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So tanzet ihr Huren der König hat Laune

Band 3: Autopilot
von

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Band 3: Autopilot

Titel: So tanzet ihr Huren - der König hat Laune!

Band 3: Autopilot

Autor: DaddysNightmare

Rating: PG 18 Slash

Kategorie: klarer Fall von ziemlich blöde gelaufen oder aber: nicht erwiderte Liebe. Die einen nennen dies Drama, die anderen Romanze und die nächsten allgemeiner Bullshit. Suchts euch aus.

Disclaimer Die Personen der Band Tokio Hotel gehören sich selbst und leider nicht mir. Deshalb habe ich sie mir für diese FanFiction nur ausgeborgt. Falls namentlich Dritte erwähnt werden sollten, so sind diese meiner Fantasie entsprungen. Ich distanziere mich von eventuellen Meinungen, dass diese Fanfic Charaktere die den echten TH Members entsprechen.

Der Song „Autopilot“ stammt von Thomas Godoj und dient hier als Leitfaden für…*evil smile*
 

Zusammenfassung: Dass das Leben ihn hasst, hat Gustav Schäfer sehr schnell kapiert und mindestens genauso schnell gelernt, damit zu leben. Aber wo er nicht mit Leben kann ist, dass er sein Leben ohne seine einzig wahre Liebe leben soll.

Oder kommt es vielleicht doch nach vier Jahren endlich zu einem Happy End?
 


 

Autopilot
 

Hörst Du Dich immer noch

wirklich noch, woher dieses Schweigen?

Wir sind's doch immer noch - hoff Ich doch

Komm sag mir, was ist gescheh'n?
 

Es ist neu, das wir nicht mal mehr Zeit finden,

uns're Vergangenheit zu leugnen.

Komm schon, erinner Dich, innerlich

wissen wir, dass es geht.
 

Wir schalten um auf Autopilot

und fliegen von hier fort.

solang der Himmel uns trägt, wird gelebt.
 

Wohin verschwindet das Tageslicht eigentlich

sobald wir uns zeigen?

Wenn das sowas wie ne Träne ist, erwähne es,

bevor Ich Dich nicht mehr seh'.
 

Oh, vielleicht waren wir nie wirklich dort,

wo wir so selbstverständlich hinwollten.

Komm schon, erinner Dich, innerlich

sind wir schon längst unterwegs
 

Wir schalten auf Autopilot

und fliegen von hier fort,

solang der Himmel uns trägt, wird gelebt.
 

Ooh, wir schalten auf Autopilot

und fliegen von hier fort.

Wenn sie uns nicht mit Gewalt aus den Wolken holen,

wird's schon irgendwie geh'n.
 

Und wenn uns der Wind über den Bergen erfasst,

haben wir's so gut wie geschafft - dann geht es von ganz allein.

Halt alles gut fest, was Du hast, wir müssten bald an der Sonne sein

- bald an der Sonne sein.
 

Wir schalten auf Autopilot,

und fliegen von hier fort,

solang der Himmels uns trägt, wird gelebt.
 

Wir schalten auf Autopilot,

und fliegen von hier fort,

Wenn sie uns nicht mit Gewalt aus den Wolken holen,

wird's schon irgendwie geh'n.
 


 


 

Chap 1:
 


 

POV Gustav:
 

„Nein Mutter, es ist wirklich alles in Ordnung. Ja, ja Mama das Hotel ist super, das Wetter genau so toll wie im restlichen Deutschland auch. Mutter, München ist nicht aus der Welt und…jaha, mach ich. Mama, ich werde schon eine Wohnung finden. Ja, ja grüß lieb. Bis dann.“

Total entnervt drücke ich auf das rote Knöpfchen meines Handys.

Derjenige, der diese Mistdinger als überlebenswichtig und Statussymbol erklärt hat, gehört erschossen.

Früher ging es doch auch ohne! Ich könnt selbst heute noch ohne diese lästigen Nokias, Ericssons und Samsungs locker überleben.

Die Sache hat nur einen Haken: mein restliches Umfeld, sprich Familie, Chef und Kollegen können es nicht. Und somit werde ich dazu gezwungen, eines zu besitzen.

Aber: Ich mache noch längst nicht jeden Hype mit. Ich muss mit dem Ding telefonieren können, mehr nicht. Ergo habe ich noch einen ganz klassischen, old school Hörknochen.

Mit Antenne. Da schaut ihr wa? Nix mit realtone, polyphone Klingeltöne und 56437 Mio. Pixel Camera usw. Nokia 5110 und gut ist. Übersichtlich, benutzerfreundlich, ausreichend.

Ende.

Aber selbst dieses Teil vermag es, mich manches Mal in den absoluten Wahnsinn zu treiben.

