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Bikou-no-Jutsu

Die Kunst der Beschattung
von

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Versetzung? Nein, danke!

Hier also mein nachgeschobener Prolog. Wirklich Einfluss wird er nicht auf diese Geschichte haben, aber wer trotzdem Lust hat, ihn zu lesen, halte ich natürlich nicht davon ab. :D
 

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Versetzung? Nein, danke!
 

Temari war auf ihrem Zimmer und polierte ihren Fächer. Seit Wochen hatte sie keine Mission gehabt und so war ihre Lieblingswaffe inzwischen eingestaubt.

Sie seufzte auf. Das Fernweh hatte sie gepackt. Sie sehnte sich irgendwie einen kleinen Ortswechsel herbei. Vielleicht sollte sie sich für den nächsten noch so bescheuerten Auftrag freiwillig melden …

Es klopfte an der Tür und Kankurou betrat unaufgefordert den Raum. Aber das kannte sie ja schon von ihm …

„Was grinst du so?“, schmetterte sie ihm entgegen, nachdem sie seinen Gesichtsausdruck bemerkte.

„Ach, gar nichts.“ Scheinheilig winkte er ab. „Gaara hat nur was mit dir zu besprechen.“

„Ist es denn wichtig? Ich wollte gerade meinen Fächer entstauben …“

„Sehr wichtig, würde ich sagen.“

„Na gut.“ Sie lehnte den Fächer zurück an die Wand und stand auf, um Kankurou zu folgen.
 

Zehn Minuten später waren alle drei in Gaaras Büro versammelt. Temari nahm auf einem Stuhl Platz und blickte ihren jüngsten Bruder und Kazekage fragend an.

„Ohne groß drumherum zu reden …“, begann Gaara. „Wir haben beschlossen, dich nach Konoha zu versetzen.“

„Was?“ Sie traute ihren Ohren nicht. „Wenn das ein Witz sein soll, ist er aber ganz schlecht.“

„Nein, es ist kein Witz.“ Er schüttelte den Kopf. „Hokage-sama hat mich in einem Brief darum gebeten und ich sehe das als gute Möglichkeit zu beweisen, dass wir vertrauenswürdige Verbündete sind.“

„Aber Konoha ist militärisch doch viel stärker als wir!“

„Nur bedingt. Das steht hier aber auch nicht zur Debatte.“

Temari rollte genervt die Augen. „Und warum gerade ich?“

„Du kennst dich in Konoha aus, da du wegen der Chuunin-Prüfung oft da bist“, meldete Kankurou sich zu Wort.

„Was für ein Argument“, meinte sie sarkastisch. „Gibt es auch noch einen vernünftigen Grund?“

„Viele, wenn du mal genauer drüber nachdenkst“, äußerte sich Gaara.

Sie überlegte hin und her, aber nichts wollte ihr einfallen.

„Gut, dann ist ja alles klar. Morgen früh brichst du auf“, schloss der Kazekage mit einem merkwürdigen Lächeln.

Wütend stand Temari auf, sagte jedoch erst einmal nichts. Als sie an der Tür ankam, drehte sie sich jedoch um.

„Wisst ihr was? Ich hasse euch alle beide!“, stieß sie zähneknirschend aus. Dann verließ sie den Raum und knallte die Tür so fest hinter sich zu, dass sie aus den Angeln fiel.

Kankurou atmete auf. „Ich ruf gleich mal einen Handwerker.“
 

Verdrießlich packte Temari ein paar Klamotten und Habseligkeiten zusammen. Wie sie ihre Brüder dafür doch verfluchte … Warum musste man ausgerechnet sie nach Konoha versetzen? Hätten sie dafür nicht irgendeinen anderen Idioten aussuchen können? So ein verdammter Mist aber auch … Die Sache hatte nur ein Gutes: In Konoha hatte sie immerhin ihre eigenen vier Wände und musste auf niemanden Rücksicht oder ähnliches nehmen.
 

In der Nacht fiel es ihr unglaublich schwer einzuschlafen. Erst überlegte sie, wie sie sich dafür bei Gaara und Kankurou angemessen revanchieren konnte, dann kam ihr der Gedanke, was sie in Konoha erwarten würde. Schließlich war sie dort immer nur, um bei der Planung der Chuunin-Prüfung mitzuarbeiten … Na ja, vielleicht kam so wenigstens ihr Fächer wieder zum Einsatz. Und sei es nur, um ihn jemanden über die Rübe zu ziehen, der blöde Fragen stellte.
 

Am nächsten Morgen machte sie sich auf den Weg. Sie würde sich schön Zeit lassen, das stand mal fest …

Auch hatte sie für ihre Brüder keine Abschiedworte übrig. Dafür war sie einfach noch viel zu wütend.
 

Schneller als ihr lieb war, erreichte sie nach ein paar Tagen Konohagakure.

Auf dem Weg durch das Dorf zum Sitz der Hokage grüßte sie niemanden. Sie wollte alles nur so schnell wie möglich hinter sich bringen und den Rest des Tages ihre Ruhe haben.

Schließlich klopfte sie an der Tür von Tsunades Büro und trat unaufgefordert ein.

„Oh, du bist es. Ich hab dich schon erwartet.“ Tsunade lächelte.

Temari nickte lediglich.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell zustimmst.“

„Das hab ich auch nicht. Es war ein Befehl von Gaara“, entgegnete sie patzig. Normalerweise wäre sie so nie mit der Hokage umgesprungen, aber im Moment war ihr wirklich alles egal.

Tsunade blieb völlig gelassen. So eine Reaktion hatte sie bereits vermutet …

„Ich bin sicher, du wirst dich nach einiger Zeit eingewöhnt haben“, fuhr sie zuversichtlich fort.

Temari verschränkte kurz die Arme. Das glaubte sie überhaupt nicht …

„Muss ich eigentlich ein Konoha-Stirnband tragen?“, fragte sie etwas ruhiger.

„Nein, du darfst deins ruhig behalten. Es ist schließlich keine Versetzung auf Lebenszeit“, erklärte Tsunade.

Na, wenigstens etwas …

„Deine Wohnung kannst du übrigens gleich beziehen“, meinte sie dann. „Den Rest des Tages gebe ich dir auch frei. Du bist sicher müde von der Reise.“

Wie großzügig … Temari verkniff sich allerdings jeden Spruch.

„Morgen Mittag gegen zwölf erwarte ich dich dann wieder hier“, fuhr Tsunade fort. „Dann stell ich dir auch dein Teammitglied vor.“

„Teammitglied? So was brauch ich nicht!“, empörte sie sich.

Tsunade ging nicht darauf ein. „Keine Sorge, so schlimm ist es nicht. Du musst mit dieser Person nicht jede freie Minute verbringen … Ihr geht nur bei Bedarf zusammen auf Mission.“

Na, super … Das waren wirklich tolle Aussichten.

„Okay, dann sehen wir uns morgen“, schloss sie. „Mach dir einen schönen Tag.“
 

In der Wohnung angekommen, schmiss sie ihre Sachen erst einmal zur Seite und fläzte sich auf dem Sofa. Um sich nebenbei ein wenig die Langeweile zu vertreiben, schaltete sie den Fernseher ein. Sie achtete allerdings nicht großartig auf das Programm, sondern überlegte, wen Tsunade ihr als Teampartner oder Partnerin zuweisen würde.

Die absolute Horrorvorstellung war ja, wenn es Uzumaki Naruto sein würde. Auf diesen Chaoten hatte sie weniger als gar keine Lust. Aber da er Konohas einziger Jinchuuriki war, konnte sie ihn wohl so gut wie ausschließen. Außerdem bildete er ein Team mit Hatake Kakashi und Haruno Sakura. Diese beiden würden höchstwahrscheinlich auch wegfallen.

Es konnte allerdings auch ein etwas älterer Shinobi sein. Spontan fielen ihr nur Shiranui Genma und das Chaos-Duo Hagane Kotetsu und Kamizuki Izumo ein. Genma war jedoch ein Sonder-Jounin und den würde man niemals abstellen, um gerade mit ihr ein Team zu bilden. Izumo und Kotetsu hingegen traten meist ja zusammen auf. Die Zwei würde Tsunade wohl nicht trennen.

Ebenso wenig willkommen wie Naruto waren ihr auch Rock Lee, Aburame Shino und Hyuuga Neji. Lee war viel zu aufgedreht, Shino das genaue Gegenteil und viel zu schweigsam und Neji – Ja, der war in ihren Augen irgendwie arrogant.

Dann blieben da noch die anderen drei Mädchen: Tenten, Hyuuga Hinata und Yamanaka Ino. Tenten … Was sollte sie großartig zu ihr sagen? Als Taijutsu und Waffenspezialistin passte sie überhaupt nicht zu Temaris eigenem Kampfstil. Sie würden sich also nur im Weg stehen. Hinata wiederum war ihr einfach zu schüchtern und so jemanden wollte sie nicht unbedingt bei Aufträgen um sich haben. Ino passte dagegen schon ganz gut als Kameradin zu ihr, aber da sie noch einen Tick zickiger war als sie selbst, wäre das wohl auch keine gute Zusammenstellung.

Übrig waren also noch Inuzuka Kiba, Akimichi Chouji und Nara Shikamaru. Kiba und Chouji waren auch besser im Taijutsu und von Ersterem hielt sie auch nicht sonderlich fiel. Der hatte nach ihren Geschmack eine viel zu große Klappe. Chouji hingegen konnte ein richtiger Feigling sein und entfaltete seine Stärke erst, wenn man ihn als fett bezeichnete. Ähnliches galt für Shikamaru, der sich in schwierigen Situationen am liebsten aus dem Staub machte. Außerdem legte sie auf seine Gesellschaft auch keinen Wert. Bei der Chuunin-Prüfung hatte sie eindeutig genug mit ihm zu tun.

Egal also, auf wen Tsunades Wahl fiel: Temari würde wahrscheinlich mit keinem zufrieden sein. Am besten ließ sie sich überraschen. Es bleib ihr ohnehin nichts anderes übrig.
 

Da sie langsam Hunger bekam, stand sie auf, um irgendwo etwas essen zu gehen. Kurz überlegte sie, ob sie ihren Fächer mitnehmen sollte, ließ ihn dann aber stehen. Heute würde sie ihn sowieso nicht brauchen.

Also steckte sie lediglich ihr Geld ein und verließ die Wohnung.
 

Ihre Wahl fiel auf den Dango-Laden, der gleich um die Ecke lag. Sie bestellte sich eine Portion davon, einen Tee und setzte sich anschließend. Lange wollte sie sich mit dem Essen nicht aufhalten, denn sie musste noch ein paar Lebensmittel einkaufen, um den leeren Kühlschrank zu füllen und würde dabei möglichst zusehen, dass sie niemandem begegnete, den sie kannte.
 

Bei ihrem Glück wurde ihr allerdings schnell klar, dass der Plan nicht aufgehen würde. Temari hatte noch nicht mal ihr Dango bekommen und der erste Bekannte stand bereits hinter ihr.

„Was machst du denn hier? Die Prüfung ist doch noch gar nicht.“

Sie drehte sich nicht um, da sie Shikamaru schon an der Stimme erkannt hatte.

„Gaara hat mich hierher versetzt“, entgegnete sie kurz.

„Mensch, da spricht die wahre Begeisterung aus dir“, merkte er ironisch an.

„Sollte ich vor Freude etwa Luftsprünge machen?“ Sie klang ziemlich angefressen.

Shikamaru seufzte. „So zickig wie eh und je.“

Nun wandte sie sich doch um und warf ihm einen bösen Blick zu.

„Schon gut, ich wollte dir nicht zu nahe treten“, verbesserte er sich rasch.

„Du machst besser ’nen Abflug, bevor ich mich noch vergesse“, zischte Temari bedrohlich.

„Nur weil du heute anscheinend schlechte Laune gefrühstückt hast, brauchst du sie nicht an mir auszulassen“, meinte er trocken. „So was Zickiges wie dich gibt es echt kein zweites Mal.“

„Auf Wiedersehen. Ich nehme an, dass du weißt, wo der Ausgang ist.“

„Danke für den Hinweis.“ Er machte kehrt. „Geh doch anderen auf die Nerven.“

Temari sprang auf. „Ich hab dich nicht gebeten mich anzuquatschen, du Idiot!“, rief sie ihm noch nach.

„Entschuldigung junge Frau …“, hörte sie jemanden hinter sich.

Energisch wandte sie sich um. „WAS?“

„Ihr Dango …“, schloss der Kellner erschrocken.
 

Eine Stunde später räumte sie ihr Eingekauftes schnell weg. Sie war immer noch total sauer … Inzwischen konnte sie sich jeden als Teamkollegen vorstellen. Hauptsache, es war bloß nicht Shikamaru!

Nicht einmal drei Stunden war sie im Dorf und sie bereute es, hergekommen zu sein. Wie sollte sie sich mit solchen Nervensägen um sich jemals einleben? Wie sie das doch hasste …

Ihr kam sogar schon der Gedanke einfach abzuhauen und ein Leben als Nuke-Nin zu führen. Aber das war wohl keine Lösung. Irgendwie würde sie die Zeit durchstehen …
 

Das dachte sie jedenfalls bis zum darauffolgenden Tag.

Da Tsunade noch in einer Besprechung war, musste Temari wohl oder übel vor ihrem Büro warten. Dabei kam das eine oder andere bekannte Gesicht vorbei. Darunter waren auch Sakura und ein ziemlich blasser Junge, den sie nicht kannte.

„Oh hi Temari.“ Sakura blieb stehen. „Was machst du denn hier?“

„Ich wurde versetzt. Leider“, erwiderte sie tonlos.

„Ach, so schlimm wird’s nicht werden. Die Meisten hier sind alle ziemlich nett.“ Sie lächelte.

„Na ja, Ansichtssache.“ Temari warf einen Blick auf Sakuras Begleiter. „Wer ist das eigentlich?“

„Das ist Sai. Er ist seit einiger Zeit unser neues Teammitglied.“

Sai hob die Hand zu einem stillen Gruß.

„Ach so. Na, dann viel Erfolg“, meinte Temari.

„Dir auch. Wird schon werden.“ Sakura lächelte noch einmal kurz. „Wir müssen jetzt auch weiter. Naruto wartet sicher schon auf uns.“ Sie packte Sai am Arm und zog ihn weiter. „Wir sehen uns!“

Und weg waren sie.
 

Temari lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme. Jetzt wartete sie schon eine halbe Stunde …

Sie atmete auf. Vielleicht sollte sie das einfach als Gnadenfrist ansehen, bevor es gleich womöglich unangenehm werden würde.

Ein Teampartner … Mensch, was hatte sie eine Lust darauf …
 

„Inzwischen wieder bessere Laune?“

Temari blickte auf. Na, toll …

„Nerv nicht!“, gab sie zurück.

„Nerv du nicht!“, konterte Shikamaru.

„Pah!“, machte sie und sah wieder weg. „Was willst du hier überhaupt?“

„Hokage-sama hat mich hergebeten. Keine Ahnung, worum es geht.“ Er zuckte mit den Schultern.

„Wahrscheinlich hat sie ’ne blöde C-Mission für dich und deine beiden Freunde“, merkte sie sarkastisch an.

„Sehr witzig …“ Shikamaru blieb unbeeindruckt. „Und wenn du Chouji und Ino meinst, die sind momentan sowieso unterwegs. Ich muss dich also leider enttäuschen.“

„Das Einzige, was mich enttäuscht, ist deine Anwesenheit“, entgegnete Temari.

„Na, wenn ’s weiter nichts ist …“
 

Die nächsten Minuten schwiegen sie sich an.

Schließlich öffnete Shizune endlich die Tür. „Gut, dass ihr beide da seid. Ihr könnt gleich reinkommen.“

Wortlos traten sie ein. Shizune verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.

„Entschuldigt, dass ihr warten musstest“, begann Tsunade. Ihre Augen wanderten zu Temari. „Deinen neuen Teampartner brauche ich dir ja nicht mehr vorzustellen.“

„WAS?“, stießen beide entsetzt aus und Temari wetterte weiter: „Soll das ein schlechter Scherz sein?“

„Nein.“ Tsunade schüttelte den Kopf. „Ich habe mich dazu entschlossen, weil ihr euch durch die Chuunin-Prüfung gut kennt und eure Fähigkeiten ziemlich gut aufeinander abgestimmt werden können, ohne dass ihr euch gegenseitig auf die Füße tretet.“

„Na, klasse …“, stieß Temari aus.

„Wirklich ganz toll …“, stimmte Shikamaru ihr zu. Im Gegensatz zu ihr schien er sich allerdings schon halbwegs damit abgefunden zu haben. Oder er hatte zu viel Respekt vor der Hokage …

„Es ist ja nur vorübergehend“, warf Tsunade in Anbetracht der anhaltenden Begeisterung ein. „Ich bin nun mal dazu verpflichtet, die Entscheidungen so zu treffen, wie sie für das Dorf am besten sind.“

„Was soll daran gut sein?“, fragte Temari weiter.

„Du bist mutig und bringst die nötige Motivation mit. Das ist exakt das, was Shikamaru hin und wieder gebrauchen kann.“ Sie setzte ein Grinsen auf. „Und er kann dich im Gegenzug bremsen, wenn du zu übereifrig bist. Meiner Meinung nach also eine gute Mischung. Noch irgendwelche Einwände?“

Die Zwei schwiegen.

„Wunderbar. Eure erste Aufgabe wird es sein, Drittklässlern auf der Akademie an den Umgang mit Shuriken heranzuführen.“
 

„So ein Kinderkram …“, fluchte Temari vor sich hin, als sie mit Shikamaru auf dem Weg zur Akademie war.

„Im Gegensatz zum Umgang mit dir ist es das wirklich“, entgegnete dieser grinsend.

„Du bist echt blöd!“, meinte sie daraufhin.

„Sei mal locker und nicht immer so kratzbürstig.“

„Ja, ja …“

Temari seufzte. Die Zeit mit ihm als Teampartner konnte wirklich etwas werden …

Sakuras Plan

Hier nun das erste Kapitel meiner ersten, längeren Naruto-Fanfic.

Hauptprotagonisten - wie könnte es auch anders sein - sind Shikamaru und Temari. :D

Zeitlich spielt sie etwa ein paar Monate nach dem Hidan und Kakuzu Arc (aber bevor Pain Konoha zerstört)

Und nun viel Spaß beim Lesen!

Feedback natürlich erwünscht! ;-)
 

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Kapitel 1: Sakuras Plan
 

Es war ein wunderschöner Sommertag. Die letzten Wochen und Monate waren ohne jegliche Zwischenfälle verlaufen. Sakura genoss den Frieden richtig, denn so konnte sie sich endlich einer Sache widmen, die sie schon länger beobachtete … Warum also nicht ein wenig nachhelfen? Und mit ihrem Plan vor Augen machte sie sich auf dem Weg zur Hokage …
 

Shikamaru gähnte ausgiebig. Er hatte große Lust, sich einfach wieder hinzuhauen und ein Nickerchen zu machen …

„Hast du nicht irgendwann mal genug gepennt?“, fragte Temari in schneidendem Tonfall.

„Tse“, machte er genervt. „Ich hab mir diesen blöden Job doch nicht ausgesucht.“

„Von mir aus kannst du auch gerne verschwinden!“, meinte sie daraufhin. „Ich brauch keinen Beschützer!“

„Aber die Hokage will es nun mal so“, argumentierte Shikamaru.

„Na, toll!“, stöhnte Temari auf. „Warum musste Gaara mich nur hierher versetzen? Hier ist doch nichts los!“

„Er ist der Kazekage Da kann er dich hinversetzen, wo er will“, entgegnete er schulterzuckend.

Temari gab etwas Unverständliches von sich, das aber verdächtig nach »Warum musste er mir das antun?« klang.

In der Hoffnung, dass Tsunade irgendetwas für sie zu tun haben könnte, gingen die beiden zu ihr …
 

Kurz vor der Tür von Tsunades Büro kam Sakura ihnen entgegen.

„Hey, ihr Zwei!“, begrüßte sie sie. „Gut, dass ihr kommt! Tsunade-sama hat eine Mission für euch!“

Augenblicklich atmete Temari auf. „Na, Gott sei Dank! Endlich was zu tun …“

„Na, dann viel Spaß! Bis später!“ Und über beide Ohren grinsend wie ein Honigkuchenpferd lief Sakura weiter.

Was das wohl zu bedeuten hatte?
 

Shikamaru klopfte an der Tür und die Hokage bat die beiden sofort herein.

„Na, das ging ja schnell!“, meinte Tsunade lächelnd.

„Sakura meinte, Sie hätten eine Mission für uns?“, fragte Temari sogleich nach.

Tsunade nickte.

„Und welchen Schwierigkeitsgrad hat sie? Wohl mindestens B! Oder noch besser A!“, fragte Temari euphorisch.

„Du spinnst wohl! Das ist doch viel zu anstrengend!“, meinte Shikamaru daraufhin, bereute es jedoch sofort, als er ihren Ellenbogen zwischen seinen Rippen spürte. Brutales Weib …

„Nicht so ungeduldig“, erwiderte die Godaime. „Ihr sollt diesen Kerl hier beschatten.“ Sie zog ein Foto aus ihrer Schublade und reichte es ihnen.

„Der sieht doch gefährlich genug aus, oder?“, äußerte Shikamaru sich. „Und warum sollen wir den beschatten?“

„Wir vermuten, dass er in Verbindung mit Otogakure und somit auch Orochimaru steht“, erklärte Tsunade knapp. „Momentan hält er sich in einem Gasthaus in der Nähe der Grenze von Nami-no-Kuni, dem Wellenreich, auf. Wahrscheinlich will er dort seine dunklen Machenschaften treiben und neue Anhänger anwerben.“

„Na, das klingt ja halbwegs interessant“, meinte Temari zufrieden. „Na, dann komm!“ Sie packte Shikamaru am Arm und zog ihn mit sich.

Er widersetzte sich nicht einmal. Das hatte ja ohnehin keinen Sinn … Aber wie in aller Welt konnte man nur so übermotiviert sein?

„Wartet!“, rief Tsunade noch hinterher, doch die beiden hörten sie nicht mehr.

Die Hokage atmete auf und ließ sich auf ihren Sessel fallen. Dann faltete sie die Finger und grinste.

„TonTon …“, meinte sie zu ihrem Schwein gewandt. „Hol mir mal bitte Kotetsu …“
 

Fünf Minuten später kam der Chuunin völlig aus der Puste angerannt.

„Sie haben nach mir gerufen, Godaime?“

Die Frau nickte. „Ja“, sagte sie. „Ich hab kurzerhand beschlossen, dich für einige Tage in den Urlaub zu schicken …“
 

Ungeduldig tappte Temari mit dem Fuß auf und ab. „Wie lange dauert das denn noch?“

„Ja, ja!“, gab Shikamaru genervt zurück. Diese Frau aus Suna war nicht nur schlimmer als seine Mutter, sondern viel schlimmer! Und mit der durfte er sich nun eine Zeit lang in einem Gasthaus einquartieren und einen bescheuerten Typen beschatten … So ein Mist! Womit hatte er das nur verdient?

Schwermütig erhob er sich von seinem Bett, auf dem er die letzten zehn Minuten gelegen hatte, stopfte ein paar nötige Dinge in seinen Rucksack und ging ins Wohnzimmer.

„Na endlich!“, meinte Temari. „Das wurde aber auch Zeit! Da soll mal einer sagen, wir Frauen brauchen lange …“

Shikamaru seufzte schwer. Das konnte ja was werden …
 

Nach etwa einer halben Tagesreise kamen sie gegen Abend am Gästehaus an. Von dem Kerl war im Moment noch keine Spur, also beschlossen die Zwei, sich erst einmal einzuschreiben.

„Guten Abend!“, begrüßte Temari die Empfangsdame, „Wir bräuchten für ein paar Tage zwei Einzelzimmer.“

Die Frau blätterte in dem Buch mit der aktuellen Belegung der Zimmer und meinte schließlich: „Tut mir leid. Alle Einzelzimmer sind zurzeit belegt. Das bleibt in der Hochsaison leider nicht aus. Aber ein Doppelzimmer wäre noch frei!“

„Doppelzimmer?“, wiederholte Temari ungläubig, „Na gut. Solange es getrennte Betten sind …“

„Leider ist auch das nicht möglich. Auch Zimmer dieser Art sind alle besetzt“, antwortete die Dame entschuldigend.

„Das gibt’s doch nicht!“, meckerte Temari los. „Auch das noch!“

Shikamaru seufzte. „Hör auf zu meckern und nimm ’s einfach!“, forderte er sie auf. „Bringt doch eh nichts. Du weißt, warum wir eigentlich hier sind …“

„Schon gut, schon gut!“, erwiderte sie und sagte dann zur Empfangsdame: „Gut, wir nehmen es!“

„Vielen Dank!“ Lächelnd übergab die Frau den Zimmerschlüssel.
 

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Soviel schon mal zum Anfang.

Freu mich über jedes Review!^^

Temaris erste Versuche

Kapitel 2: Temaris erste Versuche
 

Temari drehte den Schlüssel im Schloss um, öffnete die Tür und betrat das Zimmer.

„Ganz nett hier“, meinte sie schließlich. Sie nahm ihren Fächer ab und lehnte ihn gegen die Wand. Ihre Tasche platzierte sie daneben. Danach setzte sie sich auf das Bett. Immerhin schien es wenigstens bequem zu sein …

Shikamaru warf seinen Rucksack in die nächste Ecke, legte sich auf die andere Seite vom Bett und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf.

„Musst du schon wieder damit anfangen?“, meckerte seine Begleiterin.

„Lass mich doch“, erwiderte er gleichmütig. „Darf ich nicht mal ein wenig ausspannen?“

„Ausspannen? Aber wovon denn?“ Sie schüttelte den Kopf und stand auf. „Also, ich mach mich jedenfalls nützlich und nehm diesen Typ mal genauer unter die Lupe.“ Mit diesem Worten verließ sie das Zimmer.

Shikamaru seufzte. Das hatte doch auch noch bis morgen Zeit …

Er gähnte. Jetzt würde er erst einmal ein kleines Nickerchen machen …
 

Temari streifte durch die Anlagen des Gästehauses, das eher einem Hotel glich, und wurde schnell fündig. Der Kerl, den sie beschatten sollte, war so riesig, dass man ihn kaum übersehen konnte …
 

Zwei Stunden vergingen. Temari konnte sich ein leichtes Gähnen nicht mehr verkneifen. Es war wirklich öde, diesem Typ beim Golfen zuzusehen … Und der sollte zu Orochimarus Leuten gehören? Schwer vorstellbar … Da hätte sie genauso gut bei Shikamaru bleiben können, um sich mit ihm zu langweilen …

Seufzend verließ sie ihr Versteck und ging zum Gästehaus zurück. Dieses ganze Zusehen hatte sie irgendwie hungrig gemacht …
 

„Und schon was rausgefunden?“, fragte Shikamaru, wobei er klang, als würde es ihn eigentlich gar nicht interessieren.

„Nein. Aber immerhin weiß ich jetzt, was mit »Hole-in-one« gemeint ist …“

„Was?“ Fragend sah er Temari an.

„Woran du wohl schon wieder denkst …“, meinte sie kopfschüttelnd. „Ach, der Kerl hat nur Golf gespielt“, erklärte sie daraufhin kurz. „Das ist der langweiligste Sport, den ich je gesehen hab! Ich frag mich, ob Tsunade sich nicht vielleicht geirrt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der zu Otogakure gehört.“

„Keine Ahnung.“ Shikamaru zuckte mit den Schultern. „Aber bei uns Ninja ist ja alles möglich. Vielleicht tut der das bloß zur Tarnung … Ist ja nicht jeder so aufgedreht wie du!“

„Haha.“ Temari lachte trocken. „Shinobi sind normalerweise aktiv. Aber wenn ich mir dich da so angucke … So wirst du doch niemals zum Jounin!“

„Na und? Will ich auch gar nicht. Das Leben als Chuunin ist schon anstrengend genug“, gab er teilnahmslos zurück. „Du kannst ja gerne ANBU oder was auch sonst noch werden, wenn dir der Jounin-Level nicht ausreicht.“

„Tse“, machte Temari, beschloss aber, sich nicht weiter dazu zu äußern. „Was ist? Kommst du mit was essen oder nicht?“

„Na, schön …“, stöhnend erhob er sich vom Bett.
 

Im Speisesaal war ein riesiges Büffet aufgebaut. Temari kam sich langsam vor, als sei sie in einem falschen Film gelandet. Sogar die Auswahl an Gerichten war schier unendlich. Das grenzte ja alles fast schon an Luxus!

Shikamaru hingegen war bloß froh, dass Tsunade ihren Aufenthalt hier bezahlte. Immerhin war die Mission zu einer Sache gut. Besser konnte man die Pflicht ja nicht mit dem Angenehmen verbinden! Wenn Temari doch nur nicht so motiviert wäre … Aber das würde er schon irgendwie in den Griff bekommen. Im Notfall würde er sie einfach so lange anstacheln, bis sie wieder einen ihrer berüchtigten Alleingänge startete. Schwer fiel ihm das nicht. Seine Faulheit und Bequemlichkeit an sich brachte sie ja schon regelmäßig auf die Palme … Ja, wenn er seine Ruhe haben wollte, wusste er ganz genau, wie er das anstellen sollte …
 

Temari sah sich noch weiter nach den Gästen um und sofort fiel ihr der Mann auf, den sie beschatten sollten. Er unterhielt sich angeregt mit einem kräftig aussehenden Kerl. Schnell tat sie sich eine Portion Reis in ihre Schüssel und suchte sich einen Sitzplatz ganz in der Nähe der beiden Männer.

Durch das Gerede der Leute bekam sie leider nur einzelne Gesprächsfetzen mit, die allerdings ziemlich geheimnisvoll klangen. Ja, da war mit Sicherheit irgendein krummes Ding am Laufen …

Shikamaru ließ sich auf die Bank neben Temari nieder. „Sag mal, was …“, setzte er gerade an, als sie ihm schon den Mund zuhielt.

„Klappe“, zischte sie. „Im Gegensatz zu dir geh ich meiner Arbeit gewissenhaft nach!“ Und sie lauschte weiter dem Gespräch.

Plötzlich senkte der Größere seine Stimme. „Morgen Nachmittag um fünf beim Denkmal. Vergiss nicht, es mitzubringen!“

„Aha!“, stieß Temari leise aber triumphierend heraus. „Jetzt hab ich dich!“ Breit grinsend wandte sie sich an Shikamaru. „Du brauchst deine Sachen gar nicht mehr auspacken, weil wir morgen Abend wieder auf dem Weg zurück nach Konoha sind.“

„Ach, wirklich? Ich wär mir da nicht so sicher …“, meinte dieser zweifelnd. „Oder glaubst du etwa im Ernst, dass der sich kampflos ergeben wird?“

„Der ist doch keine Herausforderung für mich!“, gab sie siegessicher zurück. „Den mach ich in zwei Minuten fertig!“

„Gut gebrüllt, Löwe!“, sagte Shikamaru daraufhin, „Dann pass mal auf, dass aus deinem Brüllen kein Winseln wird …“

Temaris Blick verfinsterte sich. „Wenn du so scharf drauf bist, kann ich auch mit dir anfangen!“, meinte sie drohend. „Aber wahrscheinlich wär das nicht mehr als eine Aufwärmübung.“

„Na, wenn du meinst …“, erwiderte er gelangweilt, bevor er sich seinem Essen widmete. Mit dieser Frau legte er sich besser nicht weiter an …

Schlaflos

Erst einmal wünsche ich allen, die das hier lesen, ein frohes neues Jahr! :)

Da ich das Posten hier sehr vernachlässigt habe, obwohl diese Fanfic eigentlich schon abgeschlossen ist, hole ich das an dieser Stelle nach und verspreche regelmäßige Updates.
 

Dann viel Spaß beim Lesen! =)
 

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Kapitel 3: Schlaflos
 

Den Rest des Abends stellte Temari die merkwürdigsten Theorien auf, um was es sich bei der Sache, die morgen übergeben werden sollte, handeln konnte. Shikamaru, der mit sich selbst Shogi spielte, hörte zwar nebenbei zu, vermied es allerdings, sich zu dem Thema zu äußern. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihre Reaktion war, wenn er auch nur irgendetwas infrage stellte … Nein, darauf konnte er verzichten!

„Hörst du mir überhaupt zu?“ Temaris Stimme riss ihn plötzlich aus seinen Überlegungen.

„Ja“, brummte er.

„Und was hab ich gerade gesagt?“

„Irgendwas wegen Morgen.“ Er setzte den nächsten Spielstein. „Bleib mal lieber cool. Wir werden ja sehen, was der vorhat.“

„Also kommst du mit?“, erwiderte sie.

„Klar“, meinte er gelassen. „Ich fessele ihn im Ernstfall mit meinem Kagemane und du erledigst dann mit deinem Fächer den Rest!“

„Na, das gefällt mir.“ Temari war mit seiner Antwort sichtlich zufrieden, „Ich hab ja schon mal gesagt, dass wir ’n gutes Team sind!“ Sie grinste, „Vorausgesetzt, dass du mal ein bisschen Einsatz zeigst.“

Shikamaru seufzte. „Mendoukuse“, murmelte er vor sich hin.

„Was ist dir denn eigentlich nicht zu anstrengend?“, merkte Temari an.

Mehr als ein beiläufiges Schulterzucken bekam sie allerdings nicht als Antwort.
 

Schließlich wollte sie sich umziehen. Temari öffnete ihren Gürtel, streifte die Träger von ihren Armen und …

Durchdringend blickte sie Shikamaru an. „Würdest du bitte woanders hinglotzen?“

Augenblicklich stieg ihm eine leichte Röte ins Gesicht. Er fühlte sich irgendwie ertappt …

Rasch wandte er sich von dem Anblick ab und meinte: „Glaubst du etwa, ich tu das mit Absicht?“

„Tse“, machte Temari. „Also, das weiß man bei euch Männern ja nie so genau.“

„Pah!“, gab Shikamaru zurück. „Als ob es bei dir überhaupt was zu gucken gäbe … Außerdem hättest du dich ja auch woanders umziehen können!“

„Frechheit!“, grummelte sie. „Glaub ja nicht, dass du besser wärst …“ Daraufhin zog sie ihr Nachtzeug an, das aus einem nachtgrünen Top und einer passenden kurzen Hose bestand, legte sich hin und schlüpfte unter die Decke.
 

„Willst du nicht auch bald zu Bett gehen?“, fragte sie nach einer guten Dreiviertelstunde, „Ich kann so nicht schlafen!“

„Na, gut …“, entgegnete er seufzend. Er ließ zwar nur ungern eine offene Partie Shogi liegen, aber bevor er noch Temaris Wut auf sich zog, gab er lieber nach. Also stand er auf, zog seine Klamotten aus und warf sich ein T-Shirt über.

„Jetzt bist du aber am Gucken“, merkte er beiläufig an und warf Temari einen fragenden Blick zu.

„Ja, aber nicht, weil es mich interessieren würde …“, entgegnete sie scheinbar gelassen. „Ich will nur sichergehen … dass du dich beeilst!“

Für Shikamarus Geschmack sagte sie den zweiten Teil des Satzes ein bisschen zu zögerlich. Aber er beließ es dabei. Sollte Temari doch denken und glauben, was sie wollte … Ihn konnte sie nicht hinters Licht führen!

Danach blieb er erst einmal unentschlossen vor dem Bett stehen. Sollte er oder sollte er nicht?

„Worauf wartest du?“, unterbrach Temari die Stille. „Jetzt mach mal hin!“

„Ach, du erlaubst es, dass ich mit dir in einem Bett schlafe?“

„Red nicht so einen Scheiß!“, entgegnete sie patzig, „Solange du auf deiner Seite bleibst, geht es in Ordnung. Die Decke müssen wir uns ohnehin teilen und ich kann dich ja schlecht ohne auf dem Boden schlafen lassen.“

„Wie großzügig!“ Shikamaru war überrascht, aber er ließ es sich kein zweites Mal sagen.

Sie kehrten sich beide den Rücken zu und versuchten zu schlafen.
 

Temari bekam auch eine weitere Stunde lang kein Auge zu. Warum musste sie gerade heute unter Schlaflosigkeit leiden? Und warum quietschte die Zimmerdecke eigentlich? Moment mal … Eine quietschende Zimmerdecke? Wie ging denn das?

Sie versuchte, es zu ignorieren und endlich einzuschlafen, doch das wollte ihr nicht gelingen, da zu allem Übel das Geräusch immer lauter wurde. Schließlich drückte sie ihr Kissen auf die Ohren, allerdings brachte auch das nicht viel. Wütend knurrte sie leise vor sich hin. Das war ja nicht auszuhalten!

„Hörst du das auch?“, fragte sie irgendwann in den Raum. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Shikamaru bei dem Krach ruhig schlafen konnte.

„Ja“, entgegnete er verschlafen. „Lass den Leuten doch ihren Spaß!“

„Du spinnst wohl! Es ist weit nach Mitternacht!“, argumentierte sie.

„Dann hör einfach nicht hin“, sagte Shikamaru daraufhin. „Irgendwann sind die schon fertig.“

Irgendwann reicht mir aber nicht!“, meinte Temari bissig. Anschließend zog sie ihm ruckartig die Bettdecke weg und stand auf. Mit einem »Denen werd ich helfen!« verließ sie das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.

Shikamaru tastete nach der Decke und deckte sich wieder zu. Frauen waren ihm einfach zu anstrengend und Temari war ein besonders schwerwiegender Fall. Aber irgendwie mochte er sie trotzdem. Und wenn sie auf ihre Weise für Ruhe sorgte, war ihm das mehr als nur recht.
 

Temari rannte die Treppe in den nächsten Stock hoch. Das Zimmer, aus dem das Gepolter kam, machte sie schnell ausfindig. Laut klopfte sie an der Tür und stellte sich bereits seelisch auf jeden erdenklichen Anblick ein, der sich ihr bieten konnte.

Nach etwa einer Minute hörte sie endlich Schritte. Aber warum war der Lärm nicht weniger geworden?

Dann wurde der Schlüssel in der Tür umgedreht und …

… ein etwa dreizehnjähriges Mädchen blickte ihr entgegen.

„Ja, bitte?“, fragte sie nach.

Temaris Gesichtszüge entglitten. Das konnte doch nicht …

„Tut mir leid!“, meinte das Mädchen daraufhin. „Es ist bestimmt wegen dem Lärm. Meine Eltern sind noch nicht wieder da und mein kleiner Bruder hüpft die ganze Zeit auf dem Bett herum. Ich kann sagen, was ich will, aber er hört nicht damit auf!“

Erleichtert atmete Temari auf. Sie hatte etwas völlig anderes befürchtet …

„Ähm …“, setzte sie an. „Ist da nichts zu machen? Ich bin bestimmt nicht die Einzige, die heute noch schlafen möchte.“

Das Mädchen verbeugte sich. „Es tut mir wirklich unendlich leid, aber ich weiß nicht, was ich noch machen soll. Wenn Kiiroi Ninja spielt, kann ich ihn nicht mehr beruhigen.“

„Ninja, sagst du …“ Temari kam eine Idee, „Meinst du, er wird ruhiger, wenn er einen echten Ninja zu Gesicht bekommt?“

„Bestimmt!“ Das Mädchen nickte. „Aber ich weiß nicht, wo ich … Oder bist du vielleicht einer, Nee-san?“

Temari beugte sich herunter und flüsterte ihr ins Ohr: „Ja, aber das bleibt unser Geheimnis. Ich bin nämlich auf geheimer Mission!“

„Okay“, erwiderte sie begeistert. „Ich bin übrigens Midori. Dann komm mal rein.“
 

Als die Zwei ins Schlafzimmer kamen, hüpfte tatsächlich ein etwa achtjähriger Junge auf dem Bett herum.

„Guck mal, Kiiroi! Ich hab dir einen Ninja mitgebracht!“, sagte Midori breit grinsend.

Sofort hörte der kleine Junge auf herumzuhüpfen. „Toll!“, meinte er und setzte sich gespannt auf die Bettkante.

„Also gut.“ Temari überlegte einen Augenblick, welches Jutsu sie am besten vorführen sollte und kam zu dem Entschluss, dass nur eins wirklich infrage kam …

Sie biss sich in den Daumen, machte ein paar Fingerzeichen und rief: „Kuchiyose no Jutsu!“

In einer Rauchwolke erschien das Sichelwiesel Kamatari.

Kiiroi klatschte vor Begeisterung in die Hände.

Das Wiesel blickte sich verwirrt um. „Wo bin ich denn hier gelandet?“, fragte es anschließend.

Temari setzte ein Grinsen auf. „Heute wird mal nicht gekämpft. Stattdessen wirst du ein bisschen mit dem Jungen da spielen …“

„Das gibt es doch nicht!“, protestierte das Tier. „Und dafür weckst du mich?“

„Tja …“, erwiderte sie. „Dafür hast du auch was bei mir gut.“

„Also, wenn das so ist …“ Und seufzend fügte Kamatari sich seinem Schicksal …
 

Es dauerte keine halbe Stunde und der Junge war eingeschlafen. Midori deckte ihn zu und verbeugte sich abermals vor Temari. „Vielen Dank für deine Hilfe.“

„Ach, ich hab doch nichts gemacht“, meinte sie leicht verlegen. „Aber du solltest deinen Eltern sagen, dass sie lieber nicht so lange weg bleiben.“

„Ja, mach ich!“, versprach Midori. Sie wandte sich an das Wiesel: „Dir auch danke!“

„Kein Problem!“, gab es cool zurück. „Ich werd dann ja nicht mehr gebraucht. Bis dann!“ Und in einer Rauchwolke verschwand es.

Temari verabschiedete sich ebenfalls und kehrte zu ihrem Zimmer zurück. Ja, dieses kurze Baby-Sitting war gar nicht so übel gewesen … Irgendwie hatte es ihr sogar Spaß gemacht.
 

Sie schloss die Tür hinter sich und legte sich wieder hin. Aber so richtig müde war sie nun doch nicht mehr.

„Hast du bei denen noch mitgemischt oder wo bist du so lange gewesen?“, hörte sie Shikamaru sagen.

„Ach, noch wach?“, merkte sie an. „Nein, natürlich nicht. Ich hab das Problem ganz sachlich gelöst. Aber du hörst dich an, als hättest du dir Sorgen um mich gemacht!“

„Vielleicht …“, entgegnete er, drehte sich auf den Rücken und warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Aber muss man sich um eine wie dich überhaupt Sorgen machen?“

Temari grinste ihn lediglich an und löschte schließlich das Licht. Nun konnte sie endlich ungestört schlafen …
 

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Die Namen der beiden Kinder haben natürlich eine Bedeutung: Midori = grün; Kiiroi = gelb – mit Sorgfalt ausgewählt. xD
 

Über Kommentare würde ich mich sehr freuen :)

Auf Tuchfühlung

Kapitel 4: Auf Tuchfühlung
 

Langsam wachte Temari am nächsten Morgen auf. Sie hatte ganz gut geschlafen und noch gar keine rechte Lust, um aufzustehen. Also hielt sie ihre Augen geschlossen und kuschelte sich noch weiter in ihre warme Decke …

Intuitiv schlang sie ihren Arm um die Bettdecke und zog sie noch weiter an sich. Temari fühlte sich gut, beinahe wie im Himmel …

Anschließend schmiegte sie ihr Gesicht in ihr Kissen. Es fühlte sich toll an, auch wenn es irgendwie härter zu sein schein als vorher.

Dann tastete sie sich über die Decke. Auch sie war irgendwie anders …

Bedächtig öffnete sie ihre Augen und …
 

Shikamaru döste noch vor sich hin. Ja, heute würde er so lange liegen bleiben, bis man ihn aus dem Bett schmiss, das war mal sicher …

Plötzlich merkte er, wie sich etwas Schwereres auf ihn legte und einen sanften Druck an seiner Schulter. Was war das bloß? Da musste er wohl mal nachsehen …

Schlagartig war er hellwach. Was zum …
 

Temari erstarrte. Das war keine Decke, in die sie sich gekuschelt hatte, sondern Shikamaru! Und der hatte zu allem Überfluss auch noch alles mitgekriegt! Wie peinlich …

Sekundenlang starrten sich die Zwei an. Was in aller Welt war denn in Temari gefahren? Und was sollte er nun selbst tun? Zugegeben, schlecht fühlte sich das gar nicht mal an, aber …

In Temari stieg eine wahnsinnige Hitze auf. Sie war sich sicher, dass sie im Gesicht bereits so rot wie eine Tomate war … Jetzt erst wurde ihr bewusst, wie nah sie ihm überhaupt war …

Abrupt ließ sie von ihm ab und setzte sich auf.

„Sorry …“, stammelte sie los. „Ich hab dich für die Bettdecke gehalten und …“ Sie brach wieder ab, weil ihr ganz einfach die Worte fehlten. Peinlich berührt sah sie weg.

So hatte Shikamaru sie ja noch nie erlebt. Er hatte eigentlich gedacht, sie würde ihn anbrüllen oder so was in der Art … Aber dass sie sich auch noch entschuldigte … Niemals!

„Ach, vergiss es!“, unterbrach er schließlich gelassen die Stille. Shikamaru verschränkte die Arme hinter dem Kopf und setzte nach: „War doch eigentlich ganz nett!“

„Ganz nett?“, wiederholte Temari, die augenblicklich die Fassung wiedererlangte. Sie wandte sich zu ihm um und meinte grinsend: „Dann genieß es! So schnell wird das nämlich nicht wieder passieren.“ Dann stand sie auf, schnappte sich ihre Klamotten und verließ das Zimmer.
 

Zehn Minuten später stand Temari unter der Dusche und dachte nach. Ob sich Shikamaru jetzt gerade wohl was darauf einbildete oder vielleicht glaubte, dass sie das extra gemacht hatte? Na ja, und wenn schon … Er war schließlich ein Mann und die bildeten sich ja bekanntlich auf so gut wie alles etwas ein. Das kannte sie ja schon von ihrem Bruder Kankurou … Aber Gaara war da ja wieder ein ganz anderes Kaliber … Zu welcher Sorte Shikamaru wohl gehörte? Männer waren einfach kompliziert! Und überhaupt: An erster Stelle stand erst einmal die Mission! Alles andere war Nebensache …

Schließlich verließ sie die Dusche wieder, trocknete sich ab, zog sich an und fönte ihre Haare. Daraufhin ging sie zurück zu ihrem Zimmer.
 

Shikamaru hatte sich in der halben Stunde, die sie weg gewesen war, nicht von der Stelle gerührt. Er lag noch genauso da wie vorher. Scheinbar war er wieder eingeschlafen …

Irgendwie sah er ja ganz süß aus, wenn er schlief, dachte Temari so bei sich. Als sie sich bei dem Gedanken ertappte, ärgerte sie sich. Süß? Shikamaru sah nicht im Entferntesten so aus! Außerdem hatte sie keine Zeit, über so einen Mist nachzudenken …

Sie fuhr sich kurz durch die Haare und suchte dann in ihrer Tasche nach ein paar Haargummis. Heute waren ihre Zotteln zwar nicht so schlimm wie sonst, aber als Ninja war es nicht besonders praktisch, sie offen zu tragen.
 

Nach einer guten Minute herumwühlen hatte Temari sie immer noch nicht gefunden. Wie das nervte! Sie hasste es echt, wenn sie etwas nicht gleich fand …

„Suchst du vielleicht die hier?“, hörte sie plötzlich Shikamaru hinter sich fragen.

Temari drehte sich um und sah, wie er gerade mit dem Gesuchten herumspielte.

„Wo hast du denn die her?“, fragte sie noch, entriss sie sie ihm dann aber rasch.

„Heißt es nicht normalerweise Danke?“, äußerte er sich daraufhin. „Ich hab sie da her, wo du sie hast liegen lassen. Hab ich dich etwa so verwirrt, dass du sogar das vergessen hast?“

„Du verwirrst mich ganz sicher nicht!“, stellte sie klar, während sie anfing, sich ihre übliche Frisur zu machen. „Auch wenn du das vielleicht gerne hättest!“

„Mit Sicherheit nicht“, legte er fest. Er schwieg einen Moment und meinte schließlich in einem ganz anderen Ton: „Warum lässt du deine Haare nicht mal offen? Ich finde, das sieht viel hübscher aus!“

Temari stockte. Hatte sie schon was auf den Ohren oder hatte er das wirklich gesagt? Nein, das hatte sie sich nicht eingebildet.

Kurzerhand legte sie die Haargummis auf den Nachttisch. „Also schön!“, sagte sie. „Glaub aber ja nicht, dass mich dein Spruch in kleinster Weise auch nur annähernd beeindruckt hat!“

„Ach, nicht?“ Shikamaru grinste sie an. „Sieht aber im Moment ganz danach aus.“

Temaris Blick verfinsterte sich leicht. „Du solltest lieber aufpassen, dass du nicht noch auf deiner Schleimspur ausrutscht. Ist ja widerlich!“

Shikamarus Grinsen wurde nur noch breiter. Aber erst einmal war es wohl doch besser, zu schweigen …
 

Anschließend gingen sie hinunter zum Frühstück. Da ihr »Beschattungs-Opfer« noch nicht anwesend war, setzten sie sich einfach irgendwo hin. Temaris Blick wanderte an allen Tischen entlang und schließlich entdeckte sie die beiden Kinder. Midori bemerkte sie und winkte ihr zu. Temari lächelte und grüßte zurück.

„Kennst du sie?“, fragte Shikamaru, der das zufällig beobachtet hatte.

„Flüchtig“, entgegnete sie kurz und widmete sich nun ihrem Brötchen, das sie sich nebenbei belegt hatte.
 

Ein paar Minuten aßen sie schweigend, bis Shikamarus Neugier doch zu groß wurde.

„Sag mal …“, setzte er an. „Wie hast du das letzte Nacht eigentlich angestellt?“

Temari wollte ihm gerade antworten, als sie den entsetzten Blick einer älteren Dame, die ihnen direkt gegenüber saß, auffing. Bestimmt – nein, sicherlich – hatte sie diese Frage gleich mit Sex verbunden. Aber wenn sie den Krach in der Nacht mitbekommen hatte, war das wohl auch kein Wunder …

„Hören Sie nicht auf ihn!“, meinte Temari an die Frau gewandt. „Er ist ein unverbesserlicher Träumer! Wahrscheinlich geht seine Fantasie wieder mal mit ihm durch!“ Dann knuffte sie ihm hart in die Seite.

„Wofür war das denn?“, empörte sich Shikamaru und fasste sich an die schmerzende Stelle.

„Du solltest dir lieber zweimal überlegen, ob du eine Frage stellst, die die Leute gleich auf falsche Gedanken bringt“, erwiderte Temari flüsternd.

„Sonst hast du wohl keine Probleme …“, seufzte er. „Echt lästig …“

„Fällt dir auch mal was Neues ein? Das wird langsam langweilig …“, äußerte sie sich gelassen.

»Mendoukuse«, dachte Shikamaru nur noch, sprach es aber nicht aus. Stattdessen wiederholte er seine Frage in einer anderen Formulierung, die seiner Meinung nach nicht mit irgendwelchen sexistischen Dingen in Verbindung gebracht werden konnte. „Aber jetzt sag schon: Wie hast du das gemacht?“

„Warum interessiert dich das plötzlich?“ Temari antwortete mit einer Gegenfrage.

„Einfach nur so“, gab er zurück.

„Einfach nur so?“, wiederholte sie. „Dann antworte ich dir einfach nur so mal nicht.“ Sie aß den letzten Bissen und stand letztendlich auf. „Aber du kannst ja gerne deiner Fantasie freien Lauf lassen. Das macht ihr Männer doch so gerne!“

Grinsend brachte sie ihr Geschirr weg. Sie liebte es einfach, ihn ein bisschen zu ärgern!

Am Denkmal

Kapitel 5: Am Denkmal
 

Bis zum frühen Nachmittag schlugen die beiden die Zeit wieder auf ihrem Zimmer tot, indem Shikamaru ihr Shogi beibrachte. Als Anfängerin machte sie sich gar nicht so schlecht, das musste er zugeben, aber ihr Talent war wirklich noch ausbaufähig.

Nachdem er sie bereits zum zehnten Mal in dem Spiel geschlagen hatte, gab sie auf. Temari lehnte sich weit zurück, streckte sich und gähnte. „Nächstes Mal kannst du wieder mit dir selbst spielen“, meinte sie müde. „Ich hab ohnehin keine Chance.“

„Allerdings“, stimmte er zu. „Aber gegen mich hat noch fast keiner gewonnen.“

„Ja und dafür darfst du dir gleich mal ’nen Keks kaufen“, erwiderte Temari unbeeindruckt. „Im Kampf nützt dir das alles nämlich gar nichts!“

Insgeheim gab er ihr Recht. Gegen Tayuya hatte er damals ziemlich alt ausgesehen … Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Temari ihm damals nicht zu Hilfe gekommen wäre … Sich als Mann von einer Frau beschützen zu lassen, konnte ganz schön am männlichen Ego kratzen. Allerdings hatte er sich ja schon lange dafür revanchiert, sodass sie nun quitt waren. Wenn man es recht bedachte, hatte er sogar noch etwas bei ihr gut. Schließlich spielte er nun seit fast drei Monaten ihren tagtäglichen Beschützer … Aber bei seinem Glück würde sich der Ausgleich sicher nicht mehr lange hinziehen. War ja immer dasselbe, wenn er auf Mission war …
 

Seufzend stand er auf und schaute auf die Uhr. Es war viertel vor vier. Nicht mehr lange und sie würden erfahren, was der Kerl im Schilde führte … Das hieß, wenn er überhaupt etwas im Schilde führte, wie Shikamaru von Anfang an vermutete … Tsunade hatte diesen Auftrag doch bloß angesetzt, um die beiden loszuwerden. Da war er sich ziemlich sicher. Wenn der Typ wirklich zu Orochimaru gehörte, fraß er doch glatt einen Besen samt Stiel …
 

Zehn Minuten später waren die Zwei auf dem Weg zum Denkmal. Dieses fanden sie aufgrund eines riesigen Wegweisers auch sehr schnell.

Dort angekommen, suchten sie sich ein Versteck im Schatten der Bäume.

Shikamaru gähnte, legte sich hin und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. „Wenn irgendwas aufregendes passieren sollte, kannst du mich ja wecken …“, sagte er teilnahmslos und schloss die Augen.

„Du spinnst wohl!“, keifte Temari ihn daraufhin an, „Du kannst doch jetzt nicht pennen, du Idiot!“

Ihre Proteste nahm er allerdings nur noch als Echo in der Ferne wahr, bevor er ins Land der Träume hinüber glitt …
 

Temari schnaufte verächtlich. Nie wieder würde sie mit ihm zusammen eine Mission annehmen, das stand ja mal fest. So was Demotiviertes! Er gehörte definitiv zur schlimmsten Sorte Mann, die sie kannte. Aber immerhin stand er ihr so nicht im Weg, wie es bei ihren Geschwistern ab und zu mal der Fall sein konnte … Mit Kankurou und Gaara unterwegs zu sein war eine ganze Ecke anstrengender. Allein schon wegen Kankurous großer Klappe … Und wenn dann noch ihre Sturheit dazukam, war Streit natürlich vorprogrammiert. Fing sie allerdings an, sich mit Shikamaru zu streiten, zog dieser schnell von sich aus schon den Kürzeren, weil er keine Lust hatte, gegen sie anzureden … Vielleicht auch besser so für ihn. Doch sie musste zugeben, dass es durchaus Vorteile hatte, Shikamaru als Missions-Partner zu haben …

Seine Anwesenheit war irgendwie … angenehm. Den Grund kannte sie nicht. Es war eben so. Zumindest traute sie niemandem außer ihn aus Konoha richtig über den Weg … Nun gut, mit den anderen hatte sie meist nicht viel zu tun, aber irgendwie … Eventuell hatte sie sich aber auch schon daran gewöhnt, ihn ständig an der Backe zu haben. Früher waren es ihre Geschwister gewesen und nun seit ihrer Versetzung halt Shikamaru … Irgendwen hatte sie ständig um sich. Wer war letzten Endes doch egal …
 

Sie warf einen Blick auf ihre Taschenuhr. In zehn Minuten war es so weit …

Temari stieß dem Schlafenden unsanft in die Seite und weckte ihn so.

„Mendoukuse!“, stöhnte er auf. „Ich hab grad so schön geschlafen …“ Verschlafen blickte er zu ihr hoch.

„Du bist einfach jämmerlich“, erwiderte Temari tonlos. „Pennen kannst du auch nachts.“

„Ja, ja …“, seufzte Shikamaru, bevor er aufstand. Wie nervig …

Ein Ja hätte auch gereicht!“, merkte sie bissig an.

Er gab nur einen weiteren Seufzer von sich. Diese Frau war vielleicht … Dafür fehlten einem wirklich die Worte …
 

Schließlich tauchte der Kleinere von den beiden Männern auf. Auf den ersten Blick war kein verdächtiger Gegenstand zu erkennen …

Es dauerte nicht lange und auch der andere kam am verabredeten Ort an.

„Hey Karakuri, altes Haus!“, wurde er freundschaftlich begrüßt. „Ich hab’s dabei! Wie abgesprochen!“
 

Danach redeten die Männer erst einmal eine ganze Zeit. Temari hörte gebannt zu, damit ihr auch ja nichts Wichtiges entging …

Shikamaru hingegen hatte ganz andere Sorgen. Karakuri … Irgendwo hatte er das schon mal gehört. Er wusste nur nicht mehr wo und in welchem Zusammenhang …

Dann klingelte es aber doch bei ihm. So war das also … Jetzt war ja alles klar! Er grinste kurz in sich hinein und beschloss, den Rest Temari zu überlassen …
 

„Was grinst du so?“, fragte diese auch gleich leise. „Ist dir irgendwas aufgefallen oder so?“

„Nö“, entgegnete Shikamaru nur. „Nichts Weltbewegendes …“

„War ja klar“, sagte Temari missbilligend. „Anstatt dich auf die Mission zu konzentrieren, hängst du lieber irgendwelchen Tagträumen nach. Wenn man nicht alles selbst macht …“

Wieder schlich sich ein kleines Grinsen auf seine Lippen. Sie hatte es ja wirklich nicht verstanden … Mal sehen, wie lange es dauerte, bis sie dahinter kam …
 

Temari verfolgte weiterhin das Gespräch, doch nach einer Weile merkte sie, wie ihre Aufmerksamkeit nachließ. Es war noch kein Wort gefallen, was in irgendeiner Weise auf Otogakure oder Orochimaru hinwies … Nein, stattdessen führten sie ein typisches Männergespräch! Das Hauptthema waren die neuesten Computerspiele und natürlich Frauen … Anschließend fing dann der Kleinere auch noch an, sexistische Witze zu reißen.

Temari musste zwar zugeben, dass der eine oder andere ziemlich amüsant war, sehnte aber gleichzeitig das Ende dieses schier endlosen Gespräches herbei. Immerhin hockte sie nun seit fast drei Stunden mit Shikamaru in den Büschen herum, ihr Magen meldete sich bereits und die Mücken, die langsam aber sicher aus ihren Löchern gekrochen kamen, schienen Gefallen an ihrem Blut zu finden … Sie war kurz davor, einfach zu gehen. Sollte Shikamaru die Typen doch weiter belauschen. Der konnte mit diesem Männer-Gequatsche sicherlich auch mehr anfangen …

Dennoch zwang sie sich, zu bleiben. Nicht, dass die Mission noch an so einer Kleinigkeit scheiterte … Außerdem erweckte ihre Begleitung ohnehin den Eindruck, dass ihm alles egal war … Ja, auf Shikamaru schien heute so gar kein Verlass zu sein …

Sie seufzte schwer und schlug die nächste Mücke tot, die sich an ihr vergreifen wollte. Diese Umstände waren – wie Shikamaru ja immer so schön sagte – einfach nur lästig …
 

Eine weitere halbe Stunde verging. Temaris Magen hing ihr inzwischen schon in den Kniekehlen … Hätte sie doch wenigstens einen Apfel mitgenommen … Aber wer hätte auch schon gedacht, dass Männer so viel und lange quatschen konnten? Von wegen, Frauen redeten doppelt so viel an einem Tag wie Männer … Die Statistik war ja wohl ein absoluter Witz!

Sie stupste Shikamaru halbherzig an, der wieder im Begriff war, einzunicken.

„Wenn das hier alles vorbei ist, beschwer ich mich bei der Hokage“, meinte sie flüsternd. „Statt uns hätte sie genauso gut ein paar Anfänger-Genin schicken können …“

Er nickte nur zustimmend. Aber er hätte nicht gedacht, dass Temari so schnell die Motivation verlieren würde. Das machte sie irgendwie … nun ja … sympathisch. Und weniger furchteinflößend …
 

„Wenn in den nächsten zehn Minuten nichts passiert, dann …“, fing sie wieder an, doch abrupt brach sie ab.

Der Kleinere der beiden hatte ein verschnürtes Päckchen aus seiner Weste gezogen und reichte es seinem Gegenüber.

»Na, endlich!«, dachte Temari triumphierend. Jetzt hatte sich das lange Warten wohl doch ausgezahlt …
 

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Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an BaalHammon für die Kommentare, die du mir hinterlassen hast. Schön zu wissen, dass diese Geschichte doch jemand liest. =)

Anbagger-Techniken

Kapitel 6: Anbagger-Techniken
 

Temaris Anspannung stieg immens. Gleich würde sie es sehen …

Sie malte sich schon aus, wie sie als Heldin nach Konoha zurückkehren würde, weil sie einen von Orochimarus Leuten dingfest gemacht hatte … Ja, die Vorstellung hatte durchaus seinen Reiz.
 

Langsam öffnete der Mann namens Karakuri das Päckchen, das ihm überreicht wurde. Auf seinem Gesicht breitete sich ein seliges Lächeln aus.

„Yeah! Endlich hab ich es!“, rief der Mann freudig aus.

Temari kniff die Augen zusammen, um mehr erkennen zu können, aber es half nicht wirklich etwas.

„Siehst du, was es ist?“, fragte sie schließlich Shikamaru.

„Nein. Sieht aber aus wie ein Buch“, meinte er nur.

„Ein Buch? Vielleicht stehen da ja geheime Pläne oder so was drin …“, nahm Temari an. „OK, dann gucken wir mal nach!“ Sie stand auf, packte ihn am Handgelenk und zog ihn ebenfalls hoch.

„Was hast du jetzt vor?“ Genervt stöhnte er auf.

„Wir machen folgendes: Wir tun so, als wären wir ein Paar, gehen ganz unauffällig an denen vorbei und werfen einen Blick auf das Buch oder was auch immer.“

„Was ist denn das für ’ne Schnapsidee?“, äußerte er sich sofort. „Das kann ja nur von dir kommen!“

„Klappe!“, ermahnte sie ihn. „Ich hab tierischen Hunger und absolut keinen Bock mehr, hier noch länger zu warten! Und die Vorstellung, mit dir Händchenhaltend durch die Gegend zu spazieren, gefällt mir noch viel weniger. Also bringen wir es hinter uns!“

Ohne eine Antwort abzuwarten, griff sie nach seiner Hand und zog ihn mit sich in sichere Entfernung, um ihr Schauspiel starten zu können.
 

„Temari, du gehst viel zu schnell!“, merkte Shikamaru schon nach ein paar Metern an. „So sieht das absolut nicht überzeugend aus!“

Sie blieb stehen und atmete tief durch. So schwer konnte das ja nicht sein …

Gemächlich gingen sie weiter.

Temari spürte die Wärme seiner Hand an ihrer. Peinlich, wenn irgendjemand sie so sah … Plötzlich wurde ihr ganz warm, wenn nicht sogar heiß. Eine dezente Röte stieg ihr ins Gesicht. Verdammt … Warum denn ausgerechnet jetzt? Sie war froh, wenn dieses ganze Theater vorbei war …

Die Männer kamen immer näher. Temari beschloss, um sich abzulenken, sich auf das Zielobjekt zu konzentrieren.

Und schließlich erkannte sie es endlich. Am liebsten hätte sie auf der Stelle den ganzen Wald zusammengebrüllt, so sauer war sie. Dafür hatten sie so lange gewartet?

Sie warf einen kurzen Blick auf die Männer, die immer noch ins Lesen vertieft waren und keinerlei Notiz von ihren »Beschattern« genommen hatten und zerrte Shikamaru hinter den nächsten Baum.

„Hast du das gesehen?“, fragte sie völlig außer sich.

„Wenn du »Das Flirt-Paradies Anbagger-Techniken Band Zwei« meinst, ja“, erwiderte er tonlos.

„Das gibt es doch nicht!“, knurrte Temari. „Wenn ich Tsunade das nächste Mal sehe, kann sie sich auf was gefasst machen! Mich als Jounin auf so eine bescheuerte Mission zu schicken … Der sag ich die Meinung!“

„Schön“, meinte Shikamaru daraufhin. „Aber du zerquetscht meine Hand!“

Rasch ließ sie ihn los. „Oh, Sorry“, sagte sie. „War keine Absicht.“ Ihre Wut war auf einmal wie verflogen.

Ihr Begleiter grinste. „Die Röte steht dir übrigens gut!“

„Hör auf mit dem Scheiß!“ Sie verschränkte die Arme und drehte sich von ihm weg. „Mir ist nur warm, klar?!“

„Na, wenn du das sagst …“ Er klang nicht so ganz von ihren Worten überzeugt.

„Ach, Schnauze!“, meinte sie patzig. „Glaub ja nicht, dass ich vorhin nicht bemerkt hab, wie du rot geworden bist!“

„Tja, mir war warm“, entgegnete er gelassen.
 

Nach einer guten Viertelstunde kamen sie wieder beim Gästehaus an. Während des Weges hatten sie nicht ein Wort miteinander gesprochen. Das Einzige, was ab und zu die Stille unterbrochen hatte, war Temaris Magenknurren gewesen.

Sofort schlug sie den Weg zum Speisesaal ein. Wenn sie nicht gleich etwas im Magen hatte, konnte sie für nichts garantieren …

Das Abendbüffet war zu ihrer Enttäuschung schon abgeräumt worden. Also wandte sie sich an eine der Angestellten …
 

„Was soll heißen: »Es gibt nichts mehr!«?“ Temari wollte ihren Ohren nicht trauen.

„Tut mir wirklich leid, aber Sie sind zu spät dran“, entgegnete die Frau freundlich. „Vom Büffet ist nichts mehr übrig.“

„Verdammt!“, fluchte Temari, nachdem sie das kurze Gespräch beendet hatte. „Wenn ich nicht gleich was zu essen zwischen die Zähne bekomme, verhungere ich noch!“

„Übertreibst du nicht ein bisschen?“, meinte Shikamaru feststellend. „Aber der Spruch hätte auch von Chouji sein können …“

„Na, ganz toll! Das macht mich auch nicht satt!“, sagte sie missbilligend. „Wirklich ein tolles Gästehaus …“

Missmutig ging sie zur Treppe. „Kommst du?“, fragte sie ihren Begleiter, der plötzlich stehen geblieben war.

„Ach, geh du schon mal vor. Ich muss noch was erledigen …“, erwiderte er nur, bevor er in die andere Richtung verschwand.

Temari stockte noch einen Moment. Was waren denn das bitte für Anwandlungen? Männer! Sollte mal einer draus schlau werden …
 

Daraufhin ging sie auf ihr Zimmer und zog sich um. Dann legte sie sich hin und versuchte zu schlafen. Aber das misslang ihr mit dem leeren Magen gründlich.

Und wo blieb Shikamaru eigentlich? Seit über einer halben Stunde war er schon weg … Aber na ja, was interessierte sie es schon, was er so alles trieb …

Sie drehte sich auf die Seite und schloss abermals die Augen. Doch an Schlaf war nun erst recht nicht mehr zu denken. Jetzt war es nicht mehr allein der Hunger, der sie wach hielt, sondern auch noch Shikamarus Abwesenheit. Nicht, dass ihm noch etwas passiert war … Er geriet ja schließlich gerne mal in Schwierigkeiten, wenn sie nicht da war …
 

Nach einer weiteren Viertelstunde hörte sie, wie die Zimmertür aufging. Sofort saß Temari kerzengerade im Bett. Sie tastete in der Dunkelheit nach ihrer Nachttischlampe und schaltete sie an.

„Da bist du ja endlich“, meinte sie beruhigt.

„Hast du dir etwa Sorgen gemacht?“, gab Shikamaru grinsend zurück.

„Ne … nein. Natürlich nicht!“, erwiderte sie augenblicklich. „Warum sollte ich auch?“

Er zuckte lediglich mit den Schultern. Dann zog er etwas hinter seinem Rücken hervor und warf es ihr zu.

Reflexartig fing sie es auf. Es war eine Tüte voll Obst!

Temari wollte ihren Augen nicht trauen.

„Wo hast du denn das her?“, wollte sie wissen. Anschließend zog sie sich auch schon einen Apfel hervor und biss genüsslich herein. Das war das Beste, was sie seit Jahren gegessen hatte, fand sie …

„Aus der Vorratskammer geklaut“, erklärte Shikamaru, während er sich aus seinen Klamotten schälte, um sich bettfertig zu machen. „War auch nicht ganz einfach, um ehrlich zu sein …“

„Du spinnst doch!“, äußerte Temari sich, nachdem sie den ersten Bissen aufgekaut hatte. „Das hast du doch nicht extra für mich gemacht, oder?“

„Tja …“, fing er an und legte sich nun ebenfalls hin. „Bevor ich mir eine schlaflose Nacht um die Ohren hau, weil ich wegen dem Geknurre deines Magens nicht schlafen kann, organisiere ich dir lieber was zu essen.“ Breit grinste er sie an.

„Natürlich! Purer Eigennutz! Hätte ich wissen müssen!“, lachte Temari.

„Du kannst mir aus Dank auch endlich mal sagen, wie du das gestern gemacht hast!“

„Die Frage lässt dich wohl nicht mehr los, was?“ Sie grinste ebenfalls. „Aber falls du irgendwelche perversen Gedanken haben solltest, kannst du sie gleich wieder wegstecken. Ich hab nämlich nur Babysitter für einen kleinen, hyperaktiven Jungen gespielt, der es für nötig hielt, mitten in der Nacht noch auf dem Bett rumzuhüpfen und Krach zu machen.“

„Ach, wie langweilig …“ Shikamaru klang beinahe schon enttäuscht.

»Typisch«, dachte Temari nur noch.
 

Nach zwei zusätzlichen Äpfeln fühlte sie sich einigermaßen gesättigt. Endlich konnte sie einschlafen …

Sie platzierte die Tüte auf ihrem Nachttisch und legte sich hin. Schließlich blickte sie zu Shikamaru, der statt zu schlafen noch an die Zimmerdecke starrte.

Bevor sie das Licht ausschaltete, setzte sie noch an: „Shikamaru?“

Dieser wandte seinen Kopf in ihre Richtung. „Ja?“, fragte er.

„Danke“, schloss sie lächelnd, ehe es im Raum dunkel wurde.
 

»Ein süßes Lächeln hat sie ja …«, war sein letzter Gedankengang, bevor er einschlief.

Der Glückskeks

An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei sama-chan für deine tollen Kommentare bedanken! Sie haben mich nicht nur einmal zum Lachen gebracht. =)
 

So, dann wünsche ich viel Spaß beim Lesen! :)
 

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Kapitel 7: Der Glückskeks
 

Temari wachte am nächsten Morgen ziemlich früh auf. Sie hatte wirklich wahnsinnig gut geschlafen. Sogar noch besser, als zu Hause in ihrem eigenen Bett …

Sie öffnete ihre dunkelgrünen Augen und sah, dass sie Shikamaru schon wieder sehr weit an den Leib gerückt war. Zwar war es nicht so schlimm wie gestern, doch auch das konnte wieder zu Peinlichkeiten führen …

Temari warf einen Seitenblick auf die Uhr. Es war erst kurz nach sieben … Wahrscheinlich würde er ohnehin noch lange weiterschlafen.

Außerdem hatte sie gar keine Lust, sich von der Stelle zu bewegen. Dafür war es einfach zu bequem …

Ja, ein paar Minuten noch so liegen zu bleiben, würde sicher nicht schaden … und Shikamaru nicht auffallen …

Sie schloss die Augen und ehe sie sich versah, war sie wieder eingeschlafen.
 

Eine gute halbe Stunde später wachte Shikamaru auf. Er sah kurz nach der Uhrzeit und beschloss, einfach weiterzuschlafen …

Dann bemerkte er allerdings Temari, die – wie schon gestern – ganz nah an ihm lag.

»Bin ich etwa so anziehend?«, fragte er sich in Gedanken. »Oder macht sie sich doch bloß breit?« Ach, war doch eigentlich auch egal … Sie so nah bei sich zu haben, war ja nicht einmal lästig … Und wie friedlich sie aussah, wenn sie schlief. In dem Zustand hatte sie nicht mal annähernd etwas von einer wild gewordenen Furie … Nein, sie war sogar recht süß.

Süß? Augenblick mal! Wie war er denn darauf gekommen? Sie war doch mindestens genauso ein dominanter Drache wie seine Mutter! Obwohl, andererseits …

Ach, dieses ganze Gegrübel war einfach zu anstrengend und verwirrend! Darüber konnte er auch noch später nachdenken. Wenn überhaupt …

Er gähnte herzhaft. Er war noch müde und für einen Urlaub, der als Mission getarnt war, war es noch viel zu früh, um aufzustehen.

Mit einem seltsam wohligen Gefühl in der Magengegend döste er wieder ein.
 

Durch einen lauten Knall wurden die Zwei plötzlich geweckt.

Sekundenlang starrten sie sich an. Warum hatte sie nur vergessen, sich wieder auf ihre Seite des Bettes zu legen? Und warum tat sie es jetzt eigentlich immer noch nicht?

Shikamaru dachte sich seinen Teil. Es war ja nicht seine Schuld, wenn sie den Hang dazu hatte, sich zu ihm zu legen … Ja genau, das war für sie peinlicher als für ihn. Viel peinlicher.

Rasch wich Temari zurück. „Du spinnst wohl!“, empörte sie sich.

„Was? Du hast dich doch zu mir gelegt, nicht umgekehrt!“, merkte er an.

„Das ist doch überhaupt nicht …“ Sie verstummte, als ihr Blick zufällig auf den Balkon fiel.

Schnell stand sie auf und öffnete die Schiebetür. Temari wusste nicht, ob sie über das, was sie sah, lachen oder lieber weinen sollte. Vor ihren Füßen lag ausgestreckt einer der Konoha-Adler. Er hatte den Schnabel weit geöffnet, ließ die Zunge heraushängen und an einigen Stellen fehlten ihm Federn. Es war ein jämmerlicher Anblick. Von dem Fettfleck, den er auf der Fensterscheibe hinterlassen hatte, wollte sie gar nicht erst reden.

„Also, ihr scheint eure Tiere ja super zu behandeln“, sagte sie schließlich mit sarkastischem Unterton.

Shikamaru, der inzwischen neben ihr stand und sich das Ganze ansah, entgegnete: „Eigentlich schon, aber der hier leidet wohl unter Altersschwäche.“

Langsam kam das Tier wieder zu sich. Unbeholfen rappelte es sich auf und streckte stolz seine Brust nach vorne, was ihm nach Temaris Meinung eher das Aussehen eines gerupften Geiers verlieh. Es war einfach Mitleid erregend …

Während Shikamaru die Nachricht vom linken Bein des Adlers löste, meinte sie: „Also den solltet ihr lieber mit sofortiger Wirkung in Rente schicken. Der überlebt doch den nächsten Flug nicht mehr.“

„Tja …“, äußerte er sich daraufhin nur, da er den Zettel las.

„Und? Was sagt sie?“, fragte Temari nach, als er zu Ende gelesen hatte.

„Na ja …“, fing Shikamaru an. „Wir sollen weiterhin ein Auge auf den Typen werfen und dann wünscht sie uns noch viel Spaß“, antwortete er, wobei er die letzten beiden Worte besonders betonte.

„Was?“ Kurzerhand riss sie ihm das Blatt aus der Hand, um sicherzugehen, dass er keinen blöden Witz gemacht hatte.

Nachdem sie mit dem Lesen fertig war, zerknüllte sie die Nachricht und warf sie wütend in den Müll.

„Eure Hokage hat sie wohl nicht mehr alle!“, regte sie sich auf. „Was denkt sie sich dabei, uns viel Spaß zu wünschen? Wobei denn auch? Beim stundenlangen in den Büschen hocken, von den Mücken halbtot gestochen zu werden und einem Typ dabei zuzusehen, wie er sich neue Anbagger-Techniken aneignet, oder was?“

„Ja, und damit hast du den gestrigen Tag perfekt zusammengefasst“, äußerte sich Shikamaru gelassen. „Reg dich doch nicht so auf. So ’ne leichte Mission ist doch mal ganz nett.“

„Ich will aber keine leichte Mission!“, redete sie dagegen an. „Ich bin Jounin! Aber dass stinkfaule Chuunin wie du auf so was stehen, hätte ich mir ja denken können!“

„Du bist echt überhaupt nicht locker! Anstatt dich über ein paar entspannte Tage zu freuen, meckerst du auch noch.“ Er seufzte. „Wieder so eine Sache, die euch Frauen kompliziert macht. Echt nervig!“

„Du nervst mit deinem ständigen Männer-Gegen-Frauen-Gequatsche aber auch ganz schön!“, gab Temari zurück. „Jedes Mal derselbe Scheiß!“

Dazu sagte Shikamaru nichts mehr. Gegen diese Frau anzureden hatte bisher niemandem etwas gebracht.

Also blickte er wieder auf die Stelle, an der bis vor kurzem noch der Adler gestanden hatte. Wo war denn der jetzt hin?

Beinahe gleichzeitig gingen die beiden raus auf den Balkon, um nach dem Raubvogel Ausschau zu halten. Und dann sahen sie ihn in etwa hundert Metern Entfernung über den Baumkronen fliegen. Doch nach nur Sekunden später verlor er an Höhe und stürzte ab.

Temari kniff kurz die Augen zusammen und meinte mitleidig: „Autsch! Das hat sicher weh getan …“

Dann tauchte der Adler allerdings wieder zwischen den Bäumen auf und flog in Schlangenlinien weiter.

„Ich hoffe, er überlebt es bis Konoha.“ Temari musste aufgrund des Anblicks, der sich ihr bot, lachen.

„Bist du ein bisschen sadistisch oder warum lachst du?“, fragte Shikamaru, obwohl er ebenfalls grinsen musste.

„Na, das sagt ja genau der Richtige!“, erwiderte sie, als sie sich einigermaßen von ihrem Lachanfall erholt hatte. „Du findest es doch auch lustig!“

„Na ja …“ Sein Grinsen wurde nur noch breiter „So was sieht man schließlich nicht alle Tage.“
 

Fünf Minuten blieben sie schweigend stehen, bis der Vogel letztendlich am Horizont verschwunden war.

Temari schaute auf die Uhr. Es war kurz nach neun und einen Kaffee konnte sie jetzt wirklich gut vertragen.

„Wie sieht’s aus?“ Fragend sah sie Shikamaru an. „Frühstück?“

„Okay“, stimmte er zu.
 

