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Nothing could be easy

von

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~Chapter 1~

"Das müssen wir nochmal machen", sagt Ruki. "Das klang kacke."

So schlimm fand ich es auch wieder nicht. Aber wenn es ihm nicht passte, dann mussten wir es so lange spielen, bis es ihm gefiel. Das war nicht immer einfach, da der Kleine ganz schöne Stimmungsschwankungen hatte. Mal wollte er es so und dann mal wieder so. Wieso müssen wir uns auch immer nach Ruki richten? Wenn Kai schon unser Leader ist, dann kann er doch auch sagen, wie es richtig ist. Kai ... mit seinen süßen Grübchen ... dem lustigem Lachen, das uns alle ansteckt ... den wunderschönen braunen Augen, die immer so funkeln, wenn er sich freut ... und seinem tollem Körper ... Ich träume schon wieder. Entschuldigt. Aber ich kann nicht anders. Seit einiger Zeit fühl ich mich in Kais Gegenwart seltsam. Mein Körper erwärmt sich, die Hände werden nass, ich spüre eine leichte Rötung auf meinen Wangen und mein Herz klopft schneller, wenn wir nebeneinander sitzen oder uns ansehen. Ich geb zu, dass ich Kai mehr mag als die anderen. Ich glaub sogar, dass es viel mehr als nur Freundschaft ist. Doch sagen kann ich es ihm nicht. Ich will unsere Freundschaft nicht zerstören. Ich weiß ja noch nicht mal, ob er mich auch so sehr mag. Wenn er es nicht tut, dann mach ich mich zum Depp. Und genau das will ich nicht. Aber irgendwann wird es bestimmt merken. Damit das nicht passiert, hab ich angefangen, ihm aus dem Weg zu gehen. Nicht nur ihm, sondern auch den anderen. Bis jetzt scheint es noch keinem aufgefallen zu sein, da mich noch niemand darauf angesprochen hat. Das sollen sie auch lassen.

"Wie oft willst du das noch machen?", fragt Reita unseren Sänger genervt.

"So lange, bis es sitzt."

Alle stöhnen außer ich. Ich bin zu sehr mit was anderem beschäftigt. Irgendwie muss ich mich ablenken, um nicht an Kai zu denken.

"Ich kann das Lied langsam nicht mehr spielen", sagt Reita daraufhin.

"Ist mir doch egal. Ich find es scheiße. Wenn wir das nicht können, dann bekommen wir Stress von ganz oben."

"Scheiß drauf. Ich hab keinen Bock mehr."

Reita stellt seinen Bass zur Seite und will den Proberaum verlassen. Aber Kai hält ihn auf.

"Jetzt warte doch mal. In einer Sache muss ich Reita Recht geben. Du kannst uns mal eine Pause machen lassen", wendet er sich an Ruki. "Und zu dir muss ich auch noch was sagen, Reita. Du kannst nicht so einfach gehen. Vor allem kann es dir nicht scheiß egal sein, dass wir angeschissen werden. Denn dann kannst du deine Karriere als Musiker aufgeben."

Genau das mag ich an ihm so sehr. Kai sorgt für Ruhe und Ausgeglichenheit in der Band. Eigentlich ist er derjenige, der die Band zusammen hält.

"Vielleicht will Reita ja auch, dass wir uns einen neuen Bassisten suchen", mischt sich nun auch Uruha ein.

Ich red bei dem Ganzen gar nicht erst mit, sondern bin mit meiner Gitarre beschäftigt, was Ruki bald auch nervt.

"Boah Aoi! Kannst du das nicht mal lassen? Wieso sagst du nicht auch mal was?", geht er mich an.

"Wieso sollte ich? Ihr klärt das doch auch ohne mich", antworte ich nur und drehe mich wieder weg.

Von denen will ich jetzt nicht gestört werden. Leider können sie das nicht akzeptieren.

"Was ist in letzter Zeit nur mit dir los?", werde ich von Kai gefragt.

Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. Sofort durchzieht ein Schauer meinen Rücken. Diese Hand gehört Kai. Ich wage es nicht, mich zu ihm zu drehen. Aber er lässt nicht locker und drehte mich zu sich. Meine Augen treffen seine. Wieder hat er diesen Glanz in ihnen. Und sein Lächeln ... Am liebsten will ich ihm um den Hals fallen. Aber ich kann nicht.

"Mit mir ist nichts?", sage ich abweisend.

Mit einem Ruck entferne ich mich von Kai. Ich lege meine Gitarre zur Seite und gehe zur Tür.

"Von mir aus können wir die Probe heut beenden", teile ich den Jungs mit.

Dann verlasse ich mit schnellen Schritten den Raum. Sofort gehe ich zum Tisch und hole mir meine Zigaretten. Mit der Packen gehe ich raus, wo ich mir gleich eine anstecke. Als das Nikotin meinen Körper durchdringt, spüre ich eine Erleichterung. Genau das hab ich grad gebraucht.

Als ich gerade eine Rauchwolke ausstoße, bekomme ich Gesellschaft. Uruha kommt auch raus. Wahrscheinlich braucht er auch grad eine Zigarette. Das kann ich auch verstehen. Ruki stresst uns alle grad, weil er mit nichts zufrieden ist. Egal was wir machen. Und das wird uns alle zu viel.

Er setzt sich neben mich auf die Bank und holt sich eine raus. Die zündet er sich an.

"Stresst es dich auch grad?", frage ich ihn.

"Es geht. Aber kannst du mir sagen, was mit dir in letzter Zeit los ist?"

Den Stummel meiner Zigarette lasse ich auf den Boden fallen.

"Wie oft soll ich noch sagen, dass mit mir nichts ist?"

Uru sieht mich etwas ängstlich an.

"Hey. Du musst mich nicht gleich so angehen. Ich hab dich doch nur was gefragt."

"Entschuldige."

Er rückt näher zu mir ran.

"Du kannst uns nicht sagen, dass mit dir nichts ist. Wir kennen dich. Es fällt auf, dass du nicht mehr dumme Witze machst. Du ziehst dich immer mehr zurück. Dafür muss es doch einen Grund geben."

Natürlich gibt es dafür einen Grund. Aber ich kann ihm doch nicht sagen, dass es wegen Kai ist. Was soll er von mir denken? Ich kann ihm doch auch nicht sagen, dass ich mich entferne, damit Kai nichts mitbekommt.

"Muss ich denn immer nur Müll machen?", will ich von Uru wissen.

"Nein. Aber du musst dich doch nicht immer gleich aus allem raus halten. Du gehst jedem Problem im Moment aus dem Weg. Wieso?"

Auf das Gespräch hab ich keine Lust mehr. Soll er doch denken, was er will. Mir ist es egal. Ich will nur noch allein sein.

Plötzlich kommen auch die anderen raus.

"Wir haben das jetzt geklärt", verkündet Kai.

"Echt? Und wie?", fragt Uru.

"Wir haben beschlossen, dass wir die Songs nur noch dreimal oder so am Tag spielen. Sonst wird es für uns alle langweilig. Ruki hat sich also doch klein kriegen lassen."

Kai pokt ihm in die Seite, was er sich nicht gefallen lässt.

"Hey. Lass das."

Er wehrt ihn ab. Und wieder lacht Kai. Wieso muss das sein? Ich sehe seine Grübchen und spüre, wie mir warm ums Herz wird. Gern will ich mitlachen, aber ich unterdrücke es. Die anderen stimmen mit ein. Ich setze lediglich nur ein Lächeln auf.

Dann kommt einer auf die Idee, dass wir endlich mal fahren können. Dieser Jemand ist Reita.

"Also können wir jetzt los?", fragt er genervt.

"Das wollt ich auch noch fragen", sage ich.

Kai legt eine Hand auf meine Schulter. Er soll das lassen. Dann lächelt er mich auch noch an.

"Weißt du was? Da ihr beide unbedingt nach Hause wollt, würd ich sagen, dass wir jetzt fahren. Und ich weiß auch schon, wer fährt."

Ich grinst mich jetzt an. Ich sehe in seine Augen und verliere mich fast darin. Aber ich darf nicht in einen Traum verfallen.

"Und wer?", bleibe ich bei der Realität.

"Na du."

Er pokt mit seinem Zeigefinger auf meine Brust. Dann gehen sie alle zur Tür. Ich hole die Autoschlüssel vom Tisch und folge ihnen. Nun beginnt endlich die Fahrt Heim ...

~Chapter 2~

Durch das Klingeln meines Weckers werd ich schrecklich aus meinem Schalf gerissen. Ich verfluche dieses Ding und könnt es am liebsten gegen die Wand schmeißen. Doch drücke ich nur auf den Knopf und er ist aus.

Völlig verschlafen räkel ich mich in meinem Bett. Nicht aufstehen.

>Wenn du dich jetzt nicht bewegst, dann wirst du wieder unfreundlich von einem der Jungs aus dem Bett geschmissen< denke ich.

Da ich das verhindern will, quäle ich mich doch zum Aufstehen. Nachher kommt Kai noch rein und weckt mich. Wenn er das macht, dann kann ich mich wahrscheinlich auch nicht beherrschen. Ich darf nicht daran denken. Ich darf einfach nicht zu viel an Kai denken. Ansonsten komme ich nie los von ihm.

In Unterhose verlasse ich mein Zimmer und will zum Bad. In der Küche höre ich Geräusche. Das könnte Kai sein. Aber er klingt nicht nach Geschirr. Irgendwer macht Kaffee. Ich will wissen, wer da ist und gehe hin. Zu meiner Verwunderung ist es doch Kai. Er macht gerade das Frühstück. Und ich stehe hier in Unterhose. Er bemerkt mich und sagt mir sogar noch guten Morgen. Sein Blick fällt auf meine Unterhose. In meinem Gesicht spüre ich eine leichte Rötung. Verlegen drehe ich mich weg und geh ins Bad. Vor dem Spiegel bleib ich stehen. Er hat mich gesehen. In Unterhose. Na super. Und rot geworden bist du auch noch. Eigentlich ist mir damals vor Kai nichts peinlich gewesen, aber das hat sich jetzt geändert. Mir sind langsam ganz normale Dinge vor ihm peinlich. Zum Beispiel auch, dass er mich in Unterhose gesehen hat. Vielleicht liegt es an seinem Blick. Er sah so aus, als würde er meinen Anblick genießen. Wenn ich doch nur in Kais Kopf gucken könnte ...
 

Hab ich grad richtig gesehen? Aoi stand in Unterhose in der Tür. Nein. Das hab ich nur geträumt. Es ist nur ein Traum. Das hat er schon lange nicht mehr gemacht. Aber er ist rot geworden. Ist es ihm etwa peinlich? Aber wieso? Früher war es ihm doch auch egal. In letzter Zeit ist er sowieso seltsam mir gegenüber. Woran liegt das nur? Hat er etwas was mitbekommen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich hatte es ja nicht gezeigt. Aber es muss doch einen Grund geben. Weiter drüber nachdenken bringt nichts.

Ich mache das Frühstück fertig und als alles auf dem Tisch steht, kommen alle in die Küche. Nur Aoi fehlt noch. Er ist bestimmt noch im Bad. Manchmal braucht er echt lange da drin.

Alle sitzen und jetzt kommt auch er dazu. Es ist nur noch ein Platz frei. Der ist gegenüber von mir. Kurz sieht er mich an und dann wandert sein Blick auf seine Tasse. Was war jetzt schon wieder? Kann er mich nicht mal mehr ansehen? Wenn er so seltsam zu mir ist, dann bricht es mir das Herz. Ich will nicht, dass er sich irgendwie von mir entfernt.

"Heute müssen wir uns echt ran halten", unterbricht Ruki die Stille. "Wenn es nicht endlich schaffen, dass die Lieder beim ersten Mal spielen sich gut anhören, dann bin ich echt am Verzweifeln."

Manchmal frag ich mich, was er für ein Problem hat. Es klappt nie beim ersten Mal. Außerdem müssen wir das ganze eh noch aufnehmen. Bis wir dann irgendwie mal auftreten, dauert es noch. Der Kleine kann schon anstrengend für uns alle sein.

"Ich frag mich, wo dein Problem liegt?", fragt Uruha genervt. "Wir sind keine Meister. Selbst bei denen klappt nicht gleich alles. Das nervt langsam echt."

"Ach ja? Wenn ich so nerve, wieso gehst du dann nicht einfach?"

"Weil ihr mich braucht."

"Ich brauch dich nicht."

Ruki verschränkt die Arme und dreht zickig den Kopf weg. Mal wieder hat Uru es geschafft. Irgendwie schafft er es immer, dass Ruki zickig wird. Ich frag mich langsam, wie er das macht? So schnell geht es bei keinem von uns außer bei ihm.

"Könnt ihr das vielleicht mal lassen?", fragt Aoi die beiden.

Auch er hat keine gute Laune. Was ist eigentlich nur los heute? Wieso sind alle so schlecht gelaunt? Bei Reita kann ich nur am Blick sagen, dass er nicht fröhlich drauf ist, aber er guckt ja immer so gelassen. Bin ich der einzige, dem es gut geht? Ok. Mir geht es nicht wirklich gut. Wenn ich so an Aoi denke und dass er in letzter Zeit seltsam zu mir ist, dann ist meine Freude auch verflogen.

"Vielleicht sollten wir uns heute mal einen freien Tag nehmen und einfach machen, wonach wir Lust haben", schlug ich vor.

Den letzten Teil hätt ich auch weg lassen können. Wenn es darum geht, dass wir machen, wonach uns gerade ist, dann endet das in einem Chaos, weil jeder von uns was anderes machen will. Und meistens wollen die anderen das dann nicht machen. Aber ich kann ja die Klappe nicht halten.

"Ich würd sagen, dass wir alle mal Bowlen gehen", gibt Reita nun auch mal was von sich.

Sehr erfreut klang das eben aber nicht. Ein bisschen mehr Begeisterung hätte ich erwartet. Aber es ist keine schlechte Idee.

"Wieso nicht? Das haben wir schon ewig nicht mehr gemacht."

"Das war klar, dass du sofort dafür bist Kai."

Hat Uruha etwa ein Problem damit? Ich will ja nur, dass die Stimmung sich lockert. Bei Aoi kann ich lange warten.

Wir sind uns dann doch einig, dass wir am Abend Bowlen gehen. Den Rest des Tages macht jeder, wozu er Lust hat. Wir haben festgestellt, dass wir wirklich mal eine Pause brauchen ...
 

Super. Jetzt sitz ich hier in meinem Zimmer und weiß nicht, was ich machen soll. Am liebsten würd ich zu Kai rüber gehen und mich mit ihm unterhalten. Einfach nur, um bei ihm zu sein. Um mich abzulenken, nehme ich meine Accousticgitarre. Vielleicht hilft es mir, wenn ich ein wenig spiele. Ein paar Minuten spiele ich einige Noten. Es hilft nicht wirklich. Die ganze Zeit denke ich an Kai und diese Situation heute morgen.

Ich beschließe, dass ich es wagen sollte. Vielleicht sollte ich mal zu ihm gehen.

Meine Gitarre stelle ich zur Seite und verlasse mein Zimmer.

Vor seiner Tür zögere ich. Soll ich es wirklich wagen? Soll ich zu ihm gehen? Was passiert, wenn ich mit ihm allein bin? Werde ich mich beherrschen können? Wenn ich es nicht versuche, werde ich es nie erfahren. >Reiß dich zusammen<, sage ich mir.

Vorsichtig klopfe ich. Innerlich hoffe ich, dass Kai nicht da ist. Leider habe ich kein Glück. Von drinnen höre ich eine Stimme, die mir sagt, dass ich eintreten kann. Also öffne ich die Tür. Kai sitzt vor seinem Laptop. Es sieht so aus, als überprüft er seine Mails.

"Aoi ... Was gibt es denn?", fragt er mich mit einem Lächeln.

Wieso nur? Wieso kann er es nicht lassen? Mir wird immer so warm, wenn er lächelt oder einfach nur gute Laune verbreitet.

