Zum Inhalt der Seite

Life without you

MattxMello
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Memories of you

Raschelnd landen die Geldscheine auf dem Bettlaken. Ich muss mich nicht umdrehen, ich kann das am Geräusch erkennen. Ein verhasstes Geräusch. Ich weiß nicht zum wievielten Mal ich das jetzt schon höre. Ich glaube zum 8.Mal oder so. Viel zu oft.
 

„Der Vertrag gilt.“
 

Eine tiefe, rauchige Männerstimme erfüllt den Raum.
 

„Verstanden…“ erwidere ich leise. Gleich darauf landet zwischen den Geldscheinen auch noch ein unterschriebener Vertrag, der den Schutz der Mafiatruppe zusichert, der ich mich angeschlossen habe. Ich höre ein Klackern. Ein ungewohntes, metallisches Geräusch. Langsam drehe ich mich um.
 

Ah, der Kerl packt nur seine „Liebesspielzeuge“ wieder ein. Handschellen. Scheiß Fetischist. Ohne ein weiteres Wort verlässt der Kerl mein Schlafzimmer. Ein paar Momente später wird die Haustür leise geschlossen.
 

Ohne dass ich es bemerkt habe, habe ich angefangen zu weinen. Lautlos. Emotionslos. Ich spüre nichts, wenn ich weine. Nicht mehr. Langsam setze ich mich auf. Mein Unterleib schmerzt. Wie jedes Mal danach. Wenn ich für meinen Boss „Beziehungen aufbaue“.
 

Mit leeren Augen schaue ich auf die Bezahlung, die er mir dagelassen hat. 500 Dollar. Ganz schön teuer für 30 Minuten Sex. Wenn man so darüber nachdenkt, was meine fast schon alltägliche Arbeit in mir auslöst, ist das jedoch noch wenig. Seit Wochen kann ich nicht mehr richtig schlafen oder essen. Alpträume. Magersucht. Selbstmordgedanken. Das alles löst meine sogenannte Arbeit bei mir aus. Ich hasse mein Leben.
 

Warum habe ich damals nur alles weggeworfen? Ich weiß es nicht mehr. Ich weiß nicht mehr, warum ich aus Winchester abgehauen bin. Oder aus dem Waisenhaus. Seufzend zerre ich die Decke von meinen Beinen. Die zwei Blutflecke auf dem Laken ignoriere ich. Die Innenseite meiner Oberschenkel sind auch ein wenig blutverschmiert. Eine widerliche Mischung aus Sperma und Blut. Tja. Wie immer. Weil ich mich nicht entspannen kann, wenn diese alten Säcke ihren Spaß mit meinem Körper haben. Wenn sie ihren ach so tollen Orgasmus bekommen, während ich vor Schmerz und Ekel an die Decke gehen könnte.
 

Stumm greife ich nach den Geldscheinen und dem Vertrag, lege beides auf meinem Nachttisch ab, während ich ins Bad gehe um mich zu duschen. Diese widerliche Blutmischung muss weg. Ich mache mir nicht die Mühe das Wasser warm zu drehen. Mein Körper entspannt sich sowieso nicht. Mein Unterleib schmerzt, auch, wenn ich heiß dusche. Resigniert drehe ich den Hahn wieder zu und wickle mir ein Handtuch um, während ich aus der Dusche steige.
 

Kurz streift mein Blick mein Spiegelbild im Spiegel über dem Waschbecken. Ich sehe furchtbar abgemagert aus, habe Augenringe. Meine Rippen schauen schon leicht durch meine blasse Haut. Meine Unterlippe hat einen blutigen Schorf, weil mein vorletzter „Kunde“ sadistisch veranlagt war, und Spaß daran fand mich zu schlagen.
 

Höhnisch lächle ich mein Ebenbild an. „Wie tief bist du nur gesunken… du elende Hure…“ Abschätzig über mich selbst lächelnd wende ich mich von mir selbst ab. Ich habe schon lange aufgegeben mich gegen mein Schicksal zu wehren.
 

Ob ich es heute tun sollte? Ich habe schon oft darüber nachgedacht mein beschissenes Leben einfach zu beenden. Es würde nicht lange dauern, außerdem habe ich die freie Auswahl. Zugang zu Waffen habe ich. Es gibt auch genügend Leute in meinem Bekanntenkreis, die mich für 50 Dollar mit Freude erledigen würden. Zitternd greife ich nach der Rasierklinge auf der Kommode in meinem Schlafzimmer.

Nein… wenn andere Personen davon erfahren, dann auch mein Boss. Und wenn er davon erfährt, werde ich nicht sterben können. Er würde mich aufhalten. Weil das sonst schädlich fürs Geschäft wäre, das hat er mir oft genug eingebläut. Mit Schlägen. Mit Drohungen. Mit was auch immer.
 

Ich sehe auf die Unterseite meines Handgelenkes. Sehe auf die blauen Adern, die sich schwach unter meiner blassen Haut abzeichnen. Soll ich…? Ich zittere noch mehr und stoße plötzlich an den großen Spiegel, der an die Wand gelehnt auf der Kommode steht. Ein Klackern. Mein Blick wendet sich der Ablagefläche der Kommode zu und sucht nach dem Gegenstand, der das Geräusch verursacht hat.
 

Eine Fliegerbrille. Gelb getönte Gläser, abgenutzt. Sie sieht billig aus. Es ist seine Fliegerbrille. Augenblicklich lege ich die wieder Rasierklinge weg. „Matt…“ Ich greife nach der Brille. Sofort fällt mir wieder ein, warum ich es bisher noch nicht fertig gebracht habe, mich umzubringen.
 

Wegen ihm…
 

Matt…
 

Er sitzt immer noch in Winchester und wartet… auf mich. Ich habe ihm bisher noch nicht von meiner jetzigen Arbeit erzählt. Dass ich bei der Mafia bin, weiß er zwar schon lange, aber dass ich meinen Körper verkaufe habe ich natürlich nicht erwähnt. Nein, das wäre wirklich das letzte, was ich ihm jemals sagen würde. Ich habe ihn schon genug belastet. Mit meinem Gehen vor 1 ½ Jahren zum Beispiel. Und die Tatsache, dass ich täglich mit meinem Leben spiele, indem ich für die Mafia irgendwelche Undercover-Aufträge annehme, um ein paar Agenten zu killen.
 

Ich weiß nicht mehr, wie viele Menschen ich schon getötet habe. Oder wie viele Kinder darunter waren, die nichts dafür konnten und einfach nur zufällig am Tatort waren. Sie hätten als Zeugen aussagen können, deswegen mussten sie sterben, hat mein Boss immer gesagt. Ich habe Matt davon erzählt. Er sagte, es sei okay, solange ich nicht selbst draufgehen würde. Er wäre wahrscheinlich die einzige Person auf diesem Planeten die mich ernsthaft vermissen würde.
 

Es gab im Grunde nur zwei Menschen die mir wichtig waren. Eine habe ich schon verloren. L. Ich will Matt nicht auch noch verlieren, indem ich ihm unter die Nase reibe, dass ich unser Versprechen gebrochen habe.
 

„Ich werde dich niemals verlassen oder gar betrügen.“ Murmle ich geistesabwesend, während ich die Fliegerbrille weiter betrachte.
 

Haha, schon komisch, wie naiv ich mit 8 war. Damals glaubte ich doch tatsächlich, dass ich so ein Versprechen halten könnte. Ich. Die männliche Vorstadt-Schlampe schlechthin. Früher war ich nicht so, nein. Aber was will man schon als knapp 15-jähriger in L.A. machen? Ich konnte damals noch nicht viel, jetzt kann ich auch nicht viel mehr. Und für Sex bekommt man Geld. Und Geld brauchte ich um zu überleben. Mein übernatürlicher IQ brachte mir auch nichts, da niemand einem 15-jährigen dauerhaft einen Job und Lohn gibt, von dem man leben könnte.
 

Ich dachte in der Mafia hört das endlich damit auf, dass ich meinen Körper verkaufen muss. Aber nein. Warum denn? Ich bin ja jung und sehe außerdem nicht gerade schlecht aus, meinte mein Boss. Ich kann mich nicht gegen ihn wehren. Er muss nur mit dem Finger schnippen und meine sogenannten Kollegen würden mich stundenlang nach Herzenslust foltern oder die Erlaubnis bekommen, auch mal ihren Spaß mit mir und meinem Körper zu haben. Verdammte Wichser.
 

Ich möchte zurück. Aber ich kann nicht. Ich kann Matt nicht mehr unter die Augen treten. Ich fühle mich furchtbar schuldig, was ich auch bin. Er kann mir nicht verzeihen, nach allem, was ich ihm angetan habe. Ich rufe ihn trotzdem jeden Tag an. Von meinem jetzigen Tun muss er ja nichts erfahren. Ich lüge ihn an, um ihm nicht weh zu tun. Sage immer, dass es mir gut geht, ich ausreichend Geld habe und ihn wahnsinnig vermisse. Das letzte ist das einzige was zu hundert Prozent wahr ist. Klackernd landet die Fliegerbrille wieder auf der Ablagefläche der schwarzen Kommode. Gleich darauf wechsle ich das Laken und kippe eines der großen Fenster, die bis zum Boden reichen, damit der stickige Geruch von Blut aus meinem Zimmer verschwindet.
 

Ich schaue auf die Uhr. In zwei Stunden kommt der nächste Kerl, der noch einen Vertrag zu unterschreiben hat. Der nächste sexbesessene der all seine widerlichen Phantasien an mir auslassen darf.
 

Meine Tränen wegwischend greife ich zu einer Tafel zartbitterer Schokolade auf meinem Nachttisch.
 

79% Kakao.

Meine Lieblingssorte.
 

***
 

Frierend schlinge ich die Decke um meinen Körper. Es war mal wieder einfach nur widerlich. Leise stöhnend rolle ich mich zusammen, während der dunkelhaarige Typ seine Hose wieder schließt und vom Bett aufsteht.
 

Er schweigt. Zu lange. Was soll das? Er weiß genau, was ich hören muss.
 

„Gilt der Vertrag?“, frage ich. Ich bemerke, dass meine Stimme brüchig und heiser ist. Ich hätte mich vorhin zusammenreißen und nicht so laut keuchen dürfen. Aber es tat zu weh.
 

„Nein. Erst, wenn ich das ganze morgen Abend noch einmal kriege.“
 

Meine Finger zucken, als er sich umdreht und nochmals näher kommt. Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll. Nochmal diesen Scheiß hier? Niemals. Nur über meine Leiche. Ich kann nicht verhindern, dass meine Augen sich böse verengen.
 

„Na? Was ist? Wenn du nicht bereit bist, das zu tun, dann kannst du den Vertrag vergessen und aus den 20 Millionen für deinen Boss wird nichts.“
 

Ohne zu antworten suchen meine Augen die Umgebung taktisch nach einer Waffe ab. Nur eine einzige. Irgendwas. Plötzlich entdecke ich eine meiner Handfeuerwaffen, die vor dem Fenster liegt. Einen Versuch ist es wert.
 

So schnell es geht, springe ich vom Bett auf und schnappe mir die Waffe vor dem Fenster. Doch als ich mich umdrehe, um auf den Kerl zu zielen, trifft mich bereits seine Faust hart in die Magengrube. Vom Schmerz überwältigt lasse ich die Waffe fallen und breche zusammen. Verdammt, ich bin viel zu langsam geworden.
 

Schmunzelnd vergräbt er eine Hand in meinem blonden Haar und zieht meinen Kopf ruppig nach oben, sodass ich ihn ansehen muss. Ich kneife die Augen zusammen. Er verpasst mir einen Schlag mit der bloßen Faust. Mitten ins Gesicht. Es tut weh.
 

„Morgen Abend. 21 Uhr, verstanden?“
 

Ich spüre wie er eine Messerklinge an meinen Hals hält. Ich nicke. Die Tränen rinnen meine Wangen hinunter. Ein widerliches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus und er lässt mich endlich los. Hustend versuche ich mich etwas aufzurichten, was aber kaum möglich ist.
 

Lautlos wische ich mir das Blut aus dem Mundwinkel, während dieser Wichser endlich meine Wohnung verlässt. Als ich aufstehen und ein paar Schritte gehen will, rutsche ich plötzlich auf etwas aus und falle erneut hin.
 

„Verdammt…!!“
 

Fluchend fahre ich herum um an dem Gegenstand, auf dem ich eben ausgerutscht bin, meine Wut auszulassen, stocke jedoch, als ich in die gelb getönten Gläser einer Fliegerbrille sehe. Mein wütendes Gesicht verschwindet. Nur die Tränen bleiben.
 

„Matt…“
 

Wimmernd kauere ich mich auf dem Boden zusammen.
 

„Verzeih mir…“
 

~Prolog Ende~

So~ ich hoffe der Prolog hat euch ein wenig neugierig gemacht. ^^ Hoffentlich klang das nicht zu depri... Oo Nja, ich freu mich drauf eure Meinung zu hören.^^

Misu

Every day

„Ah…!!“
 

Stöhnend gehe ich ins Hohlkreuz. Es tut weh. Wie immer. Aber diesmal erscheint es mir besonders schlimm. Die Zähne zusammen beißend drehe ich den Kopf zur Seite. Mein Blick fällt auf die Digitaluhr, die auf meinem Nachttisch steht. Es ist 21:13 Uhr. Ich muss den Scheiß hier erst 13 Minuten aushalten? Es kam mir länger vor. Unerträglich lang.
 

Der Kerl von gestern kam natürlich überpünktlich, um den Vertrag abzuschließen. Oder besser gesagt, um sein notgeiles Ego zu befriedigen. Ich wünschte er wäre auf dem Weg hierher verreckt. So richtig schön qualvoll. Er hätte es verdient. Wenn ich könnte, würde ich das selbst erledigen, aber dieser Wichser hält meine Handgelenke fest und drückt sie auf die Matratze. Genau wie den Rest meines Körpers.
 

Erneut durchfährt ein stechender Schmerz meinen Unterkörper.
 

„H-hör auf…!! Du tust mir weh… ha…“
 

Mehr als flehen kann ich im Moment nicht tun. Ich hatte noch nie sonderlich viel körperliche Kraft.

Hilflosigkeit. Schmerzen. Angst.

Das sind die Gefühle, vor denen ich mich am meisten fürchte. Und genau diese Emotionen habe ich gerade. Ich habe sie fast täglich.
 

„Du bist ja doch ganz niedlich, wenn du Angst hast…“
 

Er lässt eines meiner Handgelenke plötzlich los, jedoch nur, um meinen grob Kopf in die richtige Richtung zu drehen und mir dann einen widerlich aufdringlichen Kuss zu verpassen.
 

„Mhm…!“
 

Zu den Schmerzen und der Angst kommt Übelkeit hinzu. Der bereits vorhandene Ekel wird außerdem noch einmal verstärkt. Stumm presse ich meine Lippen aufeinander. Als er mit der Zunge auch noch über meine Lippen streicht, halte ich es nicht mehr aus vor Abscheu.
 

Ohne vorher nachzudenken hole ich mit meiner freien Hand aus und verpasse ihm eine Ohrfeige. Zwar ohne viel Kraft, da ich im Moment viel zu sehr zittere, doch anscheinend war das genug Provokation für ihn. Noch ehe ich begreifen kann, welchen Fehler ich gerade begangen habe, trifft mich seine Faust im Gesicht. Mein Kopf fliegt zur Seite.
 

„Wirst du jetzt frech, oder was?!“
 

Seine Stimme klingt wütend. Rasend vor Wut. Zitternd wische ich mir etwas Blut aus dem Gesicht. Doch bevor ich irgendetwas anderes machen oder mich wehren kann, umfasst er meinen Hals mit seinen großen Händen und fängt an zu drücken. Meine Augen weiten sich. Ich kann nicht mehr atmen. Während ich vergeblich nach Luft schnappe, verstärkt sich sein Griff.
 

„Ich hätte dich gestern schon töten sollen. Du miese, kleine Schlampe…!!“
 

Ich will nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht, ohne Matt vorher noch einmal gesehen zu haben. Während er weiter versucht mich zu erwürgen greife ich unter mein Kopfkissen und hole eine meiner Rasierklingen hervor.
 

Die Augen zusammen kneifend schneide ich den Kerl am Hals seitlich auf. Als Blut auf mein Gesicht spritzt, wird mir klar, dass ich die Hauptschlagader getroffen habe.
 

„Argh!! Du wertloses Stück Dreck…!!“
 

Sein Griff um meinen Hals lockert sich, er versucht, die Blutung zu stoppen, indem er den großen Schnitt an seinem Hals notdürftig mit den Händen zuhält. Ich bin mir sicher, dass ihm, trotz der Beleidigungen, sein eigenes Leben erst einmal wichtiger ist.
 

Ich stoße ihn von mir runter, mit dem letzten Stück Kraft, dass ich noch aufbringen kann. Ich stehe auf, taumle an die Wand gegenüber dem Bett und sehe ihm zu, wie er versucht, die Blutung zu stoppen. Er steht auf. Kommt schleppend auf mich zu. In seinen Augen lodert die blanke Wut. Panik steigt in mir auf. Kurzerhand greife ich nach einer der herumliegenden Waffen.
 

„B-bleib stehen!“
 

Er fängt an zu grinsen – trotz der unglaublichen Schmerzen, die er haben muss – und kommt wieder ein paar Schritte näher.
 

„Du drückst doch sowieso nicht ab. Dann platzt der Vertrag.“
 

Das ist ja wohl das allerletzte, worum ich mir jetzt Sorgen machen würde. Außerdem nimmt er mich nicht ernst. So etwas hasse ich. Ich ziele auf sein linkes Knie und drücke ab. Ein lauter Knall. Dann ein schmerzerfüllter Schrei. Er bricht zusammen. Schwer atmend sehe ich auf ihn herab. Eine große Blutlache bildet sich langsam um seinen sich windenden Körper herum.
 

Plötzlich habe ich das Bedürfnis dazu ihm weiter weh zu tun. Ich weiß nicht genau warum. Meine ganze Angst, mein Hass, meine Wut auf solche Typen platzt auf einmal aus mir heraus. Ich will ihm zeigen, wie sich das anfühlt, völlig hilflos einer überlegenen Person ausgeliefert zu sein. Ihm zeigen, wie ich mich tagtäglich fühle.
 

Ich lasse die Waffe fallen und balle meine Hände zu Fäusten. Er atmet nur noch flach, als ich ihn mit den Fuß auf den Rücken drehe und mich über ihn knie.
 

„Du verdammter Wichser…! Nur wegen sowas wie dir ist mein Leben der letzte Dreck!!“
 

Ich schlage auf ihn ein. Auf sein Gesicht. Auf seinen Körper. Auf alles, was mir in die Quere kommt. Auch, als er schon längst damit aufgehört hat, sich zu bewegen. Auch, als er nicht mehr atmet. Ich schlage weiter auf ihn ein. Mit voller Wucht. Nach einer halben Stunde endlich höre ich auf.
 

Die Fingerknöchel meiner rechten Hand sind schon rot und geschwollen, weil ich solange nicht aufgehört habe zu schlagen. Schwer atmend sehe ich auf sein Gesicht. Auf die Blutergüsse unter der Haut und die blauen Flecken, die meine Schläge verursacht haben. Auf seinen blutüberströmten Hals. Schnell stehe ich auf.
 

Er ist tot.
 

Mein Herz rast. Verdammt, was hab ich gemacht?! Wenn Rod davon Wind kriegt bin ich geliefert. Fassungslos sehe ich auf meine blutverschmierten Hände und die Blutspuren, die fast überall im Raum verteilt sind.
 

Dieses Gefühl…
 

Ich habe zwar schon oft Menschen umgebracht, aber das war immer nur ein kurzer Schuss und dann Stille. Nie habe ich selbst Hand angelegt. Nie jemandem die Kehle aufgeschnitten oder auf ihn eingeschlagen. Ich schlucke. Dieses Gefühl ist ungewohnt belastend. Aber ich sollte jetzt zuerst an meinen eigenen Schutz denken. Er hat mich zwar nicht umgebracht, aber mein Boss wird das an seiner Stelle erledigen, wenn er sein Geld nicht bekommt.
 

Ich drehe mich von der blutüberströmten Leiche weg und gehe ins Bad, um grob das Blut zu entfernen. Einen Menschen eigenhändig umgebracht zu haben ist wirklich ein komisches Gefühl. Wenn man sieht, wie der Glanz aus den Augen einer Person weicht. Wenn man hört, wie sie ihren letzten Atemzug tut. Wenn das Herz aufhört zu schlagen und du weißt, dass es das nur wegen dir macht.
 

Schaudernd spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, wasche das gröbste Blut schnell ab. Gleich danach gehe ich zurück ins Schlafzimmer und ziehe mir das erstbeste an, das mir in die Finger kommt. Meine schwarze Lederweste und die enge Hose mit dem auffälligen Gürtel.
 

Ohne die Leiche zu beachten gehe ich sofort danach zu dem Haufen aus seinen Klamotten, die auf dem Boden liegen. Sein teurer Smoking. Hastig durchwühle ich alle Taschen die ich daran finden kann. Und ich werde tatsächlich fündig. Ein Checkbuch und sein Portemonnaie. Ganz schön leichtsinnig. Dieser Kerl hatte anscheinend wirklich nicht viel im Hirn. Naja. Wie man Sex hat wusste er zumindest.
 

Hastig reiße ich eine Seite aus dem Heft mit den Checks darin und krame seine Kreditkarte aus der Geldbörse. Einen großen Schritt über die Leiche machend steuere ich die Küche an und suche mir einen schwarzen, wasserfesten Stift. 20 Millionen Dollar. Langsam schreibe ich den Geldbetrag auf die dafür vorgesehene Zeile auf dem Check. Dann schaue ich auf die Unterschrift auf seiner Kreditkarte. Kyle Smith. Wow, er kann der erste „Kunde“ von mir sein, dessen Name ich weiß. Nützt ihm jetzt aber auch nichts mehr.
 

Seine Unterschrift ist leicht zu fälschen, da seine Handschrift in fast schon perfekten Druckbuchstaben geschrieben ist. Wie langweilig. Gähnend stecke ich den ausgefüllten Check in einen Briefumschlag, den ich auch gleich darauf verschließe und auf dem Tisch ablege.
 

„Hm…“
 

Grübelnd luge ich ins Schlafzimmer. Die Leiche so zu entsorgen, wie sie jetzt ist, wäre zu auffällig. Ich gehe zurück in die Küche und öffne einige Schubladen als mir plötzlich ein ziemlich großes, scharfes Fleischermesser entgegen schaut. Es ist zwar nicht meine Art, aber so ist es nicht so auffällig.
 

Mit dem Messer in der rechten und ein paar Müllsäcken in der linken Hand mache ich mich auf den Weg zurück ins Schlafzimmer.
 

***
 

Stumm sehe ich auf die einzelnen Müllsäcke im Kofferraum meines Autos. Darin sind die einzelnen Gliedmaßen dieses Kerls. Irgendwie muss ich dafür sorgen, dass ich eine andere Wohnung bekomme. In dieses Haus möchte ich nicht mehr zurück.
 

Mit einem lauten Knall schließe ich den Kofferraum und setze mich ans Steuer meines schwarzen Porsche. Ich werde diesen Kerl – oder eher, was von ihm übrig geblieben ist – in verschiedenen Teilen der Stadt entsorgen, damit man nicht mehr zurückverfolgen kann, wo er umgebracht oder zerlegt wurde.
 

Sonst hab ich bald die Polizei im Genick sitzen. Und bei dem Stress, den ich zurzeit auch so schon habe, kann ich darauf echt verzichten.
 

***
 

Eine Stunde später ist alles erledigt. Sein linkes Bein schwimmt jetzt in irgendeinem Fluss, sein Kopf liegt auf einer Müllhalde, seine restlichen Gliedmaßen hab ich in den Mülltonnen irgendwelcher Zivilisten verteilt. Problem gelöst.
 

Mit viel zu hoher Geschwindigkeit fahre ich in Richtung Hauptquartier. Rod, mein Boss, wartet sicher schon darauf, endlich seine Kohle in die Finger zu kriegen. Ich parke mein Auto vor dem mittelgroßen Gebäude und steige aus. Keine Minute später betrete ich den großen Raum, mit der schwarz-weiß gestreiften Couch in der Mitte.
 

„Hallo Mello.“ begrüßt mich mein Boss lächelnd. Wie immer hat er diesen übertrieben netten Tonfall aufgelegt. Links und rechts neben ihm sitzen zwei gut gebaute Frauen. Nutten.
 

„Tag, Rod.“
 

Ich zücke eine Tafel Schokolade und beiße hinein, während ich näher zu der großen Couch gehe und schließlich auf der Lehne platz nehme.
 

„Und? Wie ist es gelaufen?“
 

Ich reiche ihm den Umschlag mit dem Check und schlucke das Stück Schokolade hinunter.
 

„So wie immer.“
 

Ja. So wie immer. Schmerzen. Angst. Widerlicher Sex. Und Hass auf solche Kerle wie meinen Boss. Das alles eben. So wie immer.
 

Er nimmt den Umschlag entgegen und sieht kurz auf die blutigen Striemen an meinen Handgelenken, die gestern von den Handschellen verursacht wurden.
 

„Ah. Wie ich sehe hast du dich mit Mister Johnson auch prächtig amüsiert.“
 

Sollte das eben witzig sein? Wenn ja bin ich anscheinend humorlos. Stumm beiße ich ein weiteres Stück Schokolade ab. Nach einer Weile erhebt Rod sich.
 

„Komm mit.“
 

Die Schokolade bleibt mir im Hals stecken. Ich habe keine Ahnung was er jetzt vorhat. Es ist ja nicht so, dass ich nicht auch schon mal ihm meinen Körper geben musste. Trotzdem folge ich seiner Anweisung, da sonst wahrscheinlich noch viel Schlimmeres passiert. Er führt mich aus dem großen Raum und bringt mich schließlich in sein Zimmer, schließt die Tür ab.
 

Ich stehe mit dem Rücken zu ihm, schließe meine Augen und atme tief durch. Ich will das hier nicht. Nicht schon wieder. Ich hab es satt von allen wie eine Puppe ohne Gefühle behandelt zu werden. Außerdem hatte ich die letzten Tage schon genug Stress. Mir tut alles weh. Besonders mein Unterleib.
 

„Mach deine Weste auf.“
 

Er steht nun direkt hinter mir. Langsam ziehe ich den Reißverschlussöffner meiner Weste nach unten. Rod geht um mich herum und beäugt meinen geschundenen und von blauen Flecken und Kratzer übersäten Oberkörper genau. Ich sehe zur Seite. Plötzlich ein Seufzen seinerseits.
 

„Du solltest besser darauf aufpassen, dass dein Körper in Ordnung bleibt. Ich glaube Verletzungen sind nicht gerade sehr beliebt bei deiner Kundschaft. Und iss wieder mehr. Du siehst furchtbar aus.“
 

Ich balle meine Hände zu Fäusten, sage aber nichts. Er kann ja gerne mal selbst versuchen, ruhig zu bleiben, wenn er gegen seinen Willen flach gelegt wird und außer >Halt die Klappe!< oder >Jetzt stell dich nicht so an, du Hure.< nichts zu hören bekommt.
 

„Allerdings… hast du gute Arbeit geleistet. Brauchst du irgendwas?“ Ich sehe auf.
 

„Eine neue und bessere Wohnung. …und Urlaub.“
 

„So viel gleich? Naja, dafür will ich aber ein wenig Gegenleistung, verstanden?“
 

Er grinst. Mir wird kalt. Mein Mund trocknet aus. Ich beginne minimal zu zittern und senke meinen Blick.
 

„…ja...“
 

Nein. Ich kann nicht fassen, was ich gerade gesagt hab. Ich feiger Bastard. Leise seufzend ziehe ich meine Weste komplett aus und mache mich gleich darauf an der aufwendigen Schnürung meiner Hose zu schaffen.
 

Verdammter Teufelskreis. Ich hätte nie damit anfangen sollen, meinen Körper zu verkaufen, um meinen eigenen Arsch zu retten. Ob das überhaupt jemals wieder ein Ende nimmt…?
 

***
 

„Hier die Schlüssel.“
 

Den Reißverschluss meiner Lederweste wieder schließend nehme ich den Schlüssel und einen Zettel mit einer Adresse für meine neue Wohnung entgegen. Wenn man darüber nachdenkt, was ich gerade noch gemacht habe und das die Belohnung dafür sein soll, frage ich mich, warum ich mir nicht mehr als bloß eine neue Wohnung und Urlaub gewünscht habe.
 

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stehe ich auf und verlasse das Zimmer meines Bosses, der gerade Zigarre rauchend auf seinem Bett liegt und anscheinend mehr als zufrieden mit meiner „Gegenleistung“ war. Mein Unterkörper tut mal wieder höllisch weh.
 

Leise keuchend lehne ich mich gegen die harte Betonwand des langen, kalt wirkenden Ganges. 4mal ungewollten Sex in zwei Tagen ist dann doch etwas zu viel. Sowohl physisch als auch psychisch.
 

Ich sehe auf die große Uhr an der Wand gegenüber. Inzwischen ist es 4 Uhr morgens. Ich fühle mich furchtbar. Ich bin müde, hungrig, ausgelaugt. Und ich will Matts Stimme hören. Ich habe ihn heute noch nicht angerufen. Hoffentlich ist er nicht sauer. Wahrscheinlich werde ich erst morgen – oder eher: später heute – dazu kommen.
 

Nachdem ich mal wieder ausgiebig geschlafen und etwas gegessen habe. Und geduscht. Ich fühle mich furchtbar schmutzig. Seit der Aktion mit Kyle Smith habe ich nicht mehr geduscht. Und jetzt auch noch das mit meinem Boss. Ich ekle mich vor mir selbst. Inzwischen weiß ich, wie sich eine Hure nach einem Tag Arbeit fühlen muss. Es ist einfach nur widerlich, dieses Gefühl.
 

Ich trotte in Richtung Ausgang des Hauptquartieres. Wenn mein Leben weiter so „erfolgreich“ ist, dann bring ich mich wirklich noch um. Ich bin einfach nur komplett verzweifelt.
 

Wenn ich Matt weiter nur über Handy kontaktiere und ihn nicht bald mal zu Gesicht bekomme, dann mach ich meine Selbstmordgedanken wahr, das schwöre ich.
 

~Kapitel 1 - Ende~

So... das passiert, wenn Misu zu viel Freizeit und sadistische Gedanken hat. Oo ...und man staune: xD Ich bin stolz drauf!! Nein, ehrlich, das Kapitel gefällt mir selber ganz gut. ^^ Ich hoffe euch genau so. Freue mich auf Kommis. x3

Misu

Simple words

Jemand schlägt auf mich ein. Er hört nicht mehr damit auf. Ich spüre, wie an meinem Gesicht Blut herunterläuft. Vergeblich versuche ich, meinen Körper vor den Schlägen zu schützen. Schließlich komme ich dazu das Gesicht meines Peinigers zu sehen.
 

Rote Haare. Grüne Augen. Eine in den Pony hochgeschobene Fliegerbrille.
 

"M-Matt?!"
 

Seine Augen wirken hart und voller Hass.
 

"Du elende Nutte! Wie konntest du mich nur so betrügen?!"
 

Erneut holt er zum Schlag aus. Ich kneife meine Augen vorsorglich zusammen.
 

Als ich sie das nächste Mal öffne, liege ich in meinem Bett. Zitternd und mit Angstschweiß auf der Stirn. Meine Tränen unterdrückend starre ich vor mich hin. Ein Alptraum. War ja klar. Wenn ich schon mal Schlaf finde, habe ich Alpträume. Etwas benommen sehe ich mich um. Gut, wenigstens liege ich ausnahmsweise mal alleine im Bett.
 

Mein Blick fällt auf drei offene Tablettenschachteln auf dem Fußboden. Antidepressiva und Schlaftabletten. Außerdem noch Aspirin gegen die Schmerzen. Zumindest die Schlaftabletten hätte ich mir sparen können. Bei Alpträumen nützen die mir auch nichts. Ich wache trotzdem auf. Und durch die Nebenwirkungen der anderen Tabletten sind die Alpträume meist doppelt so schlimm. Matt würde niemals so etwas machen… Oder?
 

Seufzend setze ich mich auf. Das Aspirin hat auch nicht angeschlagen. Vom Antidepressiva ganz zu schweigen. Alles beschissen. Irgendwie scheint mein Körper sich gegen jede Form von medizinischer Hilfe zu wehren. Oder vielleicht auch mein Unterbewusstsein. Denn wenn mein Körper nämlich weiterhin so aussieht, gibt mir Rod vielleicht weniger solche widerlichen Aufträge. Haha, ich sollte anfangen mich zu ritzen, dann bin ich diesen Nutten-Job eventuell bald mal los.
 

Mit einem weiteren Seufzen steige ich aus dem Bett und nehme mir eine Tafel Schokolade vom Nachttisch, die ich vorsorglich bereitgelegt habe. Ich hatte noch gar nicht Zeit, mir meine neue Wohnung genauer anzusehen. Kauend drehe ich mich um. Das Bett ist groß und bequemer als das alte. Die Fenster reichen, genau wie in meiner alten Wohnung, bis zum Boden. Rechts steht ein großer Kleiderschrank aus Ebenholz, gegenüber noch eine Kommode aus dem gleichen Material. Plötzlich fällt mir etwas auf. Knackend landet die Schokolade auf dem Boden.
 

Die Ablagefläche der Kommode ist ungewohnt leer. Die Fliegerbrille…
 

„Verdammt!“
 

Fluchend schnappe ich mir ein paar Klamotten und verlasse das Haus. Wie konnte ich sie nur vergessen?! Mein einziges, materielles Andenken an Matt. Ich Idiot. Die Bremsen meines Wagens quietschen laut, als ich keine 10 Minuten später vor meiner alten Wohnung halte.
 

