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Erinnerung vergangener Welten

von

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Der Anfang

Ein Raum. Ein Gebäude? Wo bin ich hier? Was ist mir passiert?
 

Sie erledigte gerade einen Auftrag, als sie ein Klopfen hörte. Leise, fast nicht von den übrigen Geräuschen der Stadt zu unterscheiden. Ihr Blick wandte sich nach links. Da, ein erneutes Klopfen. Die Neugier der jungen Frau stieg. Den Blick prüfend um sich her schweifend, stoß sie die Tür auf. Es war dunkel. Es war noch fast Nacht, doch der Morgen lies schon erste Lichtstrahlen durch. Minuten schienen zu vergehen, bis die Blauhaarige etwas sah.
 

Ein Geräusch. Eine Tür? Ich kann mich kaum bewegen. Bin ich gestürzt? Muss klopfen, immer weiter…
 

Das Klopfen nahm einen Augenblick lang zu, verebbte danach wieder. Jemand befand sich in dem Gebäude, das kurz vor dem Abriss stand. Hier ganz in der Nähe. Leise klacken die Schuhe des Mädchens auf dem Betonboden. Sie war wachsam. Es könnte eine Falle sein. Sie durchquerte den nächsten Raum. Auch nichts zu sehen. Der nächst Raum zeigte im schwachen Schein, der durch ein zerbrochenes Fenster fiel, den Ursprung des Geräuschs.
 

Jemand hat mich gefunden! Hilfe, bitte! Alles tut weh, mein Kopf, wo bin ich? Kann nicht sprechen, alles ist weg…
 

‚Sie ist verletzt. Wer ist sie? Ich sehe kein Magatama an ihrem Ohr hängen, also ist sie nicht von hier…‘, waren ihre Gedanken, als sie sich dem verletzten Mädchen, das ungefähr 2 Jahre jünger zu sein schien als sie, näherte. „Wer bist du und wie kommst du hier her?“, fragte sie das Mädchen, doch sie schien nichts zu verstehen. Mit ihrem freien Auge blickte sie nochmals umher, bevor sie das Mädchen untersuchte. Dann griff sie nach ihrem Handy. „ Kanwu, komm zur alten Fabrik. Ich brauch dich hier. Medizinisch.“, fasste sie kurz und legte auf.
 

Was sagt sie? Komisch sieht sie aus, aber auch irgendwie vertraut. Diese Sprache. Sie ist mir auch auf eine Weise bekannt. Sie betrachtet mich. Mit einem Auge. Das andere ist durch eine weiße Augenbinde verdeckt. Hat sie etwa keins? Oder ist es nur verletzt? Ich versuche eine Bewegung, während sie telefoniert, scheitere aber.
 

„Beweg dich nicht. Hilfe kommt gleich.“, sagte sie in beruhigendem Ton und legte die Hand zur Erklärung an die Schulter der Verletzten. Mit der anderen Hand zeigte sie auf sich. „Ich bin Ryomou. Wer bist du?“, fragte sie und deutete dann auf die am Boden liegende.
 

Sie sagt wieder was. Dank ihrer Gesten verstehe ich sie jetzt. Ryomou heißt sie. Ich bringe ein Flüstern zustande, das meinen Namen beinhaltet. „Caro.“, kann ich nur sagen, bevor mir ein husten entfährt. Es kracht im Hintergrund. Stampfende Schritte ertönen. Ein Mädchen mit langer Lanze kommt herein, sieht mich verwirrt an und spricht dann mit Ryomou. Sie antwortet schnell und blickt wieder zu mir.
 

Kanwu betrat das Gebäude. Am Ziel angekommen, wartete Ryomou. „Was ist hier los? Wer ist dieses Mädchen?“, fragte sie und starrte die Verletzte an. „Caro, verletzt und verwirrt, sie scheint mich nicht zu verstehen. Kannst du ihr helfen?“, beantwortete Ryomou und drehte sich wieder zu mir. Kanwu’s Gesichtsausdruck war zweifelnd. „Ich werde es versuchen…“ Sie kniete sich neben Caro und hob ihre Hände in kurzer Distanz über ihren Körper.
 

Was macht sie da? Sie kniet neben mir, streckt die Hände über meinen Bauch aus. Was wird das? Ich habe angst. Mein Blick zeigt das. Grünes Licht schimmert erst kaum merklich, dann immer stärker um die Hände des Lanzenmädchens. An der Stelle wird es merkwürdig warm, wie ein Feuer breitet sich die Wärme rasend schnell in meinem gesamten Bauchbereich aus. Ihre Hände wandern weiter nach oben, bleiben bei meinem Herzen. Auch hier spüre ich nun die Wärme. Mein Körper entspannt sich, ich kann besser atmen. Die Schmerzen lindern sich. Meine Augen schließen sich.
 

Kanwu brauchte all ihre Konzentration für die Heilung. Sie konnte nicht alles heilen, aber das Gröbste hatte sie nach zwei bis drei Minuten gelindert. Wer auch immer dieses Mädchen war, sie hatte ganz schön was abbekommen. Ob es von einem Kampf stammte, konnte sie beim besten Willen nicht sagen. Vielleicht war sie auch von einem Haus gestürzt oder von einem Auto angefahren worden. Aber wieso sollte man sie dann ausgerechnet hier ablegen?

„Am Besten wird es sein, wir bringen sie zu dir…“, meinte Kanwu, als sie mit der Heilung fertig war. Caro schien zu schlafen. Ihre Jeans, die sie anhatte, war zerrissen und ihre weiße Bluse wies ebenfalls große Schnitte auf. Ryomou nickte und hob das Mädchen vorsichtig hoch. Ihr fielen die kräftigen Beine und die etwas verhärteten Muskeln am rechten Arm auf. „Sie scheint etwas vom Kämpfen zu verstehen. Wir sollten aufpassen.“, sagte sie und lief mit schnellen Schritten zu sich nach Hause. Kanwu nickte und verschwand ohne ein Wort des Abschieds.

Treffen mit Hakufu

‚Wo bin ich? Es ist so weich‘, dachte ich und öffnete matt die Augen. Eine weiße Wand strahlte mir entgegen. Mein Blick glitt weiter. Ich lag in einem Bett. Meine Kleider waren Weg, außer meiner Unterwäsche. Mein Bauch wurde von einer Bandage geziert. Ich seufzte leise. Ich fühlte meinen Körper ab. Es schien alles noch an seinem Platz zu sein. Nur mein Kopf und mein rechter Fuß schmerzten immer noch. Der Verband auf meinem Kopf drückte. Ein Brummen entfuhr mir. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und das Mädchen mit den blauen Haaren und der Augenklappe trat mit einem Tablett ein. Wie hieß sie noch gleich? Ryomou.
 

Als sie merkte, dass Caro wach war, ging sie mit einem Tablett mit Tee in ihr Zimmer, in das sie Caro gelegt hatte. „Du bist wach. Gut, dann kannst du den Tee trinken, den ich gemacht habe…“, sagte sie, schüttelte dann aber leicht den Kopf. Sie konnte sie ja gar nicht verstehen. Sie half Caro beim Aufsetzten und hob ihr den Tee an die Lippen. Caro ließ es geschehen, doch bekam sie nur wenig von dem Gebräu runter. Ryomou lächelte. Er war scheußlich, aber hilfreich. Wenn sie sie dazu brachte, ihn vollends auszutrinken, würde sie bald wieder gesund sein.
 

Der Tee schmeckte einfach scheußlich. Immer wieder setzte Ryomou mir den Becher an die Lippen, aber ich trank das Gebräu nur zögerlich. Schließlich schüttelte ich energisch den Kopf um zu zeigen, dass ich nichts mehr wollte. Das Ergebnis war, dass sich alles um mich herum anfing zu drehen und ich mir stöhnend den Kopf hielt. Dann sank ich zurück ins Kissen. „Verdammt…“, murmelte ich, froh, dass meine Stimme auch wieder zu mir gefunden hatte.
 

