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Farbtopf

OneShot-Sammlung [Various]
von

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Die erste Schneeflocke [Ichigo x Rukia]


 

Living in a world without you

Is living in a worthless world

【Freitag, 22. Dezember 2006, 13:00Uhr, Karakura-Town - bewölkt】
 

»Frohe Ferien, meine Lieben! Und hey: Lernt nicht zu viel, sonst versaut ihr euch nur die Festtage!«

Mit einem Lächeln entließ die Lehrerin die dritte Parallelklasse der Karakura-Highschool in die Weihnachtsferien. »Und guten Rutsch!«, fügte sie hinzu. Dann schlug sie ein Schulbuch, auf dessen Cover ‚Modernes Japanisch’ zu lesen war, zwischen den Händen zu.
 

»Iiichigooo!!« Keigo rannte seinem Kumpel hinterher, nachdem alle aus dem Klassenraum gegangen waren. Ichigo ignorierte ihn gekonnt - wie immer - und lief weiter stur geradeaus.

»Jetzt warte doch auf deinen besten Freund!!« Keigo wollte nicht nachgeben.

»Was ist?!«, raunte Ichigo, blieb abrupt stehen und drehte sich um.

»Du fährst doch in den Ferien nicht weg, oder? Lass uns mal was unternehmen! Boah, und hast du schon Pläne für Silvester? Wir könnten zusammen-«

»Lass ihn doch einfach in Ruhe, Asano-san«, unterbrach Mizuiro ihn, als er auf die beiden stieß, »Ichigo hat in den Ferien bestimmt was Besseres zu tun. Oder, Ichigo?«

Keigo sah deutlich gekränkt aus. »Warum so formal? Sag ‚Keigo‘! ‚K-E-I-G-O‘!« Sein Klassenkamerad ging darauf nicht ein und wandte sich stattdessen Ichigo zu, der inmitten dieses Szenarios nur schwer zu Wort kam.

»Naja, ich werd‘ viel mit meiner Familie machen. Mein Vater ist total verrückt nach Weihnachten. Er kann es kaum abwarten, mit meinen Schwestern den Baum zu schmücken…« Er rollte mit den Augen. »Naja, schöne Ferien, Leute!«

Bevor Mizuiro und Keigo etwas entgegnen konnten, hatte Ichigo ihnen den Rücken gekehrt und sich davongestohlen.
 

Sein Heimweg war nicht lang. Er bestand lediglich aus einem Geradeauslaufen mitten durch die Stadt, vorbei an einem Blumengeschäft, einer Eisdiele, einem Antiquitäten- oder, wie Ichigo ihn zu nennen pflegte, Ramschladen und einigen weihnachtlich dekorierten Kaufhäusern. Dann musste er nur noch in der Straße links abbiegen und zur Hausnummer 21 laufen. Während er diesen gewohnten Weg ging, hatte er die Hände in den Hosentaschen vergraben und den Blick in den wolkenverhangenen Himmel emporgerichtet.

Gäbe es keinen Kalender, der einen darauf hinweisen würde, würde man niemals in Erwägung ziehen, dass der Winter begonnen hatte. Zwar ging die Sonne bereits sehr früh unter und die Temperaturen bewegten sich - je nach Tageszeit - zwischen fünf und zehn Grad, jedoch hatten die Wolken noch keinerlei Anstalten gemacht, auch nur eine Schneeflocke auf Karakura fallen zu lassen. Stattdessen ergossen sie sich beinahe täglich über der kleinen Stadt und verdunkelten den Himmel mit ihrer klumpig-grauen Erscheinung. Wie konnte Ichigos Vater unter diesen Umständen in Weihnachtsstimmung sein? Sonderbar.
 

»Oi, Ichigo, warte!«

Ichigo blieb wie ertappt stehen und drehte sich um. Ein Mädchen, ein paar Köpfe kleiner als er, starrte ihn unter dunklen Augen an. Über der Karakura-High-Schuluniform trug sie eine magentafarbene Winterjacke, an deren Vorderseite große Knöpfe angebracht waren. Die mit Plüsch verzierten Winterboots gingen ihr fast bis zu den Knien, als würden sie ihr nicht passen. Ichigo besah sie stumm und wartete auf die tägliche Standpauke.

»Da geht man schon auf dieselbe Schule und wohnt im selben Haus und trotzdem läufst du einfach weg, ohne auf mich zu warten!« Mit einem gespielt bösen Blick funkelte sie ihr Gegenüber an.

»Ach, motz nicht rum, du hast dich doch noch mit Inoue und Arisawa unterhalten. Und außerdem: Was sollen die anderen denken, wenn wir auch noch denselben Nachhauseweg nehmen? Stell dir mal vor, die kriegen raus, dass du bei mir wohnst!«

Ichigo zog die Hände aus den Hosentaschen und verschränkte sie vor der Brust. Rukia verbot sich, zu grinsen. »Ach, ich bin dir also peinlich?«

»Allerdings!«, raunte Ichigo, aber sie wusste, dass er es nicht so meinte. Es waren die üblichen Späße, die sie miteinander trieben, und sich gegenseitig aufzogen, bis sie sich nur noch schweigend ansahen. Dann begannen sie gleichzeitig über ihr Verhalten zu schmunzeln oder brachen gar in schallendes Gelächter aus.

»Tja, wie du unschwer feststellen kannst, ist mir das egal.« Ein Grinsen, das man vor einigen Monaten nur selten von Rukia zu sehen bekommen hatte. Sie lief weiter, in dem Wissen, dass Ichigo ihr nachkommen würde.
 

An der Klinik der Kurosakis angekommen, betraten die beiden das Haus durch die Vordertür. Vor einiger Zeit hatte Rukia von einem Baum aus direkt durch das gegenüberliegende Fenster hindurch in Ichigos Zimmer klettern müssen, da sie damals geheim gehalten hatten, dass sie sich in seinem Kleiderschrank einquartiert hatte. Mittlerweile war dieser Umstand beseitigt worden; Rukia hatte Isshin eine ihrer weltberühmten, dramatischen Geschichten über ihr noch dramatischeres, erlogenes Lebens erzählt. Ichigos Vater hatte sie daraufhin mit offenen Armen und Freudentränen bei sich aufgenommen. Er hatte ihr - womit sie alles andere als einverstanden gewesen war - ein Bett in das Zimmer seiner Töchter gestellt. Um diesem Problem Abhilfe zu schaffen, wartete sie immer ab, bis die beiden Mädchen eingeschlafen waren. Dann stand sie auf, verließ das Zimmer und wanderte rüber zu Ichigo, um es sich dort in seinem oder viel mehr ihrem geliebten Kleiderschrank gemütlich zu machen. Auf diesen konnte und wollte sie einfach nicht verzichten.

»ICHIGOO!!« Voller Freude stieß Isshin seinem Sohn den Ellenbogen ins Gesicht - oder war zumindest im Begriff, dies zu tun. Ichigo wehrte den Schlag mit einer schnellen Handbewegung ab und starrte entgeistert in das unrasierte Gesicht. »Wie wär’s, wenn du endlich mal erwachsen wirst und vor allem aufhörst, deine Kinder zu schlagen?!«

»Hey, ich schlage dich nicht, ich teste nur deine Fähigkeiten…. und heute hast du BESTANDEN!«, verkündete sein Vater, begleitet von einem viel zu lauten und brummigen Kichern. Er besah seinen Sohn triumphal und stemmte die Hände in die Hüfte. Rukia reagierte darauf mit einem etwas schrillen Lachen, das für sie im Haus der Kurosakis zur Gewohnheit geworden war. ‚Wenn man nicht weiß, was man sagen soll, antwortet man am besten mit einem Lächeln‘ rief sie sich dabei immer wieder ins Gedächtnis, nur dass besagtes Lächeln in den meisten Fällen durch ein seltsam klingendes Lachen ersetzt wurde.

»Bist du jetzt fertig?«, stöhnte Ichigo und wollte in sein Zimmer verschwinden. Sein Vater hielt ihn - wer hätte es gedacht - auf.

»Warte, Ichigo! Wollen du und Rukia uns morgen nicht beim Baumschmücken helfen?«

Er wollte bereits antworten, aber Rukia kam ihm zuvor. »Baumschmücken?«, wiederholte sie und wartete auf eine Erklärung. Vater und Sohn sahen einander verständnislos an.

»Naja, den Weihnachtsbaum schmücken, meine ich. Hast du Lust darauf?« Ein erwartungsvoller Blick. Rukia erhoffte sich, durch Ichigo aus der Sache schlau zu werden, aber als sie ihn ansah, schüttelte er nur heftig den Kopf. Rukia grinste schelmisch. »Natürlich, liebend gern würden wir das tun!« Sie wandte sich Ichigo zu. »Das wird sicher lustig!« Die pseudo-braves-Mädchen-Stimme hatte aus ihr gesprochen. Ichigo zuckte mit den Schultern und zog eine verbitterte Miene. Jetzt konnte er die wertvollen Stunden des morgigen Tages auch noch damit verschwenden, mit seiner Familie und Rukia, die ihm das alles eingebrockt hatte, einen blöden Nadelbaum mit roten Plastikkugeln und Lichterketten zu belasten. Weihnachten war nicht das Fest der Liebe, sondern das Fest des gebrochenen Willens. Zumindest für ihn.
 

Ichigo stampfte in sein Zimmer, dicht gefolgt von Rukia. Erbost warf er sich aufs Bett. »Du hast dich soeben verdammt unbeliebt bei mir gemacht!«, betonte er und starrte an die Decke.

»Warum? Ist dieses ‚Baumschmücken‘ denn etwa so schlimm?«

Ichigo blinzelte. »Moment. Du weißt nicht mal, was das bedeutet?!«

Sie fuhr sich durchs schwarze Haar und wickelte eine Strähne um den Finger. Sie sah verlegen auf. »Naja, in der Soul Society feiern nur wenige Seelen Weihnachten…«

»Und dein obercooler Bruder gehört natürlich nicht dazu«, gab Ichigo ab und musste über seine eigene Bemerkung schmunzeln. Ein Byakuya mit einer Nikolausmütze auf dem Kopf, der einen Weihnachtsbaum schmückt und dabei Weihnachtslieder vor sich hinsummt - nein, diese Vorstellung war fast so obszön, wie sie komisch war!

»Nicht nur Nii-sama! Es wird von kaum jemandem gefeiert, und von den ganzen Bräuchen, die mit Weihnachten verbunden sind, haben auch nur die Wenigsten eine Ahnung. Dieses Fest ist bei uns schon lange in Vergessenheit geraten.«

Das konnte Ichigo sich nur schwer vorstellen. Ein Ort, an dem Weihnachten vergessen oder - wie er vermutete - einfach ignoriert wurde? Beinahe gruselig. »Dann schenkt ihr euch auch nichts oder wie?«

»Nein, ich hab‘ noch nie was zu Weihnachten geschenkt bekommen.« Rukia ertappte sich dabei, einen Hauch von Sehnsucht in der Brust zu spüren. Sie lächelte schief. »Aber naja, ich hab das eh noch nie gefeiert, von daher hat das keinen Belang!«

Sie winkte ab, griff schnell nach einem Modemagazin, das auf dem Schreibtisch lag, und blätterte eifrig darin herum. »Der Geschmack hier in der realen Welt ist wirklich erschreckend schlecht!« Sie schüttelte den Kopf, als sie zufällig die Seite der Unterwäsche für Männer erwischte und konzentriert betrachtete.

Ichigo sah verdutzt drein. Er glaubte zu bemerken, dass mit Rukia etwas nicht stimmte. Jetzt wurde ihm zumindest klar, warum dieses Mädchen so seltsam war. Es hatte ja noch nicht einmal den blassesten Schimmer von Weihnachten, geschweige denn von der Bescherung, die traditionell dazu stattfand. Er selbst hatte Weihachten seit dem Tod seiner Mutter nicht mehr ausstehen können, da seitdem eine wichtige Person fehlte, die den Kreis der Familie schloss. Dennoch gehörte es zum Winteranfang dazu. Und irgendwie stimmte es ihn auch jedes Jahr glücklich, wenn er Yuzus und Karins (und Isshins…) vor Freude strahlende Augen zu Gesicht bekam, während sie ihre Geschenke auspackten. Ein Gefühl der Verbundenheit und Harmonie. Ob Rukia die Bedeutung dieser Worte überhaupt kannte? Das mochte er stark anzweifeln.
 


 

Feeling scared, she's prepared to give up everything

She can't stand to feel like half of her is fading

【Samstag, 23. Dezember 2006, 14:30Uhr, Karakura-Town - Regen】
 

»Das wird noch ein Nachspiel geben… darauf kannst du Gift nehmen!«, zischte Ichigo, während er eine dunkelrote Weihnachtskugel an der - wie er fand - viel zu großen Tanne anbrachte.

»Selbst schuld, du hättest ja auch ‚nein‘ sagen können«, flötete Rukia, »Außerdem macht das doch Spaß, oder etwa nicht?« Das Wort ‚Spaß‘ hob sie absichtlich laut hervor.

»Das ist meine Tochter!« Isshin legte eine Hand auf Rukias schmale Schulter.

»Sie ist nicht deine Tochter«, betonte Ichigo augenrollend, während er einen geeigneten Platz für die nächste Kugel suchte. Sein Vater machte erst ein gekränktes Gesicht, fand seine gute Laune aber schnell wieder. »Aber sie ist wie eine Tochter für mich! Nicht wahr, Rukia?« Ein erwartungsvoller Blick. Rukia gab sich schwelgerisch.

»Diese Worte rühren mich zutiefst…!« Ihre schauspielerischen Fähigkeiten wurden von Tag zu Tag besser, was nicht verwundernd war, da diese täglich auf die Probe gestellt wurden. Das Lächeln, das sie dabei aufsetzte, war süßer als das eines Honigkuchenpferdes, wofür Isshin sie am liebsten in die Arme geschlossen hätte. Glücklicherweise konnte er sich zurückhalten.

Während Karin, Yuzu und ihr großer Bruder sich den Weihnachtskugeln und anderen kleinen Verzierungen widmeten, kümmerten sich Rukia und Isshin um das Anbringen der Lichterkette. Da sie alle sehr konzentriert bei der Sache waren, kamen sie sichtlich schnell voran. Nach nur wenigen Stunden war der Baum zur Zufriedenheit aller (außer zu der Ichigos, der nichts vom Anheften unnützer Dekoration an arme Nadelbäume, die eigentlich in den Wald gehörten, hielt) mit kleinen goldenen Glöckchen, ein paar weinroten Kugeln, einer Lichterkette, die auf den einzelnen Ästen gleichmäßig verteilt war, und samtigen Schleifen geschmückt. Nun fehlte lediglich der Stern auf der Spitze. Diese besondere Ehre wurde, wie jedes Jahr, der kleinen Yuzu zugeteilt, die von ihrem Vater hochgehoben wurde und das Himmelsgestirn auf der höchsten Stelle der Tanne platzierte.

Fertig! Jetzt stand dem morgigen Fest nichts mehr im Wege.
 

»Also, ich weiß gar nicht, was daran jetzt so schlimm war.« Rukia hatte sich auf Ichigos Bett gesetzt und baumelte mit den Füßen.

»Ach, wenn man es jedes Jahr machen muss, ist es schlimm!«, versicherte Ichigo. Er lukte über die Lehne des Bürostuhles, auf dem er verkehrtherum saß, und warf Rukia den berühmt berüchtigten »Geh gefälligst von meinem Bett runter!«-Blick zu. Natürlich ging sie der Aufforderung nicht nach und sah stattdessen aus dem Fenster, an dem Regentropfen hafteten und nach unten glitten.

»Warum muss das Wetter in der realen Welt nur immer so schlecht sein? In der Soul Society liegt jetzt bestimmt schon zentimeterdick Schnee.«

»Es ist nicht immer schlecht, nur dieses Jahr. Außerdem sind wir hier nicht in deiner heißgeliebten Soul Society!«, fauchte Ichigo und legte die verschränkten Arme auf die Stuhllehne.

»So hatte ich das nicht gemeint«, beteuerte Rukia und starrte versonnen auf die Regentropfenperlen, die sich am Glas anhäuften und bei jedem Windzug, der sich draußen tat, einen wilden Tanz vorführten.
 

Es wurde still im Zimmer; keiner der beiden verlor ein einziges Wort. Ichigo beäugte seine Mitbewohnerin unter geschmälerten Lidern. Zwar benahm sie sich generell ziemlich seltsam, nur hatte sich dieses Verhalten seit dem ganzen Tumult um Weihnachten verstärkt. Es schien, als sei ihre gute Laune seit zwei Tagen nichts weiter als Fassade. Und in schweigsamen Momenten, wie es dieser gerade war, legte sie jene Fassade völlig unbewusst ab und die bloße Wahrheit spiegelte sich in ihrem Gesicht. Und obwohl Ichigos Menschenkenntnis sich stark in Grenzen hielt, so konnte er sich dennoch zusammenreimen, was mit Rukia los war. Seit gestern wusste sie, dass Weihnachten das Fest der Liebe -, das Fest der Familie war, bei dem alle fröhlich beisammen waren, miteinander lachten und feierten. Doch Rukia kannte so etwas nicht. Sie hatte nicht einmal eine richtige Familie (zumindest konnte er den Eisklotz Byakuya nicht mit dem Wort ‚Familie‘ assoziieren). Als ihm das bewusst wurde, kam auf einmal das Gefühl von Mitleid in ihm auf. Und zugleich das Gefühl, ihr irgendwie helfen zu wollen. Nur wie?
 

»Ach, Rukia«, brach er die Stille, »mir ist eingefallen, ich hab‘ noch was Wichtiges in der Stadt zu erledigen! Außerdem wollte ich noch mal schnell bei Keigo vorbeischauen, weil er ansonsten noch in Tränen ausbrechen wird.«

Er stand auf und setzte zu gehen an, als Rukia fragte: »Und ich darf nicht mitkommen, oder wie soll ich das verstehen?«

»Nein, darfst du nicht. Deine Anwesenheit stört mich sowieso nur!«, entgegnete er barsch. Für einen kurzen Moment glaubte Rukia , er hätte diese Bemerkung ernst gemeint - so überzeugend hatte sie geklungen.

»Pah, mach doch, was du willst.« Sie wandte sich von ihm ab.

Ohne darauf einzugehen, verließ er sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Beim Herunterlaufen der Treppe und dem Verlassen des Hauses zweifelte er über sein Vorhaben. Jetzt, wo er Rukias Gesicht nicht mehr vor Augen hatte, kam ihm die Idee völlig absurd vor. Nein, er würde sie doch nicht in die Tat umsetzen. Das wäre ja peinlich; sicher würde sie ihn sogar auslachen! Also entschloss er sich, das zu tun, was er für Rukia eigentlich als Lüge vorgesehen hatte: Keigo einen Besuch abstatten. Da hatte er sich ja etwas aufgebürdet.
 


 

He will choose the only way to rid her of her pain

Take her soul now, the decision has been made

【Sonntag, 24. Dezember 2006, 21:00Uhr, Karakura-Town - kalt und regnerisch】
 

»Immer noch so ein mieses Wetter…« Yuzu starrte enttäuscht aus dem Fenster im Wohnzimmer. »Papa, wird es denn heute nicht mehr schneien?«

Isshin streichelte seiner Tochter über den Kopf. »Vielleicht schneit es ja noch, du musst nur fest dran glauben!«

»Quatsch«, fiel ihm Karin sofort ins Wort, »jeder Blinde würde erkennen, dass es heute nicht schneien wird. Und morgen nicht und übermorgen auch nicht. Lass dir nichts erzählen, Yuzu!« Und obwohl sie sehr überzeugt von ihren Worten klang, erhoffte auch sie sich ein paar Schneeflocken, die den grauen Himmel kontrastierten. Zumindest sprach die Temperatur, die heute ihre Minusgrade erreicht hatte, für ein solches Wunder. Trotzdem bestand die Hoffnung nur aus einem kleinen Schimmer, der bei einem Blick aus dem Fenster sofort erlisch.
 

Rukia hatte ihre Aufmerksamkeit auf den Weihnachtsbaum gerichtet. Zusammen mit einer kleinen Wandlampe war er das Einzige, das den Raum erhellte. Die Kugeln spiegelten das Leuchten der Lichterkette wider und nahmen einen orangeroten Glanz an, der dem einer lodernden Flamme glich. Der Stern saß mächtig auf der Spitze des Baumes und wirkte wegen seiner hohen Position beinahe wie ein echter - zumindest für Ichigos Schwestern, die den Baum noch größer wahrnahmen, als er eigentlich war. Unter der Tanne standen ein paar hübsch verzierte Päckchen, die einen größer, die anderen kleiner.

Waren das etwa diese ‚Geschenke', die man an Weihnachten austauschte? Aber warum standen sie unter dem Baum? Und warum war da überhaupt ein Baum? Rukia konnte sich keinen Reim aus diesen seltsamen Traditionen machen - obwohl sie zugeben musste, dass das Gesamtbild wunderschön war.
 

»Okay, ich glaube, wenn wir noch länger auf Schnee warten, öffnen sich die Geschenke von alleine!«, warf Isshin plötzlich in den Raum, »Seid ihr nicht dafür, dass wir das verhindern sollten?!«

Wie aus dem Nichts zauberte sich ein Lächeln auf Yuzus Lippen. »Ja, bitte lass uns die Geschenke aufmachen, Ichi!«

Ichigo seufzte und lächelte matt. »Paps wird wohl kaum noch länger warten können…«

Alle standen auf. Ichigo machte, zu Rukia gewandt, eine Handbewegung, die sie dazu auffordern sollte, es ihnen gleichzutun. Sie ging der Geste irritiert nach und alle versammelten sich um den Tannenbaum, der, obwohl er nicht in der Mitte des Raumes stand, wirkte, als stünde er im Zentrum. Karin und ihre Schwester gingen auf die Knie und musterten die Päckchen. Auf jedem war ein Zettel angebracht, auf dem der Name der Person stand, an die es gerichtet war. Karin machte sich an dem großen Rundlichen zu schaffen, das auch Rukia aufgefallen war. Selbst während dem Öffnen strahlte ihr Gesicht - als wüsste sie bereits, was sich im Päckchen verbarg. Nachdem sie es vom Papier befreit hatte und sich ein neuer Fußball in ihren kleinen Händen fand, war sie hellauf begeistert.

»Der ist von mir, Schatz! Ich dachte, es müsste mal ein Neuer her, da aus dem Alten so schnell die Luft rausgeht«, bemerkte ihr Vater mit einem Grinsen.

»Boah, vielen Dank, Papa!«

Währenddessen machte Yuzu sich an dem Geschenk zu schaffen, das von ihrem Bruder war. Zuerst tastete sie es ab, als wollte sie so erraten, um was es sich handeln könnte. Dann zerriss sie das Papier und holte zwei recht große, hellblaue Haarspangen hervor. Als hätte sie geahnt, dass Ichigo es ihr geschenkt hatte, wandte sie sich um und umarmte ihn - oder zumindest seine Beine, denn höher kam sie nicht. »Danke Ichi! Die sind wunderschön!«

Er streichelte seiner kleinen Schwester liebevoll durchs Haar. »Du willst nicht wissen, wie mich die Verkäuferin angestarrt hat, als ich das gekauft habe.«

Vor wenigen Tagen war er nach der Schule mit Rukia in die Kinderabteilung eines Einkaufszentrums gegangen und hatte diese Haarspangen für seine Schwester ausgesucht. Als er sie an der Kasse bezahlt hatte, hatten er und Rukia einen allessagenden Blick von der Verkäuferin geerntet. Nachdem er bezahlt und sie sich in Richtung Ausgang begeben hatten, hatte die Dame noch etwas vor sich hergemurmelt. Lediglich Fetzen wie »so jung« und »Eltern« hatten sie verstehen können. Daraus ließ sich aber schon einiges zusammenbasteln.

Doch so genau wollte Ichigo es Yuzu nun doch nicht wissen lassen. Stattdessen meinte er: »Du kannst Ko-… äh, Bosstuff ja eine schenken!«

Rukia musste sich die Hand vor den Mund halten, um nicht auf der Stelle loszuprusten. Kon würde sich mit großer Sicherheit sehr darüber freuen.
 

