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Wolfsmond

von

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Die Geschichte ihrere Mutter

Die Geschichte, die ich euch erzählen will, spielt vor vielen Jahren. Sie handelt von einem Mädchen, das in einer wundersamen und wunderschönen Welt lebte. Dieses Mädchen hießt Fime. Sie hatte lange, weiße Haare und lila schimmernde Augen, die einen verzauberten, wenn man in sie sah.

Fime lebte scheinbar glücklich in ihrem Clan der Mondwölfe bei ihrem blinden Vater. Für ihr Alter, das in der Zeitrechnung des Clans fast einen Wolfsmond betrug, war sie sehr reif. Sie unterstützte ihren Vater wo sie konnte und beschrieb ihm alles was sie sah. Das konnte sie so wundervoll, dass ihr Vater sich kaum blind fühlte. Diese Fähigkeit mochte wirklich jeder an ihr, besonders die Kinder, wenn sie ihnen Geschichten erzählte.

Doch jeden Tag mehr fühlte sie, dass ihr etwas fehlte. Seit kurzem war Aufregung im Clan, denn ein sehr seltenes Geschehen stand bevor. Nur alle -in unserer Zeit gesehen-15 Jahre kam es dazu. Denn der Vollmond wird sich in schimmernden Rauch auflösen und die Form eines Wolfes annehmen und zu den Ausgesandten reden. Fime selbst hat dieses Fennomen, das Wolfsmond hießt, noch nie miterlebt.

Drei Tage vor dem Wolfsmond rief Jela, eine der Ausgesandten und die älteste im Clan, sie zu sich. Als Fime das Zelt betrat staunte sie. Sie war noch nie zuvor drin gewesen. An den Wänden hingen seltsame Blätter ähnliche Gestallten und selbst das Feuer in der Mitte war anders. Es zeigte Bilder, die aber so klein waren, dass Fime sie nicht erkennen konnte. Aber was sie am meisten irritierte war der duft im Zelt. Er war irgendwie frei. Man fühlte sich frei, ungezwungen und erleichtert. Fime hatte dieses Gefühl auch bei der Winterluft, die sie so liebte, doch dieses war viel stärker und intensiver. Dann entdeckte sie Jela hinter dem Feuer. Sie gab ihr ein Zeichen, dass sie näher kommen solle. Die Bewegung war völlig anders als man sie eigentlich machte, aber Fime verstand sie trotzdem. Langsam ging sie Richtung Feuer und Jela, die dahinter saß. Doch sie erschrak als plötzlich die Bilder im Feuer aufblitzten und dann verschwanden. Jela gab ihr wieder ein Zeichen, diesmal, dass sie sich setzten solle. Kurzzeitig hatte Fime überlegt sich so hinzusetzen wie Jela, doch dann merkte sie, dass sie das nie hinbekommen könnte.

Plötzlich hatte sie so ein seltsames Gefühl, dass dieses Gespräch, was folgen wird, sehr ernst wird. Jela machte seltsame Bewegungen mit den Händen als würde sie Kraft aus der Luft aufnehmen. Dann öffnete sie ihren Mund, der von tausenden Falten umgaben war. Fime zweifelte, ob sie hören wolle, was nun kam, doch ihre Neugier war dann doch zu groß.

Langsam fing Jela an zu reden mit ihrer alten, strengen und doch liebenswürdigen Stimme. Dabei sah sie so tief in Fimes Augen, wo Andere vor Angst schon weggesehen hätten.

"Fime, du weißt, ich habe wirklich jeden gern und hege gegen Niemanden Groll und du weißt auch, dass ich dich besonders gern habe, schon fast wie meine eigene Tochter."

Das wusste Fime wirklich, da sie ihre leibliche Mutter nie kenngelernt hatte, nahm sich Jela ihrer an, als älteste des Clans. Als Kind war Fime sehr oft bei ihr und hatte auch viel bei ihr gelernt.

"Und ich will dir auch wirklich alles geben was ich kann und ich würde dir nie Böses wollen. Doch ich muss dir nun etwas sagen, was eine riesige Last bringt. Jedes Mädchen des Clans in deinem Alter muss von ihrer leiblichen Mutter ihren Lebensweg erfahren. Nun ist auch deine Zeit gekommen, doch ich kann ihn dir nicht geben."

Fime verstand worum es ging, doch irgendwie auch nicht. Schließlich wusste niemand, was mit ihrer leiblichen Mutter war. Sie wollte Fragen über Fragen stellen doch vor lauter Gefühle, die sich in ihr überschlugen, brachte sie keinen Ton raus.

"Genau in drei Tagen wird es so weit sein!"

Mit diesen Worten wurde alles in Fimes Gedanken verdrängt und sie konnte lauthals sagen: "Aber da ist doch Wolfsmond, der heiligste Tag unseres Clans. Da kann ich doch nicht nur wegen," sie wurde von Jela unterbrochen. "Was ich dir jetzt sagen werde ist von äußerster Wichtigkeit. Und es tut mir auch im Herzen weh, das ich dir so lange nichts gesagt habe. Ich,", eine Pause entstand und sie machte wieder die Bewegung womit die Kraft aus der Luft nahm. Und anscheinend half sie, denn von da an erzählte Jela ruhig weiter. "Ich kenne deine Mutter. Sie war genau so schön wie du. Die gleichen Haare, die gleichen Augen und sie war auch so gutmütig wie du. Es ist auch nicht so, dass sie dich oder deine Vater nicht liebte, nein. Sie konnte nichts für ihr Schicksal. Deine Zeit ist genau am Wolfsmond weil sie dich am letzten Wolfsmond gebar. Vor Verzweiflung was sie tun sollte, kam sie zu mir. Ich wusste in welcher Situation sie war und dass sie dich zurück lassen musste."

Während sie dies erzählte schien es, als würde sie alles noch mal vor ihrem inneren Auge sehen. Sie unterbrach als sie sah, dass Fime tränenüberlaufen war. Sie beugte sich zu ihr rüber und nahm sie in den Arm. Fime war erleichtert zu hören, dass ihre Mutter sie liebte, obwohl sie natürlich nie daran zweifelte. Dennoch, all die vielen Jahre konnte ihr nie jemand sagen was genau war. Sie war so froh endlich etwas zu erfahren, das sie Jela nicht mal wütend sein konnte. Nach einer Weile Stille, wo man nur das Schluchzen hören konnte und das Knacken des Feuers, brachte Fime mit kaum hörbarer, zittriger Stimme hervor: "Wieso? Was war Mutters Bestimmung?"