"Ich ... wollte mal mit dir reden", antworte ich mit einem Zögern.

Er bietet mir einen Platz auf dem Bett an und klappt seinen Laptop zu, um sich an mich zu wenden. Dazu setzt er sich neben mich auf das Bett.

"Also, worüber möchtest du mit mir reden?"

Da ich nicht in seine Augen sehen kann, ist mein Blick auf den Boden gerichtet.

"Ich weiß nicht ... Ich wollte einfach nur mal mit dir reden ... "

"Gut. Aber worüber möchtest du mit mir reden? Willst du mir vielleicht erzählen, warum du in letzter Zeit so schlecht drauf bist?"

Das darf er nie erfahren. Irgendwie muss ich mir was einfallen lassen.

"Mir gehts nicht so gut. Aber es ist nicht so, dass ihr euch Sorgen deswegen machen müsst", lüge ich ihn an.

Ob er es mir abkauft? Wer weiß. Auf jeden Fall sagt er nichts dazu. Er nickt nur kurz mit dem Kopf.

"Heute Abend bist du aber wieder der alte Aoi verstanden?"

"Hm", antworte ich nur.

"Das freut mich."

Er legt einen Arm um mich. Ich verkrampfe und will einfach nur noch weg. Weit weg ...

~Chapter 3~

Bis wir uns fertig machen, habe ich noch ein wenig mit meiner Gitarre gespielt. Ich hoffte, dass es mich ablenkte, aber so wirklich half es mir nicht.

Ich spiele grad die letzten Noten, als Ruki freudestrahlend in meiner Tür steht.

"Auf gehts", sagt er. "Jetzt werden wir alle mal richtig viel Spaß haben."

>Na hoffentlich< denke ich. >Ein wenig Spaß kann ich gebrauchen.<

Ich lege meine Gitarre einfach zur Seite und gehe mit einem Seufzer aus mein Zimmer. Kai will, dass ich mich wie sonst auch benehme. Ob ich das schaffe, kann ich ihm nicht versprechen. Wie soll ich das auch schaffen, wenn er in meiner Nähe ist? Wie gern würd ich auch so viel Freude haben ... Ich seufze noch einmal. Die anderen ziehen sich grad ihre Schuhe an. Auf meinem Gesicht liegt immer noch die traurige Wirklichkeit, die in meinem Herzen herrscht. Kai sieht mich und muss es den anderen auch gleich mitteilen.

"Hey! Aoi hat es auch endlich aus seinem Zimmer geschafft", ruft er und freut sich wie immer.

Ich zwinge mir ein Lächeln auf. Als ich bei den anderen ankomme, legt er auch gleich einen Arm um meine Schultern.

"Wo ist denn die Freude, die du mir versprochen hast?", greift er das Thema wieder auf.

"Ich hab dir nichts versprochen", antworte ich.

"Natürlich."

"Hey ihr beiden. Streiten gibt es jetzt nicht. Ansonsten verderb ihr uns noch die Laune", unterbricht uns Reita.

Es herrscht eine bessere Laune als heute früh am Tisch. Die war ja schrecklich. Meine war zwar auch nicht besser, aber wie sollte es mir auch gehen mit so einem Gefühl?

"Fahren wir lieber, bevor das noch ausartet", entscheidet Uruha und macht sich auf den Weg aus der Wohnung.

Wir folgen ihm und steigen ins Auto. Er will fahren. Wir haben nichts dagegen und lassen ihn. Wenn er es unbedingt will, dann soll er das machen.

Ich sitze vorn neben ihm. Durch den Seitenspiegel kann ich Kai beobachten. Er sieht aus dem Fenster raus. In seinem Gesicht kann ich sehen, dass er nachdenkt. Worüber er wohl denkt? Bestimmt an die nächste Probe. Oder aber daran, was er uns zu essen macht, wenn wir zurück sind.

Irgendwie sieht es süß aus, wenn er so in Gedanken versunken ist.

Was soll das? Woran denke ich?

Da Kai nichts anderes macht als Denken, sehe ich weiter. Neben ihm sitzt Ruki. Sein Blick ist auf mich gerichtet. Und dieser sieht nicht normal aus. Sofort richten sich meine Augen nach vorn. Er hat mir gerade zu geblinzelt. Das ist nicht wahr. Wieso? Wieso Ruki und nicht Kai? ...
 

Da ich so hinter Aoi sitze, kann ich ihn eigentlich die ganze Zeit beobachten. Aber das merkt er. Also sehe ich aus dem Fenster. Das lenkt mich wenigstens ein wenig ab. Ich sehe die Menschen auf der Straße. Ab und zu fahren wir auch an einigen Pärchen vorbei. Wenn ich sie so sehe, dann stelle ich mir immer vor, wie Aoi und ich so durch die Gegend laufen könnten. Arm in Arm und ihn ganz nah bei mir.

Ich seufze leise und keiner hört es. Wieso kann ich es ihm nicht zeigen? Wieso kann er nicht auch so fühlen wie ich? Das würde alles viel einfacher machen. Es würde die Leere in meinem Herzen füllen.

Ich schließe die Augen und sehe sein Gesicht vor mir. Sein Lächeln, wenn er sich freut. Seine vollen Lippen. Seine schönen, dunklen Augen. Seinen Körper ...

Sofort öffne ich meine Augen. Ansonsten kommen mir ganz andere Bilder in den Kopf. Das will ich nicht. Nachher würde mich noch einer im Auto stöhnen hören.

Nach zwanzig Minuten Fahrt kommen wir endlich an. Wir steigen aus und gehen rein. Ich habe gleich nach dem Frühstück eine Bahn für uns reserviert. Also können wir gleich die Schuhe ausleihen und beginnen ...
 

Während des Spiels vergesse ich an Kai zu denken. Das ist vielleicht auch mal besser so. Ein wenig Abwechslung kann ich gut gebrauchen. Die anderen müssen das auch merken. Freude steigt in mir auf und ich muss auch lachen, wenn etwas lustiges passiert. Uru legt sich gerade hin und wir alle sehen es. Sofort beginnt das große Gelächter. Es sieht einfach zu komisch aus.

Er macht sich nicht viel drauß und kommt gelassen zu uns zurück, weil es gerade seine zweite Kugel ist.

"Schade, dass wir jetzt keine Kamera dabei haben", lacht Ruki.

"Zu schade ne?", meint Uruha nur.

"Keine Streitereien", mischt Kai sich ein.

Er schafft es immer wieder, dass wir nicht aus der Reihe tanzen. Dann frag ich mich immer, wie er das macht. Vielleicht liegt es daran, dass er immer so gut gelaunt ist und seine Freude versprüht wie die Blumen ihre Pollen.

"Aoi ist dran", erinnert Reita mich.

Ich stehe auf und nehme mir eine Kugel.

"Na dann wollen wir doch mal sehen, was ich schaffe."

"Gar nichts", höre ich es von Ruki.

"Pass mal auf. Ich schmeiß dir gleich in dein Gesicht. Aber schade, dass wir keine Kamera dabei haben. Dann können wir das ja nicht festhalten."

"Sehr witzig. Jetzt mach schon. Ich will heut auch noch dran kommen."

Muss der immer meckern? Irgendwann knall ich dem eine. Aber dann so richtig.

Ich laufe los und lasse die Kugel rollen. Leider trifft sie nur vier Kegel. Egal. Ich hab ja noch einen Versuch. Da kann ich alle noch umhauen. Das habe ich mir aber nur gedacht. Ich treffe nur noch eine. So ein Mist. Schon wieder lacht Ruki. Der soll mal schön aufpassen. Ansonsten passiert heut wirklich noch was. Das versprech ich ihm.

"Du fängst dir gleich eine", droh ich ihm.

"Uuuuhh ... Jetzt hab ich aber Angst."

"Pass bloß auf."

Ich hebe die Hand schon an und will ausholen. Auf einmal halten mich zwei Hände fest. Ich sehe nicht nach hinten, aber ich weiß ganz genau, wem sie gehören. Ich bekomme eine Gänsehaut. Mir wird warm und mein Blut pulsiert. So ein Mist. >Werd bloß nicht rot. Das kannst du jetzt nicht gebrauchen.<

"Ihr beide hört jetzt sofort auf. Ansonsten brechen wir das hier ab", ermahnt Kai uns.

Ich gebe nach und lasse meine Hand sinken.

Gern will ich mich zurück lehnen und einfach seinen Körper spüren. Einfach seine Nähe bei mir haben. Aber das geht. Das darf ich nicht. Niemals.

"Pass lieber auf, was du sagst", warne ich ihn nur noch.

Dann dreh ich mich um und setze mich auf meinen Platz. Nach mir ist Reita dran. In der Zeit steht Uruha auf.

"Ich hol uns mal was neues zu trinken", teilt er uns mit und verschwindet.

Jetzt sind wir drei allein. Ruki, Kai und ich. Ruki sitzt sehr gelassen. Er sieht Reita beim Spiel zu. Kai auch. So kann ich ihn in Ruhe beobachten. Durch meinen Kopf wandert einfach alles von ihm. Sein süßes Lachen wenn er sich freut, seine Muskeln, sein gut gebauter Körper, seine langen, die dünnen Beine ...

Auf einmal schleicht sich was anderes in meine Gedanken. Besser gesagt jemand anderes. Ich muss an die Situation im Auto denken. Wieso hat Ruki mich angesehen? Wieso hat er mirzu geblinzelt? Das bedeutet jetzt aber nicht, was ich denke oder? Kann es sein? Kann es wirklich sein, dass Ruki mich mehr mag? Aber wieso er und nicht Kai? Wieso muss es so sein? Ihn will ich nicht. Der kann sich einen anderen suchen.

Uruha kommt mit den Getränken zurück und reißt mich aus meinen Gedanken.

"Den Alkohol dürfen wir ja nicht vergessen", sagt er und stellt alles auf den Tisch.

"Na hoffen wir mal, dass Aois schlechte Laune verschwindet", fügt Kai hinzu und legt einen Arm um meine Schultern.

Nein. Nicht schon wieder.

Ich reiße mich raus und renne weg. Mein Weg führt zur Toilette ...
 

Was ist denn jetzt mit Aoi los? Hab ich was falsch gemacht? Wieso rennt er weg?

Wir alle sehen uns fragend und sprachlos an. Keiner weiß, wieso er so reagiert. Es muss an mir liegen. Vielleicht mag er mich nicht. Wenn das der Fall ist ... Nein. Daran will ich nicht denken.

Stumm sehe ich seinem Weg nach. Ich muss mit ihm reden. Unbedingt.

"Was hat er denn auf einmal?", höre ich Reita fragen.

"Keine Ahnung", antwortet Uruha.

"Er leidet an Wahnvorstellungen."

Ruki muss es natürlich mal wieder ins Lächerliche ziehen.

"Ich seh mal nach ihm", teile ich den anderen mit und folge ihm.

Er muss nach draußen gegangen sein. Er wird bestimmt eine rauchen. Anders kenne ich ihn nicht.

Doch zu meiner Verwunderung ist er dort nicht. Wo kann er sonst sein? Da gibt es nur noch das WC. Ob er dort ist? Was will er da? Auf solchen Orten stinkt es doch nur wie Sau.

Trotzdem muss ich dort nach sehen. Umso besser ist es ...

~Chapter 4~

Ich lehne mich auf ein Waschbecken. Sehe in den Spiegel und dann wieder mit einem Seufzer nach unten. Wieso muss alles nur so schwer sein? Wieso können sie mich mit meiner schlechten Laune nicht einfach in Ruhe lassen? Wieso muss ich auch Gefühle für Kai haben? Kann das Leben nicht einfacher sein?

Mit einer Hand fahre ich über mein Gesicht.

Plötzlich geht die Tür auf. Ich drehe meinen Kopf in ihre Richtung und Kai kommt rein. Was will er hier? Jetzt sind wir ganz allein. Er und ich.

>Beherrsch dich< sage ich mir im Kopf.

"Hier bist du", sagt er und kommt auf mich zu. "Was ist los mit dir? Ich habe dich gesucht. Aber draußen warst du nicht. Wieso bist du abgehauen?"

In seinem Gesicht macht sich Besorgnis breit. Er kommt immer näher und ich kann nicht gehen. Ich bin wie versteinert. Dann spüre ich eine Hand auf meinem Rücken. Sanft fährt sie rauf und runter.

Was soll das? Wieso lässt er mich nur so leiden?

"Du kannst mit mir über alles reden. Das weißt du."

Natürlich weiß ich das. Aber ich kann ihm doch nicht sagen, dass ich wegen ihm gegangen bin. Was soll er dann nur von mir denken?

"Ich weiß das", sage ich leise.

"Also dann red mit mir. Ich mache mir Sorgen. Ich will nicht, dass es dir so schlecht geht. Du sollst wieder lachen und dumme Sachen mit mir machen. So wie früher."

Ich sehe zum Boden und weiß nicht, was ich sagen soll. Er macht es mir auch so schwer. Viel zu schwer. Wie soll man das aushalten?

"Wenn du mich anschweigst, kann ich dir auch nicht helfen."

Er bedrängt mich so lange, bis ich nicht mehr kann.

"Ok. Es ist wegen dir", gebe ich dann zu.

Seine Hand sinkt nach unten und seine Augen werden größer.

"We ... Magst du mich etwa nicht?"

Er entfernt sich ein wenig von mir. Ich sehe noch immer nicht auf.

"Nein. Das ist es nicht."

Meine Hand auf dem Waschbecken balle ich zu einer Faust. Ich drücke sie fest zusammen und schließe kurz meine Augen.

"Was ist es dann? Sag es mir."

Eine leichte Verzweiflung lässt sich von seiner Stimme vernehmen.

"Ich ... " Was soll ich nur sagen? Ich muss es raus lassen. Jetzt oder nie. Am besten jetzt. Sonst quält es mich nur noch mehr. "Ich mag dich ... zu sehr ... ", spreche leise zu ihm.

Sein Atem steht still. Ich hebe kurz meinen Kopf an und sehe in sein Gesicht. Er ist geschockt. Und zwar sehr. Was habe ich da nur getan?

"Du ... Nein ... "

Er schüttelt mit dem Kopf heftig hin und her. Langsam geht er zurück. Ich will ihn in den Arm nehmen. Darum folge ich ihm im selben Tempo.

"Das ist nicht wahr."

"Kai ... "

"Du lügst mich an."

"Kai bitte ... "

"Du spielst nur mit mir."

Seine Stimme wird immer lauter.

"Nein."

"Macht es dir Spaß?"

Jetzt schreit er und ist an der Wand angekommen. Für ihn gibt es kein Zurück.

"Kai hör mir zu", rede ich sanft auf ihn ein.

"Du machst dir einen Spaß daraus", wirft er mir an den Kopf.

"Kai bitte ... "

"Meine Gefühle sind nicht zum Spielen."

Was sagt er da? Höre ich richtig? Wie meint er das? Ich spiele nicht mit seinen Gefühlen. Aber was meint er nur damit.

"Deine Gefühle?", frage ich verunsichert.

"Ja. Hast du es nicht mitbekommen? Seit einiger Zeit frage ich mich, ob du es merkst oder nicht."

Mir verschlägt es die Sprache und ich kann mich nicht mehr rühren. Schweigend stehe ich einfach nur vor ihm und sehen ihn mit großen Augen an.

"Ich konnte es dir nicht sagen, weil ich unsere Freundschaft nicht zerstören will."

Er empfindet etwas für genauso wie ich für ihn. Das ist ein Traum. Es ist alles nicht wahr. Ich träume und werde bald wieder wach. In Wirklichkeit sitze ich neben den Jungs und bin eingeschlafen. Das muss es sein.

"Jetzt weißt du es und ich kann es nicht mehr rückgängig machen."

Wie in Trance gehe ich näher an ihn ran. Ich merke nicht wie nah. Und dann küsse ich ihn. Ich mache es unbewusst. Bin nicht richtig bei der Sache.

