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Final Fantasy 8 - Dawn of the Guards

Artemesias Untergang war nur der Anfang
von

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Siegesfeier

Fianl Fantasy 8
 

The Next Generation

(Based of FF8)
 

Prolog
 

Rinoa und Squall standen auf dem Balkon des Balamb Garden.

Es schien alles nicht wirklich zu sein, so schnell hatte alles begonnen, und so schnell

war es auch wieder vorbei.

Die Stimmung war an diesem Tag ausgelassen. Und das Festkomitee hatte den Ersten Einsatz.

Unter Selphies Anleitung hatten sie einen Ball vorbereitet, der den der letzten Bestandenen

SEED-Prüfung bei weitem übertraf.

"Ich bin erleichtert, dass das Kämpfen ein Ende hat.", meinte Rinoa erleichtert und Blickte in den klaren Sternenhimmel.

Sie sah zur Seite und blickte in das Gesicht ihres, nun auch offiziellen, Verlobten und erblickte ein freundliches Lächeln, etwas, was er sehr lange nicht gebraucht hat.

Diesen warmen Gesichtsausdruck hatte sie bei ihm vermisst, denn sonst war er nur der nachdenkliche, grimmige Typ.

Er wandte seinen Blick ab und beobachtete die Sterne, lies seinen Blick langsam über den Himmel und den Horizont wandern.

Die gesamte Szenerie strahlte vor Ruhe, das leise, unter ihnen rauschende, Meer und die strahlenden Sterne, über ihnen, die ihnen den Weg nach hause weisen.

"Ich bin auch froh, mal ein wenig Ruhe zu haben.", meinte der sonst so rede faule SEED,

Auch Rinoa wandte ihren Blick wieder dem Sternenhimmel zu, als eine Sternschnuppen Horizont entlang flog.

"Schau!", rief Rinoa freudig und zeigte auf die Stelle, wo die Sternschnuppe gewesen war, "Du darfst dir was wünschen!"

Als sie ihn ansah, erblickte sie zuerst ein verdutztes Gesicht, dass seine Züge wiederfand und zu einem Lächeln anordnete.

"Was soll ich mir denn wünschen?", fragte er mit einer warmen weichen Stimme, die sie gar nicht kannte, während er langsam eine Hand auf ihre Wange legte, "Wenn ich doch schon alles habe, was ich will?"

Die Frage war kaum laut ausgesprochen, eher ein Flüstern, das nicht für die Welt bestimmt war.

Rinoa spürte, wie ihr langsam das Blut in den Kopf stiegt, bei diesen Worten.

Zögernd wandte sie sich ab.

"Ich hoffe nur, dass es ruhig bleibt.", flüsterte sie in einem Versuch, sich zu beruhigen.

Leise Schritte erklangen hinter dem Paar und sie wussten, zu wem sie passten, denn sie hatten sie in letzter Zeit des öfteren gehört.

"Leider muss ich euch enttäuschen.", hörten sie die leise traurige und Kalte Stimme Edeas, der Ziehmutter von Squall und den anderen.

"Warum weist du das, Mutter?", fragte Squall und drehte sich langsam zu ihr um.

Sie hatte sich sehr verändert. Das helle Make-Up war verschwunden und dezenten Hauttönen gewichen, die lange, schwarze Robe hatte sie gegen eine hellgraue eingetauscht und die Haare fielen glatt über ihren Rücken bis zu ihren Knien.

"Die Wächter sind verschwunden.", sagte sie und trat neben das Paar an die Brüstung.

"Die Wächter sind verschwunden und das Chaos wird sich wieder erheben, und es wird wieder versuchen in der Welt Fuß zu fassen."

Squall sah sie ernüchtert an, fasste sich aber schneller als Rinoa.

"Woher weist du das?", erkundigte er sich mit leiser Stimme.

"Artemesia," sagte sie und blickte in die Sterne, "Kurz bevor sie Starb, berichtete sie mir davon. Sie wollte es früher tun, versuchte dann aber das Chaos zu fangen und zu bannen. Deswegen wollte sie Adell nutzen, um in dieser Welt gegen den Feind vorzugehen, wo er noch schwach war.", erklärte sie ohne ihren Blick von den Sternen abzuwenden.

Eine Eisige Stille entstand zwischen den dreien.

"Du meinst, wir haben alles gegeben, um dann zu versagen?", fragte Rinoa entsetzt.

"Aber wir haben doch die Guadian Force! Mit ihnen werden wir stark genug um auch den letzten Gegner zu besiegen.", antwortete Squall voller Kampfesmut.

Edea wandte ihren Blick vom Firmament ab und betrachtete ihren Ziehsohn. Sie war stolz auf ihn. Er hatte alles Erreicht, er hatte die Welt gerettet.

"Die Wächter sind verschwunden.", stellte Edea trocken fest, "Ihr wart in die Zukunft gereist. Dort hatte Artemesia ihre Eigenen Wächter erschaffen, stärkere um das Chaos bannen zu können.

Als ihr ihr Schloss betreten habt, verschwanden die Guardians, oder?"

Die Frage wog schwer, dass wusste das junge Paar.

Rinoa nickte Abwesend, zu erstaunt über das neue Wissen, Squall bestätigte nur mit einem knappen ja.

"Ihre Wächter verschmolzen mit euren Wächtern, gaben ihnen eine Gestalt.", erklärte sie weiter.

"Dann waren all die Monster in ihrem Schloss Wächter?", erkundigte sich Rinoa und wusste, dass die Antwort ihr nicht gefallen würde.

"Ja, das waren sie."

"Und was war mit Griefer? Er war nie ein Wächter!", fragte Squall voller Hoffnung.

Edea sah ihn direkt an, hob Langsam die Hand und berührte mit der Fingerspitze den Anhänger um seinen Hals. Squall wich alle Farbe aus dem Gesicht und alles schien in den Hintergrund zu gleiten. Griefer war soll sein Wächter sein.

"Das glaub ich nicht, du musst dich Irren.", sagte er leise, von seinen Eigenen Worten nicht überzeugt.

"Weist du noch damals, als dich der Eis-Dorn durchbohrt hatte? Oder als dir Cifer diese Wunde zugefügt hat?", fragte sie und zeigte erst auf seine Brust, dann auf seine Stirn, "Was glaubst du, warum du Überlebt hast? Weil Griefer auf dich geachtet hat."

Die Worte der ehemaligen Hexe lagen schwer im Raum.

"Haben wir die Welt verdammt?", fragte Rinoa wie in Trance.

Wieder blieb Edea eisig. Es war wie eine natürliche Fähigkeit, die ihr auch bei allen Verhandlungen half, ob es nun ein friedliches Treffen sein sollte, oder eine Konfliktlösung zwischen zwei verfeindeten Gruppen, eine Fähigkeit, die auch ohne ihre Hexenmagie Stark genug war, um zu verhindern, das der Alte Galbadia-Esther Konflikt wieder erwacht.

"Mutter", fragte Squall, als die Welt scheinbar wieder an ihrem richtigen Platz war, "Was wird mit der Magie passieren?"

"Sie wird langsam versickern, Austrocknen, wie ein stiller See in stetiger Sonne.", verglich sie.

Eine drückende Stille trat ein, eisiger, bedrückender als zuvor.

Squall schwankte Kurz, trat dann einen Schritt näher ans Geländer und Stützte sich darauf.

Diese Erkenntnisse waren wie ein Schlag unter die Gürtellinie, ein Schlag mit einer Alten Nagelkeule.

"Warum haben wir dann gekämpft?", fragte Squall in den Raum und Rinoa spürte wie die Verzweiflung in ihm wuchs.

Am liebsten hätte sie ihn mit irgendeiner Weisheit oder einem Dummer Spruch aufgeheitert, aber alles schien mehr als fehl am Platz zu sein. Stattdessen umarmte sie ihn und wollte einfach nur bei ihm sein.

"Warum haben wir gekämpft?", flüsterte er.

Sie spürte, wie er sich verkrampfte. So verzweifelt hatte sie ihn noch nie erlebt, egal was passiert war, er hatte einen kühlen Kopf bewahrt und die Situation gerettet. Es schmerzte sie, ihn so zu sehen. Doch dann löste sich die Spannung in seinem Körper und er Flüsterte: "Es ist alles sinnlos gewesen."

Rinoa war den Tränen nah. Er Litt, mehr als alle sehen konnten, aber durch die Hexenkräfte, die in ihrem Körper waren, spürte sie es hundert mal stärker, als würde sie selbst so leiden.

Aber Rinoa hatte in ihrem Leben schon schlimmeres durchgemacht. Sie fasste allen Mut zusammen und Blickte ihre Schwiegermutter an.

"Können wir denn gar nichts tun?", fragte sie mit einem letzten Ton der Hoffnung.

Plötzlich wusste Rinoa, dass es nie Kälte war, die um Edea herum herrschte, nein, es war Traurigkeit.

Edea schüttelte den Kopf: "Ihr könnt nichts mehr tun."

Ihr stimme klang wie die Apokalypse selbst in Rinoas Ohren.

Langsam trat die Frau an das Verzweifelte Paar, und legte jedem eine Hand auf die Schulter.

In Rinoas Blick lag noch ein Funken Hoffnung, in Squalls nur Verzweiflung.

"Ihr könnt nichts mehr tun, aber ihr Könnt die Nächste Generation auf den Kampf vorbereiten.", meinte sie leise und bestimmt.

Hoffnung keimte auf in Squall, das spürte seine junge Verlobte, und auch ihre Hoffnung wuchs.

"Dann soll es so sein.", sagte Squall mit seiner Bekannt festen Stimme und richtete seinen Blick auf das Firmament.

"Und wenn es soweit ist, werden wir bereit sein.", fügte Rinoa hinzu.

Um Edeas Lippen formte sich ein lächeln, etwas, was sie noch nie getan hatte, aber sie Beschloss es von heute an häufiger zu tun, so gut wie es sich an fühlte.

"Sohn", sagte Edea, wischte ihr Lächeln von den Lippen und versuchte wieder ernst zu wirken, "Die Magie wird weichen, aber die Magie einer Hexe existiert immer und Überall."

Erstaunt blickte Rinoa Edea an, völlig überrumpelt, sah dann in das Gesicht ihres Verlobten, nur um dort genau die selbe Verwunderung zu erkennen.

"Hey!", schallte es aus dem Ballsaal.

Es war die Stimme von Selphie, dem immer lustige, Lebensfrohen Mädchen.

"Die wollen eine Rede!", rief sie noch einmal, zusehen war sie jedoch nicht.

Squall holte tief Luft und entlieh sie dann in einem Seufzer.

Wie er es hasste vor Leuten zu sprechen. Jeder hielt ihn für einen Guten Anführer, nur warum konnte er das nicht von sich selber sagen. Er blickte vom Saal wieder zu seiner Verlobten, die ihn mit einem freudigen Lächeln ansah, blickte dann zu seiner Mutter und sah den Anflug eines lächelns, der leider so schnell wieder vergangen, wie er erschienen war.

"Es scheint, wir könnten wirklich nur warten.", meinte Rinoa und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu geben.

"Überlassen wir es der nächsten Generation.", sagte er resignierend.

"Wo bleibt ihr denn?", halte Selphies Stimme erneut durch den Saal und Squall glaubte auch einige dumme Sprüche gehört zu haben.

"Geht endlich, sie erwarten euch.", hörten sie eine Männerstimme, die Sich dem Balkon näherte.

Es war Cid Kramer, der ehemalige Direktor des Gardens und der Ziehvater von Squall und den anderen.

"Und du mein Kind," wandte er sich an Rinoa, "Pass auf ihn auf."

Mit diesen Worten schob er das Junge paar in Richtung Saal.

Edea betrachtete ihren Ehemann.

"Du hast zugelegt.", Stellte sie trocken fest.

Cid fuhr sich mit den Händen über den seinen Bauch. Er ein wenig zerstreuter Mann, der aber immer freundlich und weitsichtig und leidenschaftlich bei der Arbeit war. Aber er musste ihr zustimmen: Er hatte zugelegt.

"Hast du ihnen alles erzählt?", fragte er freundlich und trat zu ihr.

"Nicht alles.", erklärte sie und versuchte wieder ruhig zu werden, das geschehen zu bestimmen.

"Also von der drohenden Gefahr?", fragte er vorsichtig.

Sie nickte. Sie verstand nicht, warum sie in seiner Gegenwart immer so aufgelöst sein konnte.

Er hatte eine beruhigende Art an sich, die alle in den Bann schlug. Keine Art wie die Ihre, die ihre Feinde vor Angst erzittern lies, sondern eine Distanzierte Ruhe, die ihnen klar und deutlich sagte, dass jeder Wiederspruch sinnlos war, da eine passende Antwort folgte.

Sie beneidete ihren Mann darum. Edea bestand vor langer Zeit darauf, den Garden zu Gründen, um Hexen zu jagen, aber sie wusste nicht, wie gut und Aufgeschlossen er die Jungen Leute, seine Schüler hatte unterrichten lassen.

"Wollen wir uns anhören, was unser Sohn zu sagen hat?", fragte Cid seine Frau, und bot ihr seinen Arm an.

"Gerne," sagte sie in einem bald freundlichem Ton, "Aber welchen meinst du?"

Cid musste lachen. Er hatte ganz das Waisenhaus vergessen, was er zusammen mit seiner Frau geführt hatte, bis da alles losgegangen war.

"Unserem Muffel.", sagte Edea und nahm die Einladung an und hakte sich unter.

Langsam gingen die beiden wieder in den Ballsaal.

Und zu ihrem Leidwesen erwischte sich Edea mehr als Einmal, wie sie sich an ihren Ehemann lehnte, welcher nur darauf lächelte.
 

Da stand er nun.

Auf den Brettern, die die Welt bedeuten.

Oder eher den Untergang, wenn man sein Gehirn nicht dazu bekommt, irgendeinen Vernünftigen Satz zu Formulieren.

Squall blickte in die Menge herunter und wurde mit jeder verstreichenden Sekunde unruhiger.

Immer wenn er von einem Fuß auf den anderen treten wollte, versuchte er es so aussehen zu lassen, als suche er nur eine möglichst lässige Position.

Aber wenn die drückende Stille ihn nicht verrückt machte, dann die Tatsache, dass ihn der ganze Garden ansah.

Wie sehr wünschte er sich nur noch einmal, dass Alarmsignal, der kleine Hoffnungsschimmer, dass er sich doch noch aus dem Staub machen konnte.

Er lies seinen Blick durch die Halle schweifen. Zum fünfunddreißigsten mal innerhalb von fünf Minuten.

Und wieder sah er Rinoa an, die ihn hoffnungsvoll anlächelte.

Wenigstens verliert sie nicht den Mut, dachte er.

Leise und langsam begann sich eine ruhige Melodie in die Stille zu mischen und Squall fand endlich den Mut, dass Mikrophon vor sich in die Hand zu nehmen.

"Wem hab ich es eigentlich zu verdanken, dass ich hier oben zu stehen hab.", meinte Squall leise und erschrak kurz als seine Worte durch den Saal halten.

Die Stille wurde von ein paar einzelnen Gelächtern unterbrochen, dann war die Stille wieder da, aber bei weitem nicht so unangenehm.

"Versteht mich nicht falsch, ich bin Froh hier stehen zu dürfen.", sagte er mit neu gewonnenem Mut, "und ich würde am liebsten noch ein paar Leute mit hier hoch holen, aber wie ich sehe, sind sie beschäftigt."

Sein Blick wanderte erneut durch den Saal, aber diesmal mit einem Ziel.

"Ich würde hier oben gerne Quistis Trepe begrüßen, aber ich glaube ihr Fan-Club lässt sie so schnell nicht mehr in Ruhe. Des weiteren Xell Dincht, der Hoffe ich, bei den ganzen Hotdogs nicht platzt. Lass dir Schmecken.", sagte der SEED und sah einen Arm, zum Gruß gehoben hinter einem Hotdog-Tablett aufsteigen.

Seine Schüchternheit verflog, als er so von seinen Freunden redete.

"Dann noch Irvine Kinneas, unseren Meisterschützen und Frauenheld. Selphie Tilmitt, dafür, dass sie sich solche Mühe mit dem Ball gegeben hat und ihren Optimismus immer mit uns geteilt hat."

Squall wandte sich zum Bühnenrand und reichte seiner Verlobten die Hand.

"Und Rinoa Heartilly, die mehrfach dafür gesorgt hat, dass ich jetzt vor euch stehe.", sagte er mit einem Lächeln, was von den Mit-SEEDs mit lautem lachen quittiert wurde.

Einen Moment schlich sich Traurigkeit in Squalls gute Stimmung. Sie verstanden es falsch, aber dass sollte auch nicht ihr Problem sein.

Ein wenig überrascht betrat Rinoa die Bühne und somit das Blickfeld der anderen. Es wurde gespenstisch Still. Als sie neben Squall stand, wurde auch ihre Nervosität größer. Sie betrachtete die Menge und winkte leicht mit einem Schüchternen lächeln.

Sofort jubelten sie los, als wäre sie ein Star. Lobpreisungen und Beschwörungen ihrer Schönheit.

Das sie eine Hexe war schien sie nicht zu stören.

Und von Irgendwo aus der Masse kam ein "Rinoa, ich will ein Kind von dir!", was ein allgemeines Gelächter auslöste.

Das Eis war gebrochen, es wurde Gelacht und gescherzt, oft auch auf Kosten von anwesenden Helden.

Irgendwo aus der Masse quetschte sich Selphie und kam auf die Bühne gerannt.

Völlig außer Atem meinte sie: "Los, runter, dass Programm geht los."

Squall hielt sie mit einer kurzen Handbewegung auf und wandte sich dem Publikum zu.

"Ich weiß, der Kampf war hart und Lang," begann er, worauf die Menge leiser wurde, " Aber auch wenn es ruhig ist, bleibe ich hier. Ich werde weiter kämpfen, komme was wolle. Den Ruhm, wie ich erlangt habe, wollte ich nie und werde ich auch nie wollen. Und wer jetzt sagt, dass ich mich doch auf meinen Lorbeeren ausruhen kann, der irrt sich. Wir wissen nicht, was noch alles auf uns zukommt. Und Ich will nicht sagen müssen, "Wir waren unvorbereitet", oder "Damit habe ich nicht gerechnet". Kriege und Kriegstreiber kündigen sich nicht an, genauso wenig wie "Lunas Tear". So was kann uns immer und überall treffen."

Er machte eine Kurze Pause, überrascht von dem,was er gerade gesagt hatte. Unbehagen und - Unglauben rauschtem ihn aus der Menge entgegen und er wäre am liebsten sofort gerannt, Hauptsache weg von hier. Aber da hielt ihn etwas zurück. Er Spürte Rinoas sanften Händedruck und faste den Mut noch einmal das Wort an die Anderen zu richten.

"Wer gehen will, kann gehen, aber ich bleibe. Ich will nicht, dass unsere Kinder im Krieg oder schlimmeren leben sollen."

Selphie wartete keine Reaktion ab, sondern packte die beiden an den Händen und zog sie von der Bühne.

Kaum hatten sie sie verlassen, begann eine E-Gitarre, die Stimmung aufzuheitzen. Und aus der Mitte der Bühne erhob sich Cifer, gekleidet in seine Neue Uniform.

Darauf setzte ein Schlagzeug ein und links neben Cifer erschien Rai-Jin, der die Sticks gekonnt kreiseln lies. Und rechts neben Cifer erschien Fu-Jin mit einem umgehängte Keyboard. Anders als Ihre Bandkollegen trug sie nicht ihre Uniform sondern ein Kleid, nicht zu Formel, aber auch nicht zu freizügig.

Kaum waren alle drei auf der Bühne, fingen sie an richtig zu Spielen.

Die Musik wechselte von Tanzmusik auf Schmusetitel und andersherum.

Die Stimmung im Saal wurde ausgelassener, es wurde getanzt und gefeiert.

"Sie haben allen Grund dazu.", meinte Squall immer noch nachdenklich.

"Was hast du?", fragte Rinoa und sah ihren Verlobten in die Augen.

"Was ich da oben gesagt habe, hat mir wieder in den Sinn gerufen, wie verzwickt unsere Lage ist.", sagte er und betrachtete seine Verlobte, "Und das Macht mir Angst."

Die Sonst so Rede- und Streitsüchtige Rinoa schien klein bei zu geben und nahm seine Hand in ihre.

Squall blickte zuerst auf die Hand und dann sah er in ihr Gesicht und es was zeigte, gefiel ihm gar nicht.

Es zeigte ein kleines, gemeines Grinsen.

Plötzlich zog Rinoa Squall auf die Tanzfläche, legte seine Hände dorthin, wo sie sein sollte, und begann im Takt des ruhigen Liedes zu tanzen.

"Weist du eigentlich, dass ich gerade ein Déjà-vu habe?", meinte Squall trocken.

Rinoa grinste, sagte aber nicht.

Dann wechselte die Band das Lied und Rinoa sah überrascht zur Bühne, wo sie von den dreien nur angelächelt wurde.

"Hörst du, sie spielen unser Lied.", sagte sie verträumt.

Und sie hatte Recht. Das Lied wurde auf dem SEED-Abschlussball gespielt, auf dem die beiden sich kennen gelernt hatten.

"Solange du nicht wieder weg rennst, wenn das Lied zu Ende ist.", meinte er scherzhaft und erinnerte sich an ihre plötzliche Flucht damals.

Wieder schien ihm ihr Lächeln entgegen: "Und wenn? Halt mich doch auf."

Er merkte, wie sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit machte, all das Negative verscheuchte und sagte: "Gerne."

Sie blieben noch für ein paar Lieder auf der Tanzfläche. Zogen sich dann aber auf eine der vielen Sitzecken zurück und betrachteten die Feier.

Nach zwei Stunden mischten sich auch die Band-Mitglieder unter die Leute, während Musik aus den Lautsprechern weiter erklang.

Und er sah auch Cifer, der geradewegs auf ihn zu kam.

"Was sollte denn der Scheiß da oben?", fragte er in seinem gewohnt arroganten Tonfall.

"Mutter hatte es mir gesagt.", antwortete Squall gewohnt kühl und wollte nicht schon wieder einen Streit vom Zaun brechen.

Cifer fragte nicht erst sondern setzte sich zu den beiden.

"Ich weis, was sie gesagt hat. Ich wusste es ja auch schon länger als du.", erwiderte er trocken und bestellte sich noch ein Getränk.

"Du hast es gewusst?", fragte Rinoa, da Squall scheinbar einen Moment brauchen würde, um seine Gedanken zu Ordnen.

Er nippte an seinem Glas und nickte, bevor er es langsam abstellte und sich über den Tisch zu den beiden lehnte.

"Damals im Fernsehsender hatte sie mich um Hilfe gebeten, hatte mir gesagt, dass ich die Welt retten könne.", sagte er und setzte sich wieder aufrecht hin.

Plötzlich und ohne ein Wort stand Fu-Jin hinter Cifer. Schweigend legte sie ihm die Hand auf die Schulter. Er sagte nichts, drehte sich nicht um, sondern legte seine Hand auf ihre.

"Und ich habe ihr damals geglaubt. Ich wusste nicht, dass sie unsere Mutter war, aber das war Nebensache. Ich konnte endlich beweisen, was ich drauf hatte.", erklärte er weiter, während seine Hand auf die der jungen Frau lag, "erst später begriff ich wie verzweifelt die Lage war. Durch ihre nähe konnte ich das Übel spüren, und habe es sogar schon einmal gesehen."

als er diese Worte aussprach begann er sich zu schütteln, als wolle er etwas abwerfen.

Squall und Rinoa taten es Fu-Jin gleich, sie schwiegen. Sie wussten eh nicht was sie sagen sollten, denn es kam ihnen so vor, als würde die ganze Welt Bescheid wissen, nur sie nicht.

"Wir sollten uns erstmal entspannen und Vorbereitungen treffen.", sagte plötzlich Fu-Jin mit einer samt weichen Stimme während sie sich neben Cifer setzte, "Wir haben jetzt Ruhe, und die sollten wir nutzen."

Squall nickte kurz und lies seinen Blick durch den Saal wandern. Dann sah er wieder den Balkon und die Sterne die wie zum Trotz in der Dunkelheit leuchtete.

„Wenn es soweit ist...“, begann Squall.

„... werden wir bereit sein.“, beendete Cifer seinen Satz.

Wie zur Bestätigung leerte die Gruppe ihre Gläser.

Ein neuer Anfang

Ein neuer Anfang
 

Nach dem Ende der Auseinandersetzungen von Galbadia und Esther, die dem Erscheinen Adells und dem Event „Lunas Tear“ folgten, beschlossen die Garden, sich zu spezialisieren.

In Galbadia sind es Feuerwaffen, Balamb hat sich auf den Kampf mit konventionellen Nahkampfwaffen konzentriert, im Trabia Garden wird der Umgang mit Sonderwaffen gelehrt und Esther hat sich auf Technik und Wartung spezialisiert.

Wohlgemerkt ist der Esther Garden der Neuste, eingerichtet in der nun stehenden „Lunatic Pandora“.
 

„Wie lange sitzen wir schon hier draußen?“, fragte Cifer während er seine Weste bis zur Hälfte aufknöpfte.

„Zu lange.“, meinte Squall, der sich verzweifelt versuchte Luft zuzufächern.

Wie lange, darüber wollte Squall gar nicht Nachdenken. Heute war die letzte Gruppe neuer Anwärter in Balamb eingetroffen. Meist waren es Waisen, die aus den überfüllten Häusern in die Garden geschickt wurden. Es war leider zu einem Mode-Phänomen geworden, als bekannt wurde, dass die Bezwinger Artemesias auch Waisen waren.

„Einige sehen aber viel versprechend aus.“, meinte Squall und versuchte die Aufkommende Stille zwischen ihm und Cifer zu unterbinden.

„Kann man sagen, aber viel Hoffnung hab ich für die meisten eh nicht.“, antwortete er in ruhigem Ton. Sogar für ihn war das Wetter zu viel.

Aber er musste Squall Recht geben. Einige der Schüler waren Talentiert. Wieder andere schienen gar nicht zu können.

Cifers Blick blieb auf einem Jungen von vielleicht 15 oder 16 Jahren hängen. Innerhalb der Trainingszeit, die sie jetzt schon gehabt haben, war er mit allen Waffen kläglich gescheitert. Vom Messer zur Lanze, alles hatte er versucht.

„Ich glaub, den müssen wir wieder nach Hause schicken.“, meinte der Blonde SEED und deutete auf den Jungen.

„Ja, ich glaub du hast recht. Vielleicht sollten wir ihn nach Trabia oder Esther schicken. Dort haben sie vielleicht was, was ihm liegt.“, schlug Squall vor.

Wieder sahen sie den Neuen schweigend zu. Schon jetzt versuchte Squall, als neuer Direktor eine Auswahl zu treffen, welche Schüler er zusammen in eine Klasse stecken konnte, welche Ausbilder er ihnen zuteilen würde.

„Warum muss dass alles immer so kompliziert sein?“, fragte er sich laut.

„Was meinst du?“, fragte der blonde und sah ihn fragend an.

„Diesen ganzen Organisatorischen Mist. Was, wann, wie, wohin, kommt und am besten noch warum. Angefangen von den Kugelschreibern bis hin zu den Finanzen. Ich glaub das wächst mir alles über den Kopf.“, jammerte der SEED.

Cifer blickte wieder nach vorn zu den Schülern. Auch er machte sich seine Gedanken dazu.

„Danke dass ich wieder hier sein darf.“

Squall sah seinen neuen Freund überrascht an. Er musste sich wirklich noch an diese Seite Cifers gewöhnen.

Aber seine Gedanken drifteten auch in die Vergangenheit ab.
 

Es war kurz nachdem die Truppe wieder in ihrer Zeit war.

Cifer stand mitten in den Renovierungsarbeiten plötzlich auf der Schwelle des Balamb-Garden, zusammen mit Fu-Jin und Rai-Jin. Er hatte nicht lange gemosert, sondern sich gleich an die Arbeit gemacht.

Aber er wurde nicht gerade mit offenen Armen begrüßt. Schon am ersten Tag wurde er mehrfach mit den verschiedensten Dingen beworfen. Pinsel, leere Farbeimer, sogar ein Stein.

„Warum wehrst du dich nicht?“, hatte Squall ihn in einer ruhigen Minute gefragt.

„Weil sie das Recht zu haben. Ich weis, dass ich Scheiße gebaut habe, aber ich möchte es wieder gut machen.“, hatte er damals gesagt.

Wie ein Lauffeuer hatte sich herum erzählt, dass Cifer während der ganzen Zeit unter Artemesias Einfluss gestanden und nicht er selbst gewesen sein soll. Cid Kramer hatte sich höchst persönlich um die Wiederaufnahme seines Ziehsohnes gekümmert.
 

„Dass hast du nicht nur mir zu verdanken.“, sagte Squall der noch die entgeisterten Gesichter der Ausbilder vor sich sehen konnte.

„Ja, aber dir hab ich es noch nicht gesagt.“, meinte er und sah auf seine Uhr.

Es war schon kurz vor 12 Uhr. Wenn wir nicht bald fertig werden, wird sich die Küche wieder beschweren, dass man nicht mal pünktlich zum Essen kommen kann.

„Wir sollten Schluss machen.“, meinte Cifer, „Sonst freut sich Hasenfuß wieder über die übrig gebliebenen Hotdogs.“

Squall sah ihn entgeistert an, dann hellten sich seine Züge auf.

„Wenn du wüsstest, was für ein Genie du sein kannst!“

Squall sprang wie vom Blitz getroffen auf und rannte in Richtung des Gardens.

„Macht mal ne Pause, ich glaub der Direx Türmt gerade.“, rief Cifer den neuen zu, die die Pause mit Freuden an nahm.

Die Pause nutzend legte er sich hin, die Arme unter dem Kopf verschränkt. Seine Gedanken kreisten zurück zu Fu-Jin.
 

„Hexe!“, sagte er gepresst, während er sich aus ihrem Griff befreite.

„Hab dich doch nicht so.“, meinte sie mit samt weiche Stimme, während sie sich bei ihm ein harkte.

„Ich hab dir doch gesagt, nicht in der Öffentlichkeit. Ich hab noch einen Ruf zu verlieren.“, meinte er und versuchte sich seine Röte nicht anmerken zu lassen.

„Ach, dein Ruf ist dir also wichtiger als ich?“

„So hab ich das doch nicht gemeint!“, versuchte er sich zu Verteidigen.

„Du warst mir echt lieber, als du noch ein paar Worte gesagt hast.“

Fu-Jin Stellte sich vor ihn, legte ihm die Arme um den Hals und meinte mit leiser Stimme: „Dass kann ich immer noch, dass weist du, oder?“

Fast panisch sah er sich um. Vielleicht hatte ja jemand etwas gehört.

Dann spürte er ihre Hand auf seiner Wange, die seinen Kopf wieder nach vorne bewegte.

„Ich liebe es, wenn du rot wirst.“, flüsterte sie und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Dann löste sie sich und lief davon.
 

„Hexe!“, sagte Cifer erneut.

Er öffnete die Augen und blickt in die Wolken. Er konnte nicht glauben, wie sehr er sie jetzt schon vermisste, dabei war sie doch erst eine Woche weg.

„Hey, Flachzange!“, Hörte er eine ihm viel zu bekannte Stimme rufen.

Mit einem Ruck saß er und blickte zum Balamb-Garden. Dort kam Squall und ein zu bekanntes Gesicht.

„Hey, Hasenfuß, traust dich mal wieder aus deinem Klassenzimmer?“, rief Cifer zurück.

Zwischen ihm und Xell hatte sich auch einiges getan. Auch wenn sie sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf werfen, verstanden sie sich doch besser. Jetzt war alles mehr Spaß als Provokation.

„Ich hab gehört, Fu hat schon genug von dir und ist abgehauen?“, meinte der blonde Kämpfer neckend.

„Meine Hauen wenigstens ab, bei dir trauen sie sich ja noch nicht mal ran.“, erwiderte Cifer und reichte ihm die Hand.

„Da kannste mal sehen, wie heiß ich bin, dass die sich nicht mal an mich ran trauen.“, meinte er selbstsicher.

Auf ein mal begann Cifer zu lachen, Xell stimmte mit ein und auch die anderen ließen sich schnell anstecken.

„Ich störe euch Turteltauben nur ungern, aber wir haben noch was zu tun.“, mischte sich Squall hart ein.

„Kein Grund gleich wieder den Direx raus hängen zu lassen.“, sagte Xell und grinste.

Dann wandte sich Squall an die neuen Schüler. Unsicherheit war nach diesem harschem Einwurf zu sehen.

„So, dann macht mal weiter mit euren Übungen.“, sagte er und wandte sich Xell zu.

Er sagte nichts, sondern zeigte nur auf die Schüler die ihm Kopfzerbrechen bereiteten.

Xell lies sich nicht anmerken, wie er die Schüler beobachtete. Seine Augen wanderten von einem zum anderen, immer wieder auf andere Kriterien achtend.

Dann sah er den Jungen. Den anderen schien ihre Waffe wenigstens etwas zu liegen, aber er konnte gar nichts damit anfangen.

„Was ist denn mit dem?“, fragte Xell die beiden SEEDs und deutete mit dem Kopf in seine Richtung.

„Alles ausprobiert und immer gescheitert.“, sagte Squall ruhig.

Xell beobachtete ihn weiter und begann dann zu Grinsen.

„Tust du mir ein Gefallen, Cifer?“

Cifer sah den Kämpfer mit einer Mischung aus Unbehagen und Vorsicht an.

„Nimm ihm die Waffe ab und hau ihn um.“, meinte er leise, sodass nur Squall noch mithören konnte.

„Bist du verrückt?“, fragte Cifer, der wusste, wie rhetorisch diese Frage war.

Xell grinste ihn an und sagte zufrieden: „Vertrau mir.“

Mit einem Seufzer griff sich der blonde SEED seine Trainings-Gunblade und Schritt auf die beiden Kämpfenden zu.

„Lass mich mal machen.“, meinte er zu dem anderen Jungen, welcher sich einen Speer ausgesucht hatte.

„Wie heißt du, Junge?“, fragte Cifer seinen Gegenüber.

„Ash, 15 Jahre, ich komm aus dem Timber-Waisenhaus.“, sagte er verunsichert.

Der SEED betrachtete den Jungen. Braune Haare, die zerzaust in seinem Gesicht hingen, rehbraune Augen, die ihn verunsichert ansahen. Er tat ihm Leid und fragte sich was Xell damit bezwecken wollte.

„Nimm es nicht persönlich, OK Kleiner?“, fragte Cifer mit trauriger Stimme.

„Nein, Sir, keine Angst, Sir.“, erwiderte er und schien auf alles Gefasst zu sein.

Dann begann das Schauspiel. Cifer stürmte nach vorne und lies seine Gunblade in der Horizontalen auf das Schwert des Jungen treffen.

Schon war das Schwert in der Luft und der Junge ungeschützt.

Erschrocken taumelte er ein paar Schritte zurück.

Dann schoss die Trainingswaffe erneut auf den Jungen nieder, bereit jederzeit abzubrechen.

Der Junge hingegen duckte sich unter dem Angriff weg. Etwas überrascht blieb Cifer einen Moment stehen, bevor er anfing zu lächeln. Wieder griff er den Jungen an und wieder schaffte er es auszuweichen. Das Schauspiel ging noch ein paar Angriffe so weiter, bis Ash nach einem Schritt nach hinten stolperte und stürzte. Kaum war er aufgeschlagen hob er die Arme vor sein Gesicht um sich vor einem neuen Angriff zu schützen.

Aber es folgte kein Angriff mehr. Dann hörte er Applaus. Langsam nahm er die Arme runter und sah Die beiden Blonden SEEDs vor sich stehen, welche ihm die Hände reichten. Unsicher griff er zu und im nächsten Moment hatten sie ihn schon auf die Beine gezogen.

„Kleiner, du hast Talent.“, meinte der Blonde Mann, mit dem Tribal im Gesicht, lächelnd.

„Danke, Sir.“, murmelte er leise, überrascht über die positiven Worte.

„Willst du ihn haben? Ich überlasse ihn dir gerne?“, fragte Squall den Kampfsportler.

„Klar nehme ich ihn! Wir werden viel Spaß zusammen haben.“, grinste dieser und nahm den Jungen in den Schwitzkasten.

„Soll ich ihn beglückwünschen oder bemitleiden?“, fragte Cifer leise.

„Letzteres.“, antwortete Squall und bereute es den Kampfsportler geholt zu haben.

„Aus dir können wir noch 'nen ganz Großen machen. Die Beinarbeit ist gut, aber du musst noch lernen zuzuschlagen.“, meinte Xell zu dem Jungen.

„Willst du die anderen auch?“, fragte Squall um Xell wieder auf den Boden zu holen.

Endlich lies er den neuen los und betrachtete die anderen Schüler.

Dann zuckte er mit den Schultern.

„Warum denn nicht? Ich bring den schon was Ordentliches bei, wenn nicht, reich ich sie weiter.“

Erleichtert seufzte Squall. Endlich waren alle Schüler unter Dach und Fach. Auch wenn er mit seiner Entscheidung nicht vollends zufrieden war, konnte er sich nicht beklagen. Wenn auch Xell bei ihnen aufgab musste er sie versuchen in einem anderen Garden unterzubringen.

„Er wird euch im unbewaffneten Nahkampf unterrichten.“, erklärte Squall den Schülern, „Aber ich glaube er wird euch mehr dazu sagen können.“

Xell begann auf und ab zu gehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Sein Gesicht verriet die wie die Gedanken rasten und versuchten die passenden Worte zu finden.

Dann stand er und wandte sich den Schülern zu.

„Wie der Direx...“

„Direktor.“, berichtete Squall.

„... eben schon gesagt hat, werde ich euch im waffenlosen Kampf unterrichten. Wir werden erst mal mit Athletik und Gymnastik anfangen, um eure Beweglichkeit und Ausdauer zu verbessern. Später werden wir uns dann mal anschauen, was wem liegt und dann darauf trainieren. Hat jemand noch Fragen?“

„Wie meinen sie das, mit dem was wem liegt?“, fragte einer der Mitschüler interessiert.

„Ich meine die verschiedenen Arten des waffenlosen Kampfes. Ob ihr nun eher Arme oder Beine benutzt.“, erklärte er ruhig.

Dann folgten noch mehr fragen und noch mehr Erklärungen.

Später wies Squall die Schüler ein. Es Betraf die Klassenräume, die allgemeine Hausordnung und den Umgang mit Garden-Fremden Personen.

Nach seinem Vortrag saß Squall an seinem Schreibtisch im Büro als es klopfte.

Cifer trat ein.

„Und was glaubst du?“, fragte er ohne ab zu warten.

Squall stand auf und ging zum Panoramafenster.

„Ich denke, ein neuer Anfang ist Gemacht.“
 

Squall lies die Tür ins Schloss fallen und bewegte sich langsam ins Wohnzimmer.

„Squall?“, Hörte er Rinoas sanfte Stimme aus der Küche.

„Ja. Bin wieder da?“, meinte er geschafft.

„Ist alles ok?“, hörte er sie besorgt fragen.

Er hörte ihre Schritte und spürte förmlich, wie sie näher kam.

„Es ist alles OK, der Tag hat mich nur geschafft.“, erklärte er mit einem Lächeln.

Langsam ging sie um die Couch herum und setzte sich neben ihn.

Sanft griff sie seine Hand und hielt sie einfach fest.

Und Squall musste sagen, dass es einfach nur gut tat.

„Willst du mir erzählen, was passiert ist?“, fragte sie liebevoll.

Dann begann er zu erzählen. Vom Waffentraining in der Früh, dem einbeziehen Xells und der Aufstellung einer Klasse für ihn. Vom Papierkrieg der noch auf seinem Schreibtisch herrschte und den ganzen Problemen einer Führungsposition.

All seine Sorgen und seinen Ärger hörte sie sich an, nickte ab und an und saß einfach nur da.

„Ich mach das nur ungern.“, meinte er als er fertig war.

„Was meinst du?“, fragte sie überrascht.

„Dich mit meinen Problemen belästigen.“, antwortete er ehrlich.

Sie nahm seinen Kopf in die Hände und sah ihm in die Augen.

„Was wäre ich denn für eine Freundin, wenn ich dir nicht zuhören würde.“, begann sie leise, „Es interessiert mich, was dich beschäftigt, wie du dich fühlst. Was für Probleme du hast.“

Dann lehnte sie sich vorsichtig an ihn.

„Kannst du dir vorstellen, was passiert wäre, wenn dich damals dir anderen im Stich gelassen hätten?“, fragte sie ihn.

„Ich würde gar nicht hier sitzen.“, erwiderte er.

„Wenn du Probleme hast, oder Sorgen, dann komm zu einem von uns, und wir können drüber reden.“, sagte sie freundlich.

„Und ich werde dir erstmal dein Essen machen.“

Schnell war sie wieder auf und verschwand in der Küche.

Sein Blick wanderte durch das Wohnzimmer und blieb an einem Bild hängen.

Auf dem Bild waren er und die anderen abgebildet. Er hatte Rinoa huckepack genommen.

Ein Lächeln huschte über seine Lippen.

Dann hörte er Rinoas Stimme, die ihn zum Essen rief.

Noch einmal sah er das Bild an, bevor er sich auf den Weg machte.
 

„Fu?“, fragte Cifer am Telefon.

„Cifer? Ungewöhnlich dass du anrufst.“, meinte die Frau am anderen Ende.

„Ja, ich weis, aber ich wollte deine Stimme hören.“, erklärte er.

„Ist ja süß von dir.“, neckte sie ihn.

„Weist du, da gibt’s was, was ich dir noch sagen wollte.“, meinte er.

„Was denn?“, fragte Fu-Jin neugierig.

Dann kehrte Stille ein. Sie wartete aber er sagte nichts.

„Cifer?“, fragte sie, als er nichts sagte.

„Ich liebe dich, Fu-Jin.“, sagte er leise.

„Ich dich auch.“, stotterte sie als Antwort.

„Fu?“, fragte Cifer vorsichtig.

„Noch was?“, erkundigte sie sich vorsichtig.

„Komm bald wieder.“

Dann verabschiedete er sich.

Cifer saß in seinem mehr als Mager eingerichteten Quartier. Nur eine Kerze brannte auf dem Nachtschrank, neben dem Bild der grauhaarigen Frau.

„Endlich hab ich es gesagt, auch wenn ich morgen einen tierischen Kater hab.“, sagte Cifer, zerknüllte die Bierdose und warf sie auf den Haufen mit den elf anderen.
 

Selphie war wütend.

Erst ruft er mich hierher und dann kommt dieser Typ gar nicht.

Es war schon lange Dunkel geworden und die Nächte waren trotz des milden Klimas kühl.

Sie begann auf und ab zu gehen, um sich aufzuwärmen.

Warum bei allen guten Geistern hat sie sich nicht dicker angezogen?

Sie wusste ja noch nicht mal, wer dieser Kerl war. Sie hatte nur eine E-Mail bekommen, in der brisante Informationen versprochen worden.

Das sie nebenbei für die „Timber Maniac“ schrieb war sie immer auf der Suche nach neuen Infos, am besten irgendwas skandalöses.

„Warum lassen mich immer alle warten“, fluchte sie und schlang die ihre Arme um sich.

„Entschuldige das du warten musstest.“, erklang die Stimme am Haupttor des Gardens.

Langsam kam Irvine auf sie zu.

„Was? Du bist mein Informant?“, wunderte sie sich.

„So überrascht? Ich hab doch immer was Interessantes zu erzählen.“, scherzte er.

„Was willst du?“, fragte sie harsch.

Er ging auf sie zu und als er vor ihr Stand reichte er ihr eine Rose.

Verdutzt nahm Selphie sie an und sah den Cowboy fragend an.

„Ich kann doch nicht mit Wörtern umgehen.“, entschuldige er sich.

Wieder sah Selphie auf die Rose und dann wieder zu dem jungen Mann.

Dieser lächelte und zuckte mit den Schultern.

„Wenn sie dir nicht gefällt, werf sie weg.“, sagte er als wäre es eine Kleinigkeit und wollte gehen.

„Irvine?“, hörte er Selphies Stimme und ihre Näher kommenden Schritte.

Langsam drehte er sich um und sah sie an.

„Ja?“, fragte er vorsichtig.

Unerwartete landete ihre Faust sanft in seinem Bauch.

Es tat nicht wirklich weh, aber aus Reflex hatte er sich gekrümmt.

„Was sollte das?“, fragte er wütend.

„Das war dafür, dass du mich in der Kälte hast stehen lassen.“, antwortete sie im selben Tonfall.

Enttäuschung machte sich in dem jungen Mann breit.

Gleich wirft sie die Rose weg, dachte er nur.

Doch dann küsste sie ihn sanft.

„Und das ist für die Rose.“, meine sie mit sanfter Stimme.

Ungläubig sah er zu, wie sie zum Haupttor schlenderte.

Kurz vor dem Verlassen des Gardens drehte sie sich nochmal um.

„Und wenn du dich anstrengst, gibt es irgendwann vielleicht mal mehr.“; sagte sie und streckte ihm die Zunge raus.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich ins Gras fallen lies und die Sterne beobachtet.

Ja, er würde sich anstrengen.
 

Der neue Rang des SEED-Ausbilders brachte natürlich auch so einige Privilegien mit sich. Ein Schicker Dienstwagen und den Generalschlüssel für alle öffentlichen Räume. Und von diesem Privileg macht Xell Gebrauch.

Das es mitten in der Nacht war störte den jungen Kämpfer nicht, denn hier brannte Tag und Nacht das Licht. Er wusste nicht, wie lange er schon in der Trainingshalle war und übte, aber das brauchte er einfach. Da er nun Ausbilder war konnte er nicht mehr frei durch die Welt reisen und das machte sein Training zunichte. Deshalb nutzte er jede Gelegenheit zum trainieren.

Fast hätte er überhört, wie die Automatik-Türen sich öffneten.

Interessiert betrachtete er den Neuling.

„Ach Xell, du bist das.“, stellte Shou fest.

Sie war eine freundliche Person, die er das erste Mal bei seiner Praktischen SEED-Prüfung getroffen hatte. Sie hatte sie in die Mission eingewiesen, später kümmerte sie sich um die Steuerung des mobilen Gardens.

„Was machst du hier?“, fragte Xell neugierig.

„Ich hab von hier drinnen Licht gesehen und wollte wissen, wer da ist. Normalerweise ist doch zu.“

„Normalerweise schon.“, stimmte er zu und hob den Generalschlüssel.

„Da ich weis, dass alles in Ordnung ist, geh ich mal wieder.“, sagte sich und machte sich auf in Richtung Ausgang.

Xell widmete sich wieder seinem Training.

Plötzlich schrie Shou. Xell fuhr herum und erkannte er ein Raldo.

Nach einem kurzen und schmerzlosen Schlagabtausch suchte das Monster das Weite.

„Alles ok bei dir?“, fragte er und half der jungen Frau auf.

„Ja, alles klar, ich mach mich dann mal.“, sagte sie und verließ hastig die Halle.

Plötzlich bemerkte er ein Buch.

Muss Shou verloren haben, dachte er sich.

Vorsichtig schlug Xell die erste Seite auf, in der Hoffnung auf einen Namen oder ähnliches.

Aber als er es aufschlug sprang er sich selbst ins Gesicht. Fotos über Fotos, Zeitungsberichte.

Jetzt war er neugierig und er blätterte noch ein paar Seiten weiter. Eines der letzten Fotos lies ihn aber auch rot werden. Es zeigte ihn unter der Dusche.

Er würde morgen mit Shou ein dringendes Gespräch über Stalken und Privatsphäre halten müssen, dachte er sich, und verließ die Halle, in Richtung seines Quartiers.
 

Quistis saß gerade in der Bar der Balamb Stadt, genüsslich ein Bier trinkend. Auch wenn sie Ausbilderin war, war sie doch auch nur ein Mensch. Und da Mensch ab und zu ruhe vor ihren Fans brauchten, kam sie auf die Bar. Im Normalfall würde ihr Fan-Club ohne weiteres am Türsteher vorbeikommen, aber da hatte sie wieder Kontakte. Sie tanzte eigentlich nie und versuchte auch niemanden anzusprechen. Wie gesagt, Ruhe brauchte der Mensch.

„Wenn das mal nicht Quistis Trepe ist.“, hörte sie eine Männerstimme neben sich.

Genervt sah sie zur Seite war aber angenehm überrascht. Neben ihr saß Rai-Jin, ein ehemaliges Mitglied des Balamb-Ordnungsdienstes.

„Was macht du hier?“, fragte sie überrascht.

„Ich genehmige mir mal was zu trinken.“, antwortete er.

Sofort fiel ihr seine Sprechweise wieder ein. Denn in Jeden Satz passte bei ihm ein „mal“.

„Wo bist du denn jetzt?“, fragte sie neugierig.

Erinnerungen kamen in ihr auf, wo sie sich noch im Kampf die Schädel einschlagen wollte. Das war nur ein paar Monate her.

„Bin mal beim Balamb-Sicherheitsdienst, arbeite mal im Hafen. Halt da, wo mal was zu tun ist. Und was machst du mal hier?“

„Mich vor meinen Fans in Sicherheit bringen.“, antwortete sie und nahm noch einen Schluck.

„Vermisst du die Zeiten an unserem Garden?“

„Ab und zu vermiss ich mal das Abhängen mit Cifer. Er war eigentlich immer 'nen feiner Kerl, aber er konnte auch mal anders drauf sein, so ein richtiger Stinkstiefel. Was ist eigentlich mit Fu-Jin?“

„Die ist im Moment im Galbadia-Garden. Austauschprojekt. Aber in ein paar Wochen ist sie wieder da.“, erzählte Quistis.

„Cool, dann können wir mal wieder zu dritt Angeln gehen.“, sagte er mit grinsen.

Rai-Jin war eigentlich ganz in Ordnung. Hatte ein großes Herz und eine gute Portion Sinn für Gerechtigkeit. Irgendwie fehlt er im Garden, dachte sich Quistis.

„Soll ich versuchen, dich wieder in den Garden zu bringen?“

„Was? Echt? Das wäre mal cool!“, freute sich Rai-Jin.

„Gibt bestimmt keine Probleme, Squall ist doch da nicht so.“

„Wenn du das hinkriegst könnt ich dich mal küssen!“, freute er sich und wollte sie umarmen.

Sie allerdings legte ihren Finger auf seinen Mund und lächelte.

„Lass mal gut sein, kannst dich ja irgendwann Revanchieren.“

Zusammen leerten sie ihre Gläser und verließen die Bar.

Rai-Jin ging in Richtung Hafen, wo er sich eine kleine Wohnung geholt hatte.

Und Quistis ging zurück in den Garden.

„Die Nächsten Tage würden eh wieder Anstrengend werden.“
 

„Schatz, was möchtest du für Tee?“, fragte Cid aus der Küche des Waisenhauses.

„Was gegen Kopfschmerzen.“, sagte Edea lächelnd.

Sie war froh Unterstützung zu haben, wenn auch nur für ein paar Tage. Ihr Mann hatte sich ein paar Tage Auszeit vom Garden-Stress gegönnt und war zu ihr gefahren.

Edea hatte sich in der Zwischenzeit um das alte Waisenhaus gekümmert. Auch waren schon wieder einige Kinder hier.

„Meinst du, sie retten irgendwann auch die Welt?“, fragte Cid lächelnd, als er eine Teekanne und zwei Tassen auf dem kleinen Tisch abstellte.

„Ich hoffe nicht. Ich wünsche den Kindern ein ruhiges Leben.“, antwortete sie ehrlich, während ihr Mann erneut in der Küche verschwand und mit Zucker und Plätzchen zurück kam.

So saßen sie schweigend auf dem Balkon, tranken in Ruhe eine Tasse Tee und erfreuten sich an dem Ausblick auf das Blumenmeer.

„Wie geht’s unseren Großen?“, erkundigte sich Edea.

„Squall kommt mit der neuen Rolle als Direktor noch nicht wirklich zurecht, aber ich helfe ihm, wo ich kann, so wie Rinoa. Xell hat die Ausbilderprüfung zusammen mit Cifer gemacht und bestanden. Unser kleines Energiebündel Selphie kümmert sich um die Informationen und Auftragsbeschaffung, und schreib nebenbei noch für den „Timber Maniac“. Irvine ist größtenteils im Galbadia-Garden und Bildet dort schützen aus. Und Quistis ist jetzt eine aktive SEED. Ihre stelle als Ausbilder wollte sie nicht zurück.“, berichtete er ausführlich.

Edea nickte nur und nahm sich ein Plätzchen.

„Ist das nicht für Irvine und Selphie hinderlich?“

„Nein, es ist gut so. Wenn die beiden ständig zusammen wären, würden sie sich, glaube ich, nur streiten.“, sagte Cid.

„Und Rinoa geht es gut?“

„Ja, bestens.“, freute sich Cid.

„Tust du mir den gefallen und Schickst sie zu mir, wenn du wieder da bist? Ich will mit ihr reden und einige Sachen erklären und beibringen.“, erklärte die ehemalige Hexe.

„Mach ich, Schatz.“, sagte Cid und lächelte.

Alle Jahre wieder: Das Turnier

Drei lange Jahre sind seit seiner Aufnahme in den Balamb-Garden nun vergangen.

Drei Jahre voller Schmerz und Qual, in denen er oft ans aufgeben gedacht hatte.
 

Xell war sehr impulsiv und eigentlich nicht gut als Lehrer geeignet, würden einige sagen.

Ash hingegen empfand das nicht so. Meistens mussten die Schüler in ausgelosten Paarungen gegeneinander kämpfen, immer Mann gegen Mann. Nach jedem Kampf setzten sie sich zusammen und ließen die Kritik über sich ergehen.

Aber es half seine Fehler zu finden und Lösungen dafür.

Irgendwann am Ende des ersten Ausbildungsjahres kam Xell auf den glorreichen Gedanken ein Turnier abzuhalten, wo die Klassenbesten gegeneinander antraten. Es wurde um Pokale gekämpft, Privilegien oder einfach nur ums Ansehen.

Xell nannte das Turnier ganz pompös „King of Balamb-Garden“.

Es mag merkwürdig erscheinen, aber die Teilnehmerlisten waren immer voll.

Sechzehn Teilnehmer waren maximal erlaubt.

Und auch dieses Jahr wurden sie nicht verschont.
 

Ash stand mit seinen Mitschülern Sam und Niko an der Tafel mit den Eingetragenen Teilnehmern.

„Warum setzt der uns immer auf die Liste, ohne uns zu fragen?“, nörgelte Sam.

„Weil es ihm Spaß macht.“, antwortete Niko ruhig.

Die beiden konnten Unterschiedlicher nicht sein.

Sam ein Muskelberg, der sich auf den Faustkampf spezialisiert hatte und daneben der schmächtige Niko, der unglaubliche Tritte verteilen konnte.

„Ich hoffe dieses Jahr wird es nicht ganz so schlimm.“, meinte Ash leise.

„Könnt ihr euch noch an das letzte Turnier erinnern? Als er uns zur Strafe den ganzen Tag um den Garden hat laufen lassen.“, meckerte Sam erneut.

„Wenn du mal nichts zum ankreiden hast, kannst du doch nicht Glücklich sein, oder?“, erklang Nikos ernste Frage.

Mit grauen erinnerte sich Ash an das letzte Turnier. Er war gleich in der ersten Runde geschlagen worden, wie sonst auch immer.

Im Unterricht und beim Training mit den anderen hatte er nie solche Probleme.

„Wir sollten uns beeilen.“, meinte Ash nüchtern.

Dann gingen die Drei vom Haupttor aus durch die Eingangshalle zum Schulhof, wo das Turnier stattfinden würde.

Vor ihnen lagen drei mit Tüchern abgetrennte Räume, der so genannte „Check-In“. Dort wurden Schnelltest auf Drogen durchgeführt. Auch wenn sie Anwärter auf einer Eliteschule für Söldner waren, gab es immer schwarze Schafe.

Ein kleiner Stich und zwei Minuten warten.

„Alles Sauber.“, sagte Dr. Kadowaki, die Schulärztin, mit einem Lächeln.

Dann lenkte er seine Schritte zum „Rüstkammer“, einem Zelt wo die Teilnehmer ihre Waffen bekamen. Der SEED händigte ihm ein paar Schienbeinschoner und Boxhandschuhe, deren Polsterung sich bis zum Ellenbogen zog. Alle anderen Waffen hatten zwar einen dünnen Stahlkern, waren aber mit Schaumstoff und Hartgummi überzogen. Größere Verletzungen waren damit nicht ausgeschlossen, aber sie traten seltener auf.

Jetzt hatte er noch ein paar Minuten Zeit, bevor die Durchsage ertönte, die ihn ins Verderben schicken würde.

Ash fand tatsächlich noch ein ruhiges Plätzchen hinter einem der Zelte.

Er sah auf seine Handschuhe herab. Die Niederlagen der letzten vier Turniere immer wieder vor Augen.

Warum klappte es nur nie?, fragte er sich erneut.

Dann seufzte er: „Ich sollte aufgeben. Vielleicht schreibt mich Dr. Kadowaki untauglich.“

Das würde nicht klappen, dass wusste er, aber der Gedanke beschäftigte ihn wenigstens für zwei Sekunden.

„Ist hier noch frei?“, hörte er eine junge Frauenstimme.

Er sah nur aus dem Augenwinkel auf ein langes weißes Kleid.

„Ja, ist noch frei.“, seufzte er erneut.

„Gehörst du auch zu den Kämpfern?“, fragte sie und deutete auf die Schoner.

„Ja, leider.“, antwortete er und fragte sich, warum er sich schon wieder wie ein Verlieren vor kam.

„Leider?“, fragte sie neugierig.

„Ja, leider. Ich bin bis jetzt jedes Mal in die Tonne gehauen worden. Ich kann das einfach nicht.“, sagte er und schämte sich für den gereizten Ton, den seine Stimme angenommen hatte.

„Wenn du mit der Einstellung da ran gehst, kann es auch nichts werden.“, sagte sie mit ruhiger Stimme.

„Ach ja? Und woher willst du das so genau wissen?“, fragte er wütend und sah sie an.

Am liebsten wäre er im nächsten Moment gestorben. Oder wenigstens im Boden versunken.

Neben ihm saß Rinoa Heartilly.

Sie trug ein langes, weißes Kleid, dessen Saum höchstens einen halben Zentimeter über dem Boden aufhörte. Es sah so aus als würde sie schweben.

Sie lachte und meine: „Ich glaube es zu wissen.“

Ash sah wieder zu Boden, unfähig auch nur einen vernünftigen Satz hervorzubringen, bei dem Gedanken, dass die Weiße Hexe neben ihm saß.

„Natürlich kannst du gleich aufgeben, ohne es versucht zu haben.“, begann sie im Plauderton, „Du kannst es natürlich auch versuchen ohne es zu wollen. Aber wenn du es versuchst und auch wirklich gewinnen willst, brauchst du nur dein Können und ein bisschen Glück.“

Er hatte sich gehen lassen. Er musste sich entschuldigen!

Dann sah er sie erneut an und öffnete den Mund, wollte etwas sagen als ihre Hände auf seinen Wangen lagen. Noch immer mit offenem Mund sah er wie ihr Mund immer näher kam. Aus einem Grund, den er nicht kannte, kroch Panik in ihm hoch.

Dann hauchte sie ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Das soll dir Glück bringen.“, flüsterte sie und stand langsam auf.

Noch immer sah Ash ihr nach, als sie zurück zum Hauptweg ging.

„Wo warst du denn?“, hörte er die Stimme des Direktors hinter dem Zelt und im nächsten Moment sah er ihn schon.

Er trug seine SEED-Uniform und wirkte im ersten Moment locker und fröhlich. Rinoa eilte zu ihm und warf sich an seinen Hals.

Den beiden machte es nichts mehr aus, so im Garden gesehen zu werden. Hier wusste jeder, dass die beiden Verlobt waren, jedoch war die Information noch Inoffiziell.

Dann küsste sie ihn sanft.

Heute war echt ein komischer Tag dachte Ash, als sich ein eigenartiges Gefühl in ihm breit machte.

Er war glücklich. Er freute sich für sie und für die Liebe die sie füreinander empfanden.

Und wie stark sie war, hatte Squall im Schul-Netzwerk nachgelesen. Es war ein Reisetagebuch verfasst von „S. Tilmitt“.

Ganz ausführlich war sie auf das Hexenmausoleum eingegangen, daher kannte fast jeder Anwärter die Geschichte der beiden.

„Ich knutsche fremd.“, sagte sie zu ihrem Verlobte und streckte ihm die Zunge raus.

Sein Herz rutsche in die Hose, die Freude war gewichen und die Panik stand schon wieder in den Startlöchern.

Warum passiert nur immer mir sowas, fragte er sich und machte in Gedanken sein Testament.

Squalls schien ihn erbarmungslos niederstarren zu wollen. Kalt und hart waren die Augen des Direktors und sie schienen den SEED-Anwärter durchbohren zu wollen.

Plötzlich fing er an zu lachen.

„Rinoa, Schatz, wie oft hab ich dir gesagt, dass du dich nicht an den Schülern vergreifen sollst. Du weist doch, das das nur Ärger mit den Behörden gibt.“, sagte er fröhlich.

Das war nicht der Direktor, der immer mit strengem Blick durch den Garden wanderte. Soweit Ash wusste, hatte er noch nie gelacht, jedenfalls in der Öffentlichkeit, bei Gesprächen oder Interviews.

Ihn so zu sehen war schon etwas komisch. Hier schien er sich prächtig zu Vergnügen.

„Wenn sie schon mit dir rummacht, musst du echt was besonderes sein.“, sagte er noch mit einem Lächeln.

Schon war Rinoa zur Stelle.

„Mach den Jungen nicht verlegen. Nur will du das nicht kannst.“, neckte sie ihn und schob ihn wieder zurück auf den Weg.

„Wir können das gleich klären.“, hörte er seinen Direktor noch sagen.

Bevor auch sie aus seinem Blickfeld verschwand zwinkerte sie ihm noch einmal zu.

„Was für ein Tag! Das glaubt mir doch keiner.“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen.

Dann kam die Durchsage.

Und mit diesem Lächeln auf den Lippen ging auf seinen Untergang zu.
 

Auf dem Schulhof war in den letzten Tagen viel passiert.

Tribünen wurden Aufgestellt, links und rechts von der Kampffläche für die normalen Leute und gegenüber dem Aufenthaltsraum der Teilnehmer befanden sich die VIP-Plätze.

Sie lagen leicht erhöht und boten nur Platz für eine Hand voll Leute.

Und dort hatten die wichtigen Leute auch schon Platz genommen.

In der Mitte saßen Squall und Rinoa, in ihrem langen Kleid. Rechts von ihnen saßen der ehemalige Direktor Cid und seine Frau Edea. Und auf der anderen Seite saßen Kiros, der als für Laguna angereist war und noch ein Mitglied der galbadianischen Regierung, dessen Name sich Squall noch nicht gemerkt hatte.

„Einen schönen Garden haben sie Mr. Leonhart, aber das Turnier hätten sie nicht organisieren müssen.“, schmeichelte der Abgeordnete.

„Danke, aber ich muss sie enttäuschen. Wir halten dieses Turnier seit ein paar Jahren ab. Jedes halbe Jahr zeigen uns die Besten der Besten was sie gelernt haben.“, erklärte Squall im Plauderton.

„Oh, da bin ich aber gespannt, was ihre Schüler so können.“, freute er sich und klatschte leicht in die Hände.

Als Squall zu ihm sah konnte er auch Kiros sehen. Er schüttelte nur den Kopf und Squall musste lächeln.

„Kannst du ihn nicht irgendwie einfrieren oder so?“, fragte Squall Rinoa im Flüsterton.

„Gerne.“, sagte sie und sah den Mann böse an, welcher sofort still saß.

„Danke, dass ihr uns eingeladen habt.“, sagte sein Cid und lenkte Squall von der Nervensäge ab.

„Machen wir doch gerne. So kannst du wenigstens sehen, wie ich den Garden niederwirtschafte.“, sagte er trocken, was seinem Ziehvater zu amüsieren schien.

„Ich hoffe du stehst noch nicht in den roten Zahlen.“, fragte Cid vorsichtig.

„Geht nicht.“, sagte Squall und über sein Gesicht huschte ein Lächeln, „Der Stift war alle.“

„Dann ist ja gut, da muss ich mir ja keine Sorgen machen.“, sagte Cid offen.

Squall tippte sich kurz an sein Ohr.

„Cifer? Rai-Jin? Seid ihr bereit?“, fragte er in das Versteckte Funkgerät.

„Cifer hier, bin bereit.“, hörte er die Stimme seines Freundes leise.

„Hier Rai-Jin, bin mal bereit.“

Er sah Rinoa an, welche kurz nickte, dann stand er auf nahm das Mikrophon zur Hand.
 

Ash stand mit Sam und Niko in dem Pavillon, der als Aufenthaltsraum für die Kämpfer aufgebaut war. Als er sich umsah rutschte sein Herz schon wieder ein Stück tiefer.

Um ihn herum saßen die Besten Kämpfer seines Jahrgangs. Vier Schwertkämpfer, vier Kämpfer mit Stangenwaffen, vier Teilnehmer mit Gun-Blades, aber leider nur drei für den unbewaffneten Kampf. Der vierte hatte sich kurz vor dem Turnier verletzt und war ausgeschieden.

„Lass den Kopf nicht hängen, Ash! Dieses Jahr zeigen wir ihnen was war können!“, sagte Sam zuversichtlich.

„Ja, zeigt uns, wie ihr verliert!“, sagte einer der Speerkämpfer.

„Reg dich nicht auf.“, sagte Niko zu Sam und wandte sich denn dem anderen zu, „Und du, sei ruhig bis du gewonnen hast.“

Schon waren die Streithähne ruhig. Sie konnten sich schon bald austoben.

Und schon hallte die Stimme des Direktors aus der Sprechanlage.

„Hiermit möchte ich die besten Kämpfer des Balamb-Garden in den Ring bitten.“

Und so gingen sie alle der Reihe nach aus dem Pavillon und stellten sich in einer Reihe in der Kampffläche auf.

Es war eigentlich nur abgesteckter Rasen, zehn mal zehn Meter.

„Ich möchte hiermit die Kämpfer und die Zuschauer begrüßen. Ich freue mich, dass wieder so viele Schüler dem Ruf gefolgt sind hier ihre Erlernten Fähigkeiten zu demonstrieren und ihren Sportsgeist zu präsentieren. Ich wünsche mir ein faires und sauberes Turnier. Und ich wünsche euch viel Erfolg.“, sagte der Direktor zu den Anwesenden.

Ash sah hinauf zu den VIPs.

Ganz links außen saß ein stark gebräunter Mann, daneben ein Mann im Anzug, der sich sichtlich zu freuen schien. Dann folgte Rinoa und Ash musste sich zurückhalten, nicht zu winken. Neben ihr hatte sich Squall wieder gesetzt. Cid Kramer und seine Frau Edea saßen rechts außen.

Und ein ganzes Stück näher auf einer kleinen Bühne saß Selphie mit einem Mikrophon vor sich.

„Guten Tag die Damen und Herren. Ich werde ihnen während des Turniers alles Ausgiebig mitteilen.“, meldete sich Selphie von ihrem Platz und Winkte einmal in die Runde.

„Dann möchte ich die Teilnehmer Bitten, sich zurückzuziehen. Die Kämpfe werden in Kürze beginnen.“, verkündigte sie und schickte uns somit wieder zurück in den Pavillon.

Dort war in der Zwischenzeit ein undurchsichtiger Behälter mit den Startnummern aufgestellt.

Der Reihe nach griffen wir hinein und zogen voller Erwarten die Nummer.

Ash erwischte die Nummer fünf.

„Ich bin die Fünf. Was habt ihr?“, fragte er und wandte sich an seine Freunde.

„Ich bin die vier.“, sagte Niko.

„Und ich bin die acht.“, meinte Sam sichtlich erfreut, dass sie noch nicht aufeinander treffen würde.

„Komischer Zufall.“, schmunzelte Ash.

„Nummer Fünf!“, hörte Ash einen Ruf hinter sich und drehte sich um.

Es war der Speerkämpfer, der vorhin schon gestichelt hatte. Mit einem schiefen Grinsen hob er seine Nummer.

„Ich wünsche dir schon mal viel Spaß. Und ärger dich nicht, wenn du vor mir im Dreck liegst.“, sagte er höhnisch.

„Gleichfalls.“, antwortete Ash und drehte sich zu seinen Freunden.

Auch wenn er gerade cool tat, so war er doch zu aufgeregt. Warum musste sein erster Gegner gleich einen zweieinhalb Meter langen Zahnstocher haben?

„Ich bitte die ersten beiden Kämpfer in die Arena.“, hörten sie Selphies Stimme.

Ein Schwertkämpfer und ein Teilnehmer mit einer Gun-Blade vom Typ Revolver traten aus dem Pavillon heraus und in die Arena.

„Dann wollen wir mal sehen was stärker ist. Das Einfache Schwert, oder die neue Gun-Blade.“, begann Selphie zu kommentieren.

Dann begann der Kampf. Von Anfang an schenkten sich die beiden nichts. Auch wenn das Schwert leichter war, so hielt die Gun-Blade mit der Schnelligkeit mit. Der Kampf dauerte schon ein paar Minuten, als der Kämpfer mit der Gun-Blade auf eine Finte herein fiel und einen Treffer kassieren musste, der ihn im Normalfall getötet hätte.

Beide gaben sich Kameradschaftlich die Hände bevor sie das Feld räumten. Im Pavillon angekommen redeten sie noch kurz miteinander, verabschiedeten sich und dann ging der Besiegte.

Ash war sicher, dass er später auf der Tribüne sitzen würde.

„So, ich mach mich mal.“, meinte Niko locker.

„Pass auf dich auf.“, grinste Sam und auch Ash wünschte seinem Mitschüler viel Erfolg.

Niko grinste nur, als er zusammen mit seinem Gegner, einem Stabkämpfer, das Feld betrat.

„Noch einmal möchte ich die Kämpfer daran erinnern, dass Teilnehmer im unbewaffneten Nahkampf mit ihren Schonern Angriffe abwehren dürfen.“, erklang Selphies Stimme erneut aus den Lautsprechern.

Wieder ertönte das Signal.

Und schon nach wenigen Sekunden war der Kampf vorbei. Niko war auf seinen Gegner zu gestürmt. Und dann befand sich sein Bein auch schon am Kopf des Gegners.

„Haben sie das Gesehen, werte Zuschauer?“, schrie Selphie ins Mikrophon, „So einen kurzen Kampf habe ich selten erlebt! Das war wie ein Rubrumdrache gegen einen Beiskäfer!“

„Viel Glück bei deinem Kampf.“, sagte Sam aufmunternd und riss Ash zurück ins hier und jetzt.

„Kann ich gebrauchen.“, Antwortete dieser und ging zusammen mit seinem Gegner in die Arena.

„Hau ihn um.“, meinte Niko, als sie sich auf halbem Weg trafen.

Dann standen sie sich Gegenüber.

Ash sah aus dem Augenwinkel zu den besonderen Gästen.

Squall nickte ihm zu und Rinoa lächelte.

Ich darf nicht aufgeben, sagte er sich und betrachtete seinen Gegner.

Die Lanze die er trug war mit den zweieinhalb Metern schon bemerkenswert, wo er doch nur die Länge seiner Arme hatte.

„Ich werde nicht verlieren.“, sagte Ash bestimmt und verbeugte sich vor seinem Gegner.

„Leg dich lieber gleich hin.“, meinte er abschätzend und machte sich zum Kampf bereit.

Dann ertönte der Pfiff.

Sein Gegner stieß den Speer immer wieder nach vorn, sodass Ash nur ausweichen konnte.

Angriff um Angriff konnte Ash den Speerstößen ausweichen. Sein Gegner trieb ihn quer durch den Ring.

Dann traf ihn der Speer an der Schulter. Auch wenn es nur eine Turnierwaffe war, tat der Treffer schmerzte trotzdem.

Wenn er nicht schnell etwas unternahm, würde sein Gegner weit mit ihm spielen, das war Ash klar.

„Improvisation ist alles.“, erinnerte er sich an Xells Worte aus der Ersten Unterrichtsstunde.

„Versucht gar nicht erst eine Technik zu finden, die gegen alles Helfen soll, sowas gibt es nicht.“

Schnell ging Ash in Gedanken einige Möglichkeiten durch.

Dann war sein Gegner wieder auf dem Weg. Wieder schoss der Speer nach vorne mit dem Kopf als Ziel.

Ash duckte sich weg und packt mit der Rechten den Speer. Schon im nächsten Moment zog er mal aller Kraft, ohne seinen Stand zu verändern.

Sein überraschter Gegner lies den Speer nicht rechtzeitig los und stolperte noch zwei Schritte auf ihn zu.

Dann war es Soweit.

Ash lies den Speer los, ballte die Hand zur Faust und holte aus.

„Ki!“, schrie er und schlug zu.

Der Schlag traf seinen Gegner in der Magengrube. Im nächsten Moment lösten sich seine Füße vom Boden und er flog zwei Meter nach hinten, wo er gekrümmt liegen blieb.

Dann kehrte eine erdrückende Stille ein.

„Unglaublich!“

Wieder war es die Stimme des Kommentators die alle Begeisterte. Wie gebannt hatten die Zuschauer die Szenerie verfolgt.

„Das war einfach unglaublich! Mit nur einem Schlag wurde der Kampf beendet.“

Dann erst Realisierte Ash, dass er den Kampf gewonnen hatte.

Er war glücklich. Endlich mal die erste Runde überstanden. Und die Leute jubelten ihm zu.

Mit einem Lächeln auf den Lippen schritt er schnell zu seinem Gegner und reichte ihm die Hand.

„Seit wann kannst du das?“, fragte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, als Ash ihm aufhalf.

„Schon recht lange. Ich hatte scheinbar nur nie den Mut mich richtig anzustrengen.“, antwortete er ehrlich.

„Wenn das so ich, halt ich demnächst meine großen Klappe.“, meinte er und lächelte.

Ash half ihm noch zurück in den Pavillon, wo zwei Sanitäter schon auf sie warteten.

Dann sah er noch einmal auf die VIP-Tribüne.

Rinoa lächelte immer noch.

Und auch das Lächeln auf seinen Lippen wurde immer breiter.
 

„Was war denn das?“, fragte der galbadianische Abgeordnete erstaunt.

„Diese Technik nennt sich Ki. Dabei wird die ganze Kraft des Schlages auf einen Punkt konzentriert.“, erklärte Squall ruhig.

„Oh, interessant, dieser Junge, sowas zu beherrschen.“, lobte er ihn.

„Jeder der Nahkämpfer kann diese Technik.“, meinte der Direktor ruhig.

Dafür erntete er nur einen erstaunten Blick.

„Alle?“

„Alle. Es ist eine der ersten Techniken, die sie lernen.“, teilte Squall anteilnahmslos mit.

Eigentlich zu Schade, dass er sich zusammen reisen musste. Wäre der Abgeordnete aus Galbadia nicht gekommen, würde er jetzt wahrscheinlich am Geländer stehen und den Jungen anfeuern so weiter zu machen.

Aber Rinoa ging es ähnlich. Während des ganzen Kampfes hatte sie Squalls Hand gehalten und darum gebangt, dass der Junge gewinnt.

Als sie ihn einmal während einer Trainingsstunde beobachtete hatten, zeigte er viel mehr.

„Warum strengt er sich nicht mehr an?“, fragte Rinoa ihren Verlobten leise.

Dieser grinste leicht und meinte: „Ich glaube mal, er weis einfach nicht wie weit er gehen kann.“

„Das ist gut möglich.“, hörten sie Edeas Stimme, „Wenn er mit seinen Klassenkameraden trainiert, weis er wie weit ergehen kann, ohne sie zu verletzten. Bei diesen Turnieren kennt er kaum einen Teilnehmer.“

„Ich fragte mich, wie weit er kommt.“, fragte sich Squall leise.

„Wenn er gewinnt, kriegt er von mir noch einen Kuss.“, meinte Rinoa lächelnd.

„Hätte ich das gewusst, hätte ich mich auch eintragen können.“, beschwerte sich Squall gespielt.

Während der ganzen Zeit saß Kiros nur da und beobachtete die Szenerie.

Irgendwie fühlte er sich an Laguna erinnert...

...nur der Krampf im Bein fehlte.

Das Turnier: Auf dem besten Weg

Noch immer konnte Ash es nicht begreifen.

Die Weiße Hexe hatte vollkommen Recht gehabt: Wenn man etwas wirklich wollte, brauchte man nur noch ein bisschen Glück.

So hatte er seit 2 Jahren das erste Mal einen Kampf im Turnier gewonnen.

Und er freute sich schon auf die nächsten Kämpfe.

„Hast du gut gemacht.“, lobte ihn Sam freudig.

„Hab ich dir zu verdanken.“, entgegnete Ash jetzt weit aus ruhiger.

Sam hatte wirklich seinen Teil zum Erfolg gegeben.

Wie oft Sam und er schon gegeneinander gekämpft hatten, konnte er nicht sagen, aber er hatte viel daraus gelernt.

„Jetzt kannst du mir viel Glück wünschen, Kleiner.“

Mit diesen Worten ging er zusammen mit seinem Gegner, einem Schwertkämpfer in die Arena.

„Hier erwartet uns auch wieder ein spannender Kampf.“, ertönte Selphies frohe Stimme aus den Lautsprechern.

„Nach diesem Kampf haben wir schon die Hälfte der ersten Runde hinter uns, und das ganze Turnier ist noch offen.“

Aber das sollte für Sam kein Spaziergang werden. Sein Gegner führte zwei Kurzschwerter.

Anfangs konnte Sam noch mithalten, verlor aber zunehmend an Boden.

„Den Kampf verliert er.“, meinte Niko, der sich zu Ash gesellt hatte.

„Ja, sieht so aus. Wäre schon gewesen, wenn auch er es geschafft hätte.“, antwortete Ash leicht gedrückt.

„Damit er dich in der nächsten Runde in die Tonne geklopft hätte?“, erkundigte sich Niko Neugierig.

„Gegen ihn hätte ich noch eine Chance gehabt, aber gegen den anderen wird es noch schwerer.“, jammerte Ash besorgt.

„Sieh es als das was es ist. Ein Test deiner Fähigkeiten.“, versuchte Niko ihn aufzumuntern

„Du hast recht.“, bestätigte Ash und sah wieder zu ihrem Freund auf dem Feld.

Und wie Niko es voraus gesagt hatte, verlor ihr Freund den Kampf. Sein Gegner war einfach zu schnell. Ein Angriff nach dem anderen prasselte auf den großen Kämpfer nieder. Auch wenn er viele Abwehren konnte, so häuften sich doch die kleinen Treffer, die letztendlich das aus bedeuteten.

Mit hängendem Kopf Kam er zurück in den Pavillon.

„Hast dich gut geschlagen.“, versuchte Ash seinen Kameraden aufzumuntern.

„Ja, aber nicht gut genug.“, sagte er klein laut und begann dann zu lachen.

„Aber was soll's, sonst bist du immer als Erster rausgeflogen.“, nickte er Ash zu.

„Wo du recht hast.“, stimmte Niko ihm zu und kassierte eine Kopfnuss.

Noch war alles gut. Jetzt hatten sie erst einmal einen Moment Ruhe. Dann kam ihr Lehrer in den Pavillon und die Stimmung ging bergab.

„Hey, Guter Kampf, Ash. Schade, dass du rausgeflogen bist Sam.“

Beide bedankten sich für die Zusprüche.

„Und was ist mit mir?“, fragte Niko beleidigt.

„Von dir hab ich nichts anderes erwartet.“, erwiderte Xell ernst.

Dann sah er die beiden noch verbliebenen Kämpfer seiner Klasse eindringlich an.

„Ich hoffe ihr strengt euch weiterhin an.“

Beide nickten nur.

Dann nahm Xell Sam mit und lies sie wieder allein.

„Komischer Auftritt.“, sagte Niko schulterzuckend.

Ash stimmte ihm Stumm zu.

Dann wandten sie sich der Arena zu, beobachteten die anderen Kämpfer und diskutierten über Stärken und Schwächen.

Dann im letzten Kampf fiel ihnen einer der Kämpfer besonders auf.

Er kämpfte mit zwei Gun-Daggern vom Typ Revolver, der Kurzschwert-Variante der Gun-Blade. Er war ständig in Bewegung und lies geschickt seine Waffen auf seinen Gegner niedergehen. Schnell hatte er den Kampf für sich entschieden.

„Gegen den will ich nicht kämpfen müssen.“, meinte Ash ernst.

„Musst du auch nicht, den Krieg ich.“, antwortete Niko im selben Tonfall.

„Und woher weist du das?“

„Weil ich dich im Halbfinale besiegen werde.“, grinste er zuversichtlich.

Ash erwiderte nichts.

Wenn er es wirklich schaffte seinen Gegner in der nächsten Runde zu besiegen, was ihm noch unwahrscheinlich erschien, würde Niko wirklich sein Gegner werden.

„Na ja, vielleicht komm ich auch gar nicht ins Halbfinale.“, meinte Ash und dachte mit Grauen an den nächsten Kampf.

„Jetzt lass den Kopf nicht hängen.“

Dann beendete der Pfiff den letzten Kampf des ersten Durchgangs.

„Und nun möchte ich die Verbliebenen Teilnehmer darauf hinweisen, dass das Viertelfinale hiermit beginnen kann.“, hallte Selphies Stimme erneut durch die Lautsprecher.

„Die Gute ist doch dann heißer.“, meinte Niko und grinste.

„So wie die ihre Leute herum kommandiert glaub ich das nicht.“, grinste er zurück.

„Nun sind noch die Acht besten Kämpfer übrig. Das wird ein Spektakel, dass kann ich ihnen versprechen, meine Damen und Herren. Aber ab jetzt möchte ich sie Bitten, ein wenig mehr für ihren Champion zu Jubeln. Und nun, lasst das Viertelfinale Anfangen! “, schloss sie.

Die Menge begann zu jubeln.

„Jetzt wird es lustig.“, sagte Niko und sah seinen Freund an.

Ash wünschte seinen Freund viel Glück, dann machte sich Niko mit seinem Gegner auf den Weg.

„Das wird ein schöner Kampf.“, hörte er jemanden hinter sich sagen.

Als er sich zu der Stimme umdrehte stand hinter ihm Cifer.

„Herr Almasy.“, begrüßte er den SEED und Ausbilder.

„Cifer reicht.“, antwortete er und blickte auf das Kampffeld.

Der SEED war schon ein Bild. Sein Blick war nicht mehr so arrogant, wie auf den Bildern die Ash gesehen hatte. Er war ruhiger und kontrollierter geworden, hatte er den Eindruck.

Auch heute trug er seinen grauen Mantel mit den Kreuzen auf den Ärmeln und seiner blauen Weste. Seine Gun-Blade befand sich in einer Lederscheide an seiner Hüfte, wo sie doch recht deplatziert wirkte.

Der Kampf war inzwischen in vollem Gang. Aber gegen die schnellen Tritte konnte der Schwertkämpfer nichts ausrichten. Es wirkte so, als würde er sich zu langsam bewegen.

Dann endete der Kampf mit dem Pfiff.

Niko war Sieger, aber sein Gegner hatte ihm nichts geschenkt.

Die Zuschauer schienen vor Begeisterung zu kochen.

„Du bist dran, Kleiner.“, bemerkte Cifer trocken. “Und ich soll dir ausrichten, dass du dir Mühe geben sollst.”

Ash musste schlucken. Sein Gegner würde kein leichter sein, dass wusste er.

Aber er würde sich bemühen. Er durfte die Weise Hexe, Rinoa, nicht enttäuschen.

Als Niko den Pavillon betreten hatte und ihm auf die Schulter geklopft hatte, machte er sich auf den Weg, alle Gedanken auf den bevorstehenden Kampf gerichtet.

„Liefern wir ihnen einen guten Kampf.“, sagte sein Gegner.

„Gerne.“, grinste Ash.

Dann zog sein Gegner die beiden Kurzschwerter von der Hüfte.

Ash hatte schon erlebt, wie schnell sein er sein konnte.

Dann ertönte der Pfiff.

Aber anders als Ash gedacht hatte, griff sein Gegenüber nicht an, sondern wartete.

Langsam begannen sie sich aneinander heran zu pirschen.

„Wir sind alle Gespannt, wie dieser Kampf verlaufen wird. Wer wird den ersten Schlag machen? Wer wird den Kampf überstehen?“

Dann begann es.

Ash hatte sich zu weit vor gewagt und war in Reichweite der Kurzschwerter. Die Schläge seinen Gegenüber waren schnell und gut platziert. Aber er schien heute das Glück gepachtet zu haben, da er es schaffte entweder auszuweichen oder sie abzuwehren.

Dann zögerte sein Gegner und Ash nutze die Chance und platzierte zwei Schläge, einen an der Schulter und einen auf dem Brustkorb. Aber schon hatte er einen Gegenangriff kassiert.

Wieder gingen auf Distanz.

„Du bist ganz schön schnell.“, lobte er Schwertkämpfer.

„Kann ich nur erwidern“.

Dann griff er wieder an. Die Schwerter kreisten über seinem Kopf.

Diesen Angriff hatte er schon bei Sam angewandt. Ash duckte sich unter dem Angriff, der ihm ein X auf die Brust zeichnen sollte. Noch hatte der Schwertkämpfer Schwung und das nutze Ash. Er verpasste ihm im Aufstehen einen Kinnhaken gefolgt von einem Halbkreistritt gegen den Kopf.

Der Angriff lies den Schwertkämpfer zu Boden gehen.

„Alles ok?“, fragte Ash besorgt.

Sein Gegenüber stand auf und hielt sich den Kopf.

„Scheiße!“, fluchte er laut.

Entsetzen machte sich in Ash breit. Hatte er zu hart angegriffen?

„Wenn du mir jetzt 'nen Zahn raus gehauen hast bezahlt die Versicherung nicht.“, sagte er und wankte.

Wieder herrschte schweigen auf dem Kampffeld, während der Schwertkämpfer die Stelle hielt, wo er getroffen wurde und in Richtung Pavillon schwankte.

Auf halben Weg aus dem Ring hob er die Hand, als Zeichen, dass der Aufgabe.

Perplex folgte Ash dem Anwärter.

Aber er war nicht der einzige, der von der Situation überrascht war, denn auch Selphie schwieg einen Moment.

„Na, das nenne ich einen unglaublichen Ausgang!“, sagte sie erstaunt.

Einen weiteren Moment später erklärte sie den Kampf für beendet und Ash zum Sieger.

Dann stand er wieder bei den restlichen Kämpfern.

„Was war das?“, fragt Niko erstaunt.

Ash schüttelte nur den Kopf und zuckte mit den Schultern.

Aber ihre Aufmerksamkeit wurde sogleich wieder abgelenkt. Der Anwärter mit den Gun-Daggern war wieder an der Reihe. Und wieder hatte sein Gegner, ein Gun-Blade-Kämpfer kaum eine Chance.

„Der ist mir nicht geheuer.“, meinte Niko nachdenklich.

„Was stimmt denn nicht?“

„Er bewegt sich anders, fahrig, aber auch schneller.“, erläuterte der schmächtige Kämpfer.

Ash beobachtete ihn und musste seinem Mitschüler zustimmen.

„Er ist auch aggressiver geworden.“, fügte Ash hinzu.

„Aber wir sollten uns lieber auf uns konzentrieren.“, meinte Niko nach einer kurzen Pause.

Ash stimmte Stumm zu. Diesen Kampf hatte er eigentlich gefürchtet.

Niko war ein guter und gefährlicher Gegner. Sein größter Nachteil war die schwache Konstitution.

Ein oder zwei gute Treffer sollten ausreichen, dachte Ash, aber dafür musst du ihn erst mal erwischen.

„Wir geben einfach unser bestes und schenken uns nichts, dann wird das schon werden.“, sagte Niko mit einem Lächeln, als hätte er seine Gedanken gelesen.

Der Kampf war in der Zwischenzeit beendet worden und wie erwartete hatte der Gun-Dagger-Kämpfer gewonnen.

„Zeigen wir ihnen, wozu wir fähig sind.“, forderte Niko seinen Klassenkameraden auf und reichte ihm die Hand.

„Genau, denn jetzt brauche ich mich nicht zurück zu halten.“, grinste Ash und schlug ein.

„Aber wartet noch einen Moment, ich glaub Selphie möchte euch ankündigen.“, teilte Cifer mit, der noch immer im Pavillon stand.

Dann kehrte Stille ein.

Selphie wartete so lange, bis wirklich niemand mehr sprach.

„Und nun kommen wir zu dem vielleicht Spektakulärsten Kampf dieses Turniers. Nun treten zwei Nahkämpfer an, die schon Seite an Seite trainiert und gekämpft haben. Beide haben uns heute schon Einiges gezeigt und bewiesen, dass man keine Waffe braucht, um seinen Gegner Beine zu machen. Und nun bitte ich um Applaus für die Kämpfer!“, hörten sie Selphies Stimme aus den Lautsprechern klingen.

„Wem haben wir das zu verdanken?“, fragte sich Ash neugierig.

„Xell.“, kam die ruhig Antwort des SEEDs.

Sein Mitschüler schüttelte nur den Kopf und musste lächeln.

„Lass es uns hinter uns bringen.“, sagte Ash trocken und ging, gefolgt von seinem Klassenkameraden aus dem Pavillon.

Kaum waren sie herausgetreten begannen die Zuschauer zu Jubeln und die beiden anzufeuern.

Sie hörten wie ihre Namen gerufen wurden, hörten Glückwünsche und Verfluchungen.

Dann betraten sie die Kampffläche.

Sie verbeugten sich voreinander und dann vor dem Direktor und den anderen.

„Lass uns loslegen.“, forderte Niko ihn auf und begab sich in seine Grundstellung.

„Auf einen guten Kampf.“, wünschte Ash und begab sich ebenfalls in seine Grundstellung.

„Dann möge der Kampf beginnen!“, tönte es über die Lautsprecher.

Noch standen sie da und grinsten sich nur an.

Doch schon im nächsten Moment griff Niko an.

Es war ein direkter Angriff, ohne Umschweife oder Täuschungen.

„Du hast dir aber auch schon mal mehr Mühe gegeben.“, meinte Ash und bereitete sich auf die Abwehr vor.

Aber kurz bevor er traf, stemmte er das Bein auf den Boden und Vollführte eine Drehung.

Schon kam das Bein von der Seite, mit Ashs Kopf als Ziel.

Wieder retteten ihn nur seine Reflexe, als er sich unter dem Angriff duckte und zwei leichte Schläge auf den Oberkörper seines Freundes treffen lies.

„Die waren aber auch schon mal stärker.“, neckte Niko und rieb sich die getroffenen Stellen.

Dieser Kampf bereitete beiden Vergnügen, so komisch das klingen mag, aber es war wie im Training.

„Wenn du dich nicht mehr anstrengst, hau ich dich in die Tonne.“, tönte Niko zuversichtlich.

„Klar, und demnächst gehen Schattenkriecher ins Solarium.“, erwiderte er fröhlich.

Dann war es an Ash anzugreifen.

Aber dazu lies ihm sein Freund nicht kommen. Kaum war er in Reichweite, führte er einen Halbkreis-Tritt aus. Ash Packte das Bein und nutzte die Wucht um den Angriff in einen Wurf zu verwandeln.

Unsanft landete sein Freund auf seinen vier Buchstaben und die Menge begann zu Jubeln.

„Was habe ich ihnen Versprochen?“, klang Selphies fröhliche Stimme.

Langsam stand Niko auf und klopfte sich seinen Sachen sauber.

„Gar keine schlechte Idee.“, lobte er seinen Freund.

Ash deutete eine Verbeugung an.

„Du bist dran.“, meinte er lässig.

Diesmal aber hatte Niko mehr Erfolg. Er begann mit einem angedeuteten hoben Tritt, lies seinen Fuß dann aber auf Ash's landen, bevor er ihm leicht gegen die Stirn schlug.

„Deine Schläge sind echt nichts wert.“, sagte Ash ehrlich und rieb sich die Stirn.

„Ich heiß auch nicht Sam.“, entgegnete Niko mit leicht gereiztem Unterton und winkte seinen Freund heran. Dieser Folgte der Aufforderung und stürmte auf seinen Freund zu.

„Bringt nichts!“, rief Niko, als erneut einen Horizontalen Tritt ausführte.

Ash jedoch duckte sich unter dem Bein weg und schoss mit einem Kinnhaken wieder auf.

Der Schlag traf und Niko taumelte ein paar Sekunden, bevor er sich erneut auf seinen Hosenboden setzte und sein Kinn rieb.

„Der war heftig.“, meinte er und Stand schwankend auf, „Aber jetzt mach ich dich Platt.“

Wieder winkte Ash seinen Gegner heran, ein Grinsen auf seinen Lippen.

So hatte er sich schon lange nicht mehr amüsiert. Das war wirklich wie im Training.

Dann befand sich Niko auf dem Weg. Kurz bevor er Ash erreichte sprang er und riss beide Beine nach vorne.

„Zu langsam!“, bemerkte Ash laut und wich dem Angriff mit einem Linksschritt aus.

Im nächsten Moment hatte er die Hand schon auf Nikos Brustkorb und presste ihn mit ganzer Kraft nach unten.

„Haben sie das Gesehen? Wie ein Stein ist der Schlanke Kämpfer gefallen.“

Kaum hatte Niko den Boden berührt, setzte Ash seine Hand um und legte sie zur Faust geballt auf die Stirn seines Freundes.

Der Pfiff beendete den Kampf.

„Wow!“, staunte Niko, „Bring das ja nicht Sam bei.“

„Hab ich auch nicht vor, dafür ist er zu langsam.“, scherzte Ash und bot seinem Freund die Hand an.

„Und ich bin nicht stark genug.“, erwiderte Niko und nahm die Hand dankend an.

„Das war ein unglaublicher Schlagabtausch! Kaum zwei Minuten dauerte der Kampf und wir haben einiges gesehen. Ich kann das Finale kaum noch abwarten!“, jubelte Selphie.

Aber auch die Tribünen bebten.

„Scheinbar hat es den Leuten gefallen.“, meinte Niko und hob einen Arm zum Gruß.

„Sieht so aus.“, antwortete Ash und tat es seinem Freund gleich.

Arm in Arm verließen sie das Feld und die jubelnde Menge, wie sie gekommen waren, als Freunde.

„Wenn ich euch das nicht beigebracht hätte, wäre ich echt erstaunt.“, sagte Xell, der vom anderen Eingang hereinkam.

„Sei nicht so vorlaut Hasenfuß.“, neckte Cifer ihren Ausbilder, aber dieser lächelte nur.

„Heute kannst du sagen, was du willst.“, freute sich Xell, „Du hast es fast geschafft.“

Dieser Satz holte Ash aus seiner Feierstimmung.

Sein Blick wanderte zu seinem nächsten Gegner. Er saß mit gesenktem Kopf da, seine Waffen in den Händen und gab keinen Laut von sich.

Nun hatten sie noch ein wenig Zeit sich zu erholen.

Aber das Finale wartete.

„Kann ich den Herren etwas zu Trinken anbiete?“, fragte eine junge Männerstimme.

„Nein danke.“, antwortete Ash und konnte den Blick nicht von seinem Gegner nehmen.

Er reagierte auch nicht auf die Frage des jungen Mannes.

Ein mehr als ungutes Gefühl machte sich in ihm Breit.

Irgendetwas war da gar nicht in Ordnung.

Dann erhob er sich und ging mit gesenktem Kopf hinaus.

Sein Gegner, ein Speerkämpfer, schritt mit sichtbar gemischten Gefühlen hinterher.

Es war aber, wie Ash befürchtete ein kurzer und Schmerzloser Kampf, kaum der Kommentare wert, die Selphie eingeworfen hatte.

„Kleiner?“, hörte Ash Cifer fragen.

„Ja, Sir?“, fragte er und bemerkte, dass er nicht ganz bei sich war.

„Viel Glück.“, meinte er nur.

Er bedankte sich bei dem SEED und bereitete sich vor.
 

„Einfach Fantastisch!“, jubelte der Galbadianer.

„Das war ein schöner Kampf, wenn auch zu kurz.“, stimmte Kiros ihm zu.

Mit einem Mal ruhten alle Blicke auf ihm.

„Hab ich was Falsches gesagt?“, erkundigte er sich vorsichtig.

„Nein, aber du das war erst das erste mal heute, dass du was gesagt hast.“, antwortete Rinoa freundlich.

„Oh, dann kann unser Stummer Freund hier also auch reden. Ist ja sehr interessant.“, meinte der Abgeordnete mit einem leicht überheblichem Ton.

„Nun, ich glaube ihnen liegt nichts an einem neuen Konflikt zwischen Galbadia und Esthar. Des Weiteren bin ich in Vertretung des Präsidenten von Esthar anwesend, somit haben sie ihn gerade beleidigt.“, gab Kiros in seiner gewohnt ruhigen Art zurück.

„So war das gar nicht gemeint.“ wehrte er sich.

„Dazu kommt noch, dass sowohl der Esthar-Präsident, sowie seine anwesende Vertretung, persönliche Freunde von uns sind.“, sagte Squall und deutete auf die restlichen Anwesenden, „Und ich glaube nicht, dass sie unsere Gastfreundschaft missbrauchen wollen.“

Jetzt kam der Galbadianer doch ins Schwitzen. Darauf hatte ihn wirklich niemand vorbereitet.

„Ich möchte mich bei ihnen Entschuldigen.“, sagte er und nickte in Kiros Richtung, „Sowie bei dem Gastgeber und den anderen Anwesenden. Es war niemals meine Absicht jemanden zu beleidigen.“

„Ich frage mich, was das Finale zu bieten hat.“, meinte Kiros nachdenklich.

„Stimmt etwas nicht?“, erkundigte sich Rinoa freundlich.

Kiros sah sie an und konnte nicht glauben, dass sie wirklich eine Hexe war. Die meisten Hexen die er kannte, waren nicht gerade freundlich gesinnt. Aber sie war ganz anders. Sie war freundlich, gutmütig und immer um andere besorgt.

Mit grauen erinnerte er sich an den Kampf gegen Adell, den sie damals gefochten hatten.

Und er musste, wenn er wieder zurück war, unbedingt Laguna in seinen Hintern treten.

Seitdem er sich Ellone nach Esthar geholt hatte, verließ er nur noch selten seine Residenz.

Und immer musste er einspringen, da Ward ja niemanden mehr widersprechen konnte.

„Laguna, du fauler Sack.“, fluchte er leise, erntete aber trotzdem einen Schiefen Blick von Squall, gefolgt von einem wissenden Lächeln.

Er lächelte Rinoa an.

„Ich bin einfach nur gespannt, was die beiden Finalisten zu bieten haben, wo wir doch schon so gute Halbfinal-Kämpfe erleben dürfen.“, meinte der dunkelhäutige Mann betont ruhig.

„Ja. Ich frage mich, was noch auf uns zu kommt.“, pflichtete Rinoa ihm bei.

Dann warteten sie. Es würde eine Pause geben, um den letzten beiden Kämpfern etwas Ruhe zu gönnen.

Duell unter BloodyMoon

„Meine Damen und Herren, liebe SEEDs und Anwärter! Meine Verehrten Zuschauer!

Hiermit möchte ich sie Beim Finale des Diesjährigen Turniers „King of Balamb-Garden“ begrüßen!

Ich freue mich schon auf den bevorstehenden Kampf und bitte Sie es unsere Finalisten mit einem großartigen Applaus zu begrüßen!“, lies Selphies Stimme das Turnier beginnen.
 

Ash saß zusammen mit seinem Kontrahenten im Pavillon.

Cifer war so gütig und hatte Xell mitgenommen, da er den beiden noch ein wenig Ruhe gönnen wollte.

Der andere saß mit gesenktem Kopf auf der Bank am anderen Ende, in seinen Händen die beiden Gun-Dagger. Schon seit er das Halbfinale Gewonnen hatte, war er Stumm.

Ein seltsames Gefühl machte sich in dem jungen Kämpfer breit, dass Gefühl, das mit seinem Gegner definitiv etwas nicht stimmte.

„Wie willst du sterben?“, fragte er plötzlich.

Ash schrak bei den geflüsterten und unerwarteten Worten auf und fragte: „Was?“

„Willst du Langsam oder Schnell sterben?“, meinte der andere.

Noch Sekunden nachdem er es gesagt hatte, halten die Worte in Raum nach.

„Normal.“, antwortete Ash und hoffte auf einen schlechten Scherz oder einen Einschüchterungsversuch.

„Dann werde ich dich leiden lassen.“

Mit diesen Worten stand er mit einer einzigen Bewegung auf, Kerzengrade, bis auf den gesenkten Kopf. So ging er zum Ausgang, der sie in die Arena führen sollte.

Ash war mulmig. Am liebsten hätte er den Kampf abgesagt, aber sein Stolz schien das nicht zuzulassen.

„Du wirst dich doch nicht von so einer plumpen Einschüchterung verjagen lassen, oder?“, fragte er sich selbst.

Er kam zu der Erkenntnis, dass er liebend gerne weg gerannt wäre.

Aber er konnte es nicht tun. Er wäre wieder nur der Verlierer. Und das wollte er Rinoa nicht antun, wo sie sich schon die Mühe gemacht hat, ihn aufzumuntern.

Dann ertönte Selphies Ruf nach den Finalisten

„Viel Spaß beim Sterben.“, sagte sein gegenüber und bewegte sich mit Fahrigen Bewegungen hinaus auf das Kampffeld.
 

Rinoa zuckte leicht zusammen und zog scharf die Luft ein.

„Rinoa, ist alles in Ordnung?“, fragte Squall sofort.

Sie sah ihren Verlobten an. So wie er sie ansah musste sie Panisch wirken.

„Es ist dieser Kämpfer.“, sagte sie und deutete vorsichtig auf den SEED-Anwärter mit den beiden Gun-Daggern.

„Ash wird das schon schaffen. Er hat sich doch gemacht in dem Turnier.“, versuchte Squall sie aufzuheitern und umfasste vorsichtig ihre Hand.

„Das mein ich nicht.“, sagte sie und dann wurde ihre Stimme zu einem flüstern, „Ich kann sein Wesen nicht spüren.“

Squall sah sie an und verstand nicht, dass sah sie in seinen Augen.

„Normalerweise kann ich bei jedem Menschen sein Wesen spüren, aber bei diesem nicht.“, erklärte sie besorgt.

„Was meinst du?“

„Das Wesen ist die Art der Person.“, antwortete Edea, die das Gespräch gehört haben musste, „Darüber kann eine Hexe erkennen, wie man ihr Gesinnt ist und wie sie mit der jeweiligen Person umgehen kann.“

Auf die Erklärung seiner Ziehmutter machte er sich in Gedanken den Vermerk, sich mal ausgiebig mit ihr unterhalten zu müssen.

„Das wird schon schiefgehen.“, versuchte Squall sie erneut aufzumuntern.

„Davor habe ich ja Angst.“, sagte sie leise und drückte seine Hand fester.

„Kannst du nicht Rai-Jin und Cifer fragen, ob sie näher an den Ring gehen können?“, zitterte ihre Stimme.

Vorsichtig griff Squall sich an den Knopf in seinem Ohr und gab die Bitte weiter. Eine Antwort bekam er nicht, konnte aber Cifer sehen, der neben dem Pavillon erschien und neugierig ein paar Schritte näher ans Feld ging.

„Stimmt etwas nicht?“, machte der galbadianische Abgeordnete leise auf sich aufmerksam.

„Nein, es ist alles Ok.“, erwiderte Squall und merkte wieder, warum er Politiker und ihre Marionetten nicht leiden konnte.

„Also stimmt wirklich etwas nicht. Sind wir etwa in Gefahr?“, fragte er und blickte sich Panisch um.

Mit einem schnellen Handgriff hatte er den Stecker des Mikrophons gezogen.

„JA, sie sind in Gefahr! Und zwar in Unmittelbarer.“, sagte Squall fest und bemerkte vergnügt, wie sein Gegenüber langsam im Sitz verschwand.

„Warum denn?“, erkundigte er sich erneut.

„Weil ich sie, falls sie ihr Maul nicht halten können, mit Freuden und einem abgesegnetem Tritt in ihren kleinen Bürokratenhintern aus dem Garden werfen lasse!“, fauchte Squall den Mann an.

„Das können sie nicht tun.“, versuchte sich der Mann vor Squall aufzubauen, was ihm unter dem tödlichen Blick nicht gelang.

„Sie Stellen unsere Kompetenz in Frage. Des Weiteren haben sie einen Politischen Gast aus Esthar und auch einen Freund von uns beleidigt, also würde ich sagen, sie halten ihre große Klappe und halten die Füße Still. Ansonsten sehe ich mich gezwungen sie eigenhändig aus dem Garden zu entfernen.“

So wie er das letzte Wort gesagt hatte, klang es in Rinoas Ohren sehr endgültig.

Wann war er das letzte Mal so wütend?

Es war in Esthar, kurz nachdem Adells Vernichtung bekannt gegeben wurde. Einer der Reporter hatte Rinoa und Ellone als „Böse Hexen“ bezeichnet und mit der bösen Edea und Adell auf eine Stufe gestellt und sie angeprangert eine Bedrohung für den Weltfrieden zu sein.

Laguna und Squall waren außer sich und haben den armen Mann so zusammen gestaucht, dass er sich wahrscheinlich noch nicht erholt hatte.

Das war jetzt schon zwei Jahre her.

„Mein Junge, ich glaube der Mann wird jetzt ruhig sein.“, sagte Edea mit warmen Stimme.

„Ich wollte...“, begann er, wurde aber von Edeas „Verhandlungsblick“ auf.

„Bin still.“, flüsterte der Abgeordnete und sank weiter in seinen Stuhl.

Squall sah erneut zu ihm und konnte in Kiros Gesicht ein Lächeln sehen.

„Irgendwas Stimmt mir dem nicht!“, mischte sich Rinoa erneut ein.

„Du meinst er ist kein Mensch?“, fragte Squall vorsichtig.

„Doch, also bis zu Halbfinale habe ich sein Wesen erkannt. Aber jetzt ist es weg.“, erklärte sie unsicher.

„Kann man sowas erlernen?“, fragte Kiros neugierig.

„Ja, aber dazu braucht man eine Hexe, die einem sagt, wann man abgeschottet ist.“, erklärte sie nachdenklich.

„Oder er hat sein Bewusstsein verändert.“, mischte sich Cid ein.

Squall sah auf das Kampffeld herunter.

Ash und der andere Standen sich gegenüber, beide zum Kampf bereit.

„Er wird es schaffen.“, sagte er zu Rinoa und drückte ihre Hand, „Zur Not brechen wir ab.“
 

Schon vor einer Minute war der Pfiff ertönt, aber sie starrten sich nur an. Schon mehrere male hatte er seinen Blick zu Rinoa gleiten lassen. Und die Angst die in ihrem Blick lag, steckte ihn an.

„Willst du ewig warten?“, fragte sein Gegner plötzlich, die Stimme nur ein Flüstern.

„Nur solange bis du angefangen hast.“, entgegnete er und lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Gegenüber.

Er stand wankend da, die hingen an den schlaffen Armen.

Dann war er in Bewegung und kam auf Ash zu.

Er hatte die Bewegung nicht einmal gesehen, eher erahnt und wich mit einem Schritt nach hinten zurück. Aber es brachte nichts. Ein Angriff folgte dem nächsten und zwang Ash immer weiter zurück.

Dann hatte sein Gegner zu weit ausgeholt und Ash nutze seine Chance. Ein langer Gerade Schlag landete auf dem Brustkorb seines Gegners.

Aber der zuckte nicht einmal zusammen.

Ein schneller zweiter Angriff folgte auf den Magen, jedoch schien dieser auch wirkungslos.

„Zwecklos. Ich bin zu stark für dich.“, flüsterte er.

Nochmal schlug holte Ash aus und Zielte auf die Brust seines Gegners. Dieser stand einfach da und breitete sogar die Arme aus, als wolle er ihm noch einen Versuch gönnen.

„Wenn du schon so freundlich zu mir bist.“, Meinte Ash trocken.

Mit einem gebrüllten „Ki“ traf die Faust die unteren linken Rippen.

Deutlich merkte Ash wie die Knochen unter der plötzlichen Wucht brachen und seine Füße sich vom Boden lösten. Nach einem kurzen Flug schlug sein Gegenüber auf und blieb liegen.

Ash seufzte, hoffte darauf, dass der Kampf beendet war. Aber da rappelte sich sein Gegner wieder auf, als sein nicht gewesen.

„War das alles?“, fragte der Kämpfer und sah Ash an.

Seine Pupillen waren stark geweitet und glasig.

„Da du schon so freundlich zu mir warst, werde ich auch freundlich zu dir sein und dich schon mal bluten lassen.“, meinte er und seine Lippen weiteten sich zu einem breiten Grinsen.

Dann schoss er erneut auf Ash zu. Wider waren es nur Millimeter, die ihn von den Klingen trennten, als er mit einem Satz nach hinten auswich.

Dann war die jubelnde Menge still. Hastig sah sich der junge Nahkämpfer um. Alle sahen ihn an. Dann blickte er zu seinem Kontrahenten. Er zeigte mit einer seiner Waffen auf ihn.

Ash sah an sich herab.

Sein orangefarbenes T-Shirt war vom Schlüsselbein bis fast zu Hüfte sauber zerschnitten. Und darunter bildete sich auf seiner Haut eine feine rote Spur.

„Bist du Wahnsinnig?“, rief Ash beinahe Panisch.

„Ich hab dich doch gefragt, wie du sterben willst.“, entgegnete der Gun-Dagger-Träger ruhig.

„Das Verwenden von scharfen Waffen ist gegen die Regeln!“, hörten sie Selphies Stimme entsetzt über die Lautsprecher hallen.

„Hiermit sind sie Disqualifiziert!“

Ash Gegner schnaubte nur.

„Ich bin hier, um Blut zu sehen, nicht irgendwelche Regeln zu befolgen!“, rief er und startete erneut einen Angriff.

Plötzlich tauchte eine graue Gestalt auf, schwarzer Stahl blitze auf und sein Gegner Fluchte.

„Alles Ok?“, hörte er Cifer fragen.

Dann war er wieder im Hier und jetzt.

„Es brennt, aber ich bin ok.“, meinte er und versuchtet an dem imposanten SEEDs vorbei zusehen.

„Ich will dich nicht!“, schrie der Anwärter und griff diesmal Cifer an.

Es war ein unglaubliches Bild.

Obwohl sein Gegner zwei Waffen benutze hielt Cifer problemlos mit Paraden dagegen.

Funken stoben und Metall schrie, aber Cifer bewegte sich kein Stück.

Ash sah es zwar, konnte es aber nicht verstehen. Alles schien viel zu schnell zu gehen.

„Verschwinde!“, blaffte Cifer den Jungen an.

Sein Gegenüber zog die Geschwindigkeit noch ein Stück an. Nun kam auch Cifer ins Schwitzen.

„Hau ihn um!“, hörte er plötzlich eine Frauenstimme.

Er wandte sich zu den Gästen und konnte Rinoa sehen, wie sie sich auf dem Geländer abstützte und ihn gerufen hatte.

„Er hat gegen die Regeln verstoßen. Also ist das Kein Turnierkampf mehr!“, erklärte Squall laut und Stellte sich ebenfalls ans Geländer.

Plötzlich schrie Cifer.

Er kniete vor seinem Gegner und die Gun-Blade lag neben ihm.

Im Gesicht seines Gegners schien Ash der Wahnsinn entgegen.
 

„Er wird sterben.“, sagte Rinoa fassungslos, als sie Cifer vor dem Anwärter knien sah.

Er hatte ihm einen leichten Treffer am rechten Arm und am linken Bein verpasst.

Dann waren die Gun-Dagger wieder über dem Kopf des Angreifers.

„Tut doch was!“, Schrie sie fast panisch.

Vom anderen Ende des Feldes Kam Rai-Jin, aber die Distanz war zu groß.

Squall hatte bereits ein Bein auf dem Geländer, als er scharf die Luft einsog.

Vor dem Wahnsinnigen stand Ash, mehr konnte er leider nicht erkennen.

Die Szenerie stand Still. Und Squall musste sich fragen, wann der Junge da hin gekommen ist.

„Wie weit darf ich gehen?“, hörten sie Ash Frage.

„So weit wie nötig.“, antwortete Squall mit Fester Stimme und war sich der Konsequenz seiner Worte bewusst. „Wenn es sein muss, bis zum Tod.“

Ash nickte nur, bewegte sich aber nicht weiter. Sein Gegner legte den Kopf schief und sah ihn an. Mit einem Ruck hob Ash den Kopf, seine Augen sahen ihn Wütend an.

„Kai!“, brüllte er und schon war sein Gegner erneut auf einem Flug in der Horizontalen, jedoch war dieser Angriff weit aus stärker.

„Was war das?“, meldete sich der Abgeordnete vorsichtig zu Wort.

„Fragen sie mich was leichteres.“, antwortete der Direktor des Balamb-Garden.

Ash stand da, die Arme nach vorn ausgestreckt. Von seinen Armschonern waren nur noch Fetzen übrig. Mit einem kräftigen Ruck gaben auch diese Nach.

Inzwischen hatte sich sein Gegner entgegen aller Erwartungen erholt.

Schwankend stand er da, eine dünne Blutspur zog sich von der Schläfe zum Hals. Ein Arm schien nicht mehr richtig im Gelenk zu sitzen und auch ein Bein hatte einen abstrakten Winkel. Trotzdem Griff er wieder an. Aber er war langsamer. Dem Nächsten Angriff konnte Ash problemlos ausweichen. Wieder traf ein Schlag den Brustkorb seines Gegners.

Er taumelte wieder, fing sich dann aber.

„Ich bring dich um, koste es was es wolle!“, schrie er mit wahnsinniger Stimme.

„Versuch es ruhig.“

Ash Stimme klang kalt in den Ohren der Zuschauer. Nur Rinoa hatte scheinbar das leichte Zittern bemerkt, was in seiner Stimme lag.

Er hatte Angst, und das nicht zu wenig. Wenn er es nicht bald schaffen würde, ihn aufzuhalten, müsste einer der beiden sterben.

Plötzlich befand sich Ash in Bewegung. Mit schnellen Schritten verkürzte er den Weg. Mit einem kleinen Sprung überbrückte er die letzten Schritte und landete unter dem raunen des Publikums auf der Schulter seines Gegners. Schon im nächsten Moment vollführte er einen Salto und sein Fuß beförderte seinen Gegner in die Luft. Geschickt landete er mit allen Vieren auf dem Boden, während sein Gegenüber unsanft landete.

„Warum kämpft er auf einmal so?“, fragte Rinoa unsicher.

„Weil wir ihm gesagt haben, dass er so weit wie möglich gehen darf.“, antwortete Squall nicht gerade erfreut.

Wieder richtete sich er sich auf. Doch er griff nicht an sondern zeigte nur mit einem der Gun-Dagger auf Ash.

„Verschwinde!“, schrie Squall, aber da es schon zu spät.
 

Ash konnte es nicht glauben. Sogar nach dem Salto rappelte sich sein Gegner wieder auf. Aber er blieb kniend vor ihm. Dann hob er einen Gun-Dagger und zeigte auf ihn.

Unsicher blieb er stehen, bereit sich gegen einen neuen Angriff zu wehren. Aber sein Kontrahent lächelt nur.

Unsicher betrachtete Ash ihn. Die Pupillen waren nicht mehr so schlimm geweitet und auch der Blick war nicht mehr so glasig wie zu Beginn des Kampfes.

„Verschwinde!“, hörte er den Ruf seines Direktors.

Dann sah er das Grinsen auf dem Gesicht seines Gegenübers und konnte die eindeutige Bewegung erkennen. Schützend hob er die Arme, wissend, dass es nicht reichen würde.

Dann ertönte der Knall. Sekunden vergingen, aber er spürte keinen Treffer. Dann sah er an seiner Deckung vorbei und konnte noch den Rest eines Blauen Feldes sehen, dass sich vor ihm auflöste.

Sein Blick Fixierte seinen Gegenüber. Rai-Jin kniete auf ihm, die Waffen gut zwei Meter weit entfernt.

Dann wanderte sein Blick hoch zur Tribüne. Rinoa stand mit ausgestreckten Armen da und ein leichter Schimmer hatte sie eingehüllt.

Sie hatte ihn gerettet.

Er lächelte schwach und blickte wieder zu seinem Kontrahenten, in der Stillen Angst, dass er einfach wieder aufstehen würde. Aber seine Angst wurde ihm genommen, als Rai-Jin den scheinbar bewusstlosen Fesseln anlegte und vom Feld brachte, höchstwahrscheinlich in die Krankenstation.

„Danke.“, hörte er eine Stimme von hinten.

Cifer war zu ihm gekommen. Er zog ein Bein nach und hielt sich seinen Waffenarm.

„Alles Ok?“, fragte Ash vorsichtig.

Cifer nickte, verzog leicht das Gesicht und erwiderte die Frage.

„Könnte sehr viel besser sein.“, antwortete Ash.

Langsam begann die Welt um ihn herum sich zu drehen. Er spürt wie er schwankte. Dann fiel er, aber mehr bekam er nicht mit.
 

Langsam öffnete Ash die Augen. Eine Röhrenlampe strahlte schwach auf ihn herab.

„Na, wieder unter den Lebenden?“, hörte er Rinoas Stimme neben sich.

„Ich glaube schon.“; antwortete er und spürte noch immer einen leichten Schwindel.

Er versuchte sich zu bewegen, aber alles ging so schwer.

„Was ist los mit mir?“, fragt er und begann die Sterne vor seinen Augen zu zählen.

„Du bist Zusammengebrochen. Wir haben dich auf die Krankenstation gebracht und Frau Doktor Kadowaki hat dich durchleuchtet.“, erklärte sie ruhig.

„Und was interessantes Gefunden?“, erkundigte er sich und versuchte witzig zu klingen, was seinem Magen aber nicht zu gefallen schien.

„Haufenweise Angebrochene Knochen. Deswegen hat sie dich fast Komplett eingegipst.“, scherzte Rinoa und zauberte so Ash ein Lächeln auf die Lippen, „Aber nichts Ernstes.“

„Das ist gut.“, antwortete er und wollte einfach nur wieder schlafen.

„Ich hab hier was zu trinken für dich.“

Dann spürte er, wie sich die Liege bewegte. Er hatte das Gefühl herunter zu rutschen, wurde aber zum Glück von einem Gurt festgehalten. Dann setzte sie das Glas an seine Lippen. Das Getränk schmeckte fruchtig, nicht zu süß, hinterließ aber einen Komischen Nachgeschmack.

„Was ist das?“

„Kraftgetränk.“, meinte sie lächelnd, „Du warst sehr erschöpft und dein Körper braucht jetzt erst mal Ruhe und Kalorien.“

„Damit ich Fett werde? Ne danke.“, versuchte er zu scherzen.

Aber er musste zugeben dass das Getränk geholfen hatte. Langsam verzog sich die Übelkeit und auch die Sterne verschwanden.

„Wie geht es dem anderen?“, fragte er vorsichtig.

Er konnte sich noch daran erinnern, nicht gerade sanft mit ihm gewesen zu sein.

„Er wird’s überleben. Mindestens 3 gebrochene Rippen, mehrfache Frakturen an Armen und Beinen und ein recht „Einfachen“ Schädelbruch, wie der Doktor meinte.“, zählte sie im Plauderton auf.

In Ash zog sich alles zusammen.

„Du hattest keine Wahl. Hättest du ihn nicht so zugerichtet, wärst du jetzt mit großer Wahrscheinlichkeit Tot.“, versuchte sie ihn Aufzuheitern.

Er sah an die Decke. Trotzdem hatte er das Gefühl zu weit gegangen zu sein.

„Mal ne ganz andere Frage.“, begann Rinoa und zog damit Ashs Aufmerksamkeit auf sich, „Hast du irgendwelche Wünsche?“

Im ersten Moment sah er sie nur verwirrt an. Im zweiten wurde es auch nicht besser.

„Ich versteh nicht.“, antwortete er ehrlich.

„Junge.“, meinte sie lächelnd, „Du hast das Turnier gewonnen.“

Die Information kam an, aber konnte, oder wollte in seinem Kopf nicht verstanden werden.

„Er wurde doch schon Disqualifiziert. Des Weiteren hast du ihn im Kampf besiegt. Egal welchen Ausgang man nun als Grundlage nimmt. Du hast das Turnier gewonnen.“

Wieder sah Ash Rinoa an und in seinem Blick lag Unglaube. Er schüttelte nur den Kopf, Worte waren im Moment nicht mehr da. Sie Nickte nur.

„Ich hab...“, begann er den Satz leise.

„Gewonnen.“, beendete Rinoa als nach einigen Augenblicken nichts mehr folgte.

Mit einem Ruck wollte er sich aufsetzen, aber da machten ihm ein paar Sterne und die Übelkeit einen Strich durch die Rechnung und er sank wieder auf die Liege.

„Bleib liegen, Du musst dich ausruhen.“, redete Rinoa sanft auf ihn ein.

„Da gäbe es wirklich was, was ich gerne hätte.“, meinte er leise.

„Komm raus damit.“, meinte Rinoa beschwingt.

„Naja, es wäre eine Jacke.“, sagte er und wurde immer kleiner.

Sie sah ihn fragend an und er wünschte sich noch kleiner zu werden.

„Ich hab die vor dem... Unfall, in einem Geschäft in Timber gesehen. Sie war mir viel zu groß, aber ich wollte sie unbedingt haben.“, erzählte er und musste Lächeln.

„Als ich dann meine Eltern soweit hatte, war die Jacke verkauft. Es war ein Unikat, haben sie gesagt.“

„Wie sah sie denn aus?“, erkundigte sich die weiße Hexe neugierig.

Ash schloss die Augen und versuchte sich die Jacke vorzustellen. Zuerst sah er nur seine Eltern und musste sich zusammenreißen, keine Träne raus zulassen.

„Sie war schwarz, Leder glaub ich. Reißverschluss und einen weißen oder grauen Pelzkragen.“

Rinoa sah ihn nachdenklich an und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.

„Sie können ruhig lachen, wenn sie wollen.“, meinte er und lächelte Schwach.

Sie legte ihm ihren Zeigefinger auf den Mund, beugte sich über ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Damit du schnell gesund wirst.“, meinte sie lächelnd.

Ash hatte das Gefühl, als würde er wie eine Tomate aussehen.

Dann wandte sie sich zum gehen.

„Danke.“, rief Ash ihr hinterher, worauf sie sich umdrehte und ihn neugierig ansah.

„Dafür dass sie mich gerettet haben.“, meinte er fröhlich.

Sie lächelte ihn freundlich an, nickte und verließ geschwind die Krankenstation.
 

„Setzt dich endlich!“, fuhr der Blonde SEED den Direktor an, der wie ein wildes Tier im Käfig auf und ab lief.

„Verdammt Cifer! Du hättest draufgehen können!“, schrie er seinen Freund an. „Weiß man denn noch immer nichts?“

„Rinoa wollte nach dem Jungen sehen und dann die Berichte mitbringen.“, sagte Cifer gelassen.

Mit einem tiefen Seufzer ging Squall zu seinem Schreibtisch und lies sich in den Stuhl fallen.

Zum Glück war er den Abgeordneten schnell genug losgeworden.

„Ich werde ihn mit raus nehmen und mich dann zurück nach Esthar machen. Wenn ihr was raus gefunden habt, sagt Bescheid.“, hatte Kiros gemeint, kurz bevor er abgereist war.

Wieder spürte Squall die Ratlosigkeit und wollte wieder aufspringen, als die Automatische Tür des Direktoren-Büros aufging.

Rinoa schien in das Zimmer zu schweben. Die Berichte von denen Cifer geredet hatte unter dem Arm.

„Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat, aber ich hab noch ein bisschen mit ihm geredet.“, begrüßte sie die Beiden Männer.

Wortlos reichte Sie Squall die Akte und setzte sich vorsichtig auf die Tischkante.

Seite um Seite las er. Sie brauchte sein Wesen nicht zu spüren, dafür kannte sie ihn einfach gut genug.

Etwas schien nicht zu stimmen.

„Lies mal die letzten Seiten, den Toxikologischen Bericht.“, meinte Squall und reichte die Akte an Cifer weiter.

Ohne um schweife blätterte er durch und las die letzten Seiten sehr aufmerksam.

„Das kann nicht sein.“, meinte er leise und sah Squall ratlos an.

„Was kann nicht sein?“

„Der Junge hatte BloodyMoon im Blut, und davon gar nicht wenig.“, antwortete Squall.

BloodyMoon war eine Neue Droge, deren Herkunft keiner kannte. Die steigerte die Kraft und Ausdauer und leider auch die Aggressivität.

„Und wie viel hatte er genommen?“, fragte Rinoa neugierig.

„Laut dem Toxikologischen Bericht eine fünfhundertfache Dosis.“, erklärte Squall gedrückt.

„Wie ist das möglich?“, fragte die junge Hexe ungläubig.

„Normalerweise nimmst du ein Gramm auf einen Liter Wasser. Das heißt, du hast ungefähr einen Milligramm von dem Zeug intus.“, erklärte ihr Cifer, „Wenn er also nur einen Schluck getrunken hat, dann ist es durchaus wahrscheinlich, dass so eine Hohe Dosis entstehen konnte.“

„Ich frage mich nur, wie er das durch den Check-In bekommen hat.“, breitete Rinoa ihre Gedanken vor den anderen aus.

„Entweder er hatte es dabei, oder jemand hat es ihm gebracht.“, meinte Squall nachdenklich.

Plötzlich sprang Cifer auf, sodass Rinoa und Squall zusammen zuckten.

„Was soll der Scheiß?“, fuhr Squall den SEED an.

Dieser sah die beiden nur entgeistert an.

„Da ist einer im Pavillon herum gegangen und hat gefragt, ob noch jemand was zu trinken haben will.“, erklärte er und sah zwischen den beiden hin und her.

„Hast du ihn erkannt?“, fragte Squall angespannt.

„Du wirst Lachen, aber ich hab ihn nicht mal angesehen.“, meinte Cifer und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

„Perfekt!“, fluchte der Direktor und schlug mit den Händen auf den Tisch.

„Mach jetzt kein Theater.“, meinte der Blonde trocken und Lächelte schwach.

„Ach ja? Und warum um aller Monster Namen?“, fuhr Squall weiter.

„Weil der ganze Hof während des Turniers mit Kameras gespickt ist.“, erklärte Cifer und nahm so Squalls Wut den Wind aus den Segeln.

„Wir können ihn auf den Videos finden?“, fragte Rinoa erneut.

„Cifer.“, meinte Squall und sah seinen Freund an.

Dieser hatte sich schon in Richtung Tür gedreht und war schon auf halben Weg aus dem Büro heraus.

Mit einem Handzeichen verabschiedete er sich und verließ das Büro.

Squall ging langsam wieder zu seinem Schreibtisch, der ihm schon fast wie ein zweites Zu hause erschien. Er hatte es übertrieben, dass wusste er, aber der Zwischenfall lies ihm keine Ruhe. Aber wenn demnächst noch mehr Anwärter mir dem Zeug im Blut auftauchen würden, würde nicht nur der Garden schlecht dastehen.

Rinoa umarmte ihn langsam von hinten.

„Cifer wird den Typen schon finden und ausquetschen, also mach dir da mal keine Sorgen.“, sagte sie mit sanfter Stimme zu ihrem Verlobten.

„Ich weis doch.“, sagte er und legte seine Hand auf ihre.

Ihre Gegenwart tat einfach nur Gut. Sie beruhigte ihn, sorgte dafür, dass er nicht zusammenbrach.

„Schatz?“, fragte Rinoa vorsichtig.

„Sag mal, hast du noch eine Alte Jacke?“

Squall sah sie mit unwissendem Blick an, während sie nur Lächelte.

Ein (fast) normaler Tag

Fünf Tage waren seit dem Turnier vergangen und der Tagesablauf im Garden ging wieder einen geregelten Gang.

Ash befand sich, wie die restlichen Tage auch, bei Dr. Kadowaki in der Krankenstation. Seit seinem Turniersieg wurde er jeden Tag durch das Röntgengerät geschoben.

„Und wie sieht es heute aus?“, fragte er Ash gelangweilt.

Er lag schon eine halbe Stunde auf der Liege.

„Wir sind gleich fertig.“, meinte die Ärztin freundlich.

Hatte sie das nicht schon vor zehn Minuten gesagt, fragte sich Ash.

„Willst noch ein wenig Musik?“, fragte die Ärztin über die Sprechanlage.

„Ich will einfach nur hier raus.“, entgegnete Ash patzig.

Langsam reichte es ihm. Wenn das so weiter gehen würde, könnte er Ende nächster Woche ohne extra Licht lesen.

Dann ertönte das erlösende Piepen des Gerätes. Ein erleichterter Seufzer entfuhr ihm, als sich das Gerät langsam zur Seite bewegte. Vorsichtig, um seinen Kreislauf nicht zu überanstrengen, kletterte er von der Liege und ging in Richtung des Arztzimmers, wo der Doktor gerade die Röntgenbilder Auswerten dürfte.

„Und was haben sie für Neuigkeiten für mich?“, erkundigte sich der SEED-Anwärter.

„Eine gute und eine Schlechte. Welche möchten sie zuerst hören?“, fragte Dr. Kadowaki im Typischen Ton eines Arztes.

„Wenn so ist, die Schlechte.“, meinte Ash und setzte sich auf den Patientenstuhl.

Vor seinen Augen füllte sich sein Kalender mit Terminen fürs Röntgen, und allerlei Operationen.

„Die Schlechte Nachricht ist, dass wir uns hoffentlich so bald nicht mehr sehen sollten.“, sagte der Arzt mit einem Lächeln, „Und die Gute ist, dass alles wie gewollt geheilt ist.“

„Das sind die besten Nachrichten, die ich seit einer Woche gehört habe.“, sagte Ash und versuchte nicht einmal seine Freude im Zaum zu halten.

„Wenn du das nächste Mal so zu mir Kommst, Gips ich dich Komplett ein.“, meinte die Ärztin lachend und schickte ihn heraus.

Einer Bitte, der er nur zu gerne Folge leistete.

Ein Blick auf die Digitale Uhr um Verbindungsgang verriet ihm, dass es gerade mal halb neun war. Wenn er sich beeilen würde könnte er sogar noch was zu Essen in der Mensa bekommen. Auf halber Strecke sah er Niko aus der anderen Richtung zur Mensa schlendern.

„Und was hat der Doc gesagt?“, erkundigte sich sein Freund neugierig.

„Nichts, außer das ich wieder ganz bin.“, meinte Ash lächelnd.

„Außer den paar Schrauben, die in deinem Kopf fehlen.“, erwiderte Niko grinsend.

„Ja, aber die sind schon lange abgeschrieben.“

Zusammen schlugen sie sich zur Mensa durch. Der große Saal wies eine penible Anordnung der Tische und Stühle auf, die auf den ersten Blick doch recht chaotisch wirkte. Aber in den drei Jahren, die sie Mittlerweile hier waren, hatten sie genügend Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen.

„Und weist du, wie es dem andern geht?“, erkundigte sich Niko als sie an dem Buffet standen.

„Als ich das letzte mal mit ihm Gesprochen habe, wusste er seit seinem Sieg im Halbfinale nichts mehr.“, erklärte er während er sich ein paar Brotscheiben samt Belag auf sein Tablett lud.

„Schon komisch die Sache.“, meinte Niko und tat es seinem Freund gleich, „Aber ich hab auch gehört, dass er ne ganz schöne Dosis BloodyMoon im Blut gehabt haben soll.“

Ash sah ihn nur fragend an. Niko war immer bestens informiert. Ob es nun die Lokalen Nachrichten waren oder Sache, die niemand wissen konnte, er wusste es. Es wurde schon lange spekuliert, wer sein Informant war, aber es gab keine Schlüssigen Beweise. Es wurde auch gemunkelt, dass er ein Profi-Hacker wäre den Esthar in Balamb eingeschleust hatte, um sie auszuspionieren.

Als sie sich am Buffet ausgetobt hatten gingen sie zu ihren gewohnten Plätzen.

„Sag, mal, wo ist Sam eigentlich? Der Verpasst doch nie eine Gelegenheit zum Essen?“, erkundigte sich Ash.

„Keine Ahnung wo der sich rum treibt. Er war auch nicht auf seinem Zimmer.“, erklärte Niko und machte sich an sein Frühstück.

Niko sah kurz auf und seufzte. Ash wusste, dass jemand, der eigentlich nicht dorthin gehörte, auf dem Weg zu ihnen war.

„Morgen Jungs.“, schnurrte eine Mädchenstimme.

Ash sah den Neuankömmling an. Eng anliegende Kleidung, die an Lack oder Leder erinnerte. Der Reißverschluss des Oberteils war bis zum Bauchnabel geöffnet, darunter war die nackte Haut zu sehen. Die Füße steckten in Stöckelschuhen, in denen sich jede andere die Füße gebrochen hätte. Die langen roten Haare waren zu einem Zopf gebunden und auf der Nase trug sie eine schmale Sonnenbrille, die ihre braunen Augen verdecken sollten.

„Was willst du, Caro?“, fragte Ash sie genervt.

„Aber was soll denn so eine gemeine Frage?“, entgegnete sie mit honigsüßer Stimme.

Caroline Stone war eine von diesen Personen, die sich immer den größten Bekanntheitsgrad heraussuchten. Es war eine von den Personen die Ash am wenigsten leiden konnte.

Solange dein Name auch nur eine Randerscheinung war, konntest du das Glück haben, Caroline zu treffen. Und wenn, war es meist nur für eine Nacht. Einen Festen Freund hatte sie seines Wissens nach noch nie.

„Weil ich wissen will, warum du mich belästigst?“, fragte er erneut und spürte die Aggression in seiner Stimme.

„Ich wollte dich doch nur mal sehen, Ash.“, sagte sie beleidigt und beugte sich ein Stück zu ihm herunter, sodass er einen noch besseren Blick in ihren Ausschnitt gehabt hätte.

Er hingegen versuchte sie zu Ignorieren, was bei dieser Aufdringlichkeit ziemlich schwer war und versuchte sich auf sein Essen zu konzentrieren.

„Komm schon, sag doch mal was.“, forderte sie ihn auf.

Mit einem seufzen wandte er ihr den Kopf zu und sah ihr in die Augen.

„Es tut mir Leid, wenn ich mit dir nicht reden will, aber ich habe Hunger.“, erklärte er und versuchte sie nieder zu starren.

„Aber mich kannst du doch auch vernaschen.“, gab sie anzüglich zurück.

„Entschuldige, aber da hat mein Essen schon einen deutlich höheren Unterhaltungs- und Nährwert als du es haben könntest.“, sagte er kalt und wendete sich wieder seinem Essen zu.

„Warum bist du so gemein? Ich wollte doch nur mal freundlich sein.“, herrschte sie ihn mit gespieltem Drama an. „Dabei hab ich mich doch extra Schick für dich gemacht.“

Jetzt war das Maß voll, dachte sich Ash.

Mit einem Ruck stand er auf, wobei er fasst den Tisch umgeworfen hätte, und wendete sich Caroline zu. Sie war einen Schritt nach hinten gegangen und sah ihn nicht mehr so sicher an. Er fixierte ihre Augen mit den seinen und ging langsam auf sie zu.

„Willst jetzt wohl doch.“, fragte Caro mit einem verführerischen Lächeln.

Ash lächelte sie ebenfalls an, wobei seines eher an das eines entflohenen Geisteskranken erinnern dürfte. Dann lies er seine Hände nach vorne schnellen. Eine packte den Reißverschluss, die andere den Bund der Jacke. Mit einem unsicheren Ausdruck sah sie ihn jetzt an und er konnte förmlich die Panik spüren, die von ihr Ausging.

So blieb er ein paar Sekunden stehen.

Die gesamte Mensa sah sie in der Zwischenzeit an. Dann riss er den Verschluss nach oben, bis er am Kragen des Oberteils zum stehen kam.

Erschrocken wich sie erneut einen Schritt zurück und stieß an einen der Tische.

„Wenn du nochmal so vor mir auftauchst, rufe ich den Sicherheitsdienst.“, sagte Ash mit Fester Stimme und ging zurück zu seinem Platz, wo sein Essen auf ihn wartete.

„Ach ja, und warum?“, fragte Caro wütend.

„Wegen sexueller Belästigung.“, sagte er trocken und beachtete sie nicht weiter.

Zuerst sah sie ihn ungläubig an, dann verließ sie stürmisch die Mensa.

„Endlich Ruhe.“, meinte Niko freudig und aß weiter.

Auch Ash widmete sich seinem Essen. Er hatte das Gefühl doch recht grob mit der Situation umgegangen zu sein. Aber er konnte sie wirklich nicht leiden. Immer war es dasselbe. Knappe Kleidung, die man im besten Fall noch so nennen konnte. Dumme und Anzügliche Sprüche, den ganzen Tag, als ob man an einer Söldner-Elite-Schule nichts Besseres zu tun hätte, als Kerle auf zu reißen.

„Sag mal, hatte die eigentlich mal einen festen Freund?“, erkundigte Ash sich neugierig bei seinem Allwissenden Klassenkameraden.

„Nicht das ich es wüsste.“, gab dieser zurück, was schon einiges heißen sollte.

Der Rest des Frühstücks lief zum Glück Ereignislos ab.

„Was machen wir im Moment im Unterricht?“, erkundigte sich Ash auf dem Weg zu den Fahrstühlen, die sie in den Ersten Stock und somit zu den Klassenräumen brachte.

„Wir gammeln zurzeit nur rum. Alles dreht sich im Moment um die Praktischen. Meist gehen wir de Regeln und Verhaltensweisen durch.“, erklärte Niko gelangweilt.

Es waren nicht wirklich viele Regeln, die sie zu befolgen hatten. Kein Kontakt zu anderen Gruppen, kein unnötiger Kontakt zur Zivilbevölkerung. Und natürlich alle eingehenden Befehle sofort auszuführen.

Und so zog sich der Unterricht in die Länge. Immer und immer wieder theoretische Vorgehensweise und die berühmten Was-wäre-wenn-Fälle. Situationen die so weit aus der Luft gegriffen waren, dass sie einfach eintreffen mussten. Es ging von Erdbeben bis hin zum Angriff irgendwelcher Außerirdischer.

„So, ihr musstet es ja lang genug mit mir aushalten, oder?“, stellte Xell die Frage an seine Klasse, „Aber das ist ja bald vorbei. Nächsten Freitag beginnen die Praktischen Prüfungen.“

Schweigen kehrte in die sonst so unruhige Klasse ein. Xell sah sie der Reihe nach an und schien in Erinnerungen zu schwelgen.

„Ich wünsche euch allen viel Glück und kommt heil nach Hause.“, sagte er und Salutierte im Garden-Gruß vor der Klasse.

Es war schon ein komisches Gefühl, seinen Ausbilder so vor sich zu sehen. Ein Ruck ging durch die Klasse, dann standen sie und erwiderten den Gruß.

Wie schnell die Zeit verging, dachte Ash, während er die Vergangenen Jahre Revue passieren lies. Viel war passiert, neue Freunde und Feinde, Feste und Verletzungen. Aber er konnte nicht sagen, dass er es bereute.

„Aber verpasst nicht das Fest das das Komitee für euch schmeißen will.“, hörten sie Xell noch rufen, während sie auf den Gang drängten.

„Fest?“, fragte Ash in die Runde, aber die anderen schienen auch ahnungslos zu sein.

„Ein Strand-Event am Sonntag mit reichlich freier Haut und Cocktails in Masse.“, meldete sich Niko und erntete erstaunte Blicke.

Auf die Frage, woher er das Alles wisse, meinte er nur: „Schwarzes Brett“.

Die beiden Freunde waren die Letzten, die mit dem viel zu kleinen Fahrstuhl in der Eingangshalle ankamen. Als sich die Tür mit dem bekannten „Ping“ öffnete stand der dritte im Bunde vor ihnen.

„Wo warst du denn? Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“, meinte Niko mit gespielter Übertrieben.

„Hatte ein Gespräch mit dem Direx. Ich soll mit nen paar anderen an einem Austauschprogramm Teilnehmen.“, sagte er und zuckte mit den Schulter.

„Wann soll es denn los gehen?“, fragte Ash als sie sich auf den Weg in die Quartiere machten.

„Montag. Es müssen erst noch ein bisschen „Bürokratie“ erledigt werden, wie der Direx meinte.“, entgegnete Sam fröhlich.

Aber es war ihm garantiert nicht so angenehm wie er tat.

„Wollen wir heute Abend noch in die Stadt? Noch ein bisschen Feiern.“, meldete sich Niko zu Wort, „Morgen ist Samstag und das Wochenende haben wir bis auf Sonntag frei.“

Auf die Nachfrage erzählte Niko ihm von dem Event, was das Komitee geplant hatte.

„Das wird bestimmt lustig.“, meinte er mit einem breiten Grinsen.

„Ja, außer Caro will unseren kleinen schon wieder anmachen.“, meldete sich Niko und klopfte Ash auf die Schulter.

„Du musst mir unbedingt erzählen, was abgelaufen ist.“, lachte Sam und ging mit Niko zu ihren Gemeinschaftsquartier.

Ash hatte, durch den Sieg im Turnier, das Glück ein Privatzimmer zu bekommen. Mehr Platz, keine schnarchenden Zimmernachbarn und eine Ausgangssperre.

„Das Leben kann doch so schön sein.“, meinte er in seinem Quartier angekommen und warf sich aufs Bett.

Mit einem Handgriff hatte er die Fernbedienung seiner Anlage in der Hand und drückte auf Play. Sofort begann die Anlage eine klassische Melodie an zustimmen, zu der sich dann Schlagzeug und E-Gitarren gesellte. Die Texte kannte er schon auswendig und so summte oder sang er leise Mit.

Ein Klopfen riss ihn aus seiner Entspannungsphase.

Rasch hatte er sich aufgesetzt und dem anderen erlaubt das Zimmer zu betreten.

Er hatte eigentlich mit Niko oder Sam gerechnet, im schlimmsten Fall mit Caro. Aber kein anderer als ihr Direktor betrat das Zimmer. Er wollte aus dem Bett springen, aber sein Lehrer winkte nur ab.

„Endlich treffe ich dich.“, sagte er und ging in das Zimmer.

„Kann ich ihnen helfen, Herr Leonhart?“, fragte Ash rasch.

„Du nicht, aber ich glaube, ich kann dir helfen.“, sagte er mit einem freundlichen Gesichtsausdruck.

Im nächsten Moment legte er einen Kleidersack auf dem Bett ab.

„Sieh mal rein, vielleicht gefällt es dir ja.“, meinte er mit einem Lächeln.

Ash war unsicher, als er das Behältnis öffnete, war aber schon im nächsten Moment sprachlos.

Darin lag die schwarze Jacke die er vor Jahren in der Boutique in Timber gesehen hatte.

„Aber wie?“, fragte er fassungslos und sah den Direktor an.

„Ich war damals dort im Urlaub machen. Ich hab die Jacke gesehen und sie mir gekauft.“, sagte er im Plauderton, „Und Rinoa hat mir von der Jacke erzählt.“

„Wow, danke, dass ich sie mir mal ansehen durfte.“, meinte Ash überrascht und bewunderte die Jacke.

Squall begann zu Lachen, worauf er nur einen ungläubigen Blick von Ash erhielt.

„Junge, du kannst sie auch anziehen. Sie gehört dir.“, sagte er freundlich.

„Aber die Jacke bedeutet ihnen doch sicher viel!“, sagte Ash verunsichert.

„Genau, ansonsten wäre es ja auch ein Wertloses Geschenk.“, erklärte Squall und verließ das Zimmer mit einem Lächeln auf den Lippen.

Ungläubig betrachtete Ash die Jacke und nach einiger Zeit probierte er sie an.