Jela löste die Umarmung und schaute ihr wieder tief in die Augen.

"Deine Mutter, sie," Jela suchte innerlich nach den richtigen Worten. Man sah es ihr förmlich an. Fime hatte sie noch nie so gesehen. Sonst war sie immer so sicher und standfest und plötzlich war sie unsicher.

"Den Wolfsmond können ja nur wir Auserwählten hören. Doch wir haben gelogen. Letzten Wolfsmond konnte keiner von uns irgendetwas hören oder fühlen. Nach langer Unterhaltung im Kreise der Auserwählten entschieden wir uns etwas zu sagen, was so simpel war, dass es passieren würde. Wir konnten nicht zulassen, dass der stärkste Glaube des Clans verschwindet. Doch ich habe diese Entscheidung auch aus einem anderen Grund gefällt, denn was die anderen nicht wissen. Deine Mutter ist der Wolfsmond! ich weiß nicht genau wie doch wahrscheinlich durch die kraft der Liebe zu deinem Vater konnte sie die Gestallt eines Menschen annehmen. Und dann erfuhr sie, dass sie mit dir schwanger war. Sie freute sich natürlich riesig, doch wusste sie auch beim nächsten Wolfsmond wäre alles vorbei. Leider kamst du erst am Wolfsmond, sodass sie nur sehr kurze Zeit mit dir verbringen konnte. Dann kam sie halt zu mir und sagte nur, dass ich dich gut hüten und behandeln soll und dass sie hundertprozentig wieder kommen könnte. Langsam löste sie sich auf und wurde wieder zum Wolfsmond. Das einzige was sie zurück lies war eine Träne von ihr, die auf dich fiel."

Fime wusste nicht was geschah. Sie konnte nichts davon glauben, was sie eben hörte. Plötzlich erschrak sie, als sie durch ihre tränengetränkten Augen Jela sah, die knapp über ihrem Herzen zeigte, wo sich seltsamerweise bei Mondlicht immer ein heulender Wolfskopf bildete. Ohne, dass sie es kontrollieren konnte, glitt Fime sich dort über die Haut und hatte auf einmal das Gefühl als wäre ihre Mutter da. Grade erst hatte Fime ihre Tränen unter Kontrolle, da kamen sie schon wieder nur noch heftiger.

"Insgeheim denke ich, werden wir dieses mal wieder nicht die Stimme des Wolfmond hören werden, denn du als ihre Tochter wirst sie hören und dir deinen Lebensweg sagen lassen." Dies sagte Jela wieder etwas härter, denn sie wollte verhindern, dass sich Fime davor drückt.

"Aber wie? Ich bin doch keine Auserwählte und außerdem wie wollt ihr dann das Geschehen für den Clan erfahren?" stotterte und schluchzte sich Fime zusammen.

"Der Clan wird auch ein weiteren Wolfmond ohne Vorhersage klarkommen. Und du bist erst mal das Wichtigste. Dein Lebensweg wird für den Clan auch eine Art Vorgabe sein, denn uns allen bist du so wichtig, dass wir dir helfen werden."

Langsam fingen die Tränen an endgültig aufzuhören und Fime konnte auch schon wieder lächeln. Denn sie hatte vollkommen vergessen, dass egal was passiert sie nie allein ist und jeder einzelne des Clans hinter ihr steht und sie auffängt.

"Aber," setzte sie an. Jela stand auf und Fime folgte ihr automatisch. Sie war schon fast draußen als Jela ihr hinterher sagte: "Lerne offen zu hören und vor allem mit dem Herzen."

Mit diesen Worten verschwand sie wieder im zelt und Fime stand draußen im Mondlicht. Sie atmete erst mal tief ein und aus, wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und war dann schließlich doch so froh endlich Klarheit zu haben, dass sie das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht bekam. Sie wollte vor Glück kreischen, doch dann fiel ihr ein, dass es mitten in der Nacht war und fast alle schliefen. Sie entschloss erst mal ein kühles Bad im Fluss zu nehmen. Obwohl es Winter war, machte ihr die eisige Kälte des Wassers nichts aus. Dafür hatten sie schon die härtesten Jungs beneidet. Sie atmete noch einmal die befreiende Luft des Winters ein und tauchte dann unter, wo sie dann endlich aus ganzer Seele vor Glück kreischen konnte. Als sie damit fertig war, war sie wieder hochgeschossen und bewegte sich so elegant, dass die Wassertropfen ihres Haares wie tausend Sterne funkelten.

Nach einer Zeit tauchen, treiben und schwimmen entdeckte sie dann sie dann ihr Spiegelbild im Wasser und sah, dass sich durch das Mondlicht wieder der Wolf auf ihrer Brust bildete. Langsam glitt ihr Blick gen Himmel und sie schaute tief in den Mond. "Mom, bist du es wirklich?"

Während diesen Worten wunderte sich Fime selbst, dass keine Tränen kamen. Eigentlich hatte der Clan ihr und allen anderen Kindern des Clans immer wieder eingeprägt, dass sie sich nachts nicht allein draußen aufhalten sollen und schon gar nicht verträumt in den Himmel schauen, mit dem Rücken zur Prärie zeigen und schutzlos dazustehen. Doch sie fühlte sich rein gar nicht schutzlos. Ganz im Gegenteil, im Schein des Mondes fühlte sie sich so sicher wie noch nie.

Als sie so zum Mond schaute und an ihre Mutter dachte, fielen ihr wieder Jelas Worte ein: "Lerne offen zu hören und vor allem mit dem Herzen."

Leise und behutsam sagte sie diese Worte immer wieder und schloss dabei langsam die Augen. Erst hörte sie gar nichts. Dann versuchte sie "offen" zu hören und plötzlich vernahm sie das plätschern des Wassers und das Rascheln der letzten Blättern der Bäume. Doch sie wusste offen zu hören ist nicht alles, schließlich waren das gewöhnliche Geräusche. Daraufhin atmete sie noch einmal tief ein und versuchte offen und mit dem Herzen zu hören. nach einer Weile immer genaueren Hinhörens hörte sie so vieles, was sie noch nie gehört hatte: Das Knarren der Äste, das rauschen des Grases, das Trippeln einer Feldmaus, die kurz aus ihrem Winterschlaf erwacht war, und vieles mehr. Fime konnte fast gar nicht mehr aufhören zu hören, denn all diese Töne fand sie so interessant.

