwort brauchte und dass diese nicht ihre Befürchtung bestätigte. Noch immer starrte sie ungeduldig auf das Display und wurde langsam leicht panisch. Was hatte das alles nur zu bedeuten? Noch nie hatte sie so etwas empfunden.

Okay sie war schon immer genervt davon, dass Takeru von anderen Mädchen umschwärmt wurde aber noch nie machte es ihr so viel aus wie jetzt.

Als ihr Terminal endlich das ersehnte Piepsen von sich gab, machte ihr Herz kleine Luftsprünge und eilig las sie. Was sie jedoch da las, Zeile für Zeile, war genau das, was sie nicht gehofft hatte.

Langsam hob sie den Kopf und überlegte, während sie Takeru ansah. Sie sollte also ihre Gefühle neu ordnen? Hikari nahm tief Luft und dachte an alles, was ihr bis jetzt mit ihm passiert war. Damals, als sie ihn das erste Mal nach einigen Jahren wieder sah, freute sie sich wahnsinnig darüber.

Sie mochte es nicht, wenn Davis Takeru ständig dumm anmachte.

Außerdem war da ja auch noch die Geschichte mit dem Meer der Dunkelheit. Bei diesem Gedanken lief es ihr eiskalt dem Rücken runter.

Jedoch er war der einzige der schon vorher merkte, dass etwas mit ihr nicht stimmte und war der einzige, der sie fand und rettete. Noch immer war Hikari dankbar dafür, dass er all diese Dinge für sie getan hatte.

Doch dass was sie für ihren besten Freund empfand ... war es Liebe? Schließlich kam ihr der Gedanke. Sie verglich die Freundschaft mit Davis mit der von Takeru. Davis war ein guter Kumpel mit dem man mächtig viel Spaß haben konnte, er steht immer zu einem egal, was derjenige gemacht hatte. Seine Art war anders und Hikari harmonierte nicht so mit ihm, wie mit TK. Mit Takeru war alles anders. Er war immer für sie da, wusste, an was sie dachte, kannte sie eigentlich besser, als sie sich selbst, mit ihm konnte man alles machen ...

Sie stoppte mit ihren Gedanken, denn ihr fiel auf, dass sie beide eigentlich mehr gemeinsam hatten, als irgendjemand anderes. Sie hatten schon so viel erlebt und Hikari würde alles dafür tun, damit es ihm gut ginge, er glücklich sei. Sie lächelte ihn an, denn ihre Gedanken behielt sie lieber für sich. Er sollte glücklich werden, egal mit wem. Schnell schrieb sie Sora noch ein 'Danke' zurück und steckte das elektronische Gerät wieder ein. Ab dem heutigen Tag würde sie ihren besten Freund wohl mit ganz anderen Augen sehen.

"Na, was Erfreuliches?", sie wollte so tun, als ob alles in Ordnung wäre, was es jedoch nicht war. Langsam ging sie auf ihn zu und merkte, wie unsicher und nervös sie wurde und hoffte, dass er es nicht merkte.
 

In ihren Augen konnte er die plötzliche Stimmungsschwankung wie in einem offenen Buch nachlesen. Es warf ihn aus der Bahn, dass Kari sich so merkwürdig verhielt, seit er den Brief erhalten hatte und im Augenblick schien sich seine Verwirrtheit auch nicht zu klären. Stattdessen lächelte er sie nur ein wenig verzweifelt und unschlüssig an. "Ich weiß auch nicht... eher nein... oder doch ja?", er raufte sich die Haare. "Fragt sich aus welchem Standpunkt man es betrachtet..." Mit diesen Worten reichte er ihr den Brief. Behutsam darauf bedacht, dass es keiner mitbekam, denn immerhin war es ein Liebesbrief an ihn und den Inhalt jemandem zu zeigen war schon beinahe so, als würde er ihn offen vorlesen und sich über den Verfasser lustig machen. Er machte sich über alle Sachverhalte Gedanken und ihm war bewusst, dass er es nicht gutheißen würde, wenn jemand anderes als der Empfänger SEINER Liebesbriefe diese lesen würde. Fragend schaute er Kari an. "Was soll ich denn jetzt machen?"
 

Hikari schüttelte den Kopf, denn sie wollte nicht wissen, was Maki ihm schrieb, da sie nicht wusste, wie sie selbst darauf reagieren würde. "Ich weiß es nicht Takeru. Aber eine gute Freundin sagte mir mal, man sollte auf sein Herz hören und dann würde sich alles klären. Wenn du sie genau so gerne hast , wie sie dich, sag es ihr und habt eine schöne Zeit zusammen ..." hier fiel es ihr verdammt schwer zu lächeln, doch sie tat es. Es zerriss ihr das Herz, ihm solche Ratschläge zu geben doch es musste sein. Sie beide waren immer noch befreundet. "Aber wenn du merkst, dass es nicht so ist, musst du es ihr beibringen. Ihr falsche Hoffnungen zu machen wäre gemein!" sie hoffte, dass er sich dafür entscheiden würde.

"Naja ich wollte dich eigentlich fragen, wie man einem Mädchen am besten einen Korb gibt...", er lächelte sie leicht an. "Ich will nicht, dass sie mich hinterher hasst oder so...", sagte er traurig. Ihm selbst war es nicht entgangen, dass Kari total seltsam reagierte. Was war bloß los mit ihr? Hatte sie irgendetwas gegen Maki oder erinnerte sie der Brief an etwas, das sie eigentlich verdrängen wollte?

"Erklär ihr, wieso es nicht geht. Wieso du nicht mit ihr zusammen sein kannst ..." riet sie und sah ihn etwas erleichtert an. Eigentlich wollte sie ihn umarmen, doch das wäre etwas seltsam rüber gekommen. "Du machst das schon, da bin ich mir sicher" lächelte sie ihn nun an. "Am besten in einer ruhigen Minute!" gab sie noch einen kleinen Tipp, denn sie selbst hatte so etwas auch noch nie gemacht. Wie sollte sie ihm so dein richtigen Ratschlag geben?

"Stimmt, das mit der ruhigen Minute ist ein wichtiger Hinweis. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es so toll finden würde, wenn ich ihr vor allen einen Korb geben würde- was ich sowieso nicht mache..." Er sah ein wenig gestresst aus. "Am besten ist es wohl, wenn ich es gleich hinter mich bringe... Aber was mache ich denn, wenn sie anfängt zu weinen?" Takeru konnte es absolut nicht mit ansehen, wenn ein Mädchen weinte oder traurig war. Und in diesem Fall würde er sogar der Grund dafür sein. Dieser Gedanke behagte dem hübschen Jungen überhaupt nicht. Etwas anderes bescherte ihm jedoch noch weiteres Kopfzerbrechen. Weshalb konnte er nicht mit ihr zusammen sein? Was sollte er ihr sagen? Nur dass er keine Gefühle für sie hatte? Das klang nicht nach einer angemessenen Erklärung... Seine Fragen leitete er an Kari weiter. Ihm war ihre Meinung sehr wichtig. Vor allem, weil sie die Gefühlswelt von Mädchen besser verstand als er selbst.

Wieso machte er es nicht einfach? Nicht nur er sah gestresst aus, nein, auch sie war es und in ihr stieg die Wut auf. War er so blöd oder verletzte er sie mit Absicht? "Takeru, du musst da alleine durch. Ich kann nicht mit kommen und dir die Hand halten. Was würden denn die anderen denken? Ich kann das nicht …", meinte sie und kniff die Augen zusammen. Es schmerzte alles in ihr. Es fühlte sich alles so leer an. Jetzt kamen ihr die Tränen und sie konnte sie schlecht zurückhalten. Sie brauchte jetzt jemanden, der nichts damit zu tun hatte. DAVIS! Das war es, er würde ihr zuhören, da war sie sich sicher. "Es tut mir leid …", sagte sie, als sie an ihm vorbei ging. Sie hoffte, dass er ihre Tränen nicht gesehen hatte.

Jetzt verstand er überhaupt nichts mehr. Er hatte ihr doch nur ganz normale Fragen gestellt und sie reagierte so heftig darauf. Hatte er etwas falsch gemacht? Wie bestellt und nicht abgeholt blieb er nun im Flur stehen und starrte Kari nach. Er hatte wohl bemerkt, dass ihre Augen feucht gewesen waren, doch konnte sich keinen Reim darauf machen. Was war heute nur los? Das Schuljahr hatte noch nicht einmal richtig angefangen und schon häuften sich die Probleme zwischen ihm und Kari. Zuerst schwankte die Stimmung weil sie über die Ferien gesprochen hatten und Davis aufgetaucht war, im nächsten Moment schien alles wieder perfekt zu sein, nur um dann durch einen Liebesbrief wieder aus der Bahn geworfen zu werden. So etwas hatte es noch nie gegeben. Normalerweise verstanden sie sich blind und waren immer einer Meinung. Von einem Moment auf den anderen schien alles anders zu sein. In ihm stieg eine unbändige Wut auf, als er sich das alles durch den Kopf gehen ließ. Mit der Faust schlug er gegen die Wand, sodass seine Mitschüler erschrocken ihre Blicke auf ihn warfen und zu Tuscheln begannen. Plötzlich überkam ihn eine gewaltige Angst. Was, wenn sich diese Probleme häuften? Was, wenn ihre Freundschaft daran zerbrach? Diese Möglichkeit wollte er sich erst gar nicht vorstellen. Ein Leben ohne Kari... Ihm krampfte sich das Herz zusammen. UNVORSTELLBAR!
 

Draußen fand sie ihn, Davis. Er hatte mit der Situation nichts zu tun gehabt und konnte sich womöglich keinen Reim darauf machen. wieso es ihr so ging. Hikari rannte über das Fußballfeld geradewegs auf ihn zu. Er war Taichi so ähnlich und hätte ihr Bruder sein können. Er blieb mit dem Ball stehen und sie rannte ihn fast um. Verwirrt sah er zu den anderen Spielern, die ihn aufforderten, sie in den Arm zu nehmen. Nun hielt er sie fest im Arm und ließ sie ausweinen. Noch nie hatte sie wegen eines Jungen geweint, noch nie! Aber jetzt, da sie wusste, was Takeru für sie war, konnte sie nicht anderes und hielt sich an Davis fest. Sie wollte Takeru nicht verlieren, nein!!!
 

Er atmete noch ein paar mal tief ein und aus. Der Schock über seine Erkenntnis hatte ihn tief getroffen. Nachdem er sich sicher war, dass er wieder normal atmen konnte, richtete er sich auf.

Wahrscheinlich war es die falsche Entscheidung, Kari jetzt nicht nachzulaufen, doch er musste etwas hinter sich bringen und konnte ihr auch nicht andauernd hinter herlaufen. Sie wollte mit Sicherheit auch einmal alleine sein.

Mit klopfendem Herzen machte er sich auf den Weg, um Maki zu suchen. Er vermutete sie bei ihren Freundinnen.

Dort entdeckte er sie auch. Sie stand mit nervösem Blick bei ihnen und schien sich nur halblebig am Gespräch zu beteiligen. Takeru traute sich nicht zur Mädchengruppe hinzugehen. Stattdessen wartete er, bis er Makis Blick auffing und deutete zuerst auf den Brief, den er immer noch in der Hand hielt, dann auf sie und bedeutete ihr, dass sie zu ihm rüberkommen sollte.

Sie schien beinahe einer Ohnmacht zu erliegen, denn ihr Gesicht war vor Nervosität mit einem Mal total bleich geworden, doch trotzdem folgte sie seinem Wink. Ihre Freundinnen starrten ihr dämlich kichernd hinterher.

Als sie bei ihm angelangt war, führte er sie in einen abgelegenen Flur in der Schule. "Du kannst dir sicherlich vorstellen, weshalb ich dich hergewunken habe oder?", fragte er unsicher, weil er nicht genau wusste, wie er das Gespräch beginnen sollte. Als sie stumm nickte fuhr er fort: "Ich habe deinen Brief gelesen und fühle mich total geschmeichelt. Ich habe noch nie einen Liebesbrief bekommen." Sie lächelte ihn schüchtern an. "Es ist wirklich mutig von dir, deine Gefühle auf diese Weise auszudrücken, ich weiß nicht ob ich mich so etwas getraut hätte." Er lächelte sie an. "Ich weiß jetzt sehr gut um deine Gefühle Bescheid und es ist nur fair, wenn ich dir auch sage, wie ich mich fühle." Erwartungsvoll wartete Maki, bis er fortfuhr. "Leider muss ich dir sagen, dass ich nicht mehr für dich empfinde als Freundschaft...", er schenkte ihr einen entschuldigenden Blick. "Du bist ein wirklich nettes Mädchen und ich mag dich wirklich gerne, aber ich bin nicht verliebt in dich. Deshalb wäre es dir gegenüber nicht gerecht, wenn ich dir einfach etwas vorspielen würde. Ich hoffe, dass du das verstehst... Es wäre wirklich schade, wenn diese Angelegenheit unsere Freundschaft beeinträchtigen würde. Ich hoffe, dass wir weiterhin Freunde bleiben?" Maki versuchte bereits nach Takerus erstem Satz ihre Tränen zurückzuhalten. Sie hatte es von Anfang an geahnt, wollte jedoch trotzdem ihr Glück versuchen. Stumm nickte sie und sah zu Boden, während die erste Träne ihren Weg über ihre Wange suchte und sich am Kinn mit anderen traf, die dann in einer Einheit zu Boden tropften.

Sie tat ihm Leid, doch was sollte er tun? Eine Lüge wollte er nicht leben und er wollte selbst sein eigenes Glück finden. Entschuldigend legte er seine Hand auf ihre Schulter und wollte sie trösten. Daraufhin lehnte sie sich gegen seine Brust und begann hemmungslos zu schluchzen. Weil er es wie schon gesagt nicht ertragen konnte, ein Mädchen weinen zu sehen, strich er ihr sanft über den Rücken und versuchte sie zu trösten. "Weißt du ich bin mir sicher, dass du irgendwann einen Jungen finden wirst, der deine Gefühle erwidert und dir genauso viel Liebe zurückgibt wie du sie ihm schenkst..."

Nach einer Weile verebbten die Schluchzgeräusche und Maki schien sich zu beruhigen. Mit tränennassen Augen löste sie sich von ihm und schaute ihn an. "Danke, dass du wenigstens ehrlich zu mir warst." Takeru kramte in seiner Hosentasche und zog ein Papiertaschentuch heraus, welches er ihr reichte. "Keine Ursache, ich wünsche dir viel Glück für die Zukunft und wir bleiben Freunde, verstanden? Wenn du Probleme hast kannst du immer zu mir kommen.", bot er ihr an. Sie nickte nur und sah zu Boden. Er umarmte sie kurz und verabschiedete sich. Als er den Gang Richtung Klassenzimmer einschlagen wollte hörte er ihre Stimme noch einmal hinter sich. "Es ist Hikari oder? Sie ist das Mädchen, für das du mehr empfindest, habe ich Recht?" Takeru stutzte und blieb stehen. Danach drehte er sich zu ihr um. "Das weiß ich selbst nicht..." Mit diesen Worten verließ er den Gang schnellen Schrittes.

Konnte es vielleicht sein, dass Maki Recht hatte?

Plötzlich fiel Takerus Blick auf den Schulhof. Was ihm zuerst auffiel war nicht, dass die gesamte Fußballmannschaft fast 15 Minuten vor dem Klingeln schon aufgehört hatte zu spielen, sondern dass, was er in der Mitte des Platzes sehen konnte. Kari lag in Davis Armen. Was hatte das zu bedeuten?
 

Davis konnte sie nicht beruhigen. Immer noch heulte sie, sein Hemd wurde schon ganz nass. Doch ihm war es egal. Die anderen verzogen sich nach drinnen und ließen die beiden alleine. Sogar die große Klappe von Davis war nicht mehr zu bemerken. Hikari hatte gedacht, dass er jetzt angeben würde, doch das tat er nicht. Er war total anders. "Was ist denn los?", fragte er, nachdem er ihren Rücken gestreichelt hatte und sie allmählich aufhörte zu weinen. "Ich fühle mich so merkwürdig. Es ist nichts passiert dennoch habe ich Angst, Angst ihn zu verlieren!" hickste sie leise und Davis schob sie von sich. "Hat er dir weh getan!?" fragte er total entsetzt, doch sie schüttelte den Kopf "Nein, nein ... er hatte einen Liebesbrief bekommen und ..." wusste er, von wem sie sprach? "Jetzt tut dir dein Herz weh? Du hast das Gefühl es würde dich innerlich zerreißen?", fragte er und wischte ihr die Tränen weg. Leicht nickte sie. "Geht das vorbei!?" "Nein! Es gehört dazu …", erwiderte Daisuke. Hikari hatte sich noch nie so gut mit ihm unterhalten. Musste das erste Mal ausgerechnet in solch einer Situation sein? Die beiden sprachen noch eine Weile, ohne irgendwelche Namen zu nennen. Als das Klingeln kurz bevor stand, gingen sie nach oben zu Hikaris Klassenraum. Vor der Tür blieb Daisuke stehen. "Das wird schon wieder. Keine Angst!", meinte er und ging dann ohne etwas zu sagen.
 

Takeru hatte nicht gesehen, dass sie geweint hatte. Dafür war die Entfernung zu groß gewesen, doch er hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Für ihn sah es so aus, als würde Davis Kari über das Gesicht streicheln. Dass er versuchte die Tränenspuren von ihrem Gesicht abzuwischen, sah für ihn anders aus. Erschrocken beobachtete er die Szene, die sich ihm bot. Als die beiden sich auf den Weg ins Gebäude machten, beeilte er sich ins Klassenzimmer zu kommen und sich an seinen Platz zu setzen. Er bemerkte wieder, wie sich sein Herz zusammen krampfte, als er an Kari und Davis dachte, die eng umschlungen im Hof gestanden hatten. Als Maki ins Zimmer kam, fielen ihm wieder deren Worte ein. Ob sie tatsächlich Recht hatte? Hatte er Takeru wirklich das stärkste Gefühl der Welt für seine beste Freundin entwickelt, ohne es selbst zu bemerken? Musste erst eine andere ihn darauf aufmerksam machen? Er musste der Sache unbedingt auf den Grund gehen, doch, wie sollte er das anstellen? Nachdenklich starrte er auf Karis Schultasche, die neben ihm auf dem Tisch stand.

Die Tür wurde zaghaft aufgeschoben und Kari stolperte ins Klassenzimmer. Auch wenn sie noch einmal hektisch über ihr Gesicht wischte zeichneten sich noch immer Tränenspuren in ihrem Gesicht ab, die Takeru sofort wahrnahm.

Maki sah sie etwas unbeholfen an. Na super, was hatte Hikari jetzt schon wieder gemacht? Schnell wischte sie sich die letzten Spuren aus dem Gesicht und setzte sich auf ihren Platz ohne etwas zu sagen. Dann kam natürlich eine blöde Bemerkung von hinten "Na Kari? Seid ihr jetzt endlich zusammen?" Wütend stand sie auf und dachte eigentlich derjenige spreche von Davis und ihr. "Zwischen Davis und mir läuft nichts verstanden!!!", ihre Stimme war recht laut und sie war einfach nur sauer ohne es zu merken. Ihr Gegenüber schüttelte nur den Kopf: "Wer redet denn hier von Davis? Ich rede von Takeru und dir!" Wie aus Stein erstarrt blieb Hikari stehen. Merkten es jetzt alle? Nein, das konnte nicht wahr sein.
 

Mit seinem bald standartwerdenden Gesichtsausdruck beobachtete er, wie sie langsam zu ihrem Platz neben sich ging. "Sie hat geweint. Ich frage mich weshalb. War ich etwa daran Schuld? Aber nur wegen meiner Fragerei konnte das doch nicht sein? Vielleicht hat sie ja ein Problem, dass sie mir mal wieder nicht anvertrauen will, weil sie keinem zur Last fallen will...", dachte er. Aber wieso zur Hölle vertraute sie sich denn Davis an? War er jetzt ihr bester Freund oder was? Hatte sie ihn einfach eingetauscht oder wie? War es jetzt schon weiter gekommen als er es sich vor einigen Minuten überlegt hatte?

Mit einem Mal gab es einen heftigen Ruck und Kari hatte sich erhoben. Sie starrte wütend in den hinteren Teil der Klasse. Er hatte eben nicht aufgepasst, was war los? In diesem Moment wetterte sie auch schon los, dass zwischen ihr und Davis nichts lief, doch auf den nächsten Kommentar seines Kameraden war er nicht gefasst. Es hätte ihn beinahe vom Stuhl gehauen, als ihm der Satz entgegenschlug: "Wer redet denn hier von Davis? Ich rede von Takeru und dir!" Er hallte noch eine Weile in seinem Kopf nach und er starrte nun Kari an.

"Bitte was?" fragte sie nach einer Weile des Schweigens. "Na ja erst warst du so seltsam als TK geküsst wurde und dann starrte er böse aus dem Fenster, als er dich mit Davis gesehen hatte. DA haben wir uns gefragt, ob du und er vielleicht …", hier hielt er an. Hikari war etwas seltsam gewesen sicher, aber er? Wieso er? Langsam sah sie zu Takeru, der sie ebenfalls anstarrte. Na super und jetzt? Sie merkte, wie nervös sie wurde und zitterte leicht. "Und? Was ist jetzt?" drängten sie ihre Klassenkameradin und Maki sah sie jetzt etwas entsetzt an.

Takeru schwieg und hielt die Luft an. Die anderen hatten alles mitbekommen. Irgendwie war ihm das jetzt ein wenig peinlich. Ihnen war das Verhalten also auch aufgefallen. Weshalb war denn alles für sie so verdammt offensichtlich, wenn er doch selbst nicht so recht wusste, was um ihn herum geschah?

Und wieso mussten eigentlich alle immer alles besser wissen?

Er könnte sich gerade ein wenig darüber aufregen. Konnten ein Mädchen und ein Junge nicht einfach so befreundet sein, ohne dass es heißt, dass die beiden etwas miteinander haben? Wobei, im Moment war er sich nicht sicher, ob nicht vielleicht doch etwas zwischen ihnen lief, zumindest von seiner Seite aus. Na ja, er wusste, dass im Moment etwas zwischen ihnen STAND, das war mit Sicherheit klar.
 

Hikari wusste nicht, was sie machen oder antworten sollte. Es war schwer zu sagen was jetzt zwischen ihnen war, da sie offensichtlich in ihn verliebt war. "Takeru und ich kennen uns schon seit wir 8 Jahre alt sind und haben schon so einiges durchmachen müssen. Und ich hab ihm so einiges zu verdanken, aber ich muss euch enttäuschen, denn wir haben noch nie darüber gesprochen ob da mehr zwischen uns ist ... Können wir nicht einfach Freunde sein, ohne dass sich jemand einmischt?", fragte sie in die Runde und Maki meinte dann: "Liebst du ihn?" Dann erschrak Hikari. Maki hatte sie gut im Auge. "Lieben? Takeru?", hakte sie nach und wurde leicht rot. "Ich hab ihn wirklich sehr gern und ich würde alles tun, damit er glücklich ist!", meinte sie dann nur dazu und setzte ich sich, da in diesem Augenblick der Lehrer rein kam.

"Ich hab ihn wirklich sehr gern und ich würde alles tun damit er glücklich ist!" Die Worte klangen beinahe wie ein Echo im Klassenzimmer. Es war so still, das jeder einzige Laut, jeder Buchstabe leicht zu verstehen war und diese Worte lösten etwas in Takeru aus. Einen wohligen Schauer. Hikaris Antwort auf die Frage, ob sie ihn liebe, hatte sie elegant umrundet. Man konnte sie so oder so auslegen und Takeru war sich ausnahmsweise mal unsicher, wie sie ihre Aussage gemeint hatte.

Sie würde alles dafür tun, dass er glücklich wäre. Sollte er das so auslegen, dass sie mit ihm zusammen sein wollen würde, nur um ihn glücklich zu machen? Oder was...?

Unschlüssig raufte er sich die Haare.
 

Der Lehrer war durch Hikaris Worte leicht verlegen geworden und hustete ein paar mal, bis jeder auf seinem Platz saß. Nun hatte sie für zwei Stunden Ruhe und würde auch weiterhin zweideutige Aussagen machen. Aber die Reaktion von Takeru gefiel ihr ganz und gar nicht. Immer wenn sie mit ihm reden wollte sah sie der Lehrer böse an. Deswegen schrieb sie ihm einen Zettel. 'Hey Takeru! Sorry, dass die anderen immer so was von uns denken, aber na ja ... Sag mal ist etwas mit dir?' Dann schob sie es zu ihm rüber. Sie hoffte, dass er ihr schreiben würde, was los war. Hatte sie etwas Falsches gesagt?
 

Gelangweilt hörte er zu, was der Lehrer zu sagen hatte. Das würde ihn wenigstens ein wenig von seinen momentanen Problemen ablenken.

Doch es war nicht sehr viel Interessantes dabei. Er verkündete etwas von einem Klassenausflug, um die Neuen besser kennen zu lernen und die Klassengemeinschaft zu stärken, erzählte einige Fakten über das neue Schuljahr und schrieb den Stundenplan an. Dabei fiel Takeru auf, wie Hikari und er immer mit bösen Blicken bedacht wurden. Als er sich überlegte, dass Kari die Wette wohl doch noch gewinnen könnte, wollte er gerade aufseufzen. In diesem Moment schob ihm Hikari einen Zettel zu. Er zog ihn zu sich heran und streifte dabei leicht ihre Hand und es war, als würde ihm ein leichter Schlag verpasst.

Als er ihn las stutzte er. Schon hatte er eine Antwort parat und sein Stift flitzte übers Blatt: 'Mit mir ist nichts... Aber du hast vorhin geweint, stimmt’s? Ich denke eher, dass bei dir etwas im Busch ist.' Er hielt kurz inne. Nein, er würde sie zu Davis erst später befragen.
 

Ungeduldig wartete sie auf seine Antwort und immer wieder wenn der Lehrer zu ihnen schaute lächelte sie diesen an. Die Wette hatte sie schon total vergessen. Takerus Antwort gefiel ihr gar nicht. Schnell nahm sie einen Stift zur Hand und schrieb drauf los: 'Ja stimmt schon. Das hab ich aber nur ,weil ich einige Dinge zur Zeit nicht so ganz verstehe. Ich weiß nicht so recht, was mit mir los ist. Ich fühle mich so leicht aber auch gleichzeitig so schwer, dass es sich anfühlte als würde es mich erdrücken!' Sie schob das Blatt wieder zu ihm .

Er hob eine Augenbraue. Kari wurde für ihn ein immer größeres Geheimnis. Als der Lehrer schaute, tat er so, als würde er den Stundenplan abschreiben, doch in Wirklichkeit kritzelte er eine Antwort für sie auf das Papier. Jetzt war der Richtige Zeitpunkt für die eine Sache.

'Normalerweise wendest du dich mit Problemen immer an mich... bist du sauer auf mich oder so, dass du dich bei Davis ausheulst? Oder hast du dein Vertrauen in mich verloren? :(

Hab ich dich irgendwie verletzt als ich dich wegen Maki um Rat gefragt habe? Bitte sag mir was los ist!'

Super, entweder sie verriet sich jetzt oder sie verletzte ihren besten Freund, weil sie nichts sagte. Aber alles erschien ihr falsch. Das Blatt war schon fast voll und so drehte sie es um. 'Takeru ich bin nicht sauer auf dich, sondern auf mich. Ich hab Dinge gedacht, die nicht fair waren und ich schäme mich richtig dafür. Ich hatte Angst, dass du sie mögen könntest -mehr nicht, und habe überreagiert. Davis war halt derjenige, der nichts mit der Sache zu tun hatte und ich musste reden. Ich hätte ja nicht gedacht, dass du uns sehen würdest. Vorher hab ich auch Sora um Rat gefragt aber es hat nichts genutzt, im Gegenteil es wurde schlimmer. Tut mir Leid, dass ich nicht zu dir gekommen bin, aber genau das war mein Problem. Du solltest es nicht wissen ... v.v Du bist mein bester Freund und nicht Davis, doch ich wollte dich nicht belasten, denn wie gesagt, ich weiß selbst nicht, was los war.'

Als sie ihm dieses Mal den Zettel zuschob zögerte sie. Er sah sie erwartungsvoll von der Seite an und nahm den Brief entgegen. Nachdem er ihn gelesen hatte, wusste er erst einmal gar nicht, was er antworten sollte. Sie war sauer auf sich? Wieso das denn schon wieder? 'Du hattest Angst davor, dass ich Maki mögen könnte?" Er überlegte. Sollte er ihr von seiner Eifersucht erzählen? Nachdenklich kaute er auf seinem Stift herum. Als ihm nicht viel mehr einfiel, schrieb er nur eine kleine Notiz unter seine Frage. "Mir ging es genau gleich...'

Ihm ging es genauso? Was? Wieso? Meinte er die Sache mit Davis? 'Nun ja, weil ich schlecht über Mika dachte und das tut mir halt sehr Leid. Sie kann ja nichts dafür. Aber wieso ging es dir genau gleich?' Nun schob sie es ihm schneller herüber ohne zu zögern. Den Stundenplan schrieb sie gleich zweimal ab, da er nicht wirklich dazu kam.

'Wieso hast du schlecht von Mika gedacht? Ich dachte du verstehst dich gut mit ihr?' Der Stift verursachte geschäftige Geräusche, während er schrieb. Den Punkt des Fragezeichens setzte er so energisch, dass ein kleines Loch ins Papier gerissen wurde. Dann hielt er wieder inne, betrachtete das Loch gleichgültig und doch interessierter als er an die Tafel schauen sollte. Er überlegte wieder, was er auf Karis Frage antworten sollte, denn er war sich ja selbst nicht im Klaren, was eigentlich in ihm vorging und welche Gefühle sich im Moment in ihm regten. Also schrieb er nur das, was er einigermaßen in Worte fassen konnte. 'Na ja eben als ich dich mit Davis gesehen habe dachte ich, dass er wichtiger für dich geworden ist als unsere Freundschaft. Immerhin warst du ja mit ihm und Tai im Fußballcamp und so. Tut mir wirklich Leid." Mehr konnte er eigentlich nicht schreiben. Er faltete den Zettel zusammen und drückte ihn ihr dieses mal in die Hand.

Ein weiteres Mal berührte er sie und es fühlte sich total beruhigend an. Als sie las, dass er Angst hatte, musste sie lächeln. Ganz genauso ging es ihr auch, nur, dass er ihr wichtiger war, als sie ihm.

Als der Lehrer kurz den Saal verließ, konnte sie nicht anders, denn sie wollte endlich, dass alles wieder so war, wie es immer war. Deswegen lächelte sie ihn kurz an und umarmte ihn, etwas länger als sonst. "Dummkopf!" nannte sie ihn und lächelte. "Wie könnte Davis mir wichtiger sein als du!?", flüsterte sie dann und drückte ihn etwas mehr. Was die anderen dachten, war ihr gerade so was von egal.

Er hatte sie genau beim Lesen beobachtet und war gespannt auf ihre Reaktion. Als die Türe vom Lehrer zugeschoben worden war, wandte sie sich ihm zu, doch anstatt etwas zu ihm zu sagen, fiel sie ihm um den Hals. Überrascht riss er die Augen auf. Ein wohliger Schauer durchströmte seinen Körper und er konnte nicht mehr klar denken. Das hatte er ja noch nie erlebt!

Als sie ihm versicherte, das Davis ihr nie so wichtig werden könnte wie er, durchströmte ihn ein Glücksgefühl, wie er es ebenfalls noch nie erlebt hatte. Dabei waren es nur Worte ohne übergroßen belang. Glücklich schloss er seine Arme um seine beste Freundin und flüsterte ihrer Schulter zu, dass es ihm wirklich Leid tue.

Noch bevor der Lehrer zurückkam löste er sich wieder von ihr und schaute an die Tafel vor, um den Stundenplan abzuschreiben, als wäre nichts gewesen.

Ein zarter Rosaschimmer lag auf seinen Wangen.
 

Schön, dass alles wieder geklärt war. Hikaris Eifersucht war wie weggeblasen, als auch er seine Arme um sie legte. Ein richtig glückliches Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie vergaß alles um sich herum. Nicht einmal Makis böse Blicke nahm sie wahr. Nachdem sie sich wieder richtig hingesetzte hatten konnte sie sich dieses glückliche Lächeln nicht verkneifen. Nun kritzelte sie etwas auf ihrem Blatt herum.

Nachdem sich auch sein Herzschlag wieder einigermaßen beruhigt hatte, schaute er immer wieder zu Kari rüber. Weshalb reagierte er denn seit heute plötzlich so auf sie? Das war doch früher nie so passiert. Er hatte sich immer gut mit ihr verstanden und sich für nichts geschämt, was er mit ihr unternommen hatte. Doch seit heute war irgendwie alles anders. Er konnte es sich immer noch nicht erklären. War seine Vermutung vielleicht richtig und er hatte sich tatsächlich in seine beste Freundin, in Hikari Yagami verliebt? Das konnte doch unmöglich sein oder? Weshalb war es ihm wenn dann nicht früher aufgefallen? Und was sollte er jetzt unternehmen? Konnte er ihre Freundschaft gefährden, indem er sich ihr offenbarte? Wobei, er war sich ja immer noch nicht sicher, ob dem wirklich so war. Es war alles einfach zu kompliziert!

Hikari hoffte nur, dass sie bald gehen durften, denn am ersten Schultag wurde nicht viel unternommen. Stundenplan, Ausflüge, Elternabende -alles das wurde heute besprochen. Leicht sah sie wieder zu dem blonden Jungen neben ihr und sah, dass er schon wieder in seinen Gedanken gefangen war. Jungs waren genauso kompliziert wie Mädchen, dachte sie sich und lächelte. Der Lehrer sah jetzt nicht mehr so sauer zu ihnen und wünschte seinen Schülern pünktlich zum Klingeln noch einen schönen Tag, da es morgen wieder richtig los gehen würde. Nur langsam packte Hikari ihre Sachen zusammen und spürte jetzt, wie ihre Mitschüler wieder am Tuscheln waren.
 

Er seufzte erleichtert auf. Den ersten Schultag fand Takeru immer noch am Besten. Er bestand nur aus zwei Schulstunden um alles für das kommende Jahr zu klären, danach waren alle entlassen. Wer wollte, konnte den Nachmittag nutzen, um sich die AGs anzusehen und sich einzutragen. Doch er wusste schon genau, wo er sich eintragen würde, also war nur ein kleiner Spaziergang zum Basketballclub von Nöten und er konnte den freien Tag genießen. Im Gegenzug zu Kari packte er hastig all seine Schulsachen in die Tasche, sprang auf und lief zur Tür. Dort blieb er stehen und wandte sich noch einmal um. Er hatte gedacht, dass sie sich ebenso beeilen würde und wartete nun ungeduldig an der Tür auf sie. Dabei warf er einen Blick zu seinen Mitschülern, die hastig den Blick von ihm abwandten und zu tratschen begannen.
 

Sie verdrehte leicht die Augen, als sie ein Kichern hörte und wusste, dass es wegen ihnen beiden war. Doch das Spiel konnte man auch zu zweit spielen, dachte sie sich und stand auf. Dabei sah sie denjenigen ins Gesicht, die gerade gekichert hatten und grinste ihnen recht frech ins Gesicht. Dann verstummten alle und sahen Hikari merkwürdig an. Sicher war es falsch sie in dem Glauben zu lassen, aber wieso sollte sie es aufklären? Immerhin hatte sie diese Gerüchte nicht in die Welt gesetzt. Danach ging sie eilig zu Takeru, der immer ungeduldiger wurde. Sicherlich wollte er sich wieder in das Schulteam einschreiben und sich beeilen. Etwas schneller ging sie an ihm vorbei und schlug den kürzesten Weg ein. "Komm schon!", forderte sie ihn lächelnd auf, als sie sich im Lauf noch mal zu ihm umdrehte.
 

Als sie an ihm vorbei lief, streiften ihre Haare ihn für einen kurzen Moment und kitzelten sein Gesicht. Einen letzten Blick warf er seinen Klassenkameraden zu, in dem ein wenig Überheblichkeit mitschwankte und folgte ihr aus dem Klassenzimmer nach draußen an die frische Luft. "Sag mal kann es sein, dass die denken, wir seien zusammen?", fragte er sie nach einer Weile des Stillschweigens ganz unverhofft. Er fand die neidischen Blicke der Jungs total amüsant, vor allem weil er der einzige war, der ja die Wahrheit kannte.

"Scheint so!", war ihre Antwort darauf und sie kicherte leicht. Es war schon seltsam, nun waren die Mädchen eifersüchtig auf sie. Eben war es noch umgekehrt gewesen. "Hast du dich eigentlich über den Kuss gefreut?", fragte sie ihn dann plötzlich und genoss die frische Luft.

"Den Kuss?", er wusste gerade nicht genau, auf was sie hinauswollte. Makis Kuss war für ihn so unbedeutend gewesen, dass er ihn inzwischen schon total vergessen hatte. Verwundert schaute er Kari an, während er wie ein Hund brav neben ihr hertrottete. Auf ihre Frage dachte er an einen Kuss von ihr, er wusste auch nicht wie er auf diese Schnapsidee kam.

"Den Kuss von Maki natürlich oder hattest du schon andere bekommen, von denen ich nichts weiß?", kicherte sie und dachte irgendwie an Willis, der sie damals küsste, ohne Vorwarnung.

"Wie, was?", die letzte Frage hatte ihn irgendwie völlig aus der Bahn geworfen. "Nein natürlich nicht... wenn du es genau wissen willst: Ich hab noch nie jemanden geküsst und wurde auch noch nie... Also ich meine richtig...", er wurde rot. Eigentlich wollte er das gar nicht zugeben. "Und der Kuss von Maki kam total überraschend, der hat mir irgendwie auch gar nichts bedeutet." Sie waren jetzt an der Sporthalle angekommen. "Willst du mit reingehen?"

Es war schon recht seltsam, dass er noch nie eine Freundin hatte. Schließlich liefen ihm die Mädchen nur so nach. Na ja jetzt hatten die beiden Gleichstand, nun waren sie beide schon einmal geküsst worden- zumindest auf die Wange.

So langsam musste sie sich die Sachen aus dem Kopf schlagen. Takeru und Hikari waren Freunde und mehr würde auch bestimmt nicht werden, oder?

Neid

"Ähm ja ich komme mit!" Zwar war Hikari schon öfter hier gewesen, aber immer war sie mit Begleitung anwesend. Tai und Matt kamen manchmal zu den Spielen von Takeru und sie war dann mitgegangen. Sie wollte nie alleine hingehen und suchte sich deswegen immer eine Begleitung. Dieses Mal war es anders, denn sie war noch nie mit Takeru außerhalb der Schulzeit hier. Es waren schon einige versammelt und als sie Takeru sahen, waren sie ganz aus dem Häuschen. Ihr Star war wieder da und alle strahlten.
 

Er beobachtete sie genau, als er auf eine Antwort wartete. Irgendetwas schien sie im Moment zu beschäftigen und er fragte sich, ob er vielleicht Teil ihrer Gedanken war. "Argh weshalb sollte es das!", schalt er sich selbst und verdrehte innerlich die Augen. "Wie komme ich eigentlich auf die Idee, dass sie über mich nachdenken könnte?"

Er freute sich, dass sie ihn in die Halle begleitete. Das erste mal gingen sie zusammen dorthin, ohne dass jemand dabei war. Nicht nur ihr war es aufgefallen, sondern ihm auch, doch beide wussten nicht, dass sie das Selbe dachten.

"Sag mal wie war das denn bei dir und Wallace?", flüsterte er ihr zu, als sie die große Halle betraten. Er war darauf bedacht, nicht zu laut zu sprechen, da ansonsten ihre Stimmen durch das ganze Gebäude hallen würden.

Als sie auf Höhe seiner Mannschaftskameraden waren, winkte er ihnen zu und rief ein lässiges "Hallo!" Dann schob er Hikari zu den sitzenden Schülern vor und die beiden gesellten sich zu ihnen. "Takeru, warum hast du deine Freundin mitgebracht?", wollte Matsuda-kun wissen und musterte Kari argwöhnisch. "Wir wollten eigentlich gleich trainieren!" Matsuda-kun sah neidisch von Takeru zu Hikari. Insgeheim war er nämlich selbst in sie verliebt.
 

Wie kam er denn jetzt auf Willis? "Das ist nicht dein ernst!? Er ist zwar ganz okay aber mehr auch wieder nicht. Er ist ein Digiritter ... doch mehr muss ich auch nicht mit ihm zu tun haben!" genau wie er sprach Hikari ganz leise, da nicht schon wieder irgendwelche Gerüchte verbreitet werden sollten. Sie rollte leicht mit den Augen und legte Takeru eine Hand auf seine Schulter "Mach nur, ich warte auf dich!" meinte sie und setzte sich zu den Mädchen. Nun ja, es war nicht gerade toll da zu sitzen, denn ständig wurde sie etwas gefragt, ob sie ihnen Takerus Handynummer geben könne war die häufig gestellte Frage. Zu Matsudas Bemerkung sagte Hikari nichts, denn sie wollte mal wissen, wie Takeru darauf reagierte.
 

Er fühlte sich irgendwie ein wenig zurechtgewiesen von Hikari. Deshalb zog er leicht seinen Kopf ein und hob die Schultern.

Als Kari sich zu den anderen gesellte, blieb ihm wohl nichts anderes mehr übrig, als am Training teilzunehmen. Eigentlich wollte er sich ja nur für das Team eintragen und dann verschwinden. Aber er wollte nicht, dass es hinterher hieß, dass er seine Zeit nur noch mit Kari verbringen will. Dabei dachten immer noch alle, dass die beiden nicht zusammen seien.

"Habt ihr etwas dagegen, wenn ich meine beste Freundin zum Training mitbringe?", sagte er daher beleidigt und hob eine Augenbraue. "Ihr habt doch auch alle eure Freundinnen mitgebracht!", damit wies er auf die gackernden Mädchen auf der Bank, die nun alle Kari mit Fragen bedrängten. Die Röte stieg ihm ins Gesicht, doch er hatte sie soweit unter Kontrolle um nicht zu peinlich rot anzulaufen. "Ist ja schon gut...", gab Matsuda zu verstehen. "Lasst uns in die Umkleide gehen..." Damit erhob er sich und ging zum besagten Ort. Er hatte bekommen was er wollte. Eine Antwort auf die Frage ob Kari vergeben war oder nicht. Was die anderen aus Takerus Antwort schlossen war ihm egal.
 