Okay, es mag vielleicht sehr kurzfristig gekommen sein, dass ich nach München gezogen bin, aber bei dem Jobangebot, was ich bekommen habe, musste ich schnell entscheiden. Entweder Karriere machen oder aber als kleiner Angestellter in Berlin versauern.

Ich habe mich für Variante eins entschieden. Wahrscheinlich auch ganz gut so. Vielleicht bekomme ich so den nötigen Abstand um endlich mal wieder einen klaren Kopf zu bekommen und endlich wieder wirklich frei zu sein.

Warum, muss ich nun nicht wirklich erklären…

Mit Georg ging es nicht, und ohne ihn noch viel weniger.

Nachdem er fast sang- und klanglos das Weite gesucht hat, hatte die Wohnungsbaugesellschaft natürlich versucht, seine Wohnung neu zu vermieten. Nur irgendetwas in mir, wahlweise auch ich selbst, wollte das partout nicht. Immer, wenn sich neue Leute die Wohnung angeschaut hatten, stand ich schon förmlich auf der Lauer.

Und dann, wenn der Makler mal eine Minute lang nicht dabei war, fielen mir tausend Schauermärchen zu der Wohnung ein. Sei es, dass dort ein verrückter Kerl seine Freundin halbtot geschlagen hat, oder aber zur Abwechslung ungeschönte Wahrheit, wenn ein altes, recht konservatives Ehepaar drohte:

„Also schön die ist die Wohnung sicherlich. Aber wenn sie wüssten, wer da drin gewohnt hat. Ja, er war ein Lustmolch. Überall hat er es mit den Männern getrieben. Ja, Männern. In der Wanne, in der Dusche, auf der Arbeitsfläche in der Küche. Und ich könnte wetten, dass der Veloursteppich im Wohnzimmer nicht gereinigt ist.“

Bis dato hatte das immer vollkommen ausgereicht.

Aber jetzt soll es mir egal sein. Immerhin wohne ich selbst auch nicht mehr da und ich denke, vier Jahre absoluter Georgwahn sollten langsam mal ihr Ende finden.
 

So sitze ich also nun hier in München in einem Hotel, welches mein neuer Arbeitgeber übernimmt, bis ich eine annehmbare und vor allem auch bezahlbare Wohnung hier gefunden habe.

Nun gut, beschweren sollte ich mich nicht. Immerhin verdiene ich ja auch genug, dennoch bei einer Miete von 1250 Euro warm für gerade mal 60qm musste ich doch erst einmal schlucken.

Nichts desto trotz bin ich vorab schon einmal hingefahren und habe mir die Gegend angeschaut. Man will ja wissen, mit welchen Leuten man es zu tun hat.

Auch wenn hier in Bayern doch ein sehr eigenwilliges Volk lebt.

Ein Hoch auf Ede Stoiber. Der wahre Meister des... lassen wir das Thema.

Aber ich denke, ich werde diese Wohnung nehmen. Liegt ein wenig abseits vom ganzen Trubel und ich kann Filou auch ab und zu mal rauslassen.

Wenn das Mistvieh denn dann mal raus will.

Allerdings, er KÖNNTE sich ja mal das Fell verknoten oder schlimmer noch: er könnte seine Krallen, mit denen er mich regelmäßig massakriert, abnutzen.

Versteh mal einer dieses Fellknäul.

Trotzdem liebe ich ihn. Ich hatte echt großes Glück, dass der Hotelier sich belabern ließ und ich Filou mitnehmen durfte.

Nur das Katzenklo müsse ich wohl selbst sauber machen.

Gut, kann und muss ich eh mit leben.

Und einer Zimmerdame möchte ich das wirklich nicht zumuten.

Ja, Sheba und Co. bringen eine Katze wahrlich zum Stinken.
 

Sei’s drum. Sheba hin oder her, ich muss mich nun doch mal, auch wenn ich es mir gerade auf dem Bett gemütlich gemacht habe, aufraffen und den Besichtigungstermin mit dem Makler wahrnehmen. Immer nur Hotel und nichts Eigenes ist doch auch nicht das Wahre.
 


 

„Und was sagen sie? Sagt ihnen diese Wohnung zu? Immerhin ist es ein Schnäppchen. Ich wäre enttäuscht, Herr Schäfer, wenn ich nicht an Sie vermieten könnte. Immerhin kenne ich Ihren Arbeitgeber persönlich und er hat mir nut Gutes berichtet.“

Ach? Hat er das? Na das mit der Mundpropaganda beherrschen die hier ja noch besser als bei uns damals im Osten.