Doch dann entschied sie sich doch zu ihrem Vater zu gehen und zu schlafen. Als sie vor ihrem Zelt stand wollte sie nicht rein und ihre Mutter verlassen, schließlich konnte sie sie nur nachts sehen und außerdem hatte sie Angst, dass alles nur ein Traum wäre und sie morgen alles vergessen hätte. Traurig ging sie dann doch ins Zelt. Während sie die Öffnung hinter sich schließ, schaute sie auf den Wolf auf ihrer Brust, der langsam wieder verschwand. Dann sah sie zu ihrem Vater und wusste, dass dies kein Traum war. Sie legte sich auf ihr Fell und schlief dann auch sofort ein.

Training

Am nächsten Morgen wachte sie von einem Gespräch auf, das zwei Frauen auf der anderen Seite der Zeltwand führten :"Ich habe gehört, dass Jela zu den Auserwählten gesagt hat, sie sollen diesen Wolfmond gar nicht erst versuchen die stimme zu hören."

Fime spürte wie aufgebracht sie waren. Selber entsetzt von dieser Aussage wollte sie sofort zu Jela. Sie stand auf und ging zur Zeltöffnung. Als sie diese öffnete, erschrak sie, denn Jela stand vor ihr. "Komm Fime, wir müssen dich noch weiter vorbereiten."

Mit zittriger Stimme wiedersprach Fime ihr: "Nein! Wieso hast du dem Clan gesagt, sie werden keine Prophezeiung bekommen? Damit raubst du ihnen den größten Glauben!"

Jela legte ihr behutsam die Hände auf die Schultern. "Das habe ich ihnen nie gesagt. Es gibt halt nur noch eine Person, die die Stimme des Wolfsmondes, deiner Mutter hören wird: Du!"

Zuerst war Fime geschockt von dieser Aussage, doch dann wurde ihr bewusst, dass ihr das schon irgendwie klar war. Leise, da sie sich immer noch nicht sicher war, ob das wirklich alles wahr ist, sagte sie: "Aber kannst du das ihnen nicht einfühlsamer sagen? Oder ihnen erklären was genau los ist?"

Jela verdrehte genervt die Augen. "Ich habe es ihnen einfühlsam gesagt. Du kennst mich und du weißt doch, dass ich immer alles sachlich sehe und nicht überreagiere. Es haben nur wieder diese hochnäsigen Frauen in den falschen Hals bekommen."

Fime musste schmunzeln schließlich wusste sie, wie Jela diese Frauen hasste. Allerdings machte sie sich auch Sorgen, denn Jela wirkte gestern so unsicher, wie sie sie noch nie erlebt hatte.

Jela sah sie einen Moment an, strich ihr dann eine Strähne, die noch vom Schlafen kam aus dem Gesicht und nahm sie dann an die Hand und zog sie sanft mit sich. Erst stolperte Fime ihr verdutzt hinterher, dann ging sie aber nebeneinander her in den nahen Wald. Auf dem Weg dahin sah Fime ihren Vater, wie er mit Feuersteinen hantierte, was für Blinde sehr gefährlich war. Sie wollte ihm helfen wie jedes Mal doch Jela hielt sie davon ab. Ängstlich schaute sie beim Vorbeigehen ihrem Vater hinterher, dann sah sie wie andere aus dem Clan ihm zum Helfen kamen. Sie war erleichtert. Sie hatte immer gedacht sie währ die Einzige, die ihrem Vater helfen kann. Doch sie vergas immer weder, dass der Clan einen so großen Zusammenhalt hat.

Nach einem kurzen Fußmarsch durch den Wald kamen sie zu der kleinen Quelle eines Baches. Jela legte ihre Tasche ab und setzte sich wieder so verknotet wie immer auf den Boden. Auf ein Zeichen von Jela tat Fime es ihr gleich. Fime blickte sie fragend an. Eine zeitlang geschah nichts, außer dass Jela die Augen geschlossen hatte und gleichmäßig ein- und ausatmete.

Fime legte leicht ihren Kopf zur Seite und schaute Jela mit großen fragenden Augen an. Sie erschrak als Jela ganz plötzlich ihre Augen öffnete und sie starr ansah. Fime wusste im ersten Moment gar nicht was sie von ihr erwartet. Dann aber schloss sie ihre Augen und machte es wie letzte Nacht. Sie hörte offen und mit ihrem Herzen. Kurz linste sie durch ein Auge auf Jela und sah, dass diese sie nur still beobachtete. Nach kurzer Weile hörte Fime wieder vieles, was neu war. Sie hörte sogar, dass Jela lächelt.

„Hörst du auch die Wolken am Himmel entlang ziehen und die Pferde auf der anderen Seite des Clans grasen?“ Fime war geschockt, dass sie das alles hören solle. Sie war schon geschockt, dass sie Jelas Lächeln hören konnte. Aber dennoch vertraute sie auf das Wissen von ihr und versuchte noch deutlicher zuhören.

Und tatsächlich sie hörte noch mehr aber nicht das, was sie hören sollte. Nach kurzem Weiterversuchen gab sie auf und sah Jela mit einem leicht verzweifelten Blick an.

Jela lächelte nur ausgelassen. Fime war erleichtert, dass sie lachen konnte trotz der Situation und der Unsicherheit die damit verbunden war.

„Niemand ist sofort perfekt! Nicht einmal du“ sagte sie lächelnd wären sie aufstand. Sie hockte sich neben den kleinen Bach und hielt ihre Hände hinein. Mit einem kurzen Blick über die Schulten zu Fime gab sie zu verstehen, das sie kommen solle.

Sie setzte sich neben sie und beobachtete sie ganz genau. Dann heilt sie ihre Hände ebenfalls ins Wasser und schloss ihre Augen. Fime freute sich sehr, es war wie damals als Jela ihr vieles gelehrt hatte. Sie entschloss sich dann aber doch sich zusammenzureisen und sich zu konzentrieren schließlich war es ernst.

Das Wasser war kühl und sie spürte die Strömung aber sie wusste nicht so recht was das jetzt genau bringen solle. Genau in dem Moment hörte sie es plätschern, spürte Wellen und wurde an den Händen sanft ins Wasser rein gezogen. Jeder andere hätte vor Schreck die Augen geöffnet doch Fime vertraute ihr wortwörtlich blind.

Nun stand Fime einfach nur da, in der Strömung und mit geschlossenen Augen. Auch Jela stand nur da und beobachtete sie. Mit der Zeit bewegte Fime sich unbewusst mit der Strömung mit. Dann plötzlich hörte sie ein Klatschen und öffnete dann doch ihre Augen. Leicht schwindelig sah sie, dass Jela ihr applaudierte. Etwas verwirrt darüber sah sie Jela an und meinte mit diesem Blick: was habe ich denn schon großartiges gemacht?