Seine weichen Lippen gefallen mir. Ich kann mich nicht von ihnen lösen. Meine Hände liegen auf seiner Brust. Leicht spüre ich seine Hände an meinen Hüften. Ich muss mich lösen, aber ich kann nicht. Doch wenn ich es nicht mache, dann passiert noch etwas, was niemand von uns beiden will. Zumindest nicht hier.

Leicht drückt er mich von sich und unsere Lippen trennen sich.

"Was soll das?", fragt er mich verwirrt.

"Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich viel zu sehr mag."

"Es ist nicht gelogen?"

"Nein. Ich wusste nicht, wie ich so leben soll. Ich konnte es dir nicht sagen. Was sollen die anderen auch von mir denken?"

Bedrückt sehe ich zu Boden.

"Aber du weißt es jetzt auch von mir. Du hättest immer mit mir darüber reden können. Das weißt du."

"Kann ich denn wissen, dass du auch so empfindest? Nein. Ich wollte mich nicht blamieren."

"Das hättest du doch nicht gemacht. Wir sind Freunde. Ich hätte es akzeptiert. Gegen seine Gefühle kann man nichts machen."

Betroffen sehe ich zu Boden.

"Aber ich wollte unsere Freundschaft nicht zerstören. Und was sollen die Jungs von mir denken, wenn sie wissen, dass ich auf einen Typen stehe?"

Ich will gehen, aber er hält mich am Handgelenk auf. Sein Griff ist nicht fest, sondern sehr sanft.

"Warte", vernehme ich. "Was wird jetzt aus uns?"

Was soll schon aus uns werden? Wir können keine Beziehung anfangen. Was soll man dann von uns denken?

Ich dreh mich zu ihm um.

"Ich ... ich weiß es nicht", antworte ich.

Kai zieht mich zu sich ran und küsst mich erneut. Mein Herz schlägt schneller. Springt fast aus meiner Brust. Ihm muss es nicht anders gehen. Ich wünsche mir, dass dieser Moment nie wieder endet. Als sich unsere Lippen wieder trennen, will ich es nicht wahr haben.

"Ich liebe dich", flüstert er in mein Ohr.

Ich schließe die Augen und atme tief ein. Von diesem Moment hatte ich immer geträumt. Und jetzt wird er Wirklichkeit.

Obwohl man es ihm nicht zutraut, ist er stärker als ich und kann es so locker sagen. Wie kommt das? Ist er ganz anders, als ich ihn kenne?

"Kai ich ... ich liebe ... dich auch ... ", flüstere ich ebenfalls.

"Wir sollten jetzt zu den anderen gehen. Sie machen sich bestimmt schon Sorgen", meint er dann und geht an mir vorbei zur Tür.

Ich folge ihm nicht, was ihn aufhält.

"Willst du hier bleiben?"

"Ich will nicht zu den anderen", gestehe ich. "Was hier eben passiert ist, muss ich noch verarbeiten."

Kai nickt und sagt mir, dass wir fahren werden. Er hat auch keine wirkliche Lust mehr auf das alles. Dann ist er weg und ich bleibe allein zurück. Nach wenigen Sekunden verlasse auch ich das Klo ...

~Chapter 5~

Reita, Ruki und Uruha sind gefahren, um sich einen Film anzusehen. Kai und ich bleiben zurück, weil wir keine Lust haben. Wieso sollte ich auch? Seit dem einen Abend habe ich ein seltsames Gefühl. Irgendwie bedrückt es mich, dass Kai nun von meinen Gefühlen weiß und ich von seinen. Eigentlich habe ich es mir immer herbei gesehnt, aber nun fühle ich mich unsicher.

Es klopft an meiner Tür.

"Herein", rufe ich und die Tür geht auf.

Kai steht im Türrahmen.

"Ich muss mit dir reden", sagt er mit ernster Miene.

"Worüber?"

"Über uns."

Ich nicke und er schließt die Tür hinter sich. Da ich auf dem Bett sitze, biete ich ihm einen Platz neben mir an, den er annimmt.

Kurz herrscht Stille zwischen uns beiden. Aber nicht für lange.

"So kann es nicht weiter gehen", fängt er an. "Seit einigen Tagen ist es bedrückend zwischen uns. Wieso? Kannst du es mir sagen?"

Er dreht seinen Kopf in meine Richtung. Ich seh auf den Boden. Kann ihm nicht in die Augen sehen. Wieso? Ist es Scham? Schäme ich mich, weil ich es ihm gestanden hab? Wieso kann mir niemand meine Fragen beantworten?

"Aoi. Gib mir bitte eine Antwort."

Ich kann nicht. Ich kann ihm einfach nicht antworten. Wie auch, wenn ich keine Antwort weiß?

"Aoi."

Er dreht mich ruckartig an der Schulter zu sich um. Dadurch muss ich ihm ins Gesicht sehen.

"Was ist nur zwischen uns passiert?", fragt er leise.

Auf einmal nähert sich sein Kopf meinem. Die Entfernung wird immer kleiner, bis ich etwas auf meinen Lippen spüre. Es tut so gut, aber fühlt sich irgendwie auch falsch an. Warum nur? Warum fühle ich mich so schuldig, wenn er mich küsst? Das habe ich doch immer gewollt. Danach hat mein Herz doch die ganze Zeit verlangt. Wieso kann ich das jetzt nicht akzeptieren? Wieso fällt es mir so schwer, es einfach zu genießen? Vielleicht weil er auch ein Mann ist? Gleichgeschlechtlich wird nicht gern gesehen. Man verachtet solche Leute. Ist es das, was mich hindert? Oder habe ich einfach nur Angst, dass es sich irgendwann ändert und ich ihn nicht verlieren will? So viele Fragen und keine Antworten. Wieso kann mir niemand helfen?

Lange ertrage ich den Kuss nicht und drückte Kai von mir weg. Fragend sieht er mich an.

"Kai ich ... "

Ich kann nicht reden. Kann ihm keinen Grund für mein Verhalten nennen, weil ich keinen weiß.

Sanft streicht er mit seiner Hand über meine Wange.

"Du musst nichts sagen", erklärt er leise.

Sein Gewicht verlagert er gegen mich. Was soll das werden?

Erneut küsst er mich. Ich will es nicht, kann mich aber nicht dagegen wehren. Wieso nur? Wieso macht er das? Und warum unternehme ich nichts dagegen? Wie gelähmt gehe ich mit meinem Oberkörper immer ein Stück weiter nach hinten, während er mir mehr entgegen kommt. Bald liege ich auf dem Bett und er über mir. Mein Herz rast und mein Atem stockt. Ich schlucke schwer und weiß nicht, was ich jetzt machen soll.

"Entspann dich", sagt er.

Wie soll ich mich entspannen? ...
 

Kai weiß genau, was er will. Aoi wirkt noch ziemlich unentschlossen, aber das stört ihn nicht. Er will endlich seine Liebe mit Aoi ausleben. Lange genug hat er gewartet. In seinen Augen viel zu lang.

Der Anblick, wie Aoi unter ihm liegt, gefällt ihm. Es würde ihm auch gefallen, wenn Aoi über ihm liegen würd, aber anscheinend hat er noch nicht so viel Mut. Darum ergreift er die Initiative.

Aoi sieht ihn ahnungslos und fragend an. Aber er weiß, was er will. Und das ist Aoi. Nicht nur seine Liebe, sondern alles von ihm. Mit alles meint er auch alles.

Hilflos liegt er unter ihm und weiß nicht, wie er reagieren soll.

"Entspann dich", sagt Kai zu ihm.

Aber anstatt sich zu entspannen, verkrampft er noch mehr. Kai hilft ihm bei der Entspannung und küsst seinen Hals. Währendessen wandert seine linke Hand unter Aois Shirt. Vorsichtig bahnt sie sich einen Weg über seine Haut bis rauf zu seiner Brust. Von der Berührung bekommt Aoi eine Gänsehaut. Einen leichten Stöhner unterdrückt er. Ihm ist es peinlich, wenn Kai es hört. Außerdem soll er nicht hören, dass es ihm gefallen könnte. Schließlich sind sie beide männlich. Und das geht bei ihm nicht.

Aber Kai lässt sich nicht beirren und macht weiter. Er will es von Aoi hören. Er will sehen, dass es ihm gefällt. Genauso, wie es Kai gefällt. Während er weiter sanft über Aois Oberkörper streicht, spielen seine Lippen mit Aois Hals. Er liebkost jede einzelne Stelle. Ab und zu leckt auch seine Zunge über eine Ader.

Aoi fällt es immer schwerer, sich zusammen zu reißen. Er will keinen Laut von sich geben. In Gedanken lenkt er sich immer wieder ab, indem er an andere Dinge denkt. Doch jede einzelne Bewegung von Kai holt ihn wieder zurück. Er fragt sich, womit er das verdient hat.

Vormachen kann er Kai trotzdem nichts. Da er genau auf Aoi liegt und dieser seine Beine auseinander hat, merkt er, wie sehr es ihm doch gefällt. Und da kann er nicht lügen oder so tun, als macht es ihm nichts aus.

Innerlich freut er sich unheimlich darüber, nur will er das Aoi nicht merken lassen. Sonst wird er noch unentschlossener, als er es eh schon ist.

Weil er die Spannung nicht aushalten kann, krallt Aoi sich in die Bettdecke. Für ihn ist es eine Qual. Eine bittersüße Qual, von der er niemals geträumt hätte. Kai muss es ja auch hinaus ziehen. Dabei will er es nur genießen, was er mit Aoi macht. Er ahnt ja nicht, dass es für Aoi schwer ist.

Da er seinen ganzen Körper sehen will, richtet Kai sich leicht auf und schiebt Aois Shirt nach oben, dass er ihm auch gleich auszieht.

Er hat einen tollen Körper. Vor allem die Muskeln. Alles ist so wohl geformt und macht ihn einfach nur sexy. Das gehört eigentlich schon verboten, findet Kai. So etwas soll man hinter Gitter stecken.

Da er von seinem Körper so begeistert ist, färt er mit einem Finger über die Haut. Erneut bekommt Aoi eine Gänsehaut. Und es wirkt sich nicht nur auf der Haut aus. Kai merkt ganz genau, dass sich bei Aoi etwas anderes regt.

"Du brauchst keine Angst haben. Ich weiß, was ich mache und werde vorsichtig sein", versichert er Aoi. "Lass dich einfach gehen."

Das ist einfach gesagt als getan. Wie soll er sich gehen lassen? Er hat Angst vor dem, was Kai mit ihm machen wird. Er kennt es nicht und weiß auch nicht, wie das ist. Es ist eine zu neue Erfahrung für Aoi.

Nachdem er über die Haut des Gitarristen gestrichen hat, zieht er auch sein Shirt aus. Obwohl sie sich schon seit einigen Jahren immer mal oben ohne gesehen haben, konnte Aoi seinen Blick nicht von seinem Oberkörper nehmen.

"Ich hätte nie gedacht, dass es jemals anders sein könnte", unterbrach erneut die Stille.

Danach beugt er sich runter und küsst über Aois Brust. Dabei wandern seine Hände an der Seite entlang.

Mit Genuss schließt Aoi die Augen. Sein Mund ist geöffnet, aber ein Ton kommt nicht heraus. Aoi kann es nicht. Erneut greifen seine Finger in sein Bett. Was Kai bei ihm auslöst, ist unbeschreibar für ihn.

Während er mit Aois Brust beschäftigt ist, gehen seine Hände zu Aois Hose. Dort öffnen sie den Knopf und dann den Hosenstall. Langsam wandert seine Hand in die Hose, aber nicht unter die Unterhose. Mit einem leichten Griff sucht er nach Aois Männlichkeit. Sanft spielt er damit, als er ihn gefunden hat. Jetzt kann Aoi auch nicht mehr. Mit einem leichten Keuchen drückt er seinen Rücken durch. Kai gefällt es, wie Aoi reagiert. Er will Kais Hand aus seiner Hose ziehen, aber bevor er das machen kann, nimmt Kai die Hand selbst raus und drückt Aois Arm auf das Bett.

Mit seiner Zunge spielt er mit Aois Brustwarzen. Wieder gibt Aoi einen Laut von sich. Er kann es nicht mehr unterdrücken. Kais Berührungen sind einfach zu stark.

Der Kopf des Drummers wandert immer ein Stück weiter runter, bis zu seinem Bauchnabel. Dort blickt Kai kurz nach oben zu Aoi. In seinem Gesicht kann er förmlich lesen, wie es ihm gefällt.

Elegant und schlangenförmig bewegt sich sein Körper unter ihm. Das macht Kai noch mehr an. Warten kann er nicht mehr. Darum zieht er Aoi die Hose aus und auch seine. Als nächstes ihre Unterhosen.

Bevor es weiter geht, rutscht Kai nach oben und küsst Aoi. Das hat er die ganze Zeit nicht gemacht. Vorsichtig schiebt sich seine Zunge in Aois Mund und beginnt mit dessen zu spielen. Das erregt beide noch mehr.

Seine Geduld geht langsam zu ende. Kai will endlich mehr von dem Gitarristen hören. Und auch mehr von ihm haben. Aus diesem Grund wandert sein Kopf nach unten. Mit der rechten Hand nimmt er wieder Aois Stolz in die Hand. Bei der Berührung entweicht Aoi ein Stöhnen. Jedes Mal hört Kai es gern. Aber dabei bleibt es nicht. Mit der Zunge umschlingt er ihn. Aois Laute werden immer mehr und sind in immer kürzeren Abständen zu hören. Um nicht sie Kontrolle zu verlieren, krallt er seine Hände wieder ins Bett.

Langsam bilden sich Schweißperlen bei Aoi auf der Stirn und auch auf dem Körper.

Immer wieder liebkost er Aoi an der einen Stellen. Aber um noch mehr von ihm zu hören, nimmt er ihn in den Mund.

Aoi spürt die Wärme und das steigert sein Verlangen noch mehr. Bevor bei ihm aber alles vorbei ist, hört Kai auf. Schließlich will er auch endlich, was er verlangt.

Er setzt sich auf seine Beine. Aois Beine nimmt er in die Hände und hebt den unteren Teil ein wenig an. Dann rutscht er noch ein Stück zu Aois Becken. Dieses liegt nun auf Kais Oberschenkel. Er streicht über seine Beckenknochen und spürt, wie sehr es ihn selbst freut. Aoi einfach so zu sehen war für ihn immer nur ein Traum. Und jetzt kann er es erleben.

Vorsichtig und langsam schiebt er sich in ihn rein. Währenddessen keucht er Kais Namen. Auch sein Gesicht verkrampft sich kurz dabei. Doch nach wenigen Sekunden ist es wieder normal.

Als Kai dann anfängt, sich in ihm zu bewegen, wird sein Stöhnen lauter. Auch aus Kais Mund entweicht ab und zu ein Stöhnen. Auch hört er oft seinen Namen über Aois Lippen wandern. Das geht die ganze Zeit so, bis alles vorbei ist. Aber am Ende wurde Aois Stimme ein wenig zittrig. Kai hat ja auch alles aus ihm raus geholt ...

~Chapter 6~

Verschwitzt und ausgelaugt drehe ich mich auf die linke Seite. Kai liegt hinter mir. Wir beide tragen keine Sachen.

Mir geht durch den Kopf, was da gerade passiert ist. Wieso hat er das gemacht? Nie hatte ich an so was gedacht. Und jetzt habe ich es erlebt. Kai hat mich gesehen, wie er es nicht sollte. Niemals. Auch nicht in seinen oder meinen Träumen.

Ich schäme mich und will mich ihm nicht zeigen. Außerdem kann ich nicht in sein Gesicht sehen. Darum habe ich mich weggedreht.

Es ist mir peinlich. Ihm vielleicht nicht, aber für mich ist es ungewohnt. Ich habe doch noch nie zuvor so was erlebt mit einem Mann. Kai schien schon ein wenig Erfahrung zu haben. Oder mir kommt es nur so vor.

