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It’s all a game

Charakter-OneShot-Sammlung
von

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It’s all a game (Avoiding failure)

It’s all a game

Avoiding failure.
 

So why don't we join the masquerade?

Before it falls apart, before our love becomes insatiate.
 


 

„Mein Name ist Caitlin O’ Leary. Eigentlich bin ich nicht für diese Abteilung hier zuständig aber…nun, ich hoffe, ich kann Ihnen weiterhelfen.“

Sie lächelte verlegen. Es stand ihr.

„Ich bin hier um Mr. Buxton einige Dokumente zu bringen.“

Ich bin hier, weil ich weiß, dass es mit ihm zu Ende geht.

„Er scheint wohl verlegt worden zu sein.“

Ein wenig zerstreut strich sie sich eine der langen, roten Haarsträhnen zurück: „Mr. Buxton? Ja..ja. Der wurde verlegt. Wenn Sie mir bitte folgen würden…“

Rabastan nickte. St. Mungo hatte sich noch nie durch sonderlich ausgefeilte Raumpläne ausgezeichnet. Offensichtlich herrschte Heilermangel, so dass die Heilerin in mehreren Abteilungen tätig war. Man hatte ihn zu dem diensthabenden Heiler der Abteilung geschickt, denn wohin Mr. Buxton verlegt wurde, hatte ihm die Empfangsdame nicht sagen können.

Während er ihr durch die langen, verzweigten Gänge des Hospitals folgte, fiel ihm auf, wie jung sie noch war. Höchstens 25, eher jünger. St. Mungo schien wirklich in Schwierigkeiten zu sein, wenn man ihr schon so viel Verantwortung anvertraute. Nun, wenigstens kannte sie sich aus.

Sie blieb vor einer großen Tür aus dunklem Holz stehen, spähte hinein und wandte sich dann zufrieden Rabastan zu: „Mr. Buxton schläft gerade. Bitte stören Sie ihn nicht lange.“

„Es wird nicht lange dauern.“

Sie sah nicht überzeugt aus.
 

Als er den Raum nach wenigen Minuten wieder verließ und hinter ihm die Tür leise klickend ins Schloss fiel, lag ein Lächeln auf seinem Gesicht. Ein Lächeln, das typisch für Rabastan war: Herablassend. Amüsiert. Desinteressiert.

Unter Tausenden hätte man ihn anhand dieses Lächelns identifizieren können. Ob das positiv war, war allerdings eher fraglich.

Mh. Mr. Buxtons Zustand war stabil…noch. Lange würde es nicht mehr dauern. Er war alt und gebrechlich, alle Magie der Welt würde ihn nicht mehr lange am Leben halten. Und dann…dann würde Rabastan Leiter werden. Der letzte Schritt vor dem Ministerposten. Das Ziel seiner Bemühungen war in greifbare Nähe gerückt. Und doch spürte er keine Befriedigung, geschweige denn so etwas wie Glück. Alles, was er fühlte, war zunehmende Gereiztheit gegenüber der jungen Heilerin, die ihn immer noch anlächelte und die Ungeduld darüber, dass Mr. Buxton sich zu viel Zeit damit ließ, endlich seinen Posten abzugeben.

Störrischer, alter Mann…

„Sie sehen blass aus.“

Die Stimme der Heilerin riss ihn aus seinen Gedanken und er drehte sich ihr zu. Sie errötete unter seinem Blick und bereute offenbar, überhaupt etwas gesagt zu haben.

„Ich..ehm, meinte nur, dass…“

Vorher war sie ihm noch gar nicht wirklich aufgefallen, er hatte durch sie ebenso hindurchgesehen wie durch alle anderen. Jetzt korrigierte er das, in dem er den Blick prüfend über sie schweifen ließ. Sie hatte eine Art natürliche Schönheit an sich, mehr Ausstrahlung als Make-up.

„Miss O’Leary, nicht wahr?“

Die braunen Augen warfen ihm einen fragenden Blick zu.

„Glauben Sie mir, es fällt mir nicht leicht, Sie das jetzt zu fragen…“

Doch. Eigentlich schon. Denn Caitlin O’Leary war genau das, was er gesucht hatte.

„Würden Sie heute Abend vielleicht mit mir Essen gehen?“

Sie starrte ihn an. Was immer sie erwartet hatte, das war es nicht. Und doch…er musste ein triumphierendes Grinsen unterdrücken, als sie schließlich, wenn auch zögerlich, nickte.
 

Sie lagen auf der Couch, er hatte den rechten Arm um ihre Hüfte gelegt, seine linke Hand spielte mit einer ihrer Haarsträhnen, während ihr Kopf auf seiner Schulter ruhte.

Rabastans Augen waren geschlossen. Er liebte diese wenigen Stunden völliger Stille, die niemand unterbrach außer ihm selbst. Cait war niemand, der andauernd hätte reden müssen. Sie verstand, wie wichtig es ihm war, einfach zu schweigen, jeder verloren in seinen eigenen Gedankenwelten. Es war nicht so, dass sie ihm wichtig gewesen wäre. Wenn es sein musste, hätte er sie wohl ebenso bedenkenlos geopfert wie alles andere, wenn es seiner Karriere von Nutzen war. Wie einen Bauern im Schach.

Aber Caits Gegenwart war zu angenehm. Sie stellte keine überflüssigen Fragen, sie war einfach da, wenn man sie brauchte. Und er konnte ihr vertrauen, denn sie würde eher daran zerbrechen als etwas zu tun, was im Konflikt mit ihren Prinzipien stand.

Vielleicht war sie die einzige Person, mit Ausnahme von Bella und Rodolphus, deren Nähe er ertrug, ohne dass sie ihm nach wenigen Minuten auf die Nerven ging.

Leise sagte er: „Wenn ich nur dich heiraten könnte…“

Seine Augen waren noch immer geschlossen, aber er wusste, dass sie ihn ansah, die Wangen leicht gerötet, wie immer, wenn es in diese Richtung ging.

„Wie kommst du darauf?“

„Dorcas ist dir nicht ähnlich. In keiner Weise.“

Er öffnete die Augen. Hellgrau, ausdruckslos.

„Findest du nicht, dass ich auch ein Recht hätte, zu entscheiden, wen ich heiraten will?“

Ihre Blicke trafen sich.

„Entschuldige. Diese…Frau regt mich einfach auf.“

„Dafür verbringst du überraschend viel Zeit mit ihr.“

Der schnippische Unterton entging ihm nicht.

„Hey…“

Er richtete sich auf und musterte sie.

„Ich würde sie loswerden, wenn ich wüsste, wie. Jederzeit.“

Sie glaubte ihm. Und doch sah er leise Zweifel in ihren Augen. Nun.

Immerhin hatte sie Recht.
 

by Nigatsu

It’s all a game - a losing game

Avoiding failure.
 

So why don't we join the masquerade?

Before it falls apart, before our love becomes insatiate.
 


 

„Mein Name ist Caitlin O’ Leary. Eigentlich bin ich nicht für diese Abteilung hier zuständig aber…nun, ich hoffe, ich kann Ihnen weiterhelfen.“ Ein wenig außer Atem stellte Caitlin sich dem jungen Mann ihr gegenüber vor. Momentan hatten sie Heilermangel, weshalb alles drunter und drüber ging, und sie gelegentlich auch in anderen Abteilungen einspringen musste.

Als sie geendet hatte, lächelte sie ihn verlegen an. Irgendwie schüchterte seine Haltung, seine Ausstrahlung, aber vor allem sein Blick sie ein wenig ein. Eigentlich war sie ja keine Memme, aber irgendetwas hatte er an sich, dass sie unsicher machte.

„Ich bin hier um Mr. Buxton einige Dokumente zu bringen.“ Wortlos nickte sie, zum Zeichen, dass sie ihm zugehört hatte. „Er scheint wohl verlegt worden zu sein.“

Zerstreut strich sie sich eine widerspenstige, nervige Haarsträhne aus dem Gesicht und erwiderte: „Mr. Buxton? Ja...ja. Der wurde verlegt. Wenn Sie mir bitte folgen würden…“

Der Mann nickte und so führte sie ihn zu dem Zimmer, auf das der Patient, den er besuchen wollte, verlegt worden war. Vor der Tür blieb sie erst mal stehen, warf einen Blick ins Zimmer und wandte sich dann zufrieden dem Mann zu. „Mr. Buxton schläft gerade. Bitte stören Sie ihn nicht lange“, sagte sie, wie immer um die Gesundheit des Patienten bedacht.

„Es wird nicht lange dauern“, erwiderte der Mann. Caitlin war nicht gerade überzeugt davon, sie hatte schon oft erlebt, dass Besucher länger blieben, als es den Patienten gut tat, doch sie ließ ihn wortlos hinein.
 

Obwohl sie eigentlich noch eine Menge anderes zu tun hatte, blieb sie vor dem Raum stehen und wartete. Sie wollte sicher gehen, dass er wirklich nicht lange bleiben würde; wenn er nicht innerhalb von etwa fünfzehn Minuten wieder aus dem Raum heraus kam, würde sie hinein gehen und in höflich aber bestimmt bitten zu gehen. Punkt und Ende.

Doch so weit kam es erst gar nicht, denn schon nach wenigen Minuten kam er wieder heraus, allem Anschein nach lächelnd, und ließ die Tür hinter sich klickend ins Schloss fallen. Höflich lächelnd sag sie ihn an. Er wirkte irgendwie blass im Gesicht... Und ehe sie sich versah, rutschte ihr dieser Gedanke auch schon heraus: „Sie sehen blass aus.“

Er schien aus seinen Gedanken aufzuschrecken und wandte sich ihr zu. Caitlin merkte, wie sie rot wurde, und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen oder etwas vergleichbares, wenn sie ihre Worte nur zurück nehmen könnte. Wieso musste ihr auch ausgerechnet jetzt so was heraus rutschen??

„Ich...ehm, meinte nur, dass…“, murmelte sie, doch was sie eigentlich sagen wollte, wusste sie selbst gar nicht so wirklich. Sie merkte, wie er sie musterte, und unter seinem prüfenden Blick fühlte sie sich unbehaglich.

„Miss O’Leary, nicht wahr?“ Sie hob den Kopf und sah ihn fragend an. „Glauben Sie mir, es fällt mir nicht leicht, Sie das jetzt zu fragen…“, setzte er an. Caitlin fragte sich, was jetzt wohl kommen würde.

„Würden Sie heute Abend vielleicht mit mir Essen gehen?“ Irritiert starrte sie den Mann einen Moment lang an, ehe sie zögerlich nickte. Sie hatte schließlich noch nichts vorgehabt, und wieso sollte sie eine Einladung zum Essen ablehnen?
 


 

Sie lagen auf dem Sofa, sein rechter Arm um ihre Hüfte, und seine linke Hand spielte mit einer ihrer Haarsträhnen, während sie ihren Kopf auf seiner Schulter ruhen hatte. Er hatte die Augen geschlossen, wie immer, wenn er einfach nur die Ruhe genießen wollte. Sie verstand ihn, es war ihm nun mal wichtig, hin und wieder auch mal nur zu schweigen und zur Ruhe zu kommen. Jeder von ihnen hing dann seinen jeweiligen Gedanken nach.

In all der Zeit, die sie sich nun schon trafen, hatte sie ihn schätzen gelernt. Ja, er bedeutete ihr viel. Sie konnte nicht sagen, ob sie ihn liebte, denn sie hatte noch nie zuvor so empfunden, wie sie es jetzt bei ihm tat. Aber Fakt war, dass er ihr sehr wichtig geworden war, und dass sie sich jedes Mal, wenn sie Abschied nahmen, nach ihrem nächsten Treffen sehnte.

Allerdings war die Situation ziemlich kompliziert... Denn Rabastan war schon verlobt, einer anderen versprochen, von den Eltern arrangiert. Und bei seiner Verlobten handelte es sich um keine geringere als ihre Freundin Dorcas Meadowes. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie unwissentlich gegen den Freundinnenehrenkodex verstoßen hatte und sich in eine Beziehung drängte, deren mehr oder weniger ‚glückliches’ Ende im Prinzip schon lange fest stand.