„Du gabst dich der Bewegung des Wassers hin und hattest auch keinerlei Angst.“

Fime war erst verwundert, dass das schon reichte, freute sich dann aber doch sehr. Zusammen mit Jela stieg sie aus dem Wasser. Beide waren klitschnass aber das machte ihnen nichts aus.

Auf einmal kam aus Fimes Richtung ein seltsames Geräusch. Jela schaute sie verdutzt an und fragte dann: “Hast du etwa Hunger?“ Fime wurde ganz rot im Gesicht schließlich war es ihr Magen der dieses seltsame Geräusch verursachte. Kleinlaut sagte sie: „Ich hatte keine Zeit etwas zu essen.“ Jela musste schmunzeln, nahm ihre Tasche und ging mit Fime zusammen wieder in Richtung Clan.

Kurz bevor sich ihre Wege trennten sagte Jela noch: „Komm heute Abend wieder zu mir.“

Die Beichte vor Freunden

Als Fime weiter ins Dorf kam, rannte ihr gleich die kleine Silu entgegen. Silu war eine der Kinder des Clans. Sie mochte Fime sehr und hing ihr schon fast am Rockzipfel. „Hast du es schon gehört?“ fragte sie aufgeregt. Fime musste lächeln und legte eine Hand auf ihre Schulter um sie zu beruhigen. „was soll ich denn gehört haben?“ hakte sie nach.

Silu sah sie entsetzt an. „Hast du es etwa noch nicht gehört?! Der ganze Clan redet nur davon! Jela soll behauptet haben, dass es dieses Jahr keinen Wolfsmond geben soll.“

Fime sah zur Seite. Inzwischen ist das Gerücht schon so falsch? Fragte sie sich selbst. Sie sah wieder zu Silu, „Das habe ich auch schon gehört, aber es ist falsch. Es werden nur wahrscheinlich die Auserwählten nichts hören.“ Versichte sie sie zu korrigieren.

Silu sah sie schief an, woher wollte sie das wissen?

Wieder kam ein Knurren aus Fimes Richtung und sie erinnerte sich, dass sie ja jetzt was essen wollte. Schnell ging sie zu ihrem Vater, der schon hörte, dass sie kommt. Er lächelte sie an und deutete ihr, sie solle sich setzten. Fime umarmte ihn einmal und setzte sich neben ihn. Suchend nach etwas leckerem zu essen, schaute sie sich um. Über dem Feuer hing grade nur ein leerer Topf aber ein Stückchen daneben entdeckte sie eine Wurzel. Und dann auch noch ihre Lieblings Wurzel, die auch immer gut satt machte. Hungrig wie sie war, griff sie nah dieser und biss herzhaft hinein.

Als sie mit endlich einem stillen Magen da saß, bemerkte sie Nako, der sich hinter den alten Frauen versteckt hatte und sie beobachtet. Nako war ein Junge etwa in ihrem Alter. Sie mochte ihn gern und verbrachte viel Zeit mit ihm. In ihrem Alter gabs nur ihn und noch drei andere Mädchen, aber diese mochte Fime nicht und hielt sich deswegen an Nako und Silu.

Sie gab ihrem Vater noch einen Kuss auf die Wange und ging dann auf Nako zu. Das einzige was an ihm komisch war, er verhielt sich in letzter Zeit immer wieder etwas seltsam.

Als sie neben ihm stand tauchte er auf seinem `Versteck` auf. Sie lächelte ihn lieb an und fragte ihn, ob sie gemeinsam an den Fluss wollten. Er bejahte es und sie machten sich zusammen auf den Weg.
 

Am Fluss angekommen setzte sie sich ans Ufer und lies ihre Füße ins Wasser baumeln. Sie war eine der wenigsten, denen die Kälte nichts ausmacht.

Leicht zögernd setzte Nako sich neben sie. Den ganzen Weg über hat er geschwiegen.

Fimer merkte sein merkwürdiges Veralten zwar, aber wollte ihn nicht drauf ansprechen, da sie noch über die Gerüchte und allem Geschehenden nachdenken wollte.

Nach einer Weile von Nachdenken, Schweigen und Verdauen der Vorkommnisse wandte Fime sich zu ihm. Ihr erst immer gesenkten Blick hob sie leicht an und sah ihn jetzt genau in die Augen. Nako wurde daraufhin leicht rot, was sie aber nicht mitbekam. Für sie war diese Situation etwas schwer, da sie sich entschlossen hatte, ihm von Jelas Worten zu berichten.

„Du hast doch sicher auch schon von dem Gerücht gehört, oder?“ fragte sie ihn leise. Von Nako kam nur ein leichtes Nicken und sie begann weiter zu erzählen.

„Weißt du, ich weis aus erster Hand, was es damit auf sich hat. Die Frauen verstehen es nur mal weder völlig falsch.“ Nako musste schmunzeln. Sie betonte die Frauen so abwertend und genau so kannte er sie. Doch Fimer lies ihm keine Zeit irgendwas zu sagen und sprach weiter.

„Also, es ist nicht so, dass es dieses Mal keinen Wolfsmond gibt, sondern es gibt nur eine Person, die ihn hören wird.“

Erst jetzt lies sie eine Pause entstehen und senkte wieder ihren Blick. Es war doch ganz schön schwer dies zu erzählen. Nervös rollte sie ein paar Grashalme in ihren Fingern zusammen.

„also…. Es ist so…“ fing sie immer wieder an, traute sich jedoch nie es auszusprechen.

Nun ergriff Nako das Wort. „Fime, was ist es, was du mir sagen willst? Du weiß0t doch, du kannst mir wirklich alles sagen.“

Sie sah in an und lächelte. Ja, sie konnte ihm wirklich alles sagen und sie wusste auch, dass wenn sie ihn darum bittet er es für sich behalten würde.

„ also, es ist so, die Person die dieses Mal den Wolfsmond hören wird, bin… bin ich!“

Das `ich` brachte sie jedoch doch nur sehr leise raus. Jetzt sah sie ihn tief in die Augen um jede Reaktion mitzubekommen.

Nako war erst total geschockt, lies sich dies jedoch nicht anmerken. Fime allerdings konnte es trotzdem sehen und was etwas traurig über seine Reaktion. Dennoch schaute sie ihn weiter an in der Hoffnung er würde es sich noch mal überlegen.