„Ja, ja doch. Ich bin wirklich angetan. Allerdings… ich weiß ja, dass die Wohnung hier drunter eigentlich schon vermietet ist, aber… ich hätte schon gerne etwas mit einem kleinen Stückchen Garten und…“

Der Makler versteht sofort und versichert mir, dass er alle Hebel in Bewegung setzen würde, damit ich diese doch noch bekommen würde.

Na also, warum denn nicht gleich so?

Allerdings…wenn dieser werte Herr mein wahres Ich kennen würde, wäre es fraglich, ob er dann immer noch so große Stücke auf mich halten könnte.

So rein gesellschaftlich gesehen.

Sicher, Homosexualität ist nichts Fremdes mehr, aber sind wir doch mal ehrlich:

So scheinheilig katholisch wie die hier in Bayern sind, so gibt es doch keinen zweiten Staat in Deutschland.

„Sagen Sie, was wir noch nicht geklärt haben; ziehen Sie allein hier ein oder mit Ihrer Freundin oder gar Frau Gemahlin?“

Autsch.

Wieso war das so klar, dass das nun kommen würde?

Im Normalfall wäre es mir so etwas von Latte, was die Menschheit über meine sexuelle Orientierung denkt, aber… ich WILL diese Wohnung haben!

Allerdings will ich auch nicht lügen.

Aber wer sagt denn, dass ich lügen muss?

„Ich bin Single. Ich werde also allein mit meiner Katze hier einziehen.“

Gekonnt rausgeredet.

„Ach, das ist aber schade, dass Sie allein stehend sind. Na machen Sie sich nichts daraus. Hier werden Sie schon eine passende Dirn finden.“

Eh what?

Okay, tief Luft holen, einfach nur stur lächeln und innerlich winken.

Schon klar. Dirn.

Madel.

Pft. Nix ist! A Buab mog i. Was für ein Schwachsinn. Nen Kerl. Aber das sag ich dem doch nicht!

Also so geil das hier auch ist, aber mit dem Dialekt kann ich mich nicht so schnell anfreunden.

Aber was ich schon rausgefunden habe ist, dass, wenn man hier sächselt oder berlinert, man ganz schnell, zumindest im Park, seine Ruhe hat.

Manche nennen es fremdenfeindlich, ich nenne das einfach nur göttlich!

Ich brauche die Leute von hier nicht und sie mich nicht. Zumindest die eingeborenen Alten nicht. Meine Generation hingegen bemüht sich doch schon und quatscht einen auch nicht dumm von der Seite an.

Aber zurück zum Makler und meiner potentiellen neuen Wohnung.

„Wie gesagt Herr Schäfer, ich werde alles dafür tun, dass Sie die Wohnung unter dieser bekommen werden. Ich denke, dass ich Ihnen morgen schon Etwas sagen kann. Wenn es dem Interessenten nicht gefallen sollte, dass er diese Wohnung hier nimmt, dann soll er sich eben eine andere suchen.“

Aha. Geld regiert die Welt. Vor allem hier in Bayern.
 

Nachdem ich mich von dem netten Herrn verabschiedet habe, mach ich noch einen Abstecher in ein nettes, kleines Straßencafé, direkt am Park gelegen.

Eigentlich sollte ich mit meinem Leben zufrieden sein. Eigentlich.

Ich habe einen verdammt gut bezahlten Job, der mir zugleich auch noch Spaß macht, ich habe, in absehbarer Zeit, eine der geilsten Wohnungen im Zentrum von München und… ja und trotzdem fehlt da was.

Die Familie ist es nicht. Habe ich schon abgecheckt. Freunde? Nö, hatte ich in Berlin nicht, brauche ich auch hier nicht.

Vielleicht ab und an mal eine ‚flüchtige Bekanntschaft’, hier und da mal eine außerbetriebliche Feierlichkeit mit den Kollegen, das war’s aber dann auch schon. Nur nicht zu vertraut. Vertrautheit bedeutet Enttäuschung.

Danke. Davon hatte ich in der Vergangenheit durchaus genug.

Na ich werde schon herausfinden, was mir fehlt.

Vielleicht ist’s auch irgendwie ein bisschen Angst vor dem Neuen oder…

Okay, grübeln kann ich nachher denn… dieses nervige Mobilteil klingelt schon wieder vor sich hin.

LEICHT entnervt krame ich es aus meiner Tasche hervor und nehme den Anruf genauso LEICHT entnervt entgegen.

„Schäfer!“

Okay, ich hätte dann doch ETWAS freundlicher sein können…müssen denn:

Mein potentieller neuer Vermieter.

„Oh, entschuldigen Sie Herr Schäfer. Ist es gerade unpassend? Ich kann auch später wieder anrufen.“

Ups.

„Nein, nein Sie stören überhaupt nicht. Ich hatte gedacht….egal.