Das Auspacken der Geschenke dauerte nicht allzu lang. Nachdem die beiden Mädchen fertig gewesen waren und sich für jede einzelne noch so kleine Kleinigkeit riesig gefreut hatten, machten Ichigo und sein Vater sich ans Werk. Letzterer bekam von seinen Töchtern einen neuen Rasierapparat geschenkt, mit Karins barscher Begründung, er solle öfter etwas gegen seinen Dreitagebart unternehmen, da einige Mädchen aus ihrer Klasse sie bereits gefragt hatten, ob ihr Vater denn in einer Krise stecke. Von seinem Sohn bekam er ein teures Aftershave. Die Begründung dafür hatte gewisse Parallelen mit der Karins, weshalb Isshin ein schmollendes Gesicht machte.

Auf Ichigo wartete ein für ihr Alter äußerst gelungenes, selbstgemaltes Bild von Yuzu, auf dem die ganze Familie Kurosaki zu sehen war. Auch Rukia befand sich - zu ihrem Verwundern - darauf. Von seiner anderen Schwester bekam er einen Schlüsselanhänger und von seinem Vater ein Anmeldeformular für ein Fitnessstudio.

»Ich will, dass mein Sohn in Form bleibt!«, verkündete er mit erwartungsvollem Blick. Ichigo sah nur verständnislos drein, begleitet von einem zischenden »Danke...«.

Nun befanden sich aber noch zwei weitere Geschenke unter der Tanne. Ichigo dachte für einen Augenblick, dass Rukia ihm etwas geschenkt hatte. Aber nachdem er die beiden Schilder an den Päckchen gelesen hatte, stellte er fest, dass sie nicht von ihr, sondern für sie waren. Dies trug allerdings ebenso wenig zu seiner Erleichterung bei.

»Die sind für dich, Rukia«, bemerkte er resigniert, obwohl er es sich eigentlich hatte denken können. Schließlich wusste seine Familie schon seit über zwei Monaten von ihrem Aufenthalt, und bei der ganzen Sympathie, die man ihr entgegenbrachte, wäre es eher verwundernd, hätten sie ihr nichts geschenkt.

»F-Für mich…?« Ihre Augen weiteten sich. Sie starrte Ichigo ungläubig an.

»Natürlich, denkst du etwa, du gehst leer aus? Du gehörst doch praktisch zur Familie!«, sagte Isshin, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.

»Aber… das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich hab‘ ja nicht mal etwas für euch…« Rukia klang so gerührt und betroffen, dass man hätte meinen können, sie wäre den Tränen nahe. Ichigo sah sie schief von der Seite an. Er meinte zu glauben, sie noch nie so gesehen zu haben. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter.

»Jetzt nimm sie schon an… schließlich sind sie für dich«, sagte er ruhig und wunderte sich im nächsten Moment über seine eigenen Worte. Rukia nickte zögernd, kniete sich unter die Tanne und holte die beiden Geschenke hervor. Das traurige, aber dennoch wunderschöne und - vor allem - ehrliche Lächeln, das auf Rukias Antlitz lag, würde Ichigo noch lange im Gedächtnis bleiben. Er freute sich für sie und war dankbar, dass seine Familie ihr diese Freude machte. Und das mit einer Mischung aus Schuldgefühlen, da keines der beiden Päckchen von ihm war.
 


 

It's time

I release you from this life

Don't turn your back on paradise

【Sonntag, 24. Dezember 2006, 22:30Uhr, Karakura-Town - kalt und windig】
 

Rukia saß im Schneidersitz auf Ichigos Bett und musterte lächelnd das erdbeerrote Kleid mit der weißen Spitze, das sie von Isshin geschenkt bekommen hatte. Sie hielt es mit ausgestreckten Armen vor sich.

»Dein Vater hat einen besseren Geschmack als diese Modemagazine!«, musste sie feststellen, während sie zu dem Heftchen auf dem Schreibtisch schielte. Aber sie bekam keine Antwort. Ichigo saß - wie sonst auch - verkehrtherum auf seinem Bürostuhl und streckte den Kopf hinter der Lehne hervor, während er sich mit verschränkten Armen darauf abstützte. Er starrte aus dem Fenster. Draußen beherrschte eine eisig windige Nacht die Welt. Zumindest hatte es endlich zu regnen aufgehört.

»Ist irgendwas?«

Er erschrak, als er ihre Frage hörte, und sah abrupt zu ihr auf. Dann verlor er sich wieder in seinen Gedanken.

Eigentlich war daran überhaupt nichts peinlich. Und sie würde ihn sicher nicht dafür auslachen. Außerdem war es nur eine kleine Sache. Nichts Bedeutendes. Und dennoch etwas, das seinem Gewissen (und einem völlig anderen Gefühl) mit Sicherheit gut tun würde. Also fasste er sich ans Herz, nahm seinen Mut zusammen und sagte schließlich: »Also, eigentlich… ich hab‘ gestern nur gesagt, dass du nicht mitkommen darfst, weil…«

Er wusste nicht, wie er es formulieren sollte. Reden - und vor allem über solche Dinge - war noch nie seine Stärke gewesen. Er brach den Satz ab, stand auf und bewegte sich auf die Kommode seines Bettes zu. Er schloss die Hand, die jetzt leicht zu zittern begann, um den Knauf der Schublade. Nach kurzem Zögern öffnete er sie, griff hinein und holte etwas hervor, das Rukia nicht sehen konnte, weil er ihr die Sicht versperrte. Nachdem er die Schublade wieder geschlossen und beide Hände um den Gegenstand gelegt hatte, hielt er in seiner Bewegung inne.

Warum begann sein Herz auf einmal so seltsam unrhythmisch zu schlagen? Es war doch nichts weiter als ein blödes kleines Ding. Aber die Blicke, die Rukia ihm gerade in den Rücken bohrte, machten die Sache nicht gerade leichter.

»Was hast du da, Ichigo?« Sein Verhalten wunderte sie sichtlich. Er war zwar ein Idiot, aber so trottelig wie jetzt hatte er sich bisher noch nie verhalten. Als wären ihre Worte eine Art Aufforderung gewesen, drehte Ichigo sich prompt um und hielt ihr ein ziemlich schlecht verpacktes und merkwürdig geformtes Geschenk vor die Nase.

»Hier!«, rief er beinahe und sah sie mit einem hochroten Gesicht an. Sie verstand nur langsam, dass er ihr gerade etwas schenken wollte. Zögernd nahm sie das Päckchen an sich. Dabei behielt sie ihren Blick stets auf seinem Gesicht und wunderte sich, warum es diese Schamesröte angenommen hatte. Dann glitt sie mit ihren Fingern unter das Geschenkpapier und löste bedacht die Stellen, an denen schludrig angebrachtes Tesafilm haftete. Das tat sie mit einer solchen Behutsamkeit, dass es Ichigo fast schon wehtat. Jetzt konnte er seinen Blick nicht mehr von ihren geschmeidigen Händen richten. Und plötzlich, nur für einen Sekundenbruchteil, stellte er sich vor, wie diese Hände sein Gesicht berührten, zärtlich umschlossen und ihm Wärme spendeten.
 

»…ohhh, Ichigo…!« Rukias Strahlen breitete sich über ihr ganzes Gesicht aus. Als Ichigo sah, dass sie den kleinen Plüschhasen aus dem Papier befreit hatte, wandte er sich ab und verschränkte die Arme.

»…du magst doch Hasen…«, grummelte er etwas unverständlich in sich hinein. Rukia hielt das schneeweiße Stofftier vor sich und betrachtete es mit einem kindlichen Lächeln. Ihre Wangen nahmen einen sanften Rosaschimmer an. Für einen Moment schwiegen beide. Dann ergriff Rukia die Initiative, indem sie das Geschenk auf dem Bett ablegte, aufstand, und sich Ichigo gegenüberstellte. Ihre Augen strahlten eine ungewohnte Wärme aus, sodass man hätte meinen können, sie seien gerade zum Leben erwacht.

»Vielen Dank, Ichigo… das ist wirklich schön« Ehrliche Worte und ein bezauberndes Lächeln. Bei dem Anblick verschlug es Ichigo glatt die Sprache. Er setzte sich stumm auf die Bettkannte und hoffte, die Hitze in seinen Wangen würde endlich verschwinden. Zu seiner Erleichterung ergriff Rukia wieder das Wort:

»Ich hätte dir… und naja, deiner ganzen Familie auch sehr gerne etwas geschenkt, aber leider wusste ich nicht, was genau ich hätte holen sollen. Ich wusste ja nicht, was als Geschenk für Weihnachten angebracht gewesen wäre…« Sie kam einen Schritt näher auf ihn zu; zögernd, bedacht - ein bisschen ängstlich. »Aber jetzt, wo ich weiß, dass ein Geschenk praktisch alles sein kann…« Sie hielt kurz inne und nahm einen tiefen Atemzug. »…darf ich dir auch etwas schenken… Ichigo?«

Ihre Augen schimmerten glasig - dennoch schien sie fest entschlossen. Ichigo wollte ihr eine Antwort geben, aber er konnte nicht. Wie gebannt starrte er in ihr Gesicht mit dem unbekannten, aber wunderschönen Ausdruck, der es zierte.
 

Und als ob sie Gedanken lesen könnte, streckte sie eine ihrer Hände nach ihm aus, legte sie behutsam auf seine Wange, umschloss diese und spendete ihr Wärme. Dabei näherte sich ihr Gesicht dem seinen, bis sich ihre Lippen trafen und er ihren süßen Geschmack auf der Zunge schmecken konnte.
 

Leider war es ein Moment von kurzer Dauer, auch wenn er sich anfühlte, als stünde die Zeit für wenige Sekunden still. Ihre Lippen lösten sich wieder voneinander, und dann umarmte sie ihn, herzlich und warm und liebevoll. »Frohe Weihnachten, Ichigo…«

Wie von selbst umschlossen seine Arme den schmalen Körper. »Frohe Weihnachten…«

Und hätten sie in genau diesem Moment aus dem Fenster gesehen, wäre das Wunder vollkommen gewesen.
 


 

I wanted to deserve a place, a place beside you

This time when I reached out my hand

It reached all the way to heaven

【Sonntag, 24. Dezember 2006, 22:48Uhr, Karakura-Town - die erste Schneeflocke】

-:-:-:-:-:-:-

e n d e
 

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Ganz doll fluffig und kitschig & nun ein bisschen überarbeitet, damit es sich schöner liest. Die Textpassagen stammen übrigens aus Dream Theaters Lied The Ministry of lost Souls.

Fujouri.

Secret Diary [Byakuya x Renji]

Auch Shinigami schreiben Tagebuch!
 

Weil ichs zu schade zum Löschen und zu schlecht zum 'so beibehalten' fand, hab' ich den OS leicht überarbeitet. Inhaltlich ist noch alles gleich, aber die Schachtelsätze wurden weitesgehend eliminiert. ;)

Fujouri.
 

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Es war ein gewöhnlicher Arbeitstag. Byakuya saß genervt in seinem Büro und starrte an die Wanduhr. Langsam aber sicher machte ihn das Ticken des Sekundenzeigers noch wahnsinnig. Aber er wollte, nein, konnte es nicht weiter ignorieren. Als Taichō war ihm schließlich die Aufgabe zuteil, sich auch um derartige Kleinigkeiten zu kümmern.
 

Abarai Renji war mal wieder zu spät. Und das schon zum dritten Mal in dieser Woche. Dies würde das letzte Mal sein. Mit einer Verwarnung käme er nun nicht mehr davon.

Byakuya erhob sich von seinem Platz, verließ den Sitz seiner Division und machte sich auf den Weg zu seinem inkompetenten Vizekommandanten. Wenn es sein musste, würde er diesen an seinen florentinerroten Haaren zum Dienst zerren und ihm eine Lektion für sein Zuspätkommen erteilen. Am Ziel angekommen, machte er keinerlei Anstalten, an die Tür zu klopfen. Unnötige Höflichkeiten hatte Renji nun wirklich nicht verdient. Stattdessen betrat Byakuya einfach sein Haus und schritt in das nächstgelegene Zimmer, in dem er den Grund allen Übels schließlich vorfand: Renji lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen halbzugedeckt im Futon, schnarchte leise und spiegelte die unbegründete Seelenruhe wider.

In Ordnung. Nicht. Das ging eindeutig zu weit! Der Gesichtsausdruck, diese überaus elegante Position, das Schnarchen - das Wort ‚Provokation‘ stand Renji deutlich ins Gesicht geschrieben. Und so etwas schimpfte sich Fukutaichō.

Blamabel. Byakuyas Augen funkelten förmlich vor Wut, als er auf den anderen zuging und wenige Zentimeter vor ihm stehen blieb.

»Ren-« Er stockte augenblicklich. Was lag da neben Renjis Futon? Ein Buch? Seit wann las Renji Bücher? Das wäre Byakuya bei einem Idio... - nein, formulieren wir es schöner: einer unter Intelligenzquotient-Armut leidenden Person wie ihm doch ziemlich neu. Byakuya ging in die Hocke und hob das Buch auf. Ein kleines Schloss war an der Seite angebracht und der Bund hatte ein blumenartiges Muster.

Nun bestand kein Zweifel mehr. Es war ein Tagebuch. Renjis Tagebuch? Anscheinend war dieser, während er dort etwas hineingeschrieben hatte, eingeschlafen. Dies ließ sich daran erkennen, dass das angebrachte Schloss geöffnet war und er zudem einen Kugelschreiber mit der Hand umfasste. Wie angewurzelt stand Byakuya im Raum und starrte auf sein Fundstück.

Zunächst einmal betrachtete er die Fakten: Ein nicht zugeschlossenes Tagebuch (mit einem Blümchenmuster) und dessen tief und fest schlafender Besitzer, der von der Anwesenheit seines Kommandanten absolut nichts mitzubekommen schien.

Verdammt. Dieses kleine Buch schrie regelrecht danach, von ihm gelesen zu werden! Jetzt führte nichts mehr daran vorbei. Er konnte nicht anders, er musste einfach einen Blick auf den Inhalt werfen. Er würde nur einen Eintrag lesen und es dann sofort wieder weglegen. Ganz genau, nur einen kleinen, verdammten Eintrag. Er öffnete bedacht das Buch und widmete sich der ersten Seite.
 

»Yo, Tagebuch!«
 

Was war das denn für ein stupider Anfang? Heißt das nicht eigentlich ‚Liebes Tagebuch‘?
 

»Yo, Tagebuch!

Irgendwie komm‘ ich mir ziemlich bescheuert vor, in dich hineinzuschreiben. Ich hab‘ noch nie ein Tagebuch oder sowas Ähnliches geführt. Jetzt wunderst du dich bestimmt, warum ich es doch tue. Naja, um ehrlich zu sein, gibt es da eine Sache, über die ich mit niemandem sprechen kann. Aber sie belastet mich schon seit vielen Monaten und langsam halte ich es nicht mehr aus, mich niemandem anvertrauen zu können! Und so kamst du ins Spiel…«
 

Etwas, das ihn belastet und weswegen er angefangen hat, Tagebuch zu führen? Bereits jetzt fing die Sache an, äußerst interessant zu werden.
 

»Es geht um meinen Taichō.«
 

Und es wurde immer interessanter.
 

»Sogar es hier reinzuschreiben, kostet mich irgendwie Überwindung, aber…«
 

Und nachdem Byakuya die nächsten Zeilen gelesen hatte, blieb ihm für einen kurzen Moment der Atem stehen.
 

»…ich glaube, ich hab‘ mich in ihn verliebt.«
 

Okay. Falsch, nicht okay! Byakuya atmete tief ein, übte sich darin, nicht die Fassung zu verlieren. Vielleicht würde sich das Ganze als harmloser herausstellen, als es gerade den Anschein machte.
 

»Ich weiß, das klingt bescheuert. Ich finde es selbst bescheuert! Denn eigentlich steh‘ ich überhaupt nicht auf Männer oder sowas…, aber bei ihm ist es irgendwie was anderes. Du musst wissen, anfangs habe ich ihn gehasst. Schließlich war er der Grund dafür gewesen, weshalb die Freundschaft zwischen Rukia und mir eine ganze Weile lang auf der Kippe stand. Aber als ich dann zum Vizekommandanten befördert wurde und in seine Division gewechselt bin, fing ich an, ihn zu bewundern. Und aus der Bewunderung wurde irgendwann ein wenig mehr… Ich meine, es ist nicht nur so, dass er ein mächtiger Kämpfer ist. Nein, zudem sieht er auch noch total gut aus und mit dieser kühlen Aura, die er ausstrahlt, wirkt er so… unahbar.«
 

»,Unnahbar‘ schreibt man aber mit zwei ‚n‘«, dachte sich Byakuya und schüttelte den Kopf.
 

»Damals war er mein Vorbild. Ich wollte ihm einfach in allen Punkten das Wasser reichen können! Doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich schaffte es einfach nicht. Er war einfach in allem besser als ich und das wird sich wohl auch nie ändern.«
 

»Wohl wahr, Renji, wohl wahr.«
 

»Mitlerweile hab‘ ich mich damit aber abgefunden. Und ich glaub‘, das ist auch besser so. Ich wünschte nur, er würde mich ein wenig mehr beachten. Er gibt sich immer so kalt und distantziert, dass ich gar nicht richtig einschetzen kann, was er von mir denkt. Gleichzeitig liebe ich gerade diese Art an ihm, aber… verletzen tut sie mich auch.

Es ist schon ziemlich spät, ich sollte jetzt schlafen gehen, sonst komm‘ ich morgen noch zu spät zum Dienst! Ich werd‘ morgen weiterschreiben. Bis dann!«
 

Bei all den fatalen Rechtschreibefehlern fiel es Byakuya schwer, sich auf den Inhalt des Textes zu konzentrieren. Aber ein Satz war dennoch hängengeblieben.

»Aber… verletzen tut es mich auch…«

Seine kalte Art verletzte Renji, der doch sonst so hart im Nehmen war und der sich von nichts einschüchtern ließ? Wie lächerlich war das denn?

Wie auch immer. Er hatte den ersten Eintrag gelesen, nun konnte er das Buch wieder zurücklegen. Jedoch... durch diesen Eintrag hatte sich noch immer nicht die Frage beantwortet, inwiefern und vor allem warum genau Renji sich in ihn verliebt hatte. Schließlich schien Renji dieses Tagebuch nur wegen ihm angefangen zu haben. Also würden sich damit sicherlich noch einige Fragen beantworten lassen. Ein wenig weiter zu lesen konnte demnach nicht schaden - oder? Nach kurzem Zögern blätterte Byakuya eine Seite weiter…
 

»Yo, Tagebuch!

Heute war ein Tag wie jeder andere. Ich bin zur Arbeit gegangen und hab‘ mich von meinem Taichō herumkommandieren lassen. Heute wirkte er irgendwie noch schlechter gelaunt als sonst. Er macht dem Satz „Auch Männer können ihre Tage haben.“ ohnehin alle Ehre, aber heute war es wirklich extrem. Er hat mich wie den Arsch vom Dienst behandelt. Erst hat er mir befohlen, durch sein Büro zu kehren, und dann war er nicht zufrieden damit, dass ich ihm Kräuter- statt Früchtetee gekocht hab‘. Aber was sollte ich sonst machen, wir hatten halt keinen Früchtetee mehr gehabt! Naja, und als ich ihm das sagte, hat er mich losgeschickt, um neuen zu holen. Natürlich wollte er dann auch noch eine extrawagante Sorte haben… ‚Sakura-Dream‘ oder wie dieses Zeug hieß… und dafür konnte ich dann ans andere Ende der Soul Society latschen, weil es das nur im 16. Areal in Rukongai zu kaufen gab! Ich weiß nicht, wie man so peniebel sein kann…«
 

»Und ich weiß nicht, warum du Wörter benutzt, deren Bedeutung du nicht einmal kennst... ,penibel‘ wird zudem ohne ‚e‘ geschrieben und ‚extravagant‘ mit ‚v‘!«, dachte Byakuya beinahe aufgebracht und hätte Renji am liebsten aus dem Schlaf geprügelt, um seine Einsprüche lautstark kundzutun.
 

»Jedenfalls hab‘ ich’s dann trotzdem gerne für ihn getan. Zwar hab‘ ich mir naiver Weise zumindest ein „Danke“ von ihm erhofft, aber bekommen hab‘ ich das natürlich nicht. Als er dann sein komisches ‚Sakura-Dream‘-Zeug hatte, schien seine Laune dann aber doch ein kleines bisschen bergauf zu gehen. Er hat mich dann nämlich nicht mehr rumkommandiert, sondern den gesamten Tag über nur noch geschwiegen. Kann man das als Besserung deuten?«
 

Byakuya hob eine Augenbraue. Besserung? Pah, wohl kaum. Renji hatte den Tee viel zu lange ziehen lassen, wodurch dieser ungenießbar geworden war. Mit seinem Schweigen hatte Byakuya lediglich die Wut unterdrückt. Renji hatte Glück gehabt, dass seine Dienstzeit kurz danach zu Ende gewesen war. Fünf Minuten länger und Byakuya hätte seinen Vizekommandanten eigenhändig zersenbonzakurat.
 

»Und dann war meine Dienstzeit auch schon zu Ende. Schade eigentlich, wo ich ihm doch gerade eine bessere Laune eingeflößt hatte. Ich geh‘ jetzt noch zu Hisagi, deshalb hör‘ ich nun auf zu schreiben.

Bis dann!«
 

Dieser Eintrag war noch weniger aufschlussreich als der erste. Also, warum nicht gleich den nächsten lesen?
 

»Yo, Tagebuch!

Boah, war ich vorgestern besoffen gewesen! Das Treffen mit Shūhei hatte sich als ein riesiges Saufgelage entpuppt. Rangiku und Ikkaku waren auch dabei gewesen, und so schnell wie der Abend angefangen hatte, so schnell war er auch schon zu Ende gewesen. Gut, dass ich am Tag darauf, also gestern, dienstfrei hatte! Mit so ‘nem Kater könnte ich Kuchiki-taichō wohl kaum unter die Augen treten. Naja, wahrscheinlich hätte ich ohnehin verschlafen…«
 

»Das Verschlafen kriegst du auch ohne Alkoholexzesse am Abend zuvor ganz gut hin…«
 

»Jedenfalls ging es mir heute wieder um einiges besser. Ich bin zur Arbeit gegangen und durfte mit Freude und Erstaunen feststellen, dass mein Taichō heute um einiges besser gelaunt war. Es bot sich sogar die Gelegenheit an, mit ihm direkt zusammen zu arbeiten! Ich musste ihm zwar nur beim Abstempeln irgendwelcher dummen Dokumente helfen, aber das war immer noch besser, als mich von ihm durch die halbe Soul Society schicken zu lassen! Außerdem war ich so in seiner Nähe. Ich versteh‘ echt nicht, warum alle anderen ihn nicht leiden können.«
 

Oh. Das war ihm nun aber nicht bekannt.
 

»Ich meine… so schlimm ist er doch wirklich nicht! Okay, auf den ersten Blick wirkt er wie ein eingebildetes, hochnesiges, arogantes und ignorantes Aristokratenarschloch, das adliger tut, als es eigentlich ist…«
 

. . .
 

»...aber wenn man ihn ein bisschen länger und besser kennt, dann wird einem klar, dass davon gerade mal die Hälfte stimmt.«
 

Allein diese Aussage tat als Grund Genüge, Renji einen Kopf kürzer zu machen.
 

»Er hat auch seine guten Seiten! Die zeigt er zwar nicht so oft, aber er hat sie auf jeden Fall.

Zum Beispiel entlässt er mich manchmal früher vom Dienst, ohne einen besonderen Grund.«
 

»Wenn du auch mit Restalkohol im Blut zum Dienst erscheinst und aus jeder einzelnen Pore danach stinkst, bleibt mir wohl nichts anderes übrig, oder?«
 

»Dem Letzt hat er mir sogar einen guten Friseur empfohlen, als ich ihn fragte, wie er es schafft, dass seine Haare immer so perfekt aussehen.«
 

»Bei deinen Haaren war das auch mehr als nötig.«
 

»Ja, ich weiß, das klingt alles ziemlich mager, aber seinen Verhältnissen entsprechend lassen sich solche Kleinichkeiten trotzdem als ‚gute Seite‘ bezeichnen. Ich wünschte, die anderen würden davon auch etwas mitbekommen, aber ich glaube, Rukia und ich sind die Einzigen, die dazu die Gelegenheit bekommen. Naja, ich mach‘ mal Schluss.