Das tat er auch. Langsam bildete sich ein Lächeln in seinen Mundwinkeln und nach einer kurzen Weile konnte er auch was sagen. „Aber, das ist doch toll oder? Ich meine, das ist doch eine wahnsinds Ehre.“

Fime lächelte jetzt auch und war erleichtert. Sie nickte und umarmte ihn. „Danke“

Als sie sich jedoch gelöst hatte senkte sie wieder etwas bedrückt den Blick. Schließlich war das ja noch nicht mal das Schlimmste an der Sache. Sie holte einmal tief Luft und sagte es einfach grade raus.

„Nako, ich bin aber die Person, die die Stimmer hört, weil ich von meiner Mutter meinen Weg erfahren werde, wie es alles in meinem Alter tun. Und meine Mutter ist der Wolfsmond, deswegen werde ich die Stimmer hören.“ Sie traute sich gar nicht ihn anzusehen und schloss fest die Augen. Sie hatte sogar ein wenig Angst vor seiner Reaktion.

Lange Zeit gescha nichts, weder auf der Seite Nakos noch bei Fime.

Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, spürte sie eine beruhigende Hand auf ihrer Schulter und sah auf. Nako lächelte sie an und sagte leise: „Ich freue mich für dich, dass du endlich was über deine Mutter weißt. Und dann sogar noch mit ihr reden kannst.“

Fime konnte gar nicht beschreiben wie erleichtert sie war. Beide umarmten sich und verharrten so einen Augenblick. Dann meinte Nako, dass er langsam wieder zurück müsse. Also trennten sie sich von einander und er bedankte sich dafür, dass sie es ihm gesagt hat.

Er stand auf und ging wieder Richtung Dorf. Auch wenn er meinte er sei nicht geschockt, so merkte sie ihm das doch an. Nachdem er aus ihrer Sichtweite war ließ sie ihre Füße wieder ins Wasser baumeln. Sie seufzte einmal kaum hörbar auf und überlegte, ob es richtig war, ihm davon zu erzählen. Andererseits würden alle früher oder später davon erfahren und er wäre dann sicher sauer, dass sie ihm nichts gesagt hatte.

Eine kleine Familie

Nach einer Weile stand sie auf und wollte zu ihren Vater. Auf dem Weg dahin fiel ihr ein, dass Jela nie erwähnt hatte, dass Tees von ihrer Mutter wusste. Also entschied sie sich, ihn danach zu fragen. Natürlich würde sie dies sehr diskret machen. Schließlich wäre es ein riesen Schock und sie weiß ja auch, wie schwer es schon für ihn war. Als sie wieder richtig im Dorf war, kamen ein paar der Kinder auf sie zu, Sule war nicht dabei. Sie wollten, dass Fime ihnen endlich mal wieder eine Geschichte erzählen aber Fime lehnte dies mit einem leichten Lächeln ab. Momentan hatte sie einfach andere und wichtigere Gedanken.

Als sie bei Tees angekommen war, trank er gerade genüsslich einen Tee und sah ins Feuer, so gut man dies als Blinder kann. Sie setzte sich neben ihn und kuschelte sich leicht an seine Schulter. Er erwiderte diese Nähe und legte einen Arm um sie. Fime lächelte, genau dies Nähe war es, was sie jetzt brauchte. Der Augenblick war eigentlich so schön, dass sie ihn durch irhe Frage gar nicht zerstören wollte. Aber die Frage brannte ihr einfach zu sehr auf der Seele. Doch noch bevor sie überhaupt anfangen konnte, fing Tees schon an.

„Weißt du, Fime, all die Jahre, die du nun schon bei mir bist, habe ich deine Mutter nie vermisst. Ich frage mich sogar jeden Tag, was sie wohl tut. Denn ich denke, dass sie noch lebt.“ Weiter sachte er gar nichts. Aber allein diese Worte versetzten Fime schon ins Staunen. Er sagte zwar öfters was, wo man denken könnte, dass es Gedanken lesen kann aber Fime konnte sich einfach nicht daran gewöhnen. Eine kurze Zeit des Schweigens verging, bis sie endlich Mut gefasst hatte und etwas erwiderte.

„Du weißt also seit den ganzen Jahren nichts Genaueres?“ Sie wusste zwar eigentlich genau, wie viel er wusste; nichts, aber sie konnte in diesem Moment nichts anderes sagen.

Er drückte sie noch etwas näher an sich und sagte nur sehr leise: „Nein, ich weiß eigentlich nichts. Nur, dass sie uns beide sehr liebt. Mir ist auch egal, was alle anderen sagen, ich glaube nichts daran.“

Es huschte ein Lächeln über Fimes Gesicht und nun traute sie sich auch, alles was sie wusste ihm zu sagen.

„Ich weiß sogar, dass sie uns liebt.“

Das war das einigste, was sie sagte und nun wartete sie auf eine Reaktion von ihm. Nichts geschah, außer einem immer bleibenden Lächeln. Kein Erstaunen, kein Wundern und auch kein Wütend werden. Sie war verwirrt.

„Nein! Ich weiß wirklich, dass sie uns liebt. Ich weiß auch, wo sie ist. Und ich werde sie in zwei Tagen sprechen!“

Sie sagte es recht laut, versuchte jedoch auch so zu reden, dass es nicht alle um sie herum hörten. Sie sah ihn wieder eindringlich an, um jede Reaktion zu verfolgen. Das Lächeln jedoch verschwand nur gering.

„Fime, ich sagte dir doch schon öfters, du sollst andere nicht so ansehen:“

Sie war immer noch verwirrt und veränderte auch leicht ihren Blick. Aber sie ließ sich dennoch nichts entgehen. Plötzlich gab er doch endlich eine Reaktion von sich.

„Ich fi8nde, du bist langsam alt genug, um Wunschdenken und Tatsachen auseinander halten zu können.“

Mit diesen Worten stand er auch auf und ging zu den Frauen, die grade Webten.

Fime blieb hingegen mehr verdattert als je zuvor zurück. Sie wollte ihn auch nicht folgen, da es sonst jeder mitbekommen würde. Außerdem wusste sie, dass er es genauso gut wusste und damit sagte, er wolle nicht weiter darüber reden. Es verletzte ihn also doch zu sehr.

Innerlich seufzend legte sie ihren Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel. Es zogen überraschenderweise dunkle Wolken auf. Sie beobachtete sie noch eine Weile.