Sie gab es auf. Caro hatte zwar nicht alles getrunken, aber doch gut die Hälfte. Sie ging gerade zur Tür, als sie sie irgendwas murmeln hörte. Es war eindeutig eine andere Sprache. ‚Das könnte schwierig werden, zu erfahren, woher sie kommt…‘, ihr Blick war besorgt. Sie schloss die Tür hinter sich. Wenige Zeit später klingelte es an der Haustür. Hakufu stand freudestrahlend draußen. „Hey, Mou-chan! Wo bleibst du denn? Der Unterricht beginnt gleich!“, fuerte sie in Ryomou’s Ohr, doch diese schüttelte den Kopf. „Ich werde heute nicht hingehen. Ich muss mich um jemanden kümmern…“, meinte sie ausweichend, doch kaum hatte sie zu Ende gesprochen, stürmte Hakufu schon durch die Tür. „Ach ja, wen denn?“, fragte sie und blickte sich suchend um. Ihr Blick viel zur Schlafzimmertür.

„Du hast doch nicht etwas jemand bestimmtes bei dir, oder?“, bohrte sie weiter und zwinkerte. Ryomou wusste sofort, auf wen sie anspielte und schüttelte energisch den Kopf, jedoch nicht, ohne dabei einen leichten Rotschimmer um die Nase zu bekommen. Hakufu interessierte das wenig. Entschlossen riss sie die Tür auf. „Wer bist du denn?“, rief sie mit weit aufgerissenen Augen, als sie Caro im Bett liegen sah. Das Mädchen öffnete die Augen und blickte Hakufu erschrocken an.

„Haku, lass sie in Ruhe. Das ist Caro, ich hab sie fast tot in der alten Fabrik gefunden. Kanwu hat sich um die meisten Verletzungen kümmern können, aber sie braucht Ruhe!“, herrschte Ryomou sie an und gab ihr einen kräftigen Tritt, sodass Hakufu gegen die nächste Wand donnerte. Caro schrie verängstigt auf. Sie hatte so etwas anscheinend nie für möglich gehalten.
 

Ich döste ein, wurde jedoch von dem Klingeln und dem Geräuschpegel draußen wieder hellwach. Meine Augen ließ ich zu. Ein Mädchen, offensichtlich eine Freundin, kam bei Ryomou vorbei. ‚Sie muss vielleicht zur Arbeit, oder geht sie noch in die Schule? Diese Stimme…irgendwo hab ich die schon mal gehört…wenn ich mich doch nur an alles erinnern könnte…‘, dachte ich, als plötzlich die Tür aufflog und die Besucherin irgendetwas schrie. Ich blickte sie an. Verwirrt schaute ich sie an. Sie schaute ebenso verwirrt zurück. Ryomou trat hinter sie, sagte etwas. Was dann geschah, entlockte mir einen ängstlichen Schrei. Ryomou trat das Mädchen brutal gegen den Bauch, und beförderte sie somit an die nächstgelegene Wand. Trotz meines schweren Gefühls am ganzen Körper, hielt ich meine Hand geschockt vor den Mund. Wie hatte sie das nur geschafft? “Ryo…mou…?“, flüsterte ich, noch immer völlig entgeistert. Ich starrte auf das Mädchen, das sich gerade wieder hochrappelte. Sie schien nicht verletzt! Nicht im Geringsten und das nach so einem Schlag! Wütend drehte sie sich zu der Blauhaarigen und beschimpfte sie, was ihr anscheinend wenig ausmachte.
 

Ryomou hob beruhigend eine Hand. „Ryo…mou…?“, flüsterte Caro, was sie kurz erstaunen ließ. Es war das erste Mal, das sie sie beim Namen nannte. Derweil erhob sich Hakufu und baute sich vor ihr auf. „Was sollte das denn bitteschön? Wieso bist du immer so gemein zu mir?“, fing sie an und machte ein schmollendes Gesicht. Ryomou zeigte keine Reaktion. „Du hast es nicht anders verdient“, sagte sie betont sachlich und besah sich das kleine Loch in der Wand. Dann zuckte sie die Schultern.

„Jedenfalls werde ich nicht zur Schule gehen, bis es Caro wieder besser geht. Ach ja, versuch nicht, mit ihr zu reden. Sie scheint unsere Sprache nicht zu kennen, ebenso wenig wie wir ihre kennen. Zumindest kommt sie mir nicht bekannt vor…“, fügte sie noch an, doch Hakufu war bereits ans Bett getreten. „Hallo. Ich. Bin. Hakufu.“, sagte sie, jedes Wort genau betont.
 

‚Sie reden über mich. Ich höre aufmerksam zu. Ich erkenne langsam die Sprache wieder, meine Erinnerungen kehren langsam zurück. Japanisch.‘ Als die Besucherin auf mich zukommt, schauderte ich kurz. Sie sagte etwas. Ich überlegte. Ich verstand sie und in ihrer Sprache wiederholte ich. „Hallo. Ich. Bin. Caro.“, und brachte ein kleines Lächeln zustande. Mehr japanisch konnte ich nicht. Zumindest jetzt.
 

Grinsend sah Hakufu Ryomou an. „Na bitte, geht doch. Sie scheint‘ s zu kapieren!“, meinte sie und ging in Richtung Tür. „Also, ich geh mal, komm eh schon zu spät. Ich wird dich entschuldigen!“ Die verschwand.

Ryomou setzte sich zu Caro. „Du kannst uns verstehen?“, fragte sie, doch Caro blickte nur ratlos zurück.

Neue Begegnung

Hakufu ging kurz darauf aus der Wohnung. Ryomou sprach mit mir. Es klang wie eine Frage, doch ich verstand sie wieder nicht. Ich sank zurück und schlief ein.
 

‚Eine Woche…eine Woche ist vergangen, seit ich Caro gefunden hatte…‘ Ryomou stand auf ihrem kleinen Balkon und blickte in die Morgensonne. Caro konnte sich inzwischen wieder einigermaßen bewegen und ein paar Schritte laufen. Sie war verbissen, so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu kommen.

Sie hatten es beide geschafft, sich mit Händen und Füßen zu verständigen und besser kennen zu lernen. Oft nahm Ryomou einen Block und versuchte, das was sie wissen wollte, zu malen oder Caro irgendwie zu verdeutlichen. Im Gegenzug gab Caro sich alle Mühe, die Fragen zu beantworten und ein Paar Wörter japanisch zu lernen. Ryomou trank gerade den letzten Schluck Kaffee, als hinter ihr ein dumpfes Poltern ertönte. Caro kam gerade torkelnd aus dem Bad und lächelte zufrieden. Sie hatte es geschafft, sich wieder richtig anzuziehen. Da ihre alte Kleidung zerrissen war, lieh ihr Ryomou einen ihrer längeren Röcke, den sie sowieso aussortieren wollte und eine leicht Bluse in orrange. Sie hatte Caro zwar vorgeschlagen, einen der kurzen Röcke zu probieren, doch schüttelte diese nur energisch den Kopf, als sie den Minirock sah.

„Gut. Frühstücken?“, fragte Ryomou und deutete auf den bereits karg gedeckten Tisch. Die Angesprochene nickte und lies sich auf einen Stuhl plumpsen.
 

Ich drehte mich und begutachtete mein Werk. Ich war wieder einigermaßen auf den Beinen und stand gerade im Bad. Ryomou war so freundlich, mir ein Paar ihrer Sachen zu leihen, da meine kaputt waren. Beides passte, sowohl der Rock als auch die Bluse. Als sie mir einen Minirock- und der war wirklich mini- in die Hand drücken wollte, blickte ich entsetzt und verneinte mit einem Kopfschütteln. Nun stand ich in einem etwa knielangen Rock und weiter Bluse im Bad und betrachtete meine Wunden. Sie waren fast alle weg. Ein Paar würde ich als Erinnerung behalten, doch schlimm sah ich nicht mehr aus.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, machte sich Ryomou, für die ich jetzt nur noch den Namen „Ryo“ gebrauchte, fertig und deutete an, einkaufen zu gehen, indem sie auf den Kühlschrank deutete. Dann flog ihr Finger auf die Uhr und deutete eine halbe Umdrehung an. Sie würde also in einer haben Stunde wieder zurück sein. „Ryo? Ich auch…“, sagte ich, stand auf und deutete zur Tür. „Ryo“ schaute skeptisch, doch ich nickte bestimmt. Ein Seufzen entfuhr ihr. Sie verschwand kurz und tauchte mit zwei Krücken wieder auf, was mir ein Strahlen ins Gesicht zauberte.
 