Hat sich schon etwas wegen der Wohnung ergeben?“

Freundlich lächeln Gustav!

Er sieht es zwar nicht, aber er kann es hören.

„Ja, genau deswegen rufe ich Sie an, Herr Schäfer.

Es hat mich zwar so einiges an Überzeugungskraft gekostet aber der nette Herr hat sich dann nach kurzem Hin- und Her dann doch davon überzeugen lassen, dass die obere Wohnung doch besser für ihn geeignet ist.“

Na da fällt mir aber doch ein Stein vom Herzen.

Jetzt muss er nur noch gutaussehend und schwul sein.

Okay, ich weiß, das wäre zuviel des Guten.

Aber…man wird ja wohl noch mal träumen können.

„Das ist wirklich wunderbar. Ich freue mich. Wann können wir das Vertragliche klären und die Schlüsselübergabe vornehmen? Oh heut Abend schon? Das sind ja mehr als nur gute Neuigkeiten.“

Na dann hat das verschissene Hotelleben ja endlich ein Ende, ich wieder meine eigenen vier Wände und Filou sogar noch ein wenig Garten.

Gott hasst also doch keine Schwulen. Sorry gen Himmel, wenn ich es eine Zeit lang annahm. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, Gott, Allah, Buddha oder wer auch immer. Und entschuldige, wenn die Dankeshymne nun ein Ende nimmt; ich muss packen und meine Möbel aus dem Möbellager holen.
 


 

POV Georg:
 

Na, soll mir egal sein ob nun Garten oder nur Balkon. Ich kann und will eh kaum zu Hause sein.

Daheim sein bedeutet allein sein. Allein sein bedeutet, über Vergangenes nachzudenken. Ne, dann lieber Uni und Clubs… obwohl die Clubs wohl an erster Stelle stehen. Von meinem versemmelten, ersten Staatsexamen will ich nun nicht reden.

Und da nun eh Semesterferien sind, ich die Zusage für die neue Wohnung habe, sollte ich meine sieben Sachen nun mal hier aus der WG zusammen raffen, meine Möbel aus dem Möbellager holen und in die neue Wohnung bringen lassen.

Gut, dass ich den Schlüssel gleich noch holen und den Schreibkram sofort mit dem Eigentümer erledigen kann. Besser sofort, als wenn ich hier noch einen Tag lang ausharren müsste.

Nicht, dass es mich stört, mit meiner besten Freundin in einer WG zu wohnen…wenn da nicht noch die zwei anderen Hexen wären, die Theologie studieren und immer wieder versuchen wollen, mich zu bekehren.

Nein danke.

Reicht ja auch nicht, dass mein Onkel das immer versucht.
 


 

Wow, dass soll mir mal einer nachmachen. Wir haben 19 Uhr und alles ist geregelt sprich: alle Möbel sind schon mal an Ort und Stelle ergo muss ich nur noch die Kartons auspacken.

Aber nicht jetzt.

Denn jetzt werde ich erst einmal ein Bad nehmen, mich fertig machen und auf die Piste gehen.

Man könnte auch sagen: ‚Mensch Georg, nimm dir ein gutes Buch, setz dich auf deine Couch, mach leise Musik an, koch dir nen Tee und lies etwas.’

Tja, könnte ich. Aber die Worte in den Büchern sind in letzter Zeit, immer so nichtssagend.

Ich lese sie, verstehe aber nicht den Sinn, weil meine Gedanken sich schon nach kurzer Zeit selbstständig machen.

Ich habe mich schon oft gefragt, ob es denn sinnvoll war, so Hals über Kopf alles in Berlin abzubrechen und zu flüchten.

Denn etwas anderes als eine Flucht war es nicht wirklich.

Nur was für eine Wahl hatte ich denn?

Sicher, ich hätte versuchen können es zu klären. WIR hätten versuchen können, dass zwischen uns zu klären.

Aber da wir beide Dickschädel deluxe und Masochisten zugleich sind, stand das gar nicht zur Debatte. Zumindest nicht für mich. Oder ich bin feige.

Sucht es euch aus.

Ich sollte mir eine Katze oder so zulegen. Dann würde ich wahrscheinlich auch nicht soviel Selbstgespräche führen und…lassen wir das.

Wir sehen ja, zu was es führt.
 

Das warme Wasser tut meinem Körper gut. Nicht, dass ich ein Schwächling bin und das bisschen Umzug nicht geschafft hätte, aber Training in einem Fitnessstudio ist doch etwas anderes, als wenn man den ganzen Tag Kartons schleppt und Möbel durch die Gegend schiebt.

Müde versuche ich, meine Knochen zu sortieren. Scheint wohl dann doch nichts mehr mit rausgehen zu werden.