Als sie sich wieder umsah, war schon fast alles für das schlechte Wetter vorbereitet. Eigentlich müsste Fime nun mit ihrem Vater in ihr Zelt und das Wetter abwarten. Aber nach dem Geschehen wollte sie sich beiden erstmal Zeit lassen. Wie gerufen kam also auch Jela, die ums nächste Zelt kam und sie zu sich rufte. Bereitwillig und sogar mit Freude ging sie zu Jela. Ein kleines Stückchen gebrannten Fisch wurde auch noch schnell in den Mund gesteckt. Erstens würde er bei dem Wetter nur vergammeln und zweitens hatte sie keine Lust auf noch so eine Blamage wie beim letzten Mal.

Als sie bei Jela ankam waren alle anderen schon in ihren zelten verschwunden. Ohne wirklich ein Wort zu wechseln, ging Jela los und Fime folgte ihr freudig. Sie hatte keine Ahnung, wo es hinging. Der Weg war nur recht lang und es hatte schon längst begonnen zu regnen. Als Jela endlich stehen blieb, war der Regen an seinem Höhepunkt angelangt. Fime schaute sich im dichten Schleier des Regens um und sah, dass Jeal sie an die Götterkante geführt hatte. Die Götterkante wurde eine felsige, hohe Kante genannt, wo man sich fern halten soll wegen der gefährlichen Höhe.

Leicht fragend aber mit vollem Vertrauen in sie, schaute sie Jela an. Diese sagte immer noch kein Wort und zog sie sanft an der Hand ganz nah an die kante. Nur zögernd traute sich Fime. Als sie mit den Zähen schon nichts mehr fühlte, starrte sie vor Angst nur stumm grade aus.

„Wenn du deine Mutter hören willst, darfst du keine Angst haben.“

Fime schluckte einmal hart und senkte ganz langsam den Blick. Durch den starken Regen sah man den Boden erst recht nicht. Dennoch nach ein paar Minuten hatte sie fast keine Angst mehr und traute sich schon nach Vorn zu beugen. Jeal hielt sie hingegen nun fest und schüttelte den Kopf. „Zu neugierig sollte man jedoch auch nicht sein.“

Fime nickte leicht und ging wieder einen kleinen Schritt zurück. Wartend auf die nächste Aufgabe sah sie Jela wieder an.

„Du willst den Boden Sehen!? Versuche ihn zu hören.“

Ohne auch nur kurz darüber nachzudenken, schloss sie ihre Augen und hörte ganz scharf hin. Mittlerweile fiel es ihr gar nicht mehr so schwer.

Sogar schon relativ schnell hörte sie den Regen, wie er fiel und viele Meter weiter unten auf den Boden fiel. Sie konnte schon die verschiedenen Höhen erkennen, die durch Büsche und Bäume entstehen.

Als ob Jela wüsste, wann sie es hörte gab sie ihr sofort die nächste Anweisung.

„Spürst du auch wirklich jeden Tropfen, der auf dich fällt?“

Diesmal stutzte sie jedoch doch ein wenig. Den Regen spüren? Tut man das nicht schon? Dennoch schloss sie ihre Augen und konzentrierte sich wieder. Und nach einer weiteren Weile fühlte sich er Regen völlig anders an, Intensiver. Deutlicher.

Plötzlich fühlte sie, wie Jela sie fest in den Arm nahm.

„Ich wusste zwar schon immer, dass du etwas Besonderes bist aber du bist viel mehr!“

Fime hätte schwören können, dass sie hörte, wie Jela weinte. Glauben konnte sie dies jedoch nicht. Nach kurzem Zögern erwiderte sie die Umarmung und freute sich. Irgendwie freute sie sich schon riesig auf den Wolfsmond.

Als Jela sich wieder löste, wahrscheinlich wartete sie, bis man ihre Tränen nicht mehr sah, fiel Fime das mit Tees ein.

„Du…. Ich…“ fing sie zögernd an. Bei dem liebevollen Blick von ihr hingegen traute sie sich doch.

„Du hast meinem Vater nie davon erzählt, oder?“

Das Lächeln von eben verschwand leicht aber niedergedrückt wurde sie nicht.

„Ich hatte immer mal überlegt. Aber schon relativ schnell kam Tees von selbst. Irgendwie wusste er, dass ich mehr wusste. Jedenfalls sagte er, ich solle ihm nichts erzählen, das wäre ihm lieber. Daran habe ich mich gehalten. Aber dir musste ich es einfach sagen.“

Fime nickte. Sie hätte genau so gehandelt. Noch bevor sie etwas sagen konnte begann Jela von neuem.

„Du hast ihm gegenüber etwas erwähnt, oder? Sag ihm nicht mehr. Nun weiß er, dass etwas ist. Wenn er mehr wissen will, muss er von selbst kommen. Wir dürfen ihn zu nichts zwingen. Es ist einfach eine schwere Entscheidung.“

Fime nickte zum Wiederholten Male. Sie war sehr froh, dass sei mit iht über alles reden konnte. Der Regen wurde nicht weniger und langsam fröstelte es sie doch. Schlendernd gingen sie die gefährliche Steigung wieder runter. Mittlerweile war es schon spät und Jela sagte, dass sie heute nichts mehr mit ihr zu Üben hätte.

Durch das Gespräch von eben traute sie sich auch ohne weiteres in ihr Zelt. Tees schlief schon und sie tat es ihm gleich. Schlafen konnte sie jedoch nicht, denn eins schwirrte ihr immer noch im Kopf herum. Sie wusste zwar, dass sie ihren Vater nicht drängen sollte aber zusehen, wie er wahrscheinlich die einzige Chance verspielte mit ihrer Mutter zu reden, konnte sie auch nicht,. Irgendwie musste sie ihn doch dazu bekommen. Schon fast am Morgen schlief sie vor lauter grübeln doch ein.

Als sie aufwachte, stand die Sonne schon ganz oben. Mit noch verschlafenem Blick sah sie sich im Zelt um. Tees war nicht da. Fime konnte ihn ja verstehen. Er hatte sicher Angst, sie wolle wieder darüber reden. Also stand sie auf und ging gleich zum Fluss. Sie sprang wie sie war in das immer noch eisige Wasser. Also sie wieder auftauchte sah sie alle Kinder am Ufer. Sie spielten kleine Spielchen aber aller dann entdeckte sie einer und alle liefen zu ihr. Wieder wurde Fime um eine Geschichte bebettelt. Lächelnd willigte sie ein.