Doch sie konnte nun einmal nichts für ihre Gefühle. „Wenn ich nur dich heiraten könnte…“, sagte Rabastan leise, und sie sah ihn mit leicht geröteten Wangen an. Musste er denn schon wieder dieses Thema anschneiden? Er wusste doch, was sie davon hielt.

„Wie kommst du darauf?“, fragte sie also bemüht ruhig, obwohl ihr Innerstes einem von einem Orkan gepeitschten Land glich: alles stand kopf und befand sich nicht mehr dort, wo es eigentlich sein sollte. „Dorcas ist dir nicht ähnlich. In keiner Weise“, erwiderte er und öffnete die Augen. Das wundervolle Hellgrau, das sie so faszinierte, war vollkommen ausdruckslos. Fast schon kalt. Anfangs war sie regelmäßig erschaudert, wenn er sie so ansah.

Doch mittlerweile machte ihr das nichts mehr aus. Dass er sie allerdings, wie so oft schon, wieder mit Dorcas verglich, das regte sie auf. „Findest du nicht, dass ich auch ein Recht hätte, zu entscheiden, wen ich heiraten will?“, fuhr sie ihn daher etwas harscher an, als sie beabsichtigt hatte.

Sie blickte ihn nun vollends an, sodass sich ihre Blicke trafen.

„Entschuldige. Diese…Frau regt mich einfach auf.“ Rabastan sah sie entschuldigend an, was bei ihm selten vorkam. Doch das änderte nichts an ihrer Stimmung.

„Dafür verbringst du überraschend viel Zeit mit ihr“, erwiderte sie schnippisch.

„Hey…“ Rabastan richtete sich auf und musterte sie, ehe er fortfuhr. „Ich würde sie loswerden, wenn ich wüsste, wie. Jederzeit.“

Wie schon so oft zwang sie sich, ihm zu glauben, auch wenn es ihr schwer fiel. Sie wollte ihm ja glauben. Sie wollte glauben, dass er es ernst mit ihr meinte, und dass Dorcas ihm nichts bedeutete. Aber dann musste sie daran denken, dass Dorcas ihre Freundin war, und sie ihr und ihrem Glück durch ihre bloße Existenz im Wege stand...

Ja, sie hatte Zweifel. Zweifel, ob sie das Richtige tat. Ob sie es wagen konnte, ihre Freundschaft zu Dorcas zu riskieren. Ob sie diese arrangierte Verbindung platzen lassen konnte. Und sie hatte Zweifel, ob er es so ernst meinte, wie er behauptete.

Manchmal wagte sie es, zu hoffen. Doch die Zweifel überwogen immer. Und dann fühlte sie sich so einsam, wie noch nie zuvor in ihrem Leben...

It’s easier to run

.&. It’s easier to run .&.

Replacing this pain with something numb.
 

It’s so much easier to go

Than face all this pain here all alone.
 


 

Tief in Gedanken versunken saß Caitlin in ihrem Wohnzimmer auf dem Sofa und starrte an die Wand. Um sie herum nahm sie nichts wahr, weder das laute Ticken der alten Wanduhr, die sie aus einem Antiquitätenladen hatte, noch sonst etwas, so sehr war sie in Gedanken.

Was sollte sie nur tun? Sie wusste weder vor, noch zurück. Sie konnte so nicht weitermachen... Sie konnte unmöglich noch länger gegen den Freundinnenehrenkodex verstoßen. Geschweige denn, sich weiter in eine arrangierte Verbindung drängen...

Auch wenn es ihr unheimlich schwer fiel, es ging einfach nicht mehr... Immer war da diese Sorge, aufzufliegen, entdeckt zu werden, und somit einen Skandal auszulösen. Abgesehen davon tat es weh, ständig nur die zweite Geige zu spielen. Auch wenn er immer wieder beteuerte, dass Dorcas ihn nicht im Geringsten interessierte und er sie einfach nur nervig fand.

Aber obwohl Caitlin ihm gerne glauben wollte, die Zweifel blieben immer...

Es kostete sie eine Menge Kraft, sich zurück zu halten, keine Fragen zu stellen, geschweige denn ihm eine Szene zu machen...

Kraft, die ihr langsam ausging. Sie war ausgezehrt, am Ende ihrer Kräfte...

Und deswegen konnte sie so nicht mehr weiter machen.

Sonst würde sie noch daran zerbrechen...

Langsam, fast schon bedächtig, stand sie auf – ihr Körper war vom stundenlangen Verharren in der gleichen Position völlig steif – und nachdem sie ihren Schlüssel eingesteckt und sich vergewissert hatte, dass sie ihren Zauberstab noch bei sich hatte, verließ sie mit einem leisen Seufzen die Wohnung. Sie brauchte jetzt dringend ein bisschen Bewegung und frische Luft...
 


 

Schweigend und wieder mal in Gedanken versunken, lief sie durch die Straßen Londons. Sie hatte keine Ahnung, wohin sie ihre Füße eigentlich trugen – und es war ihr egal, Hauptsache sie saß nicht mehr allein in ihrer kleinen, und doch eigentlich ausreichenden Wohnung.

Denn dort fühlte sie sich in letzter Zeit oft eingeengt, wie ein Tier im Käfig eines Zoos, welchem man nur gelegentlich Gesellschaft leistete und ansonsten links liegen ließ.

Seit wann war ihr Leben so schwer geworden? Sie war doch immer glücklich gewesen, auch wenn sie nicht alles hatte, was sie sich wünschte. Zumindest, bis er in ihr Leben trat...

Er mit seinen hellgrauen Augen, seiner undurchdringlichen Art und diesem unterschwelligen Charme. Er...Rabastan Lestrange, damals noch stellvertretender Leiter der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit und damals wie heute Verlobter von Dorcas Meadowes, mit der sie recht gut befreundet war.

Caitlin seufzte leise. Warum nur? Womit hatte sie das verdient? Wieso musste sie immer nur zurück stecken? Fragen über Fragen türmten sich in ihrem Kopf, und sie wusste partout keine Antwort darauf.

Das einzige, das sie noch mit Sicherheit wusste war, dass Rabastan ihr inzwischen viel bedeutete... Viel mehr, als ihr gut tat. Nicht nur, dass sie gegen den Freundinnenehrenkodex verstieß – nein, sie verstieß sogar gegen ihre eigenen Prinzipien.

Und das war so gar nicht ihre Art.

Es wurde Zeit, dass sie der Realität ins Auge sah und sich wieder darauf besann, wer sie eigentlich war. Denn so durfte es einfach nicht weiter gehen. Sie schadete damit nur anderen, aber vor allem sich selbst.
 

Sie hatte überhaupt nicht aufgepasst, wo sie hinlief, und als sie nun den Blick vom Boden hob, um sich um zu sehen, erkannte sie, dass sie sich ganz in der Nähe vom Tropfenden Kessel befand. Sie war weiter gelaufen, als sie geahnt hätte.

Von der Stelle auf der Straße, an der sie stand, konnte sie sogar den Tropfenden Kessel sehen. Sie überlegte, ob sie vielleicht auf ein Butterbier hinein gehen und eventuell durch ein paar nette Gespräche ihre trüben Gedanken verjagen sollte, während sie tief die kühle Herbstluft ein- und wieder ausatmete.

Gerade, als sie sich entschlossen hatte und losgehen wollte, ging die Tür der Schenke auf und zwei Personen kamen heraus. Caitlin erstarrte mitten im Ansatz der Bewegung.

Das konnte doch nicht wahr sein... Doch nicht ausgerechnet jetzt!

Die beiden Personen konnten sie aus ihrer Position zum Glück nicht so ohne weiteres sehen. Sie redete wie immer wie ein Wasserfall, wild gestikulierend, und scheinbar sagte sie etwas so amüsantes, dass ihr Begleiter darüber lächelte. Was sie sagte, hörte Caitlin allerdings nicht, da sie zum einen zu weit weg waren und zum anderen ihre Ohren rauschten.

Endlich hatte sie Gewissheit... Die Zeit des Wartens und des Kopfzerbrechens hatten endlich ein Ende. Lautlos machte Caitlin auf dem Absatz kehrt und ging davon, so weit vom Tropfenden Kessel fort, wie sie ihre Füße tragen konnten. Nein, sie würde nicht weinen. Sie würde stark sein. Sie war eine starke, unabhängige junge Frau.

Nie wieder würde sie wegen einem Mann weinen. Nie wieder...
 

Rabastan,

dies ist die erste und gleichzeitig letzte Nachricht,

die du von mir bekommen wirst. Am besten fasse ich mich kurz.

Ich weiß, dass du kein Mann großer Worte bist.

Also, um nicht länger um den heißen Brei herum zu reden...: Es ist aus.

Ich will dich nicht mehr sehen. Weder im Hospital,

noch bei mir in der Wohnung, noch sonst wo in meinem Leben.

Ich will dich nirgendwo mehr sehen.

Die Zeit mit dir war schön und angenehm,

aber mehr auch nicht. Ich denke, wir sollten es dabei belassen.

Ich hoffe, Dorcas und du werdet glücklich zusammen,

denn ihr seid ein gutes Paar. Auch wenn sie dich hin und

wieder nervt – so ist sie nun mal.

Ich wünsche euch beiden ein glückliches und erfülltes Leben.

Lebe wohl,

Caitlin
 

Noch nie war es ihr so schwer gefallen, einen so harmlosen Brief zu schreiben. Während sie schrieb, war sie ein paar Mal den Tränen nahe gekommen; es war nicht leicht, so zu tun, als berührte sie das alles nicht. Im Gegenteil, es war verdammt hart.

Aber es musste sein. Nur so konnte sie sich vor schlimmerem Schmerz bewahren. Nur so konnte sie verhindern, Dorcas’ Freundschaft zu verlieren.

Und nur so konnte sie größeren Schaden, den sie sich gar nicht aus zu malen wagte, verhindern.

Auch wenn sie dafür in den sauren Apfel beißen und sich nichts anmerken lassen musste.

Selbst, wenn sie daran zugrunde ging: Lieber nahm sie das in Kauf, als in irgendeiner Art und Weise verletzt zu werden. Nein, sie wollte nicht immer den Kürzeren ziehen.

Sie wollte nicht diejenige sein, die verlassen wurde.

Sie würde diejenige sein, die verließ.

So würde es ab jetzt immer sein.

Denn wenn sie von sich aus ging, konnte sie auch nicht verletzt werden.

Ganz einfach.

Oder etwa nicht...?

ONE LAST TIME
 

Show me how it ends it's alright

Show me how defenseless you really are

Satisfied and empty inside

Well that's all right
 

Let's… give this another try.
 

Er sah, wie sie sich umdrehte und davon ging, so überstürzt, als koste es sie Mühe, nicht einfach loszurennen. Dummes, kleines Mädchen.

Was hatte sie gesehen? Rabastan. Dorcas. Nicht mehr. Hatte sie sich so viel nicht denken können? Natürlich hatte sie. Hätte sie. Aber sie hatte es nicht denken wollen.

Genau genommen war das sein Verdienst.

Caitlin war zu gut für diese Welt. Sie zerbrach statt zurückzuschlagen. Nicht einmal jetzt würde sie verstehen, was sie ihm bedeutete. Sie würde ihn nicht hassen. Vielleicht würde sie sich selbst die Schuld geben, vielleicht den Umständen. Sie würde nichts tun, was Dorcas oder ihm schaden könnte.

Er schüttelte den Kopf.

Sie war so…naiv. Und doch, fast tat sie ihm leid. Sie war zu stolz, um für ihn nur von begrenzter Wichtigkeit zu sein. Zu aufrichtig, zu sanft, um ihm weh zu tun. Zu loyal, um Dorcas zu verachten. Zu schwach, als dass sie sich alleine in seiner Welt hätte behaupten können.
 