Sie war immer noch etwa zu groß, aber sie gefiel ihm trotzdem.

„Dann kann der Abend ja kommen.“

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er vor dem Spiegel stand,
 

Squall war gerade wieder in seinem Büro angekommen.

Seit fast einer Woche war er hinter dem Jungen her, nur um die Jacke loszuwerden. Was er aber nicht verstand, war warum Rinoa die Jacke unbedingt ändern lassen musste.

Er hatte den Jungen und das ungläubige Gesicht noch vor Augen.

„Hat sie ihm gefallen?“, hörte er die freundliche Stimme seiner Verlobten vom Sofa.

„War ein Bild für Hyne persönlich.“, meinte er lächelnd und ging auf sie zu.

„Er konnte es wohl gar nicht fassen?“, fragte Rinoa und lächelte ihren Verlobten an.

Squall hatte inzwischen die Sitzgelegenheit erreicht und platzierte sich neben seiner Verlobten.

Vorsichtig strich er ihr über die Wange.

„Ich freue mich, dass du wieder da bist.“, sagte er und strahlte sie an.

Sie lehnte sich an ihn und genoss seine Nähe.

Rinoa war ein paar Tage zu Edea in deren Waisenhaus gefahren um ihr ein wenig zu helfen. Sie sollte erst Anfang der nächsten Woche wiederkommen.

„Sie hat mich wieder zurück geschickt und gesagt „Komm Kind, geh zurück, ich seh doch, dass du ihn vermisst“ und hier bin ich.“, versuchte sie Edeas Stimme zu imitieren.

Er sah sie an und konnte nicht glauben, wie sehr sie sich am Anfang immer gestritten haben. Sachte strich er über ihre Wange. Immer wieder war ihm bewusst geworden, wie sehr er sie liebte.

„Was hast du?“, fragte Rinoa besorgt, als sie den nachdenklichen Gesichtsausdruck in Squalls Gesicht sah.

„Ich frage mich einfach nur, was ich ohne dich machen würde.“, antwortete er und versuchte ruhig zu klingen.

„Squall, Schatz, ich glaube nicht, dass es der Zufall war, der uns zusammengeführt hat. Ich glaube viel mehr, dass es etwas wie Schicksal war.“, sagte sie und streichelte seine Wange.

„Ich träume in letzter Zeit so oft davon, als ich dich fast verloren hätte.“, brach es plötzlich aus ihm heraus, „Im Weltall, im Hexenmausoleum und in der Zeitkompression. So oft hatte ich dich dort sterben sehen, dass ich mir wünschte Tot zu sein.“

Rinoa legte ihre Hand auf seine Wange und küsste ihn sanft. In ihren Augen hatte sich eine Träne gesammelt. All das hatte sie nicht gewusst. Er war zwar manchmal nachts aufgeschreckt, manchmal hatte er sogar geschrien, aber er hatte nie davon erzählt, was ihn bedrückte. Nie über seine Träume gesprochen.

„Ich werde immer bei dir sein, komme was will. Denn ohne dich, will ich nicht mehr sein.“, sagte sie mit sanfter ruhiger Stimme und küsste ihn erneut.
 

„Bist du fertig?“, hörte Ash die kräftige Stimme von Sam durch seine Tür.

Er sah noch einmal in den Spiegel. Seinen Haaren eine Frisur aufzwingen zu wollen, war erneut gescheitert. Sein rotes Hemd saß wenigstens, darüber die Jacke, die er von Squall bekommen hatte und die Jeans im Schlaghosen Format. Seinen Ausweis, die Schlüsselkarte und das Geld verstaute er in einer der Innentaschen der Jacke.

„Bin Fertig.“, meinte er und trat aus der Tür.

Sam pfiff und fragte neugierig: „Wann hast du dir denn das Teil gekauft?“

„Geheimnis.“, sagte Ash grinsend und begrüßte auch Niko.

„Kommt gehen wir. Heute soll einiges los sein im „Beach Club“.“

So gehen war eigentlich immer was los im der einzigen Diskothek der Insel. Es war natürlich nicht zu vergleichen mit den Großraum-Diskotheken von Deling oder Esthar-Stadt, aber doch schon recht gemütlich.

Sie hatten gerade das Haupttor passiert und waren auf der Straße nach Balamb als eines der Garden-Fahrzeuge neben ihnen hielt.

„Sollen wir euch ein Stück mitnehmen?“, fragte der Fahrer, ein Anwärter.

„Nein geht schon, wir laufen lieber.“, lehnte Ash freundlich ab.

„Wenn wir gefahren wären, hätten wir noch mehr Energie für den Abend du Dummkopf.“, lies Sam seinen Ärger raus.

„Glaubst du wirklich, dass dieser kleine Spaziergang dich so fertig macht? Hast du denn bei Xell gar nichts gelernt?“, erkundigte sich Niko frech.

„Hast ja Recht.“, gab Sam klein bei.

Auf dem Weg in die Stadt begannen sie zu scherzen und zu Lachen, der alten Zeiten willen. Vor Monster brauchten sie keine Angst zu haben, denn dicht an der Straße waren sie sicher, bis auf ein oder zwei kleine „Wildunfälle“ im Monat war die Straße ruhig.

Die Stadt war nachts Still. Die meisten Leute schliefen um diese Zeit, nur die Laternen brannten Stetig vor sich hin. Der einzige Platz in der Stadt, der jetzt noch lebendig war, war der „Beach Club“.

Die drei machten sich ohne Umwege auf den Weg zum Hafen, nur um dort enttäuscht zu werden.

Auf einem Schild stand in Großbuchstaben, dass der Club über das Wochenende Renoviert wird.

„Wer hat dieses Mal nicht aufs „Schwarze Brett“ geschaut?“, fragte Ash lächelnd.

„Schwarzes Brett?“, fragte Sam verwirrt, was die anderen Beiden zum Lachen brachte.

„Insider.“, sagte Ash und klopfte Sam tröstend auf die Schulter.

„Was machen wir jetzt?“, fragte der Große neugierig in die Runde.

„Entweder wir gehen wieder in den Garde, oder gehen zum Bahnhof, der Verkauft auch Nachts.“, schlug Ash vor.

Nach kurzem hin und her entschieden sie sich für den Bahnhof, da noch niemand Lust hatte wieder zurück zu gehen. Den kurzen Weg nahmen sie gerne in Kauf und ein wirklicher Umweg würde es auch nicht sein.

„Wenn das Ding auch zu hat, verklag ich die Stadt auf Versuchten Totschlag durch Langeweile.“, meinte Sam ärgerlich.

Ash und Niko mussten nur Grinsen. Beide kamen sie von Außerhalb, daher wussten sie genau, dass der Bahnhof noch offen hatte.

Der Shop war zwar klein, bot aber mehr Abwechslung als ihre Quartiere. Zusammen holten sie sich eine Flasche Wein. Sam und Niko holten sich noch ein Bier, nur Ash war mal wieder mit seinem koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk auf der Nicht-Alkoholiker Seite des Trios.

„Trink doch auch mal eins.“, meinte Niko offen und hielt Ash seine Flasche hin.

„Mir schmeckt das einfach nicht.“, sagte er und hob die Hände.

„Na, denn, auf die beste Zeit unseres Leben, und auf die Bestandenen Prüfungen.“, meinte Sam feierlich und prostete den anderen zu.

Es war ein schöner lauer Balamb-Abend. Ruhig, kein Stress, keine Hektik. Alles was man zum Entspannen braucht.

„Vorsicht ein Zug fährt ein.“, hallte die Automatische Stimme der Ansage durch den Bahnhof.

„Die müssen einem sogar die Ruhe kaputt machen.“, meckerte Sam.

Ash konnte nur mit dem Kopf schütteln. Den Jungen kriegt man echt mit nichts zufrieden.

Hinter ihnen auf dem Gleis fuhr der Zug mit quietschenden Bremsen ein.

„Wer fährt denn um die Uhrzeit noch mit dem Zug?“, fragte sich Niko und drehte sich zu den Gleisen um.

„Jemand der uns unsere Ruhe nicht gönnen will.“, nörgelte Sam weiter und nahm noch einen Schluck.

Als die Türen aufgingen drehte sich Ash um. Ein Mädchen von ungefähr ihrem Alter stieg mit einer recht großen Reisetasche aus dem Zug. Das auffälligste war die Garden-Uniform die sie trug. Dann kamen noch ein paar, scheinbar nicht mehr so nüchterne Zeitgenossen, aus dem Wagon gewangt.

„Ob die zu uns will?“, fragte Ash leise.

„Ich glaub nicht, dass du ihr Typ bist.“, meinte Sam grinsend.

„Idiot, ich mein den Garden.“, fuhr Ash seinen Freund an, der sich beleidigt weg drehte.

„Andere Frage.“, begann Niko und lenkte so die Aufmerksamkeit auf sich, „Ob die Typen was von ihr wollen?“

Das Mädchen stand am Stadtplan und studierte ihn, während die anderen sich ihr näherten.

„Hey, Süße.“, lallte einer der drei, „Wie wäre es, wenn du erst mal mit zu uns kommst, morgen bringen wir dich, wohin du willst.“

Dann hatten sie sie schon umstellt, aber das Mädchen blieb standhaft.

„Ich komme schon selber zurecht.“, meinte sie sicher und wollte an einem Vorbeigehen, als sie sie packten.

Schlagartig waren Sam und Niko wieder nüchtern und gingen zusammen mit Ash auf die Gruppe zu.

„Können wir helfen?“, fragte Ash und ging auf die Gruppe zu.

„Verschwindet! Das ist unser Fang!“, lallte ein andere Laut.

„Du kannst dir gleich mal eine Fangen und zwar von mir!“, gab Sam in der Selben Lautstärke zurück und baute sich zu seiner vollen Größe auf.

Ash selbst war mit einem Meter sechsundachtzig nicht klein, aber Sam überragte ihn noch immer mit gut einer Kopfgröße.

Schon allein Sams Größe schien die drei zu verunsichern, denn sie lockerten ihre Griffe.

„Wollen wir ihnen mal zeigen, was wir so im Garden lernen?“, fragte Ash und sprach extra deutlich und auch etwas Lauter.

Jetzt schien bei den Dreien doch die Lebenserhaltung ganz oben zu stehen. Sie ließen von dem Mädchen ab und rannten weg.

„Alles ok bei dir?“, fragte Ash und reichte dem Mädchen die Hand.

„Ja, danke. Das ging doch alles ein bisschen zu schnell.“, sagte sie und nahm die Hand dankend an.

„Was fährst du auch so spät noch mit dem Zug?“, mischte sich Niko ein, der Sam die Tasche in die Hand drückte.

„Ich bin fast den ganzen Tag unterwegs gewesen.“, sagte sie und sah die Gruppe neugierig an.

„Ich bin Ash, der Muskelberg ist Sam und der Schmale heißt Niko.“, stellte er die Gruppe vor, „Wir sind Anwärter aus dem Garden.“

„Freut mich, ich bin Jade und komme aus dem Trabia-Garden.“, sagte sie Freundlich.

„Warum bist du dann hier? Ist doch schon ein ganz schönes Stück.“, erkundigte sich Niko.

„Ich mache hier meine Praktische. In Trabia gibt’s halt nicht so viele Aufträge wie Hier oder in den anderen Gardens.“, erklärte sie.

Dann kehrte Stille ein, während sie sich musterten.

„Ihr wärt nicht so freundlich, mich zum Garden zu begleiten?“, fragte sie vorsichtig.

„Wenn du keine Angst davor hast mit drei Unbekannten eine lange, dunkle Straße entlang zu gehen, wo dich keiner Schreien hört?“, fragte Sam mit düsterer Stimme, erntete aber sofort eine Kopfnuss von Niko.

„Sie sind gar nicht so schlimm, wie sie tun.“, erklärte Ash lächelnd.

„Na dann, auf geht’s.“, sagte sie und folgte den anderen.

„Und zur Not, ich hab ne Taschenlampe dabei, wenn ihr euch im Dunkeln fürchtet.“

Austauschschüler und Schmusezeit

Jade Nekoi hieß die Anwärterin, die aus Trabia angekommen war.

Zusammen mit ihr und seinen beiden Klassenkameraden gingen sie die Straße entlang, Richtung Balamb-Garden.

„Wann bist du denn losgefahren, wenn du noch so spät ankommst?“, fragte Sam neugierig, während er das Mädchen ansah.

Im Gegensatz zu ihm wirkte sie wie ein Zwerg.

„Gestern Mittag.“, sagte sie lächelnd, aber ein Gähnen mogelte sich dazwischen.

„Was? Wie lang braucht denn die Bahn?“, fragte Sam entsetzt.

Jade lächelte ihn Müde an.

„Ich bin Gestern Mittag in Trabia losgefahren“, begann sie zu erzählen, „Und ich sollte eigentlich über das neue Bahnkreuz bei Dollet in Richtung Timber. Von da an nach Balamb.“

„Aber die Strecke schafft man doch innerhalb eines halben Tages.“, mischte sich Niko ein.

„Ja, aber nicht wenn das Kreuz gesperrt ist. Da soll es mal wieder einen Anschlag vom „AGM“ gegeben haben.“, erklärte sie den Jungs müde.

Das „AGM“ war eine Terrorgruppe, wie man sie nennen könnte. Die Gründer waren allesamt hohe galbadianische Militärs, die den Frieden mit Esthar nicht duldeten. Sie wollen die Regierung stürzen und dann, wie in einem schlechten Film, die Weltherrschaft übernehmen. Zum Glück erfolglos bis jetzt.

„Und da musste ich über Esthar-Stadt, Fisherman's Horizon, dann bin ich erst nach Timber gekommen und schließlich hier gelandet.“, schloss sie ihre Erklärung.

Sam pfiff kurz und Niko meinte nur: „Da hast du ja bald ne Weltreise hinter dir.“

Jade begann zu Lachen, wofür sie von den anderen nur fragende Blicke erhielt.

„Wenn ich nicht noch rechtzeitig umgestiegen wäre, hätte ich ne Besichtigungsfahrt durch das Centra-Gebiet machen können.“

„Jaja, die gute Bahn.“, meinte Sam und erntete Jade Zustimmung.

Dann kamen Lichter in Sicht.

Der breite, an einen Zylinder erinnernde Aufbau, gekrönt von einem schwebenden Ring.

Es war, auch für die Schüler die schon länger da waren, ein unbeschreiblicher Anblick.

„Wow, der ist echt viel größer als unser Garden in Trabia.“, staunte Jade und ihre Augen schienen vor Neugier zu Funkeln.

Ash lächelte und steckte die Hände in die Jackentaschen. Erst jetzt bemerkte er einen kleinen Zettel in der Innentasche. Später, dachte er und ignorierte den Zettel so gut es ging.

„Ob ich jetzt noch nen Schlafplatz bekomme?“, machte sich Jade Gedanken.

„Der Pförtner ist rund um die Uhr erreichbar. Wenn er kein freies Zimmer hat, dann wenigstens ein Zeit damit du im Schulhof übernachten Kannst.“, meinte Ash und lächelte die Neue an.

Jade seufzte erleichtert.

Den Rest des Weges schwiegen sie.

Das Haupttor war wie erwartet nur angelehnt. Weit und breit war niemand zu sehen.

„Ganz schön leer hier.“, meinte die Neue in Gedanken.

„Ist auch Wochenende, da haben wir freien Ausgang. Die Meisten trudeln dann Morgen früh wieder ein.“, erklärte Niko.

„Und dann haben die meisten einen verdammt großen Kater.“, ergänzte Sam lachend.

„Aber ich hab gedacht Nacht fahren keine Züge.“

„Deswegen ja. Sie sind heute Abend weg gefahren und kommen Morgen mit den ersten Zügen zurück.“, erklärte Ash freundlich.

Dann sahen sie auch schon das Pförtnerhäuschen und die Elektrischen Eingangstüren, die nun Ohne Strom waren und offen standen.

„Abend, wart ihr mal wieder die Gegend unsicher machen?“, fragte der große braun gebrannte Mann.

„Jo, glaubst gar nicht wie das mal Spaß gemacht hat.“, Imitierte Sam den Mann.

„Wer mal nicht frech, Kleiner. Aber wen haben wir denn mal da?“, fragte er und wandte sich an Jade.

„Jade Nekoi, Austauschschüler und SEED-Anwärter aus dem Trabia-Garden.“, stellte sie sich mit SEED-Gruß vor.

„Und sie sucht ein Zimmer.“, meinte Ash und sah den Mann an.

Es war der Selbe, der beim Turnier eingegriffen hat.

„Na dann wollen wir mal sehen, was ich mal für dich hab.“, meinte er und werkelte an einem Schlüsselbrett herum.

„Ta Da, da haben wir doch nochmal was feines. Privatzimmer, kriegt mal nicht jeder.“, meinte er lächelnd und reichte Jade den Schlüssel.

Sie sah ihn im ersten Moment erstaunt an, dann den Schlüssel.

„Äh, danke.“, meinte sie überrascht.

„Kann doch mal nen hübsches Mädel nicht im Zelt schlafen lassen. Wer weis wer da mal auf dumme Gedanken kommt.“, meinte er und grinste Frech.

„Stellst du schon wieder Wildfremden Mädchen hinterher.“, fragte eine Frauenstimme Amüsiert.

Vom Garden kam eine Person, graue Haare und ein Auge unter einer Augenklappe verborgen.

„Vor dem braucht ihr keine Angst zu haben, der Bellt zwar, beißt aber nicht.“, sagte sie lächelnd und funkelte den Mann an.

Dieser Grinste nur und Zuckte mit den Schultern.

Mit einem Lächeln auf den Lippen gingen sie weiter, nur Jade wirkte unsicher.

„Wer waren die denn?“, erkundigte sie sich neugierig.

„Der Ordnungsdienst vom Balamb-Garden.“, erklärte Niko sachlich, „Der Mann heißt Rai-Jin und die junge Frau Fu-Jin. Des Weiteren ist sie mit Cifer Almasy zusammen.“

„Weist du denn alles?“, fragte das Mädchen neugierig.

„Fast.“, antworteten Ash und Sam gleichzeitig, wodurch sie erneut lächeln mussten.

Dann betraten sie die Eingangshalle. Erstaunt lies Jade ihren Blick durch die große Halle gleiten. Hoch, bis zur dritten Etage und dann einmal rings herum.

„Wenn du willst, können wir dir Morgen den Garden zeigen, oder?“, erkundigte sich Sam bei seinen Freunden.

„Gerne.“, stimmte Niko zu.

„Geht nicht bei mir.“, entgegnete Ash und erntete fragende Blicke von seinen Freunden.

„Ich wollte morgen nen bisschen Klettern gehen und dann hab ich noch ein paar Sachen zu erledigen.“, erklärte er mit einem entschuldigenden Lächeln.

Zusammen machten sie sich auf zu ihren Quartieren.

Nachdem sie sich verabschiedet hatten ging Ash in sein Zimmer. Schnell waren die Schuhe in eine Ecke geworden. Dann griff er in die Jackentasche und holte den Zettel heraus. So oft wie dieser gefaltet war, musste jemand wirklich Langeweile gehabt haben. Nach einer gefühlten Stunde war er endlich fertig. Darauf stand in einer Fließenden, weichen Handschrift:
 

„Irgendwie wusste ich, dass du den Zettel ziemlich spät finden würdest. Ich hoffe die Jacke gefällt dir. Hat mich einiges an Überzeugungsarbeit gekostet die deinem Direx aus den Rippen zu Leiern. Also, mach sie nicht kaputt und pass auf dich auf.“
 

Im ersten Moment musste er Grinsen. Im zweiten fragte er sich, woher sie ihn so gut kannte und im dritten beschloss er ihr noch einmal persönlich zu danken.

Vorsichtig schälte er sich aus der Jacke und hing sie behutsam an die Garderobe. Sein Hemd und seine Hose landeten auf den Fußboden. Morgen hätte er noch genug Zeit sie weg zu räumen. Nach einem kurzen Besuch im Bad lies er sich in sein Bett fallen.

Morgen war erst Samstag. Also noch zwei ganze Tage Zeit, bevor das Training richtig hart werden würde. Seine Gedanken kreisten aber um die letzten paar Tage. Vieles hatte sich verändert und das meist zum Positiven.

Ob noch mehr Austauschschüler kommen, fragte er sich selbst.

Und mit dieser Frage glitt er in den Schlaf.
 

Rinoa wachte sachte auf. Es war noch mitten in der Nacht.

Erschrocken stellte sie Fest, dass sie noch im Squalls Büro waren. Jedoch war die Couch ausgezogen und neben ihr lag Squall ruhig.

Sie schälte sich aus der Schlafdecke und ging leise hinüber zu der verglasten Wand hinter dem Schreibtisch. Rinoa legte die Hände auf das Glas und sah nach draußen. Der Mond stand Hell am Himmel und wurde von unzähligen Sternen begleitet.

Dann spürte sie die Magie in sich. Sie wusste, was sie wollte und mit einem Lächeln glitt sie durch die Glasscheibe. Da stand sie nun im Freien, auf einem Sims der Kaum breiter war als einer von Squalls verhassten Ordnern.

Immer weiter steigerte sie die Magisch Kraft in der Jungen Frau, bis sie die Grenze des Normalen Überschritt. Sie spürte es zu deutlich.

Der schwache Druck in ihrem Rücken, die unheimliche Macht einer Hexe, wie sie durch ihren Körper strömte.

„Diese Macht ermöglicht dir alles.“, hatte Edea bei ihrem letzten Besuch gesagt.

Und sie wollte es nun ausprobieren.

Dann stieß sie sich ab und lies sich in die Tiefe fallen. Sie spürte wie sich ihr Hexenkräfte formten und dann hatte sie die Kontrolle. Rasch glitt sie über das Land in Richtung des Meeres. Als sie ihr Spiegelbild im Wasser sah, stockte ihr Atem. Auf ihrem Rücken waren zwei Schneeweiße Flügel. Und sie bewegten sich so, wie Rinoa es wollte. Es war nicht ungewohnter als die Arme zu heben und zu senken, aber es war etwas ganz Neues. Sie drehte ab, stieg hinauf in den Himmel.

Hoch, höher und immer weiter.

Die Magie schützte sie vor der kalten Höhenluft und die Magie half ihr auch die dünne Luft zu Atmen. Es war ein unglaubliches Gefühl.

Es war wahre Freiheit.

Mit einem verschmilzten Grinsen machte sie sich auf den Rückweg. Auf dem Sims angekommen schritt wie erneut durch die Scheibe als wäre sie nicht da. Auf leisen Sohlen ging sie zurück zu der Couch, wo ihr Verlobter noch selig schlief. Sachte Kuschelte sie sich an seinen Rücken und legte behutsam eine der Schwingen um ihn. Sie wollte alles Böse von ihm abwehren.

Und sie wusste, dass sie es könnte.

Schließlich war sie die Weiße Hexe.
 

Die Sonne war schon lange aufgegangen und Schien freudig an einem wolkenlosen Himmel.

Es musste jetzt gegen elf Uhr sein, dachte Ash und sah vorsichtig hinauf in das Strahlende Blau um nicht geblendet zu werden. Dann sah er nach unten. Es mussten jetzt knapp einhundert oder einhundertfünfzig Meter sein, der er über dem Boden hing.

Er liebte diese Gefühl. Einfach seinen Weg so gehen zu können, jedes Hindernis überwindend, egal wie groß es auch sein Mag. Der Gedanke malte ein lächeln auf seine Lippen und zog seinen Blick wieder nach oben. Er hatte noch ein Stück vor sich, bevor er rast machen konnte.

Ash war schon oft in den Gualug-Bergen hinter dem Garden unterwegs gewesen und kannte Somit auch das eine oder andere Plateau, wo er eine Pause machen konnte.

Sicher setzte er seine Hände und seine Füße auf die Erhebungen und gewann so Meter um Meter.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die Kaum eine halbe Stunde gewesen sein dürfte hatte er sein Ziel erreicht.

Ein Plateau von vier mal zwei Metern, bewachsen mit sattem grünen Gras. Erschöpft lies es sich in das saftige Grün fallen und genoss die ruhe und den Frieden. Schnell war der Rucksack abgestreift und an eine sichere Stelle am Massiv gelegt. Dann setzte er sich an den Rand, die Beine über den Rand baumelnd und betrachtete den Garden und die Leute die dort wie Ameisen umher wuselten. Seine Jacke hatte er vorsichtshalber in deinem Quartier gelassen, aber er würde es heute nicht bereuen. Es war viel zu warm. Allein das T-Shirt fühlte sich wie ein nasses Handtuch an.

Aber das störte ihn nicht mehr. Die Aussicht machte all die Mühen wieder wett. Er konnte von der Albatros-Insel bis weit über Balamb hinaus schauen.

Als sich sein Magen beschwerte ging er zu seinem Rucksack zurück.

Es war zwar kein Drei-Gänge-Menü aber die belegten Brote taten trotzdem ihre Pflicht, genauso wie die Flasche stillen Wassers. Dann sah er auf seine Uhr. Es war erst kurz nach halb eins, aber er hatte heute dennoch einiges zu tun. Er schulterte seinen Rucksack und betrachtete erneut das Panorama. Den plötzlichen Drang, sich an die Kante zu stellen und zu rufen „Ich bin der König der Welt“ musste er mit einem Grinsen niederkämpfen.

Dann kam der Abstieg und er war wiedereinmal Froh über das recht harte Training seines Ausbilders.

Nur einmal rutschte sein Fuß weg, als sich ein Stein aus dem Fels löste. Aber er fing es gekonnt ab. Er war ja nicht das erst mal in den hiesigen Bergen unterwegs. Der Abstieg ging zum Glück recht schnell.

Unten angekommen trank er noch einmal einen Schluck und machte sich dann auf in Richtung Straße. Er hatte heute noch etwas in Balamb zu erledigen und freute sich schon drauf.

„Ash!“, hörte er eine bekannte Mädchenstimme rufen. Als er in die Richtung sah, erkannte er Caro.

„Du hast sie nicht gesehen.“, sagte er sich und ging weiter an der Straße entlang.

Sie würde ihn ohne Probleme einholen, da sie mit dem Fahrrad unterwegs war, aber das war Nebensache.

„Na, wie geht’s dir heute?“, fragte sie, als sie neben ihm Angekommen war.

Die nächste bissige Bemerkung musste er mit Gewalt runter schlucken und sagte stattdessen: „Gut.“

„Hast du heute noch irgendwas vor?“, löcherte sie weiter.

Ash seufzte. Sie war kaum zehn Sekunden da und schon begann sie wieder ihm auf die Nerven zu gehen.

„Nein, oder warum denkst du, dass ich in die Stadt gehe? Weil ich Langeweile hab.“, gab er bissiger als Gewollt zurück.

„Schon ok, ich wollte ja nur mal fragen.“, meinte sie geknickt.

Und wiedereinmal hast du es übertrieben, dachte er sich und sah aus den Augenwinkeln zu ihr.

Und er war recht erstaunt. Er musterte sie von oben bis unten und kramte in seinem Gedächtnis nach ähnlichen Bildern von ihr.

Erfolglos.

„Hat es einen Grund, warum du mich so anstarrst?“, fragte sie mit einem leicht wütenden Unterton, „Wenn du irgendwas auszusetzen hast, dann raus damit, ich komm schon mit klar.“

Nein, würde sie nicht, hallte es in Ash Kopf. Er hatte deutlich gehört wie ihre Stimme bebte und auch wie Unsicher sie klang.

„Ich hab mich nur gefragt, wann ich dich das letzte mal so gesehen habe.“, sagte er ehrlich.

Der Anblick war wirklich ungewöhnlich.

Von der Caroline Stone die er sonst kannte, konnte er kaum etwas sehen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Bluse war weit geschnitten und auch die Jeans lies Luft zum Atmen. Keine Stiefel mit riesigen Absätzen, sondern einfache ausgetretene Turnschuhe. Die Haare waren zu einem einzigen Zopf zusammengebunden. Kaum Schminke, kein Lippenstift und kein übermäßiger Schmuck.

„Sehe ich so ungewöhnlich aus?“, fragte sie vorsichtig.

„Und wie.“, platze es aus ihm raus, „Ich mein, keine Eng anliegenden Sachen, kaum Schminke, also das Fällt schon auf. Hätte ich dich nicht an deiner Stimme erkannt, hätte ich dich jetzt nicht erkannt.“

Schon im nächsten Moment gab er sich eine geistige Ohrfeige für diesen unmöglichen Satzbau.

Sie hingegen lächelte ihn an und schien Froh über die Antwort zu sein.

„Naja, ich hab gedacht, ich probiere mal was anderes. Ich möchte ja nicht dem Ordnungsdienst zum Opfer fallen.“, sagte sie lächelnd.

Es wirkte mit einem Mal alles so natürlich, nicht mehr gestellt.

„Und ich wollte dich fragen, ob ich dich ein Stück begleiten könnte.“

Erstaunt sah er sie an. Er konnte nicht glauben, dass das wirklich das Mädchen von gestern ist.

„Klar, von mir aus. Solang du keine Allergien hast.“, meinte er und lächelte.

Irgendwie hatte sich seine Sicht auf diese Person um hundertachtzig Grad gedreht.

Sie gingen den restlichen Weg schweigend nach Balamb.

Aber es war kein unangenehmes Schweigen, keine Stille. die sich eingeschlichen hatte und versuchte Unfriede zu sähen.

Balamb war ein ruhiger Ort, an dem weder am Tag noch in der Nacht viele Autos fuhren.

Kaum hatten sie das Stadttor hinter sich gebracht bog Ash in eine kleine Seitenstraße ein. Und blieb in einem der Hauseingänge stehen.

„Kann ich das Rad mit rein nehmen?“, fragte Caro vorsichtig.

Ash nickte nur und schloss die Tür auf.

„Beeil dich.“, meinte er nur und blieb bei der Tür stehen.

Hastig schob sie das Fahrrad in den Flur und sah sich neugierig um. Das Haus war wie die meisten anderen. Helle Farben an den Innenwänden, keine ungewöhnlichen Accessoires und recht klein.

Bis sie plötzlich ein Miauen vernahm.

Ash ging zur nächsten Tür und öffnete sie. Kaum war sie einen Millimeter offen, war das erneut Miauen erneut zu hören, aber diesmal viel lauter. Und im nächsten Augenblick begann sich eine Katze, ähnlich einem kleinen, schwarzen Panther an seine Beine zu schmiegen. Mit geschickten Händen nahm er die Katze auf den Arm.

„Na du kleiner Schreihals.“, sagte Ash lächelnd, dann sah er nach unten.

Eine zweite Katze schmiegte sich an seine Beine. Sie war schwarz und weiß.

„Dicker, ja, ich weiß ja, was ihr wollt.“, sagte er mit sanfter Stimme und ging in das nächste Zimmer.

„Was machst du hier? Wohnst du hier?“, erkundigte Caro sich neugierig.

„Ein Bekannter wohnt hier. Aber er muss jeden Samstag mit raus zum Fischen und da hab ich ihm angeboten, mich ein wenig um die Kleinen zu kümmern.“, sagte er und setzte den Panther auf den Boden.

Caro war ihm gefolgt und stand nun in einer kleinen Küche. Auf dem Boden befanden sich sechs Schüsseln, drei grüne und drei blaue.

Schnell hatte er die Schüsseln mit Nass- und Trockenfutter gefüllt und schon im nächsten Moment fielen die Katzen darüber her.

„Ich find das ja voll süß von dir.“, meinte sie verträumt.

Ash sah sie nur fragend an.

„Wie meinen?“

„Ich meine, dass du dich hier um die Katzen kümmerst.“, erklärte sie lächelnd.

„Ja, aber lange kann ich das nicht mehr.“, meinte er und ging zurück ins Wohnzimmer, wo vorher die Katzen waren.

„Wie meinst du das?“, fragte Caro, als sie sich auf das Sofa gesetzt hatten.

„Wenn ich die Praktische bestehe, werde ich vielleicht länger weg bleiben.“, erklärte er ihr.

„Aber mal was ganz anderes.“, sagte er und sah sie an, „Was ist heute mit dir los?“

„Was meinst du?“, erkundigte sie sich unsicher.

„Ich meine deine Klamotten, dein Make-Up, dein Auftreten, alles so anders.“, sagte er und gestikulierte Hilflos.

Caro sah schweigend zu Boden. Scheinbar hab ich wieder mal Mist gebaut, Schallt sich Ash.

„Du kannst ruhig lachen, wenn du willst.“, meinte sie mit einem aufgesetzten lächeln, „Aber da gibt es einen jungen SEED, der mir sagt, was ich tun soll.“

Fragend sah Ash sie an. Er konnte sich irgendwie schon denken, worauf das Hinausläuft.

„Er sagt dir also, wie du dich anzuziehen und an wen du dich ran zu machen hast?“, erkundigte sich Ash vorsichtig.

„Ja, Aber ich hab mit noch keinem von ihnen das Bett geteilt.“, sagte sie und Scham mischte sich in ihre Stimme.

Autsch, dachte sich Ash, Fetter Fettnapf.

„Aber das heißt dann ja...“

„... dass all diese Geschichten nicht stimmen, die um mich kursieren. Ja. Aber ich hab bis Morgen Abend das Glück, dass er weg ist.“, erklärte sie.

„Warum gehst du dich nicht beim Ordnungsdienst oder bei Direx beschweren?“, fragte der Anwärter ruhig.

„Weil er mir etwas antun will, wenn ich was sage.“, sagte sie und klang verzweifelt, „Er hat viele Untergebene, die alles tun, was er sagt. Und ich habe keine Lust bei Dr. Kadowaki auf zu wachen, oder vielleicht ganz wo anders.“

Er sah zu Boden. Die Situation hatte sich vollkommen anders entwickelt, als er es gedacht hatte.

Krampfhaft dachte er nach, versuchte eine Lösung zu finden.

„Hast du ein Bild von dem Typen?“, fragte Ash aus einer Laune heraus.

Schon im nächsten Moment hielt sie ihm das Bild des SEEDs hin. Er kannte ihn vom sehen und schwärmen einiger Mädchen. Aber noch irgend woher kam ihm das Gesicht bekannt vor.

„Kann ich das fürs erste behalten?“, fragte er sie vorsichtig, woraus sie ihn nur fragend ansah.

„Ich kann mich ja mal beim Ordnungsdienst melden. Vielleicht hab ich gesehen, wie er Müll im Garden weggeworfen hat, oder so.“, meinte er und grinste sie an.

„Aber warum würdest du sowas machen?“, erkundigte sie sich erneut bei ihm.

Seine Züge wurden Hart als er sie ansah.

„Weil ich solche Typen auf den Tod nicht ausstehen kann.“, gab er kalt zurück, begann dann aber zu lächeln.

Ein Plötzliches Maiunzen riss beide aus der verzwickten Lage. Die Katzen hatten wieder den Weg ins Wohnzimmer gefunden und schrien nach Beachtung, welche sie auch schnell bekamen. So kümmerten sich die beiden noch eine ganze Weile um die zwei Katzen, spielten, bürsteten und redeten über alles mögliche.

Als es dann zu dämmern begann machten sie sich auf den Weg.

Caro schob ihr Fahrrad wieder und lief neben Ash.

Der Tag und die Aussprache hatte beiden gut getan. Das Mädchen wirkte schon viel entspannter und auch Ash sah sie nun anders.

„Danke.“, meinte sie plötzlich.

„Wofür?“, fragte Ash.

„Dafür, dass du mir zugehört hast.“, entgegnete sie mit einem schwachen Lächeln.

„Kannst mir danken, wenn der Typ in ner Einzelzelle sitzt.“, erwiderte Ash grinsend.

„Bring dich nicht in Gefahr.“

„In Gefahr hat er sich begeben, als er so eine Scheiße abgezogen hat. Ich hab keine Angst vor so ein paar Wichtigtuern.“, sagte Ash ruhig sah sie aufmunternd an.

„Du weist nicht, worauf du dich einlässt. Er spielt immer unfair.“, warnte sie ihn.

„Und wie unfair?“

Sie blieb stehen und atmete tief durch.

„Dein letzter Gegner im Turnier hatte BloodyMoon im Blut. Jetzt rate mal von wem er das Zeug bekommen hat.“, sagte sie ernst.

Ash sah sie an und wusste nicht was er sagen wollte. Wenn er wirklich so Skrupellos wäre, anderen so eine Droge zu verabreichen, könnte es doch schwerer werden, als er dachte.

Dann machte es Klick. Und auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.

„Was hast du auf einmal?“, fragte Caro überrascht.

„Ich habe gehört, Cifer sucht den Typen, der das Zeug vertickt.“, sagte er nur.

„Was hast du vor?“, erkundigte sich Caro bei ihm.

„Cifer einen kleinen Tipp geben.“, meinte er lächelnd und schob sie vorsichtig weiter in Richtung des Gardens.

Aus unbekannten Gründen freute er sich schon auf den morgigen Abend.

Feste und andere Maßnahmen

Es war schon morgen, als Ash in seinem Quartier aufwachte. Heute war Sonntag, der Tag des Strandfestes, welches Selphie und ihr Komitee auf die Beine gestellt haben.

Ash lag noch ein paar Minuten im Bett und versuchte seine Gedanken zu Ordnen.

Nach ein paar ergebnislosen Minuten seufzte er und widmete sich seiner allmorgendlichen Routine. Das Gespräch mit Caro hatte ihm auch in der Nacht keine Ruhe gelassen.

Er musste mit dem Ordnungsdienst sprechen.

Schnell war er in seinen Kleidern und verließ mit schnellen Schritten sein Quartier.

„Morgen.“, hörte er Nikos Stimme neben sich, „Warum hast du es so eilig?“

Erschrocken drehte er sich zu seinem Freund, den er fast über den Haufen gerannt hätte.

„Ich such den Ordnungsdienst.“, meinte er kurz und sah seinen Freund fragend an.

„Caro hast sich wohl wieder an dich ran gemacht?“, fragte er scherzend und zuckte mit den Schultern. „Geh doch gleich zum Direktor, der hat doch auch immer nen offenes Ohr.“

Schon wollte Ash sich wieder auf den Weg machen, sagte dann aber zu seinem Freund: „Kann sein, dass ich dich und Sam heute Abend auf der Party brauche.“

Eine Antwort wartete er nicht ab, sondern machte sich ohne Umwege auf den Weg in die Haupthalle und von da zum Fahrstuhl.

Er wollte gerade die Taste drücken und den Fahrstuhl rufen, hielt aber inne. Irgendwie kam er sich komisch vor, so grundlos beim Direktor rein zu platzen und mit haltlosen Anschuldigungen um sich zu werfen. Ok, er vertraute Caro, aber das hieß nicht, dass sie Glaubwürdig war.

„Ich dreh noch durch!“, sagte er laut und raufte sich die Haare.

„Warum denn das?“, hörte er eine Mädchenstimme und fuhr erschrocken herum.

„Hast du das öfter?“, fragte Jade und beobachtete ihn neugierig.

Er setzte gerade zu einer Epischen Erklärung an, beließ es dann aber bei einem „Nein“.

„Wenn du zum Direktor möchtest, komm ich mit.“; meinte sie und lächelte. „Muss mich noch vorstellen gehen. Gestern hatte er keine Zeit.“

Erleichtert atmete er aus. Jetzt fühlte er sich wenigstens nicht mehr so komisch, als er die Taste drückte und den Fahrstuhl rief.

„Euer Garden ist schön und das Wetter ist herrlich.“; meinte sie als sie auf den Fahrstuhl warteten, „Bei uns ist es immer so kalt.“

„Im Sommer ist es hier herrlich, aber der Winter kann auch böse werden.“, begann er zu erklären, „Letztes Jahr hatten wir Unmengen von Beißkäfern in der Haupthalle, weil die sich vor der Kälte retten wollten.“

„Hattet wenigstens was zu tun.“, meinte Jade fröhlich.

Dann machte es „Ping“ und die Fahrstuhltür öffnete sich.

„In welcher Etage sitzt den der Direktor?“

„Dritte Etage. Sein Name ist Squall Leonhart.“, erklärte er ihr.

„Ja, ich weis.“, sagte sie als sie den Fahrstuhl betraten, „Den kennt so ziemlich die ganze Welt.“

Wie von selbst fand seine Hand den Knopf für die dritte Etage und dann waren sie schon auf dem Weg.

„Mit was kämpfst du eigentlich?“, fragte Jade Ash.

„Mit gar keinen. Ich benutze meinen Körper.“, meinte er und versuchte sich die passenden Sätze zurecht zu legen.

„Oh, ich hab von denen gehört. Auch hab ich gehört, dass einer von euch diesen Wettkampf letzte Woche gewonnen haben soll.“, sagte sie und sah aus dem Fahrstuhl heraus.

„Und du?“, fragte Ash neugierig.

„Doppelschwert.“

„Kannst uns ja heute Abend mal was zeigen.“, sagte er und sah nach oben.

„Auf der Party? Warum nicht, wenn die Ausbilder nichts dagegen haben.“, meinte sie schulterzuckend.

Dann machte es „Ping“ und die Türen öffneten sich.

Neugierig sah sich Jade um.

„Guten Tag, kann ich helfen?“, fragte eine junge Dame an einem zu groß wirkenden Schreibtisch.

„Wir möchten gerne den Direktor sprechen. Die junge Dame ist ein Austauschschüler aus Trabia und möchte sich vorstellen.“, erklärte er der Sekretärin.

„Und sie?“, fragte sie und musterte Ash.

„Eine Beschwerde.“, meinte Ash spontan.

Einen Moment sah die Sekretärin beide an, dann beugte sie sich über eine Sprechanlage und kündigte sie an. Einen Moment später kam die Antwort, dass sie eintreten sollten.

Sie öffnete die Doppelte Tür und traten in den Raum des Direktors.

„Guten Tag, einen Moment bitte.“, meinte Squall, noch über eine Hand voll Papiere gebeugt.

Nach ein paar Sekunden zog er einen Schwungvollen strich und seufzte erschöpft.

„Immer dieser Papierkram.“, meinte er lächelnd und sah dann seinen Besuch an.

„Guten Tag, Herr Direktor Leonhart.“, meldete sich Jade und grüßt mit dem Gardengruß, „Jade Nekoi, Austauschplatinen aus Trabia-Garden, möchte sich hiermit bei ihnen anmelden.“

„Angemeldet. Und Bequem stehen, wir sind nicht in der Öffentlichkeit.“, meinte er und nickte ihr zu.

Dann sah er zu Ash und sah ihn fragend an.

„Gibt es einen Grund zur Beschwerde?“, fragte er neugierig, setzte dann aber mit einem Lächeln hinzu, „Oder ist dir dein Pokal nicht groß genug?“

Im ersten Moment musste Ash auch grinsen, während er einen Fragenden Blick von Jade bekam.

„Nein, es geht um Belästigung innerhalb des Gardens.“, meinte er spontan.

„Dann schreib mal den Namen auf und ich lasse sie aufrufen.“, meinte Squall und schob ein Blatt mit Kugelschreiben über den Tisch.

„Es wäre mir lieber, wenn sie persönlich mit ihr sprechen würden.“, entgegnete Ash ernst, als er Caro's Namen auf den Zettel schrieb. „Es ist sehr wichtig.“

Squall sah ihn fragend an, stimmte dann aber zu.

„Wenn nichts mehr anliegt, möchte ich mich entschuldigen.“, sagte Squall und deutete auf den Papierstapel der noch neben ihm au dem Schreibtisch stand.

Beide verabschiedeten sich mit dem Gardengruß und verließen das Büro. Als sich die Tür hinter Ash geschlossen hatte, fragte er sich, ob er das richtige getan hat. Hätte er ihm noch mehr sagen sollen? Würden sie ihr glauben?

Ash seufzte schwer als er die Ruftaste des Aufzugs drückte.

„Dann hast du also das Turnier gewonnen.“, stellte Jade fest.

Ash lächelte sie entschuldigend an. Ihm gingen gerade ganz andere Sachen durch den Kopf.

„Geht es dir nicht gut?“, fragte Jade vorsichtig, als sie in den Aufzug gingen.

„Ich frage mich nur, ob ich das Richtige getan habe.“, antwortete er ehrlich.

„Hat es was mit diesem BloodyMoon zu tun?“, fragte sie neugierig.

Ash sah sie an und dachte sich verhört zu haben.

„Was weist du darüber?“, fragte er.

Seine Stimme schien den Dienst zu versagen.

„Nur das, was in eurem Schulnetzwerk stand. Der andere Finalteilnehmer soll BloodyMoon im Blut gehabt haben.“, sagte sie ehrlich.

Wieder seufzte Ash, was ihn selber störte. In den letzten Tagen hatte er das zu oft getan.

„Hab ich was falsches gesagt?“, fragte das Mädchen neugierig.

„Nein, genau das richtige.“, meinte Ash fröhlich und bekam nur einen schiefen Blick von Jade.

Dann folgte schon das nächste „Ping“. Sie hatten das Erdgeschoss erreicht und die Türen öffneten sich.

„Was hast du heute noch alles vor?“, fragte Jade neugierig.

„Vorbereitungen für heute Abend treffen.“, meinte Ash nachdenklich.

„Na dann, will ich dich mal in Ruhe lassen.“, sagte sie und wandte sich zum gehen.

„Wer reist denn hier schon wieder die Mädchen auf?“, hörte er die tiefe Stimme Sams.

Sam und Niko kamen aus Richtung Haupttor und grinsten schelmisch.

„Gut, dass ich euch Treffe.“, meinte er und grüßte seine Freunde.

„Ich hab was mit euch drein zu besprechen.“, meinte er plötzlich und sah Sam Niko und Jade an.

„Und was?“, fragte Niko neugierig.

„Nicht hier, in meinem Quartier. Es ist was, was unter uns bleiben muss.“, sagte er ernst.

Seine beiden Freunde sahen ihn unsicher an und auch Jade wusste nicht, was sie davon halten sollte.

Dennoch machten sie sich auf den Weg. Unterwegs tratschten sie ein wenig und machten scherze, nur Ash kam nicht in die Richtige Stimmung.

„Was ist denn los?“, fragte Sam, als Ash die Tür seines Quartiers abgeschlossen hatte.

Er lehnte sich gegen seine Zimmertür und suchte die passenden Worte. Er kam sich schon komisch vor, wie einer von diesen Verschwörern.

„Jetzt hau endlich raus.“, meinte Niko genervt.

Nur Jade sah ihn schweigend an und wartete.

„Also gut.“, meinte er und berichtet ihnen von seinem gestrigen Gespräch mit Caro, von den Enthüllungen, die Sie gemacht hatte und über den SEED, der das BloodyMoon vertreibt.

„Ich habe vorhin bei Squall eine Beschwerde eingereicht und gemeint, dass sie mit ihr reden sollten.“, beendete er seinen Bericht.

Niko und Sam sahen ihn ungläubig an und überdachten das Gerade erfahrene.

„Ich kenne sie nicht, aber ich wüsste auch nicht, warum sie lügen sollte.“, meinte Jade nach einer kurzen Pause.

„Wenn das Stimmt, wäre das auch ein Grund für ihr Verhalten.“, stellte Niko fest, „Außerdem warum sollte sie Lügen? Aus persönlichen Gründen glaube ich weniger.“

Sam nickte nur und sah Ash dann an.

„Was hast du dann vor?“, fragte er leise.

„Ich will, dass ihr in ihrer Nähe bleibt. Unsichtbar, versteht sich.“, erklärte er seinen Freunden, „Ich weiß nicht, ob überhaupt was passiert, aber wenn doch, will ich mir nicht die Schuld geben müssen.“

Dann breitete sich eine unangenehme Stille aus. Sekunden schienen zu Minuten zu werden, in denen die restlichen Anwesenden die Folgen abzuschätzen schienen.

„Ach was soll's.“, meinte Sam plötzlich und grinste Ash an, „Ich bin dabei!“

„Ich auch.“, sagte Niko mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.

„Wenn du mir schon so sehr vertraust, kann ich dich nicht hängen lassen.“, sagte Jade offen.

Wieder tat er es und seufzte erleichtert. Er war wirklich froh, dass sie ihn nicht sitzen ließen.

„Na dann, bereiten wir uns auf Heute Abend vor.“, sagte Ash mit einem gemeinen Lächeln auf den Lippen.
 

„Was denkst du?“, fragte Cifer seinen Freund in dessen Büro.

„Ein Grashalm.“, meinte Squall nachdenklich, „Aber wenn wir Glück haben, hängt da wirklich eine Wurzel dran.“

„Ich denke, ihr solltet da mal nach schauen.“, sagte Rinoa von ihrem Sessel aus.

Squall sah auf die Uhr auf seinem Schreibtisch. Nur noch eine Stunde bis zu der Party. Rinoa hatte Recht, aber er konnte auch nicht den Ordnungsdienst einfach abziehen. Es könnte zu Unruhen kommen, oder einige Schüler nutzen die Abwesenheit aus.

„Wir wagen es.“, meinte Squall.

„Bist du dir sicher? Wenn hier irgendwas passiert?“, warf sein Freund ein.

„Dann passiert es halt. Wenn wir immer nur Vorsichtig gehandelt hätten, immer das Risiko im Blick, wären wir höchst wahrscheinlich nicht hier.“, sagte Squall und warf einen Seitenblick zu Rinoa.

„Wenn es dir lieber ist, Cifer, kommen Squall und ich auch mit.“, sagte sie mit einem Lächeln.

Squall sah sie überrascht und überrumpelt an, worauf sie nur mit den Schultern zuckte.

„Man erwartet halt öffentliches Auftreten von dir.“, meinte sie.

„Nimm nur Rai-Jin und Fu-Jin mit. Den Rest lässt du hier, damit uns die Schüler nicht ganz auf dem Kopf herum tanzen.“, wies der Direktor an.

Dann war Cifer auch schon schnellen Schrittes Unterwegs.

Rinoa hatte sich aus dem Sessel erhoben und ging zum Fenster.

„Ash und seine Freunde sind auch schon auf dem Weg.“, meinte sie und beobachtete die vier Personen.

„War auch nicht anders zu erwarten.“, sagte Squall nachdenklich.

Die ganze Sache war ihm nicht geheuer. Im Normalfall würde er es bei den Vieren belassen, aber was das Mädchen gesagt hatte, lies ihn nicht in Ruhe.

„Was hast du?“, fragte Rinoa ohne ihn anzusehen.

„Wenn der Wirklich so schlimm ist, wie dieses Mädchen gesagt hat, hat der Garantiert noch Begleitschutz. Und wenn die auch was von diesem Mist Intus haben, dann kriegen die Vier auch ganz schön Ärger.“, erläuterte er seine Gedanken.

„Deswegen kommen wir ja auch mit.“, sagte sie und begann zu grinsen.

„Sag mal, hast du noch die Strandsachen, die dir Selphie geschenkt hatte?“

Squall sah sie an und erinnerte sich mit Schrecken daran. Aber als er seiner Verlobten in die Augen sah, wusste er, dass Gegenwehr sinnlos war.
 

Zusammen gingen die Vier durch das Haupttor und machten sich auf dem Weg zu Strand. Sie hatten zwar Pläne geschmiedet, sie aber meistens wieder verworfen, da sie eigentlich nichts wussten, weder was der Typ konnte, noch wie viele seiner Leute dabei waren.

„Improvisieren ist alles.“, meinte Niko abschließend und die anderen drei konnten nur Zustimmen.

Sie waren im Endeffekt nur auf einen festen Punkt gekommen.

Wenn es wirklich ausarten sollte, würde Jade Caro decken. Sie wussten nicht, wie gut die Austauschschülerin im Kampf war, aber sie vertrauten ihren Fähigkeiten und ihrem Waffenvorteil, da noch keiner sie in Aktion gesehen hatte.

Sie schwiegen, bis sie den Strand erreichten.

Kohlebecken waren aufgestellt und kleine Feuer prasselten Darin. Verteilt waren auf dem Sand Decken zu sehen, sowie Liegestühle, kleine Tische und auch eine Improvisierte Strandbar. Alles in allem war es sehr übersichtlich gehalten.

„Morgen die Herrschaften.“, meinte plötzlich der Barkeeper.

Komischer Vogel, dachte Ash, als er den sportlich gebauten Mann ansah. Der Oberkörper wurde von einem Engen weißen Hemd bedeckt, unter dem sich die Muskeln abzeichneten, eine hellbraune Badehose und Sandalen rundeten das Bild ab. Aber das Was Ash so störte war der Cowboy-Hut, den er trug.

„Kann ich euch oder der Dame was zu trinken anbieten, alles umsonst.“, meinte er vergnügt.

„Noch nicht, später dann.“, antwortete Sam freundlich.

„Hidiho, Schöne Dame, kann ich ihnen was spendieren!“, rief er plötzlich, sodass die Gruppe sich umdrehte.

„Nein, danke.“, sagte Caro, die sich auf die Vier zu bewegte.

Der Wind spielte mit ihrer Offenen Haaren, als sie Näher kam. Sie trug einen Dunkelblauen Badeanzug, der wie ihre Gestrige Kleidung angenehm geschnitten war.

„Wow.“, meinte Sam als er die Rothaarige ansah.

„Kinnlade hoch, sonst verschluckst du noch nen Focarol.“, stänkerte Niko.

„Klein oder groß?“, mischte sich Jade lachend ein.

Caro lächelte nur verlegen.

„Abend.“, meinte Ash grinsend, „Hat er sich schon gemeldet?“

Caros Stimmung schlug um und sie nickte mit zusammengepressten Lippen.

„Er hat mir mal wieder was zum anziehen zukommen lassen.“, meinte sie und sah wütend zu Boden.

„Beruhige dich.“, meinte Ash ruhig, „Wenn was passiert, wir sind da.“

Caro sah ihn an und er deutet auf die kleine Gruppe.

„Sie wissen Bescheid und werden helfen, wenn Hilfe gebraucht wird.“, erklärte er ihr, „Wenn es wirklich dazu kommen sollte, dass wir Gewalt brauchen, wird sich Jade um dich kümmern.“

Er deutete Auf die Austauschschülerin, welche nur freundlich nickte.

„Den Rest kannst du uns überlassen.“, warf Niko selbstsicher ein.

„Wenn ich helfen kann, einfach melden.“, meinte der Barkeeper fröhlich, kassierte aber nur einen fragenden Blick von der Gruppe.

„Ich kann doch nicht zulassen, dass man eine Dame verletzt.“, meinte er theatralisch

Dann verabschiedete sich Caro. Ash war dabei gar nicht wohl. Auch dass der Mann hinter der Bar gelauscht hatte, beunruhigte ihn.

Auch er suchte sich einen Platz, möglichst nahe bei der Rothaarigen.

Dann sah er Jade an. Sie hatte sich einen guten Platz Organisiert und packte nun ein Achtzig Zentimeter langes, schmales Bündel aus. Vorsichtig zog sie zwei Schwerter mit feiner Klinge heraus. Sie durften knapp fünfundfünfzig Zentimeter Klinge haben, der Rest war Griff. Er wusste, dass es nur Trainingswaffen waren, aber sie wirkten trotzdem sehr echt.

Dann begann sie ihre Vorführung.

Sie schwang die Schwerter als wären sie federleicht. Geschmeidig führte sie die Klingen, sodass es aussah, als würde sie Tanzen. Dann begann sie mit den Schwertern Achten zu ziehen, bis sie vollkommen Synchron waren. Plötzlich lies sie mit einer Hand los. Anders als er erwartete hatte, wirbelte das Schwert nicht unkontrolliert davon, sondern war mit dem Griff des anderen Verbunden.

Erstaunt betrachtete Ash ihren Tanz, denn anders konnte man die fließenden Bewegungen nicht nennen.

„Warum hast du es nicht an?“, hörte er plötzlich eine Männerstimme fragen und alle Alarmglocken in ihm Schlugen an.

Er kannte diese Stimme. Es war die Selbe, die ihm ein Getränk während des Turniers angeboten hatte.

„Ich möchte es aber nicht anziehen.“, entgegnete Caro leise.

„Willst du dich mir etwas widersetzen? Du weist doch, dass dir das nicht bekommen würde, oder?“

Langsam begann es in Ash zu kribbeln. Aus irgendeinem Grund wollte er diesen Typen ungespitzt in den Boden rammen.

„Ich gehöre nicht dir! Ich bin nicht dein Eigentum!“, wehrte sie sich jetzt lauter.

„Du weist, dass ich dir sehr viel Ärger machen kann.“, drohte er ihr.

„Und sie haben sie bedroht.“, meinte Ash trocken.

Einen Moment herrschte Stille.

„Ja, und? Hast du was dagegen?“, meinte er in einem Überheblichen Tonfall.

Noch einmal Abzug bei der Sympathie.

„Ja.“, sagte er kurzerhand und verkniff sich eine Verbale Ohrfeige.

„Du bist ein Anwärter, oder? Du solltest dich nicht in die Angelegenheiten der Erwachsenen einmischen.“, sagte er herablassend.

Langsam platze Ash der Kragen.

„Und du solltest Lernen, andere in Ruhe zu lassen.“, sagte er und drehte sich zu dem SEED.

Er kannte ihn. Viele der Mädchen im Garden schwärmten von ihm. Irgendwie taten sie ihm Leid, denn wenn der Typ so weitermachen würde, würde er sich nicht mehr zurückhalten.

„Du hast gerade eine Gardenfremde Person bedroht. Was glaubst du eigentlich, was der Direktor davon halten wird?“, fragte Ash offen und machte aus seiner Wut keinen Hehl.

„Wagst du es mir zu drohen?“, fragte der SEED aufgebracht.

Ash schüttelte den Kopf und grinste ihn schief an.

„Ich drohe nicht. Es war ein Versprechen.“, sagte er ernst, „Und ich verspreche dir noch etwas. Wenn du sie nicht in Ruhe lässt, wird der Abend für dich sehr ungemütlich.“

Der Mann begann zu lachen und ein Dutzend Männer stimmte mit ein.

„Wenn du glaubst, dass ich vor dir Angst habe, hast du dich geschnitten.“

Dann hob er die linke Hand und schnippte. Schon bewegten sich drei Männer auf ihn zu. Es waren, so wie Ash selbst, Anwärter. Und sie sahen nicht gerade freundlich aus.

„Du hast nicht zufällig bei der „Verbale Problemlösung“ im Unterricht gefehlt, oder?“, sagte Ash sicher.

„Warum? Weil du doch nur reden wolltest?“

„Nein, weil du dann wissen würdest, dass ich die drei in die Tonne hauen werde.“, entgegnete Ash ruhig.

Dann griffen die drei an.

Ash machte es kurz und Schmerzlos, nutzte Jede löse, die sie sich gaben gnadenlos aus. Dann lagen sie schon am Boden.

Der SEED sah ihn ungläubig an.

„Wer bist du?“, fragte er mit Neugierde in der Stimme.

„Der King of Balamb-Garden“, meinte Ash und versuchte Dreckig zu Grinsen.

Die restlichen Neun, die er im Schlepptau hatte, schienen plötzlich nicht mehr so sicher. Auch ihr Anführer schien überrascht zu sein.

„Wenn du willst, kannst du die Kleine haben.“, bot er ihm plötzlich an.

Ash erwiderte nichts, sondern sah ihn nur an. Langsam hob er seine Hand und hielt sie Caro hin, welche den Wink auch verstand und vorsichtig zu ihm ging.

„Da das ja jetzt geklärt ist, können wir ja wieder getrennte Wege gehen.“, meinte der SEED zuversichtlich.

„Glaube ich nicht.“, entgegnete Ash, „Ich will wissen, warum du dem Kerl das BloodyMoon gegeben hast.“

Entsetzen machte sich auf dem Gesicht des Mannes breit. Dann sah er an Ash vorbei und die Rothaarige hinter ihm an.

„Was hast du Gesagt?“, fragte er wutentbrannt.

„Alles.“, meinte Caro leise, „Ich habe dem Direktor schon alles berichtet.“

Dann begann der SEED zu hysterisch zu lachen.

„Aber einem kleinen Flittchen wie dir wird er doch nicht glauben.“, meinte er und sah die beiden von oben herab an, „Aber ich werde schon dafür sorgen, dass ihr nicht mehr sagen könnt.“

Wieder hob er den Arm und schnippte.

Seine Handlanger setzten sich in Bewegung, wurden aber gleich darauf von Sam und Niko gestoppt.

Von einem Moment zu anderen wurde es von einem scheinbar Kontrollierten Kampf zu einer handfesten Schlägerei. Schnell war Jade bei Caro gewesen und hatte sie ein Stück von dem Knäuel aus Fliegenden Fäusten und Füßen entfernt.

Ash vertraute einfach nur seiner Reaktion, wehrte ab, schlug zu, wich aus. Er dachte nicht nach, sondern handelte nur. Er spürte wie seine Fäuste und Füße trafen, spürte sogar den einen oder anderen Treffer, aber das Adrenalin hatte den Kampf gewonnen.

Plötzlich ertönte hinter ihm ein Schrei. In einer Bewegung schlug er seinen Gegner nieder und Fuhr herum. Schon im Nächsten Moment sah er Caro, gepackt von einem Mann. Dann klirrte es, der Mann ging zu Boden und hinter ihm stand der Barkeeper, den Flaschenhals noch in der Hand, mit einem grinsen auf den Lippen.

Dann wanderte sein Blick zu Jade, die sich mit der Doppelklinge wehrte. Ihr Gegner Stach mit einem Messer zu. Sie wich tänzelnd aus und riss an ihrem Doppelschwert. Die Griffe trennten sich, aber dazwischen war ein Band, oder Draht, zu sehen. Mit einer Flüssigen Bewegung hatte sie die Hand des Angreifers in einer Schlaufe gefangen, da raste schon das erste Schwert auf den Magen und das Zweite in den Nacken.

Sonderanfertigung, hallte es in Ash Kopf, der erste Gedanke, seit dem es angefangen hatte.

„Sieht so aus, als wäre ich an der Reihe.“, hörte er die Stimme des SEEDs hinter sich.

Hastig fuhr er herum. Ein Messer in der Hand haltend kam er auf Ash zu.

Der Anwärter hatte zwar gehofft, dass es so kommen würde, aber irgendwie verfluchte er sich jetzt.

„Wollen wir tanzen?“, fragte er und spielte mit seinem Messer.

Auch Ash begab sich in Position. Doch sein Gegenüber bewegte sich nicht, sondern sah sich nur mit aufgerissenen Augen um.

„Verdammt, was ist hier los?“, fluchte er laut.

„Ich bin hier los.“, erklang Rinoas Stimme.

Als Ash sich umdrehte ging sie an der Bar vorbei, einen Cocktail in der Hand und der Direktor neben ihr.

„Ich hab mir das jetzt lange genug angesehen.“, meinte sie wütend, „Wie kann es ein SEED nur wagen, sich so zu verhalten. Das ist echt unter aller Würde.“

Sie ging an Ash vorbei direkt auf den SEED zu, der noch immer wie versteinert da stand.

„Hiermit wird dir und allen, die heute unter deinem Kommando standen der Rang eines SEED Aberkannt.“, sagte sie ernst und wandte sich ihrem Verlobten zu.

„Ruf den Ordnungsdienst und lass sie einsperren.“, sagte sie mit Fester Stimme zu Squall.

„Warum? Das können sie nicht machen!“, schrie der SEED fast empört.

Nun bewegte sich auch Squall auf ihn zu.

„Der Ordnungsdienst ist verständigt. Hiermit lasse ich sie und ihre Kumpane wegen Angriffs auf die Mitglieder des Balamb-Garden verhaften.“, sagt er kalt.

Dann herrschte eine eisige Stille. Viele der SEEDs konnten es nicht glauben. Vom Elite-Söldner zum Verbrecher geworden begannen sie zu jammern und zu bereuen. Aber der Direktor und die Hexe blieben hart.

Es dauerte nicht lange, bis der Ordnungsdienst die Gefangenen abgeführt hatte. Dann wurden die Schäden begutachtet. Einige Falschen, Tische und Stühle waren zu Bruch gegangen.

Sie waren nochmal mit heiler Haut davon gekommen. Nur Sam hatte es erwischt und das war auch nur ein Kratzer.

„Ihr habt euch gut geschlagen.“, meinte Rinoa fröhlich, als sie sich an die Bar gesetzt hatte.

„Das war ziemlich Riskant.“, sagte Squall und bestellte sich ein Glas Wasser.

„Ohne Risiko kein Spaß.“, meinte Sam grinsend und fuhr sich mit dem Finger erneut über den Kratzer an der Brust.

„Wenn du so weitermachst heilt das nie.“, sagte Squall mit einem Lächeln.

„Das sagt der Richtige.“, protestierte Rinoa.

„Deswegen hab ich auch das Recht sowas zu sagen.“

Irgendwann, dachte sich Ash, wird er sich schon daran gewöhnen.

Dann wandte sich der Direktor dem Barkeeper zu.

„Sag mal, seit wann bist du Hier, Irvine? Und was machst du hier überhaupt?“, erkundigte er sich neugierig.

„In Galbadia wurde es langweilig, da hab ich gedacht ich besuche meine Süße mal wieder.“, antwortete er grinsend.

Verwirrt sahen die jungen Leute zwischen den beiden Männern hin und her.

„Irvine Kinneas? Der Scharfschütze aus dem Galbadia-Garden, der half die Hexe Artemesia aufzuhalten?“, fragte Niko neugierig.

„Und wieder ein Punkt für unser Lexikon.“, meinte Sam und lachte, kassierte dafür aber einen Stoß in die Rippen.

„Irvine!“, erklang plötzlich die Stimme der Komitee-Leiterin.

Schon im nächsten Moment war Irvine über den Tresen gesprungen und rannte auf die aufgeweckte, junge Dame zu. Kaum hatten sie sich erreicht, lagen sie sich in den Armen.

„Fernbeziehung?“, fragte Ash nebensächlich und widmete sich seinem Getränk.

„Auf Dauer hält die beiden keiner aus, da mussten wir doch was unternehmen.“, scherzte Squall offen.

„Herr Direktor, darf ich was sagen?“, erkundigte sich Ash vorsichtig.

Squall nickte nur zur Bestätigung.

„Gelb steht ihnen echt nicht.“, meinte er und deutete dezent auf die grelle, gelbe Badehose.

Squall begann zu lachen und meinte: „Kannst dir ja vorstellen von wem die ist.“

Oh ja, das konnte Ash gut.
 

„Ich denke, die Party ist trotzdem noch was geworden.“, meinte Rinoa, als sie Hand in Hand mit ihrem Verlobten am Strand entlang lief.

„Ja, es ist doch noch schön geworden, auch wenn der Anfang etwas Chaotisch war.“, sagte er lächelnd und sah dann seine Verlobte an, „Aber einen Wunsch hab ich.“

Rinoa blieb stehen und sah ihn erwartungsvoll an.

„Die Klamotten müssen weg.“, meinte er und zeigte auf das bunte Hawaii-Hemd und die gelbe Badehose.

Rinoa begann verschmilzt zu Grinsen.

„Jetzt oder später?“

Squall, von der Frage vollkommen überrascht, begann rot anzulaufen.

„Ich hatte gedacht, wenn wir wieder zu Hause sind.“, meinte er grinsend, als er sich wieder gefangen hatte, „Aber ich richte mich ganz nach dir.“

Auszeit und "Das Kleine Grüne"

Squall wälzte sich in seinem Bett herum. Die letzte Nacht war nicht gerade erholsam gewesen und es graute ihm schon vor dem ganzen Papierkrieg auf seinem Schreibtisch.

Hätte er gestern nicht die Typen vom Garden geschissen und sie einsperren lassen, hätte er wahrscheinlich ausschlafen können.

Schon begann sein Wecker zu protestieren und schrie ihn gnadenlos an.

„Der Tag fängt ja schon wieder gut an.“, meinte er und brachte mit ein wenig gezielter Gewallt den Wecker zum schweigen.

Langsam durfte er sich keine mehr auf Gardenrechnung kaufen, ansonsten würden sie noch Pleite gehen.

Widerwillig erhob es sich und schwankte ins Bad. Ab nun lief alles fast automatisch ab.

Als er letztendlich in der Küche seiner Wohnung angekommen war und den Kühlschrank öffnete war ihm klar, was er gestern vergessen hat.

Gähnende Leere schrie ihm entgegen.

„Morgen Schatz.“, sagte eine Verschlafene Rinoa aus dem Schlafzimmer.

„Hi Süße, meinte Squall und sah sie an.

Sofort Schoss das Blut in seinen Kopf. Sie Stand im Türrahmen, sah ihn verschlafen an und hielt ihre dünne Schlafdecke mit einer Hand fest, um sich zu bedecken. Und das funktionierte auch nur mehr schlecht als Recht.

„Komm wieder ins Bett, lass uns noch nen bisschen dösen.“, meinte sie Müde.

„Kann leider nicht. Ich muss noch einkaufen.“, meinte er entschuldigend.

Dann klingelte es an der Haustür. Rinoa lächelte ihn nur verschlafen an, als er die Tür aufmache.

„Morgen. Lieferung für Leonhart. Ein Frühstückskorb.“, meinte der Botenjunge scheinbar genauso müde wie Squall sich fühlte.

Erstaunt sah er zu Rinoa, die schon wieder in Richtung Schlafzimmer ging. Aber er sah sie nicht lächeln, sondern nur ihre unverhüllte Rückansicht und war von dem Anblick seines Engels gebannt.

Es dauerte einen Moment, bis er sich wieder gefangen hatte und den Botenjungen wahrnahm.

„Ähm, Mister, ist alles in Ordnung?“, fragte der Bote sichtlich besorgt.

„Ja, warum?“, sagte Squall und drehte seinen Kopf langsam wieder zu dem jungen Mann.

„Sie Bluten aus der Nase.“, meinte er trocken und deutet auf Squalls Gesicht.

Dieser fuhr vorsichtig mit dem Handrücken unter der Nase entlang. Er hatte tatsächlich Nasenbluten.

„Das ist normal, liegt in der Familie.“, sagte er mit einem Lächeln, nahm den Korb und schloss die Tür.

Er musste dringen mit Rinoa reden. Wenn das so weitergeht, müsste er sich nen Transfusionsset Kaufen und hier herbringen lassen.
 

Seine Gedanken drifteten zu dem gestrigen Morgen. Er wollt gerade seine Wohnung verlassen um mal wieder einen Krieg mit der Bürokratie zu schlagen und hörte hinter sich Rinoa.

„Krieg ich denn keinen Kuss?“, fragte sie müde.

Er hatte sich gerade zu ihr gedreht, als sie schon Barfuß auf ihn zu tapste, wieder nur mit der Decke bekleidet.

„Natürlich kriegst du einen.“, meinte er lächelnd und ging einen Schritt auf sie zu.

Dann stolperte sie, riss die Hände hoch, um sich aufzufangen. Im selben Moment machte Squall einen Schritt auf sie zu, wollte sie auffangen, was ihm auch gelang. Sein erster Blick glitt in ihr Gesicht und fragte sie, ob alles in Ordnung wäre. Dann erst sah er die Decke auf dem Boden liegen.

Vorsichtig sah er nach unten und konnte nichts sehen, auch seine Hände konnten keine Decke fühlen.

„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte seine Verlobte und betrachtete ihn.

„Ja, warum fragst du?“, erkundigte sich Squall perplex.

„Du hast gerade so komisch geschaut.“, sagte sie und wischte mit einem Tuch über sein Gesicht, „Und dann hast du angefangen aus der Nase zu bluten.“
 

Langsam begann er den Frühstückstisch zu decken. Das Gefühl, dass sie sowas mit Absicht machte, lies ihn nicht los. Dann hörte er auch schon die Kaffeemaschine hinter sich gluckern.

Schnell sah er noch einmal auf den Tisch. Alles war da, wo es hingehörte.

„Morgen.“, meinte Rinoa jetzt etwas wacher.

Vorsichtig blickte er zu ihr auf. Er wollte nicht schon wieder bluten müssen.

Sie trug ein weites hellblaues Nachthemd. Erleichtert atmete Squall aus.

„Ich gefalle dir wohl nicht mehr?“, fragte Rinoa überrascht.

„Doch schon, nur ich will nicht nochmal bluten.“, sagte er und sah sie an.

Sofort begann sie zu grinsen, als sie die Beiden Zellstoffrollen in seiner Nase sah.

„Ja ich wies, sieht echt schön aus.“, meinte Squall und richtete setzte sich richtig an den Tisch.

Mit einer hastigen Bewegung hatte er die beiden Fremdkörper entfernt und in dem Mülleimer geworfen.

„Lass dir schmecken Schatz.“, meinte Squall und fing an zu Frühstücken.

Rinoa hatte sich wieder einmal im Schneidersitz auf den Stuhl gesetzt und begann ebenfalls mit frühstücken.

„Was hast du heute vor?“, fragte Rinoa ihren Verlobten neugierig.

„Das selbe wie gestern.“, meinte er nachdenklich.

„Partys organisieren und Leute festnehmen lassen?“

Squall sah sie fragend an, konnte sich aber an den gestrigen Abend erinnern.

„Nein, ich hab eher an die Schreibtischarbeit gedacht.“, erwiderte er gelassen.

Besorgt musterte Rinoa ihren Verlobten. Auch Squall sah sie an.

„Du solltest mal nen Tag blau machen.“, meinte Sie spontan.

„Und die ganze Papiere?“

„Darum können sich Shou und Niida kümmern. Du brauchst auch mal ne Auszeit.“, sagte sie bestimmt.

Squall schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern.

„Die kommen damit gar nicht zurecht. Ich hab auch ne ganze Zeit gebraucht um mich da einzuarbeiten.“, erwiderte ihr Verlobter.

„Squall, ich mach mir doch nur Sorgen um dich, sagte sie und beugte sich über den Tisch um seine Hand zu nehmen.

Ja, er wusste, dass er ne Auszeit brauchte. Die letzten paar Tage hatte er sogar im Büro geschlafen, um den Papieren Herr zu werden. Leider war der Versuch vergeblich. Jeden Tag kam neuer Mist hinzu.

Er lächelte sie an und meinte: „Dieses Wochenende machen wir blau, Ok?“

Rinoa sah in Skeptisch an. Sie wusste einfach, dass er es nicht halten würde.

Squall sah ihr in die Augen und lächelte sie an. Langsam und unwillkürlich senkte sich sein Blick und blieb an ihrem Ausschnitt hängen.

„Gefällt dir, was du siehst?“, meinte Rinoa verschmilzt.

Verdutzt sah Squall seine Verlobte an und merkte schon wieder das rot im Gesicht. Mit einem recht zufriedenen Grinsen lehnt sich Rinoa wider an der Rückenlehne an und nahm ihr Brötchen. Squall hatte seinen Blick immer noch auf seine Verlobte geheftet.

„Ich mach mich mal los.“, meinte er plötzlich.

„Warum schon so früh?“, fragte sie und fuhr mit der Zunge über ihre Lippen.

Wieder spürte er das Rot in sein Gesicht aufsteigen.

Hastig stand er auf und gab ihr einen Abschiedskuss, bevor er aus der Tür stürmte.

Draußen blieb er einen Moment stehen und schallt sich für sein Verhalten. Es war so kindisch. Er musste unbedingt mit ihr reden. Aber im Moment musste er erst mal seine Arbeit machen.

Schnellen Schrittes machte er sich auf den Weg nach Balamb-Garden. Schon von weitem konnte er das Rascheln des Papiers und das Kratzen seines Kugelschreibers.

„Morgen Squall.“, hörte er Cifers Stimme hinter sich.

„Morgen.“, meinte Squall und ging zusammen mit seinem Freund weiter.

„Siehst ja nicht so begeistert aus.“, sagte sein Freund grinsend.

„Und warum bist du so scheiße gut drauf?“, entgegnete Squall.

„Fu hat bei mir übernachtet.“, antwortete Cifer und sein Grinsen wurde breiter.

„Vielleicht liegt es daran?“, meinte Squall im Flüsterton.

„Alter, sag jetzt, was los ist. Ich kann das bald nicht mehr mit ansehen!“, fuhr der Blonde SEED seinen Begleiter an.

Raus reden hatte jetzt keine Wirkung. Er konnte nirgendwohin abtauchen. Außer sich ins Knöchel hohe Gras neben der Straße werfen.

Aber das war auch keine Lösung.

„Rinoa benimmt sich komisch.“, meinte Squall und sah die Fragezeichen über Cifers Kopf.

„Anzüglich.“, ergänzte Squall leise.

„Wann habt ihr das letzte Mal was zusammen unternommen? Ganz Privat, ohne Garden und so?“, harkte Cifer nach.

Wann? Gute Frage.

Squall zuckte mit den Schultern.

„Keine Ahnung.“

„Du weist es nicht mehr?“, fragte Cifer entsetzt und schüttelte mit dem Kopf. „Und da fragst du dich allen Ernstes, warum sie so drauf ist?“

Squall sah seinen Freund fragend an. Irgendwie verstand er heute die Welt nicht mehr. Vielleicht hätte er sich heute wirklich nochmal ins Bett legen sollen.

„Sie hat doch gar nichts mehr von dir! Bist du nur Blöd?“, begann Cifer seinen Freund zurecht zu weisen, „Sie ist deine Verlobte, Verdammt! Bist du denn einfach so doof, mal Urlaub zu machen, nur mit ihr, irgendwo hin, ohne Telefon oder sonst was?“

„Scheinbar ja.“, sagte Squall, der sichtlich an Größe verlor.

Cifer blieb stehen und musterte seinen Vorgesetzten.

„Ich empfehle dir, heute einfach mal blau zu machen. Setz dich mir ihr in ein Restaurant und macht euch nen schönen Tag.“, sagte Cifer mit einem Lächeln, „Aber denk jetzt nicht daran das ganze auf deine Büroarbeit zu schieben. Kennst du den Spruch „Papier ist geduldig“?“

Squall schüttelte mit dem Kopf. Nein, den Spruch kannte er wirklich noch nicht.

„Jetzt kennst du ihn. Und wenn du ihn beachtest, wird das mit Rinoa wieder.“, meinte sein Freund offen.

Dann machten sie sich wieder auf den Weg.

„Du musst echt lernen, dein Beruf und dein Privatleben zu trennen.“, meinte Cifer und sah nah vorne, wo sich der Balamb-Garden erhob.

„Wie ist das mit dir? Du arbeitest ja direkt mit Fu zusammen?“, erkundigte sich sein Freund neugierig.

„Wir tun so, als hätten wir uns bei der Arbeit nicht gesehen. Und oft arbeiten wir in Unterschiedlichen Teilen des Gardens. So schlimm ist es also nicht.“, erklärte er offen.

Sie verabschiedeten sich in der Eingangshalle. Während Squall in die dritte Etage fuhr, zu seinem Büro, machte sich Cifer auf den Weg in den Keller, wo der Ordnungsdienst jetzt seine Zentrale hatte.

„Morgen Squall.“, hörte er Shou sagen, als er aus dem Fahrstuhl schritt.

Unsicher sah er seine Sekretärin an, rang mit sich selber, ob er sie um diesen Gefallen fragen konnte.

„Stimmt was nicht?“, fragte sie neugierig.

„Kannst du mich heute mal vertreten?“, fragte er spontan.

Im ersten Moment schaute sie ihn verwirrt an, dann hellte sich aber ihr Gesicht auf und sie lächelte ihren Chef an.

„Klar kann ich das! Keine Angst, ich komm schon klar mit dem Zeug.“, meinte sie selbstsicher.

„Wirklich?“, erkundigte sich Squall erneut.

„Klar, ich hab das schließlich gelernt.“, sagte sie lächelnd.

Ich muss mir dringend nochmal die Personalakten vornehmen, sagte sich Squall und ging mit einem zufriedenen Lächeln in sein Büro. Erstaunt sah er zu seinem Schreibtisch.

Dort saß Rinoa in seinem Sessel und lächelte ihn an.

Er fragte besser nicht nach, wie sie das geschafft hat. Lächelnd ging er auf seinen Schreibtisch zu.

„Wolltest du mich besuchen?“, meinte Squall fröhlich.

„Ich wollte sehen, was deine Arbeit heute so macht.“, sagte sie und blätterte desinteressiert durch die Zettel die auf dem Schreibtisch verteilt lagen.

Es war wirklich das totale Chaos. Aber er mochte seine Unordnung irgendwie.

„Die Arbeit macht heute gar nichts.“, sagte Squall und ging um den Schreibtisch herum, „Heute machen wir uns einen schönen Tag.“

Schon als er es Aussprach, spürte er, wie sie fröhlicher wurde. Und auch er wurde lockerer.

Rinoa sprang aus dem Sessel und fiel ihrem Verlobten um den Hals.

„Meinst du das wirklich ernst?“, wollte Rinoa ungläubig wissen.

„Ja.“, sagte er und umarmte sie langsam, „Heute soll uns höchstens eine Speisekarte trennen.“

Plötzlich zog Rinoa ihren Verlobten zu sich herunter und küsste ihn.

„Du willst mit mir essen gehen?“, fragte Rinoa, als sie ich von ihm löste.

„Hatte ich so gedacht. In der Stadt hat ein neues Restaurant aufgemacht.“, erklärte er ihr.

Dann bot er ihr den Arm an und zusammen verließen sie das Büro.

„Shou, wenn mich jemand sprechen will, soll er im Laufe der Woche nochmal anrufen.“, wies Squall seine Vertretung an, bevor sich der Fahrstuhl nach unten fuhr. Von dort ging es zur Garden-Garage wo sie sich ein Auto schnappten und langsam die Straße in die Stadt entlang fuhren.

„Du meinst das wirklich ernst, oder?“, meinte Rinoa ungläubig, „Also das mit dem essen gehen.“

Squall grinste, als er sie ansah.

„Ja.“, sagte er gelassen, „Du hattest Recht. Eine Auszeit tut mir mal gut.“

„Hat dir das Cifer eingetrichtert?“, bohrte Rinoa nach.

Entsetzt sah er sie an. Hatte sie sie etwa belauscht? Hatte sie Cifer auf ihn angesetzt?

„Wie kommst du drauf?“, erkundigte er sich.

„Cifer ist doch der einzige auf den du hörst.“, meinte sie mit einem breiten Grinsen.

Er musste sich eingestehen, dass sie recht hatte. Cifer und er verstanden sich. Warum konnte er auch nicht sagen, aber er vertraute ihm.

„Vielleicht.“, meinte Squall lächelnd und konzentrierte sich wieder auf die Straße.

Den Wagen parkten sie vor dem Stadttor, da das Fahren innerhalb nur für Gardenfahrzeuge im Einsatz erlaubt war.

Hand in Hand schlenderten sie durch die Stadt, unterhielten sich mit Bekannten und entspannten.

Am frühen Nachmittag erreichten sie das Restaurant. „Zum kleinen Grünen“, stand auf dem Banner über der Tür.

Es war schon ein komischer Name, aber das sagt ja noch nichts über das Geschäft.

„Mir wäre ein kleines Schwarzes, oder Rotes lieber.“, meinte Squall leise und betrachtete seine Verlobte aus den Augenwinkel.

Ein leichter roter Schimmer legte sich auf ihr Gesicht.

Lächelnd öffnete er die Tür. Der Laden war groß und geräumig eingerichtet, jedoch war kein Gast zu sehen.

„Guten Tag.“, begrüßte sie eine Frau freundlich.

Das auffälligste Merkmal war die Schürze, wo in grünen Buchstaben der Name des Lokals stand.

„Haben sie einen besonderen Wunsch für ihren Sitzplatz?“, erkundigte sie sich freundlich.

„Nein.“, meinte Rinoa und steuerte einen Tisch in der Mitte an.

Squall folgte ihr und sah sich in dem geräumigen Gastraum um.

„Kann ich ihnen etwas zu trinken anbieten?“, fragte die Kellnerin, während sie die Speisekarten verteilte.

„Ein Wasser, bitte.“, antwortete Rinoa Freundlich.

Squall bestellte sich dasselbe.

„Komisch das es noch so leer ist.“, meinte sie im Plauderton.

„Es ist auch noch recht früh am Abend.“, entgegnete Squall lächelnd.

Dann kam die Kellnerin schon mit zwei Gläsern.

„Ist es hier immer so ruhig?“, fragte Rinoa, als sie die Gläser abgestellt hatte.

„Die ersten Tage war es voll, aber dann kamen immer diese Rowdys und haben die Gäste verschreckt.“, erzählte die Frau offen.

Dann nahm sie ein Notizblock und einen Stift zur Hand.

„Haben sie sich schon für etwas entschieden?“

„Wir nehmen das Beste was sie haben.“, sagte Squall und sah mit einem Lächeln Rinoa an, „Und den besten Wein dazu.“

Die Kellnerin sah zwischen Squall und Rinoa hin und her, bevor sie in die Küche rauschte.

„Ist das nicht ein wenig übertrieben?“, fragte Rinoa vorsichtig.

„Vielleicht.“, meinte Squall lächelnd.

Rinoa sah in noch eine Zeit lang an.

„Das hat dir gefehlt.“, meinte sie plötzlich, „Du hast in letzter Zeit kaum gelächelt, jedenfalls nicht so frei.“

Erst jetzt wurde ihr Bewusst, wie Recht sie hatte. Die letzten Tage und Wochen war er wirklich nur für seine Arbeit da gewesen.

„Es tut mir Leid.“, entschuldigte er sich ehrlich.

„Das muss es doch nicht.“, sagte sie und nahm seine Hand.

Dann kam die Kellnerin wieder mit zwei kleinen Schüsseln, gefüllt mir Salat. Sie wünschte den beiden einen Guten Appetit und war schon wieder auf den Beinen.

Vorsichtig machten sie sich an den Salat. Mit kleinen bissen Probierten sie ihn, merkten aber sehr schnell, wie gut er schmeckte.

„Wenn der Rest auch so gut ist, können wir doch öfter herkommen.“, sagte Rinoa zufrieden.

Squall stimmte Stumm zu, während er noch eine Gabel nahm.

Stumm räumte die Kellnerin die Schüsseln ab. Und im nächsten Moment brachte sie schon den nächsten Gang.

Sie fragten nicht lange sondern begannen Stumm zu essen.

„Fantastisch.“, lobte Squall.

Mit einem Lächeln auf den Lippen verschwand die Kellnerin wieder in der Küche.

„Ob sie auch Kocht?“, fragte Squall seine Verlobte leise.

„Frauen können nun mal alles.“, sagte Rinoa stolz.

Squall lächelte sie an und hielt ihr eine Gabel mit Essen hin. Rinoa grinste verschmilzt und nahm den Bissen von Squalls Gabel. Folgend bot sie ihm einen Bissen an. So begannen sie ihren Hauptgang zu verspeisen. Plötzlich erschien eine Kerze auf dem Tisch, zusammen mit dem lächelnden Gesicht der Kellnerin.

So saßen sie da, scherzten Miteinander und fütterten sich. Auch wenn Gäste da wären, hätten sie sich nicht stören lassen. Im Moment existierten nur sie.

Klirren riss sie aus ihren Gedanken. Eine Scheibe war zerbrochen und von draußen war das Gelächter von Männerstimmen zu hören.

Squall sah Rinoa an und er wusste, dass sie das gleiche dachte.

Schon flog die Tür auf die Stimmen wurden lauter.

„Na, schon wieder Gäste da?“, fragte einer der Männer.

„Und das Mädel ist sogar richtig Süß!“, meinte ein anderer.

Squalls Hand zuckte leicht. Rinoas Blick veränderte sich. Tu es nicht, sagte er eindringlich.

Und er musste sich wirklich zurückhalten.

Die Tür zur Küche ging und ein Mann im Anzug kam angelaufen.

Squall und Rinoa sahen dem dicklichen Mann zu, wie er zu den vier Männern ging, die das Lokal betreten hatten.

„Warum wollen sie schon wieder meine Gäste verscheuchen? Was habe ich ihnen getan?“, fragte der flehend.

„Warum? Er fragt warum.“, sagte einer der Männer und sah seine Kumpels an, „Wir tun es, weil wir es können.“

Dann packte er den Mann am Kragen und stieß ihn von sich.

Erneut wollte Squall aufspringen, diesmal hielt sie seine Hand.

„Warum soll ich ihm nicht helfen?“, entfuhr es Squall wütend.

Sie schüttelte ernst den Kopf.

Plötzlich war ein Geräusch, ähnlich einem Murren von der Küche zu hören, dann flogen die Türen auf. Squall konnte seinen Augen nicht glauben. In der Tür stand der Koch. Er war höchstens ein Meter fünfzig groß und hatte ein scharfes Küchenmesser in der Hand. Ganz in weiß gekleidet, mit einer dieser Turm ähnlichen Kochmützen bekleidet, watschelte der kleine Koch auf den Mann im Anzug zu und half ihm auf.

Squall schüttelte mit dem Kopf. Das was er da sah, ging über seinen Horizont. Ein kleiner Koch ist ja Ok. Aber er war Grün. Vor ihm Stand ein Tombery.

Als der Tombery sprach, erklang wieder dieses Murren.

„Aber nein, Herr Koch.“, meinte der Anzugträger, „Sie müssen nicht gleich so wütend werden.“

„Aber es reicht mir, wie er mit dir umspringt.“, sagte der Tombery deutlich.

Squall sah zu seiner Verlobten. Auch sie betrachtete die Szenerie ungläubig.

„Kommt Jungs! Wir schmeißen ein paar Typen aus dem Lokal.“, meinte der Tombery laut.

Schon war aus der Küche weiteres Murren zu hören und weitere sechs Tombery in weißen Kleidern kamen aus der Küche. Jedoch maßen diese Tomberys kaum einen Meter.

Dann wandte sich der Chefkoch den Rowdys zu.

„Entweder ihr verschwindet und lasst uns in Ruhe, oder ihr bekommt Probleme.“, sagte dieser und ein wütendes Funkeln trat in seine gelben Augen.

„Es kann sein, dass euer Laden morgen nicht so heil davon kommt.“, sagte der Anführer des halbstarken und verließ mit seinen Leuten hastig die Gaststätte.

„Ach Boss, die werden uns nicht in Ruhe lassen.“, meinte der Tombery zu dem Anzugträger.

„Vielleicht lassen sie uns Morgen in Ruhe.“, erwiderte dieser.

Dann zog der Tombery die Mütze vom Kopf und eine kleine goldene Krone kam zum Vorschein.

„Nein, es war falsch hier her zu kommen.“, sagte der kleine Grüne und wandte sich zu den Gästen, die das Schauspiel stumm verfolgt haben.

„Ich kenn euch doch.“, meinte er Überrascht und musterte Squall und Rinoa.

Die beiden sahen sich verwirrt an und überlegten, woher sie den kleinen, grünen Kerl kennen könnten.

„Erinnert ihr euch nicht mehr? Der Tombery-König in den Centra-Ruinen von Odins Schloss?“, fragte er erneut.

Jetzt erkannten ihn die beiden auch. Ok, sie taten so. Denn bis auf die Krone sahen sich alle Tomberys zum Verwechseln ähnlich.

„Der Söldner mit dem komischen Schwert und die nette, freundliche Dame.“, sagte der Tombery fröhlich, „Es tut mir Leid, dass ihr das miterleben musstet.“

„Ist schon in Ordnung. Aber wie kommt es dass du hier bist?“, meinte Squall und sah den ehemaligen Begleiter an.

„Der gute Mann hier“, sagte er und deutete auf den Anzugträger, „Hat uns in Centra gefunden und wir sind über ein paar kleine Missverständnisse hinweg zusammengekommen.“

„Ich habe einen Spitzenkoch gesucht, weil ich dieses Restaurant eröffnen wollte, und da sind Mir der Herr König und sein Gefolge über den Weg gelaufen.“, erklärte der Mann freundlich.

Nachdem der Besitzer des Restaurants seinem Chefkoch auf den Stuhl geholfen hatte war er auch schon wieder verschwunden, einen Guten Wein holen, wie er meinte.

„Ich würde die Typen ja gerne loswerden, aber mir sind leider die Hände gebunden.“, meinte der König nachdem sein Boss verschwunden war.

„Dann mach es doch einfach.“, sagte Squall leicht.

„Wenn ich das tue, hetzt die Stadt die SEEDs auf mich.“, meinte er traurig, „Ich bin ein Tombery. Ein Monster.“

„Gibt es denn keine Möglichkeit mit der Polizei?“, Fragte Rinoa vorsichtig.

„Tombery.“, meinte der König gelassen.

Es war schon eine schwierige Situation, dachte Squall.

„Ich würde ja selber gerne jemanden Anheuern, aber dafür fehlt uns das Geld.“, sagte der Besitzer des Restaurants als er mit einer Flasche Wein wieder kam.

Squall stütze seine Ellenbogen auf den Tisch und lehnte sich zu dem Mann.

„Vielleicht können wir da ja was drehen.“, flüsterte er in einem verschwörerischen Ton.

Der Besitzer war mehr als Erfreut. Das Essen ging auf Kosten des Hauses.

„Das Bisschen stört in den roten Zahlen schon gar nicht mehr.“, meinte er fröhlich.

Der Wein ist wirklich gut, dachte Squall als er an seinem Glas nippte. Wirklich kannte er sich damit nicht aus, aber er musste einfach gut sein. Jedenfalls war es der Beste den er bis jetzt getrunken Hat. Auch Rinoa schien er zu schmecken.

Nach dem Üppigen Dessert was der Chefkoch persönlich gezaubert hatte verließen sie leicht angeheitert und Satt das Lokal.

„Können wir noch zum Strand?“, fragte Rinoa verträumt, als sie durch die ruhigen Straßen Balambs gingen.

„Natürlich.“, meinte Squall und lächelte.

Der Tag war, bis auf einen Zwischenfall, sehr schön gewesen. Er war entspannt und zufrieden. Rinoa war die ganze Zeit an seiner Seite und sie hatten Spaß gehabt.

„So was müssen wir öfter machen.“, sagte Squall zu seiner Verlobten, als sie durch das Stadttor gegangen waren.

„Wenn du dich von deiner Arbeit losreißen kannst.“, antwortete sie gut gelaunt.

Der Strand begann keine hundert Meter vor der Stadt. Dadurch dass die Stadt einen Vertrag zu „Befriedung des Standes“ geschlossen hatte, war es auch nicht mehr so überfüllt wie damals.

Langsam schlenderten sie Barfuß am Strand entlang. Sie redeten nicht, sondern Genossen einfach nur die Nähe des anderen. Dieses Gefühl der Zweisamkeit hatte Squall wirklich gefehlt.

„Schau mal die ganzen Sterne.“, meinte Rinoa und deutete auf den Himmel über dem Horizont.

Squall stellte sich hinter sie und legte langsam seine Arme um ihren Hals.

„Ich weis einfach nicht, wie ich es sagen soll.“, seufzte Squall leise.

„Alles In Ordnung?“, erkundigte sich seine Verlobte besorgt.

„Ja, ich überlege nur, wie ich etwas am besten sage.“, meinte er lächelnd.

Langsam drehte sie sich in seinem Armen um und sah ihm ins Gesicht.

Schweigen breitete sich zwischen den beiden aus, während sie still in der Nacht standen.

„Weist du, ich sehe dich und dein Lächeln so oft, wenn ich in den Spiegel sehe. Und ich träume auch Oft davon, dass wir zusammen über die Wolken fliegen. Ich spüre dich im Wind und in jedem Regentropfen der fällt.“, begann er leise, „Und seitdem mir das Leben diesen einen Anblick bot, verlor ich alles. Mein Herz, meinen Verstand und meine liebe verlor ich an dich. Auch die Angst vor meinem Tod.“

Rinoa sah ihn an und wusste nicht was sie sagen sollte. Diese Worte passten nicht zu ihm, so ganz und gar nicht.

„Squall...“, begann sie, wurde aber sanft unterbrochen, als sich sein Finger auf ihre Lippen legte.

„Dein Stern strahlt selbst zwischen Tausend Sonnen am Hellsten. Sein Schein führt mich auf allen Wegen.“, sagte er leiser werdend.

„Squall, aber wenn dir etwas passieren würde...“, begann sie erneut, wurde aber wieder unterbrochen.

„Mir kann nichts mehr passieren, denn deine Hand hat meine Haut berührt.“, sagte er mit zitternder Stimme und streichelte sanft ihre Wange.

Langsam beugte er sich zu ihr herunter und küsste sie sanft.

„Ich liebe dich, Rinoa Heartilly, mein kleine Hexe.“, sagte er mit sanfter Stimme.

„Ich dich auch, Squall Leonhart, du Trottel.“, erwiderte sie und spürte wie eine Träne über ihre Wange rollte.

Irgendwann machten sie sich dann doch zurück zu ihrer Wohnung. Da der Wagen abgeschlossen war und Gardeneigentum war, würde ihn keiner stehlen wollen.

„Ich spring nochmal schnell unter die Dusche.“, meinte Squall und verschwand rasch im Bad.

Schon im nächsten Moment hörte Rinoa das plätschern des Wassers. Auf dem Weg herein hatte sie einen Brief mit dem Garden-Siegel gefunden, der an Squall Adressiert war.

Einen Moment rang sie mit sich, doch dann siegte die Neugierde. Schnell war der Brief geöffnet. Und sie las interessiert.
 

An Squall Leonhart
 

Hiermit werden sie für eine Woche zur Erholung Zwangsbeurlaubt.
 

Mit freundlichen Grüßen

Shou, Vertretung des Direktors.
 

Rinoa musste grinsen, als sie die Zeilen las. Dann öffnete sich die Tür zum Bad.

Wow, schnell, dachte Rinoa und sah zu ihrem Verlobten. Und vergaß für einen Moment zu atmen.

Wasser perlte von seinem Körper ab und das einzige, was ihn bedeckte, war ein zu kleines Handtuch, was ziemlich tief auf seiner Hüfte saß.

„Alles in Ordnung, Schatz?“, fragte Squall mit süßer Stimme.

„Äh, ja. Warum?“, meinte Rinoa und betrachtete ihn erneut von Oben bis unten.

„Weil du so komisch geschaut hast.“, meinte er und fuhr mit dem Daumen über ihre Lippen.

„Und du hast Nasenbluten.“, setzte er trocken drauf.

Von Katzen und anderen Überraschungen

So, erstmal wollte ich mich für Eventuell auftretenen gramatikalische Fehler entschuldigen, da mir Momentan mein Schreibprogramm den Dienst verwehrt.
 

Trotzdem wünsche ich euch viel Spaß!
 

- - - - -
 

Es war Montag, wurde Ash bewusst, als er mit dröhnendem Kopf aufwachte.

Gestern war die Party am Stand, die sie am Ende doch genießen konnten. Die Getränke waren Kostenlos und luden gerade dazu ein mal mehr zu trinken.

„Nie wieder Alkohol.“, meinte Ash leise als er sich aufsetzte.

Er sah verwundert ans ich herunter, da er noch die Selben Sachen von Gestern Abend trug. Dann sah er sich in seinem Zimmer um.

Auch wenn es ein Privatquartier war, war es doch in Anbetracht der Situation recht klein. In einer Ecke lehnte Niko in eine Decke gehüllt, an der anderen Wand lag Jade noch friedlich schlafend auf ihrer Tasche. Und ihm Gegenüber lagen Sam und Caro, die sich aneinander kuschelten.

Er versuchte seinen Kater in die Knie zu zwingen, als er aus dem Bett kletterte und sich aus seinem Schrank neue Sachen holte. Schnell war er im Bad und die folgende Dusche tat mehr als gut.

In frischen Sachen und halbwegs munter sah er sich erneut in seinem Zimmer um.

Und langsam kam der ganze Abend zurück.

Der Barkeeper, Irvine, hatte jedem immer kräftig nach geschenkt. Sam und Caro tuschelten und kicherten die ganze Zeit. Und irgendwann entschlossen sie wieder in den Garden zu gehen. Die Stimmung in der Gruppe war ausgelassen und fröhlich.

„Kommt, wir schlafen alle bei Ash.“, hatte Niko vorgeschlagen und Ash hatte unter dem Alkoholeinfluss zugestimmt.

Ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass es noch viel zu früh war. Aber bald würde Xell sie garantiert wieder zu sich beordern und noch ein wenig schinden.

Vorsichtig ging er aus seinem Quartier in Richtung der Mensa. Laut seinem Wissen müssten sie jetzt schon geöffnet haben und vielleicht könnte er sogar noch was anständiges zwischen die Zähne bekommen. Er gähnte nochmal herzhaft und bog ab.

„Guten Morgen!“, meinte die Bedienung freundlich, „Was kann ich ihnen bringen?“

Auch wenn sie normal sprach, war es Ash als würde sie schreien.

„Katerfrühstück für fünf Leute zum Mitnehmen, bitte.“, sagte er und setzte sich an den nächstbesten Tisch.

Wenn sein Kopf nicht so schmerzen würde, wäre alles halb so schlimm. Als eine Tasse frischen Kaffees vor ihm Auftauchte brauchte er erst einmal einen Moment um die Bedienung zu realisieren. Der Kaffee war gut, genau richtig um die randalierende Katze aus seinem Kopf zu vertreiben. Das jedenfalls sagten ihm die schwächer werdenden Kopfschmerzen.

„Und was haben wir gelernt?“, fragte eine Frauenstimme neben ihm.

Quistis Trepe, SEED im aktiven Dienst, stand neben ihm. Aber ihr schien es nicht besser zu gehen, wenn man nach ihrem äußeren gehen durfte.

„Alkohol ist schlecht.“, meinte Ash und widmete sich wieder seinem Muntermacher.

„Genau.“, sagte die junge Frau, hielt sich den Kopf und setzte sich zu ihm.

Als auch dann eine Tasse Kaffee vor ihr auftauchte schien sich ihre Stimmung zu bessern.

„Ich hoffe die Galbadianer drehen nicht vollkommen am Rad.“, meinte sie zu sich selbst.

Ash sah sie neugierig an, vermied es aber in Gegenwart des scheinbar allgegenwärtigen Katers zu reden.

„Wir bekommen heute nen Schützentrupp aus dem Galbadia-Garden. Sie mach hier auch ihre Praktische, beziehungsweise sie ergänzen unsere Trupps.“, erklärte sie, bevor sie sich wieder ihrem Kaffee widmete.

Zusammen tranken sie schweigend ihren Kaffee und betrachteten die anderen Geplagten Gesichter, die sich in der Mensa einfanden.

„Morgen Quisi. Hoffe dir geht es mal nicht zu schlecht.“, hörte Ash Rai-Jin, als dieser in die Kantine kam.

„Jetzt geht’s wieder.“, lächelte sie den großen Mann an.

Dann kam die Bedienung wieder. In einem Korb hatte sie mehrere Thermoskannen und auch festes Frühstück. Nach einer Ermahnung, dass sie den Korb gerne in einem Stück wieder haben wolle, ging Ash wider in Richtung der Quartiere.

Der erste Schritt in einen halbwegs normalen Tag war gemacht. Sein Kater war vorerst besiegt und er hoffte von ganzem Herzen, dass in den Kannen weiterer Kaffee war.

„Morgen.“, meinte er als er die Verschlafenen Gesichter betrachtete, die ihn ansahen, als er sein Zimmer betrat. „Gut geschlafen?“

„Halt die Klappe.“, meinte Niko aus seiner Ecke, „Ich glaub mein Rücken bringt mich um.“

„Und mein Hals.“, meinte Jade als sie sich den Nacken rieb.

Nur Sam und Caro blieben still und schienen sichtlich erfreut, als sie sich sahen.

„Ich hab ne Kleinigkeit mitgebracht.“, sagte Ash und stellte den Korb in der Mitte des Raums ab.

Schweigend machten sie sich über das reichhaltige Frühstück her. Und der Kaffee schien ihnen auch zu helfen.

„Ich wollte mich nochmal bedanken.“, meinte Caro leise und sah einen nach dem anderen an.

„War doch kein Problem.“, meinte Ash und widmete sich erneut einer Tasse Kaffee.

Auch die anderen winkten nur ab. Alles in allem war der Vorabend nicht so schlimm geworden, wie sie es vermutet haben. Auch wenn ihre Gegner ausgebildete SEEDs waren hatten sie den Kampf schnell unter Kontrolle.

„Bedanke dich lieber bei Rinoa und Squall, dass die die Typen aus dem Garden geschmissen haben.“, ergänzte Ash.

Caro lächelte nur. Und aus den Augenwinkeln konnte er Sam beobachten. Er musterte sie genau, sah sie ständig an und war erstaunlicherweise immer ruhig, wenn sie Sprach.

„Und was gibt es heute besonderes?“, erkundigte sich Jade nach dem Frühstück.

„Ein Schützentrupp aus Galbadia kommt heute hier an.“, sagte Ash und hatte damit die Aufmerksamkeit aller, „Ein SEED meinte, dass sie während der Praktischen als Ergänzung fungieren.“

„Sollen die besten Schützen ausbilden.“, meinte Niko noch recht verschlafen.

Dann begannen die Spekulationen. Wie viele es werden würden, ob auch Frauen dabei waren, wie diese wären und zwischen Caro und Jade sprangen die Männerwünsche hin und her. Was Sam gar nicht zu gefallen schien.

„Ich will nicht weg.“, meinte Sam plötzlich.

Dann kam es Ash plötzlich wieder in den Sinn. Er sollte ja an einem Austauschprogramm teilnehmen. In dem ganzen Trubel der letzten Tage war es vollkommen untergegangen.

„Frag doch mal den Direx, ob er nicht jemand anders nehmen kann.“, sagte Jade aufmunternd.

„Davon hast du mir ja gar nichts erzählt.“, meinte Caro traurig.

„Hab es selbst vergessen.“, sagte er entschuldigend.

Wie auf Wort öffnete sich die Tür.

„Guten Morgen die Herrschaften.“, meinte ein Mann mit braunen Haaren in SEED-Uniform, „Hab hier ein Schreiben für Sam Kilmer.“

Unsicher hob der angesprochene die Hand. Schon im Nächsten Moment hatte er das Schreiben in der Hand und die Tür fiel zu.

„Ganz schön stressig.“, meinte Niko und sah zur Tür.

„Mach es nicht so spannend.“, sagte Jade und versuchte mitzulesen.

Sams Augen wurden zuerst groß und dann trat ein glitzern in sie. Im nächsten Moment hatte er Caro umarmt und geküsst.

„Ich kann bleiben!“, sagte er freudig, „Sie haben sich anders entschieden.“

Mit einem mal waren alle Kater der Welt vergessen. Es war schon unheimlich wie die Stimmung von bedrückt zu heiter um schwang. Eigentlich war seit einigen Tagen alles mehr als Normal. Zuerst ist Jade angekommen, mit der sie sich innerhalb weniger Stunden bestens angefreundet hatten. Caro's Geheimnis war gelüftet, ein korrupter SEED eingebuchtet worden. Sam und Caro schienen zusammen zu sein.

„Es ist schon einiges passiert.“, sprach er seine Gedanken aus und die anderen Stimmten zu.

„Hast schon recht.“, sagte Jade lächelnd, „Als ich hier angekommen bin und euch gesehen hab, dachte ich auch erst, was ihr für Typen seid.“

„Und wir haben Caroline die ganze Zeit immer für das Fehlverhalten anderer angeprangert.“, sagte Niko und sah sie an, „Und dabei bist du eigentlich ganz Ok.“

„Manchmal dauert es nur Sekunden, bis die Welt auf dem Kopf steht.“, sagte die Rothaarige freudig.

„Ich würde sagen, war melden uns mal bei unserem Kerkermeister für unsere Alltägliche Tortur“, meinte Ash und sah seine Freunde an.

Jade war vom Direktor kurzerhand in Xells Klasse gesteckt worden, da diese die einzigste war, die noch Kapazität übrig hatte.

„Und ich kann euch anfeuern.“, sagte Caro erfreut.
 

„Es beginnt bald.“, sagte eine Tiefe kratzige Stimme.

„Ja, du hast recht.“, erwiderte eine andere.

Langsam liefen sie durch das Grau was sie umgab. Kein Leben, kein Wasser, kein einziges Lebewesen war ihnen jemals begegnet. In dem Grau gab es nur die triste Unendlichkeit.

Schritt für Schritt brachte sie hinter sich. Das Ende des Weges kannten sie nicht, aber sie wussten, wo es war. Sie fühlten den unsichtbaren Weg den sie beschritten, einen Weg der sich durch die Ewigkeit zog.

„Ich freue mich schon.“, meinte die andere Stimme, worauf die kratzige Lachte.

Wie lange waren sie schon unterwegs? Tag und Nacht hatten hier keine Bedeutung. Sie existierten einfach nicht. Hier gab es nur das eine Grau, was sich zu allen Zeiten zeigte.

„Ich freue mich auch schon.“, sagte die kratzige Stimme nun.

Und auf dem Gesicht des anderen verzogen sich die Gesichtsmuskeln. So etwas war ihm noch nie passiert. Langsam fuhr er sich mit den Fingern über die Lippen. War es etwa dass, was die Menschen ein lächeln nannten? Wenn ja, würde er es jetzt öfter tun, denn es fühlte sich gut an.

Sie freuten sich schon auf die Zukunft. Eine Zukunft die noch Unsichtbar und wandelbar wie das Wasser vor ihnen lag.
 

„Ich hätte es mir schlimmer vorgestellt.“, meinte Jade als sie mit den anderen im Gras vor dem Balamb Garden lag.

„Normalerweise ist es auch schlimmer.“, meinte Ash und spielte mit dem Grashalm zwischen seinen Lippen.

„Vergesst nicht, es geht auf die Prüfungen zu.“, erklärte Niko sachlich, „Ich bin sicher, dass sie uns nicht kurz davor auf der Krankenstation sehen wollen.“

„Könntest du recht haben.“, sagte Sam verträumt und sah in die Wolken.

„Dich hat es aber auch erwischt.“, meinte Ash fröhlich.

„Und? Problem?“, meinte der Große gereizt.

„Nein, warum auch, wollte es nur mal gesagt haben.“, meinte dieser Grinsend.

Xell hatte sie wirklich geschont. Das Training lief wirklich langsam und ruhig ab. Schon nach zehn Minuten hatte er sie aufhören lassen. Es waren keine Komplizierten Manöver oder sonstige Spezielle Kniffe dabei gewesen. Nur das gute, alte Basiswissen.

„Wenn das nur immer so wäre.“, sagte Jade verträumt.

„Würden die ganz schön verweichlichen.“, stichelte Caro, als sie bei der Gruppe angekommen war.

Sie hatte sich kurz vor dem Training verabschiedet. Nun stand sie wieder vor ihnen, mit einer Hand voll Flaschen.

„Hab gedacht ihr habt Durst.“, meinte sie verlegen.

„Du bist echt ein Schatz.“, meinte Sam und nahm sich eine Flasche, während Caro rot anlief.

„Wie füreinander geschaffen.“, meinte Niko verträumt.

„Bist doch nur neidisch.“, antwortete Sam verärgert.

„Natürlich. Hast du auch sonst nen Grund erwartet, warum ich so was sagen sollte.“, erwiderte er fröhlich und nahm Sam den ganzen Stoff für einen Streit.

Caro legte sich neben Sam und schon schien die Welt für die beiden wieder in Ordnung zu sein.

Finde ich auch mal so jemanden, erklang die Frage in Ashs Kopf. Sonst war er immer der Ersatz gewesen, niemals etwas festes. Aber er freute sich für die beiden. Und als er zu ihnen blickte huschte ein Lächeln über seine Lippen.

„Was wollen wir noch machen? Der Tag hat ja gerade erst richtig angefangen?“, erkundigte sich Jade neugierig.

„Ich hab Hunger.“, meinte Niko trocken, „Aber keine Lust auf diesen Mensafraß.“

„Lass das Xell nicht hören, der liebt doch seine heiligen Hotdogs.“, scherzte Ash.

„Aber nicht mehr als seine Freundin.“, erwiderte der Schmächtige Junge.

Sofort waren alle hellhörig. Xell und eine Freundin? Jedenfalls hatten sie sie nie zusammen gesehen.

„Und wer ist es? Vom Garden kann es ja niemand sein, dass hätten wir glaub ich gemerkt.“, meinte Ash neugierig, worauf er fragende Blicke von seinen Freunden erhielt.

„Ich will nur wissen, wer es mit des aushält.“, verteidigte er sich.

„Die Sekretärin und Stellvertretende Direktorin Shou.“, sagte Niko verschwörerisch.

„Glaub ich nicht.“, sagte Sam ungläubig, „Nichts gegen Die Stellvertretende, aber die ist doch ne Niete im Sport.“

„Kommt drauf an was es für Sport ist.“, meinte Caroline mit einem verschmilzten Grinsen und sah Sam an.

Sofort schoss ihm das rot ins Gesicht. Aber auch Caros Gesicht bekam einen Rotschimmer. Der Rest schwieg peinlich berührt.

„Wenn es euch stört, halt ich mich ein wenig zurück.“, sagte sie leise.

„Ich glaube, die sind nur ein wenig überrascht, oder?“, fragte Sam seine Freunde.

„Das ist schon in Ordnung.“, meinte Jade wenig überzeugt.

„Wie wäre es, wenn wir mal was essen gehen?“, meinte Ash und sah sich fragend um.

Sofort waren alle einverstanden. Ob es nun daran lag, dass sie auch Hunger hatten, oder ob sie einfach das Thema wechseln wollten, konnte er nicht sagen.

Zusammen schlenderten sie in Richtung der Stadt. Immer wieder sah er zu den beiden Verliebten. Sie würden Omega nicht mal bemerkten, wenn es jetzt vor ihnen auf die Straße fallen würde, dachte er sich.

„Liebe muss schön sein.“, meinte er leise.

„Was?“, fragte Jade, die ihn scheinbar gehört hatte.

„Hab nur laut gedacht.“, meinte er und zeigte auf die beiden Verliebten.

„Da haste recht.“, sagte die Anwärterin und ein ehrliches Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus.

„Auf dich wartet wohl auch jemand?“, fragte Ash neugierig.

„Nein, aber das kann sich schnell ändern.“, sagte sie und schaute voraus, auf die Stadt.

Mit der Erkenntnis, dass die Junge Anwärterin Recht hatte, schob er jeden düsteren Gedanken beiseite.

„Ich hab gehört, hier soll ein neues Restaurant aufgemacht haben.“, meldete sich Niko, als sie die Stadt betraten.

Sie überließen dem schmächtigen Anwärter die Führung. Schnell hatten sie das neue Lokal gefunden mussten aber enttäuscht feststellen, dass es geschlossen war.

„Super Idee.“, beschwerte sich Sam.

„Kann ich das Riechen?“, konterte Niko gereizt.

„Zur Not gibt es immer noch den guten alten Bahnhofsimbiss.“, meinte Ash schulterzuckend.

Mit leicht gedrückter Stimmung verließen sie das Restaurant und machten sich auf den Weg zum Bahnhof, um dort nach etwas Essbaren Ausschau zu halten.

Jade sah sich begeistert um. Sie war, seitdem sie angekommen war, noch nicht wieder in der Stadt gewesen.

„Ihr habt echt eine schöne Stadt, so lebendig.“, meinte sie gut gelaunt.

Sofort begann sie die Stadt mit ihrer Heimat zu vergleichen. Angefangen von den Temperaturen, bis hin zur Mentalität der Leute.

„Wenn das mit dem SEED nichts wird, kannst du noch als Reiseführer anfangen.“, scherzte Niko.

„Warum sollte das nichts werden? Ich bin sicher wir schaffen die Praktische mit links.“, versicherte Sam freudig.

„Bin ich auch der Meinung.“, gab Ash seinen Senf dazu.

„Und ich darf dann auf euch warten.“, meinte Caro beleidigt.

„Bei mir war das ja so gedacht, dass ich nur für die Praktische herkomme und dann meinen Dienst wieder in Trabia antrete.“, sagte Jade entschuldigend.

„Kannste mal knicken, da macht der Direx mal nicht mit.“, erklang eine nur zu bekannte Männerstimme.

Rai-Jin saß auf der Terrasse des hiesigen Cafés und strahlte die Gruppe an.

„Und woher weist du das?“, erkundigte sich Jade unsicher.

„Tja, mein Chef weis mal alles. Der hat mir mal gesagt, dass die Kleine mal hier bleiben wird.“, meinte er und deutete auf Jade.

„Rai, die kleine hat auch einen Namen.“, meinte einen Frauenstimme, die eindeutig nicht zu Fu-Jin gehörte.

Aus dem Lokal kam Quistis, in Zivil gekleidet.

„Kommt setzt euch.“, meinte sie und zeigte auf die vielen freien Plätze.

Da sie im Moment eh nichts besseres zu tun hatten folgten sie der Einladung. Schnell hatte eine Bedienung die neuen Kunden bemerkt. Die war heran geeilt und hatte mit ungebrochener Freundlichkeit ihre Bestellungen aufgenommen.

„Und sie meinen, ich kann wirklich bleiben?“, fragte Jade die beiden neugierig.

„Ja. Jedenfalls hat Euer Direktor so etwas gesagt. Er will die Trupps aus der Praktischen nicht auseinander reißen, weil sie schon aufeinander eingespielt sind, meint er.“, erklärte die SEED.

Dann kamen auch schon die bestellten Getränke. Mit unerschütterlicher Freundlichkeit erklärte die Bedienung, dass das Essen auch bald da sein würde.

„Ich finde das mal gut.“, sagte Rai-Jin froh, „Muss man sich nicht jedes mal neue Gesichter einprägen.“

„Und man kann sich auf seine Kameraden verlassen.“, fügte Ash hinzu.

„Man weis, was sie können, und wo man sie einsetzen kann.“, setzte Niko hinzu.

„Wie ich sehe, teilt ihr die Meinung eures Direktors.“, sagte Quistis und musste lächeln, „Wisst ihr, als ich noch seine Ausbilderin war, wusste ich immer was er denkt.“

So begann sie von ihrem alten Schüler zu erzählen. Oft konnte die Gruppe nicht glauben, dass es die Selben Personen sein sollten. Während Quistis von ihrem Direktor, beziehungsweise dessen Vergangenheit, erzählte, erreichten auch die Essensbestellungen den Tisch. Noch während Quistis über die bewegte Vergangenheit ihres „Lieblingsschülers“ erzählte machten sie sich über ihr Essen her.

„Meine Güte.“, meinte Quistis, als sie auf ihre Uhr sah, „Ich hab ganz die Zeit vergessen.“

Schon war sie aufgesprungen und schenkte jedem noch ein entschuldigendes Lächeln.

„Ich mach es wieder gut.“, meinte sie leise zu Rai-Jin und war schon weg.

„Immer mal wieder das selbe mit den Frauen.“, meinte der Ordnungsdienstler und widmete sich wieder seinem Getränk, „Und bitte mal keine Fragen.“

Sie hätten auch nichts sagen können, so wie sie mit ihrem Essen beschäftigt waren.

„Ihr seid echt mal ne lustige Truppe.“, meinte Rai-Jin und rief die Bedienung.

„Sie wünschen?“

„Ich würde gerne mal bezahlen.“, Antwortete der Mann und zeigte auf Ash und die anderen, „Und das bezahle ich mal gleich mit.“

Schnell war die Rechnung geschrieben und das Geld wechselte den Besitzer.

„Ich solltet euch mal beeilen. Der Zug dürfte mal bald eintreffen.“, sagte er und ging ohne sich zu verabschieden.

„Noch nicht mal auf wiedersehen kann er sagen.“, beschwerte sich Sam.

„Das hört sich immer mal so endgültig an.“, hörten sie Rai-Jin fröhlich rufen.

„Wollen wir uns die neuen mal anschauen?“, fragte Niko nach einem ruhigen Moment.

„Du willst aber auch alles wissen.“, beschwerte sich Sam vergnügt.

„Klar, du doch auch.“, meinte er breit grinsend und deutete auf Caro.

Sofort lief der Stämmige Anwärter Rot an.

„Wenigstens kann man dich so ruhig stellen.“, meinte Jade ebenso vergnügt.

So zankten sie sich noch ein paar Minuten, bevor sie sich auf den Weg zum Bahnhof machten.

Sie leisen sich Zeit, da der Weg nur ein kurzer war. Wieder begannen die Spekulationen. Dann erreichten sie den Bahnhof. Schnell besorgten sie sich am Imbiss noch Getränke und warteten gespannt.

„Na, Neugierig?“, meinte eine Männerstimme neben ihnen.

Irvine schlenderte in Staubmantel und Cowboyhut die Straße entlang, auf sie zu.

„Meine Schüler müssten eigentlich gleich eintreffen.“, meinte er fröhlich, „Aber nehmt ihnen ihr Benehmen nicht übel. Sie sind eine strenge, militärische Ausbildung gewöhnt, nicht sowas lockeres wie hier.“

„War das eine Beleidigung?“, erkundigte sich Ash neugierig.

„Nein, Meinungsfreiheit.“, erwiderte er grinsend, „Aber ich muss sagen, ihr seid wesentlich flexibler. Wenn ich an Gestern denke, muss ich sagen, dass ihr mich echt überrascht habt.“

Das Kompliment ging nicht spurlos an Ash vorbei und er spürte wie sein Ego ein ganzes Stück größer wurde.

Plötzlich halte die Monotone Stimme des Ansagers durch die Vorhalle.

Der Zug aus Galbadia war eingetroffen.

Ash brannte vor Neugierde. Dann kamen auch schon Acht Personen in SEED-Uniform auf den Vorplatz.

Aber seine Augen betrachteten nicht den Anführer des Trupps, sondern den letzten.

Es war eine Anwärterin, wie ihre Kollegen in Weste und Hose gekleidet und mit einem Halfter an der Hüfte und einer Gewehrtasche auf dem Rücken.

Er sah ihre Augen. Rot wie Blut schienen sie zu sein, als sie ihre Umgebung betrachtete.

Dann sah sie Ash an und er hatte das Gefühl, dass sein Herz einen Moment lang ausgesetzt hatte. Alles in seinem Kopf vermischte sich zu einem sinnlosen Brei.

Und eine Stimme tief in ihm sagte nur eins:

„Sie ist es.“

Rote Augen

Ash konnte seine Augen nicht von der Anwärterin nehmen. Sie hatte ihn mit ihrem Blick hypnotisiert und er wünscht sich, während er in ihre roten Augen sah, dass die Zeit stehen bleiben sollte.

„Ash, alles klar, Alter?“, hörte er Sams besorgte Frage.

Auch wenn er die Frage gehört hatte, so weigerte sich sein Gehirn doch die Worte zu verarbeiten und den Sinn dahinter zu finden.

„Ja.“, sagte er wie in Trance und beobachtete sie weiter.

Plötzlich sah sie wieder nach vorne und Ash hatte das Gefühl weinen zu müssen.

„Hey, Junge, alles klar?“, hörte er Irvines Stimme.

Seine Freunde und sogar der fremde SEED sahen ihn besorgt an.

„Ja, alles klar.“, meinte er sorglos, „Mehr oder weniger.“

„Irvine Kinneas!“, meldete sich einer der Anwärter und salutierte vor dem Cowboy, „Die Unterstützungstruppen sind wie geplant eingetroffen!“

Irvine schüttelte nur mit dem Kopf und hob die Schultern.

„Wir sind nicht in Galbadia, also schraubt eure militärischen Verhaltensweisen ein wenig zurück.“, meinte er gelassen.

„Damit wir auch so verweichlichen wie die Balamb-SEEDs?“, kam die prompte Erwiderung.

Ok, das benehmen war echt mies, stellte Ash ernüchternd fest, aber jetzt konnte er wenigstens wieder an etwas anderes denken als an diese Anwärterin.

„Ihr würdet euch wundern.“, meinte der Cowboy grinsend und schlenderte langsam die Straße entlang, Richtung Stadttor.

Die galbadianische Truppe folgte mit militärischer Genauigkeit in Formation. Schon nach einigen Schritten blieb Irvine Stehen und sah seine Schüler wütend an.

„Ich habe euch gesagt, schraubt das militärische Verhalten ein wenig zurück.“, meinte er mit ein wenig Wut in der Stimme, „Das heißt, kein Stechschritt, kein Formationslauf. Seht das hier als Urlaub an.“

Die Anwärter sahen den SEED ungläubig an, dann tauschten sie untereinander unsichere Blicke.

Langsam verließen sie ihren militärische Marschgenauigkeit und begannen zu schlendern.

„Wollt ihr auch mit?“, hörten sie noch Irvines Frage, bevor er sich umdrehte und die Freunde ansah.

„Sie wollen doch wohl keine Zivilisten Mitnehmen?“, ertönte die Empörte Frage des Truppenführers.

„Sie sind Anwärter aus dem Balamb-Garden.“, entgegnete Irvine ruhig, scheinbar in der Hoffnung dem Anwärter den Wind aus den Segeln zu nehmen.

„Was? Anwärter aus Balamb?“, entgegnete er überrascht, verfiel dann aber sofort wieder in seinen Hochnäsigen Ton, „Na dann ist ja klar, warum die unsere Hilfe brauchen.“

„Vergiss nicht, dass wir nur zur Unterstützung da sind.“, meinte die Anwärterin plötzlich.

Ash lief es kalt dann warm den Rücken herunter, als er ihre Stimme hörte. Er wünschte sich im gleichen Moment, er hätte ein Tonbandgerät zur Hand gehabt.

Es war dem jungen Anwärter so unverständlich, wie er ihr, einer Unbekannten, so schnell verfallen konnte. Normalerweise hatte er sich im Griff, konnte seine Gefühle kontrollieren.

Aber sie weckte etwas in ihm, was er nicht Verstand.

„Komm schon!“, hörte er Jades Ruf, er ihn wieder in die Realität zurückholte.

Die anderen waren schon ein ganzes Stück weiter. Seufzend machte sich Ash auf den Weg und folgte ihnen. Es würde mehr als Schwierig werden, wenn Sie mit in seinen Trupp kommen würde. An konzentrieren wäre da nicht mehr zu denken.

Aber er würde sich ins einen Hintern beißen, wenn sie in einen anderen Trupp kommen würde, wurde Ash bewusst. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm weh tun würde, wenn er die Prüfung bestehen wollte.

Dann sah er wieder nach vorne. Sie waren auf der Verbindungsstraße zum Garden.

Schon wieder schien sein Körper nicht auf seine Befehle reagieren zu wollen und erneut wurde sein Kopf weich.

Sie sah ihn an. Unverhohlen Musterte sie ihn. Sein ganzer Körper begann zu kribbeln, als sie ihn ansah. Dann sah sie ihm in die Augen und begann zu zaghaft zu Lächeln. Es schien ihm, als würde sie Tief in ihn hinein sehen können. Eigentlich sollte er Angst haben, aber dieses Gefühl beruhigte ihn.

Er erwiderte das Lächeln und lief einen Schritt schneller. Und je näher er der Gruppe, und somit auch Ihr, fühlte er sich besser.

Warum muss das nur kurz vor der Prüfung passieren, fragte er sich still.

„Können wir den Lahmarsch nicht einfach zurücklassen?“, hörte er die Frage des Truppenführers.

„Wir können dich auch einfach zurücklassen.“, kam die prompte Erwiderung der Anwärterin.

Der selbst ernannte Anführer fuhr herum und sah sie wütend an. Auch wenn sie Stück kleiner war als er, lies sie sich nicht einschüchtern.

„Was hast du gesagt?“, fragte er zornig.

„Dass du die Klappe halten sollst und andere nicht beleidigst.“, erwiderte sie ruhig.

„Jetzt beruhigt euch!“, mischte sich Irvine ein, jedoch schienen seine Worte keinen Effekt zu haben.

„Ich werde dir mal zeigen, wie man sich Respekt verdient.“, meinte er ruhig.

Er drehte sich herum und machte einen Schritt nach vorn.

Ash beobachtete den Anwärter genau. Plötzlich begannen die Alarmglocken in ihm zu schlagen.

Er hatte nur noch ein paar Meter zu überbrücken und begann zu rennen.

Schon im Nächsten Moment fuhr der Anwärter herum, den Arm zum Schlag ausgeholt. Schon einen Augenblick später war er bereit zum zuschlagen. Die Anwärterin reagierte schnell, schien aber dennoch zu langsam zu sein, als sie sich duckte.

Ash ging seine Möglichkeiten durch. Parade oder ein gestarteter Angriff wären zu langsam gewesen und so entschied er sich zu einer eher direkteren Methode. So rannte er, mit der Schulter voran, in seinen Gegner. Schon in nächsten Moment befanden sich beide in der Luft. Aber anders als der Anwärter aus Galbadia war Ash besser vorbereitet. Kaum hatte er den Boden berührt, rollte er sich ab und sah seinen am Boden liegenden Gegner aus der Hocke an.

Schnell war Ash wieder auf den Beinen, bereit für einen zweiten Angriff. Aber der Anwärter blieb einfach nur liegen und starrte in den Himmel.

„Was war das?“, fragte der Anwärter, als Irvine auf ihn zuging.

„Das was du hier noch öfters zu spüren bekommst, wenn du nicht lernst deinen Mund zu halten.“, erwiderte dieser und machte keine Anstalten ihm aufzuhelfen, „Und wenn du das nicht tust, lass ich dich einfach mal für einen Tag als Vogelfrei ausschreiben.“

Ruckartig setzt dich der Anwärter auf und sah Irvine ungläubig an.

„Du weist, dass ich das machen werde. So gut solltest du mich kennen.“, meinte er noch, bevor er den Befehl gab weiter zu gehen.

„Was das wirklich nötig?“, fragte Ash als er zu Irvine aufgeschlossen hatte.

„Das war mehr als nötig. Wenn er schon so weit war eine Anwärterin aus seinem eigenen Trupp zu schlagen und auch sonst alles in Frage stellt.“, meinte der Cowboy mit seinem unbekümmerten Gesicht, „Außerdem würde ich das nicht machen, aber ich hab ihn wenigstens erstmal ruhig gestellt.“

Ash drehte sich zu dem Anwärter um. Irvine hatte ihn ruhig gestellt, das war klar, als er den jungen Mann mit hängen Schultern hinter der Gruppe her trotten sah. Die Drohung hatte scheinbar gesessen. Aber spätestens wenn sie im Garden angekommen waren, würde sie verfliegen.

Dann sah er wieder die Anwärterin. Ihre Augen waren auf den Garden gerichtet und schienen den Anblick förmlich auf zu saugen.

„Vine, eine unserer Besten.“, meinte Irvine freudig.

Ash konnte sich das freche Grinsen zu der Antwort vorstellen.

„Ach jetzt versteh ich.“, meinte er noch besser gelaunt, „Deswegen hast du vorhin gesabbert.“

„Und was wäre wenn?“, erkundigte sich Ash und sah den SEED an.

„Nichts, aber dann hab ich was, womit ich dich aufziehen kann.“, kam die prompte Antwort.

„Und sowas nennt man Ausbilder.“, seufzte Ash.

„Ich bin kein Ausbilder.“, sagte Irvine Trocken, „Ich bin nur ein SEED im Außeneinsatz, der sich darum kümmern soll, dass die Anwärter keinen Mist bauen.“

Erneut seufzte Ash. Aber er war beruhigt. Wenigstens war dieser Cowboy kein Ausbilder. Ansonsten hätte er sich wirklich Sorgen um den Galbadia-Garden müssen.

„Aber du scheinst ihr zu gefallen.“, meinte Irvine plötzlich und riss Ash aus seinen Gedanken.

„Woher willst du das wissen?“, erkundigte sich Ash hastig.

„Sie hat dich länger als eine Sekunde angesehen.“, meinte der Cowboy in seiner immer gut gelaunten Art, „Normalerweise sieht sie die Leute kurz an und das war's, außer man fordert sie auf jemanden anzusehen. Außerdem hat sie dich vor ihm verteidigt.“

Ash Herz schlug schneller. Er schien ihr zu gefallen. Diese Worte hallten noch lange in seinem Kopf nach und schienen alles andere weit weg zu schieben. Er hörte unterbewusst noch etwas von Irvine, irgendetwas von Heften und Hilfen. Verstehen konnte er es aber nicht. Von einem Moment auf den anderen konnte, und wollte, er die Welt nicht mehr verstehen. Am liebsten wäre er zu ihr gegangen und wäre mit ihr gelaufen. Aber irgendetwas in ihm hielt ihn zurück.

„Wir sind da.“, hörte Ash Sam's Stimme neben sich.

Erschrocken fuhr er zusammen und sah sich hektisch um. Er stand in der Haupthalle des Gardens, vor dem Wegweiser.

„Alles klar, Alter?“, fragte der Große besorgt.

„Du solltest dich mal bei der Kado melden. Vielleicht hast du dir irgendwas eingefangen.“, hörte er Niko sagen.

„Nein, geht schon. Ich hab das gestern glaub ich nicht ganz vertragen.“, meinte Ash schwach lächelnd, „Haben die noch irgendwas gesagt?“

„Nur, dass wir uns bereithalten sollen. Die Tage soll noch eine Gruppenübung stattfinden und die Teilnehmer werden noch ausgesucht.“, meinte Niko.

„Na dann werde ich mich mal nen bisschen aufs Ohr hauen.“, meinte Ash und machte sich auf den Weg zu seinem Quartier.

Ash fuhr die Scheuklappen aus und machte sich auf den Weg zu seinem Quartier. Der Tag wahr wirklich alles andere als normal. Aber jetzt schien er sich wieder zu normalisieren. Er hoffte es jedenfalls. Nach einer gefühlten Ewigkeit war er in seinem Quartier angekommen und lies sich einfach aufs Bett fallen.

Schlafen, dachte er sich, einfach nur schlafen, Morgen sieht die Welt dann ganz anders aus.

Und langsam driftete er in den Schlaf ab.
 

„Ich bin gespannt, wie sie so ist?“, fragte die Stimme in das allgegenwärtige Grau.

„Bestimmt nicht anders als die Anderen.“, entgegnete die Kratzige Stimme.

„Aber woher willst du das denn wissen?“, entgegnete er und setzte sich auf die kleine Erhöhung, die man als Stein bezeichnen konnte.

„Weil es immer so ist.“, meinte die kratzige Stimme monoton, „Sie sind immer gleich. Sie sind niemals anders als ihre Vorgänger.“

Sie betrachteten die Ödniss vor sich.

„Aber ich würde sie gerne mal sehen.“, meinte die Stimme verträumt.

„Ja, dann könnten wir mal was anderes sehen als diese Ödniss. Sowas schlägt einem ja aufs Gemüt.“, lachte die kratzende Stimme.
 

Ash erwachte Unruhig in seinem Bett. Draußen wurde es bereits dunkel und ein Blick auf seine Uhr sagte ihm, dass er fast den halben Tag verschlafen hatte.

In dem Versuch auch die andere Hälfte zu verschlafen drehte er sich um und schloss erneut seine Augen. Aber er schaffte es nicht einzuschlafen. Entweder er sah ein paar blutrote Augen, was ihn ansah oder er hörte ihre Stimme, oder beides. Er wälzte sich noch ein paar Minuten im Bett herum, bis er Einsah, dass es keinen Sinn hatte. Er war gut ausgeruht und verwirrt.

In diesem Zustand ging er die Möglichkeiten durch, was er machen könnte. Die Trainingshalle alleine zu besuchen war ihm zu Gefährlich. Und der Rest des Gardens wurde über Nacht abgeschlossen. Nur das Haupttor dürfte noch offen sein.

Und er musste sich dringend angewöhnen in anderen Sachen ins Bett zu gehen. Mit den Straßensachen zu schlafen wurde langsam zur Gewohnheit.

Ash quälte sich aus dem Bett und verließ so leise wie Möglich sein Quartier. Niemand war auf dem Gang. Etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Der Ordnungsdienst machte seine Sache Gut und verhinderte oft sinnlose Aktionen der Anwärter im Garden, wie zum Beispiel ein Gelage im Schulhof.

Mit den Händen in der Tasche marschierte er den Rundgang entlang Richtung Haupttor. Oft sah er SEEDs und auch so manchen Ausbilder, aber meistens ignorierten sie einander, außer man grüßte als Erster. Mit nach unten gerichteten Blick passierte er auch die Eingangshalle. Erst an den Elektronischen Türen wurde er aufgehalten.

„Wo wollen sie denn um diese Zeit noch hin?“, fragte das Mitglied des Ordnungsdienstes überrascht, als er den Anwärter sah.

„Spazieren.“, meinte Ash monoton.

Und schon war er frei. So frei wie man auf dieser kleinen Insel nur sein konnte.

Als er das Haupttor passiert hatte, sah er sich fragend um. Spazieren gehen war zwar eine schöne Sache, aber nur wenn man wusste, wo man das machen konnte. In den Bergen herumzuklettern war Nachts einfach zu gefährlich, genauso wie ein Spaziergang im Wald. Blieb nur noch die Ebene und der Strand.

Nach einiger Zeit der Überlegungen setzte er sich in Richtung Stand in Bewegung.

Aber an einen ruhigen Spaziergang war nicht zu denken, dafür geisterten dem jungen Mann zu viele Fragen durch den Kopf.

Warum machte sie ihn nur so verrückt? Warum lies sie seinen Hirn zu Wackelpudding werden? Was Empfand sie für ihn? Was genau empfand er für sie? Warum war sie überhaupt in sein Leben getreten?

Er Hätte sich die Haare ausreißen können. So viele Fragen und ihm wollte einfach keine Mögliche Antwort einfallen. Und er würde auch keine Ruhe mehr finden, wenn er sich weiter so sein Hirn zermartern würde. So setzte er seinen Weg fort und versuchte Zerstreuung zu finden. Aber es gelang ihm erst , als er den Strand erreicht hatte.

Erst jetzt bemerkte er die scheinbar unzählige Anzahl an Sternen und den großen, weiß-strahlenden Mond, der über dem Meer zu schweben schien. Das Rauschen der Wellen lenkte seinen Blick auf das schwarze Meer, das sich schier endlos zu erstrecken schien. Dann kamen ihm die ersten Übungen in den Sinn, die Xell mit ihnen gemacht hatte. Langsame, sichere Schritte und Bewegungen, die die Grundlagen darstellten.

Als er sich mittig auf den Sandstreifen gestellt hatte, schloss er die Augen und versuchte sich an die Schritte zu erinnern. Ganz langsam nahmen die ersten Stunden wieder Gestalt vor seinem geistigen Auge an. Langsam und sicher setzte er einen Fuß vor dem anderen. Er lies sich Zeit mit den Bewegungen und versuchte sich genau an die Bewegungen seines Ausbilders zu erinnern. Wieder und wieder vollführte er die Schritte, wobei er immer neue Komponenten mit einbrachte. Schläge, Tritte und Würfe. Er hatte in diesem Moment nur die Perfektion der Bewegungen vor seinen Augen. Und als er sie langsam mit Xells Bewegungen verglich, stellte er fest, wie viele Fehler er immer noch machte. Auch wenn es nur die Drehung des Armes war oder die Fußstellung. Auch wenn viele sagten, dass er gut sei, so war er doch noch weit von seinem Ausbilder entfernt.

Als Ash sich der Bewegungen sicher war begann er sich schneller zu bewegen. Wieder und wieder vollführte er die Übung, bis er sich schließlich normal bewegte.

Er hielt inne und atmete tief durch. Es war erstaunlich, wie diese Einfachen Übungen sich auf seine Kondition auswirkten. Aber er musste sich eingestehen, dass es ihm schon besser ging.

„Gut und jetzt die Nächste Stufe.“, meinte Ash grinsend.

Dann schloss er wieder die Augen. Er versuchte sich auf das Kampffeld zu versetzen. Er sah seine Gegner praktisch vor sich, konnte jede ihrer Bewegungen erkennen. Jedoch würden sich diese Gegner nur nach ihm richteten.

Dann begann er den Kampf gegen sich selbst.

Er griff an, verteidigte sich, zog sich zurück und stieß vor. Jede Bewegung die Xell ihnen beigebracht hatte versuchte er in diesem Kampf zu benutzen und erkannte erst jetzt, wie schwierig es war. Jedoch entschied es sich dann dafür, sich von seinen Instinkten leiten zu lassen.

Ash versuchte sich zu entspannen, abzuschalten und nicht mehr über den nächsten Moment nach zu denken.

„Im Kampf werdet ihr euren Instinkt und eure Reflexe mehr benötigen als alles Wissen dieser Welt.“, hatte Xell einmal gemeint, „Denn bevor ihr über euren nächsten Schlag nachdenken könnt, seid ihr meist schon tot. Ich will euch nicht weismachen, dass der kontrollierte Kampf kein Nachdenken erfordert. Aber was ist, wenn ihr den Kampf nicht verfolgen könnt, wenn er unübersichtlich ist? Dann könnt ihr euch nicht auf irgendeine Strategie verlassen. Denn dann geht es um Leben und Tot. Dann zählt jeder Augenblick.“

Dann kamen die nächsten Gegner. Er schloss die Augen und lies sich von seinem Gefühlen leiten.

Einer nach dem anderen fielen seine Gegner. Er verlor sich in dem Gewirr aus immer neuen Feinden.

Plötzlich war ertönte hinter ihm ein Geräusch.

Schlagartig war Ash wieder im Hier und jetzt. Sofort kreisten seine Gedanken um die Möglichkeiten, was es ausgelöst haben könnte. Seine nächsten Vermutung nach wäre es ein Monster. Dann knirschte es erneut hinter ihm.

Er Fuhr herum, den Arm ausgestreckt um den Besucher mit dem Handrücken zu erwischen. Gerade noch rechtzeitig sah er das paar rote Augen. Schlagartig schien sein Körper nicht mehr ihm zu gehorchen. Erneut schienen diese Augen tief in ihn hinein zu sehen. Dann sah er seine Hand, wie sie langsam auf die Anwärterin zusteuerte. Mit aller Kraft versuchte er seinen Körper einfach nur zum Anhalten zu bewegen. Ash kniff die Augen zusammen und versuchte es erneut. Dann gelang es ihm. Die Augen noch geschlossen seufzte er erleichtert. Bis er die Wärme an seiner Hand spürte.

Entsetzt riss er die Augen auf. Seine Hand ruhte an ihrer Wange.

Sie sah ihn vollkommen überrumpelt an. Ungewollt strich er mit seinem Handrücken über ihre Wange, worauf sie leicht erschauderte.

„Wow.“

Mehr sagte sie nicht, aber es reichte um Ash aus seinem Trance-ähnlichen zustand zu holen.

„Hab ich dir weh getan?“, fragte er und hätte sich für die Wortwahl ohrfeigen können.

„Nein, alles in Ordnung.“, sagte sie leise und ein Lächeln huschte über ihre Lippen, „Nur ein wenig überrascht.“

Hastig zog Ash seine Hand zurück und sah zu Boden. Die Situation drohte schon wieder zu Eskalieren.

„Entschuldige.“, meinte er leise, „Ich hab dich nicht gehört.“

„Glaub ich dir.“, meinte sie mit leicht vergnügter Stimme.

Neugierig sah Ash sie an. Dann hob sie eine kleine Kamera.

„Ich hab dich beobachtet.“, meinte sie, „Ich hatte dich zwar gerufen, aber du hast nicht reagiert.“

Ash spürte wie ihm die Röte ins Gesicht stieg.

„Wie lange beobachtest du mich schon?“, fragte er verunsichert.

„Ein paar Minuten.“, erwiderte sie.

Ash spürte wie der Scham in ihm aufstieg. Er wollte am liebsten im Boden versinken.

„Das war unglaublich.“, sagte sie plötzlich, „Ich hab mich gar nicht getraut irgendwelche Fotos zu machen. Ich hatte Angst, was zu verpassen!“

Ash hatte das Gefühl wie eine Tomate auszusehen. So ein Lob hatte er noch nie gehört. Und es kam von der Person, die ihn so durcheinander bringen konnte.

„Danke.“, meinte er schüchtern, „Aber das war nichts besonderes.“

„Nichts besonderes?“, fragte das Mädchen Überrascht.

„Für mich war das was ganz besonderes!“, sprudelte es plötzlich aus ihr heraus, „Ich meine, im Galbadia-Garden gibt es zwar auch Nahkämpfer, aber die können dir nicht mal ansatzweise das Wasser reichen, von dem, was ich bei dir gesehen habe.“

Überrascht von dem plötzlichen offenen Art sah er sie nur fragend an. Sie war schon komisch, dachte Ash und musste Lächeln.

„Entschuldige. Ich hab mich nicht mal vorgestellt.“, sagte sie und sah betreten zu Boden.