Nachdem alle Essensreste verstaut und das Geschirr in der Maschine gelandet war, ging Ryomou sich umziehen. „Ich gehe einkaufen. In einer halben Stunde bin ich zurück.“, meinte sie zu Caro und erklärte gleichzeitig mit der Hand. Caro verblüffte sie, als sie sagte, dass sie mitgehen wolle. Dann stand sie auf und humpelte zur Tür. Die blauhaarige blickte skeptisch und schüttelte leicht den Kopf, doch Caro hatte sich bereits entschieden. Sie seufzte. In ihrem Schrank hatte Ryomou noch ein paar Krücken, die sie nun rausholte und Caro in die Hand drückte. Die schien sich schon richtig zu freuen, endlich wieder nach draußen gehen zu können.“Na gut, aber du bleibst an meiner Seite…“, murmelte sie noch und trat zusammen mit Caro hinaus.

Die Luft war erfrischend kühl und blies die noch restliche Müdigkeit aus den Gliedern.
 

Unterwegs trafen wir seltsame Leute. Nicht unbedingt vom Aussehen her, nein, es war eher ihre Ausstrahlung, die mich verwirrte. Manche waren dermaßen mit einer Kraft ausgestattet, dass es mir alles innerlich zusammenzog. Andere wiederum würde man nur bemerken, wenn man mit ihnen aus Versehen zusammenstieß. Ryomou führte mich in einen kleinen Supermarkt drei Straßen von ihrer Wohnung entfernt. Staunend betrachtete ich die bunten und wild durcheinander gestellten Regale, die mit noch bunteren Waren vollgestopft waren. Da „Ryo“ sich anscheinend mit den Einkaufen Zeit ließ, hatte ich die Gelegenheit, durch die Regale zu humpeln und mich umzusehen. Leider kam ich an manchen Stellen nicht weiter, da die bunten Schränke teilweise zu dicht aneinander standen. Die Krücken waren in diesem Fall das größte Problem. Sie waren wahnsinnig unhandlich. Vor allem, als ich mich umdrehen wollte. Eine ungünstige Bewegung meiner linken Stütze und ein unüberhörbares Krachen später lagen haufenweise Süßigkeiten auf dem Boden verstreut. „Oh, verdammt!“, rief ich aus und stöhnte. Ich kniete mich hin und begann, die Sachen einzusammeln.
 

Ryomou bemerkte gleich, dass Caro zwar froh war, aus dem Haus zu kommen, aber solche Menschenmassen verunsicherten sie doch. Im Supermarkt angekommen, ließ sie sie alleine durch die Regale laufen, während sie die Nahrungsmittel zusammensuchte, die sie brauchte. Am Kühlwarenstand angekommen, ertönte hinter Ryomou eine Stimme. „Hey, wie geht’s dir?“, wurde sie gefragt und als Ryomou sich umdrehte, stand Shuuyuu vor ihr. Er war Hakufu’s Cousin und ging mit ihr und Ryomou auf dieselbe Schule. „Ganz gut, danke…wie läuft dein Training?“, antwortete sie und unterstrich das Ganze mit einem Lächeln. Shuuyuu machte ein gequältes Gesicht. „Haku schlägt mich immer noch jedes mal k.o….“, ließ er verlauten. Nebenher packte er eine Packung Pommes in seine Tasche. Beide schwiegen eine Weile. „Haku hat mir von dem Mädchen aus der alten Fabrik erzählt. Geht’s ihr inzwischen besser?“, fragte er weiter und lief hinter der Blauhaarigen her, die gerade zwei Packungen Nudeln aus einem knallroten Regal fischte. „Ja, es geht ihr besser. Wenn du willst, kannst du sie selbst kennenlernen, ich hab sie mitgenommen. Bessergesagt, wollte sie unbedingt mit und…“, fing Ryomou an zu erzählen, als es plötzlich krachte und sie Caros Stimme hörte. Sie sprintete um ein Paar Regale herum und sah Caro am Boden knien, Süßigkeiten um sie herum. „Alles ok? Ist dir was passiert?“, fragte Ryo und ging in die Hocke. Caro schüttelte den Kopf und machte eine kleine Bewegung mit der Krücke. Auch Shuuyuu erschien und begann sogleich, die Süßigkeiten aufzusammeln und wieder an ihren Platz zu stellen. „Ryo. Freund?“, fragte Caro und deutete auf Shuuyuu. Dieser lachte verlegen. Auch Ryo grinste. „Normaler Freund. Shuuyuu.“, meinte sie. Shuuyuu streckte Caro die Hand entgegen. „Hallo. Freut mich.“, antwortete er, worauf Caro den Handschlag erwiderte. „Hallo. Ich Caro“, sprach sie und rappelte sich hoch. Die Waren hatten alle unversehrt ihren Platz im Regal wiedergefunden.

Ryomou staunte. ‚Ich hätte nicht gedacht, dass sie doch so offen sein kann…vielleicht liegt das an meinen Freunden. Es scheint so, als wolle sie ebenfalls diese Freunde haben…‘, dachte sie sich, als sie gemeinsam aus dem Geschäft traten. Sie beschlossen, gemeinsam noch einen kleinen Stadtbummel zu machen, um Caro die Gegend zu zeigen. Ryomou brachte schnell sie Einkäufe nach Hause und Caro blieb so lange bei Shuuyuu. Als sie wieder kam, führte ihr Weg sie bis ans andere Ende der Stadt. In einer weiten Gasse kamen ihnen auf einmal andere Schüler entgegen. Allerdings hatten die eine andere Schuluniform an. „Oh oh, das könnte Ärger geben…“, murmelte Shuuyuu und verringerte sein Tempo. Die beiden Schulgruppen trafen kurz danach aufeinander.

Ein Kampf? - Kyoshu

Ein paar Leute starrten schon zu dem Chaos, das ich angestellt hatte. Gerade hob ich eine Packung Chips auf, als Ryomou um die Ecke gestürmt kam. Ich versicherte ihr gleich, dass alles in Ordnung sei und dass ich nur mit der Krücke an ein Regal gekommen sei. Kurz darauf tauchte ein Junge bei uns auf, kniete sich neben mich und half, die Sachen einzusammeln. Ich sah zu Ryomou. „Ryo. Freund?“, fragte ich und deutete auf den Kerl, der daraufhin verlegen lachte. Ryo verneinte. „Normaler Freund. Koukin.“ ‘Aha, dann ist ja gut…‘, dachte ich und sammelte die restlichen Packungen auf. Er gab mir die Hand. „Hallo. Freut mich.“, meinte er und grinste immer noch. Ich erwiderte, was Ryomou sichtlich erstaunte. ‚Er scheint nett zu sein…‘ Kurz darauf stand ich wieder und wir drei konnten zur Kasse gehen.

Als wir draußen standen, sagte Koukin irgendwas von einem Stadtbummel, was Ryo mit einem Nicken beantwortete. Sie ging kurz ihre Einkäufe wegbringen und ich blieb so lange bei Koukin. Wir kamen bis ans andere Ende der Stadt und wollten gerade durch eine Seitengasse wieder zurück, als Koukin nervös wurde. Vor uns tauchten ein Paar andere Schüler auf, allerdings mit anderer Uniform.

Kurz darauf trafen die beiden Schulen aufeinander. „Kyoshu“, konnte ich Ryo neben mir murmeln hören. Die Verwirrung war mir ins Gesicht geschrieben. Na und? Was war das Problem, jemanden aus einer anderen Schule zu treffen? Ich besah mir unser Gegenüber genauer und konnte an jedem linken Ohr einen Stecker erkennen, der die Hälfte eines Ying-Yang Zeichen beschrieb. Jedoch hatten sie unterschiedliche Farben. ‚Scheint hier Modeschmuck zu sein…‘, dachte ich und musterte die Schüler. Freundlich sahen die nicht aus, das war klar.
 