Rasch zogen sie sich um und Temari musste feststellen, dass ihre Begleitung doch sehr anständig war. Er wagte es kein einziges Mal, sie anzusehen. Wohl auch besser so für ihn …
 

Anschließend gingen sie hinunter zum Frühstück. Die beiden suchten sich ihr Essen vom Büffet zusammen und ließen sich dann auf zwei freien Plätzen nieder.

Es dauerte nicht lange und Temari bekam auch ihren bestellten Kaffee.

Nachdem sie ihn ausgetrunken hatte, fühlte sie sich richtig wach. Na ja, vielleicht war es ja doch nicht ganz so übel, zur Abwechslung mal wieder eine harmlosere C-Mission zu machen … Das war ja quasi Urlaub und Arbeit in einem … Und Urlaub hatte sie schon lange nicht mehr gehabt. Na ja, eigentlich sogar noch nie …
 

Plötzlich tippte ihr jemand an die Schulter und riss sie aus ihren Gedanken.

„Oh, hi Midori!“, begrüßte sie das Mädchen freundlich. „Was gibt’s?“

„Wir gehen heute wieder nach Hause und da wollte ich mich noch verabschieden“, erklärte sie. „Und ich hab noch was für dich, weil du neulich meinen Bruder gezähmt hast!“

„Ach, das war doch kein Problem“, erwiderte Temari. „Hab ich gern gemacht.“

„Ja, aber trotzdem …“ Das Mädchen fasste in ihre Tasche und zog zwei Glückskekse heraus, die sie Temari in die Hand drückte. „Die hat meine Großmutter gemacht. Und das, was auf den Zetteln steht, hat bisher immer gestimmt oder ist danach eingetroffen. Du kannst deinem Freund ja einen abgeben, wenn du willst.“

„Freund?“, wiederholte Temari ungläubig. „Also so würde ich ihn mit Sicherheit nicht bezeichnen. Er hat was mit dem Geheimnis zu tun.“

„Ach so“, entgegnete Midori. „Kiiroi und ich haben noch niemandem was davon erzählt. So, jetzt muss ich aber. Meine Eltern warten bestimmt schon ungeduldig. Tschüß, Temari!“

„Auf Wiedersehen! Komm gut nach Hause!“ Sie lächelte dem Mädchen noch kurz zu, bevor es um die Ecke verschwunden war.
 

„Was für ein Geheimnis?“, wollte Shikamaru daraufhin wissen. Immerhin sollte er etwas damit zu tun haben.

„Ach, du weißt schon: Das, warum wir hier sind …“, flüsterte Temari zurück.

„Zum Urlauben?“, meinte er scherzhaft.

„Ja, ja …“, erwiderte sie tonlos. „Hier, ess lieber deinen Keks!“

Sie warf ihm einen von Midoris Glückskeksen zu und er fing ihn auf.
 

»Nichts ist so, wie es scheint«, stand auf seinem kleinen Zettel geschrieben. Ach, nee … Darauf wäre er selbst ja auch nie gekommen … Er faltete ihn so weit, bis es nicht mehr ging und warf ihn beiseite.

Temari brach ihren ebenfalls auseinander und las leise den kurzen Text: „›Gratia gratiam parit …‹ Was?“ Sie verstand kein Wort von dem Geschriebenen.

„Also, ich an deiner Stelle würde ihn einfach mal umdrehen“, warf Shikamaru ein. „Dann kannst du ihn nämlich auch lesen und verstehen.“

„Ach! Vielen Dank für den Tipp!“, meinte sie knurrend. „Auf die Idee wär ich ohne dich auch niemals gekommen.“

Ein »Gern geschehen« konnte er sich daraufhin gerade so noch verkneifen. Die Konsequenzen, die diese Worte nach sich ziehen würden, waren einfach zu abschreckend …

Temari drehte den Zettel auf die andere Seite und stockte. Was für ein Blödsinn war denn das bitteschön? »Gunst erzeugt Gunst« lautete die erste Zeile, die auch noch ganz annehmbar war, aber der Rest war einfach …

Unweigerlich warf sie Shikamaru einen Seitenblick zu, den er zum Glück nicht bemerkte. Nein, das würde nie eintreffen und das sollte es auch nicht.

Kurzerhand stopfte sie den Zettel in die kleine Innentasche ihres Kimonos und seufzte.

Sie brauchte wohl mal zur Abwechslung wieder ein heißes Bad … Nur, um ihre Gedanken zu ordnen.

Spannen verboten!

Ein großes Dankeschön auch diesmal wieder an sama-chan! Kommentare über die ich so gut lachen kann, bekomme ich wirklich nicht oft. =)
 

Nun aber viel Spaß beim Lesen! :)
 

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Kapitel 8: Spannen verboten!
 

Kotetsu seufzte wohlig. Ein Bad in einer heißen Quelle war einfach das Allerbeste …

Der Chuunin lehnte sich noch weiter zurück, sodass nur noch sein Kopf aus dem dampfenden Wasser ragte. Dies war zweifelsfrei der beste Urlaub, den er je gehabt hatte. Und dann bezahlte die Godaime auch noch alles aus ihrer eigenen Tasche …

Besser ging es einfach nicht!

Unweigerlich musste Kotetsu plötzlich an Izumo denken. Sein Kumpel musste jetzt bestimmt einiges mitmachen. Manchmal war es echt nicht vorteilhaft, einer von Tsunades persönlichen Bimbos zu sein. Vor allem, wenn sie einen wieder einmal zwanzig Stunden durcharbeiten ließ.

Aber momentan sollte ihn das nicht interessieren. Nein, nun würde er nichts anderes als seinen Urlaub und das heiße Bad genießen …
 

Temari würgte rasch ihr Frühstück hinunter. Sie versuchte sich irgendwie abzulenken, aber trotzdem landeten ihre Gedanken immer wieder bei diesem blöden Zettel. Verdammt! Als ob sie auf so etwas angewiesen wäre. So ein Scheiß aber auch! Warum dachte sie überhaupt darüber nach? Das war doch nichts weiter als verschwendete Zeit. Vor allem, weil sie das ganz bestimmt nicht wollte. Es konnte außerdem sein, dass sich der Text auf jemand anderen bezog. Dann war es ja auch egal. Eigentlich …

Heftig schüttelte sie den Kopf, um diesen Mist aus ihrem Gedächtnis zu vertreiben.

„Geht’s dir nicht gut?“, fragte Shikamaru, als er das sah. „Soll ich dir einen Psychologen herbestellen?“

„Ha ha, wie witzig!“ Sie lachte daraufhin trocken. „Genervt und demotiviert bist du um einiges erträglicher als jetzt.“

„Du kannst ja ziemlich empfindlich sein“, merkte er grinsend an.

„Ach, halt doch einfach die Klappe!“, fauchte sie.

Pah, diesen blöden Zettel konnte sie wirklich vergessen …

Doch mit seiner Bemerkung hatte er aber wohl ins Schwarze getroffen.
 

Sauer trank Temari ihren letzten Schluck Kaffee aus. So eine Frechheit aber auch. Eigentlich hatte er es doch verdient, dass sie ihm dafür eine scheuerte. Ausverschämter Kerl … Andererseits wusste sie ja auch, dass er es nicht böse gemeint hatte. Nein, um das als ernst aufzufassen, kannte sie ihn schon viel zu lange. Aber beim nächsten Mal würde sie ihm glattweg ihren Fächer über die Rübe ziehen, das stand mal fest.
 

Sie knallte die Tasse auf den Untersetzer und stand abrupt auf. Bedrohlich sah sie auf Shikamaru herunter und ihm lief dabei ein kalter Schauer über den Rücken. Er hätte wissen müssen, dass er es mit seinem Kommentar zu weit getrieben hatte … So ein Mist aber auch! Dieser Urlaub schien eine ganz ungünstige Wendung für ihn zu nehmen.

Daraufhin stemmte sie auch noch die Hände in die Hüften und blickte ihn herausfordernd an. Verdammt, um sich aus dem Staub zu machen, war es auch zu spät. Jetzt hatte er Drache Nummer Zwei leibhaftig vor sich und in ihrem Blick konnte er förmlich sehen, dass sie danach gierte, ihn auf der Stelle auseinander zu nehmen oder in der Luft zu zerreißen … Was hatte er sich nur dabei gedacht? Ob es zu spät für eine Entschuldigung war?

Shikamaru wollte gerade den Mund aufmachen, um diese auszusprechen, als sich Temaris Lippen zu einem Grinsen verzogen und sie anfing, laut loszulachen.

Verständnislos sah er sie an. „Was ist denn jetzt schon wieder?“, fragte er. In Gedanken setzte er noch das kleine Wörtchen »Weiber« hinzu, was er allerdings für sich behielt.

Als Temari sich wieder einigermaßen eingekriegt hatte, gab sie als Erklärung ab: „Du hättest dich mal sehen müssen! Du sahst aus wie so ein verschrecktes Reh! Dabei beiß ich doch gar nicht!“

„Tse. Und bei der wollte ich mich entschuldigen …“, murmelte Shikamaru leise vor sich hin. Komische Frau …

„Was ist? Kommst du mit oder willst du deine Pflichten als Bodyguard lieber vernachlässigen?“, fragte sie immer noch breit grinsend.

Seit wann legte sie denn auf seine Begleitung so einen großen Wert? Doch statt nach dem Grund zu fragen, sagte er nur: „Und wohin?“

„Zu den heißen Quellen. Ich muss mich entspannen“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Dann schwang ihr Ton plötzlich um: „Ansonsten bin ich wirklich noch gezwungen, dir etwas Schreckliches anzutun.“

Shikamaru seufzte schwer. Das wollte er sich lieber nicht ausmalen …

„Na, gut.“ Er erhob sich von seinem Platz.
 

Eine gute Viertelstunde später stieg Temari in das heiße Wasser des Frauenbades. Da es noch so früh am Morgen war, war es noch nicht voll. Lediglich zwei Frauen, vielleicht ein paar Jahre älter als sie, badeten ebenfalls und unterhielten sich über den üblichen Weiberkram, was Temari schlicht und weg nur langweilte. Wie konnte man bloß länger als eine Minute über Klamotten und Make-up reden? Das war ihr unbegreiflich.

Also stellte sie ihre Ohren auf Durchzug und genoss einfach nur das heiße Bad und den Gedanken an Shikamarus Gesichtsausdruck. Wahnsinn, wie leicht er einzuschüchtern war … Das eben war wirklich einfach nur göttlich gewesen …
 

Shikamaru hatte es sich ebenfalls im Männerbad gemütlich gemacht.

»Was für ein anstrengendes Weib«, ging es ihm durch den Kopf. Und nun hatte sie auch noch einen Grund, sich über ihn lustig zu machen. Das würde sie doch eiskalt nutzen. Doch zugegeben, daran war er ja selbst Schuld. Die Blöße hätte er sich nicht geben müssen. Aber die Frau war einfach undurchschaubar … Natürlich hätte sie ihn auch an Ort und Stelle richtig zur Schnecke machen können, womit er eigentlich auch eher gerechnet hätte … Temari war halt noch unberechenbarer als seine Mutter. Trotzdem war ihre Gesellschaft immer noch angenehmer, als wenn er Drache Nummer Eins, Yoshino Nara, um sich hatte. Komisch das Ganze. Einfach seltsam. Etwas anderes konnte man dazu nicht sagen.

Er sah sich ein wenig im Bad um. Außer ihm war nur noch eine andere Person hier. Er konnte sie zwar durch den dichten Dampf nicht genau erkennen, aber die Frisur kam ihm verdächtig bekannt vor. Also schwamm er etwas näher und …
 

„Kotetsu!?“, meinte er überrascht.

Der Chuunin schreckte aus seinen Tagträumen hoch, sah sich panisch um, als hätte man ihn irgendwobei ertappt und seufzte anschließend.

„Ach, du bist es nur.“ Er war sichtlich erleichtert.

„Einen Albtraum von der Hokage gehabt?“, scherzte Shikamaru.

„Ja, sie wollte Izumo und mich … Ach, daran denke ich lieber nicht.“ Kotetsu schüttelte heftig den Kopf, um die Gedanken an das Szenario schnell zu verdrängen. „Die Frau ist die reinste Sklaventreiberin.“

„Die meisten Frauen haben den Hang, so zu sein“, entgegnete Shikamaru. „Genau das macht sie anstrengend. Echt total lästig.“

Kotetsu grinste. Das war typisch für ihn. Aber wo er Recht hatte, hatte er Recht. Die Godaime war mit eine der schlimmsten Vertreterinnen ihrer Art.

„Wurdest du auch von Tsunade in den Urlaub geschickt?“, fragte Shikamaru dann.

„Ja.“ Kotetsu nickte. „Aber ich dachte, sie hätte dich mit dieser Kunoichi aus Suna auf eine Mission geschickt.“

„Ja, ein Urlaub, als C-Mission getarnt“, gab er zurück. „Die Hokage hätte uns auch gleich sagen können, dass sie uns nur loswerden will.“

„Ach, was!“ Kotetsu grinste erneut. „Ich wette, hinter eurer Mission steckt noch was Ernsteres.“

„Bestimmt.“ Shikamaru lachte trocken. „Aber mir soll’s egal sein. Gegen ein paar Tage Ausspannen hab ich nichts. Kommt als Ninja ja selten genug vor.“

Er tauchte noch weiter in das heiße Wasser hinab, bis nur noch sein Kopf herausragte und schloss die Augen. Mann, wie gut das tat. Diese heiße Quelle musste das Paradies auf Erden sein …
 

Temari fühlte sich wie in einen schönen Traum. Schon lange war sie nicht mehr so entspannt gewesen …

Ja, irgendwie hatte es doch was, sich mal ein paar Tage Ruhe zu gönnen. Vielleicht – nein, bestimmt sogar – war diese Mission nur ein Vorwand gewesen. Würde sie nicht einmal wundern, wenn Gaara hinter dem Ganzen steckte. Schließlich war er ja auch so dreist gewesen, sie ganz nach Konoha zu versetzen. Was er sich wohl dabei gedacht hatte? Ach, war ja auch egal. Die freie Zeit würde sie genießen …

Manchmal musste man sie halt zu ihrem Glück zwingen …
 

Vorsichtig blickte Jiraiya sich um. Jetzt durfte man ihn bloß nicht erwischen …

Da die Luft rein war, machte er einen Satz und sprang auf das Dach. Er vergewisserte sich noch einmal, dass er auch am richtigen Ort war, schlich weiter hinauf und lugte letztendlich über den Dachfirst.

Leise kicherte er vor sich hin. Das war einfach der perfekte Platz zum Recherchieren …

In der heißen Quelle unter ihm badeten drei Schönheiten, wovon zwei anscheinend auch noch sehr gut oben herum ausgestattet waren. Bei der Dritten konnte er es nicht so genau erkennen, aber der Anblick der anderen beiden Mädels machte das mehr als wett …
 

Temari träumte noch etwas vor sich hin. Sie konnte sich nicht helfen, aber irgendwie fühlte sie sich beobachtet …

Bei ihr gab es zwar nichts zu gucken, da sie bis zum Hals im Wasser war. Die anderen beiden Frauen waren da allerdings schon offenherziger.

Verstohlen sah sie sich etwas um, konnte aber niemanden entdecken. Vielleicht hatte ihr Gefühl sie ja doch getäuscht …

Also schloss sie ihre Augen wieder, um ihre Entspannung fortzusetzen, doch ein schriller Schrei beendete das jäh.
 

Jiraiya fluchte. Verdammt, warum musste ihm gerade jetzt sein Notizbuch aus der Hand fallen und das halbe Dach in Richtung heißer Quelle hinunterrutschen? So ein Pech aber auch!

Der Sannin überlegte einen Moment was er tun sollte, bis er beschloss, einen Frosch zu beschwören.

Fünf Sekunden später stand statt der üblichen Kröte Gamakichi vor ihm.

„Na, wieder mal am Spannen?“, flötete das Tier lauthals los.

„Schnauze“, fauchte er leise zurück. „Ich brauch deine Hilfe. Mein Notizbuch liegt da unten und …“

„... und du kriegst es nicht wieder, ohne entdeckt zu werden!“, beendete Gamakichi den Satz. „Es ist genau, wie Papa immer sagt: Du wirst nur älter, aber nicht klüger.“

„Sei doch leiser“, ermahnte Jiraiya den kleinen Frosch nochmals, doch es war schon zu spät. Eins der Mädels hatte ihn entdeckt und laut aufgeschrien.

„IHH, DA OBEN SITZT EIN SPANNER!“

„Na, vielen Dank auch!“, maulte der Erotomane Gamakichi an, der daraufhin mit einem Grinsen in einer Rauchwolke verschwand.

„Toll, die Verträge mit den Kröten sind auch nichts mehr wert …“, seufzte Jiraiya noch, bevor er aufsprang, um sich seine Notizen zu schnappen und sich danach schleunigst vom Acker zu machen.
 

Auch Kotetsu und Shikamaru hatten den Schrei gehört. Letzterer ließ einen schweren Seufzer verlauten. Warum denn gerade jetzt?

„Wollen wir irgendwas unternehmen?“, hörte er Kotetsu anschließend fragen.

„Mendoukuse …“, gab Shikamaru zurück, bevor er aus der Quelle stieg, sich sein Handtuch umband und meinte: „Ich mach das schon.“

Kotetsu wollte gerade noch etwas sagen, aber er war schon um die Ecke verschwunden. Wenn das mal gut ging …
 

Genervt stöhnte Temari auf. Nicht einmal hier hatte man seine Ruhe …

Als die kreischenden Weiber an ihr vorbei gerannt waren, um sich aus der Sichtweite des Spanners zu bringen, griff sie nach ihrem Tuch, band es sich locker um und grinste. Na, dem wollte sie doch mal eine Lektion erteilen …

Sie biss sich in den Daumen, rief „Kuchiyose no Jutsu!“ und rief Kamatari, das Sichelwiesel, herbei.

„Tust du mir einen Gefallen und erteilst dem Typ da oben eine Abreibung?“ Temaris Grinsen wurde noch hinterhältiger. „Danach wird er sich bestimmt zweimal überlegen, ob er noch mal badende Frauen bespannt.“

„Okay!“, entgegnete Kamatari nur, bevor er auch schon loshetzte.
 

„Verdammt, auch das noch!“, fluchte Jiraiya, als er das Wiesel auf sich zulaufen sah. Warum musste gerade eine Kunoichi anwesend sein? Konnte ein einzelner Mensch denn noch mehr Pech haben?

Er angelte schnell nach seinem Notizbuch und machte sich auf und davon, Kamatari dicht auf seinen Fersen.
 

Temari war äußerst zufrieden. Da sollte noch mal einer behaupten, dass sie ohne ihren Fächer wehrlos war.

Sie nahm ihr Badetuch wieder ab, um das Bad fortzusetzen und erstarrte plötzlich. Was zum …
 

Mit einem Schlag fühlte sich Shikamaru, als wäre er aus einer Art Trance erwacht. Was in aller Welt tat er hier nur? Er versuchte sich verzweifelt daran zu erinnern, was ihn hierher getrieben hatte, aber irgendwie waren seine Gedanken komplett leer. Ganz so, als ob an der Stelle nie etwas gewesen wäre …
 

Sprachlos blickte Temari Shikamaru an und er sah mindestens genauso peinlich berührt zurück. Beinahe gleichzeitig stieg ihnen in Anbetracht der Tatsache, dass Temari völlig nackt war, die Schamesröte ins Gesicht.

Beide reagierten schnell. Shikamaru sah augenblicklich zur Seite und Temari sprang geistesgegenwärtig zurück in die heiße Quelle, bis nur noch ihr Kopf zu sehen war.

Einige Sekunden schwiegen sie sich an, bis sie schließlich anfing: „Was machst du hier?“

Sein Gehirn ratterte wie ein Uhrwerk. Das war eine berechtigte Frage …

Urplötzlich fiel es ihm doch wieder ein. Der Schrei …

„Es tut mir leid“, stammelte er betreten. „Ich wollte nur helfen.“

„Du unterschätzt meine Fähigkeiten noch immer, was?“, stellte Temari fest. „Ich hab Kamatari auf den Kerl losgelassen. Der hat jetzt sicher nichts zu lachen.“ Sie grinste ihn aufmunternd an. „Aber trotzdem danke.“

Shikamaru traute seinen Ohren nicht. Hatte sie sich tatsächlich bedankt oder träumte er immer noch? Und vor allem schien sie ja überhaupt nicht sauer auf ihn zu sein, weil er sie so gesehen hatte … Das musste einfach ein Traum sein!

„Jetzt hau schon ab“, riss Temari ihn aus seinen Gedanken. „Sonst kommt Kamatari gleich wieder und geht dann auch noch auf dich los. Im Moment bist du nämlich auch nichts weiter als ein mieser Spanner.“

Die letzten Worte sagte sie mit Nachdruck, was seine Wirkung auch nicht verfehlte. Sofort war Shikamaru aus dem Frauenbad verschwunden.

Da war sie wieder: Die alte, gruselige Temari!
 

Jiraiya rannte und rannte. Er pfiff bald aus allen Löchern, wenn das so weiter ging …

Seit über einer halben Stunde jagte dieses blöde Wiesel schon hinter ihm her. Vielleicht sollte er sich einfach in sein Schicksal fügen …

Der Sannin warf einen Blick über seine Schulter und entdeckte die große Sichel, die das Tier mit sich schleppte. Nein, in den Genuss, diese Waffe am eigenen Leib zu spüren, wollte er sicher nicht kommen …

Er beschleunigte noch einmal, konnte den Abstand zu dem Wiesel aber nur geringfügig vergrößern.

„Verdammt! Immer wenn man Hilfe braucht, ist keine da!“, rief der Erotomane noch verzweifelt, bevor ihn das Übel letztendlich einholte.
 

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In Memoriam: Jiraiya

Simulation!

Ein Dankeschön auch diesmal wieder an sama-chan für dein wirklich erheiterndes Kommentar! =)
 

Heute gibt es ausnahmsweise mal zwei Kapitel auf einmal. Viel Spaß beim Lesen.^^
 

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Kapitel 9: Simulation!
 

Temari blieb noch einige Zeit in der heißen Quelle und dachte nach.

Sie hatte sich eben wirklich untypisch verhalten. Normalerweise hätte sie jeden, der auch nur ansatzweise versucht hätte, sie zu bespannen, augenblicklich eine gescheuert. Aber Shikamaru … Nicht einmal sauer war sie auf ihn! Etwa weil sie wusste, dass er nicht mit Hintergedanken so offensichtlich ins Frauenbad gekommen war? Weil er tatsächlich nur helfen wollte? Temari hatte keine Ahnung. Ja, sie würde sich ganz einfach zu der Sache ausschweigen. Es wusste ja ohnehin niemand anderes davon.

Anschließend stand sie auf und sofort wurde ihr schwindelig. Sie hatte sich wohl zu lange im Wasser aufgehalten …

Sie griff nach ihrem Tuch und ging zurück in die Umkleide, wo sie sich ordentlich anzog. Dann machte sie sich auf den Weg zurück zum Gästehaus.
 

Als sie dort ankam, setzte sie sich auf einen sonnigen Platz auf der fast noch leeren Terrasse. Aber irgendwie kam es ihr vor, als wäre es gar nicht warm, obwohl das Thermometer neben dem Eingang bereits sechsundzwanzig Grad anzeigte … Da sie gerade eben noch in einer heißen Quelle gesessen hatte, kam das mit Sicherheit davon.

Sie blickte sich um und entdeckte Shikamaru, der aus derselben Richtung wie sie selbst vor ein paar Minuten kam. Und er war in Begleitung.

Nur wenige Sekunden später erkannte Temari den anderen schon. Natürlich ein Ninja aus Konoha und niemand geringeres als einer der persönlichen Bimbos von der Godaime … Was der hier wohl wollte? Vielleicht war er ja sogar gekommen, um ihnen eine andere Mission zu geben? Aber irgendwie blieb ihre Freude über diese Möglichkeit aus. Verdammt, warum musste sie gerade jetzt Gefallen an diese Art Urlaub gefunden haben?

Im nächsten Moment kamen die beiden auch schon zu ihr herüber und setzten sich mit an den Tisch. Kotetsu grüßte freundlich und sie tat es ihm gleich. Dann sah sie kurz zu Shikamaru herüber. Aber als ihre Blicke sich trafen, sahen sie rasch peinlich berührt zur Seite. Es war anscheinend doch nicht so einfach, das Thema zu vergessen …

Kotetsu entging das nicht und dachte sich seinen Teil. Es war ja wirklich auch zu offensichtlich, was vorgefallen war … Dabei hatte er Shikamaru noch versucht zu warnen.

Ein merkwürdiges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, das Temari sofort missbilligte. Anscheinend wusste wohl doch einer Bescheid. Mist …

„Was gibt’s da zu grinsen?“, wollte sie wissen.

„Ach, nichts. Gar nichts!“, versuchte Kotetsu sich aus der Affäre zu ziehen. Ob die Frau wohl immer so kratzbürstig war? Wenn ja, hatte er mit Shikamaru aufrichtiges Mitleid …

„Tse“, machte Temari. „Und warum bist du dann hier? Gibt es eine Änderung an dieser scheinheiligen Mission?“

„Nein“, gab Kotetsu zurück. „Ich hab selbst Urlaub und bin nur auf der Durchreise.“

„Ach so“, meinte sie gleichmütig und gähnte daraufhin. „Na, dann …“ Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen.

Der Chuunin konnte sich nicht helfen: Irgendwie erinnerte dieser Anblick ihn an einen gewissen faulen Shinobi, der auch gerade anwesend war. Sein Verhalten schien ja schon ein wenig auf sie abgefärbt zu haben. Wenn er bedachte, wie Temari sonst drauf war, wenn er sie mal getroffen hatte … Eigentlich war sie eins dieser Arbeitstiere, die nach einer Mission keine Pause wollte und sich gleich an die Nächste machte. Ja, das war schon ein ziemlicher Unterschied. Was hatte den Kazekage nur dazu bewegt, eine so gute Kunoichi einfach nach Konoha zu versetzen? Es sei denn …

Er musste erneut grinsen.
 

Kotetsu blieb noch bis zum Mittagessen und verabschiedete sich dann. Temari war relativ froh darüber. Für ihren Geschmack bemerkte der Kerl einfach zu viel … Hoffentlich konnte er schweigen, ansonsten würde bei ihrer Rückkehr ganz Konoha über den Vorfall im Frauenbad Bescheid wissen. Ihr konnte es im Grunde genommen egal sein, aber Shikamaru tat ihr jetzt schon leid. Wenn Kankurou von der Sache Wind bekam, hatte er noch weniger zu lachen. Ihr kleiner Bruder würde es glatt bringen, ihn dafür zu töten … Aber das würde sie schon irgendwie zu verhindern wissen …

Temari rückte ihren Stuhl zurecht und setzte sich in den Schatten. Erst fror sie wie nichts Gutes und nun war ihr plötzlich zu heiß. Dabei waren die Temperaturen in Suna doch meist höher als hier. Einfach nur seltsam …

Sie blickte noch einmal Kotetsu nach und stutzte. „Warum ist er im Urlaub ohne Sachen unterwegs?“

„Keine Ahnung“, entgegnete Shikamaru. „Vielleicht hat ihn doch nur Tsunade geschickt, um zu gucken, was wir machen.“

„Ja, faulenzen“, legte Temari fest. „Wir sollten wenigstens simulieren, dass wir auf einer Mission sind, wenn wir es uns schon so gut gehen lassen. Der Typ gehört zwar eh nicht zu Oto, aber mal ein Auge auf den zu werfen, tut ja nicht weh. Nur zur Tarnung.“

Ungläubig sah er sie an. „Wer bist du und was hast du mit Temari gemacht?“

Sie musste lachen. „Ich mach einfach das Beste aus dieser Situation. Wahrscheinlich hängen wir sowieso noch einige Tage hier fest.“

„Bist du vielleicht krank?“ Shikamaru konnte es immer noch nicht glauben.

„Nein, ich genieß einfach nur die freie Zeit“, antwortete sie mit einem breiten Grinsen.

Er wusste nicht warum, aber diese Aussage machte sie nur noch sympathischer.
 

Kotetsu blickte sich um. Jetzt war er vom Gästehaus weit genug entfernt …

Der Chuunin setzte sich in den Schatten eines Baumes am Wegrand und zog eine kleine Schriftrolle und einen Kugelschreiber aus seiner Westentasche. Danach fing er an, eine kurze Notiz zu kritzeln.

Nach wenigen Minuten war diese fertig geschrieben und er stand wieder auf. Kotetsu sah zu beiden Seiten des Weges, ob gerade niemand kam. Als er sich vergewissert hatte, dass er alleine war, biss er sich in den Daumen und rief: „Kuchiyose: Konoha-Washi no Jutsu!“

Eine Rauchwolke entstand, und als diese sich wieder verzogen hatte, stand einer der Konoha-Adler vor ihm.

Kotetsu bückte sich und tat die Schriftrolle in das vorgesehene Gefäß am Bein des Raubvogels.

„Eine Nachricht an die Hokage“, meinte Kotetsu flüsternd.

Der Adler sah ihn noch einen Moment mit seinen funkelnden Augen an und hob dann zum Flug ab …
 

Temari fühlte sich gar nicht wohl. Jetzt hatte sie sich schon am helligsten Tag ins Gras hinter dem Gästehaus gelegt, aber irgendwie …

Sie beobachtete ein wenig die Wolken, die am Himmel entlang zogen. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen, wie das neben Shogi zu Shikamarus Lieblingsbeschäftigung werden konnte. Wie langweilig …

Es dauerte auch nicht lange und ihr fielen die Augen zu …
 

Erst träumte sie irgendwelchen zusammenhanglosen Kram. Da war Kotetsu, Tsunade und Sakura, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und tuschelten, doch dann sah sie plötzlich Kankurou vor sich, der mit Karasu auf Shikamaru losging. Temari versuchte, ihren Bruder aufzuhalten, aber es war, als könnte er sie weder sehen noch hören. Schließlich brachte der Marionettenspieler noch Kuroari mit ein, drängte Shikamaru in das Innere der Puppe und …
 

Schweißgebadet wachte sie auf. Ihr Schädel brummte und sie spürte die Feuchtigkeit ihrer Augen. Noch nie hatte sie wegen eines Traums geweint … Verdammt! Aber es war so schrecklich realistisch gewesen … Kankurou konnte unter Umständen ja noch gruseliger als Gaara sein.

Rasch verdrängte sie diesen Gedanken und wischte sich kurz über ihre tränenden Augen. Sie hatte tatsächlich ein Tränchen vergossen. Und das auch noch ausgerechnet wegen so etwas. Dieser Tag wurde ja immer merkwürdiger …

Ihr Blick fiel auf Shikamaru, der es sich ganz in der Nähe gemütlich gemacht hatte und scheinbar Löcher in die Luft starrte. Typisch …

Temari lächelte kurz. Irgendwie war sie ja schon ganz froh, dass er immer noch unter den Lebenden weilte.

Sie raffte sich auf und ihr wurde erneut schwindelig. Solche Kopfschmerzen hatte sie wirklich noch nie gehabt …
 

Sie trat die paar Schritte auf Shikamaru zu und meinte: „Sei nicht so faul.“

Er seufzte. „Du hast doch eben die ganze Zeit geschlafen.“

„Ja, aber du hast währenddessen gefaulenzt.“

Shikamaru gähnte, streckte sich noch einmal und stand dann auf. „Und was hast du jetzt vor?“, fragte er.

„Wie wär’s mit simulieren?“, schlug sie vor. Sie deutete über seine Schulter auf ihr gemeinsames Beschattungsopfer, das gerade in Richtung Wald ging.

„Okay, aber der Rest des Tages ist dann frei!“

„Ja, aber nur, weil du es bist!“ Dreist grinste sie ihn an.
 

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Und hiermit hab ich auch offiziell das erste Jutsu erfunden! :D

Ich dachte, es wäre sehr praktisch, wenn man die Adler, wenn man mal dringend eine Nachricht verschicken muss, per Kuchiyose herbeirufen kann.

Der Titel dieses Kapitels ist übrigens eine „Ode“ an eine der langweiligsten und unnötigsten Shippuuden-Episode, die ich je gesehen hab.

Keine Widerrede!

Kapitel 10: Keine Widerrede!
 

Zehn Minuten später schlenderten die beiden im Sicherheitsabstand dem Typ durch den Wald hinterher.

Shikamaru starrte wie gewöhnlich teilnahmslos vor sich hin. Temari hingegen war sich gar nicht sicher, ob ihr Vorschlag so gut gewesen war … Vielleicht hätte sie die »Simulation«, wie sie sie die Aktion nannte, lieber vertagen und sich stattdessen hinlegen sollen. Ihr Schädel schien kurz davor, zu explodieren … So beschissen hatte sie sich ja ewig nicht mehr gefühlt und eigentlich konnte sie auch weiterhin gut und gerne darauf verzichten. Ein Ninja konnte es sich gar nicht erlauben, krank zu werden. Ja, am besten ließ sie sich gar nichts anmerken. Es waren ja auch nur Kopfschmerzen …
 

Schließlich verloren sie den Kerl aus den Augen, aber das störte keinen von beiden. Ob sie ihn nun beobachten oder in Konohagakure eine Schüssel Ramen umfiel … War doch ganz egal.

Auf einer Lichtung unterbrachen sie ihren »Spaziergang«. Temari ließ sich auch gleich im Schatten eines Baumes nieder und lehnte sich gegen den Stamm. Irgendwie war sie völlig fertig. Und das von ein bisschen Rumgelatsche.

Shikamaru setzte sich neben sie und ging wieder seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Wolkenbeobachten, nach. Es dauerte aber nicht lange und er wandte seinen Blick davon ab.

„Du siehst schlecht aus“, meinte er dann plötzlich.

„Na, vielen Dank auch!“, erwiderte sie ein wenig patzig.

„Nein, ich meinte im Sinne von krank“, verbesserte er sich. Aus den Augenwinkeln heraus sah er sie an.

Rasch drehte sie sich weg. „Blödsinn! Mir geht’s super!“, log sie. Temari hatte wirklich keine Lust darauf, sich von ihm belehren zu lassen.

„Na, wenn du meinst …“ Es brachte ja ohnehin nichts, dagegen anzureden. Sogar für eine Frau war sie verdammt stur. Und sagen lassen würde sie sich von ihm auch nichts. Also schwieg er lieber. Den Atem konnte er sich sparen.
 

Tsunade lehnte sich weit in ihrem Bürostuhl zurück und gähnte. Den Papierkram für heute hatte sie zum Glück erledigt.

Sie öffnete ihre Schreibtischschublade und zog eine Flasche Sake und ein kleines Glas heraus. Tsunade schwenkte das Gefäß noch einmal kurz um festzustellen, dass noch genügend Sake enthalten war und goss anschließend das Glas randvoll mit ihrem Lieblingsgetränk. Tsunade musterte es noch für einen winzigen Augenblick und nahm dann einen Schluck. Nichts war besser als der erste Sake zum Feierabend.

Als sie sich nachschenken wollte, klopfte es plötzlich an der Tür. Seufzend stellte sie die Flasche ab und sagte: „Herein.“

Die Tür ging auf und Shizune betrat den Raum.

Tsunade seufzte. „Was gibt’s, Shizune? Ich wollte gerade Feierabend machen.“

„Sag doch gleich, dass du dich mit Sake betrinken wolltest“, erwiderte diese, allerdings nicht annähernd so streng wie sonst.

Als Tsunade noch einen Seufzer verlauten ließ, blitze auf Shizunes Gesicht ein kleines Grinsen auf. „Ich hab hier eine Nachricht von Kotetsu. Nichts Ernstes also.“

„Von Kotetsu?“ Sie nahm die Schriftrolle entgegen und las stillschweigend die kurze Notiz durch. Ein undefinierbares Lächeln legte sich auf ihre Lippen. „So ist das also …“, redete sie letztendlich vor sich hin.

„Und? Hat es schon was gebracht?“, wollte Shizune wissen.

„Na ja … Ich glaub, wir müssen noch ein wenig nachhelfen.“ Tsunade grinste nur, bevor sie sich noch einen Sake gönnte.
 

Erst fünf Minuten waren sie gerade unterwegs, aber sie fühlte sich noch schlechter als vorher. Temari konnte sich zwar noch einigermaßen zusammenreißen, um sich nichts anmerken zu lassen, aber sehr lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Verdammt! Was zur Hölle war nur los mit ihr? Außerdem konnte sie sich doch unmöglich die Blöße geben und zugeben, dass es ihr nicht gut ging … Darüber würde sich Shikamaru bestimmt nur lustig machen. Und auf seinen Spruch »Ich hab’s dir doch gesagt!« konnte sie auch gut und gerne pfeifen. Nein, den Gefallen würde sie ihm nicht tun.

„Wirklich alles okay mit dir?“, unterbrach er das Schweigen.

„Ja“, brachte sie ziemlich gequält heraus. „Halt die Klappe und –“ Ihr Blick verschleierte sich urplötzlich und ihr wurde schwarz vor Augen. Als sie unsanft auf dem Boden landete, war sie schon nicht mehr bei Bewusstsein.
 

Zehn Minuten später stand Sakura in Tsunades Büro. Voller Erwartung grinste sie ihrer Meisterin wie ein Honigkuchenpferd entgegen. „Und?“, fragte sie neugierig.

„Noch nichts“, meinte Tsunade kopfschüttelnd.

„Schade. Dabei war mein Plan doch so gut …“ Sakura klang beinahe schon ein bisschen enttäuscht.

„Na, so lange ist es ja noch nicht her.“ Tsunade nahm einen weiteren Schluck Sake. „Aber ich hab für morgen eine kleine Mission für dich …“
 

Es war bereits dunkel, als Temari aufwachte. Sie blinzelte und versuchte sich zu erinnern, was passiert war. Sie wusste nur noch, dass sie mit Shikamaru unterwegs gewesen war und dann … Temari hob ihren Blick und sah sich um. Sie befand sich eindeutig im Bett ihres Pensions-Zimmers. Schließlich fiel ihr Shikamaru auf, der in der Ecke saß und mit sich selbst Shogi spielte.

„Endlich wach?“, fragte er, ohne vom Spielbrett aufzusehen.

„Ja, was …“, setzte sie zu sprechen an.

„Du bist ohnmächtig geworden, weil du mal wieder zu stolz warst um zuzugeben, dass es dir schlecht geht“, erklärte er rasch und machte seelenruhig den nächsten Zug.

„Was heißt denn bitteschön wieder?“, empörte sie sich und richtete sich auf. Doch dann wurde ihr schwindelig und sie musste sich wieder hinlegen.

Shikamaru stand von seinem Platz auf und ging zu ihr herüber. „Du stehst heute ganz sicher nicht mehr auf, klar?!“, legte er fest. „Außerdem hast du Fieber und wenn dir deshalb was passieren sollte, krieg ich auch noch vielleicht Wut deiner Brüder zu spüren. Und darauf verzichte ich. Egal, wie stur du bist.“ Er nahm den feuchten Waschlappen, der neben Temari auf dem Kopfkissen lag, tauchte ihn in eine Schale mit eiskaltem Wasser, wrang ihn aus und klatschte ihn ihr auf die heiße Stirn.

„Aber …“, fing sie noch einmal an.

„Keine Widerrede. Ansonsten fessle ich dich mit Kagemane ans Bett.“ Dreist grinste er sie an und meinte: „Ich organisier dann mal was zu essen. Und wehe, du liegst dann nicht mehr hier.“ Daraufhin verschwand er aus dem Zimmer.

»Spinner«, dachte Temari nur noch lächelnd.

Shogi und Karten

Kapitel 11: Shogi und Karten
 

Als Temari am nächsten Morgen aufwachte, ging es ihr schon deutlich besser. Sie hatte die ganze Nacht trotz des Fiebers durchgeschlafen. Nach Bäumen ausreißen war ihr allerdings nicht zumute, denn sie hatte noch immer erhöhte Temperatur. Shikamaru hatte deswegen wenigstens bis zum Abendessen strikte Bettruhe angeordnet, was sie ohne zu murren einfach so hingenommen hatte. Sie wollte nicht riskieren, dass ihr wieder schwarz vor Augen wurde, nur weil sie sich nicht richtig auskuriert hatte.

Da sie nichts Besseres zu tun hatte, verbrachte sie den Vormittag also mit Fernsehen. Eigentlich war das so gar nicht ihr Ding, aber es war allemal interessanter, als die Zimmerdecke anzustarren.

Ihr Begleiter blieb die meiste Zeit bei ihr im Zimmer. Vorhin hatte er ihr sogar das Frühstück ans Bett gebracht … Krank sein konnte also schon seine Vorzüge haben …

Irgendwann wurde es ihr so langweilig, dass sie einschlief. Vielleicht war das auch gut, schließlich war Schlaf die beste Medizin gegen Fieber.
 

Shikamaru vertrieb sich die Zeit wieder einmal mit Shogi. Es störte ihn auch nicht, den Tag über in der Bude zu hocken. Immerhin musste ja einer auf Temari Acht geben … Diese selbstauferlegte Aufgabe war trotzdem nicht lästig. Sogar im Gegenteil: Er tat es irgendwie gerne. Schade nur, dass er keinen passenden Shogi-Partner hatte, um die Zeit zu überbrücken. Na ja, seid Asumas Tod hatte er ohnehin keinen ebenbürtigen Gegner mehr. Sein Vater spielte zwar auch nicht übel, aber aufnehmen konnte er es mit seinem Sohn nur, wenn dieser einen schrecklich miesen Tag hatte …

Er verwarf den Gedanken und brach das Spiel ab. Es war öde, immer gegen sich selbst zu gewinnen …

Shikamaru ging hinüber zum Bett, griff nach der Fernbedienung und schaltete die Glotze aus. Es lief sowieso bloß Rotz und der sollte Temaris Genesung nicht im Weg stehen.

Anschließend beobachtete er sie eine Weile beim Schlafen. Ihr Gesicht hatte richtig sanfte Züge angenommen. Warum konnte sie nicht im wachen Zustand mal so aussehen? Sein Blick wanderte zu ihrem einen Mundwinkel. Eine kleine Spur aus Spucke war zu sehen. Er konnte sich nicht helfen, aber auf irgendeine Weise machte sie das nur noch menschlicher. Und irgendwie sah es auch ziemlich süß aus … Temari konnte manchmal sein wie sie wollte, aber letztendlich war sie doch bloß ein Mensch. Auf ihre Art sogar hin und wieder ein recht Liebenswürdiger …

Shikamaru blickte auf die Uhr. Es war kurz nach eins und das Mittagsbüffet hatte gerade geöffnet. Dann wollte er sich mal in die Menge stürzen und etwas zu essen besorgen …
 

Sakura marschierte durch den Wald und blickte auf ihre Karte mit der Wegbeschreibung. Wenn sie sich beeilte, brauchte sie keine halbe Stunde mehr … Und das Beste an dieser Mission war, dass sie endlich einmal nicht um ihr Leben zu fürchten brauchte. Nichts war schöner als der Frieden! Na, mit Ausnahme von der Liebe natürlich. Doch das sollte nun erstmal nicht ihre Sorge sein …

Selbstzufrieden grinste sie vor sich hin.
 

Kaum war er unten angekommen, bereute Shikamaru auch schon, dass er nicht noch eine halbe Stunde gewartet hatte. Die Leute schwirrten wie die Fliegen um das Büffet und geierten nach den besten Stücken was das Zeug hielt.

Also wartete er einige Minuten, bis der größte Andrang vorbei war. In dieser Zeit musterte er das schwarze Brett.

Neben dem einen oder anderen Steckbrief eines gesuchten Ninjas überhäuften vorwiegend Suche- und Verkaufszettel die Pinnwand. Allerdings beanspruchte etwas anderes seine Aufmerksamkeit: Ein großes Werbeplakat für ein Festival im Nachbardorf, das lediglich zwanzig Minuten zu Fuß entfernt war. Und es sollte morgen Abend statt finden …

Nicht mal für den Bruchteil einer Sekunde überlegte er, ob er dorthin gehen sollte, verwarf diese Idee allerdings sofort wieder. Sommerfeste und solches Zeug waren noch nie sein Ding gewesen. Es reichte schon, dass er jedes Silvester beim Feuerwerk anwesend war … Davon abgesehen hatte Temari sicherlich auch keine Lust dazu. Sollten sich die anderen Gäste mal da vergnügen. Dann herrschte zumindest Ruhe in der Pension.

Er wandte sich ab und schnappte sich zwei Teller und Besteck. Erst wollte er nach etwas Fleisch greifen, überlegte es sich aber anders. Bei dem Wetter wollte er echt nichts Warmes essen. Aß er halt das Brötchen, das noch vom Frühstück übrig geblieben war … Das reichte ihm bis zum Abendbrot.

Shikamaru stellte das Geschirr zurück und nahm stattdessen eine Suppenschüssel. Für Temari gab es heute Mittag einfach mal Ramen mit Hühnchenfleisch. Da es keine Hühnersuppe gab, musste er sich damit behelfen. Außerdem wusste er, dass es ihr wahrscheinlich zusagen würde, schließlich ging sie in Konoha gerne mal zu Ichiraku’s, auch wenn sie noch lange nicht so ein Nudelsuppen-Freak wie Naruto war.

Er legte das Besteck zurück auf den Tisch und nahm stattdessen ein Paar Essstäbchen. Anschließend balancierte er die Treppe hoch zurück zu seinem Zimmer.
 

Sakura hatte in der Zwischenzeit an ihrem Zielort eingecheckt und erkundete etwas die Gegend. Es gefiel ihr wirklich gut. Zu gerne hätte sie hier Zeit mit einem Jungen verbracht. Sogar Naruto wäre ihr recht gewesen … Oder Sai … Oder doch lieber Weiberurlaub mit Ino? Egal, nun hatte sie erst einmal was zu tun …
 

Temari gähnte. Sie hatte einfach wunderbar geschlafen …

„Na, endlich wach?“, fragte Shikamaru, der auf einem Stuhl am Bett saß. „Und wie geht’s dir?“

„Soweit ganz gut.“ Sie tastete sich einen Moment auf die Stirn. „Meine Temperatur dürfte so langsam auch wieder normal sein.“

„Zum Glück“, meinte er daraufhin. „Aber nächstes Mal legst du dich gleich hin, anstatt so lange zu warten, bis du vor mir zusammenbrichst.“

„Jaja, ich weiß.“

„Will ich doch für dich hoffen.“ Er grinste sie einen Augenblick an. „Hunger?“

„Allerdings.“ Sie nickte zustimmend.
 

Also ließ Temari sich die Ramen schmecken. Danach war sie pappsatt.

„Danke. So bedient wurde ich noch nie.“ Sie setzte ein zufriedenes Lächeln auf.

„Ach, ist doch selbstverständlich.“ Shikamaru winkte ab. „Haben das deine Brüder nie für dich gemacht?“

„Nö.“ Sie schüttelte den Kopf. „Kankurou war immer zu sehr mit seinen Marionetten beschäftigt und von Gaara wollte ich gar keine Suppe ans Bett gebracht bekommen. Vor ihm hatte ich damals bloß Angst … Aber jetzt ohne Shukaku ist er richtig umgänglich geworden. Und unser damaliges Kindermädchen war auch immer sehr nett.“

„Vermisst du deine Geschwister eigentlich?“, wollte Shikamaru wissen.

Temari überlegte kurz. „Na ja, manchmal schon. Andererseits hege ich auch so einen kleinen Groll gegen sie, weil sie mich einfach nach Konoha versetzt haben, ohne mich zu fragen.“ Sie musste lachen. „Ein Gutes hat das Ganze aber: Da das Klima völlig anders ist, ist meine Haut nicht mehr so trocken.“

„Na, das ist doch schon was“, stimmte Shikamaru amüsiert zu.
 

Sakura sah sich weiter um. Sie hatte zwar schon einen anderen Konoha-Ninja getroffen, der auf geheimer Mission war, doch die Personen, die sie eigentlich suchte, waren nicht zu finden. Zwar konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie bei diesem tollen Wetter die Zeit im Gästehaus verbrachten, aber einen Versuch war es wert. Am sinnvollsten war es wohl, an der Rezeption nachzufragen …
 

Da Temari sich strikt geweigert hatte, gegen ihn Shogi zu spielen, hatte Shikamaru unterdessen ein Skatblatt besorgt und so vertrieben sich die beiden die Zeit mit Kartenspielen. Dabei kam auch das verborgene Talent der Kunoichi zum Vorschein. Zumindest wenn es um Karten ging.

„Das gibt’s doch nicht!“ Shikamaru stöhnte genervt auf, da er bereits die sechste Runde in Folge verloren hatte. „Du spielst entgegen jeder Logik!“

„Ich weiß.“ Temari grinste süffisant. „Aber Glück gehört auch dazu.“

„Nicht so, wie du spielst!“, widersprach er ihr prompt.

„Du bist halt gut in Shogi und ich mit Karten. Ist doch nur fair, oder?“ Sie setzte eine dreiste Siegermiene auf.

„Tse“, machte er. „Immerhin bist du wieder die Alte.“

Noch bevor sie etwas Fieses darauf erwidern konnte, klopfte es plötzlich an der Tür.

„Wer ist das denn?“ Schwerfällig stand Shikamaru von der Bettkante auf, um zu öffnen.

„Was willst du denn hier?“, hörte Temari ihn mit schier endloser Begeisterung fragen.

Die fremde Person steckte ihren Kopf ins Zimmer.

„Hi, ihr Zwei!“ Sakura hob zum Gruß die Hand.

Eine Nervensäge hoch drei!

Ein großes Dankeschön auch diesmal wieder an sama-chan. Nichts geht über leicht sexistische Kommentare :D
 

Viel Spaß beim Lesen! :)
 

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Kapitel 12: Eine Nervensäge hoch drei!
 

Temari fiel es schwer, nicht ebenfalls genervt zu reagieren. Sie schaffte es gerade noch, sich zusammenzureißen und zu schweigen. Warum zur Hölle kreuzte ausgerechnet Sakura hier auf? Es war ja nicht so, dass sie sie nicht ausstehen konnte, aber sie plapperte nach ihrem Geschmack einfach zu viel und war manchmal so schrecklich überdreht, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Davon einmal abgesehen, war sie sonst eigentlich ganz nett … Trotzdem hoffte Temari, dass ihr Aufenthalt so kurz wie möglich ausfallen würde. In Konoha hatte sie schließlich oft genug mit ihr zu tun.

Letzten Endes brachte sie ein leicht gequältes „Hey“ heraus.

„Mensch, seid ihr aber begeistert“, merkte Sakura mit einem Hauch Ironie in der Stimme an. Da niemand darauf etwas sagte, klärte sie auf: „Tsunade-sama hat mich geschickt, um nach dem Rechten zu sehen und euch bei Bedarf zu unterstützen. In spätestens zwei Tagen bin ich wieder weg.“

„Na gut …“ Temari konnte sich einen Seufzer nicht verkneifen. „Aber was die Mission betrifft, haben wir alles im Griff.“

Sakura nickte zufrieden. „Klasse. Da wird die Hokage sicher beruhigt sein …“

»Das glaub ich gerne«, dachte Shikamaru, hüllte sich allerdings lieber in beharrliches Schweigen. Dieser Auftrag war ohnehin der absolute Hammer … Einem hirnlosen, Flirtparadies liebenden Muskelprotz hinterher zu spionieren, der sicher absolut gar nichts mit Orochimaru, Akatsuki oder welchem Fiesling auch immer zu tun hatte, war alles, nur nicht gefährlich. Aber für einen schönen, entspannenden und gemütlichen Urlaub machte er das Theater gerne mit. Er durfte bloß Temari nichts verraten. Wenn sie das spitz bekam, würde sie augenblicklich ihre Sachen packen … Obwohl … Keine Ahnung, was sie darüber denken würde. Im Moment wollte er das auch nicht wissen.
 

„Was hockt ihr eigentlich hier drinnen herum?“ Sakura ging zur Balkontür hinüber, zog die Vorhänge auf und öffnete sie. Anschließend lehnte sie sich gegen die Brüstung und rief laut: „IST DOCH SO SCHÖNES WETTER HIER DRAUßEN!“

Temari blinzelte. Sie war extrem geblendet von der Sonne und für ein paar Sekunden wurde ihr sogar schwindelig. Shikamaru hingegen folgte Sakura auf den Balkon und schloss die Gardinen hinter sich.

„Kannst du dich bitte ein bisschen zusammenreißen?“, fuhr er sie an. „Temari geht’s nicht so gut. Sie ist gestern zusammengeklappt.“

„Sorry, das wusste ich nicht“, meinte sie betreten. „An Tagen wie heute brennt mein Gemüt oft mit mir durch.“ Sakura nahm einen tiefen Atemzug und ging dann zurück ins Zimmer.

„Tut mir leid.“ Sie lächelte Temari entschuldigend an und nahm auf dem Stuhl neben dem Bett Platz.

„Ach, vergiss es“, entgegnete sie emotionslos und legte sich dann hin, da ihr Schädel gerade Samba tanzte. Wenn Sakura so weitermachte, erholte sie sich heute garantiert nicht mehr …
 

Sakura blickte sich etwas im Raum um. „Nett hier.“ Sie war bemüht, einen kleinen Smalltalk anzufangen. „Teilt ihr euch das oder habt ihr Einzelzimmer?“

»Als ob du das nicht wüsstest!«, ging es Shikamaru durch den Kopf. Tsunade mochte diesmal zwar großzügig gewesen sein, indem sie die beiden in die »Ferien« geschickt hatte, aber ein eigenes teures Zimmer für jeden bezahlte sie dann doch nicht. Vielleicht tilgte sie mit dem Rest auch ihre Spielschulden …

„Wir teilen es uns“, erklärte Temari knapp. Gott, was gab sie nicht alles, um endlich Ruhe zu haben! Sakura war keine zehn Minuten anwesend und schon ging sie ihr so extrem auf den Zeiger, dass sie sie am liebsten gefesselt und geknebelt in die nächste Abstellkammer gesperrt hätte …

„Und kommt ihr gut miteinander zurecht?“ Sakura quasselte eifrig weiter. „Teilt ihr euch auch das Bett?“

Mit einem Mal saß wieder Temari kerzengrade. „Nein“, antwortete sie ruhig, klang jedoch äußerst überzeugend und ernst. „Er schläft auf dem Boden. Und wenn er mir blöd kommt, peitsch ich ihn ganz einfach aus!“

Plötzlich guckte Sakura eingeschüchtert und geschockt. Shikamaru hingegen musste schmunzeln.

„Natürlich lass ich ihn im Bett schlafen!“, blaffte Temari sie an. „Was hast du denn gedacht? Ich bin doch kein Unmensch!“

Erleichtert atmete Sakura auf. „Und ich dachte schon …“, flüsterte sie vor sich hin. Rasch stand sie auf und eilte zur Tür. „Ich geh dann mal. Wir sehen uns dann beim Abendessen!“ Schon war sie weg.
 

Kaum im Flur angekommen und ihr standen die Nackenhaare zu Berge. Eine gruselige Vorstellung … Hoffentlich träumte sie davon nicht … Aber immerhin schienen sich die Zwei gut zu verstehen und das war es ja, was zählte.

Sie fuhr sich durch ihre Haare. Dann wollte sie es sich mal draußen in der Sonne bequem machen …
 

„Der hast du’s aber gegeben“, meinte Shikamaru belustigt.

„Was hast du denn gedacht?“, entgegnete Temari grinsend. „Aber ich muss schon sagen: Der Gedanke gefällt mir.“ Scheinheilig blickte sie ihn von der Seite an.

Er wusste nicht, ob er die Aussage für voll nehmen sollte und reagierte entsprechend. „Dann schlag aber bitte nicht zu doll zu.“

„Ich doch nicht“, gab sie zurück. „Keine Bange, ich mach das schon nicht. Falls du mir mal extrem auf den Keks gehen solltest, hau ich dir lieber meinen Fächer über die Rübe.“ Die Kunoichi musste herzhaft lachen.

Shikamaru erwiderte daraufhin nichts. Irgendwie war er froh, dass die alte Temari wieder da war. Krank sein passte schließlich ja auch gar nicht zu ihr …
 

Sakura trocknete sich ab. Das Bad in der heißen Quelle war die reinste Entspannung gewesen. So gut erholt war sie lange nicht mehr … Sie streifte sich ihr neues gelbes Sommerkleid über. In Konoha hatte sie leider noch keine Gelegenheit gehabt, um es anzuziehen. Vielleicht auch besser so, wenn man mal an die ganzen Spanner wie Jiraiya und Ebisu dachte …

Da es bald Zeit für das Abendessen war, machte sie sich langsam zurück auf den Weg zum Gästehaus.

Am Eingang fiel ihr ein großer Flyer auf. Es war derselbe, den Shikamaru am Morgen gesehen hatte.

Sakura las es sich mit Interesse durch und bereute nur noch mehr, dass Tsunade sie alleine hierher geschickt hatte. Würde sie halt mit Shikamaru und Temari zu diesem Fest gehen. Das war sicher nicht nur in ihrem Sinne … Sie würde die beiden gleich nach dem Essen fragen. Und falls sie nicht wollten, hatte sie auch schon den passenden Plan dazu parat …
 

Temari saß auf dem Balkon an der frischen Luft. Es wehte eine sanfte Brise. Sie kostete es in vollen Zügen aus, denn sie liebte den Wind. Nicht nur, weil es ihr Element war, sondern auch weil er ihr das Gefühl von Sehnsucht und Freiheit vermittelte. Seufzend zog sie den herangetragenen Geruch des nahen Waldes ein. Er roch wirklich völlig anders als in Sunagakure, doch keinesfalls schlechter. Seltsam, dass es ihr erst jetzt auffiel. Musste man denn erst krank werden, um solche kleinen Dinge wieder zu schätzen zu wissen? Egal. Morgen würde sie den ganzen Tag draußen herumlungern …

Ihr Magen meldete sich. »Perfektes Timing«, dachte sie, schließlich wurde in einer guten Viertelstunde das Abendessen serviert.

Sie stand auf und ging ins Zimmer, um sich etwas Vernünftiges anzuziehen. Sie konnte ja schlecht im Schlafanzug nach unten gehen … Also schlüpfte sie in ihren typischen, schwarzen Kimono, richtete noch kurz ihre blonden Haare und schlenderte los. Hoffentlich hatte Shikamaru noch Plätze auf der Außenterrasse erwischen können …
 

Genau dort fand sie ihn letztendlich auch. Er hatte sogar schon etwas zu trinken und einen kleinen Happen zu essen aufgetrieben.

Temari setzte sich zu ihm und nippte gleich an ihrem eiskalten Orangensaft.

„Und hast du ihn schon gesehen?“, fragte sie dann.

„Wen meinst du denn?“

„Na, diesen Typ. Solange Sakura hier ist, sollten wir ihn genauer beobachten. Wird zwar nichts bringen, aber nicht, dass sie der Hokage mitteilt, wir sind stinkendfaul …“

„Sind wir doch auch“, widersprach Shikamaru grinsend.

„Ja, aber das muss ja keiner wissen.“ Sie zwinkerte ihm zu.

„Du schaffst es immer wieder, mich zu überraschen“, sagte er anerkennend.
 

Zehn Minuten später gesellte sich Sakura zu den Zwei. Sie klaute einen Stuhl vom Nachbartisch und setzte sich dazu. Und diesmal war ihre Anwesenheit sehr viel angenehmer. Weder war sie überdreht, noch nervte sie auf irgendeine Weise. Es war also recht nett.

Während Shikamaru und Temari aßen, erzählte sie die eine oder andere Neuigkeit aus Konoha. So erfuhr Shikamaru auch, dass sein bester Freund Chouji wieder einmal mit einer Magenverstimmung im Krankenhaus gelandet war, weil er zuviel gegessen hatte. Nach Sakuras Erzählungen kümmerte sich Ino rührend um ihn. Darüber freute sich Chouji garantiert!

„… und heute Morgen dann wurde ich zu euch geschickt“, endete sie ihre Ausführungen.

„Dann ist es also immer noch ruhig im Dorf“, merkte Temari beiläufig an. „Hast du irgendwas von meinen Brüdern gehört?“

„Ja, neulich kam ein Brief von Gaara. War aber nichts Wichtiges. Er hat nur von deiner Mission erfahren und wünscht dir Glück.“

„Glück?“, wiederholte sie und setzte in Gedanken nach: »Das brauch ich hier doch gar nicht …« Aber um Gaara und Kankurou brauchte sie sich wohl keine Sorgen machen. Das beruhigte sie.

„Bevor ich’s vergesse: Morgen Abend ist ein Fest hier in der Nähe. Habt ihr nicht Lust, mit mir hinzugehen?“ Erwartungsvoll guckte sie von Shikamaru zu Temari und umgekehrt.

Temari stöhnte auf. „Muss das sein? Ich hasse so was …“

„Ich muss das auch nicht unbedingt haben“, stimmte Shikamaru zu.

Sakura seufzte. Das hatte sie sich schon gedacht …

„Und was, wenn der Mann, den ihr momentan beschattet, auch dorthin geht? Wer weiß, was er da vor hat …“, warf sie ein.

Ehe sie mit weiteren Argumenten kam, gab Temari nach. „Na gut, wir gehen ja hin!“

Augenblicklich setzte Sakura ein Grinsen auf.

»Mendoukuse …«, dachte Shikamaru nur.

Damals ...

Kapitel 13: Damals …
 

Es war drei Uhr nachmittags am folgenden Tag. Temari lag im Gras und genoss den warmen Sonnenschein. Im Moment hatte sie die Zeit nicht sinnvoller verbringen können. Zumindest, wenn es nach ihrem Geschmack ging. Hoffentlich gewöhnte sie sich nicht zu sehr an diese Faulenzerei ... In Suna hatte sie das nie gemacht, da ihr die wenige Freizeit zu kostbar dafür war, aber jetzt … Nach ihrer kurzen Krankheit konnte sie sich wirklich nichts Schöneres vorstellen. Shikamaru hatte in diesem Punkt echt in gewissem Maße auf sie abgefärbt. Ob sie ihm dafür lieber Danken oder eine reinhauen sollte? Ach was. Harte, arbeitsreiche Zeiten kamen noch genug auf sie zu. Spätestens bei der nächsten Chuunin-Prüfung war Stress vorprogrammiert. Bis dahin würde sie sich halt ein wenig entspannen. Verdient hatte sie es ja durchaus.

Temari blickte zur Seite. Heute musste Shikamaru einen sehr gesunden Schlaf haben. Er hatte sich seit über zwei Stunden nicht einen Millimeter von der Stelle bewegt und schlief tief und fest. Das war wohl kein Wunder, wenn man die halbe Nacht wach gelegen hatte. Sie selbst hatte geschlafen wie ein Stein, aber Einschlafprobleme waren der Horror, das wusste sie. Unweigerlich musste sie an Gaara denken. Wie hatte er das nur fünfzehn Jahre lang ausgehalten? Da war das Psychopathendasein doch schon vorprogrammiert … Ihr Bruder schlief zwar immer noch nicht viel – sein Amt als Kazekage ließ das auch nicht zu – ausgeruhter als früher war er jedoch allemal.

Sie grinste. Nach dieser Mission stand ein Besuch in ihrer Heimat ganz oben auf der Liste. Außerdem musste sie sich unbedingt für ihre Versetzung revanchieren …

Die Kunoichi vernahm ein lautes Gähnen neben sich. Verschlafen sah Shikamaru sie an.

„Ausgeschlafen?“, fragte sie daraufhin.

Er schüttelte den Kopf und rollte sich auf die andere Seite. „Gute Nacht!“ Wenige Augenblicke später war er wieder eingeschlafen.

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Wenn sie fies sein wollte, könnte sie ihn auf der Stelle wecken. Sie ließ es allerdings bleiben. Der Tag würde heute lang genug werden …

Temari streckte ihre Glieder von sich und verschränkte die Hände hinter ihrem Kopf. Auf das Fest heute Abend hatte sie absolut keine Lust. Wenn sie Sakura täuschen wollten, führte aber nichts daran vorbei. Sie fragte sich ohnehin, wie sie sich das vorstellte. Der Mann war vielleicht groß – ihn in einer großen Menschenmenge mehrere Stunden im Auge zu behalten würde bestimmt nicht ganz leicht werden. Eine Unaufmerksamkeit und sie hatten es versaut. Sechs Augen sahen allerdings mehr als vier. Eventuell half das ja schon.

Andererseits fragte sie sich, ob das wirklich der Grund für Sakuras Erscheinen war. Doch das würde sie wohl niemals erfahren …

Sie beschloss, sich darüber erst einmal nicht den Kopf zu zermatern. Also machte sie ihre Augen zu, um wie ihr Begleiter eine Runde zu schlafen. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal ihr Bett sehen würde …
 

„Du hast es also verstanden?“, vergewisserte sich Sakura.

„Klar. Ist doch nicht schwer“, erwiderte ihr Gegenüber.

„Okay, dann sehen wir uns später. Und vergiss nicht, was wir besprochen haben.“

„Wie könnte ich auch? Ich will schließlich nicht, dass die Hokage mich Schwerstarbeiten erledigen lässt.“

„Wer möchte das schon?“ Sakura grinste. „Dann viel Erfolg!“

„Und dir viel Spaß auf dem Fest.“

Sie verabschiedete sich und schlenderte zurück zum Gästehaus. Allmählich wurde es Zeit, sich für den Abend schick zu machen. Heute würde sie es ordentlich krachen lassen, das stand mal fest. Und nebenbei würde sie noch etwas anderes veranlassen …
 

Temari schreckte aus ihrem Traum hoch. Im Grunde war es kein Traum, sondern viel mehr ein Alptraum gewesen. Ständig verirrten sich in ihren Schlaf Bilder von Kämpfen, in denen nicht selten jemand den sie kannte umkam. Wie sie das hasste! Ein echter Nachteil ihres Berufes … Ob andere Ninja auch so was träumten?

Gedankenverloren starrte sie vor sich hin. Sie hoffte inständig, dass das alles nur willkürlich war und in naher Zukunft nicht ein ihr nahestehender Mensch starb. Andererseits gab es für sie nur wenige Leute dieser Art. Wahrscheinlich auch besser so.

„Grübelst du?“ Shikamarus Stimme holte sie in die Realität zurück.

Verdutzt schaute sie ihn an.

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nur Träume nicht ausstehen, in denen Menschen sterben.“

„Hast du solche etwa?“

„Hin und wieder. Aber das bringt das Shinobidasein wohl mit sich.“

Shikamaru zuckte mit den Schultern. Er sagte ihr besser nicht, dass das bei ihm bisher nie vorgekommen war. Allerdings erinnerte er sich generell bloß sehr schlecht bis gar nicht an seine Träume.

Die Kunoichi überlegte einen Moment. Shikamaru wusste sehr wohl, was es bedeutete, einen wichtigen Menschen zu verlieren. Damals, als sie versucht hatten, Sasuke zurück nach Konoha zu bringen, war sein bester Freund Chouji beinahe ums Leben gekommen. Der andere Vorfall war hingegen erst ein paar Monate her und nicht so glimpflich ausgegangen. Sie hatte ihn nie davon reden hören. War es also gut, ihn danach zu fragen?

Einen Augenblick haderte sie noch mit sich, dann jedoch war die Neugier stärker.

„Sag mal …“, begann sie zögerlich, „Wie bist du eigentlich mit Sarutobi Asumas Tod zurecht gekommen?“

Shikamaru seufzte. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Höchstwahrscheinlich hätte er jedem anderen auch nicht darauf geantwortet. Aber wenn er Temari mit seiner Antwort irgendwie beruhigen konnte, wollte er mal nicht so sein. Das war das Mindeste.

„Na ja, anfangs nur sehr schlecht. Ich hab mich die ganze Zeit über bemitleidet und mir teilweise sogar die Schuld gegeben. Oft hab ich stundenlang mit mir selbst Shogi gespielt und dabei hab ich dann eine Taktik entwickelt, um Hidan und Kakuzu zu besiegen.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Nachdem ich Asuma gerächt hatte, war es, als wäre ein tonnenschwerer Ballast von mir abgefallen. Auf einmal war die Welt nicht mehr so grau und trist für mich und mein Leben ging wie gewohnt weiter.“ Shikamaru setzte sich auf und blickte in den blauen Himmel. „Inzwischen denke ich kaum noch daran. Ich hab gelernt, mit diesem Verlust zu leben. Die erste Zeit mag sehr schwer sein und man glaubt kaum, dass man das je verarbeiten wird. Aber wie es doch so schön heißt: Die Zeit heilt alle Wunden. Falls dir jemals so etwas passieren sollte, denk einfach daran, dass der Schmerz vergehen wird.“ Als er geendet hatte, schenkte er ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Danke.“ Temari fühlte sich deutlich besser. Auch ihr war eine Last vom Herzen gefallen, wenn auch wohl nicht so eine Große wie bei ihm damals.

„Denk einfach nicht weiter dran. Nicht, bevor es so weit gekommen ist.“ Er legte seine Hand auf ihre Schulter, was ihr auf eine seltsame Art und Weise gut tat. „Aber vergiss dann das Weinen nicht. Es hilft nämlich.“

Sie musste schmunzeln. „Du musst es ja wissen.“ Ihre Stimme klang sanft und nicht ein Hauch Ironie war in ihr enthalten, sodass er es ihr unmöglich übelnehmen konnte.

Shikamaru richtete sich auf. „Wir sollten uns langsam fertig machen, sonst macht Sakura uns womöglich noch die Hölle heiß.“

Er streckte den Arm nach ihr aus, um ihr aufzuhelfen. Temari nahm es dankend an.

„Darauf möchte ich es nicht ankommen lassen“, entgegnete sie grinsend. „Dann mal ab aufs Zimmer!“
 

Und während die beiden so nebeneinander hergingen, beschlich Temari das Gefühl, dass dieser Abend vielleicht – nur vielleicht – doch nicht ganz so übel werden würde, wie sie bis vor Kurzem noch gedacht hatte.

Zickenduell

Kapitel 14: Zickenduell
 

„Wie siehst du denn aus?“ Temari verschlug es glatt die Sprache, als Sakura pünktlich um sieben Uhr vor der Tür stand.

„Ach, ist doch nichts Besonderes“, winkte sie ab.

„Ja, unter diesen aufgetakelten Zicken ist es das wirklich nicht“, merkte Temari sarkastisch an. „Vielleicht solltest du wenigstens auf den Lippenstift verzichten. So viel Make-up ist echt nicht mehr feierlich …“

„Danke für den Tipp. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dich um deine Meinung gebeten zu haben.“

„Tse …“ Temari rollte die Augen.

„Darf ich denn nun rein, oder ist irgendwas in diesem Zimmer, das ich nicht sehen darf?“

„Wenn du bei mir nach einer Leiche im Keller suchst, ist das leider vergeblich“, merkte sie an, ließ Sakura jedoch herein.

Diese setzte sich anschließend auf einen Stuhl. „Wo ist Shikamaru?“

„Der duscht noch“, erwiderte Temari kurz angebunden.

„Na, umso besser. Du willst dich ja auch sicher nicht vor ihm umziehen.“

„Muss ich ja auch gar nicht. Ich gehe so zu diesem blöden Fest, wie ich jetzt bin.“

„Ach was. Sich ein bisschen zurechtmachen hat noch niemandem geschadet.“ Sakura öffnete die Tasche, die sie mitgebracht hatte und zog etwas daraus hervor. „Hier, probier das mal an!“

Skeptisch zog Temari eine Augenbraue hoch. Dann nahm sie den Gegenstand entgegen. Schon nach einer kurzen Zeit der Musterung warf sie ihn Sakura zurück.

„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich das anziehe!?“, empörte sie sich. „Ich kann diese fluffig-leichten Sommerkleider nicht ausstehen. Außerdem passt blau überhaupt nicht zu mir. Und im Partnerlook möchte ich mit dir auch nicht unbedingt herumlaufen.“ Tatsächlich trug Sakura ein ähnliches Kleid, allerdings in Dunkelrot.

„Wenn du nicht willst, kann ich dir auch nicht weiterhelfen. Hast du wenigstens eine Alternative zu deiner Shinobikleidung?“

„Ja, auch ich wechsle meine Klamotten regelmäßig“, merkte Temari bissig an, bevor sie den Schrank öffnete, in dem sie ihre ganzen Sachen geräumt hatte. „Wie wär es hiermit?“ Sie holte einen blasslila Kimono hervor, der ihrem typischen Schwarzen sehr ähnlich war. Bloß die Ärmel waren kürzer und der untere Saum mit Stickereien verziert. Ein langes weißes Band diente als Gürtel.

„Das sieht doch schon deutlich besser aus. Zieh es doch gleich mal an.“
 

Keine zwei Minuten später war Temari komplett umgezogen.

„Hübsch“ war Sakuras Bemerkung dazu. „Jetzt nur noch die Haare und –“

„Vergiss es!“ Abrupt wurde sie unterbrochen. „Der Rest bleibt so.“

„Ich hätte aber noch Glättungsspray für deine Haare dabei.“

„Ich sagte, der Rest bleibt!“, wiederholte Temari mit Nachdruck. „Wenn dir das nicht passt: Dein Pech!“

„Schon gut, schon gut. Sei doch nicht gleich so kratzbürstig.“ Sakura versuchte, sie wieder milde zu stimmen, indem sie das Thema in eine etwas andere Richtung lenkte. „In Konoha hast du deine Haare nie offen getragen. Hab ich etwa was verpasst?“

„Was?“ Sie griff nach einer ihrer Strähnen. „Nein. Jemand meinte nur, ich würde so besser aussehen …“

„Du meinst Shikamaru?!“, kam es von Sakura wie aus der Pistole geschossen.

Temari zögerte kurz. „Der doch nicht. Als ob ihn das interessieren würde …“

Sakura wusste, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach, fragte sie jedoch nicht direkt danach. „Und wer hat das dann gesagt?“

„Keine Ahnung! Irgendeiner …“ Rasch wandte sie sich ab. „Und jetzt hör gefälligst auf, mich mit deiner Fragerei zu nerven. Ist ja ätzend!“

Sie konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Da hatte sie Temari wohl an ihrem wunden Punkt erwischt. Vielleicht musste sie ja doch nicht mehr so viel nachhelfen …
 

Shikamaru schlurfte über den Flur und gähnte. Mensch, hatte er einen Bock auf dieses Fest … Warum hatte Sakura nicht zwei Tage später aufkreuzen können? Das hätte ihm den heutigen Abend zumindest erspart.

Ihm kam ein Geistesblitz. Wenn er sich jetzt irgendwo versteckte, konnte er sich davor drücken, doch … Nein, das ging nicht. Temari würde ihm dafür garantiert ihren Fächer einige Male über den Schädel ziehen. Das war es definitiv nicht wert …

Verdammt … Warum hatte Tsunade nicht Chouji geschickt? Der hätte sich höchstens an jedem Stand einmal durchgefuttert und wäre dann wieder gegangen. Aber es hatte ja unbedingt Sakura sein müssen! Schlimmer wäre vielleicht nur Ino gewesen. Die fuhr ja mindestens genauso auf solche Festivals ab wie ihre jetzt anwesende Freundin …

Ihm entfuhr ein tiefer Seufzer. Er würde die erste Gelegenheit zum Abhauen nutzen, das war mal klar. Erst einmal hieß es jedoch, gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
 

„Ah, da bist du ja endlich!“, begrüßte Sakura ihn, als er das Zimmer betrat. „Bereit?“

„Wie man’s nimmt.“ Er konnte keine große Begeisterung aufbringen.

„Ziehst du dich eigentlich noch um?“, fragte sie daraufhin.

„Nö. Wozu soll ich mir die Mühe machen?“ Shikamaru nahm auf dem Bett Platz und machte sich lang, um noch kurz auszuspannen.

„Ach je … Ihr beide seid echte Langweiler …“ Sakura seufzte.

„Lieber langweilig, als aufgetakelt wie diese Schickimicki-Tussen!“, kommentierte Temari.

„Allerdings …“, stimmte Shikamaru ihr zu.

Sakura schwieg. Jetzt waren beide schon der Meinung … Hatte sie denn wirklich so übertrieben?

Ein Blick in den Spiegel bestätigte dies.

„Okay, ich komm dann gleich wieder!“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, verließ sie das Gästezimmer, um den nächsten Waschraum aufzusuchen.
 

Zehn Minuten später kehrte sie deutlich dezenter geschminkt zurück.

„So, jetzt sehe ich wieder aus wie ein Mensch“, scherzte sie. „Dann kann es ja losgehen.“

Shikamaru und Temari warfen sich gegenseitig gelangweilte Blicke zu, fügten sich letztendlich aber ihrem »Schicksal«.

Ihre größte Sorge

Kapitel 15: Ihre größte Sorge
 

Die Halle war gerammelt voll. Anscheinend wollten viele Leute noch einen Bissen zu sich nehmen, bevor es dann zum Fest ging …

Shikamaru dachte an die Ruhe, die sein würde, wenn das Gästehaus komplett leer war. Wie gerne wäre er nur hier geblieben ... Aber es sollte wohl nicht sein.

Temari schaute über die Köpfe der Menge hinweg und entdeckte ihr Beschattungsopfer. Er ging scheinbar mit seinem Kumpel, den sie neulich am Denkmal gesehen hatte, dorthin. Wahrscheinlich klapperten die beiden alle Bier- und Sakestände ab, um sich die Birne zuzukippen ... Ach egal ... Dann würde der Aufenthalt auf diesem Festival zumindest nicht so lange dauern. Betrunkene Männer führten sicher nichts Böses im Schilde. Jedenfalls nichts, was in Richtung Orochimaru ging. Der konnte solche Typen doch gar nicht gebrauchen …

Sakura indes genoss den einen oder anderen Blick, den man ihr zuwarf. Normalerweise stand sie nicht so gerne im Mittelpunkt, aber heute fühlte es sich wirklich nett an.

Sie wandte sich an ihre Begleiter: „Möchtet ihr noch was essen oder wollen wir gleich los?“

„Nee“, entgegnete Temari demotiviert. „Essen können wir auch da.“

„Ja, lass es uns hinter uns bringen“, pflichtete Shikamaru ihr bei.

„Okay, aber hinterher keine Beschwerden an mich.“ Gut gelaunt stiefelte Sakura los.

„Wie könnten wir nur?“, flüsterte Temari in ironischem Ton Shikamaru zu, bevor sie ihr folgten.
 

In einigem Abstand liefen sie einer Gruppe nach. Zum Glück schien Sakuras Euphorie für den Moment gedämpft zu sein, denn sie schwieg beharrlich. Spätestens in einer halben Stunde war damit sicher wieder Schluss …

Die Sonne stand bereits recht tief über dem Horizont und so hatte der Himmel im Westen schon eine leichte orangerote Farbe angenommen. Bis zum Sonnenuntergang war es trotzdem noch eine ganze Weile hin.

Mit einem Mal fühlte Temari sich unwohl. War es eine gute Idee gewesen, ihren Fächer auf dem Zimmer zu lassen? Andererseits sah es ziemlich bescheuert aus, mit einer so großen Waffe auf ein Festival zu gehen. Außerdem mimte sie momentan ja nur eine Touristin … Trotzdem fühlte sie sich in gewissem Maße nackt und ausgeliefert. Vielleicht sollte sie doch mal wieder an ihrem Tai-Jutsu arbeiten … Sich mit Händen und Füßen zu wehren war allemal besser, als hilflos zu sein und auf sein Ende zu warten … Doch was sollte heute Abend schon großartig passieren? Zudem lief sie bereits seit Tagen ohne ihren Fächer herum und war trotzdem noch quietschlebendig. Warum mussten sie plötzlich solche Zweifel plagen?