Ash glaubte für einen kleinen Moment einen Rotschimmer auf ihrem Gesicht erkannt zu haben.

„Vine, oder?“, fragte Ash spontan.

Überrascht sah das Mädchen auf und wieder schien Ash sich in ihren Augen zu verlieren.

„Woher weist du das?“, fragte sie überrascht.

„Irvine Kinneas hat es mir gesagt.“, meinte Ash ehrlich, „Und ich heiße Ash.“

Sie schien einen Moment zu überlegen, dann sah sie den jungen Anwärter an und lächelte.

„Schöner Name und ich finde er passt zu dir.“, sagte sie gut gelaunt.

Erneut spürte Ash die Röte in seinem Gesicht, worauf sie nur kicherte.

„Darf ich dich etwas fragen, Vine?“, fragte Ash sie vorsichtig.

„Klar. Frag nur.“

„Warum warst du vorhin so still?“

Und wieder hätte sich Ash in seinen Hintern treten können. So Direkt wollte er die Frage gar nicht stellen, aber die Worte sind einfach nur über seine Lippen geflohen.

„Ich bin schüchtern.“, sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen.

„Merk man gar nicht.“,, meinte Ash und konnte seine Augen nicht mehr von ihr nehmen.

„Du bist auch anders.“, meinte sie und sah Ash direkt an, „Bitte versteh mich nicht falsch, aber du bist so... halt anders. Ich hab dich gesehen und gewusst, dass du etwas an dir hast, etwas besonderes.“

„Du aber auch.“, meinte Ash ohne nachzudenken, „Ich meine deine Augen.“

Sofort sah sie weg, scheinbar hatte er schon wieder Mist erzählt.

„Ich kann doch auch nichts dafür, ich hab sie nun einmal.“, sagte sie entschuldigend.

„Nein, dass meine ich nicht.“, versuchte er zu erklären und suchte die Richtigen Worte.

Erwartungsvoll sah sie ihn an. Und plötzlich hallte die Stimme seines Meisters in seinen Ohren wieder: Nicht denken, handeln.

„Ich mag deine Augen.“, sagte er spontan, „Ich habe immer das Gefühl, dass ich darin versinke.“

Sie betrachtete ihn noch einige Momente, bevor sie anfing zu Lächeln und ein leichter Rotschimmer sich auf ihre Wangen legte.

„Sowas hat noch keiner zu mir gesagt.“, erklärte sie freudig.

Ash begann zu grinsen. Diese Gefühl war einfach nur schön. Und sein Kopf fühlte sich nicht mehr so komisch an.

„Wollen wir langsam zurück?“, fragte er Vine freundlich.

Ash spürte wie sich sein Mund zu einem Lächeln formte.

„Sehr gerne.“, meinte sie freudig.

So machten sie sich auf den Rückweg zum Garden. Sie redeten und Scherzten miteinander. Es war auf einmal so anders. Er war noch immer von diesem Mädchen fasziniert, daran gab es keinen Zweifel, aber er fühlte sich in ihrer Gegenwart nun nicht mehr so komisch.
 

Rinoa wachte plötzlich auf. Verwirrt sah sie aus dem Schlafzimmerfenster. Dann war da wieder das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. Und dann wusste sie auch was es war.

Auf der anderen Seite des Schlafzimmers in einer Ecke standen zwei Schatten.

Sofort war Rinoa panisch. Wer waren sie? Was wollten sie?

Doch plötzlich begannen sich Rinoas Arme von alleine zu bewegen und ihre Lippen formten ihr unbekannte Silben. Noch bevor sie reagieren konnte befand sich in ihrer Hand eine Kugel aus Feuer. Und schon im Nächsten Moment befand sie sich auf den Weg in die Zimmerecke.

Der Feuerball schlug zwischen den beiden Schatten ein und explodierte in tausend Funken. Plötzlich verwandelten sie die Feuerzungen in Eis, in dessen kristallklarem Aussehen Blitze hin und her sprangen.

Verdutzt sah sie auf das übernatürliche Gebilde. Dann weiteten sich ihre Augen vor Schrecken. Die beiden Schatten waren noch da, waren jetzt aber deutlicher zu sehen. Aber anstatt etwas zu tun, was ihr Schaden könnte, verbeugte sich einer und dann lösten sie sich schon auf.

„Rinoa?“, hörte sie Squalls leise Stimme neben sich.

Plötzlich schreckte er hoch und starrte in die Ecke des Zimmers.

„Rinoa? Was war los?“, fragte er hektisch.

„Da war jemand.“, meinte sie und sah auf ihre Hände.

Squall betrachtete sie besorgt und nahm dann ihre Hände in seine.

„Was ist passiert?“, fragte er leise und ruhig.

Dann erzählte Rinoa von den beiden Gestalten und ihrem Zauber, der noch immer in der Ecke existierte.

„Ich weis nicht, was passiert ist. Es war so, als hätte sich die Magie selbstständig gemacht.“, meinte Rinoa verwirrt.

„Rinoa, Schatz, mach dir keine Sorgen.“, sagte ihr Verlobter und Strich sanft über ihre Wange. „Wir werden Morgen Mutter anrufen und dann kannst du ihr alles erzählen. Sie wird sicher wissen, was da passiert ist.“

Sie wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als seine Lippen die ihren berührten.

„Keine Widerrede, sonst muss ich weitermachen.“, sagte Squall schelmisch.

„Na dann muss ich noch ganz viel diskutieren.“, meinte sie mit einem frechen Grinsen.

Er hatte Recht. Diskussionen und Mutmaßungen würden ihr nur auf unangenehme weise den Schlaf rauben. So entschied sie sich doch lieber für die Angenehme Variante.

Zärtlichkeiten

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Von Biestern und Berserkern

Ash schlug die Augen auf und sah an die sterile weiße Decke seines Quartiers. Dann begann ein Lächeln seine Lippen zu umspielen, als er sich an die beiden roten Augen erinnerte, die ihn gebannt hatten.

Der Gestrige Abend war noch sehr schön ausgeklungen.

Obwohl er anfangs versucht hatte, dieses Mädchen zu vergessen, hatte es ihn noch fester gepackt.

"Vine.", flüsterte er ihren Namen.

Erneut sah er sie vor seinem geistigen Auge. Wie sie miteinander redeten, wie sie lächelte.

Seufzend stand Ash auf.

"Was hat sie nur mir dir gemacht?", fragte er sich leise, während er sich aus seinem Schrank Sachen herausholte.

Schnell war er unter der Dusche verschwunden. Normalerweise lenkte ihn das ab. Aber er konnte sie noch immer vor sich sehen. Hastig trocknete er sich ab und schlüpfte ins eine neuen Sachen, denn etwas anderes lenkte seine Aufmerksamkeit auf sich: Sein knurrender Magen.

Seit gestern Mittag hatte er nichts mehr gegessen, wurde ihm bewusst, als er die Tür seines Quartiers sich surrend öffnete. Mit mäßigem Schritt durchquerte er den Rundgang in Richtung der Mensa. Es war beunruhigend Still im Garden, was ihm sagte, dass er aller Wahrscheinlichkeit zu früh da wäre. Oder zu spät. Vielleicht hätte er doch auf die Uhr sehen sollen, bevor er sein Quartier verlässt.

Dann erreicht er die Mensa, jedenfalls deren geschlossene Türen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass er zu früh da war. Dann holte ihn die Müdigkeit ein und stahl sich als Gähnen davon. Lange geschlafen haben dürfte er eh nicht, da er die meiste Zeit wach lag und an sie dachte.

"Guten Morgen.", erklang eine Frauenstimme aus dem Kreisgang.

Ash sah sie an. Sie arbeitete in der Mensa als Bedienung.

"Morgen", meinte Ash und unterdrückte ein weiteres Gähnen.

Sie lächelte ihn an und schritt schnell an ihm vorbei. Im Handumdrehen war die Tür offen und sie bat ihn herein. Gemächlich suchte er sich einen Platz und kaum das er sich jetzt hatte erschien schon ein Kaffee vor ihm.

Ohne aufzusehen bedankte er sich und nahm einen großen Schluck. Er konnte sich wirklich daran gewöhnen.

"Morgen.", hörte er die Stimme von Niko, dann das Scharren eines Stuhles.

"Na, auch schon wach.", gab Ash zurück und grinste den schmächtigen Jungen an.

"Klar, schließlich bin ich nicht die halbe Nacht mit einer Unbekannten unterwegs.", erwiderte er grinsend.

Aus dem Augenwinkel sah er den grinsenden, scheinbar allwissenden, jungen Mann an.

Manchmal war er ihm einfach unheimlich.

"Ich will gar nicht wissen, woher du das weist.", meinte Ash und nahm noch einen großen Schluck Kaffee.

Dann befand sich auch eine zweite Tasse auf dem Tisch.

"Warum bist du schon so früh hier?", fragte Ash seinen Freund neugierig, "Wartest wohl nicht mehr auf Sam?"

"Der ist doch mit seinem Mädel zu beschäftigt, als das er noch Zeit für mich hätte.", meinte Niko niedergeschlagen.

"Eifersüchtig, was?", erklang Sams Stimme hinter den beiden.

Dann war erneut das scharren zu hören.

"Heute keine Turteltauben?"

"Nay. Mit ihr zusammen zu sein ist zwar schön, aber das macht das Besondere ganz schnell zum Normalen.", sagte er und sah seine Freunde freudig an.

"Große Worte für so ne Matte Glühbirne.", sagte Ash amüsiert und war froh außer Armlänge seines Freundes zu sitzen.

"Sag der Richtige.", grinste Niko wissend.

"Um es mit den berühmten Worten unseres Lieblingsausbilders zu sagen: Lass mich doch.", meinte Ash fröhlich.

"Mal was anderes: Weis einer von euch, ob heute noch was ansteht?", fragte Sam neugierig.

"Nur was von einem Gruppeneinsatz. Zum Einspielen der Galbadia-Anwärter.", meinte Niko und trank genüsslich seinen Kaffee, "Aber wer da mitmachen muss kann ich dir auch nicht sagen."

Für einen Moment hatte Ash das Gefühl Unsicherheit in Nikos Stimme gehört zu haben. Aber statt sich weiter Gedanken darüber zu machen nahm er noch einen Schluck Kaffee. Die Tatsache, dass sogar dieses wandelnde Lexikon nicht alles wusste, machte ihn nur wieder menschlich.

"Ist doch kein Problem.", meinte Ash als sich eine dieser unangenehmen Pausen anbahnte.

"Ist mir halt unangenehm mal was nicht zu wissen.", meinte Niko entschuldigend.

"Da hab ich wenigstens was, womit ich dich aufziehen kann.", lachte Sam und kassierte sogleich einen Ellenbogenstoß von Niko.

Ash fühlte sich wohl bei den beiden Chaoten, die unterschiedlicher nicht sein konnten. Doch sogleich drifteten seine Gedanken wieder zu Vine.

"Die hat ihn echt erwischt.", meinte Sam zu Niko.

"Hab ich dir doch gestern schon gesagt.", entgegnete dieser schmunzelnd.

Wieder sah er ihre roten Augen, ihr Lächeln, ihren Gang.

Seufzend leerte Ash seine Tasse.

"Spricht man vom Teufel, kommt er und holt dich.", sagte Niko ohne von seiner Tasse aufzusehen.

Sofort wusste Ash wen er meinte. Sein Herz begann schneller zu schlagen.

"Guten Morgen.", hörte er ihre Stimme neben sich.

"Morgen.", meinte er und sah lächelnd zu ihr auf.

Sie trug erneut ihre Anwärter-Uniform. Die Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Aber wenigstens konnte er heute wieder klar denken.

"Darf ich mich setzen?", fragte sie vorsichtig und sah zu dem freien Stuhl.

Vorsichtig sah Ash zu seinen Freunden.

"Warum nicht.", meinte Niko während Sam mit den Schultern zuckte.

"Danke.", sagte sie leise und setzte sich hastig, "Ich heiße Vine."

"Jupp, ich weiß.", sagte Niko allwissend grinsend, "Du heißt Vine Vincere, bist 17 Jahre Alt und schießt wie ein Profi."

Verwirrt sah Vine Ash an.

"Er ist nen wandelndes Lexikon. Frag ihn irgendwas und er kennt immer die Antwort.", erklärte Ash fröhlich.

"Fast immer.", berichtigte Sam und hatte erneut Nikos Ellenbogen in den Rippen.

"Niko und Sam.", stellte Ash die beiden vor.

Nach einem Augenblick sah Vine von den beiden Streithähnen weg und wandte sich erneut an Ash.

"Sind sie immer so komisch?", fragte sie leise.

Ash sah zu den beiden, wie sie sich Pisaken. Ein Grinsen umspielte seine Lippen und er hatte das Gefühl das es immer größer wurde.

"Ja, sie sind immer so drauf.", erklärte er, "Mach dir nichts daraus."

Dann wandte sich Vine wieder den beiden Streitenden zu und beobachtete sie neugierig.

Ash merkte wie seine Augen an ihr hingen, jeden Zug ihres Gesichtes in sich aufnehmen und auf seine Netzhaut brennen wollten.

Sie war einfach so...

Ein plötzlicher, heftiger Schlag auf den Hinterkopf riss ihn aus seinen Gedanken.

"Eine Dame starrt man nicht so an.", hörte er seinen Ausbilder.

Da stand er, Xell Dincht, eine Hand an der Hüfte, in der anderen einen Hotdog.

"Was glaubst du eigentlich wie unhöflich das ist?", fragte er empört.

"Zu unhöflich?", fragte Ash gespielt unschuldig.

Er wusste, wenn sein Ausbilder schon mit solchen Fragen ankam, musste er mal wieder für irgendwas herhalten.

"Ich muss mir nur noch was für dich ausdenken.", meinte er nachdenklich und ging aus der Mensa, noch immer mit seinem Hotdog in der Hand.

"Was bist du auch so unhöflich?", fragte Sam stichelnd.

"Solltest mich doch kennen, ich bin die Unhöflichkeit in Person.", erwiderte Ash und musste grinsen.

Dieses wurde noch breiter als er in das verwirrte Gesicht von Vine schaute. Sie blickte die anderen unwissend an, immer von einem zum anderen.

"Das war unser Chef, unser Ausbilder. Der hat manchmal solche Anwandlungen.", meinte Sam froh.

"Komischer Kauz.", meinte sie leise.

"Wie recht du hast.", erwiderte Niko seufzend.

Plötzlich sah sie sich hektisch um.

"Hab ich jetzt laut gedacht?"

"Nein, ich kann Gedanken lesen.", erwiderte der schmächtige Jung lachend, "Aber mach dir nichts daraus, hat ja kein anderer mitbekommen."

Es entging Ash nicht, dass Niko und Sam sie akzeptierten. Und das war ihm sehr wichtig. Die beiden waren fast wie Brüder für ihn, obwohl er sie nur ein paar Jahre gekannt hatte.

"Ash? Kann ich dich was fragen?", meinte sie leise.

"Ja klar, frag nur.", meinte er offen und fröhlich.

"Kann ich dir heute Abend wieder zusehen?", meinte sie leise, ohne ihn dabei direkt anzusehen.

Sofort sahen ihn seine Freunde mit einer Mischung aus Überraschung und Neugierde an.

"Wobei hat sie dir den gestern zugesehen?", fragte Sam unverhohlen.

"Lass den beiden doch ihre Privatsphäre.", erwiderte Niko grinsend, sich seiner Worte sehr wohl bewusst.

"Wir haben doch gar nichts gemacht.", wehrte sich Vine empört.

"Und warum gehst du gleich an die Decke?", harkte Sam nach.

"Sie hat mir gestern Abend beim Training zugesehen. Sie war zufällig Vorbeigekommen und war begeistert.", erklärte Ash ruhig.

"Zufälle gibt's.", meinte Sam erneut, worauf er das Dritte mal den Ellenbogen ab bekam.

"Au, wofür war denn das?", beschwerte sich der Große wütend.

"Für deine Neugierde.", antwortete Niko gelassen.

Noch eine Weile betrachtete er die beiden. Dann wandte er sich Kopfschüttelnd an Vine.

"Wenn sich mein Ausbilder nichts als zu schlimmes ausdenkt, können wir uns heute Abend ja wieder treffen.", sagte er fröhlich.

"Na dann. Ich freue mich schon.", meinte sie lächelnd, und sah auf ihre Uhr, worauf ihre Stimmung in den Keller zu gehen schien.

"Ich muss gehen. Wir haben jetzt eine Einweisung in Gruppentaktiken.", meinte sie ruhig.

"Schade. Wir sehen uns dann später, OK?", fragte Ash das Mädchen hoffnungsvoll.

"Klar.", meinte sie lächelnd, bevor sie aus der Mensa ging.

Als sich die Türen hinter ihr geschlossen hatten spürte Ash, wie sich sein Herz verkrampfte.

Hatte er sich denn wirklich schon so weit an sie verloren?

Seufzend erhob er sich von seinem Stuhl.

"Ich geh mal zu unserem Foltermeister.", sagte Ash und verabschiedete sich von seinem Freunden.
 

"Das war lustig.", meinte die kratzige Stimme vergnügt, "So wie sie geschaut hat."

"Da hast du recht.", mischte sich die andere Stimme mit ein.

"Aber auch gefährlich. Hast du gesehen, wie schnell sie den neuen Zauber gewebt hat?"

"Ja, das war schon heftig. Wären wir wirklich da gewesen, hätte die uns echt den Hintern angesengt.", bemerkte die andere Stimme jetzt ernster, "Aber sieh es mal so, Sie kann sich wenigstens Verteidigen."

"Erst mal.", meinte die kratzige nachdenklich, "Wer weiß ob das noch mal passiert."

"Hoffen wir mal das Beste.", meinte die andere Stimme optimistisch.

"Denn den Glauben haben wir schon verloren.", erwiderte die Kratzige spottend.
 

Irritiert wanderte Ash durch den Garden. Er suchte seinen Ausbilder aber dieser schien vom Erdboden verschwunden zu sein. Er war schon im Lehrerzimmer und hatte sich da erkundigt. Aber auch dort konnte man ihm keine Auskunft erteilen.

"Versuchs mal bei der Sekretärin.", hatte ein anderer Ausbilder gesagt.

Schon war er wieder auf dem Weg über den Rundgang zum Fahrstuhl. Auch wenn der Besuch des Direktors und somit auch seiner Sekretärin, jetzt keine Erlaubnis mehr benötigte war es trotzdem komisch dort hoch zu gehen.

So stand er einen Moment vor der offenen Fahrstuhltür und überlegte ob er es tatsächlich tun sollte.
 

Voller Spannung saßen Rinoa und Squall vor dem Holoschirm im Direktorenzimmer des Balamb-Garden. Rinoa hatte darauf bestanden so früh wie möglich hierher zu kommen und Kontakt zu Edea aufzunehmen. Die Ereignisse der letzten Nacht konnte sie so schnell nicht vergessen.

"Versuchs noch mal.", drängte Rinoa ihren Verlobten.

"Ich hab's jetzt zum zehnten Mal in einer viertel Stunde versucht.", erklärte er, "Sie wird vermutlich noch schlafen."

Dennoch betätigte er die Taste für die Wahlwiederholung.

Erneut surrte das Gerät und versuchte eine Verbindung zum Waisenhaus aufzubauen.

Dann erschien plötzlich eine weiße Wand im Hintergrund.

Dann ertönte eine Frauenstimme und ein Haarschopf rannte durchs Bild.

"Mama?", fragte Squall vorsichtig.

Dann erschien die schlanke Frau vor dem Monitor. Zuerst blickte sie erstaunt auf den Bildschirm, dann hellten sich ihre Züge auf.

"Squall? Rinoa?", fragte sie unsicher, "Versteht ihr mich?"

Verwirrt sahen sich die beiden an, bevor sie sich wieder dem Bildschirm zu wanden und nickten.

Ein breites Lächeln und Erleichterung gingen jetzt von der alten Hexe aus, bevor sie sich zur Seite drehte.

"Schatz! Du hast es Geschafft!", rief sie in den scheinbar leeren Raum.

"Mama, was ist los?", erkundigte sich Squall besorgt.

"Letzte Nacht ist ein Sturm über das Kap gefegt. Der Schuppen wurde zum Teil abgedeckt und die Funkschüssel hat es heruntergerissen.", erklärte sie ruhig.

Noch im selben Moment, wie sie erzählte beugte sich Squall zur Funksprechanlage des Balamb-Garden, und schickte eine Handwerkertruppe zum Waisenhaus.

"Ich schick dir ein paar Leute, die können euch helfen.", meinte er erleichtert.

Edea begann die beiden über den Bildschirm in ihrer Typischen Art zu mustern.

"Was beunruhigt euch?", fragte sie direkt.

"Gestern Abend ist was komisches passiert.", meinte Rinoa unbehaglich.

Nur einen Augenblick glitten ihre Augen hinüber zu Squall, dann konzentrierte sie sich wieder auf Rinoa.

"Erzähl.", meinte sie leise, in einem unbehaglichen Tonfall.
 

"Übungshalle!", fluchte Ash erneut, "Warum muss der ständig da drin sein?!"

Hastig verließ er das Büro der Sekretärin und fuhr mit dem Fahrstuhl zurück ins Erdgeschoss.

Ruhig atmend versuche er sich wieder ein wenig zu beruhigen.

Der Tag hätte so schön werden können. Er hätte sich die Zeit mit Sam und Niko vertreiben, hätte am Abend Vine wiedergetroffen und wäre wieder mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlafen.

Aber nein. Sein Ausbilder muss ihn ja mal wieder auf dem Kieker haben.

Mit einem Seufzen, ähnlich der Tonlage des Fahrstuhls, versuchte er seinen Ärger loszuwerden.

Erfolglos.

Dann ging er in Richtung Übungshalle. In Gedanken ging er die Möglichkeiten durch, die er hatte.

Im Endeffekt würde aber alles auf gleiche hinauslaufen. Er würde heute Abend vollkommen fertig im Bett liegen und bis morgen Mittag schlafen.

Erst als Ash im Verbindungsgang zur Übungshalle stand, bemerkte er die ganzen Anwärter vor ihm.

Scheinbar hat Xell heute einen schlechten Tag, wanderte der Gedanke durch seinen Kopf.

"Gut das du da bist.", hörte er die Stimme seines Ausbilders.

"Wenn man von der Wüste spricht...", meinte Ash leise.

"OK, dann mal alle zuhören.", reif Xell in den Gang und erstickte damit die Gespräche, "Das wird heute eine Gruppentraining. Es werden Balamb- und Galbadia-Anwärter zusammenarbeiten. Es wird darum gehen die Archeodinos-Population ein wenig zu reduzieren. Ausbilder Kinneas und ich werden als SEEDs anwesend sein und im Notfall eingreifen."

"Wenn es zu heiß wird, brechen wir ab.", erklang er nun Irvines Stimme, "Ich weis, dass die Galbadia-Anwärter noch nie einem Gegner wie diesem gegenüber standen. Also geht es ruhig und Vorsichtig an. Des Weiteren werden wir über Funk in Kontakt bleiben. Falls ihr in Gefahr seid, zieht euch zurück. Primärziel dieses Trainings ist die Eingliederung der Anwärter in komplette Kampftrupps, wie es auch zur Praktischen Prüfung sein wird."

Ash war das Ganze nicht geheuer. Für die Eingliederung anderer Anwärter gleich einen solchen Gegner herauszusuchen war fahrlässig. Im schlimmsten Fall könnten würden sie einfach nur wie gelähmt dastehen.

Denn das größte Problem war, dass sich diese Dinosaurier trotz ihrer Masse leise bewegen konnten. Er selbst war auch schon einmal überrascht worden. Damals hatte er einfach Glück, dass seine gesamte Klasse anwesend war und so der Gegner recht leicht abgelenkt werden konnte.

"Haben wir einen freien Feuerbefehl?", meldete sich einer der Galbadianer.

"Habt ihr, obwohl es mir lieber wäre, wenn ihr euch auf die Großen konzentrieren würdet.", schloss er seine Ansprache.

Dann begangen die beiden scheinbar wahllos die Dreier-Teams zusammen zu stellen und die Funkgeräte zu verteilen.

"Dass du mir ja ein Auge auf die Pappnasen hast.", meinte Xell leise, als er Ash das Headset gab.

Ein Grinsen huschte über Ashs Gesicht, als er das Headset aufsetzte.

"Gut, wenn wir dann soweit wären, teile ich euch eure Gebiete zu.", meinte Xell und schwenkte mit einem Klemmbrett.

Dann nennte er die Trupps und ihre Einsatzorte. Sie waren über die Gesamte Trainingshalle verteilt.

"Das Team 5 wird beim "Geheimen Ort" ihren Posten beziehen.", hörte Ash Xells Stimme.

Noch immer hatten sie für den Balkon keinen Namen gefunden. Unsicher blickten die Galbadianer sich um.

"Ihr untersteht den Balamb-Anwärtern. Was Sie sagen kann nur durch unsere Order außer Kraft gesetzt werden, vergesst das nicht.", meinte Irvine eindringlich und sah jeden seiner Zöglinge an.

Dann atmete er noch einmal tief durch und fragte laut: "Habt ihr Angst?"

Unsicher blickten die Anwärter ihren Ausbilder an. Es wurde getuschelt und gezögert.

"Das nehme ich einfach mal als ja. Und ich kann euch sagen, dass ihr auch das Recht darauf habt.", meinte er kalt, "Also passt auf euch auf."

Insgeheim hatte Ash sich darauf gefreut mit Vine in einem Team zu sein. Was jedoch jäh enttäuscht wurde, als der Anführer der Galbadianer auf ihn zukam.

"Sieht so aus als wärst du der Chef, Versager.", meinte er abfällig, "Also was ist eure Order, Meister."

Die Worte waren mit mehr als Hohn ausgesprochen worden. Geringschätzung und Überheblichkeit stachen heraus wie ein Neonlicht in einem schwarzen Zimmer.

"Wenn ich du wäre, würde ich mich nicht so aufspielen.", erklang eine Stimme hinter den beiden.

Sie klang in den Ohren des Anwärters bekannt. Dann trat er neben die beiden.

Sofort erkannte Ash den Anwärter. Zwei Revolver-Gun-Dagger befanden sich an seinen Hüften.

"Die Weiße Hexe war so freundlich mich wieder zusammenzuflicken.", meinte er mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

"Noch so ein Versager, was?", höhnte der Galbadianer weiter.

"Er? Versager?", ungläubig sah der neue den Sprecher an, "Der hat mich fertig gemacht."

"Kein Wunder bei euch Schlaffies."

"Ich hatte dabei eine Überdosis BloodyMoon im Blut.", meinte er und lies die Worte erst einmal wirken, "Und trotzdem hat er mich fair besiegt."

"Was ist denn das für ein Scheiß Garden, wo die Anwärter Drogen nehmen?", platze es aus dem Austauschanwärter heraus.

"Die Drogen wurden ihm untergejubelt. Das hat eine Untersuchen ergeben.", hörten sie Xells Stimme, "Und es gehört schon einiges Dazu, jemanden zu besiegen, der eine Fünfhundertfache Dosis im Blut hat."

Die Augen das Galbadianers weiteten sich und Ash hatte das Gefühl, dass sie ihm gleich aus dem Kopf fallen würden. Stumm formte er das Wort Fünfhundert mit den Lippen und betrachtete Ash überrascht.

"Ihr solltet euch beeilen, der Rest hat schon Position bezogen.", meinte Ashs Ausbilder drängend.

Stumm nickten die drei und setzten sich in Bewegung. Ash führte sie an, während der andere Balamb-Anwärter den Schluss bildete. Der Austauschschüler aus Galbadia befand sich in der Mitte, das Gewehr in seinen Händen.

"Wie heißt ihr Überhaupt?", fragte Ash über seine Schulter, während er sich umsah.

"Duran.", hörte er von hinten.

"Kevin.", erklang die Stimme direkt hinter ihm.

"OK, Duran, du weist wies läuft. Wir schaffen ein freies Schussfeld. Und dann bist du an der Reihe, Kevin.", meinte Ash ruhig.

Obwohl in ihm alles nach Gefahr schrie. Es war einfach zu ruhig hier geworden. Normalerweise hielten sich die Dinosaurier nicht zu sehr im Hintergrund.

Dann erreichten sie den Platz. Auch die Tür zum "Geheimen Ort" war zu sehen. Einem Balkon, den die Anwärter und SEEDs nutzen, wenn sie sich in Ruhe mit ihren Lieben oder Freunden trafen.

"OK, hier warten wir.", meinte Ash und hielt mitten auf der Lichtung.

"Warum nicht bei den Büschen?", fragte Kevin vorsichtig.

Scheinbar hatte die Erwähnung der Dosis ihn in seinem Selbstbewusstsein erwischt. Aber das sollte Ash nur recht sein, so würde er wenigstens von seinem hohen Ross herunterkommen.

"Weil wir nicht wissen, was sich da herumtreibt. Oder willst du von einer Fleischfressenden Pflanze erwischt werden?", fragte Duran offen und sprach damit Ashs Gedanken aus.

Schnell wurde der Anwärter wieder ruhig.

"Nun heißt es warten.", meinte Ash und sah sich um.

Die Stille war immer noch drückend. Kein Tierruf, kein Schrei eines anderen Monsters auf der Jagd.

Warten ist eine Sache, aber auf einem Serviertablett zu sitzen eine andere.

"Stimmt etwas nicht?", fragte der Schütze vorsichtig, das Gewehr im Anschlag.

"Es ist einfach zu ruhig.", sagte Ash leise.

Das Gefühl, das etwas ganz und gar nicht stimmte wurde immer schlimmer.

Langsam ließ er seine Hand zum Headset wandern.

"Hier Team 5 an Alle. Irgendwas gefunden.", fragte er die anderen Trupps.

"Team 1.Westen Sauber.", kam die erste Antwort.

"Team 2.Süden Sauber.", erklang die zweite Stimme.

"Team 6.Osten sau...", dann war es Still.

Alles in dem jungen Anwärter spannte sich zum äußersten.

"Ziele gesichtet. Drei Stück!", erklang die aufgeregte Stimme am anderen Ende, "Sir, was sollen wir machen?"

"Nicht angreifen. Beobachtet sie. Wenn sich die Gruppe aufgelöst hat, könnt ihr loslegen.", erklang Xells Stimme.

Er hatte sich aber auch schon ruhiger angehört.

Dann erklang der Ruf. Die Dinosaurier hatte Witterung aufgenommen. Und plötzlich hallten von überall die Rufe wieder.

Ash lief es eiskalt den Rücken herunter. Gezählt hatte er mindestens fünf Antworten.

Dann sah er seine Kameraden an. Auch ihnen stand der Schrecken ins Gesicht geschrieben.

"Rückzug. Lauft!", meinte Ash ruhig.

Schon hatte sich der Trupp in Bewegung gesetzt. Abseits des Weges rannten sie durch den Urwald. Es war nur ein kurzes Stück, keine einhundert Meter. Aber auf dieser kurzen Strecke schlossen die anderen Trupps zu ihnen auf.

Zusammen hetzten sie durch den Wald. Immer wieder waren nun die Schreie der Archeodinos zu hören. Unterbrochen von einzelnen Schüssen. Aber das würde sie nicht aufhalten.

Es kam ihm so vor als wäre der Weg um einige hundert Meter länger geworden, die er durch den Wald hetzte, gefolgt von den anderen Teams.

Er blickte kurz über die Schulter zurück und hatte das Gefühl, dass sein Herz stehen geblieben war. Mindestens ein Dutzend dieser riesigen Echsen war ihnen auf den Fersen.

Dann sah er wieder nach vorn und sein Herz machte einen Freudensprung. Keine zwanzig Meter vor sich konnte er das Licht er sehen, welches den Eingang der Halle preisgab.

Dann war es soweit. Der Wald endete abrupt und entließ sie in das gleißende Licht der Scheinwerfer die zu Dutzenden an der Decke hangen.

Der Boden war trocken und staubig, wie er es gewohnt war. Kaum hatten seine Füße den Boden berührt stürmte er weiter, immer wieder einen Blick über die Schulter, ob noch alle da waren.

Erleichtert stellte er fest, dass noch alle Anwärter da waren. Ein Blick nach vorn zeigte die angespannten Gesichter der beiden SEEDs, die bereit zum eingreifen waren.

Dann hörte er den Schrei.

Schlagartig kam er zum stehen und fuhr herum. Er fühlte sich wie ein Fels in der Brandung, als die anderen Anwärter an ihm vorbei in Sicherheit stürmten. Aber dann sah er sie.

Vine, wie sie von den Monstern eingeschlossen war.

"Komm! Lass uns abhauen!", hörte er Kevins panische Stimme.

"Ich lasse keinen Freund zurück.", meinte Ash ernst.

Und in diesem Moment wich die Angst einem anderen Gefühl.

Wut.

Wut auf sich selbst, dass er immer noch da stand. Und auch auf den Anführer der Galbadia-Anwärter, weil er einen Kameraden sterben lassen wollte.

Dann fühlte er die Hand die seinen Arm umschloss.

"Sie ist doch schon Tod!"

"Geh, du feiges Stück und retten deinen Arsch!", schrie Ash den Schützen an und riss sich los.

Seine Füße trugen ihn zurück.
 

Sie könnte sich selbst Ohrfeigen. Auf Sand auszurutschen.

Sie hatte kaum den Boden berührt da war sie schon umzingelt. Die massigen Körper hatten sich wie zu einer Wand zusammen geschlossen.

Das ist dein Ende, halte es in ihrem Kopf wieder.

Dann hörte sie einen wutentbrannten Schrei.

Einer der Dinosaurier drehte sich ein Stück, scheinbar um die Quelle des Rufes ausfindig zu machen.

Dann konnte sie Ash sehen, wie er zurück gerannt kam.

Aber er wirkte anders, als bei ihren anderen Begegnungen. Als hätte er mit einem mal fast das Doppelte an Muskeln. Auch war von seiner sonst so sanften und freundlichen Art alles verschwunden.

Dann erklang der markerschütternde Schrei des Dinosauriers vor ihr und lief ihm entgegen.
 

"Magie lebt. Sie existiert wie die Luft und trotzdem hat sie einen eigenen Willen.", hallten Edeas Worte in Rinoas Kopf nach, "Und das sie dir geholfen hat, zeigt nur, dass du als Hexe auserwählt wurdest."

"Aber der Zauber war nicht wie die anderen, er war irgendwie anders.", hatte sie erwidert.

"Deine Hexenmagie hat sich verselbstständigt um die zu helfen.", erklärte die alte Hexe ruhig. "Es ist wie beim Weben. Faden für Faden entsteht ein Kunstwerk."

Mehr hatte Edea ihnen nicht erzählen können.

Aber diese Erklärung beruhigte die junge Frau. Nun war sie im Rundgang des Balamb-Garden und schlenderte herum. Shou und Niida hatten Squall, trotz seiner Beurlaubung um Hilfe gebeten und er konnte nicht ablehnen.

"Damit krieg ich vielleicht noch nen paar freie Tage.", hatte er mit ansteckendem Lächeln gemeint.

Seufzend Schritt sie weiter. Es war alles so anders geworden, nachdem sie Artemesia besiegt hatten, aber es gab ständig neue Veränderungen.

Plötzlich bemerkte sie die Anwärter, die vor der Trainingshalle saßen und nach Luft rangen.

Auf dem Tagesplan hatte die von einer "Gruppenübung zur Eingliederung" gelesen.

"Was ist passiert?", fragte sie hastig.

"Zu viele.", meinte einer der Anwärter leise, nach Luft ringend, "Viel zu viele."

"Und zwei sind noch da drin.", meinte ein andere.

"Wer?", fragte Rinoa hastig.

"Vine, eine von unseren Schützen und ein Balamb-Anwärter."

"Ich will einen Namen.", meinet Rinoa ungeduldig.

"Ash.", meinte ein weiterer.
 

Ash hatte das Gefühl zu brennen. Als würde flüssiges Feuer durch seine Adern fliesen, aber es gab ihm Kraft.

Die Technik hatte ihnen Xell als Grundlage für seinen "Burning Rave" beigebracht.

Er hatte schon die Hälfte der Strecke zurück gelegt, als der Dinosaurier sich umdrehte und schrie. Dann setzte er sich in Bewegung und kam mit gesenktem Kopf auf ihn zu.

Egal was passieren würde, er dürfte nicht aufgeben.

In Vines Gesicht hatte sich die Angst gezeigt. Was ihn nur noch mehr angespornt hatte.

Mit einer unglaublichen Wucht drehte sich das Monster und schlug mit dem Schwanz nach Ash.

Fast hatte dieser darauf gehofft.

Kurz bevor der Schweif ihn traf, griff er danach und schaffte es wirklich ihn zu packen.

Mit einem Ruck hatte er seinen Gegner von den Beinen gerissen und wirbelte ihn einmal mit.

Wie ein Hammerwerfer, dachte Ash, aber dann war der Rundflug schon vorbei.

Er stemmte einen Fuß und den Boden und schaffte es die Gewaltige Masse der Echse über die Schulter zu hieven. Mit einem letzten Aufschrei schlug es ungebremst auf und blieb regungslos liegen.

Ein Blick über die Schulter reichte aus.

Die anderen bewegten sich langsam zurück. Und erst jetzt viel ihm auf, dass sie kleiner waren.

Jungtiere hallte es in seinem Kopf.

"Vine! Komm schon!", rief er die junge Frau.

Mit einem Satz war sie auf den Beinen und kam auf ihn zugerannt.

Aber auch die Monster folgten ihr.

Ash begab sich in seine Kampfstellung, bereit alles abzufangen, was ihr folgen würde.

Plötzlich schossen Eiszapfen über ihn hinweg und streckten eine Handvoll nieder.

"Seid ihr verletzt?", hörte er die Stimme der weißen Hexe hinter sich.

"Bin noch an einem Stück", meinte Ash erleichtert und sah zur Seite.

Seine Augen weiteten sich.

"Gratt!", rief er, aber da war es schon geschehen.

Eine dichte Wand aus gelblichem Gas wurde von dem Gratt ausgespieen und hatte sie schon fast erreicht.

Rinoa fuhr herum, einen Zauber auf den Lippen. Aber da erreichte das Gas sein Ziel.

Es dauerte nur Sekunden, dann begann sie zu Husten und brach zusammen.

Kaum hatte sie den Boden berührt, kam der Gratt näher, wollte seine Beute holen. Zwei schnelle aufeinanderfolgende Explosionen stoppten ihn aber unverzüglich.

Als Ash sich dem Herkunftsort zu wand, sah er Vine, die gerade einen Revolver ihm Holster an ihrer Hüfte verschwinden ließ.

"Schaff die Hexe hier raus.", rief er Vine zu, als er sich wieder gefangen hat. Dann rannte auf Sie und ihre Verfolger zu.

Das Wichtigste war es jetzt die beiden zu schützen.
 

"Wie sollen wir damit verfahren?", fragte Niida den Direktor und reichte ihm einen Stapel Dokumente.

Dieser las die erste Seite und reichte sie zurück.

"Gar nicht.", meinte er leicht gereizt, "Das hat Zeit bis nach den Prüfungen."

Warum um alles in der Welt hatte er sich nur breitschlagen lassen. Wenn das so Weitergehen würde, wäre er heute Abend noch nicht fertig.

"Prüft immer das Datum, wenn da nicht "Eilig", oder "Wichtig" steht, könnt ihr es ruhig liegen lassen.", wies er seine Helfer an.

Plötzlich wurde das Atmen schwer. Sein Herz schien sich zu verkrampfen.

"Eine Herzattacke?", fragte sich Squall leise.

Dann setzte noch ein Stechen ein. Ein allzu bekanntes Gefühl.

"Rinoa!", schrie er uns sprang auf.

"Was ist los?", fragte Shou verwirrt.

Squall aber war schon auf dem Weg zum Fahrstuhl. Irgendetwas war mit ihr passiert. Vielleicht war sie sogar verletzt.

Er fluchte aus Leibeskräften. Er hatte es zugelassen, das ihr etwas passiert ist. Er hatte seine Pflicht als Hexenritter vergessen und seine Verpflichtung als ihr Verlobter.

Wie verrückt hämmerte er auf den Ruf-Knopf des Aufzugs. Wieder und wieder leuchtete er kurz rot und zeigte erneut an, dass der Fahrstuhl gerade auf dem Weg nach unten war.

"Was ist los?", fragte Shou erneut, als sie ihn eingeholt hatte.

"Mit Rinoa ist irgendwas passiert!", schrie er hysterisch zurück.

Sie war alles in seinem Leben. Früher war er einfach nur ein Söldner, der Seine Aufträge ausführte. Kalt und Gefühllos. Aber dann war sie in sein Leben getreten. Hatte ihn aus der Bahn geworfen.

Am liebsten wäre er zusammengebrochen. In seinem Kopf spielten sich die schrecklichten Szenen ab, was mit ihr passiert sein könnte.

"Wenn es so dringend ist, dann nimm doch den Generalschlüssel und hol ihn hoch!", erwiderte die junge Frau ruhig.

Einen Moment lang sah Squall sie an, bevor er hastig nach seinem Schlüsselbund kramte.
 

Vine kniete neben der Hexe, rüttelte sie und versuchte die Wach zu bekommen.

"Verdammt! Wach auf!", fuhr sie die junge Frau an.

Aber es halt nichts. Sie hatte zu viel von dem Gas eingeatmet.

Hastig blickte sie über die Schulter zu Ash.

Ungläubig betrachtete sie die bizarre Szene.

Vier Archeodinos hatten ihn umzingelt, schnappten oder schlugen mit ihren Schwänzen nach ihm. Aber ein ums andere Mal schaffte er es den Angriffen auszuweichen und selber zurückzuschlagen.

Noch nie hatte sie jemanden so kämpfen sehen. Keiner der Anwärter aus dem Galbadia-Garden konnte sich mit ihm messen. Nicht in seinem Kampfrausch.

Schlagartig war ihr wieder bewusst, warum er da kämpfte.

Erneut rüttelte die junge Anwärterin an der Hexe. Erneut ohne Reaktion.

"Dann halt anders.", meinte sie energisch und griff der Hexe unter die Arme.

Stück für Stück schaffte sie es die junge Frau in Richtung des Ausgangs zu ziehen.

"Nur noch ein Stück.", meinte Vine leise, "Wir haben es gleich geschafft."

Euphorie packte sie und gab ihr Kraft. Sie konnte es schaffen.

Dann ertönte der markerschütternde Schrei.

Als sie Aufsah erkannte sie einen größeren Archeodinos, der mit aufgerissenem Maul auf sie Zukam.

Euphorie verwandelte sich in Panik. Der Revolver war leer, ihre Gewehrtasche lag irgendwo weiter hinten.

Instinktiv warf sich Vine auf die Hexe, wollte sie beschützen.

Dann verstummten die Lauten Schritte und ein Wütendes Geräusch war zu hören, eine Mischung aus Knurren und Fauchen.

Sie drehte sich um und konnte ihren Augen nicht trauen.

Den Rücken zugewandt stand Ash vor ihr. Und mit einer Unglaublichen Kraft drückte er die Kiefer des Monstrums auseinander. Wieder konnte Vine nicht glauben, wie viel Kraft in diesem jungen Mann steckte.

"Viel zu früh!", hörte sie ihn leise und gepresst sagen.

Sie verstand nicht, was er meinte, war vollkommen verwirrt.

"Bring dich in Sicherheit!", rief er auf einmal.

Dann ging es ganz schnell. Mit einem Rück riss er den Kopf des Archeodinos zur Seite. Das mächtige Monster begann zu wanken und zu stürzen. Und im Selben Moment riss er den Kopf in die andere Richtung. Ein lautes Knacken war zu hören, dann brach das Monster leblos zusammen.

Im nächsten Moment begann Ash zu schreien, winkelte die Arme und Beine an und fiel auf die Seite.

Hastig war Sie auf den Beinen, rannte zu ihrem Retter.

"Bist du verletzt?", fragte sie hastig.

"Muskelkrampf.", meinte er gepresst, "Ich hab es übertrieben."

Aus dem Augenwinkel nahm sie zwei weiter Monster wahr.

Der Einzige, der sie hätte retten können, lag bewegungslos am Boden, die Hexe schlief weiterhin.

"Ich lass euch nicht sterben.", meinte sie fest entschlossen.

Dann stellte sie sich vor die beiden und breitete ihre Arme aus. Die Monster kamen immer näher.

"Ich lasse nicht zu, dass ihr ihnen etwas antut.", sagte die Anwärterin mit fester Stimme.

Plötzlich bleiben sie stehen, mehr noch, sie bewegten sich unsicher zurück.

"Hab ich es geschafft?", fragte sie sich leise.

"Coole Aktion.", saget plötzlich eine Männerstimme neben ihr.

Sie fuhr herum. Das Gesicht kam ihr bekannt vor. Hastig kramte sie nach dem Namen.

"Sam?", fragte sie verwirrt.

"Draußen war so ein Durcheinander. Und wir wollten nur mal neugierig sein.", kam es von der anderen Seite.

"Niko?"

Sie konnte es nicht glauben. Diese beiden Anwärter standen neben ihr und zeigten kein Anzeichen von Furcht. Es war als wäre es für sie normal.

Irvines Worte hallten plötzlich in ihrem Kopf: "Ich weis, dass die Galbadia-Anwärter noch nie einem Gegner wie diesem gegenüber standen.", und jetzt wusste, was er gemeint hatte.

"Hey, Ash, wie lange willst du noch im Dreck spielen?", fragte Sam belustigt.

"Noch eine Minute, oder ein bisschen mehr.", antwortete dieser im Plauderton.

Dann wandten sich Sam und Niko wieder nach vorn.

"Dann werden wir dir noch etwas Zeit verschaffen.", meinte Niko.

Sam knetete unterdessen seine Finger, immer begleitet von einem hörbaren Knacken.

Dann schritten beide in Richtung ihrer Kontrahenten.

"Vine, schaff endlich die Hexe hier raus.", hörte sie Ash sagen.

"Aber was ist mit dir?", fragte sie und sah ihn ungläubig an.

Er grinste nur und sagte: "Die beiden verschaffen mir genug Zeit."

Sie nickte nur und wandte sich wieder der Hexe zu. Erneut griff sie ihr unter die Arme und zog sie Richtung Ausgang. Meter um Meter schaffte sie. Immer wieder blickte sie auf das Schlachtfeld. Ash rappelte sich langsam wieder auf. Sam und Niko kämpften Tapfer gegen die Dinosaurier. Sie drängten sie immer nur ein Stück zurück und leisen sich dann selbst zurückfallen. Höchstwahrscheinlich um nicht zu weit von ihrem Freund entfernt zu sein.

"Komm, wir nehmen sie dir ab.", hörte sie plötzlich Irvines Stimme hinter sich.

Dann standen die beiden Ausbilder schon neben ihr. Schnell hatte Xell die Hexe auf den Arm und trug sie vorsichtig in Sicherheit.

Vine sah zurück zu den Kämpfenden. Ash war schon wieder auf den Beinen, unsicher, aber er hatte sich schon wieder in den Kampf gestürzt, lenkte die Gegner ab, während Niko oder Sam unbarmherzig zuschlugen.

"Wie Berserker.", flüsterte die Anwärterin, bevor sie sich ihrem Ausbilder zuwandte.

"Es tut mir leid, Sir, aber ich kann meine Freunde nicht im Stich lassen."

Schon war sie wieder auf dem Weg zurück in den Kampf. Hinter sich konnte sie Irvine noch fluchen hören, aber er folgte ihr nicht.
 

Seine Glieder brannten immer noch. Der Krampf hatte eben erst nachgelassen, aber er konnte einfach nicht mehr länger still halten.

Warten war wirklich nicht seine Stärke.

Mit einem flüchtigen Blick sah er zu Vine. Sie hatte es fast geschafft, kein Monster war in Sicht.

Dann drehte sich Ash zu seinen Freunden. Tapfer kämpften sie und sie würden auch gewinnen.

Anders hätte es ausgesehen, wenn es nur erwachsene Tiere gewesen wären.

"Dann auf ins Getümmel.", meinte Ash und machte sich auf den Weg zu seinen Freunden.

Das Bewegen war immer noch ein Problem, aber mit jedem Schritt wurde es besser.

Sie würden es schaffen, wurde es Ash klar, zusammen konnten sie alles schaffen.

Dann hatte er sie erreicht.

Eines der Monster wandte sich der leichten Beute zu. Sam nutzte die Blöse und griff ohne Gnade an.

Erneut wurde Ash klar, warum er als Schläger verschrien war. Die Schläge ließen seinen Gegenüber nach kurzer Zeit zusammenbrechen. Nikos Gegenübern erging es nicht anders.

Jetzt war das Glück auf ihrer Seite.

Schon nach wenigen Sekunden waren alle Schmerzen Vergessen und Ashs Kampfgeist war wieder voll entfacht.

Dann hörte er wie sein Name gerufen wurde und riskierte einen flüchtigen Blick.

Vine kam zurückgerannt.

"Du solltest doch verschwinden!", fuhr er sie wütend an.

"Und ich will nicht, tatenlos rumsitzen!", erwiderte sie energisch.

Seufzend gab Ash nach.

"Und was willst du machen?"

Sie zeigt auf die andere Seite der Lichtung. Dann erkannte er dort ein längliches, schwarzes Objekt.

"Meine Gewehrtasche.", erklärte Vine kurz.

"Wenn es weiter nichts ist.", meinte er und sah nach vorne, "Renn einfach, wir machen dir den Weg frei."

Dann wandte er sich an seine Freunde.

"Junge, die Lady will zu ihrer Tasche.", rief er ihnen zu.

"Dann machen wir ihr den Weg frei.", kam Sams prompte Antwort, gefolgt von dem Schmerzensschrei eines Archeodinos.

Erneut sah Ash zu der junge Frau, die ihn so faszinierte. Entschlossen blickte sie ihm entgegen. Dann holte er noch einmal tief Luft und nickte ihr zu.

Der Lauf konnte beginnen.
 

Squall fuhr mit dem Aufzug nach unten. Fluchend, dass sogar die beiden Anwärter, welche sich noch in dem Aufzug befanden, sich ängstlich an die Rückwand pressten.

Seine Fäuste schmerzten. Schon viel zu lange hatte er sie zur Faust geballt. Noch immer hasste er sich für seine Unvorsicht.

"Wenn ihr etwas passiert ist...", meinte er leise und lies den Satz unvollendet.

Er wollte es sich gar nicht ausmalen, was passiert sein könnte.

Vergeblich.

Sein Kopf zeigte ihm Bilder, die er nicht sehen wollte. Immer weiter wuchs die Angst um seine Verlobte.

Diese Ungewissheit würde ihn noch Wahnsinnig werden lassen.

Sein Blick wandte sich wieder zur Glastür.

Die Welt lief, für seinen Geschmack viel zu langsam an ihm vorbei.

"Warum ist das Ding nur so langsam?"

Nach einer Ewigkeit der Angst und Frustration erklang das erlösende Piepen des Aufzuges.

Und erneut war die Welt zu langsam, als sich die Türen lautlos öffneten.
 

Da rannten sie nun.

Vine folgte Ash auf dem Fuße.

"Egal was passiert", meinte er angespannt, "Renn weiter!"

Und sie wollte ihm nicht widersprechen. Dann tauchte das erste Monster vor ihnen auf. Erneut packte Ash die Kiefer der Echse und hielt sie auf.

"Renn!", brüllte Ash erneut, während Vine an ihm vorbei rannte.

Sie würde nicht anhalten, dafür hing zu viel davon ab. Er verließ sich auf sie, genau wie Sam und Niko.

Mit kurzen Blicken zur Seite erkannte sie die anderen beiden. Sie kämpften mit allen Mitteln gegen die Monster. Und sie ließen nicht nach. Im Gegenteil, sie trieben die Monster Stück für Stück zurück.

Der Weg war frei. Die Tasche schon zum greifen nah.

Plötzlich hallte ein Urschrei von der Seite.

Das Monster kam direkt auf ihn zu.

Zwei Schüsse hallten durch die Übungshalle. Kurz darauf erkannte sie auch zwei kleine Einschusslöcher, kaum der Rede wert bei einem Wesen wie diesem.

Dann erschien noch jemand auf der Bildfläche.

Ein Wirbel aus blitzendem Stahl traf die Echse und schon war sie am Boden.

"Los!", hörte sie die weibliche Stimme.

Dann erkannte Vine die neue Person. Sie war eine Austauschanwärterin aus Trabia, Jade. Sie hatten sich kurz im Rundgang getroffen.

Dann hatte sie Vine ihre Sinne wieder bei sich.

Nur noch ein paar Meter trennten sie von ihrer Tasche.

Ein letzter Schritt, ein gezielter Griff, dann war die Tasche in ihrer Hand.

Hastig riss sie an dem Reisverschluss. Ein Handgriff reichte und das Gewehr lag in ihren Händen.

Sie fuhr herum, schulterte die Waffe und zielte.

Endlich erreichte Squall die Übungshalle. Er wusste, wo sie war, brauchte nicht zu fragen. Die Galbadia-Anwärter kämpften immer noch mit dem Schock, so wie sie aussahen. Einige SEEDs und Ausbilder waren schon bei ihnen.

Dennoch galt seine ganze Aufmerksamkeit seiner Verlobten.

"Rinoa!", schrie er sich die Lungen aus dem Leib.

Er wollte ihre Stimme hören, einfach nur wissen, dass es ihr gut ging, ihre Stimme hören.

Dann sah er Irvine und Xell, wie sie in die Übungshalle blickten. Hinter ihnen, auf dem Boden lag Rinoa, bei Ihr kniete Cifer, zusammen mit Fu-Jin und Rai-Jin.

"Rinoa!", rief Squall erneut.

Erst jetzt schienen die anderen ihn wahrzunehmen. Aber er schien nicht das wichtigste zu sein.

Dann erreichte er seine Hexe. Sie lag ruhig atmend vor ihm und schien von all seinen Sorgen nichts zu bemerken.

"Was ist passiert?", fragte Squall wütend in die Runde.

"Ein Gratt. Schlafgas.", sagte Xell abwesend.

Wütend sah er den SEED und Freund an.

"Warum war sie überhaupt hier?"

"Sie ist auf einmal reingeflogen und hat mitgekämpft. Mit Reden war da nichts.", erklärte Irvine.

Sachte streichelte Squall ihre Wange. Er hatte in wenigen Minuten solche Qualen durchlitten. Sofort waren seine Gedanken wieder in der Vergangenheit, wo er durch das Grau gelaufen ist und sie so oft hat sterben sehen.

"Unmöglich.", meinte Xell leise.

Squall kochte vor Wut. Warum waren sie nicht bei der Sache?

Vorsichtig stand er auf und ging zu seinen Freunden.

"Was habt ihr?", fragte er und konnte seine Wut kaum im Zaum halten.

Anstatt etwas zu sagen, machten sie einen Schritt zu Seite. Und dann sah Squall die Szenerie, die seinen Freunden den Atem geraubt hatte.

Und ihm auch.

In der Halle sah er Ash und seine Freunde, Duran, der als einziger mit Gun-Daggern kämpfen konnte, und die beiden Austauschanwärter Jade und Vine.

"Wie Berserker.", flüsterte Squall.

Die Gruppe kämpfte gegen die Überbleibsel der Urzeit. Vieles waren Jungtiere, aber auch Erwachsene.

Beschreiben konnte er diese Szene nicht, denn es überstieg seine Vorstellungen. Auch er hatte schon mit seinen Freunden gegen diese Monster gekämpft, aber so was hatte selbst noch nicht erlebt.

Am Boden lagen etliche erlegte Monster, andere brachten sich in Sicherheit.

Dann hatte sich der Direktor wieder gefangen.

"Los! Raus da!", schrie er in die Halle.

Eine kurzen Moment lang stoppte der Kampf. Dann waren sie in Bewegung und zogen sich hastig zurück.

Den Anfang machten Jade und Duran, gefolgt von Vine. Den Schluss machten die Drei Balamb-Anwärter.

Ein gewaltiger Schrei stoppte die Anwärter. Und aus dem Wald stürmte ein letzter Archeodinos. Ein richtiger Riese. Sofort kam Hektik in die Gruppe. Und während die ersten drei schneller liefen, blieben die anderen Stehen.

"Was soll das?", schrie Squall erneut, "Kommt Sofort da Raus!"

"Das Ding würde sie einholen.", meinte Irvine und Schulterte das Gewehr.

Mit einem zweiten Blick erkannte Squall das der Scharfschütze recht hat.
 

Sie fühlte unter sich den unebenen Boden und eine unbestimmte Kälte die sie umgab.

Langsam schlug sie die Augen auf und blickte auf einen tristen, von grauen Wolken verhangenen Himmel.

War sie nicht eben noch in der Trainingshalle gewesen?

Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Sie war an Xell und Irvine vorbeigeflogen und hatte ihre Magie genutzt um Ash und die andere Anwärterin zu retten. Dann war da dieser unangenehme Geruch. Dann war alles Schwarz.

Dann kamen die Kopfschmerzen zurück, nur leicht, aber es reichte um sie aus ihren Gedanken zu reißen.

"Na, endlich wach?", hörte sie eine kratzige Stimme hinter sich.

Mit einem Mal waren die Schmerzen wie weggeblasen. Mit einem Satz war sie auf den Beinen und fuhr herum.

Da waren die beiden Gestallten von gestern. Eine saß entspannt auf einem Felsen, die andere lehnte sich dagegen.

"Was wollt ihr?", fragte sie, bereit den beiden im nächsten Moment einen Zauber entgegen zu werfen.

"Nicht Kämpfen.", antwortete der andere.

Seine Stimme war weit aus angenehmer. Sie wirkten so Grundverschieden.

"Warum bin ich dann hier?", harkte sie nach, nicht bereit ihre Deckung aufzugeben.

Der auf dem Stein Sitzende breitete die Arme aus und meinte mit einer amüsierten Stimme: "Das ist das Ende."

Die junge Hexe lies ihren Blick herumwandern. Der Boden war überall aus Stein, um sie herum dichter Nebel und über ihr die dichte Wolkendecke.

Die triste Umgebung schlug ihr auf Gemüt. Nirgendwo war auch nur ein Fünkchen Leben zu erkennen.

"Das Ende?", fragte sie ungläubig.

"Oder der Anfang.", setzte die kratzige Stimme hinzu, "Aber sei beruhigt. Wir wissen es selber nicht."

Sie kniff ihre Augen wütend zusammen und richtet sich gerade auf.

"Und warum bin ich dann hier?"

Die beiden sahen sich an und sie hatte das Gefühl, dass sie sich anlächeln würde.

"Uns war langweilig und wir wollten mal mit jemand anders reden.", kam die ernüchternde Antwort.

"Du brauchst keine Angst zu haben. Wir wollen dir wirklich nichts tun.", setzte die angenehme Stimme freundlich hinzu.

"Und was macht ihr dann hier?", erkundigte sich Rinoa skeptisch.

"Warten, bis unsere Zeit gekommen ist.", meldete sich die kratzige zu Wort.

Dann herrschte Stille. Rinoa wusste nicht, was sie von den beiden halten sollte. Sie wirkten nicht wie Feinde und auch ihre Wahrnehmung schlug nicht an. Aber sie wusste auch sonst nichts über die beiden.

"Lebt hier denn sonst noch etwas?"

"Ja und nein.", antwortete ihr die kratzige Stimme, "Es gibt hier noch ein Wesen. Etwas Altes und Böses."

Sie wollte gerade weiterfragen, aber da verschwamm die Umgebung vor ihren Augen.

"Was ist das?", fragte die Hexe und hielt ihren Kopf, in der Hoffnung, dass es besser werden würde.

"Nichts, außer das du aufwachst.", meinte die angenehme Stimme ruhig.

Dann wurden ihre Augen schwer und sie war wieder in der Finsternis.

Doch da war eine Stimme. Leise, lauter werdend.

Wer rief sie da? Kannte sie die Stimme?

"Rinoa?"

Es war ihr Name, der da gerufen wurde.

"Komm schon, wach auf."

Doch sie kannte diese Stimme. Squall rief nach ihr.

Vorsichtig öffnete sie die Augen und konnte das besorgte Gesicht ihres Verlobten erkennen. Sie konnte nicht glauben, dass es immer noch der SEED war, den sie damals kennen gelernt hatte. Damals war er immer kalt und abweisend. Aber irgendwann, da war er ihr SEED geworden, ihr Freund und kurz darauf ihr Verlobter.

"Kannst du mich hören? Geht es dir gut?", fragte er und sie glaubte Furcht in seiner Stimme zu hören.

"Ja.", antwortete sie und war erschreckt über ihre Raue Stimme, "Mein Hals tut weh und ich Kopfschmerzen."

Schon im nächsten Moment war er aufgesprungen und im nächsten war er schon wieder da und bot ihr ein Glas mit Wasser an.

"Da ist was gegen die Kopfschmerzen mit drin.", sagte er und hob sie sachte an, dass sie trinken konnte.

Das Wasser schmeckte Bitter. Medizin, wurde ihr klar. Aber es half. Nach wenigen Momenten waren die Hals- und Kopfschmerzen vergessen und sie sah sich neugierig um. Sie befand sich in der Krankenstation.

"Was ist passiert?", fragte sie verwirrt, denn ihre Letzte Erinnerung befand sich in der Übungshalle.

"Ein Gratt hat dich mit dem Schlafgas erwischt.", erklärt Squall, während er ihren Kopf und ihre Wange streichelte.

Mit einem Schlag war die Erinnerung wieder da. Die Monster, Ash und das Mädchen.

"Wie geht's es den anderen?", fragte sie hastig.

Squall legte ihr die Hände auf die Schultern und lächelte sie beruhigend an.

"Bis auf ein paar Prellungen und Abschürfungen geht es ihnen hervorragend."

Erleichtert sank sie zurück auf die Liege.
 

Ash wollte diesen Tag am liebsten aus dem Kalender streichen. Er hatte so schön angefangen und wurde nur schlechter. Er hoffte, dass es wenigstens der Hexe gut ging.

"Kann ich euch noch was bringen?", hörten sie die junge Stimme der Bedienung.

"Kaffee.", meinte Ash nur und die anderen stimmten zu.

Es war kurz nach Mittag und die Mensa hatte sich schon wieder geleert, nur sechs Leute waren noch da.

Er ließ seinen Blick durch die Runde schweifen.

Zum Glück war keiner verletzt wurden. Sie waren nur alle ziemlich erschöpft.

"Warum bist du wieder zurück gekommen?", fragte er Duran, der neben ihm saß.

"Ich konnte euch doch nicht hängen lassen.", meinte er und leerte seine Tasse.

"Ich hab ihn draußen getroffen. Wir haben den Sicherheitsdienst alarmiert und ich konnte euch doch nicht hängen lassen.", meinte Jade, die ihre Tasse umklammerte.

Schlafen, mehr wollte er im Moment nicht mehr. Die Erschöpfung schlich sich langsam und beständig ein und auch der Kaffee schaffte es nicht, diese zu bezwingen.

"Das war einfach unglaublich.", hörte er Vine sagen, "So was habe ich noch nie gesehen."

Drei Augenpaare sahen sie erstaunt an. Den ganzen restlichen Tag hatte sie noch nichts gesagt.

Aber Niemand antwortete.

"Wir sind halt anderes Kämpfen als ihr gewohnt.", meldete sich Niko zu Wort.

"Wir kämpfen bis zum letzten, wenn es sein muss.", ergänzte Sam.

"Aber ihr hättet doch verschwinden können.", erwiderte Vine nachdenklich.

"Wir lassen unsere Freunde und Kameraden nicht zurück.", sagte Ash, den Blick auf die frische Tasse gerichtet, "Und eine Gelegenheit zum Abhauen hatte sich die ganze Zeit nicht wirklich geboten. Hätten wir es versucht, wären sie uns gefolgt."

Wieder breitete sich Schweigen aus. Es schien wie eine Ewigkeit zu dauern.

Dann erklangen feste Schritte, die sich ihrem Tisch näherten.

"Ihr geht es gut.", hörten sie die Stimme des Direktors.

Erleichtert atmete Ash aus.

"Ohne euch alle, wäre es bestimmt nicht so ausgegangen. Danke. Nehmt euch den restlichen Tag frei und entspannt. Ihr habt es mehr als Verdient.", setzte er noch hinzu, bevor er wieder verschwand.

"Und was macht ihr heute noch so?", fragte Jade mit gespielter Neugierde.

"Caro will sich dann noch mit ihr treffen.", meinte Sam freudig.

Wenigstens einer war noch guter Dinge.

"Schlafen.", meinten Niko schlaftrunken.

"Ich wollte dann noch mal in die Stadt.", sagte Jade und unterdrückte ein Gähnen.

"Komm ich mit, hab da auch noch was zu erledigen.", stimmte Duran zu.

Schlafen, das war das einzige, was Ash zu diesem Zeitpunkt noch wollte.

"Ich glaub, ich leg mich dann nen bisschen in den Schulhof und mach ein Nickerchen.", sagte Ash und wünschte sich ein Kopfkissen.

"Und du?", fragte Jade Vine.

"Keine Ahnung.", sagte diese und sah in ihre Tasse.

Kurz darauf löste sich die Gruppe auf. Langsam trottete Ash den Rundgang entlang. Sein Ziel war nach wie vor der Schulhof. Den Weg jedoch nahm er kaum noch wahr.

Das einzige was ihm sagte, dass er den Hof erreicht hatte, war die Sonne, die ihn blendete.

Nach kurzer Suche hatte er einen Platz zum schlafen gefunden. Ein Baum, der ein wenig abseits stand und den restlichen Tag Schatten spenden würde.

Kaum hatte er sich an den Baum gelehnt forderte der Tag seinen Tribut und er schlief ein.
 

"Fu? Bist du da?", fragte Cifer, als er seine Wohnung betrat.

"Küche.", hörte er sie rufen.

Schnell legte er seinen Mantel ab und machte sich auf den Weg.

"Hi.", hörte er sie sagen und sah ihr freudiges Lächeln.

"Wie war dein Tag?", fragte er und umarmte sie von Hinten.

"Die Hälfte kennst du ja. Der Rest lief ziemlich ruhig ab.", meinte sie und werkelte weiter am Herd.

Cifer sah ihr über die Schulter und sein Magen begann zu knurren.

Auch wenn man es ihr nicht zutraute, dachte Cifer, sie kann verdammt gut kochen.

"Mach dich frisch und komm dann essen.", meinte sie und stieß ihn sachte mit dem Ellenbogen.

Er umfasste ihre Hüfte und flüsterte: "Willst du nicht mitkommen?"

Sie sah ihn an und grinste.

"Gerne, aber dann kriegst du nichts zu essen.", erwiderte sie und küsste ihn flüchtig, "Also heb es dir für später auf."

Mit einem Grinsen auf den Lippen verließ Cifer die Küche und verschwand im Bad. Aber seine Gedanken kehrten wieder in den Garden zurück. Der Kampf den er beobachtet hatte war einfach unglaublich.

Waren das wirklich Xells Schüler? Hatte er ihnen all das beigebracht?

Erst als der warme Wasserstrahl der Dusche ihn traf schien er alles zu vergessen.

Er konnte sich auch noch später Gedanken darüber machen.
 

Langsam schlug Ash die Augen auf. Irgendwas hatte sich geändert.

Er sah sich kurz um und erkannte dann Vine, die neben ihm am Baum lehnte.

Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Vorsichtig legte er den Arm um ihre Schulter und zog sie noch ein kleines Stück zu sich.

Hassen konnte sie ihn noch, wenn sie wieder aufgewacht war.

Bücher und Versteckspiel

Hiho!

Es ist zwar ein Weihnachtskapitel aber nen nachträgliches

Weihnachtsgeschenk an DeliaMay!!

So, dann noch schönes Fest an alle Leser ^^
 

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Das Lehrerzimmer des Balamb-Garden lag still und verlassen.

Nur ein Ausbilder saß noch und brütete immer noch über dem Bericht, den er schreiben musste.

Dem blonden SEED ging das Spektakel aus der Übungshalle nicht mehr aus dem Kopf.

Immer und immer wieder sah er die Anwärter kämpfen, konnte es aber nicht in Worte fassen.

Seufzend scrollte er erneut auf die erste Seite und begann erneut mit lesen.

Alles schien so unwirklich. Sie kämpften besser als mancher SEED.

Squall würde ihm in den Hintern treten, wenn er ihm keinen vollständigen Bericht abliefern würde, wanderten die Gedanken durch Xells Kopf.

"Hallo Xell.", hörte er eine ihm nur zu bekannte Stimme.

Als er aufsah, erkannte er Shou, Stellvertretende Direktorin und seine Freundin.

Jedenfalls Inoffiziell.

"Wie geht's dir?", fragte sie und beugte sich zu ihm herunter.

"Ich dreh hier noch durch.", meinte er und zeigte auf den Bildschirm des Laptops, "Ich weis einfach nicht, was ich schreiben soll."

Dann spürte er die Arme seinen Freundin, wie sie sich um ihn schlossen.

"Mach‘s dir doch ganz einfach", meinte sie fröhlich, "Leg doch einfach eine Kopie der Überwachungskamera dabei."

Er drehte seinen Kopf leicht und sah sie an.

"Daran hab ich ja noch gar nicht gedacht.", meinte er und küsste sie sacht.

Vorsichtig befreite er sich aus dem Umarmung seiner Freundin und stand vorsichtig auf.

Schon seit Stunden hatte er an diesem Bericht gesessen und nur eine Hand voll Seiten zustande gebracht. Aber auf ihre Idee, eine Kopie der Überwachungskamera aus der Trainingshalle zu nehmen, wäre er beim besten Willen nicht gekommen.

"Na ja, wusstest ja Bescheid, dass das mit den Kameras geht, nicht wahr?", meinte er und strahlet sie an.

"Ja ja, das gute alte Buch.", seufze sie geschlagen.

"Was du ja jetzt nicht mehr brauchst.", erwiderte er leise.

Schon merkte er wie ein leichter Rotschimmer sich auf ihrem Gesicht ausbreitete.

"Hätte ich es damals nicht gehabt, wären wir nicht wo wir sind.", sagte sie leise lächelnd.

"Aber ich wünschte mir, dass wir uns nicht verstecken müssten.", erwiderte er niedergeschlagen.

Shou nickte nur.

Es war für ein Problem gewesen. Wäre es bekannt geworden, hätten ihr Neider einen Strick draus drehen können. Etwas wie eine Affäre mit einem Anwärter. Aber ob es jetzt noch Probleme geben würde, war unklar. Von daher hielt sie es für besser, die Beziehung noch geheim zu halten.

"Mir gefällt das auch nicht.", meinte sie niedergeschlagen und wandte sich zum gehen.

"Wollen wir heute Abend essen gehen?", fragte Xell spontan, "Das Restaurant in der Stadt soll ganz gut sein, wie ich mir hab sagen lassen."

Zuerst sah sie ihn unschlüssig an, doch dann nickte sie.

"OK, dann hol ich dich heute Abend ab.", meinte er grinsend.

Sie lächelte ihn an und im nächsten Moment war sie verschwunden.

Seufzend nahm Xell wieder Platz. Mit einem Grinsen auf den Lippen musste er an den einen bestimmten Abend denken.
 

Gerade hatte er aus Neugierde das Buch aufgeschlagen, als ihn schon Zeitungsausschnitte und Bilder von ihm ansprangen. Am Anfang dachte er sich nichts böses, bis er vor Neugierde beflügelt weiterblätterte. Bis er zu den Seiten kamen, die ihn unter der Dusche zeigten.

Für einen kurzen Augenblick traf ihn das Entsetzen.

Shou, die Stellvertretende Direktorin eine Spannerin.

Er würde sie zur Rede stellen, sagte er sich damals. Und mit den Beweisen, dem Buch in der Hand, machte er sich zu ihr auf.

Da sie ihr Quartier im Balamb-Garden bezogen hatte, war der hinweg auch nicht das Problem.

Vor ihrer Tür räusperte er sich noch ein letztes Mal und klopfte an.

Nur einen Moment später öffnete eine verwunderte Shou die Tür.

"Kann ich noch etwas für dich tun?", fragte sie vorsichtig.

Ein Grinsen huschte über Xells Gesicht, bevor er das Buch hob.

Sofort schoss ihr die röte ins Gesicht.

"Ich wollte dir nur dein Buch weidergeben.", meinte er locker.

Noch einen Moment starrte sie ihn ungläubig an, bevor sich langsam die Hand nach dem Buch ausstreckte.

"Danke.", meinte sie leise.

"Aber eine Frage hab ich noch", meinte Xell, als sie es in der Hand hielt, "Warum hast du das Buch überhaupt gemacht?"

Entsetzen spiegelte sich in ihrem Gesicht.

"Du hast hineingesehen?"

"Jupp.", meinte er kurz und sachlich.

Sie erstarrte und schluckte schwer.

Die Sekunden zogen sich in die Länge. Und nach einen scheinbar halben Ewigkeit senkte sie den Blick.

"Na ja", begann sie zögerlich, "es hat schon angefangen, als du noch dein Ausbilder war. Du bist mir sofort ins Auge gefallen. Und die Zeit die ich als dein Ausbilder verbrachte, machten es auch nicht einfacher."

"Schon seit damals?", fragte Xell überrascht.

Sie nickte knapp.

"Aber damals hätte es nur Probleme gegeben. Ein Verhältnis mit einem Anwärter hätten mich meinen Platz im Garden und überhaupt alles zerstören können."

"Und heute?", fragte Xell neugierig, "Ich mein, Heute bin ich selbst SEED. Warum hast du nicht was gesagt?"

"Was hätte ich den sagen sollen?", fragte sie hektisch, "Hey, Xell, ich mag dich. Willst du mein Freund sein?"

"Warum denn nicht?", antwortete er grinsend.

"Und was hättest du denn gesagt?"

"Ja.", entgegnete er ruhig.

Stille senkte sich über die beiden. Es dauerte fast eine halbe Minute bis sie seine Antwort verarbeitet hatte.

"Wie bitte?", fragte sie überrascht.

"Auf meine Briefe hast du ja damals nicht geantwortet.", meinte er ehrlich.

"Du?", meinte sie entsetzt, "Du hast mir diese Briefe geschrieben?"

"Du hast mich halt damals schon verzaubert.", meinte er mit einem Lächeln, "Und es hat sich bis heute nichts geändert."
 

Und seit diesem Abend waren sie zusammen. Xells grinsen wurde noch breiter, als er sich an die vergeblichen Versuche erinnerte, einen Liebesbrief zu schreiben.

Eine Antwort hatte er nie erhalten.

Aber zu Recht, dachte er sich. So schlecht konnte ja niemand schreiben.

Ein Blick auf die Uhr seines Laptops sagte ihm, dass er noch ein paar Stunden Zeit hatte. Mit ein paar tasten schickte er das Dokument an Squall. Wenn er noch fragen hätte, würde er sich schon melden, dachte Xell, schaltet das Gerät aus.

Ein paar Sachen hatte er noch zu erledigen, bevor er sich einen schönen Abend mit seiner Freundin machen konnte. Ein Besuch bei seiner Mutter, also Mama Dincht stand noch aus, ein paar Telefonate, dann hatte er auch diesen Tag geschafft.

Er hatte gerade den Garden verlassen und wollte in aller Ruhe nach Balamb schlendern.

Jedoch riss ihn ein Auto aus seiner Ruhe, als es neben ihm Anhielt. Er hatte nichts gegen die Technik, aber wenn man einen Moment seine Ruhe haben wollte...

"Hasenfuß!", hörte er den erfreuten Ausruf, "Können wir dich mitnehmen?"

Erstaunt blickte er an der weißhaarigen Beifahrerin vorbei und sah einen erfreuten Cifer.

"Auch schon Feierabend?", fragte er erstaunt, "Eure Arbeitszeiten möchte ich mal sehen."

"Kannst du gerne.", erwiderte der blonde SEED grinsend, "Also wie sieht's aus?"

"Wenn ich nicht störe?", fragte er und deutete dezent auf Fu-Jin.

"Störst nicht.", sagte sie mit einem Lächeln.

Xell zuckte nur mit den Schultern und öffnete die hintere Tür.

"Aber fahr nicht wieder wie ein Irrer.", meinte Xell grinsend, als er die Tür hinter sich schloss.

"Wenn's nur um dich ginge schon.", entgegnete Cifer.

Es hatte sich wirklich viel getan, seit damals, dachte Xell resignierend.

"Und was hast du heute noch so vor?", fragte Cifer ungewohnt neugierig.

"Abendessen mit meiner Freundin.", antwortete Xell freudig.

"Ach, seit wann will den Shou wieder mit dir Essen gehen?", harkte Cifer nach.

Er war einer der wenigen, der von ihrer Beziehung wusste.

Aber im Grunde hatte Xell nichts dagegen. Als er damals an den Garden zurückgekehrt war, hatte Xell alles Erdenkliche Unternommen, um ihn wieder zu entfernen. Aber er hatte sich geändert. Auf Sticheleien reagierte er kaum noch, Streit suchen war ebenfalls aus der Welt.

Und die Krönung war gewesen, als er sich bei Xell für alles entschuldigt hatte.

Damals hatte er die Welt nicht mehr verstanden und sogar an seiner eigenen Psyche gezweifelt.

"Ist schon eine Weile her, wo wir das letzte Mal zu zweit was unternommen haben.", entgegnete Xell reumütig.

Er hätte lieber viel öfters etwas mit ihr unternommen. Aber sie hat oftmals abgelehnt.

"Wollt ihr es endlich bekannt geben?", fragte Fu neugierig.

"Ich schon, aber wie es Shou sieht, keine Ahnung. Sie wechselt oft das Thema wenn wir an dieser Stelle angekommen sind."

"Sie hat Angst um ihre Stelle, und das ist verständlich. Es könnte noch immer jemand versuchen ihr einen Strick zu drehen, aber dafür bräuchte er Beweise.", erklärte Fu in ihrer ruhigen Art.

Sie war das ganze Gegenteil von Cifer. Aber wie heißt es nicht so schön? Gegensätze ziehen sich an? Aber mit Shou und ihm war es ja nichts anderes.

"Und wenn schon? Squall würde sie doch nicht rausschmeißen.", antwortete Xell ruhig, "Er weis es eh schon."

"Und woher?", fragte Cifer neugierig.

Davon das er mit Schrittgeschwindigkeit über die Straße Schlich, schien er ganz nichts mitzubekommen.

"Er hat es selber rausbekommen. Scheint uns mal gesehen zu haben.", meinte Xell ruhig.

Mit einem Grinsen wand sich Cifer zu seiner Freundin.

"Hast du's gehört? Mal?", fragte er sie amüsiert.

"Ja, scheint das nicht nur Rai so eine Macke hat.", entgegnete sie fröhlich.

"Danke.", meinte Xell ein wenig angesäuert.

"Aber wenn Squall es weis, ist Shou sicher.", sagte Cifer in ruhigem Ton, "Auch wenn es oft nicht so aussieht, hat er doch mehr Herz als man glaubt."

Oh ja, dachte Xell und erinnerte sich mit einem Schaudern an die beiden Streithähne. Am liebsten wollten sie sich immer die Schädel einschlagen. Aber nachdem Cifer zum Garden zurückgekehrt war, wurden die beiden sogar Freunde. Anfangs hatte Xell es auf irgendeinen Schaden aus der Kompresse gehalten, aber nach und nach wurden auch Cifer und er Freunde. Die Sticheleien und Beleidigungen blieben zwar, aber auf einer anderen Ebene.

"Na dann.", meinte Xell mit einem Lächeln, "Vielleicht lässt sie sich endlich überzeugen."

Erst als der Wagen hielt, bemerkte er dass die in Balamb angekommen waren.

"Viel Erfolg heute Abend.", meinte Xell zu den Beiden nachdem er den Wagen verlassen habe.

"Werden wir haben.", gab Cifer mit einem süffisanten Grinsen zurück.

Xell klopfte noch einem auf das Dach des Wagens, bevor er sich abwand.

Nach einem kurzen Fußmarsch stand er auch schon vor der Tür seiner Adoptivmutter.

Er öffnete die Tür ohne Vorwarnung und ein.

"Bin wieder da!", rief er in die kleine Wohnung.

"Xell?", hörte er die Stimme von Mama Dincht und kurz darauf erschien sie im Türrahmen des Wohnzimmers.

"Du warst ja schon lange nicht mehr da!", rief sie freudig und fiel ihm um den Hals, "Geht's dir gut? Was hast du die ganze Zeit gemacht?"

"Mir geht's super, Mama. Ich hatte im Garden alle Hände voll zu Tun. Es geht ja auf die SEED-Prüfungen zu.", versuchte er sich zu entschuldigen.

"Immer diese Ausreden", meinte sie und sah ihn eine Sekunde beleidigt an, bevor sich ihre Züge aufhellten, "Und ich hatte schon Gedacht, dass du deine alte Mutter vergessen hättest."

"Was redest du denn da? Siehst doch immer noch blendend aus.", entgegnete er mit seinem typischen, breiten Grinsen.

"Alter Schleimer.", meinte sie erfreut.

"Immer."

"Und wie läuft es mit Shou?", erkundigte sie sich neugierig.

"Wir gehen heute Abend essen.", berichtete er fröhlich.

"Hast du denn auch was Passendes zum anziehen?", fragte Mama Dicht neugierig.

"Kennst mich doch.", erwiderte Xell fröhlich.

"Deswegen frag ich ja.", meinte sie nüchtern und verschwand wieder im Wohnzimmer.

"Ich hol dir nur schnell was Passendes."

Es dauerte nur einen Augenblick, bis sie wieder bei ihm war. Sie wusste immer wo was lag. Auch wenn jemand anders aufgeräumt hatte. Es war wie ein sechster Sinn, wie sie selbst einmal gesagt hatte.

Dann reichte sie ihm eine blaue Kleidertasche.

"Aber pass drauf auf. Wenn es dreckig wird, bezahlst du die Reinigung.", meinte sie scherzend.

"Ich pass schon drauf auf.", erwiderte er mit einem Lächeln.

"Dann will ich dir mal glauben.", meinte sie und umarmte ihn noch einmal, "Aber meld dich öfter, ja? Ich mach mir immer Sorgen, nicht dass dir was passiert ist."

"Versprochen.", meinte Xell und hob die Hände.

"Viel Spaß, mein Kleiner.", meinte sie erleichtert.

"Dir auch, Mama.", entgegnete er.

Mama Dicht, wie sie von jedem hier genannt wurde, hatte ihn damals aus Edea's Waisenhaus geholt. Aber es störte ihn nicht im Geringsten. Als er sein sechzehnten Geburtstag feierte, beichtete sie ihm, dass sie nicht seine Mutter war. Aber es war ihm egal. Diese Freu, seine Mama, hatte ihn aufgezogen, wie ihr eigenes Kind. Auch wenn er irgendwann einmal seine Richtige Mutter treffen sollte, würde sie doch immer seine Mama bleiben. Es war kein Versprechen, was er ihr gab. Er wusste einfach, dass es so war.

Nachdem er sein Versprechen, sie öfter zu besuchen, noch mal wiederholt hatte, machte er sich auf den Weg. Ein paar Wege hatte er noch zu erledigen.
 

Xell fühlte sich komisch, als er vor Shou's Tür stand. Er hatte sich im Spiegel selbst nicht erkannt. Sogar seine geliebten Handschuhe hatte er zuhause gelassen. Und er musste zugeben, dass er sich ohne sie irgendwie Nackt fühlte.

Als er die Hand hob, um anzuklopfen spürte er erneut seine Nervosität. Man konnte ihn vor jedes Monster und jede Aufgabe setzen, alles bewältigte er. Aber bei seiner Freundin anzuklopfen machte ihn nervös.

Drei Mal klopfte er an, sah noch einmal an sich herunter, ob auch alles an seinem Platz war.

Soweit er sehen konnte, passte alles.

Dann öffnete sich quälend langsam die Tür. Er konnte erst nur ihren Kopf sehen, aber das verschlug ihm schon die Sprache. Die Haare trug sie offen. Nur ein Hauch von Make-up bedeckte ihr Gesicht. Aber was ihm mehr als das sie Sprache verschlag waren ihre Lippen, welche sie mit einem sanften Rot betont hatte.

Aber auch sie schaute nicht schlecht. Xell im Smoking war auch nichts Alltägliches.

"Entschuldige.", meinte Xell, als er sich wieder gefangen hatte, "Bin ich zu früh gekommen?"

Ihre Lippen verzogen sich zu einem amüsiertem Lächeln.

"Nein, genau richtig.", meinte sie und trat hinter der Tür vor.

Das schlichte, schwarze Kleid was sie trug, konnte man als mit "Perfekt" bezeichnen.

Alles andere hätte unpassend an ihr gewirkt.

"Wollen wir los?", fragte sie und trat aus ihrem Quartier.

"Einen Moment noch.", meinte er aufgeregt.

Sie sah ihn verwundert an. Er machte einen vorsichtigen Schritt nach vorne, legte seine Hand behutsam an ihre Wange und küsste sacht.

"Hab heute Mittag keinen Abschiedskuss von dir bekommen.", meinte er fröhlich auf ihren fragenden Blick.

Sie lächelte nur und hakte sich bei Xell ein. Zusammen schritten sie durch den Rundgang des Garden. Um diese Uhrzeit waren nur noch wenige Leute unterwegs. Und die waren mit ihren eigenen Angelegenheiten mehr als beschäftigt.

Ungestört verließen sie den Garden und stiegen in das, vor dem Tor geparkte, Auto ein.

Xell ließ sich alle Zeit der Welt. Dieser Abend sollte wieder einmal etwas besonderes sein.

"Was hast du alles geplant?", fragte Shou und sah ihren Freund neugierig an.

"Nichts besonderes.", erwiderte er ehrlich, "Denn mit dir essen zu gehen ist jedes Mal etwas ganz besonderes."

Mit Freude bemerkte er ihr Lächeln und die leichte röte in ihrem Gesicht.

"Ich hoffe wir bekommen auch noch einen Platz.", bemerkte sie leise.

"Hab Reserviert."

"Hast ja dieses Mal an alles Gedacht.", sagte sie stolz.

Das stimmte auch, hoffte Xell jedenfalls. Immer hatte er irgendetwas vergessen.

Langsam fuhr er durch die ruhige Stadt. Die meisten Leute waren schon im Bett und ruhten sich für den morgigen Tag aus.

Xell parkte den Wagen am Hafen und zu Fuß liefen sie das kurze Stück zum Restaurant.

"Ich hab schon von dem Laden gehört. Soll ganz gut sein.", meinte sie und zeigte auf das Namensschild.

Dort war deutlich "Zum kleinen Grünen" zu lesen.

Xell ging vor und hielt ihr die Tür auf. Der Laden war voll. Nur eine Handvoll Tische waren noch frei.

"Guten Abend.", meinte ein Mann im Anzug.

Er war sofort zu ihnen gekommen, als sie das Lokal betreten hatten.

"Wir haben reserviert. Dincht.", meinte Xell höflich.

Der Mann dachte nur eine Sekunde nach, dann brachte er sie ohne Umwege zu dem reservierten Tisch. Im nächsten Moment reichte er ihnen die Karten und zündete die weißen Kerzen auf dem Tisch an.

"Ganz schön teurer.", meinte Shou seufzend, als sie die Karte studierte.

"Für dich ist mir nichts zu teuer.", meinte Xell und lächelte sie an.

Zusammen studierten sie die Karte.

Kurze Zeit später hatte eine Oberin auch schon die Bestellung aufgenommen und war wieder davon gerauscht um die Getränke zu holen.

"Hast du mal drüber nachgedacht?", fragte Xell vorsichtig.

"Ja, aber ich weis nicht, was besser wäre.", antwortete sie leise.

"Was möchtest du?", fragte erneut.

"Mich nicht mehr verstecken müssen.", antwortete sie offen.

"Dann verstecken wir uns auch nicht mehr."

"Wenn aber dann ein anderer was sagt..."

"Ramm ich ihn ungespitzt in den Boden.", fiel ihr Xell ins Wort, "Aber lass uns den Abend genießen und nicht mit düsteren Gedanken beginnen."

"Du hast recht.", meinte sie und entspannte sich.

Die Kellnerin wirbelte durch das Lokal, bis sie endlich an dem Tisch angekommen war.

Xell musste zugeben, dass es richtig gut war. Seine Hotdogs waren im Vergleich dazu nichts. Aber auch Shou war angenehm überrascht. Das Essen war seinen Preis wirklich wert. Auch der Wein war nicht zu verachten, da er die Stimmung auflockerte.

"Das Restaurant ist einfach nur spitze.", meinte Xell begeistert.

Shou lächelte zur Bestätigung.

Sie scherzten und genossen die gemeinsame Zeit. Es war eh selten genug, dass sie einfach nur mal unter sich waren. Die anderen Leute ignorierten sie so gut es ging. Es war ein schöner Abend.

Bis die Türen aufgestoßen wurden.

"Na, Alter, Mit welchen Versprechungen hast du denn diesen Scheiß Laden gefüllt?", hörte Xell die Stimme eines jungen Mannes.

Als Xell sich umdrehte erkannte er den jungen Mann. Es war der Sohn der Nachbarin der Dinchts.

"Bitte verlassen sie das Lokal und lassen sie die Gäste in Ruhe.", hörte er der Anzugträger, scheinbar der Betreiber des Restaurants.

"Ach und wenn nicht?", fragte der Junge und seine Freunde stellten sich neben ihnen auf, scheinbar um bedrohlicher zu wirken.

"Weil wir sie dann auf eine unschöne Art aus dem Lokal entfernen müssten.", antwortete einer der Gäste und stand auf.

Erst jetzt sah Xell die Verzierungen auf dem Jackett, die ihn als SEED auswiesen.

Nach und nach standen die Gäste auf. Jeder der Anwesenden trug die Verzierungen.

Schlagartig wurde Xell klar was das hieß.

Das ganze Lokal war mit SEEDs gefüllt. Und das bedeutete Ärger für die Jugendlichen.

Auch sie hatten die Situation erkannt und verließen hastig das Lokal.

"So viele SEEDs.", staunte Shou ungläubig.

Sie sah sich vorsichtig um. Sie hatte Angst, das wusste Xell.

"Guten Abend.", hörte Xell eine nur zu bekannte Stimme vom Nebentisch.

Langsam drehte er den Kopf und merkte noch wie seine Kinnlade nach unten fuhr.

"Squall.", meinte Shou entsetzt.

"Das ihr mich auch mal bemerkt, ist ja ein Wunder.", meinte er ruhig, beinahe kalt.

Shou wirkte wie versteinert. Xell konnte spüren, wie ihr Mut und ihre Zuversicht verschwanden.

"Hast du das hier eingefädelt?", fragte Xell als er sich wieder gefasst hatte.

"Die SEEDs?", fragt der Braunhaarige, "Ja, das war ich. Der Betreiber wusste nicht mehr weiter und hat um Hilfe gebeten."

"Und wie will er das Finanzieren?", erkundigte sich Xell neugierig.

Mit einem Auge betrachtete er immer noch Shou. Hoffte sein Ablenkungsmanöver würde Erfolg zeigen. Aber das tat es nicht.

"SEEDs bekommen Sonderpreise.", meinte Squall ohne einen Muskel im Gesicht zu verziehen.

Eisiges Schweigen breitete sich über den Dreien aus. Dann wandte sich Squall an Shou.

"Shou, du siehst echt nicht gut aus.", meinte er ruhig und sachlich.

"Es ist nichts.", murmelte sie.

"Damit du Bescheid weist", begann Squall und trank einen Schluck, "Ich weis, dass ihr zusammen seid."

Schlagartig hob sich ihr Kopf und sie sah ihren Vorgesetzten schockiert an.

Ohne sie anzusehen fuhr er fort.

"Und ich weis auch, dass es deswegen keine Komplikationen, Beschwerden oder sonstigen Zwischenfälle geben wird."

"Und woher?", fragte sie vorsichtig.

Er sah sie an, Eiskalt und ruhig, wie ein Eisberg.

"Weil diese Schreiben niemals meinen Schreibtisch erreichen werden.", erklärte er und ein Anflug eines Lächelns breitete sich auf seinem Gesicht aus, "Des weiteren habe ich keine Lust mir einen neuen Stellvertreter anzulernen."

Xell hatte geglaubt Squall zu kennen. Niemals eine Regel verletzend und alles immer ordentlich.

"Ihr seid zusammen", begann er in einem warmen Tonfall, "Na und? Ich bin mit einer Hexe zusammen. Was sollen denn die Leute da sagen?"

"Aber...", begann Shou, wurde aber mit einer Handbewegung von Squall unterbrochen.

"Du glaubst nicht, wie viele Ausbilder- und Anwärter-Pärchen es in Balamb gibt. Genauso wie bei den SEEDs. Solange es keine Vorteile für diese Personen gibt, sehe ich keinen Grund so etwas zu unterbinden.", erklärte er Shou langsam.

Dann bezahlte er seine Rechnung und Stand auf.

"Ihr werdet mich entschuldigen müssen, mein Date erwartet mich.", meinte er lächelnd.

"Date?", fragte Xell ungläubig.

Er würde doch Rinoa nicht betrügen, oder?

"Meine Hexe erwartet mich. Ich wollte hier nur mal nach dem Rechten sehen, aber dann seid ihr aufgetaucht.", meinte er und wandte sich zum gehen.

"Dann lass sie nicht warten.", sagte Shou, die scheinbar wieder die Alte geworden war.

"Bevor ich es vergesse: Kein Versteckspielen mehr.", meinte Squall und in dem Tonfall hörte es sich nicht nach dem Direktor an, sondern nach einem verständnisvollen Vater.

"Kein Verstecken mehr.", bestätigten Xell und Shou mehr als erleichtert.

"Schönen Abend noch.", meinte Squall und verließ das Lokal.

Erleichtert atmete Shou aus und sah ihren Freund an.

"Da das auch endlich geklärt ist, habe ich Moment nur noch eins zu tun.", meinte Xell ernst.

Shou sah ihn verwundert an.

Schon im nächsten Augenblick hatte er sich vorgebeugt und sie geküsst. Ein Johlen ging durch das ganze Lokal und hab Xell das Gefühl in einer seiner Klassen zu sitzen.

"Shou?", fragte er und sah ihr in die Augen, "Ich liebe dich."

Träume und Folgen

"Es ist einfach unglaublich, was sie geleistet haben.", meinte Rinoa und lag den Bericht von Xell beiseite.

Die Aufnahmen der Überwachungskamera hatte sie schon zusammen mit Squall angesehen.

"Wenn ich bedenke wie er noch vor ein paar Wochen war.", meinte sie und erinnerte sich an den Tag des Turniers zurück.

Wie sie das kleine Häufchen Elend gefunden und aufgemuntert hatte.

"Ja, seit diesem Tag hat er sich wirklich gemausert.", meinte Squall mit einem Lächeln.

"Der Pokal scheint ihm richtig wachgemacht zu haben."

"Oder eher dein Kuss.", grinste Squall seine Verlobte an.

Sie zuckte nur mit den Schultern.

In ihren Augen war er schon lange nicht mehr der Anwärter. Sie hatte gesehen, zu welchen extremen Leistungen er fähig war. Manchmal war er schon stärker als ein SEED.

"Aber ich muss noch mal mit Ash sprechen.", meinte Squall mit einem ernsteren Ton, "Einige Aktionen waren sogar mir neu. Und in Xells Bericht steht auch nichts darüber."

"Mach das.", sagte Rinoa und lächelte ihren Verlobten an, "Und sag ihm noch mal Danke von mir."
 

Es war heiß, viel zu heiß. Die Luft war schwer und kratze in seinem Hals.

Mehr als Einmal musste Ash husten, bevor er wieder normal Luft bekam.

Ein Schreck durchfuhr ihn.

Er stand in Timber. Viele der Häuser waren nur noch rauchende Trümmerhaufen.

Schreie.

Sofort erkannte er die Stimme seiner Eltern und rannte los.

Aber es kam ihm so vor, als würde der Weg niemals Enden.

Dann kam die Abzweigung, die zu seinem Haus führte.

Ein panischer Schrei.

Noch einmal zog Ash das Tempo an. Er musste sich beeilen. Er musste versuchen seine Eltern zu retten.

Endlich kam das Haus in Sichtweite. Ein Hoffnungsschimmer funkte kurz auf, nur für eine Sekunde.

In der Nächsten stürzte das Dach ein und die Geräusche starben. Nur noch das Knistern des Feuers war zu hören.

Ash schrie.

Seine ganze Wut und seine Angst fanden den Weg durch seine Kehle hinaus.

Tränen brannten in seinen Augen und raubten ihm die Sicht. Er sackte auf die Knie und schlug ein ums andere Mal auf den Boden.

Er hatte diesen Traum schon so oft gehabt. Schon so oft hatte er seine Eltern nicht retten können. Auch wenn er damals nicht hätte unternehmen können, änderte sich nichts an der Schuld, die er sich gab.

Als nächstes würde sein Bruder mit ihm zusammen herausrennen.

Blake würde ihn durch die Tür stoßen und verschüttet werden.

Es war immer wieder dasselbe.

Immer und Immer wieder.

Er sah auf, bereit sich den Qualen zu stellen und erstarrte.

Nicht er und sein Bruder standen in dem Rauchenden Eingang.

Rote Augen sahen ihn hilfesuchend an.

Er schrie ihren Namen, begann zu rennen, aber er bewegte sich keinen Millimeter.

Plötzlich erhob sich aus dem Rauch die Silhouette des Monsters von damals.

Der Körper des Behemot war nicht Lila, sondern Pechschwarz.

Den Kopf in den tiefhängenden Rauchwolken sah er den Jungen an.

Glühende, rote Augen starrten ihn an und ein Grinsen aus Reiszähnen, dass sich von einer Hälfte des Gesichtes zur anderen zog.

Die Bestie lachte schrill, beinahe Wahnsinnig.

"Ash, hilf mir.", konnte er Vines flehende Stimme hören.

Doch schon im nächsten Moment raste die Pranke des Monsters herunter und zertrümmerte das Dach.
 

Ash riss die Augen auf und rang nach Luft.

Noch immer hatte er den bissigen Rauchgeschmack im Mund und auch seine Umgebung fühlte sich viel zu heiß an.

Er atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen.

Dann erst glitt sein Blick zur Seite.

Und schon war es mit der gerade gewonnenen Ruhe vorbei, als er die schlafende Vine sah.

Angst schnürte ihm die Kehle zu.

"Soweit darf es nie kommen.", flüsterte er ohne die Augen von ihr zu nehmen.

Sie dürfte nicht in seiner Nähe sein.

Er könnte niemanden beschützen. Weder seine Eltern, noch seinen Bruder.

Zu der Angst mischte sich Verzweiflung.

Dieses Mädchen war ihm in der kurzen Zeit so wichtig geworden.

Wichtiger als alles andere, musste er sich eingestehen.

Vorsichtig rückte er sie ein Stück zur Seite, dass sie ganz an dem Baum lehnte, dann stand er auf.

Noch einmal sah er sie an und wünschte sich stärker zu sein, bevor er sich auf den Weg machte.

Er hatte erst ein paar Meter hinter sich gebracht, als er ihre Stimme hinter sich hörte.

"Ash?", fragte sie verschlafen, "Wo willst du denn hin?"

"Einfach nur weg.", meinte er und hoffte, dass sie das zittern in seiner Stimme nicht hören würde.

"Was meinst du?", meinte sie mit unsicherer Stimme.

Er ballte seine Hände zu Fäusten, in der Hoffnung, dass es ihm helfen würde.

"Ich habe kein Interesse mehr an dir.", antwortete er kalt, "Du bist langweilig geworden."

Ohne auf eine Reaktion zu warten ging er weiter und legte einen Schritt zu.

Er schaltete einfach ab.

Erst als er in seinem Quartier war, schaltet sich sein Kopf wieder ein.

Seine Augen brannten und schon im nächsten Moment rannen Tränen über seine Wange.

Er hasste sich für seine Worte, für sein Verhalten ihr gegenüber.

Aber er fand das es besser war, sie so weit von sich wegzuhalten wie möglich.

Er fiel auf das Bett und lies seinem Kummer freien Lauf.
 

"Der Arme, jetzt will er nicht mehr.", meinte die kratzige Stimme und gespieltem Mitleid, "Und das alles nur wegen einem Traum."

"Hast du ihm diesen Traum geschickt?", fragte die andere Stimme wütend.

"Ich? Warum sollte ich? Dieser Traum entstand in seinem Innersten.", erklärte die kratzige Stimme emotionslos.

Der andere Sah zu Boden.

"Hast du Angst, dass er schon gebrochen ist?", erkundigte sich die Kratzige neugierig.

"Und wenn es so wäre?", erwiderte die andere gereizt.

"Weil ich weis, dass dieser Bengel dir am Herzen liegt, auch wenn ich nicht weis warum.", antwortete die kratzige Stimme, "Außerdem wäre es schade, wenn du unsere Aufgabe vergessen würdest."

"Ich weis, wie wichtig unsere Aufgabe ist.", entgegnete die andere Stimme trotzig, "Das musst du mir nicht ständig sagen."
 

Ash schrak zusammen, als es an seine Tür klopfte.

Vine, hallte es sofort in seinen Gedanken. Aber er wollte sie nicht sehen, und sie sollte ihn auch nicht so sehen.

"Verschwinde! Ich will dich nicht sehen.", rief er pampig.

"Ich will sie aber sehen, Herr Timber.", erklang die Stimme des Direktors auf der anderen Seite der Tür.

Fluchend sprang Ash auf und rieb sich seine Augen.

Das war das Letzte was er jetzt gebrauchen konnte. Hastig strich er seine Kleidung glatt und nahm Haltung an.
 

"Hoffentlich fühlt er sich nicht eingeschüchtert, wenn ich mitkomme.", meinte Rinoa während sie mit Squall im Aufzug Richtung Parterre fuhr.

"Bestimmt nicht. Er mag dich doch.", grinste Squall.

Sie lächelte ihn an und wusste das er Recht hatte. Auch wenn Squall in so manchen Dingen schwer von Begriff sein konnte, eines hatte er von Anfang an besessen: Menschenkenntnis.

Auch wenn er es meist nicht wahrhaben wollte.

"Du wirst schon erfahren, was du wissen willst.", erwiderte sie lächelnd, "Bei mir hat es doch auch geklappt."

Ein leichter Rotschimmer legte sich auf sein Gesicht und er nickte freudig.

Mit einem leisen läuten hielt der Fahrstuhl an und die Türen öffneten sich.

Da der Unterricht noch nicht vorbei war, war der Rundgang bis auf ein paar Anwärter und Ausbilder leer.

"Bibliothek oder Schulhof?", fragte Squall.

"Schulhof.", meinte sie lächelnd.

Langsam schlenderten sie durch den Rundgang.

"Kannst du dich noch an die Führung erinnern?", fragte Squall in Gedanken.

"Ja, kann ich.", meinte sie und kicherte, "So etwas Demotiviertes habe ich selten bei dir erlebt."

"Können wir ja nachholen."

Plötzlich blieb Rinoa stehen.

Ein Eiskalter Schauer glitt ihr über den Rücken. Es war ein zu bekanntes Gefühl.

Trauer.

"Geh schon mal vor, ich hab noch etwas zu erledigen.", meinte sie lächelnd.

"Aber lass mich nicht zu lange warten.", erwiderte der SEED, gab ihr einen flüchtigen Kuss und setzte seinen Weg fort.

Rinoa hingegen wandte sich zum Schulhof.

Langsam schritt sie durch die Tür und hielt nach der Person Ausschau.
 

"Wie kann ich ihnen helfen, Sir?", fragte Ash freundlich.

"Erst einmal, in dem du locker bleibst und den Sir weglässt. Wir sind hier nicht in der Öffentlichkeit wo man die Etikette waren muss.", entgegnete der Direktor freundlich, "Und ich bin hier um die ein paar Fragen zu stellen."

Ash sah ihn neugierig an und wartete.

Während Squall den Stuhl vom Schreibtisch zog, deutete er Ash sich hinzusetzen.

"Ich will hier kein Verhör führen, nur eine normale Unterhaltung.", erklärte er sanft.

"Bin ganz Ohr.", erwiderte Ash ruhiger.

Sein Direktor räusperte sich und schien nach den passenden Worten zu suchen.

"Es geht um die Übung heute.", begann er ruhig, "Es gibt ein paar Sachen, die sogar dein Ausbilder nicht beantworten konnte."

Ash nickte Langsam.

"Zum Ersten die Sache mit der Kraft, als du in die Halle zurück bist.", meinte Squall und musterte ihn.

Aber es war reine Neugierde die in seinem Blick lag.

"Normalerweise benutzen wir diese Technik als Vorbereitung für den "Burning Rave". Nur das ich die Kraft nicht in einem Schlag freigesetzt, sondern gezielt freigelassen habe.", erklärte er offen.

"Auch eine von Xells Trainingseinheiten?"

"Nein. Das war eher ein Hirngespinst von mir, Sam und Niko.", erklärte Ash, "Wir haben uns Gefragt, ob das möglich wäre. Wir haben es geübt. Und das Ergebnis haben sie heute gesehen."

Squall schwieg einen Moment und nickte dann anerkennend. Aber etwas anderes lag auch in seinem Blick.

Skepsis?

"Und die Krämpfe waren eine Nebenerscheinung, nehme ich an."

"Ja. Nach einer gewissen Zeit wird der Körper überbeansprucht."

Inzwischen hatte Squall den Stuhl herumgedreht, sodass er seine Arme auf der Rückenlehne ablegen konnte.

Das ließ seinen Direktor nicht mehr wie einen strengen Leiter einer Söldnerschule wirken, sondern wie einer der Anwärter.

"Und die Andere Technik?", fragte Squall und dachte einen Moment nach, "Kai?"

"Kai.", meinte Ash nachdenklich und fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.

Das in Worte zu fassen war Schwer.

"Ich weis nicht, wo ich das gelernt habe, ich konnte es Einfach.", meinte er ehrlich.

Der Direktor nickte verständnisvoll, überlegte noch einen Moment.

"Aber wie funktioniert sie?", fragte er schließlich.

Ash stütze den Kopf auf die Hände. Wie um alles in der Welt diese Technik funktionierte hatte er sich noch nie gefragt. Sicher war nur, dass sie ihm schon mehrfach den Hintern gerettet hatte.

Der Anwärter stand auf und ging in seinem Zimmer auf und ab. Er versuchte sich an jede Einzelheit zu erinnern. Nach ein paar Minuten ging er zu seinem Kleiderschrank.

"Beim Kai benutze ich auch die Energie des Gegners.", begann er langsam, "Ich versuche sie in eine bestimmte Region zu lenken. Dort sammle ich sie."

Während er sprach vollführte er die Bewegungen und nutzte den Schrank als Sparringspartner.

"Zuletzt entlade ich die Energie in Richtung des Gegners. Es ist wie als würde er von einer Schockwelle, oder so etwas, getroffen.", schloss er seine Erklärung und wandte sich wieder an den Direktor, "Wie damals mit Duran im Turnier."

"Wie groß ist die Fläche, von der du die Energie nimmst?", erkundigte sich Squall.

"Es kommt darauf an, wie ich es will. Je kleiner die Fläche ist, desto schneller kann ich sie sammeln.", erklärte er weiter.

Squall dachte nach.

Die Sekunden zogen sich in die Länge. Die Zeit schien stillzustehen.

Nach einer halben Ewigkeit nickte Squall.

"Gut, dass soll mir erst mal reichen.", meinte er zufrieden.

Aber anstatt sich zu verabschieden blieb er sitzen und wartete.

Unbehagen kroch langsam an Ash hoch. Irgendetwas stimmte nicht.

"Kann ich noch etwas für sie tun?", fragte er Vorsichtig.

"Setz dich.", meinte Squall kühl und deutet auf das Bett, "Da gibt es noch etwas, worüber wir reden müssen."

Gehorsam fügte sich Ash der Order seines Direktors.

"Worüber wollen sie mit mir reden?", fragte er vorsichtig.

"Darüber das du dich komisch benimmst.", begann er ruhig.

"Darüber möchte ich nicht reden, Sir. Es ist Privat.", versuchte er seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Dieses Mal seufzte Squall.

"Also ist etwas mit deiner Freundin.", schloss der Direktor.

"Wie kommen sie darauf?", fragte Ash entsetzt.

"An deiner Reaktion.", erwiderte er und lächelte Ash an.

Ash schwieg. Er hoffte damit nicht seine Seele vor seinem Direktor ausschütten zu müssen.

"Also habe ich Recht.", wiederholte Squall, "Habt ihr euch gestritten?"

Ash schwieg weiter.

"Auch wieder richtig.", meinte Squall als wartete er auf eine Reaktion.

Wieder breitete sich Schweigen aus. Unangenehmer als zuvor.

Mit einem Seufzen gab Ash auf.

"Ich hab ihr gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen soll. Wenn sie in meiner Nähe bleibt, ist sie nicht sicher.", brach es aus ihm hervor, "Ich will, dass sie in Sicherheit ist."

"Dann hast du genau das Gegenteil erreicht.", erwiderte Squall gelassen, "Denn da sie nicht mehr in deiner Nähe ist, kannst du sie auch nicht mehr beschützen, oder?"

"Verstehen sie nicht? Ich bin nicht stark genug sie zu beschützen!", blaffte Ash seinen Direktor an.

Aber anstatt ihn zu rügen, lächelte er nur. Dann begann er zu Lachen.

"Ich weis genau, was du meinst.", meinte er aufrichtig.

Ash sah ihn verwirrt an. Dieser Mann würde immer ein Rätsel für ihn sein.

"Mit Rinoa war es damals das Selbe. Ich habe mich auf den ersten Blick in sie verliebt, wollte sie aber nicht in meiner Nähe haben. Am Anfang wollte ich einfach zeigen, dass ich alleine zurechtkommen kann, aber dann wollte ich sie einfach nur von der Gefahr fernhalten.", erklärte der Direktor offen.

"Aber im Endeffekt war sie immer dann in Gefahr, wenn sie nicht bei mir war.", schloss Squall und sein Gesicht verdüsterte sich.

Ash glaubte zu wissen, wo seine Gedanken waren. Er konnte sich noch immer an die bewusstlose Rinoa erinnern, die in der Trainingshalle lag.

"Also, wenn du meine Meinung wissen willst.", sagte der Direx etwas freundlicher, "Behalt sie in deiner Nähe und beschütze sie."

"Ich bin aber nicht stark genug.", resignierte Ash seufzend.

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Als er aufsah, blickte er in ein paar braune, warme Augen. Irgendetwas an dieser Situation kam ihm extrem vertraut vor.

"Wenn du nicht stark genug bist, dann keiner.", meinte er und stand auf.

Langsam ging er zur Tür, blieb aber noch einmal stehen.

Schweigend wartete er noch einen Moment, bevor er die Tür öffnete.

"Sir?", fragte Ash, worauf sich Squall herumdrehte, "Vielen Dank."

Der Direktor erwiderte nichts sondern lächelte nur, bevor er das Quartier verlies.

Ash fühlte sich nach dem Gespräch nichts sonderlich wohl. Er musste einsehen, dass er sich falsch verhalten hatte. Seine Schultern sackten herab und er wollte weinen. Der Tag heute konnte er getrost streichen.

Aber er durfte sich nicht aufgeben. Sein Direktor hatte recht. Er konnte sie beschützen, wenn er wollte. Er war stark genug dafür.

Hoffte er jedenfalls...

Mit diesen Gedanken und der Sorge dämmerte es um ihn.

"Meinen sie das wirklich ernst?", fragte Vine die Weiße Hexe.

"Klar meine ich das so.", meinte sie fröhlich und gönnte sich noch einen Löffel von dem Eisbecher.

Rinoa hatte das kleine Bündel Elend im Schulhof gefunden. Sie war wirklich fertig mit den Nerven. Aber zum Glück hatte sie es geschafft der Austauschanwärterin wieder Mut zu machen.

"Ein musst du dir merken.", meinte sie und zeigte mit dem langen Löffel auf Vine, "Männer sind eine komische Spezies. Und ich rede aus Erfahrung, denn meiner ist ein Musterbeispiel."

Vine musste grinsen. Der Spruch hatte wirklich geholfen.

Insgeheim fragte sich Rinoa aber, was ihr Verlobter so lange machte. Sie spürte ihn immer noch in den Quartieren.

"Danke.", meinte Vine, nachdem der Becher leer war.

"Wofür? Für das Eis oder das Gespräch?", meinte die Hexe erfreut.

"Beides.", antwortete Vine strahlend, "Aber ich glaube, ich geh noch ein wenig schlafen. Der Tag war anstrengend."

"Schlaf dich mal richtig aus, dann sieht die ganze Welt wieder anders aus."

Vine schob den Stuhl zurück und bedankte sich noch einmal, bevor sie die Mensa verlies.

Rinoa fragte sich, was Ash geritten hatte, ihr so weh zu tun. Sie konnte nur hoffen, dass er wirklich ein wenig nach Squall kommen würde. Ansonsten hätte sie dem Mädchen ganz umsonst Mut gemacht.

Nachdenklich aß sie ihr Eis weiter und dachte an das Abenteuer, die sie damals unternommen hatte.
 

Squall hatte sich während dessen wieder an seinen Schreibtisch im Rektorenzimmer zurückgezogen und half Niida und Shou bei den verhassten Verwaltungsaufgaben.

Noch einen Stapel hatte er vor sich, dann konnte er endlich ruhigen Gewissens nach Hause gehen und Urlaub machen.

Bis Freitag, wo die praktischen Prüfungen angesetzt waren.

Das wird wieder eine Tortur werden, dachte er und wünschte sich diese unangenehme Aufgabe an einen anderen abzugeben. Aber es half alles nichts. Er hatte sich nun einmal breitschlagen lassen, den Garden zu leiten.

Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Urlaubsgedanken.

Er sah auch und bat den Besucher herein.

Seine Züge hellten sich auf als Cifer das Büro betrat. Seine Anwesenheit war ihm immer willkommen, da sie sich doch in so vielen Sachen bestens verstanden.

"Komm und setzt sich.", meinte Squall gut gelaunt zu seinem Freund.

Und ohne Umschweife folgte Cifer der Bitte.

"Was kann ich für dich tun?", fragte Squall erwartungsvoll, doch Cifer schwieg erst einen Moment.

"Ich bräuchte mal ein paar freie Tage.", sagte er schließlich.

Squall sah ihn fragend an. Wenn Cifer mal Urlaub beantragte, musste wirklich etwas Schlimmes passiert sein.

"Was ist los? Ist doch sonst nicht deine Art.", fragte Squall verwundert.

"Ich wollte einfach mal wieder Mama besuchen gehen.", erklärte Cifer ruhig, "Ich hatte ihr versprochen sie alle paar Monate zu besuchen."

Cifer hing mehr als alle anderen an ihrer Adoptivmutter. Vielleicht wegen der Erklärungen, die Edea ihrem ehemaligen Hexenritter mitteilte. Vielleicht aber auch nur, weil er kaum Freunde hatte.

"Klar, kein Problem.", meinte Squall und tippte auf seinem Computer herum.

"Kann ich Fou mitnehmen?", fragte Cifer leise.

Squall sah ihn aus dem Augenwinkel an. Also hatte er endlich vor, sie Edea vorzustellen.

"Warum nicht.", meinte Squall nach einer unnötigen Denkpause.

Cifers Züge hellten sich schlagartig auf.

"Aber ich brauche euch bis Freitag Vormittag wieder hier.", setzte der Direktor hinterher, "Wenn die ganzen Ausbilder bei den Prüfungen sind, brauch ich jemanden der die Lage unter Kontrolle hat."

"Kein Problem! Wir können ja heute Abend noch mit dem Schiff zum Kap fahren.", gab Cifer freudig zurück.

Squall hingegen sah ihn skeptisch an.

"Daraus wird nichts. Die ganzen Bote sind in der Wartung, da wir sie für die Prüfung brauchen.", meinte er ernst und Cifers Stimmung sackte in den Keller.

"Aber darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen.", setzte er noch hinzu und kramte in seinem Schreibtisch.

Cifer schwieg und beobachtete seinen Vorgesetzten interessiert. Normalerweise war der Schreibtisch ordentlich und aufgeräumt. Alles war an seinem Platz.

Mit einem Ruck setzte er sich wieder auf und hielt ihm freudig einen kleinen Schlüssel entgegen.

"Über die Luftlinie geht's schneller.", meinte er nur, während er den Schlüssel weiterreichte.

Im Ersten Moment überlegte er, für was der Schlüssel war. Die Erkenntnis traf ihn wie einen Schlag.

"Echt?", fragte er ungläubig.

"Echt.", meinte Squall grinsend.

Cifer sprang auf und stürmte schnellen Schrittes in Richtung Tür.

"Aber mach keine Kratzer rein und flieg Ordentlich! Sonst stell ich dir die Lackierung in Rechnung.", rief Squall dem blonden SEED nach.
 

Als Ash die Augen öffnete erkannte er die zu vertraute Umgebung.

Flammen und Hitze zwischen Rauch und Trümmern. Der Weg lag genau vor ihm. Ohne nachzudenken rannte er los. Er konnte nichts ändern, dass wusste er genau.

Wieder ertönten die Schreie und erfolgte ihrem Ruf. Meter um Meter schrumpfte die Distanz. Die Straßenecke war schon zu sehen. Hastig bog er ab und konnte wieder auf das Haus sehen.

Die Schreie verstummten und das Dach stürzte ein.

So wie immer, hallte es in Ash Gedanken.

Aber anstatt sich seiner Trauer zu ergeben rannte er auf das brennende Gebäude zu.

Es war egal, wer als nächstes in der Tür stehen würde. Er würde nie wieder warten.

Dann erschien Vine und sah ihn ängstlich an.

"Ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas passiert!", schrie er dem Behemot entgegen.

Er strengte sich an, noch schneller zu laufen. Langsam schwindete die Distanz.

"Wenn du nicht stark genug bist, dann keiner.", halten die Worte im Raum wieder.

Die Hälfte der Strecke hatte er schon geschafft, aber der Weg war noch zu weit.

"Vine, komm her!", rief er dem Traumgebilde zu.

Sie bewegte sich, schien aber von einer unsichtbaren Wand aufgehalten zu werden.

Aus dem Rauch, der hinter ihr aus dem Gebäude drang, schälte sich eine zweite Gestalt.

Sie legte die Hände um ihre Schultern und gab ihr einen Schubs. Die taumelte durch das unsichtbare Hindernis und lag plötzlich in seinen Armen.

Ungläubig starrte er auf das Gebäude.

Die Person in der Tür kam ihm erschreckend bekannt vor. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, um sie einordnen zu können.

Dann erschien der Behemot hinter dem Gebäude. Er hob die Pranke und lies sie auf das Gebäude niedersausen. Das Dach gab krachend nach und die Woge riss den Rauch beiseite.

Erstaunt betrachtete er die Person in der Tür.

Und sah in sein eigenes Gesicht.

Elternglück

Wunschkappi für DeliaMay
 

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Cifer war mehr als Überrascht von Squall.

Der Schlüssel den ihr ihm gegeben hatte war für seine Ragnarok.

Es war ein Geschenk von Esthar-Präsident Laguna Loire persönlich. Normalerweise gab er die Schlüssel niemals aus der Hand. Und normalerweise benutzte er das Schiff auch nie. Zu Auffällig, hatte er einmal gesagt.

Aber er wollte sich nicht beschweren. Mit dem Schiff hätte es zu lange gedauert und wäre auch zu Umständlich.

Mit einem freudigen Grinsen fuhr er mit dem Aufzug in den Keller, wo der Ordnungsdienst sein neues Quartier aufgeschlagen hatte. Die Hülle des Schumi-Angehörigen Norg, der den Garden finanziert hatte war schon lange in seine Heimat verschifft worden. Somit hatten sie hier unten genug Platz.

"Morgen, Sir!", grüßte ihn ein neues Mitglied des Ordnungsdienstes als sich die Fahrstuhltüren öffneten.

"Morgen.", erwiderte Cifer und sah sich suchend in der geräumigen Halle um.

"Ist Fu-Jin auch da?", erkundigte er sich bei dem Neuen.

"Ja, hinten bei den Monitoren.", kam die prompte Antwort.

Zum Abschied nickte er ihm nur zu.

Schon vom Fahrstuhl aus waren die Monitore zu sehen. Sie waren mit Überwachungskameras überall auf dem Garden Verbunden und sind die Augen und Ohren des Ordnungsdienstes.

"Morgen, Cifer, was liegt mal an?", meinte ein großer, braungebrannter Mann, als Cifer näher kam.

"Urlaub liegt mal an.", erwiderte Cifer im selben Tonfall und imitierte seinen Gegenüber, "Und das nicht alleine."

Rai-Jin nickte anerkennend den Kopf.

"Hast du dir auch mal verdient.", meinte er nur, bevor er sich wieder auf die Überwachung konzentrierte.

Schon nach der Hälfte des Weges hatte er die weißen Haare seiner Freundin gesehen.

Lässig schlenderte er zu ihr herüber und stellte sich neben ihren Stuhl. Sein Blick wanderte über die Monitore, aber das war schon Routine.

"Hallo, Süße.", meinte er und beugte sich zu ihr herunter.

Fu-Jin blickte zu ihm auf. Es war noch immer ungewohnt für ihn, sie so zu nennen. Die Beziehung war kein Geheimnis, nicht so wie es bei Xell und Shou solange der Fall gewesen war.

"Hi, Süßer.", erwiderte sie und lächelte ihn an.

"Sag mal, wie lange brauchst du um Koffer zu packen?", fragte er spontan und merkte, wie sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit machte.

"Nicht lange, warum?", fragte sie und sah ihn verwundert an.

"Weil wir seit zehn Minuten Urlaub haben, für zwei Tage.", antwortete er und merkte wie sein Grinsen noch breiter wurde.

Fassungslos sah sie ihn an.

"Wie hat dir Squall so schnell Urlaub gegeben?", fragte sie neugierig.

"Hab ein bisschen auf die Tränendrüse gedrückt.", meinte er.

"Bitte Squall, Ich fleh dich an, nur einen Tag Urlaub.", spielte er übertrieben, "Bitte! Wie oft habe ich schon Urlaub beantragt? Noch kein Mal, oder? Also hab wenigstens einmal in deinem Leben ein Herz."

Fu-Jin begann zu Lachen. Wie er es liebte, wenn sie glücklich war.

"Das hab ich gehört, Cifer!", drang Squalls Stimme aus der Sprechanlage.

Cifer spürte wie er ein Stück schrumpfte. Es war ihm unangenehm, über Squall Witze zu machen. Besonders wenn dieser alles mitbekommt.

"War nicht so gemeint.", entschuldigte sich Cifer über das Mikrophon.

Dann begann sein Freund und Arbeitgeber zu Lachen.

"Die Nummer war nicht schlecht, aber ich glaube du solltest noch an deinen Schauspielerischen Talent arbeiten.", erwiderte dieser fröhlich.

"Du weißt ja, was du im Urlaub machen kannst, wenn dir langweilig ist.", erklang jetzt auch Rinoas Stimme.

Perfekt! Der Urlaub hatte noch nicht einmal angefangen und er hatte sich schon vor so ziemlich jeden, vor dem er Respekt hatte, zum Affen gemacht.

"Gut, wird gemacht!", meinte der Blonde SEED und versuchet seine Verlegenheit zu überspielen, "Wir bringen euch auch was Schönes mit."

"Und grüß mir ja alle.", hörte er noch Squalls Antwort, dann war die Leitung tot.

Cifer seufzte dankend, dass das Schauspiel endlich ein Ende hatte, bevor er sich wieder seine Freundin zu wand.

Diese saß mit einem freudigen Lächeln auf den Lippen unschuldig neben ihm.

"Das hat dir gefallen, oder?", fragte er gespielt beleidigt.

"Natürlich.", meinte sie und zog ihn am Kragen zu sich herunter.

Aber mehr als ein flüchtiger Kuss war es nicht.

"Wo wollen wir überhaupt Urlaub machen?", fragte sich endlich.

"Am Kap von Goodhope.", erwiderte Cifer, "Ich will dich endlich meiner Familie vorstellen."
 

"Ich weis einfach nicht, was ich einpacken soll.", beschwerte sich Fu, als sie ihren Kleiderschrank durchwühlte.

"Was bequemes.", meinte Cifer und versuchte noch ein Hemd in seine Tasche zu quetschen.

"Im Kofferpacken brauchst du aber noch etwas Übung.", meinte Fu-Jin und sah sich das Chaos an.

"Und du im Aussuchen.", erwiderte Cifer freudig.

In den drei Jahren, die er nun wieder als Ordnungsdienst im Balamb-Garden arbeitet hatte er sich noch kein einziges Mal Urlaub beantragt. Am Anfang hatte er sich einreden wollen, dass er seine Schuld wieder gutzumachen hatte. Irgendwann meinte dann Squall, dass er Arbeitssüchtig sei und hatte ihm ohne Widerworte eine Woche Zwangsbeurlaubt.

"Und wenn du dich in der Woche im Garden sehen lässt, schmeiß ich dich raus.", hatte er damals mit einem Grinsen gemeint.

Aber Cifer merkte es selbst. Er brauchte mal wieder eine Auszeit.

Diesmal aber nicht alleine.

"Soll ich dir noch ein paar Sachen raussuchen und du packst meinen Koffer?", fragte er Fu freundlich.

Lachend erwiderte sie: "Besser nicht! Ich will nicht wissen, in was du mich sehen willst."

"Schade.", meinte Cifer und spielte den Beleidigten.

Dann hörte er schon das ratschen eines Reisverschlusses und betrachtete Fu's Koffer.

"Soll ich dir helfen?", bot sie an und lächelte versöhnend.

"Ich krieg das schon hin.", meinte Cifer und versuchte Krampfhaft seinen Koffer zu schließen.

Leider Erfolglos.

Fu-Jin begann zu Lachen und schob ihn sacht von seinem Koffer weg. Mit flinken Fingern hatte sie den Koffer geleert und wieder eingeräumt. Diesmal beschwerte sich der Verschluss nicht mal ansatzweise.

"Protzer.", meinte Cifer und umarmte seine Freundin.

"Könner.", erwiderte diese und küsse ihren Freund.

"Aber wie kommen wir eigentlich darunter? Das ist doch auch eine ganz schöne Strecke.", fragte sie nachdenklich.

Cifer antwortete nicht sofort, sondern grinste sie nur an. Nachdem er einen Moment in seinen Taschen gewühlt hatte, hielt er den Schlüssel hoch.

Neugierig betrachtete Fu-Jin den Schlüssel. Erst als sie die Miniatur-Replik der Ragnarok sah verstand sie.

"Er hat dir wirklich sein Schiff anvertraut?", fragte sie ungläubig.

"Ja, hat nur gemeint, ich soll ordentlich fliegen und keine Kratzer rein machen.", antwortete Cifer.

"Dann sollte ich besser fliegen.", feixte Fu, "Also wenn du so fliegst, wie du fährst."

"Ich kann auch Ordentlich fahren.", beschwerte sich Cifer.

"Ja, wenn du mal willst.", erwiderte sie und lächelte erneut, "Aber das willst du ja nie."

"Warum sollte ich auch?", fragte er unschuldig.

"Weil wir dann in einem Stück ankommen werden."

"Komm schon! So schlimm bin ich auch nicht!", entgegnete Cifer.

Fu lächelte ihn an und drückte sich näher an ihn.

"Dann vertrau ich dir.", meinte sie lächelnd.
 

Zusammen verließen sie die Stadt, jeder einen Koffer in der Hand. So schlenderten sie die Straße Richtung Garden entlang.

"Wo hat Squall das Schiff geparkt?", erkundigte sich Fu neugierig.

"Hinter der Feuergrotte.", meinte Cifer und freute sich schon auf den Besuch bei seinen Eltern.

Aber er hatte auch Sorge. Nicht um den Garden. Die anderen würden schon aufpassen, dass es nicht zu einer Ruine verkommt. Aber wie seine Eltern auf Fu reagieren würden, machte ihm zu schaffen.

Wenn sie sie nun ablehnen? Nicht akzeptieren?

Kopfschüttelnd wischte er den Gedanken beiseite. Wenn er sich jetzt von so was den Tag versauen lassen würde, wäre der ganze Urlaub gelaufen.

"Alles in Ordnung, Cifer?", fragte Fu besorgt und sah ihm ins Gesicht.

"Ja, alles in Ordnung.", meinte er und Zwang sich zu lächeln, "Mach dir keine Sorgen."

Mit der freien Hand griff er ihre.

"Ich freue mich nur schon auf den Urlaub.", flunkerte er, aber es schien sie zu beruhigen.

Schweigend liefen sie den restlichen Weg zur Feuergrotte. Und wie Cifer gesagt hatte, befand sich dahinter das Raumschiff Ragnarok.

Es verschlug Cifer immer wieder die Sprache, wenn er es sah. Damals hatte man die Hexe Adell mit solchen Schiffen in den Weltraum geschleppt. Und wenn sie es sogar schafften, in den Weltraum zu kommen, dann wäre der Flug zum Waisenhaus ein Kinderspiel.

"Kannst du das Ding überhaupt fliegen?", erkundigte sich Fu, als sie die Rampe in den Bauch hinaufgingen.

"Squall hat es mir einmal gezeigt, aber das ist schon ein Weilchen her.", gestand er und ging weiter zu dem Aufzug, der auf die Brücke führte.

"Aber nicht, dass du dann Squall anrufst und fragst, wie alles funktioniert.", scherzte Fu.

"Da müsste ich eher Irvine oder Selphie fragen.", entgegnete er trocken.

In der Brücke angekommen stellte Cifer seinen Koffer in die Ecke und nahm auf dem Pilotensitz platz.

Ohne große Umstände startete er das Schiff. Sofort blinkten alle Lichter rot auf.

"Ist das normal?", fragte Fu vorsichtig, "Nicht das uns das Schiff jetzt um die Ohren fliegt."

"Das ist normal. Das Schiff kontrolliert alle Systeme von selbst.", erklärte er und prompt schalteten die Lichter auf grün.

Langsam lies sich Fu auf den Kopilotensitz sinken. Das ganze schien ihr echt nicht geheuer zu sein. Cifer merkte, wie sich ein Grinsen auf sein Gesicht stahl.

"Und weiter?", fragte sie vorsichtig.

Er drehte sich mit dem Sitz zu ihr. Mit einem Knopfdruck erschien ein Rasterglobus zwischen den beiden. Einen Moment später erschienen darauf die Verschiedenen Kontinente.

"Außerdem, wozu will ich fliegen können, wenn ich einen Autopiloten habe.", grinste er Fu an und berührte den Globus.

Schon im nächsten Moment hörten sie die Triebwerke des Schiffes.

"Und die bist sicher, dass das gut geht?"

Cifer antwortete nicht, sondern lehnte sich in seinem Sitz zurück.

"Na dann will ich dir glauben.", erwiderte Fu-Jin mehr zu sich selbst und versuchte sich zu entspannen.

"Wie oft bist du bis jetzt geflogen?", fragte Cifer als das Schiff langsam vom Boden abhob.

"Richtig geflogen noch nie. Ich war damals nur auf dem mobilen Garden und der Pandora.", meinte sie leise.

"Dann mach dir keine Sorgen. Die Kleine hier bringt uns sicher überall hin.", meinte Cifer und tätschelte das Armaturenbrett, "Ich bin damals mit Squall schon mal eine Runde geflogen, als er sie abgeholt hat."

Das schien Fu-Jin endlich zu beruhigen. Sie wirkte entspannter und lies auch die Armlehnen los. Neugierig sah sie aus dem Cockpit und betrachtete die Landschaft, die sich unter ihnen veränderte.

"Wie lange brauchen wir?", erkundigte sie sich.

"Ungefähr zehn Minuten.", meinte Cifer nach einem Blick auf die Uhr.

Cifer betrachtete seine Freundin neugierig. Sie tat ihm wirklich gut.

"Kann ich dich mal was fragen?", fragte sie dann beiläufig.

"Klar, mach nur.", erwiderte Cifer gespannt.

"Warum hast du dich damals Edea angeschlossen?"

Cifer lehnte sich in seinem Sitz zurück und starte durch das Obere Cockpit.

"Sie hat mir damals erzählt, dass sie die Welt retten wolle.", begann er resignierend, "Sie berichtet mir von einer großen Gefahr, die diese Welt bedroht. Und das die Welt ihr nur geeint die Stirn bieten könnte."

"Warum wollte sie die Welt dann im Krieg einen?"

"Hast du schon mal von einer Hexe gehört, die nicht auf dem Scheiterhaufen gelandet ist?", erwiderte er.

"Da hast du auch wieder recht.", entgegnete sie bedrückt.

"Kann ich dich auch was fragen?", meinte Cifer abwesend.

Fu-Jin sah ihn neugierig an und wartete.

"Warum sind du und Rai-Jin damals mitgekommen?", begann er nachdenklich, "Ich meine, das mit dem Garden und der Pandora."

Sie schwieg einen Moment und überlegte. Dann sah sie ihn an und lächelte.

"Weil wir Freunde waren. Rai-Jin und ich waren immer nur Freaks und keiner wollte etwas mit uns zu tun haben. Bis du aufgetaucht bist.", erklärte sie lächelnd, "Du hast uns geholfen im Garden anzufangen und uns einzuleben. Wir sind richtige Freunde geworden und du hast uns Akzeptiert wie wir waren."

Cifer sah sie einen Moment verdutzt an und begann dann zu Lachen.

Auf ihren fragenden Blick meinte er nur: "Du bist echt eine Quasselstrippe geworden."

"Dann bin ich halt wieder still.", meinte sie und richtet ihren Blick wieder nach vorn.

"Das schaffst du nicht.", meinte Cifer amüsiert.

"Natürlich.", erwiderte Fu und fiel wieder in ihre alte, mechanische Sprechweise.

Er lehnte sich zu ihr herüber, fasste sanft ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich.

"Bist du dir da so sicher.", meinte er lasziv

Sofort wurden Fu-Jin's Wangen rot. Er liebte es so, seine Freundin in Verlegenheit zu bringen. Sachte strich er mit seinen Fingern über ihr Kinn.

"Du bist unverbesserlich.", meinte Fu und versuchte sich zu beruhigen.

Cifer lachte nur und sah nach vorn.

"Wir sind gleich da."

Soeben waren sie über den Centra-Krater geflogen. Es würde nur noch ein paar Minuten dauern, dann würden sie über der Renarn-Ebene sein, wo auch Kap von Goodhope und das Waisenhaus liegen.

"Du hast Angst, oder?", fragte Fu plötzlich und riss Cifer aus seinen Gedanken.

"Wovor sollte ich Angst haben?", erwiderte er verwirrt.

"Davor, dass deine Eltern mich nicht akzeptieren.", meinte sie und Lächelte.

Er fühlte sich ertappt, versuchte es aber mit einem Lächeln zu überspielen.

"Das funktioniert bei mir nicht.", meinte sie und lächelte.

Ertappt sah er auf die Armaturen. Erst jetzt merkte er das die Ragnarok langsamer wurde.

Sie würden also früher als erwartet da sein.

Dann blieb es in der Schwebe stehen und langsam stieg der Horizont höher.

"Wir sind da.", meinte er und sprang von seinem Sitz auf.

"Cifer!", erklang Fu-Jin's mahnende Stimme hinter ihm, "Was wäre, wenn sie mich nicht akzeptieren."

Er hörte deutlich die Unsicherheit in ihrer Stimme. Ihre emotionslose Fassade, die Sie im Laufe der Jahre aufgebaut hatte, war schon fast verschwunden.

"Was soll schon sein?", fragte er und sah sie lächelnd an, "Wir bleiben natürlich zusammen."

Hand in Hand verließen sie das Schiff über die Rampe. Das Waisenhaus war nur einen Steinwurf entfernt. Auch konnten sie Rauch aus einem der alten Kamine entdecken. Das Waisenhaus verfügte zwar über ein Heizungssystem, dennoch wollte Edea die Kamine nicht entfernen. Für die Atmosphäre, hatte sie einmal gemeint.

"Dann wollen wir mal.", sagte Cifer und ging voran.

Fu-Jin griff nach seiner Hand und lief neben ihm her. Er musste zugeben, dass er sich in ihrer Nähe immer wohl fühlte. Er konnte manchmal nicht glauben, wie er es geschafft hatte, seine Gefühle für sie zu übersehen. Aber die Zeiten hatten sich geändert. Und darüber war er mehr als froh.

"Willst du nicht klopfen?", fragte Cifer's Freundin leise.

Erschrocken riss er die Augen auf. Die Haustür war genau vor ihm. Es dauerte einen Moment, bevor er seine Erinnerungen ganz vertrieben hatte.

Langsam hob er die Hand.

Da öffnete sich schon die Tür. Im Rahmen stand eine Frau mit hüftlangen, schwarzen Haaren und einem grauen Kleid. Für einen Moment sahen sich die drei entgeistert an.

"Cifer!", rief die Frau, aus ihrer Starre erwacht, und umarmte ihn herzlich, "Warum hast du nicht Bescheid gesagt? Wir sind gerade beim Hausputz."

"Hallo Mama.", meinte er leise und schalt sich selbst, seine eigene Mutter nicht erkannt zu haben.

Dann wand die ehemalige Hexe sich an Fu-Jin. Auch sie erntete eine Umarmung.

"Kommt doch rein.", meinte sie und ging zurück in das Wohnhaus.

Cifer und Fu folgten ihr zu einer gemütlichen Sitzecke.

Das letzte Mal das Cifer hier war, war schon mehr als ein Jahr her. Alles wirkte gemütlicher und heller.

"Setzt euch schon mal.", meinte sie und deutete auf die Couch, während sie davonhuschte.

"War sie schon immer so?", fragte Fu leise.

"Nicht dass ich sie schon mal so erlebt hätte.", gestand er.

Einen Moment Später war sie auch schon wieder da. Eine Tablett mit einer kleinen Kanne und vier Tassen darauf.

"Cid kommt auch gleich.", meinte sie, während sie das Tablett abstellte.

Und auch nur einen Moment später betrat der ehemalige Direktor des Balamb-Garden das Zimmer.

"Ah, Cifer!", rief er erfreut, als er den Jungen Mann sah, "Wie geht es dir? Was führt dich her?"

"Jetzt setz dich doch erst mal.", sagte Edea in freundlichem, dennoch strengem Tonfall.

Er kam der Forderung ohne Murren nach.

So saßen sie einen Moment da. Cifer erinnerte sich schwach an die Zeit, in der er im Waisenhaus war. Sie saßen oft abends zusammen und lauschten den Geschichten, die sie sich ausdachten oder vorlasen.

"Uns geht's ganz gut.", meinte Cifer fröhlich, "Squall macht sich gut als Direktor und sonst hab ich keine Klagen."

"Und was führt dich hierher?", fragte Edea freundlich, während sie jedem eine Tasse Tee hinstellte.

"Ich wollte euch meine Freundin vorstellen.", meinte er unsicher und deutet auf Fu.

Edea und auch Cid musterten die beiden. Die Sekunden schienen zur Ewigkeit zu werden. Bis letztendlich Edea's Blick auf Fu hängen blieb.

Dann begann sie zu lächeln und meinte fröhlich: "Willkommen in der Familie."

"Einfach so?", fragte Fu ungläubig.

"Natürlich. Cifer ist alt genug um seine eigenen Entscheidungen zu treffen.", erklärte Cid.

"Bringt doch erst mal eure Koffer hoch und macht euch einen schönen Tag.", meinte Edea und deutete auf die Treppe, "Heute Abend können wir doch noch reden."

Cifer und Fu folgten, mit zufriedenem Lächeln auf den Lippen, dem Ratschlag der ehemaligen Hexe.

Im Zimmer angekommen und die Koffer verstaut seufzte Cifer erleichtert.

"So schlimm war es doch nicht.", meinte Fu erleichtert.

Schon im nächsten Moment hatte Cifer sich umgedreht und seine Arme um sie gelegt. So erleichtert war er das letzte Mal, als Squall ihn wieder im Garden aufgenommen hatte. Er wollte nichts sagen, sondern einfach nur ihre Nähe genießen. Aber ihr ging es genauso.

Wie lange sie so standen, vermochte keiner von beiden zu sagen. Aber in einer Sache waren sich beide einig. Sie wollten den Tag genießen.

"Und was machen wir heute?", fragte sie leise.

"Spazieren gehen und uns freuen, das wir uns haben.", erwiderte er sofort, "Außer du weist was besseres."

Den Kopf noch an seiner Brust meinte sie leise: "Keine Einwände."

Wieder im Erdgeschoss gingen sie zurück zu der Sitzecke, in der Hoffnung, Edea und Cid noch vorzufinden.

"Was sollen wir bloß unternehmen?", hörte Cifer Cid fragen.

"Wir können doch Squall fragen, ob er uns Hilfe schickt.", erwiderte Edea ruhig.

"Aber für die nächsten Tage sind die Prüfungen festgelegt. Er wird jeden brauchen."

Anscheinend waren sie es nicht mehr gewohnt, jemanden zu Besuch zu haben, so laut wie sie sprachen.

"Was stimmt denn nicht?", fragte Cifer als er den Raum betrat.

Die beiden drehten sich erschrocken zu ihm herum, entspannten sich aber sofort wieder, als sie die beiden sahen.

"Wir haben ein Problem mit ein paar Monstern.", meinte Cid ruhig.

"Haben sie jemanden angegriffen?", fragte Cifer hastig.

"Nein. Aber sie lungern hier in letzter Zeit herum.", erklärte Edea ruhig, "Normalerweise leben sie weiter draußen in der Renarn-Ebene. Wir wissen nicht, warum sie hier sind."

"Letztens haben sie versucht in die Vorratskammer einzudringen.", fuhr Cid fort, "Aber an der Stahltür haben sie sich die Zähne ausgebissen."

Auch Edea begann zu kichern. Die beiden nahmen in Cifer's Augen die Bedrohung nicht ernst.

"Und was wenn sie eins der Kinder angreifen?", fragte Cifer wütend.

"Das werden sie nicht tun.", meinte Edea ruhig, "Denn sie wissen, dass hier eine Hexe lebt. Sie fürchten sich noch immer vor mir."

Die Antwort beruhigte Cifer zwar, aber das würde das Problem auf Dauer nicht lösen.

"Wenn du aber was machen willst", begann die ehemalige Hexe, als hätte sie seine Gedanken gelesen, "Kannst du mal nachsehen, warum sie hier sind."

"Warum nicht.", schaltete sich Fu-Jin ein, "Wir wollten sowieso ein wenig spazieren gehen."

Cifer war die Idee ganz recht.

"Und wo sollten wir eurer Meinung nach anfangen?", Fragte Cifer neugierig.

"Versucht es weiter westlich. Nahe dem Wald.", antwortete Edea besorgt, "Aber passt ja auf euch auf. Keine Heldentaten, verstanden?"

Beide stimmten dem zu. Sie waren Schließlich im Urlaub.

Nach dem Gespräch machten sich Cifer und Fu auf den Weg.

"So hab ich mir meinen Urlaub nicht vorgestellt.", seufzte Fu.

"Entschuldige.", sagte Cifer sanft, "Aber ich kann da nicht wegschauen. Ich bin hier aufgewachsen."

"Ich weis doch. Du brauchst dich doch auch gar nicht entschuldigen.", entgegnete Fu versöhnend.

Hand in Hand schlenderten sie über die Ebene. Sie genossen es, den Stress des Gardens hinter sich lassen zu können. Auch wenn es nur zwei Tage waren. Keine Anwärter, kein Lärm, keine Pflichten.

"Chocobos.", meinte Fu erfreut und zeigte auf einen kleinen Wald.

Cifer folgte ihrem Fingerzeig und entdeckte tatsächlich einen der großen, gelben Laufvögel. Sie waren schon ein imposanter Anblick, wenn man bedenkt, dass sie ein Auto überholen könnten. Sachte zog Fu ihren Freund in die Richtung des Waldes.

"Aber hoffentlich willst du keinen mit nach Hause nehmen.", scherzte Cifer.

"Warum denn nicht? Meinst du nicht, Squall möchte ein Souvenir?", erwiderte sie Cifer's Tonfall.