Well, dann werde ich mich wohl oder übel gleich vor den Fernseher schmeißen und mir ne Pizza kommen lassen...

Und meinen Mitbewohnern hier im Haus schmeiße ich auch gleich was hinterher.

Eh es ist ABEND! Da braucht man nicht mehr Möbelrücken im Hausflur spielen.

Gut, ich weiß, dass heute in der unteren Wohnung auch jemand einzieht, aber hätte er, sie, es das nicht tagsüber machen können?

Wohl wissend, dass ich nun eh keine Ruhe mehr bekomme, steige ich aus der Wanne, trockne mich ab und schmeiß mich in Jogginghose und T-Shirt.

Ich kann ja mal freundlich nachfragen, ob noch Hilfe gebraucht wird und ob es denn noch lange dauert.

Nicht, das ich scharf darauf bin, das ich heute noch großartig viel zu ackern, aber vielleicht ist es ja lohnend.

Zumindest muss ich dann nicht nachdenken und wieder aus Verzweiflung meiner Freundin auf die Nerven gehen.

Sie liebt mich als ihren besten Freund und umgekehrt ist es genau so. Jedoch, so glaube ich, bin ich seehr anstrengend geworden.

Und man sollte eine Freundschaft nicht zu sehr strapazieren.

So what.

Mit einem freundlichen, und vor allem gekünsteltem Lächeln, gehe ich zur Wohnungstür, öffne diese und…

„Gustav!?!“

Eisberg voraus und…voll erwischt.

Insgeheim erhofft, erwünscht und nun doch verflucht.

Argh!

Ich hasse mein Leben!
 


 

~*~
 

Hörst Du Dich immer noch

wirklich noch, woher dieses Schweigen?

Wir sind's doch immer noch - hoff Ich doch

Komm sag mir, was ist gescheh'n?
 

Es ist neu, das wir nicht mal mehr Zeit finden,

uns're Vergangenheit zu leugnen.

Komm schon, erinner Dich, innerlich

wissen wir, dass es geht.
 

~*~

Chap 2:
 

POV Gustav
 

„Boah Franziska! Jetzt stell dich nicht so an! So nen bisschen Couchgarnitur kann doch nicht so schwer sein! Wer hat denn die meiste Last auf den Schultern hier? Also meckere nicht und lass uns endlich fertig werden!“

Nein, ich werde meine Schwester nie wirklich verstehen. Erst setzt sie Himmel und Hölle in Bewegung und setzt sich in ein FLUGZEUG, nur weil sie mir unbedingt helfen will, und dann: nörgelt die nur rum!

Eh das hier ist MEINE WOHNUNG, ergo bestimme auch ich, was wo hin kommt. Und zu guter letzt auch noch rumheulen, wenn sie mir bei so nem bisschen Couch helfen soll.

Und als wenn es nicht anders zu erwarten war, hat sie es mit ihrem Gezetere geschafft, dass schon die erste Wohnungstür aufgeht.

Fetten Dank auch.

Sichtlich entnervt, jedoch um Freundlichkeit bemüht, drehe ich meinen Kopf in die Richtung, wo die Tür aufgegangen ist.

„Wir sind hier gleich fertig, entschuldigen Sie bitte den Lär…“

Tja und da blieben sie stecken, die Worte in meinem Halse.

Georg.

Lieber Gott? Allah? Buddha? Vergesst, was ich gesagt habe.

Denn DAS, ist wohl mehr als nur mies.
 

Wie versteinert stehe ich da und bemerke nicht, dass meine herzallerliebste Schwester, erneut meckernd, verzweifelt an dem Mobiliar zieht.

Sie hat ihn noch nicht bemerkt.

Aber aus dem ersten geschockt sein, wird bei mir sehr schnell Verzweiflung, Wut und auch ein wenig Hass.

Eine sehr ungesunde Mischung.

Zumindest bei mir.

„Oah weisste, Deutschland ist so groß. MÜNCHEN ist so groß! Und was machst du? Musst genau in dasselbe Haus wie ich ziehen? Wie lange stalkst du mir schon hinterher, hm?

Ich bin aus Berlin weggezogen, damit mich nichts mehr an dich erinnert! Arschloch!“

Derweil habe ich das Sofaende unsanft auf den Boden poltern lassen und ignoriere gekonnt das Geschrei von Franzi, ich solle doch gefälligst Contenance bewahren und freundlicher sein.

Contenance? Freundlich? AM ARSCH!!!

Gibt’s heut nicht! Ist ausverkauft!

Aber anstelle mindestens genauso frech zu kontern, grinst Georg mich nur schief an, kommt auf uns zu, nimmt Franziska auf Seite und sagt:

„Ja. Ja ich freue mich auch, dich wiederzusehen.“

Natürlich. Ganz klar. Was auch sonst?