Ciao!«
 

Nun gut. Dieser Eintrag war deutlich informativer als der vorherige. Doch langsam ging das, was Byakuya hier tat, wirklich zu weit. Es war zwar nur sein Vizekommandant, aber selbst dieser besaß etwas, das sich Privatsphäre nannte. Und eben diese hielt der Taichō gerade in Form eines Buches in Händen. Ein Buch, das er niemals zu lesen hätte anfangen sollen. Hier standen wahrlich Dinge, von denen er gar nichts hätte wissen wollen. Aber… dieser unwiderrufliche Drang, mehr zu erfahren, ließ einfach nicht nach.

So neugierig und widersprüchlich kannte er sich gar nicht. Er war doch sonst immer eine gleichültige Person gewesen, die sich für derartige Nichtigkeiten nicht begeistern konnte. Nach dem Bezwingen lästiger Zweifel blätterte er einige Seiten weiter und überflog zunächst die folgenden Einträge, hielt jedoch immer an den Stellen inne, an denen er seinen Namen las. Aber Neues bezüglich Renjis Gefühlen zu ihm erfuhr er dadurch nicht. Viel eher über sich selbst.
 

»Er hat so tolles, langes, gepflegtes Haar…«

»...und als er mich heute über die Wichtigkeit der Dokumente, die ich verloren hatte, aufklärte, konnte ich mich gar nicht auf seine Worte konzentrieren, sondern nur auf seine Lippen…«

»Wenn er schlecht gelaunt ist, klingt seine tiefe Stimme noch viel geiler als sonst…«
 

Diese ganzen Schwärmereien hatten nichts Hilfreiches an sich. Aber äußerst amüsant und vor allem interessant zu lesen, waren sie allemal. Ein wenig Bestätigung des eigenen Egos konnte schließlich nicht schaden.

Byakuya war beim letzten Eintrag angelangt. Der Eintrag, bei dem Renji gestern scheinbar, während er ihn verfasst hatte, eingeschlafen war. Es war zwar sehr unwahrscheinlich, aber vielleicht gab es noch einen kleinen Funken Hoffnung auf Aufschluss ungeklärter Fragen.
 

»Yo, Tagebuch…

Der heutige Tag war echt alles andere als schön gewesen. Ich hab‘ heute nämlich schon das zweite Mal diese Woche verschlafen. Das erste Mal war vor zwei Tagen gewesen, doch das war im Vergleich zu heute halb so wild. Kuchiki-taichō hatte nur gesagt, es solle nicht noch einmal vorkommen, und damit war die Sache auch schon gegessen. Aber heute schien er sich wirklich drüber aufgeregt zu haben… Er sagte zu mir, wenn meine Inkompetenz schon so weit reicht, dass ich es nicht einmal schaffe, pünktlich zum Dienst zu erscheinen, dann könnte er mich nicht gebrauchen. Ich sei seiner Division und dem Rang des Vizekommandanten nicht würdig und sollte ich es noch ein einziges Mal wagen, mir ein solches Benehmen zu erlauben, würde er dafür sorgen, dass ich einen Rang runtergestuft oder gar aus der sechsten Division geschmissen werde! Er hat total übertrieben, ich meine, was bitteschön ist daran schlimm, mal zu verpennen? Ich glaub‘ ja, er hat das nur gesagt, weil er noch immer denkt, ich strebe an, ihn zu überbieten, und wollte mir damit wohl das Gefühl geben, dass ich’s, egal, was auch immer ich mache, sowieso nie schaffen werde. Und dabei war ihm wohl gar nicht bewusst gewesen, wie verletzend diese Worte eigentlich waren! Wobei… so, wie ich ihn kenne, war es ihm bewusst. Und gerade deshalb hat er’s wohl auch gemacht. Dass er noch nie sonderlich viel von mir gehalten hat, weiß ich, aber anscheinend ist es noch viel schlimmer als erwartet. Bei so ‘ner Kleinichkeit sagt man sowas doch nur zu jemandem, den man hasst…

Ja, bestimmt ist es wirklich so. Er hasst mich. Ich bin ihm nicht nur gleichgültig, nein, er hasst mich! Ich weiß nicht, was ich machen soll, ich glaub, ich kann ihm gar nicht mehr unter die Augen treten…«
 

Allmählich wurde die Schrift immer krakeliger.
 

»Wenn ich ihm doch wenigstens sagen könnte, warum ich ständig verschlafe. Ich hab‘ ihm nun schon das zweite Mal gesagt, dass ich am Abend davor saufen war. Ja, ich hätte mir zumindest ‘ne bessere Ausrede einfallen lassen können, ich weiß! Aber irgendwie ist mir spontan nix Besseres eingefallen. Außerdem ist das wohl auch das Einzige, was er mir abkauft. In Warheit verpenn‘ ich ja nur die ganze Zeit, weil ich so viel in dieses Buch… äh, dich schreibe. Und dabei vergesse ich halt immer die Zeit… vor allem, wenn ich über ihn schreibe… ich hätt‘ nie gedacht, dass es mir hilft, Tagebuch zu führen, aber da ich ja sonst niemanden hab‘, dem ich sowas wie die Liebe zu meinem Taichō anvertrauen könnte, bleibt mir halt nur das als Möglichkeit. Aber wenn das letzendlich dazu führt, dass er mich für einen noch größeren Fersager hält, als er ohnehin schon tut, dann sollte ich das lieber lassen. Scheinbar war es doch keine Lösung gewesen… naja, als ob es für so ein Problem überhaupt eine Lösung gäbe.

Ich verlang‘ ja gar nicht, dass er meine Gefühle erwiedert (wär‘ ja bei ihm auch ziemlich unsinnig)… doch ich wünschte, er würde mich zumindest akzeptieren… und ein kleines bisschen netter zu mir sein… Wenn er doch wenigstens das machen würde… dann würde mich das übergl...«
 

Und hier endete der letzte Eintrag.
 


 

-:-:-:-:-:-:-
 

»Verdammt, nein! Nicht schon wieder!«
 

Mit einem Ruck sprang Renji auf und zog sich so schnell wie möglich um. Er band seine Haare hastig zu, ohne sie davor durchgekämmt zu haben, und warf einen flüchtigen Blick auf seinen wohl größten Feind in dieser Woche - die Uhr. Er war bereits über drei Stunden zu spät dran. Lohnte es sich überhaupt noch, zur Arbeit zu gehen? Byakuya wollte ihn in einem solchen Fall ohnehin aus der Division suspendieren, also konnte er sich ein Erscheinen von vornerein sparen. Aber wahrscheinlich würde er damit alles noch schlimmer machen. Ein letztes Mal würde er dem Grund für die Bescherung so mancher feuchten Träume wohl oder übel unter die Augen treten müssen.

Er zögerte nicht mehr länger, setzte einen Fuß vor den anderen und ehe man sich versah, war er auch schon aus seinem Haus in Richtung sechste Division gestürmt. Kurze Zeit später war er am Ziel angekommen. Vor dem Büro seines Kommandanten blieb er stehen, versuchte sich zu beruhigen, tief Luft zu holen, und betrat es schließlich. Byakuya saß, wie sonst auch, an seinem Schreibtisch und schenkte dem anderen keine Aufmerksamkeit. Stattdessen behielt er seinen Blick auf einem der Dokumente, die vor ihm lagen.

»Kuchiki-taichō! Es tut mir leid, ich hab‘ schon wieder verschlafen! Ich weiß, dass ich es schon wieder vermasselt hab‘ und ich bin mir bewusst, dass Sie mich nun höchstwahrscheinlich aus Ihrer Division schmeißen, aber…«

Zu seinem Erstaunen fiel Byakuya ihm ins Wort: »Wahrscheinlich habe ich gestern mit meinen Äußerungen ein wenig überreagiert. Schließlich kann das jedem einmal passieren. Ich werde dich nicht suspendieren. Jedoch heißt das nicht, dass es zur Gewohnheit werden soll. Mit der ein oder anderen Strafe wirst du das nächste Mal rechnen müssen. Hast du mich verstanden?«

Und erst, nachdem Byakuya den letzten Satz begonnen hatte, sah er zu seinem Gegenüber auf und warf ihm einen stechenden Blick zu. Verwirrt und fassungslos zugleich starrte Renji in das Gesicht seines Kommandanten und schwieg für einen Moment.

Warum auf einmal dieser plötzliche Sinneswandel? War Byakuya heute ausnahmsweise mal mit dem nicht ganz so falschen Fuß aufgestanden? Diese Ruhe und Zuvorkommenheit war beinahe noch beängstigender als der aufgebrachte Byakuya von gestern.

»D-Danke, Kuchiki-taichō …«, brachte Renji mit Mühe hervor und wandte den Blick ab.

»Statt meine Zeit mit unnötigen Dankbarkeitskundgebungen zu verschwenden, solltest du dich lieber nützlich machen. Schließlich hast du nun drei Stunden nachzuholen. Also, mach dich endlich an die Arbeit!«

»J-Ja, Taichō!«

Und mit diesen Worten verließ Renji das Büro und widmete sich dem Rest des Tages seinen Pflichten.
 

Da er die drei Stunden, die er verschlafen hatte, noch am selben Tag nachholen musste, kam er erst spät abends nach Hause. Den gesamten Tag über hatte er sich nach nichts mehr gesehnt als nach seinem Tagebuch. Denn heute konnte er endlich wieder etwas Positives hineinschreiben. Am Tag zuvor hatte er noch mit dem Gedanken gespielt, es nie wieder zu benutzen, da es anscheinend die Ursache für sein ständiges Zuspätkommen war. Doch letztlich würde es niemals dazu kommen. Mittlerweile war es eine große und hilfreiche Stütze für ihn geworden und diese wollte er keinesfalls missen.

Als er sein Zimmer betrat, fand er das kleine Buch fragwürdiger Weise perfekt zurechtgelegt auf seinem Bambustisch vor. Der Kugelschreiber lag direkt daneben. War er gestern Abend nicht während des Schreibens eingeschlafen? Wie kommt es dann, dass das Tagebuch an einer solchen Stelle lag? Heute Morgen war er so in Eile gewesen, dass ihm dies gar nicht aufgefallen war. Er nahm es langsam zur Hand und klappte es auf der Seite auf, auf welcher sich sein letzter Eintrag befand.
 

Was zur Hölle… war das?

Der letzte Eintrag war auf einmal nicht mehr der letzte, sondern der vorletzte. Aber diese unglaublich schöne, gar schon perfekte und vor allem ihm beängstigend vertraut vorkommende Handschrift… - war das etwa…?

Renjis Augen weiteten sich, während seine Herzschläge den Rhythmus eines für ein Heavy Metal-Konzert missbrauchten Schlagzeuges annahmen. Das konnte doch nicht wahr sein. Nein. Das durfte nicht wahr sein! Aber es führte nichts um diese Tatsache. Der Eintrag schien tatsächlich von jener Person zu stammen, von der er es vermutete. Und selbst, wäre es ihm auf den ersten Blick nicht aufgefallen, so wäre es ihm spätestens nach dem Lesen klar geworden.
 

»Hallo Renji.
 

Zunächst einmal muss ich mich dafür entschuldigen, dies hier überhaupt zur Hand genommen zu haben. Aber letztendlich ist es dein eigener Verdienst. Welcher Narr lässt auch sein eigenes Tagebuch unabgeschlossen herumliegen, während er sich in geistiger Abwesenheit befindet?

Nun weiß ich nicht so recht, ob ich es als positiv oder negativ erachten soll, nun im Wissen über den gesamten Inhalt dieses Buches zu sein. Für ersteres spräche, dass ich mir nun im Klaren bin, dir niemals wieder den Auftrag zu erteilen, einen Tagesbericht oder Ähnliches zu verfassen - deine Rechtschreibung lässt wirklich zu wünschen übrig. Die Lösung für ein solches Problem könnte ein Rechtschreibkorrekturprogramm wie Word oder aber auch ein Betaleser sein. Irgendeiner Art von Hilfe bedarfst du auf jeden Fall! Da ich nun auf die Formalitäten eingegangen bin, bleibt mir wohl nichts anderes erspart, als mich dem Inhalt zu widmen.

Zunächst einmal war es äußerst interessant zu erfahren, dass einige Bewohner Seireiteis ein solch schlechtes Bild von mir haben. Nun ja. Ich nehme an, schlussendlich ist es auf den Mangel an korrektem Interpretationsvermögen von Verhaltensweisen besagter Leute zurückzuführen. Ach, und: „Aristokratenarschloch“. Die Stupidität dieses Wortes ist so enorm, dass es beinahe schon an Genialität grenzt. Hast du das erfunden? Und zu der Sache mit dem Tee: Nein, ich war nicht gut gelaunt, nachdem du ihn mir gebracht hattest. Das nächste Mal solltest du die Beschreibung auf der Verpackung gründlicher lesen. Er muss vier Minuten ziehen und nicht sieben. Solange du es kein weiteres Mal falsch machen solltest, sei es dir aber verziehen.
 

Eigentlich würde ich noch gerne auf anderweitige Kleinigkeiten eingehen, doch da du gerade bedrohlich mit der Wimper gezuckt hast und ich nicht beabsichtige, von dir erwischt zu werden, fasse ich mich kurz und beziehe mich nur noch auf den letzten Eintrag.

Du hast Recht, ich hatte überreagiert. Das lag wohl daran, dass du nicht der Einzige warst, der des Öfteren zu spät kam. Da es die letzten Tage über kaum Arbeit zu verrichten gab, schienen einige zu denken, es wäre in Ordnung, sich zurückzulehnen und die wenigen Pflichten, die bestanden, einfach ihrem Taichō zu überlassen. Doch wie du sicher weißt, lasse ich nicht derartig mit mir umgehen. Und leider hattest anscheinend gerade du bei mir den Moment erwischt, bei dem mich die Ruhe und Geduld verlassen hatte. Übrigens war mir in dem Moment nicht bewusst gewesen, dass meine Worte dich eventuell verletzen könnten. Natürlich lag dies auch nicht in meiner Absicht - warum sollte es auch? Einen depressiven Fukotaichō kann ich schließlich noch weniger gebrauchen als einen, der ständig verschläft. Ich denke, du neigst dazu, Dinge völlig falsch zu interpretieren. Ein Grund mehr, dich mit Recht als einen Idioten zu bezeichnen.

Ich hasse dich nicht. Und egal bist du mir auch nicht. Wäre das der Fall, würde ich mir wohl kaum die Mühe machen, all das hier zu schreiben, oder? Ich kann zwar nicht versprechen, dass es mir gelingt (das will ich auch gar nicht), aber ich werde ab sofort versuchen, besser darauf zu achten, was ich sage, damit es zu keinen weiteren überflüssigen Missverständnissen mehr kommt.
 

Nun gut. Noch näher will ich auf die ganze Sache nicht eingehen.

Ich hoffe, du kannst mit der Tatsache, dass ich nun über alles Bescheid weiß, umgehen.
 

Es grüßt

Kuchiki Byakuya«
 

»...«
 

Nun stand zumindest eines fest: Er würde nie wieder verschlafen.
 

Nie wieder!
 


 

-:-:-:-:-:-:-

e n d e
 

Irrational [Gin x Tōshirō]

Prinzipiell total daneben
 

Er hatte ihn noch nie ausstehen können.

Diese seltsam schmalen Fuchsaugen, mit denen er auf ihn herabsah. Dann dieses weiße Haar, auf das er ihn mit der Begründung, es hätte eine ähnliche Farbe wie seines, ständig aufmerksam machte. Und zum krönenden Abschluss dieses widerwärtige, schelmische Grinsen, das sich vierundzwanzig Stunden am Tag auf der unteren Hälfte seines Gesichtes breitmachte und den Anschein erzeugte, er mache sich über alles und jeden lustig. Ein verdammter Mistkerl.

Es bestanden keinerlei Zweifel:
 

Hitsugaya Tōshirō hasste Ichimaru Gin.

Und das mit jeder Faser seines Körpers.
 


 

-:-:-
 

Es war ein ekelhaft warmer Tag. Die Sonnenstrahlen prasselten auf Tōshirō herab und warfen ihr grelles Licht in sein Augenmerk. Dieses Wetter war einfach nur widerlich. Er hasste die Sonne. Er hasste die Wärme, die von ihr ausging. Er hasste diese abstoßenden, ›ach so perfekten‹ Tage. Er hasste den Sommer. Definitiv.

Doch all diese nervigen Dinge waren im Vergleich zu einer ganz bestimmten Person, die gerade auf ihn zugelaufen kam, die reinste Wohltat.

»Guten Morgen, Tōshirō-chan~«, grüßte besagte Person ihn vergnügt, und das breite Grinsen auf den Lippen war nicht zu übersehen.

»...es heißt ›Hitsugaya-taichō‹... Ichimaru Gin.«

Eigentlich hätte Tōshirō schon seit Jahren aufgeben sollen, Gin auf sein bevorzugtes Personal aufmerksam zu machen, aber der winzige Hoffnungsschimmer in ihm verleitete ihn immer wieder dazu, einen vergeblichen Versuch zu starten.

»Gut gelaunt wie immer«, witzelte Ichimaru und ließ seinen Blick gen Himmel wandern. »Wundervolles Wetter, findest du nicht auch?«

Bereits jetzt geriet das ohnehin schon ärmliche Geduldsvermögen in einen kritischen Zustand. »Ja, wundervoll. Haben Sie keine Pflichten, denen Sie nachgehen müssen? Ich jedenfalls schon, also entschuldigen Sie mich bitte...«

Tōshirō wandte sich ab und seufzte in sich hinein. Eine solch unfassbar nervige Person wie Gin war ihm bisher nur selten begegnet. Natürlich, auch seine Fukutaichō besaß die Fähigkeit, sein Blut binnen weniger Sekunden durch nur eine einzige Bemerkung zum Brodeln zu bringen, aber das war etwas völlig anderes. Ichimaru umgab eine seltsame Aura, die Hitsugaya nicht einschätzen konnte. Auf Gins dämlichen Gesicht schien stets die Sonne, ebenso wie seine lästig freundliche Stimme einem Vogelgesang in der Blüte des Frühlings glich. Und trotzdem war dahinter noch dieses andere... ungute, kalte Gefühl, das in Tōshirō aufkam, wenn er dem Kommandanten der dritten Einheit gegenüberstand. Alles, was dieser tat und sagte, machte einen gekünstelten Eindruck. Erlogen. Ja, dieses Wort traf es wohl am besten.

Hitsugaya Tōshirō traute diesem Mann nicht. Und das erschien ihm auch gut so.
 

»Dann bis die Tage, Tōshirō-chaaan~.« Mit einem verschmitzten Lächeln winkte Gin ihm nach, doch Tōshirō machte keinerlei Anstalten, sich umzudrehen und ihm nachzusehen. Warum auch? Ichimaru Gin war ihm egal. Vollkommen egal! Und gerade weil er ihm so furchtbar egal war, konnte er sich nicht erklären, warum dieses Desinteresse, das er ihm mit allen Wegen und Mitteln entgegenzubringen versuchte, nicht erwidert wurde. Zwar neigte Ichimaru generell dazu, seine gute Laune vor allem und jedem zum Ausdruck zu bringen, aber Hitsugaya meinte zu glauben, dass er es ganz besonders auf ihn abgesehen hatte. Sein widerwärtig klingendes »Guten Morgen« war die reinste Belästigung. Außerdem war es unmöglich ein Zufall, dass dieser Kerl jeden Tag um dieselbe Uhrzeit wie er sein Anwesen verließ und ihn an einer ganz bestimmten Stelle, an der sich ihr Weg zur Arbeit kreuzte, abfing. Das Wort ›Stalking‹ kam dem wohl am nächsten.
 

Ein weiterer anstrengender Arbeitstag war verstrichen. Tōshirōs Untergeordneten waren unbrauchbar wie immer gewesen. Ganz besonders Rangiku hatte seinen überstrapazierten Geduldsfaden durch diverse Alkoholexzesse in seinem Büro und ein anschließendes ›auf wichtigen Dokumenten einschlafen und diese dabei auch noch elegant vollsabbern‹ endgültig zum Reißen gebracht. Die am Horizont untergehende Sonne tünchte den Himmel in ein schummriges Abendrot. Hitsugayas Nerven lagen blank. Er wollte einfach nur nach Hause - in sein Bett. Wenn möglich, sofort. Aber daraus wurde leider nichts.
 


 

.

.

.
 

»Ach, jetzt sei doch nicht so ein Spielverderber!«

Rangiku plusterte die Backen auf und sah ihren Vorgesetzten gekränkt an. So einen herrlich bescheuerten Gesichtsausdruck bekam wirklich niemand außer Matsumoto Rangiku in persona hin.

»Ich werde ganz sicher nicht auf diese dämliche Veranstaltung... Party, oder wie du es auch immer nennst, kommen!«, fauchte Tōshirō und widmete sich den Dokumenten, die vor seiner Nase lagen und ungefähr eineinhalb Stunden später von Rangiku vollgesabbert werden würden.

»Komm schon, Ikkaku hat nur einmal im Jahr Geburtstag! Wie langweilig wäre es, wenn mein kleiner süßer Taichō nicht dabei wäre? Außerdem ist jeder eingeladen!«

Hitsugaya rollte die Augen, sah von den Papieren zu seiner Vizekommandantin auf und holte tief Luft.

»Erstens: Shinigamis haben ein langes Leben. Er wird es mir sicher nicht übel nehmen, wenn ich zwei oder drei...-hundert Geburtstagen von ihm nicht beiwohnen werde. Zweitens: Für dich heißt es weiterhin ›Hitsugaya-taichō‹, verstanden?! Und drittens: Ist mir egal.«

Gerade wollte Matsumoto protestieren, da fügte Tōshirō noch hinzu: „Ach, und viertens: Nein, keine Widerworte!«

Und wieder zog Rangiku eine beleidigte Miene. Warum musste ihr Taichō auch immer so ein Griesgram sein? Sich in seinem Alter zu einem derartigen Workaholic zu bekennen und jegliche Dinge, mit denen das Wort ›Spaß‹ in Verbindung stand, zu meiden, fand sie ziemlich bedenklich.

»Och bitte, Taichō~... Ich mach‘ auch den ganzen Papierkram für di-... Sie, wenn Sie wollen.«

Hitsugaya hob die Augenbraue und warf einen Blick auf den Stapel Blätter vor sich.

»...das alles? Traust du dir das wirklich zu?«

Ein triumphales Lächeln zauberte sich auf Rangikus Lippen. »Na klar, wenn Sie im Gegenzug auf die Feier kommen, mach‘ ich’s!«

»Hmm...« Er blieb skeptisch. Einerseits handelte es sich um ein Angebot, das er ihr schlecht abschlagen konnte. Mit keiner Silbe hatte sie erwähnt, wie lange er sich auf der Party aufhalten müsste. Es hieß lediglich, er solle hingehen. Andererseits stand er, wenn er sich darauf einließ, mit einem Fuß im Abgrund. Rangiku hatte ein Alkoholproblem. Und mit ›Alkoholproblem‹ meinte er garantiert nicht, dass sie jeden Tag trank. Nein. Mit Alkoholproblem meinte er, dass sie jeden Tag außerordentlich viel trank, und das sogar während ihrer Dienstzeit. Außerdem war sie faul und unzurechnungsfähig. Eigentlich konnte die ganze Sache nur in die Hose gehen. Und trotzdem… er hatte die letzte Nacht fast durchgearbeitet. Er war müde und sah sich eigentlich für noch weniger fähig als sie, die ganzen Dokumente zu bearbeiten. Also antwortete er nach langer Hirnakrobatik schließlich:

»...ist gut. Wenn du den Kram bis heute Abend erledigt hast, komme ich. Jetzt zufrieden?«

Matsumoto sprang mit einem Ruck auf, wobei ihre großen Brüste gefährlich auf und ab wippten, und dann umarmte sie Hitsugaya stürmisch, und alles war in bester Ordnung.

»Ohh, Taichō, das wird lustig!«

»...lass - mich - los... MATSUMOTO!«
 


 

.