Sie seufzte bei seiner Antwort und lehnte sich zurück. Wie gut, dass sie immer ein Buch dabei hatte. Hikari begann zu lesen. Nach einer Weile fingen die Mädchen an lauter zu reden und sie sah nach oben. Die Jungs hatten sich umgezogen und sahen so verdammt gut aus. Leicht kam sie ins Schwitzen, als sie Takeru sah. Er hatte sich schon wieder verändert und sah noch besser aus als vorher. Das Buch war ihr gerade sowas von egal.
 

Nach einer kurzen Teambesprechung ging das erste Trainingsspiel los. Takeru war gut in Form und konnte es gar nicht erwarten. Plötzlich war er doch glücklich, dass er gezwungen war am Training teilzunehmen. Leichtfüßig nahm er seine rechtmäßige Position als Angreifer ein und machte sich bereit, zog sich noch ein Trainingshemd über. Matsuda stand ihm gegenüber und beide warteten auf den Anpfiff und darauf, dass der Ball freigegeben wurde. Er sprang nach oben und streckte sich soweit er konnte, um an den Ball zu kommen. Alles schien in diesem Augenblick wie in Zeitlupe für ihn abzulaufen und er genoss es. Kaum berührten seine Finger den Ball und gaben ihn an seine Mannschaft weiter, schon löste sich die gedachte Zeitspanne auf und das Spiel begann rasant spannend zu werden. Mit einer ungewöhnlichen Schnelligkeit begleitete er seine Mitspieler in den gegnerischen Teil des Feldes und bekam auch schon den Ball zugespielt. Nachdem er seinen Gegner ausgespielt hatte setzte er zum Wurf an und brachte seinem Team den ersten Punkt.

Er hörte den allgemeinen Jubel der Mädchen und wurde sogleich von seinen Teamkollegen umringt, fast so, als hätte er in einem richtigen Spiel gepunktet. Sein Blick schweifte ganz kurz zu Hikari. Dann zuckte er jedoch zusammen und konzentrierte sich wieder auf das Spiel. Weshalb hatte er denn ausgerechnet in diesem Moment zu ihr geschaut? Was hatte er gehofft? Dass sie ihm ebenso begeistert zujubeln würde und ihn anerkennend anschauen würde? Er schüttelte den Kopf um den Gedanken zu vertreiben. Hatte er sich etwa gerade vorgestellt, dass sie auf ihn zukommen und ihn küssen würde? Allmählich dachte er sich, dass er den Ball gegen den Kopf bekommen hatte. In seinem Moment der Unachtsamkeit geschah dies nun auch wirklich. Einer seiner Mitspieler konnte sich aus einer Situation nicht selbst herauswinden, weshalb er ihm den Ball passte, doch er hatte dies nicht mitbekommen und so traf er ihn mitten im Gesicht, wo ein schöner Abdruck zurückblieb. Sich das schmerzende Gesicht haltend warf er dem Jungen einen entschuldigenden Blick zu und machte sich daran, den Ball zurückzuerobern. Mit Leichtigkeit gelang es ihm und schon im nächsten Moment fiel der zweite Korb für seine Mannschaft. Leicht atemlos stand er triumphierend vor dem Gegnerischen Korb. Der Schweiß glitzerte in seinem Gesicht und tropfte leicht auf den Boden.
 

Als sie kurz besprachen, welche Strategie sie anwenden wollten, beobachtete sie Takeru ganz genau. Sie war ja schon öfter bei einem Spiel dabei gewesen, doch dieses Mal riss es sie mehr mit als sonst, auch wenn es nur ein Training war. Nun standen sich auch schon Matsuda und Takeru gegenüber und Hikari wusste, dass es auch schon bald los gehen würde. Die Anspannung in ihr konnte sie kaum ertragen und es war schrecklich. Doch der Anpfiff kam früher als sie erwartet hatte und sie konnte nur staunen. So gut hatte sie Takeru noch nie spielen sehen, oder? Bildete sie es sich nur ein, dass er heute besser spielte als sonst? Egal, dachte sie sich und verfolgte das Spiel weiterhin aufmerksam. Matsuda sah neben Takeru wirklich aus wie ein Anfänger und als Takeru den Ball an sich gerissen hatte, hielt sie die Anspannung kaum noch aus. Immer mehr spürte sie den Drang, ihn anzufeuern und als er dann auch endlich einen Korb warf sprang sie auf und jubelte mit den anderen Mädchen mit, doch eher unbewusst. Einige sahen sie etwas seltsam an, denn so kannten sie Hikari nicht, so kannte sie sich ja selbst nicht. Doch Hikari freute sich für Takeru. Wie gerne wäre sie jetzt zu ihm gegangen und hätte ihn gedrückt, doch da hielt sie sich jetzt wirklich zurück. Kurz sah er zu ihr und ihre Blicke trafen sich. Leicht verlegen setzte sie sich wieder hin und hob ihr Buch auf, das eben auf den Boden gefallen war.

Immer noch schmerzte sein Kopf vom Aufprall des Balls, doch er spielte tapfer weiter. Irgendwie wollte er sich vor Hikari keine Blöße geben. Was war nur mit ihm los?

Sein Blick schweifte nun wieder zu ihr herüber, gerade dann als er wieder im Ballbesitz war.

Flink wie ein Wiesel umrundete er seine Gegner, bis sich im Matsuda wieder in den Weg stellte. Mit einer leichten Finte trickste er ihn aus und nutzte die Gelegenheit, den Ball wieder an Genzo zu passen, der den dritten Korb in Folge erzielte. Unter großem Gejubel schlugen die beiden Jungs ein und grinsten, was das Zeug hielt.

Matsuda schien nicht gerade erfreut darüber zu sein. Wütend holte er den Ball zum erneuten Anpfiff. Er war neidisch auf Takeru. Neidisch, weil er anscheinend alles hatte: Gute Noten, die Mädchen, DAS Mädchen, Talent...

All das schien kurz vor dem Überkochen zu sein.

Es war seltsam, wie schnell Matsuda seine Laune ändern konnte. Eben spielte er noch mit Herz und Seele und jetzt? Jetzt spielte er so aggressiv. Was war heute nur los? Die kleine Maki kam auf Hikari zu und fragte, wieso Hikari hier sei. Doch sie gab ihr keine Antwort. Man konnte ihr wirklich ansehen, wie sie sauer wurde, doch was sollte Hikari sagen? "Er ist mein bester Freund!", meinte sie gelassen und sah mit leeren Augen zum Spielfeld. Leider, dachte sie sich, doch Maki behauptete mit einer richtig wütenden Stimme und Tränen in den Augen: "Ach lüg doch nicht. Man sieht dir doch an wie sehr du ihn liebst!!!" Es war etwas laut gewesen und die anderen Mädchen sahen die beiden Diskutierenden entsetzt an. „Na super“, dachte Hikari „Das war’s!“ Doch sie lächelte Maki nur an. Sollte sie doch denken, was sie wollte.

Als Genzo merkte, dass Takeru nicht vom Fleck kam, machte er sich bereit und rannte schon mal vor. Matsuda war so sehr auf Takeru fixiert, dass er Genzo nicht bemerkte. Glück für seine Mannschaft und so hatten sie auch schon den dritten Treffer. Matsuda bekam was auf den Deckel "Er sollte sich mal konzentrieren", sagten die anderen. Doch wie sollte er das tun, wenn er gerade total sauer war auf alles, was Takeru hatte?
 

Der Hall von Makis Stimme erfüllte daraufhin die Halle. Anstatt auf den nächsten Anpfiff zu warten, hielten alle inne und starrten auf das Mädchen, das ihr Spiel mit ihrer Bemerkung unterbrochen hatte. Takeru und auch alle anderen begriffen sofort, um was es ging und der Großteil der Jungs war interessiert, was nun geschehen würde. Sie hatten wohl die Erwartung, dass Maki und Hikari sich beide gleich um Takeru streiten würden und sahen ihn mit argwöhnischen Blicken an.

Takeru hatte das Spiel völlig vergessen und starrte nur Maki und seine beste Freundin an. Wie schon so oft an diesem Tag fragte er sich, was eigentlich nur los war. Gespannt auf Karis Reaktion harrte er aus.

Sie ließ mich etwas nach hinten fallen und schloss die Augen. „Wieso immer ich?“, dachte sie sich, ließ sich aber nicht auf einen Streit ein. Wieso auch? Immerhin hatte Takeru ihr heute schon gesagt, dass er nichts für Maki empfinde und Hikari war recht zufrieden, naja eigentlich mit dieser Situation. "Maki, lass es bitte. Ob es stimmt oder nicht ist doch egal. Wir sind befreundet, mehr nicht und das kannst du auch nicht ändern!", wies sie ihr Gegenüber recht leise zurecht und lächelte wieder. Genzo ‚huchte’ zu Takeru und meinte: "Wahnsinn, du hast es voll drauf, Alter!!!", und boxte ihn leicht auf die Schulter. "Sag mal wie machst du das?", wollte er wissen und sah ihn merkwürdig an. "Alles okay mit dir? Du bist so abwesend?" sagte er und sah ihn schief an.
 

Wieder mal zuckte Takeru zusammen, als er dieses mal von Genzo angeboxt wurde. "Wie?", verwirrt schaute er ihn an. "Ähm nein, nein alles in Ordnung... Ich hab nur gerade etwas überlegt.", er senkte seine Stimme. "Glaub mir es ist überhaupt nicht witzig! Plötzlich scheinen alle Mädchen in mich verliebt zu sein, ich bekomme einen Liebesbrief und weise zum ersten Mal ein Mädchen ab. Kari verhält sich merkwürdig und wir haben uns heute schon zwei mal gestritten! Ich weiß gar nicht, was in letzter Zeit los ist.", zischte er ihm zu.

Er konnte nicht verstehen, was Kari Maki erzählte, doch es schien nicht gerade zu ihrer Freude gewesen zu sein, denn sie verzog Zornig das Gesicht zu einer Fratze. "Erzähl mir doch keine Lügen! Ich weiß genau, was Sache ist!", mit diesen Worten stürmte sie aus der Halle.

Kari sah ein wenig überfahren aus. Eine Weile war alles still, bis sich einer der Jungs zu Wort meldete: "Sollten wir nicht langsam weiterspielen?" Ein anderer pflichtete ihm bei: "Ja, ich bin dafür, dass wir den Teamkapitän wählen und das Spiel danach fortsetzen. Ansonsten hatte unser Meeting heute überhaupt keinen Sinn!"

Die Jungs nickten zustimmend und machten sich daran, sich in einen Kreis zu setzen, um zu beraten.

Genzo erhob sich als erster. "Also ich schlage vor, dass wir Takeru zum Teamkapitän machen! Er ist einfach unser bester Spieler und hat ziemlich viele Spiele knapp für uns herausgerissen. Außerdem vertraue ich auf seine Entscheidungen, denn er ist ein fairer Spieler" Der größte Teil der Mannschaft unterstütze seinen Vorschlag. Mit einem Mal fühlte Takeru sich von bösen Blicken durchbohrt und sah zu Matsuda.
 

"Die Kleine steht auf dich!", meinte Genzo und boxte ihm wieder auf die Schulter, bevor er zum Kreis zurückkehrte. Matsuda sah etwas sauer aus, als alle Takeru zum Teamkapitän wählten, denn im letzten Jahr war er es gewesen und wollte nicht darauf verzichten. "Ich bin dagegen!", meinte er dann und sah böse zu Takeru. "ER schleppt mir hier zu viele Weiber an, die unser Training stören!" Das war nicht der Grund sondern, dass er keine Aufmerksamkeit bekam. "Außerdem! So gut ist er jetzt auch wieder nicht. Wie oft hat er denn gefehlt wenn wir trainierten? Bestimmt gute 30 Mal. Er ist unzuverlässig!", brüllte er schon fast und ging immer näher auf ihn zu.

Hikari hatte die Schnauze wirklich voll von Maki und sagte nichts mehr. Es war ihr egal, was die anderen dachten, denn sie wusste es doch besser. "Lass dich nicht unterkriegen!" flüsterte Hikari leise und sah zu Takeru. Er sollte sich durchsetzen. Ihre Hände hatte sie auf ihre Brust gelegt, da sie Angst hatte, dass Matsuda ihm etwas antun würde, denn es sah ganz danach aus.
 

Erstaunt blickte er in Matsudas wutverzerrtes Gesicht. Er wusste gar nicht, dass er den Posten des Kapitäns so unbedingt wieder haben wollte. Um ehrlich zu sein, war es Takeru egal gewesen, wer der Kapitän war. Für ihn war dieser nicht wichtiger als alle anderen, sondern hatte einfach nur einen Titel. Wenn Matsuda ihn unbedingt haben wollte, nur zu...

Gerade wollte er etwas sagen, als auch schon Genzo einschritt: "Dafür hat Takeru sich doch immer entschuldigt. Du kannst nicht behaupten, dass er unzuverlässig ist. Immerhin hat er jedes Mal Bescheid gesagt, wenn er nicht kommen konnte. Außerdem war er bei jedem unserer Spiele da und im Grunde sind die wichtiger, als das Training, das Takeru bei seinem Talent sowieso nicht mehr nötig hat." Er stemmte die Arme in die Seiten und blickte Matsuda herausfordernd an. Bevor dieser etwas sagen konnte erhob nun Takeru die Stimme: "Mir ist es völlig egal, wer der Teamkapitän ist. Für mich zählt, dass es innerhalb der Mannschaft ein gutes Klima gibt und mit eurer Streiterei wird das ganz sicher nicht passieren." Er hasste es, dass Matsuda sich immer so aufspielen musste. Im letzten Jahr hatte er sich überhaupt nicht um das Team gekümmert, obwohl er großkotzig Verschiedenes versprochen hatte und dies nicht einhielt. Genau das warf nun auch Genzo in den Raum und entschied dann: "Also stimmen wir ab. Wer für Matsuda ist, der hebt jetzt die Hand." Ein leises Murren ging durch das Team, als nur Matsuda und zwei andere Spieler die Arme hoben. "Schön und wer ist für Takeru?" Er sah sich um, alle mit Ausnahme von Takeru, Matsuda und den beiden anderen Spielern hatten ihren Arm gehoben. "Dann ist es entschieden. Takeru wird der neue Kapitän. Ihr habt ja selbst mitbekommen, dass er genau der Richtige dafür ist. Das Teamklima war ihm wichtiger, als selbst Kapitän zu werden, deshalb können wir ihm vertrauen."

Matsuda kochte.
 

Nun war die Stimmung wirklich im Keller, denn Matsuda brüllte auf einmal los. "Wenn ihr alle so gegen mich seid, dann macht doch euren Mist alleine!!!", äußerte er und gab Takeru einen Rand. Dieser war so heftig gewesen, dass Genzo ihn auffing. "Was soll das? Es war doch nur FAIR!", rief er ihm noch zu und dann passierte etwas, was Hikari hasste. Matsuda sprang regelrecht auf Takeru und schlug auf ihn ein. "DUUUUU!!!" knurrte er schon fast und versuchte sich abzureagieren. "Du denkst du wärst der Tollste was? Der beste Spieler, der beste in der Schule, dass du bei jedem gut ankommst!!! Das bist du nicht!!!", brüllte er und ließ erst von ihm ab, als Genzo und noch zwei andere ihn von Takeru runter holten. Erschrocken stand sie da, als er auf ihn einprügelte und lief zu ihm, als er am Boden lag. "TAKERU!!", rief sie und ließ sich auf den harten Boden fallen. "Wie gehts dir?", wollte sie wissen, band sich ihr Halstuch ab und tupfte ihm das Blut von der Nase.
 

Durch Matsudas Schuld kam er so aus dem Gleichgewicht, dass Takeru nach hinten fiel. Zum Glück hatte sich Genzo hinter ihn gestellt und ihn aufgefangen, denn sonst wäre er mit voller Wucht auf den Boden gefallen. Er wollte sich gerade entrüstet an Matsuda wenden und aufstehen, als dieser sich schon auf ihn stürzte und ihn mit seinen Fäusten bearbeitete. Er hatte keine Chance. Der Angriff war so unerwartet und überraschend gekommen, dass er nicht einmal die Gelegenheit dazu hatte, die Arme zu heben. Es war ihm unmöglich sich zu wehren und so musste er einen Schlag nach dem Anderen einstecken. Seine Lippe platzte auf und er schmeckte warmes Blut, doch das war gar nichts gegen die Schmerzen, die sich in seiner Nase ausbreiteten. Dort lief ihm das Blut bereits strömend heraus und als die anderen Matsuda von ihm herunterzerrten, setzte er sich auf und versuchte die Blutung zu stoppen, indem er seine Hand auf die Nase presste. Vor seinen Augen tänzelten Sterne und ihm wurde schwindelig, also ließ er sich langsam Richtung Boden sinken. Er war zu schockiert um etwas zu sagen. Das Blut fand langsam seinen Weg zum Boden und färbte sein weißes Trikot rot. Und dann war sie da. Hikari kniete sich neben ihn, löste bereits ihr Halstuch und begann ihm notdürftig zu helfen.
 

Es tat ihr so leid, dass es ihr Schmerzen bereitete ihn so zu sehen. Natürlich ging es ihm nicht gut, dass sah man ihm an. Ihm musste schwindelig sein, denn er begann zu schwanken. "Takeru ...", sprach sie ihn leise an und verzog ihr Gesicht. Leicht drückte sie ihn an sich. Das Blut tropfte nur an ihm so runter, sodass sie auch etwas davon abbekam, was ihr allerdings richtig egal war. Matsuda stand nur so da und beobachtete sie, während ein anderer los lief, um Hilfe zu holen. Die anderen Mädchen trauten sich nicht zu uns und meinten nur "Das Blut ekelhaft sei" War es nicht, jedenfalls für sie nicht, denn es war sein Blut. Sie hielt ihm ihr Halstuch unter die Nase und legte seinen Kopf nach vorne. Tai hatte auch mal eine Schlägerei gehabt und damals genauso ausgesehen.
 

Ihm war es peinlich, dass sie ihn so sehen musste, doch ihre Nähe tat ihm gut. Er fühlte, wie die Schmerzen langsam verblassten, doch sein Blick war immer noch verklärt und ihm wurde schwarz vor Augen. Zwar war er noch bei vollem Bewusstsein, doch eben jetzt konnte er rein gar nichts sehen. Matsuda hatte ihn so heftig erwischt, dass er wohl seinen Sehnerv getroffen hatte, der jetzt den Geist aufgab. Ein wenig hilflos klammerte er sich an Hikari, die sich wirklich liebevoll um ihn kümmerte. "Mach, dass es aufhört....", flüsterte er ihr zu und hielt sich den Kopf. In ihm stieg eine leise Panik hoch. Nicht mehr sehen zu können wäre das Schlimmste für ihn und er hoffte, dass diese Blindheit, die ihn jetzt heimsuchte nur vorübergehend war.
 

Leichte Panik stieg in ihr auf, als sie seine Worte hörte. Sie waren voller Schmerz und Hoffnungslosigkeit. Leicht hielt sie seine Hand und versuchte sich nicht anmerkten zu lassen, dass es sie vielleicht mehr mit nahm als ihn. "Halte durch. Hilfe ist schon unterwegs, vertrau mir es wird alles wieder gut werden!" bedeutete sie ihm und hielt ihn fester. Sonst war er es immer, der die Hoffnung versprühte, doch nun musste sie ihm neue Hoffnung geben. Schnell sah sie sauer zu Matsuda und wusste nicht, was sie machen würde, wenn Takeru sie nicht festhalten würde. "Das wirst du noch bereuen Matsuda. Das schwöre ich dir!!!" Sie musste ihre Wut wirklich unterdrücken und da kamen auch schon die Retter in letzter Sekunde. "Jetzt wird dir geholfen!" meinte sie und streichelte ihm noch einmal über die Haare. Dann nahmen die Rettungssanitäter ihn ihr auch schon weg. Nur schweren Herzens ließ sie ihn los. Dann ging alles recht schnell ...
 

Als die Sanitäter ihn mit sich nahmen, wusste Takeru erst nicht, wie ihm geschah. Er konnte nicht sehen, wer oder was ihn berührte und bekam ein klammes Gefühl in der Magengegend. Dass sich Karis Wärme und Berührung entfernte, machte die Sache nicht gerade leichter. Ihre beruhigenden Worte taten ihr Bestes, um ihm neue Hoffnung zu schenken. Eine Ironie des Schicksals auf seine Weise, doch Takeru hatte andere Sorgen, als dass er sich darüber Gedanken machen konnte.

Seine einzige Hoffnung lag darin, dass Kari bei ihm bleiben würde. Auch wenn er es nie zugeben würde: Im Moment brauchte er sie wie nie zuvor.

Als er ihre Drohung an Matsuda gewandt hörte, wollte er ihr zurufen, dass sie es lassen sollte. Normalerweise war Hikari sanften Gemüts, doch in ihrer Stimme lag so viel Hass, wie er ihn noch nie darin vernommen hatte und er befürchtete schon, dass nun SIE auf IHN losgehen würde. Er wusste zwar, dass er sich nicht gegen ein Mädchen wehren würde, mochte er noch so einen auf Draufgänger machen und im Moment wäre es ihm auch total gelegen gekommen, wenn Kari Matsuda eine verpassen würde, doch er wollte nicht, dass sie Ärger bekam.
 

Er sagte nichts, was sie nervös machte und sie wurde nach seinen Eltern gefragt und ob sie seine Freundin wäre. Hikari wollte ihn nicht alleine lassen und sie wusste nicht, wie sie das machen sollte. Doch dann log sie, sie log so gut, dass sie es ihr abkauften. Nun war sie Takerus "Freundin", was auch irgendwie stimmte, doch in einem anderen Maß. Doch nur so konnte sie bei ihm bleiben. Schnell holte sie seine Sachen und ihre Tasche und rannte ihnen nach. "Tut mir Leid", flüsterte sie, denn sie hatte gelogen, ohne ihn zu fragen, doch sie wollte ihn nicht alleine lassen. Nicht heute, nicht jetzt! Im Krankenwagen streichelte sie seine Hand und wusste nicht, was sie machen könnte, damit es ihm besser ginge.
 

Langsam klärte sich sein Blick wieder. Weißes Licht strömte ihm in seine Augen und er blinzelte. Es blendete ihn. Nachdem sich die Augen langsam wieder an ihre Funktion gewöhnt hatten, schlug er die Augen auf. Das Erste was er sah, war das besorgteste Gesicht, dass er seit langem gesehen hatte. Hikari hatte sich über ihn gebeugt und hielt seine Hand. Sie war die ganze Zeit über bei ihm gewesen. Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. Plötzlich bewegte sich die Umgebung, er spürte ein sachtes Ruckeln unter sich und bemerkte, dass er auf etwas Weichem lag. Vorsichtig versuchte er seinen Kopf zu drehen. "Wo sind wir?", fragte er an Hikari gewand und wurde nervös. "Sag nicht, dass...",jäh brach er ab. Takeru hoffte inständig, dass es nicht so war. Sie waren doch wohl nicht etwa auf dem Weg ins Krankenhaus!?
 

Ihre Angst legte sich als sich seine Augenlider bewegten. "Takeru?" fragte sie nach und wartete ab. Dann endlich sah sie wieder seine wunderschönen blauen Augen. Mit kleinen Tränen in den Augen lächelte sie ihn an und drückte seine Hand etwas fester. "Man ich hatte so eine Angst um dich, weißt du das?" behauptete sie und musste versuchen ihre Tränen zurück zu halten. "Mach mir nie wieder so eine Angst ..." meinte sie und drehte ihr Gesicht etwas weg. Dann wischte er ihr einzelne Tränen weg. "Sie wollen dich nur untersuchen Takeru. Du hast mächtig was abbekommen ... du siehst nicht gerade so aus, als ob du heute noch was anderes machen würdest, als im Bett zu liegen." mutmaßlichte sie und sah immer noch besorgt aus.
 

"Du weißt doch, ich bin hart im Nehmen!", mit diesen Worten schenkte er ihr ein weiteres schwaches Lächeln. Ihm schmerzten zwar sämtliche Glieder, doch alles in allem fand er die Verletzungen die er hatte gar nicht so schlimm. Kopfschmerzen machten sich bemerkbar und seine Nase pochte unnatürlich, während seine Lippe bereits am Verheilen war, das Blut hatte eine Kruste um den Schnitt gebildet. Außerdem war seine schlimmste Angst wie weggeflogen: Er konnte wieder etwas sehen. Außerdem war Hikari an seiner Seite. Sie lenkte ihn von den Schmerzen ab und er fühlte sich eigentlich schon beinahe wieder topp fit.

Was ihm allerdings ein schlechtes Gewissen bereitete war Hikari. Er hatte sie zum Training mitgeschleppt, obwohl die eigentlich den ganzen Nachmittag über frei gehabt hätten und jetzt fuhr sie auch noch mit ins Krankenhaus. Er bemerkte, wie sie verstohlen versuchte, Tränen aus ihrem Gesicht zu wischen. "Tut mir Leid, dass ich dir so einen Schrecken einjage. Glaub mir, es geht mir schon viel besser!" Er hob seinen Arm und wischte mit seinem Handrücken vorsichtig eine weitere ihrer Tränen weg und verweilte einen Augenblick auf ihrer Wange.

Eine Frage blieb jedoch offen und er wagte sich sogleich diese zu stellen: "Wie kommt es eigentlich, dass sie dir erlaubt haben mitzufahren?" Mit seinen treublauen Augen sah er sie an.
 

Hart im nehmen? Wieso mussten Jungs immer den Helden spielen? War es nicht schon schlimm genug, dass er eine aufgeplatzte Lippe hatte, seine Nase doppelt so groß war wie normal und er einfach nur da lag als sei kein funken Leben mehr in ihm? Doch er musste ihre Tränen bemerkt haben, da seine Stimme ernster wurde. "Mach dir um mich keine Sorgen.", meinte sie und sah wieder zu ihm. Da entwischte ihr auch schon wieder eine Träne, die Takeru mit seinem Handrücken stoppte. Hikaris Herz klopfte wie wild als er sie noch einige Zeit da liegen ließ und das Mädchen wurde leicht rosa um die Nasenspitze. Doch die nächste Frage war eine Frage, die er ihr besser nicht gestellt hätte. "Du ich hab da was getan, was dir nicht gefallen wird .." begann sie zu erzählen und nahm tief Luft, schloss die Augen und sprach weiter "Sie hatten mich gefragt ob ich deine ... na ja Freundin wäre ... und weil ich dich nicht alleine lassen wollte ... hab ich ihnen verschwiegen, dass wir doch eigentlich nur Freunde sind. Aber ich wollte dich nicht alleine lassen!", jammerte sie und hatte immer noch die Augen geschlossen. Nun merkte Hikari, wie ihr wärmer wurde und sie musste jetzt wohl knall rot sein. "Tut mir wirklich leid ...", hauchte sie dann und begann zu zittern. Seine Hand ruhte immer noch auf ihrer Wange, als sie mit ihrer Beichte begann.
 

Daraufhin nahm er sie Weg und begann herzhaft zu lachen. "Aua", dabei verzog er schmerzhaft das Gesicht. "Bring mich doch nicht zum Lachen, das verursacht mir Schmerzen!", meinte er gespielt ernst und hob zu einem neuen Lachanfall an. "Au, au au!!" Hikari wirkte einfach zu süß, wie sie dort schuldbewusst neben ihm saß und sich am liebsten für ihre Lüge umbringen würde. Sie sah mal wieder alles viel zu engstirnig und das fand er nur mehr als komisch. "Na dann werte Freundin, haben sie dich auch gefragt, wann wir heiraten werden?", schmunzelnd sah er sie an. "Wie kommst du denn darauf, dass mir das nicht gefallen wird, wie du die Sanitöter angelogen hast? Mir macht das nichts aus, dass alle denken wir seien zusammen- tun sie doch sowieso schon. Was meinst du wie die in Zukunft gucken werden?"
 

Sein Lachanfall gefiel ihr überhaupt nicht. Schnell verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust. "Sehr witzig Takeru Takaishi!!! Lach du nur!!!", meinte sie und hatte einen sehr strengen Unterton in ihrer Stimme. Dazu wurde sie jetzt total rot in ihrem Gesicht. Sicher, alle dachten schon dass sie zusammen wären, doch ihr gefiel es nicht. Es war nicht die Wahrheit und vielleicht würde sich das Mädchen abwenden, dass er mochte. "Heiraten??? TAKERU!!!", rief sie dann und stand geschockt da. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
 

Als sie ihn mit ihrer strengen Stimme zurechtwies, verstummte sein Lachen abrupt. Er schaute sie erschrocken an. Eigentlich hatte er gedacht, sie würde es im Nachhinein vielleicht doch noch selbst witzig finden, aber dem schien nicht so zu sein. Entschuldigend hob er die Schultern ein wenig an, als wolle er sagen "Entschuldigung, war nicht so gemeint..."

Als sie ihn dann auch noch anschrie, wusste er gar nicht mehr, wie ihm geschah. "Also dann nicht heiraten...", meinte er mit gespielt trauriger Stimme. Aus irgend einem Grund setzte ihm die Einsicht, dass sie ihn nicht heiraten wolle sehr zu. Dabei war doch wirklich nichts zwischen ihnen und sie hatten beide nur herumgealbert. Weshalb fühlte er sich jetzt auf einmal so schlecht?
 

Oh je sie war heute einfach nicht wirklich gut drauf. "Ach Takeru weißt du ich mache mir nur Vorwürfe. Immerhin hab ich dir jetzt die Zukunft verbaut. Was ist wenn das Mädchen, dass du gerne hast jetzt wirklich glaubt dass wir ... na ja du weißt schon. Dann kommt ihr nicht so schnell zusammen .." Sie wollte doch, dass er glücklich wird, doch jetzt hatte sie das Gegenteil erreicht. Wieder legte sie ihre Hand auf seine. "Tut mir wirklich leid ..." Sie wusste nicht was sie sonst noch sagen sollte.
 

"Ach...", er hob eine Augenbraue. "Ich habe ein Mädchen, das ich gern habe? Danke dass du mir das sagst, sonst hätte ich sie doch glatt vergessen. Willst du sie mir vielleicht vorstellen?", neckte er sie und wurde dann wieder ernst. "Im Moment gibt es in meinem Leben eigentlich nur drei Mädchen, die mir wichtig sind und das bist erst mal du, dann Hikari und zuletzt noch Yagami-chan...", er zwinkerte ihr zu. "Aber ich habe gehört, dass sie anscheinend alle mit so einem verweichlichten Kerl zusammen sind, der sich verprügeln lassen hat, während alle zugesehen haben... Er müsste sich eben auf dem Weg ins Krankenhaus befinden..." Wieder begann er zu lachen. "Hikari-chan, MIR tut es Leid, dass ich gerade irgendwie neben mir stehe. Vielleicht hat mein Kopf etwas abbekommen aber ich schaffe es im Moment nicht ernst zu bleiben, ich hoffe du verzeihst mir..." Gerade jetzt konnte er sich nicht besser fühlen. Er hatte Blessuren, dass es anderen grauste, doch seine beste Freundin hatte gelogen, um bei ihm sein zu können und er hatte jemanden, den er ein wenig aufziehen konnte und den er süß fand, was wollte man mehr?

Moment... süß?
 

Bei seinen Worten konnte sie nicht anders, als ihm mit ihrer freien Hand über die Wange zu streicheln. "Lassen wir es jetzt besser sonst kommen wir mit dem endschuldigen heute gar nicht mehr raus." lächelte sie sanft. Er war wirklich zu niedlich. Obwohl er Schmerzen hatte konnte er noch seine Witze reißen. "Matsuda wird noch sehen was er davon hat. Doch ich ... finde, dass du dich nicht prügeln musst. Immerhin hast du alles was du brauchst. Freunde, deine Familie und deinen kleinen Partner!" zwinkerte sie ihm zu. Ja er hatte mehr als Matsuda jemals bekommen würde.
 

Bei ihrer kurzen Bewegung durchzuckte es ihn wie bei einem Stromschlag. Plötzlich spürte er etwas in sich, was noch nie zuvor da gewesen war. Waren das etwa die berühmten Schmetterlinge im Bauch? Aber, wieso tauchten sie ausgerechnet bei Kari auf? Sie war doch immerhin seine beste Freundin! Und vor allem: Wieso hatte er sie dann nicht schon viel früher gespürt?

Auf ihr Kommentar konnte er nur ein wenig entrüstet antworten: "Ich habe mich doch gar nicht geprügelt... Ich war das Opfer...", er zeigte auf sich und seine Wunden und setzte einen Blick auf, der dem eines winselnden Hundes gleichen sollte. "Und jetzt wird mir auch noch von dir unterstellt, dass ich Matsuda auch geschlagen hätte..." Er zog eine Schnute.
 

"So war das auch nicht gemeint Takeru ..." meinte sie kichernd. "Ich erkläre es dir gerne wenn du wieder Gesund bist. Aber keine Sorgen deine Wunden werden ja gleich behandelt ..." ihre Stimme war so seltsam. Es lagen so viele unbekannte Gefühle darin, dass sie sich gar nicht mehr traute weiter zu sprechen. Wieso war es Takeru der die ganzen Gefühle in ihr weckte? Kann das Möglich sein? Hatte sie ihn noch nie als besten Freund gesehen, sondern immer schon für mehr? Gefühle konnten sich nicht von jetzt auf gleich ändern. Während sie so darüber nachdachte, kamen sie auch schon an. Es tat gut zu wissen, dass er jetzt behandelt wurde und sie stieg aus. Natürlich durfte sie nicht mit doch sie wartete im Warteraum auf ihn. Was sie nicht gedacht hätte war, dass seine Mutter Natsuko Takaishi auch schon da war. "Hikari ..", sagte sie verwundert und musterte sie besorgt, da immer noch das Blut von Takeru an ihr klebte. "Hallo, Frau Takaishi ..." meinte Hikari verlegen und schilderte, was passiert war.
 

"Na auf die Erklärung bin ich ja dann mal gespannt...", murrte er leise. Na toll, gleich würde er also auch noch behandelt werden...

Takeru hasste Krankenwagen, er konnte Krankenhäuser nicht ausstehen... und schon bei der Erwähnung von ausstehenden Behandlungen kam ihm die Galle hoch. Hoffentlich würde er keine Spritze bekommen. Er war zwar hart im Nehmen, doch das war eindeutig zu viel für ihn.

Die Türen des Krankenwagens öffneten sich und er wurde nach draußen geschoben. Dort wurde Hikari unmissverständlich darauf hingewiesen, dass ihre Anwesenheit in seiner Nähe nicht mehr erwünscht war und sie im Warteraum Platz nehmen sollte. Falls er tatsächlich eine Spritze bekommen würde, hatte Takeru somit ein Problem weniger. Er wollte auf keinen Fall, dass sie mitbekam, wie er beinahe heulend seinen Arm jedes Mal wegzog, wenn ihm einer der Ärzte auch nur mit so einem Ding näher als 2 Meter auf die Pelle rückte. Takeru hatte Glück. Eine Spritze war nicht von Nöten und die Ärzte ließen ihn nach einer kurzen Untersuchung wieder gehen. Seine Nase war zwar angebrochen, würde aber schon mit Hilfe eines leichten Gipses wieder verheilen. Die Ärzte hatten ihm ein Mittel gegeben, das gegen die Schwellung helfen sollte. Mit einem leichten Verband am Kopf (er hatte eine kleine Platzwunde am Kopf gehabt) schickten sie ihn sogleich nach draußen, wo er Hikari und seiner Mutter begegnete. Mit einem lässigen "Hi!" kam er auf sie zu und blieb bei ihnen stehen. Er war gerade einmal eine halbe Stunde bei der Behandlung gewesen.
 

Seine Mutter und sie sprachen nicht viel. Wartend saßen beide im Warteraum und starrten auf die Tür. „So lange kann das doch nicht dauern“, dachte sie sich und begann vor Aufregung zu zittern. Hikari konnte so etwas nicht ausstehen. Krankenhäuser erinnerten sie nur an ihre Kindheit, als sie selbst immer wieder krank wurde. Sogar in der Digiwelt wurde sie krank, doch in letzter Zeit war sie erstaunlich oft gesund gewesen. Als die Tür aufging, standen seine Mutter und sie sofort auf und sahen ihn erleichtert an. Er stand wieder und konnte wieder halbwegs geradeaus laufen. "Hey Mum was ist ...", hörte Hikari jemanden, der super schnell angerannt kam. Ein großer, junger Mann mit blonden Haaren stand auf einmal vor ihnen und sie erkannte erst zu spät, dass es Yamato, Takerus Bruder war. Wahnsinn, dachte sie sich, nicht nur Takeru sah gut aus, sondern auch Yamato. Dieser sah seinen Bruder etwas enttäuscht an. "Hoffe, dass der andere auch schlimm aussieht!", meinte er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Also Yamato!", mahnte seine Mutter und stellte sich hinter Takeru. "Wie geht‘s dir, Schatz?" fragte sie besorgt und Hikari lächelte ihn erleichtert an. Es schien ihm wieder besser zu gehen. Dann blickte Yamato zu ihr rüber "Na Kari!?", grinste er und zwinkerte ihr zu. "Hat er sich gut für dich geprügelt?", fragte er sie dann. Okay jetzt fing auch noch sein Bruder damit an und es wurde ihr langsam etwas zu viel. "Matsuda ging einfach auf ihn los. Ich vermute er war sauer weil Takeru besser ankommt als er, in allen Dingen!" meinte sie und sah verlegen zur Seite. Yamato sagte nichts weiter dazu aber er grinste so verdächtig in die Welt.
 

Aus irgendeinem Grund war Takeru überrascht, seine Mutter zu sehen. Die Überraschung verbarg er jedoch geschickt und schon setzte er zu Beruhigungssalven für seine über alles besorgte Mum an. Als er gerade berichten wollte, was bei der Untersuchung herausgekommen war, wurde die kleine Runde auch schon von einer weiteren Person gestört. "Yamato!", rief sein kleiner Bruder erfreut und drehte sich in seine Richtung. "Woher weißt du, dass ich hier bin?", war seine erste Frage an ihn. Gleichzeitig beantwortete er Yamatos indirekte Frage mit einem "Sehe ich etwa so aus als hätte ich mich geprügelt?". Daraufhin hätte er sich auf die Zunge beißen können. Natürlich sah er so aus, was war das denn für eine Frage! Stattdessen fügte er noch hinzu: "Wenn du es genau wissen willst, ich hatte nicht einmal die Chance dazu, mich zu wehren..."

Seine Mutter sah ihn besorgt und zugleich stolz an. "So ein feiges kleines Kind!", damit meinte sie Matsuda. " Aber ich bin so stolz auf dich, dass du ihn nicht verhauen hast", damit gab sie ihrem jüngsten Sprössling einen Kuss auf die Wange, fügte an sich selbst in Gedanken jedoch hinzu: "Obwohl dieses Arschloch es verdient hätte. Ich sorge dafür, dass er von der Schule fliegt!

Nachdem sie ihn gefragt hatte, wie es ihm ginge, antwortete er ihr nur knapp "gut" und erzählte das, was die Ärzte zu ihm gesagt hatten. Er solle den restlichen Tag einfach nicht mehr zu viel unternehmen und bloß keinen Sport treiben. Das war es auch schon. Der ganze Vorfall war glimpflich ausgegangen und alle hatten sich umsonst so große Sorgen gemacht.

Als Yamato Hikari auf die Prügelei ansprach runzelte er nur die Stirn. Woher wusste sein Bruder denn auf einmal, was bei ihnen an der Schule im Moment für Gerüchte herumschwirrten?

Weshalb verhielten sich alle so seltsam? War Takeru etwa über Nacht in einem Paralelluniversum gelandet oder was ging hier vor?
 

Hikari verdrehte die Augen als Yamato sie darauf ansprach. "Nicht auch noch du!", meinte sie und seufzte. Dann wand Yamato sich wieder zu seinem kleinen Bruder: "Mum hat mich und Dad angerufen. Du kennst doch Dad, er war arbeiten und ich bin alleine hergekommen. Keine Chance? Nun ja das nächste Mal zeigst du ihm was du drauf hast!" Super, das nächste Mal. Doch seine Mutter war genau Hikaris Meinung: "Es wird kein nächstes MAl geben!!!", beharrte sie sauer und sah ihren ältesten Sohn leicht säuerlich an. "Es reichte mir, dass du dich immer mit Taichi in die Haare bekommen hast!" Hikari lächelte leicht. Wie oft war Tai mit einer dicken Lippe nach Hause gekommen? Richtig oft und das wegen Matt. "Liebes, willst du mit uns mit fahren?" fragte nun Takerus Mutter. Hikari überlegte kurz. "Nein danke, ich wohne nicht weit von hier und Sie müssen wegen mir keinen Umweg machen. Unteranderem wird es mir gut tun!", lächelte Hikari sanft. Sie meinte dann nur noch: „Wie du willst“. Natürlich wollte sie Takeru sofort mitnehmen, doch Yamato hielt sie zurück und die beiden gingen schon mal vor. Lange standen Takeru und Hikari schweigend da. "Schön, dass es dir gut geht!", meinte sie lächelnd und ging zwei Schritte auf Takeru zu. "Ruhe dich jetzt aus ja? Und sag mir bitte Bescheid ob du morgen in die Schule kommst!", sagte Hikari und nahm seine Mütze aus ihrer Schultasche und hielt sie ihm hin. "Hier, ohne sie fühlst du dich doch nicht wohl!" meinte sie lächelnd. Wie gerne sie ihn doch umarmen möchte. Doch sie traute sich leider nicht. "Pass bitte auf dich auf ... ich mach mir jetzt schon Sorgen!", gab sie zu und sah zu Boden. Sie wollte nicht, dass er geht. Sie wollte nicht, dass er ohne sie geht.
 