Cifer begann zu Lachen. So hatte er sie wirklich noch nicht erlebt. So ausgelassen war sie kaum.

"Wollen wir auf dem Rückweg noch mal her?", fragte er vorsichtig.

Fu drehte sich langsam um und sah ihn mit einem Schmollmund an. Einen Moment versuchte Cifer ein Lachen zu unterdrücken, was am Ende nicht klappte. Aber auch Fu stimmte mit ein.

"Du bist schon eine.", meinte er und umarmte sie.

Sie lächelte ihn an und strahlte über das ganze Gesicht.

Diesen Urlaub würde er nie vergessen.

Ohne eine Antwort löste sie sich, bis auf die Hand, die noch immer seine hielt.

"Es ist aber sehr ruhig hier.", meinte Fu, als sie sich umsah.

"Das heißt wir sind richtig.", erwiderte Cifer nachdenklich.

Neugierig betrachteten sie die Umgebung. Wenn ein Monster sie jetzt angreifen würde, könnte sie nur laufen. Cifer hatte seine Gunblade absichtlich zuhause gelassen, sowie Fu ihren Wurfstern. Vorsichtig gingen sie weiter, ihrer Umgebung immer bewusst.

Es kam ihr vor wie mehrere Stunden, die sie nun schon herumwanderten.

Plötzlich blieb Fu-Jin stehen.

Cifer sah sich nervös um, konnte aber nichts entdecken.

"Da vorne ist etwas.", meinte sie bestimmt.

Langsam und vorsichtig gingen sie weiter, Fu-Jin an der Spitze. Sie hatte schon oft ihre guten Augen unter Beweis gestellt. Dann sah er es auch. Mitten auf der Ebene lag etwas.

Erneut sah er sich um. Dies schien eine der wenigen monsterfreien Stellen der Welt zu sein.

"Was ist das?", fragte Cifer.

Fu-Jin antwortete nicht sondern beugte sich langsam herunter, während er die Augen nach einer Bedrohung offen hielt.

"Oh mein Gott!", rief sie bestürzt.

Cifer fuhr herum und sah sie neugierig an. Langsam stand sie wieder auf. Und als sie sich umdrehte konnte er seinen Augen nicht trauen.

Ein Kind, eingewickelt in eine schmutzige Decke, lag in ihrem Arm.

"Was hat ein Kind hier zu suchen?", fragte er eher sich selbst, als seine Freundin.

"Vielleicht haben Monster seine Eltern erwischt?", fragte Fu neugierig.

"Eher Unwahrscheinlich.", meinte Cifer nachdenklich, "Das Kind wäre eine viel leichtere Beute gewesen."

Dann betrachtete er Fu und das Kind. Seine Freundin sah glücklich aus, wie sie das Kind in den Armen hielt.

"Wir sollten erst mal zurück. Edea kann sich das Kind dann erst mal anschauen.", meinte er sanft.

Sie antwortete nicht, sondern nickte nur.
 

"Ihr habt das Kind wirklich in der Renarn-Ebene gefunden?", fragte die ehemalige Hexe ungläubig.

"Ja. Und von seinen Eltern keine Spur.", meinte Cifer nachdenklich.

Edea trank nachdenklich ihren Tee und schien über die Sache nachzudenken.

"Aber wir haben noch ein Problem.", meinte sie nach ein paar Minuten, "Ich kann kein weiteres Kind aufnehmen. Ich hab jetzt schon keinen Platz mehr."

"Und eines dieser neumodischen Militär-Waisenhäuser kommt nicht in Frage.", meinte Cid ernst.

"Und was machen wir jetzt?", fragte Cifer unsicher.

"Wie wäre es, wenn wir es nehmen?", fragte Fu plötzlich.

Cifer sah sie entsetzt an. Ihre Züge waren sanft und gütig, als sie von dem Bündel in ihrem Arm aufsah. Er musste es sich eingestehen, auch wenn es ihm ganz und gar nicht gefiel.

Die Idee gefiel ihm mit jedem Moment, den er sie sah, mehr.

"Das hieße aber, dass ihr jemanden Finden müsst, der sich um das Kind kümmert.", entgegnete Cid.

"Da könnten wir doch Frau Dincht fragen.", erwiderte sie sofort, "oder jemand anders."

"Warum fragen wir nicht erst mal jemanden der Mitspracherecht hat?", stellte Edea die Frage in den Raum.

Drei Neugierige Augenpaare richteten sich auf ihn.

Es hatten sich echt viele Sachen geändert. Insbesondere er.

"Es ist doch schon entschieden.", meinte er lächelnd und sah seine Freundin lächelnd an.

Fu-Jin begann über beide Ohren zu strahlen, aber auch Cid und Edea sahen erleichtert aus.

"Da das jetzt geklärt ist, bleibt nur noch eins zu klären.", meinte Cid, "Wie soll der Kleine heißen?"

Einen Moment herrschte Stille in der gemütlichen Sitzecke.

"Shane.", meinte Fu nach ein paar Augenblicken.

"Shane.", bestätigte Cifer nach einem Moment.

Dann betrachteten sie den schlafenden Jungen in Fu's Arm.

Ihren Jungen.

Ehrenschuld und Schattenmänner

Ash lag wach in seinem Bett. Die halbe Nacht war er wach gewesen und hatte über seinen Traum und dessen komisches Ende nachgedacht. Immer wieder liefen die Bilder vor seinem geistigen Auge ab.

Aber er fühlte sich nicht besorgt, ganz im Gegenteil. Er hatte das Gefühl alles schaffen zu können. Fast alles, wie er nur ein paar Augenblicke später feststellte.

Seine Augen fielen zu und er glitt in einen erholsamen Schlaf.
 

"Weist du", begann die Stimme, "ich habe Angst, dass wir es nicht schaffen."

Die kratzige Stimme begann zu lachen: "Hast du etwa Angst vor dem Tod?"

"Nein!", schnaubte die andere Stimme, "Nur vor unserem Versagen."

"Wir werden nicht verlieren! Wir sind mächtig genug um jeden auszulöschen.", ermahnte die kratzige Stimme.

"Und was wenn nicht?", erwiderte die andere Zweifelnd.

Die Kratzige schwieg nachdenklich.

"Dann werden wir sterben.", sagte sie schließlich.
 

Ein hämmern an seiner Tür lies Ash unsanft aufwachen. Er wollte im Moment nur schlafen, denn trotz der vielen Stunden ruhe fühlte er sich matt und schwach.

Doch es hörte nicht auf.

"Lass mich in Ruhe!", rief er wütend zur Tür.

Von der anderen Seite kam ein Lachen. Und dieses Lachen konnte keinem anderen gehören als Sam Kilmer.

"Komm schon, Ash, wir haben noch was zu erledigen!", erklang die heitere Stimme gedämpft.

Und schon schwante dem Anwärter böses. Wenn Sam so gut drauf war, und sie noch etwas zu erledigen hatten, konnte es einfach nichts Gutes sein.

Dennoch erhob sich Ash langsam. Kaum hatte er sich aufgesetzt, verwandelte sich die Welt in einen Kreisel. Und dieser wollte so schnell nicht aufhören sich zu drehen.

"Schläfst du wieder?", fragte Sam.

Aber dieses Mal war weitaus weniger Heiterkeit in seiner Stimme, vielmehr war es Sorge.

"Wenn sich die Welt aufhört zu drehen, würde es weitaus besser sein.", meinte Ash, "und wenn du willst, komm rein."

Schon im nächsten Moment öffnete sich die Tür und der große Anwärter betrat sein Zimmer. Ash schaffte es nur kurz in sein Gesicht zu sehen. Und er konnte nur zu deutlich die Sorgenfalten erkennen.

"Immer noch fertig?", fragte sein Freund besorgt.

Ash nickte nur.

"Du solltest etwas essen.", meinte Sam fürsorglich und zog ihn auf die Beine, "Nachdem du schon den halben Tag geschlafen hast, brauchst du ein bisschen Kraftfutter."

Ein halber Tag? So lange hatte er noch nie geschlafen. Aber wenn er noch einmal darüber nachdachte, war es auch kein Wunder. Die Trainingshalle mit der Übung hatte schon ihren Tribut gefordert, dann die Sache mit Vine. Das Gespräch mit seinem Direktor rundete die Sache ab.

Aber er hatte gestern kaum etwas gegessen. Das Frühstück und dann die Tasse Kaffee, mehr war es gestern nicht.

"Dann führ mal den Opa.", meinte Ash und zwang sich zu einem Lächeln.

Sam begann zu Grinsen: "Komm schon, Opi, dein Brei wartet. Ich hoffe, du hast dein Gebiss dabei."

Den Weg zur Mensa stützte Sam Ash und erzählte immer wieder Witz um Witz.

Ash hatte das Gefühl, dass er sich totlachen würde. Und das war auch bei seinem Zustand kein Wunder.

Wieder glitten seine Gedanken in die Trainingshalle. Der Kampf und die Rückendeckung bis zum ersten Krampf. Und hätten sie den Archeodinos nicht so schnell besiegt, wäre bestimmt ein zweiter dazugekommen.

"Das nächste Mal solltest du es nicht übertreiben.", sagte Sam plötzlich in einem Tonfall der Ash unbekannt war.

Besorgt. Belehrend.

Es war komisch den sonst so lebensfrohen, ausgelassenen Anwärter, der immer einen lockeren Spruch draufhatte, so zu sehen.

"Keine Sorge.", meinte Ash erschöpft, "Nächstes Mal halte ich mich zurück."

Sam beließ es bei einem Nicken und Ash war froh darüber.

Endlich kamen sie in der Mensa an. Sie war brechend gefüllt. Und alle Blicke glitten zu dem ungleichen Paar.

Die Stille im Raum war bedrückend, beinahe beängstigend. Die Zeit um sie herum schien Still zu stehen. Er spürte die Blicke der anderen in seinem Rücken.

Und er fragte sich selbst, ob er über Nacht zu einem Monster geworden war.

Plötzlich erfüllte das Scharren eines Stuhls die Mensa und zerriss die bedrückende Stille.

"Ist alles in Ordnung? Soll ich Doktor Kadowaki holen?", fragte eine männliche Stimme.

"Bin nur erschöpft.", sagte Ash gedämpft.

Sogar das Sprechen fiel ihm schwer. Vielleicht wäre ein Besuch beim Doc doch keine so schlechte Idee.

"Dann kannst du meinen Stuhl haben.", erklang eine weibliche Stimme und es erklang erneut das Scharren, diesmal direkt neben ihm.

"Lass mich runter.", meinte Ash und sah hinauf zu seinem Freund.

Dieser nickte nur und lies Ash langsam auf den Stuhl sinken. Er fühlte sich sofort besser und sich nicht mehr bewegen zu müssen steigerte seine Laune ungemein.

"Ich hol dir schnell was.", meinte Sam und schon war er weg.

Viele Blicke waren noch auf ihn gerichtet, wie er wie ein Sack Kartoffeln auf dem Stuhl saß. Langsam richtete er sich auf und wandte sich an den Tisch. Die Anwärter waren eine Stufe unter ihm. Auch wenn er ihre Namen nicht kannte, ihre Gesichter hatte er schon oft gesehen.

"Danke.", meinte er leise.

Freundliche Gesichter strahlten ihn an, bevor sie sich ihrem Essen zuwandten.

Erst jetzt bemerkte er, dass auch die anderen Anwesenden wieder ihrem Tagesablauf folgten.

"Man war das eine Aktion.", begann einer der jüngeren, "Wie dein Freund dich hier rein geschleppt hat. Wir haben gedacht du wärst verletzt."

"Und das nicht zu knapp.", bemerkte ein anderer.

Wenn sie nur wüssten wie recht sei hatten. Der gestrige Tag hatte ihn mehr verletzt als alle Kämpfe die er ausgefochten hatte. Sofort waren seine Gedanken wieder bei Vine. Er wollte am liebsten anfangen zu weinen. Er hatte sie verletzt.

"Komm, iss was.", hörte er Sams Stimme, die ihn wieder ins hier und jetzt beförderte.

Vor ihm stand ein Teller mit Rührei und eine Tasse Tee. Das Essen tat wirklich gut. Es war wie Balsam für Körper und Seele. Nach zwei weiteren Portionen lehnte er sich entspannt zurück.

Die Welt hatte aufgehört sich zu drehen und auch sein Körper fühlte sich nicht mehr wie Wackelpudding an.

"Danke.", sagte er und sah zu Sam auf, der neben ihm stand.

"Ach halt die Klappe.", meinte er und grinste.

Ja, das war wieder der Sam, den er kannte. Große Klappe, ungehobelt, aber herzensgut.

"Was grinst du denn?", fragte er neugierig, "Vergiss nicht, dass wir noch etwas zu erledigen haben."

"Und was hast du vor?", fragte Ash und seufzte.

Sams grinsen wurde hinterhältig. Etwas, was man von ihm nicht gewohnt war.

"Hast du unsere Wette vergessen?", fragte er schlicht, "Wettschulden sind Ehrenschulden."

Ash hörte die Worte, konnte sie aber kaum zuordnen.

Doch mit einem Schlag war es da. Die Erinnerung an diese Dumme Wette, die sie vor fast drei Jahren gemacht hatten. Und er hatte verloren.

Ash wollte sich gar nicht ausmalen, was Sam sich alles als Strafe ausgemalt hatte. Aber schlimmer als die, die sich Ash ausgedacht hatte, konnte sie nicht sein.

Langsam stand Ash auf und hoffte inständig, dass die Welt sich nicht wieder drehen würde, wenn er stand. Einen Moment hielt er sich noch am Tisch fest, dann war er sich sicher.

Komme was wolle, er war wieder fit.

"Bringen wir es hinter uns.", meinte Ash und folgte einem grinsenden Sam aus der Mensa.

Nur der Große Anwärter wusste, wo es hinging.

"Und wo führ uns unsere Weg hin?"

"Lass dich überraschen.", meinte Sam überschwänglich.

Der Rundgang war Menschenleer. Die meisten Anwärter waren in der Mensa, oder dösten noch in ihren Betten. Nur ab und an huschte ein Ausbilder oder ein SEED herum. Nachdenklich betrachtete Ashs Sams Hinterkopf. Er fragte sich erneut, was wohl in seinem Kopf vorging.

"Wir haben gestern ganz schön für Wirbel gesorgt.", meinte Sam ruhig und sah nach vorne.

"So schlimm?", fragte Ash als er aufgeschlossen hatte.

"Ja.", bestätigte Sam, "Die halbe Mensa hat davon geredet. Aber sie wissen nicht, wer es war."

"Und die Galbadia-Anwärter?", fragte Ash neugierig.

"Schweigen wie ein Grab.", nahm Sam Ash die Sorge ab.

So einen Wirbel konnte er vor der Prüfung nicht gebrauchen. Wenn die anderen Anwärter von seiner Leistung erfahren würden, könnte die Prüfung katastrophal werden, wenn sie sich vor ihm Fürchteten, oder sich auf seine Kraft verließen.

"Meinst du, sie werden es rauskriegen?", fragte Ash und sah schon das Eingangstor des Balamb-Garden.

"Irgendwann bestimmt.", meinte Sam und begann zu Grinsen, "Aber du solltest dir mehr Sorgen um dich machen."

"Aber wenn es dich beruhigt, es geht das Gerücht um, dass es eine Sondereinheit des Ordnungsdienstes war."

Es beruhigte Ash wirklich.
 

"Squall?", fragte Rinoa neugierig, während er an seinem Schreibtisch saß.

Er sah auf und wartete.

"Wann fahren wir das nächste Mal weg?"

Einen Moment lang sah Squall sie verwirrt an, dann begann er zu grinsen.

"Wenn die Prüfungen vorbei sind, fahren wir mal wieder weg.", meinte er fröhlich.

Sie stand aus ihrem Sessel auf und Schritt leichtfüßig zu ihm herüber. Sie beugte sich vor, die Hände auf den Schreibtisch abgestürzt und sah ihn fest an.

"Versprochen?", fragte sie bestimmend.

Er sah ihr in die Augen. Die Sekunden schienen sich über das Ziffernblatt der Uhr zu quälen. Und sie schien sich erneut in seinen Augen zu verlieren.

"Versprochen.", meinte er mit samtweicher Stimme

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, dann lehnte sie sich ganz über den Tisch. Es war nur ein flüchtiger Kuss. Er begann zu lächeln und strich sanft mit der Hand über ihre Wange.

"Eigentlich sollte ich dich verzaubern und nicht andersherum.", schnurrte sie.

"Auch ich habe meine Zauberkraft.", erwiderte Squall verschwörerisch.

Das Grinsen auf Rinoas Gesicht wurde breiter.

"Ich weis.", erwiderte sie und küsste ihn erneut.

Das plötzliche Klopfen an der Tür riss sie aus ihrer Zweisamkeit.

"Lass uns später weitermachen.", grinste sie und ging zu ihrem Sessel zurück.

Squall entspannte seine Gesichtsmuskeln und wartete noch einen Moment, bevor er den Summer betätigte, der die Tür zu seinem Büro öffnete.

Ruhigen Schrittes trat seine Stellvertreterin, Shou, ein. Sie blieb vor Squalls Schreibtisch stehen und salutierte im SEED-Gruß, dann wandte sie sich zu Rinoa und begrüßte sie auch so.

"Wie sieht es aus?", fragte Squall ruhig.

"Die Auflistung ist fertig.", meinte die junge Frau und wandte sich wieder ihrem Vorgesetzten zu, "Bis auf zwei Krankmeldungen sind alle Anwärter einsatzfähig."

"Und was ist mit den beiden?", hakte Squall nach.

Er hasste es auf die Folter gespannt zu werden. Manchmal, dachte er, dass sie das mit Absicht machten, nur um ihn zu ärgern.

"Ein Gebrochener Knöchel und drei gebrochene Rippen.", erklärte Shou ruhig, "Trainingsunfälle."

"Dann schreib sie für die nächste Prüfung ein, wenn Doktor Kadowaki ihr OK gegeben hat."

Shou sah ihn misstrauisch an.

"Was noch?", fragte Squall freundlich.

"Warum hast du das Band geschnitten und dieses Gerücht in Umlauf gebracht?", fragte sie neugierig, "Nicht, dass ich deine Methoden missbillige."

Squall faltete seine Finger ineinander und stütze die Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab. Einen Moment schwieg er in dieser Pose.

"Um es ihnen einfacher zu machen.", meinte er ruhig, "Kannst du dir die Anwärter in ihren Gruppen vorstellen. In ihren Augen müssen sie entweder Monster oder Götter sein. Ersteres würde die Gruppenmoral, ebenso wie letzteres, zerstören."

Shou nickte bestätigend und verlies schnellen Schrittes das Büro.

Lautlos schlossen sich die Türen, als die Stellvertreterin sie passiert hatte.

Squall Gedanken glitten in den gestrigen Tag zurück.

Er hatte gerade den Rückzugsbefehl gegeben. Schon im nächsten Moment waren die Sechs auf dem Rückweg zur Schleuse. Dann brach unter wütendem Gebrüll der Dinosaurier aus dem Unterholz. Squall war außer sich, als die drei Balamb-Anwärter stehen blieben.

Erneut kochte Squall vor Wut. Aber es war mehr Sorge und weniger die Tatsache, dass sie einen Direkten Befehl verweigert hatten.

Dann war das Monster bei Ash und seinen Freunden. Dann ging alles zu schnell.

Die Kiefer des Monsters schnappten nach Ash. Er wich zur Seite aus und stand dann schon neben ihm. Er holte aus, ein Schrei, ein Schlag und schon taumelte das Monster zur Seite. Da war aber schon Sam in Stellung gegangen. Sein Upper-Cut traf die andere Flanke des Monsters, und schaffte es sogar, dieses von den Beinen zu heben. Fast im selben Moment erschien Niko neben dem Monster in der Luft. Nach einem Vorwärtssalto hatte er sein Bein ausgestreckt und mit dessen Ferse den Nacken des Archeodinos erwischt. Ein kurzer Schmerzensschrei, dann war Stille. Nach einem kurzen Durchatmen waren auch die Anwärter schon wieder auf dem Weg.

"Alles in Ordnung?", hörte er Rinoas besorgte Stimme.

Sie Riss ihn aus seinen Gedanken und beförderte ihn wieder ins hier und jetzt.

"Ja.", meinte er lächelnd und nickte.

"Kriegst du das immer noch nicht aus deinem Kopf?", fragte sie vorsichtig.

Er wusste genau, was sie meinte. Sie verstanden sich so oft ohne Worte. Es war fast so, als könnten sie gegenseitig ihre Gedanken lesen.

"Ich kann es einfach nicht fassen.", meinte er ergeben.

"Wir könnten sie einem Test unterziehen.", meinte sie leise, "Um herauszufinden, wie stark sie wirklich sind."

"Und an was hast du gedacht?", fragte Squall vorsichtig.

Ihr Grinsen ließ ihn Schlimmes ahnen. Plötzlich machte es "Klick!" in seinem Kopf.

"Nein.", meinte er entsetzt, "Das kannst du nicht ernst meinen."

"Oh, doch!", meinte sie bestimmt, "Der Schattentest."
 

Fröhlich pfeifend ging Sam über die Straße, die Zurück zum Balamb-Garden führte.

Für Ash hingegen war es kein Spaß. Sein Bauch tat noch immer weh.

"Warum konntest du dir nicht was aussuchen, dass weniger weh tut?", fragte Ash, obwohl er die Antwort nicht wissen wollte.

"Weil es sonst keinen Spaß gemacht hätte.", erwiderte Sam immer noch fröhlich, "Aber sei froh, dass es nichts größeres geworden ist."

Oh ja, Ash war sogar ziemlich froh. Der Schmerz war nicht das schlimme, sondern eher der Gedanke, damit gesehen zu werden, der ihm Unbehagen bereitet.

Schon den ganzen Weg hatte er versucht nicht mehr dran zu denken, jedoch schaffte es dieses leichte ziehen immer wieder ihn daran zu erinnern.

"Wie läuft es denn mit Vine?", fragte Sam spontan.

"Gar nicht.", meinte Ash ehrlich, "Bis auf die Tatsache, dass sie mich hassen dürfte."

Schweigend betrachtete Sam Ash und begann dann zu grinsen.

"Glaub das nicht.", meinte er Aufmunternd.

"Und warum nicht?", erwiderte Ash gereizt.

Dieses Thema war das letzte worüber er sprechen wollte. Und das würde es wahrscheinlich auch bis zu seinem Tod bleiben.

"Caro meint, dass es Vine ganz gut geht.", begann Sam im Plauderton, "Und deine Vine meint auch, dass es schon einen Grund dafür gegeben hat, dass du getan hast, was du getan hast."

Einen Moment brauchte Ash um den Satz auseinander zu nehmen und den Inhalt zu verarbeiten. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er endlich verstand. Er hatte ihr wehgetan und geglaubt, dass sie ihn jetzt hassen würde.

Aber diese Nachricht beruhigte in ungemein.

"Was hast du eigentlich verzapft?", erkundigte sich Sam neugierig.

Ash erzählte ihm von seinen Träumen, die ihn schon so lange quälen, von der Variante in der Vine auftauchte, dem Gespräch mit seinem Direktor und schlussendlich von seinem letzten Traum.

"Weist du was?", begann Sam ernst, "Du hast echt ein Problem. Solltest zu Doktor Kadowaki gehen und dir mal ne Gehirnwäsche holen."

So ernst wie dieser Satz aus dem Mund seines Freundes kam, blieb Ash nichts anderes übrig als zu Lachen. Das ziehen an seinem Bauch wurde dadurch schlimmer, aber das Lachen half ihm.

"Bevor ich das mache, holst du dir erst mal ein Gehirn.", erwiderte Ash gut gelaunt.

"Ist schon Bestellt, doch die hatten meine Größe nicht.", meinte Sam darauf trocken.

"Stimmt schon.", sagte Ash und versuchte sich zu beruhigen, "Aber XXXS ist nun mal schwer zu beschaffen."

Sam kniff die Lippen zusammen und nickte.

"Und wie geht es bei euch?", fragte Ash neugierig.

"Bestens.", meinte Sam erneut fröhlich, "Hat jetzt eine Anstellung in der Mensa als Köchin."

Und dann begann er zu erzählen. Wie oft sie sich sehen, ihre Hobbys und kulinarischen Vorlieben, wie gut sie sich verstanden und mehr als einmal, dass sie das Beste in seinem Leben war.

So ging es den ganzen Weg. Ash versuchte es einfach auszublenden, was sich als ziemlich unmöglich erwies. Einerseits freute er sich seinen Freund so glücklich zu sehen, aber andererseits wurde er sich dieser Leere in seinem Herzen bewusst. Auch er sehnte sich nach jemandem. Nach einer bestimmten Person.

Nach diesen roten Augen, in denen er sich sofort verloren hatte.

Erst als Sam stehen blieb und ihn sachte Anstieß kehrte Ash in die Realität zurück. Sie standen vor dem Haupttor des Balamb-Garden.

"Wie spät haben wir es denn?", fragte Sam neugierig.

"Gegen Mittag schätze ich.", erwiderte Ash, froh über die Aussicht, ein wenig Ruhe zu haben.

Gerade hatten sie das Tor hinter sich gebracht, als die typische, Drei-Ton-Melodie erklang.

"Ash Timber und Sam Kilmer bitte am Haupttor sammeln.", erklang die Stimme des Ansagers, dann wiederholte sie noch einmal.

Seufzend lehnte sich Ash an die Mauer, die den Garden umgab. Sam hingegen setzte sich einfach auf den gepflasterten Weg.

"Ich tippe auf Xell.", meinte Sam unruhig.

"Glaub ich nicht.", widersprach Ash langsam, "Er würde uns höchstens in die Trainingshalle zitieren.

Mit einem schwachen Nicken stimme Sam zu.

Dann hieß es warten. Schon nach ein paar Augenblicken begann Ash unruhig zu werden. Mit einem Grinsen dachte er an seinen Ausbilder. Wenn er warten musste, tigerte er immer auf und ab. Die Ungeduld in Person. Aber scheinbar hatte er das von Xell übernommen.

"Kannst du dir vorstellen, warum wir hier sammeln sollen?", fragte Sam neugierig.

"Keinen Plan.", erwiderte Ash gelassen.

Vielleicht war es wirklich Xells Idee, aber das war zu untypisch für ihn.
 

"Kann es sein, dass du nervös wirst?", fragte die kratzige Stimme.

Der andere hielt inne und warf seinem Gegenüber einen mürrischen Blick zu, dann ging sie weiter auf und ab.

"Ich hasse es einfach nur zu warten, mehr nicht.", rechtfertigte er sich.

"Und weiter hast du keine Sorgen?", fragte die kratzige heiter, "Wir könnten im nächsten Moment sterben. Ist dir das egal?"

"Bei Hyne und Omega nein.", fuhr die sonst so ruhige Stimme seinen Gegenüber an.

"Also doch.", meinte die kratzige Fröhlich, "aber mach dir keine Sorgen. Hier können wir nicht sterben. Jedenfalls nicht so einfach."

Der Ruhige sah seinen Begleiter misstrauisch an und nahm seinen weg wieder auf.
 

"Schau mal, wer da kommt.", meinte Sam und deutete auf den Eingang des Gardens.

Ash hielt in seiner Bewegung inne und folgte Sams Aufforderung. Er war Überrascht, als er die beiden Führenden Köpfe des Gardens erblickte, Rinoa und Squall.

Hinter ihnen konnte er Niko erkennen. Dann auch noch Duran, Jade und Vine.

Als er ihre Augen sah, krampfte sich alles in ihm zusammen.

Noch schlimmer als zuvor, dachte er und wünschte sich ein Loch zum verstecken.

"Da kommt ja auch noch Xell.", seufzte Sam matt.

Dann konnte es ja ein fröhliches Beisammen sein werden. Wenn ihr Ausbilder dabei war gab es nur zwei Möglichkeiten: Strafe oder Training. Obwohl es bei beiden keinen großen Unterschied gab.

"Wollen wir wetten?", grinste Sam Ash an.

"Nie wieder im Leben!", kam Ashs prompte Antwort, worauf Sam nur lachte.

"Ihr seid ja gut gelaunt.", begrüßte die Weiße Hexe sie mit einem Lächeln.

"Das täuscht nur.", meinte Xell grinsend.

Rinoa ließ ihren Blick über die Gruppe schweifen, bevor sie zufrieden nickte. Sie ließ ihren Blick zu Squall gleiten. Und wie dieser sie ansah lies Ash Böses ahnen.

"Kommt mit.", meinte Squall plötzlich und ging durch das Haupttor.

Schweigend folgten sie ihrem Direktor. Sie sahen sich nur fragend an. Dann traf Ashs Blick Vine. Er spürte wie sich sein Brustkorb krampfhaft zusammenzog. Er wollte seine Augen von ihr nehmen, aber es funktionierte nicht. Etwas in ihm konnte es nicht über sich bringen. Dann sah sie ihn fragend an. Sofort senkte er den Blick. Es war ihm unangenehm. Er fühlte sich wie ein Lügner. Vorsichtig sah er auf und sah in ihre Augen.

Sie begann zaghaft zu lächeln und nickte schwach.

Sams Worte hallten leise in seinen Gedanken nach. Und er schaffte es sogar das Lächeln zu erwidern.

"Ich glaube das reicht Squall.", hörte Ash die Stimme seines Ausbilders.

Der Direktor blieb stehen und verharrte einen Moment. Ash nutzte die Zeit und betrachtete die Umgebung. Sie befanden sich auf dem halben Weg zu Strand.

"Rinoa, dein Part.", meinte Squall bedrückt.

"Dann will ich einfach mal anfangen.", begann die Hexe sachlich, "Ich habe euch hierher gebracht um euch einen Kleinen Test zu unterziehen."

Sie ließ die Worte erst einmal wirken, bevor sie weitersprach: "Ich habe euren Kampf auf dem Überwachungsband gesehen. Aber ich würde es liebend gerne einmal mit eigenen Augen sehen."

"Dafür haben wir diesen Test ausgesucht.", Fuhr Squall ruhig fort, "Er nennt sich Test der Schatten. Wie der Name schon sagt, werdet ihr gegen Schatten antreten."

"Euren eigenen Schatten.", ergänzte Rinoa.

"Und wie soll das funktionieren?", fragte Niko neugierig.

"Ich werde ihm eine eigene Form geben.", erklärte Rinoa, "Er kann dasselbe wie ihr, ist genauso stark und schnell. Aber er kann euch nicht verletzten."

"Dann sollte das kein Problem sein.", meinte Sam siegessicher.

"Sei dir da mal nicht so sicher.", mischte sich Xell ein, "Squall und ich haben den Test auch gemacht. Wir haben zwar gewonnen, aber wir hatten auch einige Probleme."

Immer positiv denken, sagte sich Ash und hoffte, dass der Tag endlich vorüber gehen würde.

Rinoa sah in die Gruppe von Anwärtern. Musterte jeden einen Moment nickte jedem zu.

"Wollt ihr diesen Test absolvieren?", fragte Squall nach einer gespürten halben Ewigkeit.

Sam und Niko zögerten nicht und stimmten zu. Nach einem Moment des Zögerns nahm auch Ash an. Sogar Duran und Jade wollten diesen Test.

"Vine, komm her.", meinte die Weiße Hexe und sah die junge Anwärterin an.

Sie folgte der Aufforderung sofort.

"Sie wird an diesem Test nicht teilnehmen, da er für Nahkämpfer gedacht ist.", erklärte Rinoa Freundlich, "Aber sie wird das Geschehen beobachten. Das soll ihr Test werden."

Rinoa lächelte das rotäugige Mädchen freundlich an. Vine erwiderte das Lächeln und stimmte stumm zu.

"Seid ihr bereit?", fragte Squall in seinem selten genutzten Militärischen Tonfall.

Automatisch standen sie Stramm und vollführten den SEED-Gruß. Dann antworteten sie, wie aus einem Mund mit einem Lauten "Ja, Sir!"

Squall nickte und erwiderte den Gruß. Dann trat er beiseite und Rinoa trat vor. Sie begann die Reihe bei Sam. Sie beugte sich herunter und legte die Hände auf die Schultern des Schattens. Mit einem Ruck hatte sie diesen vom Boden gelöst und hielt ihn wie ein Handtuch vor sich. Ash merkte, wie er scharf die Luft einzog bei diesem Schauspiel. Aus den Augenwinkeln betrachtete er Sam. Er stand ungerührt da. Als Ashs eine Aufmerksamkeit wieder auf die Hexe gerichtet hatte schüttelte sie den Schatten einmal Kräftig. Ein leiser Knall war zu hören und der Schatten wirkte wie eine aufgeblasene Puppe. Als seine Füße den Boden berührt hatten begann er richtig zu stehen. Ohne Hilfe von Rinoa ging er einen Schritt zur Seite und verbeugte sich höflich. Dann war Niko an der Reihe. Das Schauspiel wiederholte sich bei ihm.

Als nächstes war Ash an der Reihe. Rinoa hatte sich gerade heruntergebeugt und seinen Schatten berührt. Es glaubet ihre Hände auf seinen Schultern zu spüren.

"Bereit?", hörte er ihre Stimme in seinem Ohr.

Er nickte nur zur Bestätigung. Dann spürte er ein kurzes, schwaches ziehen auf seinem Gesamten Körper und schon war sein Schatten gelöst. Ein kurzes Schütteln und schon stand er vor ihm. Er selbst in Schwarz. Er konnte sogar die einzelnen, verwirrten Strähnen erkennen.

Das beklemmende Gefühl sich maßlos überschätzt zu haben überfiel Ash. Er glaubet sogar seinen Schatten Lächeln zu sehen.

Dann wiederholte Rinoa das Prozedere bei Duran und Jade.

Fünf Schatten gegen ihre fünf Besitzer.

"Schon ein komisches Gefühl, was?", fragte Xell in die Runde.

Ein zustimmendes Raunen antwortete ihm.

"Xell, komm schon.", hörten sie Rinoas quengelnde Stimme, "Wir wollen anfangen."
 

Rinoa führte Vine ein Stück von den Anwärtern und ihren Schatten weg. Squall und Xell waren an ihrer Seite.

"Wer will sich setzen?", fragte sie freundlich.

"Mach einfach mal.", sagte Squall freudig.

Rinoa begann zu lächeln. Und mit einer einfachen Handbewegung erschienen vier steinerne Stühle. Die weiße Hexe zog die Galbadia-Anwärterin mit und lies sie neben sich auf den Stuhl setzen. Neben Rinoa nahm ihr Verlobter Platz, neben Vine Xell.

"Und jetzt zur besseren Aussicht.", meinte die Hexe grinsend.

Und mit einem einfachen heben der Hand glitten die Sitzgelegenheiten in die Höhe.

Nachdem sie eine Höhe von gut drei Metern erreicht hatten stoppten sie.

"Ich hoffe, du hast keine Höhenangst.", meinte sie ruhig zu Vine, dann wandte sie sich den Anwärtern auf dem Boden und ihren Schatten zu.

"Es gibt nur zwei Regeln für diesen Test.", begann die Hexe streng, "Ihr dürft nur gegen euren Eigenen Schatten kämpfen. Und ihr dürft keine Speziellen Angriffe verwenden. Kein Ki, keine Duell-Techniken."

"Meinst du nicht, dass du übertreibst?", fragte Squall leise, aber sie ignorierte ihn einfach.

Einen Quälend langen Moment blieb sie noch stehen, dann gab sie das Startzeichen.
 

Vine musste sich zusammenreisen. Die Anwärter und ihre Schatten kämpften unnachgiebig gegeneinander. Aber schon nach einem kurzen Schlagabtausch hatten die Schatten die Oberhand gewonnen. Aber keiner der Reellen wollte aufgeben.

Sie sollte das ganze Geschehen beobachten, aber sie merkte, wie ihre Augen immer wieder zu Ash glitten. Fast jeder Angriff verfehlte seinen Gegner. Und wenn er doch einmal traf, schien die Wirkung kaum nennenswert. Aber mit einem kurzen Blick über das Areal erkannte sie, das es den anderen auch nicht besser ging.

"Können sie es schaffen?", fragte Vine leise.

"Es kommt ganz auf sie an.", erwiderte Rinoa und betrachtete den Kampf schweigend.

Wie gern hätte sie einfach ihr Gewehr genommen und ihnen geholfen.

Wieder konzentrierte sie sich auf Ash. Wieder war er zum Angriff übergegangen. Wieder wich sein Gegner aus. Noch im Ausweichen holte er aus und lies die Faust gegen Ashs Kopf krachen.

Vine wollte Aufspringen, eingreifen. Sie fühlte sich elend und machtlos.

Ash hingegen schien der Treffer wenig auszumachen. Er nutzte den Schwung, fuhr herum und lies seinen Fuß gegen seinen Gegner krachen.

Der Schatten hielt überrascht inne und befühlte die Stelle, wo er getroffen wurde.

"Hast du auch mal getroffen?", hörte Vine Sam über das Feld rufen.

Plötzlich lies Ashs eine Deckung sinken. Er stand vor seinem Gegner und strecke sich.

Vine hatte das Gefühl einer optischen Täuschung. Sie rieb sich die Augen, aber er blieb weiterhin stehen und dehnte sich.

"Wollen wir dem ganzen ein Ende machen?", fragte er in die Runde.

"Wenn es dir schon zu Langweilig wird.", meinte Sam Schulterzuckend.

"Ich fass es nicht!", brummte Xell, "In die Tonne gehauen zu werden und dann noch einen lockeren Spruch auf den Lippen."

"Weil sie es schaffen können.", meinte Rinoa.

Als Vine zu ihr hinübersah, glaubet sie ein Funkeln in ihren Augen zu sehen.

"Konzentrier dich lieber auf das da unten.", meinte sie und begann zu Grinsen.

Die Anwärterin wandte ihren Blick wieder auf den Boden.

Sams Schatten griff gerade an. Ein kräftiger, gerader Schlag. Doch bevor er traf, duckte sich der Große und setzte seinen Fuß ein Stück zurück. Der Angriff ging knapp über seinen Kopf hinweg. Schon im nächsten Moment lies Sam seine Faust von Oben auf den Schatten rasen. Er riss ihn zu Boden und im nächsten Moment löste sich der Schatten auf.

"Nummer eins.", meinte Rinoa freudig.

Als Vine den Blick weiter über das Feld wandern lies, erkannte sie Jade, die sich einen erbitterten Schlagabtausch mit sich selbst lieferte. Von einem Schlag auf den anderen veränderten sie ihre Kampfstile. Nur einen Moment später hatten sich die Beiden mit einem kurzen Sprung nach hinten voneinander entfernt, nur um dann wieder anzugreifen. Jade führte ihre Waffe als Doppelklinge, während der Schatten zwei einzelne Schwerter führte.

Als sie sich näherten, begann Jade herumzuwirbeln und lies die Doppelklinge über dem Kopf rotieren. Noch im Rennen hob der Schatten beide Schwerter zum Angriff. Vine sah die Anwärterin schon, wie die Klingen sie trafen. Noch in der letzten Drehung riss sie ihr Schwert auseinander. Das Eine lenkte die angreifenden Schwerter ab, während sie mit der anderen zustieß. Die Klinge bohrte sich durch den Brustkorb des Schattens.

"Nummer zwei.", meinte Squall leise.

Aus dem Augenwinkel sah Vine Duran und seine schweren Gun-Dagger herumwirbeln. Sie hatte solche Waffen schon einmal im Galbadia-Garden gesehen und auch in der Hand gehabt. Auch wenn sie kürzer waren als eine normale Revolver-Gun-Blade waren sie nicht wirklich leichter.

Durans Stil wirkte auf sie mehr wie ein Tanz. Er kämpfte wirklich mit ganzem Körpereinsatz. Hier eine Finte, da eine Ausweichrolle, Gegenangriff und Parade fast in einer Bewegung.

Es war unbeschreiblich die beiden Kämpfer zu sehen, beide im selben Stil, mit demselben Können. Doch trotz ihrer Schnelligkeit und Gewandtheit lieferten sie sich viele Kraftproben.

Und in einer solchen Befand er sich gerade.

Sein Gun-Dagger drückte auf die Verteidigung des Schattens. In einer raschen Bewegung holte Duran mit dem Zweiten aus und hielt es über Kopf. Plötzlich sprang der Schatten zurück. Überrascht von der Bewegung und von dem fehlenden Widerstand, stolperte Duran einen Schritt nach vorne. Mit der erhobenen Hand versuchte er sein Gleichgewicht wieder zu finden. Die Blöse nutzte sein Gegner und ging wieder zum Angriff über. Mit einem Satz war der Schatten in der Luft.

"Hab dich!", rief Duran plötzlich, dass Vine zusammenzuckte.

In einer Flüssigen Bewegung hob er seinen Arm. Kaum hatte er die Spitze auf seinen Gegner gerichtet, zerriss ein Knall die Luft. Vine kannte das Geräusch zu Gut. Das Geräusch wenn man einen Abzug betätigt und die tödliche Ladung auf den Weg schickt.

Getroffen schlug der Schatten der Länge nach auf den Boden. Nur einen Lidschlag später war er wieder mit Durans Füßen verbunden.

"Nummer drei.", meinte Xell beeindruckt.

"War das nicht gegen die Regeln?", fragte Vine die Hexe leise.

"Nein, denn es war keine Spezielle Technik.", meinte sie ruhig, "Er hat einfach alle Möglichkeiten genutzt."

Niko wich gerade einem Hagel aus Tritten aus, als Vine ihn sah. Er schien nicht einmal an einen Gegenangriff zu denken. Tritt um tritt wich er zurück. Manche scheinen ihn nur um Millimeter zu verfehlen. Der Schatten wirbelte herum, aus jeder Drehung ein neuer Angriff. Meist waren sie gegen den Kopf gerichtet, so dass Niko leicht ausweichen konnte.

Plötzlich setzte sich Niko in Bewegung. Er machte einen Satz nach vorne und wirbelte herum und riss sein Bein hoch. Zuerst dachte Vine, dass er seinen Gegner mit einem Tritt zu Fall bringen wollte. Aber hingegen ihrer Erwartung befand sich der Kopf des Gegners auf einmal eingeklemmt zwischen Ober- und Unterschenkel. Ein schneller Ruck des Beins und der Schatten sank schlapp zu Boden.

"Nummer vier.", erklang Rinoas Stimme.

Vines ganze Aufmerksamkeit war nun auf Ash gerichtet.

Seit dem seine Freunde den Kampf richtig begonnen hatten, schien er sich nicht bewegt zu haben. Er stand seinem Schatten still gegenüber.

"Du solltest auch atmen.", hörte sie auf einmal Xell sagen.

Plötzlich spürte sie ihre Lungen die um Luft flehten.

Mit einem Ruck kam Bewegung in die Beiden. Fäuste trafen auf Arme, Füße auf Schienbeine. Jeder Angriff traf beiderseits auf eine scheinbar lückenlose Abwehr. Schnelle Kombinationen wurden von kräftigen Schlägen und Tritten abgelöst. Jeder war jetzt nur noch darauf bedacht, seinen Gegner schnell auszuschalten.

"Ich hoffe er gewinnt.", meinte Vine leise zu sich.

"Das wird er.", meinte Xell zuversichtlich, "Auch wenn seine Art zu Kämpfen die Schwerste ist.

Vine wagte es nicht den SEED und Ausbilder anzusehen, in der Angst etwas zu verpassen.

"Wenn man bedenkt, dass er jeden Angriff schneller und besser koordinieren muss.", meinte er noch leise.

Vine rief sich die Bewegungen von Ash und seinen Freunden in Erinnerung. Vieles an seinen Bewegungen hatte sie auch bei Sam und Niko gesehen. Und sie glaube auch Xell zu verstehen.

Mit einem Ruck hatte der Schatten ausgeholt. Der Angriff zielte genau auf Ashs Gesicht.

Ash duckte sich knapp unter dem Angriff weg und war im nächsten Moment schon am Zug. Mit einem Satz stand er auf der Schulter seines Gegners und im Nächsten Moment vollführte er einen Rückwärtssalto. Der Fuß traf das Kinn des Schattens ungebremst.

Kaum hatten Ashs Füße den Boden berührt war er schon wieder auf dem Vormarsch.

Er holte zum Schlag aus.

"Wie Sam.", flüsterte Vine leise.

Und dann krachte die Faust auf den Brustkorb des Gegners und schmetterte ihn zu Boden.

"Nummer fünf.", flüsterte Vine.

Sie war überwältigt von dem Spektakel, was sich ihr geboten hat.

"Wenn man bedenkt, das Ash vor gut einer Woche noch keinen Funken Selbstvertrauen hatte.", meinte Rinoa beiläufig.

"Er hat sich echt gemausert.", stimmte Xell freudig zu.

"Aber kannst du uns nicht erst mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen.", meinte Squall ernst.

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen, lies Rinoa sie Wieder zu Boden gleiten.

"Vergiss nicht, Squall.", meinte sie streng, "Wettschulden sind Ehrenschulden."

"Keine Sorge, ich vergesse es schon nicht.", meinte er leicht angesäuert.

Zusammen machten sie sich auf den Weg zu den fünf schnaufenden Siegern.
 

Ash konnte es immer noch nicht fassen, dass sie es so relativ einfach geschafft hatten.

Die Schatten kannten zwar genauso jede Technik und jede Bewegung. Aber eines Hatte ihnen scheinbar gefehlt: Die Grenzen der eigenen Fähigkeiten. Etwas was sie mit Xell sehr oft geübt

haben.

"Das können wir ja mal wiederholen.", meinte Sam schnaufend mit einem breiten Grinsen.

"Wenn du willst gerne.", erwiderte Ash keuchend, "Aber ohne mich."

Dann begann Sam zu Lachen. Es klang unbeschwert und Frei. Und es steckte an, was sich Ash nur Momente Später eingestehen musste.

Er ließ sich nach hinten in das Gras fallen, lachend und keuchend. Dieser Test war wirklich eine Herausforderung. Er hatte schon Angst seine Klappe zu weit aufgerissen zu haben.

Ash schloss die Augen und genoss den frischen Wind, der über die Ebene fuhr, die Stimmen seiner Freunde und die Euphorie des Sieges.

"Ihr habt mich echt überrascht.", hörte er Squalls Stimme.

Ach öffnete die Augen und wollte gerade aufstehen, als er den strengen Blick seines Direktors sah.

"Bleib liegen.", meinte er streng und begann zu Lächeln, "Verschnauft erst mal alle. Ihr habt es euch verdient."

Ash folgte der Order mit Vergnügen. Erneut schloss er die Augen. Er hörte seine Freunde reden, hörte seinen Ausbilder, die weiße Hexe und ihren Verlobten.

Und Schritte, die sich näherten.

Er setzte sich auf und öffnete die Augen.

"Ein großartiger Kampf.", meinte Vine lächelnd.

"Vielen Dank.", erwiderte Ash.

"Ihr müsst mal nach Galbadia kommen und im Garden zeigen, was Nahkampf heißt.", verkündete sie ausgelassen.

Ash setzte gerade zu einer Antwort an, wurde aber durch das laute Klingeln eines Handys unterbrochen.

Hastig griff Squall in seine Jackentasche und förderte die lärmende Technik zu Tage.

"Leonhart.", meldete er sich.

Sein Gesicht nahm einen überraschten Gesichtsausdruck an.

"Hallo Schwiegervater.", meinte er fröhlich.

Aber im nächsten Moment wurde er todernst. Er nickte nur oder bestätigte Knapp.

Ein Blick auf Rinoas Gesicht verriet Ash, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging.

"Gut, ich werde alle Vorbereitungen treffen.", sagte er plötzlich, "Und halt den Kopf unten."

"Squall.", meinte Rinoa ernst, "Was ist los?"

Der Direktor Atmete tief durch und schien sich die passenden Worte zu suchen.

"Das AGM hat das vereinte Galbadia angegriffen.", sagte er betont ruhig, "Sie haben Timber, Dollet und Winhill eingenommen."

"Was ist mit Deling-City? Was ist mit meinem Vater?"

"Der Galbadia-Garden hatte gerade eine Parade-Übung in der Hauptstadt. Dein Vater und die Stadt ist sicher.", beruhigte er seine Verlobte, "Aber er hat uns um Unterstützung gebeten."

Ohne Umschweife griff er erneut zum mobilen Telefon.

"Shou? Ruf Cifer und Fu-Jin noch heute zurück. Wir ziehen die praktische Prüfung einen Tag vor."

Stress und Enthüllungen

"Wir ziehen die praktische Prüfung vor."

Der Satz hallte wieder und wieder durch Ashs Gedanken., während er sich in seinem Bett herumwälzte.

So was war in den Jahren in denen er hier als Anwärter war noch nie passiert. Normalerweise nutzte der Direktor den Vortag für die Organisation. Ash wollte jetzt besser nicht in Squalls Haut stecken.

Er ließ die erste Hälfte des Tages erneut vor seinem geistigen Auge ablaufen. Es ging recht schnell. Nur als er bei dem Test ankamen, wurden sie langsamer, flossen, wie zäher Honig. Er konnte nicht zählen, wie oft er zu den Vier Personen aufgesehen hatte. Wie oft er nur sie angesehen hatte.

Seufzend schwang Ash sich aus dem Bett und verlies sein Zimmer. Die Hände in den Jackentaschen machte er sich auf den Weg in seine eigene, kleine Hölle.
 

Rinoa hatte es sich vor Squalls Büro bequem gemacht. Als Cid Kramer noch Direktor war, gab es hier nichts. Erst als Squall die vollständige Leitung des Gardens übernommen hatte, wurden der Schreibtisch und die kleine Sitzecke aufgestellt. Lustlos blätterte sie in einem der vielen Magazine, die auf dem kleinen Tisch lagen. Für jeden Geschmack war etwas dabei: Modemagazine, gesundes Leben, sogar die neusten Ausgaben der Okkult-Fan.

Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass sie schon seit fast zwei Stunden hier draußen saß. Squall hatte darauf Bestanden, allein die Gespräche zu führen. Wen er allerdings anrufen wollte, verriet er nicht.

Der ganze Garden war in Bewegung. Der Ordnungsdienst verteilte die Mitteilung über die Prüfung, SEEDs und Ausbilder berieten sich. In dieser Hektik hatte sie den Garden noch nie erlebt. Alles schien unkoordiniert abzulaufen.

Sie warf das Magazin beiseite und trat an die Glaswand. Im den unteren Etagen konnte sie die Leute herum wuseln sehen. Man hätte meinen können, dass sie panisch seien.

Dann betraten zwei Personen die Bühne und alles schien stillzustehen. Sofort begannen die beiden Befehle zu rufen und dem ganzen Chaos wieder einen Hauch von Ordnung zu verleihen. Sie wollte gar nicht daran denken, was ohne Cifer und Fu-Jin jetzt für ein Chaos war. Rai-Jin konnte zwar auch organisieren, aber er konnte nicht überall zugleich sein. Langsam ordnete sich die Masse und die Organisation des Gardens konnte richtig beginnen.
 

Die Leute drängten sich aneinander, rücksichtslos, vorbei. Wie oft er schon mit jemandem zusammengestoßen war hatte er nicht gezählt. Sogar in dem kleinen Stück, dass er zu bewältigen hatte schien heillose Panik zu herrschen. Unter den Leuten konnte er auch eine große, braungebrannte Person erkennen, die verzweifelt versuchte Ordnung zu schaffen. Ash blieb stehen und sah aus dem Fenster, hinauf in einen strahlend, blauen Himmel. Die Sonne schien mit vollem Elan.

"Wieder ein Tag den man getrost streichen kann.", murmelte er vor sich hin und ging weiter.
 

Squall hatte gerade den Holo-Schirm ausgeschaltet und das vorerst letzte Gespräch beendet. Er war selten so erschöpft vom Reden. Besonders mit so vielen Leuten. Sein Blick glitt suchend über den Schreibtisch. Dann endlich hatte er es gefunden. Er bestätigte den Knopf und beugte sich vor.

"Falls da draußen jemand ist, ich brauch Kaffee.", meinte er erschöpft.

Shou und Niida wollten Rai-Jin zur Hand gehen, bis Cifer und Fu wieder da waren. Seine Stellvertreterin hatte sofort bei den beiden angerufen. Als Squall aus dem Fahrstuhl trat, meldete sie, dass die beiden sich auf den Weg gemacht hatten.

Er könnte sich in den Hintern beißen. Er war für das Chaos da draußen verantwortlich. Wenn er nicht auf die dumme Idee gekommen wäre, das ganze über den Sprechfunk bekannt zu geben, wäre da draußen bestimmt nicht so ein Radau.

Dann öffnete sich die Tür zu seinem Büro. Er sah auf und erkannte seine Verlobte und ein Tablett mit Kaffee und Kuchen. Sie lächelte nur und stellte es auf den kleinen Tisch nahe der Couch.
 

"Was hat sich Squall dabei gedacht?", entfuhr es Cifer, als er den Garden betrat.

"Nichts.", antwortete Fu-Jin ruhig und betrachtete das Chaos, was der Direktor verursacht hatte.

Überall waren Leute. Der ganze Garden schien sich zu bewegen. Irgendwo konnte er Rai-Jin brüllen hören. Sie sahen einander an und nickten. Dann machten sie sich auf den Weg diese Unordnung einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Am Rundgang teilten sie sich auf, riefen Befehle und packten kurzerhand mit an. Der restliche Ordnungsdienst, meist ambitionierte Anwärter und auch eine Hand voll SEEDs, waren komplett überfordert.

Irgendwann hatten sie es Endlich geschafft. Die panische Stimmung im Garden war beseitigt und es herrschte wieder Ruhe. Vorerst.

In Höhe der Quartiere trafen sie wieder aufeinander.

"Sieht so aus, als ob wir es geschafft haben.", meinte Cifer erleichtert.

Fu nickte nur und schien mit ihrer Gedanken an einem anderen Ort zu sein.

"Mach dir keine Sorgen.", meinte er aufrichtig und hob sachte ihr Kinn, "Sie passt auf ihn auf."

"Und wenn das Ganze hier vorbei ist, holen wir ihn her.", meinte Fu freudig.

"Ja.", bestätigte er, "Dann holen wir uns unseren kleinen Hosenscheiße her."

Die Wärme und Freude, die in seiner Stimme lag, treiben Fu die Tränen in die Augen. Anfangs hatte sie Angst davor gehabt. Angst davor, dass er zurückschrecken würde. Cifer hatte es mit der Familienplanung noch nie ernst genommen. Aber nun wusste sie, dass er bei ihr sein würde, was auch immer passiert.

Dann hörten sie einen Ruf und schwere, schnelle Schritte.

"Seid ihr auch mal da!", rief Rai-Jin erschöpft.

"Hast die Sache doch unter Kontrolle.", meinte Cifer locker und klopfte seinem Freund und Kollegen auf die Schulter.

"Unter Kontrolle ist mal Gut.", meinte er und sah seinen Chef und seine Freundin an.

"Irgendwas an euch ist mal anders.", meinte er verwirrt.

Cifer und Fu sahen sich an und Lächelten verlegen.

"Wir haben uns einen kleinen Traum erfüllt.", meldete sich Fu schüchtern.

"Was für einen Traum?", fragte Rai-Jin.

"Familienglück.", meinte Cifer und legte seinen Arm um seine Freundin.

Rai-Jin sah die beiden mit offenem Mund an.

"Wenn die Prüfung rum ist und sich der ganze Stress gelegte hat, holen wir ihn her.", erklärte Cifer.

Es dauerte noch einen Moment bis sich der braungebrannte Mann wieder gefasst hatte.

"Aber wehe ich werd mal nicht Patenonkel.", grinste er die beiden an.

Cifer nickte und sein glücklicher Gesichtsausdruck sprach Bände.

Dann verabschiedete er sich und meinte, dass er noch einmal zu Squall müsste.
 

Da stand Ash nun und wusste nicht, wie er es anfangen sollte. Die Stimmung hatte sich beruhigt. Scheinbar hatte es Rai-Jin geschafft. Oder er hatte Verstärkung bekommen. Eigentlich war es ihm auch egal. Er hatte gerade ganz andere Sorgen. Unsicher trat er von einem Fuß auf den anderen und ging seine Möglichkeiten durch.
 

Xell ging in aller Ruhe erneut seine Unterlagen durch, machte Kreuze oder Haken. Es war schwer sich in dieser kurzen Zeit für ein paar geeignete Anwärter zu entscheiden. Squall hatte auch hier eine Änderung durchgezogen. Die SEED-Ausbildung ging jetzt ein paar Jahre, meistens drei oder vier, je nachdem, wie sich der Anwärter anstellte. Erst dann wurde von den Ausbildern festgelegt, wer für die Prüfung geeignet war. Außerdem gab es jetzt alle drei Monate eine Prüfung. Meist reichte die Zeit.

Xell sah auf seine Uhr und meinte leise: "Oder auch nicht."

Seufzend ging er erneut die Unterlagen durch. Von Squall wusste er nur, dass sie in drei Städten agieren müssten, aber nichts Genaues. Das würde er erst Später erfahren.

Erst als sich die Tür zum Ausbilderzimmer öffnete, sah er auf. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als seine Freundin das Zimmer betrat. Sie wirkte vollkommen ausgelaugt. Kein Wunder, wenn sie als Ordnungsdienst-Ersatz einsprang.

"Hi, Süße.", meinte er lächelnd.

Und erst jetzt sah sie ihn an. Sie zwang sich zu Lächeln.

Ihr Weg führte sie geradewegs zur Kaffeemaschine, die Zentral an der Wand stand. Langsam stand Xell auf und ging zu ihr hinüber. Langsam und vorsichtig umarmte er sie von Hinten. Er genoss die Stillen Momente im Garden. Wenn die Schüler in den Pausen waren und sie ein paar Minuten für sich hatten.

"Wie ist es gelaufen?", fragte er vorsichtig.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis sie ihn überhaupt wahrnahm.

"Cifer und Fu-Jin sind wieder da.", meinte sie erleichtert.

"Dann solltest du dich hinsetzen und einen Moment ausruhen."

Die Fürsorge in seiner Stimme war sogar für ihn ungewohnt. Sonst war er immer der energische, impulsive Typ.

Bedächtig nahm sie einen Schluck aus dem Becher und nickte Langsam. Ihre Bewegungen wirkten langsam und ab und an hatte Xell das Gefühl, als würde sie schwanken.

"Ist auch wirklich alles in Ordnung?", fragte Xell leise.

Wieder brauchte es ein paar Augenblicke, bis sie leicht den Kopf schüttelte.

"Mir ist schwindlig und Kotzübel.", brachte sie Mühsam hervor.

Ohne sie vorzuwarnen nahm er sie auf seine Arme. Sie seufzte nur. Vorsichtig trug er sie hinüber zu einer Pritsche. Sie diente im Normalfall für ein Nickerchen zwischendurch.

"Bin gleich wieder da.", meinte er liebevoll und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Dann hastete er durch den Raum zu einem, in der Wand eingelassenen Telefon. Hastig tippte er die gewünschte Nummer ein. Kaum hatte er die letzte Zahl gewählt knackte es und Dr. Kadowaki war am Telefon.
 

Wie lange er schon vor der Tür stand, konnte er nicht sagen. Er wollte klopfen, aber etwas in ihm sagte, dass nur ein Dummkopf so was machen würde. Und er wollte nicht wie der letzte Idiot dastehen. Er vernahm ein leises Kichern von der Seite. Aus dem Augenwinkel konnte er eine Gruppe Mädchen erkennen, die Scheinbar nichts Besseres zu tun hatte, als sich über ihn Lustig zu machen. Ohne nachzudenken klopfte er an der Tür. Er wartete quälend langsam vergehende Sekunden. Dann wurde die Tür aufgemacht und ein rotes Augenpaar sah ihn verwundert an.

"Was ist los?", fragte sie überrascht.

"Ich muss mit dir reden.", sagte er leise, gerade so laut, dass sie ihn hören konnte.

"Wenn du reden willst, können wir das auch hier tun.", meinte sie Kalt.

"Bitte, nur wir zwei, ohne lästige Zuhörer.", meinte er eindringlich.
 

"Und du meinst, du wirst fertig?", fragte der Cowboy das Energiebündel vor sich.

"Immer.", grinste sie mit einer unglaublichen Sicherheit.

Sie saßen auf dem Schulhof, dem einzigen Ort der von der allgemeinen Panik einigermaßen verschont blieb.

"Wir haben es sonst auch an einem Tag geschafft und das Komitee ist gewachsen.", meinte Selphie und lächelte ihn an.

Sie war so unglaublich froh ihn wieder hier zu haben. Die Arbeit mit dem Komitee und als aktiver SEED ließen ihr wenig Platz für die Beziehung. Das Schlimmste war, dass er in einem anderen Garden arbeitete. Ihre Freunde hatten das Glück, dass ihre Partner immer in der Nähe waren. Und die wenigen Urlaubstage die sie zusammen verbrachten waren ihr bei weitem nicht genug.

"Ich hab dich echt vermisst.", meinte Irvine plötzlich.

Er legte seinen Arm um sie und zog sie näher an sich heran. Sie schmiegte sich ihn. Mit einem Lächeln dachte sie an früher. Irvine Kinneas, Scharfschütze und Frauenheld, der hinter jedem Rock her war. Aber er hatte sich geändert. So sehr, dass sie ihn im ersten Moment nicht wiedererkannt hatte. Egal wie gut gebaut oder spärlich bekleidet ihm einige Damen über den Weg liefen, er ignorierte sie. Ab und zu wenn sie im Galbadia-Garden anrief sprach sie mit seinen Kollegen. Sie hatten zwar Bilder im Spind und auch an seinem Arbeitsplatz gefunden, was sie schockierte. Und dann beschreib einer die Person. Lebhafte Augen, ein glückliches Lächeln, ein gelbes Kleid und Irvines Cowboyhut.

"Ich wünschte wir könnten uns öfter sehen.", meinte Irvine nachdenklich.

Auch Selphies Stimmung trübte sich bei dem Gedanken, dass er schon bald wieder in Galbadia sein würde.

"Und wie stellst du dir das vor?", fragte sie neugierig.

Er kam immer auf die Verrücktesten Ideen, aber ihr ging es nicht anders.

"Ich kündige in Galbadia und bewerbe mich hier neu.", meinte er sachlich.

Verwundert sah sie zu ihm auf. Gerade wollte sie etwas sagen, aber da berührten seine Lippen schon ihre.

"Ich liebe dich.", sagte er zärtlich, als ihre Lippen sich trennten.

Ohne Antwort schmiegte sie sich wieder an ihn und schlang die Arme um ihn.
 

"Du willst reden", sagte Vine, als die Tür sich hinter ihr Geschlossen hatte, "Dann schieß mal los."

"Es tut mir leid.", begann Ash, "Ich weiß, ich habe mich Falsch verhalten und dich verletzt. Das war wirklich das letzte was ich wollte."

"Und warum hast du es dann getan?", fuhr sie ihn an und bei dem Scharfen klang ihre Stimme zuckte er leicht zusammen.

"Weil ich Angst hatte.", meinte er leise.

"Angst, dass ich dich zum Gespött mache? Oder das du die Prüfung wegen mit versaust?"

"Angst dich zu verlieren.", meinte er aufrichtig und nahm ihr den Wind aus den Segeln.

Sie setzte sich auf das Bett und deutete auf den Stuhl. Der stummen Aufforderung folgend setzte er sich ihr gegenüber. Sie musterte ihn, schien seine Worte abzuwägen.

"Aber warum?", fragte sie schließlich verwirrt.

Er seufzte Gedehnt und begann zu erzählen: "Ich habe vor vielen Jahren meine Eltern verloren. Ein Behemot randalierte durch Timber. Meine Eltern starben, als dass Dach Einstürzte. Und mein Bruder nachdem er mich aus dem Haus gestoßen hatte. Das Monster zertrümmerte einfach das Dach. Nachdem sie den Schutt beiseite geräumt hatten erklärten sie ihn für Tod."

Entsetzt sah Vine ihn an. Sie wollte etwas sagen, aber er hob die Hand und sie schwieg.

"Seitdem habe ich fast täglich ein und denselben Alptraum. Ich laufe durch Timber, komme am Haus an und sehe erneut alles."

Wieder machte er eine Pause. Das erzählen bereitete ihm sichtbares Unbehagen. Aber sie stellte keine Fragen oder Unterbrach ihn.

"Ich glaubte zu wissen, warum ich niemanden retten konnte. Ich war einfach zu schwach.", begann er und schüttelte den Kopf, "Ich wollte stärker werden. Stärker als alle anderen, um die zu beschützen die mir wichtig sind. Sam und Niko sind die einzigen, die ich wirklich an mich rangelassen habe."

"Aber was hat das mit mir zu tun?", fragte Vine verunsichert.

Ash hob den Blick und sah ihr in die Augen. Er konnte den Schmerz fast spüren, den sie erlitten haben muss. Aber auch etwas anderes war in ihnen zu lesen. Mitgefühl.

"Gestern hatte ich wieder diesen Traum.", meint er nun leise, "Aber etwas war anders. Nicht mein Bruder stand im Türrahmen, sondern du."

Sie schluckte und sah ihn mit offenem Mund an.

"Du hast mich angefleht dir zu helfen, aber ich konnte dir nicht helfen. Ich war einfach nicht stark genug. Da hab ich gedacht, dass du in Sicherheit wärst, wenn du nur weit genug von mir weg wärst.", erklärte er und der Klos in seinem Hals machte ihm das Atmen unendlich schwer.

"Und deshalb diese Show?", fragte sie unsicher.

Er brachte es nicht fertig zu antworten. Nur ein schwaches Nicken.

Dann sah sie ihn schweigend an.
 

Rai-Jin saß seufzend in der Mensa, über eine Tasse Tee gebeugt. Der Tag schien endlich eine gute Wendung zu nehmen. Cifer und Fu waren wieder da. Und die beiden würden den Laden jetzt schon schmeißen. Aber etwas fehlte ihm, etwas sehr wichtiges. Er nahm einen großen Schluck und starrte aus dem Fenster.

"Warum kannst du mal nicht einfach bleiben?", fragte er leise in den Himmel.

"Weil ich mich mal vor den Prüfungen drücken wollte.", erklang die sanfte Frauenstimme neben ihm.

Ruckartig fuhr er herum. Sie stand neben ihm und lächelte ihn liebevoll an. Ein Lächeln stahl sich auf seine Züge und er wäre am liebsten aufgesprungen und hätte sie umarmt. Sie allerdings legte ihren Zeigefinger auf seine Lippen und lächelte. Dann beugte sie sich herunter und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Sein Herz schlug immer wieder Purzelbäume in ihrer Nähe.

Sie setzte sich neben ihn, zu dicht für normale Freunde.

"Macht es dir denn mal nichts aus?", fragte er leise.

"Nein.", erwiderte sie ruhig, "Es hat mir niemals etwas ausgemacht."

"Und warum immer mal diese kurzen Turtelleinen und dann weg?", fragte er und seine Stimme klang schärfer als er wollte.

Sie seufzte tief und sah ihn lange an.

"Um ganz ehrlich zu sein, wollte ich mich vor der Prüfungspflicht drücken.", meinte sie lächelnd, "Aber das fällt ja leider aus."

Rai sah sie verwirrt an.

"Die letzten paar Prüfungen hat es geklappt. Ich hatte bis kurz vor den Prüfungen Missionen, damit war ich nicht Einsatzfähig für die praktischen Prüfungen.", erklärte sie ruhig.

"Also war alles nur, damit du mal die Prüfungen nicht machen musst?", fragte er verwirrt.

Sie nickte leicht und sah ihn entschuldigend an.

"Ich hätte es dir erzählen sollen.", entschuldigte sie sich.

"Das hättest du mal wirklich machen sollen. Ich hab wirklich gedacht, du willst mal nichts mehr von mir wissen!", fuhr er sie schroff an.

"Weißt du, wenn ich mal nichts mehr von dir wissen will.", meinte sie eiskalt, "Dann sag ich dir das auch mal."

Rai-Jin zuckte bei den Worten zusammen. Sie taten verdammt weh. Aber an ihnen merkte er, dass er ihr noch etwas bedeutete. Und das wiederum bereitete ihm eine unsagbare Freude. Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, aber mit einer Handbewegung brachte sie ihn zum Schweigen.

"Aber damit will ich jetzt mal eins klarstellen.", meinte sie ernst, "Ich will dich, bei Hyne, nicht verlieren, du Trottel."

"Ich dich auch nicht, Quistis.", erwiderte er ehrlich.

Die Zeiger bewegten sich wie Schnecken über die Uhr. Und während sie ihn ansah und nachdachte, wünschte sich Ash oft einfach zu verschwinden. Ein kleiner Knall und eine weiße Rauchwolke.

"Und was denkst du jetzt?", fragte Vine neugierig, "Kannst du mich jetzt beschützen? Bist du jetzt stark genug?"

"Nein, ich weiß nicht, ob ich dich beschützen kann.", erwiderte er ehrlich, "Aber ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert."

Verwirrt sah sie ihn an. Einen geistigen Tritt in den Hinter später nickte sie.

"Und was möchtest du jetzt wissen? Ob ich dich verstehen kann? Ob ich dir verzeihen kann?"

"Ja.", meinte Ash kurz angebunden.

"Ja, ich kann dich jetzt verstehen.", meinte sie ruhig, "Aber verzeihen kann ich dir nicht."

Ash spürte, wie sich sein Herz in der Brust verkrampfte, als wolle es mit ganzer Kraft aufhören zu schlagen. Er ließ den Kopf sinken und nickte niedergeschmettert. Er stand auf und ging zur Tür.

"Ash. Warte einen Moment.", hörte er Vine hinter sich.

"Ich kann dir nicht vergeben, für das was du getan hast.", meinte sie erneut, "Weil es nichts zu verzeihen gibt."

Auch wenn er ihre Worte gehört hatte, verstehen wollte sein aufgewühlter Geist sie nicht.

"Es gibt nichts zu verzeihen.", meinte sie erneut und er konnte hören, wie sie aufstand.

Langsam und bedächtig drehte er sich um. Gemächlich kam sie ihm näher.

"Ich kann dich verstehen, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast und mich beschützen wolltest.", sagte sie leise, "Und ich bin dir nur sauer, weil du auch normal mit mir hättest reden können."

"Kommt nie wieder vor.", meinte er unter dem schwachen Anflug eines Lächelns.

"Will ich aber auch hoffen", erwiderte sie freudig, "Denn ich mag dich und will nicht, dass es so endet."

Wieder einmal, innerhalb von wenigen Minuten, schien sein Kopf erneut mit einem Satz außer Gefecht gesetzt worden zu sein.
 

"Und was hast du erreicht?", fragte Rinoa ihren Verlobten, zwischen zwei Kuchengabeln.

"Einiges.", antwortete er zufrieden, "Dafür haben sich die Nerven gelohnt."

"Dann spann mich nicht auf die Folter.", meinte aufgeregt.

Gedehnt berichtete er von seinen Gesprächen mit Dem Trabia-Garden-Direktor und auch mit dem Direktor des Esther-Gardens.

"Sie waren entsetzt darüber, dass das AGM schon so dreist und scheinbar auch gut genug gerüstet ist, um es auf einen offenen Kampf anzulegen.", erzählte er ruhig, "Sie werden auch Anwärter stellen, so viel ist sicher. Nur haben sie keine Eigenen Transportmittel."

"Und was machen wir?", erkundigte sich Rinoa neugierig über die Pläne ihres Verlobten.

"Ich habe daran gedacht drei Schnellbote nach Timber zu schicken, drei Dollet und drei Winhill, jedes mit sechs Anwärtern und einem SEED.", erzählte er ihr, "Weil auf die Schnelle noch was großes zu Organisieren ist unmöglich."

"Also heißt es auf der Kuscheln?", erkundigte sich Rinoa unsicher.

"Nicht ganz, die Boote sind für neun Passagiere ausgelegt.", meinte er und nippte an seinem Kaffee, "Also werden wir sechsunddreißig unserer Anwärter schicken, neun aus Esther und neun aus Trabia. Hinzu kommen noch die Galbadia-Anwärter, die wir gerecht aufteilen müssen."

Seufzend ließ sich Rinoa in den Sessel sinken. Sie hatte zwar geglaubt, dass Squall einiges zu erledigen hatte, aber mit so viel hatte sie nicht gerechnet.

"Dann muss ich noch die Teams festlegen.", meinte er resignierend.

"Lass mich das machen.", bot Rinoa freudig an, "Und ein wenig Hexenglück kann doch nicht schaden."

Einen Moment überlegte Squall, dann nickte er. Mit einem Lächeln auf den Lippen griff sich Rinoa die Liste mit den Anwärtern. Normalerweise hätte sich Squall jedes Eignungszeugnis durchgelesen und nach reiflichen Überlegungen die Dreierteams zusammengestellt.

Aber da die Zeit deutlich Fehlte, entschied sich Rinoa die einfachste, aber auch dümmste, Methode zu wählen. Die vertraute ihrem Hexenglück.

Sie schloss die Augen und zog wahllos Akten, legte immer drei zusammen. So hatte sie binnen kürzester Zeit die Teams zusammengestellt.

Vorsichtig öffnete sie die Augen und betrachtete ihre Arbeit. Und sie war recht zufrieden. Genauso wie Squall, denn er lächelte sie zufrieden an.

"Gefällt mir.", meinte er und strich sachte über ihre Wange.
 

"Und wehe du passt nicht auf mich auf!", rief Vine über den Gang.

Die anderen auf dem Flur sahen sie verwundert an, dann folgte ihr Blick Ash.

Aber er konnte sie getrost ausblenden. Er war in Gedanken in dem Zimmer geblieben. Sie hatte ihm verziehen.

Am liebsten hätte er Purzelbäume geschlagen und von Herzen gelacht. Aber mit dem Gedanken an einem Daueraufenthalt in einer Psychiatrischen Heilanstalt konnte er es unterdrücken.

"Jetzt kann die Prüfung kommen.", meinte er leise und Betete, dass er mit diesem Mädchen in einem Team wäre.

Mit einem Lächeln dachte er ein paar Tage zurück. Gerade war sie in Balamb angekommen und schon war er verrückt nach ihr. Sie lernten sich kennen und er hatte sie verletzt. Und nun war es kein Tag mehr bis zur praktischen Prüfung. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, aber es war keine halbe Woche vergangen.
 

"Und wie sieht es aus?", fragte Xell neugierig, als alle versammelt waren.

Squall stand vom Sofa auf und schritt langsam durch sein Büro.

"Wir bekommen je neun Anwärter aus Trabia und Esther als Unterstützung. Jedoch müssen wir uns um deren Transport kümmern.", erklärte er ruhiger als er sich fühlte.

"Also schicken wir ein paar Bote nach Trabia, holen die Anwärter und schippern dann weiter nach Dollet.", meinte Selphie ungebrochen Heiter.

Squall nickte und setzte sich an seinen Schreibtisch.

"Esther wird versuchen ihre Anwärter nach Balamb zu bringen.", erzählte er weiter, "Wenn es nicht funktioniert, werden sie gleich nach Winhill geflogen."

"Und das hat er einfach so genehmigt?", fragte Quistis misstrauisch.

"Sagen wir es mal so.", begann Rinoa und schlenderte zum Schreibtisch, "Wir haben ihn von der Dringlichkeit überzeugen können."

"Einen Moment bitte.", meinte Squall plötzlich.

Im nächsten Augenblick aktivierte sich der Gesprächsbildschirm. Allein Squalls Gesichtsausdruck sprach Bände. Unglaube und Unverständnis spiegelten sich in ihm. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, deaktivierte sich der Holo-Schirm wieder.

"Was ist los, Squall?", fragte Cifer, der die ganze Unterhaltung schweigend verfolgt hatte.

Er sah seine Freunde nach und nach an.

Dann begann er mit leicht zitternder Stimme: "Esthers Präsident, Laguna Loire, hat uns neun Anwärter zur Verfügung gestellt."

Er stützte sich auf seinem Schreibtisch ab und atmete einem Tief durch, bevor er Fortfuhr.

"Und für Jedes Einsatzgebiet drei Ragnarok."

Ein ungläubiges Raunen ging durch den Raum. Die einzige die Reagierte war Rinoa.

"Das ist einfach unglaublich!", rief sie und schlang ihre Arme um seinen Hals, "Dein Vater ist einfach der Beste!"

Alle Augen ruhten auf Squall. Ein leises "Ups", war alles was von Rinoa zu hören war.

"Dein...?", begann Cifer, scheinbar unfähig dieses Wort auszusprechen.

Squall nickte und seufzte geschlagen.

"Aber nicht, dass ihr daraus ein Drama macht. Ich bin und bleibe euer Freund.", meinte er entschlossen.

"Das wissen wir doch.", antwortete Xell gelassen, "Aber du hättest uns mal was sagen können.

"Ja, hätte ich.", seufzte der angesprochene.

"Aber wir haben Wichtigeres um das wir uns kümmern müssen.", unterbrach Rinoa das Gespräch und zog damit alle Aufmerksamkeit auf sich, "Die Prüfung."

Verzweiflung und Mut

Der Nächste Tag kam viel zu schnell. Gerade leerte Squall die dritte Kanne Kaffee.

Die ganze Nacht hatte er über den Protokollen gesessen und versucht die Vorbereitungen für die Prüfung voranzutreiben.

Das war er, der Tag der alles veränderte, dachte Squall reumütig und erinnerte sich an seine Prüfung. Und deren Folgen. Das Treffen mit Rinoa, das finden seiner Mutter, bis hin zu den Kämpfen gegen Adell und Artemesia.

Squall sah zu der ausgezogenen Schlafcouch und betrachtete das Gesicht seiner schlafenden Verlobten.

„Ich bereue es nicht.“, meinte er leise und widmete sich wieder seinen Aufgaben.

„Aber das bereue ich.“

Warum hatte er sich damals nur breitschlagen lassen, Schulsprecher zu werden? Den Balamb-Garden zu übernehmen? Und wo, verdammt noch mal, war Cid wenn man ihn mal brauchte?

Er setzte die Tasse an und stürzte den, viel zu starken, Kaffee in einem Zug herunter.

Und warum bei allen Monstern konnte er sich nicht einfach zu seiner Verlobten legen und die Augen zumachen? Weil sie ihn brauchten.

Erneut las er die Berichte, die er aus Galbadia bekommen hatte.

„Squall?“, hörte er plötzlich eine verschlafene Rinoa.

„Morgen, Süße.“, meinte er und versuchte das Gähnen zu unterdrücken.

„Warst du die ganze Nacht wach?“, fragte sie besorgt.

„Irgendwer muss das doch machen.“, antwortete er lächelnd und zeigte auf den chaotischen Schreibtisch.

„Und irgendwann musst du auch mal eine Pause machen.“, antwortete sie energisch.

Und wie er das musste, dachte Squall. Einfach mal ein paar freie Tage, ohne diesen ganzen Stress. Die Zwangsbeurlaubung die seine Stellvertreter ausgestellt hatten, war auch längst überfällig. Er sehnte danach auszuschlafen, in Ruhe zu Frühstücken, Lachen und Spaß haben.

Plötzlich legten sich zwei arme um seinen Hals. Erschrocken sog er die Luft ein und sofort entspannte er sich wieder, als Rinoas Duft in seine Nase drang.

„Du riechst wie ein Blumenmeer.“, meinte er leise und entspannte sich.

Er hörte sie kichern und wollte einfach nur die Augen schließen, diesen Moment genießen. Aber er hatte zu große Angst einfach einzuschlafen.

„Was bedrückt dich?“, fragte sie leise.

„Ich habe Angst.“, meinte er leise, „Angst dass einige es nicht schaffen.“

„Keine Sorge, sie werden alle wiederkommen, nur um uns zu ärgern.“, erwiderte Rinoa und Squall musste lächeln.

Er erlaubte sich eine kleine Auszeit. Ein einfacher Moment des Entspannens. Seine Gedanken schienen sich zu ordnen und, seit einer geraumen Zeit, wieder in richtiger Reihenfolge durch seinen Kopf zu Kreisen. Als er die Augen wieder öffnete, konnte er schon den Schein der aufgehenden Sonne sehen. Sie warf lange Schatten in das Zimmer, doch mit jedem Augenblick schienen sie kleiner zu werden.

Und dann war nur noch ein Gedanke in seinem Kopf. Und dieser stach wie eine Heiße Nadel in seinen Kopf.

„Wie hat es das AGM so schnell geschafft drei Städte zu übernehmen?“, fragte er sich leise.

Rinoa ließ ihn los und setzte sich neben ihm auf den Schreibtisch, die Decke eng um sich geschlungen. Squalls Hirn arbeitete auf Hochtouren, aber er konnte sich einfach keinen Reim darauf machen. Diese Terroristen waren einfach nicht so stark oder gar in der Übermacht.

Ein plötzlicher Geistesblitz ließ ihn auffahren. Und schon im nächsten Moment wählte er die Direkt-Nummer des galbadianischen Präsidenten.
 

Unsanft wurde Ash aus seinem Schlaf gerissen. Die laute, schrille Sirene, deren Klang durch die Gänge halte, wurde nur für Notsituationen benutzt. Schlagartig war er Wach und rechnete jeden Moment, dass Xell hereinstürmen würde und ihn anschrie, dass das AGM angegriffen hatte. Stattdessen erklang die Stimme der Stellvertretenden Direktorin.

„An Alle Anwärter! Sammeln am Ballsaal! Ich wiederhole! Alle Anwärter Sammeln sich am Ballsaal.“

Er quälte sich aus dem Bett heraus und schlüpfte in seine bequemsten Sachen. Er würde sie während der Prüfung schmerzhaft vermissen. Die letzten SEEDs erzählten, dass die Uniformen meist unbequem und zu eng waren.

Widerstrebend verließ er sein Quartier und folgte Stumm der Order. Seine Gedanken kreisten um die Prüfung und um Vine. Seit ihrer Aussprache gestern fühlte er sich viel besser. Ohne die Angst der Ungewissheit konnte er sich ganz auf seine Aufgabe konzentrieren.

Laut dem, was er von Niko erfahren hatte, hatte es das AGM geschafft die drei Städte einzunehmen: Winhill, Timber und Dollet. Als sein Freund ihm diese Information Preisgab, spürte er deutlich die Wut in dessen Stimme.

In Winhill war Niko geboren und aufgewachsen. Aber Ash konnte ihn verstehen. Mit ihm und Timber war es nichts anderes. Und er hoffte inständig, dass Squall ihn in seine Heimat schicken würde. Dort lebten immer noch viele Freunde und Bekannte. Auch wenn seine Erinnerungen von jenem Grauenvollen Tag überschattet wurden, waren doch auch so viele schöne Erinnerungen da. Wie er als Kind mit seinen Freunden spielte, mit seinen Eltern spazieren ging und jeden Tag so viel Neues gelernt hatte.

„Morgen Ash.“, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.

Duran stand am Fenster und nickte ihm Freundlich zu.

„Morgen.“, erwiderte Ash und gesellte sich zu seinem Mitanwärter.

„Aufgeregt?“, fragte er locker.

Er zuckte nur mit den Schultern und sah seinen Gegenüber fragend an.

„Ein wenig.“, meinte Duran gelassen, „Und ich glaube das kann man an so einem Tag schon sein.“

„Ich hab eher Angst.“, meinte Ash in Gedanken.

„Angst?“, erklang die skeptische Frage.

„Angst einen Freund zu verlieren.“, sprach Ash seinen düsteren Gedanken aus, die ihn schon eine ganze Zeit quälte.

Einige Sekunden war es Still, dann begann Duran lauthals zu Lachen. Sofort richteten sich alle anwesenden Augenpaare auf ihn. Aber nur Sekunden später waren sie schon wieder auf dem Weg und ließen ihn mit seinen Anwandlungen allein.

„Was ist so komisch daran?“, fragte Ash gereizt.

„Einer von uns sterben?“, fragte er und rieb sich eine Träne aus den Augen, „Ausgeschlossen!“

„Und was macht dich da so sicher?“, erkundigte sich Ash neugierig.

„Hast du die letzten Tage vergessen?“, fragte der Gun-Dagger-Träger ungläubig, „Die Archeodinos? Der Schattentest?“

Nein, er hatte sie ganz und gar nicht vergessen. Und das würde auch so schnell nicht passieren, wenn er an seine Prellungen und die blauen Flecke dachte.

„Aber da waren wir alle zusammen.“, wiedersprach Ash besorgt, „Und jetzt werden wir höchstwahrscheinlich aufgeteilt.“

Duran nickte verständnisvoll.

„Ich verstehe schon, wie du es meinst, aber wenn du nur vom Schlimmsten ausgehst, wird es auch wahr werden.“, meinte er ruhig.

„Immer positiv denken.“, meinte Ash und nickte zustimmend.

„So ist es richtig.“, erwiderte Duran lächelnd und schlug sachte mit der Faust gegen seine Schulter.

„Holen wir uns endlich unsere Uniformen ab.“

Mit neuem Mut setzten sie ihren Weg fort.

Wie schnell sich alles verändert hat, dachte Ash. Er dachte an die Jahre, in denen er nur Sam und Niko als Freunde sah. Jetzt waren, in nicht mal einer Woche, drei weitere hinzugekommen. Und auch wenn er es nicht wahrhaben wollte, freute er sich inzwischen auf die Prüfung und auf die Zeit danach. Weniger auf die vielen Kämpfe, die ihm bevorstehen würden, mehr auf das Reisen und die Welt sehen. Von ihm aus konnten sie die Prüfung einfach Ausfallen lassen und ihm eine Urkunde in die Hand drücken.

Als sie den Ballsaal erreicht hatten standen noch etliche Anwärter vor der Tür und warteten auf Einlass.

Schweigend gesellten sie sich zu der Menge und warteten. Und erneut stellte Ash fest, dass er dafür einfach nicht geschaffen war.

Zu seiner Freude erschienen Sam und Niko nur ein paar Minuten später.

„Und wie habt ihr geschlafen?“, warf Sam die Frage in die Runde.

„Garantiert mehr als du.“, meinte Ash grinsend und schaffte es im letzten Moment der Faust seines Freundes auszuweichen.

„Caro hat bei sich geschlafen.“, erwiderte er beleidigt.

„Und du warst garantiert die ganze Nacht wach und hast an sie gedacht.“, meinte Niko trocken und stieß dem Großen sacht den Ellenbogen in die Seite.

„Ihr seid doch nur neidisch!“, meinte er beleidigt.

„Natürlich, ansonsten würden wir dich doch nicht aufziehen.“, mischte sich nun auch Duran ein.

„Na das beruhigt mich ja ungemein.“, meinte er sarkastisch und wandte sich dann Ash zu, „Und was macht deine Freundin?“

Sofort spürte das Blut in seinem Kopf, was für weitere, allgemeine Heiterkeit sorgte.

„Wir sind nicht zusammen.“, meinte er kleinlaut.

„Noch nicht.“, stichelte Niko weiter und grinste wissend.

„Vine gefällt dir, also warum sagst du ihr das nicht.“, erkundigte sich Duran neugierig.

„Vielleicht habe ich das ja schon.“, erwiderte Ash geheimnisvoll.

„Davon wüsste ich aber.“, beschwerte sich Niko.

Ash grinste seinen allwissenden Freund an: „Sicher?“

Einen Moment überlegte er und meinte dann nickend: „Sicher.“
 

„Und wen willst du mitschicken?“, fragte Xell neugierig und nippte an seinem Kaffee.

Seufzend stützte Squall seinen Kopf auf seine Hände.

Nur nicht die Augen schließen, dachte er sich, sonst schläfst du gleich ein.

„Noch wirklich keinen Plan.“, meinte er und versuchte ein Gähnen zu unterdrücken.

Jetzt waren es schon fast anderthalb Tage ohne Schlaf. Und er spürte die Folgen nur zu deutlich. Abgesehen von der Müdigkeit war er zu schnell auf die Palme zu bringen.

„Xell und Irvine nach Timber.“, meinte er schließlich, „Quistis und Selphie nach Dollet, aber für die Winhill-Trupps habe ich niemanden.“

Er würde sich wohl oder übel mit zwei ihm völlig unbekannten SEEDs zufrieden geben müssen.

„Wie wäre es, wenn du Cifer und Fu mitschickst?“, fragte Quistis neugierig.

„Wie soll das denn aussehen, wenn ich den Ordnungsdienst mitschicke?“, fragte Squall gereizt.

„Bei Cifer ist das kein Problem, da er ebenfalls ein SEED ist.“, erklärte die ehemalige Ausbilderin und leidenschaftliche Weltenbummlerin ruhig, „Und das mit Fu muss doch keiner Wissen.“

„Und was schreib ich in die Berichte?“

Dieses ganze Gerede würde ihn noch verrückt machen. Bei genauerem Überlegen war es sicherlich nicht mehr sehr weit bis dahin.

„Das interessiert doch eh keinen.“, mischte sich Irvine ein, „Du bist der Chef und wenn du was sagst, hat das Hand und Fuß.“

Von der Seite hatte er es wirklich noch nicht gesehen. Aber er hatte Recht. Und die nächste Erkenntnis traf Squall: Schlafmangel tötet graue Zellen.

„Dann sucht euch eure Leute zusammen und bereitet sie vor.“, meinte er noch.

Sofort war das Büro in Bewegung. Solange sie unter sich waren nahmen sie es nicht so ernst mit den Formalitäten. Dafür kannten sie sich zu gut und hatten zu viel zusammen erlebt.

„Ach ja, Squall.“, meinte Quistis, als sie in der Tür stand, „Leg dich hin und Schlaf mal.“

Squall nickte Schwach und schaffte es gerade noch das nächste Gähnen zu überspielen.

Dann war es still im Raum. Nur Rinoa war noch da. Und sie würde ihn garantiert nicht alleine lassen.

„Du sollest ihrem Rat folgen und dich wenigstens eine Stunde hinlegen.“, meinte sie besorgt.

„Zu viel zu tun.“, erwiderte er und kramte desorientiert in den Unterlagen.

„Squall.“, meinte sie und er spürte die Magie in ihrer Stimme, „Komm her zu mir.“

Gegen seinen Willen erhob er sich aus dem sicheren Stuhl und wankte zu dem Sofa.

„Leg dich hin.“, befahl sie sanft.

Und er gehorchte ohne Murren. Er hätte sich vielleicht wehren können, wenn er ausgeruht wäre, aber nicht in seinem jetzigen Zustand.

„Kannst du dir vorstellen, was für einen Eindruck du auf deine Schüler machst, wenn du die Ansprache hältst?“, fragte sie belustigt, „Mit roten, übermüdeten Augen und nach jedem zweiten Wort gähnend?“

Er musste bei diesem Gedanken lächeln. Es würde sein Ansehen im Garden auf null reduzieren und sein Image total zerstören.

„Also schlaf ein wenig.“, sagte sie leise und legte ihre Hand auf seine Stirn.

Augenblicklich wurde ihm schwarz vor Augen.
 

Es war endlich so weit. Die Traube vor dem Ballsaal hatte sich gelichtet und dank Rai-Jin war auch etwas Ordnung ins Chaos gekommen.

Ash schob die Tür auf und schlüpfte hinein. Nichts erinnerte an den Prunk der hier herrschte. Tausende Kleidungsstücke waren in ordentlichen Stapeln im ganzen Raum verteilt.

Vor diesem Meer aus Kleidung stand eine junge Frau, eine Flasche Wasser in der Hand, ein Maßband um den Hals und ein Klemmbrett in der anderen Hand.

Mit einem erleichterten Seufzen setzte sie die Flasche ab und lächelte den Neuankömmling an.

„Entschuldigung.“, meinte sie und winkte ihn heran.

Wortlos, und immer noch ungläubig die Massen an Kleidung betrachten, gesellte er sich zu ihr.

Nachdem er seinen Namen genannt hatte, begann sie ohne Vorwarnung Maß zu nehmen. Keine fünf Minuten Später war sie schon in den Kleidungshügeln verschwunden.

„Waffenart?“, hörte er ihre Gedämpfte Stimme.

„Waffenloser Nahkampf.“, rief er zurück.

Plötzlich hob sich ihr Kopf hinter einem Stapel Hosen und mustert ihn erneut. Dann war sie auch schon wieder verschwunden.

Bis sie ohne einen Mucks neben ihm auftauchte, einen Kleidersack in der Hand.

„Das müsste dir eigentlich passen.“, meinte sie und reichte ihn weiter, „Hab eine Nummer größer genommen, damit du dich besser bewegen kannst.“

Dann deutete sie auf eine Ecke und Ash erkannte eine improvisierte Umkleide.

„Mach schon.“, drängte sie ihn, „Dann weis ich wenigstens, dass ich nicht noch mal auf Tauchstadion gehen muss.“

Mit einem schwachen Lächeln folgte er der Anweisung. Schnell war er in die Uniform geschlüpft. Und er musste feststellen, dass sie erstaunlich gut passte.

„Und passt sie?“, hörte Ash ihre Frage durch den Sichtschutz.

Er verließ die Kabine. Versuchsweise schlug und trat er in die Luft. Die Uniform war perfekt. Als wäre sie für ihn gemacht worden. Auch nach der Probe saß sie wie angegossen.

„Passt perfekt.“, antwortete er begeistert.

„Freut mich.“, meinte sie mit einem ehrlichen Lächeln, “Dann raus mit dir, ich hab noch genug zu tun.“
 

Sachte strich Rinoa über Squalls Stirn und wischte ein paar verirrte Strähnen beiseite.

Er konnte die Ruhe und jede Sekunde Schlaf wirklich gebrauchen.

Sie konnte es sich nicht verkneifen seine Züge mit den Fingern nachzuziehen. Wangen, Augen, Nase, Kinn, den Mund und seine Narbe. Schon lange hatte er die Stirn nicht mehr in Falten gelegt, aber sie verändere sich nicht mehr. Was auch positiv war, denn so würde diese alte Wunde nicht mehr bluten.

Plötzlich ertönte ein Geräusch, was sie in letzter Zeit fast in den Wahnsinn trieb.

Die Meldung eines eingehenden Gesprächs.

Vorsichtig bettete sie den Kopf ihres Verlobten auf dem Sofa, damit sie kurzerhand dem Anrufenden die Leviten zu lesen.

Als sie in Squalls Stuhl Platz genommen hatte versuchte sie ein ernstes Gesicht aufzusetzen und nahm den Anruf an. Doch alle Ernsthaftigkeit wurde je weggeblasen, als sie das strahlende Lächeln des Mannes sah.

„Hey, Kleines, wie geht’s dir?“, fragte er angenehm überrascht.

„Super und dir?“, erwiderte sie im Plauderton.

Sein Lachen klang durch die Lautsprecher und wurde sie an jemanden erinnert.

„Wo ist denn mein kleiner Diktator?“, fragte er und seine Augen suchten den Raum hinter ihr ab.

„Er schläft.“, meinte sie und lächelte unbewusst.

Es dauerte einen Moment, bis er ihren Gesichtsausdruck deuten konnte.

„Du böse Hexe.“, meinte er scherzhaft.

„Du weist gar nicht wie böse ich sein kann.“, erwiderte sie und lächelte unschuldig.

„Das rauszufinden überlass ich lieber meinem Jungen.“, meinte Laguna, wie üblich, gut gelaunt.

Rinoa bewunderte diesen Mann. Egal wie schlimm die Lage war, er hatte immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und wusste die Lage zu beruhigen.

„Aber du rufst doch nicht ohne Grund durch, oder?“, sprach sie endlich ihre Gedanken aus.

Ihr Gegenüber seufzte und rieb seine Nasenwurzel. Sie schätzte dass das seine Art war, nachzudenken, wie bei Squall das Kopf in die Hände legen.

„Das AGM hat zwei Bahnlinien angegriffen.“, begann er langsam, „Die Verbindung nach Trabia und Centra. Von daher kann ich euch für jedes Gebiet nur noch ein Schiff stellen.“

Die Aggressivität dieser Terroristen beunruhigte sie sehr. Gestern waren sie kaum ein Flüstern, heute ein Schrei.

„Alles in Ordnung, Kleines?“, hörte sie Squalls Vater besorgt fragen.

„Ja, alles gut.“, meinte sie und rang sich ein Lächeln ab, „Die Nächte waren zu kurz und die Tage zu lange.“

Ein fürsorgliches Lächeln breitete sich über Lagunas Gesicht aus.

„Dann Schlaft noch ein wenig und ruht euch aus.“, meinte er und legte ohne Vorwarnung auf.

Das sah Laguna wirklich nicht ähnlich. Einfach so zu verschwinden. Aber die Ruhe konnte auch sie gut gebrauchen. Sie hatte zwar ein paar Stunden mehr Schlaf bekommen als Squall, dennoch fühlte sie sich schlapp und ausgelaugt. Sie wollte gerade aufstehen, als erneut ein Anruf einging. Kaum war das Signal zu hören wälzte sich Squall auf der Couch herum.

Eine einfache Geste und ein beruhigendes Wort ließen ihn aber wieder ruhig schlafen.

Seufzend nahm sie wieder Platz.

Keine Sekunde später flimmerte das Bildschirm auf und die Verbindung war da.

„Squall! Du hattest Recht!“, rief die andere Stimme aufgebracht.

Rinoa starrte das Bild mit weit aufgerissenen Augen an. Auch ihr Gegenüber schien im ersten Moment mehr als verwirrt sie zu sehen.

„Entschuldige, ich wollte nicht Schreien.“, meinte der Mann.

„Schon in Ordnung, Paps.“, erwiderte sie lächelnd.

Sie hatte ihren Vater schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und er hatte sich kaum verändert. Nur die Haare waren ein wenig grauer als bei ihrem letzten Treffen. Aber seine Augen waren immer noch lebhaft und aufmerksam.

„Aber jetzt erzähl mir auch mal, was Squall sich Gedacht hatte.“, meinte sie neugierig.

Dann begann ihr Vater zu erzählen.
 

Ash saß auf seinem Bett und bewegte seine Finger. Die Handschuhe, die er zusammen mit seiner Uniform bekommen hatte, waren noch steif und unbeweglich. Und das musste er schnell ändern.

Wieder ließ er seinen Blick zur Uhr wandern. Zehn Minuten hatte er mit seinen Dehnungsübungen verbracht. Und wie lange er noch bis zur Prüfung warten musste, konnte er beim besten Willen nicht sagen.

Wieder schossen ihm tausend Gedanken durch den Kopf. Über den Ort der Prüfung, seine Kameraden, seine Feinde.

Jedoch fanden seine endlosen Fragen ein jähes Ende, als es an der Tür klopfte. Hastig sprang Ash auf und im anhalten betätigte er den Türöffner. Er hatte mit Shou oder Squall gerechnet, oder im schlimmsten Fall mit Xell.

„Wir wollen uns noch ein wenig die Füße vertreten.“, meinte Jade, „Kommst du mit?“

Der Reihe nach sah er seine Freunde an. Jeder trug seine Uniform und war bereit für die Prüfung.

Ash trat mit einem Lächeln vor die Tür. Wieder blickte er jeden an, angefangen von Sam und Niko bis zu Duran.

Freunde, dachte Ash, Endlich nicht mehr allein.

„Also was wollen wir machen?“, fragte er in die Runde.

„Wir hatten an Kaffee und Kuchen gedacht.“, antwortete Sam hastig.

„Du und dein Essen.“, beschwerte sich Niko amüsiert, „Willst du jetzt deinen Frust ersticken, oder was?“

„Was soll ich denn schon für Frust haben.“, erwiderte der Große gelassen.

„Caro.“, antwortete Niko und wich elegant seiner Faust aus.

„Außerdem.“, mischte sich Vine ein, „Wollen wir nicht, dass du zu Dick für deine Uniform wirst.“

Ein Lachen hallte über den Flur und einige Leute drehten sich um.

„So schnell nehme ich doch nicht zu.“, beschwerte sich Sam.

„Nein, aber wenn du aus Frust isst, kannst du nicht mehr aufhören.“, meinte Jade freudig.

„Immer auf mich.“, meinte Sam beleidigt, begann aber im Selben Moment zu Lächeln, „Ach ja, immer wieder diese Neider.“

Mit bester Laune machten sie sich auf den Weg.

Zusammen, hallte es in Ashs Kopf wieder. Zusammen konnten sie alle besiegen.

Und dann brachen die Sorgen wieder über ihn zusammen. Von der Prüfung wiederzukommen und einen leeren Platz vorzufinden. Sam und Niko waren für ihn wie Brüder geworden, Jade und Duran gute und verlässliche Freunde. Dann glitten seine Gedanken zu Vine. Und sie war mehr als er sich jemals erträumt hatte.

Jeder von ihnen hatte an seiner Schale gekratzt und sie letztendlich sogar zerbrochen.
 

Zu Sechst saßen sie an einem der Vierertische. Jeder einen Kaffee und ein Stück Kuchen vor sich.

„Wäre schon krass, wenn die uns alle zu einem Einsatzort schicken würden.“, meinte Jade plötzlich.

„Das wär’s.“, stimmte Duran grinsend zu und schielte zu Ash.

Dieser hoffte nur, dass Duran nichts von ihrem Gespräch erwähnte.

„Negativ.“, erklang eine kalte Frauenstimme hinter ihnen.

Wie vom Blitz getroffen fuhren sie herum. Dort standen Cifer und Fu-Jin, beide mit einem Grinsen im Gesicht.

„Der Direx hat sich mit der Entscheidung ganz schön gequält, wo er euch hinschickt.“, meinte Cifer und setzte sich an den Nachbartisch, „Und ich kann euch versprechen, dass er euch nicht an einen Zielort schicken wird.“

„Und warum?“, fragte Sam neugierig.

„Weil ihr sonst alles alleine machen könntet.“, antwortete Fu-Jin ruhig und stellte eine Tasse auf den Tisch, „Ihr wärt in eurer momentanen Gruppe unbesiegbar.“

„Und deswegen hat er sich Gedacht, er reduziert ein wenig eure Durchschlagskraft und prüft eure Teamfähigkeit.“, erklärte Cifer weiter.

„Unbesiegbar?“, fragte Ash belustigt.

Cifers Grinsen erlosch und er lehnte sich zu ihnen herüber. Vorsichtig sah er sich um und meinte dann: „Ihr habt die Archeodinos erledigt und den Schattentest mit Bravur bestanden.“

„Das mit den Archeodinos war schon etwas gewaltiges.“, meinte Fu-Jin flüsternd, „Und das mit dem Test der Schatten hat dem ganzen die Krone aufgesetzt.“

„Das war doch gar nicht so schlimm.“, erwiderte Duran leicht.

Die beiden Ordnungsdienstler sahen sich ungläubig an.

„Die Archeodinos wären eine Herausforderung für eingefleischte Söldner, jedenfalls in der Masse. Und den Schattentest haben Xell und die anderen, mit Mühe und Not geschafft, mich eingeschlossen.“, berichtete der Blonde.

Ashs Kiefer klappte herunter. Das mit den Archeodinos mag stimmen, aber bei dem Test hatte er sich niemals in der Klemme stecken sehen. Und diese Offenbarung traf ihn wie ein Schlag.

„Sind wir wirklich so stark?“, fragte er ungläubig.

„In euch steckt so viel Potenzial, dass weder eure Ausbilder noch irgendjemand anders sagen kann, wozu ihr Fähig seid.“, meinte Fu-Jin mit verschwörerischer Stimme, „Vielleicht seid ihr die Helden von Morgen. Vielleicht könnt ihr die Welt in ihren Grundfesten erschüttern.“

Dann zeichnete sich ein schwaches Grinsen auf ihrem sonst so emotionslosen Gesicht ab: „Oder ihr seid ein paar Glücksritter.“

Aber sie bekamen keine Gelegenheit sich darüber den Kopf zu zerbrechen.

„Alle Anwärter, die an der praktischen Prüfung teilnehmen finden sich vor dem Garden ein.“, erklang Shous Stimme über die Lautsprecher.

„Es geht los.“, meinte Cifer ernst und stand zusammen mit Fu auf.

Seine Emotionen schienen in den Hintergrund zu rücken und alles was blieb war ein ernster Gesichtsausdruck.

„Ihr solltet euch losmachen.“, meinte die Weißhaarige.

Ash sah sich in der Runde um und jeder nickte ihm entgegen.
 

Als sie die Mensa verließen wappneten sie sich seelisch für die Prüfung. Keiner wagte es seine Gedanken auszusprechen.

Ash sah sich wieder und wieder nach seinen Freunden um. Und in seinem Kopf geschahen die schrecklichsten Szenarios. Egal wie er sich auch bemühte, er konnte sie nicht vertreiben.

„Was bedrückt dich?“, hörte er Vines Stimme neben sich.

„Angst.“, antwortete er leise.

Vorsichtig sah er auf. Seine Freunde liefen ein Stück vor ihm.

„Ich habe Angst einen von euch zu verlieren.“, begann er leise, „Seit ich euch alle Kennen gelernt habe, weiß ich, wie es ist Freunde zu haben. Wir haben schon so viel durchgemacht. Ihr habt mir schon so oft die Kraft gegeben, weiterzumachen. Und ich könnte es nicht ertragen, einen von euch zu verlieren.“

Als er sprach, spürte er einen Klos im Hals, der gefüllt einer Wassermelone entsprach.

„Dummkopf.“, entgegnete die Rotäugige, „Auch wir haben Angst. Aber wir greifen nach der Hoffnung, dass alles gut geht. Wir alle machen uns Sorgen.“

Er sah sie überrascht an. Auch wenn sie ihn anlächelte und ihre Worte unbeschwert klangen, so spürte er doch ihr Gewicht. Und dieses nahm ihm seine eigene Last ab.

„Wir passen schon auf, dass keinem etwas passiert.“, sagte sie sanft.

„Das will ich aber auch hoffen.“, entgegnete er mit neuem Mut, „Ich will euch nämlich nicht zurückholen müssen.“

„Also wollen wir?“, fragte sie erwartungsvoll.

Ash wandte seinen Blick zu seinen Freunden. Sie waren stehen geblieben und sahen ihn erwartungsvoll an.

„Ja, wir wollen!“
 

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So, ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen...

Mir gefällts nämlich gar nicht...

Während des ganzen Kapitels war die Luft raus...

wenn man mal bedenkt, wie lange ich dran gesessen habe -.-

Aber last but not least isses doch fertig geworden ^^
 

MfG

Drako

Die SEED-Prüfung

So!

Als erstes möchte ich mich für dieses rieige Kapitel entschuldige.

Anfangs hatte ich vor, es in mehrere Teile zu splitten...

Was mir dann doch nicht so recht gelingen wollte ^^°

Wünsche euch trotzdem viel Spaß beim lesen.
 

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Sanft wog das Schiff im Wellengang und das Surren des Motors hallte durch die Kabine.

Verzweifelt versuchte Ash das Geräusch auszublenden. Erfolglos, denn es war das einzige, was die Stille durchbrach.

Erneut ließ er seinen Blick durch das, doch recht komfortable Ausgestattete, Innenleben der Kabine gleiten. Bequeme Sitzgelegenheiten, ein großer Tisch mit einem Bildschirm als Tischplatte und in der einen Wand entdeckte er ein Wartungszeugnis.

Dann lies er seinen Blick über die seine Kameraden wandern. Er hatte wirklich Glück gehabt bei seinem Team. Jade, die nachdenklich in ihrem Stuhl saß, Duran, der zu Schlafen schien und Vine, die ihn auch ansah. Unwillkürlich stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen.

Den anderen Anwärtern war er sicherlich im Garden schon einmal begegnet, jedoch sagte ihm keines dieser Gesichter etwas.

Der Platz war mehr als gering. Sie saßen Schulter an Schulter, bis auf den Schützen und den begleitenden SEED, die jeweils an den Stirnseiten des Tisches saßen.

„Habt ihr Angst?“, fragte Irvine beiläufig.

Aber er erhielt keine Antwort. Mit einem schwachen Nicken nahm er die Antwort an.

„Wisst ihr, mir geht es auch nicht anders.“, begann er ruhig, „Bei jedem Auftrag habe ich Angst zu sterben. Einen Fehler zu machen und zu erkennen, dass alles umsonst war.“

Dann beugte er sich vor und die Anwärter durchdringend an.

„Und wisst ihr was? Das ist der Grund warum ich noch Lebe.“

„Wie meinen, Sir?“, fragte einer der unbekannten Anwärter.

„Durch die Angst bleibst du Vorsichtig.“, erklärte er Fachmännisch, „Denn ohne Angst stirbt die Vorsicht und macht dem Leichtsinn Platz. Und dann ist man nur einen kleines Stück von der Kiste entfernt.“

Ash musste bei dieser Ehrlichkeit Lächeln. Aber das war einer der Gründe, warum er auch Froh war, Irvine als Begleiter auf dieser Fahrt zu haben. Denn sein Ausbilder hätte wahrscheinlich keine Ruhe gegeben und wäre die ganze Zeit herum getigert. Und das wäre für seine Nerven das Ende gewesen.

Ein erlösender Seufzer entfuhr Irvine, als er sich streckte und den Hut wieder aufsetzte. Es kam Ash fast so vor, als würde er sich darüber freuen, mit in den Kampf ziehen zu können.

„Sir?“, fragte Ash vorsichtig.

„Lass das Sir weg, das heißt Irvine.“, erwiderte er lächelnd.

„Irvine.“, setzte Ash erneut an, „Darf ich eine Frage stellen?“

„Immer doch.“

Ash sah sich langsam in der Kabine um. Alle Augen ruhten auf ihm. Und in den Augen der anderen konnte er die Selbe Frage sehen, die er gleich Aussprechen würde.

„Wie schaffen sie das so einfach?“, fragte er hastig.

Der Cowboy sah ihn fragend, dann schien er zu verstehen. Nachdenklich sah er sich in der Kabine um und schien nach einer passenden Antwort zu suchen.

„Um ehrlich zu sein“, begann er schwer, „Gar nicht.“

Fragende Blicke trafen den sonst so lebensfrohen Mann.

„Ich komme nicht wirklich damit klar, dass ich das tue was ich tue, wenn ihr versteht.“

Auch wenn Ash gerade gar nichts verstanden hatte, glaubte er es doch zu wissen.

Langsam schloss er die Augen und schaltete ab. Seine Gedanken drifteten zurück zum Garden.
 

Da standen sie nun, in Reih und Glied. Einundzwanzig Anwärter, achtzehn aus Balamb und drei Schützen aus Galbadia. Squall schritt langsam die Reihe ab und musterte jeden von oben bis unten. Ab und an richtete er einen Kragen oder korrigierte die Haltung.

Als er die Reihe abgeschritten hatte, stellte er sich vor sie, atmete tief ein und seufzte genervt.

„Ich hasse es Reden zu halten.“, meinet er missmutig.

Ash konnte das Grinsen, was durch die Reihe ging fast körperlich spüren. Ihm erging es nämlich nicht anders.

„Erst einmal möchte ich zwei Regeländerungen mitteilen.“, begann er locker, „Nummer eins, Kontakt zu den anderen Gruppen ist gestattet. Regel Zwei: Unterstützung und zusammenwirken der Teams ist gestattet. Der Rückzugsbefehl hat weiterhin Vorrang, sowie die Anweisungen der SEEDs oder dem dortigen Befehlshaber.“

Ein zustimmendes Raunen kaum von den Anwärtern.

Erneut seufzte Squall und schritt die Reihe ab, die Stirn in Falten gelegt.

Während Ash seinen Direktor betrachtete, konnte er deutlich die Augenringe sehen und den matten verschlafenen Gesichtsausdruck. Rinoa, die sich ein wenig abseits hielt sah nur ein wenig besser aus.

„Ihr wisst, ihr seid Söldner, Profis, aber eines möchte ich euch mit auf den Weg geben.“, meinte Squall plötzlich, „Ihr seid keine hirnlosen Killer. Setzt euren Verstand ein, handelt Verantwortungsvoll und lasst euch nicht verrückt machen.“

Ein Anflug von einem Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.

„Ich bin stolz auf euch. Auf jeden einzelnen von euch. Denn dass ihr, hier und heute, vor mir steht bedeutet, dass ihr zu den Besten gehört. Lasst euch ja nichts anderes erzählen!“, meinte er mit einer warmen Stimme, die an einen Vater erinnert, der mit seinem Sohn spricht, „Und das ihr mir ja alle in einem Stück wiederkommt.“

Ein Ruck ging durch die Anwärter und nur eine Sekunde später standen sie Stramm und vollführten den SEED-Gruß.

Anerkennend betrachtete Squall die Anwärter und in seinem Gesicht trat ein eigensinniger Ausdruck von Stolz.

Er klatschte in die Hände und wie auf Kommando entspannten sich die Anwärter.

„Dann wollen wir mal zurück zur Tagesordnung.“, meinte Squall zuversichtlich, „Und zwar der Teamzusammenstellung.“

Aus einer Hosentasche holte er einen mehrfach gefalteten Zettel hervor.

„Ihr seid für den Zielort Timber ausgewählt.“, meinte er und studierte weiter den Zettel.

Ashs Herz schien still zu stehen. Er sollte wirklich zurück in seine Heimat, zurück an den Ort der Segen und Fluch für ihn war. Schlagartig waren Bilder aus seinem Kindheitstagen vor seinen Augen. Wie er mit anderen Kindern gespielt hat, mit seinen Eltern gelacht und mit seinem Bruder so viel unternahm.

Ash nahm nur noch das nötigste war, Welches Team wo agieren würde und wer dieses Team bilden würde. Jedoch waren seine Gedanken immer noch in der Vergangenheit gefangen.

Erst als er seinen Namen hörte kehrten seine Gedanken in die Gegenwart zurück.

„Team F, bestehend aus Ash Timber, Jade Nekoi und Duran Splendor, wird die Innenstadt übernehmen.“, meinte der Direktor gelassen.

„Eine Frage Sir“, meldete sich Duran zu Wort, „Warum so ein großes Gebiet?“

„Euer Truppenführer ist in Timber aufgewachsen und trotz der zahlreichen Feindkontakte hat sich die Innenstadt nicht verändert. Dadurch habt ihr einen Heimvorteil.“, erklärte Squall ruhig.

Laut seinem Wissen, hatte sich Timbers Innenstadt wirklich nicht verändert. Der Vorteil wäre zwar nur minimal, aber es wäre wenigstens etwas.

Mit einem Mal war da ein anderes Wort, welches ihn traf wie ein Schlag: Teamführer.

Ash konnte nicht glauben, dass Squall das ernst meinte. Er hatte bis jetzt noch nie eine Führerrolle gespielt, sondern mehr den Einzelgänger.

„Die Schützen werden sich im Fernsehturm sammeln und dort auf Unterstützungsrufe der Teams warten. Bei Feindkontakt ist sich entsprechend der Situation zu verhalten.“

Squall erntete Stille Zustimmung.

Wieder ließ er seinen Blick wandern. Aber in seinen Augen lag Stolz, Hoffnung und Zuversicht. Und Ash merkte, wie diese auf ihn überging.
 

„Noch zehn Minuten, dann müssten wir da sein, wenn alles nach Plan läuft.“, verkündete Irvine und riss Ash aus seinen Gedanken.

Hastig warf er einen Blick auf die Uhr und stellte entsetzt fest, dass er fast fünfzehn Minuten in Gedanken versunken war. Er musste sich das schleunigst abgewöhnen.

„Dann wollen wir doch mal sehen, was die Esther-Luftaufklärung geleistet hat.“, meinte Irvine leise und seine Finger flogen über die Tischplatte.

Dann erschien ein Bild des östlichen galbadianischen Kontinents. Eine rote Linie zeigte ihre Kurs und ein gleichfarbiger Punkt ihre Position, ein Kreuz ihre Zielposition. Ihre Fahrt führte sie an der Enge zwischen der Monday-Küste und der Nantacket-Insel hindurch führen und sie würden am Strand der Lanker-Ebene landen. Der Weg nach Timber wäre nur noch ein kurzer Fußmarsch nach Norden. Leider über offenes Gelände.

„Ragnarok, wie sieht es aus?“, fragte Irvine durch das Funkgerät.

„Hier Ragnarok, haben mehrere feindliche Stellungen entlang der Küste gesichtet.“, meldete sich das Schiff, „Könnten euch Schwierigkeiten bereiten.“

Einen Moment überlegte Irvine.

„Könnt ihr euch darum kümmern?“, fragte er vorsichtig.

„Sind schon auf dem Weg.“, verkündete der Gegenüber ruhig, „Wenn ihr ankommt, stolpert nicht über den Müll.“

Dann war die Verbindung still.

„Wenn wir angekommen sind, werdet ihr eure Positionen beziehen und die Stadt sichern. Oberste Priorität hat dabei der Schutz der Zivilbevölkerung.“, wiederholte Irvine ihre Befehle, „Den Rest kennt ihr ja.“

Ash hatte weiterhin auf den Schirm gesehen. Ein neuer Punkt war aufgetaucht, blau. Er zog in gerader Linie über die Monday-Küste zum Strand. Dort kreiste er zwei, dreimal, dann zog er sich über denselben Weg zurück.

„Hier Ragnarok, Gefahr erkannt, Gefahr gebannt.“, erklang die Stimme aus dem Lautsprecher, danach war die Verbindung wieder erloschen.

Ruhe kehrte in die Kabine ein. Die wohlbekannte Ruhe vor dem Sturm, dachte Ash besorgt. Er hatte das Gefühl, dass es noch viel schlimmer werden würde.

Ein leiser Dreiton, wie er im Garden üblich war, hallte durch die Kabine.

„In fünf Minuten sind wir da.“, meldete der Kapitän.

Ash spürte wie die Spannung in der Kabine stärker wurde, beinahe fühlbar.

„Dann wollen wir uns mal an die Arbeit machen.“, verkündete Irvine und stand elegant auf.

Ash und die anderen folgten seinem Beispiel und folgten ihm zur Schleuse, welche die Kabine von dem Flügeltüren-ähnlichem Bog trennte.
 

Die Nacht lag sanft über dem Land. Doch da war irgendetwas. Etwas, was dort nicht hingehörte. Langsam öffnete die ehemalige Hexe ihre Augen. Auch wenn sie ihre Kräfte verloren hatte, so blieben doch einige Fähigkeiten erhalten. So auch das Gefühl für die Anomalität der Magie. Und eben jene befand sich in ihrer Nähe.

Schlaftrunken schälte sie sich aus der Decke. Langsam schritt sie durch das Schlafzimmer. An der Tür angekommen sah sie noch einmal zurück. Ihr Ehemann lag ungerührt im Bett und schlief friedlich. Mit einem liebevollen Lächeln wandte sie sich wieder der Tür zu und ihre Züge wurden härter.

Mit leisen Schritten ging sie die Treppe herunter, die Sinne geschärft. Als sie die Hälfte der geschwungenen Treppe bewältigt hatte, konnte sie den schwachen Schein erkennen, der aus der Wohnstube kam. Auch ein leises Knistern war zu hören und mit jedem Schritt wurde es wärmer.

Jemand benutzt den Kamin, dachte sie irritiert.

Vorsichtig betrat sie das Wohnzimmer, bereit jeden Angreifer zu bezwingen.

Entgegen ihrer Erwartungen wurde sie nicht angegriffen, sondern nur von zwei schwarzen Gestalten gemustert.

„Guten Abend.“, meinte die eine mit freundlicher Stimme, „Oder viel besser gute Nacht.“

Verwirrt betrachtete Edea die Gestalten. Sie sahen in ihren Schwarzen Laken identisch aus.

„Das hast du jetzt davon.“, fuhr die andere Gestalt kratzig ihren Gefährten an, „Nur weil du mal wieder unter Leute willst.“

„Warum denn so sauer? Noch hat sie weder geschrien noch irgendwas nach uns geworfen.“

„Nur weil noch niemand etwas nach uns geworfen hat, uns versucht hat zu erschießen oder mit einem Zauber angegriffen hat, heißt das nicht, dass wir willkommen sind.“, brauste die Kratzige auf.

„Jetzt hab dich doch nicht so.“, meinte die andere beschwichtigt, „Nicht jeder wird versuchen uns gleich umzubringen.“

Nach ihrem kleinen Disput wanden sie sich wieder der Hausbesitzerin zu. Ungläubig hatte sie die Szene verfolgt. Auch wenn sie von ihrem Aussehen her nicht zu unterscheiden waren, so waren es doch zwei komplett verschiedene Persönlichkeiten.

„Der Tee ist großartig.“, meinte die eine Gestalt plötzlich und nippte an einer Tasse.

„Da muss ich dir Recht geben, Kleiner.“, erwiderte die Kratzige Stimme, „Aber wir hätten vorher fragen sollen.“

Der „Kleine“ sah ertappt zu Boden.

„Ich hoffe es ist nicht schlimm, dass wir uns bedient haben.“, fragte er vorsichtig.

Die Hexe konnte aus diesen Beiden einfach nicht schlau werden. Sie waren so menschlich, auch wenn ihr Hexengefühl ihr sagte, dass sie es nicht waren.

„Warum seid ihr hier?“, fragte sie direkt und sah beide durchdringend an.

„Dem Kleinen war langweilig und er hat Gesellschaft gesucht.“, meinte die Kratzige Stimme trocken.

„Wo wir herkommen gibt es nicht viele Möglichkeiten. Nur wir beide und eine ewige graue Einöde.“, erklärte die angenehme Stimme traurig.

„Also seid ihr nur hergekommen um zu reden?“, fragte sie verwirrt.

Diese Beiden waren wirklich sonderbar. Dennoch wusste sie, dass sie nichts zu befürchten hatte. Erneut betrachtete sie ihre nächtlichen Besucher.

„Kann ich euch noch ein paar Kekse anbieten?“, fragte sie höflich.

„Hausgemachte Kekse?“, meinte die Stimme neugierig, „Da sag ich nicht nein!“

Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Es war, als wäre eines Ihrer Kinder nach einer Ewigkeit wieder nach Hause gekommen.
 

Endlich hatten sie das Haupttor erreicht.

Die Landung am Strand war ohne Zwischenfälle abgelaufen. Aber sie mussten wirklich aufpassen wohin sie traten. Der ganze Strand war aufgewühlt und Krater zogen sich über den gelben Sand, gepaart mit Altmetall und Trümmern.

„Die Jungs haben echt ganze Arbeit geleistet.“, hatte Irvine gemeint.

Aber das war schon ein paar Minuten her. Jetzt mussten sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Aufgabe vor ihnen richten.

„Diese Terroristen sind gut ausgebildet und gut ausgerüstet.“, meinte er ernst, „Also seht euch vor und geht keine Risiken ein.“

Ein zustimmendes Nicken ging durch die Anwärter. Dann meldete sich Xell zu Wort.

„Ihr habt eure Gebiete. Also zieht los und tretet ihnen in den Hintern.“, meinte er schalkhaft.

Die Beiden konnten nicht unterschiedlicher sein. Während Irvine scheinbar in seiner Söldnerrolle aufging blieb Xell gelassen und schien sie mit seinen Sprüchen beruhigen zu wollen.

„Team A wird hier Stellung beziehen und wird, im Falle eines Rückzugs, den Fluchtweg sichern. Team B wird zum Bahnhof Richtung Balamb vorstoßen, Team C, Galbadia-Bahnhof.“, begann er aufzuzählen, „Trupp D wird den Fernsehsender sichern und den Schützen Rückendeckung geben. Das E-Team wird das Timber-Maniacs-Gebäude sichern und dort eine Sammelstelle für die Zivilisten einrichten.“

Dann wandte er sich an Ash und seinen Trupp. Seine Augen waren hart und kalt, nicht wie sonst warm und freundlich. Innerlich schien er den verantwortungslosen Cowboy an den Nagel gehaben und sich den Profil-Söldner angezogen zu haben.

„Team F, die Restliche Stadt gehört euch.“, meinte er hart, „Macht das Beste draus.“

„Jawohl, Sir.“, meinte Ash knapp.

Einen Moment kehrte Ruhe ein. Nur ein Moment um sich noch einmal innerlich auf den Kampf vorzubereiten. Und vielleicht sogar auf den Tod.

„Lasst die Prüfung beginnen.“, meinte Xell.

Und mit einem Handzeichen gab er den Marschbefehl.

Nacheinander begaben sich die verschiedenen Teams durch das Stadttor. In vielen Blicken konnte Ash Angst und Zweifel erkennen. Auch ihm ging es nicht anders.

Diese Situation war auch für ihn neu. Die Missionen und Trainingseinheiten, die er absolviert hatte, beinhalteten immer einen genauen Weg, einen gezielten Ablauf, den sie zu folgen hatten. Von A nach B, dabei bestimmte Bedingungen erfüllen.

Aber das hier war anders. Es war der Krieg. Das Leben eines SEEDs.

„Vine.“, meinte Irvine plötzlich.

Ashs Trupp wandte sich dem Scharfschützen zu und die Genannte trat einen Schritt vor.

Er kramte kurz in der Tasche und hielt ihre dann die zur Faust geballte Hand hin.

„Glücksbringer.“, meinte er noch kurz, bevor er die Hand drehte und öffnete.

Im Handteller lag eine bläulich schimmernde Patrone.

„Sir!“, entfuhr es der Rotäugigen entsetzt.

„Die anderen haben auch schon eine.“, meinte er knapp, „Hebt sie euch für das Schlimmste auf.“

Schier ehrfürchtig nahm sie die Patrone an sich. Einen Moment betrachtete sie sie wie hypnotisiert, dann nickte sie und verstaute sie an ihren Gürtel.

Ash wandte sich in Richtung der Stadt.

„Dann wollen wir mal.“, meinte er und versuchte dabei ruhig zu klingen, „Vine, du gehst mit zum Fernsehsender. Duran und Jade folgen der Hauptstraße. Und seid ja Vorsichtig.“

„Und du?“, fragte Vine leise.

„Ich werde mich ein wenig in den Gassen umsehen.“, erklärte er und merkte wie sein Blick in die Ferne glitt.

Im Kopf ging er die einzelnen Gassen durch, welche er als Kind wie ein zweites zuhause empfand. Er war zwar noch Jung, als er zusammen mit seinem Bruder durch die Stadt zog. Dennoch hatten sich die Wege in seinem Kopf eingebrannt.

„Los.“, meinte er knapp und schritt durch das Tor.

Kaum hatten sie es hinter sich gebracht bog er nach rechts, in eine kaum sichtbare Gasse ein. Ein kurzer Blick über die Schulter zeigte ihm sein restliches Team, welches wie befohlen der Hauptstraße folgte.

Er wartete noch einen Moment, dann ging er tiefer in das Dunkel der Gasse. Jeder Schritt war sicher und unheimlich vertraut. Jede Tür war noch an ihrem Platz, jede Schwelle und jede Ecke.

Einem unsichtbarem Pfad folgend ging er tiefer in die Stadt und tiefer in die Dunkelheit.
 

„Das war eine beschissene Idee!“, fluchte Duran laut.

Er lehnte an einer Wand, geschützt vor den todbringenden Kugeln der AGM-Soldaten, die plötzlich auf der Straße aufgetaucht waren.

„Das zeigt nur, dass er uns vertraut.“, meinte Vine von der anderen Straßenseite.

„Und wir kommen auch so klar, dafür brauchen wir ihn nicht.“, sagte Jade überzeugte und grinste Duran an, „Oder soll ich rüberkommen und dich bei der Hand nehmen.“

„Klar.“, meinte Duran und erwiderte das Grinsen, „Aber nur wenn du das Hotel bezahlst.“

„Sau.“, erwiderte sie gelassen.

Vine konnte sich ein Grinsen auch nicht verkneifen. Die beiden waren schon ein Kaliber, niemals um einen witzigen Spruch verlegen.

Vorsichtig schlich sie sich an die Ecke. Und nur für einen Wimpernschlag lugte sie herum. Kaum hatte sie ihren Kopf wieder in Sicherheit gebracht traf ein Kugelhagel die Mauer und lies den Putz von der Wand rieseln.

„Wie sieht’s aus?“, hörte sie Duran fragen.

„Sie doch selber nach.“, erwiderte sie ruhig, „Ungefähr ein Dutzend. Vier oder fünf Schützen, Rest Nahkampf.“

„Wenn es weiter nichts ist.“, meinte Duran und hob seine Gun-Dagger.

Vine verstand den Wink und brachte sich an der Hausecke ebenfalls in Position.

„Jade, dein Part.“, meinte Vine leise zu ihr.

Die Trabia-Anwärterin nickte Kurz und umfasste ihr Doppelschwert fester.

Nach einem tiefen Durchatmen schoss sie um die Ecke, in Richtung der Soldaten. Nur einen Wimpernschlag später stürmte Duran aus seiner Deckung, seine Waffen wie Pistolen nach vorn gerichtet. Im selben Moment lehnte sich Vine aus ihrer Deckung, das Gewehr im Anschlag. Es dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde, bis sie ihr Ziel gefunden hatte.
 

„Hier Jade, sind auf der Hauptstraße einem gegnerischen Trupp begegnet.“, meldete sie Ash über Funk.

„Kommt ihr zurecht?“, fragte er besorgt.

Sofort bereute er seine Entscheidung sie über die Hauptstraße zu schicken.

„Ja, Papa, wir kommen schon klar.“, mischte sich Duran witzelnd ein, „Kümmere du dich lieber um die Ecken wo wir nicht hinkommen.“

Ash konnte es nicht begreifen. Sie blieben so ruhig und scherzten auch noch herum. Wie in aller Monster Namen konnten sie die Prüfung so auf die leichte Schulter nehmen?

„Wir machen uns an die Arbeit.“, meldete sich auch Vine über Funk, „Pass auf dich auf, ich halt hier für dich die Stellung.“

Mehr als ein „Danke“ brachte Ash aber auch nicht hervor. Dafür überschlugen sich seine Gedanken zu sehr. War er denn überhaupt bereit für die Prüfung? Warum kamen die anderen so gut klar?

Aber für langes Nachdenken blieb keine Zeit. Er raffte sich zusammen und begann sich wieder durch die engen Gassen zu schieben. Wohin genau, wusste er auch nicht. Es war, als würde gerufen und folgte diesen Ruf nun.

Er schlich weiter unbemerkt durch die engen Gassen und Hinterhöfe. Immer darauf erpicht, seinen Feinden vorerst auszuweichen. Kämpfen würde er heute garantiert noch genug.

Dann erreichte Ash einen hellen Korridor. Die Straße lag ruhig vor ihm, kein Kampflärm, keine Schreie. Aber etwas daran gefiel ihm nicht. Vorsichtig schob er sich an der Wand vorwärts. Weiter in Richtung des Lichts, welches die Straße erhellte.

Ein Schrei ließ ihn zusammenzucken und sich näher an die Wand pressen.

Hilferufe hallten in die Gasse, panische Schreie um Gnade. Er war nur noch zwei Meter von der Straße entfernt, als sie plötzlich auftauchte.

Das rosa Kleid war an mehreren Stellen Opfer von Stürzen geworden. Das braune Haar war zerzaust und unordentlich. In seiner Brust krampfte sich alles zusammen.

Dann erschienen zwei Soldaten des AGM in seinem Blickfeld. Langsam, siegessicher gingen sie auf das vielleicht zehn-jährige Mädchen zu.
 

„Sir! SIR!“, rief der Soldat beinahe panisch.

„Was gibt es denn?“, fragte der Gesuchte von einem der Tische.

Im Schatten war er kaum zu sehen, aber als er sich bewegte und aufsah, funkelten die Waffen und die Rüstung in der Sonne.

„Was schreist du denn hier rum?“, fragte der Kommandant erneut.

Dem Soldaten fiel sofort die resignierende Stimme auf. Seit sie sich dem AGM angeschlossen hatten, klang er öfter so. Nicht mehr wie sein alter Vorgesetzter, der keine Mühen und Arbeit gescheut hatte, nur um ihn zu Pisaken.

„Der zweite Teil des Plans tritt in Kraft, Sir.“, meinte er leise.

Sein Vorgesetzter nickte langsam, dann schien er wieder in Gedanken versunken zu sein.

„Es ist also so weit.“, meinte er resignierend, „Ich wünschte zwar, dass es nicht so gekommen wäre, aber nun können wir es nicht mehr ändern.“

Der Soldat betrachtete immer noch seinen alten Vorgesetzten. Langsam stand er auf und der Stuhl ächzte erlösend, als das Gewicht verschwand.

„Was tun wir jetzt, Sir?“, fragte der Soldat unsicher.

„Wir folgen „unseren“ Befehlen.“, erwiderte er gelassen.

„Zu Befehl, Sir!“, bestätigte der Soldat.

Sein Kommandant sah ihn durchdringend an. Er merkte, wie er, mal wieder, einen Fehler gemacht zu haben schien.

„Wedge, wie oft habe ich dir gesagt, dass du das „Sir“ lassen sollst?“, fragte er verärgert.

„Oft genug, Biggs.“, meinte Wedge ertappt.

Biggs seufzte tief, meinte dann aber mit einem schwachen Lächeln: „Na, komm, die Stadt macht sich nicht von selbst sauber.“
 

Ash betrachtete wie betäubt die Szenerie. Die beiden Soldaten standen nun bei dem Mädchen.

„Tut mir leid, Kleine.“, meinte der eine sarkastisch, „Ich hab nichts gegen dich, aber so ist nun einmal der Auftrag.“

Dann nickte er dem anderen zu. Langsam und bedächtig zog dieser das Schwert von der Hüfte. Noch immer winselte und bettelte das Mädchen, doch ihre Worte schienen an den beiden abzuprallen.

Ash ballte die Fäuste. Er wusste, dass er etwas unternehmen musste, aber die folgenschwere Frage war: Wohin mit dem Mädchen, wenn er sie gerettet hatte.

Der Soldat hob langsam das Schwert und umfasste den Griff mit beiden Händen. Doch dann zögerte er. Die Sekunden schienen wie Honig zu fliesen. Ash hatte schon mit dem Gedanken gespielt aus der Gasse zu stürmen und die beiden auszuschalten.

Doch plötzlich ließ er das Schwert sinken.

„Ich kann es nicht, Sir.“, meinte er leise.

Das Blut schien in den Adern des Anwärters zu gefrieren. Das war eine Frau und nach der Stimme zu urteilen war sie vielleicht in seinem Alter.

„Schwächling!“, blaffte der Vorgesetzte sie an, „Los, mach schon! Zeig mir, dass du stark bist!“

Sie hingegen schüttelte den Kopf und meinte leise: „Nein.“

Ohne Vorwarnung schlug der Soldat der gerüsteten Frau vor den Helm, dass sie torkelte.

„Dann mach ich es selber!“, schrie er erbost.

Im nächsten Moment hatte er das Schwert aus der Scheide gerissen und gehoben. Ein wahnsinniges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er auf das Mädchen herunter sah.

„Hier Team E, Maniacs gesäubert.“, klang die Stimme aus seinem Headset.

Mit einem Mal war sein ganzer Körper in Bewegung. Die Spannung der letzten paar Minuten entlud sich schlagartig. Noch bevor sein Kopf es wirklich bemerkte, war er schon auf der Straße und sprintete in Richtung des Soldaten.

Er konnte die Verwunderung über sein plötzliches auftauchen durch das Visier sehen. Aber da war es schon zu spät.

Mit einem Satz sprang Ash über das am Boden liegende Mädchen und prallte gegen den Soldaten. Mit der Linken packte er die Schwerthand und bog den Arm durch. Noch in derselben Bewegung hämmerte er ihm den Ellenbogen in den Magen.

Ein schmerzhaftes Keuchen entfuhr dem Soldaten. Aber da traf auch schon Ashs zweiter Schlag, direkt vor den Helm. Und der Soldat fiel nach hinten.

Hastig drehte er sich um und zog das Mädchen auf die Beine. Panisch sah sie ihn an und schien noch nicht bemerkt zu haben, dass sie gerettet war.

„Lauf, Kleine!“, meinte Ash leise und eindringlich, „Lauf zum Maniacs, dort sind Freunde von mir die auf dich aufpassen. Lauf durch die Gassen, halte dich in der Dunkelheit und sieh nicht zurück.“

Dann lies er das Mädchen los. Aber sie sah ihn wie versteinert aus verwässerten, blauen Augen an.

„Los!“, brüllte Ash sie an.

Die verbale Ohrfeige ließ sie aus ihrer Starre zusammenfahren. Nur Sekunden später war sie in der Gasse verschwunden.

Plötzlich vernahm er ein Stimmengewirr. Er sah auf und sah einen Trupp Soldaten, die hastig auf ihn zuliefen. Ein Kommandant und vier Soldaten.

„Das wird übel.“, murmelte Ash leise und versuchte sich auf den Kampf zu konzentrieren.

Kaum fünfzehn Meter vor ihm blieben sie stehen, die gezogenen Schwerter in der Hand, während der Anführer des Trupps mit seinen Armwaffen auf ihn zielte.

Er hatte von diesen Waffen immer nur gehört, sie aber zu sehen, war mehr als beunruhigend. An den Unterarmen waren zwei Schnellfeuergewehre eingebaut und sie sollten ebenfalls als Schutz fungieren können.

Auf einmal waren hinter ihm weitere Geräusche zu hören. Ash sah hastig über die Schulter.

Der Niedergeschlagene rappelte sich unter schmerzhaftem Stöhnen wieder auf. Zu Ashs Leidwesen hatte sich noch ein Soldat dazugesellt. Auch konnte er die Soldatin sehen, die ihn mit offenem Mund ansah.

Ein Klacken vor ihm zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Langsam schritt der Kommandant auf ihn zu, die Waffen noch immer gehoben.

„Vine, bist du schon am Zielpunkt?“, fragte er leise in den offenen Funkkanal.

„Ja, aber ich hab keinen Sichtkontakt.“, antwortete sie traurig.

Hastig ging Ash die Möglichkeiten durch. Angriff würde höchstwahrscheinlich sein Ende sein. Flucht war eine Option, aber dann hätte er garantiert noch mehr von diesen Typen auf den Fersen. Und Aufgeben war keine Option.

Erneut betrachtete er den Anführer des Fünfertrupps. Bedächtig legte er die beiden Waffen an und Ash wusste, dass gleich die Hölle losbrechen würde.

„Runter!“, schrie er auf einmal.

Auch wenn Ash die Worte hörte und verstand, konnte er doch nichts damit anfangen. Und im nächsten Moment war er schon in der Luft. Aus den Augenwinkeln sah er die Soldatin. Dann hörte er schon die Schüsse. Verblüfft sah er zu dem Kommandanten. Die Schüsse galten nicht ihm. Sie waren an die Soldaten hinter ihm Adressiert. Plötzlich fuhr einer der Soldaten herum. Aus der Bewegung heraus zog er sein Schwert und lies es über den Bauch der drei anderen Tanzen. Dann war die Klinge auch schon auf den Rückweg und schnitt sich tief in deren Brustpanzer.

Die Landung verlief alles andere als Sanft. Für einen Moment sah er die Sterne tanzen.

„Los, lauf, ich halte sie auf.“, hörte er die Soldatin.

Noch als sie das sagte, zog sie ein Messer und fuhr herum. Doch kaum hatte sie sich gedreht erschien der Soldat, den Ash vorher bearbeitet hat. Mit einem Ruck riss er sie herum. Sie stürzte und der Helm löste sich. Er brauner Pferdeschwanz kaum zu Vorschein und ein paar verängstigte grüne Augen.

Dann hatte er das Schwert gehoben.
 

„Verdammt noch mal!“, fluchte Sam laut.

Die AGM in Dollet war verdammt gut ausgerüstet. Wären es nur Soldaten, hätten sie schon alles erledigt. Aber sie hatten auch Biomechanische SAM08G, echsenähnliche Wesen, mit schweren Maschinengewehren auf den Schultern und andere technische Spielereien dabei.

Er hatte sich zusammen mit seinem Trupp und Selphie Tilmitt gerade noch in eines der Häuser retten können, bevor die Echsen die Luft mit Blei gespickt hatten.

„Hier Tilmitt an Alle. Seid ihr unverletzt?“, fragte die SEED und ehemalige Ausbilderin per Funk.

Die Antworten waren leise aber an ihrem Gesicht erkannte er, dass alle wohlauf waren.

Sam spähte durch das Fenster der Bar. Noch immer warteten der Kommandant und Spielzeuge auf die Anwärter. Und irgendwann mussten sie schließlich herauskommen.

„Verdammt!“, fluchte Sam erneut und schlug auf den Parkettboden.

„Sei leise!“, fauchte Quistis ihn an, „Wenn du weiter so einen Krach machst, brauchst du nicht mehr lange zu warten!“

Sie hatte ja Recht, dass wusste Sam auch, aber er konnte es nicht aushalten. Sie saßen wie die Ratten in der Falle. Aber immerhin waren sie bissige Ratten.

„Hört ihr mich, ihr Versager?“, rief der Kommandant höhnisch.

Aber sie schwiegen. Alles andere war nahezu Selbstmord.

„Hörst du mich du rothaarige Schwuchtel?“; rief er erneut.

Verdutzt sah Sam in eine der Scherben die am Fenster lagen. Er hatte wirklich eine auffällige Haarfarbe.

„Komm endlich raus!“, schrie er erneut, „Warte nur ab, bis wir in Balamb sind!“

Jetzt hatte der Typ wieder Sams volle Aufmerksamkeit.

„Wenn ich da bin, wird ich deine Freundin finden!“, begann er zu drohen, „Und es wird mir eine Freude sein, ihr deine Überreste zu bringen, bevor ich meinen Spaß mit ihr habe!“

„OK, jetzt hat er es geschafft.“, meinte Sam ruhig.

„Was?“, fragte die braunhaarige SEED.

„Jetzt bin ich stink Sauer.“, erklärte er ruhig.

Doch er hatte seine Hände schon eine ganze Zeit lang zu Fäusten geballt und sie wieder entspannt. Dieser Kerl ging ihm schon seit dem ersten Augenblick auf die Nerven. Und jetzt hatte er noch einen Grund ihn ungespitzt in den Boden zu rammen.

„Sorry.“, meinte er mit einem entschuldigenden Lächeln.

Aber er sah die verwirrten Blicke nicht mehr, denn im selben Moment stürmte er auf die Tür zu. Er konnte noch die aufgebrachten Rufe hören, und auch die eine oder andere Beleidigung.

Kaum hatte er sie durchquert bog er scharf nach links ab, in Richtung des Schreihalses.

Nur einen Moment machte sich die Überraschung auf dem Gesicht des Galbadianers breit, dann hatte er sich wieder gefangen.

Mit einem lauten Schrei gab er den Feuerbefehl. Dann begannen die MGs loszuröhren. Sam zog den Kopf noch ein Stück weiter ein und legte noch einen Zahn zu. Meter um Meter schienen im Sekundentakt zu verschwinden.

Und dann war es still. Die Maschinen hatten das Feuer eingestellt. Er war einfach zu Nah. Und mit einem Grinsen dachte sich Sam, dass er ihnen gleich noch viel näher sein würde.

Einen Haken schlagend stürmte er auf die erste Maschine zu.

Sie sahen schon furchterregend aus. Der Körper mit einem schweren metallischen Panzer versehen und anstelle des Kopfes ein riesiges Maul, in dessen Mitte der rote Punkt des Sensors war, der ihnen als Augen diente. An Händen und Füßen befanden sich messerscharfe Krallen.

Aber diese würden ihnen auch nicht helfen.

Sam war mehr als stinksauer. Er hatte nichts dagegen, beleidigt oder bedroht zu werden, darüber konnte er hinwegsehen. Aber das er Caro, SEINE Caro, bedrohte ließ ihn aus der Haut fahren.

Dann war das erste Monster in Reichweite. Und ohne seinen Schritt zu verlangsamen ließ er seine Rechte nach vorn schießen. Und diese traf das SAM wie ein Dampfhammer. Das Metall des Schädels gab unter gequältem Ächzen nach. Leblos sank das Monster zusammen.

Sam ließ seinen Blick rasch über die Straße gleiten und fand auch schon die zweite Maschine. Und nur Sekunden später fiel auch diese unter einem gezielten Hieb.

Erneut sah er die Straße hinauf. Und er entdeckte auch den Kommandanten. Jedoch hatte er sich Verstärkung geholt. Ein eher menschlicher Kampfroboter, Typ GIM52A, stand schützend vor ihm.