.

.
 

Und wer hätte gedacht, dass Rangiku es tatsächlich hinbekommen würde, jedes einzelne Blatt mit dem Zeichen der zehnten Division abzustempeln und mit ihrer Sauklaue - auch Unterschrift genannt - zu besiegeln? Natürlich war nicht alles so glatt verlaufen, wie Tōshirō es sich naiver Weise erhofft hatte. Der Alkohol war mal wieder an allem schuld gewesen. Rein zufällig standen nämlich noch zwei volle Flaschen Sake viel zu auffällig unter dem Schreibtisch ihres Taichōs, die dieser eigentlich wegräumen wollte. Aber zu ihrem Glück (und seinem Pech) hatte er es vergessen. Und obwohl sie stockbesoffen auf den Blättern eingeschlafen war und eine monströse Sabberspur darauf hinterlassen hatte, hatte sie jedes einzelne Dokument ausgefüllt. Sie hatte ihr Versprechen also gehalten - zum Leidwesen ihres Kommandanten.

Da Rangiku darauf bestanden hatte, noch einmal nach Hause zu gehen und sich eine neue Schicht Makeup aufzulegen, war Hitsugaya nun alleine auf dem Weg zu Ikkakus Haus. Doch das änderte sich schneller als Matsumuto das Wort ›Sake‹ aussprechen konnte.
 

»Tōshirō-chan!«

Dieser Klang… diese ekelhafte Stimme... nein. Bitte - nicht!

»›Hitsugaya-taichō‹...«, verbesserte er die Person, die nach ihm gerufen hatte, ohne sich nach ihr umzudrehen. Das war nicht nötig, da er auch so viel zu genau wusste, um wen es sich handelte. Und die Tatsache, dass er es wusste, machte die Situation nicht gerade besser.

»Wurdest du auch auf die Geburtstagsfeier eingeladen?«, fragte Gin heiter und beschleunigte sein Schritttempo.

»Wurde doch jeder.« Hitsugaya bemühte sich um möglichst knappe Antworten. Eigentlich so, wie er es immer tat, aber gerade bei Ichimaru gab er sich dabei besonders viel Mühe - sein Desinteresse durfte schließlich nicht zu kurz kommen. Jetzt hatte Gin ihn aufgeholt und lief mit seinem frechen Grinsen neben ihm her. Dass gerade dieser Kerl ihn zum Anwesen begleiten musste, hatte ihm gerade noch gefehlt. Würde er zusammen mit ihm ankommen, würde bestimmt halb Seireitei denken, sie seien... befreundet? Uargh. An dieses widerwärtige Wort wollte er erst gar nicht denken.

»Du siehst aber nicht gerade begeistert aus. Hat Rangiku dich gezwungen?«

Hitsugaya weitete die Augen. Warum zur Hölle wusste Gin das? Kannte er ihn so gut oder ließ er es sich nur viel zu offensichtlich anmerken? Jetzt hatte er sich auch noch zu Tōshirō heruntergebeugt, um ihm besser in die Augen starren zu können. Und obwohl seine Lider fast geschlossen waren, fühlte es sich an, als durchbohrte er ihn mit seinem Blick.

»Nein, ich komme ihr zuliebe.« Nach diesen Worten musste Tōshirō sich eingestehen, dass Gin mit seiner Vermutung ein wenig mehr im Recht lag.
 

Zum Beitrag Tōshirōs Erleichterung war es zu keinen weiteren unangenehmen Kommunikationshürden zwischen ihm und Gin mehr gekommen, da sie jetzt am Anwesen angekommen waren und es betreten hatten. Hitsugaya hatte dabei einen auffällig großen Abstand von Ichimaru genommen, damit auch keiner der Gäste auf dumme Gedanken kommen konnte. Und obwohl er die Arme verschränkt und sich von seinem ›Begleiter‹ vollkommen abgewandt hatte, spürte er Blicke auf sich. Irgendwie meinte er die Rangikus am intensivsten wahrzunehmen - doch das war vermutlich nur eine Einbildung.

Nachdem er seine ominösen Vermutungen beiseite geschafft hatte, stach ihm der Gestank von hartem Alkohol in die Nase. Wieder klingelte der Name ›Matsumoto‹ an seiner imaginären Tür.

Langsam aber sicher wurde er paranoid.
 

Er rechnete schon mit einem lauten, lallenden »Taichōōō~«, doch es kam keines. Als er sich genauer umsah, bemerkte er den Grund dafür: Rangiku saß - nein, das wäre gelogen; sie hing - mit Renji zu zweit an einem Tisch und brabbelte unverständlichen Nonsens vor sich hin. Währenddessen umklammerte sie mit schlaffer Hand, deren dazugehöriger Arm auf der Tischplatte ruhte, eine halbvolle Flasche Sake. Renji schien das nicht wahrzunehmen, genauso wenig wie die gesamte Umgebung, von der beide Shinigamis nichts Halbes und nichts Ganzes mehr mitbekamen. Dass sich diese Schwachmaten auch immer volllaufen lassen mussten.

Hitsugaya schüttelte den Kopf. Er öffnete den Mund, um einen abfälligen Kommentar abzugeben, wurde aber daran gehindert.

»Scheint, als sei deine Fukutaichō nicht mehr ganz bei sich. Wie schade… bist du nicht extra für sie gekommen?«

Diesen dämlichen Kommentar hätte er sich getrost sparen können. Aber als Tōshirō den Satz Revue passieren ließ, öffnete sich plötzlich ein Weg zur Erlösung. Wenn Rangiku seine Anwesenheit nicht einmal mitbekam, dann würde sie genauso wenig seine Abwesenheit mitbekommen. Er hätte nie für möglich gehalten, dass ihm Matsumotos Alkoholproblem eines Tages von Nutzen sein könnte.

Er wandte sich ab und lief in Richtung Ausgang.

»Tja, dann kann ich ja jetzt wieder gehen«, waren seine letzten Worte an Gin. Glaubte er. Gerade als er verschwinden wollte, packte ihn eine kühle Hand am Arm und zog ihn zurück.

»Du willst doch nicht etwa gehen? Du kannst mich hier nicht alleine lassen, Tōshirō-chan, schließlich bist du heute Abend mein Begleiter~.«
 

Moment. Begleiter? Was fiel diesem Mistkerl eigentlich ein? Woher nahm er sich das Recht, einfach zu bestimmen, ob Tōshirō hierblieb oder nicht? Oder dass er sein Begleiter war? Noch so ein widerwärtiges Wort.

»Lassen Sie mich los...!«, betonte Hitsugaya und versuchte sich loszureißen, aber Ichimaru war stärker. Dieser lief in den großen Raum und zerrte Tōshirō unsanft mit sich. Tōshirō gab sich widerwillig geschlagen. Und dabei meinte er viele sensationsgeile Augenpaare auf sich zu spüren.
 

Ehe er einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte sich Ichimaru mit ihm an einen Tisch gesetzt. An dem fand er endlich das Geburtstagskind sowie Yumichika, Shūhei und Izuru vor. Diese tauschten zunächst verwirrte Blicke aus, dann ergriff Izuru das Wort:

»...I-Ichimaru-taichō... Sie sind auch hier...?« Er rückte ein kleines Stück zurück und sah seinen Vorgesetzten von unten herauf an.

»Und Hitsugaya-taichō ist auch hier!«, bemerkte Yumichika teils überrascht, teils erfreut, und starrte die beiden abwechselnd an.

»Ja, natürlich~, wir sind zusammen gekommen.«

...Zu - sam - men...?! Hätte er heute mehr gegessen als gearbeitet, wäre Tōshirō sein Mittagessen hochgekommen. Hätte er gewusst, dass er Gin auf dem Hinweg begegnen würde, hätte er das Versprechen an Rangiku knallhart ignoriert und wäre stattdessen geradewegs in seine ichimarufreie Zone - auch zu Hause genannt - verschwunden. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr. Es war zu spät.

Durch Gins Bemerkung wurden ein weiteres Mal verdutzte Blicke ausgetauscht, bis Ikkaku sich zu Wort meldete: »Naja, freut mich echt, dass sogar so viele Taichōs gekommen sind! Hätte ich nicht gedacht. Ich glaube, nur Ukitake-taichō und Kuchiki-taichō sind nicht gekommen... Ukitake-taichō muss sich etwas schonen, und Kuchiki-taichō... naja, kann man sich eigentlich denken.«

Ja, konnte man sich verdammt gut denken. Weil er keine Lust auf diesen Mist hatte. Und genauso hatte auch Hitsugaya Tōshirō keine Lust darauf. Trotzdem war er gekommen. Byakuya hatte es richtig gemacht. Tōshirō hatte sich von seiner geistig vollpubertären Vizekommandantin um den Finger wickeln lassen. Und um den Wahnsinn noch zusätzlich zu verstärken, war er der Person, die er von all den Leuten, die er nicht leiden konnte, am allerwenigsten leiden konnte, direkt in die Arme gelaufen. Schlimmer konnte es nicht mehr kommen.
 

...und ob es schlimmer kommen konnte.
 

»Hey, was haltet ihr von Flaschendrehen?«

Tōshirō riss die Augen auf. Hatte er sich verhört? Hatte Ikkaku tatsächlich vorgeschlagen, Flaschendrehen zu spielen?! Er kam sich vor wie im Kindergarten.

»Aber ohne Frauen ist das doch total langweilig...«, warf Shūhei ein.

»Es sind doch eh kaum welche da. Rangiku-san liegt da hinten irgendwo rum, mit der ist nichts mehr anzufangen. Kuchiki-san ist bei dem Aushilfsshinigami und Hinamori-kun wollte nicht kommen... also bleibt nicht mehr viel, oder?«, bemerkte Ikkaku und stützte den Ellbogen auf die Tischfläche.

»Also, nur mit euch kann’s doch auch ganz lustig werden!« Es war klar, dass dieser Satz früher oder später von Yumichika kommen würde.

Jetzt hatte Hitsugaya ihre dämliche Diskussion über ein noch viel dämlicheres Spiel mitverfolgt; herausgekommen war dabei nur die Erkenntnis, dass ihnen nichts weiter übrig blieb, als unter Männern zu spielen. Alles war gesagt, und bevor auch nur irgendetwas getan werden konnte, würde er von hier verschwinden. Doch er hatte die Rechnung ohne seinen Herrn ›Ich betitel mich als deinen Begleiter‹ gemacht. Diesem war anscheinend nicht entgangen, dass Tōshirō den Rückzug antreten wollte, und legte seinen Arm um Hitsugayas Schultern.

In Ordnung. Nein, nicht in Ordnung. Penetranter ging es nun wirklich nicht mehr. Diesem Kerl war nicht zu helfen. Und um dem Übel noch eins draufzusetzen, sagte Gin: »Wir dürfen doch auch mitmachen, oder? Das verspricht lustig zu werden, nicht wahr, Tōshirō-chan?«

Mit einer schnellen Bewegung befreite er sich aus Ichimarus Fängen und protestierte: »Nein, ich habe keine Lu-«

»N-natürlich dürfen Sie mitmachen, wenn Sie das wünschen«, unterbrach ihn Izuru, der bis eben noch schweigend dagesessen hatte. Und um Hitsugayas dritten Fluchtplan an diesem Abend zu verhindern, ergriff der Gin erneut sein Handgelenk. Diesmal jedoch weniger grob.

Wenn Tōshirō diese Nacht heil überstehen würde, wäre das erste, was er am nächsten Morgen täte, Matsumoto gehörig die Leviten zu lesen. Was in seinem Fall bedeuten würde, sie umzubringen. Das alles hatte er nur ihr zu verdanken.
 

Jetzt saß er hier. Hitsugaya Tōshirō, der Jüngste unter den Taichōs. Und gleichzeitig der, der unter allen Taichōs (mit Ausnahme eines gewissen Kommandanten der sechsten Division...) am wenigsten mit dem Wort ›Spaß‹ anfangen konnte. Und ganz genau dieser Taichō saß zwischen einer Hand voll schwachsinniger Idioten, die an einem Freitagabend nichts Besseres zu tun hatten, als sich volllaufen zu lassen. Und zwischen dieser Hand voll schwachsinniger Idioten saß ein noch schwachsinnigerer, noch idiotischerer Idiot, der auf die noch viel schwachsinnigere, noch idiotischere Idee gekommen war, es nicht mehr beim simplen ›am Handgelenk festhalten‹ zu belassen. Stattdessen ging er so weit, seine kühle Hand, die sich irgendwie wie eine glitschige Kaulquappe anfühlte, auf die Tōshirōs zu legen. Sie sogar zu umfassen und die Finger mit den Seinigen zu verhaken, sodass es Hitsugaya unmöglich war, sich aus dem Klammergriff zu befreien.

Was war nur in ihn gefahren? Dass er von Grund auf aufdringlich war, stand außer Frage. Doch seit wann neigte er zu solchen Gesten?
 

Das Spiel hatte vor wenigen Minuten begonnen, doch Tōshirōs Nerven lagen schon seit einigen Stunden blanker denn je. Immerhin schien es die Flasche einigermaßen gut mit ihm zu meinen; bisher hatte es immer nur abwechselnd Ikkaku und Izuru erwischt. Der Rest war vorerst verschont geblieben. Vom dämlichen ›mit einem Bein um den Tisch hüpfen‹ bis zum ›erotisches Entblößen des Oberkörpers‹ war alles dabei gewesen. Und je mehr Hitsugaya sich ansehen musste, desto erleichterter war er, dass die Flasche noch nicht gewagt hatte, auf ihn zu zeigen.
 

Es war schon knapp eine Stunde vergangen und noch immer schien das Glück auf seiner Seite zu sein. Bisher hatten alle bis auf Tōshirō und Gin dran glauben müssen.

»Also... langsam wird das auch langweilig«, stellte Ikkaku fest, der bis auf die Unterwäsche am Tisch saß. Tōshirōs Augen blitzten bei dieser ersten intellektuellen Bemerkung des Abends auf.

»Ja, stimmt... naja, noch einmal drehen, dann machen wir was anderes«, schlug Shūhei vor, alle stimmten zu und Hitsugaya fühlte sich praktisch erlöst. Nur noch ein einziges Mal und dann würde das alles endlich ein Ende finden.

Yumichika, den es zuletzt erwischt hatte, umfasste die leere Sakeflasche, holte Schwung und ließ sie ihren letzten Todestanz aufführend. Alle Augen waren auf den Flaschenhals gerichtet. Schließlich verlor sie an Geschwindigkeit, wurde langsamer und langsamer, torkelte letztlich wie ein Betrunkener auf dem Tisch herum und drohte, jeden Moment stehen zu bleiben. Yumichika? Nein, nicht der schon wieder. Sie entschied sich um und ging einen Schritt weiter... den Schritt, der Tōshirōs Untergang bedeuten würde.
 

Schweißperlen benetzten seine Stirn. Sie würde stehenbleiben. Sie würde stehenbleiben und ihn aus ihrer Öffnung heraus böse anfunkeln... er hörte sie schon beinahe sprechen: »Haha, Kleiner, Pech gehabt, das Beste hab‘ ich mir bis zum Schluss aufgehoben! Jetzt bist du fällig!«

Hitsugaya glaubte, irre zu werden. Doch auf einmal machte die Flasche eine letzte Bewegung und torkelte langsam, aber zielsicher auf Ichimaru Gin zu. Tōshirō atmete auf. Er hatte Glück gehabt - und was für ein Glück! Er war bei diesem Spiel der Einzige gewesen, der verschont geblieben war. Und um noch eins draufzusetzen, war es nun die elende Grinsebacke, die unter dem letzten Treffer zu leiden hatte. Von schlechter Laune war jetzt keine Spur mehr.

»Ou, Ichimaru-taichō, Sie haben aber Pech!«, sagte Yumichika kopfschüttelnd. Auf Tōshirōs Lippen breitete sich ein Grinsen der übelsten Sorte aus.

»Okay, das ist die letzte Runde gewesen, also muss es schon etwas Gemeines sein.«

»Och, seid bitte nicht zu hart mit mir«, beschwichtigte Gin und blickte in die Runde.

»Hm...« Yumichika warf Hitsugaya einen gefährlich nachdenklichen Blick zu. »Hitsugaya-taichō ist auch die ganze Zeit verschont geblieben...«

Sein Blick verriet, dass nichts Gutes folgen konnte. Yumichikas Augen begannen zu strahlen. Und dann sprach Yumichika es aus - die Worte, wegen derer Tōshirō ihm den Kopf abschlagen würde:
 

»Küssen Sie Hitsugaya-taichō!«
 

Die Fassungslosigkeit stand beiden Kommandanten ins Gesicht geschrieben. Das Wort ›küssen‹ flimmerte in rot aufleuchtender Schrift vor Tōshirōs innerem Auge und ließ ihn erstarren. Jetzt blieb ihm nur übrig, zu hoffen, dass Gin genauso darüber dachte. Natürlich war dem nicht so...

Ohne Vorwarnung schritt Ichimaru zur Tat und beugte sich zu Hitsugaya vor, der sofort ein Stück zurückwich. Der Griff um Tōshirōs Hand wurde fester, der silberne Schopf kam seinem weißen immer näher. Bevor er die Gelegenheit hatte, etwas dagegen zu unternehmen, hauchte ihm Gin den befohlenen Kuss auf den Mund.

Angst. Verzweiflung. Demütigung. Hass. Innerer Todeszustand. Alles davon und noch mehr bahnte sich einen Weg durch Tōshirōs Nervenzellen, und für einen kurzen Moment wurde ihm schwarz vor Augen. Ichimarus Lippen waren weich, sündhaft weich und zart. Und vorsichtig. Kein bisschen aufdringlich, nein, vorsichtig. Als er seine Zunge langsam zwischen das zusammengepresste Lippenpaar hindurch in Hitsugayas Mundhöhle drängte, wünschte Tōshirō sich, augenblicklich tot umzufallen. Natürlich geschah das nicht, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Wahnsinn seinen Lauf zu lassen. Dem Wahnsinn, von dem er sich unfreiwillig eingestehen musste, dass er süß und aufregend, beinahe köstlich schmeckte. Doch genauso schnell, wie ihm dieser Gedanke kam, hatte er ihn auch wieder verdrängt.
 

Noch bevor Tōshirō an Selbstmord, Amoklauf oder Ähnliches denken konnte, hatte Gin die Lippen gelöst, endlich von seiner Hand abgelassen und sich mit einem breiten Grinsen zurückgelehnt.

Die vier Männer starrten einander fassungslos an, schienen eine Zeit zu brauchen, vollkommen zu realisieren, was sich gerade live vor ihren Augen zugetragen hatte. Danach brachen sie synchron in ein schallendes Gelächter aus, und Ikkaku hämmerte mit der Faust mehrfach auf den Tisch.

»Oh scheiße, das ist das Genialste, was ich je gesehen habe! Ich hätte nicht gedacht, dass Sie das machen, Ichimaru-taichō!«

Grinsend und völlig gelassen gab Gin Antwort: »Natürlich habe ich es gemacht, so sind schließlich die Spielregeln. Und außerdem...« Er machte eine bedeutsame Pause, die Tōshirō in Mark und Bein ging. »Es wäre ja schade drum gewesen, sich so eine Gelegenheit einfach entgehen zu lassen.«

Jetzt war es amtlich. Dieser Kerl hatte eindeutig nicht mehr alle Tassen im Schrank. Hitsugaya stand immer noch der Schock ins Gesicht geschrieben. Seine Hände waren verschwitzt, sein Kinn bebte vor Aufregung, die Arme zitterten, die Knie waren butterweich - als befände er sich in einer Art Trance.

Es brauchte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. Und als das endlich geschah, war das Erste, das er zu tun gedachte, sofort zu verschwinden. Mit einem Ruck stand er auf, blickte in die Männerrunde und verabschiedete sich mit einem knappen »Ich gehe... schönen Abend noch«. Auf dem Weg zum Ausgang konnte er noch ein »Och, du gehst schon? Wie schade!« von einem gewissen Subjekt vernehmen. Er ignorierte es und entließ sich in die Freiheit.
 


 

-:-:-
 

Der Morgen war hereingebrochen. Sonnenstrahlen fanden einen Weg durchs offene Fenster hindurch in Tōshirōs Zimmer - blendeten ihn, störten ihn, widerten ihn an.

Er hatte die ganze Nacht wachgelegen, obwohl er so müde gewesen war. Er hatte es einfach nicht fertigbringen können, diesen Kuss zu verdrängen. Wie ein Brandmal hing die Szenerie in seinem Gedächtnis und spulte sich immer wieder vor seinem inneren Auge ab. Die gesamte Nacht über hatte er damit gerungen und auch jetzt suchte sie ihn noch heim.

Ichimaru Gin hatte in seiner rational perfekt angeordneten Gefühlswelt ein riesiges Chaos gestiftet.
 

Auf dem Weg zur Arbeit ließ er das Ganze ein tausendstes Mal Revue passieren, und immer wieder kam er zum selben Ergebnis, das sein Herz in die Hose rutschen ließ: Dieser verdammte Kuss hatte sich gut angefühlt. G-u-t! Und das, obwohl er Gin hasste und das auch auf ewig so bleiben sollte. Tōshirō war wütend auf sich selbst.
 

»Guten Morgen, Tōshirō-chaaaan~«, flötete es unerwartet. Der Albtraum begann von Neuem. Hitsugaya sah den Teufel höchstpersönlich auf sich zukommen. Am liebsten hätte er beide Beine in die Hände genommen und wäre davongerannt. Stattdessen bemühte er sich um Gelassenheit, warf seinem Gegenüber einen verächtlichen Blick zu, entgegnete seine morgendliche Standardantwort »Es heißt ›Hitsugaya-taichō‹«, blieb nicht vor Gin stehen, sondern lief an ihm vorbei.

„Och, sei nicht so kalt zu mir, Tōshirō-chan... und das, obwohl ich gestern so lieb zu dir war~.«

Er ignorierte den Kommentar. Dieser Kerl hatte seine Aufmerksamkeit definitiv nicht verdient. Aber als er vor dem Büro seiner Division ankam, meinte er für einen Augenblick Reue zu verspüren - als wäre doch etwas Falsches daran, Ichimaru einfach so den Rücken zu kehren. Doch solche Gedanken waren irrational und gingen gegen seine Prinzipien, weshalb er sie sofort verdrängte.
 

Als Tōshirō die Tür zum Büro öffnete, erwartete ihn ein völlig anderes Grauen, das die Vorkommnisse mit Ichimaru Gin beinahe in den Schatten stellte:

Seine Fukutaichō lag - noch immer sturzbetrunken - auf der Couch; in der rechten Hand eine Flasche Sake, mit dem linken Arm einen Stapel Dokumente umschlungen. Dokumente, die sie heute Morgen hätte abzeichnen sollen. Äußerst wichtige Dokumente, wohlgemerkt.

Und als sich Hitsugaya der unschöne Anblick dieser besoffenen Frau darbot, kehrte das Gefühl des Alltags wieder in ihn ein. Mit einem Mal war der Kuss wie vergessen - zumindest vorläufig.
 

»MATSUMOTO!!!!«
 


 

-:-:-:-:-:-:-

e n d e
 

Alkohol [Byakuya x Renji]

Hallo!

Nach dem langen Snake-Bite-Chapter, das mich jeglichen Nerv gekostet hat, musste zur Entspannung mal wieder was eher Lustiges her. XD

Die dritte ByakuyaxRenji-FF von mir, und dieses Mal ist es wirklich ein OS! Ich weiß, dass es schon ähnliche Geschichten zu den beiden gibt, und ich weiß auch, dass die Story a little bit sinnlos ist, aber ich hab’s heute einfach mal zum Spaß an der Freude niedergekritzelt, um irgendeinen Grund zu haben, mich vor Hausaufgaben und Lernen zu drücken… xD

Viel Spaß!^^
 

---
 

Kuchiki Byakuya hatte noch nie sonderlich viel für Tage wie diese übrig gehabt.

Nein, nicht ganz.

Kuchiki Byakuya verabscheute Tage wie diese!

Und das erst recht, wenn sie in einem riesigen Besäufnis endeten.
 