Vor dem Haus ist eine Absperrung. Natürlich hat die Polizei bereits mitgekriegt, dass die Blutflecken im Schlafzimmer sicher nicht zur Dekoration dienen. Ich bleibe vorsichtshalber erst einmal sitzen. Wenn die Bullen mich hier erwischen, werde ich womöglich noch als Mörder gestellt. Prüfend werfe ich einen Blick durch die großen Fenster neben dem Eingang. Es brennt kein Licht. Stimmen kann ich ebenfalls nicht hören. Es steht auch kein Dienstfahrzeug der Polizei davor oder sonst irgendwelche Autos. Langsam steige ich aus.
 

Während ich über die aufgespannten Absperrbänder steige, sehe ich mich immer wieder prüfend um. Niemand zu sehen. Zum Glück liegt meine alte Wohnung in einem nicht sehr bewohnten Gebiet von L.A. Schweigend trete ich durch die Eingangstür und knipse das Licht an. Handschuhe trage ich sowieso, um die Fingerabdrücke muss ich mir also keine Sorgen machen. Auf dem Boden im Flur sind noch ein paar eingetrocknete Blutspritzer im Teppich zu sehen.
 

Das ist passiert als ich die nicht ganz verschlossenen Müllsäcke mit seinen Gliedmaßen rausgetragen hab. Urgh… ich will gar nicht daran zurückdenken…
 

Schleichend gehe ich ins Schlafzimmer. Überall lächerliche kleine Schildchen die angebliche Indizien und Beweisstücke markieren sollen. Mein Blick fällt auf die Ablagefläche der Kommode. Ah. Da liegt sie. Auch ein Schildchen daneben. Etwas lächelnd schnippe ich es weg.
 

Um sie der Polizei zu überlassen ist mir die Brille echt zu wertvoll. Noch einmal lasse ich den Blick durch das Zimmer streifen. Zwar sind meine Fingerabdrücke sicher nicht im Verzeichnis der Polizei gespeichert, aber es wäre doch lästig, wenn sie hier etwas finden würden, das irgendeine Verbindung zu mir aufweist. Hatte ich nicht noch einen Kanister Benzin im Auto?
 

***
 

Mit Vollgas fahre ich von der in Flammen stehenden Wohnung weg. Die Fliegerbrille auf dem Beifahrersitz. Schmunzelnd fällt mir auf, dass ich schon komische Ansichten vom Leben habe. Mir ist ein Stückchen Plastik wichtiger als eine millionenschwere Wohnung. Als ich die Sirenen von ein paar Streifenwagen höre, trete ich das Gaspedal voll durch. Unbemerkt schaffe ich es schließlich zu meiner neuen Wohnung. Das war ja schon fast zu einfach.
 

Während ich meinen roten Mantel abstreife, sehe ich auf eine Uhr an der Wand. Kurz vor 17 Uhr. Wird Zeit, Matt mal wieder anzurufen. Ich gehe ins Schlafzimmer und lege die Fliegerbrille vorsichtig auf der Kommode ab. Gleich danach greife ich zu meinem Handy.
 

Ich würde mich eigentlich gerne mal bei jemandem über meinen „Job“ aussprechen. Ich glaube zwar nicht daran, aber angeblich soll das ja wahre Wunder bewirken. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, Matt alles zu verraten und schüttle entschlossen den Kopf. Nein. Er wäre nur sauer.
 

Während ich langsam seine Nummer eingebe, gehe ich ins Wohnzimmer und halte mir schließlich das Handy ans Ohr. Es tutet eine ganze Weile. Vielleicht eine halbe Minute oder länger. Als ich schon wieder auflegen will, nimmt er endlich ab.
 

"Ja…? Warum rufst du jetzt an…?"
 

Er klingt verschlafen. Kaum habe ich seine Stimme gehört, könnte ich schon wieder heulen. Verdammt. Warum kann ich nicht bei ihm sein?
 

„Ich will deine Stimme hören.“ sage ich leise und schließe die Augen, um weiter zuzuhören, wie er mit mir redet. Ich liebe seine Stimme.
 

"Weißt du eigentlich wie spät es hier ist?" Er gähnt.
 

„Hier ist es gerade mal 17 Uhr.“
 

Am anderen Ende der Leitung raschelt es kurz, als er sich bewegt.
 

"Hier 1 Uhr nachts. Du hättest die Zeitverschiebung zwischen Los Angeles und Winchester berechnen sollen."
 

Toll. Daran hätte ich wirklich denken können. Wenn ich ihn schon mal anrufe, dann ist es immer unpassend oder ich störe ihn bei irgendetwas. Leise seufzend befreie ich eine Tafel Zartbitterschokolade von ihrer Verpackung und setze mich auf die Couch im Wohnzimmer.
 

„Das tut mir leid. Willst du lieber schlafen?“
 

Erneut raschelt es etwas, er macht ein umständliches Geräusch, als er sich vermutlich aufsetzt.
 

"Nein. Kann ich jetzt sowieso nicht mehr. Also… was soll ich dir erzählen?"
 

Ich überlege kurz. Ich will hören, dass er mich liebt. Warum er mich liebt. Warum er sich überhaupt noch mit so etwas wie mir abgibt.
 

„Sag mir, was du an mir magst.“ antworte ich schlussendlich und beiße in die Schokolade. Er lacht kurz leise auf.
 

"Mello, bist du depressiv, oder warum willst du das hören?"
 

Ich stocke. Woher weiß er das? Ich unterdrücke ein Aufschluchzen und lasse das Handy kurz sinken. Plötzlich ist seine Stimme lauter und klingt besorgt.
 

"Mello, was ist los??"
 

Ich lehne den Kopf in den Nacken und spüre, wie eine Träne sich den Weg aus meinem Augenwinkel und dann über meine Wange bahnt. Ich halte mir das Handy wieder ans Ohr und schluchze leise.
 

„Ich hab Mist gebaut, Matt. Richtig großen Mist.“
 

Toll. Schön gemacht, Mihael. Warum erzählst du ihm nicht gleich, dass du tagtäglich mit alten Säcken in die Kiste springst, um dein schmutziges Geld zu verdienen?! Doch seine Stimme klingt weiterhin verständnisvoll.
 

"Willst du darüber reden?"
 

Ich sehe auf den Boden. Okay… Entweder er hat danach Mitleid oder er bezeichnet mich als Schlampe, beendet unsere Beziehung und wird mich auf ewig hassen. Letzteres erscheint mir als weitaus wahrscheinlicher. Ich hätte es verdient. Ich dreckige Hure.
 

„Ja… aber… ich hab Angst vor deiner Reaktion.“
 

Das stimmt. Mehr Angst als beim ungewollten Sex. Mehr Angst, als vor meinem Boss. Wenn ich Matt jetzt auch noch verliere, bringe ich mich um. So viel steht fest. Kurz sehe ich zu einer Rasierklinge auf dem Tisch.
 

Er schweigt eine ganze Weile. Vermutlich weiß er schon, was ich gemacht habe. Matt ist nicht dumm. Im Gegenteil. Er ist drittbester in Wammy’s House. Seine Kombinationsgabe ist herausragend. Nach einer Weile endlich fragt er mich.
 

"Mello, hast du deinen Körper hergegeben?"
 

Ich schließe die Augen. Irgendwann musste dieser Moment ja kommen. Ich kann an seinem Tonfall nicht erkennen, ob er sauer, traurig oder einfach nur maßlos enttäuscht von mir ist. Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Ich habe furchtbare Angst.
 

"Mello, hast du?" kommt es noch einmal mit Nachdruck aus dem Handy in meiner zitternden Hand. Ich schlucke.
 

„…ja. Es tut mir leid, Matt, ich liebe dich, aber ich-“
 

Ich sterbe wenn ich das hier nicht durchziehe. Meine Stimme versagt, als ich weitersprechen will und ich schlucke einige Male. Am anderen Ende der Leitung wird es still. Zu still. Auch ich schweige.
 

Innerlich warte ich nur darauf, dass er endlich auflegt. Er hat echt besseres als so ein Flittchen wie mich verdient. Vermutlich ist ihm das jetzt auch klar geworden. Er macht sicher Schluss. Jeden Moment.
 

"Mello… bist du noch dran?"
 

Jetzt ist es vermutlich soweit. Doch ich stocke plötzlich, als ich seine ebenfalls brüchige Stimme bemerke.
 

„Ja, bin ich… Matt, weinst du…?“
 

"Natürlich weine ich! Meinst du es lässt mich völlig kalt, wenn du deinen Körper jeder Person, die der Scheiß-Mafia mal nützlich sein könnte hergibst? Nur um ‚Beziehungen aufzubauen‘… Du hättest niemals von hier weggehen sollen…"
 

Er klingt wütend und enttäuscht. Ich habe nichts anderes erwartet. Ich weiß selbst, dass ich so gut wie alles falsch gemacht habe. Alles, was man falsch machen kann.
 

„Es tut mir leid. Wirklich. Aber ich kann nicht aussteigen, sonst sterbe ich…“
 

Ich möchte ihn endlich fragen, was er jetzt über mich denkt. Es dauert einige Sekunden, bis ich mich endlich dazu durchringen kann. Angst kommt in mir auf.
 

„…liebst du mich? Matt, sag mir die Wahrheit. Es würde mich nicht wundern, wenn du jetzt ‚nein‘ sagst…“
 

Seine Antwort kommt ohne jegliches Zögern.
 

"Ich habe dir schon oft gesagt, dass sich meine Gefühle für dich nie ändern werden."
 

Ich muss ein wenig lächeln und wische die Tränen notdürftig weg. Matt ist eben zu gut für diese Welt.
 

„Ich weiß, aber… Ich hab unser Versprechen inzwischen komplett gebrochen. Bist du nicht sauer?“ Er seufzt.
 

"Doch, aber nicht auf dich, sondern auf deinen Boss. Er weiß, dass du noch minderjährig bist. Aber mal ehrlich: Wie hältst du das aus? Ich will nicht wissen, wie oft sie dich schon vergewaltigt haben."
 

Ohne vorher nachzudenken, erzähle ich ihm die Wahrheit.
 

„Neun Mal. Ich wurde immer nur aufs Bett geschmissen und der Rest hat dann einfach nur noch weh getan.“
 

Ich lehne den Kopf in den Nacken und schüttle diesen gleich darauf angewidert, als wieder die Erinnerungen an die scheußlichen Nächte in mir aufkeimen. Zitternd fahre ich fort.
 

„Besonders beim ersten Mal. Matt, ich wollte das alles nicht!“
 

Ich hatte mir damals, mit 8, geschworen, meine Unschuld an Matt zu verlieren, wenn wir alt genug sind. Und an niemand anderen. Ich habe nicht nur ihn, sondern auch mich selbst enttäuscht. Ich weiß nicht mal den Namen des Kerles, mit dem ich vor ein paar Monaten mein erstes Mal verbracht habe. Das einzige, was ich davon noch weiß, ist, dass es widerlich war und schrecklich weh getan hat. Plötzlich ertönt Matts Stimme wieder aus dem Hörer.
 

"Ich weiß. Mello, ich halt das nicht mehr aus. Ich will dich sehen! Und ich will dich endlich mal wieder küssen…"
 

Den letzten Satz murmelt er nur noch, aber ich hab es trotzdem verstanden. Auch wenn ich das, genau wie er, schon ewig will, glaube ich, dass ich das im Moment gar nicht könnte. Ich habe Angst vor jeder Art von Berührung. Zumindest im Moment. Und besonders nach diesem Alptraum heute Vormittag.
 

„Ich glaube nicht, dass das so gut ist. Im Moment hasse ich es, angefasst zu werden.“
 

Hoffentlich lehnt er jetzt nicht ab. Ich weiß, dass Matt körperlicher Kontakt in einer Beziehung sehr wichtig ist. Ich möchte ihn trotzdem sehen, auch wenn es nie wieder so wird wie früher. Auch, wenn ich ihn nicht küssen oder anders berühren kann. Ich will einfach nur bei ihm sein.
 

"Ich werde mich sicher nicht an dir vergreifen, wenn du nicht willst, dass ich dich irgendwie anfasse. Und Sex will ich auch nicht; erst recht, wenn du das schon so ständig gegen deinen Willen machen musst. Ich liebe dich und ich würde dich wirklich niemals zu so etwas zwingen. Aber ich will dir helfen."
 

Ich schließe die Augen, als er das sagt. Ich liebe dich. Diese Worte habe ich schon lange nicht mehr gehört. Eine Träne läuft über meine Wange, als mir klar wird, wie lange ich das schon nicht mehr gehört habe. Wie lange ich jetzt schon von ihm getrennt bin. Wie lange ich ihm nicht mehr zeigen konnte, dass ich dasselbe für ihn empfinde. Ich begreife, dass er das beenden will. Diese ewige Funkstille zwischen uns beiden.
 

Ich lache kurz heiser auf.
 

„Du lässt doch sowieso nicht locker, bis ich zusage, oder?“
 

Ohne auf seine Antwort zu warten, wühle ich in meiner Hosentasche und lege ein paar 100-Dollar-Scheine auf dem Tisch ab.
 

„Na gut. Ich werde sehen, was ich tun kann. Schlaf gut. Ich liebe dich.“
 

"Ich dich auch."
 

Er legt auf. Ich klappe mein Handy zu und lege es auf dem Sofa neben mir ab. Matt weiß es. Er weiß, dass ich mich fast täglich wie eine Nutte benehmen und meinen Körper verkaufen muss. Und er liebt mich trotzdem. Ich kann es kaum fassen. Meine Mundwinkel ziehen sich ein wenig nach oben.
 

Er liebt mich.
 

Das zu wissen tröstet mich schon ein wenig. Aber ich sollte jetzt erst mal überlegen, wie ich ihn nach L.A. bekomme.
 

Grübelnd zähle ich das Geld. 1500 Dollar. Ob das für einen Flug von Winchester bis hierher reicht? Es ist mein letztes Geld. Einen Moment lang zweifle ich, ob ich es Matt schicken sollte. Wenn ich pleite bin, ist es für Rod ein leichtes, mich zu erpressen und erneut dazu zu bringen, meinen Körper zu verkaufen.
 

Seufzend mache ich meinen Laptop an und hacke mich in dem Verzeichnis einiger Mafiatruppen ein. Mal schauen, ob im Moment auf irgendjemanden ein Kopfgeld ausgesetzt ist. Es dauert keine 20 Minuten und ich fange an zu grinsen, als mir ein Bild von Kyle Smith vom Bildschirm aus entgegen flackert. 50.000 Dollar sind auf seinen Kopf ausgesetzt. Tot oder lebendig.
 

Deswegen wollte er also den Schutz unserer Organisation. Weil halb Amerika hinter ihm her ist. Und ich hab ihn erledigt. Grinsend schnappe ich mir die Autoschlüssel und fahre zu der angegebenen Adresse. Kaum zu glauben, dass der Kerl doch noch zu etwas nutze war. So bekomme ich vielleicht auch etwas Respekt und werde nicht mehr wie die letzte Schlampe behandelt.
 

***
 

Mit einem dicken Bündel Geld in der Westentasche betrete ich meine Wohnung. Das kann das erste Mal seit langem sein, dass ich mir Geld verdient habe, ohne meinen Körper dabei zu verkaufen. Und es ist sogar viel mehr als sonst.
 

Ich verstaue das Geld an einem sicheren Ort im Schlafzimmer und schnappe mir gleich danach einen großen Briefumschlag, in den ich dann die 1500 Dollar vom Wohnzimmertisch lege und mir einen weiteren Zettel schnappe, um ein paar Zeilen an Matt zu schreiben und ihm zu erklären, warum ich ihm das überhaupt schicke. Gleich darauf verschließe ich den Umschlag mit reichlich Klebeband und gehe abermals in die Stadt, werfe ihn in den erstbesten Briefkasten.
 

In ca. 3 Tagen dürfe er bei Matt sein. Und Matt dann hoffentlich bald bei mir. Wieder daheim lege ich mich etwas lächelnd ins Bett. Bis es soweit ist, dass mein Lieblings-Gamer wieder bei mir ist, werde ich mich ausruhen.
 

Neben mir auf der Matratze liegt seine Fliegerbrille. Sanft hauche ich einen Kuss auf die getönten Gläser und schließe meine Augen.
 

„Ich liebe dich…“
 

~Kapitel 2 - Ende~

Und wieder ein Kapitel abgeschlossen. xD Eigentlich wollte ich erst schreiben, dass Mello in seiner alten Wohnung ein paar Kinder mätzelt, aber das wäre dann doch ein "bisschen" zu brutal gewesen (vor allem: wie kommen Kinder in seine Wohnung?! Oo). xD Und weil mir nix anderes eingefallen ist, ist die Alte-Wohnung-Szene ein wenig langweilig geworden. Sorry deswegen.^^° Ich freu mich drauf, eure Meinung zu hören.

Misu

Being with you again

Irgendwann, mitten in der Nacht vibriert mein Handy plötzlich los. Am Anfang nehme ich es gar nicht richtig wahr, drehe mich murrend auf die andere Seite. Doch als das Ding nicht aufhört, das surrende Geräusch von sich zu geben, schenke ich ihm doch Aufmerksamkeit. Zuerst schaue ich jedoch auf die Digitaluhr. 1 Uhr morgens.
 

Boah, wenn das Rod ist, reiß ich ihm den Kopf ab. Erst seit ich mit Matt telefoniert habe, kann ich wieder einigermaßen schlafen. Noch im Halbschlaf taste ich solange auf dem Nachtisch herum, bis ich endlich das vibrierende Mobiltelefon in der Hand habe. Eine SMS. Von…
 

„Matt!!“
 

Augenblicklich sitze ich kerzengerade im Bett und starre auf die Textnachricht.
 

‚Ich fliege in 7 Minuten los. Der Flug dauert laut meinem Wissen 8 Stunden. Bis bald. Matt‘
 

Vor 4 Tagen hab ich den Brief in den Briefkasten gesteckt. Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell aufbricht. Aber umso besser.
 

‚Sehr gut, ich werde auf dich warten. Ruf an, wenn du gelandet bist‘
 

Lächelnd schmeiße ich mich wieder ins Kissen und schließe meine Augen. Ich werde Matt sehen. In ein paar Stunden schon. Nachdem wir jetzt fast 2 Jahre voneinander getrennt waren.
 

Ob er immer noch so gut aussieht wie früher? Sicher hat er unsere vorrübergehende Trennung besser verkraftet als ich. Während ich aussehe wie der letzte Zombie, hat er garantiert nichts von seinem guten Aussehen verloren. Gähnend drehe ich mich auf die Seite und bin dank der vielen Gedanken an meinen Matty schon bald weggetreten.
 

***
 

Ungeduldig sehe ich auf die Uhr. Seit einer halben Stunde warte ich schon hier, auf dem Flughafen auf L.A. Ungeduldig gehe ich ein paar Schritte hin und her.
 

Plötzlich höre ich es hinter mir pfeifen. Ich drehe meinen Kopf halb in die Richtung, aus dem das Geräusch kam. Urgh, das ist sicher nicht Matt. Mir hat bloß irgendein Typ hinterher gepfiffen. Vielleicht hätte ich doch nicht die engen Lederklamotten anziehen sollen. Ich hasse die widerlich anzüglichen Blicke der männlichen Passanten. Inzwischen hält mich sowieso jeder für eine Nutte, was soll’s. Plötzlich klingelt mein Handy. Augenblicklich nehme ich ab.
 

„Matt?“ rufe ich voller Erwartung in die Sprechmuschel.
 

„Hallo Mello, ich bin da. Wo bist du?“ Ich sehe mich um.
 

„Äh warte. Wo bist du eigentlich?“
 

Ich kenne mich hier besser aus als er. Wenn er mich sucht, dauert es womöglich noch länger.
 

„Also hier ist ein Check-In und links von mir ist ein Café. Und da vorne kann man seine Koffer abholen.“
 

Grübelnd sehe ich zu einer der Informationstafeln. Schon bald kann ich seine ungefähre Position auf dem Flughafen ausmachen.
 

„Ah! Gut, ich bin gleich da. Beweg dich nicht vom Fleck!“
 

Bevor er antworten kann, habe ich aus Reflex schon einfach aufgelegt und renne, so schnell ich kann, zu der Stelle, wo ich ihn vermute. Es dauert einige Minuten, doch schließlich sehe ich einen roten Haarschopf aus der Menschenmenge ragen. Kurz bleibe ich stehen. Er steht mit dem Rücken zu mir, also weiß ich nicht, ob er es wirklich ist. Plötzlich dreht er den Kopf jedoch etwas zur Seite und ich kann kurz eines seiner grünen, unverkennbaren Augen sehen. Er ist es. Ich renne in seine Richtung.
 

„Matt!!“
 

Er dreht sich zu mir um, doch bevor er überhaupt etwas anderes machen kann, schmeiße ich mich ihm mit voller Wucht um den Hals. Er kann sich, dank des Schwungs, den ich hatte, nicht mehr auf den Beinen halten und fällt hin.
 

„Au… Hallo Mello.“
 

Ich liege halb auf ihm. Seine Haut ist warm. Und weich. Einen kurzen Moment schließe ich die Augen und atme tief durch. Er riecht sogar noch wie früher.
 

„Bin ich froh, dass ich dich gefunden habe!“
 

Immer noch lächelnd setze ich mich auf und sehe in sein Gesicht. Er erwidert mein Lächeln und mustert mich ebenfalls. Sein Blick wandert von meinen Augen, über mein Gesicht und schließlich über meine Arme. Als er die Wunden sieht, hört er kurz auf zu lächeln, aber das nehme ich nur am Rande wahr, denn auch ich bin vollkommen damit beschäftigt ihn zu mustern.
 

Seine roten, wuscheligen Haare. Seine tiefen, grünen Augen. Wie immer trägt er einen Streifenpulli und eine Jeans mit vielen Quernähten.
 

Als mir auffällt, dass ich immer noch auf ihm sitze, krabble ich von ihm runter und richte mich etwas auf. Seine Augen werden größer, als er mein Outfit sieht.
 

„Was hast du denn da an?“
 

Er zeigt mit einem Finger auf meine Klamotten.
 

„Sagen wir ‚Arbeitskleidung‘… aber erstaunlicherweise ist es bequemer als es aussieht.“
 

Jap. Es sieht sehr unbequem aus und ist aber nur unbequem. Um nicht weiter auf meinen „Job“ einzugehen, schnappe ich mir einen seiner Koffer, während er den anderen nimmt und neben mir in Richtung Ausgang läuft. Ab und zu sieht er mit einem undefinierbaren Blick auf die Verletzungen an meinen Armen. Ich versuche es zu ignorieren.
 

„Wo gehen wir eigentlich hin?“
 

„Wir fahren in meine Wohnung. Ich hab mir für ein paar Tage frei genommen.“
 

Mein Boss war ja so „nett“ und hat mir für meine „kleine Gegenleistung“ Urlaub gegeben. Leider ist dieser übermorgen schon wieder vorbei. Ich hoffe, dass er keine neuen Aufträge in dieser Zeit für mich findet. Ich möchte nicht vor Matt so etwas machen müssen. Prüfend sehe ich zu ihm. Er sieht auf den Boden, als wir schließlich das Gebäude verlassen und über den Parkplatz laufen, um mein Auto zu suchen.
 

Er bleibt ein ganzes Stück hinter mir, jedoch nur um in Richtung L.A. zu sehen und die Hochhäuser zu bewundern. Kein Wunder. Er war noch nie in einer Großstadt. Wir aus Wammy’s House haben immer nur Winchester gesehen. Schließlich stehe ich vor meinem schwarzen Porsche und rufe ihm zu:
 

„Matt, ich hab mein Auto gefunden!!“
 

Er dreht sich zu mir um und lässt beinah seinen Koffer fallen, als er das Auto sieht. Seine Augen werden noch größer als vorhin, als er mein Outfit gesehen hat. Ich muss lachen. Das erste Mal seit Monaten wieder.
 

„Komm, bring deinen Koffer her.“
 

Er kommt zu mir. Ich nehme ihm das Gepäckstück ab und schmeiße es auf die Rücksitze. Gleich darauf steige ich ein und sehe zu ihm. Er nimmt total vorsichtig und langsam auf dem Beifahrersitz Platz. Als er sich schließlich angeschnallt hat, starte ich den Motor und fahre in Richtung Stadt. Da er sich ausschweigt, versuche ich schließlich ein Gespräch zu starten.
 

„Wie geht es dir eigentlich? Du scheinst ziemlich viel abgenommen zu haben.“
 

Als ich vorhin auf ihm lag, konnte ich sogar seine Hüftknochen durch die Hose spüren. Hoffentlich hat er richtig gegessen, als wir getrennt waren. Ich sehe zu ihm.
 

„Es geht mir gut. Und dir?“
 

Er lügt. Das kann ich am Tonfall erkennen. Ich kenne ihn schließlich schon lange genug. Ich wette, er hat sonstwas angestellt, als wir nicht zusammen sein konnten. Sicher nicht sowas wie ich, aber trotzdem. Mein Blick wendet sich wieder der Straße zu und ich schalte in einen niedrigeren Gang, als wir uns der Stadt nähern.
 

„Nicht so rosig, aber du bist ja jetzt da. Danke, dass du gekommen bist.“
 

Ich muss ein wenig lächeln. Er streckt seine Hand nach mir aus und fährt durch meine Haare hindurch. Ich zucke kurz zusammen, als er mich anfasst, doch schon bald kann ich die Berührung einfach nur genießen und lächle etwas mehr.
 

Nach einer Weile wendet er sich wieder der Umgebung zu und nimmt alles genau in Augenschein. Ich muss schmunzeln. Ihn scheint das hier alles total zu begeistern. Die Casinos, die Nachtclubs, die Spielhallen, Wolkenkratzer oder Hotels. Einfach alles wird von seinen immer noch riesigen Augen genau angesehen.
 

Nach ein paar weiteren Minuten Fahrt halten wir vor meiner neuen Wohnung. Wieder werden seine Augen beinah unnatürlich groß, worüber ich inzwischen jedoch nur noch amüsiert lächeln kann.
 

„Mello, wohnst du wirklich hier?“
 

„Ja, ich bin erst kürzlich hierher gezogen.“
 

Während wir seine Koffer zum Eingang tragen, krame ich den Schlüssel aus meiner Westentasche und öffne die Haustür schließlich. Kaum hat er einen Schritt in meine Wohnung gemacht, fängt er schon wieder an zu staunen und geht völlig perplex ein paar Schritte weiter in mein Apartment hinein. Matt und seine kindliche Begeisterung immer. Ich liebe diese Eigenschaft an ihm. Endlich mal jemand, der nicht alles eiskalt analysiert, so wie mein Boss oder meine „Kunden“. Matt ist nicht so.
 

Da fällt mir auf… Ich sollte ihm erst mal alles zeigen, schließlich ist das hier sowas wie sein neues Zuhause. Falls er überhaupt vorhat, dauerhaft bei mir zu bleiben.
 

„Ähm, stell‘ dein Gepäck erst mal ab, ich zeig dir alles.“
 

Vorsichtig nehme ich eine seiner Hände und ziehe ihn in jeden einzelnen Raum, außer dem Wohnzimmer. Er soll seine Überraschung schließlich nicht vorzeitig entdecken. Zum Schluss gehe ich mit ihm ins Schlafzimmer. Er setzt sich auf die Bettkante. Mit riesigen Augen mustert er seine Umgebung.
 

„Was ist?“
 

„Diese Wohnung ist… wow. Einfach nur wow. Allein dieses Bett…!“
 

Etwas betrübt sehe ich auf den Boden. Ich wünschte, ich könnte dasselbe behaupten. Leise beginne ich zu sprechen.
 

„Nicht, wenn man hier alleine ist… Außerdem kann ich sowieso nicht mehr richtig schlafen, da bringt das Bett auch nichts…“
 

Tief seufzend schmeiße ich mich mit dem Rücken auf die Matratze und lege meine Unterarme auf meine Augen. Nach einigen Momenten der Stille höre ich seine Stimme.
 

„Mello, woher hast du diese Verletzungen?“
 

Mir war klar, dass er fragen würde. Ironisch lächelnd setze ich mich auf und reibe eines meiner Handgelenke, wo man immer noch den roten, wunden Abdruck der Handschellen sehen kann.
 

„Das? Kannst du dir das nicht denken? Natürlich hab ich versucht, mich zu wehren. Das hab ich nach dem dritten Mal aber aufgegeben, weil es sonst nur noch mehr weh tut.“
 

Betreten sehe ich zur Seite. Er hält mich jetzt sicher für die letzte Schlampe, die sich nur Mitleid angeln will.
 

„Mello…“
 

Er rückt näher zu mir und streicht mir sanft und vorsichtig über die rechte Wange. Ich sehe in seine unendlich tief wirkenden Augen. Er beugt sich langsam zu mir und schließt synchron dazu seine Augen. Als er seine Lippen nach 1 ½ Jahren Trennung wieder auf meine legt, glaube ich, im Himmel zu sein. Schon lange nicht mehr habe ich so etwas Wunderschönes gefühlt. Wärme breitet sich in meinem Körper aus. Ich weiß nicht warum, aber ich muss anfangen zu weinen, als er mich küsst. Vielleicht, weil ich weiß, dass ich ihn überhaupt nicht verdient habe, nach allem was passiert ist.
 

Er löst den Kuss, als er meine Tränen bemerkt und ich senke beschämt den Kopf, weil ich ihm mein Verhalten von gerade eben nicht erklären könnte. Erneut spüre ich, wie er durch meine Haare streicht.
 

„Mello, ich liebe dich.“
 

Ich wische mir über die Augen und sehe aus dem Fenster. Die Sonne geht gerade unter. Er sieht mich einfach an und schweigt. Nach kurzem Zögern schließt er seine Arme um mich. Sofort beruhige ich mich etwas. Als ich meiner Stimme wieder vertraue, sehe ich in sein Gesicht.
 

„Matt…?“
 

„Ja?“
 

Er hält mich immer noch vorsichtig in seinen Armen, darauf bedacht, mir nicht weh zu tun.
 

„Bleibst du jetzt eigentlich für immer hier, bei mir? Ich halte es ohne dich wirklich nicht aus.“
 

Er fängt etwas an zu lächeln.
 

„Wenn du willst, dass ich bleibe, dann ja.“
 

„Danke.“
 

Langsam befreie ich mich aus seiner Umarmung und stehe wieder auf. Er geht hinter mir her, als ich das Wohnzimmer ansteuere und schließlich auf der Ledercouch vor dem Fernseher platz nehme. Als er nach 3 Minuten noch nicht neben mir sitzt, sehe ich mich schließlich nach ihm um.
 

Er steht im Türrahmen und beobachtet mich versunken. Wird langsam Zeit, ihm seine Überraschung zu zeigen.
 

„Ich hab dir übrigens was gekauft.“
 

Neugierig kommt er ein paar Schritte näher, bis er auf den Couchtisch schauen kann. Zum hundertsten Mal an diesem Tag weiten sich seine Augen und seine Kinnlade klappt auf.
 

„Das ist alles für mich?!“
 

Ich lächle. Gott sei Dank – er mag Videospiele noch genau so sehr wie früher. Ich hab wirklich alle Konsolen und Games gekauft, die mir in die Finger kamen. Er beäugt inzwischen wie ein aufgeregtes kleines Kind, alles, was auf dem Tisch liegt. Plötzlich sieht er jedoch auf, als ihm etwas einzufallen scheint. Er schaut zu mir und grinst.
 

„Ach Mello, Lara kann sicher nicht besser küssen als du.“
 

Ah, er hat mein Valentinsgeschenk vom letzten Jahr also gelesen. Ich hatte ihm mein Tagebuch geschickt. Ich muss zugeben, eine Zeit lang war ich richtig eifersüchtig auf Lara Croft, immerhin verbrachte Matt als Kind mehr Zeit mit ihr als mit mir. Und das, obwohl wir zusammen waren. Aber sowas jetzt aus seinem Mund zu hören, lässt mich lächeln.
 

„Weiß ich doch.“
 

Er lässt von den Spielen ab und küsst mich kurz auf den Mund.
 

„Danke, dass du mir die vielen Spiele gekauft hast.“
 

Ich lächle. Allein schon Matts Anwesenheit macht mich glücklich. Ihn zu sehen, seine Stimme zu hören, in seine fesselnden, grünen Augen blicken zu können… Ich packe eine Tafel Schokolade aus, während er sich – anscheinend auch bestens gelaunt – den Games und Konsolen zuwendet. Allerdings starrt er bis jetzt alles nur grinsend an.
 

„Willst du etwas spielen?“
 

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. … Wow, du hast sogar Tekken besorgt!“
 

Ich muss wieder lächeln. Wir wissen beide, dass er solche Prügel- und Ballerspiele mag.
 

„Ich hab einfach die Regale in dem Geschäft leer gefegt. Alles, was FSK 16 war, hab ich mitgenommen, solche Spiele magst du doch.“
 

Er hockt inzwischen vor dem Fernseher und schließt eine der Konsolen daran an. Ich beiße in die Schokolade und beobachte ihn versunken. Als er endlich spielt, fällt mir auf, wie sehr ich diese nervigen Piepsgeräusche vermisst habe. Für mich ist das im Moment der schönste Klang der Welt. Abgesehen von seiner Stimme. Endlich höre ich mal wieder was anderes als Beleidigungen, Anweisungen oder die „freudige“ Nachricht, dass ich einen neuen „Kunde“ habe.
 