„Kyoshu“, murmelte Ryomou und bekam einen starren Gesichtsausdruck Das hatte ihnen gerade noch gefehlt. Auch Koukin schien absolut nicht mehr zum Lachen zumute zu sein. „Sieh an, sieh an, wen haben wir den hier?“, trällerte das einzige Mädchen der 4 köpfigen Gruppe der Kyoshu- Schüler. „Kaku, welche Freude…“, erwiderte Ryo verbissen. Kaku lachte. „Was denn? Bist du heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?“, fragte sie und der neben ihr lachte. Koukin schwieg weiterhin. Er wollte nicht, dass es jetzt irgendwelchen Ärger gab. Vor allem, weil Caro mit ihren Krücken dabei war. ‚Würden die es wagen, einen Kampf zu provozieren?‘, fragte er sich und ließ den Blick über die anderen schweifen. Kakouton, Sousou und Kakuka waren auch mit dabei. Und das war nicht gerade das Beste, was ihnen passieren konnte. Inzwischen war Ryomou ein Paar Schritte zur Seite gegangen, ihr Gegenüber immer fest im Blick. Caro blieb erst stehen, dann folgte sie ihr mit kurzen, humpelnden Trippeln. „Hey, willst du uns nicht auch noch begrüßen, Ryomou? Wo wir uns doch so lange nicht gesehen haben…“, ertönte die Stimme Kakouton’s durch die Gasse. Mit zwei langen Schritten stand er vor Caro. „Und wer ist denn die Schnecke überhaupt? Hast du ihr den Fuß gebrochen, oder wie?“, fragte er und nahm Caro genau unter die Lupe. Zu genau für ihren Geschmack. Ein leises Quicken entfuhr ihr und sich wich an die Wand zurück. Ryo bezog blitzschnell vor ihr Stellung. „Rühr sie ja nicht an…“, herrschte sie ihn an und er wich, die Hände entschuldigend nach oben erhoben, zurück. „Ach entschuldige, ich konnte einfach nicht wiederstehen…an ihr ist sowieso nichts dran, was mich hätte großartig anturnen können…“, meinte er gelassen und zog sich mit einem fiesen Grinsen zurück. „Was wollt ihr eigentlich?“, war jetzt Koukin‘s Frage, der sich neben Caro stellte. Einer der anderen beiden Gestalten schnellte vor und hatte binnen einer Sekunde Koukin am Hals gepackt und ihn einige Zentimeter über dem Boden an die Wand gepfeffert. „Du, Kleiner, misch dich da nicht ein, wenn sich Erwachsene unterhalten.“, zischte er. Caro schrie erneut, aber eher vor Entrüstung. „Hey! Loslassen ihn!“, rief sie dem Kerl entgegen und zerrte an der Hand, die Koukin festhielt. Ihn störte es allerdings überhaupt nicht. Kaku beendete das Ganze. „Kakauka, du hast doch gehört, was das Krückending will. Lass den Kleinen los.“, sie trat auf Ryomou zu. „Für heute habt ihr Glück. Normalerweise machen wir auch bei solchen da keine Ausnahme…aber das dürfte dir ja bekannt sein“, meinte sie hämisch und bei „solchen“, deutete sie auf Caro, die immer noch fassungslos den Kerl anstarrte, der Koukin gerade wieder runterließ und zu den trat. Auch Kaku drehte sich mit einem Schwung um und landete bei den anderen ihrer Gruppe, die dann gemütlich, fast etwas enttäuscht, an ihnen vorbeilief. Ryo blickte ihnen noch nach, bis sie hinter der nächsten Ecke verschwunden waren. „Alles okay bei euch?“, fragte sie Caro und Koukin, der hustete, um Luft zu bekommen. „Geht schon…“, brachte er heraus und nickte. Caro dagegen lehnte etwas unbeholfen an der Wand und verzog das Gesicht. „Nach Hause. Jetzt.“, meinte sie und ging bereits los.
 

Das Mädchen der Kyoshu schien sie zu begrüßen, aber ihr Tonfall war keinesfalls freundlich. Mein Blick fiel wieder zu Ryo, die tonlos antwortete um kurz darauf an ihr vorbeizugehen. ‚Ich glaub, ich folg ihr lieber…‘, dachte ich und machte mich humpelnd auf, hinter Ryo her. Die wurde kurz danach von einem Typen angesprochen, der plötzlich dicht vor mir stand, um mich eingehend zu mustern. Zu dicht für meinen Geschmack. Ich wich an die Wand zurück und Ryo baute sich schützend vor mir auf. Ein kleiner Wortwechsel und der Kerl machte kehrt. ‚Wollte der mich etwa betatschen?‘

Koukin war inzwischen aus seiner Starre erwacht und gesellte sich neben mich. „was wollt ihr eigentlich?“, fragte er und wurde als Antwort von einem dritten Kerl am Hals gepackt in die Luft gehoben und an seinen neuen Platz an der Wand gehämmert, was mich erneut aufschrien ließ. Diesmal aber mit Worten. „Hey! Loslassen ihn!“, fuhr ich ihn an, allerdings mit etwas Unsicherheit in der Stimme. Mit meiner freien Hand schlug ich dem Kerl auf den Arm, der darauf nicht mal mit einem Wimpernschlag antwortete. Es war diese Kaku, die dafür sorgte, dass Koukin wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Ein kurzer Kommentar zu Ryomou und sie und die gesamte Gruppe verschwanden hinter der nächsten Ecke. „Alles okay bei euch?“, war das Erste, was Ryomou uns fragte, worauf Koukin nickend und mit einem Husten antwortete. Ich aber wollte hier nur noch weg, was ich auch verlauten ließ. Nur noch nach Hause, das war es, was ich wollte.

Schule,Provokationen und ein neues Gesicht

Wieder verging eine Woche. Ryomou und Caro machten sich fertig für die Schule. Inzwischen konnte das Mädchen aus der Parallelwelt wieder ohne Krücken laufen. Ihr tat der Fuß zwar noch etwas weh, aber das würde sich in den kommenden paar Tagen legen. „Bist du fertig?“, fragte Ryomou und hob ihre Tasche vom Boden auf. Caro nickte. Sie hatte sich nur einen Block besorgt, in den sie alles schreiben konnte, was ihr so einfiel und konnte gleichzeitig noch etwas japanisch lernen. „Wir können gehen…“, fügte sie noch an.
 

Kurze Zeit später traten sie den Schulweg an, immer an der Straße entlang. Bereits jetzt war der Verkehr dicht besiedelt, Leute hupten, um schneller vorwärts zu kommen, andere, die zu Fuß zu ihrem Ziel gelangen wollten, die Meisten davon Schüler, zeigten sich in jeder Hinsicht gesprächig. „Ist das normal, dass Schüler in die Schule laufen?“, fragte Caro und besah neugierig die Mädchen und Jungen vor und neben ihnen auf der anderen Straßenseite. Die Angesprochene bejahte erstaunt. „Ist das in deiner Welt nicht so?“ Kurzes Schweigen. „So weit ich mich erinnern kann nicht. Viele wohnen zu weit von der Schule entfernt und kommen deswegen mit Bussen…“, murmelte Caro und machte ein nachdenkliches Gesicht. Ja, ihre Erinnerungen hatten bereits begonnen, zu ihr zurückzukehren. Inzwischen wusste sie wieder, wer genau sie war, wie alt sie ist und wo sie zuletzt gelebt hatte, bevor sie hier herkam. Außerdem traten seit zwei Tagen immer wieder Bilder vor ihre Augen, von denen sie bisher nur wenige in ihr Leben zuordnen konnte.

Caro zuckte mit den Schultern. „Vielleicht weiß ich‘ s irgendwann wieder…“, meinte sie nur, bevor sie zu strahlen und zu winken begann. „Hey Hakufu! Koukin!“, rief sie lächelnd und beschleunigte ihre Schritte, um kurz darauf vor den Beiden stehen zu bleiben. „Caro! Wo sind deine Krücken?“, fragte Hakufu, die sie stürmisch umarmte. „Gleich wieder in meinen Händen, wenn du so drückst…“, keuchte Caro, sich windend, um aus Hakufu’ s Umklammerung zu kommen. „Die brauch ich nich mehr!“ „Na dann ist ja gut, können wir los?“ Koukin sah etwas genervt aus. ‚Kein wunder, die schreiben heute anscheinend ne Arbeit…‘, dachte Caro sich. Ryomou hatte ihr das erzählt. Diese nickte gerade und gemeinsam setzten sie ihren Weg in die Schule fort.
 