„Das ist doch viel zu schwer für deine zierliche Schwester. Hast du das denn noch nicht begriffen? Komm, ich helfe euch.“

Ja von wegen den Hühnern!!

„Damit du mich gleich wieder einwickeln kannst, sobald sie weg ist? Damit du Bambi- Augen machen kannst und mir die Ohren vollsülzt, dass dir ja alles so Leid tut und wir doch noch mal neu anfangen sollen? Damit du mich wieder gnadenlos…? Vergiss es! Dann bleibt die Couch eher bis morgen stehen! Das kannste wissen!“

Boah bin ich sickig! Und ich bin guuut. Okay, gut ist die falsche Definierung. Ich bin…sickig.

Und das reicht ja wohl vollkommen.

Oder?

Seufzend richtet mein neuer, alter Nachbar sich auf, verschränkt die Arme vor der Brust und sieht mich mit einem, für mich undefinierbarem Blick, an.

„Nein, ganz bestimmt nicht. Ich will nur höflich sein, okay? Nicht mehr, und auch nicht weniger. Und bevor du nun weiter austickst: Ja, wir haben Klärungsbedarf. Aber ganz bestimmt nicht hier, in einem Münchener Hausflur, wo uns noch drei andere Parteien zuhören. Also was ist?

Sofa rein oder nicht?“

Selbstherrliches Arschloch!!!

Ich will gerade einmal wieder gekonnt die männliche Superzicke heraus hängen lassen als…

„Hör zu, ich hab keinen Bock auf Kindergarten. Den habe ich mit Mann und Kind daheim genug. Gustav hör auf zu zicken und Georg: pack mit an jetzt! Ich will auch endlich mal Feierabend haben.“

Tja, so einfach geht das. Und ich? Werde noch nicht mal mehr gefragt?

Gut zu wissen, dass ich mein eigener Herr in meinen eigenen vier Wänden bin. Welch ein GLÜCK!
 

Immer noch schwerst beleidigt sitze ich auf dem FUßBODEN in MEINEM Wohnzimmer und schmolle vor mich hin.

Mehr als nur abgenervt von meiner Reaktion schaut Franziska mich an, als wenn sie mir jeden Moment, wie in unserer Kindheit allzu oft, an den Hals springt und mir volle Kanne in den Arm beißt.

Beeindruckt mich nicht.

Nicht im Geringsten.

„Du hättest schon ein wenig freundlicher sein können. Das ist schon fast Lichtjahre her zwischen euch beiden und du benimmst dich immer noch wie so ein kleiner Emo Teenie der sich am Liebsten nach jeder Begegnung mit dem Ex-Lover die Pulsadern aufschneiden will.

Entschuldige Gustav, dass ich nach so einem Tag da keine große Lust mehr zu habe.

Mal ganz davon abgesehen dass ich immer noch der Meinung bin, dass ihr das regeln solltet. Und zwar wie Erwachsene. Klar soweit?“

Pft.

Als wenn ich da nun eine Antwort drauf geben würde.

Vor allem ihr nicht.

Nachher denkt sie wirklich noch, dass sie im Recht ist.

Gut, es mag VIELLEICHT so sein, dass sie sogar Recht hat, aber bevor ich das zugebe, da muss echt noch viel passieren.

„So, genug rumgeschnackst. Jetzt sei ein lieber kleiner Bruder und hol mir doch eben meine Tasche aus dem Flur, ja?“

Grummelnd erhebe ich mich, werfe ihr noch einen bösen Blick zu, gehe aber dann doch Richtung Wohnungstüre, öffne diese um Franzis Tasche zu holen als….

Als ich einen heftigen Schubs bekomme, meine Türe von innen zugeklatscht wird und ich eine gehässigen Sing Sang Ton meiner herzallerliebsten Schwester vernehme der mir genau diese Worte entgegensäuselt:

„Geh und benimm dich wie ein Kerl und regle das! Vorher kommst du hier nicht mehr reiiheiiin!“
 

Das ist jetzt nicht wahr oder? Die hat mich doch nun nicht hier…aus meiner eigenen Wohnung….

„Franzi?“

Doch, sie hat.

„Franziska?“

Keine Antwort.

„Süße?“

Nichts.

„Schwesterherz komm, mach auf.“

Nada.

Ich kotz hier gleich im Kreis, ohne Mist.

Nur mal eben fürs Protokoll:

Ich stehe hier im Hausflur, vor meiner neuen Wohnung, in der ich noch nicht einmal genächtigt habe, wurde von meiner Schwester aus einem furchtbar kindischem Grund ausgesperrt und…

Ja und was eigentlich?