Verträumt lehne ich mich an seine Schulter. Er riecht gut. So wie früher. Ich schmiege meinen Kopf an seinen Hals, er lächelt. Den Rest des Abends spielt er und ich sitze einfach nur daneben und sehe zu. Das reicht mir schon. Mehr brauche ich nicht, um glücklich zu sein. Ich will nur in seiner Nähe sein.
 

Nach ein paar Stunden hat er einen Großteil der Spiele durch gezockt und wir beschließen uns schlafen zu legen.
 

Ich gehe zuerst ins Bad. Unter der Dusche drehe ich das Wasser warm, fast heiß. Nach 5 Minuten bemerke ich erstaunt, dass sich meine Muskeln tatsächlich ein wenig entspannt haben. Ob es am Urlaub oder an Matt liegt? Mir ein Handtuch umwickelnd gehe ich zurück zum Schlafzimmer und schaue hinein.
 

Zuerst fällt mein Blick auf seine zerwühlten Koffer, dann auf ihn. Er steht vor dem Spiegel, welcher auf der Kommode steht, und sieht sich darin an. Er hat seine alte Fliegerbrille entdeckt und aufgesetzt. Kurz muss ich lächeln.
 

„Matt, das Bad ist frei.“
 

Er dreht sich zu mir um und mustert mich genau. Seine Augen weiten sich minimal und er nimmt die Fliegerbrille ab, kommt ein paar Schritte näher und sieht mit einem besorgten Blick auf meinen Oberkörper, der immer noch von nicht verheilten Kratzern und Wunden übersät ist. Ich fühle mich komisch unwohl und sehe zu Boden. Als ich seinem Blick nicht mehr standhalten kann, schubse ich ihn aus dem Zimmer.
 

„Du solltest jetzt duschen gehen…“
 

Ich lehne die Schlafzimmertür an und lausche. Erst nach ein paar Sekunden höre ich ihn ins Bad gehen. Ich beiße mir auf die Unterlippe und lege eine Hand auf meinen Oberkörper. Mist, daran hätte ich denken müssen. Das hätte er niemals sehen dürfen.
 

„Fuck…“
 

Ich trockne mich gründlich ab und ziehe mir anschließend etwas zum Schlafen an, damit er sich das nachher nicht noch einmal ansehen muss. Ich hasse es, wenn er sich Sorgen um mich macht. Vielleicht war es doch falsch, ihm davon zu erzählen… Aber jetzt ist es sowieso zu spät.
 

Komplett umgezogen setze ich mich schließlich auf die Bettkante und seufze leise. Mein Blick fällt auf die zwei Kopfkissen im Bett. Stimmt ja. Wir schlafen in einem Bett. Ich bemerke, dass ich eine Gänsehaut bekomme.
 

Gleich darauf schüttle ich den Kopf, als wieder ein paar unschöne Gedanken in mir aufkommen.
 

‚Du Idiot… Matt würde so etwas nie tun…‘
 

Moment. Aber wir sind doch zusammen. Und Paare haben doch irgendwann auch normalerweise Sex, oder? Ich verkrampfe meine Finger im Laken.
 

‚Sex.‘
 

Allein schon das Wort löst Angst in mir aus. Pure Angst. Wenn es so weit ist… ich frage mich, ob Matt akzeptieren wird, wenn ich ‚nein‘ sage.
 

Plötzlich erinnere ich mich an unser Telefonat vor ein paar Tagen.
 

‚…und Sex will ich auch nicht, erst recht, wenn du das schon ständig gegen deinen Willen machen musst…‘
 

Stimmt. Matt würde mich nie dazu zwingen. Er liebt mich.
 

Ich lasse das Laken los und setze mich wieder richtig hin, als auch schon wieder die Schlafzimmertür auf geht. Er steht – auch in Schlafklamotten – im Türrahmen und sieht mich an. Ich mache eine einladende Geste und klopfe neben mich auf die Matratze.
 

„Komm zu mir.“
 

Er zögert nicht und setzt sich neben mich. Ich greife nach seiner Hand und rücke näher. Plötzlich fällt mir etwas auf. Seit er hier ist, habe ich mich noch nicht bei ihm entschuldigt, für all das, was ich ihm angetan habe. Sicher, am Telefon habe ich das schon oft gesagt, aber ich glaube, es ihm ins Gesicht zu sagen, ist um einiges Persönlicher. Leise beginne ich zu reden.
 

„Mir tut alles so leid. Dass ich dich damals alleine gelassen habe und… dass ich dir nichts als Ärger mache. Es tut mir wirklich leid, Matt.“
 

Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, dass er ein wenig lächelt.
 

„Schon okay. ... Meinst du, du kannst heute Nacht schlafen?“
 

Ich lehne mich zu ihm rüber und küsse ihn vorsichtig und kurz auf den Mund. Es fühlt sich toll an, seine warmen Lippen mit meinen eigenen zu berühren.
 

„Ich glaube schon; du bist ja jetzt hier. Außerdem hab ich morgen noch frei.“
 

Er legt seine Hände auf meine Schultern und drückt mich auf die Matratze, kurz steigt Panik in mir auf, doch er ist ganz vorsichtig, also verfliegt dieses Gefühl schon bald wieder. Schließlich liegt er neben mir. Mein Herz schlägt wie verrückt. Aber es ist nicht aus Angst. Nicht bei ihm.
 

Ich rücke näher und lege mein Gesicht an seinen Hals. Er atmet ruhig und gleichmäßig. Das beruhigt irgendwie. Ich lege meine Hände an seinen Oberkörper und schließe die Augen. Und dank seiner Nähe bin ich schon nach kurzer Zeit eingeschlafen.
 

~Kapitel 3 - Ende~

TT.TT Sorry dass es solange gedauert hat, bis ein neues Kapitel kam! >__< Aber daran ist einzig und allein die doofe Schule Schuld! Wir schreiben ständig Tests! Aber in Zukunft versuche ich, wieder öfter zu schreiben, versprochen.
 

Zum Kapitel:

Ich finde es eigentlich ganz gelungen.^^ x3 Endlich ist mal eins ein wenig länger geworden. Hoffentlich hattet ihr Spaß beim Lesen (obwohl die Story ja jetzt parallel zu "Don't leave me" steht). x3
 

Ansonsten:

Hey, wer von euch geht eigentlich auf die Leipziger Buchmesse?^^ Ich gehe mit Mazaki-chan am Samstag hin!^^ Ich mache ein Cosplay von Matt, einfach mal anquatschen, ich glaube, da rennen nicht so viele Matts rum. xD So. Ansonsten gibt's nix mehr zu sagen.
 

Misu

Pain

Als ich das nächste Mal meine Augen öffne, nehme ich zuerst Matts Arme wahr, die er um meinen Oberkörper gelegt hat. Ich blinzle und reibe mir den Schlaf aus den Augen.
 

Warum bin ich aufgewacht?
 

Es ist noch Nacht, jedenfalls scheint die Sonne nicht. Vorsichtig löse ich mich aus seinen Armen und drehe mich um, als ich plötzlich höre, dass mein Handy leise klingelt. Es dauert keine zwei Sekunden und ich erkenne, wem der Klingelton zugeordnet ist.
 

Rod. Ich spüre, wie mir kalt wird. Warum ruft er an? Ich habe noch bis morgen Urlaub. Ich setze mich auf und sehe auf den Display, um noch einmal sicher zu gehen, dass er es wirklich ist. Zitternd nehme ich ab.
 

„Ja…?“
 

„Mensch Mello, jeder Rentner nimmt schneller ab als du.“
 

Ich nehme ein leises Grummeln von Matt hinter mir wahr, stehe auf und verlasse den Raum, um ihn nicht zu wecken.
 

„Es ist ja auch mitten in der Nacht. Außerdem habe ich Urlaub. Was ist denn so dringend?“
 

„Ich habe einen dringenden Auftrag für dich.“
 

Wütend stapfe ich in die Küche. Boss hin oder her, was erlaubt sich der Kerl, mich mitten in der Nacht wegen SOWAS anzurufen?! Er müsste ja wohl wissen, dass ich im Moment nicht gerade in bester Verfassung bin.
 

„So wichtig kann das nicht sein.“ antworte ich schroff. Er schweigt kurz, dann höre ich ihn lachen.
 

„Mello, du bist nicht in der Position, deine Aufträge zu bestimmen oder Forderungen zu stellen. Oder hab ich mich vor ein paar Monaten nicht klar genug ausgedrückt?“
 

Ich schlucke. Vor ein paar Monaten. Ja, da hatte ich noch eine große Klappe. Bis Rod mir mit ein paar „Erziehungsmethoden“ eingebläut hat, den Mund zu halten. Kurz: Wenn ich meine Meinung gesagt hab, hat er mir mit Prügel klargemacht, dass ich das nicht zu machen habe, oder aber mich einfach für ein paar Tage ohne Lebensmittel in einen Raum gesperrt. Das hat mich zu dem Feigling gemacht, der ich jetzt bin. Aber trotzdem. Bin ich hier für alle nur noch eine Hure, oder was?
 

Inzwischen fährt er fort.
 

„Es geht um 22 Millionen Dollar.“
 

Ich sehe auf den Boden. Was ich gleich tun werde, kann mich das Leben kosten, und das weiß ich auch. Als ich mit mühsam beherrschter Stimme antworte, rinnen ein paar Tränen meine Wange hinunter, da ich weiß, dass es eigentlich sowieso keinen Sinn hat, sich gegen ihn zu wehren.
 

„Rod, ich kann den Auftrag nicht annehmen.“
 

„Es geht nicht um das, was du kannst. Du schuldest uns Geld, Mello. Und dieser Kerl hat Geld. Und für 30 Minuten ‚Spaß‘ kommst du deiner Freiheit ein Stück näher.“
 

Ich balle meine Hände zu Fäusten. Als ob dieser Wichser dann aufhören würde, mich zu erpressen. Ich will das hier nicht. Ich wollte es nie. Und ich will es erst recht nicht vor Matt tun müssen.
 

„Nein! Das letzte Mal, als ich für dich ‚Beziehungen aufbauen‘ sollte, hat der Typ mir den halben Körper versaut!“
 

Er hat es doch selbst gesehen. Ich glaube auch kaum, dass dieser Kerl, der uns 22 Million Dollar geben soll, das Geld rausrückt, wenn ich aussehe wie ein zerfetzter Zombie.
 

„Hättest du dich zusammen gerissen und mitgespielt, wäre dein Körper jetzt in Ordnung. Aber nein, du musst ja immer die Diva raushängen lassen und dich in Szene setzen. Darüber hat er sich dann übrigens auch bei mir beschwert. Am Anfang waren deine Kunden noch deutlich zufriedener, Mello.“
 

Ich kann nicht glauben, was er gerade gesagt hat. Wütend starre ich an die mir gegenüber liegende Wand.
 

„Mir doch scheißegal, wenn er nicht zufrieden war! Meint er allen Ernstes, ich lasse mich freiwillig mit Handschellen ans Bett ketten?! Weißt du eigentlich, wie meine Handgelenke wegen dem Wichser jetzt aussehen?!“
 

Er seufzt.
 

„Hättest du den Plan mit Sayu Yagami besser durchdacht, wäre das alles nicht passiert und wir hätten nicht so viel Geld verloren.“
 

Ich lehne mich gegen einen der Küchenschränke und versuche meine Tränen möglichst ohne auffällige Geräusche wegzuwischen, damit er nicht hört, dass ich weine.
 

„Ich weiß verdammt nochmal, dass wir im Moment nicht genug Geld haben!“
 

„Die Rakete und der Helikopter hätten ja auch nicht unbedingt sein müssen, oder?“
 

„Ja… aber nimmt gefälligst jemand anderen! So, wie mein Körper jetzt aussieht, kann ich da gar nicht hin, dann lässt er den Vertrag erst recht sausen! Ich frage mich sowieso, warum ausgerechnet ICH meinen Körper hergeben muss!“
 

Rod hat mich schließlich dazu angestachelt, alles allein zu bestimmen. Ein paar Berater hätten auch mir nicht geschadet. Und außerdem – wenn diese Kerle nur Sex wollen, warum nehmen sie sich dann nicht einfach eine von Rods Nutten, die ständig neben ihm rumhocken?
 

„Weil du nicht gut genug nachgedacht hast. Jetzt bade gefälligst auch das aus, was du angerichtet hast.“
 

Fassungslos vor Wut starre ich auf den Boden. Was ICH angerichtet habe?! Wer hat mir denn die Erlaubnis gegeben, den Plan auszuführen?! Er wusste doch von Anfang an, dass sie Rakete und der Helikopter dabei draufgehen!
 

„Nein, Rod! Wir haben echt genug Frauen zur Verfügung, die das machen würden! Lass mich mit dem Bullshit in Ruhe!! Ich will jetzt schlafen, immerhin hab ich morgen noch einen Tag frei…“
 

Ich höre, wie er leise lacht.
 

„Du wirst es dir schon noch anders überlegen.“
 

Man kann das breite Grinsen förmlich heraushören, als er spricht. Rasend vor Wut brülle ich ins Handy.
 

„NEIN, ICH WERDE ES MIR SICHER NICHT ANDERS ÜBERLEGEN!!!“
 

Bevor er wieder einen seiner Sprüche loslassen kann, drücke ich die entsprechende Taste auf meinem Handy, um das Gespräch zu beenden. Kraftlos lasse ich mich auf den Boden vor dem Schrank sinken.
 

„…verdammt…“
 

Im Grunde weiß ich, dass Rod recht hat. Ich werde es mir anders überlegen. Spätestens dann, wenn er mir wieder damit droht, mich zu foltern oder zu töten. Er hat mein Leben in der Hand. Ich Idiot hätte nie auf ihn reinfallen sollen. Als er mich vor rund einem Jahr von den Straßen L.A.s runtergeholt hat, dachte ich zuerst, er will mir helfen. Haha, falsch, Mihael.
 

Plötzlich höre ich ein Quietschen und sehe auf. Matt steht in der Tür und sieht mich an. Scheiße. Ich hab ihn mit meinem Rumgeschrei wohl geweckt.
 

„M-Matt?“
 

Hastig wische ich die Tränen weg, obwohl ich eigentlich weiß, dass er es schon gesehen hat. Ich stehe auf und gehe zu ihm, wage es aber nicht, ihm in die Augen zu sehen. Stattdessen versuche ich das Thema zu wechseln, falls er doch etwas gehört hat.
 

„Warum bist du noch auf? Kannst du nicht schlafen, oder ist das Bett zu unbequem-“
 

„War das dein Boss?“, fällt er mir ins Wort.
 

Ich zucke zusammen und sehe in sein Gesicht.
 

„Hast du alles mitgehört…?“
 

Er nickt. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Seine Augen sind ungewohnt ernst und wirken hart und abweisend, als er einen Schritt auf mich zumacht und seine Hände auf meine Schultern legt. Sie wirken ungewöhnlich schwer und sein Griff beinah schon zu fest und ich kann ein erneutes Zusammenzucken nicht unterdrücken. Er sieht mich an und ich erwidere den Blick.
 

„Mello, ich möchte, dass du mich zu deinem Boss mitnimmst. Ich will mit dem Kerl reden.“
 

Meine Augen weiten sich erschrocken und ich versuche seine Hände von meinen Schultern zu schütteln, was mir auch tatsächlich gelingt. Gleich darauf taumle ich ein paar Schritte rückwärts, falle dabei fast hin.
 

Matt will zu Rod? Das kann ich nicht zulassen. Ich will nicht, dass Matt irgendwas wegen mir passiert.
 

„Nein! Wenn du etwas Falsches sagst, bringen die dich um! Rod muss nur mit dem Finger schnippen und sie werden dich töten… nein, ich nehme dich sicherlich nicht mit dahin!“
 

Er kommt wieder ein paar Schritte näher, ich gehe synchron einige zurück, da mir seine Nähe plötzlich bedrohlich vorkommt. Ich spüre, wie ich anfange zu zittern.
 

Warum habe ich Angst vor ihm…?
 

„Mello, nimm mich mit dahin. Ich will dass das aufhört. Wie lange willst du das noch weiter einstecken? Ich kann das nicht einfach mit ansehen. Ich will dir helfen, selbst wenn ich dabei draufgehen sollte!!“
 

Und das soll sein Plan sein? Wenn er mir auf diese Art und Weise helfen will, muss er gar nicht erst anfangen. Sie würden ihn töten und danach da weiter machen, wo sie aufgehört haben. Sein Tod würde nichts bringen. Rein gar nichts. Außerdem wäre ich dann vollkommen allein.
 

Ich habe Angst, ihm weiter zu widersprechen und gehe noch weiter zurück.
 

„Nein…!“ sage ich leise, aber deutlich.
 

„Mello, nimm mich mit dahin!“
 

Sein fast drohender Tonfall macht mir Angst. Ich hätte nicht gedacht, dass er einmal so wie Rod mit mir reden würde. Als er noch etwas näher kommt, weiche ich weiter nach hinten aus, bis ich plötzlich etwas Hartes hinter meinem Rücken spüre. Die Wand. Ich kann nicht mehr weg. Trotzdem kann ich nicht einfach zusagen. Ich will nicht, dass er stirbt.
 

„Nein…!!“ wiederhole ich, diesmal fast noch leiser.
 

„Nimm mich mit dahin!“
 

Im nächsten Moment spüre ich, dass ich mich nicht mehr frei bewegen kann. Er hat sich meine Handgelenke gegriffen und drückt sie nun gegen die Wand, an der ich stehe. Sein Griff ist schmerzhaft fest und ich versuche mich zu wehren, jedoch vergebens. Panik steigt in mir auf.
 

Was hat er jetzt vor?

Was wird er tun, damit er seinen Willen erreicht?

Doch nicht etwa…?!
 

Ich kann meine Tränen nicht mehr unterdrücken, als mir klar wird, dass das hier genau die Situation ist, in der ich mich immer befinde, bevor ich für meinen Boss „Beziehungen aufbauen“ muss. Ich hätte nicht gedacht, dass Matt inzwischen genau so denkt. Schluchzend versuche ich zu reden.
 

„N-Nein…bitte, Matt…hör auf…!!“
 

Kaum habe ich das ausgesprochen, lässt er mich auch wirklich los. Ich senke den Kopf, aber ich kann nicht aufhören zu weinen.
 

„Mello…“
 

Ich hebe meinen Blick etwas. Meine Augen weiten sich angsterfüllt, als ich sehe, dass er mich schon wieder anfassen will. Beinah panisch schlage ich seine Hand weg.
 

„Fass mich nicht an!!“
 

Kaum habe ich das ausgesprochen, flüchte ich aus der Küche und stürze ins Bad, welches ich auch gleich darauf abschließe. Ich will ihn nicht sehen. Warum macht er mir absichtlich solche Angst…? Verstört krieche ich zu einer Ecke und kauere mich zusammen, die Tür stets im Blick. Meine Stirn ist voller Angstschweiß, doch gleichzeitig ist mir kalt und ich ziehe frierend meine Füße enger an meinen zitternden Körper.
 

„Mello…?“
 

Ich schrecke auf und sehe wieder in Richtung Tür.
 

„Lass mich in Ruhe…!!“
 

„Bitte mach die Tür auf. Es tut mir leid.“
 

„Sei ruhig!! Ich will das nicht mehr hören!“
 

‚Ich will nicht mehr hören, wie du mich anlügst. Hast du mich überhaupt jemals geliebt, Matt? Du wusstest doch, dass ich Angst habe. Du wusstest es die ganze Zeit.‘
 

Mit Tränen in den Augen drücke ich mir die Hände auf die Ohren, doch er redet einfach weiter.
 

„Bitte. Ich will dir helfen.“
 

„Nein!! Du kannst mir nicht helfen!“
 

„Komm raus. Bitte, Mello-“
 

Kraftlos sacke ich in mir zusammen und lege meinen Kopf auf die angezogenen Knie.
 

„Geh weg… ich kann einfach nicht mehr…!“
 

Schaudernd vor Kälte ziehe ich meine eisigen Füße noch näher zu mir. Es wird still – bis auf mein leises Wimmern ist nichts mehr zu hören. Er erwidert auch nichts mehr auf mein Gesagtes. Ist er gegangen?
 

Langsam schließe ich meine Augen. Ich will schlafen. Alles wird dunkel und langsam auch ruhiger. Das grelle Badezimmerlicht verschwimmt langsam vor meinen Augen, einige Tränen rinnen aus meinen Augen…
 

„Mello… lass mich rein, bitte mach die Tür auf. Es tut mir wirklich leid.“
 

Ich schrecke auf, als ich wieder seine Stimme höre und sehe in Richtung Tür. Gleich darauf sehe ich betreten zu Boden. Wenn ich ihm egal wäre, würde er jetzt nicht so viel Zeit damit verschwenden, mich aus dem Bad zu holen. Langsam stehe ich auf und sperre die Tür auf, setze mich neben den Eingang und warte.
 

Ich kann ein paar umständliche Geräusche hören, die er macht, als er vermutlich aufsteht. Ich sehe zu dem Knauf, der sich langsam dreht und gleich darauf die Tür etwas aufgeht.
 

Stumm wende ich den Blick wieder ab und reibe eines meiner schmerzenden Handgelenke. Er steht kurz nur neben mir, bis er schließlich um mich herum geht und sich vor mich hinkniet um mich besser ansehen zu können. Schon wieder ein wenig verstört, wegen seiner Nähe, ziehe ich meine Beine so eng wie möglich an meinen Körper. Sein Blick ruht jedoch auf meinen Handgelenken.
 

„Tut es sehr weh…?“, höre ich ihn plötzlich leise fragen. Wut steigt in mir auf.
 

„Nein, wie kommst du darauf?! Ich krieg das ja fast jeden Tag zu spüren, mit der Zeit gewöhnt man sich dran!!“
 

Was soll bitteschön diese beschissene Frage? Nein, es tat natürlich nicht weh, ich weine gerne mal einfach so, wenn die Person, die ich liebe auf mich losgeht, nur weil ich sie schützen will. Er senkt den Blick und kurz sehe ich in seinen Augenwinkeln einige Tränen.
 

„Es tut mir leid…“
 

Meine Wut klingt wieder ab und ich sehe ihn an. Als er den Blick das nächste Mal hebt, weine ich schon wieder.
 

„Kannst du dir eigentlich vorstellen, was für eine Angst ich eben hatte…? Als du so plötzlich auf mich zukamst, mich gegen die Wand gedrückt und mich festgehalten hast…? So, als ob du mir sonstwas antun willst…“
 

‚So, als ob du wärst wie mein Boss…‘ beende ich den Satz in Gedanken, während sich meine zitternden Hände in dem Stoff meiner Hose verkrampfen.
 

Er sieht permanent in mein Gesicht, während ich ständig versuche, seinem Blick zu entkommen. Schließlich beginnt er wieder zu reden.
 

„Es tut mir wirklich leid, Mello. Aber du weißt, dass ich dich liebe und dir helfen will. Und um dir helfen zu können, muss ich nun mal zu deinem Boss. Es bringt nichts, wenn ich jetzt hier bin, aber immer nur von deiner Wohnung aus alles mit ansehen muss.“
 

Ich sehe zur Decke auf und schlucke, um den Kloß im Hals loszuwerden.
 

„Ich weiß… aber, wenn ich dich zu ihm bringe, kann ich dir nicht mehr helfen, falls sie auf dich losgehen. Bei Rod weiß man nie, wie er reagieren wird.“
 

Besonders nicht bei Fremden. Er kann seine wahren Absichten und Gefühle perfekt überspielen. Und er kann ohne mit der Wimper zu zucken töten. Ich habe es schon oft miterlebt. Für ihn ist ein Menschenleben weniger wert als eine Küchenschabe. Ich möchte nicht, dass er Matt irgendetwas antut.
 

„Bitte bring mich trotzdem zu ihm. Und hab keine Angst mehr vor mir. Das von vorhin tut mir wirklich leid.“
 

Erneut streckt er eine Hand nach mir aus. Ich versuche ruhig zu bleiben, kann ein Zusammenzucken jedoch nicht unterdrücken, als er meine Wange berührt. Er schließt seine Augen und lehnt sich zu mir, während ich erneut damit anfange zu zittern, da mir seine körperliche Nähe immer noch nicht wieder ganz geheuer ist.
 

Doch als er mich küsst, beruhige ich mich etwas und schließe kurz die Augen. Es fühlt sich…gut an. Viel besser als vorhin. Doch nach einer Weile wird es mir zu viel und ich drehe den Kopf langsam zur Seite, um den Kuss zu lösen. Kurz sieht er mich noch an, bevor er wieder aufsteht und mir eine Hand reicht.
 

„Komm, du willst doch sicher schlafen.“
 

Ich nicke und nehme seine Hand an. Er zieht mich zurück auf meine Beine und geht neben mir zurück ins Schlafzimmer. Dort angekommen lege ich mich an den Rand des Bettes. Ich zittere immer noch und im Moment glaube ich wirklich, dass es an Matt liegt. Der Schock von vorhin sitzt immer noch tief, weil ich nicht weiß, ob das hier eine Ausnahme war, oder er das jetzt öfters machen wird. Außerdem gefällt mir sein Plan mit Rod nicht.
 

Im Moment ist mein Boss schon so sauer auf mich und ich glaube er wäre nicht viel mehr begeistert, wenn ich jetzt auch noch jemanden anschleppe, der mich von meinem Job befreien will.
 

„Hast du noch Angst?“
 

Ich sehe auf. Matt sieht mich an.
 

„Ja.“ antworte ich flüsternd.
 

„Warum?“
 

„Ich weiß nicht, wie Rod auf dich reagieren wird. Vielleicht sterben wir beide.“
 

Er kommt näher und streichelt mit ein paar Fingern über meine linke Wange.
 

„Das wird nicht passieren. Versprochen.“
 

Er lächelt. Ich rutsche näher zu ihm und schmiege mich vorsichtig an seinen Körper. Auch wenn ich immer noch etwas Angst vor ihm habe, er bietet mir immer wieder Schutz. Auch jetzt.
 

Während er seine Arme um meinen Körper legt, schließe ich meine Augen.
 

„Bist du eigentlich nicht böse…?“
 

„Hm? Warum sollte ich?“
 

Seine Stimme klingt reichlich verwundert.
 

„Weil ich dich kaum noch an mich ranlasse. Du kannst mich ja nicht mal umarmen, ohne dass ich Angst kriege. Stört dich das denn kein bisschen?“
 

Er schüttelt den Kopf kurz und drückt mich vorsichtig ein wenig an sich.
 

„Nein. Ich kann verstehen, warum du Angst hast. Außerdem bin ich hergekommen, um dir zu helfen und nicht, um dich ständig zu umarmen oder so…“
 

Ich muss kurz ein wenig lächeln.
 

„Okay. Gute Nacht.“
 

Kaum habe ich das ausgesprochen, drehe ich mich von ihm weg und lösche das Licht der kleinen Nachttischlampe. Es wird komplett dunkel. Ich schlinge die Decker enger um mich und rolle mich etwas mehr zusammen, um meinen Körper zu wärmen, während ich meine Augen schließe und versuche zu schlafen.
 

Hinter meinem Rücken höre ich ab und zu das Rascheln der Bettdecke, als Matt sich hin und her wälzt. Sicher kann er nicht schlafen. Allerdings bin ich selbst jetzt viel zu müde, um noch einmal ein Gespräch mit ihm anzufangen, geschweige denn, mit ihm zu schmusen oder sonstiges.
 

Als ich schon kurz vorm Einschlafen bin, spüre ich plötzlich seine Hand, die durch meine Haare streicht. Im Halbschlaf lächle ich ein wenig. Auch wenn es mich vom Schlafen abhält, dieses Gefühl kann man einfach nur genießen.
 

Irgendwann hört er wieder auf, da er anscheinend eingeschlafen ist. Mich hat die ganze Aktion eher wieder wach gemacht. Langsam drehe ich mich zu ihm um und sehe in sein Gesicht, das wegen dem hell leuchtendem Vollmond noch gut zu sehen ist. Er schläft tatsächlich. Hat ihn meine Nähe so beruhigt? Etwas lächelnd stütze ich mich über seinem Gesicht ab und betrachte ihn versunken.
 

Nach einer Weile beuge ich mich zu ihm runter und küsse ihn vorsichtig und sanft auf seine Lippen. Er scheint es nicht zu bemerken und schläft weiter. Ich sehe runter zu seinem Hals und hauche auch auf diesen noch einige Küsse, als ich ihn plötzlich reden höre.
 

„…Mello… …ich liebe dich…“
 

Erschrocken sehe ich auf. Doch er schläft noch. Ich fasse mich wieder und lege mich neben ihn. Noch ein letzter Kuss. Und eine Antwort.
 

„Ich dich auch…Matt…“
 

~Kapitel 4 Ende~

WAH! Tut mir leid, dass es wieder so ewig gedauert hat! TT__TT Und das, obwohl ich euch versprochen hatte, dass es ab jetzt schneller geht! Tut mir leiiiid~... Q__Q Hoffentlich liest das hier noch jemand. Das Kapitel ist auch nicht gerade besonders lang geworden... Sorry... ich hoffe es gefällt euch wenigstens.

Bis zum nächsten Kapitel (das hoffentlich schneller kommen wird... .__.)

Misu

Some Plan

„Das ist also Rod?“
 

Leise atmend, meine Fäuste geballt und meine unerträgliche Nervosität unterdrückend, starre ich Matt an. Er steht vor mir und sieht mit bedrohlich verengten Augen auf meinen Boss, der circa 5 Meter vor ihm auf der gestreiften Couch sitzt.
 

Vorhin habe ich einen Anruf von ihm erhalten. Ein neuer Auftrag für mich, hieß es. Matt das das mitbekommen und mich solange darum gebeten, bis ich eingewilligt habe, ihn mitzunehmen.
 

Und jetzt sind wir hier. Im Hauptquartier der Mafiatruppe von L.A..
 

„…ja…“ antworte ich endlich auf Matts Frage.
 

„Soso…“
 

Seine Fingerknöchel knacken, als er seine Fäuste zusammenpresst. Er ist sichtlich wütend.
 

‚Bitte… bitte mach nichts Unüberlegtes…!‘ schießt mir durch den Kopf.
 

Doch Matt bleibt weiterhin so bedrohlich stehen, obwohl einige Männer im Raum ihre Jacketts schon nach ihren Handfeuerwaffen durchwühlen.
 

„Du bist also der Kerl, der Mello immer diese Aufträge gibt?“
 

Er kann seine Stimme nur noch mühsam beherrschen. Rod hebt unterdessen eine Augenbraue und wirft mir gleich darauf einen wütenden Blick zu. Immerhin hat er mir verboten auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Trotzdem antwortet er nach kurzem Zögern auf Matts Frage.
 

„Ja. Hast du ein Problem damit oder-“
 

Im nächsten Moment steht Matt nicht mehr neben mir, Sekunden später schreit Rod auf. Geschockt sehe ich zur Couch. Matt hat ihm mitten ins Gesicht getreten. Mit voller Wucht.
 

„Und ob ich ein Problem damit habe, du verdammter Wichser!!!“
 

Die Situation erst einmal realisierend greife ich alarmiert zu meiner Waffe, doch ich kann Matt nicht mehr helfen.
 

„Du Bastard!!“, höre ich ein Mitglied unserer Organisation schreien, im nächsten Moment den dumpfen Aufprall von Matts Kopf, als er von eben diesem Kerl gegen die Wand geschleudert wird.
 

Geschockt renne ich in Matts Richtung, als ich plötzlich an beiden Armen festgehalten werde und nicht mehr weiterkomme. Meine Waffe fällt runter und schlittert noch einige Meter über den Boden. Unterdessen wird Matt am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt. An seinem Gesicht läuft Blut herunter. Meine Augen weiten sich, geschockt und wütend, als der Typ ihm mit der bloßen Faust ins Gesicht schlägt.
 

„LASS IHN IN RUHE!!“ brülle ich in seine Richtung.
 

Matt öffnet seine Augen wieder und sieht zu mir, doch gleich darauf erntet er dafür wieder einen Schlag. Ich zucke zusammen und unterdrücke die Tränen, die langsam in meinen Augen aufsteigen.
 

„…lasst Mello in Ruhe…!“ höre ich Matt leise keuchen.
 

Ich versuche mich loszureißen um ihm zu helfen, jedoch vergebens. Gegen zwei muskelbepackte Typen, die fast doppelt so groß sind wie ich, habe ich keine Chance. Erneut höre ich das dumpfe Geräusch, als sie ihn weiter verprügeln, im nächsten Moment ein Klacken, als ein zweiter seine Waffe zieht und auf Matt richtet. Er fängt an zu zittern, gibt aber nicht auf. Er versucht nach dem Kerl, der ihn festhält zu treten, doch gleich darauf wird ihm vom dem Waffenträger mit voller Wucht in den Bauch geschlagen. Er schreit auf.
 

„HÖRT AUF!!“
 

Vollkommen verzweifelt falle ich auf die Knie und kann die Tränen letztendlich doch nicht mehr unterdrücken.
 

„Bitte bringt ihn nicht um…“ schluchze ich leise, doch das scheint die Typen, die mich festhalten, nur zu amüsieren.
 

Erneut ein Klicken, als die Waffe entsichert wird und ihr Lauf an Matts Kopf gehalten wird. Ich balle meine zitternden Hände zusammen, als einer der Kerle hinter mir mich an den Haaren packt und meinen Kopf nach oben zieht, dass ich zusehen muss.
 

Matt wirkt schon so gut wie tot, sein Gesicht und seine Klamotten blutüberströmt, er bewegt sich noch kaum. Viele klaffende Wunden zieren sein Gesicht. Meine Sicht ist tränenverschwommen und ich würde meinen Kopf am liebsten wieder senken, doch die Hand in meinem Haar hält mich davon ab.
 