Seine Wohnungstür fiel mit einem leisen Geräusch ins Klicken. Rabastan hängte seinen Mantel in die Garderobe und betrat das Wohnzimmer, wo er das vorfand, was er erwartet hatte. Sie wäre nicht leise aus seinem Leben verschwunden.

Auf dem Tisch aus glänzendem Mahagoni lag ein zusammengefalteter Brief. Vielleicht hätte er sie gehen lassen müssen, wenn sie einfach gegangen wäre, wortlos. Dass sie sich die Mühe machte und ihm einen Brief schrieb…ihm, von dem sie wusste, dass er ihn beantworten würde, egal wie. Es zeigte, dass sie noch nicht losgelassen hatte. Dass sie noch hoffte, dass alles nur ein einziger, großer Irrtum war.

Natürlich, sie wusste, was das Beste für sie war, sonst wäre sie persönlich gekommen. Vielleicht hatte sie Angst gehabt, sie könne anfangen zu weinen. Wenn er sie mit der Wahrheit konfrontierte. Aber dazu würde es wohl nicht kommen.

Rabastan konnte keinen sinnvollen Grund nennen, weshalb er sie zurückhalten wollte. Sie war nützlich gewesen, ja…aber nicht unersetzlich.

Er griff nach dem Papier und öffnete es.
 

Rabastan,

dies ist die erste und gleichzeitig letzte Nachricht,

die du von mir bekommen wirst. Am besten fasse ich mich kurz.

Ich weiß, dass du kein Mann großer Worte bist.

Also, um nicht länger um den heißen Brei herum zu reden...: Es ist aus.

Ich will dich nicht mehr sehen. Weder im Hospital,

noch bei mir in der Wohnung, noch sonst wo in meinem Leben.

Ich will dich nirgendwo mehr sehen.

Die Zeit mit dir war schön und angenehm,

aber mehr auch nicht. Ich denke, wir sollten es dabei belassen.

Ich hoffe, Dorcas und du werdet glücklich zusammen,

denn ihr seid ein gutes Paar. Auch wenn sie dich hin und

wieder nervt – so ist sie nun mal.

Ich wünsche euch beiden ein glückliches und erfülltes Leben.

Lebe wohl,

Caitlin
 

Caitlin. Verdammte Caitlin…

Seine Finger bebten, als er den Brief wieder auf den Tisch zurücklegte. Einige, wenige Sekunden verstrichen. Dann brach Rabastan in kaltes, freudloses Gelächter aus. Voller Wut.

Die Zeit war also angenehm gewesen. Dachte sie ernsthaft, das würde er ihr glauben? Dass ihre gemeinsame Zeit nicht mehr gewesen war als „schön“?

Auf eine seltsame Art rührte es ihn, dass sie ihr eigenes Glück so bereitwillig für ihn aufgab. Auf eine Andere regte es ihn auf.

Rabastan war nicht leicht aus der Ruhe zu bringen. Aber wenn, dann kompromisslos. Vielleicht war das Gefühl der Leere daran schuld, dass ihn ergriffen hatte, als er ihre Abschiedsworte las. Nirgendwo also wollte sie ihn mehr sehen.

Schade. Diesen Wunsch würde er ihr wohl nicht erfüllen können.
 

Zu oft war er bei Caitlin gewesen, als dass er nicht im Schlaf den Weg zu ihrer Wohnung gefunden hätte.

Noch immer schwebten ihre Worte ihm im Kopf herum. Warum störte es ihn überhaupt? Er hatte genau gewusst, dass sie so reagieren würde. Warum lief er ihr hinterher? Warum? Warum ließ er sie nicht einfach das tun, was sie wollte? Er war nicht für sie verantwortlich. Sollte sie sich alles ruinieren, sollte sie fallen und zerbrechen. Was kümmerte es ihn?

Andere Worte drängten sich in seine Gedanken, Worte, an die er noch viel weniger erinnert werden wollte. Sie stammten nicht von Caitlin sondern von Dorcas. Dorcas…sie war der Grund für das alles. Er spürte wie sein Herzschlag beschleunigte, als er an sie dachte. Vor Abscheu. Caitlin bedeutete ihm nichts. Und Dorcas noch viel weniger.

Auch wenn er die Frage nach dem Warum nicht beantworten konnte, es fühlte sich falsch an, Caitlin gehen zu lassen. Sie hatte kein Recht dazu.

Wieder schweiften seine Gedanken zu einer anderen Person ab und diesmal verdrängte er sie. Dies hier hatte nichts mit Dorcas zu tun. Er wollte nicht an sie denken müssen. Sollte sie im Kopf eines Anderen herumspuken.

Caitlins Wohnungstür war offen. Sie erwartete wohl nicht, dass er ihr einen Besuch abstattete. Nun, Irren war menschlich.

Seine Hand schloss sich um die Klinke, drückte sie herunter und öffnete die Tür. Leise, sich selbst zur Ruhe zwingend, trat er ein und schloss lautlos die Tür.

Caitlin saß auf einem Stuhl, den sie möglichst weit vom Sofa weggeschoben hatte. Dem Sofa, auf dem sie beide so viele Stunden verbracht hatten. Die Arme hatte sie um eines der Sofakissen geschlungen. Tränen glitzerten in ihren braunen Augen.

Caitlin…

Vielleicht spürte sie, dass er da war, vielleicht war es Zufall. Was es auch war, jäh wandte sie den Kopf und sah ihn an.

Sekunde um Sekunde verstrich und nichts weiter passierte, als dass sie sich in die Augen sahen. Es war nicht schwer zu sehen, wie sehr er sie verletzt hatte, auch wenn sie zu stolz war, um es zuzugeben.

Ihre Lippen formten lautlos ein Wort.

„Geh.“

Eine einzelne Träne rann ihr über die Wange. Sie wischte sie nicht weg, aber drehte den Kopf so, dass er ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte.

Sein Zorn war eben so plötzlich verschwunden wie er gekommen war, aber er hatte mehr zurückgelassen als nur Leere. Kalte Wut breitete sich wie ein Gift in ihm aus und strömte durch seine Adern.

Hier saß sie also und weinte um sich. Um ihn. Glaubte sie, dass es so einfach war? Dass er sich jetzt umdrehte und sie verließ, um nie wieder zurück zu kommen?

„Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen.“

Seine Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln, das sich nicht auf seine Augen erstreckte, die wie immer verhüllten, was in ihm vorging. Spiegelscherben.

„Ich hab dir noch kein glückliches und erfülltes Leben gewünscht. Bedauerlich, mh? Ich sollte es nachholen.“
 

by Nigatsu

Be good to me

#. Be good to me .#
 

I don't ask for much, all I want is love

Someone to see that's all I need

Somebody to be, somebody to be

Somebody to be good to me

Good to me, can you be good to me

Good to me, please…
 


 

Caitlin atmete erleichtert auf, als sie aus seiner Wohnung kam und die Tür hinter sich schloss. Es war nicht leicht gewesen, heimlich in seine Wohnung einzubrechen, denn wie sollte man es sonst nennen, was sie gerade getan hatte, und den Brief vorsichtig auf den Wohnzimmertisch zu legen, sorgsam darauf bedacht, dass ansonsten alles an seinem angestammten Platz blieb.

Hinzu kam, dass sein Geruch einfach überall in seiner Wohnung hing... Sie hätte am liebsten alle Fenster weit aufgerissen, um den Geruch zu vertreiben, aber sie riss sich zusammen. Nein, die einzige Veränderung sollte der Brief sein, der auf dem Wohnzimmertisch liegend darauf warten würde, von ihm gelesen zu werden.

Der Brief, auf dessen Umschlag kein Absender stand.

Er würde ohnehin sofort wissen, dass er von ihr war. Von wem sollte er auch sonst sein.

Vorsichtig holte sie ihren Zauberstab heraus und verschloss die Tür auf magische Weise, ganz so, wie sie sie auch geöffnet hatte.

Dann steckte sie den Zauberstab wieder weg und ging eiligen Schrittes, aber doch so unauffällig wie möglich, davon, zurück zu ihrer Wohnung.
 

Dort angekommen, lief sie erst mal wie ein Tiger im Käfig rastlos von einem Zimmer ins andere. Es war Samstag, daher musste sie heute nicht arbeiten. Was also sollte sie tun? Es war, als wäre in ihrem Kopf nur noch ein großes Nichts.

Irgendwann sank sie erschöpft auf einen Stuhl, den sie vorsorglich so weit wie möglich vom Sofa weggestellt hatte. Das Sofa erinnerte sie zu sehr an die gemeinsamen Stunden, die sie dort mit Rabastan verbracht hatte.

Schweigend starrte sie zum Fenster heraus, auf die Fassade des gegenüberliegenden Gebäudes. Sie hatte sich eines der Sofakissen zwischen die Arme geklemmt und starrte einfach nur in die Leere. Warum war es nur so schwer? Warum konnte sie ihn nicht einfach vergessen...?

Eine ganze Weile saß sie reglos da, und das einzige Geräusch, das die drückende Stille durchbrach, war ihr tiefer, regelmäßiger Atem. Das einzige, was sie daran hinderte, durchzudrehen.

Wie ein Film liefen die letzten Wochen, ja Monate, vor ihrem geistigen Auge ab. Sie wollte es eigentlich nicht, wollte nicht daran erinnert werden, nicht darüber nachdenken – doch egal wie sehr sie sich bemühte, sie schaffte es einfach nicht, diese Bilder auszublenden.

Tränen bahnten sich einen Weg hinaus, aber sie nahm keine Notiz von ihnen. Wovon sie allerdings Notiz nahm, das war eine Präsenz, die ihr nur allzu bekannt vorkam. Kraftlos wandte sie den Kopf nach links und sah ihn an.

Sekundenlang starrten sie einander so an, keiner von ihnen rührte sich, geschweige denn, dass er etwas sagte.

„Geh“, versuchte sie zu sagen, doch kein Laut drang über ihre Lippen. Doch sie war sicher, dass er sie trotzdem verstanden hatte.

Nun rann eine einzelne Träne über ihre Wange, doch statt sie wegzuwischen, wandte sie einfach nur den Kopf von ihm ab.

„Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen.“ Seine Stimme war kalt wie Eis. Wie Messerstiche spürte sie jedes einzelne Wort, das seine Lippen verließ.

Warum musste er es schwerer machen, als es ohnehin schon war?

Unbeirrt sprach er weiter. „Ich hab dir noch kein glückliches und erfülltes Leben gewünscht. Bedauerlich, mh? Ich sollte es nachholen.“

Langsam kroch die Wut in ihr hoch. Warum das alles? Warum konnte er nicht einfach verschwinden und mit Dorcas glücklich werden? Warum kam er hierher und sagte ihr das? Für wen zum Donner hielt er sich eigentlich?

Wütend, zornrasend, sprang sie vom Stuhl auf, wobei dieser mit einem polternden Geräusch umkippte, sah ihn zornfunkelnd an und fuhr ihn an:

„DU hast MIR noch kein glückliches und erfülltes Leben gewünscht?!? Bist du vielleicht auch nur einmal auf die Idee gekommen, dass es mich einen feuchten Dreck interessiert, was du mir wünscht und was nicht?!“ Während sie sprach, redete sie sich so in Rage, dass sie nun nicht anders konnte, als mit dem Sofakissen nach ihm zu werfen.

„Immer nur du, du, du! Immer dreht sich alles nur um dich und darum, was du willst, was für deine Karriere gut ist, bla bla bla...!! Ich habe es satt, mein Leben zurück zu stellen! Warum kannst du nicht einfach verschwinden und mich in Ruhe lassen?! Du bist so ein heuchlerischer Arsch...!“ Wieder warf sie ihm ein Sofakissen an den Kopf. Sie hatte es mit einem schnellen Griff vom Sofa geangelt. Zornestränen liefen ihr bereits die Wangen herunter, doch sie ignorierte sie.