Also stieg sie ans Ufer und setzte sich ins Gras. Die Kinder taten es ihr gleich. Das jüngste Mädchen krabbelte sogar auf ihren Schoß und sah sie mit großen, erwartungsvollen Augen an. Fime lächelte. Gleich fing sie auch an eine Geschichte zu erzählen. Es war eine schöne Abwechslung für sie.

Schon ewig saß sie nun da und erzählte immer noch. Mittlerweile kamen sogar immer wieder Erwachsene und hörten ihr gespannt zu. Sogar Jela kam einmal, sie wollte sie wohl eigentlich zum Üben mitnehmen, lies sie dann aber doch mit einem Lächeln bei den Kindern.

Als der tag schon mitten im Nachmittag war, war Fimes Geschichte zu ende. Die Kinder waren hellauf begeistert. Sogar manche der Erwachsenen beglückwünschten sie. Mit einem zufriedenen Lächeln ging sie in ihre Zelt.

Als sie rein kam, blieb sie abrupt stehen, denn sie sah ihren Vater. Er drehte sich zu ihr, da er sie gehört hatte. „Ich finde es schön, dass du endlich mal wieder eine Geschichte erzählt hast.“ Sagte er leise. Das Lächeln kehrte auf ihrem Gesicht zurück und sie setzte sich neben ihn.

„Danke Dad.“ Brachte sie leise hervor. „Ich….“ Fing sie vorsichtig an. Er hob seinen Kopf leicht und sah sie so gut er konnte an.

„Ich wollte mich entschuldigen, dass ich mit dir darüber geredet habe.“ Sagte sie schließlich leise und wartetete auf eine Reaktion ohne ihn heute so anzustarren. Tees schaute zur Seite. Nach einer kurzen Weile Schweigen sagte er: „Es ist schon ok. Ich kann dich ja verstehen. Deswegen will ich doch ein wenig mehr erfahren.“ Fime strahlte förmlich, als sie das hörte. Sie fiel ihm glatt um den Hals. Löste sich dann aber und fing an zu berichten.

„Also, wie gesagt, ich werde morgen auch wirklich mit ihr reden, denn, “ für eine kurze Weile schwieg sie wieder. Doch dann traute sie sich doch. „Denn, Mutter,… sie ist der Wolfsmond und ich bin dieses Jahr die einigste Auserwählte. Also werde ich mit ihr reden und meinen Weg erfahren.“

Erst als sie dies gesagt hatte, schaute sie Tees wieder an. Zuerst war sie erschrocken, freute sich aber doch und fing auch an zu weinen. Zusammen verbrachten sie so eine Weile.

„Ich wusste schon immer, dass ihr zwei etwas Besonderes seid.“ Sagte er leise. Dann grinste er. „Außerdem mochte ich den Mond schon immer.“

Fime musste ebenfalls grinsen. Plötzlich öffnete sich die Zeltlucke und Jela sah hinein. Keiner der beiden merkte etwas. Zu sehr waren sie mit Lachen und umarmen beschäftigt. Jela freute sich sehr. Sie ahne, was beide geschafft hatten. Nach einem kurzen Moment ging sie wieder. Eigentlich wollte sie noch einmal etwas üben. Aber diese Edülle zu stören würde sie nie wagen. Außerdem rief sie sich selbst ins Gedächtnis, dass Fime schon lange beriet war. Mit einem Lächeln setzte sie sich ans Feuer.

Mittlerweile ist es schon dunkel geworden und der Mond stand am Himmel. Sie sah gen Himmel und sprach leise: „Ich hoffe du kannst sehn, welch ein talentiertes Mädchen sie geworden ist.“ Dann verschwand sie auch in ihr Zelt und braute noch ein paar Kräuter zusammen.

Im anderen Zelt jedoch saßen Tees und Fime noch beisammen und redeten über ihre Frau und Mutter. Fime zeigte ihren Vater ihr Mal und Tees erzählte ihr von ihrer Mutter. Mit leichten Tränen hörte Fime ihm gespannt zu. Nach zirka einer Stunde fielen beide todmüde aber überglücklich in ihre Fälle.

Zweifel

Am nächsten Morgen wachte Fime schon sehr früh auf. Das Erlebnis der letzten Nacht hat sie vollkommen befreit von jeglichen Sorgen. Zusätzlich war heute endlich der Tag gekommen. Heute Abend wird sie mit ihrer Mutter reden. Jedoch freute sie sich auch sehr, ihren Lebensweg zu erfahren. Sie hatte schon öfters mitbekommen, wenn welche ihren von ihren Müttern erfahren haben. Es war immer für alle sehr interessant. Meist aber war der Weg schlicht gehalten wie Feuer teilen und Kinder kriegen. Insbesondere um die Wahl ihres Mannes machte sie sich doch Sorgen. Oftmals war es ein Junge des Clans oder einen des benachbarten Clans. Aber keiner dieser sagte ihr zu. Natürlich mochte sie manche, wie auch Nako, aber mit einem von ihnen das Feuer teilen, könnte sie nicht. Sie hoffte inständig, dass ihre Mutter für sie schon den richtigen Weg hat.

Mit einem breiten Grinsen ging sie aus dem Zelt. Erstaunlicherweise traf sie Nako schon. Sie ging auf ihn zu, lies ihr Lächeln jedoch ein wenig verschwinden, nach dem sie sah, dass es ihm anscheinend schlecht ging. Als er sie sah wurde seine Stimmung noch etwas niedergeschlagener. Fime ging auf ihn zu und umarmte ihn ohne überhaupt etwas zu sagen. Erwidert wurde diese jedoch nur sehr zaghaft. Nachdem sie sich wieder gelöst hatte, sah sie ihn eindringlich an. Er sollte ihr gefälligst sagen, was ihn bedrückte. Jedoch könnte man darauf ewig warten. Also hackte sie noch mal mit Worten nach.

„Nun sag mir schon was los ist. Du weißt doch, du kannst mir vertrauen.“ Immer noch fragend sah sie ihn an.

Weiterhin sagte er nichts. Stattdessen drehte er sich sogar um und ging Richtung Waldrand. Sofort reagierte Fime und ging etwas schneller, bis sie neben ihm war. An seinem Gesichtsausdruck sah sie, dass er genau wollte, dass sie ihm folgt. Also schwieg sie erstmal und wartete ab, wo er hin wollte.