„Komm endlich her!“, forderte der Galbadianer ihn heraus, „Je eher du blutend vor mir liegst, desto eher komm ich zu meinem Spaß.“

Allein wie er es gesagt hatte, lies Sams Blut kochen. Aber noch schlimmer war der Ausdruck auf dessen Gesicht. Ein Ausdruck den er ihm aus der Visage tilgen würde.

Und mit einem Schrei war Sam wieder auf dem Weg. Plötzlich winkelte das GIM die Arme an und nur einen Augenblick später schossen Raketen aus dessen Rücken.

Zum Glück war Sam wendig genug den ersten Drei auszuweichen, doch dann kamen die letzten fünf wie eine Wand auf ihn zu.

Binnen Sekunden hatte Sam sich seine Chancen ausgerechnet und musste feststellen, dass sie mehr als Schlecht standen. Doch mit einem Mal kam ihm die rettende Idee.

Noch ein paar Schritte rannte er auf seine Feinde und die explosiven Geschosse zu, dann stieß er sich vom Boden ab. Nur wenige Zentimeter trennten ihn von der Arbeitsunfähigkeit und dem Dasein als Krüppel.

Noch im Sprung riss er beide Arme über den Kopf und verschränkte die Finger ineinander. Gespannt wie ein Bogen landete er vor der Maschine. Als seine Füße den Boden berührten löste er die Spannung. Und mit einer, ihm selbst erschreckenden Kraft, traf der Schlag. Aber anstatt einfach nur den mechanischen Schädel zu zertrümmern faltete er die ganze Maschine zusammen. Und er musste sagen, der Vergleich mit der Fliege und dem Smoking war ganz passend. Nur das bei der Fliege keine zuckenden, in den letzten, hydraulischen Zügen liegende Gliedmaßen dabei waren.

Und noch immer auf den Schrotthaufen blickend meinte er leise: „Wer wird hier blutend vor wem liegen?“
 

Der Soldat stand vor seiner Retterin und das Wahnsinnige Grinsen war wieder auf seinem Gesicht. Er würde sie töten, das war Ash klar.

„Verrecke!“, schrie er wutentbrannt.

Ash sprang auf seine Füße und schaffte es im letzten Moment sich zwischen die beiden zu drängen. Noch bevor er richtig Stand ließ er den linken Arm hervorschnellen und bekam den Schwertgriff zu fassen. Wie ein Schraubstock legte sich seine Hand darum und lies dem Soldaten trotz allem Zerren und reißen keine Chance.

Ash spannte seinen Körper und sah seinen Gegenüber kalt an. Dieser ruckelte und wollte sein Schwert unter keinen Umständen los lassen. Das konnte Ash nur recht sein. Er drehte seinen Oberkörper und lies seine Rechte mir aller Kraft in die Magengrube seines Gegners rasen.

Der lies blitzschnell sein Schwert los und legte die Hände auf die getroffene Stelle. Unter schmerzhaftem Keuchen ging er schließlich auf die Knie.

Dann hob er den Arm, die Hand zur Faust geballt.

Doch er hielt inne. Er hatte vor einen Menschen zu töten.

„Wenn du mich nicht tötest, werde ich dich jagen.“, keuchte der Soldat vor ihm, “Und ich werde jeden Töten, dem du auch nur auf der Straße begegnet bist. Einschließlich diesem Gör und dem Verräter.“

Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden lies der Anwärter die Faust auf den Hals seines Gegenübers krachen. Und er konnte das Brechen des Genicks in seiner Hand fühlen und das Knacken der Wirbel hallte wie ein Echo in seinem Kopf nach.

Ungläubig betrachtete er den Toten vor sich und blickte dann auf seine Hand.
 

„Warum haben die das ganze Spielzeug und wir nicht?“, fragte einer der Esther-Anwärter in die Runde.

Sie waren ihnen gänzlich in die Falle gegangen. Obwohl Winhill ein recht unwichtiger Ort war, hatten sie hier eine unglaubliche Schlagkraft organisiert. Zwei Spinnenroboter vom Typ X-ATM und einen Kampfpanzer. Hinzu kamen noch gut zwei Dutzend Soldaten. Wobei letztere keine größere Herausforderung waren. Aber die selbstreparierenden Spinnen waren schon eine andere Sache.

„Wir werden Angreifen und sie vertreiben!“, meinte der galbadianische Kommandant, der für die Verteidigung des Ortes zuständig war.

„Wir sind hier um euch zu helfen, nicht um uns abschlachten zu lassen.“, erwiderte Cifer ernst.

„Was soll das heißen?“, fuhr der Mann auf, „Ihr seid hier um Befehlen zu folgen!“

„Wir sind hier um den Ort zu befreien!“, erklärte Fu-Jin.

„Hat denn einer von euch einen besseren Plan?“, fragte er den SEED und seine Begleitung wütend.

Nein, dass hatten sie nicht, und das wusste er auch.

„Ich hätte eine Idee.“, meldete sich ein anderer Esther-Anwärter zu Wort, „Aber ich bräuchte Hilfe dabei.“

Sofort hatten alle die Ohren gespitzt. Auch Niko König, der die ganze Szenerie still verfolgt hatte.

„Und wie sieht dein Plan aus?“, fragte Niko den anderen neugierig.

„Wir müssen es nur schaffen einen dieser Roboter auf die Bretter zu schicken.“, erklärte er gelassen.

„Und dann?“, fragte der Galbadianer gespannt.

„Lass dich überraschen.“, grinste er ihn selbstsicher an.

„Da wird doch keiner mitmachen!“, schrie er erbost.

Und nur ein paar Minuten Später standen Niko und der Esther draußen, bereit diesen Irrwitzen Plan in die Tat umzusetzen.

Und lange mussten sie nicht warten, bis das X-ATM sie gefunden hatte. Mit langsam, schweren Bewegungen stampfte es um die Hausecke. Die beiden Parallel laufenden Sensoren hatten sie binnen Sekunden gefunden. Schon war es auf dem Weg.

Kaum hatte es die Hälfte der Strecke überwunden ging Niko zum Angriff über. Auch wenn diese Maschinen nahezu unzerstörbar waren, hatten sie doch einen entscheidenden Nachteil: Sie waren langsam, da sie immer mit drei Beinen auf dem Boden bleiben mussten. Und diese Schwäche nutzte Niko ohne Gnade aus.

Mit schnellen und kräftigen Tritten bearbeitete er in den Angriffspausen den Kopf mitsamt den Sensorenleisten, während der andere Anwärter auf seinen Auftritt wartete. Und nach einen gefühlten Ewigkeit brach die Maschine zusammen. Die Hydraulischen Gelenke arbeiteten auf Hochtouren und die Turbinen auf seinem Rücken begannen sich schneller zu drehen.

Das war das Signal, auf das der andere gewartet hatte. Kaum war die Maschine in die Knie gegangen, hastete er aus seinem Versteck heraus, ein dünnes Schwert in der Hand. Mit einem Satz war er auf dem Kopf der Spinne und setzte die Spitze darauf. Im nächsten Moment umschloss er mit der freien Hand den Griff und stemmte das Schwert nach unten.

Scheinbar ohne Widerstand glitt das Schwert durch die Panzerung. Allerdings nur ein paar Zentimeter. Aber es reichte. Die Maschine brach komplett zusammen und die Sensorenleisten erloschen.

„Was hast du gemacht?“, fragte Niko nach Luft ringend.

„Da drunter saß die Hauptplatine des CPUs.“, meinte er und deutete auf die Stelle wo das Schwert sich durch die Panzerung gebohrt hat, „Und die ist, für Wartungsarbeiten Dünner gehalten, da die Ingenieure sie sonst kaum öffnen können.“

Langsam ging Niko näher an die Maschine und betrachtete den massiven, metallischen Körper.

„Und jetzt?“, fragte er neugierig.

„Werd ich ihn neu verkabeln und schon haben wir einen X-ATM auf unserer Seite.“, erklärte der Esther-Anwärter offen.

Ein fieses Grinsen breitete sich auf Nikos Gesicht aus und in seinem Kopf tüftelte alles an einem Plan, wie sie dieses Monstrum am besten einsetzen könnten.

„Wie heißt du überhaupt?“, fragte Niko den Anwärter beiläufig.

„Nefarius.“, antwortete er in Gedanken, „Nefarius Lamia.“

Und als Nefarius ihn ansah, glaubte Niko eine andere Person vor sich zu sehen.

Seine Augen waren komplett Rot.
 

„Was habe ich getan?“, fragte sich Ash leise.

Noch immer flogen seine Blicke zwischen dem Toten und seiner Hand hin und her. Nur nebenbei bemerkte er den galbadianischen Kommandanten und seinen Gefolgsmann, wie sie auf ihn zukamen.

„Hey, Kleiner.“, meinte der Kommandant plötzlich und legte ihm die Hand auf die Schulter, „Gute Arbeit.“

„Gute Arbeit?“, fauchte Ash, „Ich habe einen Menschen getötet!“

Erschrocken fuhr der Galbadianer zurück. Anscheinend hatte er mit so einer Reaktion nicht gerechnet. Als er sich wieder gefangen hatte, wurden seine Züge hart. Langsam und vorsichtig streifte er den Helm vom Kopf. Und zum Vorschein kam ein brauner Kurzhaarschnitt und zwei braune Augen die ihn musterten.

„Versteh mich nicht falsch.“, begann er ruhig, „Du sollst nicht stolz darauf sein, einen Menschen getötet zu haben, sondern ein Monster.“

„Er war trotz allem ein Mensch!“, beharrte Ash.

„Er war ein kranker Psychopath, der keine Gelegenheit zum Morden ausgelassen hat. Er war nur dabei, um töten zu können.“, erklärte der Kommandant ruhig, „Und hättest du ihn nicht erledigt, wäre die Kleine und Jesse jetzt tot.“

Langsam sah Ash zur Seite und betrachtete die junge Frau.

„Jesse!“, rief der andere Soldat und eilte zu der jungen Frau.

Noch im Laufen riss er sich den Helm vom Kopf. Ebenfalls braunes, kurzes Haare, aber besorgte blaue Augen.

Jesse sah erleichtert in seine Richtung und kämpfte sich auf die Beine. Kaum war er bei ihr, hatte er schon seine Arme um sie geschlungen und presste sie an sich.

„Bist du verletzt?“, fragte er leise mit zittriger Stimme.

„Nur ein paar blauen Flecken.“, antwortete sie leise.

So verharrten die beiden einen Moment. Ash war unfähig seine Augen von dieser Nähe abzuwenden. Aber auch dem Kommandanten ging es so.

„Danke, Wedge.“, flüsterte sie und wandte sich dann an die anderen beiden, „Und auch dir Biggs. Und natürlich auch an dich. Ganz schön stark für einen Zivilisten.“

Ein breites Grinsen machte sich auf Biggs Gesicht breit, was auch Wedge schnell ansteckte. Irritiert sah Ash zwischen den beiden hin und her. Aber Jesse ging es nicht anders.

„Was grinst ihr so?“, fragte sie verwundert.

„Der Junge hier kommt vom Garden aus Balamb.“, erklärte kurz und sah Ash wissend an, „Erkennst du an dem Muster auf den Schulterpolstern.“

„Wir hatten früher mal mit den Balamb-Anwärtern zu tun.“, erklärte Wedge, als er Jesses fragenden Blick bemerkte, „Und du weißt doch was für ein gutes Gedächtnis Biggs hat.“

Dann kehrte eine Bedrückende Stille ein.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Jesse ängstlich.

„Ganz einfach, Süße.“, meinte Wedge und lächelte sie an, „Wir ergeben uns und bitten um Schonung.“

Hastig griff Ash an das Funkgerät und stellte eine Verbindung zu Xell und Irvine her.

„Was gibt es?“, hörte er Xells gelassene Stimme.

„Habe hier drei galbadianische Überläufer.“, meldete Ash kurz.

„Bring sie zum Maniacs. Dort können sie in Gewahrsam genommen werden, bis sich die Situation geklärt hat.“, meinte sein Ausbilder ruhig.

Damit unterbrach Ash die Verbindung und musterte die drei Galbadianer. Und in ihren Augen konnte er erkennen, dass sie es wirklich ernst meinten.

„Ich bringe euch zum „Timber Maniacs“ – Gebäude. Dort werdet ihr erst mal unterkommen.“, erklärte er ruhig.

Biggs und Wedge nickten Stumm, aber er konnte ihre Erleichterung spüren.

Stumm nickte Ash und folgte mit den dreien der Straße in Richtung des Zeitungsverlages.

Ein Knacken in seinem Ohr ließ ihn zusammenzucken.

„Ash!“, schrie ihm eine Panische Vine ins Ohr, „Wir stehen unter schwerem Beschuss. Die haben uns eingekesselt! Zwei Anwärter wurden verletzt.“

„Bin schon auf dem Weg!“, antwortete er schnell und sah sich nach seinen Begleitern um.

Diese nickten nur knapp und gingen an ihm vorbei.

Nur eine Sekunde sah er ihnen nach, dann begann er zu rennen, bog in die nächste Gasse ein und lies seinem Instinkt freien Lauf.

„Duran! Jade! Drei Überläufer auf dem Weg zum Maniacs.“, meldete er kurz, „Zwei Männer eine Frau, alle drei ohne Helm!“

„Sind nahe dem Maniacs und passen auf sie auf.“, erklang Jades besorgte Stimme.

„Kümmere dich um dein Mädchen!“, rief Duran von hinten.

Mit einem schwachen Grinsen legte er noch einen Zahn zu. Jede Sekunde war vielleicht schon eine zu viel.

Die Gassen und Straßen flogen nur so an ihm vorbei. Er achtete nicht mehr darauf, sich im Schatten zu halten, passierte Straßen und rannte durch einen AGM-Trupp. Diese Jedoch sahen ihm nur verwirrt nach.

„Wie sieht es aus?“, fragte er Vine.

„Keine Besserung.“, meldete sie gehetzt, „In einem Hinterhof. Wenn die Weg wären hatten wir keine Probleme.“

Ash ging den Stadtplan in seinem Kopf durch. Hastig suchte er nach einem Hinterhof der zum Fernsehsender führte. Seine grauen Zellen quälten sich, eine Antwort zu finden. Und immer wieder sah er zwischen den Straßen und Gassen Vines rote Augen und ihren leblosen Körper.

Dann machte es Klick und er wusste welchen Weg er einschlagen musste. Er bog um die nächste Ecke und stieß mit einem AGM-Soldaten zusammen.

„Was soll die Scheiße?“, fluchte dieser laut.

„Keine Zeit!“, rief Ash zurück, bevor er um die nächste Ecke bog.

Er war so froh, dass sein Bruder ihn damals mit auf die Erkundungstouren genommen hatte. Er kannte fast jede Gasse auswendig. Einen detaillierten Plan der Stadt im Kopf. Als er um die nächste Ecke bog, konnte er schon das riesige Gebäude sehen.

„Halte durch.“, flüsterte er, „Ich bin gleich da.“

Doch dann kam der ungemütliche Teil Das letzte Stück des Weges führte über freies Feld. Jedoch konnte diese Erkenntnis seine Beine auch nicht aufhalten. Ohne nachzudenken rannte er auf die Straße, schlug einen Haken und rannte in Richtung der Bar, in dessen Hinterhof ein Aufgang zum Fernsehsender war.

Doch das Glück schien ihm wenigstens einmal an diesem Tag hold zu sein. Die Straße war frei. Weder Anwohner noch Militär waren weit und breit zu sehen. Hastig ließ er seinen Blick über die Treppe wandern, die er gleich herunter musste. Wieder war alles frei.

Kaum hatte er die erste Stufe erreicht, stieß er sich ab und flog über die restlichen zehn Stufen. Unten angekommen rollte er sich instinktiv über die Schulter ab.

„Status?“, rief er ins Headset.

„Sie kommen hoch!“, schrie Vine fast panisch.

Als er aufsah konnte er die geschlossene Tür vor sich sehen. Aber Ash wusste, dass sie ihm nicht standhalten würde. Mit aller Kraft warf er sich dagegen. Mit einem lauten Knall riss sie aus den Angeln und fünf Augenpaare richteten sich auf die Türöffnung.

„Perfekt!“, fluchte Ash leise.

Sechs Soldaten hatten hier drinnen Stellung bezogen. Fünf waren aber nur noch aufnahmefähig. Der Sechste lag mit dem Gesicht auf dem Tresen und einem fast vollen Glas brauner Flüssigkeit in der Hand.

Ohne Warnung stürmte er auf sie zu. Sie halten dich nur auf, hallte es in Ash Kopf. Ein gezielter Schlag mit dem Ellenbogen riss den ersten zu Boden. Kaum hatte er ihn passiert sprang er und riss sein Bein herum. Der Tritt lies den Getroffenen Kreisel spielen, bevor er zu Boden ging. Da stand er schon vor dem Dritten. Hastig sah er sich im Raum um. Zwei Soldaten standen noch am Tresen und flankierten ihren schlafenden Kameraden.

Noch bevor der Dritte reagieren konnte schnellte Ashs Arm nach vorn und seine Hand griff in die Halsöffnung des Brustpanzers. Mit einem Schrei riss er seinen Körper herum und zog den Unglücklichen mit sich. Das Letzte, was Ash von ihm sah, war das er in der Horizontalen auf seine Beiden Kameraden zuflog. Und das mehrfache Bersten und Splittern sagte ihm auch, dass er getroffen hatte. Schnell warf er noch einen Blick über die Schulter. Der Spiegel hinter dem Tresen war nur noch Stückchenweise vorhanden und von den beiden Soldaten fehlte jede Spur.

Nur einen Moment war Ash bei dem Gedanken, sich für diesen hervorragenden Wurf auf die Schulter zu klopfen. Plötzlich vernahm er Gewehrfeuer und schnell hatte er die Quelle gefunden. Die Geräusche drangen aus der halb geöffneten Hintertür.

Schnellen Schrittes war er an der Tür und spähte hinaus. Der Hinterhof war sauber. Aber das Gewehrfeuer wurde mit jedem Schritt lauter.

„Knallt sie endlich ab!“, konnte er den Ruf eines Mannes hören.

Schüsse halten vom Boden her und ab und zu erklang ein Schuss aus der Ferne.

„Vine? Wie viele sind es?“, fragte Ash und schlich an der Wand weiter nach vorn.

„Vier oder Fünf.“, erklang ihre Antwort, gefolgt von zwei Schüssen.

Dann erreicht er die letzte Ecke und spähte herum. Auf dem Platz sah er drei Soldaten, die Läufe ihrer Waffen nach oben, auf die Brüstung gerichtet.

Ash ließ seinen Blick nach oben wandern. Dort erkannte er die Schützen des Galbadia-Garden. Nur ab und zu wagten sie es, aus ihrem Versteck herauszuschielen oder blind eine Salve auf die Feinde abzufeuern.

„Vine, sag deinen Kollegen, sie sollen das Feuer einstellen.“, erklärte Ash.

Nur Sekunden später schwiegen die Schützen auf der Brüstung.

„Denen muss die Munition ausgegangen sein!“, hörte er einen Mann aufgebracht rufen.

„Das ist doch nur ein Trick!“, rief ein anderer.

Ash erkannte seine Chance und hastete hinter seiner Deckung hervor. Plötzlich drehte sich einer der Soldaten um. Aber da war es auch schon zu Spät. Ash Schlag traf ungebremst auf den Brustkorb. Das leise Brechen von Knochen und das Keuchen, als die Luft aus seinen Lungen wich, vermischten sich zu einem Geräusch. Er taumelte kurz, dann brach er zusammen. Erst jetzt hatten seine Kameraden ihn bemerkt. Einen Haken schlagend schnellte Ash auf den nächsten zu. Gerade hatte der Soldat angelegt, als Ash sich vom Boden abstieß. Ash musste sich selbst loben. Perfekter Absprung und perfekte Höhe. Noch in der Vorwärtsbewegung streckte er die Beine nach vorne aus. Der Tritt traf den Soldaten und riss ihn von den Beinen. Aufgekommen rollte Ash nach vorn in Richtung seines Gegners. Der letzte im Bunde war ein paar Schritte nach hinten gewichen und stand nun nur noch einen Schritt von der Wand weg.

Ash wusste was er zu tun hatte, auch wenn er es schon jetzt bereute.

Aus der Hocke heraus schnellte er auf seinen letzten Gegner zu. Dieser hob die Waffe, jedoch war Ash mit einem Satz zur Seite schon wieder außerhalb des Gefahrenbereichs. Wieder hielt er direkt auf seinen Gegner zu. Nur noch wenige Meter trennten die beiden, als er die Waffe herumriss. Der Soldat hielt sie in der Hüfte und zog den Abzug durch. Sofort schoss die tödliche Ladung aus dem Lauf und in Ashs Richtung. Jedoch war kaum Präzision dabei, aber auch er hatte Glück gehabt, dass keine verirrte Kugel ihn erwischte. Und endlich war er bei dem Soldaten. Mit einem gezielten Griff hatte er den Helm des Galbadianers in der Hand. Mit dem nächsten Schritt riss Ash seinen Kontrahenten mit sich und als er einen festen Stand hatte, streckte er den Arm mit aller Kraft. Der Helm krachte lärmend gegen die massive Mauer und der hintere Teil splitterte mit einem quälenden Aufschrei. Erschöpft ließ er den Leblosen Körper los.

„Endlich geschafft.“, keuchte Ash und bemerkte erst jetzt das Brennen in seiner Seite.

Ein kurzer Blick genügte um einen Treffer auszuschließen. Ein erleichterter Seufzer entfuhr im und sein Blick wanderte zur Brüstung.

Doch auf halben Weg erstarrte er. Auf der Treppe stand noch ein Soldat, das Gewehr im Anschlag, und grinste ihn siegessicher an. Ash überlegte Krampfhaft, wie er aus dieser Situation herauskommen sollte. Egal welche Möglichkeit er auch nahm, er würde sich immer wenigstens eine Kugel einfangen.

Ein Knall zerriss die Luft. Zuerst dachte Ash der Galbadianer habe Geschossen. Nur einen Wimpernschlag später realisierte er, dass der Soldat zur Seite gerissen wurde und über das Geländer in die Tiefe stürzte.

Ashs Blick suchte den Schützen und fand Vine, mit dem Gewehr in der Hand an der Brüstung stehend. Aus dem Lauf drang noch eine kleine Dampfwolke.

„Guter Schuss.“, meinte Ash ehrlich beeindruckt über das Headset.

Sie sagte nichts, sondern lächelte ihn nur an. Sofort spürte er ein Kribbeln, was seine Wirbelsäule hoch und runter wanderte. Ein plötzlich aufbrausender Wind lies ihr Haar im Wind flattern und gab ihr den Ausdruck von etwas Übernatürlichen.

„Geht’s euch gut?“, fragte Ash vorsichtig, da er sich noch an die beiden Verletzten-Meldungen erinnern konnte.

„Keine Toten und die beiden anderen sind versorgt.“, meldete sie erleichtert.

Ein Seufzen entfleuchte Ash. Er hatte sich die Folgen weitaus schlimmer vorgestellt. Vorsichtig ließ er seinen Blick noch einmal über den Schauplatz wandern. Für ihn war dieser Tag aber schon schlimm genug.

Erneut hatte er Menschen getötet. Leben ausgelöscht. Vielleicht hatten sie Frauen und Kinder, Familien die sie brauchten, vermissten. Und ihn hassen würden, für das, was er getan hat. Er war auch nichts weiter als ein Mörder. Ein Mensch, dem das Leben anderer egal war.

„Ash? Alles OK?“, hörte er Vine über das fragen.

Ihre Stimme klang nervös, besorgt. Er sah erneut zu ihr hinauf und erkannte die Sorge, die aus ihrem Blick lag. Und mit einem Mal erkannte Ash, dass es das war, was ihn weitermachen lies.

„Soweit so gut.“, erwiderte er mit einem schwachen Lächeln.

Seine Freunde. Sie brachten ihn dazu das Unmögliche möglich zu machen. Immer weiterzugehen, zu Kämpfen und alles zu riskieren. Sie waren es, sie ihn zu einem Menschen machten. Die ihn davon abhielten, zu einem Monster zu werden.

Und in Gedanken dankte er ihnen von ganzem Herzen.

„Duran? Jade? Wie sieht es bei euch aus?“, fragte er über das Headset.

„Sind am Maniacs und warten auf die Überläufer.“, meldete Jade ruhig, „Und alles klar bei euch?“

„Alles bestens.“, erwiderte Ash gelassen.

„Gut. Dann lass sie...“, plötzlich schwieg sie.

„Jade?“, fragte Ash besorgt.

„Feindkontakt. Sie jagen unsere Überläufer.“, meldete sie die Situation, „Wir reden Später.“

Ash sah auf zu Vine. Diese sah ihn ernst an und nickte. Er wollte gerade den ersten Schritt machen, als es erneut in dem Headset knackte.

„Hier Irvine an alle Teams! Sammeln am Timber Maniacs!“, erklang die ernste Stimme des SEED, „Ich wiederhole! Alle Teams am Maniacs sammeln!“

Das konnte nichts Gutes bedeuten. Vielleicht waren es zu viele Feinde. Ein letztes Aufgebot der Besetzer.

„Vine, komm lass uns los!“, rief er zu ihr hoch.

Und als er zu ihr aufsah, konnte er sie Grinsen sehen. Sie stand auf dem Geländer, das Gewehr an Schaft und Lauf über den Kopf haltend. Im ersten Moment wollte er sie anschreien, was dieser Scheiß soll. Doch dann erkannte er das Stahlseil, welches sich vom Sender bis zu einem der benachbarten Gebäude zog.

Und dann sprang sie. Ash Herz schien stillzustehen, als sie das erste Stück fiel. Doch dann begann der Funkenregen, als das Gewehr über das Stahlseil glitt, begleitet von einem freudigen Schrei Vines. Er sah sie heranrasen, dann war sie über ihm und im nächsten Augenblick auch schon vorbei. Über dem nächsten Dach angekommen, lies sie den Schaft los und rollte sich gekonnt ab. Als sie sich herumdrehte, hatte sie das Gewehr schon wieder einsatzbereit in der Hand.

„Komm schon, du lahme Ente!“, rief sie ihm mit einem Lächeln entgegen.

Ash setzte ein beleidigtes Gesicht auf und zeigte mit dem Finger auf sie.

„Du!“, meinte er gespielt wütend, begann dann aber zu Lächeln, „Das war Unfair!“

Sie antwortete nicht, sondern streckte ihm die Zunge entgegen. Dann war sie auch schon wieder aus seinem Blickfeld.

Kopfschüttelnd begann Ash loszutraben.

„Diese verrückte Mädchen.“, flüsterte er und konnte sein Lächeln nicht unterdrücken.

Und wieder hatte sich ein Bild wie Napalm in sein Gehirn gebrannt.
 

Gehetzt sah sich Jesse um. Die Soldaten waren wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatten sofort das Feuer auf sie eröffnet. Sie war wie versteinert und verdankte ihr Leben zum wiederholten Male ihrem Freund Wedge. Er hatte sie an der Hand gepackt und mit sich gezogen. Biggs rannte, wie von einem Beiskäfer angeknabbert, hinter ihnen her. Ab und an fuhr er herum und schickte eine Salve aus seinen Armwaffen zurück. Trotz dieser Gegenmaßnahmen folgten sie ihnen weiter.

Wedge zog sie um die nächste Ecke.

„Da ist es!“, rief er laut.

Und da sah sie es. Wie eine Festung erhob sich das Timber-Maniacs-Gebäude vor ihnen. Und da wären sie auch in Sicherheit. Das hoffte sie zumindest. Plötzlich erklangen hinter ihr wieder Schüsse. Instinktiv zog sie den Kopf ein und hoffte, dass sie alle aus dieser Situation herauskommen würden. Und zwar lebend.

Doch dann ertönte hinter ihr ein Schrei. Entsetzt riss sie sich von Wedge los und fuhr herum.

Biggs lag am Boden und hielt sein Bein. Und sie konnte erkennen, wie das Blut sich langsam einen Weg zwischen seinen Fingern hindurch bahnte.

„Biggs!“, schrie sie entsetzt und wollte zurücklaufen.

„Lauf weiter, Idiot!“, schrie er zurück und rollte sich auf die Seite.

Noch in der Rolle hatte er seine Arme ausgestreckt und zielte auf ihre Verfolger. Ein weiterer Schuss wurde abgefeuert und traf Biggs Arm. Unter einem Schmerzschrei wälzte er sich herum. Er hatte die Gegenwehr aufgegeben und versuchte jetzt nur noch die Blutung zu stoppen.

„Komm! Wir müssen weiter!“, brüllte Wedge sie an.

„Nein! Ich kann ihn nicht zurücklassen!“, erwiderte sie aufgelöst, „Er ist mein Bruder und die einzige Familie die ich noch habe!“

Wedge funkelte sie wütend an. Im nächsten Moment hatte er sein Schwert gezogen und rannte auf Biggs zu.

„Dann bring dich in Sicherheit!“, rief er ihr zu, „Ich kümmere mich um ihn.“

Ohne zu Antworten folgte sie Wedge, zu dem am Boden liegenden Freund.

„Was hab ich dir gesagt?“, fuhr er sie wütend an.

„Ich hab keine Lust meinen Bruder und meinen Freund zu verlieren!“, schrie sie ihn ebenso wütend an.

Biggs hingegen, der die Streiterei stumm verfolgt hatte, begann zu Lächeln.

„Ich hab dir doch gesagt, dass sie verdammt stur sein kann.“, meinte er gepresst.

Ungewollt mussten die beiden auch Lächeln. Dann stand Jesse auf und zog ihr Messer.

„Wenn wir schon sterben müssen, dann wenigstens zusammen.“, meinte sie leise.

Erst jetzt erkannte Jesse den erst der Situation. Sechs Soldaten mit Schwertern kamen auf sie zu, flankiert von zehn Schützen. Und mit trauriger Gewissheit wusste sie, dass dies ihr Ende sein würde.

„Wedge?“, fragte sie leise und tastete nach seiner Hand.

Er hatte ihre Geste mehr erahnt als gesehen und streckte langsam die Hand nach ihr aus. Vorsichtig umfasste sie die seine und drückte sanft zu.

„Ich liebe dich.“, flüsterte sie leise und sah ihn an.

Seine Augen waren, wie blauer Stahl, tödliche Blicke auf seine Gegner richtend.

„Ich liebe dich auch.“, erwiderte er leise.

Und Jesse erkannte eine einzelne Träne, die seine Wange herunterlief.

Dann waren die Soldaten stehen geblieben. Zu weit um anzugreifen.

„Erschießt sie!“, schrie einer der Soldaten.

Die Schützen folgten wortlos der Aufforderung. Langsam hoben sie ihre Waffen und spannten ihre Muskeln.

Es ist aus, hallte es in Jesses Kopf.

Dann ertönten Schüsse. Aber anders als sie erwartet hatte, waren es nicht die AGM-Mitglieder. Jemand hinter ihr hatte Geschossen. Im nächsten Moment brachen die Schützen tödlich getroffen zusammen.

Jesse konnte es einfach nicht fassen. Sie wusste beim besten Willen nicht, wer da geschossen haben könnte. Doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer. Denn jetzt kamen die Soldaten auf sie zu. Und es stand immer noch sechs zu zwei, da Biggs sich in seinem Zustand nicht wehren konnte.

Geschlossen, in einer Reihe kamen sie auf die beiden zu. Wedge hatte sie inzwischen losgelassen und beide Hände um den Schwertgriff gelegt. Sie selbst ging ein wenig in die Knie und hielt das Messer schützend vor sich.

Siegessicher schritten die Soldaten langsam weiter. Doch plötzlich war da eine weitere Person. Braunes Haar wirbelte herum und ein tödlicher Wirbel aus Stahl war über ihrem Kopf. Dann griff sie in den Wirbel und schlug mit einer tödlichen Präzision zu. Drei ihrer Feinde gingen zu Boden, tiefe Schnitte zogen sich über ihre Brustpanzer.

Die anderen Drei hatten die Situation unglaublich schnell erfasst und wanden sich der neuen Gefahrenquelle zu. Dann ertönten erneut zwei Schüsse, aber nicht hinter ihnen, sondern aus einer der seitlichen Gassen. Und noch während zwei weitere getroffen zu Boden gingen stürmte der Schütze aus der Gasse. Ungläubig betrachtete sie ihn und die beiden Gun-Dagger in seiner Hand. Der letzte Soldat schien mit der sich abrupt geänderten Lage mehr als belastbar und fiel nur Sekunden später, als die beiden Kurzschwerter ihr Ziel trafen.

„Ihr müsst die Überläufer sein.“, hörte sie plötzlich eine weibliche Stimme.

Sie schaffte es endlich die junge Frau zu betrachten. Die braunen Haare waren zu einem ordentlichen Zopf gebunden. In ihrer Hand trug sie ein Doppelklingenschwert. Aber das bekannteste an ihr war ihre Kleidung. Sie ähnelte sehr der, die ihr Retter getragen hatte, nur die Verzierungen waren anders. Dann Gesellte sich auch der andere Kämpfer zu ihnen.

„Hat es einen von euch erwischt?“, fragte er und sah zu Biggs herunter, „Bis auf ihn.“

„Nein, keine Verletzungen.“, sagte Wedge wie aus der Pistole geschossen.

„Duran, dein Job.“, meinte die junge Frau und zeigte auf ihren verletzten Bruder.

Kommentarlos half er Biggs auf und stützte ihn.

„Wir sollten endlich weiter.“, meinte er schließlich und ging langsam los.

„Warum habt ihr uns gerettet?“, fragte Jesse ungläubig.

„Order vom Truppenführer.“, meinte sie lächelnd.

„Jade, können wir den Smalltalk auf Später verschieben?“, fragte Duran Gepresst, „Der Gute hier trägt sich nicht von alleine.“

Kaum hatte er es ausgesprochen erschien Wedge neben ihm und packte mit an.
 

Ash und Vine hasteten durch die Gassen. Auch wenn beide noch Fit waren wollten sie doch keinen Kampf riskieren. Da Ash die Straßen wie seine Westentasche kannte übernahm er die Führung. Vine folgte mit nur wenigen Schritten Abstand. Nach einer Gefühlten Ewigkeit hatten sie die erste Hälfte des Weges hinter sich gebracht. Nur noch eine Ecke und sie wären auf der Straße. Von der anderen Seite aus würden sie wieder in den Gassen verschwinden und so einen, hoffentlich, sicheren Weg zum Maniacs finden.

Abrupt hielt Ash inne, so dass Vine in ihn hineinrannte. Aber sie beschwerte sich nicht. Dann wusste Ash, was ihn zum Anhalten bewegt hatte.

Vor ihnen herrschte eine hitzige Diskussion.

„Wir können sie doch nicht so davon kommen lassen!“, rief ein Mann, „Sie sind verdammte Verräter! Und bei allem Respekt, Sir, wir müssen sie aufhalten.“

„Bitte, Sir, vergessen sie nicht, dass auch ein Kommandant unter ihnen ist.“, meinte ein Zweiter, „Und die Informationen, die er hat, könnten unsere Pläne vereiteln.“

„Das weiß ich auch.“, meldete sich ihr Anführer zu Wort, „Aber sie haben sich im Maniacs verschanzt, zusammen mit diesen verfluchten SEED-Anwärtern. Und das Gebäude anzugreifen wäre reiner Selbstmord.“

„Und wenn wir die Maschine schicken?“, erkundigte sich ein anderer.

„Würde ich gerne, aber ich habe keine Steuereinheit.“, gab der Kommandant wütend zurück, „Oder denkst du wirklich, dass ich dann noch hier stehen und mit euch streiten würde?“

Sie schwiegen einen Moment. Scheinbar eine Denkpause. Vine hatte sich inzwischen in einem Hauseingang versteckt und war bereit das Feuer zu eröffnen. Jedoch hielt Ash sie mit einer Handbewegung zurück. Da das Gespräch noch interessant zu werden schien, wollte er auf keinen Fall dazwischenfunken.

„Da besorgt uns der gute Herr Garth schon so ein Spielzeug und wir können es nicht benutzen.“, jammerte einer der Soldaten.

„Komm schon, Freddy kann auch nichts dafür.“, erwiderte der Kommandant nun ruhiger.

„Und was machen wir jetzt, Sir?“

Schweigen. Dann ein Seufzen.

„Ich würde sagen, wir verschwinden.“, meinte er geschlagen, „Leise und Unsichtbar.“

Dann vernahm Ash Schritte. Er wartete noch eine Minute um ganz sicher zu gehen, dass sie wieder alleine waren, dann schlich er zu Vine.

„Sagt dir der Name was?“, fragte er sie neugierig.

„Gehört habe ich ihn schon mal, aber mir fällt einfach nicht ein wo.“, antwortete sie betreten.

Vorsichtig legte Ashs eine Hand auf ihre Schulter und nickte ihr aufmunternd zu.

Nur Minuten später konnten sie aus ihren Schleichwegen schon den Zeitungsverlag sehen.

Wie ein Bollwerk stand es auf dem sonst leeren Platz. Ash musterte die Gegend gründlich. Zum Glück konnte er keine Feinde entdecken.

„Hier hat sich kaum was verändert.“, meinte er gedankenverloren.

„Was meinst du?“, fragte Vine neugierig.

„Die Stadt.“, erwiderte Ash Lächelnd, „Die Gassen und Straßen, die Häuser und Wege. Ja sogar die Pflastersteine da vorne sind dieselben.“

Ungläubig betrachtete sie Ash.

„Du bist komisch.“, meinte sie leise, „In so einem Moment an so was zu denken.“

Er zuckte mit den Schultern und meinte leise: „Das lenkt ein wenig vom Tag ab.“

Ohne eine Reaktion abzuwarten ging er aus dem Schatten auf die Straße. Hastig sah er sich um. Sein Blick glitt über den Platz und über die Dächer der angrenzenden Gebäude. Nirgendwo war auch nur ein Feind zu sehen.

„Hier Team E, sehen euch.“, meldete plötzlich sein Headset, „Straße und Platz sind frei.“

Mit einem Wink beorderte Ash Vine zu sich und zusammen huschten sie zur Eingangstür des Maniacs.

Noch einen letzten Blick über die Schulter werfend öffnete er die Tür und lies Vine zuerst eintreten.

„Seid ihr auch endlich da.“, meinte eine Männerstimme, „Wurde aber auch langsam mal Zeit.“

Ash sah aus dem Augenwinkel nach rechts und konnte, wo normalerweise der Empfang war, einen Schützen mit angelegter Maschinenpistole sehen.

„Wo sind die anderen?“, fragte er freundlich.

Der Anwärter antwortete nicht, sondern zeigte mit dem Finger nach oben.

Ash hatte den Wink verstanden und bog scharf recht ab. Dicht gefolgt von Vine. Schon nach einigen Metern erreichten sie die Tür zum Treppenhaus, die sie in die erste Etage führte. Hinter der Flurtür begegnete er noch vier Schützen, jeder an einem Fenster. Ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden hob der erste die Hand. Ash erwiderte die Geste und im Nächten Moment zeigte besagter Schütze weiter in den Gang hinein. Ashs Augen folgten dem Fingerzeit und erkannten einen Schützen, der auf die Tür hinter sich zeigte.

Sofort folgten beide Anwärter dem Wink und betraten den Raum. Alle Teams schienen Anwesend zu sein. Auch Irvine und Xell waren da, sowie die drei galbadianischen Überläufer.

„Hey, ihr habt euch aber Zeit gelassen.“, hörte Ash Jades Stimme. Sie saß zusammen mit Duran an einem Tisch, eine Wasserflasche vor sich.

„Lass den beiden doch mal Privatsphäre.“, meinte Duran plötzlich.

„Irgendwie konnte ich dich mehr leiden, als du mich umbringen wolltest.“, meinte Ash gespielt ernst.

Er war wirklich froh, die beiden hier sitzen zu sehen. Sie waren unverletzt, aber erschöpft. Ihm selbst ging es nicht anders. Hastig griff er sich eine Wasserflasche und stürzte das kalte Getränk hinunter.

Nachdem der gröbste Durst gelöscht war, wandte er sich den Galbadianern zu. Sofort sprangen ihm die Verbände an Biggs Arm und Bein ins Auge. Jedoch schien nichts darauf zu schließen, dass er ernsthaft verletzt wurde. Er saß, an die Wand gelehnt, und neckte Wedge und Jesse, als wäre gar nichts passiert.

„Warum seid ihr so spät?“, fuhr Irvine ihn an.

„Wir mussten noch ein kleines Gespräch belauschen.“, erwiderte Ash ruhig.

„Ach ja?“, fragte Irvine neugierig, „Und um was ging es?“

„Um einen Gewissen Freddy Garth.“, antwortete Ash ruhig.

Mit einem Schlag waren alle grauen Zellen in Irvines Kopf angesprungen und schienen verzweifelt nach diesem Namen zu suchen.

„Frederick Garth.“, meinte Biggs auf einmal.

Sofort waren alle Blicke auf ihn gerichtet.

„Der Minister für Innere Sicherheit.“, erklärte Biggs ruhig, „Er hat erst sein ein paar Wochen seinen Posten und ist kaum jemanden bekannt.“

„Und was war mit diesem Garth?“, erkundigte sich Irvine interessiert.

„Die Soldaten hatten von Maschinen und Spielzeug geredet.“, berichtete Ash.

„So ist das also.“, meinte Wedge schließlich.

Neugierige Augen sahen ihn an.

„Das AGM hat einen anonymen Wohltäter, der uns mit Waffen und Ausrüstung versorgt.“, erklärte der Soldat seinen Gedankengang, „Und er soll auch einen Zug mit einem Dutzend ausrangierten Kampfmaschinen beschafft haben.“

Schweigend lag schwer im Raum. Jetzt war Ash auch klar, wie sie es geschafft hatten, die drei Städte so schnell zu übernehmen. Aber eine Frage spukte noch immer in seinem Kopf herum.

„Warum Winhill?“, fragte er in den Raum, „Ich meine es liegt irgendwo im Nirgendwo und es gibt keinen Grund dafür, einen solchen Ort als Ziel zu wählen.“

„Raketenbasis.“, meinte Biggs gepresst, „Wenn sie die gesamte Ostküste besetzen würden, müsste Galbadia die Truppen aus andren Teilen abziehen um die Städte zu befreien.“

„Und dann wäre es ein leichtes für sie, die Raketenbasis einzunehmen.“

Langsam nickte Ash. Das machte wirklich Sinn.
 

„Ich hoffe es geht den Kleinen gut.“, meinte Rinoa nachdenklich und sah aus dem Fenster.

„Ihnen wird schon nichts passieren.“, versuchte Squall sie aufzumuntern.

Als sie sich zu ihm umdrehte konnte er tief in ihre besorgten Augen sehen. Und es brach ihm fast das Herz. Er wusste zwar, dass ihr die Anwärter alle samt ans Herz gewachsen waren, aber dass es so schlimm werden würde hatte er auch nicht kommen sehen.

„Süße.“, meinte Squall leise, „Sie sind doch in ein paar Stunden zurück.“

„Und wenn nicht?“, fragte sie leise.

Langsam drehte sie sich wieder zum Fenster und sah hinaus.

„Ich glaube, jetzt verstehe ich sie.“, meinte sie plötzlich.

„Wen meinst du?“, erkundigte sich Squall neugierig.

„Edea.“, flüsterte die weiße Hexe.
 

„Warum melden die sich nicht?“, fuhr Xell wütend auf, „Ich hab den Idioten doch gesagt, dass sie hierher kommen sollen!“

„Sie werden sich schon melden.“, entgegnete Irvine ruhig, „Der Galbadia-Bahnhof ist doch nicht weit weg.“

„Deswegen verdammt!“, brüllte er und fuhr zu den Anwärtern herum, „Wer hat den letzten Kontakt mit Team C gehabt?“

„Team E, Sir, Sie hatten sich kurz nach dem Sammelbefehl gemeldet.“, berichtete er Anwärter, „Sie meldeten ungewöhnliche Geräusche und wollten nachsehen.“

„Idioten!“, brüllte Xell erneut.

Ash konnte die Verwandlung seines Ausbilders vom ewig gut gelaunten Menschen zum brüllenden und schreienden Befehlshaber immer noch nicht fassen.

„Habt ihr eine Ahnung, was das sein könnte?“, richtete der blonde SEED seine Worte an die drei Galbadianer.

Diese schüttelten jedoch nur mit dem Kopf. Doch plötzlich sprang Jesse auf.

„Doch!“, rief sie eine Eingebung habend, „Als ich mit meinem Trupp hier angekommen bis, haben wir ein großes Objekt mitgebracht.“

„Und was war es?“, fragte Irvine neugierig um Xells Stimme eine kleine Auszeit zu gönnen.

„Ich weiß es nicht. Eine Plane war darüber gespannt.“, erklärte sie ruhig.

„X-AAM.“, meinte Biggs plötzlich, „Ich kann nicht glauben, dass sie das Ding hergebracht haben.

„X-AAM?“, fragte Xell neugierig.

Seufzend stand Biggs auf und lehnte sich an die Wand.

„Das X-AAM ist eine Weiterentwicklung des X-ATM.“, begann Biggs zu erzählen, „Das X-AAM hat eine höhere Prozessorleistung und somit eine schnellere Reaktion. Die Selbstreparatur Funktion, sowie die Beweglichkeit blieben erhalten.“

„Also nur ein besseres X-ATM.“, meinte Irvine nachdenklich, „Aber wo ist der Haken?“

„Das X-AAM wurde dafür entworfen mächtigen Monstern die Stirn zu bieten.“, erklärte er und mit jedem Wort wurde seine Stimme düsterer, „Und zum Kampf gegen fliegende Gegner.“

Biggs machte eine künstlerische Pause und lies die Worte erst einmal wirken.

„Der Roboter hat einen Schweif, an dessen Spitze ein Hochleistungslaser angebracht ist. Dieser wurde entworfen um Rubrum-Drachen vom Himmel zu holen.“, erklärte er weiter.

„Und du glaubst, dass dieses Ding hier ist?“, fragte Xell ungläubig.

„Ja.“, meinte Biggs kurz.

„Und wie sollen wir das Ding besiegen?“, fragte Irvine beunruhigt.

„Ich weiß es beim besten Willen nicht. Ich habe noch keine Berichte erhalten, dass jemand ein AAM besiegt hat.“, meinte Biggs bedrückt.

Ash sah sich im Raum um. Fast alle Augen waren auf Biggs gerichtet. Nur Jade, Duran und Vine sahen ihn an. Fragend blickte er in ihre Gesichter und sie antworteten mit einem Nicken.
 

„Hat echt geklappt.“, meinte Niko beeindruckt.

„So überrascht über deinen eigenen Plan?“, fragte Nefarius während er das dreibeinige X-ATM liebevoll am Kopf streichelte.

Es war verrückte gewesen, dass musste Niko zugeben, aber im Endeffekt war alles glatt gelaufen.

Nachdem Nefarius das X-ATM neu programmiert hatte, kehrten sie zu ihren Kameraden zurück. Dort versuchten sie ihren nächsten Zug zu planen. Was jedoch mehr schlecht als Recht funktionierte, da keiner eine Ahnung hatte, wie sie zu ihren Gegnern kommen sollten, ohne in Schweizer Käse verwandelt zu werden.

Dann hatte Niko einen Geistesblitz. Und in seinem Kopf baute er den Plan weiter aus.

„Und hat noch jemand eine Idee?“, fragte Cifer geschlagen.

„Warum lassen wir uns nicht zu ihnen jagen?“, fragte Niko spontan in die Runde.

„Und wie hast du dir das vorgestellt?“, erkundigte sich der galbadianische Verteidiger.

„Wir lassen das X-ATM hinter uns her laufen. Und wenn wir nah genug dran sind, kann es über uns springen und das andere X-ATM ausschalten.“, erklärte Niko zuversichtlich, „In der entstehenden Verwirrung könnten unsere Schützen den Gegner unter Beschuss nehmen und wir könnten uns den Rest schnappen.“

„Das ist mal was brauchbares.“, gratulierte Cifer und klopfte Niko auf die Schulter, „Jetzt müssen wir das nur noch überleben.“

Kaum waren die letzten Ungereimtheiten beseitigt machen sie sich auf den Weg. Da Winhill ein gut überschaubares Fleckchen Land war, mussten sie schon kurz nach Verlassen der Stadt anfangen zu rennen. Das X-ATM folgte ihnen auf dem Fuße mit nur ein paar Metern Abstand.

Cifer und Fu-Jin bildeten die Spitze, flankiert von Niko und Nefarius, der für die Koordinierung des Roboterangriffs zuständig war.

Nach gefühlten zehn Minuten konnten sie ihre Gegner auf einem Hügel stehen sehen. Alle starrten zu ihnen herunter. Und nur ein paar Meter weiter konnten sie auch das zweite X-ATM sehen.

„Wie weit kann dein Haustier springen?“, fragte Cifer im Laufen.

„Weit genug.“, erwiderte der Esther-Anwärter mit einem Lächeln.

Mit einem schnellen Handgriff hatte Nefarius seine Steuereinheit heraus gekramt. Noch im Laufen tippte er darauf herum. Nach mehreren, verschiedenen Piepsen verstaute er das Gerät wieder.

„Sobald wir in Reichweite sind, wird meine Spinne die andere Ausschalten.“, erklärte er ruhig.

„Und wann wird das sein?“, erkundigte sich Cifer neugierig.

Nefarius begann über beide Ohren zu Grinsen, richtete seinen Blick nach vorn und schrie: „Jetzt!“

Und mit einem Sprung war das X-ATM in der Luft. Nur um Sekunden später auf der anderen Maschine zu landen. Sofort packte ihre Spinne mit den, am Kopf befindlichen Greifarmen zu, und hämmerte den schweren Schädel mehrfach herunter. Dann erst konnte das andere X-ATM reagieren. Schnell hatte es sich befreit und ging zum Gegenangriff über. Und während die Spinnen in ihrem tödlichen Kampf verwickelt waren, blieben die Anwärter auch nicht untätig.

Schon als Nefarius das Signal gegeben hatten, waren die Schützen in Position gegangen. Und jetzt wo alle Aufmerksamkeit auf den beiden Spinnen lag nutzten sie ihre Chance.

Ein Kugelhagel ging auf die Soldaten nieder und riss die meisten von den Füßen. Die wenigen, die den ersten Angriff überstanden hatten, waren schnell besiegt.

Niko hatte währenddessen die beiden Spinnen nicht aus den Augen gelassen. Und ihm bot sich ein unglaubliches Spektakel. Oftmals konnte er, trotz des Abstandes, die Schützende Metallrüstung brechen hören, das Pfeifen der bis aufs äußerste strapazierten Hydraulik. Sie rollten über den Platz, und sofort wenn eine auf dem Rücken gefallen war, schossen die Beine zurück und beförderten sie sofort wieder in Kampfposition. Nach einer gefühlten Ewigkeit war es soweit. Die Gegnerische Spinne brach zusammen und der Selbstreparatur-Modus schaltete sich ein. Doch schon im nächsten Moment war ihr X-ATM darüber und hob das Bein. Mit einem nicht zu überhörenden Pfeifen krachte der spitze Fuß auf den Schädel ihres Gegenübers. Und unter dem Schreien und Brechen von Metall starb die andere Spinne.

Freudenschreie hallten über den Platz. Sie hatten gewonnen!

Doch schlagartig fiel es Niko wieder ein.

„Wo ist der Panzer?“, schrie er über den Platz.

Hektisch suchte er den Platz ab. Und dann sah er ihn. Die Strahlenwaffe, die fast die komplette Front einnahm, leuchtete in einem hellem blau. Feuerbereit, echote es in Nikos Kopf. Doch dann erkannte er, dass die Waffe nicht auf ihn oder einen der anderen gerichtet war, sondern auf das X-ATM.

„Nefarius!“, schrie er dem Rotäugigen zu, „Lass deine Spinne springen.“

Noch während er es rief zeigte er auf den Panzer. Sofort verstand der Esthar-Anwärter. Wild hämmerte er die Befehle in die Kontrolleinheit. Und dann sprang die Spinne. Nur einen Wimpernschlag später raste der Laserstrahl los und riss das Bein des Spinnenroboters ab.

Doch dann war es für den Panzer zu spät. Das X-ATM schlug ungebremst auf dem Panzer auf. Flammen schlugen auf und vermehrten sich, als die Spinne begann den Panzer zu zerlegen.

Und nun saßen sie hier und wartete auf ihr Taxi.

„Wenn du mal in Balamb bist, kommst du mich mal besuchen.“, meinte Niko freudig.

„Dito.“, erwiderte Nefarius lächelnd.
 

„Seid ihr Wahnsinnig?“, brüllte Xell durch das Headset.

„Nein, aber wir wollen wissen, was mit unseren Leuten passiert ist.“, meinte Ash beruhigt.

„Ich will es auch wissen, aber wenn dieses Ding wirklich so gefährlich ist, seid ihr in ernsthafter Gefahr.“

Ash sah zu seinen Freunden. Diese Lächelten nur und schüttelten den Kopf. Er wusste, dass sie jedes Hindernis beseitigen konnten.

„Wir kommen schon zurecht.“, meinte Ash abschließend und deaktivierte das Headset.

„Man hat der eine scheiß Laune.“, meinte Duran locker.

„Würdest du auch, wenn deine Schützlinge einfach verschwinden würden.“, erwiderte Jade.

„Wir wollen uns nur umsehen, sonst nichts.“, sagte Ash.

Aber irgendwo in sich wusste er, dass es nicht beim nachsehen bleiben würde. Aber diesen Gedankengang schob er weiter nach hinten. Oberste Priorität hatte das Finden der vermissten Anwärter.

Ohne ein weiteres Wort ging Ash weiter, wohl wissend, dass seine Freunde ihm folgen würden.

Diesmal folgten sie der Straße. Sie konnten war wieder durch die Gassen und Hinterhöfe, aber aufgrund der Gruppengröße und der geringen Ausweichmöglichkeiten war es eher die schlechtere Option. So bewegten sie sich, eng an die Wand gepresst, die Straße entlang. Der Galbadia-Bahnhof war nur einen Katzensprung weit entfernt.

Aber je näher sie kamen, desto schlimmer wurde das Gefühl, dass Ash beschlich.

„Hier stimmt etwas nicht.“, meinte er gerade so laut, dass seine Freunde es hören konnten.

Jedoch schienen sie davon keine Notiz zu nehmen.

Dann, endlich, erreichten sie die letzte Ecke. Der Bahnhof lag dahinter. Auf der anderen Seite konnte er die automatischen Planken sehen, die Ausfuhren, sobald ein Zug gehalten hatte.

Vorsichtig sah er um die Ecke. Und vor ihm lag ein Bild des Schreckens. Zwei Mitglieder des C-Teams lagen Regungslos am Boden. Eine Blutlache hatte sich unter ihnen zu sammeln. Der dritte lehnte an der Wand, nur zwei Meter von ihnen entfernt.

Mit einem schnellen Handgriff hatte er sein Headset so eingestellt, dass es nur sendet.

„Team C wurde ausgelöscht.“, meinte er ruhig, obwohl sein Inneres Aussah wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch.

Langsam und vorsichtig schob er sich um die Ecke, auf den an der Wand Lehnenden zu. Nach kurzen betrachten war klar, dass er auch tot war.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Duran, der sich zu ihm gesellt hatte.

„Wir räumen das Feld und lassen den Rest das Militär machen.“, antwortete Ash ruhig.

„Du willst diese Killermaschine einfach ignorieren?“, erkundigte sich der Gun-Dagger-Träger wütend.

Ash sah ihn an und Duran zuckte leicht zusammen.

„Nein, das will ich nicht.“, erwiderte Ash und hörte seine Stimme beben, „Ich will dieses Ding in seine Einzelteile zerlegen.“

Plötzlich stürzte eine Wand weiter vorne ein.

Sofort waren Duran und Ash kampfbereit in Position. Aus der Staubwolke vor ihnen schon sich langsam der Skorpion. Die Scheren schnappten herausfordernd, während es langsam näher kam. Noch einmal sah Ash zu seinen gefallenen Kameraden, dann aktivierte er sein Headset.

„X-AAM hat uns gefunden.“, meinte er ruhig.

„Rückzug!“, schrie Xell durch den Ohrknopf.

„Negativ.“, meinte Ash ruhig, „Flucht ist keine verfügbare Option.“

Schnell hatte er das Headset abgeschaltet. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte war ein schreiender, panischer Ausbilder.

„Jade!“, rief er, die Augen auf die Maschine geheftet.

Nur eine Sekunde später war sie neben ihm, ihr Schwert fest in der Hand.

„Ihr beide begebt euch hinter dieses Ding.“, befahl er und sie gehorchten.

Sekunden später war er allein mit seinem Gegner. Er wusste, spürte, dass Vine noch da war, aber sie verhielt sich ruhig.

„So, du großer, hässlicher Schrotthaufen, noch irgendwas was du los werden willst?“, fragte er die Maschine, wissend, dass er keine Antwort bekommen würde.

Noch einmal zog er an seinen Handschuhen, dann war er bereit für das Massaker.

Aus dem Stand heraus stürzte er nach vorne. Blitzschnell schossen die geöffneten Scheren auf ihn zu, doch er konnte mühelos ausweichen. Sofort wusste er, dass er Angriff keinesfalls treffen sollte. Vielmehr schien die Maschine seine Fähigkeiten auszutesten.

„Dann lass uns spielen.“, flüsterte Ash und bereitete sich für seinen nächsten Angriff vor.

Erneut ging er auf das X-AAM los. Aber diesmal würde er sich von den Scheren nicht aufhalten lassen. Schon im nächsten Augenblick schossen sie heran, bereit ihn sauber in der Mitte zu zerquetschen. Ash jedoch duckte sich unter dem Angriff durch und schlug mehrfach auf den Kopf und die Sensorleiste. Aus dem Augenwinkel sah er schon den Schweif heranrasen und schaffte es im letzten Moment nach hinten zu springen, so dass die Spitze sich in die Straße bohrte. Jedoch war Ash immer noch in Reichweite und nutzte diesen Vorteil schamlos aus. Aus einer Drehung heraus ließ er deine Ferse auf die Gelenke das Schweifs krachen. Auch wenn es nur Millimeter waren, so gab die Konstruktion doch nach.

Nun schien die Maschine den Kampf doch ernster zu nehmen. Der Schwanz, den es mit einem Ruck aus der Straße befreite, blieb angriffsbereit erhoben.

„Duran! Jade!“, brüllte er über den Platz, „Kümmert euch um diesen verdammten Stachel!“

Er wusste nicht, wo sie waren, aber er wusste, dass sie ihn gehört hatten. Das einzige, was er nun noch zu tun hatte, war sich einfallen zu lassen, wie er dieses Ding möglichst schnell ausschalten konnte.

„Vine, irgendeine Idee, wie wir das Ding verschrotten können?“, fragte er laut.

„Ja, aber dafür muss der Stachel Weg. Wenn das Ding keine Fernkampfmöglichkeit mehr hat, kann ich es wegpusten.“, erwiderte sie hitzig.

Ash streckte sich und schüttelte die Glieder aus, ohne seinen Blick von seinem Gegenüber zu nehmen.

„Lässt sich arrangieren.“, entgegnete er ruhig und überlegte seinen nächsten Schritt.
 

„Ihr bringt mich noch alle ins Grab!“, schrie Xell mehr als wütend.

Irvine konnte ihn auch verstehen. Die drei handelten gegen Befehle. Somit würden sie durch die Prüfung fallen und zwar alle vier. Aber hatte Ash nicht gemeint, dass es keine Option zur Flucht gab?

„Könnten sie überhaupt entkommen?“, richtete Irvine seine Frage an die Überläufer.

„Mehr als unwahrscheinlich.“, meinte Biggs kopfschüttelnd, „Diese Dinger sind aufs Zerstören ausgelegt und verfolgen ein Ziel bis zur Vernichtung.“

„Also könnten sie nicht entkommen?“

„Nicht ausgeschlossen, aber wie gesagt, fast unmöglich.“, wiederholte Biggs, „Diese Maschinen sind absolute Hi-Tech. Dagegen sieht sogar ein ATM alt aus.“

Scheinbar gab sich Xell mit dieser Antwort zufrieden, denn er tigerte nicht mehr auf und ab, sondern setzte sich seufzend.

„Wenn sie zurück sind versohl ich ihnen solange ihren Hintern, bis sie ein Jahr nicht mehr sitzen können.“

Ein Lächeln stahl sich auf Irvines Gesicht. So grob und ungeschickt Xell auch manchmal war, so ein gutes Herz hatte er auch.
 

Wieder und wieder hatte Ash die Maschine mit Schlägen und Tritten bearbeitet. Diese schienen aber wirkungslos an ihm zu verpuffen. Duran und Jade waren in der Zwischenzeit in den Kampf eingestiegen und hatten hinter der Maschine Position bezogen. Sie versuchten auch bei jeder Gelegenheit anzugreifen, jedoch machte ihnen der Schweif arge Probleme. Wenn sich auch nur einer in Reichweite befand schoss der Stachel herunter, oder der ganze Schweif fegte über die Straße.

Ash griff erneut an, musste allerdings zurückweichen, als die Scheren sowie eines der Beine auf ihn zugerast kamen.

Uns muss dringend etwas einfallen, dachte Ash besorgt.

Ewig konnten sie das nicht durchhalten. Aber die einzige Möglichkeit für die beiden anzugreifen war, wenn der Stachel auf ihn zeigte.

„Bereithalten!“, rief er den anderen zu.

Dann schoss er auf seinen Gegner zu. Schon wieder versuchten die scheren Ihn zu packen. Dieses Mal jedoch sprang er darüber. Jetzt war er außerhalb der Scheren und Beine. Und die Maschine würde nur noch eine Möglichkeit haben.

Und so kam es auch. Nur Sekunden bevor Ash auf dem Kopf aufsetzte hob sich der Schweif, bereit ihn zu durchbohren. Doch dann war das laute Kreischen von Metall zu hören und eine Fontaine schwarzer Flüssigkeit schoss aus dem Schweif. Im nächsten Moment fiel der Schweif nach hinten und schlug der Länge nach auf den Boden.

Ein freudiges Grinsen breitete sich auf Ash Gesicht aus. Er stieß sich mit aller Kraft vom Kopf ab und landete drei Meter vor der Killermaschine.

„Vine! Dein Part!“, rief er laut.

Als er auf dem Boden aufkam rolle er sich zur Seite weg. Aus den Augenwinkeln konnte er Vine erkennen. Grimmig sah sie ihr Ziel an, das Gewehr im Anschlag.

„Linie Räume!“, rief sie Laut, „Pulsarschuß!“

„Frei!“, hörte sie Duran und Jade hinter diesem Monster rufen.

Und im nächsten Moment zog sie den Abzug durch. Ash hatte eigentlich mit einer kleinen Kugel und einer großen Explosion gerechnet, aber was er sah raubte ihm den Atem. Ein Laserstrahl, halb so groß wie Vine selber, verließ den Lauf. Die Hitze und die Luft, die er verdrängte, schlugen Ash erbarmungslos ins Gesicht.

Das AAM begann zu zucken und schien sie gegen den Stahl wehren zu wollen. Aber schon nach ein paar Sekunden verschwand die Lichtsäule und lies das wahre Ausmaß an Zerstörung erkennen.

Es waren nur noch die Beine und ein Stück der Oberen Panzerung vom AAM vorhanden. Qualmend und ächzend ging die Maschine in die Knie. Augenblicklich schwieg die Hydraulik und auch sonst war keine Reaktion mehr zu erkennen.

„Wir haben es geschafft.“, sagte Ash außer Puste.

Nun kamen auch Jade und Dran hinter dem rauchenden Schrotthaufen hervor.

„Hey, Vine!“, rief Duran freudig, „Von den Dingern musst du mir ein paar besorgen!“

„Musst du Irvine Fragen, der hat mehr als Genug!“, rief sie zurück.

Als Ash sie ansah konnte er ihre Erleichterung sehen. Verständlich, wenn man darum besorgt sein muss, seine Freunde mit dem nächsten Schuss in Luft aufzulösen.

„Alle in Ordnung?“, fragte er als sie wieder bei ihm waren.

„Einfach nur Fertig.“, meinte Jade und unterdrückte ein Gähnen.

Ash war froh, alle unverletzt wieder um sich zu haben. Und er musste Jade recht geben. Der Tag war anstrengender als gedacht geworden, Viel aufregender und fordernder.

„Wir haben es ja endlich geschafft.“, meinte er aufmunternd und aktivierte sein Funkgerät.

„Hier Team F. Ziel ausgeschaltet.“, meinte er mit einer Spur von Stolz.

„Verdammt gute Arbeit.“, meinte Xell hörbar beeindruckt.

„Und was machen wir nun?“, erkundigte sich Ash bei seinem Ausbilder.

„Rückzug zum Strand und dann ab nach Hause.“, erklärte Xell ruhig, „Wir sollen uns zurückziehen, da eine galbadianische Einheit hierher unterwegs ist. Sie kümmern sich um alles Weitere.“

„Verstanden, Sir, sind schon auf dem Weg.“, meldete Ash und unterbrach die Verbindung.

„Endlich nach Hause!“, jubelte Duran plötzlich, „Und endlich in die Wanne!“

Ungewollt musste Ash Grinsen. Aber er stellte schnell fest, dass es ihm und den anderen auch so ging.

Sie alle würden sich viel besser fühlen, wenn sie erst einmal wieder in Balamb wären, oder wenigstens im Schnellboot.

Und mit der Neuen Hoffnung machten sie sich auf den Weg. Aufmerksam beobachteten sie ihre Umgebung, falls sie doch noch einem Soldatentrupp begegnen sollte. Ash hingegen nutzte die Zeit dazu, sich seine alte Heimat anzusehen und Geschichten über seine Vergangenheit zu erzählen, was er mit seinen Eltern unternommen hat, die Streiche die er mit seinem Bruder gespielt hat und wo welche Läden waren.

Ash hatte fast das Gefühl eine Besichtigung zu leiten, als hier seine Söldnerprüfung abzuschließen. Aber auch nur fast.

„Hier Team A, da kommt was Großes auf uns zu.“, erklang die besorgte Stimme über das Headset.

Die Freunde sahen sich vielsagend an und wussten, dass es mit der frühen Heimreise doch nichts werden würde.

„Xell an alle! Sammeln am Haupttor!“, befahl der SEED, „Und zwar schnell!“

Seufzend sah Ash sich ein letztes Mal um.

„Dann lasst uns los.“, sagte er ruhig.

Und dann rannten sie los.

„Team A, könnt ihr erkennen was es ist?“, erkundigte sich Irvine ruhig.

„Hier Team A, optischer Erfassung! Ein Behemot!“, schrie der Anwärter durch das Funkgerät.

Ashs Herz schien für einen Augenblick auszusetzen. Er hoffte und betete zu allen Göttern und Heiligen, dass sich seine Befürchtung nicht realisieren würde.

„Hier Irvine, bitte bestätigen.“, klang seine Stimme durch das Headset.

„Team A bestätigt optische Feinderkennung.“, meinte der Anwärter nun ruhiger, „Ein Behemot, Sir.“

Dann hörte er Xell durch das Funkgerät Lauthals fluchen. Und Ash schloss sich an. Ein Behemot wäre eine ganze Nummer zu groß für sie.

„Sir, dass Monster ist Schwarz.“, klang die fassungslose Stimme des Anwärters.

Vergangenheit, Gegenwart, Zunkunft

Leichtfüßig wandelte Rinoa über die Ebene. Grünes Gras kitzelte ihre blanken Füße und der Wind spielte ungeniert mit ihren Haaren, während die Sonne hemmungslos vom blauen Himmel schien.

Der Tag war einfach perfekt. Und durch Squalls Nachricht konnte sie ihn nun auch genießen.

„Sie kommen nach Hause. Und es geht ihnen blendend.“, hatte er freudig verkündet.

Und dann konnte sie die Anwärter sehen. Freudig, Arm in Arm kamen sie ihr entgegen. Keine Verbände oder Krankentransporte trübte ihre Stimmung. Und Rinoa spürte, wie eine Last von ihr ab fiel. Seit die Prüfungen begonnen hatten bangte sie um jeden von ihnen.

„Willkommen zuhaue!“, rief sie ihnen zu.

Doch die Anwärter ignorierten sie. Sie lachten und freuten sich weiter. Und Rinoa wurde von dieser guten Laune angesteckt.

Sie hören mich einfach nicht, dachte sie sorglos und ging weiter auf die Heimkehrenden zu.

Und dann sahen sie die weiße Hexe. Sie winkten ihr entgegen und riefen ihren Namen.

Und sie spürte, wie ihr Herz vor Freude sprang.

„Jetzt wird alles gut.“, flüsterte sie.

Doch plötzlich wurde der Himmel pechschwarz und ein grauer Film legte sie auf die Ebene.

Verwirrt sah sich Rinoa um, aber den Anwärtern ging es nicht anders.

Ein Schrei ließ sie zusammen zucken.

Hektisch drehte sie sich um und ihr Herz schien auszusetzen. Vor ihr erhob sich, vom Boden bis in den Himmel, eine Schwarze Säule. Und dann hörte sie wieder diesen Schrei. Dann erschienen Augen und ein, zu einem wahnsinnigen Grinsen geformter, Mund. Sie spürte deutlich, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten und die Umgebung sich abkühlte.

Dann erhob sich eine Welle der Dunkelheit vor der Säule und schoss auf sie zu.

Sie fuhr herum und schrie den Anwärtern zu weg zu rennen. Aber da krachte sie schon in ihren Rücken. Sie wurde nieder geworfen, herum gewirbelt und mitgezogen. Sie spürte, wie die Dunkelheit, wie Wasser, durch ihren Mund und die Nase drang. Doch dann war es endlich vorbei.

Vorsichtig öffnete sie die Augen und sah sich um. Wo das grüne, saftige Gras war, befand sich nur noch staubtrockener, schwarzer Boden. Das Blau war einer tristen, grauen Wolkendecke gewichen und kein Lüftchen rührte sich.

Blankes Entsetzen breitete sich rasend schnell in ihrem Körper aus.

Die Kleinen, schrie eine Stimme in ihrem Kopf.

Ruckartig fuhr ihr Kopf herum. Sie spürte wie ihr das Blut aus dem Leib wich und ihr Herz für gefühlte Stunden aufhörte zu schlagen. Vor ihr wirbelten die Anwärter paarweise herum. Doch als sie genauer hinsah erkannte sie den Schrecken, den ihr Körper schon vor ihr wahrgenommen hatte. Sie waren nur noch Skelette, welche die Uniformen trugen.

Tränen brannten in ihren Augen. Sie waren Tod und sie konnte nichts tun.

Wieder erklang das wahnsinnige Lachen hinter ihr. Sie rollte sich herum, während sie einen Feuerball beschwor. Gerade als sie ihn auf die Säule werfen wollte, verpuffte er in ihrer Hand.

Wieder und wieder versuchte sie es. Zauber um Zauber warf sie, doch alle verpufften, sobald die Zauber ihre Hand verließen.

Die Säule begann sich langsam zu drehen. Augen und Mund verharrten jedoch auf ihren Plätzen. Langsam bewegte sie sich vorwärts und kam auf Rinoa zu.

Sie drehte sich wieder auf den Bauch und wollte aufstehen. Aber ein unsichtbares Gewicht hielt sie am Boden.

Sie begann zu robben und kriechen. Sie wusste, sie musste weg, bevor diese Dunkelheit sie erreichen würde.

Den Blick starr nach vorn gerichtet kämpfte sie Meter um Meter. Die tanzenden Skelette versuchte sie auszublenden. Jedoch erwischte sie sich immer wieder dabei wie sie zu den Tänzern sah.

Ein Zischen vor ihr ließ sie inne halten und nach der Quelle des Geräusches suchen.

Plötzlich erscheinen zwei kleine Flammen vor ihr. Eine hellblau, die andere tiefschwarz.

„Die Vergangenheit steht geschrieben.“, hörte sie eine Stimme in ihrem Kopf hallen.

„Doch was war davor?“, erklang eine weitere Stimme, fast Identisch mit der Ersten.

„Wenn ihr den Anfang nicht kennt, wie wollt ihr dann das Ende erfahren?“, fragte die erste Wieder.

„Wer den Anfang nicht versteht, wird das Ende auch nicht begreifen.“, hallte die Zweite.

Und genauso schnell wie sie erschienen waren verschwanden sie auch wieder.

Ein plötzliches Geräusch ließ sie herum fahren. Vor ihrem Gesicht befand sich ein Totenschädel, der sie aus leeren Augen anstarrte.

„Verschwinde!“, schrie sie den Toten an.

Sie wollte ihm Treten und Schlagen, doch ihre Glieder gehorchten ihr nicht. Sie sah auf ihre Arme und erkannte nur zwei graue Steingebilde, die an ihrem Oberarmen saßen. Ein schneller Blick auf ihre Beine zeigte das Selbe.

Gefangen, wehrlos, ohne Fluchtmöglichkeit war sie dem Untoten ausgeliefert.

Seine Kiefer öffnete sich und Geräusche drangen aus seinem Mund, undefinierbare Laute.

Wieder und wieder erklangen diese Laute. Jedoch veränderten sie sich jedes Mal. Sie versuchte ihre versteinerten Gliedmaßen zu bewegen, riss und zerrte. Sie durfte nicht aufgeben.

„Rinoa!“, hallte es plötzlich aus dem offenen Mund des Skeletts.

„Was willst du?“, schrie sie ihn an, „Lass mich endlich los!“

„Wach auf!“, rief plötzlich eine tiefe, brummige Stimme.

Sie sah auf und sah in zwei gelbe Augen. Ein Löwenkopf sah auf sie herab. Lila Haut und eine Nuance dunklere Mähne.

„Wach endlich auf!“, schrie der Löwenkopf sie an und bei jedem Wort riss er sein Maul auf und entblößte riesige Zähne.

Plötzlich war das Bild vor ihren Augen ein anderes. Hellblauer Himmel, der Boden war weich. Aber das angenehmste war Squalls Gesicht. Es dauerte mehrere Momente bis sie den Ortswechsel vollkommen verarbeitet hatte.

„Rinoa, ist alles in Ordnung?“, fragte er besorgt.

Ohne zu antworten sah sie auf ihre Arme. Squalls Hände hatten sich wie Schraubstöcke um ihre Unterarme gelegt. Und ein schneller Blick auf ihre Beine zeigte ihr, dass er auf ihren Unterschenkeln saß.

„Squall?“, fragte sie verwirrt, „Was ist passiert?“

„Du hast auf einmal angefangen zu schreien und mit Feuerbällen um dich zu werfen.“, erklärte er ruhig und sah zum Dach hinauf, „Hast du dich wieder beruhigt?“

Rinoa nickte Schwach, worauf Squall langsam ihre Arme los lies.

Plötzlich schossen die Traumbilder wieder auf sie ein. Fast panisch griff sie nach Squalls Kragen und zog sich an seine Brust.

„Du musst die Anwärter zurückrufen!“, schrie sie ihn an, „Wenn du es nicht tust werden sie sterben!“

„Ganz ruhig, Rinoa.“, flüsterte er und nahm sie in seine Arme.

„Bitte, Squall.“, flehte sie ihn an.

„Ich hab den Befehl schon vor zehn Minuten gegeben.“, erklärte er ruhig, „Dein Vater hat angerufen und Bescheid gesagt, dass sie Mobil gemacht haben.“

Auch wenn sie diese Nachricht beruhigte, spürte sie immer noch den kalten Griff der Angst.

Erneut schlugen die Bilder des Alptraums zu. Doch schon nach der Hälfte wichen sie dem letzten Bild. Dem Löwengesicht. Und plötzlich erklang ein Name in ihrem Kopf:

Griefer.
 

„Das Darf nicht wahr sein.“, fluchte Ash leise, während er durch die Straßen hetzte, „Das kann einfach nicht sein.“

„Was meinst du?“, fragte Jade neugierig.

„Erkläre ich dir irgendwann mal.“, mischte sich Vine ein, „Aber jetzt müssen wir uns beeilen.“

„Ist schon in Ordnung.“, meinte Ash und erntete einen besorgten Blick von Vine.

„Es ist schon einmal ein schwarzer Behemot aufgetaucht.“, begann Ash zu erzählen, „Er verwüstete einen Großteil der Innenstadt und viele Leute starben bei seinem Angriff. Das galbadianische Militär konnte nichts ausrichten. Egal was sie diesem Ding an den Kopf geworfen haben, es ist nicht verreckt.“

„Ach so. Und da du damals hier gewohnt hast, weißt du davon.“, meinte Jade.

„Ja, und die Tatsache, dass das Ding meinen Bruder und meine Eltern auf dem Gewissen hat.“, erklärte Ash kalt.

Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Ash Gedanken pendelten zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her.

„Ash?“, riss ihn Duran aus seien Gedanken, „Was hast du vor, wenn das wirklich so ein Behemot ist?“

„Ich weiß es nicht.“, antwortete Ash ehrlich.

Auch wenn er ruhig tat, so war er doch innerlich wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Verzweiflung, Wut und Trauer. Alles hatte sich über all die Jahre angestaut. Jedes Mal wenn er diesen Albtraum hatte. Jedes Mal wenn er schreiend aufgewacht ist. So oft hatte er sich einfach nur in eine Ecke zurückgezogen, die Beine angewinkelt und der Trauer freien Lauf gelassen.

Doch heute wird alles anders werden.

Er konnte sich nicht erklären woher, aber er wusste es.

Endlich kam das Haupttor in Sichtweite. Etliche Anwärter und die beiden SEEDs waren auch schon da. Ein wenig abseits standen die drei Galbadianer.

„Da seid ihr ja endlich!“, schrie Xell sie wütend an, „Warum hat das so lange gedauert?“

„Besichtigungen, Sir.“, antwortete Ash und starrte auf die Ebene vor ihnen.

Und da sah er es. Langsam stampfte der massive Körper in ihre Richtung.

„Was machen wir?“, fragte Ash kalt.

„Wir rufen die Ragnarock und lassen das Ding in Atome zerlegen.“, erklärte Irvine ruhig.

Überrascht sah Ash die SEEDs an, bevor er sich wieder dem Monster widmete.

„Sinnlos.“, sagte er offen, „Das galbadianische Militär hat damals auch etliches an Feuerkraft aufgeboten, und trotzdem ist das Monster nicht gestorben.“

„Bessere Idee?“, hörte er Xells gereizte Stimme.

„Abhauen.“, entgegnete Ash kalt.

Aber sie blieben stehen. Keiner rührte sich.

Erneut sah Ash auf seinen Fleisch gewordenen Alptraum. Unbeirrt kam es weiter auf sie zu.
 

„Bist du dir sicher?“, fragte die angenehme Stimme.

„Ja, ich bin absolut sicher.“, erwiderte die Kratzige.

„Früher als Gedacht.“, meinte die andere Nachdenklich.

Edea betrachtete ihren Besuch nachdenklich.

Sie hatte gerade ein paar lustige Anekdoten aus dem Waisenhaus erzählt als die Stimmung ihres Besuchs plötzlich kippte. Schlagartig war das Lachen verschwunden und hatte nur Stille gelassen.

„Aber es ist doch noch viel zu früh.“, warf die kleinere Gestalt ein.

„Zeit ist das Relativste was es gibt.“, erklärte die kratze Stimme, „Auch wenn es für dich und mich zu früh ist, ist es doch vielleicht der richtige Zeitpunkt.“

„Sollen wir los?“, erkundigte sich die angenehme Stimme besorgt.

Einen Moment schwieg die kratzige Stimme.

„Erst wenn die Kekse und der Tee alle sind.“, meinte sie schließlich und lachte leise, „Wir sollten die Zeit noch ein wenig genießen.“
 

„Hey! Ash!“, rief jemand.

Ash schnippte aus seinem Trance ähnlichen Zustand und war wieder im Hier und Jetzt.

„Mach so was niemals wieder!“, fuhr Jade ihn wütend an, „Wir haben schon gedacht, du klappst ab!“

„Wie lange war ich so?“, fragte er vorsichtig.

„Knappe zwei Minuten.“, erklärte sie nun ruhiger.

Ash nickte Entschuldigend und sah wieder auf die Ebene hinaus. Vielleicht 500 Meter trennten sie nun noch. Das Monster starrte einfach gerade aus. Doch plötzlich bewegte sich sein Kopf und es sah Ash direkt an.

Und auf einmal schlugen Realität und Vergangenheit zu.

Er sah das Monster auf der Ebene, aber Timber legte sich wie ein Geist darüber. Er sah das Monster durch die Stadtmauer brechen. Gebäude und Menschen wurden ohne Beachtung von dem massiven Körper zermalmt.

Und dann war sie wieder da. Die Panik die er als Kind empfunden hatte. Angst und Verzweiflung, als er dieses Monster sah. Er spürte den Griff, als sich die Hand seines Bruders in seine schlang und ihn weg zog. Zurück nach Hause.

„Ragnarock! Euer Auftritt!“, brüllte Irvine in das Headset, „Haut ihm Alles entgegen, was ihr habt!“

„Hier Ragnarock, beginnen Angriff!“, erklang die Stimme aus dem Ohrknopf.

Plötzlich begann hinter ihnen das Feuer des Raumschiffs. Die Leuchtspurmunition, jede Kugel fast so groß wie ein Mensch, raste in unglaublicher Geschwindigkeit auf das Monster zu. Dann schoss die Ragnarock über sie hinweg. Die schweren Maschinengewehre feuerten unaufhörlich. Sogar als das Schiff abbremste und im Schwebeflug vor diesem Monster hin und her pendelte.

Etliche Kugeln schlugen neben dem Monster ein und eine undurchsichtige Staubwolke schien es verstecken zu wollen.

„Reaktor auf maximaler Leistung! Beginnen Angriff mit Hauptwaffe! Feuerintervall drei Sekunden!“, hallte die Stimme des Piloten durch das Funkgerät.

Und dann begann das Feuerwerk. Wie angekündigt schoss alle drei Sekunden ein gebündelter Strahl in die Staubwolke. Die Staubwolke wuchs mit jedem Schuss weiter.

Wieder überlagerten sich die Zeiten vor seinem geistigen Auge. Er konnte den Behemot sehen, als er schon in der Stadt war. Das galbadianische Militär feuerte aus allen Rohren. Panzer, Gewehre, Raketen. Auch wenn sie trafen, hinterließen sie keinerlei Wirkung. Detonation um Detonation ließen den Boden und das Glas in den Schränken vibrieren.

Dann hörte er den Schrei dieses Monsters.

Schrill, Hoch, Wahnsinnig.

Es dauerte Sekunden, bis er realisiert hatte, dass der Schrei aus der Gegenwart kam.

„Immer weiter so!“, hörte er Irvine die Ragnarock anfeuern.

Ash hingegen rannte panisch zu seinem Ausbilder. Er wusste, was gleich passieren würde. Und er musste eingreifen.

Bei Xell angekommen, griff er nach dessen Headset und riss es ihm unsanft vom Kopf.

„Ragnarock! Angriff abbrechen und verschwinden!“, schrie er hinein.

Kaum hatte er es gesagt, war Xell bei ihm, riss ihm das Headset aus der Hand und funkelte ihn wütend an.

„Was soll denn der Scheiß?“

„Haben sie meine Akte gelesen?“, fragte Ash nur.

Xell schien einen Moment nachzudenken, dann sah er ihn verwirrt an.

„Das war kein Hirngespinst? Keine Einbildung?“, fragte er fast traumatisch.

Ash schüttelte nur mit dem Kopf und sah zu der Rauchwolke.

Xell folgte dem Blick und erinnerte sich nur zu deutlich an die Akte.
 

„Will der uns verarschen?“, fragte Xell belustigt, „Es gibt keine schwarzen Behemots. Den einzigen anderen haben wir in Artemesias Schloss gekillt.“

„Musst du mich nicht fragen.“, erwiderte Squall schulterzuckend, „Das ist nur der Bericht aus dem Timber-Waisenhaus.“

„Vielleicht hat er ihn nur wegen dem ganzen Rauch so gesehen.“, mischte sich Cifer ein und lümmelte weiter auf der Couch herum.

„Gut möglich.“, mischte sich Rinoa ein, „Vielleicht war es aber auch nur eine Pigmentstörung. Wie war das nicht mit dem pinken Quall?“

Erneut sah Xell auf die Akte und fixierte das, mit einem Fragezeichen markierte, „schwarz“.
 

„Vertrauen sie mir?“, fragte Ash fordernd.

Xell begann zu überlegen, doch nach ein paar Augenblicken drückte er ihm wieder das Headset in die Hand.

„Ragnarock, hört ihr mich?“, fragte er in das Mikrophon.

„Laut und deutlich.“, erwiderte der Pilot.

„Gut, dann brecht den Angriff ab und schraubt euch nach oben. Auf mein Kommando lasst ihr das Triebwerk ausbrechen.“, erklärte er dem Piloten ernst.

Sofort verstummten die Maschinengewehre und die Hauptwaffe. Dann konnte er auch sehen, wie der Drachenkopf sich nach oben richtete und das Schiff beschleunigte.

Vor seinem geistigen Auge tauchte erneut Timber auf. Unbeeindruckt stand der Behemot da und lies die Angriffe über sich ergehen. Sein Bruder packte ihn plötzlich und zog ihn vom Fenster weg und die Treppe ins Erdgeschoss herunter.

Im Erdgeschoss angekommen blieb Ash stehen und sah aus dem Fenster. Als sein Blick den Behemot traf schoss plötzlich ein Feuerball in PKW-Größe aus seinem Maul.

Kaum war es passiert schrie er in das Headset.

Sein Blick fuhr hinauf zur Ragnarock. Gerade hatten sie das Heck herumgezogen als der Feuerball an ihnen vorbeizog.

Geschafft, dachte Ash. Doch noch im Selben Gedankengang explodierte die Seite des Schiffs.

„Ragnarock Status!“, schrie Irvine Panisch fluchend in das Mikrophon.

„Hier Ragnarock! Uns ist gerade ein ganzer Munitionsbehälter um die Ohren geflogen. Extremer Hitzeanstieg.“, erklärte der Pilot ruhig, „Müssen uns zurückziehen. Computer meldet verschmorte Leitungen in der Hauptwaffe.“

„Zieht euch zurück.“, gab Irvine den Befehl, „Und danke für alles.“

„Nichts zu danken.“, erwiderte der Pilot und schon beschleunigte das Schiff.

Ash hingegen bekam von dem Gespräch nichts mehr mit.

Mit einer markerschütternden Explosion schlug der Feuerball in Timber auf. Nur Sekunden später sah er eine Feuerwalze auf sich zukommen. Sein Bruder schaffte es gerade noch rechtzeitig ihn zu Boden zu ziehen. Schon splitterte das Glas des Fensters und Flammen schlugen durch die Öffnung.

Instinktiv warf Ash das Headset weg und hielt sich die Ohren zu. Er presste die Handflächen so kräftig darauf, dass er dachte, sein Kopf würde platzen. Doch dann hörte er sie.

Die Schreie seiner Eltern. Sie hatten es nicht mehr geschafft. Ein Blick die Treppe hinauf zeigte ihm ein Inferno. Und irgendwo da drinnen waren seine Eltern.

Ash blickte zu dem Behemot, der auf der Ebene stand. Auch wenn er wieder im Jetzt war, verstummten die Schreie nicht. Auch die Schritte, die er aus dem Obergeschoss hörte wollten einfach nicht verschwinden.

Sein Bruder packte seine Hand und zog ihn weiter durch die Wohnung, hin zur Haustür.

Kaum hatten sie diese erreicht riss er sie auf und stieß Ash nach draußen.

Gerade drehte er sich herum, als er die massive Gestalt des Behemot sah. Dann war schon die Pranke da. Sie krachte auf Haus. Die Schreie verschwanden. Und sein Bruder stand in der Tür. Seine Lippen formten Stumm ein Wort: Lebe!

Dann brach die Decke ein und von seinem Bruder war nichts mehr zu sehen.

Ash brach zusammen. Tränen rannen wie Regen über seine Wangen, die Hände immer noch auf den Ohren.

Vor seinen Augen verschmolzen die Zeiten im Sekundentakt und lösten sich wieder voneinander. Und immer wenn er dachte, er hätte es überstanden, brach erneut alles zusammen. Wieder und wieder sah er seinen Bruder mit dem sanften Lächeln. Wieder und wieder schrie er seinen Namen.

Doch dann war es vorbei.

Ash hockte mit gesenktem Kopf und aufgerissenen Augen auf dem Boden.

„Bist du wieder da?“, hörte er Xell besorgt fragen und spürte einen sanften Druck auf seinen Schultern.

„Ja.“, antwortete Ash zittrig.

„Was war denn los?“, fragte Irvine verwundert.

Ash sah auf und betrachtete die beiden. Dann sah er seine Freunde, wie sie ihn besorgt ansahen.

„Ich hab alles noch einmal verloren.“, entgegnete er resignierend, „Ich habe meine Familie erneut sterben sehen.“

„Komm schon, Kleiner.“, meinte Irvine aufmunternd, „Es ist ja Vorbei. Das war nur noch der letzte Atemzug.“

Wissend sah Ash den Schützen an, durchbohrte ihn mit seinem Blick, bevor er wieder zu der Staubwolke sah.

„Sicher?“, fragte er kalt.

„Ach du heilige...“, hörte er Xell entsetzten Ausruf.

Langsam legte sich die Staubwolke. Aber der Behemot stand noch aufrecht, dass Maul leicht geöffnet. Kein Kratzer und keine Schramme waren an dem Monster zu sehen. Die Umgebung jedoch war ein einziges Kraterfeld.

Ash fixierte das Monster. So wie damals, dachte er wütend.

„Was machen wir jetzt?“, fragte einer der Anwärter ängstlich.

„Lauft.“, antwortete Ash und sah in seine gehetzten Augen, „Lauft soweit ihr könnt und hofft, dass euch dieses Ding nicht verfolgt.“

„Und was machst du?“, hörte er Vines Stimme.

Er sah sie an. Auch in ihren Augen war Angst zu erkennen. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein, aber ihre Sorge schien nur ihm zu gelten.

„Ich versuche ihn aufzuhalten.“, entgegnete er und wandte seinen Blick wieder dem Behemot zu.

„Das schaffst du nicht!“, sagte sie besorgt, „Wenn noch nicht einmal die Ragnarock etwas ausrichten konnte, was kannst du schon ausrichten?“

„Mein Bestes geben.“, entgegnete er ruhig.

„Und was bringt es, wenn du stirbst?“, fragte die Rotäugige.

„Nichts.“, antwortete Ash ehrlich.

Aber vielleicht kann ich dann wieder mit meiner Familie zusammen sein, dachte er bitter.

Wie sehr hatte er seine Familie vermisst und vermisste sie immer noch. Sein Vater, wie sie abends vor dem Kamin saßen, er seine Pfeife geraucht und ihnen Geschichten erzählt hatte. Seine Mutter, wie sie fröhlich summend in der Küche stand und sich immer um sie kümmerte. Und seinen Bruder, mit dem freundlichen, herzerweichenden Lächeln.

Warum?, fragte er sich, Warum hast du mich verlassen, Blake?

Noch immer konnte er es nicht verstehen. Sein Bruder hätte zusammen mit ihm aus dem Haus kommen können. Aber er blieb stehen und hatte ihm gesagt, dass er leben soll.

Und das hatte er getan.

Vielleicht nur für diesen Augenblick.

„Keine Sorge.“, meinte Ash plötzlich, „Ich habe nicht vor zu sterben.“

„Was hast du dann vor?“, fragte Xell besorgt.

Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und er spürte, wie eine Träne seine Wange hinunter lief.

„Nur einen Alptraum loswerden.“, antwortete er und wandte sich zu dem Monster.

Dann ging er langsam los. Schritt für Schritt spürte er, wie seine Freunde, seine Ausbilder und die Mitanwärter sich entfernten. Eine grimmige Entschlossenheit hatte ihn gepackt. Er würde dieses Monster vernichten und wenn er dabei sterben sollte, dann soll es so sein.

Er hörte ihre Rufe, dass er doch zurück kommen solle, dass er eine solche Dummheit nicht begehen sollte. Aber er ignorierte sie.

Er spürte, wie er von diesem Monster angezogen wurde. Plötzlich wurde ihm klar, was ihn antrieb.

Rache.

Blinde, kalte Rache. Und auch Verzweiflung. Er wollte nicht zulassen, dass dieses Monster noch einmal so viel Leid über die Bewohner dieser Stadt brachte, seiner Stadt.

Als er die Hälfte des Weges hinter sich gebracht hatte, riss das Monster sein Maul auf. Ein schriller Schrei hallte über die Ebene. Ash Nackenhaare stellten sich auf und ein Schauer kroch seinen Rücken herab.

„Hast du auf mich gewartet, ja?“, fragte er den Behemot leise.

Mit einem Mal schwieg das Monster und starrte ihn an.

„Ja, du hast auf mich gewartet.“, meinte Ash und zog seine Jacke aus, „Und nun bin ich hier.“

Das Monster ließ sich nach vorne fallen und starrte ihn unverwandt an, als es wieder auf allen vieren war.

„Dann lass uns zu Ende bringen, was vor so vielen Jahren begann.“, meinte Ash kalt und begab sich in Kampfposition.

„Damals war ich klein, schwach und dumm“, sagte er zu dem Behemot, „Doch das ist längst vorbei.“

Langsam setzte sich der Behemot in Bewegung. Ohne jede Hektik oder Hast stampfte er siegessicher auf ihn zu. Ash jedoch verharrte in seiner Stellung und sammelte seine Kraft.

Der erste Schlag war entscheidend.

Und diesen würde er sich nicht nehmen lassen.
 

„Man, die Prüfung habe ich mir schwerer Vorgestellt.“, meckerte Sam.

„Was willst du auch erwarten?“, fragte Quistis ernst, „Wenn du schon einen Großteil alleine machen musst, und uns nichts übrig lässt.“

„So viel war das doch gar nicht.“, meinte er lächelnd.

Quistis zog skeptisch eine Augenbraue hoch und erwiderte: „Zwei SAM08G, ein GIM und ein halbes Dutzend Soldaten ist nicht viel?“

„Hab schon Schlimmeres erlebt.“, antwortete er und begann zu Grinsen, „Die Archeodinos waren schlimmer.“

Quistis wusste genau was er meinte. Und es bestärkte nur ihre Ansicht von den Anwärtern.

Das sie alle einen gewaltigen Dachschaden haben.

„Trotz allem habt ihr ja die Prüfung überstanden.“, versuchte sie diese sinnlose Streiterei zu beenden.

„Niko bestimmt, aber bei Ash wäre ich mir nicht so sicher.“, feixte Sam.

„Und warum?“, erkundigte sich Quistis neugierig.

Sam sah sie an und begann noch breiter zu Grinsen.

„Weil er das Talent hat, sich immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen.“
 

Nur noch ein paar Schritte, dachte Ash gespannt, dann kann das Feuerwerk losgehen.

Erneut musterte er den wandelnden Fleischberg vor ihm. Bei jeder Bewegung arbeiteten die Muskeln sichtbar. Der Gang war wogend, jederzeit bereit aus der Bewegung heraus mit der Pranke zuzuschlagen und seinen Feind auszulöschen.

Aber soweit würde er es nicht kommen lassen.
 

„Mussten wir denn alles stehen lassen?“, fragte die kratzige Stimme mürrisch.

Sein Begleiter antwortete nicht, sondern setzte stumm seinen Weg durch das Grau fort. Er wusste, wo er hin musste, wo man ihn erwartete.

Wo das Schicksal auf ihn warten würde.

„Du kannst auch ruhig mit mir reden.“, beschwerte sich die Kratzige.

„Und du kannst mal deine Klappe halten.“, fuhr der andere ihn an, „Ich hab genug davon. Erst heißt es, wir hätten keine Zeit und jetzt soll ich eine ruhige Kugel schieben?“

„Wenn du dich zu sehr aufregst, geht das nur auf den Magen.“, erwiderte die andere Ungerührt.
 

„Der Junge ist verrückt!“, meinte Xell ungläubig als er Ash nach sah.

„Aber wir können da auch nichts tun, außer seinem Ratschlag zu folgen.“, meinte Biggs, der sich zu dem Ausbilder gesellt hatte.

„Ich hab die Berichte von Damals gelesen. Mein Vorgesetzter war an dem Kampf beteiligt und meldete dasselbe wie der Junge.“, erklärte der Galbadianer.

„Und wie haben sie es besiegt?“, fragte der SEED vorsichtig.

„Gar nicht.“, antwortete Biggs und sah ihn ernst an, „Der Behemot ist einfach umgekippt und war weg. Spätreaktionen aufgrund eines Fehlers im Nervensystem oder Ähnliches sind ausgeschlossen, da es keinerlei Verletzungen aufwies.“

„Also können wir nur warten.“, meinte Xell resignierend.

„Und wir können wirklich nichts tun?“, hörten sie eine junge, verunsicherte Frauenstimme.

Xell fuhr herum und sah in Vines Blutrote Augen. Immer und immer wieder sah sie an den Beiden vorbei und betrachtete Ash, wie er auf das Monster zuging.

Biggs schüttelte langsam mit dem Kopf.

„Leider nein.“, erklärte er, „Mir ist es auch nicht wohl dabei, aber wir haben keine Möglichkeit.“

Xell richtet seinen Blick wieder nach vorne, auf die beiden Totfeinde.
 

Ash betrachtete weiterhin das Muskelspiel, in der Hoffnung sich den Bewegungsablauf richtig einzuprägen oder einen Angriff frühzeitig zu erkennen. Auch wenn ersteres schon klappte, so kannte er doch die Angriffe eines Behemots nur von Videos her. Und diese waren nicht aus so einer Nähe aufgenommen worden.

Er sah hinauf in die Blutroten Augen des schwarzen Ungetümes. Etwas schien in ihnen zu funkeln und instinktiv spannte Ash seine Muskeln an. Plötzlich machte es einen Satz nach vorne und eine Pranke sauste über den Boden heran. Gerade noch rechtzeitig konnte der junge Anwärter mit einem Sprung nach hinten ausweichen. Die scharfen Krallen verfehlten ihn nur um Millimeter. Kaum hatten seine Füße den Boden berührte nutzte er den Unsicheren Stand seines Gegners zum Angriff. Mit ein paar schnellen Schritten war er in Angriffsreichweite.

Der Behemot reagierte sofort, beinahe zu schnell, und richtet sich zu voller Größe auf.

„Schlechte Idee.“, meinte Ash leise.

Nach dem letzten Schritt sprang er und schon war der Kopf wieder vor ihm. Er holte aus und lies den Schlag mit aller Kraft gegen den Kiefer rasen. Von der Wucht des Angriff getroffen begann der Kopf sich langsam zu bewegen.

Hoffnung keimte in Ash auf, doch etwas gegen dieses Monster ausrichten zu können.

Endlich einen Schlussstrich unter seine Vergangenheit ziehen zu können.

Doch als der Kopf abrupt anhielt, erlosch der Funke sofort wieder.

Noch im gleichen Moment fixierte der Behemot Ash.

Er konnte es einfach nicht glauben. Er war auf den Trick hereingefallen und hatte sich auf einen Angriff eingelassen. Dazu noch einen in der Luft. Eine schreckliche Erkenntnis traf ihn mit ungeahnter Kraft: Er konnte beim besten Willen nicht ausweichen.

Und kaum hatte er diesen Gedanken vollends begriffen fuhr der Behemot herum und die Oberseite der Pranke traf ihn wie einen Dampfhammer.

Mit einem Keuchen drang die Luft aus seinen Lungen und Ash konnte seine Rippen spüren, wie sie unter der plötzlichen Krafteinwirkung zu Brechen drohten. Sekundenbruchteile später konnte er das Knacken mehrere Knochen in seinem Körper hören und fühlen.

Der Schmerz hatte noch nicht eingesetzt, da war er schon in der Luft. Und im Nächsten Moment prallte er hart auf den Boden, überschlug sich mehrmals, bevor er mit dem Gesicht im Gras zum liegen kam.

Er versuchte sich aufzurichten, zu bewegen, aber sein Körper wollte nicht gehorchen. Es war, als wäre er am Boden festgeklebt. Kein Befehl schien das entsprechende Körperteil zu erreichen.

Ich kann nichts ausrichten, hallte es in seinem Kopf.

Quälend langsam spürte Ash die Kraft aus seinen Gliedern weichen, das Kribbeln der Taubheit. Und die Müdigkeit, die das Ende einläutete.

Und langsam legte sich der schwarze Schleier über seine Augen.
 

„Ash!“, schrie Vine panisch.

Sie wollte zu ihm laufen, nachsehen, wie es ihm ging. Doch kaum hatte sie den ersten Schritt getan schloss sich hart eine Hand um ihr Handgelenk und hielt sie zurück. Sie fuhr herum, suchte denjenigen der sie Festhielt und erkannte den blonden SEED, Xell.

„Lass mich sofort los!“, schrie sie ihn an, „Ich muss nachsehen wie es ihm geht!“

„Du bleibst hier!“, befahl er hart und zog sie zurück.

Trotz seines Befehls riss und zerrte, schlug und trat sie nach ihm. Egal was es kostet, sie musste zu Ash und wissen wie es ihm geht.

„Vine, hör auf damit.“, erklang die ruhige Stimme ihres Ausbilders Irvine.

Plötzlich verstand sie die Worte wieder und stellte die Gegenwehr ein. Aber anstelle der Verzweiflung trat einfach nur leere Trauer.

Sie drehte langsam den Kopf zu Ash. Sie hoffte und betet zu allen Göttern, dass er aufgestanden war. Oder sich zumindest bewegt hatte.

Doch er lag immer noch mit dem Gesicht im Gras. Keine Regung, kein Laut.

Vor ihrem geistigen Auge erschien sein Gesicht. Kein Blut und keine Kratzer, sondern nur ein offenes Lächeln und leuchtende Augen. Sie hörte seine Stimme, hörte, wie er ihren Namen rief. Und sie spürte die Gänsehaut auf ihrem Rücken. Jedes Mal wenn sie beieinander waren war es so. Ohne es zu wissen, oder zu wollen, hatte dieser junge Mann sie in seinen Bann geschlagen, hatte sie bezaubert und verwirrt. So dass sie sich oft selbst fragen musste, was sie wollte.

Und dann spürte sie das Brennen der Tränen, die sich langsam ihren Weg an die Oberfläche kämpften und nun ungehindert flossen.

Wie ein Wimpernschlag erschienen alle Begegnungen mit ihm vor ihren inneren Augen. Beim Bahnhof, die Trainingshalle, die Prüfung, und alles dazwischen.

„Du darfst nicht sterben.“, flüsterte sie niedergeschlagen.

Und einem Impuls folgend, schrie sie seinen Namen.
 

Dumpf drangen Laute an sein Ohr. Töne, Geräusche, die er nicht identifizieren konnte.

Ash versuchte sich daran zu erinnern, was passiert war, warum er hier lag. Aber die Erinnerungen flossen wie trüber Honig, Verschmolzen und lösten sich ohne Zusammenhang.

Er versuchte die Augen zu öffnen, aber sie gehorchten nicht und hielten ihn in weiterhin in Dunkelheit. Wieder und wieder versuchte er es. Bis sie sich schließlich seinem Willen beugten.

In seiner Erinnerung war es grün und blau, doch hier herrschte nur tristes grau. So weit das Auge sah, konnte er nichts anderes sehen. Kein Gras, keine Büsche, keinen Himmel, Keine Wolken.

Verwirrt versuchte er aufzustehen, doch seinen Gliedern fehlte jede Kraft. Schon das ballen der Hand ließ ihn erschöpft Keuchen. Sein ganzer Körper brannte.

Ash schloss die Augen und versuchte die Fetzen seiner Erinnerung zu ordnen. Und quälend langsam nahmen sie Formen an. Grüne Wiesen verschmolzen mit grauen Mauern und einem tiefen schwarz.

Mit einem Schlag war sein Geist wieder wach und die Erinnerungen kehrten zurück. Die Erinnerungen an den kurzen Schlagabtausch mit dem Monster, den Gegenschlag und seinen harten Aufprall am Boden.

Er hatte es nicht geschafft. Er konnte den Behemot nicht aufhalten. Weder hatte er die Stadt und seine Freunde beschützen können, noch seine Familie rächen.

Stumme Tränen rannen seine Wangen hinab. Die ganzen Jahre der Ausbildung, die Torturen, alles war umsonst gewesen.

Aber das Schlimmste war die Ungewissheit, wie es seinen Freunden ging.

Sam und Niko, die wie Brüder für ihn waren. Jade und Duran, ob sie verschwunden waren, oder ob der Behemot sie nun auch holen würde. Und Vine, was nun mit ihr passieren würde. Und bei dem Gedanken an sie krampfte sich sein Herz zusammen. Er wollte ihr doch noch so viel sagen.

Und langsam nahmen Bilder in seinem Kopf Gestalt an. Traurige Gesichter, alle in Schwarz gehüllt, auf einem Friedhof. Dann sah er seinen Grabstein und sank hinab in die Tiefe. Erneut konnte er in die Gesichter der anwesenden sehen.

Und er wäre fast noch einmal gestorben. Keine Lebenden wohnten seiner Beerdigung bei, sondern Skelette. Plötzlich erhob sich hinter ihnen ein tiefschwarzer Schatten. Unförmig, ohne feste Masse und grinste ihn mit weißen Reißzähnen und roten Augen an.

„Ash!“, hörte er eine bekannte Männerstimme rufen.

„Wach auf, Schatz.“, erklang eine Frauenstimme.

Mit einem Mal war er wieder in der grauen Ebene. Die Skelette und der Schatten waren verschwunden Und hatten der tristen Eintönigkeit wieder das Feld überlassen.

„Willst du uns nicht ansehen, Sohn?“, fragte die Männerstimme neugierig.

Ruckartig sah Ash zum Herkunftsort der Stimmen. Erneut begannen Tränen seine Augen zu füllen.

Vor ihm standen zwei Erwachsene und ein Kind. Sie sahen noch genauso aus wie damals, als er sie das letzte Mal gesehen hatte.

„Endlich bin ich wieder bei euch.“, sagte Ash mit erstickender Stimme.

Jedoch freuten sich seine Eltern nicht, ihren Sohn wiederzusehen, sondern sahen ihn traurig an.

„Freut ihr euch denn gar nicht, mich wiederzusehen?“, fragte er verwirrt.

„Doch, wir freuen uns.“, antwortete seine Mutter mit sanfter Stimme, „So wie wir uns jede Nacht gefreut haben, als wir dich sahen.“

„Aber deine Zeit ist noch nicht gekommen, mein Junge.“, meinte sein Vater ruhig.

„Und was ist mit Blake?“, fragte er wütend.

Dann trat der Junge vor. Und es war wirklich sein Bruder. Er sah hinauf zu seinen Eltern. Diese nickten nur und verschwanden dann von einer Sekunde auf die andere.

„Meine Zeit war gekommen, Ash.“, meinte sein Bruder schließlich.

„Du warst doch nur ein wenig Älter als ich!“, fuhr Ash seinen großen Bruder an, „Warum solltest du dann sterben?“

Blake sah ihn an. Und in seinen Augen lag Wissen und eine tiefe Trauer.

„Ich war krank, Ash.“, erklärte er ruhig, „Und ich wäre in den nächsten Monaten gestorben.“

Der Anwärter konnte es nicht glauben. Seine Eltern hatten niemals etwas gesagt, genauso wenig wie Blake.

„Wir wollten nicht, dass du dich deswegen fertig machst.“, meinte er und begann zu Grinsen, „Damals warst du ja eine kleine Heulsuse, aber ich muss sagen, du hast dich gemacht.“

Ein Grinsen huschte über Ashs Gesicht und dann spürte er wieder das Stechen in der Brust, dass Gefühl der Leere und Einsamkeit.

„Aber du hättest mit mir zusammen aus dem Haus kommen können.“, stellte Ash nüchtern fest.

„Das hätte ich tun können. Aber wofür?“, fragte Blake und sah seinen Bruder fragend an, „Für ein, Zwei Monate voller Schmerzen, ohne Hoffnung auf Besserung?“

Ash musste schwer schlucken.

„Also habe dich gerettet. Und dir gesagt, dass du leben sollst.“, erklärte er weiter, „Ein Leben, dass ich niemals haben würde.“

„Aber das ist ja vorbei.“, meinte Ash resignierend und grinste freudlos.

„Nur wenn du willst, dass es vorbei ist.“, berichtigte Blake seinen jüngeren Bruder, „Ansonsten solltest du wieder aufstehen und weiterkämpfen.“

„Ich kann doch eh nichts ändern. Ich bin nicht stark genug.“, sagte er hart.

Schweigen trat zwischen die beiden Brüder. Und Ash nutzt die Pause um seinen großen Bruder zu betrachten. Er hatte sich kein Stück verändert. Dieselben neugierigen Augen und die sanften Gesichtszüge. Wie gerne wäre er einfach aufgestanden und hätte ihn Umarmt, aber er war nicht stark genug. Er konnte ja nicht einmal aufstehen.

„Willst du weiterkämpfen?“, hörte er plötzlich eine tiefe Stimme aus dem Grau fragen.

Ash sah sich um, versuchte den Sprecher zu finden, doch sie wurde wie ein Echo hin und her geworfen.

„Nein, ich will nicht mehr kämpfen.“, rief Ash zurück.

Plötzlich packte ihn etwas im Nacken. Und schon im nächsten Moment hing er in der Luft. Die Füße baumelten ein Stück über dem Boden.

„Dann sieh zu!“, brummte sie kalt und hart.

Schlagartig veränderte sich seine Umgebung und er war wieder auf der Ebene vor Timber. Ein paar Meter vor sich konnte er seinen Körper sehen, der regungslos im Gras lag. Suchend sah er sich um und nach Sekunden hatte er auch die SEEDs und Anwärter gefunden. Er erkannte Mundbewegungen, aber er hörte keinen Ton. Gehetzt sahen sie sich um, andere hielten sich die Hand vor den Mund und wieder andere starrten apathisch vor sich hin.

Und dann sah er Vine. Sie kniete vor den anderen. Tränen liefen ihre Wange herunter und ihre Schultern zuckten.

„Sie weint wegen dir, Ash.“, vernahm er Blakes traurige Stimme, „So wie du damals.“

Diese Bilder stachen in sein Herz und schnürten seine Kehle zu. Er kannte das Leid nur zu gut. Aber er konnte doch nichts mehr ändern, schließlich war er ja tot.

Ein markerschütternder Schrei ließ ihn zusammenzucken und im nächsten Moment sah er die Ursache. Der Behemot war noch da. Kein Kratzer, noch nicht einmal eine aufgeschlagene Lefze. Sein Angriff war einfach so an diesem Monster verpufft.

Und nun bewegte sich er sich gemächlich auf seine Freunde und Mitkämpfer zu. Der Schrei hatte sie aus ihrer Starre gerissen und nun bemerkten sie das Monster.

„Alle Schützen! Angriff!“, hörte Ash den Cowboy schreien.

Sekunden später folgten sie seinem Kommando und warfen ihm alles entgegen was sie hatten. Die meisten Kugeln trafen ihr Ziel, jedoch prallten sie wirkungslos ab oder blieben in der Haut stecken. Trotzdem feuerten sie weiter. Doch der Behemot reagierte gar nicht darauf.

„Pulsarmunition!“, rief er den Schützen zu.

Ash blickte wieder zu den Anwärtern und konnte sehen, wie sie hastig nachluden.

Alle bis auf einen. Vine starrte immer noch zu seinem leblosen Körper und schien die Befehle gar nicht gehört zu haben. Noch immer rannen Tränen über ihre Wange und ihre Augen hatten einen matten Glanz angenommen.

„Pulsar geladen!“, hörte er einen der Schützen rufen, „Feuerbereit.“

„Feuer!“, brüllte der Cowboy über das Feld.

Und in nächsten Augenblick schossen Neun Lichtsäulen auf den Behemot zu. Gespannt folgte Ash dem Schauspiel.

„Ich hoffe es bringt was.“, flüsterte er vor sich hin.

„Wird es nicht.“, sagte Blake müde.

Und dann schlugen die Schüsse ein und tauchten den Behemot in gleißendes Licht. Aber das Monster schwieg. Entweder war es gleich verschwunden, oder aber Blake hatte Recht. Inständig hoffte Ash ersteres.

Und dann verschwand das Licht, dass den Behemot umgab. Er wandelte noch immer auf der Ebene. Wieder hatte der Angriff keine Wirkung.

„Kann man das Ding überhaupt besiegen?“, fragte Ash in die Runde.

„Ja, aber sie können es nicht.“, meinte Blake und sah zu seinem kleinen Bruder auf, „Es ist ein Alptraum aus unserer Vergangenheit.“

„Aber ich konnte ihn nicht besiegen. Ich hab ihn ja noch nicht einmal gejuckt.“, meinte Ash niedergeschlagen und betrachtete erneut die Szene.

Scheinbar hatte der Behemot genug von dem Spielchen. Er ging in einen kurzen Sprint und verringerte die Distanz binnen Sekunden. Die Anwärter waren zu überrascht um zu reagieren. Zwei Galbadianer verschwanden unter den mächtigen Pranken, als das Monster aufsetzte. Ein Dritter fiel nur Sekunden später dem Maul zum Opfer.

Panik brach unter den Anwärtern aus. Hastig versuchten sie von diesem Monster fort zu kommen, doch es setzte immer wieder nach. Anwärter nach Anwärter fiel dem Behemot zum Opfer.

Gerade hatte es wieder ausgeholt und wollte einen weiteren Anwärter erledigen, als plötzlich Xell dazwischen ging. Sein Angriff traf das vordere Standbein und fegte es bei Seite. Kaum lag der Behemot war schon Irvine da. Er stand auf dem Kopf des bäuchlings liegenden Monsters und setzte sein Gewehr an dessen Nacken. Mehrere Schüsse folgten und mit jedem ging ein Ruck durch den SEED.

Mit einem Schrei warf er Behemot seinen Kopf hin und her und wollte den Cowboy abschütteln. Irvine jedoch reagierte schnell genug und griff in die Mähne des Monsters. Kaum hatte er einen festen Halt warf sich der Behemot auf die Seite und zog Irvine mit sich. Und seinen Schwung noch nutzend rollte er einfach weiter und begrub Irvine unter sich.

Ash kniff die Augen zusammen.

„Warum zeigst du mir das?“, fragte er aufgebracht seinen Peiniger.

„Weil ich will, dass du es siehst.“, gab die Bassstimme ruhig zurück, „Und jetzt sieh wieder hin.“

Gegen seinen Willen öffneten sich seine Augen. Und schon im nächsten Moment sah er Xell fallen, von den Krallen des Behemot aufgerissen.

Tränen rannen Ash Wange herab, während er das Gemetzel betrachtete. Schon wieder verlor er alles was ihm wichtig war. Freunde und seine Ausbilder, die wie eine Familie für ihn waren.

Dann riss das Biest sein Maul auf und ein Triumphgeheul erklang. Die letzten Überlebenden hielten inne und drehten sich zu dem Monster um.

„Sie können nicht gewinnen und sie können nicht entkommen.“, meinte Blake traurig und wandte sich von dem grausamen Schauspiel ab.

Ash jedoch hatte es nicht so einfach. Aber sein Blick blieb bei Vine hängen, die sich noch immer nicht bewegt hatte. Und dann sah er den Behemot, wie er auf die wehrlose Beute zu stampfte.

„Kann sie mich hören?“, fragte Ash und versuchte die Verzweiflung in seiner Stimme nicht zu deutlich erkennen zu lassen.

„Vielleicht.“, antwortete die Stimme ungerührt, „Wenn du es willst.“

Ash nahm allen Mut und alle Verzweiflung zusammen. Dann rief er ihren Namen. Plötzlich sah sie auf und die Mattigkeit war aus ihren Augen verschwunden.

„Du musst weg da!“, schrie er verzweifelt.

Sie sah zur Seite und erblickte das schwarze Monster. Nur einen Augenblick später war sie auf den Beinen und begann zu rennen.

Doch der Behemot setzte mit einem Sprung hinterher. Kaum war er nah genug heran schoss eine Pranke nach vorn und erwischte ihr Bein.

Vor Schmerz schreiend ging sie zu Boden.

„Lass mich los!“, fuhr Ash den Unbekannten an, „Ich muss ihr helfen!“

„Ach so.“, erwiderte die tiefe Stimme amüsiert, „Du musst ihr also helfen. Dann lasse ich dich nicht los.“

„Was willst du von mir? Willst du sehen, wie ich leide?“, fuhr er seinen Peiniger an.

„Was ich will ist nicht von Interesse.“, begann er ruhig, „Was du willst interessiert mich.“

„Ich will ihr helfen! Ich will sie retten!“, schrie Ash aus ganzer Kraft.

Ein tiefes Lachen ertönte hinter ihm. Ash sah wieder auf das Schlachtfeld. Das Maul des Behemot schloss sich um Vines Gesundes Bein. Er schien eine Ewigkeit in dieser Position zu verharren. Plötzlich riss er seinen Kopf nach hinten und richtete sich auf. Noch in der Bewegung öffnete er sein Maul und Vine wurde gerade nach oben geworfen. Sehnsüchtig schien der Behemot zu warten.

„Es reicht!“, meinte Blake streng.

Das Lachen hinter Ash verschwand und die Szenerie auf der Ebene stand still.

Plötzlich war der Griff um seinen Nacken verschwunden. Entsetzt keuchte Ash auf und sah sich schon wieder am Boden liegen. Doch zu seinem entsetzen war der Boden verschwunden und binnen Sekunden war er von einem allumfassenden Dunkel eingehüllt.

„Ash!“, hörte er seinen Bruder freudig rufen, „Lebe!“

„Ich werde leben, Blake!“, rief er zurück und eine unerwartete Euphorie packte ihn, „Weil ich es will!“

Das nächste was er spürte war eine leichte Brise.
 

„Vine!“, rief eine bekannte Stimme.

Langsam hob sie den Blick und erkannte durch den Tränenschleier Xell.

„Wir müssen hier weg.“, sagte er leise und eindringlich.

„Aber wir können ihn doch nicht hier lassen.“, erwiderte die abwesend.

„Mir ist auch nicht wohl dabei.“, erwiderte der SEED ruhig, „Aber wenn wir ihn holen sterben noch mehr. Und ich glaube nicht das Ash das gewollt hätte.“

Widerstrebend nickte sie und erhob sich langsam. Hastig wischte sie sich mit dem Ärmel über das Gesicht und lies die Tränen verschwinden.

Noch einmal sah sie zurück zu Ashs leblosen Körper.

„Es tut mir leid.“, flüsterte sie.

Xell legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter und nickte ihr aufmunternd zu. Der Ausbilder ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen und erteilte dann den Befehl zum Rückzug.

Sofort war in den Großteil der Gruppe Bewegung geraten.

Duran, Jade, sowie die drei Galbadianer blieben noch einen Moment stehen und sahen zu ihrem gefallenen Kameraden und Freund. Stumm nickten sie ihm zu und folgten den anderen.

„Wenn uns Hyne holt ist schaffen wir es sogar.“, meinte Irvine aufmunternd.

„Hoffen wir es.“, erwiderte Xell missmutig.

Und für einen Moment sah es auch so aus. Wieder und wieder sah Xell über die Schulter und beobachtete das schwarze Monster. Noch immer hatte es Ash fixiert.

Hoffnungsvoll richtete der Blonde SEED seinen Blick nach vorne. Nur um im nächsten Moment zusammen zu zucken. Der Schrei des Behemot klang unheilvoll über die Ebene. Ruckartig fuhr Xell herum und wollte nicht glauben was er sah. In dem Maul des Monsters hatte sich Feuer gesammelt. Hastig fuhr er herum und rief eine Warnung.

Doch da war es schon zu Spät. Der Feuerball schoss über ihre Köpfe hinweg und schlug vor ihnen auf der Ebene auf. Sogar noch mehrere Dutzend Meter weit entfernt konnte er die Hitze auf der Haut spüren.

Schmerzensschreie rissen ihn aus seinen Gedanken. Die vordersten Anwärter fielen und der Wind trug den Geruch von Verbrannten zu ihnen herüber.

„So schaffen wir das nicht!“, rief Xell und fuhr herum, den Behemot fixierend.

„Was hast du vor?“, schrie Irvine über die Ebene.

„Ich versuche ihn aufzuhalten.“, meinte Xell kühl, „Auch wenn ich keine Chance habe, kann ich doch versuchen euch ein wenig Zeit zu verschaffen.“
 

Ungläubig betrachtete Vine den Ausbilder und im nächsten Augenblick sah sie Ash an seiner Stelle.

„Sie können auch nichts ausrichten.“, meinte sie verzweifelt.

„Ich weiß.“, erwiderte der Blonde SEED und lächelte sie an, „Aber ich kann euch Zeit verschaffen. Und dieses Mal nutzt ihr sie auch.“

Panisch sah sie zu Irvine und sah ihn nicken.

„Ich bring die Kleinen hier raus.“, sagte er fest entschlossen, „Und du siehst zu, dass du überlebst!“

Xell sah ihn von der Seite an und setzte dann ein Grinsen auf.

„Klar doch.“, meinte er und rannte auf den Behemot zu.

Vine blieb wie angewurzelt stehen. Wieder und wieder verschmolzen die Silhouetten des Ausbilders und des Anwärters miteinander.

„Komm endlich!“, hörte die Rotäugige den Befehl ihres Ausbilders.

Aber ihr Körper wollte einfach nicht gehorchen.

Und irgendwo in sich wusste sie, dass sie alle diesen Tag nicht überstehen würden.
 

Xell hielt auf halben Weg zu dem Monster an. Es stampfte unbeeindruckt auf ihn und die Flüchtenden zu. Und er musste sich eingestehen, dass er seit langer Zeit wieder Angst spürte. Dieses Ding war nicht von dieser Welt. Es musste schon so viel einstecken, doch es wandelte immer noch unbeeindruckt auf der Welt.

Hastig warf er einen Blick zurück. Zufrieden stellte er fest, dass die anderen weiter in Richtung Strand rannten.

„Grüßt Shou von mir.“, flüsterte er und wandte sich wieder seinem Gegner zu.

Er würde sein Versprechen nicht halten können. Er würde nicht zurückkehren. Aber das war ihm schon Bewusst, seitdem er sich für den Kampf entschlossen hatte. Noch nicht einmal Ash, der so viel über dieses Monster wusste, konnte ihm etwas anhaben. Und das obwohl er ein exzellenter Kämpfer war.

„Ich hoffe nur, dass es Rinoa gelingt dieses Ding fertig zu machen.“, sagte er resignierend.

Plötzlich blieb der Behemot stehen.

Er wartet, wurde Xell schlagartig bewusst. Und er würde ihn nicht lange warten lassen.

Xell ging ein wenig in die Knie und spannte die Muskeln an. Langsam aber stetig spürte er die Kraft, die sich in seinem Körper sammelte.

„Wenn trete ich mit einem Knall ab.“, grinste er und bereite sich auf seinen Angriff vor.

„Hier komme ich!“, schrie er und sprintete los.

Sein Ziel war der Kopf der Bestie. Und sein Angriff würde ihn, hoffentlich, wenigstens Jucken.

Wie oft er diese Technik schon geübt und angewendet hatte, konnte er schon nicht mehr sagen. Aber bis jetzt hatte sie immer geholfen.

Der Behemot wartete geduldig und unternahm keinen Versuch auszuweichen oder anzugreifen.

Dann war Xell auch schon bei dem Monster. Mit aller Kraft ließ er seine Fast auf sein Ziel treffen. Und er schaffte es sogar den Kopf des Behemots nach unten zu drücken.

Doch plötzlich klingelte es bei Xell und er erkannte, dass er dem Monster in die Falle gelaufen war.

Da war es schon passiert. In einer einzigen Bewegung riss es den Kopf nach hinten und richtete sich auf. Ungläubig blickte Xell nach unten zu dem Monster.

Jetzt ist es vorbei, hallte es in seinem Kopf.

Im nächsten Moment sammelten sich Flammen an seinem Maul und bestätigten seine Vorahnung.

Die Zeit schien still zu stehen, als seine Gedanken an einen anderen Ort wanderten.

Zurück nach Hause.

Zu seiner kleinen, chaotischen Wohnung.

Zurück zu Shou.

„Es tut mir so leid.“, flüsterte er und wünschte er könnte ihr diesen Gedanken schicken, zusammen mit tausend anderen.

Ein plötzlicher Schrei des Monsters lies Xell aus seinen Gedanken aufschrecken. Ungläubig sah er das Monster, das Maul weit aufgerissen, ohne einen Funken, zur Seite fallen.

Nur einen Wimpernschlag später sah er die Ursache. Auf Höhe der Rippen hatte ihn ein eingesprungener Tritt getroffen. Dann löste sich der Kämpfer mit einem sicheren Sprung und landete leichtfüßig auf dem Boden.

„Unmöglich.“, flüsterte Xell als er den Kämpfer erkannte.

„Aufpassen!“, rief dieser ohne hoch zu sehen, „Sonst heißt es für ein paar Wochen keine Hotdogs!“

Xell musste bei dieser Unverschämtheit einfach Grinsen. Aber er hatte Recht. Sekunden später hatte sich der Ausbilder wieder gefangen und landete leichtfüßig auf dem Boden.

Erst jetzt hatte er Gelegenheit seine Retter genau anzusehen.

„Bin ich tot?“, fragte Xell den Kämpfer vorsichtig.

Aber eine Antwort bekam er nicht, denn eine ungläubige Frauenstimme rief seinen Namen durch das Headset.
 

Erleichtert atmete Ash aus. Er war gerade noch rechtzeitig aufgewacht. Auch wenn seine Glieder noch nicht so beweglich waren, wie er es gerne gehabt hätte, hatte er dem Behemot doch die Tour vermasselt.

„Ash?“, hörte er Vines verwirrte Stimme durch das Headset, „Aber du warst doch...“

„Ich war nicht tot, nur bewusstlos.“, meinte Ash, obwohl er wusste, dass sie recht hatte, „Und nun bin ich wieder da.“

„Und woher, bei der Träne des Mondes, hast du auf einmal dieses enorme Selbstbewusstsein?“, fragte Xell ungläubig.

„Ich hab 'ne kleine Selbstfindungsreise gemacht, als ich bewusstlos war.“, antwortete er Grinsend.

Er blickte in Richtung seiner Freunde und Mitanwärter. Es zog ihm den Magen zusammen, als er die Verletzten sah, die gerade versorgt wurden. Er brauchte nicht zu fragen, was passiert war. Der Gestank in der Luft war Antwort genug.

Dann richtete er seinen Blick auf den Behemot, der gerade wieder aufstand.

„Wir müssen verschwinden solange wir noch können.“, meinte Xell hastig.

„Ich bleibe.“, erwiderte Ash ruhig und sah seinen Ausbilder an, „Hab noch etwas zu erledigen.“

„Eben hast du es auch nicht geschafft. Warum glaubst du jetzt, dass du ihn besiegen kannst?“, fragte Xell ungläubig.

„Weil ich es will.“, antwortete Ash und ging auf den Behemot zu.

„Ash komm sofort zurück! Wir ziehen uns zurück!“, befahl Irvine selbstsicher über das Headset.

„Damit das selbe passiert wie eben?“, fragte er den Cowboy und sah zu den Verletzten.

Der galbadianische Ausbilder schwieg und sah über die Schulter.

„Irvine, lass ihn.“, schaltete sich Xell ein, „Ich bin sicher, diesmal schafft er es.“

„Und sie sehen zu, dass sie mir nicht im Weg stehen.“, wendete sich Ash freundlich lächelnd an seinen Ausbilder.

Dieser nickte und machte sich schnellen Fußes auf den Weg zu den anderen.

Daher kam also der Spitzname Hasenfuß, dachte Ash grinsend.

Erneut hallte der Schrei des Behemot über die Ebene.

Doch wo vorher Angst und Verzweiflung waren, war in Ash nur Ruhe.

„Halt die Schnauze!“, fuhr er den Behemot an.

Sofort verklang der Schrei und das Monster sah ihn verwirrt an.

„Die Vergangenheit ist vorbei.“, meinte Ash trocken und ging sicher auf den Behemot zu.

„Hier kommt die Zukunft!“
 

„Der Scheißer ist Lebensmüde!“, fluchte Irvine wütend.

„Sollen wir ihn holen, Sir?“, fragte einer der Galbadia-Anwärter vorsichtig.

Der Cowboy schüttelte nur den Kopf.

Er wusste nicht woher, aber er vertraute Ash. Vielleicht auch nur, weil Xell es ihm gesagt hat.

Dann war der Blonde auch schon bei ihnen und drehte sich hastig um.

„Und warum glaubst du, dass er es schaffen kann?“, fragte Irvine seinen Kollegen genervt.

Dieser grinste ihn an und strahlte ein Selbstbewusstsein aus, das es fast unheimlich wirkte.

Gerade noch hatte er dem Tod in seinen Schlund gesehen und jetzt stand er triumphierend neben ihm.

„Weil er es will.“, erwiderte Xell und sah wieder nach vorne, um nichts von der Show zu verpassen.

„Vorhin wollte er es auch.“, meinte Irvine, woraufhin Xell nur mit dem Kopf schüttelte.

„Vorhin hat er es als seine Pflicht angesehen seine Familie zu rächen, dass heißt er musste es tun.“, erklärte Xell ruhig, „Aber um ehrlich zu sein, weiß ich noch nicht einmal, was uns jetzt erwartet.“

„Wie meinen sie das, Sir?“, meldete sich Vine zu Wort, die sich mit Duran und Jade zu den beiden Ausbildern gesellt hatte.

„In all seinen Kämpfen musste er kämpfen. Es blieb ihm keine Wahl.“, erklärte Xell und sein Blick wanderte in die Ferne, „Aber er hat noch nie gekämpft, weil er es wollte.“

„Also heißt es abwarten.“, meinte Irvine resignierend.

„Sitze, warte und hoffe auf das Beste.“, meinte Vine, worauf sie einen verwirrten Blick von ihren Freunden erntete.

„Ist ein Sprichwort bei uns im Garden.“
 

Langsam bewegte sich der Behemot rückwärts, den Kopf gesenkt, die Muskeln zum zerreißen angespannt. Rote Augen fixierten sein Ziel und folgten jeder Bewegung.

Ash hingegen schien die Ruhe in Person zu sein. Kein Zeichen der Furcht, kein Zittern, nur das Wissen um den Sturm, der gleich losbrechen würde.

Penibel hatte der Anwärter darauf geachtet dem Monster nicht zu nahe zu kommen. Auch wenn das Monster sich von ihm entfernte so waren seine Waffen doch immer einsatzbereit - rasiermesserscharfe Klauen und gewaltige, alles zermalmende Kiefer.

Plötzlich sprang der Behemot nach vorne. Noch bevor er den Boden berührte schoss seine Pranke heran. Reflexartig duckte sich Ash und der Angriff verfehlte ihn nur knapp. Doch die Sekunden die der Behemot brauchte um den verfehlten Angriff zu Realisieren nutzt Ash rigoros aus.

Mit einem Sprung setzte er über den Arm hinweg und lies seine Verse auf das Maul des Monsters krachen. Kaum hatte er den Boden berührt rollte er sich zur Seite und lies seine Fäuste drei Mal in schneller Folge auf den Kiefer treffen. Gerade hatte das Monster sein Maul aufgerissen und wollte nach ihm schnappen war er schon wieder in der Luft. Eine Hand packte die Mähne des Monsters. Schon im nächsten Augenblick ließ er sein Knie nach von schnellen und traf zwischen die Augen des schwarzen Monsters.

Mit einem Schmerzensschrei bäumte sich das Monster auf. Und kaum hatte es seinen Kopf in den Nacken gelegt streckte der Anwärter die Beine. Der Treffer drückte den Schädel des Monsters auf den Boden und lies ihn sicher über das Monster segeln.

Nach der Ladung drehte er sich hastig um, nur um den, auf ihn zukommenden, Schweif zu sehen.

Ash Hände schossen in seine Richtung und legten sich wie Schraubstöcke darum. Noch in der Selben Bewegung riss er seinen Körper herum und zog den überraschten Behemot mit sich. Nach einer halben Drehung ließ er wieder los und betrachtete fasziniert den Behemot bei seinem unkoordinierten Flug.

„Fast wie Hammerwerfen.“, meinte Ash mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen.
 

„Irvine, klapp die Kinnlade hoch.“, meinte Xell schmunzelnd.

Der Blonde SEED sah gespannt zu den beiden Kontrahenten und war begeistert. So hatte er Ash wirklich noch nie gesehen. Mit vollem Körpereinsatz und einem ungeheuren Willen.

„Hoffentlich passiert ihm nichts.“, hörte er Vines besorgte Stimme.

„Keine Sorge, dem wird schon nichts passieren.“, sagte er und sah Vine aufmunternd an.

„Wie können sie sich da so sicher sein?“

Ein wissendes Grinsen erschien auf dem Gesicht des Ausbilders und er wandte sich wieder den beiden Kämpfern zu.

„Anscheinend hat er etwas gefunden, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“, antwortete gelassen.

Gerade noch rechtzeitig sah er den Behemot fliegen.
 

Der Behemot schlug hart auf dem Boden auf.

Für Sekunden dachte Ash erleichtert, dass es vorbei wäre. Doch zu seinem Leidwesen rappelte sich das Monster wieder auf.

„Kannst du nicht einfach sterben?“, fragte er ruhig.

Ein schriller Schrei verließ zu Antwort den Schlund des Behemots.

„Also Nein.“, erwiderte Ash enttäuscht, „Dann wollen wir wenigstens aufhören zu Spielen.“

Langsam ging er in die Knie, eine Faust stützte er auf den Boden, den anderen Arm legte er über sein Knie. Diese Technik hatte er schon oft genug bei Xell gesehen und sein Ausbilder war auch verdammt Stolz darauf.

Langsam sammelte Ash seine Kraft und lies sie durch seinen Körper wandern. Seine Muskeln schienen zu wachsen, von der neuen Kraft gestärkt. Ohne Hast blickte er auf und sah den Behemot aufrecht stehen.

„Hey, Chef, ich leih mir mal kurz eine Technik.“, meinte Ash über das Headset.

„Und welche?“, fragte dieser neugierig.

„Werden sie gleich sehen.“, erwiderte der Anwärter und fixierte sein Ziel.

Vorsichtig stand er auf. Sein ganzer Körper war zum zerreißen gespannt. Langsam ging er ein paar Schritte auf das Monster zu. Dann war das Körpergefühl wieder da.

„Weißt du, was jetzt kommt?“, fragte er in Richtung des Behemots, wohl bewusst, dass alle anderen ihn ebenfalls hören würden.

Das Monster legte seinen Kopf schief und sah ihn unsicher an.

Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen.

„Ashs Final Heaven.“

Und mit diesen Worten stürmte er auf den Behemot zu.
 

„Der hat sie doch nicht mehr alle!“, schrie Xell entsetzt und begeistert zugleich.

Bei seinem plötzlichen Ausbruch zuckte Vine zusammen.

Sie sah verwirrt zu Xell und fragt sich ernsthaft, was in seinem Kopf gerade vor sich ging.

„Ausgerechnet diese Technik! Mein Schmuckstück!“, rief er entsetzt.

„Jetzt mach mal halblang!“, mischte sich Irvine genervt ein, „Es ist seine Variante! Und jetzt hör auf so ein Theater zu machen!“

Das folgende Wortgefecht bekam sie nur am Rande mit. Sie war zu beschäftigt damit, Ash zuzusehen.

Rasch hatte er die Distanz zu dem Behemot überwunden und lies seine Fäuste auf den Leib prasseln.

„Bin ich froh, dass er damals noch nicht so drauf war.“, meinte Duran, der sich neben sie gestellt hat, „Ansonsten wäre ich bestimmt nicht auf der Krankenstation gelandet.“

„Da kann ich dir nur recht geben.“, sagte Jade begeistert, „Aber dass er so Kämpfen kann, hätte ich nicht gedacht.“

„Ich auch nicht.“, meinte Vine abwesend, „Obwohl ich ihn schon ein paar Mal hab kämpfen sehen.“

Und Vine musste ehrlich zugeben, dass sie begeistert war. Seine Art sich zu Bewegen, zu Kämpfen. Es sah beinahe so aus als würde er tanzen.

„Wenn er mitbekommt, dass du ihn anstarrst gerät er garantiert aus dem Konzept.“, sagte Duran plötzlich.

„Duran, hör auf damit, Vine wird sonst noch rot.“, erwiderte Jade lächelnd.

„Was meint ihr?“, fragte sie verwirrt.

Sie spürt, wie beide sie aus den Augenwinkeln ansahen.

„Wenn du es noch nicht mitbekommen hast, dann will ich es dir verraten.“, meinte Duran verschwörerisch.

„Er mag dich wirklich.“, fiel Jade ihm ins Wort ein.

Überrascht sah Vine zu Ash. Gerade deckte er seinen Gegenüber mit heftigen Tritten ein. Plötzlich spürte sie wie ihr das Blut in die Wangen stieg und sich ein Lächeln davonstahl.

„Wie süß!“, hörte sie Duran verträumt sagen.

Das nächste war allerdings ein Schmerzensschrei und die bissige Frage: „Warum hast du mir jetzt in die Rippen geschlagen.“

„Scheiße!“, rief jemand hinter den dreien.

Auch Biggs, Wedge und Jesse hatten sich dazu gesellt. Nur um mit offenen Mund auf die Kämpfenden zu starren.

„Das geht doch gar nicht!“, rief Xell verwundert, „Das kann er nicht können.“

Einen verwunderten Blick zu Xell, dann sahen sie wieder zu ihrem Freund und der schwarzen Bestie.

Gerade schoss eine der Pranken heran. Vine hielt die Luft an. So ein Angriff hatte Ash vorhin auch erwischt. Und sie glaubte nicht, dass der Behemot noch einmal warten würde, bis Ash wieder aufgestanden war.

Doch dann glaubte sie ihren Augen nicht. Ash parierte den Angriff mit einer einfachen Bewegung.

„Woher kann er das?“, fragte Xell verwirrt.

„Was war das?“, erkundigte sich Jade, bevor die andern auch nur Gelegenheit dazu hatten.

„Diese Kunst nennt man „Kaisers Wächter“. Ich hatte ihnen damals ein paar Auszüge davon Gegeben und gesagt, sie sollte es einmal ausprobieren.“, erklärte er perplex, „Aber es waren nur ein paar Tage und sie waren das erste Jahr da.“

„Ist diese Technik wirklich so schwer?“, fragte Biggs neugierig.

Xell drehte sich langsam herum und sah ihn ungläubig an.

„Kaum jemand benutzt diese Technik, weil sie schnell nach hinten losgehen kann. Wenn du zu schnell oder langsam bist, erwischt der Angriff dich ungebremst.“, sagte er und wand sich wieder um, „Noch nicht einmal in schaff diese Technik.“

Dann stahl sich ein Grinsen auf sein Gesicht.

„Und dieser kleine Scheißer führt mich vor.“
 

Ash parierte Angriff um Angriff und konnte die steigende Wucht spüren. Das Biest schien ernst machen zu wollen.

„Bringen wir es zu Ende.“, flüsterte er und parierte einen weiteren Angriff.

Der Block brachte den Behemot aus dem Gleichgewicht und lies ihn einen Schritt nach hinten taumeln.

Ash nutzt die kurze Pause und begann Kraft zu sammeln. Der Nächste Angriff würde entscheidend sein. Und er musste jetzt wirklich einiges aufbringen, um das Monster endgültig auszuschalten.

Wieder spannte sich sein Körper unter seiner Uniform.

Einer plötzlichen Idee folgend legte er die Hand auf den grasbedeckten Boden. Und unter seiner Hand schien der Boden vor Leben zu pulsieren.

„Wie beim Kai.“, meinte er zu sich selbst und spürte wie sich die Energie in seine Richtung bewegt, in seinen Körper drang und mit seiner verschmolz.

Entsetzt betrachtete er das Gras um ihn herum, wie es starb und braun wurde. Wieder und wieder entschuldigte er sich bei Hyne für sein Tun, aber er wusste, er würde alle Kraft brauchen, die er bekommen würde.

Ein Schrei entfuhr dem Behemot. Ash sah auf und ging seinen Plan im Kopf noch einmal durch. Plötzlich riss der Behemot die Arme auseinander und Ash wusste, was er zu tun hatte.
 

„Er wird ihn zerquetschen!“, rief Jesse panisch.

„Dazu wird Ash es nicht kommen lassen.“, erwiderte Vine sicher.

Gebannt verfolgte sie die Szene. Ash, der noch immer auf der Ebene kauerte und vor ihm der Behemot, zu voller Größe aufgebaut, mit ausgebreiteten Armen.

„Kann mir einer sagen, warum das Gras stirb?“, fragte Duran verwirrt und zeigte auf Ash.

„Er zieht die Kraft aus der Ebene?“, fragte er laut.

„Aber für was?“, erkundigte sich Jade neugierig.

Vines graue Zellen arbeiteten auf Hochtouren. Aber sie konnte sich keinen Reim darauf machen, dafür wusste sie zu wenig über die Techniken die Ash beherrschte. Aber sie war sich sicher, dass sie so etwas schon einmal gesehen hatte.

Und plötzlich machte es „Klick“.

„Das wird ein Kai!“, rief sie erstaunt.

„Und was für einer.“, setzte Xell hinzu.
 

Ash fühlte sich als würde er gleich explodieren, als er sich aufrichtete. Soviel Kraft hatte er noch nie gesammelt. Und vor allem noch nicht freigesetzt. Im schlimmsten Fall würde der Kai ihn genauso verletzen.

Und dann war es soweit.

Mit einem Schrei lies der Behemot die Arme nach vorne schnellen.

Im selben Moment streckte Ash die Arme von sich, bereit alles zu geben. Und dann berührten sie sich seine Handflächen und die Pranken für den Hauch einer Sekunde.

Mit einem Schrei löste er den Großteil der gesammelten Kraft. Für Sekunden hatte er das Gefühl, dass die Energie ihm die Arme abreisen würde. Der Druck war kaum auszuhalten und schon tanzten die ersten Sterne vor seinen Augen. Und dann war es auch schon wieder vorbei.

Neugierig betrachtete er seine Arme und stellte zufrieden fest, dass alles noch da war. Doch ein Blick auf den Behemot ließ seinen Magen verkrampfen.

Auch das Monster betrachtete seine Arme. Doch die großen Pranken fehlten. An ihrer Stelle war nur noch ein Hauch von Haut und Knochensplitter zu sehen.

Ein ungewohntes Gefühl breitete sich in Ash aus.

Zufriedenheit.

Endlich hatte er das Monster verletzten Können. Und er hatte nicht vor aufzuhören.

Mit zwei schnellen Schritten war er vor dem Monster und stieß sich vom Boden ab. Er schaffte es sogar über den Kopf der Bestie zu gelangen. Diese sah aus ungläubigen Augen auf und betrachtete Ash. In ihren Augen glaubte Ash sogar Verzweiflung erkennen zu können.

Er hob seine Faust über den Kopf und als die Schwerkraft ihn wieder zu fassen bekam ließ er seine Faust auf den Schädel des Behemot krachen. Deutlich konnte er das Brechen von Knochen und das reisen von Muskeln und haut hören. Das Monster bäumte sich auf und lehnte sich weit zurück.

Ash Hand schnellte nach vorne und bekam eine der Lefzen zu fassen.

„Der Erste Schlag war für Timber! Der zweite war für meine Eltern! Und das ist für Blake!“, schrie er dem Monster entgegen.

Blasse, rote Augen sahen ihn an und Ash wusste, dass der Behemot erledigt war. Er legte Beide Hände auf den Brustkorb des fallenden Ungetümes und bereitete sich auf den letzten Angriff vor.

„Kai!“, schrie der Anwärter und spürte wie ein Ruck durch ihn und den Behemot ging.

Die gesamte gesammelte Kraft entlud sich Schlagartig in den Körper des Monsters. Mehr als ein Keuchen gab es nicht von sich, bevor er hart auf den Boden aufschlug.