Rabastan stand reglos da und starrte sie nur an. Hatte er sie überhaupt verstanden? Wieso konnte er nicht endlich verschwinden, damit sie wieder frei sein, wieder leben konnte?

Doch stattdessen brach er in hysterisches Lachen aus. Zumindest nahm Caitlin an, dass es hysterisch war. Denn solch ein Lachen hatte sie bei ihm noch nie gehört. Genau genommen hatte sie ihn überhaupt noch nie lachen hören.

Nach kurzer Zeit, in der sie ihn perplex angestarrt hatte, hatte er sich wieder beruhigt. Langsam kam er auf sie zu, packte sie bei den Schultern, zog sie an sich. Fast schon sanft strich er ihre Tränen weg, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie. Caitlin erstarrte.

Was sollte das jetzt? Hatte er sie noch nicht genug gequält?

Caitlin presste die Augen zusammen, neue Tränen kamen auf, während sie versuchte, sich ihm zu entwinden. Doch sie hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu, gegen ihn anzukämpfen. Sie war ausgepowert.

Sie hob ihre Hände, presste sie gegen seinen Brustkorb, um sich von ihm wegzustemmen, was ihr auch beinahe gelang, doch er packte sie – ziemlich grob, weshalb sie unwillkürlich zusammen zuckte – an den Handgelenken und zwang sie somit, inne zu halten.

Reglos stand sie da, mittlerweile quollen ihre Tränen nur so hervor. Warum musste sie ausgerechnet jetzt Schwäche zeigen? Sie wollte doch nicht weinen...!

Doch da löste sich Rabastan langsam, fast schon bedächtig, von ihr, schlug die Augen im selben Moment auf, als sie ihre öffnete, sodass sie sich direkt in die Augen sahen. Caitlin erschauderte unter seinem Blick.

Langsam, wie in Zeitlupe, beugte er sich abermals zu ihr herunter, an ihr linkes Ohr. Mit rauer, beinahe schon heiserer Stimmer sagte er: „Du bist nicht Dorcas. Und Dorcas ist nicht du.“ Ihre Augen weiteten sich erschrocken – sie hatte mit so gut wie allem gerechnet, aber nicht damit.

I WILL DEVOUR YOU

Take all the pain away
 

Although I know you're not begging

Still as the thoughts running through your mind

Still enough
 


 

GIVE ME A REASON TO MAKE YOU MINE.
 

Es gab Menschen, die all ihre Sorgen und Probleme jemandem anvertrauten. Und dann gab es Menschen, die all den Schmerz einfach hinunterschluckten. Das Leben zog an ihnen vorbei, als wäre nichts geschehen. Aber vergangener Schmerz löste sich nicht einfach in Luft auf. Irgendwann kam der Punkt, an dem alles aus ihnen herausbrach. Sie verloren die Kontrolle.

Mit einem dumpfen Geräusch kippte der Stuhl um und fiel laut polternd zu Boden.

Das war der Punkt, an dem Caitlin O’Leary die Kontrolle verlor.

Er sah die Wut in ihren Augen lodern. Ihren Mund, der Worte ausspie, als sei es Gift, in der Hoffnung, er möge daran krepieren. Und er hörte, was sie sagte.

„DU hast MIR noch kein glückliches und erfülltes Leben gewünscht?!? Bist du vielleicht auch nur einmal auf die Idee gekommen, dass es mich einen feuchten Dreck interessiert, was du mir wünschst und was nicht?!“

Nein, eigentlich nicht. Und das hatte dummerweise einen Grund. Es interessierte sie keinen feuchten Dreck, was er ihr wünschte. Dass sie hier vor ihm stand, mit Tränen im Gesicht und ihn anschrie war wohl Beweis genug, dass es sie keinen feuchten Dreck interessierte.

Ein Sofakissen flog in seine Richtung und verfehlte ihn nur knapp. Er musste sich ein Grinsen verkneifen.

„Immer nur du, du, du! Immer dreht sich alles nur um dich und darum, was du willst, was für deine Karriere gut ist, bla bla bla...!!“

Ja, da hatte sie vermutlich Recht. Nun, als Heiler in einer…Einrichtung wie St. Mungo gab es wohl auch keine sonderlichen Aufstiegsmöglichkeiten. Nicht, dass Caitlin je verstanden hätte, was seine Karriere für ihn bedeutete. Es ging ihm nicht um das Geld, davon hatte die Familie Lestrange schon immer genug besessen. Es ging ihm nicht einmal um den sozialen Status, denn die Anderen hatten ihn noch nie großartig interessiert. Wen kümmerte es, was die Reichen über ihn sagten, was die Armen? Machte es einen Unterschied? Natürlich nicht. Alles, wonach Rabastan strebte, war Ruhm. Denn Ruhm war unvergänglich.

Eines Tages würde er sterben…vielleicht erinnerten sich einige an ihn, vielleicht strichen sie ihn einfach aus ihrem Leben. Was es auch war, sie würden ebenfalls sterben. Und es würde sein, als hätte Rabastan Lestrange niemals existiert. Vielleicht war das das Motiv hinter all seinen Taten und Untaten, seinen Handlungen und seinen Prinzipien. Er hatte Angst davor, vergessen zu werden.

„Ich habe es satt, mein Leben zurück zu stellen! Warum kannst du nicht einfach verschwinden und mich in Ruhe lassen?! Du bist so ein heuchlerischer Arsch...!“

Sie wurde beleidigend. Niedlich, irgendwie. Und ihre Frage war sogar berechtigt. Warum ließ er sie nicht einfach gehen? Tja. Die Antwort wusste er selbst nicht.

Ein Teil von ihm hing an ihr. Wieviel Dorcas damit…Dorcas. Dorcas. Immer nur Dorcas. Dieses nervtötende Kindchen ließ ihn nicht einmal in seinen Gedanken in Ruhe.

Wieder näherte sich ihm ein Sofakissen bedrohlich schnell, aber durch einen Schritt zur Seite entging er ihm. Wie weit würde sie wohl gehen?

Jetzt stand sie bewegungslos da und starrte ihn nur an, mit allem Hass, den sie gegen ihn aufbringen konnte. Zornestränen rannen ihr Gesicht herunter und benetzten ihre Wangen.

Caitlin wusste nicht, wie falsch sie lag…wie verdammt falsch sie lag.

Wieder brach er in Gelächter aus, bitter und kalt. Armes, kleines Mädchen. Was glaubte sie, wer sie war? Oder besser: Was glaubte sie, wer er war?

Rabastan Lestrange war der Kopf der Schlange. Seit er Hogwarts verlassen hatte, nein, seit seinem 6. Jahr in Hogwarts hatte er niemandem mehr vertraut. Er war zu niemandem ehrlich gewesen und er hatte niemanden an sich heran gelassen.

Er war zum Fädenzieher geworden, zum Puppenspieler. Er spielte mit allem, was sich ihm in den Weg stellte. Und all das, all seine Ziele und alles, wofür er seine Menschlichkeit aufgegeben hatte, wurde nun in Frage gestellt. Dorcas Meadowes hatte sein Leben auf den Kopf gestellt und offensichtlich vergessen, es wieder umzudrehen.

Sie hatte dafür gesorgt, dass Rabastan die Kontrolle allmählich aus den Fingern glitt, dass Gefühle allmählich die Überhand gewannen. Und jetzt auch noch das.

Caitlin wollte ihn verlassen, so wie alles ihn verließ.

Vielleicht war das der Preis, den man der lieben Macht willen zahlen musste. Und zu gern hätte er ihn bezahlt, wäre Dorcas nicht dazwischen gegangen.

Caitlin war nur eine Nummer in einer langen Reihe von Nummern. Wieso, verdammt, machte es ihm etwas aus, dass sie ging?

Wieso?

Sie sah ihn noch immer an, mit diesen großen Rehaugen.

Auf eine gewisse Weise ähnelten sie sich. Caitlin rannte vor ihren Problemen davon. Jetzt waren die Probleme ihr nachgerannt, in der Form von Rabastan, und sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.

Rabastan hatte von vorneherein jedes Problem ausgeschlossen, in dem er Gefühle nicht zugelassen hatte. Und jetzt drohten eben diese Gefühle ihn zu überwältigen. Danke, Dorcas.

Er ging auf sie zu, langsam, fast lässig. Sie rührte sich nicht. Silbrige Tränen glitzerten auf ihren Wangen, ihre Augen verfolgten jede seiner Bewegungen. Sanft strich er ihr die Tränen aus dem Gesicht, dann nahm er es in beide Hände und küsste sie.

Er spürte, wie ihr Herz laut pochte. Wie sie erstarrte unter seiner Berührung. Unaufhaltsam liefen ihr Tränen übers Gesicht. Er wusste, dass sie es hasste, so von ihm gesehen zu werden. So schwach.

In einem Anflug von Verzweiflung hob sie Hände und versuchte halbherzig, ihn von sich weg zu stemmen, aber es gelang ihr nicht. Er ergriff ihre Handgelenke und zog sie zu ihm.

Als er sich von ihr löste, fand sein Blick ihren und mit Genugtuung bemerkte er, wie sie zitterte.

Er beugte sich zu ihr hinunter, ihre Handgelenke noch immer in seinem Griff, so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren musste.

„Du bist nicht Dorcas. Und Dorcas ist nicht du.“

Ihre Pupillen weiteten sich. Was immer sie erwartet hatte – das war es nicht.

„Was meinst du damit?“

Sein Griff um ihr Handgelenk lockerte sich, er drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort zur Tür. Gerade als sich seine Hand um die Klinke schloss, drang ihre Stimme an sein Ohr: „Rabastan.“

Einige Sekunden verharrte er reglos, dann wandte er sich ihr zu.

Mit dem Ärmel der linken Hand wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht.

„Ich…“

Er schüttelte den Kopf und wollte sich wieder zur Tür wenden, als sie leise, kaum hörbar sagte: „Ich…ich liebe dich.“

Seine Brauen hoben sich: „Was?“

Die hellgrauen Augen fixierten die Braunen, aber sie wandte den Blick ab: „Nichts…schon gut. Geh, wenn du gehen willst. Ich werde dich nicht davon abhalten.“

Er schwieg, die Augen noch immer auf sie gerichtet.

Sie schien es nicht länger zu ertragen.

„Verdammt, geh einfach!“

Die Worte hallten in dem kleinen Wohnzimmer nach, in seinem Kopf. Aber er wusste, wie sie es meinte. Und sie wusste es auch.

Die Tränen, die sie zurückgehalten hatte, brachen aus ihr heraus. Es war zu viel für sie.

Schneller, als sie ihn davon abhalten konnte, war er bei ihr und schlang die Arme um sie. Ihr Körper fühlte sich seltsam kraftlos an, so leer.

„Ich gehe nicht.“

Ihre Stimme bebte vom vielen Weinen: „Wieso nicht? Wieso…?“

Wieder sagte er nichts sondern hielt sie einfach fest. Manchmal sagten Taten mehr als Worte. Hieß es nicht so?

„Ich hab gewusst, dass du nur für deine Karriere lebst und sonst nichts. Ich hab es immer gewusst und ich hab es akzeptiert, weil ich dachte, dass du eben so bist. Aber ich hab dich mit Dorcas gesehen. Siehst du sie immer so an? Lächelst du…“, ein bitterer Unterton schwang in ihrer Stimme mit, „immer so, wenn du sie siehst? Ist sie für dich auch nicht mehr als ich es bin?“

Die Tränen versiegten langsam.

„Hat sie etwas, dass ich nicht habe?“

Manchmal sagten auch Worte mehr als Taten. Und so unpassend es auch war, über Rabastans Lippen huschte ein flüchtiges Lächeln.

„Glaubst du, ich stehe aus Mitleid hier mit dir und nicht mit Dorcas? Denkst du, ich bin so versessen darauf, dich leiden zu sehen, dass ich nicht jede Chance nutze um dich loszuwerden und Dorcas an deine Stelle zu setzen? Denk nach, Cait.“
 

by Nigatsu

It’s (not) over

.~. It’s (not) over .~.