Die ersten beiden Stunden waren für Caro recht anstrengend. Ryo hatte sie dem Lehrer und ihrer Klasse vorgestellt, woraufhin alle etwas von ihr wissen wollten. Sie war froh, dass die Blauhaarige bei ihr war. Außerdem verstand sie nicht alle Fragen. Manche schienen jedoch etwas unangenehm zu sein, denn wurde eine dieser Fragen gestellt, brachte Ryomou denjenigen mit einer barschen Aussage zum Schweigen. Eine Frage verstand Caro jedoch, ohne dass Ryo ihr es erklärte. „Kämpfen? Wieso?“, antwortete sie mit einer Gegenfrage an einen blassen, muskelbepackten Jungen in der ersten Reihe, der sie fragte, ob sie nicht Lust auf einen kleinen Übungskampf hätte. Bevor dieser jedoch antworten konnte, bat der Lehrer um Ruhe und der Unterricht fing an.

„Komm mit “, sagte Ryomou am Ende der Stunde. „Jetzt ist große Pause, alle sind auf dem Hof. Du wirst staunen, was hier alles passiert…“ Super, sie tat mal wieder auf Geheimniskrämer. Caro fügte sich ohne Widerspruch. Im Gang trafen sie Koukin wieder, der sich gerade mit einem anderen Schüler unterhielt. Ein großer, stämmiger, grimmig aussehender Schüler. ‚Da bekommt man ja angst…‘, dachte Caro und rückte, verunsichert von dieser hohen Gestalt, etwas näher zu Ryomou, die sie kurz musterte. „Hey, wie war’s?“, fragte Koukin und gähnte herzhaft. Ryomou verzog keine Miene, Hakufu dagegen begann zu fluchen. „Den sollte man auf den Mond schießen! Ständig nimmt er mich dran! Dabei weiß er genau, dass ich von Geographie keine Ahnung hab…“, motzte sie und stampfte mit den Füßen. „Na wenn’s weiter nichts ist…“, brummte der Kerl neben Koukin und schmunzelte. Dann wandte sich sein Blick an Ryomou und Caro, die sich nun wirklich fast vollständig hinter ihr versteckte. „Wen haben wir denn da? Du musst Caro sein, richtig? Koukin hat mir schn von dir erzählt.“, fragte er und beugte sich ein wenig zu Caro hinunter. ‘ Heilige Schande…des is ja ein Riese!‘ Caro kniff kurz die Augen zu. „Dann weißt du auch, dass sie ihr Gedächtnis verloren hat und von dir total verängstigt ist, Gakushuu!“, knurrte Ryo und schob Caro in Richtung Hof. Gakushuu lachte., was Caro noch mehr angst einjagte. Aber neugierig war sie auch. Desshalb holte sie tief Luft und murmelte ein schwaches: „Hallo.“ Der Riese legte den Kopf schief. „Keine Angst Kleine, ich tu dir schon nichts…nur meinen Gegnern.“, und mit diesen Worten verschränkte er die Arme vor der Brust und musterte die Personen, die sich vor ihnen aufgebaut hatten.

Koukin seufzte. „Immer das Gleiche, jede verdammte Pause…“, murmelte er und krazte sich am Kopf. Auch Hakufu, Ryo und Caro blieben stehen, ungefähr drei Meter von der Truppe entfernt, die vor ihnen Stellung bezog. Einer der Schüler trat aus dem Knäul hervor und stellte sich, wie zum Kampf bereit, vor die kleine Kolonne. „Hey Hakufu, ich hab gehört, du hast ne wahnsinnige Oberweite, darf ich die mal näher betrachten?“, fragte er und lachte ausgelassen. Caro riss die Augen auf. Wie konnte jemand so etwas perverses in aller Öffentlichkeit sagen? Der Typ war ja schlimmer, als der von ihrer letzten Begegnung! Sie sah zu Hakufu, deren Augen vor Wut glänzten. „Ich zeig dir gleich, wie wahnsinnig meine Fäuste sind du Schwein!“, schrie sie. ‚Die werden sich doch jetzt nicht etwa prügeln wollen, oder?‘, dachte Car entsetzt. Doch der Kampf begann. Und wie! Die Beiden schnellten aufeinander zu und noch bevor Caro Zeit hatte, in irgendeiner Weise zu reagieren, hatte der Typ Hakufu schon so dermaßen in den Magen getreten, dass sie zwei Meter in die Luft flog, um mit einer Drehung, die schneller war, als Caro sie mit den Augen verfolgen zu können, ihren Fuß brutal auf dessen linke Schulter herunterfahren zu lassen. Dieser packte den Fuß und schien sie so wegschleudern zu wollen, was Hakufu jedoch verhinderte, indem sie ihrerseits seinen Arm packte und kräftig daran zog. Der Typ keuchte vor Schmerz. „Wie zum Teufel…“, fing Caro an, kam aber nicht dazu, ihre Frage zu Ende zu formulieren. Sie schüttelte nur stumm den Kopf, als Hakufu den Kampf mit einem weiteren Kick ihres linken Fußes in das Gesicht des Jungen beendete. „Tz…“, machte die Gewinnerin, fuhr sich wie eine Diva durchs Haar und schlenderte zu ihren Freunden. „Du hast dem Kerl den Arm ausgekugelt. War das wirklich nötig?“, fragte Koukin, der etwas mitleidig auf den am Boden liegenden sah. „Ja, das musste sein, sonst lernen die Typen es nie!“, fauchte sie. Ihr Blick glitt zu Caro, die immer noch versteinert dastand. „Hey, was ist denn? Hast du noch nie jemanden kämpfen sehen?“ Auch Koukin und Gakushuu schauten auf das Mädchen, das den Kopf schüttelte. „Keiner in meiner Welt hat auch nur annähernd so viel Kraft…“, antwortete sie, was alle erstaunen ließ. Es klingelte. „Am Besten erzählst du uns das ganz in Ruhe, wenn der Unterricht vorbei ist…“

Untitled

Nach dem Unterricht trafen sich alle draußen vor dem Tor.

„Wir haben, wie ihr auch, viele Möglichkeiten, unsere Freizeit zu gestalten. Viele Sportarten, beispielsweise Volleyball, Basketball, aber auch solche Sachen wie Judo und Karate werden von verschiedenen Vereinen angeboten. Man kann sie allerdings nur ab einem bestimmten Alter machen. Ich bin 5 ½ Jahre im Karate gewesen. Aber gut bin ich nicht…“, fing Caro an zu erzählen. Sie, Ryo, Hakufu und die beiden Jungs zogen ohne festes Ziel durch die Straßen, blieben mal hier mal dort, um in ein Schaufenster zu sehen und aßen Ramen uns Sushi. „Aber nur sehr wenige, die die Kampfsportart zu ihrem Beruf gemacht haben, sind in der Lage, Holz oder Ziegelsteine zu zerschlagen…“, meine Caro kauend weiter, worauf sie ungläubige Blicke ihrer Freunde erntete. „Dann seid ihr in eurer Welt ja totale Schwächlinge!“, lachte Hakufu und deutete mit einer fast spöttischen Bewegung auf Caro. Diese verschränkte die Arme. „Ich bin kein Schwächling. Für unsere Welt bin ich gut genug, um jemanden im Kampf zu schlagen…wenn ich wieder trainieren anfange…“, meinte sie gekränkt, obwohl sie wusste, dass Hakufu es nicht ernst meinte. Gakushuu schüttelte den Kopf. „Nicht stark zu sein muss schrecklich für euch Schüler sein. Wie wisst ihr dann, welche eurer Schulen die Beste und Stärkste ist?“, fragte er. „Gar nicht“, antwortete Caro mit einem Grinsen. „Unsere Schulen kämpfen nicht gegeneinander, um die Herrschaft der anderen Schulen an uns zu binden. Wir sagen zwar, dass die anderen Schulen nur aus Schwachköpfen bestehen, aber das War’s auch schon. Nur selten gibt es mal eine Auseinandersetzung.“ Ihre Gruppe schaute nur noch verdutzter. Ryomou hatte da wesentlich mehr Verständnis. „Wenn du wieder vollkommen gesund bist, kannst du mir zeigen, was ihr in eurer Welt für Kampftechniken habt.“, machte sie den Vorschlag, den Caro mit einem Kopfnicken annahm, um kurz darauf mit einem freudigen Ausruf in einem Kimonoladen zu verschwinden. „Wahnsinn!“, was alles, was sie herausbrachte, als sie die Farben- und Formen der Kleider sah. Die anderen blieben draußen im Halbkreis um das Schaufenster stehen. Durch die Scheibe betrachtete Gakushuu das Mädchen, dass voller Elan ihre Hände durch die Klamottenständer fliegen ließ und immer wieder ein Exemplar herauszog, um es näher zu betrachten. „ Ihr scheint nicht bewusst zu sein, in welcher großen Gefahr sie hier schwebt. Mit dem, was sie erzählt hat, müsste…“, fing er an und Ryo führte den Satz zu Ende. „…müsste sie immer bei mir in der Wohnung bleiben. Kann sein, aber geben wir ihr eine Chance. Sie hat es verdient, jetzt, wo sie schon mal hier ist.