Takeru wirkte leicht enttäuscht, als er von Karis Entschluss erfuhr. Sie würde also nicht noch mit ihnen mitkommen, sondern wollte so schnell wie möglich nach Hause. Er konnte sie verstehen. Immerhin hatte sie beinahe den gesamten letzten freien Nachmittag, den sie für längere Zeit hatten, mit ihm im Krankenhaus verbracht. Wer weiß, was an diesem Tag noch geschehen würde? Da wollte sie natürlich kein Risiko mehr eingehen, sich noch einmal so langweilen zu müssen.

Er versuchte seine Enttäuschung zu verbergen, denn er wusste, sobald Kari sie bemerken würde, änderte sie ihm zu Liebe ihre Pläne noch einmal.

"Das habe ich nur deiner Fürsorge zu verdanken", er zwinkerte ihr schelmisch zu, nachdem er seine Gedanken zur Seite gelegt hatte. "Natürlich komme ich morgen zur Schule!", versicherte er ihr. "Ich brauche mich gar nicht auszuruhen. Immerhin hat mich der Doktor sogar nach Hause geschickt und gesagt, außer Sport könne ich alles machen." Seine blauen Augen blitzten auf. Als sie ihm seine Mütze reichte, nahm er sie nicht an. Hikaris Geste kam so von Herzen, sie kannte ihn einfach zu gut, doch das wesentliche hatte sie noch nicht erkannt, ihm selbst war es auch gerade in diesem Moment erst so klar geworden, wie noch nie.

In derselben Sekunde machte er einen letzten Schritt auf sie zu und schloss sie ohne einen Kommentar in seine Arme. "Nicht ohne meine Mütze fühle ich mich nicht wohl, sondern ohne dich!", dachte er. "Danke!", hauchte er in ihr Ohr. "Danke, dass es dich gibt...",fügte er in seinen Gedanken hinzu.
 

Seine Worte taten so gut und sie freute sich schon unheimlich auf morgen. "Ach was du bist halt nicht so leicht unterzukriegen. Dennoch pass gut auf dich auf ..." Nur schweren Herzens sah Hikari auf und sah in seine leuchtenden Augen als sie ihm seine Mütze reichen wollte, doch zu ihrem Erstaunen nahm er sie nicht an. Langsam ließ sie ihre Hand wieder sinken und sah ihm in die Augen, die immer noch so wunderschön leuchteten. Er dachte bestimmt an was Schönes, denn sonst würde er ...

Hikari riss ihre Augen auf als er den letzten Schritt, der sie trennte, machte und er sie ohne ein Wort zu sagen in seine Arme schloss. Zuerst verstand sie nicht, was jetzt los war und stand zunächst wie ein Stück Stein da und ließ sich umarmen. Doch ihr Herz schlug so wild, dass sie Angst hatte es würde sie verraten indem es raus sprang. Nun kam sie endlich wieder langsam zu sich. Doch was war das? Hikari hatte gar nicht gemerkt, wie sich ihre Arme um ihn geschlungen hatten. Doch ... unangenehm war es ihr allerdings nicht, im Gegenteil, sie fühlte sich richtig wohl in seinen starken Armen. Noch nie hatte sie sich ... perfekt gefühlt? Konnte man das so sagen? Sie fühlte sich als ein Ganzes ... nicht mehr als ein Teil von irgendwas. "Du musst nicht danken Takeru!", begann sie zu sprechen. "Ich hab das doch gerne gemacht. Egal wo wir sind Hauptsache zusammen ..." Hatte sie das denn jetzt wirklich gesagt? Nun wurde sie so rot, dass sie sicherlich im Dunkeln geleuchtet hätte und versteckte ihr Gesicht sodass er es nicht sehen konnte. „Ich muss danken Takeru, für alles, was du jemals für mich getan hast ...“, dachte sie sich und schloss die Augen. Es tat so gut, dass sie ihn gar nicht mehr los lassen wollte.
 

Ihm ging es genau wie Hikari, jedoch ahnte er das nicht im Entferntesten. Nachdem er erschrocken darüber, dass er nicht wie so oft den Impuls sie zu umarmen unterdrücken konnte, resignierte, was genau er im Moment tat, begann sein Herz zu rasen. Takeru hoffte, dass es nicht in einem Infarkt enden würde, denn sein Herz flatterte, wie nie zuvor. Als sie die Umarmung erwiderte verstärkte er den Druck noch einmal und zog sie ein wenig enger an sich. Aus irgendeinem Grund wollte er sie im Moment nur halten und niemals mehr loslassen. Er wollte ihr so nah sein, wie nie zuvor und sie schon gar nicht gehen lassen.

Leider meldete ihm sein Unterbewusstsein, manchmal auch Gewissen genannt, dass seine Mutter und sein Bruder vor der Tür warteten und die beiden hier nicht ewig verweilen konnten. Langsam, nur ganz langsam und auch widerwillig löste er die Umarmung wieder. Nicht aber, ohne ihr noch einmal einen Blick zu schenken. Am Liebsten würde er ins Braun ihrer Augen verschmelzen und sich nie wieder lösen. Wie hypnotisiert sagte er zu ihr: "Natürlich werde ich auf mich aufpassen, du musst dir keine Sorgen machen! Und wenn du dir sicher gehen willst kannst du auch immer noch mitkommen..." Damit war der zauberhafte Moment vorbei, den er eben verspürt hatte und sie fanden sich beide wieder in der Realität wieder.
 

Wieder einmal wurde ihr klar, dass sie nicht ewig hier rumstehen konnten, denn nicht nur seine Familie wartete, sondern auch ihre Familie, besonders Tai würde jetzt bestimmt wieder zu Hause ab und auf laufen, bis sie sich meldete. Doch dann merkte sie, wie sich Takeru wieder von ihr löste, zwar nur recht langsam aber immerhin. "Ich denke meine Eltern wollen mich heute auch noch sehen ..." meinte Hikari immer noch verlegen und ihr Körper zitterte wie bei einem Süchtigen, der auf Entzug war. "Und naja deine Mum will dich sicherlich verwöhnen ... ", behauptete sie nervös, denn sie wollte wirklich gerne mit, doch nun traute sie sich nicht mehr. Sie wollte nicht die Beherrschung verlieren.
 

"Wie du meinst...", er schenkte ihr ein trauriges Lächeln. "Ich kann mir vorstellen, wie Taichi schon kurz davor ist, die Polizei zu rufen... Wann solltest du denn zu Hause sein?", fragte er sie neugierig. "Ich will nicht, dass du jetzt meinetwegen Ärger bekommst, weil du mit ins Krankenhaus bist..." Mit schuldbewusstem Gesichtsausdruck grübelt er, was zu tun war. "Wenn es Ärger gibt, dann schieb mich einfach vor, kapiert? Nimm nicht alles auf dich. Ich kenne dich und weiß, dass du das tun wirst, also lass es einfach gleich, schieb die Schuld auf Takeru, sonst bin ich sauer auf dich!" Am liebsten hätte er es gehabt, wenn er noch mit zu ihr gehen könnte, doch es musste für heute reichen. "Na dann, lass uns gehen!" Er machte einen Schritt Richtung Ausgang und wartete, ob sie ihm folgen würde.
 

Leicht verwundert über seinen Gesichtsausdruck sah Hikari ihn an und musste feststellen, dass er sie besser kannte, als sie sich selbst. Sicher würde sie alles auf sich nehmen, doch Taichi hatte bestimmt nichts dagegen, wenn sie einem Freund hilft. Ihre Eltern waren noch lange nicht so streng wie ihr Bruder. Er verfolgte sie schon fast und machte sich schon Sorgen, wenn sie nur ne Sekunde später nach Hause kam. Hikari hatte ihren Bruder Taichi zwar super gerne, aber diese Art wurde ihr mit der Zeit etwas zu viel. "Nach der Schule schon, aber ich denke mal sie werden keinen Aufstand machen!", lächelte sie aber blieb noch stehen als er los ging. "Takeru?", rief sie ihm zu und sah ihn an. "Schließ bitte mal kurz die Augen und mache sie nicht eher auf, bis ich es dir sage ja?" Er tat es ohne nach zu fragen, was sie vor hatte. Nur mit langsamen Schritten ging sie auf ihn zu und blieb kurz vor ihm stehen. Ihr Herz klopfte wieder wie wild vor sich hin und doch wollte sie es jetzt durchziehen. "Wegen der Sache mit Wallace ... nun ja ..." Hier hörte sie auch schon auf. Leicht hielt sie sich an seiner Schulter fest und gab ihm -es war eher ein Hauchen, einen kleinen Kuss auf die Wange. Doch auf die andere als es Maki getan hatte. "Ich bekam zwar meinen ersten Kuss auf meine Wange von ihm, doch meinen ersten Kuss sollst du bekommen Takeru. Danke für alles!", hauchte sie dann noch leise. Dann ging sie in Richtung Ausgang "Wir sehen uns morgen dann!", rief sie ihm noch zu bevor sie dann aus der Tür verschwand.
 

"Na dann wünsche ich dir mal viel Glück dabei, dass Tai nicht ausflippt... Und Kari... ich sag es nicht noch einmal: ICH bin Schuld kapiert? NICHT DU!" Daraufhin lachte er noch einmal. "Wieso hast du eigentlich nicht früher gesagt, dass du nach Hause musst? Dann hätte ich das doch verstanden...", er machte eine Pause. "Aber ich fand es schön, dass du mich begleitet hast. Du hast mir irgendwie den Pepp zum Spiel gegeben!" Takeru sah sie erneut an, als sie ihn noch einmal rief. Verwundert über ihre Bitte tat er, was sie ihm geheißen hatte. Seine Augen schlossen sich und für einen Augenblick hatte er wieder die Dunkelheit vor Augen, die er heute schon einmal gesehen hatte. Doch dieses Mal fürchtete er sich nicht. Mit geschlossenen Augen wartete er ab. Als sie begann, von Willis zu reden, fragte er sich, was dies alles zu bedeuten haben sollte. Plötzlich spürte er einen zarten Hauch auf seiner Wange, wie auch schon am Morgen. Doch dieses Mal löste er einen Stoß in ihm aus, der es in sich hatte. Es war, als würde ein Feuerwerk in ihm explodieren, als Hikaris Lippen zart seine Wange streichelten. So plötzlich, wie diese Berührung gekommen war, war sie auch gleich wieder verschwunden. So wie auch Hikari. Takeru konnte seine Augen gar nicht so schnell wieder öffnen, als sie auch schon verschwunden war. Regungslos blieb er im Gang stehen und starrte einfach nur geradeaus. Was war eben passiert? Ein leiser Rosaschimmer legte sich erneut auf seine geküssten Wangen. Langsam hob er seine Hand an die Stelle, die Hikari gerade liebkost hatte und er lächelte. Ungläubig ließ er den Moment noch einmal Revuepassieren. Das Feuerwerk explodierte erneut in ihm, wenn auch nicht ganz so heftig wie zuvor. Wenn seine Gefühle schon so Achterbahn fuhren bei einem Kuss auf die Wange... wie würde er dann bei einem richtigen Kuss empfinden?

"Takeru wo bleibst du denn!?", Yamatos Stimme riss ihn unsanft aus seinen Tagträumen und verwirrt blickte er sich nach seinem Bruder um. "Tut mir Leid, ich komme ja!" Der Ältere der beiden grinste ihm allwissend zu, doch Takeru bemerkte es nicht, seine Gedanken waren schon wieder abgeschweift. Wie konnte er nur daran denken, seine beste Freundin zu küssen?

Freundschaft

Hikari lief an Yamato und dessen Mutter vorbei "Bis dann!", rief sie ihnen noch zu und rannte auch schon die Straße runter. Noch nie hatte sie sich so befreit gefühlt aber dennoch hatte sie etwas Angst vor Morgen, doch es war es alle mal wert gewesen. Seine Wange war so was von weich und er roch so gut. Halt! Auch wenn sie ihn lieber hatte als alle anderen, so war er immer noch ihr bester Freund und das hieß, dass sie nicht so denken durfte. Irgendwann konnte sie nicht mehr rennen und hielt kurz an. Ihr Körper verlangte nach Luft, nach sehr viel Luft. Hikari hielt sich leicht an einer Wand fest und dachte wieder an ihn. Doch sie wollte ihn nicht alleine lassen ... Sie seufzte. „Schluss jetzt Kari, es reicht“, ermahnte sie sich und ging langsam weiter zu dem Wohnblock, wo sie und ihre Familie wohnten. Taichi war nicht da, was sie sehr verwunderte und ihrer Mum erklärte sie schon mal, wieso sie so spät nach Hause kam. Sie lächelte sie freundlich an und Hikari war froh, dass sie keinen Aufstand machte.
 

Takeru war sehr nachdenklich geworden und hätte am liebsten noch weiter über seine Gefühle für Hikari nachgedacht, doch Yamato schien das anders zu sehen. Nachdem er dem Jüngeren die Autotüre aufgehalten hatte und beide im Auto saßen, war sein Redeschwall nicht mehr zu stoppen. Er wollte Aufmerksamkeit und die musste der kleine Bruder ihm jetzt zollen. Mit einigen hektischen Bewegungen wurde ihm geschildert, dass Matt nun ernsthaft bei einer Agentur angenommen worden war und er beharrte darauf, dass Takeru das mit ihm feierte. Dieser wiederum hatte nun wirklich keine Lust darauf. Seine Gedanken schweiften immer zu einem braunhaarigen Mädchen mit dem süßesten Lächeln der Welt ab...

Er zuckte zusammen. Weshalb dachte er schon wieder so über Hikari?

Misstrauisch schielte er zu Yamato. Sollte er seinen älteren Bruder um Rat fragen? Es schien ihm eine gute Möglichkeit, denn sein Bruder hatte bestimmt so etwas schon einmal selbst erlebt, oder?

Doch schüchtern wie er war, traute er sich nicht, ihn anzusprechen. Seltsam. Normalerweise konnte er über alles mit seinem Bruder reden.

"Takeru, stimmt etwas nicht?" Seine Mutter warf einen besorgten Blick in den Rückspiegel und war leicht alarmiert. "Nein, nein Mum, es ist alles in Ordnung!", antwortete er wahrheitsgetreu. "Ich bin nur ein wenig hungrig." Daraufhin lächelte Natsuko beruhigt. "Keine Sorge Schatz, wenn wir zu Hause sind koche ich dir was." Ihr Blick wanderte nun zu Yamato. "Bleibst du auch zum Essen oder musst du für Papa kochen?" Sie hielt einen Moment inne. "Weißt du was, wir rufen ihn an und laden ihn einfach ein, ich möchte heute mit euch allen essen." Ohne dass Yamato verlegen antworten konnte, war es also beschlossen. Takeru musterte seinen Bruder. Er war ein wenig rot geworden und schien sich zu freuen. Genauso ging es ihm auch. Es war das erste mal seit... ja seit der Scheidung, dass die ganze Familie etwas miteinander unternehmen würde. Auch wenn er es niemandem erzählt hatte, insgeheim hoffte der Jüngste der Familie Ishida/Takaishi, dass seine Eltern eines Tages wieder zusammenfinden würden.
 

Nachdem seine Mutter das Auto abgestellt hatte und die beiden Geschwister in die Wohnung bugsierte, waren Yamato und Takeru allein in seinem Zimmer. Jetzt war der geeignete Augenblick gekommen. Um ein wenig Zeit zu schinden wollte Takeru erst einmal seine Mütze abnehmen, doch dann fiel ihm auf, dass Hikari sie unbemerkt versehentlich mitgenommen hatte.

Nachdenklich schaute er seinen Bruder an. "Hattest du schon einmal das Gefühl, mehr für deine beste Freundin zu empfinden, als nur Freundschaft?" Nun gab es kein Zurück mehr. Die Worte hingen im Raum und er schaute erwartungsvoll zu seinem großen Bruder.
 

Hikaris Mutter sah zu ihr, als sie sich an ihren Lieblingsplatz setzte, ans Fenster. Hier saß sie eigentlich immer mit Gatomon und redete, doch heute konnte sie es leider nicht. Doch es wäre nicht schlecht gewesen mit jemanden zu reden. Da hörte sie auch schon wie die Wohnungstür aufging und ihr großer Bruder Taichi in den Raum kam. "Sorry es wurde später. Davis hat mich mal wieder aufgehalten!" meinte er schon fast genervt und setzte sich aufs Sofa. Hikari freute sich, dass er nun zu Hause war und ihre Mutter ging noch schnell was einkaufen. "Du? Taichi?", fragte sie leicht nervös aber traute sich nicht ihn anzusehen. Sie wusste davon, dass er damals auch in seine beste Freundin verliebt war, in Sora. Er musste ja wissen, wie es sich anfühlte. Er stellte sein Glas ab und sah sie an. "Ja?", erkundigte er sich und sah sie an. Nun gab es kein Zurück mehr. "Wie war das mit dir und Sora als dir bewusst wurde, dass sie mehr war?", fragte Hikari ohne ihn anzusehen. Sie wollte nur wissen, wie sie sich jetzt zu verhalten hatte.
 

Nach einer Weile als Takeru diese Frage gestellt hatte, fing Yamato an zu sprechen. Nie hatte er diese Frage erwartet, denn normalerweise redeten sie nicht über Mädchen oder das Sonstige. "Ob ich das schon mal durchgemacht habe?", fragte er noch einmal nach und setzte sich zu seinem kleinen Bruder. "Sicherlich ... einmal und es dauert bis heute an!", gab er offen und ehrlich zu. "Doch ich hab mich immer zurück gehalten, da Taichi genau auf die gleiche Person stand!", grinste er vor sich hin.
 

Er hatte sich gerade noch einen Schluck des erfrischenden Wassers genehmigt, als seine kleine Schwester ihn nach Sora fragte. Vor Überraschung verschluckte er sich deshalb glatt und hustete erst einmal eine Weile, in der Hikari ihm auf den Rücken klopfte und sich tausendmal entschuldigte. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte, richtete er den Blick auf sie. Zuerst wollte sich ihm nicht erschließen, weshalb sie ihn das fragte, denn Liebe war in diesem Haus bisher nur ein Thema für ihn gewesen. Hikari war noch nie nach Hause gekommen und hatte von einem Jungen geschwärmt- mal abgesehen vom Kindergarten, als sie einmal eine Blume geschenkt bekommen hatte, von einem gewissen Matsuda-kun... Zumindest war es ihm wie eine Schwärmerei vorgekommen. Er hatte seiner Schwester nur beiläufig zugehört und hatte sein neues PC-Spiel ausgetestet. Tai erinnerte sich nur noch daran, dass dieser Name häufiger gefallen war. Hätte er damals genauer hingehört, wäre ihm aufgefallen, dass sie sich lautstark darüber beschwerte, dass dieser kleine Mistkerl- ja so hatte sie ihn schon mit zarten 3 Jahren beschimpft, die Blume einfach ausgerissen und ihr gegeben hatte. Er fegte die Erinnerung hinfort und konzentrierte sich wieder auf seine Schwester, die auf eine Antwort wartete. "Wieso willst du das denn wissen?", fragte er sie, stand jedoch vom Sofa auf, um sich ein Eis zu holen. Taichi hatte eine leise Vorahnung. "Hat es vielleicht etwas mit Takeru zu tun?"
 

Takeru hob eine Augenbraue. "Sprichst du etwa von Sora?", fragte er ihn durchschauend. "Das hätte ich nicht gedacht..." Er betrachtete seine Hände, die er in seinen Schoß gelegt hatte, während sich Yamato einen Stuhl heranzog und sich verkehrt herum draufsetzte, sodass er sich mit den Ellbogen auf die Lehne stützen konnte. "Wie bist du damit umgegangen?" Neugierig wartete Takeru auf die Antwort. Er war sich sicher, eine traurige Geschichte zu hören. Was, wenn es zwischen Hikari, Daisuke und ihm ebenso verlaufen würde? Er stutzte einmal mehr. Weshalb dachte er denn über so etwas nach? Immerhin war da doch nichts!?
 

Hikaris Idee war wohl doch nicht die beste gewesen, als ich Tai darauf ansprach. Doch sie war sich sicher, dass er ihr helfen konnte. Als er aufstand und zur Küche ging, hatte sie gedacht, dass er nicht reden wollte und sie seufzte etwas, dann erhob sich jedoch seine Stimme. Woher wusste er, dass es hier um Takeru ging? "Woher ....?" Jeder, selbst Yamato wusste viel mehr als sie. Na toll, war es so offensichtlich? "Stimmt, es geht um ihn ..." Um wen denn sonst? Etwa um Davis? Schnell schüttelte sie den Kopf. "Bringst du mir auch bitte ein Eis mit?" fragte sie wie sie es als kleines Mädchen früher immer getan hatte.
 

"Sicher spreche ich von Sora. Taichi, Sora und ich waren schon Freunde im Kindergarten und umso älter wir wurden, desto wichtiger wurde SIE mir. Doch alles hat damit angefangen, dass wir in die Digiwelt kamen. Hier mussten wir uns aufeinander verlassen, aber ich hatte immer gedacht, ich müsste Sora beschützen. Tai und ich gerieten dann immer öfter aneinander und als ich wusste, dass er genauso empfand, hatte ich versucht, Sora für meinen besten Freund zu vergessen. Aber das war nicht so einfach ...", er seufzte und fuhr sich durch die Haare. "Damals, als Davis und die anderen dazu kamen wusste ich, dass zwischen Tai und Sora nichts mehr laufen würde und dann kam sie ja zu unserem Konzert zu Weihnachten.", er lächelte, als er daran dachte, dass sie ihm damals ein Geschenk brachte. "Nun ja was ich sagen wollte ist, dass du auf dein Herz hören musst. Hat sie etwas gemacht, was vielleicht darauf deuten könnte, dass sie mehr für dich empfindet?"
 

Als er gerade mit dem bereits geöffneten Eis den Kühlschrank schließen wollte, vernahm er Karis zarte Stimme, die auch um ein Eis bat. Sich an die Kindertage erinnernd, öffnete er das Gefrierfach und holte für seine Schwester ebenfalls etwas heraus. Als er die Tür ein zweites Mal schloss, überlegte er, wie Kari eigentlich so schnell erwachsen geworden war. Er hatte es gar nicht so Recht mitbekommen, plötzlich stand eine junge Frau ihm gegenüber, die mit ihm über die erste Liebe reden wollte.

Wie eine Art "Vater" setzte er sich zu ihr und gab ihr das Eis, welches er gerade für sie aus der Verpackung geholt hatte. Er nickte verständnisvoll. "Ich hatte schon darauf gewartet, dass du mir vielleicht eines Tages diese Frage stellen würdest..." Damit erinnerte er sich daran zurück, wie es für ihn gewesen war, als er seine Gefühle für Sora entdeckt hatte.

"Es ist schwer, hab ich Recht? Du weißt nicht, was du machen sollst, weil du Angst hast, etwas zu zerstören oder?"
 

Stillschweigend hatte Takeru seinem Bruder zugehört, als dieser ihm von der Vergangenheit erzählte. Es musste hart gewesen sein, seinen besten Freund und seine beste Freundin, in die er auch noch selbst verliebt war, zusammen sehen zu müssen. Sie waren im Gegensatz zu ihm die ganze Zeit glücklich gewesen, während Yamato bisher trotz vieler Verehrerinnen noch keine Freundin gehabt hatte. Takeru hatte sich darüber gewundert, doch jetzt, da er die Wahrheit kannte, wurde ihm alles klar. Er konnte sie einfach nicht vergessen. Dass sein Bruder so sehr leiden musste hatte er den Menschen zu verdanken, die er so sehr liebte. Yamato hatte sich immer mehr zur Musik zurückgezogen und war innerhalb kürzester Zeit total berühmt geworden, doch glücklich war er nie wirklich gewesen. "Also hast du darauf verzichtet glücklich zu werden, nur damit Tai sein Glück bei Sora versuchen konnte? Aber wie konntest du dir sicher sein, dass sie nicht vielleicht auch in dich verliebt war? Ich meine möglich wäre es doch gewesen...", fragte Takeru in die Stille hinein, die nun entstanden war. Gleich anschließend beantwortete er die Frage, die Yamato ihm gestellt hatte. "Nicht direkt...", gab er schließlich zu. "Das heißt, ich kann es nicht genau sagen. Heute in der Schule habe ich einen Liebesbrief bekommen und Kari hat ganz seltsam darauf reagiert. Hinterher entschuldigte sie sich bei mir und sie meinte, dass sie Angst hatte, dass ich dieses Mädchen mögen könne. Das hat mich ein wenig irritiert. Und vorhin im Krankenhaus, da hat sie mir einen Kuss auf die Wange gegeben und gemeint, dass sie mir ihren Ersten schenken wolle." Er hielt inne. "In diesem Moment hatte ich ein Herzrasen, wie niemals zuvor.", gab er schließlich zu. "Meinst du...", er zögerte. "Könnte es vielleicht sein, dass ich mich in sie verliebt habe?"
 

Taichi sprach schon wie ein alter Mann und Hikari starrte ihn an. Er hatte schon darauf gewartet, bis sie eines Tages zu ihm kommen würde? Oh je. Sie nahm ihm das Eis ab, starrte es jedoch nur an. Zu seiner Erkenntnis nickte Hikari nur meinte dann: "Was ist, wenn ich damit unsere Freundschaft zerstöre? Ich meine .... ich will ihn nicht verlieren, nicht einmal als besten Freund! Es fühlte sich heute nur so an, als ob mir jemand mein Herz aus meiner Brust raus reißen würde, als er ..." sie stoppte. Hikari wollte nicht daran denken und stopfte sich das Eis in den Mund. "Wie war das bei dir? Wie hast du es geschafft ...?", murmelte sie leise.
 

Yamato schwieg und dachte nach. Er war auf solche Fragen nicht vorbereitet, denn er hatte auch noch nie wirklich Glück in der Liebe gehabt. Vielleicht waren die Brüder dazu verdammt gewesen, für immer alleine zu bleiben? "Weißt du, das eigene Glück zählt da oft nicht so viel. Ich wollte, dass sie glücklich war und wollte Taichi nicht als Kumpel verlieren!" seufzte er wieder und hörte sich an, was Takeru zu sagen hatte. "Verstehe!" meinte er und grinste. "Jetzt weiß ich, warum du eben so abwesend warst. Also das was du hier beschreibst passt alles zu dem, was ich damals gefühlt habe und ich würde schon sagen, dass du dich in sie verliebt hast aber ... finde es selbst raus was du willst!", forderte er und fuhr sich wieder durch die Haare. "Doch wenn die schon Angst hast, dass du dich verlieben könntest ... Takeru du weißt schon was die Antwort ist. Meinst du wirklich, sie würde sich so verhalten, wenn du ihr egal wärst!?", konnte er noch zu Ende sprechen, denn schon ihre Mutter zum essen.
 

"Weißt du, also ich würde nach dem Motto leben: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. So dachte ich auch damals bei Sora und habe einfach mit ihr geredet. Deshalb solltest du versuchen mit Takeru darüber zu reden. Oder achte darauf, wie er sich in deiner Gegenwart verhält.", riet er ihr. Außerdem überlegte er: " Vielleicht geht es ihm ja auch so wie dir? Er traut sich nicht mit dir über seine wahren Gefühle zu reden weil er Angst hat. Am Ende werdet ihr dadurch beide unglücklich."

Nach Hikaris Aussage stutzte er. "Was nachdem er heute? Was ist passiert?" Neugierig zog er sich das Eis aus dem Mund. Er hatte die ganze Zeit mit ihm zwischen den Lippen geredet.
 

Der Kleinere bewunderte seinen großen Bruder dafür, dass er so zurückhaltend war und auf seine eigene Liebe verzichtet hatte. Er wusste nicht, ob er so etwas über sich bringen würde. Wobei, wenn er genau darüber nachdachte... wenn er sich sicher war, dass Hikari wirklich... Er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Es versetzte ihm einen zu starken Stich ins Herz sich auszumalen, wie es wäre, wenn Hikari beispielsweise in Daisuke verliebt wäre.

Sein großer Bruder war ihm keine wirklich große Hilfe. 'Er solle selbst entscheiden, ob er wirklich verliebt sei und was er tun sollte' Was glaubte Yamato eigentlich, weshalb er ihn um Rat gefragt hatte?

Doch ehe er noch eine weitere Frage stellen konnte, wurden die beiden auch schon zum Essen gerufen. Zeitgleich standen sie auf und machten sich auf den Weg ins Esszimmer. Dabei hing Takeru noch seinen Gedanken nach. Was sollte er bloß tun? Konnte er es wagen mit Taichi zu sprechen? NEIN! Das würde er auf keinen Fall tun...
 

"Geküsst wurde ...", sprach sie leise zu Ende und sah nach draußen. "Zwar nur auf die Wange, aber immerhin." Es war wirklich die Hölle auf Erden für sie gewesen, als Maki ihn küsste und sie zusehen musste. Doch Tais Worte machten einem Mut. War ja klar, es war seine stärkste Eigenschaft. "Meinst du wirklich?", fragte Hikari unsicher. Sicher musste man über so etwas reden um die Wahrheit zu erfahren aber ... sie hatte immer noch Angst, dass er anders fühlte als sie. Immer wieder sah sie nach draußen und überlegte, ob sie Takeru nicht einfach mal darauf ansprechen sollte, aber etwas tief in ihr hielt sie zurück. Als dann ihr Eis auch noch zu Ende war, seufzte sie erneut. "Wieso kann es nicht so sein wie vor ein paar Jahren? Es war alles so einfach!" Ihre Stimme klang merkwürdig. Jetzt wo sie so darüber nachdachte, fühlte sie sich so einsam und fragte sich, was er jetzt wohl gerade tat.
 

Ungläubig starrte Taichi seine kleine Schwester an. "Ein Mädchen hat ihn wirklich geküsst?", er hob eine Augenbraue. Irgendwie konnte Tai sich nicht vorstellen, dass ein Mädchen allen Ernstes so dreist sein konnte und Takeru vor den Augen seiner besten Freundin auf die Wange küsste. Die Jungend heutzutage... In Gedanken schalt er sich einen Idioten. Nicht nur, dass er sich fast wie ein Vater benahm, nein! Jetzt dachte er schon wie ein älterer Herr über die Jugendlichen der Neuzeit nach! Wie auch Hikari sehnte er sich die alten Zeiten zurück. Damals war seine Welt noch in Ordnung gewesen. Es gab keine großen Sorgen- mit Ausnahme von Devimon, Etemon, Myotismon... -die Liste ging noch viel weiter, doch im Moment dachte Taichi eigentlich eher an die zwischenmenschlichen Beziehungen. Damals war Freundschaft noch nicht so kompliziert gewesen und... Vor seinen Augen tauchten zwei rötliche Augen auf, die zu einer orangehaarigen Schönheit gehörten. Und SIE war noch an seiner Seite... Schmerzlich von der Erinnerung eingeholt seufzte Taichi kurz auf. "Weißt du was? Mir ist eben eingefallen, dass ich noch etwas vergessen habe. Sag Mama, dass ich in einer Stunde oder so wieder zurück bin, ja? Und mach dir keine Sorgen. Alles wird gut, glaube mir! " Mit diesen Worten erhob er sich vom Sofa, ließ jedoch seinen Eisstiel wie auch früher schon auf dem Wohnzimmertisch liegen und ging aus der Wohnung. Er wollte alleine sein...
 

Nachdem Takeru und Yamato ins Esszimmer eintraten, waren sie positiv überrascht. Am Tisch saß bereits ihr Vater, sie hatten nicht wirklich damit gerechnet, dass er wirklich auftauchen würde. Als sie Platz nahmen, hörten sie ihre Mutter aus der Küche lachen und Hiroaki (ihr Vater) schien sich auch sehr zu amüsieren. Als Natsuko das Essen auftrug, erinnerte sich Takeru wieder an seinen sehnlichsten Wunsch, dem er sich gegenüber sah, als er sich in den Fängen des evolvierten Myotismon befand. Damals hatte er sich vorgestellt, dass seine Familie wieder vereint war und stellte sich ein Alltagserlebnis vor: ein Abendessen. Die Situation, einfach nur seine Familie an einem Tisch zu sehen, stimme ihn so glücklich wie nie zuvor und für einen Augenblick verdrängte er sogar Hikari aus seinen Gedanken.

Seine Eltern verstanden sich erstaunlich gut. Wenn ein Fremder der Familie zu Besuch bei ihnen gewesen wäre, hätte er bestimmt gedacht, hier eine glückliche Familie vorzufinden, die keinerlei Probleme miteinander hatten. Die Realität sah jedoch anders aus, die Eltern lebten getrennt und hatten die beiden Brüder entzweit. Trotz allem war es Yamato und Takeru gelungen, den Kontakt aufrecht zu erhalten. Das verdankten die beiden jedoch vor allem der Tatsache, dass sie damals zusammen in jenes Sommercamp fahren durften, das ihr Leben von grundauf veränderte. Dadurch, dass die beiden Brüder so viel in der Digiwelt erlebt hatten und auch schon zuvor in schweren Zeiten immer füreinander da gewesen waren, hatte sich das Band ihrer Geschwisterliebe und Freundschaft verstärkt.

Glücksselig beobachtete Takeru nun seine Eltern. Er hatte eine leise Hoffnung geschöpft, die er seinem Bruder jedoch nicht mitteilen wollte. Takeru hatte Angst, dass er ihm seinen absurden Gedanken ausreden wollte.
 

Hikari überlegte nun, ob sie Takeru schreiben sollte. Oder sollte sie ihn anrufen? Sie entschied, sich erst einmal unter die Dusche zu stellen und sich frische Sachen anzuziehen, da ihre andere Kleidung immer noch von Takerus Blut übersät war. Nun ging sie in ihr Zimmer, nahm sich ihre Klamotten und ging ins Badezimmer, wo sie sich auszog und unter die Dusche stellte. Das Wasser trommelte auf ihren Körper und sie lehnte sich gegen die Wand. Ihre Haare hingen ihr nun im Gesicht und sie fragte sich wirklich, ob dieses Gefühl irgendwann weniger werden würde. Doch wenn sie wirklich verliebt war, dann würde das so schnell nicht mehr aufhören. Ob sie wirklich mit ihm reden sollte? Wohl kaum ....

Nach einer Weile unter der Dusche kam sie wieder raus, zog sich an und ging in ihr Zimmer. Tai war noch nicht wieder da, genauso wie ihre Mutter. Sie legte sich auf ihr Bett und starrte an die Zimmerdecke. Sollte sie wirklich? Leicht hob sie ihr Kissen an und holte ihr D-Terminal heraus. Sie begann ihrem besten Freund zu schreiben: ‚Na Takeru? Alles noch in Ordnung bei dir? Was machen die Schmerzen? Hoffe, dass es dir bald wieder besser geht. In Liebe Kari’ STOP! Nicht ‚in Liebe’ ... Nein, das wäre etwas zu hart für ihre Momentane Situation, oder? Oh man, wenn man Tai braucht ist er nicht da, seufzte sie und dachte nach. Dann kam ihre Mutter ohne Vorwarnung in ihr Zimmer und erschreckte sie so sehr, dass sie die Nachricht abschickte. „NEIN!“, dachte sie sich und wusste schon jetzt, dass sie es am nächsten Tag vermeiden würde, Takeru zu begegnen.
 

Er hatte das Abendessen sehr genossen und viel mit seinen Eltern und Yamato gelacht. Es war beinahe so gewesen, wie vor langer Zeit. Takeru konnte sich nicht an Details erinnern, da er damals zu klein gewesen war, um die Erinnerungen bei sich zu behalten. Doch Gefühle würde er nie vergessen. Und er erinnerte sich zu gerne an jenes Gefühl, seine Familie bei sich zu haben.

Nachdem auch der Nachtisch gegessen war, den seine Mutter irgendwie hervorgezaubert hatte, halfen die beiden anderen Männer noch schnell beim Abräumen und entschuldigten sich sogleich, da sie zu Hause noch etwas zu tun hatten. Takeru war es jedoch nicht entgangen, wie seine Eltern sich angesehen hatten. Die Hoffnung in ihm keimte ein wenig weiter auf.

Als er seiner Mutter ein wenig beim Aufräumen geholfen hatte - sie summte während dem Abwasch vor sich hin, machte sich Takeru auf in sein Zimmer. Als er die Türe hinter sich schloss, dachte er noch einmal kurz an seine Eltern, doch ein Leuchten erregte nun seine Aufmerksamkeit. Anstatt das Licht anzumachen war er einfach so in seinen Raum geschlüpft und so erkannte er sofort das Blinken. Eine Mail war auf seinem D-Terminal angekommen!

Nun gelangte Hikari wieder in seinen Kopf. Vielleicht hatte sie geschrieben!? Neugierig schnappte er sich das Terminal und ließ sich auf sein Bett fallen. Gleichzeitig drückte er auf "lesen", sein Herz machte einen Hüpfer. Die Mail war tatsächlich von ihr. Seltsam, wie er sich auf einmal über eine Mail freute. Nachdem er sie durchgelesen hatte, schaute er auf die letzten drei Worte. Seit wann unterzeichnete Hikari ihre E-Mails auf diese Weise? Er legte sich auf den Rücken, hielt das Terminal horizontal ein wenig von sich weg und überlegte lange, was er zurückschreiben sollte. Dabei war es doch eigentlich recht einfach...

'Natürlich geht es mir besser kleines Dummchen :P Habe ich wohl der Umsorgung der netten Krankenschwester zu verdanken :) Was machst du gerade? Dein TK'

Er überlegte. Ja das 'dein' konnte er ruhig stehen lassen. Es klang unverbindlich und do sehr nahe. Da er immer noch so glücklich war, setzte er noch ein PS hinzu: 'Rate mal wer heute bei uns zum Abendessen war!’
 

Die ganze Zeit hatte sie auf eine Antwort gewartet, doch es kam keine. Naja doch eine, aber nicht von dem jungen Mann, von dem sie eine Nachricht erwartet hatte. Davis schrieb ihr, ob sie von dem Vorfall gehört hätte mit Takeru. Leicht grinsend ignorierte sie diese Nachricht und ging aus ihrem Zimmer. Ihr Bruder war immer noch nicht zurück und sie fragte sich wirklich, was so wichtig war. Immer noch hatte sie Angst gehabt, dass ihre Mail Takeru irgendwie eingeengt hatte und so half Hikari ihrer Mutter beim Kochen, um sich abzulenken. Es ging alles recht gut, doch einmal schweiften ihre Gedanken doch wieder ab und da war es auch schon passiert: sie hatte sich die Hand verbrannt. Ihre Mutter war total panisch, doch Hikari tat es nicht weh, was recht merkwürdig war. Schnell kühlte sie ihre Hand. Sie war doch wirklich zu blöd, so langsam war genug und sie wollte jetzt mal an etwas anderes denken, als an etwas, das nie passieren würde. Schnell deckte sie den Tisch -es war das einzige was ihre Mutter noch erlaubte, und als ihr Vater dann endlich da war, begannen sie einfach zu essen. Tai war immer noch nicht da und so schnell würde er auch nicht mehr wieder kommen. Als der Rest der Familie dann fertig war mit dem Essen, kam er nach Hause, verschwand ohne Worte in seinem Zimmer, kam dann etwas später wieder heraus und wollte sich etwas von Hikari leihen. Deshalb ging er in ihr Zimmer. Sie wollte gerade den Tisch abräumen und hatte auch schon die Teller in der Hand, als Tai plötzlich rief: „Hey Kari, du hast ne Mail!“ Sie hatte keine Ahnung weshalb, aber sie ließ die drei Teller fallen. Ihr Herz klopfte wie wild und sie wurde leicht rosa. "W-wird nur Davis sein ...", meinte sie dann und entschuldigte sich bei ihrer Mutter ein paar Mal wegen der Teller. Die Mutter räumte Hikaris Sachen weg, denn diese rannte schon fast in ihr Zimmer, warf sich aufs Bett und ... hielt inne. Was ist, wenn sie sich freute und er ihr nicht geschrieben hatte? Oder wenn er jetzt sauer war!? Angst hatte sie ja schon, doch sie fasste einen Entschluss und las dennoch. Und was sie las gefiel ihr sogar. Doch etwas stolz machte es sie ja schon, er war „Ihr“ TK ... sie seufzte leise, doch merkte nicht, wie ihr Bruder mitlas. "Aha ... „dein Tk“?", sagte er mit einem Unterton in der Stimme und sie scheuchte ihn nur aus dem Zimmer. Takeru war also doch nicht sauer auf sie. Schnell machte sie sich dann an eine Antwort: ‚Ich hab gerade Tai aus meinem Zimmer verjagt und schreib dir jetzt zurück :D Hm ... ich wollte eigentlich gleich ins Bett, doch ich weiß nicht, ob ich schlafen kann. Was machst du jetzt noch? Schon dich noch und lass dich verwöhnen! Wer da war? ...’ Hier musste sie überlegen, sie wusste, dass es jemand sein musste, den er gern hatte, doch Matt war doch schon bei ... Moment mal. ‚Sag nur dein Vater war bei euch!? Wenn ja ist das ja der Wahnsinn, wie war’s? Bis dann, deine Hikari’ Dann sendete sie auch schon. "Hmhm ... Takerus Kari also und ich dachte immer, du wärst meine Kari!" Sie hörte schon wieder die Stimme von Tai. "TAI VERSCHWINDE!", lachte sie und warf ihm ein Kissen ins Gesicht.
 