'Cause a part of me is dead and in the ground
 

This love is killing me

But you're the only one
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Don't go breaking my heart, I fell for you

I can't take it again, no baby

Don't go breaking my heart, it's up to you

Can't move on 'till you say goodbye
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Don't you know everything goes around

Feels like I'm falling

But my feet are on the ground

If it's goodbye, then I won't cry

If you're not around to bring me down
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Bye now, take this love away from me

Bye now, set my soul and spirit free

Bye now, take this love away from me

Bye now, let me be what I can be
 

Go and just leave me

Go, make it easy on yourself
 


 

Was sollte diese Aussage? „Du bist nicht Dorcas. Und Dorcas ist nicht du.“ Immer wieder hallte dies in ihrem Kopf nach. Was wollte er ihr damit sagen?

„Was meinst du damit?“, fragte sie schließlich. Würde er ihr diese Frage beantworten...?

Doch statt einer Antwort lockert er den Griff um ihre Handgelenke, wandte sich schließlich um und ging zur Tür, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Nein, so einfach kam er ihr nicht davon...! Gerade als er nach der Klinke griff, sagte sie einfach nur seinen Namen, mehr nicht.

Aber er hielt inne, verharrte einige Sekunden reglos und wandte sich dann zu ihr um. Mit ihrem linken Ärmel wischte sie sich die Tränen weg.

„Ich...“, setzte sie an, doch was sie eigentlich sagen wollte, blieb ihr im Halse stecken. Rabastan schüttelte den Kopf und war im Begriff, sich wieder zur Tür zu wenden, doch ehe sie sich versah, sagte sie leise, so leise, dass sie es selbst kaum hörte: „Ich...ich liebe dich.“

Sie sah, wie er die Brauen hob. „Was?“

Seine hellgrauen Augen fixierten sie, aber sie wandte den Blick nicht ab. „Nichts…schon gut. Geh, wenn du gehen willst. Ich werde dich nicht davon abhalten.“

Schweigend stand er da, sie immer noch ansehend. Sie hielt es nicht mehr aus. Warum konnte er verdammt noch mal nicht einfach gehen?

„Verdammt, geh einfach!“, blaffte sie ihn an.

Die Worte hallten in der kleinen Wohnung nach, ebenso wie in ihrem Kopf. Nicht mehr lange, dann würde der schützende Damm brechen...

Und er schien es zu wissen. Und wartete.

Die Tränen, die sie mühsam zurück gehalten hatte, brachen sich ihre Bahn. Es war zu viel... Sie konnte nicht mehr. Ihn belügen, sich selbst belügen.

Schneller als sie ihn davon abhalten konnte, war er bei ihr und schlang die Arme um sie. Sie hatte keine Kraft mehr, sich dagegen zu wehren.

„Ich gehe nicht“, sagte er, in fast schon bestimmendem Ton.

Mit vom Weinen bebender Stimme fragte sie ihn: „Wieso nicht? Wieso…?“

Er sagte nichts, sondern hielt sie stattdessen einfach nur fest.

„Ich hab gewusst, dass du nur für deine Karriere lebst und sonst nichts. Ich hab es immer gewusst und ich hab es akzeptiert, weil ich dachte, dass du eben so bist. Aber ich hab dich mit Dorcas gesehen. Siehst du sie immer so an? Lächelst du…“, bei diesen Worten schwang ein bitterer Unterton in ihrer Stimme mit, „immer so, wenn du sie siehst? Ist sie für dich auch nicht mehr als ich es bin?“

Zum Glück versiegten wenigstens ihre Tränen langsam. Zumindest etwas.

„Hat sie etwas, das ich nicht habe?“, fragte sie schließlich mit einem ebenso bitteren Unterton.

Über seine Lippen huschte ein flüchtiges Lächeln. Was war denn daran jetzt so amüsant?!?

„Glaubst du, ich stehe aus Mitleid hier mit dir und nicht mit Dorcas? Denkst du, ich bin so versessen darauf, dich leiden zu sehen, dass ich nicht jede Chance nutze um dich loszuwerden und Dorcas an deine Stelle zu setzen? Denk nach, Cait.“

Irritiert starrte sie ihn an. Was sollte das bedeuten? Wollte er damit etwa sagen...dass er Gefühle für sie hatte? Caitlin wagte nicht, dies zu glauben...

Nein, all das Leid musste endlich ein Ende finden. Auch wenn sie leiden würde, im Endeffekt wäre es weniger Leid, als das, was entstehen würde, wenn sie zu ließ, dass sie sich noch mehr in ihn verliebte.

Dorcas liebte ihn, das wusste sie, auch wenn sie ebenso gut wusste, dass Dorcas dies niemals zugeben würde. Warum auch immer.

Und darum musste sie es beenden. Ein für alle Mal. Und es gab kein Zurück.

„Ich weiß mittlerweile nicht mehr, was ich noch denken soll...! Ich dachte immer, ich würde nie in eine solche Situation geraten... Mein Leben hatte klare Strukturen. Ich hatte meine Arbeit, bei der ich anderen Menschen helfen kann. Ich hatte meine Familie und meine Freunde. Ich war glücklich und brauchte nicht mehr im Leben als das. Und dann kamst du...“

Ihre Stimme brach und sie holte einmal tief Luft, um sich und ihre flatternden Nerven zu beruhigen. Als sie sich ruhiger fühlte, als sie war, fuhr sie fort: „Dann kamst du, und hast alles über den Haufen geworfen, mein Leben auf den Kopf gestellt und mich dazu gebracht, viele meiner Prinzipien zu brechen...“

Wieder musste sie inne halten, Atem schöpfen. Ja, es stimmte: Seit sie ihn kannte, hatte sie gegen fast jedes Prinzip verstoßen, dass in ihrem Leben eine Rolle spielte. Nie etwas mit dem Freund/Verlobten/Ehemann einer Freundin anzufangen, zum Beispiel. Oder allgemein nie etwas mit einem bereits vergebenen Mann anzufangen. Niemals zu lügen, sondern immer die Wahrheit zu sagen. Wie tief konnte sie also noch sinken, ohne sich dabei selbst zu verlieren?

Sie konnte es nicht länger mit ihrem Gewissen vereinbaren, mit ihm zusammen zu sein. Sie war ein nervliches Wrack, physisch und psychisch gleichermaßen am Ende. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft, diese ‚Beziehung’ aufrecht zu erhalten.

„Ich kann das einfach nicht mehr, Rabastan... Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich habe immer geglaubt, ich sei stark, aber scheinbar habe ich mich da getäuscht... Ich ertrage es einfach nicht mehr... Ich habe das Gefühl, dass es mich noch um den Verstand bringt, wenn ich es nicht hier und heute beende...“

Langsam schob sie sich von ihm weg, wagte es kaum, ihn anzusehen. Sie wollte sein Gesicht nicht sehen müssen... Denn das würde ihr endgültig den Rest geben. Dennoch fragte sie sich, was jetzt wohl in seinem Kopf vorging.

Leise räusperte sie sich kurz und brachte mit trockener, belegter Stimme hervor: „Bitte geh jetzt endlich... Geh, und komm nie wieder. Mach es nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Bitte...“

Zuletzt waren ihre Worte kaum mehr als ein Flüstern. Doch er hatte sie trotzdem verstanden, das wusste sie.

Langsam, wie in Zeitlupe, drehte er sich um, schweigend, ging langsam zur Tür, wandte sich kein einziges Mal mehr um, öffnete die Tür und verließ die Wohnung.

Und ihr Leben.

Er tat, worum sie ihn gebeten hatte, mit letzter Kraft.

Es war zuende. Alles war zuende.

Doch ihr Leben ging weiter. Denn die Zeit bleibt nicht einfach stehen.

Sie vergeht nur langsamer, und Wunden schmerzen dadurch umso länger.

Manchmal schmerzen sie auch nach Jahren noch.

Selbst dann, wenn sie eigentlich schon verheilt sind.

Aber manche Wunden heilen nie...
 


 

I will love again

Though my heart is breaking

I will love again

Stronger than before

I will love again

Even if it takes a lifetime

To get over you

Heaven only knows

I will love again

It’s (not) over - reloaded

.~. It’s (not) over .~.

'Cause a part of me is dead and in the ground
 

This love is killing me

But you're the only one
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Don't go breaking my heart, I fell for you

I can't take it again, no baby

Don't go breaking my heart, it's up to you

Can't move on 'till you say goodbye
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Don't you know everything goes around

Feels like I'm falling

But my feet are on the ground

If it's goodbye, then I won't cry

If you're not around to bring me down
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Bye now, take this love away from me

Bye now, set my soul and spirit free

Bye now, take this love away from me

Bye now, let me be what I can be
 

Go and just leave me

Go, make it easy on yourself
 


 

Was sollte diese Aussage? „Du bist nicht Dorcas. Und Dorcas ist nicht du.“ Immer wieder hallte dies in ihrem Kopf nach. Was wollte er ihr damit sagen?

„Was meinst du damit?“, fragte sie schließlich. Würde er ihr diese Frage beantworten...?

Doch statt einer Antwort lockert er den Griff um ihre Handgelenke, wandte sich schließlich um und ging zur Tür, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Nein, so einfach kam er ihr nicht davon...! Gerade als er nach der Klinke griff, sagte sie einfach nur seinen Namen, mehr nicht.

Aber er hielt inne, verharrte einige Sekunden reglos und wandte sich dann zu ihr um. Mit ihrem linken Ärmel wischte sie sich die Tränen weg.

„Ich...“, setzte sie an, doch was sie eigentlich sagen wollte, blieb ihr im Halse stecken. Rabastan schüttelte den Kopf und war im Begriff, sich wieder zur Tür zu wenden, doch ehe sie sich versah, sagte sie leise, so leise, dass sie es selbst kaum hörte: „Ich...ich liebe dich.“

Sie sah, wie er die Brauen hob. „Was?“

Seine hellgrauen Augen fixierten sie, aber sie wandte den Blick nicht ab. „Nichts…schon gut. Geh, wenn du gehen willst. Ich werde dich nicht davon abhalten.“

Schweigend stand er da, sie immer noch ansehend. Sie hielt es nicht mehr aus. Warum konnte er verdammt noch mal nicht einfach gehen?

„Verdammt, geh einfach!“, blaffte sie ihn an.

Die Worte hallten in der kleinen Wohnung nach, ebenso wie in ihrem Kopf. Nicht mehr lange, dann würde der schützende Damm brechen...

Und er schien es zu wissen. Und wartete.

Die Tränen, die sie mühsam zurück gehalten hatte, brachen sich ihre Bahn. Es war zu viel... Sie konnte nicht mehr. Ihn belügen, sich selbst belügen.

Schneller als sie ihn davon abhalten konnte, war er bei ihr und schlang die Arme um sie. Sie hatte keine Kraft mehr, sich dagegen zu wehren.

„Ich gehe nicht“, sagte er, in fast schon bestimmendem Ton.

Mit vom Weinen bebender Stimme fragte sie ihn: „Wieso nicht? Wieso…?“

Er sagte nichts, sondern hielt sie stattdessen einfach nur fest.

„Ich hab gewusst, dass du nur für deine Karriere lebst und sonst nichts. Ich hab es immer gewusst und ich hab es akzeptiert, weil ich dachte, dass du eben so bist. Aber ich hab dich mit Dorcas gesehen. Siehst du sie immer so an? Lächelst du…“, bei diesen Worten schwang ein bitterer Unterton in ihrer Stimme mit, „immer so, wenn du sie siehst? Ist sie für dich auch nicht mehr als ich es bin?“

Zum Glück versiegten wenigstens ihre Tränen langsam. Zumindest etwas.

„Hat sie etwas, das ich nicht habe?“, fragte sie schließlich mit einem ebenso bitteren Unterton.