Mein Bett bewegt sich und kurz darauf liegt eine Hand auf meiner Schulter.

"Aoi? Was ist los?", fragt er mich.

Was los ist? Das hast du doch auch grad erlebt. Also frag nicht so dumm.

Langsam füllen meine Augen sich mit Feuchtigkeit. Wieso hat er das nur mit mir gemacht? Ich bin für solche Spielchen noch nicht bereit.

"Yuu?"

So redet er nur, wenn es ernst ist. Und jetzt ist es ernst.

Ich dreh mich noch ein Stück weiter. Er soll mich in Ruhe lassen. Das alles muss ich erstmal verarbeiten. Und mir ist es egal, ob er damit klar kommt oder nicht. Schließlich ist es seine Schuld, dass ich mich jetzt so fühle.

Ich kann die Tränen nicht mehr aufhalten und lasse ihnen freien Lauf. Auch wenn ich ein Mann bin, kann ich schwach werden. Das ist schließlich nicht verboten. Ich kann auch leiden. Und nicht immer nur Frauen.

Sein Arm wandert über mich und er umarmt mich. Wieso macht er es mir noch schwerer, als es eh schon für mich ist? Ich schluchze noch mehr und seine Umarmung wird stärker.

"Wenn ich dir dabei weh getan hab, dann tut mir das sehr leid. Ich will nicht, dass du Schmerzen hast."

Die hab ich schon, seitdem ich Gefühle für dich hab du Depp. Warum merkst du das nicht?

"Ich will nur das Beste für dich."

Warum muss er immer so nett sein? Wann ist er das mal nicht zu uns alle? Wenn wir Kai nicht hätten, dann würden wir alle untergehen. Aber genau diese Nettigkeit macht ihn gerade so süß und lässt mich mit meinen inneren Schmerzen leiden.

Aber wieso kann ich nicht akzeptieren, dass er mich auch liebt? Wieso kann ich das nicht zulassen? Und warum bekomme ich auf meine Fragen keine Antworten? Vielleicht soll ich mal mit jemanden darüber reden? Aber mit wem? Dann bekomme ich sicher Antworten auf einige dieser Fragen. Leider fällt mir niemand ein, mit dem ich darüber reden kann.

"Wieso sagst du nichts?", fragt er mich verzweifelt. "Ich komme mir total dumm vor, wenn du nichts sagst."

"Was soll ich auch sagen?", antworte ich mit rauer Stimme.

"Sag mir, dass du mich liebst."

Was? Meine Augen weiten sich. Was verlangt er da von mir? Ich habe es ihm doch schon einmal gesagt. Das muss doch reichen.

"Ich bitte dich, nur diesen einen Satz zu sagen."

"Ich habe es dir schon gesagt", entgegne ich.

"Du hast mir einmal gesagt und das war beim Bowlen. Und dann war es auch noch indirekt."

Ich kann es ihm aber nicht nochmal sagen. Zumindest heute nicht. Außerdem bin ich durcheinander. Was verlangt er da nur von mir?

"Ich will es einmal richtig von dir hören."

Er zieht seinen Arm zurück. Anscheinend legt er sich auf den Rücken, denn das Bett bewegt sich leicht.

Ich schließe die Augen und fasse mir ein Herz. Wenn ich es ihm nicht sage, dann verletze ich ihn und das will ich auch wieder nicht. Das kann ich ihm nicht antun. Er will ja auch nicht, dass ich verletzt bin.

"Ich ... ich liebe ... dich ... ", sage ich leise.

Jetzt hat er es gehört.

"Das hast du nur gesagt, weil ich es so wollte", kommt es auf einmal von ihm.

Jetzt drehe ich mich zu ihm. Das will ich nicht hören. Ich habe es nicht deswegen gesagt.

"Das stimmt nicht. Ich habe es gesagt, weil es so ist."

Ich sehe in sein Gesicht. Er sieht nicht wirklich glücklich aus.

"Ich liebe dich und daran kann ich nichts ändern. Meinst du, ich würde mich so verhalten, wenn es nicht der Fall wär? Bestimmt nicht."

Intensiv sieht er mich an. Langsam wandert seine Hand zu meiner Wange.

"Ich kann es nur noch nicht glauben, dass es so ist", sagt er dann. "Mir scheint es wie ein Traum, aus dem ich nicht aufwache."

Sanft streicht die Hand über meine Haut. Diese Zärtlichkeit habe ich vermisst. Wann hab ich die zum letzten Mal bekommen? Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Zu lange ist es her. Viel zu lange. Und das war von einer Frau. Jetzt ist es irgendwie anders. Es fühlt sich seltsam an, wenn ein Mann so zärtlich zu einem ist. Vor allem wenn es einer von den besten Freunden ist.

"Dann träumen wir beide", flüster ich ihm zu.

Er lächelt leicht. Wie süß er doch aussieht, wenn er das macht. Sein Lächeln muss man wegsperren. Das ist schon wieder verboten.

"Dann will ich diesen Traum für immer haben", sagt er leise, bevor er mich küsst.

Obwohl es in mir gribbelt, fühlt es sich doch anders an, von einem Mann geküsst zu werden. Ob ich mich jemals daran gewöhnen werde? Ich hoffe es.

Langsam wird es auch Zeit, dass wir uns wieder anziehen. Was sollen die anderen denken, wenn sie uns so sehen?

Ich setze mich auf und greife nach meiner Unterhose, die ich mir anziehe.

"Was machst du?", fragt er mich.

"Ich ziehe mich an. Wenn die anderen zurück sind, will ich nicht, dass sie uns so sehen."

Er sagt nichts und zieht sich auch an. Danach gehen wir in die Küche.

Kai macht das Essen und ich sitze am Küchentisch und sehe ihm dabei zu. Wenn wir ihn nicht hätten, würden wir uns wohl immer etwas bestellen oder Fertiggerichte kaufen. Mit denen kann ich auch noch was anfangen.

Bald müssen sie von ihrem Film zurück sein. Darum kocht er auch grad. Außerdem hab ich nach der ganzen Arbeit Hunger bekommen. Ich will nicht wissen, wie viel Kalorien wir verbannt haben. Auf jeden Fall muss es schon eine Menge gewesen sein.

Und es riecht gut. Eigentlich hat Kai noch nichts gekocht, was nicht gut riecht.

"Das bleibt aber alles unter uns", unterbreche ich die Stille, die seit einer Weile zwischen uns herrscht.

"Du willst es geheim halten vor alle?"

Er hat sich nicht umgedreht, sondern ist auf das Essen konzentriert.

"Sie müssen davon nichts wissen. Was sollen sie denken? Das muss nicht an die große Glocke."

"Aber wenn die drei es wissen, haben wir es nicht an die große Glocke gehängt. Es sind unsere besten Freunde."

"Trotzdem. Wer weiß, wie sie darauf reagieren."

Ich falte meine Hände zusammen und sehe auf den Tisch. Es darf niemals rauskommen, was wir gemacht haben. Lieber nehme ich es mit ins Grab. Denn wenn einer davon erfährt, dann sterbe ich oder versinke im Boden.

Als das Essen auf dem Tisch steht, geht die Tür auf und ich vernehme mehrere Stimmen. Sie sind zurück und müssen Spaß gehabt haben. So klingen sie zumindest. Sie werden uns bestimmt sagen, wie sie den Film finden. Reita ist bestimmt begeistert und muss ihn sich dann gleich auf DVD holen, wenn der raus ist. Ich kenne ihn. Langsam frag ich mich, wo er die noch hinstellen will. Er hat in seinem Zimmer doch keinen Platz mehr. Wenn er sich weiblichen Besuch holt, muss die auf den DVDs liegen, wenn sie ihren Spaß haben. Also ich will dann nicht in ihrer Haut stecken. Zum Glück haben Kai und ich zwei Betten zur Auswahl.

Die Stimmen werden lauter. Ein Zeichen dafür, dass sie zu uns in die Küche kommen. Und ich habe Recht. Auf einmal stehen alle drei im Türrahmen und sehen auf den Tisch.

"Wartet ihr schon lange?", fragt Reita uns.

"Ich bin gerade fertig geworden. Es ist alles noch warm."

Sie kommen näher und ich kann sehen, dass bei Ruki und Uruha das Wasser im Mund zusammen läuft. Reita sieht eher so aus, als würde er sich lieber etwas bestellen, als das Essen von Kai zu nehmen. Ich kann ihn einfach nicht verstehen. Kai kocht nicht schlecht. Das sagen alle. Nur er ist anderer Meinnung. Dabei soll er froh sein, dass Kai für ihn trotzdem immer kocht. Sonst muss er verhungern. Mein Problem ist es zwar nicht, aber wir brauchen ihn in der Band. So einen guten Bassisten wie ihn finden wir so schnell nicht. Da draußen gibt es auch keinen, der ihn ersetzen kann.

"Es sieht wie immer gut aus", lobt Uruha Kai.

"Wenn es auch mal so schmecken würde, wie es aussieht."

Er ist echt schlimm. Muss er immer so meckern? Er soll ruhig sein und es essen oder lassen.

Da er ziemlichen Hunger zu haben scheint, isst er es trotzdem. Der Hunger treibt es eben rein. Und wie immer schmeck es einfach nur gut. Es ist schade, dass Kai keine eigene Kochsendung oder so hat. Er würde damit noch mehr Geld verdienen. Vielleicht kann dann einer von uns ihm ja helfen. Wir könnten uns auch abwechseln. Dann kommt Leben in die Sendung. Vielleicht soll ich ihm das mal vorschlagen. Ich kann es ja machen, wenn wir allein sind.

Nach dem Essen nehme ich meine Zigaretten und geh damit auf den Balkon. Ich brauch grad dringend Nikotin.

Ich stütze mich am Geländer ab und sehe in die Gegend. Die Sonne scheint und es sind viele Menschen unterwegs. Sie nutzen alle das schöne Wetter. Ich bleib lieber drin und übe mit meiner Gitarre. Ich hasse diese Hitze. Da kann man nicht wirklich viel machen, weil man dann so schnell schwitzt und aus der Puste ist. Und die ganze Sonne ist auch nicht gut für die Haut. Man soll davon Hautkrebs bekommen, wenn man zu viel in der Sonne sitzt. Also bleib ich gleich drin.

Nach einigen Zügen geht die Balkontür auf. Ich reagiere darauf nicht. Erst als er neben mir steht, weiß ich, dass es Kai ist.

"Sie haben nichts gemerkt", sagt er und sieht auch in die Ferne.

"Ist besser so. Mir ist vorhin etwas eingefallen." Ich nehme einen Zug. "Du solltest eine Kochsendung bekommen. Du kochst so gut, dass es andere erfahren sollten."

Sein Kopf dreht sich zu mir.

"Weißt du, was du da redest?"

"Ich weiß es. Es ist so. Wir anderen können dir ja helfen beim Kochen. Vielleicht lernen wir es dann auch endlich mal."

"Aoi hör auf. Du spinnst wieder."

"Ich spinne nicht." Den Stummel schmeiß über das Geländer und dreh mich zu Kai. "Ich mein das ernst."

Sein Gesichtsausdruck versteinert sich.

"Wirklich?"

"Ja. Glaub mir. Die Leute würden dein Essen lieben."

Verlegen sieht er auf den Boden. Nach einigen Sekunden zeichnet sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab.

"Vielleicht sollte ich mal darüber nachdenken. Es ist doch keine schlechte Idee."

Seine Reaktion freute mich.

Er dreht sich um und will gehen. Nach einem Schritt bleibt er stehen und dreht sich wieder zu mir um. Plötzlich macht er eine erneute Drehung und sein Kopf nähert sich meinem. Seine Hand legt er in meinen Nacken, während seine Lippen auf meine liegen.

Was soll das? Wenn sie es sehen ...

Er lässt von mir ab und geht wieder. Ich sehe durch die Scheibe und dort war niemand. Er hat also abgewartet, dass keiner zu sehen ist. Da hat er gut nachgedacht ...

~Chapter 7~

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

~Chapter 8~

Nach dem Vorfall mit Ruki sind einige Tage vergangen. Meine Schuldgefühle sind immer noch da. Ich kann sie nicht wirklich vor Kai verstecken. Darum fragt er mich immer, was ich habe. Jedes Mal denke ich mir was aus. Langsam weiß ich nicht mehr, was ich ihm sagen soll. Ich glaub auch, dass er gemerkt hat, dass ich ihn belüge. Er will es mir nur nicht sagen. Das kann ich spüren.

Trotzdem weiß ich noch immer nicht, was Rukis Aktion sollte. Er hat mir nicht gesagt, wieso er das gemacht hat. Er hat gesagt, dass ich schön bin. Aber das hab ich von vielen Menschen schon gehört. Und auch von Männern. Da ist es bei ihm nichts neues. Er ist ja auch nicht hässlich. Dennoch muss es einen Grund geben, warum er das gemacht hat. Und den will ich wissen.

Nach unserem Konzert geh ich mit Ruki raus. Mein Vorwand ist, dass ich nicht allein draußen rauchen will. Und die anderen sind gerade beschäftigt.

Da es nicht auffällt, dass ich in Wirklichkeit nur mit ihm reden will, zünde ich eine Zigarette an. Ich warte kurz, bis ich auf das Thema zu sprechen komme.

"Das Publikum war geil", sage ich einfach mal so.

"Jepp. Besser hätte es nicht sein können."

"Kann ich dich mal was fragen?"

"Was?"

"Wieso hast du das gemacht?"

"Was gemacht? Du musst schon deutlicher werden."

"Wieso hast du mit mir geschlafen?"

Jetzt ist es raus. Und er kann sich der Frage nicht mehr entziehen. Ich will es jetzt wissen. Und es gibt kein Entkommen davor.

"Was soll die Frage?"

"Ich will es wissen."

"Wieso? Es kann dir doch egal sein. Es steht bei dir doch nichts auf dem Spiel."

Kai steht auf dem Spiel. Ich kann ihm das doch aber nicht sagen. Nur wie soll ich es ihm sonst erklären? Vielleicht macht er das dann nochmal, wenn ich nicht die Wahrheit sage.

"Woher willst du das wissen?"

"Also gibt es bei dir etwa eine Person?"

Er sieht mich wartend an, aber ich antwortete darauf nicht.

"Wieso haben wir dich nie mit ihr gesehen? Ist sie hübsch? Wie sieht sie aus?"

Was sag ich jetzt nur? Ich kann es nicht länger verheimlichen.

"Sie ist ungefähr so groß wie ich. Lacht viel. Hat dunkle Haare. Wenn sie Lacht bilden sich Grübchen in ihrem Gesicht ... "

"Moment mal. Die Beschreibung passt auf Kai. Soll das etwa ... Nein ... Du lügst mich grad an."

Mein Gesicht bleibt ernst. Und nachdem er kurz gelacht hat, wird auch sein Gesicht wieder ernst.

"Du meinst es ernst."

"Ich lüge dich bestimmt nicht an."

"Seit wann? Und wieso habt ihr es uns nicht gesagt?"

"Wieso wir nichts gesagt haben, fragst du? Ganz einfach. Wie soll es zwischen uns allen sein, wenn ihr wisst, dass da zwischen uns was läuft und wir es frei zeigen können? Es würde euch alle stören. Vor allem den Fans. Und dann würde man mich als Schwuchtel abstempeln. Aber genau das will ich nicht."

"Aber du hast Gefühle für ihn. Das macht dich dann sozusagen schwul."

"Ich weiß. Aber das will ich nicht sein. Darum hatte ich auch Gewissensbisse am Anfang. Obwohl wir uns eingestanden haben, dass wir uns lieben, konnte ich es nicht zeigen und wollte es auch nicht wahr haben."

Mein Blick richtet sich zum Boden. Ich schäme mich dafür, dass ich so ein Trottel bin.