Leider währte heute eben einer dieser schrecklichen Tage, der seine Laune in unergründliche Tiefen zog. Der Geburtstag des Fukutaichou der neunten Division, Hisagi Shūhei – und halb Seireitei war eingeladen.

Warum hatte er sich auch von seinem Vizekommandanten dazu nötigen lassen, mitzukommen? Doch nachdem er von diesem erfahren hatte, dass alle Taichous der Gotei 13 anwesend sein würden, fühlte er sich regelrecht dazu gezwungen, einzuwilligen. Wie wäre es auch gekommen, wäre er als Einziger nicht erschienen?

Doch nun tat er nichts anderes, als mit Hitsugaya Toushiro – anscheinend der einzige hier Anwesende, der ebenso wenig von derartigen Festlichkeiten hielt – an einem Tisch zu sitzen und sich die Shinigami-Meute zu betrachten, die sich ordentlich volllaufen ließ und laut herum grölte.

Lächerlich… Als ob er an einem Samstagabend nichts Besseres zu tun hätte, als seinem Fukutaichou dabei zuzusehen, wie dieser den anderen schmutzige Witze erzählte und ebenso über jeden noch so schlechten Witz lachte, obwohl er ihn nicht einmal verstanden hatte… Aber er war selbst schuld. Schließlich hätte er auf Renjis Bitte hin auch mit einem klaren „nein“ antworten und die Argumentation mit der Gotei 13 ignorieren können; damit wäre die Sache gegessen gewesen. Aber nein – natürlich hatte er sich mal wieder durch den Hundeblick des anderen weich kriegen lassen.

Das war das letzte Mal gewesen!
 

~
 

Endlich! Die verdammte Feier schien sich dem Ende zuzuneigen. Einige erhoben sich von ihren Plätzen, verabschiedeten sich vom Geburtstagskind (das davon mit äußerst großer Wahrscheinlichkeit nichts mitbekam, da es sich sturzbetrunken mit dem Oberkörper auf einem Tisch ausgebreitet und keinen Mucks von sich gegeben hatte) und verließen - einer nach dem anderen - den Raum. Andere hingegen verharrten in einer ähnlichen Position wie Shūhei und schienen nicht imstande zu sein, aufzustehen, geschweige denn sich nach Hause zu begeben.

Zu Letzteren zählte unter anderem auch Renji…
 

Entnervt stand Byakuya auf und bewegte sich auf seinen Vize zu, blieb vor ihm stehen und sah auf ihn herab.

„Renji?“

Dieser gab jedoch keine Antwort.

„…Renji?!“, sprach der Adlige etwas lauter, in der Hoffnung, der Rothaarige würde ihn dann verstehen.

„…J-ja?“, entgegnete er nach kurzem Zögern, doch war ihm nicht einmal klar, wer da gerade zu ihm gesprochen hatte; schließlich hatte er den Kopf unter seinen Armen vergraben.

„Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich jetzt gehen werde“, gab der Kommandant der sechsten Division kühl von sich und setzte daraufhin zum Gehen an, jedoch wurde er auf einmal am Ärmel seines Shihakusho festgehalten.

„Taichouuuu~… Sind Sie es?“, lallte der andere, und seine Worte waren akustisch nur schwer zu verstehen.

„Ja“, antwortete der Angesprochene monoton und wartete darauf, dass der Abarai endlich von seinem Kleidungsstück abließ – jedoch tat er das nicht.

„Taichou…“, setzte er erneut zu sprechen an, „…Bleiben Sie…“

Was zur…? Warum auf einmal diese Bitte? Würde es denn etwas an seiner Situation ändern, würde der Schwarzhaarige bei ihm bleiben?

Wobei… Moment! Er konnte ihn, Renji, seinen Vizekommandanten, doch nicht einfach hier liegen lassen und verschwinden! Würde man ihn hier am nächsten Morgen verkatert und völlig zerstört vorfinden, würde das dem Ruf seiner Kompanie mit Sicherheit nicht gut tun…
 

Verdammt… Das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen…
 

„Steh‘ auf, Renji!“, forderte er ihn nun auf, doch war ihm von vornerein schon klar, dass es damit nicht getan war. Der Angesprochene gab weder Antwort noch ging er der Aufforderung nach. Das konnte doch nicht wahr sein…

Genervt verdrehte der Kuchiki die Augen, packte den Betrunkenen am Oberarm und zog ihn mit einem Ruck hoch. Dieser war viel zu sehr neben der Spur, als dass er darüber hätte überrascht sein können, und schaffte es gerade so, sich auf seinen Beinen zu halten. Der Schwarzhaarige legte Renjis Arm um seine Schulter, um ihn so zu stützen und nach draußen zu dirigieren.

„…Dafür gibt’s Überstunden, bis du vor Erschöpfung tot umfällst… Darauf kannst du dich verlassen!“, drohte er mit einem zornigen Unterton und warf dem anderen einen feindlichen Blick zu. Es kam wirklich äußerst selten vor, dass man Byakuya derart wütend sah, doch wenn eine dieser Seltenheiten währte, dann war es immer Renji gewesen, der diesen Zustand verursacht hatte. Dieser war jedoch nicht einmal imstande, darauf zu antworten; viel zu sehr war er damit beschäftigt, seine Füße zum Laufen zu benutzen.
 

Na ganz toll! Jetzt konnte er seinen Vizekommandanten auch noch nach Hause bringen… oder – besser gesagt – nach Hause schleppen! Warum musste sein Haus zu allem Überfluss am anderen Ende Seireiteis liegen? Hätte Hisagi seine verdammte Party nicht ein wenig näher an Renjis Wohngegend stattfinden lassen können? Oder hätte Renji nicht verdammt noch mal ein wenig näher an dem Anwesen, in dem sich das ganze Desaster zugetragen hatte, wohnen können?? Nein, natürlich nicht! Alles war mal wieder perfekt darauf ausgerichtet gewesen, dass er, Kuchiki Byakuya, die Arschkarte gezogen hatte!
 

Nein… Das Schicksal schien es definitiv nicht gut mit ihm zu meinen!
 

Nach einem kurzen chaotischen Gedankengang, mit dessen Resultat er nicht sonderlich zufrieden war, schlug das Oberhaupt schließlich vor:

„Da ich mit Sicherheit nicht gewillt bin, hier den Affen zu spielen und dich ans andere Ende Seireiteis zu… befördern, werde ich dich in mein Anwesen bringen, da es um einiges näher liegt…“

Hatte er das gerade wirklich gesagt? Renji in sein Anwesen bringen? Einen sturzbetrunkenen, zerstörten, zu nichts in der Lage seienden, räudigen Hund bei sich übernachten lassen? Oh, verdammt… Irgendeine höhere Macht schien sich gegen ihn verschworen zu haben…

„…Waaaaas, zu Ihnen???“, platzte es plötzlich wie eine Bombe aus dem Tätowierten heraus, und er verstand die Welt mit einem Mal nicht mehr (als ob er sie je verstanden hätte…).

Lallend sprach er weiter:

„Aaach, aber das ist doch nicht nötig, Taichou!! Sie machen sich viiiiel zu viele Sorgen um mich, ich schaff‘ es ganz allein nach Hause, wiiirklich!“

Wieder rollte der Adlige mit den Augen.

„Schweig, Renji…“
 

~
 

Nach einigen qualvollen Minuten, in denen er sich noch mehr sinnfreies Gerede des anderen hatte anhören müssen, waren sie endlich am Kuchiki-Anwesen angelangt. Byakuya führte den Rotschopf durch den Eingang hindurch den Flur entlang und brachte ihn in ein kleines Zimmer. Danach ließ er von ihm ab, in der Hoffnung, der Abarai würde es schaffen, ohne Stütze stehen zu bleiben, und – wer hätte das gedacht – gelang es ihm sogar! Anschließend holte er aus einem Schrank einen zusammengerollten Futon hervor, den er in der Mitte des Zimmers ausbreitete. Daraufhin packte er seinen Untergebenen etwas unsanft am Handgelenk und dirigierte ihn auf diesen.

„Schlaf deinen Rausch aus, denn so ist nun wirklich nichts mit dir anzufangen…“, befahl der Schwarzhaarige, wartete jedoch noch, bis der andere sich hingelegt hatte. Dieser setzte sich jedoch nur hin und ergriff ein weiteres Mal den Ärmel seines Taichous.

Genervt wandte er sich ihm zu:

„Was ist, Renji?“

Nach kurzem Zögern bekam er darauf eine ziemlich fragwürdige Antwort:

„Bleiben Sie bei mir, Taichou…“

Etwas erstaunt über diese Bitte, musste er kurz überlegen, wie er darauf reagieren sollte.

„Ich wüsste keinen Grund, der mich dazu veranlassen sollte“, entgegnete er schließlich und versuchte sich mit einem etwas festeren Ruck von Renjis Hand loszureißen; dieser jedoch machte keinerlei Anstalten, loszulassen.

„Bitte, Taichou…“, flehte er ihn nun regelrecht an. Wie peinlich…

„Sei nicht kindisch, Renji“, sprach er kühl und richtete seine eisigen Augen auf die seines Gegenübers. Endlich begann dieser zu verstehen, dass es seinem Kommandanten allmählich wirklich zu viel wurde.

„T-tut mir leid…“, gab er jetzt leise von sich, während er seine Hand zurückzog und sich daraufhin hinlegte. Erleichtert darüber, dass sein Vize endlich gehorsam war, wandte er sich von ihm ab und wollte gerade aus dem Raum verschwinden, als er sich doch dazu entschloss, sich ein letztes Mal zu dem anderen umzudrehen. Was er nun zu sehen bekam, war ein ziemlich enttäuschter, beinahe schon trauriger Blick.

Warum nur? Warum schon wieder dieser lästige Hundeblick, mit dem er ihn bereits zu dieser dämlichen Feier überredet hatte? Und warum zur Hölle fiel er jedes Mal aufs Neue darauf rein? Eigentlich gehörte Byakuya absolut nicht zu den Personen, die sich auf irgendeine Art und Weise erweichen ließen, doch bei solch einem Ausdruck bekam selbst er Schuldgefühle…

„Warum, meinst du, sollte ich bei dir bleiben?“, wollte er genervt wissen, und hasste sich jetzt schon dafür, überhaupt gefragt zu haben. Der Angesprochene schwieg zunächst und schien etwas mühsam über eine einigermaßen gescheite Antwort nachzudenken. Er wusste selbst nicht genau, weshalb er Byakuya bei sich haben wollte. Wahrscheinlich nur…

„…Weil ich Ihre Anwesenheit mag…“, äußerte er nach längerem Zögern seinen Gedanken und blickte leicht beschämt zur Seite, weil ihm selbst in seinem Rausch klar wurde, was er da gerade gesagt hatte. Und dass er dies unter normalen Umständen wohl nie gesagt hätte…

Überrascht weiteten sich die Augen des Angesprochenen ein kleines Stück, und die Wut auf den Abarai war für einen kurzen Moment wie weggeblasen. Seit wann empfand jemand seine Anwesenheit als angenehm? War es nicht sonst immer anders gewesen? Dass sich beinahe alle von ihm abgewendet hatten, weil er sich so kalt und distanziert gab? Was Renji da gesagt hatte, konnte eigentlich gar nicht stimmen. Auch wenn er betrunken war… Oder vielleicht gerade weil er betrunken war.

Nach kurzem Überlegen schritt das Oberhaupt wieder zu seinem Fukutaichou und kniete sich seufzend neben den Futon, in dem er lag.

„Du bist ziemlich anstrengend, wenn du betrunken bist…“, bemerkte er entnervt; seine Stimme klang jetzt deutlich ruhiger und weniger wütend. Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf die Lippen des anderen, als er den Adligen dabei beobachtete, wie er sich zu ihm setzte.

„Danke, Taichou…“

„Schweig. Und versuch‘ zu schlafen, damit ich endlich gehen kann“, wehrte er ab. Langsam beunruhigte ihn Renjis übermäßige Freundlichkeit…

„Ach, Sie gehen, wenn ich eingeschlafen bin…?“, fragte er nun, und klang dabei äußerst enttäuscht. Zumindest konnte man ihn jetzt um einiges besser verstehen; entweder sein Körper hatte bereits einen Teil des Alkohols abgebaut oder er bemühte sich lediglich um eine verständliche(…re) Akustik.

„Natürlich. Ich hatte mit Sicherheit nicht vorgehabt, hier zu übernachten“, antwortete der Kuchiki barsch und erhoffte sich, der Abarai würde endlich nachgeben. Aber vergebens…

„Wenn Sie dann gehen, dann will ich auch nicht schlafen.“

Wie konnte ein Mann, der mehrere Flaschen Sake intus hatte, noch die Kraft aufbringen, dermaßen hartnäckig zu sein?! Mittlerweile würde es Byakuya auch nicht mehr wundern, würde er von ihm verlangen, ihm eine Gutenachtgeschichte vorzulesen…

Der Adlige gab darauf keine Antwort, sondern fasste sich stattdessen an die Schläfen. Er bekam es langsam mit der Müdigkeit zu tun, und Renjis lästiges Gejammer bereitete ihm zu allem Übel auch noch Kopfschmerzen.
 

Das Schicksal war ein verdammtes Arschloch!
 

„Geht es Ihnen nicht gut, Taichou?“, fragte der Rothaarige ein wenig besorgt, als er Byakuyas Geste bemerkte.

„…Findest du das lustig?“, entgegnete dieser nur und warf seinem Gegenüber einen finsteren Blick zu. Renji sah leicht verwirrt zu ihm auf.

„Nein, ich hab‘ die Frage ernst gemeint.“

Ja, ist klar. Diese Frage war so dermaßen überflüssig. Als ob es nicht offensichtlich war, dass er von der Penetranz des anderen genug hatte! Doch bevor er darauf hatte antworten können, hatte der Abarai sich wieder aufgesetzt und tat nun etwas, womit er wohl am allerwenigsten gerechnet hatte.
 

Er umarmte ihn. Er, Abarai Renji, umarmte seinen Taichou – Kuchiki Byakuya!!

Einfach so. Ohne Vorwarnung. Und ohne jeglichen Grund.
 

Die Augen des Kommandanten weiteten sich, und es war nicht zu übersehen, dass er mit der Situation mehr als überfordert war. Das Einzige, was ihm übrig blieb, war alles auf den Alkohol zu schieben. Klar, natürlich. Der Alkohol. Weshalb sonst sollte Renji auf die Idee kommen, so etwas zu machen?

Doch dieser begann auf einmal seine Tat zu rechtfertigen:

„Taichou, es tut mir leid, dass ich Sie immer nerve und zur Weißglut bringe… Bestimmt sind Sie sehr sauer auf mich… Bestimmt hab‘ ich Ihnen den ganzen Abend versaut…“

Byakuya saß weiterhin regungslos da; weder erwiderte er die Umarmung noch verhinderte er die Renjis. Stattdessen bemühte er sich darum, einen klaren Gedanken zu fassen, um auf das Gesagte des anderen zu reagieren.

„Den Abend hatte mir letztendlich diese Festlichkeit versaut und nicht du. Du bist gerade derjenige, der mir die Nacht versaut…“

Was er gesagt hatte, war die Wahrheit gewesen. Doch damit hatte er wohl alles nur noch schlimmer gemacht.

„Es tut mir leid, Taichou…“

Wie betrunken der Abarai auch immer war, die Worte, die er an seinen Kommandanten verloren hatte, zeugten aus purer Ehrlichkeit. Und gerade das war es gewesen, was Kuchiki Byakuya so sehr beunruhigte. Wann würde diese Nacht endlich ein Ende nehmen…?

„Ja, ist jetzt gut, Renji…“, sprach er motivationslos und musste sich ein herzhaftes Gähnen unterdrücken. Er spürte, wie seine Augenlider immer schwerer wurden; beinahe so, als hätte man kleine Gewichte an ihnen angebracht, die sie langsam nach unten zogen und gegen die er verzweifelt ankämpfte. Sein Vizekommandant gab ebenfalls keinen Mucks von sich und löste den Griff am Shihakusho des Adligen, worüber dieser sichtlich erfreut war. Doch er hatte sich wohl zu früh gefreut; Renji ließ seinen Kopf auf den Schoß seines Taichous sinken und kauerte sich auf dem Boden schlafstellungsverdächtig zusammen.
 

Oh ja… Das Schicksal würde ab heute sein größter Feind sein!
 

„Renji, was… soll das werden?“, reagierte er nur halbherzig auf das Handeln des anderen. Er war viel zu müde, um nun darüber genervt oder gar wütend zu sein. Und erst recht zu müde, um es zu verhindern. Der Angesprochene jedoch schien in einem ähnlichen Zustand zu sein; er hatte seine Augen bereits geschlossen und gab keinerlei Antwort. Stattdessen konnte man ein leises, wenn auch etwas ungleichmäßiges (der Alkohol war Schuld. Der Alkohol!) Atmen seinerseits wahrnehmen, was zu Byakuyas ‘Begeisterung‘ ja nur bedeuten konnte, dass er eingeschlafen war. Oh, und wie begeistert er darüber war! Konnte diese Nacht eigentlich noch besser werden, oder war das endlich der lang ersehnte Höhepunkt, mit dem alles enden würde?

Ja, das war er. Doch selbst, wäre er es nicht gewesen, hätte es für das Oberhaupt dennoch den Abschluss dieses überaus glorreichen Tages bedeutet. Denn auch er war nicht imstande, noch weiter gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Schließlich übermannte sie ihn, und er schlief - mit Renji auf seinem Schoß - im Sitzen ein.
 

~
 

„Oaaah, verdammt!“

Müde, zerstört und verkatert (oder auf gut Deutsch: einfach nur total am Arsch) stieß der Rotschopf einen genervten Laut aus, ehe er die Augen mühsam öffnete - sie klebten durch den Schlaf, der sich über Nacht gebildet hatte, ein wenig zusammen… - und langsam begann, seine Umgebung wahrzunehmen. Die Schmerzen in seinen Kopf betäubten seine Sinne regelrecht, sodass er zunächst alles verschwommen sah. Doch nach wenigen Sekunden hatten sich die Augen an die Tatsache, dass ihr Besitzer einen verdammten Kater hatte, gewöhnt, und das Erste, was er mit diesen feststellen konnte, war, dass er nicht zu Hause war. Das fing ja schon einmal gut an…

Sein Blick huschte durch alle Winkel des Zimmers, die er in der Position, in der er sich befand, erspähen konnte, doch war er nicht imstande, die unbekannte Umgebung in irgendeiner Hinsicht zuzuordnen. Es war ein kleines, schlicht eingerichtetes Zimmer, das wirkte, als wäre es bisher nur sehr selten betreten worden. Nichts Bedeutendes.

Nichts Bedeutendes - von wegen! Eine Kopfbewegung und ein darauffolgender starrer Blick geradeaus nach oben, in Richtung Decke, verwarfen diesen Gedanken sofort wieder.

Über ihm befand sich sein Taichou, den Kopf zum Boden geneigt, (würde er jetzt die Augen öffnen, würde er als Erstes Renjis Bände-von-der-letzten-Nacht-sprechendes Gesicht sehen) das schwarze Haar wischmoppartig nach unten fallend und dessen Spitzen das Antlitz des Abarais berührend. Eine weitere Kopfbewegung und ein anschließend hastiger Blick zur Seite sowie nach unten verrieten, dass Byakuya sich nicht nur über, sondern auch unter ihm befand. Das alles wurde immer komplizierter…

Schnell begriff er, dass es die Beine des Adligen waren, auf denen sein vor Schmerzen pochender Kopf ruhte. Vor Schreck wäre er am liebsten aufgesprungen und aus dem Gebäude gerannt, doch ließ er es letztendlich bleiben, weil schnelle Bewegungen nur dazu geführt hätten, Byakuya aufzuwecken. Und wenn das passieren würde, käme er um ein peinliches Gespräch mit diesem sicherlich nicht drum rum. Also entschied er sich, die Sache langsam anzugehen. Vorsichtig brachte er seine Füße in Standposition, stemmte die Beine hoch und stützte sich anschließend mit den Händen vom Boden ab, was dazu führte, dass sein Kopf sich gleichzeitig vom Schoß des Kuchikis erhob. Erleichtert darüber, dass dieser davon nichts mitzubekommen schien, setzte er siegessicher zum Aufstehen an. Doch natürlich kam es nicht so, wie es hätte kommen sollen… Als Renji sich erhob, stoß er mit seinem Hinterkopf versehentlich gegen das Kinn seines Taichous, und das mit einer solchen Wucht, dass daraufhin ein nicht sonderlich gesund klingendes Knacken ertönte…

Nicht nur, dass der Adlige dadurch aufwachte; nein, er stieß zu allem Übel auch noch einen kurzen, entsetzten Schrei wegen der plötzlichen Schmerzen aus, kippte wegen des Schlages nach hinten, konnte sich aber noch rechtzeitig mit seinen Händen abfangen. Blanke Verwirrung und Fassungslosigkeit spiegelten sich, mit einer Brise Wut versehen, in seinen Augen wider, die er direkt auf sein Gegenüber richtete. Erschrocken wich der Abarai zur Seite und erwiderte den Blick mit derselben Fassungslosigkeit. Dabei stand ihm der Mund offen, doch brachte er keinen Ton aus diesem heraus. Verdammt, warum musste sowas auch immer ihm passieren??

Eine ganze Weile lang starrten sie einander unglaubwürdig an, bis der Schwarzhaarige endlich den ersten Schritt tat, indem er die Stille im Raum brach.

„Was zur Hölle… sollte das werden?!“, brachte er verdutzt und wütend zugleich hervor, während er sich das schmerzende Kinn rieb.

„Taichou, ich… äh… wollte… nicht…“, entgegnete der Angesprochene abgehackt und hörte mitten im Satz zu sprechen auf, weil er sich auf einmal eine ganz andere Frage stellte.

„W-wo bin ich?“, wollte er jetzt wissen, und fügte noch ein „Und warum sind Sie auch hier?“ hinzu.

„…Weil ich hier wohne, du Idiot… Das sollte die erste Frage gleich mit beantworten…“, glitt es monoton über die Lippen des Kuchikis, welcher seine kühle, gelassene Art wiedererlangt hatte, da er in das Chaos, das bis vor wenigen Sekunden noch in seinem Kopf geherrscht hatte, ein wenig Ordnung hatte bringen können.

„Hä? Warum bin ich bei Ihnen zu Hause?“, stellte Renji wenig intelligent die nächste Frage, während er sich in dem Raum genauer umsah.

„Sag mir nicht, du hast alles vergessen…?“

Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und bemerkte dabei, dass dessen Inhalt noch immer wegen des gestrigen Alkoholexzesses pochte und schmerzte.

„Anscheinend schon…“

Genervt runzelte das Oberhaupt die Stirn.

„Merke dir, Renji: ich werde nie wieder mit auf eine dieser dämlichen Feiern kommen, und schon gar nicht, wenn du dort auch anwesend bist!“

Ein wenig eingeschüchtert über das Machtwort seines Taichous fragte er schließlich:

„War… ich denn so schlimm?“

Mit verschränkten Armen lief der Angesprochene stur am anderen vorbei, schob die Tür auf, lief hindurch und antwortete mit einem einzigen, knappen Wort:

„Anhänglich…“

Das Entsetzen stand dem Rothaarigen nun ins Gesicht geschrieben. Anhänglich… Anhänglich? Bei Byakuya? Seinem Kommandanten? Oh verdammt, das durfte doch nicht wahr sein! Er wusste zwar nicht, inwieweit er „anhänglich“ gewesen war, doch gerade dieses Unwissen trug dazu bei, dass sich jetzt die schlimmsten, peinlichsten Geschehnisse in seinem Kopf breitmachten. Derart schlimm und peinlich, dass er sich fühlte, als könnte er dem Adligen nie wieder in die Augen sehen.

Als er merkte, dass dieser ihm keinerlei Beachtung schenkte und weiterlief, taute er aus seiner Erstarrung wieder auf und folgte dem anderen schweigend, bis sie am Ausgang des Anwesens angelangt waren. Erst jetzt wandte das Oberhaupt sich seinem Fukutaichou wieder zu.