„Hey“, sprach sie leise Shikamaru an. „Du weichst heute nicht von meiner Seite, klar?!“

Verwundert blickte er sie an. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“

„Nur so.“

„Ist es wegen deinem Fächer?“

„Ja. Ohne ihn fühl ich mich heute so unsicher.“

„Warum hast du ihn dann nicht mitgenommen?“

„Weil es doof aussieht.“

Shikamaru musste über ihre Wortwahl schmunzeln. Irgendwie war das so untypisch für sie …

„Jedenfalls bin ich auf dich angewiesen, wenn mich ein talentierter Shinobi angreift“, ergänzte sie noch.

„Ich glaub zwar nicht, dass das passieren wird, aber wenn du drauf bestehst, mach ich es natürlich.“ Er zwinkerte ihr zu.

„Gut zu wissen.“ Temari grinste. „Ich sollte in Konoha echt mal einen Tai-Jutsu-Spezialisten aufsuchen.“

„Ja, aber von Rock Lee oder Maito Gai rate ich dir ab. Als Trainer sind die Zwei die Hölle. Und viel zu übermotiviert sind sie noch dazu. Aber warum fragst du nicht sie?“ Er deutete auf Sakura, die ein paar Meter voraus gegangen war. „Sie ist wirklich gut und wird bestimmt auch nicht zu hart mit dir ins Gericht gehen.“ Er verbesserte sich noch rasch: „Zumindest wärst du nach einem Training mit ihr noch am Leben.“

„Ich überleg es mir.“ Sie warf ihm ein kurzes Lächeln zu.

„Das solltest du. Ich hab nämlich keine Lust, demnächst deine Reste vom Boden abzukratzen, nur weil du deinen Fächer nicht dabei hattest“, scherzte er daraufhin.

„Keine Bange, das passiert schon nicht. Jedenfalls nicht mit dir als Beschützer.“ Temari lachte auf.

„Schmeichlerin.“ Shikamaru setzte ein breites Grinsen auf.

„Ich hab halt gute Laune. Das muss ja auch mal sein.“

Vergnügt ging sie ein paar Schritte schneller, nur um sich dann umzudrehen und rückwärts zu laufen. Temari fühlte sich einfach wunderbar, denn ihre Sorgen und das ungute Gefühl waren wie weggefegt.

„So drauf darfst du ruhig öfter sein.“

„Auch das überleg ich mir noch.“ Mit einer flüssigen Drehung begab sie sich wieder an seine Seite.

„Dann denk aber nicht zu lange drüber nach.“

„Mal sehen, was sich da machen lässt.“

Shikamaru war angenehm überrascht. Wenn Temari so blieb, würde der Abend wohl doch nicht so schlimm werden, wie er vermutet hatte. Da war Sakura das größere Problem. Ob sie sich heute zur Abwechslung zu anderen Festen benehmen würde? Na, hoffentlich …
 

Sakura grinste selig vor sich hin. Bisher klappte das alles ja prima … Und das auch noch ganz ohne ihr Zutun. Trotzdem schadete es sicher nicht, wenn sie ihnen einen kleinen Schubser in die richtige Richtung verpassen würde. Schließlich wusste man ja nie so genau …
 

Langsam kamen die Lichter des Dorfes in Sicht. Auch wehten bereits die ersten Töne der Musik herüber.

Es dauerte nicht lange und die Drei erreichten den hiesigen Marktplatz.

„Willkommen auf unserem alljährlichen Sommerfest!“, quatschte sie ein Mann mittleren Alters an. Anschließend drückte er Temari einen gelben Luftballon, auf den ein kleiner blauer Elefant aufgedruckt war, in die Hand.

„Was soll ich denn damit?“ Skeptisch hob sie eine Augenbraue und wollte ihn schon zurückgeben, doch Shikamaru zog sie weiter.

Temari protestierte nicht. Stattdessen gab sie den Ballon dem ersten Kind, das ihr über den Weg lief. Das kleine Mädchen freute sich darüber riesig und lief hüpfend zu ihren Eltern.

„Und wieder eine gute Tat“, merkte Shikamaru an.

Temari zuckte mit den Schultern. „Ansonsten hätte ich mir eine Nadel besorgt und ihn in die ewigen Luftballon-Jagdgründe geschickt.“

Früher hättest du ihn einem Kind gegeben und anschließend mit einer Nadel reingestochen“, neckte er sie.

„Von wegen!“ Sie piekte ihm kräftig in die Seite. „So gemein wär nicht mal ich gewesen.“

„Sicher?“ Er strich sich einen Moment über die Stelle, in die Temari hineingestochen hatte, nur um festzustellen, dass es gar nicht wehtat. Wenn sie gewollt hätte, würde es jetzt definitiv richtig schmerzen.

„Ganz sicher“, legte sie fest. „Ich bin gar nicht so fies und brutal, wie alle immer denken.“

„Tayuya ist da garantiert anderer Meinung.“

„Das zählt nicht. Sie wollte dich immerhin umbringen. Hätte ich das etwa zulassen sollen?“

„Das ist wirklich ein Argument.“ Shikamaru grinste.

„Allerdings.“ Sie erwiderte sein Grinsen. „Ich warte übrigens noch immer auf eine Revanche.“

„Die kommt schon noch. Ich kann das ja nicht so einfach stehen lassen. Ein Mann beschützt schließlich eine Frau und nicht umgekehrt.“

„War ja klar, dass du das sagst.“ Temari lachte auf. „Aber irgendwann sind wir bestimmt quitt. Wenn du Glück hast, sogar schon heute.“

„Also, während dieses Urlaubs verzichte ich freiwillig darauf. Danach aber gerne.“

Temari musste erneut lachen. Das war echt typisch Shikamaru …
 

„Habt ihr jetzt vielleicht doch Hunger?“, fragte Sakura an, als sie zufällig an einem Restaurant vorbei kamen. „Ich könnte zumindest eine Kleinigkeit vertragen.“

„Und was ist mit dem Typ, dem wir hinterher latschen?“, warf Temari ein.

„Ich glaub, der ist eben auch hier rein gegangen“, argumentierte sie.

„Na, wenn das so ist …“
 

Im Lokal suchten sie sich einen Fensterplatz. Der Kerl saß tatsächlich mit seinem Kumpan in einer Ecke. Beide schlürften Sake.

»Hab ich’s doch gewusst …«, dachte Temari nur bei dem Anblick. Dass dieser Mann heute etwas anstellen würde, darum brauchte sie sich keine Sorgen zu machen. Sorgen, die eigentlich von vornherein gar nicht dagewesen waren …

„Haben Sie sich schon entschieden?“ Die Kellnerin riss sie aus ihren Gedanken.

„Ich nehme die Udon-Suppe“, sagte Sakura. „Und dazu noch einen Kirschtee.“

Temari überflog rasch die Speisekarte. Sie hatte keinen richtigen Hunger. Außerdem gab es zu Sakuras Suppe sicher eine großzügige Beilage. Von der würde sie sich einfach etwas mopsen …

„Für mich ein eiskaltes Mineralwasser“, entschied sie sich.

„Ich nehm dasselbe, nur ohne Eis“, schloss Shikamaru die Bestellung ab.

Die Kellnerin notierte alles und verschwand mit eleganten Schritten zurück in die Küche.

„Ihr könnt euch ruhig den Bauch vollschlagen“, meinte Sakura. „Tsunade-sama bezahlt doch alles.“

„Nee, lass mal. Nicht, dass sie wegen Geldproblemen noch meinen Bruder anpumpt“, äußerte Temari sich dazu. Außerdem hatte sie keine Lust, nachher blöd in der Gegend herumzuliegen, weil ihr von dem vielen Essen schlecht war.

„Und du, Shikamaru?“ Nun blickte Sakura ihn an.

„Wie ich sie kenne, behält sie dann die Kohle von meiner nächsten Mission ein. Nein, danke.“ Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und lehnte sich zurück.

„Meine Güte!“ Sie seufzte. „So schlimm ist sie nun wirklich nicht. Ihr müsst sie ja für die geldgierigste Frau der Welt halten.“

„Manchmal ist es schwierig, diesen Eindruck nicht von ihr zu haben“, merkte Shikamaru an. „Ich weiß nicht mehr, wie oft sie Teile meines Lohns einbehalten hat, nur weil während der Mission ein paar ungeplante Nebenkosten angefallen sind.“

„Kann schon sein. Aber in diesem Fall ist es anders. Ein paar Ryo mehr oder weniger fallen ihr gar nicht auf.“

»Ja, und ich bin der Osterhase«, setzte Shikamaru in Gedanken noch hinzu.

„Temari, jetzt sag doch auch was dazu!“, forderte Sakura sie auf.

„Nö, lass mal.“ Diese schüttelte den Kopf. „Ich halt mich da raus.“

„Och, Mann …“ Sakura atmete laut auf. „Tsunade-sama ist echt nicht so …“

Mehr als ein undefinierbares Lächeln konnte sie Temari allerdings nicht entlocken …
 

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Diesmal hat Tsunade so richtig schön ihr Fett weg bekommen. Eigentlich mag ich sie ja ganz gerne, aber irgendwie musste das mal sein. :D

Und ich muss eine gewisse Entwicklung zwischen Temari und Shikamaru feststellen. Merkwürdig, dass mir das nicht beim Schreiben aufgefallen ist. *lach*

Eine kleine Geste

Vielen lieben Dank auch diesmal wieder an sama-chan für deine großartigen Kommentare! Ohne sie hätte ich Mexx wahrscheinlich schon lange aufgegeben, was Fanfics betrifft. :)
 

Mit den neuen Kapiteln hab ich übrigens das Posten des Prologs nachgeholt. Wer mag, kann sich ihn ja ansehen (wer darauf verzichtet, verpasst allerdings auch nicht viel :D).
 

Genug geplaudert. Dann viel Spaß beim Lesen!
 

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Kapitel 16: Eine kleine Geste …
 

Nachdem Sakura sich an ihrer Suppe satt gegessen hatte und die beiden Männer ihre Sauftour fortsetzten, machten sich auch die Drei wieder auf den Weg.

„Und? Worauf habt ihr Lust?“ Breit grinsend sah Sakura Temari und Shikamaru an.

„Wie wär es mit ’nem Abgang zurück zur Pension?“, schlug Temari sofort begeistert vor.

„Langweilig.“ Sakura belächelte die Aussage nur. „Wie wäre es mit Dosenwerfen oder Pferderennen?“

„Beim Dosenwerfen sind Ninjas nicht zugelassen“, warf Shikamaru ein. „Wär ja auch Beschiss.“

„Und ich verwette mein Geld nicht. Wir wissen ja schließlich, was das der Godaime eingebracht hat: Einen Haufen Schulden!“, äußerte sich Temari.

„Fang nicht wieder damit an …“ Sakura seufzte. „Hab ihr auch was gegen Blumenziehen oder ist das euch auch nicht recht?“

„Wenn du mir mal verrätst, was das ist …“

„Okay, ich kann mir vorstellen, dass es dieses Spiel bei euch in Sunagakure nicht gibt.“

„Allerdings. Blumen sind bei uns selten und kostbar.“

„Hab ich mir schon gedacht.“ Dann begann Sakura mit ihrer Erklärung: „Eigentlich ist es ganz einfach. Du ziehst eine Blume und wenn unten am Stängel eine bunte Markierung befestigt ist, gewinnst du einen Preis. Ist nichts dran, darfst du die Blume behalten. Verlieren kann man also nicht.“

„Na gut, einen Versuch ist es wert“, gab Temari nach.
 

Es dauerte nicht lange und sie hatten auch schon einen entsprechenden Stand gefunden. Die meisten Blumenarten kannte Temari, es gab allerdings auch ein paar, die ihr gänzlich unbekannt waren.

„Wie oft?“, fragte eine mürrische alte Frau, der die Bude gehörte.

„Ich denke, jeder einmal. Du auch, Shikamaru?“ Sakura wandte sich ihm zu.

„Von mir aus“, entgegnete er demotiviert.

„Super!“ Sie war begeistert. „Wer will anfangen?“

„Mach du mal. Ich hab mir noch keine ausgeguckt“, meinte Temari daraufhin. Bei den ganzen schönen Blumen war es wirklich schwer, sich zu entscheiden …

Da auch Shikamaru ihr den Vortritt ließ, fing Sakura also an. Sie suchte sich eine pinke Orchidee aus. An ihrem Ende hing ein roter Faden.

„Ich hab gewonnen!“, freute sie sich. Sie löste ihre Blume gegen eine Flasche ihres Lieblingssektes ein.

Nun war Shikamaru an der Reihe, doch die orangefarbene Gerbera brachte ihm kein Glück. So durfte er sie also behalten.

Nach längerem Überlegen entschied Temari sich für eine weiße Rose. Sie fand an ihr einen gelben Faden vor.

„Mist!“, fluchte sie auf.

„Schade, nur der Trostpreis, aber besser als nichts“, sagte Sakura.

Ziemlich enttäuscht tauschte sie die Rose gegen einen Plüschschlüsselanhänger in Adlerform ein.

„Der ist ja niedlich“, schwärmte Sakura los.

„Ja, ja …“ Temari seufzte. „Tu mir einen Gefallen und halt die Klappe.“ Abrupt ging sie weiter und ließ Sakura und Shikamaru stehen. Rasch stoppte sie jedoch wieder und drehte sich um. „Braucht ihr beide ’ne Extraeinladung?“

Fragend blickte Sakura ihn an. Shikamaru wusste selbst keine Antwort darauf und deutete bloß ein Schulterzucken an.
 

Zehn Minuten später war Sakura schon wieder anderweitig beschäftigt. Diesmal versuchte sie, Goldfische zu fangen.

Temari setzte sich derweil auf eine freie Bank in der Nähe und musterte missmutig ihren Gewinn. Irgendwie war er ja schon ganz putzig … Zumindest so putzig, wie ein Adler aus Plüsch sein konnte. Zufrieden war sie aber trotzdem kein Stück damit.

„So schlimm ist der doch gar nicht.“ Shikamaru setzte sich neben sie.

„Für jemanden, der auf solchen Kitsch steht, bestimmt nicht“, entgegnete sie tonlos.

„Mach dir nichts draus. Ich hab gar nichts gewonnen.“

„Doch, die Blume … Ich hätte auch viel lieber die Rose behalten.“ Ihr Blick schweifte zu den ersten Sternen hinauf. „Blumen haben für mich einen ganz anderen Stellenwert als für euch. In Suna gibt es nur im Gewächshaus welche. Draußen wachsen nur diese öden Wüstenblumen und die sehen alle gleich aus.“

„Hmm …“, machte Shikamaru. „Wenn du magst, kannst du meine haben. Ich lass die höchstwahrscheinlich sonst eh bei der nächsten Gelegenheit liegen.“

Er reichte ihr seine Gerbera und sie nahm sie mit einem Lächeln an.

„Danke.“ Sie betrachtete die Blume ausgiebig. „Du weißt gar nicht, was mir das bedeutet.“

„Keine Ursache. Ich kann es mir auch so in etwa vorstellen.“

Die restliche Wartezeit schwiegen sie. Temari lockerte lediglich ein wenig das Band ihres Kimonos, um die Gerbera an ihrer Seite zu befestigen.

Schon war Sakura zurück. „Hier hatte ich kein Glück. Dann auf zum nächsten Stand!“ Mit unverschämt guter Laune lief sie weiter.

„Wenigstens hat sie ihren Spaß.“ Temari schmunzelte.

„Ja, immerhin“, konnte Shikamaru nur antworten.
 

Als nächstes versuchte Sakura sich beim Lose ziehen. Dort griff sie einen kleinen Plüschteddy ab. Sie grinste über beide Ohren. „Würde man dem Bär schwarze Klamotten anziehen, sehe er aus wie Kankurou!“, witzelte sie.

Temari belächelte diesen Scherz. Eine gewisse Ähnlichkeit ließ sich wirklich nicht leugnen.

„Und worauf habt ihr nun Lust?“ Sakura blickte in die Runde.

„Warum fragst du uns?“, entgegnete Temari. „Du sollst dich hier amüsieren!“

„Ach, was!“, stieß sie aus. „Ihr beide sollt das genauso tun! Wir trinken jetzt alle einfach mal ein Gläschen Sekt und bequatschen dabei, wie ihr hier auf eure Kosten kommt.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, rauschte Sakura ab, um ein paar Gläser zu besorgen.

„Wollen wir uns jetzt verziehen?“, schlug Shikamaru vor.

„Nein, lass uns noch warten, bis die beiden Typen da betrunken sind. Mit ein bisschen Glück entlässt Sakura uns dann in die Freiheit.“

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht …“

„Nein.“ Temari grinste ihn an. „Aber weißt du, so übel find ich’s hier gar nicht. Oder was meinst du?“

„Na ja, geht schon.“ Shikamaru klang zwar nicht sonderlich überzeugt, vermied es aber, ihr zu widersprechen. Er wollte ihr schließlich nicht die gerade erst wieder gewonnene gute Laune verderben.

Und sie war ihm auf seltsame Weise dankbar dafür.
 

„So, hier bin ich wieder.“ Sakura stellte drei Sektgläser auf einem leeren Stehtisch ab und öffnete ihren Gewinn. Es ertönte ein lautes »Plop« und der Korken flog in hohem Bogen davon. Anschließend schenkte sie ein.

Sakura schob Temari und Shikamaru jeweils ein Glas hin, bevor sie ihr eigenes anhob, um anzustoßen. „Kanpai!“, sagte sie fröhlich.

Die Zwei zögerten noch einen Moment, taten es ihr dann aber gleich und stießen an.

„Okay, zum Wohl!“, wiederholte Temari und nahm einen kleinen Schluck. Sie musste feststellen, dass es gar nicht so übel schmeckte. Auf jeden Fall hatte sie schlimmeres erwartet.

Shikamaru trank ebenfalls ein wenig und bereute es sofort. Er mochte Alkohol nicht und würde sich wohl auch niemals dafür begeistern können. Es gab nur eine Sache, die ekeliger war: Zigaretten. Seine Abneigung gegen die Glimmstängel hatte sich in den letzten Monaten nur noch vergrößert. Gut, dass er Hidan schnell erledigt hatte … So hatte er nicht nur seinen innerlichen Frieden wiedergefunden – Nein, seine Lunge dankte es ihm auch.

Sakura hatte ihren Sekt rasch geleert und füllte sich nach. Bei dem Anblick fragte sich Shikamaru tatsächlich, ob Tsunade sie an den Alkohol herangeführt hatte … Aber solange sie sich nicht mit Sake betrank, musste er sich darum keine Gedanken machen. Davon einmal abgesehen, war es ohnehin Sakuras Entscheidung.

Unauffällig ließ er sein Glas unter den Tisch verschwinden und schüttete es aus. Von dem Zeug bekam er keinen Tropfen mehr herunter. Zum Glück musste er das ja auch nicht.
 

„Mögt ihr noch ’nen Schluck?“, fragte Sakura, als sie bemerkte, dass beide anscheinend ausgetrunken hatten.

„Danke, bloß nicht!“, kam es augenblicklich von Shikamaru. „Mein Bedarf ist für die nächsten zehn Jahre gedeckt.“

Temari hingegen ließ sich kein zweites Mal bitten. „Okay!“

Sakura schenkte ihr den Rest der Flasche ein.

„Sag nicht, dass dir das auch noch schmeckt“, flüsterte er Temari zu.

„Och, na ja, ein O-Saft wär mir zwar lieber, aber es geht schon. Kann man sich mal geben.“ Sie widmete sich ihrem Sekt.

„Wenn du nachher aber als Schnapsleiche endest, lass ich dich eiskalt liegen und verschwinde.“

„Du glaubst doch nicht, dass ich von zwei mickrigen Gläsern Sekt betrunken werde.“ Temari lachte seltsam mädchenhaft auf.

„Das vielleicht nicht, aber viel mehr verträgst du sicher nicht.“ Missbilligend sah er sie an.

„Weil?“

„Weil du jetzt schon ganz rot im Gesicht bist.“

„Schon gut. Ich trink das hier noch schnell aus, wenn du erlaubst …“

„Tu dir keinen Zwang an. Ich bin schließlich nicht dazu da, dir dein Leben vorzuschreiben.“

„Ich weiß“, entgegnete Temari lächelnd. „Aber nett, dass du dir Sorgen um mein persönliches Wohlbefinden machst.“

„Ach, ich doch nicht“, schloss Shikamaru, ebenfalls mit einem Lächeln.

Schokolade und Erdbeeren

Kapitel 17: Schokolade und Erdbeeren
 

Sakura grinste. Das war genau das Richtige für sie …

Sie nahm das Faltblatt mit, um es Temari und Shikamaru zu zeigen.

„Guckt mal!“ Sie wedelte mit dem Papier vor deren Nasen herum. „Um zehn findet ein Tanzwettbewerb statt. Und danach folgt ein großes Feuerwerk.“

Wortlos nahmen die beiden es zur Kenntnis.

„Wollt ihr denn nicht mitmachen?“, fragte sie deswegen nach.

„Also ich ganz sicher nicht“, legte Temari fest.

„Ich verzichte ebenfalls“, entgegnete Shikamaru.

„Mensch, ihr seid so langweilig …“ Sakura seufzte.

„Wenn du uns noch einmal als Langweiler bezeichnest, kleb ich dir eine“, drohte Temari daraufhin an. „Nur weil wir keinen Bock drauf haben, gibt es dir noch lange nicht das Recht, uns so zu nennen.“

Shikamaru nickte zustimmend. Besser hätte er es auch nicht ausdrücken können.

„Sorry, so war das echt nicht gemeint. Ich find es nur irgendwie merkwürdig, dass ihr überhaupt nichts machen wollt.“

„Du weißt genau, dass wir nicht mitkommen wollten. Aber du musstest uns ja unbedingt mitschleppen, weil die zwei Idioten da“ – Temari zeigte auf die Männer, die sie beschatteten – „ja so gefährlich sind.“

„Oh ja, ungewöhnlich, dass sich Ninja mal die Kante geben. Das konnte ich vorher auch nicht wissen“, gab Sakura zurück. „Kankurou hat wirklich Recht: Du bist ein schwieriger, zickiger Mensch!“

„Ach, und du bist besser, oder was?“

„Das hab ich nie gesagt …“

„Na, umso besser für dich!“

Sakura rollte genervt die Augen, erwiderte aber nichts mehr. Mit Temaris Hitzköpfigkeit und Sturheit konnte sie einfach nicht mithalten. Außerdem gab es Wichtigeres, als sich zu streiten. Und vielleicht konnte sie die beiden ja doch noch irgendwie dazu bringen, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Erst einmal musste sie aber selbst einen Tanzpartner auftreiben …

„Ähm, ich verschwinde mal kurz wohin. Wartet ihr hier auf mich?“, fragte sie.

Temari nickte bloß und Sakura eilte zum nächstbesten Restaurant.
 

Während sie so warteten, musterte Temari das Sortiment eines nahen Süßigkeitenstandes. Sie musste zugeben, dass das Angebot echt nicht übel war. Ja, es lud geradezu dazu ein, etwas zu kaufen …

„Möchtest du was haben?“ Shikamarus Frage nahm ihr die Entscheidung ab.

„Also, wenn du mich so fragst …“ Temari grinste ihn an. „… dann nehme ich einmal Schoko-Erdbeeren. Die mit der Vollmilchschokolade.“
 

Sakura wusch sich die Hände und überprüfte ihr Aussehen im Spiegel. Sie glättete ihren Pony ein wenig. Ansonsten sah sie gut aus …

Sie verließ die Toilette und hechtete durch den Geschäftsraum an den einzelnen Tischen vorbei. Plötzlich bleib sie stehen. Ha, das gab es doch nicht …

Sakura bahnte sich einen Weg in die hinterste Ecke. „Was für ein Zufall!“

Ein blasser junger Mann mit schwarzem Haar sah von seinem Buch auf. „Hi, Sakura!“

„Sai, was machst du denn hier?“ Sie setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl.

„Die Hokage hat mich hergeschickt. Wegen – Na, du weißt schon.“

„Ganz alleine?“, hakte sie nach. Es kam ihr ein bisschen merkwürdig vor, da Tsunade gar kein Vertrauen in ihn hatte.

„Nein, Yamato-san ist auch hier.“ Sai deutete zur Bar herüber, wo dieser schlief. „Aber er hat wohl einen über den Durst getrunken.“

„Ui …“, brachte Sakura nur heraus. Das hätte sie ihrem Kommandanten nie zugetraut … Doch so konnte sie Nägel mit Köpfen machen. „Sai?“ Sie lächelte ihn an. „Hast du vielleicht Lust, mich zu einem Tanzwettbewerb zu begleiten?“

„Eigentlich wollte ich noch dieses Buch weiterlesen.“

Sakura las den Titel. Es hieß Erfolgreiches Leben in der Gesellschaft.

„Ach, komm schon. Tanzen gehört auch zur Kultur und zur Gesellschaft. Ich bin sicher, du wirst dabei etwas lernen“, argumentierte sie.

„Okay.“ Sai gab nach und stand von seinem Platz auf. „Ich denke, ich kann mich auch mit dir blicken lassen. Heute siehst du nämlich gar nicht so nach einer Vogelscheuche aus.“

Eine Ader zuckte auf Sakuras Stirn. Und bevor sich Sai versah, hatte sie ihm eine deftige Kopfnuss verpasst.

Er hielt sich den Schädel. „Was hab ich denn jetzt wieder falsch gemacht?“

„Sei gefälligst nicht immer so charmant … Wenn du verstehst, was ich meine.“

„Ach so. Du siehst toll aus“, verbesserte er sich.

„Lügen sollst du auch nicht.“ Sakura verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann lass uns mal gehen.“

„Und was ist mit Yamato-san?“

„Der bleibt hier liegen. Wenn er was von dir will, wird er dich schon irgendwie ausfindig machen“, meinte sie gelassen. „Und wenn nicht, auch egal. Ich pass schon auf dich auf.“

„Beruhigend.“ Sai setzte ein schiefes Lächeln auf.
 

„Danke.“

Temari nahm ihren Spieß mit Schoko-Erdbeeren entgegen. Dann ließen sich beide auf einer Bank nieder.

Sie richtete kurz die Blume, damit der Stängel nicht umknickte und biss dann genüsslich in die erste Erdbeere. Es schmeckte sehr süß, trotzdem war es für sie einfach nur göttlich …

„Wie ich sehe, schmeckt es dir“, merkte Shikamaru an.

„Allerdings“, bejahte sie seine Feststellung. „Ich liebe diese Teile. Bei uns in Suna gibt es die nur auf dem Wochenmarkt zu kaufen und da sind die immer so schmierig, weil die Schokolade wegen der Sonne schmilzt. Das ist echt kein Vergnügen … Aber diese hier … Lecker!“

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so ’ne Naschkatze bist.“ Er schmunzelte.

„Bin ich eigentlich auch gar nicht.“ Sie nahm einen weiteren Bissen. „Aber hierfür könnte ich sterben.“

„Bevor es dazu kommt, kauf ich dir lieber welche.“

„Ich glaub, auf das Angebot komm ich noch mal zurück.“ Sie grinste und widmete sich anschließend wieder dem Essen.
 

Fünf Minuten später war sie fertig. Treffsicher warf sie den Stiel in den Mülleimer.

Sie lehnte sich zurück und streckte sich. „Das war wirklich gut“, sagte sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck.

„Dir klebt übrigens Schokolade auf der rechten Wange“, wies er hin.

Temari rieb sich mit ihrem Handrücken kräftig über die Stelle. „Weg?“

„Nein, du hast es noch verschmiert.“

Sie wischte noch ein paar Mal darüber, in der Hoffnung, alles wegzubekommen. „Und jetzt?“

„Fast. Aber warte mal kurz.“ Shikamaru befeuchtete seinen Daumen, um den Rest Schokolade selbst zu entfernen. „Jetzt ist alles weg.“

Temari errötete leicht. „Ähm … Danke.“ Blitzschnell sah sie in eine andere Richtung.

„Du siehst richtig süß aus, wenn du verlegen bist“, setzte er dem Ganzen noch eins drauf.

„Ach, hör doch auf, so einen Blödsinn zu reden!“, spielte sie es herunter. „Ich mag das nicht.“

„Okay, du bekommst nie wieder ein Kompliment von mir.“

„So war das jetzt auch nicht gemeint. Es ist einfach nur ungewöhnlich für mich, so was zu hören.“

„Gut, wenn du dich nicht dran gewöhnst“, scherzte er.

„Du bist echt doof!“

Beide mussten lachen.
 

„Seht mal, wen ich mitgebracht hab!“ Sakura kam nur wenige Augenblicke später mit Sai im Schlepptau zurück.

„Wo hast du ihn denn aufgegabelt?“, fragte Shikamaru. Anstandshalber grüßte er ihn flüchtig.

„Im Restaurant. Yamato-taichou ist auch hier, aber der schläft betrunken auf der Theke“, erklärte Sakura.

Temari seufzte. War das hier ein Klassentreffen oder so?

„Und was machen die Zwei hier?“, wollte Shikamaru wissen. „Mehr Unterstützung brauchen wir nämlich wirklich nicht.“

„Nein, sie sind nur zum Vergnügen hier.“

Er glaubte Sakura kein Wort. Warum sollte Tsunade ausgerechnet Sai, der der Organisation »Root« von Danzou angehörte, auf eine kleine Vergnügungsreise schicken? Yamatos Anwesenheit hingegen sprach schon dafür, dass sie dem neusten Mitglied vom Team Kakashi kein Vertrauen schenkte. Aber warum der Aufwand? Schließlich hätte Tsunade genauso gut Kiba, Ino oder wen auch immer schicken können. Die brauchten zumindest keinen Aufpasser. Erst recht keinen, der auf einem so hohen Rang war.

„Na ja, Sai ist nachher auch mein Tanzpartner. Ich bin schon gespannt, wie er sich machen wird“, endete Sakura. „Apropos: Wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Nicht, dass wir zu spät kommen.“ Sie packte Sai am Oberarm und schleifte ihn hinter sich her.

„Meine Güte, ist die motiviert“, kam es von Temari.

„Ich glaube, sie will gewinnen.“ Shikamaru zuckte mit den Schultern.

Dancing Queen

Kapitel 18: Dancing Queen
 

Sakura meldete sich und Sai zu dem Wettbewerb an. „Wollt ihr nicht doch mitmachen?“, fragte sie die anderen beiden.

„Nein, bestimmt nicht!“, lehnte Temari ab.

Als auch Shikamaru den Kopf schüttelte, wandte Sakura sich wieder an die Person, die für die Anmeldungen zuständig war. „Es bleibt bei Sai und mir.“
 

Im Anschluss suchten sie sich ein paar gute Plätze. Da die vorderen Reihen bereits besetzt waren, setzten sich Temari und Shikamaru recht weit nach hinten. So war es ihnen jedoch auch lieber.

„Wir gehen dann schon hinter die Bühne“, meinte Sakura. „Wir sehen uns dann nach den Qualifikationen. Wünscht uns Glück!“

„Ihr kommt sicher ins Finale.“ Temari lächelte aufmunternd.
 

Als die Zwei außer Hörweite waren, seufzte Shikamaru laut. „Ich find das jetzt schon stinklangweilig …“

„Willkommen im Club“, entgegnete Temari tonlos. „Es gibt wirklich spannenderes, als anderen Leuten beim Tanzen zuzugucken …“

„Und was machen wir jetzt?“

„Wenn sie ihren ersten Tanz hinter sich haben, beglückwünschen wir sie noch schnell, hoffen, dass sie es in die nächste Runde geschafft haben und machen uns dann vom Acker.“

„Kein schlechter Plan. Hoffentlich macht dir Sai keinen Strich durch die Rechnung. Wenn er tanzt wie eine fußkranke Heuschrecke, müssen wir uns was Neues einfallen lassen.“

„Einen »Plan B« hab ich schon.“ Sie grinste. „Wenn sie sich doof anstellen, hauen wir schon während ihres Auftrittes ab. Selbst wenn sie es sehen, können sie uns dann ja nicht gleich folgen.“

„Na, wenn das mal gut geht …“ Shikamaru zweifelte an dieser Variante.

„Und wenn nicht, auch nicht so schlimm. Irgendwie kommen wir hier schon weg.“ Sie blieb optimistisch. „Zur Not kannst du dir auch noch einen Fluchtplan ausdenken. Du bist schließlich das Genie von uns beiden.“

„Du bist aber auch alles andere als dumm“, warf er ein.

„Kann sein, mit deinem IQ kann ich trotzdem nicht mal annähernd mithalten.“

„Intelligenz ist nicht alles.“

„Aber es hilft manchmal.“ Sie zwinkerte ihm zu.
 

Sakura war ganz hibbelig. Gleich war ihr Einsatz gefragt …

„Kannst du überhaupt tanzen?“ Eindringlich blickte sie Sai an.

„Vielleicht ein bisschen.“

„Und das heißt?“

„Ich hab schon in einigen Büchern darüber gelesen“, antwortete er.

„Na, das ist doch was.“ Sakura war beruhigt. Sie wusste, dass Sai gut theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen konnte, wenn auch mit leichten Anlaufschwierigkeiten. „Tust du mir noch einen Gefallen?“

„Und welchen?“, fragte Sai nichts ahnend.

Sakura lächelte. „Trete mir bitte nicht zu oft auf die Füße.“
 

„Ich glaub, es fängt an.“ Temari stellte sich auf die Zehenspitzen, um besser sehen zu können. Wenn sie sich schon langweilte, wollte sie zumindest etwas von dem Kram mitbekommen … Das war ein besserer Zeitvertreib, als nichts zu tun.

„Spannend?“ Shikamaru gähnte.

„Na ja, geht so. Sakura und Sai gehen gerade mit vier anderen Paaren auf die Bühne.“

„Hoffentlich dauert das nicht so lange.“

„Sei nicht so ungeduldig. Mit etwas Glück sind wir in einer Stunde wieder auf unserem Zimmer.“
 

Ihre Nervosität stieg immens. Noch nie hatte sie vor so vielen Menschen gestanden …

„Ich übernehme die Führung“, flüsterte sie Sai ins Ohr.

„Ich dachte, das macht immer der Mann.“

„Normalerweise schon. Aber sicher ist sicher.“

Da ein ruhigeres Stück angestimmt würde, positionierte Sakura seine Hände auf ihrer Hüfte und sie ihre auf seinen Schultern. „Ich hoffe, du kennst diesen Tanz …“
 

„Na, halleluja!“, stieß Temari plötzlich aus. „Der Kerl ist ja echt ein begnadeter Tänzer. Sofern ich das von hier aus erkennen kann.“

„Wen meinst du denn?“, hinterfragte Shikamaru gelangweilt.

„Natürlich Sai. So was Elegantes hab ich ja noch nie gesehen!“ Ihr war die Begeisterung quasi ins Gesicht geschrieben.

„Sag jetzt nicht, dass du das so toll findest und auch tanzen willst.“

„Ach, Blödsinn.“ Sie winkte ab. „Es sieht nur sehr beeindruckend aus. Jetzt glaub ich wirklich, dass die Zwei ins Finale kommen.“

„Lass mal sehen …“ Shikamaru stand auf, um nachzusehen. Und tatsächlich: Sai war richtig gut …

„Der hat wohl den Beruf verfehlt“, war sein Fazit.

„Allerdings.“ Temari stimmte ihm zu. „Aber Sakura macht auch keine schlechte Figur.“

Plan B können wir jetzt wohl knicken.“

„Wozu haben wir denn auch Plan A?“
 

Lachend verließ Sakura mit Sai den Platz. „Du bist einfach klasse! Hattest du zufällig mal Tanzunterricht?“

Sai verneinte mit einem Kopfschütteln.

Sakuras Ehrgeiz war geweckt. „Wenn das so weiter geht, landen wir garantiert unter den ersten Drei!“

Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. „Ähm … Bin ich dir eigentlich auf die Füße gelatscht?“

„Nicht ein einziges Mal!“, antwortete sie begeistert.
 

Wie erwartet erreichten die Zwei die Endausscheidung.

„Habt ihr uns gesehen?“ Sakura kam fröhlich wie ein kleines Kind angerannt, dem man gerade seinen größten Wunsch erfüllt hatte.

„Klar“, erwiderte Temari. „Das war richtig gut!“

„Alles dank ihm!“ Sie nahm Sai in einen liebevollen Schwitzkasten. „Habt ihr Lust, was zu essen? Ich bin gerade so in Spendierlaune und das Finale beginnt erst in einer halben Stunde.“

„Ich hätte schon Hunger.“ Temaris Magen grummelte schon seit einer ganzen Weile vor sich hin. „Und du?“ Sie warf Shikamaru einen Seitenblick zu.

„Ja, warum nicht!?“

„Okay, dann geht die Runde Yakitori auf mich“, rief Sakura aus.
 

Zu viert suchten sie einen Stand auf. Sakura bestellte einen großen Teller von dem Hühnchenfleisch und bezahlte breit grinsend. „Dann sag ich nur: Itadakimasu!
 

Eine Viertelstunde später waren alle satt. Temari glaubte fast, dass auf diesem Fest wohl alles besser schmeckte als gewöhnlich. Erst die himmlischen Schoko-Erdbeeren und jetzt noch dieses unvergleichliche Yakitori … Vielleicht sollte sie wirklich öfter auf Festivals gehen.

Danach eilten sie zum Wettbewerb zurück. Obwohl sie noch fast zehn Minuten Zeit hatten, wollte Sakura überpünktlich da sein.
 

„Und nun? War wohl nichts mit Plan A“, äußerte sich Shikamaru.

„Aber dafür hatten wir ein super Gratisessen!“ Temari lächelte. „Gucken wir uns doch noch das Finale an. Auf die halbe Stunde kommt es jetzt ja auch nicht mehr an.“

„Wenn du das sagst …“
 

Yamato hielt sich den Schädel. Warum in aller Welt hatte er so viel trinken müssen?

Quasi in Zeitlupe wandte er sich um. Er blickte mit wirrem Blick mehrmals durch die Bar, konnte ihn aber nirgends entdecken.

Innerlich fluchte er auf. Nur wegen einer Flasche Sake hatte er seine Pflichten vernachlässigt. Wenn er Sai nicht schnell wiederfand, konnte er sich auf etwas gefasst machen …
 

Das Stück klang langsam aber sicher ab. Bedächtig trennten sich Sai und Sakura voneinander und verbeugten sich vor der jubelnden Menge.

Hinter der Bühne fiel sie ihm um den Hals. „Du tanzt wie ein junger Gott!“

„Ach, tatsächlich?“ Sai war ganz perplex.

„Aber so was von! Ich verspreche, dass ich dir nie wieder eine wegen Taktlosigkeit runterhauen werde!“

„Dein Wort in mein Gehör!“ Er setzte eins seiner berühmt-berüchtigten Lächeln auf. „Du kannst übrigens noch an deinem Stil arbeiten. Du hast beim Tanzen teilweise ein wenig verkrampft gewirkt.“

Augenblicklich hob Sakura die Hand, um ihm eine zu scheuern. In letzter Sekunde besann sie sich jedoch. „Pass auf, was du sagst, sonst nehm ich mein Versprechen zurück.“

„In meinem Buch stand aber, dass man Kritik aussprechen soll, wenn sie angebracht ist.“

Sie überlegte einen Moment. „Vielleicht hast du Recht. Ich bin eben nicht so talentiert wie du und brauche noch Übung darin.“

„Wenn das mal was bringt …“, meinte er daraufhin.

„SAI!“

Es ertönte ein Knall und fünf Sekunden später leuchtete seine linke Wange rot auf …
 

Yamato hielt die Augen weit offen, als er durch die Menge rannte. Wo zur Hölle war Sai? Er malte sich bereits die perfidesten Pläne aus, die er gerade für Danzou ausführen könnte. Er musste ihn ganz schnell finden …
 

„Und die Gewinner sind …“ Trommelwirbel war zu hören, „… Haruno Sakura und Sai! Die Zwei haben die Jury mit ihrem Talent am Meisten überzeugt. Und hier sind sie!“

Unter tosendem Applaus betraten die beiden die Bühne und verneigten sich.

„Ich glaub, das ist unsere Chance, um abzuhauen!“, meinte Temari urplötzlich.

„Meinst du, das ist ’ne gute Idee?“, gab Shikamaru zurück.

„Klar. Gleich werden sie sicher interviewt. Spätestens da wird Sakura uns vergessen haben.“

„Okay, dann ab durch die Mitte!“
 

„Vielen, vielen Dank!“ Sakuras Stimme hallte durch die Lautsprecher. „Einzeln wäre uns das niemals gelungen.“ Sie trat ein paar Schritte zurück, um Sai mit ins Rampenlicht zu ziehen.

Dieser wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte und so führte Sakura alleine die Rede fort …
 

Yamato hielt abrupt inne und jemand lief in ihn hinein.

„Können Sie nicht aufpassen?“, keifte Temari los, schwang ihren Ton aber sofort um. „Ach, Sie sind das.“

„Oh, ihr seid auch hier?“ Yamato musterte sie und Shikamaru einen Augenblick. „Habt ihr zufällig Sai gesehen? Wenn ich ihn nicht finde, steckt mich Tsunade-sama in Teufels Küche.“

Shikamaru deutete über seine Schulter. „Da hinten. Er hat gerade mit Sakura den Tanzwettbewerb gewonnen.“

„Was?“ Yamato entglitten die Gesichtszüge. Er starrte einige Sekunden in Richtung Bühne. Dann drehte er sich wieder um. „Danke, jetzt bin ich –“ Er brach ab. Temari und Shikamaru waren verschwunden …
 

Die Zwei bahnten sich rasch einen Weg durch die Menschenmenge von dem Festplatz und aus dem Dorf.

„Endlich Freiheit!“ Shikamaru war die Erleichterung deutlich anzusehen.

Temari lachte. „Ja, wir haben den Abend erfolgreich überstanden!“
 

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Ja, ich hab mich dagegen entschieden, dass meine beiden Hauptprotagonisten an dem Wettbewerb teilnehmen. Ich bin einfach der Meinung, es passt nicht zu den beiden. Gomen an alle, die mit dieser Erwartung dieses Kapitel angeklickt haben (das heißt, wenn das überhaupt jemand gemacht hat :D).

Aber vielleicht konntet ihr euch ein wenig über Sakura und Sai amüsieren. Ich konnte es beim Schreiben jedenfalls sehr gut.
 

Noch eine kleine Japanischerklärung:

Yakitori ist gebratenes Hühnchenfleisch, das in kleinen Stücken auf Spieße gesteckt wird (Sehr lecker. Kann ich euch nur empfehlen, solltet ihr mal ein japanisches Restaurant aufsuchen ;))

Itadakimasu! wird von Japanern vor dem Essen gesagt. Man könnte es mit „Guten Appetit!“ übersetzen.

Jetzt hab ich aber genug geklugscheißert. :D

Unter freiem Himmel

Kapitel 19: Unter freiem Himmel
 

Auf einer großen Lichtung blieben sie stehen.

„Ich glaub, wir latschen die ganze Zeit in die falsche Richtung.“ Temari sah sich um. Die Gegend kam ihr alles andere als bekannt vor.

„Nicht ganz“, entgegnete Shikamaru. „Nur etwa einen Kilometer südlich von hier verläuft die Straße, auf der wir vorhin ins Dorf gegangen sind.“

„Sicher?“

„Aber hundertpro.“

„Na, dann bin ich beruhigt.“ Erleichtert ließ Temari sich ins Gras nieder.

Shikamaru setzte sich neben sie. Von Weitem beobachteten die Zwei das Feuerwerk, das dem Ende der Siegerehrung gefolgt war.

„Nett, oder?“, merkte sie an.

„Ja. Sieht etwas spektakulärer aus als das zu Silvester in Konoha“, gab er zurück.
 

Wenige Minuten später erschienen die verschiedensten Blumen in den unterschiedlichsten Farben am Firmament. Temari fasste sich intuitiv an ihren Gürtel.

„Mist!“, fluchte sie auf.

„Was denn?“

Sie zog die Gerbera hervor, die er ihr geschenkt hatte. Der Stängel war nahe an der Blüte abgeknickt.

Temari seufzte. „Das muss passiert sein, als ich mit Yamato-san zusammengestoßen bin. Die ist wohl nicht mehr zu retten.“

Shikamaru dachte einen Augenblick nach. Er wollte irgendwie ungern, dass sie sie wegwarf.

„Mir fällt da was ein“, sagte er und nahm ihr die Blume ab. Dann kürzte er sie genau an der Stelle, wo sie gebrochen war und platzierte sie anschließend in Temaris Haar.

„Danke.“ Sie versuchte aus den Augenwinkeln einen Blick darauf zu erhaschen. „Aber sieht das nicht zu spießig aus?“

„Ich finde, sie steht dir ausgezeichnet“, meinte Shikamaru lächelnd. „Bei deinen Haaren genau die richtige Farbe.“

Sie errötete erneut ein wenig. Dieses Mal drehte sie sich jedoch nicht von ihm weg, sondern erwiderte sein Lächeln.

„Wenn wir nachher wieder im Gästehaus sind, kannst du sie in eine Schale mit Wasser tun. Vielleicht hält sie sich dann noch ein paar Tage.“

Temari nickte zustimmend.

„Wollen wir dann weiter?“, fragte Shikamaru an.

„Ach, weißt du … Irgendwie würde ich noch lieber hier bleiben. Nur wenn es dir nichts ausmacht.“

Er wunderte sich. Was waren das für zarte Töne, die sie da anschlug? Kein Befehlen, kein Herumgezicke, nichts. Das war auch schon in den letzten Tagen nur selten vorgekommen …

„Wenn du mich so fragst … natürlich gerne.“ Er streckte sich auf dem Boden aus. Temari tat es ihm gleich.

So beobachteten sie das Feuerwerk bis zu seinem Ende.
 

Danach blickte jeder für sich zu den Sternen. Es waren heute so viele zu sehen, dass Temari es nicht wagte, sie zu zählen. Zweifelsohne wäre schon allein der Versuch töricht gewesen.

Der Schein des Halbmondes tauchte die Lichtung in ein mattes Licht. Es war dennoch hell genug, dass die Wahrscheinlichkeit hinterrücks überfallen zu werden, beinahe ausgeschlossen werden konnte. Doch darum machte sie sich ohnehin lange keine Gedanken mehr. Obwohl sie mit Shikamaru in dieser Einöde war, fühlte sie sich sicher. Und auf ihre Sinne konnte sie sich auch verlassen.
 

„Hast du Ahnung von Sternenbildern?“, unterbrach Temari ganz unbefangen die Stille.

„Nö, ich bin froh, wenn ich nur den Nordpolarstern erkenne“, entgegnete Shikamaru ruhig. „Ohne Kompass lässt meine Orientierung manchmal echt zu wünschen übrig.“

„Ach, tatsächlich?“ Sie lachte auf. „Für Gaara ist das kein Problem. Sternbilder studieren ist sein neues Hobby.“

„Wirklich? Na, auf jeden Fall ist es besser als sein Voriges.“ Er lachte ebenfalls.

„Viel besser“, ergänzte sie. „Aber wär das nicht auch was für dich?“

„Nein, viel zu mühsam. Und sie öfter bloß zu beobachten wär zu langweilig. Wolken ziehen schnell weiter, aber Sterne? Das dauert ewig.“

„Sonst wären sie ja auch nutzlos, um nachts die Richtung zu bestimmen. Oder man erfindet ein Jutsu, das die Umlaufzeit der Erde um die Sonne in Schwung bringt. Aber das wäre nicht nur sinnlos, sondern dumm.“

„Hoffentlich hat das jetzt keiner von Akatsuki oder Orochimaru mitbekommen. Solche Typen bringt das nur auf schlechte Gedanken. Nicht, dass ihre Gedanken ohnehin schon falsch sind …“

Temari nickte. „Ich hoffe, dass der Frieden noch ein wenig anhält.“

„Für mich ist das nur die Ruhe vor dem Sturm. Ich will gar nicht wissen, was für Machenschaften die momentan aushecken.“

„Gutes Stichwort: Wir haben gar nicht mehr geguckt, wo die beiden Kerle abgeblieben sind.“

„Ach, die sind kein Problem“, meinte Shikamaru gelassen. „Als wir vorhin abgehauen sind, hab ich sie schnarchend vor einer Sake-Bar gesehen. Das Zeug hat sie außer Gefecht gesetzt.“

„Ich frag mich sowieso schon die ganze Zeit, was Tsunade mit dieser Mission hier bezweckt. Wenn sie uns in den Urlaub schicken wollte, hätte sie es ja sagen können.“

„Ja, und gerade du als sonst übermotiviertes Arbeitstier nimmst das natürlich einfach so hin.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an.

„Auch wieder wahr.“ Sie grinste. „Ich wär nicht mal im Traum auf die Idee gekommen, meinen Urlaub mit dir zu verbringen. Wahrscheinlich hätte ich lieber meine Brüder besucht.“

„Und bereust du es immer noch, hier zu sein?“, fragte er nach.

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Es ist schon ganz nett. Das Beschatten anfangs war sehr nervig und der Überfall im Bad war auch alles andere als entspannend, aber seitdem kann ich mich nicht beklagen. Wenn man mal von Sakuras Auftritt gestern absieht. Da kam sie mir irgendwie durchgeknallt vor. Aber vielleicht lag das bloß am Fieber.“ Sie legte eine kurze Pause sein und fuhr dann fort: „Und wie sieht’s mit dir aus?“

„Ein Urlaub, in dem du so wenig anstrengend und zickig bist wie nie, kann nicht schlecht sein.“ Shikamaru grinste sie dreist an.

„Ach, bin ich das sonst immer?“

„Ja, aber langsam merke ich, dass du auch gute Seiten hast.“

„Was, erst jetzt?“ Temari tat empört.

„Zumindest bringst du jetzt auch die zur Geltung, die du vorher geschickt vor allen verborgen hast.“

Sie drehte sich auf die Seite und sah ihn grinsend an. „Kannst du mir auch ein Beispiel nennen?“

„Ein Beispiel?“, wiederholte er. „Na, mal überlegen … Du bist viel ausgeglichener – vorausgesetzt du streitest nicht mit Sakura herum.“

„Bei Frauen, die so verschieden sind wie sie und ich, bleibt Gezicke wohl manchmal nicht aus. Ich bin auch froh, dass ich nur Brüder hab. Die sind zwar auch nicht immer pflegeleicht, aber was soll’s.“ Sie lächelte kurz bei dem Gedanken. „Fällt dir vielleicht noch was Besseres ein?“

„Nur wenn du bitte sagst!“

„Frechheit!“, stieß sie aus, stürzte sich auf ihn und drückte ihn anschließend zu Boden. „Du weißt wohl nicht, mit wem du gerade redest.“

Aus ihrem Unterton konnte er eine gewisse Strenge heraushören, doch er kaufte es ihr von der ersten Sekunde an nicht ab. „Klar weiß ich das. Mit der Temari aus Sunagakure“, antwortete er scheinbar provozierend.

„Bingo!“, unerwartet ließ sie wieder von ihm ab. „Ich hab schon an deinem Verstand gezweifelt, aber da hab ich mich wohl geirrt“, scherzte sie.

„Tja …“, entgegnete er. „Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass du auch viel liebenswürdiger geworden bist?“

Fragend blickte sie ihn an. „Und das macht sich wie bemerkbar?“

„Hätte ich vor ’ner Woche so einen Spruch gebracht, hättest du mir dafür bestimmt eine gescheuert.“

„Ja, das hätte passieren können.“ Bei Temari blitzte ein Grinsen auf. „Aber heute will ich mal nicht so sein.“

„Dann kann ich mich wohl glücklich schätzen“, meinte Shikamaru amüsiert.

„Ganz wie du willst.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln.
 

Erneut betrachteten sie schweigend die Sterne. Temari wünschte sich, dass dieser Abend noch ewig andauern würde. Nur selten hatte sie sich so gelöst gefühlt. Das Dasein als Shinobi konnte manchmal eine ganz schöne Bürde sein. Ständig musste sie vorsichtig sein, ein Kampf folgte dem Nächsten, die vielen Toten … Vor allem Letzteres war niemals angenehm, wenn es um die eigenen Leute ging. Gut, dass sie nie eine emotionale Bindung oder ähnliches zu ihnen aufgebaut hatte. Aber seit sie in Konoha war, hatten sich die Umstände sehr verändert. Allerdings neigte die Hokage ohnehin dazu, sie auf keine besonders gefährlichen Missionen zu schicken. Vielleicht lag das auch nur daran, dass momentan alles ruhig war. Und bald stand wieder die Planung der Chuunin-Prüfung an. Die war zwar keine körperliche, sondern vielmehr eine geistige Gefahr. Zum Glück hatte sie im Laufe der letzten zwei Jahre einen recht guten Plan ausgearbeitet, den sie je nach Teilnehmerzahl umändern musste.

Unweigerlich warf sie einen Seitenblick auf Shikamaru. Ohne seine Hilfe wäre selbst das nicht möglich gewesen. Höchstwahrscheinlich wäre sie ohne ihn damals aufgeschmissen gewesen. Ja, genau so war es …

Sie streckte sich aus, um ihre Muskeln ein wenig zu entspannen. Wäre sie so weiter liegen geblieben, wären ihre Glieder morgen noch so stocksteif wie die einer Achtzigjährigen … Temari rollte sich auf ihre rechte Seite und machte es sich so bequem wie möglich. Sie atmete den Geruch des Grases ein. Mit dem Duft des Waldes und der frischen Luft konnte es kein Bett der Welt aufnehmen …
 

Shikamaru musste gähnen. Die Sterne beobachten war nach einer gewissen Zeit echt ziemlich öde …

Trotzdem genoss er diese Faulenzerei. Einfach nur herumliegen war einfach das Beste. Dazu noch die Ruhe der Natur … In Konoha konnte es unter Umständen doch sehr laut sein, aber hier auf der Lichtung war nur hie und da ein Rascheln in den Bäumen oder das Gurren einer Eule zu hören. Die perfekte Geräuschkulisse um auszuspannen …

Wenn er genauer hinhörte, vernahm er eine Grille in einiger Entfernung. Es war höchst selten, dass diese Tiere um diese Uhrzeit noch musizierten … Selbst das gehörte aber irgendwie zur Entspannung dazu.

Er horchte weiter. Zu der Grille gesellten sich die Schritte eines Kleintieres – vielleicht ein Kaninchen oder eine Wühlmaus – nach wenigen Augenblicken verstummten diese allerdings wieder.

Und dann waren da noch Temaris leise Atemzüge …

Shikamaru blickte zur Seite und sah ihr ins Gesicht. Da war sie doch tatsächlich eingeschlafen …

Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Es war wohl besser, wenn er sie so schlafen ließ … Gegen eine Nacht im Freien hatte er sowieso nichts einzuwenden. Trotzdem war es etwas kühler geworden – als kalt wollte er es noch lange nicht bezeichnen – frieren sollte sie jedoch nicht. Kurzerhand zog er seinen Pulli aus und deckte ihren Oberkörper damit zu. Er hatte ja immerhin noch sein T-Shirt. Es hielt ihn zwar nicht besonders warm, besser als nichts war es aber allemal.

Er legte sich zu Temari gewandt hin. Sein Blick fiel auf die Blume in ihrem Haar. Vorsichtig zog er sie heraus und tat sie beiseite, damit Temari sich im Schlaf nicht versehentlich auf sie legte.

Daraufhin beobachtete er sie noch einen Moment beim Schlafen. Bevor er die Augen schloss, um ebenfalls zu schlafen, kam ihm ein seltsamer Gedanke. Er hatte keine Ahnung warum er so empfand, doch irgendwie war diese Frau wirklich, aber wirklich etwas Besonderes …
 

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Mensch, da bin ich doch tatsächlich ein wenig romantisch geworden. Aber nach neunzehn Kapiteln wurde das wohl auch mal langsam Zeit. :D

Mit diesem Kapitel ergibt das Bildchen, das ich dieser Fanfic zugeordnet habe, auch endlich einen Sinn. Mal schauen, ob ich es irgendwann auch noch mal schaffe ein Titelbild zu zeichnen.
 

Danke fürs Lesen! :)

Annäherung

Kapitel 20: Annäherung
 

Der lauwarme Sonnenschein weckte sie am nächsten Morgen. Temari war noch zu müde, um aufzustehen und blieb deswegen einfach noch liegen. Auch hielt sie ihre Augen geschlossen. Sie atmete tief die frische Luft ein. Dabei kitzelte irgendetwas ihre Nase. Nur ein Grashalm, stellte sie fest, als sie kurz blinzelte.

Allmählich wurde ihr bewusst, wo sie war. Da war sie wohl auf der Lichtung eingeschlafen … Trotz des relativ harten Bodens hatte sie geschlafen wie ein Murmeltier. Schlagartig fiel ihr etwas ein: War Shikamaru hier oder hatte er sie einfach zurückgelassen?

Sie richtete sich auf. Erst konnte sie von der Sonne geblendet nichts sehen, doch dann fiel er ihr gleich ins Auge. Er lag keinen Meter von ihr entfernt und schnarchte selig vor sich hin. Warum hatte sie sein Schnarchen eigentlich nicht gehört? Ach, das war ganz egal. Die Hauptsache war, dass er da war …

Temari lächelte und fuhr sich durch die Haare. Moment … Wo war die Blume hin?

Für den Bruchteil einer Sekunde verflog ihre gute Laune, aber dann entdeckte sie die Gerbera neben sich. War sie etwa beim Schlafen herausgefallen? Obwohl … Sie konnte sich nicht erinnern, weiter oben gelegen zu haben. Wie kam sie dann dorthin? Hatte er vielleicht …

Plötzlich fiel ihr auch der Pullover auf, der auf ihrem Schoß lag. Sie errötete und war froh, dass Shikamaru sie jetzt nicht so sah. Dennoch wusste sie all diese lieben Gesten zu schätzen. Für den Gedanken, dass er abgehauen sein könnte, schämte sie sich ein wenig. Wie hatte sie nur einen Augenblick an ihn zweifeln können?

Sie schaute gen Osten. Die Sonne stand erst minimal über den Gipfeln der Bäume. Anscheinend hatte sie ziemlich lange geschlafen …

Temari zog ihre Uhr aus der Innentasche. Es war bereits halb zehn.
 

Kurzerhand beschloss sie, Shikamaru zu wecken. Sanft rüttelte sie ihn durch.

„Aufstehen“, meinte sie ruhig, aber bestimmt.

Zuerst reagierte er gar nicht, doch dann drehte er sich schlaftrunken auf die andere Seite, sah sie an und rappelte sich anschließend auf.

„Morgen.“ Er gähnte herzhaft. Da er noch nicht realisiert hatte, wo er war, setzte er nach: „Was mach ich hier eigentlich?“

„Kurzes Gedächtnis, was?“, stichelte Temari, setzte dann aber ein Lächeln auf. „Nach dem Fest … Weißt du nicht mehr?“

„Jaah, da war was …“ Er wirkte noch immer sehr müde.

Von diesem Anblick war sie sichtlich amüsiert, ein Grinsen konnte sie trotzdem unterdrücken. Stattdessen fragte sie: „Hast du schlecht geschlafen?“

Shikamaru schüttelte den Kopf. „Nee, hab noch ’n bisschen gegrübelt oder so …“

„Und worüber?“

„Keine Ahnung. Dieses und jenes halt.“ Sichtlich verpeilt kratzte er sich am Kopf.

Temari lachte. „Ich glaub, ich frag dich lieber noch mal, wenn du richtig wach bist.“

„Wohl besser so“, entgegnete er zustimmend. „Wie wär’s mit Frühstück?“

„Gute Idee!“ Ihr Magen knurrte leise.
 

Temari hob die Blume auf und steckte sie sich wieder ins Haar. Irgendwie gefiel es ihr, mit ihr herumzulaufen. Sie war gespannt, was der Spiegel nachher dazu zu sagen hatte …

Anschließend las sie den Pullover auf.

„Danke übrigens“, sagte sie, als sie ihn Shikamaru in die Hand drückte. „Ich hoffe, dir war ohne ihn letzte Nacht nicht zu kalt.“

„Ach was!“ Er winkte ab. „Du solltest schließlich nicht erfrieren.“

„Das wär ich schon nicht.“ Sie lächelte dankbar.
 

Eine Viertelstunde später kam die Straße und weitere zehn Minuten darauf das Gästehaus in Sicht. Und mit ihm auch Sakura.

Sie saß auf der Terrasse und strahlte bis über beide Ohren, während sie ihre Goldmedaille aus jedem erdenklichen Winkel betrachtete.

Als sie Shikamaru und Temari sah, sprang sie von ihrem Platz auf und lief ihnen entgegen.

„Wo seid ihr denn gewesen?“ Fragend blickte sie hin und her. Da sie nicht gleich eine Antwort bekam, setzte sie ein breites Grinsen auf. „Ah, versteh schon … Ihr habt euch wohl eine schöne Nacht gemacht!“

„So ein Blödsinn!“, entfuhr es Temari sofort. „Wir haben nur im Wald übernachtet.“

Sakura glaubte ihr kein Wort. „Ach, so nennst du das also …“ Ihr Blick wurde noch verschwörerischer.

Shikamaru rollte mit den Augen. Das war doch echt nicht zu fassen …

„Tse. Glaub doch was du willst …“, entgegnete Temari nur. Sie hatte wirklich keine Lust, sich deswegen ihre gute Laune verderben zu lassen.

Sakura zuckte mit den Schultern. „Na, wenn ihr es mir nicht verraten wollt …“ Rasch wechselte sie das Thema: „Warum seid ihr gestern ohne was zu sagen abgehauen?“

„Wir hatten halt keine Lust mehr“, antwortete Shikamaru.

„Hätt ich mir auch denken können.“ Sakura seufzte. „Ich durfte mir gestern noch ’ne kleine Moralpredigt von Yamato-taichou anhören, weil ich Sai mitgenommen und ihn vorher nicht informiert hab.“

„Tja, dumm gelaufen.“ Temari zuckte mit den Schultern. „Und wo sind die Zwei jetzt?“

„Sie besuchen gerade die heißen Quellen. Ich reise heute Nachmittag auch mit ihnen ab. Dann könnt ihr beiden euch wieder eurer Mission widmen.“

»Wie beruhigend«, dachte Shikamaru.

„Da fällt mir ein: Gibt es irgendetwas, das ich Tsunade-sama ausrichten soll?“

„Nein“, erwiderte Temari. „Wir wissen bisher nur, dass er gerne Sake trinkt und Das Flirtparadies liest.“

„Tatsächlich?“ Sakura kicherte.

Temari nickte. „Wir glauben nicht, dass er etwas mit Orochimaru zu tun hat. Wir behalten ihn natürlich weiterhin im Auge. Ihr könnt euch also voll und ganz auf uns verlassen.“

„Ich hab auch nichts anderes von euch erwartet.“ Sie zwinkerte kurz. „Habt ihr Lust, mit mir zu frühstücken?“

„Von mir aus gerne. Ich verschwinde nur noch mal schnell ins Bad.“

„Ich muss auch kurz noch was erledigen“, warf Shikamaru ein.

„Okay, bis gleich! Ich halt euch ein paar Plätze frei.“
 

Rasch suchte Temari die Damentoilette auf.

Befreit und erleichtert wusch sie sich anschließend die Hände und ihr Gesicht und trocknete sie mit Einweghandtüchern. Danach betrachtete sie sich im Spiegel. Die Blume in ihrem Haar zu sehen war ungewöhnlich für sie. Aber es gefiel ihr trotzdem nicht weniger als gestern.

Lächelnd verließ sie den Raum und beschloss, einen kurzen Abstecher auf ihr Zimmer zu machen. Dort traf sie auch Shikamaru an, der gerade seinen Zopf erneuerte.

Temari setzte sich aufs Bett und beobachtete ihn einen Moment lang. Dann meinte sie: „Steht es mir eigentlich nicht auch zu, dich mit offenen Haaren zu sehen? Ich lauf schließlich schon seit Tagen so herum, obwohl es gar nicht mein Stil ist.“

„Tja“, machte Shikamaru. „Eigentlich schon, aber da verpasst du echt nichts. Im Gegensatz zu deinen hängen meine nur formlos herunter.“

Sie grinste. „Kannst du das auch beweisen?“

„Später vielleicht“, neckte er sie. „Können wir dann wieder?“

„Gleich. Gib mir zehn Sekunden.“ Temari stand auf und schlenderte zur Kommode hinüber, wo sie ihre Waschtasche öffnete und ein Deo herausholte. Damit sprühte sie sich ein wenig ein. „Wenn ich vorher schon nicht duschen kann, muss das wenigstens sein“, gab sie als Erklärung ab. „Auf längeren Missionen und Reisen verpulvere ich Unmengen davon.“

Shikamaru musste schmunzeln. „Das glaub ich gerne.“

„Ich möchte jedenfalls nicht wie manch andere Shinobi an meinem eigenen Geruch ersticken“, witzelte sie. „Kankurou zum Beispiel hab ich früher heimlich eingesprüht, wenn er geschlafen hat. Er hat sich morgens dann immer gewundert, warum es auf einmal so blumig roch. Gaara hingegen war zwar ein Psychopath, aber dafür ein Reinlicher.“ Sie lachte auf. „Aber was red ich hier eigentlich? Interessiert dich doch sicher nicht.“

„Ich hör dir gerne zu“, entgegnete er aufrichtig. „An solchen Geschichten merkt man erst, dass ihr auch nur Menschen seid.“

Temari lächelte. „Hast du jemals etwas anderes von uns gedacht?“

„Wer weiß …?“

Sie ging zur Tür und öffnete sie. „Komm, lassen wir Sakura nicht länger warten. Sonst denkt sie sich wieder sonst was.“

„Gutes Argument“, schloss er grinsend.
 

„Ah, da seit ihr ja. Wisst ihr schon, was ihr essen wollt? Ich war mal so frei und hab schon ein paar Brötchen und etwas Belag besorgt“, plapperte Sakura drauflos.

„Was für ein Service.“ Lächelnd setzte Temari sich auf einen Stuhl im Schatten. Shikamaru nahm neben ihr Platz.

Sakura, die ihr Frühstück bereits zubereitet hatte, faltete ihre Hände und legte ihr Kinn darauf.

„Eine hübsche Blume“, merkte sie an und wandte sich an Shikamaru. „Ist das nicht die, die du gewonnen hast?“

Er nickte lediglich.

„Also hast du sie ihr geschenkt?“, hakte Sakura nach.

„Könnte man so sagen“, entgegnete er gelassen. „Sie mag Blumen und ich hätte sie sonst bloß weggeschmissen oder so.“

„Wie nett von dir.“ Sakura setzte einen verträumten Blick auf. Sie wollte auch einmal so etwas von einem Mann geschenkt bekommen …

Sie grinste. Ihre Mission war wohl recht erfolgreich verlaufen. Zumindest stimmte die Richtung schon mal. Und sie wusste auch, wie sie noch ein kleines Bisschen nachhelfen konnte …

Ja, das Ziel war nicht mehr fern.

Unterschiedliche Ziele

Ein besonderer Dank auch diesmal wieder an sama-chan. Sechs Kommentare auf einmal sind echt Wahnsinn! Fühl dich herzlich gedrückt! =)
 

So, in diesem Kapitel lege ich auch endlich den „Masterplan“ offen.

Viel Spaß beim Lesen! :)
 

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Kapitel 21: Unterschiedliche Ziele
 

„Das ist gestern wirklich prima gelaufen“, meinte Sakura. „Nicht mehr lange und es macht bestimmt klick.“

Ihr Gegenüber lachte. „Du legst dich ja ganz schön ins Zeug.“

„Ach was!“ Sie grinste. „Ohne dich wäre das Ganze hier überhaupt nicht denkbar.“

„andere wären dieser Mission sicher auch nicht abgeneigt gewesen.“

„Du bist trotzdem die erste Wahl. Du schaffst es schließlich, dein Henge-no-Jutsu um einiges länger aufrechtzuerhalten als die meisten anderen Shinobi.“

„Alles nur eine Frage der Übung.“

„Red dich doch nicht klein.“ Sie versetzte ihm einen freundschaftlichen Klaps. „Bevor ich es vergesse: Du müsstest die Tage noch was erledigen …“
 

„Und du meinst, das funktioniert?“, fragte er, als Sakura geendet hatte.

„Garantiert! Aber übertreib es bitte nicht. Es soll aber auch nicht so leicht sein, dass sie Verdacht schöpfen.“

„Verstanden. Ich geb mein Bestes.“

„Das tust du doch immer!“ Sakura grinste und wandte sich zum Gehen. „Bis dann! Halt die Ohren steif!“

„Klar!“, meinte der Mann. „Und vergiss nicht, Izumo zu grüßen. Sag ihm, dass ich als Entschädigung ein paar Schichten von ihm übernehme, wenn ich zurück bin.“

„Du hast ein zu gutes Herz, Kotetsu.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Aber ich richte es ihm natürlich aus.“
 

„Ah, Sakura!“, stieß Yamato aus. „Da bist du ja.“

„Ich hatte noch was zu klären …“ Sie sah sich um. „Wo ist Sai?“

„Der holt sich nur was zu trinken für unterwegs“, erklärte er. „Und hattest du Erfolg?“

„Ja, ich glaub, das kann man so sagen.“ Sakura strahlte regelrecht. „Wenn es so weitergeht, wird es nicht mehr lange dauern.“

„Und da bist du nicht zu zuversichtlich?“

„I wo! Ich hab ein wirklich gutes Gefühl bei der Sache.“

„Wenn es klappt, ist es auch eine Verstärkung des Bündnisses unserer Dörfer.“

„Auch noch ein netter Nebeneffekt. Ich geh mich dann mal eben verabschieden.“ Sie grinste. „Ich denke aber nicht, dass sie mich sonderlich vermissen werden.“
 

Temari genoss den Sonnenschein und das Wetter mit einer Portion Schoko- und Erdbeereis. Komischerweise musste sie wieder an gestern Abend und das tolle Essen denken. Aber so ganz kam das Eis an den Geschmack der Schoko-Erdbeeren doch nicht heran …

Wohlig seufzend verspeiste sie den nächsten Löffel von der Süßspeise. Wenn es nach ihr ging, durfte dieser Urlaub gerne noch die nächsten drei Wochen dauern. Andererseits … Gerade mal sechs Tage waren seit ihrer Ankunft vergangen. Es kam ihr allerdings so vor, als wäre sie schon das Doppelte dieser Zeit hier. Endlich suchte sie sich mal einen guten Moment aus, um stillzustehen …

Shikamaru döste derweil gemütlich vor sich hin. Ein herrlicher Tag …
 

Sakura bog um die Ecke und blieb vor ihnen stehen.

„Ich wollte nur noch mal Tschüss sagen“, meinte sie. „Yamato-taichou möchte jetzt nämlich abreisen.“

„Okay“, entgegnete Temari. „Und auch, wenn es nicht so rüber kam: Trotzdem nett, dass du hier warst.“

„Ach, tatsächlich?“ Sakura lachte auf. „Ich werde Tsunade-sama heute Abend Bericht erstatten. Sie wird euch dann morgen eine Nachricht mit eventuell neuen Anweisungen schicken.“

„Gut. Aber sendet diesmal lieber einen anderen Adler aus“, merkte Temari grinsend an. „Ich hoffe, der Letzte ist heil bei euch angekommen.“

„Klar. Keine Sorge, es war ohnehin sein letzter Flug.“ Sie wandte sich zum Gehen. „Also, bis dann! Wir sehen uns im Dorf.“

Shikamaru hob zum Abschied kurz die Hand und auch Temari winkte ihr einen Augenblick hinterher.

„Endlich …“ Erleichtert atmete er auf.

„Na, so schlimm war es doch auch nicht“, meinte sie daraufhin.

„Na ja … Ich hätte keine Lust, noch weiter einen auf motiviert zu machen.“

„Motiviert? Aber das bist du doch nie!“ Mit hochgezogenen Augenbrauen sah sie ihn an.

Shikamaru reagierte mit einem dreisten Grinsen. „Mist! Du hast mich wohl durchschaut!“

Temaris strenger Gesichtsausdruck wich einem Lächeln. „Das ist manchmal auch nicht besonders schwer. Und momentan auch ganz angenehm so.“

„Ach?“

„Du hast mich mit deiner Demotivation angesteckt.“

„Und das sagst gerade du …“

„Tja“, meinte sie. „Ab und zu rumgammeln ist doch mal ganz schön.“

„Ganz meine Meinung. Aber du wolltest mir ja nicht glauben.“

„Hätte ich vielleicht mal tun sollen.“ Sie grinste. „Und was unternehmen wir heute Abend?“

Shikamaru seufzte. „Frag mich was Leichteres …“
 

Tsunade hockte wie meist über einen Haufen Papierkram. Nebenbei gönnte sie sich ein Schlückchen Sake. Es half ihr ein wenig, die Konzentration beizubehalten …

Es klopfte an der Tür und sie sah auf.

„Herein!“, rief sie anschließend.

Sakura, Sai und Yamato betraten das Zimmer.

„Wir melden uns zurück von der Mission!“, sagte Yamato.

„Okay.“ Tsunades Blick schweifte einen Moment lang zu Sai. „Wie ist es gelaufen?“

„Alles bestens. Es gab keine Zwischenfälle“, antwortete Yamato kurz.

„Wunderbar. Ihr beide dürft dann gehen. Sakura, du bleibst noch hier.“

Sai und Yamato deuteten eine Verbeugung an und verließen dann den Raum.

Tsunade wandte sich nun an ihre ehemalige Schülerin. „Was hast du zu berichten?“
 

Gut gelaunt erzählte Sakura ihr das, was sie beobachtet und erlebt hatte.

„Das klingt schon vielversprechend“, äußerte sich Tsunade zufrieden.

„Ich hab mir auch noch die Freiheit genommen und Kotetsu einen kleinen Auftrag erteilt“, fuhr sie weiter fort.

„Ich weiß schon Bescheid. Vor einer Stunde hab ich eine Nachricht von ihm bekommen.“

„Ich hoffe, das übersteigt nicht meine Befugnis“, meinte Sakura entschuldigend.

Tsunade schüttelte den Kopf. „Nein. Solange du die Zwei nicht umbringen lässt, hast du freie Hand. Die Mission war schließlich auch deine Idee.“ Sie stand auf und ging ans Fenster, um über das Dorf zu schauen. „Und bei Erfolg ist sie sehr wertvoll für unser Dorf.“

„Ich muss zugeben, dass ich daran überhaupt nicht gedacht hab, als mir dieser Plan in den Sinn gekommen ist.“

Tsunade drehte sich um. „Das dachte ich mir schon.“ Ihr Blick wurde nachdenklich. „Liebe ist natürlich gut und schön, aber an erster Stelle steht immer das Wohl unseres Dorfes. Und um das zu sichern, sind starke und zuverlässige Allianzen notwendig. Gerade deswegen klingt es vielleicht seltsam, dass diese Bündnisse besonders gut gefestigt werden, wenn zwei wichtige Ninja aus diesen Dörfern eine Beziehung eingehen. Und wer wäre momentan dazu besser geeignet als der schlauste Chuunin aus Konoha und die Schwester des Kazekage?“

„So hab ich das noch gar nicht gesehen“, entgegnete Sakura. „Und eigentlich war das auch nicht mein Ziel.“

„Das kann ich mir gut vorstellen.“ Tsunade seufzte. „Weißt du, wie oft es so eine wichtige Beziehung in der Geschichte von Konoha gegeben hat?“

Sakura schüttelte den Kopf.

„Erst zweimal. Eine davon war der vierte Hokage mit seiner Frau Kushina, der einzigen Tochter des Ninjadorfvorstehers im Reich der Strudel.“

„Oha …“

„Sie war eine äußerst wichtige Verbindung. Und diese hier wird nicht weniger bedeutsam sein. Sunagakure ist momentan eine der größten Streitmächte und somit ein sehr wertvoller Verbündeter, wenn Krisenzeiten auf uns zukommen.“

„Solange Gaara-san Kazekage ist, wird Suna uns nicht in den Rücken fallen. Da bin ich mir sicher“, meinte Sakura zuversichtlich.

„Daran zweifle ich auch nicht. Er ist wirklich zuverlässig und loyal uns gegenüber.“ Tsunade atmete tief aus, bevor sie zum eigentlichen Thema zurückkam. „Und trotzdem hast du eine gute Tat begangen, auch wenn du nicht gleich an unser Dorf gedacht hast. Dein Gedanke, den beiden mit dieser Mission gefühlsmäßig ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, ist schon ziemlich selbstlos.“

„Ach, nicht wirklich. Es bereitet mir überhaupt keine Mühe. Ich hab die letzten zwei Tage sogar richtig Spaß gehabt.“ Sakura lächelte.

„Freut mich.“ Tsunade setzte ebenfalls ein Lächeln auf. „Sag mal, Sakura … Was ist das eigentlich für eine Medaille, die du da um den Hals trägst?“
 

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Ja, das steckt also hinter dieser Mission. Für mich klingt Tsunades Absicht, die beiden zu verkuppeln und somit ein stärkeres Bündnis zwischen Konoha und Suna zu schaffen, gar nicht so unlogisch. Aber das wird selbstverständlich nicht alles gewesen sein … Dazu aber in den späteren Kapiteln mehr.

Das Beispiel mit Minato und Kushina hab ich natürlich absichtlich gewählt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Beziehung der Zwei wirklich eine große Bedeutung gehabt haben könnte … Solange Kishimoto das aber nicht verrät, können wir uns lediglich unseren Teil denken. In diesem Fall war mir das auch sehr gelegen. :D

Ungeduld ist (k)eine Tugend!

Kapitel 22: Ungeduld ist (k)eine Tugend!
 

Temari wälzte sich im Bett hin und her. Seit geschlagenen drei Stunden versuchte sie nun schon einzuschlafen, aber nichts, aber auch wirklich gar nichts hatte funktioniert: Keine warme Milch, kein Baldrian, kein offenes Fenster … Es war einfach zum Haare raufen!

Sie setzte sich auf und versuchte im Dunkeln die Uhrzeit zu entziffern. Es war schon viertel nach drei und die halbe Nacht war bereits gelaufen. Das war tatsächlich »Mendoukuse«, wie Shikamaru es immer so schön ausdrückte …

Ihr Magen knurrte. Na toll … Jetzt bekam sie auch noch Hunger …

Kurzerhand schnappte sie sich einen der Kekse, die vom Nachmittagstee übrig geblieben waren, und aß ihn. Er machte sie zwar nicht satt, aber zumindest hatte ihr Magen nun für ein paar Minuten etwas zu tun.

Sie blickte neben sich. Wenigstens schlief Shikamaru wie ein Stein … Immerhin einer, der morgen früh ausgeruht sein würde.

Temari stand auf, öffnete leise die Balkontür und trat nach draußen. Für eine Sommernacht war es sehr kühl, aber sie ignorierte es. Sie stützte sich auf das Geländer und sah in Richtung Wald. Er wirkte finster und unheimlich …

Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Etwa wieder eine schlechte Vorahnung? Sie schüttelte den Kopf. Hier doch nicht …

Rasch ging sie zurück ins Zimmer und legte sich wieder hin. Dann schaltete sie die Nachttischlampe an und schnappte sich das Buch, das sie mitgenommen hatte. Vielleicht war es langweilig genug, um einzuschlafen …
 

»… der nächste Beweis für seine Schuld …« Temari verlor zusehends die Konzentration. »… nun fügte sich endlich das letzte Teil in diesem Puzzle ein …« Ihr fielen die Augen zu.
 