"Für mich ändert sich dadurch überhaupt nichts. Du bist und bleibst der Yuu, den ich kenne."

"Du meinst Aoi."

"Ja. Entschuldige."

Er streicht mit seiner Hand über meinen Rücken.

Wir sind vom Thema abgekommen, aber ich hab es nicht vergessen.

"Und jetzt sag mir bitte, warum du das gemacht hast", forder ich ihn auf.

Schlagartig lässt er seine Hand fallen.

"Was meinst du wohl? Wieso sollte ich das machen?"

"Keine Ahnung. Wenn ich es wüsste, würd ich dich nicht fragen. Also sag mir den Grund."

"Kannst du es dir nicht denken? Wieso sollte ich wohl mit dir schlafen? Ich liebe dich. Deswegen habe ich mich auch so zu dir verhalten. Ich weiß, dass es nie mehr wird zwischen uns. Ich wollte Abstand, damit meine Gefühle verschwinden. Aber dadurch sind sie nur noch mehr geworden. Ich hasse mich selbst dafür. Vor allem hasse ich mich, weil ich dich sozusagen ausgenutzt habe. Danach habe ich mir Vorwürfe gemacht. Du wolltest es nicht und ich hätte aufhören müssen. Aber ich habe trotzdem weiter gemacht, weil ICH es wollte und ich habe nicht auf DICH geachtet. Es tut mir so schrecklich leid."

Mit so einem Geständnis hatte ich nicht gerechnet. Er hat mir wirklich alles erzählt. Damit hab ich ja gar nicht gerechnet. So offen war er zu mir noch nie. Aber was soll ich ihm nun erzählen? Ich kann nicht einfach kalt rüberkommen und nichts dazu sagen. Das geht doch nicht.

"Wow", kommt nur über meine Lippen, weil ich so überrumpelt bin ...
 

Uru und Reita wollen noch trinken gehen. Sie sind der Meinung, dass wir alle zusammen gehen sollen. Darum hole ich Aoi und Ruki zurück.

An der Tür bleibe ich stehen, weil sie anscheinend grad über eine Sache reden, die mich nichts angeht. Da ich es aber trotzdem wissen will, sehe ich durch den Türschlitz.

"Und jetzt sag mir bitte, warum du das gemacht hast", höre ich Aoi.

Was gemacht? Was soll Ruki gemacht haben?

"Was meinst du wohl? Wieso sollte ich das machen?"

Worüber reden die beide nur?

"Keine Ahnung. Wenn ich es wüsste, würd ich dich nicht fragen. Also sag mir den Grund."

Es scheint sehr spannend zu sein. Ich bin auf Rukis Antwort sehr gespannt. Wenn ich doch nur wissen würde, worüber sie reden.

"Kannst du es dir nicht denken? Wieso sollte ich wohl mit dir schlafen?"

Was? Da hab ich mich jetzt aber verhört. Ruki und Aoi ... Niemals. Nein.

"Ich liebe dich."

Was hat er da gerade gesagt? Es ist mein Aoi. Er kann ihn mir doch nicht wegnehmen.

"Deswegen habe ich mich auch so zu dir verhalten. Ich weiß, dass es nie mehr wird zwischen uns. Ich wollte Abstand, damit meine Gefühle verschwinden. Aber dadurch sind sie nur noch mehr geworden. Ich hasse mich selbst dafür. Vor allem hasse ich mich, weil ich dich sozusagen ausgenutzt habe. Danach habe ich mir Vorwürfe gemacht. Du wolltest es nicht und ich hätte aufhören müssen. Aber ich habe trotzdem weiter gemacht, weil ICH es wollte und ich habe nich auf DICH geachtet. Es tut mir so schrecklich leid."

Nein. Es ist alles nur ein Traum. Ruki lügt. Zwischen ihnen ist nie etwas passiert. Niemals. Das kann nicht sein. Aoi würde mir das nie antun. Nie im Leben. Nicht Aoi.

Ich kann mir das nicht vorstellen. Wieso habe ich nie etwas mitbekommen? Wenn ich mich recht erinnere, war Aoi in letzter Zeit seltsam. Ihn beschäftigte etwas. Er hat mir nie gesagt was. Jedes Mal hat er mir was anderes erzählt. Und ich habe immer gemerkt, dass er mich belügt. Aber gesagt hab ich es nicht. Dann muss das der Grund gewesen sein. Wieso bin ich nicht drauf gekommen?

Meine Augen füllen sich. Mein Herz zerspringt. Die Zeit bleibt stehen. Und alles wird schwarz. Es ist wie ein Stich tief im Inneren meines Herzes. Der Schmerz durchzieht meinen ganzen Körper. Dazu bildet sich Wut. Wut über Ruki und aber auch Wut über Aoi. Wie konnte er es nur über sich ergehen lassen? Er hätte Ruki stoppen können. Er hätte doch einfach 'Nein' sagen können. Wieso hat er es nicht gemacht? Wer es für ihn doch zu geil, dass er es unbedingt wollte? Oder hatte er einfach Lust auf einen anderen? Bin ich ihm etwa nicht gut genug? Liebt er mich nicht so sehr, wie ich ihn liebe? Ich weiß es nicht. Und auf meine ganzen Fragen gibt es keine Antworten.

Die Party heute können Reita und Uru vergessen. Sie können zu viert gehen. Mir ist die Lust darauf vergangen. Ich will einfach nur noch nach Hause und ins Bett. Vielleicht verdränge ich die schlechten Gefühle ja, wenn ich schlafe. Auch das Gespräch kann ich mir nicht länger anhören. Ich gehe zurück. Muss mich immer noch zusammen reißen, damit ich nicht in Tränen ausbrech.

Mit einem gefühllosem Ausdruck im Gesicht betrete ich unseren Backstageraum.

"Ich komme nicht mit feiern", teile ich ihnen gleich mit.

Sofort sehe ich Besorgnis in ihren Gesichtern.

"Was? Ist etwas passiert?", fragt mich Reita gleich.

"Nein. Meine Lust ist einfach nur vergangen. Ich bin müde und will einfach nur noch schlafen."

"Du warst doch aber vorhin noch begeistert von der Idee."

"Schon. Aber ich hab gemerkt, dass meine Augen das nicht mitmachen."

"Wir sollten ihn nicht drängen", sagt Uru und legt Reita eine Hand auf die Schulter.

Das ist nett von ihm. Wenigstens einer, der mich versteht.

Ruki und Aoi kommen zurück. Ich sehe sie nicht wirklich an. Viel zu sauer bin ich auf sie.

"Dann fährst du nach Hause und wir machen uns auf den Weg", sagt Reita und klatscht in die Hände.

"Wo gehts denn jetzt schon wieder hin?", fragt Aoi.

"Na feiern. Hat Kai euch nichts erzählt?"

"Er war gar nicht bei uns", antwortet Ruki.

Ich war da. Nur wollte ich euch nicht stören.

"Hä? Aber ... "

"Ist doch jetzt auch egal", geht Uruha dazwischen. "Wir vier gehen feiern und Kai legt sich hin."

"Geht es dir gut?", fragt Aoi mich besorgt.

"Ja. Alles gut. Ich bin nur müde."

Zusammen verlassen wir den Club. An der Tür trennen sich unsere Wege ...

~Chapter 9~

In der Wohnung angekommen, geh ich gleich in mein Zimmer. Schlafen kann ich nicht. Deswegen wollte ich ja auch nicht nach Hause. Ich kann es einfach nicht ertragen, dass die beiden im Bett waren. Vor allem kann ich es nicht fassen, dass Aoi mir nichts erzählt hat. Hat er kein Vertrauen in mir? Oder was ist der Grund?

Allein die Vorstellung ist horror. Wie kann er nur? Reiche ich ihm nicht? Wieso hat er Ruki nicht abgewehrt? Vielleicht hat es ihm auch noch gefallen.

Ich setze mich auf mein Bett und stütze meine Arme auf meine Beine ab. Mein Blick geht starr nach unten. Innerlich bin ich zerrissen. Ich fühle mich hintergangen. Wieso kann es nicht so schön bleiben, wie es bis jetzt war? Habe ich ihn nicht verdient?

Bei diesen Gedanken füllen sich meine Augen. Ich kann es immer noch nicht glauben. Das alles scheint mir wie ein schlechter Traum, aus dem ich bald aufwachen würde. Aber es ist die Realität. Eine sehr schmerzhafte Wahrheit.

Die ersten Tränen laufen mein Gesicht entlang. Sie tropfen auf den Boden und es werden immer mehr. Dann kommt noch ein Schluchzen hinzu. Meine Hände ballen sich zu Fäuste. In mir herrscht Wut, Verzweiflung, Enttäuschung, Trauer ... einfach alles. Es zerreißt mich. Es bricht mein Herz entzwei.

Ich hasse ihn. Ich hasse beide. Wie kann er mir das nur antun? Ich bedeute ihm nichts. Nicht so viel wie er mir bedeutet.

Ich lege mich auf die Seite und starre ins Leere. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es fühlt sich leer an. Als ob in mir nichts mehr ist. Mein Herz zersprungen. Meine Seele von mir gegangen. Ein innerlicher Tod.

Das Licht ist aus. Ich liege noch sehr lange einfach nur da. Dann höre ich Stimmen. Sie sind zurück. Sehr dicht hören sie sich nicht an.

Plötzlich klopft es an meiner Tür.

"Ja", antworte ich mit kratziger Stimme.

Die Tür geht auf und ein Lichstrahl fällt in mein Zimmer. Ich erkenne Uruhas Umrisse.

"Ich wollte wissen, wie es dir geht", sagt er und kommt rein.

Er geht zum Lichtschalter und es wird hell. Zu hell. Das krelle Licht beißt in meine Augen. Ich halte meinen Arm davor, bis sie sich daran gewöhnt haben.

Er schließt die Tür hinter sich und kommt zu mir. Er setzt sich an die Seite.

Ich richte mich auf, sodass ich ebenfalls sitze.

"Was ist los mit dir?", fragt er mich.

"Mit mir ist nichts. Ich bin nur müde."

"Hör doch auf. Ich seh ganz genau, dass etwas mit dir ist. Nachdem du wieder zu uns gekommen bist, sahst du traurig aus. Also was ist passiert?"

Auf meiner Schulter spüre ich seine Hand. In seiner Stimme kann ich die Besorgnis hören. Er braucht sich doch keine Sorgen um machen. Es ist zwar lieb gemeint von ihm, aber das brauch er nicht. Nicht wegen mir.

"Es ist nichts passiert", antworte ich.

"Wenn du reden willst, dann mach es jetzt. Ich seh ganz genau, dass dich etwas bedrückt. Vielleicht kann ich dir bei dem Problem ja helfen."

"Niemand kann mir helfen", kommt es leise über meine Lippen.

"Wenn du mit niemanden darüber redest, dann weißt du es nicht. Vielleicht kann ich dir ja helfen."

Ich sehe zu ihm und er lächelt mich liebevoll an.

"Meinst du?"

"Hm."

Ich atme einmal tief ein.

"Ruki hat mit Aoi geschlafen."

"Was? Das ... das ist doch gut ... Ich habe schon lange gemerkt, dass Ruki ihn mehr mag."

"Es ist nicht gut."

Meine Stimme ist immer noch leise. Ich habe nicht die Kraft, um lauter zu reden.

"Wieso ist es nicht gut?" Eine kurze Stille entsteht, weil ich nicht antworte. "Moment mal. Du ... du magst Aoi. So ist es doch oder?"

Er hat es kapiert. Jetzt ist es raus. Länger hätten wir es auch nicht verschweigen können.

"Das tut mir echt leid."

Ihm muss es nicht leid tun. Er kann es nicht ändern. Niemand kann es ändern.

"Und ich habe gedacht, dass ich mehr für Aoi bin. Anscheinend ist es nicht der Fall. Er hat mir ja noch nicht mal was gesagt."

"Wie? Warte. Aoi mag dich auch? Alter. Ich blick gleich gar nicht mehr durch."

"Aoi hat mir seine Liebe gestanden, als wir Bowlen waren. Ich wusste doch, dass er nur mit mir spielt."

Wieder füllen sich meine Augen. Uru zieht mich an sich.

"Hey. Das ... das wird schon wieder. Du musst ... einfach nur mal mit ihm reden. Dann ... wird sich das klären. Denk ich mir so."

Er hält mich fest im Arm. Zum ersten Mal seit einigen Tagen fühle ich mich wieder geborgen. Wenn er nicht wär, würd ich wahrscheinlich eingehen.

"Ich kann Aoi vergessen. Mit Ruki war es bestimmt besser als mit mir. Ich hab es einfach nicht drauf."

"Jetzt red nicht solchen Schwachsinn. Aoi wird bei dir bleiben. Ich glaube nicht, dass er Ruki liebt. Ruki könnte jeder lieben, aber nicht Aoi. Nicht nachdem, wie er mit ihm umgegangen ist. Aoi war jedes Mal angepisst. Glaubst du, er könnte dann Gefühle für Ruki entwickeln?"

"Aber Ruki hat ihm seine Liebe gestanden. Meinst du, dass er ihn dann immer noch hasst?"

"So schnell wird er es nicht vergessen. Glaub mir. Wenn Ruki mit uns so umgegangen wär, würden wir ihm das auch nicht so schnell verzeihen."

Ok. Da muss ich ihm wieder zustimmen. Aber wenn Aoi ihm doch verziehen hat. Was mach ich dann?

"Und wenn es doch anders ist? Wenn Aoi insgeheim Gefühle hat?"

Er streicht sanft über meine Wange.

"Glaub mir. Dann hast du einen anderen verdient. Aoi ist es dann nicht wert, dass du so viele Tränen für ihn vergießt."

"Aber ich will keinen anderen. Ich liebe ihn."

"Es gibt bessere auf der Welt."

"Und wer? Wer soll bitte besser für mich sein?"

Fragend seh ich ihn an. Er lächelt immer noch. Seine Augen sehe so wunderschön aus. Ich habe noch nie in meinem ganzen Leben einen Mann gesehen, der solche Augen wie Uruha hat. Sie strahlen Gelassenheit aus. Das beruhigt irgendwie.

Uruha antwortet auf meine Frage nicht. Wieso sagt er so was, wenn er selbst keine Ahnung hat?

Aber anstatt was zu sagen, zieht er meinen Kopf näher an seinen. Es trennen uns noch wenige Millimeter, die auch schnell überwunden sind.

Seine weiche und volle Lippen liegen auf meine. Was soll das? Wieso macht er das mit mir? Ich erwidere den Kuss nicht, weil ich geschockt bin. Das kann nicht sein. Niemals.

Nach einigen Augenblicken trennt er sich wieder von mir.

"Uru ... "

Er legt einen Finger auf meine Lippen.

"Psst. Ich hab dir gesagt, dass du einen besseren haben kannst. Ich würde dich nie so behandeln wie Aoi. Wie kann er das nur mit dir machen?"

Ich träume immer noch. Das ist nicht passiert. Nein. Uru mag mich nur als Freund. Mehr nicht.

"Du ... "

"Ja. Ich kann es nicht länger geheim halten. Auch ich mag dich sehr. Zu sehr. Ich konnt es gut verstecken. Es hat niemand etwas gemerkt."

"Das stimmt."

"Aber du weißt es jetzt."

"Wieso hast du es mir gesagt? Oder besser gezeigt."

"Weil ich dich nicht leiden sehen will. Dir geht es grad nicht gut. Wenn es dir nicht gut geht, dann geht es mir auch schlecht. Als du zurück warst, hab ich gleich gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ich hab es in deinen Augen gesehen. Darum bin ich zu dir gekommen."

"Du bist nur deswegen ... "

"Ja", unterbricht er mich. "Wie kann ich dir helfen? Ich will dich lachen sehen."

Er kann mir nicht helfen. Das kann niemand. Das hab ich ihm doch schon gesagt. Wieso versteht er es nicht?

"Ich ... ich weiß es nicht ... ", antworte ich auf seine Frage.