Über seine Lippen huschte ein flüchtiges Lächeln. Was war denn daran jetzt so amüsant?!?

„Glaubst du, ich stehe aus Mitleid hier mit dir und nicht mit Dorcas? Denkst du, ich bin so versessen darauf, dich leiden zu sehen, dass ich nicht jede Chance nutze um dich loszuwerden und Dorcas an deine Stelle zu setzen? Denk nach, Cait.“

Irritiert starrte sie ihn an. Was sollte das bedeuten? Wollte er damit etwa sagen...dass er Gefühle für sie hatte? Caitlin wagte nicht, dies zu glauben...

Nein, all das Leid musste endlich ein Ende finden. Auch wenn sie leiden würde, im Endeffekt wäre es weniger Leid, als das, was entstehen würde, wenn sie zu ließ, dass sie sich noch mehr in ihn verliebte.

Dorcas liebte ihn, das wusste sie, auch wenn sie ebenso gut wusste, dass Dorcas dies niemals zugeben würde. Warum auch immer.

Und darum musste sie es beenden. Ein für alle Mal. Und es gab kein Zurück.

„Ich weiß mittlerweile nicht mehr, was ich noch denken soll...! Ich dachte immer, ich würde nie in eine solche Situation geraten... Mein Leben hatte klare Strukturen. Ich hatte meine Arbeit, bei der ich anderen Menschen helfen kann. Ich hatte meine Familie und meine Freunde. Ich war glücklich und brauchte nicht mehr im Leben als das. Und dann kamst du...“

Ihre Stimme brach und sie holte einmal tief Luft, um sich und ihre flatternden Nerven zu beruhigen. Als sie sich ruhiger fühlte, als sie war, fuhr sie fort: „Dann kamst du, und hast alles über den Haufen geworfen, mein Leben auf den Kopf gestellt und mich dazu gebracht, viele meiner Prinzipien zu brechen...“

Wieder musste sie inne halten, Atem schöpfen. Ja, es stimmte: Seit sie ihn kannte, hatte sie gegen fast jedes Prinzip verstoßen, dass in ihrem Leben eine Rolle spielte. Nie etwas mit dem Freund/Verlobten/Ehemann einer Freundin anzufangen, zum Beispiel. Oder allgemein nie etwas mit einem bereits vergebenen Mann anzufangen. Niemals zu lügen, sondern immer die Wahrheit zu sagen. Wie tief konnte sie also noch sinken, ohne sich dabei selbst zu verlieren?

Sie konnte es nicht länger mit ihrem Gewissen vereinbaren, mit ihm zusammen zu sein. Sie war ein nervliches Wrack, physisch und psychisch gleichermaßen am Ende. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft, diese ‚Beziehung’ aufrecht zu erhalten.

„Ich kann das einfach nicht mehr, Rabastan... Ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich habe immer geglaubt, ich sei stark, aber scheinbar habe ich mich da getäuscht... Ich ertrage es einfach nicht mehr... Ich habe das Gefühl, dass es mich noch um den Verstand bringt, wenn ich es nicht hier und heute beende...“

Langsam schob sie sich von ihm weg, wagte es kaum, ihn anzusehen. Sie wollte sein Gesicht nicht sehen müssen... Denn das würde ihr endgültig den Rest geben. Dennoch fragte sie sich, was jetzt wohl in seinem Kopf vorging.

Leise räusperte sie sich kurz und brachte mit trockener, belegter Stimme hervor: „Bitte geh jetzt endlich... Geh, und komm nie wieder. Mach es nicht noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Bitte...“

Zuletzt waren ihre Worte kaum mehr als ein Flüstern. Doch er hatte sie trotzdem verstanden, das wusste sie.

Langsam, wie in Zeitlupe, drehte er sich um, schweigend, ging langsam zur Tür, wandte sich kein einziges Mal mehr um, öffnete die Tür und verließ die Wohnung.

Und ihr Leben.

Er tat, worum sie ihn gebeten hatte, mit letzter Kraft.

Es war zuende. Alles war zuende.

Doch ihr Leben würde weitergehen. Denn die Zeit bleibt nicht einfach stehen.

Sie vergeht nur langsamer, und Wunden schmerzen dadurch umso länger.

Manchmal schmerzen sie auch nach Jahren noch.

Selbst dann, wenn sie eigentlich schon verheilt sind.

Aber manche Wunden heilen nie...

Sie wusste nicht, wieso, aber ihr Körper setzte sich wie von selbst in Bewegung. Sie lief zur Tür, riss sie auf und...

Lief dem Mann hinterher, dem ihr Herz gehörte, ob sie es wollte oder nicht. Sie scherte sich nicht darum, was für einen Lärm sie machte, als sie die Treppen herunter polterte – außer ihr lebte eh nur ein altes Ehepaar in dem Haus, welches fast taub war.

Am oberen Ende des letzten Treppenabsatzes, ehe man das Haus verlassen konnte, blieb sie außer Atem und nach Luft ringend stehen.

Rabastan hatte gerade die Treppe hinter sich gebracht und wandte sich überrascht um, als er ihren keuchenden Atem hörte. Zumindest nahm sie an, dass er sich deswegen umwandte.

Erschöpft sank sie am Treppengeländer hinunter auf den Boden.

„Nein... bitte... Bitte verlass mich nicht...“, presste sie mit erstickter Stimme zwischen zwei tiefen, noch immer keuchenden Atemzügen hervor. Langsam kam er die wenigen Stufen zu ihr hoch gestiegen, ließ sich neben ihr in die Hocke sinken, nahm sie in die Arme und strich ihr sanft übers Haar.

Caitlin schluchzte auf und schmiegte sich an ihn.

Es war alles gut. Rabastan war bei ihr.

Das war alles, was zählte.

Epilogue

Epilogue
 

Rabastan Lestrange war Puppenspieler.

Er spürte keine wohlige Wärme, die in ihm hochkroch, als er Caitlin im Arm hielt. Er spürte kein Glück anstelle von dunklem Blut durch seine Adern fließen. Er spürte keine Zuneigung.

Alles, was er fühlte, war die Befriedigung darüber, dass entgegen aller Bemühungen Dorcas‘ die Puppen endlich, endlich wieder tanzten.
 


 

by Nigatsu

HEAVEN (It's not enough)

She tried

All this time, she stretched her arms wide out

Wanting to fly

Reach him in his sky

His heaven
 

HEAVEN__

(It’s not enough)
 


 

I've come too far to start again

I’VE COME TOO FAR TO START AGAIN

I’M TRYING, I’M STILL TRYING

I'm trying, I'm still trying
 


 

Sie träumte.

Es war ein schöner Traum. Mehr Gefühl als tatsächlich etwas, das real zu sein schien. Farben, Gedanken, Musik und Bilder gingen ineinander über, als seien sie niemals getrennt gewesen. Und sie war ein Teil davon, körperlos, schwerelos.

Erinnerungen aus ihrer Kindheit wurden langsam zu verschneiten Straßen und zugefrorenen Seen, die sie noch niemals gesehen hatte. Sie schien überall zugleich zu sein, unter dem Eis, den Blick in Richtung Oberfläche, dem Licht entgegen. Über allem, Sonnenstrahlen auf ihrer Haut, die ein angenehmes Prickeln hinterließen. Im Schnee, spürte die angenehme Kälte, die sie belebte, ihren Blick zu schärfen schien.

Zwischen den Ästen der Bäume, der kalte Wind schlug ihr ins Gesicht und verschaffte ihr ein nie gekanntes Gefühl von unbändiger, endloser Weite. Von Freiheit.

Der Traum schmeckte süßlich. Wie gefrorene Himbeeren, die einem langsam auf der Zunge zergingen.

Und dann…Die Musik verstummte, die Farben verblassten, sie fühlte sich leer und kraftlos.

Es wurde dunkel. Die Dunkelheit legte sich wie ein schwerer Teppich über sie. Erstickte sie.

Noch im Fallen streckte sie die Hände nach oben, als hoffte sie, ihr würden Flügel wachsen und sie könnte einfach losfliegen und all das hinter sich lassen.

Das Wunder geschah. Mit einem Schlag wurde alles anders.

Sie bestand nur noch aus Gefühl. Wahnsinn überwältigte sie, ließ sie alle Kontrolle verlieren, alle Zurückhaltung, alle Beherrschung.

Die Dunkelheit wich dem Gefühl. Es wurde gleißend hell, und sie, sie flog dem Licht entgegen, rasend schnell.

Sie schaute nicht zurück. Alles, was zählte, lag vor ihr.

Sekunden verstrichen. Minuten. Stunden. Jahre. Wer wusste das schon? Was waren das mehr als klägliche Versuche der Menschheit, die Zeit ihren Gesetzen zu unterwerfen?

Wieder spürte sie dieses Gefühl von Freiheit, aber diesmal war es anders…es war nicht in ihr, sie bestand daraus. Unter ihr bot sich ein ganzer Himmel dar, azurblau und das Meer, wie ein einziger, riesiger Spiegel.

Aber die Dunkelheit ließ sich nicht abschütteln. Wie ein heimtückischer Schatten verfolgte sie sie, verfärbte den Himmel und verdunkelte das Meer. Sie vergiftete die Wolken, die von strahlendem Weiß zu einem dreckigen Grau übergingen, Flecken auf einem pechschwarzem Himmel. Regentropfen stürzten wie Nadeln zu Boden und durchbohrten ihre Flügel, rissen sie mit sich. Da war keine Freiheit mehr. Kein Glück. Nichts als Verzweiflung. Wie ein kleiner Vogel wurde sie hilflos von den Windböen hin – und her geschleudert, nach unten, nach unten…

Verzweiflung und Angst, Angst vor dem Aufprall. Vor dem Schmerz. Sie wollte die Augen zusammenkneifen, die Hände auf die Ohren pressen, gegen den Wind und das Getöse anschreien, aber sie konnte es nicht.

Das Gefühl hatte sie verlassen. Jetzt konnte sie nichts mehr tun als darauf zu warten, dass es vorbei war. Alles.

Der Regen fraß sich durch ihre Haare und färbte sie rot wie flüssiges Blut, der einzige Kontrast in der grauschwarzen Welt um sie herum.

Ein letztes Mal richtete sie den Blick nach oben.

Und eine Hand streckte sich ihr entgegen.

Als sie sie ergriff, schien ihr Fall sich zu verlangsamen, ganz aufzuhören, als schwebte sie in der Luft. Es wurde still.

Die Hand gehörte einem Mann, der sie ansah. In seinen hellgrauen Augen stand keinerlei Emotion. Wie Spiegelscherben waren sie, zerbrochen. Existierten, um die Sünden Anderer zu reflektieren.

Er sagte nichts.

Aber seine Lippen formten lautlos die Worte: „Ich hab es dir gesagt, Cait.“

Ich hab es dir gesagt…
 

Caitlin O’Leary schlug die Augen auf. Sie lag auf ihrem alten, gemütlichen Sofa, eine Decke eng um sich geschlungen, ein aufgeschlagenes Buch lag auf dem Boden. Es schien ihr wohl aus der Hand gefallen zu sein, als sie beim Lesen eingeschlafen war.

Müde rieb sie sich über die Augen und warf einen Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk. Verdammt…sie war für ganze vier Stunden eingedöst.

Vielleicht war sie einfach überarbeitet. Dieser ganze Stress im Mungo und dann auch die Angst um Rabastan und Dorcas. Die Liebe des einen oder die Freundschaft des Anderen zu verlieren.

Sie seufzte leise.

Wie oft hatte sie sich darüber jetzt schon Gedanken gemacht? Einmal wollte sie ihn sogar verlassen. Sie hatte es nicht ertragen…

Und war zu demselben Ergebnis gekommen wie immer: zu keinem. Also machte sie weiter wie gewohnt, ignorierte die zunehmenden Gewissensbisse so gut es ging und genoss die gemeinsamen Stunden.