Sie schreckte hoch. Was war das für ein Geräusch? Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass ihr gerade mal eine Dreiviertelstunde Schlaf vergönnt gewesen war. Seufzend sah sie sich um, um die Quelle des Tons ausfindig zu machen. Temari schaute zum Balkon und richtete sich leise fluchend auf. Was sollte das bitte mitten in der Nacht?

Erneut öffnete sie die Tür und ließ einen Konoha-Adler, der permanent gegen die Fensterscheibe gepickt hatte, herein.

Mürrisch löste sie die Mitteilung von seinem Bein und fing an, sie zu lesen. Sie war nicht besonders lang und Temari interessierte sich momentan auch nicht für den Inhalt.

„PS: Mijikaiko ist sehr ungeduldig. Ich hab ihr gesagt, dass sie die Nachricht nicht vor acht Uhr morgens bringen soll, aber falls sie doch eher da ist, habt bitte Verständnis. Sie ist noch sehr jung. Danke, Shizune.“

Etwas abschätzig schaute Temari die Adlerdame an. „Wenigstens bist du im Gegensatz zu deinem Vorgänger fit“, meinte sie seufzend, bevor sie einen Keks von ihrem Nachttisch holte und ihn dem Vogel reichte. Das Tier nahm ihn an und verspeiste ihn auf der Stelle.

„Und nun ab mit dir!“ Temari deutete nach draußen.

Mijikaiko ließ sich das kein zweites Mal sagen und schwang sich zurück in die Lüfte. Schon bald war sie in der Dunkelheit verschwunden.

Temari pfefferte die Nachricht von Tsunade auf das Shogi-Brett und machte es sich dann wieder auf ihrer Seite des Bettes bequem. Zuletzt löschte sie das Licht und schloss die Augen. Hoffentlich konnte sie nun ein paar Stunden in Ruhe schlafen …
 

Als sie aufwachte, fühlte sie sich relativ ausgeschlafen. Die Sonne strahlte ein wenig ins Zimmer. Shikamaru saß auf dem Balkon und spielte wie oft Shogi gegen sich selbst. Die Botschaft von Tsunade lag auf seinem Kopfkissen.

Shikamaru sah auf. „Na, endlich wach?“

„Na ja, mehr oder weniger“, entgegnete Temari gähnend. „Wie spät ist es denn?“

„Gleich halb eins. Aber ich hätte dich ohnehin zum Mittagessen geweckt.“

„Das merke ich mir für das nächste Mal.“ Sie grinste.

„Wann ist eigentlich die Nachricht gekommen?“

„Letzte Nacht gegen fünf Uhr.“

„Komische Zeit.“

„Der Adler konnte wohl nicht mehr länger warten. Da hau ich mir die fast die ganze Nacht um die Ohren und kaum schlafe ich, muss der mich aufwecken.“ Temari seufzte.

„Daher also deine Augenringe.“ Er erhob sich von seinem Platz und schlenderte zu ihr herüber ans Bett. „Hast du sie schon gelesen?“

„Nur überflogen. Dazu hatte ich vorhin echt keinen Nerv“, antwortete sie. „Worum geht’s?“

„Wir sollen heute Abend einen geheimen Informanten treffen“, erklärte Shikamaru kurz.

„Hmm …“, machte sie. „Bin ja mal gespannt, was der uns weismachen will.“

„Keine Ahnung. Vielleicht haben wir uns ja doch getäuscht und der Typ führt tatsächlich etwas im Schilde.“

„Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“

„Nö, tu ich echt nicht“, stimmte er zu. „Lassen wir uns einfach mal überraschen.“

„Auf jeden Fall müssen sie sich etwas Gutes einfallen lassen, damit wir es glauben.“

„Etwas sehr Gutes“, ergänzte Shikamaru.

„Wie auch immer.“ Temari streckte sich. „Ich spring jetzt erstmal unter die Dusche.“

„Aber beeil dich. Ich glaub, heute gibt es dein Lieblingsessen.“

„Na, das lass ich mir kein zweites Mal sagen.“ Mit einem Augenzwinkern verschwand sie aus der Tür.
 

Es waren noch keine fünfzehn Minuten vergangen und sie war komplett angezogen zurück.

„Das ging wirklich schnell“, merkte Shikamaru an.

„Der Fön durfte heute auch mal aus bleiben“, meinte sie lächelnd und warf anschließend ihren Schlafanzug aufs Bett. „Können wir dann essen gehen?“

„Klar“, schloss er.
 

„Woher wusstest du, dass das mein Lieblingsessen ist?“ Gut gelaunt füllte Temari ihre Schüssel fast randvoll mit Misosuppe und Gemüse.

„Du bestellst es dir ziemlich oft, wenn wir zusammen Mittagspause machen“, entgegnete er. „Oder du nimmst Ramen mit Miso-Geschmack. Da liegt das irgendwie auf der Hand.“

„Gute Beobachtungsgabe.“ Sie klang ein wenig überrascht. „Und ich dachte, du hättest geraten.“

„Ich hätte ja auch falsch liegen können.“

„Oder du hast es dir gemerkt, weil du Miso und Gemüse selbst gerne isst.“

„Ja, kann schon sein“, gab er grinsend zu. „Wann ist dir das aufgefallen?“

„Lange hat es nicht gedauert, da du meist dasselbe Essen wie ich genommen hast.“ Sie grinste ebenfalls. „Also auch eine Portion?“ Sie hielt ihm eine leere Schüssel entgegen.

„Warum eigentlich nicht!?“ Dankend nahm er sie entgegen.
 

Am späten Nachmittag machten sie sich auf den Weg zu dem angegeben Treffpunkt in der Nähe des Denkmals. Da das Treffen erst in eineinhalb Stunden stattfinden sollte, ließen sie sich viel Zeit und schlenderten gemütlich vor sich hin.

„Sag mal …“, unterbrach Temari das Schweigen. „Hast du eine Ahnung, wer der Kerl, den wir beschatten sollen, in Wirklichkeit ist?“

„Ich hab nur eine Vermutung“, erwiderte Shikamaru. „Entweder ist es ein Ninja aus einem anderen Dorf oder ein Konoha-Shinobi, der Henge no Jutsu benutzt.“

„Schon eine Vorstellung, wer es sein könnte?“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich kenne niemanden, der Sake trinkt UND Das Flirtparadies liest.“

„Wenn wir seinen Rang wüssten, könnten wie schon einige ausschließen.“

„Ja, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass jemand höheres als ein Chuunin dafür abgestellt wurde. Andererseits denke ich, es könnte genauso gut ein Jounin sein. Ich weiß nicht, für wie gefährlich sie dich einstufen.“

„Mich?“

„Stell dir mal vor, du würdest auf ihn losgehen und mit deinem Fächer den Schädel spalten. Tsunade würde es niemals riskieren, dass es dazu kommt. Deswegen wird es doch mindestens ein Jounin sein.“

„Du bist fies!“ Sie verpasste ihm einen harten Schlag auf den Oberarm. „So unüberlegt handle ich nicht.“

„Sei doch nicht so brutal!“, stieß Shikamaru aus und rieb sich über die schmerzende Stelle. „Das sollte doch bloß ein Witz sein.“

„Vielleicht kann ich ja über einen Witz lachen, der weniger taktlos ist“, entgegnete Temari trocken.

Er seufzte. „Entschuldige. War nicht meine Absicht.“

„Ach, vergiss es. Ich bin nicht nachtragend.“ Unschuldig lächelte sie ihn an.

„Bin ich dir hierfür auch nicht.“ Grinsend deutete er auf seinen geröteten Oberarm.

„Wie großzügig von dir!“ Sie lachte kurz auf. Anschließend wurde ihr Gesichtsausdruck jedoch wieder etwas ernster. „Ich versteh den Sinn dieser Mission aber immer noch nicht.“

„Da bin ich auch überfragt.“

„Anstatt uns hierher zu schicken, hätten wir auch in Konoha bleiben können. Stattdessen investiert die Hokage einiges an Geld, damit wir Urlaub machen können.“

Shikamaru zuckte mit den Schultern. Er wusste darauf ebenfalls keine Antwort.

„Und dann noch das Auftauchen von Sakura und den anderen. Kommt mir alles sehr suspekt vor“, sprach Temari weiter.

„Ich glaub, es bringt nichts, weiter drüber nachzudenken. Warten wir einfach ab, was der ominöse Informant zu sagen hat“, gab er zurück. „Ansonsten stellen wir alle zur Rede, wenn wir wieder in Konoha sind.“

„Bleibt uns wohl nichts anderes übrig“, meinte sie seufzend. „Aber wehe, sie haben keinen guten Grund. Dann können sie sich schon mal auf was gefasst machen.“ Temari grinste.

Shikamaru vermutete, dass es ein Scherz war. Und wenn nicht, konnte es ihm auch egal sein. Ihn würde ihre Wut ja nicht treffen. Das hieß, falls sie überhaupt wütend über das Ganze war. Bei ihr wusste man das ja nie so genau …
 

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Ab dem nächsten Kapitel kehrt auch endlich ein wenig die Spannung zurück … xD

Shikamaru weiß übrigens tatsächlich nicht, wer hinter alldem steckt, auch wenn er sich manchmal gerne absichtlich dumm stellt oder einfach vergisst, etwas zu erwähnen, das er bereits herausgefunden hat (Ob nun aus Faulheit oder um Konflikten aus dem Weg zu gehen) … Wie auch immer. Natürlich ist NICHTS davon Absicht. ;D

Wie schon damals bei den beiden Kindern in Kapitel drei hat selbstverständlich auch der Name der Adlerdame eine Bedeutung: „Ki no mijikai“ bedeutet schlicht und weg „ungeduldig“; „ko“ ist eine Endung für japanische Mädchennamen. Im Gegensatz zu ihrem gebrechlichen Vorgänger wollte ich sie nicht unbenannt lassen.

Dass Temari hinterher einen Keks an sie verfüttert, obwohl Adler eigentlich Raubvögel sind, lässt sich mit einer ehemaligen Harry Potter Überdosis erklären … Nein, Scherz. Im Zaubereiuniversum von J.K.R. bekommen Eulen auch Kekse zu fressen und die bevorzugen sonst ja Mäuse und Kleingetier. Und wenn das Eulen können, können das die Konoha-Adler schon lange. Über Sinn und Unsinn reden wir da besser erst gar nicht. xD

Ich könnte noch ewig weiter philosophieren, aber ich erbarme mich und entlasse euch aus meinem Geschwafel. :D

Zur richtige Zeit, am richtigen Ort

Und auch dieses Mal wieder ein Riesen-Dankeschön an sama-chan! Deine Kommentare sind immer wieder amüsant zu lesen! =)
 

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Kapitel 23: Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort
 

„Verdammt, wo bleibt der Idiot denn?“, fluchte Temari auf.

„Sei nicht so laut“, mahnte Shikamaru sie leise. „Es muss ja nicht jeder hören, dass wir hier in den Büschen hocken.“

„Ja ja …“ Sie rollte die Augen. „Aber der Typ ist schon fast eine Stunde zu spät. Wenn du mich fragst, vergeuden wir hier nur unsere Zeit …“

„Ich bin sicher, er taucht noch auf …“ Überzeugt war er davon allerdings nicht.
 

Zehn Minuten später seufzte Temari laut. „Taucht der heute noch auf?“

„Bitte etwas leiser …“, zischte Shikamaru zurück. „Du bist einfach zu ungeduldig.“

„Das weißt du nicht erst seit heute“, erwiderte sie zähneknirschend. „Er soll sich trotzdem beeilen.“

„Und warum? Wir haben doch ohnehin nichts mehr vor.“

„Ja“, stimmte sie keuchend zu. „Aber ich muss dringend aufs Klo!“

„Bist du denn vorher nicht gegangen?“

„Doch, aber das ist schon drei Stunden her.“

Shikamaru sah sich um. „Dann verschwinde hinter den Baum da. Es ist gerade keiner in der Nähe.“

„Und was, wenn der Informant genau da vorbeikommt?“

„Mendoukuse … Soll ich Schmiere stehen und aufpassen?“

„Du spinnst wohl!“, empörte sie sich. „Da geh ich lieber alleine.“

„Dann eben nicht. Ich hätte dir schon nichts weggeguckt.“

„Wie auch? Du hast eh schon alles gesehen.“

„Ja, genau. Und in den zwei Sekunden hab ich mir auch jeden Zentimeter eingeprägt“, entgegnete er ironisch.

„Tse, und wenn schon … Interessiert mich überhaupt nicht!“, gab sie ignorant zurück.

„Und mich noch viel weniger …“, merkte er an. „Du kannst jetzt übrigens gehen.“

„Und wohin?“

„Hinter den Baum. Oder wohin du dich auch immer dafür hinbewegen möchtest. Der Informant ist nämlich da.“ Shikamaru zeigte auf einen Mann, der am vereinbarten Treffpunkt stand.

„Wurde auch Zeit.“ Temari richtete sich auf. „Ich komm dann gleich nach.“ Sie verschwand im Schatten des riesigen Kastanienbaumes.
 

Shikamaru überlegte noch einen Moment und trat schließlich aus seinem Versteck.

»Gar nicht auffällig …«, dachte er, als er den Mann genauer betrachtete. Sein Gesicht war komplett maskiert. Allein diese Tatsache kam ihm schon äußerst verdächtig vor. Zusammen mit einigen anderen Merkmalen ergab das ein wirklich bedenkliches Bild …

„Wo ist die Kunoichi?“, fragte der Mann harsch und machte ein paar Schritte auf Shikamaru zu, der wiederum sofort stehen blieb.

Sein Gehirn ratterte wie ein Uhrwerk. Schon jetzt traute er dem Typen absolut nicht über den Weg. Sollte er also die Wahrheit sagen oder doch lieber lügen? Welche von diesen beiden Möglichkeiten war die Bessere?

„Die ist nicht hier“, antwortete Shikamaru schließlich kaltschnäuzig. Währenddessen schätzte er den ungefähren Abstand zu seinem Gegenüber. Es waren etwa fünf Meter. Vielleicht auch etwas weniger … Wenn das eintrat, was er vermutete, hatte er keinen guten Ausgangspunkt. Und er musste sich beeilen, um Temari aus einer möglichen Gefahr herauszuhalten. Er konnte nur hoffen, dass sie etwas länger brauchte …

Aufmerksam musterte er seinen Gegner. Er war sehr muskulös. Außerdem trug er sehr lange Ärmel, indem er sicher einige Waffen verstecken konnte. In einem Nahkampf hatte Shikamaru keine Chance gegen ihn. Was konnte er nun tun? Den Kerl aus der Reserve locken? Aber wie sollte er dann verfahren? Das Kagenui wäre in diesem Fall die effektivste Methode, doch es brauchte definitiv zu viel Vorbereitungszeit … Das Kagemane war ebenso wenig in dieser Situation angebracht. Damit konnte er ihn zwar für ein paar Minuten bewegungsunfähig machen, aber das reichte bei weitem nicht aus. Ebenso ungeeignet waren alle anderen Techniken, die gegen Hidan zum Einsatz gekommen waren. Da bleib nur noch …

Shikamaru bereitete sich psychisch darauf vor, die Handsiegel zu formen. Jeder Bruchteil einer Sekunde war wertvolle Zeit, wenn er es gleich aussprach …

Er schluckte noch einmal. „Warum …“, fing er an. „… sagst du mir nicht einfach, wo der richtige Informant steckt?“

„Schlaues Bürschchen!“ Der Fremde lachte bösartig. „Aber das wird er dir selbst verraten, wenn du ihn im Jenseits triffst!“

Shikamaru konnte aus seinem Ärmel ein Kunai blitzen sehen, womit der Kerl augenblicklich auf ihn losging. Er machte einen Satz nach hinten und formte rasch die Siegel. „Ninpo: Kagekubi Shibari no Jutsu!“

Der gegnerische Shinobi grinste. „Zu spät!“ Er holte mit seinem Kunai aus und …
 

Temari fühlte sich befreit. Das war wirklich nötig gewesen …

Sie ging zu der Stelle zurück, an der Shikamaru und sie sich getrennt hatten. Vorsichtig, wie sie war, warf sie einen Blick dorthin, wo sich der vermeintliche Informant eben noch befunden hatte. Temari erstarrte einen Augenblick. Was war da los?

Kurz beobachtete sie das Geschehen. Sie konnte doch nicht einfach zusehen …Verdammt, wenn sie so bloß weiterhin dumm in der Gegend herumstand, stieß Shikamaru noch etwas Schlimmes zu. Doch was sollte sie unternehmen?

Eine leichte Angst stieg in ihr auf und sie zuckte zusammen. Das konnte doch nicht …
 

„Von wegen!“ Shikamaru grinste ebenfalls. „Kagekubi Shibari no Jutsu ausgeführt.“

„Mistkerl!“, fluchte der Shinobi, als er die Schattenhände sah, die sich um seine Handgelenke geschlossen hatten. Er konnte sich höchstens noch ein paar Millimeter bewegen …

„Ich bin nicht ganz so schwach, wie ich vielleicht aussehe“, erwiderte Shikamaru provozierend.

„Das werden wir ja noch sehen!“, höhnte er.
 

»Gott sei Dank!« Temari fiel ein Stein vom Herzen. Das Kagekubi Shibari verschaffte ihr ein wenig Zeit … Hektisch suchend sah sie sich um. Sie brauchte einen Plan. Und das sehr schnell … Es war ein wirklich ungünstiger Moment, dass sie ihren Fächer nicht dabei hatte. Mit ihm hätte sie den Shinobi längst weggepustet …

»Einen kühlen Kopf bewahren, Temari!«, ermahnte sie sich in Gedanken. Sie konnte auch ohne ihn nicht gleich in Panik ausbrechen. Irgendwie musste sie sich anders zu behelfen wissen …

Ihr Blick fiel auf einen dicken, abgebrochenen Ast und ihr kam eine Idee. Mit etwas Glück konnte sie den Feind damit von hinten überwältigen. Sie musste sich nur unbemerkt anschleichen …

Temari hob ihn auf. Ihre Hände und Beine zitterten. Ihr Fächer oder wenigstens ein Kunai wäre ihr als Waffe lieber gewesen …

Ein unangenehmer Schauer fuhr ihr über den Rücken und für einen Moment schien die Angst Überhand zu nehmen. Sie schüttelte den Kopf und schluckte. Der Stock musste einfach ausreichen … Und sie musste an sich selbst glauben. Außerdem war sie sonst immer ziemlich mutig. Warum ausgerechnet heute nicht?

Geduckt bahnte sie sich einen Weg durch die Büsche und vermied jeden Laut. Wenn der Kerl sie bemerkte, konnte sie Shikamaru nicht mehr helfen …
 

Der erste Schweißtropfen rann an Shikamarus Stirn und dann an seiner Wange herunter. Verflucht, er musste sich auf das Jutsu konzentrieren … Doch das fiel ihm mit jeder Sekunde schwerer. Jetzt war an seinen Plan, den Gegner mit Kagekubi zu erwürgen, nicht mehr zu denken.

Die Schattenhände zogen sich Millimeterweise zurück. Wenn das so weiter ging, steckte ihm das Kunai gleich in der Kehle …

Angestrengt kniff er die Augen zusammen. Hoffentlich war Temari klug genug zu verschwinden …
 

Endlich stand sie direkt hinter dem Shinobi. Nur ein paar Meter musste sie noch überwinden, um ihm den entscheidenden Schlag zu verpassen …

Ihr Herz schlug wie wild. Wenn dieser Versuch scheiterte, dann war nicht nur sie, sondern auch Shikamaru dem Tode geweiht. Vor ihrem inneren Auge spielte sich das Horrorszenario bereits ab … Nein! Sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken daran zu vertreiben. Sie musste sich auf ihr Vorhaben konzentrieren …

Temari spürte, wie sich jeder Muskel in ihrem Körper anspannte. Trotzdem war sie bereit …

Leise pirschend überwand sie den Rest der Strecke. Ihre Adern pulsierten vor Aufregung, doch sie ignorierte es.

Letzten Endes nahm sie all ihren Mut zusammen und holte aus …
 

»Nur noch zehn Sekunden …«, schwirrte es Shikamaru durch den Kopf. Genau dann würde sich das Kagekubi Shibari auflösen und er sterben …

Fünf, vier, drei … Das Jutsu zog sich zurück … zwei, eins … Shikamaru erwartete den Todesstoß … NULL!
 

Der Ast zerbrach unter der Wucht des Schlages. Dennoch hatte er sein Ziel genau getroffen. Der feindliche Shinobi schrie auf und brach zusammen.

Fassungslos hielt Temari die Überreste des Stockes fest in den Händen. Es hatte wirklich funktioniert … Erleichtert sackte sie zu Boden.

Shikamaru öffnete die Augen. Er war sprachlos.

Temari hob ihren Blick. „Geht’s … geht’s dir gut?“, brachte sie gerade so noch stockend hervor.

Er nickte nur. Daraufhin beugte er sich herunter und hob das Kunai auf, das seinem Gegner aus der Hand gerutscht war. „Es ist noch nicht vorbei.“

Er ging auf die Knie, umfasste die Waffe mit beiden Händen und stieß sie direkt ins Herz des Mannes. Doch …

Der tote Körper verpuffte in einer Rauchwolke.

„Ein Kagebunshin“, stellte Shikamaru tonlos fest. Er schloss zu Temari auf und musterte eingehend die Umgebung. „Pass auf, der Echte könnte noch hier sein.“

Zögerlich schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich spüre kein fremdes Chakra in der Nähe …“

„Seit wann kannst du …“, wollte er fragen, brach jedoch ab.

Temari war ganz auf das Gras gesunken. Stumme Tränen liefen ihr Gesicht hinab.

Er ließ das Kunai fallen und setzte sich neben sie. Er kam sich jetzt beinahe noch hilfloser vor, als in dem Kampf …

„Beruhige dich“, setzte er schließlich zu sprechen an. „Wir haben es überstanden.“

„Du hast keine Ahnung“, erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme. „Du weißt gar nicht, was ich für eine Angst hatte!“ Schlagartig richtete sie ihren Oberkörper auf und sah Shikamaru traurig an. „Es ist mir noch nie so klar gewesen wie heute: Ohne meinen Fächer bin ich ein Niemand.“

„Hör auf, so einen Quatsch zu reden“, widersprach er. „Ein Niemand könnte niemals so fest zuschlagen wie du eben. Du hast mir damit das Leben gerettet.“ Er seufzte. „Schon wieder, muss ich anmerken.“

Shikamaru entlockte ihr damit ein winziges Lächeln. Rasch erstarb dieses aber wieder. Stattdessen fragte sie: „Wie konnte man eine untalentierte Kunoichi wie mich nur zum Jounin ernennen?“

„Du bist nicht untalentiert. Sogar ganz im Gegenteil: Du hast ein Talent dafür, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.“ Er versuchte, sie ein wenig aufzuheitern.

„Alles nur Zufall …“ Sie wischte sich die Tränen aus den Augen.

„Mach dich gefälligst selbst nicht so herunter. Das passt nicht zu der Temari, die ich kenne.“

Daraufhin erwiderte sie nichts.
 

Shikamaru legte sich hin und betrachtete ein paar Wolken, die vorbeizogen. Das war genau das Richtige, um den Kopf wieder etwas klarer zu bekommen.

Trotzdem gab es da noch eine Frage, die ihn beschäftigte.

„Warum bist du vorhin nicht abgehauen?“, unterbrach er die Stille.

„Ich bin vielleicht eine Versagerin, aber ich würde dich niemals im Stich lassen. Das hätte ich mir niemals verzeihen können …“, erklärte sie flüsternd.

Fragend blickte er sie an.

„Glaubst du im Ernst, dass ich einfach zugesehen hätte, wie man dich umbringt?“, entgegnete sie ruhig aber eindringlich. „Ich hätte auch in jedem anderen Fall so gehandelt. Auf diese Shinobi-Regeln, die besagen, dass der Erfolg einer Mission über allem anderen steht, kann ich teilweise echt pfeifen.“ Sie lachte bitter. „Und das sage gerade ich, die als Jounin mit gutem Beispiel vorangehen sollte. Ich bin wirklich weich geworden, seit ich in Konoha bin.“

„Das stimmt nicht.“

„Und ob!“, meinte sie aufgebracht. „Plötzlich überkommen mich die merkwürdigsten Gefühle. Ich verspüre Furcht in Situationen, in denen ich früher vielleicht gelacht hätte. Du weißt überhaupt nicht, was für einen Schiss ich hatte, als ich gesehen hab, dass der Kerl auf dich losgeht. Noch nie in meinem Leben hat mein Körper so vor Angst gezittert.“

Erschrocken wandte sie sich um und schnappte sich das am Boden liegende Kunai. Damit fühlte sie sich allerdings nur unwirklich besser.

„Wovor hattest du genau Angst?“, hinterfragte er dann. „Etwa weil die Wahrscheinlichkeit, selbst getötet zu werden, ohne deinen Fächer um ein Vielfaches höher lag?“

„Du bist so ein Idiot …“ Temari spürte, wie ihr erneut Tränen in die Augen stiegen. „Das war mir völlig egal. Ich wollte einfach nur, dass du nicht stirbst. Für wie egoistisch hältst du mich eigentlich?“

„Tut mir leid …“ Shikamaru rang nach den passenden Worten, doch ihm wollte partout nichts einfallen. Also zog er sie einfach an sich und legte die Arme um sie, ganz in der Hoffnung, ihren Schmerz so ein wenig lindern zu können.

Während sie sich so an ihm ausweinte, strich er sanft über ihr Haar.

Warum in aller Welt hatte er sie bloß so falsch eingeschätzt? Er hätte es besser wissen müssen
 

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Ich würde ja zu gerne wissen, wie Kishimoto einen Kampf von Temari ohne ihren Fächer gestalten würde. Ich denke, sie wäre ziemlich aufgeschmissen. (Etwas Ähnliches haben wir ja schon bei Kankurou gesehen, als er gegen Sasori gekämpft hat.) Daher finde ich ihren Gefühlsausbruch in Anbetracht ihrer Erkenntnis, ohne ihren Fächer nichts zu können, recht nachvollziehbar. Aber in so einer Situation würde wohl niemand völlig gelassen bleiben …

Angst und Zweifel

Kapitel 24: Angst und Zweifel
 

„Entschuldige, dass ich mich eben so habe gehen lassen.“ Gedankenverloren spielte Temari mit dem Kunai in ihrer Hand herum. „Das hätte nicht passieren dürfen.“

„Schon in Ordnung.“ Shikamaru seufzte und starrte in den Himmel. „Wir sind zwar Ninja, aber im Grunde auch nur Menschen wie alle anderen.“

„Trotzdem … Ich komm mir gerade wirklich dumm vor.“ Mit Schwung warf sie die Waffe in die Höhe, nur um sie anschließend wieder zu fangen und letztendlich so hinter dem Band ihres Kimonos zu befestigen, sodass sie niemandem auffallen würde. Beim nächsten Mal würde sie sich auch ohne ihren Fächer zu verteidigen wissen … Das versteckte Kunai auf ihrer rechten Seite beruhigte sie ungemein. Auch ansonsten ging es ihr schon deutlich besser als noch vor einer Viertelstunde.

Tief atmete sie ein und aus. „Was hatte dieser Angriff nur zu bedeuten?“

„Ich hab keine Ahnung. Ich frage mich nur, ob es überhaupt jemals einen echten Informanten gegeben hat“, äußerte sich Shikamaru.

„Du meinst also, das könnte ein abgekartetes Spiel gewesen sein?“

„Ich bin mir nicht sicher. Aber nach meinem Geschmack gibt es einfach zu viele Ungereimtheiten. Ein starker Kagebunshin, der mir an die Gurgel wollte, aber das Original lässt sich nicht blicken. Vielleicht wollte man uns gar nicht töten … Wenn es so wäre, ist mir die Art des Überfalls aber zu heftig. Das passt irgendwie nicht zusammen …“

„Ja, dann war das wirklich eine zu drastische Maßnahme …“, entgegnete Temari. Obwohl sie sich einigermaßen beruhigt hatte, steckte ihr das Erlebte noch immer in den Knochen. Der Gedanke, dass alles bloß gespielt gewesen sein könnte, nahm ihr trotzdem ein bisschen die Last von den Schultern.

„Oder aber jemand hat sich einen bösen Scherz erlaubt und lauert schon auf die nächste Gelegenheit, uns den Garaus zu machen.“

Temari musste unbeabsichtigt schlucken. „Ich hoffe nicht …“

Shikamaru beobachtete sie aus den Augenwinkeln. Vielleicht hätte er Letzteres besser nicht sagen sollen. Doch als Ninja musste man nun mal auf alles gefasst sein …

„Ich glaub auch nicht, dass es so kommt. Es wird einfach ein Test gewesen sein“, warf er ein. Allerdings sagte er es nicht, weil er davon überzeugt war, sondern um ihr die Furcht zu nehmen. Er kannte diese verängstigte Seite von ihr schließlich nicht. Und so schnell wollte er das auch nicht mehr erleben … Hoffentlich hatte sie sich bald gefasst und wurde wieder die Alte …
 

Am Gasthaus angekommen, setzten sie sich auf die Terrasse. Zu dieser Abendstunde hielten sich dort viele Leute auf. In dieser Menge würde Temari sich bestimmt etwas wohler fühlen …

„Möchtest du vielleicht was zu trinken?“, fragte Shikamaru.

Sie nickte: „Pfefferminztee und dazu am besten eine Beruhigungstablette.“ Die zweite Hälfte des Satzes versuchte sie, scherzhaft zu betonen, doch das wollte ihr nicht so recht gelingen.

Er seufzte. „Den Tee besorg ich dir. Aber ich glaub nicht, dass ich irgendwo so ’ne Tablette herkriege.“

„Schon okay.“ Sie setzte für einen Augenblick ein Lächeln auf. „Der Tee reicht mir schon.“
 

Während Shikamaru ihr den Tee holte, starrte Temari unentwegt auf ihre Hände. Sie zitterten noch immer ein wenig … Kurzerhand vergrub sie ihr Gesicht in ihnen, um es nicht mehr sehen zu müssen. Sie fühlte sich so schrecklich schwach … Nur war sie das denn überhaupt? Immerhin hatte sie den Kagebunshin ohne ein einziges Ninjutsu überwältigt. Das machte sie trotzdem alles andere als stolz. Das einzig Gute daran war, dass sie Shikamaru gerettet hatte. Was interessierte sie da die Methode, wie sie es angestellt hatte?

Temari hob ihren Kopf und fasste an das Kunai. Falls es ein nächstes Mal geben würde, würde sie es besser machen und nicht mehr vor Angst zittern. Nein, noch einmal würde sie nicht wie ein Schwächling aussehen …
 

„Danke“, sagte sie, als sie die Tasse Pfefferminztee entgegen nahm und auf dem Tisch abstellte.

„Pass auf, er ist ziemlich heiß.“ Shikamaru ließ sich auf seinem Platz nieder.

„Ich weiß.“ Temari lächelte ihn an. „Aber ich denk dran.“ Sie pustete und nahm einen kleinen Schluck. Der Tee rann angenehm durch ihre Kehle und erwärmte und belebte sie von innen. Sie hatte gar nicht gemerkt, was für einen trockenen Hals sie hatte …

„Geht es dir inzwischen besser?“, erkundigte er sich schließlich, obwohl er ihr Grinsen bemerkt hatte.

„Ja, es geht schon“, entgegnete sie. „Ich hatte ja nicht umsonst psychologisches Training.“

Ob das wirklich der Wahrheit entsprach? Damals, als sie ihn das gefragt hatte, hatte sie noch viel überzeugter geklungen. Aber vielleicht irrte er sich ja auch und sie konnte doch besser mit der Situation umgehen, als es momentan den Anschein hatte. Trotzdem war es wohl klüger, nicht weiter nachzufragen. Nicht, dass er damit alles nur noch schlimmer machte …

„Okay.“ Shikamaru gab sich zufrieden. „Aber wenn es dir nicht gut geht, möchte ich das bitte wissen.“

„Keine Sorge.“ Sie lächelte erneut. „Dazu wird es nicht kommen.“
 

Als es langsam dunkel wurde, gingen die beiden auf ihr Zimmer. Shikamaru setzte sich wieder an sein Shogi-Brett und Temari versuchte sich mit ihrem Buch abzulenken. Zum Glück war es bloß ein Sammelband mit Kriminalfällen und kein Thriller … Das Genre war nämlich das Letzte, was ihre Nerven gerade gebrauchen konnte.

Nach einiger Zeit war sie ziemlich müde geworden. Dabei kratzte der kleine Zeiger der Uhr gerade mal die Zwölf an. Sie war erst vor elfeinhalb Stunden aufgestanden …

So las sie noch etwas weiter. Bald merkte sie aber, dass es nichts mehr brachte. Sie musste dringend schlafen … Eigentlich hatte sie nicht einmal mehr Lust, ihre Zähne putzen zu gehen. Doch daran führte wohl kein Weg vorbei.

Also raffte sie sich auf, schnappte sich ihre Tasche und verließ den Raum.
 

Schon auf dem Flur beschlich sie ein beklemmendes Gefühl. Zum Glück war er gut beleuchtet und das Bad nicht so weit entfernt.

Dort angekommen, betrachtete sie sich einen Moment im Spiegel. Die Entschlossenheit war komplett aus ihren Augen verschwunden. Das erste Mal seit langer Zeit …

»Du siehst jämmerlich aus«, dachte sie in Anbetracht ihres Spiegelbildes. Gut, dass ihre Brüder sie so nicht sahen. Kankurou hätte in derselben Situation auch ohne seine Marionetten nicht die Nerven verloren. Und Gaara … Der hatte immer noch seinen Sand und war auch ohne Shukaku der beste Shinobi von Sunagakure. Würdig, den Titel des Kazekage zu tragen … Ganz im Gegensatz zu ihr, die den Rang des Jounin gar nicht verdiente.

Tse, lächerlich, dass sie schon wieder daran dachte. Nachdenken tat ihr momentan wirklich nicht gut.

Also putzte sie einfach ihre Zähne und versuchte, in der Zeit an nichts zu denken. Das gelang ihr auch einigermaßen.

Auf dem Weg zur Toilette machte sich erneut ein gewisses Unwohlsein in ihr breit. Litt sie etwa schon unter Verfolgungswahn? Nein, sie musste Ruhe bewahren. Das war in der Stille jedoch alles andere als einfach …
 

Fünf Minuten später war sie froh, als sie an ihrer Zimmertür ankam. Rasch zog sie sie auf und kaum war sie ihm Raum, schlug sie sie schlagartig hinter sich zu. Das war erstmal geschafft …

„Was ist denn mit dir los?“, hörte sie Shikamaru fragen.

„Ni… nichts“, stammelte Temari zurück. Ihr Herz schlug ihr gerade vor Aufregung bis zum Hals. „Ich dachte nur, da wär … Ach, egal.“

»Oje …«, kam es ihm in den Sinn. Auch dem besten Ninja konnte es passieren, dass er sich in Stresssituationen Dinge einbildete. Bei ihr kam es ihm aber schon merkwürdig vor, da der Vorfall nun einige Stunden zurück lag. Das Verhalten wollte so gar nicht zu ihr passen. Außerdem war er von beiden sonst der Angsthase, der es vermied, irgendetwas zu riskieren.

„Meinst du nicht, es wäre besser, wenn du ab morgen wieder deinen Fächer mit dir rumschleppst?“, äußerte er sich.

Ein verlockender Gedanke …

„Kommt nicht infrage! Erstens fliegt so unsere Tarnung auf und zweitens muss ich lernen, auch ohne ihn zurecht zu kommen“, widersprach sie auf der Stelle.

„Dann fliegen wir halt auf. Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?“, entgegnete er. „Ich möchte nicht, dass du dich die nächsten Tage wie ein verschrecktes Huhn benimmst. Das wäre nämlich auffällig!“

„Ich verhalte mich doch nicht wie ein verschrecktes Huhn!“, missbilligte sie seine Aussage.

„Doch, genau das tust du“, legte Shikamaru fest. „Ich kann dich ja verstehen, aber wenn du dich plötzlich so einem Druck aussetzt, ist das nicht gut für dich.“

Temari senkte ihren Blick. „Ja, kann schon sein. Trotzdem muss ich irgendwas tun, um beim nächsten Mal nicht wie ein Vollidiot dazustehen.“

„Es sagt doch keiner, dass wir hier noch einmal angegriffen werden.“

„Außerdem …“ Sie ignorierte seine Aussage, holte stattdessen das Kunai hervor und blickte ihn herausfordernd an. „… bin ich hiermit auch ziemlich gut.“ Sie warf es, es zischte knapp an Shikamarus rechtem Ohr vorbei und blieb in der Wand stecken.

Er stand daraufhin auf und zog es wieder heraus. „Okay.“ Mit Schwung warf er das Kunai zu ihr zurück und sie fing es geschickt auf. „Du hast mich überzeugt.“

„Geht doch“, meinte sie zufrieden. Sie ging zum Bett herüber und platzierte die Waffe auf ihrem Nachttisch. Diese Aktion hatte sie wirklich gebraucht, um ihr Selbstwertgefühl etwas zu steigern …

„Ach, Shikamaru …“, setzte sie an. „Meinst du, wir können irgendwo noch ein Kunai auftreiben? Mir wäre wohler, wenn du auch eins mit dir herumträgst.“

„Ich weiß zwar nicht, was das großartig bringen soll, aber wenn du dich dann besser fühlst …“ Er öffnete die Schublade und nahm ein einzelnes Kunai heraus. „Das hier hab ich neulich ’nem kleineren Jungen abgenommen, der mich damit in der Vorratskammer attackiert hat, als ich dir was zu essen geholt hab.“

„Ach so?“ Temari war überrascht. „Du hast ihn doch hoffentlich nicht zu sehr erschreckt.“

„Nicht mit Absicht.“ Shikamaru setzte ein Grinsen auf. „Aber als ich ihn gefragt hab, ob ihm seine Eltern nicht beigebracht haben, dass Waffen kein Spielzeug sind, hat er angefangen rumzuheulen und ist dann abgehauen.“

„Dabei bist du doch gar nicht so gruselig.“ Sie lachte auf.

»Na, also …«, dachte er. Endlich hörte er wieder ihr Lachen.

„Na gut, ich geh dann jetzt schlafen.“ Sie wandte ihm den Rücken zu und zog sich rasch ihr Nachtzeug an. Nach der Sache bei den heißen Quellen vor ein paar Tagen brachte es ohnehin nichts mehr, sich großartig zu genieren …

Danach legte sie sich aufs Bett und verzichtete erst einmal auf die Decke, da es ziemlich warm im Zimmer war.

„Soll ich das Fenster aufmachen?“, fragte Shikamaru nach.

„Ja, bitte …“ Temari gähnte.

Wenige Sekunden später spürte sie einen leichten Luftzug. Herrlich …

„Ich bin dann eben noch mal kurz weg“, kündigte er an. „Meinst du, du kommst ein paar Minuten ohne mich zurecht?“

Lächelnd blickte sie ihn an. „Na, was denkst du denn?“

Er erwiderte ihr Lächeln und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.

Temari drehte sich auf die Seite, um die Lampe auszuschalten. Bevor sie das tat, fiel ihr Blick auf die Blume, die sie von ihm bekommen hatte. Sie schwamm auf der Wasseroberfläche einer tiefen Schale. Schön, dass sie noch nicht anfing, zu verblühen …

Seufzend machte sie das Licht aus und legte sich wieder auf den Rücken. Gut, dass sie diesen Tag überstanden hatte …
 

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Obwohl dieses Kapitel irgendwie schon ein wenig die Beziehung zwischen den beiden heran treibt, kommt es mir nur wie ein Übergangskapitel vor …

Na ja, auf nächste Woche könnt ihr euch hingegen ein bisschen freuen. Nichts Großartiges, aber ihr werdet ja sehen … Das Stichwort lautet jedenfalls: Annäherung. :D

Wärme

Kapitel 25: Wärme
 

Ausgelassen und mit guter Laune spazierten beide ziellos durch den Wald. Das Wetter war wunderbar und Temari fühlte sich großartig. Es tat ihr einfach nur gut, so sorglos in der Gegend herumzulaufen und zu hören, was Shikamaru zu erzählen hatte.

Urplötzlich zog sich der Himmel mit dunklen Wolken zu und es begann zu regnen. Ein Shuriken raste in unglaublicher Geschwindigkeit an ihr vorbei. Sie griff nach ihrem Kunai, doch es war verschwunden. Panik stieg in ihr auf. Sie wandte sich an Shikamaru und wollte ihn warnen, aber nicht ein Ton verließ ihre Lippen. Aus den Augenwinkeln nahm sie drei fremde Shinobi wahr, die sich alle gleichzeitig auf ihn stürzen wollten. Warum bemerkte er sie nicht?

Geistesgegenwärtig warf Temari sich auf ihn, um ihn wenigstens für einen kurzen Moment aus der Schusslinie der Feinde zu bringen. Doch es klappte nicht. Statt Shikamaru mit sich zu ziehen, glitt sie wie ein Geist durch ihn hindurch und landete unsanft auf dem Boden. Sie wollte sich noch einmal aufraffen, um einen erneuten Versuch zu starten, aber es war bereits zu spät. Zwei der Shinobi hielten ihn hinterrücks fest, während sich der Dritte ihm gegenüberstellte. Er bewegte seinen Mund, als würde er sein Opfer verhöhnen. Temari verstand nicht einen Laut. Sie stand auf und stürzte sich auf den angeblichen Anführer, glitt jedoch ebenfalls durch ihn. Immer und immer wieder versuchte sie es, aber niemand schien auch nur die kleinste Notiz von ihr zu nehmen. Tränen traten vor Verzweiflung in ihre Augen. Irgendetwas musste sie tun …

Nach einem letzten aussichtslosen Versuch wurde ihr klar, dass sie nichts machen konnte. Sie versuchte wegzusehen, doch ihr war, als würde eine unsichtbare Kraft ihren Kopf festhalten. Als sie zusehen musste, wie einer der Shinobi anfing, Shikamarus Haut Stück für Stück aufzuritzen, schnürte sich vor Angst ihr Hals zu. Sie wollte diesem Albtraum entkommen, aber sie war wie gelähmt, nicht einmal in der Lage, auch nur einen Finger zu rühren.

Der Ninja stach mit jedem Mal fester zu und schon bald war die Erde vor ihm mit Blut getränkt. Egal, wohin Temari blickte, sie sah überall Blut. Shikamarus Blut …

Sie stieß einen lautlosen Hilfeschrei aus, wohl wissend, dass es niemand hören würde. Sie schrie weiter und weiter, nur um den Anblick besser ertragen zu können. Doch nichts wurde dadurch besser. Warum brachte man sie nicht an seiner Stelle um? Warum beendete der Shinobi die Tortur nicht endlich? Sie konnte und wollte einfach nicht mehr …

So als hätte der Mann sie gehört, hielt er plötzlich inne. Ein niederträchtiges, abwertendes Grinsen zierte sein Gesicht. Er hob sein Kunai auf Nasenhöhe und kostete ausgiebig von dem Blut, das an der Waffe hinuntertropfte. Triumph breitete sich auf seinen Zügen aus. Nun hatte er genug gespielt … Langsam glitt das Messer an Shikamarus Hals. Der Ninja ergötzte sich regelrecht an der Furcht, die in den Augen seines Opfers lag. Er lachte noch einmal hämisch auf, um anschließend mit einer fließenden Bewegung seine Kehle zu durchtrennen. Das Blut spritzte überall hin und Übelkeit stieg in Temari auf, sodass sie sich übergeben musste.

Die beiden anderen Männer ließen nun von Shikamaru ab und er fiel leblos zu Boden.

Temari weinte und schrie aus Leibeskräften. Diesmal jedoch hallte der Schrei durch den ganzen Wald …
 

Sie schreckte auf. Kerzengerade saß sie im Bett und starrte entsetzt vor sich hin. Sie war schweißgebadet und ihre Augen nass. Das war wirklich der schlimmste Traum gewesen, den sie je hatte …

„Alles in Ordnung?“ Sie vernahm Shikamarus Stimme neben sich.

Temari schaute in seine Richtung, konnte in der Dunkelheit aber nur seine Umrisse erkennen. „Du … bist wach?“, entgegnete sie entgeistert.

„Kein Wunder, so laut wie du eben geschrien hast.“

„Ich …“, setzte sie leise an. Dann hatte sie den Schrei etwa nicht geträumt …

„Ist alles in Ordnung?“, wiederholte er seine Frage. Langsam machte er sich echt Sorgen um sie …

„Ja.“ Sie nickte kaum merklich. „Nur ein Albtraum.“

„Was heißt hier nur?“

„Schon okay. Mir … geht es … gut.“ Die Worte verließen nur schleppend ihren Mund.

Shikamaru seufzte. Das würde ihr nicht einmal jemand abnehmen, der blind, taub und tot war …

„Jetzt erzähl schon“, forderte er sie in einem sanften Ton auf.

Zuerst antwortete sie ihm nicht. Das konnte er ihr auch nicht verübeln, doch er würde nicht aufgeben und die Sache auf sich beruhen lassen. Jeder Idiot konnte schließlich sehen, dass es ihr nicht gut ging und sie Hilfe brauchte.

„Temari?“, setzte er noch einmal an.

„Tod“, flüsterte sie vor sich hin. „Ich hab gesehen, wie …“ Mitten im Satz hielt sie inne, um abrupt das Thema zu wechseln. „Ich häng mein Ninjadasein besser an den Nagel.“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Jetzt weiß ich genau, dass ich es nicht ertragen würde, jemanden zu verlieren, der mir irgendwie wichtig ist.“

Shikamaru fühlte sich an das Gespräch mit ihr von vor drei Jahren im Krankenhaus erinnert, als er noch nicht gewusst hatte, ob Chouji überleben würde. Dort hatte er genau dasselbe vorgehabt. Welch Ironie, dass gerade sie nun so dachte …

„Meine Mutter ist gestorben, als ich erst drei war. Ich erinnere mich nicht einmal an sie. Und mein Vater wurde von Orochimaru umgebracht, aber zu ihm hatte ich nie ein gutes Verhältnis. Zu dem Zeitpunkt, als ich Gaara tot gesehen hab, wusste ich, dass Chiyo-baa-sama ihn wiederbeleben würde. Kein Grund also, um zu trauern …“ Sie hielt inne. „Ich hab schon viel zu viel Glück gehabt, indem ich die Person, die gestorben ist, nicht kannte oder mochte. Lange wird das sicher nicht mehr so weiter gehen.“

Er schwieg einen Moment. „Erinnerst du dich noch an das, was mir mein Vater damals gesagt hat, als ich alles hinschmeißen wollte?“

„Ja.“ Sie nickte, was er aber in der Dunkelheit nicht richtig erkennen konnte. „Wenn man sich anstrengt und ein guter Ninja wird, kann man seine Kameraden retten, auch wenn ein anderer Gruppenführer das vielleicht nicht schafft.“

„Genau. Und du bist eine gute Kunoichi, auch wenn es für dich gerade nicht so aussehen mag. Selbst wenn du deinen Job an den Nagel hängst, wird deine Angst nicht weniger werden. Um die loszuwerden, müssten alle die dir etwas bedeuten, auch aufhören Ninja zu sein.“

„Trotzdem …“ Temari suchte nach Argumenten, doch ihr fiel nicht ein Sinnvolles ein. Er hatte wirklich Recht …

„Na gut, dann werde ich halt weiterhin meine Fähigkeiten verbessern müssen …“, gab sie letztendlich nach. „Auch wenn es vielleicht umsonst sein wird.“

„Das kannst du vorher nicht wissen. Wenn du es wenigstens versuchst, kannst du ein ruhiges Gewissen haben.“

„Ein schwacher Trost … Das macht Tote auch nicht wieder lebendig. Nur meine Unfähigkeit kommt dann super zur Geltung …“

Die Erinnerung an den Traum kam in ihr hoch. Das Blut, der Schrei … Es war ihr, als würde sie noch immer das Echo hören … Sie hielt sich die Ohren fest zu und letzten Endes verstummte es. Nun wurde ihr wieder bewusst, wo sie war. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass Shikamaru das Licht angeschaltet hatte.

„Tut mir leid“, meinte sie, als sie seinen besorgten Blick sah. „Ich war gerade nicht ganz bei mir.“

„Das bist du schon nicht mehr, seit du aufgewacht bist.“

Temari fühlte sich auf unangenehme Weise ertappt. Sie erkannte sich selbst nicht mehr. Und dieser verdammte Traum war schuld daran …

„Jetzt erzähl mir schon, was du geträumt hast“, forderte er sie ein zweites Mal auf, jedoch nicht eine Spur vorwurfsvoll. „Danach wird es dir besser gehen.“

„Ich wünschte, es wäre so …“ Traurig starrte sie vor sich hin. „Also gut. Ich hab gesehen, wie du umgebracht wurdest.“

„Ich?“ Mit dieser Antwort hatte er weniger gerechnet.

„Ja. Ich hab alles versucht, aber ich war körperlos wie ein Geist oder so. Und keiner schien zu merken, dass ich überhaupt da war. Es war, als würde ich nicht existieren. Dann musste ich zusehen, wie du …“ Sie stockte. „Es war einfach furchtbar! So etwas würde ich nicht einmal meinem schlimmsten Feind antun … Alles war so schrecklich real …“ Temari spürte, wie sich in ihrem Hals ein dicker Kloß bildete. Sie war sehr nah daran, wieder zu weinen …

Bevor sie sich dazu zwingen konnte, weiterzuerzählen, ergriff Shikamaru das Wort.

„Du musst nichts mehr sagen, wenn du nicht willst“, meinte er einfühlsam. Den Rest der Geschichte konnte er sich denken … Es wunderte ihn da nicht, dass Temari so von der Rolle war. Selbst einem hartgesottenen Shinobi würde es nicht ganz leicht fallen, völlig gelassen zu bleiben. Und normalerweise gehörte sie dieser Sorte Mensch an …

Sie ließ sich zurück in ihr Kissen fallen. „Ich möchte so etwas nicht träumen … Meine vorigen Horrorträume reichen mir schon vollkommen …“

„Vielleicht beruhigt es dich ja, dass so zähes Unkraut wie ich nicht so schnell vergeht.“ Er versuchte, die Stimmung aufzulockern.

„Na, hoffentlich …“, erwiderte sie niedergeschlagen. „Und tu mir bitte einen Gefallen: Wenn ich in Gefahr bin, versuch nicht mir zu helfen und rette dich selbst.“

„Das kannst du vergessen“, widersprach er sofort. „Ich muss mich noch bei dir revanchieren und solange ich das nicht hab, werde ich versuchen, dich mit allen Mitteln zu retten.“

„Vergiss doch mal für eine Sekunde deinen Stolz!“ Ihr Ton wurde ernst. „Es interessiert keinen, wer wem das Leben gerettet hat.“

„Darum geht es gar nicht. Die Entscheidung, jemanden zu retten, bleibt allein meine Sache. Und wenn ich es für richtig halte, werd ich auch dir aus der Patsche helfen. Egal, was gerade mein Auftrag ist.“

„Warum bist du nur so stur …“

„Wenn du denkst, dass ich dich einfach so sterben lassen könnte, hast du dich ordentlich geschnitten.“ Er sprach sehr energisch. „Gerade du müsstest das doch verstehen können. Du handelst schließlich genauso.“

„Dabei stammen wir nicht einmal aus demselben Dorf …“

„Das tut nichts zur Sache. Sandaime-sama, Asuma und auch Tsunade-sama haben immer wieder gepredigt, dass es am Wichtigsten ist, die Menschen zu beschützen, die einem nahestehen. Gaara hat damals genauso gehandelt, als er sich für euer Dorf geopfert hat. Und das nicht nur, weil es seine Pflicht als Kage war, sondern weil er es selbst so wollte.“

„Ich weiß … Entschuldige, was ich da verlangt hab. Ich bin momentan einfach ein bisschen durcheinander …“ Müde schloss sie die Augen.

„Schon gut.“ Er legte sie auch wieder hin. „Kannst du jetzt überhaupt schlafen?“

„Keine Ahnung. Ich versuch es zumindest.“

„Gut, aber wenn was sein sollte, weckst du mich auf, okay?“

„Hmm … Danke.“

Shikamaru deutete es als ein Ja. „Soll das Licht an bleiben?“, fragte er noch nach.

Temari schüttelte den Kopf. „Nein, ohne kann ich besser einschlafen.“

Es ertönte ein leiser Klick und es wurde dunkel.

„Dann gute Nacht“, schloss er.

„Ja, dir auch.“ Sie zweifelte stark, dass die restliche Nacht für sie gut werden würde …
 

Eine knappe halbe Stunde später lag sie noch immer wach da. Müde genug war sie, doch sie traute sich nicht zu schlafen. Noch so ein Traum und sie würde verrückt werden …

Sie öffnete ihre Augen und stellte fest, dass es nichts brachte. Diese Nacht schien nicht einmal das Mondlicht ins Zimmer … Ihre Hände verkrallten sich in ihrem Kissen, als ein unangenehmes Gefühl in ihr hoch kam. Sie drehte sich auf den Bauch und zog die Bettdecke über den Kopf, doch auch da drohte die Dunkelheit sie zu verschlucken. Womit hatte sie diese Einbildungen verdient?

Erneut wälzte sie sich hin und her. Diese erdrückende Finsternis und Stille machte sie noch wahnsinnig … Nur wie konnte sie dem entkommen? Erst einmal musste sie sich beruhigen …

Tief atmete sie durch … Der Anfang war gemacht …

Warum sich so in Unruhe versetzen, wenn sie gar nicht alleine war? Ja, genau … Shikamaru war hier und passte auf sie auf …

Temari seufzte. Warum empfand sie es nur gerade so nicht? Er lag nicht einmal einen Meter neben ihr und sie fühlte sich total unsicher und allein. Da halfen auch aufmunternde Worte nichts …

Ihr kam eine Idee, wie sie diese Gefühle eventuell vertreiben konnte. Aber sollte sie ihn dafür denn wecken? Sie schämte sich irgendwie. Würde sie es tun, sähe sie bloß noch mehr wie ein Schwächling aus … Andererseits hatte er gesagt, dass sie ihn aufwecken sollte, falls irgendetwas war … Sie war sich auch sicher, dass er sich nicht über sie lustig oder dergleichen machen würde. Nur … Hoffentlich war es nicht zu viel verlangt …

„Shikamaru?“, setzte sie schließlich an. Da sie nicht wusste, ob er überhaupt schon schlief, brüllte sie lieber nicht gleich durch das ganze Zimmer.

Sie hörte ein Rascheln und letztendlich ein „Ja?“ aus seiner Richtung.

„Ähm … Dürfte ich vielleicht …“ Sie zögerte noch kurz. „Natürlich nur, wenn es dir nichts ausmacht – auf deine Seite kommen?“

Er richtete sich etwas auf, stützte sich auf seinem linken Unterarm ab und kratzte sich am Kopf. Was für eine Frage …

„Klar“, antwortete er letztendlich. „Obwohl du morgen früh wahrscheinlich sowieso wieder hier liegen wirst.“

Temari errötete ein wenig. Zum Glück konnte er es nicht sehen …

„Das war nicht nett!“ Einen kleinen Lacher konnte sie sich trotz allem nicht verkneifen.

„Wieso? Ist doch so.“ Er lachte ebenfalls auf. Dann hob er die Decke etwas an. „Na, komm schon her.“

„Willst du denn gar nicht wissen, warum ich das möchte?“ Sie wartete noch ab.

„Nö, erzähl es mir morgen.“ Shikamaru gähnte herzhaft. „Nicht, dass ich noch anfange, drüber nachzudenken. Das wär mir jetzt echt zu anstrengend.“

„Zu anstrengend?“ Sie musste grinsen. „Das hätte ich mir auch denken können.“

„Du kennst mich doch“, betonte er scherzhaft. „Und jetzt her hier. Ich muss dringend ’ne Runde pennen.“

„Nicht nur du.“ Langsam tastete sie sich an ihn heran.

„Nicht so zimperlich“, forderte er sie auf, da sie noch recht weit von ihm entfernt lag. „Ich beiße nicht.“ Er machte einen kleinen Satz auf sie zu und legte einen Arm um sie.

Temari war ein bisschen überrumpelt von der Aktion, hütete sich aber, dagegen anzugehen. Im Grunde war ihr das schließlich sehr recht gewesen …

„Schlaf gut“, sagte Shikamaru leise.

„Ja, du auch.“ Sie rückte sich noch etwas zurecht und kuschelte sich dann ganz an ihn. Alles Schlechte und Unangenehme war mit einem Mal verschwunden und sie fühlte nichts anderes als wohlige Wärme. Jetzt konnte sie bestimmt gut einschlafen …
 

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Erstmal hoffe ich, dass ich euch letzte Woche nicht zu viel versprochen habe. Die Annäherung durftet ihr jedenfalls wortwörtlich nehmen. ;D

Des Weiteren hoffe ich, dass Temari mir nicht allzu sehr ins OoC abgedriftet ist. Ansonsten betrachtet es einfach als künstlerische Freiheit meinerseits. :D

Spionage

Kapitel 26: Spionage
 

Schlaftrunken seufzte Temari auf. Sie fühlte sich wunderbar. Das war das gemütlichste Schläfchen seit Monaten gewesen. Und das Beste war, dass sie nichts geträumt hatte. So konnte es gerne jede Nacht sein. Seltsam, was die Nähe eines anderen Menschen nicht alles bewirkte. Vielleicht war es ja doch kein Zufall gewesen, dass sie in den letzten Tagen mehrmals neben ihm aufgewacht war. Sie grinste. Sachen gab es …

Zu faul, um schon aufzustehen, blieb sie noch eine Weile liegen. Es war einfach zu behaglich, um sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu bewegen. Außerdem vermied sie es auch, da er noch schlief. Warum es also beenden, obwohl es gar nicht nötig war?

Na, wenn sie sich nicht wegbewegen wollte, konnte sie ja auch noch versuchen, ein bisschen weiterzuschlafen. Im Moment fürchtete sie keinen Albtraum dieser Welt …
 

Shikamaru gähnte leise. Er linste auf die Zimmeruhr und vermied jede unnötige Bewegung. Es war schon nach zehn … Aber wozu aufstehen, wenn er ohnehin nichts zu tun hatte? Hunger hatte er ebenfalls keinen. Warum sich also die Mühe dazu machen?

Sein Blick fiel auf Temari, die noch selig schlief. Sie schien es sich ja ziemlich bequem bei ihm gemacht zu haben … Doch es störte ihn nicht einmal. Er empfand es sogar als noch angenehmer als dir vorigen Male. Etwa, weil er diesmal nicht befürchten musste, von ihr angeschnauzt zu werden? Egal …

Da er nicht mehr schlafen konnte, beobachtete er sie. Ihre Augenlider zuckten hin und wieder, aber er hatte nicht die Befürchtung, dass sie schlecht träumte. Das hätte sicher anders ausgesehen.

Währenddessen überlegte er, wie sie jetzt weiterhin mit dieser angeblichen Mission verfahren sollten. Sollten sie versuchen, den Shinobi zu enttarnen und ihn dann zur Rede zu stellen? Das würde allerdings nicht leicht werden. Tsunade hatte für diesen Job sicher nicht irgendeinen Ninja engagiert und beauftragt … Und was, wenn es doch ein Feind war? Nein, das war zu neunundneunzig Prozent ausgeschlossen. Nur manchmal konnte ein verbleibendes Prozent schon sehr viel sein. Er wollte Temari so gut wie möglich aus einer denkbaren Gefahr heraushalten. Davon einmal abgesehen erschloss sich ihm der Plan – wenn Tsunade ihre Finger im Spiel hatte – noch immer nicht. Was wurde hier gespielt?

Er ging noch einmal von Anfang an durch, was ihm einfiel. Doch das war leider so gut wie gar nichts. Am besten war wohl doch die Spionage-Variante … Das durften sie aber nicht zu überstürzt angehen. Der Kerl war bestimmt mit allen Wassern gewaschen … Kurz zog Shikamaru eine Hau drauf! Option in Erwägung, aber das war nicht nur anstrengend, sondern auch leichtsinnig. Nein, das brachte wirklich nichts. Hier hieß es, unauffällig und nicht überstürzt an die Sache zu gehen, überlegt zu handeln und nicht gleich mit dem Kopf durch die Wand zu wollen. Zudem war ihm das sowieso zu mühsam. Man musste sich ja nicht vom einen auf den anderen Tag den ganzen Urlaub vermiesen …

Eine sich regende Temari riss ihn aus den Gedanken. Er musste sowieso erst alles mit ihr besprechen. Vorher machte es keinen Sinn, sich einen genaueren Plan auszudenken.
 

Sie sah zu ihm auf und brachte letztendlich ein verschlafenes „Guten Morgen!“ heraus.

„Na, gut geschlafen?“, fragte er dann.

„Göttlich …“ Sie musste herzhaft gähnen. „Keine schlechten Träume, nichts dergleichen. Daran könnte ich mich gewöhnen.“

„Ich steh dir jederzeit wieder zur Verfügung.“ Er grinste.

„Sicher, dass du dieses »Opfer« bringen willst?“

„Warum auch nicht?“, stellte er als Gegenfrage, erwartete aber keine Antwort. Mehr als ein Lächeln bekam er von ihr auch nicht. Das allein sagte ohnehin schon mehr als genug aus …
 

Schwerfällig setzte Temari sich auf. Mensch, hatte sie eine Lust …

„Und was steht heute an?“, fragte sie schließlich.

„Nichts, würde ich sagen …“

„Jetzt, wo wir hinter den Schwindel gekommen sind, komm ich mir irgendwie überflüssig vor.“

„Tatsächlich?“, entgegnete Shikamaru. „Entweder gammeln wir hier noch die Zeit rum, bis man uns nach Konoha zurückpfeift, oder ich hätte da noch ’ne andere Idee, womit wir uns die Langeweile vertreiben können.“ Grinsend setzte er noch nach: „Na ja, besser gesagt, wie du sie dir vertreiben kannst. Bei mir kommt Langeweile ja nie auf.“

„Überrascht mich gar nicht, dass du das sagst.“ Sie lachte kurz. „Aber dann erzähl mal.“
 

Tsunade saß wie fast jeden Morgen in ihrem Büro. In diesem Moment gönnte sie sich gerade eine Pause und lehnte sich weit zurück. Nebenbei schlürfte sie eine Tasse schwarzen Kaffee. Der gehörte zu jedem Tag dazu wie ihr Feierabendsake …

Ein Klopfen an der Tür störte die Ruhe.

„Ja, bitte!“ Tsunade bat die Person herein.

„Guten Morgen Hokage-sama!“ Shiranui Genma verbeugte sich.

„Dir ebenfalls, Genma.“ Sie stellte die Tasse auf dem Tisch ab. „Was gibt es?“

Er zog einen Zettel aus seiner Weste. „Wir haben eine Meldung von einem Anbu erhalten, der im Wellenreich postiert ist. Er hat anscheinend etwas sehr bedenkliches beobachtet.“

Wortlos nahm Tsunade das Blatt entgegen und las, was darauf stand. Als sie zu Ende gelesen hatte, sprang sie plötzlich auf und schlug mit der geballten Faust auf den Tisch, sodass der Kaffee umfiel.

„Das gibt es doch nicht!“, fluchte sie auf.
 

„Und was hältst du davon?“, wollte Shikamaru wissen.

„Ja, können wir machen“, erwiderte Temari. „Ich würd ja auch gern wissen, wer das ist.“

„Aber wie gesagt: Es könnte auch ein Feind sein.“

„Egal. Wenn er mir blöd kommt, mach ich ihn einfach platt“, meinte sie selbstbewusst. „Na ja, ich versuche es zumindest.“

„Du bist also wieder normal?“

„Könnte man so sagen. Du hast mir letzte Nacht wirklich die Augen geöffnet. Wenn du also irgendjemanden dafür danken möchtest, dass ich bis auf weiteres aus Angst nicht mehr herumflennen werde, wende dich an dich selbst.“

„Ach, was. Ich hab es einfach nicht mehr ertragen, dich weinen zu sehen.“ Shikamaru winkte ab. „Das passt nicht zu dir.“

„Das denkst du“, gab Temari zurück. „Ich vermeide es nur zu heulen, wenn andere in der Nähe sind. Du kennst ja auch dieses Blabla, dass ein Ninja niemals seine Gefühle zeigen darf. Aber das schaffen sowieso die Wenigsten. Viele flennen bestimmt heimlich herum.“

„Du meinst so wie du?“

„Ich darf das auch. Hab ja schließlich ’nen Frauen-Bonus“, konterte sie grinsend.
 

Nachdem Genma ausführlich berichtet hatte, fragte er: „Und wen planen Sie für diese Mission ein?“

„Gut, dass du fragst, Genma. Du bist nämlich der Richtige für diese Aufgabe.“ Tsunade ließ ein Grinsen aufblitzen. „Du handelst ruhig, bedacht und hast starke Nerven. Und du genießt mein vollstes Vertrauen.“

„Vielen Dank“, murmelte er. „Aber wäre es nicht besser, damit einen Heilninja zu beauftragen?“

„Daran hab ich auch schon gedacht. Nur brauche ich Shizune hier und Sakura ist zu unruhig und hat zu wenig Kampferfahrung mit mehreren Gegnern eines eventuell hohen Rangs. Du hingegen erfüllst alle Kriterien, die gebraucht werden.“ Eindringlich blickte sie ihn an. „Nimmst du diese Mission an?“

„Selbstverständlich.“ Genma nickte zustimmend.

„Sehr schön. In zwei Stunden wirst du aufbrechen“, schloss Tsunade. „Genaueres erkläre ich dir jetzt.“
 

„Langweilig …“, seufzte Temari. Gerade eben hatten sie eine dreistündige Beschattung hinter sich gebracht, aber ihnen war nichts Verdächtiges an dem Kerl aufgefallen. „Wollen wir nicht für heute aufhören?“, fragte sie an Shikamaru gewandt. „Meine Motivation hat sich nämlich gerade in Luft aufgelöst.“

„Ach, deine auch?“, entgegnete er gelangweilt.

Sie deutete ein Nicken an. „Lass uns verschwinden. Das Wetter ist viel zu schön, um die Zeit im Unterholz zu verbringen.“

„Und was schlägst du vor, was wir machen sollen?“

„Du kannst ein kleines Nickerchen halten und ich lese mein Buch. Langsam finde ich echt Gefallen daran.“

„Das sind Krimis auch nur, wenn man vorher noch nicht den Täter kennt“, entgegnete er.

„Tja, du bist wohl einfach zu intelligent.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Da kann ich in diesem Punkt wohl froh sein, dass ich lange nicht so klug bin.“ Sie blickte noch einmal kurz zu dem Typ, der im Schatten eines Baumes vor sich hin schnarchte.

Shikamaru folgte ihrem Blick. In ein paar Minuten konnte er es sich ebenfalls so gemütlich machen. „Na, lass uns gehen.“

Sie nickte.
 

Gedacht, getan. Zehn Minuten später lümmelte er sich ins Gras und schloss die Augen. Ja, genau so musste Freizeit sein …

Währenddessen versuchte Temari sich an ihrem Buch. Diesmal wollte die Spannung aber nicht so recht auf sie übergehen und so legte sie es bald beiseite. Stattdessen betrachtete sie eine ganze Weile die Blüte eines Löwenzahns. Durch den langen Stängel und die leichte Brise schwang die Pflanze sanft hin und her. Es wirkte fast schon ein wenig hypnotisierend auf sie, denn von dem Hin und Her wurde sie langsam müde. Letzten Endes fielen ihre Lider ganz und sie glitt in einen ruhigen Schlaf …
 

Die letzten Reste einer Schleierwolke hatten sich verzogen. Nun war der Himmel nur noch blau – und öde. Shikamaru setzte sich auf und sah neben sich. Er seufzte auf. Jetzt schlief Temari schon seit geschlagenen vier Stunden. So konnte man den Tag natürlich auch vertrödeln … Aber irgendwie schien sie es wohl zu brauchen und solange sie dabei keine Albträume hatte, hatte er auch nichts dagegen.

Er betrachtete sie und musste überrascht feststellen, wie wenig lästig die letzten Tage mit ihr waren. Na ja, wenn er es genau nahm, war es sogar überhaupt nicht anstrengend gewesen. Woran das wohl lag? Nicht mehr lange und er musste ihr den Titel »Drache Nummer zwei« aberkennen … Tse, worüber er alles nachdachte … Das Leben konnte wirklich wunderbar kompliziert sein!

Shikamaru schaute wieder in den Himmel. Frei sein wie eine Wolke war wohl manchmal doch nicht das Wahre …

Er vernahm ein Gähnen neben sich.

„Doch mal wieder von den Toten auferstanden?“, fragte er.

„Sieht ganz so aus.“ Temari streckte sich und rollte sich auf den Rücken. Sie bemerkte die bevorstehende Abenddämmerung. „Wie lange hab ich denn geschlafen?“

„Viereinhalb Stunden.“

„Dann hab ich wohl den halben Tag verpennt.“ Sie lächelte müde und richtete sich auf. „Ist das Abendessen schon vorbei?“

„Keine Ahnung. Wenn wir uns beeilen, kriegen wir vielleicht noch was“, schlug er vor.

„Nee, lass mal. Ich will mich nicht wieder mit dieser unfreundlichen Bedienung anlegen. Wenn du Lust hast, kannst du mir ja was klauen.“ Sie setzte ein dreistes Grinsen auf.

„In der Bar gibt es auch ein paar Kleinigkeiten, soweit ich weiß.“

„Ja, wahrscheinlich alles total salzig, damit die Betrunkenen noch mehr Durst bekommen“, witzelte sie. „Okay, reingucken kostet ja nichts.“
 

„Und?“, fragte Shikamaru, als sie ein paar Minuten später in der hinteren Ecke der Bar Platz genommen hatten.

Temari kaute den ersten Bissen ihrer gebratenen Nudeln auf. „Nett. Nicht die Besten, aber es geht schon.“ Sie nahm einen großzügigen Schluck Mineralwasser hinterher. „Und wie vermutet ziemlich salzig.“

„Solange du nur Wasser trinkst …“

„Der Sekt neulich war ’ne Ausnahme. Ich mag Alkohol sonst auch nicht besonders“, erklärte sie.

„Umso besser. Ich halte nämlich nicht viel davon. Betrunkene sind nämlich verdammt anstrengend.“

„Um die Gesundheit dieser Leute machst du dir also keine Gedanken?“ Sie lächelte schief.

„Nö“, entgegnete er knapp. „Die Lebern anderer Leute gehen mich nichts an.“

„Na, wenn du so denkst, finde ich es aber seltsam, dass du mir wegen dem Sekt so ins Gewissen geredet hast.“

Shikamaru zuckte nichtssagend mit den Schultern.

„Kann es sein, dass du dir Sorgen um mich machst?“, hakte Temari weiter grinsend nach.

„Tse … Nie im Leben“, widersprach er tonlos.

Sie lachte auf. Da wollte wohl einer etwas nicht zugeben …
 

Schweigend widmete sie sich wieder ihrem Essen. Ihr Blick schweifte unauffällig durch den Raum. Hier waren die seltsamsten Gestalten zu finden. Sicherlich gab es auch den einen oder anderen Shinobi auf der Durchreise. Letztendlich fixierte sie sich auf die gegenüberliegende Seite.

„Guck mal da rüber“, sagte sie leise zu Shikamaru.

Dieser tat daraufhin, als würde er etwas vom Fußboden aufheben und linste einen Moment in die angezeigte Richtung. Das war ja höchst interessant …

„Hast du den Typ schon mal gesehen?“, fragte Temari schließlich im Flüsterton.

„Nein. Aber ich wüsste ja zu gerne, was die zu bereden haben.“ Er überlegte kurz. „Ich geh mal eben zur Toilette und versuche, nebenbei was von dem Gespräch aufzuschnappen.“

Mit diesen Worten stand er auch schon auf und setzte seinen Plan in die Tat um. Temari blieb währenddessen völlig gelassen und aß ihre Nudeln weiter. Vielleicht kam ja wirklich etwas Aussagekräftiges ans Licht …
 

Drei Minuten später kam er wieder.

„Hast du was rausgefunden?“, forschte sie nach.

„Nicht viel. Ich hab nur irgendwas von einer Gruppe und Nebel verstanden“, gab er ernüchternd zurück.

„Nebel? Vielleicht meint er Kirigakure oder so …“, nahm sie an.

„Wäre auf jeden Fall möglich. Ich denke aber nicht, dass wir hier noch irgendetwas herausfinden.“ Shikamaru ließ einen Seufzer verlauten. „Es ist einfach zu laut und es sind zu viele Leute hier.“

„Da kann man wohl nichts machen.“ Temari legte ihre Essstäbchen beiseite. „Dann lass uns besser gehen. Nicht, dass wir den beiden da noch auffallen.“

Nächtlicher Ausflug

Kapitel 27: Nächtlicher Ausflug
 

„Du hast schon wieder verloren!“ Gut gelaunt legte Temari die letzte Karte ab.

Genervt schmiss Shikamaru seine restlichen Karten beiseite. „Du hast unverschämtes Glück.“

Sie grinste scheinheilig. „Noch ein Spiel?“

„Nein, danke.“ Er lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme.

„Du bist es wohl nicht gewohnt, so oft zu verlieren“, stichelte sie weiter.

„Ach, sei still!“, forderte er sie auf.

Temari erwiderte nichts, dachte sich aber insgeheim ihren Teil. Sie räumte die Karten zusammen und ging auf den Balkon. Es war zwar beinahe windstill, aber trotzdem war diese Nacht herrlich. Tausende Sterne funkelten am Himmel und das Thermometer zeigte angenehme zwanzig Grad an. Eigentlich ein wenig zu warm für diese Tageszeit, doch das störte sie nicht. Weit lehnte sie sich über das Geländer. Keine Menschenseele war zu sehen. Das war auch kein Wunder, schließlich war es schon weit nach Mitternacht. Und sie war nicht einmal ansatzweise müde …

„Hast du vielleicht noch Lust, kurz nach draußen zu gehen?“, fragte sie Shikamaru.

„Hmm …“, machte er. „Von mir aus.“

Temari seufzte. „Zeig ja nicht zu viel Begeisterung …“

„Und du erwarte nicht zu viel um diese Uhrzeit.“

„Wenn du müde bist, kannst du auch hier bleiben.“

„Traust du dich alleine überhaupt raus?“

Jetzt hatte er wirklich eine unangenehme Frage gestellt …

„Wenn ich ehrlich bin, nein.“ Sie lächelte verlegen.

Er kratzte sich am Kopf und schien kurz nachzudenken. „Na, will ich mal nicht so sein … Willst du dich vorher noch umziehen?“

„Nein. Für Schlafklamotten sieht es doch ganz gut aus.“
 

Kurz darauf spazierten sie schweigend nebeneinander her.

„Und schon Angst?“, fragte Shikamaru schließlich.

„Nö“, erwiderte Temari gelassen. „Auch wenn du das vielleicht gerne hättest.“

„Von wegen … Das ist mir auf Dauer zu anstrengend“, meinte er grinsend.

„Na, das war ja klar.“ Sie grinste ebenfalls.

„Wohin latschen wir eigentlich?“

„Weiß ich auch nicht so genau. Einfach so durch die Gegend. Obwohl …“ Ihr kam eine Idee. „Da hinten sind doch die heißen Quellen. Wie wär’s also mit ’nem Bad?“

„Du hast komische Einfälle …“

„Nicht komischer als sonst“, gab sie zurück. „Was meinst du?“

Er seufzte. „Wenn wir schon hier sind …“
 

Die Anlage war wie ausgestorben. Aber um diese Uhrzeit badete wohl auch niemand mehr …

Temari ließ sich auf der Frauenseite ins Wasser und lehnte sich zurück. Wie schön ruhig es war … Kein nerviges, oberflächliches Weibergequatsche, sondern Stille …

Nach ein paar Minuten wirkte die Ruhe etwas erdrückend auf sie. Und es war stinklangweilig … Aus diesem Grund plätscherte sie ein wenig herum. Genauso schnell verlor sie allerdings wieder die Lust daran. Vielleicht war das Bad doch nicht so eine gute Idee gewesen …

Seufzend stieg sie aus dem Becken und wickelte sich in das Handtuch. Sie brauchte wohl doch etwas Gesellschaft …
 

Shikamaru döste währenddessen ein bisschen vor sich hin. Dieser Ort war um diese Zeit ideal, um abzuschalten und seine müden Knochen zu entspannen … Nur wovon hatte er bitte müde Knochen? Etwa von der ganzen Faulenzerei? Ach, was interessierte ihn das … Urlaub war ja immerhin zum Ausruhen da. Warum also etwas anderes tun? Manchmal konnte das Leben richtig schön sein …

„Du hast deine Haare wohl nie offen“, hörte er plötzlich Temari sagen.

Er drehte sich um. Da sie direkt hinter ihm hockte und lediglich mit einem Badetuch bekleidet war, hatte er einen wunderbaren Ausblick auf ihr Dekolletee. Nicht, dass ihn das sonderlich interessierte …

Rasch blickte er eine Etage höher. „Was willst du hier?“

„Drüben war es ziemlich langweilig“, gab sie als Erklärung ab. „Störe ich?“

„Nein, aber schleich dich nächstes Mal bitte nicht so an.“

„Okay, Chef!“ Sie grinste mit ausverschämt guter Laune und setzte sich auf den Beckenrand. „Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich mich zu dir geselle.“

Shikamaru war einen Moment sprachlos. Wie kam sie denn jetzt darauf?

„Nein“, meinte er letztendlich. „Wenn du unbedingt bespannt werden willst …“

Temari zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „So spät kommt hier sicher niemand mehr her.“

„Und was ist mit mir?“, merkte er tonlos an.

Sie ließ ein Grinsen aufblitzen. „Ich halte dich für anständig genug, es nicht zu tun.“ Daraufhin zog sie sich völlig unerwartet das Tuch vom Körper und verschwand im Nullkommanichts im Wasser.

Shikamaru atmete erleichtert auf. Gut, dass er in diesen Dunstschwaden nicht viel erkennen konnte … Diese Aktion hätte sie sich trotzdem schenken können. Allerdings war er sich sicher, dass ihr das vor ein paar Tagen nicht einmal im Traum eingefallen wäre, mit ihm zusammen in einer heißen Quelle zu baden. Das zeugte irgendwo ja von Vertrauen … Nach dem gestrigen Tag wunderte ihn das allerdings auch nicht. Ein seltsames Gefühl, dass sie plötzlich einen so hohen Wert darauf legte, in seiner Nähe zu bleiben und beschützt zu werden. Das entsprach sonst ja nie ihrem Charakter … Wenn das so weiterging, brachte sie sein ganzes Weltbild noch aus den Fugen, dachte er schmunzelnd.
 