Eine Stunde später erreichten sie den Park, denein kleiner Fluss durchzog. Caro hatte Ryomou überreden können, einen ärmellosen Kimono in meeresblau zu kaufen, damit sie nicht immer ihre Sachen anziehen musste. Caro und Hakufu setzten sich ins Gras, das von einer Buche beschattet wurde. Koukin und Ryomou machten einen kleinen Übungskampf. Dieser war weit weniger kraftvoll wie der, den Hakufu in der Schule ausgefochten hatte. Jedoch sah man doch bei jedem Schlag die Kraft, die in ihm steckte. Die Beiden kämpften knapp 20 Minuten und Koukin schien danach sichtlich erschöpft zu sein, Ryomou dagegen keuchte nicht mal. Sie war zufrieden. „Du wirst besser“, sagte sie anerkennend und ließ sich neben Caro ins Gras fallen. Caro seufzte. Inzwischen lag sie im Gras und starrte die Blätterlandschaft über ihr an. Ihre Arme lagen verschränkt hinter ihrem Kopf. „Ich würde auch gern mal wieder kämpfen…“, murmelte sie und schloss die Augen. „Kannst du. Wir haben einen Sandsack zu Hause, da kannst du mit trainieren…“, schlug ihr Hakufu zwinkernd vor. „Danke, da sag ich nicht nein…“ Caro war begeistert. So konnte sie zeigen, was sie konnte. Hilflos war sie nämlich noch nie, so fand sie aus ihren zurückgekehrten Erinnerungen heraus. Sie waren inzwischen wieder vollkommen da. Gut, manches konnte sie immer noch nicht zuordnen, aber es waren nur Kleinigkeiten. Ihre anfängliche Sehnsucht nach ihrer Welt hatte sich ebenfalls in Luft aufgelöst, da sie in dieser, so wie es aussah, eine Außenseiterin war. Man redete nicht viel mit ihr, nur als sie noch jünger war, hatte sie eine Gruppe, in der sie fest eingegliedert war. ‚Egal, Vergangenheit bleibt auch Vergangenheit‘, dachte Caro und setzte sich mit einem Ruck wieder auf.

Und so verbrachten sie den restlichen Tag im Park, Caro erzählte noch mehr aus ihrer Welt, während die andern immer wieder Fragen stellten.

Schwach...oder?

Wieder vergingen 2 Wochen, Caro ging inzwischen regelmäßig mit Ryomou und den andern in die Schule. Die Verletzung und die Schmerzen der letzten Wochen waren vergessen. „Hey, wie sieht’s heute aus? Es ist Freitag, das Wochenende steht vor der Tür und es ist einfach herrliches Wetter draußen! Perfekt, um uns zu zeigen, was ihr in eurer Welt unter Kämpfen versteht…“, rief Hakufu nach der 3. Stunde aus. Caro war skeptisch. „Ich weiß nicht, Haku. Wenn ich jetzt wieder richtig anfange, kommen die Schmerzen vielleicht wieder oder ich brech mir nochmal was…“, warf sie ein. „Ach was“, meinte Hakufu nur. „Hab ich etwa gesagt, dass du wieder richtig loslegen sollst? Nein.“ Caro gab sich geschlagen. „Von mir aus, aber ich bin echt nicht mehr fit darin…“
 

Gesagt, getan. Nach der 5.Stunde ging es, gemeinsam mit Ryomou und Koukin zu Hakufu‘s Haus. Caro war noch immer fasziniert von den Behausungen. Die Meisten hatten einen großen Vorhof oder standen in der Mitte ihrer Grundstücke und waren mit Gärten und kleinen Teichen verziert.
 

Hakufu‘s Haus stand etwas mehr zur hinteren Grundstücksgrenze als die Häuser ihrer Nachbarn. Getrennt und gleichzeitig vor Blicken geschützt, umgab eine Mauer den Bereich. Trat man durch das Tor, stand man im Vorhof, groß genug, um eine riesige Party zu veranstalten. Haku’s Mutter begrüßte die kleine Gruppe an der Haustür. „Hallihallo…Sag mal Hakufu, wen hast du denn da mitgebracht, die ist ja süß…“, freute sie sich und schlug wie ein kleines Kind ihre Hände auf die Backen. Sie stürmte auf Caro zu, um sie näher unter die Lupe zu nehmen. Diese war einfach nur perplex, wich sogar ein Stück vor den über ihren Körper huschenden Augen. Diese Mutter war ihr unheimlich.
 

„Ja so was…du bist also aus einer anderen Welt?“, fragte Haku’s Mutter, die Augen wie Sterne auf Caro gerichtet. „Paralleldimension trifft glaube ich eher zu…“, murmelte sie. Sie hatten es sich im Wohnzimmer bei Tee und Plätzchen gemütlich gemacht. Das heiße Gebräu schmeckte nach Himbeeren und Kirschen und bald schon hatte Caro die dritte Tasse geleert. „Jetzt aber hopp! Wir wollten doch trainieren!“ Hakufu sprang auf. Kurz danach standen sie, Ryomou, Koukin und Caro draußen auf dem großen Hof. An einem Baum, der Sandsack. „Na los, hau einfach drauf! So…“, Haku stellte sich in Position zielte und schlug mit ihrer Faust auf den Sandsack, der daraufhin eine Beule davontrug und sich ein gutes Stück in der Aufhängung bewegte.

Was Caro total verunsicherte. Anscheinend waren alle hier fest davon überzeugt, dass sie es auch schaffte, den Sack zu bewegen. Alle Augen lagen auf ihr, was die Sache noch verschlimmerte. „Ähm…habt ihr Musik?“, fragte sie, um den Moment noch etwas hinauszuzögern. Koukin nickte und kurz danach ertönte ein schneller song aus dem CD-Player. Caro trat auf den Sandsack zu und befühlte ihn kurz. Die Beule hatte sich wieder geglättet. Er war nicht so hart wie ein richtiger Boxsack, was Caro innerlich vor Erleichterung seufzen ließ.
 

Sie wusste noch, dass sie in ihrer Welt mal mit Bällen trainiert hatten, die ungefähr die gleiche Härte besaßen. Man konnte gut auf sie einschlagen, ohne Angst zu haben, sich gleich etwas zu brechen. Caro stellte sich in Position und streckte den rechten Arm vor, so wie sie es immer im Training gemacht hatten. Die Anderen blendete sie aus ihrem Gedächtnis aus, um Platz für die Musik zu machen. ‚Links, rechts, links, rechts…‘, begann sie in Gedanken zu zählen, während sie langsam anfing, ihre Schläge auf dem Gegenstand vor ihr zu verteilen. Erst langsam und vorsichtig, dann etwas schneller und kräftiger, nachdem sie gemerkt hatte, dass ihr nichts dabei wehtat. Ihre Bewegungen wurden fließend und glichen dem Takt der Musik.
 

Caro war so in die Musik vertieft, dass sie nicht merkte, wie Kanu und kurz darauf Gakushuu erschien. Kanu kam zwar aus einer anderen Schule, aber Ryomou und sie hatten sich irgendwie anfreunden können.