Ash wurde von seinem eigenen Angriff aber nicht verschont und segelte durch die Luft. Unsanft schlug er auf, aber schon im nächsten Moment rollte er sich ab.

Es dauerte einige Sekunden, bis er sich ganz gefangen hatte. Rasch fuhr er herum, unsicher ob der Behemot es überlebt hatte. Doch zu seiner Zufriedenheit musste er feststellen, dass das Monster sich nicht mehr bewegte.

Ungläubig betrachtete Ash den leblosen Körper vor sich. Er konnte es nicht glauben. Er hatte es endlich geschafft. Nicht nur, dass er seine Familie gerächt hatte, er hatte auch seine Freunde retten können.

„Ash!“, hörte er eine freudige Vine rufen.

Er sah zu ihr und sah sie auf sich zulaufen. Wie er sich auf eine Umarmung und ein paar gute Worte freute konnte er nicht ausdrücken.

Doch darauf würde er noch warten müssen. Denn noch im selben Augenblick gaben seine Beine nach und die Welt um ihn herum verlor sich in Dunkelheit.
 

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So...

mal an alle die einen Kommi schreiben...

oder vielmehr schreiben wollen...

sagt mir doch mal, was hat euch an dem Kapitel gefallen/missfallen.
 

Kann mir nur helfen besser zu werden!
 

Noch was:

Hab grade gesehen,d ass kap 20 zum einjährigen fertig geworden ist *fg*

SEED... oder nicht?

Um es gleich einmal vorweg zu nehmen:

Falls euch etwas missfallen / gefallen hat, sagt mit wenigstens was es ist.

Ich meine, klar freu ich mich auch über eine "Das ist toll, mach weiter so!"-ENS, aber ein bisschen mehr wäre auch net verkehrt.
 

So, dann viel Spaß bei Kapitel 21!
 

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Gespannt saß Rinoa auf der Couch.

Sie hatte sich eigentlich nochmal hingelegt um sich von ihrem Alptraum zu erholen. Aber das war ihr nicht geglückt. Der Alptraum kam nicht wieder, dafür jede Menge Anrufe.

Wer alles angerufen hatte bekam sie nicht mit. Dafür war sie noch zu sehr mit dem geträumten Beschäftigt. Aber es wollte ihr auch keine Ruhe lassen.

Aber die Fragen, die sie am meisten Beschäftigten waren, was dieser Schatten war und wo bei Omega Griefer hergekommen war. Sie kannte den Wächter noch aus Artemesias Schloss. Aber das Lag in der Zukunft. Von daher hätte er nicht existieren dürfen. Jedenfalls jetzt noch nicht.

Squalls Stimme riss sie jedoch aus ihren Gedanken.

„Das ist gut, dass ihr auf dem Weg seit.“, sagte er durch den Hörer, „Ich hoffe es sieht gut bei euch aus.“

Rinoa konnte die Antwort nicht hören, aber Squalls düsterer Gesichtsausdruck sprach Bände. Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung.

„Es könnte schlimmer sein.“, erwiderte er und legte unvermittelt auf.

Vorsichtig rieb er sich die überanstrengten Augen und unterdrückte ein Gähnen.

„Was ist passiert?“, fragte Rinoa vorsichtig, mit dem schlimmsten Rechnend.

„Sie kommen nach hause.“, erwiderte Squall und lächelte.

Normalerweise wäre sie jetzt überglücklich. Aber einerseits war da ihr Traum, der nichts Gutes versprach, andererseits der besorgte Ausdruck in Squalls Augen.

„Was ist passiert?“, fragte sie erneut mit mehr Druck.

Squall seufzte geschlagen bevor er mit leiser Stimme anfing zu erzählen.

„Der Einsatz lief ganz gut, möchte ich meinen. Bis eines der Teams auf ein X-AAM gestoßen ist.“, er machte eine kurze Pause, „Dann ist auch noch ein Monster aufgetaucht.“

„Was für ein Monster?“, erkundigte sich Rinoa und merkte schon, wie ihre Gereitzheitsskala nach oben wanderte.

„Ein schwarzer Behemot.“, meinte er kurz.

Rinoas Gesichtszüge entglitten ihr und blankes entsetzen machte sich breit.

„Wie geht es ihnen?“, fragte sie hastig und sprang von der Couch auf.

„Mehrere wurden verletzt.“, sagte er traurig und fügte noch betroffener hinzu, „Und drei Tote.“

Rinoa lies sich wieder auf die Couch fallen. Einerseits war sie tief betroffen andererseits auch glücklich. Natürlich war es ihr nicht egal, das es Verletzte und Tote gab, aber sie hatte nach ihrem Traum mit schlimmeren Gerechnet.

„Weist du schon etwas genaues?“, erkundigte sie sich vorsichtig, „Wie es passiert ist und wer betroffen ist?“

Niedergeschlagen schüttelte Squall mit dem Kopf.

„Ich warte auch noch auf einen genauen Bericht, Rinoa.“, meinte er leise.

Die weiße Hexe sank förmlich in sich zusammen. Er nannte sie so selten bei ihrem Namen und das auch nur, wenn ihm ein Thema ziemlich gegen den Strich ging.

„Entschuldige.“, erwiderte sie leise.

„Bitte sei mir nicht böse, Süße.“, meinte er versöhnlich, „Ich bin einfach überarbeitet und auch besorgt. Diese ganze Ungewissheit macht mich genauso verrückt wie dich. Aber wir müssen warten, bis sie wieder da sind.“

„Kann ich dir noch irgendwas bringen?“, fragte sie, während sie aufstand.

Ein süffisantes Grinsen umspielte seine Lippen und ein schelmischer Glanz trat in seine Augen. Und von Squall ging eine Aura aus, wo sie im ersten Moment nicht wusste, ob sie nun Angst haben oder sich freuen sollte.

„Ein großes Bett und du in deinem kleinen Schwarzen wären schön.“

Ein schwaches Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht.

„Das gibt es, wenn wir wieder daheim sind.“, erwiderte sie aufmunternd, „Bis dahin kann ich dir aber noch einen Kaffee anbieten.“

„Den kann ich bis zur nächsten Prüfung nicht mehr sehen.“, erwiderte er offen.
 

Alles um ihn herum war schwarz.

Hatte er schon wieder versagt? Aber er hatte doch alles gegeben.

„Ash.“, hörte er die sanfte Stimme seine Mutter.

Vorsichtig versuchte er die Augen zu öffnen, aber es funktionierte nicht. Sachte begann er mit seinen Händen sein Gesicht zu betasten. Bis er dann seine Finger vor seinem Gesicht sah. Und mit einer Mischung aus Entsetzen und Faszination stellte er fest, dass seine Augen offen waren.

Neugierig sah er sich um, suchte seine Eltern und seinen Bruder. Doch er war alleine in diesem Schwarzen Raum.

„Gute gemacht, mein Kleiner.“, lobte ihn seine Mutter.

„Unser Ash ist nun mal eine Kämpfernatur.“, erwiderte die stimme seines Vaters.

„Und er hat den Willen alles zu schaffen.“, hörte er nun auch Blake.

Dann herrschte wieder Stille. Quälend langsam schien sich die Zeit hinzuziehen. Doch seine Familie schwieg.

„Und was nun?“, fragte Ash in den Raum.

„Ich würde sagen du wachst auf.“, erklang Blakes schelmische Stimme.

„Wäre eine Möglichkeit.“, erwiderte Ash grinsend.

Noch einmal schloss Ash die Augen. Dann spürte er einen stärker werdenden Druck im Rücken. Er war nicht unangenehm, sondern gab ihm das Gefühl einen sicheren Halt zu haben. Leise konnte er nun auch Stimmen vernehmen. Angenehme Geräusche. Und dann war da das penetrante Geräusch eines Motors.

Langsam öffnete Ash die Augen und kniff sie im nächsten Moment wieder zusammen. Er lag wirklich perfekt. Genau unter einer dieser grellen Leuchtstoffröhren.

„Ash?“, hörte er seinen Ausbilder besorgt fragen.

Aber mehr als ein Grummeln konnte er nicht erwidern. In seinem Kopf war immer noch ein ziemliches Durcheinander.

„Kann mir jemand sagen, was passiert ist?“, fragte er leise, während sein Hals sich wie grobes Schmirgelpapier fühlte.

„Jetzt mach doch erst einmal die Augen auf.“, erwiderte Xell ruhig.

„Wenn jemand das Licht ausmacht gerne.“, erwiderte Ash und deutete blind in Richtung der Lampe.

Und schon im nächsten Moment konnte er spüren, dass die Lampen aus gemacht wurden.

Erneut öffnete Ash die Augen, erst einen Spalt breit und dann ganz. Die Beleuchtung des Innenraums war jetzt nur noch spärlich, aber für ihn genau richtig.

Langsam sah er sich um und erkannte die wohl bekannten Gesichter. Alle standen um ihn herum und sahen ihn neugierig an.

„Also, was ist passiert?“, fragte er erneut in die Runde.

Ein Lächeln breitete sich im Raum aus. Und er tat es den anderen gleich.

„Du hast den Behemot erledigt und bist zusammengebrochen.“, erklärte Xell kurz und knapp.

Als er das hörte schien ein riesiges Gewicht zu verschwinden. Ein Alptraum, der ihn so viele Jahre verfolgt hatte und immer wieder in die Vergangenheit gerissen hatte.

„Seid ihr euch da sicher?“, hakte er ungläubig nach.

„Ja, hundert prozentig sicher.“, meinte Irvine, der sich ein wenig im Hintergrund hielt.

„Und wie geht es den anderen?“, fragte er und richtete sich langsam auf.

Doch schon im nächsten Moment spürte er ein paar Hände, die ihn wieder auf die Liege drückten.

„Bleib erstmal liegen.“, hörte er Duran sagen, „Bis auf die drei Verletzten geht es allen gut. Und bei ihnen sind es auch nur leichte Verbrennungen.“

Dann kehrte Schweigen ein. Eine angenehme Pause, die sie ihm liesen. Ash musste das alles erst begreifen. So oft hatte er dieses Monster im Traum gesehen. Fast Jede Nacht hatte er seine Familie verloren. Und nun war alles anders.

Er war Frei.

Frei für die Zukunft. Dennoch war da eine Frage, die nach Beantwortung schrie.

„Wie geht es Vine?“, fragte er leise und sah zu Duran auf.

Aber er sah ihn nur an und begann zu Lächeln.

„Das ist gut.“, murmelte er zufrieden.

Wäre ihr etwas passiert, wüsste er nicht was geschehen wäre. Langsam sah er sich erneut im Schnellboot um und suchte ihr Gesicht, ihre roten Augen, die ihn seit der ersten Begegnung gefangen genommen hatten. Und das er sie nicht sah versetzte ihm einen Stich und lies ihn unruhig werden.

„Wo ist sie?“, fragte er und versuchte sich zu beruhigen.

„Sie ist ganz nah.“, sagte Duran ruhig und deutete zur Seite.

Sofort teilte sich die Menge der Besorgten und gaben den Blick auf eine zweite Liege frei. Dort lag sie und schlief. Am liebsten wäre Ash aufgestanden und zu ihr gegangen.

„Sie ist genauso erschöpft wie du.“, beantwortete er die ungestellte Frage.

Wieder schlich sich die Stille ein und langsam verteilten sich die restlichen Anwärter wieder auf den Sitzplätzen.

„Eines will ich noch wissen.“, begann Xell und Ash konnte die Anspannung deutlich hören.

Sein Ausbilder sah erschöpft aus. So hatte er ihn noch nie gesehen. Da war kein Feuer mehr in seinen Augen, nur noch ein Funke, ein Glimmen der Glut. Und mit einem kurzen Blick an seinem Ausbilder vorbei konnte er auch Irvine erkennen. Er sah fast so aus wie Xell.

„Wie hast du das geschafft?“, fragte Xell vorsichtig, „Wie kannst du so eine Technik benutzen?“

„Was für eine?“, fragte Ash verwirrt.

„Die Paradetechnik „Kaisers Wache“.“, sagte Xell bedeutend.

Doch Ash konnte damit nichts anfangen. Egal wie sehr sich seine Grauen Zellen auch anstrengten konnte er doch mit dem Namen nichts anfangen.

„Der Name sagt mir gar nichts.“, antwortete er ehrlich und sah in das verwirrte Gesicht seines Ausbilders, „Ich hab während des ganzen Kampfes gar nicht an die ganzen Techniken gedacht, die sie uns beigebracht haben.“

„Die Technik habe ich euch nie beigebracht.“, erwiderte Xell.

„Ist ja auch egal.“, mischte sich Irvine ein, „Ihr könnte noch immer drüber reden, wenn wir wieder in Balamb sind.“

Stumm stimmten Xell und Ash zu. Schweigend begab sich der blonde Ausbilder wieder zu seinem Sitzplatz. Ash wusste, dass ihn noch ein Ansturm von Fragen erwarten würde, wenn sie erst einmal wieder im Garden waren.

Aber daran wagte er noch gar nicht zu denken.

Wie von allein wanderten seine Augen wieder zu Vine. Sie schlief selig, als könne kein Übel der Welt ihr etwas anhaben.

„Wie lange brauchen wir noch?“, fragte er in den Raum.

„Vielleicht noch zehn oder fünfzehn Minuten.“
 

„Das ist echt krass.“, meinte die ruhige Stimme, als sie vor dem erschlagenen Behemot stand.

„Ja. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es besiegen können.“, erwiderte die Kratzige.

Langsam und vorsichtig beugten sich beide zu dem Monster herunter. Dann legte die kleinere der Beiden seine Hand auf den Leib des Behemots. Doch in der Nächsten Sekunde wich er einen Hauch zurück.

„Was ist los?“, fragte die Kratzige besorgt.

„Fühle selber mal.“, entgegnete die Ruhige.

Die zweite Gestalt beugte sich herunter und legte, so wie sein Vorgänger seine Hand vorsichtig auf den Leib. Und mit entsetzen stellte sie fest, dass der Körper nach gab.

„Glaubst du da drin ist noch irgendwas an einem Stück?“, fragte die Bassstimme ruhig.

„Eher unwahrscheinlich.“, meinte die Ruhige.

Mit einem schweren Seufzen erhob sich beide.

„Da hätten wir auch noch fertig essen können.“, meinte die Kratzige niedergeschlagen.

„Glaubst du, sie hat die restlichen Kekse weggeworfen?“, erkundigte sich die Angenehme neugierig.

„Lass es uns herausfinden.“, antwortete die Kratzige voller Vorfreude.

Noch einmal sahen sie auf den Körper des Monsters herab, dann machten sie sich wieder auf den Weg.

Zurück zu Tee und Keksen.
 

Von der Rückfahrt bekam Ash nichts mit. Seine Erschöpfung forderte erneut ihren Tribut und schickte ihn erneut in einen erholsamen, Traumlosen Schlaf.

Und als er wieder geweckt wurde, erklang schon die Stimme des Schnellbootführers.

„Wir werden in den nächsten Minuten im Hafen von Balamb anlegen.“, verkündete sie ruhig.

„Endlich wieder zu Hause.“, seufzte Xell erleichtert.

Und endlich konnte Ash diesen Ort endgültig als seine Heimat betrachten. Nach so langer Zeit war da nichts mehr, was ihn an die Vergangenheit band und sich seiner Zukunft in den Weg stellen würde.

Er sah hinüber zu der Zweiten Liege. Doch sie war leer.

„Gut geschlafen?“, hörte er Vines Stimme vorsichtig fragen.

Und dann sah er sie. Sie hatte sich an seine Liege gesetzt. Wie lange sie ihn schon beobachtete wollte er gar nicht wissen. Und insgeheim beschlich ihn die Angst, doch einer seiner Unarten verfallen zu sein: Schnarchen oder im Schlaf reden.

Aber andererseits war es ihm auch egal.

Solange sie an seiner Seite war.

Und vielleicht, wenn Hyne ihm gnädig ist, wird sie noch lange an seiner Seite haben.

„Es ging.“, antwortete Ash endlich auf die Frage.

Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen und Ash brauchte Sekunden um zu realisieren, dass seine Augen praktisch an ihren Lippen klebten.

Langsam setzte sich Ash auf. Doch kein Schwindel und keine Übelkeit überfielen ihn. Da konnte der Abend ja kommen.

Ein Abend auf den er sich gar nicht freuen konnte. Im Schlimmsten Fall wäre er, wegen mehrfacher Befehlsverweigerung, Durchgefallen. Und das hieß, sich noch ein Jahr mit seinen Ausbildern herum ärgern.

„Und was glaubst du?“, fragte die Rotäugige neugierig, „Haben wir bestanden?“

„Ihr bestimmt.“, meinte er lächelnd, „Aber bei mir sehe ich schwarz.“

ein paar Sekunden lang sah sie ihn an, dann nickte sie wissen.

„Befehlsverweigerung.“, meinte sie leise und sah betreten zu Boden.

Ash nickte Stumm, bevor er sie wieder ansah. Und langsam begann eine Frage in seinem Kopf Form anzunehmen. Eine Frage, die er eigentlich nie stellen wollte. Doch wie es bei ihm schon des öfteren passiert ist, war sein Körper schneller als sein Kopf.

„Wollen wir zusammen zum Ball gehen, wenn ich bestehe?“

Und schon wieder hätte er sich in den Hintern treten können. Erstens war es mehr als Plump formuliert und zweites viel zu überstürzt.

„Gerne.“, erwiderte sie freudig, als habe sie auf diese Frage gewartet.

Ein breites Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Anwärters.

„Willkommen in Balamb!“, erklang die stimme des Kapitäns über den Bordlautsprecher, „Ich hoffe sie hatten eine angenehme Fahrt.“

Und schon im nächsten Moment gingen die Sicherheitstüren auf und entließen sie wieder auf festen Grund. Außen warteten schon mehrere Transporter auf sie. Squall schien sie echt verwöhnen zu wollen. Die letzten Jahre mussten die Anwärter immer zu Fuß zurück zum Garden. Und nach so einem Tag war das mehr als eine Qual.

Ash sog tief die Frische Luft ein. Sie schmeckte nach Meer und nach Heimat. Es seltsames Gefühl beschlich ihn. Vorsichtig sah er über die Schulter. Aber hinter ihm war nur der blaue Ozean und der Horizont, hinter dem eine Andere Welt zu liegen schien.

Aber auch dieser Anblick ließ ihm keine Ruhe. Es hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Langsam schloß Ash die Augen und konzentrierte sich.

Aber da war nichts.

„Fest gewachsen?“, fragte Xell neckend und klopfte ihm sachte auf die Schulter.

Ash öffnete die Augen und sah seinen grinsenden Ausbilder an.

„Nur ein wenig mulmig.“, erwiderte er und ging langsam los.

„Angst durch zufallen?“, hakte Xell neugierig nach.

„Ja.“, erwiderte Ash kurz.

Seine Gedanken wollte er mit niemanden teilen. Jedenfalls noch nicht.

Hastig stieg er in einen Transporter und schloss die Tür hinter sich. Auch jetzt hatte er noch dieses Komische Gefühl. Als würde etwas in der Welt vor sich gehen. Unsichtbar und doch für jeden sichtbar. Es war zum Haare raufen.

„Vielleicht ist es auch nur wegen dem Monster.“, flüsterte Ash leise und versuchte sich damit zu beruhigen.

Ash versuchte sich zwanghaft abzulenken. Er versuchte die Schlaglöcher in der Straße zu zählen, betrachtete die Umgebung oder zählte wie oft die kaputte Leuchtröhre flackerte, bevor sie endgültig erlosch. Aber nichts konnte ihn lange genug beschäftigen.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hielt der Wagen endlich. Die schweren Schwenktüren öffneten sich mit einem leisen zischen und entließen sie in die Dunkelheit der Tiefgarage des Balamb-Gardens.

„Alle Anwärter sammeln sich vor dem Aufzug des zweiten Stocks.“, verkündete Xell und verschwand kurzerhand durch eine der Notausgangstüren.

„Entweder Shou oder zum Direx.“, erklang eine wohl bekannte Stimme neben ihm.

Ash spürte, wie sein Herz einen Satz machte. Hastig drehte er sich um und ein breites Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Dort standen sie alle zusammen. Jeder, den er in seinen drei Jahren einen Freund nennen konnte. Und sie schienen auch sichtlich erfreut,dass es ihm Gut ging.

„Was machst du nur für Mist?“, fragte Sam gespielt beleidigt.

„Duran und Jade haben uns schon alles erzählt.“, meinte Niko freudig, „Scheint ja richtig Spaß gehabt zu haben.“

„Und wie lief es bei euch?“, erwiderte er die Frage.

„Lustig.“, erwiderte Niko mit einem Grinsen, „Muss ich euch heute Abend alles erzählen, wenn wir ein wenig Ruhe haben.“

„Gleichalls.“, meinte Sam beruhigt.

„Wollen wir zu unserem Henker?“, fragte Ash erleichtert.

Und nach einem einstimmigen „Ja“ machten sie sich auf den Weg.
 

Xell stürmte die Treppe hinauf, sein Ziel klar vor Augen, Stufe um Stufe dem bekannten Weg folgend. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er sein Ziel fast erreicht. Hastig, ohne Rücksicht auf Verluste stieß er die Tür auf, bog ab und ignorierte die Flüche und Beschimpfungen, die man ihm hinterher warf. Mit geschickten Schritten und einer über Jahre an trainierten Routine wich er den Entgegenkommenden aus. Dann war das Ziel auch schon in Sicht. Er bog scharf ab, sprang durch die Tür und hoffte inständig, dass niemand dahinter stehen würde.

Und das erste mal an diesem Tag hatte er Glück.

Die Tür, welche fast aus den Angel fiel, hielt abrupt mit einem Knall an der Wand.

Ein überraschtes und verwirrtes Augenpaar sah ihn an. Und mit ein paar schnellen Schritten war er am Ziel.

Hastig schlang er seine Arme um seine Freundin, zog sie an sich heran und küsste sie. Für einen Moment verkrampfte sie unter der stürmischen Begrüßung, entspannte sich dann aber schnell und erwiderte den Kuss.

„Was ist denn mit dir los?“, fragte Shou irritiert.

„Ich liebe dich.“, meinte Xell außer Atem.

Vorsichtig legte Shou ihre Hände an seine Wangen und hielt sein Gesicht, sah ihm tief in die blauen Augen.

„Was ist passiert?“, fragte sie verunsichert, gar ängstlich.

„Ich habe nur noch so viele Sachen, die ich dir sagen will, die ich tun und mit dir erleben will.“, erwiderte er.

Und dann erstickte er jedes Widerwort mit einem sanften Kuss.
 

Ungeduldig standen sie vor dem Fahrstuhl, der sie zum Direktoren-Büro bringen sollte. Und sie wussten was das heißen würde. Noch ein kleines Verhör und dann würden sie erfahren, ob sie bestanden haben, oder ob sie noch ein Jahr die Schulbank drücken dürften.

Ash war der einzige, der sich wirklich Sorgen machte. Er hatte die Befehlsverweigerung zu verantworten und würde die ganze Schuld tragen müssen. Sein Team hatte nur seine Befehle ausgeführt. Und er hoffte, das wenigstens sie es schaffen würden.

Und wie immer wurden sie auf die Folter gespannt. Es dauerte noch fast eine halbe Stunde, bis der erste aufgerufen wurde. Stolz begab er sich zum Fahrstuhl und verabschiedete sich optimistisch von den anderen.

Aber er kam nicht zurück, so wie die anderen, die ihm folgten. Sie würden alle oben, in einem Nebenzimmer platz nehmen. So hatte es Squall eingeführt. Niemand sollte etwas über die Jury, wie sie sie nannten, etwas sagen.

Und nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit war dann der erste von Ashs Freunden an der Reihe.

Sams Name wurde aufgerufen und dieser ging gelassen zum Fahrstuhl.

„Man sieht sich oben.“, meinte er grinsend, bevor die Fahrstuhltür sich schloss.

„Das wird schon gut gehen.“, sagte Niko plötzlich und riss Ash aus seinen fein sortierten negativen Gedanken.

„Wir kommen alle durch, sonst reichen wir Beschwerde ein.“, meinte er gut gelaunt.

„Und das geht so einfach?“, fragte Jade neugierig.

„Klar, steht sogar im Garden-Recht drin. Falls eine Entscheidung angezweifelt wird, kann eine Beschwerde und eine Forderung auf erneute Betrachtung der Fakten verlangt werden.“, erklärte er offen.

Und wieder konnte Ash sich nur seinen Teil denken. Dieser Anwärter war einfach unglaublich. Er hatte so viel im Kopf und wusste immer über alles Bescheid. Er fehlte nur noch, das er die Lottozahlen vorhersagen konnte.

Mit einem leisen klingeln hielt der Fahrstuhl erneut vor ihnen. Durans Name fiel und er machte sich auf den Weg.

In Ashs Kopf ging alles drunter und drüber. Welche Fragen sie ihn wohl stellen würde. Oder ob ihn oben gleich der Sicherheitsdienst erwartet war nicht vorherzusehen. Er konnte nur hoffen, dass das ausschalten des X-AAM und des Behemots ein Gutes Licht auf ihn werfen würden. Aber das bezweifelte er stark, da er dafür ja die Befehle der Ausbilder missachtet hatte.

Nach und nach verschwanden bekannte Gesichter und Freunde um ihn herum und fuhren ihrem Schicksal entgegen. Bis schließlich Ash alleine übrig blieb und verzweifelt auf seinen Henker wartete. Und dann war es endlich so weit.

Ein letztes Mal öffnete sich die Tür. Dann wurde sein Name genannt. Und mit einem mehr als mulmigen Gefühl in der Magengegend betrat er die Fahrstuhl. Leise schlossen sich die Türen und brachte ihn zum Direktoren-Büro.

Der Vorraum war nicht Besetzt und die Tür zum Direktor verschlossen. Vorsichtig betrat er den Raum und tastete sich Schritt für Schritt zur Doppeltür vor. Dort angekommen atmete er noch einmal tief durch, bevor er anklopfte.

Ein gedämpftes „Herein“, ertönte und Ash schob die Tür auf. Sofort rutschte ihm das Herz in die Hose. Vor ihm saßen der Direktor, Xell und Irvine und auch Rinoa.

„Nehmen sie doch bitte Platz.“, meinte Squall ruhig und gelassen.

Ash konnte sein Herz am Hals schlagen fühlen, als wolle es aus Panik wegrennen. Mühevoll schaffte er es jedoch, gegenüber der Jury Platz zu nehmen.

Eisiges Schweigen hatte sich über die fünf gelegt. Jeder hatte Akten und Blätter vor sich liegen, warf ab und an einen Flüchtigen Blick darauf. Und sie schienen zu warten. Unwillkürlich begann Ash mit zum Fuß auf und ab zu wippen.

„Sind sie nervös, Herr Timber?“, fragte Squall ungerührt, „Oder kann ich sie auch Duzen?“

„Sie können mich ruhig duzen, Sir.“, sagte Ash und versuchte wenigstens seine Stimme zu beruhigen, „Und ja, ich bin nervös.“

„Und dazu haben sie auch allen Grund.“, erwiderte Squall und sein Blick schien Ash geradezu aufzuspießen, „Sie haben Glück, dass sie noch nicht in einer Einzelzelle sitzen und auf die Bestrafung warten.“

Squall Stimme, so warm wie er sie kennen gelernt hatte, war einig und kalt.

„Sie haben sich mehrfach den Befehlen ihrer Vorgesetzten widersetzt, haben sich und ihre Mitprüflinge unnötigen Gefahren ausgesetzt.“, erklang die Anklage ohne Vorwarnung, „Was haben sie dazu zusagen, Ash.“

„Ich kann ihnen in den Punkten nur zustimmen.“, meinte Ash Kleinlaut und sah auf die Tischplatte.

„Können sie mir ihr frevelhaftes Verhalten wenigstens erklären?“, fragte der Direktor ungerührt.

Ash schluckte Schwer. Er versuchte die Richtigen Worte und Sätze zu finden. Aber einem zweiten Gedankengang folgend, kam er zu dem Schluss, dass es eh sinnlos war.

„Den Kampf gegen den X-AAM war nicht beabsichtigt.“

„Und Warum haben sie sich dem Befehl widersetzt, einfach dazu bleiben und zu warten?“, fiel Squall ihm ins Wort.

„Weil meine Kameraden und Freunde verletzt sein könnten und vielleicht Hilfe brauchten.“, erwiderte Ash und es kam ihm etwas zu energisch vor.

„Sie sind Söldner, Ash Timber, und als Söldner hat der Auftrag immer oberste Priorität.“, meinte Squall ruhig und lehnte sich ein Stück weiter vor.

„Ja, aber wenn niemand mehr da ist, der die Mission erfüllen kann, ist die Priorität auch egal.“, erwiderte Ash und lehnte sich instinktiv ein Stück zurück.

„Touché. Aber was ist mit dem schwarzen Behemot?“, setzte der Direktor ungerührt nach, „Dieser Kampf war auch vermeidbar.“

„Dieser Kampf war ebenso wenig vermeidbar, wie der Wechsel zwischen Tag und Nacht. Wenn sie die Akte gelesen haben, wissen sie auch was beim abrücken passiert ist.“, antwortete Ash und spürte sogar einen Funken Selbstbewusstsein, „Hätte ich den Kampf nicht aufgenommen, hätte uns das Monster mit aller Wahrscheinlichkeit einfach in einen Haufen Asche verwandelt.“

„Und damit könnten sie sogar Recht haben, Ash, doch es war nichts über die Beweggründe des Behemots bekannt. Es bestand auch die Möglichkeit, das er sie Ignoriert hätte.“, meinte Squall und ein schwaches, triumphierendes Lächeln huschte über sein Gesicht.

„Und hätte er uns wirklich Ignoriert, so war er doch auf direktem Weg nach Timber. Und falls er Timber angegriffen hätte, so hätten wir ebenso gegen den Behemot antreten müssen.“, erwiderte der Anwärter ruhiger als gedacht.

„Also scheint ihnen das Kämpfen Spaß zu machen.“, meinte Squall plötzlich.

Und schon bröckelte Ashs Schutzwall. Mit dieser Frage hatte er sich noch nicht befasst. Und er würde hier und jetzt garantiert keine Zeit bekommen um darüber nachzudenken.

„Es ist eine Notwendigkeit, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind.“, meinte er nachdenklich, „Und was mich persönlich betrifft, so sehe ich das Kämpfen als sportlichen Vergleich der Leistung, als praktisches Aufzeigen der Fähigkeiten und deren Grenzen.“

Vorsichtig sah Ash auf und konnte noch ein Lächeln auf den Gesichter der drei anderen verschwinden sehen.

„Eine sehr Interessante Sichtweise. Erzählen sie das das nächste mal ihrem Feind, wenn er mit gezückter Waffe vor ihnen steht.“

„Das werde ich, Sir.“, erwiderte Ash und konnte ein schwaches Grinsen nicht verheimlichen.

„Kommen sie sich jetzt schlau vor, Herr Timber?“, fragte der Kopf der Jury ernst, „Dann hätte ich aber noch eine Frage. Wenn Sie so sehr an dem sportlichen Interesse hängen, warum haben sie mehrere Gegner getötet, anstatt sie nur Kampfunfähig zu machen.“

Die Frage stach tief in seinem Herzen. Er hatte es schon fast geschafft, diese Tatsache einfach zu verdrängen, aber Squall musste es ja wieder ausgraben.

„Weil ich keine andere Möglichkeit gesehen habe.“, sagte Ash leise, „Keine andere Möglichkeit meine Kameraden oder die Zivilbevölkerung zu schützen.“

Schweigen legte sich über den Raum.

„Ihnen liegt also nichts am töten?“, fragte er neugierig.

„Töten kann jeder, aus voller Absicht oder durch einen Unfall, aber weitaus schwieriger ist es doch seine Lieben und die, die um einen herum leben zu beschützen, oder?“, fragte Ash seinen Direktor offen.

Es dauerte eine Gefühlte halbe Stunde, bevor Squall antwortete.

„Da hast du recht, Ash. Ein Leben zu schützen ist weit aus schwieriger, als eines zu nehmen.“, sagte er langsam und begann zu Lächeln, „Und du bist einer der wenigen, die diese Lektion gelernt haben.“

Dann begann er seine Unterlagen zusammen zu sammeln und zu sortieren. Plötzlich sah er irritiert auf und den Anwärter an.

„Sie können gehen.“, meinte er ruhig, beinahe kalt.

Und Ash folgte der Anweisung. Mehr konnte er im Moment eh nicht tun.

Mit hängendem Kopf ging er in Richtung Ausgang.

„Und vergiss die Uniform morgen Abend nicht.“, meinte Squall noch.

Ash blieb auf der Stelle stehen. Er traute seinen Ohren nicht und drehte sich langsam um. Dort saß eine Jury, die ihn Lächelnd und aufmunternd ansah.

„Wie meinen?“, fragte er.

„Vergiss auf dem Ball die Uniform nicht. Würde sich schlecht machen.“, erwiderte Squall lächelnd.

„Aber die Befehlsverweigerungen? Das eigenmächtige Handeln?“, fragte er ungläubig.

„Wie habe ich es zur Eröffnung nicht gesagt?“, erwiderte er die Frage und stand schwungvoll auf, „Ihr seid keine Hirnlosen Killer. Setzt euren Verstand ein, handelt Verantwortungsvoll und lasst euch nicht verrückt machen“

„Also genieße deinen Freien Abend und freue dich auf Morgen, SEED.“, meinte Rinoa plötzlich und lächelte ihn an.

„Das werde ich!“, rief Ash fast, als er hoch erhobenen Hauptes durch die Tür schritt.

Erkenntnis im neuen Leben

Ungläubig hatte Ash das Zimmer des Direktors verlassen.

Nun war er ein SEED. Ein ausgebildeter Profi-Söldner.

Nur nebenbei bekam er mit, wie er den Fahrstuhl betrat und ins Erdgeschoss fuhr. Auch den Weg zu seinem Quartier bekam er nur halb mit. Seine Gedanken hingen noch immer bei dem Kreuzverhör. Warum Squall ihm diese Fragen gestellt hatte, konnte er sich nur denken. Vielleicht wollte sein Direktor nur seine Mentalität prüfen. Oder, wie es Ash vor kam, die Beweggründe der Befehlsverweigerung herausfinden.

Aber der frisch gebackene SEED hatte nie damit gerechnet seine SEED-Ernennung zu erleben. Jedenfalls nicht dieses Jahr. Vielmehr hatte er daran geglaubt jetzt in einer Einzelzelle zu sitzen und sich Gedanken über sein Fehlverhalten machen zu dürfen.

Aber langsam und sicher zwang sich ein anderer Gedanke in den Vordergrund.

Der bevorstehende Ball.

Ash freute sich nicht wirklich auf dieses großartige Ereignis.

Wie jedes Jahr würden viele hochrangige SEEDs daran teilnehmen. Und wie jedes Jahr würden sie alle neuen SEEDs auf ihre Plätze verweisen. Nicht durch Worte, viel eher durch ihr hochnäsiges Verhalten. Doch sie konnten es sich erlauben. Und sie konnten unglaublich gut Tanzen. Er hatte einmal Zusammenschnitte vom Ball gesehen. Es war einfach unglaublich wie die Paare scheinbar synchron auf der Tanzfläche herumwirbelten.

Mit einem tiefen Seufzer richtete er seinen Blick wieder nach vorn. Erstaunt merkte er, dass der Rundgang schon hinter ihm lag und er sich auf dem Weg zu seinem Quartier befand. Einem plötzlichen Impuls folgend verließ er den Rundgang und betrat den weiträumigen Hof.

Die Sonne schien hemmungslos von einem blauen, wolkenlosen Himmel herab. Das Wetter war einfach perfekt und lies nichts von dem Horror erahnen, den sie diesen Tag schon erlebt hatten.

Neugierig sah Ash sich um. Der Hof war Menschenleer. Die meisten Anwärter dürften noch in den Klassen sein. Trotz der Prüfung wurde der Unterricht weitergeführt, zwar mehr als Spiel und freie Beschäftigung, aber man wollte keine Langeweile aufkommen lassen. So hatte es ihnen jedenfalls Xell erzählt.

Dann sah Ash etwas sehr vertrautes auf dem Hof. Langsam trugen ihn seine Füße dorthin. Auch wenn es dasselbe war wie jeden anderen Tag auch, so fühlte es sich so anders an. Vorsichtig strich er mit der Hand über das glatte Holz, betrachtete die Farbe und die Form. Alles wirkte so vertraut und bekannt. Doch nun war er kein Anwärter mehr, sondern ein SEED. Und trotzdem konnte er es nicht lassen und legte sich auf die Bank, die Hände hinter dem Kopf verschränkt und sah in den Himmel.
 

„Musstest du es so übertreiben?“, fragte Rinoa leicht verärgert.

„Was sollte ich denn sonst tun?“, wehrte sich Squall, „Hätte ich ihm einfach sagen sollen, dass seine Befehlsverweigerung ja gar nicht so schlimm war und ihn kurzerhand zum SEED ernennen?“

„Er hat schon Recht, Rinoa.“, mischte sich Xell ein, „So etwas darf nicht ungeahndet bleiben. Schadet der Moral wenn es heraus kommt.“

„Das mag schon sein, aber ich finde er hat es übertrieben.“, sagte die junge Hexe einsichtig.

„Übertrieben?“, fragte Irvine schockiert, „Du warst noch nicht im Galbadia-Garden. Die Ausbilder schreien da nur herum. Da brauchst du wirklich einen Hörschutz.“

Rinoa musste Grinsen bei dem Gedanken.

„Aber dagegen müsste man etwas unternehmen.“, meinte sie plötzlich.

„Das ist die militärische Struktur des Gardens. So war es schon immer.“, erklärte Irvine offen.

„Dann wird es ja endlich einmal Zeit.“, sagte die Hexe voller Tatendrang.

Die Drei Anwesenden Männer tauschten einen besorgten Blick.

„Habt ihr da auch so ein ungutes Gefühl dabei?“, fragte Xell leise.

Leider ein wenig Lauter als gedacht, denn in der nächsten Sekunde funkelte Rinoa den Heißsporn wütend an.

„Hast du was gesagt?“, fragte sie mit einem ungemütlichen Unterton in der Stimme.

Und als der blonde SEED zu ihr sah, glaubte er Omega persönlich ins Gesicht zu sehen.
 

Verträumt betrachtete Ash den blauen Himmel und sah den Vögeln nach, die ab und zu durch sein Sichtfeld glitten.

Wie lange er hier schon lag war ihm egal. Es war noch hell, also konnte es nicht so spät sein.

Langsam setzte er sich auf. Noch immer war der Hof leer. Und mit dieser Erkenntnis schlich sich eine merkwürdige Unruhe ein. Von einer Sekunde auf die andere hatte sich seine ganze Welt verändert. Er war nicht einfach nur mehr ein Anwärter. Dieser Gedanke lies ihm einfach keine Ruhe.

Von der Rastlosigkeit getrieben stand er auf und betrat wieder den Verbindungsgang. Ash sah zu den Quartieren. Doch spürte er keinerlei Verlangen schon dorthin zu gehen, also ging er in die andere Richtung. An der Kreuzung angekommen überlegte er nicht lange, sondern bog einfach ab.

Einfach nur in Bewegung bleiben, dachte er verwirrt. Nebenbei sah er zur Seite und erkannte den Eingang zum Parkplatz des Gardens.

Mit einem Grinsen dachte er an die ganzen Fahrzeuge die dort parkten und nur darauf warteten eine Runde zu drehen. Und endlich dürfte er auch alleine fahren. Während der drei Jahre saß er schon oft hinter dem Steuer.

„Ein SEED muss auf alles vorbereitet sein.“, hatte ihr Fahrlehrer damals gemeint.

Und das war er nun. Während des ersten Jahres hatten sie die Grundlagen gelernt, vom anschalten des Motors, über verschiedene Parkübungen, bis zum richtigen, verkehrsgerechten Abstellen des Wagens. Im zweiten Jahr wurde den Grundlagen der letzte Schliff verpasst. Und sie waren nicht selten in Balamb unterwegs. Das letzte Jahr beschäftigten sie sich mit Gefahrensituationen und Gefahrentraining.

Er würde es vermissen, neben seinem Fahrlehrer zu sitzen und diesen in den Wahnsinn zu treiben. Er war dafür einfach nicht geschaffen.

Ein letztes Mal ließ er seinen Blick über das beleuchtete Schild wandern, strich mit den Fingern darüber und setzte seinen Weg mit einem Lächeln fort.

Die nächste Leuchtreklame deutete den Weg in die Übungshalle.

Viel zu viel war in den drei Jahren dort geschehen.

Dazu zählten mehrere Nahe-Tod-Erfahrungen sowie Knochenbrüche aller Art.

Seine Gedanken wanderten in die Vergangenheit.

Es war das Ende des ersten Jahres. Xell hatte sich gegen alle Erwartungen als kompetenter Ausbilder erwiesen. Und zur Feier des Tages kündigte er die erste große Gruppenübung an. Und das hieß nicht mehr nur ein Ausflug auf den Schulhof oder vor das Haupttor. Nein, er hatte es durch bekommen, dass sie in der Übungshalle gegen die Monster antreten dürften.

Und schon damals hatten sie das Glück gepachtet. Das erste Monster auf das sie trafen war ein Dinosaurier.

Anfangs lief es ganz gut. Es waren einfach zu viele Anwärter, als das die riesige Echse sich auf einen hätte konzentrieren können.

Doch plötzlich schien das Monster die Schwachstelle in der Gruppe gefunden zu haben. Und diese Nutzte es auch aus.

Ohne Vorwarnung stürzte er sich auf einen Anwärter, der mehrere Meter von ihm entfernt war. Der Junge stand regungslos da, vor Angst gelähmt. Ash jedoch hatte reagiert. Er hastete zu seinem Mitschüler und stieß ihn zur Seite. Ash fuhr herum um den Archeodinos anzusehen, doch bekam er nur noch dessen Rückansicht zu Gesicht. Im nächsten Moment traf der Schweif seine Seite.

Eine Gänsehaut wanderte seinen Rücken herab. Noch immer konnte er die Knochen brechen fühlen. Ein Splitterbruch im Oberarm und drei Rippen hatten sich verabschiedet.

Der Treffer riss ihn von den Füßen und nach einer unsanften Landung wünschte er sich die erlösende Ohnmacht.

Doch dank seines Glückes blieb er bei Bewusstsein.

Gemächlich bewegte sich die Echse auf ihn zu. Er konnte schon die mächtigen Kiefern spüren, die sich um ihn legten und ihn mühelos zerquetschen würden. Aber soweit kam es nicht.

Zwei Anwärter stellten sich zwischen ihn und den wütenden Dinosaurier.

Damals wusste er ihre Namen noch nicht. Er hätte im Traum niemals daran Gedacht, dass sie einmal die besten Freunde werden würden.

„Sam und Niko.“, sagte er Leise und kehrte mit seinen Gedanken ins hier und jetzt zurück.

Noch während er weiter lief wanderten seine Gedanken zu seinen Freunden.

Ob sie alle die Prüfung bestanden haben? Oder saß vielleicht einer schon in einer Zelle und wartete auf seine Strafe? Nein, das konnte er einfach nicht glauben.

Dann war schon der nächste Wegweiser in Sicht.

Die Bibliothek.

Unzählige Stunden, die sie über den Büchern gesessen hatten und für ihre Vorträge alles heraus zu suchen mussten. Die Schulrechner standen ihnen dafür nie zur Verfügung. Jedenfalls war das in seiner Klasse so.

„Ansonsten wird es doch zu einfach.“, hatte Xell gesagt, als sie ihn darauf ansprachen.

Schon damals hatte sich Niko als wandelndes Lexikon herausgestellt. Wie oft er ohne Aufzeichnungen kam, seinen Vortrag hielt, die höchste Punktzahl bekam und sich mit einem zufriedenen Lächeln wieder setzte konnte Ash beim besten Willen nicht sagen. Irgendwann hatte es Xell sogar aufgegeben, ihn den Vortrag halten zu lassen. Es wäre eh nur wieder auf die 100 Punkte hinausgelaufen.

Es war einfach unglaublich. Und mit jedem Tag schien er mehr wissen zu sammeln. Wissen, dass er wie auf Knopfdruck abrufen konnte.

Nur ein kurzes Stück weiter kam der Abzweig zum Haupttor, zusammen mit dem dort stationierten Wegweiser. Ohne Nachzudenken bog er ab, mit einem Grinsen auf den Lippen.

Hier war es schon so oft hoch her gegangen. Die Eröffnungsfeier, die Einleitung zur Prüfung.

Und das erste Treffen mit Rinoa.

Damals hatte Squall noch ein Geheimnis um sie und ihre besonderen Kräfte gemacht. Keine dumme Idee, wenn man bedenkt, dass erst ein paar Wochen seit dem letzten Hexenkrieg vergangen waren.

Damals hatte er schon gespürt, dass sie nicht normal war. Irgendetwas an der Art, wie sie sich bewegte, sprach und gestikulierte ließen ihn zweifeln. Und dennoch sprach er sie an.

Sie sah ihn an und lächelte. Nur einen Wimpernschlag später konnte Ash die Röte in ihren Wangen fühlen.

Schon damals hatte sie ihm Mut zugesprochen. Sie hatte immer für jeden die passenden Worte. Und damit gewann sie schnell das Vertrauen aller. Und es sollte sich nach kurzer Zeit schon herausstellen.

Rinoa und Squall saßen in der Kantine und aßen zu Mittag. Obwohl die Kantine immer voll war und sie ihr Essen auch ins Büro bekamen, wollte Squall sich das nicht nehmen lassen. Warum hatte damals keiner Gefragt, sie hatten es einfach angenommen.

Und an jenem schicksalhaften Tag erkannte einer der Anwärter Rinoa.

„Hexe!“, schrie er panisch.

Stille breitete sich aus und schien sie alle ersticken zu wollen.

„Und weiter?“, fragte plötzlich einer der anderen Anwärter.

„Sie ist eine Hexe!“, schrie er erneut.

„Und du bist ein Vollidiot, na und? Sollen wir jetzt alle aufspringen und panisch wegrennen?“, hatte er gefragt.

Der andere starrte ihn perplex an. Schließlich suchte er sich in der hintersten Ecke der Mensa einen Platz. Und so kam es, dass Rinoa sich offiziell als Hexe vorstellte. Und das alles ohne die befürchtete Ablehnung.

Endlich kam er auf dem Vorplatz des Gardens an und sein Grinsen verschwand schlagartig. Es hatte sich eine Traube aus Menschen gebildet, alle in Trauerkleidung gehüllt. Auch wenn Ash ein schlechtes Gefühl hatte, so trieb es ihn doch in die Richtung.

Schon von weitem konnte er das Weinen und Schluchzen hören. Es schnürte ihm die Kehle zu und lies sein Herz verkrampfen. Seine Schritte verlangsamend erreichte er die Trauernden. Vorsichtig ging er um sie herum. Vor ihnen waren drei Särge aufgebahrt, daneben ein Trupp SEEDs, die sich höchstwahrscheinlich um den Transport kümmern sollten.

Eine junge Frau trat vor und sah mit in den Sarg. Sie wirkte gefasst, auch wenn ihr Tränen hemmungslos die Wangen herunter liefen.

„Du Dummkopf. Warum musste das passieren?“, fragte sie den Toten.

Vorsichtig strich sie ihm über die Wange und eine verirrte Strähne aus dem Gesicht, dann ging sie wieder zurück zu den anderen. Langsam ging Ash zu den Särgen und blickte hinein.

Er kannte sie. Sie waren zusammen mit ihm in Timber. Der Trupp vom Galbadia-Bahnhof, stellte er zu seinem Bedauern fest. Tränen brannten in seinen Augen. Er hatte die drei nie persönlich kennen gelernt, aber er spürte das Loch, dass sie hinterlassen hatten zu deutlich.

„Ash?“, hörte er die Frau hinter sich fragen.

Langsam drehte er sich um. Die Frau trug ein schwarzes Kleid und war vielleicht Mitte Zwanzig.

„Es tut mir leid.“, sagte er, bevor er seine Gedanken geordnet hatte, „Ich konnte nichts tun.“

„Ich weiß.“, erwiderte sie mit dünner Stimme, „Dennoch bin ich froh, dass du diese Höllenmaschine vernichtet hast, bevor noch andere sterben mussten.“

Woher sie das wusste, konnte er nur raten. Entweder Squall oder Xell mussten ihr es gesagt haben.

„Es ist niemals leicht einen geliebten Menschen zu verlieren.“, sagte er leise.

„Was verstehst du denn schon davon?“, fuhr ihn eine zweite Frau an, „Was weißt du denn schon darüber?“

Sie war bei weiten nicht so gefasst und machte daraus auch keinen Hehl.

„Weil er seine Familie verloren hat.“, sagte die erste ruhig.

Die Wut, die ihm noch vor Sekunden entgegen schlug, verrauchte binnen Sekunden. Peinlich berührt sah die Zweite zu Boden.

„Entschuldige, davon hatte ich keine Ahnung.“, sagte sie und wankte zurück zu den anderen.

„Mein Freund hat es mir erzählt.“, sagte die junge Frau leise und brachte sogar ein schwaches Lächeln zu Stande.

Ohne ein weiteres Wort ging sie zu den Trauernden zurück. Zusammen verließen sie den Hof in Richtung der Haupthalle.

Ash wand sich noch einmal den Toten zu. Schweigend vollführte er den SEED-Gruß.

Hätte Xell schneller reagiert, könnten die drei jetzt noch am Leben sein. Aber er konnte seinem Ausbilder auch keinen Vorwurf machen. Niemand hatte damit gerechnet, dass dem AGM solche Mittel zur Verfügung stehen.

Mit einem flauen Gefühl im Magen machte er sich wieder auf, folgte dem Weg wieder in die Haupthalle.
 

„Also war eure Sorge unbegründet?“, fragte die ehemalige Hexe neugierig.

„Ja, aber man kann nicht vorsichtig genug sein.“, erwiderte die kratzige Stimme und schlürfte genüsslich an seinem Tee.

„Könnt ihr mir etwas darüber erzählen?“, erkundigte sie sich neugierig.

Auch wenn sie ihre Hände nicht mehr im Weltgeschehen hatte wollte sie doch nicht unwissend sterben. Da in Centra weder Radio noch Fernsehen Empfang hatten, waren die einzige Möglichkeit ihre Kinder und die seltenen, und seltsamen, Besucher.

„Leider nein.“, antwortete die angenehme Stimme traurig, „Aber sehe es von der Seite: Wir wissen auch nicht wirklich was vor sich geht.“

„Wir spüren nur, wann wir wo sein müssen, damit alles seinen Weg geht. Aber wir wissen nicht, was wir machen müssen.“, erklärte die Kratzige gelassen.

Edea nickte langsam. Sie kannte das Gefühl zu Gut. Als damals Artemesia die Kontrolle über sie hatte, war es genauso.

„Ist noch Tee da?“, fragte die kratzige Stimme plötzlich.

Und wie er es gesagt hatte, hörten sie das hohe Pfeifen aus der Küche.
 

Wie in Trance folgte Ash dem Rundgang zurück.

Die Gefallenen zu sehen hatte ihm mehr zugesetzt als er geglaubt hatte. Er kannte sie nicht und erinnerte sich auch nicht sie schon einmal gesehen zu haben. Aber er kannte den Schmerz des Verlustes gut genug.

Weder das Brennen in den Augen, noch das flaue Gefühl waren verschwunden. Und sie würden ihn auch noch eine ganze Zeit verfolgen, dass wusste er genau.

„Da bist du ja!“

Ash schrak auf und sah sich verwirrt um. Er war kurz vor den Quartieren. Und vor ihm stand ein gut gelaunter Duran.

„Und wie ist das Kreuzverhör gelaufen?“, fragte er neugierig.

„Bestanden.“, sagte er und versuchte fröhlich zu klingen, was jedoch nicht recht funktionierte.

„Was ist los?“

„Ich hab die Anwärter gesehen, die es nicht geschafft haben.“, erklärte er ruhig.

Aber er war alles andere als ruhig. Was genau es war konnte er nicht sagen. Eine Mischung aus Wut, Trauer und Verzweiflung.

„Ich habe ihnen auch die letzte Ehre erwiesen.“, meinte Duran leise, „Sowas ist wirklich kein Schönes Ereignis und sollte allen erspart bleiben.

„Das sollte es.“, erwiderte Ash und war froh über die versuchte Tröstung.

Schweigend standen sie voreinander, in einem Menschenleeren Korridor. Es wirkte wie in einem dieser schlecht gemachten Westernfilme.

„Wie ist es bei dir und den anderen gelaufen?“, erkundigte er sich und lief langsam weiter.

„Alle bestanden.“, meinte Duran fröhlich.

„Wenigstens etwas positives.“, erwiderte Ash mit einem matten Lächeln auf den Lippen.

„Kann man wohl so sagen. Und wie sieht es mit dem Ball aus? Schon schön Tanzen geübt?“, erkundigte Duran sich heiter.

„Mehr als du glaubst.“, erwiderte Ash und war mehr als froh über die Ablenkung.

„Haben Sam und Niko auch gesagt.“, lachte Duran, „Dann könnt ihr uns ja Morgen zeigen, was ihr so drauf habt.“
 

„Bist du nun zufrieden?“, fragte Squall gespielt böse.

Er konnte seiner Hexe einfach nicht böse sein. Das war unmöglich. Und wenn sie es doch einmal geschafft hatte, brauchte sie nur ihren Hundeblick aufzusetzen und die ganze Wut verrauchte binnen Sekunden.

„Ja, bin ich.“, trällerte sie fröhlich.

„Ich bin aber nicht damit einverstanden. Jedenfalls nicht zu diesen turbulenten Zeiten.“, erwiderte er ruhig.

Und da war er wieder.

Der Hundeblick.

Mit einem Seufzer gab er nach. Rinoa würde schon wissen, was das Beste für sie war.

„Was haben sie gesagt?“, erkundigte sie sich neugierig und lehnte sich zu ihm hinüber.

„Sie sind einverstanden.“, sagte er und sah sie an.

Ein Lächeln stand ihr im Gesicht. Aber es war kein gespieltes, sondern eines was von Herzen kam.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Squall realisiert hatte, dass sein Blick immer weiter nach unten wanderte. Von ihren Augen zu ihrem Mund, bis er schließlich an ihrem Ausschnitt hängen blieb.

„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte sie und ihr Lächeln verwandelte sich in ein laszives Grinsen.

Squall Augen huschten wieder nach oben und sahen direkt in ihre.

„Ich glaube schon.“, erwiderte er lässig.

„Und was kann ich machen, dass es dir wirklich gefällt?“, setzte sie das Frage-Antwort-Spiel fort.

Squall erwiderte das laszive Grinsen.

„Mich erst einmal ausschlafen lassen. Dann schauen wir weiter.“
 

„Man sieht sich.“, sagt Duran und die Tür schloss sich hinter ihm.

Ash nutzt die Gelegenheit und lies sich auf sein Bett fallen. Die Gesellschaft des Gun-Dagger-Kämpfers hatte wirklich gut getan. Er hatte es geschafft die negativen Gedanken bei Seite zu drängen. Auch wenn es nicht lange anhalten würde.

Mit einem gezielten Handgriff hatte er die Fernbedienung seiner Musikanlage zur Hand und drückte blind auf die Abspieltaste.

Sofort schlug ihm die Mischung aus Metal und Klassik entgegen. Auch wenn die Musik nicht zum Entspannen war, sondern eher anspornte, half sie ihm sich zu beruhigen.

Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen.

Sofort waren wieder die schrecklichen Bilder vor seinen Augen. Die Soldaten die er getötet hatte, die Brandwunden seiner Mitanwärter und die drei Toten, wie sie scheinbar sorglos in ihrem Sarg schliefen.

Das erste Mal, seit er hier war, fragte er sich ernsthaft, ob er zum SEED taugte. Er würde in seiner weiteren Laufbahn noch mehr davon sehen, tun. Und wenn er Pech hatte, würde er auch in einem Holzkasten in den Garden zurück kommen.

Schmerzhaft wurde ihm bewusst, dass er sich in seinem bisherigen Leben keine Gedanken über das Leben eines SEEDs gemacht hatte. Aber welche Möglichkeiten hatte er schon? Fast sein ganzes Leben hatte er im Garden verbracht. Mit jedem neuen Tag weiter in den Künsten dieser Söldner unterrichtet.

Aber warum tat er das? Er hätte sich anders entscheiden können. Ein einzelnes Wort hätte gereicht, um sein Leben in eine andere Richtung zu lenken.

Und langsam senkte er sich der Schlaf über ihn und lies ihn ohne Antwort zurück.
 

„Und was haben eure Schützlinge so abgezogen?“, fragte Cifer in die Muntere Runde, während er sich genüsslich auf dem Dreisitzer lümmelte.

„Einiges.“, erwiderte Quistis und setzte ihre Tasse Tee an.

„Da kannst du Laut sagen, Quissi.“, meinte Selphie gut gelaunt, und rutschte auf Irvines Schoß noch ein Stück näher an ihn heran.

„Aber ich glaube, Deine haben den Vogel abgeschossen.“, sagte Fu-Jin zu Xell und reichte eine der frischen Flaschen an Cifer weiter.

„Glaub ich auch.“, erwiderte dieser und nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche.

„Dann erzähl mal.“, ermutigte Quistis den doch recht schweigsamen SEED.

„Den größten Vogel hat Ash Trupp abgeschossen.“, begann er nachdenklich, „Zuerst einen Trupp Soldaten ausgeschaltet, drei Überläufer gerettet, einen Hinterhalt am Fernsehturm bestens überstanden und dann noch ein X-AAM erledigt.“

„X-AAM?“, fragte Cifer neugierig, „Du meinst diese neuen Luftabwehr-Spinnen?“

Xell nickte bedächtig.

„Beste Teamarbeit.“, mischte sich Irvine ein, „Ash hat das Ding abgelenkt, Duran und Jade den Schweif ausgeschaltet und Vine hat das Ding mit einem Hyperschuss in Staub verwandelt.“

„Aber die größte Leistung war immer noch das mit dem Behemot.“, schloss Xell.

Alle Augen ruhten auf ihm und Irvine.

„Ja, wir hatten eine Begegnung mit einem Behemot.“, bestätigte Irvine und seine Miene wurde Ernst, „Einem Schwarzen.“

Cifer begann zu Husten und riss die Flasche von seinem Mund.

„Echt?“, fragte er und hörte sich dabei mehr nach einem Kind an, dem man die Welt erklärte.

„Ja. Wir dachten, die Ragnarock könnte das Ding wegputzen, aber Pustekuchen.“, sagte Xell und trank noch einen Schluck, „Kein Kratzer hat das Monster abbekommen, und das bei vollem Waffeneinsatz.“

„Auch die Pulsar-Munition hatte keinen Effekt. Es war als hätten wir dem Behemot Luft entgegen geworfen.“, fuhr Irvine fort.

„Und wie habt ihr es geschafft?“, erkundigte sich Selphie und lies nicht einmal den Hauch von Stille eintreten.

„Ash hat das Ding im Alleingang erledigt.“, meinte Xell und alle spürten, wie seine Stimmung Richtung Keller ging.

„Was ist passiert, Xell?“, fragte Fu-Jin bestimmend.

Auch wenn sie keine Hexe und kein Ausbilder war, so hatte sie doch das Talent alles in die Richtigen Bahnen zu lenken. Und wenn ihr Gegenüber auch das Dreifache wog, drei Köpfe größer war als sie und nur aus puren Muskeln bestand.

„Nachdem er meinen Hintern gerettet hat, verarbeitete er es zu Brei.“, sagte er und leerte die halbe Flasche.

„Übertreibst du da nicht ein wenig?“, fragte Cifer vorsichtig.

Xell und Irvine schüttelten gleichzeitig mit dem Kopf.

„Ich hab mich darauf gestellt und bin eingesunken.“, meldete sich Irvine ruhig.

Aber alle im Raum konnten die Anspannung der beiden fühlen. Auch sie waren schon in Situationen geraten in denen sie machtlos waren, hilflos ausgeliefert. Und sie alle hatten die Wut auf sich selber schon gespürt, das Gefühl zu schwach zu sein.

„Das war einfach nur krank.“, schloss Xell seine Erzählung.

Sofort machte eine neue Flasche die Runde und er nahm sie dankend an.

„Und wie war das bei euch?“, erkundigte sich Irvine und sah Selphie tief in die Augen.

„Ganz entspannt.“, meinte sie gut gelaunt, „Nachdem Sam fertig war hatten wir kaum noch Probleme.“

„Einer der AGM-Offiziere hatte im Versprochen sich an seiner Freundin zu vergehen, wenn er erst einmal Tot wäre.“, erzählte Quistis sachlich, „Und in dem darauf folgenden Handgemenge hat er zwei SAM08G, ein GIM52A und ein halbes Dutzend Soldaten Ausgeschaltet.“

Nun wanderten die ungläubigen Blicke zu Selphie und Quistis.

„Und unser kleiner Klugscheißer hat ein X-ATM zu Boden getrampelt.“, warf Cifer beiläufig ein.

Trotz aller Bemühungen legte sich die Stille über die Truppe. Aber es war eine angenehme. Sie gab ihnen allen Zeit das gehörte zu verstehen.

Plötzlich öffnete sich die Tür.

„Lasst es euch schmecken.“, hörten sie Squalls Stimme.

Gemeinsam hoben sie die Flaschen zum Gruß. Squall erwiderte jedoch nichts. Ein plötzlicher Knall in der Runde ließ sie zusammenfahren. Auf dem Tisch lag der Schlüsselbund des Direktors.

„Cifer, mach keinen Unsinn damit.“, sagte ihr Freund gelassen.

„Willst du auch eins?“, fragte dieser perplex.

„Tut mir leid, aber ich hab noch eine Verabredung und die will ich nicht warten lassen.“

„Dann beeile dich, sonst wird dir Rinoa noch böse.“, warf Irvine grinsend ein.

„Nicht mit Rinoa.“, erwiderte Squall freudig.

Seine Freunde warfen ihm einen unsicheren Blick zu.

„Mit meinem Bett.“
 

Schnellen Schrittes eilte er durch die Gassen und Straßen. Undurchdringlich hüllte der Nebel die Stadt in ein tristes Grau, verschluckte Farben und Formen. Wohin er unterwegs war wusste er nicht. Aber seine Füße trugen ihn wie von alleine.

Ein Schrei hallte durch die Straßen.

Er beschleunigte seinen Schritt und spürte, wo er hin musste. Die Straße schien schier endlos zu sein. Die Fassaden zogen im Minutentakt an ihm vorbei.

Vor ihm erschien eine Silhouette, welche langsam Form an nahm. Die Person kam ihm entgegen, soviel erkannt er schon. Und dann stand sie plötzlich vor ihm.

Ein kleines Mädchen in einem rosa Kleid. Sie sagte nichts, sondern sah ihn nur mit weit aufgerissenen Augen an, die panisch die Umgebung absuchten.

Hinter ihr erschien eine zweite Gestalt. Ein nur zu genaues Bild.

„Verschwinde endlich!“, schrie er es an, „Ich habe dich hier besiegt und ich habe dich erschlagen, also lass mich endlich in Ruhe!“

Kaum hatte er das letzte Wort ausgesprochen löste sich die Gestalt des Monsters zusammen mit dem Nebel auf. Die Stadt, seine Stadt, erstrahlte in hellem Licht. Es waren keine Spuren der Kämpfe mehr zu sehen. Und vor ihm stand das Mädchen in ihrem rosa Kleid.

„Danke.“, sagte sie leise und Lächelte ihn unbesorgt an, „Danke, dass du uns beschützt hast.“
 

Mit einem Ruck saß Ash in seinem Bett. Die Traumbilder folgten ihm noch immer. Aber das Bild, welches Die Oberhand gewann, war das des lächelnden Kindes.

Plötzlich hatte er die Antwort auf die Frage, die ihn den halben Tag gequält hatte.

Abschlussball mit Überraschungen

Der Nächste Tag war viel zu schnell gekommen. Die Nacht war einfach zu kurz.

Langsam dämmerte Ash aus seinem Schlaf, geweckt von einem penetranten Klopfen an der Tür.

Er warf einen Blick auf die Uhr und fluchte leise. Es war gerade kurz vor acht Uhr morgens. Trotz der knapp Zehn Stunden Schlaf fühlte er sich schlapp.

Erneut hämmerte jemand gegen seine Tür.

„Herein!“, rief er und setzt sich an den Bettrand.

Mit einem leisen Zischen glitt die Tür beiseite und eine gut gelaunte Frau betrat das Zimmer.

„Guten Morgen, Herr Timber.“, sagte sie überschwänglich, „Ich bringe ihnen ihre Uniform und würde bitten, sie auszuprobieren.“

Gegen den Wunsch seines Körpers stand Ash auf. Zum Glück hatte er sich eine schlechte Angewohnheit angeeignet: In seinen Straßensachen zu Schlafen.

Im Vorbeigehen griff er sich den Kleidersack und verschwand im Bad. Schnell hatte er die Uniform an und schritt erneut durch die Tür.

„Und was sagen sie?“, fragte sie erwartungsvoll.

„Viel zu Eng. Da drin kann ich mich kaum bewegen.“, erwiderte er mürrisch.

„Dann bringen sie die Uniform bitte in die zweite Etage. Dort wird sie geändert werden.“, sagte sie noch, dann war sie auch schon wieder verschwunden.

Mit einem Seufzer ergab sich Ash. Der Tag würde wieder anstrengend werden, dass wurde ihm mit einmal klar.
 

Der Weg in den Zweiten Stock schien heute besonders lang. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sein ganzer Körper von der gestrigen Anstrengung schmerzte. Es fühlte sich an, als würde man ihm glühende Nadeln in die Muskeln rammen. Und das bei jedem Schritt.

Und die Aussicht auf den Ball machte das alles auch nicht einfacher. Wenn er sich vorm tanzen drücken wollte, so würde Xell das auf keinen Fall mitmachen und ihn notfalls mit Gewalt auf die Tanzfläche bringen. Aber vielleicht hatte er ja Verständnis für seine Situation.

Ash blieb vor der Gesuchten Tür stehen und lies den Letzten Gedanken noch einmal Revue passieren und kam zu der Erkenntnis das das nicht passieren würde. Ihr Ausbilder hatte sie niemals geschont, außer sie waren verletzt und selbst dann fand er noch immer eine Beschäftigung für sie.

Seufzend ergab er sich in sein Schicksal und klopfte an die Tür.

Ein gedämpftes Herein erklang. Der Aufforderung folgend betrat Ash das Zimmer. Mehrere Nähmaschinen standen in Reihe, daran saßen Personen und Arbeiteten schon tüchtig.

„Du schon wieder.“, erklang eine Belustigte Frauenstimme.

Ash sah in ihre Richtung. Sie hatte ihm schon die passende Anwärter-Uniform heraus gesucht.

„Was kann ich für dich tun?“, fragte sie freundlich.

„Die Uniform passt in keinster Weise.“, meinte Ash ruhig und hielt ihr den Kleidersack hin.

Sie nahm ihn mit einem ernsten Blick an. Sie ließ ihren Blick zwischen ihm und Ash hin und her wandern.

„Ich kann dir sagen, warum der nicht passt.“, sagte sie nach einer gefühlten Ewigkeit, „Die Uniform ist nicht für dich.“

Damit verschwand sie zwischen den Kleidersäcken, die an der Raumseite auf gehangen waren. Drei Reihen, und von der Eingangstür bis ans Ende des Zimmers.

Ungläubig betrachtete Ash die Masse an Uniformen, die hier gelagert wurden. So viele Anwärter und SEEDs hatte der Garden doch gar nicht. Jedenfalls soweit er wusste.

„Hier ist was für dich.“

Ash schrak zusammen und sah zur Seite. Sie stand neben ihm, einen neuen Kleidersack in der Hand und sah ihn verwirrt an. Ash nahm den Kleidersack entgegen und sah durch die Schutzfolie.

„Da hinten sind Kabinen.“, meinte sie.

Ash folgte dem Fingerzeig und verschwand in einer Kabine. Vorsichtig nahm er die Uniform aus dem Kleidersack und schlüpfte Hinein. Sie war anders. Sie sah aus wie eine Anwärter-Uniform, hatte aber die Farben und Muster der SEED-Uniform.

Verwirrt verließ er die Kabine. Die Uniform saß perfekt.

„Perfekt.“, meinte Ash, hob die arme und drehte sich einmal.

„Freut mich wirklich.“, sagte sie freundlich, doch klang sie erschöpft.

„Seit wann sitzt ihr hier?“, fragte er offen.

„Die halbe Nacht.“, erwiderte sie und das Lächeln wurde schwächer, „Viele SEEDs kommen zum Ball und die ganzen Uniformen müssen wieder umgearbeitet werden. Es ist ein Horror.“

„Kann ich mir gut vorstellen.“, erwiderte Ash mit einem schwachen Lächeln.

„Aber wenn ich euch dann so ansehe, weiß ich wenigstens, dass sich die Arbeit gelohnt hat.“

Ash sah sie noch einen Moment an, dann verschwand er wieder in der Kabine. Schnell war die viel zu lang getragene Straßenkleidung angezogen und das Offizielle im Kleidersack verstaut.
 

„Und schafft ihr das bis heute Abend?“, fragte Cifer in die muntere Runde.

„Immer!“, rief eine gut Gelaunte Selphie aus der Masse.

Sie war, soweit er sie kannte, immer gut gelaunt. Ein wahrer Sonnenschein. Und diese Laune war ansteckend. Jeder im Ballsaal war mit Elan am arbeiten.

„Seh du nur zu, dass das heute Abend klappt.“, rief sie zurück.

„Immer!“, rief Cifer zurück und musste schmunzeln.

Für den Heutigen Abend stand etwas ganz besonderes an und er freute sich wirklich schon sehr darauf. Rinoa hatte die Idee vor Monaten eingeworfen und Seitdem wurde daran gefeilt. Die alten SEEDs würden sie hassen lernen, aber das war ihnen egal.

„Sind die Instrumente alle in Ordnung?“, fragte Selphie, die sich aus dem Pulk von Mitwirkenden befreit hatte und auf ihn zu kam.

„Soweit so gut.“, erwiderte Cifer schulterzuckend, „Die anderen machen gerade den letzten Check, dann werden wir es sehen.“

„Ich freue mich schon richtig auf heute Abend.“, trällerte sie und sprühte vor Energie.

„Dann übertreibe es nicht, so wie letztes Jahr“, sagte er lächelnd, „Nicht, dass du wieder einschläfst.“

„Ich doch nicht!“, rief sie überzeugt und riss eine Faust in die Luft.
 

„Kommst du heute Abend mal zum Ball?“, fragte der stämmige, gebräunte Mann.

„Ich glaube schon.“, erwiderte die blonde SEED unsicher.

„Ist es mal wieder wegen mir?“

„Nein.“, sagte sie leise und lächelte ihn an, „Ich mag diese Veranstaltung einfach nicht. Die alten SEEDs sauen die Jungen so oft herunter und das will ich mir nicht mehr antun.“

Schweigend saßen sie nebeneinander. Beiden war diese Pause unangenehm, aber sie wussten nicht, was sie sagen sollten. Vorsichtig lies der große Mann seine Hand auf der Bank wandern. Sachte streichelte er ihre Hand und legte seine Hand auf ihre. Erst jetzt realisierte er, dass seine Hand fast doppelt so groß war.

„Was ist denn los, Rai?“, fragte die Blonde und sah ihm in die Augen.

Sie spürte, wie er mit sich rang, aber er wandte den Blick nicht ab. Enttäuscht sah sie zu Boden. Doch nur Sekunden später spürte sie seine andere Hand an ihrem Kinn. Sachte drehte er ihren Kopf, dass sie ihn ansah.

„Ich liebe dich, Quistis.“, sagte er offen und sah ihr in die Augen.

Sie begann zu Lächeln. Jetzt verstand sie, warum er so mit sich gerungen hatte. Sein Charakteristisches „mal“ hatte gefehlt.

„Ich dich auch, du Dummkopf.“, erwiderte sie ernst.

Doch bevor er etwas sagen konnte, hatte sie ihn schon zu sich herunter gezogen und jegliche Widerworte im Keim erstickt.

„Ich bin heute Abend da.“, flüsterte sie, als sie sich nur eine Sekunde voneinander gelöst hatten.
 

„Wollt ihr schon wieder los?“, fragte der ältere Mann.

„Jetzt sei doch nicht so neugierig.“, erwiderte seine Frau scherzhaft.

„Wir müssen uns langsam auf den Weg machen.“, antwortete die kratzige Stimme.

„Leider.“, stimmte die Angenehme ein, „Aber wir werden wiederkommen.“

„Aber meldet euch vorher bitte an.“, meinte der Mann lächelnd, „Ansonsten gibt es weder Kekse noch Tee.“

„Das können sie uns doch nicht antun.“, rief die angenehme Stimme empört, „Nicht bei so leckeren Sachen.“

„Sowas kannst du doch nicht sagen, Cid.“, sagte Edea belustigt.

Seufzend standen die beiden vermummten Gestalten auf. Eine bedrückte Stille entstand im Zimmer.

„Ich wünschte, ich könnte hier bleiben.“, sagte die Angenehme traurig, „Aber irgendwann schaff ich auch das.“

Cid und Edea standen nun ebenfalls.

„Unsere Türen stehen euch immer offen.“, sagte sie freundlich und lächelte den beiden zu.

„Danke.“, sagten die beiden zeitgleich.

Schon in der nächsten Sekunde waren sie verschwunden, so als wären sie nie da gewesen.

„Komische Leute.“, sagte Cid und griff nach dem Tablett.

„Das mag ja sein.“, sagte Edea nachdenklich, „Aber bei ihnen habe ich das Gefühl, als wären zwei meiner Kleinen wieder da.“

„Sie kommen doch wieder, Schatz, also freue dich lieber auf das nächste mal.“, erwiderte Cid lächelnd und verschwand in der Küche.

Edea hatte sich schon halb herum gedreht, blickte dann aber noch einmal zurück. Wirklich nichts deutete darauf hin, dass sie so spät nachts noch Besuch gehabt hatten. Nur ein paar Krümel auf dem sonst makellosen Boden waren der einzige Beweis.
 

Rinoa schreckte auf. Neben ihrem Kopf schien ein Fanfarenzug zu spielen. Erst nach ein paar Augenblicken erkannte sie, dass es Squalls Mobiltelefon war. Hastig sah sie neben sich und sah ihren Verlobten selig schlafen.

In aller Ruhe griff sie nach dem Handy und nahm den Anruf an.

„Wenn das nicht dringend ist, lege ich wieder auf.“, begrüßte sie den Anrufen freundlich.

„Dann ist es nicht so wichtig.“, erwiderte die gut gelaunte Stimme von Squalls Vater, „Wollte eigentlich nur fragen, wie die Prüfung bei den anderen Gruppen gelaufen ist.“

„Drei Tote und mehrere Verletzte.“, antwortete Rinoa nüchtern.

„Tut mir leid.“, sagte ihr Gesprächspartner aufrichtig, „Und wie geht es euch so?“

„Du kannst froh sein, dass ich mit Squall zusammen bin und nicht eine andere.“, sagte sie ernst, konnte sich ein schmunzeln aber nicht verkneifen.

Es dauerte einen Moment, bevor Laguna reagierte. Entweder verstand er nicht, was sie damit meinte, und damit rechnete sie, oder er dachte wieder etwas Schmutziges.

„Und warum?“, fragte er schließlich, doch konnte sie die Belustigung in seiner Stimme hören.

„Weil er nichts hört, ansonsten wärst du jetzt wahrscheinlich Tod.“, antwortete sie ehrlich.

Rinoa konnte Laguna schwer schlucken hören.

„Er hat die letzten paar Tage nicht geschlafen. Als wir nach Hause gekommen sind, ist er wie ein Zombie ins Schlafzimmer gewankt, aufs Bett gefallen und sofort eingeschlafen.“, erklärte sie, während sie sich aus ihrer Decke schälte, „Und damit er nicht aufwacht, wenn jemand klingelt oder anruft, habe ich ihn mit einem Taubheitszauber belegt, der verschwindet, wenn er in Gefahr ist oder aufwacht.“

„Da bin ich ja beruhigt, dass ich noch ein wenig leben darf.“, sagte er belustigt, „Dann will ich euch auch nicht mehr stören.“

„Hättest auch ein paar Minuten früher drauf kommen können.“, erwiderte Rinoa sarkastisch und legte auf.

Hastig schaltete sie das Telefon aus und sah auf die Uhr. Den halben Tag hatten sie schon verschlafen. Nach einem Schluck Wasser legte sie sich auch wieder hin. Vorsichtig kuschelte sie sich an ihren Verlobten. Nur Sekunden später spürte sie seinen Arm, der sich um sie legte.
 

Der Tag war doch schneller herum gegangen, als es Ash lieb war. Unruhig stand er an der Wand des Ballsaals. Noch hatte die Zeremonie nicht begonnen.

Als Squall die Leitung des Gardens endgültig übernommen hatte änderte er einige der Gewohnheiten. So wurden zu Beginn des Balls die SEED-Zeugnisse offiziell überreicht. Angeblich damit die alteingesessenen SEEDs die Neuen zu Gesicht bekamen.

Doch noch fehlten der Direktor und auch seine Verlobte.

„Sie sind ziemlich spät dran, oder?“, fragte er Xell, der neben ihm Position bezogen hatte.

„Ja.“, meinte dieser knapp, „Aber die werden schon Auftauchen. Squall hat eine Vorliebe für solche Auftritte entwickelt.“

Wieder starrte Ash auf die Bühne. Noch immer hatte sich nichts getan. Wie bestellt und nicht abgeholt stand dort oben das Mikrophon.

„Es tut mir gar nicht Leid, wenn ich euch habe warten lassen.“, erklang Squalls Stimme über die Lautsprecher des Saals, „aber ich hatte noch einen dringenden Termin mit meinem Kopfkissen.“

Sofort war Gelächter zu hören. Dann betrat er die Bühne. Seine Uniform saß wie angegossen und neben ihm betrat Rinoa das Sichtfeld. Ein cremefarbenes Kleid, das ihr bis zur Mitte der Oberschenkel ging. Angeblich trug sie das Kleid schon damals, als sie Squall kennen gelernt hatte.

„Aber da ich nun schon mal hier bin, sollten wir anfangen.“, sagte der Direktor mit einem leisen, feierlichen Ton in der Stimme.

Er winkte den Neuen zu und nacheinander betraten sie die Bühne. Die Reihenfolge war kurz vor Beginn des Balls ausgelost worden.

Ash fühlte sich mehr als unwohl, da er der Erste war, der auf den Präsentierteller kam. Vorsichtig sah er zur Seite und sah in die Gesichter der SEEDs. Zu seinem Leidwesen erkannte er mehr und mehr Abneigung. Sie würden ihnen den Abend, wie immer, verderben.

Es dauerte nur eine gute Minute, auch wenn es sie wie Stunden anfühlte. Doch letztendlich standen sie in Reihe und Glied auf der Bühne, die Augen auf die restlichen Gäste gerichtet. Erneut brandete ihnen eine Welle entgegen, die alles andere als Akzeptanz bedeutete.

„Meine Damen und Herren.“, sagte Rinoa plötzlich, „Hiermit möchte ich sie alle zum Diesjährigen Abschlussball begrüßen.“

Langsam trat sie vor Ash und die anderen und sah zu den anderen Hinab. Und schlagartig änderte sich der Ausdruck in ihren Gesichtern. Auch wenn sie sie nicht freudestrahlend ansahen, so war doch wenigstens das hochnäsige verschwunden und einem neutralen Ausdruck gewichen.

Entweder Rinoa hat sie verzaubert, oder mit einem Blick den Tod versprochen, raste es durch Ashs Kopf. Egal was es nun war, jetzt fühlten sie sich wesentlich besser.

„Ich würde sagen, wir lassen das ganze Gerede weg und kommen gleich zur Ausgabe.“, meinte Squall und gesellte sich zu Rinoa.

Dann traten Shou und Niida auf die Bühne. Beide mit einem Tablett voller Schriftrollen. Um jede war ein rotes Band gewickelt und mit dem Siegel des Gardens geschlossen. Feierlich stellten sie sich neben Squall und flankierten diesen. Dann wandte sich der Direktor um und ging die Reihe vor, bis er vor Ash stand. Ein breites Grinsen stand dem Direktor im Gesicht.

Niida trat neben ihn und hielt ihm das Tablett hin. Ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen nahm er die oberste Rolle und hielt sie Ash hin. Vorsichtig griff dieser nach ihr und langsam schloss sich seine Hand um das Papier. Doch Squall lies nicht los. Stattdessen lehnte er sich ein Stück vor.

„Eigentlich sollte ich dich in einer Einzelzelle verrotten lassen.“, sagte er ernst, „Aber dann würden wir dein Unglaubliches Talent einfach wegwerfen.“

Erst nach diesem Satz ließ er die Rolle los und ging zum Nächsten. Dort wiederholte er die Prozedur. Für jeden hatte er noch einen letzten Rat oder aufmunternde Worte.

Und endlich verstand Ash, warum seine Vorgänger ihn so mochten. Er konnte ein ganz schöner Arsch sein, aber das war nur gespielt, dass hatte er nun verstanden. Im Grunde war er ein herzensguter Mensch. Ein fähiger Anführer, zu dem man nur aufsehen konnte.

Langsam sah er sich im Saal um. Und nacheinander fand er die Gesichter der Helden. Die Gruppe, die damals mit ihrem Direktor gegen Artemesia gekämpft und Gewonnen hatten. Jene SEEDs, die ihn Ausgebildet hatten. Sie alle hatten große Heldentaten vollbracht: die Hexe Edea gestürzt, ein Bündnis zwischen den großen Ländern geformt, die Hexe Adell besiegt.

Und doch waren sie so normal.

Wenn er es nicht gelesen und gehört hätte, hätte er es nicht geglaubt. Und nun stand er hier oben. Ebenfalls ein SEED.

Würde er auch solche Heldentaten vollbringen?

Aber lange konnte er nicht mehr darüber nachdenken.

„Damit wären wir mit der Ausgabe am Ende.“, sagte Quall und schritt die Reihe wieder zurück, das Gesicht den anderen zugewandt.

„Lasst den Abschlussball beginnen.“, sagte Rinoa, während sie zu ihrem Verlobten ging.

Hastig huschten die frisch gebackenen SEEDs von der Bühne. Keine Sekunde zu Früh. Als Ash die letzte Stufe hinter sich gelassen hatte konnte er Zischen hören. Neugierig sah er zurück und staunte nicht schlecht, als sich Teile der Bühne geöffnet hatten.

„Ich möchte um eine Freundliche Begrüßung bitten.“, rief Squall und sprang kurzerhand von der Bühne.

Schon im nächsten Moment erhoben sich daraus die Musiker, die seit mehreren Jahren den Ball begleitet hatten. Angeführt von Cifer, Fu-Jin und Rai-Jin. Im Laufe der Jahre hatten sich viele Gefunden, die bei dieser Zeremonie mitwirkten. Es war schon ein imposanter Anblick, wie dort standen. Erneut sah sich Ash um. Die ganze Tanzfläche hatte sich schon mit Paaren gefüllt. Alles hochrangige SEEDs. Auch dieses Jahr würden sie es den Neuen nicht leicht machen Anerkennung zu finden.

Und dann entdeckte er etwas Ungewöhnliches. Weiter hinten sah er drei bekannte Gesichter, die er hier aber niemals erwartet hatte. Schnellen Schrittes machte er sich auf. Der halbe Saal lag vor ihm und die Leute standen Dicht genug, um wie eine Wand zu wirken. Doch mit einem Dutzend Entschuldigungen und dem Vorsichtigen Gebrauch von Schultern und Ellenbogen kam er letztendlich an sein Ziel.

„Was macht ihr denn hier?“, fragte er die Drei überrascht.

Verwundert sahen sie ihn an, doch dann lächelten sie freundlich.

„Wir haben ein längeres Gespräch mit deinem Direktor hinter uns. Er hat gesagt, dass wir bleiben können.“, erklärte Biggs.

„Wir können nicht in Galbadia Bleiben und auch sonst haben wir keinen Platz.“, erklärte Jesse traurig, „In Galbadia sind wir Kriegsverbrecher, auf die nur das Erschießungskommando wartet. Wenn das AGM uns in die Hände bekommt ergeht es uns nicht anders. Und in Trabia und Esther kennen wir uns nicht aus.“

„Also hat dein Chef uns kurzerhand zum Sicherheitsdienst gesteckt.“, schloss Wedge den Bericht.

Ash freute sich wirklich, dass die drei im Garden eine Chance erhielten. Sie waren keine Schlechten Menschen, das hatten sie in Timber bewiesen.

„Und er hat uns eine Ausbildung zum SEED angeboten. Aber uns reicht der Sicherheitsdienst.“, meinte Biggs und musterte Ash eingehend.

„Wie fühlt man sich so als SEED?“, fragte der große Mann neugierig.

„Ihr werdet Lachen, aber es fühlt sich nicht anders an.“, erwiderte Ash Lächelnd.

„Hast du denn keine Zweifel, ob das richtig ist, was du tust?“, fragte Jesse neugierig.

„Doch klar. Aber ich habe meinen Grund gefunden, diesen Weg zu gehen.“, erwiderte Ash offen.

„Dann erzähl mal.“, meinte Wedge neugierig und betrachtete ihn eingehend.

„Ich will die Menschen beschützen. Vor Monstern und vor sich selbst.“, sagte Ash und wartete auf eine Reaktion der drei.

„Wie bist du darauf gekommen?“, erkundigte sich Biggs neugierig.

„Die Situation mit dem Mädchen in Timber ist mir in den Sinn gekommen. Und, ihr könnt ruhig Lachen, aber sie hat mir im Traum gedankt.“, sagte der SEED leise.

„Warum sollten wir da lachen? Wir haben ähnliche Erlebnisse hinter uns und auch unser Ziel war das Beschützen.“, sagte Biggs und schlug Ash freundschaftlich auf die Schulter.

„Nur leider sind wir dann auf die Lügen des AGM hereingefallen und standen plötzlich bei denen, die wir aufhalten wollten.“, erklärte Wedge offen.

„So schnell kann es gehen.“, meinte Ash grinsend, „Aber ihr seid hier in Sicherheit, solange der Direktor das will.“

„Und das will er.“, erklang Squalls Stimme plötzlich hinter ihm.

Langsam dreht Ash sich um. Squall und Rinoa standen hinter ihnen.

„Guten Abend, Sir.“, sagte er zu Squall und wandte sich dann zu Rinoa, „Auch euch einen schönen Abend, werte Lady.“

Rinoa grinste ihn an.

„Warum denn so höflich?“, fragte sie belustigt.

„Hexe klang in dem Moment etwas falsch.“, erwiderte Ash und kratzte sich am Kopf.

Plötzlich schwieg die Musik. Neugierig drehten sich alle Anwesenden in Richtung Bühne. Die Tanzfläche war wie leer gefegt. Plötzlich trat eine junge Frau aus der Masse. Sie ging in Ashs Klasse und das konnte nichts Gutes bedeuten. Das knöchellange Kleid war seitlich geschlitzt und perfekt fürs Tanzen geeignet.

„Was haben die denn jetzt schon wieder vor?“, fragte Squall und klang ein wenig genervt.

„Beruhig dich, Schatz, du wirst es schon früh genug sehen.“, erwiderte Rinoa grinsend.

Nun stand die junge Frau in der Mitte der Tanzfläche und sah sich suchend um.

„Auf wen wartet sie?“, fragte sich Ash leise.

Doch dann war es schon zu spät. Ein Stoß in seinen Rücken ließ ihn zwischen den SEEDs nach vorne Taumeln. Als er sich wieder gefangen hatte stand er auch schon auf der Fläche, nur ein paar Schritte von der Tänzerin entfernt. Hastig drehte er sich um und suchte den Schuldigen. Es überraschte ihn hingegen gar nicht, als sein Ausbilder ihn angrinste.

„Sollen wir?“, fragte die Tänzerin.

„Habe ich denn eine andere Wahl?“, erwiderte er die Frage und drehte sich um.

Sie setzte ein schelmisches Grinsen auf und antwortete mit einem kurzen, eindeutigem „Nein“.

Dann setzte die Musik wieder ein, erst leise wie ein Flüstern, aber immer lauter werden. Und Ash wollte Xell am liebsten erwürgen, als er die Musik erkannte. So einen Tanz vor allen Anwesenden zu vollführen grenzte schon an Körperverletzung, besonders wenn jemand Besonderes dabei war.

Noch einmal lies Ash seinen Blick über die Anwesenden wandern. Dann sah er ihre roten Augen. Vine sah ihn verwirrt an. Er versuchte sich Still zu entschuldigen und hoffte, dass sie es verstand.

Dann wandte er sich seiner Tanzpartnerin zu.

„Bringen wir es hinter uns.“, sagte er trocken.
 

„Was wird das?“, fragte Vine ihre Umgebung.

Sam und Niko standen grinsend neben ihr.

„Glaub mir, das wird die Hölle für ihn.“, sagte Sam ohne sein Grinsen zu verbergen.

„Da hat sich Xell aber was ganz schön böses ausgesucht.“, stimmt Niko dem Großen zu.

„Was soll das?“, fragte Vine erneut, diesmal energischer.

„Xell will das er Tanz.“, erörterte Sam das offensichtliche.

„Tango.“, ergänzte Niko grinsend.

Ungläubig starrte Vine auf die Tanzfläche. Sie hatte schon einmal einem Paar zugesehen, als sie im Galbadia-Garden für einen Ball geübt hatten. Und dieser Tanz war wirklich nichts Gewöhnliches.

Und dann ging es los. Vine folgte den Bewegungen der Beiden mit den Augen. Es war ein unglaubliches Schauspiel. Als hätten die beiden ihren Lebtag nichts anderes gemacht.

Aber so fasziniert sie auch war, tat es ihr weh. Dieser Tanz versprach gerade zu mehr als ein paar Tanzschritte. Wie sie sich eng aneinander drängten, sich aneinander schmiegten.

„Der gibt sich echt keine Mühe.“, sagte Sam plötzlich und nippte an seinem Sekt.

„Was willst du auch erwarten?“, fragte Niko neugierig, „Wenn es Vine gewesen wäre, würde er sich nicht zurückhalten.“

Ungläubig sah sie von einem zu anderen.

„Er hält sich zurück?“, fragte sie vorsichtig.

„Ja, er war der beste aus der Klasse. Auch wenn er diesen Tanz immer gehasst hatte, gerade wegen der Nähe, hatte er alle in die Tasche gesteckt.“, erklärte Niko offen.

Wieder sah sie zu dem tanzenden Paar. Und jetzt bemerkte sie es. Ash Bewegungen wirkten, im Gegensatz zu seiner Tanzpartnerin, verkrampft.

Wieder trafen sich ihre Blicke. Und nun verstand sie auch den Ersten. Er wollte sich dafür entschuldigen. Unmerklich setzte sie ein Lächeln auf und nickte Schwach. Schon im nächsten Augenblick erwidere er die Geste.

Plötzlich waren seine Bewegungen fließender, entspannter. Jetzt zeigte er, was er konnte. Und auch wenn Vine am liebsten mit der Tänzerin getauscht hätte, konnte sie den Blick nicht davon abwenden. Jede Bewegung, jede Berührung war sinnlich, verführerisch.

„Endlich hat er den Dreh wieder raus.“, erklang Xells Stimme neben ihr.

„Entschuldige, ich wollte dir den Abend nicht verderben.“, sagte er nun an Vine gerichtet, „Aber ich wollte den alten SEEDs endlich mal zeigen, was die Neuen so drauf haben. Und er ist ein Paradebeispiel.“

„Es geht schon.“, erwiderte sie und rang sich zu einem Lächeln, „Aber warum kann es das so gut?“

„Ich habe sie verschiedene Tänze lernen lassen. Walzer, Tango, Samba und einige mehr.“, erklärte er offen, „Ich habe gedacht, dass es ihnen helfen würde, ein Gefühl für ihren Körper und den des Gegenüber zu geben. Und siehe da, es hat funktioniert.“

Mit einem schnellen Blick sah sie ihn an. Ein breites Lächeln stand in seinem Gesicht, während er sich im Raum umsah. Sie folgte seinem Blick und versuchte nicht an dem Tanzpaar hängen zu bleiben. Auch wenn es sie einige Überwindung kostete wollte sie den Anblick doch nicht vermissen.

Die Alteingesessenen SEEDs standen da und staunten nicht schlecht. Einigen stand sogar der Mund ein Stück offen. Damit schienen sie nicht gerechnet zu haben. Aber um ehrlich zu sein glaubte Vine nicht daran, dass irgendjemand damit gerechnet hättet.

Plötzlich verstummte die Musik. Ruckartig sah sie wieder auf die Tanzfläche. Ash und die Tänzerin schienen in der Bewegung eingefroren zu sein. Vine hingegen konnte die beiden nur ungläubig ansehen. Sein Arm lag um ihrer Hüfte und ihr Bein um seiner. Sie hatte sich so weit zurück gelehnt, dass man denken konnte, dass sie gleich stürzte. Ihre Arme waren nach hinten ausgestreckt, während sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem Bauch entfernt war.

Vor ihrem inneren Auge veränderte sich die Szene plötzlich drastisch. Sie hatte mit der Tänzerin getauscht. Schlagartig schoss ihr das Blut ins Gesicht.

Die Szene war für mehrere Sekunden eingefroren, bis die Anwesenden begannen zu Applaudieren.

Auch Vine stimmte in diesem Sturm mit ein.

„Vine?“, hörte sie eine zu bekannte Stimme hinter sich.

Als sie sich umdrehte sah sie in das Gesicht ihres Ausbilders Irvine Kinneas.

„Kann ich kurz mit dir sprechen?“, fragte er vorsichtig.

Und an seinem Tonfall merkte sie schon, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.
 

Vorsichtig richtete sich Ash wieder auf. Er hätte sie auch einfach loslassen können, aber das war nun mal nicht seine Art. Er half ihr wieder in einen sicheren Stand und verbeugte sich dann.

Endlich hatte er diese Tortur hinter sich. Aber es schien wirklich Eindruck geschunden zu haben. Suchend sah er sich nach Vine um, fand sie aber nirgends. Schnellen Schrittes war er bei Xell.

„Wo ist Vine?“, fragte er ohne Um schweife.

Er antwortete nicht, sondern zeigte hinter sich auf den Ausgang. Ash drängte sich durch die noch immer applaudierenden Anwesenden und ignorierte ihre Glückwünsche über die erbrachte Leistung und die freundschaftlichen Schläge auf die Schulter. Seine Gedanken waren ein heilloses Durcheinander. Warum war sie gegangen? Hatte er sie mit dieser Tanzeinlage verletzt? Hatte er ihren Blick und das Lächeln falsch gedeutet?

Endlich hatte er es geschafft sich aus dem Saal zu kämpfen. Dann sah er sie schon. Sie sah hinauf zu den Sternen, die Hände hatten sich fest um das Geländer gelegt. Vorsichtig ging er auf sie zu.

„Vine?“, fragte er leise, „Ist alles in Ordnung?“

Es war eine der dümmsten Fragen, die er stellen konnte. Aber was sagte man in so einer Situation?

Vorsichtig sah sie ihn an. Ihre Augen waren gerötet und eine dünne Spur Tränen war noch zu erkennen.

Sofort verkrampfte sich sein Herz.

„Nein, ist es nicht.“, sagte sie plötzlich, mit einem bitteren Ton in der Stimme.

Langsam sah Ash auf und in ihre Augen. Trauer und Wut spiegelten sich darin. Er wollte gerade etwas sagen, da fuhr sie fort.

„Ich muss Morgen zurück nach Galbadia.“

Und kaum hatte sie das Gesagt, drehte sie sich zu ihm.

Ash brauchte einige Sekunden um das gehörte zu verstehen.

„Aber warum?“, fragte er leise.

„Befehl vom Direktor.“, erwiderte sie ebenfalls leise, „Alle sollen zurück in den Garden kommen.“

Langsam ging er auf sie zu.

„Du könntest Squall fragen, ob du nicht hier bleiben kannst.“, platzte es aus Ash heraus.

„Keine Chance.“, erwiderte sie und lächelte schwach, „Wenn unser Direktor sich etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er nicht mehr los.“

Endlich hatte er sie erreicht. Wenige Zentimeter trennten sie nur noch. Nein, er wollte sie nicht gehen lassen. Und wenn er sich dafür gegen den ganzen Galbadia-Garden stellen musste.

Vorsichtig legte er seine Arme um sie und zog sie an sich heran.

Es gab noch etwas, was er ihr sagen wollte. Aber er wusste, dass er damit keinem helfen würde. So begnügte er sich mit dem Gefühl, sie in den Armen halten zu können.

„Ich will nicht weg von hier.“, flüsterte sie, „Ich habe hier endlich Freunde gefunden.“

Langsam schloss sie ihre Arme um Ash und schmiegte sich an ihn.

„Ich habe dich gefunden.“

Auch wenn er diese Worte gehört hatte, verstand er sie nicht. Schmerz hatte den Verstand betäubt, jegliches denken ausgeschaltet.
 

Sekunden wurden zu Minuten. Regungslos standen Ash und Vine in ihrer Umarmung. Weder hörten sie auf das Kichern der Vorbeigehenden, noch das was sie sagten. Für einen Moment gehörte ihnen ihre eigene kleine Welt.

„Zu schade, dass sie schon gehen muss.“, erklang eine Männerstimme.

Ash sah auf. Aus Richtung des Saals kam eine Gruppe von Männern. Den Uniformen nach waren SEEDs.

„Da hast du recht.“, erwiderte ein anderer, „Da müssen wir ja zusehen, dass wir heute noch auf unsere Kosten kommen.“

Rasch hatte Ash die Umarmung gelöst und fuhr herum. Sein Gefühl, dass der Abend doch anstrengend werden sollte, schien sich zu bewahrheiten.

„Lasst sie in Ruhe.“, sagte er ernst.

Er versuchte sich seine innere Zerrissenheit nicht anmerken zu lassen. Im Endeffekt war es aber nutzlos, da sie bestimmt genug gesehen und gehört hatten.

„Willst du denn wirklich zulassen, dass sie verletzt wird?“, fragte der Anführer der Gruppe.

Nein, das war das letzte, was er wollte. Er würde sie nicht an sie heran lassen, soviel war sicher.

„Verschwinde.“, befahl er ihr.

„Ich lass dich nicht alleine!“

„Sie wollen dich, also verschwinde!“, sagte er nun energischer, „Ich werde schon mit ihnen fertig.“

Ash sah über die Schulter in ihre besorgten Augen und grinste.

„Vergiss nicht, ich hab schon schlimmeres Überstanden.“

Sie nickte schwach und ging langsam rückwärts. Ash hingegen richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Gegenüber.

Die Gruppe umfasste ein ganzes Dutzend. Langsam kamen Ash Zweifel, dass er sich doch übernommen hatte. Gegen Anwärter hätte er kaum Probleme gehabt, aber das hier waren professionelle Söldner. Aber er musste Vine wenigstens Zeit verschaffen.

„Tja, dein Pech.“, sagte der Anführer der Gruppe.

Und im Nächsten Moment hörte er hinter sich einen Schrei. Panisch fuhr Ash herum. Als er Vine sah weiteten sich seine Augen vor Schreck. Hinter ihr Stand ein weiterer Mann und hielt ihr ein Messer an die Kehle.

„Ich würde sagen, wir schnappen uns erst den Kleinen.“, schlug einer vor, „Dann können wir diesem Möchtegern-Ausbilder zeigen, dass er doch nichts kann.“

„Gute Idee.“, stimmte der Erste zu, „Und dann können wir mit der Kleinen unseren Spaß haben.“

„Das werde ich nicht zulassen.“, erwiderte Ash aufgebracht.

Wenn sie etwas gegen Xell hatten, hätten sie ihn gleich angreifen können. Aber das sie auch noch Vine da mit hinein zogen war zu viel.

„Ach ja, nur zur Warnung.“, wandte sich der Anführer an Ash, „Wenn du zurück schlägst, kriegt deine Süße ein neues Grinsen.“

Während er das sagte zog er mit den beiden Zeigefingern eine Linie, vom Mund bis zu den Ohren.

Und Ash wusste, dass er es befehlen würde. Damit verringerten sich seine Chancen geradezu auf null.

Dann begann der Tanz.
 

„Ash.“, flüsterte Vine leise, doch dann war schon wieder das Messer an ihrer Kehle.

„Halt die Klappe!“, befahl der Mann leise und streng.

Aber sie machte sich keine Sorgen um sich. Am liebsten hätte sie ihm zugerufen, dass er keine Rücksicht nehmen sollte. Aber sie wusste, dass er das nicht tun würde. Stumme Tränen kämpften sich den Weg an die Oberfläche, während sie dem schrecklichen Schauspiel folgen musste.

Die Gruppe stürzte sich ohne Vorwarnung auf ihn. Beine und Arme, Schläge und Tritte aus allen Richtungen. War er einem Angriff ausgewichen trafen schon zwei weitere. Und sie würden nicht von ihm ablassen, wenn er am Boden liegen würde.

„Sieht so aus, als würde dein Freund sang und Klanglos untergehen.“, sagte ihr Peiniger freudig.

Vine wäre am liebsten zusammengebrochen. Aber sie durfte keine Schwäche zeigen. Sie dürfte sich nicht brechen lassen.

„Und danach bist du dran.“, flüsterte er in ihr Ohr.

Sie schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Es musste doch einen Ausweg geben.

Plötzlich war das Messer verschwunden und sie stolperte nach vorne. Ein paar Arme fing sie auf.

Verwirrt sah sie auf und in Jesses grüne Augen.

„Was?“, war das einzige, was sie sagen konnte.

Dann drehte sie sich um. Der SEED kniete am Boden, die Arme in einer schmerzhaften Pose nach hinten gezogen, und in seinem Rücken entdecke sie Wedge.

„Alles in Ordnung bei dir?“, hörte sie die Frage der jungen Frau.

Aber ihre Gedanken schossen Schlagartig weiter. Sie fuhr herum und Schrie seinen Namen.
 

Ash kniete am Boden und hielt sich den Bauch. Der letzte Tritt war doch kräftiger als er erwartet hatte. Als er auf sah näherten sich schon die nächsten beiden Angreifer. Aber er war am Ende. Es waren zu viele, zu kräftige Treffer in zu kurzer Zeit. Kaum war ein Angriff erwischten ihn mehrere in kurzer Folge. Hätte er nur für sich gekämpft wäre er nicht so sang und klanglos untergegangen. Aber da sie Vine hatten, blieb ihm kaum eine Wahl.

Der Rest der Gruppe hatte sich ein Stück zurückgezogen um ihren beiden Kameraden nicht im Weg zu sein. Sie hatten gerade zum Angriff angesetzt, dann ging alles zu schnell.

Zwei Schemen schossen an ihm vorbei und beförderten die Angreifen mit einem gezielten Angriff ins Traumland.

„Kann man dich nicht einmal alleine lassen?“, fragte der eine.

„Wie hast du denn nur die Prüfung geschafft?“, erkundigte sich die andere.

Ash brauchte einige Augenblicke um die beiden zu erkennen. Sam und Niko grinsten ihn an als wäre nichts gewesen.

„Drei gegen Zehn! Ihr seid immer noch in der Unterzahl!“, reif der Anführer siegessicher.

„Wir wollten ihm nur eine kurze Pause verschaffen.“, sagte Niko und wandte sich zum gehen.

„Außerdem steht es Zehn zu zwei, also denkbar schlecht für euch.“, setzte Sam hinzu und folgte seinem Freund.

„Zwei?“, fragte Ash leise, ohne den Blick von seinen Gegnern abzuwenden.

Plötzlich packte ihn eine Hand am Oberarm und zog ihn auf die Beine.

„Alles noch dran?“

Ash sah verwirrt zur Seite. Sein Ausbilder grinste ihn unbekümmert an. Plötzlich rückte all das in den Hintergrund. In einem Ruck fuhr Ash herum. Vine saß am Boden und sah ihn mit verwässerten Augen an. Neben ihr kniete Jesse, ein Messer kampfbereit in der Hand. Ein Stück hinter den beiden erkannte sie den hinterhältigen Angreifer und Wedge, der ihm inzwischen Hand und Fußfesseln angelegt hatte.

„Ja, jetzt ist alles in Ordnung.“, antwortete Ash und wandte sich wieder nach vorn.

Langsam und sicher ging er in Richtung der Angreifer.

„Zu dumm für euch, dass ich mich nicht mehr zurückhalten muss.“, sagte er wütend.

Ein wütender Befehl wurde gebrüllt, dann kam die Meute schon auf die beiden Kämpfer zu.

„Zeigen wir ihnen, was wir können.“, sagte Xell mit fester Stimme.

„Gerne.“, erwiderte Ash ruhig.

Doch dann brach seine ganze Wut aus ihm heraus.
 

Vine Traute ihren Augen nicht. Ash und sein Ausbilder wütenden zwischen ihren Gegner wie zwei Berserker. Sie steckten einen Treffer nach dem anderen ein, doch diese schienen wirkungslos an ihnen zu verpuffen. Es dauerte höchstens drei Minuten, da lagen acht der zehn Kampfunfähig am Boden. Unter den beiden letzten war auch der Anführer dieses Überfallkommandos.

„Bin ich froh, dass ich nicht mehr auf der anderen Seite stehe.“, sagte Wedge beeindruckt.

„Kannst du Laut sagen.“, stimmte Jesse bei.

Vine betrachtete die Szene schweigend. Der Schock saß immer noch tief.

Aber es war noch nicht vorbei.

„Schnapp dir die Göre und mach sie kalt!“, Befahl der Anführer plötzlich.

Und der andere folgte dem Befehl sofort. Ohne Vorwarnung sprintete er los. Im Rennen schickte er Xell mit einem Schlag des Ellenbogens auf die Bretter. Ash sprang in seinen Weg, doch es war vergebens. Kaum hatte der junge SEED den Boden berührte, traf ihn schon die Faust wie ein Dampfhammer und lies ihn zusammenbrechen.

Plötzlich war Bewegung in die Galbadianerin gekommen. Jesse rannte geduckt auf den Mann zu, das Messer bereit zum Streich, jedoch vergebens. Geschickt wich der andere aus und seine Faust traf ungebremst ihren Kopf.

Sie hörte Wedge hinter sich schreien, dann war er auch schon an ihr vorbei. Diesmal versuchte sein Gegner nicht einmal auszuweichen. Wedge ließ seine Faust gerade nach vorne schnellen. Aber für den Kampferprobten SEED war er viel zu langsam. Binnen eines Wimpernschlages hatte er den Arm des Galbadianers abgefangen und seine Hand wie einen Schraubstock darum gelegt. Schon im nächsten Moment riss er den Mann herum und lies ihn unsanft gegen den Wand schlagen.

„Und jetzt zu dir.“, sagte der SEED und drehte sich in ihre Richtung.

Zwei Schritte ging er normal, dann sprintete er. Vine war unfähig sich zu bewegen, wegrennen war in den Schuhen unmöglich und sie brauchte es auch nicht mit einem lächerlichen Angriff versuchen. Dieser Mann war ein Profi.

„Jetzt hab ich dich!“, schrie er und streckte seine Hand nach ihr aus.

Wie in Zeitlupe kam sie näher, Millimeter für Millimeter. Sie konnte seine Hand schon an ihrem Hals fühlen, wie er langsam und genüsslich zudrückte.

„Glaube ich nicht.“, sagte plötzlich jemand neben ihm.

Schlagartig lief die Zeit wieder in normalem Tempo. Plötzlich war in ihrem Sichtfeld ein Bein, was ungebremst auf seinen Magen traf. Die Reaktion seines Körpers wirkte Grotesk, wie ein Klappmesser, das auf die Letzten Millimeter klemmte. Arme und Beine wurden nach vorne gerissen, als sein Körper auf das Hindernis traf. Dann war das Bein wieder in Bewegung und setzte seine Reise noch ein Stück fort, schleuderte den Gegner zu Boden.

„Bist du verletzt?“, hörte sie die Stimme.

Verwirrt sah sie zur Seite.

Eine dünne Spur Blut lief von der Schläfe abwärts. Sie hatte das blonde Haar am Ansatz rot gefärbt und tropfte am Kinn ungehemmt auf die schwarze Uniform-Jacke. Nur langsam konnte sie den Blick davon abwenden und ihrem Gegenüber ins Gesicht sehen. Vorsichtig hob sie die Hand und strich ihm eine Verirrte Strähne aus dem Gesicht.

„Mir geht es gut.“, erwiderte sie leise, bevor sie sich an ihn lehnte.

„Danke, Ash.“
 

Gerade noch rechtzeitig hatte er sich gefangen. Auch wenn Jesse und Wedge ihn nicht aufhalten konnte, so hatten sie ihm doch wichtige Sekunden verschafft.

Und er hatte ihn noch rechtzeitig erreicht und Ausgeschaltet. Als er dann noch Vines Stimme hörte fiel ihm endgültig ein Stein vom Herzen. Er wollte nicht mehr als sie nur noch ihn seine Arme zu schließen und diesen ganzen Tag abschließen.

„Irgendwann kriege ich euch!“, schrie plötzlich jemand.

Ohne Hektik sahen die beiden in die Richtung. Der Anführer der Gruppe suchte gerade das Weite und hastete den Gang entlang.

Plötzlich schoss ein Arm um die Ecke und traf ihn am Brustkorb. Unsanft landete er auf dem harten Boden.

„Doch gut, dass ich immer die Armwaffen hatte.“, hörten sie eine Neue Stimme.

Biggs kam um die Ecke geschlendert und rieb sich den Unterarm.

„Und sowas nennt sich SEED, da sind die Anwärter ja noch anspruchsvoller.“, meinte er grinsend, bevor er ihn in Ketten legte.

Zusammenkunft

Zitternd lag er im Bett. Die letzten Tränen trockneten, doch die Nächsten kündigten sich schon an. Seine Augen brannten wie Feuer. Aber er konnte nichts tun. Die ganze Nacht über war er von einem Zusammenbruch in den nächsten geraten. Auch wenn er das Gefühl hatte keine Tränen mehr zu haben rannen sie doch noch immer.

Warum musste das passieren, fragte er sich die ganze Nacht. Immer und wieder dieselbe Frage.

Warum nur?

Schon brachen die nächsten Tränen hervor, gefolgt von schluchzen und dem Gefühl zu zerbrechen. Vielleicht wäre es sogar besser so. Einfach zerbrechen, wie ein Glas, was fallen gelassen wird. Einfach alles beenden.

Keine Sorgen.

Keine Schmerzen.

Aber etwas in ihm sagte, dass er weiter machen sollte, musste.

Wieder versuchte er die Augen zu schließen und wenigstens ein paar Minuten zu schlafen. Aber sofort war wieder ihr Gesicht vor seinem, ihre Augen, die ihn Traurig ansahen.

„Ich muss zurück.“, sagte sie und verschwand, löste sich auf wie Rauch.

Ash wollte einfach nur schreien, um sich schlagen, irgendwas machen. Aber egal was er tat, es würde doch nichts ändern.

Tausend Dinge rasten ihm durch den Kopf. Tausend Worte, die er ihr sagen wollte. Tausend Dinge, die er mit ihr machen wollte. Tausend Kleinigkeiten, die sein Leben lebenswert gemacht hätten. Ein Leben, was mit einem Mal zerbrach und ihn auf das Nagelbrett der Realität stürzen lies.

Langsam stand er auf und taumelte ins Badezimmer. Spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und hoffte, dass es helfen würde.

Doch kaum hatte er sein Bett wieder erreicht, begann der Schmerz von neuem.
 

„Was war gestern Abend los?“, fragte Rinoa und betrachtete ihren Verlobten.

„Ein paar SEEDs haben es übertrieben und der Sicherheitsdienst hat eingegriffen.“, erwiderte er ruhig und widmete sich wieder seinem Frühstück.

„Das mein ich doch gar nicht.“, meinte Rinoa und sah Squall beleidigt an.

Dieser hielt in der Bewegung inne und sah sie verwirrt an. Doch nach wenigen Sekunden legte er das Brötchen auf den Tisch und dachte nach. Er wusste genau, was sie meinte, doch das Problem war die Formulierung.

„Ich habe gestern ein Fax vom Galbadia-Garden bekommen.“, begann er schließlich, „Der Direktor hat seine SEEDs zurückgerufen.“

Einige Augenblicke verstrichen, bevor Rinoa reagierte.

„Er hat was?“, fragte sie ungläubig, „Und was denken sie darüber?“

„Das ist egal.“, erwiderte Squall, wofür er einen tödlichen Blick von Rinoa erntete, „In der Nachricht stand, dass sie unter allen Umständen zurück geschickt werden sollen.“

Schweigend saßen sie sich gegenüber.

Plötzlich schreckte Rinoa auf.

„Aber Vine?“, fragte sie vorsichtig.

Squall schüttelte nur mit dem Kopf.

„Es gefällt mir auch nicht, aber ich will die Beziehung mit dem Garden nicht gefährden. Auch wenn der Direktor uns einiges zu verdanken hat, kann ich da nichts machen.“, erklärte er missmutig.

Ruckartig stand Rinoa auf.

„Du kannst nichts machen?“, fragte sie, obwohl es nach einer Feststellung klang.

Langsam sah Squall auf. Er kannte diesen Tonfall und er bedeutet nichts Gutes.

„Aber ich kann etwas machen.“, sagte sie schließlich mit einem hinterhältigen Grinsen.

Im nächsten Moment verschwand sie aus der Tür.

„Wo sie recht hat.“, meinte Squall nachdenklich.

Er konnte gegen Donna nichts unternehmen. Aber Rinoa gehörte offiziell nichts zum Garden und hatte als weiße Hexe weitaus mehr Spielraum.

Das plötzliche knurren seinen Magens lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf den Tisch. Widerwillig nahm er sein Brötchen und verließ ebenfalls das Zimmer. Es war besser Rinoa nicht unbeaufsichtigt zu lassen. Wer weiß, was in ihrem Kopf wieder vor sich ging.
 

„Willst du dich nicht wenigstens verabschieden?“, erklang die Stimme durch seine Zimmertür.

Er wollte nicht Antworten. Auch wenn er es wollte, so wäre nur ein krächzen heraus gekommen. Er hatte da Gefühl, als hätte er seinen Hals mit einer Schleifmaschine bearbeitet.

„Komm endlich raus, du Feigling!“, rief sein Ausbilder durch die Tür.

Dann krachte es zwei Mal. Scheinbar war die Tür stark genug, um selbst der Wut des impulsiven SEEDs stand zu halten.

Er wollte im Moment niemanden sehen. Er wollte einfach nur, dass die Schmerzen aufhören. Aber da sah er sie wieder vor sich. Er spürte sie, wie sie sich umarmt hatten, hörte ihre Stimme.

Auch wenn er sie verabschiedet hätte, so wäre er dennoch nur ein zerbrochenes Bild seiner Selbst.

Langsam quälte sich Ash auf.

Wieder krachte es an der Tür. Langsam schlich er zur Quelle des Lärms. Wieder ein Schlag, der die Tür erbeben lies. Ohne Vorwarnung öffnete er sie schließlich.

Vor ihm stand sein Ausbilder und hatte weit ausgeholt. Doch als er Ash sah, lies er die Faust sinken. Der wütende Blick verschwand schlagartig und machte einem Entschuldigenden Platz.

Doch bevor er etwas sagen konnte schloss Ash die Tür wieder. Es reichte, wenn sein Ausbilder ihn gesehen hatte.
 

„Wie ist es gelaufen?“, fragte Rinoa neugierig.

„Er ist ein einziges Frack. Hat garantiert die Nacht nicht geschlafen.“, erwiderte er traurig.

„Konntest du mit ihm reden?“

„Kein Wort.“, meinte Xell.

Und zum ersten Mal sah Rinoa den jungen Mann wirklich verzweifelt.

„Ich kann mir vorstellen, wie er sich fühlt. So geht es mir jedes Mal, wenn ich weg muss.“, meinte er geschlagen.

Rinoa ließ sich auf die Couch fallen. Hastig warf sie einen Blick zu Squall. Er saß an seinem Schreibtisch und arbeitete mal wieder, als würde ihn das nichts angehen.

„Kannst du nicht auch mal was sagen?“, fragte Rinoa wütend.

„Keine Zeit.“, erwiderte Squall beiläufig und lächelte sie an.

„Was machst du da überhaupt?“, erkundigte sie sich.

„Lass dich überraschen.“, erwiderte er Grinsend.
 

„Kannst du sie nicht einfach hier lassen?“, fragte Selphie neugierig.

„Wenn ich das machen könnte, hätte ich das schon gemacht.“, erwiderte Irvine geknickt.

Ihnen allen ging das ziemlich nah. Viele Beziehungen gingen im Laufe seiner SEED und Ausbilderzeit schon zu Bruch. Aber das war das erste Mal, das zwei Menschen daran zerbrachen.

„Tust du mir wenigstens einen Gefallen?“, fragte Selphie liebenswürdig, wie es ihre Art war.

„Jeden.“, erwiderte der Cowboy und rang sich ein Lächeln ab.

„Fahr langsam.“, sagte sie lächelnd.

Doch für eine Erwiderung blieb ihm keine Zeit. Stürmisch schlang sie die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich herunter.

„Und komm bald wieder vorbei.“
 

Festen Schrittes ging sie durch den Gang.

Scheinbar musste sie die Sache selber in die Hand nehmen. Ash hatte sich in seiner kleinen Welt verbarrikadiert und würde so schnell nicht heraus kommen. Und sie hatte nicht die Zeit die Tür heraus sprengen zu lassen.

Oder vielleicht doch?

Aber dafür musste sie erst wieder Selphie auftreiben. Und solange Irvine da war, war es aussichtslos.

Dann musste sie halt zu den drastischen Mitteln greifen.

Und während sie durch die Gänge eilte formte sich in ihrem Kopf ein Plan.

„Du bist ein böses Mädchen, Rinoa.“, flüsterte sie und begann zu Grinsen.

Doch die ängstlichen Blicke der Vorbeiziehenden bemerkte sie nicht.
 

Endlich hatte er es geschafft. Er hatte eine viertel Stunde geschlafen ohne einen Zusammenbruch zu erleiden. Aber das machte die Situation immer noch nicht besser.

Langsam griff er neben das Bett und bekam sogar die Flasche zu greifen. Vorsichtig nahm er Schluck für Schluck des stillen Wassers.

Vielleicht schaffte er es sogar, den Tag zu überstehen. Aber dann war ja noch Morgen, gefolgt von Übermorgen. Ein Leben, eine Ewigkeit, die in Scherben liegen würde.

Plötzlich hämmerte es erneut an seiner Tür.

Einfach nicht reagieren, dachte er verzweifelt.

„Ash, ich weiß, dass du da bist!“, drang Rinoas Stimme durch die Tür.

Aber er bewegte sich noch immer nicht. Er wollte einfach keine Menschenseele sehen.

„Du lässt mir also keine andere Wahl, ja?“, meinte die weiße Hexe mit einem ungemütlichen Unterton.
 

Plötzlich schreckte sie auf.

Magie in ihrer reinsten Form drang an die Oberfläche.

Besorgt sah sie in die Ferne, einem alten Gespür folgend und schloss schließlich die Augen. Ihr Geist begab sich auf die Reise. Vor ihrem geistigen Auge raste die Welt, Kreuz und Quer, auf der Suche nach dem Ursprung.

In Sekundenbruchteilen glitt ihr Geist über den galbadianischen Kontinent und über Esther, flog über Trabia. Doch ohne Erfolg.

Dann, plötzlich, sah sie es.

Wie eine riesige Säule wirbelte die Magie umher.

Und in ihrem Zentrum lag der Balamb-Garden.

Langsam öffnete sie ihre Augen und brauchte ein paar Sekunden um sich zu orientieren.

„Beherrsche dich.“, sagte sie leise.

„Was ist los, Schatz?“, hörte sie ihren Gatten fragen.

„Rinoa übertreibt es wieder.“, erwiderte sie gelassen und wandte sich wieder ihrem Tee zu.

„Diese Jugend von heute.“, meinte er schmunzelnd.
 

„Mach jetzt die Tür auf.“, drang Rinoas Stimme an sein Ohr.

Sein Körper reagierte obwohl er es nicht wollte.

Langsam stand er auf und schlich zur Tür. Alle Gegenwehr war vergebens. Er befahl seiner Hand sich nicht zu rühren, aber sie folgte anderen Befehlen.

Und dann glitt die Tür auf.

Eine freundlich lächelnde Rinoa stand vor ihm.

„Darf ich reinkommen?“, fragte sie unschuldig.

„Es gibt doch nur Ärger, wenn du dich an Anwärtern vergreifst.“, erwiderte er mit einem müden Lächeln.

„Wie gut, dass du jetzt ein SEED bist.“, erwiderte sie und betrat sein Zimmer.

Plötzlich hatte er die Kontrolle über seinen Körper zurück. Mit einem Seufzen schloss er die Tür und folgte der jungen Frau. Rinoa hatte es sich bereits in dem Sessel Bequem gemacht.

„Was willst du hier?“, fragte er und klang kälter als beabsichtigt.

„Ich will mit dir reden, das ist alles.“, erwiderte sie lächelnd.

„Dann reden wir.“, erwiderte er geschlagen und setzte sich auf das Bett.

„Warum willst du sie nicht sehen?“

„Weil ich nicht will, dass sie dieses Frack von Wesen sieht, das ich in einer einzigen Nacht geworden bin.“, erwiderte Ash ruhig.

Viel ruhiger als er es für möglich gehalten hat. Zwar spürte er die Trauer und die Tränen, aber er hatte es geschafft sie zu verdrängen. Jedenfalls für den Moment.

„Hast du es ihr gesagt?“, fragte Rinoa im Plauderton.

Verwirrt sah Ash sie an, wusste dann aber was sie meinte.

„Warum denn?“, erwiderte er, „Damit es uns beiden noch schwerer Fällt los zu lassen?“

Schweigend saß Rinoa ihm gegenüber. Für etliche Sekunden herrschte eine unerträgliche Stille.

Dann stand sie langsam auf und ging zum Fenster.

„Du weist gar nicht, was du tust.“, sagte sie plötzlich, „Du tust keinem einen Gefallen, wenn du einfach nur schweigend untergehst.“

„Aber was soll es denn ändern?“, erwiderte Ash fast panisch.

Rinoa drehte sich um, lehnte sich an das Fenster und sah ihn neugierig an.

„Was soll ich ihn denn sagen? Dass sie das Beste ist, was mir passiert ist? Dass ich es nicht ertragen kann, dass sie geht? Dass ich das Gefühl habe zu sterben, wenn sie nicht da ist?“, sprudelte es aus dem SEED heraus.

„Zum Beispiel.“, erwiderte Rinoa gelassen, „Und warum glaubst du, dass du sie nie wieder sehen würdest? Es gibt etliche Austauschprogramme zwischen den Garden.“

Langsam ging sie zu Ash und legte ihm die Hand auf die Schulter.

„Und wenn du es ihr gesagt hast, kannst du dich doch umso mehr freuen, wenn ihr euch wiederseht.“, sagte sie aufmunternd, „Bei Irvine und Selphie ist es das selbe. Wenn einer den anderen Besucht, brauchst du gar nicht zu hoffen sie zu treffen.“

Aber Ash blieb regungslos sitzen. In seinem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Alle möglichen Szenarien rasten durch seine Gedanken und erschienen vor seinen Augen. Von einem Happy End bis zur Tragödie.

„Wenn du dich beeilst kannst du sie noch sehen.“, sagte Rinoa leise, „Dann kannst du es ihr sagen.“

Schlagartig war Ash aus seiner Starre gelöst.

„Ja, das werde ich.“, sagte er leise.

Schon im nächsten Moment war er aufgesprungen und aus der Tür gestürmt.

Rinoa setzte sich in den Sessel und schmunzelte.
 

Langsam fuhren sie in Richtung Balamb-Stadt. Zwei Autos mit den frisch gebackenen SEEDs, ihrem Ausbilder und drei Mitgliedern des Sicherheitsdienstes.

Vine saß auf dem Beifahrersitz des ersten Wagens und starrte auf die Armaturen. Sie spürte, wie die Fahrerin, eine Weißhaarige Frau mit Augenklappe, sie ansah.

„Bedrückt?“, fragte sie plötzlich.

Vine schreckte hoch und sah sie verwirrt an.

„Verletzt trifft es eher.“, erwiderte Vine und versuchte die Traurigkeit aus ihrer Stimme zu verbannen.

Mehr schlecht als Recht wohlgemerkt.

„Warum?“, fragte die Frau wieder in einem monotonen, maschinenhaften Ton.

„Ich habe gehofft noch jemanden zu sehen.“, erklärte die Rotäugige und spürte, wie es ihre Kehle zusammenschnürte, „Leider vergebens.“

„Ash.“, meinte die Weißhaarige emotionslos.

„Ja, ich habe gehofft, ihn noch einmal zu sehen.“, ergänzte Vine, „Dass ich ihm vielleicht etwas bedeute.“

Plötzlich merkte Vine, dass das Auto langsamer wurde. Und von einer Sekunde auf die andere fing die Fahrerin an zu Lachen. Kein kaltes, emotionsloses Lachen, sondern ein herzhaftes, lebendiges.

„Hätte ich gewusst, wie egal ich ihm bin...“, begann Vine traurig.

„Wenn du wüsstest.“, erwiderte die Fahrerin offen.

Verwirrt sah Vine die Frau an. Vine wurde nicht schlau aus ihr. Im ersten Moment wirkt sie wie eine Maschine, kalt und effizient, und dann schlägt ihre Stimmung und Verhalten um hundertachtzig Grad.

„Was soll ich wissen?“, erkundigte sich Vine aggressiv.

„Das Ash bis über beide Ohren in dich Verknallt ist.“, sagte sie lächelnd.

„Aber warum ist er dann nicht gekommen um sich zu verabschieden?“

„Weil er wie ein Häufchen Elend in seinem Quartier in sich versunken ist.“, sagte sie plötzlich, „Ich hatte noch einmal mit seinem Ausbilder gesprochen. Und dieser meinte, dass die Welt für den Kleinen zusammengebrochen ist.“

Betreten sah Vine zu Boden.

Hatte sie sich wirklich so sehr in Ash getäuscht?

„Und was macht euch da so sicher?“, fragte sie neugierig.

„Alles.“, erwiderte die Fahrerin Lächelnd, „Sein ganzes Verhalten, wenn du in der Nähe warst. Er versuchte immer kühl und Distanziert zu wirken. Er wollte nicht noch einmal jemanden verlieren, aber bei dir war er immer anders.“

„Nicht noch einmal jemanden verlieren?“, wiederholte Vine den Satz.

Dann kam ihr das Gespräch mit ihm wieder in den Sinn. Der Verlust seiner Familie.

Plötzlich schaltete die Frau das Radio ein.

„Mach dir keinen Kopf.“, sagte sie und strahlte bis über beide Ohren, „Genieße lieber diesen Herrlichen Tag.“

„Leichter gesagt als getan.“, erwiderte Vine bedrückt.

„Das haben wir gleich.“

Hastig spielte die Frau an den Reglern des Radios. Schon im nächsten Moment drang fröhliche Musik aus den Lautsprechern.

„Ach, ich liebe diese Lied.“, sagte sie plötzlich und begann mit zu singen.

Und dann merkte Vine, wie das Auto leichte Schlangenlinien fuhr und im Takt dazu wiegte die Frau hin und her.

„Sie sind Verrückt.“, meinte Vine kopfschüttelnd, konnte sich aber ein schwaches Grinsen nicht verkneifen.

„Ich weiß.“, erwiderte sie gelassen und trällerte fröhlich weiter.

Und von der Guten Laune angesteckt begann sie den Refrain leise mit zu singen.

Ein Klopfen hinter ihnen lenkte ihre Aufmerksamkeit ab.

Nebensächlich griff die Frau hinter sich. Ohne daneben zu greifen hatte sie einen kleinen Griff in der Hand. Und schon im nächsten Moment hatte sich ein kleines Fenster zur hinteren Kabine geöffnet. An diesem Fenster stand ein blonder Mann mit einer markanten Narbe: Cifer.

Aus seiner Gestik und den Lippenbewegungen schloss sie einige ernsthafte Fragen und Kraftausdrücke.

„Jetzt zeig ich dir mal, wie man mit solchen Kerlen umgeht.“, sagte sie lächelnd und sah zu Cifer.

Dann legte sie zwei Finger an ihre Lippen, spitzte diese wie zu einem Kuss und drückte sie dann an die Scheibe.

Verwirrt sah Cifer die Frau an. Doch nur einen Wimpernschlag später knallte sie die Klappe zu und sie grinste.

„Sie sind unmöglich.“, meinte Vine leicht lächelnd.

„Mit seinem Freund kann man das mal machen.“, erwiderte sie mit einem breiten Grinsen.

Erstaunt sah Vine die Frau an und dann zu der Stelle wo eben noch das Gesicht des Mannes war.

Kopfschüttelnd richtete sie ihren Blick wieder auf die Straße.
 

Ash rannte durch den Gang. Seine Füße wussten genau, wo sie ihn hin tragen mussten.

Schneller, dachte er verzweifelt, ich muss schneller werden.

Er zog die Geschwindigkeit noch einmal an.

Die Kurve nahm er sehr eng. Zu eng, wie sich herausstellte, als seine Füße für eine Sekunde die Haftung verloren. Aber für Stürze blieb keine Zeit. Geschickt fing er sich ab und stürmte weiter.

Gleich bist du da, hallte es in seinem Kopf.

„Zu schade, dass sie schon weg sind.“, hörte er jemanden vor sich.

„Ja, die Galbadianer sind nach einiger Zeit richtig sympathisch.“, erwiderte ein anderer.

Fluchend machte Ash kehrt. Sie waren schon abgefahren.

Aber an Aufgeben war nicht zu denken. Eine Hoffnung blieb noch.

Der Hafen von Balamb.

Aber es würde zu lange brauchen, um dort zu Fuß anzukommen. Aber nach Autoschlüsseln brauchte er nicht Fragen. Seine Fahrprüfung hatte er nur mit Mühe und Not bestanden. Aber wenn er Glück hatte, würde ihn jemand mitnehmen.

Gerade hatte er den Wegweiser passiert und stürmte in Richtung Haupttor. Treppen wurden übersprungen, und Hindernissen ausgewichen.

Die Meisten wichen ihm aus, als sie ihn herannahen sahen. Zum Glück für Ash, denn so musste er sich keine Sorgen machen jemanden um zu rennen. Dann war auch schon das Pförtnerhäuschen in Sicht. Und davor, auf dem großen Vorplatz, schoss ein Hover-Board hin und her. Darauf konnte er die charakteristische Frisur seines Ausbilders erkennen. Des Weiteren war er der einzige, der auf dem Gardengelände mit einem Hover-Board umher düsen dürfte.

Plötzlich stoppte er das Board, stieg ab und stellte es Provokativ neben sich.

„Na, hast dich doch raus getraut.“, meinte Xell grinsend.

Aber Ash reagierte nicht. Er hatte gerade die Chance gefunden, die er gesucht hatte.

Aus dem Sprint heraus setzte er zum Sprung an, das Ziel klar vor Augen. Als er in der Luft war, sah er zu seinem Ausbilder. Unglauben stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Dann berührten Ashs Füße das Board und sofort schien die Welt unter ihm zu verschwinden. Damit konnte er es wirklich schaffen.

Die wütenden Schreie seines Ausbilders hörte er nicht mehr. Ein kurzes Stück fuhr er noch auf der Straße, wich dann aber auf die großzügige Ebene aus, und schoss direkt auf die Stadt zu.
 

„Warum schreist du denn so?“, fragte Selphie den Wütend auf und abspringenden Xell.

„Weil der Scheißer mir mein Board geklaut hat!“, erwiderte dieser wütend, „Aber er hat Glück im Unglück, dass es das alte T-800 war und nicht mein neues Schätzchen.“

Mit diesen Worten wand er sich der Wegbegrenzung zu, einer Hecke die das ganze Jahr über grün trug.

Gemächlich beugte er sich darüber. Als er sich umgedreht hatte, hielt er ein anderes Board in den Händen.

„Ist das nicht ein Traum?“, fragte er verliebt, „Das neue T-2000!“

Selphie betrachtete das Board genau und wollte es gar nicht sagen.

Aber wie heißt es so schön? Ehrlich lebt es sich am leichtesten?

„Xell?“, fragte sie um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, „Da steht aber T-800 auf dem Board.“

Eine Sekunde hielt er inne, dann riss es herum.

Entsetzen spiegelte sich auf seinem Gesicht. Schlagartig wich die gute Laune einer unglaublichen Mischung aus Wut und Unglauben.

„Wenn du das Board schrottest, mach ich dir dein Leben zur Hölle!“, schrie er in den Himmel.

„Als wenn er das gehört hat.“, meinte Selphie fröhlich und wandte sich von dem, noch immer schreienden, Ausbilder ab.

Fröhlich Pfeifend machte sie sich auf den Weg in den Garden. Scheinbar hatte sie wieder einen Artikel für die Schülerzeitung gefunden.

Sie konnte die Schlagzeile schon deutlich vor sich sehen: „Ausbilder ist Hover-Board wichtiger als Freundin“.
 

Das Grün unter ihm war zu einer einzigen Masse verschmolzen. Grashalme und Hügel, Büsche und Bäume waren nur noch Schemen.

Wenn er diese Geschwindigkeit halten konnte, würde er es noch schaffen.

Ash ignorierte Alles um sich herum. Egal ob Beiskäfer, Stichraupen oder der Archeodinos, der seinen Weg kreuzte. Er hatte einfach keine Zeit, sich mit ihnen zu befassen. Seine geistige Gesundheit hatte einfach Vorrang.

Dann konnte er sie schon sehen. Die Stadttore von Balamb und den schützenden Wall der die Monster abhalten sollte.

„Warte nur noch ein bisschen, Vine, ich bin Gleich da.“, meinte leise und lehnte sich noch ein Stück weiter nach vorn.

Normaler weise stand ein T-Board immer schräg nach oben, immer fünfundvierzig Grad. Aber er hatte es Geschafft, das Gewicht so zu verlagern, dass es fast horizontal über den Boden schoss. Aber ohne Xell hätte er es nicht geschafft. Er hatte damals darauf bestanden, dass sie das Hover-Board fahren lernen.

„Sowas kann auf einer Mission extrem nützlich sein.“, hatte er gemeint und danach gleich den ersten auf darauf gestellt.

Unfälle waren am Tagesprogramm, aber er konnte es sich leisten. Bei sich hatte er ungefähr ein Dutzend davon, alle unterschiedliche Varianten. Und er liebte diese Dinger.

Plötzlich brach das Board aus und riss ihn aus seiner Erinnerung.

Fast im neunzig Grad Winkel schoss es zur Seite und Ash verlor die Haftung. Unsanft schlug er auf dem Boden auf, rollte sich aber instinktiv ab. Nur einen kurzen Blick warf er noch in Richtung des Fortbewegungsmittels, nur um zu sehen, wie es an der Stadtmauer zerschellte.

Xell würde ihn dafür den Hals herumdrehen. Aber er würde wenigstens Glücklich sterben, wenn er es noch rechtzeitig schaffte.

Ohne einen weiteren Gedanken an seinen Ausbilder zu verschwenden stürmte er durch das Stadttor.
 

„Er wird nicht mehr kommen.“, flüsterte Vine traurig und sah die Straße entlang, die in die Stadt führte.

Langsam richtete sie ihren Blick wieder nach vorn. Vor ihr lag eines der Balamb-Schnellboote. Ihre Fahrkarte zurück nach Galbadia und zurück zu täglichen Quallen.

Sie hasste den Galbadia-Garden. Täglich derselbe militärische Drill, täglich dieselben Sticheleien und Beleidigungen.

Der Direktor des Gardens nahm keine Waisenkinder mehr auf, sondern nur noch Solche, deren Eltern sich die viel zu teure Ausbildung leisten konnten.

Aber sie war eine Ausnahme. Sie wurde auf den Stufen des Galbadia-Gardens ausgesetzt. Sie war die Letzte, die ihre Ausbildung kostenlos erhielt. Das hielt aber die Neider nicht fern.

„Alles in Ordnung?“, fragte ihr Irvine.

Aus der Erinnerung gerissen schreckte sie auf und sah ihn verwirrt an.

„Nein.“, sagte sie schließlich leise.

Als sie ihn ansah blickte sie in traurige Augen.

Langsam schritt er in Richtung der Planke.

„Damit endet unsere Zeit in Balamb.“, meinte er ernst, „Jedenfalls fürs erste. Die Heimat ruft.“

Aber er klang auch nicht froh. Warum auch, wenn er seine Freundin hier lassen musste.

Vielleicht ist es besser, wenn ich ihn nicht noch einmal sehe, dachte sie verzweifelt.

Dann gingen die ersten los, und sie folgte ihnen. Doch jeder Schritt war schwerer als der vorherige.

Nein, es war nicht besser.

Sie wollte nicht Aufsehen. Sie wollte nicht in die selbstgefälligen Gesichter der anderen sehen.

Als sie die Hälfte der Planke hinter sich gebracht hatte, hielt sie kurz inne und schloss die Augen.

„Ash.“, flüsterte sie seinen Namen, „Auf Wiedersehen.“

Sie öffnete die Augen und sah nach vorn. Die meisten Grinsten hämisch. Nur ein paar Gesichter waren ebenso betroffen wie ihres.

Ein letztes Durch atmen, ein letztes wappnen für das Bevorstehende.

Aber sie hielt inne.

War da nicht eben ein Geräusch? Hatte da nicht eben jemand ihren Namen gerufen?

Aber da war nur Stille.

Bis auf das plötzliche Klingen eines Telefons.

„Ja?“, hörte sie die Stimme ihres Ausbilders, dann schwieg er.

Dann war es wieder da. Dieses Geräusch, wie ein Windhauch, der ihren Namen flüsterte. Verwirrt sah sie in Richtung der Stadt, aus der Richtung, woher der Wind wehte.

Und dann sah sie ihn.

Er stürzte, schlug der Länge nach auf die Straße. Doch nur einen Wimpernschlag später rannte er schon weiter.

„Ash.“, sagte sie leise und spürte die Tränen, wie sie sich an die Oberfläche kämpften.

Langsam ging sie zurück. Sie wollte zu ihm, sie musste einfach.

„Komm endlich her, du dumme Kuh!“, rief ein SEED hinter ihr.

Aber sie hörte es nicht. Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf den jungen Mann gerichtet, der auf sie zu gerannt kam.

Dann stürzte er wieder. Doch er stand nicht auf, sondern Kniete auf der Straße.

Er sah auf. Sah sie an und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen.

„Wenn du nicht herkommst, hol ich dich!“, rief wieder jemand hinter ihr.

Aber sie dachte nicht daran um zu kehren. Sie dachte gar nicht. Sie wollte einfach nur zu dem Menschen, der ihr am meisten bedeutete.
 

Endlich hatte er es geschafft. Seine Beine brannten und seine Lunge schrie nach frischem Sauerstoff. Aber das war alles Nebensächlich.

Er hatte es noch rechtzeitig geschafft. Kaum war er um die letzte Kurve gebogen sah er sie. Vine stand auf der Planke, bereits auf halben Weg ins Boot. Dann gaben seine Beine nach und er stürzte. Aber das konnte ihn nicht mehr aufhalten. Er sammelte seine letzten Kräfte und zwang seine Beine weiter zu machen. Aber er kam nur ein kurzes Stück, dann war es vorbei. Seine Beine gehorchten keinem Befehl mehr. Dennoch schaffte er es, sich auf die Knie zu zwingen.

Dann sah er auf. Sie kam auf ihn zu. Und er glaubte auch das Glitzern einer Träne in ihrem Auge gesehen zu haben.

„Vine.“, flüsterte er leise.

Dann drangen Rufe an sein Ohr. Und hinter ihr konnte er einige Galbadianer sehen, die auf der Planke standen. Einer schien zu schreien, aber das Rauschen in seinen Ohren schluckte die Laute gänzlich.

Aber sein Hauptaugenmerk lag auf der Rotäugigen, die noch immer auf ihn zuging.

Sie war fast bei ihm. Und irgendwie schaffte er es doch aufzustehen, obwohl seine Beine zitterten wie Espenlaub.

„Vine.“, sagte er leise und stolperte in ihre Richtung.

Ein Schritt, dann noch einer, aber nach dem dritten wollten seine Beine wieder nachgeben.

Doch dann war sie schon bei ihm und schlang ihre Arme um ihn. Diese kleine Berührung reichte ihm alle Schmerzen auszublenden, sie zu vergessen und sich ganz auf sie zu konzentrieren.

Langsam legte er die Arme um sie, presste sie vorsichtig an sich und schmiegte seine Wange an ihre Haare.

„Lass mich nicht allein.“, flüsterte er, „Ich will dich nicht, dass du gehst, ich will dich nicht verlieren.“

Langsam löste er sich ein paar Zentimeter von ihr und sah sie an. Fast gleichzeitig sah sie auf und er hatte das Gefühl in ihren Augen zu versinken.

Krampfhaft suchte sein Gehirn nach den passenden Worten, fügte Wörter aneinander und verwarf das Konstrukt im nächsten Sekundenbruchteil.

„Ich liebe dich.“, sagte er schließlich.

Aber sie schwieg. Für gefühlte Stunden sah sie ihn nur an, bis sich ein schwaches Lächeln auf ihrem Gesicht abzeichnete und sie ihr Gesicht an seiner Schulter vergrub.
 

Seufzend betrachtete Irvine die Szenerie. Schlagartig war er in der Vergangenheit. Eine ähnliche Szenerie hatte er schon einmal erlebt, als Squall Rinoa aus dem Hexenmausoleum befreit hatte.

Doch das erneute Klingeln des Mobiltelefons riss ihn aus seinen Gedanken.

„Ja?“, fragte er den unbekannten Gesprächspartner.

„Irvine?“, klang Squalls Stimme aus dem Apparat, „Ich habe hier keinen Rückrufbefehl aus dem Galbadia-Garden.“

„Aber du hast ihn mir doch gestern selber gezeigt.“, erwiderte Irvine verwirrt.

Einige Sekunden schwieg Squall.

„Oh, ich glaube der ist mir eben in den Aktenvernichter gefallen.“, erwiderte Squall amüsiert, dann hatte Squall schon aufgelegt.

Mit einem breiten Grinsen schaltete er das Telefon ab und wandte sich an die frisch gebackenen SEEDs.

Einer von ihnen, ein ewiger Störenfried, schrie wüste Beschimpfungen und Drohungen. Der Cowboy wusste wem diese galten.

„Sir?“, fragte einer, Kevin, neugierig, „Darf ich?“

„Ich weiß von nichts.“, erwiderte er schulterzuckend.

Grinsend fuhr Kevin herum und mit einem gezielten Schlag schickte er den Schreihals ins Wasser.

„Ich wünsche euch viel Glück.“, sagte Irvine leise, bevor er den Befehl zum abrücken gab.

Ausflug

Ash fühlte sich wie im Himmel. Auch das holpern des Wagens und der laute Motor konnte ihn nicht aus seinem inneren Frieden reisen.

Verstohlen sah er neben sich. Da saß Vine, an seine Schulter gelehnt, mit einem seligen Lächeln auf den Lippen.

„Ich hatte wirklich gedacht, dass du nicht mehr kommst.“, sagte sie leise.

„Wäre ich auch nicht, wenn mir nicht jemand den Kopf zu Recht gerückt hätte.“, erwiderte er leise.

Im Stillen danke er der Weißen Hexe, dass sie ihn besucht hatte. Nur graute es ihm davor, wieder den Garden zu betreten. Xell würde ihm den Kopf abreisen. Sicherlich hatte er schon gehört, dass sein T-Board reif für das Altmetall war. Und Ash wusste, wie sehr er an seinen Spielzeugen hing.

Aber mehr als ihn umbringen konnte er nicht.

Hoffte er zumindest.