Nachdem die Mail abgeschickt war, verging die Zeit endlos lange. Takeru überlegte, ob sie gleich zurückschreiben würde. Er kannte seine Freundin gut, sie würde bestimmt. Also drehte er sich wieder auf den Bauch und starrte sein D-Terminal an, als wolle er es hypnotisieren, dass die Antwort schneller kam. Nach einer Weile hielt er kurz inne. Was er hier tat war doch eigentlich oberpeinlich! Verhielten sich so nicht normalerweise irgendwelche verliebten Mädchen in billigen Fernsehserien? Die Liebe machte aus einem Jungen ebenfalls einen Affen... nachdem er geschlagene 20 Minuten auf eine Antwort gewartet hatte, schämte er sich irgendwie vor sich selbst, erhob sich mit einem Ruck von seinem Bett, warf das kleine elektronische Gerät auf sein Bett und ging rüber zum Schreibtisch. Es war noch nicht spät genug um ins Bett zu gehen, also schaltete er seinen PC ein- er wollte noch ein wenig im Internet surfen. Als das Betriebssystem geladen war und der Computer eine Passworteingabe verlangte, registrierte er dies gar nicht. Mit trüben Augen starrte er den Bildschirm an und dachte schon wieder an Hikari. Kurz warf er einen Blick zum Bett. Nein, es war keine Mail gekommen und wenn, dann hätte er es ja wohl auch gehört. Seufzend wandte er sich wieder dem Bildschirm zu und gab nun endlich das Passwort ein. Bis auch die restlichen Daten geladen waren, hatte er sich schon wieder in seiner Traumwelt verloren. Als wie aus dem Nichts plötzlich seine Schreibtischlampe umfiel, schreckte er auf und sah sich verwirrt um. Dann stellte er die Lampe wieder auf, betrachtete einen Moment erneut den Screen und fuhr den PC wieder herunter. Irgendwie machte es keinen Sinn sich daran zu setzten. Er schweifte sowieso immer ab. Gelangweilt trottete er wieder zu seinem Bett zurück, zog sich den Schlafanzug über und legte sich hinein. Links neben ihm lag ein Buch, das er gerade las. Rechts von ihm befand sich das Terminal, welches noch immer keinen Laut von sich gab. Ob Takeru lesen sollte? Ohne groß nachzudenken wandte er sich nach rechts und schnappte sich das D-Terminal und starrte wieder darauf. Genau in diesem Moment hörte er das vertraute Piepsen und das kleine Ding in seiner Hand vibrierte.

Hastig öffnete er die Mail und grinste. Mit einem Mal fühlte er sich megawichtig, immerhin hatte Hikari ihren geliebten Bruder extra wegen ihm aus dem Zimmer geworfen!

Um sie nicht zu lange warten zu lassen, begann er sogleich die Antwort zu tippen. 'Geht mir genauso. Eben wollte ich an den PC, doch ich konnte mich überhaupt nicht konzentrieren, also hab ich mich ins Bett gelegt. Aber irgendwie bin ich nicht müde- kein Wunder es ist erst 21 Uhr, ansonsten würde ich jetzt fragen, was für Gedanken dich denn wach halten :P Mir geht es übrigens BLENDEND', er unterstrich das letzte Wort und setzte 3 Ausrufezeichen dahinter. Er wollte keinesfalls, dass sich Hikari immer noch Sorgen um ihn machte. 'Woher weißt du das? Ja mein Vater war tatsächlich bei uns zum Essen. Er und meine Mum haben sich ziemlich gut verstanden... Weißt du was? Irgendwie bin ich gerade total glücklich! Dein TK'

Schnell schickte er die Mail ab. Jetzt hieß es wieder warten.
 

Immer wieder zog Tai sie deswegen auf und es wurde ihr immer peinlicher. Wie in den guten alten Zeiten, als er ihr immer ihre Stofftiere weggenommen hatte, liefen sie um den Tisch. "Gib mir mein D-Terminal zurück!", rief sie richtig sauer und starrte ihn an. Der Vater der Beiden saß auf dem Sofa und las seine Zeitung "Dein was?", fragte er nach, doch eine Antwort kam weder von seiner Tochter, noch von seinem Sohn. "Ich will aber wissen, was ER zurückschreibt!", kicherte Tai und war wie immer schneller als seine Schwester. "Er?", wiederholte der Vater seine Fragerei misstrauisch. Doch wieder bekam er keine Antwort. "TAI!!!", schrie die Kleine wieder und sprang über das Sofa, doch er war wieder schneller. Er lief in die Küche und versteckte sich hinter seiner Mutter. "Kinder bitte! Wie alt seid ihr denn!", ermahnte sie und versuchte Tai aus der Küche zu bekommen. "Lass mich doch, Schwesterchen. Immerhin hab ich ein Recht zu erfahren, was zwischen euch läuft!", lachte Tai und legte ihr D-Terminal auf den Schrank. So kam sie nicht dran und schmollte. "Schon mal was von einem Briefgeheimnis gehört Brüderchen!?" Ihr Vater stand auf einmal vor ihnen und sah richtig verwirrt aus. "Hab ich etwas nicht mit bekommen?" Super, jetzt hatt Tai auch noch das Interesse ihres Dads geweckt. "Nichts Dad. Tai meint nur, dass zwischen mir und Takeru etwas laufen würde!" versuchte sie es aufzuklären und sah Tai sauer an. "Aha ...", hauchte ihr Vater nur und setzte sich hin. "Takeru? Wie gehts ihm?", fragte auch schon Frau Yagami aus der Küche und Hikari wusste, dass sie ihn gerne hatte, doch bevor sie etwas antworten konnte, meinte Tai: "Jetzt, da Kari ihm geschrieben hat bestimmt besser!" Warum musste sie so einen gemeinen Bruder haben? Plötzlich hörte sie den für sie zur Zeit schönsten Ton. "Tai!!!", drängelte sie schon fast, denn sie wollte es doch unbedingt lesen. Er nahm das Terminal wieder runter und gab es Hikari. Schnell öffnete sie die Mail und begann zu lesen. ‚Welche Gedanken mich wach halten!? Das wüsstest du wohl gerne was? :D Vielleicht verrate ich es dir ja irgendwann einmal, aber komm erst mal selbst drauf. Na ja ich hab mir schon gedacht, dass es dein Dad ist, da ich wusste, dass Yamato ja bei dir war und sonst konnte ich mir keinen vorstellen. Aber es freut mich, dass es bei euch Berg auf geht, wirklich. Du hast es dir verdient nach all den Jahren. Und siehst du? Wenn man die Hoffnung nicht aufgibt, dann werden die Wünsche auch wahr.

Weißt du was? Irgendwie... fehlst du mir gerade und ich freu mich schon auf morgen. Da kannst du mir alles genauer erzählen. Schlaf dann mal später gut und träum was super Schönes! Mal sehen ob ich schlafen werde. Bis morgen, deine Kari’ Schnell schickte sie die Mail ab und zwar noch bevor Tai lesen konnte, was sie geschrieben hatte.
 

Takeru wusste nicht, was im Haus der Yagamis gerade passierte, doch wenn Hikari ihm davon erzählen würde, hätte er mit Sicherheit darüber gelacht. So kannte er Taichi und Hikari. Sie zofften sich, ärgerten sich und hatten sich lieb, so wie es Geschwister normalerweise auch taten.

Auf die Antworten zu warten wurde von Mal zu Mal unerträglicher. Eigentlich musste Takeru schon seit geraumer Zeit auf die Toilette, doch er konnte sich nun überhaupt nicht mehr vom Terminal trennen und hielt es sogar die ganze Zeit in der Hand, es war schon beinahe wie eine Sucht. Aufs Klo mitnehmen wollte er es irgendwie auch nicht. Ihm würde es so vorkommen, als wäre er dann mit Hikari dort und... Er schüttelte den Kopf. Allmählich begann er wirklich zu spinnen. Sollte er wirklich verliebt in sie sein, so musste er tierisch aufpassen, dass er nicht auch noch den Verstand verlor. Um sich zu beweisen, dass er nicht abhängig war, legte er das Terminal wieder hin, dieses Mal direkt neben den Schreibtisch, der neben der Tür stand. Auf diese Weise würde er es sofort wieder aufnehmen können, wenn er von der Toilette kam. Leise schloss er die Tür, öffnete sie jedoch gleich noch einmal, so würde er noch schneller wieder zurück sein.

Als er wieder zurückkam, fielen ihm fast die Augen aus. Es war weg!! Verzweifelt ließ er sich auf den Boden sinken und sah sich um. Wo zum Teufel war dieses heimtückische Ding nur abgeblieben?

Mit einem Mal stand seine Mutter in der Tür. "Takeru, sieh mal! Dieses Ding hat eben wie verrückt angefangen zu Piepsen... Ich weiß zwar nicht was das ist, aber es hat mich ziemlich erschreckt...", sie lächelte ihn an. "Das ist ein Gerät mit dem man E-Mails schreiben kann.", erklärte er ihr hastig und nahm es wieder entgegen. "Hikari hat wahrscheinlich geantwortet!", sagte er mit ruhiger Stimme. "Na gut...", sie zwinkerte ihm zu. "Dann lasse ich dich wohl jetzt mal alleine mit diesem... Gerät da... Gute Nacht!" Natsuko schenkte ihm ein Lächeln, das er erwiderte. "Gute Nacht Mum!" Damit schloss er wieder die Tür und kehrte zu seinem Bett zurück. Flink flitzten seine Finger über die Tasten. 'Na sonst würde ich doch nicht fragen! Wetten es ist ein Junge? Es IST ein Junge, ich weiß, dass ich Recht habe... Sieht er besser aus als ich? Na sag schon :D' Auch wenn er es nicht ernst meinte, allein die Vorstellung, dass dies der wirkliche Grund dafür war, dass sie nicht schlafen konnte, gefiel ihm nicht. 'Aber jetzt mal was anderes... meinst du, meine Eltern könnten vielleicht eines Tages wieder... naja zusammen kommen? Heute Abend hab ich mir einige Gedanken dazu gemacht aber ich wollte mit Yamato nicht darüber reden...', er machte einen Absatz. Er fehlte ihr... Ein wohliger Schauer durchströmte seinen Körper, als er diese Zeilen las. Wahrheitsgetreu antwortete er ihr: 'Weißt du was? Irgendwie geht es mir genau so, du fehlst mir! Schon komisch was? Dabei haben wir uns doch heute gesehen... Naja ich werd dann jetzt mal versuchen zu schlafen. Viel Glück bei deinen Versuchen :P Dein Takeru PS: Du darfst mich aber gerne noch einmal wecken ;)’
 

Nach einer Weile verzog sich Tai dann in sein Zimmer. Schließlich hatte er noch was zu tun und musste morgen wieder zur Uni. Schnell ging sich Hikari noch die Zähne putzen, etwas trinken und huschte wieder in ihr Zimmer. Ihr D-Terminal hatte noch nicht wieder reagiert und somit machte sie das Licht aus. Sie mochte die Dunkelheit nicht, noch nie. Langsam stieg sie ins Bett und sah sich das D-Terminal genau an. Was würde sie nur ohne dieses kleine Ding machen? Das hatte sie sich schon ziemlich oft gefragt. Jetzt sah sie zu ihrem Nachttisch. Dort konnte man ein Bild erkennen, ein Bild von Takeru und ihr, als sie zusammen in den USA waren, um Mimi zu besuchen. Sie waren ganz alleine weggefahren, etwas, was sie sich heute nicht mehr trauen würde. Lange sah sie sich das Bild an und fragte sich, ob sie damals schon in ihn verliebt war. Immerhin mochte sie ihn ja schon immer.

Die Dunkelheit in ihrem Zimmer machte sie jetzt nervös und wenn der Mond nicht in ihr Zimmer geschienen hätte, so dachte sie, würde sie an diesem Abend verrückt werden. Ab und zu überkam sie ein Schauer wie damals, doch sie versuchte es zu verdrängen. Leicht schreckte sie hoch, als das Terminal einen Ton von sich gab und las die Nachricht. Super, jetzt hatte er sie. ‚An wen soll ich denn schon denken? Aber ich bin ja mal nicht so ... ja ich denke an jemanden und ja dieser ist auch ein Junge, ein ziemlich hübscher sogar. Doch du glaubst nicht, wer dieser Junge ist. Hmm ich gebe dir einen Tipp: Du kennst ihn besser, als jeder andere!

Gib deinen Eltern Zeit Takeru, denn sie müssen sich erst wieder aneinander gewöhnen, aber ich hab immer gehofft, dass sie wieder zueinander finden werden. Lass die Dinge ihren Lauf nehmen. Mal sehen, was passiert.

Dir gehts genauso? Seltsam!’ „Aber auch irgendwie beruhigend“, dachte sie sich dann noch und schrieb weiter: ‚Du Takeru? Ich fühle mich jetzt so eigenartig und das hat nichts mit einem Jungen zu tun. Weißt du noch, als ich damals zum Meer der Dunkelheit gezogen wurde? So ähnlich fühlt sich das gerade an. Meinst du, es ist wieder etwas, oder bilde ich es mir nur ein? Ich weiß nicht, mit wem ich sonst drüber reden soll! Deine Kari’

So schickte sie die Mail ab und drehte sich auf den Rücken. Es fühlte sich immer schlimmer an und sie hoffte, dass sie es sich nur einbildete.

Verschwinden

Als dieses Mal die Antwort kam, wäre er beinahe vor Schreck aus dem Bett gefallen, seine Nachttischlampe musste darunter leiden, denn die fiel auf den Boden und ging aus. "Na super!", dachte er sich. "Heute scheinen sich alle Lampen gegen mich verschworen zu haben!" Ächzend bückte er sich und hob die nun kaputte Lampe wieder auf, stellte sie wieder auf das Kästchen. Anschließend öffnete er die Mail ein zweites Mal und las sie noch einmal genau durch. Takerus Gesicht war durch das LCD des Nachrichtengeräts in blaues Licht getaucht, das sich spärlich im Zimmer verteilte. Er wusste nicht welcher Teil der Message ihm mehr zusetzte: Der Teil, indem sie ihm von dem Jungen erzählte, dessen Identität er nicht kannte und den er jetzt schon dafür hasste, dass er existierte, oder den anderen Teil, indem sie von ihrem unguten Gefühl erzählte. Kurz tauchten vor ihm die Gesichter von Daisuke und Yamato auf. Sie beide waren die Einzigen Jungs, die er besser kannte als jeden anderen. Wer also sollte der geheimnisvolle Typ sein, der ihn Hikaris Gedanken herumspukte? Takeru konnte sich nicht vorstellen, dass es Yamato sein könnte, also blieb nur noch Daisuke. Er konnte es nicht fassen. Hatte Kari ihm etwas verheimlicht? War sie Daisuke in den Ferien etwa näher gekommen, als ihm selbst, ihrem besten Freund lieb war? Der Stich der Eifersucht und Enttäuschung machte sich wieder in seinem Herzen bemerkbar. Nun tauchte plötzlich wieder die Frage auf: Würde er genauso handeln wie sein Bruder? Oder total egozentrisch auf die "Beziehung" zwischen Hikari und Daisuke reagieren und mit allen Mitteln versuchen sie für sich zu gewinnen? Er überlegte. Das war das erste Mal, dass er direkt EIFERSÜCHTIG auf Davis war. Normalerweise hatte er immer gedacht, vor seinem Kumpel nichts befürchten zu müssen, doch mit einem Mal sah das anders aus. Lag das daran, dass er seine wahren Gefühle für seine beste Freundin entdeckt hatte?

Er konnte ihr nicht zurückschreiben und sie fragen, ob es sich bei dem Jungen um Daisuke handelte. Er hatte Angst vor der Antwort und wollte daher lieber im Ungewissen verweilen. Doch anstatt ihr keine Antwort zu schicken, tippte er alarmiert etwas, das sich ausschließlich auf den zweiten Teil der Mail bezog. 'Natürlich weiß ich noch wie es war, als du zum Meer der Dunkelheit gezogen wurdest. Ich konnte nichts tun, um es zu verhindern.', er machte sich immer noch Vorwürfe deswegen. 'Was genau passiert um dich herum? Pass auf dich auf und gebe dem Gefühl bitte nicht nach. Ich will nicht, dass du verschwindest.' Nicht sicher darüber, ob es wirklich sein konnte hielt er inne. Doch Hikari war schon immer sehr anfällig für so etwas gewesen. Sie achtete auf Dinge, an denen andere Menschen einfach achtlos vorbeigingen und war so gutmütig, dass es von der Dunkelheit oftmals ausgenutzt wurde. Daraus schloss er, dass Hikari sich die Sache wohl nicht einbildete und warnte sie davor, der Dunkelheit zu verfallen. Von hier aus konnte er ihr überhaupt nicht helfen, es machte ihn ganz krank. 'Geh und wecke Tai!', war das letzte was er noch schrieb, bevor er die Mail abschickte. Anschließend sprang er aus dem Bett und lief im Zimmer umher. Was sollte er tun? Sein Blick fiel auf die Uhr. Die Zeit war erstaunlich weit fortgeschritten. Schon kurz vor elf. Konnte er es wagen um diese Uhrzeit einfach zu den Yagamis zu gehen? Unschlüssig lief er in den Hausflur.
 

Es kam ihr so vor, als ob die Zeit gar nicht vorüberginge. Immer wieder versuchte sie sich an die Wand zu drehen, um nicht in den Raum sehen zu müssen, doch dieses Gefühl, das sie nicht beschreiben konnte verschwand nicht. Wieso? Wieso jetzt auf einmal? War wieder irgendetwas ...? Sie konnte es sich nicht erklären und setzte sich mit dem Rücken zur Wand. Doch konnte es sein, dass es dunkler wurde in ihrem Zimmer? Sie hoffte es nicht. Plötzlich merkte sie, wie ihr Herz schneller schlug, ihre Hände mit kaltem Schweiß bedeckt waren, ihr Atem schneller ging und sie mächtige Angst bekam. Noch nie war sie in so einer Panik wie heute. Sie bekam noch nicht einmal mehr mit, dass sie eine neue Mail von Takeru erhalten hatte. Langsam zog sie die Beine an ihren Körper und hielt sie ganz fest mit ihren Armen. Dann sah sie nach draußen zu dem wunderschönen und vor allem hellen Mond. Er beruhige sie etwas, doch sie traute ihren Augen kaum, als eine riesige dunkle Wolke sich vor den Mond schob und sein Licht abhielt. Nun drehte sie ihren Kopf gar nicht mehr. Sie war einfach zu ängstlich und kniff die Augen fest zusammen. "Hikari ...", hauchte eine leise, dunkle Stimme ihr zu und sie merkte, wie sie zu zittern begann. Ihr Atem ging jetzt so schnell, als hätte sie an einem Rennen über 10000 km teilgenommen. Immer und immer wieder rief diese Stimme nach ihr, doch Hikari schüttelte immer wieder den Kopf. Sie hatte nur einen Wunsch: Dass jetzt Takeru hier wäre ... er war es, der sie schon mal aus der Dunkelheit rettete. "Takeru ...", wisperte sie leise und drückte ihren Kopf gegen die Knie. Sie bemerkte, wie ihr Gesicht nass wurde und sie weinte. „Super“, dachte sie sich. „Du machst es der Dunkelheit heute aber verdammt einfach.“ Sicher war sie stark, doch so stark auch wieder nicht. Denn umso stärker sie wurde, desto stärker wurde auch die Dunkelheit. Doch dann fiel ihr wieder der Spruch ein: ‚Wo es Licht gibt muss es auch Schatten geben’ War es umgekehrt auch so?
 

Geschlagene fünf Minuten stand er im Hausflur herum und überlegte verzweifelt, was zu tun war. Ehe er sich versah, hatte er sich auch schon seine Schuhe angezogen und eine Jacke übergeworfen. Der Schlüssel hing im Schlüsselkasten, doch um ihn mitzunehmen, fehlte ihm in der Hast die Zeit. So fiel die Tür ins Schloss, sodass seine Mutter aufschreckte. Sie hatte eben ferngesehen. Als sie in den Gang lief um nachzusehen, war niemand im Flur. Mit einem mulmigen Gefühl lief sie zu Takerus Zimmer. Die Tür stand speerangelweit offen. An der Garderobe fehlten seine Jacke und Schuhe. Wo mochte er so spät noch hingegangen sein? Ihr Blick fiel auf die Lampe, die schon wieder auf den Boden gefallen war. Dieses Mal war die Glühbirne zersprungen. Das Licht würde niemals mehr aus ihr erstrahlen können.

Hastig rannte Takeru durch die Straßen. Sein Atem ging bereits sehr schnell und sein Herz raste. Nicht nur vor Anstrengung, auch vor Angst. Ein ungutes Gefühl, das Hikari betraf, machte sich in ihm breit. Auch wenn der Arzt es ihm verboten hatte, es war ihm unumgänglich jetzt auf seine eigene Gesundheit zu achten und keinen Sport zu treiben- denn das Rennen war ja Sport. Ohne Rücksicht auf sich selbst setzte Takeru seinen Sprint fort. Er merkte ein leises Pochen in seinem Kopf, das er allerdings ignorierte, denn im Moment zählte nur eines: Hikari!

Er hatte nur noch eine Straße vor sich. Zum Glück wohnte sie nicht all zu weit von ihm entfernt. Hätte er ein Fahrrad mitgenommen, wäre er jedoch viel schneller und unter nicht so kraftzehrenden Umständen an seinem Ziel angekommen. Fünfzehn Minuten war er unterwegs gewesen. In diesen endlosen langen Minuten hatte er keine Nachricht mehr von seiner besten Freundin erhalten. Als er um die letzte Ecke preschte, überkam ihn noch viel mehr Angst. Er hatte sich dem Haus von der Südseite genähert, er wusste, dass es dort zwar keinen Eingang gab, doch der Weg war kürzer gewesen und er würde sowieso nicht klingeln können. Hikaris Eltern würden es nicht verstehen. Eigentlich war es Wahnsinn, doch in der Eile war ihm kein besserer Weg eingefallen. Also stellte er sich genau unter die Balkonreihe des riesigen Mehrfamilienhauses in der er Hikaris Zimmer irgendwo vermutete und brüllte wie verrückt nach ihr.
 

Noch immer zitterte ihr ganzer Körper und sie sah in ihr zu dunkles Zimmer. Langsam aber sicher erkannte sie Gestalten. Sie waren so groß wie Hikari und ihre Augen leuchteten. "W-was wollt ihr ...?" Mehr bekam sie nicht mehr raus und stand auf einmal vor ihrem Bett. Noch einmal sah sie sich um und merkte, dass der Weg zu ihrer Zimmertür frei war. Doch diese Gestalten kamen immer und immer näher. Ihr Atem stockte und sie lief rückwärts durchs Zimmer, immer so, dass sie diese Gestalten im Auge hatte. Sie hatte noch mehr Angst als damals, als sie in diese andere Welt gezogen wurde. Ihr Herz zog sich so fest zusammen, dass es schon weh tat und dann passierte ihr etwas, das sie ihnen ausgeliefert hatte. Sie stolperte über ihre Schultasche und drehte sich einmal in der Luft. Hart kam sie dann auf dem Boden auf, die Augen fest zusammen gekniffen. Diese Wesen kamen ihr näher, das spürte sie ganz deutlich. Was sollte sie nur tun? Ihre Hand ertastete etwas, was sie aufschrecken ließ. Sie machte die Augen auf. Es war weich und leicht grau. "Takeru ...", murmelte Hikari leise und hielt seine Mütze in der Hand. Wäre er doch nur hier, wünschte sie sich und setzte sich auf. Fest drückte sie die Mütze an sich und hoffte nur, dass diese seltsamen Wesen verschwinden würden. "Das Licht muss erlischen", hauchte eines von ihnen und in ihrem Zimmer wurde es kälter. Schnell drehte sie ihren Kopf und starrte das Vieh an. Nur mit Mühe konnte sie wieder aufstehen und bewegte sich langsam aus der Tür. Im Wohnzimmer saß keiner mehr und auch hier war das Licht schon lange ausgemacht worden. Es fühlte sich so an, als ob ihr jemand die Luft abdrücken würde. Aber dann hörte sie etwas, was sie überglücklich machte: Takerus Stimme. Er war hier? Das konnte nicht sein. Doch da, wo seine Stimme herkam, wollte sie sein. Es war ihr egal, wie sie jetzt aussah und wie spät es war, doch zusammen mit seiner Mütze die sie immer noch fest an sich drückte, ging sie langsam auf die Wohnungstür zu. Diese Wesen folgten ihr leise. Schnell schlüpfte sie in ihre Schuhe und riss die Tür auf. Danach ging alles so schnell. Sie hätte nicht vermutet, dass sie so schnell laufen konnte, doch wenn ein Mensch ängstlich war, konnte er wohl so einiges durchstehen. Hikari hoffte so sehr, dass sie nicht geträumt hatte und lief einmal um das Haus herum. Als sie beinahe nicht mehr konnte, entdeckte sie den blonden Jungen, der ihr so wichtig war. "TAKERU!", rief sie mit besorgter Stimme, dicht gefolgt von den Wesen die sie ängstigten. Doch bevor sie ihn erreichte, erwischte sie eines der Wesen am Fuß und riss sie zu Boden. "Aaah ...", gab sie von sich und diese Landung tat mehr weh, als die eben in ihrem Zimmer.
 

Er hatte seine Hände zu Trichtern geformt, die seine Stimme verstärken sollten und rief unermüdlich weiter den Namen des Lichts. Ein paar Lampen waren bereits in den unteren Stockwerken angegangen und an manchen Fenstern zeigten sich Hausbewohner, die ihn mürrisch anstarrten. Einige sahen bereits so aus, als wollten sie sich gleich beschweren. Doch Takeru war das egal. Plötzlich hörte er tappende Geräusche zu seiner Rechten, als würde jemand angerannt kommen. Für den Bruchteil einer Sekunde hörte er auf zu rufen und starrte hoffnungsvoll in die Dunkelheit. Die mürrischen Leute verschwanden von den Fenstern. In der Nähe brannte lediglich eine Straßenlaterne, doch sie allein genügte, um ihm zu erkennen zu geben, dass es sich bei dem rennenden Menschen um Kari handelte. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke und er hatte das Gefühl Erleichterung in ihrem zu erkennen. Doch plötzlich veränderte sich etwas. Dieses Mal sah auch er es. Eine schattenhafte Gestalt kroch hinter Hikari auf dem Boden. Er wollte ihr eine Warnung zurufen, doch es war zu spät. Ehe sie sich versah wurde sie an ihrem Fußgelenk gepackt und stürzte zu Boden. Genau in diesem Moment ging auch die Straßenlampe aus. Genau in diesem Moment hörte er ihren Schrei. Genau in diesem Moment setzte Takeru zu einem erneuten Sprint an. "Lasst sie in RUHE!!!"
 

Der Aufprall war hart und sie spürte jeden einzelnen Knochen. Nun war auch noch dieses Licht ausgegangen und sie fragte sich, was das alles sollte. Doch die Schritte, die vermutlich von Takeru ausgingen, machten sie nervös, denn sie wollte nicht, dass ihm etwas wegen ihr passierte. "GEH!", rief sie leise und versuchte sich zu befreien, doch es ging nicht. Dieses Etwas war so kalt, dass ihr Fußgelenk schon blau wurde. War’s das? Hatte sie all die Jahre umsonst gekämpft, wenn es eh so kommen musste? Takerus Stimme kam näher und sie schrie schon fast: "MACH DAS DU WEG KOMMST!" In diesem Moment wurde sie von diesem Ding noch hochgehoben und es schlängelte sich um ihren Körper. Ihr wurde immer kälter und kälter. Takerus Mütze fiel auf den Boden.
 

Er blieb wie erstarrt stehen und beobachtete fassungslos, was gerade mit Hikari geschah. Takeru wusste überhaupt nicht, was er jetzt tun sollte. "Kämpfe dagegen an!", rief er ihr verzweifelt zu und setzte sich erneut wieder in Bewegung. Er würde sich nicht von ihr zurechtweisen lassen, sie nicht im Stich lassen! Beinahe hatte er Hikari nun erreicht und die Kälte kroch ihm nun auch in seine Glieder. Der Junge schauderte. Er KANNTE dieses Gefühl! Malomyotismon hatte es ihm beschert. So fühlte sich also die Dunkelheit an. Schon damals hatte er sich gefragt, was es für eine Angst war, die an ihm nagte, doch nun hatte er ihr einen Namen gegeben: Dunkelheit. Ihm fiel es immer schwerer, sich auf Hikari zuzubewegen. Das schwarze Monster hatte sich schon beinahe gänzlich um ihren Körper geschlungen, fast schon wie eine Schlage, die nur darauf wartete, ihr Opfer zu erwürgen. Verzweifelt ließ Takeru seine Hand vorschnellen und packte das Monster. Ein kalter Schmerz durchzuckte ihn und er verbrannte sich- Gefrierbrand. Mit aller Macht zog und zerrte er an der dunklen Macht, die Hikari gefangen hielt. Sein Wille war noch nicht gebrochen und sein Gesichtsausdruck entschlossener denn je. "Hikari!", rief er sie immer und immer wieder. "Versuch an etwas Positives zu denken, lass dich nicht von der Macht verführen!" Er wünschte sich, dass auch die anderen hier wären. Takeru fürchtete, seine Freundin heute nicht allein retten zu können, doch er gab nicht auf. Er würde niemals aufgeben! Nicht so lange noch ein Fünkchen Hoffnung in ihm loderte. Die Hoffnung, die das Licht erhalten würde.
 

Dagegen ankämpfen? Doch wie sollte sie das nur tun? Sie hatte immer versucht der Dunkelheit zu entkommen, doch was hatte es ihr gebracht? Sie brachte lediglich immer diejenigen in Gefahr, die ihr wichtig waren und das musste aufhören. Als sie unter Schmerzen ein Auge öffnete, sah sie, wie Takeru versuchte, ihr zu helfen. "Takeru nicht ... lass es ... du bringst dich in Gefahr .... das WILL ICH NICHT!" Nun bemerkte sie wieder, wie ihr Gesicht nass wurde. Er sollte doch keine Schmerzen erleiden, nicht ER. Hikari hasste die Dunkelheit jetzt noch viel mehr und sie blickte diesem Wesen eiskalt ins Gesicht. Sie konnten mit ihr machen, was sie wollten, doch nicht mit Takeru, ihrer Hoffnung. An was Positives denken. "Ja ... was positives ...", hauchte sie mit der letzten Luft, die sich noch in ihrer Lunge befand und schloss fest die Augen. Sie dachte daran, als sie zusammen mit den anderen in der Digiwelt war, wie schön es immer mit den anderen war und sie dachte an alles, was sie mit Takeru durchgemacht hatte. Er war immer für sie da gewesen, ihr Rettungsboot, wenn sie nicht mehr weiterkonnte. Ein Lächeln bildete sich bei den Gedanken auf ihrem Gesicht und sie spürte, wie es wärmer wurde, immer wärmer. Dann dachte sie an diese wunderschöne Umarmung vom Nachmittag. Es war so ein schönes Gefühl gewesen, dass es in ihr etwas auslöste. Langsam begann sie leuchten, wie damals, als sie zum ersten Mal in der Digiwelt war und sie spürte, wie dieses Ding sie los ließ und sie zu Boden fiel. Hikari hustete ein paar mal und hielt sich den Hals fest.
 

Es wurde immer kälter und Takeru wusste nicht, wie lange er wohl noch durchhalten würde. Seine Hände schmerzten, doch er wollte nicht aufgeben, wollte SIE nicht aufgeben. "Sei nicht albern, ich werde nicht eher ruhen, bis du in Sicherheit bist.", rief er ihr erneut zu. "Und daran wird sich niemals etwas ändern. Ich würde es nie ertragen, wenn dir etwas zustieße!", wahrheitsgemäß fanden die Worte von allein ihren Weg über seine Lippen. Er selbst suchte ebenfalls nach positiven Gedanken. Die Dunkelheit konnte ihm zwar selbst nicht so viel anhaben wie Hikari, doch er hoffte, dass er sie vielleicht so schwächen konnte. Seine Gedanken kreisten allein um Erlebnisse mit Hikari. Es waren zu viele, um sie alle einzeln aufzuzählen, doch tief in seinem Inneren hatte er sie bewahrt und konnte sich alle auf einmal in Erinnerung rufen. Plötzlich erstrahlte ein Licht neben ihm und er riss die Augen auf. Hikari leuchtete. Was hatte dies zu bedeuten? War sie der Macht der Dunkelheit nun überlegen? Langsam lösten sich die Schatten auf. Aus weiter Ferne meinte er ein Kreischen zu hören, doch das kümmerte ihn nicht, denn Hikari stürzte vor ihm auf den Boden.

Mit zwei Sätzen war er bei ihr, berührte sie an der Schulter. "Alles in Ordnung!?"
 

Es war heute etwas viel und als sie so auf dem Boden lag, wusste sie für den ersten Moment nicht, wo sie war, geschweige denn, was passiert war. Ihr Atem ging immer noch schnell und ihre Lungen mussten sich erst wieder an Sauerstoff gewöhnen. Nur schwer konnte sie sich aufsetzen und die Augen öffnen. Alles in Ordnung? Nein, eigentlich nicht. Sie wusste nicht recht, wie lange sie so etwas noch durchhalten konnte und wusste nicht, was die Gestalten eigentlich wollten. Mit einem schwachen Blick sah sie Takeru an, öffnete den Mund, aber es wollte kein Ton heraus kommen. Es war einfach viel zu viel für einen Tag. Doch wenn er nicht gewesen wäre, wäre sie jetzt keine Ahnung wo. Zitternd hob Hikari ihre Hand und sah ihm in die Augen. Sie leuchteten so schön. Irgendwann legte sie dann ihre Hand an seine weiche Wange. Sie fühlte sich sogar noch besser an, als sie dachte. "Danke ...", hauchte sie fast kraftlos und registrierte, wie schwach sie eigentlich geworden war. Ihre Augen konnte sie nicht mehr offen halten und ihre Hand rutschte langsam wieder von seiner Wange. Selbst ihr Körper sank zusammen. Es war zu viel ... viel zu viel ...
 

Takeru half seiner Freundin sich aufzusetzen. "Es ist vorbei!", beteuerte er ihr, da er Angst hatte, sie würde einen Anfall oder so etwas bekommen. "Du hast es geschafft sie zu vertreiben!" Stolz schwellte aus seiner Stimme hervor und er musterte sie genau, wie sie erschöpft vor ihm kauerte. Mit letzter Kraft berührte sie ihn und diese Berührung erschien ihm im Moment wie eine Art Lohn. Die Woge des Glücksgefühls, die sie auslöste, fühlte sich unbeschreiblich kräftigend an. Mit einem Mal wurde die Berührung schwächer und ihre Hand erschlaffte allmählich. Als er Hikari genauer betrachtete bemerkte er, dass sie vor Erschöpfung das Bewusstsein verloren hatte.

Was sollte er jetzt tun? Ihm wurde wieder bewusst, dass er unmöglich die Yagamis aus dem Bett klingeln konnte. Kurzerhand beschloss er, sie einfach zu sich nach Hause mitzunehmen und... er stutzte. Der Hausschlüssel! Er hing doch immer noch im Schlüsselkasten. Diesen Plan konnte er also knicken.

In diesem Moment hörte er erneute Geräusche auf dem Asphalt. Erschrocken drehte er sich um, als befürchte er, die Monster können zurückkehren. Doch Moment- vorhin hatten sie keine Geräusche gemacht. Jetzt bemerkte Takeru auch, dass es um ihn herum gar nicht mehr so dunkel war. Die Straßenlaterne hatte wieder ihren Dienst aufgenommen. Halb beschützend lehnte er sich über Hikari, man konnte ja trotzdem nicht wissen, wer um diese Uhrzeit noch unterwegs war. Misstrauisch beäugte er die Gestalt, die sich ihm nun näherte. Es war Taichi!
 

Als die Tür bei dem Yagamis ins Schloss fiel wachte Taichi in seinem Bett auf. "MANN!!!", murrte er und setzte sich auf. Wer würde denn jetzt noch die Wohnung verlassen? Leicht kratzte er sich am Kopf und beschloss dann, da er eh schon wach war, aufs Klo zu gehen. Total verschlafen stieg er aus seinem Bett und wandelte durch sein Zimmer. Es war keine erholsame Nacht für ihn. Immer wieder träumte er von Sora. Kari, seine Schwester, hatte mal wieder einen wunden Punkt bei ihm getroffen. Leise schlich er durch die Wohnung und kam an Karis Zimmer vorbei, bemerkte aber nichts. Also ging er ins Badezimmer, erledigte alles was er vor hatte und schlich sich wieder zurück. Wieder ging er an dem Zimmer seiner Schwester vorbei und blieb misstrauisch stehen. War die Tür eben auch schon offen gewesen? Er drückte die Tür weiter auf, sah aber nicht viel. Deswegen wollte der das Licht anmachen doch ... es ging nicht. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit und er stürmte ins Zimmer. Schnell durchsuchte er das Bett, doch seine kleine Schwester konnte er nicht finden. Sie war weg. Jetzt fiel ihm wieder das Geräusch von eben ein und er eilte zur Tür, schnappte sich seinen Schlüssel, eine Jacke und zog seine Schuhe an, bevor er leise die Wohnung verließ. So schnell er konnte lief er die Treppen runter und blieb vor dem Haus stehen. Weit konnte sie ja noch nicht sein. "Kari!", murmelte er leise und hörte Stimmen hinter dem Haus. Langsam schlich er sich an und sah zwei Gestalten auf dem Boden sitzen. Ganz Vorsichtig schlich er sich an und bemerkte, als er vor den beiden stand, dass es Takeru und seine Schwester waren. "Was ist passiert!?", fragte er Takeru vorwurfsvoll und kniete sich zu Hikari. "Kari! Kari hörst du mich!?", versuchte er immer und immer wieder sie anzusprechen.

"Das bringt nichts...", behauptete Takeru, als er sah, wie sich Taichi darum bemühte, seine Schwester wieder wach zu bekommen. "Sie hat sich völlig verausgabt. Hier waren überall Schatten. Die Dunkelheit wollte wieder Besitz von ihr ergreifen, verstehst du?", ernst sah er den Bruder seiner besten Freundin an. "Sie hat mir eine Mail geschrieben, dass sie sich seltsam fühlte und eine ungute Vorahnung hatte. Unsicher darüber, ob es vielleicht wieder ein Angriff wäre kam ich her. Zum Glück, denn wie es sich herausstellte, war meine Vermutung richtig." Sorgenvoll sah er auf die Gestalt hinunter, die er nun in seinen Schoß gebettet hatte. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er eigentlich im Pyjama unterwegs war, denn ein kühler Wind streifte durch seine Kleidung. "Ich war so in Eile, dass ich meinen Hausschlüssel vergessen habe..."

Die Dunkelheit schon wieder, dachte Taichi sich und ballte seine Hände zu Fäusten. „Wieso ist sie nicht zu mir gekommen?“, fragte er sich dann und sah zu Takeru, der ihm schilderte, was passiert war. "Gut gemacht. Du hast was gut bei mir!", meinte Taichi dann und hob seine kleine Schwester auf. "Nach Hause kannst du jetzt nicht. Deine Mutter würde dich umbringen. Komm mit, wir dürften noch Platz haben!", seufzte Tai und setzte sich in Bewegung. Er hatte wirklich Glück, dass die beiden so eng verbunden waren. "Was würde sie nur ohne dich tun?", murmelte er fast lautlos vor sich hin. "Falls du morgen nicht in deinem Pyjama nach Hause willst, kannst du was von mir haben, denn ich denke nicht, dass du willst, dass dich jemand in diesem Aufzug sieht!" Nun grinste der Bruder von Hikari wieder und ging mit den beiden einmal ums Haus herum, doch vor der Haustür bat er den besten Freund seiner Schwester, sie ihm abzunehmen, sodass er die Tür aufschließen konnte. Takeru tat ihm diesen Gefallen und somit waren sie nun wieder in der warmen Wohnung der Yagamis. Tai ging vor in das Zimmer seiner Schwester und zu seinem Erstaunen ging das Licht wieder an. "Merkwürdig!", meinte er leise.
 

Takeru hob abwehrend die Hände. "Nein das habe ich nicht. Ich habe es gern getan, es ist immerhin Hikari!", er bedachte sie mit einem liebevollen Blick und hob seine Mütze vom Boden auf, setzte sie sich auf den Kopf. Liebend gerne nahm er Tais Angebot an. "Wenn es dir nicht zu viele Umstände macht... meine Mutter würde mich mit Sicherheit umbringen, wenn ich sie jetzt aus dem Bett klingeln würde." Er konnte ja nicht ahnen, dass sie sein Verschwinden bemerkt hatte, sie war tierisch sauer auf ihn, doch vermutete wenigstens zu wissen, wo er war. Also war ihre Sorge um ihren jüngsten Sprössling nicht allzu groß.

So begleitete Takeru seinen Freund zur Haustüre. Als er ihm jedoch seine Schwester anvertraute, begann sein Herz wieder zu rasen. Es durchflutete ihn wie eine neue Energie, Hikari erschien ihm nicht schwer. Sie war federleicht.

"Vielen Dank für alles...", Takeru lächelte Taichi an. Er freute sich, dass dieser so zuvorkommend handelte, denn es wäre ihm sicherlich total peinlich gewesen, die Stadt im Pyjama zu durchqueren- schlimmer noch in diesem Aufzug zur Schule zu gehen. Auf Taichis Aussage folgte sofort Takerus Frage: "Was ist denn so merkwürdig?"
 

"Das Licht geht wieder ... eben ging gar nichts mehr ... ob es ...", antwortete er leise und drehte sich dann zu seiner Schwester um. Nein, das konnte nicht mit Kari zusammen hängen. Es war eher ein Stromausfall oder so was. Leicht rieb er sich die Augen und sah zu den beiden. Süß sind sie ja schon, dachte er sich und setzte sich auf Karis Schreibtischstuhl. "Irgendwie bist du anders Takeru. Gut ich hab dich seit dem letzten Schultag nicht mehr gesehen, aber so schnell kann man sich nicht verändern. Aber nicht nur du hast dich so verändert, nein auch Hikari ist anders seit ... na ja du dich nicht in den Ferien gemeldet hast." Redete er wieder zu viel? „Ach was“, dachte er sich und sprach dann weiter. "Sie hat sich echt Sorgen gemacht. Du musst wissen, dass sie eigentlich nicht mit wollte mit Davis und mir, aber ich wollte nicht, dass sie Tage lang hier rum sitzt!" er hoffte, dass es nicht zu hart war.