Während Shikamaru anschließend vor sich hindöste, vertrieb Temari sich die Zeit, indem sie abwechselnd Kiesel vom Beckenrand hochwarf, auffing und dann über die hohe Begrenzung zwischen Männer- und Frauenbad auf die andere Seite schleuderte. In regelmäßigen Anständen ertönte so ein leises Plätschern. Shikamaru ließ sich davon nicht stören. Es war ihm sogar ganz recht, dass die Stille wenigstens so für einen Moment unterbrochen wurde …

Letztendlich hörte dieses Geräusch aber wieder auf und er vernahm von ihr einen tiefen Seufzer. Es war ihr wohl zu langweilig geworden.

Sie begab sich wieder zu ihm, legte ihre Unterarme auf das zertretene Gras am Rand und bettete ihren Kopf darauf. Sie gähnte.

„Doch endlich müde?“, fragte er daraufhin.

„Schön wär’s … Wie sieht’s mit dir aus?“

„Nicht wirklich.“ Er fasste sich an den Hals. „Wahrscheinlich krieg ich mit diesem verspannten Nacken ohnehin kein Auge zu.“

„Du hast dich doch nicht etwa wegen mir letzte Nacht verlegen?“, war das Erste, was ihr dazu einfiel.

„Keine Ahnung. Entweder das oder der harte Boden heute Nachmittag.“

„Wie auch immer.“ Temari blickte ihn an. „Dreh dich um und ich massier dich.“

„Nicht nötig“, winkte Shikamaru sogleich ab.

„Ach was.“ Sie kam ihm näher. „Irgendwie muss ich mich doch dafür revanchieren, dass ich vorige Nacht zum Kuscheln ranrücken durfte.“ Sie lachte auf und klatschte ohne Vorwarnung ihre Hände auf seine Schultern. „Und jetzt entspann dich.“

Er seufzte. „Na, wenn’s dich glücklich macht …“

„Ich kann mir gerade nichts Besseres vorstellen“, witzelte sie.
 

„Schon besser?“, erkundigte Temari sich gute zehn Minuten später.

„Ich würd mal ganz spontan Ja sagen …“, gab Shikamaru zurück. „Ein professioneller Masseur hätte das kaum besser machen können.“

„Jetzt weiß ich wenigstens, welchen Beruf ich ergreifen kann, falls ich doch meinen Fächer an den Nagel hänge“, scherzte sie. „Oder wenn in ferner Zukunft meine Kinder alt genug für die Akademie sind und mir das Hausfrauendasein zu öde wird.“

„Du willst Kinder?“ Irgendwie war er darüber überrascht.

„Irgendwann schon. Und dann ist mit meinem Shinobidasein definitiv Schluss.“

„Viele Mütter nehmen aber nach der Erziehungsphase ihren Job wieder auf.“

„Ja, aber das kann ich gar nicht gutheißen“, entgegnete sie. „Meine Kinder sollen jedenfalls keine Waisen werden, nur weil ich zu blöd bin, eine Mission zu erfüllen und dabei umkomme. Ich bin selbst ohne Mutter aufgewachsen und weiß wie scheiße das ist.“

„Klingt sehr vernünftig“, meinte er anerkennend.

„Ach, findest du?“ Sie ließ von ihm ab. „Ich glaube, das reicht erstmal.“

Shikamaru streckte sich ausgiebig. Die Verspannung war so gut wie verschwunden. „Danke“, sagte er.

„Nichts zu danken.“ Temari schenkte ihm ein Lächeln. „Wenigstens kann ich mich so ein bisschen nützlich machen.“ Sie griff nach ihrem Handtuch. „Wollen wir dann wieder?“

„Ja, geh du schon mal vor. Ich komm gleich nach“, stimmte er zu.

„Okay.“ Ohne nach dem Grund zu fragen stieg sie aus dem heißen Wasser, wickelte sich rasch in ihr Tuch und verschwand in Richtung Umkleide.
 

Shikamaru seufzte auf. Gut, dass sie nicht nachgefragt hatte … Das wäre nämlich richtig unangenehm für ihn geworden … Er zwang sich, an etwas völlig anderes zu denken, um sein Problem, das aufgetreten war, so schnell wie möglich zu lösen. Es war doch nahezu lächerlich, dass allein der Gedanke daran, dass sie seinen Nacken massiert und dabei nackt gewesen war, sein Blut dermaßen in Wallungen gebracht hatte. Diese verdammten Hormone … Wer hatte sich bloß ausgedacht, dass Männer so auf Frauen reagierten? Mist …

Erleichtert stellte er fest, dass sich alles wieder dort befand, wo es normalerweise hingehörte und stand auf. Da hatte er wohl noch mal Glück gehabt. Er legte es nicht gerade darauf an, von ihr für einen Perversen gehalten zu werden …
 

Der Rückweg blieb völlig ereignislos.

Inzwischen doch ziemlich müde ließ Temari sich auf ihre Seite des Bettes fallen. Gut, dass sie in ihren Schlafsachen nach draußen gegangen war. So musste sie sich nun wenigstens nicht mehr umziehen. Wieder einmal hatte sich die Bequemlichkeit ausgezahlt …

Sie gähnte und kuschelte sich in die Bettdecke. Es war einfach himmlisch …

„Bekomme ich auch was von der Decke ab oder willst du sie für dich alleine?“, äußerte sich plötzlich Shikamaru, der sich ebenfalls hingelegt hatte.

„Wenn das eine Frage gewesen sein soll, find ich sie ziemlich blöd“, entgegnete sie frech, trat dann allerdings seine Hälfte an ihn ab. „Da brauchst du nun wirklich nicht zu fragen …“

„Vielen Dank!“, meinte er lächelnd, machte das Licht aus und deckte sich zu. „Dann gute Nacht!“

„Dir auch eine gute Nacht.“ Temari drehte sich auf die Seite und schloss die Augen.

Eigentlich war alles perfekt: Eine angenehme Zimmertemperatur, ein weiches Bett und eine kuschelige Decke … Aber irgendetwas fehlte. Und sie wusste auch genau, was das war. Seltsam, wie schnell man sich doch an die Nähe eines anderen gewöhnte … Ja, da half wohl alles nichts, um gut schlafen zu können …

„Gilt dein Angebot immer noch?“, fragte sie schließlich in die Stille.

„Und konkret meist du was?“, erwiderte er scheinbar nichts ahnend.

„Na, dass du jederzeit wieder zur Verfügung stehst oder so …“

„Ach so.“ Ihm ging ein Licht auf. „Was das betrifft, brauchst du nicht zu fragen.“

„Okay, dann mach ich das ab jetzt nicht mehr.“ Sie grinste und robbte dann ganz nah an ihn heran. Sie atmete auf. Nun war wirklich alles perfekt …

Rasch schlief sie so ein.
 

Shikamaru hingegen konnte nicht so leicht schlafen. Schon wieder gingen ihm die merkwürdigsten Dinge durch den Kopf. Verwirrt dachte er an den Aufenthalt in der heißen Quelle. Er fragte sich ernsthaft, was sie sich dabei gedacht hatte … Wahrscheinlich würde er es nie erfahren.

Bloß eine Sache war ihm klarer als je zuvor: Er würde sie um jeden Preis mit seinem Leben beschützen. Und dieses Mal würde er nicht so kläglich versagen wie damals, als Asuma gestorben war.

Er musste seinen Beschluss belächeln. Was vor einer Woche nur eine nervige Pflicht gewesen war, tat er nun, weil er es wollte und nicht, weil er es musste

Shikamaru hob seine Hand und strich ihr kurz über das Haar. Die Spitzen waren noch etwas nass von dem Bad …

Er seufzte leise. Es war zwar kaum zu glauben, aber wenn er so darüber nachdachte, musste er feststellen, dass es ihn wohl tatsächlich erwischt hatte. Und das nicht zu knapp. Das Seltsame daran war jedoch, dass es überhaupt nicht nervte …

Er grinste. Ja, es war wirklich nicht lästig, sich zu verlieben. Nur vielleicht ein bisschen anstrengend.
 

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Tja, nun ist zumindest bei einem schon mal der Groschen gefallen. Zeit wurde es schließlich, oder? :D

Gewohnheiten

Kapitel 28: Gewohnheiten
 

Genma kauerte im Gras und lugte über den Rand des Vorsprunges hinunter ins Tal. In weiter Entfernung brannte ein kleines Lagerfeuer und er konnte eine unbestimmte Anzahl schwarzer Gestalten erkennen. Ein Feuer auf fremden Boden … Im Grunde war das sehr leichtsinnig. Ein guter Ninja würde nur im äußersten Notfall eines zünden …

Er konnte sich nicht so recht einen Reim darauf machen. Vielleicht hatte sich der Anbu geirrt und die Leute kamen gar nicht aus Kirigakure und waren stattdessen harmlose Zivilisten … Genma schüttelte den Kopf. Unmöglich, dass sich ein Anbu-Mitglied so irren würde … Nur was zum Teufel führten sie im Schilde? Was trieb so eine Gruppe hier an der Grenze von Nami-no-Kuni? Irgendwie würde er das herausfinden. Und er wusste auch schon ungefähr, wie er das anstellen sollte … Noch war es zu früh für so eine Aktion, doch er würde die erste Gelegenheit nutzen, die sich ihm bieten würde …
 

Als Shikamaru aufwachte, glaubte er fast, er würde ersticken. Dann stellte er jedoch fest, dass das kein Attentat auf ihn war, sondern bloß Temaris Unterarm, der unglücklicherweise auf seinen Hals drückte. Vorsichtig nahm er ihn und platzierte ihn woanders, ohne sie zu wecken.

Tse, was wäre das für eine Schlagzeile gewesen … Ob schon einmal eine Frau ihren Mann unabsichtlich im Schlaf erstickt hatte? Wenn ja, konnte das Zusammenleben wohl ziemlich gefährlich sein … Trotzdem war es sehr unwahrscheinlich, auf diese Weise das Zeitliche zu segnen. Und falls das doch passierte, war es einfach nur Pech. Sei es also drum.

Zu wach, um noch weiterzuschlafen, starrte er an die Decke und dachte an seine Erkenntnis von letzter Nacht. Kurz fragte er sich, ob er sich nicht doch geirrt hatte, verwarf den Gedanken allerdings genauso schnell wieder. So etwas konnte man sich überhaupt nicht einbilden. Schon gar nicht, wenn sie so dicht bei ihm lag und es sich so verdammt gut anfühlte …

Tja … Und was sollte er nun tun? Abwarten oder gleich mit der Tür ins Haus fallen? Mit Letzterem würde er sich bloß lächerlich machen. Außerdem war das auch nicht seine Art. Ja, abwarten war definitiv besser. Schließlich wusste er auch nicht, ob er seine Meinung in ein paar Tagen nicht wieder änderte – Was totaler Blödsinn war, da Gefühle nicht von jetzt auf gleich verpufften … Da hatte er sich mal wieder in eine ganz tolle Lage gebracht – Mit dem Unterschied, dass er es sich dieses Mal nicht bewusst ausgesucht hatte.

Er seufzte. So blöd der Spruch auch war, aber das Leben war tatsächlich kein Ponyhof. Doch das wusste er ohnehin schon seit langem. Sein Empfinden hatte lediglich noch eine weitere Facette hinzugefügt. Das spielte jetzt auch keine Rolle mehr.
 

„Was gibt’s so früh am Morgen denn schon zu seufzen?“ Temari riss ihn aus seinen Überlegungen. Er hatte gar nicht bemerkt, dass sie wach geworden war …

„Nichts weiter. Das Leben ist bloß anstrengend“, entgegnete Shikamaru.

„Also find ich momentan ja gar nicht.“ Sie lachte.

Ein wohliges Gefühl breitete sich in ihm auf. Er hörte gerne ihr Lachen. Aber das war ja nicht das erste Mal, dass er das feststellen musste …

„Wie hast du geschlafen?“

Temari streckte sich. „Fast noch besser als gestern. Und was macht dein Nacken?“

„Nicht viel. Der ist wieder der Alte.“

„Und du wolltest erst nicht, dass ich ihn dir massiere … Da kannst du mal sehen!“

„Nächstes Mal hör ich wohl lieber gleich auf dich.“ Er grinste.

„Eine weise Entscheidung“, meinte sie lächelnd.
 

Kotetsu saß auf seinem Zimmer. Nachdenklich starrte er vor sich hin. Es bereitete ihm wirklich Sorgen, was Genma ihm gestern Abend erzählt hatte. Am liebsten hätte er seine momentane Aufgabe geschmissen und ihm bei seinem Vorhaben zur Seite gestanden. Obwohl Genma einer der fähigsten Ninja von Konoha war, befand Kotetsu die Entscheidung von Tsunade als doch ziemlich leichtsinnig. Ganz ohne Unterstützung sollte er die Kiri-Nin ausspionieren … Wenn das mal gut ging …

Er blickte auf die Uhr. Es wurde wie jeden Morgen wieder einmal Zeit, seine Maskerade aufzusetzen. Irgendwie war er schon ein wenig gespannt darauf, ob sich die beiden heute erneut die Mühe machen würden, ihn zu beschatten …

Kurzerhand verwandelte er sich mit Henge in die Figur, die er hier spielte und ging dann nach unten, um zu frühstücken.
 

„Starten wir heute noch mal so eine Spionage-Aktion?“, fragte Temari Shikamaru leise, während sie den Mann, der ein paar Reihen weiter vorne saß, beobachtete.

„Nur, wenn du Lust dazu hast.“

„Das war wohl ein klares Nein.“ Sie wandte ihren Blick ab und biss in ihr Frühstücksbrötchen. Auch sie konnte Besseres mit dem Tag anfangen als das, was gestern abgelaufen war. Reine Zeitverschwendung, sich mit dem Typ zu befassen …

Shikamaru musterte in der Zwischenzeit einen Zettel und hielt ihn anschließend Temari unter die Nase. „Ich glaub, das ist was für dich.“

Sie nahm ihn entgegen und überflog ihn rasch. „Vor Veranstaltungen kann man sich hier wohl nicht mehr retten“, meinte sie. „Aber dann müssen wir uns heute Abend wenigstens nicht langweilen …“

„Gibt sogar ’ne Verlosung.“

„Bei so was hab ich nie Glück. Ich hab noch nicht einmal etwas gewonnen.“

„Na ja, vielleicht wird es heute mal was.“

„Darauf würde ich nicht wetten.“ Sie grinste.
 

Es dauerte nicht lange und sie hatten aufgegessen.

„Und jetzt?“ Fragend blickte Temari ihn an.

Shikamaru zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Schlag du was vor.“

„Ganz schön öde, wenn man auf Dauer nichts zu tun hat …“ Sie musste seufzen. „Na, lass uns rausgehen. Das ist immer noch besser, als im Zimmer rumzugammeln.“
 

Wie schon so oft legten sie sich auf die Wiese vor dem Gasthaus. Shikamaru folgte seinem liebsten Hobby – dem Wolkenbeobachten – und Temari guckte ein wenig umher.

Ihr Blick blieb schließlich auf vier spielenden Kindern haften, die ganz in der Nähe herumtollten. Ja, die hatten sicher ein unbekümmertes Leben und trotzdem etwas zu tun …

Letztendlich zog die kleine Gruppe in Richtung Wald davon und es wurde wieder deutlich ruhiger.

Nun beobachtete Temari ein paar der Angestellten, die bereits damit anfingen, den Eingang und den Hof für den Abend zu schmücken. Nach einer Weile konnte sie sich auch ein ungefähres Bild machen, wie es später aussehen würde, doch nach ihrem Geschmack war das mit den ganzen Lampions und der Blumengirlande eindeutig zu spießig. Aber vielleicht würde das Licht doch etwas hermachen, wenn es dunkel wurde.
 

Als es langsam auf den Mittag zuging, tauchten sechs merkwürdig angezogene Leute auf. Anhand der Klamotten konnte Temari erkennen, dass es sich wohl um Enka-Sänger und Musiker handelte. Gut, dass sie ihre Erwartungen an die Veranstaltung nicht zu hoch angesetzt hatte. Enka war nämlich so gar nicht ihr Fall …

Sie schaute zu Shikamaru herüber. Er schlief tatsächlich wieder einmal … Manchmal beneidete sie ihn um seine Sorglosigkeit, die er an ruhigen Tagen wie diesen hatte. Sie konnte nicht so einfach abschalten …

Plötzlich musste sie an den Traum von vorletzter Nacht denken. Inzwischen beeindruckte er sie kein Stück mehr, da die genauen Bilder daran zum Glück so gut wie verblasst waren. Trotzdem war da immer noch ein mulmiges Gefühl, das sie zu allem Überfluss gerade etwas emotional herunterzog. Der Gedanke, dass Shikamaru etwas zustoßen und sie nicht eingreifen konnte, hinterließ jedes Mal einen bitteren Nachgeschmack. Aber so musste es ja nicht kommen. Die wenigsten Träume wurden schließlich wahr und sie hoffte, dass auch dieser auf ewig unerfüllt bleiben würde.

Dennoch fragte sie sich, warum sie so einen großen Wert auf sein Überleben legte. Er war der einzige Mensch außerhalb ihrer Familie, bei dem ihr das seltsamerweise nicht egal war. Okay, es gab noch ein paar andere Leute aus Konoha, die ihr nicht gleichgültig waren. Aber ob sie für sie ohne zu zögern ihr Leben geben würde? Das war mehr als fraglich. Eigentlich war sie sich ziemlich sicher, dass sie diese Frage mit einem Nein beantworten würde. Allerdings wusste sie auch nicht, wie sie im Ernstfall handeln würde … So grausam und gleichmütig wie noch vor einigen Jahren war sie nun längst nicht mehr. Das ging auch nicht, wenn man dabei war, freundschaftliche Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Und die zu Shikamaru war mit Abstand die Stärkste. Doch das war wohl nicht allzu verwunderlich, wenn sie mit ihm am meisten zu tun hatte und sie dann sogar zusammen auf Mission geschickt wurden. Im Gegensatz zum Anfang störte sie das inzwischen keineswegs mehr. Was vor kurzem noch undenkbar gewesen war, war nun eine Selbstverständlichkeit. Und das zugegebenermaßen eine der angenehmen Sorte … Allein die Tatsache, dass sie in Konoha wieder alleine in ihrer Wohnung leben würde, kam ihr absurd, ja nahezu undenkbar vor. Vielleicht sollte sie ihn fragen, ob er bei ihr einziehen würde … Sie lachte leise auf. Nein, das ging doch nicht … Oder sie trafen sich heimlich zum Schlafen … Aber das war wohl noch bescheuerter und er würde sie dann ganz für verrückt erklären.

Die Vorstellung war trotzdem irgendwie amüsant. Schade nur, dass es dazu nicht kommen würde. Da konnte sie bloß auf einen weiteren, gemeinsamen Urlaub hoffen, in dem die Einzelzimmer ebenfalls ausgebucht waren. Wahrscheinlich passierte das aber nie wieder … Das Aufwachen morgens neben ihm würde sie die ersten Tage bestimmt vermissen …

Mit einem Mal fühlte Temari sich ertappt. An was dachte sie hier denn die ganze Zeit? War das alles nicht völlig schwachsinnig? Sie musste lächeln. Wohl nicht in Anbetracht der Tatsache, dass der Mensch ein Gewohnheitstier war … Zu dumm, dass sie sich gerade an Shikamaru gewöhnt hatte. Obwohl … Nein, so schlimm war das gar nicht. Das Ganze war höchstens ein bisschen unerwartet. Aber wer rechnete auch schon mit so etwas?

Da er sich plötzlich im Schlaf regte, sah sie rasch woanders hin. Auf peinliche Fragen, warum sie ihn denn anstarrte, verzichte sie lieber von vornherein freiwillig.

Sie drehte sich auf den Rücken und ihr Blick fixierte sich auf eine kleine Wolke. Langsam verstand sie, was Shikamaru an dieser Beschäftigung fand. So konnte man fabelhaft seine Sorgen für einen Moment vergessen … Trotzdem gut, dass sie davon momentan keine hatte. Alles war wunderbar unkompliziert wie noch nie in ihrem Leben. Ginge es nach ihr, konnte es gerne so bleiben. Na ja, fast. Die Langeweile konnte ruhig weniger werden …
 

Temari vernahm ein lautes Gähnen. Sie sah zu Shikamaru herüber.

„Mittagsschlaf beendet?“, fragte sie grinsend.

Er kratzte sich am Kopf. „So in etwa.“

Temari musste lachen. Es war doch immer wieder komisch, ihn so zu sehen … Noch so eine Sache, die sie nach der Mission wohl vermissen würde.

„Warum lachst du?“

„Ach, nichts weiter. Deine Gesellschaft wird nur von Tag zu Tag toller.“ Sie lächelte ihn an.

Shikamaru spürte ein leichtes, angenehmes Kribbeln in sich aufsteigen. Ja, dasselbe hätte er ihr auch sagen können. Aber dazu kam er schon noch. Irgendwann.

Donner, Blitz, Raiko!

Kapitel 29: Donner, Blitz, Raiko!
 

Temari langweilte sich zu Tode. Wäre das vielfältige Büffet nicht gewesen, hätte sie sich schon lange verzogen. Und dann war da ja noch die Losziehung, die erst in zwei Stunden stattfand … Alleine deswegen zwang sie sich zu bleiben, auch wenn ihre Gewinnchance so in etwa bei Null lag.
 

Nach dem Essen hielt der Besitzer des Gasthauses eine Rede und kündige wie nicht anders erwartet die Enka-Sänger an.

Temari seufzte. Auch das noch …

Kurzerhand stieß sie Shikamaru in die Seite. „Müssen wir uns das anhören? Ich bin kein großer Fan dieser Musik.“

„Ich auch nicht. Von mir aus können wir bis zur Ziehung verschwinden“, erwiderte er.

„Okay. Dann ein Spaziergang durch den Wald?“, schlug sie vor.

Er nickte zustimmend.
 

Ein paar Minuten später drangen lediglich noch undefinierbare Klänge an ihre Ohren. Im Wald herrschten die typischen Geräusche und obwohl es noch ziemlich hell war, stimmte bereits eine Eule ihr Lied an. Für Temari war das um ein Vielfaches schöner anzuhören als die Musik, die vor dem Gästehaus gespielt wurde.

„Und alles in Ordnung?“, fragte Shikamaru schließlich.

„Klar“, gab sie zurück. „Warum auch nicht?“

„Ich weiß ja nicht, ob du noch an vorgestern denkst.“

„Hin und wieder schon. Aber ansonsten hab ich es so gut wie vergessen.“

„Zum Glück … Ich hab schon befürchtet, es würde dich länger beeinflussen.“

„Ach, mich doch nicht …“ Temari lachte auf. „Aber ohne dich hätte ich das nicht so schnell geschafft.“

„Ohne mich wärst du gar nicht erst in die Lage gekommen …“, meinte er mit Nachdruck.

„Blödsinn. Hättest du nicht unbeabsichtigt den Lockvogel gespielt, hätte der Typ mich wohl fertig gemacht.“

„Jetzt redest du aber Quatsch. Alleine hätte man dich nie hergeschickt.“

„Dich auch nicht“, konterte sie. „Aber ist ja egal. Es kam, wie es kommen musste. Oder so.“

„Wie philosophisch“, meinte Shikamaru amüsiert.
 

Nach einer weiteren halben Stunde erreichten sie schließlich einen Teil des Waldes, den sie nicht kannten. Ganz in der Nähe musste allerdings ein Fluss verlaufen. Und dann war da noch etwas anderes …

„Hörst du das auch?“, fragte Temari.

„Ja. Hört sich an, als würde jemand weinen“, bestätigte Shikamaru.

„Wer heult denn so spät noch mitten im Wald herum?“

„Keine Ahnung. Vielleicht ist es ein Trick, um uns anzulocken …“

„Du gehst auch immer gleich vom Schlimmsten aus“, entgegnete sie. „Lass uns mal nachsehen.“
 

Gesagt, getan. Etwa zweihundert Meter weiter fanden sie den Ursprung vor: Ein kleines Mädchen, das am Flussufer saß und weinte.

„Und nun?“ Shikamaru sah Temari fragend an.

„Wir können sie ja schlecht ignorieren.“

„Und wenn es eine Falle ist?“

„Schwarzseher“, merkte sie an. „Das Risiko nehm ich in Kauf.“ Daraufhin ging sie auch schon los und stoppte dann in unmittelbarer Nähe vor dem Kind. Zögernd kniete sie sich hin.

„Ähm, Kleine …?“, setzte sie an, da ihr nichts Besseres einfiel. „Was machst du hier denn alleine?“

Die Schluchzer des Mädchens wurden etwas leiser und sie schaute auf. Ihr Gesicht war gerötet und tränenverschmiert. Allein bei diesem Anblick war sich Temari schon sicher, dass das Kind garantiert nichts Böses im Schilde führte.

Da sie keine Antwort gab, versuchte Temari es mit tröstenden Worten. „Keine Angst. Wir wollen dir nur helfen.“ Dabei setzte sie ein aufmunterndes Lächeln auf und hoffte, dass es etwas brachte. Leider hatte sie kaum Erfahrung mit Kindern und da blieb ihr nichts anderes übrig, als der Versuch, sich in ebenso eine Lage zu versetzen.

Tatsächlich schien es zu wirken, denn das Mädchen beruhigte sich langsam.

Letztendlich antwortete sie mit zittriger Stimme: „Ich hab mich … mit meinen Eltern gestritten und bin … weggelaufen. Und jetzt finde ich nicht mehr zurück …“

Temari seufzte. Genau das hatte sie als Kind auch schon getan, nachdem sie mit ihrem Vater aneinander geraten war, nur hatte sie sich in Sunagakure nicht verlaufen.

„Wir bringen dich zu deinen Eltern, versprochen“, meinte sie dann.

„Wirklich?“ Dem Mädchen trat ein Leuchten in die Augen.

„Wirklich“, legte Temari fest. „Aber zuerst musst du aufhören zu weinen.“

„Okay.“ Sie wischte sich die Tränen weg und richtete sich auf.

„Na, das ging aber schnell.“ Temari lächelte. „Weißt du die ungefähre Richtung, aus der du gekommen bist?“

Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich weiß, dass wir in einem Gasthaus übernachten.“

„Vielleicht haben wir ja Glück und es ist dasselbe, in dem wir momentan sind“, meinte sie an Shikamaru gewandt. „Oder hast du irgendetwas dagegen, dass wir sie mitnehmen?“

„Quatsch. Und selbst wenn, würdest du ja doch deinen Kopf durchsetzen“, antwortete er.

„Allerdings.“ Sie grinste und widmete sich wieder dem Kind. „Wie heißt du eigentlich?“

„Raiko.“

„Okay, Raiko. Dann lass uns gehen.“

Temari nahm das Mädchen an die Hand und sie spazierten los.
 

„Darf ich Huckepack?“, fragte Raiko, als sie noch keine zehn Minuten gegangen waren.

„Bist du nicht schon ein bisschen zu alt dafür?“, äußerte sich Temari.

„Ich bin schon fünf, aber auch mein Opa macht das noch.“

Temari seufzte.

„Bitte!“ Das Mädchen setzte einen bettelnden Hundeblick auf.

„Also gut“, gab sie nach und ging in die Hocke, damit Raiko aufspringen konnte. „Aber ich mach das nicht die ganze Zeit.“

Shikamaru beobachtete die beiden kurz. „Wenn sie dir zu schwer wird, nimm ich sie dir ab.“

„Danke, aber es geht schon“, entgegnete Temari. „Sie wiegt nicht viel mehr als mein Fächer.“

„Den du seit über einer Woche nicht mehr mit dir rumgeschleppt hast“, merkte er an.

Temari zog kurz ihre Augenbrauen hoch. „Keine Sorge, ich schaff das.“
 

Nur kurze Zeit später musste sie feststellen, dass sie den Mund doch ein wenig zu voll genommen hatte. Ein Kind, das zu allem Überfluss auch noch herumzappelte, war etwas völlig anderes als ihr Fächer. Sogar ihr Rücken machte sich bereits bemerkbar und der erste Schweiß trat ihr auf die Stirn.

Shikamaru hatte genau gesehen, wie schwer es ihr fiel. „Und?“, fragte er scheinheilig nach.

„Du hast ja gewonnen!“ Temari widersprach nicht einmal, sondern ließ Raiko zurück auf den Boden. „Wenn du willst, ist er jetzt dein Packesel.“

Das ließ sich die Kleine kein zweites Mal sagen und sprang regelrecht auf Shikamaru herauf.

„Nicht so wild!“, ermahnte Temari sie.

Über diese Aussage musste Shikamaru schmunzeln. „Ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie erinnert sie mich an dich. Du bist manchmal auch so ungehalten.“

„Blödsinn“, gab sie zurück. „In puncto Faulheit macht sie dir Konkurrenz.“

„Ja, aber du hast zuerst nachgegeben und sie getragen.“

Mist, diesem Argument hatte sie nichts entgegenzusetzen …

Shikamaru setzte ein Grinsen auf und ging langsam weiter.
 

Kaum war Temari zu ihm aufgeschlossen, legte auch Raiko wieder los. Sie schien Spaß daran gefunden zu haben, an Shikamarus Haaren zu ziehen.

„Lass das!“, forderte er sie auf.

Temari beobachtete es amüsiert. „Tja, hättest du deine Haare mal offen gelassen“, stichelte sie. „An meinen hat sie nicht gezogen.“

„Ja, ja …“ Shikamaru stöhnte genervt auf. „Dafür, dass wir sie gerade eben erst aufgegabelt haben, ist sie aber ganz schön frech und aufgedreht.“

Raiko ließ daraufhin seinen Zopf los und schlang ihre Arme um seinen Hals. „Ich freu mich nur, dass so nette Leute wie ihr mir helft.“ Sie lachte. „Und dass ich jetzt doch zur Akademie gehen kann.“

„Akademie?“, wiederholte Temari. „Woher kommst du denn?“

„Aus Kumogakure. Seid ihr auch Ninja?“, fragte sie neugierig.

„Nein“, entgegnete Shikamaru, bevor Temari eventuell etwas Unangebrachtes antworten konnte.

„Und warum habt ihr dann Chakra?“

„Woher weißt du das?“ Er stellte lieber eine Gegenfrage.

„Das hat mir mein Opa beigebracht.“ Raiko grinste. „Und er meint, dass ich eines Tages so stark bin, dass ich ihn beerben kann.“

„Beerben?“ Temari konnte sich darunter nichts so recht vorstellen.

„Na, irgendwann werd ich wie mein Opa Raikage!“, klärte das Mädchen sie lachend auf. „Sagt ihr mir jetzt auch, woher ihr seid?“

Temari blickte Shikamaru einen Augenblick fragend an und er zuckte mit den Schultern. Da zwischen Kaminari-no-kuni und Hi-no-kuni eine stabile Freundschaft herrschte, machte es keinen großen Sinn mehr, zu lügen. Schon gar nicht, wenn es sich um ein kleines Mädchen handelte, auch wenn dieses die Enkelin des Raikage war.

„Na gut“, unterbrach Temari das kurze Schweigen. „Wir sind aus Konoha.“

„Cool!“, rief Raiko aus. „Da wollte ich immer schon mal hin.“

„Du kommst uns spätestens zur Chuunin-Prüfung besuchen“, erwiderte sie.

„Au ja!“ Ihre Begeisterung wuchs noch mehr. „Dann streng ich mich noch mehr an!“

Temari musste lächeln. Irgendwie war die Kleine richtig süß. Aber das waren wohl fast alle Kinder.
 

Den restlichen Weg plapperte Raiko noch munter weiter.

„Und was macht ihr hier? Seid ihr auf geheimer Mission?“, fragte sie ganz unbefangen.

„Nein“, antwortete Temari. „Wir machen nur Urlaub.“

„Urlaub? Oh …“ Sie kicherte kurz. „Dann habt ihr beide euch wohl sehr gern.“

Temari stieg eine leichte Röte ins Gesicht. „Wie kommst du denn darauf?“

„Meine Mama sagt immer, dass man nur Urlaub mit den Leuten macht, die man richtig gerne mag.“

„Tatsächlich?“ Sie wandte sich rasch ab, damit niemand sah, wie rot sie inzwischen geworden war. Ob an diesem Spruch wirklich etwas dran war? Es hieß ja schließlich auch: »Kindermund tut Wahrheit kund«
 

„Ah, da ist sie ja!“, rief Raiko freudig aus.

Eine Frau etwa Ende zwanzig kam ihnen entgegen.

Shikamaru ließ das Mädchen herunter, sie rannte zu ihrer Mutter und sie schlossen sich glücklich in die Arme.

„Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Lauf nie wieder weg!“ Der Frau kamen Freudentränen.

„Versprochen“, stimmte Raiko fröhlich zu. „Die beiden haben mich gerettet.“ Sie deutete zu Shikamaru und Temari herüber. „Ohne sie wär ich jetzt nicht hier.“

Ihre Mutter sah auf. „Vielen Dank, dass ihr sie mir wiedergebracht habt“, sagte sie freundlich.

„Kein Problem“, entgegnete Shikamaru daraufhin. „Mit ihr war der Weg hierher nicht so langweilig.“

„Das glaub ich gerne.“ Sie lachte auf und blickte liebevoll ihre Tochter an. „Sie ist ein richtiger kleiner Wildfang. Und nochmals vielen Dank.“

Temari antwortete mit einem Lächeln.

„Okay, Schatz. Dann lass uns gehen. Papa ist noch im Wald unterwegs, um nach dir zu suchen, aber der kommt schon zurück.“ Sie wandte sich noch einmal an Raikos Retter. „Müsst ihr auch in diese Richtung?“

„Ja, wir sind wohl im selben Gasthaus.“ Temari nickte.

„Klasse!“ Raiko war Feuer und Flamme. „Trägst du mich bis dahin noch mal?“, fragte sie Shikamaru.

Er kratzte sich kurz am Kopf. Wie konnte er da Nein sagen?
 

Dort angekommen, stellte Temari erleichtert fest, dass die Enkas ihren Auftritt beendet hatten. Auch wurde der Beginn der Verlosung gerade erst angekündigt.

Gemeinsam setzten sie sich an den letzten freien Tisch und zückten ihre Lose. Raiko guckte dabei etwas verdrießlich drein.

„Hast du gar keins bekommen?“, fragte Temari sie.

Sie schüttelte den Kopf. „Wir Kinder bekommen keine“, meinte sie missmutig. „Dabei möchte ich doch so gerne mal etwas gewinnen.“

Temari dachte kurz nach. Ach, was sollte es …

„Du kannst meins haben“, sagte sie letztendlich. „Aber ich bin nicht gerade ein Glückspilz, was das betrifft.“ Sie reichte dem Mädchen ihr Los.

„Oh, danke!“ Raiko umarmte sie überschwänglich, sodass ihr für einen Moment die Luft wegblieb. Aber das störte Temari nicht. Irgendwie freute sie sich sogar ein bisschen darüber … Seltsam, wie sehr ihr dieses Kind nach nicht einmal zwei Stunden ans Herz gewachsen war.

„Bedanke dich in ein paar Jahren, indem du zur Chuunin-Prüfung kommst“, entgegnete sie lächelnd.
 

Nach und nach wurden schließlich die Gewinnnummern gezogen.

„Der zweite Preis im Wert von einer halben Million Ryo geht an die Nummer 36!“

Eine Frau sprang begeistert auf und nahm ihren Gewinn entgegen.

„Und der erste Preis – eine wunderschöne zweiwöchige Reise – bekommt das Los mit der Nummer 87!“

Raiko schrie auf. „Die hab ich!“, meinte sie aufgeregt.

„Na, geh schon mit deiner Mutter nach vorne“, flüsterte ihr Temari zu.

Die Zwei standen auf, um den Preis entgegen zu nehmen.

Shikamaru zerknüllte gelangweilt sein Los und warf es weg. Dann sah er zu Temari und meinte: „Tja, das wäre der Hauptpreis gewesen.“

„Egal. Hätte ich das Los behalten, wär es mit Sicherheit eine Niete gewesen.“ Sie grinste ihn an. „Außerdem hab ich den Hauptpreis mit dir als Begleiter ohnehin schon gezogen.“

Shikamaru schwieg daraufhin. Ob er diese Aussage ernst nehmen sollte? Andererseits amüsierte es ihn ja schon irgendwie …
 

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Jup, die Kumo-Nins (die ich nur so nebenbei bemerkt sympathisiere xD) lassen grüßen. Das mit dem Kind war von vornherein geplant, der Raikage als Opa kam erst später dazu. Aber wer kann sich den Mann nicht als Großvater vorstellen? :D

Die Bedeutung von Raikos Namen liegt, glaube ich, auf der Hand (Rai = Donner). Auch ansonsten könnte sie das weibliche Gegenstück zu Konohamaru sein. xD

Gratia gratiam parit

Kapitel 30: Gratia gratiam parit
 

Temari trat auf den Balkon. Der Lärm von der Veranstaltung auf der anderen Seite des Hauses dröhnte selbst hier noch bis zu ihr. Sie sog die Luft ein. Es roch leicht nach einer Mischung von Verbranntem und gegrilltem Fleisch. Na ja, das war heute wohl nicht mehr zu ändern …

Sie ging zurück ins Zimmer, wo Shikamaru es sich bereits auf dem Bett gemütlich gemacht hatte. Temari setzte sich neben ihn.

„Vielleicht hätten wir doch unten bleiben sollen. Bei dem Krach da draußen kann ich sowieso nicht schlafen“, meinte sie.

Er nickte nur.

„Hast du gar keine Lust auf Shogi?“, hakte sie daraufhin nach.

„Nö. Ich hab inzwischen so viele Strategien für den Ernstfall gefunden, dass es Jahre dauern wird, die alle abzuarbeiten“, meinte er scherzhaft. „Ich bräuchte bloß mal wieder einen guten Gegenspieler. Hast du vielleicht …“

Abrupt schüttelte Temari ihren Kopf. „Nee, lass mal. Du bist darin einfach zu gut. Und ich hasse es zu verlieren.“ Sie grinste. „Aber wie wäre es mit einer Runde Maumau?“

„Darauf verzichte ich dankend.“

„Das war mir schon klar.“ Sie streckte sich aus und witzelte dann: „Wir können ja die Holzlatten an der Decke zählen.“

„Ich hab sie gezählt, als ich neulich nicht einschlafen konnte. Es sind genau vierhundertachtundneunzig“, entgegnete Shikamaru grinsend.

„Das hast du dir gemerkt?“

„Nur, weil mein Gehirn die letzten Tage nichts abzuspeichern hatte, was weniger bedeutungslos ist.“

„Du musst dich ja ziemlich langweilen wenn du dir schon so was merkst.“ Temari lachte auf, „Und was machen wir nun?“

„Weiß nicht. Wenn man ganz verzweifelt ist, gibt’s ja immer noch den Fernseher.“

„Nichts ist sinnloser, als den Abend vor der Glotze zu vertrödeln.“ Sie sah ihn an und er erwiderte ihren Blick.

„Dann sind wir uns einig?“, fragte Shikamaru nach.

Temari nickte. „Ja, sie bleibt aus.“ Sie schaute wieder an die Decke. „Und was tun wir stattdessen?“

„Na ja …“ Er schwieg einen Moment. „Wenn du willst, können wir ein bisschen reden oder so …“

„Reden?“, wiederholte sie überrascht. „Hab ich mich verhört?“

„Nein. Ist doch besser als rumzuliegen und sich stundenlang anzuschweigen“, warf er ein. „Außerdem teilen sich Frauen gerne mit.“

„Allerdings.“ Temari konnte die Aussage nur bestätigen, „Zu Hause hat mir nie jemand gerne zugehört. Aber was soll man von einem Haufen hektischer Shinobi auch erwarten?“

„Und dein Kindermädchen?“

„Mit der konnte ich gut reden, aber irgendwann kommt man in ein Alter, indem man vieles lieber für sich behält.“

„Zum Beispiel?“

„Spontan fällt mir da jetzt nichts ein, aber früher hab ich immer gerne Streits angezettelt. Deswegen mochten mich meine Mitschüler wohl auch nicht besonders.“

„Mitschüler?“

„Ja, eine richtige Akademie gibt es ja noch nicht lange. Bis wir als Genin mit Missionen angefangen haben, mussten wir auf eine Art Schule gehen, damit die Bildung nicht ganz auf der Strecke bleibt. Früher haben es viele Eltern aus Zeitmangel versäumt, ihren Kindern lesen und schreiben beizubringen oder weil sie es selbst nicht konnten. Der Unterricht hat auch Spaß gemacht, nur die Pausen waren öde, wenn man keine Freunde hatte.“ Sie grinste auf. „Heute denke ich, dass ich ziemlich bescheuert gewesen bin. Ein bisschen Freundlichkeit hätte nicht geschadet und mir einige langweilige Stunden erspart.“

„Das war sicher nicht ganz einfach für dich.“

„Na ja, dass man mich so oft ausgeschlossen hat, hatte ich mir ja selbst zuzuschreiben. Und zu Hause hatte ich immer Kankurou, mit dem ich spielen konnte, wenn wir beide nicht gerade bei Baki-san trainieren mussten. So gesehen hat mich das Alleinsein meist nicht so gestört.“ Temari sah wieder zu ihm herüber. „Nun aber mal zu dir: Wie lange kennst du Chouji eigentlich schon?“

„Sehr lange. Eigentlich schon, seit ich denken kann. Unsere Familien sind aber auch befreundet“, erzählte Shikamaru. „Richtig gute Freunde sind wir aber erst später geworden. Er wurde wegen seiner Figur beim Versteckspielen ausgegrenzt und ich hab mich dann für ihn eingesetzt.“

„Wie nett.“ Temari lächelte. „Mir gefällt die Oberflächlichkeit der Gesellschaft auch nicht. Ich achte zwar auch weitestgehend auf mein Aussehen, aber es gibt so viele Leute, die es damit übertreiben und dann andere beleidigen oder ausschließen, weil sie nicht in ihre Maßstäbe passen.“

„Allerdings. Als ob es nicht wichtigere Dinge gäbe …“ Er seufzte. „Aber immerhin gibt es doch noch ein paar Menschen, die wissen, worauf es ankommt.“

„Darf ich mich dazuzählen?“

„Jetzt schon.“ Er grinste scheinheilig.

Sie lachte auf. „Ich weiß schon, was du meinst.“ Sie drehte sich auf die Seite und spielte ein wenig mit der Decke herum. „Irgendwie komisch, aber inzwischen bin ich doch ganz froh, dass Gaara mich versetzt hat. So ausgeglichen wie in der letzten Woche hab ich mich noch nie gefühlt.“

„Deine Gesellschaft ist jetzt auch viel angenehmer als früher“, meinte Shikamaru daraufhin.

„Du weißt echt genau, was Frauen nicht hören wollen.“ Temari griff nach ihrem Kopfkissen und wollte es nach ihm werfen, doch noch bevor sie dazu kam, hatte er es ihr schon abgenommen.

„Sollte ich etwa lieber lügen?“, entgegnete er unbeeindruckt.

„Nein“, legte sie fest, entriss ihm ihr Kissen wieder, holte erneut aus und landete diesmal einen Volltreffer. „Trotzdem war das alles andere als charmant. Aber das kenn ich ja schon von dir.“ Sie grinste ihn dreist an.

„Du hättest deine Zickigkeit ja vorher schon reduzieren können“, schlug er vor. „Aber selbst die verleiht dir hin und wieder einen gewissen Charme.“

„Ich dachte, du wolltest nicht lügen.“

„Hab ich ja auch nicht.“

„Auch besser so für dich.“ Temari lächelte schelmisch.

„Dann bleibt mir wohl vorerst ein Wutanfall erspart?!“, fragte er neckisch.

„Wenn du drauf bestehst und so weiter machst, kannst du natürlich auch sofort einen zu hören bekommen.“

„Ach, das tust du doch sowieso nicht.“ Shikamaru sprang vom Bett auf, um einem weiteren Schlag von ihrem Kissen zu entgehen, zu dem sie ausgeholt hatte.

„Du kannst echt so richtig doof sein!“, entgegnete sie belustigt.

„Nein, ich weiß nur, wann du etwas ernst meinst und wann nicht.“ Grinsend ging er zur Tür. „Ich organisier mal eben was zu trinken. Irgendwelche Wünsche?“

„Ich könnte mal wieder eine Cola vertragen“, antwortete sie lächelnd.
 

Temari nutzte seine Abwesenheit und zog sich ein frisches Nachthemd an. Ihren Kimono hängte sie wie immer über die Stuhllehne. Dabei fiel etwas aus der Innentasche heraus.

Sie hob ein kleines Stück Papier auf. Es war der Zettel aus dem Glückskeks. Ihn hatte sie völlig vergessen …

Schmunzelnd las sie die beiden Sätze und im Gegensatz zu damals ärgerte sie sich gar nicht mehr über den Inhalt. Völlig abwegig fand sie es auch nicht mehr … Ja, vielleicht war sogar etwas dran. Temari grinste. Wenn sie mal an die letzten Tage so zurückdachte …

Sie nahm ihr Kunai, befestigte den Zettel am Griff und musterte es. Irgendwie kam sie sich ja schon ein wenig bescheuert vor … Lächelnd legte sie die Waffe zurück an ihren Platz. Das war schließlich nicht der erste beknackte Einfall gewesen, seit sie hier waren …

Sie legte sich wieder hin. Seltsam … Zum allerersten Mal fühlte sie sich heimisch, seit sie Sunagakure verlassen hatte. Und das hatte nichts mit diesem Ort zu tun … Ja, wie sentimental sie doch plötzlich geworden war …

Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Vor einer knappen Woche war es noch undenkbar gewesen. Aber nun …

Temaris Blick fiel unweigerlich auf ihren Nachttisch. Langsam wurde es ein bisschen merkwürdig, dass die Gerbera noch immer so frisch aussah wie am ersten Tag. Aber wer wusste auch schon, was die Budenbesitzerin an die Blumen getan hatte, damit sie so lange hielten … Ach, was für ein herrlich blödsinniger Gedanke! Vor kurzem wäre sie wohl niemals auf so eine Idee gekommen. Mensch sein konnte unter bestimmten Bedingungen doch toll sein …
 

Fünf Minuten später kam Shikamaru zurück. Seufzend setzte er sich.

„Die Leute draußen sind immer noch wie die Irren…“, meinte er anschließend. „Ich glaub, wir sind bisher die Einzigen, die gegangen sind.“

„Wir sind bestimmt auch die Einzigen neben den Kindern, die sich die Veranstaltung nicht mit Sake oder Bier schön getrunken haben“, entgegnete Temari grinsend.

„Wie wahr …“ Er reichte ihr die Flasche Cola, die er ihr mitgebracht hatte.

„Danke.“ Sie nahm einen Schluck. Eiskalt schmeckte sie wirklich am besten …

„Gibt es eigentlich einen Grund dafür, warum du hier so aufreizend herumliegst?“, warf er plötzlich ein.

„Findest du?“ Temari blickte kurz an sich herab und winkte ab. „Es gibt doch nichts zu sehen, das du nicht ohnehin schon kennst.“

„Wie schade …“, scherzte er daraufhin.

„Ach, nicht wirklich.“ Grinsend stand sie auf und zupfte ihr Nachthemd zurecht, ehe sie den Balkon betrat. Es lärmte zwar noch ziemlich von der Veranstaltung, aber immerhin hatte sich der Fleischgeruch verzogen.

„Willst du nicht auch rauskommen?“, fragte sie schließlich.

Shikamaru zuckte kurz mit den Schultern, bevor er beschloss, ihrem Vorschlag nachzukommen.
 

Temari lehnte sich rücklings weit über das Geländer, um in den Nachthimmel zu blicken.

„In Suna kann man viel mehr Sterne sehen“, meinte sie nach einer Weile.

„Dein Dorf liegt ja auch mitten in der Wüste“, entgegnete er leise. „Da sind die Nächte viel klarer.“

„Und vor allem kälter“, fügte sie hinzu. „So kalt, dass man gar keine Lust hat, sich lange draußen aufzuhalten, um die Sterne anzugucken. Also noch ein Pluspunkt für Hi-no-kuni.“ Sie lächelte bedächtig. „So langsam gewöhn ich mich wohl an alles.“

„Und was, wenn Gaara dich bald zurückruft?“

„Dann quatsch ich Sakura so lange zu, bis sie an meiner Stelle geht“, scherzte sie. „Kankurou würde sich sicher darüber freuen. Er steht nämlich auf sie.“

„Und Naruto freut sich weniger, weil er noch einen Konkurrenten mehr hat.“

„Na, das ist dann ja sein Pech. Würde er sich mal weniger wie ein Trottel aufspielen, hätte er bestimmt größere Chancen.“

„Da wir gerade bei dem Thema sind …“ Shikamaru wandte sich ihr zu. „Warst du eigentlich schon mal verliebt?“

„Ich?“, stieß Temari überrascht aus. „Wie kommst du denn jetzt darauf?“

Er antwortete lediglich mit einem Achselzucken.

„Ich muss mal überlegen …“ Sie verstummte einen Augenblick. „Nein, ich denke nicht. Alle Männer oder Jungs, mit denen ich früher oft zu tun hatte, waren entweder zu alt oder meine Brüder.“ Sie setzte ein Lächeln auf. „Und wie sieht’s mit dir aus? Lass mich raten: Es war dir entweder zu lästig oder zu anstrengend. Oder vielleicht auch beides zusammen.“

„Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen.“ Er grinste. „Wenn man mit einem Sasuke-Fangirl in einem Team war, musste es ja auch so kommen.“

„Ja, das kann man dir wohl nicht verübeln“, meinte Temari amüsiert. „Aber ich muss zugeben, dass ich ihn bei der ersten Begegnung auch recht süß gefunden habe. Wenn ich daran zurückdenke, ist mir das echt peinlich. Dafür schäme ich mich heute noch.“

„Da ist wirklich Fremdschämen angesagt“, erwiderte er scherzhaft.

Temari lächelte verlegen. „Allerdings. Dabei ist dieser Uchiha-Bengel wohl mit Abstand der arroganteste und egoistischste Typ unter der Sonne.“

„Ich mochte ihn auch nie besonders.“

„Ich frag mich wirklich, wie den nur so viele Mädchen toll finden konnten. Schließlich täuscht auch gutes Aussehen auf Dauer nicht über einen zweifelhaften Charakter hinweg.“

„Gut gesprochen.“
 

Da Temari vom Hochstarren langsam der Nacken wehtat, wandte sie sich um und legte diesmal ihre Unterarme auf das Geländer, um ihren Kopf darauf zu betten.

„Eine Sternschnuppe …“, sagte sie kurz darauf. „Und hast du dir etwas gewünscht?“ Aus den Augenwinkeln linste sie zu Shikamaru herüber.

Er schüttelte den Kopf. „An so was glaub ich nicht.“

Temari grinste. „Ich auch nicht. Ist doch wieder nur so ein Blödsinn, den sich irgendwer vor lauter Langeweile ausgedacht hat.“

„Wohl wahr … Träume sind ja nichts schlechtes, aber man muss ja nicht gleich an alles glauben.“

„Und da träumen dein Hobby ist, musst du es ja wissen.“ Sie lachte auf. „Oder was meinst du?“

„Ich lass dein Kommentar einfach mal so stehen“, pflichtete er ihr grinsend bei.
 

Sie redeten noch eine ganze Weile über dieses und jenes.

Schließlich meinte Temari: „Hörst du das?“

„Nein, was denn?“

„Das ist es ja. Endlich Ruhe.“ Sie gähnte herzhaft und warf einen Blick auf die Uhr im Zimmer, die über der Tür hing. Schon halb zwei … Da hatten sie sich ja wirklich ziemlich lange unterhalten …

Sie streckte sich ausgiebig. „Ich geh dann zu Bett.“

„Okay.“ Shikamaru ließ seinen Blick noch kurz gen Himmel schweifen. Tja, was er in den letzten Stunden so alles von ihr erfahren hatte …
 

Temari betrachtete kurz das Kunai auf dem Nachttisch. Ja, ja, dieser Zettel …

Sie drehte sich um und seufzte in ihr Kopfkissen. Genau so musste das Leben sein.

Shikamaru beobachtete sie einen Augenblick. „Gute Laune?“

Temari blickte auf. „Ja, kann man so sagen.“ Sie ließ ein Grinsen aufblitzen, nur um sich dann wie die Nächte zuvor zu ihm zu legen. „Du hast gesagt, ich soll nicht mehr fragen“, setzte sie nach.

„Schon klar“, meinte er gelassen. Gerechnet hatte er zwar weniger damit, aber so war es nur umso besser. „Dann schlaf mal schön.“

„Das werd ich ganz bestimmt“, schloss sie flüsternd, ehe sie sich ihm noch ein wenig näherte.
 

Ihre Gedanken kreisten einen Moment lang um den Inhalt des Zettels. Jetzt war sie sich ganz sicher:

Gunst erzeugte Gunst und aus Freundschaft konnte tatsächlich Liebe werden.

Manchmal war es kaum zu glauben, was das Leben so für Überraschungen bereit hielt.
 

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Jaja, der Groschen ist auch endlich bei Temari gefallen. :D

Die Gesellschaftskritik (u.a. die Oberflächlichkeit) war beabsichtigt. Bei den Sasuke-Fans entschuldige ich mich an dieser Stelle. Aber ich mag ihn einfach nicht.

Ansonsten hoffe ich, dass alles irgendwie logisch klingt. Ich hab wirklich lange überlegt, wie ich das mit der Art Schule in Sunagakure umsetzen soll. Jedenfalls denke ich nicht, dass Allgemeinbildung für Kinder erst nach Eröffnung einer Ninja-Akademie stattgefunden hat. Aber Kishimoto (der dieses Rätsel (?) wohl nie lösen wird), wird wohl hoffentlich nicht so hinterwäldlerisch gedacht haben und den Ninja-Nachwuchs ihrem Schicksal überlassen haben. :D

Gefühle

Zuallererst ein großes Dankeschön an Temari_Sabakuno! Vielen, vielen Dank für deine Kommentare! :)

Aber nein, ich unterschätze Temari wirklich nicht. Mehr dazu natürlich in den nächsten Kapiteln. :D
 

So, dann wünsche ich viel Spaß beim Lesen!^^
 

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Kapitel 31: Gefühle
 

Temari grinste selig vor sich hin. Das lag allerdings nicht nur an der allgemein guten Laune, den sie momentan hatte, sondern viel mehr war es ihr plötzlich aufgewalltes Gefühlsleben, das seinen größten Anteil daran hatte. Tja, gerade sie, die als grausam titulierte Kunoichi aus Sunagakure, hatte sich tatsächlich verliebt. Und das Beste daran war, dass es ihr nicht einmal unangenehm war. Es war zwar auf irgendeine Weise komisch, doch alle negativen Aspekte waren bisher ausgeblieben. Und vielleicht würde das ja auch so bleiben …

Sie blickte neben sich. Es war wohl so eine Art Ironie, dass ihre Wahl ausgerechnet auf ihn gefallen war. Aber immerhin war es eine der guten Sorte …

Wenn Temari an früher zurückdachte, war es nicht nur unerwartet, sondern vor allem seltsam. Fast vier Jahre kannte sie ihn nun schon und hatte ihn anfangs nicht einmal besonders leiden können. Sie erinnerte sich noch gut daran, als Gaara ihr vor ein paar Monaten gesagt hatte, er versetze sie nach Konoha … Wie sie sich darüber aufgeregt hatte! Und nun hatte sie nicht einmal mehr das Verlangen, überhaupt in nächster Zeit nach Suna zurückzukehren. Da konnte sie bloß hoffen, dass ihr Bruder das ebenfalls nicht im Sinn hatte.
 

Möglichst unbemerkt stand sie auf und schnappte sich einen sauberen Kimono und Unterwäsche. Erst einmal würde sie duschen gehen und sich einfach später um alles weitere Gedanken machen.
 

Als Temari wiederkam, war Shikamaru bereits wach.

„Guten Morgen“, meinte sie. Dann warf sie ihr Nachthemd in die Ecke und setzte sich. „Wie siehst du denn aus?“

Er erwiderte nichts, sondern gähnte nur.

„Wohl noch nicht so ganz ausgeschlafen, was?“, stellte sie lächelnd fest.

„Sechs Stunden sind einfach zu wenig.“

„Du meinst für dich. Was machst du bloß auf längeren Missionen?“

„Ich meinte auch sechs Stunden in der Freizeit.“

„Das erklärt natürlich alles.“ Sie grinste. „Du kannst dich ja heute Mittag noch mal hinhauen.“

„Also, darauf kannst du wetten!“, stimmte er zu.

„Wollen wir dann frühstücken?“

„Gleich. Ich brauch eben noch fünf Minuten …“ Mit diesen Worten legte er sich wieder hin.

„Du kommst morgens wirklich schlecht in die Gänge.“

„Das sagt genau die Richtige“, konterte Shikamaru.

„Das liegt nur an dir“, entgegnete Temari unbeeindruckt. „Seit wir hier sind, färbst du nämlich ganz schrecklich auf mich ab.“

„Das ist sicher auch der Grund, warum ich dich jetzt viel sympathischer finde.“

Sie lachte auf. „Dasselbe gilt auch umgekehrt.“ Dann legte sie sich ebenfalls hin.

Da sie nicht weit von ihm entfernt war, vernahm er den Duft ihrer Haare.

„Was für ein Shampoo benutzt du?“, fragte er schließlich.

„Eins mit Vanille-Extrakten“, erwiderte sie verwundert. „Warum fragst du?“

Shikamaru zuckte mit den Schultern. „Nur so … Es riecht nämlich ganz gut. Und es passt zu dir.“

„Nicht doch …“ Sie spürte, dass ihr ein wenig warm wurde.

„Du wirst übrigens immer ganz rot, wenn man dir ein Kompliment macht“, merkte er überflüssigerweise an.

Temari wandte sich in eine andere Richtung. „Ach, das bildest du dir nur ein.“ Anschließend stand sie auf und ging zur Tür. Im Gehen erhaschte sie einen Blick auf ihr Spiegelbild. Verdammt, er hatte Recht …

„Was ist? Brauchst du ’ne Extraeinladung?“, forderte sie ihn auf.

Shikamaru stöhnte auf. „Ja, ja …“, meinte er, blieb aber alles andere als beeindruckt.

Temari seufzte. Ein etwas ruhigeres Gemüt könnte ihr manchmal wirklich nicht schaden …

„Na ja, ich geh dann schon mal vor“, schloss sie deutlich gelassener.
 

Unten angekommen, suchte sie sich zuallererst in aller Ruhe ihr Frühstück zusammen und setzte sich dann an einen leeren Tisch in der Nähe. Davon gab es ohnehin eine ganze Menge, denn es schien, als hätte gerade mal eine Handvoll Leute den Weg aus dem Bett gefunden. Temari war sich ziemlich sicher, dass einige noch ihren Rausch von gestern Abend ausschliefen. Aber das war umso besser, denn so herrschte wenigstens kein Tumult und sie konnten zur Abwechslung einmal in Ruhe frühstücken.
 

Nach kurzem Warten beschloss sie, wenigstens schon mal die Brötchen aufzuschneiden. Dann kam ihr allerdings die Idee, den Rest auch noch zu machen. Für ihr Gemeckere von eben war das das Mindeste, was sie für Shikamaru tun konnte. Wahrscheinlich war er sowieso noch so verschlafen, dass er ewig dafür brauchen würde …

Sorgfältig bestrich sie die Brötchenhälften mit Erdbeermarmelade. Eigentlich hatte sie gar keine Ahnung, ob er die überhaupt gerne mochte – andererseits war er ja auch nicht gerade ein Feinschmecker. Außerdem: Wer verschmähte denn schon Erdbeermarmelade? Temari kannte jedenfalls niemanden. Vielleicht hatte sie ja Glück und er tat es ebenfalls nicht.

Danach holte sie etwas zu trinken. Bei ihr musste heute mal wieder der Kaffee herhalten – gesüßt, aber ohne Milch. Und für Shikamaru? Der Kaffeetrinker war er ja nicht … Aber mit Orangensaft konnte sie wohl nicht allzu viel falsch machen.
 

Sie nahm erneut Platz und sah sich um.

Der Mann, den sie beschatten sollten, saß drei Tische vor ihr. Er las gerade eine Zeitung … Temari musterte ihn noch ein wenig genauer und sie bekam den Eindruck, dass er irgendwie nervös wirkte. Ihr fiel ein, dass sie ihn gestern auf der Veranstaltung auch nicht gesehen hatte. Was das wohl zu bedeuten hatte? Ach, vielleicht hatte er ja von Tsunade einen Brief bekommen, dass er seinen Job nicht gut genug machte oder ähnliches …

Obwohl … Na, egal. Was auch immer es war, es interessierte sie ohnehin nicht besonders. Das hier war garantiert abgesprochen. Darüber brauchte sie gar nicht weiter nachzudenken.
 

Temari grinste. Normalerweise wäre sie schon längst von hier abgehauen und der Hokage für diesen Schwachsinn aufs Dach gestiegen. Wenn bloß der Urlaub nicht so toll wäre … Wunderbar, wenn man mal entspannen und dem Trubel eines Ninjadorfes entkommen konnte. Dazu noch diese Begleitung … Unter den derzeitigen Umständen lohnte sich das umso mehr für sie. Liebe fühlte sich zwar merkwürdig an, doch sie machte das Leben auf irgendeine Weise um ein Vielfaches schöner. An die nähere Zukunft wollte sie da noch nicht denken. Auch wollte sie sich auf keinen Fall irgendwelchen Träumereien oder Illusionen hingeben. Sonst konnte die Enttäuschung am Ende womöglich nur noch größer ausfallen. Auf dem Boden der Tatsachen bleiben hieß die Devise. Fakt war ja auch, dass sie sich wirklich gut verstanden. Das allein war schon eine ganze Menge wert.

Weitere Gedanken dazu musste sie auf später verschieben, denn dummerweise erwiderte der Mann plötzlich ihren Blick. Mist, warum hatte sie vorher nicht woanders hinstarren können?

Abrupt schaute sie auf ihren Teller und tat, als wäre nichts gewesen. Nebenbei nahm sie noch einen Schluck Kaffee, um sich abzulenken und möglichst unauffällig zu wirken. So etwas Blödes war ihr ja lange nicht passiert …

Schließlich linste sie kurz über den Rand ihrer Tasse. Der Mann war bereits wieder in sein Käseblatt vertieft. Das war wohl gerade noch mal gut gegangen …
 

Wenige Minuten später tauchte endlich Shikamaru auf. Schwerfällig setzte er sich neben sie.

„Ich dachte schon, du bist wieder eingeschlafen“, meinte Temari.

„Fast.“ Er gähnte. „Warst du das hier?“ Er deutete auf die Marmeladenbrötchen.

„Ja, ich war mal so frei“, entgegnete sie lächelnd. „Aber wenn du …“ Sie brach ab. Da er ein großzügiges Stück abgebissen hatte, war ihre Frage wohl überflüssig. „Schmeckt es?“, setzte sie nach.

„Wie immer. Warum fragst du?“

„Nur so. Ich wollte nur sichergehen.“

„Keine Bange, du hast mich nicht vergiftet“, scherzte er nun.

Temari lachte auf. „Das wollte ich doch bloß hören.“
 

Da es draußen in Strömen regnete und Shikamaru ohnehin noch sehr müde war, gingen sie nach dem Frühstück wieder auf ihr Zimmer. Dort legte er sich hin und sie versuchte irgendwie anders die Zeit totzuschlagen.

Zuerst trieb es sie auf den Balkon.

Eine Weile beobachtete Temari gedankenverloren den Regen. Sie mochte das Rauschen, wenn er auf den Boden prasselte, sehr gerne. Es wirkte ungemein beruhigend und entspannend auf sie. Auch das gab es in Suna leider viel zu selten.

Schließlich ging sie wieder hinein. Ihr Blick fiel auf ihren Fächer, der in einer Ecke an der Wand lehnte. Eine ganz leichte Staubschicht hatte sich inzwischen auf ihm gebildet. Kein Wunder, wenn er schon seit zehn Tagen dort herumstand.

Sie nahm ihre Lieblingswaffe hoch und entfernte den gröbsten Staub. Sie wiegte ihn einen Moment lang in ihren Händen und musste feststellen, dass er ihr ungewohnt schwer vorkam.

Temari stellte ihn zurück. Egal, sie würde sich schon wieder daran gewöhnen. Spätestens, wenn es zurück nach Konoha ging.
 

Wehmütig sah sie einen Augenblick durch das Fenster. Der Regen war inzwischen noch heftiger geworden. Anschließend blitzte es kurz auf, dann ertönte ein lautes Donnergrollen. Die ersten Vorboten eines Gewitters …

Sie setzte sich auf das Bett und beobachtete Shikamaru. Er schlief natürlich in aller Seelenruhe weiter.

Temari legte sich ebenfalls hin und griff nach ihrem Buch. Sie durchblätterte es desinteressiert. Zu dumm, dass ihr zum Lesen gerade so gar nicht der Sinn stand …

Also tat sie es zurück, starrte schlicht und weg an die Decke und horchte nebenbei dem Unwetter. Trotz des Donners konnte sie sich immer noch wunderbar entspannen.

Sie schloss die Augen, um ihre Gedanken ein wenig zu ordnen. Sie dachte daran, wie wohl die Zeit nach dieser Mission aussehen würde. Irgendwie war alleine die Vorstellung ernüchternd, von hier wegzumüssen … Schrecklich, wie sehr sie sich an diese Situation gewöhnt hatte. Immerhin hatte sie sich sonst nirgendwo außerhalb Sunagakures irgendwie zuhause gefühlt. Aber das gehörte wohl zum Verliebtsein dazu: Dass man dort sein wollte, wo auch die bessere Hälfte war. Wahrscheinlich fühlte man sich in diesem Zustand überall wohl …
 

Temari drehte sich um und blickte Shikamaru ins Gesicht. Sie grinste. Sogar im Schlaf sah er noch irgendwie gelangweilt aus … Wenn er wach war, hatte sie dieser Gesichtsausdruck nicht bloß einmal auf die Palme gebracht. Was hatte sie sich schon oft wegen seiner Antriebslosigkeit aufgeregt! Ein Wunder, dass die Planung der Chuunin-Prüfung da immer rechtzeitig fertig wurde … Aber ob gelangweilt oder faul, er blieb halt einfach ein Genie. Ein besonders Liebenswertes noch dazu.
 

Sie seufzte leise. Jetzt, da sie wusste, was er ihr bedeutete, hatte sie keine rechte Ahnung, was sie nun machen sollte. Normalerweise war sie ja eine Frau der Tat, aber in diesem Fall … Sollte sie ihn einfach von der Seite anquatschen und sagen, was sie empfand? Nein, die bloße Vorstellung war lächerlich. Zudem hemmte es sie, dass sie womöglich eine Abfuhr bekommen würde.

Schließlich entsprach sie auch so gar nicht seiner Vorstellung, wie die ideale Frau sein sollte. Okay, da sie zwei jüngere Brüder hatte und vor allem für Kankurou teilweise die Ersatzmutter gespielt hatte, konnte sie gut für andere sorgen. Der springende Punkt war jedoch, dass sie äußerst zickig sein konnte, nicht viel von der klassischen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau hielt und auch eine gewisse Dominanz ließ sich nicht verschweigen … All das bezeichnete Shikamaru als anstrengend, mühsam oder nervig. Nicht zu vergessen war auch ihr fehlendes Talent für alles, was in der Küche stattfand.

Jedes Mal, wenn sie sich an Kochen oder Backen versucht hatte, war es gründlich daneben gegangen. Dafür hatte Kankurou sie nicht nur einmal als ungeschickt bezeichnet. Allerdings auch zu Recht. Sie war eben eine Kämpferin und kein Hausmütterchen. Dazu kam noch der kleine Altersunterschied von ganzen drei Jahren … Ja, was für wundervolle Voraussetzungen sie doch mitbrachte. So würde er sie doch niemals nehmen …

Mist, warum hatte sie sich ausgerechnet in ihn verlieben müssen? Ein wirklich dummer Zufall. In ihrem nächsten Leben würde sie auf alle Fälle dafür sorgen, dass sie nur mit Gleichaltrigen oder Älteren zusammenarbeiten musste. Dann war zumindest das Altersproblem ausgeräumt. Nur war das in diesem Leben wohl nicht mehr zu ändern. Na ja, vielleicht auch besser so. Sie wusste ja nicht, was die Zeit noch so brachte. Eventuell gab sie morgen schon den Löffel ab und dann war ohnehin alles egal … Nahm sie halt ihre Gefühle mit ins Grab. Dann musste er zumindest nicht übermäßig um sie trauern.

Ach, so ein beschissener Gedanke … Zum Sterben war es definitiv noch zu früh.
 

Temari überdachte alles noch einmal kurz. In Anbetracht der Tatsachen hatte sie wirklich nicht gerade die größten Chancen … Allerdings galt das umgekehrt auch für ihn. Sie hätte sich niemals träumen lassen, sich jemals in einen so passiven, demotivierten Menschen zu verlieben. Aber na ja … Gegensätze zogen sich wohl doch häufig an. Und nicht nur kampftechnisch würden sie sich durch ihre Eigenschaften gut ergänzen. Wie Tsunade einst gesagt hatte: Sie konnte ihn mit ihrer Art antreiben, wenn es nötig war und er konnte im Gegenzug mit Ruhe und Gelassenheit auf sie einwirken, wenn sie es übertrieb. Beides kam ja nicht gerade selten vor …

Ja, so gesehen würden sie ein richtig gutes Team abgeben. Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum sie jetzt schon so lange die Chuunin-Prüfung zusammen vorbereiteten. Ein kluger Schachzug von Gaara und Tsunade …

Sie seufzte. Alles in allem war sie noch nie in ihrem Leben so ratlos gewesen. Was das Gefühlsmäßige betraf, ließ sie besser erst einmal alles auf sich zukommen. Vielleicht ergab sich in nächster Zeit ja eine günstige Gelegenheit …
 

Temari griff nach der Fernbedienung. Eventuell lief ja etwas Kurzweiliges, womit sie sich bei dem Wetter die Zeit vertreiben konnte …

Auf jedem Programm rieselte allerdings der Schnee und so schaltete sie das Gerät schnell wieder ab. Bei dem Sturm hätte sie sich das auch gleich denken können.

Angenervt machte sie es sich wieder auf dem Bett bequem. Dann tat sie es eben wie Shikamaru und schlief eine Weile. Im Schlaf vergingen die Stunden zum Glück sehr schnell …
 

Shikamaru gähnte herzhaft. Endlich hatte er ausgeschlafen …

Er warf einen Blick nach draußen. So laut, wie es momentan gewitterte, musste er so fest wie ein Stein gepennt haben. Das fiel ihm außerhalb von Missionen aber auch nicht besonders schwer.

Er wandte sich um und erblickte Temari. Sie sah wieder einmal äußerst friedlich aus … Doch er wusste es natürlich besser.

Da das Fenster angekippt und es somit nicht besonders warm im Zimmer war, deckte er sie zu. Sie musste sich ja nicht unbedingt erkälten.
 

Er musterte sie eine Weile. Hin und wieder hörte er ihren leisen Atem. Shikamaru lächelte unbewusst. Sie hatte zwar unbestritten ihre Ecken und Kanten, aber trotzdem war sie doch auf ihre Art ein wundervoller Mensch. Komisch, dass er das nicht schon viel eher bemerkt hatte. Sicher konnte es daran liegen, dass sie charakterlich gewisse Parallelen zu seiner Mutter Yoshino aufwies, was auf den ersten Blick eher abschreckend auf ihn gewirkt hatte. Trotzdem war Temari wieder anders …

Egal. Seine Vorstellungen von einer perfekten Ehefrau musste er wohl endgültig über Bord werfen. Sein Vater hatte tatsächlich Recht gehabt: Auch eine anstrengende Frau hatte ihre guten Seiten. Und Temari hatte davon deutlich mehr, als sie bis vor kurzem gezeigt hatte. Die weniger Guten nahm er dafür doch gerne in Kauf …
 

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Irgendwie finde ich dieses Kapitel hinterher doch ein bisschen kitschig. Na ja, wohl dieses typische Rosarote-Brille-Schema, wenn man verliebt ist. Aber das verschwindet bald wieder. :D

Regen

Vielen Dank wieder an Temari_Sabakuno! Nein, nein, nichts zu danken. Ich bin wirklich froh, wenn ich doch mal ein Kommentar bekomme. :)
 

Dieses Kapitel ist zwar etwas kurz geraten, aber ich hoffe, ihr habt trotzdem euren Spaß daran. :D
 

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Kapitel 32: Regen
 

„Na Schlafmütze, endlich aufgewacht?“, wurde Temari von ihrem Begleiter begrüßt.

Da es im Zimmer unnatürlich hell war, rieb sie sich erst einmal die Augen. Als diese sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, fiel ihr als allererstes Shikamarus breites Grinsen auf.

„Zu meiner Verteidigung: Du hast zuerst geschlafen!“, äußerte sie sich daraufhin.

„Nur bin ich schon seit drei Stunden wieder wach.“

„Drei Stunden?“ Sie kratzte sich am Kopf und schaute schließlich auf die Uhr. Es war fast zwei …

„Du bist echt zu ’ner Langschläferin mutiert“, merkte er an.

„Ach, was. Ich hol nur den Schlaf nach, der mir die letzten Jahre gefehlt hat“, lautete ihr Argument.

Sie setzte sich auf und blickte hoffnungsvoll nach draußen, nur um gleich darauf festzustellen, dass es noch immer regnete und stürmte. Die blöde Zimmerlampe hatte sie geblendet …
 

Da Temari nichts Besseres zu tun hatte, ließ sie sich doch zu einer Partie Shogi breitschlagen. Nach einer Weile schien sie sogar leicht im Vorteil zu sein.

„Kein schlechter Zug“, meinte Shikamaru nachdenklich. „Nur leider“ – er nahm einen Spielstein – „hast du trotzdem verloren.“ Er setzte ihren König matt.

„Mist!“, fluchte sie auf. „Du hast mich in die Ecke gedrängt, ohne dass ich es bemerkt hab.“

„Ein typischer Anfängerfehler“, entgegnete er, ohne überheblich zu wirken.

„Na, dann darf ich mir ja diese Niederlage erlauben.“ Sie grinste. „Aber gegen dich werd ich wohl nie eine Chance haben.“

„Ja, wahrscheinlich nicht.“

„Vielleicht schaff ich’s ja mal, wenn du krank oder halbtot in der Ecke liegst“, scherzte sie.

„Selbst dann würde ich keinen Ryo auf deinen Sieg wetten.“ Er zwinkerte ihr kurz zu.

„Du scheinst ja sehr überzeugt von dir zu sein“, antwortete sie amüsiert. „Und deswegen fordere ich eine Revanche.“

„Jetzt sofort?“

Temari nickte selbstsicher. „Ich kann das ja schlecht auf mir sitzen lassen.“

Shikamaru setzte seine Shogisteine in die Startformation zurück. „Tja, das ist dein Pech. Im Shogi lass ich mich wirklich nicht von einer Frau schlagen.“

„Das hat doch generell noch keine geschafft“, erwiderte sie lächelnd, während sie ihre Steine ebenfalls positionierte. „Die Chuunin-Prüfung zählt nicht, weil du mich hast gewinnen lassen.“

„Und was ist mit dem Mädchen aus Oto?“

„Die gilt auch nicht. Ich bin schließlich gekommen, bevor sie dich umbringen konnte.“

„Dass du sie für mich fertig gemacht hast, ist schlimmer als jede Niederlage.“

„Nicht in Anbetracht der Tatsache, dass du ansonsten ins Gras gebissen hättest.“

Er grinste. „Gegen deine Argumentation ist echt kein Kraut gewachsen.“

„Was hast du denn gedacht?“ Gut gelaunt musterte sie noch einmal kurz die Aufstellung. „Wer fängt an?“

„Na derjenige, der verloren hat.“

Sie ließ ein Grinsen aufblitzen. „Beim nächsten Mal bist du das dann wohl.“
 

Natürlich war sie davon alles andere als überzeugt. Nur warum auch nicht mal freiwillig verlieren, wenn es doch so schön war, auf diese Weise die Zeit mit ihm totzuschlagen? Normalerweise widerstrebte es ihr ja, um einen unerreichbaren Sieg zu spielen. Aber unter diesen Umständen …
 

Shikamaru wartete auf ihren nächsten Zug. Nebenbei warf er einen flüchtigen Blick auf seinen König. Das Gespräch mit Asuma, kurz bevor er gestorben war, kam ihm in den Sinn. Ja, der König …
 

„Träumst du?“ Temari unterbrach seine Gedankengänge. „Du bist dran!“

„Ja …“, stammelte er und setzte nach: „Ich … überlege noch.“ Er hatte gar nicht mitbekommen, dass sie schon gesetzt hatte …
 

Sie seufzte auf. „War ja klar …“

„Noch eine Revanche oder reicht dir das erstmal?“, hakte er nach.

„Ich hab genug. Zu verlieren ist einfach nicht meine Art.“ Sie grinste schief.

„Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell klein beigibst“, neckte er sie daraufhin.

„Ja, ich auch nicht“, pflichtete sie ihm selbstironisch bei. Sie streckte sich auf dem Boden aus und sah aus dem Fenster. „Hab ich schon erwähnt, dass ich Regen hasse?“

„Nicht oft genug“, entgegnete Shikamaru. „Irgendwann hört er schon wieder auf.“

„Das bringt nur leider für den Moment nichts“, bedauerte Temari. „Langweilig, wenn man nicht mal nach draußen kann.“

„Du kannst schon. Vorausgesetzt, dass du nass bis auf die Knochen werden möchtest.“

„Nein, danke. Da verschlaf ich lieber den Rest des Tages.“ Sie gähnte. „Nicht, dass wir hier nicht ohnehin schon oft genug auf der faulen Haut liegen …“

„Daran gewöhnt man sich schneller, als man denkt.“

„Dummerweise. Ich glaub, so wenig Lust auf gar nichts hatte ich noch nie …“ Sie konnte ein weiteres Gähnen nicht unterdrücken. „Und jetzt?“

„Wie wär’s mit Karten spielen?“ Er antwortete mit einer Gegenfrage. „Da stehen deine Chancen zu gewinnen nicht so schlecht.“

„Nicht so schlecht?“, wiederholte sie gespielt empört. „Ich würde mal sagen: Sie sind besser als deine!“ Sie streckte sich und fischte das Skatblatt vom Nachttisch, mischte es anschließend und teilte aus. „Diesmal fängst du an.“
 

Temaris Laune war wieder bestens. Die letzten fünf Spiele hatte sie allesamt gewonnen und auch bei diesem sah es nicht schlecht aus …

Sie überlegte, welche Karte sie spielen sollte. Die Sieben und Shikamaru gleich über den Tisch ziehen oder doch so nett sein und eine Neutrale nehmen? Ach, was … Nur weil sie sich in ihn verliebt hatte, hieß das ja nicht, dass sie nett sein musste …

Also setzte sie ihr dreistestes Grinsen auf und meinte: „Tja, das war’s für dich!“ Sie legte die Sieben. „Bitteschön! Zwei ziehen!“

Shikamaru brummte etwas Unmissverständliches. Ehe er vom Stapel ziehen konnte, hatte Temari schon ihre letzte Karte auf das Brett geworfen.

„Und wieder gewonnen!“, fügte sie unnötigerweise noch hinzu.

Er seufzte und warf seine verbliebenen Spielkarten beiseite. „Gönnst du mir denn gar keinen Sieg?“

„Wenn du mich so fragst … Nein!“ Sie lachte auf.