Aber darum konnte er sich Sorgen, wenn er sie wieder da waren.

„Wir erreichen nun den Balamb-Garden.“, ertönte die Stimme von Fu-Jin über die internen Lautsprecher, „Bitte legen sie die Sicherheitsgurte an und begeben sie ihre Sitze in eine aufrechte Position.“

Ungläubig sah Ash zu den Lautsprechern.

„Sie ist komisch.“, meinte Vine lächelnd.

„Ganz deiner Meinung.“, erwiderte Ash.

Kurz darauf wurde der Wagen langsamer und kam zum stehen.

Plötzlich wurde die Hecktür aufgerissen und ein wütend schnaubender Xell stand vor den beiden.

„Ich bring dich um, Scheißer.“, sagte er kalt.

Flüchtig sah Ash zu Vine, dann wieder zu seinem Ausbilder.

„Morgen vielleicht, aber heute ganz sicher nicht.“, erwiderte er Grinsend und stand auf.

Vorsichtig nahm er Vines Hand zu half ihr beim aufstehen.

Xells Wut schien von einem zum andren Moment komplett verschwunden zu sein. Sein Blick glitt zwischen Ash und Vine hin und her und blieb schließlich in den ineinander verschränkten Händen hängen.

„Morgen stirbst du.“, meinte er ruhig, drehte sich um und ging.

„Was hast du gemacht?“, fragte Vine verwirrt.

Die ganze Fahrt über hatten sie kaum ein Wort gewechselt, sondern nur die Nähe des anderen genossen.

„Ich hab sein T-Board gegen die Wand gefahren.“, meinte Ash und zuckte mit den Schultern, „Ab und an führt er sich so auf. Man könnte glatt meinen, dass sie ihm wichtiger als seine Freundin wären.“

„Ihr seid hier echt komisch.“, meinte Vine kichernd, „In Galbadia dürfen die Dinger noch nicht einmal aufs Gelände.“

„Hier eigentlich auch nicht.“, meinte Ash lächelnd, „Aber unser Direktor sieht da eher die praktische Seite.“

Neugierig sah Vine ihn an.

„Falls dringend Heilmittel, oder ähnliches, bei Übungen außerhalb gebraucht wird.“, erklärte er ihr, „Mit dem Auto brauchst zu lange, du kannst dich festfahren und so weiter.“

Nachdenklich nickte sie schließlich.

„Deine Sachen sind in deinem alten Quartier.“, hörten sie Cifer plötzlich neben sich.

Erschrocken fuhr die junge Dame herum und sah den blonden SEED neugierig an.

„Wir haben mit deinem Bleiben gerechnet.“, sagte er grinsend, bevor er zwischen den Autos verschwand.

„Na dann will ich mal wieder auspacken.“, seufzte die Rotäugige und sah zu Ash, „Leistest du mir Gesellschaft?“

„Natürlich.“, antwortete der frisch-SEED wie aus der Pistole geschossen.
 

„Mission erfolgreich ausgeführt.“, meldete Cifer kühl.

Sofort besserte sich die bedrückte Laune im Zimmer. Freudig sahen die anwesenden sich an und waren mit ihrem Erfolg mehr als zufrieden.

Nur Squall saß in seinem Sessel und blickte Nachdenklich auf seine Unterlagen.

„Freu dich doch auch mal.“, meinte Rinoa glücklich und sah ihren Verlobten strahlend an.

Er sah kurz auf, richtete dann aber seinen Blick wieder auf die Unterlagen und Blätterte hindurch.

„Was hast du denn, Chef?“, erkundigte sich Selphie neugierig, „ist es wegen Xells T-Board?“

„Wenn es nur das wäre.“, erwiderte der Direktor und Freund trübsinnig.

Sofort war es im Zimmer still geworden und Squall konnte die Blicke der anderen auf sich ruhen fühlen.

„Könnte ihr euch vorstellen, wie dieses Ereignis unsere freundschaftliche Beziehung zum Galbadia-Garden gefährdet?“, fragte er und sah die anderen an.

Niemand antwortete auf seine Frage.

Seufzend stand er auf, umrundete seinen Tisch und setzte sich auf die Kante.

„Wir haben den direkten und eindeutigen Befehl eines anderen Gardens grundlos missachtet, unwirksam gemacht und einem Garden-Fremden SEED einen neuen Befehl gegeben.“, sagte Squall ernst.

„Aber wir haben es doch nur gut gemeint.“, erwiderte Quistis.

„Das kann ja wohl sein.“, schnitt er ihr das Wort ab, „Aber trotzdem wird er wiedergutmachen Verlangen.“

„Dann geben wir sie ihm.“, meinte Rinoa von ihrem Platz auf der Couch, „Wir könnten doch einen unserer neuen SEEDs als Austausch zum Garden schicken.“

Verwirrt sahen die anderen sie an.

„Zu einfach.“, meinte Squall nach einen Moment, „Aber es könnte glatt Funktionieren.“
 

„Endlich fertig.“, sagte Vine mit einem zufriedenen Seufzer.

Neugierig sah sie zu Ash, der an dem Schreibtisch saß und sie mit einem Lächeln betrachtete.

Augenblicklich begann auch sie zu Lächeln.

Vorsichtig stand Ash auf und ging auf sie zu.

„Wie geht es deinen Beinen?“, fragte sie leise.

Doch er antwortete nicht, sondern ging weiter auf sie zu und legte langsam seine Arme um sie.

„Nebensächlich.“, flüsterte er und zog sie sacht zu sich, „Solange du da bist.“

Langsam erwiderte sie die Umarmung. Und wie jedes Mal war es ein komisches Gefühl, als würde die Zeit selbst langsamer laufen. Nur um ihnen diesen Moment zu gönnen.

„Warum wolltest du dich nicht verabschieden?“, fragte sie plötzlich.

Sofort versteifte sich Ashs Körper. Vorsichtig sah sie auf und konnte den Schmerz, den seine Augen ausdrückten, fast körperlich spüren.

„Weil ich es nicht ertragen hätte dich gehen zu sehen.“, antwortete er leise, „Lieber wäre ich gestorben als dich gehen zu sehen.“

Langsam legte sie ihren Kopf an seine Brust und fast Augenblicklich konnte sie sein Herz hören.

„Alle, die mir wichtig waren, sind Gegangen.“, flüsterte er, „Und sie werden nie wiederkommen.“

Mit einem Schaudern erinnerte sie sich an die Geschichte aus seiner Kindheit, den Angriff des Monsters.

Vorsichtig löste sie ihre Umarmung.

Verwirrt sah Ash zu ihr herab. Doch schon im nächsten Moment hatte sie ihre Arme um seinen Hals gelegt.

„Ich werde dich nicht alleine lassen, Ash.“, flüsterte sie, „Ich werde bei dir sein, egal was auch passiert.“

Schon im nächsten Augenblick umspielte ein schelmisches Lächeln ihre Lippen. Doch bevor Ash etwas erwidern konnte, berührten sich ihre Lippen. Nur flüchtig wie ein Hauch.

Einen verwunderten Augenblick lang wusste er nicht, was er tun sollte. Doch dann erwiderte er ihr Lächeln und den Kuss.

Im Stillen fragte er sich, ob es noch besser werden könnte.

Doch das plötzliche Läuten der Lautsprecher riss ihn aus seinen Gedanken.

„Alle neuen SEEDs haben sich in der Mensa einzufinden.“, hallte Shou's Stimme durch die Tür.

„Was wollen die jetzt schon wieder?“, fragte Ash und klang dabei genervter als gewollt.

„Es wird schon nichts ernstes sein.“, erwiderte Vine und löste sich langsam von ihm.

Widerwillig löste auch er die Umarmung auf und hoffte, dass sie Recht behalten hatte.
 

„Da sind ja unsere Turteltauben!“, hörte Ash Sams Stimme.

Er brauchte nicht lange zu suchen. Der Große saß nahe dem Tresen und Caro saß auf seinem Schoß.

Kopfschüttelnd und mit einem Grinsen auf den Lippen griff er nach Vines Hand.

Ohne einen Moment zu zögern schlossen sich ihre Finger ineinander. Vorsichtig bahnten sie sich ihren Weg bis hin zur Essensausgabe, wo schon die andern warteten.

„Habt aber ganz schön lange gebraucht.“, feixte Sam weiter.

„Sind halt nicht alle so schnell fertig wie du.“, erwiderte Niko, der schon außer Reichweite war.

Mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete Ash seine Freunde, seine Familie. Vorsichtig sah er zur Seite und seine Rotäugige Freundin an.

„Haben sie schon gesagt, warum wir antanzen mussten?“, fragte Ash und nahm seine Augen wieder von Vine.

Beinahe sofort hörten die beiden Streithähne auf zu zanken und fünf Augenpaare richteten sich auf Niko.

„Keine Ahnung.“, sagte er schulterzuckend.

„Dass du mal etwas nicht weist, ist ja ein Wunder.“, höhnte Sam voller Freude.

„Wunder passieren immer wieder.“, grinste Niko und nahm den Großen damit den Wind aus den Segeln.

„Dürfte ich kurz um ihre Aufmerksamkeit bitten?“, hallte plötzlich Squalls Stimme durch die Mensa.

Schlagartig verstummten alle Gespräche und es wurde totenstill. Alle Augen hatten sich auf den Direktor und die Weiße Hexe fixiert.

„Aufgrund ihrer vor kurzen abgelegten und bestandenen Prüfung, und ihren damit verbundenen Strapazen, habe ich eine Entscheidung getroffen.“ verkündete der braunhaarige Mann und strahlte eine unglaubliche Ruhe und Autorität aus.

„Wir haben uns etwas ganz besonderes für euch überlegt.“, fuhr Rinoa fort.

Dann schwiegen Beide, bis sich eine beunruhigende Stille den Raum im Griff hatte. Unruhig sah.

Unruhig sah Ash zwischen den beiden hin und her.

Wenn sie so eine Show abziehen, kann nichts Gutes dabei herauskommen, dachte er bitter.

„Hiermit werden sie alle zu einem Sonderauftrag an den Ober-See Nahe Timber abkommandiert.“, verkündete Squall, „Sie werden sich in einer viertel Stunde am Haupttor einfinden.“

Mit diesen Worten wandten er und seine Verlobte sich zum gehen.

Sofort brach ein scheinbar ohrenbetäubendes Gemurmel los.

„Aber der See wird doch vom Galbadia-Garden gesichert.“, meinte Niko leise, wie aus der Pistole geschossen, „Warum werden wir jetzt dahin abkommandiert?“

Gerade hörten sie noch das öffnen der automatischen Tür.

„Noch eine Sache.“, hallte plötzlichen Rinoas Stimme durch den Saal.

Nur Sekunden Später hatten sich alle Stimmen gelegt und sahen sie neugierig an.

„Vergesst eure Badesachen nicht.“, meinte sie lächelnd, bevor sie einen Augenblick später verschwand.

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen sah Ash seine Freunde an.

„Die meinen das ernst, oder?“, fragte er in die Runde.

„Ich glaube schon.“, sagte Duran und ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht.
 

Genau eine viertel Stunde später standen die 37 SEEDs am Haupttor.

Ungeduldig warteten sie auf die Verursacher dieses Chaos.

„Erst so eine Hektik machen und sich dann selber verspäten.“, beschwerte sich Sam lauthals.

Ash konnte es dem Großen nicht verdenken. Eigentlich sollte es ihr freier Tag werden, bevor sie sich einem Leben als SEEDs widmen sollten. Und diesen wollte er mit seiner Freundin verbringen.

„Vielleicht wird es doch ganz lustig.“, versuchte Jade ihn aufzumuntern.

„Oder auch nicht.“, erwiderte Niko mit einem schwachen Lächeln.

Sam knurrte ihn nur an.

Fast unmerklich hatte Ashs Hand wieder die von Vine ergriffen. Ihm würde es nicht anders ergehen, wenn sie zurückbleiben sollte.

„Versuch den Tag zu genießen.“, meinte Ash spontan.

„Du hast gut reden.“, erwiderte der Große beinahe grimmig.

„Ja ich weis.“, bestätigte Ash mit gemischten Gefühlen.

„Und das kannst du auch, Sam Kilmer.“

Überrascht sah dieser auf und drehte sich um, nur um im nächsten Moment seine Freundin zu Umarmen.

„Wie ich sehe, sind alle da.“, sagte Squall zufrieden.

Unmerklich zuckte Ash zusammen. Diese plötzlichen Auftritte von Squall gefielen ihm gar nicht. Vielleicht würde er irgendwann mal da auftauchen, wo er gar nichts zu suchen hatte.

Plötzlich wurde Ashs Aufmerksamkeit von etwas anderem beansprucht. Er kannte dieses Geräusch, das wusste er. Aber er konnte beim Besten willen nicht sagen, woher.

„Na dann wollen wir uns mal einen schönen Tag machen.“, sagte Squall Lächelnd und legte seinen Zeigefinger an sein Ohr, „Euer Auftritt.“

Und mit diesen Worten wurde das Geräusch lauter. Und mit jeder Sekunde formte sich zu diesem ein Bild. Bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.

Fast im selben Moment schwebte, dicht über dem Boden, eine Ragnarock über sie hinweg und landete sanft vor dem Garden.

„Das Taxi ist da.“, sagte ihr Direktor mit einem zufriedenen Lächeln.

Vielen der Anwesenden war dieser Anblick neu. Nur die Truppe, die in Timber gewesen ist, blieb ruhig, während die anderen das Schiff mit offenem Mund ansahen.

Ash hingegen betrachtete das Gefährt mit Respekt.

Langsam stahl sich Ash an den Verwunderten Anwesenden vorbei und blieb neben Squall stehen.

„Imposant, nicht war?“, fragte er leise.

Langsam sah Ash seinen Direktor aus dem Augenwinkel an. Seine Augen waren auf das Schiff gerichtet, aber es schien so, als würde er durch das Ungetüm hindurch sehen.

„Was ist aus der Ragnarock geworden, die für Timber zuständig war?“, erkundigte sich Ash leise.

„Hat es bis zum neuen Landeplatz nahe Deling geschafft.“, antwortete Squall und schien langsam in die Realität zurück zu kehren.

„Die Reparaturen werden Voraussichtlich mehrere Wochen in Anspruch nehmen.“, meinte Rinoa, die sich an Squalls Arm klammerte.

„Aber dank dir ist nichts schlimmeres passiert.“, schloss Squall und richtete seine Augen vollständig auf Ash.

In ihnen lag eine Seltsame Mischung: Traurigkeit und Freude.

Ash kam es wie Stunden vor, die sie noch da standen.

„Alle mal zuhören.“, rief Squall gerade laut genug, dass alle verstummten, „Wir werden heute einen Ausflug an den Ober-See nahe Timber machen. Das Gebiet wurde schon vorsorglich vom Galbadia-Garden gesäubert, dennoch sollten wir vorsichtig sein.“

„Squall, du redest hier mit SEEDs und nicht mehr mit Anwärtern.“, erwiderte Rinoa Lächelnd.

„Na dann steht uns ein entspannter Tag bevor.“
 

Der Flug dauerte keine halbe Stunde. Weder mit dem Boot noch mit der Bahn hätten sie die Gegend

nördlich von Timber so schnell erreicht. Und vor allem nicht so nah. Denn das Raumschiff setzte sie an der Landzunge ab, die die Insel im See mit dem Kontinent verband.

Gespannt wartete Ash zusammen mit den anderen, dass die Rampe ausgefahren wurde und sie in einen herrlichen Sommertag entlassen wurden.

Leise, fast ohne ein Geräusch begann sie sich endlich zu Senken und nach einer gefühlten Ewigkeit berührte sie endlich den Boden.

„Dann viel Spaß.“, sagte Squall freudig.

Und mit diesen Worten entließ er sie in ihren Freien Tag. Weit weg vom Garden-Stress und den Gedanken, was der nächste Auftrag wohl bringen würde.

Und dann war es da. Ein kalter Schauer wanderte über Ash Rücken auf und ab. Dann war es wieder da: das Gefühl beobachtet zu werden.

„Willst du ewig da oben bleiben?“, riss es Ash aus den Gedanken.

Ruckartig war er wieder im Hier und jetzt. Seine Freunde standen am Ende der Rampe und sahen ihn fragend an.

Ash verdrängte den düsteren Gedanken und gesellte sich zu den anderen.

Gemeinsam brachten sie den kurzen Weg zur Halbinsel hinter sich. Ihre Begleiter hatten es sich schon auf mitgebrachten Liegen und Handtüchern bequem gemacht.

Und nach kurzem suchen fanden sie noch einen Platz, ein wenig abseits der Meute.

„Was war vorhin los?“, fragte Niko, während er sein Handtuch ausbreitet.

„Nichts besonderes.“, erwiderte Ash und wusste, das sich die anderen damit nicht zufrieden geben würde.

„Das war das zweite mal in zwei Tagen.“, meinte Sam nebensächlich.

Seufzend lies sich Ash in das weiche Gras fallen. Ein schwacher Luftzug spielte mit dem Gras und trieb die wenigen Wolken langsam weiter. Und während er da lag suchte er die passenden Worte.

„Nur ein komisches Gefühl.“, sagte er schließlich.

„Genauer bitte.“, meldete sich Duran, der es Ash gleich getan hatte.

„Ich hab das Gefühl beobachtet zu werden.“, erläuterte der blonde SEED ruhig, „Vielleicht muss ich auch nur die Begegnung mit dem Behemot verdauen.“

„Ihr werdet jetzt bestimmt Lachen.“, meldete sich Jade mit einem schwachen Lächeln, „Aber mir geht es ab und an ähnlich.“

Erstaunt sah Ash sie an.

„Bei mir ist es auch so.“, sagte Vine.

„Gleichfalls.“, sagten Duran, Sam und Niko im Chor.

Fast augenblicklich verstummten sie.

Wie war das nur möglich, fragte sich Ash stumm.

Wenn nur er von diesem Gefühl verfolgt wurde, hätte er sich dabei nichts gedacht. Aber dass es auch den anderen so ging verwirrte ihn.

„Glaubt ihr wir werden wirklich beobachtet?“, warf Jade den Gedanken in die Runde.

„Wer sollte uns den schon beobachten?“, erkundigte sich Sam neugierig.

„Wer weiß? Vielleicht ist es Hyne selbst?“, erwiderte sie nachdenklich.

Wieder betrat die Stille die Bühne und schien sich so schnell nicht verabschieden zu wollen.

„Oder wir haben alle einen ziemlichen Dachschaden.“, mischte sich Ash in die Diskussion ein.

„Dann hast du aber den Größten.“, sagte Niko grinsend.

„Hat jemand daran gezweifelt?“, erwiderte Ash und lies sich gerne von der Blödelei anstecken.

„So oft, wie du schon eine vor deine Rübe bekommen hast, wäre das auch kein Wunder.“, stimmte Sam ein, „Oder die ganze Röntgenstrahlung hat dein Hirn gebraten.“

„Nach der Woche wäre das auch kein Wunder.“, lächelte Ash und erinnerte sich mit Grauen an die Woche nach dem Turnier.

„Hatte es ihn so schlimm erwischt?“, fragte Vine und sah ihn besorgt an.

„Xell war auf die glorreiche Idee gekommen, ein Garden internes Kampfturnier zu veranstalten.“, begann Sam zu erzählen.

„Und unser Ash hat im Finale gekämpft und Duran umgehauen.“, beendete Niko.

Erstaunt sah Vine zu dem Gun-Dagger-Träger.

„Obwohl ich schon disqualifiziert war.“, sagte er enttäuscht, „Man hatte mir BloodyMoon untergejubelt. Ansonsten wäre der Kampf auch nicht so entartet.“

„Hat man den Typen, der dir das gegeben hat erwischt?“, erkundigte sich Vine gespannt.

„Hat man.“, sagte Jade und sah die drei Faustkämpfer grinsend an.

„Wegen dem BloodyMoon und einer verdammt langen Liste anderer Missetaten.“, setzte Niko allwissend hinzu.

Überrascht sah Vine in die Runde.

„Bei uns hätte es das niemals gegeben.“, sagte sie entsetzt, als sie das gehörte gänzlich verarbeitet hatte.

„Kannst die drei Garden nicht vergleichen.“, stimmte Jade nickend zu.

Ash betrachtete Vine neugierig. Was würde sie jetzt über den Balamb-Garden denken? Aber viel wichtiger für ihn war, was würde sie über ihn denken?

„Der Galbadia-Garden ist viel straffer und disziplinierter. Da wäre so was niemals vorgekommen.“, sagte sie und begann zu Lächeln, „Und so was hier erst recht nicht.“

„Deswegen sind wir auch der beliebteste Garden.“, hörten sie Squall.

Rasch sah Ash hinter sich. Langsam kam er auf sie zu. Den strengen Garden-Anzug hatte er gegen ein luftiges T-Shirt und eine kurze Hose getauscht. Und erneut überraschte er Ash mit seinem wandelbaren Wesen.

„Können wir etwas für sie tun, Sir?“, fragte Jade vorsichtig.

„Aufhören mich „Sir“ zu nennen.“, meinte er Lächelnd, „Ihr seid SEEDs und somit stehen wir auf einer Stufe, bis auf die Tatsache, dass ich mehr zu sagen habe.“

Langsam setzte er sich und sah die sechs der Reihe nach an. Irgendetwas sagte Ash, dass er mehr wollte, als nur ein wenig Smalltalk.

„Ich habe eben mitbekommen, worüber ihr geredet habt.“, sagte er ohne Umschweif.

„Was meinst du?“, erkundigte sich Ash freundlich.

Es war ein komisches Gefühl, das Ranghöchste Mitglied des Balamb-Garden zu duzen. Aber Squalls entspanntes Gesicht sagte ihm, und auch dem Rest, dass es so richtig war.

„Über eure Paranoia.“, meinte er ernst.

Wieder sah er einen nach dem anderen an.

„Ich kenne das auch.“, meinte Squall plötzlich, „Doktor Kadowaki nennt es liebevoll den „Praxis-Koller“.“

Jetzt war die Neugier der Gruppe geweckt. Aber anstatt ihn mit Fragen zu löchern warteten sie geduldig, bis er weiter sprach.

„Ich hatte in meiner Prüfung die Begegnung mit einem X-ATM. Wir sollten damals Dollet von der galbadianischen Besatzung befreien. Die Mission endete mit einem Räumungsbefehl. Und dann war die Maschine aufgetaucht und hatte uns bis zum Hafen gejagt.“, erzählte er und schien langsam in die Vergangenheit abzutauchen, „Egal wie schmal die Gasse auch war, oder wie groß unser Vorsprung, es folgte uns unablässig. Dann erreichten wir den Strand. Selphie und Xell, die damals in meinem Trupp waren, hatten es schon zum Boot geschafft. Ich hatte gerade den Strand erreicht, als dieses Ding hinter mir aus einem Gebäude kam. Es verfehlte mich nur knapp und zusammen stürzten wir die Brüstung herunter, in den Sand.“

„Was ist dann passiert?“, erkundigte sich Duran hastig.

Doch Squall hob nur die Hand und atmete tief durch.

„Ich rappelte mich schneller auf als das X-ATM, doch es hatte mich fast eingeholt. Aus reiner Verzweiflung sprang ich und erreicht noch die Luke des Schnellbootes. Fast im selben Moment begann über mir das Geschütz zu feuern. Es dauerte einen Moment, bis ich Quistis realisiert hatte.“, beendete er den Bericht seiner damaligen praktischen SEED-Prüfung.

Dann erreichten seine Gedanken wieder die Gegenwart und er lächelte.

„Ich hatte die erste Zeit noch Alpträume, wie dieses Ding mich überall jagte.“, erklärte er und schüttelte leicht mit dem Kopf, „Und ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie Paranoid ich mir damals vorgekommen bin. Bei jedem falschen Geräusch leicht zusammen zucken ist nicht typisch für einen SEED.“

„Wie sind sie darüber hinweg gekommen?“, fragte Ash neugierig.

Er hoffte wirklich, dass sein Direktor eine Lösung gefunden hatte. Denn wenn er plötzlich während einer Mission, oder noch schlimmer, während eines Kampfes dieser Paranoia verfallen würde, könnte das nicht nur sein Ende bedeuten.

„Irgendwann war es einfach vorbei.“, sagte Squall schulterzuckend, „Die Zeit heilt alle Wunden, wie man so schön sagt. Außerdem sind uns auf unserer Reise gefährlichere Gegner begegnet als dieses Stück Altmetall.“

Unsicher sah sich Ash und sah auch die Unsicherheit bei seinen Freunden.

„Ihr müsst euch da keine Sorgen machen.“, unterbrach der Direktor Ashs Gedanken, „Ihr habt schon weitaus mehr geschafft als die meisten SEEDs.“

Unvermittelt stand der braunhaarige auf und Lächelte sie an.

Ash lies seine Gedanken das Gespräch noch einmal Revue passieren und musste seinem Vorgesetzten bei ihren Leistungen zustimmen. Sie hatten wirklich schon so einiges Durchgemacht und da noch nicht einmal SEEDs gewesen.

„Na dann noch viel Spaß.“, meinte Squall als er sich zu Rinoa begab.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte Duran nach einer kurzen Pause.

„Den Tag genießen, wie er ist.“, meinte Ash und setzte sich auf, „Wer weiß, wann wir wieder so eine Ruhe haben.“

„Er weis es.“, erwiderte Sam grinsend.

Vorsichtig sah Ash zu seinem Direktor. Hand in Hand ging er mit Rinoa am Rand der Insel entlang. Ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er das Paar sah. Unbeschwert und glücklich.

Doch schon im nächsten Moment war es mit der Ruhe vorbei.

Mit einem gekonnten Stoß beförderte die Weiße Hexe ihren Verlobten ins Wasser.

Eine ungläubige Stille hatte sich mit einem mal auf die Lichtung gelegt. Vorsichtig beugte sich Rinoa über den Rand uns schien nach ihrem Verlobten zu sehen.

Plötzlich schoss er aus dem Wasser, umfasste ihre Hüfte und zog sie mit sich ins Wasser.

Wieder herrschte Stille.

„Wie kindisch.“, sagte Caro plötzlich.

„Genau.“, stimmte Sam zu.

Neugierig sah Ash in Richtung seines Freundes und musste feststellen, dass das schelmische Grinsen ansteckend war.

Schon im nächsten Augenblick war er aufgesprungen und hatte sich Caro über die Schulter geworfen.

Ein spitzer Schrei war alles was man von der Rothaarigen hörte, denn schon im nächsten Augenblick stürmte Sam auf das Wasser zu.

„Arschbombe!“, rief der Große freudig, als er mit selbiger ins Wasser sprang.

Ash konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Sam war zwar ein wenig Impulsiv, aber bis jetzt noch nie so kindisch.

„Sie machen es richtig.“, sagte Vine mit einem schwachen Lächeln.

Gemächlich stand Ash auf und Streckte sich genüsslich.

„Ich würde sagen, wir lassen den beiden nicht den ganzen Spaß.“, meinte er und sah zu seinen Freunden.

Auf dem Weg

Langsam dämmerte Ash aus einem erholsamen Schlaf. Die Augen noch immer geschlossen, atmete er tief ein.

Ihr Geruch hängt noch immer im Raum, dachte er reumütig.

Er wollte sie am gestrigen Abend am besten gar nicht gehen lassen.

Plötzlich rührte sich etwas.

Jemand war bei ihm im Zimmer.

In seinem Bett.

Vorsichtig öffnete er die Augen und Blickte in das noch schlafende Gesicht von Vine.

Sofort rasten seine Gedanken in wirren Kreisen.

Warum war sie hier? War sie gestern nicht in ihr Quartier gegangen? Was, bei allen Monstern, war passiert?

„Morgen.“, sagte sie plötzlich mit halb geschlossenen Lidern.

„Morgen.“, erwiderte Ash immer noch in Gedanken.

Sie schien seine geistige Abwesenheit nicht zu stören und kuschelte sich enger an ihn.

Vorsichtig, fast instinktiv legte er seinen Arm um sie und seine Gedanken kamen zu letztendlich zu einem Schluss. Im Grunde war es egal, warum sie hier war. Wichtig war, dass sie es war.

„Was ist denn los?“, fragte sie verschlafen.

„Ich hab einen Blackout.“, erwiderte er und lächelte verlegen, „Von gestern Abend weis ich kaum noch was.“

„Sam hat dich gestern Abend abgefüllt.“, sagte sie mit jedem Wort deutlicher, „Ich hab dich mit Niko hergebracht und du wolltest mich nicht gehen lassen.“

„Sonst nichts?“, erkundigte sich Ash vorsichtig.

„Du bist fast sofort eingeschlafen.“, erwiderte sie und öffnete langsam die Augen.

Erleichtert seufzte der Blonde.

Vorsichtig richtete er sich ein Stück auf und warf einen Blick auf die Uhr. Die leuchtenden Ziffern zeigten ihm, dass es kurz nach acht war.

„Soll ich uns Frühstück organisieren?“, fragte er vorsichtig.

Zögerlich nickte Vine. Vorsichtig nahm Ash den Arm weg und kämpfte sich aus dem Bett.

„Bin gleich wieder da.“, sagte er und verschwand leise aus dem Zimmer.

Es lief ihm eiskalt den Rücken herunter, wenn er bedachte, was er in seiner Betrunkenheit alles hätte tun können. Aber er wusste, dass ihre Worte die Wahrheit waren.

Noch einmal atmete er tief durch, dann machte er sich auf den Weg zur Mensa.

Niemand begegnete ihm im Rundgang. Auch von Oberhalb war nichts zu hören. Erst als er in den Verbindungsgang zur Mensa trat, vernahm er Stimmen.

Die Mensa war überfüllt, wie jeden Morgen. Ohne auf die anderen zu achten kämpfte er sich durch vor bis zum Tresen.
 

„Und bist du einverstanden?“, erkundigte sich Rinoa.

„Du hättest wenigstens noch warten können, bis ich fertig war.“, meinte Squall mürrisch, „Aber ich hab nichts dagegen.“

„Wunderbar.“, sagte die junge Hexe und strahle bis über beide Ohren, „Dann können wir schon mal die Vorbereitungen treffen.“

„Kann ich wenigstens erst einmal Frühstücken?“, erkundigte sich ihr Verlobter unruhig.

„Das Handtuch steht dir ganz gut.“, grinste sie ihn an.

Doch schon im nächsten Moment war es auf dem Flug in ihre Richtung.
 

Behutsam öffnete Ash seine Zimmertür und balancierte das Tablett hinein. Neugierig sah er zum Bett, doch es war leer.

Mit einem schwachen Seufzer stellte er das Tablett ab und setzte sich an den Tisch. Erst jetzt bemerkte er die Tassen und Teller.

Lächelnd nahm er eine Tasse und drehte sie gedankenverloren in den Händen.

„Alles ist so anders geworden“, sagte er leise, „Und das alles nur in so kurzer Zeit.“

Wenn er genauer darüber nachdachte waren es nur zwei Tage gewesen. Seine SEED-Ernennung und der Moment als er Vine seine Liebe gestand.

Nur zwei Dinge, die sein Leben vollends verändert hatten.

„Morgen.“, sagte Vine plötzlich und Ash schreckte aus seinen Gedanken auf.

Rasch sah er in ihre Richtung und erkannte gerade noch die sich schließende Automatische Tür.

„Wach?“, erkundigte er sich Lächelnd.

„Endlich.“, seufzte Vine und lies sich auf den freien Platz sinken.

Neugierig betrachtete sie das doch etwas üppig geratene Frühstück.

„Bedien dich ruhig.“, lächelte Ash.

Lächelnd folgte sie der Aufforderung, während sich auch Ash lächelnd über das Essen hermachte.
 

„Glaubst du, dass es ruhig bleibt?“, fragte die angenehme Stimme und schritt weiter durch die graue Einöde.

„Vorerst ja.“, erwiderte die Kratzige beiläufig.

„Hört sich aber nicht überzeugend an.“, lächelte die Angenehme unter der Kapuze.

„Bin ich denn Hyne, dass ich die Zukunft kenne?“, erwiderte die kratzige Stimme ungehalten, „Ich kann dir nur sagen, was ich vermute.“

„Beruhig dich.“, erwiderte die angenehme Stimme versöhnlich, „Ich bin nur nervös.“

„Nicht nur du.“, meinte die Kratzige.

Noch einmal sahen sie einander an, dann nickten sie.
 

Ein plötzliches Klopfen riss Ash aus dem Gespräch. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet.

„Ich hoffe ich störe nicht.“, sagte Shou freundlich, „Aber sie beide sollen sich um neun Uhr beim Direktor melden.“

Kaum hatte sie ihre Mitteilung überbracht, verschwand sie auch schon wieder.

„Man hat noch nicht einmal Montag Morgen Ruhe.“, seufzte Ash.

„Ob es sich um den ersten Auftrag handelt?“, fragte Vine nachdenklich.

„Wahrscheinlich.“, erwiderte Ash lächelnd, „Aber um es genau zu wissen, sollten wir unserem Direktor mal einen Besuch abstatten.“

Keine Viertel Stunde später standen sie vor der Tür des Direktors. Während Niida, der die Rolle des Sekretärs übernommen hatte, sie ankündigte, wurden sie ungeduldig.

Gefühlte Stunden später gab er den beiden die Erlaubnis.

„Guten Morgen.“, sagte Squall, noch bevor die Tür richtig offen war.

„Guten Morgen her Direktor.“, erwiderte Ash froh, den Mann mit einem schwachen Lächeln zu sehen.

Auch Vine begrüßte ihn freundlich.

Insgeheim hatte Ash befürchtet, dass ihr Direktor einen schlechten Tag hatte. Aber zum Glück hatte er sich Getäuscht.

„Sie wollten uns sprechen?“, erkundigte sich Ash vorsichtig.

„Ja, aber setzt euch ruhig.“, entgegnete er und deutete auf die Sitzecke, „Wir sind noch nicht vollzählig.“

Gehorsam folgten sie der Order des Direktors und machten es sich auf dem Sofa bequem.

Nur Sekunden später öffnete sich die Tür und Niida trat mit einem Tablett mit sechs Tassen ein.

„Bedient euch.“, meinte Squall, während er weiter seine Blättersammlung gekonnt von links nach rechts schob.

Zögernd nahm Ash eine der Tassen und nahm einen Schluck des braunen Getränks.

„Nichts so wie die Brühe aus der Mensa.“, sagte er und sah zu seinem Chef.

„Mit dem schwachen Zeug hätte ich keine drei Tage wach bleiben können.“, meinte er lächelnd und erhob sich.

Gemächlich erhob sich Squall und setzte sich zu den beiden.

„Ihr habt mir echt ne schlaflose Zeit bereitet.“, meinte er und nahm sich einen Kaffee, „Aber bei der Prüfung ist das auch nichts Ungewöhnliches.“

„Wie meinen sie das?“, fragte Vine und sah ihn gespannt an.

„Normalerweise sind die Prüfungen nicht von diesem Kaliber.“, erwiderte er und nahm einen Schluck, „Die Prüfungen sind dazu da, um die Anwärter einen Einblick in das SEED-Leben zu geben.“

„Warum dann so eine Mission?“, erkundigte sich Ash.

„Weil Not am Mann war.“, lächelte Squall entschuldigend, „Auch wenn der Ball und die Prüfungsabschlüsse bevor standen waren die meisten unserer SEEDs noch auf Missionen unterwegs. Und wenn ich sie erreicht und von ihren Standorten abgezogen hätte, wären sie vielleicht heute erst ausgerückt.“

„Kein leichter Job.“, sagte Ash und sah in seinen Kaffee.

„SEED oder Direktor?“, fragte Squall schmunzelnd.

„Beides.“, erwiderte Ash grinsend.

Vorsichtig öffnete sich die Tür und Niida trat ein.

„Die anderen sind da.“, sagte er.

„Lass sie rein.“, erwiderte Squall Nickend.

Niida erwiderte die Geste und verschwand aus dem Sichtfeld, die Tür noch immer offen.

Kurz darauf betraten Jade und Niko den Raum, gefolgt von Rinoa.

„Setzt euch.“, sagte Squall zu den beiden, während er seiner Verlobten zulächelte.

Mit einem Nicken grüßten sich die Frisch-SEEDs und lächelten Rinoa zu.

„Was haben die Kleinen den ausgefressen?“, erkundigte sich Rinoa und lies sich im Sessel gegenüber von Squall nieder.

„Noch nichts.“, erwiderte er und sah in die Runde, „Außer das ihre erste Mission ansteht.“

Ash registrierte zufrieden, dass er nicht der einzige war, dem es ein wenig mulmig war.

„Es wird eine relativ einfach Mission werden.“, sagte der Direktor und ging zu seinem Schreibtisch, „Eine Eskorte.“

„Wen und wohin?“, erkundigte sich Jade neugierig.

„Es wird eine Weltreise.“, grinste Squall und kam mit einem Briefumschlag zurück.

Unsicher sah Ash zu seinen Freunden. Auch ihnen schien die Antwort auch nicht zu zusagen.

Ohne jede Vorsicht riss Squall den Umschlag auf. Sofort klirrten vier Hundemarken auf den Glastisch. Wortlos nahm Squall sie und reichte sie an den Entsprechenden.

„Und wen sollen wir eskortieren?“, erkundigte sich Niko.

„Mich.“, kam es überraschend von Rinoa.

Verwirrt sahen die vier zu der Weißen Hexe.

„Ich mache jedes Jahr eine Gardenrundreise, zeige Präsenz und unterhalte mich mit den Direktoren.“, erklärte sie lächelnd.

„Die Idee dafür kam von ihr selber.“, sagte Squall ernst, „Damit keiner auf die Idee kommt, dass sie größenwahnsinnig wird oder ähnliches.“

„Soweit verstanden.“, meinte Ash, „Aber warum wir?“

„Weil wir immer die besten aus dem aktuellen Jahrgang nehmen.“, erwiderte Squall ruhig, „Außerdem soll aus jedem Garden ein Mitglied vertreten sein.“

„Fehlt nur noch Esther.“, stellte Niko fest.

„Ja, ihn werdet ihr dort aufnehmen.“, erklärte Squall.

„Aber zwei SEEDs aus Balamb?“, fragte Ash verwirrt.

„Da ist der Haken an der Sache.“, meinte Squall, „Denn Niko wird als Austausch-SEED nach Galbadia gehen. Jedenfalls für einige Zeit.“

Bevor jemand etwas sagen konnte, ergriff Rinoa das Wort.

„Der Direktor des Galbadia-Garden war mit unserer Aktion nicht einverstanden.“, sagte sie und sah zu Vine, „Aber er hat sich schlussendlich auf diesen Austausch eingelassen.“

„Wir haben Glück, dass es so glimpflich abgelaufen ist.“, warf Squall ein, „Wir haben einen direkten Befehl außer Kraft gesetzt.“

Bedrückt sah Ash zu seinem Freund, doch dieser lächelte nur.

„Da sehe ich auch mal was von der Welt.“, grinste Niko.

„Warum ausgerechnet er?“, erkundigte sich Ash neugierig, „Sie hätten doch auch Duran schicken können, oder einen der anderen.“

„Das mag sein, aber eure Art zu Kämpfen wird nur wirklich im Balamb-Garden gelehrt. Und der Direktor hofft, dass er ihnen noch etwas beibringen kann.“, entschuldigte sich Squall lächelnd.

„Und um ehrlich zu sein, will Squall Dodonna nur eine Verpassen.“, grinste Rinoa.

„Das gehört hier nicht her.“, erwiderte Squall.

„Doch das gehört es.“, sagte sie trotzig, „Denn ihr müsst wissen, dass Dodonna schon immer auf die anderen Garden herabgesehen hat. Seiner Meinung nach, brauchen die Anwärter einen eisernen Griff und Disziplin, um etwas zu werden.“

„Und da hat er sich Gedacht, er schickt mich, damit ich mal auf die Pauke hau.“, schlussfolgerte Niko, dessen Grinsen immer breiter wurde.

„Jetzt ist aber genug.“, meinte Squall ernst, „Sonst wird der Kaffee noch kalt.“
 

„Ich habe gehört, sie haben zugelassen, dass eine unserer SEEDs im Balamb-Garden bleibt, Kinneas.“, sagte der Mann hinter seinem schweren Schreibtisch, „Was haben sie dazu zu sagen.“

Irvine stand lässig mitten im Raum und sah seinen Vorgesetzten ungerührt an.

„Ja, ich habe es gestattet. Und ich wüsste nicht, was dagegen sprach.“, sagte der Cowboy offen.

„Bis auf die Tatsache, dass sie sich einem direkten Befehl widersetzt haben und einen unserer Besten Schützen in den Händen solch unfähiger Leute zurückgelassen haben.“

„Sie sollten nicht vergessen, dass diese unfähigen Leute ihnen ihre Position wiedergegeben haben.“, widersprach Irvine mit einem schwachen Grinsen.

Er wusste, dass dieses Thema seinem Vorgesetzten, Direktor Dodonna, nicht gefiel. Und auch jetzt hatte der Scharfschütze einen empfindlichen Nerv getroffen.

„Das tut gar nichts zur Sache.“, versuchte Dodonna das Thema zu wechseln, „Hatten sie sonst noch Gründe für ihr vorgehen?“

„Bis auf die Tatsache, dass Vine dort aufgeblüht ist, Freunde gefunden und das erste Mal wirklich akzeptiert wurde, nein.“, meinte Irvine nebensächlich.

Schweigend sahen sich die Männer an.

Letztendlich seufzte der Direktor.

„Ich hoffe nur, dass der Austausch etwas bringen wird.“, sagte er leise.

„Wen bekommen wir?“, erkundigte sich Irvine neugierig.

Er hatte zwar mitbekommen, dass ein Austausch von Rinoa geplant wurde, hatte aber die Entscheidung nicht mehr mitbekommen.

„Ein gewisser Niko König.“, erwähnte Dodonna mit einer abfälligen Stimme.

„Dann wird es sich lohnen.“, erwiderte der Cowboy, „Wenn das alles war, ziehe ich mich zurück.“

Der Direktor entließ ihn mit einem Wink, als wolle er eine Fliege verscheuchen.

Irvine folgte der Order und machte auf dem Absatz kehrt. Schon jetzt wurde das Grinsen mit jedem Schritt größer.

„Mit ihm werdet ihr euren Spaß haben.“, sagte er leise und machte sich fröhlich pfeifend auf den Weg zu seinem Quartier.
 

„Ich wünsche euch eine gute Fahrt.“, sagte Squall und versuchte den Fröhlichen zu Mimen, „Und schlaft ja nicht in eurem Abteil ein.“

Schon schlossen sich die Wagentüren und ein schriller Pfiff ertönte.

„So, da wären wir wieder auf der Reise.“, sagte Rinoa, die dem ganzen auch mit gemischten Gefühlen begegnete.

Noch einmal warf sie einen flüchtigen Blick aus dem Fenster, noch ein letzter Blick zu ihrem Verlobten. Dann fuhr der Zug ab.

„So, dann machen wir es uns gemütlich.“, sagte sie und schlenderte zum SEED-Abteil.

„Was meinte Squall damit?“, erkundigte sich Jade neugierig.

„Auf dem Weg zu seiner ersten Mission sind Squall und seine Begleiter in einen Zauber gekommen und haben ein anderes Leben erlebt, wie in einem Traum.“, erklärte Rinoa und machte es sich auf der Couch bequem.

„Ich habe davon gelesen.“, sagte Jade und nahm in einem der Sessel Platz, „Selphie hat ja einen ausführlichen Reisebericht veröffentlicht.“

Zustimmend nickte Ash. Auch er hatte den Bericht gelesen, damals aber nicht wirklich an die Glaubwürdigkeit geglaubt. Was sich nach so viel erlebten doch geändert hatte.

„Hast du schon einen Reiseplan?“, fragte Ash Rinoa nebensächlich.

„Erst einmal möchte ich ein paar Leute in Timber besuchen und mir die Stadt ansehen.“, sagte sie und blätterte in ihre Magazin weiter.

Nebensächlich sah Ash zu der Digitalen Uhr an der Wand. Darunter wurde in einem Countdown ihre restliche Fahrtzeit angezeigt.

„Kann ich in Timber noch ein paar Wege erledigen?“, fragte Ash die Hexe.

„Natürlich.“, antwortete sie schmunzelnd, „In Timber bin ich Sicher.“

„Vielen Dank.“
 

„Das ist also unser Kleiner.“, sagte die Ärztin mit einem strahlenden Lächeln.

Das Baby sah sie neugierig an.

„Wir hatten dich ja vor gewarnt.“, meinte Cifer.

„Ja, das habt ihr, aber ich hatte es eher für einen Scherz gehalten.“, erwiderte Doktor Kadowaki lächelnd, „Also wollen wir dich mal unter die Lupe nehmen.“

Hastig scheuchte sie Fu-Jin und Cifer aus dem Untersuchungsraum und orderte eine der Helferinnen heran.

Zusammen sahen sie durch die Glasscheibe und beobachteten jeden Handgriff genau. Auch wenn keiner der beiden ein Wort sagte, so wussten sie doch, was im Kopf des anderen vorging. Beide machten sich große Sorgen um ihren Shane.

Zaghaft griff Fu-Jin nach Cifers Hand.

„Es wird schon alles Gut werden.“, sagte er ohne den Blick abzuwenden.

„Ich hoffe es.“, erwiderte die Weißhaarige unsicher.

Nach gefühlten Stunden hatten sie endlich die Untersuchung beendet.

Die automatische Tür öffnete sich und die Ärztin trat zu den beiden.

„Dem Kleinen geht es prächtig.“, sagte sie mit einem offenen Lächeln.

Erleichtert atmete Fu-Jin aus und auch Cifer fiel ein Stein vom Herzen.

„Dann kümmert euch gut um ihn.“, sagte sie im vorbeigehen und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch.

Hastig betraten die Beiden den Untersuchungsraum und sahen in das strahlende Augenpaar eines lächelnden Kindes.
 

„Wir erreichen in Wenigen Minuten den Bahnhof von Timber. Vielen Dank, dass sie mit uns gefahren sind.“, verkündete die Sprechanlage, gefolgt von verschiedenen Zugverbindungen und Sehenswürdigkeiten die Timber zu bieten hatte.

Wortlos schnappten sich die fünf ihre Taschen und bereiten sich auf den Ausstieg vor.

Mit Quietschenden Bremsen hielt der Zug und Sekunden später schwangen die Türen auf.

Gemächlich und schweigend verließen sie den Bahnsteig.

„Wartet einen kleinen Moment, bin gleich wieder da.“, sagte sie Grinsend.

Rinoa hielt geradewegs auf einen Zeitungstand zu. Nach einem kurzen Wortwechsel, den der Besitzer mit jeder Sekunde nervöser zu machen schien, reichte er ein paar Zeitschriften weiter.

Noch immer freundlich lächelnd bezahlte Rinoa und kam mit einem breiten Grinsen zurück.

„Was hast du Geholt?“, erkundigte sich Jade neugierig.

„Ein paar Geschenke.“, erwiderte sie und ihre Augen begannen zu funkeln.

„Kann ich wegtreten?“, erkundigte sich Ash plötzlich.

„Natürlich.“, lächelte Rinoa, „Wir treffen uns heute Abend im Hotel am Stadttor.“

„Kann ich dich begleiten?“, erkundigte sich Vine vorsichtig.

Sekunden lang sah er sie unsicher an, bis er mit den Schultern zuckte und nickte.

„Wir sehen uns dann.“, meinte er noch dann ging er los.
 

„Squall, was bedrückt dich?“, fragte Cifer.

„Das ich hier versauern muss und sie mit vier Grünschnäbeln unterwegs ist.“, erwiderte er und starrte auf das Blatt vor ihm.

Jedes Jahr, wenn sie diese Reise Antrat wurde es schlimmer und schlimmer. Er hatte das Gefühl, sie im Stich zu lassen und seine Pflichten, als Verlobter und Hexenritter, zu vernachlässigen.

„Um ihre Sicherheit brauchst du dir keine Gedanken zu machen, dass weist du doch.“, versuchte Fu-Jin ihn zu beruhigen.

„Aber trotzdem müsste ich bei ihr sein.“, erwiderte der Braunhaarige ernst.

„Dann kette sie das nächste Mal an oder sperr sie in einen Käfig.“, erwiderte Cifer nebensächlich und widmete sich wieder Shane.

„Du weist, dass du Rinoa so etwas nicht ausreden könntest.“, stimmte Fu-Jin ihrem Freund zu, „Außer sie einzusperren würde nichts helfen.“

„Ich weis, aber es ist einfach ein scheiß Gefühl.“, sagte Squall und stützte den Kopf auf die Hände.

„Wem sagst du das?“, fragte Cifer und sah seinen Freund direkt an.

Seufzend gab Squall nach und quälte sich hinter seinem Schreibtisch hervor. Langsam ging er zur Couch und lies sich gegenüber von Fu-Jin und Cifer nieder.

Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit des Kindes auf ihn. Nur Sekunden später reckten sich Squall ein kleines paar Arme entgegen.
 

Langsam ging Ash die Straße entlang. Er registrierte die fragenden Blicke von Vine, doch er wusste nicht, ob er etwas sagen sollte.

„Wo wolltest du hin?“, fragte sie schließlich offen.

„Ich möchte meine Eltern und meinen Bruder besuchen gehen.“, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln.

Scheinbar sofort verstand sie und nickte.

Schweigend bogen sie ab und nun konnte Vine auch schon den großen Gusseisernen Zaun sehen. Dahinter erstreckte sich der Friedhof. Grabsteine reihten sich aneinander, groß und klein, kompliziert und einfach.

„Nur die Einwohner oder ein Verirrter findet diesen Ort so leicht. Niemand sieht einen Friedhof gern.“, sagte Ash mit einem erzwungenen Lächeln, „Nicht nachdem so viel gekämpft und so viel gestorben wurde.“

Vorsichtig tastete sie nach seiner Hand. Kaum hatte sie seine Hand berührt, schloss sie sich um ihre.

„Danke, dass du mitgekommen bist.“, flüsterte er.

Ohne zu antworten folgte sie ihm. Nach und nach veränderte sich das Bild um sie herum. Die Gräber wurden immer kleiner und unscheinbarer. Und am Ende befanden sich nur noch Kreuze, immer in Gleichen Abständen, auf denen die Namen der Verstorbenen standen.

„Wo sind wir hier?“, fragte Vine und spürte einen kalten Schauer.

„Hier wurden die beerdigt, die durch den Behemot gestorben sind.“, erklärte Ash gepresst.

Entsetzt sah ihn die Schwarzhaarige an.

„Wie viele?“

„Viel zu viele.“, erwiderte er schwach, „Offiziell ein paar über Hundert.“

„Und inoffiziell?“

„An die zweihundert Opfer einer Nacht.“

Langsam sah er sie an. Der Schrecken dieser Offenbarung schien ihr tief in die Knochen gefahren zu sein.

„Fast alle Waisen, die mit mir im Waisenhaus waren, haben ihre Eltern in dieser Nacht verloren.“, fuhr er fort und folgte dabei weiter seinem Weg, „Es war besonders für uns eine harte Zeit, aber sie hat uns zusammen geschweißt.“

„Was meinst du?“, erkundigte sie sich.

„Wir waren vierzehn Kinder. Und wir haben immer zusammengehalten, egal was war.“, berichtete Ash, „Egal, ob die Älteren uns Schikanieren wollten, oder wir bei den Aufgaben zu schwach waren. Solange wir zusammen hielten haben sie uns nicht klein gekriegt.“

Weitere Kreuze zogen an ihnen vorbei, bis Ash plötzlich abbog.

„Aber dann ist die Zeit gekommen und sie haben uns in die Garden geschickt.“

Fragend sah Vine ihren Freund an.

„Als Herauskam, dass Waisen die Hexe Adell besiegt hatten, änderten die Waisenhäuser sich Schlagartig. Es war keine friedliche Zeit mehr, wo man auf Pflegeeltern hoffen konnte. Man hat uns gedrillt, uns auf die Laufbahn des SEED vorbereitet. Aber frag mich nicht warum.“

„Das ist Schrecklich.“, entfuhr es ihr plötzlich.

„Ja, das ist es.“, bestätigte Ash in Gedanken, „Aber um uns hat sich niemand mehr gesorgt. Wenn ihr sterbt, wird keiner eine Träne um euch weinen, hat uns einer unserer Ausbilder an den Kopf geworfen.“

„Wie alt wart ihr da?“

„Neun oder zehn Jahre, nicht älter.“, erwiderte Ash.

Fassungslos starrte Vine ihn an.

Aber Ash erwiderte nur ein Lächeln.

„Diese Zeiten sind zum Glück vorbei.“, sagte er und richtete seinen Blick wieder nach vorn.

„Warum hat niemand etwas dagegen getan?“, fragte Vine fassungslos.

„Vielleicht wusste es niemand.“, sagte Ash Schulterzuckend, „Oder es wollte niemand wissen.“

Schweigend sah Vine den Jung-SEED an. Und wieder wurde ihre Klar, dass sie gar nicht so verschieden waren.

„Wie ist es bei dir?“, erkundigte sich Ash.

„Ich kenne meine Eltern nicht. Das einzige was ich kenne ist der Garden.“, begann sie, „Meine Eltern haben mich auf der Schwelle des Gardens ausgesetzt.“

Irritiert sah Ash sie an.

„Wie kann man nur so grausam sein?“, fragte er sich leise.

„Vielleicht war es auch besser so.“, sagte sie mit einem schwachen, aufgesetzten Lächeln.

„Wie kannst du so etwas nur sagen?“

„Weil ich sonst weder dich noch die anderen kennen gelernt hätte.“, erwiderte sie, „Im Galbadia-Garden hat mich niemand akzeptiert. Die wenigsten werden bei uns einfach so aufgenommen.“

Ash sah zu Boden.

Verlegen sah Ash zu Boden. Er hätte nicht so auf brausend sein müssen.

„Vielleicht finde ich meine Eltern irgendwann.“, sagte die Rotäugige mit einem schwachen Lächeln.

Bestätigend Lächelte Ash ihr zu.

Erst jetzt, da er wieder auf den Weg sah, bemerkte, er, dass sie stehen geblieben waren.

Irritiert sah er sich um, nur um zu erkennen, dass sie ihr Ziel erreicht hatte.

„Wir sind da.“, sagte er leise, während er den Blick senkte.

Neugierig folgte sie Ash Blick.

Vor ihr standen drei Kreuze, die sich in Form und Farbe nicht von den anderen Unterschieden. Auch die Gravur war, wie bei den anderen vom Wetter angegriffen, dennoch konnte sie Worte deutlich erkennen.

Sacht legte sie ihre Hand auf Ash Schulter.

Sachte fuhr der Blondschopf der Reihe nach über die Grabsteine und zog die Buchstaben mit dem Finger nach.

„Danke, für alles.“, sagte er leise.

„Ich hab mein bestes gegeben, wie ihr es mir beigebracht habt und habe schon einiges erlebt, seit ich das letzte mal hier war. Ich würde euch so gerne alles erzählen.“, begann er und mit jedem Wort wurde seine Stimme dünner.

Dann wandte er sich dem dritten Grab zu und legte vorsichtig seine Hand darauf. Vorsichtig sah Vine an ihrem Freund vorbei und betrachtete die Inschrift genau.

„Ich habe es dir Versprochen. Und Versprechen werden nicht gebrochen.“, flüsterte Ash und fuhr mit der Hand über den Grabstein, „Und ich werde es tun, Blake. Ich werde Leben.“
 

„So nimmt die Reise also ihren Anfang.“, sagte die Kratzige düster.

„Könntest du damit mal aufhören.“, beschwerte sich die Angenehme, „Wir wissen doch nicht einmal, was noch alles passieren wird.“

„Ich weis.“, erwiderte die kratzige fröhlich, „Aber ich empfand es einfach als passend.“

Kopfschüttelnd lies sich der andere wieder auf seinen Stein sinken. Nach kurzer Zeit gesellte sich der andere hinzu.

„Ich wünschte wir würden die Zukunft kennen.“, meinte die angenehme Stimme.

„Aber warum denn?“, erkundigte sich die Kratzige verwundert, „Das wäre doch langweilig.“
 

Lautlos betrat Rinoa das Zugabteil.

Leise vernahm sie bekannte Stimmen und schlich auf sie zu.

Ein Grinsen umspielte ihre Lippen und die Hand legte sich fester um den Griff des Beutels.

Die Tür war einen Spalt offen, wodurch sie die Anwesenden besser verstehen konnte.

„Ich hab gehört, sie kommt hierher.“, sagte die Eine.

„Bist du dir da auch ganz sicher?“, erkundigte sich die Andere.

„Natürlich, auf meine Informationen ist verlass.“, sagte die erste beleidigt.

Das Grinsen auf Rinoas Gesicht wurde mit jeder Sekunde größer.

„Ich kriege schon wieder Magenschmerzen.“, sagte die andere Stimme gepresst.

„Das Kommt davon, wenn du die Tabletten nicht nimmst.“, belehrte die erste.

Mit einem Ruck riss Rinoa die Tür auf.

„Ich bin wieder da!“, rief sie Freudestrahlend und betrat das Zimmer.

Den ehemaligen Besprechungsraum ihrer ehemaligen Widerstandsgruppe, den Waldeulen.
 

Ich hoffe es hat euch gefallen und war das Warten wert.

Ich möchte mich nochmals bei euch Entschuldigen, dass es so lange dauert, bis ich die Kapitel fertig habe, hoffe aber trotzdem dass ihr dran bleibt.
 

Mit freundlichsten Grüßen

Euer Drako

Hexen, Schicksal und Waisen

Squall brütete erneut über den Akten.

Es war ein Kampf, den er unmöglich gewinnen konnte. Hatte er eine Sache beendet waren schon wieder zwei neue hinzu gekommen. Trotz der Hilfe von Shou und Niida wurde es mehr und mehr zu einem aussichtslosen Kampf.

„Squall?“, drang Shous Stimme aus der Freisprechanlage, „Ich habe hier ein Gespräch für dich.“

„Wimmel ihn ab.“, erwiderte Squall gereizt.

„Es ist Dodonna.“, fügte sie hinzu.

Squall schloss für einen Moment die Augen.

Er hatte erst gestern mit ihm gesprochen und alle Unklarheiten aus dem Weg geräumt. Was er jetzt schon wieder wollte, war dem Direktor des Balamb-Garden ein Rätsel.

Aber es gehörte wenigstens zum guten Ton, sich zu melden.

Auch wenn danach die Verbindung durch technische Störungen abriss, dachte Squall und grinste.

„Stell ihn durch.“, sagte er schließlich.

„Viel Spaß.“, meinte Shou nur noch.

Dann Begann das Klingeln der Freisprechanlage, dass ein Anruf einging.

Lassen wir ihn warten, dachte Squall und wandte sich wieder seiner Akte zu.

Erst nach dem fünften Mal nahm er das Gespräch endgültig an.

„Leonhardt.“, meldete er sich mit kalter Stimme.

„Hallo Squall.“, hörte er die schleimige Stimme Dodonnas, „Du scheinst ja ganz schön was um die Ohren zu haben.“

„Wie kommst du darauf?“, erkundigte er sich offen.

„Du hast mich ganz schön warten lassen.“, erwiderte sein Gesprächspartner beleidigt.

„Wir haben halt nicht alle so viel Freizeit wie du.“, antwortete Squall und wusste, dass der Schlag gesessen hatte.

„Wobei wir beim Thema wären.“, meinte Dodonna nun ernst, „Wo ist dein Austausch-SEED?“

„Heute Abend müsste er bei euch ankommen.“, meinte Squall nebensächlich, „Er soll noch ein paar Sachen für mich erledigen.“

„Ach ja, und was?“, bohrte Dodonna nun, „Was kann denn so wichtig sein mich warten zu lassen?“

Squall warf dem Telefon einen schiefen Blick zu. Wieder stellte Squall fest, dass Dodonna nicht selbst verliebt war. Er hatte einfach nur ein gepflegtes Ego. Und dieses würde Niko ein wenig stutzen.

„Die Schadensberichte aus Timber zusammentragen.“, meinte Squall gelangweilt.

„Und warum kannst du nicht einen zweiten SEED schicken?“, erkundigte sich Dodonna höhnisch.

„Weil der Rest zwecks Missionen aus dem Haus ist.“, erwiderte er gelassen.

„Da können es ja nicht viele SEEDs sein.“, gluckste sein Gegenüber.

„Wenn du nichts Vernünftiges mehr zu sagen hast, lege ich auf.“, meinte Squall kalt.

Sekunden herrschte Stille am anderen Ende.

„Warum denn so abweisend?“, erkundigte sich Dodonna mit gekränkter Stimme.

„Durch die Blume oder offen?“

„Die Blume bitte.“, lachte der Direktor des Galbadia-Garden in den Hörer, „Ich warte.“

Squall holte tief Luft und konzentrierte sich. Er war dabei die eh schon brüchige Beziehung zum Galbadia-Garden endgültig zu ruinieren. Doch im Moment war es ihm egal.

„Hör mal.“, meinte er dann versöhnlich, „Ich hab hier einfach zu viel zu tun.“

Dodonna schwieg einen Moment. Doch für Squall nicht lang genug.

„Dann verabschiede ich mich hiermit.“, sagte der Galbadianer höflich, „Und richte Rinoa schöne Grüße aus.“

„Mach ich.“, erwiderte Squall, wobei er das „nicht“ in Gedanken einfügte.

Er wäre zu gerne dabei, wenn Rinoa plötzlich bei Dodonna im Büro stehen würde und ihn zur Sau machte.

Ohne Hektik beendete Squall das Gespräch. Fast im selben Moment öffnete sich die Bürotür und Shou brachte ein Tablett mit Kaffee und Kuchen.

„Ich soll aufpassen, dass du nicht vom Fleisch fällst.“, sagte sie lächelnd.

Squall seufzte Schwer, bevor er aufstand.

Gemächlich umrundete er seinen Schreibtisch und betrachtete dabei das Chaos, was sich darauf ausgebreitet hatte. Aber vor allem lagen seine Augen auf der Telefonanlage.

Mit einem friedlichen Lächeln wandte er sich an Shou.

„Entschuldige und mach schon mal für übermorgen einen Termin mit den Elektrikern.“, sagte er und wandte seinen Blick wieder auf seinen Schreibtisch.

Gerade als Shou etwas sagen wollte riss er seine schwere Revolver-Gun-Blade von der Hüfte, riss sie über seinen Kopf und lies die Klinge auf den Tisch niedergehen.

Mit einem gequälten „Piep“ starb die Telefonanlage.

„Sei froh, dass du mich nie besuchen kommst, Dodonna.“, flüsterte Squall, während er sich auf die Couch setzte und sich Kaffee und Kuchen schmecken lies.
 

Langsam liefen Vine und Ash zurück durch Timber. Fast den ganzen Weg hatten sie sich unterhalten. Es gab nichts Spezielles. Sie unterhielten sich über alles Mögliche.

„Ash, kann ich dich was fragen?“, erkundigte sich Vine leise.

„Natürlich.“, erwiderte Ash und lächelte sie an.

„Wenn du etwas ändern könntest, würdest du noch einmal zum Waisenhaus gehen?“, fragte sie und sah neugierig in seine Augen.

„Ich weis es nicht.“, erwiderte Ash nachdenklich, „Vielleicht hat sich ja auch schon etwas getan.“

„Und wenn nicht?“, hakte die Rotäugige nach.

„Hätte ich nicht die Möglichkeit etwas zu ändern.“, flüsterte er, „Jedenfalls nicht alleine.“

Sacht spürte er ihre Hand, wie sie seine streifte. Einem Impuls folgend nahm er ihre Hand.

„Und ich bin nicht mehr allein.“, lächelte er und sah sie an.

Auf ihrem Gesicht stahl sich ein Lächeln davon. Und wieder verlor er sich in ihren Augen. Egal wie oft er sie ansah, in ihre roten Augen sah, sie nahmen ihn jedes Mal gefangen.

„Vielleicht sollten wir zum Hotel.“, sagte Vine plötzlich und riss Ash somit aus seinen Gedanken.

„Wenn du willst.“, erwiderte Ash und musste erst einmal wieder richtig zu sich kommen.

„Da kannst du mich dann auch in Ruhe anstarren.“, lächelte Vine und eine schwache Röte schimmerte um ihre Wangen.

„Entschuldige.“, sagte Ash leise, „Aber ich kann mich immer nur schwer von deinen Augen los reisen.“

„Aber warum?“, erkundigte sie sich.

„Ich weis es auch nicht.“, sagte er ehrlich, „Ich habe das Gefühl darin zu versinken, werde ganz ruhig und entspannt.“

Plötzlich begann er zu Lächeln.

„Eben Liebe auf den ersten Blick.“

„Ist das nicht süß.“, hörten sie plötzlich Rinoas Stimme.

Erschrocken fuhren beide herum, nur um die Weiße Hexe keine zwei Meter hinter ihnen zu sehen.

Auf ihrem Gesicht lag ein breites Grinsen.

„Sei froh, dass er dir so etwas jetzt schon sagt.“, meinte Rinoa und hakte sich bei Vine ein, „Ich musste erst fast sterben, bevor Squall auch nur in diese Richtung reagierte.“

Ohne auf die beiden zu achten, ging Rinoa weiter und zog sie mit sich.

Als Ash zu seiner Freundin sah, erkannte er beruhigt, dass nicht nur er verwirrt war.

„Wo wollen wir hin?“, erkundigte sich Vine leise.

„Keine Ahnung.“, erwiderte die Hexe gelassen.

Und während Rinoa weiterhin die Führung übernahm und ihrem Weg folgte, grüßte sie fast jeden, der ihr begegnete.

„Ziemlich bekannt.“, murmelte Ash.

„Ich habe hier auch eine Zeit lang gelebt.“, meinte die Rinoa offen.

Wieder folgte Ash Gesichtern, die sie freundlich ansahen und grüßten.

Doch plötzlich hatte etwas anderes seine volle Aufmerksamkeit, wie Rinoa und Vine nur Sekunden später feststellen mussten.

Von einem Moment auf den Nächsten blieb er stehen.

„Was hast du?“, fragte Vine leise und folgte seinem Blick in eine Gasse.

Aber es kam keine Antwort. Noch immer war Ash wie versteinert. Vorsichtig sah Vine ihren Ash an. Seine Augen waren kalt wie Stahl und sein Mund zusammen gepresst.

„Was hast du?“, fragte sie erneut.

Plötzlich legte sich eine Hand auf ihrem Arm.

„Lass ihn.“, sagte Rinoa leise.

Fast augenblicklich lösten sich ihre Hände.

Noch immer verwirrt sah sie zwischen Rinoa und Ash hin und her.

„Bin gleich wieder da.“, sagte er plötzlich und verschwand mit langen Schritten in der Gasse.

„Hör einfach hin.“, flüsterte Rinoa, noch bevor sie ihre Frage stellen konnte.

Ihrer Aufforderung folgend schloss die Rotäugige die Augen und konzentrierte sich ganz auf ihr Gehör. Zuerst fiel ihr nichts Besonderes auf. Doch dann mischte sich ein für sie zu bekanntes Geräusch dazu.

„Höre hin.“, flüsterte Rinoa erneut und legte sanft ihre Hände auf Vines Schultern.

Mit einem Mal verstand sie die Welt um sich herum viel besser. Geräusche, die kaum oder gar nicht zu hören waren, klangen kristallklar. Aber die anderen Geräusche wirkten Dumpf, als würden sie nur im Hintergrund laufen.

Ohne große Probleme fand sie das Geräusch in dem Wirrwarr wieder. Und dieses Mal gab es keine Zweifel.

Dort weinte Jemand.

Doch bevor sie reagieren konnte, wurden Stimmen Laut.

„Wieso lernst du es nicht?“, meinte eine Kräftige, tiefe Stimme.

„Du kannst uns eh nicht entkommen.“, schien eine zweite fest zu stellen.

„Wenn du artig bist, müssen wir dir auch nicht wehtun.“, meldete sich wieder die erste zu Wort.

Doch mit einem Mal verstummten die Stimmen. Genauso wie das Weinen.

„Was passiert da?“, fragte Vine leise, doch in ihren Ohren klang es wie ein Schrei.

Doch Rinoa schwieg.

Langsam nahm sie ihre Hände von Vines Schultern. Kaum dass sie ihre Schultern losgelassen hatte, spürte die Schwarzhaarige, wie ihre Sinne sich normalisierten.

„Was war das?“, fragte sie perplex, ohne sich umzudrehen.

„Magie.“, erwiderte Rinoa nebensächlich.

Zuerst bemerkte Vine nicht, dass Ash wieder aus der Gasse zurück kam. Aber was sie mehr überraschte, war das junge Mädchen, dass er an der Hand hatte.

„Wir sollten gehen.“, sagte er bestimmt und sah seine Begleiterinnen an.

„Gehen wir.“, erwiderte Rinoa und hakte sich erneut bei Vine ein.

Noch bevor sie etwas erwidern konnte, wurde sie schon mitgezogen.

Erneut wollte sie Fragen, was denn vorgefallen war, aber als sie in die angespannten Gesichter der anderen sah, beschloss sie, ihre Fragen aufzuheben.
 

„Mir ist langweilig.“, sagte die kratzige Stimme monoton.

„Mir geht es auch nicht anders.“, erwiderte die Angenehme.

Seit einer gefühlten Ewigkeit saßen sie schon auf dieser Erhöhung. Rücken an Rücken spähten sie in die Ferne.

„Was suchen wir eigentlich?“, erkundigte sich die Kratzige.

„Was du willst.“, antwortete die Angenehme gelangweilt.

Scheinbar in Gedanken versunken saßen sie da wie Statuen. Doch in dieser Tristen Welt gab es niemanden der sich über sie wundern konnte. Leise seufzte die Angenehme und wünschte sich wieder zurück zu der Hexe und dem Kamin.

„Dann suche ich Kekse.“, sagte die Kratzige plötzlich und begann zu lachen.

„Dann such ich den Tee.“, erwiderte die Angenehme und stimmte in das Gelächter ein.
 

Keiner der Drei hatte sie kommen sehen oder hören. Aber dann standen sie vor ihnen.

Ash wusste sofort, dass es an ihnen kein einfaches vorbeikommen gab. Wenn er ehrlich mit sich war, wollte er das auch nicht.

„Gebt sie zurück.“, sagte einer der drei Männer und trat einen Schritt vor.

Zwar waren es noch gute zehn Meter Abstand, die sie hatten, aber für den Jung-SEED war das nicht viel.

Langsam spürte er auch die Unsicherheit seiner neuen Begleiterin.

„Und was wenn nicht?“, fragte er nebensächlich.

Nun traten auch die beiden anderen heran.

„Das willst du gar nicht wissen.“, ergriff der Anführer wieder das Wort.

Langsam lies Ash seinen Blick zu Rinoa wandern. Sie musste entscheiden. Nicht weil er es nicht wollte, oder gekonnt hätte.

„Doch er will es wissen.“, sagte Rinoa herausfordern und lies Vines Arm los, „Ihr bekommt sie nicht.“

Mit diesen Worten, hatte sie die Hand des Mädchens genommen und ihm zugelächelt. Sofort spürte Ash, wie die Spannung aus ihrem Körper wich und seine Hand los lies.

„Lass sie am Leben.“, flüsterte Rinoa und lächelte ihn an.

„Wie du Wünscht.“, erwiderte der Blonde und wandte sich wieder den Dreien zu.

Dem Anführer des Trupps entrann ein schwerer Seufzer. Dann hob er den Arm und zeigte an Ash vorbei.

„Bringt sie mir.“, befahl er kalt.

Kaum waren die Worte ausgesprochen, stürmten die beiden Handlanger los.
 

„Du brauchst keine Angst zu haben.“, flüsterte Rinoa zu dem Mädchen, „Wir lassen nicht zu, dass dir etwas passiert.“

„Ich habe auch keine Angst.“, erwiderte sie besorgt, „Aber um ihn Sorge ich mich.“

Mit den Worten sah sie zu Ash, der noch immer reglos da stand.

„Das brauchst du nicht.“, meldete sich Vine nun auch zu Wort, „Er kann auf sich aufpassen.“

Besorgt sah die Kleine zu Vine.

„Woher weist du das?“, erkundigte sie sich.

„Weil sie SEEDs sind.“, antwortete Rinoa sanft.

„SEEDs?“, fragte die Kleine und ihre Augen weiteten sich vor erstaunen.

„Ja, SEEDs.“, bestätigte Vine und legte ihr eine Hand auf den Schopf, „Wir werden mit allem fertig.“
 

Ash versuchte keinen der Beiden aus den Augen zu lassen. Er beobachtete jede Bewegung und versuchte ihr Können einzuschätzen. Zehn Meter sind dafür zu wenig, aber doch genug, um zu erkennen, dass die beiden keine ausgebildeten Kämpfer waren.

„Gut.“, flüsterte Ash.

Die Hälfte des Weges hatten sie schon hinter sich gebracht.

Ein schwaches Lächeln huschte über Ashs Gesicht. Sie würden sich noch wundern, mit wem sie sich angelegt hatten.

Ohne Vorwarnung sprintete Ash los. Zufrieden stellte er fest, dass dies seine Kontrahenten aus dem Konzept gebracht hatte. Dann war er auch schon bei ihnen.

Den Ersten schickte er mit einer Geraden ins Land der Träume. Nur einen Wimpernschlag später vollführte er eine Drehung und lies die Ferse in der Magengrube des Zweiten landen.

Nur Sekunden hatte er für die beiden gebraucht.

Doch noch war er nicht fertig. Mit einer schnellen Drehung kam er wieder in einen festen Stand und fixierte den Dritten.

Explosionsartig spurtete Ash los.

Noch immer starrte der Anführer ihn perplex an. Nur noch zwei Meter trennten sie, als der Mann endlich reagierte. Doch der Schlag war zu langsam für den Kampferprobten SEED.

Es war für Ash kein Problem, den Arm zu packen. Und bevor sein Kontrahent reagieren konnte, segelte er schon über Ashs Schulter, in Richtung seiner Freunde.
 

Der Aufschlag war hart. Ungewohnt hart, denn sonst war er es, der die Leute durch die Gegend scheuchte. Aber in den wenigen Augenblicken, die der Junge gebraucht hatte, seine Kollegen und ihn auf die Bretter zu schicken, machten ihm Angst.

Das waren eindeutig keine Halbstarken, die sich nur aufplusterten.

Die Sterne hatten sich gerade verzogen und er wollte den Kopf heben, als ein schwarzes Loch vor seinen Augen auftauchte. Er brauchte mehrere Anläufe, bis er auch den Rest erkannte. Sein Hals war wie zugeschnürt, als er am Lauf des Revolvers hinauf sah und zwei blutrote Augen ihn kalt ansahen.
 

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen trottete Ash zu den anderen zurück. Der Mann lag noch immer auf dem Boden und starrte den Revolver an.

„Wer hat euch geschickt?“, fragte Vine mit schneidender Stimme.

Ash lief es kalt den Rücken herunter. So hatte er sie noch nie erlebt, so kalt und gefühllos. Und er würde ihr auch niemals einen Grund dafür geben, schwor er sich.

„Ich frage nicht noch einmal.“, meinte Vine und spannte mit Leichtigkeit den Hahn des Revolvers.

„Ich sage es euch!“, rief der Mann panisch.
 

Verzweifelt lies Jade den Kopf hängen. Die Zahlen und Buchstaben drehten sich schon langsam, als sie wieder auf das Blatt vor sich sah.

„So schlimm?“, fragte Niko neugierig und warf einen Blick auf ihre Aufzeichnung.

„Ich komm einfach nicht drauf.“, erwiderte sie geschlagen.

Ohne ein weiteres Wort nahm sich Niko das Papier und studierte die Worte.

„So schlimm ist das doch nicht.“, sagte er schließlich und legte das Blatt wieder an seinen Platz.

„Du bist ja auch ein wandelndes Lexikon.“, beschwerte sich Jade.

„Und wofür ist ein Lexikon da?“, fragte Niko mit einem Lächeln, „Sein Wissen weitergeben.“

Mit diesen Worten zog er sich einen Stuhl heran und setzte sich neben Jade an den Tisch.

„Das wichtigste ist immer einen kühlen Kopf zu bewahren.“, begann er sanft, „Du kennst die Lösung. Lass sie zu dir kommen und erzwinge sie nicht. Denn dann willst du einfach nur etwas aufschreiben.“

Jade folgte gespannt seinen Worten und nickte leicht, als er fertig war. Langsam und vorsichtig legte sie den lädierten Stift auf den Tisch. Langsam und ruhig atmete sie und konzentrierte sich nur auf die Frage, sagte sie immer und immer wieder in Gedanken auf.

Einem plötzlichen Geistesblitz folgend, griff sie den Stift und schrieb ihren Gedanken auf.

Doch nur einen Moment später fragte sie sich im Stillen, ob es Richtig war.

„Der erste Gedanke ist meistens der Richtige.“, meinte Niko zufrieden, „Und das ist richtig.“

„Aber sie zählt nicht.“, meinte Jade und klappte den Bogen zu, „Weil sie unter fremder Hilfe beantwortet wurde.“

Nur diese eine Frage hatte für den nächsten SEED-Rang gefehlt.

„Trotzdem danke.“, sagte sie und lächelte Niko schwach an.

„Sie zählt.“, erwiderte er mit einem Grinsen.

„Und wie kommst du darauf?“, erkundigte sich Jade verwirrt.

„Weil wir Freunde sind.“, antwortete Niko mit einem breiten Grinsen, „Keine Fremden.“

Verdutzt sah sie ihren Team-Kollegen an. Und sie musste ihm Recht geben. Sie waren Freunde.

„Dummkopf.“, sagte sie lächelnd und stieß sanft mit ihrer Faust an seine Schulter.

„Fast wie in Balamb.“, lachte Niko und rieb sich die Schulter.

Das plötzliche Klingeln ihres Telefons lies beide erstarren.

Beim zweiten Klingeln begann Jade hektisch in ihren Taschen zu suchen.

Beim Dritten hatte sie es in der Hand.

„Hallo.“, sagte sie freundlich, doch ihr Gesicht wurde im nächsten Moment ernst.
 


 

„Was treibst du eigentlich den ganzen Tag?“, rief Xell durch die Tür des Direktorats.

Dass sie Schalldicht war, interessierte ihn nicht.

Doch er wartete keine Antwort ab, sondern stieß ohne Vorwarnung die Tür auf.

„Ich hab schon den ganzen Tag versucht dich anzurufen!“, sagte Xell wütend, doch blieb auf der Hälfte der Strecke stehen.

Der Schreibtisch war leer.

„Jetzt schreie nicht so herum.“, vernahm er die Stimme des Direktors neben sich.

Auf der Stelle fuhr er herum, nur um seinen Freund und Vorgesetzten auf der Couch liegen zu sehen, ein Waffenmagazin auf dem Gesicht.

„Warum nimmst du keine Anrufe an?“, fragte Xell gereizt.

Doch er antwortete nicht, sondern zeigte nur auf seinen Schreibtisch.

Xell folgte neugierig dem Fingerzeig. Und dort, mitten in der Telefonanlage, zog sich eine Kluft durch die Technik.

„Was ist passiert?“, erkundigte sich der blonde SEED.

„Ich hatte ein Gespräch mit Dodonna.“, erwiderte Squall und richtete sich langsam auf.

Xell nickte verstehend.

„Soll ich mir die Anlage mal ansehen?“, erkundigte er sich.

„Brauchst du nicht. Morgen kommt ein Techniker.“, erklärte Squall lächelnd, „Bis Dahin hab ich wenigstens meine Ruhe.“

„Kauf ich dir nicht ab.“, erwiderte Xell wissend.

„Und doch hab ich wenigstens Ruhe vor Dodonna.“, meinte Squall und streckte sich.

„Und keinen Kontakt zu Rinoa.“, sagte der Blonde grinsend.

Doch anstatt Squall ertappt zu haben, lächelte dieser nur.

„So sicher?“, fragte er und kramte ein mobiles Telefon aus seiner Tasche.
 

„Wir sind so schnell gekommen wie möglich.“, keuchte Jade und sah Rinoa fragend an.

„Um was geht es?“, erkundige sich Niko.

Ash lächelte schwach, als er die beiden sah. Wieder einmal hatten sich Xells Schindereien gelohnt.

„Wir werden dem Waisenhaus einen Besuch abstatten.“, meinte Rinoa lächelnd.

Doch die Kälte in ihrer Stimme strafte das Lächeln lügen, lies es kalt und unberechenbar wirken.

Ohne ein weiteres Wort ging sie auf die Treppe zu, deren Stufen direkt zum Eingangsportal des Waisenhauses führte.

Schon von weitem hatten sie den Mann vor der Tür gesehen. Er wirkte wie ein Fels in der Brandung.

Gemäßigten Schrittes führte Rinoa sie die Treppe herauf. Doch kaum hatten sie die letzte Stufe betreten, machte der Mann einen Schritt nach vorn.

„Das Waisenhaus ist heute für Besucher nicht zugänglich.“, sagte er sofort.

„Also darf ich nicht eintreten?“, fragte Rinoa freundlich.

„Nein.“, erwiderte der Mann regungslos.

„Na gut.“, meinte Rinoa und wandte sich um, „Ash, Niko. Eintreten.“

Synchron nickten beide. Und noch bevor der Mann etwas erwidern konnte, waren sie schon an ihm vorbei. Ein Kräftiger Tritt beider gegen die Beiden Türen lies sie widerstandslos aufschwingen.

„Wenn ihr keinen Ärger wollt, verschwindet ihr besser.“, erklang die Drohung des Mannes.

Doch so wie Ash es hörte, glaubte er nicht an seine Worte.

„Wir gehen, wohin wir wollen.“, sagte Rinoa kalt und Schritt auf ihn zu, „Oder willst du uns aufhalten?“

Nur einen Schritt vor ihm blieb die Hexe stehen und sah ihn unverwandt an.

„Natürlich nicht.“, meinte er nach ein paar Augenblicken.

„Wo ist die Herrin des Hauses?“, fragte Rinoa.

„Ich weis es nicht.“, antwortete der Mann.

Scheinbar glaubte Rinoa ihm, denn sie schritt ohne ein weiteres Wort an ihm vorbei.

Erst jetzt widmete Ash seine Aufmerksamkeit der Eingangshalle.

Er sah immer noch genauso aus wie damals. Nur die Tapete schien erneuert worden zu sein.

„Weist du, wo sie ist?“, hörte Ash Rinoa fragen.

„Vielleicht.“, erwiderte Ash und ging in Gedanken den Grundriss des Gebäudes Durch, „Vielleicht im Büro, oder im Haus unterwegs.“

Seinen schlimmsten Verdacht wagte er nicht auszusprechen. Und er betete auch, dass er nicht wahr werden würde.

„Sie will uns wieder weh tun.“, klang eine dünne Stimme zu ihnen.

Hastig drahte sich Ash um. Hinter einer der Säulen schaute ein Kind hervor, vielleicht sechs oder sieben Jahre alt.

„Sie hat sich meinen Bruder geholt und wird ihm wieder weh tun.“, sagte der Junge ängstlich, „Und das nur, weil ich so ungehorsam war.“

Was er da hörte, schnürte dem jungen SEED den Hals zu. Seine eigene grausame Vergangenheit in dem Waisenhaus schlug wieder zu. Zwei Impulse stritten sich gerade in seinem Innersten. Dem Jungen zu Hilfe eilen und der unbestimmte Drang einfach nur zu verschwinden.

Langsam drehte er sich zu den anderen um, die unschlüssig da standen. Scheinbar hatte Rinoa sich das alles anders vorgestellt, denn sie wirkte genauso unentschlossen.

Dann sah er wieder den jungen an, der sich noch immer nicht hinter seinem Schutz hervor getraut hatte.

„Ich hol ihn für dich.“, sagte Ash plötzlich, „Ihr passt auf die Kinder auf.“

Ohne eine Antwort abzuwarten spurtete er los. Er hatte keine Zeit zu verlieren.
 

Keine zehn Minuten, nachdem die SEEDs gegangen waren, hatten die Häscher des Waisenhauses ihre Jagd wieder aufgenommen. Sie konnte einfach nur rennen und hoffen, dass sie sie dieses Mal nicht wieder in eine Sackgasse treiben würden.
 

Ash flog fast die Treppe herunter, als er sich von der obersten Stufe abstieß. Kaum hatten seine Füße den Boden berührt rollte er sich instinktiv ab.

„Noch zwei.“, flüsterte er und stürmte weiter, getrieben von einer Mischung aus Verzweiflung und Wut. Schneller und schneller schwand die Strecke unter ihm.

„Nicht noch einmal.“, flüsterte Ash und setzte zum Endspurt an.
 

Irritiert sah sie die Wand vor sich an. In ihrem Kopf drehte sich alles um den weiteren Fluchtweg. Aber sie würde nicht weg können. Seit dem sie das letzte Mal draußen war, schien sich doch einiges verändert zu haben.

Hastig fuhr sie herum. Dort, keine fünf Meter von ihr Entfernt wäre die Flucht weitergegangen. Sie hatte noch nicht einmal mehr die Möglichkeit auf die Gleise zu springen, über die der Galbadia-Express fahren würde.

Und ihre Verfolger kamen Siegessicher langsam näher.

Obwohl der ganze Platz voller Menschen war, schien sich keiner für sie zu interessieren.

„Hast du noch etwas zu sagen?“, fragte einer der Männer schadenfroh.

Ihr Mund war trocken, die Kehle wie zugeschnürt.

Doch mit einem Mal kamen ihr die Worte der jungen Frau wieder in den Sinn.

Sie nahm allen Mut zusammen und atmete tief durch.

„Der Wald lebt!“, rief sie so laut sie konnte.

Und der ganze Platz schien stillzustehen.
 

Vor der letzten Tür blieb Ash stehen.

Ein Eiskalter Schauer lief seinen Rücken herunter. In seiner Zeit im Waisenhaus war er ein paar Mal hier gewesen.

„Gehorsam durch Schmerz.“

Das war das Lehrmotte der Hausherrin.

Ein sehr schmerzhaftes Prozedere wie sie schnell herausfanden.

Und nun stand er wieder vor dieser verhassten Tür. Doch das Schlimmste war die beängstigende Stille die hier herrschte. Nichts deutete darauf hin, dass seine alte Peinigerin oder der Junge hier war.

„Bin ich zu spät?“, fragte er sich leise.

Doch schon einen Wimpernschlag später hörte er das typische Zischen der Gerte. Instinktiv zuckte Ash zusammen.

Lautlos öffnete er die Tür und späte in den Raum.

Die Leiterin des Waisenhauses stand mit dem Rücken zu ihm, die Gerte lag fest in der Hand.

Dann holte sie schon wieder aus. Dem Pfeifen folgte ein schwaches Keuchen.

Ein großer Stein viel dem SEED vom Herzen.

„Ihr werdet es auch noch lernen.“, sagte die Frau kalt und emotionslos.

Für einen Moment sah sich Ash wieder vor dieser Frau, der ihre Arbeit auch noch Spaß machte.

Lautlos ging er weiter in den Raum.

Was die Frau sagte, hörte er nicht. Oder er wollte es nicht hören.

„Hast du es verstanden?“, fragte die Frau wütend.

Doch der Junge antwortete nicht. Ein Blick über ihre Schulter zeigte Ash, dass er das Bewusstsein verloren hatte.

„Wach auf!“, brüllte sie und hob erneut die Gerte.

In dem Moment schoss Ash Hand nach vorn.
 

„Geht es dir gut, Mädchen?“, fragte die ältere Frau.

„Ja, vielen Dank.“, sagte sie und konnte noch immer nicht fassen, was passiert war.

Mit einem Mal waren alle da und hatten ihr geholfen. Ihre Häscher lagen gefesselt am Boden und wurden von einer Gruppe Männer bewacht.

„Was ist passiert?“, fragte die Kleine verwirrt.

Für sie war alles viel zu schnell gegangen. Zuerst standen alle wie Statuen da und sahen sie an. Dann mit einem Mal beschützten die Menschen sie.

„Damals, vor der Unabhängigkeit, war fast jeder hier in einer Widerstandsgruppe.“, sagte die ältere Frau mit einem sanften Lächeln, „Und das haben die Leute nicht vergessen.“

„Wenn jemand nach Hilfe ruft, sehen wir nicht mehr Tatenlos zu.“, mischte sich ein Mann ein.

Ungläubig sah sie von einem zum anderen. Am liebsten hätte sie angefangen zu weinen.

„Wenn du willst, kannst du erst mal zu mir kommen.“, bot die Frau mit einem sanften Lächeln an, „Ich hab sicher noch ein paar Sachen und was zu essen für dich.“

„Danke.“, sagte sie mit erstickter Stimme, „Aber ich weis noch nicht einmal, wie ich sie nennen soll.“

„Ich bin Mutter Fuchs.“, sagte sie mit einem breiten Grinsen.
 

Rinoa lief wie auf heißen Kohlen auf und ab. Sie war besorgt darüber, wie Ash reagieren würde, wenn er die Leiterin fand. Sie betete dafür, dass er keine Dummheiten machte.

„Los, vorwärts.“, hörte sie Ash Stimme.

Sie war Eiskalt. Aber als sie in seine Richtung sah, war sie erleichtert.

Eine Frau mittleren Alters lief vor ihm her, die Hände mit einem dicken Seil zusammen gebunden.

Hinter ihr lief Ash, einen Jungen auf den Armen.

„Rinoa, ich brauche dich.“, sagte der Blonde SEED.

Während Rinoa zu Ash und dem Jungen ging, sorgten die anderen dafür, dass die Frau auf keine dummen Ideen kam.

„Er wird wieder.“, sagte Rinoa mit einem sanften Lächeln.

Vorsichtig legte sie ihre Hände auf die Brust des Jungen. Schon spürte sie, wie die Magie durch ihren Körper wanderte und in den Jungen überging. Fast Augenblicklich verschwanden die Blessuren.

Sanft strich sie über seine Stirn und stand vorsichtig auf.

„Er wird sich bald erholt haben.“, sagte Rinoa und wandte sich um, „Aber mit ihnen haben wir noch einige Sachen zu klären.“

Langsam schritt die Junge Hexe auf die Frau zu.

Akzeptanz und Angst

Gemächlich setzte der Zug seinen Weg durch die Ebene fort. Weg von Timber und seiner Vergangenheit.

Aber das war nicht das Problem.

Ash machte sich Sorgen über die Waisen. Die alte Leiterin wurde zwar abgesetzt und eine Vertretung geordert, aber er hatte nicht erfahren, wer es werden würde.

Am liebsten wäre er noch geblieben, bis die Situation geklärt war, aber Rinoa hatte auf ihre Abreise bestanden.

„Immer noch im Waisenhaus?“, hörte er die Stimme der weißen Hexe.

„Ja.“, sagte er leise, „Es war immerhin meine Heimat.“

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.“, sagte sie sanft und legte eine Hand auf seine Schulter.

Langsam sah er auf und sah in ein Freundliches Lächeln.

Es war nicht so ansteckend wie sonst, aber es schaffte seine Laune ein wenig zu bessern

„Und warum bist du dir da so sicher?“, fragte er schließlich.

„Weil ich weiß, wer die neue Leiterin ist.“, erwiderte sie und wandte sich ab.

Jetzt war Ash ganz Ohr und sie hatte seine ganze Aufmerksamkeit.

„Wer ist es?“, fragte er hastig.

Rinoa drehte sich halb um und legte einen Zeigefinger auf ihre Lippen.

„Das ist ein Geheimnis.“, sagte sie und verschwand in ihrem Abteil.

Noch ein paar Sekunden starrte er auf die geschlossene Tür. Dann wandte er seinen Blick wieder zu der vorbeiziehenden Landschaft.

Aber seine Sorgen legten sich ein wenig.

Wenn Rinoa den neuen Leiter kannte und auch so positiv reagierte, konnte es sich nicht um einen schlechten Menschen handeln.

Dennoch hatte er ein mulmiges Gefühl im Magen.

Aber alles grübeln half nicht und so entschloss er sich, den anderen wieder Gesellschaft zu leisten.
 

„Sag mal, Cifer, warum machst du das?“, erkundigte sich Rai-Jin, während er die Schichtpläne der nächsten Wochen studierte.

Es sah seinem Freund und Vorgesetzten gar nicht ähnlich, so weit voraus zu planen.

„Weil es für euch ziemlich viel zu tun geben wird.“, erwiderte der Blonde grinsend.

„Und warum, wenn ich mal fragen darf?“, bohrte der braungebrannte Mann weiter.

Doch sein Freund antwortete nicht sofort, sondern begann bis über beide Ohren zu stahlen.

„Weil Fu und ich in Elternurlaub gehen.“, sagte er schließlich.

Rai-Jin war sprachlos. Und das passierte selten.

Er sah seinen Freund nur an und versuchte die gerade gehörten Worte zu verstehen.

Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis die Worte endlich einen Sinn ergaben.

„Was?“, fragte er perplex.

Doch schon im Nächsten Moment begann er zu Lachen. Er selbst hatte das Gefühl, dass man es im ganzen Garden hören musste.

„Das Glaub ich dir mal nicht, Alter.“, meinte Rai-Jin schließlich und klopfte dem Blonden auf die Schulter.

„Wahrheit.“, hörte er plötzlich Fu-Jins mechanische Stimme hinter sich.

Noch immer mit einem Grinsen drehte er sich um und hatte mit einem mal das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
 

„Nächste Haltestelle Bahnhof Garden-Ost!“, hallte die Stimme durch die Lautsprecher, „Vielen Dank für ihre Fahrt mit dem Galbadia-Express!“

„Zeit zum Aussteigen.“, sagte Rinoa mit einem Lächeln und lehnte sich an die Wand.

Ash und die Anderen nickten Zustimmend.

Viel Gepäck hatten sie nicht mitgenommen. Jeder einen Rucksack mit dem Nötigsten. Aber das würde auch reichen, wie ihnen Rinoa versichert hatte.

Noch während der Fahrt hatte sie den Vieren die weitere geplante Reiseroute erklärt.

„Was erwartet uns im Garden“?“, fragte Jade Vine.

Doch sie zögerte einen Moment und sah verstohlen zu Ash. Ein schwaches Nicken reichte ihr als Zuspruch.

„Der Galbadia-Garden ist streng militärisch organisiert und ausgerichtet.“, begann sie zögerlich, „Mit dem ersten Tag den wir dort sind, wird uns beigebracht, dass der Galbadia-Garden der Beste der vier Garden ist.“

„Also werden sie uns für verweichlichte Schwächlinge halten.“, stellte Niko mit einem Grinsen fest.

„Und ich bin der Meinung, wir lassen sie weiter in dem Glauben.“, meinte Ash nachdenklich.

Sofort richteten sich alle Blicke auf ihn. Verwirrung oder Unglaube blickte ihn an. Nur Rinoas Lippen umspielte ein wissendes Lächeln.

„Und warum?“, erkundigte sich Jade und klang beleidigt.

„Weil die Überraschung für sie dann umso größer wird.“, grinste Ash nun.

„Meine Damen und Herren! Wir erreichen die Haltestelle Garden-Ost! Wir wünschen noch einen schönen Tag!“, hallte die Stimme des Zugführer erneut durch den Zug.

„Es geht los.“, sagte Rinoa lächelnd und stieß sich von der Wand ab.
 

„Was glaubst du, wird er sagen?“, fragte Fu ihren Freund, während sie den Rundgang entlang gingen.

„Er schaut uns verwirrt an, sagt erst einmal gar nicht und fängt dann an hysterisch zu Lachen.“, legte Cifer seinen Gedankengang offen.

Und während er seine Gedanken aussprach entstand das Bild seines Freundes vor seinen Augen. Ein breites Grinsen legte sich auf sein Gesicht, während Squall die verschiedenen Stadien des Schocks durchlief.

„Unwahrscheinlich.“, erwiderte Fu leise Kichernd.

Neugierig Betrachtete Cifer seine Freundin.

Es war selten, dass sie sich in der Öffentlichkeit so unbeschwert gab. Vielleicht war das Shanes Einfluss auf sie, der sie gänzlich auftauen lies.

„Aber ich bin sicher, dass er nicht nein sagt.“, beantwortete Cifer schließlich die Frage.

„Dass will ich hoffen.“, flüsterte Fu.
 

„Ein Wald in dieser Gegend ist selten.“, meinte Niko fasziniert.

„Das ist es.“, bestätigte Vine, „Und es ist einer der weniger Bekannten Zugänge zum Garden.“

„Warum wird er dann nicht bewacht?“, erkundigte sich Jade.

„Weil es nahezu unmöglich ist unbemerkt hier hindurch zukommen.“, erklärte die Rotäugige, „Und es ist unmöglich schweres Gerät hier durch zu schaffen.“

Ein Blick in die Umgebung, das dichte Unterholz und den uneben Boden reichten Ash als Bestätigung.

„Einen Panzer bekommen sie hier nicht durch.“, sagte der Blonde SEED, „Aber was wäre mit einem X-ATM?“

„Würde von unserem Frühwarnsystem aufgespürt werden.“, meinte Vine, „Jedenfalls laut unserem Ausbilder.“

„Das wäre mir neu.“, sagte Rinoa plötzlich.

Schon im nächsten Moment schloss sie die Augen und verharrte in dieser Position.

So blieb sie für fast zwei Minuten, bevor ihre Lieder sich flackernd wieder öffneten.

„Was gefunden?“, erkundigte sich Ash neugierig.

„Da ist nichts.“, sagte sie Kopfschüttelnd, „Kein Frühwarnsystem, keine Fallen, gar nichts.“

„Hand Hoch, wer nicht überrascht ist.“, sagte Niko plötzlich und hob die Hand.

Wie einer folgten die anderen.

„Sollen wir weiter?“, fragte Ash und schulterte den Rucksack.
 

„Wie sieht es aus?“, erkundigte sich Quistis bei dem Soldaten.

„Alle Vorbereitungen sind soweit abgeschlossen, Ma'am.“, erwiderte der Mann und salutierte.

„Kein Grund so förmlich zu sein.“, erwiderte sie freundlich, „Dann können sie und ihre Einheit gehen.“

„Vielen Dank.“, erwiderte er.

Hastig griff er nach seinem Funkgerät und gab dem Rest seiner Einheit Bescheid.

Quistis verließ den aufmerksamen und zuvorkommenden Soldaten nur ungern. Nicht weil sie ihn mochte, aber er war eine angenehme Gesellschaft. Wenn auch etwas schweigsam.

Aber was machte man nicht alles für seine Freunde. Rinoa hatte sie vor ein paar Stunden angerufen und sie darum gebeten, einige Vorbereitungen zu treffen.

„Natürlich nicht alleine.“, hatte Rinoa gemeint.

Kurze Zeit später hielt ein galbadianischer Soldat sie an und Fragte sie nach ihrem Namen.

Laut ihren Befehlen, von Präsident Caraway Höchstpersönlich überreicht, unterstanden sie ihr im Laufe eines Sonderauftrages.

Der Nächste Umschlag, den sie öffnete, beinhaltete ihre Befehle. Von Squall persönlich unterschrieben.

„Was tut man nicht alles für seine Freunde.“, sagte sie erneut und zuckte mit den Schultern.
 

„Außen Hui innen Pfui.“, meinte Jade grinsend, während sie sich dem Galbadia-Garden näherten.

„Du glaubst gar nicht, wie recht du damit hast.“, erwiderte Vine mit einem schwachen Lächeln.

Ihr Verhalten gefiel Ash in keinster weise. Seit sie das Waldstück hinter sich gelassen hatten, wirkte sie bedrückt und fast ängstlich. Wesenszüge, die sie bis jetzt noch nie gezeigt hatte.

„Wie sind die Leute im Garden?“, erkundigte sich Ash.

„Eingebildet und Überheblich.“, antwortete die Schwarzhaarige kopfschüttelnd, „Auf Dauer kein angenehmer Umgang.“

„Aber wir werden schon damit fertig.“, meinte Niko unbeeindruckt.

„Wir lassen uns von niemanden unterkriegen.“, stimmte Jade zu.

„Und wir werden ihnen mit purer Freundlichkeit entgegentreten.“, grinste Rinoa freundlich.

So wie sie es sagte, gefiel es Ash überhaupt nicht. Schon gestern, als sie am Waisenhaus waren, hatte er diesen Tonfall gehört. Und es war ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie gereizt war.

Und im schlimmsten Fall würde sie es am Gardenpersonal auslassen.

„Was wollt ihr hier?“, hörte er plötzlich einen Mann fragen.

Überrascht richtete er seinen Blick wieder nach vorn.

Sie standen vor dem schweren Eingangstor zum Galbadia-Garden. Zwei Wachposten standen an den Flügeln.

Ash warf einen kurzen fragenden Blick in Richtung Rinoa, doch sie zuckte nur mit den Schultern.

„Wir würden gerne herein.“, meinte Ash schließlich und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Männer.

„Da könnte ja jeder kommen.“, erwiderte einer Grinsend.

„Wir würden gerne mit dem Direktor reden.“, mischte sich Rinoa ein, „Es geht um einen delikaten Auftrag.“

„Wenn das so ist, macht einen Termin mit ihm.“, sagte der andere Kalt.

„Ich übernehme dafür die volle Verantwortung.“, meinte Vine und trat vor.

„Unsere kleine Abtrünnige kommt wieder nach Hause.“, grinste der Wachposten, „Aber ihr dürft eintreten.“

Ash musste das Grinsen unterdrücken,

Fast Augenblicklich öffnete sich das Tor. Langsam und behäbig schoben sich die Flügel auseinander.

Das erste was Ash auffiel, war die Einheitsuniform der Anwärter. Ein schlichtes graues Hemd und eine schichte graue Hose.

„Sehr modisch.“, flüsterte er.

Doch scheinbar war er nicht leise Genug. Ein Ausbilder kam auf ihn zu und baute sich vor ihm auf.

„Und was hat sich dieser Witzbold hier gedacht? Wo sind deine Trainingssachen?“, fragte er schreiend.

„Ich bin nur zu Besuch.“, erwiderte Ash mit einem entschuldigenden Grinsen.

„Sehr Komisch.“, meinte der Ausbilder herablassend, „Aber beim nächsten Mal lasse ich dich nicht so einfach davon kommen.“

Ash entschuldigte sich Abermals, bevor er grinsend zu den anderen Zurückging. Nebenbei warf er einen Blick auf die Anwärter und deren Übungen.

Er würde keine Probleme damit haben mitzuhalten. Xell hatte sie schlimmer geschunden als diese Ausbilder es jemals schaffen würden.

„Haste du schon einen Freund gefunden?“, erkundigte sich Niko grinsend.

„Klar doch.“, erwiderte Ash ebenfalls Grinsend.

„Aber Vine hat nicht untertrieben.“, flüsterte er und blickte sich vorsichtig um, „Die sind wirklich unausstehlich.“

„Hab ich euch zu viel versprochen?“, fragte sie in die Runde.

„Nein, hast du nicht.“, meinte Rinoa ernst.

Gemächlich setzten sie ihren Weg in Richtung der Eingangshalle fort.

Immer wieder wurden sie misstrauisch beäugt. Und die Leute machten aus ihrer Abneigung keinen Hehl.

„Ich werde Dodonna suchen.“, sagte Rinoa freundlich, „Und ihr habt frei. Stellt nichts an.“

„Wir doch nicht.“, meinte Ash grinsend und Freute sich schon auf seinen Aufenthalt.

Zusammen sahen sie Rinoa hinterher, wie sie sich mühelos ihren Weg durch die Anwärter und SEEDs bahnte.

„Und was machen wir?“, erkundigte sich Niko neugierig.

„Ich habe noch etwas zu erledigen.“, meinte Vine ruhig, „Ich muss noch mit ein paar Leuten reden.“

Das Lächeln auf ihrem Gesicht wirkte auf Ash nicht echt, gespielt. Aber er konnte sich auch getäuscht haben. Und so sah er Vine hinterher, wie sie sich ihren Weg bahnte.

„Ich bin sicher, du musst dir keine Sorgen machen.“, sagte Jade fröhlich und legte sanft ihre Hand auf seine Schulter.

„Ich weis.“, erwiderte Ash lächelnd.

Doch er konnte nicht an seine eigenen Worte glauben. Zuviel Feindseligkeit schlug ihm hier entgegen. Und wie musste es Vine erst ergehen? Sie war hier schon immer eine Fremde gewesen.

„Ash?“, hörte er plötzlich eine bekannte Stimme.

Langsam wandte er sich um.

Sofort strahlten ihn ein paar Augen freundlich an.

„Ich wusste das du es bist!“, rief Kevin, als er mit ausgebreiteten Armen auf ihn zuging, „Was macht ihr hier?“

„Schön ein freundliches Gesicht zu sehen.“, erwiderte Ash und reichte seinem Bekannten die Hand, „Wir sind nur kurz zu Besuch.“

„Geht das nicht ein wenig genauer?“, erkundigte sich Kevin mit strahlenden Augen.

„Wir begleiten jemanden.“, meinte Ash nur.

Er wollte nicht zu viel sagen. Vielleicht wollte man nur Informationen aus ihnen herausholen.

Aber auch die Blicke der anderen Anwesenden ließen ihn eher schweigsam sein.

„Hier ist ganz schön viel los.“, sagte er stattdessen, „Bei uns war es meist ruhig.“

„Und das vermisse ich.“, erwiderte Kevin reuevoll, „Ich wäre damals auch gerne geblieben. Hier ist es nicht mehr zum Aushalten.“

„Was ist denn los?“, erkundigte sich Niko neugierig.

„Einige Leute drehen am Rad. Vorneweg Dodonna und seine Speichellecker.“, grinste der Galbadianer offen, „Aber wenn ihr wollt, kann ich euch ein wenig herumführen.“

Fragend sah Ash seine Begleiter an. Sie schienen nichts dagegen zu haben.

„Warum denn nicht.“, meinte Ash nun Lächelnd.
 

Leise glitt die Tür des Direktorats auf. Suchend lies Cifer seinen Blick über das Geräumige Büro gleiten. Von Squall gab es keine Spur.

„Squall?“, rief er in den Raum.

Doch eine Antwort blieb aus.

Aber davon lies sich Cifer nicht aufhalten. Während seiner Zeit als Anwärter waren Regelverstöße an der Tagesordnung und er konnte seine alten Gewohnheiten schlecht ablegen.

Gemächlich durchschritt er die Tür und sah sich weiterhin nach seinem Freund um.

„Wo bist du?“, fragte er sich leise.

„Kommen wir später wieder.“, hörte er nun Fu hinter sich.

„Aber warum denn?“, fragte Cifer seine Freundin und sah sie grinsend an, „Wir können es uns doch bequem machen und auf ihn warten.“

„Und wenn er nicht mehr kommt?“, erkundigte sie sich.

„Keine Sorge.“, erwiderte Cifer grinsend und deutete über seine Schulter, „Der Kaffee dampft noch, den wird er nicht zurücklassen.“

Er merkte, dass es ihr nicht gefiel, das Arbeitszimmer ihres Chefs ohne Aufforderung zu betreten. Aber er kannte ihn gut genug und wusste, dass er sich über einen kleinen Besuch, und Abwechslung, freuen würde.

„Wenn du meinst.“, sagte sie nur und folgte ihm.
 

„Willkommen in unserer Eishockey-Halle.“, meinte Kevin grinsend und breitet die Arme aus.

Kaum dass sie die Halle betreten hatten, schlug ihnen die unnatürliche Kälte entgegen.

Nun konnte Ash auch erkennen warum. Die Mitte der Halle war mit einer Eisfläche bedeckt.

„Und wie spielt ihr das?“, erkundigte sich Jade, während sie ihre Arme rieb.

Sie hatten sich alle nur dünn gekleidet, da das Wetter in Galbadia meist angenehm warm war.

Langsam gingen sie die Tribüne herab, während Kevin ihnen in der Kurzfassung die Spielregeln erklärte. Kaum dass er fertig war, betraten zwölf Mann das Feld. Zwei Mannschaften, wie Ash an den unterschiedlichen Trikots erkennen konnte.

„Zivilisten haben hier nichts verloren!“, drang eine Stimme vom Spielfeld zu ihnen.

Nur Sekunden später stampfte ein Mann mit schwarzen Hemd und Trillerpfeife zu ihnen herauf.

„Unser Störenfried mal wieder.“, meinte er an Kevin gewandt, „Du weist, dass sie hier nicht sein dürfen.“

„Doch, dürfen sie.“, erwiderte Kevin grinsend, „Sie sind Balamb-SEEDs auf Besuch.“

Ungläubig musterte der Mann Ash und seine Freunde. Aber die Abneigung war fast spürbar, die er ihnen entgegenbrachte.

„Wenn das so ist.“, begann er langsam, „Wollt ihr eine Runde mitspielen?“

Vorsichtig sah Ash zu Niko und Jade. Die Sache war ihm nicht geheuer. Aber er wollte seinen Gastgeber nicht grundlos vor den Kopf stoßen.

„Wir können ja mal mitspielen.“, sagte Niko schulterzuckend.

Eine Geste, die sein Freund nur selten benutzte.

„Eure Freundin macht nicht mit.“, sagte er hart, „Es kann auf dem Feld ziemlich rau zugehen.“

Das Unbehagen wuchs mit jedem Schritt, als er dem Mann folgte.

„Immer schon ganz bleiben.“, rief ihnen Jade nach.

Auch wenn sie fröhlich kling, so hörte er doch auch den Unterton der Sorge.
 

„Was glaubst du, wie er reagiert?“, erkundigte sich Fu neugierig.

„Dass ich in seinem Stuhl sitze?“, fragte Cifer grinsend und sah sie an, „Oder das Shane hier ist?“

„Eher letzteres.“, meinte sie und wandte sich wieder dem Jungen auf ihrem Schoß zu.

Erst jetzt fiel Cifer auf, dass er ihn noch nie hatte Schreien hören. Auch sonst war er ein sehr pflegeleichtes Kind, zu jedem freundlich und die Welt mit neugierigen Augen ansehend.

„Ich glaube er wird aus allen Wolken fallen.“, grinste Cifer nun offen.

Und er freute sich wirklich auf das Gesicht seines Freundes und Arbeitgebers.

„Ich und Familie? Hast du 'nen Schaden?“, hatte er damals auf Squalls Frage geantwortet. Damals hatte er aber nicht gewusst, dass er mitten in der Wildnis ein Baby finden würde, dass sein Herz so im Sturm erobern würde.

„Wer wird aus allen Wolken fallen?“, hörte er auf einmal Squalls Stimme aus Richtung der Tür.

„Du.“, erwiderte Cifer grinsend und betrachtete Squall grinsend.

Der Kopf hing über einer aufgeschlagenen Akte und er schien seinen Weg blind zu finden.

Erst vor seinen Schreibtisch blieb er stehen und schlug die Akte zu.

„Wie ich sehe, willst du mal den Chef spielen.“, meinte Squall grinsend.

„Das bliebt dir überlassen.“, erwiderte Cifer grinsend und schwang sich aus dem bequemen Sessel, „Aber ich brauche etwas.“

„Und was?“, fragte Squall neugierig, „Elternurlaub?“

Perplex sah Cifer erst Ash und dann Fu an.

„Wie kommst du darauf?“, erkundigte sich Cifer.

„Rai hat gesungen.“, erklärte Squall mit einem Lächeln, „Außerdem habe ich hier die Krankenakte eines gewissen Shane Almasy.“

Cifer hätte es eigentlich wissen müssen. Alle Krankenakten gehen an Squall, damit er sie Abzeichnen kann.

„Dann zeigt mit mal euren Sohn.“, sagte er nun und wandte sich langsam zu Fu.

So wie Squall es gesagt hatte, konnte Cifer nur Grinsen. In der Stimme seines Freundes lag so viel Stolz und Freude.
 

Ash fühlte sich in der Dicken Schutzkleidung unwohl. Sie behinderte ihn bei jeder Bewegung. Aber was er bei dem kleinen „Vorspiel“, wie sie die Aufwärmrunde nannten, lies ihn nicht an seiner Notwendigkeit zweifeln.

Aber er wusste, dass er mithalten konnte. Allein wegen Niko, der neben ihm Stand. Auch er trug die Schutzkleidung. Allerdings passte sie in keinster Weise. So Eng wie sie auch gestellt war, so war sie doch noch immer ein wenig zu groß.

„Du solltest mehr essen.“, grinste Ash und rückte Nikos Schulterpolster zurecht.

„Dass lass mal Sams Aufgabe sein.“, erwiderte Niko mit einem breiten Lächeln.

Ash konnte ihm nur zustimmen. Sam hatte alle Voraussetzungen, die man für dieses Spiel brauchte. Größe, Ausdauer, Standfestigkeit und er konnte verdammt hart austeilen.

„Los, Lauft euch ein.“, befahl der Trainer harsch.

Ohne Widerworte folgten sie dem Befehl und betraten vorsichtig das Eis. Ash fühlte sich in den ersten Sekunden noch unwohl, doch das Gefühl verlor sich nach der zweiten Runde, die er gedreht hatte.

„Noch mal für die Dummen!“, rief der Trainer, „Keine Angriffe mit dem Schläger, keine Tritte, ansonsten ist alles erlaubt.“

Er wartete noch einen Moment, lies den Blick noch einmal über die Spieler wandern, dann pfiff er an.
 

„Ihr wisst aber, dass ich euch nicht ersetzen kann.“, meinte Squall offen, „Ohne eine feste Hand schafft der Ordnungsdienst es nicht.“

„Dann frag doch die Galbadianer.“, meinte Cifer und strahlte seine Freundin an, „Die drei waren beim Militär und Biggs war auch Kommandant. Sie werden das Schiff schon schaukeln.“

„Ich hoffe es.“, seufzte Squall, „Als wir die Prüfungen vorgezogen hatten, war es das reinste Chaos.“

„Das haben wir gesehen.“, meinte Fu und lächelte schwach.

„Deswegen wäre es mir lieber, wenn ihr auf Abruf da wärt.“, sagte Squall langsam.

Fragend sah Cifer zu Fu.

„Aber lass es nicht zur Gewohnheit werden.“, antwortete sie und sah wieder auf Shane.

„Keine Sorge.“, sagte Squall grinsend, „Ich will doch euer Familienglück nicht zerstören.“

„Ist auch besser für dich.“, entgegnete Cifer und boxte ihm leicht in die Seite.
 

Das Spiel lief gut für Ashs Mannschaft. Sie lagen zwei Punkte vor.

Dann bekam Ash erneut den Puck.

„Vor!“, rief der Kapitän.

Und Ash folgte der Aufforderung umgehen. Neben ihm tauchte, wie auch davor, Niko auf.

Problemlos spielte er die Scheibe zu seinem Freund, dieser Täuschte an und spielte zurück.

Rasch überblickte der junge SEED das Feld vor ihm.

Ein anderer Spieler war ein Stück vor ihm und war ungedeckt.

„Fünf!“, nannte Ash die Nummer auf dem Rücken des Spielers.

Dieser fuhr herum, sah Ash und nickte. Nur eine Sekunde später war der Puck auf dem Weg, zwei weitere Sekunden später war er im Tor der gegnerischen Mannschaft.

„Gutes Spiel.“, sagte der Kapitän, als er neben Ash über das Eis glitt, „Vorher schon mal gespielt?“

„Das ist das erste mal.“, gestand Ash, „Anfängerglück.“

„Wollt ihr mal nach vorne?“, erkundigte sich der Mannschaftsführer.

Ein kurzer Blick zu Niko und ein nicken später stimmte er zu.

„Gut so, Jungs.“, meinte er anschließend zu dem Rest der Mannschaft, „Ich möchte jetzt aber mal die Neuen im Sturm sehen.“

Es gab keine Widerrede und auch keine Abwertende Haltung. Zum ersten Mal seit seiner Anwesenheit im Garden spürte Ash so etwas wie Akzeptanz.

„Auf dem Feld sind alle Gleich.“, grinste der Kapitän, „Also zeigt ihnen, wer hier gewinnt!“

Die Anwesenden schwiegen, nickten aber zustimmend.

Ohne ein weiteres Wort nahmen sie wieder ihre Spielpositionen ein. Und dieses Mal waren die beiden Balambs an vorderster Front.

Dann ertönte der Pfiff.

Sofort erhielt Ash die Scheibe, passte Sofort zu Niko und machte sich an der Bande auf dem Weg zum Tor.

Aus dem Augenwinkel registrierte Ash einen gegnerischen Spieler, der sich ihm näherte.

Plötzlich verlor Ash den Bodenkontakt. Perplex verfolgte er seinen Flug.

Doch schon wenige Augenblicke später knallte er ungebremst gegen die Bande.

Sterne tanzten vor seinen Augen und sein Körper füllte sich seltsam taub an.

Leise, kaum hörbar nahm er eine Stimme war. Was sie wollte, konnte er nicht sagen, dafür war das Klingeln in seinen Ohren zu laut.

Nur langsam nahm die Lautstärke ab und die Sterne verschwanden quälend langsam.

„Ash!“, identifizierte er nun Niko, „Alles in Ordnung?“

„Das war ein Foul!“, hörte er den Kapitän seiner Mannschaft wütend rufen, „Das war Eindeutig regelwidrig.“

Danach folgte die Stimme des Trainers, leise, so dass er sie nicht verstehen konnte.

„Verstehst du mich?“, hörte er erneut Niko besorgt fragen.

„Bin noch da.“, erwiderte Ash gepresst und hob den Kopf.

Langsam hob er den Arm. Niko verstand den Wink und griff zu. Nur einen Augenblick später stand Ash wieder. Die Welt drehte sich noch ein wenig und sein Gleichgewicht musste erst wieder ins Lot finden, aber er stand.

„Alles noch dran?“, fragte der Mannschaftsführer, während er herüber kam, „Sah übel aus.“

„Der hat schon schlimmeres überstanden?“, hörte Ash Niko und konnte das Grinsen auf dessen Gesicht praktisch sehen.

„Was meinst du?“, fragte der Kapitän plötzlich, „Wollen wir auch mit harten Bandagen spielen?“

„Wie hart?“, erkundigte sich Ash.

„So hart es geht.“, grinste der Mann und auch auf Ashs Gesicht stahl sich ein Grinsen.
 

„Geht es ihnen gut?“, fragte Caro in den Raum.

Doch Sam antwortete nicht sofort. Er genoss die wenige Zeit am Tag, die sie füreinander hatten. Er dachte, als SEED würde er mehr Freizeit haben. Aber ganz im Gegenteil.

Er musste Xell bei den Übungen assistieren, die Übungen in der Trainingshalle Überwachen oder Laufarbeiten übernehmen.

„Es wird den anderen schon gut gehen.“, sagte er schließlich.

„Und woher willst du das wissen?“

„Weil wir schon schlimmeres überstanden haben.“, grinste er sie an.
 

Gemächlich schlenderte Ash in Richtung seines Quartiers. Kevin war noch immer bei ihm, während Niko sich in die Bibliothek abgesetzt hatte.

„Das war echt ein Schauspiel!“, fieberte der junge Galbadia-SEED noch immer.

„So schlimm war es doch gar nicht.“, versuchte Ash seinen Begleiter zu Beruhigen.

„Nicht schlimm? Ihr habt sie vom Eis gefegt!“, verkündete Kevin euphorisch, „So etwas hab ich noch nie gesehen.“

„Da hat wenigstens eure Krankenstation mal was zu tun.“, grinste Ash schwach.

„Und ob.“, erwiderte Kevin das Grinsen.

Während Kevin Ash durch den Garden lotste, stellte dieser ernüchternd fest, dass sich die Akzeptanz wirklich nur auf das Spielfeld bezog. Abschätzende Blicke und Getuschel folgten ihm auf Schritt und Tritt.

„Ist es wirklich so gut, wenn du mit mir unterwegs bist?“, erkundigte sich Ash leise.

„Warum nicht?“, meinte Kevin schulterzuckend, „Es ist mir egal, was die sagen. Ich weis, wie ihr seid.“

Es freute Ash wirklich, dass die Ausnahme des Galbadia-Garden neben ihm war.

„Wir sind da.“, meinte Kevin plötzlich und blieb stehen.

Ash versuchte einen Unterschied zu den anderen Quartiertüren festzustellen. Aber er scheiterte Kläglich. Eine Tür sah aus wie die andere. Der einzige Unterschied waren die kleinen, neben den Türen angebrachten Nummern.

„Mach es dir gemütlich.“, grinste Kevin zufrieden, „Ich halt dich auf dem Laufenden.“

Mit einem freundlichen Gruß verabschiedete sich Ash.

Doch zu seiner Überraschung war das Zimmer nicht leer.

Mitten im Raum, mit dem Rücken zu Tür, stand Vine.

Ein schwaches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, als er leise den Raum betrat. Lautlos schritt er auf seine Freundin zu. Als er sie erreicht hatte, legte er vorsichtig die Arme um sie.

Doch noch immer reagierte sie nicht.

Vorsichtig senkte er seinen Kopf und küsste sacht ihren Nacken.

Erst jetzt reagierte sie.

Irritiert sah sie ihn an.

Im ersten Moment funkelte etwas wie Furcht in ihren Augen. Doch es waren nur wenige Augenblicke.

„Bitte nicht.“, sagte sie leise.

Langsam öffnete Ash seine Arme, doch er konnte den Blick nicht von ihr abwenden.

„Geh erst einmal Duschen, Stinktier.“, lächelte sie plötzlich, „Ich muss noch kurz etwas erledigen.“

Bevor er etwas erwidern konnte, berührten sich ihre Lippen. Doch es war nur ein Flüchtiger Moment.

„Bis dann.“, meinte sie freudig, dann sah er schon, wie sich die automatische Tür schloss.

Wenn Ash ehrlich zu sich sein wollte, war er nicht verwirrt. Er war besorgt. Ihr Verhalten gefiel ihm gar nicht. Und er konnte nur hoffen, dass es nur am Garden lag.

Aber er musste ihr recht geben. Er musste wirklich duschen gehen.
 

Die Kinder saßen an den langen Tischen und genossen das Abendessen.

Die Neue Leiterin des Waisenhauses war am Nachmittag angekommen und hatte sich sofort in die Herzen der Kinder gestrahlt. Dazu gesellte sich ihre offene, freundliche Art.

Ihre erste Amtshandlung bestand darin, dass die Kinder die geliebten Folterinstrumente der alten Leiterin in Kleinholz verwandeln dürften.

Der Nächste Pluspunkt war das Abendessen mit Kartoffelecken und kleinen Geflügelschnitzeln.

„Schmeckt es euch?“, fragte sie und kam mit Nachschub aus der Küche.

Ein Jubeln schallte ihr als Antwort entgegen.

Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen stellte sie die große Schüssel auf den Tisch und setzte sich dazu.

„Wie heißt du noch mal?“, fragte eines der Kinder neugierig.

Lächelnd wandte sie sich dem Kind zu und legte ihre Hand auf seinem Kopf.

„Ellione.“, sagte sie freundlich.
 

Ungeduldig ging Ash in seinem Zimmer auf und ab.

Die ganze Atmosphäre im Garden gefiel ihm ganz und gar nicht. Und noch immer konnte er sich keinen Reim aus Vines Verhalten machen.

„Was macht dir so eine Angst?“, fragte sich Ash im Stillen, während er weiter auf und ab tigerte.

Er würde nach ihr Suchen, aber er hatte keinen Anhaltspunkt, wo sie sein könnte.

Plötzlich glitt die Automatische Tür auf und riss Ash aus seinen Gedanken.

Binnen einer Sekunde fuhr er herum.

Aber der Ankömmling war nicht Vine.

Kevin stand schwer Atmend dort und rang krampfhaft nach Luft.

„Was ist los?“, fragte Ash besorgt.

Doch Kevin starrte ihn nur mit aufgerissenen Augen an.

„Vine.“, antwortete er gepresst.

Nackte Angst schnürte Ash den Hals zu.

„Komm.“, sagte der Galbadianer noch, dann rannte er weiter.

Beschützer

Die Gänge schienen sich ins endlose zu ziehen.

Noch immer rannte Ash hinter Kevin her. So gut er konnte, wich Ash den SEEDs und Anwärtern aus, die sich auf den Gängen befanden. Mehr als einmal hörte er einen Fluch oder einen wütenden Ruf. Doch er ignorierte sie.

Nur eines interessierte ihn im Moment: Was mit Vine passiert war.

Kevin hatte nichts mehr gesagt, bevor er los gerannt war. Und Ash traute sich nicht zu Fragen, da sein Freund eh schon nach Atem rang und es ihn nur noch mehr behindern würde.

Plötzlich packte jemand Ash an der Schulter und hielt ihn fest.

„Wohin denn so eilig?“, fragte der Mann, „In den Gängen wird nicht gerannt.“

Ash erkannte die Stimme des Ausbilders, der ihn schon vorher auf Korn genommen hatte.

„Lassen sie mich sofort los!“, erwiderte Ash und klang gefasst, „Jemand braucht meine Hilfe.“

„Ach ja?“, erwiderte der Mann herablassend, „Und das soll ich dir glauben?“

„Glauben sie was sie wollen.“, meinte Ash.

Sein Geduldsfaden war bis zum zerreißen gespannt. Und Ash hatte wirklich keine Zeit, sich mit diesem Mann zu beschäftigen.

Mit einem schnellen Ruck befreite er sich aus seiner Jacke und folgte Kevin sofort wieder.

Später konnte er sich immer noch die eine oder andere Standpauke anhören und Bestrafungen über sich ergehen lassen.

„Da vorne!“, rief Kevin plötzlich und deutete nach vorn.

Ash folgte dem Fingerzeig des Galbadianers.

In der Haupthalle hatten sich etliche Anwärter und SEEDs versammelt.

Das Stimmengewirr war nicht zu überhören. Verstehen konnte er kaum etwas.

Aber das, was Ash am meisten hörte und was ihm am meisten sorgte war ein einziges, wütendes Wort:

Verräter.
 

„Haben sie noch einen Wunsch?“, erkundigte sich Dodonna freundlich.

Tausende Gedanken rannten durch Rinoas Kopf, Tausende Sachen, die sie ihm mit Freude an den Kopf werfen wollte.

Aber als Abgesandte des Balamb-Garden und als Weiße Hexe dürfte sie sich nicht dazu herablassen, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen.

„Im Moment nicht, danke.“, sagte sie stattdessen freundlich.

Am liebsten hätte sie sich alleine Umgesehen und sich ein eigenes Bild vom Garden gemacht, aber Dodonna war sofort an ihre Seite. Und was sie auch sagte, er wollte einfach nicht verschwinden.

Seine Anwesenheit mahnte die Anwärter und SEEDs zur Disziplin.

Wäre er nicht dabei, würde sie das wahre Gesicht des Garden sehen.

„Hier oben ist es interessant.“, hörte sie plötzlich eine Stimme.

Verwirrt sah sie sich um, doch konnte sie niemanden entdecken.

Aber sie konnte nicht daran glauben, sich die Stimme nur eingebildet zu haben. Sie war fremd, aber dennoch vertraut.

Dennoch sprach nichts dagegen, dem Wink zu folgen.

„Wo möchten sie hin?“, schleimte Dodonna freundlich.

„Nur ein wenig herum schlendern.“, lächelte Rinoa offen.

Sie stieg die Treppe ins erste Geschoss herauf und folgte dem Weg. Sie wusste, wo sie hin wollte und sie würde Dodonna im dunklen darüber lassen.
 

Sie war gefangen.

Es gab keinen Ausweg, keine Möglichkeit zur Flucht.

Es ging alles viel zu schnell, als das Vine darauf reagieren konnte. Von einem Moment zum Nächsten war sie umzingelt.

„Da haben wir ja unsere kleine Verräterin.“, sagte jemand und lächelte kalt.

„Was meinst du?“, erwiderte sie verwirrt.

„Du willst den Garden verraten.“, meinte er hart, „Und zu diesen Versagern vom Balamb-Garden gehen.“

„Und das nachdem Dodonna dich aufgenommen und durchgefüttert hat.“, führte ein anderer fort, „Er hat dich aufgenommen und ausgebildet. Du musstest nicht einmal einen müden Gil dafür zahlen!“

„Und jetzt willst du einfach verschwinden.“, schloss der Erste, „So einfach kommst du uns nicht davon, Elender Verräter!“

Dann kam Bewegung in die Masse und der Sturm brach los.

Ihre Häscher begannen durcheinander zu reden, rufen und schreien.

Die Schwarzhaarige konnte nur die Hälfte des stimmlichen Infernos verstehen.

Und mit jeder verstreichenden Sekunde schloss sich der Kreis enger um sie.
 

Rinoa war empört über das Verhalten der Galbadianer.

Aber ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass es Dodonna nicht anders ging. Er stand einfach nur da und starrte auf die wütende Masse unter ihnen.

„Warum unternimmt der Ordnungsdienst nichts?“, fragte sie kalt.

Verwirrung spiegelte sich in den Augen des Direktors, als er die Weiße Hexe ansah. Dann wandte er sich wieder der Haupthalle zu und lies seinen Blick darüber schweifen.

„Weil da unten keiner vom Ordnungsdienst ist.“, erwiderte Dodonna mit zittriger Stimme.

Rinoa aber durchschaute die Ausrede sofort.

Auf Anhieb hatte sie fünf Mitglieder des Galbadia-Ordnungsdienstes ausgemacht. Doch diese standen nur mit verschränkten Armen am Rand und schauten zu.

„Wir werden dir zeigen, was wir mit Verrätern machen.“, drang eine kalte Stimme zu ihnen herauf.

„Ich werde sie zur Ordnung rufen.“, meinte Dodonna nun gefasster.

Doch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, hatte Rinoa schon einen Zauber gesprochen.

Dodonnas Mund öffnete sich, doch kein Laut drang heraus.

Verwirrt und mit aufgerissenen Augen starrte er Rinoa an.

Doch diese Lächelte nur und deutete auf einen der Gänge.
 

Alles war in den Hintergrund gerückt.

Die Welt füllte sich an als wäre sie aus Watte. Er öffnete den Mund und schrie, doch kein Laut drang an seine Ohren.

Aber Ash hatte sein Ziel klar vor Augen.

Ohne Rücksicht auf Verluste stürmte er in die Menge, bahnte sich mit seinen Armen und Schultern einen Weg. Hände griffen nach ihm, Schläge trafen ihn und Tritte und Beine brachten ihn ins straucheln.

Aber er schaffte es, sich auf den Beinen zu halten. Er spürte den Schmerz nicht mehr.

Er hatte nur noch Angst um Vine.

Es kam ihm vor, wie eine Ewigkeit, bis er endlich den Letzten Galbadianer hinter sich gelassen hatte.

Zwei Schritte trennten ihn nur noch von seiner Freundin. Aber sie war ein Bild des Leidens.

Sie Kauerte auf dem Boden und presste die Hände auf die Ohren. Stumme Tränen rannen ihre Wangen herunter.

Leise sagte er ihren Namen und machte einen Schritt nach Vorn.

„Du solltest dich nicht einmischen, Balamb.“, sagte jemand hinter ihm, „Dann musst du eben zusehen.“

Eine Hand packte Ash Schulter ohne Vorwarnung.

Doch mit einem Ruck riss er sich los und Fuhr herum. Noch in der Drehung lies er seinen Arm nach vorn schnellen.

Nur Beiläufig registrierte das Brechen des Nasenbeines.
 

Ungläubig betrachtete Rinoa den Direktor des Galbadia-Garden.

Dodonna hatte die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und starrte mit bebendem Mund auf die Szenerie.

Doch diese Augenblicke würde sie später genießen, doch zuerst musste sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder auf die Halle richten.

Der getroffene Galbadianer taumelte zurück und hielt die Hände vor sein Gesicht.

Sofort hatte sich auch der Mob ein wenig zurückgezogen.

Ein einziger Schlag hatte Ashs Standpunkt untermauert und den Galbadianern gezeigt, dass mit ihm nicht zu spaßen war.

Jedoch setzte er nicht nach, sondern drehte sich zu Vine.

Die Entfernung hatte Ash mit zwei schnellen Schritten hinter sich gebracht. Er kniete sich neben seine Freundin und schloss sie in die Arme.

„Egal was auch passiert.“, trug die Magie seine Wort zu ihr hinauf, „Ich werde dich beschützen.“

Rinoa war angespannt, bereit jederzeit einzugreifen.

Zwar war sie sich Ashs Fähigkeiten bewusst, aber seine Gegner waren keine einfachen Soldaten oder Monster.

Ein plötzliches Geräusch lies sie nach oben sehen.

Etwas kam direkt auf sie zu.

Doch durch die, im Kämpfe geschulten Reflexe, gelang es ihr, das Objekt zu fangen.

Irritiert und verwirrt betrachtete sie den kleinen Plastikbeutel in ihrer Hand.

Ihre Augen wanderten nach oben, verfolgten die Flugbahn des Objektes zurück.

Zu ihrer Überraschung saßen zwei, in schwarz gehüllte, Gestalten auf dem Dach und winkten ihr zu.

Verwirrt und Neugierig sah sie auf die Tüte.

Schnell warf sie einen Blick in die Halle.

Noch hatte sich nichts getan. Beide Seiten schienen zu überlegen, was sie machen sollten.

Das gab Rinoa wenigstens einen Moment um nachzusehen, was die Beiden ihr zugeworfen hatten.

Hastig öffnete sie das Behältnis und starrte auf den Inhalt.

Vorsichtig griff sie hinein und spürte sofort eine angenehme Wärme, als sie den Inhalt berührte.

Vertrauter Geruch stieg ihr in die Nase und veränderte die Umgebung vor ihrem inneren Auge.

Blumenwiesen, weiße Mauern, mit Grün bewachsen, Lachen.

Ohne Hast nahm sie etwas aus dem Beutel und führte es an ihre Lippen.

Wie Edea's Kekse, dachte sie verträumt, als sie abbiss.

Doch ein plötzlicher Schrei riss sie wieder in die Realität.
 

„Egal was auch passiert.“, flüsterte Ash und fuhr sachte mit der Hand über ihren Kopf, „Ich werde dich beschützen.“

„Es tut mir leid.“, erwiderte sie kaum hörbar, „Ich wollte das nicht.“

„Niemand will so etwas.“, versuchte Ash sie zu beruhigen.

„Ich will nicht das dir etwas passiert.“, flüsterte sie erstickt.

Tränen hatte ihre Stimme erstickt. Aber auch Ash spürte, wie sich sein Herz verkrampfte.

Und im Stillen fragte er sich, was sie alles durchlebt hatte.

„Mir wird nichts passieren.“, lächelte Ash schwach, „Ich hab schon schlimmeres überstanden.“

Langsam lies Ash seine Freundin los und stand auf.

Gemächlich lies es seinen Blick über die Halle schweifen.

Und ihre Situation hatte sich sogar noch verschlechtert.

Anstatt noch immer um sie herum zu stehen, hatten sich die Galbadianer im Raum verteilt. Dadurch hatten sie die Möglichkeit, dass mehr als einer gleichzeitig angreifen konnte.

Hier und da konnte er sogar eine Waffe erkennen. Zum Glück waren es nur Nahkampfwaffen. Wäre eine Schusswaffe darunter gewesen, standen seine Chancen gegen Null.

Ash wurde wieder bewusst, dass er es hier mit seinesgleichen zu tun hatte.

Ohne Vorwarnung griff der erste an, stürmte auf sie zu und hielt die Waffe bereit zum Angriff.

Und der blonde Balamb-SEED musste sich eingestehen, dass das Schwert mehr als Bedrohlich wirkte.

Binnen eines Augenblickes war Ash in Kampfstellung. Ein flüchtiger Blick über seine Schulter zeigte ihm Vine, die noch immer am Boden kauerte.

Er würde nicht zulassen, dass sie seiner Freundin auch nur ein Haar krümmten.

Wieder richtete Ash seine Aufmerksamkeit auf den Heranstürmenden.

Mit schnellen und kräftigen Schritten stürmte der Galbadianer auf sie zu und hatte schon die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht.

Doch plötzlich taumelte er einen Schritt zu Seite. Eine Hand wanderte zu seinem Kopf und er rieb sich die Seite.

Verwirrt sah der Mann zur Seite, doch da rauschte Niko schon heran. Aus einer schnellen Drehung lies er sein Bein nach vorn schnellen und rammte dem Angreifen seinen Fuß in den Magen.

Augen und Mund weit aufgerissen segelte der Mann ein paar Meter, bevor er unsanft landete und liegen blieb.

Niemand rührte sie und auch niemand sagte ein Wort.

Doch Niko schien die anderen nicht zu beachten.

„Man sollte die Natur nicht unterschätzen.“, meinte er ruhig und hob einen Apfel auf.

„Brauchst du Hilfe?“, fragte er Anschließend und betrachtete Ash neugierig.

Diese Unverschämtheit gegenüber der Übermacht lies ein Grinsen über Ashs Gesicht huschen.

„Wäre nicht schlecht.“, erwiderte Ash.

Durch die Anwesenheit seines Freundes schöpfte Ash wieder ein wenig Mut.

Zusammen hatten sie so viel überstanden und überlebt.

Mit einem Grinsen biss Niko in seinen Apfel und wandte sie schließlich den Angreifern zu.
 

„Das scheint lustig zu werden.“, meinte die kratzige Stimme nachdenklich.

„Könntest recht haben.“, erwiderte die Angenehme ruhig.

Aus den Augenwinkeln betrachtete die Kratzige ihren Begleiter. Seine Anspannung war schon die ganze Zeit fühlbar. Und sie wurde noch deutlicher, je länger er die Meute unter ihnen betrachtete.

„Machst du dir Sorgen um sie?“, erkundigte sich die Kratzige und wandte sich ebenfalls den Kämpfenden zu.

Mit Freude betrachtete er das Ungleichgewicht was herrschte. Und noch mehr Freude bereitete ihm, dass die Balambs nicht zurückwichen.

Sie hatten keine Chance, diese Übermacht zu besiegen, jedenfalls so lange sie auf ihre schwarzhaarige Begleiterin aufpassen mussten. Nichts desto trotz schafften sie es ein paar Treffer zu landen und sich so wieder Luft zu schaffen.

Aus dem Augenwinkel betrachtete er erneut seinen sonst so aufgeweckten Begleiter.

Noch immer betrachtete er die Szenerie. Nur ab und an hob er den Arm um einen Schluck zu trinken.

„Sie werden es schon schaffen.“, sagte die Kratzige und wollte ihn aufmuntern.

Und während sie das sagte, angelte sie sich einen Keks aus der Büchse.

Plötzlich ruhte alle Aufmerksamkeit seines Begleiters auf dem Keks und dem Behälter.

„Bekomme ich auch einen?“, fragte die Angenehme neugierig.

„Auf keinen Fall!“, rief die Kratzige empört, „Erst mit deinen die Hexe füttern und jetzt schnurren? So was hab ich gern.“

Beleidigt wandte sich die Angenehme wieder dem Treiben unter ihnen zu.

Ein Grinsen huschte über sein Gesicht und unauffällig hielt er seinem Begleiter einen Keks hin.

„Aber versprich mir, dass du dich nicht einmischt.“

„Versprochen.“, sagte er hastig und noch im selben Atemzug hatte er das Süßgebäck an sich gerissen.
 

„Was meint ihr?“, fragte der kräftige Mann neugierig, „Die beiden waren nicht zum ersten Mal auf dem Eis.“

„Waren sie auch nicht.“, antwortete der Kapitän offen, „Ich hatte mich nach dem Spiel noch mal mit ihnen Unterhalten.“

„Dann spuck es endlich aus.“, mischte sich ein anderer Spieler ein.

„Ihr Ausbilder hat sie ganz schön geschliffen.“, begann der Kapitän, „So hat er sie ohne Vorwarnung nach Trabia geschleppt. Eine ganze Woche haben sie an einem Eissee gezeltet, geschlafen und Trainiert.“

„Warum?“, fragte der erste verwirrt.

„Um sie auf alles vorzubereiten.“, entgegnete der Anführer schulterzuckend, „Er hat sie mit und ohne Kufen über das Eis gescheucht und allerlei andere Sachen.“

„Dann hat es sich wirklich gelohnt.“, lachte ein weiterer.

Die Gedanken des Kapitäns glitten zurück zum Spielfeld.

Nach dem Foul, das den Blondschopf aufs Eis geschickt hatte, begannen sie mit dem Gegenangriff. Die beiden Balambs hielten ohne Probleme mit und mit dem Rest der Mannschaft räumten sie das Spielfeld. Viele der Gegnerischen Spieler hatten sich Prellungen und Zerrungen zugezogen, wie er in der Krankenstation erfuhr, aber es waren keine ernsten Verletzungen dabei.

„Hey, Kev!“, rief einer der Spieler und riss den Kapitän aus seinen Gedanken, „Was ist denn los?“

„Ist Omega hinter dir her?“, fragte ein anderer.

Schallend begann die Mannschaft zu lachen.

Nur der Anführer schwieg. In den Augen des Jung-SEEDs erkannte er etwas, was ihn wirklich beunruhigte.
 

In der Halle waren die Kämpfe noch im vollen Gang.

Ash und Niko hatten sich neben Vine Positioniert und versuchten sie zu beschützen.

Was sich nicht als leichte Aufgabe herausstellte.

Ihre Gegner waren im Gruppenkampf geschult. Hinzu kam noch ihre Möglichkeit, von allen Seiten anzugreifen, geschweige denn ihre Zahlenmäßige Überlegenheit.

Des Weiteren konnten Ash und Niko nicht kämpfen, wie sie es wollten. An oberster Stelle stand Vines Schutz, nicht den Gegner zu besiegen.

Und so bleib es auf Seiten der Balambs bei kurzen, schnellen Gegenangriffen.

Gerade drangen wieder mehrere Angreifer heran.

Ash hatte aber nur Augen für einen der Angreifer.

Einen langen Speer in der Hand stürmte er auf sie zu.

Der Stoß kam Schnell und kräftig und Ash schaffte es auszuweichen und die Waffe zu packen.

Er wollte sie ihm entreißen. Auch wenn er nicht damit umgehen konnte, so war damit eine Gefahr gebannt.

Doch ein Schrei neben ihm lenkte seine Aufmerksamkeit auf einen anderen.

Das Schwert ragte kerzengerade nach oben. Und nur noch wenige Schritte trennten den Schwerträger von ihm.

Doch plötzlich erschien ein brauner Pferdeschwanz in seinem Sichtfeld.

Das Schwert raste herab, auf sein neues Ziel. Schon im nächsten Moment wirbelte die Braunhaarige herum und parierte den Angriff. Im nächsten Augenblick schickte sie den Angreifer mit gezielten Angriffen zu Boden.

„Alles klar?“, fragte sie schwer atmend.

Erst jetzt erkannt er Jade.

„Jetzt ja.“, erwiderte Ash gepresst, „Wie hast du uns gefunden?“

„Ich hatte Kevin getroffen und er hat mir gesagt, das ihr in Schwierigkeiten steckt.“, entgegnete sie und wandte ihm wieder den Rücken zu.

„Gerade rechtzeitig.“, meinte Ash und wandte sich wieder dem Speerträger zu.

Dieser war von dem Neuankömmling genauso überrascht wie Ash, hatte sich aber nicht so schnell gefangen.

Nach einem Schnellen Ruck und einem Kniestoß lies der Kämpfer seine Waffe los.

Hastig richtete Ash die Spitze nach unten und rammte sie, so tief er konnte, in den Boden.

Somit hatte er wieder ein klein wenig Spielraum geschaffen.

Rasch lies Ash seinen Blick über durch die Halle schweifen.

Niko wehrte sich nach Leibeskräften, wobei seine Schnelligkeit und seine Tritte ihm halfen.

Jade hatte inzwischen ihre Schwerter getrennt und hielt damit sogar mehrere Gegner auf Abstand.

Aber erkannte auch, dass den Angreifern langsam die Luft ausging. Leider ging es ihm und seinen Freunden nicht anders.

Viele rangen schwer nach Atem, andere hielten sich die Stellen, wo Schläge und Tritte sie getroffen hatten.

Aber in ihren Augen sah er, dass sie nicht einfach so aufgeben würden. Wut und Entschlossenheit spiegelte sich in ihnen.

Mit einem Schrei stürmte erneut ein Angreifen auf sie zu.