Plötzlich höre ich Rod lachen. Erschrocken sehe ich weiter auf und in seine Richtung. Er hat zwar ebenfalls Nasenbluten und den Abdruck von Matts Schuhsohle im Gesicht, doch das scheint ihn keineswegs zu stören.
 

„Nein, nein, lasst dem Kleinen sein Leben. Er hat einen ganz schönen Überlebensinstinkt und vor allem Kampfgeist, findet ihr nicht? Vielleicht kann er uns ja noch nützlich sein… Hey du, kennst du dich mit Computern aus?“
 

Angespannt sehe ich wieder zu Matt. Er hustet heiser und versucht dann zu reden.
 

„…ja…“
 

Irgendwas ist hier faul. Warum sollte Rod Matt am Leben lassen? Nicht, dass ich mich nicht darüber freuen würde. Aber der Ausdruck in Rods Augen macht mir Angst. Was hat der Kerl vor?
 

„Ich wette du hast ein Talent für technische Geräte… und so sehr wie du dich wehrst… man kann dich sicherlich auch für Aufträge einsetzen…“
 

Matt hebt den Kopf mühsam etwas mehr, der große Blutfleck an der Wand hinter ihm verschmiert etwas. Seine Pupillen sind unterschiedlich groß, hoffentlich hat er keine inneren Blutungen.
 

„…s-soll das ein Angebot sein…?“ fragt er mit brüchiger Stimme und man kann förmlich sehen, wie er jedes Wort mühsam hervor presst.
 

Rod lacht erneut auf. Plötzlich wird mir alles klar.
 

‚Nein… er wird doch nicht-‘
 

Doch schon spricht mein Boss meine furchtbare Vermutung aus.
 

„Sagen wir, ich erlasse Mello seine Schulden, dafür nutzt du dein Talent, hackst dich für uns in ein paar Konten ein und holst etwas Geld für die Organisation.“
 

Einen Moment lang bleibt mir die Luft weg, doch zum Glück bin ich diesmal nicht zu geschockt, um nicht sofort zu reagieren.
 

„NEIN!! MATT, SAG NEIN!!!“
 

Er darf das nicht tun. So wird nichts besser.
 

‚Bitte, Matt. Hör nur einmal in deinem Leben auf mich.‘
 

Er schließt die Augen und lehnt den Kopf in den Nacken. Seine Gliedmaßen werden langsam lockerer, er verliert gleich das Bewusstsein.
 

„…ein-…einverstanden…“
 

Kaum hat er das ausgesprochen, sackt er weg und der Typ lässt ihn los, worauf er schmerzhaft auf dem harten Boden landet. Wütend sehe ich den Kerl an. Als ob er nicht schon verletzt genug wäre. Auch der Griff um meine Arme lockert sich und ich stolpere zu Matt rüber.
 

„Matt… wach auf…!“
 

Ich rüttle vorsichtig an seiner Schulter, doch er reagiert nicht. Schluchzend knie ich mich neben ihn und platziere seinen Kopf auf meinen Schoß. Meine Tränen tropfen ab und zu auf sein Gesicht. Was, wenn er überhaupt nicht mehr aufwacht?! Mit blutverschmierten Händen streiche ich ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

„Du Idiot… du blöder Idiot…!!“
 

„Der wird schon wieder. Schließlich muss er deine Schulden wieder ausbügeln, Mello.“ höre ich plötzlich die Stimme meines Bosses neben mir.
 

Wütend fahre ich herum. Rod geht einige Schritte auf mich zu. Fast aus Reflex greife ich zu einer Waffe und richte sie auf Rod.
 

„Du…!! Komm ihm ja nicht zu nahe, wenn du weiterleben willst!!“
 

Dieser kann nur amüsiert grinsen und schnippt gleich darauf kurz mit den Fingern. Im nächsten Moment wird mir die Waffe aus der Hand gerissen und erneut eine Hand in meinen Haaren vergraben. Mein Kopf wird mal wieder ruckartig nach hinten gezogen. Ich kneife die Augen zusammen.
 

Durch die plötzliche Bewegung meines Körpers rutscht Matts Kopf von meinem Schoß und prallt erneut auf dem Boden auf.
 

„Du solltest ihm dankbar sein. Er hat dich immerhin gerettet. Jetzt musst du nicht mehr die Hure für alle spielen, Mello.“
 

Rod kniet sich vor mich und grinst mich an.
 

„Sein Leben für deins.“
 

„Nein!!!“, schreie ich ihm ins Gesicht.
 

„Tja… er hat eingewilligt. Zu spät.“
 

Rod erhebt sich wieder.
 

„Schafft die zwei hier raus. Die machen nur unnötig Lärm und Dreck. Ach ja, Mello. Sorg dafür, dass dein Liebling bald wieder klar denken kann, damit er mit der Arbeit anfangen kann.“
 

Gleich nachdem er diesen Satz ausgesprochen hat, wird mir auf eine bestimmte Stelle im Nacken geschlagen und ich verliere das Bewusstsein. Das letzte was ich sehe ist Matts blutverschmierter Körper, der neben mir liegt und Rod, der grinsend neben uns steht.
 

***
 

Als ich das nächste Mal die Augen öffne, liege ich auf einer eiskalten Straße, neben meinem Auto. Zitternd versuche ich mich aufzurichten und sehe mich um. Ich zucke zusammen, als ich Matt neben mir liegen sehe.
 

„Matt!“
 

Seinen Namen rufend beuge ich mich über sein blasses Gesicht.
 

‚Hoffentlich lebt er noch…‘
 

Ich ziehe meine Lederhandschuhe aus und halte zwei Finger an die Pulsader an seinem Hals. Gleich darauf atme ich erleichtert aus, als ich einen schwachen Herzschlag fühlen kann. Vorsichtig schiebe ich meine Arme unter seinen Körper und versuche kurz darauf ihn hochzuheben. Mühsam stehe ich auf, doch gleich darauf klappe ich wieder zusammen.
 

‚Er ist zu schwer… Mist.‘
 

Ich schüttle den Kopf. Nein. Er ist nicht zu schwer. Ich bin einfach zu schwach. Ich seufze und versuche es noch einmal. Ich weiß nicht wie, aber nach knapp 20 Minuten habe ich es tatsächlich geschafft, ihn auf den Beifahrersitz zu heben. Schwer atmend stütze ich meine Hände auf die Knie.
 

Ich muss dringend mal wieder trainieren. Nur wegen meinem scheiß Nutten-Job bin ich in letzter Zeit so schwach geworden. Aber wenigstens ist das jetzt vorbei. Immer noch ein wenig außer Puste steige ich auf der Fahrerseite meines Fahrzeuges ein und lehne mich gleich darauf zu Matt rüber, um ihn anzuschnallen und seinen Sitz ein wenig nach hinten zu lehnen, damit er nicht nach vorne umkippt und sich noch mehr wehtut.
 

Vorsichtig streiche ich ihm über das Gesicht. Seine Gesichtszüge sind immer noch ein wenig angespannt, auch wenn er bewusstlos ist.
 

„Wir sind gleich daheim…“ flüstere ich leise und küsse ihn sachte auf die Stirn.
 

Vielleicht ist es nur Einbildung aber ich glaube für einen Moment, ihn kurz ein wenig lächeln zu sehen.
 

***
 

Keuchend mache ich die Haustür mit dem Ellenbogen auf. Auf meinen Armen mal wieder Matt, der sein Bewusstsein immer noch nicht zurück erlangt hat. Mit zitternden Knien trage ich ihn ins Schlafzimmer und lege ihn auf dem Bett ab. Nachdem ich die Tür im Flur geschlossen und einen Erste-Hilfe-Kasten geholt habe, gehe ich wieder zurück zu ihm. Er ist nach wie vor nicht wach.
 

Vorsichtig drehe ich seinen Kopf ein wenig zur Seite und schaue auf die Stelle, in der das meiste Blut in seinen Haaren klebt. Kurz drehe ich mein Gesicht weg und schlucke. Ich hätte nicht gedacht, dass er von dem Aufprall gegen die Wand so ein Loch im Kopf kriegt. Vor allem habe ich keine Ahnung, wie man so etwas verarztet.
 

Aber ich kann ihn nicht in ein Krankenhaus schaffen. Sicher würden die nach dem Grund fragen und ich letzten Endes wegen Mafia-Aktivitäten noch im Knast landen. Seufzend greife ich zu einer Rolle Verband und wickle seinen Kopf so gut es geht damit ein, nachdem ich die Wunde gründlich gewaschen habe. Auch die offenen Wunden im Gesicht säubere ich vorsichtig von dem Straßendreck und dem Blut.
 

Danach ziehe ich ihn vorsichtig um und entsorge die blutverschmierte Kleidung im Müll. Als ich zurückkomme, sehe ich wie er sich bewegt.
 

„Matt…“
 

Schnell knie ich mich neben das Bett, mache vorher jedoch den Großteil des Lichtes aus, weil ich weiß, wie lästig das sein kann, wenn man Kopfschmerzen hat. Er öffnet langsam seine Augen. Seine Pupillen sind inzwischen wieder gleichgroß. Langsam dreht er seinen Kopf in meine Richtung.
 

„M-Mello…“
 

Er versucht eine Hand nach mir auszustrecken, zuckt jedoch dann zusammen und lässt sie wieder fallen. Er muss furchtbare Schmerzen haben. Eigentlich möchte ich ihn trösten, doch aus meinem Mund kommt nicht das, was ich ihm eigentlich sagen will.
 

„Du bist so ein Idiot… warum hast du das gemacht…?!“
 

Seine Mundwinkel ziehen sich ein wenig nach oben, doch es sieht so aus, als ob seine Schmerzen noch schlimmer werden und er es nur mit einem Lächeln überspielen will.
 

„Ich hab doch erreicht, was ich wollte…“
 

Wie bitte?! Er scheint wohl nicht zu begreifen, was Rod ihm da vorhin angeboten hat! Ich schlage mit den Fäusten auf die Bettkante und sehe ihn dann wütend und verzweifelt an.
 

„Du willst also sterben?! Matt, er hat dich nicht darum gebeten, der Organisation beizutreten, er sagte, du sollst ihnen Geld besorgen!! Das heißt, du bist kein Mitglied der Mafia! Sobald du ihnen das Geld besorgt hast, werden sie dich töten!! Du Idiot!! Warum bist du überhaupt auf Rod losgegangen?! Du hast doch gesehen, dass sie alle Waffen haben…!“
 

Während ich die ersten Worte meines letzten Satzes ausspreche, rollen schon wieder einige Tränen meine Wange hinunter. Schluchzend sitze ich vor dem Bett.
 

„Aber du musst nicht mehr gegen deinen Willen-“
 

„Als ob das so schlimm wäre!! Das war ein Scheißdreck dagegen! Matt, sie werden dich töten, ist dir das klar?! Du hast mir kein bisschen damit geholfen! Was soll ich ohne dich?! Da hätte ich meinen Körper lieber noch tausendmal hergegeben, anstatt dich auf so eine Art und Weise zu verlieren!!“
 

„…“
 

‚Ich will nicht, dass du gehst… du hast doch selbst gesehen, dass ich ein Nichts ohne dich bin… du hast doch gesehen, dass ich alleine zu nichts fähig bin… dabei hast du versprochen bei mir zu bleiben…‘
 

Meine Tränen wegwischend stehe ich auf und verlasse schnell das Zimmer um nicht noch mehr vor ihm zu weinen. Ich gehe ins Bad und wasche mein Gesicht mit kaltem Wasser ab, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Es muss doch eine Lösung geben, uns beide zu retten. Es MUSS einfach eine geben!
 

Ich lasse nicht zu, dass die Person, die ich über alles liebe, stirbt. Ich konnte schon bei Ls Tod einfach nur tatenlos in diesem beschissenen Waisenhaus sitzen. L hat mir versprochen KIRA zu fangen und wurde getötet. Matt hat mir versprochen, mir zu helfen und…
 

‚Nein, er wird NICHT getötet!!‘
 

Geschockt über meine eigenen Gedanken schüttle ich den Kopf und starre ins Waschbecken. Moment… Rod sagte doch vorhin, Matt soll erst mit der Arbeit anfangen, wenn er wieder gesund ist. Das verschafft mir Zeit. Und dann habe ich noch einmal zusätzlich Zeit, wenn Matt schon arbeitet. Immerhin hat die Mafia ganz schön hohe Schulden. Also sollte ich mich erst auf das Wichtigste konzentrieren: Matts Genesung.
 

Und danach kann ich mich an einen Plan machen. Mir wird schon noch was einfallen.
 

Ich sollte erst einmal Schmerzmittel für ihn besorgen. Ich habe die Wunden zwar größtenteils versorgt, aber es muss trotzdem noch wahnsinnig wehtun. Zügig gehe ich in den Flur und ziehe meinen roten Mantel und ein paar Stiefel an.
 

„Mello…“ höre ich plötzlich hinter mir. Ich fahre herum und sehe Matt an die Wand gestützt stehen.
 

„Matt, spinnst du?! Du kannst jetzt doch nicht einfach hier rumlaufen! Du bist verletzt!“
 

Ich gehe zu ihm und lege seinen Arm um meine Schultern, um ihn besser stützen zu können, und gehe mit ihm zurück ins Schlafzimmer, wo ich ihn dann auf dem Bett ablege.
 

„Gehst du noch mal weg…?“, fragt er leise, als er meine veränderte Kleidung bemerkt. Ich lege eine Decke über ihn.
 

„Ja, aber nur Schmerzmittel für dich besorgen. Und mir Infos über Gehirnerschütterungen besorgen.“
 

Seine Augen weiten sich und er sieht mich verblüfft an.
 

„Willst du damit sagen, dass ich ‘ne Gehirnerschütterung habe?“
 

Wenn ich an die offene Kopfwunde, seinen schlechten Gleichgewichtssinn und die geweiteten beziehungsweise unterschiedlich großen Pupillen vorhin denke, scheint mir das die beste Erklärung.
 

„Ja, wahrscheinlich… so wie’s aussieht, auch noch ‘ne ziemlich heftige.“
 

Er starrt mit leeren Augen Löcher in die Luft, als ob ich ihm gerade gesagt hätte, er würde in 3 Tagen sterben. Vorsichtig beuge ich mich über ihn und hauche einen Kuss auf seine ebenfalls verletzten Lippen – weshalb ich besonders vorsichtig bin – um ihn ein wenig zu trösten. Als ich meine Lippen von seinen löse, lächelt er wieder ein wenig. Ich auch.
 

„Rod hat gesagt, du sollst erst mit der Arbeit anfangen, wenn du wieder richtig denken kannst. Das verschafft uns etwas Zeit… Vielleicht kann ich das alles wieder rückgängig machen.“
 

Sein Lächeln verschwindet und er drückt meine Hand.
 

„Nein, Mello. Dann musst du wieder mit wildfremden Typen schlafen.“
 

Ich senke den Blick.
 

„Mir fällt sicher etwas ein, das uns beiden hilft.“
 

Für Matts Rettung würde ich sogar meinen Körper wieder verkaufen, auch, wenn es widerlich ist. Aber Matt ist mir wichtiger. Wenn ich ihn verliere, hat mein Leben keinen Sinn mehr.
 

Plötzlich höre ich ihn wieder reden.
 

„Okay. Danke übrigens, dass du meine Wunden versorgt hast.“
 

Ich muss kurz lachen.
 

„Ich weiß nicht mal, ob ich das richtig gemacht hab. Aber gern geschehen. Ich gehe jetzt, versuch etwas zu schlafen. Wenn du willst, dass die ganzen Platzwunden in deinem Gesicht wieder verheilen, solltest du dich ausruhen.“
 

Seine Gesichtszüge entgleisen.
 

„Danke, ich freue mich schon richtig darauf, mich im Spiegel zu sehen.“
 

Ich muss schmunzeln. Auch wenn er im Gesicht verletzt ist, um sein gutes Aussehen muss er sich beim besten Willen keine Sorgen machen. Ich stehe auf und gehe zur Tür.
 

„Bis dann.“
 

Leise schließe ich die Schlafzimmertür und verlasse das Haus. Hoffentlich kann er einigermaßen schlafen.
 

Einerseits möchte ich ja, dass er schnell gesund wird, doch andererseits wäre es besser, wenn er für die nächste Zeit noch etwas ans Bett gefesselt ist, damit ich mehr Zeit habe mir einen Plan auszudenken.
 

Die einzige Möglichkeit wäre, die gesamte Mafiatruppe zu erledigen. Und zwar alle. Besonders Rod. Aber wie…? Vor allem: Wie mache ich das, ohne selbst verletzt zu werden? Ich kann ja nicht als Amokläufer das Hauptquartier stürmen und alle niedermetzeln.
 

Vielleicht… ich hatte mal Erfahrungen mit Sprengstoff.
 

Grübelnd fahre ich mir durch die Haare, während ich ins Auto steige und den Motor starte.
 

Sprengstoff… eigentlich keine so schlechte Idee. Es gibt ja auch Fernzünder. Und es gibt sicher einen Raum im Hauptquartier, in dem ich vor der Explosion geschützt wäre. Ich muss nur auf einen passenden Moment warten.
 

Wer weiß, vielleicht tauchen die von der Japanischen Ermittlungszentrale ja noch mal auf. Seit wir das Death Note haben, sind wir ja ihr Ziel.
 

Zufrieden grinse ich in mich hinein.

Perfekter Plan, Mihael.
 

~Kapitel 5 - Ende~

Oh mein Gott... TT__TT Ich muss mich mal wieder dafür entschuldigen, dass es fast einen Monat gedauert hat, bis ein neues Kapitel kam! Q__Q Es tut mir so leid! Immer wenn ich Zeit zum Schreiben hatte, hatte ich keine Lust oder mir sind nicht die richtigen Wörter eingefallen... TT____TT Und dann ist dieses Kapitel nicht mal lang geworden! Tut mir echt leid!! Q__Q Ich hoffe ihr freut euch trotzdem über das Kapitel.
 

Und was ich überhaupt mal loswerden will: Ihr seid echt die besten Leser die man sich wünschen kann! >/////< Nach 4 Kapiteln schon 29 Kommentare!! O__o Ich bin echt baff! Außerdem 15 Favoriten! >////////< OMG ich liebe euch!! Danke... Q__Q Auch für eure Geduld... *kekse und yaoi-mangas (xD) verteil*
 

Bis das nächste Kapitel kommt, wird es wahrscheinlich auch erstmal wieder etwas dauern...^^° In nächster Zeit ist total viel los (wenn ihr mir nicht glaubt, schaut regelmäßig in meinen Steckbrief, da steht die "Noch zu erledigen"-Liste. xD).
 

Bis zum nächsten Kapitel!

Eure Misu

Lie [flashback]

~Vorwort~

So... manche von euch werden wahrscheinlich gar nicht wissen, warum Mello eigentlich so eine furchtbare Angst vor Rod hat. Das hat alles mit traumatischen Erinnerungen aus seiner Anfangszeit bei der Mafia zu tun. Und dass ihr euch besser in Mello hineinversetzen könnt - und Rod noch mehr hasst xD - hab ich diesen kleinen Flashback geschrieben.

~Vorwort - Ende~
 

„Happy Birthday to you… Happy Birthday…“
 

Ich weiß noch, wie ich zusammengekauert in der Ecke saß und mir selbst ein Geburtstaglied vorgesungen habe.
 

Mein 15. Geburtstag.

Ich werde ihn wohl nie vergessen können.
 

Ich saß in diesem dreckigen Zimmer ohne Fenster und wusste nicht wo ich war. Rod hatte mich hier eingesperrt.
 

Ich hatte gerade mal wieder meinen Körper verkaufen müssen.
 

„…Happy Birthday, dear Mello… Happy Birthday…to you…”
 

Tränen rannen über meine glühenden Wangen. Wimmernd klammerte ich mich an die Fliegerbrille.
 

„Matt… hol mich hier raus…!“ schluchzte ich leise, als ich plötzlich Schritte draußen hörte.
 

Sofort weiteten sich meine Augen vor Angst und ich drückte mich mehr in die schäbige Ecke, in der schon die Tapete schimmelte. Den letzten Auftrag hatte ich versaut. Wahrscheinlich bekam ich jetzt meine Strafe dafür.
 

Ich hörte wie sich der Schlüssel im Schloss umdrehte. Mein Herz raste und ich bekam kalten Angstschweiß auf der Stirn. Die Tür öffnete sich. Das grelle Neonlicht vom Flur brannte in meinen bereits entzündeten Augen. Seit Tagen war ich schließlich hier in diesem dunklen Loch eingesperrt. Ohne Lebensmittel. Eine alte Flasche Wasser hatte ich noch unter dem Bett verstecken können. Sonst bekam ich nur meine Kunden zu Gesicht.
 

Zitternd sah ich zu der Silhouette, die nun in der Tür zu erkennen war. Rod.
 

„Mello. Komm her.“
 

Ich versuchte aufzustehen, doch ich fiel sofort wieder hin und schürfte mir einige Stellen am Oberkörper auf. Meine Lederweste hatte ich seit meinem letzten Auftrag nicht mehr gefunden.
 

Es war zu dunkel hier drin, wenn die Tür geschlossen war. Meine Tränen unterdrückend versuchte ich erneut mich aufzurichten, doch meine abgemagerten Arme konnten mein Gewicht kaum halten. Ich hörte ein genervtes Seufzen, gleich darauf spürte ich, wie er mir in die Seite trat. Ich brach erneut zusammen und hielt mir eine Hand an die schmerzende Stelle.
 

„Jetzt stell dich nicht so an! Steh auf!!“
 

Ich biss die Zähne zusammen und versuchte es wieder – vergebens. Bis er mich schließlich grob an den Haaren packte und mit sich aus dem Zimmer zerrte. Meine schmerzerfüllten Schreie schienen ihn überhaupt nicht zu stören.
 

Ich wurde grob in den Keller gezerrt. Dahin, wo immer die Geiseln gefoltert worden. Er wies zwei seiner Untergebenen dazu an, mir ‚eine Lektion zu erteilen‘. Gleich darauf wurde ich auf den Stuhl geschmissen und festgebunden. Ich wollte mich wehren, aber ich war zu schwach. Die letzten Tage hatten mich zu sehr ausgelaugt.
 

Mit leeren Augen sah ich dabei zu wie der schwarzhaarige Kerl im Anzug vor mir ein Messer aus einer Kiste holte. Ein rostiges, altes Messer, aber immer noch scharf. Die Angst kroch mir den Nacken hinauf, als er näher kam. Rod lehnte sich gegen eine Wand.
 

„16 Millionen.“
 

Er schnippte.

Augenblicklich wurde mich das Messer in den Oberarm gerammt.

Ich schrie auf.
 

„16 Millionen haben wir wegen dir verloren.“
 

Erneut ein Schnippen und ein Stich in den Oberarm. Ich versuchte, meine Stimme zu beherrschen doch ich konnte keinen weiteren Schrei verhindern. Das Blut tropfte auf den Boden, der Schmerz füllte meinen gesamten rechten Arm aus. Mir war kalt und ich zitterte unaufhörlich. Rod kam näher. Ich sah auf den Boden.
 

„Ist dir klar wie viel das ist?!“
 

Ich konnte nicht reagieren. Der Schmerz füllte meinen gesamten Kopf aus, die Worte meines Bosses nahm ich gar nicht richtig wahr. Doch das schien ihn nur noch mehr zu provozieren.
 

„Schau mich gefälligst an!!“
 

Er verpasste mir einen Kinnhaken, ich biss mir aus Versehen selbst auf die Unterlippe, welche sofort anfing zu bluten. Mit hasserfüllten Augen sah ich meinen Boss an.
 

Er wiederholte seine Frage.
 

„Ist dir klar, wie viel das ist…?!“
 

Wut stieg in mir auf. Anstatt auf seine Frage zu antworten, spuckte ich meinen nach Blut schmeckenden Speichel auf seine teuren Lederschuhe und sah ihm dann ins Gesicht.
 

„…irgendwann… werde ich dich eigenhändig töten…!“
 

Gleich darauf bereute ich den Satz als das Messer wieder seine Klinge in meinem Arm versenkte. Tiefer als sonst. Ich zog scharf die Luft ein und kniff meine Augen zusammen. Rod grinste.
 

„Überleg dir demnächst besser, was du sagst. Wenn du auf mich hören würdest, könntest du dir das hier auch ersparen.“
 

Ich spürte wie das Blut von meinem Ellenbogen auf den Boden tropfte.
 

„…eher sterbe ich, als noch einmal auf dich zu hören…!!“
 

Sein Grinsen wurde breiter.
 

„Kannst du haben.“
 

Er schnippte. Ich hörte ein Klacken, gleich darauf sah ich eine Waffe, die mir an die Stirn gehalten wurde. Meine Augen weiteten sich. Als 15-jähriger hatte ich vor nichts mehr Angst als vor dem Tod. Die Waffe wurde geladen.
 

„N-nein!! Wartet…!!“
 

„Ja?“
 

Tränen stiegen in meine Augen, ich senkte meinen Kopf erneut.
 

„…i-ich nehme alles zurück…!“
 

„Na also.“
 

Die Waffe wurde zurück in die Kiste geworfen, wo sie herkam und meine Fesseln gelöst. Ich wollte aufstehen, doch ich war mal wieder zu geschwächt und landete auf dem Boden. Mein Kopf schlug hart auf und meine linke Gesichtshälfte holte sich ebenfalls ein paar Schürfwunden.
 

„Schafft ihn weg. Morgen kriegt er wie üblich 3 Aufträge, verstanden?“
 

„Ja, Boss.“
 

Ich wurde an beiden Armen gepackt. Am rechten Arm genau an den drei Stichwunden. Der Schmerz war unerträglich doch ich war zu erschöpft um noch einmal zu schreien.
 

„Und desinfiziert die Wunde. Sonst kann er nicht mehr arbeiten.“
 

Das war der letzte Satz den ich hörte, bevor die Stahltür des Kellers sich wieder schloss und ich die Treppen hochgezerrt wurde. Die zwei Kerle, die eigentlich meine Wunde desinfizieren sollten, warfen mich einfach in mein Zimmer, ein Tuch und eine Flasche Desinfektionsmittel hinterher. Gleich darauf wurde die Tür geschlossen und wieder abgesperrt.
 

Immer noch weinend und zitternd lag ich auf dem Boden.
 

‚Warum… warum, du Idiot, hast du dich nicht einfach erschießen lassen?!‘
 

schoss mir durch den Kopf während ich nach der Flasche und dem Tuch im dunklen tastete. Schließlich hatte ich beides gefunden und sprühte es vorsichtig auf die entsprechende Stelle. Es brannte höllisch. Außerdem spürte ich, dass es immer noch wie verrückt blutete.
 

Irgendwann glaubte ich die gröbsten Bakterien abgetötet zu haben und warf die Flasche und das Tuch von mir. Leise keuchend lehnte ich den Kopf gegen die schimmelnde Tapete an der Wand.
 

Plötzlich surrte mein Handy leise los. Im Dunkeln krabbelte ich zu dem Bett hinüber und stieß mich mit dem Kopf an einer Kante des Nachttisches, weil ich nicht sah, wohin ich mich bewegte. Ich zuckte zusammen und rieb mir die schmerzende Stelle, während ich nach der Schublade tastete, sie öffnete und mein Handy aus ihr herausholte. Eine SMS.
 

„Matt…“
 

Mit etwas Glanz in den Augen klappte ich mein Handy auf.
 

‚Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz. Ich hoffe es geht dir gut. Ich vermisse dich wahnsinnig, hoffentlich können wir uns bald sehen. Ich liebe dich. Matt‘
 

Mit einem sich anbahnenden Heulkrampf tippte ich meine Antwort-SMS ein. Wieder so eine erbärmliche Lügerei.
 

Aber er sollte nicht traurig sein.
 

Nicht wie ich.
 

'Es geht mir super, danke für die Glückwünsche. :) Ich vermisse dich auch und ich liebe dich ebenfalls. Mello'
 

~Lie - Ende~

.__. Mal wieder sadistisch, ich weiß. Aber ich wollte euch echt klar machen, dass Mello auch noch andere Sachen als nur Vergewaltigungen durchmachen musste. ^^° Ähehe...

Misu

Eyes closed

Leise schließe ich die Vorsaaltür. Das mit dem Schmerzmittel besorgen hat länger gedauert als gedacht. Vielleicht hat Matt ja inzwischen etwas Schlaf gefunden. Hoffentlich.
 

Gleich, nachdem ich meine Straßenkleidung abgestreift habe, steuere ich das Schlafzimmer an, öffne vorsichtig die Tür und luge in den dunklen Raum hinein. Doch das Bett ist zerwühlt und Matt liegt nicht darin. Meine Augen weiten sich und ich fahre herum.
 

Im Bad brennt Licht. Hastig mache ich die angelehnte Tür mehr auf. Mein Blick heftet sich sogleich auf den am Boden liegenden Matt.
 

„Matt! Was ist passiert?! Warum liegst du nicht mehr im Bett?“
 

Ich knie mich neben ihn und drehe ihn an den Schultern auf den Rücken, damit ich ihm ins Gesicht sehen kann. Er ist blass und sieht total erschöpft aus. Außerdem braucht er eine Weile und muss ein paar mal schlucken, bevor er reden kann.
 

„Gehirnerschütterungen sind scheiße… warum muss man da auch noch kotzen…?“
 

„Das ist ganz normal. Aber du solltest auf keinen Fall hier liegen bleiben. Kannst du aufstehen?“
 

Er schüttelt den Kopf minimal und schließt seine Augen wieder etwas mehr. Er scheint vom Kotzen total erschöpft zu sein. Ich seufze leise, knie mich hinter ihn und richte seinen Oberkörper etwas auf.
 

Als ich ihm beim Aufstehen helfen will, habe ich mal wieder nicht genug Kraft seinen Körper zu stützen und muss ihn gezwungenermaßen erneut ablegen. Er sieht mich an.
 

„…ich kann nicht aufstehen… kann ich nicht einfach hier liegen bleiben…?“
 

Auf keinen Fall. Dann wird er nur noch mehr krank. Eine zusätzliche Erkältung oder Fieber würde alle nur noch schlimmer machen.
 

„Nein, das ist sicher nicht gut für deinen Körper. Aber vielleicht… lass mich nachdenken…“
 

Grübelnd sehe ich mich um. Wenn ich Matt nicht ins Bett schaffen kann, schaff ich das Bett eben zu Matt.
 

„Warte kurz…“
 

Ich gehe zurück ins Schlafzimmer und schaffe zwei Decken und ein Kissen ins Bad. Nachdem ich eine Decke auf dem Boden ausgebreitet hab, helfe ich Matt darauf, der sich immer noch kaum bewegen kann.
 

„Versuch dich wenigstens auf die Decke zu legen, damit du eine Unterlage hast und nicht direkt auf den kalten Fließen liegst.“
 

Ich lege das Kissen unter seinen Kopf und decke ihn anschließend mit der zweiten mitgebrachten Decke zu. Er ist nach wie vor total blass und sieht alles andere als gesund aus. Er schließt die Augen und atmet einmal leise durch die Nase aus.
 

In mir steigen Schuldgefühle auf. Nur wegen mir geht es ihm so scheiße. Und ich hab mich noch nicht einmal bedankt, dass er mich gerettet hat und bereit ist, sein Leben für mich zu geben. Ob es jetzt schon zu spät dafür ist, sich zu bedanken? Nachdem ich ihn so angeschnauzt hab? Versuchen kann man es ja.
 

„Danke übrigens…“ sage ich leise. Seine Augen öffnen sich wieder halb und er sieht in meine Richtung, ohne den Kopf zu bewegen.
 

„…was meinst du…?“
 

Ich muss lächeln.
 

„Du weißt genau was ich meine. Dank dir werde ich nicht mehr zum Sex mit diesen Typen gezwungen. Es tut mir leid, dass ich dich vorhin so angeschnauzt hab, aber ich bin dir trotz allem sehr dankbar. Wirklich Matt – Danke.“
 

Seine Mundwinkel zucken ein wenig, wahrscheinlich versucht er, mein Lächeln zu erwidern. Aber das scheint nicht so richtig zu funktionieren. Kein Wunder, ihm tut sicher alles höllisch weh – bei den Platzwunden in seinem Gesicht ist das schon fast absehbar.
 

„…ich hab doch gesagt, dass ich dir helfen werde…und ich würde es jederzeit wieder tun…das nächste Mal aber bitte ohne Mafia und Gehirnerschütterung…“
 

Ich muss lachen. So schlimm geht es Matt also doch nicht, immerhin hat er noch Humor. Erst, wenn er diesen verliert, weiß ich, dass er vollkommen am Ende ist. Zum Glück ist das hier noch nicht der Fall. Ich lege meinen Kopf auf die angezogenen Knie und sehe verträumt lächelnd in seine Richtung.
 

„Ich liebe dich.“
 

Seine Augen leuchten kurz auf und er dreht seinen Kopf zu mir. Seine Mundwinkel zucken wieder, diesmal etwas mehr. Ich streiche ihm mit einer Hand vollkommen abwesend über die Wange. Er zuckt zusammen.
 

„Au… ich dich doch auch, aber lass das bitte…“
 

Fuck, ich hab die Platzwunden vollkommen vergessen. Sofort nehme ich die Hand zurück.
 

„Tut mir leid.“
 

Matt ist die einzige Person die es schafft, mich alles andere vergessen zu lassen. Aber es ist wirklich schade, dass er, jetzt wo ich keine Angst mehr vor so etwas wie Sex und Körperkontakt haben muss, total außer Gefecht gesetzt ist. Ich ziehe einen Schmollmund und stütze meinen Kopf auf meine Hände.
 

„Mensch, jetzt wo ich Lust auf deine Nähe habe, bist du wieder verletzt! Zum Kotzen ist das.“
 

Er stöhnt genervt auf, dreht den Kopf weiter von der Toilette weg und stützt eine Hand an seine Stirn.
 