„Beim nächsten Mal hast du sicher nicht mehr so viel Glück.“

„Höchstwahrscheinlich nicht. Aber bis dahin bin ich dir klar überlegen!“ Sie blickte zur Uhr. „Wie sieht’s aus? Abendessen gefällig?“
 

Temari tat sich eine Portion Reis auf. „Auch etwas?“, fragte sie Shikamaru.

Dieser antwortete mit einem Nicken.

Als sie sich ihr Essen komplett zusammengesucht hatten, setzten sie sich.

Während Temari es für das Beste hielt, ihren Magen, der seit geraumer Zeit knurrte, ruhigzustellen, blickte Shikamaru flüchtig durch die Menge. Eine kleine Gruppe kam klitschnass durch die Tür und überschwemmte den Fußboden. Daraufhin kam die Frau von der Rezeption und wies die Beteiligten scheinbar höflich in die Schranken. Shikamaru zuckte kaum merklich mit den Schultern. Wie konnte man auch nur bei dem Wetter draußen herumlaufen … Indessen fiel ihm ein Mann auf, der wohl ebenso Bekanntschaft mit dem Regen machen wollte: das eigentliche Zielobjekt dieser Mission.

Wahrscheinlich hätte Shikamaru sich nichts weiter dabei gedacht, hätte er nicht irgendwie besorgt und hektisch ausgesehen … Na ja, vielleicht hatte er sich ja eine Rüge von Tsunade eingehandelt …
 

Wie lange die Hokage Temari und ihn wohl noch hierbleiben ließ? Ja, für immer wäre ihm momentan wirklich am liebsten … Trotzdem drängte es ihn, es ihr zu sagen. Abwarten war schön und gut, die Unwissenheit war es allerdings nicht. Es fühlte sich nicht besonders toll an, nicht zu wissen, woran man war.
 

„Möchtest du gar nichts essen?“, unterbrach Temari seinen Gedankengang.

„Doch, doch“, erwiderte er rasch. „Ich hab nur gerade gesehen, wie der Beschattungs-Typ nach draußen gegangen ist.“

Temari deutete ein Schulterzucken an. „Na, wenn’s ihm Freude macht …“

„Er wirkte aber irgendwie unruhig.“

„Das ist mir heute Morgen auch schon aufgefallen, als ich Frühstück gemacht hab.“

„Meinst du, es steckt was dahinter?“

„Ich weiß nicht. Vielleicht ärgert er sich bloß darüber, dass sein Urlaub demnächst zu Ende gehen könnte.“

„Wer würde sich darüber denn nicht ärgern?“

„Na, ich. Zumindest bis mich vor ein paar Tagen ein gewisser Jemand mit seiner Faulheit angesteckt hat.“ Sie lachte.

„Ich hab keine Ahnung, von wem du sprichst“, feixte Shikamaru.
 

Temari seufzte. Jetzt starrte sie schon seit geschlagenen fünf Minuten aus dem Fenster, aber das Wetter wollte nicht besser werden. Dabei hatte sie gar keine Lust darauf, gleich wieder sinnlos auf dem Zimmer zu hocken …

Plötzlich fiel ihr etwas ein. Warum hatte sie daran nicht schon viel früher gedacht?

Abrupt wandte sie sich zu Shikamaru um, der noch mit den letzten Resten seines Reises beschäftigt war, faltete ihre Hände und legte ihr Kinn darauf.

„Wie wäre es, wenn wir nach dem Essen nach draußen gehen?“, fragte sie lächelnd.

Er runzelte die Stirn. „Du hast schon nach draußen gesehen?“

„Ja, aber mir ist gerade eingefallen, dass ein Teil der Terrasse überdacht ist. Da könnten wir uns doch ’ne Weile hinsetzen.“

Shikamaru schien zu überlegen und schwieg.

„Ach, komm schon!“, setzte Temari deswegen nach. „Wenn wir noch länger oben in der Bude hocken, krieg ich ’ne Krise.“

Er atmete auf. „Na, gut. Wie kann ich bei den Aussichten auch Nein sagen …“

Eindrücke

Kapitel 33: Eindrücke
 

Genüsslich atmete Temari die Regenluft ein und fühlte sie sich gleich wohler.

Shikamaru verschränkte die Arme, schloss die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl weit zurück. Wenn er dem Regen etwas abgewinnen konnte, dann war es die Geräuschkulisse. Bei dem regelmäßigen Plätschern konnte er wunderbar ausspannen …

Temari tat es ihm eine Weile gleich. Sie linste nur hin und wieder, um in den mit Wolken verhangenen Himmel zu blicken, in der Hoffnung, dass er sich baldmöglichst lichtete.
 

Tatsächlich kam ein Ende am Horizont in Sicht und das Wetter besserte sich allmählich.

Nun starrte sie in Richtung Wald. Der Mann kam ihr in den Sinn. Was ihn wohl dazu trieb, durch den strömenden Regen zu laufen?

Sie meinte, einen Schatten im Dunkel des Waldes zu erkennen. Sie schüttelte den Kopf. Hatte sie denn schon einen Knick in der Optik?

Gespannt verfolgte Temari das vage Geschehen noch ein wenig. So in Gedanken schrak sie plötzlich hoch, als sie ein Rascheln ganz in der Nähe vernahm. Ihr Puls raste für einen Moment schneller, doch dann hielt sie inne. Eine kleine Schlange hatte das Geräusch verursacht.

Sie atmete auf. Auch nach dem Zwischenfall vor ein paar Tagen war sie immer noch recht schreckhaft. Höchste Zeit, dass sie sich diese Angewohnheit wieder abgewöhnte. Als Jounin konnte sie das schließlich gar nicht gebrauchen …

Temari blickte erneut zu der Stelle, aber der verdächtige Schatten war verschwunden. Zuerst unschlüssig, ob sie der Sache nachgehen sollte, verwarf sie die Idee wieder. Es war sinnlos, jemanden in einem so großen Wald zu suchen, vor allem, wenn es genauso gut ein Tier gewesen sein könnte.
 

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie nun Shikamaru. Er sah so entspannt aus wie eh und je. Wieder kam Temari nicht umhin, diesen Charakterzug zu beneiden. Innerliche sowie äußerliche Ruhe waren äußerst wichtig für einen guten Ninja. Leider besaß sie in letzter Zeit nicht allzu viel davon.

Sie war immer noch froh, dass ihre Brüder nicht auf dieser Mission anwesend waren. So viele Blößen, wie sie sich hier bereits gegeben hatte, hätte Kankurou sicher nicht nur einmal zum Lachen gebracht. Obwohl … So unmenschlich war er dann wohl doch nicht.
 

Sie wandte sich ab und erschrak. Ein leuchtend gelbes Auge starrte sie aus der Finsternis an.

Temari schüttelte den Kopf und schaute noch einmal hin. Es war nichts zu sehen. Entweder war es diesmal wieder ein wildes Tier gewesen oder sie halluzinierte tatsächlich schon …

Laut seufzte sie auf.

„Was ist?“ Shikamaru sah sie an.

Sie zuckte mit den Schultern. „Ich glaub, ich werd langsam bekloppt.“

„Weil?“

„Ich bilde mir Schatten und gelbe Augen ein und lasse mich von einer Schlange erschrecken.“ Sie grinste selbstironisch.

„Schlangen? Die musst du dir wirklich einbilden. In dieser Gegend gibt es nämlich keine.“

„Wirklich? Ich bin mir sicher, dass das eine war …“

„Vielleicht war es ja der böse Geist von Orochimaru, den du gesehen hast“, scherzte er.

„Auf eine Begegnung mit dem kann ich verzichten, nachdem er uns vor ein paar Jahren so benutzt hat.“ Ihre Tonlage schwang um. „Böser Geist?“

„Wusstest du nicht, dass er seit kurzem tot ist?“, entgegnete Shikamaru.

Temari schüttelte den Kopf.

„Sasuke soll ihn umgelegt haben“, klärte er auf.

„Was? Dann wusstest du von Anfang an, dass mit dieser Mission irgendwas nicht stimmt?“

„Kann man so sagen. Warum sollte man auch Leute aussenden, um einen angeblichen Oto-Spion zu beschatten, wenn der, für den er vermutlich arbeitet, längst tot ist?“

„Und das sagst du mir erst jetzt?“, empörte sie sich. „So eine Frechheit!“

„Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich freiwillig auf einen Urlaub verzichtet hätte.“ Dreist grinste er sie an.

Temari legte daraufhin ihre Stirn in Falten, lichtete ihren Blick allerdings gleich wieder. „Ach, was soll’s. Das ist jetzt ja auch egal.“ Sie stieß erneut einen Seufzer aus. „Gibt es noch irgendwelche Anhaltspunkte, die das belegen und mir entgangen sind?“

„Nur, wenn du mich nicht dafür erschlägst“, gab Shikamaru zurück.

„Das überlege ich mir noch.“ Sie deutete ein unheimliches Lächeln an. „Aber ich bin ganz Ohr.“

„Na gut. Erinnerst du dich noch, wie der Typ genannt wurde, als das Treffen am Denkmal stattfand?“

„Kara-irgendwas. Warum?“

„Karakuri war früher die Bezeichnung für einen Ninja, der vorwiegend darauf spezialisiert war, den Gegner zu täuschen und auf falsche Fährten zu locken“, erklärte er. „Heutzutage muss das jeder einigermaßen können. Deswegen gibt es diese Art Shinobi nicht mehr. Jedenfalls war mir ab da klar, was gespielt wird.“

„Findest du nicht, dass du für die Zurückhaltung dieser Infos zumindest einen deftigen Schlag auf den Hinterkopf verdient hättest?“ Temari grinste.

„Versuch’s doch“, erwiderte Shikamaru gelassen.

„Vielleicht komm ich später noch mal drauf zurück“, meinte sie amüsiert. Etwas ernster setzte sie nach: „Aber das erklärt doch den Angriff auf dich bei dem Informanten-Treffen nicht, oder?“

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß auch immer noch nicht, wer dahinter steckt. Jemand, der uns ernsthaft hätte töten wollen, wäre sicher dazu in der Lage gewesen. Und jemand, der uns einfach bloß einen derben Streich spielen wollte, hat das zweifelsfrei geschafft. Aber man weiß ja nie so genau …“

„Dieser Gedanke beruhigt mich nicht gerade.“

„Mich auch nicht. Bleibt nur zu hoffen, dass uns weitere böse Überraschungen erspart bleiben.“

Sie nickte und starrte dann einen Moment vor sich hin.

Shikamaru musterte sie aus den Augenwinkeln. „Worüber denkst du nach?“

„Nonsens. Ich kann’s nur immer noch nicht fassen, dass ich mich so habe reinlegen lassen.“

„Du warst einfach nicht richtig informiert. Wahrscheinlich wären viele andere auch drauf reingefallen.“

„Ja, kann schon sein. Oder ich war schlicht und weg bloß scharf auf eine Mission.“ Temari lachte auf.

„Oder so“, pflichtete er ihr bei. „Und was für ein Fazit ziehst du von diesem Auftrag?“

„Das entscheide ich endgültig, wenn wir zurück in Konoha sind“, erwiderte sie. „Aber was dich betrifft, werde ich wohl im Bericht schreiben müssen, dass du gar nicht so doof und ein recht angenehmer Missionspartner bist.“

„Ach, bin ich das?“

„Wenn ich das hier überlebe: Auf alle Fälle.“ Sie setzte ein schelmisches Lächeln auf.

Er lachte. „In dem Fall sollte Tsunade-sama sich besser warm anziehen. Du springst ihr doch sicher an die Gurgel.“

„Nur zu gerne.“ Temari grinste. „Mehr als eine kleinlaute Beschwerde ist aber wohl nicht drin. Ich bin ihr schließlich in allen Punkten unterlegen.“

„Einem Kage darf man auch unterlegen sein.“

„Ja, diesen Titel trägt ja auch nicht umsonst die stärkste Person im Dorf.“

Daraufhin stand die Kunoichi auf und streckte sich ein wenig. Zum Glück waren die dicken Wassertropfen endlich einem leichten Nieselregen gewichen und es sah aus, als würde sich dieser ebenfalls bald verziehen.

„Hast du auch Lust, dir ein bisschen die Füße zu vertreten?“, fragte sie anschließend.

Shikamaru musste nicht lange überlegen. „Klar, bevor ich hier noch völlig einroste …“

„Okay. Wo lang?“

Er zuckte mit den Schultern. „Egal. Entscheide du.“

„Also wie immer“, meinte sie amüsiert.
 

Zehn Minuten später hatte sich der Himmel gelichtet. Temaris Lebensgeister waren ebenfalls geweckt. Den ganzen Tag nur herumsitzen war wirklich nicht ihr Fall. Die Gemütlichkeit hin oder her – ein bisschen Bewegung musste eben doch sein.

Kurzzeitig schloss sie die Augen. Sie vernahm reges Vogelzwitschern und schwachen Wind, der durch die Bäume blies – Eindrücke, die man wohl bloß nach einem kräftigen Regenschauer richtig zu schätzen wusste.

Das Kunai drückte mit jedem Schritt leicht gegen ihre Seite, doch das machte ihr nichts aus. Sie war eher froh, es bei sich zu haben.

Dann kam ihr der Zettel, den sie an der Waffe befestigt hatte, in den Sinn. Temari hatte immer noch keine Ahnung, wie sie in dieser Hinsicht weiter verfahren sollte. Einerseits hatte es noch Zeit – andererseits wusste sie nicht, wie lange der Urlaub – der zweifellos die beste Möglichkeit war, ihre Gefühle ihm gegenüber auf den Punkt zu bringen – noch andauerte. Außerdem hatte sie keine Lust im Falle einer Zurückweisung wie ein Trauerkloß in Konoha herumzuhängen. Da ließ sie sich besser gleich wieder zurück nach Suna versetzen und von ihren Pflichten als Botschafterin entbinden. Ganz nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Ob es etwas brachte, war eine andere Frage. Und vielleicht war es ja auch dumm, sich darüber überhaupt Gedanken zu machen. Von daher konnte sie das genauso gut auf später verschieben.

Shikamaru versuchte, ein wenig abzuschalten und vor sich hinzudösen. Doch irgendwie wollte ihm das nicht gelingen. Die ganze Zeit schon spukten ihm irgendwelche Szenarien durch den Kopf. Beichten waren immer so eine Sache, aber sich deswegen so verrückt zu machen, war lächerlich. Mehr als »Nein« konnte sie schließlich nicht sagen. Nur dummerweise war es genau das, was er nicht hören wollte. Aber zum Nachfragen war er momentan definitiv zu feige. Ach, was für eine tolle Eigenschaft … In diesem Fall hätte er zu gerne darauf verzichtet. Und wer wusste schon, wie viele gute Gelegenheiten noch kamen? Das war einfach bloß … Mist. Ja, ein treffenderes Wort gab es für diese Situation nicht.
 

Temari lauschte weiterhin der Natur. Die Tiere des Waldes, die ihrem Alltag nachgingen, das Rascheln der Blätter in den Bäumen, das Knacken der Äste, ein entferntes Zischen … Moment! Sie riss die Augen auf und erkannte etwas Glitzerndes in der Sonne. Geistesgegenwärtig streckte sie im letzten Augenblick ihren linken Arm aus.
 

Shikamaru zuckte zusammen. Seine Begleiterin hatte es mit ihrer Aktion abrupt geschafft, ihn aus seinen Tagträumen in die Realität zurückzuholen.

Er setzte zu sprechen an, brach aber gleich wieder ab.

„Wach?“, fragte Temari mit bemühter Fassung, als sie sich das Shuriken aus ihrem Unterarm zog, das sich tief in ihr Fleisch gebohrt hatte. Anschließend lief ein Rinnsal Blut an ihr herab und tropfte zu Boden.

Angespannt blickte Shikamaru sich um, während dichte Nebelschwaden um sie herum aufzogen …
 

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Und somit leite ich also das große Finale ein! Erstmal ist mit Nettigkeiten Schluss und es kommt ein bisschen Action in die Bude.

Ansonsten bin ich mit diesem Kapitel – trotz Übergang – außerordentlich zufrieden. Ja, ich würde es fast schon als die Ruhe vor dem Sturm bezeichen. :D

Diese FF wird übrigens mit 45 Kapiteln abgeschlossen sein. Nur, damit ihr euch ein kleines Bild darüber machen könnt, was euch noch erwartet. ;D
 

Danke fürs Lesen! =)

Im Nebel

Ein Riesen-Dankeschön diesmal an Temari_Sabakuno und Quiana für eure lieben Kommentare! *sich selig verbeug*
 

Dann ab ins Kampfgetümmel. :D
 

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Kapitel 34: Im Nebel
 

Die beiden drückten sich Rücken an Rücken aneinander. Angespannt zückte Temari ihr Kunai, wünschte sich aber gleichzeitig, ihren Fächer zu haben. Tief atmete sie ein. Jetzt durfte sie nur nicht nervös werden …

Shikamaru konzentrierte sein Chakra, um jederzeit für einen Angriff bereit zu sein. Er ärgerte sich, dass er so unaufmerksam gewesen war. So ein Anfängerfehler war ihm lange nicht mehr unterlaufen. Doch nun durfte er unter keinen Umständen die Nerven verlieren …
 

„Weißt du, wie viele es sind?“, fragte er schließlich seine Begleiterin.

„Nein, woher auch?“, entgegnete sie mit einer Gegenfrage.

„Ich dachte, du kannst Chakra aufspüren.“

„Nur in extremen Stresssituationen.“

„Und was ist dann das hier?“ Shikamaru seufzte auf.

„Anscheinend noch nicht stressig genug.“

Temari kniff die Augen zusammen und spähte in die Nebelwand. Die Kunoichi versuchte, etwas zu erkennen, aber es war schier unmöglich.

„Verdammt! Wir könnten jede Sekunde von überall angegriffen werden …“ Er dachte angestrengt nach, doch er bleib ratlos.

Temari kam hingegen eine Idee. Kurzerhand wischte sie mit ihrem rechten Daumen etwas Blut vom Arm. Vor der empfindlichen Nase eines Wiesels konnte sich so gut wie niemand verstecken …

„Das Problem haben wir gleich“, meinte sie daraufhin selbstbewusst. „Kuchiyose no Jutsu!“

Kamatari erschien in einer Rauchwolke.

„Was ist es diesmal?“, fragte es ungeduldig seine Vertragspartnerin. „Mit noch mehr Spannern und Kindern –“

„Nein, diesmal ist es ernst“, unterbrach Temari. „Es wäre von Vorteil, wenn du herausfinden könntest, mit wie vielen Leuten wir es zu tun haben.“

„Na, wenn es weiter nichts ist …“ Das Wiesel stürmte los und wich dabei geschickt einer Salve Shuriken aus, während die anderen beiden aus verschiedenen Richtungen mit Kunai attackiert wurden.

Temari wehrte die meisten Waffen mit Leichtigkeit ab. Nur ein Wurfmesser hinterließ einen roten Strich auf ihrer Wange. Sie fühlte sich seltsam ruhig. Ihre Kampfeslust war geweckt und sie brennte nahezu darauf, ihr Können unter Beweis zu stellen. Die ganze Machtlosigkeit, die sie bis vor wenigen Tagen verspürt hatte, war wie weggefegt.

Shikamaru wiederum fing alle Kunai, die ihm zu nahe kamen, mit dem Kagenui ab. So war es lediglich wie eine Übung für ihn, unverletzt zu bleiben. Dennoch wusste er, dass er dieses Jutsu nicht allzu oft einsetzen konnte, wenn ihm sein Chakra nicht ausgehen sollte. Also musste er weiterhin vorsichtig verfahren. Solange er nicht wusste, mit wie vielen Gegnern sie es zu tun hatten, durfte er keine Möglichkeit ausschließen.
 

Kamatari schnüffelte sorgfältig nach menschlichen Gerüchen. Eine Person befand sich unmittelbar vor ihm; zwei weiter links und eine weitere hinten. Dann legte sich ihm plötzlich ein stinkender Fischgeruch in die Nase. Angewidert versuchte das Wiesel, die Position dieses Etwas auszumachen, doch es scheiterte. Es war unmöglich trotz des beißenden Duftes … Wahrscheinlich tarnte sich dieser Jemand sehr gut. Oder es sollte einfach nur verwirren.

Kamatari machte kehrt, um zu seiner Partnerin zurückzukehren. Sich ganz auf seine Nase verlassend, bahnte er sich einen Weg durch den Nebel. Ein nahes Plätschern ließ ihn aufhorchen. Gerade noch rechtzeitig konnte das flinke Tier einem Schwall Wasser ausweichen, bemerkte dann allerdings, dass er inmitten einer Pfütze landete.

„Suirou no Jutsu!”, hörte er eine Stimme hinter sich sagen, bevor sich das Wasser um ihn herum erhob und zu einer undurchdringlichen Kugel schloss. Er war gefangen …
 

Temari seufzte auf. Den ersten Angriff hatten sie erfolgreich überwunden, doch gleichzeitig war der Nebel immer dicker geworden, sodass sie keine zehn Meter weit mehr sehen konnten. Das Weiß um sie beunruhigte sie. Dieses scheinbare Nichts drückte ihr auf unangenehme Weise aufs Gemüt. Außerdem machte ihr noch etwas Sorgen …
 

„Ich frage mich, wo Kamatari bleibt. Er hätte schon längst wieder hier sein müssen.“

Shikamaru schwieg. Er hatte darauf genauso wenig eine Antwort parat wie sie.

„Sollen wir ihn suchen?“, fragte sie anschließend.

„Und wie stellst du dir das vor?“

„Keine Ahnung … Verdammt!“, fluchte sie. „Wenn ich doch nur meinen Fächer hätte.“

„An ihn zu denken bringt uns jetzt auch nicht weiter“, warf er ein. „Es muss eben auch ohne gehen.“

„Das weiß ich selbst“, entgegnete Temari bitter. Warum zum Teufel hatte sie sich nicht ein einziges Fuuton-Jutsu angeeignet, das auch ohne ihre Lieblingswaffe auszuführen war? Es war keine gute Idee gewesen, sich immer darauf zu verlassen, dass er stets griffbereit war …

„Du kannst dich später weiter bemitleiden“, sagte Shikamaru, während er das Kagenui auflöste. Mit einer raschen Bewegung sammelte er einige Kunai auf, um sich zu bewaffnen.

Seine Begleiterin tat es ihm nach, steckte ihr eigenes aber hinter ihren Gürtel zurück. Irgendwie wollte sie es nicht verlieren … Sie schalt sich für diesen Gedanken. Es war der falsche Moment, um sentimental zu sein.

Ein Rauschen weiterer Ningu ließ sie vorerst dieses Thema vergessen. Einige Senbon flogen haarscharf an ihr vorbei, doch Shikamaru hatte nicht so viel Glück: Eine handvoll der dünnen Nadeln bohrten sich durch den Stoff seiner Hose leicht in den Oberschenkel.

Leise seufzte er auf, bevor er sie mit einer raschen Handbewegung wieder entfernte und in die Richtung zurückschleuderte, aus der sie gekommen waren.

„Alles in Ordnung?“, fragte Temari.

„Klar“, erwiderte er, als er hervorschnellte. „Das war nicht mehr als ein leichtes Pieken.“

Dann packte er sie am Handgelenk und zog sie ein Stück mit sich.
 

Perplex blickte sie zu der Stelle, an der sie soeben noch gestanden hatte. Ein stattlicher Dolch steckte im Boden.

„Das war knapp.“ Die Kunoichi konnte sich ein Aufatmen nicht verkneifen.

„Allerdings“, bestätigte ihr Begleiter. „Tu mir einen Gefallen und pass besser auf deine Verteidigung auf.“

„Ich tu ja schon mein Bestes“, zischte sie zurück. Ihr Bestes … Wahrscheinlich reichte es dieses Mal einfach nicht aus. Doch aufgeben stand ebenfalls nicht zur Debatte. Schon gar nicht, bevor sie überhaupt wusste, was der Gegner mit diesem Angriff bezweckte.

Noch einmal wandte sie sich zu dem Dolch um, da sie vorhatte, ihn aufzuheben. Aber er war verschwunden. Der Feind musste ihn wieder an sich genommen haben.

Temari nahm ihre Kampfposition erneut ein.

„Und was machen wir jetzt?“

„Bevor sich niemand zeigt, können wir nur abwarten“, meinte Shikamaru ernüchternd.

„Also könnte man uns theoretisch jederzeit das Lebenslicht auspusten.“

„Jemand mit einer pessimistischen Einstellung würde es wahrscheinlich genau so ausdrücken.“

Sie fluchte etwas Unverständliches vor sich hin.

Beruhigend setzte er nach: „Solange sie uns nicht voneinander trennen, wird schon nichts passieren. Wir müssen nur aufpassen, dass es nicht dazu kommt.“

„Das ist leichter gesagt als getan“, gab die Kunoichi zurück. „Wir – Scheiße!“

Temari warf sich auf Shikamaru und drückte ihn zu Boden. Eine anschließende Explosion und die folgende Druckwelle erklärte ihr Verhalten.

Während er sich sofort wieder aufrichtete, blieb sie noch einen Moment liegen. Der aufgewirbelte Staub schnürte ihr regelrecht die Kehle zu.

Hustend stemmte sie sich hoch und erkannte zwei Schatten, die auf sie zurasten. Das explodierende Siegel war also ein Ablenkungsmanöver gewesen …
 

Kamatari überlegte angestrengt. Er hatte schon alles versucht, aber aus dem Wassergefängnis schien es keinen Ausweg zu geben. So dämlich aufs Kreuz legen lassen hatte er sich noch nie in seinem Leben und das wurmte ihn. Diesmal hatte seine Partnerin ihn wirklich in eine schlechte Lage gebracht. Dabei war früher immer auf sie Verlass gewesen … Doch nun fing er an, ein wenig an ihr zu zweifeln. Das Babysitten und das Spannervertreiben war die eine Sache gewesen, aber dass Temari sich nun schon ohne ihren Fächer ins Kampfgetümmel warf, war für ihn eine durch und durch blöde Idee. Er selbst konnte ohne ihr unterstützendes Fuuton-Ninjutsu schließlich auch nicht allzu viel ausrichten.

Ach was, beschweren konnte er sich noch bei ihr, wenn sie das hier überlebten. Er musste sich so schnell wie möglich etwas einfallen lassen. Seine Verpflichtung ihr gegenüber war einfach zu groß, um sie im Stich zu lassen. Das war er ihr einfach schuldig. Und er war sich sicher, dass seine Partnerin für ihn dasselbe tun würde. An ihrem Verstand konnte er zweifeln, aber nicht an ihrer Freundschaft.

Das Wiesel blickte sich noch einmal um. Der Ninja, der ihn gefangen hatte, schaute ihn herabwürdigend an. Kamatari konnte bloß darauf warten, dass man ihn befreite. Das hieß, wenn er vorher nicht ertrunken war. Doch so schnell würde seine Lunge nicht den Geist aufgeben …
 

Ein Berg von einem Shinobi warf sich brüllend auf sie. Bevor Temari nur einen Finger rühren konnte, packte er sie am Hals und hob sie hoch. Für den Moment geschockt, ließ sie die gesammelten Waffen fallen. Dann krallten sich ihre Hände um seinen dicken Unterarm.

Shikamaru nahm bestürzt von dem Geschehen Notiz, konnte allerdings lediglich zusehen. Ein deutlich kleinerer Mann hielt ihn gleichzeitig mit diversen Waffen und Angriffen in Schach und ließ ihn nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde aufatmen. An das Formen von Handsiegeln, geschweige denn an das Ausführen eines Jutsu, war nicht zu denken. Schlimmer war für ihn nur, dass seine Begleiterin somit vorerst auf sich allein gestellt war. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Vor allem nicht, wenn er die Situation betrachtete, in der sie sich gerade befand. Er konnte nichts anderes tun, als auf ihr Können zu vertrauen.
 

Temari musterte ausgiebig ihren Gegner. Er hatte tiefliegende, dunkle Augen, die zu Schlitzen verengt waren und sein Mund war zu einer Grimasse verzogen. Sein Stirnband, das auf seinem kahl rasierten Schädel prangte, wirkte schlichtweg fehl am Platz. Sie erkannte vier wellenförmige Striche. Das Zeichen von Kirigakure …

Obwohl er ihr die Luft wegdrückte und körperlich haushoch überlegen zu sein schien, verspürte sie dennoch keine Angst. Mit einem so blöd grinsenden Mann legte sie sich nur zu gerne an …

Die Kunoichi sah aus den Augenwinkeln, wie er seine freie Hand in seiner Tasche verschwinden ließ und unmittelbar darauf ein Messer hervorschnellte.

Temari verharrte nicht länger in ihrer Position, sondern holte aus und stieß ihm ihr Knie in die Rippen.

Der Shinobi keuchte auf und lockerte seinen Griff, ohne sie allerdings loszulassen. Unbemerkt fischte sie nach ihrem Kunai, welches sie sodann mit Schwung in seinem Oberarm versenkte. Als sie es herauszog, spritzte ihr Blut entgegen. Dieses ignorierend entwand sie sich ihm und taumelte ein paar Schritte zurück. So frei kämpfte es sich sicher besser …
 

Shikamaru prallte rücklings gegen einen Baum. Kurz sackte er zusammen und bemerkte einen leicht metallischen Geschmack auf seiner Zunge. Der Schlag seines Gegenübers hatte es in sich gehabt.

Noch einmal sah er sich hastig nach Temari um, konnte sie in dem Nebel aber nicht erkennen. Er hoffte inständig, dass es ihr gut ging …

„Ich bin auch noch da!“ war das Nächste, das er hörte, bevor er sich einen weiteren Fausthieb, der diesmal in die Magengrube ging, einhandelte.

Abermals stieß er an den Baumstamm, der nun unter der Wucht des Aufpralls brach.

Shikamaru fing sich ab und rollte zur Seite, sodass er einen Sturz gerade noch vermeiden konnte. Gerade rechtzeitig. Der Ort, an dem er gelandet wäre, war im Bruchteil einer Sekunde mit Shuriken gespickt.

Da sein Gegner außer Sicht war, konzentrierte er sich auf die Umgebung. Er vernahm einen Schrei und atmete innerlich auf: Es war zweifelsohne ein Mann gewesen …

Er horchte weiter, doch es war scheinbar still. Das dachte er zumindest, bis er einen heißen Atem in seinem Nacken spürte und etwas, das sich tief in seinen Rücken bohrte.

Der Shinobi lachte.
 

Der Kiri-Nin hielt sich den Arm und blickte Temari hasserfüllt an. Diese schaute herausfordernd zurück. Es war doch gelacht, wenn sie diesen Typ nicht erledigen konnte …

Ihr Griff um das Kunai wurde fester, während sie den nächsten Angriff abwartete. Dieser ließ wie vermutet auch nicht lange auf sich warten.

Sie wehrte jeden seiner Versuche gekonnt ab und erkannte schnell ein Muster in seinen Bewegungen. Ihr Gegner mochte zwar körperlich einiges drauf haben, aber im Denken musste er eine ziemlich große Niete sein, dachte sie …
 

Sein Lachen verstummte abrupt. Der Körper seines Opfers hatte sich in einen Baumstumpf verwandelt. Kawarimi no Jutsu …

Der Mann wollte wieder losstürmen, um nach ihm zu suchen, doch er bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle.

„Kagemane no Jutsu ausgeführt.“ Shikamaru trat vor ihn.
 

Mit einem gezielten Schlag brachte Temari ihren Gegner zu Fall. Anschließend platzierte sie sich auf seinem Brustkorb und packte seine Handgelenke, sodass er bewegungsunfähig war.

„Was wollt ihr von uns?“, forschte sie nach.

Die Lippen des Shinobi verzogen sich zu einem breiten Grinsen. „Das werde ich dir kleinem Miststück auch gerade verraten.“

Die Kunoichi blieb unbeeindruckt. „Na, dann eben nicht. Wenn du nicht willst, kann ich dir auch nicht weiterhelfen.“

Bevor der Kiri-Nin etwas erwidern konnte, rammte sie ihm ihr Kunai in den Hals.

Siegessicher sprang Temari auf, doch dann hielt sie inne. Der Ninja löste sich auf und übrig blieb nur eine Wasserlache.

„Verdammt!“, stieß sie aus. Sie war auf einen Mizu-Bunshin hereingefallen …

Blut

Kapitel 35: Blut
 

Temari verharrte noch einige Sekunden in ihrer Position, aber das Original ließ sich vorerst nicht mehr blicken. Sie dachte an Shikamaru und Kamatari. Vielleicht, wenn nicht sogar höchstwahrscheinlich, brauchten die Zwei ihre Hilfe.

Ohne weiter darüber nachzudenken, lief sie in die Richtung, in der sie bis vor kurzem Kampfgeräusche gehört hatte. Mit etwas Glück würde sie fündig werden …
 

Unschlüssig, wie er weiter verfahren sollte, musterte Shikamaru sein Gegenüber. Er war zwar gefangen in seinem Kagemane, doch der junge Kiri-Nin blieb ruhig und verzog keine Miene. Ganz so, wie es sich für einen professionellen Ninja gehörte.

„Was bringt es dir, mich so festzuhalten?“, unterbrach dieser schließlich die Stille. „Irgendwann geht dein Chakra zuneige und dann ist es aus mit dir.“

Shikamaru antwortete nicht. Das, was der Shinobi sagte, war ihm nicht neu.

„Wenn sie wollten, könnten dich auch jederzeit meine Kameraden platt machen“, setzte er letztendlich noch nach.

Seine Kameraden … Nun wusste Shikamaru immerhin, dass sie es mit mehr als zwei Leuten zu tun haben mussten. Es war keine gute Ausgangslage, zahlenmäßig unterlegen zu sein.

Er verwarf diesen Gedanken wieder. Wenn es ihm gelang, das Kagemane in Kagekubi umzuformen, konnte er die Sache eventuell schnell beenden …
 

Temari begriff rasch die Situation. Ihr Begleiter schien zwar alles unter Kontrolle zu haben, aber ihm etwas unter die Arme zu greifen würde sicher nicht schaden. Also schlich sie sich unbemerkt an ihren gemeinsamen Feind heran.

Shikamaru verspürte Erleichterung, als er sie erblickte. Auch ohne Fächer sollte man sie wohl nicht unterschätzen.

Mit Gesten machte sie nun ihr Vorhaben klar und er verstand sofort. Höchste Konzentration war geboten …
 

„Nervös?“, höhnte sein Gegenüber und lachte.

Shikamaru fragte sich, was dem Shinobi Anlass zu seiner guten Laune gab. Wahrscheinlich nahm er die Situation einfach nicht ernst genug … Aber ihn sollte es nicht stören. Hochmut kam ja bekanntlich vor dem Fall …
 

Er sah, wie Temari ihr Zeichen machte und auf den Ninja losstürmte.

Im allerletzten Moment löste er das Kagemane und seine Partnerin durchtrennte mit einem sorgfältigen Schnitt die Kehle des Mannes. Sein Lachen ging in ein Gurgeln über und erstarb ganz. Diesmal war es kein Doppelgänger gewesen.
 

Angewidert ließ Temari das Messer fallen, das sie benutzt hatte. Dann wischte sie das Blut von ihren Händen im Gras ab. Ein unangenehmes Gefühl stieg in ihr auf. Sie hasste es zu töten. Aber bevor jemand umgebracht wurde, der ihr nahe stand, kam sie demjenigen lieber zuvor …

„Alles okay mit dir?“, fragte Shikamaru, als er bei ihr ankam. „Du siehst so bleich aus.“

„Ja, geht schon.“ Sie richtete sich auf. „Dem Nächsten darfst du dann aber den Hals aufschlitzen.“

Er beschloss, sich zu dem Thema besser auszuschweigen. „Was ist mit dem anderen?“, wollte er stattdessen wissen.

„Keine Ahnung. Er muss sich irgendwann mit einem Mizu-Bunshin ausgetauscht haben.“ Temari atmete aus. „Den hab ich auch erledigt, aber es bringt ja nichts, wenn der Echte noch irgendwo herumschwirrt.“

„Na ja, wir leben noch. Da ist der Rest erstmal egal.“

„Nicht ganz. Kamatari ist immer noch nicht wieder hier.“ Besorgt starrte sie vor sich hin. „Wenn ihm etwas zustoßen würde, könnte ich mir das niemals verzeihen.“

Shikamaru hakte nicht weiter nach. Das Wiesel war wohl mehr für sie als einfach nur ein Kuchiyose-Vertragspartner …

„Dann suchen wir ihn wohl am besten“, meinte er aufmunternd.

Temari lächelte dankbar.
 

Der Mann, der ihnen unbemerkt hinterher gesehen hatte, wendete sich ab. Er nahm das Schwert, das er auf seinem Rücken mit sich führte, um die Leiche seines Kameraden umzudrehen.

Emotionslos blickte er auf ihn hinab. Wie dumm und töricht er gewesen war … Aber das hatte er nun davon. Trotzdem war es eine Verschwendung eines jungen Talentes gewesen. Dies war jedoch das Einzige, das der Kiri-Nin am Tod des Jungen bedauerte. Andere Dinge waren wichtiger. Das Ziel der Mission lag wie ein Silbertablett vor ihm und er musste nur seinen Männern die Anweisung geben, danach zu greifen.
 

Um nicht sofort entdeckt zu werden, bahnten Temari und Shikamaru sich langsam einen Weg durch das dichtere Unterholz. Vorsichtig setzten sie einen Fuß vor den anderen, aber vor allem Temari fiel es schwer, sich zu konzentrieren. Die Wunde an ihrem Arm schmerzte nach ihrem Kampf mehr als zuvor und auch die Blutung war noch immer nicht gestoppt. Sie fing es mit ihrem Oberteil auf und achtete darauf, dass sie auch ja keine Spuren hinterließ.

Die Kunoichi biss sich auf die Unterlippe und versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. Es gelang ihr allerdings nicht, einen leisen Seufzer zu unterdrücken.

Shikamaru drehte sich zu ihr um.

Augenblicklich änderte sie ihre Miene, um sich nichts anmerken zu lassen.

„Was?“, fragte sie leise.

„Blutet es immer noch?“ Seine Frage war mehr eine Feststellung.

Sie winkte ab. „Ach, ist nicht so wichtig. Irgendwann hört es schon wieder auf.“

Ohne etwas zu erwidern, griff er nach ihrem Handgelenk und nahm die Verletzung in Augenschein.

„Sieht aus, als wäre eine Hauptader getroffen worden“, meinte er letztendlich. „Schlecht, dass wir beide vom Heilen überhaupt keine Ahnung haben.“

„Hab ich eben Pech gehabt. Lass uns weitergehen.“ Temari zog ihren Arm zurück, aber er ließ ihn nicht los.

„Genau, und ich lasse dich einfach so verbluten.“ Shikamaru seufzte, bevor er sich ein großzügiges Stück Stoff aus seinem T-Shirt riss. Mit diesem verband er sodann sorgfältig die Wunde.

Temari schaute betreten zu Boden. Wieder einmal kam sie sich schwach vor. „Du bist viel zu gut zu mir“, flüsterte sie schließlich.

„Rede nicht so einen Blödsinn“, entgegnete er. „Ich hab nur einfach keine Lust, in näherer Zukunft deine Reste aufsammeln zu müssen.“

Ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. „Dasselbe gilt aber auch für dich.“

„Keine Sorge. Ich hab nicht vor, so schnell den Löffel abzugeben.“
 

Kamatari horchte auf. Auch das Wassergefängnis änderte nichts an seinem guten Gehör und er war sich sicher, dass er von irgendwoher Schritte vernommen hatte. Das Wiesel blickte sich um, konnte aber nichts entdecken, da das Wasser seine Sicht trübte.

Der Shinobi, der ihn mit seinem Jutsu festhielt, hatte dies bemerkt. Mit einem hinterhältigen Grinsen machte er ein paar Handbewegungen und schlenkerte die Kugel und damit Kamatari herum.

„Ersauf doch endlich!“, hörte ihn das Tier anschließend noch sagen, bevor er sich wieder abwendete.
 

„Sieh mal.“ Shikamaru deutete auf etwas vor ihnen.

Temari folgte seiner Aufforderung und ihr Herzschlag schien einen Moment lang auszusetzen. Endlich hatten sie ihn gefunden …

Die beiden bezogen ihre Position im hohen Gras, keine zehn Meter von dem Ninja aus Kirigakure entfernt.

„Wie befreien wir ihn?“, fragte sie im Flüsterton.

Ihr Begleiter runzelte die Stirn. „Lass mich eine Minute nachdenken …“

Shikamaru blickte sich um, um die Lage zu analysieren. Viele Möglichkeiten hatten sie mit den wenigen Waffen definitiv nicht. Wenigstens ein Kibakufuda hätte das Ganze erleichtert, doch so mussten sie sich halt anders behelfen.

„Wie viele Kunai hast du?“, hakte er nach.

„Nur eins“, antwortete sie.

Eins … Mit seinen hatten sie also fünf zusammen. Das waren weniger, als Shikamaru vermutet hatte.

„Leihst du es mir?“, sagte er dann.

Temari zögerte. „Brauchst du es denn unbedingt?“

„Sonst würde ich nicht fragen“, flüsterte er zurück. „Ich weiß, dass du ohne es völlig unbewaffnet bist, aber –“

„Darum geht es mir gar nicht“, fuhr sie ihm ins Wort. „Es ist mehr das Symbolische …“ Sie unterbrach ihren Satz. „Ach, vergiss es.“

Die Kunoichi zog ihre einzige Waffe hervor und reichte sie ihm.

Shikamaru nahm sie entgegen. „Du bekommst es ja wieder“, meinte er daraufhin. Noch einmal schaute er sich um und begann mit der Ausführung seines Plans.
 

„Alles verstanden?“, hinterfragte er letztendlich.

Seine Begleiterin nickte.

Er atmete kurz durch und warf dann gleichzeitig alle Kunai. Innerlich betete er, dass es wie geplant funktionieren würde …
 

Dem Kiri-Nin entgingen die Waffen, die auf ihn zuflogen, nicht. Während er dreien, die direkt auf ihn zugeflogen kamen, gut ausweichen konnte, versenkte sich ein anderes in seinem Fuß. Er fluchte auf, als sich noch eins in seine rechte Wade grub. Wild sah er durch die Gegend und bemerkte einige herannahende Gestalten im Nebel. Kurzerhand löste er das Jutsu, um sich rasch in Sicherheit zu bringen …
 

Kamatari fiel, schlug allerdings nicht auf die Erde auf.

„Alles in Ordnung?“

Er öffnete die Augen und erblickte seine Partnerin. Noch nie zuvor war er so froh gewesen, sie zu sehen.

„Außer, dass ich fast abgesoffen wäre, geht es mir gut.“ Das Wiesel zwinkerte ihr zu. „Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du verdammt spät dran bist.“

Temari grinste. „Lieber spät als nie, oder?“

„Unterhaltet euch später weiter!“, rief Shikamaru dazwischen, der den flüchtenden Shinobi inzwischen mit Kagemane dingfest gemacht hatte.

Das Wiesel sprang anschließend aus ihren Armen und Temari richtete sich auf, um Ausschau nach ihrem Kunai zu halten. Da sie es nicht fand, hob sie das Nächstbeste auf. Besser das, als sich gar nicht zur Wehr setzen zu können …

Gerade, als sie Shikamaru zur Seite gehen wollte, hielt ein anderer Ninja sie auf. Es war wieder der grobschlächtige Kerl, mit dem sie sich anfangs herumgeschlagen hatte …
 

Blitzschnell ging er auf sie los und streckte sie mit einem heftigen Faustschlag nieder. Hart prallte sie auf und spuckte Blut, als der Mann sich auf sie warf. Sein Gewicht erdrückte sie fast und nahm ihr die Luft zum Atmen. Nun war sie in exakt der ungünstigen Position, in der sie seinen Mizu-Bunshin gebracht hatte …
 

Kamatari hatte das Geschehen verfolgt und zögerte keine Sekunde, um seiner Partnerin zu helfen. Mit Schwung sprang er dem Shinobi in den Nacken und biss ihm in den Hals.

Dieser versuchte daraufhin vergeblich, sich des Wiesels zu entledigen, gab Temari gleichzeitig aber keine Chance zu entkommen.

Genervt stöhnte der Kiri-Nin auf, bis er schließlich mit der Faust nach hinten ausholte und Kamatari auf den Kopf traf. Dieser jaulte vor Schmerz auf und ließ von dem Mann ab.

Entsetzt beobachtete Temari, wie ihr Kuchiyose-Partner zusammenbrach. Die Stimme ihres Gegners hielt ihr jedoch ihre eigene Situation wieder vor Augen.

„Und nun zu dir, Miststück“, hauchte er ihr bedrohlich ins Ohr. „Du kannst dich glücklich schätzen, dass unser Anführer dich lebend will.“ Er legte eine kurze Pause ein und fuhr fort: „Was aber natürlich nicht heißt, dass ich mich nicht revanchieren darf.“

Mit seiner freien Hand zückte er ein Kunai und hielt es ihr ans Kinn.

Angstschweiß legte sich auf ihre Stirn. Dass sie noch lebte, hatte sie wohl tatsächlich nur einem anderen zu verdanken. Doch was wollte derjenige ausgerechnet mit ihr?

„Tja, was könnte ich hiermit wohl so alles machen?“

Er ritzte ein Stück ihrer Haut auf und Temari spürte, wie ein Rinnsal Blut ihren Hals hinab lief.

Der Shinobi fing etwas davon auf und kostete es genussvoll.

„Weißt du eigentlich, dass ich von so jungem und schmackhaftem Blut nicht genug bekommen kann?“, erzählte er im Plauderton. „Ach, welch eine Vergeudung, dich am Leben zu lassen …“ Er ließ einen bedauerlichen Seufzer verlauten. „Aber genug gequatscht. Rache kann unter Umständen ja auch sehr süß sein.“

Der Mann fuchtelte mit seinem Kunai herum und grinste. Seine Gesichtszüge verzerrten sich und nahmen ihm auch den Rest Menschlichkeit. Sie konnte nichts anderes mehr als Wahnsinn, Hass und Blutdurst in seinem Blick erkennen …

Anschließend warf er seine Waffe kurz hoch, um sie umzufassen. Dann rammte er sie in ihren rechten Oberarm.

Temari stöhnte auf, verkniff sich allerdings jeden anderen Laut.

„Was denn, du schreist nicht?“ Der Ninja hob verblüfft die Augenbrauen. „Na, dann muss ich wohl noch ein wenig nachhelfen.“ Er fasste nach und rührte mit der Klinge regelrecht in ihrer Wunde herum.

Ihr Arm brannte wie Feuer und sie spürte, wie Tränen in ihre Augen stiegen und der Schmerz ihre Sinne vernebelte. Sie wollte dem Shinobi nicht das geben, was er wollte, doch sie hatte nicht die Kraft sich ihm weiter zu widersetzen. Ihr Schrei war kurz und laut, dennoch fühlte sie sich danach seltsam erleichtert.

„Na, es geht doch!“ Der Ninja war sichtlich erfreut. „Mal sehen, was ich als nächstes mit dir mache …“ Er brach in schallendes Gelächter aus.
 

Shikamaru schaute erschrocken hinter sich. Zuerst erblickte er den bewusstlosen Kamatari, dann aber auch die Gestalt des Mannes, der wie ein Irrer lachte.

Temari … Verdammt, er musste irgendetwas tun, um ihr zu helfen …
 

„Wie fühlt es sich an, so schwach und wehrlos zu sein?“, stichelte er. „Ihr Konoha-Ninja habt wirklich gar nichts auf dem Kasten. Ihr schafft es gerade mal, einen lächerlichen Doppelgänger zu schlagen.“

Er stieß ihren Arm an und sie keuchte auf. Stumme Tränen liefen ihre Wangen hinab.

„Tut es sehr weh?“, höhnte er weiter.

Temari unterließ jeglichen Kommentar. Nur zu gerne hätte sie ihn alle möglichen Beleidigungen an den Kopf geworfen, doch ihres Selbst wegen schwieg sie. Bestimmt würde sie damit alles nur noch schlimmer machen, als es schon war.

Dem Shinobi hingegen schien ihr Verhalten zu missfallen.

„Wenn ich eine Frage stelle, will ich gefälligst auch eine Antwort!“, blaffte er nun.

Die Kunoichi ignorierte ihn. Das letzte Quäntchen Stolz, das ihr noch geblieben war, ließ sie sich von diesem Kerl sicher nicht nehmen. Wozu auch, wenn sie wusste, dass er sie nicht töten durfte?

„Rede!“ Der Mann holte zum Schlag aus, doch dieser sollte sie nicht erreichen.
 

„Was ist das?“, kreischte er, da es ihm nicht gelang, seinen Arm zu bewegen.

Temari blickte nach oben. Eine Schattenhand hatte sich bis zu seiner Faust um ihn geschlungen und eine Zweite bahnte sich derweil einen Weg um seinen Oberkörper zu seinem Hals.
 

Mit aller Kraft versuchte Shikamaru, den Shinobi wegzuziehen. Wenn er ihn schon nicht erwürgen konnte, musste er ihn wenigstens von ihr wegbekommen … Gleichzeitig konnte er bloß hoffen, dass der Typ, den er für diese Aktion freigelassen hatte, nicht auf ihn losging.
 

Temari nutzte die Gunst der Stunde. Wie in Trance kroch sie ein Stück zurück und konnte dem Mann so entkommen. Dann versuchte sie aufzustehen, aber es wollte ihr nicht gelingen. Ihre Beine waren von dem Gewicht des Ninja taub und brauchten noch eine gewisse Zeit, um sich zu erholen.

Sie spürte, wie ihre rechte Hand sehr warm wurde. Ein Blick dorthin ließ sie stocken. Ihr gesamter Arm war blutüberströmt und durch die Verletzung kam immer wieder neues nach. Wenn sie es nicht schnell etwas dagegen unternahm, bekam sie ein ernsthaftes Problem …
 

Besorgt schaute Shikamaru zu ihr herüber.

„Kannst du wegrennen?“, fragte er, obwohl er die Antwort darauf eigentlich schon kannte.

Sie schüttelte den Kopf. Zu flüchten war zwecklos … Doch selbst wenn sie es gekonnt hätte, wäre es ihr nicht im Traum eingefallen, ihn und Kamatari einfach so zurückzulassen …

Temari umfasste das Kunai in ihrer gesunden Hand fester. Sosehr es ihr auch widerstrebte: Ihr blieb wohl keine andere Möglichkeit als wieder zu töten …

Sie nahm ihre verbliebene Kraft zusammen und warf das Messer zielsicher in Richtung seiner Kehle. Es musste – nein – es würde treffen.
 

Shikamaru blieb diese Aktion nicht verborgen. Wenn er den Shinobi nur noch wenige Augenblicke in genau dieser Position halten könnte, hätten sie ihn erledigt.

Er konzentrierte sich noch weiter, doch plötzlich merkte er etwas an seinem Bein. Bevor er reagieren konnte, verlor er das Gleichgewicht und stürzte.

Das Kagekubi zog sich sofort zurück und so konnte der Kiri-Nin der Waffe ausweichen.
 

Temari sank hoffnungslos zu Boden. Vorwürfe loderten in ihr auf. Warum hatte sie das Kunai nicht ein paar Sekunden eher geworfen?

Sie sog den frischen Geruch des Grases ein, doch nur einen Moment später hatte er sich mit dem ihres Blutes vermischt. Übelkeit stieg in ihr auf. Es dauerte sicher nicht mehr lange und sie war verblutet. Welch eine Ironie … Zumindest nützte sie so ihren Feinden nichts mehr.

Ein letztes Mal versuchte sie, ihren Blick zu heben. Irgendwo in der Ferne vermutete sie Shikamaru. Zu blöd, dass es ihr nicht einmal vergönnt war, bei ihm zu sterben …

In Gedanken an ihn verlor sie das Bewusstsein.
 

Shikamaru rappelte sich auf und bemerkte Wasser zu seinen Füßen. Ein Suiton-Jutsu hatte ihn also zu Fall gebracht … Er sah sich um, konnte den Anwender aber nirgends entdecken. Dann schaute er zu Temari. Regungslos lag sie da und eine Blutlache breitete sich langsam an ihrer rechten Seite aus.

Den großen Shinobi außer Acht lassend, stürmte er zu ihr. Doch …
 

„Suiton: Daibakufu no Jutsu!“

Noch bevor er sie erreichte, wurde er von einer riesigen Welle zurückgeworfen und schlug unsanft auf der Erde auf.
 

Ein weiterer Ninja beugte sich über Temari.

„Du Trottel!“, fuhr er seinen Kameraden an. „Was hast du mit ihr angestellt?“

Er zuckte mit den Schultern. „Nur Revanche. Mehr nicht.“

„Idiot“, murmelte der andere vor sich hin. „Was war an ›Wir brauchen sie lebend‹ nicht zu verstehen?“

Der Große verdrehte die Augen. „Sie lebt doch noch.“

„Ja, fragt sich bloß, wie lange noch.“ Der Shinobi hob Temari daraufhin auf und lud sie sich über die Schulter. „So ’ne Sauerei.“ Beim Anblick der Blutlache vor ihm rümpfte er angewidert die Nase.

Sein Mitstreiter leckte sich den Mund. „Du weißt gar nicht, wie gut das schmeckt.“

„Das will ich auch gar nicht wissen. Und jetzt halt die Klappe und komm mit!“, befahl er ihm.

„Was ist mit –“

„Vergiss den. Um ihn kümmern sich die anderen.“

Der kräftige Shinobi ließ ein unzufriedenes Grunzen verlauten, folgte dann aber seinem Kameraden und verschwand mit ihm im Nebel.
 

Shikamaru konnte nur hilflos zusehen.
 

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Ich hoffe, ich hab den einen oder anderen nicht zu sehr geschockt, da dieses Kapitel zugegebenermaßen doch relativ brutal geraten ist. Aber in der (Shinobi-) Welt ist eben nicht alles so wunderschön und aus Zucker, wie es von vielen immer dargestellt wird. Und wenn ich mich mal an einer Kampfszene versuche, dann richtig. :D

Schmerz

Ein Riesen-Dankeschön wieder an Quiana und Temari_Sabakuno! :)

Nein, nichts zu danken. Ich sollte mir hier wirklich angewöhnen, mich öfter per GB zu bedanken.^^
 

Dann viel Spaß(?) beim Lesen!
 

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Kapitel 36: Schmerz
 

Ihr Körper bewegte sich sanft auf und ab. Träumte sie oder fühlte es sich so an, wenn man gestorben war? Vor ihren Augen war alles schwarz und in der Ferne vernahm sie Stimmen. Sie waren nicht mehr als ein leises Wispern, doch Temari kam es vor, als würden sie nach ihr rufen. Ja, sie war sicher tot …
 

Shikamaru löste sich aus seiner Erstarrung. Er rannte zuerst zu Kamatari und hoffte, dass es ihm gelingen würde, ihn zu wecken, bevor weitere Kiri-Ninja aufkreuzen würden. Er machte sich schließlich keine Illusionen, dass alle abgehauen waren. Laut des Shinobi lagen bestimmt noch ein paar andere auf der Lauer, die jederzeit zum Angriff bereit waren.

Leicht rüttelte er nun das Wiesel. Zu seiner Erleichterung dauerte es nicht lange, bis es sein einziges Auge aufschlug.

„Wie geht es dir?“, fragte Shikamaru nach.

Kamatari schüttelte etwas benommen den Kopf. „Mein Schädel brummt noch ein bisschen“, seufzte er. Dann schaute er sich um. „Wo ist Temari-chan?“

„Weg“, entgegnete sein Gegenüber bitter. „Sie haben sie mitgenommen.“

Das Wiesel senkte seinen Blick. „Diesmal hab ich wirklich versagt …“

„Wenn wir ihrer Spur folgen, finden wir sie früher oder später“, warf er ein. „Ich hoffe nur, dass sie dann noch am Leben ist.“

Fragend sah Kamatari ihn an und Shikamaru deutete auf das Blut.

Das Tier sprang auf und taumelte kurz. „Worauf warten wir dann noch?“

„Ja, genau. Worauf wartet ihr noch?“ Eine tiefe Stimme erklang direkt hinter ihnen.
 

Der Shinobi ließ die bewusstlose Temari herunter.

„Und was machen wir nun mit ihr?“, fragte der andere.

„Erstmal muss jemand diese dämliche Blutung stoppen, die du verursacht hast“, fauchte er seinen Kumpan an.

Der Kiri-Nin schnalzte mit der Zunge. „Das würde ich nur zu gerne übernehmen.“

„Schnauze! Du würdest sie bloß wie ein Vampir aussaugen und tot können wir sie nicht gebrauchen.“

„Was macht das schon? Greifen wir eben ’ne andere Kunoichi auf.“

„Volltrottel …“, brummte der Kleinere. „Wir können doch nicht irgendeine nehmen.“ Er stieß die am Boden Liegende kurz mit dem Fuß an. „Hast du überhaupt ’ne Ahnung, wer das ist?“

„Für mich ein schmackhafter Leckerbissen.“

„Noch so ein Kommentar und du kannst gleich dein eigenes Blut zum Abendessen verspeisen!“, drohte er.

„Ja, ja …“ Er winkte ab und äußerte dann: „Ich weiß gar nicht, warum ich mir das eigentlich von dir bieten lassen muss.“

„Weil ich hier gerade das Sagen hab und sonst dein Leben schneller verwirkt ist, als dir lieb ist, wenn du dich weiterhin den Anweisungen unseres Kommandeurs widersetzt“, ergänzte der Shinobi mit Nachdruck. „Und?“ Er wiederholte seine Geste.

Der Große starrte Temari kurz an und zuckte dann mit den Schultern.

„Das ist die Schwester des amtierenden Kazekage“, klärte er auf. „Mit wem sonst sollte man den auch bestechen? Sicher nicht mit einer dahergelaufenen Kunoichi, die nicht einmal aus seinem Dorf stammt. Selbst du müsstest wissen, dass Blut oft dicker als Wasser ist.“

„Wenn du das sagst …“

„Ja, tu ich. Und jetzt hol endlich jemanden, der sich um diese verdammte Wunde kümmert!“, donnerte er abschließend.

Sein Gegenüber machte kehrt und stiefelte ohne Widerrede davon.
 

Shikamaru hatte es geahnt und zum Glück Vorbereitungen getroffen.

„Auf dich warten wir ganz bestimmt nicht“, entgegnete er gelassen.

Der Mann vor ihm stieß ein verächtliches Knurren aus und wollte loslaufen, doch er rührte sich kein Stück.

Shikamaru zückte ein Kunai. Er hatte schließlich keine Zeit, sich lange mit kämpfen aufzuhalten.

Schritt für Schritt kam er seinem Gegner näher. Er musste nur sein Kagemane lösen und im richtigen Augenblick zustechen. Dann war die Sache erledigt. Trotzdem wusste er, dass es nicht so einfach sein konnte. Jede Sekunde rechnete er mit weiteren Shinobi, die aus ihren Verstecken kamen, um sich auf ihn zu stürzen.

Aufmerksam lauschte er in die Stille hinein und vernahm das Knacken mehrerer Äste. Es war also genauso, wie er gedacht hatte …

Rasch nahm der den Griff seiner Waffe zwischen die Zähne und formte Handsiegel.

Das Kagemane verschwand und sein Kagenui durchbohrte drei Männer, die direkt auf ihn zu rannten. Mit lautem Plätschern zerfielen diese zu Wasser. Wieder Doppelgänger …

„Suiton: Suiryuudan no Jutsu!“, brüllte plötzlich der Kiri-Nin, den er für diese Aktion losgelassen hatte.

Eine große Menge Wasser stieg hinter diesem empor und bildete sich zu einem riesigen Drachen. Im nächsten Moment raste die Gestalt auch schon direkt auf ihn zu …
 

In ihrem Kopf drehte sich alles und ihr Körper fühlte sich schwer an und schmerzte. Schmerz … Sie glaubte nicht, dass man so etwas im Tod spüren konnte. Dann war es wohl doch noch nicht vorbei …

Sie schlug etwas ihre Lider auf, um zu erkennen, wo sie war. Viel sah sie nicht. Lediglich eine Kerze in der Nähe spendete ein wenig Licht.

Dann versuchte sie sich an das zu erinnern, was geschehen war. Blut war das Letzte, das sie gesehen hatte, bevor sie ihr Bewusstsein verloren hatte. Und davor? In ihrem Gedächtnis bildete sich das Gesicht eines Mannes. Schlagartig kamen ihr auch Shikamaru und Kamatari in den Sinn. Sofort musste sie zu ihnen!

Sie stürzte ein Stück vor, prallte jedoch ruckartig an die Wand zurück. Brennender Schmerz in ihrem rechten Arm betäubte sie für kurze Zeit.

Als er einigermaßen verklungen war, schaute sie dorthin. Die Verletzung … Sie schien versorgt worden zu sein. Nicht von einem Heilninja, aber immerhin hatte jemand einen Verband darum befestigt. Er war zwar dunkelrot gefärbt von ihrem Blut, doch glücklicherweise verlor sie keines mehr.

Temari atmete auf. So schnell holte Gevatter Tod sie anscheinend doch nicht zu sich …

Noch einmal startete sie einen halbherzigen Versuch sich zu befreien, aber die Handfesseln, mit denen sie an die kalte Felswand fest gekettet war, gaben nicht nach. Und da es sich um schweres Eisen handelte, war jede Entfesselungs-Technik wirkungslos.

Sie konnte also nur darauf hoffen, dass sie jemand rettete. Es sah also nicht besonders rosig für sie aus. Und leider wusste sie auch nicht, was die Entführer noch mit ihr vorhatten …

Müde schloss sie wieder ihre Augen.
 

Geistesgegenwärtig lenkte Shikamaru das Kagenui um und es bildete in letzter Sekunde eine Art Schutzmauer vor ihm. Wassermassen strömten über seinen Kopf hinweg und es war schwierig, dem Druck standzuhalten.

Als das Suiton abgeflaut war, löste er seine Kunst. Sein Atem ging etwas schwerer. Es dauerte nicht mehr lange, bis sein Chakra aufgebraucht war …

Dann hörte er einen Schrei.

„Du dämliches Mistvieh!“, jaulte der gegnerische Shinobi auf.

Shikamaru wandte sich um. Kamatari hatte dem Mann eine Sichel zwischen die Rippen gestoßen und wich nun geschickt den Tritten des Wütenden aus.

Diese Chance musste er einfach nutzen. Er nahm sein Kunai zurück in die Hand und warf es zielsicher. Die Waffe schlitzte dem Kiri-Nin eine lebenswichtige Ader am Hals auf. Blut spritzte, bevor er stumm zusammenbrach.

Kamatari zog seine Sichel aus seiner Brust und hechtete zu Shikamaru zurück.

„Volltreffer!“, sagte das Wiesel anerkennend.

Sein Gegenüber nickte. „Woher hast du die Waffe?“, fragte er anschließend.

„Ein Kuchiyose-Geheimnis“, erwiderte Kamatari augenzwinkernd. „Ich werde ja nicht umsonst Sichelwiesel genannt.“

Shikamaru schmunzelte. Temaris Kuchiyose-Partner war ihm wirklich sympathisch.

„Los, verschwinden wir!“ Abermals machte das Wiesel sich zum Sprung bereit.

Sein momentaner Partner war jedoch alles andere als zuversichtlich. Die Kirigakure-Ninja würden sie nicht einfach so gehen lassen. Womöglich sinnten sie sogar noch nach Rache wegen ihrer zwei gefallenen Kameraden.

Kaum hatte er das gedacht, stürzten sich drei Shinobi aus verschiedenen Richtungen auf sie…
 

Temari erwachte. Überrascht schaute sie sich um. Sie war in einem Wald auf einer Lichtung. Frei.

Jemand tippte ihr auf die Schulter. Als sie sich umdrehte erkannte sie ihren Bruder Kankurou, der breit grinste. Dahinter war Gaara; neben ihm tapste Kamatari umher und etwas weiter hinten lehnte Shikamaru gegen einen Baum.

Zuerst musste sie lächeln, doch rasch erstarb es wieder. Die Kunoichi wusste, dass dies alles nicht die Realität war, sondern ein Traum sein musste …

Mit dieser Erkenntnis verschwamm alles um sie herum und es wurde dunkel. Egal, wohin sie auch sah, überall herrschte tiefste Schwärze. Furcht beschlich sie und sie trat ein paar Schritte zurück.

Schon bald stieß Temari mit den Rücken an eine unsichtbare Wand. Erschrocken sank sie an ihr herab. Nur kurz starrte sie noch in die Leere, die sie zu erdrücken drohte, dann schlug sie die Hände vor die Augen.
 

»Wovor verschließt du deine Augen?«, hörte sie eine unbekannte Stimme fragen.

Hast du Angst vor der Wahrheit?«, fragte eine andere.

Temari reagierte nicht. Mit Leuten, die ihr etwas Schlechtes wollten, musste sie sich nicht einmal in ihren Träumen abgeben.

»Oh, das kleine Miststück ist sich wohl zu fein, uns anzusehen«, lästerte nun eine Frau. »Du erträgst es nicht einmal die anzusehen, die du getötet hast. Und so ein jämmerlicher Schwächling hat uns auf dem Gewissen!«
 

Ein zustimmendes Raunen ging durch die Menge.
 

Temari haderte mit sich selbst. Einerseits wollte sie sich diese Vorwürfe nicht bieten lassen, Andererseits kam sie sich auch unendlich schwach vor.

Langsam hob sie ihren Blick. Sieben Geister sahen hasserfüllt auf sie herab und grinsten hämisch. Die Kunoichi schreckte bei dem Anblick etwas zusammen. Jedes der Gesichter hatte sich in ihr Gedächtnis gebrannt und wegen jedem hatte sie Albträume gehabt und sich Vorwürfe gemacht. Nur bei einer hielt sich ihr Mitleid in Grenzen.

Entschlossen richtete Temari sich auf und erhob ihre Stimme: „Gerade du wagst es, mich anzuklagen?“ Ihre Worte galten Tayuya.

»Du hast mich umgebracht. Also hab ich das Recht dazu«, entgegnete die Angesprochene selbstsicher.

„Du warst eine von Orochimarus Untergebenen und hättest einen unserer Verbündeten getötet, wenn ich nicht gekommen wäre!“, widersprach sie.

Tayuya zuckte teilnahmslos mit den Schultern. »Na gut, vielleicht trag ich selbst die Schuld an meinem Tod«, gab sie zu. »Aber was ist mit den anderen hier? Alle sind unschuldig durch deine Hand gestorben!«

Temari biss sich auf die Unterlippe. Unschuldig … Ja, fünf von ihnen hatte sie bei verschiedenen Missionen aus dem Hinterhalt überrumpelt. Sie hatten keine Chance gehabt, sich auf irgendeine Weise zu verteidigen … Den Abschluss der Reihe bildete als Sechster der junge Kiri-Nin, dem sie die Kehle aufgeschnitten hatte.

„Dabei habe ich es nicht getan, weil es mir Spaß macht, sondern um die zu beschützen, die mir wichtig sind“, flüsterte sie niedergeschlagen.

»Was glaubst du, was diese sechs Männer getan haben?«, fuhr Tayuya mit ihrer Anklage fort. »Sie sind Shinobi geworden, um mit dem Geld ihre Familien zu ernähren. Und du nimmst ihnen wegen irgendeiner Belanglosigkeit ihr Leben. Kannst du dir vorstellen, wie viel Schmerz du über deren Angehörige gebracht hast?«

„Hör auf!“ Temari hielt sich die Ohren zu, doch es brachte nichts. Sie hörte ihre Stimme nur noch lauter.

»Nein, ich höre nicht auf. Du musst wissen, welches Leid du ihnen angetan hast.«

Der Mann neben ihr räusperte sich. »Du bist der Grund, warum ich meinen Sohn niemals kennenlerne.«

»Mein Vater hat erst meine Mutter verloren und dann mich. Jetzt hat er niemanden mehr«, sagte ein Jugendlicher.

»Meine beiden Töchter sind dank dir völlig auf sich gestellt.«

»Ich wollte einen Monat später meine Verlobte heiraten. Doch du musstest mir dieses Glück nehmen«, klagte ein anderer an.

»Der Mann meiner Tochter fiel im Krieg. Dann erwischte es mich«, schloss ein älterer Herr.

Der Kiri-Nin schwieg vorerst.

»Was ist mit dir?«, forderte Tayuya ihn zum Sprechen auf.

Leise antwortete er: »Ich wurde zu dieser Mission gezwungen. Im Gegensatz zu meinen ehemaligen Kameraden töte ich nicht gerne.«
 

Temari sank zurück auf den Boden. Oft hatte sie sich in ihrem Kummer gefragt, wie der Mensch, den sie getötet hatte, außerhalb seines Shinobidaseins lebte. Und immer hatte sie sich gewünscht, dass es Einzelgänger gewesen waren. Doch nun hatte sie die traurige Gewissheit: Mit jedem ihrer Opfer hatte sie in dessen Familie ein großes Loch gerissen, das sich womöglich nie wieder schloss. Und sie allein war dafür verantwortlich …

„Es … tut mir leid.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Wirklich“, setzte sie bedrückt nach.

»Das nützt ihnen jetzt auch nichts mehr«, erwiderte Tayuya kalt. »Wie würdest du dich fühlen, wenn man dir einen geliebten Menschen nehmen würde?«

Temari brachte keine Antwort heraus. Die Vorstellung war unerträglich für sie.

»Möchtest du eine Kostprobe?«

Angsterfüllt und mit Tränen in den Augen sah sie zu der ehemaligen Oto-Kunoichi auf.

»Etwa nicht?«, stellte diese amüsiert fest. »Na, mal sehen … Wer liegt dir wohl am meisten am Herzen?«

Auch dieses Mal antwortete Temari nicht.

»Es bringt nichts, zu schweigen«, meinte Tayuya lächelnd. »Ich kenne jeden deiner Gedanken, jedes Gefühl, das du in dir trägst.«

Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Was war das bloß für ein Traum, der es ermöglichte, ihr so etwas zu zeigen? Erneut biss sie auf ihre Unterlippe. Diesmal war es so fest, dass sie zu bluten begann. Temari wünschte sich nichts sehnlicher, als aus diesem Albtraum zu erwachen …
 

Doch sie erwachte nicht.

»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir dich jetzt so davonkommen lassen? Erst sollst du dasselbe erleben, was ihren Familien widerfahren ist.« Sie lachte höhnisch. »Welchen deiner beiden Brüder soll ich auswählen? Oder nehm ich doch lieber dein einäugiges Haustier?« Tayuya blickte sie verschlagen an. »Nein, ich weiß was Besseres. Das perfekte Opfer.«

Temari zuckte zusammen. Sie wusste ganz genau, wen die Kunoichi meinte.

»Ganz recht«, bejahte diese. »Gibt es etwas Schmerzhafteres, als denjenigen zu verlieren, den man liebt?« Sie hielt inne und drehte sich zu den anderen um. »Was meint ihr dazu? Verdient sie diese Strafe?«

Sogleich ertönte rege Zustimmung.

Die Oto-Nin klatschte in die Hände. »Wunderbar. Alle sind sich einig.« Anschließend sprach sie wieder zu Temari: »Du hast dir herausgenommen, über uns zu urteilen. Und jetzt fällen wir dein Urteil. Es wird mir ein Vergnügen sein, ihn zu töten!«

Mut flammte für kurze Zeit wieder in ihr auf. Entschlossen blickte sie Tayuya an. „Warum tötest du nicht mich?“, fragte sie.

»Dich?« Sie zog ihre Augenbrauen hoch. »Nichts lieber als das. Aber würde ich das tun, würdest zu ja nie wissen wie es ist, um einen geliebten Menschen zu trauern. Nein, du lebst schön weiter mit dem vor Augen, was du uns angetan hast. Du wirst den Schmerz am eigenen Leib erfahren.« Dann rief sie den Verstorbenen zu: »Schafft ihn her!«

Zwei der Männer verschwanden kurz, um im nächsten Moment wieder aufzutauchen.

Temari musste nicht hinsehen, um zu wissen, wen sie mitgebracht hatten.

Tayuya zückte ein Kunai. »Na los, sieh her!«, forderte sie sie auf. »Schau dir an, wie ich ihm mein Kunai ins Herz stoße und das Lebenslicht in seinen Augen erlischt!«

Sie schüttelte den Kopf.

»Du willst nicht?« Sie richtete das Wort wieder an die anwesenden Männer: »Ich glaube, ihr müsst ihr ein wenig nachhelfen.«

Der Kräftigste von ihnen trat vor und zog abrupt an Temaris Haaren, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als hinzusehen. Noch hatte sie ignoriert, dass er ausgewählt worden war. Doch nun traf Shikamarus Anblick sie umso brutaler. Verzweiflung kam ihn ihr auf. Ihr Wille, ihn zu befreien, reichte jedoch nicht aus. Ihr fehlte einfach die Kraft dazu.

Ein letztes Mal versuchte sie sich einzureden, dass alles nicht echt war. Aber es nützte nichts.

»Und nun genieße das Schauspiel!«, rief Tayuya euphorisch. »Schau zu, wie die Person, die dir mehr bedeutet als alles andere, stirbt!« Dann holte sie aus …
 

„Was machst du nun schon wieder?“, fragte der Shinobi, als er die dunkle Ecke der Höhle, in der sie sich befanden, betrat.

„Ach, nichts weiter. Weißt ja, Rache und so“, entgegnete er gelangweilt.

Sein Kamerad blickte zu ihrer Geisel hinüber. „Ein Genjutsu?!“, stellte er fest. „Welches ist es?“

„Akumu no Jutsu“, erwiderte der Größere.

„Du zeigst ihr ihren schlimmsten Albtraum auf? Du bist wirklich ein Sadist. Und das nur wegen eines kleinen Kratzers, den sie dir zugefügt hat.“

„Dieser kleine Kratzer hat ziemlich wehgetan“, rechtfertigte er sich.

„Ja, ja. Du dürftest doch inzwischen Genugtuung für den Rest deines Lebens bekommen haben.“ Der Kiri-Nin seufzte auf. „Erlös sie. Der Kazekage findet es sicher nicht lustig, wenn er ein psychisches Wrack zurückbekommt.“

„Das heißt, wenn die Hokage sich auf den Deal einlässt.“

„Das wird sie. Ansonsten wird sehr bald ein wunderbarer Krieg zwischen dem Wind- und dem Feuerreich ausbrechen. Aber das wäre unserem Anführer sicher nur recht.“ Er ließ ein kurzes Grinsen aufblitzen. „Und jetzt mach!“

„Was den Umgang mit Geiseln betrifft, bist du wirklich ein Langweiler. Du springst viel zu lasch mit ihnen um.“

„Kann schon sein, aber du bist eindeutig zu hart“, antwortete er. „Findest du nicht, dass du sie genug gequält hast?“

„Das ist deine Meinung.“ Er stöhnte auf, gab aber nach und löste mit einem Fingerzeichen das Genjutsu.
 

Den finalen Zug konnte Tayuya nicht mehr ausführen.

Erneut verschwamm alles um Temari und sie war wieder in völlige Dunkelheit gehüllt. Ihre Gefühle überschwemmten sie regelrecht. Das furchtbare Szenario war vorbei. Sie hatte nicht schon wieder mit ansehen müssen, wie Shikamaru getötet wurde …

Sie brach in Tränen aus. Nur diesmal waren es keine der Trauer, sondern des Glücks …

Während sie hemmungslos weinte, hörte sie plötzlich zwei Stimmen. Erst nur sehr leise, dann war ihr so, als wären sie in unmittelbarer Nähe.

Feuchte, modrige Luft stieg ihr in die Nase und ein unangenehmes Pieken machte sich in ihrem rechten Arm breit. Zudem war es so kühl, dass sie eine Gänsehaut bekam.

Dieser Albtraum war vorbei, doch nun folgte die schreckliche Wirklichkeit, in der sie sich befand.

Temari machte die Augen auf. Da sie so verweint waren, nahm sie zuerst nur zwei verschwommene Gestalten wahr.
 

Der Größere ließ einen Seufzer verlauten. „Toll, jetzt ist sie auch noch wach. Ich hasse wache Geiseln.“

„Ohne dein dämliches Genjutsu hätte sie sicher weitergeschlafen“, stichelte sein Kumpan.

„Und woher willst du das wissen?“

„Klappe! Das Prinzip einer gelösten Illusions-Kunst hast du wohl immer noch nicht begriffen.“ Er setzte einen genervten Blick auf.

Sein Kamerad nuschelte etwas Unverständliches. „Und was fangen wir jetzt mit ihr an?“, setzte er nach.

„Gute Frage. Aber ich bin mir sicher, dass uns etwas einfällt …“ Er grinste diabolisch.
 

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Ja, ihr seht schon, ich werde nicht unbedingt netter, was Temari betrifft. Ich kann aber versprechen, dass das nächste Kapitel wieder harmloser ausfallen wird. :D

Ansonsten hab ich mir bei Tayuya die Freiheit genommen und ihre Wortwahl entschärft. Im Original flucht sie ja nur herum und das hätte hier einfach nicht gepasst.

Pläne

Ein herzliches Dankeschön wieder an die Kommentatoren vom letzten Mal! =)
 

Dann wünsche ich mal ohne Umschweife: Viel Spaß beim Lesen!^^
 

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Kapitel 37: Pläne
 

Es klopfte laut an der Tür. Tsunade drehte sich in ihrem Bett um und warf verschlafen einen Blick auf die Uhr. Sie hatte sich gerade erst vor einer Stunde hingelegt.

Seufzend setzte sie sich auf. Wenn es nicht wichtig war, konnte der Störer sich auf etwas gefasst machen …

Müde schlurfte sie zu ihrer Haustür herüber und öffnete. Es war Shizune.

„Ja?“, gähnte die Hokage.

Ihre Assistentin japste noch kurz nach Luft, ehe sie zu sprechen ansetzte: „Tsunade-sama!“, platzte es aus ihr heraus. „Wir haben gerade eine wichtige Nachricht von Shiranui Genma erhalten.“

„Genma?“, wiederholte Tsunade. „Und das hatte nicht bis morgen früh Zeit?“

Shizune schüttelte den Kopf. „Wäre es nicht wichtig, wäre ich jetzt nicht hier“, ergänzte sie und reichte dann ihrer Vorgesetzten einen Zettel.

Die Godaime las ihn und ihr Blick verfinsterte sich mit jedem Wort.

„Ich zieh mich rasch an. Trommel du in der Zwischenzeit alle Anbu zusammen, die momentan auf keiner Mission sind“, lautete ihre Anweisung. „Wir treffen uns dann in einer Viertelstunde in meinem Büro.“
 

„Verdammt“, knurrte Shikamaru leise vor sich hin.

Seit über einer Stunde hockte er nun mit Kamatari ihn seinem Versteck und überlegte, wie er die Kirigakure-Ninja abschütteln konnte. Doch nichts, aber auch gar nichts, war ihm eingefallen. Gegen drei oder mehr Shinobi war es ohnehin fast unmöglich, unbemerkt zu entkommen. Davon einmal abgesehen wussten sie sowieso, wo die beiden sich aufhielten. Mit dem wenigen Chakra, das ihm verblieben war, war er zusätzlich eine leichte Beute.