Er trug immer noch Hikari in seinen Armen, doch als er Taichi ins Zimmer gefolgt war, legte er sie behutsam ins Bett und deckte sie zu. Anschließend drehte er sich wieder zu ihm um. "Ich soll anders sein?", nachdenklich erwiderte er Taichis Blick. "Ist mir eigentlich nicht aufgefallen... Allerdings...", er drehte sich wieder zu Hikari und dann wieder zu Taichi. "...ist die Beziehung zwischen Hikari und mir anders seit den Sommerferien. Ich weiß nicht ob sie es dir erzählz hat, aber wir hatten heute ziemlich viele Meinungsverschiedenheiten. Ich weiß auch nicht was mit uns los ist." Wie um es zu untermalen seufzte er einmal kurz auf. Doch um es zu erklären, dass er sich nicht bei Hikari gemeldet hatte, erzählte Takeru Taichi die Geschichte, die er auch Hikari am Morgen erzählt hatte.

“Verstehe!”, behauptete Taichi nachdem Takeru ihm alles erzählt hatte. Kari hatte ihm schon so was ähnliches am Nachmittag erzählt und er wusste nicht wirklich, wie er ihm helfen sollte. Er warf ihm seinen Arm um die Schulter und zog ihn mit. “Keine Angst wir lassen die Tür etwas auf, aber du hast was auf dem Herzen und das musst du mal jemanden erzählen.”, beschloss Taichi und ging mit ihm ins Wohnzimmer. “Willst du auch was trinken?” Es war eher eine Aufforderung, denn er brachte zwei Gläser mit Saft mit. “Mir ist was aufgefallen. Nicht nur du hast dich verändert … Kari genauso. Aber irgendwie … auch wenn ihr dennoch Meinungsverschiedenheiten habt, seid ihr doch enger verbunden, als ich dachte. Du hast ihr jetzt schon wieder geholfen ohne an dich zu denken und hast ganz genau gewusst, dass etwas mit ihr nicht stimmen kann. Beeindruckend wirklich …” Danach hob er ein Glas und trank daraus. Er hatte schon oft bemerkt, dass die beiden enger verbunden waren als sie dachten, aber so stark hatte selbst er nicht gedacht.

Überrascht darüber, dass Taichi sich so überaus freundlich gab, ließ er sich von ihm nach draußen ziehen und ihn die Tür zu Hikaris Zimmer anlehnen. Schon fand sich auch ein Glas Saft in seiner Hand wieder. Takeru war es unangenehm. Offensichtlich wollte Taichi mit ihm über Hikari sprechen, doch er hatte Angst. Zum einen auf dessen Reaktion und zum anderen davor, dass Hikari etwas mitbekam, auch wenn Takeru vollstes Vertrauen zu Tai hatte. Wortlos ließ sich Takeru ins Wohnzimmer bugsieren und fand sich sogleich auf der Wohnzimmercouch wieder. "Na ja, wir kennen uns ja jetzt auch schon ewig...", begann er ansatzweise. "Natürlich fühlen wir uns da verbunden. Ich glaube zwischen Kari und mir... das ist etwa so wie bei Yamato und dir. Beste Freunde eben, vielleicht auch so was wie Seelenverwandte." Er hoffte, dass Taichi diese Aussage reichen würde und er nicht genauer nachhakte. Er hob sein Glas an und trank ebenfalls einen Schluck.

"Yamato und ich Seelenverwandte?", verschluckte er sich schon fast und sah Takeru mit großen Augen an. Hatte er das jetzt richtig verstanden? Oh je. Arme Kari! "Also Matt und ich sind zwar Kumpels ... aber ... na ja!" Es hatte sich ja alles gelegt, nachdem jeder seinen eigenen Weg gegangen ist. Doch er verstand schon, dass Takeru nicht mit ihm reden wollte und trank sein Glas leer. Etwas müde stand Taichi nun auf und suchte eine Decke und ein Kissen. “Willst du bei ihr schlafen? Ich denke du willst sie sicher im Auge behalten was!?” So konnte er sich das nur denken, denn er würde Sora auch nicht alleine lassen wollen. Gähnend kratzte er sich am Kopf “Ich schlaf dann auch mal wieder. Hab noch genau 5 Stunden zu schlafen und 6 Stunden bis ich wieder Leistung bringen muss. Sag bescheid wenn was ist … Schlaf gut!” Danach verschwand er in seinem Zimmer. Seinen Eltern hatte er noch schnell einen Zettel geschrieben und ihnen eine Story aufgetischt.

Neugierig hatte Takeru Taichis Einwand zugehört, wollte ihn allerdings nicht noch genauer darauf befragen. Er hatte das Gefühl, dass dies nur Yamato und Taichi etwas anging, denn sonst hätte er wohl weitergesprochen. Er überlegte sich, ob die beiden wohl nicht mehr ganz so gut klarkamen wie früher und er fragte sich, ob vielleicht Sora auch einer der Gründe dafür war. Dass Yamato seine Gefühle zurückgesteckt hatte, würde demnach eigentlich gar nichts gebracht haben...

Takeru drohte gerade von diesen Gedanken ergriffen abzuschweifen, als ihn Taichi auch schon in die Realität zurückholte und ihn mit Kissen und einer Decke bombardierte. Die Decke fiel über ihn, und als er sie sich vom Kopf zog, grinste ihn Taichi verlegen an. Ein wenig schüchtern stotterte der Jüngere: "J-Ja, stimmt eigentlich... Wenn... wenn es dir nichts ausmacht?" Doch Tai hatte ihm schon müde abwinkend den Rücken zugekehrt und lief zu seinem Zimmer. "Keine Panik, ich kann alles hören, was du da drüben treibst...", damit drehte er sich fies grinsend zu Takeru um, der nicht wusste, was er daraufhin sagen sollte. Er war rot geworden. "Also wirklich!", flüsterte er vor sich hin. Als Taichi in seinem Zimmer verschwunden war, packte Takeru das Bettzeug und lief in Hikaris Zimmer. Noch immer brannte eine kleine Lampe, die er zur Vorsorge angelassen hatte. Während er sich gerade sein Schlaflager auf dem Boden einrichtete, bewegte sich Hikari in ihrem Bett und drehte sich zur Seite. Ihr Gesicht zeigte nun zu ihm und für eine winzige Sekunde dachte er, sie wäre aufgewacht. Lächelnd setzte er seine Mütze ab und legte sich hin. Wenigstens hatte er seinen Schlafanzug an...

Im künstlichen Licht der Lampe betrachtete er noch eine Weile Hikaris schlafendes Gesicht. Sie sah aus wie ein Engel... Nach einer Weile schloss auch Takeru seine Augen, nun hatte auch ihn die Müdigkeit übermannt.
 

Hikaris Traum war einer, von denen man sagen konnte, sie seien gut, aber irgendwie fehlte ihr jemand darin. Wo war Takeru? Wo war ihr bester Freund? Die Zeit, in der er nicht darin vorkam, musste die Zeit gewesen, als Taichi sie trug. Sie schien es genau mitzubekommen, als Takeru sie in ihr Bett gelegt hatte, denn schon änderte sich ihr Traumbild. Sie hoffte, dass sie ihn nun wieder sehen durfte. Hikari schlief, sie bekam nichts mehr mit, außer dem, was in ihrem Traum passierte. Sie waren in der Digiwelt, zusammen mit den anderen und Gatomon. Warum war es Traum? Wie gerne hätte sie gewusst, wie es den anderen ging, doch seit sie das letzte Mal in der Digiwelt gewesen waren, kam nichts mehr zurück. Sorgen machte sie sich zwar keine aber ihr fehlte ihre Freundin, die immer zugehört hatte.

Langsam drehte sie sich um und seufzte im Schlaf. So gut geschlafen hatte sie schon lange nicht mehr, doch dann weckte sie ein kleines Geräusch, ihr Wecker. Den hatte sie damals von Joe bekommen, als sie auf die neue Schule ging, damit sie auch ja nicht zu spät kam. Noch einmal drehte sie sich um und lag nun auf dem Bauch. Ihr Arm streckte sich aus und drückte den Wecker aus. Dieser blieb endlich still. Tai, Mutter und Vater waren um diese Uhrzeit nicht mehr zu Hause und sie musste sich immer von selbst aus dem Bett jagen. Plötzlich hörte sie etwas, was nicht wirklich in ihr Zimmer passte. Langsam drehte sie ihren Kopf zur Seite und sah einen kleinen Berg von Decke und Kissen auf dem Boden- und es schnarchte auch noch! Tai konnte es definitiv nicht sein, doch wer war es? Langsam setzte sie sich auf und konnte etwas Blondes erkennen. Ihr Herz schlug wie wild gegen ihren Brustkorb. Hatte er wirklich die ganze Nacht auf sie aufgepasst? Hikari merkte, wie sich ihr Gesicht veränderte, es wurde rot. Ganz leise schlich sie sich zu ihm und hockte sich neben ihn. Gemütlich sah es ja nicht gerade aus. Vorsichtig streckte sie ihre Hand nach ihm aus, aber da drehte er sich auch schon zu ihr um. Doch er schlief und sie atmete erleichtert aus. Lange sah sie ihm in sein Gesicht. Etwas zog sie magisch an ihn heran und langsam beugte sie sich zu ihm runter …
 

Der Boden war für ihn total unbequem. Manchmal war er in der Nacht noch aufgewacht, weil es ihn gefroren hatte. Von unten zog die Kälte durch seinen Körper und er befürchtete erst, die Schattenwesen tauchten wieder auf. Als er jedoch feststellte, dass dem nicht so war, legte er sich wieder hin. Nicht aber, ohne noch einmal einen Blick auf Hikari zu werfen. Als Taichi und seine Eltern am Morgen aufgewacht waren und frühstückten, war er ebenfalls für einen Moment aufgewacht. Verwirrt hatte er erst um sich geblickt, bis ihm die Geschehnisse der vergangenen Nacht wieder eingefallen waren. Doch schon bald fielen ihm wieder die Augen zu und er bemerkte noch nicht einmal, wie Taichi vorsichtshalber noch einen Blick ins Zimmer warf und sich dann auf in die Uni machte.

Dieses Mal fiel Takerus Schlaf nicht mehr so unruhig aus und er kuschelte sich noch einmal in das Kissen. Er träumte und zwar träumte er von Hikari... Sein Kissen hatte sich irgendwie verändert, es war wärmer als zuvor... und irgendwie roch es total vertraut... fast wie... Er schlug die Augen auf. Hikari!

Im Schlaf... es war im Schlaf passiert. Doch wie? Weshalb hatte er sie auf einmal im Arm? Sie hatte doch drüben in ihrem Bett gelegen... Takerus verwirrter Blick streifte ihre Augen. Sie sah genauso erschrocken aus, wie er. Was war nur passiert?

Trotz des wohligen Schauers, den seine Umarmung bei ihm auslöste, war es ihm total peinlich, was eben passiert war, wie auch immer es passiert war. Dennoch machte er keine Anstalten, die Umarmung zu lösen. Blau traf auf braun-rot.

Erkenntnis

Immer weiter beugte sie sich zu ihm runter und sie hielt die Luft an. Ihr Herz machte Sprünge und … Sie konnte sich nicht wehren, als Takerus Arm auf einmal auftauchte und sie mit hinunter riss. Er war stark, das musste sie ihm lassen und er hielt sie ganz fest. Sein Gesicht sah so glücklich aus und sie ließ die Umarmung doch tatsächlich zu. Langsam aber sicher kuschelte er sich immer mehr an sie ran und Hikari hatte das Gefühl, als ob ihr Herz vor Aufregung stehen bleiben würde. „Oh Takeru“, dachte sie sich und merkte wieder, dass sich ihre Wangen veränderten. Es war schön so bei ihm zu liegen, auch wenn diese Umarmung nicht ehrlich war. Jetzt wurde er unruhig. Hatte ihn ihr Herz geweckt? Es schlug ihr jetzt bis zum Halse. Was machte sie jetzt? Sein Griff wurde und wurde nicht lockerer. Angst machte sich in ihr breit und dann schlug er die Augen auf. Eine seltsame Stille breitete sich in Hikaris Zimmer aus und sie wusste nicht, was sie machen sollte. Der Griff, der sie fest hielt wurde allerdings nicht lockerer und sie war ihrem besten Freund näher, als ihr in diesem Moment lieb war. “G-guten Mor-gen!”, stammelte sie vor sich hin und sah ihm dabei in seine wunderschönen blauen Augen, die sie ansahen. Irgendwie hatte sie das Gefühl etwas zu tun, was sie noch nie gemacht hatte aber … sie traute sich einfach nicht. Hikari war eben feige und wollte die Freundschaft nicht zerstören.
 

Erschrocken starrte er sie immer noch an. Unangenehm drückte die Stille auf ihn, doch er brachte keine Bewegung zustande, kein Wort über seine Lippen. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen beobachtete er weiterhin Hikaris Augen, bis diese einen gestotterten Morgengruß zustande brachte. Plötzlich fand Takeru wieder richtig in seinen Körper zurück. Seine Finger bewegten sich leicht und er erwiderte ein schüchternes "Guten Morgen", während er peinlich berührt die Umarmung löste und sich aufsetzte. Er wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte. Die Schamesröte hatte sich in seinem Gesicht schon fast festgesetzt. Was hatte er sonst noch im Schlaf mit ihr angestellt? Diese Frage jagte ihm einen Schrecken ein. Er traute sich gar nicht mehr, sie anzusehen...
 

Er sah aus wie weggetreten. Es war auch wirklich zu viel, mit seiner besten Freundin hier zu liegen, dachte sich Hikari und sah leicht enttäuscht aus. Dann löste er auch schon die Umarmung und setzte sich hin. Natürlich tat sie es ihm gleich, aber im Gegensatz zu ihm sah sie ihn an. Immer wieder gab es kleine Stiche in ihrem Herzen und sie wusste nicht, wie sie damit umzugehen hatte. Langsam stand Hikari auf und sah ihn an. “Frühstück? Oder willst du zuerst ins Badezimmer?”, fragte sie ihn total lieb aber auch etwas bestimmend. Sie wollte nicht, dass er so dasaß und als sie keine Antwort bekam, kniete sie sich zu ihm und zwar so, dass er sie ansehen musste. “Ich weiß nicht an was du denkst aber … es ist gut, also sei wieder normal ja?”, meinte sie und lächelte ihn behutsam an. Dann sah sie ihm in die Augen und konnte ihr Glück kaum fassen. “Hab ich dir schon gesagt wie dankbar ich dir bin? Ohne dich würde ich jetzt … wahrscheinlich nicht hier sitzen …”, flüsterte sie jetzt nur noch und hatte ihren Blick gesenkt. “Ich hab dich gar nicht verdient … immer musst du mich aus so etwas raus holen und nie kann ich etwas für dich tun …” Es war wahr, denn sie hatte noch nie etwas für ihn getan. Ihr Gewissen kam zurück und sie merkte wieder, dass sie kurz vor dem Weinen war.
 

Als ihre Augen vor seinem abgewandten Gesicht erneut auftauchten schreckte er innerlich ein wenig hoch. Sie würde ganz sicherlich bemerken, wie rot er eigentlich war. "Ähm", setzte er verlegen an. "Badezimmer...", antwortete er schüchtern und kratzte sich leicht am Hinterkopf. Er wollte dem peinlichen Moment so schnell wie möglich entfliehen und in fünf Minuten ein wenig Gras über die Sache wachsen lassen. Taichi hatte seine alte Schuluniform über den Stuhl in Hikaris Zimmer gelegt. Mit ein wenig Glück würde sie ihm passen, denn nach Hause konnte Takeru nicht gehen. Seine Mutter war heute früh zu einem Geschäftstermin losgefahren und würde erst um die Mittagszeit nach Hause kommen und er hatte ja keinen Schlüssel. Bevor er sich erhob murmelte er ein leises "Tut mir Leid, Hikari" und sah sie jetzt doch von sich aus an. Er hatte ihren traurigen Blick bemerkt. "Hatte mich nur irgendwie... ach vergiss es..." Er würde beim Frühstück mit ihr darüber reden.

Doch auf Hikaris Dankessalven hatte er noch etwas einzuwenden: "Klar hast du mir schon einmal gesagt wie dankbar du mir bist." Jetzt lächelte er sie an. "Und wie jedes Mal kann ich dir nur sagen gern geschehen. Ich weiß, dass du das Selbe auch für mich tun würdest." Takeru blickte sie eingehend an. "Und klar hast du mich verdient... Wer sollte das denn am Ehesten als du? Genauso, wie ich dich verdient habe...?", setzte er fragend noch hinzu. "In vielen Situationen wusste ich schon gar nicht mehr, was ich tun sollte, doch du hast mir immer geholfen, also denk nicht zu schlecht über dich. Außerdem besteht Freundschaft nicht aus 'Ich tu dir einen Gefallen wenn du mir auch einen tust', verstanden?" Mit diesen Worten nahm er sich die Uniform, wandte sich ihr noch einmal zu und berührte behutsam ihre Schulter. Er hoffte, schon mit dieser kleinen Berührung nicht zu weit zu gehen. Dann machte er sich auf ins Badezimmer.
 

Seine Worte kannte sie schon, aber noch immer fand sie es nicht gerade toll, was sie mit ihm abzog, doch sie wollte die Sache ruhen lassen, bis sich die Gelegenheit ergeben würde, dass sie ihm mal helfen konnte. Weitere Worte fielen nicht und als er im Badezimmer verschwand, machte sie sich ans Frühstück. Wie gut, dass sie früher immer etwas für Tai mitgemacht hatte, somit hatte sie auch gelernt, sich selbst zu versorgen. Doch als sie so nach draußen sah dachte sie nach. Warum waren diese Schatten wieder da? Leise ging Hikari in ihr Zimmer und sah nach ihrem Digivice, aber es reagierte nicht. Was war nur los? Die ganzen Ferien über konnte sie nichts spüren, NICHTS! Aber es war doch nichts anders als in den Ferien, oder? Lange musste sie schon überlegen. Doch! Moment mal! Sicher! Damals hatte sie Takeru nicht an ihrer Seite und ihr war auch noch nicht bewusst, dass sie ihn total gern hatte. Doch wieso griffen sie sie dann nicht an? Hikari wusste es nicht …
 

Er ließ sich viel Zeit und dachte über vieles nach. Wie war es zu dem Vorfall in Karis Zimmer gekommen? Was um alles in der Welt hatte ihn dazu getrieben, sie zu umarmen? Takeru klatschte sich kaltes Wasser in sein Gesicht, um seine Sinne zu erwecken. Vielleicht half ihm das mehr. Nichtsdestotrotz musste er mit der Situation klarkommen. Hikari sah einfach darüber hinweg, als würde er es wohl auch tun, oder?

Ein anderer Gedanke schlich sich ihm eher ein und er hatte eher etwas mit diesen Schattenwesen zu tun. Weshalb griffen sie wieder an? Hatten sie jetzt nicht so lange Ruhe vor ihnen gehabt? Und weshalb war nichts in den Ferien passiert? Dort wäre Hikari doch ein viel leichteres Opfer gewesen, wenn sie einmal allein am Strand... Es wollte sich ihm keine Lösung finden. Nachdem er sich Taichis Uniform übergestreift hatte- sie war ihm an ein paar Stellen etwas zu groß, beschloss er, wieder in den Wohnbereich zu gehen. Hikari hatte überall in der Wohnung die Fenster aufgemacht und ein kühler Luftzug wehte herein. Takeru konnte nicht anders, als für einen Augenblick auf den Balkon hinauszutreten und etwas von der Morgenluft einzuatmen. Dabei ließ er seinen Blick nach unten schweifen und er sah die Stelle, an der er gestern verzweifelt um Hikari gekämpft hatte. Es sah so aus, als wäre nichts geschehen, alles wirkte so wie immer.
 

Sie hörte ihn, wie er aus dem Badezimmer raus kam und streifte sich noch ihr Oberteil der Schuluniform über. Leise seufzte sie und bemerkte an ihrem Knöchel, dass dieser sich blau verfärbt hatte. “Ich hab’s mir also doch nicht eingebildet!”, murmelte sie leise und sah in den Spiegel, wo man am Hals auch ganz deutliche Spuren erkennen konnte. Langsam ging sie wieder aus ihrem Zimmer und sah ihn draußen stehen. Er dachte auch nach, doch über was? Leise folgte sie ihm und stellte sich neben ihn. Er sah sich die Stelle von gestern Abend an. “Du denkst wohl auch darüber nach stimmt’s?”, meinte sie und sah wieder weg. Leicht legte sie ihre Hand an die Stelle des Halses, die Flecken hatte und hoffte, dass er es nicht gesehen hatte.
 

Leicht war er erschrocken, als er unerwartet Hikaris Stimme hinter sich gehört hatte. Als sie dann auch schon neben ihn trat, wandte er ihr den Blick zu und riss geschockt ein wenig die Augen auf. Sie hatte sich ihre Schuluniform angezogen. Manche Stellen ihres Körpers, die gestern noch vom Schlafanzug bedeckt waren, ragten jetzt hervor. Ihr Hals war übersät von roten Flecken. Ein Außenstehender würde vermuten, dass es Knutschflecke seien. Schon jetzt konnte Takeru die Gerüchteküche erneut aufbrodeln hören.

Besorgt nahm er ihre Hand weg und starrte auf die Blutergüsse. "Tut es sehr weh?" Ehrlich um ihr Wohlbefinden bedacht, ließ er ihre Hand behutsam wieder los.

"Ja ich habe über gestern nachgedacht. Es wundert mich, dass sie nicht schon viel früher angegriffen haben.", er sah sie ernst an. "Kannst du dir das erklären?" Ein kalter Luftzug, der den nahenden Herbst bereits in sich trug durchstreifte die beiden Jugendlichen auf dem Balkon. Takeru sah, wie Hikari zitterte, fasste sie leicht an den Schultern und drehte sich Richtung Wohnung und schob sie hinein. "Lass und reingehen und frühstücken!"
 

"Nein es ist alles in Ordnung wirklich!", die Flecke am Hals waren nicht das Schlimmste, sondern der Knöchel, der wie verrückt schmerzte, doch sie war hart im Nehmen und wusste, dass Takeru sich so nur noch unnötige Sorgen machen würde. "Ich hab so eine Vermutung, aber ich will sie noch nicht in die Welt hinaus schreiben ohne, dass ich mir das alles durch den Kopf gehen lasse. Weißt du, du hast Recht, sie hätten mich in den Ferien locker haben können, aber irgendwie bin ich der Meinung, dass sie nicht nur hinter mir her sind. Takeru, findest du es nicht auch manchmal seltsam, dass nur unsere beiden Wappen so eng zusammenhängen? Keine weiteren machen diese Anzeichen. Das ist merkwürdig ... Und ist es auch nicht merkwürdig, dass nur DU mich retten kannst? Damals hatte Davis auch versucht mich zu finden, doch er schaffte es nicht!"
 

Takeru glaubte Hikari nicht, dass es nicht so schlimm war, doch er wollte sie auch nicht weiter bedrängen. Allmählich wollte er versuchen sie dazuzubringen, sich von sich aus zu melden, wenn es ihr schlecht ging. Immerhin hatte sie ihn schon gestern um Hilfe gebeten, als konnte es nicht mehr sehr lange dauern, bis er ihr alles aus der Nase ziehen musste. Immer noch besorgt um sie setzte er sich an den Tisch. Wenn sie ihm noch nichts Genaueres erzählen wollte, würde er ebenfalls warten, bis sie sich von sich aus meldete. "Nicht nur hinter dir her?", erstaunt über diese Aussage legte er die Stäbchen hin, die er eben zur Hand genommen hatte. "Was meinst du damit?", er konnte es sich in etwa vorstellen. Spätestens als er das Detail mit ihren Wappen erwähnte, klingelten bei ihm die Alarmglocken. Sollte er ebenfalls ein Ziel der Dunkelheit sein?

"Nicht nur manchmal...", gab er offen zu. "Schon von Anfang an habe ich mich dies immer gefragt. Wir waren irgendwie auch immer etwas Besonderes, erinnerst du dich? Erst die beiden Kleinsten, dann diejenigen mit den Engelsdigimon, die dem Mut und der Freundschaft zu neuer Kraft verholfen haben. Wir sind die einzigen, deren Geschwister ebenfalls Digiritter sind und auch wir haben als einzige der alten Gruppe ein Digi-Armorei. Und auch in der neuen Gruppe fallen wir auf, denn wir haben kein zweites Ei bekommen.", zählte er auf. "Was mich allerdings wundert ist jedoch, dass wir keine DNA-Digitation zustande bekommen haben. An dieser Stelle sind Miyako und Iori unsere Partner...", er blickte auf. "Tut mir leid, ich rede schon wieder zu viel...!"

Sein Blick wurde wieder ernst. "Aber du bist von uns beiden eher das Besondere... Unsere Wappen zeugen alle von einer Charaktereigenschaft oder Gefühlsregung der Menschen. Mut, Freundschaft, Liebe, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Wissen, Freundlichkeit und Hoffnung, aber Licht ist keine Eigenschaft. Du bist eine Ausnahme." In Gedanken fügte er noch hinzu: "Und du machst dadurch auch mich zur Ausnahme, denn die Hoffnung und das Licht gehören eng zusammen, man kann sie nicht trennen, DARF sie nicht trennen..."

Langsam überkam ihn ein Einfall. Was, wenn Hoffnung und Licht getrennt werden würden?
 

"Du redest nicht zu viel Takeru, im Gegenteil. An das alles hab ich noch gar nicht so gedacht. Bis auf die DNA-Digitation passt alles genau zusammen. Ich finde es auch merkwürdig, dass es auch unsere beiden Wappen waren, die dieses heilige Digimon aus dem letzten heiligen Stein befreit hatten!", gab Hikari zu und dachte still weiter. "Nein ich bin nichts Besonderes. Es ist eher eine Strafe das Wappen des Lichtes zu tragen. Aber kannst du dich noch daran erinnern, was dieses Digimon sagte? Es meinte ‚Das Licht der Hoffnung’ hätte es befreit.", sie schnappte nach Luft. Hier stimmte etwas nicht, das wusste sie. So viele Dinge waren es, welche die Beiden zur Ausnahme machten. "Wir waren auch die Einzigen, die es geschafft haben, von Piedmon nicht in Schlüsselanhänger verwandelt zu werden. Damals ist auch Angemon zum ersten Mal auf sein Ultralevel digitiert." Es gab so viele Ereignisse, doch was hatte das mit dieser Situation zu tun? "Kann es sein, dass unsere Wappen erst ihre volle Kraft erhalten, wenn wir zusammen sind?" Es war die einzige Möglichkeit.
 

"Du hast Recht, das war mit entfallen. Natürlich erinnere ich mich noch daran, was das weise Azulongmon gesagt hat. Nicht nur dass Hoffnung und Licht es befreiten. Azulongmon meinte so wie ich, dass es wichtig sei, das Licht in sich selbst nicht zu vergessen. Denn dieses Licht sei die Hoffnung."

Für einen Moment schwieg Takeru.

"Es soll eine Strafe sein, das Wappen des Lichtes zu tragen? Inwiefern meinst du das denn? Wenn das so ist, würde ich theoretisch auch eine Strafe mit mir tragen, doch ich empfinde mein Wappen nicht als Solches. Hikari, du bist das Licht des Lebens, das solltest du nicht vergessen."

Im Moment war ihm das Frühstück total egal.

Er hob verblüfft eine Augenbraue und wiederholte, was Hikari gesagt hatte. "Wenn wir zusammen sind...?"

Darüber dachte er nach. Sagte Azulongmon nicht einst auch, dass wenn sich Takerus und Hikaris Herzen zusammenschließen würden, sie eine ungeheuere Kraft durchflute, die das Licht noch mehr erstrahlen ließe? Es würde etwas bedeutendes geschehen, doch was es war, daran konnte sich Takeru nicht mehr erinnern. Doch jetzt, wo er auch Hikaris Ansichten hörte, wuchs eine Vermutung in ihm heran. Was, wenn die Dunkelheit verhindern wolle, dass ...

Nein, das konnte nicht sein oder? Doch es würde alles erklären, denn gerade jetzt hatte Takeru seine wahren Gefühle für Hikari entdeckt. Wenn sie seine Gefühle erwiderte, dann würde das Eintreffen, wovon Azulongmon gesprochen hatte. Und das wollten die finsteren Mächte wohl verhindern. Doch konnte er sich seiner Vermutung sicher sein? Auf keinen Fall wollte er Hikari seine These unterbreiten, denn das würde ja bedeuten, er müsse zugeben dass...
 

Über was dachte er wohl nach? Hatte sie etwas Falsches gesagt? Sie war sich nicht sicher, denn Takeru schwieg auf einmal -oder hatte er etwa die Lösung für das Ganze? “Es ist eine Last. Ich kann es nicht beschreiben, aber immer wenn die Dunkelheit zurück kommt, fühle ich mich so schwer, als ob ich nicht aufstehen könnte. Es wird von mal zu mal schwerer diese Schatten los zu werden. Weißt du … umso besser ich mich fühle, umso stärker ist die Dunkelheit …”, kurz schloss sie die Augen. “Wo es Licht gibt, muss es auch Schatten geben und umso heller das Licht, umso dunkler ist der Schatten …”, murmelte sie kurz vor sich her. “Hast du eine Theorie, was das alles zu bedeuten hat? Du siehst so nachdenklich aus …” Hikari musste einfach wissen, was mit ihm los war. Hatte er sich an noch etwas erinnert? War ihr etwas entfallen?
 

Als Hikari seine eigenen Worte sagte, horchte er wieder auf. Er hatte ganz vergessen, dass er noch mit ihr im Raum saß. Sollte er sie darauf ansprechen, was sie mit "zusammen" meinte?

Fürs Erste verwarf er diesen Gedanken und widmete sich erst einmal seiner besten Freundin.

"Weißt du was mir gerade auffällt? Eigentlich müssten Dunkelheit und Licht doch immer gleich stark sein oder? Die Dunkelheit richtet sich bisher in diesem Fall bisher immer nach dem Licht... Du warst in letzter Zeit nicht mehr krank und strotzt nur so vor Kraft und dann kommt die Dunkelheit... sie verhält sich genau gleich. Was ich allerdings nicht verstehe ist, weshalb die Dunkelheit versucht dich zu schwächen. Sie würde doch selbst schwächer werden. Was wäre, wenn sie dich auslöschen würde? Müsste sie dann nicht auch selbst vergehen? Oder ist es wie bei Yin und Yang, wenn das eine Glied fehlt, gerät alles aus dem Gleichgewicht?"

Hikari verhalf ihm zu einer ganz neuen Denkweise. Noch niemals zuvor, hatte er sich mehr Gedanken über Licht und Dunkelheit gemacht, als heute. Für ihn war eigentlich immer klar gewesen, wo Licht ist gibt es auch Schatten und weiter hatte er noch gar nicht gedacht gehabt.
 

"Aber was ist, wenn ich nur ein Teil des Ganzen bin? Ich meine, sicher sind Licht und Dunkelheit aneinander gebunden, aber nehmen wir mal an, dass das Licht wirklich dazu dient, das Leben in der Welt zu erhalten. Dann versucht doch die Dunkelheit dieses Licht zu schwächen. Geht aber nicht, sonst würden sie sich ja auch schwächen. Sie haben mich nie versucht umzubringen, sondern sie bringen mich immer nur weg... und warum? Weil ich nicht mit etwas anderem in Berührung kommen soll ... Takeru ich weiß nicht wieso, aber es klingt logisch. Wenn das Licht verschwindet, dann verschwindet die Hoffnung, wenn die verschwindet, verschwindet auch der Mut, die Liebe, die Freundschaft. All das Positive verschwindet. Du erinnerst dich doch an das, was du mir gesagt hast oder? Ich solle positiv denken ... ich bin nur ein Teil des Ganzen. Ich hab das Gefühl, die wollen was verhindern, ich weiß nur noch nicht was!" Es sprudelte einfach so aus ihr heraus.

Er hustete. Da er so viel geredet hatte, wollte er sich einen Schluck kalten Tee genehmigen, doch als Hikari ihm seine These aufgetischt hatte, verschluckte er sich und hustete sich beinahe die Seele aus dem Leib.

Sie hatte ebenfalls die gleiche Vermutung gehabt wie er. Also musste also doch etwas dran sein!

Schließlich entschloss er sich dazu, Hikari einen Teil seiner Mutmaßung preiszugeben.

"Ich glaube du hast Recht!", gab er offenkundig zu. "Sie wollen verhindern dass Hoffnung und Licht zueinander finden." Daraufhin erzählte er ihr, woran er zuvor gedacht hatte. Dass Hoffnung und Licht zusammen etwas unglaubliches Auslösen würden, doch er verheimlichte ihr nicht, dass er nicht mehr wusste, was er war. Hikari hatte, wie er aus ihrem Blick schloss ebenfalls keine Idee. Er wagte jedoch bei Hikaris Ausführungen über das Aussterben der Gefühle noch etwas hinzuzufügen: "Wenn die Gefühle verschwinden, dann wird auch irgendwann das Leben verschwinden!"
 

"Siehst du ich bin also nur der Anfang vom Ende!", hauchte Hikari und klopfte ihm auf den Rücken, nach dem er aufgesprungen war. Sie wollten also verhindern, das Licht und Hoffnung zueinander fanden? Die spinnen doch ... Halt was? Zueinander finden? Aber das müsste doch bedeuten, dass ...? War es vorher bestimmt, dass sie sich in ihn verliebte? Nein, das glaubte sie nicht. Dann sah sie auf die Uhr "Auch wenn wir das verhindern müssen, sollten wir jetzt los, sonst müssen wir gemeinsam Nachsitzen!", kicherte sie leicht und sah aus dem Fenster. Also ging dieser Kampf nur Takeru und sie etwas an, dachte sie sich und wusste, dass sie es ihnen nicht leicht machen würde.

"Was war wohl zuerst da? Das Licht, oder die Dunkelheit?", fragte sich Takeru nun.

Doch Hikari warf seine Gedanken einmal mehr über den Haufen, als sie ihn zur Eile aufforderte. Als sie schon fast aus dem Haus waren fiel ihm noch etwas ein: "Ich hab gar keine Stifte, geschweige denn Papier und Bücher..." Dann sah er Hikari mit einem Grinsen an. "Meinst du die Dunkelheit hat etwas dagegen, wenn wir uns deine Sachen teilen?" Er wollte die Gedrückte Stimmung, die sich bei ihnen eingenistet hatte ein wenig auflockern. "Und wenn sie etwas dagegen hat, dass wir zum Nachsitzen müssen wäre ich ihr sogar ein wenig verbunden...", doch diesen Gedanken sprach er lieber nicht laut aus. Hikari würde einen Witz vielleicht verkraften, doch er sollte es vorsichtshalber nicht übertreiben.
 

Die beiden mussten schon fast rennen, damit sie überhaupt noch eine Chance hatten, um rechtzeitig anzukommen. Doch Takeru versuchte Hikari dennoch aufzubauen. “Ich denke mir ist es so was von egal, was die Dunkelheit will und was nicht.”, kicherte sie und eigentlich war es doch einen Versuch wert, um es gleich mal auszuprobieren. Zögernd nahm sie beim Rennen seine Hand in ihre und so liefen sie ein Stück zusammen. “Hey, wenn die Dunkelheit nicht will, dass du bei mir in die Bücher schaust, dann soll sie mich doch einfach Nachts in Ruhe lassen, sodass du nicht extra zu mir kommen musst und deinen Schlüssel zu Hause vergisst!” Nun lachte sie endlich wieder und fand es toll, dass beide so in etwa wussten, was die dunkle Seite wollte. Nur so konnten sie selbst sich vorbereiten. “Aber soll ich dir mal was sagen? Ich fand es toll, dass du bei mir warst …”, gestand sie, drückte noch einmal seine Hand und ließ sie dann los. Immerhin erreichten sie schon fast die Schule und sie wollten doch nicht noch mehr Aufsehen erregen, als sie eh schon taten. Am Tor zur Schule blieb sie allerdings stehen, denn sie konnte einfach nicht mehr. “Man, mit dir mitzuhalten ist verdammt schwer und dabei hast du dich nicht einmal angestrengt.” Sie wollte die Schmerzen an ihrem Knöchel nicht erwähnen, sonst würde er sich wieder Gedanken machen.
 

Als Hikari seine Hand fasste, zog er sie mit sich. Sie bekam eine höhere Geschwindigkeit und Takeru fragte sich, ob sie vielleicht glaubte, fliegen zu können.

Es schien beinahe so, als wäre das Thema von eben vergessen, zum ersten Mal im Leben freute er sich, dass sie sich auf die Schule konzentrieren mussten.

"Du hast Recht!", stimmte er ihr im Gelächter zu. "Dabei fand ich es eigentlich gar nicht so übel auf deinem harten Zimmerboden zu schlafen!" Sein Lachen verstummte für einen Augenblick. Hatte er eben richtig gehört? Sie fand es toll, dass er bei ihr war? "Na klar fandest du es toll, dass ich da war! Wer würde denn nicht schon gerne mit einer Umarmung in den Tag starten? Das tut mir übrigens Leid, dass ich dich so überfallen habe... Weiß auch nicht wie das passieren konnte..." Er schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln. Dann ließ sie auch schon seine Hand los und das Schulgebäude kam in Sicht. Er rannte noch ein paar Meter weiter, bis er bemerkte, dass sie stehen geblieben war. Schnell ging er zu ihr zurück. "Alles in Ordnung?", fragte er besorgt. "Tut mir Leid, wenn ich renne denke ich oft nicht nach... Ist wirklich alles in Ordnung?"

“Ich weiß gar nicht was daran so schlimm war. Um ehrlich zu sein fand ich es eher … naja wie soll ich es nur sagen!!? Es war nicht unangenehm für mich!”, meinte sie verlegen und sah auf den Boden, während sie kleine Steinchen hin und her rollte. “Mach den Moment nicht kaputt ja!? Mir hat es gefallen!”, schloss sie dann und kniff fest die Augen zusammen. Daran könnte sie sich locker dran gewöhnen, doch das behielt sie lieber für sich. “Es ist nichts, wir können weiter …”, lächelte sie und begann wieder zu rennen, da es bereits geklingelt hatte. Keinen konnte man mehr auf den Fluren sehen und die Ahnung, dass der Lehrer schon längst da sei, stieg in den Beiden auf. Takeru war mal wieder schneller als Hikari und riss die Tür auf. Der Lehrer war zum Glück noch nicht da und Hikari kam etwas später an. Natürlich starrten die anderen zum Ersten wegen der Geschichte vom Vortag und zum Zweiten wegen heute. Takeru und Hikari hatten nicht einmal darüber geredet, wie sie diese Gerüchte aus der Welt schaffen konnten.
 

Er hatte gerade noch etwas sagen wollen, als Hikari ihn aufforderte, den Moment nicht kaputt zu machen. Also hielt er lieber den Mund. Eigentlich wollte er ihr ebenfalls sagen, dass er es trotz allem schön fand, doch er brachte den Mut dazu nicht auf.

Takeru kam auch nicht mehr zu Wort, als Hikari ihm beteuerte, dass alles in Ordnung war, denn schon hatte sie ihn wieder mit sich gezogen.

Für einen Moment fühlte er sich beobachtet und sah zum Schulgebäude hoch, als es klingelte. Kurz dachte er, jemand hätte ihn angestarrt, doch dann schüttelte er noch einmal den Kopf und lief weiter.

Kurz bevor er die Tür zum Klassenzimmer aufriss, zog er sich noch einmal kurz die Hose zurecht, die ihm ja zu groß war.

Als Hikari und er ins Klassenzimmer hereinplatzten, war er für einen Augenblick positiv überrascht, dass der Lehrer nicht da war. Im nächsten Moment fühlte er wieder die Blicke seiner Klassenkameraden auf sich und verdrehte innerlich die Augen.

Weshalb hatten sie über Probleme geredet, jedoch nicht über dieses?

"Blöde Dunkelheit!", zischte er so leise, dass es niemand hören konnte.

Hikari und er tauschten einen zaghaften Blick und die beiden setzten sich auf ihre Plätze. Hinter ihnen begannen die anderen wieder zu tuscheln. "Ich habe vorhin gesehen, wie sie aus der selben Richtung kamen. Dabei wohnt er genau entgegengesetzt...", wisperte es direkt hinter ihnen.
 

So langsam war sie es gewohnt, dass sie alle anstarrten und seufzte leise. Alle waren ganz still, bis die beiden sich auf ihre Plätze gesetzt hatten. Doch dann konnte man schon hören, was sie sich dachten. Man die hatten doch gar keine Ahnung, immerhin hatte er Hikari doch nur beschützen wollen, denn wenn er nicht gewesen wäre, würde sie jetzt wahrscheinlich nicht mehr hier sitzen. Kurz sah sie zu Takeru und schwieg. Diese Gerüchte hielten sich wirklich hartnäckig und sie fragte sich, ob nicht doch was dran sei. Doch nach dem Gespräch eben hätte er doch sagen können … Also ist es nicht so und sie waren weiterhin nur gute Freunde. Leise seufzte sie und stützte ihren Kopf mit ihrer Hand ab. Aber die Umarmung war so herzlich …

“Sag mal Takeru … es geht mich ja nichts an, aber von was hast du geträumt?!” Sie flüsterte genauso leise, nein noch leiser als die hinter ihnen und sie wusste, dass sie nichts verstanden hatten. Sonst würden sie nicht so schauen.
 

Eine Weile hatte er zugehört, was die anderen hinter ihm sagten. Er wollte überlegen, was Hikari und er ihnen erzählen sollten, doch irgendwie war ihm nichts eingefallen.

Plötzlich hörte er ein weiteres Flüstern, das direkt an sein Ohr drang. Auch darauf wusste er nichts zu sagen, denn die Frage konnte er unmöglich mit der Wahrheit beantworten! Wie sollte er ihr sagen, dass er von ihr geträumt hatte?

Er schaute sie zuerst ratlos an. Ratlos! Genau das wars! "Ähm also naja... um ehrlich zu sein...", er druckste ein wenig herum. "Hab ich es irgendwie... vergessen..." Mit der Hoffnung, sie würde ihm glauben, hob er entschuldigend die Schultern. "Tut mir wirklich Leid, schon wieder!"

In diesem Moment durchzuckte ein Schmerz seinen Körper. "Au...", er hatte es leise ausgesprochen und sich dann von Hikari abgewandt, um sich heimlich den Kopf zu halten. Woher kamen plötzlich diese Schmerzen?
 