Ash ging Augenblicklich in Abwehrhaltung.

Doch plötzlich sackte der Galbadianer mit einem Keuchen zusammen.

Und in Ash Blickfeld tauchte eine Falsche auf, die über den Boden rollte.

Hastig sah er nach oben.

Doch dort war niemand.

Ash blieb jedoch keine Gelegenheit sich über das Phänomen den Kopf zu zerbrechen.

„Die Party ist vorbei!“, hallte plötzlich eine kräftige Stimme durch die Halle.

Alle Augen richteten sich auf den Sprecher.

Und zu seiner Überraschung stand da der Kapitän der Eishockeymannschaft, in der er und Niko gespielt hatten.

Und er war nicht allein.

Die Restlichen neunzehn Mitglieder traten nacheinander aus dem Gang und formierten sich hinter ihrem Anführer.

„Ich sage es euch nur einmal.“, sprach er weiter, „Wer sich mit ihnen Anlegt, legt sich auch mit uns an.“

Wie aus einem Mund antworteten die Anderen mit einem lauten „Aye“.

Mit Freude bemerkte Ash, dass es dem Mob nun doch zu viel war. Langsam und still verschwanden sie in den Gängen, die aus der Halle führten.

Mit weiten, schnellen Schritten durchquerte der Eishockeyspieler die Halle und blieb vor ihnen stehen.

„Alles klar bei euch?“, fragte er besorgt.

„Soweit so gut.“, antwortete Ash mit einem schwachen Lächeln.

Zwar hatten er und Niko einiges Einstecken müssen, aber es war nicht schwerwiegendes. Einige blaue Flecke, aber die Knochen waren noch ganz.

„Sir.“, meldete sich plötzlich jemand hinter Ash.

Hastig fuhr der blonde SEED herum und erkannte einen kräftigen, jungen Mann in Uniform. Doch dieser beachtete Ash nicht.

„Ich habe die Namen.“, fuhr er fort, „Wie wollen sie mit ihnen verfahren?“

„Einzelarrest für alle.“, antwortete der Kapitän kalt, „Und keine Ausnahmen. Hast du verstanden?“

„Aye, Sir.“, erwidere der Mann, salutierte zackig und eilte davon.

„Da ist man kurz nicht da und der ganze Garden steht Kopf.“, sagte der Mann kopfschüttelnd.

„Die hast du aber ganz schön im Griff.“, stellte Niko erstaunt fest.

„Als Leiter der Sicherheit muss man das auch.“, grinste er nun.
 

„Ist wirklich alles in Ordnung?“, fragte Ash erneut.

Vine wischte noch einmal über ihr Gesicht um die Letzten Tränenspuren zu beseitigen und nickte.

Ash setzte sich wortlos neben seine Freundin und legte vorsichtig den Arm um sie.

Sofort rutschte sie ein Stück näher und lehnte sich an ihn.

„Es tut mir leid.“, flüsterte sie, „Ich wollte nicht, dass so etwas passiert.“

„Es ist doch alles gut gegangen.“, erwiderte er leise, „Du musst dir doch keine Vorwürfe machen.“

„Aber sie waren hinter mir her.“, sagte sie nun fester und sah ihn an, „Und nur deswegen hättest du verletzt werden können.“

Vorsichtig legte Ash seinen Zeigefinger auf ihre Lippen.

„Es ist nicht deine Schuld und uns ist nichts passiert.“, flüsterte er sanft, „Und solange du da bist wird mir nichts passieren.“

Langsam nahm er den Finger von ihren Lippen.

„Du bist ein Idiot.“, flüsterte sie mit einem schwachen Lächeln, „Aber du bist mein Idiot.“

Plötzlich beugte sie sich vor und küsste ihn sanft.

Das Klopfen an der Tür riss beide aus ihrer Zweisamkeit.

Ohne eine Antwort abzuwarten öffnete sich die Tür und Kevin trat langsam herein.

„Entschuldige, dass ich dir keine Hilfe war.“, sagte er geknickt.

„Du hast Jade gesagt, was los ist und du hast den Ordnungsdienst alarmiert.“, meinte Ash mit einem Lächeln, „Und das hat uns gerettet.“

„Vielen Dank, Kevin.“, sagte Vine und lächelte dem Galbadianer zu.

Sofort schoss diesem das Blut in die Wangen.

Doch nach einem kurzen Räuspern hatte er sich wieder gefangen.

„Dodonna möchte euch sehen.“
 

Das Büro des Direktors platzte fast.

„Was habt ihr zu eurer Verteidigung zu sagen?“, herrschte Dodonna die Unruhestifter an.

„Es tut uns leid.“, sagte einer und trat vor, „Wir wissen selber nicht, was über uns gekommen ist.“

Dann wandte er sich an Vine und die anderen, die hinter dem Direktor saßen.

„Es tut mir wirklich Leid, Vine.“

Und Rinoa spürte, dass der junge Mann es ehrlich meinte.

„Eure Einsicht kommt zu spät.“, sagte Dodonna kalt, „Hiermit werdet ihr vom Garden ausgeschlossen. Des Weiteren wird es keine Möglichkeit zur Wiederaufnahme geben.“

Auf den Gesichtern der Galbadia-Anwärter und SEEDs spiegelte sich blankes Entsetzen.

In ihnen spürte Rinoa keinen Wunsch nach Erklärungen oder Wut. Alles war einer stillen, schweren Trauer gewichen.

„Aber mich würde interessieren, warum sie es getan haben.“, meldete sich Rinoa zu Wort und trat vor den Direktor.

Der Sprecher sah auf und sah sie ängstlich an.

„Weil wir es als unfair erachteten, Ma'am.“, sagte er leise.

„Was war unfair?“, hakte Rinoa nach.

Der Galbadianer schien mit sich zu ringen. Sein Blick glitt immer wieder zwischen ihr und Dodonna hin und her.

„Du brauchst keine Angst zu haben.“, lächelte sie dem jungen Mann zu, „Also immer nur raus damit.“

„Darf ich mich setzen?“, fragte er leise.

Rinoa nickte und mit schweren Schritten ging er zu einem der freien Stühle.

Er ist verzweifelt, dachte Rinoa entsetzt.

Er saß wie ein zusammengesunkener Sack in dem Stuhl und stützte die Hände auf den Kopf.

„Unsere Familien haben viel Geld für unsere Ausbildung bezahlt.“, begann er schließlich, „Sie wollten uns etwas ermöglichen und haben dazu oft all ihre Ersparnisse ausgegeben.“

Rinoa spürte, wie schwer es dem Galbadianer fiel ihr zu Antworten. Und sie bemerkte auch immer wieder die verstohlenen Blicke, die er Dodonna zuwarf

„Du brauchst keine Angst zu haben.“, sagte Rinoa erneut und setzte sich neben den jungen Mann.

Sanft nahm sie seine Hand in Ihre und lächelte ihm aufmunternd zu.

„Unsere Familien sind nicht wohlhabend. Oftmals nur Handwerker oder gar Arbeitslos. Der Garden und die Ausbildung zum SEED ist für uns alle die einzige Möglichkeit auf ein angenehmes Leben.“, sprach er nun offener, „Und dann ist Vine aufgetaucht. Als Waise wurde sie am Haupttor gefunden und einfach so aufgenommen.“

„Und was ist so schlimm daran?“, erkundigte sich die weiße Hexe neugierig.

„Sie musste niemals etwas Zahlen. Und doch hat sie dieselbe Ausbildung bekommen wie wir alle, deren Eltern Tausende Gil bezahlt haben.“

Rinoa richtete ihren Blick nun auf Dodonna. Sie erkannte nur zu deutlich, wie unangenehm ihm die Situation war. Dafür brauchte sie nicht einmal ihre Hexenkräfte.

Wieder richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Galbadianer.

„Aber es steht in den Gardengrundsätzen, dass alle aufgenommen werden, die sich als Fähig erweisen.“, sagte sie zu dem Mann.

In seinen Augen spiegelte sich Verwirrung und Unwissenheit.

„Uns wurden die Grundsätze nie gesagt.“, berichtete er offen, „Uns wurde nur kurz die Geschichte und Entstehung der Garden erzählt und das war es dann auch schon.“

„Und was wurde euch erzählt?“, wollte Rinoa wissen.

In ihr sammelte sich immer mehr und mehr Wut.

„Das die Garden Elitesöldner ausbilden, die in der ganze Welt Aufträge annehmen.“, erzählte er, „Sie sollen nach dem ersten Hexenkrieg entstanden sein, um im Namen der verschiedenen Länder zu Kämpfen.“

Rinoa seufzte Schwer. Dodonna würde sie irgendwann noch zur Weißglut treiben. Dann konnte er nur hoffen, weit genug weg zu sein.

„Die Garden wurden geschaffen um, SEEDs auszubilden, die wiederum Hexen jagen sollten.“, erklärte Rinoa lächelnd, „Die Idee kam von einer Hexe selbst, die sich gegen ihre bösen Schwestern stellte.“

Fassungslos starrte der Galbadianer sie an.

„Und diese Hexe war die Leiterin eines Waisenhauses. Somit waren die ersten SEEDs auch Waisen.“, erzählte sie weiter, „Die SEEDs finanzieren sich ihre Ausbildung und alle Mittel über ihre Aufträge, die sie nach Beendigung ihre Ausbildung erfüllen.“

Wortlos und mit offenem Mund starrte der Galbadianer den Direktor an. Mit Freuden registrierte Rinoa, dass dieser Kreidebleich war.

„So, aber jetzt genug geredet. Ab mit euch in den Unterricht.“, sagte Rinoa lächelnd, „Und keine Sorge, keiner von euch muss gehen.“

Mit langsamen, fahrigen Bewegungen stand der Galbadianer auf und ging zu seinen Kameraden zurück.

„Vielen Dank, Ma'am.“, sagte er aufrichtig, „Doch wer sind sie?“

„Rinoa, die weiße Hexe.“, lächelte sie offen.

Einen Moment ruhten alle Augen auf ihr. Die ganze Szenerie schien wie eingefroren.

Doch mit einem Ruck salutierte die Galbadianer vor ihr.

„Ma'am.“, sagten sie wie aus einem Mund.

Auf den meisten Gesichtern konnte sie ein breites Lächeln erkennen, auf anderen nur Verwunderung. Doch bei keinem konnte sie Ablehnung, Angst oder gar Hass spüren.

„Geht schon.“, sagte sie Lächelnd und scheute sie gespielt hinaus.

Schnellen Schrittes verließen sie das Direktorat.

Und erst nachdem die Tür sich geschlossen hatte. Wandte sie sich um.

Leichtfüßig ging sie zu Dodonna und blieb vor seinem Schreibtisch stehen.

„Ich denke, sie wissen, was jetzt kommt, oder?“, fragte sie freundlich.

Der Direktor schwieg und nickte nur kurz.

„Dann sind wir uns ja einig.“, lächelte Rinoa, „Sie werden also kein Geld mehr für die Ausbildung verlangen und das eingenommene Geld den Familien zurückgeben.“

Dodonna wollte gerade widersprechen, doch Rinoa hielt ihn zurück.

„Ich werde Niko hier lassen, damit alles seine Richtigkeit hat.“, sprach sie weiter, doch ihre Stimme wurde kalt, „Und wenn ich auch nur die kleinste Beschwerde an mein Ohr dringt, werde ich dafür sorgen, dass sie nicht einmal mehr bei der Müllentsorgung eine Anstellung finden.“

Bei jedem Wort war Dodonna in seinem Stuhl zusammen gesunken und war nur noch ein Häufchen Elend.

„Haben wir uns verstanden?“, fragte Rinoa freundlich lächelnd.

Der Direktor schwieg. Es wirkte so, als wäre er in einer anderen Welt.

Plötzlich schlug Rinoa mit der Flachen Hand auf den Tisch.

„Haben wir uns verstanden?“, fuhr sie ihn an.

Dodonna sprang auf und stand Kerzengrade hinter seinem Tisch.

„Jawohl!“, antwortete er zackig.

Rinoas lächelte den anderen zu und nickte.

„Wir reisen Morgen ab. Ruht euch aus, der Tag war lang genug.“
 

„Du wolltest dich nicht einmischen!“, schrie die kratzige Stimme wütend.

Sie war außer sich. Sein Begleiter hatte sein Versprechen gebrochen.

So etwas konnte er gerade brauchen.

„Was hast du denn?“, fragte die Angenehme verwirrt, „Ich hab doch gar nichts gemacht.“

„Und was sollte das mit der Flasche?“

„Es war ihre Entscheidung.“, meinte die angenehme Stimme und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, „Ich musste sie nur entsprechend Motivieren.“

Schlaflos

Langsam öffnete Ash die Augen.

Zum wievielten Mal in dieser Nacht konnte er nicht sagen.

Doch jedes Mal sahen seine Augen Vine, wie sie schlafend neben ihm lag.

Erneut betrachtete er ihre sanften Züge. Erneut strich er eine verirrte Strähne aus ihrem Gesicht.

Vorsichtig und langsam schälte er sich aus seiner Decke und stand auf.

Er brauchte erst einmal frische Luft. Vielleicht würde es ihm dann besser gehen.

Lautlos streifte er sich neue Sachen an und schlich zur Tür.

Geräuschlos glitt sie zur Seite und gab den Blick in den Gang frei.

Verwirrt sah er die beiden Männer an der gegenüberliegenden Seite an.

Doch beide Lächelten ihn nur an.

Nach einem weiteren Schritt schloss sich die Quartiertür geräuschlos.

„Kann ich helfen?“, fragte Ash schlaftrunken.

„Nein.“, sagte einer lächelnd, „Der Boss bestand darauf, dass wir für eure Sicherheit sorgen, bis ihr Weiterzieht.“

Langsam nickte Ash.

„Irgendetwas vorgefallen?“, fragte der blonde SEED.

„Nichts ungewöhnliches.“, erwiderte der Mann ruhig.

Nun zögerte Ash.

Er wusste nicht, ob die beiden die Wahrheit sagten, oder ob sie nur warten wollten, bis Vine alleine war.

Dann hörte er die schweren Schritte.

Langsam wand sich Ash dem Neuankömmling zu.

„Guten Abend.“, sagte Ash mit einem schwachen Lächeln.

„Morgen trifft es eher.“, grinste der Kapitän freundlich.

„Sieht es wirklich so schlimm aus?“, fragte Ash und deutete auf die Beiden Aufpasser.

„Lieber Vorsicht als Nachsicht.“, erwiderte der Galbadianer.

Einige Augenblicke verstrichen, als sie sich Gegenüberstanden und einander nur ansahen.

„Können wir kurz reden.“, fragte der Mann vorsichtig, „Unter vier Augen.“

Noch einmal sah Ash zu den beiden Türstehern.

„Ihr wird nichts passieren.“, sagte der Kapitän ruhiger.

Noch ein paar Augenblicke zögerte Ash, bevor er zustimmte.

Gemächlich schritten sie den Gang hinab.

„Es tut mir leid, was passiert ist.“, sagte der Mann schließlich.

„Da können sie am wenigsten für.“, erwiderte Ash.

„Oh doch, kann ich.“, erwiderte er mit einem schwachen Grinsen, „Der Sicherheitsdienst war Anwesend und hat nicht eingegriffen. Es hätte nie soweit kommen müssen.“

„Dann sind sie der Letzte, der die Schuld trägt.“, sagte Ash ruhig, „Dem Hauptverantwortlichen hat man gestern ins Gewissen geredet.“

„Ich weis von dem Gespräch mit der Hexe und Dodonna. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Ordnungsdienst versagt hat.“, machte er sich endlich Luft.

„Das der Ordnungsdienst versagt hat, ist nicht ihre Schuld.“, versuchte Ash ihn erneut zu beruhigen.

„Doch ist es, denn ich leite ihn. Und das schon seit längerem. Die Situation hätte nie so eskalieren dürfen.“

„Und was soll ich jetzt machen?“, fragte Ash neugierig.

„Meine Entschuldigung annehmen.“, lächelte der Mann schwach.

„Das habe ich doch schon lange.“, lächelte Ash, „Und deswegen wolltest sie mit mir reden?“

Nun kratze der Mann sich verlegen am Kopf.

„Ich habe von meinen Leuten gehört, wie ihr gekämpft habt. Ich hab es auf den Videobändern gesehen.“, meinte er vorsichtig, „Aber ich kann es nicht glauben.“

Ein schwaches Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
 

„Wie ist es gelaufen?“, erkundigte sich Squall.

„Er ist ein Mistkerl.“, erwiderte Rinoa und sah hinauf in den Himmel, „Ich erzähl dir die Tage mehr.“

„Also war es ein Fehler, ihm seine Stellung zurück zu geben.“, meinte Squall leise.

Sie beide konnten den Direktor des Galbadia-Garden nicht leiden. Zwar versuchten sie es zurückzuhalten, aber das war nicht immer Möglich.

Rinoa selber war nicht froh über ihren Ausfall in dessen Büro. Aber es hatte ihm gezeigt, dass er nicht so unangreifbar war, wie er dachte.

„Niko bleibt ja hier und hat für uns ein Auge auf Dodonna.“, versuchte Rinoa ihren Verlobten aufzuheitern.

„Ich hoffe ihm passiert nichts.“, machte Squall seinen Bedenken Luft.

„Er kann auf sich aufpassen.“, lächelte Rinoa, „Und Freude hat er auch schon gefunden.“

„Wen?“, fragte Squall neugierig.

„Nur den Leiter des Sicherheitsdienstes.“, grinste die Hexe.

„Wenn es weiter nichts ist.“, erwiderte Squall beruhigt, „Brauch ich mir wenigstens keine Sorgen mehr zu machen.“

„Morgen zur selben Zeit?“, erkundigte sich Rinoa.

„Hast wohl schon genug von mir?“, meinte Squall beleidigt, doch sie konnte ihn fast Grinsen sehen.

„Nein, aber ich brauche auch noch ein wenig Schlaf.“

Brummend verabschiedete sich Squall von seiner Verlobten.

Lächelnd betrachtete Rinoa das kleine Gerät in ihrer Hand.

Ihr Verlobter hatte darauf bestanden, dass sie das Mobiltelefon mitnahm.

„Für den Fall der Fälle.“, hatte Squall gemeint.

Aber sie nahm es ihm nicht Krumm.

Im Gegenteil.

Auch wenn die Entfernung ab und zu mal gut tat, so vermisste sie ihn doch sehr.

Und sie wusste, dass es dem SEED nicht anders ging.

Langsam lies sie ihren Blick über die leeren Sitzplätze wandern.

Im Gegensatz zum Balamb-Garden hatte der in Galbadia keine Übungshalle, dafür aber einen großen Sportplatz. Das war hier der einzige Ort, den man nach der Ausgangssperre noch aufsuchen dürfte.

Dennoch war der Sportplatz wie leergefegt.

Doch dann betraten zwei Leute den Platz.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie Ash sah. Und nach einer kurzen Zeit erkannte sie auch den Leiter des Sicherheitsdienstes.

Neugierig lehnte sie sich vor und betrachtete die beiden.

„Bist du dir wirklich sicher?“, trug die Magie Ash stimme an ihr Ohr.

„Ansonsten hätte ich nicht gefragt.“, erwiderte der Leiter entschlossen.
 

„Bist du mir immer noch sauer?“, fragte die angenehme Stimme.

„Dumme Frage.“, erwiderte die kratzige genervt.

Wie konnte sie ihm nicht wütend sein?

Er hatte sein Versprechen gebrochen und sich eingemischt. Er hatte ihre Anwesenheit verraten und sie hätten entdeckt werden können.

Nicht das schon genug Leute von ihnen wussten, hätten es bis vor wenigen Augenblicken eine Hundertschaft mehr sein können.

„Wir können uns nicht immer in den Schatten halten.“, sagte die Angenehme.

„Aber so lange wie möglich.“, entgegnete die Kratzige, „Wenn man uns zu früh entdeckt, ist unser Auftrag fehlgeschlagen.“

„Und wenn man uns zu spät entdeckt, ebenso.“, entgegnete die Angenehme versöhnlich.
 

Fasziniert beobachtete Rinoa die beiden ungleichen Kämpfer.

Zwar hatte der Mann Nahkampf gelernt, aber gegen jemanden wie Ash, der eine spezielle Ausbildung im Nahkampf hinter sich hatte, wirkte er wie ein Anfänger.

Es war kein komplexer Kampf, nur ein Training mit bestimmten Griffen, dennoch hatte Ash immer die Nase vorn.

Du führst den Leiter des Sicherheitsdienstes an der Nase herum, dachte Rinoa grinsend.

Ash wand sich aus jedem Griff und schickte seinen Gegenüber fast im selben Moment auf den Boden.

Nach ein paar erfolglosen Versuchen machten sie eine kurze Pause.

Die Magie trug Erklärungen und Tipps an ihr Ohr.
 

„Ich bin mehr als beeindruckt.“, keuchte der Mann.

„Hast es mir aber auch leicht gemacht.“, erwiderte Ash grinsend.

Doch der Mann grinste nur. Seine Atmung hatte sich inzwischen beruhigt.

„Aber wie viel Kraft kannst du in einen Schlag legen?“, fragte er neugierig.

„Hat gereicht um einen Behemot umzuhauen.“, grinste Ash.

Die Augen des der Leiters weiteten sich ungläubig.

„Du machst Witze.“, stellte er für sich fest.

„Tut er nicht.“, hörte Ash plötzlich Rinoas Stimme.

Hastig fuhr er herum und sah hinauf.

Mit langsamen Schritten kam sie zu den Beiden.

Ash sah kurz zu dem Mann, der ihn ungläubig ansah.

„Ich habe die Berichte gelesen, nachdem ein Anwärter einen Behemot erledigt hatte.“, sagte er leise, „Aber ich konnte es nicht glauben.“

Sein Blick glitt von Ash zu Rinoa, die ihn anlächelte und nickte.

„Man tut was man tun muss.“, meinte Ash Schulterzuckend.

Er hatte gehofft, dass dieser Abschnitt seines Lebens keinerlei Erwähnung mehr finden würde. Aber nun machte es ihm nichts mehr aus.

„Aber wie hast du das geschafft?“, erkundigte sich der Leiter des Sicherheitsdienstes.

„Frag mich etwas leichteres.“, erwiderte Ash leicht verlegen.

„Der Wille kann Berge versetzen.“, sagte Rinoa sanft.
 

„Was sagst du zu den letzten Berichten?“, erkundigte sich der braungebrannte Mann.

„Sie sind beunruhigend, aber nichts worüber wir uns Sorgen machen müssten.“, erwiderte sein Gesprächspartner.

„Das AGM ist wieder sehr aktiv geworden.“, widersprach er sanft, „Sie sind eine ernstzunehmende Gefahr geworden, besonders weil sie in den Besitz schwerer Maschinen gekommen sind.“

Der andere Stand auf und ging zum Fenster.

Sein Blick glitt über den Horizont, über die Stadt und die Straßen.

„Wir werden damit fertig.“, sagte er schließlich, „Wir haben nicht so viel Geschafft, um jetzt zu verlieren.“

„Du bist wirklich ein hoffnungsloser Optimist.“, sagte der Braungebrannte kopfschüttelnd.

„Ich weiß.“
 

Noch immer ungläubig sah der Leiter des Sicherheitsdienstes Ash an.

Was diesem auch langsam unangenehm wurde.

„Wie wäre es, wenn du es ihm Beweist.“, lächelte Rinoa.

„Und gegen was?“, erkundigte sich Ash vorsichtig.

„Ich dachte an die Mauer.“, lächelte sie und deutete auf die Trennmauer.

Ash betrachtete die Mauer neugierig. Wenn er sich Mühe gab, konnte er vielleicht einen kleinen Riss hineinschlagen.

Aber seine Hauptsorge galt seiner Hand.

Er hatte, trotz Xells Training, noch keine Ernsthaften Verletzungen erlitten. Und so sollte es auch bleiben.

„Keine Sorge, wenn etwas passiert, flicke ich dich wieder zusammen.“, ermutigte Rinoa ihn.

„Und wie Hart soll ich zuschlagen?“, erkundigte sich Ash bei der Weisen Hexe.

„So hart wie möglich, mit allem was du kannst.“, grinste sie nun.

Ash holte tief Luft und nickte langsam.

Er betrachtete die Mauer und legte seine Hand darauf.

„Die ist fast einen halben Meter dick.“, flüsterte der Mann, „Massiver Stahlbeton.“

Ash trat einen Schritt zurück und konzentrierte sich.

Er spannte seine Muskeln und spürte, wie sich die Kraft darin sammelte. Die Grundlage von Xells „Finishern“, wie er sie nannte.

Erst als er spürte, wie die Kleidung zu spannen Begann, hörte er auf.

Vorsichtig hob Ash die Hand und legte sie auf die Mauer.

Langsam schloss er die Augen. Er spürte, wie sich die Energie an seiner Hand sammelte.
 

Fasziniert betrachtete Rinoa den jungen SEED.

Sie hatte gehört und gesehen, zu was er imstande war.

Aber es aus dieser Nähe zu sehen, war etwas ganz anderes.

Erstaunt hatte sie beobachtet, wie er seine Kraft gesammelt hatte. Xell hatte es auch oftmals so gemacht, wenn er einen seine Abschlussangriffe benutzte.

Es war schon ein unglaubliches Bild, wie Ashs Körper sich aufzupumpen schien und sich seine Muskeln anspannten.

Dann hatte er die Hand auf die Wand gelegt.

Und beinahe im selben Augenblick wusste sie, was er benutzen würde.

Auch hatte Squall ihr erzählt, was Ash über diese Technik berichtet hat. Und sie spürte sogar hier, fast zwei Meter von ihm entfernt, wie er sich ihrer Energie bediente.

Ihre Lippen formten einige Worte und im nächsten Augenblick konnte sie die Energie sehen, die Ash nutze.

Er zog sie aus der Gesamten Umgebung. Der Mauer, dem Boden und aus dem Mann und ihr.

Aber es war zu wenig, als das ein normaler Mensch es bemerken würde.

Es wirkte für Rinoa wie eine Ewigkeit, doch es waren nur wenige Sekunden, bis Ash einen sich ein Stück drehte und den Fuß ein Stück nach hinten setzte.

„Ist jemand hinter der Wand?“, erkundigte sich Ash.

Rinoa schloss ihre Augen und versuchte alles in ihrer Nähe zu spüren.

Aber auf der anderen Seite war niemand.

„Niemand da.“, berichtete sie.

Kaum merklich nickte Ash.

Dann hob er den anderen Arm und winkelte ihn an.

So verharrte er einige Sekunden.

„Kai!“, rief er plötzlich, „Ki!“

Er lies seine Faust nach vorne Schnellen, genau auf seine andere zu.

Erst im letzten Moment zog er sie weg.
 

Vine riss die Augen auf.

Ein gewaltiger Knall hatte sie geweckt. Ein Geräusch, ähnlich einer Explosion.

Sie brauchte mehrere Sekunden, um zu bemerken, dass Ash verschwunden war.

Fast panisch sprang sie aus dem Bett und rannte zur Zimmertür.

Geräuschlos glitt diese auf und zwei besorgte Gesichter sahen sie an.

„Was ist hier los?“, fragte sie die Sicherheitsleute aufgelöst.

„Keine Ahnung.“, erwiderte einer verwirrt, „Es wurde weder stiller noch lauter Alarm gegeben.“

„Wo ist Ash?“, erkundigte sie sich weiter.

Vielleicht hatten einige doch noch nicht aufgegeben.

„Der Chef ist mit ihm losgezogen, wollte irgendwas mit ihm bereden.“, antwortete der Andere.

„Wohin?“, hakte sie nach.

„Richtung Sportplatz.“, erwiderte der erste und deutete grob in die Richtung.

Sie machte auf der Stelle Kehrt und wollte gerade loslaufen.

„Keine Sorge.“, hörte sie plötzlich Niko.

Sie fuhr herum und betrachteten den jungen Mann.

„Und warum?“, fragte sie hektisch, „Was wenn ihm etwas passiert ist?“

Ruhigen Schrittes ging er auf sie zu.

„Du solltest wissen, dass er auf sich aufpassen kann.“, lächelte er sie an.

„In der Halle hattet ihr auch Probleme!“, widersprach sie energisch.

„Weil wir nicht so kämpfen wollten, wie wir konnten.“, entgegnete Niko und ging an ihr vorbei, „Unser Hauptanliegen war es dich zu beschützen, nicht die anderen in die Tonne zu hauen.“

Perplex sah sie dem SEED nach, bevor sie ihm einige Augenblicke später folgte.
 

„Scheiße.“, flüsterte er Mann.

Ash hingegen betrachtete sein Werk und war recht zufrieden.

Auch wenn die Reparaturkosten seinen Sold für mehrere Monate in Anspruch nehmen würde.

„Reicht das?“, erkundigte sich Ash bei Rinoa.

Perplex sah sie ihn an, und dann wieder zu der Wand.

„Ich glaube schon.“, antwortete sie ruhig, „Wie geht es deiner Hand?“

Vorsichtig ballte Ash diese und bewegte sein Handgelenk.

„Alles noch ganz.“, lächelte er matt und drehte sich um, „Fast alles.“

„Darum brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“, beruhigte ihn Rinoa, „Ich werde mich darum kümmern.“

Schwach lächelte Ash Rinoa an, bevor er sich zu dem Mann wandte.

Dieser starrte Ash unverwandt an.

„Und da wollte Dodonna uns weismachen, dass ihr aus Balamb Flaschen seid.“, flüsterte er ungläubig.

„Neid ist schon etwas tolles.“, hörte Ash plötzlich Nikos Stimme.

Im nächsten Moment trat er aus der Verbindungstür, zusammen mit Vine.

Gemächlich schlenderte auf die Wand zu und betrachtete die Auswirkung von Ashs Angriff.

„Macht Xell alle Ehre.“, meinte Niko nun und drehte sich zu Ash um.

„Alles OK?“, fragte Vine ihn besorgt.

„Alles in Ordnung.“, erwiderte er und lächelte sie an, „Ich konnte nur nicht schlafen.“

„Und deswegen reist du den Garden ab?“, fragte sie neugierig.

„Seine Idee.“, grinste er und deutete auf den Leiter des Sicherheitsdienstes.

Erleichtert seufzte Vine.

„Ich hab gedacht, es wäre dir irgendwas passiert.“, lächelte sie schwach, „Ein lauter Knall hatte mich geweckt.“

Verwirrt sah Ash zu der Mauer und betrachtete sie. Wer er wirklich so laut gewesen?

„Zwei Meter.“, meinte Niko, der die Mauer noch immer betrachtete, „Ab und an ein wenig mehr.“

Dann drehte er sich Lächelnd zu Ash.

„Kai?“, fragte er neugierig.

„In Kombination mit einem Ki.“, erwiderte Ash offen.

„Und unserem Lodern, nicht wahr?“, stocherte Niko weiter.

„Was?“, fragte der Mann verwirrt.

„Komm, ich erkläre es dir.“, meinte Niko fröhlich, „Lass den anderen ihre Ruhe.“

Nur widerwillig folgte der Mann Niko, als dieser ihn vom Sportplatz wegführte.

Erst als die Beiden den Platz verlassen hatten, wandte sich Rinoa dem Loch in der Wand zu.

„Sehr beeindruckend.“, meinte sie und stellte sich genau davor.

„Kriegen sie das wieder hin?“, erkundigte sich Ash vorsichtig.

Ohne eine Antwort vollführte sie einige Gesten.

Sofort begannen sich die Überbleibsel der Mauer zu bewegen und wieder ihre Position in der Wand einzunehmen.

Es waren nur Sekunden, die sie brauchte.

Nichts wies mehr auf die enorme Energie hin, die auf sie eingewirkt hatte.

„Danke.“, sagte Ash leise.

Rinoa drehte sich um und lächelte offen.

„Ihr solltet schlafen gehen.“, sagte sie sanft, „Nutzt die paar Stunden, die ihr noch habt.“
 

„Bist du sicher?“, fragte die angenehme Stimme.

„Die Anhaltspunkte sind eindeutig.“, erwiderte die Kratzige, „Aber es gibt keinen Hinweis auf einen Zeitpunkt.“

„Dann müssen wir eben weiter warten.“, meinte die Angenehme fröhlich, „Vielleicht brauchen wir uns auch gar nicht einzumischen.“

„Angst?“, erkundigte sich die Kratzige erheitert.

„Faulheit.“, antwortete die Angenehme.
 

„Aufstehen.“, flüsterte Vines Stimme sanft.

„Ist es schon Zeit?“, erwiderte Ash leise.

„Leider.“, sagte Vine und Ash spürte, wie sie sich im Bett bewegte.

Sachte spürte er, wie sie sich halb auf ihn legte. Samtweich strichen ihre Lippen über seine.

„Komm aufstehen.“, flüsterte sie sanft.

Widerwillig schlug Ash die Augen auf.

Sofort suchten sie nach ihr.

Nur um zu sehen, wie sie mit einem Lächeln in Badezimmer verschwand.

Seufzend erhob er sich.

Es waren wirklich nur ein paar Stunden gewesen, aber er hatte wenigstens Durchschlafen können.

Am Bettrand sitzend sah er zu dem Fenster.

Sie hatten das Glück ein Zimmer an der Außenfassade zu bekommen, mit Blick auf den Vorhof.

Langsam stand er auf und sah aus dem Fenster.

Auf dem Hof herrschte reges Treiben. Überall liefen Anwärter und SEEDs herum.

Das ist halt Galbadia, dachte Ash lächelnd.

In Balamb war es viel ruhiger.

Sogar früh am Morgen, wenn die Ausbilder und der Ordnungsdienst die letzten Nachzügler ermahnten. Und das meist mit einem Lächeln.

„Gibt es was interessanter?“, hörte er plötzlich Vines Stimme.

„Nur Erinnerungen.“, erwiderte Ash mit einem Lächeln.
 

Plötzlich schreckte sie auf.

Fast automatisch glitt ihr Blick in die Ferne.

Das Gefühl einer sich anbahnenden Gefahr drückte auf ihr Herz.

Aber sie wusste weder, woher sie kam, noch wann es soweit sein Würde.

„Alles in Ordnung, Schatz?“, hörte Edea plötzlich die Stimme ihres Mannes.

Die Zeit schien langsamer zu laufen und fast stehen zu bleiben, als ihr Blick wieder aus der Ferne zurückkam.

„Es ist alles in Ordnung.“, sagte sie langsam.

Cid war so freundlich nicht weiter darauf einzugehen.

Unschlüssig sah sich Edea im Wohnzimmer um.

Sie wollte am liebsten ihre Kleinen Anrufen um sie zu warnen. Andererseits wusste sie nicht, was ihr Erlebnis eben bedeuten sollte.
 

Langsam schritten Rinoa und die anderen durch die Haupthalle.

Das rege Treiben hatte sich gelegt und nur hier und da war jemand zu sehen, wie sie fast verstohlen durch die Gänge huschten.

„Haben wir irgendwas verpasst?“, fragte Jade verwirrt und sah einem der Anwärter nach.

„Sie sind zu Spät.“, meinte Rinoa ruhig, „Hier im Garden wird die Disziplin sehr hoch geschätzt, daher wird es nicht bei einer einfachen Rüge bleiben.“

Jade schüttelte nur den Kopf und auch Ash fühlte sich hier nicht wohl.

Es war alles bis aufs letzte durchorganisiert, straff geplant und lies kaum Zeit für eine Verschnaufpause.

„Weist du, wo Niko ist?“, erkundigte sich Ash bei Rinoa.

„Er hat nur gesagt, dass er noch genug zu tun hätte und hat sich Rasch bei mir verabschiedet.“, meinte sie und zuckte mit den Schultern.

Ash beneidete Niko gar nicht um die Ehre Dodonnas Fehler wieder ausbügeln zu dürfen.

Aber er würde ihr wandelndes Lexikon vermissen. Es fiel auch noch kein Wort, wie lange er hierbleiben musste.

„Dann wollen wir mal.“, sagte Rinoa mit einem offenen Lächeln.

„Verlassen wir diesen ungastlichen Ort.“, stimmte Vine zu.

Ash sah Vine aus dem Augenwinkel an.

Sie war angespannt, seitdem sie ihr Quartiert verlassen hatten.

So etwas, wie sie es gestern erlebt hatte, vergaß man auch nicht so schnell.

Er kannte es selber aus dem Waisenhaus.

Aber wenn sie den Garden hinter sich gelassen haben, könnte sie vielleicht damit abschließen.

Als hätte sie seinen Blick bemerkt, sah sie ihn an und ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.

„Es wird schon werden.“, flüsterte sie.

„Und was wird das?“, hörte Ash auf einmal Jade fragen.

Er sah sie an und sie deutete unauffällig nach vorn.

Und als er ihren Wink folgte, stellte er sich dieselbe Frage.

SEEDs und Anwärter flankierten den Weg zum Tor.

„Wir haben uns gedacht, wir verabschieden euch ganz feierlich.“, meinte Niko plötzlich neben ihnen.

„Das habt ihr Geschafft.“, meinte Rinoa mit einem breiten Grinsen.

Plötzlich traten drei Leute aus der Reihe heraus auf den Gehweg.

Mit Freuden erkannte Ash Kevin, Irvine und den Leiter des Ordnungsdienstes.

Langsam, mit festen Schritten kamen sie auf die Gruppe zu.

„Es ist immer wieder schön, dich zu sehen.“, meinte Irvine mit einem offenen Lächeln.

„Gleichfalls.“, erwiderte Rinoa, „Aber das hätte doch nicht sein müssen.“

„Warum denn nicht?“, fragte der Cowboy, „Sieh es als Belohnung dafür, dass du Dodonna auf seinen Platz verwiesen hast.“

Verwirrt sah Rinoa den Scharfschützen an.

„Aber wir sind eigentlich wegen Vine hier.“, meinte er Schließlich.

„Wegen mir?“, fragte die Rotäugige verwirrt.

„Genau.“, erwiderte Irvine ernst, „Es gibt einiges, was noch erledigt werden muss.“

Fast automatisch griff Ash nach ihrer Hand.

Gemächlich trat Irvine einen Schritt zur Seite und stand somit direkt vor ihr.

Ohne Hast hielt er dem Leiter des Sicherheitsdienstes die Hand hin.

Bis dieser einen Umschlag hervor zog und Irvine in die Hand legte.

„Deine Neuen Befehle, Vine.“, sagte er und öffnete den Umschlag.

Aus den Augenwinkeln sah Ash, dass sie die Luft anhielt.

„Vine Vincere, SEED des Galbadia-Garden.“, begann Irvine ruhig mit einem emotionslosen Gesicht, „Hiermit werden sie auf Dauer ihrer Zeit als SEED dem Balamb-Garden unterstellt.“

Hörbar atmete sie aus und entspannte sich allmählich.

„Dieser Befehl kann nur durch den Direktor des Balamb-Garden außer Kraft gesetzt werden.“, schloss Irvine und faltete den Brief zusammen.

Feierlich reicht er ihr den Brief.

Langsam griff sie nach dem Umschlag.

„Mach uns keine Schande.“, lächelte er sie an.

„Keine Sorge.“, erwiderte sie leise und presste den Umschlag an sich.

„Aber das ist noch nicht alles.“, setzte Irvine nach.
 

Gemächlich fuhr der Wagen durch das unebene Gelände.

„Ein Wunder, dass der Wagen das mitmacht.“, meinte Jade, während sie aus dem Fenster sah.

„Dafür ist er gebaut.“, erwiderte Rinoa und lümmelte sich auf der Sitzbank.

Ash hingegen betrachtete Vine eingehend.

Und ihr neues Spielzeug.

„Passt sie?“, fragte Rinoa und lehnte sich zu der Schützin.

„Perfekt.“, meinte Vine und sah von ihrem neuen Gewehr auf.

Es war das Abschiedsgeschenk von Irvine.

Er hatte es ihr im Namen der SEEDs und Anwärter des Galbadia-Garden überreicht.

„Leider nicht so filigran, wie es hätte sein sollen.“, hatte Irvine gemeint, „Aber dafür, dass sie nur ein paar Stunden Zeit hatten nicht schlecht.“

Das Gewehr glich ihrem Alten vom Aufbau her.

Aber Vine hatte bestätigt, dass ihr Neues Gewehr weitaus besser sei.

Für Ash hingegen gab es kaum einen Unterschied.

„Meine Damen und Herren.“, hörten sie die Stimme des Fahrers aus dem Lautsprecher, „Wir erreichen in Kürze Dollet.“

„Dann wollen wir mal weiterreisen.“, grinste Rinoa und ein funkeln trat in ihre Augen.

„Aber eines frage ich mich immer noch.“, meinte Ash halblaut.

„Raus mit der Sprache.“, sagte Jade und richtete ihre Aufmerksamkeit auf dem blonden SEED.

„Wie haben die es Geschafft, Dodonna seine Limousine ab zu schwatzen?“, fragte er in die Runde.

„Gar nicht.“, meinte Rinoa, „Sie haben sie einfach genommen.“

„Aber gibt das keinen Ärger?“, erkundigte sich Ash neugierig.

„Wenn es Ärger gibt werden wir es erfahren.“, lächelte sie verschmilzt.

Unerwartete Begegnung

Ash war dankbar, dass die Limousine endlich wieder auf einer festen Straße fuhr. Das Geruckel ging ihm schon seit einiger Zeit auf die Nerven.

Und zum anderen sagte es ihm, dass sie Dollet bald erreichen würden.

Sie alle saßen wie auf Kohlen. Sogar Rinoa wirkte unzufrieden. Doch wann immer sie jemanden ansah, begann sie zu Lächeln.

„Zum Glück ist die Fahrt bald vorbei.“, meinte Ash halblaut.

Auch wenn die Limousine viel Platz bot, so machten sich doch erste Schmerzen in seinen Beinen bemerkbar.

„Da kann ich dir nur zustimmen.“, erwiderte Rinoa und streckte sich, „nach einiger Zeit fühlt man sich wie in einer Konservendose.“

Ein plötzliches Knacken lies sie aufhorchen.

„Wir möchten uns Entschuldigen, dass es solange gedauert hat.“, drang die Stimme aus den Lautsprechern, „Aber in ein paar Minuten sind wir in Dollet.“

Sofort war Aufbruchstimmung in die drei SEEDs gekommen. Hastig kontrollierten sie ihre Taschen und Rucksäcke.

Doch das plötzliche Lachen Rinoas lies sie innehalten.

„Beruhigt euch.“, sagte sie amüsiert, „Sie werden schon warten, bis wir alles beisammen haben.“

Verwirrt sahen sie einander an und begannen zu Lächeln.

Ash lehnte sich zurück, doch die Unruhe blieb.

Ein rascher blick zu den anderen zeigte ihm, dass es ihnen nicht anders ging.

Wie lange waren sie jetzt unterwegs?

Eine Stunde? Zwei?

Die getönten Scheiben, die sowohl als Blickschutz und Sonnenschutz dienten machten sein Zeitgefühl zunichte.

Nur Rinoa lächelte weiterhin. Ein kleines, wissendes Lächeln.

„Wollt ihr mal einen Blick nach draußen werfen?“, fragte sie neugierig.

Die Seitenscheiben konnten nicht herunter gelassen werden, der versuch war schon zu Anfang kläglich gescheitert.

Wortlos lies sie ihre Hand über die Konsole neben sich gleiten. Bis sie plötzlich innehielt.

Ein leises Surren war zu hören.

Plötzlich erschien vor Rinoa ein schmaler streifen Sonne, der beständig größer wurde.

Ungläubig betrachtete Ash das Schiebedach, dass die gesamte Breite der Limousine ausfüllte.

„Das ist nicht das erste mal, dass ich gefahren werden.“, lächelte sie offen, „Sie bestehen immer darauf. Ich sei ein Ehrengast des Galbadia-Garden und ein Held in Galbadia.“

Mit ihrer freien Hand deutet sie nach oben.

„Wollt ihr nicht mal nachsehen, wie weit es noch ist?“
 

Mit einem Ruck öffnet sich die Tür von Squalls Büro.

Nebensächlich bemerkte er das Ächzen der Türangeln.

Entweder es war etwas schreckliches passiert, oder jemand wollte ihm auf die Nerven gehen.

Er hatte sein Nachtlager wieder im Büro aufgeschlagen, um dem stetig werdenden Berg Akten her zu werden.

In letzter Zeit fragte er sich öfter, wie Cid das geschafft hatte. In Manchen ruhigen Minuten hatte er sein Arbeitszimmer auf den Kopf gestellt. In der Hoffnung einen gewaltigen Aktenvernichter zu finden.

Jedoch vergebens.

„Squall!“, hörte er Cifers Stimme durch das Büro hallen.

Mit einem Seufzen sah der Direktor des Balamb-Garden auf.

Cifer Kam mit weiten Schritten auf ihn zu. Vor dem Schreibtisch blieb der blonde SEED stehen und stemmte die Hände in die Hüfte.

„Was ist?“ fragte Squall resignierend.

Obwohl er sagen musste, dass Cifers Anblick eine angenehme Abwechslung zu dem Schwaz-Weiß der Akten bot.

„Du solltest deinen kleinen, platt gesessenen Hintern mal wieder vor die Tür schwingen.“, meinte Cifer ernst, „Ansonsten siehst du in ein paar Jahren aus wie Cid.“

Einen Moment lang überlegte Squall, bevor er zu Grinsen begann.

„Dann hätten wir noch eine Gemeinsamkeit.“, meinte er bevor er sich langsam erhob.

„Noch eine?“, erkundigte sich Cifer verwirrt.

„Ja.“, meinte der Braunhaarige, „Eine Hexe haben wir ja beide schon.“

„Aber schwarz steht ihr nicht.“, erwiderte Cifer grinsend.

Für einen Moment sah Squall ihn an, ein wissendes Funkeln in den Augen.

„Kommt ganz auf die Sachen an.“, grinste er und ging um seinen Schreibtisch herum, „Was hast du geplant?“
 

Freundlich verabschiedeten sie sich von den beiden SEEDs, die sie gefahren hatten.

„Ich hoffe sie berücksichtigen meinen Rat.“, seufzte Rinoa, bevor sie sich der Stadt zu wand.

„Welchen Rat?“, erkundigte sich Jade.

„Die Limousine entweder zu verkaufen oder zu Schrott zu fahren.“, erklärte sie, worauf sich ihre Laune zu bessern schien.

„Um Dodonna eins auszuwischen.“, stellte Vine trocken fest.

„Genau.“, bestätigte Rinoa grinsend.

Ash folgte dem Gespräch grinsend.

Rinoa hatte, egal was passiert, ein Lächeln auf den Lippen. Aber er glaubte auch oft, dass es nicht ehrlich war. So viel gute Laune, um wirklich alles mit einem Lächeln zu erledigen, konnte kein Mensch haben.

„Und wo geht es jetzt hin?“, erkundigte sich Ash.

„Erstmal in die Stadt.“, meinte Rinoa und ging vor.

Ash sah kurz hinauf in den Himmel.

Kein Wölkchen verdeckte das Blau oder die Sonne. Es war ein herrlicher Tag um mal wieder die Seele baumeln zu lassen.

„Kommst du?“, hörte er plötzlich Jades Stimme.

Ash hatte gar nicht bemerkt, dass er stehen geblieben war.

Er betrachtete seine Freunde. Jade, die winkend dastand und ihn zum weitergehen Bewegen wollte, Vine, die ihn anlächelte. Rinoa hingegen zeigte ihm den Rücken und sie schien sich umzusehen.

Ein kalter Schauder kroch seinen Rücken herunter.

Hektisch sah er sich um.doch das einzige was er bemerkte, war der fragende Blick seiner Freunde.

Die Nachwirkungen der Praktischen, dachte Ash, bevor er sich auf den Weg machte.

„Was war denn los?“, erkundigte sich Vine besorgt.

„Das Übliche.“, erwiderte Ash mit einem matten Lächeln.

„Immer noch dieses Gefühl?“, hakte Jade nach.

Fragend sah Rinoa sie an.

„Welches Gefühl?“, fragte sie verwirrt.
 

Mit einem mal wusste Squall, wo Cifer ihn hingeführt hatte.

Er kannte hier fast jeden Stein, jeden Winkel. Alles wirkte so, als wäre er erst vor ein paar Stunden hier gewesen.

„Musste es ausgerechnet hier sein?“, erkundigte sich Squall und machte keinen Hehl aus seinem Unmut.

„Warum nicht?“, fragte Cifer, „Hier sind wir ungestört.“

Fragend sah Squall seinen Freund an. Doch dieser Zückte mit einem Ruck Hyperion und ging in Kampfstellung.

„Und dafür schleppst du mich hier raus?“, fragte Squall gereizt.

Verwirrt sah Cifer ihn an.

„Hätten wir etwa in deinem Büro kämpfen sollen?“

„Warum nicht?“, erwiderte Squall und zog langsam seine Revolver-Gunblade.

Ein Grinsen huschte über Cifers Gesicht.

Nun standen sie sich erneut gegenüber. Aber dieses mal waren sie keine erbitterten Todfeinde mehr, sondern Freunde.

Sie musterten einander. Beide wussten, wozu der andere in der Lage war. Und es versprach ein interessanter Kampf zu werden, wobei Squall sich doch recht eingerostet fühlte.

„Das müsst ihr sehen!“, drang plötzlich eine Jungenstimme durch die Stille.

Verwirrt sahen die beiden Kontrahenten zu der Felsformation.

Ein junger SEED-Kadett stand oben und wedelte heftig mit seinen Armen.

Zu Squalls und Cifers Überraschung erschienen immer mehr. Und ein Grinsen huschte über ihr Gesicht, als sie Xell fluchen hörten.

Dann kam der lauthals schimpfende Ausbilder schon in Sicht.

Ungläubig sah er die beiden an, bevor er sich auf den Felsen niederließ.

„Lasst euch nicht stören.“, meinte er nur, „Und zeigt ihnen mal, was es heißt zu Kämpfen.“
 

„Vielleicht solltet ihr mal mit Dr. Kadowaki darüber reden.“, meinte Rinoa mehr zu sich selbst, als zu de anderen.

„So weit wollte ich es eigentlich nicht kommen lassen.“, meinte Ash und seufzte.

„Keine Hektik.“, erwiderte die weiße Hexe ruhig, „Bis wir wieder in Balamb sind wird noch ein bisschen Zeit vergehen. Vielleicht löst sich das Problem dann von ganz alleine.“

Neugierig sah Ash in Rinoas Gesicht. Doch wieder sah sie nur ihr Lächeln.

Doch dieses mal wirkte es aufgesetzt.

„Werde ich verrückt?“, fragte Ash offen.

„Keine Sorge.“, versuchte Rinoa ihn aufzumuntern, „So etwas machen viele durch. Aber so ein Gespräch kann helfen.“

Neugierig sah Ash sich um.

Während sie miteinander geredet hatten, waren sie weiter gegangen. Nun standen sie mitten in Dollet. Er konnte nicht glaube, dass bis vor wenigen Tagen das AGM in der Stadt war. Es waren kaum Kampfspuren zu sehen. Ab und an einmal ein wenig Putz an einer Hausfassade, oder ein kaputtes Fenster.

„Wo wollen wir hin?“, fragte Jade, die sich genauso neugierig umsah.

„Einen kleinen Abstecher zum Bürgermeister.“, antwortet Rinoa.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren ging sie voran und deutet den anderen ihr zu folgen.

Ash behielt sein Umgebung weiter im Auge.

Irgendetwas in ihm wollte dieses komische Gefühl nicht als Folgeerscheinung abtun. Wie sehr er sich auch den Kopf zerbrach, er würde keine Lösung finden.
 

Klirrend trafen die beiden Gunblades aufeinander.Funken stoben auf, als sie die Klingen aneinander entlang zogen.Und mehr als einmal hörten sie die erstaunten Rufe der Kadetten.

Dabei strengten sie sich nicht einmal an.

Dennoch merkte Squall, das er aus der Übung war. Der kurze Kampf hatte ihm schon den Atem geraubt.

Schnell und heftig kam Cifers Angriff. Doch sein Ziel war nicht Squalls Körper.

Squalls Gunblade landete einen guten Meter neben ihm, grub sich mit der Klinge in den Boden.

„Du bist wirklich keine Herausforderung mehr.“, meinte Cifer enttäuscht.

„Wollen wir mal tauschen?“, erwiderte Squall und holte sich seine Waffe.

„Niemals.“, lachte Cifer nun laut, „Noch eine Runde?“

„Warum nicht.“, erwiderte Squall ruhig.

„Kann ich mitmachen?“, fragte jemand plötzlich.

Irritiert sah Squall zu dem Sprecher.

Duran Splendor stand dort zwischen den Kadetten. Höchstwahrscheinlich hatte Xell ihn für das Training eingespannt.

Fragend sah Squall zu Cifer, doch dieser zuckte nur mit den Schultern und nickte kurz.
 

Das Gebäude unterschied sich kaum von den anderen in der Stadt. Das einzige, was auf die Wichtigkeit die Gebäudes verwies war ein altes, verwittertes Metallschild neben der Tür.

Stadtamt, mehr stand nicht darauf.

„Ziemlich vielsagend.“, meinte Rinoa scheinbar in Gedanken.

„Da war jemand ziemlich sparsam.“, erwiderte Jade grinsend.

Wortlos nickte Rinoa und betrat das Gebäude.

Auf der Gegenüberliegenden Seite befand sich ein Wegweiser. Und zu Ash Leidwesen befand sich das Büro in der obersten Etage. Und ein Aufzug war weit und breit nicht zu sehen.

Doch ohne einen Kommentar begannen sie ihren Aufstieg.

Wenn dieser Trip so weitergehen würde, konnte es sich mit Xells quälenden Trainingsausflügen wirklich messen. Insgeheim hoffte Ash aber, dass es von jetzt an ruhiger werden würde.

Ein wenig entspannen würde ihnen gut tun.

„Dann wollen wir mal.“ sagte Rinoa plötzlich und riss Ash aus seinen Gedanken.

Sie standen vor der Tür des Bürgermeisters. Jedenfalls versprach das Schild an der Tür es.

Entschlossen klopfte Rinoa an.

Und nach einem zögerlichen „Herein“ traten sie ein.

Mit einem leicht überforderten Gesichtsausdruck betrachtete die Sekretärin sie.

„Sie wünschen?“, fragte sie vorsichtig.

„Wir würden gerne mit dem Bürgermeister reden.“, entgegnete Rinoa freundlich.

Es dauerte einen Moment, bis ihre Hand langsam zur Sprechanlage fand und einen Knopf drückte.

„Jemand ist hier um sie zu sprechen.“, sagte sie unruhig.

„Lassen sie sie herein.“, entgegnete eine männliche Stimme ungeduldig.

Sie nickte Ash und den anderen zu.

Dann übernahm Rinoa wieder die Führung.

Ruhigen Schrittes und ging sie am Schreibtisch der Sekretärin vorbei und betrat das Büro des Bürgermeisters.

Mit einem Ruck hob sich der Kopf des Mannes.

Lichtes Haar und tiefe Falten zogen sich über sein Gesicht und zeigten deutliche Verwirrung.

„Guten Tag.“, begann Rinoa offen, „Meine Name ist Rinoa Heartilly.“

Nun wurde die Verwirrung in seinen Augen noch größer.

„Aber man hat mir einen anderen Namen gesagt.“, meint er mehr zu sich selbst als zu den Fremden, „Sie sind noch vom Balamb-Garden, oder?“

Nur war es an Ash und den anderen Verwirrt zu sein.

„Ich hatte eine Anfrage an den Garden geschickt.“, erklärte er langsam, „Wir haben ein kleines Monsterproblem und man hatte uns eine gewisse Quistis Trepe angekündigt.“

Sekunden herrschte Stille, bevor ein weiteres Summen erklang.
 

Wieder Trafen die Waffen aufeinander.

Stahl kreischte auf, nur Sekunden, genug Zeit um außer Reichweite zu kommen.

Wenn Squall dachte, der Kampf gegen Cifer war anstrengend, so war dieser unmöglich zu gewinnen.

Auch wenn Cifer und Squall sich gegen Duran verbündet hatten, bot dieser mit einer unglaublichen Geschicklichkeit und Schnelligkeit auf. Entweder wich er den Angriffen flink aus, oder er parierte sogar die heftigsten Angriffe.

Doch im Gegensatz zu den beiden Gunblade-Trägern hatte sich Duran nur in der Defensive befunden und somit noch etliches Mehr an Luft.

Und diesen Vorteil nutze er nun und ging zum Angriff über.

Wie ein Blitz schnellte der junge SEED auf die beiden zu und lies seine Gun-Dagger tanzen.

Erst kurz vor ihren Körpern kamen die kurzen Schwerter zum stehen.

„Gewonnen?“, fragte Duran und holte einmal tief Luft.

Squall wechselte mit Cifer einen ungläubigen Blick.

„Ich denke schon.“, meinte Squall und senkte seine Waffe.
 

Verwirrt sah Ash Quistis an. Ihr ging es aber nicht anders.

„Kennen sie sich?“, erkundigte sich der Bürgermeister vorsichtig.

„Kann man wohl sagen.“, erwiderte Rinoa freundlich, „Er gönnt dir aber auch keine Ruhe, nicht wahr.“

„Ich hab mich selber gemeldet dafür.“, entgegnete die blonde SEED, „Wollte mal wieder was erleben.“

„Wenn das so ist.“, meinte Rinoa schulterzuckend, „Dann nimm doch die Kleinen mit.“

„Was?“, fragte Ash überrascht.

Doch ehe er sich versah hatte Rinoa sie aus dem Büro gescheucht.

Ungläubig sah Ash nach hinten zur Tür sah, erhaschte er nur noch einen flüchtigen Blick auf Rinoas entwaffnendes Lächeln. Dann war die Tür schon zu.

Dann füllte ein Seufzen die Stille aus.

„Stürmisch wie immer.“, meinte Quistis resignierend.

Dann drehte sie sich zu den Frisch-SEEDs um. Ihre Augen musterten sie neugierig.

Aber auch Ash ging es nicht anders.

Quistis Trepe gehörte zu den Helden, die Adell und Artemesia besiegt hatten. Doch es war nicht anders als bei Squall und den anderen. Sie wirkten so normal, fast unscheinbar, nicht wie legendäre Helden.

„Wollen wir los?“, fragte Quistis plötzlich, „Wenn wir hier rumstehen, bringt es auch nichts.“
 

„Was hast du die ganze Zeit?“, fragte die Kratzige ungeduldig.

Seit ihrem kleinen Streit war sein Begleiter zu schweigsam.

„Es ist nichts.“, erwiderte die Angenehme leise.

Wissend sah die Kratzige die Ruhige an.

„Du weist genau, dass du mich nicht anlügen kannst.“, meinte die kratzige Stimme, „Also was ist los.“

Seufzend gab sein Partner auf.

Dieser Blieb stehen, sah ihn aber nicht an.

„Ich habe sie gespürt.“, sagte die Angenehme fast flüsternd.

Auch die Kratzige schwieg einen Moment.

„Sag das noch einmal.“, forderte sie dann.

„Ich hab SIE gespürte, verdammt noch mal!“, fuhr die sonst so angenehme Stimme ihren Begleiter an, „Bist du jetzt zufrieden?“

Doch die Kratzige sagte nichts, wusste nicht, was sie sagen sollte.

Sie konnte die angenehme nur fassungslos anstarren.
 

„Also beim Sendeturm.“, wiederholte Ash.

„Genau.“, bestätigte Quistis, „In letzter Zeit sind etliche Techniker verschwunden.“

„Und was denken sie?“, erkundigte sich Jade, „Heckenschlangen?“

Quistis schüttelte langsam den Kopf.

„Unwahrscheinlich. Außer sie haben Gelernt, wie man einen Aufzug bedient.“, meinte die Blonde, „Weil auch welche von der Obersten Ebene verschwunden sind.“

„Vielleicht sind sie Abgestürzt?“, fragte Vine.

„Hatte man auch vermutet, aber es wurde nicht in der Umgebung gefunden.“, erklärte die Brillenträgerin, „Deswegen geht man von einem fliegenden Monster aus.“

Mit diesen Worten sah sie die Junge Schützin an.

Im stillen Frage sich Ash, ob Rinoa von diesem Auftrag wusste. Denn Vine war perfekt dafür geeignet, als Scharfschütze des Galbadia-Garden.

„Aber ich bin froh, dass Rinoa auch hier war.“, sagte Quistis mit einem schwachen Lächeln, „Mit der Stadtwache hätte ich nichts anfangen können.“

Mit einem Wink deutete Quistis den Dreien ihr zu folgen.

Gemächlich schlendernd erreichten sie die Brücke.

Links und rechts standen Mitglieder von Dollets Stadtwache. Doch mit ihrer Vermummung sahen sie eher aus wie ein Sonderkommando des Militärs.

Unbehelligt ließen sie die SEEDs passieren.

„Anfänger.“, sagte Vine, als sie außer Hörweite waren.

„Kannst du laut sagen.“, erwiderte Quistis.

Ash drehte sich noch einmal um. Erst jetzt bemerkte er, dass sie sich nicht umgedreht hatten.

Wortlos nickte Ash. So würden sie keine Gefahr erkennen können.

Ash richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn.

Weit über ihnen, auf einem der wenigen Berge stand der Sendeturm.

Es war schon ein imposanter Anblick. Er musste daran denken, was für eine Plackerei das gewesen sein musste, das Material auf die Spitze zu Tragen. Und wie viele Menschen dabei gestorben sein mussten.

Inzwischen hatten sie das ende der Brücke erreicht.

„Jetzt sollten wir vorsichtiger sein.“, mahnte Quistis, „Hier gibt es massenweise Heulechsen, und auch einige Heckenschlangen. Also seit Vorsichtig.“

Ash sah mit kurzen Seitenblicken zu seinen Freunden.

Sie nickten und sie griffen nach ihren Waffen.

Ash ballte probehalber die Fäuste.

„Bereit.“, sagte er und nickte seine Freunden zu.

Auch Quistis nickte und löste ihre Peitsche von der Hüfte.

Ohne ein weiteres Wort drehte sich Quistis um und ging los.
 

„Ich glaub nicht, dass der Scheißer uns so abgezogen hat.“, beschwerte sich Cifer lautstark.

„Schrei nicht so.“, meinte Squall und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, „Mich wurmt es auch.“

„Wie viel Kampferfahrung haben wir, Squall?“, fragte Cifer noch immer leicht gereizt, „Und wie schnell hat er uns plattgemacht?“

Zu schnell, dachte Squall sich. Er wollte nicht an einen Zufall glauben. Schon damals beim Schattentest hatte er gesehen, was die Kleinen leisten konnten.

„Cifer.“, meinte er und beugte sich vor, „Kannst du dich noch an unseren Schattentest erinnern?“

Fragend sah sein Cifer den Braunhaarigen an.
 

Erneut konnte Ash das scharfe Knallen von Quistis Peitsche hören. Und erneut hörte er den Todesschrei einer Heulechse.

Sie waren kurz hinter der ersten Biegung scheinbar auf ein Nest dieser Quälgeister gestoßen.

Quistis hatte keinen Moment gezögert und sich auf das erste Monster gestürzt.

Aber ein Umgehen wäre ohnehin unmöglich gewesen, da sie sich mitten auf dem Weg befanden.

Mit einem Satz überbrückte Ash die Distanz zu seinem nächsten Gegner und Trat mit aller Kraft zu. Er spürte, wie der Schädel des Monsters unter seinem Fuß Nachgab.

Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung. Instinktiv wirbelte er mit ausgestrecktem Bein herum und erwischte eines dieser Monster im Sprung. Auch wenn es den Tritt überlebt hatte, würde es den Sturz nicht überstehen.

Ein Schuss lies ihn herumfahren.

Vine hatte ihren Revolver gezogen und leerte auch die restliche Trommel schnell und präzise.

Jade wütete noch zwischen den Heulechsen. Aber gegen die wirbelnden Schwerter würden sie nicht ankommen.

Nach gefühlten Minuten war der Kampf auch schon vorbei.

„Ich hätte nicht gedacht, dass die so zäh sind.“, meinte Quistis schnaufend, während sie einen nach dem anderen ansah.

Jade wischte mit einem Tuch über ihre Klingen und Vine sammelte die Leeren Hülsen ein.

Ash betrachtete das Schlachtfeld.

Sie hatten fast zwei dutzend dieser Monster erledigt und selber keine ernsthaften Verletzungen abbekommen. Hier ein Kratzer, da eine Abschürfung, aber nichts was ihnen gefährlich werden würde.

Nachdenklich betrachtete er Hände und Füße. An allem klebte das Blut dieser Monster.

„Zum Glück haben wir es hinter uns.“, meinte Quistis und wischte mit dem Handrücken über ihre Stirn.

Stumm nickte Ash.

„Seid ihr verletzt?“, erkundigte sich die blonde SEED ruhig.

„Nein.“, meinte Vine halb abwesend und lud ihren Revolver nach.

„Alls noch dran.“, erwiderte Jade und sah sich um.

Gerade als Ash etwas sagen wollte hörte er das Zischen.

Mit einem Ruck fuhr er herum. Gerade rechtzeitig um die Heckenschlange zu sehen.

Der Kopf war hoch erhoben, bereit zum zuschlagen.

Instinktiv ging Ash auf das Wesen zu.

Und schon im nächsten Moment stieß die Schlange hinab und Ash griff zu.

Sofort spürte er die Zähne, wie sie sich in seine Hände bohrten. Aber er schaffte es, das Monster aufzuhalten.

Nur einen Augenblick später nahm er einen Schemen auf der Schlage wahr, einen Ruck, dann erschlaffte der massive Körper.

Schwer atmend betrachtete Ash den schweren Körper der Heckenschlange. Er lag auf der Seite und nichts deutete mehr darauf hin, dass sie vor wenigen Augenblicken noch gelebt hatte.

Langsam lies er seinen Blick wandern. Keine zwei Meter neben ihm kniete Jade und ihre Schwerter Kampfbereit hielt. Auf beiden lag ein roter Film.

Es dauerte einen Augenblick, bevor Ash alles verstanden hatte.

„Danke.“, meinte er leise.

Jade lächelte schwach als sie nickte.

Ash sah zu den beiden anderen.

Vine sah ihn besorgt an. Quistis hingegen geschockt.

„Deine Hände.“, sagte Quistis nach einer halben Ewigkeit.

Langsam betrachtete er sie. Dann war schon Jade neben ihm, holte eine kleine Flasche hervor und träufelte die Flüssigkeit auf die Verletzungen.

Ein leicht unangenehmes Kribbeln wanderte über seine Hand und er konnte mit ansehen, wie die Wunden sich schlossen.

„Geht es?“, erkundigte sich die Braunhaarige.

Probehalber ballte Ash die Fäuste.

„Wie neu.“, erwiderte er und sah sich um.

Falls eines dieser Biester für das Verschwinden der Techniker verantwortlich war, würde das Problem damit hoffentlich beseitigt sein.

Aber was war mit denen die von der obersten Ebene verschwunden waren?

Keines dieser Wesen war intelligent genug, um einen Aufzug zu bedienen.

„Sichtung!“, rief Vine plötzlich.

Ash fuhr herum und sah Vine in den Himmel zeigen. Er folgte ihrem Fingerzeig und sah in der Entfernung etwas fliegen.

„Ein El Viola?“, fragte Quistis verwirrt, „Das kann doch gar nicht sein.“

„Erwischt du es?“, fragte Ash ohne das näher kommende Monster aus den Augen zu lassen.

Schon stand Vine neben ihm, öffnete ihre Gewehrtasche und legte an.

„Das wird doch nichts.“, meinte Quistis leise.

Doch Vine richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihr Ziel.

Sie begann langsamer zu atmen.

Dann schoss sie.

Kurz darauf zuckte das fliegende Monster kurz zusammen und stürzte ab.

Wortlos machte sich Ash auf den Weg.
 

Für Rinoas Geschmack war das Gespräch mit dem Bürgermeister viel zu kurz gewesen.

Sie hatte sich nach dem SEED-Einsatz erkundigt, und ob er zufrieden mit der Leistung wäre.

Und er hatte sie mit Lobeshymnen überschüttet und die ehemaligen Anwärter in den Himmel gelobt.

Rinoa lies erneut ihren Blick über die Brücke wandern.

Sie hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie Ash und die anderen mit Quistis mitgeschickt hatte, aber sie brauchte Gewissheit.

Aber noch immer war niemand zu sehen.

„Kann ich ihnen noch etwas bringen?“

Die Stimme des Kellners riss sie aus ihren Gedanken.

„Noch einen Kaffee, bitte.“, erwiderte sie lächelnd.

Ungläubig betrachtete der Mann sie und räumte die leere Tasse ab.

Ihre sechste inzwischen.

Wenn das so weitergehen würde, wäre heute Abend nicht an Schlaf zu denken.

Wieder glitt ihr Blick zur Brücke.

Und dann sah Rinoa sie.

Vor allem Quistis wirkte erschöpft, während die anderen noch fit waren.

„Du wirst doch nicht alt werden, oder Quistis?“, flüsterte Rinoa.

Plötzlich sah die Blonde SEED auf und Rinoa an.

Und Rinoa fragte sich, ob Quistis sie nicht doch gehört hatte. Magie ging schließlich ihre eigenen Wege.

Als sie endlich an ihrem Tisch angekommen waren, lächelte Rinoa noch immer. Nicht aufgesetzt, wie sie es ab und an tat, sondern ehrlich. Sie freute sich, dass die vier unverletzt waren.

„Und wie lief es?“, erkundigte sich die weiße Hexe.

„Frag nicht.“, erwiderte Quistis kopfschüttelnd und setzte sich.

Genau richtig, als der Kaffee gebracht wurde.

Mit einem Lächeln schob Rinoa die Tasse zu ihrer Freundin.

„Der geht auf mich.“

Freudig nahm die Blonde einen Schluck und seufzte zufrieden.

„Nehmt euch den restlichen Tag frei.“, meinte Rinoa zu den Frisch-SEEDs, „Ich glaube ihr habt es euch verdient.“

Dankend verabschiedeten sich die drei.

Rinoa nahm sich die Zeit ihnen nachzusehen, bevor sie sich erneut Quistis zu wand.

„Und was sagst du?“, erkundigte sich Rinoa freundlich.

„Sie sind nicht normal.“, antwortete Quistis ernst, „Du hättest dabei seien sollen.“

Kurz und knapp schilderte sie Rinoa die Begegnung mit den Heulechsen, gefolgt von Ash Kraftprobe mit der Heckenschlange und Jades raschem Eingreifen.

„Aber den Vogel hat Vine abgeschossen.“, meinte sie vorsichtig, „Wir haben ein El Viola entdeckt und sie hat es vom Himmel geholt.“

Neugierig betrachtete Rinoa sie.

„Wir mussten fast einen Kilometer laufen um die Überreste zu finden.“, erklärte sie weiter und deutete auf ihre Stirn, „Blattschuss ohne Hilfsmittel.“

Rinoa sah auf ihre Hände. Sie knetete sie nervös, wie lange konnte sie nicht sagen.

„Rinoa, was ist los?“, erkundigte sich Quistis besorgt.

Doch Rinoa lächelte nur, aufgesetzt, gezwungen.

„Das wirkt bei mir nicht.“, meinte Quistis streng.

„Ich habe Angst.“, flüsterte Rinoa.

Entführt

"Und was macht ihr heute noch so?", erkundigte sich Jade mit einem offenen Grinsen.

"Erst einmal Duschen.", erwiderte Ash und betrachtete sich.

Wie viel Blut da an ihm klebte, wollte er gar nicht wissen. Er wusste nur, dass er es so schnell wie möglich loswerden wollte.

"Ich geh noch ein bisschen Einkaufen.", meinte Jade.

Verwirrt betrachtete er die Braunhaarige.

Doch an ihr war kaum ein Fleck zu sehen.

"Nicht jeder läuft so dreckig herum wie du.", grinste sie und verschwand winkend.

Erneut sah er an sich hinab.

Er musste wirklich ein schauriges Bild abgeben.

Innerlich verfluchte er sich für sein Ungeschick im bewaffneten Kampf.

Andererseits hatten Xells Schindereien ihm schon oft das Leben gerettet.

„So schlimm siehst du doch gar nicht aus.“, meinte Vine plötzlich.

Langsam sah er sie an.

„Eine Dusche und ein paar frische Sachen und du bist wie neu.“, meinte sie grinsend.

Aber irgendetwas in ihrem Blick war anders. Etwas, was er nicht deuten konnte.

Er nickte und versuchte sich nichts anmerken zu lassen.

Sie hatten nur ein paar Meter hinter sich gebracht, als er plötzlich ihre Hand spürte.

Sanft strichen ihre Finger über seine, bevor sie sich ineinander verschlangen.

„Du machst dich noch dreckig.“, meinte er halblaut und sah vorsichtig zu ihr.

Doch sie zuckte nur mit den Schultern.

Auch ihre Augen wanderten zu ihm und ihre Lippen formten ein sanften Lächeln.

Wieder schoss ein Schauer über seinen Rücken hinweg.

Egal wie oft er in diese roten Augen sehen würde, es würde sich doch niemals etwas ändern.

Immer wieder würde sie einen wohligen Schauer seinen Rücken hinab wandern lassen.

„Und was machen wir heute noch so?“, fragte Ash neugierig.

Erst diese Frage machte ihm bewusst, wie wenig Zeit sie füreinander hatten.

„Lassen wir uns überraschen.“, erwiderte sie entspannt.

Aber dafür würde er die Zeit heute vollends genießen.
 

„Aber warum jetzt und nicht früher?“, fragte die Kratzige leise.

Ob sein Begleiter ihn gehört hatte, oder ihn nicht hören wollte, konnte er nicht sagen.

Aber diese neue Erkenntnis, dass sie da war, brachte ihn ein wenig aus dem Konzept.

Er glaubte nicht, dass sich sein Begleiter geirrt hatte, aber was genau hatte es zu bedeuten?

Immer mehr Fragen kreisten durch seinen Kopf.

Fragen, deren Antworten vielleicht Jahre in der Zukunft lagen.

„Kommst du?“, hörte er plötzlich die angenehme Stimme seines Begleiters.

„Wohin?“, erkundigte sich die Kratzige neugierig.

„Ich hab Hunger.“, erwiderte die angenehme nebensächlich.

Entgeistert starrte die Kratzige ihren Begleiter an.

„Wir stehen hier vor einem Ereignis, dass die Erde selbst verändern könnte!“, schrie die Kratzige wütend, „Und du sagst nur, dass du Hunger hast?“

„Mit leerem Magen kann ich nun mal nicht denken.“, erwiderte die Angenehme, zuckte mit den Schultern und setzte seinen Weg fort.

Es kam der Kratzigen vor, wie eine Ewigkeit, die sie ihrem Gefährten nachsah.

Doch dann folgte sie mit hängenden Schultern.
 

„Was soll das heißen?“, fragte Quistis unsicher, „Du kannst sie nicht finden?“

„Wie ich es gesagt habe.“, erwiderte Rinoa ruhig, „Ich kann Ash und Vine nicht finden.“

Quistis lies sich auf den Stuhl fallen und seufzte schwer.

„Woran kann das liegen?“, fragte die Blonde nachdenklich.

„Es könnte sein, dass sie Dollet verlassen haben.“, erklärte Rinoa nachdenklich, „Oder sie schlafen nur.“

„Dann sollten wir im Hotel nachsehen.“, stellte Quistis trocken fest und und erhob sich.

„Hat Jade schon erledigt.“, erwiderte Rinoa, „Sie sind niemals dort aufgetaucht.“

Langsam drehte sich Quistis um.

Die Art, wie Rinoa diese Worte gesagt hatte, machten sie stutzig.

„Wie bitte?“, hackte Quistis nach.

„Ihre Taschen sind auch verschwunden und sie sind angeblich nie dort gewesen. Auch liegt keine Reservierung vor.“, berichtete Rinoa unsicher, „Und ich hab persönlich dafür gesorgt, dass alles erledigt ist, wenn ihr zurück kommt.“

Ratlos sah Quistis die junge Hexe an.

„Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.“
 

Viel zu langsam gab der Nebel Ash Verstand wieder frei.

Als erstes spürte er seinen Körper. Viel besser gesagt die Schmerzen, die ihm schon jetzt fast den Verstand raubten.

Er wollte sich bewegen, doch kam er nur Millimeter.

Ash brauchte mehrere Augenblicke, bis er begriff, dass er gefesselt war.

Krampfhaft versuchte er sich zu erinnern.

Gefühlte Ewigkeiten dauerte es, bis die ersten Fetzen zurückkehrten.

Er war mit Vine unterwegs zum Hotel. Auf einmal tauchte ein Mädchen auf, vielleicht sein Alter.

Sie war aufgelöst, sagte, dass ihre Freundin in Gefahr sei.

Beide sind sie dem Mädchen gefolgt.

Dann spürte er ein kurzes Stechen, dann wurde es dunkel.

„Verdammt.“, fluchte Ash leise.

Doch bereute er es sofort. Seine Kehle fühlte sich an wie grobes Schmirgelpapier.

Krampfhaft versuchte er die Augen zu öffnen, sich seiner Umgebung gewahr zu werden.

Doch alles blieb schwarz.
 

„Ich hab die ganze Stadt auf den Kopf gestellt.“, meinte Quistis erschöpft, „Keine Spur von den beiden.“

Langsam öffnete Rinoa ihre Augen und streckte sich.

Das stundenlange Sitzen im Schneidersitz war mehr als Unangenehm.

Gemächlich versuchte sie aufzustehen. Das unangenehme Kribbeln in ihren Beinen versuchte sie zu ignorieren.

„Bei mir ist es ähnlich.“, erwiderte Rinoa schließlich, „Ich war in allen Häusern und sogar in dem ein oder anderen verschütteten Keller.“

Langsam griff sie nach ihrem Wasserglas.

Es war wirklich etwas komplett anderes schnell wie das Licht, einem Geist gleich, durch alles hindurch wandern zu können.

„Sollten wir nicht Squall Bescheid sagen?“, erkundigte sich die Blonde, „Oder wenigstens im Galbadia-Garden nach zusätzlichen Kräften fragen?“

Rinoa nahm einen kurzen Schluck und schüttelte mit dem Kopf.

„Nicht bevor wir wissen, was hier vor sich geht.“, erwiderte Rinoa fest.

Bei der ganzen Sache hatte sie ein merkwürdiges Gefühl.

Beide waren SEEDs, wenn auch noch frisch, würden sie sich nicht einfach überwältigen lassen.

Besonders bei Ash wusste die junge Hexe, dass er alles tun würde um Vine zu schützen.

„Da steckt mehr dahinter.“, meinte sie schließlich und begab sich wieder in den Schneidersitz.
 

„Sieh mal einer an.“, hörte Ash eine gedämpfte Männerstimme, „Er ist wach.“

„Bei der Dosis hätten wir eine Isolde für nen paar Tage schlafen gelegt.“, erwiderte ein andere überrascht.

„Wenn er wirklich so zäh ist, kann er uns in den Gruben etliches einbringen.“, meinte nun der Erste wieder.

„Was soll das?“, fragte Ash leise.

Das Kratzen in seiner Kehle war unerträglich geworden.

Minuten herrschte Stille.

„Bring ihm was und sei vorsichtig.“, schloss der Erste ernst.

Ohne weiter auf ihn zu achten verließen sie den Raum wieder und ließen ihn in der Dunkelheit zurück.

Inzwischen war Ash Körpergefühl gänzlich zurück gekehrt. Deutlich spürte er die Fesseln, die seine Gelenke an das äußerste ihrer Belastbarkeit brachten und somit jeden Fluchtversuch unterbanden.

Aber noch etwas anderes Beschäftigte ihn.

Was war mit den anderen?

War Vine entführt worden?

Wie ging es Jade, Rinoa und Quistis?

Und vor allen Dinge fragte er sich, wer diese Typen waren.

Sie wirkten nicht wie Leute mit militärischer Ausbildung. Und die Anmerkung mit den Gruben lies ihn an einer geplanten Entführung zweifeln.
 

„Wir sollen was?“, erkundigte sich Cifer überrumpelt, „Das ist nicht dein Ernst, oder?“

Doch Squalls Gesicht zeigte keine Regung, kein Hinweis darauf, dass es sich nur um einen schlechten Scherz handelte.

„Du weist schon, dass das vollkommen Verrückt ist?“, fragte der Blonde vorsichtig.

„Ich weis.“, erwiderte Squall und sah Cifer in die Augen, „Aber ich will es wissen.“

Mit einem schweren Seufzer gab sich Cifer geschlagen.

Squall war ein Dickschädel,wie er im Buch stand und würde sich von seinem Plan nicht abbringen lassen.

„Dann geh ich mich um alles kümmern.“, meinte der Blonde noch, bevor er das Büro verließ.
 

„Und was denkst du, sollen wir tun?“, erkundigte sich die Kratzige, „Einfach hingehen und sie mitnehmen?“

„Eher schlecht, da wir sie brauchen.“, erwiderte die Angenehme nachdenklich, „Und zwar nicht als Entführungsopfer.“

„Ich weis, Aber was willst du machen?“, fragte die Kratzige und trank einen Schluck.

Seit Stunden saßen sie hier und debattierten, was am besten wäre.

„Wenn ihr beiden mich fragt.“, meinte Edea mit einem Lächeln, „Tastet euch vorsichtig heran.“

Die schwarzen Gestalten sahen abrupt auf und die ehemalige Hexe an.

„Wenn sie euch vertrauen soll, solltet ihr euch diese Vertrauen erarbeiten.“, meinte während sie sich setzte, „Das heißt aber auch, dass ihr über alles reden müsst.“
 

Erneut fluchte Ash.

Egal was er auch versuchte, er schaffte es nicht, die Fesseln zu lösen, geschweige denn zu lockern.

Wenn nicht ein Wunder geschehen würde, wäre er weiter zur Tatenlosigkeit verdammt.

Langsam öffnete sich die Tür.

Er verdrehte langsam den Kopf und versuchte seinen Besuch zu erkennen.

Doch schon einen Moment später wurde die Tür wieder geschlossen und das Licht erneut ausgesperrt.

Dann hörte er Schritte, die sich ihm langsam näherten.

„Woher kommst du?“, fragte ein Mann freundlich.

Aber Ash dachte nicht daran zu antworten. Weder wusste er, wer diese Gruppe war, noch was ihre Absichten waren.

„Du bist ein SEED, nicht wahr?“, fragte der Mann und kam näher.

Plötzlich erhellte ein schwaches Licht den Raum.

Vorsichtig bewegte sich Ash so, dass er die Quelle sehen konnte.

Eine kleine Lampe stand nun mitten ihm Raum und warf ihr gedämpftes Licht in diesen.

Und nun konnte er auch den Mann erkennen.

Eine Rüstung des galbadianischen Militärs. Doch das Emblem auf seiner Brust verriet ihn als ein Mitglied des AGM.

„Euch habe ich nichts zu sagen.“, erwiderte Ash ruhig.

Doch seine Gedanken überschlugen sich erneut.

Waren sie nur zufällig Opfer dieser Entführung geworden, oder war es eine geplante Aktion, um sich an den Garden zu rächen?

„Kennst du Biggs, Wedge und Jesse?“, fragte er weiter.

Doch dieses mal war er leiser, vorsichtiger.

„Und was wäre wenn?“, erkundigte sich Ash.

„Dann hätte ich dich gefragt, wie es den Dreien geht.“, meinte der Mann und stellte vorsichtig eine Tüte auf den Boden, „Wir haben nur erfahren, dass man sie gefangen genommen hat.“

Während er sprach, bewegte er sich langsam hinter ihn.

„Und dass sie als Abschreckung hingerichtet wurden.“, schloss er.

„Die drei Leben.“, meinte Ash unsicher, „Und es geht ihnen gut.“

Ein erleichtertes Seufzen erklang hinter ihm.

„Weist du, ich mochte die drei.“, meinte der Mann, „Sie haben so viel Wert auf Ordnung und Ehre gelegt, nicht so wie die meisten hier.“

Dann spürte Ash, wie seine Fesseln ein wenig gelockert wurden.

„Besser?“, fragte der Mann vorsichtig.

„Ja, viel besser.“, erwiderte Ash überrascht, „Aber warum?“

„Weil ich dass hier nicht mehr will.“, sagte er bitter, „Entführungen, Erpressungen, das ganze Programm und das nur damit das AGM einen Teil ihrer Ausgaben decken kann.“

Die Worte schnürten Ash die Kehle zu.

„Wie weit würden sie gehen?“, erkundigte sich Ash vorsichtig.

„Viel zu weit.“, erwiderte der Mann leise, „Und die Grenze haben sie schon lange überschritten.“

Langsam kam der Mann wieder in sein Sichtfeld.

Aber er wirkte nicht mehr wie ein Kämpfer, sondern eher wie ein geschlagener Hund.

„Und was soll ich dagegen unternehmen?“, fragte Ash und spielte den unwissenden.

„Informiere die Welt, deinen Garden, einfach alle, damit das aufhört.“,sagte der Mann ernst, „Nimm deine Freundin und verschwinde.“

„Und was ist mit dir?“, erkundigte Ash sich sofort.

„Ich werde sie weiter behindern, wenn ich kann.“, erwiderte der Mann und ein Grinsen huschte über sein Gesicht.

Vorsichtig nahm er die Tüte in die Hand. Zu Tage förderte er eine Wasserflasche und einen Strohhalm zu Tage.

„Mehr kann ich dir nicht anbieten.“, sagte er während die Flasche öffnete und vor den jungen SEED stellte.

Vorsichtig führte der Mann den Trinkhalm in den Flaschenhals und stellte Ash die Flasche so, dass er problemlos trinken konnte.

Sofort schlossen sich seine Lippen um das Röhrchen. Gierig saugte er daran und spürte, wie die Flüssigkeit wohltuend durch seinen Hals rann.

„Es wird reichen.“, erwiderte Ash mit einem Lächeln, „Weist du, wie es meiner Begleiterin geht?“

„Ihr geht es gut.“, sagte er und stand langsam auf, „Sie werden ihr auch nichts tun.“

Gemächlich ging der Mann wieder zur Tür. Langsam legte er die Hand an die Klinke.

„Wer will denn schon etwas beschädigtes kaufen.“, sagte er noch, bevor er die Tür öffnete.

Ash Herz schien still zu stehen.
 

„Runde zwei?“, erkundigte sich Duran.

Cifer und Squall standen ihm gegenüber. Und beide wollten nicht erneut den Kürzeren ziehen.

„Runde zwei.“, sagte Squall entschlossen und zog langsam seine Gun-Blade.

Doch anstatt der üblichen Revolver-Gun-Blade erschien das Löwenherz.

„Interessant.“, meinte Duran mit einem leichten Grinsen und zog seine beiden Gun-Dagger.

Cifer war noch immer unwohl bei diesem Kampf.

Keiner würde sich mehr zurückhalten. Zwar war Doktor Kadowaki mehr als fähig, aber es gab auch Verletzungen, gegen die sie machtlos war.

Am liebsten hätte er gewartet, bis Rinoa ihre Reise beendet hatte. Bei ihrer Magie wären sogar die schlimmsten Verletzungen nur böse Kratzer.

Aber Squall war nicht auf zu halten. Er wollte unbedingt wissen, was der Junge drauf hatte.

Mit einem schweren Seufzer zog auch Cifer sein Hyperion.

Innerlich betete er allerdings, dass gleich Niida oder Shou anrufen würde und Squall zum Garden zurückholen würden.

Inzwischen hatte alle drei Kampfstellung bezogen.

Alle drei waren auf das äußerste Gespannt und auf alles gefasst.

Plötzlich schoss ein Schatten über sie hinweg.
 

Erneut öffnete sich die Tür zu seiner Zelle.

Ruckartig sah Ash auf.

Doch es war nicht der Soldat, sondern jemand in Offizierskleidung.

Ash konnte sehen, wie sein Blick durch den Raum wanderte.

Mit langsamen Schritten ging der Mann auf ihn zu.

„Ich bring ihn um.“, konnte Ash ihn flüstern hören.

Alles in dem Blonden schrie nach Kampf. Aber er hatte keine Möglichkeit sich zu wehren. Zwar schnürten ihm die Fesseln die Blutzufuhr nicht mehr ab, dennoch war Bewegen kaum möglich.

Dann sah er schon den Stiefel des Offiziers heranrasen.

Instinktiv schloss Ash seine Augen und spannte seine Muskeln an.

Doch er spürte keinen Treffer. Stattdessen hörte er ein Klirren an einem der Wände.

Schnell öffnete Ash seine Augen.

Der tritt galt nicht ihm, sondern der Flasche, die nun in Scherben verteilt an der Wand lag.

Wortlos drehte sich der Mann herum und ging wieder hinaus.

Doch zu Ash Glück lies er die Lampe stehen.

Noch einmal warf der Mann einen Blick zurück.

Dann schloss er die Tür.

Erleichtert seufzte Ash auf.

Er hatte schon damit gerechnet, dass sie sich umentschieden hätten. Das sie nicht warten würden, bis er in den Gruben sein Leben lassen würde.

„Wie ungehobelt.“, hörte er auf einmal eine kratzige Stimme.
 

Irritiert folgten die Augen der Drei dem Schatten.

Und einen Moment verharrten sie regungslos, als der Rubrumdrache keine zehn Meter von ihnen entfernt landete.

Ungläubig sahen sie das Biest an.

„Verdammt.“, meinte Squall ruhig.

Cifer betrachtet seinen Vorgesetzten. Doch dieser wirkte nicht als hätte er Angst.

Er wirkte verärgert, richtiggehend wütend.

„Den hol ich mir.“, meinte Duran, lies seine Kurzschwerter einmal wirbeln und rannte dann auf das Monstrum zu.

Cifer wollte gerade nachsetzen, als Squall ihm den Weg versperrte.

„Was soll das?“, fuhr den Blondschopf seinen Vorgesetzten an.

„Auf diese Weise sparen wir uns den Besuch bei Kadowaki.“, erwiderte Squall ruhig.
 

Unsicher betrachtete Ash die schwarze Gestalt.

Seit gefühlten Stunden stand sie da und schien ihn zu beobachten.

Doch viel wichtiger war für den jungen SEED die Frage wo sie hergekommen war.

Er war die ganze Zeit allein, bis der Offizier zu ihm gekommen war, daran hatte er keinen Zweifel.

Und nachdem der Mann wieder verschwunden war, stand diese Gestalt da.

Er konnte sie nicht übersehen haben.

„Diese Menschen sind unmöglich.“, meinte die Gestalt und bewegte sich langsam auf ihn zu.

Instinktiv wollte Ash zurückweichen, doch die Fesseln stoppten seine Bemühungen abrupt.

Wortlos kam die Gestalt näher, bevor sie ihn langsam umrundete.

„Wer bist du?“, fragte Ash leise, um wenigstens die Stille zu vertreiben.

Doch der Fremde antwortete nicht.

Plötzlich verschwand der Druck um seine Hand und Fußgelenke.

„Das sollte genügen.“, hörte er die kratzige Stimme hinter sich.

„Warum?“, erkundigte sich Ash verwirrt.

Er hatte eher damit gerechnet, dass dieser Typ zum AGM gehörte.

„Weil ich es kann.“, erwiderte die kratzige Stimme und Ash glaube sie leise Lachen zu hören.

Ohne weiter auf ihn zu achten, ging die Gestalt wieder um ihn herum und platzierte sich hinter der Tür, dort wo sie aufgetaucht war.

Im nächsten Moment flog die Tür auf und ein Soldat in AGM Uniform stürzte hinein.

„Ich habe dir gesagt, du sollst ihm Wasser bringen.“, hörte er die Stimme des Offiziers, „Nicht dass du ihm eine Verdammte Lampe hinstellst.“

„Ich hab vergessen sie wieder mitzunehmen.“, versuchte der Soldat sich zu verteidigen.

Sofort erkannte Ash die Stimme seines Gönners.

Doch der Offizier antwortete nicht, sondern rammte seine Faust in die Magengrube seines Gegenüber.

Mit einem Keuchen ging der Soldat in die Knie. Doch der Ranghöhere setzte sofort nach.

Ash riss an seinen Fesseln. Und zu seinem Erstaunen gaben sie sofort nach.

„Du hast es dir zu oft verscherzt, mein Freund.“, sagte der Offizier kalt.

Hektisch sah Ash auf. Der Offizier richtete gerade seine Armwaffen auf den am Boden liegenden Soldaten.

Mit einem Ruck war der junge SEED in Bewegung.

Er sprang auf und sprintete auf den Offizier zu.

Es waren nur wenige Meter, nur ein Wimpernschlag, den er brauchte.

Langsam drehte sich der Kopf des Offiziers und sah ihn verwirrt an.

Doch schon im nächsten Moment wirbelte Ash herum und sein Bein traf zielsicher den Kopf seines Gegenübers.

Wie ein Sack fiel der Offizier. Doch Ash griff schnell zu und konnte so den Aufprall bremsen.

Hastig wanderte seine Hand zu seinem Hals.

Erleichtert Atmete Ash aus, als er den Puls des Offiziers fühlte.

„Du musst dich beeilen.“, hörte er den Soldaten hinter sich keuchen, „Ein Käufer ist bei ihr.“

„Wo ist sie?“, erkundigte Ash sich rasch.
 

„Also ist die Information bestätigt?“, erkundigte sich der schwarzhaarige Mann und legte die Akte bei Seite.

„Zu neunzig Prozent.“, erwiderte der Braungebrannte ruhig.

„Haben wir einen Kontakt in der Gegend?“

„Ja.“

„Dann kontaktiere und informiere ihn.“, sagte der Schwarzhaarige und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

„Sie.“, verbesserte der Braungebrannte gleich.

Für einen kurzen Moment war der Mann verunsichert, doch dann stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen.

„Noch besser.“, meinte er freudig.
 

„Am Ende des Gangs.“, hallten die Worte in Ash Gedanken nach, „Rechte Tür.“

Er hatte schon die Hälfte des knapp zwanzig Meter langen Ganges hinter sich gebracht.

Seine Gedanken überschlugen sich trotzdem.

War wirklich jemand bei ihr?

Waren sie noch da?

Aber da drängte sich ein noch schlimmerer Gedanke in seinen Kopf: Wer kauft schon die Katze im Sack?

Ein Schrei lenkte seine Aufmerksamkeit wieder ins hier und jetzt.

Aber Vine konnte es nicht gewesen sein.

Keine fünf Meter vor ihm konnte er endlich die Tür sehen.

Doch schon im nächsten Moment schien sie zu explodieren und ein AGM-Soldat flog hindurch, Sekunden später ein weitere Soldat gefolgt von einem Offizier.

Instinktiv spannte Ash seinen Körper.

Vine war körperlich nicht zu solches Sachen in der Lage, also musste noch jemand bei ihr sein.

Trotzdem entschied er sich näher heran zu gehen, aber vorsichtiger als bisher.

Keine zwei Meter trennten ihn mehr von dem Loch.

Plötzlich trat jemand hindurch.

Einen Moment sah Ash die Schwarze Gestalt verwirrt an.

Im groben und ganzen glich sie seinem Besuch, doch wirkte diese nicht so massig, ein Stück kleiner und schmächtiger.

Langsam drehte sie den Kopf und schien Ash anzusehen.

Doch schon im nächsten Moment verschwand sie.

Einen Moment sah Ash die Stelle an, wo die Gestalt gestanden hatte. Nichts deutete mehr darauf hin, das sich dort jemand befunden hatte.

Darüber konnte er sich allerdings später auch noch Gedanken machen.

„Vine!“, rief er und trat durch die Überreste der Tür.

Mitten im Raum konnte er sie stehen sehen.

Verwirrt sah sie ihn an.

„Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich,während er schnellen Schrittes den kleinen Raum durchquerte.

„Ja.“, erwiderte sie unsicher.

Hastig schloss er sie in die Arme.

Nur langsam erwiderte sie die Umarmung.

„Was ist passiert?“, erkundigte er sich leise.

„Die Männer waren gerade hinein gekommen, als plötzlich diese Gestalt auftauchte und sie durch die Tür beförderte.“, sagte sie leise, „Dann warst du schon da.“

Erleichtert atmete Ash aus.

Seine größten Befürchtungen waren nicht eingetreten.

Vorsichtig und langsam löste er sich von ihr.

„Wir sollten verschwinden.“, sagte er leise, während er sich gänzlich von ihr löste, „Schaffst du das?“

Stumm nickte sie.

Ash erwiderte die Geste, bevor er sich umdrehte, vorsichtig nach ihrer Hand griff und losging.

An der Tür angekommen spähte er vorsichtig in den Gang.

Niemand war zu sehen.

Noch einmal sah er zu Vine. Erst jetzt merkte er, wie apathisch sie war.

„Wirklich alles in Ordnung?“, erkundigte er sich erneut.

„Ja.“, erwiderte sie.

Doch es fehlte jegliche Emotion in ihrer Stimme.

Er hoffte, dass es nur ein Schock war und nichts ernsthaftes.

Noch einmal nickte er ihr zu, bevor er langsam weiter ging.

Vorsichtig zog er sie mit sich, bereit sie jederzeit in Sicherheit zu bringen, oder sich in einen Kampf zu stürzen.
 

„Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“, fuhr Cifer auf.

Noch immer tigerte er in dem Raum auf und ab.

„Versuch einfach es zu akzeptieren.“, erwiderte Squall gelassen und sortierte weiter die Akten au seinem Tisch.

Im Grunde schob er sie nur von einem Ort zum anderen, denn er war in Gedanken auch noch bei Duran und dem Rubrumdrachen.

„Der Kleine hat dieses Biest einfach so weggeputzt.“, meinte Cifer erneut.

Irgendwann hatte der Braunhaarige aufgehört zu zählen. Inzwischen dürfte Cifer aber den dreistelligen Bereich erreicht haben.

„Ja, hat er.“, erwiderte Squall leise, „Sie sind eben etwas besonderes.“
 

Vorsichtig lugte Ash um den Felsen herum.

Er konnte schon den Ausgang erkennen.

Aber da gab es noch sechs Probleme, um die er sich kümmern musste.

Seit ein paar Minuten knobelte er an einem Plan.

Vorbei schleichen funktionierte nicht, da der Raum komplett ausgeleuchtet war und so keine Möglichkeiten bot sich zu verstecken.

Aber zu einem direkten Kampf wollte er es nicht kommen lassen.

Vorsichtig sah er zu der Schwarzhaarigen.

Noch immer schienen ihre Augen ins Leere zu sehen.

Sie wäre in ihrem Zustand vollkommen wehrlos.

Im Grunde sah er nur eine Möglichkeit: Den Kampf zu beginnen und so schnell wie möglich zu beenden.

Plötzlich sah er einen Soldaten, hinter ihnen an der Ecke kauern.

Rasch hob dieser die Hand und legte den Zeigefinger auf die Lippen.

Vorsichtig reckte dieser den Kopf, nur für ein paar Sekunden, bevor er vorsichtig zu ihnen schlich.

„Alles in Ordnung bei euch?“, fragte er leise, wobei er zu Vine sah.

„Bei mir ist alles in Ordnung.“, erwiderte Ash leise, „Aber um sie mache ich mir Sorgen.“

Erneut richtete der Soldat seinen Blick auf Vine.

„Wir müssen hier erst einmal raus.“, meinte Ash und deutete mit dem Daumen vorsichtig Richtung Ausgang.

„Normalerweise wird der Eingang nicht so streng bewacht.“, murmelte er und seine Hand wanderte zu seinem Schwert an der Hüfte.

„Bleib hier und pass auf sie auf.“, sagte Ash streng, „Lass den Rest meine Sorge sein.“

Freiheit

„Du bist dir Sicher?“, erkundigte sich Rinoa.

Ihre Augen wanderten zu Quistis, die dem Telefonat neugierig folgte.

„Ganz sicher.“, erwiderte ihr Gesprächspartner, „Eine Eingreiftruppe ist schon unterwegs.“

„Sie sollen mich abholen.“, meinte die Weiße Hexe und beendete das Gespräch.

Langsam schüttelte sie den Kopf.

Das alles passte irgendwo nichts zusammen.

Das AGM entführte Leute?

Das war gegen ihre übliche Vorgehensweise.

Die bekannten Köpfe des AGM waren hochrangige Militärangehörige, die über die entsprechenden finanziellen Rücklagen verfügten. Des weiteren entführten sie einfache Leute, niemanden von Rang, für den sie entsprechende Lösegelder fordern konnten.

„Was hast du?“, erkundigte sich Quistis.

„Da passt etwas nicht.“, meinte die Schwarzhaarige nachdenklich, „Und zwar ganz und gar nicht.“

Langsam stand Quistis auf und richtete ihren Rock.

„Dann gehen wir der Sache mal auf den Grund.“, meinte sie und deutete zum Fenster.
 

Ash hatte die Augen geschlossen und versuchte sich zu entspannen, jeden Gedanken zu verbannen.

Für das was gleich passieren würde, würden ihn das nur behindern.

„Was hast du vor?“, erkundigte der Soldat sich.

Doch Ash antwortete nicht.

Schließlich hob er langsam den Kopf und sah den Mann an. Er konnte die Unsicherheit beinahe durch das Visier sehen.

„Aufräumen.“, erwiderte Ash letztendlich.

Ohne Vorwarnung sprang er über ihre Deckung und stürmte in Richtung seiner Widersacher.

Mehrere Sekunden vergingen, bevor sie ihn bemerkten.

Und auch Ash sah etwas, was ihn ein wenig aus dem Plan zu werfen drohte.

Einer seinen Gegner, der Offizier der Gruppe, hielt Vines Gewehr in den Händen.

Doch schon eine Sekunde später, wusste er, wie er vorgehen würde.

Nur wenige Augenblicke später hatte er den Offizier erreicht. Sofort holte er mit dem Gewehr aus und schlug zu.

Instinktiv griff Ash zu und bekam den Lauf zu fassen. Mit einem Ruck zog er das Geweht zu sich und wirbelte mit ausgestrecktem Bein herum.

Seine Ferse traf den Offizier am Kopf, schickte ihn zu Boden.

Ash konnte nur hoffen, dass dieser Treffer ausreichen würde, doch jetzt musste er erst einmal seine Hände wieder frei bekommen.

Auf der Stelle fuhr er herum, änderte seinen Griff am Gewehr, und holte aus.

„Vine!“, rief er, dann warf er es schon.
 

Gedämpft hörte sie Ash Stimme. Was er wollte, verstand sie kaum.

Instinktiv sah die Schwarzhaarige auf, dann sah sie ihr Gewehr schon in der Luft.

Sie reckte sich und streckte ihren Arm nach ihrer Waffe.

Dann spürte sie schon das kühle Metall in ihrer Hand.

Schon im nächsten Moment hatte sie es im Anschlag, zielte, und zog den Abzug durch.

Doch es gab keinen Schuss, sondern nur ein Klicken.

Wieder und wieder zog sie den Abzug. Doch auch die nächsten fünf mal klickte es nur.

Irritiert klappte sie die Trommel aus.

Es waren keine Fehlzündungen, sondern einfach die Tatsache, dass die Waffe nicht geladen war.

Unsicher sah sie von der Waffe wieder auf den blonden SEED.
 

Ash stand nun mit dem Rücken zum Ausgang, das Gewehr war wieder bei Vine. Somit konnte er sich ganz auf seinen Kampf konzentrieren.

Mit einem rascher Blick nach links und rechts konnte er seine ersten beiden Gegner ausmachen.

Ein Soldat auf jeder Seite, die mit erhobenen Schwerter auf ihn zukamen.

Plötzlich beschleunigte einer seine Schritte, begann zu rennen.

Ash wartete, bis sein Gegner fast bei ihm wahr.

Nur noch zwei Schritte trennten die beiden, dann kam Bewegung in den SEED.

Mit einem weiten Schritt verkürzte er die Distanz, so dass er fast neben dem Soldaten stand. Noch in der selben Bewegung lies er sein Knie vorschnellen. Ungebremst rammte er es in die Magengrube seines Gegners. Fast Zeitgleich hob er seinen Arm und schlug mit seinem Ellenbogen in den Nacken.

Nur einen Augenblick später sackte der Soldat zur Seite.

Rasch sah er über seine Schulter.

Der zweite Soldat hatte ihn schon fast erreicht.

Ash drehte seinen Körper ein Stück. Nun neigte er sich leicht in die Richtung seines zweiten Kontrahenten und trat mit dem Angewinkelten Bein nach dem seines Gegners.

Der Soldat bemerkte es zu spät, als Ash ihm mit dem Treffer das Bein wegzog.

Wieder waren es nur Sekundenbruchteile, als Ash Fuß wieder Halt hatte und er den Oberkörper drehte, den Arm angehoben und angewinkelt, lies er seinen Ellenbogen auf den Soldaten niedergehen.

Trotz des Helms sackte sein Gegner zusammen.

Rasch sah Ash sich nach den letzten Gegnern um.

Alle drei waren noch ein Stück weg, hatten sich verteilt, so dass sie ihn von allen Seiten aus hätten Angreifen können.

Nur einen Moment erlaubte er es sich durchzuatmen.

Noch einmal lies er seinen Blick über die drei Verbleibenden wandern.

Dann stürmte er los.

Er hatte sich den Soldaten in der Mitte als Ziel ausgesucht. Damit hatte er auf jeder Seite nur noch ein Problem.

Doch sein Kontrahent reagiert schneller als erwartet und holte über den Kopf aus.

Mit einem Satz verringerte Ash die Distanz, lies seine Arme nach vorn schnellen und packte die Handgelenke des Soldaten.

Aus den Augenwinkeln konnte er Bewegungen erkennen.

Beide Soldaten hatten sich aufgemacht ihrem Kameraden beizustehen.

Ein Grinsen stahl sich auf Ash Gesicht.

Eine Hand löste sich von den Handgelenken und wanderte in die Halsvertiefung des Brustpanzers.

Nur einen Moment später wirbelte Ash herum und riss den Mann von den Füßen.

Er brauchte mehr Kraft als erwartet ihn in der Horizontalen zu halten. Dafür ging aber sein Vorhaben auf. Die Füße des Soldaten trafen seinen Kollegen und ließen ihn taumeln.

Somit hatte er die Zeit gewonnen, die er brauchte.

Ash fuhr um um die eigene Achse, löste in der Bewegung auch die Zweite Hand vom Handgelenk.

Nur eine Sekunde später löste er auch seinen Griff und der Soldat segelte in der horizontalen direkt in den letzten Soldaten.

Dieser hatte sein Schwert fallengelassen und seinen Kameraden aufgefangen.

Ash hastete zu den beiden und schlug mit aller Kraft zu, verzichtete dabei allerdings auf jegliche Zusätze.

Auch wenn sie Entführer waren, Menschenhändler und Terroristen, so wollte er sie nicht töten.

Aber auch ohne den Ki reichte der Schlag aus um beide auf die Bretter zu schicken.

Plötzlich hörte Ash hinter sich einen Kampfschrei.

Rasch sah er über seine Schulter.

Sein letzter Gegner stürmte mit erhobenem Schwert auf ihn zu.

Ash änderte den Stand seiner Füße. Als der Soldat nah genug an ihm war wirbelte er einmal um die eigene Achse und streckte das Bein.

Der Tritt traf ungebremst den Brustkorb und warf den Soldaten zu Boden.

Dieser versuchte noch einmal sich auf zu rappeln, kippte aber letztendlich zur Seite.

Erst jetzt bemerkte Ash, dass er die ganze Zeit den Atem angehalten hatte.

Krampfhaft schrien seine Lungen nach Luft und der junge SEED erlaubte es sich einmal durch zu atmen.

„Ich hoffe, das war es.“, meinte er leise, als er zurück zu Vine und dem Soldaten ging.
 

„Könnt ihr nicht schneller fahren?“, beschwerte sich Quistis erneut.

„Nein!“, kam die harsche Antwort des Fahrers, „Außer sie bezahlen die Reparaturen.“

Genervt setzte sich Quistis wieder auf ihren Platz.

Zum fünften Mal inzwischen.

„Du solltest versuchen dich zu entspannen.“, meinte Rinoa mit einem aufmunternden Lächeln.

„Warum hast du plötzlich so gute Laune?“, erkundigte sich die blonde SEED.

„Weil ich sie spüren kann.“, erwiderte Rinoa.

Dass sie dafür einen verwirrten Blick von den anderen Mitfahrern, die bis auf sie beide aus Männern bestanden, erntete, ignorierte sie dezent.

Langsam nickte Quistis, sagte aber auch weiter nichts dazu. Doch ihre Erleichterung konnte man ihr ansehen.

Plötzlich verringerte der Fahrer die Geschwindigkeit, bis der Wagen zum stillstand kam.

„Von hier aus geht es zu Fuß weiter.“
 

„Niemand zu sehen.“, meinte der Soldat und betrat wieder die Höhle.

Stumm nickte Ash, bevor er sich von dem letzten Soldaten erhob.

Erleichtert atmete er aus. Jeder der Soldaten war am Leben.

„Lernt man im Garden so zu kämpfen?“, erkundigte der Soldat sich neugierig.

„Ich hatte halt einen guten Lehrer.“, erwiderte Ash.

Ruhig lenkte er seine Schritte in Vines Richtung.

Ihr Zustand schien sich in der kurzen Zeit nicht verändert zu haben.

Vorsichtig griff er nach ihrer Hand, bevor er sich dem Soldaten zu wand.

„Verschwinden wir, solange die Luft rein ist.“, meinte Ash und wandte sich zum Ausgang.

„Eine Sache noch.“, sagte der Soldat hektisch und trat neben dem Blonden.

Hastig griff er in eine seiner Taschen und förderte einen Zettel zu Tage.

„Ich habe eine kleine Schwester in Deling.“, meinte er nun ruhiger und reichte Ash das Papier, „Wenn mir etwas zustoßen sollte, kümmert euch bitte um sie.“

Langsam griff Ash zu.

„Das werden wir.“, erwiderte er ruhig.

Erleichtert seufzte der Soldat.

„Ich bin nur ein paar Meter hinter euch und halt euch den Rücken frei.“, meinte dieser nun ernster und zog sein Schwert, „Und ihr verschwindet.“

Auch wenn Ash diese Entwicklung ganz und gar nicht gefiel wollte er jetzt keinen Streit vom Zaun brechen.

Stumm nickte Ash, bevor er losging. Vine zog er vorsichtig mit sich.

Sein Blick hatte den Ausgang des Tunnels fixiert. Dahinter konnte er zu deutlich das saftige Grün einer Wiese erkennen.

Freiheit, schrie alles in seinem Kopf.

Doch irgendwie war es ihm auch nicht geheuer.

Vorsichtig sah er über seine Schulter und sah Vine an.

„Gleich haben wir es geschafft.“, sagte er leise, flüsterte es beinahe.

Sie nickte Stumm, der Blick starr nach vorn gerichtet.

Er merkte gar nicht, wie seine Füße immer schneller wurden, bis er fast rannte.

Dann hatten sie endlich den Ausgang erreicht.

Sonnenschein umfing ihn, eine sanfte Brise spielte mit seinen Haaren und er atmete tief ein.

Ash konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so befreit gefühlt zu haben.

Langsam lies er seinen Blick über die Lichtung wandern.

Innerlich verfluchte er sich in diesem Augenblick.

Er hatte keinerlei Orientierung, wusste weder wo sie waren, noch die ungefähre Richtung, in der Dollet lag.

Doch das Wichtigste war, dass sie von der Lichtung verschwanden.

Sollten doch noch Gegner in der Umgebung sein, würden sie sie sofort erkennen.

Stumm ging er weiter, sah immer wieder über seine Schulter, und hoffte, dass der Soldat gleich auftauchen würde.

Gerade hatten sie die Mitte der Lichtung erreicht, als es um sie herum zu rascheln begann.

Sofort bleib er stehen, lies Vines Hand los und stellte sich schützend vor sie.

„Wen haben wir denn da?“, fragte eine Männerstimme.

Schon im nächsten Moment erschienen Mitglieder der Stadtwache Dollets.

Irritiert sah Ash die Männer an. Fast hatte er mit ihrer Rettung gerechnet, einem Verspäteten Befreiungsversuch.

Doch der Tonfall des Mannes lies Ash einen Schauer über den Rücken jagen.

„Wart ihr etwa so dreist und seid abgehauen?“, erkundigte er sich und klang beinahe belustigt.

Rasch lies Ash seinen Blick über die Neuankömmlinge schweifen.

Doch bei keinem der fünf Männer konnte er Feuerwaffen sehen.

„Ihr hattet Hilfe, oder?“, fragte der Mann weiter und legte den Kopf schief.

Langsam lies er seine Hand in eine Tasche wandern.

„Dann dürfte euer Kumpel noch immer da drin sein, nicht wahr?“

Er förderte einen länglichen Gegenstand zu Tage, den Ash sehr stark an eine Fernbedienung erinnerte.

Hastig fuhr er herum, sah in den Eingang des Versteckes.

„Aber er wird euch nicht mehr helfen können.“

Dann konnte Ash schon den Soldaten sehen. Er hatte sein Schwert kampfbereit an seiner Seite und stürmte ihnen entgegen.

Der blonde SEED wusste nicht, was er sagen sollte, wie er ihren Verbündeten warnen sollte, vor einer Gefahr, die er nicht kannte.

Plötzlich explodierte etwas hinter dem Soldaten. Nur eine Sekunde später verschwand er in einer Staubwolke. Doch der einen Detonation folgten noch zwei weitere.

Ash Schrie, doch der Lärm des einstürzenden Ganges verschlucken seine Schreie.

Gerade rechtzeitig, als die Staubwolke sie erreichte, hatte er den Mund geschlossen.

Instinktiv drückte er Vine zu Boden und versuchte sie mit seinem Körper zu schützen.

Eine gefühlte Ewigkeit wartete er, bis das gröbste vorbei war.

Vorsichtig öffnete er die Augen und zu dem Eingang ihres Gefängnisses.

Der Komplette Tunnel war eingestürzt.

Von dem Soldaten fehlte jede Spur.

„Das passiert mit Verrätern.“, meinte der Mann unberührt.

Langsam kämpfte sich Ash wieder auf die Beine und reichte Vine eine Hand.

Als er in ihre Augen sah, konnte er den Schrecken darin lesen.

„Bist du verletzt?“, fragte er hastig und kniete sich neben sie.

Ihre Augen rasten, suchten die ganze Umgebung ab, bevor sie auf Ash zum halten kamen.

„Wo sind wir?“, fragte sie verwirrt, beinahe ängstlich.

„Ich erkläre dir später alles.“, erwiderte er erleichtert und half ihr auf.

„Wer sind sie?“, erkundigte sie sich skeptisch, als sie die Stadtwachen sah.

Doch Ash schüttelte nur den Kopf.

Zu Viele Gedanken rasten durch seinen Kopf. Zu viel Wut und auch Schmerz, um ihr eine klare Antwort geben zu können.

„Und jetzt zu euch beiden.“, sagte die Stadtwache, „Ihr kommt wieder mit uns.“
 

Hektisch waren die Männer in die Knie gegangen, als die Explosionen durch den Wald hallten.

„Sie sollten lieber hinter uns bleiben.“, meinte der Anführer zu Rinoa.

Doch diese stand ungerührt da und sah den Mann an.

Ohne ein Wort zu sagen ging sie weiter.

„Was ist los?“, erkundigte sich Quistis.

Routiniert betrachtete sie die Umgebung.

„Ich spüre sie immer deutlicher.“, meinte Rinoa kalt, „Und die Explosion war nicht weit weg von ihnen.“

Verstehend nickte Quistis und löste ihre Peitsche von der Hüfte.

Plötzlich hob Rinoa eine Hand.

„Da kommt jemand.“, meinte Rinoa ruhig und sah in den Wald hinein.

Doch anstatt wie Quistis vorsichtig zu sein, ging sie weiter und wurde schneller, bis sie in einen leichten Trab verfiel.

Plötzlich brach jemand durch das Unterholz.
 

„Sollten wir nicht eingreifen?“, erkundigte sich die angenehme Stimme.

„Wir haben schon genug getan.“, erwiderte die Kratzige.

Langsam sah die Kratzige ihren Begleiter an.

Sie wusste, dass er am liebsten da unten stehen und mitkämpfen würde.

„Wir müssen es langsam angehen.“, sagte die Kratzige ruhig, „Ansonsten könnten wir alles ruinieren.“

„Ich weis.“, erwiderte die angenehme seufzend.

Wieder lies die Kratzige ihren Blick nach unten wandern.

Noch immer standen sie sich gegenüber.
 

„Bleib hinter mir.“, sagte Ash ruhig über die Schulter.

Noch immer hatten sich die fünf nicht bewegt.

Warteten sie auf etwas?

Spielten sie nur mit ihnen?

Fragen, die Ash schon die ganze Zeit im Kopf herum geisterten.

Langsam drehte der Sprecher seinen Kopf, sah einen seiner Kameraden an.

„Mach ihn fertig.“, befahl er ruhig, „Aber verletze das Mädchen nicht. Wir können sie immer noch zu Geld machen.“

Nur ein paar Sekunden stand der Soldat noch, dann sprintete er schon auf die beiden Frisch-SEEDs zu.

Ash hatte keine Ahnung, was sein Gegner vor hatte.

So nutzte er die erste Option, die ihm als sinnvoll erschien.

Er rannte auf den Soldaten zu, verringerte die Distanz zu ihm und vergrößerte die zu Vine.

Er hoffte nur, dass er damit keinen Fehler begann.

Doch zum Denken war keine Zeit.

Der Soldat lies sich davon nicht beirren.

Kaum das er nah genug war griff er an.

Ash tauchte unter dem Schlag weg und setzte zum Gegenschlag an.

Doch diesen parierte der Soldat scheinbar mühelos.

Schon raste die Faust des Soldaten erneut heran.

Ash versuchte den Angriff abzuwehren. Doch schon als die Faust seine gekreuzten Arme berührte, wusste der junge SEED, dass er die falsche Entscheidung getroffen hatte.

Instinktiv lies Ash sich fallen, versuchte so der enormen Wucht des Angriffs zu entgehen.

Heftig kollidierte er mit dem Boden, schaffte es jedoch rechtzeitig das Kinn auf die Brust zu pressen, um ein schmerzhaftes Kollidieren von Hinterkopf und Erdboden zu vermeiden.

Rasch sah Ash zu seinem Kontrahenten auf.

Dieser Hatte sich schon über ihm aufgebaut, den Arm angespannt und die Hand zur Faust geballt.

Wenn ihm nicht gleich etwas einfallen würde, wäre es um ihn geschehen.

Mit einem Ruck hob sein Gegner den Kopf. Und nur einen Moment später verschwand der Körper aus Ash Sichtfeld.

„Alles in Ordnung?“, hörte er Quistis auf einmal neben sich.

Verwirrt sah er die ehemalige Ausbilderin an, bevor er schwach nickte.

„Das sind keine Menschen.“, hörte er eine bekannte Männerstimme.

Irritiert sah er zur anderen Seite.

Dort stand der galbadianische Soldat.

„Es sind Cyborgs.“, sagte der Mann weiter, „Gestohlen von einem Waffentransport in Esther.“

Ash blick wanderte zu seinem Kontrahenten, der sich von seinem Flug erholt hatte und gerade wieder aufstand.
 

Interessiert betrachteten die beiden die neusten Entwicklungen.

„Doch gut, dass wir ihn da raus geholt haben.“, meinte die Angenehme und konnte sich ein schwaches Lächeln nicht verkneifen.

Von seinem Partner erntete er aber nur ein missbilligendes Schnauben.

Dass er den Soldaten aus dem Tunnel gerettet hatte, war eine spontane Aktion gewesen.

Er hatte nicht wirklich an die Folgen seiner Handlung gedacht.

Doch so wie sich im Moment alles Entwickelte sah es ganz gut aus.

„Mehr werden wir aber nicht tun.“, sagte die Kratzige bestimmt.

Doch die Angenehme schwieg.

Dann sah er sie.
 

Ash hatte sich inzwischen wieder gefangen.

Zu viele Fragen rasten durch seinen Kopf, doch die würde er sich für später aufheben müssen.

„Und was machen wir jetzt?“, erkundigte sich der junge SEED.

Auch wenn er jetzt wusste, gegen was er da antrat, änderte es nichts an seinen Chancen.

„Rinoa!“, rief Quistis ruhig.

Im selben Moment stellten sich seine Nackenhaare auf und ein Schauer lief über seinen Rücken.

Rasch lies er seinen Blick zu Quistis wandern.

Auf ihrem Gesicht lag ein leichtes Lächeln.

Ein Blick in Vines Augen zeigte ihm, dass sie genauso unsicher war.

Und das ungute Gefühl wurde immer stärker.

Instinktiv sah er hinter sich.

Rinoa kam mit langsamen Sicheren Schritten aus dem Wald.

Kaum das sie die Baumgrenze ein paar Meter hinter sich gelassen hatte, blieb sie stehen.

„Entweder ihr ergebt euch.“, sagte sie ruhig, „Oder wir werden andere Seiten aufziehen.“

Unsicher sah Ash zu dem Mitglieder des AGM.

„Das will ich sehen.“, erwiderte der Anführer.

Rasch sah er die Cyborgs an, einen nach dem anderen.

Dann waren sie in Bewegung.

„Es sind nur Maschinen.“, sagte Quistis ruhig, „Also kein Grund sich zurück zu halten.“

Ash nickte, wenn auch immer noch etwas unsicher.

„Geh zu Rinoa.“, sagte er und sah zu Vine.

Für einen Moment schien sie widersprechen zu wollen, nickte dann aber.

Gerade als Ash seine Grundstellung eingenommen hatte, blieben seine Gegner stehen.

Verwirrt betrachtete er die vier Cyborgs.

Und ohne Vorwarnung brachen sie zusammen.

„Was?“, fragte Ash sich leise, sah dann flüchtig zu Quistis.

Doch diese grinste nur.

Verwirrt drehte sich Ash um.

Er vermutete, dass Rinoa dahinter steckte, dass sie mit ihrer Magie eingegriffen hatte.

Doch als er die schwarz gekleideten, vermummten Männer sah, stockte ihm den Atem.

Einer von ihnen hielt ein kleines Gerät in der Hand.

„Störsender.“, meinte Quistis leise, „Damit wären die Cyborgs kein Problem mehr.“

Rasch sah Ash wieder nach vorn.

Fassungslos starrte dieser auf das neue Szenario.

„Wir haben dich gewarnt.“, sagte Rinoa kalt.

Plötzlich begann der Soldat zu Lachen.

„Netter Trick.“, sagte er schließlich, „Aber ich habe auch noch was.“

Mit diesen Worten griff er an seinen Gürtel.

Ash rechnete damit, dass er eine Waffe ziehen würde. Doch dann verschränkte er einfach die Arme vor der Brust.

„Viel Spaß!“, rief er den SEEDs zu.

Doch er floh nicht, er blieb einfach nur stehen.

„Was soll das?“, fragte Quistis leise.

Der junge SEED lies den Blick zu ihrem Verbündeten wandern, in der Hoffnung auf eine Antwort.

Doch er schüttelte nur den Kopf, als er den Blick bemerkte.
 

Leise surrend starteten die Generatoren.

Langsam erwachten sie zum Leben. Keine Minute war vergangen, seit sie das Signal bekommen hatten.

Rasch prüfte der Computer ihre Position und die ihrer Ziele.

Kein Kilometer trennte sie von einander.

Kaum das die Bestätigung einging, kam Bewegung in sie.

Rasch würden sie die Distanz überwunden haben. Eine Flucht wäre Sinnlos.

Und sie würden sie erst bemerken, wenn es zu spät war.
 

Noch immer standen die sie dem Galbadianer gegenüber.

Er hatte sich nicht von der Stelle bewegt.

„Was hat er vor?“, fragte Quistis leise und sprach somit Ash Gedanken aus.

Hektisch sah Ash sich um.

Das alles lief mehr als aus dem Ruder.

Und die böse Vorahnung wurde mit jeder verstreichenden Sekunde greifbarer.

Mit einem Seufzen schloss er die Augen und versuchte die Fragen zu verbannen, dass Gefühl beiseite zu schieben.

Langsam wurde es still.

Doch kaum, dass alles in seinem Kopf schwieg, hörte er etwas anderes.

Er versuchte das Geräusch zu erfassen, zu erkennen.

Es war noch nicht lange her, dass er es gehört hatte.

Und mit einem mal erkannte er es.

Hektisch sah er sich um.

Aus dem Wald um sie herum konnte es nicht kommen, ansonsten hätten die anderen es auch schon gehört.

Langsam wanderte sein Kopf zu dem Massiv, in dem sich die Höhle befand.

„Achtung!“, rief er und zeigte auf die obere Kante des Berges.

Genau in diesem Moment schoss ein silbern-schwarzes Objekt über die Kante hinweg.

Ein X-ATM landete zwischen ihnen und dem Galbadianer.

Er wusste, dass dies kein Gegner war, den man unterschätzen sollte. Doch er hatte mit etwas schlimmeren Gerechnet.

Rasch hörte er in die Aufkommende Stille, die nur vom Antrieb des mechanischen Monsters durchdrungen wurde.

Und obwohl die Maschine vor ihnen war, hörte er die Geräusche immer noch.

„Da kommen noch mehr!“, rief er instinktiv.

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, erschienen vier weitere Maschinen über ihn an dem Felsen.
 

Rinoa fluchte leise, als sie die vierbeinigen Maschinen sah.

Binnen Sekunden hatte sie ihre Magie gesammelt. Sie war bereit, wenn diese Monster sich auf sie stürzen würden.

Ohne Vorwarnung sprangen sie.

Rinoa richtete im selben Moment ihre Arme auf zwei der Maschinen.

Doch gerade, als sie ihren Widersachern ihre Zauber entgegen werfen wollte, packte sie jemand am Arm und zog sie beiseite.

Mit lauten Fluch riss sie sich los und wendete sich wieder den Maschinen zu.

Nur noch Sekunden trennten den schweren Leib der Roboterspinne vom Aufprall.

Sekunden, die Rinoa starr vor Schreck war, die Augen auf die Maschine gerichtet.

Doch nur ein kleines Stück von ihr entfernt, verharrte der Roboter in der Luft.

Langsam sah sie an der Spinne herab.

Dort, unter dem massigen Leib, stand eine in schwarz gehüllte Gestalt, die Arme nach oben ausgestreckt und die Maschine so in der Luft haltend.

Wieder und wieder fuhren die ausfahrbaren Beine aus, versuchten den Boden zu erreichen. Doch immer fehlte nur ein kurzes Stück.

„Man bedrängt eine Dame nicht.“, meinte die Gestalt mit kratziger Stimme.

Ihr Blick ruhte wie gebrannt auf ihrem Retter.

In der nächsten Sekunde vernahm Rinoa nur das Geräusch von reißendem Metall. Und es dauerte einen Moment, bis sie realisierte, dass er die Arme gesenkt hatte.

Erst jetzt sah sie die Maschine, eine Hälfte der Spinne in jeder Hand.

„Noch ist es nicht vorbei.“, sagte der Verhüllte leise.

Schon war er verschwunden und ihr Blick wanderte herum.

Die ganze Lichtung war in Bewegung.

Einige der Soldaten schossen auf eine der Spinnen, versuchten die Aufmerksamkeit von ihren Kameraden abzulenken.

Ash und Quistis hatten sich ebenfalls eine herausgepickt und setzten ihr stetig zu.

Dann sah sie die andere schwarze Gestalt.

Problemlos wich sie den wuchtigen Schlägen aus. Mit jedem Treffer, den er landete wankte die Maschine gefährlich, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen.

„Hör auf zu spielen.“, hörte sie die kratzige Stimme flüstern.

Es war wie ein Rauschen im Wind, kaum mehr als ein Wispern.

Mit einem Sprung war die Gestalt auf der Spinne und holte aus.

Die Faust traf die Spinne.

Und in diesem Moment sah Rinoa etwas, was sie nie für möglich gehalten hatte.

Das X-ATM, eine der robustesten Waffen, die es jemals gab, wurde binnen eines Wimpernschlages zerquetscht.

Doch das was ihr den Atem raubte war nicht die Leistung des Kämpfers.

Viel eher war es die Magie die sein ganzer Körper dabei freisetzte.

Ungebunden, machtvoll, nur durch einen einzigen Gedanken in ihre Form gepresst.

Eine Fähigkeit, wie sie nur Hexen besitzen sollten.

Doch schon im nächsten Augenblick war auch die zweite Gestalt verschwunden.

Rasch sah sich Rinoa um.

Zwei der Maschinen waren zerstört, eine schwer angeschlagen, durch den ständigen Kugelhagel.

Auch die vierte wankte bei jedem Treffer, den Quistis und Ash landeten, gefährlich.
 

Wieder und wieder hämmerte Ash auf den schwer gepanzerten Kopf ein. Deutlich zeichneten sich die Dellen ab, die seine Fäuste hinterließen, gepaart mit den Spuren von Quistis Peitsche.

„Wir haben ihn gleich.“, keuchte Quistis.

Rasch warf Ash ihr einen Blick zu.

Der Kampf gegen dieses Monstrum schien sie sehr mitzunehmen. Er hingegen spürte die Anstrengung kaum.

„Bist du bereit?“, erkundigte sich Quistis nach ein paar tiefen Atemzügen.

„Was ist der Plan?“, fragte Ash und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Spinne.

„Mit aller Kraft zuschlagen.“, meinte Quistis und lies provokativ ihre Peitsche knallen.

Langsam schloss er die Augen und versuchte sich zu konzentrieren.

Ein Schlag sollte es beenden.

Und er wusste, dass er es konnte.

Nur würde die Zeit war ein Problem. Er musste sich vorbereiten und dafür bleib keine Gelegenheit.

Zuerst mussten sie ihren Gegner in die Knie zwingen.

Plötzlich glaubte er etwas zu hören.

Es war wie rauschen im Wind, das rascheln von Blättern.

Nur das kein einziges Lüftchen wehte.

„Pass auf sie auf.“, flüsterte eine Stimme.

Hastig riss er die Augen auf und sah sich um.

Niemand war in der Nähe und es war auch nicht Rinoas Stimme gewesen, dass sie ihn mit Magie versucht hätte zu erreichen.

Wieder wollte er den Blick auf seinen Gegner richten.

Doch er kam nur eine halbe Kopfdrehung weit.

Er sah die vermummten Soldaten, welche sich mit einer der Spinnen beschäftigten.

Eines der Beine war schwer beschädigt und stützte das mechanische Monstrum nur noch stellenweise. Trotzdem griff es ungebremst an.

Doch sein Blick glitt an den Soldaten vorbei.

Es fühlte sich wie ein Schalter an, der in seinem Kopf umgelegt wurde.

Ohne nachzudenken, oder ein Wort zu sagen stürmte er los.

Ash hörte wie Quistis ihn rief, gefolgt von einer halben Frage und etlichen Flüchen.
 

Rinoa versuchte Herr der Situation zu werden.

Sie konzentrierte erneut ihre Magie und warf einer der Maschinen einen Blitz entgegen.

Doch entweder hatte ihre Magie nachgelassen, oder diese Maschinen waren anders, denn ihr Zauber schien kaum Wirkung zu haben.

Erneut konzentrierte sie ihre Macht, ihr Ziel klar vor Augen.

Doch plötzlich hörte sie Quistis fluchen.
 

Der Weg war frei, kein Gegner Stand zwischen ihnen.

Innerlich betete Ash, dass sich keines dieser Monster ihm zuwenden würde.

„Halte durch.“, flüsterte er leise.

Seine Augen waren wie gebannt auf Vine gerichtet.

Immer noch versuchte sie der Maschine zu entkommen.

Sie stolperte, stürzte, doch fing sie sich beinahe sofort wieder.
 

Erneut rammte eines der mechanischen Beine neben ihr in den Boden.

Langsam kamen Zweifel in ihr auf, dass sie dieses Monster noch länger ausmanövrieren konnte.

Aber kämpfen war keine Option.

In ihrem Gewehr waren keine Patronen und den Revolver hatte sie auch nicht dabei.

Aber sie bezweifelte auch, ob sie mit ihren Waffen etwas ausrichten konnte.

Rasch sah sie sich um.

Dann sah sie Ash.

Er sprintete ohne auf seine Umgebung zu achten auf sie zu.

Ein Lächeln stahl sich einen Moment auf ihre Lippen.

Der Boden vibrierte und ihre Füße verloren den halt.
 

Ash sah sie stürzen und schrie.

Er versuchte noch mehr Kraft aufzubringen, schneller zu rennen.

Doch sein Körper war schon an seinen Grenzen.

Er spürte die Muskeln in Armen und Beinen, als würde Gewichte an ihnen zerren, seine Lunge brannte und das Stechen in seiner Seite war schmerzhaft.

Doch Aufgeben kam nicht in Frage.

„Hyne, steh mir bei.“, flüsterte er leise.
 

„Wir müssen ihnen helfen!“, schrie die angenehme Stimme beinahe.

Sie war außer sich.

Ihr Begleiter weigerte sich Vehement noch einmal einzugreifen.

„Wir haben schon zu viel getan.“, erwiderte die Kratzige ruhig, „Eigentlich sollten wir uns gar nicht in die Geschehnisse einmischen.“

„Wir haben es aber getan.“, meinte die Angenehme ernst, „Und es war richtig! Wir können uns nicht ewig verbergen!“

„Aber solange es möglich ist.“, beharrte die Kratzige entschlossen.
 

Rinoa schloss die Augen.

Es war eindeutig Zeit, andere Seiten aufzuziehen.

Sie atmete tief ein.

„Vari.“, flüsterte sie leise.

Schon spürte sie die Macht in ihr aufwallen.

Ruckartig öffnete sie die Augen.

Vor ihr befanden sich die Soldaten der Spezialeinheit, noch immer im Kampf mit der Roboterspinne.

Wortlos hob sie ihre Hand und zeigte mit dem Finger auf sie.

Im selben Moment schoss eine Steinsäule aus dem Boden, durchbohrte die Maschine und hob sie ein Stück an.

Mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen öffnete sie ihre Hand, nur um sie wieder zur Faust zu ballen.

Zufrieden sah sie, wie steinerne Dornen sich durch den Leib des X-ATM bohrten und die Maschine zerrissen.

Ein Blick zur Seite zeigte ihr Quistis, die noch immer allein mit ihrem Widersacher rang.

Erneut richtete die Hexe ihre Hand auf ihren Feind. Doch diese mal sammelte sich die Energie um die Spinne.

„Gravitga.“, flüsterte Rinoa und gab dem Zauber seine Form.

Binnen Sekunden wurde die, nahezu unzerstörbare, Maschine von der Kraft des Zaubers zerquetscht.

„Bleibt nur noch eine.“, flüsterte sie und blickte zu Vine.
 

Wieder verfehlt das hydraulische Bein die Schwarzhaarige, doch dieses mal waren es nur Zentimeter.

Rasch fuhr Vine herum.

Die beiden Greifarme, die an der Seite des Kopfes angebracht waren, wollten gerade zupacken, als sie nach hinten stürzte.

Stechender Schmerz fuhr durch ihren Knöchel.

Vine blickte auf und sah die mechanischen Augen des Monsters, die sie fixiert hatten.

Sekunden scheinen zu vergehen, doch dann richtete das Monster seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes.

Vine versuchte die Zeit zu nutzen, um sich so weit wie möglich von der Bestie zu entfernen.

Plötzlich hob die Maschine ihre Bein, bereit es wie einen Speer nach vorn schießen zu lassen.

Und im nächsten Moment war Ash vor ihr.

Das Bein schoss nach vorn. Vor ihrem inneren Augen sah sie das Monster schon siegen.

Doch der Blonde machte einen schritt zur Seite, dass das Bein an ihm vorbei glitt.

Doch anstatt weiter auszuweichen schoss seine Hand nach vorn und packte das Bein.

Dann hörte sie die Hydraulik, wie sie das verlängerte Bein wieder einziehen wollte.

Aber es rührte sich keinen Millimeter.

„Ich werde nicht zulassen, dass ihr etwas passiert.“

Vine erkannte Ashs Stimme eindeutig, aber sie klang anders.

Dann holte er mit der freien Hand aus, ballte sie zur Faust und schlug zu.

Ungebremst traf sie auf das Bein.

Und Vine stockte der Atem.

Das Bein riss mit einem schrecklichen Geräusch aus der Verankerung, zusammen mit den Schläuchen und Leitungen, die es mit Leben versorgten.

„Für sie kämpfen wir, so wie er es geschworen hat.“, hörte sie erneut Ash.

Dann sprang er nach vorn, die Faust weit ausgeholt und langte zu.

Blaue Funken stoben auf, als seine Faust durch die Panzerung zwischen den Sensoren bohrte und weiter in das Monster drang, bis er fast mit seinem gesamten Arm im mechanischen Kopf der Spinne steckte.

„Und jeder der sie bedroht, wird fallen.“, flüsterte der Blonde.

Mit einem Ruck befreite er seinen Arm.

Vom Ärmel der Jacke waren nur noch Fetzen übrig. Auch sein Arm blutete.

Langsam drehte er sich um und sah sie an.

Vine erschrak, als sie seine Augen sah.

Helle, blauen Augen wie kalter Stahl sahen sie an.

Dann begannen seine Lider zu flackern und er kippe vornüber.

Sekunden vergingen, bis Vine sich wieder gefangen hatte.

Rasch kroch sie auf Ash zu.

Die zwei Meter fühlte sich wie eine Ewigkeit an.

Kaum dass sie ihn erreicht hatte, legte sie ihre Finger auf seinen Hals.

Beruhigt spürte sie den gleichmäßigen Puls. Dann wanderten ihre Augen zu seinem Arm.

Tiefe Schnitte zogen sich durch die Muskeln. Sie hoffte inständig, dass keine Sehnen oder Nerven verletzt waren.

Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter.

„Keine Sorge, den kriege ich wieder hin.“, hörte sie Rinoas ruhige Stimme.

Vorsichtig zogen sie Ash die Jacke aus.

Vines Magen zog sich zusammen, als sie das volle Ausmaß der Verletzungen sah.

Behutsam legte Rinoa ihre Hände auf seinen Arm und schloss die Auge.

Ein sanftes Glühen wanderte darüber. Mit erstaunen verfolgte Vine, wie sich die Wunden nach und nach schlossen, bis nichts mehr auf sie hindeutete.

„Damit dürfte das gröbste Geschafft sein.“, meinte sie erschöpft.

Dann griff sie nach Ashs Jacke.

Vorsichtig hob sie sie hoch und musterte sie. Dann schüttelte sie die Jacke einmal und sie war wie neu.
 

Unruhig ging der Bürgermeister Dollets in seinem Büro auf und ab.

Seine Untergebenen des AGM sollten sich schon lange gemeldet haben. Doch das letzte was er von ihnen gehört hatte war, dass sie zwei potenzielle Waren gefunden hatten. Und das war schon Stunden her.

Innerlich fluchte er, dass ausgerechnet jetzt die SEEDs aufgetaucht waren. Solche Leute bedeuteten nichts als Ärger.

Plötzlich öffnete sich die Tür des Büros.

Ein schlanker Mann trat hinein. Seine Haut war dunkel und seine Haare zu einem ordentlichen Pferdeschwanz gebunden.

„Guten Tag.“, meinte der Mann freundlich, „Ich bin Kiros Seagul, Gesandter aus Esther, und würde mich gerne mit ihnen unterhalten.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (53)
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Von:  Hauscat
2018-04-26T23:59:00+00:00 27.04.2018 01:59
Hallo. Eventuell eine dumme Frage, aber wirst du die Geschichte noch zu Ende bringen? Sie ist super interessant, aber leider seit etwas mehr als vier Jahren nicht mehr weiter geführt worden.. liebe Grüße
Von:  fahnm
2014-05-18T23:06:45+00:00 19.05.2014 01:06
Ein Hammer Kapi^^
Ich freue mich schon sehr aufs nächste.^^
Von:  fahnm
2013-07-17T23:00:25+00:00 18.07.2013 01:00
Wow^^
Hammer Geil^^
Bin gespannt wie es weiter gehen wird.^^
Von:  Akami_
2013-07-17T18:22:36+00:00 17.07.2013 20:22
Gut geschrieben,
hat mir richtig gut gefallen =3
*smile*

Bin gespannt wie es weiter geht ^^
Von:  Akira_Magnus
2012-03-03T16:29:04+00:00 03.03.2012 17:29
Uiiiii
Wieder sehr Spannend.
Vorallem mit der Neuen.
Aber ganz Süß war die Stelle wo Squall Ash seine Jacke gegeben hat.
Ich fand die Jacke auch schon immer genial.
-träum-
Haste wirklich super gemacht das Kapi.
-wink-
Bis später.
-ins Nächste Kapi husch-
Von:  Akira_Magnus
2012-03-03T15:59:32+00:00 03.03.2012 16:59
OO
Einfach nur der Hammer.
Ich weiß nicht wirklich was ich sagen soll.
Es hat alles so Hammer gepasst.
Vorallem Squalls ausraster am Ende, wo er Cifer so anschnauzt.
xDD
Einfach nur zu geil.
Aber als Cifer verletzt wurde hast du mir echt einen schrecken eingejagt.
Du weißt einfach wie du mich zum Mitfiebern bekommst.
-kopfschüttel-
Muss wohl daran liegen das du mein Big Bro. Bist. (Auch wenn wir uns gluabe ich noch nicht kannten als du das Kapi geschrieben / bzw. die FF angefangen hast. xDD)

Trotzdem echt der Hammer.
-lied neu anmach-
-zum nächsten Kapi husch-
GGLG
Kleene
Von:  Akira_Magnus
2012-03-03T15:06:29+00:00 03.03.2012 16:06
-anspring-
BIGGER!! DU BIST ECHT DER BESTE!!!
Das Tunier war echt der Hammer.
Aber ich muss sagen...ich weiß nicht ganz wo ich das einordnen soll mit Rai-Jin und Cifer.
Ich denke mal als Sicherheitsdienst oder?
Oder doch wieder als Ordnungsdienst?
Ach keine ahnung.
Ist ja auch egal.
Das kapi war einfach der Hammer.
Und ich hab sogar eine Sache aus unserem ENS-RPG wieder erkannt. -grins-
Ja ich hab mal aufgepasst. xDD
-ins Nächste Kapi schleich-
-aufgeregt bin wies weiter geht-
Bis später.
Lg
Kleene
Von:  Akira_Magnus
2012-03-03T14:42:18+00:00 03.03.2012 15:42
OO
Wieder mal ein Hammer Geiles Kapi.
Und ich muss sagen, jetzt verstehe ich langsam was du mir für meine FF8 Geschichte geraten hast bezüglich Cifer.
Ja doch...jetzt langsam wird es mir mehr als Klar.
BIn gespannt wie es weiter geht.
Aber voll Süß, das Cifer sich betrinken musst um Fu-Jin zu sagen das er sie liebt. *///*
Richtig genial gemacht. xDD
Mach weiter so Bigger.
LG
deine Kleene.
Von:  Akira_Magnus
2012-03-03T13:46:26+00:00 03.03.2012 14:46
-rein komm-
-umguck-
OO
Keine Kommys?
Zu einem so MEGA HYPER HAMMER GEILEN Prolog?
Das versteh ich nicht.
Ich find den richtig süß.
Das hast du richtig gut hin bekommen.
Ich konnte mir alles so super vorstellen, (Vorallem die Szenen mit Cifer^^°) und ich hab richtig mit gefiebert, auch wenns nur ein "kurzes" (wie mans nimmt) kapi war.
Aber das bin ich ja schon von der FF WzH gewohnt das du auch in solchen Kapis Spannung rein bringen kann so das man gar nicht mehr aufhören will zu lesen.
Ich war echt eine Idiotin das ich nciht schon früher angefangen habe zu lesen.
Naja...jetzt werd ich mcih jedenfalls ran setzt und zusehen das ich schnell auf den Aktuellen stand komme.
-knuddel-
Mach weiter so Bigger.
Ich bin mehr als nur Stolz auf dich.
GGLG
deine Kleene
Von:  fahnm
2012-02-21T00:02:11+00:00 21.02.2012 01:02
Rinoa hat Angst?
Aber warum?
Was hat sie nur?
Wegen den kleinen?
Bin schon sehr gespannt.^^


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