Sie griff nach dem Buch und blätterte die Seiten durch, mit den Gedanken ganz woanders.

Draußen war es schon dunkel, Regentropfen rannen die Fensterscheibe hinunter.

Nein, auf das Buch konnte sie sich jetzt nicht konzentrieren. Es war ihr Lieblingsbuch aus Kindertagen gewesen, Alice im Wunderland geschrieben von Lewis Carrol. Und doch…jedes Wort schien sie auf

etwas ganz Anderes hinzuweisen.
 


 

My notion was that you had been

An obstacle that came between

Him, and ourselves, and it.
 

Ein Hindernis…Ach, verdammt, was auch immer. Entgegen ihrem sonstigen Verhalten ließ sie das Buch achtlos auf den Tisch fallen, erhob sich und beschloss, sich eine heiße Schokolade zu machen. Mit Sahne. Sehr viel Sahne.

Und dann…würde sie sich die Zeit bis morgen schon irgendwie vertreiben. Schlafen konnte sie jetzt jedenfalls nicht. Ihre Gedanken schweiften doch nur immer wieder zu diesem einen, speziellen Thema ab.

In letzter Zeit hatte sie angefangen zu malen. Natürlich, es war nicht schwer herauszufinden wieso. Sie fühlte sich im nahe, wenn sie malte. Aber…das war nicht der Grund. Caitlin tat nicht einfach etwas, nur weil er es auch tat. Das wäre nicht sie gewesen.

(…)

Niemand wird es verstehen, niemand muss es verstehen. Eine Leinwand ist nicht so geduldig wie Papier. Sie verlangt alles und alles auf einmal. Sie gibt nicht, sie nimmt nur. Und zwar was immer du ihr geben willst.

So hatte er es beschrieben, irgendwann…mit seinen knappen, treffenden Worten. Wie lange war das her? Lange. Damals war Dorcas noch nicht so wichtig gewesen.

Und da wären wir wieder, bei ihrem Lieblingsthema Numero Uno.

Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Man könnte glauben, sie sei Sadist.

Mh. Ihre Bilder waren nicht schön, aber sie erfüllten ihren Zweck. Er hatte wie immer Recht behalten.

Sie nimmt, was immer du ihr geben willst…

Und Caitlin gab ihr ihre Wut, ihre Angst und ihre Traurigkeit.

Nach dem Malen fühlte sie sich ausgelaugt. Angenehm leer. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Sie würde…

KNALL.

Es war kein spannender Knall, wie wenn ein Held der Muggel, dieser Typ mit dem Hut und den Stiefeln, der Name fiel ihr nicht ein, seinen Colt benutzte. Auch kein düsterer Knall, wie man sie in diesen Filmchen sah, bei denen man einen Knall hörte und dann irgendwo im Dunkeln jemand umfiel.

Es war ein Knall, der dafür sorgte, dass Caitlins Herz einen Moment aussetzte.

Er gehörte nicht nach Hollywood. Er war real.

Sie wirbelte herum.

Was sie sah, ließ sie zurückweichen. Die tiefbraunen Augen weiteten sich. Überraschung stand darin. Und Angst. Angst, die ihr die Kehle zuschnürte und ihr die Luft zum Atmen nahm.

Er sah sie nur an. So wie immer. Mit diesen einzigartig kalten grauen Augen.

Der einzige Unterschied war, das ein feines Rinnsal Blut ihm über die Lippen rann.

Sie hörte das Ticken ihrer alten, hölzernen Uhr und bemerkte es doch eigentlich gar nicht.

Sekunde um Sekunde verging, ohne dass etwas geschah.

Dann fiel er um.

Einfach so.
 

Geistesgegenwärtig riss sie ihren Zauberstab aus der Tasche und stoppte seinen Fall wenige Zentimeter vor dem Boden. Er hatte das Bewusstsein verloren.

Kraftlos hing er in der Luft, nur gehalten von ihrem Zauber. Jetzt erst sah sie, dass seine Klamotten, Jeans und Mantel, völlig durchnässt waren, Regentropfen hingen in seinen dunkelblonden Haaren und Augenbrauen.

Aber das war nicht das, was ihren Blick auf sich zog, ohne dass sie es hätte verhindern können.

Er blutete. Wie oft hatte sie schon Blut gesehen? Wie oft hatte sie es kaum mehr wahrgenommen, war im Kopf schon die möglichen Heilmethoden durchgegangen?

Das hier war etwas Anderes. Das dunkle Rot brannte in ihren Augen, Tränen bahnten sich ihren Weg. Ihre wurde schlecht, Schwindel erfasste sie. Etwas ganz Anderes…

Sein Atem war flach.

Sie hatte schon oft Sterbende gesehen. Der Tod war nichts, an das man sich gewöhnen konnte. Aber man erlangte eine gewisse Routine darin, damit fertig zu werden. Zu vergessen.

Was immer auch passieren würde…wie auch immer alles enden würde. Caitlin O’Leary wusste, dass sie dieses Bild niemals vergessen würde. Genauso wie das schreckliche Gefühl der Hilflosigkeit.

Niemals.
 

‘Begin at the beginning,’ the King said gravely, ‘and go on till you come to the end: then stop.’
 

Sie hörte ihren eigenen Atem. Seltsam unregelmäßig kam er ihr vor, als wäre er nur gespielt und hätte sich in Wahrheit längst verflüchtigt.

Sie stand im Bad und wusch sich das Blut von den Händen. Im Spiegel sah ihr jemand entgegen. Eine Frau. Sie war hübsch, mit glänzenden roten Haaren und braunen Augen. Man sah ihr nicht mehr an, was gerade eben passiert war. Dieses Gesicht schien nicht zu dem passen zu wollen, wie sie sich innerlich fühlte.

Ihre Hände zitterten, als sie den Wasserhahn zudrehte und sich umdrehte. Wie eine Puppe kam sie sich vor, als sie die Tür hinter sich schloss und wieder zurück in Richtung Wohnzimmer ging. Eine Marionette. Sie bewegte sich, tat, was sie tun musste, aber ihr ganzer Körper schien wie taub. Es war, als hätte man ihren Kopf in Watte eingepackt. Alles war so unwirklich.

Er lag auf dem Sofa, sein nackter Brustkorb hob und senkte sich langsam.

Ja, sie hatte ihn geheilt. Und nichts in ihrem Leben hatte sie mehr Kraft gekostet. Während sie getan hatte, sie was sie musste, war keine Zeit zu, Nachdenken geblieben. Jetzt zwangen die Ereignisse sie dazu, es nachzuholen.

Rabastan…sie wollte es nicht denken, sie wollte es nicht wissen. Und doch dachte sie, und wusste es auch, dass es vorbei war. Dass sie es nicht mehr aushielt.

Wenn er aufwachte, musste sie es ihm sagen.

Was nun, Caitlin O’Leary?

Was nun?
 

‘No, no!’ said the Queen. ‘Sentence first—verdict afterwards.’
 

„Es regnet.“

Er öffnete die Augen. Wie oft hatte sie sich schon in ihnen verloren?

Unnachgiebig. Unbarmherzig. Gefühllos. Grau…weder schwarz noch weiß.

„Rabastan…ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr.“

Er sah sie nicht an, richtete den Blick noch immer aus dem Fenster. Beobachtete die Regentropfen, die noch immer gegen die Scheibe schlugen.

„Seltsam, wie vergänglich alles ist.“

„Ich werde mich dafür hassen. Aber es hat keine Zukunft. Und eines Tages…will ich daran denken können, ohne dass ich die Welt dafür verfluche, dass sie so ist wie sie ist.“

Dass Dorcas meine Freundin ist. Dass du verlobt bist. Dass alles gegen uns ist, was gegen uns sein könnte.

„Selbst die Regentropfen sterben. Wie alles einmal stirbt. Und man kann nichts dagegen tun…“

„Rabastan.“

Er drehte den Kopf. Ihre Blicke trafen sich.

„Glaubst du, ich weiß es nicht? Hältst du mich für so naiv?“

Natürlich. Wie immer hatte er ihre Züge schon im Voraus geplant, ganz der Schachspieler.

Ein Gefühl von Bitternis stieg in ihr auf.

Wie hatte sie nur denken können, dass es ihn überraschte? Dass es ihm wehtat? Warum war er denn hier? Um sich heilen zu lassen. Das war wohl das einzige, in dem Dorcas sie noch nicht ersetzt hatte.

„Du bist geheilt. Geh jetzt bitte.“

Er stand auf, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Sie senkte den Kopf.

„Bitte…“

Er nickte.

Etwas in ihr zerbrach, als seine Lippen ein Danke formten. Als er ging und sie allein zurückließ. Als er die Tür hinter sich zuzog.

Vielleicht, weil sie ahnte, dass es das letzte Mal sein würde.

Einem Impuls folgend stand sie auf und wollte ihm hinterherrennen, stoppte aber vor der Tür.

Das Geräusch des Regens drang an ihre Ohren, zusammen mit seinen Schritten.

„Rabastan…“

Tränen rannen unaufhörlich ihr Gesicht herunter, während ihre Knie unter ihr nachgaben.
 


 

‘Wake up, Alice dear!’ said her sister; ‘Why, what a long sleep you’ve had!’
 

Manchmal musste man etwas verlieren, um zu sehen, wie wertvoll es einem gewesen war.

Manchmal musste man tun, was man schon immer tun wollte, um zu sehen, wie falsch es war.

Manchmal merkte man erst an den eigenen Tränen, dass es zu spät war.

Tränen, die glitzernde Spuren auf ihren Wangen hinterließen.

Sie wusste es schon, bevor sie die Stimmen hörte. Den Knall.

Sie kauerte an der Tür, die Hände über dem Kopf verschränkt und weinte.

Wie viel Zeit verging, konnte sie nicht sagen. Irgendwann wurde es still. Das Einzige, das Caitlin unaufhörlich daran erinnerte, dass die Zeit nicht einfach für immer stehen geblieben war, war das Geräusch des Regens.

Er hatte den Regen geliebt.

Und er war gegangen, weil sie wollte, dass er ging.

Sie hatte es nicht wissen können. Sie hatte es einfach nicht wissen können.

Tränenblind erhob sie sich und öffnete die Tür.

All ihre Hoffnungen, dass sie sich getäuscht hatte, dass alles ein einziger großer Irrtum war, lösten sich in Luft auf.

In Luft auflösen. Was für eine dumme Metapher. As ob es einfach wäre…als ob einfach nur noch Luft da wäre, wo früher die Hoffnung den Schmerz, den Wahnsinn vertrieben hatte.

Er lag im strömenden Regen, die Augen nach oben gerichtet.

Der Todesfluch war schmerzlos, hieß es.

In seinen Augen stand nichts mehr. Gar nichts. Sie waren gebrochen. Die Spiegelscherben zersplittert.

Es war nicht ihre Schuld. Es war nicht….

Seltsam, wie vergänglich alles ist.

Selbst die Regentropfen sterben. Wie alles einmal stirbt. Und man kann nichts dagegen tun…

Nichts…

Sie hatte geglaubt, alles würde einfacher werden, wenn Rabastan Lestrange aus ihrem Leben verschwunden war. Und nie wieder zurückkehrte.

Sie hatte gewusst, dass es schwer sein würde. Natürlich. Aber sie hatte nicht geglaubt, dass es unmöglich war.

Gab es denn nicht immer Hoffnung?

Sie hatte gedacht, ein Leben ohne ihn müsste der Himmel sein.

Jetzt wusste sie, dass sie sich geirrt hatte. Sie wusste es, als sie den Kopf hob und in den Regen sah. Die Freiheit in ihrem Traum war nur eine Farce gewesen.

Es war vorbei.

Ihr Himmel war zusammen mit Rabastan gestorben.

Die Marionette drehte sich um, um ihre letzten Schritte zu gehen. Wie weit sollte sie ohne den Puppenspieler kommen?

Der Regen war ihr egal.

Es war ihr egal, dass die Tür weit offen stand.