Ouuu Erkenntnis ich komme. Und zwar volle Wucht in Form von: Head meets wall.

Oder in diesem Falle: Head meets Wohnungstüre.

Ich weiß ja dass da Klärungsbedarf ist. Ja. JA ich bin nicht so dumm, wie ich vielleicht aussehen mag, aber muss das denn heute sein?

Jetzt?

In diesem Leben?

Bevor ich aber nun ganz in Selbstmitleid versinke registriere ich, wie eine andere Tür auf meinem Flur aufgeht.

„Ich kann dir zwar nicht mit argentinischem Wein oder einem stabilen Sideboard dienen, aber einen Tee hätt’ ich schon noch im Angebot.“

Grrrrrrr.

Eine Seite in mir sträubt sich gewaltig und will einfach nur stur sein und ihm die Pest an den Hals wünschen aber die andere Seite…

„Okay…okay okay okay.

Aber ficken ist nicht!“

Nur ums mal in den Raum, beziehungsweise in den Hausflur, geschmissen zu haben.

Es ist ja nicht so, als wenn die Oma von oben nicht gerade auf dem Weg nach unten war.

Wieso habe ich eigentlich noch Sex, oder verschwende noch einen Gedanken daran?

Das Leben fickt mich doch eh jeden Tag!
 


 

POV Georg:
 

Jetzt sitzen wir beide hier stocksteif und wie Karl Arsch auf meiner Couch und klammern uns krampfhaft an unsere Teetassen.

Wirklich was sagen, geschweige denn mit der Aussprache anfangen, will keiner. Traut sich keiner.
 

Wissen wir beide eigentlich noch worum es geht.

Worum es ging?

„Warum machen wir es uns eigentlich so schwer?“ Wow, lobt mich!

Man bin ich mutig!

Aber mein Mut verlässt mich schnell denn:

„Vielleicht, weil jemand vor einiger Zeit meinte, dass ich stöhne wie eine männliche Hure und weil jemand, den wir beide durch Zufall in- und auswendig kennen, dann auch noch ernsthaft davon fest überzeugt war, dass ich mit mir spielen lasse und…“

„Jetzt mach aber mal ’nen Punkt, ja!

Ich bin mit Sicherheit nicht allein Schuld an der ganzen Scheiße hier!

Du hast genauso zurückgeschossen!“

Ja, und das ist die Geschichte mit dem: ‚Treffen sich zwei furchtbar große Egos, sagt der Eine zu dem Anderen…’

Eins ist auf jeden Fall sicher:

Wir können Beide nicht aus unserer Haut und wir können beide nicht ohne den Anderen.

Kurze Zeit schweigen wir wieder.

Gustav ist gerade im Begriff aufstehen zu wollen um noch mal in seiner eigenen Wohnung um Einlass zu betteln.

Wenn Franziska im Grunde genommen nicht Recht hätte und ihren Bruder einfach nur foppen wollte, würde ich nun lachen, aber die Sache ist wirklich ernst.

Weglaufen hat’s nicht gebracht.

Hat gar nichts bewirkt außer Verdrängung, die uns nun eingeholt hat und gnadenlos fertig machen will.

„Warte… So geht das nicht. Sie hat Recht. Lass uns reden.“

‚Natürlich mit Sicherheitsabstand. Mindestens 15 m.’ füge ich in Gedanken noch hinzu.

Sonst würde das eh wieder nur in…

Lassen wir das.
 


 

POV Franziska
 

Jetzt hab ich wirklich die Schnauze voll.

Ernsthaft.

Über Jahre hinweg habe ich mir das angehört, habe seine Tränen getrocknet, ihm immer wieder Tipps gegeben.

Und was macht der Idiot?

Schaltet auf stur.

Na ganz klasse. Aber Gustav kennt mich und weiß, dass ich das schon längst kann.

Zack und ausgesperrt, MP3 Player in die Ohren, Wanne randvoll mit Schaumbad, ein Glas Prosecco und: Entspannen.

Filou scheint meine Idee mindestens genauso gut zu finden wie ich, denn er hockt auf dem Toilettendeckel und schnurrt mich zufrieden an.

Wollen wir doch mal sehen, wer am längeren Hebel sitzt und zum Ende hin, natürlich wie immer, Recht hat.

Ich bin doch nicht bescheuert! Irgendwann ist’s einfach nur noch gut.

Georg und Gustav gehören zusammen.

Im Grunde wissen die Beiden das auch. Jetzt müssen sie es nur noch begreifen, realisieren und in die Tat umsetzen.

Vorher kommt der Kurze hier nicht mehr rein. SO! Prost.
 


 

~*~

Wohin verschwindet das Tageslicht eigentlich

sobald wir uns zeigen?