„…komm mir jetzt bloß nicht mit Kotzen, das hab ich schon hinter mir…!“
 

Bei dem Wort Kotzen fällt mir wieder ein, warum ich vorhin eigentlich in der Stadt war. Ich drehe mich um und hole die Tüten mit den Medikamenten nach vorne, sodass er sie sehen kann.
 

„Hast du eigentlich starke Schmerzen? Ich hab Medizin da…“
 

Ich stelle die einzelnen Medikamente auf den Fliesen ab.
 

„…hauptsächlich Kopfschmerzen und…ach, um ehrlich zu sein tut mir alles weh…“
 

„Und diese Platzwunden sollten wir später auch noch mit irgendeiner Salbe eincremen, oder?“
 

Ich öffne alle der Kartons und hole die Packungsbeilagen heraus. Leider alle auf einmal. Innerhalb von Sekunden habe ich mich verzettelt und weiß nicht mehr, welches Stück Papier zu welchem Medikament gehört. Verwirrt wühle ich in dem Haufen aus Zetteln und kleinen Kartons, bis Matt mich unterbricht.
 

„…gib mir doch einfach Aspirin, das hilft doch gegen alle möglichen Schmerzen, oder…?“
 

Gute Idee. Von Aspirin hab ich schon allein wegen meinem Job – ich meine ehemaligem Job – immer genug im Haus. Ich stehe auf, hole eine Tablette davon und ein Glas Wasser, gehe dann wieder zurück zu Matt und setze mich erneut neben ihn auf den Boden. Ich helfe ihm, sich aufzusetzen, warte, bis die Medizin sich aufgelöst hat und reiche ihm dann das Glas. Er trinkt es mit einem Zug leer und legt sich dann langsam wieder hin.
 

„So… jetzt versuch ein wenig zu schlafen.“
 

Ich stehe auf und will den Raum verlassen, um weiter an meinem Rettungsplan für Matt zu arbeiten, als ich plötzlich wieder seine Stimme höre.
 

„…Mello, bleib bitte hier…“
 

Augenblicklich drehe ich mich wieder um und setze mich auf den Boden, sehe in sein Gesicht. Wenn ihm meine Gesellschaft lieber ist, als Schlaf, dann kriegt er meine Gesellschaft. Er fährt inzwischen fort.
 

„…ich will mal wieder mit dir reden…“
 

Ich streiche einige seiner wirren, roten Ponysträhnen beiseite.
 

„Und über was?“
 

Er starrt kurz vor sich hin, bevor sein Blick kurz einmal durch den Raum wandert und sich schließlich wieder meinem Gesicht zuwendet.
 

„…über uns. Oder eher… über unsere Beziehung. Ich hab ein paar Fragen.“
 

Fragen? Ein wenig verwirrt hebe ich eine Augenbraue, stimme dann jedoch mit einem Nicken zu.
 

„Gut… was willst du wissen?“
 

„…was dachtest du, als du mich das erste Mal gesehen hast…?“
 

Ich muss überlegen und lehne den Kopf in den Nacken. Das erste Mal, als wir uns gesehen haben.
 

Genau, es war Frühling. Uns wurde gesagt, dass ein Neuer ins Waisenhaus kommt. Und ich hab sofort gesagt, dass ich mein Zimmer mit niemandem teile. Als ich vom Spielen wieder heimkam, saß doch tatsächlich jemand in meinem Zimmer. Ich weiß noch, dass ich beinah ausgerastet bin.
 

Ich muss grinsen und sehe Matt wieder an.
 

„Willst du das echt wissen?“
 

Er nickt.
 

„Ich dachte: ‚Was macht dieser Vollidiot in meinem Zimmer?! Ich hab Roger doch gesagt, dass ich allein sein will!‘“
 

Er starrt mich einen Moment total perplex und überrumpelt an, im nächsten muss er jedoch, genau wie ich, lachen.
 

„…deswegen hast du mich zuerst auch so böse angeblitzt… jetzt darfst du mich was fragen…“
 

„Hm… was waren die schönsten Momente für dich, in unserer Beziehung?“
 

Seine Antwort kommt fast sofort, als ob er nur darauf gewartet hätte, dass ich diese Frage stelle.
 

„…jedes Mal, wenn du mich angelächelt und mir gesagt hast, dass du mich liebst…“
 

Ich muss Lächeln und da seine Schmerzen anscheinend nachlassen, erwidert er das auch. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass ich rollig bin, oder daran, dass ich schon lange mit niemandem mehr Körperkontakt hatte, den ich mochte, aber ich würde jetzt gerne mit Matt schmusen.
 

Vielleicht geht das ja auch – seine Schmerzen scheinen ja nicht mehr so schlimm zu sein. Ich lege meinen Schlafzimmerblick auf und lächle ihn verführerisch an.
 

„Ich würde jetzt soooo gerne mit dir kuscheln, aber ich glaube dann tu ich dir weh.“
 

„…wenn du ganz vorsichtig bist, sicher nicht…“
 

Wow, ich hätte nicht gedacht, dass er in seinem jetzigen Zustand zustimmt. Aber umso besser. Jedoch gibt es hier immer noch etwas was mich stört. Der Geruch von Kotze in der gesamten Wohnung.
 

„Aber erst duschst du… irgendwas riecht hier nach Erbrochenem.“
 

Er hebt kurz eine Augenbraue, dann sieht er mich so an, als ob ich ihm gerade gesagt hätte, dass KIRA und L ein Paar waren.
 

„…Mello, ich hab keine Ahnung wie ich das jetzt machen soll…“
 

„Vielleicht kann ich ja mit duschen?“
 

Ich konnte mir den Satz einfach nicht verkneifen. Grinsend schaue ich dabei zu, wie er rot anläuft und meinem Blick ausweicht.
 

„…äh…ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist…“
 

„Ach, warum denn nicht? Das spart Wasser. Außerdem haben wir doch auch schon oft im Waisenhaus zusammen geduscht.“
 

Noch dazu möchte ich wissen, was aus dem kleinen Matty geworden ist. Ich habe ihn schon lange nicht mehr richtig ansehen können. Dank seinen weiten Klamotten sieht man ja nicht viel von seiner guten Figur. Nach einer Weile des Schweigens wendet er sich wieder mir zu – immer noch ein wenig rot im Gesicht.
 

„…na gut, aber wenn ich umkippe, dann ist das deine Schuld…!“
 

Ich muss noch mehr grinsen, als ich ihn das sagen höre und er läuft wieder komplett rot an.
 

„Jaja, los, versuch mal aufzustehen, dank der Tablette dürften die Schmerzen ja weg sein…“
 

Ich helfe ihm auf. Er taumelt kurz ein wenig und schwankt vor und zurück, doch schließlich steht er relativ fest auf seinen Füßen. Ich beginne damit mich auszuziehen. Schon beinah ein wenig geschockt mustert er mich und entkleidet sich dann ebenfalls langsam.
 

Als wir ein paar Minuten später unter der aufgedrehten Dusche stehen, wirkt er immer noch ziemlich verunsichert und ist nach wie vor total rot. Ich gehe einen Schritt näher zu ihm und küsse ihn auf den Mund, da wir das heute noch kein Mal getan haben. Nebenbei lege ich meine Arme um ihn und drücke meinen Körper ein wenig gegen seinen. Ich kann förmlich spüren, wie seine Wangen glühen, als mein Gesicht so nah an seinem ist.
 

Es ist eigentlich untypisch für ihn, dass er schnell rot wird und so schüchtern ist, aber ich finde es irgendwie auch niedlich. Nach einer Weile löse ich den Kuss und streiche ihm einige nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht.
 

„I-Ich dachte du willst NACH dem Duschen kuscheln…“
 

Ich muss grinsen.
 

„Küssen hat doch nicht mit Kuscheln zu tun.“
 

Ich beuge mich zu seinem Hals und fange an, diesen zu küssen, während ich eine seiner Hände halte. Er gibt einige Male leises Keuchen von sich, was mich jedoch nur dazu anspornt weiterzumachen.
 

Plötzlich sackt er jedoch weg. Im letzten Moment fange ich ihn noch ein wenig ab, sonst wäre er mit dem Kopf auf dem Boden aufgeprallt.
 

„Matt?“
 

Irritiert – gleichzeitig jedoch auch alarmiert – sehe ich ihn sein Gesicht. Er hat die Augen geschlossen und alle Muskeln komplett entspannt, hat jedoch immer noch gerötete Wangen. Er ist bewusstlos geworden. Mist. Ich hab es anscheinend übertrieben.
 

Während ich ihn mit einer Hand weiterhin stütze, drehe ich mit der anderen das Wasser aus. Ich schiebe meine Arme unter seinen Körper und hebe ihn langsam hoch. Diesmal fällt es mir sogar relativ leicht – keine Ahnung warum.
 

Während ich ihn ins Schlafzimmer trage, kann ich es ab und zu doch nicht unterdrücken ihn zu mustern. Vorhin unter der Dusche hatte ich irgendwie keine Gelegenheit dazu. Außerdem wollte ich ihn nicht noch nervöser machen.
 

Mein Blick wandert seinen Körper entlang. Er sieht wirklich unglaublich gut aus. Obwohl er nie trainiert, hat er ein nicht zu verachtendes Sixpack. Als ich die Hitze in meinen Wangen bemerke sehe ich wieder woanders hin.
 

‚Nicht den Faden verlieren, Mihael.‘
 

tadle ich mich selbst und lege ihn dann auf dem Bett ab. Erneut streift mein Blick seinen Körper. Ich mache die Augen zu und drehe mich um als ich erneut rot anlaufe. Am besten ich ziehe ihm erst einmal etwas an, sonst kann ich bald nicht mehr klar denken.
 

Nachdem ich selbst wieder Klamotten trage, suche ich ein paar für ihn heraus. Ich lege sie neben dem Bett ab und trockne ihn dann – die Augen geschlossen – ab. Ab und zu, wenn ich seine Haut berühre, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken und ich bekomme kurz überall Gänsehaut. Gott, was ist bloß los mit mir? Ich habe schon oft nackte Männer gesehen und berührt, warum ist es bei ihm so anders? Warum werde ich überhaupt rot? Ich kann ihm im Prinzip doch echt nichts abgucken. Ich versuche es und mache die Augen wieder auf. Es dauert keine Sekunde und ich muss sie wieder schließen.
 

„Argh… Matt, was musst du auch so verdammt sexy sein?!“
 

Mit weiterhin geschlossenen Augen ziehe ich ihn an. Schließlich ist es geschafft. Langsam und vorsichtig öffne ich meine Augen. Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, setze ich mich auf die Bettkante und sehe in sein Gesicht.
 

Seine Augenbrauen zucken inzwischen schon wieder ein bisschen. Vielleicht wäre es besser, wenn er sich in Zukunft mehr ausruhen würde, damit so etwas nicht mehr passiert. Ich stelle den Wecker auf dem Nachtisch auf 22:00 Uhr, dass er heute pünktlich ins Bett kommt und schnell wieder gesund wird. Nachdem das erledigt ist, wende ich mich wieder ihm zu.
 

„Matt… Matt, wach auf.“
 

Seine Brauen zucken mehr, bis er schließlich seine Augen ein Stück öffnet. Seine Pupillen sind unglaublich riesig. Er greift sich an den Kopf.
 

„Was ist passiert…?“, fragt er ein wenig benebelt.
 

„Du bist unter der Dusche umgekippt. Ich glaube, ich hätte noch etwas warten sollen…tut mir leid.“
 

Einen Moment lang nimmt der für ihn typische, enttäuschte Ausdruck sein Gesicht ein, doch dann lächelt er wieder ein wenig.
 

„Wenn du mir noch ‘ne Tablette gibst, können wir gerne noch kuscheln.“
 

Erstaunt hebe ich den Kopf, muss ebenfalls lächeln und springe dann vom Bett auf um noch ein paar Tabletten für ihn zu holen. Diesmal nehme ich gleich zwei mit. Mit einem Glas Wasser und den Medikamenten gehe ich wieder zurück zu ihm.
 

„In der Packungsbeilage steht, du kannst auch zwei auf einmal nehmen. Dann hast du auch den Rest der Nacht Ruhe vor den Schmerzen.“
 

„Danke.“
 

Bei mir hat das zwar nie funktioniert, aber wahrscheinlich nur, weil ich nie auch nur eine Nacht komplett durchschlafen konnte. Bei ihm wird es wirken. Ganz bestimmt. Er trinkt das Glas wieder mit einem Zug leer, während ich mich bereits wieder auf die Matratze setze und zu ihm rücke. Kaum hat er den Rand des Glases von den Lippen genommen, küsse ich ihn auch schon. Er fährt mit einer Hand durch meine blonden Haare – langsam und vorsichtig – und wirft mit der anderen das Glas von sich.
 

Das klirrende Geräusch lässt mich nicht aufschrecken. Die Scherben verteilen sich auf dem Boden, doch im Moment kümmert mich das echt wenig.
 

Nur noch Matt ist wichtig.
 

Ohne meine Lippen von seinen zu trennen, setze ich mich auf seinen Schoß. Etwas unsicher lege ich meine Hände auf seine Schultern. Der Kuss wird nur für einen kurzen Moment unterbrochen, dass wir Luft holen können, bevor wir uns wieder küssen. Leidenschaftlicher als zuvor.
 

Meine Unsicherheit wächst, mein Verlangen nach ihm jedoch auch. Er lehnt sich unterdessen zurück. Ich liege halb auf ihm. Sogar durch das Shirt kann ich seine Bauchmuskeln spüren. Langsam schiebe ich meine Hände unter seinen Pulli und wandere seinen Oberkörper mit ihnen auf und ab.
 

„Matt, ich liebe dich…“ hauche ich leise und schmiege meine Wange an seine.
 

Er streicht mit seinen Fingerspitzen sachte über den Stoff meines Pullovers an meinem Rücken. Ich küsse mich wieder an seinem Hals entlang, in Richtung Schlüsselbein.
 

„Nh…Mello…“
 

Der Tonfall, mit dem er meinen Namen jetzt ausspricht, lässt mir wieder die Hitze in die Wangen schießen. Ich verabschiede mich mit einem letzten Kuss erst einmal von seinem Hals und sehe ihm ins Gesicht. Seine Augen wirken einladend und verführend. Eine Einladung, die ich gerne annehme.
 

Ich beuge mich erneut zu ihm runter, um ihn wieder auf den Mund zu küssen, er schließt schon die Augen, als plötzlich der Wecker anfängt zu piepsen. Ich sehe auf. Schon 22:00 Uhr? Innerlich tief, tief seufzend krabble ich von ihm runter, stehe vom Bett auf und schalte den Wecker aus.
 

„So. Zeit zum Wunden versorgen!“
 

Er bekommt riesige Augen und sieht mich vollkommen perplex an. Mit verwuschelten Haaren setzt er sich auf.
 

„W-Was??“
 

Ich drehe mich zu ihm um und hebe erklärend den Finger.
 

„Bei einer Gehirnerschütterung muss man viel schlafen. Also versorg ich jetzt deine Wunden und dann ab ins Bett!“
 

Er sieht kurz auf den Wecker, dann wieder zu mir.
 

„Aber wir wollten doch-…“
 

Er ist so verzweifelt, dass er schon fast wieder niedlich wirkt. Als ich merke, dass ich mein Grinsen nicht mehr unterdrücken kann, drehe ich mich weg und gehe aus dem Raum um einen Sanitätskasten zu holen.
 

„Umso schneller du gesund wirst, umso eher können wir mehr kuscheln!“, trällere ich im Gehen.
 

„Mello, das ist gemein!!“
 

‚Ich weiß, aber irgendwie auch lustig.‘
 

Ein bisschen schadenfroh war ich irgendwie schon immer. Ich schnappe mir den Erste-Hilfe-Kasten und gehe dann zurück zu ihm. Er sitzt auf dem Bett und sieht immer noch total beleidigt aus. Um nicht weiter so zu grinsen, schaue ich mir seine Wunden an.
 

„So, jetzt zeig mal…“
 

Prüfend sehe ich auf die Platzwunden in seinem Gesicht und lege vorsichtig meine Hand auf eine der größeren Verletzungen. Sofort verzieht er das Gesicht und kneift die Augen zusammen.
 

„Wenn sich das entzündet, haben wir ein Problem…der Kerl hat dir die ganze Haut aufgeschlagen…“
 

Natürlich sind ja auch wieder die stärksten und am besten trainierten Mafiosi aus unserer Gruppe auf ihn losgegangen. War ja klar.
 

Leise seufzend stehe ich auf und hole aus dem Bad eine Salbe, die man auch auf offenen Wunden anwenden kann. Wieder im Schlafzimmer angekommen, setze ich mich neben ihn und creme jede einzelne Wunde sorgfältig ein. Er verzieht beim Einmassieren ab und zu das Gesicht, aber das hier muss einfach sein, wenn er will, dass alles wieder verheilt, ohne irgendwelche hässlichen Narben zu hinterlassen.
 

Narben würden nicht zu ihm passen. Ich hasse Narben schon immer.
 

Matt soll sowas nicht haben. Als ich fertig bin, lächle ich ihn an. Ich wünschte ich könnte mehr gegen die Gehirnerschütterung machen.
 

„Gegen die Gehirnerschütterung kann ich leider nichts machen, aber so verheilen wenigstens die Platzwunden schneller…“
 

Er seufzt.
 

„Danke, Mello…aber das nächste Mal kuschelst du gefälligst zu Ende mit mir, Verletzungen hin oder her…!“
 

Ah, er ist also immer noch beleidigt deswegen. Auch wenn ich das viel lieber machen würde, im Moment hat seine Genesung absolute Priorität. Ich lehne mich lächelnd zu ihm rüber und küsse ihn erneut, diesmal aber nur kurz.
 

„Tut mir leid, das geht nicht.“
 

Er sieht mich kurz noch ziemlich sauer an, ich behalte meinen Gesichtsausdruck bei, bis er die Hände in die Haare krallt und sich stöhnend nach hinten auf die Matratze wirft.
 

„Haaaah… na gut.“
 

Ich lächle und lege mich neben ihn und decke uns beide zu.
 

„Also dann… Gute Nacht, Matt.“
 

„Nacht…“
 

Ich drücke ihm nochmals kurz einen Kuss auf die Lippen und schließe dann meine Augen. Mit ein paar Fingern streiche ich über seinen Handrücken, bis er eingeschlafen ist. Ich warte noch einige Minuten.
 

Als ich mir sicher bin, dass er im Tiefschlaf ist, stehe ich leise wieder auf und gehe in die Küche, knipse das Licht an. Ich knie mich vor eine Schublade, kurz vor dem Boden und öffne sie. Schweigend mustere ich den Inhalt.
 

Sprengsätze und ein Fernzünder.
 

Ich sehe mich noch einmal um. Wenn Matt davon erfährt, hab ich ein Problem. Er würde mich das nie machen lassen. Er würde sicher sagen es sei „zu riskant“.
 

Ich bin mir aber sicher, dass mein Plan sicher ist. Es wird nichts passieren. Ich werde das Zeug aus sicherer Entfernung aktivieren.
 

Rod wird sterben und Matt gerettet.
 

Nächste Woche oder so wollten wir ein neues Hauptquartier suchen. Ich muss nur auf den richtigen Moment warten und die Sprengsätze anbringen.
 

Es wird das reinste Kinderspiel.
 

~Kapitel 7 - Ende~

Ich hätte nicht gedacht, dass das Kapitel so elends lang wird. ^^° Als ich angefangen hab zu schreiben, dachte ich wirklich: "2500 Wörter. Höchstens. u__u" Und jetzt sind es wieder über 3000... .___. Fragt mich nicht, wie ich das mache.

xD Irgendwie hört sich aus Mellos Sicht alles viel versauter an, oder?? Ich hoffe euch hat das Kapi trotzdem gefallen. ^__^

Misu

Frazzled [1]

Gelangweilt knabbere ich an meiner Tafel Zartbitterschokolade herum und warte darauf, dass endlich etwas passiert. Na gut. Passiert ist in letzter Zeit viel.
 

Vor ein paar Tagen dachte ich echt, dass die vielen Tabletten welche ich vor ein paar Monaten noch in mich reingestopft habe, mein Gehirn zerstört haben, als plötzlich das Death Note vor meinen Augen anfing zu schweben. Wie sich aber heraus stellte gehört es einem Todesgott, der es zurückhaben will. Ja, ihr habt schon richtig gehört, ein TODESGOTT.
 

Ich hätte es nie geglaubt, wenn dieses Vieh nicht in Fleisch und Blut vor mir gestanden hätte. Rod und die anderen haben total die Panik gekriegt, obwohl von Anfang an zu sehen war, dass dieser Shidou (so nennt sich das Ding) nicht viel im Kopf hat. Und ich hab es für unsere Zwecke eingespannt. Es soll die Gegend von irgendwelchen Eindringlingen freihalten, beziehungsweise ihre Gesichter zum Vorschein bringen und zu den Überwachungskameras drehen, damit Rod ihre Namen ins Death Note schreiben kann.
 

Seitdem ich das ganze für uns eingefädelt habe, lässt mich der große Bigboss auch mal ein wenig in Ruhe. Außerdem hab ich Tonnen von Schokolade gekriegt. Warum denn nicht gleich so? Die Beine übereinander schlagend packe ich eine weitere Tafel Schokolade aus und lehne mich zurück. Also so lässt es sich leben. Die Sprengsätze hab ich auch schon lange angebracht und das sogar, ohne bemerkt zu werden. Matt hackt sich seit ein paar Monaten für die Mafia in Konten irgendwelcher reicher Schnösel ein. Und er hat die Schulden, die ich damals verursacht habe, fast beglichen. Also sollte ich mich beeilen, was Vernichten dieser Wichser hier angeht.
 

Ich lehne den Kopf in den Nacken, drehe ihn dann halb zur Seite, um auf die Zeitanzeige des Laptops neben mir sehen zu können.
 

1.November, 23:59 und 55, 56, 57, 58, 59-
 

Auf einmal schrecke ich auf, als ich plötzlich den Großteil unserer Organisationsmitglieder markerschütternd aufschreien höre – darunter auch Rod. Was ist denn mit denen los? Zu viele Drogen oder was? Sie brechen fast gleichzeitig zusammen und bewegen sich nicht mehr. Doch keine Drogen. Sie sind tot. Unter den überlebenden bricht Panik aus.
 

Während ich ein Stück Schokolade abbeiße und meine Augen böse verenge, sehe ich erneut auf den Bildschirm des Computers.
 

‚Verdammt… Shidou, was machst du denn?!‘
 

Plötzlich höre ich von weiter weg ein lautes Krachen und Schritte. Scheiße. Die stürmen das Gebäude. Meine Hände schließen sich fester um die Tafel Schokolade und ich springe auf, renne auf die große Stahltreppe am Ende des Raumes zu. Als ich an Rod vorbei renne, sehe ich das Notizbuch unter ihm liegen. Ohne Anzuhalten wende ich mich zwei der Überlebenden zu.
 

„Roi! Skia! Das Notizbuch liegt unter Rod! Lasst es euch auf keinen Fall abnehmen und bringt es sicher zum Überwachungsraum! Beeilt euch!!“
 

Die beiden stimmen zu. Kein Wunder. Das sind einfach nur Spielfiguren, die eine Führungsperson brauchen. Und jetzt, da Rod tot ist, bin ich wohl der Boss. Aber ich sollte trotz allem vorsichtig sein. Das ist garantiert die japanische Polizei, die das Gebäude stürmt. Sie dürfen um keinen Preis mein Gesicht sehen. Hastig reiße ich die Tür zum Überwachungsraum auf.
 

„Warum habt ihr nichts gesa-?!“
 

Ich stocke, als ich noch weitere Leichen auf dem Boden entdecke. Ohne ein weiteres Wort gehe ich zu den unzähligen Monitoren, welche an die Überwachungskameras angeschlossen sind. Skia und Roi wurden inzwischen geschnappt. Idioten. Ich hab doch gesagt sie sollen sich beeilen.
 

‚Verdammt, das Buch…‘
 

Ich schubse eine der Leichen vom großen Schreibtisch, hole einen kleinen Schlüssel aus meiner Hosentasche und öffne eine der Schubladen. Einmal tief durchatmend greife ich zu dem Fernzünder darin. Drei Knöpfe sind darauf. Der Untere nur zur Warnung und um diesen Kerlen Angst einzujagen. Der zwei Oberen, um im Notfall das gesamte Gebäude zu sprengen. Zum Glück bin ich in diesem Raum halbwegs sicher, solange die Tür verschlossen bleibt.
 

Stumm verfolge ich weiter das Vorgehen der Ermittler über die Monitore, bis sie die richtige Position erreicht haben und ich den unteren Knopf betätige. Wieder ein lautes Krachen. Ich greife mir ein Mikro.
 

„Nicht bewegen. Das war nur eine Warnung. Beide Ausgänge habe ich hiermit gesprengt. Tun sie, was ich sage, sonst jage ich als nächstes das gesamte Gebäude in die Luft. Wenn sie nicht sterben wollen, dann leisten sie meinen Anweisungen wohl besser folge.“
 

Getuschel bricht unter den Männern aus. Eine der Stimmen kommt mir bekannt vor. Grinsend beiße ich ein Stück Schokolade ab. Dieser Soichiro Yagami gibt wohl niemals auf. Ich lehne mich wieder zum Mikro.
 

„Als Erstes sollten sie die Kameras an ihren Masken funktionsunfähig machen!“
 

Sie folgen meiner Anweisung ohne Zögern.
 

„Und jetzt weg mit den Waffen!“
 

Maschinengewehre kann ich hier beim besten Willen nicht gebrauchen. Außerdem wird es sonst schwierig das Notizbuch zurück zu bekommen.
 

„Einer nimmt das Buch, die anderen halten sich zurück!“
 

Es ist garantiert wieder Soichiro. Diesen Kerl kann man leicht als Geisel nehmen. Während die anderen durch die Explosion des gesamten Gebäudes erst einmal beschäftigt sein werden, kann ich in Ruhe mit ihm fliehen. Ich lege meine Finger auf die zwei oberen Knöpfe und starre weiterhin auf den Monitor. Sie tun immer noch, was ich sage. Kein Wunder eigentlich. Sie haben gar keine andere Wahl.
 

„Gut so. Der mit dem Notizbuch soll näher zur Tür kommen und seine Maske abnehmen!“
 

Er tut es. Ich muss grinsen, dann sogar lachen.
 

„Sie schon wieder, Yagami…! Hätte ich sie damals bei der Sache mit Sayu doch lieber umbringen sollen? Jetzt übergeben sie mir immerhin schon zum zweiten Mal das Notizbuch! Machen wir’s einfach so wie letztes Mal: Geben sie mir das Buch und versuchen sie erst gar nicht irgendwelche Tricks. Ich lege den Fernzünder nicht aus der Hand, habe aber keine Schusswaffe bei mir. Kommen sie langsam ins Zimmer und überzeugen sie sich selbst! Nehmen sie Maske und Notizbuch mit!“
 

Ich drücke einen Knopf, damit sich die Tür öffnet. Yagami betritt den Raum. Ich drücke abermals einen Knopf, die Tür schließt sich wieder.
 

„Geben sie mir das Notizbuch und die Maske, außerdem sind sie ab jetzt meine Geisel.“
 

Yagami sieht mich an. Lange und schweigend. Was soll das?
 

„Mello… dein wahrer Name ist Mihael Keehl.“
 

Meine Augen weiten sich. Woher weiß er das?! Haben sie mithilfe des Notizbuches etwa Snydar manipuliert?! Oder hat die japanische Polizei mit KIRA zu tun?!
 

Schweigend senke ich die Hand mit dem Fernzünder ein wenig und fasse mich wieder einigermaßen. Er schlägt das Notizbuch auf und zückt einen Stift.
 

„Wir haben dich überführt, Mello. Wenn du dich ergibst und abführen lässt, bringen wir dich nicht um. Du weißt ja sicher, dass du stirbst, wenn dein Name hier drin steht. Wirf den Fernzünder weg und Hände hinter den Kopf!“
 

Ich rühre mich nicht. Mein Griff um den Schalter in meinen Händen verstärkt sich.
 

„Wirf ihn schon weg!“
 

Ich lache.
 

„Meinen Sie ernsthaft, ich kooperiere? Sobald sie den Stift auf dem Papier aufsetzen, drücke ich den Knopf.“
 

„Dann tu’s doch.“
 

Abermals weiten sich meine Augen. Ist der Kerl wahnsinnig? Glaubt der dass das ein Fake ist? Wütend sehe ich ihn weiter an.
 

„Wenn du weiterleben willst, wirf den Schalter weg!“
 

Ich senke meinen Kopf ein wenig und schließe meine Augen kurz, um nachdenken zu können. Ich traue ihm nicht zu, dass er mich in das Buch schreibt. So ein Mensch wie er bringt so etwas nicht fertig. Niemals. Ich beiße ein Stück Schokolade ab.
 

„Yagami… Sie…“
 

Ich hebe den Kopf und öffne meine Augen wieder.
 

„…haben noch nie jemanden getötet, nicht wahr?“
 

Ohne auf meine Frage zu antworten, setzt erden Stift auf dem Papier an und schreibt etwas. Meine Finger zucken, doch ich bringe es nicht fertig den Knopf zu drücken. Außerdem hört er schon nach kurzer Zeit wieder auf.
 

„Es fehlt nur noch dein Nachname! Gib endlich auf!“
 

Schweigend suche ich den Raum mit meinen Augen nach etwas ab, um mich zu retten. Plötzlich sehe ich, dass eine der vermeintlichen Leichen die Augen geöffnet hat. Es ist Jose. Er lebt also noch. Ich muss mein Grinsen unterdrücken.
 

„Sie hätten mich gleich reinschreiben sollen, Yagami. Jetzt ist es dafür zu spät.“
 

Jose versteht mein Stichwort und rollt sich zu einer der Waffen neben sich, greift nach ihr und fängt an auf Yagami zu schießen. Er schießt das gesamte Magazin leer, dann bricht Soichiro zusammen. Ich höre wie die anderen Polizisten von draußen gegen die Tür schießen.
 

Verdammt, die machen alles kaputt! Ich springe vom Schreibtisch auf und schnappe mir die Maske von Yagami.
 

„Jose, das Buch!“
 

Während ich sie aufsetze um mein Gesicht zu verstecken, sehe ich angespannt zur Tür. Jose rüttelt unterdessen wie verrückt an dem reglosen Körper von Yagami rum.
 

„Ich komm nicht ran…! Er lässt das Buch nicht los!! Lebt er etwa noch?!“
 

Er zückt seine Waffe und richtet sie auf den Kopf des Kerles. In genau dem Moment öffnet sich die Tür laut krachend und die restlichen Männer stürmen den Raum. Jose richtet seine Waffe auf sie, doch die Anderen sind schneller und erschießen ihn ohne zu Zögern. Ich stehe mit dem Rücken zu den restlichen Ermittlern und starre vor mich hin.
 

Fuck… ohne geschlossene Tür ist dieser Raum genau so unsicher wie der Rest dieses Gebäudes. Noch dazu habe ich keinen Schutzanzug an. Verdammt…
 

„Sei vernünftig, Mello! Wirf den Schalter weg!“
 

Aber es gibt jetzt kein Zurück mehr. Ich hebe den Fernzünder und drücke auf die zwei obersten Knöpfe.
 

Wie erwartet fliegt das gesamte Gebäude sofort in die Luft. Die Wand hinter mir explodiert. Während die Polizisten in Deckung gehen nutze ich die Gelegenheit und renne durch eine der Lücken, die sie durch die Panik gelassen haben.
 

Das Letzte, was ich sehe, ist der Feuerschwall, die mir entgegen kommt, als ich den Raum verlasse und vom Geländer in das untere Stockwerk springe.
 

***
 

Der Geruch von verbranntem Fleisch und verkohlten Leder weckt mich wieder. Alles ist dunkel. Außerdem kann ich mein linkes Auge nicht öffnen.
 

Hustend versuche ich mich aufzurichten, schaffe es jedoch nicht. Irgendetwas Schweres liegt auf mir. Mit meinem noch funktionierenden Auge schiele ich über mich. Gebäudereste. Na klasse.
 

Ich musste ja auch unbedingt ins untere Stockwerk springen. Mein Genie zeigt sich mal wieder.
 

Ich senke meinen Blick erneut und sehe die zerfetzte Atemschutzmaske unter mir liegen. Na hoffentlich haben diese Idioten mein Gesicht nicht doch noch gesehen. Aber mir bleibt keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
 

Als ich mich weiter umschaue, sehe ich plötzlich, dass einer meiner Schuhe brennt. Ich schrecke auf und nehme all meine Kraft zusammen um unter dem Stückchen Wand hervorzukriechen, dass auf mir liegt. Kaum habe ich das geschafft, streife ich den Schuh von meinem Fuß.
 

Ich sehe mich um. Überall nur noch brennende Überreste des Gebäudes, das sich einmal „Mafia Hauptquartier“ schimpfte. Der Rauch brennt in meinem offenen Auge und in der Nase. Keuchend senke ich den Kopf, als mir plötzlich auch der unglaubliche Schmerz überall in meinem Körper auffällt. Ich weiß nicht mehr was passiert ist, nachdem ich dieser Welle aus Feuer entgegen gesprungen bin. Prüfend sehe ich mich um. Aber zumindest scheint mich niemand erwischt zu haben. Die Mitglieder der japanischen SOKO sind weg.
 

Plötzlich wird es wieder unangenehm heiß hinter meinen Fußsohlen. Schwer atmend drehe ich meinen Kopf in die Richtung aus der die Hitze kommt. Das Feuer breitet sich immer weiter in meine Richtung aus. Ich muss hier weg, sonst sterbe ich. Aber ich habe so wenig Kraft.
 