„Geh nach Hause, Renji.“

Dieser fühlte sich klein, untergeordnet und demütig. Nicht, dass er sich gegenüber Byakuya nie ein wenig so fühlte, doch jetzt gerade spürte er diese Eigenschaften richtig bewusst und intensiv. Nur zu gerne wäre er seiner Aufforderung nachgegangen, einfach verschwunden und hätte anschließend versucht, alles Geschehene (über das er bis auf das Wort „anhänglich“ nicht einmal etwas wusste), so gut es ging, zu verdrängen. Doch statt die Flucht zu ergreifen, machte er alles nur noch schlimmer.

„Was genau meinten Sie mit „anhänglich“, Taichou?“

Erstaunt über die unerwartete Frage starrte der Schwarzhaarige in das Gesicht des anderen. Warum wollte er diesen Begriff weiter ausgeführt bekommen? Alles zu erfahren, würde mit Sicherheit kein Balsam für sein Gewissen darstellen.

„Ich sagte, du sollst gehen, Renji“, gab er darauf schließlich Antwort, die eigentliche Frage gekonnt ignorierend. Doch der Tätowierte gab trotz empfundener Unterlegenheit nicht nach. Er konnte doch nicht einfach gehen, ohne zu erfahren, was er angestellt hatte! Das würde ihn den gesamten Tag über wurmen, und irgendwie hatte er das Gefühl, als könnte er es nur von seinem Kommandanten selbst und von keinem anderen erfahren (wahrscheinlich aus dem einfachen Grund, weil besagte „anderen“ mindestens genauso besoffen, wenn nicht noch schlimmer als er, gewesen waren…).

„Bitte sagen Sie es mir, damit ich mich dafür entschuldigen kann…“, brachte er unterwürfig hervor und hoffte, seine Worte würden bei dem Kuchiki ihre Wirkung tun. Und tatsächlich schien den anderen diese Argumentation, wenn auch nur ein bisschen, zu überzeugen.

„Eigentlich sollte die Position, in der du aufgewacht bist, genug Aufschluss über deine Frage geben. Und für Entschuldigungen ist es zu spät“, gab er kühl von sich und hielt die Arme weiterhin verschränkt vor seiner Brust. Dass er auf Byakuyas Schoß erwacht war, gab Renji allerdings einiges an Aufschluss – er hatte es total vergessen. Nachdem er sich diese peinliche Erinnerung bildhaft in sein Gedächtnis zurückgerufen hatte, spürte er, wie das Blut in seine Wangen lief und sich zu erhitzen begann. Nachdem er eins und eins zusammengezählt hatte und ihm bewusst wurde, dass die Röte in seinem Gesicht gerade der seiner Haarpracht Konkurrenz machte, wandte er sich - von Scham getrieben - von seinem Gegenüber ab, setzte mit dem Gedanken, dass es höchste Zeit war zu verschwinden, einen Fuß vor den anderen, und sprach abschließend:

„T-tut mir leid wegen der Umstände… Kuchiki-Taichou.“

Und mit diesen Worten verließ er schnellen Schrittes das Adelsanwesen, und wagte sich, so gern er es auch getan hätte, nicht, sich ein letztes Mal zu dem anderen umzudrehen. Stattdessen richtete er seinen Blick stur geradeaus und war schon bald aus dem Blickfeld Byakuyas verschwunden. Dieser hatte, bis es nicht mehr möglich gewesen war, seinem Vizekommandanten nachdenklich hinterher gesehen. Was hatte diese Zuneigung, die er ihm gestern – wenn auch unter seeeehr viel Alkohol – entgegengebracht hatte, zu bedeuten? Hätte ihm vielleicht auch jeder andere zum Opfer fallen können, und er war einfach nur der Pechvogel gewesen, der zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war? Oder steckte mehr dahinter…?

Sinnlos, sich über derart Belangloses den Kopf zu zerbrechen‘, dachte der Schwarzhaarige abschließend, doch konnte er sich ein sanftes, Lippen umschmeichelndes Lächeln nicht verkneifen.
 

Wie nervenraubend, anstrengend und schrecklich es auch immer gewesen war – einen Fukutaichou wie Renji zu haben, hatte durchaus etwas Interessantes und – vor allem – Amüsantes an sich! Eine Person, die er um keinen Preis missen wollte!
 

Besagter Fukutaichou war bereits zu Hause angekommen und hatte sich – noch immer verkatert – in seinen Futon verkrochen. Trotz starker Schmerzen brachte er es fertig, seinen Kopf bezüglich des letzten Abends auf Hochtouren laufen zu lassen. Aber vergebens - er konnte sich, egal wie verkrampft er darüber nachdachte, an rein gar nichts mehr erinnern.

Vielleicht war das sogar besser…

Eines stand jedenfalls fest: nie wieder Alkohol!
 

Zumindest eine Woche lang….
 

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Ohh, es war so derbe sinnlos und es hat so derbe Spaß gemacht es zu schreiben. x3

Mehr als zu ner Umarmung kam es hier leider nicht, aber ich hatte einfach mal Lust gehabt, die beiden ein bisschen distanzierter zu halten...^^

Ob Renji nun ooc ist, darüber lässt sich streiten. Schließlich ist er stockbesoffen. xD Und es ist keine Seltenheit, dass man unter Alkohol ziemlich anhänglich wird… Vor allem bei den Personen, die man besonders mag.^^ Demnach mag ich es eigentlich ganz gern, dass ich ihn so fluffig dargestellt habe. Byakuya ist bezogen auf gewisse Handlungen auch ooc, aber… bei dem Pairing lässt es sich einfach nicht vermeiden… Egal wie sehr ich mich drum bemühe. XD

Der Schreibstil ist äußerst primitiv, aber mir gefällt es eben so ganz gut. Ich sehe einfach keinen Sinn darin, einen humorvollen OS mit komplexen Sätzen und Fremdwörtern vollzupacken – das steht irgendwie im Widerspruch zum Inhalt und stört.

Hoffe, es hat euch gefallen. Würd‘ mich sehr über Reviews freuen.^^
 

LG, Speculum

Verhasste Sonne [Rangiku x Shūhei]

Ein bisschen bezüglich Schachtelsätze und Synonyme überarbeitet. Ich hoffe, so liest’s sich besser.^^

Fujouri.
 

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Es war Sommer. Ein äußerst heißer Sommer, um das Kind beim Namen zu nennen, und ganz Seireitei ging bei dem Wetter ein wie eine wochenlang nichtgegossene Blume. Natürlich forderte General Yamamoto, dessen ungeachtet, ein beständiges Pflichtbewusstsein und arbeitstechnische Hochleistung - ganz gleich, welche Geschichte die Temperatur dem wolkenarmen Himmel erzählte. Doch das Shinigamidasein bedeutete zugleich Autorität bis in den Tod; wenn der Wetterbericht nicht bald von Regenschauern und Niederschlägen berichten würde, würde besagter Tod in den nächsten Tagen zweifelsohne eintreten. Hoffnungslosigkeit vom Feinsten.
 

Inmitten der ganzen Misere befand sich ein gewisser Fukutaichō der neunten Division, der zu allem Überfluss mit einem nicht vorhandenen Kommandanten bestraft war, was für ihn nichts anderes als die doppelte Menge Arbeit bedeutete. Eineinhalb Monate waren seit Aizens Hinterhalt vergangen. Mittlerweile war Hisagi Shūhei an die extreme Last der Pflichten, die sich ihm dadurch aufgebürdet hatten, gewohnt. Allerdings hatte mit der seit drei Tagen währenden Hitzewelle der todbringende sowie -sichere Untergang geradewegs in Richtung Hölle begonnen - mit den Frühlingstagen absolut nicht vergleichbar.
 

Nun gab es da aber eine gewisse Sache - nein, falsch, eine gewisse Person - die jegliche Gedanken an Selbstmord buchstäblich in den Schatten stellte, und das durch ihre bloße Präsenz, die weiß Gott nicht von schlechten Eltern war.

Das lange, goldbraune Haar, das in der glühenden Sonne wie geschmolzenes Karamell glänzte und den aromatischen Duft von Zitronen mit sich trug. Das eisblaue Augenpaar, geziert durch dichte Wimpern. Die vollen Lippen, unter welchen sich ein hübscher kleiner Leberfleck offenbarte. Oh, und nicht zu vergessen die unübersehbar große Oberweite.

All das war nur ein winziger Exkurs in die Tagträume, die Hisagi ständig heimsuchten, sich diebisch in ihn einschlichen, hin und wieder aber auch ganz plötzlich anfielen.

Es war schon seit einer halben Ewigkeit amtlich, aber durch die Arbeitsstunden besuchten ihn seine Wunschgedanken um einiges häufiger als sonst und trugen zur Versüßung eines eigentlich unerträglichen Tages bei:
 

Hisagi Shūhei war scharf auf die vollbusige Schönheit Matsumoto Rangiku.
 

Nein, hierbei war keineswegs von Liebe zu sprechen. Nicht einmal ‚verknallt sein‘ konnte man es nennen. Einzig und allein der Reiz war es, der sein Herz mit bittersüßer Schärfe würzte. Eigentlich klang bittersüße Schärfe ungemein ekelerregend, aber in diesem Fall traf diese Mischung perfekt auf seinen Gemütszustand zu. Diese erstklassige Frau war stolz, erhaben und selbstbewusst und für ihn wohl auf ewig unerreichbar - so nahm er seine Situation zumindest wahr. Nicht selten hatte er zusammen mit Rangiku der ein oder anderen Sakeflasche den sicheren Tod beschert und nicht selten hatte er dabei die ein oder anderen vorsichtigen Annäherungsversuche gestartet. Aber die Frau, auf die er es abgesehen hatte, war eine hart zu knackende Nuss - und Shūhei meinte zu glauben, den köstlichen Kern niemals zu Gesicht zu bekommen. Zumindest nicht, wenn er nicht möglichst bald etwas an seiner Vorgehensweise ändern würde.
 

Soweit so gut, weiter im Text. Wie gesagt, es war Sommer, ein widerwärtig auslaugender, schweißtriefender Sommer. Die dazugehörige Sonne brannte wie Feuer auf die Köpfe der Todesgötter herab und das Oxigenium beinhaltete keinerlei Anzeichen von Luftfeuchtigkeit. Hisagi war nach drei Stunden Akkordarbeit mit den Nerven am Ende angelangt und gönnte sich mit Ikkaku und Yumichika, die von Yachirus Generve zusätzlich geschädigt waren, eine Pause auf der Veranda. Eigentlich leistete auch Renji Shūhei des Öfteren Gesellschaft, aber diesem wurde heute wegen des dritten Mals Verschlafen die Pause gestrichen. Kuchiki Byakuya war aber auch ein verdammter Sadist.

»Diese Hitze macht mich noch wahnsinnig!«, seufzte Ikkaku und nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche Wasser - dem Getränk, das man bei einem solchen Wetter erst wirklich zu schätzen lernte. Shūhei lehnte sich zurück und starrte ins Blaue. »Wenn wir wenigstens mal ein paar Tage frei bekämen, aber nein, wir müssen natürlich schuften bis zum Umfallen!«

»Ah, sag mal, Hisagi-kun« Yumichika grinste augenblicklich. »wie läuft’s eigentlich mit deiner Flamme?«

Hisagi hob eine Augenbraue. »W-Welche Flamme?«

»Na, wer schon? Rangiku-san natürlich!« Jetzt kicherte Ayasegawa und Madarame stimmte ein.

»Tze, was soll da schon laufen? Sie will nichts von mir, ich hab’s schon längst aufgegeben.«

»Warum aufgeben? Kein Wunder, dass du bei ihr nicht landest, wenn du sofort den Schwanz einziehst! Schon mal was von kämpfen gehört?!«

»Ikkaku hat Recht. Du solltest dir mal ‘ne andere Strategie ausdenken, denn mit diesem ‚braven-Jungen-Image‘ kommst du bei den Frauen nicht weit.«

»‚Brave-Jungen-was‘?! Ach, als ob ihr Ahnung hättet!«, knurrte Hisagi. Über dieses Thema zu sprechen, machte ihn jedes Mal aufs Neue rasend. Er wollte Rangiku, um jeden Preis, aber die Realität sah nun einmal so aus, dass sein Wunsch niemals in Erfüllung gehen würde. Darüber zu reden, wendete die Sache nicht zum Guten. Aber seine beiden Kumpel gaben nicht nach. Schließlich waren sie Freunde, und Freunden half man bekannter Maßen, auch wenn sich dies in dem Fall als besonders kompliziert herausstellte.

»Wie auch immer«, brach Shūhei die Unterhaltung ab, »ich muss mich so langsam mal wieder an die Arbeit machen. Bis später!«

Mit einem herzallerliebsten »Ciaoi~« verabschiedete sich Ayasegawa. Sein Kamerad nickte lediglich, als Hisagi in sein Büro verschwand. Anschließend machten sie sich auf den Rückweg. Und während sie nebeneinander herliefen, kam ihnen eine Idee. Eine Idee, bei der man nicht exakt bestimmen konnte, ob diese zur teuflisch guten oder hundsgemeinen Sorte galt. Aber eines stand bereits fest: Besagte Idee würde nicht mehr lange als Idee verweilen, sondern schon bald den nächsten Modus - die Umsetzung - erreichen.
 


 

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Shūhei war am Ende seiner Arbeit und gleichzeitig am Ende seiner Kräfte angelangt. Endlich zog die Sonne in Erwägung, den Platz am Horizont zu räumen. Der Tag neigte sich dem Ende zu - welch Glück.

Hisagi machte sich auf den Heimweg. Als er zu Hause ankam, die Pforte zu Ruhe und Entspannung - auch Eingangstür genannt - öffnete und eintrat, weitete er die Augen. Und mit einem Mal ertappte er sich tatsächlich dabei, an eine höhere Macht zu glauben, die hinzukommend auf seiner Seite stand und ihm das lang ersehnte Glück bereicherte, das ihm zuvor verwehrt worden war. Ein Gefühl der Wärme erfüllte ihn, als ginge die Sonne wieder auf... - die Sonne? Halt, warum die Sonne? Die Sonne war ein gottverdammter Scheißstern, zumindest zu einer solchen Jahreszeit. Warum assoziierte er dieses einzigartige Geschöpf nur damit?

Shūhei schüttelte den Kopf und starrte in den Raum, auf sein anziehendes Gegenüber, direkt in die eisblauen Augen, die ihm vor allem durch seine Tagträume ungemein vertraut vorkamen. Mit einem lieblichen »Hey, Shūhei!« versetzte ihm die Schönheit den Rest. Den Mund weit offen, stand er wie angewurzelt da und wollte etwas sagen. Aber erst, nachdem er sich wieder halbwegs eingekriegt hatte, war es ihm möglich, einen Ton herauszubekommen.

»...R-Rangiku-san...!«, stotterte er und kam dabei ein paar Schritte näher auf sie zu.

»Yo! Du bist ganz schön spät dran. Hattest bestimmt ‘ne Menge Arbeit, was?« Matsumotos Schmollmund, an dem Hisagis Blick festklebte, war zuckersüßer denn je.

»Nei-, äh, doch, ja, ich hatte heute viel zu tun...«, stammelte er und musste sich augenblicklich die Frage stellen, womit er diesen Lottogewinn verdient hatte. Nach längerem Zögern fasste er sich ans Herz und gesellte sich zu Rangiku an den Tisch, auf welchem drei Flaschen Sake standen. Er besah seine angebliche Flamme verdutzt, bis er sich endlich zu Worten durchrang: »Ähm... wie kommt es, dass du mich besuchst?«

Rangiku legte den Kopf schief. »Hast du es schon vergessen? Du warst es doch, der mich eingeladen hat. Ikkaku und Yumichika sind vorhin bei meiner Division vorbeigekommen und haben mich in deinem Namen gefragt, ob ich heute Abend Zeit hätte, zu dir zu kommen. Sie meinten, du seist wegen der vielen Arbeit zu beschäftigt, um persönlich zu fragen.«

Ikkaku. Yumichika. Diese hinterlistigen, verrückten Mistker-... Moment. Warum sollte er sich aufregen? War das, was er den beiden Chaoten zu verdanken hatte, nicht genau das, was er sich schon seit Ewigkeiten gewünscht hatte? Einen - im wahrsten Sinne des Wortes - heißen Abend mit dieser sündhaft scharfen Frau zu verbringen? Mit viel Alkohol und gediegener Zweisamkeit? In einer Atmosphäre, die den Worten Ruhe und Entspannung eine völlig neue Bedeutung verlieh? Vermutlich hatte er die besten Freunde auf der ganzen Welt. Sicher sagten das viele Leute über ihre besten Freunde, aber diese Leute hatten alle Unrecht.

»J-Ja, natürlich!« Shūhei schlug sich demonstrativ gegen die Stirn. »Die Hitze hat mir echt zu schaffen gemacht, ich kann nicht glauben, dass ich das vergessen habe!«

Rangiku beugte sich schmunzelnd zu ihrem Gegenüber vor und gab ihm einen Schulterklaps. Dieser besaß die Macht, kleine Blitze durch Shūheis Nervensystem zu senden.

»Kein Problem. Ich hoffe, du hast reichlich Durst mitgebracht!«

»K-Klar!«

Noch immer ziemlich verwirrt, griff Hisagi nach einer der Sakeflaschen, fummelte an dem Verschluss herum, bis er ihn schließlich bezwang und den Reiswein in zwei Schälchen schüttete.

»Ist das nicht etwas viel Sake, den du mitgebracht hast? So viel vertrag‘ ich nun auch wieder nicht«, scherzte er und sah unsicher in das faszinierende Augenpaar. Er hatte schon oft mit Rangiku getrunken, aber noch nie war er dabei mit ihr alleine gewesen. Und nie hätte er sich erträumen lassen, dass eine derartige Tatsache eine solch große Wirkung auf ihn tat. Aber jetzt hatte ihn die Realität überrumpelt, und ihm blieb nichts anderes übrig, als das Beste aus der Situation zu machen.

»Na, wenn du nichts verträgst, wird‘s umso lustiger!«

Ein typischer Satz für eine trinkfeste Hobbyalkoholikerin, wie Matsumoto es in waschechter persona zu sein pflegte. Noch bevor ihre männliche Gesellschaft das Schälchen an den Lippen ansetzen konnte, hatte sie ihres mit einem Zug leergetrunken und nachgeschenkt.

»Wenn du mit mir mithalten willst, solltest du dich etwas beeilen.«

Er grinste, leerte den Behälter mit einem kräftigen Schluck und seufzte wohlig auf. Und ehe er sich versah, hatten die beiden schon über die Hälfte der geöffneten Flasche intus. Natürlich würde es nicht dabei bleiben.
 

Nach läppischen zwei Stunden war es den beiden Kampftrinkern gelungen, sage und schreibe zweieinhalb Flaschen zu killen. Nun war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Alkohol sie killen würde. Während des Besäufnisses hatten sich Hisagi und Matsumoto über alles Mögliche unterhalten. Dabei hatte sich vor allem Rangiku plänkernd über ihren minderjährigen Taichō beschwert. Angeblich würde dieser ihr viel zu viele Pflichten aufdrücken und viel zu wenig Freizeit gönnen, sie hinzukommend mit seinem nervigen Sinn für Pflichtbewusstsein belästigen und ihr sogar das Trinken während der Dienstzeit verbieten.

Ab einem bestimmten Grad des Alkoholkonsums war es Shūhei nicht einmal mehr möglich, die Sätze im Kopf zu verarbeiten. So kam es, dass er über jede noch so unlustige Bemerkung lachte, als wäre sie der größte Witz, der je gerissen worden war. Aber Rangiku störte das herzlich wenig; munter plapperte sie weiter, stimmte ab und zu mit einem Kichern ein, und die Welt schien mit den beiden mehr als nur im Reinen.
 

Die letzte Hälfte wurde angebrochen; auch Matsumotos Alkoholpegel stieg kaum übersehbar an. Der Blick unbestimmt, das Glänzen in den Augen intensiv, das Grinsen breiter denn je. Aber man wagte nicht zu behaupten, sie hätte sich nicht mehr unter Kontrolle - keineswegs. Im Gegensatz zu einem gewissen Jemand, der nur noch dümmlich dreinblickte, das Schälchen resigniert zum Mund wandern ließ und nach dem Austrinken laut aufstieß. Wann hatte er das letzte Mal so viel auf einmal getrunken? - Nein, darüber nachzudenken, hatte in seinem Zustand wenig Sinn. Als ob er jetzt noch zu halbwegs brauchbaren Eingebungen imstande wäre. Rangiku gab ein Kichern ab, als sie den kargen Blick ihres Gegenübers bemerkte, welches erst fragend, dann betroffen dreinschaute.

»Oi, was is‘ so lustig?«, lallte Shūhei und griff nach der Sakeflasche. Rangiku war schneller und packte die ausgestreckte Hand. Sie drückte sie sanft und sah Hisagi eindringlich an.

»Du hast ein bisschen zu viel getrunken, Shūhei“, beteuerte sie. Das Grinsen auf ihren Lippen blieb bestehen. Die Hand, mit der sie die seine hielt, war warm - und zart - und sanft. Ein plötzlicher Strom von Gedanken durchfuhr Hisagi, wie es wohl wäre, mehr als nur ihre Hand zu berühren, ob der Rest ihrer Haut genauso weich wäre und ob ihre Lippen vielleicht...

»Ra...-Rangiku-san...« Zumindest war er noch so weit bei Bewusstsein, dass er das, was er von sich gab, halbwegs mitbekam. Ob er das, was er von sich gab, kontrolliert von sich gab, war jedoch eine andere Geschichte. »Ich... also, ich muss dir etwas ganz Wichtiges sagen.«

Sie ließ seine Hand nicht los und blickte ihn ruhigen Gemütes an. »Dann sprich dich aus.«

»Also...« Er wagte nicht, in das stählerne Augenpaar zu sehen. »vorhin, als ich meinte, ich hätte die Einladung vergessen... also, in Wahrheit hat es die nie gegeben, weissu?«

Rangiku sah nur minder überrascht drein. Sie schwieg, und Geduld schien von ihr auszugehen.

»Yumichika un‘ Ikkaku sind auf eigene Faust zu dir gegangen un‘ hab‘n das alles in die... die Wege geleitet, weil ich zu feige war... un‘... und weil sie wiss‘n, dass ich...«

Er hielt inne. Das letzte Fünkchen Verstand, das ihm noch geblieben war, verhinderte für einen Moment, den Satz zu Ende zu bringen. Aber ein »...weil sie wissen, dass du was?« seitens Rangiku ermutigte ihn schließlich, die Worte auszusprechen, die schon seit mehreren Monaten - oder Jahren? - auf der Zunge brannten. Jetzt musste er die Chance ergreifen, sie auszusprechen:
 

»Naja, dass ich... total scharf auf dich bin, Rangiku-san.«
 

Matsumoto schaute Hisagi verblüfft an. Dieser Ausdruck währte nur für einen Augenblick; schnell fand sie ihre Besonnenheit wieder. Ein mattes Lächeln. Und obwohl das Geständnis eher unromantisch formuliert war, tat es eine gewisse Wirkung auf sie. Sie atmete aus.

»Ach, Shūhei, du bist echt süß.«

Bevor er die Chance bekam, darauf mit Protest oder Bestätigung oder Scham oder was auch immer zu antworten, hatte Rangiku ihn mit sanfter Gewalt am Oberarm gepackt, über den Tisch hinweg zu sich herangezogen und ihn in den bittersüßschärfsten Kuss, den er sich je hätte erträumen lassen, verwickelt. Schon wieder ging in seinem Herzen die Sonne auf, die er zu dieser Jahreszeit eigentlich nicht ausstehen konnte, aber anders als vorhin verdrängte er diese Tatsache nicht. Er wagte erst gar nicht, nur daran zu denken, sondern ließ es einfach auf sich zukommen. Warme, erfüllende, angenehme, sanfte Sonnenstrahlen, bitter und süß und scharf zugleich, ungemein prickelnd und köstlich, hingebungsvoll, anziehend, gar erschreckend und ein wenig verrückt. Vielleicht wahnsinnig. Mit einer Prise Leichtsinn und Sündhaftigkeit versehen.

Auf einmal platzten die Ballons, in denen die Worte herumschwirrten, und die grausame Realität wies ihn darauf hin, dass seine Flamme den Kuss soeben gelöst hatte.
 

Beide schwiegen. Aber lediglich Shūhei war es, der ein verdutztes Gesicht machte.