"Denk darüber nach. Ich lass dich jetzt lieber allein. Du brauchst deine Ruhe. Am besten schläfst du jetzt."

Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und geht dann. Das Licht macht er auch gleich aus. So wie ich bin, lege ich mich wieder hin und schließe die Augen.

Meine Gedanken kreisen um Aoi. So lange, bis ich einschlafe ...

~Chapter 10~

Kai war gestern nach dem Konzert seltsam drauf. Wieso wollte er nicht mit? Es lag bestimmt nicht daran, dass er müde war. Hatte er Ruki und mich gehört? Er sollte uns ja holen. Wenn das der Fall ist, dann muss ich mit ihm reden. Schließlich hatte ich es mit Ruki ja nicht gewollt. Außerdem brauch ich Kai doch. Ich weiß sonst nicht, was ich ohne ihn machen soll.

Auf jeden Fall muss ich mit ihm reden. Ich kann es nicht einfach so im Raum stehen lassen. Denn das gefährdet alles nur zwischen uns beide. Und das muss nicht sein. Nicht jetzt.

Das Frühstück verlief zäh. Die Stimmung war angespannt.

Den Abwasch lassen wir einfach stehen. Ich geh zu Kai. Als er mich sieht, sieht er nicht grad erfreut.

"Was willst du?", fragt er mich in einem Ton, der mir nicht gefällt.

"Ich will mit dir reden."

"Worüber? Über die Sache von gestern?"

Ich schließe die Tür hinter mir, aber gehe nicht weiter.

"Du weißt davon?"

Es überrascht mich ein wenig. Er muss uns belauscht haben.

"Ich habe euch gehört, als ich euch holen sollte", gesteht er mir. "Ich wollte es nicht. Aber es klang spannend und ich wollt wissen, worüber ihr redet. Ich hab dann festgestellt, dass es besser gewesen wär, wenn ich wieder gegangen wär. Die Wahrheit ist schrecklich." Er sieht auf den Boden und dann zu mir. "Wieso hast du es mir nicht gesagt?", fragt er mich vorwurfsvoll.

"Ich ... " Was soll ich nur sagen? Dass ich nicht die Eier in der Hose hatte?

"Hättest du es mir jemals gesagt?"

Natürlich. Irgendwann bestimmt. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen wär.

"Kannst du mir bitte antworten? Oder fehlt dir der Mumm dazu?"

Kais Stimme wird immer wütender. Ich habe alles zerstört. Und das nur, weil ich es nicht geschafft hab, dass Ruki aufhört.

"Aoi. Red mit mir", fleht er mich an.

"Ich ... Was hätt ich denn machen sollen? Ruki ging nicht von mir runter. Ich hab ihm immer zu gesagt, dass er aufhören soll. Aber hat es ignoriert."

"Wieso hast du ihn nicht einfach runter gedrückt?"

"Ich ... "

"Weil es dir gefallen hat", wirft er mir vor.

Was soll ich nur antworten? Auf eine Weise hat es mir dann doch gefallen. Aber ich will Kai nicht verlieren.

"Was würdest du machen, wenn ich das mit Uruha mach?"

"Was? Mit Uruha?"

"Ja. Er hat mir gestern seine Liebe gestanden. Vielleicht sollte ich auch mit ihm schlafen, obwohl ich ihn nicht liebe. Genauso, wie du es gemacht hast. Oder ist es doch anders?"

Kai steht auf und kommt auf mich zu.

"Hast du Gefühle für Ruki? Bin ich dir nicht mehr wichtig genug?"

Was fragt er mich da? Er ist mir wichtig. Sogar sehr. Wieso sagt er das? Und ich liebe Ruki doch nicht. Wenn es so wär, dann hätt ich mir Kai nicht ausgesucht.

Aber ich stelle grad fest, dass genau das passiert, was ich verhindern wollte. Wir streiten uns und es droht zu eskalieren.

"Kai ... Ich wollte es nicht. Ich mag Ruki als Freund. Genau, wie ich die anderen mag. Mehr ist da nicht."

"Wirklich? Vielleicht war er ja besser als ich. Kann ja sein, dass deine Gefühle sich dann ändern."

"Was denkst du nur von mir?" Meine Augen füllen sich. "Ich liebe dich. Und ich will dich nicht verlieren."

"Das hast du bereits. Und zwar genau in dem Moment, als du es zugelassen hast, dass er dich ficken darf."

Eine Träne läuft über seine Wange. Seinen Worten kann ich nicht glauben. Er kann doch nicht so einfach alles hinwerfen. Das geht doch nicht. Was soll ich denn ohne ihn machen?

Er dreht mir den Rücken zu.

"Kai das ... "

"Geh. Es ist vorbei. Fertig."

Das sind seine letzten Worte.

Ich verlasse sein Zimmer und geh in meins. Dort lass ich mich aufs Bett fallen. Das kann nicht sein. Er kann es wegen der Sache nicht einfach beenden. Er liebt mich doch auch. Oder?

Es klopft an meiner Tür.

"Ja ... ", kommt es leise von mir.

Ruki kommt rein.

"Ich muss ... Was ist los?", fragt er mich, als er versteht, wie es mir geht.

Die Tür geht zu und er setzt sich neben mich.

"Ist alles in Ordnung?"

Sanft streicht er über meinen Rücken.

Als Antwort schüttel ich den Kopf. Man sieht doch, dass nichts in Ordnung ist.

"Willst du reden?", bietet er mir an.

"Kai weiß davon", sage ich heiser.

"Du hast ihm also davon erzählt."

"Nein. Er hat es selbst herausgefunden."

"Was? Aber wie?"

Er kann es genauso wenig glauben wie ich.

"Er hat uns belauscht. Ungewollt muss ich dazu sagen."

"Und jetzt? Was ist passiert?"

"Es ist vorbei."

Es kommt mir immer noch vor, als würde es nicht passieren. Aber es ist so. Und ich kann nichts ändern.

"Das ... das hab ich nicht gewollt."

Als ob es seine Schuld ist. Ich bin ganz allein dran schuld. Ich hätte es verhindern müssen. Kai hat schon Recht. Ich hätte Ruki von mir stoßen sollen. Lieber hab ich ihn weiter machen lassen. Jetzt hasst er ich. Er wird zu Uruha gehn. Lässt sich von ihm ficken und dann gehört er ihm. Das kann ich nicht zulassen. Das darf nicht passieren.

Ruki hat mich in den Arm genommen. Sein Trost tut gut, aber ich will Kai haben. Ich brauche ihn jetzt. Er würde mich wieder aufheitern. Ich kenn ihn. Doch die Zeit kann ich vergessen. Er wird sich nie wieder Gedanken um mich machen.

"Ruki es ist meine Schuld."

"Nein. Ich hätte damit nicht anfangen sollen."

"Aber ich hab dich nicht wirklich aufgehalten. Durch mich allein ist es so weit gekommen."

"Yuu ... "

"Du hast keine Schuld. Die wirst du an der ganzen Sache auch nie haben."

Er drückt mich noch enger. Ich halte mich an seinem Arm fest ...

~Chapter 11~

Unser Frühstück verläuft nicht gerade gut. Zwischen uns vier ist es angespannt. Nur Reita ist ohne Sorgen. Aber er schient es mitzubekommen, dass etwas zwischen uns alle liegt.

"Sagt mal, könnt ihr mir bitte sagen, was passiert ist?", fragt er in die Runde. "Hier ist eine Stimmung, als wär sonst wer gestorben. Ihr alle zieht Gesichter, als würde es seit Wochen regnen."

Er sieht uns alle kurz an. Wie soll unsre Stimmung auch sein, wenn jeder weiß, was passiert ist außer Reita?

"Wenn Kai mit dir so umgeht, wie mit Aoi, würde deine Laune auch nicht besser sein", antwortet Ruki dann.

"Hä? Was macht Kai denn mit Aoi?"

Er versteht nichts. War ja klar. Er hatte keine Ahnung von uns allen. Wie auch, wenn er sich aus allem rausgehalten hat? Dann kann er ja gar nichts wissen.

"Kai hat Aoi sitzen lassen", redet Ruki weiter.

"Weil du mit Aoi geschlafen hast", ergänzt Uru.

Reitas Blicke wandern von einem zum anderen. Er scheint ein wenig verwirrt zu sein.

"Deswegen muss er mit Aoi nicht so umspringen."

"Es ist Kais Sache, wie er sich zu Aoi verhält."

"Vielleicht hast du ihm noch dazu geraten, damit du freie Bahn bei Kai hast."

"Wenigstens fick ich ihn nicht gleich durch, wie du es mit Aoi gemacht hast."

"Hey! Ist ja gut", schlichtet Reita das ganze. "So genau wollt ich das auch nicht wissen."

"Komm schon. Als ob du keinen von uns magst. Für irgendwen wirst du doch Gefühle haben. Sei ehrlich", sagt Ruki zu ihm.

"Ich hab auch keine Gefühle für einen von euch."

"Das sollen wir dir jetzt glauben?"

"Hey. Ich hab meine Freundin. Mit der bin ich glücklich. Mehr will ich nicht."

"Das ist doch jetzt nur ein Vorwand", meint Uruha.

"Nein. Ihr kennt sie. Das muss ich euch ja nicht sagen."

Es ist ruhig. Dazu sagen sie nichts mehr.

Ich halt es nicht aus. Ich muss aufstehen. Mit einer Schachtel in der Hand geh ich raus auf den Balkon. Die brauch ich jetzt unbedingt. Essen kann ich seit gestern nicht mehr. Mein Appetit ist verschwunden. Vielleicht hunger ich mich zu Tode. Dann bin ich endlich erlöst und muss Kai nicht mehr sehen. Auch er kann mich dann richtig vergessen und zu Uruha gehen. Mich hat er dann nicht mehr am Hacken.

Ein Seufzer kommt über meine Lippen. Die Zigarette schmeckt nicht wirklich. Ich rauche sie aber trotzdem bis zum Schluss. So eine Scheiße. Ich schnippe sie einfach übers Geländer. Mir doch egal, wenn sie jemand abbekommt. Muss er halt aufpassen. Wenn nicht, ist er selbst schuld.

Danach geh ich aber nicht gleich rein. Ich bleib noch eine Weile und starre einfach in die Ferne. Ich will jetzt weg. Weit weg. Das alles hier vergessen. Am besten auf eine einsame Insel. Dort hab ich Kai so schnell wie möglich vergessen. Da kann ich einfach nicht an ihn denken.

Aber das kann es noch nicht gewesen sein. Ich muss um Kai kämpfen. Ich will ihn zurück. So einfach lasse ich mich nicht abschieben. Nicht, wenn es um eine Person geht, die ich liebe. Ich brauche Kai und kann ohne ihn nicht leben.

Ich stehe noch eine Weile hier draußen. Ein Wind zieht auf und die Sonne verzieht sich. Es wird frisch. Ich sehe kurz in die Wolken. Bald wird es regnen. Ich sollte reingehen. Wenn ich weiter stehe, werd ich nass. Das muss nicht sein.

Ein weitere Seufzer entweicht meinen Lippen und ich gehe rein. Durch den Wind ist es ziemlich kalt draußen. Und dabei ist es Sommer.

In der Wohnung ist niemand zu sehen. Sie sind bestimmt alle in ihren Zimmern. Dort sollte ich auch hingehen. Ein wenig Ruhe kann ich gebrauchen. Aber dadurch kann ich meine Gedanken nicht ablenken. Ich muss etwas unternehmen. Vielleicht irgendwo hingehen. Aber mit wem? Niemand will mit mir gehen. Wenn ich Kai fragen könnte, würde er bestimmt 'Ja' sagen. Doch jetzt schmeißt er mich bestimmt raus, wenn ich in sein Zimmer gehe.

Bei mir nehme ich meine Gitarre zur Hand. Ein wenig Spielen hilft mir vielleicht, dass ich ihn verdrängen kann. Außerdem kann ich dann auch gleich ein paar Lieder üben ...
 

Uruha hat Recht. Ich habe Aoi nicht verdient. Er hat mich nicht verdient. Ich scheine ihm nicht viel zu bedeuten. Sonst hätte er das nie gemacht. Auch kommt er nicht zu mir, um mit mir zu reden. Wenn ich ihm was bedeute, dann würde er das nicht auf sich sitzen lassen. Oder er hat aufgeben. Hat mich aufgeben. Vielleicht will er, dass Uruha mich bekommt. Aber ich will Uruha nicht. Zumindest jetzt nicht. Tief im Innern will ich Aoi. Aber ich kann ihm nicht trauen. Er hat mich betrogen und mich schwer getroffen damit. Es hat mein Herz besprengt.

Alle haben ihre Gitarren hier. So können sie hier spielen, wenn ihnen danach ist. Aber ich muss in den Proberaum, wenn ich üben will. Ich muss meine Wut rauslassen. Am besten geht es immer, wenn ich auf meinen Drums spiele. Aus diesem Grund nehme ich meine Autoschlüssel und verlasse mein Zimmer. Im Wohnzimmer treffe ich auf Reita.

"Willst du nochmal weg?", fragt er mich, als er meine Schlüssel sieht.

"Ich muss spielen", antworte ich gelassen. "Hier gehe ich ein."

"Aha."

Er nickt und geht weiter. Auch ich setze meinen Weg fort. Draußen steige ich ins Auto und fahre los. Nach einer viertel Stunde komme ich am Proberaum an. Es ist keiner zu sehen. Wer sollte auch hier sein? Aoi? Der wohl kaum. Er spielt doch nur in seinem Zimmer, wenn er spielen will.

Ohne zu zögern setze ich mich an mein Schlagzeug und lege los. So kann ich alles aus mir rauslassen. Wenn ich wütend bin, eignet es sich super. Ich kann auf die Trommeln schlagen, so viel ich will. Sie halten das aus. Und danach geht es mir immer besser. So hoffe ich auch heute, dass es mir hilft.

Nach einer Runde Getrommel brauch ich mal eine Pause. Ich sehe mich um und mein Blick bleibt bei Aois Platz hängen. Er steht immer rechts vor mir neben Reita. Immer wenn es ging, hab ich ihn angesehen. Selbst von hinten sah er gut aus. Natürlich sieht er immer noch gut aus. Und genau das hat er ausgenutzt. Wie viele Menschen wohl auf ihn stehen? Ob er jeden nehmen würde? Vorstellen kann ich es mir bei ihm eigentlich nicht. Aber nachdem, was mit Ruki war, bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Mein Blick wandert weiter durch den Raum. An jeder Stelle kommen Erinnerungen hoch. Auf dem Sofa saß er immer, während wir etwas besprechen mussten. Meistens hatte er dann eine geraucht. Selbst wenn er ernst guckt, sieht er süß aus.

Mann! Wieso muss alles so schwer sein? Wieso muss Liebe so weh tun? Kann es nicht einfacher sein? Ich will Aoi zurück. Aber ob er zu mir zurück kommen wird? Ich glaub kaum. Ich war ziemlich gemeint zu ihm. Hab nur auf meine Gefühle geachtet. Was mit ihm ist, war mir egal. Ich hab ihn einfach abgewiesen. Da kann er nicht mehr zu mir kommen. Er wird sich denken, dass ich ein Arsch bin und mich aufgeben. Das hab ich auch verdient. Ich hab mich unmöglich verhalten. Da würd ich nicht anders reagieren.

Eine Träne der Verzweiflung läuft über meine Wange. Ich lasse meinen Kopf hängen. Wieso? Wieso muss ich auch so bescheuert sein? Ich hab ihn verloren. Für immer ...

~Chapter 12~

Von meinen Drums geh ich zum Sofa. Es ist bequemer als mein Hocker. Außerdem kann ich mich dann auch mal zurück lehnen. Ich schließe die Augen und sehe Aoi vor mir. Wie er lächelt ... Ich seufze. Er fehlt mir jetzt schon. Und dabei habe ich ihn heute morgen noch gesehen. Aber nicht seine Nähe gefühlt. Genau das fehlt mir. Ich brauche jemanden, der mich in den Arm nimmt und immer für mich da ist. Doch in diesem Moment fühle ich mich allein. Sehr allein.