Nur warum griffen sie nicht ernsthaft an und schickten immer bloß Mizu- oder Kagebunshin los, um ihn aufzuhalten? Die einzige Erklärung, die er dafür hatte, war, dass sie einfach gerne Katz und Maus mit ihm spielten. Alles andere konnte er wohl ausschließen. Es wunderte ihn, wenn sie keine Tötungserlaubnis bekommen hatten …

Abwesend spielte er mit einem Kunai herum. Es war Temaris Kunai … Wie es ihr wohl ging? Ob sie überhaupt noch lebte? Nein, an ihren möglichen Tod durfte er nicht einmal denken …

Seufzend steckte er die Waffe zurück. Er hatte versprochen, sie ihr wiederzugeben und das würde er auch. Irgendwie.
 

„Hast du jetzt ’ne Idee?“, fragte Kamatari zum gefühlt hundertsten Male nach und riss ihn somit aus den Gedanken.

„Nein, sonst hätte ich schon was gesagt“, entgegnete Shikamaru.

Das Wiesel stöhnte auf. „Was hat Temari-chan nur dazu bewegt, ohne ihren Fächer herumzulaufen?“

„Sie meinte, dass sie lernen muss, ohne ihn zurechtzukommen.“

„Hast du ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt?“ Kamatari blickte ihn streng an. „Wenn ja, beiß ich dich dort, wo du es nicht so schnell vergessen wirst!“

„Für wie bescheuert hältst du mich?“, gab er zurück. „Ich kenne ihre Fähigkeiten und wenn sie meint, dass sie auf ihn verzichten will, rede ich doch nicht noch lang und breit auf sie ein.“

„Würdest du wirklich wissen, was sie kann, hättest du ihr das ausgeredet.“

Shikamaru seufzte. „Ich hab’s ja versucht …“

„Irgendwann hättest du sie überzeugt. Sie hätte vielleicht gemeckert und gezickt, aber guten Argumenten hätte sie letztendlich nichts entgegenzusetzen gehabt“, sprach Kamatari weiter. Dann warf er seinem Partner einen schrägen Blick zu und meinte: „Wenn du jetzt schon so vor ihr kapitulierst, sehe ich aber schwarz für eure Zukunft.“

„Wie bitte?“

„Ihr macht doch zusammen Urlaub. Mit wem –“

„Das ist eine Mission als Urlaub getarnt“, fuhr Shikamaru ihm ins Wort.

„Ja, genau.“ Das Wiesel grinste schelmisch.

„Ist mir doch egal, was du darüber denkst. Ich weiß eh nicht, wie du hier blöde Kommentare bringen kannst, wenn du nicht mal weißt, ob Temari …“ Er brach betreten ab.

„Keine Bange, sie lebt noch“, erwiderte er aufmunternd. „Wenn sie tot wäre, wäre ich nämlich längst verschwunden. Eine Beschwörung bleibt nur solange bestehen, wie der Anwender lebt.“

Innerlich beruhigt meinte er: „Das hättest du mir aber ruhig schon ’ne Minute eher sagen können.“

„Du hast halt nicht gefragt!“, konterte Kamatari belustigt. Anschließend verfinsterte sich seine Miene aber wieder. „Ich bin es leid, hier herumzusitzen und Nichts zu tun.“

„Ich doch auch.“ Shikamaru biss die Zähne zusammen. „Aber ohne Plan stehen unsere Überlebenschancen fast bei Null.“

„Fast?“, hinterfragte Kamatari. „Na, dann ist es ja nicht unmöglich.“

„Ja, aber …“ Er stockte. Noch nie hatte er sich kopflos in einen Kampf gestürzt. Doch in Anbetracht der Umstände musste es wohl sein. „Okay“, meinte er letzten Endes. „Wenn wir umkommen, haben wir halt Pech gehabt.“

Das Wiesel lachte auf. „Machen wir ihnen die Hölle heiß!“

Gemeinsam stürzten sie sich in den Nebel.
 

Temari beobachtete, wie der kleinere Shinobi langsam auf sie zukam. Wütend über das Genjutsu fiel es ihr nicht schwer, seinem Blick standzuhalten.

„Na, wer wird denn so böse gucken?“ Der Mann stoppte direkt vor ihr und fasste grob an ihr Kinn, um sie besser in Augenschein nehmen zu können. „Dabei wärst du eigentlich ganz hübsch.“

Sie versuchte, mit ihren Zähnen nach seiner Hand zu schnappen, doch er ließ rechtzeitig wieder von ihr ab.

„Wirklich biestig“, meinte ihr Gegenüber amüsiert. „Aber etwas anderes hatte ich von einer Kunoichi aus Sunagakure nicht erwartet. Ihr seid ja bekannt für eure Forschheit.“

Temari ging nicht auf seine Bemerkung ein. „Was wollt ihr von mir?“, fragte sie stattdessen.

Der Kiri-Nin hob eine Augenbraue. „Von dir wollen wir gar nichts“, entgegnete er. „Du bist nicht mehr als das Mittel zum Zweck. Und falls dieser nicht erfüllt wird, müssen wir dich leider beseitigen.“

„Pah“, machte sie. „Warum bringt ihr mich dann nicht gleich um die Ecke?“

Nun mischte sich der andere Ninja ein: „Soll ich sie zum Schweigen bringen?“ Er spielte gefährlich mit seinen Muskeln herum.

„Klappe!“, erwiderte sein Kumpan. „Wenn hier einer schweigt, dann bist du es.“

Er fauchte auf.

„Du solltest dringend lernen, dich besser zu beherrschen. Sonst wird dir das irgendwann noch mal zum Verhängnis.“

„Spar dir deine doofen Ratschläge!“, schmollte der Größere, bevor er die Arme vor der Brust verschränkte.

„Wie auch immer.“ Der Shinobi wandte sich wieder Temari zu. „Momentan bist du lebend noch um einiges mehr wert. Wir möchten schließlich nicht die Wut des Kazekage auf uns ziehen. Er möchte dich sicher lebendig wiederhaben.“

„Als ob Gaara sich von euch erpressen lassen würde …“

„Er vielleicht nicht, aber die Hokage sieht die Sache sicher anders, wenn sie von unseren Absichten erfährt.“

„Dann habt ihr mit mir aber die falsche Person entführt“, meinte Temari selbstsicher. „Hokage-sama hat bestimmt kein Interesse daran, dass ich überlebe.“

„Oh doch, das wird sie.“ Der Mann grinste. „Vorausgesetzt, dass sie keinen Krieg zwischen euren Ländern riskieren will.“

„Schwachsinn!“, stieß sie aus. „Solange Gaara Kazekage ist, wird es niemals dazu kommen.“

Ihr Gegenüber runzelte die Stirn. „Auch, wenn er davon erfährt, dass Konoha Schuld am Tod seiner Schwester ist?“

„Keine Ahnung, woher du das weißt, aber so eng ist unser Verhältnis zueinander nicht. Und selbst wenn würde er niemals wegen so einer Lappalie einen Krieg anzetteln“, entgegnete sie überzeugend. „Also kannst du mich auch umbringen. Dann hab ich es endlich hinter mir.“

„Du bist ja ganz schön vorlaut.“ Er verzog seine Lippen zu einem Grinsen. „Du bettelst wohl darum, noch einmal in ein schönes Genjutsu gesteckt zu werden, was?“
 

Temari keuchte auf. Auf keinen Fall wollte sie das noch einmal erleben …
 

„Und schon ist die kleine Kunoichi ruhig“, stellte der Kiri-Nin überflüssigerweise fest. „Schrecklich, wenn man in seinem schlimmsten Albtraum festsitzt, oder? Sogar jetzt flennst du noch herum. Soll ich dir vielleicht ein Taschentuch reichen?“

Temari zwang sich zur Beherrschung. Auch wenn er sich über ihre Gefühle lustig machte, durfte sie sich nicht anmerken lassen, dass er sie mit seinen Worten traf.

Ohne etwas Weiteres zu ihr zu sagen, machte er schließlich auf dem Absatz kehrt und schlenderte zu seinem Kameraden herüber.

„Sind die anderen schon zurück?“, fragte er.

Dieser bohrte sich gemütlich im Ohr herum, besah den Dreck kurz und schnippte ihn weg.

„Nein“, antwortete er dann. „Eigentlich müssten sie den Bengel aber schon längst erledigt haben.“

„Ja, eigentlich“, ergänzte der kleinere Shinobi. „Aber du weißt ja auch, wie verspielt sie sind.“

„Sie haben den ganzen Spaß und ich darf hier blöd in der Bude hocken“, beschwerte sich der andere. „Dabei hätte ich so gerne eine Kostprobe von seinem Blut gehabt …“

„Red nicht so ’nen Stuss. Du sagst doch immer, dass männliches Blut dir nicht schmeckt.“

Der Große zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hätte es das ausnahmsweise ja.“

„Du bist wirklich ein Hohlkopf.“ Er schüttelte missbilligend den Kopf. „Wenn dir etwas nicht schmeckt, nachdem du es hundert Mal probiert hast, wirst du es beim hundertersten Versuch auch nicht mögen.“

„Und du bist ein ekelhafter Besserwisser“, erwiderte er beleidigt. „Die Zusammenarbeit mit dir macht mich krank.“

„Lieber krank als tot“, konterte sein Kumpan. „Ich kontaktiere jetzt erstmal unseren Chef. Kann ein paar Stunden dauern.“

„Und ich darf hier wahrscheinlich weiterhin rumgammeln und Däumchen drehen, oder was?“

„Du hast es erkannt.“ Der Kleinere grinste ihn überlegen an. „Du hast die ehrenvolle Aufgabe, auf das Mädchen aufzupassen. Aber Finger weg von ihrem Blut!“

„Ja, ja …“, seufzte er auf. „Ich lass sie schon am Leben.“

„Das will ich auch schwer für dich hoffen. Ansonsten folgst du ihr nämlich ins Jenseits!“

„Ich hab’s ja kapiert. Und jetzt verzieh dich.“ Mit einem Handwink forderte er seinen Kameraden zum Gehen auf.

Dieser nickte ihm noch einmal kurz zu und verschwand im Dunkel der Höhle.
 

„Suiton: Mizurappa!”

Haarscharf konnte Shikamaru dem Wasserstrahl ausweichen, während Kamatari die volle Ladung abbekam.

Mist, jetzt waren sie umzingelt … Und er hatte nicht einmal mehr genug Chakra für ein einfaches Kagemane übrig.

„Okay, wer von uns bekommt das Privileg, ihn zu beseitigen?“, fragte einer der drei Shinobi.

„Ich übernehme das“, meinte derjenige, der Kamatari im Wassergefängnis festgehalten hatte. „Ich muss mich schließlich noch für das Loch in meinem Fuß bedanken.“

„Nur zu. Ich besudle meine Hände ungern mit Blut“, stimmte der Dritte zu. „Das trocknet meine Haut auf Dauer immer so aus.“

„Mimose“, schnaubte der Erste verächtlich und wandte sich dann an den Zweiten. „Ich will aber auch meinen Anteil an Spaß.“

„Von mir aus. Machen wir eben einen Doppelangriff“, stimmte er zu.

Im nächsten Augenblick sah Shikamaru die beiden auch schon auf sich zulaufen …
 

Tsunade schritt nervös auf und ab, während sie den vier anwesenden Anbu die Situation erklärte.

„Tote gilt es zu vermeiden. Vor allem den Kopf der Bande möchte ich persönlich verhören. Ich möchte wissen, wer genau hinter diesem Plan steckt“, schloss sie. „Alles verstanden? Dann macht euch auf den Weg!“

Die Anbu schwärmten aus.

„Zur Grenze brauchen sie ein paar Stunden“, merkte Shizune an. „Meinst du, dass sie rechtzeitig da sein werden?“

Die Hokage lächelte besorgt. „Ich hoffe doch sehr.“
 

Alles ging rasend schnell. Mitten im Angriff drehte der Eine sich um und verpasste seinem Kollegen einen Tritt in den Oberkörper. Dieser wurde davon zurückgeworfen und prallte auf die harte Erde auf.

„Was soll das?“ Keuchend hielt er sich seinen Magen.

Der andere baute sich vor ihm auf. „Jetzt mache ich hier die Spielregeln“, entgegnete er gefasst. „Und die besagen, dass euer Spielchen jetzt vorbei ist!“
 

Shikamaru glaubte einen Moment lang, dass seine Sinne ihm einen Streich spielten. Träumte er etwa schon?
 

„Hey Kumpel, mach keine Witze“, warf der Dritte ein.

„Ich pflege in solchen Situationen nicht zu scherzen“, gab er kühl zurück. Dann griff er in seine Hosentasche und holte ein Senbon heraus, das er sich zwischen die Zähne klemmte. Anschließend machte er ein Fingerzeichen und nahm in Rauch eingehüllt seine wahre Gestalt an.

„Ein Spion …“, japste der Shinobi, der am Boden lag. „Scheißdreck! Wann hast du –“

„Wann ich die Rolle eures Kameraden übernommen habe, fragst du?“, beendete er den Satz. „Rechtzeitig genug, um über euren Plan genauestens Bescheid zu wissen.“ Sein Blick schweifte zu dem anderen. „Du da! Wenn dir dein Leben lieb ist, rühr dich nicht von der Stelle.“
 

Shikamaru dachte immer noch, er befände sich in einem Traum. So viel Glück hatte er sicher kein weiteres Mal …

„Genma, was …“, fing er an, brach jedoch wieder ab.

„Später“, lenkte der Jounin ein. „Verschwinde du mit dem Wiesel und such nach Temari. Mit den beiden hier werde ich alleine fertig.“

Er nickte zustimmend und auch Kamatari, an dessen Seite eine Wunde von dem Suiton klaffte, rappelte sich auf.

„Hast du ihre Spur?“, fragte Shikamaru ihn.

„Ja, sie ist nicht zu überriechen!“, erwiderte das Wiesel und gemeinsam liefen sie los.

Der stehende Kiri-Nin setzte zu Handsiegeln an, schaffte es aber nicht mehr, diese auch zu formen.

„Ich bin jetzt dein Gegner“, flüsterte Genma in sein Ohr.
 

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Und endlich hat auch Genmas Auftreten einen Sinn! :D

Falls sich jemand fragen sollte, wo Shikamaru das Kunai gefunden hat: Das passierte in einer Szene, die ich nicht beschreiben habe. Da ich vermeiden wollte, dass sich irgendwelche Kampfaktionen wiederholen, hab ich einen winzigen Zeitsprung gemacht. Außerdem gab es ja inzwischen erstmal genug Gekloppe.
 

Danke fürs Lesen! =)

Dem Ziel so nah

Kapitel 38: Dem Ziel so nah
 

Temari überdachte das Gespräch. In ihren Augen machte das Ganze überhaupt keinen Sinn. Was hatten die Typen bitte davon, einen Krieg zwischen Konoha und Suna anzuzetteln, wenn dieser ohnehin nicht zustande kommen würde?

Andererseits könnte Kirigakure selbst irgendetwas planen und so versuchen, sich Vorteile zu erschleichen. Das hieß, wenn diese Gruppe überhaupt den Befehlen des Mizukage unterstand. Gehörten sie einem Nuke-Nin an, sah die Sache schließlich wieder ganz anders aus. Dann waren sie schlicht und einfach nur ein Haufen Krimineller. Vielleicht konnte sie ja noch die eine oder andere Information aus ihrem Aufpasser herauskitzeln. Sie musste nur darauf achten, dass sie ihn nicht unnötig provozierte …
 

Um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, räusperte sie sich dezent.

Er stieß ein missgelauntes „Was?“ aus.

„Ich hab nicht so ganz verstanden, was ihr hiermit überhaupt bezwecken wollt“, sagte sie daraufhin. „Ich meine, was würde euch ein Krieg nützen?“

„Woher soll ich das wissen? Politische Angelegenheiten interessieren mich nicht“, blaffte der Shinobi sie an. „Solange ich Blut bekomme, tu ich alles, was man mir sagt. Und wenn mein Auftraggeber befiehlt, kleine lästige Kunoichi wie dich zu entführen, mach ich das ebenfalls.“

Temari überlegte kurz, ob sie noch weitere Fragen stellen sollte. Die Möglichkeit, dass er sie danach töten würde, bestand zwar, doch gleichzeitig hatte sie auch nicht großartig etwas zu verlieren. Außerdem konnte sie sich schlecht gegen ihre Neugier stellen.

„Und wer ist euer Auftraggeber?“, fragte sie schließlich.

„So ’n Typ mit spitzen Zähnen und –“ Er unterbrach sich selbst. „Moment, das geht dich überhaupt nichts an!“

Diese Info brachte sie nicht wirklich weiter. Soweit sie wusste gab es einige Leute in Mizu-no-Kuni, die solch ein Gebiss besaßen. Andererseits konnte sie nun so gut wie ausschließen, dass diese Kerle für jemanden arbeiteten, der nicht aus dem Wasserreich stammte.

Einen Versuch wagte sie noch: „Was genau wollt ihr von Hokage-sama erpressen?“

„Den Jinchuu…“ Der Kiri-Nin hielt abrupt inne. „Noch eine Frage und du wirst dir wünschen, vorhin am Blutverlust gestorben zu sein!“

Er sprach so laut und bedrohlich, dass Temari kaum merklich zusammenzuckte. Aber immerhin wusste sie nun, dass sie es auf Konohas Jinchuuriki abgesehen hatten … Die Vorstellung, dass Tsunade sich auf den Tausch einlassen würde, war allerdings lächerlich. Hinzu kam, dass Gaara niemals einen Krieg vom Zaun brechen würde, weil ihr Leben davon abhing.

Tja, wie sie es auch drehte und wendete: Wenn kein Wunder geschah, war sie eine Todgeweihte. Das Schlimmste daran war, dass ihr Tod so wunderbar sinnlos sein würde. Dabei hatte sie sich ihre Zukunft anders vorgestellt. Na ja, irgendjemand wollte wohl nicht, dass sie glücklich war. Doch damit hatte sie sich schon halbwegs abgefunden. Das Einzige, das sie sich wünschte, war, dass es Shikamaru und Kamatari gut ging. Aber das würde sie nie erfahren. Hätte sie es jedoch gewusst, würde es ihr sicherlich leichter fallen, zu sterben …
 

Shikamaru ging unterdessen einen Plan nach dem anderen durch. Bis zu dem Ort an den Temari gebracht wurde, war es sicherlich noch ein ganzes Stück. Sein Chakra würde sich bis dahin auch etwas erholt haben, aber einen Kampf galt es unbedingt zu vermeiden. Er durfte bloß nicht in Schwierigkeiten geraten …

Kamataris rechtes Hinterbein schmerzte. Das letzte Suiton hatte unangenehme Spuren hinterlassen, doch er zwang sich trotzdem weiterzulaufen. Er war es seiner Partnerin schließlich schuldig …

Der nächste Sprung ließ sein Bein unter der Last seines Körpers einknicken. Unsanft legte das Wiesel sich der Länge nach hin.

Shikamaru, der direkt hinter ihm lief, konnte gerade noch so einen Zusammenstoß vermeiden.

„Was ist los?“, fragte er.

„Mein Bein ist hinüber“, antwortete Kamatari zähneknirschend. „Verfluchtes Suiton!“

Sein Begleiter dachte einen Moment lang nach. Für eine Pause hatten sie definitiv keine Zeit. Dann blieb wohl nur eine Möglichkeit.

Er ging in die Knie und sagte: „Spring auf!“

„Aber …“

„Mach’s einfach!“, forderte Shikamaru ihn noch einmal auf.

„Einverstanden“, gab das Wiesel nach. „Aber ich bin schwer.“
 

Temari starrte vor sich hin. Ihre Kehle war trocken und sie hatte unglaublichen Durst. Wahrscheinlich würde der Shinobi ihr den Kopf abreißen, wenn sie ihn nach einen Schluck Wasser fragte. Doch das musste sie riskieren, wenn sie nicht verdursten wollte.

„Kann ich was zu trinken haben?“, fragte sie schließlich in die Stille hinein.

Der Kiri-Nin blickte von der Zeitung auf, die er bereits aus Langeweile zum dritten Mal durchkaute.

„Trinken?“, wiederholte er, bevor er aufstand. „Na, selbstverständlich.“

Ein fieses Grinsen zierte sein Gesicht, als er sich vor ihr aufstellte und ein paar Fingerzeichen machte.

„Suiton: Suikyuu!“

Er bildete eine Wasserkugel und ließ sie direkt über Temari zerplatzen.

Sofort war sie bis auf die Haut durchnässt.

„Vielen Dank“, keifte sie den Mann an.

Dieser lachte laut auf. „Du sagtest, dass du etwas zu trinken möchtest, aber du hast vergessen ein Gefäß zu erwähnen in dem es abgefüllt sein soll“, spottete er, bevor er sich wieder von ihr entfernte.
 

So ein widerlicher Sadist … Am liebsten hätte sie ihm dafür einen Schlag in seine blöd grinsende Visage verpasst …

Da ihr dieses nicht möglich war, machte sie das Beste daraus und begann, den einen oder anderen Wassertropfen mit der Zunge aufzufangen. Leider bekam sie dadurch nur noch mehr Durst. Zudem fing sie dank der Nässe erst richtig zu frieren an.

Der Shinobi beobachtete sie amüsiert. „Soll ich dir vielleicht eine Decke geben und ein Feuerchen anzünden?“

Temari knurrte verächtlicht, schwieg aber.

Ihr Gegenüber lehnte sich entspannt zurück. „Du musst mich wirklich hassen“, meinte er. „Aber deine jetzige Abscheu wird ein Witz gegen den Hass sein, den du empfinden wirst, wenn diese Nacht vorbei ist.“
 

Aus der Entfernung beobachtete Kotetsu alles. Das ewige Warten gefiel ihm ganz und gar nicht, aber Genma hatte ihn nun mal gebeten, erst im äußersten Notfall einzugreifen. Also blieb ihm vorerst nichts anderes übrig, als weiterhin Position zu beziehen und auf die Anbu zu warten. Außerdem machte sein Freund auch den Anschein, dass er bis auf weiteres alleine zurechtkam.
 

Temari fühlte sich, als wäre die Kälte inzwischen bis ins Innere ihrer Knochen gekrochen. So elendig zumute war ihr lange nicht gewesen. Wäre doch wenigstens etwas Wärmendes in der Nähe … Eine Tasse Tee hätte ihr schon ausgereicht, aber danach fragte sie besser nicht.

Ihre Nase begann zu kribbeln. Sie versuchte das Niesen zu unterdrücken, um bloß keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hielt es jedoch nur ein paar Sekunden lang durch.

„Krankheit!“, wünschte ihr der Shinobi.
 

Tse, wenn das so weiter ging, hatte sie ohnehin in wenigen Stunden eine Lungenentzündung …
 

„Soll ich deinen Schmerz mit einem hübschen kleinen Genjutsu lindern?“, fragte er dann hämisch.

„Nein, danke“, entgegnete sie bissig. „Mir geht es bestens.“

Der Kiri-Nin erhob sich von seinem Platz. „Na, wenn das so ist, muss ich das doch schnellstens ändern.“ Erneut trat er vor sie. „Weißt du, wonach mir gerade der Sinn steht?“

Temari reagierte nicht.

„Ein Schluck von deinem Blut wäre wunderbar und würde meine Laune sicherlich um einiges heben“, gab er unaufgefordert als Erklärung ab.

„Aber –“, setzte sie an, doch ihr Gegenüber schnitt ihr das Wort ab.

„Schweig! Es wird niemanden interessieren, solange ich dich am Leben lasse.“ Mit einem niederträchtigen Grinsen auf den Lippen zog er ein Messer von seinem Gürtel und öffnete die Wunde an ihrem Hals. Nur einen Augenblick später saugte er gierig nach der roten Flüssigkeit.

Temari kniff die Augen zusammen und ignorierte das unangenehme Gefühl. Irgendwie kam sie sich wie eine Darstellerin in einem schlechten Vampir-Film vor. In der Hoffnung, dass der Kerl sie danach erst einmal in Ruhe lassen würde, ertrug sie es aber stillschweigend.
 

Kurz darauf ließ er wieder von ihr ab. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund.

„Köstlich“, seufzte er zufrieden.

Anschließend musterte er seine Gefangene intensiv. Sein Gesicht nahm dabei seltsame Züge an, die Temari nicht deuten konnte. Sie konnte lediglich ahnen, dass sie nichts Gutes bedeuteten.
 

In Kamataris Kopf drehte sich alles und seine Konzentration ließ langsam zu wünschen übrig. Schuld daran war sein Bein, das sich anfühlte, als würde es jeden Moment abfallen. Er riss sich zusammen, doch er kam sich trotzdem wie ein Nichtsnutz vor. Sich von einem Menschen tragen zu lassen, kratzte schon sehr an seinem Stolz. In diesem Fall musste er diese Eigenschaft aber vergessen, denn schließlich war er der Einzige, der Temari ohne Umwege aufspüren konnte …
 

„Weißt du, was ich nach dieser tollen Mahlzeit gebrauchen könnte?“ Der Mann leckte sich die Lippen.

Die Kunoichi traute sich nicht, auch nur ein Kopfschütteln anzudeuten.

„Keine Vorstellung?“, fuhr er fort. „Isst du denn keinen Nachtisch?“
 

»Scheiße« war das Erste, das Temari dazu in den Sinn kam. Er würde doch nicht …
 

„Nein“, sagte sie rasch. „Bei mir ist immer nach der Hauptmahlzeit Schluss. Das ist auch besser für die Gesundheit.“

„Ganz meine Meinung“, stimmte er zu, wobei er aber nicht weniger bedrohlich klang. „Was nicht heißen soll, dass man nicht ab und zu mal eine Ausnahme machen darf …“

Mit diesen Worten stürzte er sich auf sie und drückte sie fest an die Wand.

„Wenn du das tust, wirst du es bereuen“, presste sein Opfer atemlos hervor.

„Und wer sollte mir das heimzahlen?“, spottete der Shinobi. „Mein Kumpel hat mir nur den Befehl gegeben, dich nicht zu töten. Davon, dass ich dich nicht anfassen darf, war keine Rede.“ Dann fuhr seine Hand in ihren Ausschnitt, um sich vorzutasten.
 

„Stopp!“, keuchte Kamatari.

„Hast du sie gefunden?“, fragte Shikamaru sofort.

„Ja, aber lass mich erstmal runter …“

Behutsam setzte er das Wiesel ab, das sich sogleich erschöpft hinlegte.

„Und wo ist sie?“, drängte sein Partner.

„In der Höhle.“ Kamatari nickte in die entsprechende Richtung.

„Bist du dir sicher?“

„Hundertprozentig.“

„Riechst du auch noch andere Personen?“, forschte Shikamaru nach.

„Ja, ich kann aber nicht sagen, wie viele es sind“, entgegnete er. „Ich bin völlig am Ende.“

Sein Gegenüber dachte einen Moment nach. „Verschwinde“, meinte er dann. „Ich denke, dass ich alleine klarkomme.“

„Das wirst du wohl müssen.“ Das Wiesel setzte ein bitteres Lächeln auf. Anschließend fügte er hinzu: „Du musst Temari-chan unbedingt retten!“

Shikamaru richtete sich auf. „Ich werde mein Möglichstes versuchen.“

„Viel Glück!“ Augenzwinkernd verpuffte Kamatari in einer Rauchwolke.

Glück … Ja, das konnte er wirklich gut gebrauchen.
 

Ekel überkam Temari, als er sie so berührte. Sie musste schnellstens etwas dagegen unternehmen …

Als letzten Ausweg rammte sie ihm ihr Knie in den Unterleib.

Der Kiri-Nin schrie daraufhin auf und taumelte zurück. „Miststück!“, fluchte er, während er mit schmerzverzerrtem Gesicht sein bestes Stück hielt.

„Wer eine Frau gegen ihren Willen begrapscht, hat es nicht anders verdient!“, meinte sie mit Nachdruck.

„Du kleines Biest hast hier überhaupt nichts zu melden“, knurrte er wütend. „Das wirst du mir büßen!“

Mit der geballten Faust holte er zum Schlag aus und traf auf ihre Schläfe. Temari sah auf der Stelle Sterne. Ihr wurde schwindelig und der Kopf tat ihr verdammt weh. Blut, das ihr aus der entstandenen Platzwunde in das linke Auge floss, färbte ihre Sicht rot.

„Ich hasse Frauen, die sich mir widersetzen.“ Er spuckte vor ihr auf den Boden. „Dafür wirst du bezahlen!“

Erneut sprang er sie an, um sein Tun fortzusetzen.

Temari wollte sich wehren, doch der Schmerz in ihrem Schädel raubte ihr jegliche Kraft. Sie musste es wohl oder übel hinnehmen und es über sich ergehen lassen. Wenn sie sich irgendwie ablenken konnte, fiel es ihr sicher leichter, als sie dachte …
 

Aufmerksam schaute sich Shikamaru um. Weit und breit war keine Wache zu erkennen. Waren die Kirigakure-Ninja denn wirklich so leichtsinnig oder machte es bloß den Anschein und sie warteten darauf, dass er unvorsichtig wurde?

Nur langsam überwand er die Strecke zum Höhleneingang. Die Wolken, die sich vor den Mond geschoben hatten, erschwerten seine Sicht zusätzlich. So war es für ihn noch schwerer, eventuelle Hindernisse und Gefahren zu erkennen.

Nach einigen Metern hielt er noch einmal inne. Direkt vor ihm war mit dünnen gespannten Fäden eine Falle ausgelegt worden. Vorsichtig umging er sie und stockte. Shikamaru schloss die Augen und atmete kurz durch. Das leuchtende gelbe Auge, das ihn angestarrt hatte, war verschwunden. Wahrscheinlich hatte es auch nie existiert.

Er schüttelte leicht den Kopf. So kurz vor dem Ziel konnte er nicht die Nerven verlieren …

Die letzte Distanz zur Höhle kam ihm wie eine halbe Ewigkeit vor. Erleichtert lehnte er sich kurz an die Felswand, um dann seinen Weg fortzusetzen.

Tiefe Dunkelheit breitete sich mit jedem Schritt mehr und mehr vor ihm aus und in weiter Ferne erklang unheilvolles Gelächter. Wenn er diesem folgte, würde er Temari hoffentlich finden …
 

„Verdammtes Teil …“, murmelte der Shinobi vor sich hin. „Verflucht sei derjenige, der die erfunden hat!“

Temari lachte innerlich auf. Gut, dass das Kleidungsstück dank der unfreiwilligen Dusche regelrecht an ihr klebte. Zudem befand sich der Verschluss ihres BHs hinten, sodass der Typ keine Möglichkeit hatte, an ihn heranzukommen …

Sie schalt sich selbst für den Gedanken. Wie konnte sie dieser Situation auch nur ansatzweise etwas Belustigendes abgewinnen? Das nannte man im wahrsten Sinne des Wortes wohl Galgenhumor …

Na ja, zumindest schien der Mann nicht auf die Idee zu kommen, anderweitig weiterzumachen. So widerwärtig seine Berührungen auch waren: Sie hatte sie lieber dort, wo er sich momentan aufhielt, als ein Stückchen weiter unten.

Plötzlich zerrte der Kiri-Nin an dem Band, das ihren Kimono festhielt und sie musste feststellen, dass sie sich in ihn getäuscht hatte. Benommen ließ sie es geschehen. Wenn sie Glück hatte, war sie gleich ohnehin nicht mehr bei Bewusstsein und musste so immerhin nicht miterleben, wie er sich an ihr verging. Das machte die Sache zwar nicht weniger schlimm, aber etwas erträglicher für sie …

Achtlos warf der Shinobi den Stoff beiseite und seufzte auf. Er war seinem Ziel – nein, seiner Lust – so nah wie schon lange nicht mehr. Frischfleisch war schließlich immer besser als jene Frauen, die für Geld alles machten. Wunderbar, wenn man ein wehrloses Opfer hatte. Allein diese Tatsache erregte ihn ungemein.

Begierig fuhr er über die kalte Haut ihrer Oberschenkel. Temari zuckte kaum noch zusammen, ganz so, als wäre es ihr inzwischen egal geworden.

Noch einmal schaute er in das Gesicht seiner Beute und ergötzte sich an ihrer Hilflosigkeit.

Nur kurz erwiderte sie seinen leeren Blick, bevor ihre Sinne schwanden.
 

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Ich hoffe mal, dass ich die Erwartungen nicht allzu enttäuscht hab. Das „Bergauf“ (um es mal mit Temari_Sabakunos Worten auszudrücken) war nur ein kleines Strohfeuer. Irgendwo bin ich wohl doch ein Sadist.^^°

Und nein, ich bin kein heimlicher ShikaIno oder ShikaShiho-Fan. Nicht, dass hier noch der Eindruck aufkommt, dass das meine Weise ist, um Temari fertigzumachen (von Chara-Bashing halte ich nämlich auch überhaupt nichts). :D

Worte

Mit zwei Tagen Verspätung (ich war die Woche so mit meiner Weiterbildung beschäftigt, dass ich das Posten völlig vergessen habe) hier also das nächste, extra lange Kapitel.

Vorher möchte ich mich aber noch zu den Kommentaren äußern:
 

@ Quiana: Eigentlich wollte ich mit dem Sichtwechsel nur ein interessantes Erzähltempo bringen, muss allerdings zugeben, dass ich es doch ein wenig übertrieben habe. Na ja, ist wohl einfach nicht jedermanns Sache.
 

@ Hannes-Sama: Freut mich, dass dir diese Geschichte so gut gefällt. Und wenn ich an den Inhalt dieses Kapitels denke, ist dein Timing vielleicht doch nicht so schlecht, wie du denkst. ;)
 

@ Temari_Sabakuno: Manchmal frag ich mich auch, was beim letzten Kapitel in mich gefahren ist. Eventuell brauchte ich einfach mal einen Kontrast zu der rosaroten Welt, in der sich alle mit Wattebällchen bewerfen … Diesmal gibt es aber keinen Cliffhanger, das kann ich versprechen.
 

@ alle drei: Vielen Dank für eure Kommentare! Fühlt euch alle herzlich gedrückt. =)
 

Dann viel Spaß beim Lesen! :)
 

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Kapitel 39: Worte
 

Temari vernahm ein sanftes Rauschen und eine leichte, angenehme Wärme umspielte ihren Körper. Dann schlug sie die Augen auf, konnte aber aufgrund der Dunkelheit nicht viel erkennen. Hatte der Typ sie etwa woanders hingeschleppt, nachdem er …? Andererseits fühlte sie sich gar nicht ekelig. Vielleicht hatte er es sich noch anders überlegt. Nur warum sollte er sie gerade losketten? Das machte wirklich gar keinen Sinn …

Die Kunoichi blickte nach links. Prasselnder Regen erzeugte das beruhigende Geräusch und hin und wieder gesellte sich lautes Donnergrollen hinzu. Obwohl sie solchem Wetter sonst nicht allzu viel abgewinnen konnte, freute sie sich irgendwie doch, es zu hören. Aber das dachte wohl jeder, der dem Tod von der Schippe gesprungen war.

Anschließend setzte sie sich auf und stellte fest, dass sie statt ihrem Kimono einen Pullover trug. Temari schmunzelte. Trockene Kleidung fühlte sich auf der Haut wirklich besser an als nasse …
 

„Endlich wach?“, hörte sie plötzlich eine vertraute Stimme neben sich sagen.

Abrupt machte ihr Herz einen Sprung. Ohne weiter darüber nachzudenken, tastete sie sich zu ihm vor und warf sich ihm um den Hals.

Shikamaru blieb für einen Moment die Luft weg. So einen Empfang hatte er wirklich nicht erwartet …

„Du lebst noch!“, stieß sie erleichtert aus.

„Ja, warum auch nicht?“, entgegnete er perplex.

„Na ja, deine Überlebenschancen waren nicht gerade hoch …“ Sie drückte ihn noch fester an sich. Wenn dies ein Traum oder ein Genjutsu war, wollte sie dieses so lange wie möglich auskosten …

„Du erdrückst mich“, warf er daraufhin ein.

Sofort ließ sie locker. „Entschuldige …“, stammelte sie. „Ich wollte nur sichergehen, dass ich auch wirklich wach bin.“ Abrupt wechselte Temari die Tonlage. „Wo ist Kamatari?“

„Ihm ging es nicht so gut“, antwortete Shikamaru und setzte rasch nach: „Er ist erst kurz bevor ich dich gefunden habe gegangen.“

Sie atmete beruhigt auf. „Aber wie hast du den Kerl erledigt, der mich bewacht hat?“

„Kagekubi“, erklärte er knapp.
 

Der Knack tönte Shikamaru in den Ohren. Es war ein widerliches Geräusch, doch heute war es ihm das wert gewesen.

Er löste seine Kunst und ging zu der Stelle, an der sein Gegner tot am Boden lag. Seine Augen starrten ins Leere und von seinen Mundwinkeln troff etwas Blut. Es war nicht sein eigenes, sondern das seines Opfers.

Shikamaru beachtete ihn nicht weiter und wandte sich der Person zu, die vor ihm an der Wand festgekettet war: Temari.

Für einen Moment befürchtete er das Schlimmste, dann aber hörte er ihren leisen Atem und ein Stein fiel ihm vom Herzen. Sie lebte … Und das war das Wichtigste.

Anschließend versuchte er, die Ketten um ihre Handgelenke zu lösen, doch sie gaben nicht nach. Er brauchte unbedingt den passenden Schlüssel.

Zuerst durchsuchte er den toten Shinobi, fand jedoch nichts. Kurz durchforstete er den Teil der Höhle, in dem er sich befand. Eine Zeitung auf einem Felsvorsprung zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er hastete hinüber und nahm eine Lampe, die die einzige Lichtquelle war, an sich. Anschließend räumte er das Papier beiseite und wurde fündig. Ein Schlüsselbund lag direkt darunter.

Augenblicklich eilte er zurück zu Temari, um sie loszumachen. Leichte Angst stand ihm dabei im Nacken, da jederzeit weitere Ninja auftauchen und ihn angreifen konnten.

Es schien ewig zu dauern, bis die erste Kette geöffnet war, aber schließlich hatte er sie ganz befreit.

Bedacht hob Shikamaru seine Partnerin auf die Arme, schnappte sich die Lampe und hechtete ohne zurückzublicken los, um die Höhle auf schnellstem Wege zu verlassen.
 

„Und er hat dich nicht einmal bemerkt?“, hakte sie nach.

„Nein.“ Er schüttelte den Kopf, was sie jedoch nicht sehen konnte. „Einen unachtsamen Shinobi zu überfallen ist meistens auch nicht besonders schwierig.“

„Auf jeden Fall war es perfektes Timing.“ Temari lächelte. So viel Glück hatte man wahrscheinlich nur einmal im Leben …

„Aber wie habt ihr es geschafft zu entkommen?“, fragte sie dann.

„Genma ist aufgetaucht.“

„Genma? Du meinst den Prüfer vom damaligen Chuunin-Examen?“

„Ja. Wie es aussieht hat er sich unter die Kirigakure-Ninja gemischt und sie so tagelang ausspioniert“, erzählte Shikamaru. „Er war übrigens derjenige, der Kamatari im Wassergefängnis festgehalten hat.“

„Dann hat er seine Rolle aber sehr überzeugend gespielt. Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass gerade diese Person ein Spion ist.“

„Ich auch nicht“, pflichtete er ihr bei. „Jedenfalls hat Hokage-sama den Richtigen damit beauftragt.“

„Jetzt müssen wir ihm wohl auf Ewig dankbar sein“, merkte Temari amüsiert an.

„Du kannst ihm ja einen Schrein bauen und jeden Tag anbeten“, scherzte er.

„Nur wenn du mitmachst.“ Sie lachte kurz auf und fragte daraufhin: „Sind wir hier denn in Sicherheit?“

„Fürs Erste schon“, gab ihr Gegenüber zurück. „Der starke Regen dürfte inzwischen den Großteil unserer Spuren verwischt haben. Außerdem sind wir ein ganzes Stück von der Höhle entfernt.“

„Wie weit denn?“

„Das weiß ich nicht genau. Ein oder zwei Stunden war ich aber sicher unterwegs.“

„Stunden?“

„Ja, ich rette dich schließlich nicht, damit wir nach fünf Minuten wieder eingefangen werden.“

„Ein gutes Argument.“ Erneut musste sie schmunzeln.
 

„Sag mal, was hat der Kerl eigentlich mit dir gemacht?“, forschte er anschließend nach.

„Ach nicht viel, wenn man mal von einem Genjutsu und einer unfreiwilligen Dusche absieht. Vor dem Schlimmsten hast du mich ja zum Glück bewahrt“, entgegnete sie im Plauderton.

„Und ich hab mich schon gefragt, warum du so nass warst.“

„Dieser widerliche, blutsaugende Sadist sieht es eben gerne, wenn sein Opfer leidet. Apropos: Wo sind eigentlich meine Klamotten abgeblieben?“

„Die liegen hier in der Ecke“, erwiderte Shikamaru und fügte noch schnell an: „Ich hab aber versucht, so wenig wie möglich hinzusehen, als ich dich umgezogen hab.“

Temari konnte sich einen Lacher nicht verkneifen. „Das hab ich doch gar nicht gefragt“, merkte sie an. „Ich beschwere mich doch nicht, wenn du so nett bist und mir deine Sachen gibst, damit ich nicht erfriere. Außerdem hast du mir meine Unterwäsche ja gelassen.“
 

Da er nicht wusste, was er darauf antworten sollte, wechselte er das Thema: „Was für ein Genjutsu war es denn?“

„Das Übelste, in das man mich je verfrachtet hat“, sagte sie.

„Und das heißt?“

„Na ja …“ Sie stockte kurz. „Ich habe alle gesehen, die ich getötet habe.“

„Waren es viele?“, fragte er etwas unsensibel.

„Sieben“, lautete ihre Antwort. „Klingt zwar nicht viel, aber mir reicht es.“ Temari seufzte. „Wie viele hast du auf dem Gewissen? Garantiert weniger als ich …“

„Seit heute zwei. Drei, wenn man Hidan dazuzählt.“

„Der gilt nicht. Er hat es zwar verdient, aber richtig tot ist er ja nicht.“

„Dann musst du Tayuya auch abziehen“, argumentierte Shikamaru. „Sie war nicht besser.“

„Ja, vielleicht … Es ist aber trotzdem nicht gerade schön damit konfrontiert zu werden.“ Sie lachte bitter. „Vor allem, wenn sie einem dann androhen ebenfalls jemanden zu töten, der mir nahesteht. Ich wusste zwar die ganze Zeit, dass alles nicht echt ist, aber so etwas möchte ich nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen erleben.“

„Kaum zu glauben, dass du so empfindest, wenn man bedenkt wie du früher drauf warst.“

„Das war größtenteils Fassade“, entgegnete sie. „Wir wurden angewiesen, so zu sein. Es sollte schließlich niemand auf die Idee kommen, Suna wäre schwach.“

„Na, das seid ihr ja auch nicht“, meinte er.

„Ja, aber in militärischer Hinsicht sind wir euch zumindest zahlenmäßig weit unterlegen. Deswegen versteh ich auch immer noch nicht, warum Gaara mich versetzt und dann noch nicht einmal Ersatz für mich verlangt hat.“ Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. „Aber mir soll es inzwischen egal sein.“

„Tatsächlich?“ Shikamaru tat es ihr, ohne es zu wissen, gleich. „Dabei hast du dich die ersten Wochen nur beklagt und immer wieder betont, wie beschissen es doch ist.“

„Ach, vergiss das. Die letzten zehn Tage waren wohl mit die besten, die ich je hatte.“

„Liegt das daran, dass wir nicht in Konoha waren oder an was anderem?“

„Letzteres. Du bist mir schließlich nicht einmal auf die Nerven gegangen.“

„Du mir auch nicht“, konterte er.

Temari lachte auf. „Hast du zufällig ein wenig Licht?“, fragte sie daraufhin.

„Ja, ich hab eine alte Lampe aus der Höhle mitgenommen“, erwiderte er. „Aber wenn ich sie anschalte, ist die Wahrscheinlichkeit, dass man uns entdeckt, um einiges höher.“

„Ich weiß … Nur für ein paar Minuten. Ich kann die Dunkelheit schon nicht mehr sehen“, bat sie.

„Na gut …“, gab er nach.
 

Wenige Sekunden später wurde der Ort in sanftes Schummerlicht getaucht.

„Danke“, sagte sie, während sie sich umschaute.

Sie befanden sich in einer Felsvertiefung, die gerade genug Platz bot. Der Eingang wurde von Efeu verdeckt, das im Wind stark hin und her schaukelte. Alles in allem war es also ein gutes Versteck.
 

„Wie hast du das hier gefunden?“, fragte Temari neugierig.

„Zufall“, entgegnete Shikamaru. „Als vorhin der Regen begann, bin ich quasi drüber gestolpert.“

„Dann lag das Glück wohl mal auf unserer Seite. Fragt sich nur, wie lange das anhält.“

Er antwortete mit einem Schulterzucken.

„Und was machen wir jetzt?“, fuhr sie fort.

„Ich denke, dass uns nichts anderes übrig bleibt als zu warten. Wenn wir uns gleich wieder in Kämpfe verstricken, sind wir geliefert. Mein Chakralevel ist nämlich so in etwa bei Null.“

„Und ich bin ohne meinen Fächer nicht stärker als ein durchschnittlich talentierter Genin.“

Sie grinste selbstironisch, als er sie tadelnd anblickte.

„Davon einmal abgesehen ist mein Arm ohnehin nicht zu gebrauchen“, ergänzte sie rasch.

„Ich hab mir die Verletzung mal angesehen. Du hast Glück gehabt, dass keine Sehne durchtrennt wurde.“

„Na ja, darüber mach ich mir keine Sorgen. Sakura hätte das sicher wieder hinbekommen“, erwiderte Temari. „Im Moment hoffe ich nur, dass man uns nicht findet und dann häppchenweise zurück nach Konoha schickt.“

Shikamaru nickte. „Wir könnten auch versuchen abzuhauen, aber ohne Plan kommen wir sicher nicht weit.“

„Selbst mit einem sieht es nicht besonders gut aus. Und einen mehrstündigen Dauerlauf würde ich gerade echt nicht durchhalten.“

„Das sollst du ja auch gar nicht“, entgegnete er verständnisvoll. „Apropos Pläne: Hast du herausgefunden, warum die Typen gerade dich entführt haben?“

Sie nickte. „Ja, sie wollten mit mir Hokage-sama erpressen, um so an Naruto, oder besser gesagt, an den Kyuubi heranzukommen. Und falls sie nicht darauf eingegangen wären, hätten sie mich umgebracht und so bezwecken wollen, dass Gaara einen Krieg zwischen unseren Ländern anzettelt. Lächerlich, wenn du mich fragst.“

„Nicht wirklich gut durchdacht“, stimmte ihr Partner zu. „Kein Mensch mit einer solch großen Verantwortung wie die eines Kage würde darauf eingehen. Aber den Frieden hätte es schon ein wenig belastet. Sicher hätte das nicht jeder so hingenommen und diese Leute hätten dann vielleicht das Bündnis infrage gestellt.“

„Ach, wahrscheinlich hätten sie nur gedacht, dass wieder mal ein Ninja futsch ist“, erwiderte Temari gleichgültig. „Ich wäre nicht mehr als ein kleines Bauernopfer gewesen, das keinem weiter auffällt.“

Betreten blickte Shikamaru sie an. „Red nicht immer so einen Quatsch! Es gibt immer jemanden, der einen vermisst.“

„Bei dem einen sind es mehr, bei dem anderen weniger. Bei mir sind es weniger.“

„Kommt es dir denn so auf die Anzahl der Personen an?“

„Nein, aber wenn es nicht so viele sind, muss ich kein so schlechtes Gewissen haben, da die Lücke, die ich hinterlasse, deutlich kleiner ausfällt.“

„Und das hilft dir?“, hinterfragte er kritisch.

„Vielleicht ein bisschen. Aber lassen wir das, bevor ich noch mehr Unsinn rede.“ Sie setzte ein gekünsteltes Grinsen auf und fragte anschließend: „Du hast nicht zufällig was zu trinken? Der Typ hat mich trotz Suiton fast verdursten lassen.“

Er schüttelte den Kopf.

Die Kunoichi atmete schwer aus. Dann musste sie sich wohl anders behelfen.

Also rutschte die das kleine Stück zum Eingang herüber, tat das Efeu beiseite und fing mit den Händen den Regen auf, den sie anschließend trank. Dies wiederholte sie mehrmals, bis ihr Durst gestillt war.

„Besser?“, fragte er nach.

„Allerdings.“ Sie griff nach ihrem Kimono und trocknete sich ihre Hände damit. Danach setzte sie sich wieder an ihren alten Platz.
 

Einen Augenblick lang schwiegen die beiden, bis Shikamaru etwas einfiel.

„Bevor ich es vergesse“, begann er, während er sich den Gegenstand schnappte, der neben ihm lag. „Hier.“

Temari schaute leicht überrascht, bevor sie das Kunai entgegen nahm. Sofort erkannte sie den weißen Rand am Griff und wusste, dass es definitiv ihres war.

„Danke“, sagte sie. „Aber wie hattest du noch die Zeit, danach zu suchen?“

„Die hatte ich nicht“, antwortete er. „Ursprünglich hab ich es aufgehoben, um mich zu verteidigen. Dann merkte ich jedoch, dass es deins war.“

„Sag mir jetzt nicht, dass du deswegen fast draufgegangen wärst“, entgegnete sie leicht vorwurfsvoll.

„Ohne Kamataris Hilfe wär es das gewesen“, antwortete er eine Spur zu gelassen.

Seine Partnerin stöhnte empört auf. „Beim nächsten Mal benutzt du es gefälligst!“, meinte sie mit Nachdruck, bevor sie deutlich ruhiger fortfuhr: „So eine dämliche Waffe ist doch nicht mehr wert als dein Leben …“

Shikamaru war gerührt von ihren Worten. Trotzdem hinterließ das Ganze einen faden Beigeschmack. Vielleicht hätte er es ihr besser nicht erzählt …

Da er nichts sagte, setzte sie nach: „Mach bloß nicht noch mal so einen Scheiß. Noch so einen Schreck überlebe ich nämlich nicht.“

„Entschuldige …“, sagte er bedrückt.

Temari winkte ab. „Vergiss es. Du lebst ja schließlich noch.“
 

Dann besah sie für eine kurze Zeit ihre Waffe. „Und du bist mit Kamatari zurechtgekommen?“, fragte sie.

„Ja. Warum fragst du?“

„Nur so.“ Sie grinste. „Eigentlich kommt für ihn eine Zusammenarbeit mit anderen nicht infrage.“

„Also davon hab ich nichts gemerkt“, äußerte er sich.

„Vielleicht lag es an der Situation an sich. Bevor man den Löffel abgibt, kooperiert man eben doch mit Leuten, die man nicht mag oder kennt.“

„Es kam mir aber nicht so vor, als könne er mich nicht ausstehen“, lenkte Shikamaru ein.

„Nein, das meinte ich auch nicht. Obwohl … Mit meinen Brüdern ist er nie großartig klargekommen.“ Die Kunoichi zuckte mit den Schultern.

„Dasselbe sagte er auch“, meinte ihr Gegenüber schmunzelnd. „Ich denke aber, dass es eher damit zu tun hat, dass du nie ein schlechtes Wort über mich verloren hast.“

„Das hat er gesagt?“

„Ja. Und dass er die Leute, die du magst, meist auch gut leiden kann.“

„Viele sind das zwar nicht, aber wenn er das so sagt, wird es wohl stimmen“, erwiderte sie lächelnd.

„Ihr steht euch sehr nahe, oder?“, hakte er dezent nach. „Ein so enges Verhältnis zwischen Kuchiyose-Partnern hab ich jedenfalls noch bei keinem anderen gesehen.“

Temari nickte. „Viele, die Kuchiyose no Jutsu meistern, schließen ja auch nur Verträge mit den Wesen ab, die sie beschwören möchten. In dem Punkt fallen Kamatari und ich wohl ziemlich aus dem Rahmen.“

Fragend blickte Shikamaru sie an.

„Ich hab ihn, als ich acht war, geschenkt bekommen und großgezogen“, erzählte sie dann. „Er wurde nämlich nach der Geburt verstoßen.“

„Ziemlich unüblich für Kuchiyose-Tiere“, warf er ein.

„Ich weiß auch nicht, was da los war. Kinder, die nicht danach fragen, werden ja auch gerne im Dunkeln gelassen“, erwiderte sie belustigt. „Ohne ihn wär die Zeit jedenfalls nicht halb so schön gewesen. Aber egal.“

Shikamaru dachte einen Moment nach. „Fehlte ihm eigentlich schon immer ein Auge?“

„Nein, daran lag es sicher nicht. Das ist ihm erst später abhanden gekommen.“

Er hob eine Augenbraue.

„Vielleicht die falsche Wortwahl“, verbesserte sich Temari. „Das war Gaara, als er richtig schlechte Laune hatte.“

„Gaara?“

„Ja, aber Kamatari nimmt es ihm nicht übel. Er ist sogar froh, dass es nur sein Auge und nicht sein Leben gekostet hat.“

„Das kann ich mir lebhaft vorstellen.“ Er erinnerte sich selbst noch gut an die Begegnungen mit Gaara im Krankenhaus und im Stadion während der Chuunin-Prüfung …

„Aber ich muss ja nicht noch einmal betonen, dass er sich geändert hat“, feixte seine Partnerin.

„Nein, das musst du wirklich nicht“, entgegnete er amüsiert.

Temari lachte. Insgeheim konnte sie es kaum fassen, wie schnell er sie auf andere Gedanken gebracht hatte … Ja, die womöglich letzten Stunden mit ihm sollte sie wohl besser genießen …
 

Shikamaru unterbrach die Stille jäh: „Was ist das eigentlich für ein Zettel an deinem Kunai?“, fragte er neugierig.

Sie zuckte zusammen. Mit der Frage hatte sie nicht gerechnet …

„Du hast ihn gesehen?“, entgegnete sie perplex.

„Ja, ansonsten hätte ich ja nicht gewusst, dass es deins ist“, antwortete er gelassen.

Auch wieder wahr … Wie hätte er es sonst auch erkennen sollen?

„Ach, irgend so einer. Ist nicht weiter wichtig“, versuchte sie daraufhin abzulenken.

Ihr Gegenüber musterte sie einen Moment. „Erzähl mir nichts. Wenn es nicht wichtig ist, warum hast du dann darauf bestanden, es wiederzubekommen?“

Temari seufzte. „Du hast wohl auf alles eine Antwort … Okay, ich geb mich geschlagen.“

Langsam löste sie das kleine Stück Papier von ihrer Waffe und reichte es ihm.

„Den hast du aufgehoben?“ Shikamaru konnte seine Überraschung kaum verbergen.

„Wie du siehst …“ Beiläufig zuckte sie mit den Schultern.

„Wenn du ihn behalten hast, scheint ja doch etwas dran zu sein.“

„Gut erkannt!“ Mit einem breiten Grinsen überspielte sie ihre innerliche Aufgewühltheit und nahm ihm das Blatt wieder ab.

„Dann ist dir das Kunai an sich also egal?“, forschte er weiter nach.

„Na, was hast du denn gedacht? Es ist schließlich kein wichtiges Erbstück oder so.“

„Und dafür hab ich mein Leben riskiert?“ Betont scherzhaft setzte er nach: „Na ja, zumindest wäre mir damit die Schlagzeile in einer Zeitung vergönnt gewesen: Shinobi stirbt wegen eines Zettels aus einem Glückskeks.

„Sei nicht so taktlos“, meinte sie bestürzt.

„Du meinst so wie du?“

Temari verspürte ein leichtes Unwohlsein in der Magengegend. Ja, dem Prinzip zufolge war sie keinen Deut besser als er …
 

Da sie nicht antwortete, fuhr er fort: „Weißt du, ich wäre jedenfalls traurig, wenn du sterben würdest.“

Seine Worte versetzten ihr einen Stich und sie kam sich für das, was sie vorhin zu ihm gesagt hatte, ziemlich dumm vor.

„Hör auf, mir ein schlechtes Gewissen zu machen“, entgegnete sie leise. „Glaubst du etwa, dass es umgekehrt nicht genauso wäre? Ich würde flennen wie ein Wasserfall, würde dir etwas zustoßen.“ Die Kunoichi seufzte und blickte ihn bekümmert an. „Siehst du, ich hab dir ja gesagt, dass mich die Zeit in Konoha weich gemacht hat.“

Shikamaru schüttelte den Kopf. „Nicht weich. Nur menschlicher.“

„Dabei hätte ich nie gedacht, dass ich mal so werde.“ Temari setzte ein unheimliches Lächeln auf. „Eigentlich müsste ich mich dafür bei dir auf unangenehme Weise revanchieren.“

„Bei mir?“, fragte er überrascht.

„Fällt dir denn noch jemand ein, mit dem ich den Großteil meiner Zeit verbringe?“, lautete ihre Gegenfrage.

„Nein, aber irgendwie ist mir das zu hoch. Worauf willst du hinaus?“ Er versuchte, möglichst gelassen zu klingen, doch innerlich sah es völlig anders auf. Diese Frau schaffte es auch immer wieder, ihn zu verwirren. Gepaart mit seinen eigenen Empfindungen sorgte es nur für noch mehr Chaos.

Temari hingegen wunderte sich ein wenig über sich selbst. Was redete sie da eigentlich? Wenn sie nicht aufpasste, verplapperte sie sich und die Folge wäre dann womöglich eine Abweisung als beschissener Abschluss eines eher mäßigen Daseins. Nein, das wollte sie definitiv nicht. Groß zu verlieren hatte sie wiederum auch nichts. Trotzdem pochte ihr Herz wie bescheuert und sie hatte keine Ahnung, was genau sie überhaupt antworten sollte. Tja, selbst in den unmöglichsten Umständen konnte das Leben verflixt kompliziert sein …
 

Sie atmete tief durch. „Na ja …“, meinte sie dann zögernd. „Wem sonst sollte ich die Schuld daran geben, dass Gefühle in mir geweckt wurden, von denen ich glaubte, sie nicht einmal zu besitzen?“

Shikamaru schaute sie wortlos an. Er musste nur eins und eins zusammenzählen, um zu verstehen, was sie ihm damit sagen wollte. Oder war es doch bloß Wunschdenken? Und warum zum Teufel brachte er keine Antwort heraus? Was Liebesdinge betraf, war er wirklich ein Volltrottel …

„Ach, vergiss was ich gesagt habe“, lenkte Temari nach kurzer Zeit ein. „Eine Antwort möchte ich ohnehin nicht haben.“

Daraufhin wandte sie sich von ihm ab und ärgerte sich über sich selbst. Das war wohl die dümmste Liebeserklärung der Welt gewesen … Jetzt durfte sie sich ihm gegenüber nur keine Blöße mehr geben. Die Situation an sich war ja schon unangenehm genug …

Ihm schwirrte indessen nur ein Gedanke im Kopf herum: Bloß nichts Falsches sagen. Nur was war noch dämlicher als zu schweigen?
 

Letztendlich seufzte Shikamaru auf. „Irgendwie läuft mein Leben anders, als ich es mir ursprünglich mal vorgestellt hab.“

Temari wusste zwar nicht, was das bedeuten sollte, doch für den Themawechsel war sie ihm auf irgendeine Weise dankbar.

„Ja, irgendwie schon“, entgegnete sie nachdenklich.

„Tja …“, sagte er. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals in eine so anstrengende Frau wie dich verlieben würde.“

„Das …“, begann sie, doch ihr Satz endete in einem erstaunten „Wie bitte?“ Und als sie seine Worte realisierte, musste sie plötzlich lachen.

Ihre Reaktion war zwar anders, als er vermutet hatte, aber trotzdem fühlte er sich besser. Endlich war es raus und diese blöde Heimlichtuerei vorbei …

„Mir geht es genauso“, sagte sie lächelnd. „Nur, dass du nicht anstrengend, sondern schrecklich faul und demotiviert bist. Meistens jedenfalls.“

„So sehr scheint es dich ja nicht zu stören, wenn du trotzdem so empfindest.“

„Es kann schon ziemlich nerven, aber deine guten Eigenschaften überwiegen ja leider.“

„Leider? Dasselbe gilt für dich auch“, konterte Shikamaru grinsend.

„Gegensätze ziehen sich wohl doch an“, entgegnete Temari schulterzuckend. „In diesem Fall zumindest.“

„Scheint ja so.“ Er schenkte ihr ein Lächeln und nahm ihre Hand in Seine.

Freudestrahlend erwiderte sie es und lehnte sich dann an seine Schulter. Anschließend sagte sie noch: „Ich muss dich aber noch vorwarnen: Mit mir hast du kein leichtes Los gezogen.“

Ihr Partner schmunzelte. „Das wusste ich schon lange.“

„Und das willst du wirklich so hinnehmen?“

„Wenn wir das hier überleben, auf jeden Fall.“ Er drückte ihr einen sanften Kuss auf die Schläfe.
 

Temari schloss die Augen und genoss es einfach, bei ihm zu sein. Seltsamerweise war sie gar nicht mehr aufgeregt und alle Zweifel waren verflogen. Eigentlich wusste sie gar nicht mehr, warum sie überhaupt so herumgedruckst hatte. Sie hatte es gewagt – und gewonnen. Viel glücklicher hätte sie im Moment wohl nicht sein können …

Shikamaru ging es genauso. Wenn er gewusst hätte, dass sie dasselbe empfand, hätte er gar nicht so viel darüber nachdenken müssen. Aber nun war das ja egal …
 

Ein Gedanke holte sie jedoch schnell in die Realität zurück. Die Kirigakure-Ninja …

„Was meinst du, wie viel Zeit wir noch haben, bis sie uns finden?“, fragte sie.

„Ich weiß nicht …“, antwortete er nachdenklich. „Das hängt von einigen Faktoren ab. Die Anzahl der Leute und deren Fähigkeiten können sehr entscheidend sein. Wenn jemand dabei ist, der besonders gut Spuren lesen oder vielleicht sogar Chakra aufspüren kann, wird es sicher nicht mehr lange dauern.“

„Verstehe …“

„Mach dir darüber mal keine Gedanken“, lenkte er ein. „Es wird schon irgendwie gut gehen.“

„Das hoffe ich doch sehr“, sagte Temari betrübt, setzte jedoch deutlich besser gelaunt nach: „Ich gesteh dir hier ja schließlich nicht umsonst meine Liebe.“

„Ach, hast du das denn?“, hinterfragte er mit gespielter Neugier.

Sie schwang sich auf seinen Schoß und ließ ein kurzes Grinsen aufblitzen. „Jetzt schon.“

„Wirklich?“ Shikamaru versuchte, sie ein wenig zu ärgern. „Die berühmten drei Worte hab ich noch gar nicht gehört.“

„Es muss ja auch nicht immer der übliche Kitsch sein, oder?“, erwiderte sie mit einem Lächeln. „Außerdem könntest du genauso damit anfangen.“

„Ja, aber ich erfülle Klischees ebenso ungern wie du.“

„Ist das auch der Grund, warum du mich nicht küsst?“ Ihre Frage glich mehr einer Aufforderung.

Das musste er sich kein zweites Mal sagen lassen. Kurzerhand legte er seine Arme um sie und zog sie noch näher an sich heran. Nach kurzem Zögern legte er schließlich seine Lippen auf ihre.

Temari war für den Moment überrascht, erwiderte seinen Kuss dann aber. Dabei fühlte sie sich unendlich gut. Es war ihr, als wäre das, was sie sich eine Ewigkeit gewünscht hatte, endlich in Erfüllung gegangen.

Shikamaru gingen die letzten Tage noch einmal durch den Kopf. So recht konnte er es immer noch nicht fassen, dass er sie nun wirklich küsste. Hin und wieder hatte er schon daran gedacht, wie es wohl war, doch die Wirklichkeit stellte seine Vorstellungen weit in den Schatten. Ja, die Liebe war seltsam, gleichzeitig jedoch auch unglaublich schön …
 

Allmählich vertieften sie ihren Kuss und er begann, sanft über ihren Rücken zu streichen. Rasch wanderten seine Finger noch etwas weiter herab, bis er das Ende des Pullovers erreicht hatte. Kurz hielt er inne, um eine mögliche Reaktion von ihr abzuwarten, doch sie ließ sich nichts anmerken, sodass er letztendlich fortfuhr.

Ermutigt von seinem Tun bahnten sich ihre Hände einen Weg unter sein T-Shirt. Bei dieser Berührung überkam ihn ein angenehmer Schauer und ein leiser Seufzer entfuhr seiner Kehle. Gleichzeitig fühlte er sich auch bestätigt, sodass er sich nun zu den Innenseiten ihrer Oberschenkel vorarbeitete.

Zufrieden nahm Temari dieses zur Kenntnis und beschloss, es ihm gleichzutun. Fast schon spielerisch tastete sie sich zu seiner Brust vor.

Shikamaru spürte, wie ein altbekanntes Gefühl in ihm aufkam und ihm wurde langsam bewusst, dass es ihm nicht mehr so ganz ausreichte, sie nur zu küssen. Doch sollte er das wirklich riskieren? Was, wenn er es sich deswegen mit ihr verscherzte? Nein, das war es definitiv nicht wert. Er musste sich einfach zusammenreißen …

Um es sich von seinem Verlangen zu distanzieren, zog er sich zurück und beschränkte sich darauf, sie lediglich zu umarmen.

Dies blieb ihr nicht verborgen. Etwas ernüchtert löste sie sich sachte von ihm.

„Was ist los?“, fragte Temari leise.

Shikamaru brachte nur ein halbherziges „Nichts“ heraus.

Da sie ihm seine Verwirrung ohnehin ansah, kaufte sie ihm das keine Sekunde lang ab. Aber so schnell wollte sie sich nicht geschlagen geben.

„Ich gehöre nicht zu der Sorte Frau, mit der man besonders behutsam umgehen muss“, sagte sie selbstsicher. „Wenn mir etwas nicht passt, sag ich es schon.“ Ein Grinsen huschte über ihre Lippen.

Für einen Augenblick versuchte er, alles Mögliche zwischen den Zeilen zu lesen, musste aber feststellen, dass dieses Unterfangen vergebens war. Ihre Aussage war viel zu eindeutig, um irgendetwas anderes daraus zu interpretieren. Tja, eins musste man Temari wirklich lassen: Sie wusste immer, was sie wollte. Und doch …

„Schon klar“, entgegnete er rasch. „Nur was ist, wenn …“

„Denk nicht daran“, meinte sie aufmunternd. „Es ist egal, ob und wann sie uns finden.“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf und flüsterte: „Lass uns die Zeit, die wir noch zusammen haben, einfach nutzen …“

Kurz musterte er sie. Ihr Blick war so entschlossen, dass es wohl keinen Sinn hatte, weiter gegen sie anzureden.

„Okay“, gab er lächelnd nach, bevor er sie erneut küsste …
 

Zielsicher schritt der Mann durch die Höhle. Irgendetwas behagte ihm gar nicht. Er kannte seinen Kameraden schließlich schon ziemlich lange und wusste daher, dass er alles andere als ein ruhiger Typ war. Doch es war so still, dass man eine Nadel hätte fallen hören. Und dort, wo er und die Geisel sich befinden mussten, war es stockfinster.

Mit seiner Fackel erleuchtete er den Raum und entdeckte eine Leiche. Sofort erkannte er, um wen es sich handelte. Der Shinobi stieß einen verächtlichen Seufzer aus. Immer wieder hatte er ihm gesagt, dass er nicht so unvorsichtig sein sollte. Aber nun hatte sein Kumpel die Quittung dafür bekommen. Vielleicht zu Recht – Frauen hatte er schließlich nie zimperlich behandelt. So war für einige von ihnen sein Tod sicher eine Genugtuung, würden sie davon erfahren. Er selbst hatte jedoch einen treuen Gefolgsmann, ja sogar einen Freund verloren.

Wütend ballte er seine Hände zu Fäusten. Derjenige, der das verursacht hatte, würde für seine Tat büßen.
 

Ja, das Mädchen würde er sich zurückholen. Und jeder, der sich ihm dabei in den Weg stellte, sterben.
 

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Kaum zu glauben, dass ich ohne den Prolog (den ich ja nachgereicht hatte) ganze neununddreißig Kapitel dafür gebraucht hab. Das war wirklich nicht von mir geplant! :D

Bei der Wortwahl hab ich versucht, sie weitestgehend kitschfrei zu halten (ob’s mir gelungen ist, könnt ihr sicher besser beurteilen). Ich finde, es passt einfach nicht zu den beiden, wenn sie sich gegenseitig Honig ums Maul schmieren und in den verschiedensten Varianten ausdrücken müssen, wie toll sie sich doch finden.
 

Danke fürs Lesen! :)

Spuren

Sechs Kommentare zu einem Kapitel hier sind wirklich ein neuer Rekord für mich. Vielen lieben Dank dafür! =)

Um mich aber noch kurz zu jedem Einzelnen zu äußern:
 

@ Hannes-Sama: Zu den berühmten drei Worten sag ich natürlich nichts, vor allem, da die Meinungen darüber zweigeteilt sind.

Und: Ja ja, die Hemmungen … Wirklich merkwürdig, wenn ich bedenke, dass ich in dieser Geschichte ursprünglich auf Sex-Einlagen verzichten wollte. Aber irgendwie schleichen sie sich dann doch immer wieder ein. :D
 

@ Quiana: Die Geschichte wird mit 45 Kapiteln abgeschlossen sein. Mit diesem hier sind es also noch fünf, oder besser gesagt: vier Kapitel und ein Epilog. Man soll ja aufhören, wenn’s am schönsten ist. Außerdem denke ich, dass das Potenzial dieser FF auch langsam ausgeschöpft ist.
 

@ Temari_Sabakuno: Ich glaube, ich hätte es ohnehin nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können, Temari so was anzutun (fiktive Figur hin oder her). Dramatik ist schließlich gut und schön, aber übertreiben muss man es ja auch nicht damit.
 

@ abgemeldet: Danke für das Kompliment! Das hört man doch immer wieder gern.^^
 

@ tigerlilli: Ich hoffe, du bist noch nicht erstickt. *lach*

Mir sind Geschichten auch lieber, in denen sich die Charaktere erstmal entwickeln (Oneshots ausgenommen). Um „Ups, ich glaube, ich liebe dich – Lass uns heiraten!“-Geschichten mach ich auch einen großen Bogen.
 

@ Zuckerschnute: Danke, danke, danke! Freut mich, dass meine Geschichten doch mal zum Kommentieren anregen. :)

Eine heldenhafte Rettungsaktion kann ich mir bei Shikamaru auch nur schwer vorstellen. Wäre eigentlich sogar ziemlich OoC gewesen. :D
 

Genug gefaselt. Viel Spaß beim Lesen!
 

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Kapitel 40: Spuren
 

Shikamaru seufzte. „Das war ziemlich unvernünftig …“, sagte er halbherzig.

„Du klingst nicht gerade als wärst du von deinen eigenen Worten überzeugt“, merkte Temari daraufhin an. „Aber solange es nur das ist …“

„Was meinst du damit?“

„Wenn du dein Geständnis zurücknehmen würdest, würde ich es weniger lustig finden als die Tatsache, dass wir vielleicht unvernünftig waren.“

„Das sagst du jetzt so leicht. Was, wenn man uns überrascht und die Kehlen aufgeschlitzt hätte?“, warf er ein.

„Ich weiß nicht, ob man im Jenseits seinen Hirngespinsten freien Lauf lassen und sich darüber ärgern kann, dass einem das Lebenslicht ausgepustet wurde“, entgegnete sie gelassen. „Aber warum fragst du auch? Du hast mir bis eben nicht den Anschein gemacht, als würde dich das großartig interessieren.“

„Keine Ahnung. War nur so ein Gedanke.“

„Ja, ein ziemlich blöder noch dazu“, setzte Temari nach. „Na, immerhin wissen wir jetzt, dass dein Blut wieder in Richtung Gehirn fließt.“ Breit grinste sie ihn an.

Shikamaru stieß einen kleinen Seufzer aus. „Du bist wirklich unmöglich.“

„Nicht mehr als sonst.“ Ihr Grinsen verschwand und wurde zu einem sachten Lächeln. „Auch darüber kann ich nicht nachdenken, wenn ich tot bin. Also denken wir lieber an die angenehmeren Dinge.“

„Und die wären?“

„Ich weiß nicht. Lass uns doch einfach den Augenblick genießen“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Manche Momente können nämlich tatsächlich mehr wert sein, als ein ganzes Leben.“

„Wann bist du unter die Romantiker gegangen?“, fragte er lächelnd.

„Ach, das bin ich doch gar nicht“, stritt sie lachend ab.
 

Der Wind blies ihm hart ins Gesicht und der Regen durchnässte ihn bis auf die Knochen. Im Gegensatz zu den meisten anderen liebte er jedoch dieses Wetter. Als Suiton-Nutzer fühlte er sich im Wasser immer pudelwohl, egal wo er sich gerade befand.

Seine Schritte wurden langsamer. Aufmerksam blickte er sich in der Umgebung nach möglichen Spuren um. Die Dunkelheit erschwerte dieses Vorhaben, an dem viele andere Shinobi womöglich gescheitert wären, noch zusätzlich. Doch nicht für ihn. Er war in seinem geliebten Element und der Hass, die Wut über den Tod seines Kameraden spornte ihn zu Höchstleistungen an. Ja, bevor er ihn nicht gerächt hätte, würde er nicht ruhen …

Der Mann ging in die Knie und strich über den leicht gewölbten Rasen. Ein kaum wahrnehmbarer Geruch lag in der Luft. Es war Blut – genauer, das des Mädchens.

Er grinste zufrieden. Das zusammen mit dem unscheinbaren Fußabdruck reichte vollkommen, um ihm den richtigen Weg zu weisen.
 

Ein amüsiertes Grinsen schlich sich auf Temaris Lippen.

Shikamaru schaute sie mit hochgezogenen Brauen an. „Hab ich irgendwas verpasst?“, fragte er nach.

„Nein, ich musste nur gerade an das denken, was Sakura uns vor ein paar Tagen mehr oder weniger unterstellt hat“, entgegnete sie. „Du weißt doch noch, nachdem wir im Wald übernachtet haben.“

Er nickte. „Ja, wenn sie wüsste …“

„Wenn ich mal so zurückdenke, bekomme ich ohnehin den Eindruck, dass sie die ganze Zeit versucht hat, uns zu verkuppeln.“

„Hmm“, machte er. „Mir kommt es inzwischen so vor, dass diese ganze Mission allein dafür ausgelegt war.“

„Meinst du?“ Fragend schaute seine Partnerin ihn an. „Aber warum wurde so ein großer Aufwand betrieben?“

„Auf jeden Fall nicht, weil Tsunade-sama auf einmal so ein großes Interesse an den zwischenmenschlichen Beziehungen anderer hat“, gab Shikamaru zurück. „Vielleicht hofft sie, so die Allianz unserer Länder noch etwas zu stärken.“

„Das haben wir ja auch so nötig“, merkte Temari ironisch an. „Doch wenn es das wirklich der Grund ist, warum dann ausgerechnet wir beide?“

„Bei dir ist das ganz einfach. Du bist schließlich die Schwester vom Kazekage“, antwortete er. „Ich hab in Konoha aber nichts zu melden. Neji oder Shino wären an meiner Stelle sicher sinnvoller gewesen. Sie gehören schließlich hochangesehenen Clans an. Wahlweise vielleicht noch Naruto.“

Temari schauderte bei dem Gedanken. „Nein, danke!“, empörte sie sich. „Wenn ich die Wahl zwischen einem überdrehten Naivling und zwei emotionalen Eisbergen habe, bleib ich lieber für den Rest meines Lebens allein.“

Shikamaru schmunzelte. „Letzten Endes kann man sich aber nicht aussuchen, in wen man sich verliebt.“

„Das vielleicht nicht, aber man kann diejenigen ausschließen, die nicht so ganz ins Schema passen.“

„Und ich passe da hinein?“

Sie lachte auf. „In gewissem Maße wohl schon.“
 

Sorgfältig fesselte Genma die beiden bewusstlosen Shinobi. Er hatte doch mehr Probleme mit ihnen gehabt als vermutet …

Der Jounin atmete kurz durch und fischte dann in der Tasche seiner Weste nach einem Senbon. Doch er hatte wohl alle im Kampf aufgebraucht.

Kotetsu musterte währenddessen die Kirigakure-Ninja. „Sind das alle?“, grübelte er laut vor sich hin.

„Der Kopf der Bande und seine rechte Hand müssten noch übrig sein“, entgegnete Genma. „Alle anderen sind tot oder unsere Gefangene.“

Sein Gegenüber kratzte sich am Kinn. „Meinst du, dass Shikamaru es mit beiden aufnehmen kann? Ich meine, du hast die Kerle ein paar Tage ausspioniert und müsstest demzufolge auch einschätzen können, was sie drauf haben.“

„Genau das macht mir Sorgen“, erwiderte sein Kamerad nachdenklich. „Ich denke nicht, dass er gegen den Anführer auch nur die geringste Chance hat.“

„Steht es so schlimm?“, fragte Kotetsu besorgt. „Er hat immerhin ein Akatsuki-Mitglied alleine besiegt.“

„Ja, natürlich darf man ihn für einen Chuunin nicht unterschätzen“, pflichtete Genma ihm bei. „Es gibt zu damals allerdings einen gravierenden Unterschied. Durch die ganzen Kämpfe ist sein Chakra fast aufgebraucht. Außerdem hat er es nicht weniger als mit einem gesuchten S-Kriminellen zu tun.“

Schockiert blickte Kotetsu seinen Freund an.

„Es handelt sich um Zangyaku Ryoushi“, klärte der Jounin auf. „Er war in Kirigakure ein hoher Beamter, hat seine Position jedoch missbraucht und unzählige Menschen ermorden lassen.“

„Und du setzt Shikamaru einer solchen Gefahr aus?“

Genma schüttelte den Kopf. „Nein, sie dürften sich nicht begegnet sein“, gab er zurück. „Ich habe zufällig mitbekommen, dass er sich mit dem Auftraggeber der ganzen Sache trifft, sofern sie die Geisel haben.“

„Und die haben sie“, ergänzte der Chuunin. „Weißt du auch, um wen es sich bei dieser Person handelt?“

„Ja, allerdings verstehe ich nicht, warum dieser es ausgerechnet auf eine Kunoichi aus Sunagakure abgesehen hat. Ich würde ja sagen, dass sie so an Kazekage-sama herankommen wollen, doch seinen Bijuu haben sie längst.“

„Das heißt …“, setzte Kotetsu an, verstummte jedoch wieder.

„Exakt. Hinter alldem hier steckt ein Mitglied von Akatsuki.“ Genma legte eine kurze Pause ein. „Und zwar Hoshigaki Kisame.“
 

Shikamaru starrte an die Decke. „Sag mal, fühlst du dich gar nicht seltsam?“, unterbrach er das Schweigen.

„Seltsam?“, wiederholte Temari. Sie drehte sich um und bettete ihre Hände auf seiner Brust. „Sollte ich etwa?“

Er spürte ihren heißen Atem und ein wohliges Gefühl stieg ihm in den Nacken.

„Na ja, eigentlich nimmt man ja an, dass jemand, der fast vergewaltigt worden wäre, nicht gleich die nächste Gelegenheit nutzt.“

„Du stellst komische Fragen“, entgegnete sie lächelnd. „Aber ich dachte, du würdest den Unterschied zwischen gezwungen und freiwillig kennen.“ Kurz darauf setzte sie noch nach: „Das mit dir war übrigens freiwillig.“

Ihr Begleiter grinste. „Schon klar“, sagte er.