Sie ging auf den Tisch zu, den Wohnzimmertisch mit dem Buch, das sie gelesen hatte.

Alice im Wunderland.

Sie hob es auf und las flüchtig ein paar Zeilen.

Es glitt ihr aus den Händen und landete auf dem Boden, zugeklappt diesmal.

Das Titelbild, die kleine Alice sah sie aus leblosen Augen an.

Caitlin ertrug es nicht.

Sie rannte los, zurück in den Regen.

Zurück zu dem, was einmal ihr Leben gewesen war.

Das Buch ließ sie liegen.
 


 


 

‘Who cares for you?’ said Alice.

‘You’re nothing but a pack of cards!’
 


 

THE END
 

by Nigatsu

Last

Always a mistake I feel.
 

WITH ALLURING HONESTY

IT SEEMS MY ONLY CRUTCH,

MY ACQUIRED PROFANITY

IT SEEMS TO BE.

IT SEEMS TO BE TOO MUCH.
 


 


 

I see the clouds divide

But the heartless wind keeps blowing, blowing…
 


 


 

Heart’s beating for the last time.

( AT THE EDGE OF PARADISE )
 


 

He looked round and saw the knife that had stabbed Basil Hallward. He had cleaned it many times, till there was no stain left upon it. It was bright, and glistened. As it had killed the painter, so it would kill the painter's work, and all that that meant. It would kill the past, and when that was dead, he would be free.
 

Wie oft hatte er das gelesen? Unzählige Male mussten es gewesen sein. The Picture of Dorian Gray war sein Lieblingsbuch gewesen, damals, als er noch bei seinen Eltern lebte. Als er noch ein kleiner Junge gewesen war. Mit Hoffnungen und Träumen.

Die Vorstellung eines Gemäldes, das an seiner Stelle alterte, hatte ihn fasziniert. Wie viel man erreichen könnte, wenn man niemals alterte…wenn man unsterblich war.

Dorian Gray hatte es verändert. Zum Mörder gemacht, zum Opfer seiner eigenen Eitelkeit. Doch am Ende hatte er sich davon befreit.

Nur, dass es ihn das Leben gekostet hatte.

Es war seltsam, wie viel Wahrheit in ein paar toten Buchstaben stecken konnte. Als Kind hätte niemals damit gerechnet, dass er selbst einmal so enden könnte wie Dorian Gray, der das Messer, mit dem er seinen besten Freund ermordet hatte, letztendlich gegen das Porträt und damit sich selbst richtete. Wer dachte schon an so etwas?

Niemand. Natürlich nicht. Und doch…

Konnte die Vergangenheit tatsächlich sterben? Konnte man sie…töten?

Er spürte, wie sein Herz anfing zu rasen. Er nahm den stechenden Schmerz in seinem Arm kaum mehr, das dunkle Blut, das seinen Körper hinunter rann.

Natürlich konnte die Vergangenheit sterben. Es war so einfach, so simpel. Die Gegenwart und die Zukunft mussten mit ihr sterben. Nur dann würde er frei sei. Von allem. Denn nur mit dem Tod kam die Freiheit.
 

Rabastan wollte nicht sterben. Um wieder eine rhetorische Frage zu bemühen: Wer wollte das schon?

Aber er war sich im Klaren darüber, dass sein Leben vorbei war. Er würde es beenden, so wie Dorian Gray es einst beendet hatte.

Du kannst nicht entkommen. DU KANNST NICHT ENTKOMMEN.

Aber er war entkommen…noch. Denn noch hatte er die Wahl. Er könnte auf alles verzichten und sein Leben der Flucht widmen. War das ein Leben?

Vielleicht. Und vielleicht hätte er es dem Tod vorziehen können. Irgendwann, vor langer Zeit. Aber jetzt nicht mehr. Nicht bei dem, was er jetzt wusste…wer wer jetzt war. Wie konnte er leben, wenn er wusste, dass er jeden Atemzug Angst haben musste, dass es sein letzter war?

Bis jetzt hatten sie noch alle gefunden. Alle waren zweifellos nicht auf einer Stufe mit ihm. Rabastans ganzes Bestreben war nach oben ausgerichtet. Nichts motivierte ihn mehr als sein Ehrgeiz. Konnte er das aufgeben, seinen Stolz, alles, was er sich erarbeitet hatte? Konnte er eines Tages von ihnen gefunden werden und sterben als ein Verräter, ein Feigling?

Rabastan Lestrange konnte es nicht.

Ja, er würde sterben. Und er würde es aufrecht tun, mit der Gewissheit, dass er es tat, weil er es tun musste. Weil er für etwas starb, für das es sich zu sterben lohnte.
 

Er sah die Überraschung in ihren braunen Augen, Panik fast. Wie ein Reh starrte sie ihn an, gelähmt. Sie war schön, wenn sie Angst hatte. Schön…

Dann explodierte der Schmerz in seinem Körper und riss ihn mit sich.

Als er wieder zu sich kam, hörte er das angenehme Geräusch von Regen, der gegen Fensterscheiben trommelte. Der Schmerz hatte sich zur Gänze verflüchtigt, wenn er auch spürte, dass sein Körper sich nach Ruhe und Erholung sehnte. Nun, die würde er bald haben.

Er öffnete die Augen.

„Es regnet.“

Das Gefühl von Regentropfen auf seiner Haut. Der dunkle Himmel über ihm. Und der Wind, der ihm ins Gesicht blies und seine Haare wehen ließ.

„Rabastan…ich kann nicht mehr. Ich kann einfach nicht mehr.“

Caitlin. Sie hatte nichts verstanden. Gar nichts.

Fragte sie sich nicht, wieso er blutüberströmt zu ihr gegangen war? Sah sie nicht, dass er längst wusste, dass es das Ende sein würde?

„Seltsam, wie vergänglich alles ist.“, sagte er leise, wie zu sich selbst, den Blick noch immer in die dichten Regenschleier gerichtet.

Er erinnerte sich noch genau daran, wie er sie kennen gelernt hatte, im Mungo, vor nicht einmal einem Jahr, das ihm wie ein Jahrzehnt vorkam. Nun also war es vorbei. Immer hatte er gedacht, Caitlin sei nur eine Nummer in einer langen Reihe von Nummern. Dass ausgerechnet sie die Letzte war…nun, warum nicht? Eine musste es sein.

„Ich werde mich dafür hassen. Aber es hat keine Zukunft. Und eines Tages…will ich daran denken können, ohne dass ich die Welt dafür verfluche, dass sie so ist wie sie ist.“

„Selbst die Regentropfen sterben. Wie alles einmal stirbt. Und man kann nichts dagegen tun…“

Worte sterben. Gefühle sterben. Farben sterben. So viele Facetten des Lebens und sie alle führten doch nur in eine Richtung.

„ Rabastan.“

Erwartete sie, dass er Mitleid mit ihr hatte?

„Glaubst du, ich weiß es nicht? Hältst du mich für so naiv?“

Es war besser, wenn sie ihn jetzt gehen ließ, in dem Glauben, dass er verachtungswürdig war. In dem Glauben, ihn hassen zu können.

Denn es stimmte. Er hatte tatsächlich Mitleid mit ihr.

„Du bist geheilt. Geh jetzt bitte.“

Er stand auf, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Sie senkte den Kopf.

„Bitte…“

Ja…er würde gehen. Viel zu lange hatte er sie ausgenutzt. Wenigstens den Abschied konnte er ihr leicht machen.

Als er sie ansah, empfand er keine Verachtung mehr, kein Amüsement über ihre Naivität. Das Einzige, was er fühlte, war Dankbarkeit, für das, was sie getan hatte. Das war alles.

Dann ließ er sie allein.

Ihre Tränen sah er nicht mehr.
 

Nur wer ganz oben gewesen war, konnte wissen, wie tief man von dort fiel. Ja…bald würde er es wissen.

Um ihn herum war nur Regen.

Weit entfernt zuckte ein greller Blitz über den Himmel und verblasste, ein Kontrast zur Düsternis ringsherum, der schon wieder vergangen war.

Ein leises Lächeln spielte um seine Lippen.

Gott, dieser dramatische Hintergrund passte ganz und gar zu seinem übertriebenen Selbstmitleid. Hatte er sich seinen Weg nicht selbst gewählt? Diesmal war der Puppenspieler seine eigene Marionette.

Und der schwarze König setzte sich selbst Matt.

Und da waren sie, verhüllt in schwarze Kutten, und bildeten einen Halbkreis um ihn herum. Ihm am Nächsten war Parceval, es folgten Green, Holland, Rodolphus, Bella und einige Andere, deren Namen er nicht kannte. Sie hatten die Kapuzen zurückgeschlagen und sahen ihn an.

In Parcevals Augen loderte nackter, blanker Hass. Nicht der Hass, den man einem Verräter entgegenbringt. Sondern der, den man fühlt, wenn ein Freund zum Verräter wird.

Rabastan hatte sich eingehend damit beschäftigt, was mit ihm selbst geschehen würde. An die Anderen hatte er nicht gedacht. An keinen von ihnen.

„So endet es also.“

„Ja, Rabastan.“

Parceval spuckte das letzte Wort beinahe aus, ganz, als sei es etwas besonders Widerwärtiges.

Der Rest der verhüllten Gestalten schwieg.

Rodolphus Blick war starr und kalt. An Bellas Wange jedoch glitzerte eine einzelne Träne.

Tiefes Bedauern erfüllte Rabastan. Es schmerzte, ihnen das antun zu müssen. So viel mehr, als der Schmerz, von dem Caitlin ihn geheilt hatte.

So war es wohl…zu fühlen. Fast wünschte er sich, er wäre noch immer der Mensch, der er einmal gewesen war.

Sein Wunsch ging nicht in Erfüllung.

Der Regen wurde heftiger, ertränkte die Umgebung in einem Farbenschleier aus grau und blau.

Dann, bevor er sich darauf einstellen konnte, bevor er auch nur einen Gedanken fassen konnte, wurde die Welt grün.

Noch im Fallen streckte er seine Hand nach oben, als könnte er damit den Regen ergreifen. Den Himmel erreichen.

Dann erschlaffte sie und die grauen Augen schlossen sich, um sich nie wieder zu öffnen.

Ein letztes Mal sollte Rabastan Lestrange Recht behalten.

So endete es also.
 

He seized the thing, and stabbed the picture with it.
 


 


 


 

Parceval starrte fassungslos auf seinen Zauberstab, als könne er nicht glauben, was eben geschehen war.

Dann fiel er auf die Knie und verbarg das Gesicht in den Händen.

Ein Tuscheln erhob sich, das einen gewissen zufriedenen Unterton nicht entbehrte. Rabastan hatte nicht nur Freunde gehabt. Nicht unbedingt.

Der Wind zersausten ihnen die Haare, der Regen fraß sich durch ihre Kutten und färbte sie pechschwarz.

Nach und nach disapparierten sie, einer nach dem Anderen, den Blick auf den Toten zu ihren Füßen gerichtet.

Bellatrix wandte sich ab.

Rodolphus wollte ihr den Arm um die Schultern legen, aber sie kam ihm zuvor: „ FASS mich nicht an!“

Dann wirbelte sie herum und verschwand im Regen.

Es knallte leise.

Rodolphus sah ihr nach, dann richtete er den Blick wieder auf seinen kleinen Bruder.

Es war unmöglich zu sagen, was ihm durch den Kopf ging.

Lange stand er so da und sah ihn nur an, während das Gewitter wütete.

Dann ging auch er und ließ ihn zurück, allein mit dem Regen.

Vermutlich hätte er es so gewollt.

Wenige Sekunden, nach dem Rodolphus den Anderen gefolgt war, öffnete sich die Haustür und jemand rannte auf Rabastan zu, kümmerte sich um nichts Anderes.

Rabastan bemerkte es nicht mehr.
 

by Nigatsu



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
2014-11-02T01:56:10+00:00 02.11.2014 02:56
Wooow das war echt Megas Gut *-*


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