Ein Klicken von der Tür tritt an meine Ohren und ich öffne die Augen, um zu sehen, wer den Raum betritt. Im Innern hoffe ich, dass es Aoi ist. Vielleicht hat er es ja geschafft, über seinen Schatten zu springen.

Leider werde ich enttäuscht. Es ist nicht Aoi, der den Raum betritt, sondern Uruha. Was macht er hier? Woher weiß er, wo ich bin? Er muss Reita gefragt haben. Sonst hätte er mich nie hier gefunden.

Er sieht sich um. Als sein Blick mich trifft, kommt er auf mich zu. In seinem Gesicht ist ein leichtes Lächeln zu sehen.

"Reita hat mir gesagt, wo du bist", erklärt er.

"Ich musste mich ein wenig ablenken."

Mein Blick wandert zum Tisch. Wie gern hätt ich jetzt Aoi vor mir stehen gehabt.

Uruha setzt sich neben mich. Ich stütze mich auf meinen Schenkeln ab. Mit einer Hand streichelt er meinen Rücken.

"Du hängst sehr an ihm oder?"

"Hm."

Bei dem Gedanken füllen sich meine Augen. Nicht schon wieder. Ich kann doch nicht die ganze Zeit heulen wie ein Kind. Aoi ist auch stärker. Ihn habe ich noch nicht einmal so gesehen. Wieso kann ich mich dann auch nicht so verhalten wie er?

"Irgendwann wirst du es überstanden haben. Dann ist er dir nicht mehr so wichtig. Du wirst froh sein, dass ihr noch Freunde seid. Mit der Zeit heilen alle Wunden."

Im Mormalfall hätt ich ihm das geglaubt. Aber jetzt geht es nicht. Diese Wunde wird nie heilen. Sie wird nur noch schlimmer. Wird mit Salz bestreut und ein Messer in sie tief hinein gedrückt. So fühlt es sich an. Eine Heilung ist nicht in Sicht.

"Wenn du dich nicht endlich los reißt, wird es dir nie besser gehen."

"Was willst du Uru?"

Fragend sehe ich in sein Gesicht. Ich verstehe nicht, wieso er mir nicht hilft. Wieso redet er so auf mich ein? Ohne Aoi geht es mir schlecht. Sieht er das nicht? Ist er so blind?

"Du willst wissen, was ich will?"

Seine Hand geht zu meiner Wange. Dort bleibt sie liegen. Kurz aber intensiv sieht er in meine Augen. Sie binden mich und ich kann mich ihnen nicht entreißen. Und auf einmal liegen seine Lippen auf meine. Schon wieder. Wieso macht er das andauernd? Er weiß ganz genau, dass ich nicht mehr für ihn empfinden kann. Also wieso versucht er es schon wieder?

"Ich will dich. Jetzt", flüstert er mir verführerisch entgegen.

Aber ich will ihn nicht. Vor allem nicht jetzt. Kann er das nicht sehen? Ist er so blind?

Wieso kommt Aoi nicht vorbei und befreit mich von ihm? Nein. Das geht er nicht. Dann denkt er bestimmt, dass ich es auch will. Er würde die Wahrheit nicht hinnehmen wollen.

Uruha drückt sich gegen mich beim Küssen. Sein Gewicht wird so schwer, dass ich nach hinten falle. Bitte nicht.

Seine Lippen wandern zu meinem Hals und seine Hände über meinen Körper.

"Uruha ... bitte ... hör auf ... ", flehe ich ihn an.

Doch darauf reagiert er nur mit einem dreckigen Grinsen.

"Es gibt kein Zurück", ist seine Antwort.

Was ist nur los mit ihm? So kenne ich ihn nicht. So rücksichtslos. Als wär er ein anderer Mensch. Das kann doch nicht sein ...
 

Was wird Kai wohl machen? Ob er auf mich wartet? Oder überlegt er sich, ob er zu mir kommt? Wenn ich es doch wüsste. Vielleicht ist es besser, wenn ich mit ihm rede. Es fällt mir zwar nicht leicht, aber ich kann so nicht weiter machen. Er muss erfahren, dass ich ihn liebe und ihn nicht verlieren will. Ich werde um ihn kämpfen. Außerdem muss einer den ersten Schritt machen. Kai wird nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, aber ich will ihm wenigstens sagen, wie ich zu ihm stehe und es alles wirklich ist.

Entschlossen lege ich meine Gitarre aufs Bett und verlasse mein Zimmer. An Kais Tür klopfe ich an. Es kommt nichts aus seinem Zimmer. Vielleicht hört er auch grad Musik und hat das Klopfen nicht gehört. Ich öffne einfach die Tür. Mehr als mich wieder rausschmeißen kann er nicht.

Aber ich bin eher geschockt, als ich in der Tür stehe. Kai ist nicht da. Wo ist er? Wieso sagt er uns nicht, wenn er weg geht? Oder ist er in der Küche und macht das Mittag? Vielleicht sollte ich da erstmal nachsehen, bevor ich irgendwelche Schlüsse ziehe.

Leider ist er auch nicht in der Küche. Ich sehe in der ganzen Wohnung nach. Nichts. Kai ist nicht hier. Das kann nicht sein. Dann ist er doch weg. Aber wohin? Ich muss mit ihm reden. Dringend.

Während ich so in der Wohnung rumlaufe, treffe ich auf Reita.

"Was ist denn mit dir los?", fragt er mich verwundert.

"Weißt du, wo Kai ist?"

"Ja. Er wollte an seinen Drums spielen."

"Danke."

Da ich weiß, was das bedeutet, mache ich mich sofort auf den Weg. Wo sollte er sonst sein? Wieso ich nicht gleich darauf gekommen bin. Das hätte doch mein erster Gedanke sein müssen. Was sollte er sonst machen? Immer wenn er sich abreagieren muss, spielt er an seinen Drums. Anders kenn ich ihn nicht.

Hoffentlich kann ich mit ihm reden. Vor allem will ich, dass alles wieder so wird wie vorher. Ich will Kai nicht verlieren. Er ist doch das wichtigste, was ich habe. Außer die anderen Jungs.

Langsam öffne ich die Tür, um zu sehen, ob Kai da ist. Aber es schnürt meine Kehle zu, als ich sehe, was er grad macht. Was soll das? Wieso? Womit habe ich das verdient? Ist das die Rache von ihm? Will er es mir heimzahlen? Das kann nicht sein. So gemein ist Kai nicht.

Er liegt da unter Uruha und so wie es aussieht, wollen die beiden sich in unserem Proberaum vergnügen. Von wegen Spielen. Abreagieren. So reagiert man sich also neuerdings ab ja?

Es zerreißt mich innerlich, als ich die beiden sehe. Aber ich merke auch was anderes. Kai scheint es nicht zu wollen. Macht er das nur, weil Uru es vielleicht so will oder will er es wirklich nicht?

"Uru ... ah ... bitte nicht ... "

Doch nur dieser Anblick schockt mich und ich glaube, dass ich Kai verloren hab. Für immer.

"Das kann nicht sein", kommt es über meine Lippen, während Tränen an meinen Wangen runterlaufen.

Prompt stoppt Uruha und sieht zu mir hinter. Auch Kai sieht mich an.

"Aoi ... "

Er hat mich also erkannt. Welch ein Wunder.

"Ich kann das nicht glauben. Und dabei wollte ich mit dir reden."

"Es ... " Er schuppt Uruha zur Seite. "Geh runter von mir", sagt er noch dazu. Er erhebt sich vom Sofa. "Ich kann dir das erklären", versucht er es.

"Ach ja? Und wie? Lass mich raten: Es ist nicht deine Schuld. Er hat dich überfallen."

"Ja. So ist es."

Eindringlich sieht er mich an.

"Wieso kann ich dir das nicht glauben?"

Noch immer sieht er in meine Augen. Die Tränen laufen weiter. Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals wegen so etwas vor meinen Freunden heule. Aber jetzt es ist so.

"Es ist wirklich so", versichert Uruha mir.

"Ihr beide seid solche Schweine. Ich hasse jeden einzelnen von euch!"

Mit diesen Worten verlasse ich den Raum.

"Aoi warte", schreit Kai mir noch nach.

Aber ich irgnoriere es. Ich kann sie nicht mehr sehen. Beide nicht. Vielleicht sollte ich mich von der Band trennen. Das ist das Beste für uns alle. Nur so kann ich einen klaren Kopf bekommen. Dann kann ich auch Kai vergessen und was Ruki mit mir gemacht hat. Auch sie werden mich schnell vergessen. Sie können ihr Leben weiterleben und Kai kann etwas mit Uruha anfangen. Es haben alle was davon. Und ich muss dann nicht mehr so leiden.

Ich steige ins Auto und fahre los. Tränen behindern meine Sicht. Aber mir ist das egal. Ich will einfach nur noch weg. Weg von allem. Ich muss in eine andere Stadt. Nur so fällt mir der Abschied von allen einfacher. Auch werde ich mich nicht mehr bei ihnen melden und sie sich auch nicht mehr bei mir. Das muss einfach sein. Sonst halte ich es nicht mehr aus. Und ich muss die beiden nicht mehr sehen. Ansonsten hab ich immer dieses Bild von Uruha auf Kai in meinem Kopf.

Durch meine Wut und Enttäuschung kann ich mich nicht auf die Straße konzentrieren. Auch versperren mir die Tränen meine Sicht. Das macht das Fahren nicht gerade einfacher. Trotzdem rase ich durch die Straße. Bei der einen Ampel übersehe ich sogar, dass es rot ist und fahre einfach weiter. Ein Fehler. Denn auf einmal spüre ich einen Druck in meine linke Seite. Kurz darauf wird alles schwarz ...

~Chapter 13~

Was sollte das jetzt? Wieso glaubt er uns nicht? Selbst Uruha hat gesagt, wie es wirklich ist. Warum versteht er es dann nicht? Ist er so ein Dickkopf? Hört er nur das, was er hören will? Ich versteh das nicht.

"Ich fahre jetzt wohl lieber."

Ich dreh mich zu Uruha um. In seinem Blick liegt Reue. So sollte es auch sein.

"Ich ... ich bleibe noch ein wenig ... "

Leicht lächelt er mich an.

"Es wird schon wieder. Ich werde dir helfen. Darauf kannst du dich verlassen."

Uruha legt eine Hand auf meine Schulter und geht dann an mir vorbei.

Er will mir helfen. Wie denn? Sagt er das nur, um das hier wieder gut zu machen oder will er mir wirklich helfen? Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Vielleicht will er mich damit auch nur aufmuntern. Warum kann ich nicht in seinem Kopf gucken? Wenn ich es bei Aoi könnte ...

Ich seufze schwer. Anstatt besser zu werden, wird unsere Situation nur schlimmer. Das kann nicht sein. Das darf nicht passieren. Wenn es so weiter geht, dann ist unsere Zukunft im Eimer.

Schwer lasse ich mich auf das Sofa fallen. Ich lehne mich zurück und lege meinen Kopf in den Nacken. Dadurch ist mein Blick zur Decke gewandt.

>Was Aoi wohl gerade macht?< frage ich mich in Gedanken. >Er ist bestimmt in seinem Zimmer und spielt Gitarre. Oder er ist bei Ruki<

Nein. Das darf nicht sein. Er darf nicht schon wieder zu Ruki gehen. Alles nur nicht ihn.

Sofort erhebe ich mich und stürme aus der Tür raus. Ich muss nach Hause. Ich muss mit Aoi reden. Er wird mir zuhören. Die ganze Wahrheit soll er erfahren. Und dann kann er mir sagen, wieso er mit Ruki im Bett war. Dann steht uns nichts mehr im Weg. So hoffe ich es zumindest ...
 

In unserer Wohnung angekommen, will ich gleich zu Aoi. Vorher erkundige ich mich aber, ob er überhaupt hier ist. Wenn nicht, dann wird er irgendwo im Park sein. Dann kann ich nämlich auch so lange warten.

Von den anderen jedoch bekomme ich zu hören, dass Aoi nicht zurück ist.

"Wo ist er?", frage ich trotzdem jeden einzelnen.

Alle zucken nur mit der Schulter.

"Ich dachte, dass er noch im Proberaum ist", gibt Reita dann von sich.

"Aber da ist er ja nicht. Er ist vor Uruha und mir gegangen."

"Uru war bei dir?", fragt mich Ruki verwundert.

"Ja", antworte ich einfach.

"Dann kann ich mir ja vorstellen, wieso er verschwunden ist."

"Was soll das jetzt bitte heißen?", will Uruha von ihm wissen.

"Na wer weiß, was ihr beide getrieben habt."

"Nichts."

"Ach komm Uru. Mir kannst du nichts vormachen. Ich bin nicht Aoi, der das glaubt, wer er blind vor Liebe ist. Ich weiß ganz genau, dass da mehr passiert ist."

"Ist es aber nicht", beharrt Uru auf seine Antwort.

"Hey es reicht!", greift Reita ein. "Ihr benehmt euch unmöglich. Und damit mein ich nicht nur euch beide. Auch Kai und Aoi sind nicht besser." Er richtet sich an mich. "Wieso redet ihr beide nicht endlich miteinander, wenn ihr so viel für den anderen empfindet? Wieso geht ihr euch aus dem Weg und wartet darauf, dass der andere den ersten Schritt macht? Manchmal frag ich mich, wohin ich geraten bin." Er geht auf Ruki und Uruha zu. "Und ihr solltet endlich aufhören, einen Schuldigen zu suchen und alles schlimmer zu machen, als es schon ist. Ihr denkt wohl, dass ich nichts von euren Problemen mitbekomme oder? So dumm bin ich auch nicht. Und wenn ich euch so sehe, dann frag ich mich, wie blind ihr alle eigentlich seid? Ich habe schon vorher gemerkt, dass Aoi was von Kai will. Auch bei Kai habe ich es gespürt. Zwar konnte er es besser verstecken, aber zu übersehen war es nicht. Euch beide hatte ich auch schon lange durchschaut. Ich habe geahnt, dass so was passiert. Leider konnte ich es nicht verhindern. Am Anfang hab ich auch gedacht, dass ihr das regeln müsst und es mich nichts angeht. Aber mittlerweile geht es in dieser Wohnung ja nur noch darum. Hört endlich alle damit auf. Ich halt das nicht mehr aus."

Wow. Reita lässt wirklich alles aus sich heraus. Damit hab ich nicht gerechnet. So haben wir ihn noch nie erlebt. Sind wir wirklich so rücksichtslos? Denken wir echt nur an uns? Ich meine Aoi und mich. Natürlich hab ich gehofft, dass er zu mir kommt. Aber kann ich denn wissen, dass er es genauso macht?

"Ich will ja mit Aoi reden, aber er ist nicht da", gestehe ich. "Vielleicht hab ich mich falsch verhalten, aber genau das will ich ändern."

"Ich würd dir ja gern sagen, wo er ist. Aber ich weiß es nicht. Er hat mich nach gefragt, bevor er gegangen ist. Seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen."

Das kann nicht sein. Er kann nicht verschwunden sein. Oder er ist doch in seinem Zimmer. Es kann ja sein, dass er Kopfhörer auf hat und uns nicht hört.

"Und wenn er in seinem Zimmer ist?", frage ich in die Runde. "Es kann doch sein, dass er mit Kopfhörern spielt."

"Dann sieh nach", sagt Ruki.

Das mache ich auch. Ich gehe zu seiner Zimmertür. Anklopfen brauch ich nicht. Wenn es wirklich so ist, dann hört er es ja auch nicht. Aus diesem Grund öffne ich die Tür einfach. Trotzdem mache ich es vorsichtig, dass er sich nicht erschreckt. Leider werde ich enttäuscht. Er ist nicht in seinem Zimmer. Enttäuscht schließe ich die Tür.