„V-Verdammt…!!“
 

Ich verkrampfe meine Finger im Dreck des Bodens, welcher von Glasscherben und Asche übersät ist, als eine Welle aus unglaublichem Schmerz meinen Körper überrollt. Meine linke Körperhälfte brennt höllisch. Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, dass ein Großteil des Fleisches an meiner linken Schulter verbrannt ist.
 

Scheiße. Was ist bloß passiert?!
 

Keuchend krieche ich von dem Fleck weg, auf dem ich eben noch lag, als das Feuer immer mehr damit droht, mich noch vollständig zu verschlingen. Während ich mich mit einer Hand immer weiter vorwärts ziehe, halte ich mir mit der anderen notdürftig den Mund und auch die Nase zu, um mir keine Rauchvergiftung zu holen. Ich atme nur, wenn es absolut nötig ist.
 

Als ich es schließlich geschafft habe, mich weit genug von dieser Hölle zu entfernen, drehe ich mich schwerfällig auf den Rücken und setze mich halb auf, was mich sehr viel Kraft kostet. Meine Sicht ist verschwommen, doch jetzt kann ich das ganze Ausmaß der Explosion sehen.
 

Kein Stein steht mehr auf dem anderen, alles ist zerstört. Und da das Haus sehr alt und so gut wie alles aus Holz war, brennt es natürlich lichterloh. Stöhnend lasse ich mich zurück auf den Rücken fallen und lege schwer atmend einen Arm über mein Gesicht.
 

Als ich meine linke Gesichtshälfte dabei berühre, zucke ich schmerzerfüllt zusammen und nehme den Arm zurück. Die Stelle, die eben noch auf meinem Gesicht lag, ist blutverschmiert. Ich drehe den Kopf ein wenig zur Seite und schaue auf den Weg, den ich eben hierher gekrochen bin. Auch überall verschmiertes Blut.
 

Soll ich hier sterben…? Ist das meine Strafe?
 

Flach atmend sehe ich in den Sternenhimmel.

Matt sollte mich doch abholen.

So wie jeden Tag.

Wo ist er…?
 

Als ich erneut vom Schmerz überwältigt werde, sammeln sich einige Tränen in meinen Augenwinkeln.
 

„…Matt…“
 

‚Hast du mich vergessen…?‘
 

Ein letztes Mal zuckt mein Körper wegen den Schmerzen auf, bevor die Ohnmacht wieder Besitz von mir ergreift und alles dunkel und ruhig wird.
 

***
 

Stille. Absolute Stille.

Und Dunkelheit.

Alles an meinem Körper ist taub und es ist kalt.

Aber nichts tut mehr weh.
 

„Mello?!“
 

Plötzlich eine Stimme.

Ganz weit weg.
 

„Mello!“
 

Dann Schritte.

Schnell näher kommend.

Mein Körper wird bewegt.

Schmerz. Unerträglicher Schmerz.

Derjenige soll weggehen.

Aufhören, mir weh zu tun.

Es war gerade so ruhig.
 

„Mello, wach auf! Mach deine Augen auf, wenn du mich hörst!“
 

Wer ist das?

Und was erlaubt dieser jemand sich eigentlich, mir Vorschriften zu machen?

Jetzt, wo endlich alles ruhiger wird.
 

Plötzlich sehe ich ein Licht.

Weit weg von mir.

Und ich gehe darauf zu.
 

Die Stimme von gerade wird leiser.

Derjenige schluchzt.

Als ich schon beinah genau vor dem Licht stehe, ist die Stimme jedoch wieder laut und präsent.

Zu laut.
 

„M-Mello, hör auf mit dem Scheiß! Wenn du jetzt stirbst, werde ich dir das niemals verzeihen! Mach die Augen auf!!“
 

Plötzlich erkenne ich die Stimme.

Matt.
 

Augenblicklich drehe ich mich von dem Licht weg und renne zurück. Irgendwann falle ich. Liege wieder genau so, wie ich lag, als ich ohnmächtig geworden bin. Meine Augenlider sind schwer und fallen zu. Warum das?!
 

Plötzlich dringt alles wieder zu mir durch. Der Schmerz. Der Geruch von verbranntem Fleisch. Die zerfetzen Lederklamotten auf meiner Haut. Der Rauch und die Hitze des Feuers. Ich versuche meine Augen wieder zu öffnen; meine Brauen zucken, doch schließlich gelingt es mir.
 

Zuerst muss ich husten, weil mein Hals vollkommen ausgetrocknet ist und der Rauch alles unangenehm rau macht. Dann sehe ich Matts Gesicht und seine von Tränen erfüllten Augen. Er hat mich ein wenig aufgerichtet und hält mich in seinen Armen. Ich schlucke, selbst das tut weh.
 

„…Matt… t-tut mir leid… mein Plan war scheiße…“
 

Er öffnet den Mund um wahrscheinlich etwas zu sagen, doch meine Kraft reicht nicht mehr aus und ich lasse meine Augen erschöpft zufallen.
 

Erneut wird alles ruhig. Der Schmerz klingt zu einem dumpfen Gefühl ab und ich bin wieder abgeschnitten von ihm. Ohnmächtig. Aber ich höre ihn noch. Seine Stimme. Zumindest das lässt mich wissen, dass ich nicht tot bin.
 

„Mello, das tut jetzt sicher weh, tut mir leid…“
 

Erneut wird mein Körper bewegt und der Schmerz nimmt überhand. So weit ich das vermuten kann, hebt er mich gerade hoch. Wieder Schritte. Und irgendetwas Nasses löst sich bei jedem Schritt von meinem Körper. Blut? Wahrscheinlich.
 

Ich will dass der Schmerz weggeht. Er treibt mich fast in den Wahnsinn. Plötzlich spüre ich etwas relativ festes unter meinem Rücken. Fühlt sich an wie Polster oder sowas. Ich höre eine Autotür, die zugeschlagen wird. Schritte. Und nochmal das Geräusch einer zugeschlagenen Autotür. Dann den Motor von Matts Wagen und quietschende Reifen. Mein Körper wird ein wenig hin und her geschüttelt, als die nächste Welle Schmerz über mir hereinbricht und alles wieder dumpf und ruhig wird. Erneut sehe ich das Licht.
 

‚Nein… ich will das nicht…!!‘
 

Mit aller Kraft wehre ich mich dagegen, näher zu diesem blendenden Licht zu gehen. Ich lande doch sowieso in der Hölle, warum also dieses Licht?! Als ich genug Kraft gesammelt habe, reiße ich meine Augen auf.
 

Flach atmend sehe ich die Decke des Autos an. Ich bin nicht tot. Gott sei Dank. Ich drehe meinen Kopf nach links. Die eigentlich weißen Polster des Autos sind rot. Ich habe mal wieder alles mit Blut vollgeschmiert. Das macht mich nervös.
 

Wie viel Blut kann man eigentlich verlieren, ohne zu sterben…?! Zitternd hebe ich eine Hand und lege sie auf meine linke Gesichtshälfte. Augenblicklich zucke ich zusammen und nehme sie zurück, als wieder diese Hölle aus Schmerzen meinen Kopf ausfüllt. Mit dem rechten Auge sehe ich auf meine Hand. Voller Blut.
 

Langsam drehe ich meinen Kopf nach rechts. Sehe die Silhouette von Matt, der am Steuer sitzt.
 

„…Matt…wie schlimm sehe ich aus…?“
 

Er hebt den Blick und sieht mich durch den Rückspiegel an.
 

„Es sind ziemlich schlimme Verletzungen, aber wir kriegen das wieder hin. Versprochen.“
 

Ich nicke schwach. Draußen rasen viele Lichter vorbei. Nicht nur von Straßenlaternen. Sind wir schon wieder in der Stadt? Ich habe jegliches Raum- und Zeitgefühl verloren. Und die ständige Ohnmacht hilft mir auch nicht gerade dabei es wieder zu finden.
 

Plötzlich hält das Auto und er schaltet den Motor aus. Er steigt aus. Kurz steigt Panik in mir auf.

Wo will er hin?! Er kann mich doch nicht einfach hier alleine lassen! Er steckt seinen Kopf noch einmal zur Tür rein.
 

„Ich bin gleich wieder da, Mello…“
 

Ich nicke zittrig, als die kühle Nachtluft von draußen über meine Haut kriecht. Das verbrannte Fleisch fängt an zu kribbeln. Er schlägt die Tür wieder zu und geht dann vom Auto weg. Wo er wohl hin möchte…? Hoffentlich bleibt er nicht zu lange weg.
 

Ich hab Angst, dass ich wieder ohnmächtig werde und diesmal vielleicht wirklich ohne ihn sterbe. Ich will das nicht. Er soll sich beeilen. Ich versuche die Anzeige der Uhr vorne unter dem Autoradio zu erkennen, jedoch vergebens, weil meine Sicht viel zu verschwommen ist. Mir ist kalt. Außerdem stinkt es immer noch nach verbranntem Fleisch.
 

Ich will nicht glauben, dass das mein Fleisch ist. So schlimm kann es mich doch nicht erwischt haben. Hoffe ich zumindest.
 

Matt soll zurückkommen. Er soll mich von diesen Schmerzen ablenken. Ich werde noch wahnsinnig, wenn das nicht bald aufhört. Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt schon warte. Es kommt mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Matt soll sich beeilen. Er soll sofort zurückkommen.
 

Jetzt…!!
 

Ich schrecke auf, als die Autotür sich wie aufs Stichwort wieder öffnet und Matt sich auf den Fahrersitz setzt. Er wirft eine Plastiktüte mit dem Logo einer Apotheke darauf auf den Beifahrersitz und startet dann den Motor wieder.
 

„Mello, hältst du noch ein wenig aus?“
 

„…mir tut alles weh… ich wünschte ich wäre tot, dann müsste ich diese verfickten Schmerzen nicht aushalten…!“
 

Er sieht nochmals kurz durch den Spiegel zu mir, bevor er wieder auf die Straße schaut und losfährt.
 

„Wir sind gleich daheim.“
 

Auf dem Weg zu unserer Wohnung werde ich noch 4mal ohnmächtig. Jedes Mal sehe ich wieder dieses Licht, welches mir einfach nur noch Angst macht. Als ich irgendwann wieder wach bin, kann ich durch das Fenster die Fassade unserer Wohnung erkennen. Die Autotür öffnet sich.
 

„Mello, wie sind da. Kannst du aufstehen?“
 

Er versucht meinen Körper aufzurichten. Ich kann einen Aufschrei vor Schmerz nicht unterdrücken, da dieser sich noch einmal steigert. Er beißt sich auf die Unterlippe, zieht mich jedoch weiter aus dem Wagen heraus, legt einen meiner Arme um seine Schultern und stützt mich so gut es geht.
 

Es sind eigentlich nicht viele Schritte bis zur Haustür, doch diesmal erscheint es mir wie eine halbe Ewigkeit, bis wir endlich die Wohnung erreicht haben, besonders weil der Schmerz langsam unerträglich wird. Ich will dass das aufhört.
 

Als wir den Flur erreicht haben, verlässt mich auch der letzte Funken Kraft und ich breche wieder zusammen.
 

„…verdammt, du hättest mich einfach sterben lassen sollen…“
 

Einerseits habe ich Angst vorm Tod, andererseits halte ich das hier keine Sekunde länger mehr aus, wenn dieser Schmerz nicht bald aufhört. Matt greift sich wieder einen meiner Arme.
 

„Hör auf solchen Mist zu erzählen!! Los, versuch noch einmal aufzustehen, wir müssen es wenigstens bis ins Wohnzimmer schaffen.“
 

Er zieht mich wieder auf die Beine und ich versuche meinen Blick zu heben. Erschrocken zucke ich zusammen, als ich mich im Wandspiegel sehen kann.
 

Meine linke Gesichtshälfte ist vollkommen zerfetzt, überall stecken Glassplitter und Dreck in der Wunde. Die komplette linke Hälfte meines Körpers ist übersät von Brandwunden und Blut. Ich kann nicht verhindern, dass ich am ganzen Körper anfange zu zittern.
 

„…bin…das etwa ich…?“
 

„Ja…“
 

Nein… das darf doch wohl nicht wahr sein…!

Wie soll ich jetzt weiter eine Beziehung mit Matt führen können? So etwas Widerliches wie mich will doch niemand zum Partner.
 

Mir steigen Tränen in das noch funktionierende Auge, als mir klar wird, dass er mich deswegen wahrscheinlich verlassen wird. Und so sehr ich auch möchte, ich kann den Blick nicht von meinem zerfetzten Ebenbild abwenden.
 

Wäre ich doch einfach gestorben…!
 

~Kapitel 8 - Ende~

Das Kapi gefällt mir selber i-wie...^^° *sadist*sadist* >3> *pfeif* Ach ja, falls sich einige wundern sollten: Ich habe mich weder an Manga noch Anime gehalten, als ich das geschrieben hab. ^^° Ich hab sozusagen ne Mischung aus beidem gebildet, die mir gut gefallen hat und den Text aus den Sprechblasen im Manga ein bisschen umgedichtet. xD Ich hoffe das Kapi gefällt euch. :)
 

lg

Misu

Frazzled [2]

Ich liege im Wohnzimmer auf dem Boden. Zitternd vor Kälte und Schmerz. Mit Tränen in den Augen. Ohne Klamotten. Warum?
 

Weil Matt sich die Wunden ansehen wollte. Meinen zerfetzten, entstellten Körper. Ich hab noch seinen Blick vor Augen. Es war so erniedrigend. Wie bei einer Vergewaltigung. Nur schlimmer. Weil ich von niemandem so hilflos gesehen werden will. Erst recht nicht von Matt.
 

Ich sehe mich um, so gut es geht, da jede Bewegung schmerzt und ich deshalb ein wenig beschränkt bin, was das angeht. Matt sucht immer noch in der Küche nach Verbandszeug. Stumm wende ich den Blick dem Haufen aus meinen Klamotten neben mir zu, die er mir vorhin ausgezogen hat.
 

Ich wollte nicht. Aber das war ihm egal. Obwohl er sonst immer auf mich gehört hat und meine Entscheidungen respektiert hat. Diesmal nicht. Und er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, mich wieder anzuziehen.
 

Ich möchte auf keinen Fall, dass er mich auch nur noch einmal so sieht.
 

Mühsam richtige ich mich auf, muss dabei mehrere Male Schreie unterdrücken, weil der Schmerz immer noch fast unerträglich ist, besonders, wenn ich mich bewegen muss. Meine linke Gesichtshälfte fühlt sich so an, als ob sie immer noch brennen würde. Nach einiger Zeit habe ich mich weit genug aufgerichtet und versuche nach meiner Hose zu greifen. Doch eine Stimme unterbricht mich plötzlich bei meinem Vorhaben.
 

„Mello!“
 

Matt kommt schnell auf mich zu und drückt mich wieder zu Boden. Es tut wahnsinnig weh, als er mich so ruckartig bewegt. Ein paar Glassplitter drücken sich am Rücken noch tiefer in meiner Haut. Ich kneife meine Augen zusammen.
 

„Bleib liegen, sonst kann ich dir nicht helfen!“
 

Wütend und schwer atmend öffne ich mein unverletztes Auge. Mich gegen meinen Willen auszuziehen und den Boden zu pressen soll HILFE sein?! Warum vergewaltigt er mich nicht gleich noch kurz und lässt mich dann einfach hier verrecken?!
 

Ach, stimmt ja. Ich sehe viel zu widerlich dafür aus.
 

„…ich habe auch nicht um deine Hilfe gebeten!!“, fauche ich halblaut zurück, als ich meine Stimme wieder halbwegs unter Kontrolle habe.
 

Plötzlich ändert sich der Ausdruck in seinen Augen. Er wirkt auf einmal richtig wütend. Ruckartig stützt er sich über mir ab und sieht mir fest in die Augen. Ich zucke erschrocken zurück.
 

„Tja, dann ist das jetzt dein Pech, weil ich dir trotzdem helfen werde.“
 

Sein Tonfall klingt so, als ob er mich umbringen will. Stumm schlucke ich. Ohne mich noch weiter anzuschauen oder eine Antwort abzuwarten öffnet er den Erste-Hilfe-Kasten und holt eine Pinzette raus.
 

Äh…hallo? Will der mir ohne Betäubung oder Schmerzmittel im Gesicht rumpuhlen?
 

Er beugt sich über mich und schiebt meine angesengten Haare aus meinem Gesicht. Einige haben sich sogar mit in die Haut eingebrannt und ziehen unangenehm, als sie bewegt werden. Plötzlich berührt Matt mein Gesicht. Ich kneife meine Augen erneut zusammen.
 

Macht er das mit Absicht oder warum tut er mir ständig so weh?! Ich presse meine Zähne in meine Unterlippe um einen Schrei zu verhindern.
 

„…kannst du mir vorher nicht irgendwas gegen die Schmerzen geben…?“, frage ich leise, weil meine Stimme schon genug zittert.
 

Er hebt eine Augenbraue und sieht mich dann missbilligend von oben herab an.
 

„Ich dachte, du willst meine Hilfe nicht.“
 

Augenblicklich kommt wieder Wut in mir auf. Will er jetzt die beleidigte Leberwurst deswegen spielen oder was?!
 

„…Matt, hör auf mit dem Scheiß, wenn du diese Schmerzen hättest, würde ich dir sofort was dagegen geben…!!“
 

Er seufzt, dreht sich nach den Tüten aus der Apotheke rum und reicht mir kurz darauf ein paar kleine Kapseln, welche ich sofort entgegen nehme und schlucke. Aber anstatt zu warten, bis das Zeug wirkt, beugt er sich schon wieder über mich und zückt die Pinzette erneut.
 

„Ich kann aber nicht warten, bis es wirkt. Versuch dich einfach von den Schmerzen abzulenken.“
 

Sehr lustig. Aber ich will ihn nicht noch wütender machen als er schon ist. Sonst geht er am Ende wirklich noch weg und lässt mich hier sterben. Er fängt an, die Splitter aus meinem Gesicht zu entfernen. Um nicht zu schreien, vergrabe ich erneut meine Zähne in der Unterlippe. Plötzlich fängt er wieder ein Gespräch an – wahrscheinlich um mich abzulenken.
 

„Wie ist das überhaupt passiert?“
 

Ich seufze innerlich genervt. Als ob man das nicht erkennen kann. Warum stellt er sich heute so dumm?
 

„…die Polizei wollte mich überführen und ich hatte nur eine Möglichkeit…“
 

Er hebt eine Augenbraue während er weitere Glassplitter entfernt und in eine kleine Schüssel wirft.
 

„Und die wäre?“
 

„…das gesamte Gebäude zu sprengen…“
 

Er zuckt zusammen und zieht einen etwas größeren Glassplitter viel zu schnell raus. Kurz sehe ich Blut spritzen, bevor es auf mein Gesicht zurücktropft. Er greift schnell zu einem der sauberen Tücher die er vorhin mit geholt hat und tupft hastig über die blutende Stelle bis es wieder einigermaßen aufgehört hat.
 

„Warum war das die einzige Möglichkeit?! Du hättest sterben können!!“
 

Ach nee.

Das weiß ich selbst.
 

Ich stufe es als unnötig ein ihm zu antworten und sehe zur Seite, um den besorgten Blick von ihm besser ignorieren zu können. Irgendwann hört das regelmäßige Pieken in der Haut meiner linken Gesichtshälfte auf und er legt die Pinzette weg. Ich bin furchtbar müde und nicke ständig weg.
 

Nur noch am Rand nehme ich wahr, wie Matt irgendeine Flüssigkeit auf ein Tuch sprüht. Was ist das? Hoffentlich ein Betäubungs- oder Schmerzmittel. Er beugt sich wieder über mich und bewegt das seine Hand mit dem Tuch darin auf meine linke Gesichtshälfte zu, zögert dann jedoch und lehnt sich wieder etwas von mir weg.
 

„Mello, wirken die Schmerzmittel schon?“
 

Na klar. Als ob ein paar blöde Pillen gegen Kopfschmerzen hier was bringen würden. Ich bräuchte schon Morphium dass dieser Scheiß endlich aufhören würde.
 

„…nein fuck, mir tut alles genau so weh wie vorher…!“
 

Er schließt kurz die Augen, schluckt und beugt sich dann wieder über mich. Gleich darauf drückt er das Tuch auf meine linke Gesichtshälfte. Augenblicklich durchzuckt extremer Schmerz meinen Körper.
 

Dieser Wichser…!! Desinfektionsmittel?! Verdammt, was soll der Scheiß?!! Ich verkrampfe meine Hände im Handtuch, auf dem ich liege, und brülle ihn dann an.
 

„Matt, hör auf damit!!!“
 

Ich kann meine Atmung nicht mehr kontrollieren und fange fast an zu hyperventilieren, mein Herz rast. Der Schmerz überschreitet die Grenze. In den Augenwinkeln meines unverletzten Auges sammeln sich einige Tränen, die ich nicht mehr unterdrücken kann.
 

„Hör auf, verdammt!!“, schreie ich ihm erneut ins Gesicht.
 

Er denkt gar nicht daran auf mich zu hören. Ich versuche nach ihm zu greifen, um ihn irgendwie davon abzuhalten, ihn an den Haaren oder am Kragen zu packen, doch bevor ich überhaupt dazu komme schnappt er sich meinen Arm und presst ihn zurück auf den Boden. Ich bin vollkommen hilflos. Mein Körper zuckt regelmäßig auf, wegen der Schmerzen. Mein gesamter Kopf dröhnt bei jedem Pulsschlag. Ich möchte schreien doch mein Hals ist wie zugeschnürt, da ich kaum noch Luft bekomme.
 

Es dauert unglaublich lang, bevor er das Tuch wieder zurücknimmt. Es ist blutrot. Ich öffne meine Augen. Beide. Das linke kann ich nun wieder öffnen. Jedoch sehe ich auf diesem nur unscharf, es hat sicher einigen Schaden davon getragen. Doch ich hab nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn der Schmerz ist immer noch unerträglich. Wenn er mich jetzt anspricht, raste ich aus. Und wie aufs Stichwort öffnet er seinen Mund:
 

„Mello-“
 

„Halt die Klappe!!“, fauche ich ihm entgegen.
 

Seine nicht ernst gemeinte Entschuldigung kann er sich sparen. Er atmet einmal leise ein und aus und sieht dann an meinem Körper runter.
 

Auch noch spannen oder was?! Hat er mich für heute nicht schon genug gedemütigt?! Er legt das Tuch weg, jedoch nur, um sich gleich darauf ein neues zu greifen und wieder das Mittel drauf zu sprühen.
 

Nochmal den ganzen Scheiß?! Nochmal diesen Schmerz?!

Vergiss es.
 

Ich versuche ihn wieder davon abzuhalten, doch mein Körper ist viel zu geschwächt. Es ist unmöglich sich zu bewegen. Also bleibe ich stumm liegen, als er weiter macht und schließlich auch die ersten Tränen vor Schmerz über meine Wange rollen. Es soll aufhören…
 

***
 

Nach zwei Stunden ist er fertig. Es hat viel zu lange gedauert. Und die Schmerzmittel schlagen nicht an. Ich weigere mich mit ihm zu reden.
 

Dieser Kerl soll mir heute nicht noch einmal unter die Augen treten…!
 

Lieber würde ich verrecken. Die Verbände sitzen zu fest und ziehen unangenehm. Außerdem tragen sie nicht gerade dazu bei, die Schmerzen zu lindern.
 

Immer wenn er das Zimmer verlässt, schnappe ich mir einige der Schachteln um heimlich noch ein paar Tabletten zu nehmen. Inzwischen sind es bestimmt 7 von jeder Sorte gewesen. Aber sie schlagen nicht an. Es ist zum aus der Haut fahren. Immer wenn er jedoch im Zimmer ist, sitze ich auf der Couch, in ein paar Decken eingewickelt. Klamotten wären jetzt einfach zu unbequem außerdem bin ich zu stolz um ihn darum auch noch zu bitten. Er hat mir schon genug „geholfen“.
 

Warum macht er nicht endlich einfach Schluss und verschwindet dann von hier? Was will er noch mit so einem Fetzen wie mir?
 

Nachdenklich sehe ich mit leeren Augen aus dem Fenster. Gibt es überhaupt noch einen Grund zu leben? Ich hab doch eh alles falsch gemacht. Mit dem Verlassen des Waisenhauses angefangen.
 

Ich höre das Holz des Türrahmens hinter mir knarren. Ich drehe mich nicht um. Wahrscheinlich will er bloß wieder mit irgendwas nerven. Er kommt um die Couch herum und kniet sich vor mich. Ich ziehe meine Beine näher zu mir um jegliche Berührung zu vermeiden. Er findet mich doch jetzt sowieso widerlich, warum sucht er immer noch Nähe zu mir?
 

„Willst du etwas essen…?“
 

Ich starre weiterhin gerade aus und drehe mich von ihm weg. Er seufzt. Wenn er so genervt ist, soll er doch verschwinden!
 

Plötzlich steht er wirklich auf, als hätte er meine Gedanken gehört. Panik steigt in mir auf. Meine Gefühle schwanken um. Ich will nicht alleine sein.
 

‚Bleib hier…!‘
 

Schlurfend verlässt er das Zimmer. Ich versuche ebenfalls aufzustehen, was aber nicht möglich ist. Meine Muskeln sind in eine vollkommene Starre verfallen, weil ich schon seit Stunden zusammengekauert auf dem Sofa sitze. Also kann ich nur warten, hoffen und ungefähr an den Geräuschen erahnen was er da gerade macht. Ich höre das Klappen von Küchenschränken. Einige Sekunden später betritt er wieder das Zimmer, mit etwas in der Hand und steuert wieder das Sofa an. Ich sehe auf das, was er in der Hand hält.
 

Eine Tafel Schokolade. 79% Kakao.
 

Mit leeren Augen schlage ich ihm die Schokolade aus der Hand und wickle dann die Decke enger um mich. Als ob die mich jetzt noch aufmuntern oder irgendetwas besser machen könnte. Ich will dass die Schmerzen weggehen und bestimmt nichts essen. Davon wird nichts besser. Er starrt die Schokoladentafel an, dann wendet er den Blick wieder mir zu.
 

Plötzlich setzt er sich neben mich. Ich kauere mich noch mehr zusammen, schlinge die Decke um meinen Körper. Ich will nicht, dass er mich anfasst.
 

„Mello…“
 

Er streckt eine Hand nach mir aus. Ich drehe meinen Kopf weg.
 

‚Tu nicht so, als ob du mich noch magst…‘
 

Nur wegen Mitleid ist er noch hier. Das hat nichts mit Mögen zu tun… oder mit Hilfe. Er bückt sich und hebt die Tafel Schokolade auf. Ich drehe den Kopf weiterhin nicht wieder zu ihm.
 

„Wieso isst du nichts? Mello, bitte, ich mache mir Sorgen. Rede mit mir…“
 

Kurz überlege ich, ob ich antworten soll, doch als er mir ein paar Stücken Schokolade hinhält, verwerfe ich den Gedanken wieder und drehe meinen Kopf weiter weg. Kurz schließe ich sogar meine Augen um ihm klar zu machen, dass ich das nicht will. Matt rutscht wieder näher. Ich dränge mich an die Lehne der Couch.
 

Versteht er nicht, dass ich jetzt keinen Körperkontakt will? Mir tut alles weh. Eine Weile schweigt er, dann sieht er aus dem Fenster.
 

„Mello, lass uns schlafen gehen… du musst dich ausruhen.“
 

Das bringt doch eh nichts mehr. Schwach schüttle ich den Kopf. Es reicht doch, wenn er hier bleibt. Von mir aus kann er schlafen. Aber ich kann nicht. Schon allein wegen der Schmerzen.
 

„Wenn du willst, kannst du auch alleine in einem Zimmer schlafen, wenn du mich nicht in deiner Nähe haben willst. Ich schlafe auf der Couch und du im Bett. Anscheinend willst du mich ja nicht mehr sehen. Wenn du mich loshaben willst, sag Bescheid.“
 

Ich zucke zusammen als ich diese Worte höre und fange kaum merklich an zu zittern. Warum denkt er so? Hab ich was falsch gemacht? Oder… will er vielleicht sogar, dass ich so denke? Damit er gehen kann? Ich schlucke. Das heißt dann wohl dass er Schluss macht.
 

Stumm stehe ich auf und versuche den Raum zu verlassen. Er steht ebenfalls auf und greift nach meinem Arm, den ich aber etwas ruppig von ihm wegziehe. Ich taumle aus dem Wohnzimmer, durch den Flur, am Bad vorbei und erreiche schließlich das Schlafzimmer. Kaum bin ich darin, schließe ich die Tür. Keine Sekunde später rinnen die ersten Tränen über meine Wangen.
 

„…Matt…“
 

Ich will nicht, dass er geht. Ich will nicht alleine sein. Es ist alles meine Schuld…! Ich stolpere zum Bett hinüber und setzte mich genau so darauf, wie ich vorhin auf der Couch saß. Auch wenn es langsam anfängt weh zu tun, in dieser Haltung fühle ich mich am sichersten. Meine Haut spannt unangenehm, manchmal denke ich, dass sie jeden Moment aufreißt und der Schmerz ist immer noch unerträglich. Die salzigen Tränen brennen auf meiner linken Gesichtshälfte. Verzweifelt starre ich vor mich hin.
 

Wenn ich da draußen gestorben wäre, hätte Matt sich dann schon jemand Neues gesucht? Ich weiß es nicht. Ob ich ihn fragen sollte…? Nein, die Gelegenheit dazu hab ich mir versaut.
 

Ich schrecke auf als sich plötzlich die Tür öffnet und Matt den Raum betritt.
 

„Tut mir leid, Mello, ich-“
 

Er sieht zu mir und zuckt zusammen, als er mich weinen sieht. Hastig wische ich mir über das rechte Auge. Meine linke Gesichtshälfte ist bandagiert. Er lässt die Türklinke los und kniet sich vor mich.
 

„Was ist los? Sind die Schmerzen wieder schlimmer geworden?“
 

Ich sehe in seine Augen. Sie sehen furchtbar besorgt aus.

Wirklich, ehrlich besorgt. Nicht nur gespielt. Bisher habe ich Augenkontakt mit ihm gemieden. Aus Wut. Ich Idiot hab ihm furchtbares Unrecht getan.
 

Ich schüttle den Kopf.
 

„Was dann?“
 

Ich versuche klar zu denken und einen Antwortsatz zu formulieren, doch mein Kopf pocht wieder extrem stark, weshalb es fast unmöglich ist, ganze Sätze zu sprechen.
 

„…i-ich-… es tut mir s-so leid… ich wollte nicht…dass du… dass du denkst, ich will dich loshaben…“
 

Meine Stimme zittert extrem, ich kann sie kaum beherrschen. Ich muss sicher furchtbar unreif wirken.
 

„Mir tut es leid, ich hätte das vorhin wirklich nicht sagen sollen. Aber ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte… du hast ja nicht mehr mit mir geredet.“
 

„…was soll ich denn auch s-sagen…? Dass mir alles wehtut und… es mir furchtbar leid tut, weil… weil ich mal wieder zu bescheuert war… einen vernünftigen Plan zu entwickeln…?“
 

Er sieht in meine Augen, steht schließlich auf und setzt sich neben mich.
 

„Mello, wir biegen das wieder hin. Ich werde dir helfen und ich liebe dich, das darfst du nicht vergessen.“
 

„…ich k-kann wirklich nicht…verstehen, wie du mich… immer noch lieben kannst…“
 

Langsam beruhigt sich meine Stimme wieder. Er schweigt eine ganze Weile, sieht mich zwischendurch immer wieder kurz an, bevor er sich durch die Haare fährt und dann in die Luft vor sich stiert.
 

„Willst du, dass ich hier mit schlafe, oder soll ich-?“
 

Ich halte ihn an seinem Shirt fest und sehe ihn schon beinah verzweifelt an.
 

„…bitte…bleib hier, bei mir… ich will nicht alleine sein…“
 

Ich lehne mich langsam gegen seine rechte Schulter, was zwar wehtut, aber ich brauche das jetzt. Er legt einen Arm um meine zitternden Schultern und drückt mich etwas an sich. Ich schließe die Augen.
 

Wie hab ich diese Wärme vermisst – dieses unglaublich gute Gefühl von Geborgenheit.
 

Aber… jetzt wäre eine gute Gelegenheit um meine Gedanken von vorhin zu hinterfragen.
 

„…bist du dir eigentlich wirklich sicher…?“
 

„Womit?“
 

Ich öffne meine Augen wieder.
 

„…dass du wirklich mit mir zusammen sein willst…du würdest mit jemand anderem bestimmt viel glücklicher werden, als mit mir…ich glaube, ein Mädchen wäre sowieso besser für dich…wenn du gehen willst-“
 

Er fällt mir ins Wort.
 

„Red keinen Unsinn. Warum sollte ich dich verlassen?“
 

Ironie macht sich breit. Sieht man das denn nicht? Ich sehe ihn an.
 

„…ich mache dir nichts als Ärger… das muss dir doch langsam gehörig auf die Nerven gehen…“
 

„Nein. Gerade, weil es dir schlecht geht, werde ich bei dir bleiben. Was wäre ich denn für ein Kerl, der dich einfach verlässt, bloß weil du verletzt bist?“
 

Ein sarkastisch verzerrtes Lächeln erscheint auf meinem Gesicht. Er klingt wirklich wie ein naives Kind. Ich starre gerade aus und beginne mit tonloser Stimme:
 

„…Matt, es ist ja nicht so, als ob ich mich in den Finger geschnitten hätte…auch falls das irgendwann verheilen sollte…es werden sicher riesige Narben bleiben…ich sehe danach bestimmt furchtbar aus…du willst doch nicht ernsthaft behaupten, dass dich das kein bisschen stört…?“
 

Er legt zwei seiner Finger unter mein Kinn und dreht meinen Kopf dann langsam zu ihm. Nur ungern sehe ich in sein Gesicht. Sein perfektes, unverletztes Gesicht. Ich fühle mich furchtbar hässlich. Doch er zuckt nicht zurück. Kein angewiderter Gesichtsausdruck. Er beugt sich nach vorn und küsst mich, als ob es das selbstverständlichste auf Erden wäre. Einfach so. Meine Augen weiten sich vor Verblüffung.
 