Er wusste es nicht mehr? „Nun ja vielleicht hat er den Schock nicht verkraftet mich umarmt zu haben“, dachte sie sich und seufzte leise. Doch sie sah ihm irgendwie an, dass er ihr etwas verschwieg und sie würde noch dahinter kommen. So langsam musste er doch wissen, dass er vor ihr so gut wie nichts verheimlichen konnte. Sie wollte warten, bis er von selbst auf sie zu kam.

Als Hikari sich gerade wieder richtig hin setzten wollte, hörte sie ein leises ‚Au’ und ihre Alarmglocken läuteten. “Ist dir nicht gut? Fehlt dir was?”, fragte sie schon fast panisch und legte ihm ihre Hände auf seine Schultern, was bestimmt nun jetzt wieder Stoff für neue Gerüchte war. Ihr war es egal, ihm ging es nicht gut. Er hatte sich angestrengt. Zu sehr, es war zu viel. Nur wegen ihr. „Takeru…“, dachte sie sich und versuchte, sich an gestern zu erinnern. Er rannte bis zu ihr, kämpfte gegen diese Schatten, schlief auf dem harten Boden und rannte mit ihr zur Schule, das konnte nicht gesund sein. “Geh nach Hause und ruhe ich doch aus … nicht, dass es schlimmer wird!” Sie machte sich wirkliche Sorgen um ihn.
 

Zuvor hatte er noch geahnt, dass sie ihm nicht glauben würde, doch die Schmerzen lenkten ihn im Moment von diesem Problem ab. Anstatt ein wenig abzuklingen wie ganz zu Beginn, schien es, als würden sie immer schlimmer werden.

Ihm fiel es nun immer schwerer die Schmerzen zu verbergen.

Trotzdem hielt er sich tapfer, wandte sich mit einem Lächeln zu ihr um und sagte: "Schon gut, alles in Ordnung hab mir nur den Fuß unterm Tisch angehauen... Es geht sicherlich gleich wieder!"

"Ich kann unmöglich gehen, was ist, wenn sie wieder zurückkommen?", fügte er in Gedanken hinzu. "Außerdem habe ich keinen Schlüssel..."

Schnell hielt sie ihm ihren Schlüssel unter die Nase. "Hier, geh wieder zurück zu mir, leg dich hin und ruh dich aus. Du wirst immer blasser um die Nasenspitze!" Er tat ihr leid und sie machte sich solche Vorwürfe. Hikari durfte es ihm nicht zeigen, sonst würde er nicht nach Hause gehen wollen. "Schon dich ... ich komm später nach ...", beteuerte sie dann und sah ihn an. Sie wollte nicht, dass es ihm schlecht geht und diese Story mit dem Fuß kaufte sie ihm nicht ab. Er war so stur.

Als sie ihm den Schlüssel unter die Nase hielt, starrte er ihn nur ungläubig an. "Vergiss es!", sagte er ihr fest ins Gesicht. "Das läuft nicht, ich bleibe hier!" Er senkte seine Stimme wieder. "Was ist, wenn du wieder angegriffen wirst? Ich kann das nicht zulassen!" Die Schmerzen waren für den Bruchteil einer Sekunde komplett vergessen.

"Es ist wirklich nichts, hör bitte auf, dir Sorgen zu machen!"

Hinter ihnen hob das Getuschel erneut an. "Hast du gehört? Sie hat gesagt WIEDER! Hab ich es dir nicht gesagt? Er hat bei ihr geschlafen. Siehst du noch was? Die Uniform ist ihm ein bisschen zu groß. Wetten das ist die von Karis Bruder? Weshalb hat er die wohl angezogen?"

Er ignorierte die anderen wie so oft und erwiderte standhaft ihren Blick. "Nein!"

"Du bist manchmal so ein Sturkopf weißt du das? Bei dir ist nichts in Ordnung ...", meinte sie genauso stur und sah ihm weiterhin in die Augen. Man, wieso konnte er nicht einmal auf sie hören? "Das wird nicht passieren warum auch? Ich bin hier in der Schule. So lange ich mich unter Menschen befinde, werden sie mir nichts tun ..." Das hoffte sie zumindest.

Das Geflüster wurde stärker: "Ich will nicht wissen, was die beiden getan haben!" "Dass Karis Bruder so etwas zu lässt..."

"Warum du bist doch auch ein Sturkopf!", erwiderte er. Wenn er könnte, würde er sie jetzt anlächeln.

Starrsinnig erwiderte er ihren Blick, auch wenn es ihn anstrengte. Er würde keinesfalls nachgeben.

"Ach ja!? Und wer hat dich dann davor bewahrt zu verschwinden? Damals? Im KASSENZIMMER?" Takeru betonte jeden einzelnen Buchstaben. "Ich habe genau gesehen, wie du damals geflimmert hast. Wenn ich es nicht gesehen hätte, nicht in der Nähe gewesen wäre..." Er brach ab und raufte sich die Haare.

"So geht das nicht..."

Die Klassenzimmertür wurde aufgeschoben und der Lehrer kam herein. Leicht triumphierend verschränkte Takeru die Arme vor seiner Brust. Jetzt konnte sie ihm nicht mehr dazwischenreden. Ihm wurde einen Moment schwarz vor Augen, als sie zum Morgengruß aufstanden, doch er fing sich sofort wieder.

Dieser Kerl machte sie noch fertig, denn er hatte recht, damals war sie verschwunden, doch jetzt würde sie sich zusammen reißen. Laut seufzte sie und die anderen sahen uns an.

“Was hat er da gerade gesagt?” “Kari hätte geflimmert!”

“Danke Takeru …”, sagte sie und sah ihm noch kurz in die Augen. Aber dann kam auch schon der Lehrer rein und wie es üblich war, standen alle auf. Nach dem Morgengruß setzten sie sich wieder, aber Hikari würde nicht locker lassen, bis er nach Hause gehen würde.
 

Der Unterricht begann. Takeru fiel es schwer zu folgen, denn die Schmerzen machten ihm sehr zu schaffen. Er spürte Karis Seitenblicke und auch die Blicke der anderen, die ihm im Nacken saßen. Doch er würde nicht nachgeben!

Nach einer weile verschränkte er die Arme auf dem Tisch und stützte seinen Kopf darauf. Auf diese Weise waren die Schmerzen erträglicher. Ab und zu schlosser die Augen und es tat ihm gut. Wie gerne würde er Hikaris Bitte Folge leisten und sich irgendwo hinlegen, doch er würde sie niemals alleine lassen. Nicht seit gestern...
 

Wieso quälte er sich denn so? Er bekam doch eh nichts mit und man konnte ihm ansehen, wie ihm die Schmerzen zu schaffen machten. Hikari brauchte keinen Aufpasser, immerhin wusste sie doch, dass er an sie dache und sie nicht alleine war. Doch er hörte nicht auf sie, egal was sie tat. Nachdem es zur Pause geklingelt hatte, sah sie ihn an: “Sport machst du heute auf gar keinen Fall mit, hast du gehört?” Sie sah ihn ernst und bittend an. “Ich mache mir Sorgen! Und ruhe dich wenigstens diese beiden Stunden aus, ja? Versprich es mir, sonst bring ich dich nach Hause!”, drohte sie und packte ihre Sachen zusammen.
 

"Ich habe sowieso keine Sportsachen dabei...", gab er grinsend zu. Das Ende der Stunde hatte er sich herbeigesehnt wie noch nie zuvor. Wankend stand er auf und packte sein Zeug zusammen. Dabei musste er sich einen Augenblick am Tisch festhalten, um nicht umzukippen. Er wollte keine Schwäche zeigen. Jetzt nur noch in die Sporthalle laufen und er konnte sich ein wenig ausruhen. Das hatte er sowieso vorgehabt, denn solange er nicht von Karis Seite weichen musste, konnte er es sich leisten kurz zu ruhen.

Er warf ihr noch einen Blick zu und ging los.
 

Leicht zitterte sie vor Wut, als er sich festhalten musste. Es ging ihm schlechter als gestern, doch was konnte sie nur tun? Schnell folgte sie ihm und überwachte ihn, damit er nicht das Bewusstsein verlor. Sie hatten immer mit der Klasse von Davis Sport und dieser schaute seltsam, als die beiden zusammen zur Turnhalle gingen. Hier hatte alles angefangen und Hikari fragte sich, ob das nicht passiert wäre, wenn sie einfach nach Hause gegangen wäre. Sie ging noch mit ihm mit, bis er saß. “Mach ja keine Dummheiten klar? Ich bringe das nur schnell hinter mich und dann … “ Sie wollte für ihn da sein, doch wollte er das denn auch? “Hier hast du meine Wasserflasche, ich hoffe dass es dir nichts ausmacht. Ich hab schon draus getrunken …”
 

„Nein es macht mich gar nichts aus... danke!“, er nahm die Wasserflasche entgegen. Sie war jetzt genau das Richtige. Nachdem er sie geöffnet hatte nahm er einen Schluck darauf und verschloss sie wieder. Augenblicklich fühlte er sich ein wenig besser und das sagte er ihr auch, damit sie sich nicht mehr zu viele Sorgen machte. Takeru streckte seiner besten Freundin die Flasche entgegen, er wollte nicht, dass sie während der Sportstunde auf etwas zu Trinken verzichtete. Er wusste genau, wie sklaventreibend der Sportlehrer war. Schnell warf er Daisuke einen Blick zu, der ihnen gerade herüber winkte. Ihr gemeinsamer Kumpel hatte sich bereits umgezogen und schien voller Tatendrang, als er zu den beiden herübertrat.

„Hey ihr beiden! Was ist denn mit euch los? Wieso zieht ihr euch nicht um?“, fragend schaute er von Hikari zu Takeru und wieder zu Hikari zurück.
 

“Ruh dich ja aus!”, befahl sie noch einmal und strich ihm kurz über seine Wange, bevor sie sich umziehen ging. Die Wasserflasche sollte er behalten, er brauchte sie mehr als sie. Als Hikari dann in die Mädchenumkleide kam, waren alle Augen auf sie gerichtet. Nun ja, da musste sie jetzt durch und sie suchte sich einen Platz. “Spielst du gerne mit Menschen Hikari?”, fragte eine aus Davis Klasse und Hikari sah sie schweigend an. Wieso spielte sie jetzt mit Menschen? Es kümmerte Hikari nicht mehr weiter und sie zog sich schließlich um. Schon wieder hörte sie Geflüster und sah sich um. “Habt ihr Probleme? Dann sagt es doch?”, forderte sie stand einfach nur so da. Doch keiner gab eine Antwort. Gut, jetzt hörte es wenigstens auf.

Zusammen mit einer Freundin, die sie noch in der Klasse hatte, ging sie in die Halle zurück. Die anderen folgten ihnen. Hikari hatte sich die Haare zu kleinen Zöpfen zusammen gebunden und stand da mit meinem Top und kurzer Hose. Wieder mal spürte sie die Blicke und Daisuke sah sie mit großen Augen an. Was hatte er nur? Doch dann rief einer, Hikari wusste nicht genau wer es war: “Hey Takeru alle Achtung! Respekt Kumpel diese Knutschflecke sind echt Wahnsinn!”

„WAS? Spinnen die jetzt?“, dachte sich Hikari. „Diese Flecke hasse ich und sie sind ganz sicherlich nicht von Takeru!“, fügte sie innerlich hinzu.

“Lass ihn doch in Ruhe… macht ein anderes Mal eure Witze oder redet über mich, aber nicht über ihn klar?!” Zum ersten Mal wurde sie richtig laut.
 

Als sie sich von den beiden Jungs abwandte und zur Umkleidekabine lief, sahen ihr beide nach. Ihre Blicke schienen so ziemlich das Selbe wiederzuspiegeln. Beide dachten daran, wie hübsch Hikari war. Als sie verschwunden war, sahen sie sich an.

"Wie geht es dir?", fragte Daisuke ehrlich interessiert und betrachtete einen blauen Fleck, der sich auf Takerus Hals abzeichnete.

"Ja ist schon alles in Ordnung...", antwortete dieser gedehnt. "Danke der Nachfrage, ich darf nur eine Weile keinen Sport mehr machen, aber ansonsten passt es. Du hast also davon gehört, was? Es weiß sicherlich die ganze Schule?"

"Natürlich weiß es jeder. Matsuda hat eine Suspension bekommen. Ziemlich peinlich für ihn das Ganze, denn es hing heute morgen am schwarzen Brett! Er könnte einem fast leid tun..." Daisuke seufzte gespielt auf. "Oder auch nicht...", fügte er grinsend hinzu.

Mit einem Mal wurde er wieder ernst. "Sag mal kann ich dich was fragen?" Takeru hatte es geahnt. Wetten es ging um Hikari? "Na klar, schieß los?"

"Hast du dich mit ihr gestritten oder so? Sie hat gestern geweint... Also ich mein ja nur... Gerüchte sagen ihr seid zusammen, was ich nicht glaube aber... Stimmt es?", räumte er letztendlich ein und sah Takeru erwartungsvoll an.

Er seufzte, denn er war genau auf diese Fragen gefasst gewesen. "Hör mal du solltest den Gerüchten wirklich keinen Glauben schenken, Hikari und ich wir sind nicht zusammen...", gab er ehrlich zu, bedauerte aber innerlich, dass es nicht so war. "Die ganze Klasse tuschelt schon über uns weil wir gestern ein paar Probleme hatten, allmählich gehen sie uns auf den Zeiger. Ich wette Kari wird gerade von den anderen in der Umkleide wieder mit Fragen bestürmt." Daisuke nickte, doch in diesem Moment betrat Hikari die Sporthalle. Für einen Augenblick hatte er seinem Freund Glauben geschenkt, doch nachdem, was er jetzt sah...

Argwöhnisch warf er ihm einen Blick zu, sagte jedoch nichts mehr. Er war sauer. Verarschen konnte er sich auch alleine.

Takeru verstand nicht wirklich, woher Daisukes plötzlicher Stimmungsumschwung kam, doch als ihn einer aus der Klasse ansprach, klärte sich einiges für ihn. Er sprang auf. "WAS?" Am liebsten hätte er ihnen ins Gesicht gesagt, was wirklich passiert war, doch wie sollte er es ihnen erklären? Noch nie zuvor war seine Wut auf die Klasse so groß gewesen. Doch da ertönte auch schon Hikaris Stimme aus der Menge, sie hallte von den Wänden durch die ganze Halle und durchdrang das Trommelfell von allen Anwesenden. Sie hielten inne und starrten sie jetzt noch mehr an als zuvor.
 

Warum war sie nur jetzt so sauer geworden? “Es ist mir egal, was ihr über mich erzählt, aber lasst ihn in Ruhe ja? Und was wir miteinander haben oder auch nicht geht euch gar nichts an ja? Kommt mit eurem eigenen Leben klar, bevor ihr anderen auf die Nerven geht!” Es war deutlich, aber hatte Takeru nicht damit verletzt. Sollten sie doch denken, was sie wollten. Auch wenn Hikari gerne mit Takeru zusammen wäre, könnte es nicht gehen, da er nicht wollte. Also war dieses Thema genauso dumm, wie unwahrscheinlich.

Nun sahen sie auf den Boden und Hikari glaubte, ihnen wurde bewusst, was sie machten.

“Tut uns leid ihr beiden. Wir wollten euch nicht zu nahe treten …”, meinte einer und Hikari lächelte ihn an. Geht doch, dachte sie sich und dann kam auch schon der Lehrer. Noch einmal zwinkerte sie Takeru zu, bevor sie sich umdrehte. Sie hoffte, es wäre so in seinem Sinne und dass sie nichts Falsches gesagt hatte.

An diesem Tag war in Sport Ausdauer Training an der Reihe, was sie gar nicht gerne machte, doch sie war mit Davis in einer Gruppe. Verschiedene Übungen mussten sie gemeinsam machen und kamen sich dabei oft körperlich etwas näher, was Hikari gar nicht so mitbekommen hatte. Der Sport tat gut, denn so konnte sie sich endlich mal austoben, wie sie wollte.

Doch einmal kam sie mit ihrem Fuß dumm auf und spürte den Schmerz der letzten Nacht wieder. “Kari? Hast du was?”, fragte Davis und sah sich ihren Knöchel an, obwohl sie meinte, dass alles in Ordnung sei. “Was hast du da?” Er starrte sie ganz entsetzt an. Und dann zu Takeru.

“Er schlägt dich doch nicht etwa, oder?” Zuerst sah Hikari geschockt aus, aber dann wurde sie sauer. “Spinnst du?”, sagte sie recht leise.
 

Erleichterung machte sich in ihm breit. Er war nicht gezwungen sich irgendwie zu rechtfertigen. Auch wenn er es selbst übernommen hätte, doch schon vom überstürzten Aufspringen hatte er sich ein wenig übernommen. Wenn dieses blöde Schwindelgefühl nur endlich nachlassen würde! Wieder einmal war er Hikari äußerst dankbar dafür, dass sie sich für ihn und sie einsetzte und den anderen einmal die Meinung gegeigt hatte. Er fühlte irgendwie ein bisschen stolz, als er ihre wütende Miene sah und wie sie die anderen zurechtwies. Erschrocken darüber, dass die kleine Hikari auch einmal ihre Meinung richtig laut kundtut, wiedersprach ihr keiner und alle resignierten. Takeru war sich sicher, lange Zeit keine blöden Kommentare mehr zu hören. Auch wenn er es teilweise lustig fand, wie sich die anderen aufgeregt hatten.

Wieder einmal war er auch zeitgleich ein wenig enttäuscht von ihr. Er hatte wieder nicht mehr in Erfahrung bringen können. Weshalb gelang es ihr auch immer wieder, sich aus verzwickten Situationen so geschickt herauszuwinden?

Na ja er würde sich später noch genauer damit befassen. Jetzt wollte er sich erst einmal wie versprochen ein wenig ausruhen. Er legte sich mit dem Bauch voran auf die Bank auf der er saß. So konnte er nebenbei auch noch beim Unterricht zusehen.

Er beobachtete vor allem Hikari und Daisuke. Er war ein wenig genervt davon, dass die beiden so nah zusammenstanden und die Übungen gemeinsam durchgingen, doch er sprach sich selbst zu, dass er nicht eifersüchtig sein sollte. Kari konnte machen was sie wollte, sie waren immerhin nicht zusammen...

Kurz sah er, wie sie das Gesicht verzog. Also doch, er hatte es sich vor der Schule doch nicht eingebildet! Misstrauisch beobachtete er die Szenerie weiter.
 

“Dann erklär mir das!”, meinte Davis und sah ihr fest in die Augen. Sie konnte ihn nicht auch noch in die Sache mit reinziehen und sah ihm fest in die Augen. “Tai hat mich gestern aufgezogen und mir mein D-Terminal weg genommen und da muss es passiert sein.“ Doch er glaubte ihr nicht so recht und sah wieder sauer zu Takeru. Wann würde das endlich ein Ende haben? “Bitte beruhig dich doch …”, seufzte die Braunhaarige und so machten sie die Übungen weiter. Als sie schon fast am Ende war, passierte mal wieder was super Doofes. Irgendwie wurde Davis angerempelt, so aus Spaß und stolperte auf Hikari. Nun lagen sie beide auf dem Boden. Er war recht schwer und sie bekam keine Luft. “´Tschuldigung …”, murmelte Daisuke und stützte sich mit seinen Armen ab. Natürlich wurde Hikari rot im Gesicht, sah aber weg. “Kannst du bitte von mir runter gehen?” Es war ihr mehr als unangenehm, da sie das Gefühl hatte, Takeru zu hintergehen, was Schwachsinn war.

Die Stunde war auch schon vorbei und Hikari ging zu Takeru, setzte sich auf seine Bank, nahm die Wasserflasche und trank daraus. Leicht musste sie bei ihren Gedanken lächeln. Indirekt hatten sie sich doch dadurch geküsst oder nicht? „Ach Hikari, was denkst du denn jetzt schon wieder?“, dachte sie genervt.

Leicht lehnte sie ihren Kopf bei ihm an und schloss die Augen. “Wartest du bis ich fertig bin mit dem Duschen?”, fragte sie dann ohne die Augen zu öffnen. Bei ihm fühlte sie sich einfach wohl. “Ich fühl mich einfach wohl bei dir …”, gestand sie leise.
 

Daisuke hatte ihm eben kurz einen vernichtenden Blick zugeworfen und Takeru fragte sich weshalb. Er ließ sich etwas von Hikari erklären. Durch die Entfernung verstand er jedoch nicht, was es war, doch scheinbar ging es um ihn. Nach einigen Gestikulationen von Hikari schien er einigermaßen beruhigt und sie setzten ihre Übungen fort. Gerade als Takeru die Augen für eine Weile schließen wollte passierte es. Daisuke fiel auf Hikari. Takeru wäre beinahe selbst aufgesprungen und zu den beiden herübergeeilt, doch er hatte sich einigermaßen unter Kontrolle. Was war das nur? So viel Eifersucht war bisher nie in ihm aufgekeimt und jetzt passierte es so oft... Als er bemerkte, wie die anderen zu ihm sahen, setzte er ein gleichgültiges Gesicht auf und hoffte, dass keiner seine wahre Gefühlsregung gesehen hätte.

Inzwischen stand Hikari auch schon wieder auf ihren eigenen Füßen, sie selbst sah nicht sehr begeistert aus, was Takeru irgendwie etwas Genugtuung gab.

Da kam sie auch schon zu ihm rüber, denn das Klingeln läutete das Ende der Stunde ein.

"Na, fertig mit Rumhopsen?", begrüßte er sie und grinste sie frech an. Da ließ sie sich auch schon auf die Bank plumpsen und lehnte sich an ihn an. Es tat ihm gut, sie wieder so nah bei sich zu wissen und er schloss für einen Augenblick die Augen. "Na klar mache ich das..."

Die anderen waren bereits in den Umkleiden, konnte er es riskieren? Ja! Ohne auf tausend Stimmen in seinem Kopf zu achten, die dagegen sprachen hob er seinen linken Arm an und legte ihn um sie auf ihre Schulter. Mit leichtem Druck zog er sie sanft an sich heran.

"Ich fühle mich irgendwie auch wohl bei dir!"

Nach einer Weile bemerkte er: "Hast dich gut gehalten dafür, dass du Ausdauertraining nicht magst!" Er klopfte ihr freundschaftlich mit der umarmenden Hand auf die Schulter. Und nahm ihn anschließend wieder weg.
 

Hikari war total fertig vom Sport und war froh, dass diese Folter nun zu Ende war. Wenn es ein Fach in der Schule gab, das sie nicht mochte, dann war es Sport. Da sie früher immer so oft krank war, war sie auch nie so fit wie die anderen. Doch jetzt hatte sie es gut hinbekommen die Übungen durchzuziehen. Es klingelte ein weiteres Mal und sie war schon fast eingeschlafen, doch dann spürte sie die Hand und den Arm von Takeru. Es fühlte sich anders an, als er es tat... nicht so… freundschaftlich, sondern irgendwie wärmer. Ihr Herz freute sich darüber und sie merkte, wie er sie langsam zu sich drückte. Hikari hätte nie geglaubt, dass sie so einen Moment erleben durfte. Doch dann war wieder alles vorbei und er klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter, wieder nur Einbildung. Leise, kaum hörbar seufzte sie und stand langsam wieder auf. “Nun ja lauf nicht weg, ich beeile mich auch schon!”, meinte sie noch einmal und lächelte freundlich, bevor sie sich auf den Weg machte und sich unter die Dusche stellte. Das Wasser tat gut und regte sie vollkommen ab. Immer wieder dachte sie an ihn. Sie fand die Situation etwas seltsam, dachte unter der Dusche an ihren besten Freund. Nach einer Weile trocknete sie sich ab und zog die Schuluniform wieder an. Jetzt fühlte sie sich nicht mehr so durchgeschwitzt und räumte ihre Sachen weg. Ohne wirklich Lust auf die letzten beiden Stunden zu haben, nahm sie ihre Tasche und ging zu Takeru zurück. Leise schlich sie sich an ihn ran und sah, dass er die Augen geschlossen hatte. Lange sah sie ihn an und ging näher auf ihn zu. Seine Haare waren etwas länger und sie wollte sie ihm vorsichtig aus dem Gesicht streichen, doch auf der Hälfte der Strecke hielt sie inne. „Nein Kari, mach’s nicht ...“, ermahnte sie sich in Gedanken, rüttelte ihn stattdessen leicht am Arm. Sie wusste nicht ob er nur so tat oder wirklich schlief.
 

Er hatte es genossen, Hikari an seiner Schulter zu spüren und als sie weg war schien es so, als würde es ein wenig kälter werden...

Sie brauchte etwas lange. Vielleicht kam es ihm aber auch nur so vor? Langsam lehnte er sich ein wenig zurück und legte sich wieder auf die Bank. Dieses Mal jedoch so, dass er mit den Augen an die Decke sehen konnte.

Die Regelmäßigkeit der Holzdecke machte ihn irgendwie ein wenig schläfrig und er schloss die Augen für eine Weile.

Sie würde ihn ja schon wecken... und außerdem hatten sie erst einmal große Pause...

Er hörte Schritte in der Halle, die von weit her kamen, doch irgendwie konnte er sie nicht so recht zuordnen. Takeru befand sich in einer Art Dämmerschlaf. Er regte sich nicht, wollte sich im Moment nicht bewegen, nur warten... Dass sie ihn leicht am Arm berührte, merkte er nicht.
 

Nun konnte sie es sich nicht verkneifen und kniete sich zu ihm hin. Süß sah er aus beim Schlafen und sie sah ihn die ganze Zeit an. Wie gut, dass er sich wenigstens jetzt etwas ausruhte. Doch schlief er wirklich? Hikari wusste es nicht, war sich einfach so unsicher. Aber auf ihr Rütteln am Arm hatte er nicht reagiert, also musste er schlafen. Leicht kaute sie auf ihrer Unterlippe rum und sah sich um. Sie waren alleine, richtig alleine … Ihr Herz klopfte bei dem Gedanken, doch konnte sie es auch wirklich durchziehen? Nach einer kurzen Entscheidung nahm sie den zweiten Anlauf an diesem Tag und hatte aber dieses Mal seine Arme im Auge. Zentimeter für Zentimeter arbeitete sie sich vor und konnte schon seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren. Angst überkam sie, aber irgendwie konnte sie nicht anders. Allerdings suchte sie sich eine andere Stelle aus, als die, an die sie zuerst gedacht hatte. Leicht lächelte sie und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn. Er schlief … er spürte es nicht. Etwas erleichtert, aber auch enttäuscht löste sie ihre Lippen wieder von seiner Stirn. “Danke”, hauchte sie nur und wusste nicht einmal für was. Jetzt stellte sie sich schnell wieder richtig hin und beobachtete ihn weiter.
 

Von seiner Umgebung bekam er dennoch etwas mit, auch wenn es ihm ein wenig vorkam, als befände er sich in einer Art Trance. Die Schritte verstummten dicht neben ihm, dennoch kam es ihm so vor, als wären sie immer noch sehr weit weg.

Sein Atem ging regelmäßig und er schien kurz davor zu sein, in die Tiefschlafphase überzugehen.

Plötzlich spürte er einen leichten, weichen Druck auf seiner Stirn. Er war sehr zärtlich und holte ihn sofort wieder in die Wachphase zurück. Nachdem er ein leises "Danke" vernommen hatte, schlug er langsam die Augen auf und blinzelte ein wenig.

"Für was?", fragte er, ehe er sich aufsetzte und sah, wer ihn angesprochen hatte. Er fragte sich, was das eben gewesen war. Hatte er es sich eingebildet? Oder hatte Hikari ihm wirklich einen Kuss auf die Stirn gegeben?

Ein wenig verschlafen rieb er sich die Augen.
 

Als sie sich hingestellt hatte, sah sie ihn an und auf einmal kamen Töne aus seinem Mund. Leicht ging sie in Panik wenige Schritte zurück. “I ..ich wollte … nicht …. ich dachte … du schläfst …”, stotterte sie und wurde blass, statt rot im Gesicht. Hatte er nur so getan, als ob er irgendwie schlafen würde? Wieso hatte er nicht vorher etwas gesagt? Nun brachte Hikari keinen Ton mehr heraus und starrte auf den Boden. Es fühlte sich so an, als ob ihr jemand die Luft wegdrücken würde, sie wünschte sich gerade das berühmte Loch im Boden herbei.
 

Dadurch, dass sie herumstotterte, schloss er, dass er sich diesen Kuss doch nicht eingebildet hatte und grinste leicht. Er fragte sich zwar, weshalb sie es getan hatte, doch er fand es nicht so schlimm wie sie. Da sie sich jedoch so sehr schämte, beschloss er, einfach so zu tun, als hätte er nichts bemerkt. „Für was?“, fragte er stattdessen noch einmal nach, ergänzte jedoch: „Doch ich hab schon geschlafen... Mich hat nur irgendwas geweckt... weiß auch nicht so recht...“ Er schaute sie an und tat so, als würde er sie erst jetzt richtig bemerken. „Oh du bist ja schon fertig! Lass uns raus gehen... Oder willst du noch hier bleiben?“, er setzte sich seitlich auf die Bank, jederzeit bereit, um aufzustehen.
 

Es war einfach nur peinlich gewesen und Hikari traute sich nicht, ihn anzusehen. “Es tut mir sehr leid!”, flüsterte sie nur noch und kniff die Augen zusammen. Man war sie blöd, er hat es bemerkt und es war nur ihre Schuld, nur weil sie ihre Gefühle nicht im Griff hatte. Sie liebte ihn jede Stunde mehr und wusste nicht wohin mit den ganzen Emotionen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und hätte sich Ohrfeigen können. “Ich wollte es nicht …”, beharrte sie dann und ging wieder etwas zurück.

"Hey ist doch nicht schlimm, dass du mich geweckt hast...", er stand nun auf und schnappte sich seine Tasche. Hatte sie denn nicht gehört, dass er es herunterspielte?

Er hob die Schultern. "Zwar hatte ich gerade einen total tollen Traum, aber solange du es bist die mich weckt verzeihe ich das...", bemerkte er mit einem Grinsen und machte einen Schritt auf sie zu. Er legte den Kopf schief und schaute sie an. "Okay?"

Leicht nickte sie und nahm tief Luft. Es tat halt nur so weh, nicht nahe genug bei ihm zu sein. "Dann ... ist ja gut!" grinste sie dann endlich wieder und meinte dann: "Lass uns nach draußen gehen. Dort ist so ein schönes Wetter. Wenn das Licht hier aus ist, fühl ich mich nicht wohl!"

Und so war es. Seit gestern hatte Hikari noch mehr Angst vor der Dunkelheit als sonst.

"Stimmt!", gab er zu. "Und außerdem wird uns die frische Luft gut tun. Hier ist es inzwischen so stickig, dass ich schon fast keine Luft mehr bekomme." In Gedanken fügte er hinzu: "Und außerdem wird dann mein Kopf ein wenig aufhören zu dröhnen... Vielleicht sollte ich auf die Krankenstation und mir ein Aspirin holen..."

Langsam setzte er sich in Bewegung und hielt Hikari die Tür auf. Die warmen Sonnenstrahlen trafen bereits auf seine Hand und er konnte es kaum noch erwarten aus der Halle zu kommen. Als Hikari auch schon aus der Türe draußen war, ließ er sie ins Schloss fallen und folgte ihr. Als er in die Sonne trat, streckte er sich erst einmal. Er liebte das schöne Wetter. Zu schade, dass die beiden an diesem Tag in der Schule sein mussten und nicht einfach irgendwo hingehen konnten.

Für einen Moment verzog er das Gesicht. Allmählich nervten ihn diese Kopfschmerzen doch gewaltig...
 

Sie musste mit jemanden darüber reden, doch mit wem? Davis sicherlich nicht, sie würde ihn verletzten und hatte das Gefühl, dass er ihr dann nicht ehrlich antworten würde. Zu Tai konnte sie nicht schon wieder gehen, sicher er war ihr Bruder, aber hatte schon genug zu tun. Dann war da auch noch Sora, die aber zur Zeit in einer anderen Stadt lebte und sie wollte sie nicht schon wieder belästigen. Sonst hatte Hikari niemanden außer Takeru. Leicht drehte sie ihren Kopf zu ihm um und sah ihn an. “Du hast wohl immer noch Kopfschmerzen? Hältst du es noch aus oder sollen wir gehen!?”, fragte sie nun endgültig besorgt. Immer wieder verzog er sein Gesicht vor Schmerzen. Wenn sie ihn nicht hätte, wäre sie wirklich total alleine. Sie verließ sich zu sehr auf ihn, machte sich schon fast abhängig. Schnell wendete sie ihren Blick ab. War sie denn wirklich verliebt in ihn? Vielleicht wollte sie einfach nur nicht alleine sein!? Aber das Herzklopfen und die feuchten Hände!? “Takeru? Wir können doch über alles reden oder? Ich meine, wie fühlt man sich, wenn man sich verliebt hat?” Sie starrte in die Ferne, doch für ihn musste das ausgesehen haben, als würde sie Daisuke ansehen.

Verzweiflung

Hikari schien ziemlich nachdenklich geworden zu sein, denn sie erwiderte nichts, als er sie fragte, wohin sie gehen wolle. Er fragte sich, ob alles okay mit ihr war und sah sie leicht von der Seite an. Sie schien ziemlich abwesend zu sein, also folgte er ihrem Blick um herauszufinden, was sie denn so sehr ablenkte. Sein Atem stockte einen Augenblick als er bemerkte, wen sie beobachtete.

Daisuke rannte eben über das Fußballfeld und hatte den Ball angenommen und mit Leichtigkeit gestoppt. Er hatte wohl zu viel Energie, denn von der Klasse, die eben mit ihnen Sport gehabt hatte, war er der Einzige auf dem Feld. Doch das interessierte Takeru in diesem Moment nicht. Viel wichtiger war, sie starrte ihn an!

Als sie ihn auch noch auf das Verliebtsein ansprach, fiel ihm wieder die Mail vom Vortag ein. Hatte sie nicht geschrieben, sie könne wegen eines Jungen nicht schlafen? Hatte er mit seiner Vermutung etwa wirklich richtig gelegen? Handelte es sich bei diesem Jungen wirklich um... DAISUKE?

Plötzlich erfasste ihn ein Schmerz, den er sich nicht erklären konnte. Er übertönte sogar seine anderen Schmerzen, doch im Gegensatz zu denen, konnte er ihn erfolgreich verbergen. Es fühlte sich so an, als hätte ihm Kari das Herz herausgerissen...

In diesem Moment konnte er sie nicht ansehen, er verkrampfte sich innerlich total. Was sollte er ihr sagen?

Mühsam beherrscht, nicht die Fassung zu verlieren antwortete er ihr, denn er konnte sie ja nicht einfach stehen lassen.

"Klar können wir das..." Er holte noch einmal tief Luft. Das Sprechen fiel ihm irgendwie schwer.

"Ich schätze... man fühlt sich leichter... Wenn man... mit der Person zusammen ist vergeht alles Schlechte viel schneller. Man ist einfach total glücklich... denkt an sie und will so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen." Er sprach von seinen eigenen Gefühlen. "Jeder schlechte Tag wird sofort wieder gut, wenn man sie sieht. Aber in ihrer Gegenwart wird man auch öfter nervös und weiß nicht, was man sagen soll. Man hat Angst davor, dass jede Handlung ein Fehler sein könnte und man die Freundschaft kaputt machen könnte." Hier brach er einen Moment ab. Versehentlich hatte er etwas eingebaut, das eigentlich gar nicht direkt zum Thema gehörte, sondern nur seine persönliche Situation betraf.

Jetzt fuhr er fort, mit den Gedanken bei seinen momentanen Empfindungen: "Es hat auch seine Schattenseiten... Wenn die Liebe nicht erwidert wird zieht es einem alles zusammen. Selbst, wenn man sich unsicher ist, ob es wirklich so ist. Man ist eifersüchtig auf alles und hasst die Welt..."

Bei seinen letzten Worten hatte er sie aus seinen blauen Augen traurig angesehen. Dann wandte er sich jedoch wieder ab, sah gen Himmel und schloss die Augen.

Im Moment musste er sich sehr beherrschen.

Hikari lehnte sich gegen eine Wand als er sprach. “Zur Zeit fühlt es sich einfach nur schwer an, da ich nicht weiß, wie ich damit um zugehen habe. Immerhin fühle ich so etwas zum ersten Mal und wie du schon gesagt hast will ich nicht die Freundschaft zu ihm riskieren. Es ist alles so kompliziert geworden, seit ich es mir eingestanden habe. Doch ich weiß jetzt schon, dass das keine Zukunft haben wird. Immerhin kenn ich ihn dafür schon echt lange …” Wieso tat ihr nur ihr Herz so weh? Es verkrampfte sich so sehr, dass es bei jeder Bewegung schmerzte. “… doch ich will in seiner Nähe sein, egal wie …doch … genau das kann ich nicht, da ich ihn in eine Sache reinziehe, die ich mir nicht verzeihen könnte …” Hier sprach sie auf die Dunkelheit an. “Ich will nur, dass es ihm gut geht und er so leben kann wie immer. Denn mit mir hat man nichts zu lachen … ständig ist etwas …” Jetzt seufzte sie und schloss die Augen. Derjenigen, dem sie das erzählte, war derjenige, den sie so sehr liebte. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte ihn umarmt, doch sie konnte es nicht. “Mein Schicksal ist es, alleine zu bleiben …” Es war wirklich so, denn wenn es das Schicksal einmal gut mit mir gemeint hätte, dann könnte sie jetzt zusammen mit ihm glücklich sein, doch er liebte sie nicht und sie wollte ihn nicht in Gefahr bringen.
 

Am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn sie nicht weiter über dieses Thema gesprochen hätten, denn es war für ihn eine reine Folter. Er hörte nicht einmal die Worte heraus, die ihm vielleicht einen Hinweis darauf gegeben hätten, dass nicht Daisuke gemeint war, sondern er selbst. Zu groß saß der Schmerz und die Erkenntnis darüber, dass er sie nie haben können würde und nachdem was Hikari gesagt hatte, würden sie beide unglücklich enden. Doch Moment mal! Daisuke war doch in Hikari verliebt... Und das wusste sie doch eigentlich? Weshalb redete sie denn nicht einfach mit ihm über ihre Gefühle?

Er sah sie an. Was er jetzt sagen würde, kam ihm kaum über die Lippen, doch er wollte, dass sie glücklich werden würde. Jetzt konnte er seinen Bruder verstehen, wusste, wie er sich wohl damals gefühlt haben musste, als er Sora aufgab.

Schweren Herzens sagte er: „Aber... er liebt dich doch, weißt du das denn nicht?“ Es sprang sehr viel Kummer aus seiner Stimme mit über, den er versuchte zu verbergen. „Und ich bin mir sicher, dass er alles dafür tun würde, dass du glücklich wirst. Ihm wäre es egal, wenn er sich deinetwegen in Gefahr begeben müsste, er würde es tun. Für dich.“ An dieser Stelle sprach er für Daisuke. Er konnte sich vorstellen, dass er für Hikari alles opfern würde, denn er war ein guter Freund. In diesem Moment wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass Daisuke Hikari wirklich genau so sehr liebte, wie er es tat. Er war sich mit einem Mal total sicher, dass sein Freund alles für Hikari tun würde, weshalb hatte er das nicht schon viel früher gesehen? Die ganze Zeit hatte Takeru nur gedacht, Daisuke wäre in eine nicht ernst zu nehmende Schwärmerei für seine beste Freundin verfallen, doch nun fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, das dem eigentlich nicht so war.

„Übrigens finde ich, dass man mit dir viel zu lachen hat. Sicher es gibt auch schwere Zeiten, wie zum Beispiel gestern Abend aber es ist doch gut ausgegangen... Und so wird es auch immer sein. Du musst nur daran glauben! Außerdem musst du dich nicht in dein Schicksal einfügen. Ich bin der Ansicht, dass das Schicksal nicht vorherbestimmt ist und man es selbst in die Hand nehmen soll, wie es aussieht! Das Schicksal ist das, was man aus seinem Leben macht. Also solltest du für deine Liebe kämpfen. Mehr kann ich dazu nicht sagen, außer, dass du Daisuke sagen solltest, wie du für ihn empfindest.“

Takeru holte wieder tief Luft. Irgendwie musste er sich doch beruhigen. Jetzt hatte er SEIN Schicksal selbst bestimmt und Hikari... verloren...
 

Was zum Teufel redete er da? Es verwirrte Hikari alles etwas, aber als er Daisukes Namen nannte, lachte sie laut. Er dachte doch wirklich, dass es Daisuke ist... oh man Takeru. “´Tschuldigung, aber ich glaube nicht, dass du richtig liegst mit deiner Vermutung. Daisuke ist nett, aber ich hab ihn nie geliebt, liebe ihn auch nicht und werde ihn auch nicht lieben, Takeru. Lass ihn mal aus dem Spiel, ja? Er spielt eigentlich keine Rolle dabei. Immerhin ist er ein guter Kumpel, aber mehr auch nicht, nein, es ist ein ganz anderer und ich hab dir schon mal gesagt: Du kennst ihn besser, als jeder andere. Aber lass uns das nicht weiter vertiefen und es tut mir leid, dass ich damit begonnen habe. Ich muss damit fertig werden, auch wenn es schwer fällt. Am besten ich lasse alles beim Alten …”, nun konnte sie wieder etwas lächeln, doch er sah nicht glücklich aus.
 

Nun war er gänzlich verwirrt. Es handelte sich nicht um Daisuke? Aber wer konnte des denn sonst sein? Die einzige männliche Person, die er besser kannte als niemand anders war sein Bruder, aber Hikari hatte nie sonderlich viel mit ihm zu tun gehabt. Außerdem wusste sie doch genau, dass er sich nicht für Mädchen interessierte... Gut so wie er Hikari kannte, hatte sie die Geschichte zwischen Taichi, Sora und Yamato mit Sicherheit durchschaut oder zumindest erahnt. Dass Yamato Hikari den Schlaf raubte konnte er einfach nicht glauben.

Also wer war dieser Typ, der Hikari nicht mehr aus dem Kopf ging? Es wollte sich ihm nicht offenbaren, egal wie sehr er darüber nachdachte.