Wenn das sowas wie ne Träne ist, erwähne es,

bevor Ich Dich nicht mehr seh'.
 

Oh, vielleicht waren wir nie wirklich dort,

wo wir so selbstverständlich hinwollten.

Komm schon, erinner Dich, innerlich

sind wir schon längst unterwegs

~*~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (7)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  G-Saite
2018-06-29T15:13:24+00:00 29.06.2018 17:13
Das war echt mal was ganz anderes. Meistens ist das ja alles sehr pink und rosa und voller Glitzerstaub... Was ich für Gustav und Georg nicht so passend gefunden hätte.

Ähm und danke für den Hinweis mit der Prostata? Somit hat Deine FF auch gleich noch den Bildungsfaktor abgedeckt... xD;;;
Von:  G-Saite
2018-06-29T14:55:01+00:00 29.06.2018 16:55
Also wenn ich Gustavs Sicht so lese, könnte ich meinen, Du seist beim Schreiben wütend gewesen... xD
Von:  G-Saite
2018-06-29T14:50:51+00:00 29.06.2018 16:50
So soll das sein, näch? Man fängt an zu lesen und sitzt am Ende des ersten Kapitels nur mit Fragezeichen über dem Kopf da.
Von:  FunGhoul
2010-01-07T19:14:14+00:00 07.01.2010 20:14
*rumjump*
Yes!!
Endlich gabs ein Happy End und ich hab ja so drauf gewartet^-^
*mich verbeug* Dankeschön.
Ich fand den Aufbau des Kapitels echt gut, vorallem, wie Gustav langsam seine Mauer, seinen Selbstschutz, um sich herum aufgibt und sich Georg langsam hingibt. Es war echt toll beschrieben, wie er mit sich kämpft und letztlich gegen sich selbst verliert. (Das kenne ich nur zu gut von mir selbst ._.'' *haha*)
Echt gt geschrieben! Kompliment!

*kekse dalass*
Totchi

PS: Russisch ist gar nicht so schwer, wie ich gedacht hatte, wusstest du das? ;D
Von:  FunGhoul
2009-12-24T23:42:54+00:00 25.12.2009 00:42
Wie jetzt?! O_O''
*nochmal durch les*
Und ich dachte schon, dass das Happy End endlich kommt, aber nun muss ich ja warten, dass es weitergeht >.< *heul*
Maaaaaaaaaaan, bitte mach, dass es weitergeht >.<
*fiep*
*nerv*

*kekse dalass*
Totchi

PS: OMG, du bringst mich, seit ich 'Hated, Doomed, Deified' gelesen habe, dazu, dass ich nur noch Gustav X Georg Ffs lese xDD (Habe damals noch aufgrund der damaligen Minderjährigkeit als 'Sam' kommentiert xD)
Und nur mal nebenbei: Dank 'Hated,Doomed,Deified' habe ich angefangen, russisch zu lernen, da ich so begeistert von Gustav war und ich kann ihn nun auch nicht mehr aus normalen Augen sehen, da er bei mir nun einfach nur noch der unwiderstehliche Mafia-Typ ist xD
*rwarr*
♥__♥
Tut nicht zur Sache, aber ich wollts nur mal erwähnt haben xD
Von:  Herzblut
2009-08-31T19:19:12+00:00 31.08.2009 21:19
N'abend,

bin zufällig auf deine FF gestoßen, weil ich nach Bill/Georg-FFs suche.
Ba bei dir bezüglich des Pairings nichts verraten wird, hab ich mal angelesen und wollte eben mal staten:

Du hast einen wirklich guten Schreibstil! Die meisten FFs kann ich nur anlesen bis mir auch schon wieder alles vergeht, weil ein Haufen Rechtschreib- u. Ausdrucksfehler drin sind, aber bei dir nicht. Wirklich gut und auch die Erzählzeit. Man hetzt nicht so durch das Geschehen. Du nimmst dir schön Zeit, alles auszubauen...

Wie auch immer XD ich schätze, da der Name Gustav fiel,
wird es eine Georg/Gustav-FF?
Kannst mich trotzdem gern informieren wenns weiter geht, ich les wieder mit, dein Stil ist schön. :)

Also dann,
Herzblut

Von:  whitedeamon
2009-07-27T16:53:36+00:00 27.07.2009 18:53
Ich hasse dich. ♥

Hast du eine Antenne dafür, wann ich Lungenschmerzen hab? Das geht mal gar net.

Hach unsere beiden Schäfchen. *grins*
(Ich hör mich schon an wie du. XD)

Eigtl ein recht ruhiges Kapitel. Schön ist es. Freu mich auf die Fortsetzung. *smile*


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