„Davon einmal abgesehen war ich noch nie ein Mensch, der in der Vergangenheit lebt.“

„Deine Definition von Vergangenheit ist aber ziemlich großzügig.“ Sanft strich er ihre Wirbelsäule entlang.

„Es kommt immer darauf an, worum es sich handelt. Schlechte Dinge vergisst man eben lieber schneller“, erklärte sie. „Ich hab ja auch nichts davon, wenn ich noch tagelang betrübt in der Ecke sitze und die ganze Zeit darüber nachdenke.“

„Den Anschein hast du vor ein paar Tagen aber noch nicht gemacht.“

„Das war etwas anderes“, widersprach Temari sofort. „So empfindlich reagiere ich nur, wenn es um dein Leben geht.“

Shikamaru hob die Augenbrauen. „Wenn das so ist, solltest du aber dringend an deinem Selbsterhaltungstrieb arbeiten“, meinte er nicht ganz ernst.

Sie gab ihm daraufhin einen liebevollen Klaps auf den Oberarm. „Nur, wenn du das auch tust.“

„Ich glaub nicht, dass das funktioniert. Egoismus ist nämlich ein Fremdwort für mich. Zumindest was das betrifft.“

„Dann bleibt wohl alles beim Alten“, entgegnete sie schulterzuckend.

„Na ja …“, warf er ein. „Nicht alles.“

Sie schaute ihn an und grinste. „Ja, das hier natürlich nicht.“ Dann drückte sie ihm einen Kuss auf.
 

Ein dunkler Schatten hechtete durch die Nacht. Seine Schritte waren leise und nur hin und wieder war durch die Pfützen, die er durchschritt, ein kaum wahrnehmbares Plätschern zu hören …

Der Regen war gewichen und der Mond warf ein unheilvolles Licht auf die Erde. Die spitzen Zähne des Mannes blitzten und ein gefährliches Grinsen zierte sein Gesicht. Zufrieden vernahm er den immer stärker werdenden Geruch des Blutes.
 

Ja, bald war der Zeitpunkt der Rache gekommen.
 

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Entschuldigt dieses doch recht zähe Kapitel, aber nach dem ganzen Gekloppe der letzten Kapitel muss man wohl auch mal Zeit zum Durchatmen haben.

Der Name „Zangyaku Ryoushi“ bedeutet übrigens so viel wie „Grausamer Jäger“. Passt doch gut, oder? :D
 

Ich danke fürs Lesen! =)

Sentimentalitäten

@ abgemeldet, abgemeldet & Zuckerschnute: Danke, danke, danke!^^
 

@ Quiana: Na ja, „ruhiger“ im Vergleich zu den vorigen Kapiteln (zumindest erzählungstechnisch).

Eine so große Rolle hat Kisame gar nicht. Aber das werd ich erst im Epilog auflösen. :D
 

@ Hannes-Sama: Yeah, ich hab dich überrascht! So was schafft ein (Hobby-)Autor ja nicht jeden Tag. :)
 

@ Temari_Sabakuno: Nun ja, ich schätze Temari einfach so ein, dass sie solche Sachen nicht zu nah an sich heran lässt. Ob sie letztendlich wirklich so reagieren und handeln würde, ist natürlich eine andere Frage.

Itachi bekommt definitiv keinen Auftritt in dieser FF. Das mit Kisame ist auch nur eher so eine Ausnahme, da ich eine halbwegs logische Erklärung für das Handeln der Kiri-Nins gesucht habe. :D
 

@ all: Vielen Dank für eure Reviews! =)
 

Dann auf ins nächste Kapitel!
 

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Kapitel 41: Sentimentalitäten
 

Temari blickte in die Nacht hinaus. Es bereitete ihr Unbehagen, dass es nicht mehr regnete und zudem nicht ein Wölkchen am Himmel verblieben war.

„Immer, wenn man dieses Mistwetter gebrauchen kann, verzieht es sich im ungünstigsten Moment“, meinte sie schließlich.
 

Shikamaru zuckte nichtssagend mit den Schultern.
 

„Mir wäre echt wohler, wenn wir hier verschwinden würden“, fuhr sie fort.

„Meinst du denn, dass du es durchhältst?“, warf er ein.

„Ich muss“, sagte sie mit Nachdruck. „Ich bin nämlich nicht besonders scharf drauf, hier auf meinen Tod zu warten.“

„Ich genauso wenig“, stimmte er ihr zu. „Wenn sie dich aber immer noch lebend wollen, werden sie dir kaum etwas antun.“

„Als ob mir das nicht bewusst ist.“ Temari verdrehte die Augen. „Du bist fast so einfühlsam wie ein Stück Brot. Obwohl das wahrscheinlich merken würde, dass es mir nicht um mich geht.“

Shikamaru seufzte. „Etwas egoistischer wärst du mir im Moment schon lieber.“

„Wenn du weiter so einen Blödsinn redest, bin ich gleich egoistisch genug, um dir eine runterzuhauen“, entgegnete sie trocken.

Erneut ließ er einen Seufzer verlauten. „Tu dir ja keinen Zwang an.“

„Glaub mir, dazu muss ich mich nicht zwingen.“ Sie grinste gefährlich.

Ihr Begleiter schmunzelte. „Du bringst wirklich jede rosarote Brille zum Zerspringen.“

„Tja, wenn du auf Illusionen stehst, lass dich lieber gleich in ein Genjutsu stecken“, gab sie belustigt zurück.

Er deutete ein Kopfschütteln an. „Nein, die Wirklichkeit reicht mir mehr als nur aus.“

Ihr Blick wurde daraufhin etwas ernster. „Wenn das so ist, sollten wir erst recht zusehen, dass wir hier abhauen.“

„Na, gut …“, gab er nach. „Wenn du dann aber merkst, dass du nicht mehr kannst, beschwere dich auch nicht.“

Nun war es Temari, die seufzte. „Hab ich dir schon mal gesagt, dass du wirklich doof bist?“

„Anscheinend nicht oft genug“, schloss Shikamaru amüsiert.
 

Wirr blickte die Person umher. Ihm tat wahnsinnig der Kopf weh und er erinnerte sich nicht einmal mehr, wie er in diese Situation geraten war.

Er bemerkte eine Bewegung vor sich und schaute auf. Augenblicklich füllte sich sein Gedächtnis mit dem zuvor Erlebten.

Der Jounin, der vor ihm stand, sah gelassen auf ihn herab.

„Verpiss dich!“, wetterte der Gefangene los. „Sonst mach ich dich –“

„… alle?“, ergänzte sein Gegenüber. „Ich kann dich gerne losmachen und dir noch eine Abreibung verpassen.“

Angstschweiß trat dem Kirigakure-Ninja auf die Stirn und er schüttelte heftig den Kopf.

„Sehr klug.“ Genma setzte ein scheinheiliges Lächeln auf und ging in die Hocke. „Sag mal, hast du zufällig ein Senbon dabei?“

Er reagierte nicht.

„Ich wiederhole mich ungern“, meinte der Konoha-Ninja daraufhin und fuchtelte bedrohlich mir einem Kunai herum.

Eingeschüchtert stieß der Shinobi aus: „Schon gut! In meinem Beutel müssten noch welche sein. Aber tu mir nichts!“

„Mehr wollte ich doch gar nicht wissen“, entgegnete der Jounin zufrieden und machte kehrt.

Kotetsu grinste. „Du kannst ganz schön gruselig sein.“

Genma winkte ab. „Ohne Senbon bin ich irgendwie nicht ich selbst.“ Schmunzelnd schob er sich eine seiner Lieblingswaffen zwischen die Zähne.
 

„Können wir ’ne Pause machen?“ Keuchend blieb Temari stehen und hielt sich den verletzten Arm.

„Muss das denn unbedingt sein?“, erwiderte Shikamaru. „Wenn du nicht mehr kannst, muss ich dich eben tragen.“

„Das ist es nicht“, gab sie zurück. „Ich glaube, die Wunde ist wieder aufgegangen.“

„Auch das noch …“, meinte er seufzend. „So viel zu ungünstigen Momenten.“ Anschließend ging er zu ihr und erkannte auf den ersten Blick den dunklen Fleck, der einen Teil ihres Ärmels durchtränkte.

Während er ein weiteres Mal den Stoff seines T-Shirts dezimierte und ihren Arm damit verband, fragte er: „Wie machst du das bloß immer?“

„Frag doch nicht so blöd“, entgegnete sie mit einem unterdrückten Kichern. „Ist es dir lieber, wenn ich nächstes Mal steif wie ein Brett herumliege?“

„Nein“, antwortete er tonlos. „Aber falls du noch mal so eine Verletzung haben solltest, fass ich dich gar nicht erst an.“

Temari grinste. „Warum glaub ich dir das nicht?“

„Warum?“, wiederholte Shikamaru. „Wahrscheinlich, weil du dein altbekanntes Schubladendenken nicht von jetzt auf gleich abstellen kannst.“

„Vielleicht“, gab sie zu. „Aber du schaffst es doch genauso wenig mit deinem.“

„Ich denke nicht in Schubladen“, widersprach er. „Meine Gedanken beruhen auf Tatsachen.“

„Und die besagen was?“

„Dass du anstrengend und kompliziert sein kannst.“

Sie lachte auf. „Das soll wohl heißen, dass es bei mir kein Dauerzustand mehr ist.“

„So in etwa“, erwiderte er lächelnd.

Dann zog er den Verband fest und prüfte ihn noch einmal kurz. „Das müsste erstmal eine Weile halten. Versuch aber trotzdem nicht zu viel mit deinem Arm herumzufuchteln.“

Die Kunoichi nickte. „Um das zu verhindern, müsste man ihn aber eigentlich an mir festtackern.“

Shikamaru zuckte beiläufig mit den Schultern. „Das, oder ich sorge persönlich dafür, dass du nicht an der Blutung verreckst.“

„Das beruhigt mich“, entgegnete Temari mit einem schelmischen Grinsen. „Lass uns weiter.“
 

Die Felswand zersplitterte durch die Wucht des Schlages und gab eine kleine Höhle frei.

Ryoushi stieg über die Trümmer und erkannte auf den ersten Blick einen Gegenstand, der im hinteren Bereich lag. Er beachtete die Lampe nicht weiter und ging in die Knie, um sich genauer umzusehen. Ein undefinierbarer Geruch lag in der Luft, der sich mit einem anderen ihm bekannten vermischte. Das Mädchen hatte sich also hier aufgehalten. Außerdem wusste er nun, dass jemand zumindest bis zu dieser Stelle bei ihr gewesen sein musste. Und das konnte niemand anderes als die Person sein, die sie befreit und seinen Kameraden getötet hatte …

Noch einmal sog er den Duft des Ortes ein. Seine Intensität ließ ihm keinen Zweifel daran, dass sie noch nicht allzu weit gekommen sein konnten.

Zufrieden erhob sich der Kiri-Nin. Allein diese Tatsache ließ das Blut in seinen Adern vor Aufregung pochen und seine Kampfeslust wiederaufleben. Lange hatte er keinen würdigen Gegner mehr gehabt, doch der Shinobi, der seinen Freund einfach so erledigt hatte, konnte vielleicht eine Herausforderung für ihn sein.
 

Tsunade schaute auf die Uhr. Es war kurz vor vier und sie wusste noch immer nicht, ob die Anbu, die sie ausgesandt hatte, ihr Ziel erreicht und die Gruppe aus Kirigakure gefasst hatten.

Beunruhigt las sie die Nachricht von Genma zum x-ten Mal und machte sich Vorwürfe. Hätte sie gewusst, was geschehen würde, hätte sie diese Mission, die nur dem Zweck diente, ein ohnehin schon stabiles Bündnis weiter zu stärken, gar nicht erst veranlasst.

Mit besorgtem Blick fasste sich die Hokage an die Stirn. Nun war es zu spät, sich selbst zu bemitleiden. Sie konnte einzig und allein hoffen, dass sie die beiden nicht in den Tod geschickt hatte …
 

Nervös wippte Kotetsu mit den Füßen auf und ab. „Das dauert schon viel zu lange.“

Genma nickte, sagte jedoch nichts weiter.

„Können wir nicht irgendwas tun?“

„Ich fürchte, nein.“

„Ich gehe hinterher.“ Aufgebracht sprang der Chuunin auf und wollte bereits losrennen, doch sein Kamerad hielt ihn am Oberarm fest.

„Glaubst du, dass du auch nur den Hauch einer Chance gegen einen solchen Schwerverbrecher hast?“ Eindringlich schaute er ihm in die Augen.

„Nein, aber wir können doch nicht die ganze Zeit hier herumsitzen und Däumchen drehen!“

„Wir müssen aber“, sagte sein Freund in sachlichem Ton. „Zu zweit sind uns die Hände gebunden. Das weißt du genauso gut wie ich.“

Kotetsu wollte widersprechen, doch ihm gingen auf dem Weg zum Mund alle Argumente aus, die für einen Alleingang sprachen.

„Mach dir keine Sorgen“, fuhr Genma fort. „Shikamaru ist schlau genug, um sich nicht auf einen Kampf mit Zangyaku einzulassen.“

Nur zu gerne hätte er seinen eigenen Worten Glauben geschenkt …
 

„Wohin laufen wir überhaupt?“, warf Temari nach einer Weile ein.

„Konoha?“ Shikamaru klang, als wäre er sich selbst nicht sicher.

„Was?“, entgegnete sie. „Das schaffe ich doch nie!“ Die Kunoichi hielt an und sofort überkam sie ein leichtes Schwindelgefühl.

Etwas besorgt schaute er sie an. „Was schlägst du vor?“

„Ich weiß nicht … Gehen wir zum Gasthaus und –“ Mitten im Satz hielt sie inne. „Dämliche Idee. Ich kann meinen Fächer so ohnehin nicht benutzen.“

Shikamaru seufzte. „Davon einmal abgesehen wissen wir nicht einmal, mit wem wir es überhaupt zu tun haben.“ Er dachte einen Moment nach. „Was ist eigentlich mit dem Typ, der dich mitgenommen hat?“

„In der Höhle vorhin bin ich nur noch einer Person begegnet“, gab Temari zurück. „Im Gegensatz zu dem anderen war er ziemlich klein, hatte ein dreckiges Grinsen und spitze Zähne. Könntest du vielleicht ihn meinen?“

„Machte er für dich den Eindruck, als würde er die Befehle erteilen?“

Sie antwortete mit einem Nicken.

„Okay, dann wird er das sein. Zu dumm nur, dass er nicht mitgekämpft hat und wir nicht wissen, was für Jutsus er beherrscht.“

„Was spielt das schon für eine Rolle?“, fragte Temari bitter. „Wenn er wirklich hinter mir her ist, sind wir geliefert. Er wird schließlich kaum schwächer als die anderen sein.“

„Wahrscheinlich“, pflichtete Shikamaru ihr bei. „Trotzdem heißt das ja nicht, dass er uns auch folgt. Ich denke eher, dass er ein paar seiner Untergebenen ausgeschickt hat.“

„Das macht es nicht besser. Und dass Kleinvieh auch Mist macht, haben wir erst vor ein paar Stunden erlebt.“ Sie seufzte. „Außerdem weiß ich nicht, ob überhaupt noch jemand übriggeblieben ist, die er mit der Suche nach uns beauftragen könnte.“

„Wenn Genma die Typen ausgeschaltet hat, wohl eher nicht“, meinte er nachdenklich. „Ansonsten wäre es ziemlich seltsam, dass du nur von einer Person bewacht wurdest.“

„Du weißt wirklich, wie man einem Mut macht“, erwiderte sie in einem Anflug von Ironie.

„Mach dir darüber mal keine Gedanken. Mit Hidan bin ich schließlich auch fertig geworden.“

„Der war ja laut deiner Aussage auch nicht gerade eine Intelligenzbestie und zudem noch ein ziemlicher Lahmarsch“, sagte sie betrübt. „Dieser Shinobi hat bei mir aber einen völlig anderen Eindruck hinterlassen.“

„Selbst wenn das der Fall sein sollte“, begann Shikamaru. „Irgendwie wird es schon gut gehen …“ Dann nahm er ihre Hand und drückte sie sanft.

Temari schenkte ihm ein trauriges Lächeln. „Bei meinem Glück bestimmt.“
 

„Bravo!“

Beifall ertönte in unmittelbarer Nähe, der die beiden herumfahren ließ.

Eine dunkle Gestalt trat aus dem Schatten des Waldes hervor und langsam auf sie zu. „Mit diesem Schauspiel hättet ihr es beinahe geschafft, mich zu Tränen zu rühren“, sagte der Mann spöttisch. „Nur leider …“ Er streckte seinen Unterarm aus und lehnte sich an einen Baum. „… ist es mit den Gefühlsduseleien jetzt vorbei.“
 

Ein triumphales Grinsen zierte seine Lippen.
 

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Die Szene mit Genma und den Senbon ist zwar etwas sinnlos, aber mir gefällt sie trotzdem.^^

Ansonsten sag ich heute einfach mal nichts. :D

Entschlossenheit

Ahoi, ihr Lieben!
 

Erstmal: Ich hätte nicht gedacht, dass die Szene mit Genma so gut ankommt. Dann hab ich wohl doch nicht den totalen Schwachsinn verzapft. :D
 

Und nun zur Danksagung:
 

@ Zuckerschnute: Ursprünglich hatte ich sogar überlegt, zwei verschiedene Enden zu schreiben, hab es letztendlich aber doch nicht gemacht. Ja, mal schauen, ob es ein gutes oder ein schlechtes ist. ;)
 

@ Quiana: Eigentlich sind es nur drei. Nach diesem Kapitel folgt noch ein reguläres und der Epilog. Aber inhaltlich passt es auf alle Fälle.

Ich glaube, mit deiner Meinung über Zangyaku stehst du nicht alleine da. Mit ihm hab ich aber auch einen echten Unsympath erschaffen. :D

Viel Spaß auf der Klassenfahrt! :)
 

@ Hannes-Sama: Na, dann bin ich beruhigt! ;D

Ich bringe wirklich viel zu gerne Cliffhanger. Aber wie heißt es doch? »Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist!« Obwohl … Hier passt wohl eher »am schlimmsten« …
 

@ Temari_Sabakuno: Na ja, ich bin generell kein Akatsuki-Fan. Dass ich Kisame (der neben Zetsu der einzige interessante Charakter in der Bande war) in Erscheinung treten lasse, ist da wirklich schon das höchste der Gefühle. :D

Zangyaku ist einfach ein exzellenter Spurenleser – und – wie du schon gesagt hast – im Gegensatz zu den beiden fit. Außerdem wären noch mehr Kapitel, in denen er ihnen hinterher jagt, doch ziemlich langweilig geworden.
 

@ abgemeldet: Gut, wenn du dich amüsieren konntest.^^
 

@ alle Kommentatoren: Ein herzliches Dankeschön für euer Feedback! =)
 

So, jetzt geht’s aber los!
 

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Kapitel 42: Entschlossenheit
 

Temari wich unbewusst ein kleines Stück zurück. Die Hoffnung, dass er nur ein paar seiner Schergen ausgesandt hatte, konnte sie endgültig begraben …
 

„Angst?“ Zangyakus Blick schien sie zu durchbohren. „Aber nicht doch. Dir werde ich nichts tun. Zumindest vorerst.“ Er lachte kurz und musterte anschließend Shikamaru, der im Gegensatz zu seiner Begleiterin jedoch keine Miene verzog. „Ich hätte nie gedacht, dass Ketsu sich von einem Grünschnabel wie dir besiegen lassen würde. Wir haben dich wohl unterschätzt.“ Der Mann ließ einen gespielten Seufzer verlauten. „Wie dem auch sei. Noch irgendwelche letzten Worte, bevor ich dir deine Eingeweide rausreiße?“ Er grinste breit und präsentierte dabei seine Zahne, die im Mondlicht gefährlich schimmerten.
 

Shikamaru, der bereits versuchte eine Strategie zu entwickeln, spürte, wie sich bei dieser Drohung ein gewisses Unwohlsein in seiner Magengegend ausbreitete. Nicht nur, dass er haushoch unterlegen zu sein schien, nein, er ließ sich auch noch ein wenig davon beeindrucken. Verdammt, es sah wirklich gar nicht gut aus …

Bei Temari hatte der letzte Satz ihres Gegenübers ebenfalls Spuren hinterlassen. Sie war sicher, dass seine Worte nicht nur leeres Gewäsch waren, doch sie konnte unmöglich zulassen, dass sich Shikamaru auf einen aussichtslosen Kampf mit ihm einließ. Ja, das musste sie unter allen Umständen verhindern. Nur wie sollte sie das anstellen? Wahrscheinlich blieb ihr wohl nichts anderes übrig …

Die Kunoichi wollte ein paar Schritte vortreten, doch ihr Begleiter hielt sie am Handgelenk fest.

„Bau jetzt bloß keinen Scheiß“, flüsterte er ihr zu.

„Was Scheiß ist und was nicht entscheide immer noch ich selbst“, zischte sie zurück und entwand sich seinem Griff.

„Nicht, wenn es offensichtlich ist, was du vorhast.“

„Und wenn schon …“, meinte Temari bissig. „Aus meinen Entscheidungen darfst du dich gefälligst raushalten.“

Shikamaru seufzte. „Das tue ich nur zu gerne. Aber ich lasse nicht zu, dass du einen Fehler begehst.“
 

Schmunzelnd verfolgte der Kirigakure-Ninja das Szenario. „Ihr streitet euch?“, meinte er amüsiert. „Dabei ist es doch so unschön, im Streit auseinander zu gehen.“

„Kümmer dich um deinen Kram!“, entgegnete Temari flapsig.

„Oh, die große Klappe ist wohl zurückgekehrt“, merkte Zangyaku belustigt an. „Dabei dachte ich, Ketsu hätte dich das Fürchten gelehrt.“

Sie ignorierte sein Gesagtes und blickte ihn halbwegs entschlossen an. „Lass uns einen Deal abschließen.“

„Einen Deal?“ Der Shinobi hob verblüfft die Augenbrauen. „Ganz schön mutig von dir, mir so etwas vorzuschlagen. Aber lass hören.“
 

Temari biss sich auf die Unterlippe. Sie hoffte inständig, dass er sich darauf einlassen würde …
 

„Okay“, sagte sie schließlich. „Wenn du ihm nichts tust“ – sie deutete auf Shikamaru – „bin ich bereit, freiwillig mit dir zu kommen.“

„Du meinst also sein Leben im Austausch zu deinem?“

Die Kunoichi nickte. „Genau. Ich hasse unnötiges Blutvergießen.“

„Ganz meine Meinung“, stimmte Zangyaku zu. „Nur bedauerlicherweise muss ich dein Angebot ausschlagen.“
 

Und ehe sich Temari versah, war der Kiri-Nin losgestürmt, hatte sie gepackt und an den nächsten Baum gedrückt. Einen Moment glaubte sie, sie müsste ersticken, doch rasch löste er den Druck auf ihren Hals.

„Glaubst du ernsthaft, dass ich den Mistkerl, der Ketsu getötet hat, einfach so davonkommen lasse?“, fragte er mit bedrohlichem Unterton.

Sein Gesicht war ihrem gefährlich nahe und der Blick in seinen Augen erfüllte sie ein wenig mit Furcht. Zum Handeln hatte sie sich definitiv den Falschen ausgesucht …

„Nein, aber was bringt es dir? Geschehen ist geschehen!“, argumentierte sie. „Außerdem hat er es nicht ohne Grund getan. Dein toller Kumpel wollte –“

„Deine Milchmädchenrechnung bewirkt bei mir nichts“, fuhr er ihr ins Wort. „Er hat meinen Freund getötet, also töte ich ihn. Das ist nur Recht und billig.“

„Und was hast du davon?“

„Rache, bittersüße Rache.“ Er klang wie im Wahn. „Es gibt nichts Wundervolleres! Das Gefühl, wenn man sie bekommen hat, ist einzig in seiner Art!“

Sein Grinsen wirkte durch und durch unheimlich auf Temari. Und da sie mit Gaara aufgewachsen war, hieß das schon viel …
 

Unerwartet ließ Zangyaku von ihr ab und wich zurück. Seine Bewegungen kamen ihr dabei seltsam abgehakt vor. Sie wusste, dass nur eins dafür die Ursache sein konnte.

Ihr Blick glitt zu Boden. Es war tatsächlich Kagemane … Dennoch war sie alles andere als froh darüber. Shikamaru hatte sein Chakra völlig umsonst für diese Aktion verwendet …
 

Der Mann versuchte sich zu bewegen. Er kam sich vor, als würde er bis zum Hals in einem Gefäß mit zähflüssiger Masse stecken. Und dennoch war er alles andere als in der Kunst gefangen.

Relativ frei wandte er sich um. „Netter kleiner Trick“, sagte er zu seinem Gegenüber. „Allerdings ist er nicht mehr wert als der eines mäßig talentierten Taschenspielers.“

Shikamaru ging nicht darauf ein. Er wusste, dass der Shinobi ihn nur provozieren wollte. Doch in dem Punkt machte er ihm von vornherein einen Strich durch die Rechnung.
 

Temari verfolgte angespannt, wie die beiden sich anstarrten. Shikamaru schien höchst konzentriert zu sein, doch der Kiri-Nin war ihr eine Spur zu gelassen. Oder er verstand es einfach gut, nach außen hin Ruhe zu bewahren. Wahrscheinlich machte er sich innerlich lustig über seinen Gegner. Ein durchtriebener Nuke-Nin verspeiste einen Chuunin doch mal so eben zum Frühstück – oder in diesem Fall wohl eher als kleinen nächtlichen Snack. Mist, sie musste sich schnellstens etwas überlegen, wie sie Shikamaru helfen konnte …

Mit einem Mal kam ihr eine nahezu brillante Idee. Sie würde es einfach ganz genauso wie vorhin machen. Wenn sie Ahnung von etwas hatte, dann war es davon, wie man Feinde aus dem Hinterhalt am effektivsten überraschte. Hinzu kam, dass ihre Position direkt hinter dem Shinobi ihr quasi in die Hände spielte.

Fast schon automatisch griff die Kunoichi nach ihrem Kunai. Etwas zögerlich legte sie es in ihre linke Hand. Als Rechtshänderin fühlte sie sich nicht ganz so sicher, was die Führung von Waffen betraf, aber das musste sie riskieren. Denn wenn sich eine gute Gelegenheit für so ein Vorhaben bot, dann war sie in diesem Moment. Jetzt oder nie!

Beinahe lautlos raffte Temari sich auf und vertrieb die letzten Zweifel. Es musste, nein, es würde funktionieren …

Mit stillen Blicken verständigte sie sich kurz mit Shikamaru und holte dann aus.
 

Es sah aus, als würde sie ihr Ziel treffen. Innerlich bereits jubelnd, verging ihr dieses Gefühl mit einem Schlag.

Zangyaku wandte sich in der allerletzten Sekunde zu ihr um und parierte ihren Angriff mit Leichtigkeit. Mit einer blitzschnellen Bewegung schlug er ihr das Kunai aus der Hand, verpasste ihr einen Tritt und warf sie zurück auf die Erde.

Verächtlich schaute er auf sie herab. „Damit hast du wohl nicht gerechnet, was?“, höhnte er selbstsicher. „Nicht einmal fern der Realität falle ich auf einen so billigen Trick herein, den ich zudem bereits gesehen habe.“

Temari starrte ihn wortlos an. Wie war es möglich, dass der Kirigakure-Ninja noch zu solchen Aktionen fähig war, wenn er immer noch in Shikamarus Kunst gefangen war? Das konnte doch nur ein schlechter Traum sein …

Der Mann grinste zufrieden. „Dann schau zu, wie ich deinen Freund umbringe!“ Er lachte höhnisch und stürmte los.
 

Shikamaru fixierte sich auf seinen Gegner, der Temari genauso schnell wie er sie gepackt wieder losgelassen hatte. Ihm blieb nicht einmal die Zeit, sich großartig zu fragen, was geschehen war, als der Shinobi sich auch schon zu ihm umdrehte.

„Und nun zu meiner Rache!“, rief er siegessicher, bevor er loshechtete.

Geistiggegenwärtig formte Shikamaru die nötigen Fingerzeichen, um ihn zumindest kurzfristig mit dem Kagemane bewegungsunfähig zu machen.

Sein Blick wanderte zu Temari, die scheinbar bewusstlos am Boden lag. Nur flüchtig fragte er sich, was in den wenigen Sekunden vorgefallen sein könnte. Es war so offensichtlich, dass er sie in einem Genjutsu gefangen halten musste. Zwar war sie auf irgendeine Weise in Sicherheit, aber das hieß leider nicht viel. Er musste diesen Gegner um jeden Preis überwinden – oder zumindest solange aufhalten, bis er die Illusionskunst gelöst und Temari dazu gebracht hatte zu fliehen. Letzteres war aber wohl ein Vorhaben der Unmöglichkeit. Niemals würde sie ihn hier freiwillig zurücklassen. Dafür war sie einfach zu stur und ihren eigenen Worten nach nicht egoistisch genug. Also blieb ihm nur eine Option: Entweder siegen, oder sterben und sie somit dem Feind überlassen …

Nein, er würde alles tun, um das zu verhindern …
 

Zangyaku schaute ihn beinahe gelangweilt an. „Ist das alles, was du drauf hast?“, fragte er. „Wenn ja, ist dein Tod nur noch eine Frage der Zeit. Du wirst mich schließlich nicht ewig so festhalten können.“

Shikamaru schwieg. Leider hatte der Shinobi Recht. Ihm blieben höchstens ein paar Minuten. Dieses Mal konnte er definitiv auf niemanden hoffen, der ihm aus der Patsche half. In dem Punkt hatte er ohnehin schon viel zu viel Glück gehabt. Und das war nun aufgebraucht.

Verstohlen musterte er aus den Augenwinkeln die Umgebung. Was er benötigte, war eine Strategie … Allerdings brachte selbst die Beste nichts, wenn man nicht die nötigen Waffen zur Verfügung hatte. Das Einzige, was er tun konnte, war, das Genjutsu zu lösen und zu hoffen, dass Temari eine Idee kam, die ihnen weiterhalf. Ein kleineres Problem war noch, dass er erst einmal zu ihr hinkommen musste. Kein leichtes Vorhaben, da sie sich direkt hinter dem Kirigakure-Ninja befand und ungünstigerweise ein paar Bäume im Weg standen, die umgangen werden mussten. Und da der Mann sich aufgrund des Kagemane exakt wie er selbst bewegte, musste er wohl ein wenig um die Ecke denken …
 

Entschlossen, nicht einfach nur tatenlos zuzusehen, raffte Temari sich auf – oder sie versuchte es zumindest. Ihr Körper wollte sich nicht einen Zentimeter von der Stelle bewegen.

Als auch ein weiterer Versuch scheiterte, verstärkte sich ihre Unruhe. Nur kurz blickte sie zu den zwei Kämpfenden und wusste, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Shikamarus Bewegungsabläufe wirkten so, als wäre er nicht er selbst, sondern eine ganz andere Person.

Einen Moment lang schloss sie die Augen. Bis auf die Geräusche des Kampfes war nichts zu hören. Die üblichen Nachtlaute eines Waldes – wie eine gurrende Eule oder ein herumschleichender Fuchs – fehlten völlig.

Dann schaute sie zu den Bäumen empor. Sie konnte nicht die kleinste Regung im Blattwerk erkennen, obwohl es bis eben noch windig gewesen war …

Nun wurde ihr auch klar, warum das Kagemane nicht funktioniert hatte. Natürlich konnte der Anwender eines Genjutsu das Geschehen in gewissem Maße selbst bestimmen. Der Kiri-Nin hatte wohl gedacht, dass ihr die fehlenden Details in einer solchen Stresssituation nicht auffallen würden. Doch da hatte er sich geschnitten …
 

Die Kunoichi atmete tief durch. Gut, das hatte sie nun erkannt, aber wie sollte es weitergehen? Was Illusionskünste betraf war sie weder besonders bewandert noch in der Lage sie zu lösen. Okay, einmal hatte sie es vor einigen Jahren im Training geschafft, doch das bedeutete ja nicht viel. Mit der Erfolgsquote konnte sie sich definitiv nicht mit Lorbeeren schmücken …

Sie ging in sich und überlegte krampfhaft, wie ihr es damals gelungen war. In der Theorie hieß es lediglich, dass man seinen eigenen Chakrafluss unterbrechen musste. Das klang einfacher, als es in Wirklichkeit war. Temari konnte nur erahnen, wie das funktionieren sollte. Außerdem wusste sie auch nicht mehr, welches Fingerzeichen dafür benötigt wurde. Es war auf jeden Fall nur ein einzelnes gewesen, das allerdings nicht zu den zwölf Standart-Siegeln gehörte. Aber wie hatte es ausgesehen? Wenn sie sich doch bloß erinnern könnte …
 

Shikamaru rannte los. Wenn er alles richtig berechnet hatte, war er in wenigen Augenblicken bei ihr. Hoffentlich klappte alles nach Plan …
 

Zangyaku, der ihm wohl oder übel jede Bewegung nachmachte, ließ ein Grinsen aufblitzen. Das Objekt seiner Rache dachte wohl, dass er zu dumm war, um den Sinn dieser Aktion zu erkennen. Dann wollte er ihn schnell mal eines Besseren belehren …
 

Wie aus dem Nichts tauchte ein Doppelgänger vor Shikamaru auf, der ihn mit einem gezielten Schlag zurückwarf. Der Chuunin hatte Mühe, das Kagemane aufrecht zu erhalten, doch letzten Endes gelang es ihm. Rasch sprang er wieder auf und wollte seinen Schatten bereits in die andere Richtung ausbreiten, brach dieses sinnlose Vorhaben jedoch ab. Der Bunshin war verschwunden – und Temari mit ihm.

Laut fluchte er auf.
 

„Damit hast du wohl nicht gerechnet, was?“, tönte die Stimme des Kiri-Nin hinter ihm. „Leider bist du hier nicht der Einzige, der vorausdenken kann.“

Shikamaru wandte sich um, sodass sie sich wieder direkt gegenüber standen. „Warum hat mich dein Doppelgänger nicht gleich getötet?“

„Meinst du, ich habe deine Kunst nicht durchschaut?“, entgegnete er. „Hätte mein Mizu-Bunshin dir den Gnadenstoß verpasst, hätte es mich genauso erwischt. Außerdem“ – ein überlegenes Grinsen schlich sich auf seine Lippen – „lass ich es mir nicht nehmen, dich persönlich in die Hölle zu schicken. Wo bleibt denn der Spaß, wenn ich meine Rache nur durch eine Kopie von mir ausübe?“
 

Temari dachte angestrengt nach und so langsam aber sicher erschien ein Bild vor ihrem geistigen Auge. Ja, das war es gewesen …

Erneut schloss sie die Augen, blendete die Geräuschkulisse der Illusion aus und konzentrierte sich. Deutlich spürte sie ihren Chakrafluss, doch wie sollte sie ihn anhalten?

Die Kunoichi rief sich die Worte ihres Sensei zurück ins Gedächtnis. Laut ihm war es nicht schwieriger als ein simples Ninjutsu, nur dass sie in diesem Fall ihr Chakra nicht hinauslassen, sondern in gewissem Maße gegen sich selbst richten musste. Wenn sie eine so leichte Aufgabe nicht schaffte, war sie es wirklich nicht wert, Ninja geschimpft zu werden …

Beherzt ballte sie ihre linke Hand zu einer Faust und streckte anschließend den Zeige- und Mittelfinger aus, um das Zeichen zu formen.

„Kai!“
 

Shikamaru spürte Unbehagen in sich aufkommen. Sein Gegner war siegessicher und das dummerweise nicht ohne Grund.

Völlig umsonst hatte er die letzten Minuten vertrödelt. Warum hatte er auch nur nicht an einen Bunshin gedacht? So dämlich war er doch sonst nicht …

Er biss sich auf die Unterlippe. Die Einsicht, dass er wieder einmal versagt hatte, war so unglaublich bitter. Erst Asuma und nun auch noch Temari. Wenn er doch nur etwas tun konnte, um wenigstens sie zu retten …

Plötzlich fiel ihm die Lösung wie die Schuppen von den Augen. Das Kagenui … Zwar würde er damit komplett sein Chakra aufbrauchen, doch wenn es ihm gelang, damit seinen Gegner mit ins Jenseits zu nehmen, reichte er dem Tod nur zu gerne seine Hand.
 

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Ha, endlich auch mal jemand, der Shikamaru in puncto Intelligenz die Stirn bieten kann. Wurde doch wirklich allerhöchste Zeit.

»Ketsu«, wie ich den Sadisten aus der Höhle getauft hab, ist in diesem Fall die On-Lesung des Wortes »Chi«, das wiederum »Blut« bedeutet. Äußerst passend, oder?

Ach ja, falls ich es geschafft haben sollte, euch mit dem Genjutsu zu verwirren, bin ich zufrieden. :D

Zangyakus Rache

@ Zuckerschnute: Na, vielleicht erfülle ich dir deinen „Wunsch“ ja in diesem Kapitel. ;D
 

@ Quiana: Der IQ ist ja nicht alles. Sogar der von Einstein war ja „nur“ bei 160. *lach*

Mit dem Gary Stue OS hab ich damals meinen Ärger so richtig schön ausgelassen. Immer wenn Sasuke aufkreuzt, bekomm ich schon ’ne halbe Krise, weil ich weiß, dass er wieder irgendeine „krasse“ Technik vom Stapel lässt, ohne viel dafür getan zu haben. Nervig, nervig!
 

@ Temari_Sabakuno: Ja, ich mach es den beiden aber auch wirklich nicht leicht. Und in puncto „heil wieder heraus kommen“: Ich weiß nicht recht, ob du mit diesem Kapitel unbedingt zufrieden sein wirst …
 

@ Hannes-Sama: Schon geschehen! ;D

Pokito? Ich verbitte mir, irgendwelche Parallelen zu diesem Schund zu ziehen! :D Aber „töten lassen würde“ wäre wohl tatsächlich die eindeutigere Wahl gewesen. Nun ja, sei’s drum.

Mega genialer Einfall … Ach, das geht runter wie Öl!^^
 

@ »Mannschaft«: Ich danke euch herzlich für eure Kommentare! =)
 

Genug gefaselt.

Auf ins letzte Kapitel dieser FF!
 

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Kapitel 43: Zangyakus Rache
 

Shikamaru ging jede Einzelheit seines Vorhabens noch einmal im Kopf durch. Wenn er das Kagemane löste, musste alles sehr schnell gehen. Einen Fehlschlag konnte er sich nicht erlauben.

Zangyaku musterte ihn weiterhin selbstgefällig. „Warum gibst du nicht gleich auf? Ich werde es vielleicht auch kurz und schmerzlos machen.“

Ja, sicher … Nicht einmal der größte Trottel würde das glauben. Am besten hörte er dem Typ gar nicht mehr zu und dachte in den letzten Sekunden seines Lebens an angenehmere Dinge. Ach, was hätte er nicht dafür gegeben, in diesem Moment einfach nur irgendwo herumzuliegen und die Wolken zu beobachten … Stattdessen musste er sich mit einem rachsüchtigen Shinobi herumprügeln, der eine schier unendliche Selbstsicherheit zu besitzen schien. Tja, seinen Tod hatte er sich irgendwie anders vorgestellt. Aber nun war es zu spät, um sich noch selbst zu bemitleiden. Er hatte es sich schließlich genau so ausgesucht. Na ja, mehr oder weniger zumindest …

Shikamaru schaute zu seinem Gegenspieler, der mit einem Mal alles andere als von sich überzeugt aussah. Sein böses Grinsen war zugunsten eines ernsten, hoch konzentrierten Gesichtsausdrucks gewichen. Aufmerksam lugte er aus den Augenwinkeln, als ob er auf der Suche nach etwas ganz bestimmten war.

Der Chuunin konnte sich keinen Reim darauf machen, bis …
 

Temari rannte. Die letzten Minuten waren ihr wie ein Traum vorgekommen. Sie hatte es also tatsächlich geschafft, sich aus dem Genjutsu zu befreien und den Mizu-Bunshin unauffällig von hinten zu erledigen. Und das trotz ihres Arms, der im Grunde nur noch wie ein nasser Sack an ihrer rechten Seite herunterhing und alles andere als zu gebrauchen war. Ja, sie kam nicht umhin, ein wenig stolz auf sich zu sein. Endlich hatte sie auch ohne ihren Fächer etwas geleistet …

Gleichzeitig schalt sie sich für diesen Gedanken. Für Eigenlob war es definitiv noch zu früh. Wenn sie ihr Möglichstes tat, um Shikamaru zu unterstützen, anstatt dumm in der Ecke zu sitzen, dann konnte sie sich vielleicht über ihren Einsatz freuen. Das hieß, wenn sie diesen Kampf gemeinsam überstanden …

Sie hielt inne und ging hinter einem Gebüsch in Deckung, um nicht entdeckt zu werden, und spähte durch das Blattwerk hindurch. Zuerst erkannte sie in der Dunkelheit nur den Kiri-Nin, der einige Meter von ihr entfernt stand. Aus seiner Position konnte er sie unmöglich sehen. Der Schatten zu seinen Füßen, der ins Dunkel zwischen die Bäume führte, beruhigte sie zusätzlich. Shikamaru lebte noch …

Da sie jedoch nicht wusste, wie viel Chakra ihm noch verblieben war, musste sie sich schnell etwas ausdenken. Sie hatte keine Zeit, sich großartig eine gute Strategie zu überlegen. Von daher blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als den Versuch zu wagen und den Shinobi hinterrücks niederzustrecken.

Angespannt verstärkte sie den Griff um ihr Kunai. Sie hatte nur diese eine Chance und die durfte sie nicht vergeigen.

Die Kunoichi richtete sich auf und hechtete los. Dann wollte sie mal alles auf eine Karte setzen …
 

Zwischen Erleichterung und Verwirrung sah Shikamaru, wie Temari mit gezücktem Kunai auf den Nuke-Nin zustürmte. Er wollte ihr etwas zurufen, entschloss sich dann allerdings zu schweigen. So eine gute Möglichkeit, den Mann zu erledigen, bekamen sie wahrscheinlich nie wieder. Völlig lebensmüde war er schließlich noch nicht, um sich diese Gelegenheit entgehen zu lassen. Jetzt musste er das Lösen des Kagemane nur richtig timen …
 

Es kam ihr vor, als wäre eine halbe Ewigkeit vergangen, bis sie den Kirigakure-Ninja erreichte, doch dann ging alles ganz schnell.

Sie holte aus, zielte auf seinen Hals und stach zu. Blut spritzte ihr entgegen, doch …
 

Zangyaku gelang es im letzten Augenblick seine Position zu ändern, sodass die Waffe seine Kehle verfehlte und in seinem Brustbein stecken blieb. Temari konnte sie gerade noch wieder an sich nehmen, bevor der feindliche Ninja ihr einen schmerzhaften Tritt verpasste, der sie hart an den nächsten Baum schleuderte.

Sofort raffte sie sich wieder auf, doch es nützte ihr nichts mehr.

„Suiton: Mizushibari!“

Wasser in Form von Ranken schoss aus der Erde, schlang sich um ihren Körper und machte sie so auf der Stelle bewegungsunfähig.

„Du kommst mir so schnell nicht mehr in die Quere, Miststück!“, zischte der Shinobi übelgelaunt und ballte seine Hand wütend zur Faust.

Temari kniff ihre Augen zusammen, als sie auf sie heruntersauste. Doch sein Schlag sollte sie nicht erreichen.

Ein Schatten war seinen Arm entlang geschossen, während sich ein anderer um seinen Oberkörper schloss und ihn ruckartig herumriss, bevor er sein Ziel erreichte. Im nächsten Moment machte sich auch schon ein Schmerz in Zangyakus Brustbereich breit. Sein Gegner hatte ihm ein Kunai zwischen die Rippen gestoßen.
 

Shikamaru sah, wie der Shinobi zurücktaumelte, jedoch rasch seine Beherrschung wiedererlangte. Er entfernte die Waffe mit einem flüchtigen Griff aus seinem Leib und warf sie achtlos beiseite.

„Noch so ein billiger Trick“, schnaufte er verächtlich.

»Immerhin billig genug, um dich festzuhalten«, dachte Shikamaru nur, während er sich weiterhin konzentrierte, um das Kagekubi aufrechtzuerhalten. Jetzt, da er das Kagenui vergessen konnte, blieb ihm nur noch eine Wahl: Den letzten Rest seines Chakra zusammenzukratzen und versuchen, seinen Gegner auf diese Weise zu erwürgen oder das Genick zu brechen.
 

Zangyaku bemerkte, wie sich der Schatten in Richtung seines Halses bewegte und reagierte augenblicklich, indem er sich mit seiner Kraft dagegenstemmte. Die beiden Wunden pulsierten dabei schmerzhaft, aber er hatte keinen Zweifel daran, am Ende doch überlegen zu sein. Von zwei kleinen Kratzern ließ er sich schließlich nicht beeindrucken und von einem so ausgebrannten Gegenspieler noch weniger. Ja, der Sieg würde ihm gehören. Und wenn es so weit war, würde er seine Rache in vollen Zügen auskosten …

Dieser Gedanke beflügelte ihn regelrecht. Rache … In wenigen Minuten würde er sie endlich bekommen.
 

Shikamaru wurde bewusst, dass aus seinem Vorhaben nichts wurde. Er hätte mindestens die Hälfte seines normalerweise verfügbaren Chakra benötigt, um den Kiri-Nin zumindest annähernd in Bedrängnis zu bringen. Im Grunde genommen konnte er auch sofort aufgeben. Doch er gab die Hoffnung nicht auf, dass ihm noch irgendetwas einfallen würde.

Alles in allem fühlte er sich sehr an die Situation erinnert, als er mit Tayuya gekämpft hatte. Damals hatte Temari ihn in allerletzter Sekunde gerettet und er war mit einem gebrochenen Finger davongekommen. Aber nun war ein ähnlicher Ausweg aus dieser Lage undenkbar. Temari war gefangen und er hatte keine Ahnung, was aus seinem anderen potenziellen Retter Genma geworden war. Selbst wenn dieser gesiegt und Tsunade informiert hatte, würde es wahrscheinlich noch Stunden dauern, bis die erste Unterstützung hier war. So oder so war er auf verlorenem Posten. Trotzdem dachte er nicht daran, sich dem Selbstmitleid hinzugeben. Daran konnte er immer noch denken, wenn es soweit war …
 

„Geht das hier nicht schneller?“, schimpfe Kotetsu vor sich hin, während die Bäume nur so an ihm vorbeisausten.

Schon vor einer ganzen Weile hatten sich er, Genma und zwei der vier Anbu-Mitglieder auf den Weg gemacht, aber dem Ziel schienen sie noch immer nicht näher gekommen zu sein.

Der Chuunin vernahm ein kleines Lachen und schloss rasch zu der Kunoichi, deren lange, violette Haare wild hinter ihr her flogen, auf.

„Was gibt es da zu lachen, Yuugao?“, fragte er sie mit einem äußerst verdrießlichen Gesichtsausdruck.

„Ach, nichts weiter“, ertönte ihre sanfte Stimme hinter der Tiermaske, die sie trug. „Du bist nur immer noch so ungeduldig wie früher.“

„Und du bist anscheinend noch genauso optimistisch, wenn du in so einer Situation lachen kannst“, konterte er.

„Man sollte ja auch nicht von vornherein vom Schlimmsten ausgehen, oder?“

Kotetsu antwortete nicht.

„Du machst dir immer viel zu große Sorgen“, fuhr Yuugao fort. „Das ist sicher auch der Grund, warum Hokage-sama dich sonst immer im Innendienst versauern lässt.“

„Mach dich nur lustig …“, schmollte der Chuunin.

Die Kunoichi ging nicht auf den Kommentar ein. „Wenn wir uns beeilen“, begann sie stattdessen, „sind wir in einer Viertelstunde da.“

Der Blick ihres Begleiters lichtete sich augenblicklich. „Warum hast du das nicht gleich gesagt?“

Yuugao lachte erneut. „Ganz einfach: Du hast nicht gefragt.“
 

Temari versuchte sich zu befreien, doch die Fesseln gaben nicht einen Millimeter nach.

Angespannt schaute sie zu Shikamaru herüber. Lange würde er dem Shinobi nicht mehr standhalten können. Mist, wenn sie doch nur etwas tun könnte … Mit einem Doton-Ninjutsu – das dem Suiton ja überlegen war – hätte sie die Fesseln sicher irgendwie losbekommen, aber dieses Element beherrschte sie nicht.

Nach einem Ausweg suchend schaute sie sich um. Nichts aber auch wirklich gar nichts konnte ihr auch nur in irgendeiner Weise behilflich sein.

Noch einmal stellte sie sich mit ihrer verbliebenen Kraft gegen die Ketten aus Wasser. Abermals rührte sich nichts. Es kam ihr sogar vor, dass sie noch fester geworden waren.

Bitter ballte sie ihre linke Hand zur Faust. Sie konnte doch nicht einfach nur dabei zusehen, wie ihr Freund getötet wurde …
 

Shikamaru biss vor Anstrengung die Zähne zusammen. Schweiß lief seine Stirn hinunter, der unangenehm in seinen Augen brannte und sie tränen ließ. Nur verschwommen sah er die Gestalt seines Gegners, doch er war sich sicher, dass sich an seinem überheblichen Grinsen nichts geändert hatte.

„Jetzt gib doch endlich auf“, meinte Zangyaku hochmütig. „Denn je eher du das tust, desto eher hast du es auch hinter dir.“

Shikamaru hörte nicht auf ihn. Er würde nämlich erst aufgeben, wenn er tot war.
 

Temari schreckte zusammen. Irgendetwas strich ihr Bein entlang und bahnte sich anschließend seinen Weg nach oben in Richtung ihres Rückens.

Erschrocken sah die Kunoichi an sich herab. Sie konnte nur noch einen Blick auf einen schuppigen Schwanz erhaschen, bevor das Wesen hinter ihr verschwand.

Bei dem Gedanken, dass dieses Tier auf ihr herumkrauchte, stieg leichte Übelkeit in ihr auf. Eine Würge- oder Gift-Schlange hatte ihr in der Situation natürlich noch gefehlt. Andererseits hatte sie es so aber wenigstens hinter sich, sodass der Kiri-Nin nichts mehr mit ihr anfangen konnte.

Sekunden, die ihr wie eine halbe Ewigkeit vorkamen, vergingen, in denen ihr das Reptil immer näher kam. Schließlich spürte sie es in ihrem Nacken, bis es sich langsam aber sicher um ihren Hals herumschlängelte und letztendlich in ihren Sichtbereich kam. Das Haupt des Tieres war vielleicht zehn Zentimeter von ihr entfernt und starrte sie gefährlich an.

Temari schloss die Augen und wartete nur noch darauf, dass sie zubeißen würde …
 

Nach und nach zog sich das Kagekubi zurück. Zangyaku fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er zählte bereits die Sekunden rückwärts, bis er seinem Gegenüber alles heimzahlen und anschließend ins Jenseits befördern konnte.

Nur wie genau sollte er dies anstellen? Es gab so unendlich viele Möglichkeiten, jemanden zu töten. Die schnelle Nummer kam ohnehin nicht infrage, doch womit konnte man sein Opfer vor seinem Tod gebührend quälen? Indem man ihm die Gliedmaßen nacheinander abtrennte und ihm in Anschluss die Kehle zerfetzte? Oder sollte er lieber eine Waffe benutzen und ein paar Mal auf ihn einstechen? Eine schwierige Entscheidung …
 

Nichts geschah. Vorsichtig linste Temari zwischen ihren Lidern hindurch. Die Schlange war so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht war …

Verwirrt ließ sie noch einen Moment verstreichen, bis sie bemerkte, dass das Suiton, das sie festgehalten hatte, aufgelöst worden war. Sie verstand zwar nicht, wer oder was das möglich gemacht hatte, doch darüber konnte sie sich auch noch später den Kopf zerbrechen.

Schnell hob sie ihr Kunai, das sie fallen gelassen hatte, auf und lief los. Jetzt zählte jeder Augenblick …
 

Das Kagekubi verschwand endgültig. Shikamaru konnte nicht einmal mehr erschöpft zu Boden sinken, als ihn der Shinobi auch schon am Hals packte und ihn brutal gegen einen Felsen drückte. Bei der Wucht des Aufpralls schmeckte er Blut.

Ein überlegenes Grinsen zierte Zangyakus Gesicht. „Wie fühlt es sich an, ausnahmsweise in der Opferrolle zu stecken? Beschissen, oder?“

Seine Worte dröhnten in Shikamarus Schädel, der sich ohnehin schon anfühlte, als würde er zerspringen. Dennoch gab er dem Mann nicht die Genugtuung auch nur eine Miene zu verziehen.

„Du gehörst wohl zu der Sorte Shinobi, der auch im Angesicht des Todes seinen Stolz nicht über Bord wirft und alles stillschweigend erträgt. Wirklich herzzerreißend!“ Zangyakus schallendes Gelächter hallte von den Bäumen wider und ließ den Kopf seines Opfers nur noch stärker pochen.

Letztendlich ließ er es wieder verstummen. Daraufhin zog er einen Dolch von seinem Gürtel, um mit ihm zuzustechen. Seine Augen blitzten dabei wie die eines Wahnsinnigen.

„Und nun genieße den Schmerz, den ich mir für dich ausgedacht habe!“
 

Temari rannte, als ging es um ihr Leben. Sie war völlig auf das Szenario vor ihr fixiert und gab alles, obwohl sie wusste, dass sie zu spät kommen würde. Doch das wollte sie nicht wahrhaben. Nicht jetzt, nicht zu einem Zeitpunkt, an dem er noch lebte und nichts verloren war …
 

Shikamaru schloss seine Hände um das Handgelenk des Mannes, um sich aus seinem Griff zu befreien und so dem Tod zu entkommen, doch es hatte keinen Sinn. Der Ninja war einfach zu stark.

Wie in Zeitlupe senkte sich die Waffe des Nuke-Nin in Richtung seines Opfers, dann ging alles rasend schnell.
 

Abrupt wurde Zangyaku aus seinem Siegestaumel gerissen. Mehrere Shuriken steckten in seiner Hand, sodass er seine Waffe fallen lassen musste.

Diese Verzögerung reichte Temari. Nun würde sie endlich ihre Chance nutzen …
 

Außer sich vor Zorn wandte der Shinobi sich in die Richtung, in der er seinem Angreifer vermutete. „Wer zum Teufel –“

Zangyaku verstummte. Mit halb geöffneten Mund starrte er an sich hinunter. Der Griff eines Kunai ragte ihm aus der Brust. Seine Klinge hatte ihn direkt ins Herz getroffen.

Sein gesamter Oberkörper zog sich zusammen und er spuckte Blut. Das konnte unmöglich das Ende sein …

Nur kurz starrte er die Kunoichi an. Er hatte sie unterschätzt und sich in Sicherheit gewogen. Ein tödlicher Fehler. Doch so einfach würde er nicht von dieser Welt verschwinden.
 

Er missachtete Temari, drehte sich schwerfällig um und nahm eine andere Waffe. Dann holte er mit zitternden Händen aus und zielte auf Shikamaru, der inzwischen zu Boden gesunken war.

Der Schmerz in seiner Brust raubte ihm die Sinne. Nur der Wunsch nach Rache hielt ihn noch am Leben. Wenn er schon an diesem Ort sterben musste, wollte er wenigstens ihre Erfüllung mit sich in die Hölle nehmen …
 

Shikamaru sah das Messer auf sich zurasen, konnte ihm jedoch nicht mehr ausweichen. Er fühlte sich völlig kraftlos, nicht einmal in der Lage, mehr als seine Augenlider zu bewegen. So sah also sein Ende aus. Ein Ende, das patriotische Shinobi stets bevorzugten. Ein Ende, wie es auch Asuma gewollt hatte …

Nur dummerweise gehörte Shikamaru selbst nicht dazu. Er hatte sich seinen Tod auf eine ganz andere Weise gewünscht. Doch nun …
 

»Rache …«, schwirrte es nur noch in Zangyakus Kopf herum. Er spürte seinen Körper nicht mehr, aber er ignorierte es. Es durfte erst gehen, wenn er das, was er seinem toten Freund geschworen hatte, erledigt hatte. Vorher konnte – nein – durfte er nicht sterben. Das war er Ketsu schuldig …

Dann verschwamm allerdings sein Blick und Dunkelheit breitete sich vor ihm aus. Dunkelheit, die herzlich ihre Arme nach ihm ausstreckte, um ihm mit einer warmen Umarmung Trost zu spenden … Ja, gleich würde er bei ihm sein: Ketsu … Sein bester Freund aus Kindertagen, der mit ihm durch dick und dünn gegangen und wie ein Bruder für ihn gewesen war …
 

Das herunterfallende Messer verfehlte Shikamaru knapp. Nur benommen hatte er die letzten Momente wahrgenommen. War er etwa schon tot und beobachtete nun, was geschehen wäre, wenn – Nein …
 

Temari betrachtete kurz die Leiche des Shinobi. Sie meinte, ein winziges Lächeln zu erkennen. Welch Ironie wenn man bedachte, dass er es nicht geschafft hatte, der Rache für seinen Freund nachzukommen …
 

Sie stieg über ihn hinweg und sank auf die Knie. Besorgt schaute sie Shikamaru an.

„Geht es dir gut?“, fragte sie zögerlich und ärgerte sich gleich für diese blöde Frage. Natürlich war ihm anzusehen, dass dem nicht so war.

Er antwortete ihr nicht darauf und flüsterte stattdessen: „Du hast mich schon wieder gerettet.“

Ein Lächeln huschte über Temaris Lippen. „Vergiss es“, sagte sie dann. „Du hast mich schließlich zuerst befreit.“

Er deutete ein Kopfnicken an. „Ja …“ Dann schloss er müde die Augen. Sie war endlich in Sicherheit und das war es, was zählte …

Mit diesem Gedanken holte ihn die Schwärze ein.
 

Die Erleichterung, die Temari bis eben verspürt hatte, war auf einmal wie weggeweht. „Shikamaru, du kannst doch jetzt nicht einfach –“, setzte sie an, verstummte jedoch wieder. Sie biss sich auf die Unterlippe, um die Tränen zu bekämpfen, die in ihr aufstiegen. Doch sie konnte sich ihnen nicht widersetzen.

„Shikamaru!“, stieß sie verzweifelt aus und begann ihn mit ihrem unverletzten Arm durchzurütteln. Aber egal, wie kräftig sie dies tat: Er rührte sich nicht.

„Ich bitte dich!“ – sie schlug mit der geballten Faust auf die Erde – „Du kannst mich doch nicht einfach so alleine lassen …“ Ihre Stimme erstarb und ging in hemmungsloses Schluchzen über.
 

Endlose Trauer und Wut kamen in ihr auf und überschwemmten sie wie ein Tsunami. Den Kampf gegen den Kiri-Nin hatte sie vielleicht gewonnen, aber etwas viel Wichtigeres dafür verloren: Den einzigen Menschen, den sie je lieben gelernt hatte.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Pfui, jetzt bin ich bei Zangyaku doch tatsächlich noch sentimental geworden. Eigentlich wollte ich nur ein bisschen Empathie für ihn aufkommen lassen, da jeder Mensch nun mal seine eigenen Beweggründe für sein Handeln hat, ohne gleich böse zu sein (Ich mag diese ganze Schwarz-Weiß-Malerei einfach nicht), aber vielleicht hab ich doch ein wenig zu dick aufgetragen.

Wenn ich ganz fies wäre, könnte ich diese Geschichte an dieser Stelle beenden, aber da ich das nicht bin und ich mich als Leser mit so einem Ende nicht zufrieden geben würde, folgt in einer Woche an dieser Stelle der abschließende Epilog. Mal schauen, ob ich damit euren Erwartungen gerecht werde.
 

Danke fürs Lesen! :)

Epilog

Epilog
 

„Tja, dein kleiner Helfer hat wohl versagt, was?“, merkte der weiße Zetsu in beiläufigen Tonfall an.

Kisame lehnte sich gelassen an einen Baum. „Das interessiert mich nicht“, sagte er scheinbar gelangweilt. „Er war ohnehin nur Teil eines Spiels zum Zeitvertreib.“

„Trotzdem ist dir der Kyuubi durch die Lappen gegangen.“ Diesmal sprach Zetsus andere Hälfte.

Kisame zog Samehada und rammte das Schwert vor sich in die Erde. „Kein Problem.“ Er grinste. „Den Kyuubi bekommen schon wir noch früh genug.“
 

Es war still. Angenehme Wärme umfing ihn und er empfand keinerlei Schmerz. Fühlte es sich so etwa an, wenn man gestorben war? Wenn es tatsächlich so war, unterschied sich der Tod nur unwesentlich vom Leben …
 

In der Ferne vernahm er Schritte. Dann das Öffnen einer Tür, ein unverständliches Flüstern.

Kurz darauf verspürte er eine leichte Brise und der Duft eines heißen Sommertages stieg ihm in die Nase. Konnte es etwa sein, dass …
 

Er öffnete die Augen. Unglaubliche Helligkeit drang auf ihn ein und machte es ihm einige Sekunden unmöglich, überhaupt etwas zu erkennen. Nach und nach zeichneten sich jedoch die Konturen der Umgebung ab. Es waren reinweiße, quadratische Kacheln und eine blendend helle Halogenlampe. Er war im Krankenhaus.
 

„Endlich!“, hörte er eine weibliche Stimme neben ihm sagen.

Noch etwas benommen sah er in die Richtung aus der sie gekommen war. Die untergehende Sonne erschwerte seine Sicht zwar, doch das Lächeln, das er erblickte, hätte er wohl unter Tausenden wiedererkannt. Temari …

„Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf“, setzte sie erleichtert nach.

Shikamaru, der größte Mühe hatte die Situation zu realisieren, schaute sie verwirrt an. „Wie lange …“ Der Rest des Satzes verlor sich auf dem Weg zu seinem Mund.

„Zweieinhalb Tage“, antwortete sie rasch.
 

Er fragte sich noch, warum er überhaupt so lange geschlafen hatte, als auch schon die verschiedensten Erinnerungen auf ihn einprasselten. Das ganze Blut, der Shinobi, der tot zu Boden gesunken war und zuletzt er selbst, wie alles um ihn herum dunkel geworden war …
 

Temari bemerkte seinen nachdenklichen Blick. „Du wärst beinahe aufgrund Chakramangel gestorben“, erklärte sie bedrückt. „Wären die Anbu nicht gekommen, wäre es das für dich gewesen.“

Betreten sah er sie an. Die Art, mit der sie ihre Worte betonte, verpasste ihm einen Stich ins Herz. „Tut mir leid …“, stammelte er, obwohl er wusste, dass sie ihm keine Schuld gab.

„Tu mir einen Gefallen und jag mir bloß nie wieder so einen Schrecken ein“, bat sie inständig.

„Ich werde es zumindest versuchen …“

Sie ließ ein Lächeln aufblitzen. „Das möchte ich auch schwer für dich hoffen.“ Deutlich gelassener lehnte sie sich zurück. „Ich hab nämlich keine Lust wieder alleine zu sein, nachdem ich mich inzwischen so an dich gewöhnt habe.“

Dieser Satz entlockte ihm ein kleines Schmunzeln. Besser hätte Temari ihre Gefühle wohl nicht zum Ausdruck bringen können …
 

Shikamarus Blick fiel auf den Verband, den sie um den rechten Oberarm trug.

„Wie geht es deinem Arm?“, fragte er nach.

„Ach, der wird schon wieder“, antwortete sie. „Eigentlich merke ich nicht einmal mehr, dass ich dort überhaupt so ’ne schwere Verletzung hatte.“ Sie lächelte.

Das beruhigte ihn. Er hatte wirklich Schlimmeres befürchtet.
 

„Sag mal …“, begann er anschließend. „Wie hast du es eigentlich geschafft, dich aus dem Ninjutsu zu befreien?“

„Gute Frage“, erwiderte sie schulterzuckend. „Im Grunde hab ich selbst nicht die geringste Ahnung. Ich weiß nur, dass die Fesseln verschwunden waren, nachdem eine Schlange auf mir herumgekrochen ist.“

„Schlange?“, wiederholte er. „Bist du dir sicher?“

„Ich weiß, du hast gesagt, dass es in dem Gebiet keine gibt, aber ich bin mir hundertprozentig sicher“, meinte Temari überzeugt.

„Seltsam …“

„Vielleicht wirst du mich gleich für noch verrückter erklären …“, begann sie. „Aber ich hab kurz danach wieder dieses gelbe Auge gesehen.“

„Das wird ja immer merkwürdiger …“, entgegnete Shikamaru gedankenverloren.

„Ich bin mir allerdings sicher, dass es wie die Schlange keine Einbildung gewesen ist.“
 

Er schwieg einen Augenblick. Dann sagte er: „Ich glaub dir ja.“

„Du hältst mich also nicht für bescheuert?“, stieß sie überrascht aus.

„Nein. Ich meine nämlich, auch so etwas Ähnliches vor der Höhle gesehen zu haben, in der die Shinobi dich festgehalten haben.“

„Wirklich?“ Sie hielt kurz inne. „Wer könnte es gewesen sein?“

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich auf Orochimaru tippen. Aber selbst zu Lebzeiten wäre er bestimmt nicht so großherzig gewesen und hätte uns geholfen.“ Er hielt einen Moment inne. „Hast du irgendjemandem davon erzählt?“

Temari schüttelte den Kopf. „Es hätte mir ja doch niemand geglaubt. Außerdem zeige ich meine Dankbarkeit nicht, indem ich eine Person ohne offensichtliche Hintergedanken verpfeife. Dank ihr lebst du schließlich noch.“

„Was meinst du damit?“, hakte er sofort nach.

„Na ja“, fing sie an. „Anscheinend hat sie mich nicht nur befreit, sondern auch die Shuriken geworfen, die den Shinobi abgelenkt haben. Das hat mir genug Zeit gegeben, ihn dann zu erledigen.“

„Das macht überhaupt keinen Sinn …“

„Natürlich macht es keinen Sinn“, pflichtete sie ihm bei. „Also lassen wir es einfach gut sein. Wir finden es ohnehin nicht heraus.“
 

Shikamaru lächelte flüchtig. „Ich kann damit leben. Aber kannst du das auch?“

„Nur wenn du mich bei Laune hältst.“ Sie grinste belustigt, bevor sie das Thema wechselte: „Ach, ich weiß inzwischen übrigens, was hinter unserer tollen Mission gesteckt hat.“

„Tatsächlich?“

Temari nickte. „Es ist genau so, wie du vermutet hast.“

Da er aussah, als wüsste er nicht, was sie damit meinte, fuhr sie fort: „Na, du weißt schon: Stärkung des Bündnisses und so.“

„Und das haben sie dir gesagt?“

„Nein. Ich hab es zufällig mitbekommen.“

„Zufällig?“

„Ich hab mich die letzten zwei Tage einfach ein wenig umgehört“, erklärte sie bedacht. „So hab ich auch herausbekommen, dass der Typ, den wir die ganze Zeit beschatten sollten, in Wirklichkeit nur Kotetsu war, der Henge benutzt hat.“

Shikamaru konnte ein belustigtes Grinsen nicht unterdrücken. „Dann haben wir uns wohl ziemlich reinlegen lassen.“

„Nicht wir, sondern ich“, verbesserte sie ihn. „Du wusstest doch von Anfang an, dass alles nur gespielt ist.“

„Na ja, so in etwa“, gab er zurück. „Aber was ist mit dem Kagebunshin, der uns angegriffen hat, als wir den Informanten treffen sollten?“

„Das war auch Kotetsu. Die Aktion war also auch nur Mittel zum Zweck.“

„Na, immerhin hat es funktioniert“, merkte er gleichmütig an.

„Ja“, sagte sie tonlos. „Nur leider kann ich es gar nicht ausstehen, in irgendwelche Rollen gedrängt zu werden, ohne dass man mich vorher gefragt hat.“

„Es wäre dir also lieber gewesen, wenn man uns zwangsverheiratet hätte?“, fragte er scherzhaft.

„In dem Fall hätte ich ja wenigstens noch abhauen können, um dann ein Leben als Nuke-Nin zu fristen“, witzelte sie. „Nein, dafür hätte ich genauso das Recht wie jetzt, Hokage-sama den Hals umzudrehen.“

„Hast du dich denn noch gar nicht bei ihr beschwert?“

„Sollte ich das etwa tun?“ Fragend sah sie ihn an.
 

Als er nicht antwortete, lichtete sich ihr Blick wieder. „Die vergeudete Zeit, die Kämpfe und Nahtoderfahrungen hin oder her: Ohne das alles wären wir nun nicht dort, wo wir jetzt sind.“ Sie schenkte ihm ein ehrliches Lächeln.

Er sagte nichts, sondern tastete sich zu ihrer Hand und drückte sie sanft.

Temari hatte wirklich Recht: Zumindest in diesem Punkt hatten sich die Schwierigkeiten und der ganze Aufwand der letzten Wochen gelohnt.
 

~ Ende ~
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Jetzt ist es hier also auch verbracht. Die Geschichte hatte ich zwar schon Ende Dezember 2009 fertig geschrieben, aber rückblickend finde ich es immer noch ein bisschen erschreckend, dass ich etwas über zwei Jahre an dem Plot gesessen hab, der ursprünglich nur für einen Oneshot gedacht war. Aber was lange währt wird bekanntlich auch gut und das ist hier dann wohl auch der Fall. :D
 

Nun aber noch kurz zum Epilog an sich.

Vor einigen Wochen war ich am Überlegen, speziell für Animexx ein schlechtes Ende zu schreiben, aber das konnte (und wollte) ich euch und mir selbst dann doch nicht antun. Außerdem kann ich eine lange FF, die sich ausschließlich um dieses Pairing dreht, einfach nicht schlecht ausgehen lassen, oder? :D
 

Jetzt zur Danksagung:

Ich möchte mich bei jedem herzlich bedanken, der diese Geschichte gelesen hat, vor allem aber bei denen, die mir so fleißig Kommentare geschrieben haben. Namentlich wären das:

Quiana, Temari_Sabakuno, Hannes-Sama, tigerlilli, Zuckerschnute und abgemeldet, aber auch sama-chan, die mich erst dazu animiert hat, hier wieder regelmäßig Kapitel zu posten, von der ich aber leider seit langem nichts mehr gehört habe.

Vielen Dank euch allen! Falls ich euch demnächst das Gästebuch vor Glückseligkeit zuspamme, nicht wundern. :D
 

Zum Schluss bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich momentan überlege, hier meine aktuelle FF (natürlich wieder mit Temari; inzwischen 24 Kapitel) auch zu posten. Falls also irgendjemand Lust hat, mehr von meinem Geschreibsel zu lesen: einfach melden.
 

An dieser Stelle verabschiede ich mich also von euch. Vielleicht liest man sich ja zur nächsten FF wieder. :)
 

Eure Rabenkralle =)



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Von:  NadiraUchiha
2016-08-27T15:53:15+00:00 27.08.2016 17:53
Yööööööööyyyyyy ShikaaaaTeeeemaaaaaaaaaaaa :)))))) Allein schon wegen dem Pairing mag ich die FF *~* Aber durch deinen Schreibstil und die Idee liebe ich FF ^^^^^^^^^^^^^
Es hat mir mega Spaß gemacht die FF zu lesen und mitzufiebern ;)
LG
Nadira
Antwort von:  Rabenkralle
28.08.2016 13:21
Vielen Dank für dein Feedback! Es freut mich, dass dir die Geschichte so gefallen hat. :)

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  NadiraUchiha
2016-08-27T09:42:33+00:00 27.08.2016 11:42
Wow wieder tolles Kapitel ^^ Oder eher gesagt, alles tolle Kapitel, einfach tolle Fanfiction :D
Du hast echt einen super Schreibstil :)) Obwohl das jetzt schon das 21. Kapitel ist (und ich normalerweise eher kürzere FF's lese) habe ich mich nicht einmal gelangweilt!
Die Idee, dass Tsunade das wegen dem Zusammenhalt der Dörfer tut finde ich echt super! Es ist nicht wie in anderem Fanfictions alles 'Zufall' dass beide auf eine Mission geschickt werden, sich ein Zimmer teilen müssen und so weiter. Genau so ist es aber auch keine hobbylose Idee von irgendjemanden, sondern hat wirklich seine Gründe :)
Freu mich riiiieeeesiiiiig weiter zu lesen ^^^^^^^^
LG
Nadura
Von:  Tinebine
2014-12-20T22:43:03+00:00 20.12.2014 23:43
So ich hab jetzt die komplette FF in einem durchgelesen und obwohl es schon so lange her ist, dass du sie eingestellt hast, hat sie mir sehr gut gefallen! Ich bin ein Fan von diesem Pairing und erfreue mich gerne unterschiedlicher Geschichten, wie sie zusammen kommen ^^ Deine FF´s und deine unterschiedlichen Schreibstile gefallen mir sehr, bin gerade dabei deine Sammlung zu durchforsten ;-)
Lange FF´s gefallen mir auch sehr gut, ich bin froh, dass diese hier kein OS geworden ist!

Mach weiter so! =)
Antwort von:  Rabenkralle
21.12.2014 09:30
Vielen Dank für dein Kommentar! :)
Du bist ja wirklich fleißig am Lesen und dann auch noch so einen alten Kram, den ich stellenweise gerne überarbeiten würde, weil er so kitschig ist. :D
Ich selbst bin eher die Oneshot-Leserin (aber halt nur, weil ich durch meinen Sohn so wenig Zeit habe und die längeren Fanfics, die ich gelesen habe, oft abgebrochen wurden), aber so unterschiedlich sind Geschmäcker.
Längere Fanfics sind noch mehr in der Warteschleife und werden nach und nach abgearbeitet. :)

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  Samehada92
2012-07-04T08:55:23+00:00 04.07.2012 10:55
Oh man! Diese Fanfic ist einfach super!
Sehr gut geschrieben, spitzen Story und sie handelt von meinem absoluten Lieblingspairing.
Hat alles, was eine FF für mich braucht =P
Ist dir wirklich super gelungen :D
Von:  Ayno
2012-05-29T16:35:58+00:00 29.05.2012 18:35
Hallo. :D
Ich kann nur meinen Hut ziehen.. großartig geschrieben... ich liebe das Pairing aber dein Schreibstil hat das übrige getan.. leider habe ich gestern, nichts ahnend und naiv, angefangen zu lesen.. und konnte leider nicht aufhören.. so dass ich erst umn 4:05 durch war. :D Aber es blieben ja noch knappe 2h Schlaf für mich.. yaaay.. =.=
Also: Sehr, sehr fesselnd und gut geschrieben.. ich hoffe, dassu vielleicht noch ein oder zwei oder viele solcher FFs in Petto hast. :)

Liebe Grüße!
Von:  Zirkonia
2012-02-05T23:30:50+00:00 06.02.2012 00:30
... es ist schon spät und ich habe Kopfweh weil ich die FF in einem durchgelesen habe.
Aber es hat sich definitv gelohnt.
Das Pairing Kanku/Saku ist zwar ungewohnt, hat aber auch was.
Wie gewohnt gut geschrieben. Die Liebesszene hätte ruhig noch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient^^

lg Zirkonia
Von: abgemeldet
2011-07-19T16:43:20+00:00 19.07.2011 18:43
Wow...
Ich war vollkommeb baff als ich angefangen hab zu lesen...
dumm nur wenn man nachmittags anfängt zu lesen, und abends das Finale der Frauen-Fussball WM Japan-Usa is...

also anstatt bis zum nächsten nachmittag (nach der der schule...) zu warten, konnte ich nciht anders als morgens um 6 noch ein Kapitel zu lesen und dann alles auf nen USB-Stick und mit in die Schule. Noch kurz dem neuen Englisch Lehrer (der in der Bibliotek Aufsicht hatte) vorspielen dass ich auch arbeite und weiter gings. 2 Freistunden die beste Entspannung ever, und dann auch noch bei weitem spannender als die letzte nachfolgende Stunde Mathe........

Also, risiges Lob! Die Geschichte ist absolut genial, und die Charaktere sind auch im Stil perfekt dargestellt.
Ich wünschte ich könnte auch so gut schreiben.
Von:  Hannes-Sama
2010-10-10T19:15:24+00:00 10.10.2010 21:15
wow o.o

das war es dann also...
ich muss sagen, eine sehr schöne ff, von anfang bis ende =)
dein glück, dass du das gute ende gelassen hast! XD
ich muss dir ja noch ein wichtiges letztes lob aussprechen: kein kuss, kein ich liebe dich und kein garnix am ende
die passage, als sie sagt, sie hat sich an ihn gewöhnt und er ihre hand drückt, fasst die beiden besser zusammen, als sonst etwas.

p.o *träne ausm auge reib* ich werd sogar namentlich erwähnt.. süß...
wenn du mir mal im gästebuch schreibst, worums in der nächsten ff geht, sag ich dir, ob ich wieder mitm lesen dabei bin ;)
war eine schöne ff, hat mich gefreut, dabei gewesen zu sein ^^
Von:  Temari_Sabakuno
2010-10-09T21:27:08+00:00 09.10.2010 23:27
...Alles hat ein Ende nur die Wurst hat zwei...
Nun ja...Zum Epilog.
Ich finde ihn klasse.Ein echt würdiger Abschluss.Ich find es so cool das Shika doch nicht sterben musste.
Ich find schlimme Enden nur in ganz wenigen Ausnahmen in Ordnung und hier hätte es einfach nicht gepasst.
Und nun ist alles aus und vorbei?Ich fand es noch nie so schlimm das eine FF endet wie in diesem Fall.*heul*
Ich bin glücklich diese FF gesehen und gelesen zu haben.

Was deine andere FF angeht hab ich dir ja schon per GB gesagt was ich darüber denke.

Ich wollte noch zu Tigerlillis Kommi bezgl. Nahtoderfahrung Bezug nehmen.Dieser Begriff ist zumindest meiner Meinung nach ein allseits bekanntes Wort...Nichts ungewöhnliches.

Ach und zum Schluss...
Das mit dem genialen Werk war mein vollster Ernst.

Und damit verabschiede ich mich.
Ich hoffe mal wieder was von dir zu lesen.
Vielleicht überraschst du uns ja indem du die erwähnte neue FF doch veröffentlichst.Ich wäre auf jeden Fall wieder dabei und würd mich freuen.

Bis dann deine Tema^^
Von:  tigerlilli
2010-10-09T18:44:59+00:00 09.10.2010 20:44
schönes ende <3
kotetsu ftw!!! <3
ich hab mich schon auf ein böses ende vorbereitet gehabt und bin nun natürlich doppelt überrascht das dus doch nicht getan hast :)

allerdings musste ich ein wort bestimmt 5 mal lesen und ewig nachrätseln was das heißt xD nahtoderfahrung <- mir ist zuerst das "oder" in die augen gestoßen, tatasächlich hat es eine weile gedauert bis ichs gerafft hab xD wie kommt man nur auf solch ein wort?

alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem ende, obwohl schon gern wissen würde, wie temari die arme tsunade niedermacht ^^

auf deine neue ff freue ich mich schon jetzt und hoffe das sie bald da sein wird :)

liebe grüße lilli


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