Ansonsten kannte er nur noch Hikari wie keinen anderen. Was sollte ihre Aussage dann?

Einerseits erleichtert darüber, dass es sich nicht um Daisuke handelte, andererseits beunruhigt, da er das Gesicht des Unbekannten und sein Verhalten nun nicht einschätzen konnte, beobachtete er immer noch aus traurigen Augen seine beste Freundin und heimliche Liebe.

Er respektierte es, dass sie nicht mit ihm darüber reden wollte, doch enttäuscht war er ebenfalls. Sie hatten sich doch immer alles erzählt? Begann sich jetzt etwa wirklich ihre Freundschaft auseinander zu entwickeln?

Takerus Zweifel wurden immer größer. Am liebsten wäre er gegangen, als sie ihn auslachte, am liebsten würde er jetzt eine Weile allein sein, doch er konnte Hikari nicht der Dunkelheit überlassen. Egal wie es jetzt um die beiden stand.

Er sagte kein Wort mehr und stand einfach nur da.
 

Wusste er es etwa? „Super Kari, immer machst du alles falsch! Wieso kannst du nicht einfach deine Klappe halten und ruhig sein? Und die Dinge so weiterlaufen lassen, wie es geplant war?“, schalt sie sich selbst. Nein, sie musste ja mit so einer Frage anfangen. Kurz sah sie zu ihm und senkte ihren Kopf. Sie machte wirklich alles noch viel schlimmer, als es eh schon war. "Was hast du?", fragte Hikari vorsichtig und ging einige Schritte auf ihn zu. So kannte sie ihn wirklich noch nicht. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Er war ihr Halt, doch war sie auch sein Halt? "Takeru ..." Weiter konnte sie nicht sprechen, aber sie legte beide Hände auf seine Schultern, als sie vor ihm stand. Am liebsten hätte sie ihm gesagt, wie sehr sie ihn doch liebte und das nur er es war, der sie nicht mehr schlafen ließ, doch sie konnte nicht, konnte nicht zu ihren wahren Gefühlen stehen. Leicht legte sie ihre Stirn auf seine und schloss die Augen. Es ging ganz gut, da er seinen Kopf gesenkt hatte. "Rede mit mir!", forderte und hatte immer noch die Augen geschlossen.
 

Als sie ihn an den Schultern fasste, reagierte er nicht. Er beobachtete immer noch weiterhin den Boden. Irgendwie schien er wie ausgewechselt. In seinem Herzen kämpften die Zweifel immer mehr gegeneinander an.

Würde ihre Freundschaft überhaupt noch einen Bestand haben? Für was hatte er sich dann immer zurückgehalten? Ihr nie etwas gesagt?

Seine Hände ballten sich zu Fäusten zusammen. Innerlich stieg eine Wut in ihm an. Auf Hikari, doch am meisten auch auf sich selbst.

Was ging hier nur vor?

Noch vor wenigen Stunden war doch alles gut zwischen ihnen verlaufen? Oder nicht?

Sie hatten gelacht... und jetzt war es wieder SO weit...
 

Ihre Stirn legte sich auf seine. Diesmal sah er auf, den Kopf ließ er jedoch noch immer gesenkt.

Im Moment tat die Berührung nur unendlich weh, doch er wich nicht zurück.

Was sollte er nur tun?

Eigentlich konnte er auch nichts mehr verlieren, wenn er es ihr jetzt sagte... Es schien sowieso, als würde die Beziehung zwischen ihnen zerbrechen, also wieso nicht wenigstens aussprechen, was er fühlte?

...

"Was soll ich denn sagen?"
 

Es tat weh so ein Verhalten bei ihm zu sehen. Hatte sie es wirklich versaut? "Was mit dir los ist ...", flüsterte sie nur noch und kniff die Augen zusammen. Es fühlte sich so an, als ob er sich von ihr weg bewegte. Als wäre er nicht mehr da. Aber dann merkte sie, dass sie verletzter war, als sie dachte. Auch wenn Hikari die Augen richtig zugekniffen hatte, kamen Tränen durch. Sie wollte nicht weinen, nein! Aber sie konnte nicht anders. Er war ihr so wichtig ... dass sie es nicht beschreiben konnte. "Was ist los ..." Man konnte die Verletztheit in ihrer Stimme erkennen. Sie liebte ihn und wollte ihn nicht verlieren. Er war ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, ihr Leben ... ihre Stärke, die sie am Leben hielt. Hikaris Hände lagen nicht mehr auf seinen Schultern, nun lagen sie ihm im Nacken.
 

Er schluckte schwer. Was sollte er ihr sagen? Er wusste es doch selbst nicht...

"Ich weiß es nicht... keine Ahnung ich verstehe mich selbst gerade nicht..."

Sauer auf seine Worte ballte er die Fäuste noch viel mehr. Natürlich wusste er genau, was los war, doch er konnte es ihr unmöglich erklären!

In ihm kroch jetzt ein heißer Schmerz nach oben und er begann heftig zu zittern. Stoßweise holte er Luft.

Was war nur los? Egal wie sehr er sich anstrengte, er konnte es nicht verhindern, war nicht stark genug. Nein das wollte er nicht, nicht vor Hikari!

Warme Tränen bahnten sich nun auch bei ihm den Weg über sein Gesicht. Er versuchte es zu unterdrücken, doch es gelang nicht. Das Zittern wurde nur noch stärker.

Wie lange hatte er nun nicht mehr geweint? Bestimmt schon seit neun Jahren, eben seit er mit ihr befreundet war, für sie da war und Stärke zeigen musste, damit sie keine Angst hatte. Er hatte es sich geschworen es nie wieder zu tun, doch er konnte es wirklich nicht zurückhalten.

Zu groß war der Kloß in seinem Hals, der aus Trauer und gleichzeitig aus Wut bestand.

Dass sie ebenfalls weinte, bemerkte er gar nicht. Doch die Gefühle in ihrer Stimme schienen ihm das Herz auseinander zu reißen. Er war schuld, dass es ihr jetzt schlecht ging...
 

Er zitterte … doch wieso? Nur schwer ließen sich Hikaris Augen öffnen. Und das, was sie dann sah, sie schluckte. Sie hatte Takeru das letzte Mal weinen sehen, als sie von Piedmon verfolgt wurden und Angemon verletzt wurde. Genau seit dem Tag weinte er nicht mehr, jedenfalls hatte Hikari ihn dann nicht mehr weinen sehen. Es ging ihm schlecht, schlechter als sie gedacht hatte und ihr Atem ging richtig schnell. Was sollte sie nur tun? Sie war schuld an allem, nur sie allein. Hätte sie doch nur nicht mit diesem bescheuerten Thema angefangen, dann würde es ihm jetzt besser gehen. Ihre Hand zitterte, als sie ihm die Tränen von seiner Wange wischte. “Beruhige dich … bitte …” Selbst ihre Stimme zitterte, ohne dass sie was dafür konnte. Ein Wind kam auf, der recht kühl war, aber Hikari zitterte nicht weil ihr kalt war. “Ich wollte dir nicht weh tun … verzeih mir, aber ich kann mich nicht gegen meine Gefühle wehren …” Nun weinte sie wieder stärker und brauchte einen Augenblick um sich wieder etwas zu beruhigen. Sie hatte das Gefühl, dass es heute das letzte Mal war, dass sie ihm in seine wundervollen blauen Augen sehen konnte. Doch sie zeigten einen Schmerz, der zu groß war. Sie hatte ihn wirklich enttäuscht. “… es mir doch … ich hätte mich wehren sollen, doch … “ Sie brach schon wieder ab, immer noch hatte sie zu große Angst davor. Aber es war doch eh schon zu spät für alles. Nun legte sie beide Hände an seine Wangen, hob sein Gesicht etwas hoch und sah jetzt noch deutlicher, wie verletzt er doch war. “Verzeih mir, ich wollte dir nicht weh tun …”, wisperte und nährte sich ihm etwas. Doch kurz vor seinen Lippen hielt sie inne und atmete noch einmal tief ein. Sie hatte alles zerstört, was jemals zwischen ihm und ihr war, doch sie wollte nicht gehen, ohne es einmal getan zu haben. Danach war ihr Plan klar, sie würde ihm nicht mehr über den Weg laufen können. Doch dann tat sie es einfach und legte ganz leicht ihre Lippen auf seine. Während dem Kuss weinte sie sogar noch stärker als eben und löste sich dann ganz von ihm. “Ich wollte nicht, dass du dich wegen mir so fühlst, doch ich kann es schlecht zurückhalten. Bitte versteh das, auch wenn ich gewollte habe, dass du nur mein bester Freund bleibst … ich kann es nicht, du bist mir zu wichtig geworden. Aber keine Angst, ich werde dir nicht noch einmal zu nahe kommen!” Mit diesen Worten schnappte sie ihre Tasche und ging. Ging mit schnellen Schritten davon. Sie wusste nicht wohin, doch es war nicht ihr Klassenraum, in dem sie gleich noch Mathe haben würden. Hikari verließ die Schule ohne sich abgemeldet zu haben, ohne Bescheid zu sagen, dass sie gehe. Doch sie konnte nicht mehr länger in seiner Nähe bleiben und lief irgendwo hin. Sie spürte, wie sich ihr Herz fast auflöste und wusste nicht genau, was sie jetzt tun sollte. Alles wofür sie gelebt und gekämpft hatte war nicht mehr. Hikari hatte alles was ihr wichtig war verloren … irgendwann, sie wusste nicht mehr wo sie genau war, blieb sie stehen. Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie sie dahin gekommen war oder ob sie schon mal hier gewesen war. Doch sie starrte mit leerem Blick zu den Häusern und Menschen. Es war so, als ob sie nicht mehr existieren würde…
 

Takeru wollte weiter sprechen, doch er konnte nicht. Alle Gefühle in Worte fassen, die er im Moment empfand, doch sie wollten nicht über seine Lippen kommen. Wieso konnte er ihr denn nicht einfach sagen, dass er sie über alles liebte und niemals verlieren wolle? Dass er eifersüchtig war, wenn sie auch nur einen anderen Jungen ansah, er wissen wolle, wem sie ihr Herz geschenkt hatte?

Warum konnte er ihr nicht sagen, dass seine Liebe Schuld daran hatte, dass es in ihrer Freundschaft im Augenblick so schlecht lief? Was war zum Teufel noch mal los mit ihm!?

Am liebsten hätte er auf etwas eingeschlagen. So eine große Wut hatte er noch niemals erlebt. In solch einer großen Trauer war er noch nie versunken. Es schien fast so, als wäre er einer Depression nahe. Er, der doch immer Stärke gezeigt hatte, seit er sie hatte. Sie war doch sein Halt. Er empfand alles für sie!

Wenn er jetzt nichts sagen würde, könnte er sie für immer verlieren!

Diese Gedanken machten sein Zittern noch viel unerträglicher. Er litt Qualen, die er noch nie zuvor durchlebt hatte. Kein Angriff von einem Digimon den er je am eigenen Leib erfahren hatte, nicht einmal die Dunkelheit gegen die er gestern gekämpft hatte, hinterließ solche Schmerzen bei ihm wie der Gedanke daran, Hikari für immer zu verlieren. Die Tränen fanden nun unaufhaltsam ihren Weg über sein Gesicht zum Kinn hinunter und weiter. Er konnte nichts tun, außer sein Schluchzen zu unterdrücken.

Würde er versuchen etwas zu sagen, dann kämen sowieso keine Worte über seine Lippen. Gebrochen vielleicht, doch sonst?

Weshalb reagierte er denn so? Hikari hatte ihm doch nur eine belanglose Frage gestellt, gut nicht ganz so belanglos, doch musste er deswegen gleich heulen?

Sicherlich verstand sie überhaupt nicht, was mit ihm los war, bestimmt machte sie sich Vorwürfe.

Ihre Arme schlossen sich ein wenig enger um ihn, wollten ihn trösten, doch es nützte nichts.

Kalte Hände wischten ihm fahrig über sein Gesicht und versuchten die Tränen zu stoppen, doch selbst dieses Mal verströmten sie nicht die beruhigende Kraft, die ihnen sonst immer inne wohnte.

Jedes Wort das sie sagte, ritzte noch viel mehr an seinem gebrochenen Herzen.

Was wollte sie eigentlich?

Nur mit großer Überwindung gelang es nun auch ihm, seine Augen zu öffnen und zu seinem großen Schrecken erkannte er, dass auch sie weinte.

Das wollte er doch nicht!

In seiner Verzweiflung konnte er jedoch nichts tun, was sie besser fühlen machte.

Er wollte sie in den Arm nehmen, doch was würde es ändern?

Eine kurze Bewegung und er hielt sie am T-Shirt, seine Hände bebten. Die Arme um sie zu schließen, vermochte er nicht.

Als sie seine Wangen berührte und ihn zu sich zog stand die Welt still. Was geschah hier? Das war nicht richtig!

Irritiert schaute er sie an, die Tränen liefen unerbittlich weiter, er wollte etwas fragen, starrte jedoch nur in ihre Augen. Tiefblau traf auf Karmesinrot.

Sie entschuldigte sich bei ihm, weshalb? Das musste sie doch nicht! Er war derjenige, der sich hier entschuldigen sollte. Er bereitete ihr Sorgen, er zerstörte hier am meisten die Freundschaft.

Gerade als er seinen Mund aufmachen wollte, um doch etwas zu sagen, erstickte sie seine Worte unter einem Kuss. Erschrocken riss er die Augen auf. Takeru verstand nun überhaupt nichts mehr. Da folgte auch schon Hikaris Erklärung und sie war verschwunden.

Was hatte er nur getan?

Seine beste Freundin dazu genötigt gegen ihren Willen zu sagen, was sie nie sagen wollte. Zwar klärte sich nun für ihn alles, doch freuen konnte er sich nicht. Ihre Worte klangen wie ein Abschied und das wollte er nicht zulassen. Doch er war erstarrt. Konnte sich keinen Millimeter weit bewegen und nur verzweifelt in die Richtung schauen, in der sie gerade verschwunden war.

Er streckte die Hand aus, als wolle er sie zurück halten, doch es war eine sinnlose Tat, sie war verschwunden und würde nie wieder zurückkehren. Das hatte sie angekündigt.

Gepeinigt vom Schmerz ließ er sich auf die Knie fallen, stützte seine Hände auf dem Boden ab und ließ alles aus sich heraus. „Warte!“, rief er. Doch sie konnte ihn nicht mehr hören. „Hikari!!“ Sein Schrei hallte durch die ganze Umgebung.
 

Was hatte sie nur getan? Hikari hatte eine Freundschaft verraten und zudem noch alles, was ihr je etwas bedeutet hatte. Innerhalb von wenigen Sekunden konnte alles vorbei sein … doch sie war doch selbst schuld oder nicht? Sie hätte ihre Gefühle für ihn zurück halten sollen, doch die Gerüchte in der Klasse ließen sie doch hoffen, hoffen auf etwas, das nie eintreffen würde. Ihr Herz blieb bei ihm, als sie gegangen war und nichts hielt sie mehr am Leben. Doch nur ihr Körper wollte es nicht wahr haben und lebte weiter. Sie hörte eine Stimme, eine besorgte Frauen Stimme: „Ist bei dir alles in Ordnung?“, hatte sie gefragt. Aber es war nichts in Ordnung und es würde nie in Ordnung sein, nie mehr. Wo sollte sie hin? Ihre Eltern würden ihr nicht erlauben die Schule zu wechseln, nur wegen Takeru und er wusste ja auch, wo sie wohnte… Was wäre, wenn wieder irgendwas in der Digiwelt war? Nein, sie konnte doch nicht so tun, als wäre nichts passiert, als wäre ihr Leben in Ordnung. Schnell machte sie ihre Schultasche auf und nahm ihr Digivice heraus. „Nicht… ich will nicht erinnert werden, nein!“, schrie sie in Gedanken immer und immer wieder. Der Frau gab sie keine Antwort, ging einfach weiter. Hikari ließ ihr Digivice fallen, denn das würde sie nicht mehr brauchen. Keiner würde sie mehr brauchen … Sie bemerkte nicht, wie jemand ihr Digivice aufgehoben hatte und ihren Namen rief. „Hikari?“ Es war ihr alles egal, aber wirklich alles.

Später, als sie nicht mehr laufen konnte, bog sie in eine Seitenstraße ab und setzte sich auf den Boden. Erst hier begann sie wirklich zu weinen und konnte nicht mehr aufhören. “Takeru …”, schluchzte sie leise und zog ihre Beine an den Körper. Dieser Schmerz sollte doch jetzt endlich aufhören, mehr wollte sie wirklich nicht. Immer, wenn sie an ihn dachte, kam auch der Schmerz zurück und sie wusste nicht, was sie dagegen machen sollte.

Hikari wusste nicht, wie lange sie dort saß. Vielleicht waren es nur ein paar Minuten gewesen, aber es können auch ein paar Stunden gewesen sein. Irgendwann bemerkte sie eine Hand auf ihrer Schulter.

“Komm mit, du bist schon ganz kalt!” Sie erkannte diese Stimme und sah auf.

“Sora!”, hickste sie und Sora zog Hikari zu sich. Dass Matt und Tai hinter ihr standen, bekam sie nicht mit. Sora war einfach nur da und ließ sie ausweinen, während sie ihr über den Kopf strich. “Komm wir gehen nach Hause!”, sagte sie und zog sie hoch. Hikari starrte durch die anderen hindurch. Sie gingen ein Stück ohne Worte und sie wusste auch nicht, dass es Yamato war, der ihr Digivice aufgehoben hatte und Tai und Sora um Hilfe bat. Jetzt wollte er jedoch zu seinem Bruder, aber erwähnte es nicht in ihrer Gegenwart. Sora und Taichi brachten Hikari nach Hause, doch Tai war eigentlich mit Sora verabredet und Hikari hatte die beiden gestört. Das ließ er seine Schwester auch spüren, indem er Sora drängelte mitzukommen.

“Geh nur!”, sagte Hikari und Sora fragte nach, ob sie das auch wirklich wolle. Leicht nickte Hikari und schon waren die beiden auch weg. Die Eltern waren auch nicht zu Hause und nun saß sie alleine in der Wohnung, alleine mit ihren Schmerzen, mit ihrer Trauer... Und noch einmal wurde ihr so richtig bewusst, wie alleine sie doch ohne Takeru war. Es schmerzte, an seinen Namen zu denken oder an sein Gesicht.
 

Stumm weinte er seine Tränen weiter. Inzwischen hatte sich der Himmel verdunkelt und die Klingel hatte das Ende der Pause angekündigt. Alle Schüler waren bereits in die Klassenzimmer zurückgekehrt, nur er hatte sich kein Stück bewegt. Niemand hatte ihn bemerkt, wie er da saß und sich verfluchte.

Was sollte er nur tun?

Immer wieder schlug er mit seiner Faust auf den Asphalt, die Schmerzen spürte er schon gar nicht mehr, auch als die Haut aufsprang hörte er nicht auf. Feine Blutstropfen sammelten sich bereits auf dem Boden, ihm war es egal. Das was er mit allen Mitteln verhindern wollte war geschehen: Er hatte die Freundschaft zu ihr verloren!

Nur ganz langsam verebbten die Tränen, sein Gesicht war von roten Striemen durchzogen und allmählich hatte das schmerzende Pochen in seiner Hand doch an Übermacht gewonnen und er hatte inne gehalten. Damit aufgehört, sich selbst Schmerzen zuzufügen, um von seinen seelischen Verletzungen abzulenken. Ob seine Seele in der letzten Stunde zerbrochen war?

Langsam erhob er sich aus seiner Position. Er wollte nicht mehr hier bleiben. Er wollte gar nichts mehr. Nein das stimmte nicht. Takeru wollte nichts mehr mit Ausnahme von Hikari.

Beim Gedanken an sie zog sich wieder alles in ihm zusammen und er musste sich an der Wand der Turnhalle abstützen, um nicht auch noch zusammenzubrechen. Wobei, er stand eigentlich schon kurz vor einem Nervenzusammenbruch.

Immer wieder fragte er sich, was passiert war. Niemals hätte er gedacht, einmal solche großen Emotionen zu haben. Wo waren die letzten paar Tage geblieben? Damals war ihm noch nicht einmal wirklich bewusst, was sie ihm wirklich bedeutete und innerhalb von ein paar Stunden... brach für ihn eine ganze Welt zusammen. Was war nur los? Wieso war er so sehr betroffen?

Mit wankenden Schritten machte er sich auf den Nachhauseweg. Seine Beine zitterten immer noch und die Leute an denen er vorbeiging, starrten ihn an, als sei er unter Drogen. Vielleicht war das auch so. Er fühlte nichts, alles glitt an ihm vorbei. Takeru wollte nicht mehr denken.

Das nächste, an das er sich erinnern konnte war, dass er vor der Haustüre saß und an die Decke starrte.

In ihm machte sich eine Leere breit, die nichts füllen konnte.

Takeru wollte nur noch hier sitzen und die Decke anstarren, alles andere war ihm egal.
 

In der Wohnung klingelte es. Etliche Minuten verstrichen, doch keiner machte auf. Wie auch? Es war niemand in der Wohnung und selbst wenn Takeru drin wäre, er hätte nicht aufgemacht. Wieder klingelte es, immer wieder, bis das Klingeln gar nicht mehr aufhörte. Takeru sah mit trüben Augen nach oben. Einen Fuß hatte er ausgestreckt und ein Bein angewinkelt. Auf dem Knie lag eine Hand, während beide Arme kraftlos herunterhingen.

Jetzt klingelte es bei den Nachbarn und er hörte Stimmen. Es war ihm egal.

Nach einer Weile konnte Takeru den Türsummer hören. Hastige Schritte eilten die Treppe nach oben und endeten genau vor ihm. Takeru regte sich nicht. Wer die Person war, die vor ihm stand kümmerte ihn nicht. Alles war ihm egal.
 

Hikari legte sich auf das Sofa, alles schien leer zu sein: Jetzt hatte sie nichts dagegen, wenn sie die Dunkelheit holen würde. Keiner würde sich Gedanken machen wo sie war, es war ihnen egal. Selbst ihrem Bruder war es egal. Doch was kümmerten sie die anderen? Hikari war kurz davor, ihrem Leben ein Ende zu setzen, nein nicht ihrem Leben, eher ihrem Dasein. Schon wieder durfte sie nicht glücklich sein.

Hikari vernahm ein leises Piepen aus ihrer Schultasche. Es war das D-Terminal, aber es war ihr so was von egal … Bestimmt war es nur Takeru, der ihr Vorwürfe machte. Ganz sicher … sie sollte sich sicherlich aus seinem Leben raus halten. Aber er brauchte keine Angst mehr zu haben, das würde sie auch so. Leicht schloss Hikari die Augen, machte sie aber sofort wieder auf, als sie SEIN Gesicht sah, sie wollte nicht an seinen Namen denken, das würde nur noch mehr weh tun. Sie fragte sich, wie lange dieser Schmerz wohl anhalten würde. Doch so wie sie sich kannte ewig. Keiner war da und draußen wurde es immer dunkler, da gleich ein Unwetter auf kommen würde. Die Dunkelheit hier in der Wohnung tat gut … für Hikaris Geschmack zu gut … sie fühlte sich wohl… zu wohl. Ihr Blick wurde leerer und starrte irgendwo hin. „Hikari“ Leicht lächelte sie und nickte. „Die Zeit ist da, komm mit uns“ Es vermisste sie sowieso keiner. Wieso sollte sie hier bleiben? Hikari zögerte noch etwas. „Dein Wunsch geht in Erfüllung. Wenn du mitkommst nehmen wir dir all deine Schmerzen“ Darauf sprang sie an. Ohne sich unter Kontrolle zu haben, stand sie auf und bewegte sich zu ihnen. Ein Wesen streckte seine Hand aus und Hikari ergriff sie. Danach wurde es kalt, eiskalt.
 

Seit die Schritte verstummt waren, verstrichen einige Minuten. Hätte Takeru seinen Kopf gewandt, hätte er sie Person erkannt, die vor ihm stand.

Yamato sah zu seinem Bruder. Er hatte ihn vor Jahren schon oft weinen gesehen, doch in so einer Situation hatte er ihn noch nie erlebt. Als würde er ihn zum ersten Mal sehen, starrte er seinen Bruder an. Verheultes Gesicht, leerer Blick, trübe Augen. Es war fast so, als hätte etwas von ihm Besitz ergriffen. Schon seit fast fünf Minuten sagte keiner ein Wort, rührte sich keiner. Takeru hatte noch nicht einmal geblinzelt. Es schien fast so, als sei er zu Stein erstarrt. Matt fragte sich, was wohl passiert war. Erst hatte er Kari völlig aufgelöst vorgefunden und nun stand er vor einem Wrack in Form seines Bruders. Ob sie sich gestritten hatten? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen, dass ein Streit den beiden SO sehr zusetzen würde. Immerhin hatten sie sich schon manches Mal in die Haare bekommen, doch schon nach ein paar Minuten war alles wieder gut gewesen zwischen ihnen. Was war also vorgefallen?

Bevor Yamato seinen Bruder ansprach überlegte er. Und wenn Takeru ihr gesagt hatte, was er empfand? Das konnte schon eher möglich sein. Hikari hatte wohl gesehen, dass ihre Freundschaft nun keinen Sinn mehr machte und hatte ihn stehen lassen, während Takeru sich nun Vorwürfe darüber machte, es getan zu haben und in Liebeskummer versank.

Doch alles Nachdenken half nichts. Vielleicht war es in Wirklichkeit auch ganz anders gewesen. Er musste einfach mit seinem Bruder sprechen und vor allem für ihn da sein. Eigentlich konnte er nicht mit anderen über Gefühle reden. Es fiel ihm schwer. Nicht einmal seinem Bruder konnte er sich damit anvertrauen. Zwischenmenschliche Beziehungen waren schon immer schwer für ihn gewesen und seit der Trennung seiner Eltern konnte er mit keinem mehr über solche Themen sprechen. Doch jetzt musste es sein. Auch wenn er keinen Rat mehr wusste, den er seinem Bruder geben konnte, so würde er trotzdem versuchen für ihn da zu sein.

"Takeru", sagte er vorsichtig und wartete ab.

Es kam keine Reaktion.

"Takeru, ich bin’s..." Wieder wartete er und wieder kam keine Antwort.

"Verdammt Takeru, rede mit mir! Was ist passiert?", ernst starrte er noch immer auf seinen Bruder hinab, der sich noch immer nicht rührte. "TAKERU!" Er packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn ein wenig. "Sag mir was passiert ist! Wieso sitzt du überhaupt hier VOR der Haustür?" Der Jüngere der beiden zeigte noch immer keine Reaktion. Yamato war noch nie ein Kind bzw. Mann von Geduld gewesen und das Verhalten seines Bruders strapazierte gewaltig seine Nerven. "Takeru sieh mich an!", forderte er ihn nun auf, doch dieser ließ sich nichts sagen und starrte weiterhin an die Decke. Es schien beinahe so, als wäre er nur noch eine leere Hülle, die nichts mehr mitbekam. Mit einem Mal erfüllte ein lautes Klatschen die Stille des Treppenhauses und echote von den Wänden verstärkt wieder durch die Flure. Yamato starrte seine Hand an. Auf der Wange seines Bruders hob sich allmählich ein leichter Handabdruck ab. Niemals zuvor hatte er seinen Bruder geschlagen und jetzt war es passiert, einfach so. Nur weil er die Geduld verloren hatte. Es tat ihm sofort schrecklich Leid und er entschuldigte sich.

Der Schlag hatte jedoch etwas bewirkt. Langsam drehte sich Takerus Kopf zu seinem Bruder. "Danke...", sagte er und lächelte leicht. In seinen Augen spiegelte sich jedoch noch immer nichts wieder.
 

Es war ein Pakt mit dem Teufel. Hikari verlor ihre Gefühle, alle, die Guten wie auch die Schlechten. Ihr Körper war eine leere Hülle, doch sie musste einen Preis dafür zahlen, sie sollte das Licht aufgeben. Doch wie sollte sie das machen? Langsam schloss Hikari die Augen und versuchte, die Energie frei zu lassen, doch es ging nicht. Langsam hob die Dunkelheit sie am Hals hoch. “Gib uns das Licht …”, knurrte sie, doch Hikari konnte nicht, auch wenn sie es wollte. Sie wusste doch, dass das Licht in ihr etwas war, das ihr nur Ärger brachte. Dann nahmen sie sie mit …

Es war dunkel, sie konnte nicht einmal eine Hand vor den Augen erkennen und starrte ins Leere. Es war kalt, eiskalt und Hikari fragte sich, was sie hier sollte. Doch Vorteil war es, nichts mehr zu fühlen, aber selbst das klappte noch in irgendeiner Art und Weise nicht. Noch immer fand sie tief in sich ein Gefühl, nur konnte sie es nicht einordnen. “Dein Schicksal war es, hier her zu kommen!”, sagte eine Stimme. “Mein Schicksal? …”, wiederholte sie leise und merkte etwas hinter sich. “Ja … alle haben dich alleine gelassen, aber jetzt bist du da, wo du hingehörst … die Dunkelheit und das Licht gehören zusammen ….” Die Stimme klang freundlich und aufrichtig.

Doch hatte sie auch recht? Hikari hatte immer gedacht, dass Hoffnung und Licht zusammen gehörten? Wieder schloss sie die Augen. Nein, wenn es so wäre, dann befände sie sich nicht hier. Die dunklen Wesen hatten also Recht und gegen das Schicksal konnte man sich auch nicht stellen. Hikari hatte endlich ihre Bestimmung gefunden. Nach so langer Zeit…
 

"Takeru...", flüsterte Yamato und umarmte seinen Bruder. "Was ist passiert?" Er sah ihn wieder an, doch Takeru starrte an ihm vorbei an die Wand.

"Sie ist weg...", antwortete er wie in Trance. Wieder blinzelte er nicht.

"Was meinst du damit "sie ist weg"? Wenn du Hikari meinst... die habe ich gerade gesehen. Sie sah...", er hielt kurz inne. Bei der Erwähnung des Namens war der Jüngere leicht zusammengezuckt. "... nicht minder so fertig aus, wie du."

Takeru wandte sich ihm wieder zu. "Wie meinst du das?", wollte er wissen. "So, wie ich es gesagt habe." Matt setzte sich neben Takeru und lehnte sich ebenfalls an die Wand. "Ich fand sie zufällig in der Nähe des Meeres. Sie hatte ihr Digivice weggeworfen und kauerte in einer Gasse, wo sie sich die Augen ausgeheult hat." Yamato hatte langsam gesprochen und Takeru nebenbei beobachtet. Sein Verhalten war unvorhersehbar und er wollte ihn nicht noch mehr verletzen. Hätte Takeru eine weitere Regung gezeigt, hätte er sofort aufgehört zu sprechen. Vorsichtig hakte er nun nach: "Was ist passiert? Was war zwischen euch los?"

Nachdem die Worte ausgesprochen waren, hingen sie eine Weile im Raum. Takeru zitterte wieder. Die Erinnerung an die letzten Stunden kam sofort wieder in ihm auf und erneut wurden seine Augen feucht. Weshalb benahm er sich gerade nur wie ein Mädchen!?

Matt wusste, dass er zu schnell gehandelt hatte. Er nahm seinen Bruder einen Moment in den Arm. "Wenn du darüber redest geht es dir bestimmt gleich besser!", versprach er.

Und als TK sich einigermaßen gefasst hatte, begann er mit stockender Stimme zu erzählen. "Zuerst war alles ganz normal... aber nachdem sie mir diese Frage gestellt hatte, ist einfach alles irgendwie eskaliert.", schloss er am Ende seiner Erzählung. "Und am Ende... hat sie... mich...", er brach ab. Das konnte er seinem Bruder nicht erzählen. Immerhin zweifelte er im Moment noch selbst an dem, was Hikari ihm erzählt hatte. Er glaubte ihr nicht, dass sie ihn liebte. Wahrscheinlich hatte sie das nur gesagt, damit er endlich Ruhe gab, oder irgendwie beruhigt war. Er wusste nicht, wie er es zuordnen solle. Es passte einfach nicht. Doch dann hatte sie ihm die Freundschaft gekündigt. Wieder stieg die unbändige Wut in ihm auf. Er hob erneut seine Faust und wollte sie ein weiteres Mal auf den Boden donnern, doch Matt hielt ihn auf. Takerus Faust war bereits geschwollen genug.
 

Es dauerte eine Weile ehe Taichi wieder nach Hause kam und er fühlte sich nicht gut. Im Gegenteil, er war nicht nett zu seiner Schwester gewesen und hatte ihr schuldbewusst extra eine große Portion Eis mitgebracht, doch als er heim kam, hörte er schon seine Mutter: “Ist Kari bei dir?” Der Angesprochene ließ sein Eis fallen und starrte zu seiner Mutter. Er hätte auf seine kleine Schwester aufpassen müssen, was er nicht getan hatte. Wo war sie? Schnell rannte er in ihr Zimmer und suchte nach etwas. Er sah in ihrer Tasche nach. Sie hatte eine Nachricht auf ihrem D-Terminal von Daisuke, der sich Sorgen gemacht hatte, weil sie einfach abgehauen war. “Hikari!”, flüsterte Taichi und starrte nach draußen. Wo war sie nur? Verzweifelt ging er im Zimmer auf und ab. Was war hier los? Hatte sie sich mit Takeru gestritten? Eine Wut stieg in ihm hoch und er zog sein D-Terminal raus. ‚Hey Matt. Sag mal bist du bei Takeru? Wenn ja sag mir BITTE, dass Hikari bei dir ist. Sie ist nicht zu Hause, obwohl wir sie heimgebracht haben. Melde dich wenn du sie siehst. Bye Taichi’

Er hoffte, dass sie bei Takeru war, doch er hatte so das Gefühl, dass es nicht so war.
 

Hikari saß immer noch in der Dunkelheit und starrte vor sich hin. Die Worte in ihrem Kopf schallten immer noch darin. „Schicksal … mein Schicksal...“ Sie schloss die Augen und rollte sich zusammen. Sie hatte keine Angst, noch fühlte sie sich einsam … sie war leer … nein nicht ganz. Etwas war in ihr … etwas, was sie nicht zuordnen konnte …
 

„Wieso nur?“, rief er immer wieder aus. „Wieso musste es so kommen? Konnten wir nicht einfach nur Freunde bleiben? Warum musste es auch mehr werden!?“ Er hasste sich dafür. Noch am Tag zuvor hatte er es gar nicht so schlimm gefunden in seine beste Freundin verliebt zu sein. Er hatte es genossen in ihrer Nähe zu sein, aber jetzt? Er hasste es. Durch die Liebe hatte er die Freundschaft verloren und mit der Freundschaft irgendwie auch die Liebe. Es war ungerecht.

Yamato versuchte immer wieder seinem Bruder gut zuzureden. „Das Schicksal wollte es einfach so...“, beteuerte er immer und immer wieder. „Ich bin mir sicher, dass es euch letztlich zusammenführen wird. Ihr solltet nur vertrauen... Und daran arbeiten...“ „Das Schicksal ist vermaledeiter Schwachsinn! Ich glaube nicht daran, dass alles vorherbestimmt ist!“, schrie der Kleinere den Größeren an. Dieser wiederum grinste. „Na umso besser. Dann kannst du es ja selbst in die Hand nehmen, was daraus wird. Nur hör auf dich hier zu verkriechen. Du solltest zu ihr gehen und mit ihr reden und nicht tatenlos hier herumsitzen und in Selbstmitleid versinken. Du siehst was es damals bei mir gebracht hat, als ich einfach aufgegeben habe. Ich wurde unglücklich und inzwischen...“, er brach ab. Dass Sora und Taichi inzwischen auch unglücklich waren verschwieg er seinem Bruder lieber. Takeru hatte den letzten Satz schon gar nicht mehr ganz gehört. „Du siehst, was es damals bei mir gebracht hat , als ich aufgegeben habe.“ Dieser Satz wiederholte sich in seinem Inneren immer wieder. Er wollte nicht, dass es so endete. „Geh zu ihr und rede mit ihr!“, befahl ihm Yamato jetzt. „Sie sitzt sicher allein daheim und fühlt sich einsam.“ Bei den Worten allein reagierte etwas in Takeru. Mit einem Mal war sein Blick wieder geschärft. ALLEIN! Das bedeutete: Gefahr... Dunkelheit!

In diesem Moment reagierte Matts D-Terminal und Takeru hatte eine ungute Vorahnung, dass etwas nicht stimmte.

Yamato sah ihn ernst an, bevor er Taichi eine Antwort schickte.

„Sie ist weg...“
 

Tai lief auf und ab und seine Eltern wurden immer nervöser. “Wo ist Kari, Tai?”, fragte seine Mutter immer und immer wieder “Sie ist weg Mum … sie ist weg!“, antwortete er immer wieder. “Wohin?” “An einem Ort, der schlimmer ist, als alles andere, was ihr kennt …” Er wusste schon, dass sie weg war und auch ganz genau wo. Doch er konnte nicht zu ihr und er machte sich Vorwürfe. “Ich hätte da sein sollen, als sie mich gebracht hatte … “, murmelte er, doch seine Eltern verstanden nicht, was er da sagte. “Ich muss raus …”, meinte Tai und zog seine Jacke und seine Schuhe an und ging nach draußen. „Das Meer … Takeru hatte mal gemeint, so hätte er sie erreichen können. Wenn ich herausfinde, dass es ihr wegen ihm so schlecht geht, dann gnade ihm Gott!!!“, sprach er mit sich selbst in seinen Gedanken. Er verdrängte für einen Moment, dass er genauso daran schuld war und schon war er da. Wieder hoffte er, seine Schwester zu finden, doch wie sollte er es anstellen??? Tai wusste es nicht und sank auf die Knie. Der Tag war einfach nur scheiße heute. Erst schlief er in der Uni ein, dann musste er sein Date abbrechen, dann sagte ihm Sora, dass sie nur noch freundschaftliche Gefühle für ihn hätte und dann verschwand seine kleine Schwester auch noch. Was würde denn jetzt noch passieren?
 

Die Worte trafen ihn wie kalte Fausthiebe. „Weg!“, keuchte er und musste sich erst wieder fangen. „WEG! Matt! Weißt du, was das bedeutet?“, verzweifelt rieb er sich über das Gesicht. Normalerweise hätte Yamato mit einem nüchternen „Natürlich, weg bedeutet, dass sie weg ist, nicht da, abwesend“ geantwortet, nur um Takeru zu ärgern. Doch in dieser Situation war es unangebracht, ihn zu necken. „Was sollen wir jetzt tun? Wie finden wir sie? Wo sollen wir suchen?“, fragte Yamato stattdessen und sah ernst zu TK. „Du weißt nicht wirklich, was es bedeutet, was?“ Takeru sah aus wütenden Augen seinen Bruder an. „Sie ist nicht einfach abgehauen, wenn du daran gedacht hast!“, giftete er ihn an. „Sie wurde entführt! Verschleppt! Von der Dunkelheit! Und es ist meine Schuld, ich hätte besser auf sie aufpassen müssen. Ich bin so ein Idiot!“ Dieses Mal konnte Yamato ihn nicht aufhalten, schon hatte Takeru seine Faust gegen die Wand gerammt. „Wie sollen wir sie zurückholen?“, fragte er nun verzweifelt seinen Bruder. „Sie vertraut mir nicht mehr, ich bin selbst daran schuld... Sie wird keinen an sich heranlassen, niemanden um Hilfe bitten. Ich kann sie suchen so viel wie ich will, ich werde sie nie erreichen können!“ Mit einer Hand raufte er sich erneut die Haare. „Das letzte Mal konnte ich sie auch nur finden, weil sie mich gerufen hat.“ Er zog sein Digivice hervor. „Dieses blöde Ding konnte mir auch nicht helfen!“ Am liebsten hätte er das Digivice ebenfalls gegen die Wand geknallt, doch irgendetwas hielt ihn zurück.
 

So leer, alles war so leer und kalt hier. Hikari wollte nicht hier sein, aber wo sollte sie hin? Wenn sie jemanden rufen würde, würden sie nicht kommen. Keiner war da … keiner ihrer Freunde… “Freunde? Das sind nicht deine Freunde … als du sie gebraucht hast, waren sie nicht da und du sollst ihnen immer nur helfen? So was ist nicht fair und ist keine Freundschaft ….” Die Stimme hatte Recht, so was von recht. Hikari hatte eben wirklich jemanden gebraucht, aber keiner war da. KEINER!!!!! Sie hielt sich den Kopf, als ich daran dachte. Sie war schon immer allein IMMER!!! Böse sah sie in die Dunkelheit hinein und wollte die anderen nie wieder sehen … NIE WIEDER!!!
 

Tai war recht verzweifelt und stand einfach nur am Strand rum. Wie konnte er seiner Schwester nur helfen? Wo war sie nur? “HIKARI!!!!!!” brüllte er einfach aus sich raus. Doch nichts passierte.
 

„Beruhige dich erst einmal“, versuchte Matt seinen Bruder zur Vernunft zu bringen. „Es wird sich schon eine Lösung finden!“

„EINE LÖSUNG?“ Takeru schien die Nerven zu verlieren. Hikari war verschwunden, es war seine Schuld und sein Bruder wollte, dass er sich beruhigte, da sich schon eine Lösung finde. Wie sollte das passieren? Sollte er einfach abwarten und Tee trinken, während sich die Lösung selbst fand? Nein! Er musste selbst eine finden, doch er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, oder wo er damit anfangen sollte. Er drehte seinem Bruder den Rücken zu. „Es ist meine Schuld. Ich hätte sie nicht alleine lassen dürfen. Ich hätte ihr einfach keine Fragen stellen sollen. Ich bin so ein Idiot.“, er versank in Selbstmitleid, was ihm nur noch weniger half.