Sobald sie im Wald waren, hatte sie schon eine Vermutung. Sie sah zu ihm auf, da er ein wenig größer war und erschrak leicht, weil er sie ansah. Es war ein fragender Blick und ihr war die Frage klar. “Klar erinnere ich mich noch. Wie könnte ich es vergessen?!“

Nach dieser Antwort lief sie los, bis sie an einem seltsam gewachsenen Baum ankam. Mit einem Satz sprang sie auf den ersten großen Ast. Erst nach einer kurzen Weile kam auch Nako an. Immer noch verzog er keine Miene zu einem Lächeln. Unter ihm am Stamm blieb er stehen. Sie hüpfte wieder vom Ast und landete genau vor ihm.

„Du willst nicht, dass ich meine Weg erfahre, oder? Du hast Angst, es könnte sich was zwischen uns verändern.“ ,sagte sie leise. „Darum hast du mich hier her gebracht. Keine Angst, ich könnte dich nie vergessen.“

Gleich nach diesen Worten legte auch Nako seine Arme um sie und nahm sie fest in den Arm. Sofort musste Fime lächeln. Nach kurzem so verweilen trennte sie sich leicht von ihm.

„Hey, du musst doch nicht gleich weinen.“ ,grinste sie. Denn es kullerten kleine Tränen seine Wangen hinunter.

„Na komm, lass es uns so machen wie früher, wenn wir schon mal hier sind.“ Mit einem Hops war sie wieder auf dem Ast und Nako folgte ihr. Endlich war auch wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht.

Nachdem sie eine Weile wie früher rumgetobt sind, machten sie sich auf den Weg zurück.

„Ich danke den Göttern, dass ich dich kennen gelernt habe!“ sagte er leise, halb zu sich selbst. Fime sah ihn an und lächelte. „Ja, ich bin ihnen auch sehr dankbar.“

Nako blieb stehen und drehte sich zu ihr. „Nein, ich bin ihnen wirklich sehr dankbar, denn,“ er wurde leise und senkte seinen Kopf.

„Ich liebe dich!“

Ihr Atem stockte sich und sie sah ihn geschockt an. Das hätte sie nie gedacht. Sie wusste er mochte sie, aber so sehr?

Erwartungsvoll sah er sie an. Langsam wurde die Angst in ihm immer größer. Plötzlich erschrak er, denn er war ein leises Schluchzen zu vernehmen.

Mit Tränen erfüllten Augen sah sie zu ihm auf. „Ich…“ Ihre Stimme brach ihr ab. „ Ich will dich nicht traurig sehn, “ eine kurze Pause entstand. „aber ich kann deine Lieb nicht erwidern.“

Ihre tränen bahnten sich immer wieder ihren Weg ihre Wangen hinunter. Zu ihrer Verwunderung saß ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen.

„Ich weiß. Also ich habe es eigentlich schon immer geahnt. Ich wollte es dir nur endlich gesagt haben. Bitte weine nicht.“

Eine letztes Schniefen und dann lächelte auch sie wieder.

Nach ein paar Minuten waren sie wieder im Dorf und alle anderen waren auch schon auf. Man merkte wirklich, dass der ganze Clan nur auf den Wolfsmond wartete. Leicht suchend blickte sich Fime um. Doch Jela konnte sie nirgends finden.

Dann kam Silu auf die zu und fragte: “Was machst du hier? Jela sagte allen, du würdest heute außerhalb des Clans verbringen.“

Fragend und geschockt sah sie sie an. „Was hat Jela gesagt?“ fragte sie ungläubig nach. Silu antwortet nicht. Mit schnellem Schritte ging Fime an ihr vorbei und suchte nach Jela.

Erst nach sehr langer Zeit des Suchens fand sie sie. Sie ging von hinten auf sie zu und drahte sie am Arm zu sich um. „Warum?“ war das Einigste was sie fragte. Jela lächelte sie an, doch Fime wollte jetzt nicht ein Lächeln sehn, sondernd Antworten. Durch das, was sie gehört hatte war sie sauer geworden.

„Ich finde halt, dass du heute in Ruhe und ganz allein verbringen solltest. Ich würde dich abends auch holen. Kein Angst, du verpasst sie nicht.“

Ungläubig schüttelte sie ihren Kopf. Sie konnte irgendwie nicht wirklich glauben, dass Jela so von ihr dachte. Nie könnte sie einen ganzen tag allein verbringen und erst recht nicht heute!

„Nein!“ sagte sie deutlich. „Ich werde hier sein! Ich werde genau so wie alle anderen hier sein und tüchtig mit anpacken! Und ich möchte heute auch nicht mehr darüber reden, ich will es einfach auf mich zukommen lasen!“ Ihre letzten Worte schockten sie selbst ein wenig. Aber um sie zurück zu nehmen war sie jetzt zu stolz.

Ohne überhaupt auf die Reaktion Jelas zu warten drehte sie sich auf ihrem Absatz und ging wie3der zurück. Sobald sie ein paar Frauen sah, die etwas schwerer zu tun hatten, war sie dabei, ihnen zu helfen. Jetzt wollte sie sogar möglichst die schwierigsten Aufgaben machen.
 

Eine ganze Weile gelang ihr dies auch ohne, dass Jela oder sonst jemand etwas dagegen sagte. Doch dann kam Tees. Sie wusste nicht, ob Jela ihn geschickt hatte oder nicht. „Komm mal her meine Kleine.“ Rief er sie näher zu sich.

„Glaubst du bei dem, was du heute noch vorhast, ist es so gut sich so zu verausgaben?“ Sie wusste ja selbst, es war ein wenig zu arg. Aber sonst fühlte sie sich einfach schlecht den anderen gegenüber. Genau dies sagte sie ihm auch.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Athrun
2009-09-26T21:18:10+00:00 26.09.2009 23:18
Ich find deine FF echt klasse
auch wenn ich bis jetzt nur das erste Kapitel kenne
*gespannt weiter les*
Von: abgemeldet
2009-04-23T14:20:00+00:00 23.04.2009 16:20
Hey ho
ich hatte es dir ja versprochen
also ich mus ehrlich zugeben das ich es sehr schwer fand deine FF zu lesen weil sie völligst gebündelt ist
vielleicht kann man dies mit absätzen um gehen
aber alles in allem fand ich die FF wirklich gut ^^
Von:  yuu-chii
2009-02-26T18:02:27+00:00 26.02.2009 19:02
Sehr schöne Geschichte, kleines Cousinchen~
Dafür, dass es deine Erste ist... echt gut geworden!
Du solltest aber noch besser auf die Zeiten achten, die du verwendest und ein wenig auf die Rechtschreibung xP
Ansonsten... würde mich freuen, wenn du sie weiter schreiben würdest!!!!
~Prinzess~



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