War das gerade wirklich geschehen? Hatte Rangiku-san ihn tatsächlich geküsst? Aus freien Stücken heraus? Ohne dass er dafür auf Knien angekrochen, betteln, sich demütigen, schlagen lassen oder gar dafür bezahlen musste? Welch unfassbare Wirkung dieses solide Getränk namens Alkohol doch hatte. Vielleicht sollte er seinen Ernährungsplan darauf beschränken. Das würde er natürlich nicht tun, des Vorbildes für die minderjährigen Leser wegen.

Nach einer mäßig ausgefallenen ‚Gehirnwatung‘ kam ihm nur ein Gedanke: Der Vorgeschmack war köstlich gewesen, aber er wollte mehr! Dieser Kuss sollte keine einmalige Sache bleiben.
 

Er schlurfte zielsicher um den Tisch herum, näher an sein Hauptgericht, und setzte zur zweiten Runde an. Diese bestand aus einem weitaus wilderen Zungengefecht. Rangiku war sichtlich erstaunt über Shūheis Eigeninitiative. Dennoch konnte sie sich nicht lange zurückhalten, den Kuss mit selbiger Leidenschaft zu erwidern. Hisagi tauchte die Hand unter das karamellfarbene Haar. Die andere legte er auf Matsumotos wohlgeformte Hüfte und entfachte Feuer auf der Haut. Rangiku wurde, ohne den Kuss zu lösen, von ihrem Liebhaber zu Boden gedrückt. Sie ließ es Widerwillens geschehen - sie hasste es, sich führen zu lassen oder gar devot zu sein, aber ihre vernebelten Sinne verwehrten ihr, sich dagegen zu sträuben. Sie gab sich der schlagartigen Wendung einfach hin und schlang die Arme um Shūheis Hals. Hisagi war damit beschäftigt, ihre Mundhöhle penibel genau auszukundschaften. Er wanderte mit einer Hand zu ihrem Oberschenkel und fuhr ihn sanft entlang, während er die Küsse über ihre Wange hinweg an ihrem Hals fortsetzte und...
 


 

-:-:-:-:-:-:-
 

...am nächsten Morgen von widerlichen Sonnenstrahlen geweckt wurde. Sie hatten sich durch den Gardinenspalt auf sein Gesicht gestohlen. Kopfschmerzen überfielen ihn schlagartig. Wieder einmal wurde ihm vor Augen geführt, wie sehr er die Sonne zu dieser Jahreszeit hasste.

Er murrte, setzte sich auf und fasste sich an die pochenden Schläfen - er hatte einen Kater. Einen Kater, wie er ihn noch nie zuvor in seinem Leben hatte, und hinzukommend noch einen beinahe leeren Kopf. Was war gestern Abend überhaupt geschehen? Er ließ die Fetzen, die wie Puzzlestücke in den abgestorbenen Gehirnzellen herumschwirrten, Revue passieren.

Rangiku-san... Sakeflaschen... saufen... betrunken... Sonne im Herzen - what the fuck?! -... Kuss... Erkenntnis... Kuss... und... - und was dann?

Verdammte Scheiße aber auch! Das konnte nicht wahr sein! Er, Hisagi Shūhei, hatte gestern Abend zum allerersten Mal einen Filmriss gehabt. Und dann auch noch während eines Vorkommnisses, bei dem er besagten Filmriss am wenigsten hatte gebrauchen können. Es gab unter Alkohol geschehende Dinge, die schlicht und ergreifend verdrängt gehörten. Das war der eigentliche Sinn der Blackouts, meinte Shūhei zu wissen. Aber dann gab es wiederum unter Alkohol geschehende Dinge, von denen man das bloße Wort Blackout fernzuhalten hatte, da sie als wichtiges Fundament der Lebenserfahrung dienten und keineswegs vergessen werden durften. Die Sache mit Rangiku gehörte eindeutig in letztere Spalte.

Wenn es etwas gab, das er momentan noch mehr hasste als die Sonne, dann war es das Pech, das er hatte.
 

Er sah sich missmutig im Raum um. Das Einzige, was er zu Gesicht bekam, waren drei leere Sakeflaschen und zwei Schälchen auf dem Tisch. Keine Spur von seiner nächtlichen Gesellschaft, die mit Sicherheit schon längst über alle Berge war. Ein paar Gedankengänge weiter und er bemerkte, dass seine Kleidungsstücke am rechten Fleck waren - und damit meinte er nicht, in sämtlichen Ecken des Zimmers verstreut. So gern er dies auch hätte behaupten können. Die Erkenntnis, dass heute Freitag war, traf ihn wie einen Faustschlag mitten ins Gesicht. Mit diesem Kater den Pflichten als Vize nachzugehen, war nicht gerade einladend.

Hisagi raffte sich auf. Er stampfte müde ins Büro der neunten Division. Darin angekommen, nahm das Geschehen eine drastische Wendung:

Matsumoto Rangiku lehnte an seinem Schreibtisch und schaute lächelnd zu ihm auf, als er hereinkam. Sie hatte einen selbstverständlichen Blick aufgesetzt. »Na, du willst sicher wissen, was gestern Abend passiert ist.«

Shūhei schaute perplex drein. Was zur Hölle zog sie jetzt wieder für ein dämliches Spiel mit ihm ab? Wollte sie ihn ärgern? Wie ein Spielzeug benutzen und ihn anschließend zum Affen machen? Oder meinte sie diese Frage ernst? Er bemühte sich, von Letzterem auszugehen. »Keine Ahnung. Sag du mir, ob ich es wissen will.«

Matsumoto konnte nur zu leicht heraushören, wie Hisagi sich um ein gleichgültiges Auftreten bemühte. Sie lachte herzhaft. Und genau dieses Lachen ließ Shūhei glatt erschaudern. Es war warm und überzeugend und strahlte in ihrem Gesicht - wie die Sonne.

»Wahrscheinlich willst du es nicht, aber weil ich deinen Gesichtsausdruck sehen will, erzähl‘ ich‘s dir trotzdem.«

Er verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue. Was auch immer jetzt käme, laut der Vorwarnung konnte es nichts Gutes bedeuten.

»Naja, gestern, als du mich dann wieder geküsst hast«, begann sie, und bei dem Wort ‚geküsst‘ stieg Hisagi die Schamesröte in die Wangen, »und wir dann noch ein bisschen rumgemacht haben, bist du... naja, du bist auf mir eingeschlafen. Und du hast mich vollgesabbert. Das war echt ekelhaft, mach das ja nie wieder! Jedenfalls hab‘ ich dich von mir runtergeschoben, doch du hast wie ein Stein weitergeschlafen und gar nichts mitbekommen. Also bin ich verschwunden. Mit dir hat man eh nichts mehr anfangen können.«

Als Rangiku den Vortrag beendet hatte, stand ihr ein Shūhei mit weit offenstehendem Mund gegenüber. Er war eingeschlafen? Auf ihr? Einfach so? Das war doch… - nein, das konnte nicht sein, war er wirklich so betrunken gewesen? Wobei - durch seinen Kater beantwortete sich die Frage praktisch von selbst. Er bündelte das letzte Bisschen Nerven, das ihm geblieben war. »U-Und... nur deshalb bist du hierhergekommen? Nur, um mir das zu sagen?«

Rangiku grinste, stieß sich vom Schreibtisch ab und kam auf den anderen zugelaufen; langsam, aber offensiv. »Nein, nicht ganz.«

Jetzt stand sie ihm gegenüber. Sie legte die Hand auf seine Wange und strich zaghaft darüber.

»Weißt du, Shūhei…« Schon immer hatte ihre Stimme etwas Magisches an sich. Im Moment glaubte Hisagi dies ganz besonders deutlich herauszuhören. »Yumichika und Ikkaku haben mir gestern, als sie zu mir gekommen sind, erzählt, dass du schon lange für mich schwärmst. Sie haben mich gar nicht darum gebeten, zu dir zu kommen, sondern ich hab‘ mir einfach mal die Freiheit genommen, dir einen kleinen Besuch abzustatten. Deine beiden Freunde scheinen ihre Sache geschickt eingefädelt zu haben.«

Ikkaku. Yumichika. Diese hinterlistigen, verrückten Mistker-...le! Ja, jetzt konnte er diesen Gedanken getrost zu Ende denken. Was fiel diesen Bekloppten eigentlich ein, seine Geheimnisse auszuplaudern? Aber ihm blieb keine Zeit, Mordpläne zu schmieden; Rangiku kam seinem Gesicht näher. Die Hand lag noch immer auf seiner geröteten Wange.

»Eigentlich, Shūhei... stehe ich nicht auf Kerle wie dich. Aber…« Sie machte eine bedeutsame Pause. Eine Pause, die wehtat, mehr wehtat als die Kopfschmerzen. Diese hatte er jedoch vollends vergessen, als seine Flamme ihre Lippen auf die seinen legte. Nur für einen Moment; ein kleiner, prompter Kuss - aber die bittersüße Schärfe, die darin enthalten war, konnte er auch jetzt in all ihrer Intensität herausschmecken. Ein köstliches Déjà-vu. Rangiku zog sich wieder zurück und vollendete den Satz, den sie wegen des Kusses unterbrochen hatte: »...gestern Abend warst du einfach nur süß gewesen.«

Mit diesen Worten ließ sie vollkommen von ihm ab und verschwand zügig aus dem Büro. Dabei ließ sie einen völlig verwirrten Shūhei wie bestellt und nicht abgeholt im Raum stehen.
 


 

-:-:-:-:-:-:-
 

Eigentlich sollte er seine ‚besten‘ Freunde hassen. Eigentlich sollte er den Sommer und die ganze Hitze, die damit verbunden war, hassen. Eigentlich sollte er den Alkohol hassen. Eigentlich sollte er sich und den pubertären Ausbruch, sich maßlos übernommen zu haben, hassen. Eigentlich sollte er die Gesamtsituation hassen.

Rangiku hatte die Tür beim Austreten offen gelassen. Warme Sonnenstrahlen fielen durch den Spalt hindurch in den Raum - direkt auf Shūhei. Trafen ihn, blendeten ihn, tränkten ihn in grelles Licht.

- Eigentlich sollte er auch die Sonne hassen.

Doch seltsamer Weise war jeglicher Hass auf all die Dinge, die dieses Gefühl wert wären, mit einem Mal aus ihm gekehrt. Verschwunden, hindurch durch diese Tür, und ersetzt durch etwas völlig anderes. Neues, Unbeschreibliches.
 

Die Sonne schien.

Und das erste Mal seit Monaten genoss er sie.
 


 

-:-:-:-:-:-:-

e n d e
 

Kalte Augen [Byakuya x Renji]

Hallo!

Die FF dreht sich hauptsächlich um Byakuya; ByaxRenji wird nur angedeutet. Nachdenklich, ein bisschen deprimierend und verdammt merkwürdig, aber letztendlich genau die Tiefe, die Kuchiki Byakuya so sehr ausmacht – ein wirklich eindrucksvoller Charakter!

Die Gedanken am Anfang, die da kursiv stehen, sind die Renjis; klar könnte der Hohlkopf (xD) sich wohl nie so ausdrücken, aber irgendwie kann ich mir vorstellen, dass sein Taichou in seinen Augen so aussieht wie dort beschrieben.^^

Ich bin ein wenig stolz auf den OS, weil ich noch nie etwas dieser Art geschrieben habe. Ob ich zufrieden bin, weiß ich aber selbst nicht so genau…

Naja. Viel Spaß!
 

---
 

What do you hide behind those cold eyes...?
 

Ein leiser Schritt, gefolgt von einer angespannten, gar erdrückenden Stille. Ein weiterer Schritt, ebenso sanft und ruhig, bedacht, elegant und stolz – wie die Pfoten einer Katze. Das rabenschwarze Haar, seidig glatt und in der Morgensonne glänzend, - gebändigt durch die weißen Leitsternhülsen, die seine hohe Position nur bestätigen – legt sich schleierhaft und gleichmäßig verteilt über den Nacken. Der schmale, anmutige Hals, umhüllt in einen seidenen Schal aus der Gaze einer der seltenen, silbrig weißen Windblumen, über seine Schultern gelegt, und die beiden Enden im Takt der kühlen Brise tanzend. Der schwarze Stoff, geschmeidig am schlanken Leibe anliegend, schafft einen undefinierbar schönen Kontrast zu der milchig weißen, porzellangleichenden Haut, die diesen Mann so edel, so unantastbar, beinahe schon perfekt wirken lässt. Doch dann das Augenpaar, - eingebettet in das makellose, wunderschöne Antlitz - aufmerksam und scharf wie die Klinge eines Schwertes, jedoch ebenso kalt und distanziert, tief und unergründlich wie die See.

Was verbergen Sie hinter diesen kalten Augen… Kuchiki Byakuya?
 

Kalte Wassertropfen stürzen wie kleine Wurfgeschosse des Himmels auf meine hölzerne Veranda und benetzen diese bis auf den letzten trockenen Winkel. Der Wind ist stark und unangenehm; mit seiner unbändigen Kraft lenkt er die Tropfen in jede Richtung, die ihm beliebt. Die Kirschbäume in meinem Garten tragen bereits einige Knospen, jedoch hat sich bisher noch keine einzige einen winzigen Spalt geöffnet, um mir ihre rosa Blüten zu offenbaren. Es ist kühl, stürmisch und regnet schon seit Tagen in Strömen. Gleichzeitig stößt die Natur damit das Zeichen aus, dass der Winter vorbei ist, und sie die Welt wie jedes Jahr mit Leben infiziert.

Es ist Frühling. Und noch dazu ein sehr bedeutsamer Tag.

Wie sehr ich ihn verabscheue
 

Wie jeden Tag begebe ich mich zum Stützpunkt der sechsten Division – die Kompanie, deren Captain ich bin – und gehe dort meinen Pflichten nach. Der Weg ist nicht weit; dennoch nehme ich einen Schirm mit und spanne ihn auf, um mich vor den nassen, kalten Wurfgeschossenen zu schützen, die der graue, wolkenverhangene Himmel auf mich los hetzt, und der tobende Wind sie in eine Richtung lenkt, dass sie mir ins Gesicht peitschen. Als ob der Frühling es auf mich abgesehen hätte…

Ich laufe einige Meter. Der Wind wird immer stärker und der Schirm immer unnützer. Bald erkenne ich, dass es keinen Sinn hat, und so spanne ich den Schirm wieder ein und gebe mich dem Wetter geschlagen. Ob ich nun nass werde oder nicht; beide Fälle würden nichts an dem heutigen Datum ändern. Also werde ich nass.

Endlich in meinem Büro angekommen, begebe ich mich zunächst in das Bad, nehme mir ein Handtuch und fahre damit über mein Gesicht, um es trocken zu reiben. Das Handtuch ist rau und fusselig; statt die Nässe verschwinden zu lassen, wirkt es, als verteile es sie nur noch weiter auf meinem Antlitz, und fährt bei jeder weiteren Bewegung scharf und kratzend über meine Haut – ein äußerst unangenehmes Gefühl. Ich lege es beiseite und schaue auf; direkt in den mir gegenüber angebrachten, mit einem goldenen Rahmen verzierten Spiegel. Ich sehe in das Gesicht, das sich mir offenbart, doch das, was ich sehe, ist nichts weiter als eine blasse, leere Hülle. Unbedeutend.

Ich wende mich von meinem Spiegelbild ab,

(wende mich von mir selbst ab)

begebe mich an meinen Schreibtisch und vernehme laute, hastige Schritte, die sich der Tür zu nähern scheinen. Im nächsten Moment höre ich ein schallendes Klopfen. Erzeugt durch eine kleine, zu einer Faust geballte Hand, die vorsichtig und bedacht gegen das Holz schlägt.

„Herein“, gebe ich monoton von mir, ohne über diese Worte einen Gedanken zu verschwenden. Es sind Worte, die mir täglich zwischen den Lippen hervor gleiten. Die Gang und Gebe sind, die nur aus aneinandergereihten Buchstaben bestehen, jedoch nichts beinhalten. Belanglos.

Ein junger Mann mit schwarzem, kurzem Haar und zwei auffälligen Tätowierungen über seinen Augen tritt – einen Stapel Dokumente mit beiden Händen tragend - in den Raum und schenkt mir ein unsicheres Lächeln. Während er mir einen guten Morgen wünscht, legt er den Haufen Papiere vor mich auf den Schreibtisch, und sein Gesicht nimmt daraufhin entschuldigende Züge an – wie ein Kind, das etwas Verbotenes getan hat und kurz davor ist, sich bei seiner Mutter zu entschuldigen.

„Tut mir Leid, Taichou“, setzt Rikichi mit eben jener Entschuldigung an, „Heute gibt es ziemlich viel Papierkram zu erledigen. Ich hoffe, es macht Ihnen nicht allzu viel aus.“

Ich betrachte die Dokumente vor mir, dann verneine ich und bitte meinen Untergebenen, mein Büro zu verlassen, damit ich mich meiner Arbeit zuwenden kann. Er geht meinem Befehl wortlos nach, dreht sich um, öffnet die Tür und tritt aus.

Wieder wandert mein Blick auf den Stapel, bleibt jetzt jedoch an diesem hängen, und aus meinem Mund dringt ein leiser, entnervter Seufzer; ein Ton, den ich nur von mir gebe, wenn ich alleine bin, da er meine Lustlosigkeit untermauert und möglicherweise meine Autorität ins Wanken bringt. Jeden Tag derselbe Ablauf. Jeden Tag dieselben Aufgaben und Pflichten. Doch heute kommt es mir unerträglicher vor als sonst. Mit ausdruckslosem Gesicht nehme ich Feder und Tinte zur Hand, entnehme das oben liegende Blatt dem Stapel, lege es vor mich, lese es durch, tauche die Spitze der Feder in das Tintenglas, setze sie anschließend auf das weiße Papier und reihe inhaltsarme Buchstaben aneinander – das, was jeder Tag von mir verlangt.
 

Einige Stunden sind vergangen, doch ich weiß nicht, wie viele es genau gewesen sind. Ich weiß lediglich, dass der Haufen Dokumente vor mir kaum sichtbar geschrumpft ist, und dass es noch immer in Strömen regnet, da der Wind die Wurfgeschosse an das Fenster meines Büros peitscht. Das Geräusch, das dabei entsteht, ist laut und schmerzt in den Ohren – es scheint dem Himmel zu gefallen, mir diesen schrecklichen Tag zusätzlich zu erschweren.

Ich lege die Feder beiseite und lehne mich ein wenig im Stuhl zurück; jedoch nur dezent, sodass meine aufrechte Haltung vorhanden bleibt und somit auch meine Autorität. Ganz genau, die Autorität, die von jedem Taichou und ganz besonders von mir erwartet, gar schon abverlangt wird. Es ist lästig

Ich beginne gerade damit, mir eine Pause zu gönnen, als es plötzlich ein weiteres Mal an der hölzernen Tür klopft. Dieses Mal jedoch fester und selbstsicherer. Wieder ein „Herein“ meinerseits, wieder ein Mitglied meiner Division, wieder betritt es den Raum und wieder schließt es die Tür hinter sich. Wieder Tätowierungen über den Augen, diesmal jedoch rotes, langes und mit einem Zopf zusammengehaltenes statt schwarzes, kurzes Haar. Es ist mein Vizekommandant, der nun mir und meinem Schreibtisch gegenübersteht und ein dezentes Grinsen auf den Lippen hat.

„Sorry, dass ich Sie störe, Taichou, aber ich hab‘ das Training mit der Division nun abgeschlossen, so wie Sie es mir gestern befohlen hatten, und bräuchte jetzt… weitere Befehle.“ Wie so oft kratzt er sich, nachdem er mich um etwas gebeten hat, verlegen am Hinterkopf, behält sein Grinsen jedoch bei und sieht mich daraufhin unsicher und zugleich erwartungsvoll an. Ich überlege kurz, ehe ich antworte:

„Entscheide du.“

„I-Ich soll entscheiden?“, wiederholt er meine Aufforderung ungläubig, und das Grinsen schwindet allmählich.

„Du bist der Fukutaichou, also solltest du endlich lernen, selbstständig Entscheidungen zu treffen, statt wegen jeder Belanglosigkeit zu mir zu kommen…“, entgegne ich schroff, doch bin ich mir bewusst, dass Renji, egal wie oft ich ihn darum bitte, immer wieder zu mir kommen und meine Befehle anfordern wird. Dabei wirkt er immer ein wenig hilflos und unselbstständig, und gibt mir dabei das Gefühl, als sei er auf mich angewiesen. Als brauche er mich…

„Sie haben ja recht, Taichou, aber was soll ich mit dem Haufen schon großartig machen, wenn es so in Strömen regnet…?“

Ignorant wende ich meinen Blick ab und hoffe darauf, dass er diese Geste als eine Antwort auf seine Frage interpretiert. Sonderlich schlau ist Renji schließlich nicht…

„O-Okay, dann werde ich mir mal was einfallen lassen!“, verkündet er mit gezwungener Selbstsicherheit, und ich bin froh, dass sein mangelnder Intellekt diesmal nicht zum Vorschein gekommen ist. Ich nicke zur Bestätigung kaum merklich und bitte ihn anschließend, mein Büro zu verlassen. Mit einem „Hai, Taichou“ dreht er sich in Richtung Ausgang und läuft darauf zu, öffnet die Tür, bleibt jedoch zu meiner Verwunderung darin stehen. Er schweigt zunächst und scheint über das, was er sagen will, nachzudenken, bis er sich mir schließlich zuwendet und zu sprechen ansetzt:

„Taichou, ich… Geht es Ihnen gut?“

Weshalb auf einmal diese Frage? Hat er etwa bemerkt, dass… Nein, unmöglich. Ich verhalte mich so wie sonst auch; er kann gar nichts bemerkt haben. Auch wenn mich die Frage verwirrt hat, lasse ich mir keinerlei Verwirrung anmerken und richte meine Augen auf die seine, ehe ich eine Gegenfrage stelle:

„Weshalb fragst du?“

Im nächsten Moment verurteile ich mich in Gedanken dafür, diese Frage gestellt zu haben. Die Antwort darauf habe ich ohnehin nicht hören wollen. Und ein persönliches Gespräch mit Renji in die Wege zu leiten, schon gar nicht.

„Naja, Sie sehen irgendwie… abwesend und ein bisschen bedrückt aus…“, entgegnet mein Untergebener daraufhin, und es fällt mir immer schwerer, mir nicht anmerken zu lassen, dass er mich mit diesem Gerede langsam aber sicher aus dem Konzept bringt. Bevor es so weit kommt, blocke ich ab, indem ich sage: „Kümmere dich um deine eigenen Probleme, Renji.“, meine Augen wieder auf das Dokument vor mir richte und ihn somit darauf hinweise, dass das Gespräch nun zu Ende ist. Es ist nicht zu übersehen, dass er enttäuscht über meine Äußerung ist; dennoch gibt er nach und umschließt den Griff der Tür, um sie von außen zu schließen.

„Tut mir Leid, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten… Aber… falls Sie doch mit jemandem reden wollen, ich…“

„Ist gut, Renji, geh“, unterbreche ich ihn schnell, weil ich seine Worte nicht hören will. Sie lösen ein unangenehmes Gefühl in meiner Brust aus, und es macht den Anschein, als wirken sie in irgendeiner Weise auf mich… Etwas, das vermieden gehört.

Von meinem Untergebenen kommt nun kein Mucks mehr; er scheint es endlich begriffen zu haben. Schweigend verlässt er den Raum und zieht die Tür von außen zu sich, bis sie im Schloss einrastet. Erst nach ein paar vergangenen Sekunden vernehme ich seine Schritte, die langsam leiser werden und sich immer weiter von meinem Büro entfernen.
 

Ich nehme die Feder zur Hand und betrachte mir eines der vielen Dokumente. Um meine Pflichten fortzusetzen, setze ich die Spitze der Feder auf dem weißen Blatt an und schreibe - jedoch ohne dabei etwas auf dem Blatt zu hinterlassen. Erst jetzt bemerke ich, dass ich vergessen habe, die Spitze vorher in das Tintenglas zu tauchen… Anscheinend ist jegliche Form von Konzentration nach dem Gespräch mit Renji in mir gestorben.