Yamato hatte allmählich genug. Wieder packte er seinen Bruder und schüttelte ihn einmal heftig, von einem Schlag sah er dieses Mal ab. „Was ist eigentlich los mit dir!? Hör gefälligst auf hier so rumzureden. Du solltest dir lieber Gedanken darüber machen, wie du deine beste Freundin aus den Fängen der Dunkelheit rettest, anstatt dich hier selbst zu betrauern! Sonst weißt du doch auch immer Rat! Wie hast du sie das letzte Mal befreit? Was hast du getan? Du WIRST sie finden und es schaffen! WO hast du sie das letzte Mal gesucht!?“

Sein fester Griff und die harten Worte taten Takeru gut, es schien beinahe so, als würde er endlich zu sich kommen. „Meer.“, war das Einzige was er sagte. Als Matt seinen Griff verwundert löste, entriss sich ihm sein Bruder. „Am Meer!“, wiederholte er noch einmal und drehte sich Richtung Treppenhaus. Seine Füße begannen bereits von alleine, sich in Bewegung zu setzen. „Warte!“, in dem Moment, als sich Takeru umdrehte, warf ihm Yamato etwas zu: Karis Digivice. „Ich suche Taichi.“, rief ihm sein großer Bruder nur noch zu und setzte sich ebenfalls in Bewegung.

Takeru rannte und rannte. In den letzten Tagen war er so viel gerannt, wie niemals zuvor. Ohne Pause immer und immer wieder und das trotz Verletzungen. Ihm machte es nichts mehr aus, denn er wusste ja, wofür er es tat. Für einen Moment war alles vergessen, was bisher passiert war. Es zählten nur noch die Gegenwart und Zukunft. Und die lag vermutlich am Meer. Dort angekommen verschnaufte Takeru erst einmal einen Moment. Was sollte er jetzt tun? Er formte die Hände zu einer Art Trichter: „HIKARIIIIIIIIIIIIIIII!!!!!!“

Dunkelheit

Noch immer lag sie da und hatte es so kalt, dass ihr Körper schon zitterte. Doch wieso hatte sie es denn auf einmal so kalt? Hikari wollte wirklich nicht mehr länger hier sein, denn lieber hatte sie diese Schmerzen, als dass sie hier alleine war. Es gehörte zum Leben dazu zu leiden und erst das zeigt, DASS man noch lebt. Sie hatte Eltern, einen Bruder und Freunde, die auf sie warteten. Hikari durfte nicht aufgeben, nie wieder. Langsam erhob sie sich. “WO willst du hin?”, fragte die Stimme. “Nach Hause, ich bleibe nicht hier.”, antwortete sie mit fester Stimme. “Du hast niemanden, der auf dich wartet!” “DOCH! Ich habe Familie und Freunde, die auf mich warten. Das hier ist nicht mein Schicksal, nie im Leben. Mein Schicksal wartet bestimmt schon auf mich und nur ich kann etwas dafür tun!” Wieder gab sie so eine feste Antwort. Dann hörte sie etwas. “Hikariiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii” Und sie erkannte die Stimme. Sie war ihr so vertraut. Diese Stimme brauchte sie mehr, als alles andere. Und doch konnte sie ihr nicht antworten, zu sehr tat es weh. “Du bleibst hier!!!!”, mahnte die Stimme und Hikari spürte ihre Füße kaum noch. Sie wurden schwer und kalt, waren eingefroren. Ihr Blick verdunkelte sich und sie starrte in die Dunkelheit hinein.

“Die Hoffnung also … “

“Lass ihn aus dem Spiel, hast du gehört? Wenn du ihm was tust, werde ich dich versuchen auszulöschen, egal wie!!!!” In Hikari brannte ein Feuer und sie würde alles tun, um ihn zu schützen.

„Nein Takeru, bleib da wo du bist!!!“, flehte sie verzweifelt in Gedanken, aber dennoch wünschte sie ganz tief in sich, dass er hier wäre.
 

Es nützte nichts. Wieder und wieder rief er den Namen des Lichtes, doch niemand antwortete. Passanten waren stehen geblieben und beobachteten den verzweifelten blonden Jungen, der anscheinend auf der Suche nach jemandem war. Takeru blickte um sich, hoffte auf ein Zeichen, doch es blieb aus. Kein Licht erstrahlte, die Dunkelheit um ihn herum blieb bestehen und es änderte sich nichts. Taichi und Yamato waren bisher auch nicht aufgetaucht. Es war ihm egal.

„Hikariiiii!“

Er versuchte es immer und immer wieder und gab nicht auf. Er war die Hoffnung, er würde niemals aufgeben, denn die Hoffnung würde immer auf eine glückliche Wendung warten, egal was passierte.

„Man muss das Licht im Herzen erhalten, denn das ist die Hoffnung.“

Wieso kam ihm nun wieder dieser Satz in Erinnerung? Er musste doch irgendeine nähere Bedeutung haben...

Takeru verfiel ins Grübeln.

Und wenn man es auch umdrehte? Wenn man die Hoffnung im Herzen erhielt, war das dann auch das Licht? Natürlich, so musste es doch sein. Hoffnung und Licht waren miteinander verbunden und sind immer miteinander verbunden. Man konnte sie gar nicht trennen. Auch wenn Hikari und Takeru distanziert voneinander waren, so waren sie dennoch miteinander verbunden. Auch wenn sie sich gestritten hatten, das Band war noch da. Er würde nie zerreißen, da man Licht und Hoffnung nicht trennen konnte. Es war einfach unmöglich.

Diese Erkenntnis bestärkte ihn und er fasste neuen Mut. Erneut hob er zu einem Rufen an. Er selbst hatte das Licht in sich entdeckt. Nun hoffte er, dass Hikari auch umgekehrt die Hoffnung in sich wiederfinden würde.
 

Das Eis wurde immer kälter und kam Hikari jetzt schon bis zu den Knien. Ihr restlicher Körper zitterte, um sich warm zu halten. Doch sie würde nicht aufgeben, nein sie würde niemals aufgeben. Das Licht musste strahlen, sonst gab es doch kein Leben mehr. Diese Erkenntnis hatten sie doch erst heute gehabt und sie hatten Recht behalten. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, als sie an den Morgen dachte, an seine Umarmung und selbst an die Zeit, als sie ihn das letzte Mal sah. Egal was passierte, sie würden nie getrennt sein. Dieses eine Gefühl in ihr kam zurück, als sie an das Gespräch dachte. Sie brauchten sich gegenseitig, sie brauchten sich wie das Wasser und die Luft zum Leben. Langsam schloss Hikari die Augen und versuchte irgendwie sich zu helfen. „Takeru, es tut mir Leid, was ich dir angetan habe, aber ich brauche dich mehr denn je“, dachte sie sich und merkte, wie dieses Gefühl immer und immer stärker wurde. “Man muss das Licht im Herzen erhalten, den dieses Licht ist die Hoffnung!” Sie hörte ihn wieder. Erschrocken riss Hikari die Augen auf und starrte in die Dunkelheit. Das Gefühl, das sie die ganze Zeit in sich hatte war die Hoffnung! Takeru war immer bei ihr, immer tief in ihr drin, egal wo sie waren.

“TAKERU!”, schrie sie einmal auf und merkte, wie ihr immer wärmer wurde. “NEIN!”, rief die Stimme und Hikari konnte etwas sehen, das Licht blendete sogar sie.
 

Das Licht in ihm schien sich nach außen hin auszubreiten, denn mit einem Mal wurde die gesamte Umgebung erleuchtet.

In seinem Kopf hatte nur noch ein einziger Gedanke Vorrang: "Hikari!"

Er musste unbedingt zu ihr gelangen und es war ihm egal, wie er es anstellte. Das Licht würde ihn schon führen. Die Umgebung um ihn herum war schon kaum mehr zu sehen, denn das Licht wurde immer stärker und blendete ihn. Er musste die Augen ein wenig zusammenkneifen und hielt sich die Hände schützend vor die Augen. Plötzlich bemerkte er jedoch, woher das Licht strahlte, denn seine Hände selbst waren es, die leuchteten. Takeru selbst verströmte das Licht, doch ehe er sich dessen völlig bewusst wurde, gab es einen Funken und er war verschwunden, genau in dem Moment, als Yamato und Taichi an der Stelle ankamen.

"Takeruuuuu!!", riefen beide erschrocken. Sie konnten nichts mehr tun.

Als Takeru die Augen erneut öffnete, befand er sich... ja, wo befand er sich eigentlich? Um ihn herum schien es nur Dunkelheit zu geben. Kein Licht drang hier durch. Doch, halt. Etwas war hier. Er besah sich wieder seiner Hand. Sie leuchtete. Immerhin konnte er sich selbst noch sehen. Ein beruhigendes Gefühl, da er sich so nicht selbst verlieren konnte im Nichts.

Er sah sich um. Wo sollte er hingehen?

"Hikari?" Er fasste sich an den Hals. Die unendliche Weite des Nichts, der Dunkelheit trug seine Stimme nicht weiter. Um ihn herum blieb alles stumm.
 

Hikari spürte etwas hinter sich, doch was war es? Noch immer war sie festgefroren. Dann hörte sie wieder eine Stimme. Sie redete ihr ein, dass sie alleine war, immer und immer wieder und Hikari wusste, dass diese Stimme Recht hatte. Keiner war hier, auch wenn sie die Hoffnung in sich hatte. Nichts nutzte. Also war es doch ihr Schicksal hier zu sein. “Bleib bei uns …” Nun konnte sie viele Gestalten erkennen, die sie irgendwann schon mal gesehen hatte. Gleich wurde es noch dunkler, so nahm sie es jedenfalls wahr. Licht und Dunkelheit gehören zusammen, dachte sie sich und es stimmte. Wo es Licht gibt, muss es auch Schatten geben. Sie waren verdammt, zusammen zu bleiben. Hikari war dazu verdammt, ein Leben in Dunkelheit zu führen. “So sieht man sich wieder Hikari …” Die Stimme machte ihr Angst, große Angst und sie kannte sie, ja sie kannte sie nur zu gut. “Myotismon …”, wisperte sie und es erschien vor ihr. Damals war es erledigt worden, doch jetzt war es wieder da. “Hier kommen alle bösartigen Digimon hin, die vernichtet wurden!”, meinte es und streichelte ihr über die Wange. “Endlich haben wir das Licht, dass uns hier raus führen kann!” Was? Sie benutzten sie nur.
 

Ziellos irrte er umher. Seine Gedanken waren laut, lauter, als es seine Stimme vermochte zu sein wenn er versuchte zu sprechen. Vielleicht würden sie irgendwie zu ihr gelangen? Schließlich waren sie ja miteinander verbunden...

Takeru gab keinen seiner Gedanken auf. Sie kreisten immer wieder um die selben Begriffe: Hikari – Licht, Kibou – Hoffnung, Verbindung und... Liebe. Er musste sie finden!

Seine Schritte wurden von der Dunkelheit verschluckt. Takeru wusste nicht einmal, ob er sich überhaupt auf einem Boden befand, denn einen richtigen Wiederstand spürte er nicht beim Gehen. Unbeirrt schritt er voran auf der Suche. Hier gab es nichts, nichts, außer Dunkelheit. Die Dunkelheit war das Nichts. Um sich herum spürte er nichts. Es war seltsam. Das letzte mal als er der Dunkelheit ins Auge blickte hatte er Kälte gespürt. Er hatte ihr das erste mal einen Namen geben können: Angst. Doch hier war die Angst abwesend, die Dunkelheit jedoch nicht. Gehörten Angst und Dunkelheit also doch nicht zusammen? Was war dann also ihr Partner? Nicht doch etwa das Licht?

Takeru blieb einen Moment stehen. Für einen Moment überkamen ihn Zweifel, Zweifel und auch Unsicherheit. War er überhaupt noch auf dem richtigen Weg? Oder hatte er sich im Labyrinth der Finsternis verlaufen? Würde er sein Leben lang unbeirrt auf diesen Pfaden weiter wandern? Oder vielleicht sogar darüber hinaus? Was war das für eine Welt in der er sich jetzt befand? Konnte man hier überhaupt... sterben?
 

“Fass mich ja nicht an hörst du?”, zeterte sie schon fast fauchend und zog ihr Gesicht weg. Hikari wollte nicht von seinen eiskalten Händen angefasst werden. “Aber, aber Hikari. Begrüßt man so einen alten Freund, den man schon seit neun Jahren nicht mehr gesehen hat?”, lachte er aus seiner schwarzen Seele heraus. “Freund? Ich weiß ja nicht was du unter Freundschaft verstehst, aber WIR sind mit Sicherheit keine Freunde!!!”, brüllte sie, aber sie wusste eh, dass sie keiner hören würde. “Immer noch so sauer? Du hättest dich von mir damals töten lassen sollen, aber nein du musstest ja deinen Dickschädel mal wieder durchsetzen. Schlimm wirklich … es wäre besser für alle, wenn du damals gestorben wärst. Dann würde dein geliebter Freund Takeru jetzt nicht so leiden.”

“WAS?!”, rief sie und Myostismon zeigte ihr einen kleinen Film von Takeru, wie er gelitten hatte. “Das wollte ich nie …”, murmelte sie leise und sah runter. Hatte es recht? Wäre es besser gewesen, wenn sie gestorben wäre…?
 

Inzwischen hatte er jedes Zeitgefühl verloren. Wie lange war er wohl schon hier? Ein paar Minuten? Stunden? Oder gar vielleicht sogar Tage? Er konnte es nicht sagen. Unermüdlich ging er den Weg weiter, es war so, als wüsste sein Herz, wo es hinwollte. Oder war es Einbildung? Gerade als er sich das fragte, verschwand das Gefühl. Sein Herz, hatte es sich verirrt? Es schien so, als fände es den Weg nicht mehr. Starr sah Takeru in die Dunkelheit hinein. Er war immer noch das einzige Licht in dieser Einöde. „Wo bist du nur?“, seine Lippen gaben ein unhörbares Wispern von sich, das für immer ohne Ton in den Sphären schweben würde.

Hatte sie etwa das Licht verloren? Wollte sie ihn gar nicht mehr sehen? Doch er hatte ihren Ruf gespürt. Tief in seinem Herzen. Hatte sie gewartet...? Wie lange hatte sie gewartet? Hatte er selbst so lange gebraucht, dass sie den Glauben an ihn inzwischen verloren hatte? War das Licht der Hoffnung in ihrem Herzen am Erlischen? Fand er sie deshalb nicht mehr? NEIN! Das durfte nicht sein. So gab es keine Chance mehr.

Takeru schloss die Augen und lauschte. Er hörte nicht, ob er etwas in der Umgebung wahrnehmen konnte. Nein er lauschte, was sein Herz ihm sagte, hoffte auf einen Hinweis. Da war es! Ein kleiner Wegweiser. Er wurde jedoch immer schwächer, schrumpfte von Sekunde zu Sekunde. Takeru durfte keine Zeit mehr verlieren! Er setzte sich wieder in Bewegung, versuchte bei jedem Schritt das Gefühl nicht zu verlieren, doch es wurde immer schwerer. Und mit einem mal war es verschwunden.

Verzweifelt blieb er stehen. Versuchte es wieder zu finden. Vergebens!

„Hikari! Hikari! Hikari! Hikari!“ Stumme Worte.

Nun begann auch sein Licht zu erlischen. Um ihn herum wurde es immer dunkler, er sah sich selbst nicht mehr in der Dunkelheit, doch die Dunkelheit sah ihn. Es schien beinahe so, als wolle sie ihn auffressen. Er setzte sich auf den Boden, hielt sich die Hände an den Kopf und kauerte sich so eng zusammen, wie es nur ging.

„HIKARI!“
 

Jetzt hätte sie gerne jemanden an ihrer Seite gehabt, jemand der sie verstand, der sie brauchte, jemanden, auf den sie sich verlassen konnte … Doch Moment mal … so jemanden hatte sie doch. Takeru! Ihren besten Freund, ihre Liebe. Er war immer da, ganz nah bei ihr, egal wie weit sie auch getrennt waren. Er war da, genau hier, dachte sie sich und legte beide Hände auf ihre Brust, wo mein Herz schlug. Takeru war da drin … das wusste sie genau. “Takeru … danke!”, meinte sie dann positiv eingestimmt und sah Myotismon voll in die Augen. Dieser merkte, dass sich etwas geändert hatte. “Das Eis, das mich gefangen hält, ist meine eigene Angst … doch diese Angst ist nicht berechtigt. Ich bin nicht allein und ich werde nie alleine sein. Denn ich habe Freunde, die an mich glauben, die für mich da sind. Aber ein ganz besonderer Mensch ist immer für mich da, auch wenn ich ihn nicht sehen kann. Er ist tief in mir … in meinem Herzen!”, schloss sie und weinte glücklich Tränen. “Ich bin so froh, dass ich ihn kennen lernen durfte …”, hauchte sie freudestrahlend.
 

Die Dunkelheit hatte ihn schon fast gänzlich eingehüllt. Verlockend legte sie ihren Atem um ihn. Begierig, alles von ihm zu verschlingen.

Takeru sah keinerlei Ausweg mehr, ihm schien es egal zu sein. Für einen Moment hatte er gehofft, das Licht in sich wahren zu können. Doch Hikari hatte ihn aufgegeben. So hatte er auch sich aufgegeben und dadurch auch das Licht, seine Liebe. Er hatte alles verloren, ihre Freundschaft, sie selbst. Was nutzte es noch hier zu sein? Am besten wäre es doch, wenn er einfach für immer in der Dunkelheit verschwinden würde. Die negativen Gedanken fraßen ihn auf. Das Blau seiner Augen war erloschen und er kauerte wie ein Häufchen Elend in der Finsternis.

Dunkelheit.

Überall war sie. So war es also, wenn sie die Übermacht bekam. Er war schwach, zu schwach. Allein.

Plötzlich gab es einen Lichtstrahl. Er kam von weit weg und durchflutete die Dunkelheit. Wie ein Schleier versuchte sie sich jedoch immer noch um Takeru zu winden, ihn einzuwickeln. Sein Blick war immer noch getrübt, doch die Augen zuckten ein wenig. Sie nahmen den Schein wahr. Auch sein Herz spürte wieder etwas, obwohl die Dunkelheit auch schon da Einzug erhalten hatte. Takeru war kurz davor selbst ein Schatten zu werden.

Der Strahl wurde immer stärker und die Dunkelheit schien sich zu winden. Nut langsam und mit größtem Wiederstand löste sie sich von dem Jungen. Ein Schrei gellte durch die Leere. Es war ihr Schrei. Das Licht verursachte ihr Schmerzen und sie wich zurück, gab Takeru nun ganz frei.

Nur langsam kam er wieder zu sich, richtete sich auf. Was war geschehen? Ehe er sich noch mehr Fragen stellte, bemerkte er, wie der Lichtstrahl sein Herz durchbohrte, es durchflutete. Er verspürte keine Schmerzen. Das Licht war ein willkommener Gast. Nein, kein Gast. Sein Bewohner. Mit dem Lichtstrahl kehrte Takerus Hoffnung wieder zurück und ehe er sich versah, zeigte sie ihm den Weg. In der Ferne leuchtete ein Licht- Hikari. Ja, sie musste es sein, vor seinem geistigen Auge erschien das Wappen des Lichtes, strahlend wie nie zuvor.

Takeru rappelte sich auf. Egal wie lange es dauern würde, er würde sie erreichen! Er rannte los.

Je näher er kam, desto größer wurde das Licht, desto größer wurde auch sein eigenes Licht.

„Hikari!“, dieses Mal hallte seine Stimme getragen vom Glanz der Hoffnung durch die Umgebung. Er war sich sicher: Dieses Mal würde sie ihn hören, er konnte sie bereits sehen!

Sie hatte es nicht bemerkt, wie ihr Wappen, nein ihr Herz anfing zu leuchten. Sie sah nur, wie Myotismon etwas zurück wich. “Noch einmal sorgst du nicht für Angst!” Ihr Blick war ernst und er schien ihn zu durchbohren. Doch ganz leise konnte sie Schritte wahrnehmen, doch sie bildete es sich nur ein. Hikari war hier allein, nein mit Takeru in ihrem Herzen, nur er machte es möglich, dass sie gegen das alles hier ankämpfen konnte… nur er alleine.

Plötzlich kam ein anderes Digimon auf sie zu… sie kannte es nicht, doch wusste, dass Tai und die anderen schon mal gegen es gekämpft hatten. Es sah aus wie der Teufel persönlich. Trifft sich ja gut, Vampir trifft Teufel… toll! Doch als es sie mit seinen Händen packen wollte, erschien ein anderes Licht zwischen ihnen, eines, das ihr so vertraut war. Es war warm und sie kannte es nur zu gut.

“Takeru!”, rief Hikari begeistert und es war ein Wappen, das dieses Digimon davon abhielt, sie anzugreifen.

Hikari hatte es doch gewusst, dass sie verbunden waren. Dann hörte sie seine Stimme und drehte den Kopf. “Takeru …? TAKERU!!!!!!!!” Freudentränen schossen ihr aus den Augen.
 

Nachdem er sie erblickt hatte konnte er nicht an sich halten. Die letzten Meter rannte er noch viel schneller. Er konnte es nicht erwarten, sie in seine Arme zu schließen. Die drohende Gefahr ignorierte er wider aller Vernunft.

Was zählte war, dass er sie gefunden hatte.

Was zählte war, dass sie den Umständen entsprechend wohlbehalten war.

Was zählte war, dass er bei ihr sein konnte.

Er rannte so schnell, wie er in seinem ganzen Leben noch nie gerannt war. Nicht einmal in einem seiner wichtigen Basketballspielen hatte er sich so sehr verausgabt wie jetzt hier in dieser Situation. Unter normalen Umständen hätte er inzwischen schon kaum mehr geradeaus laufen können, doch die Tatsache, seine verloren geglaubte beste Freundin erreichen zu können verlieh ihm schon beinahe Flügel und er überwand den Rest mühelos, bis er sie endlich erreichte.

Ehe sie auch nur ansatzweise registrieren konnte, was passierte, drückte er sie so fest an sich, wie er nur konnte. Er wollte sie nie wieder loslassen. Nicht in diesem Leben und auch nicht im Nächsten.

„Es tut mir so leid!“, wisperte er in ihr Ohr. „Bitte, bitte verzeih mir, ich war so ein Idiot. Ich habe getan, was ich niemals tun wollte. Ich habe dich verletzt und in die Dunkelheit getrieben. Entschuldige, es tut mir so leid!“ Immer wieder wiederholte er die Worte.

„So leid!“
 

Er war wirklich da, er war hier, er ließ sie nicht alleine …

Hikari konnte es gar nicht mehr erwarten, bis er endlich da war. Es fühlte sich so an, als seien noch so viele Meter zwischen ihnen und die Zeit verging gar nicht. Doch dann bekam sie das, was sie so sehr wollte, ihn. Er war da, nur für sie und er drückte sie so sehr, als wäre sie Jahre lang weggewesen. Schnell drückte sie sich auch an ihn und konnte ihre Tränen nicht zurück halten. “Keine Vorwürfe Takeru. Es ist doch alles gut …” Ja, es war jetzt alles gut, sie waren wieder zusammen und nur das zählte. Wie sehr sie ihn doch liebte. Sein Herz ging schnell und auch sein Atem. Er musste wirklich lange gerannt sein, um hier her zu kommen. Er hatte was gut bei ihr. “Hoffnung und Licht sind zusammen an einem Ort!?”, fragte Myotismon und das andere zischte: “So sieht man sich wieder, kleiner Takeru. Sag mal hast du deinen kleinen Freund heute nicht dabei? Dieses mal wird er dich nicht beschützen können Digiritter!!!”
 

Takeru drückte sein Gesicht an ihre Schulter. Er wollte nicht, dass sie seine erneuten Tränen bemerkte. Sie würde sich nur wieder Vorwürfe machen. Dabei verspürte er im Augenblick nur noch Glück. Den Tränen der Verzweiflung waren Tränen des Glücks gewichen. Die Finsternis konnte den beiden im Moment nichts anhaben. Sie fühlten sich so stark wie nie zuvor. Hoffnung und Licht, wiedervereint an einem Ort.
 

Die Freude währte nur kurz. Jäh erklang eine Stimme aus der Dunkelheit und Takeru hätte sie unter Tausenden wiedererkannt. Er löste sich von Hikari, hielt sie jedoch immer noch an den Schultern fest, aus Angst, dass sie sich in Luft auflösen könne, wenn er sie losließe.

Er wandte sich um, einzelne Tränen liefen noch seine Wangen hinunter, doch er hatte aufgehört zu weinen. In seinem Gesicht spiegelte sich Zorn, als er seinen Kopf drehte.

„Devimon!“ Er spie den Namen förmlich aus. So viel Abscheu lag in seiner Stimme. Als er das bösartige Digimon jedoch erblickte, stockte ihm der Atem. Es hatte sich verändert. Seine Haut war längst nicht mehr schwarz, sie glänzte weißlich, was nicht zur Dunkelheit passte, die ihn umgab.

Takeru spürte, dass dieses Devimon zwar das Selbe war wie damals auf der File Insel, doch es musste viel stärker sein, als es damals war.

Sobald Takerus Augen auf die des Digimons trafen, keimten in ihm die Erinnerungen an damals auf. Er sah Angemon vor sich, wie es sich langsam auflöste und sagte: „Wir werden uns wiedersehen, wenn du es dir von ganzem Herzen wünschst“ Dann war es verschwunden und Takeru kam es so vor, als hätte er seinen Digimonpartner ein zweites mal verloren. Die Trauer übermannte ihn und er schrie auf.
 

Devimon? Er hatte ihr erzählt, wie das Digimon hieß, dass Angemon mit sich gerissen hatte, aber Hikari konnte ja nicht ahnen, dass es das Digimon war. Leicht drückte sie sich wider an ihn und sah ihn sein Gesicht, das nur noch Hass widerspiegelte. So hatte sie ihren besten Freund noch nie gesehen. Doch diese negativen Gedanken und Gefühle waren nicht gut, sie stärkten die Digimon und die Umgebung nur noch. “Takeru bitte beruhige dich … Patamon geht es gut, es liegt bestimmt irgendwo im Gras und denkt an dich … lass dich nicht von deinen negativen Gedanken leiten!” Sie versuchte ihn zu beruhigen, was ihr nicht gelingen würde, denn sie selbst hasste Myotsimon. Auch wenn es Gatomon nicht auf dem Gewissen hatte.

“Schrei so viel du willst. Du bist immer noch so schwach wie damals. Du warst schon immer der Schwächste von allen, oder warum war es immer dein Digimon, das als letztes auf sein höheres Level digitieren konnte?”, lachte Devimon wieder.
 

Devimon traf seinen wunden Punkt. Genau das war der Punkt, den Takeru selbst schon immer hinterfragt hatte. Immer nur hatte er selbst darunter gelitten, dass Patamon als letztes digitierte. Sogar Hikari, die später zu allen dazu gekommen war, hatte sofort ihr Wappen zum Erstrahlen gebracht, doch Takerus Wappen war erst Erleuchtet, als es schon fast zu spät war. Wie oft hätte er es schon zuvor gebraucht?

Ja er war schwach, er war immer der Schwächste gewesen, auch wenn er es nicht sein wollte. Bisher hatte er sich nur ein einziges Mal richtig stark gefühlt und das war, als er mit Puppetmon mitgegangen war. Doch er hatte einen hohen Tribut dafür zollen müssen. Sein Bruder hatte sich gegen die Gruppe gewandt und Takeru hatte nur darunter gelitten. Es hatte ihn wieder geschwächt.

Das einzige was er kannte war Wut, doch sie war keine Stärke. Er verstummte. Wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Sein Wille schien beinahe gebrochen. Sollte es so enden? Nur wegen Devimon?

Hikaris Worte prallten an ihm ab. Hatte sie nicht zuvor ähnliche Aufforderungen von ihm erhalten? „Du musst an etwas Positives denken!“, hatte er sie aufgefordert. Doch seinen eigenen Rat konnte er in diesem Augenblick nicht befolgen.
 

“Er ist nicht schwach!!!!!”, schrie Hikari das Digimon an, das ihm so viele Schmerzen bereitete. “Er ist der Stärkste von allen … die Hoffnung erstrahlt erst, wenn man sie wirklich braucht … Patamon und er sind ein besseres Team, als Gatomon und ich es je waren. Sicher konnte es auf das Ultralevel digitieren, nachdem ich alle Mittel zur Verfügung hatte … aber … seine Stärke ist doch die liebevolle Art, die Art in allem und jeden das Gute zu sehen … wann ein Digimon digitiert ist doch egal …. Ich will nicht, dass sowas wie du ihm so etwas in den Kopf setzt!!”, tobte sie wieder, doch Devimon lachte sie nur aus.

“Und was willst du tun? Trägerin des Lichtes?” Wütend sah Hikari es an und wusste, warum Takeru es so sehr hasste. Doch was sollte sie nur tun? Er fühlte sich nicht besser ….

”Wenn du schwach wärst hättest du Patamon nie getroffen!!!!!!!”, schrie sie nun ihren besten Freund an.
 

„Ich hätte Patamon nie getroffen?“ Takerus Stimme war nur ein leiser Hauch, der durch die Leere streifte. Er hatte stumm Hikaris Worten gelauscht, ihr Griff um ihn war dabei noch stärker geworden. Nun sah er sie an. „Ich hätte Patamon nie getroffen, wenn ich schwach wäre? Ist das dein Ernst?“ Er lächelte sie an. „Ich hätte Patamon nie wieder getroffen, wenn ich schwach wäre. Es wäre nie zu mir zurückgekehrt...“

Seine Selbstsicherheit kehrte langsam zurück. SIE glaubte an ihn, das gab ihm genug Halt.

„Danke Hikari!“, seine Augen leuchteten auf und verströmten eine Wärme, als er sich zu ihr drehte. „Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde. Du bist mein Halt, weißt du das? Ohne dich hätte ich sicherlich schon lange aufgegeben.“

Nach einer kleinen Pause drehte er sich hasserfüllt zu Devimon um.

„Du kannst mich nicht einschüchtern! DU bist derjenige, der schwach ist. Weshalb ist es uns denn sonst gelungen, dich zu besiegen?“ Triumphierend starrte er herablassend das Digimon an.
 

"Oh Takeru ...", seufzte sie erleichtert, als er wieder zu sich kam und seine Worte taten ihr gut, genauso wie ihre Worte ihm halfen. "Wir geben uns gegenseitig Halt, vergiss das nicht. Wir sind doch ein Team ...", hauchte sie zurück und sah ebenfalls zu Devimon. Dieses schien nicht gerade glücklich zu sein, dass sie hier waren, zusammen an einem Ort.

"Lasst uns gehen!", forderte sie von den beiden.

"Nein!", schrie Myotismon. "Wir brauchen dein Licht! Und denk daran: Das Licht und die Dunkelheit gehören zusammen, für immer!" Ohne es zu merken, drückte Hikari sich näher zu Takeru und schrie nur: "DAS LICHT GEHÖRT ZUR HOFFNUNG!!!"

Die beiden Digimon sahen sie entsetzt an, als ob Takeru und Hikari etwas wussten, was sie verhindern wollten.
 

„UND SIE WERDEN SICH NIEMALS TRENNEN!“, schrie nun auch Takeru und drückte seinerseits Hikari näher an sich. „Denn man kann sie nicht trennen.“ Er sah zu Hikari, in seinen Augen spiegelte sich Entschlossenheit und der Glanz der Hoffnung. „Egal was ihr unternehmt, wir werden stärker sein, darauf könnt ihr euch verlassen! Wir sind dafür da, dass alles erhalten bleibt. Niemand kann uns aufhalten! Was wollt ihr schon mit Hikaris Licht? Was könnt ihr schon damit anfangen? Weshalb braucht ihr es? Wenn ihr es zum erlöschen bringt, vernichtet ihr euch nur selbst. Also was wollt ihr überhaupt?“ Er sah sie herausfordernd an.
 

Sie fühlte sich an seiner Seite so stark und wusste nicht recht an was das lang. Waren es seine Worte oder war es einfach nur, dass er da war? Im Grunde genommen war es ja auch egal. "Wir können mit dem Licht hier raus!" Sie wollten doch nur leben, aber Hikari konnte diesen Digimon nicht mehr die Chance geben, denn sie hatten schon zu viel Leid über diese Welt gebracht. "Ihr seid also stark ja?!" Devimon streckte seine Hand nach ihnen aus, doch ihre beiden Wappen, die gleichzeitig ihre Herzen waren halfen, indem sie eine Art Schutzschild vor ihnen bildeten. Noch fester hielt Hikari sich an Takeru fest, denn den Druck spürte sie denn noch. Doch sie wusste, dass es ihnen nichts anhaben konnte.
 

„Ihr habt eure Chance verspielt!“, rechtfertigte sich Takeru und blickte die Digimon an. Er sprach genau das aus, was Hikari dachte. „Wir können es nicht zulassen, dass ihr wieder Dunkelheit über unsere Welt bringt. Sobald ihr hier herauskommt werdet ihr wieder versuchen alles zu zerstören. Darauf können wir getrost verzichten!“ Er ließ sich von der dunklen Macht nicht mehr einschüchtern. Hikari und er waren stärker, sie konnten sich schützen. Dazu brauchte er nicht einmal den Beweis, den ihre beide Wappen ihnen brachten. Sie stärkten nur seinen Glauben noch mehr.

Als das Schutzschild dem Angriff standhielt war er sich ganz sicher, dass sie siegen würden, wenn sie die beiden Wappen miteinander verbinden würden. Doch wie sollten sie das anstellen?
 

Es wurde immer schwerer, je näher es ihnen kam. Ihre Wappen waren stark, doch einzeln hatten sie Schwachpunkte. Doch wie konnten sie es schaffen, diese Schwachpunkte zu sichern? Nun versuchte auch Myotismon sein Glück und schon gleich wurde es noch schwerer. Hikari kniff die Augen zusammen und hielt sich mehr an Takeru fest. Sie durften nicht aufgeben, denn dann würde es bedeuten, dass die beiden zurück kommen würden und Taichi und den anderen was passieren würde. Azulongmon hatte Recht, nur wenn sich Licht und Hoffnung verbinden würden, würden sie es schaffen, doch wie konnte man es anstellen?
 

„Hikari!“, rief er und sah sie genau an. Sie hielten sich inzwischen so innig, dass es gar nicht fester ging. „Weißt du noch, was wir heute morgen besprochen haben?“ Sein Blick festigte sich noch mehr. Ja, er war sich jetzt ganz sicher.

Einen Moment zuckte er zusammen. Er hatte die Erschütterung gespürt, als die Attacke auf das Schutzschild traf. Seine beste Freundin war einen Augenblick ebenfalls irritiert, widmete ihm aber sofort wieder ihren Blick. „Ich hab dir doch gesagt, dass Licht und Hoffnung gemeinsam etwas sehr effektives bewirken müssten, wenn sie sich zusammen tun. Es muss so sein, Azulongmon sagte es bereits , dass irgendetwas geschieht. Und du merkst es ja, wenn wir zusammen sind, dann fühlen wir uns alle beide sofort viel stärker, SIND viel stärker. Ich glaube, dass wenn wir unsere beiden Wappen miteinander verbinden eine Kraft freiwird, die uns helfen soll, das Böse zu vernichten!“ Damit nickte er einen Augenblick zu den beiden Digimon, die immer noch versuchten, das Schutzschild zu durchbrechen. Da Hikari und Takeru durch das Gespräch ein wenig abgelenkt waren, war dessen Kraft etwas gesunken.

„Versteh mich nicht falsch. Wir haben das Böse schon einmal bekämpft und in diese Welt hier verbannt, doch von hier aus scheint es nicht gänzlich entmachtet zu sein. Wir müssen dafür sorgen, dass es endgültig versiegelt wird. Auslöschen dürfen wir es nicht, es ist wie Licht und Dunkelheit. Gut und Böse sind Gegensätze, die in Yin und Yang vereint sind. Zerstören wir das eine, verschwindet entweder das andere oder die Welt gerät aus dem Gleichgewicht. Ich glaube, dass nicht die Dunkelheit unser Feind ist, sondern das Böse, denn es lebt in ihr und verpestet sie. Wenn wir das Böse verbannen, wird die Dunkelheit auch nicht mehr unser Feind sein und wir können friedlich neben ihr existieren! Und das geht nur, wenn es uns gelingt, unsere Wappen zusammenzubringen! Wir müssen einen Weg finden!“
 

Die Attacken wurden wirklich heftiger und Hikari überlegte, was sie bis jetzt über die Wappen wussten. Doch ihr fiel nichts Wirkliches ein. "Du hast Recht und wie... daran hab ich gar nicht gedacht. Menschen sind nicht gut ODER böse. Menschen sind beides, doch man kann seine Entscheidungen so lenken, dass man nicht böse handelt... Devimon und Myotismon können nichts dafür... doch wie kann man ihre Seelen befreien?" Immer mehr dachte sie darüber nach, wie die Wappen entstanden. Damals waren Takeru und sie kleine Kinder...

Doch Agumon hatte doch mal etwas gesagt ... "Die Wappen sind unsere Herzen ..." Genau das hatte es damals gesagt.

"Aber wenn wir die Kraft der Wappen einsetzen... ich weiß nicht, ob dir dann nichts passieren wird..." Ihr war es egal, was aus ihr würde, doch Takeru sollte überleben. Sein Blick verriet ihr jedoch, dass er fest entschlossen war. "Was gleicht die Herzen der Menschen an? Was ist, wenn unsere Herzen in einem Takt schlagen würden? Wenn wir das Selbe fühlen? Wenn nicht nur unsere Wappen eins werden sollen, sondern auch wir? Unsere Wappen werden durch Gefühle gesteuert ..." Aber waren ihre Gefühle stark genug, auch ihre Wappen zu vereinen?
 

„Dass unsere Herzen im gleichen Takt schlagen?“ Er überlegte kurz. „Ich habe mal gehört, dass die Menschen, die sich auf der gleichen Wellenlänge bewegen, den selben Herzschlag haben. Deren Herzen schlagen angeblich im gleichen Takt. In dieser Hinsicht bin ich mir ausnahmsweise einmal nicht sicher, wie du darüber denkst, aber ich fühle mich mit dir so sehr verbunden, wie mit keinem anderen Menschen. Wir verstehen uns eigentlich blind, müssten gar nicht miteinander reden um zu wissen, was der andere gerade denkt... für mich ist das wie eine Seelenverwandtschaft, oder eben: die selbe Wellenlänge. Demnach...“ Er brach ab. Ihm war noch etwas eingefallen. Außerdem hieß es auch, dass verliebte Herzen im gleichen Takt schlagen würden. Takeru blickte Hikari noch immer in die Augen. Ihm war klar, welchen Takt sein Herz eingeschlagen hatte, doch was war mit Hikari? Er wusste, welches Gefühl in ihm im Moment am stärksten war. Ein anderes konnte er in Hikaris Gegenwart schon kaum mehr zulassen. Was, wenn sie einfach das gleiche Gefühl zur selben Zeit, im gleichen Takt haben mussten?
 

"Genau ...", stimmte sie ihm zu, bevor er anfing zu sprechen. Seine Worte waren schön und so gut gewählt. Doch auf was wollte er hinaus? Er sprach weiter. Ach so ja.

"Stimmt ... ich bin mir sicher, dass es Seelenverwandtschaft ist, denn sonst hättest du mich nicht zwei Mal finden können!", hauchte sie nur noch, während sie sich fast in seinen blauen Augen verlor. Der Druck von außen wurde immer schlimmer. Sie hasste es.

"Demnach ...?" Er sprach nicht zu Ende, doch Hikari lächelte. "Dir gehts da wie mir. Nicht einmal Tai steht mir so nah, wie du es tust!", lächelte sie ihn sanft an. Er hatte Recht sie mussten versuchen, dass ihre Herzen in einen Takt kamen, doch wie? Sie hatte keine Ahnung...



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Kommentare zu dieser Fanfic (10)

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Von:  Betsy-sama
2009-10-24T17:37:42+00:00 24.10.2009 19:37
wirklich eine schöne story. macht spaß weiterzulesen!
Von:  Betsy-sama
2009-10-24T17:11:35+00:00 24.10.2009 19:11
geschwister unter sich...^^

Von: abgemeldet
2009-10-22T13:37:50+00:00 22.10.2009 15:37
Ich finde die Fanfic total schön geschrieben, besonders wie die gefühle der beiden rüber bringst. Einfach nur klasse.

BITTE BITTE schreib schnell weiter, ja? ^^
Von:  Betsy-sama
2009-10-21T23:32:01+00:00 22.10.2009 01:32
schönes kapi^^
Von:  Betsy-sama
2009-10-21T22:52:27+00:00 22.10.2009 00:52
ein schönes zwischen daisuke und takeru eifersuchtsszenario^^
schöne story
lg akemi19
Von:  Betsy-sama
2009-10-21T22:15:23+00:00 22.10.2009 00:15
ein tolles kapi^^
freu mich auf das nächste
Von: abgemeldet
2009-09-08T15:11:32+00:00 08.09.2009 17:11
Du hast unser RPG zu einer FF gemacht??? *heul
Du bist ja eine!!!!! Und unsere Story scheint ja wirklich anzukommen wie ich sehe *verlegen am Kopf kratz*
Wieso hast du denn nichts gesagt? Immerhin hätte ich dir immer ein Kommi gegeben ;)
Oh ich liebe deinen Takeru *knuddel*
Er ist meins!!!! *die andern anfauch*
*lach*
Oh man so ein geiles Geschenk hab ich nicht verdient .... *noch mehr heult*
Wie kann ich dir nur danken?????
Und du hast mein Bild ja dazu hochgeladen *///*
*dich drück und nie wieder los lass*
Von: abgemeldet
2009-09-02T13:23:35+00:00 02.09.2009 15:23
YEAH SUPER. Das Kap war wieder klasse, aber jetzt muss Takeru Hikari erstmal retten. Ich hoffe, du lädst bald das nächste Kap hoch.
Von: abgemeldet
2009-08-30T15:12:49+00:00 30.08.2009 17:12
GOSH O__O

Ich liebe diese Story <333
Ich bin dein größter Fan!
ICH WILL EIN KIND VON DIR XDDDDDDD

Schreib bloß weiter, echt klasse Hut ab!

HDGDL *knutschiiii*

RukiMakino_


Von: abgemeldet
2009-08-30T10:24:16+00:00 30.08.2009 12:24
WOW, diese Story ist super. So toll geschrieben und so romantisch. Ich hoffe, du lädst bald noch den Rest hoch.


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