„Es stört mich wirklich nicht. Ich werde dich immer lieben, das kannst du mir glauben. Und so einfach kriegst du mich auch nicht mehr los.“
 

Er lächelt. Ich rutsche wieder näher zu ihm.
 

„…danke…“
 

Mir ist irgendwie kalt. Ich ziehe die Decke noch enger um meinen Körper, kann aber nicht aufhören zu zittern.
 

„Willst du dir nichts anziehen?“
 

„…du kannst ja gerne nach etwas bequemen in meinem Kleiderschrank suchen… Rod hat mir immer vorgeschrieben, was ich anziehen soll…“
 

Ich nicke zum Kleiderschrank. Er ist voll mit freizügigem Lederzeug, aber es gibt kein Kleidungsstück, das wirklich wärmen würde. Er steht auf und geht rüber zum Schrank.
 

„Vielleicht passt dir ja was von mir.“
 

Er durchwühlt seine Hälfte nach Klamotten, die mir eventuell passen könnten. Schlussendlich nimmt er einen Streifenpulli und eine Stoffhose und kniet sich vor mich.
 

„Soll ich dir helfen?“
 

Ich sehe zur Seite.
 

„…du weißt, dass ich Hilfe nicht gern annehme…“
 

„Aber wenn du dich zu sehr bewegst, könnte das unnötig weh tun und womöglich die Wunden wieder aufreißen…“
 

Er hat Recht. Ich zögere einen Moment bevor ich dann schließlich nicke. Er legt die Klamotten ab und streift die Decke von meinen Schultern. Dann fängt er vorsichtig damit an, mir beim Anziehen zu helfen.
 

Ich sehe prüfend in sein Gesicht. Kein Anzeichen davon, dass er meinen Körper jetzt widerlich findet. Doch ich kann nicht lange darüber nachdenken, da das Umziehen doch mehr wehtut als erwartet. Allerdings bleibt der Schmerz im erträglichen Bereich und so ist es auch relativ schnell geschafft.
 

„So.“
 

Ich setze mich zurück auf das Bett und ziehe meine Beine an meinen Körper.
 

Es ist mir trotz allem immer noch unangenehm, wenn er mich so sieht. Ich hasse das Gefühl einfach, verletzt und schwach zu sein. Plötzlich bemerke ich, dass er mir sachte über den Kopf streicht.
 

„Ich geh noch mal schnell ein paar Medikamente holen. Versuch zu schlafen. Ich bin auch bald wieder da.“
 

„…gut…“
 

Ich lege mich langsam hin. Matt legt die Decke über mich und bleibt eine Weile neben dem Bett stehen, wahrscheinlich um sicher zu gehen, dass mir in dieser Lage auch nichts weh tut. Schlussendlich zieht er jedoch die Vorhänge an den riesigen Fenstern zu und verlässt das Zimmer. Ich höre nur noch gedämpft ein paar Schritte bevor alles still wird. Müde schließe ich die Augen.
 

Womit hab ich nur diese Schmerzen verdient…? Momente später nicke ich weg.
 

Als ich meine Augen wieder öffne, stehe ich auf einem großen Platz vor ein paar Lagerhallen.

Es regnet in Strömen.

In meiner Hand ist eine Waffe.
 

Alles kommt mir so bekannt vor… woher kenne ich das hier?
 

Plötzlich höre ich ein Wimmern vor mir. Ich wende den Blick von meiner Umgebung ab und sehe vor mich auf den Boden. Ein kleines Kind sitzt weinend und blutend vor mir. Ich zucke zusammen, als ich die Situation wieder erkenne.
 

Mein allererster Auftrag.

Ich musste beweisen, dass ich Manns genug für die Mafia bin.

Ich schlucke.
 

Die großen, angsterfüllten Augen des Kindes sehen mich an.
 

„…bitte nicht…!“
 

Ich sehe mich um.

Kein anders Mitglied unserer Organisation zu sehen.

Wieder sehe ich das Kind an.
 

„Verschwinde. Und beeil dich.“ sage ich leise.
 

Es nickt und rennt weg, biegt in eine Gasse zwischen zwei Lagerhallen ein.

Kurz darauf ein Schrei.

Erschrocken renne ich ebenfalls los und bleibe in der Gasse stehen.

Meine Augen weiten sich.

Rod hält das Kind am Kragen fest.
 

„Na sowas, jetzt wäre dir dein Testobjekt beinah abgehauen, Mello.“
 

Fassungslos starre ich meinen Boss an.
 

„Und jetzt mach endlich.“
 

Er nickt auf meine Waffe zu.

Ich kann mich immer noch nicht bewegen.
 

„Zeugen müssen sterben, das weißt du.“
 

Die Worte hallen in meinem Kopf.

Langsam hebe ich die Hand mit der Waffe und visiere den Kopf des Kindes an, welches heftig strampelt und unaufhörlich weint.
 

‚Stopp. Nein…! Ich will das nicht!!‘
 

Schon wird die Waffe von mir entsichert, ohne dass ich will.

Wie eine Marionette ohne Willen bewegen sich meine Finger. Schwer atmend sehe ich in die Augen des Kindes, als meine Finger auch noch den Abzug betätigen.
 

Ein Schuss.
 

„NEIN!!“
 

Vollkommen außer Atem sitze ich im Bett. Angstschweiß auf meiner Stirn. Mein Rücken ist vollkommen nass geschwitzt. Zitternd sehe ich auf meine Hände.
 

Was bin ich nur für ein Monster geworden…?
 

Das Kind konnte nichts dafür. Es hat nur am Hafen gespielt.
 

Warum musste es sterben…?
 

Schluchzend lege ich eine Hand an meine Stirn. Ich bin ein elender Mörder, sonst nichts. Ich habe viel schlimmeres als diese lächerlichen Schmerzen verdient.
 

325 Menschen mussten wegen mir sterben.
 

Weinend lasse ich mich zurück ins Kissen sinken und rolle mich zusammen. Über eine Stunde dauert es, bis ich wieder aufhören kann. Kurz darauf höre ich auch schon, dass sich die Vorsaaltür wieder öffnet und Matt die Wohnung betritt.
 

Und Matt…? Habe ich Matt verdient? Nein. Ich habe gar nichts verdient.
 

Ich zerstöre hunderten von Menschen das Leben, allein durch meine Existenz.
 

Die Schlafzimmertür geht auf. Ich liege mit den Rücken zu ihr, aber ich höre ganz genau, wo Matt sich befindet. Es raschelt kurz leise, dann höre ich, wie er um das Bett herumgeht und sich schließlich vor mich legt. Ich sehe ihn an. Meine Augen tun weh, weil ich so viel geweint hab. Außerdem schwitze ich, doch gleichzeitig ist mir mehr als kalt.
 

„Mello, warum schläfst du nicht?“
 

Ob ich ihm von dem Traum erzählen sollte? Nein… lieber nicht.
 

„…meinst du wirklich, dass ich ohne dich schlafen kann…?“
 

„Tut mir leid, ich wollte eigentlich viel früher zurück sein…“
 

Er nimmt eine meiner zitternden, eiskalten Hände. Er schaut mich an.
 

„Mello, ist alles in Ordnung? Du bist so kalt…“
 

Ich nicke, doch gleich darauf durchzuckt ein unglaublicher Schmerz meinen gesamten Körper und ich verziehe schmerzerfüllt mein Gesicht. Ich sehe nur noch wie Matt panisch seine Hand an meine Stirn hält, dann fallen meine Augen zu.
 

„Oh SCHEISSE!“
 

***
 

Es ist dunkel.

Ich liege auf irgendetwas Hartem.

Fühlt sich wie ein Tisch oder so an.

Es ist kalt doch ich schwitze immer noch.

Plötzlich dringt Matts Stimme zu mir durch.
 

„Mello, verdammt!! Du hast uns beiden ALLES versaut, warum zum Teufel hast du damals dieses Waisenhaus verlassen?! Warum?! Nur damit du dich vergewaltigen lassen und in die Luft sprengen kannst?! Um mir die letzte Hoffnung an einer glücklichen Beziehung an dir zu nehmen…? Warum…?“
 

Er schluchzt.
 

Vollkommen geschockt und enttäuscht versuche ich meine Augen zu öffnen, was mir auch gelingt. Ich sehe zu ihm. Halb wütend, halb traurig. So denkt er über mich…? Klasse.
 

Ich hab es geschafft, dass der einzige Mensch, den ich jemals geliebt habe, mich hasst. Super. Ein wirklich erfolgreicher Tag. Ich drehe meinen Kopf wieder gerade und starre an die Decke. Tränen rinnen über meine Wangen. Er sieht mich nach einer Weile wieder an und zuckt zusammen.
 

„Mello…?“
 

„…so denkst du also über mich…?“, frage ich leise und kann meine Stimme dabei kaum beherrschen.
 

„Ich-“
 

„…warum hast du das nicht schon früher gesagt…? Du hättest zurückgehen können, Matt… ich hätte dich sicher nicht davon abgehalten, zurückzugehen…“
 

Ich drehe meinen Kopf komplett von ihm weg. Wir beide wissen, dass ich mit Fieber sowieso nicht überlebe, also soll er das endlich akzeptieren und gehen.
 

„Mello-“
 

„…ich werde sterben oder…?“
 

Schweigen.
 

Ich sehe wieder zu ihm. Er ist blass geworden und hat seine Augen weit aufgerissen. Gequält lächle ich ihn an.
 

„…ich werde dich verlassen, stimmt’s? Schon wieder…“
 

Wie damals im Waisenhaus. Nur diesmal endgültig. Ich schließe meine Augen und schlucke.
 

„Nein, Mello-“
 

„…ich will nicht. Ich will das nicht. Ich will dich nicht verlassen, ich hab Angst ohne dich zu sterben…“
 

Ich zittere. So ähnliche Gedanken wird das Kind von damals kurz vor seinem Tod wohl auch gehabt haben. Allein zu sterben. Ohne die Eltern oder Freunde. Ganz allein.
 

„Hör auf.“
 

Ich nehme Matts Worte gar nicht mehr richtig war.
 

„…ich werde das hier nicht überleben, Matt…“
 

„Sei ruhig…!“
 

„…ich will nur, dass du weißt-“
 

Er schlägt mit den Fäusten auf die Tischplatte, auf der ich liege.
 

„Halt die Klappe!! Wir kriegen das wieder hin, hörst du?! Du WIRST das hier überleben, verstanden?!“
 

Ohne eine Antwort von mir abzuwarten greift er nach einem Tuch und Desinfektionsspray. Ich zittere noch mehr, da ich weiß, welche Schmerzen mich gleich erwarten, doch ich schließe einfach die Augen und beiße mir auf die Unterlippe. Keine Sekunde später fängt er an meine Wunden erneut zu desinfizieren.
 

„Mello, du wirst überleben, versprich es mir!!“
 

Verzweifelt starre ich vor mich hin.
 

„…ich weiß nicht, ob ich-“
 

„Tu’s einfach!!“
 

„…okay…“
 

Auch wenn ich ihn nicht verdient habe. Ich werde es versuchen. Aber ich werde dafür sorgen, dass es ihm bald besser geht.
 

Auch wenn wir dann nicht mehr zusammen sein können…
 

~Kapitel 9 - Ende~

TT_______TT Es tut mir soooo leid, dass ich euch jetzt fast 3 Monate auf dieses Kapi hab warten lassen!! Verzeiht mir~!! TT__TT *schnief* Ich hoffe dass das hier überhaupt noch jemand liest. Aber ich hatte echt keine Zeit weiterzuschreiben, bei mir war ständig so viel Stress... @___@ Wenigstens ist das Kapi zur Entschädigung etwas länger geworden. >.<

Ich hoffe es gefällt euch einigermaßen. Q_Q Auch wenn es ziemlich chaotisch zuging. (Mello hat mehr Stimmungsschwankungen als jede schwangere Frau. >_>)

Ich kann euch leider auch nicht versprechen, dass in Zukunft regelmäßiger Kapis erscheinen, da die Schule ganz schön rumstresst und ich in den Ferien ständig unterwegs bin. .__. Tut mir echt leid. Aber ich werde die FF beenden, koste es, was es wolle! >___<

Bis zum nächsten Kapi~

Eure Misu

Mistakes

Es wird immer unerträglicher ihn so leiden zu sehen. Seit zwei Tagen schläft und isst er nicht mehr. Er sieht inzwischen kränker als ich aus.
 

Mit müden Augen sehe ich ihn an, als ich gerade wieder von einem Alptraum aufwache. Er sitzt immer noch in verkrampfter Haltung neben der Couch, seine entzündeten Augen unentwegt auf mein Gesicht gerichtet. Er nimmt gerade seine Hand von meiner glühenden Stirn zurück.
 

„…Matt…?“, frage ich leise. Er hebt kaum merklich den Kopf.
 

„Hast du wieder geträumt…?“
 

Ich nicke stumm und versuche mich aufzusetzen.
 

„War es sehr schlimm?“, fährt er inzwischen fort.
 

Wieder antworte ich nur mit einem Nicken. Aber ich mache mir nicht Sorgen um die Träume… denn Matt sieht viel schlimmer aus. Er stiert an mir vorbei, da er vor Müdigkeit wahrscheinlich gar nicht mehr mitbekommt, wohin er seinen Blick lenkt. Ich streiche ihm über die Wange. Er zuckt zusammen und sieht mich an. Besorgt sehe ich ihm in die Augen. Seine müden, traurigen, überanstrengten Augen.
 

„…warum schläfst du nicht, Matt…?“ Er steht ruckartig auf.
 

„Ich kann nicht! Was ist, wenn ich einschlafe und es dir in der Zwischenzeit wieder schlechter geht und du mich vielleicht nicht mehr rechtzeitig-“
 

Ich setze mich weiter auf und lege einen meiner Finger auf seine spröden Lippen, um ihn davon abzuhalten weiterzureden. Ich mache mir wirklich ernsthaft Sorgen um ihn. Keine Ahnung, wann er das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken hat. Wenn das so weiter geht…
 

„…jetzt denk doch mal bitte einen Moment lang an dich und mach dir keine Sorgen mehr um mich…“
 

Es macht mich traurig dass er die Hilferufe seines eigenes Körpers ignoriert und nur darauf wartet, dass ich ihm sage dass ich Hilfe brauche. Er sieht mich relativ enttäuscht über meine Aussage an. Dann umfasst er mein Handgelenk und schiebt meine Hand von seinem Mund weg.
 

„Mello, ich kann nicht schlafen wenn ich weiß, dass es dir nicht gut geht.“
 

Ich lasse meine Hand sinken und sehe auf den Boden um nachzudenken. Nach einer Weile sehe ich wieder in seine Augen, die er inzwischen aber schon wieder auf einen unsichtbaren Punkt vor der Couch geheftet hat.
 

„…und wenn du dich mit auf die Couch legst…? Dann kann ich dich sofort wecken, falls irgendwas ist… und vielleicht bekomme ich dann auch keine Alpträume mehr…“
 

Außerdem muss ich meinen Plan in die Tat umsetzen. Auch wenn es sehr wehtun wird… uns beiden. Doch ich weiß, dass es nicht gut für ihn ist, wenn er weiterhin bei mir bleibt.
 

Wieder sehe ich ihn an. Er scheint kurz nachzudenken und nickt dann zustimmend. Sekunden später liegen wir aufeinander auf der Couch. Ich auf ihm. Er hat eisige Haut und zittert auch ab und zu. Warum zieht er sich nicht endlich was an…? Will er krank werden?
 

Plötzlich beginnt er wieder zu reden und reißt mich somit aus meinen Gedanken.
 

„Wovon hast du eigentlich geträumt?“
 

Mist, ich hatte gehofft er fängt von einem anderen Thema an. Aber irgendwie werde ich meinen Plan schon noch ausführen können. Also antworte ich ganz normal und ehrlich auf seine Frage.
 

„Ich… hab mein Versprechen im Traum gebrochen… und um ehrlich zu sein glaube ich auch, dass ich es in Echt nicht halten kann…“
 

„Mello, du wirst nicht sterben.“
 

Okay, vielleicht sollte ich anfangen ihn zu provozieren. Ich glaube in Wut geht man schneller auseinander als in Trauer. Ich sehe ihn an.
 

„Woher willst du das wissen, Matt? Warum hast du mich dazu gezwungen ein Versprechen einzugehen, dass ich sowieso nicht halten kann? Du weißt, dass meine Überlebenschancen bei Fieber und diesen Verletzungen mikroskopisch klein sind. Also, warum machst du dir überhaupt die Mühe?“
 

Er lächelt übermüdet und streicht mir über die Wange.
 

„Weil ich dich immer noch liebe und dich nicht einfach sterben lassen kann, ohne vorher alles versucht zu haben…“
 

Mir wird kalt und ich muss unterdrücken, nicht sofort mit Heulen anzufangen. Warum muss ich ihm ausgerechnet auf diese Art und Weise weh tun, um ihn zum Gehen zu bewegen? Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich lege meinen Kopf wieder auf seinem Oberkörper ab und atme geräuschvoll aus, ohne eine Antwort auf „Ich liebe dich“ zu geben.
 

Ich weiß, dass ihm das auch nicht entgangen ist. Er zieht die Brauen ein wenig zusammen und beginnt wieder zu reden.
 

„Mello?“
 

„…hm?“
 

„Liebst du mich noch?“
 

Ich zucke etwas zusammen, da er sonst eigentlich nie so direkt ist.
 

Ich weiß nicht wie ich es ihm sagen soll. Ja… natürlich liebe ich ihn, aber ich möchte dass er geht. Stotternd versuche ich ihm beizubringen, was ich schon seit Stunden in mich hineinfresse.
 

„I-Ich…“
 

Ich kann hören, wie sein Herz schlägt. Dass es wie verrückt in einer ungeheuren Geschwindigkeit das Blut durch seine Adern pumpt. Seine Haut wird warm. Fast heiß. Er zittert.
 

„Was ist?“
 

Auch seine Stimme. Fuck, sag jetzt bloß nichts falsches, Mihael. Aber mein Mund sprudelt einfach weiter irgendwas raus, bevor ich weiter darüber nachdenken kann.
 

„I-Ich weiß nicht, ob ich-“
 

Er setzt sich auf. Auch ich versuche schnellstmöglich von ihm runterzukommen und rutsche an den gegenüberliegenden Rand des Sofas. Ich kann ihn nicht ansehen. Ich traue mich einfach nicht. Doch aus den Augenwinkeln erkenne ich, dass seine Augen weit aufgerissen sind und er Angstschweiß auf der Stirn hat.
 

„Mello, liebst du mich noch?!“
 

Seine Stimme ist laut und präsent und durchdringt meinen gesamten Kopf. Genau das Falsche, wenn man versuchen muss seine Gedanken zu ordnen. Schließlich schaffe ich es wieder mich einigermaßen zu fassen und denke nach. Wenn ich jetzt mit „ja“ antworte wird er bleiben. Aber muss ich ihm wirklich so wehtun, dass er versteht, dass es besser für ihn ist wenn er geht…? Ich darf nicht zu lange warten.
 

Kurz sehe ich ihn an, lasse den Kopf dann wieder sinken und schüttle ihn als Antwort.
 

Es wird absolut still.
 

Ich kann die Uhr in der Küche ticken hören, und das, obwohl wir im Wohnzimmer sind. Er starrt mich an. Mit einem vorwurfsvollen, verletzen und vor allem fragenden Blick. Als ich nach einer Weile immer noch nicht darauf reagiert hab, senkt er den Kopf und schluchzt leise. Ich sehe doch zu ihm. Er weint. Ich zucke zusammen. Er weint nicht oft. Und wenn, dann ist er echt verzweifelt.
 

Ich Idiot…
 

Als er wieder aufsieht, schaue ich schnell wieder weg und versuche möglichst unberührt auszusehen, obwohl ich innerlich schon lange mitweine.
 

„Warum, Mello…?“ , fragt er mit brüchiger Stimme.
 

Ich drehe meinen Kopf endgültig von ihm weg um im Stillen gegen ein paar Tränen anzukämpfen. Wenn ich jetzt nicht weiterspiele, stürze ich ihn in ein unverzeihliches Unglück. Ich höre ihn wieder einige Male schluchzen, bevor er weiter redet.
 

„Wie lange…? Wie lange denkst du schon so?“
 

Seine Stimme klingt immer verzweifelter. Ich versuche meine „Rolle“ weiter überzeigend weiterzuspielen und starre in die Luft vor mir, ohne zu antworten.
 

‚Bitte geh endlich… sonst muss ich dir noch mehr wehtun…‘ flehe ich ihn in Gedanken an. Doch wieder redet er.
 

„Mello, gib mir einen Grund. Dann werde ich gehen und dich in Ruhe lassen, aber gib mir wenigstens einen Grund…“
 

Innerlich atme ich tief durch und sehe ihn dann an.
 

„Ich habe lange nachgedacht und glaube, dass es besser für uns beide ist, wenn wir getrennte Wege gehen.“
 

Es ist die Wahrheit. Ich will ihm einfach nicht mehr zur Last fallen.
 

Lange sehe ich ihn sein Gesicht, welches zunehmend einen wütenden Ausdruck annimmt, und sich mit den Tränen vermischt. Er steht auf. Wischt notdürftig seine Tränen weg.
 

„Okay, dann kannst du ja jetzt in Ruhe dein Versprechen brechen. Schon wieder.“
 

„Matt-“
 

Ich versuche ihm noch mal alles zu erklären, doch er fällt mir ins Wort.
 

„Ich gehe.“
 

Er verlässt das Wohnzimmer. Ich sehe ihm nach, aber sage nicht mehr. Was würde es mir nützen? Er würde mir nicht zuhören. Schweigend sehe ich auf den Boden. Mir ist schlecht. Schlecht vor Angst. Er wird gehen. Diesmal hab ich es endgültig versaut.
 

Plan gelungen.

Beziehung zerstört…
 

Meine Augen werden feucht, als ich höre wie er im Flur auf die Haustür zugeht. Es knallt laut, als er sie nach dem Verlassen der Wohnung schließt. Ich zucke bei dem Geräusch zusammen.
 

Die erste heiße Träne bahnt sich den Weg über meine linke Wange. Über die offenen Brandwunden. Ich kann ein lautes Aufschluchzen nicht unterdrücken und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Mein ganzer Körper beginnt zu zittern und meine Stimme überschlägt sich andauernd, weil ich so sehr schluchze.
 

Nach einigen Minuten stehe ich auf und humple zur Tür. Vielleicht ist er ja gar nicht weg. Vielleicht sitzt er vor der Tür und weint, genau wie ich. In einem Anflug von Verzweiflung reiße ich die Haustür auf. Vor mir:
 

Leere und Dunkelheit.
 

Die Straßenlaterne neben meinem Apartment flackert.
 

Kein Matt. Niemand.
 

Zitternd vor Kälte sehe ich mich um.
 

„M-Matt…?“
 

Keine Antwort. Meine Beine können mich nicht länger tragen und ich breche zusammen. Verzweifelt weine ich wieder los. Was hab ich nur getan?? Ich kralle meine Hände in meine blonden Haare, reiße sie mir beinah aus. Vielleicht wäre es wirklich besser gewesen, wenn ich bei der Explosion gestorben wäre. Das hier wird er mir nie verzeihen. Niemals. Die Tränen tropfen in meinen Schoß, als ob es niemals mehr ein Ende nehmen würde. Dieser Schmerz. Diese Angst. Einfach alles.
 

Und der einzige, dem ich jemals vertraut habe ist auch weg. Hat mein Leben überhaupt noch einen Sinn? Wozu habe ich überhaupt gelebt? Meine Eltern sind gestorben, im Waisenhaus habe ich nur wieder einen Sinn für mein Leben in L gefunden. Ich wollte sein Nachfolger werden. Doch nicht einmal dafür reicht mein Verstand aus. Ich bin zu dumm dafür. Near war schon immer besser als ich. Ironisch verzerrt sich mein Mund zu einem Lächeln. Near IST besser als ich. Also, wozu lebe ich überhaupt? Mit dem Kämpfen um Ls Nachfolge habe ich mir einen Sinn fürs Leben erschaffen. Aber jetzt…
 

Wofür lebe ich jetzt noch?
 

Ich hebe meinen Blick und starre in den Himmel. Es ist eine sternenklare Nacht und eiskalt. Der Schmerz wird sekündlich stärker. Bisher hatte ich ihn verdrängt, doch jetzt spüre ich wieder alles ganz deutlich. Wie jedes Stück verbrannte Haut wehtut.
 

Zitternd schlinge ich die Arme um meinen Körper, als ich plötzlich etwas Nasses, Warmes spüre. Mein Blick wandert nach unten, synchron dazu nehme ich meine Arme wieder von meinem Unterkörper weg. Blut. An meinem gesamten Unterarm. Ich zucke zusammen. Meine Wunden sind wieder aufgeplatzt. Panisch versuche ich aufzustehen.
 

Meine Beine sind jedoch inzwischen in eine fast vollkommene Starre wegen der Kälte und dem langen Sitzen verfallen. Ich ziehe mich am Türrahmen zurück auf die Beine und versuche in die Wohnung zurück zu gehen. Nach ein paar Schritten stolpere ich und stoße mich an einer anderen Wand. Ich falle und lande hart auf dem Marmorboden. Es tut unglaublich weh.
 

„Ah…!! Verdammt…!“
 

Stöhnend rolle ich mich zusammen und halte meine Hand an die Seite. Es blutet immer stärker. Die Angst kriecht mir den Nacken hinauf. Hektisch sehe ich mich um. Meine Sicht ist etwas verschwommen, doch schließlich entdecke ich mein Handy auf dem Tisch in der Küche.
 

Erneut versuche ich mich aufzurichten. Es klappt nicht. Ich fühle mich an meine Vergangenheit erinnert. Als Rod mich immer und immer wieder trat, solange, bis ich wieder auf dem Boden lag. Solange, bis ich bewusstlos und blutend vor ihm lag. Aber Rod ist tot. Das einzige was mich jetzt noch aufhält ist mein schwacher Körper. Niemand tritt mich.
 

Ein paar Mal atme ich tief durch und schließe letztendlich die Augen. Als ich sie wieder öffne habe ich das Gefühl etwas mehr Kraft zu haben. Ich versuche langsam aufzustehen. Es dauert viel länger als sonst, doch schließlich stehe ich. Mit Schweiß auf der Stirn sehe ich zum Küchetisch auf dem mein Handy liegt. Langsam humple ich zum Tisch und greife danach. Mit blutverschmierten Händen tippe ich die Nummer ein.
 

Mir ist schwindelig. Das Blut tropft auf den Boden. Ich presse eine Hand auf die offene Wunde, während ich mir das Handy schließlich ans Ohr halte. Es tutet. Sehr lange. Hat er sein Handy überhaupt dabei?
 

Stöhnend vor Schmerz stütze ich mich an der Tischkante ab. Meine Beine zittern. Schließlich nimmt er ab.
 

„Was ist denn?“ Er klingt genervt und wütend.
 

„Ich dachte du findest es besser, wenn wir getrennte Wege gehen.“
 

Meine Hand rutscht ab und ich falle fast wieder. Als ich antworte fällt mir auf, dass ich vollkommen außer Atem bin.
 

„…M-Matt, bitte-“
 

„Mello, ich werde nicht zurückkommen.“ fällt er mir ins Wort.
 

Wieder rinnen einige Tränen über meine Wange. Ich weiß, ich hab Mist gebaut, aber will er mich jetzt einfach sterben lassen? Das Blut rinnt meinen Körper hinunter. Alles um mich herum dreht sich. Ab und zu wird es schwarz.
 

„Aber… ich-“
 

„Mello, findest du das nicht kindisch von dir? Mir erst zu sagen, dass du mich nicht mehr liebst und dann plötzlich anzurufen, als ob ich dir wieder etwas bedeute? Ich bitte dich…“
 

Schwerfällig schleppe ich mich ins Wohnzimmer, als er diese Sätze sagt. Jedes einzelne abweisende Wort bohrt sich in mein Herz. Ich kann nicht aufhören zu weinen.
 

„Matt, k-komm bitte zurück, ich… Ah!“
 

Ich rutsche auf einer Zeitschrift aus und schlage erneut auf dem Boden auf. Das Handy schlittert etwas von mir weg. Eine Weile ist Ruhe. Mein Schädel tut höllisch weh. Ich sehe zum Handy. Hat er aufgelegt? Plötzlich höre ich wieder seine Stimme.
 

„Ich bin gleich da.“
 

Ich keuche. Der Schmerz steigert sich wieder sekündlich.
 

„Beeil dich… bitte…“
 

„Mach ich. Versprochen.“
 

Er legt auf. In regelmäßigen Abständen ertönt wieder das Tuten. Ich drehe mich schwerfällig auf den Rücken und starre die Decke an. Mein Atem wird immer flacher. Es ist so dunkel hier drin. Ich kann spüren wie meine Adern pulsieren. Wie das Blut durch sie gepumpt wird. Ich blute immer noch.
 

Ich drehe meinen Kopf in alle Richtungen um nach irgendeiner Form von Hilfe zu suchen. Der Sanitätskasten steht immer noch neben dem Sofa. Langsam ziehe ich mich auf dem Boden vorwärts, bis ich ihn zu mir ziehen kann. Unter extremen Schmerzen setze ich mich auf. Zum Glück sind noch ein paar saubere Verbände übrig. Ein Druckverband sollte wohl genügen um die Blutung zu stoppen. Nach ein paar Minuten ist es geschafft.
 

Ich sehe mich um. Überall auf dem Boden ist Blut. Meine Hände zittern. Mir ist kalt. Und die Schmerzen kommen mir unerträglich vor, obwohl es kein Vergleich zu denen ist, die ich kurz nach der Explosion hatte. Doch irgendwie ist mir das gerade egal.
 

Matt kommt zurück.
 

Er kommt wieder hierher.
 

Zu mir… obwohl ich ihn weggeschickt habe. Ich musste nicht einmal lange betteln. Er kommt zurück zu mir. Ich muss ein wenig lächeln. Unglaublich.
 

Doch… wie wird er reagieren? Wie soll ich ihm mein Handeln von vorhin erklären? Unsicherheit kommt in mir auf. Aber ich will ihn trotzdem sehen. Um Kraft zu sparen lege ich mich wieder auf den Boden und schließe die Augen. Er ist bald da.
 

***
 

Ein all zu bekanntes Geräusch weckt mich wieder. Die Tür wird geöffnet. Ich versuche mich aufzusetzen. Doch es ist schier unmöglich. Mein Körper ist mal wieder in eine vollkommene Starre verfallen. Und der Druckverband macht seinem Name alle Ehre. Mein gesamter Unterkörper fühlt sich zerquetscht vor Druck an. Ich sehe einen Schatten im Flur.
 

Er ist es.
 

Schließlich kann ich durch den Türrahmen etwas von ihm sehen. Er sieht das Blut auf dem Boden, sieht geschockt aus. Dann schaut er in meine Richtung, entdeckt mich auf dem Boden. Als er mir direkt in die Augen sieht, kann ich dem Blick nicht mehr standhalten und weiche aus.
 

Er kommt näher. Umfasst meinen Arm und zieht mich auf die Beine. Er fasst mich an. Er hilft mir. Ich kann es im ersten Moment kaum fassen. Nachdem ich ihm so weh getan habe? Er hebt mich hoch und legt mich auf dem Sofa wieder ab. Endlich habe ich genug Mut um ihn wieder ansehen zu können. Ich muss ihm die Wahrheit sagen.
 

„Matt, ich-“
 

„Sag mir bitte die Wahrheit, Mello. Warum hast du vorhin wirklich mit mir Schluss gemacht? Du hast mir mit deinem Anruf vorhin doch bewiesen, dass dein genannter Grund völliger Schwachsinn war. Also, warum hast du mich angelogen?“
 

Beschämt schweigend sehe ich auf den Boden. Sind meine Pläne wirklich immer so durchschaubar? Oder war der Anruf mein Fehler…? Doch Matt weiß schon was ich denke. Er weiß es immer.
 

Er fährt sich durch sein rotes Haar und seufzt.
 

„Denkst du immer noch, dass du mir nur eine Last bist?“
 

Ich zucke ertappt zusammen. Er fährt fort, als er sich dadurch bestätigt fühlt.
 

„Und deswegen hast du Schluss gemacht? Mello, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mir keine Last bist? Ich helfe dir, weil ich dich liebe. Außerdem hast du ja gemerkt, dass du auch dir damit schadest… Das Fieber ist wieder gestiegen, oder?“
 

Ich nicke und sehe auf die Blutspur die sich durch die halbe Wohnung zieht.
 

„…als es wieder schlimmer wurde, hab ich versucht es zu ignorieren… aber als dann die Schmerzen zurückkamen und die Wunder am Unterkörper wieder aufgeplatzt ist, hab ich dich angerufen, weil ich nicht wusste was ich hätte sonst tun sollen…“
 

In ein Krankenhaus kann ich ja nicht. Ich werde gesucht. Matt redet inzwischen weiter auf mich ein.
 

„Warum hast du überhaupt erst gedacht, dass du mir eine Last bist? Ich meine, ich hab dir doch schon oft genug gesagt-“
 

Ich muss ein wenig lächeln. Voller Ironie. Er muss sich mal wieder im Spiegel anschauen. Diese Augenringe werden fast denen von L gerecht.
 