Zu den Faustschlägen gesellten sich nach und nach ein Paar Fußtritte, die Caro aber nur halbherzig und aus Spaß hinzufügte. Nachdem das dritte Lied in Folge vorbei war, beendete sie ihren Kampf erschöpft. Erst dann nahm sie wieder wahr, was um sie herum los war. „Was war das denn? Ganz ehrlich, so was können kleine Kinder schon im Schlaf…“, meinte Gakushuu abfällig, Kanu nickte zustimmend. Ryomou zuckte die Schultern. Koukin meinte nur. „Ist doch ganz ok…“ Doch auch das klang nicht wirklich begeistert. Wortlos stand Caro auf. Sie atmete noch immer schwer, ihr Kreislauf beruhigte sich nur langsam. Ohne die anderen anzusehen, ging sie Richtung Tor. „Caro, jetzt warte doch…!“, rief Koukin ihr hinterher, doch sie war schon aus dem Tor. Er wollte ihr hinterher, wurde aber von Ryomou zurückgehalten. „Lass sie…“, murmelte sie. ‚Sie hat das erste Mal seid langem wieder trainiert. Gut, ihre Technik ist einfach und schwach für die Verhältnisse hier, aber wenn das bei ihr eben so ist…‘
 

Irgendwo auf der Wiese machte Caro halt. Das letzte Stück war sie gerannt. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie hatte sich während des Trainings so gut wie lange nicht mehr gefühlt! Sie war froh gewesen, dass sie nicht alles verlernt hatte und dass ihre Kraft noch da war, nicht vollständig, aber Hauptsache, es war überhaupt noch etwas da. Doch als sie den Ausdruck auf den Gesichtern ihrer Freunde sah…das war erniedrigend! Lustlos hob Caro einen langen, dicken Ast vom Boden auf und entfernte die überflüssigen Äste, sodass er in etwas dem Stab von Kanu glich. Eine Turmuhr schlug gerade 4 Uhr Nachmittag. Sie überlegte gerade, ob sie nach Hause gehen sollte, als ein Schatten auf sie fiel und sie aufblicken ließ. Den Typ, der vor ihr Stand, hatte sie noch nie gesehen. Auch trug er keine Uniform, sodass Caro ihn zu keiner Schule ordnen konnte.
 

„Was willst du?“, brummte sie. Ihre Stimmung war nicht gerade die Beste. Die aufgestaute Wut bahnte sich langsam an ihrer Traurigkeit vorbei. „Du bist doch aus der Nanyo-Schule, richtig?“, fragte ihr Gegenüber und grinste verschwörerisch. „Wer will das wissen? Außerdem bin ich da nur zu Besuch…“, konterte sie monoton und machte Anstalten, an dem Kerl vorbeizugehen. „Jetzt warte doch, Kleines…“ Grob wurde sie am Arm gepackt und an den nächsten Baum geschubst. „Auuu…!“, entfuhr es Caro. Ihr Rücken schmerzte, doch sie schlug verbissen die Zähne aufeinander. „Lass mich gefälligst los!“, mit ihrer freien Hand schlug sie ihre Faust dem Typ ins Gesicht. Selbst das tat weh, aber es bewirkte, dass er sie losließ und sie ein Paar Schritte zurückweichen konnte. Der Kerl hatte sich schnell wieder gefangen und zog nun ein etwas längeres Messer, eine Art Dolch. „Ach komm schon, was gibt’s denn da groß an Auswahlmöglichkeiten? Dir wird es gefallen, was ich mit dir anstelle!“, rief er aus und stürmte auf sie zu. Caro hatte keine Zeit auszuweichen, weswegen ihr nur ein Ausweg blieb. Den Ast emporgehoben wappnete sie sich auf den Schmerz und kniff die Augen zusammen. Doch dieser blieb aus. Sie blinzelte. Vor ihr stand Kanu, das Ende ihres Stabes entblößt, sodass der geschwungene Drache und die scharfe Klinge zu sehen waren. Der Typ prallte 15 Meter gegen den nächsten Baum, an dem er bewusstlos niedersank.

ein Stab-ein Talent?

„o-ha…“, war alles, was Caro dazu einfiel. Inzwischen wunderte sie nichts mehr. „Alles ok?“, fragte Kanu und drehte sich zu ihr. Die Angesprochene bewegte ihren Rücken ein wenig. Es schmerzte noch immer, aber es ging. „Schon. Hab schon schlimmeres erlebt…“, meinte sie und betrachtete die Lanze, die Kanu in der Hand hielt. „Darf ich mal?“, fragte Caro und hatte schon eine Hand danach ausgestreckt, was Kanu mit überraschendem Blick zahlte. „Ich denke nicht, dass du sie überhaupt heben kannst...“, fing sie an, doch Caro hatte schon die andere Hand um das kalte Metall geschlossen, worauf Kanu nichts anderes übrigblieb, als langsam loszulassen. Sie war wirklich schwer, doch nicht so schwer, wie Caro nach Kanu’s Aussage vermutete. Sie erinnerte sich an eine Szene aus einem Film und an ihre früheren Spielereien mit ihren Freunden. Damals hatten sie so getan, als kämpften sie mit langen Ästen gegen unsichtbare Gegner.

Caro wog die Mitte der Lanze aus und griff mit jeder Hand etwa eine Unterarmlänge daneben, um sie langsam hoch über ihren Kopf zu heben und zwar so, dass sie mit ihrem Körper eine Linie bildete. Ein Lächeln fuhr ihr übers Gesicht, als sie langsam in die typische Ausgangsstellung ihres Trainers glitt, den sie mal bei seinem Training mit einem Stab beobachtete. Es ging erstaunlich gut. Der Schmerz in ihrem Rücken wich allmählich einem dumpfen Pochen, als sie einen Schritt machte, sich dabei um 180 Grad drehte und Kanu’s Waffe in gleicher Weise mitschwang. Kanu betrachtete das Ganze mit vor erstaunen aufgerissenen Augen. Nie hätte sie erwartet, dass Caro etwas vom Waffenkampf verstand, so wie sie erzählte. Sie schein ein offenes Talent dafür zu haben.

Kurz daarauf gab Caro auch schon die Waffe wieder ab. "Danke", meinte sie gleichgültig, "Ich wollte nur mal sehen, wie sich das anfühlt und...". Sie unterbrach sich, denn in diesem Moment kamen die Anderen um eine Ecke gebogen. Caro lief ihnen entgegen. "Ich würde gern nach Hause Ryomou. Gibst du mir die Schlüssel?", fragte sie und streckte die Hand aus. Sie wusste, dass Ryomou noch bleiben wollte und Ryomou wusste, dass Caro keine große Lust mehr auf Gesellschaft hatte nach der Aktion bei Hakufu. Sie überlies ihr die Schlüssel und sah zu, wie sie in Richtung Wohngebäude verschwand.

"Halt einfach den Mund..."

Kanu hatte den anderen erst mal nichts von Caro's Aktion mit ihrer Eisenklinge erzählt, auch wenn Gakushuu nach dem Grund gefragt hatte, warum sie ihre Waffe in der Hand hielt, als sie kamen. 'Die nächsten Tage könnten interessant werden...', dachte Kanu sich, bevor sie etwa 2 Stunden später in ihrem Haus auf dem Boden saß und meditierte. Ein blaugrünes Funkeln, gleich einer Art Nebel, umgab sie und ließ sie wie eine menschliche Fakel ohne wirkliche Flammen wirken.

Wie Caro ihren Stab gehalten hatte...sicherlich anfänglich und verspielt, jedoch schien eine Art Präzision dahinterzustecken, die sich Kanu, bekannt als die Beste ihres Fachs der Waffenkunst, nicht umsonst Rang A Spezial, nicht erklären konnte. Auch die Sache mit der Musik und ihren Tritten und Schlägen...es schien ihr erst unsinnig und angeberisch...doch war ein System dahinter. "Rythmus...", murmelte sie in die Meditation hinein und starrte mit fast leerem Blick auf das Gemälde der alten Götter, das im Schein und im Rauch des angezündeten Stäbchens zum Leben erwacht zu sein schien.
 

Es klingelte. 'Zum Glück!' Caro hatte es satt. Endgültig. Ohne den Blick vom Tisch zu heben, packte sie ihre Sachen, schulterte ihre Tasche und marschierte aus dem Klassenzimmer. Seit der "Pleite" bei Hakufu schien sie jeder nur noch mit Samthandschuhen anzufassen,...mal abgesehen von Hakufu, die jede freie Minute ausnutzte, um ihr lang und breit zu erklären, was sie falsch gemacht hätte, dass sie schwach wäre und so weiter und so weiter... Es grenzte wirklich an Mobbing. Das schlimme daran war, dass es wirklich jeder an der Schule mitbekam. Natürlich folgten daraufhin spötteleien, Tuschelaktionen hinter vorgehaltener Hand. Selbst auf dem Klo war Caro als "schwaches Mäuschen" Thema Nummer 1.Denn natürlich gab es kein anderes Mädchen, dass schlechter als Rang D war. Caro aber, war jenseits von Rang D. Wäre die Liste bis Z heruntergegangen...vielleicht hätte sie in den Augen dieser Welt nicht einmal das Z als Rangzeichen tragen können. 'Das man hier nur danach beurteilt wird...', kam ihr der Gedanke, als sie mit erhobenem Kopf hinaus auf den Schulhof trat. Wegen einer Lehrerkonferenz hatten die Oberstufler, und somit auch sie, den restlichen Tag frei bekommen.
 