Mir bewusst werdend, dass es keinen Sinn hat, es zu versuchen, lege ich die Feder zurück und greife mir mit der Hand an meine Schläfen. Kopfschmerzen – das hat mir gerade noch gefehlt. Unbeholfen erhebe ich mich von meinem Platz und begebe mich ein weiteres Mal ins Bad. Dieses Mal jedoch nicht um mir mein Gesicht trocken zu reiben, sondern um es mit Wasser zu benetzen, in der Hoffnung, es würde meinen momentanen Zustand verbessern.

Aber vergebens. Das kühle Nass fließt meine Wangen entlang und sammelt sich an meinem Kinn, um von diesem anschließend herunter zu tropfen,

(ein Wurfgeschoss)

doch besser fühle ich mich nicht. Wieder schaue ich auf, und meine Blicke kreuzen sich mit dem Feind, der mir gegenübersteht und mir die blanke, hässliche Wahrheit offenbart – mein Spiegelbild. Mein Gesicht ist blasser als zuvor und meine Haare durch den Regen, in den ich heute Morgen geraten bin, ein wenig gewellt und ungeordnet. Meine Augen wirken leer und gedankenlos, und dennoch kann man ihnen eine Spur Sehnsucht und Leid entnehmen – ein Ausdruck, den es zu verbergen gilt. Ein Ausdruck, den es generell zu vermeiden gilt! Die Autorität bewahren… und den Stolz.

Leicht beschämt wegen meiner selbst wende ich mich ab, würde mir wegen dieses Ausdrucks am liebsten die Augen aus dem Kopf reißen, weil ich es nicht wahrhaben will. Weil ich die Wahrheit nicht wahrhaben will. Aber stattdessen atme ich tief durch und beruhige mich wieder. Emotionen gehören unterdrückt, egal wie diese auch aussehen mögen.
 

Ich begebe mich zurück in mein Büro und lasse mich zum zweiten Mal an diesem endlos erscheinenden Tag auf dem Stuhl vor meinem Schreibtisch nieder - Pflichten dürfen nicht vernachlässigt werden. Doch statt mich eben diesen zu widmen, beginnen meine Gedanken um die Worte Renjis zu kreisen. Ich weiß genau, was er hat sagen wollen, als ich ihn unterbrochen habe.

Falls Sie doch mit jemandem reden wollen, ich… bin für Sie da.

Allein der Gedanke an diese Worte löst ein schon lange in Vergessenheit geratenes Gefühl in mir aus. Es ist ungewohnt, mir fast schon fremd… und zugleich beängstigend. Ich möchte es verdrängen, vergessen, doch ich kann nicht. Und vielleicht will ich auch gar nicht. Neben dem Ungewohnten, Fremden und Beängstigenden ist da noch etwas anderes. Etwas Angenehmes, Erwärmendes, Sehnsüchtiges… Ein sonderbares Gefühl. Und ebenso ein Gefühl von kurzer Dauer, da es mir gelingt, diese lästigen Gedanken beiseite zu schaffen und mich meiner Arbeit, die in Form von einem in die Höhe ragenden Stapel Papiere vor mir liegt, zuzuwenden. Seltsamer Weise bin ich jetzt ruhiger und konzentrierter… Und das, obwohl heute das Datum ist, an dem es mir nie gelingt, ruhig und konzentriert zu sein.
 

Ich werfe einen Blick aus dem Fenster. Der Abend ist tiefschwarz und hin und wieder beleuchten grelle, weiße Blitze den Raum, die den Himmel innerhalb von Sekundenbruchteilen zu zerreißen drohen. Die Regentropfen stürzen weiterhin angriffslustig und offensiv auf die nasse, matschige Erde herab. Jeder einzelne Tropfen schlägt mit einem unüberhörbaren Knall bombenähnlich auf dem Boden auf. Und das gleichzeitige Aufschlagen von Tausenden dieser Tropfen lässt ein Geräusch entstehen, das glauben lässt, die Welt ginge unter. Natürlich nur, wenn man ihnen so viel Gehör schenkt wie ich es gerade tue. Wie ich es nur an diesem einen Tag tue.

Ich wende mich vom Fenster ab und schaue auf die Uhr, die an der Wand über der Eingangstür des Büros angebracht ist, und stelle fest, dass ich mich den halben Tag in diesem kleinen Raum aufgehalten habe; zusammen mit dem Stapel Dokumenten. Dieser hat seine volle Größe wiedererlangt, jedoch mit dem Unterschied, dass jedes einzelne Blatt von mir durchgelesen, gegebenenfalls ausgefüllt, unterschrieben und abgestempelt worden ist.

Erleichtert darüber, diesen Tag fast hinter mich gebracht zu haben, stehe ich auf, nehme meinen Schirm, der mittlerweile wieder getrocknet ist, zur Hand, trete durch die Tür, nachdem ich sie geöffnet habe, hindurch nach draußen und schließe sie von außen zu. Mir fällt auf, dass der Wind nicht mehr so stark ist wie heute morgen; also spanne ich meinen Schirm auf und schütze damit mein Haupt vor den aggressiv erscheinenden Regentropfen.

Doch noch bevor ich einen Fuß vor den anderen setzen kann, werde ich durch das laute Rufen einer Männerstimme, die von einem grollenden Donnerschlag begleitet wird, aufgehalten.

„Kuchiki-Taichou!“, ertönt die raue Stimme, und ich höre schnelle Schritte, die wegen des Regenwassers ein Plätschern erzeugen, auf mich zukommen. Einige Strähnen des florentinerroten Haares – er trägt es jetzt seltenerweise offen - kleben ihm nass und kühl im Gesicht. Der in wassergetränkte Shihakusho haftet eng an seinem tätowierten Körper und tropft an den Enden der beiden Ärmel. Wenige Zentimeter vor mir bleibt er stehen, setzt sein mir nur allzu gut bekanntes, verlegenes Grinsen auf und fasst sich an den Hinterkopf.

„Ich wollte gerade zu Ihnen, um Sie zu fragen, ob ich jetzt Feierabend machen kann… Aber anscheinend sind Sie auch schon mit allem fertig.“

„Ja, bin ich“, entgegne ich so trocken wie seine Kleidung nass ist. Nach kurzem Zögern füge ich, nachdem ich ihn prüfend gemustert habe, fragend hinzu: „Was hast du gemacht?“

Ertappt weiten sich seine schmalen, braunen Augen ein kleines Stück und das Grinsen schwindet für einen kurzen Moment – jedoch findet er es schnell wieder.

„Ich hab‘ mit den anderen draußen ein paar Übungen gemacht. Ich dachte, das schlechte Wetter härtet sie ein bisschen ab.“

„Verstehe“, entgegne ich knapp und möchte an Renji vorbeilaufen, um meinen Nachhauseweg fortzusetzen, jedoch macht dieser keine Anstalten, mir aus dem Weg zu gehen.

„…Finden Sie die Idee mit dem ‚draußen trainieren‘ schlecht?“, fragt er jetzt vorsichtig, und wieder ertönt ein hernieder brechender Donnerschlag.

„Nein, sie ist in Ordnung“, versichere ich, während ich darauf warte, dass Renji mir aus dem Weg geht.

„Okay, dann ist ja gut.“ Sein Grinsen verwandelt sich in ein Lächeln. Statt endlich den Weg freizugeben, fragt er nach kurzem Zögern: „ Kann ich Sie ein Stück begleiten…?“

Sofort höre ich meine innere Stimme ein „Weshalb?“ erfragen, doch entscheide ich mich, es nicht laut auszusprechen. Die Antwort darauf hätte ich mit großer Sicherheit nicht hören wollen. Da ihm jedoch ein unbegründetes „Nein“ nicht ausreichen würde, umgehe ich ihn schließlich wortlos und setze meinen Weg fort, in der Hoffnung, Renji würde diesem nonverbalen „Mach, wozu dir beliebt“ nachgehen, statt überflüssige Fragen zu stellen. Einen kurzen Moment bleibt er wie angewurzelt stehen und bohrt mir verständnislose Blicke in den Rücken, doch dann dreht er sich um und setzt sich in Bewegung.
 

Noch nie zuvor ist es vorgekommen, dass Renji um Derartiges gebeten hat. Und noch nie zuvor ist es vorgekommen, dass ich Derartiges nicht verneint habe. Der heutige Tag verändert alles.

Wortlos laufen wir nebeneinander her, während der Himmel sich über uns ergießt. Das Niederfallen der Tropfen, welche ich als so viel lauter und schmerzender empfinde als mein Begleiter, ist das Einzige, das die Stille um uns herum bricht. Das erste Mal seit langem empfinde ich das Schweigen als unangenehm, gar schon erdrückend. Ich möchte es brechen, zerreißen, genau wie der grelle Blitz die schwarze Nacht, doch ich weiß nicht, wie.

„Weshalb wolltest du mich begleiten, Renji?“, höre ich wieder meine innere Stimme erfragen, doch stelle ich beinahe im selben Moment fest, dass diese sich soeben ihren Weg nach draußen gebahnt hat. Renji wirft seinen Kopf zur Seite und starrt mich zunächst verwirrt an; so, als ob er überrascht sei, dass ich diese Frage gestellt habe.

„Also, ich…“ Er streicht sich mit dem Finger eine nasse Haarsträhne von der Stirn und wirft sie zurück in die ebenso nasse, restliche Haarpracht, die durch einen weißen Blitz in der Dunkelheit für einen Sekundenbruchteil wie eine helle, erwärmende Flamme lodert.

„Naja, ich dachte, Gesellschaft würde Ihnen ganz gut tun…“, spricht er unsicher weiter und murmelt die letzten Worte mehr in sich hinein.

Auch Renji ist heute anders als sonst; er wirkt viel nachdenklicher und erschreckend zuvorkommend. Ein Verhalten, das mir unangenehm ist. Das mir widerfällt. Das ich vor allem an ihm nicht gerne sehe. Das

(auf mich wirkt)

mir ein unangenehmes Gefühl bereitet.

Meine Augen bleiben weiterhin auf ihn gerichtet, um ihm zu verstehen zu geben, dass er mit dieser Aussage keinesfalls meine Frage beantwortet hat. Schneller als erwartet begreift Renji diese Mimik und will gerade zu sprechen beginnen, als er bemerkt, dass wir an meinem Anwesen angelangt sind. Ich weiß genau, was er hat sagen wollen; es ist dasselbe wie das, was er mir heute Nachmittag im Büro gesagt hat. Und ich bin froh, dass er nicht dazu gekommen ist, es ein weiteres Mal auszusprechen…

(wirken)

Oder?
 

„Naja, ich geh‘ dann mal, Taichou! Schönen Abend noch!“

Mit einem Grinsen auf den Lippen verliert er diese Worte an mich. Mit einem falschen Grinsen. Einem aufgespielten, erzwungenen Grinsen.

(wirken auf mich)

Abschließend wendet er sich von mir ab, setzt einen Fuß vor den anderen und läuft die Treppe vor dem Eingang herunter, um zu gehen. Ich sehe ihm nach und bemerke dabei, wie mein Mund sich öffnet, um etwas zu sagen.

(seine Worte wirken auf mich)

„Renji“, verlässt es wie von selbst meine Lippen, und ich schaue für einen Moment ungläubig in die Leere. Warum auf einmal dieser Drang, mit ihm zu sprechen? Unwiderruflich.

Er hält in seiner Bewegung inne, und unsere Augen treffen sich, während ich ebenfalls die wenigen Stufen zu ihm nach unten schreite – noch immer den Schirm schützend über mich haltend.

„Weshalb wolltest du mich begleiten?“, möchte ich nun ein weiteres Mal wissen; nur ist es dieses Mal nicht die innere Stimme, die sich nach außen gedrängt hat, sondern mein Wille selbst. Dankbar für diese Frage löst sich der angespannte Blick meines Gegenübers, und er antwortet selbstsicher, aber ernst: „Sie sind heute irgendwie anders als sonst… Und deshalb hatte ich gehofft, dass ich erfa…“
 

„Meine Frau ist heute vor fünfzig Jahren verstorben.“
 

Nachdem ich ihn mit diesen Worten, die seit fünfzig Jahren tief in mir verborgen liegen, unterbrochen habe, füge ich noch ein hinterfragendes „Vielleicht liegt es daran“ hinzu, und beende den Blickkontakt daraufhin. Das wäre sonst zu viel.

Schweigend steht Renji vor mir; ich scheine ihm mit dem Inhalt meiner Worte die Sprache verschlagen zu haben. Auf einmal öffnet sich sein Mund, und er versucht etwas zu sagen; allerdings benötigt er wenige Sekunden, bis er seinen Gedanken formulieren kann.

„…Ich… Das… wusste ich nicht… T-tut mir Leid, Taichou…“

Natürlich. Jeder andere hätte in dieser Situation so reagiert. Und bei jedem anderen wäre Wut und Verachtung in mir aufgestiegen, da es bei jedem anderen nur inhaltsarme, nicht ernst gemeinte Worte gewesen wären. Doch bei Renji ist es anders. Er sagt es so, wie er es meint. Das

(spüre ich)

höre ich. Und dafür bin ich ihm dankbar.

„Ist in Ordnung. Du solltest jetzt gehen“, gebe ich monoton von mir, obwohl es mir genau in diesem Moment fast lieber gewesen wäre,

(die Autorität bewahren… und den Stolz)

Emotionen mit in mein Gesagtes fließen zu lassen. Doch dazu ist es jetzt zu spät.

„O-okay, da haben Sie wohl recht.“ Verlegen und unsicher kratzt er sich – wie so oft – am Hinterkopf. „Bis morgen, Kuchiki-Taichou.“

Mit diesem Abschied setzt er erneut zu gehen an, und wieder halte ich ihn aus mir unerfindlichen Gründen auf.

„Ach, Renji…“

Er bleibt stehen.

„Ja, Taichou…?“, fragt er verwirrt, während er sich mir zuwendet.
 

(danke)
 

„Gewöhne dir diese Neugierde ab“, fordere ich ihn beinahe befehlend auf, spanne dabei den Regenschirm zusammen und werfe ihn Renji, ohne noch etwas Weiteres zu sagen, zu.

Die Verwirrung steht ihm ins Gesicht geschrieben, als er den Schirm auffängt und mich wortlos anstarrt. Nachdem er aus seiner Erstarrung aufgetaut ist und verstanden hat, sagt er schließlich: „ J-ja, natürlich, tut mir leid… Und danke…“

Er dreht sich um und läuft los. Während er läuft, spannt er den Schirm auf, den er dann schützend über sein Haupt hält. Ich brauche ihn nicht mehr. Denn jetzt können mir die Wurfgeschosse nichts mehr anhaben.

Jetzt bin ich in Sicherheit.
 

Der Regen versiegt…
 

What do you hide behind those cold eyes…?
 

Seit heute kenne ich die Antwort auf diese Frage.

Und ich habe sie ihm von eben diesen kalten Augen ablesen können.

Es ist die Sehnsucht, die er verbirgt.
 

Die Sehnsucht nach Liebe.
 

---
 

Wer auch andere FFs von mir kennt, dem wird evtl. aufgefallen sein, dass mein Schreibstil hier ganz anders war. Weniger Synonyme, beabsichtigte Wortwiederholung, Ich-Perspektive, Zeitform: Präsens – gerade die Aspekte, die ich bei den wenigsten FFs leiden kann; trotzdem habe ich mich mal daran versucht, da ich einen solchen Schreibstil, sofern er richtig angewandt wird, äußerst eindrucksvoll und faszinierend finde. Und wenn man’s nie versucht, lernt man’s ja auch nie.^^“ Ansonsten hab ich noch viele merkwürdige Stilmittel und Ausdrücke verwendet, die mir spontan eingefallen sind… Alles in allem ist es einfach nur seltsames Zeug, das ich da geschrieben habe, und ich weiß nicht, ob ich zufrieden sein kann oder nicht… Doch bevor mir jetzt wieder die bösen Kritiker vorwerfen, Byakuya sei endlos OOC, der irrt sich! Es ist lediglich sein Innerstes, das ich an diesem speziellen Tag dargestellt habe. Dass er von Innen so schwach und ein wenig hilflos erscheint, ist auch bei ihm durchaus anzunehmen, da wir ja nicht wissen, was so in ihm vorgeht. ;D Außerdem ist zu beachten, dass er sich von außen hin weiterhin autoritär und stark gibt.

Danke für's Lesen, und über Kommentare würd' ich mich freuen.^^
 

Lg, Speculum



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Gray-sama
2014-04-03T22:25:38+00:00 04.04.2014 00:25
So...*schluchts*....rührend!!! *tränen wegwisch*
Schreib bitte eine Fortsetzung, okay!?
Von:  Kurosaki
2012-02-01T23:32:23+00:00 02.02.2012 00:32
Komban Wa, es war einfach herrlich beim Lesen das Pairing mit Ichigo und Rukia.

Danke für dieses wunderbare Erlebnis welches ich mir Persönlich auch im Anime für die beide wünsche ;)

Grüßle Jan
Von:  nanju
2011-10-28T15:54:13+00:00 28.10.2011 17:54
Sehr schöne FF.
Die Chars hast du gut getroffen :) *freu*
Sorry wegen der jetzt mangelnden Kritik
Liebe Grüße
Nanju
Von:  tinykaito
2011-09-29T12:34:02+00:00 29.09.2011 14:34
Ich bin äußerst beeindruckt. Ich habe mittlerweile fast alle Geschichten aus dem Farbtopf gelesen, und ehrlich gesagt, gefällt mir "Irrational" am besten.
Doch "Cold Eyes" ist, wie du bereits erwähntest, etwas vollkommen anderes. Ich war fasziniert von der Geschichte. Es war unmöglich, vor dem Ende mit dem Lesen aufzuhören.
Dass Byakuya OOC ist, fand ich in keinster Weise zutreffend, im Gegenteil. So oder so ähnlich (sehr ähnlich) könnte es wirklich an jenem Tag in ihm aussehen. Gut getroffen.
Ebenso mag ich es, wie du Renji herübergebracht hast. Vor allem, dass er gegen Ende sagt, er habe vor allem aus Neugier Byakuya nach Hause begleitet, denn Neugier kann ich persönlich mir bei Renji besser vorstellen als große Sorge. Auch, dass Byakuya am Ende bemerkt, dass Renji es ehrlich meinte, als er "Tut mir Leid" sagte, denn meiner Meinung nach würde Renji so etwas nie gedankelos sagen. Er mag zwar etwas dämlich und nicht besonders feinfühlig sein, aber ich traue ihm dennoch zu, dass er in solchen Situationen eine gewisse Sensibilität an den Tag legt. Das hast du wirklich wunderbar rübergebracht.
Nachdem ich dann dein Nachwort gelesen habe, war ich nochmal postiv überrascht. Dass du dich an etwas versucht hast, das du nach eigener Aussage hin nur richtig verwendet als gut befindest, ist mutig. Für's Feedback: Es ist dir definitiv gelungen, diesen neuen Schreibstil herüberzubringen.
Mir hat auch gefallen, dass du anscheinend wirklich Ahnung von Stilmitteln zu haben scheinst, da du darauf eingegangen bist, dass du beispielsweise Wortwiederholungen absichtlich eingebaut hast, obwohl du ansonsten lieber Synonyme suchst. Das fand ich sehr sympathisch. Dass du nach Abwechslung strebst, hat mir an deinen anderen Geschichten sehr gut gefallen, doch in diesem OS hast du das Mittel der Wiederholungen perfekt eingebracht.
Ich glaube, in letzter Zeit habe ich kaum so begeistert und lange an einem Review geschrieben. Dir gebührt also jede Menge Respekt meinerseits =) Ich werde auf jeden Fall weiter den Farbtpf verfolgen und mich außerdem mal durch dein Profil klicken. Den "Favo"-Button habe ich bereits betätigt ;)
Deine Fred
Von:  Sashura
2011-09-17T20:07:29+00:00 17.09.2011 22:07
haha sehr süß!

anhänglich.... ohje die stelle ist echt genial!
byakuya war ein wenig ooc, aber wie du schon gesagt hast ist das bei diesem pairing fast nicht zu vermeiden.

hat mir echt sehr gefallen ^-^
Von:  Sashura
2011-09-16T20:39:42+00:00 16.09.2011 22:39

»Wenn er schlecht gelaunt ist, klingt seine tiefe Stimme noch viel geiler als sonst…«

wiegeilistdasdennnnnnnnnnnnn??????? xDD oh man ich hab mich weg geschmissen vor lachen!

die story ist echt super! besonders byakuya wirkt gar nicht ooc und seine sarkastiscchen kommentare sind sehr toll *.* wie süß dass er die einträge im tagebuch selber beantwortet hat! das ist so würdevoll, zeigt aber doch eine gewisse zuneigung... ehehe

greeeeetz <3
Von:  Sashura
2011-09-16T20:00:48+00:00 16.09.2011 22:00
ooooooohhh..... =D
wie cool!
das ist die erste fanfiction die ich von diesem pairing lese und ich bin begeistert! echt, ich hab das fetteste grinsen im gesicht und fühle mich auch schon ganz fluffig... ^///^

"einen blöden Nadelbaum mit roten Plastikkugeln und Lichterketten zu belasten. Weihnachten war nicht das Fest der Liebe, sondern das Fest des gebrochenen Willens." ohjee bei der stelle musste ich so lachen!! belasten, aber wirklich, der arme baum... lol^^

voll toll, echt jetzt, weiter sooo =)
Von:  Fujouri
2011-07-09T18:34:41+00:00 09.07.2011 20:34
abgemeldet

die story war total süß^^ auch wenn ich finde das gin und toshiro nicht zusammen gehören =)^^
Von:  Fujouri
2011-07-09T18:34:19+00:00 09.07.2011 20:34
sajira-yori

Sodale, hier bekommst du noch den versprochenen Nachtrag, da ich mich jetzt endlich dazu imstande sehe, ein vernünftiges Résumé zu schreiben^^ (Verzeih das Französische, ich freu mich einfach, dass ich es jetzt weghabe^^)
Aaaalso: Wie schon gesagt, der OS war klasse, aber nicht nur deswegen, weil er sehr lustig ist, sondern auch, weil er anders ist als die bisherigen GinxToushiro-FFs/OS, die ich bisher gelesen habe. Und zwar in der Beziehung, dass sie auf einem kleinen Ereignis aufbauen, das bisher ohne Folgen geblieben ist, wenn man mal von Shiro-chans Gefühlschaos absieht. Der ganze Schwerpunkt verlagert sich eher auf die Komik und nicht auf die Romanze und das ist für mich eine nette Abwechslung. Glaub mir, ich habe da Erfahrung, sonst würde ich das nicht so hervorheben^^ Englisches lesen putscht die Kenntnisse dieser Sprache wahnsinnig hoch xD
Naja, aber es war klar, dass dieses Pair auch auf Abneigung stößt... *zu Cheeky-Kitty schiel* Naja, dafür mag ich andere Pairs nicht wirklich, ShiroHina gehört dazu xDD
Dennoch möchte ich dich darauf hinweisen, dass Toushiro und Gin NICHT die gleiche Haarfarbe haben. Gin hat eher silbrige Haare, Shiro weiße. Ist mir nur so aufgefallen, aber so schlimm finde ich es nicht.
Rangiku ist immer wieder aufs Neue lustig^^ Das MATSUMOTO!! ist irgendwie schon ein Bestandteil des Zusammenlebens der beiden, was? xD
Das wars auch schon wieder, aber bei einigen Dingen möchte ich eben alles drinhaben, dieses Pair gehört dazu xD "Irrational" gehört für mich auf jeden Fall zu den besten GinHitsu-FFs/OS, die ich je gelesen habe (und das sind wirklich viele), nicht nur im deutschen Bereich^^
LG
sajira-yori
Von:  Fujouri
2011-07-09T18:33:58+00:00 09.07.2011 20:33
_CheekyKitty_

huiii~~ das du echt SUPER GESCHRIEBEN!!!!!!!!
ich finde du hast das sehr schön geschriebenn und ich hab mich auch gut amüsiert...

mein problem is: das is das pairing, was ich am meisten hasse...tut mir leid...aba meiner meinung nach gehört toushiro zu hinamori!! x3

aber trotzdem ein super kapitel =)

LG _CheekyKitty_


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