„…Matt, wegen mir hast du volle zwei Tage kein Auge zugetan. Man konnte dir deutlich ansehen, dass du wegen mir nicht zur Ruhe kommst… Deswegen dachte ich, wenn du etwas Abstand von mir bekämst und denkst ich liebe dich nicht mehr…“
 

Er klatscht sich mit der Hand auf die Stirn als ob ich gerade behauptet hätte 2+2 ergäbe 6.
 

„Und du meinst ernsthaft, es geht mir besser, wenn ich denke, dass du mich nicht mehr liebst und mich loshaben willst? Mello, du solltest zu Ende denken, bevor du mir solche Lügen auftischst.“
 

Ich sehe ihn an.
 

„Ich bin froh, dass ich nicht zu Ende gedacht hab, sonst wärst du jetzt nicht hier… Es tut mir leid, ich hätte dich nicht anlügen sollen…“
 

Er sieht mich lange an, als ob ihm eine Frage auf der Zunge brennt. Ich sehe zurück und warte. Etwas nervös fragt er endlich.
 

„Liebst du mich noch?“
 

Ich muss lächeln.
 

„Ja.“
 

Auch sein Mund verzieht sich zu einem wunderschönen Lächeln.
 

„Aber…“ beginnt er noch einmal. Erschrocken sehe ich ihn wieder an. Was jetzt? Er beendet seinen Satz:
 

„…ich wäre dir doch ganz dankbar, wenn du mich mit auf der Couch schlafen lässt.“
 

Erleichtert atme ich aus und muss etwas lachen, bevor ich ihm Platz mache, damit er sich neben mir auf der Couch ausruhen kann. Vielleicht wird ja doch alles besser, wenn wir diese Phase endlich überstanden haben und alles wieder bergauf geht. Und bis dahin halten wir zusammen.
 

~Kapitel 10 - Ende~

o__o Wow, diesmal musstet ihr noch länger als 3 Monate warten. Gah, ich fühle mich ganz ehrlich schäbig wenn ich euch immer so lang warten lassen muss. =__= Aber ich komm einfach nicht so oft zum Schreiben. >__<" Die scheiß Schule nimmt mich total in Anspruch. Aber als nächstes dürft ihr euch auf ein Adult-Kapi freuen. xD *muahaha* Dieses Kapi hier fand ich nämlich ziemlich langweilig, ich hab mich beim Schreiben förmlich durchgequält. Ich hoffe das merkt man dem Schreibstil nicht so sehr an. ^^°°

Ansonsten: Lasst mir ein Feedback da und bis zum nächsten Kapi. ^^
 

P.S. Wer von euch geht auf die LBM? ^^

Becoming One

Ein halbes Jahr ist die Explosion und unser Streit jetzt her. Seitdem versuchen wir uns wie ein normales Paar zu benehmen. Ich zwinge mich dazu weniger zu ermitteln und verbringe dafür mehr Zeit mit Matt. Und tatsächlich bin ich seitdem etwas entspannter. Ich rede wieder viel öfter mit ihm. In unserer Beziehung läuft es auch seit langem mal wieder besser.
 

Allmählich habe ich keine so große Angst vor Körperkontakt mehr. Alles was mir jemals Angst gemacht hat gibt es nicht mehr. Vielleicht kann ich bald wieder ein normales Leben führen. Wir können über die Ereignisse, die mir vor einem halben Jahr noch Angst gemacht haben, jetzt nur noch herzlich lachen. Heute auch wieder.
 

Eigentlich wollten wir einen Horrorfilm sehen, doch seit der letzten Werbepause reden wir nur noch über das was sich nach der Explosion ereignet hat. Genauer gesagt, erzählt Matt mir, wie er versucht hat mich zu retten. Wie er damals die Apotheke gestürmt und die ganzen Kunden verärgert hat, weil er Schmerzmittel für mich besorgen wollte und sich einfach vorgedrängelt hat.
 

Ich drehe mich ein wenig auf ihm - wir liegen immer so auf der Couch, um ihn ansehen zu können und muss ein wenig lachen, als er davon erzählt.
 

„Und das hast du wirklich alles angestellt?“
 

„Ja, du hättest das Gesicht der Apothekerin sehen sollen…“
 

Das alles wegen mir. Matt ist sonst nicht so der Typ, der auffällt, wenn er durch eine Stadt geht. Er ist immer in irgendein Gameboyspiel vertieft und hat eine Kippe im Mundwinkel. Doch soweit ich mich erinnern kann hat er an diesem Abend, als die Explosion stattfand, nicht einmal geraucht. Vom Zocken ganz zu schweigen. Ich glaube das war das erste Mal für ihn, dass er sich vor anderen Leuten richtig aufgeregt hat. Dass er sogar laut geworden ist. Und das alles wegen mir. Irgendwie… fühle ich mich deswegen ein bisschen besonders. Matt macht so etwas nur wegen mir.
 

Ich lege den Kopf schief und spiele mit seinen Haarspitzen.
 

„Die anderen im Laden haben dich sicher für verrückt gehalten…“
 

Er lehnt den Kopf in den Nacken und schließt seine Augen halb.
 

„Das war mir in dem Moment egal, ich hatte keine Zeit… du lagst ja im Auto und ich wollte dich nicht zu lange alleine lassen.“
 

Ich weiß nicht warum, aber solche einfachen Sätze machen mich glücklich. In letzter Zeit ist mir aufgefallen wie besorgt Matt ständig um mich war und auch immer noch ist. Wie wichtig ich ihm bin. Ich habe das früher alles nur am Rande wahrgenommen. Ich war durch Ls Tod blind geworden. Habe Matts Mühen um mich nicht bemerkt. Oder wollte ich sie gar nicht bemerken…? Ich sollte ihm auch langsam mal zeigen, wie sehr ich mich zu ihm hingezogen fühle. Immerhin ist er der wichtigste Mensch in meinem Leben.
 

Mein Freund. Mein Partner. Mein Lover.
 

Abwesend mustere ich sein Gesicht. Er ist so wunderschön…
 

„Matt?“
 

Er sieht mich an. Der Blick aus seinen tiefen grünen Augen trifft meinen.
 

„Hm?“
 

Ich muss lächeln.
 

„Ich liebe dich…“
 

Seine Augen scheinen kurz ein wenig aufzuleuchten.
 

„Ich dich auch.“
 

Sein für ihn typisches, wunderschönes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. Dann sieht er nach fast einer halben Stunde endlich mal wieder auf den Fernseher. Seine Gesichtszüge entgleisen, als er das Geschehen im Horrorfilm erst einmal wieder wahrnimmt. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und schaue ebenfalls zum Fernseher. Was für lahme Specialeffekte. Überall Monster und jeder wird zerfleischt. Eintönig.
 

Können wir nicht was interessanteres machen? Küssen, Kuscheln, Ausziehen~… zum Beispiel. Außerdem hab ich Lust auf Schokolade.
 

Die Frau im Film schreit auf, als ihr ein Bein abgerissen wird. Ich gähne.
 

„Mello, können wir das ausmachen?“ Ich muss grinsen.
 

„Warum? Hast du etwa Angst vor Horrorfilmen?“
 

Er streicht durch meine Haare, bis hinunter zum Nacken, als ob er genau wüsste, worauf ich gerade Lust habe und nuschelt leise:
 

„Nein, aber das passt kein bisschen zur Stimmung…“
 

Mein Lieblingsgamer ist wohl doch sensibler als ich dachte. Aber ich lasse ihn noch ein wenig zappeln. Während ich mich wieder ein wenig drehe schmiege ich mich an seinen Körper.
 

„‘Stimmung‘? Und das aus deinem Mund, Matt? Du musst mir schon sagen, was du willst.“ säusle ich leise in sein Ohr. Er legt seine Arme um mich und flüstert zurück.
 

„Gut - ich will einfach nur mit dir kuscheln.“ Ich muss lächeln.
 

„Sehr gut, ich nämlich auch…“
 

Ich richte mich ein wenig auf und beuge mich zum Wohnzimmertisch um den Fernseher auszumachen und so die störende Geräuschkulisse zu beseitigen. Sofort ist es nur noch halb so hell im Raum. Die einzige Lichtquelle ist eine Stehlampe vor dem Fenster.
 

Matt duftet regelrecht… ich beuge mich über ihn, lege mein Gesicht an seinen Hals und atme tief durch. Ich liebe wie er riecht. Langsam wandere ich höher, bis ich auf Gesichtshöhe bin und ihn küssen kann. Seine Hände liegen auf meinem Rücken. Gerade heute kommen sie mir besonders warm und groß vor.
 

Auch wenn wir noch nie Sex miteinander hatten, Matt weiß genau was er machen muss damit ich mich wohlfühle und mich vollkommen entspanne.
 

Nach einer Weile lösen wir uns wieder voneinander, da uns die Luft allmählich ausgeht. Ich sehe in seine Augen, werde regelrecht von dem tiefen Grün gefesselt. Ich möchte mich ein wenig mehr über ihn beugen, rutsche jedoch plötzlich mit der linken Hand an der Sofakante ab. Zwar versuche ich mich noch an Matt festzuhalten, reiße ihn aber gleich mit auf den Boden. Als wir beide schließlich auf dem Boden liegen ist es einen Moment ruhig, dann müssen wir beide lachen. Er richtet sich auf, da er anscheinend denkt, dass er zu schwer für mich ist. Ich reibe meinen Hinterkopf.
 

„Dass das aber auch immer nur uns passiert… ich wurde grade erst warm.“
 

Er streicht an meinem Gesicht entlang.
 

„Wir können uns auch gerne in dein 3 Meter breites Bett legen, da ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir raus fallen, ziemlich gering.“
 

Bett klingt wirklich nicht schlecht. Ich stimme mit einem Nicken zu, stehe und auf nehme seine Hand. Er begleitet mich ins Schlafzimmer. Ich kann meinen Blick nur schwer von ihm lösen.
 

In letzter Zeit mache ich mir schon so meine Gedanken. Immerhin sind wir beide jetzt schon mehr als alt genug um miteinander zu schlafen. Wir haben es schon ein paar Mal versucht aber ich habe immer vorzeitig abgebrochen weil ich mich an meinen früheren „Job“ und die Schmerzen, die damit verbunden waren, erinnert fühlte. Vielleicht wird es heute ja anders?
 

Ich lasse mich rückwärts in die Kissen fallen. Das Bett ist noch ganz zerwühlt, weil wir heute früh zu faul waren, es zu richten. Aber auf jeden Fall ist es bequem. Schön warm und weich.
 

Ich schmiege mein Gesicht in die Kissen, während Matt sich über mir abstützt. Ich streiche mit einer Hand über seine Wange, dann durch seine Haare. Schließlich wandert meine Hand seitlich über die Schläfen an seinem Gesicht entlang, über den Hals, bis ich sie auf seiner Schulter liegen lasse. Er sieht mich an.
 

„Willst du es heute noch einmal probieren?“, fragt er leise.
 

Meine Wangen fangen an zu glühen. Kann er jetzt mal bitte aufhören meine Gedanken zu lesen? Ist ja schon fast gruselig.
 

Sex… ich weiß nicht ob ich es überhaupt kann, nach allem was ich erlebt habe. Aber ich kann doch nicht ewig davor wegrennen. Und ich sehne mich schon lange nach mehr als nur Kuscheln mit ihm. Doch ich will nicht, dass er wieder enttäuscht ist, wenn ich es abblase.
 

„Probieren können wir es schon, aber…“
 

„Ich höre sofort auf, wenn du es sagst.“
 

Er ist so rücksichtsvoll… ich wette, das könnte ich nicht von jedem Typ erwarten. Seine Hand streicht über meinen Oberkörper, findet schließlich den Weg zum Saum meines Shirts und schiebt es dann ein wenig nach oben. Ich schließe meine Augen und vergesse alles um mich herum. Das ist immer so, sobald er mich berührt. Ich nehme nur noch ihn wahr. Er zieht mir das Oberteil aus und wirft es zu unzähligen anderen Kleidungsstücken die schon seit Wochen auf dem Boden ihr Unwesen treiben. Ich sehe zu ihm. Er beugt sich gerade runter und küsst mich auf den Bauch. Dann wandert er mit den Lippen zu meiner linken Hüfte, fährt mit ihnen die Ränder der Narben dort nach.
 

Ich lege meine Hand auf seinen Kopf und streiche ein wenig durch seine Haare. Sie sind so weich… Ich genieße seine Nähe und jede Berührung, die ich von ihm bekommen kann. Matt rutscht wieder hoch zu mir, sieht mich an. Während wir uns erneut küssen, beginnt er zu lächeln, als meine Hände über seinen Rücken wandern und ein wenig an seinem Pulli ziehen.
 

Er löst seine Lippen von meinen. Ich ziehe ihm das Oberteil aus. Kaum habe ich es losgelassen, lege ich meine Hände zurück auf seinen Rücken und drücke ihn sanft runter zu mir um ihn wieder zu küssen. Seine Finger streicheln meinen Hals runter. Dann wandern seine Hände an meinem Körper abwärts, erreichen schließlich die Hose und ziehen sie etwas hinunter.
 

Hier hab ich ihn dann meistens gebeten aufzuhören, weil die Angst wieder hochkam. Aber heute nicht.
 

Ich erwidere seinen Kuss weiterhin. Als er meine Hose jedoch etwas runterzieht, bekomme ich ein komisches Gefühl in der Magengrube. Ich bin mir nicht sicher ob es Angst ist. Meine Wangen beginnen wieder zu glühen und da mir auch langsam die Luft ausgeht, drücke ich ein wenig gegen seine Schultern um ihm klar zu machen, dass ich atmen muss. Er löst den Kuss und wir schnappen beide nach Luft.
 

Er sieht mich an. Ich sehe zu seinen Händen, die an meiner Hose liegen.
 

„Soll ich aufhören?“
 

„Nein, mach bitte weiter…“
 

Meine Stimme zittert ein wenig. Aber er soll weiter machen. Ich will nicht, dass wir immer und immer wieder die gleichen Anläufe starten und es nichts bringt, weil ich so sehr von meiner Vergangenheit eingeschlossen werde. Matt streicht mir über die Wange. Ich hebe meinen Blick und sehe in seine Augen.
 

„Ich bin ganz vorsichtig.“
 

Ich nicke kurz. Er wendet sich wieder meiner Hose zu, zieht sie weiter runter, während ich die Augen schließe. Irgendwann landet sie auf dem Boden. Ich fühle mich komisch. Und mein Körper zittert unmerklich, obwohl ich kaum Angst habe. Mein Unterbewusstsein spielt verrückt. Ich versuche die Erinnerungen zu unterdrücken. Versuche, Körperkontakt mit etwas anderem zu verbinden als Schmerz, Angst und Erniedrigung. Doch irgendwie geht es nicht. Mein Kopf ist voll.
 

Seine Stimme dringt plötzlich zu mir durch und wieder sehe ich in sein Gesicht.
 

„Hast du Angst?“
 

Ich schaue zur Seite und nicke nach einer Weile.
 

„Ich… weiß, wie weh so etwas tun kann… Und deswegen habe ich Angst davor.“
 

Er küsst sanft meinen Hals, wandert dann hoch bis zum Ohr. Ich genieße die Berührung. Er flüstert.
 

„Ich werde dir nicht wehtun… Ich liebe dich…“
 

Er hat Recht. Warum ist mir das nicht früher schon wieder eingefallen? Matt würde mir nie absichtlich Schaden zufügen. Er zieht seine Hose ebenfalls aus. Sein Körper ist wirklich nahezu perfekt. Ich hab keine Ahnung wie er es schafft, trotz dem täglichen Konsum von Videospielen und Fast Food sein Sixpack zu behalten. Seine großen Hände streichen über meinen Oberkörper. Erst jetzt merke ich, wie verkrampft ich die ganze Zeit war.
 

„Hm~…“
 

Jede Berührung von ihm fühlt sich wunderbar an. Ich entspanne mich und lasse mich von ihm verwöhnen. Ich bekomme überall Gänsehaut, als er mich mit Küssen, Streicheleinheiten und Zärtlichkeiten überhäuft. Ab und zu kommt mir ein leises Keuchen über die Lippen doch ich versuche noch nicht zu laut zu werden. Wenn ich jetzt schon losstöhne wäre das wohl mehr als peinlich. Er hat keine Ahnung wie sehr mir das gefällt.
 

Irgendwann spüre ich seine Hände auf Hüfthöhe, am Bund meiner Boxershorts. Ich öffne meine Augen und sehe zu ihm. Er wirft mir einen fragenden Blick zu. Einen Moment lang zögere ich, doch schließlich antworte ich mit einem Nicken, worauf er mich auszieht.
 

Ich werde nervös und unsicher. So weit sind wir bisher noch nie gegangen. Ich meine, natürlich haben wir uns schon mehrmals nackt gesehen und dann auch berührt aber wir hatten nie vor miteinander zu schlafen. Mein Herz schlägt wie verrückt. Er scheint zu bemerken, dass ich ziemlich aufgewühlt bin und mich langsam wieder verspanne.
 

„Wir können noch aufhören, wenn du nicht willst…“ Ich schüttle den Kopf heftig.
 

„Nein… ich brauche nur etwas Zeit, um mich zu entspannen.“
 

Er rückt nah an mein Gesicht und streicht unglaublich sanft und liebevoll über meine Wange. Dann küsst er mich abermals. Sofort bin ich wieder vollkommen entspannt, lege meine Hände in seinen Nacken und erwidere den Kuss. Meine Finger spielen mit seinen Haaren. Einige Zeit später löst er den Kuss und sieht in meine Augen. Ich lächle ein wenig. Meine Wangen sind nach wie vor heiß und ich wette sie sind genau so rot wie sie sich anfühlen. Ich habe keine Angst mehr. Ich möchte Matt nur noch so nah wie möglich sein. Er kommt näher, legt seine Stirn an meine und sieht mir in die Augen.
 

„Vertraust du mir?“ Ich nehme sein Gesicht in beide Hände und lächle.
 

„Ja.“
 

Zwar bin ich noch nervös, weil ich nichts falsch machen will, aber von Angst kann man nicht mehr reden.
 

Er küsst sich meinen Körper hinunter, diesmal wandert sein Mund sogar tiefer als bis zur Hüfte. Ein wenig verwirrt sehe ich runter, als er plötzlich mit etwas ganz neuem anfängt. Ich werfe den Kopf in den Nacken und kralle mich am Kissen fest. Vorerst versuche ich, unangebrachte Geräusche zu unterdrücken, gebe dann aber auf, weil ich mich kaum noch zurückhalten kann.
 

„M-Matt…! Ahh~…!!“
 

Er streicht an meinen Oberschenkeln entlang. Das Gefühl ist überwältigend. Er bewegt seinen Kopf etwas. Ich kann ein Aufstöhnen nicht unterdrücken. Ich bin wahrscheinlich gerade puderrot. So etwas bin ich überhaupt nicht gewohnt. Ein Vorspiel in dem Sinne hab ich noch nie erlebt. Meine Stimme klingt so ungewohnt. Und doch liebe ich dieses Gefühl.
 

Nach einer Weile hört er wieder auf und kommt wieder auf Augenhöhe. Ich atme schwer und sehe ihn an, er grinst. Seine Wangen sind auch etwas gerötet.
 

„Das wollte ich schon lange mal machen.“
 

Ich werde noch röter und schnappe mir eines der Kissen, drücke es ihm ins Gesicht. „Du Perverser!!“
 

Er lacht. Dann drückt er das Kissen zur Seite und beugt sich zu meinem Ohr.
 

„Mochtest du es denn nicht?“
 

Verlegen sehe ich zur Seite. Meine Antwort nuschle ich nur leise.
 

„Hätte ich denn sonst so laut gemacht?“ Er kichert.
 

„Bestimmt nicht.“
 

Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Ohr. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter.
 

„Möchtest du, dass ich weiter mache?“
 

Seine Stimme ist rau und tief. Sie klingt wunderschön. Ich nicke, während ich meine Augen schließe. Erneut küsst er mich. Meine Wangen glühen. Hoffentlich hört er nicht, wie laut mein Herz gerade schlägt. Er schiebt meine Oberschenkel ein wenig auseinander.
 

Plötzlich fängt er an. Ich war nicht darauf vorbereitet. Meine Muskeln verkrampfen sich unwillkürlich sofort wieder. Es fängt an weh zu tun. Ich halte mich an seinen Schultern fest. Er beißt sich auf die Unterlippe, anscheinend tut es nicht nur mir weh.
 

Klasse, schon hab ich was falsch gemacht. Hoffentlich ist er nicht sauer…
 

Er beugt sich runter zu mir, küsst mich sanft aufs Ohr.
 

„Mello… entspann dich, es ist alles okay…“
 

Während er meine rechte Wange streichelt, drehe ich den Kopf etwas zur Seite und kann mich nach einer Weile tatsächlich wieder entspannen. Er lächelt und küsst mich auf die Stirn, während er immer näher kommt. Mein Atem und Herzschlag beschleunigt sich mit jeder Minute. Ständig kommt mir leises Stöhnen über die Lippen. Sein Gesicht ist ganz nah an meinem. Nach einer Weile bewegt er sich. Wieder kann ich kein Aufstöhnen unterdrücken. Das Gefühl ist ungewohnt. Doch ich gewöhne mich schnell daran und bewege mich etwas in seinem Rhythmus mit. Ich bin vollkommen außer Atem, rufe seinen Namen und halte mich etwas an seinem Haar fest. Er küsst mich immer wieder und sagt mir, dass er mich liebt. Ich drücke mich an ihn, als er meinen Rücken an der Wirbelsäule runter streicht.
 

„…M-Matt… hah~…! Ich… ich liebe dich…“
 

Erneut pressen wir unsere Lippen aufeinander. Während des Kusses streichen seine Hände an meinen Seiten entlang. Ein wohliges Schaudern meinerseits folgt. Die Luft hier drin scheint zu brennen. Unsere Körper strahlen so viel Hitze aus. Ich scheine nur noch ihn zu spüren, zu hören und zu sehen. Es ist so, als ob man sich in einer Art Trance befindet.
 

„Ich liebe dich…"
 

Nur noch seine Stimme dringt zu mir durch. Wir bewegen uns in einem Rhythmus. Ich gebe mich ihm vollkommen hin. Die Gefühle die ich gerade habe, lassen sich nicht beschreiben. Es ist so viel auf einmal, so unbeschreiblich schön.
 

Irgendwann werden seine Bewegungen schneller, meine Stimme lauter.
 

„Ahhh~… nh…! Matt…!!“
 

Ich werfe den Kopf in den Nacken als wir beide gleichzeitig unseren Höhepunkt erleben. Schwer atmend und entkräftet legt er sich auf mich. Ich schließe meine Arme um seinen Körper. Ich kann sein Herz schlagen fühlen, er meines sicher auch.
 

Das war das unglaublichste Gefühl, dass ich jemals hatte. Matt so nah zu sein, wie es kein anderer jemals sein wird.
 

Eins mit ihm zu sein…
 

Nachdem Matt wieder in halbwegs normaler Geschwindigkeit atmet, stemmt er sich hoch und lässt sich neben mich wieder auf die Matratze fallen. Seine Haare sind vollkommen durcheinander und seine Wangen nach wie vor rot. Ich muss lächeln und sehe ihn weiterhin an.
 

Ich bin vollkommen erschöpft, aber glücklich. Nie im Leben hätte ich mir träumen lassen, dass Sex so schön sein kann.
 

„Hast du jetzt immer noch Angst davor?“, fragt er mich. Ich schüttle den Kopf.
 

„Nicht, wenn es mit dir ist… Ich liebe dich.“
 

Er rutscht näher zu mir und legt einen Arm um mich.
 

„Ich dich auch.“
 

Er streicht über mein Gesicht, auch über die vernarbte Hälfte und seufzt dann leise. Ich kuschle mich an ihn und schließe meine Augen. Eine Weile ist es ruhig. Irgendwann höre ich, dass er näher kommt und spüre kurz darauf wieder seine Lippen auf meinen. Dann spüre ich etwas feuchtes. Seine Zunge. Augenblicklich werde ich wieder rot. So etwas haben wir ebenfalls noch nie gemacht. Ich weiß zuerst gar nicht, was ich machen soll. Seine Zunge drückt sich ein wenig gegen meine Lippen. Zaghaft öffne ich meinen Mund ein wenig und gehe auf den Kuss ein. An den leisen Geräuschen, die er von sich gibt lässt sich erahnen dass es ihm gefällt.
 

Nach einer Weile werde ich sicherer und erwidere den Kuss etwas mehr. Nach viel zu kurzer Zeit will er den Kuss lösen. Ich lege eine Hand auf seinen Hinterkopf um ihn davon abzuhalten und küsse ihn weiter. Doch als auch mir die Luft ausgeht lösen sich unsere Lippen voneinander. Ein wenig verlegen sehe ich ihn an. Er grinst.
 

„Hat dir das so sehr gefallen?“ Offenbar ist er mehr als zufrieden mit seiner Leistung. Beleidigt verschränke ich die Arme.
 

„S-soll es mir etwa nicht gefallen?“
 

Er schmiegt seine Nasenspitze an seine Wange.
 

„Doch, natürlich soll es das. Und ich freue mich auch darüber, wenn du mir zeigst, dass du mehr davon willst.“
 

„Du kannst das ja auch gut.“ murmle ich leise. Er lacht.
 

„Na dann…!“
 

Er dreht mein Gesicht zu seinem und küsst mich erneut. Ich bin müde… es scheint schon ziemlich spät zu sein. Matt sieht auf einen der Wecker, kramt dann die Bettdecke hervor und deckt uns zu. Als er wieder neben mir legt, schmiege ich mich an seinen Körper und schließe die Augen.
 

„Nacht, Matty…“ Ich höre ihn schmunzeln.
 

„Schlaf gut Mel-chan…“
 

Ein Kuss auf die Stirn ist das letzte, was ich spüre, bevor ich einschlafe und dann nur noch seinen regelmäßigen, ruhigen Atem vernehme.
 

~Kapitel 11 - Ende~

@ Admins: Nyuuuh, bitte nicht adult schalten. TT_TT

Hossa! :D Eeeendlich mal wieder ein Kapitel von mir. Es tut mir unendlich leid, dass ich so lange dafür gebraucht habe, aber meine Kreativität wird zurzeit von Stress erstickt. >_> Aber: BALD sind Sommerferien und dann finde ich sicher wieder ein wenig mehr Zeit um an meinen FFs weiter zu schreiben. :)

Hoffentlich liest das hier überhaupt noch jemand. .__.

Und: Jaaah, ich hab ein paar neue Szenen mit eingebaut. ^^ Ich konnte einfach nicht anders... .__. *zu viel yaoi* Aber ich hoffe das Kapitel gefällt euch. ^^

Misu

P.S. Wow, ähm 41 Favoriten und 62 Kommentare?! O__O ... xD Leute, ihr seid so verrückt!! Danke!! *-*



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (65)
[1] [2] [3] [4] [5] [6] [7]
/ 7

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ligeia
2010-05-30T18:49:13+00:00 30.05.2010 20:49
*Q* Yuiii endlich gings weiter
und so ein tolles Kapi
Mit was hast du die Freischalter bestochen, dass das nich adult worden is? :D ich wills nich wissen
Wirklich sehr toll Misu, die zwei sind so toll zusammen und dein Schreibstil macht das alles perfekt
Immer weiter so
<3 Em
Von:  Terri
2010-05-30T13:38:00+00:00 30.05.2010 15:38
Hui, mal wieder ein sehr shonen-ai-haftes Kap xD
Nein, du weißt doch was ich meine x3 Ich mag deinen Schreibstil gern °_°

"Doch ich will nicht, dass er wieder enttäuscht ist, wenn ich es abblase."
xD An der stelle ( unpassend - ich weiß) musste ich so lachen xD
Mich wunderts nur iwie das es diesmal gar kein adult-kap geworden ist o.o
Hast du etwa die Freischalter bestochen? xD
Mach weiter sow ~
Von:  Suse
2010-05-30T10:44:15+00:00 30.05.2010 12:44
*___* Rarw~ Das ist ja wirklich richtig romantisch! Ehrlich wunderschön. x3
Ich mag es, wie du Vergleiche mit einbaust und alles sehr schön bildlich beschreibst. Das mag ich. -^^-
Ich finde auch, dass Matt irgendwie von Kapitel zu Kapitel irgendwie männlicher wird. .__. ...das ist toll. x33
Ich mag das Kapitel wirklich besonders gern. Und nicht nur, weil dieses mal Yaoi eingebaut wurde. û///u
Nur ein paar KLeinigkeiten hab ich zu bemerkern. ._. *sich selber hauts* Teilweise war ich beim Lesen etwas verwirrt. .___. ...ich weiß nicht, ob es an dem Text lag oder an mir. xD

Sonst ist aber alles wirklich ganz toll gemacht. <3 Weiter so~

Von:  Season
2010-02-27T13:50:44+00:00 27.02.2010 14:50
wow, ich denke das war das beste kapitel von allen <3
ich liebe deinen schreibstil einfach und genauso liebe ich diese story!
du beschreibst es so gut und bringst die ganzen gefühle auch so genial rüber~ <3

PS: jahh, ich geh zur LBM als matt! <3
Von:  Ligeia
2010-01-23T14:17:31+00:00 23.01.2010 15:17
Verzeih die lange dauer Q__Q
Wie immer ein tolliges kapitel *tränen wegwisch*
Ich liebe weinende Mattys C:
Und das nächste Adult *rawr*
Kleines versautes Misu

Ich freu mich ganz doll auf meeeeaaah
<3 Emi
Von:  HeavenCat
2010-01-13T00:02:47+00:00 13.01.2010 01:02
oah egal wie lange man wartet es lohnt sich. langsma hasse ich dich dafür, dass du sowas trauriges schreibt aber es so fesselnd machst dass man es einfach zu ende lesen MUSS. ich finde dadurch wirkst du auf mich etwas sadistsich xD nein spaß beiseite, die ff ist einfach toll. ^^


Von:  Terri
2010-01-09T18:51:06+00:00 09.01.2010 19:51
Na hoi, da ist es ja, das neue Kap! ^^
Also ich muss sagen diesmal hast du sogar mich umgehauen Oo
Man konnte Mellos Verzweiflung bis in die kleine Faser des Körpers spüren und ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl es würde sich wirklich abspieln, so genau hast du es beschrieben, wirklich tolle Arbeit hast du da geleistet.
" Meine Eltern sind gestorben, im Waisenhaus habe ich nur wieder einen Sinn für mein Leben in L gefunden. Ich wollte sein Nachfolger werden. Doch nicht einmal dafür reicht mein Verstand aus."
Nicht einmal dafür? Oo .... das klingt als wäre es was jeder mal so lässig schafft xD'
Aber hey, ein super Kap x3

Von: abgemeldet
2010-01-06T20:52:25+00:00 06.01.2010 21:52
Alsooooo

1. Ah, ein wunderbares Kapi, cih liebe verzweifelte Mellos und vor allem weinende Matts. xD Ich hab erstmal 'watch me bleed' angeschmissen um dir wunderbare Stimmung zu unterstreichen.
2. Ein klines Mank9o wäre vielleicht, dass wir zum einen jetzt genau da sind, wo wir am Anfang des Kapis waren, mal davon abgesehen, dass jetzt alle ein wenig glücklicher sind ;) und ich den Anruf etwas...naja, vielleicht etwas zu kindisch fand...ich meine das war ein wenig unlogisch, dann 'gleich' wieder anzurufen und zu betteln, dass Matt zurückkommt. Die Wortwahl war glaub ich das, was das verursacht hat.
Aber ansonsten einfach nur schön zu lesen.
3. Menno ein Adult-Kapi -.-....Nicht, dass ich was gegen lemon hätte, ich habe nur leider keinen Zugriff darauf, also erbitte ich eine entschärfte Version. ^o^
4. Macht nichts, mit der Wartezeit, es ist zwar immer etwas kompliziert in die Handlung zurückzufinden, aber ich bin da selbst nicht besser.
5. Ouh, ich bin auch auf der LBM ;D
Von:  Suse
2010-01-06T18:45:20+00:00 06.01.2010 19:45
O____O *erstmal wieder luftholt* Das...war...wow!
Ich hab zwischendurch echt die Luft angehalten! Du hast Mello ZUstand wirklich aufs kleinste Detail wunderbar beschrieben und man konnte sich richtig in ihn reinversetzen.
.__. ...jetzt hab ich Seitenstechen, weil ich so unregelmäßig geatmet hab.

Ich finde dein Schreibstil wird wirklich von Kapitel zu Kapitel besser. ^^ Ich mag es, wie du in deine Drama-Kapitel diesen "Mitfühl-Effekt" reinbringst, sodass sich eigentlich jeder, der das Kapi liest so fühlt, als würde er direkt daneben stehen,Wirklich supär~! >//<

ABER (O___O!) ich hab einen Rechtschreibfehler gefunden... .___. ...du hast einmal "Wunder" anstatt "Wunde" geschrieben. ^^°Aber sonst alles supi.

Hab dich lieb. <3

P.S.: Ich, ich, ich geh zur Buchmesse! xD
Von:  KiraNear
2009-10-01T20:23:08+00:00 01.10.2009 22:23
das kapi war echt klasse geschrieben so wie deine anderen.. und die Rückblende mit dem kleinen zeugen kind und den 325 Opfern hat gezeigt, dass er nicht so ein herzloser kerl ist, wie viele gerne mal behaupten...

ne also ich finde, man kann sich echt gut in die beiden hineinversetzen; und einererseits wurde ich rot, andererseits auch traurig TT_TT

freu mich schon auf dein nächstes kapi^^


Zurück