Jemand rief ihr hinterher, doch sie blendete es mit einem kleinen Sprung zu ihrem Lieblingslied aus. Eine Musikanlage hatte sie nicht, besaß sie aber eine solche Vorstellungskraft, dass sie diese auch nicht brauchte. In ihrem Kopf hörte sie jeden einzelnen Ton, der von Gitarre, Bass, Schlagzeug und Stimme angeschlagen wurde, als würde er aus einem Lautsprecher kommen. Sie sah nur noch, wie sich die Schüler unterhielten, hören konnte sie sie fast nicht mehr.

Caro war gerade aus dem Tor heraus, als ihr jemand die Hand auf die Schulter legte, die sie blitzschnell wegfegte. "Lass mich...", murrte sie und hielt den Blick gerade. Aus dem Augenwinkel konnte sie jedoch erkennen, dass nun jemand neben ihr lief. Jemand, der einfach nur Gutes wollte.
 

"Caro, jetzt warte doch mal. Hör zu, das bei Hakufu war doch nur, weil du es uns zeigen wolltest und sie meinte natürlich, dass sie sich darüber lustig machen kann. Aber so ist sie eben,verstehst du? Sie,...jeder hier auf der Schule, auch auf den andern Schulen, hat das Ziel, ein großer Kämpfer zu werden! Auch ich, obwohl ich weiß, dass ich nie so stark werden Kann wie Hakufu oder Ryomou, aber das ist unwichtig. Keiner kann behaupten, dass du dich nicht, wenn auch nur ein kleines Bisschen, gegen einen Kleinganoven oder sonst irgendein niedrigen Kämpfer wehren kannst. Schließlch bist du schnell. Zwar nicht ganz so schnell, aber immerhin kannst du ein gutes Stück wegrennen, wenn dich jemand angreifen sollte...", sprudelte der Vortrag aus Koukin nur so heraus, doch hielt er mitten in seiner Rede inne, als er Caro's Gesicht sag, die inzwischen stehengeblieben war und ihn mit einem Ausdruck musterte, die wahrlich als Verachtung, Zorn und gleichzeitiger Trauer zu beurteilen war. "Ver steh doch...du bist nicht so stark,außerdem ein Mädchen mit blonden Haaren...d-du bist nunmal das ideale Ziel von ein Haufen von Typen, die nur ihren Spaß mit dir haben wollten...Du kannst nicht...", machte er weiter, doch Caro's Miene wurde so finster, dass er wieder stockte.

"Halt einfach den Mund...Sollen sie doch kommen, soll mich doch der Teufel holen und versuchen, mir irgendetwas zu tun. Was glaubt ihr eigentlich, wer ihr seid, dass ihr so über Schwächere urteilen könnt...",sagte sie in einem Ton, den Koukin bisher nicht von ihr kannte. Er klang dunkel, gefährlich. Einem Wesen wie ihr überhaupt nicht zugehörig. Mit diesen Worten im Ohr blieb Koukin stehen, während Caro weiter Richtung Wohnblock lief. Ihre Worte hallten immer noch in seinem Kopf, als er von hintern einen kräftign Klaps auf den Rücken bekam und keuchend einen Schritt nach vorne tat, um nicht umzufallen.
 

"Was hat sie denn?" Der König der Nanyo-Schule blickte dem letzen Rest, der von dem Mädchen zu sehen war, nach, bis sie hinter einer Biegung verschwand.

"Gakushuu...glaubst du, dass Caro jemals etwas sagen könnte, das dir Angst machen würde?", fragte Koukin und blickte zu dem Großen auf, der in schallendes Gelächter ausbrach. "Die? Niemals, sie ist viel zu sanft, als das sie...hey, was ist los?", unterbrach er sich, als er den Ausdruck des Kleineren sah. Dieser blickte hinaus zum Himmel. "Mir hat die gerade Angst gemacht...", murmelte er. Als auch der Rest der kleinen Truppe bei den Beiden eintraf, erzählte Koukin, was geschehen war, doch im Gegensatz zu ihm, machen sie sich darüber keine weiteren Gedanken. Nicht einmal Ryomou, die es nicht geschafft hatte, die Mobbing-Attacken gegen ihre Mitbewohnerin zu schüren.



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Kommentare zu dieser Fanfic (17)
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Von:  Tombstone
2013-03-09T21:35:12+00:00 09.03.2013 22:35
Direkte Frage: Was soll das!? Toni sowas sagen zu lassen, das verstößt voll gegen seine GRUNDSÄTZE! Ich bin enttäuscht. Keine Action, kein gar nichts, nur eine Kaku Bunwa, die so hinterhältig ist wie sonst was. Okey, dass Kakuka nicht Fein mit seinen Gegnern umgeht weiß ich ja, aber warum hasst du Motoku nicht so wie immer pennen lassen? In der ersten Staffel hat der fast ständig gepennt, wenn er vorkam. Und wie gesagt, dass Toni so unverschämt gegenüber Caro ist... Ich wiederhole es immer wieder gerne: Er hat GRUNDSÄTZE!!!

MFG
From the Graveyard
Von:  Tombstone
2013-03-09T21:02:15+00:00 09.03.2013 22:02
Ich bin ja ein riesen Fan von Ikki Tousen, und muss leider etwas schlechtes zu deiner FF sagen: Kleinere Schreibfehler, hier ein paar Beispiele, okey?

"Den Blick prüfend um sich her schweifend, stoß sie die Tür auf" " „ Kanwu, komm zur alten Fabrik. Ich brauch dich hier. Medizinisch.“

Ich muss leider sagen, du schreibst immer Kanwu, sie heißt aber Kanu, oder wer es ganz Exakt haben will Kan'u. Ansonsten sehr gelungen. Ich pack es gleich zu meinen Favos, und hoffe du schreibst bald weiter

MFG
from the Graveyard
Von:  XV-Atelier
2009-10-05T16:39:58+00:00 05.10.2009 18:39
das ist mal wieder super geworden
nur fand ich, dass du am anfang etwas zu schneller als sonst gewesen bist
Von:  ElliotAlderson
2009-05-28T14:57:55+00:00 28.05.2009 16:57
uh Caro vs Sandsack
wer wird wohl gewinnen?
xDDD
Die FF ist klasse *_*

Von:  _Supernaturalist_
2009-05-17T17:49:44+00:00 17.05.2009 19:49
Ha irgendwie schon lange kein Kommi zu der Story jier geschrieben...T.T
sorry ;_;

Ich find die Story cool und interesant, bis hier her. Bitte, bitte schreib schnell weier<3
*knuddel*
Von:  ElliotAlderson
2009-04-13T17:22:00+00:00 13.04.2009 19:22
Okay!
JETZT will ich dass der Unterricht vorbei ist >//<
Boah Hakufu hats dem echt gegeben ò,.ó
Gut so!
-njarharharhar-
-teuflisch lach-

Von:  XV-Atelier
2009-03-17T20:34:53+00:00 17.03.2009 21:34
jo...
das war mal wieder gut für meinen geschmack ein bisschen zu wenig action aber es ist dein stil... und der gefällt mir^^ mach einfach weiter so...
Von:  ElliotAlderson
2009-03-17T20:19:35+00:00 17.03.2009 21:19
Ooookay, die zwei Schulen verstehen sich nicht wirklich
*husthust*
Du hast es sehr spannend gemacht, zu spannend ich hab's gradezu verschlungen >.<"
Mehr!
Von:  XV-Atelier
2009-03-06T23:27:50+00:00 07.03.2009 00:27
wie fies!!!
ich will wissen wie es weiter geht... du kannst doch nicht einfach so aufhören wenn es spannend wird^^
jetzt musst du dich wirklich mit dem nächstenb kapi beeilen ich wartet...
*auf die uhr schaut*
Von:  ElliotAlderson
2009-03-06T19:04:17+00:00 06.03.2009 20:04
Uh-Oh
Ich ahne schlimmes
Aber Caro wird mir immer sympathischer
Wie sie sich anstellt ist einfach zu goldig :)
Schreib schnell weiter >___<


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