"Er ist nicht da", teile ich den anderen mit.

"Er wird schon zurück kommen", tröstet Reita mich, indem er einen Arm um meine Schulter legt. "Aoi ist kein Kind mehr. Er ist erwachsen und somit alt genug. Außerdem ist er noch nie weg gewesen, ohne uns etwas zu sagen."

Ein wenig munter seine Worte mich auf. Er hat schon Recht. Aoi ist alt genug. Und ich bin auch nicht seine Mutter. Wieso mache ich mir so viele Gedanken? Ihm wird schon nichts passiert sein und er wird auch bald zurück sein. Hoffe ich.

"Wollen wir zur Abwechslung mal gemeinsam einen Film sehen? Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Außerdem hab ich einen neuen, der gar nicht mal so schlecht sein soll."

"Gute Idee", stimme ich Reita zu.

Ruki und Uru sehen sich kurz an.

"Wir sind auch dabei", spricht Ruki dann.

Reita geht in sein Zimmer, um den Film zu holen. In der Zwischenzeit setzen wir drei uns aufs Sofa. Kurz darauf kommt er mit der DVD in der Hand zurück. Er legt sie in den Player ein, schattelt den Fernseher an und setzt sich dann ebenfalls aufs Sofa. Er sitzt rechts neben mir. Links von mir sitzt Uruha.

Der Film ist wirklich nicht schlecht. Aber ich kann mich nicht richtig auf ihn kontrollieren. Meine Gedanken kreisen um Aoi. Ich will wissen, was er macht und wo er ist. Ich muss mit ihm reden. Sofort. Warum kommt er nicht zurück? Wieso meldet er sich nicht bei uns? Ist ihm vielleicht doch was passiert?

Fast drei Stunden dauerte der Film. Noch immer ist er nicht zurück. Was ist nur los mit ihm? Ich habe so viele Fragen ihm Kopf. Und keine von denen wird beantwortet. Der Film ist vorbei und wir schalten im Fernseher rum. Plötzlich klingelt das Telefon.

"Ich geh schon", sagt Reita und steht auf.

Ruki hat die Fernbedienung in der Hand und stoppt bei den Nachrichten. Sie berichten von einem Autounfall, der vor wenigen Stunden geschah. Ein Laster fuhr in einen PKW rein, der bei Rot über die Ampel ist. Der Fahrer des PKWs wurde schwer verletzt. Als sie die Bilder vom Unfallort zeigen, kann ich meinen Augen nicht glauben. Das Auto kommt mir bekannt vor.

"Das sieht doch aus wie Aois Auto", teile ich den anderen mit.

"Ach was", winkt Ruki ab. "Aoi fährt doch nicht bei Rot über ne Ampel."

"Ich glaube, Kai hat Recht", stimmt mir Uru zu. "Sie doch."

Sie zeigen nähere Bilder vom Auto. Ich erkenne das Nummerschild. Außerdem kenne ich Aois Auto.

"Stimmt", gibt jetzt auch Ruki zu.

"Ihr glaubt nicht, was passiert ist", kommt Reita panisch zu uns zurück. Wir richten unseren Blick auf ihn. "Aoi liegt im Krankenhaus. Er wurde bei einem Autounfall schwer verletzt und liegt auf der Intensivstation."

Mein Blick wandert zum Fernseher. Noch immer zeigen sie die Bilder. Meine Augen haben mich also nicht getäuscht. Es ist Aois Auto und er liegt im Krankenhaus. Das kann nicht sein. Ich bin schuld an allem.

Auch die anderen sehen noch einmal zum Fernseher. Wir alle können es nicht glauben. Reita holt seine Autoschlüssel.

"Lasst uns fahren", entschließt er.

Ohne Zögern stehen wir drei auf und wir alle machen uns auf den Weg ...

~Chapter 14~

Zum Glück war der Verkehr nicht so schlimm. Rechtzeitig kommen wir im Krankenhaus an. An der Anmeldestelle frage ich nach Aoi. Da sie seinen Namen aber nicht kennen, fragt die Frau mich noch einmal nach dem Namen.

"Es wurde keine Person mit diesem Namen eingeliefert", bekomme ich als Antwort.

"Wir möchten wissen, wo Yuu Shiroyama liegt", meldet sich Reita zu Wort.

Damit kann sie mehr anfangen. Ich habe gar nicht dran gedacht, dass sie ja nicht weiß, dass Aoi nur ein Spitzname ist.

"Er liegt auf der Intensivstation in Zimmer elf", teilt sie uns mit.

Wir bedanken uns und machen uns sofort auf den Weg. Wie die Irren laufen wir durch das Krankenhausgebäude. Ich muss zu Aoi. Wie es ihm wohl geht? Ob er wach ist? Ich will bei ihm sein. Während er im Krankenhaus ist, weiche ich nicht von seiner Stelle. Das bin ich ihm schuldig. Es ist das einzigste, was ich jetzt für ihn tun kann. Und wenn es einige Tage dauert, bis er aufwacht. Ich werde so lange an seiner Seite sein, bis es ihm wieder gut geht.

Auf der Intensivstation finden wir sein Zimmer nicht. Ruki fragt eine Krankenschwester.

"Da dürfen Sie nicht allein rein. Warten Sie hier. Ich hole den zuständigen Arzt."

Mit diesen Worten lässt sie uns allein zurück und kommt einige Augenblicke später mit einem Arzt zurück. Sie sagt ihm, zu wem wir wollen und geht dann wieder.

"Darf ich fragen, wer Sie sind?", ist seine erste Frage.

"Wir sind Freunde von Herrn Shiroyama. Wir wurden benachrichtigt, dass er auf der Intensivstation liegt. Er wohnt mit uns in einer WG."

Reita übernimmt das Reden, weil er von uns allen den klareren Kopf im Moment hat.

"Dann hat die Schwester also mit Ihnen geredet", stellt er fest und zeigt auf Reita.

"Genau."

"Dann kommen Sie mal mit."

Er geht voraus und wir folgen ihm. Ich halt es nicht aus. Bis wir bei ihm ankommen, scheint es mir, vergehen Minuten. Dabei waren es aber nur Sekunden. Vor einem Fenster bleiben wir stehen. Ich sehe Aoi. Er liegt an Schleuchen und hat die Augen geschlossen. Es sieht aus, als wär er tot. Auch seine Haut ist blass. Dieser Anblick ist schrecklich. So habe ich ihn noch nie gesehen und so will ich ihn in Zukunft auch nicht mehr sehen. Dafür werde ich sorgen.

"Wie Sie sehen, ist Herr Shiroyama noch nicht bei Bewusstsein. Wann genau er aufwachen wird, kann ich nicht sagen."

"Können Sie uns wenigstens sagen, was er hat?", fragt ihn Ruki.

"Herr Shiroyama wurde von einem Lastwagen erwischt. Er fuhr in die rechte Seite des PKWs. Dadurch hat er Quetschungen im rechten Bauchbereich. Sein rechter Arm ist gebrochen. Bei dem Aufprall ist er mit den Kopf auf das Lenkrad geknallt. Davon hat er eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde an der Stirn. Ansonsten ist sein Körper von blauen Flecken gezeichnet. Wir haben ihn versorgt mit allem, was nötig ist. Nun warten wir darauf, dass er aufwacht."

Alles hört sich so schrecklich an. Wie konnte das nur passieren? Er achtet doch sonst auf den Straßenverkehr. Wie konnte er dann nur bei Rot über die Ampel fahren?

"Aoi ... ", entweicht es leise meine Lippen.

"Können wir zu ihm rein?", möchte Reita wissen.

"Aber nicht zu lange."

Wir nicken. Der Arzt öffnet uns die Tür und wir treten ein. Sie alle gehen gleich zu seinem Bett. Ich bleib an der Tür stehen. Dieser Anblick ist einfach zu schrecklich. Meine Augen werden feucht. Ich bin an allem schuld. Durch mich ist es so weit gekommen. Wenn ich doch nicht so furchtbar eifersüchtig gewesen wär.

"Kai willst du nicht näher kommen?", fragt Reita mich leise.

Geschockt sehe ich ihn an. Ich kann nicht reden. Ich kann nicht gehen. Ich bin wie festgewachsen.

Langsam kommt Uruha auf mich zu. Er legt einen Arm um mich.

"Aoi braucht dich jetzt mehr als wir."

Immer noch geschockt führt er mich zum Bett. Je näher ich ihm komme, umso mehr füllen sich meine Augen. An der linken Seite bleiben wir stehen. Ich kann sie nicht mehr aufhalten. Unaufhörlich fließen sie über meine Wangen. Uruha steht noch immer neben mir und streicht beruhigend über meinen Rücken.

"Er wird wieder", sagt er dabei.

Hoffentlich. Wenn er sterben würd, würd ich mir das nie verzeihen können. Dann setze ich meinem Leben ein Ende. Unsere Seelen können dann endlich vereint werden.

"Kai? Kai? Woran denkst du?", holt mich Ruki aus meinen Gedanken.

"An ... äh ... an ... nichts ... "

Zögernd hebe ich meine Hand. Ich muss ihn einfach anfassen. Vielleicht weiß er ja dann, dass alles gut ist.

Sanft und liebevoll streiche ich über seine Wange. Da er eine Strähne im Gesicht hat, streiche ich sie ihm zur Seite. Dabei sieht es so aus, als würden seine Augen zucken. Oder habe ich mir das eben eingebildet? Das muss meine Fantasie sein. Ich bilde mir das alle nur ein. Mehr ist das nicht.

"Seine Hand", teilt uns Ruki mit.

"Was ist mit seiner Hand?", fragt ihn Uruha.

"Er bewegt seine Finger. Seht doch."

Wir sehen auf seine Hand. Es stimmt. Er bewegt wirklich seine Finger. Aoi scheint aufzuwachen. Zum Glück. Dann kann ich ihm sagen, dass es mir alles leid tut und ich ihn zurück will. Er muss mir verzeihen. Ansonsten weiß ich nicht, was ich machen soll.

Langsam öffnen sich seine Augen. Aus seinem Mund kommt ein schmerzverzerrtes Stöhnen. Seine Augen gehen auf und er sieht uns alle an.

Ein Stein fällt mir vom Herzen. Ich bin so erleichtert, dass er es überstanden hat.

"Yuu ... "

Ich muss es einfach sagen. Vor Erleichterung könnt ich heulen.

"Was? Wo ... bin ich?"

Seine Stimme klingt kratzig und zerbrechlich. Wieder streiche ich über seine Wange. Ich will ihm beistehen.

Seine Augen wandern zu mir.

"Kai?"

Er hat mich erkannt. Das versetzt auf meinem Gesicht ein Lächeln.

"Ja Yuu. Ich bin es."

"Wir sind so froh, dass dir nichts weiter passiert ist", sagt nun auch Ruki.

Sein Blick wandert zu ihm.

"Mach das nie wieder", ermahnt er ihn. "Du weißt gar nicht, was du mit uns gemacht hast. Vor allem mit Kai. Er hat sich voll die Sorgen um dich gemacht."

"Kai?"

Anscheinend kann er es nicht fassen.

"Wieso bist du bei Rot über die Ampel gefahren?", frage ich ihn unter Tränen.

"Ich ... " Er versucht sich daran zu erinnern. "Ich hab es nicht gesehen. Auf einmal spürte ich den Schmerz. Und dann war alles dunkel."

Erneut muss ich ihn streicheln. Diesmal streiche ich durch seine Haare.

"Du hast mir eine Angst eingejagt. Aber jetzt musst du mir zuhören. Es tut mir leid. Es tut mir alles so verdammt leid. Durch mich ist es so weit gekommen. Ich hätte es verhindern müssen. Es hätte erst gar nicht so weit kommen können, wenn ich gleich mit dir geredet hätte. Aber jetzt haben wir viel Zeit es nachzuholen. Ich werde bei dir bleiben, bis du gehen darfst. Jeden Tag werde ich dich besuchen kommen. Wenn du meine Hilfe brauchst, bin ich immer für dich da. Und ich lasse dich nicht gehen. Ich liebe dich. Du bist mir am weichtigsten. Ohne dich kann ich nicht mehr leben ... "

Er legt mir einen Finger auf den Mund.

"Sei ruhig. Du redest schon wieder viel zu viel. Eigentlich ist alles mein Fehler. Ich selbst bin an meiner Situation schuld. Ich hätte euch beiden glauben müssen." Ich will ihm widersprechen, aber er lässt das nicht zu. "Sag nichts. Es ist und es bleibt so. Verstanden?"

Ich nicke nur. Wenn er es so will und sich so besser fühlt, dann kann ich dagegen nichts machen.

"Ich liebe dich auch Kai. Und daran wird sich nichts ändern."

Nie wieder werde ich ihn gehen lassen. Nie mehr. Und nichts wird uns in Zukunft auseinander bringen ...



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Kommentare zu dieser Fanfic (62)
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Von:  Serejane
2010-03-28T16:32:49+00:00 28.03.2010 18:32
whoohoo *jubel*
Das ist toll *_* mehr kann ich grad nicht sagen.. .xD
Von:  Serejane
2010-03-28T16:17:05+00:00 28.03.2010 18:17
"Du fängst dir gleich eine." Ich mag den Spruch ^^"
Bis hierhin schon mal interessant :3 Keiner der beiden weiß von den Gefühlen des jeweils anderen... Das hat man gern. xD
nein ehrlich, find ich gut xD
ich les dann mal weiter... xD

Von:  LadyKisu
2009-12-23T23:47:31+00:00 24.12.2009 00:47
deine ff ist wirklich toll ^^
schön das die beiden wieder zusammen gekommen sind und ich bin froh das aoi so schnell aufgewacht ist ^^
ich hatte furchtbare angst um ihn ;_;
ich finds geil das reita über die gefühle der anderen genau bescheid wusste xD
du hast wirklich einen tollen schreibstil
Von:  _Kimiko_
2009-11-19T00:26:48+00:00 19.11.2009 01:26
also ich finde das wirklich unfair von kai dass er aoi einfach so in den wind geschossen hat. klar, aoi hat mit ruki geschlafen, aber wenn kai anscheinend so wenig liebe für ihm entfindet tut er ihm unrecht. wenn er jetzt auch noch mit uru schläft dann wäre er auch kein deut besser..

mh leider mus ich jetzt aufhören zu lesen... naja morgen ist auch noch ein tag. super geschrieben!
Von:  _Kimiko_
2009-11-19T00:13:36+00:00 19.11.2009 01:13
also das ist schon jetzt so kompliziert. eine sehr verzwickte situation. jetzt bin ich echt gespannt wie sich kai und aoi machen.
Von:  _Kimiko_
2009-11-18T23:55:52+00:00 19.11.2009 00:55
ja da muss ich hina-uke-chan wirklich recht geben. wie konnte ruki nur? jetzt ist die ganze beziehung sprichwörtllich am arsch...
Von:  _Kimiko_
2009-11-18T23:25:39+00:00 19.11.2009 00:25
bwah wie grausam. der arme kai! mal sehen wie weit das noch geht ohne dass er innerlich kaputt geht...
bis jetzt kann ich auch nicht meckern. super geschrieben!
Von:  _Kimiko_
2009-11-18T23:06:03+00:00 19.11.2009 00:06
da kann ich den dreien auch nur zustimmen. da hab ich nichts anderes mehr zu sagen. daumenhoch!
Von:  _Kimiko_
2009-11-18T22:47:37+00:00 18.11.2009 23:47
boah das ist echt ein sehr gefühlvolles kapitel. richtig gut geschrieben. fast hätte ich sogar angefangen zu weinen aber ich musste ja jemandem bestimmten das vorlesen gel?
Von:  _Kimiko_
2009-11-18T22:31:27+00:00 18.11.2009 23:31
arg sind die schwer von begriff... die spannung steigt immer mehr... am liebsten würde ich all deine geschichten in nur einem tag aufsaugen!!


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